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Full text of "Über Land und Meer 106.1911"

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ln Österreich »Ungarn Kr. 4.SO 


106. Band. Dreiundfünfzigster Jahrgang 

Oktober 1910—1911 

«V erscheint jeden Sonntag -M> 


DeutTcbe JlluTtrierte Zeitung 


Copyright, 1911, by Deutfche Verlags =Anfialt, Stuttgart 


2ext umfeitig 


?Pf)ot. 21). Slnberfcn, Stuttgart 


Stbnig Wilhelm H. unb Königin et)artottc »on Württemberg 

(3ur <3ilbert>oc^§eit am 8. ^pril 1911) 

















































704 


Über ßanb unö 9Jleer 1911. 9lr. 27 



Das35orbiIb 

©r 3 äf)Iurtg 

001t 

Slbolf SBilbranbt 

(Orortfefcung) 

fra fhaute ben 9lr3t, bann ben Dntel an; 
mie oerfhieben beide! Der Uteffe jo 
fehlend, jo groh; jd^öne bläuliche 9lugen; bas 
©efidft jo farbig, jo bübfh- ©erbarb unanfebm 
Iid), rüijrenb; der anbre jtanb ootnebm, tote ein 
' liebensmürbiger 3*mfer ba. Unb jo jung, jo 
frijd)! Sftur bie Stimmen tuareit äbnlid); 
flangooll, jo^ujagen StRufif barin. HTlit 9Jlufii, 
meid) unb marm, jagte ber Dottor nun and): 
„9Ud)t matjr, Sie I)aben meinem Dntel oer- 
3 ieben?" 

,9Iuh eine gute Stimme!' bad)te jie. „9CBas 
jotl id) machen?“ gab jie 3 ur 9tntmort. „3h 
bin — gang oermirrt. — 3a, id) t>abe oer^ieben!" 

SRah einer 933eile tarnen bie ©Item aus 
bem £aus; bie größere, jtarttnod)ige ©eftalt 
ber äRutter, bie gartere bes Katers. Der 9IIte 
fragte halb nah ber (Beige; ©erwarb ging ins 
§aus unb holte jie, beim oorlehten 93efuh batte 
er jie bort gelajjen. „933enn bu bir hier gleich 
einen guten Flamen machen millft," jagte er 
3 um ‘»Reffen, „jo mad)jt bu mit mir 3 ufammen 
ilongert! — ©r bat nämlich einen jebr erfreu* 
Iid)en Sariton unb bat recht gut fingen gelernt. 
Seit mir mieber in berjelben Stabt mobnen, 
jingen unb geigen mir oft mitjammen. SBoIIen 
mir, £jeirt 3 ?" 

Der Dottor jab 9Ifra fragenb an. Sie bat 
mit ben klugen. 93or ber fiaube jtehenb, be= 
gannen jie 3 u muji 3 ieren, Sd)ubertjdje, Sra|ms= 
jd)e, 2 BoIfjd)e £ieber; jie jagten jid) nur leife 
bie Ditel ober bie erften 2 ßorte, bann fielen 
jie mie 3 toei gleihgeftimmte 3 htmmente ein. 
3 ebt mürben jie blutsoermanbt; es tlang mie 
bie natürlihfte, angeborenfte Harmonie. 9Ifra 
horchte, jebaute; ihr mar, als fei ber Frühling 
im ©arten, ©s mar ihr jo munberbar, bie beiben 
im Sonnenjcbein fp nebeneinanber geigen unb 
jingen 3 U jeben: ben, in bejjen 9trme jie ge= 


fallen mar, meil bie oerfhiebenften ©efül)le jie 
linrijf en, unb ben Sd)Ianfen, 3ungen, ber um 
ihr innerjtes Sdjidjal muhte, ber in ihr einen 
„SIRenfhen" juchte. 

Sie jangen unb geigten jie in einen ‘»Raufh; 
er enbete oiel 311 früh- Die UE)r in ©erbarbs 
|>anb oerlünbigte ihr, mie jo oft jd)on, bah es 
©eh: 3 um Salptbof! Die 9lbfd)iebsmortc 
fdjmirrten nod) bin unb her. „ 3 h bante 3 b^en, 
SÖleifter," jagte 9Ifra 3 U ©erbarb, ii)nt etmas 
befangen in bie 9Iugen fdjauenb, „für bas 
©artenton 3 ert unb bah Sie mir 3b*en Neffen 
gebrad)t haben." 

„Darf -id) miebertommen?" fragte Dottor 
£ein3- 

„9Bemt Sie mögen. — 3<b bitte barum." 
9Ifra lächelte: ,,9Iud) id) ju<d)e URenfhen." 

©erbarb blidte auf ihre $anb unb an ihr 
oorbei. ,,©r muh ntid) einjtmeilen gleihfam 
oertreten," marf er bin, „biejer StRebitus. Unjre 
Stabt mad)t neue Sahen unb mir neue 9lrbeit; . 
mehr 5 ton 3 erte unb groben, meniger 3 eit, in 
bie SBelt 3 U fahren, ©inftmeilen ©ebulb, es 
mirb hoffentlich nid)t jo jcblimm. 9tuf 933teöer= 
jeben, jobalb es gebt!" 

„3a," jagte jie, „auf 933ieberfeben!" Sie 
batte nid)t red)t gehört, mas er jagte. 3 b* toar, 
als hätte jie es nur geträumt, bah jie ihn neulich 
getüht batte. * 

StRit bem oerfrübten £en 3 mar's oorbei, 
ber SQßinter tarn mieber. 9lm nähften Sonntag 
ging 9lfra mit bem Dottor §ein 3 auf bem be= 
fhneiten Ufer bin; im $Iuh fh*oammen ©is= 
fhollen, bie 2 Belt mar meih, nur bie Richten* 
mälber auf ben £üg ein malten fh*oar 3 hinein. 
£jein 3 batte eine ^ehpnühe aufgeje^t; auf bem 
jungen .ftopf mar jie ber 9lfra fremb unb jon= 
berbar; unb boeb jtanb jie ihm gut. ,, 3 d) bin 
aljö mirtlid) nicht 311 üor 3 eitig miebergetommen? 
fragte er unb blieb fielen. „Sie haben gan 3 
gemih nicht gebaebt: aber ber bat's eilig?" 

9Ifra läd)elte. „3m ©egenteil, ba Sie jo 
fragen, muh *h 3 bnen . ehrlich gefteben: id) 
mar jo unoerfhäntt, 3 U glauben — ober bod) 
3 U hoffen — |eut tommt er mieber!" 

„Ob, &as tut gut 3 m £aus, oor 3h*en 
merten ©Item mochte ich nicht jagen, mas mir 


beute Flügel gemacht bat; es ijt ja einjtmeilen 
nur ein J 5 *age 3 ei(hen, unb oielleicht jtreicben 
Sie es aus. 9tber hier — im freien — 3h 
bab' 3bnen neulich oerraten, bah ich mutmilliger 
Dilettant midh mit einem §eten=5!eller=9tomgn 
getragen bab / ; biejer Hnjinn liegt begraben. 
^Iber in biejer SBodje, menn id) an Sie bähte — 
unb meil mir 3b* Onlel erzählte, es bid)tere 
Sie mieber—" 

„9Jiuh er 3hnen alles er 3 äblen?" 
„93er3etl)en Sie — aber burh §elen ileller 
gehör' ih ja nun jd)on mit ba 3 U. ©s mill etmas 
aus 3bnen heraus, jagt er, 3bnen fehlt nur 
bie Anregung —" 

„93iellei<ht auh bas Dalent. 3 ebenfalls 
bie 3 eit!" 

„9lh ; bie fänbe jih- 9!Benn Sie eine SDßeile 
fhrieben, jtatt 3 U lejen... Sßijjen Sie, mas 
id) mir jage? 3 bnen fehlt ber ilamerab! — 
Sitte, hören Sie! 933ir, Sie unb id), mir jinb 
3 mei Oeute, bie neben bem Seruf eine Sebnjuht 
laben — unb biejelbe Sebnjuht. Der 93eruf 
ijt ein jtrenger £>err, er forbert bie bejte 5lraft 
unb gibt menig Urlaub. ©iU 3 eln mürben mir 
oielleiht bas 3 *el unjrer Sebnjuht nie er= 
reihen. 933enn mir's einmal als üameraben 
oerjuhten? SCRit oereinten Kräften unb ge= 
teilter 9Jli'he? 933enn mir 3 um Seijpiel 3 u= 
jammen einen Vornan fhrieben?" 

9Ifra jtarrte ihn an, als oerjtünbe jie jeine 
93ßorte nid)t. „©inen Vornan? 3*oei 3 m 
jammen?" • 

§ein 3 Iähelte: „Das ijt gan 3 gemih jhon 
gefheben. Som ©nglänber ©arlple habe ich 
gelejen, bah er 3 ujammen mit 3 ane 933eljh 
einen jd)reiben moilte; in 93riefen; jie jollte 
bie Sriefe ber £elbin fhreiben unb er bie bes 
gelben, ©s tarn niht ba 3 U. ^a, unb menn es 
auh t*°h nie ba 3 U gekommen märe — marum 
follten mir 3 mei niht ben 9lnfang mähen? 
933enn bas Sünbnis uns —" 

„ 3 n Sriefen," jprah 9lfra oor jih htm 
„Das tlingt jhon anbers —" 

„9Ud)t mabr, bas leuchtet ein! SCRir leuchtete 
es gejtem abenb ein. 93ielleiht, bäht' ih, 
haben mir armen Serufsmenfhen jeber für 
jih allein niht jebr oiel ©rfinbung; menn 
mir aber 3 ujammenmerfen — ^bantafieren 



1911. ©Ir. 27 


dber £artö unb ©Heer 


705 


ftedt an! — 2R meinem frecfjert $elen=5leller= 
Vornan batte iR mir einen Europäer gebaRt -— 
eigentliR mid) felbft; jung, unterneRmenb, 
fRmärmerifR, aRtunb 3 man 3 ig 3cRre mie id) — 
ber fid) aus ber Entfernung in ein gang äRnliRes 
©ßRänomen mie bie §elen oerliebt, über ben 
©Ttlantif Ren Rinüberfährt, fie auffuRt, fie 
lernten lernt, an fie fcRreiben lernt, in iRrer 
Rolben (Seele bie £iebe medt — ba briRt aber 
fd)on ber Hnfinn aus. Ein ©täbRen, bas nid)t 
nur niRt feRen, auR niRt Rören lann, roie 
foll bie fiR bas $er^ faffen, einem normalen 
©tenfRen — ©or allem aber, roelcber £efer 
hätte nid)t gleiR gemußt: ba ift freien Gelier 
gemeint! ©ber als iR oom Dnlel EerRarb 
Rörte: ba fiRt biefer ERaratteriopf, bie junge 
©oftmeifterin, unb febnt fid) in basfelbe ©ara» 
bies roie bn, mödjte etroas f Raffen roie bu — 
ba tarn mir mein ©omantraum mieber, aber 
anbers, beffer. Eine ©linbe ift fie, fie Rört aber 
unb fpriRt roie mir. (Sie ift fRön, Re ift begabt 
unb halb unb gut — nun, roie £jelen Heller. 
X)er junge ,§elb‘ fiebt fie, id) meiR nidbt, mo. 
©us feinem ©titleib mirb £iebe. Er roill ibr 
inneres leimen lernen; fie leben aber meit 
g etrennt. Er lernt ihre ©linb enf djrift •— bie 
©raillefRrift — er meiR fie in einen ©3rief= 
med)fei gu oermideln — ©Ba$ Raben (Sie? 
©Bas ift 3Jp en ?“ 

©uf bem Hfenocg tarn ein offener ©Bagen 
l)erangefal)ren, ©fra fab iRn, ihre fdjarfen 
©ugen erlannten fofort, mer barin fab- hinter 
bem 5tutfd>er erfRien ©leränber Aöbl, ber 
bübfdje, jeRt aud) „fefd)e“, neben ibm feine 
oermittembe ©raut, Fräulein £ambertine. 
Den ©räutigam batte ©fra feit jener SReibe» 
ftunbe nidjt gef eben, bie ©raut Ratte man iRr 
einmal gezeigt. Es ging iRr ein laltes, fcRarfes 
EefüRI burR bie ©ruft; ©eracRtung! baRte 
fie unb trieb es Rinaus. Ein anbres, froRes ftieg 
in iRr auf, als ber ©Sagen oorüberfuRr; bie 
beiben f(Rauten mit unoerRoRIener © eugier auf 
bert ftattlicRen, fRön 3 U nennenben jungen 
©tarnt, ber neben ber ©oftmeifterin ftanb. 3 a, 
ja, fcRaut iRr nur! Der oerroittert niRt, Der 
lornrnt 3 u mir, meil er mid) 5 x 1 ben ©teuf(Ren 
3 äRlt; ber trägt mir eben an, mit iRm ein ©uR, 
einen Vornan 3 U f Rreiben. Der ©oftmeifterin 
inJdäRminlel, mir! — Unb id) merb' iRn fRrei» 
ben ! burRfuRr es fie in bemfelben ©tugenblid. 
3a, fie mar entfRIoffen. ©BäRrenb bein ©beratt» 
ber bir für beinen ©tammon £iebe ReüRelt, 
biRten ber unb id)! 

Sie faR bem ©Bagen noR eine ©Seile naR. 
„©Sas finb bas für £eute?“ fragte irjeing. 

„Sie Raben red)t: es finb £eute, leine 
©tenfRen!“ gab ©fra gurüd. ,,©R, bie Iaffen 
mir. Sie mollen es miriliR mit mir magen, 
§err Doltor? ©Sas miffen Sie benn oon mir 
unb meinem armen 5lopf?“ 

„3R Rabe ©riefe oon 3Rnen an ben Dnlel 
gelefen. Unb bann — überhaupt. ©Ser bin 
benn i R? ©Sir finb beibe boR niRts als ©Söller, 
£erner. ©Sollen Sie's oerfuRen?“ 

„3R foll bie ©riefe ber ©linben fRreiben?“ 

,,3a, ber jungen Dame. Sie benlen fiR 
in fo ein blinb es ©täbRen Rin ein; als Sie bas 
©uR ber fielen Heller lafen, Raben Sie's ja 
fRon getan. Sie geben iRr alle bie EigenfRaften, 
bie — bas finbet HR; mir maRen ja 3 mtäd)ft 
einen ©lan. Sie fRütten in 3Rien ©riefen alles 
aus, mas in 3Rden oorgeRt, mas Sie oon ber 
©Seit unb 00 m £eben mollen, mas Sie etma 
bebrängt unb bebrüdt. Dasfelbe' tut er — 
bas Rei^t iR. Sie antmorten auf meine Stagen 
unb iR auf 3Rte. So fRieben mir uns gegen» 
einanber, miteinanber fort, können mir in 
eine beffere SRule geRen? 3^ber ift SRüler 
unb DeRrer 3 ugleiR. ©Sir fpringen ins ©Saffer 
unb fRmimmen brauflos. ©n irgenbein Ufer 
merben mir fRon lommen!“ 

©fra laRte unb breRte fiR, auf einmal lam 
iRr eine rnilbe £uft. „ 3 a, ja, ja!" rief fie in bie 
£uft Rinaus mie ein feR 3 eRnjäbriges ©täbel. 
„3a, bas maRen mir! 3R toill, iR mill, iR 
Irieg' einen ©tut! — 3<R glaub', Sie Rat mir 
ein Engel gefRidt. ©R, id) lenn' biefen Engel 
1911 (23b. 106) 


ja. Er ift^midliR einer, ©torgen ober Reut noR 
fagen Sie iRm, mas für ein freRes ©Serl mir 
, ba unterneRmen! — 3ft bie ©Belt benn miriliR 
fo fRön? 31 i^ 9 on barin fo oiele Engel Rerum? 
3 uerft ber Dnlel, bann ber ©effe?" — 3 R r 
traten ein paar Dränen in bie ©ugen; 
boR fie fagte,-.närrifR oor 3mibe: „Dan 3 en, 
tan 3 en möRt' id)!—©ber auf ber fianbftrafje 
tan 3 en bie 'ifSoftmeifterinnen niRt. D (Sott, 
menn miR ber §err Dberpoftbireltor fo fäRe! 
Es mirb bunlel, mir rrtüffen Reim 311 ben 
brauen Eltern!" * 

Das „freRe ©Serl" begann, naRbem bie 
beiben „©tiffetäter" fiR über ben pan fo meit 
mie nötig geeinigt Ratten; ben ©usgang liefen 
fie noR im Duniel liegen, es mar leiRter unb 
luftiger, ber Entmidlung oon ©rief 3 U ©rief 
gleiRfam freie §anb 3 U Iaffen, iRr bas ©eRt 
ber UberrafRung 3 U Iaffen. So ging fie auR 
noR ber Xitel niRts an; als Untertitel tonnten 
fie fRreiben, menn es Rnen beliebte: „©oman 
3 meier Dilettanten.“ Die ©riefe flogen fyn 
xmb i)tr, 3 umeilen burR bie -$oft, 3 umeilen 
burR Doltor $ein 3 , menn es Rn 3 m ©tit= 
oerfafferin trieb. ©tanRmal tarn moRl auR 
EerRarb mit, ber EingemeRte, ber „Oxxtel bcs 
©Omans“, mie §ein 3 iRn taufte; er tarn aber 
immer feit euer unb nie meRr allein, ©fra Ratte 
fiR munberfRnell bareingefunben; munber= 
fRnell Ratte fie aud) ber ©riefronxan mit bem 
„Aarneraben“ gufammengefüRrt, an iRn ge» 
miRnt, 3 x 1 Rm Ringesogen. 3Rr £eben trug 
eine neue 3 arbe; 3 mifRen ©rief unb ©rief 
mar fie in einem füRen Srieber, fie trug fie täg» 
liR im Slopf Rerum, fie nuxRte fiR ReiR be» 
müRen, fie niRt auR in Rre ©mtsftube Rinein» 
3 utragen. ©Bar fie aber am ©benb mit fiR 
allein, am SRreibtifR ober im DenterftuRl, fö 
tarn fie — ob mübe ober niRt — gefRminb 
mieber in iRr smeites £eben, iRr ©linbenleben 
3 urüd, bem fie fiR mit aller ©nbaRt Ringegeben 
Ratte. Sie faR bann fo gern mit gefRloffenen 
©ugen ba; fie RorRte ober füRlte nur, RorRte 
feiner unb feiner, taftete prüfenb an allen 
Dingen, genoR jebe ©lume, alles SRöne mit 
immer härteren Ringern; lebte fiR tiefer unb 
tiefer in bie Seele bes blinben ©täbRens Rin» 
ein. Es mar nur ein Spiel, es marb Rr aber 
ein füRes, märRenRaftcs £eben; unb fo fRrieb 
fie bann an ben gebiRteten 3reunb — ber auR 
meRr unb meRr Iebenbig unb miriliR marb: 
fie tonnte ben .gelben bes ©Omans unb ben 
Doltor in ber §auptftabt taum meRr oon» 
einanber trennen. 

DaR barin eine (ÜefaRr lag, muRte fie moRl 
füRIen, fo gut mie bie blinbe !§elbin ber ©riefe, 
bie allmäRliR ber £iebe entgegentrieb; benn 
©fra empfanb, je fRöner nun brauRen ber 
3rüRling muRs, befto inniger, mie es in iRr 
felber blüRte, mie iRre Seele ünofpen trieb, 
mie bas lieber bes P)antafierens unb Er» 
martens ben ©aufR ber 3ugenb erRöRte. Sie 
faR auR bie maRfenbe 3uneigung in bes 
Dottors ©ugen, ©Borten, Stimme; ,aR, geRt's 
mir niRt ebenfo?' baRte fie in rebliRer ©uf» 
riRtigteit. ,©un leben mir fo im ©oman baRin; 
mas mirb, menn ber aus ift? ©Serben mir bann 
mieber nüRtern ober mirb es fRlimmer? 
jfjaben mir uns fRon 3 U lieb, ober biRten mir 
uns nur fo 3 ufammen?‘ 3 UD °eilen überfiel fie 
ber ©BunfR: mären mir erft beim leRten ©rief! 
Dann bangte iRr mieber 001 bem Enbe; aR, 
ging's noR lange, lange fo fort! Unb menn 
fie iRn mieberfaR, ben ©BirtliRen, £ebenbigen, 
mar er iRr mieber fRöner unb lieber gemorben; 
,mie gut,' baRte fie, ,baR iR miR nur blinb 
gebiRtet Rabe, bab iR il)n boR feRen tann!' 

Darüber mar ts> ©iai gemorben; bie langen 
©benbe mürben marm unb monnig, bie DiRter» 
tameraben fa^en fRon bis sur ©aRt im Eärt» 
Ren, in ber £aube unb trieben bort ooraus» 
beratenb ben Pan feinem ©usgang 3U. Es 
lam ein allerfRönfter Dag; .ber ©benb braRte 
ben ©ollmonb, ber burd) fRmüle, meiRe 
©Bolten ;/ ging. Es mar juni» ober julimarm; 
§eins, ber am fpäten ©aRmittag getommen 


mar, tonnte fiR niRt losreiben. Die ©Iten, 
bie 3rüRfRIäfer, gingen fRon 3 U ©ett; er blieb 
in ber £aube mit ©fra fRen; „iR faRre mit bem 
©aRt 3 ug,“ fagte er, „menn Sie mir's erlauben. 
©Bann tommt fo ein göttliRer ©benb mieber? 
Unb ber Pan muR nun enbliR fertig merben; 
bäs Enbe RerangefRrieben Raben mir genug!“ 
©fra nidte ftumm. Sie läRelte iRn an. 3^ r 
tat es moRl, baR er bleiben mollte; aber fie 
moRte iRm boR niRt mit ©Borten fagen: ja, 
ja, bleiben Sie! 

„3ct, unb miffen Sie,“ fuRr er fort, „mas 
nun bas ©llernäRfte fein muR? Daoon fpraRen 
mir Reute noR lein ©Bort. 3R*e Seelen Raben 
fie ausgetaufRt; fie Raben fiR fd)ön 3 ufammen= 
gefRrieben; nun oerlangt er — in meinem Reu» 
tigen ©rief — fie enbliR mieber 3 ufeRen. 3R^ 
näRfter ©rief folgt auf biefes SeRen. Darin 
muR fie — müffen Sie — befRreiben, melRen 
Einbrud iRr biefe Stunbe gemaRt Rat — “ 
,,©un ja,“ unterbraR iRn ©fra, „unb bas 
mirb fie auR. Sie -Rat iRn mie £>elen Heller 
gefeRen, feine §änbe, fein §aar, all feine 3üge 
betaftet unb fiR eingeprägt. Sie ift nun felig, 
mie fRön er mar: mie, meiR feine Saut, mie 
feibig fein |>aär, mie eb el f eine Stirn unb f 0 
fort, ©tit eRrliRer, aufriRtiger 3 reube — er 
Rat iRr. ja über iRre Rolbe SRönReit fRoü fo 
begeiftert gefRrieben — aber boR mit mäbd)en» ; 
Rafter SRüRternReit fRilbert fie iRm, mas 
iRre §anb gefeRen —“ 

„Das ift eine groRe poetifRe ©ufgabe. 
DR, Sie merb en's treffen! ©Bie oft Raben Sie 
miR fRon überrafRt; mie finb Sie xoäRrenb 
biefes ©riefmeRfels gemäRfen, mie Raben Sie 
fiR meRr unb meRr in bie junge ©Iinbe Rinein» 
gelebt ! — Dies ift nun aber ber jgöRepunlt. 
Sie lönnen's nur treffen, ©fra, menn Sie es 
ftubieren mit bemfelbep Ernft mie all bas 
©linbe bisRer. 3R^ $cmb muR miriliR fo 
feRen mie bie fganb ber £»elen —“ 

,,3a, bas muR fie moRl.“ 

„Denlen Sie, iR märe ber ©tann, ber 
Rerangereifte, ber neben bem blinben $räulein 
fiRt unb ben iRre §anb befRaut. ©taReu Sie 
bie ©ugen 3 x 1 , ftubieren Sie's an mir !“ 

„©11 3Rnen?“ 

Er läRelte: „3R bin ja boR ber näRfte 
ba 3 u. ©in ber üamerab. Der ©ertreter 3R * e5 
©omanRelben.“ 

„3a freiliR. — Es ift mir nur fo lomifR, 
fo munberßd), bie $anb an Sie 3 U legen.“ 

Er laRte, „Das ift gut gefagt! Junior!“ 
„Unfreimilliger. ©us — ©angigleit, aus —“ 
„Sinb Sie SRriftftellerin ober niRt? 
©Bollen-Sie 3Rlb SaRe gut maRen ober niRt?“ 
„©R, bas miffen Sie boR.“ 

„Dann laRen Sie über biefe ©angigleit. 
Erftiden Sie fie, mie eben bie ©Bolten ben 
©lonb erftiden. Sie brauRen fein £iRt ja 
niRt, Sie. feRen mit ber £>anb. £iebe ©fra, 
bie ©lugen 3 U! $ier flfe ; 

©fra fRloR bie ©ugen; pnft oeraRtet er 
miR!‘ baRte fie. Sie taftete naR feiner §anb; 
fie glitt barüber Rin, nun gan 3 in iRrer ©olle; 
nur ein leifes flüRtiges 3(ttern lief burd) Rre 
Ringer. — „©Bieift's?“ fagte er naR einer ©Beile, 
„Sie Raben fiR fo eine ©RännerRanb moRlmeiRer 
unb 3 arter gebaRt? ©Bir finb rauRe £eute.“ 
,,©R, reben Sie niRt fo,“ entgegnete fie 
unb fuRte es mit reRt fefter, faRIiRer Stimme 
3 U tun. „3^ie §anb ift — ebel. So 3 art ge» 
äbert. — ©Bie. feltfam bas ift: bas mertt man 
erft fo reRt mit ber £anb; bie fieRt miriliR 
Dinge, bie bas ©ug' niRt fieRt.“ 

„Darf iR's auR oerfuRen?“ Er legte feine 
£>anb auf iRre taftenbe. Sie 30 g fie aber rafd) 
Rinmeg. „Das gilt niRt,“ fagte fie mit leife 
erbebenbem Don. „Sie finb niRt blinb. — 
©itte, ftören Sie miR niRt!“ 

Die ©ugen immer fefter gefRloffen, Rob 
fie bie foanb 3 ^ feinem üopf unb legte fie an 
fein biRtes, IeiRtgelodtes §aar. „DR, meiRe 
©tenge !“ murmelte fie. — „©ber nein, ni.Rt 
fpreRen. ©urfüRlen. £emen!“ 3^) re $(mbirrte 
iangfam Rin unb Rer, liefe auR ein menigEeloä 
burR bie Ringer gleiten. (GRlufe folgt) 


92 



706 


Über £artb urtb 9fteer 


1911. 91r. 27 


£>ie SBunber be$ heiligen Aomualb. Aon $joöor Sfoiogub 

(T)eutf(f) rort $riebrtd) ftrantf) 


QTuf bem ASege nad) Damasfus löfte ftdE) bas 
\\ §eer ber Kreu3ritterin einjelne Abteilungen 
auf. Sie mollten bie Stabt oon üerfdjteb'enen 
Setten erreichen, um fie auf biefe Akife leister 
unb ficherer 31t erobern. Au herbem 3toang fie 
3unt ASeitermarfd) in getrennten Abteilungen 
aud) nocf) bie ©rroägung, bah bie Lebensmittel 
für bas ganse grofje $eer auf einem ASege halb 
fehr fnapp mürben. Aud) errnies es fid) als not* 
menbig, bie ©egenb nad) allen Atdjtungen aus* 
3ufunbfd)aften, 3umal immer häufiger füfirie unb 
liftige Sara3enen oor bem Heere auftaud)ten, 
um ebenfo plötzlich 3U oerfchminben. 

Der fromme Aomualb aus Touraine unb mit 
ihm fechstaufenbfedjshunbert Aitter, 9 Aönd)e unb 
tapfere ©ürger aus berfelben ©egenb unb aus 
benachbarten Orten brangen am roeiteften oon 
allen anbern gen ASeften oor. Lange marfchierten 
fie, länger als fie ermattet hatten, unb immer 
noch erbüdten fie nid)t bas 3 *rt ihres ASeges. 

ASeit in ber Auribe behnte fid) bie unfrudjt= 
bare, mafferlofe ASüfte. Unter ben ^üfren ber 
Kr ertrag er tnirfcht'e feiner, fefter Sänb, ber mit 
einer bünnen grauen Sd)id)t ben harten Kall* 
hoben bebedte. Hm unb mieber firedten oerein* 
gelte Kalf* unb Kreibefelfen ihre fd)arfen Aippen 
aus bem Sanbmeere heroor. Kein ©rashalm 
meit unb breit. ASolfenlofer Himmel, grelle 
Sonne. 

Alle mitgenommenen Ahmboorräte maren oer* 
3ehrt. alles ASaffer ausgetrunfen, unb junger 
unb Dürft plagten bie Leute. 

„ASäre bod) menigftens ein Abler am Himmel 
3U fehen, ben man herunterfd)iehen tonnte!“ 
jagte Aitter ©uibo, nach her blauenben Leere bes 
Rimmels äugenb. 

„©s gibt feine Abler am Himmel,“ fagte ber 
fcharfäugige Lmnfer Aoberid); „f<hon lange er* 
blidte ich nichts Lebenbes mehr, rneber am Himmel 
nod) auf ber ©rbe.“ Unb plöhlid) rief ber junge 
Aoberid): „Da fehl! ©in Sara3ene!“ 

ASeit in ber gerne, im grauen Dunfte ber 
ASüfte taum 3U erfennen, galoppierte auf lichtem 
Aoffe ein Sara3ene im grauen URantel. Unb 
plötjlid) fd)rie mieber ber junge Aoberid) laut 
unb fchmer3lid) auf: ein ©feil burchbohrte feinen 
Hals; fid) in Tobes3udungen minbenb, ftürgte 
3ung=Aoberi<h 3urtßoben. 

Der Sara3ene oerfchmanb hiuter ber Aeihe 
ferner Hügel. 

3 ung=Aoberidb röchelte im Sterben, unb fein 
©efid)t, oor menigen Augenbliden noch fchön unb 
fröhlich, mürbe grau mie ber leblofe* Sanb ber 
toten 2Büfte umher. 

Aidht lange bem einten bie Kreu3rittet ben 
Tob. bes jungen Aoberid) — 3ögern burften fie 
nicht in biefer ausgeftorbenen, unheilbrohenben 
ASüfte, mußten .meiter ben ASeg fudhen nad) bem 
erfefmten Damasfus ober menigftens nach Qften, 
mo es Aahrung unb Tranf gab, unb märe es 
auch nur muffiges ASaffer aus Sümpfen, unb 
märe es aud), nur mageres gleifd) im Laufe ober 
im ginge erlegter Tiere ober Sögel, ober auch 
nur eine Hanbooll Aeis ober Korn für jebermann. 

Aign oerfd)arrte 2>ung=Aoberid) in ben un* 
gaftlichen ©oben ber bürren ASüfte,. bie Atönche 
fangen ihm rafdj bie lebten Trauerlieber, unb 
meiter gingen ins Ungemiffe ber fromme Aomualb 
aus Touraine unb bie mit ihm maren. 

Lange gingen fie, pon Alübigteit, junger unb 
Dürft gemartert. Unb machten fie auch irgenbmo 
Aaft unter fahlen, ungaftlichen Reifen, nicht freubig 
mar bas Aufjen unb ftärfte nicht bie ermatteten 
©lieber. Unb bie ©efolgfdjaft bes frommen 
Aomualb begann 3U murren. SOlit bitterem ©or* 
murf fprad) man 3U ihm: „ASie fteht es mit 
beiner grömmigfeit unb beinern friegerifchen 
ASiffen? ©in Alöndhsgemanb trägft bu unb bie 
2Baffen bes Krieges 3ur gleidhen 3eit, bift ©ottes* 
mann unb Aitter, mit ©elahrfamfeit unb Ärieger» 
hanbmerf gleich oertraut — mas nu^t uns bas 
alles? Du brachteft uns in eine bürre SBüfte, mo 
fi<h halb bie Deufel bes Unterganges oieler 
freuen merben, bie fid) 3ur ©rlöfung bes großen 
Heiligtums erhoben haben!“ 

Aomualb befdnpidhtigte unb tröftete fie, fo 
gut er tonnte, hoch bas Aturren nahm immer 
mehr 3U. 

Unb als fie fdhon gan3 ermattet maren oor 
Hunger unb Dürft, begann ber böfe ©eift jener 


Sßüfte fie burch falfd)e ©ebilbe 3U narren unb 
3u martern. SlöhUd) erftanben unmeit oon 
ihnen fchattige Aalmenmälber; grünes, faftiges 
©ras mar 3U fehen, luftig fpielte ein fröhlich 3 
filberner ASafferquell in ber gerne, unb faft 
glaubten bie ASanberer Sogelge3mitfdher unter 
ben grünen ^almenfronen 3u oernel)men. 

Afit Ausrufen bes ©nt3üdens, mit Lob* 
preifungen auf ben Lippen ftüqten fi<h bie Leute 
auf bas grünenbe ASutiber — ba mar mit einmal 
alles uerfchmunben. Dort, mo eben nod) luftige 
Sädjlein , ©r Spiel mit ben Sonnenftrai)len 
trieben, behnte fid) mieber. bie graue Sanbmüfte 
aus, ber feine, trodene unb bittere Sanbftaub 
erfdjmerte bas Atmen unb hüllte alles umher in 
einen bunfeln Trauermantel ein. 

©in anbres Alal erftanb oor ben ent3Üdten 
Süden ber ^Silger eine reiche Stabt, grell leuch¬ 
teten burd) ben grauen Staubbunft bie meinen 
Stabtmauem, luftig flammten im Sonnenfd>ein 
bie golbenen Kuppeln ber Türme, fchmer mäl3te 
ber breite gluf3 feine bleigrauen ASogen unb 
miegte barauf fchmerbelabene Sarfen unb lange, 
fd)male, oielruberige ©aleeren. Aor ber Stabt, 
außerhalb ber ftarfen Atauern, mogte bas bunte 
Treiben eines 3 ahrmarfttages, unb bie ASanberer 
mähnten fchön bas bumpfe, oielftimmige ©etöfe 
bes gurgelnben, tnatternben ©erebes ber Sara* 
jenen, Sprer unb 2>uben 31t oernehmen. 

„Damasfus ! Damasfus!“ fdjrien freubig bie 
Silger unb eilten oormärts, Alübigfeit,; Hanger 
unb Dürft oergeffenb. 

©inselne aber brachen bei biefem Anblid mit 
erblaßten ©efichtern sufammen unb ftarben 
monneerfüllt im grauen Sanbe, als hatten fie 
fd)on bie Stabt ihrer Sehnfucht erreicht unb alle 
ihre $reuben mit oollen 3ügen genoffen. 

Dod) mieber entfchrbanb im grauen Staub* 
nebet bas bie müben ASanberer narrenbe ©e* 
bilbe, unb finftere Aersmeiflung brang mieber in 
ihre Hersen. 

Unb fd)on tonnten bie Scbmachen nid)t meiter 
mit unb blieben am ASege liegen, unb oiele 
mürben getötet fomohl oon benen, bie 3urüd= 
geblieben maren, mie auch oon benen, bie noch 
mit Aomualb aus Touraine meitermarfd)ierten. 
Unb oiele ftarben oor ©rmättung, Hunger unb 
Dürft. 

An einem Aiorgen, ba bie Sonne purpurrot 
hinter ben bämmernben Hügeln aufftieg unb bas 
©emölbe bes Himmels noch mattblau mar, oer* 
fammelten fid) um ben frommen Aomualb feine 
Begleiter, unb es maren ihrer fethstaufenbbrei* 
hunbert. Sie murrten unb fpradjen 3U ibm: 

„ 3 n eine ASüfte haft bu uns geführt, mo mir 
fterben müffen.“ 

„Uns hungert.“ ' 

„Uns bürftei.“ 

Unb bie Aiöndhe fprachen 3P ihm: 

„Allen giltft bu für fromm — für meffen 
Sünben ftraft uns benn ber Herr? ASir mollen 
ja beten, hoch unfre Arme finb fchmach unb er* 
heben fidh nicht mehr gen Himmel, unb unfer 
©ebächtnis ift oermirrt, unb bie A 3 orte ber ®e* 
bete hoüen mir in bem Sanbe ber ASüfte oer* 
Ioren. 3 n eine A 3 üfte, mo Dämonen herrfchen, 
haft bu uns geführt, tapferer Aomualb!“ 

Unb bie Aitter fprachen 3U ihm: 

„Sieger oieler Turniere unb füfmer Rührer, 
bu führteft uns, mol)in bu mollteft, unb millig 
folgten mir bir unb oertrauten auf bid). Dod) 
in eine ASüfte führteft bu uns, mo Dämonen unb 
Sarajenen herrfchen, Aerborgen hält fid) bie 
feinbliche Aiacht, magt nicht, uns offenen Stampf 
3u bieten, unb rühmlos oernidjten uns bie liftigen 
geinbe, bie Sarajenen unb bie Dämonen unb 
bie ASüfte. ASo bleibt benn beine Stunft, mo 
bleibt bein Atut, Aomualb?“ 

Unb brohenb erhoben fich bie Stimmen aller : 
„@ib uns 3U trinfen !“ 

,,©ib uns 3U effen!“ 

„ASeife uns ben ASeg!“ 

Heifer maren bie Stimmen her Sdjreienben, 
unb madhtlbfe Drohung lag in ihnen unb ein 
flägüches flehen. 

Sein Haupt lieh finten ber fromme Aomualb 
aus Touraine, unb lange fann er nach. Still 
mürbe es um ihn herum, urtb mit 3<*9en harrten 
alle auf bas, mas ihnen ihr Rührer oertünben 
füllte. . : . 


Unb Aomualb fprad): 

„ASäs mollt ihr benn, oon mir? ASas oermag 
ich 3U tun? Soll ich benn aus bem Staub, ben 
eure $üfce treten, Storn für euch fchdffen?“ 

Atit ber Spüje feines Stabes ftridh er rafcl) 
über ben Sanb, unb meifegrauer Staub erhob 
fidh, unb mit trodenem ©erafchel rollten bie 
leichten Storner. 

Da erfchallten in ber Aienge frohlodenbe 
Schreie:,' 

„Aus Staub erfchuf uns 5 torn Aomualb!“ 

„Aefiegt hät Aomualb bie Dämonen ber 
ASüfte!“ ' . 

Die Leute fünften fid) auf bie • Staubförner 
3U ihren gü&cn unb oerfdjlangen fie als 5 torn 
ber Ähren. So trog fie bie unerträgliche Aiarter 
bes Hungers, unb es fehlen ihnen, bah fie ge* 
fättigt mürben. 

Anbre aber fahen in ber ASüfte nur Sanb 
unb Steine unb fd)miegen finfter unb ©uberten 
jene -nicht, bah f ie Sanb für Arot nahmen, unb 
ftritten nicht mit ihnen. 

Unb aufs neue umringten bie Leute Aomualb 
unb fprad)en 311 ihm:-. 

„Uns martert ber Dürft, mie ein milber 
©eier gerfleifd)t er unfre ©ingemeibe. ©ib rafd) 
uns ASaffer ober mir gehen alle 3ugrunbe bis 
auf ben lebten Aiann,“ 

Unb Aomualb entgegnete: 

„ASo finbe id) benn ASaffer für euch? Aur 
tahle Reifen finb ringsumher. Soll id) benn mit 
meinem Stabe einen Quell aus bem ©eftein 
fchlagen? Seht, ber Stein birgt lein ASaffer 
in fid).“ 

Urtb mit ber Spitze feines Stabes fd)Iug er 
gegen ben S'Ufen. Da fd)tien bie Leute, bie 
ihren Hunger burd) oorgegauteltes Äorn täufchten, 
laut unb fröhlich 

„Aus bem Seifen fdhuf uns burd) einen Schlag 
feines Stabes frifches Quellmaffer Aomualb!“ 

„Aufs neue befiegte Aomualb bie liftigen 
Dämonen ber ASüfte!“ 

Stohenb unb brängenb prehten fie fidh an 
ben Seifen, troden unb grau — unb aufs neue 
tropten fie ber Qual bes Durftes, unb fie mähnten 
fid) am Haren ASaffer 3U laben. Anbre aber 
ftanben abfeits unb muhten, bah es lein ASaffer 
gab, ftritten aber nicht mit jenen, bie mit oor* 
gegaufeltem Quell ihre oerborrten 5 tel)len 
netten. 

’ Unb bie, bie ihren Hunger unb ihren Dürft 
getäufd)t hatten, umringten aufs, neue Aomualb 
unb fprachen 3U ihm: 

„Aun finb mir bereit, nad) Damasfus 311 . 
maubern. Süf)te uns, Aomualb, meife ben 
ASeg uns!“ 

Traurig entgegnete Aomualb: 

„ 3 d) lenne ben ASeg nicht. Qber mollt ihr, 
bah euch mein Stab ben ÜBeg meife, ben id) 
felber nicht lenne?“ 

Aiit: 3itternber Houb marf er ermattet ben 
Stab oon fid) unb lieh fid) felber am Aanbe bes 
Seiferts nieber unb fd)Ioh bie müben Augen. 

Sröhlidh Tiefen fid) feine Aegleiter 3U: 

„Der Stab bes frommen Aomualb aus Tou* 
raine mirb uns ben ASeg na^ Damasfus meifen!“ 

„Aufs neue mirb Aomualb bie liftigen Dä* 
monen ber ASüfte befiegen!“ 

Der junge Aitter 23 ettranb, erfahren im ©r= 
fpähen ber ASege, ©rlaufeher ber fernfien ©e* 
räufle, ergriff ben Stab Aomualbs urtb fchritt 
ooran an ber Spihe ber Pilger, jener, bie burch 
ihr Verlangen nad) einem ASunber ihren Hunger 
unb ihren Dürft getäufd)t hatten, ©alb leuchteten 
ihnen aus ber nebelhaften Sente bie golbenen 
Spieen ber Alinarettürme oon Damasfus, unb 
unter ben Atauern ber prädjtigen Stabt oer* 
fammelten fie fid) ,mit ben anbern Abteilungen 
bes ftreujritterheeres. 

Der fromme Aomualb aus Touraine aber 
unb mit ihm breitaufenbbreihunbert blieben in 
ber ASüfte 3urüd, mo Sara3enen unb Dämonen 
herrfditen, unb ftarben oor Hunger unb Dürft. 

Aachts fd)lid)en Sdjalale 311 ihren Leichen, 
oon bem ©eru^ toter Körper angelodt. Die 
grelle Sonne ber ASüfte bleichte bie Knochen 
ber Toten. Hnb bie Dämonen bex ASüfte 
fpielten fpäter nod) lange mit bem Haufen ge* 
bleidjter Knochen unb 3erftreuten fie bann in alle 
Aßittbe. 













708 


Übet ßanb unb äfteer 


1911. 9lr. 27 


9irtur5llf5t: 6p<$etps w bem Ihre 


'TN es Dfterfeftes frohe $eierftunbe, ba eben 
Strom unb Bäche oom (£tfe befreit finb unb 
im Dal neues Hoffnungsglüd erblüht, locft auch 
ben uon ber ©rbenfreube für gemöhnlid) ab* 
gelehrten Dottor Heinrich fyauft gu einem Spagier* 
gang oor bas Stabttor. SCRit feinem $amulus - 
BSagner luftmanbelt er, umfchmärmt uon feiertags 
lid) gepultem Bott, burd) bie buntle BSölbung ber 
Pforte in ber Stabtmauer aus ber brüdenben 
(Enge ber ©affen eines mittelalterlichen ©emein* 
toefens hinaus ins $reie. Saum ift bas Dor burd)* 
fdjritten, fo liegt fd)on frei unb offen gu ber BSan* 
berer frühen ber Frühling gebreitet, ber Blid 
fdjmeift über ben 3Iuft t)inmeg bis gu bes Berges 
fernen ipfaben, frifch roeht bie £uft, bie Btenfchen 
oor bem Dor finb mitten in ber Batur. 

©oethe nennt bie «Stabt nicht, in ber er fich 
gauftens BSohnfift bentt. Doch ntan tann mot)l 
annehmen, bah es lein allgu Heiner Ort ge* 
toefen ift, benn es befinbet fid) bort ja eine Uni* 
oerfität, bie mit oerfd)iebenen mid)ttgen.3nftituten 
ausgeftattet ift, unb im allgu engen Steis, rein 
äufteriid) genommen, mürbe es einen foldjen 
fyeuergeift mie $auft toohl auch nicht bis /gum 
Beginn bes ©reifenalters gebulbet haben, toenn 
auch fchon fein Bater, ber berühmte „buntle ©Ijren* 
mann", bort gemirtt hat. Bßir bürfen alfo an* 
nehmen, bah Sauft unb BSagner ihren Öfter* 
fpagtergang in ber nächften Umgebung einer oolt* 
reichen Biittelftabt machen. Unb gleich» am $uft 
ber Bingmauer läuten ihnen bie Sd)neeglödd)en 
entgegen, fofort feljen fie bie Blenge in ©ärten. 
unb Selbem fich tummeln. 3mei Schritte oor 
bem Dor ift bie Stabt mit ihren Steingebilben, 
oll ihren Anlagen oerfunten. B3ie anbers märe 
bas Bilb, toenn Sauft unb BSagner ihren Spagier* 
gang am Ofterfonntag bes Sah^es 1911 machen 
mürben! BSie üeränbert mürben fie bie nächfte 
Umgebung ihrer Stabt finben! $od)ragcnbe 
eiferne ©erüfte ber mannigfaltigften Brt unb bie 
fd)toeren Blauem ber oerfchi.ebenartigften Anlagen 
toürben ihnen ben Blid auf bie fernen Bergpfabe 
abfdjneiben, fie mürben finben, bah bie Batur 
fid) bis in meite ©ntfernung oon ber Stabt gurüd* 
gegogen hat, bah bie gefteigerten Bebürfniffe bes 
Orts unb bie groftartigen tedjnifdjen Anlagen, 
bie notmenbig gemorben finb, um biefe gefteigerten 
Bebürfniffe gu befriebigen, Selber, ©arten unb 
freie £üfte fern hmaus getrieben haben. 

Heute finb bie Stabte nicht mehr oon truhigen 
Blauem umgeben, unb bas tonnte auch gar nicht 
mehr fein, benn mo in unfern Dagen bte eigent* 
liehe Stabt gu ©nbe ift, ba fangen bie notmenbig er* 
meife gu ihr gehörenben riefigen Buftenmerte 
erft an. BSir bebürfen als Sulturmenfdjen in 
unfern Käufern unb auf ben Straften fo oieler 
©inrichtüngen, beren Betrieb fich jebodj möglichft 
im oerborgenen oollgiehen foll, bah hierfür ln ben 
Buftenbegirten mächtige Bortehrungen notmenbig 
finb. Bor ben Doren, mie mir in althergebrachter 
BSeife heute noch fagen, treten all bie im Stabt* 
ittnern im geheimen mirfenben Kräfte mit breiter, 
aufbringlidjer Sörp erlief» teit gutage. 

BSenn Sauft unb BSagner heute, am beften 
freilich an einem BSochentag, I)iuausfd)ritten, um 
bie irbifdje Bruft in grühlingsbuft gu haben, 
mürben fie gunächft oermunbert bemerten, bah 
ein grober, in feiner Blaffigteit an bas Soloffeum 
erinrternber Bunbbau ihnen nach einer Seite hm 
ben Blid oöllig abfeftneibet. ©s ift bieS ber Sammet* 
behälter ber ©asanftalt, aus beffen innerem atle 
£ampen unb Seuerftellen ber Stabt, bie es be* 
gehren, mit Leuchtgas oerforgt merben, ©in un* 
geh eures Bohr, in bem ein Blaitn aufrecht Heften 
tann, geht oon bem 
Behälter aus, an ber 
Stabtgfenge oergmeigt 
es fich in eingelne Bbern, 
bie fich) bann immer 
mehr oeräfteln unb un* 
fid)tbar, ohne gu ftören, 
ben bequemen Brenn* 
ftoff bis in bie 3im* 
rrter leiten. Drauften 
aber fcftlieftt fich an ben 
Bunbbau noch eine 
fehr grofte Sabrit mit 
hohen Sd)ornfteinen, 
beren menig angeneft* 
mer Oualm Sauft fchon 
einen Borgefcftmad oon 


ben Düften hätte geben tonnen, mitbenen fpäter 
Blephifto hinter feinem Ofen heroortritt. Denn 
toenn in ben großen Betortenofen bas ©as ber Softie 
entgegen mirb, fo gibt biefe gunädjft gelbe, ftin* 
tenbe BSolten oon fich, bie noch geläutert merben 
müffen. Su einem langen Btogejg erft oermanbelt 
fidj bas miberüche üohlengas in bas in ber Bähe 
menfchlicber BSohnungen oermenbbare £eud)tgas. 
Dabei gibt es mid)tige, mertoolle Stoffe ab. Sn 
abenteuerlich gebilbeten chemifhen Apparaten, 
bie unheimlid) lautlos, aber fehr tntenfio arbeiten, 
mirb ihm erft fchöner, fhmargglängenber De er 
entgegen, bann entgapft man i|m Baphthalin, 
barauf 3f)an, aus bem fürchterliche ©ifte, aber 
aud) bas Berlinerblau bereitet merben. Sn grofjen 
Biengen läht bann bas Äohlengas nod) Bmmoniaf* 
maffer gurüd, unb aud) Sdjmefel oerfteht man 
ihm abgugmaden. ©reulid) mailen bie Dunft* 
molten aus ben Schloten hinauf gen Fimmel, unb 
bes Stül)Iings milbe Düfte tämpfen oergebens 
gegen fie an. 

llnmeit hteroon fpiegelt bie frühe Sonne fich 
in ben blanten Scheiben bes ©lettrigitätsmerts. 
Sreunblid) fd)aut bie fiichtfpenberin burd) bie 
großen Senfter auf bie mit einem hellen, fingenben 
Don um unb um treifenben Blafhinen, mit beren 
§ilfe ber Bienfd) es oerftanben hat, eine Rimmels* 
traft in feine Dienfte gu gmingen. Dide Äupfer* 
barten leiten ben hochgefpannten Strom oon ben 
Dpnamos gu ber großen Blarmorplatte ber Schalt* 
tafel, mo oiele hunbert $ebel unb Schalter bas 
Schidfal aller berer bilben, bie in ber Stabt 
©lettrigitätsanfchluh haben. BSenn ber BSärter, 
ber mit gefpannter Bufmertfamteit fortmäbtenb 
beobachtenb nach ben gappelnbeu Sägern ber 
Bolt* unb Bmperemeter blidt, jenen gemaltigen 
$ebel bort herummirft, fo ift ein ganger Stabtteil 
in Duntel gehüllt. Diefer BSärter oermag mehr 
gu oollbringen, als Sauft jemals oon Blephifto gu 
heifchm gemagt hätte, ©r ift ein großer Sauberer. 
Damit bie $anb bes BSärters aber folche BSirtung 
ausüben tonn, giel)t aus ber ©lettrigitätsgentrale 
hinaus ein bidjtes Beh fchmarger Drähte, bie über 
fchmere Blaften hmmeg ben Strom gur Stabt 
leiten, mo er mieber unterirbifd) oerteilt mirb. 

BSenn Sauft an ben Sluh gefomnten ift, beffen 
BSelle nicht mehr filbrig fließt, fonbern burch 
manches Sabrifabmaffer getrübt i[t, fo mirb fein 
Blid ficher gefejfelt burd) ein riefiges ©ifengerüft 
oon bigarren Sormen, bas am Üfer aufgebaut 
ift, aber mit einem Iraftoollen misleger hoch 
oben meit in ben Sluh hineinragt, ©s ift ein 
©ntlabetran, ber bagu bient, bie für bie Stabt 
beftimmten £abungen möglichft rafd) gu entlöfchen. 
Befonbers häufig mirb biefe Borrichtung oon 
Sahrgeugen benu|t, bie itöhte heranbringen, jenen 
Stoff, ber ja bie Urquelle für jebes £id)t unb alle 
straft ift, beren mir uns bebierten. Unheimlich 
faft, phantaftifch unb überrafchenb gefchminb geht 
bie Br beit bes £rans oor fich- 3m ©emirr ber 
©erüftftangen oerftedt fleht ein Arbeiter, ber mit 
ein paar eleftrifchen Rebeln ben iloloh aufs ge* 
nauefte beljerrfcbt. ©in §ebelbrud, unb ein großer 
eiferner Steffel fauft ins 3uuere bes unter bem 
ftran liegenden Sd)iffs hiuunter. Der geöffnete 
Boben bohrt fid) mit ©ebrüll in bie Sohle, ein 
gmeiter §ebelbrud läfjt bie ^ebetette angiehen, 
morauf ber Seffel fich fchüefet unb mit mehreren 
3entnern Sohle belaben rafd) emporfteigt, felbft* 
tätig auf einer fdjrägen Bahn ein Stüd über bas 
£anb gleitet unb bann auf einen britten $ebel= 
brud hm feinen 3uhalt in bem bereitgeftellten 
BSagen fallen läftt. Der 3uf<hauer hat faft ben 
©inbrud, bah biefer eiferne Soloß ein ©ehirn be* 



fi^t unb burd) felbftänbige, mohlburd)bad)te ©nt* 
fchlüffe feine ^anblungen einrichtet. 

!3m Sreis um bie Stabt gieht fid) eim©ürtel 
jener Käufer, in benen burch fleißiger §änbe Br beit 
all biejenigen Dinge ergeugt merben, bie bann in 
ben Scbaufenftern ber §auptoer!ehrsftrahe lodenb 
prangen, iood) htuauf ragen bie Schornfteine unb 
geben Sunbe baoon, bah m ben Sabriten un* 
geheure Sol)Ienbränbe lohen, um bie Dampfleffel 
gu heigen, bie beit Betriebsmafdeinen ben traft* 
fpenbenben Stoff guführen füllen. 3eue engen 
§anbmertsbanbe, in bie Sauft gu feiner 3eit bie 
Brbeiter gefeffelt fah, finb freilid) längft gerriffen. 
Bus ben engen buntein BSinteln, in benen ein ge* 
tnechtetes ©efdjlecht mühfelig feine Brbeit oer* 
richtete, finb helle, ftolge Säle gemorben. Die Sabrit* 
anlagen erheben heute ihre ©ebäube in ftolgen 
ord)itettonifd)en Sormen. §oI)e, meite Senfter 
blinten nach braunen unb laffen bas £id)t ooll in 
bie Säle fallen. Befonbers am Bbenb gemährt 
folch ein mobernes Sabritenoiertel oor bem Dor 
oft einen fehr t)übf*hen Bnblid, menn aus ben 
Senftern nun bas £idjt ber [ehr intenfioen Be* 
leuchtung in bie Duntelheit hmausftrahlt. ©ifrig 
fieht man in biefer £i<htfülle ©eftalten fid) be* 
megen, bas ©ebröhn unb ©eftampfe ber großen 
Blafchinen bringt hiuaus, unb bas alles oereinigt 
fid) gu einem ftarten, einbrudsoollen Bttorb ber 
Brbeit. 

Bor bem Dor jeher größeren Stabt mirb man 
ftets auch ein £aus finben, burch beffen Bforten 
in gal)lreid)en Beräftelungen Schienen in eine 
meite $alle laufen. £>ier hat ber größte Bagabunb, 
ber fid) ftänbig auf ben Straßen ber Stabt herum* 
gutreiben fcheint, ber Straßenbahnmagen, fein 
£>eim, bas er in ber Bacht auffud)t. Bad) Btitter* 
nacht ftellt fich m langfamer Solge ein BSagen 
nadj bem anbern auf bem Bahnhof ein. Doch 
nicht gleich ift btefen ©efährten hier ihre Bacht* 
ruhe gegönnt, ©ntgegen ben ©emohnheiten ber 
Btenfdien macht ber Strahenbahnmagen oor bem 
Schlaf Doilette. Saum ift bte Sontaftftange oon 
ber Oberleitung gegogen unb bie £id)tftut im 
3nuern bes BSagens erlofchen, fo ftehen fchon bie 
Sammerbiener mit oollen ©ießfannen an bem 
BSagen unb beginnen ben Staub ber Strafte oon 
feinem getpaltigen Sörper gu mafchen. 3mmer 
neue BSafferfluten ergieften fid) über ben £ad, 
unb halb glängt er mieber, als menn er eben aus 
ber BSerfftatt täme. 3u gleicher 3eit mit biefer 
fosntetifchen Behanblung mirb ber Bßagen all* 
nächtlich einer ftrengen ärgtlicften Sontrolle unter* 
gogen. Der Oberfd)loffer unterfucht alle Schalt* 
punfte, bie Bentile ber £uftbremfe unb bie ©e= 
lente ber frjanbbremfe, bamit am nächften Btorgen 
ber BSagen allen Bnfprüchen auf ©efchminbigteit 
unb Sicherheit genügen tann. Befonbers be* 
achtensmert ift ein BSagen, ber ooman in jebem 
Straftenbahnhof fteht unb mit ber Dafel „Bettungs* 
magen" oerfeljen ift. BSenn irgenbmo auf ber 
Strede in ber Stabt ein Unfall fid) guträgt, fo er* 
tönt, fobalb bas ©efd)el)ene gemelbet ift, ein 
fchrilles Slingelfignal burd) alle Bäume bes Bahn* 
hofs, unb fofort ftürgen aus ber BSachtftube mehrere 
£eute in fd)nellem £auf gu bem BSagen. Sie be* 
feften ben Borber* unb Hinterperron, bie Sontatt- 
ftange fliegt an bie £eitung, bie Signatgtode 
fchallt, unb nad) taum einer Biinute ift ber Hilfs* 
unb Bettungsmagen fchon auf ber Strede. ©r ift 
ftänbig oerfehen mit allen ©erätfd)aften, bie bagu 
bienen tonnen, bei einem Ungiüd Hüfe gu bringen. 
Sein 3uneres ift belaben mit Setten Unb 3Iafd)en* 
gügen, er enthält BSinben unb ifolierte Sneif* 
gangen gum Dupdifchneibeu oon £eitüngsbrähten, 
Hebelftangen unb einen 
groften Berbanbtaften. 

Buch menn $auft 
unb BSagner jenen um 
bie Stabt fich lagernben 
Buftenring, ber all biefe 
©ebäubetomplere um* 
fcftlieftt, bei ihrem Spa* 
giergang burch[d)ritten 
haben, fo tanft ihr Blid 
immer nod) nicht un* 
gehinbert nad) bes Ber* 
ges fernen Bfaben hm 
fd>meifen. Bucft meiter 
brauften nod) mad)t 
fich bie Bähe ber Stabt 
burch bie groften Bauten 





I* m w0 


toogenb, ein gelber, sigarrertförmigerNiefentörper 
fd)autelt. 9 ^td)t mehr braucht ba Sauft auf 9 Jtepl)ifto 
unb bas „bifechen ftfeuerluft“, bie biefer bereiten 
!ann, 3U märten, um leicht t)inauf3ufteigen. Gr 
läfet ficf) für eine ^affagierfahrt einfd)reiben, fliegt 
empor unb fiet)t nun 

.tm eoo’gen ^Ibenbftraf)! 

Die fttllc SBelt 311 feinen güfeen, 

©nt^ünbet alle §öi)n, beruhigt jebes Dal, 

Den Silberbacf) in golbne Ströme fließen. 

Unb fo tann Sauft in unferm banalen 
alter, bas aller Nomantit unb aud) ber Sbplle ab= 
bolb ift unb beim Spa3iergang oor bem Dor ftatt 
3U SBalbbäumen unb Vlümelein 3toifd)en f)ol)c 
dauern unb fd)toar3e Gifengerüfte führt, bod) bie 
Erfüllung feines 3bealcounfd)es erleben, für bie er 
auf mancherlei anbres gern Ver3icfet geleiftet hätte. 
Unb “^arfeoal ober 3 eppelin mürben gan3 gemife 
nicht als ^reis für eine Luftfahrt feine Seele 
forbern. 


l)ufd)t unb bas Sehnfucfetsgefühl in bie Srerne 
ftärter als je fein §er3 befd)leid)t, 311 2Bagner jene 
Sßorte oon emiger Schönheit: 

23etrad)te, toie in 2lbenbfonne*©lut 
Die grünumgebnen §ütten fchimmern! 

Sie riidt unb roeicht, ber Dag ift überlebt, 

Dort eilt fie hm unb förbert neues Heben. 

£) bafe lein Slügel mich uom 93oben hebt, 

3 hr nach unb immer nach 3 U ftreben! 

Hldh! 3 u bes ©eiftes gliigeln roirb fo leicht 
ftein förperlidjer Slügel ficf) gefeiten! 

Nun, mir befifeen heute jenen törperlid)en 
Slügel, ben Sauft fidj-fo fehnfud)tsooll münfehte. 
Das lenfbare fiuftfd)iff ift eine Grfcheinung, bie 
mit unferm 3ettalter bereits innig oerbunben ift, 
unb menn bie Stabt, oor beren Dor Sauft fpa3iert, 
recht mobern ift, fo erhebt ficf) bort meit, t)od) unb 
luftig eine Huftfdjiffhalle, in beren innerem, oon 
hunbert Gemid)ten gehalten, leife auf unb ab 


ber Gifenbahnüberführmtgen funb, über beren 
Gifentonftruftion bie 3 üge bonnernb unb pol= 
ternb ber Stabt 3uftreben. 3 n tunftoollen Ver= 
fdjlingungen fteigen bie nach ben Gefefeen ber 
Statif genau bered)neten Gurtungen aus Gifen 
unb Stahl hoch empor, bamit ber Stufe unb bie 
Hanbftrafee frei unter ben fcfemebenb aufgehängten 
Geleifen Ipuburcblaufen tonnen. Signale mit 
runben Scheiben unb magerechten Firmen finb an 
ben blanfen Streifen ber Geleife aufgepflan3t, 
ber fcferille Älang ber Signalglode tönt über bas 
Selb, unb mie eine unabfef)bare fd)mar3e Sd)lange 
trottet ein Güter3ug oon 3meil)urtbert Stdhfen, oort 
einer teudfeenben 9 Nafd)ine ge3ogen, ber Stabt 3m 
2 ßenn bem fpa3ierenben Sauft oon all ben 
neuen Ginbrüden ber 5 \opf nid)t bereits mirbelidft 
gemorben ift unb er feinen Spa3iergang nod) ein 
menig meiter ausbehnt, fo tann er leicht nod) ein 
fehr Grfreulid)es erleben. 3 u Goethes 2 Bert fagt 
Sauft, als bie erfte Dämmerung über bie Seiber 


So mar es auch in ber Dat. Der alte Sörfter, 
bem er ben £junb auf bie Seele gebunben hatte, 
roar tur3 oorher bei ihm gemefen unb hatte ihm 
mit fXränen in ben Nugen berichtet, bafe „Seffa“ 
einen oergifteten Vroden aufgenommen unb trofe 
aller Gegenmittel eingegangen fei. 

„VSarurn foll man ficf) aber einen Naffehurtb 
anfehaffen?“ höre id) manchen fragen. 2Bie häufig 
tann man nid)t bie Grtlärung oernelpnen: „SRir 
ift mein Vaftarb aus Derrier, Dadjshunb unb fo 
meiter ebertfo lieb mie ein hochprämiierter Naffe- 
hunb.“ 

Die Nntmort hierauf ift nid)t fo einfad). Gine 
oon mir fehr oerehrte Autorität erroibert beifpiels* 
toeife, bafe ein gixtöter nicht bie SOiarte unb ben 
Nlaultorb mert fei, ben er trägt. Diefe ^Behauptung 
rnufe eben erft bemiefen merben. 2 Beit über3eugen= 
ber tlingt ber 3meite Grunb, bafe bie Ströter oiel 
biffiger feien. allgemeinen trifft bas 3U, aber 
es gtbt aud) eine Ntenge, benen man biefe Gigen* 
fefeaft nicht nachfagen tann. 

Ilm bie Vor3üge ber Naffetmnbe 311 beleud)ten, 
mufe man etmas austjolen. Dabei liegt es mir 
gän3lid) fern, mid) in eine miffenfd)aftlidf)e Gr= 
örterung über 2 Bert ober Unrnert oon iierraffem 
3ud)t 3U oerlieren, aber id) möchte bod) einen um 
gefäferen begriff baoon geben, um melche Sragen 
es fid) herbei hanbelt. Das bürfte am beften 
burd) Vergleiche mit analogen Dingen gefdhefjen. 

2 Bäl)renb ber Ntenfcfe ein Unioerfalgefchöpf ift, 
mufe man bas Dier als Spe3ialiften be3eid)nen. 
Der SNenfcfe tann ein ausge3eid)neter Nenner, 
ftletterer, Springer, Dä^er, Scfemimmer unb fo 
meiter merben, bas Dier l) Q t ftets nur ein be= 
fd)ränttes Gebiet. Der §unb läuft beffer als ber 
Ntenfd), aber man tann ifeu niemals 3um Gr= 
tlettern oon Väumen abrid)ten, bie Jfafee ift oiel 
gefd)idter als ber Ntenfd), aber man tarnt fie 
niemals 3um Dauerrenner ausbilbett unb fo meiter. 
5 fann man ben Ntenfchen bemnad) mit einem 
Unioerfalapparat oergleid)en, fo bas Dier mit 
einem beftimmten Gerät, ben £junb beifpielsmeife 
mit einem SCReffer ober einer Schere. 2 Bie man 
nun für beftimmte ßmede oerfd)iebene Wirten oon 
SLReffern unb fo meiter anfertigt, alfo 3 agbmeffer, 
Dafchenmeffer, Nafiermeffer, Vratenmeffer, fo hat 


Gnglifdhe Pointer 


S o manchmal höbe id) mir bie $rage oorgelegt, Gs ift bireft als ein Unglüä 3U be3eid)nen, bafe 
mofeer es tommt, bafe ber Deutfche, ber bod) ber Deutfdje, ber fid) einen £unb anfd)affen mill, 

fonft bas Nuslänbifcfee überfefeäfet, gerabe bei ber ifen entmeber gefefeentt hoben möd)te ober t)öd)ftens 

$Bal)l eines irjunbes — oon Ausnahmen natürlid) 3toan3ig SCRart bafür anlegen mill. Dafür tann er 

abgefehen — niemals einen Naffeljunb oerlangt, natürlid teinen Naffeljunb betommen. Der an= 

3 n Honbon foll man nur Naffel)unbe 3U fehen fcf)eirtenb hohe Vreis für einen eblen §urtb ftel)t 

betommen, unb fo füllte man bei ber Gnglänberei, in 2 Birtlid)teit fetten im rid)tigen Verhältnis 31t 

bie bei uns immer noch in hohe* 93 Iüte ftel)t, als ben oerurfad)ten Ntühen unb ftoften. Von Ve= 

ficher annehmen, bafe ein girtöter aud) in unfern tannten, bie fid) mit ber 3üd)tung ebler 3ogb= 

klugen teine Gnabe fänbe. biefent g-alle märe hunbe befaffen, meife id) aus jahrelanger s 2 ln= 
ber Deutfche mit ber Nachahmung fogar nid)t fdjauung, bafe fie tleine Vermögen ihren Veftre= 

fehlest gefahren — meshalb geht er hier feine bungen 3um Dpfer gebrad)t haben, ohne irgenb= 

eignen 2Bege? 

Der oortreffliche Heiter bes Verliner 3 ooIogi= _^ 

fdien Gartens, ^rofeffor Dr. $ed, ift mohl im 
Ned)t, menn er barauf bie Nntmort gibt: Vßeil jeber 

Deutfd)e mit einem §unbeoerftanb geboren mirb. / Hp \ 

$err Sd)ul3e meife fofort, ob ein §unb „ed)t“ ober / 8B \ 

„unecht“ ift, unb hat bafür bie allerraffinierteften / jSs m 

3enn3eichen, mie fd)mar3e 3unge, Ohrentafd)e, JHp« \ 

hoppelte VSolfstlaue unb fo meiter, §err Vtüller 
meife es momöglid) nod) beffer. Unb babei rnaren 
biefe Herren niemals SCRitglieber eines §unbe= 

liebfeaberoereins, befifeen nid)t bas tleinfteVud) über ^ 

§unbe unb benten nicht baran, fid) eine $unbe= 

3eitung 3U halten ober aud) nur im 5 touoerfations= 
leritort über §unbe nad)3ulefeu. VSarurn auch? 


Vtohrdhen 


melche nennensmerte finan3ielle Grfolge 
3U er3ielen. Dabei oerftanbenfie bie Sache 
oonrGrunbe aus unb befafeen bie nötigen 
äRittel unb Neoiere ba3u. Vtan tönnte faft 
behaupten, bafe mer teine Sorgen hat unb 
melche tennen lernen möd)te, nur £junbe= 
3üd)ter 3U merben braucht, bann mirb 
er fie gernife tennen lernen. Gin lieber 
$reunb oon mir hatte mit unenblichen 
Vtütien unb Soften enblid) eine munber= 
bare 5 tuql)aarl)ünbin ge3üchtet. Gines 
Dages befud)te ich ihn unb fanb gan3 
gegen bie bisherige Gemohnheit ihn unb 
feine Familie f^meigfam unb nieber= 
gebrüdt. Gs mar tlar, bafe ifen ein grofees 
9 Jtifegefd)id betroffen hatte, unb mir 
fdfemante fofort, bafe mofel mit ber Hieb= 
Iingsl)ünbin etmas paffiert fein möchte. 


Vullbogge 








710 


Über £anb urtb 9Jleer 


1911. $Rr. 27 




briicft fid) regelmäßig in 
bem^lbelunb in ber Scßön= 
ßeitfeiner ©eftaltaus. üütan 
foll baßer einen 9 laffeßunb 
toäßlen, toeil er erftens be= 
beutenb fcßöner ift, 3toei* 
tens eine oiel ßößere £ei= 
ftungsfäßigleit auftoeift, 
brittens falls er einerburcß* 
ge3ücßteten9laffe angeßört, 
allein eine anbre 5 Raffe 
oerbeffern ober eine neue 
begrünben lann, oiertens 
jebem Verlernter fofort 
an^eigt, toelcße 93or3üge 
unb toeldie Slacßteile er 
befißt. 


©ruppe ebler ^agbßunbe 


©nglifdje §irfd)ßunbe (deerhounds); 


bürfen beifpielstoeife in ber ©roßftabt einer be= 
fonberen Haarpflege, ba fie länger ßaaren als in 
natürlicßen 33erl)ältniffeu auf beut Sattbe, ganj 
abgefeßen baoon, baß bas Haaren eines in ber 
SBoßnung geßaltenen Hunbes fd)ort bei lur3= 
ßaarigen lein Vergnügen ift. Der ^Pubel ift feßr 
llug, aber, toie ber 3a9bf)unb, fd)tuer auf bert 
SRann 3U breffiereu. Der ^agbßunb ift überbies 
non einer folgen 3o9bleibenfcßaft befeelt, baß er 
felbft mit fremben Heuten auf bie 2>09b 9*ßt- 
Desßalb paßt er 3um 9 Badjßunb nid)t, and) ift er 
troß feiuer guten 9 tafe ntcßt 3um $oli3eißunb 311 
gebraud)en, toeil ißn bie gäßrten bes SBilbes oiel 
meßr als bie bes 9 Renf d)en intcreffieren. SBittb* 
ßunbe bebürfen bes Auslaufs unb finb toertig 
anßänglicß, tooßl toeil iß:? 93 orfaßren getoößnlicß 
allein, nid)t, toie bie anbern SBilbßuitbe, in 
Rubeln jagten. Dacßsßunbe finb toenig geßorfam 
unb nagen gern, ßaben aber bcn großen 23 or= 
3ug, baß fie, toie unfer 23 orer, roenig Auslauf 
braucßen. Spiße unb Sd)äferßunbe finb toad> 
fam unb fdßarf, nur ber Sollt) fcßeint ßäufig feig 
3 U fein, gür Leiter finb ^infcßer unb Terriers 
bie beften Begleiter. Dod) geßen oiele Derriers 
troß ißrer (Sdpteibigleit nid)t ins SBaffer. 

3e burd)ge3üd)teter eine klaffe ift, befto größer 
ift bie 9 lusfid)t, baß ber SRacßtoucßs alle fRaffen* 
merlmale auftoeift. Um eine ©etoäßr für bie 3 U= 
geßörigleit 3U bieten, füßren bi? Spe3ialllubs 
3 ucßtbücßer für ißre fRaffen. ©in Hunb, ber alle 
9 Rerlmale einer burd)ge3üd)teten SRaffe auftoeift, 
ift um fo ebler, je älter fein Stammbaum ift. 
äRandjmal finbet allerbings ber Hunb leine * 3 tuf= 
naßme, toeil ißm geroiffe SJlerlmale feßleit ober 
getoiffe unbebeutenbe Dinge als $reßler gelten. 
Seiftet ein Hwü> troßbem H^orrageubes, fo bin 
icß nid)t fo großer SRaffefanatiler, um ein foldßes 
Urteil 31t unterfcßreiben, beim bie iRaffenmerlmale 
füllen ja nur bie Vermutung für bie Seiftungs* 
fäßigleit bilben. Der 3 nßaU, bie £eiftungsfüßig= 
leit, ift bod) entfdßeibeitb, nid)t bie gorm. 

Solcße Slusnaßmen lann jebocß nur ber Kenner 
beurteilen. Der £aie toirb gut tun, eingetragene 
ober eintragungsbered)tigte Hunbe 311 toäßlen. 3 ^n 
minbeften aber foll er ben angebotenen Hunb 
einem Spe3ialllub oorfüßren, too ißm bereitioillig 
ein facßoerftänbiges Urteil 3iiteil toirb, aucß 311= 
oerläffige 23 e 3 ugsquellett angegeben toerbeit. 

2 Bie toenig icß tRaffefanatiler bin, geßt tooßl 
baraus ßeroor, baß id) freimütig getoiffe 9 Rad)teile 
ßod)ge3üd)teter H un be 3ugebe. So ift ein tränier 
Dorfßunb eine große Seltenßeit, toas man 00m 
SRaffeßunbe leiber nid)t fageu lann. 


Deutfcße Dogge (Hünbin) 


2 Ber einen Hunb 3U einem beftimmtert 
3toede braucßt, lann laum barüber im 
3 toeifel fein, toelcße tRaffe er toäßlt. 
Slnbers liegt bie Sad)e für Siebßaber. 
Hier lommt es 3unäd)ft barauf an, ob 
man auf bem fiartbe ober in ber Stabt, 
toomöglicß in ber ©roßftabt tooßnt. Denn 
alle Hunbe geheißen unter natürlicßen 
93erßältniffen am beften, alfo auf bem 
£anbe, unb 3toar in ber Ausübung ißrer 
angeborenen Dätigleit, toäßrenb fie, auf 
bem Faulbett 3m Untätigleit oerbammt, 
regelmäßig begenerieren. SBieoiel 3^ 
lann man feinem Siebling toibmen, auf 
toelcße ©igenfcßaften legt man befonberen 
2 Bert?: 5 llle Iangßaarigen Hunbe be= 


3 unge englifd)e Pointer unb Setter 


3 unge cßinefifdje^Spiße (Dfd)aus) 












I 

S ift leirte löftlidjere Staffage in ber ooröfter« 
liehen £anbfd)aft als fo etrt — Dfterhafe. 

Sflutx benn, lieber Gefer, glaube mir — bas 
fabelhafte Dier, es lebt! Unb menn es auch ben 
©nfchein hot, als ob es bloß in ber Literatur, ber 
©Ipthologie unb ber ßegenbe lebte: — mit einem 
meid) gäben, Rimberte unb Daufenbe oon iahten 
mährenben £eben lebt es bod)! 3 a, es ift oon 
einer foldjen Vitalität — einfach nicht umgu« 
bringen, mie man 311 fagen pflegt! Du mähnft 
ihn noch mit inquifitorifd) abgegogener §aut 
unb an feinem gangen $Iei[d)e märtprerhaft 
burchfpidt im breiten Sdhaufenfter ber Stabt« 
füdje hängen — ba flitgt er bir mit eins über 
beinen mit $auftens Oftermonolog fdhroung« 
ooll angetretenen ©Seg!... Unb beuchte bir babei 
fein $ell gleichfalls fo merfmürbtg foftbar filber« 
grau?... Unb haft bu gefehen, meid) riefig auf« 
gefperrte ßenbad)brille er auf ber ©afe hatte? ... 
Unb mas er bloß mit biefer bollen ©tenge ©taler« 
ausftattung unter ber 5Xcf)fei mollte!... Unb mogu 
gar jene &iepe gut fein follte, fo er groß auf« 
gehudt trug unb aus ber er (oor beinen Schuh« 
fpißen juftament!) eine £janbooII hobelfpäne oer« 
lor... ^jobelfpäne, oon benen man gmar getroft 
behaupten bürfte, baß fie oon ben allerfeinfien 
frjobelfpänen meld)e maren — nur bah man es 
fid) nicht enträtfeln fonnte, marum in aller ©Seit 
biefe folche §obe!fpäne lünftlid)«giftig grasgrün 
gefärbt fein muhten ...! 

Unb bu ftehft noch genugfam perplex, unb ber 
©aud) — ein 3rüf)lingsmölf<hen! — aus feiner 
ftolgbetrobbelten 3ägerpfeife — biefes letztere 
3nftrument füllte natürlich eine Keine Ironie oor« 
ftellen! — mabert bir in kniehohe nod) nedifch 
überm ©Seg: ba ift $reunb £ampe auch fcfjon über 
beinen horigont hinab oerfchrounben, fdhneller als 
ein ©lihgug, unb bamit mirb es mohl aud) feine 
gemiffermahen fahrplanmähige ©icfdigfeit haben 
rnüffen: mär' er fonft benn oon ben altgermanifchen 
©ottl)eiten als bas fdhnellfühigfte unter ben Vieren 
gum ©oten auserfehen morben, ben ©tenfchen bie 
©nfunft bes £enges gu oermelben? 

* 

Dod) bamit mären mir ja bereits glüdlid) bei 
ber „©efd)iä)te" bes Ofterhafen gelanbet. Unb in 
ber Datbie läht fid) furios genug an! JOber 
follte man bas fchlechthin als mirafulös begeichnen 
rnüffen? — 

©tan fennt folche guftotums, bie unter einem 
— gering gerechnet — Dreioiertelbußenb ber unter« 
fchieblichften §ausgemaltigen mie ein rechtes 
©Sunber immerbar bei bem einen felbigen $aufe 
oerblieben finb: fo bagugehörig als mie unfid)t« 
bar..... Ober — beffer nod) man erinnert fid) 
aus irgenbeinem galanten Vornan irgenbeines 
©Herrneltsmannes, ber — oon einem etmas oer« 
fürgten Iinfen Sein abgefehen, bas er fid) aber bei 
einem ftreng perfönlidjen ©hrenhanbel holte — 
fonft unter fieben Staatsformen, Dpnaftien teils 
unb teils republifanifchen ©erfaffungen, nicht nur 
mit heilgebliebener haut, fonbern aud) noch gang 
in ber Orbnung aoancierenb ein unb basfelbe 
michtige 2tmt befleibete ... 

Unb fiehft bu nun — an berartige „Äarnidels" 
muh i<h allemal auf ein ©eues benfen, mann fo 
ein Ofterhafe meine Schritte freugt! 

Denn fo einem Ofterhafen — mahrhaftig! — 
bem erging's guminbeft ebenfo toll als fo einem 
türflinfenpußenben „fyaftotum" ober als jenem mit 
Degenunb Sdhiffhut behafteten „©llermeltsmann". 

Sielmehr: es „erging“ ihm eben gar nicht! 
©enau mie jenen anbern beiben! Unb er rennt 
heute im habit eines rabiat gemorbenen ©tündmer 
©talerjünglings (mit einer „natürlichen“ ftiepe, 
inbern ein ©udfad bo<h eigentlich „bie reine Un* 


natur" oerfinnbilblicht!) gleich ermeife fo baf)in mie 
er einftmals an ber Seite oon lichten ©öttinnen 
hüpfte! 

©Sir alle miffen, bah mit bem ©uffommen ber 
chriftlid)eren3eitläufte ein giemlidjer $Uabberabatfd) 

•—ber Sturg f amtlicher £>eibengötter — oerbunben 
mar. Da gingen Ditel, ©Sürben, (Bemalten unb 
©ebeutungen flöten, bah es nur fo eine ©rt hatte. 

Ob fid» herr hafe babei burd) feine berühmte 
Schnellfühigteit rettete, mie oon gemiffenlofen 
Spöttern oielfad) behauptet mirb? 

3Bir fönnen es nur oermuten. 

2luf jeben $rall aber ift feine oon ben ©ott« 
helfen fo gänglid) unoerfehrt baoongefommen mie 
gerabe er. Unb babei mar er in ber 3JiptI)e nid)t 
nur fo ein filometerfreffenber Sterfurius gemefen, 
fonbern — als fruchtbarftes Sier! — fpmbolifdh! — 
in nod) gang anbern Segiehungem gu Reiben« 
göttinnen anbetroffen morben. Um hier nur ein 
Seifpiel gu nennen, mar esbireft offigiell, bah ber 
einen ©öttin ($o!ba?) gmei §afen bie Schleppe 
hielten, mährenb gmei anbre ihr ßichter oorauf« 
trugen... unb eine anbre Sage lieh biefelbe 
©öttin nachts in ©efellfdhaft eines filbergrauen 
^afen burdh bie Fluren manbeln. 3a, ein meifer 
Kenner all folcher mpthif<h^Tt Dinge fagt, bah ber 
^afe bamals „ein burchaus ins ©Ibenreich gehöriges 
Dier“ gemefen... unb bemtod) mar ihm beim 
groben ©ötterfrad) bann nichts gefdjehen! 

©s fcheint gerabe, mie bah überhaupt nicht 
unter bie iXonfursmaffe geraten mar unb alfo auch 
nicht mie bie anbern all mehr ober meniger oer« 
ramfcht merben fonnte. 

©r mar fo richtig bas ^attotum, bem feine 
$ausoerfteigerung mas antat. 

1 ©r mar ber Xpp bes ülllermeltsmannes, ber 
unter fieben SRegierungsformen ruhig meiter feine 
Karriere mahlte. 

©r mar nicht etma ber Soge! Phönix, ber neu 
aus feiner 9tfd)e erftanb — fonbern er mar eben bas 
ftarnidel, bas überhaupt mit feinem Fünfen an« 
gebrannt morben mar. 

SOtan meint orbentlich, man hört ihn fagen: 
„Stein Same ift §afe ... id) meiß oon nichts ..." 

Der heibnifche „i£>afe ber Oftara" blieb and) in 
d)riftlid)er 3eit ber „Ofterhafe". Unb mürben einft 
am ©ertrubistage, bem Stage ber ©öttin ber 
$rud)tbarfeit, bie ©ier, bie bas frudjtbarfte Di er 
— ber !?jafe — gelegt hoben follte, als Spmbole 
bes £ebens rot gefärbt, fo oerftedt man heute noch 
bie Oftereier gleichetmeife als Spmbole bes Debens 
in fünftlid) gemachten ^afenneftern unb fagt bagu, 
ber $afe höbe fie gelegt... 

* 

3a, mit biefer feiner ©ierobliegenheit (fein 
fehr glüdlich gemählter Susbrud im ©runbe für 
©ierablegen!) nimmt's ber §afe nun feit |>unberten 
unb Daufenben oon 3oh^en fchon peinlich genau. 
5iaum bah bas hohe 3orftgefet) Schonzeit an« 
gefagt hat, hebt ba eine ‘ißrobuftion an, bie munber« 
barlid) ift unb alle fiprifer gum ©eifpiel, mas 3rüh= 
lingsgebichte angeht, fehr erröten macht. 

Du glaubft mir nicht recht? 

Dann marte ein menig — oielleicht fannft bu 
ihn heimlich belaufenen! — Stellen am ©ach mie 
biefe hier — ein menig oon ©almfäßd)en oerbedt — 
liebt er befonbers! ^ 

... 2Bie fagft bu? — aber bu muht leife reben, 
fonft hört er uns! — fein ©efid)t erinnere bid) gang 
unb gar an einen ©efannten oon bir, einen 
Direftor 2B ...? 

Stein lieber ^freunb j 0o mie bir ift es einem 
jeben nod) ergangen; es hat eben ein jeber oon uns 
einen ©efannten, an beffen ©efid)t man beim 
Snblid biefes — 

Sber, 0 meh! Da hat er uns richtig gehört! 


„Sber mas laufen Sie benn baoon, meine §er« 
ren? kommen Sie bod), bitte, näher! SSemt id) 
3fmett fage, bah Sie mich nicht im minbeften ftören!" 

(Der ift ja ungeheuer glängenb aufgelegt! — 
m\o machen mir einen ergebenften Diener!) 

„3<h bin für heute fertig — unb id) bin über« 
haupt an einer ©renge hier angelangt... ©is 
hierher unb nidht meiter — hier nämlich hot meine 
fonft fo meitoerbreitete 5Uinbfd)aft ein ©nbe!" 

3<h erfunbige mich, nnefo bas möglich märe. 

©r: „Dja, mein oerehrter §err, Sie ©egenb 
hier hinüber, bie ■— glaubt nicht an mid)!" 

3ch erlaube mir, bie ©ermutung ausgufpredjen, 
bah bas bann ober erft feit neuefter 3eit fein 
fönne unb bah es mirflid) gu bebauern fei, bah 
bie fogenannte ülufflärung — 

©r: ,,?lh) nein, mein £>err, bie glauben nur 
nicht an mich — 3af)a, meine Herren, ich habe 
ebenfalls fo meine ftonfurrentern" 

Unb bas ift uns beiben in ber Dat mas Seues, 
bas er uns ba ergählt: Das ©iermonopol fogufagen 
habe er (ber Ofterhafe) feinesmegs, fonbern es 
teilen fi<h mit ihm in bie ©hre bes ©ierlegens in 
ein paar beutfehen ©auen feit je Storch, Äudud, 
$ ahn- Unb bas fei — am 3pffhäufer — nun fd)on 
gar eine fomifche ©egenb, mo Ser §ahn ©ier lege — 

Unb unfer guter £afe mälgt fid) förmlich oor 
Sachen unb fragt uns, ob bas nicht gum Schiehen 
fei: ein eierlegenber £>ahn ...! 

Unb er mieberholt bie Lebensart „gum 
Schiehen", bei ber mir offengeftanben guerft gu« 
fammengudten, fo brollig, Sah mir ebenfalls in fein 
©elächter herghoft mit einftimmen rnüffen... 

Unb halb fliegen bie gumeift faulen SBiße nur 
fo herüber unb hinüber, oon benen ber immer nod) 
Ser befte mar, mie bah *> oc h oud) ber Storch un« 
möglich ©ier legen fönne, ba er bod) bie IebenSigen 
5linber bringe. 

Da aber mirb unfer $afe fehr oerfchmißt unb 
fagt, bas mache er ebenfalls — im ©ebenberuf: 
im |>afenteich bei ©Itenbraf im Oberharg fißen bie 
ungeborenen ftinber, ber ©ensheimer Sinber« 
brunnen liege in ber §afengaffe, unb gu idißlegg 
in Schmähen hole man bie ftinSer aus bem $afert= 
neft unb fo meiter. Unb mir fönnen ihm felbft 
bann meiter fein ©ebauern anmerfen, ja nicht 
einmal ben geringften mehmütigen Unterton her« 
aushören, als er uns berichtet, bah man im ©iittel« 
alter feft bar an glaubte, bah er bie ©ier felber lege, 
unb bah in manchen ©iufeen bis oor furgem nod) 
foldhe gelegte ©ier als rechte Sehensmürbigfeit 
gur Schau ausgeftellt maren. 

©Sie er aber fo fd)ön 00 m ©iittelalter ergählt, 
benf' ich, nun ift bis gur heibnifd)en 3eit nur nod) 
ein Schritt... inbes er merft mein Drängeln unS 
biegt mir liftig aus unb oerrät oon jener gangen 
3eit unb ber groben Ummälgung nicht mehr als: 
„früher opferte man bie ©ier ber heibnifd)en 
Dffara — fpäter brachte .man fie als Spenbe bem 
©farrer." 

Unb ba peinigt mich — inmitten unfrer luftigen 
Unterhaltung — mieber jenes ©ätfeloolle.... unb 
es oerführt mich mieber gu jener ausfid)tslofen 
©hRfiognomif... 

Unb ich täte unb rate: ©r macht oberflächliche 
©Siße über feine eigne ©erfön. 3ft bas ein StU 
chen, bah er tief an fidh felber glaubt? 

„Spielt" er überhaupt nur mit uns? $hn« 
lieh mie ex mit fich felber fpielt! — Unb gehört er 
aber im geheimen heute noch ins „©Ibenreich"? 

Dod) ba reiht man mich gum ©Iüd aus meinem 
quälerifd)en Sinnen.,. er ift es, ber fid) mit 
einemrnal eileitbs oon uns oerabfdhiebet... unb 
nun ift es an bir, 3xeunb, mir gu ergäl)len, oon 
mas ihr oorljin noch alles geplaubert habt... ich 
überhörte oiel unb hätte nur noch feinen lebten 
©Sunfdh: ^töhlidhe ©ftern!... 






Ifo id) tarn 3U fpät, ber Heine ©reis bei 
meinem Scfeulfreunb unb fleip3iger ©aftfreunb 
war fcfeon bei ben Drauben unb ©firficfeen unb im 
3weüen ober brüten ©emütsftabium eines ©benb» 
effens mit oor^üglidjen Weinen. 

Das laute ©efpräcfe tarn auf War Älingers 
neues, großes ©emälbe in ber Unioerfitätsaula, 
unö unter refpettoollem ©ebauern, bod) aud) mit 
einigem ©eläcfeter, tourbe ber Äronprinj ©ler» 
anber oon Wasebonien auf biefem ©ilbe als 
„oiel 3U Hein" abgelefent unb in; bie äftfjetifdje 
gölte geworfen: fo [teile fein 3 JienfdE) fid) „©ler» 
anber ben ©roßen" oor, aud) wenn es burd) 
3efen alte ©ücfeer[d)retber belegt wäre, bafe biefer 
epodjale gelb, wie alle Waöebonier, eine nad) 
griecfeifcfeem Wafeftabe fleine ©eftalt gehabt l)abe. 
©ucfe ber auffällig wortfarge ©aftgeber fpradfe 
feine ©nficfet baljirt aus, baff feier bem Äünftler 
itlinger feine ail3U grofee ©eleferfamteit wofei einen 
Streid) gefpielt l)abe. ©orftcfetig fügte er fein3U, 
bafj er bas ©ilb nod) nicfet fenne. 

©Is wir am näd)ften ©ormütag bie ©ula ber 
Unioerfität betraten, I)atte id) augenblidlid), oor 
jebem ©acfebenten, ben ©inbrud bes gan3 bebeu» 
tenben, feer3aufwüfelenben Äunftwerfs: fcfewei» 
genb ftanben wir, id) weife nicfet wie lange, unb — 
töpfebrefeenb. Denn mit bem ©ugenbrefeen ift's 
nicfet getan bei biefer lebenbig geworbenen £ängs» 
wanb eines geftfaales. Unb gerabe bie gewaltige 
Dimenfion biefes ftlingerbilbes batte wofe! neben 
ber garbenpracfet, bem flicfetleucfeten unb ber 
prad)toollen Symmetrie all biefer liegenben, fifeen» 
ben unb ftefeenben ©eftalten jene erfte, fofort ein» 
tretenbe Äunftfreube in mir auslöfen helfen: es 
ift ein JReicfetum, ein bunter, wunberooller ©eicfe» 
tum! * 3ft es ©ried)enlanb? es bie gan3e 
Wenfcfefeeü? ©Is fie 3um erften 3 JfaIe blüfete? 

Wan mar ge3wungen, alle ©eftalten unb 
©eftaltengruppen nun erft im ein3elnen 3U be» 
greifen, aus3ubeuten unb in ©e3iefeung 3U fefeen. 
Das ©üb ift wie ein [cfewebenber ©bler: ein fdjmales 
ajtittelftüd, bas aber bes gan3en Wertes aud) ibeelle, 
wirtliche Witte ift, fein ©rüftftüd unb fein ger3, 
unb recfets unb linfs bie breitfeinlangertben glügel. 
3m glügel 3u unfrer ©inten fefeen wir einen 


greifen Sänger begeiftert oortragen, er feebt ben 
Stopf in jener ©rt, wie es bie ©linben tun, fiefet 
nicfet bie fünf3efen 3ufeörer oor feinen güfeen, 
wofei aber fiefet er bie fcfeaumgeborene ©pferobite, 
bie feinter ben 3ufeörern aus bem laifeenben, 
infelbefäten ©rieifeenmeere ifem auffteigt, nad) ber 
er langt mit beiben Firmen; Dtiangel unb Siitfeara 
begleiten feine gerameter. 3nt ©orbergrunbe 
lagert eine ©eftaltengruppe, aucfe 3ufeörenb, ein 
blonber ©urfdfee, ein Wann unb ein ©reis, wie 
eingeorbnet in bas breite Dreied eines borifcfeen 
©iebelfelbes, bas biofee gören unb ©ufnefemen 
ift in bem ©urfcfeen geftaltet, ber Wann prüft 
unwillfürlicfe bie Scfeärfe feines Scfewertes, ber 
©tte aber, beffen Stopf in ben ©ipfel bes ffiiebel» 
felbes gefefet ift unb eine fo broIlig=tnoIIige, rounbet» 
fcfeön=feäfeticfee ©afe feat, ift offenbar ein Äunft» 
tenner, wofelwollenb, aber bocfe burdfeaus tritifcfe; 
alle Dfeeatertritüer in ©erlin unb £eip3ig fefeen 
im fpäteren ©eben fo aus! 

Wü welcfeer gan3 reifen Wenfdfeentenntnis ift 
in biefer ©iebelgruppe bas breiartige äftfeetifcfee 
©erfeaiten biefer brei ©Itersifepen geftaltet! Unb 
welches tlaffifcfee 3ufammentlingen eines gefealt» 
oollen Was mit einem reifen Wie ift feier erreicfet! 

Die 3 nfeln aber braufeen im feellen, unenblidfeen 
©raublau finb in ber ©benbfonne fo rofigrot wie 
blüfeenbe Wanbelbäunte. 

3m ©blerflügel 3U unfrer ©ecfeten fallen 3wei 
Dentergeftalten 3uerft ins ©uge, bie eine 3m 
©rbe weifenb, als [präcfee fie: ©s gibt teine ©r» 
tenntnis, als Wafemefemen unb Scfeüefeen aus bem 
Sichtbaren. Wie ber Sänger 3ur flinlen gomer 
fein mufete, fo mufe biefer ©rofefcfeäbel unb Stafeb 
topf ©riftoteles fein, ber ©aturforfdfeer. Die anbre 
ffieftalt aber, bie mit ifem burcfe ben ibpllifdfeen, 
bacfeburifefloffenen gain fpa3ieren wanbeit, feat 
ifere ganb unter ber ©ruft liegen, feat wofei oorfeer, 
efee ©riftoteles rebete, mit einer feeftigeren ©e= 
megung auf biefe ©ruft gemiefen — es ift ofene 
3weifel ©lato — bie Dfeefe oerteibigenb, bafe 
unfre Seele glügel feabe, bafe fie weit göfeeres 
ertennen tönne, als unfers £eibes armfelige fünf 
Sinne ifer melben! Denn nur ein Deil ber Welt» 
feele fei fie, bes 3eus fo3ufagen. 


Unb als eine feine ©fearatteriftit unfrer gegen» 
wärtigen „eralten“ ©feilofopfeie, unfrer Wunbt» 
3afer3efente, will mir's erfcfeeinen, bafe es nicfet 
©lato ift, ber eben rebet, fonbern ber anbre, ber 
©aturforfcfeer, ober wie gedfener fagen unb loben 
mürbe ber ©feilofopfe oon unten. 

ginficfetlid) ber ©eftaltung, bes malerifdjen 
Wie, entfpradj oon biefen 3mei Dentertöpfen nur 
Slriftoteles meiner inneren gorberung, ber Weife» 
hart aber unb ©lato, ben SUinger feierfeerftellte, 
gibt ben ©ntbeder ber „objettioen 3bee" mir nicfet, 
ber als ber erfte in ber Wenfd)feeit ben feerrlid) 
warmen ©ebanten bad)te, bafe in Wenfd)en, 
Dieren, ©flan3en unb allen „leblofen" Dingen 
ein 3tt>ed märe, ein Sinn, ein Seelifcfees, eine 
3 weigfeele ber Weltfeele! Diefer meifefeäuptige 
unb meifebärtige, mürbige §err ift nid)t ©lato, 
ber metapfepfifcfee gellfefeer, es ift erft reifet nicfet 
©lato, ber ©erfaffer unb Dicfeter bes „Spmpofion"; 
ein fcfeöner Unioerfüätsreöor ift es. 

Docfe biefer Spa3iergang wirb geftört, eine 
g-rauenfeanb legt fid) oon feinten auf bes Statur» 
forfcfeers Scfeulter, um ifen auf ein potitifcfees 
©reignis aufmertfam 3U madfeen: fein längft 
angemelbeter Sd)üler ift angefommen, ber ma3e= 
bonifcfee ©rin3, bes mäcfetigen ©feilipp Sofen. 
Unb gan3 red)ts, an ber Äuliffe bes ©ilbes, ber 
Ulpferobite 3ur £in!en fpmmetrifife entfpredfeenb, 
tritt Ülleranber auf. Wit ber gerfe 3uerft. Die 
Äraft mag bafein, aber es fefelt an jeglidfeer 
©ra3ie! Unb — meifeer wirb bas Weifee in feinen 
klugen, bie 3äfene werben ficfetbar, wie er bie 
beiben berüfemten ©feüofopfeen oon feinten fiefet! 
9 ln meine eigne 3ucfe[enIäd)erIicfeMt mufete icfe 
beuten, wie icfe oor 3mei 3afer3efenten in ©erlin 
einftürmte 3U ben berüfemteften unb erfeabenften 
©rofefforen. Wein Äomöbienfcfereiberfeer3 war in 
feellem ©nt3üden. Unb was feat er für einen riefigen 
ffiolbfeelm! Sind) ein ©rofe ift er! Unb mit einer 
unerfeört grofeen ©edfeten greift er nacfe bem nocfe 
än3licfe unerworbenen £orbeer3meige, ben eine 
inter ifem fcfereüenbe Jungfrau ifem oorfcfeufeweife 
anbietet. Sie neigt fid), ifere ©raue ift feodfe» 
genommen, aber es ift bas ©eficfet einer ©ariferin, 
bie ben ein3igen Sofen bes 3 aren iferer allergröfeten 


©emunberung oerficfeert. — Unb fröfelid) fagte icfe 
meinem Scfeulfreunbe, bem Dicfeter bes „ 3 apfen= 
ftreiifes“: „©ber bas ift eine tomifcfee gigur! Das 
Satprfpiel auf bem ©ilbe ift es, ein wunberoolles 
Satprfpiel! 3 d) werbe eine Äomöbie fcfereiben: 
,©leranber ber Äleine 1 “‘ Der greunb mad)te gel» 
tenb, bafeÄlinger nocfe nie Siomöbiertfiguren ge3eicfe» 
net feabe — bie Älingertenner mögen entfcfeeiben, 
ob bies gans ridjtig ift —, aucfe bas geftcfeen oon 
©rofeffor Dr. ©aul Schumann in Dresben (£eip= 
3ig, ©. ©. Seemann), bas wir beim ©intritt er» 
worben featten, nafem biefen ©rin3en burcfeaus 
feeroifife, aber icfe braucfete nur wieber bies weife» 
gleifeenbe ©uge unter bem ©olbfeelm an3ufefeen, 
unb augenblidlid) ftellte bie tomifcfee £uft ficfe wieber 
ein. Der antommenbe Stubent ift es! Wie präcfetig 
paffenb für ein ©ulabilb! Die jugenblicfee Uber» 
fdjäfeung bes Wenftfeenwiffens! ©öttin 3ur fiinten; 
bas feinfte, tieffte Satprfpiel 3ur ©ecfeten! ©in 
£ad)en ber Weifterfifeaft ift biefer ©leranber, ein 
Saucen ber Weifterfcfeaft, ber enblicfe gan3 er» 
rungenen, bie bas gefamte Wenfcfeentum geftaltet, 
nid)t nur bas erfeabene, fonbern bas gan3e. 

3d) tonnte mir einen £efer benten, ber bei 
bem oorftefeenben unb nacfefolgenben Äopfser» 
breifeen unb Streiten unb Deutenwollen micfe 
immer wieber läcfeelnb fragt: „3ft benn Älinger 
geftorben? Warum fäferft bu nicfet für 3efen ©fen» 
nige nad) ©lagwitj unb fragft ifen?" Doife biefer 
£äd)Ier tönnte wofei nur ein Wenfd) fein, ber in 
ber Uünftlerfeele fid) wenig austennt. Wafer» 
fifeeinlid) würbe mir Älinger teinen anbern ©e» 
fcf>eib geben, als auf bas ©ilb 3U 3eigen unb etwa 
3U fagen: Dies ba finb meine Worte. 

Den ©aum, ber 3wifdfeen ben beiben ©feilo» 
fopfeen unb bem nafeenben ©leranber leerblieb, 
feat Älinger aufs glüdlicfefte ausgefüllt: er teilte 
bie Wiefe bes redjten ©ilbflügels burife einen 
fifemar3blintenben Saife in eine ©orber» unb eine 
ginterbüfene, wo er nun eine fedfesföpfige ©e= 
ftaltengruppe einfefete, eine feeitere ©ufeanwenbung 
griecfeififeer, menfdjlicfeer Weisfeeü. 

©us einem ©apprusröllcfeen wirb etwas oor» 
gelefen, wofei ©erfe, oon einem jungen, feeife» 
blütigen Wanne, ©r feat 3wei 3 ufeörerinnen, 


oon benen bie eine, ifem etwas ferner Ääuernbe 
bas ©ebotene rein als Äunftwert geniefet, wäferenb 
bie anbre, an' beren nadter, fefer lieblidfeer ©eftalt 
ber aufgeftüfete ©rm bes ©orlefers liegt, offenbar 
Wüfee feat, über ber Dicfetung bie ©erfon bes 
Dicfeters gan3 aufeer aifet 3u laffen. ©s ift teine 
getäre, wofei überhaupt teine ©riedfein, es ift 
ein feöcfeft Iiebfames Weib, aus eines beutfifeen 
Walers ger3en geboren, ©nteü unb Dantbarteit 
liegen in iferem Slid, bocfe aucfe ein ©orwurf. 

©in ©riffeltünftler feat feine fjreube an biefen 
Dreien gefunben unb fifet 3ur ©edfeten, 3ei<fenenb, 
was eine £uftige ifem nocfe lofenenber 3u macfeen 
fudfet, inbem fie bie ©erfe bes geifeblütigen mit 
einem Dan3e begleitet. Den 3 «<fener aber, fealb 
oon feinten, beobachtet ein Diogenestopf, ficfetlid) 
nad)bentenb, ob nicfet bie Äunft, bie ofene 3weifcl 
unb immer unb notwenbig finnlicfee, überhaupt 
3u ben £aftern 3U reifenen fei. 

War biefer Steptiter, im ©egenfafe 3U ben 
heiteren Dentem bes ©orbergrunbes, oielleicfet 
bas erfte, was in War Älingers £opf oon biefer 
malerifd) fo trefflid)en ©ruppe feinter bem ©acfe 
ba war? 3ft er nicfet unter unfern bilbenben 
©ünftlern beinafee . ber ein3ige, ber eine große 
3bee fpalten unb wieber fpalten tann — unb 
ber bann bocf) eine Dän3erin malt ooll fo pracfet» 
ooller £ebensglut? Unb fie fo burcfeaus malerifd) 
in bas ©an3e feinftellt? 

©or bem ©rüftftüd bes ©blers bin iife in jener 
Stunbe 3u £eip3ig 3U teinem irgenb annefem» 
baren ©erftänbnis gelangt; nad) einigen Dagen erft, 
als id) auf einer einfamen ©afenfafert in ©elgien 
bie trefflicfee ©eprobuttion (£eip3ig, ©. ©. See» 
mann) mal wieber oornafem, ent3ünbete fid) oor 
mir in biefem ©rudfeftüd ein rotes, leucfetenbes 
ger3, unb id) glaubte 3U wiffen, bafe es nicfet 
— ein ger3 wäre, fonbern — bas gerj. 

©ine ©ruppe oon 3wei fyiguren ift es, ein 
nadt bargefteliter Wann, es ift wofei nur bie Seele 
eines Warmes, betet tnienb unb mit flammenber 
3nbrunft oor einer burdjaus menfdjlicfeen, nur 
ftefeenben unb ein tlein wenig erfeöfet ftefeenben 
grauengeftalt. Sie trägt ein leicfetes galten» 
gewanb, lefent fiel) an einen ©aumftamm, unb 


einen finnenben, oerfeüllten ©Ud feat fie. So 
fiefet ein Wenfd) aus, ber oon einem ©efüfel 
oolltommen erfüllt ift ober oon einem grofeen, 
ins genfeits reidfeenben Willen. Dod) foll wofei 
biefe ©eftalt, wie mir nun !lar ift, überhaupt 
teinen Wenfcfeen oorftellen, fie wunbert fiife niifet, 
bafe jemanb oor ifer betet. Sie nimmt gar teine 
©0Ü3 baoon. 

Übrigens ift fie oon biefen fiebenunbbreifeig 
©efiefetern bas einige, bas bewufet aus bem ©ilbe 
feerausfifeaut. 

Dafe aber bes gan3en ©ilbes rotes ger3, feine 
tieffte gbee unb ©infeeit in biefer Wittelgruppe 
mir plöfelid) aufglüfete, tarn fo: 3d) fagte mir, 
ber Drieb 3um Sdfeönen unb ber Drieb 3ur ©r= 
tenntnis finb auf ben grofeen glügeln geftaltet, 
ber ©latotrieb unb ber gomertrieb; id) fragte 
mid): Was ift bie tiefere, einige ©infeeit in biefen 
allerfeeiligften unb allerfeeüerften Drieben alles 
Wenfcfeentums? 3 <fe antwortete: Der Drieb 3ur 
Weltoollenbung ift es, ber feöifefte Wenfd)enwille, 
ber mit bem ©liwillen einerlei ift, ber uns 311 
©öttem mad)t: ber betenbe Wille, „©ros" nannte 
es ©lato, int ©euen Deftament ift's „bas ©ebot 
über allen ©eboten", unb ©oetfee fagte: „Das 
©wig=Weibli(fee." ©s ift bie eüt3ig ewige ©eligion. 
Unb ein ©ebante ift es wie ein ©robierftein: wer 
ifen nicfet benten tann, ift nodfe im ©orfeofe. 

Warum finb biefes Weibes ©ugen fo mpftifefe 
finnenb? Sie bebarf iferer leiblichen ©tigert nicfet, 
fie ift bie Weltfeele, bas Unbegreifliche, bie ©ott» 
feeit, bie bem War Älinger in biefem Weibe 
erfefeienen ift. ©liefe wenn fie ber felbftficfeere 
Waler mit teinem Strafelentran3e ober fonft» 
welchem aÜ3u billigen geuerwert umrafemt feat. 
Der ©adte aber, ber fiel) in iferem feligen ©nblid 
3U neuem Schaffen ftärtt, bies ift bie Seele eines 
Wenfcfeen, War Älingers Seele unb unfre Seele. 
Die gntereffengemeinfefeaft ber Wenfcfefeeü mit 
bem Dfeeion, bem ©liwillen, feat Älinger mit 
biefem gan3en breiten ©ilbe malen wollen, ben 
„©ros". Unb nicfet nur wollen! 

Denn minbeftens einer feat ja bes ©blers ger3 
nun glüfeen fefeen. 


















714 


Uber fiartb unb 9Jteer 


1911. 9tr. 27 



Nieerbufen. Nad) einem ©emälbe oon Nidjarb 23ergt) 


6d)tt>ebtfd)e &mtft 23on 2öilf)elm SNiefjner 



'TNiefe Sd)toeben finb bod) ein terngefunbes 
93 oIt. ©s gibt leine überhitzen ©tftafen in 
ihrer Kunft. Nud) bas internationale ißariferifche 
ift fo angenehm burd) bas ©egenftänblid)e eines 
heimatlichen Naturalismus gebänbigt. Unb ihre 
(Erfolge in ber Literatur, in ber HRufit, in ber 
Ntalerei finb fdjliefjlid) nur nod) 
erftaunlid), roenn man bebentt, 
bah bie 23eoölterungs3iffer biefes 
ßanbes etroa ber einer preufeifchen 
Nrooin 3 entfprid)t. Dafür hat es 
aber ftarte 23unbesgenoffen in 
feinen Nachbarn, ben Dänen unb 
ben Nortoegern. ©s ift nicht ein* 
mal leidjt, bie ooneinanber 3 U 
unterfd)eiben. Die Dänen malen 
noch eine Note greller unb bunter, 
fie lieben bie füblichen £id)t* 
effette, bie ber Sommer biefem 
meerumfpülten fianbe bereitet, 
unb bas regenbogenartige ©litjern 
ber Sonnenftrahlen auf ber mar* 
morierten Slädje bes äReeres ober 
auf ben hellere Sommertleibem 
ihrer grohftäbtifchen Damen. Die 
Sd)ärenlanbfchaft oor Stodholm hat 
bagegen einen ausgefprodjen norbi* 
fd)en ©haratter, unb bie Nlenfdjen 
erinnern uns ftärter als in Däne* 
mart an bie alten Neden ber 
2 Bitinger 3 eiten. Das Stagnierenbe 
ber Oftfee, biefes äReeres ohne 
(Ebbe unb Slut, ift bas Spmbol 
ihres abfeitigen ÜBefens. „Nings 
um mich herum liegt bas Nteer 
mit Ejunberten oon tleinen Seifern 
infein, roalbberoad)fen ober taf)l," 
fo befdjreibt 3 - 33 - Senfen in einem 
3ägerbudj bie Schärenlanbfdjaft. 

„Nber alle haben biefelbe Sorm, 
inbem fie gefcf)rägt finb unb 3 ur 
SReeresfeite 3 erriffene Klippen 
hüben. (Es ift eine ©letfdjerlanb* 
fchaft unter SBaffer, eine alte 
Selfenftrafje, beren abgefdjliffene 
©ipfel aus bem Nleeresfpiegel 
heroorragen. Die Schären fet)en 
aus toie ein meilengrohes oer* 
fprengtes §eer oon S^feln unb 
$olmen, bas fid) oom ßanbe auf 
äßanberung begeben hat." 


Nroteft gegen alle Schablone unb Drabition finb 
unb mit fliegenbem Eltern ber neuen 3 eit ooraus* 
ftürmen, als beren äReffias fie fiel) betrachten. 
Non biefer Negeiftermtg tonnten bie Nachfolger 
nod) lange 3 et)ren. ©r gab ihrer Sache jenen 
jugenblichen ©Ian, ber fid) 3 ulet)t aud) beim 
Nublitum burd)feht. Nb er auch 
ber N erlauf unb bas Nusftellungs* 
roefen tourbe oon biefen tlaren 
köpfen mit Nefomtenheü unb bem 
ftarten ©ered)tigteitsgefühl ber 
Sugenb reformiert. £eute 3 äl)len 
fie bie Negierung, bas Königshaus 
unb oor allem ben Nrin 3 en (guejen, 
ber felbft äRaler ift, 3 U ihren beften 
Sörberern. 

Diefem Nnfd)luf 3 nach oben 
tommt ein ebenfo ftarter 3 ufam= 
menhang mit bem Noltsleben ent* 
gegen. Nud) ber gebübete Scfpebe 
hat irgenbtoie unb nicht etroa in ber 
$orm einer Sonntagsjägerei nod) 
eine gan 3 ftarte 23e3iet)ung 3 um 
Kulturftanb bes Sägers, ©in paar 
Schritte hmter ben Nflafterfteinen 
feiner mobernen Stäbte unb rings 
um bie Sabritfdjornfteine feiner 
Niefenbergroerte breitet fid) if)m 
bie Natur in ihrer jungfräulichen 
Unberührtheit aus, in ber bie Diere 
noch bie 9Nehr3ahl finb, in toeId)er 
ber Nienfd) oon ben Nebeln bes 
03 eans unb feinem Sonnenglan 3 
oerfd)ludt roirb toie eine Ntüde. 
So hat feine Nialerei eine Nicht* 
linie ins Sportlid)e, ins ßeben* 
bejahenbe. 23runo ßiljefors 
hat uns längft mit biefer Sagb* 
malerei betannt gemacht, bie 
ebenfooiel neroöfe Senfibilität 
toie urroüdjfige Kraft aufroeift. 
Unb roenn man oor biefen Nil* 
bern mit bem buntelbraunen Nieer 
unb feinen märchenhaft bunt glihern* 
ben ©nten, 2 Bafferl)ühnern ober 
NSilbgänfen bisroeilen bas ©efühl 
hat, bafe ber Künftler fid) oon ben 
Snftintten bes Sägers überrennen 
läfet, fo ift biefer Säger bod) 3 U* 
gleich ein Naturfreunb mit feinen, 
roetterfeften Sinnen unb einbring* 


Den Konftnärs=3örbunbet tarnt man als bie 
erfte ©rünbung einer Se 3 effion in ©uropa be* 
3 eid)nen. ©s ift eine ©rünbung bes 1906 oer* 
ftorbenen URalers ©mft Sofephfort; eine jener 
leibenfchaftlid)en Naturen, bie toie ©ourbet in 
ihrem gan 3 en SBefen ein ewiger triegerifcher 


SRalerinnen. Nach einem ©emälbe oon ©arl 9BilheImfon 

















Arbeiter im 23 er gm er! bei Äürunaoaara. Bad) einem ©emälbe oon dar! 2 ßill)elmfon 


1911. 9tr. 27 


liehen Busbrudsmitteln. Unb man oer 3 eil)t il)m gern 
bie ileinen Brutalitäten feiner Palette. 

2lud) drnft 2 >ofephfon, ber geiftige Bater 
ber fd)toebifchen Se 3 effion t>on 1886, ift fd)on 
toieberholt bei uns getoefen. 9Jtan erinnert lief) oor 
feinen fpanifdjen Straftenbilbern an bie dpds, bei 
benen in ber bollänbifcfjen Tafelmalerei bes $JJtitteI= 
alters guerft fübliche Btotioe, Balmenhaine unb eine 
maurifd)e 2 lrd)ite!tur auftaud)ten. dine naioe 
greube am Reifen unb dinfammeln erotifdjer 
Farbenpracht f)ält ben Bialer, ber oon braunen ber 
feine §eimat 3 U erobern !ommt, nod) länger als 
anbre 9Beerfat)rer gefangen. 

Das auffladernbe Bot eines Borbanges, bie 
grellen Töne ber Bauernröde unb 51opftüd)er tebren 
bann in feine unb feiner $*reunbe Bilber ein, bie 
ben fd)tüebifd)en Bauern im Sonntagsftaat ober ben 
Arbeiter ber §eimat fd)ilbern. 

ds ift, als fud)e bas ed)te §eimatgefül)l einen 
Bnfdjlufe an bie Sßelt braunen, als brauche bas 
Buge eine Betätigung für feine gefteigerte Färbern 
empfinbung. 

2 Bie drnft Fofephfon ift aud) d a r l 2 B i 1 » 
b e l m f o n in Baris unb Spanien getoefert, um fid) 
an 3 urbaran unb ©ot)a 3 U erlennen. 2 Bie er fid) 
aus biefem Spanier 3 U einem ausgefprodjenen 
§eimat!ünftler enttoidelt, 3 eigen unfre Bilber. Blau 
rounbert fid), oon biefem Btaler, ber beute auf ber 
§öbe feines Staffens ftebt, bisher nod) fo gut toie 
nichts gehört 3 U haben. 3 uerft bie oorfäbrige Bus= 
ftellung bes ftünftlerbunbes in Berlin brachte uns 


715 


eine ftattlidje 3abl feiner Bilber unb überrafdjte uns 
burd) ben fouoeränen dr 3 äl)lerton, ber in ihnen am 
gefd)Iagen toirb. Sh™ gelingt es, bte engfte Be= 
3 iebung 3 toifd)en feinen Blenfchen — halb finb es 
Bergarbeiter, halb Bauern, Fifdjer, Btalerimten — 
unb ber £anbfd)aft her 3 uftellen. Die ftompofition 
hat nur fcheinbar etroas 3 ufälliges. 3 ulet|t ift bod) 
jeber Ton febr fubttl in ben anbern eingeftimmt, 
ber grüne §immel über roten 3 iegelbäd)ern unb 
luftiggelben £äusd)en, ber 2 Biberfd)ein biefer bunten, 
fröhlichen Sonntagsroelt im SBaffer. So toirb bas 
roeite £anbfd)aftsbilb, ber ungeheure fphärifdje Baum 
felbft 3 um Nahmen, gleich toeit unb tief unb bobem 
los unb angefüllt, überquellenb oon Sonnenfeh ein 
nad) allen Seiten. 

Seine Brmeleutebilber finb frei oon jeber Bil= 
bungsproherei ober fo 3 ialen Tenben 3 , gans malerifd)e 
Überfid)tlid)!eit ber Farben unb formen, in jeber 
§infid)t tünftlerifdje Sicherheit, bie immer im Seeli= 
fd)en lanbet. 

Selbft bie Behaglid)feit, toie er fie in feinen 
Btotioen auffud)t, ift noch oon einem ftarten Tempe= 
rament burd)leud)tet, toie bie fianbfehaft oon 
Sonne, bas 3uterieur oon gebämpften £id)ttönen, 
bie uns ben Baum fo lieb unb oertraut machen. 
3n feinen ^uterieurs unb Borträten erinnert er an 
unfern ftaldreuth, ohne bas Spe 3 ififd)e norbifd)er 
Durd)fid)tig!eit in ben oerhaltenen Dämmerungen 
ber Stubentraulid)!eit je auf 3 ugeben. 51ur3, er ift 
in allem ein fixerer ftemter ber Beroegung (man 
betrachte bie Arbeiter im Bergtoerf), toie ber Buhe, ber 


Über £artb urtb $Jleer 


3igeunerinnen in Seoilla 
Bad) einem ©emälbe non darl SBilhelmfon 















716 


£id)t unb Schatten in gleicher 
SBeife burd) fein Temperament 
befeelt. 

9Han muf) untoilltürüd) oor 
ben Silbern äßilbelmfons 3 toeier 
anbrer fd)rüebifd)er Zünftler ge» 
benten, bie uns bisher bie tppi» 
[dien Vertreter bes mobernen 
ocbtoebens erftbienen: an Sin» 
breas 3orn unb (Earl £arffon. 

So feljr bort nod), roenn 
aud) auf gan 3 oerfd)iebene 
3Beife, eine Slrt trampfbafter 
geuerroerterei mit Farben» 
effetten gefudjt toirb, fo fet>r 
roirb bei 2 BilI)elmfon bie 
Sonnenanbetung ber mobernen 
SCRalerei 3 U einem tlaren §pm= 
nus, einem rooblgeglieberten 
©ebid)t auf bie Statur. (Es ift 
bas 2BefentIid)e, bas fid) t)ier 
toieber angenehm geltenb mad)t, 
eine fd)öne Sad)lid)feit, ein 
mel)r 3n=ben=Dingen» als Uber» 
ben»Dingen»Sein. 

SBoIIte man einen erfdjöp» 
fenben 23erid)t über bie fd)tüe= 
bifdje S07alerei ber ©egenroart 
geben, fo bürften Sltaler roie 
Stils ftreuger mit feinen büfteren 
Tönen unb ben ferneren, tont» 
patten, aber meifterbaft be» 
megten SJtaffen feiner Tier» 
leiber, Hermann Storrman mit 
feinen ins übertrieben $laftifd)e 
ftilifierten £anbfd)aften, Slrel 
Sjöberg, ber nod) empfinbfamer 
als fiiljefors, faft fd)roermütig 
in feinen £anbfd)aften ift, unb 
mancher anbre nid)t unerroäbnt 
bleiben. 

(Eine ^ßerfönlid)teit oon ftart 
ausgeprägter 5tünftlerfd)aft ift 
Slid)arb 23ergb, ber jetgge 
Sefretär bes itünftlerbunbes, 


1911. 9tr. 27 


ber aud) als Anreger unb fieiter 
ber 3ugenb einen großen (Ein» 
flufe auf feine fianbsleute t)at- 
(Er ift roobl ber bebeutenbfte 
^ßorträtift feines £anbes. 

Sdian mufe an SJtar £ieber» 
manns Hamburger Senatoren= 
bilb benfen oor bem ©ruppen» 
bilb bes Sorftanbes bes ftünftler» 
bunbes. 

Sein Porträt Strinbbergs 
ift mit einem bem ©egenftanb 
ebenbürtigen Temperament ge» 
malt, in bem ber Serftanb fo 
feltfam irrlidjteriert. feinen 
£anbfd)aften 3 eigt er ben großen 
biftorifd)en Stil feines £ebrers 
3. £aurens in Sans. Dod) 
barüber hinaus roeifj er uns 
aud) Stimmungen 3 U fugge» 
rieren, roie bie englifdjen $rä= 
raffaeliten fie liebten — unb 
fei es aud) nur mit ber SIbfid)t, 
in einer alten Surg am SJteeres» 
ftranb bie ©eifter Triftans unb 
3 foIbes unb ©ubruns 3 U 
befd)toören. 


©ebantenfplitter 

2 ßas bas ©enie in fid) t)at, 
l)at bas Talent an fid). 

* 

Sd)ön fein unb fd)ön aus» 
fel)en ift 3 roeierlei. 

„Das bringt uns auf anbre 
©ebanten“ beißt rneift: „Das 
bringt uns erft auf ©ebanten.“ 
* 

SJtan roirb fetjr gern gef eben, 
roenn man gern gehört roirb. 

(Ernft ftümpel 


Spanifcbe Strafjenmufifanten. Stad) einem ©emälbe oon (Ernft 3ofepf)f°tt f 


Uber £anb unb 50teer 


Spanifd)e Scbmiebe. Stad) einem ©emälbe oon (Ernft 2>ofepI)fon f 














1911. 9tr. 27 


Über ßanb unb Üileer 


717 


©Boran man gefeite keilte 
ertcnnt 

93 oit 

£)scar 51. §. Sd)mtß 

as mosten bie bummert keute gar 311 gern 
miffen, moran man bie gefreiten erfennt, 
aber leiber ift es unmöglich. Denn fo rote unfer 
©fuge bas kicßt nur barum feßen fann, toeil es 
felber bem Jßicf)te oerroanbt ift, fo fann ber, melcßer 
einen gefreiten ©Renfcßen erferlnt, felbft nicf)t 
gatt3 butmn fein. Unt ettoas 3U erfaffert, muß man 
etroas oon berfelben ©ffen3 in fid) haben. ©tun 
gibt es freilief) keute, bie, oßne gefreit 311 fein, 
feßr fd)lau finb; fie f)aben eine ©teiße oon ©Jietßoben 
entbeeft, toie man gemiffermaßen oon hinten 
herum bie ©efd)eitßeit erfennen fann, of)ne ißr 
oerroanbt 3U fein. ©Ran nef)me 3um ©eifpiel an, 
jemanb oerfteßt gan3 unb gar nichts oon ©Jtalerei, 
troßbem fann er, roenn er fd)lau genug ift, baßinter- 
fommett, ob ein ©ilb etroas roert ift ober nid)t. ©r 
braucht fid) bloß mit bem ©tüden bagegen3uftellen 
unb genau bie oerfdpebenen ©Irten keute 3U be- 
obad)ten, bie bas ©ilb betrad)ten; aus ber ©Birfung 
auf fie fann er bann 3U einem 3ufammenfaffen- 
ben Urteil fommen. Das ift bie ©Retßobe ber 
meiften kunftßänbler, ja betrübenberroeife aud) 
oieler kunftgeleßrten. ©s ift bas Mittel, oon 
einer Sadje, mit ber ntan innerlid) nichts 3U tun 
hat, bod) etroas oerfteßen 3U lernen, ©s ift bie 
©lusflucßt bes Unbegabten, um 3U einem Urteil 
3U gelangen, unb jeber meiß, baß bie meiften politi= 
feßen unb fünftlerifcßen ober literarifcßen Urteile, 
bie man in ber ©efellfcßaft l) 5 rt, auf biefe ©Beife 
entftanben finb. Die ©Retßobe hat natürlich aud) 
if)r ©utes, bentt roir föntten nicht auf allen ©e= 
bieten gefd)eit fein. ©Benn 3um ©eifpiel jemanb in 
ber kage ift, ein ausge3eid)netes ©ueß über ©oetße 
als Dichter, als ©Renfcß ober als kebenspßilofopß 
3u fdjreiben, aber oon ber ©taturmiffenfd)aft nichts 
oerfteb)t, fo roirb ißm nichts anbres übrigbleiben, 
als ben ©ffeft ber ©oetl)efd)en naturmiffenfeßaft- 
lid)en $or[cßung auf biejenigen, bie ettoas baoon 
oerfteßen, 3U beobachten unb baburd) 3U einem 
Urteil über ©oetße als ©taturforfeßer 3U fommen. 
©ebenflicß roirb ein folcfyes ©erfahren erft, roenn 
fid) ber ©rfenntnistrieb mit ©lusfcßließlicßfeit auf 
biefe ©aßn begibt, unb biefer ©efahr unterliegen 
bie exaften ©Biffenfdßaften mit ihren med)anifd)en 
©Reffungen nur allsu leidet. 

©efanntlicß oerfudht man fd)on feit längerer 
3eit bie menfcßlicße ^telligens auf experimen¬ 


tellern ©Bege 3U meffen, unb toas ift bas ©tefultat? 
©tan ift ba3u gefommen, ©Renfd)en oon fcßnetler 
©luffaffungs- unb kombinationsgabe oon ben lang- 
fameren 3U unterfd)eiben; aber bie fönnen getroft 
3U ben Dummen ge3äf)lt roerben, bie glauben, 
baburd) bie toahre ©efcheitheit eines ©Renfdßen 
unterfd)ieben 3U haben. Sd)nelles ©egreifen unb 
kombinieren fann fogar bie ©Renfdßen oerführen, 
über bie roefentlid)en, ber ©rfenntnis roürbigen 
©Romente bes kebens in Dorßeit ßinmeg3ubliden. 

Da id) über3eugt bin, baß mir nur bie gefdjeiten 
kefer bis hierher gefolgt finb, möchte id) auf ein 
anbres Spmptom ber ©efcheitheit ßinmeifen, bas 
aber nur für ben brauchbar ift, ber felber ettoas baoon 
in fid) hat unb ficherere Schlußfolgerungen als bie 
fogenannte pfpd)ometrifcße ©Reffung erlaubt. ©Bir 
befißen ein gan3 unfehlbares 3eid)en ber mirflicßen 
©efcheitheit. ©s ift ber §umor. ©tid)t als ob ber- 
fenige ber gefdheitefte ift, ber ben meiften ipumor 
hat; bas ift ebenforoenig ber ^all, roie berjenige am 
meiften fiet)t, ber bie beften ©lugen hat. ©s muß 
nod) manches anbre ßin3ufommen. ©Iber ber 
£jumor ift ein fidßeres Spmptont bafür, baß jemanb 
nid)t gan3 inferior fein fann, mäßrenb ber feßlenbe 
§umor mit ebenfolcßer Sicherheit barauf fcßließen 
läßt, baß jemanb nicht oon ©runb auf ein ge- 
feßeiter ©Jtenfd) ift. ©r fann baneben flug, begabt, 
fd)Iau, fix, toeiß ©ott roas alles fein, aber biefe 
©runbgefcßeitßeit, bie aus einem ©Renfcßen fprid)t, 
ift ohne §umor nid)t benfbar. ©Sir fennen in ber 
©efeßießte eine gan3e 9 teiße oon ©Renfcßen mit 
geroiß haßen ©oben, bie eine ftarfe ©Birfung auf 
bie ©reigniffe gehabt haben, unb troßbem fönnen 
roir ißrem (Seift nichts anbres als eine falte ©e- 
rounberung 3ollen, benn roir füßlen, ißm fehlt 
etroas, unb 3toar bas ©efte. ©s ift uns innerlich 
nicht recht, baß biefe ©Renfdßen 3U fold)er $jöße 
unb ©Birfung gefommen finb. Sie hatten feinen 
§umor unb mären barum befeßränft. Dies aber 
ift bas genaue ©egenteil ber maßren ©efeßeitßeit. 

Der §umor fteßt 3mifcßen ber kogif bes ©er- 
nunftpßilifters unb ber Unoernunft bes ©ßantaften. 
©W3U ftarre ©ernünftigfeit unb all3u 3ügelIofe 
©ßantafie — bas finb bie beiben klippen, 3toifd)en 
benen nur ber §umor fießer ßinburcßfegelt. So- 
moßl bie ©Raßftäbe ber ©ernunft, an bie ©or- 
ftellungen ber ©ßantafie angelegt, als aud) bie 
unbefümmerte ©ßantafie, meld)e bie ©ernunft- 
berec^nungen 3erreißt, mirfen ßumorooll. Die 
©ernunft ßinbert einen ÜRenfcßen, fid) in ©ßan- 
taftif 3U oerlieren, bie ‘ißßantafie aber ift bas Sidjer- 
ßeitsoentil für all3U große ©ernünftigfeit. 2>n ber 
©Birfung beiber ©aben aufeinanber liegt bie maßre 
©efdEjeitßeit. Darauf, baß ber §umor bie ©ßantafie 
mit ber fiogif unb bie ßogif mit ber $ßantafie 
mißt, berußt feine melterfennerifcße keiftung. So 


ift er ein fidßeres 3 eid)en bafür, baß ein ©Renfd) 
nid)t gan3 unbebeutenb fein fann. Denn jeber ift 
in getoiffem Sinne bebeutfam, ber nießt auf einer, 
fonbem auf ber Sd)nittflädße 3toeier ©benen bes 
kebens fteßt. Der £umoroolle fä)aut oon einem 
©ipfel in 3mei Däler, mie jemanb oon einer ©Upen- 
ßöße über eine troftlofe oegetationslofe ©isfläd)e 
fießt unb fid) nur um3ufeßren braud)t, um in bie 
grünen Däler fonnigen kebens ßinab3ubliden. So 
ßat er bem fieben gegenüber, meil er es oon beiben 
Seiten fießt, immer recht, toäßrenb bie, roelcße 
auf einer ber beiben Seiten tooßnen unb niemals 
über ben ©ipfel gefeßaut ßaben, fo ftarf fie im 
ein3elnen fein mögen, bem ßeben gegenüber immer 
unred)t ßaben, ba fie 3ur ©infeitigfeit oerbammt 
finb. Das ©Sefen ber ©Belt aber ift bie 3 tf>eifeitig- 
feit unb ber ©Siberfprud). ©tod) beffer aber als mit 
einem ©ipfel fönnen mir ben kebensftanbpunft 
bes §umors mit einem auffteigenben ©rat oer- 
gleid)en. Der eine fteßt niebrig, ber anbre gan3 
ßodß, oielleid)t auf bem ©ipfel, aber alle, bie auf 
bem ©rat fteßen, ob unten ober oben, fönnen fid) 
oerfteßen, meil fie beibe Seiten ber ©Belt erfennen, 
ber eine flein, ber anbre groß. Sie mögen in ißrem 
©Beitblicf mtenblid) oerfd)ieben fein, aber bie §aupt= 
fad)e ßaben fie beibe, ben ©lid nad) 3toei Seiten; 
ißr ©Befen ift oermanbt. So mögen [id) bas ©enie 
unb ber einfache, nießt intelleftualifierte ©Renfd) 
im §umor begreifen, mäßrenb bie, melc^e auf 
beiben Seiten bes ©rates tooßnen unb fid) gegen- 
feitig nicht feßen, fo naße fie eittanber aud) in 
be3ug auf bie §öße fein mögen, nie etmas oon- 
einanber miffen unb oerfteßen fönnen, folange 
nid)t einer ben ©lid über ben ©rat hinüber tut. 
©emiß fteßen fie beibe oielßößer als berbefdjeibene 
©tarnt, ber meiter unten, aber auf bem ©rat fteßt, 
aber ba er in beibe Däler ßinabblidt, ßat er ein 
©ted)t, fid) ben großen Herren überlegen 3U füßlen, 
bie, menn aud) nod) fo ßocßgeftellt, nur oon ber 
einen Seite bes ©erges miffen. 

Der flaffifcße ©tusbrud für biefe 3 tt>eißeit ift 
befanntlicß bas ©aar Don £luid)otte unb Sand)o 
©anfa, oon benen feiner felbft §utnor ßat: beibe 
fönnen fid) niemals oerfteßen, benn jeber fteßt auf 
einer anbern Seite ber ©ergmanb. Sie aber 3U- 
fammen ergeben barum bie ßumoriftifdßfte Situa¬ 
tion ber ©Belt, unb 3toar für jeben, ber auf bem 
©rat felbft fteßt, mag er als einfacher Durd)fcßnitts- 
menfd) unten ober als genialer ©etrad)ter oben 
tooßnen. ©tur benjenigen bleibt fie unoerftänblicß, 
bie ©auerntölpel ober ©ßantaften finb. 

Der ifjumoroolle ßat in fid) Sancßo ©anfa unb 
Don £iuid)otte 3ugleidß, unb es ift ber ©ipfel bes 
§umors, baß man bas erfennt unb felbft ©egen- 
ftanb feiner eignen ßumoroollen ©etrad)tung 
merben fann. 



©or ber klagemauer: 3 uben aus bem heutigen S^ufalem. $Racß einer fünftlerifd)en ©ßotograpßie 










718 


1911. $Rr. 27 


renmart 



wfiaft 

Der S dj l a f., jener uns allen und mof)I and) 
j ehern anbern Organismus geittoeilig unentbef)t? 
ließe 3n)tanb eines fd)einbaren ©ufßörens vieler 
£ebensfunttionen, I)at 3u allen gelten für ben 
bentenben ©Menfd)engeift ein fd)mtertges unb l)od)? 
intereffantes Problem gebildet. ©Sährenb in 
»ergangenen Epod)en, unb and) beute rtod) bei 
primitiven ©ol!erfd)aften, aller!) anb mxjftifd^e 
Spetulationen unb aberglöubifd)e gbeen baßu 
bienten unb bienen, biefes ©nturphänomen, bas 
bem poetifdßen ©emüt als fanfter „©ruber bes 
Dobes“ erf<h eint, beut menfd)iid)en ©erftehen näher 
3u rüden, bemühen xbir uns in unfern Dagen, 
helfen wahres ©Sefen, beffen eigentlichen ,,©Me<ha?. 
nismus" auf bent SBege nüchtetn?miffenfd)aft= 
lidjer Hnterfucbungen 3U ergrünben. ©ber fo fet)t 
mir moderne *Kulturmenfd)en uns immer als 
Kinder einer gelt fühlen mögen, deren ©atur? 
ertenntnis ungeahnte $01)en erreichte, immer 
wieder befd)leid)t uns etwas mie eine Ahnung oon 
geheimnisvollem ©aturm alten, wenn wir all? 
näd)tlid) unfer tlares © ewußtfein fchwinden füßlen 
unb mir in eine ©Seit bes „©id)ts“ ober in ein 
©Sirrfal von ©orftellungen unb gbeengäitgeit 
vetfinten, bie oon ünferm wirtlichen Sein oft 
gänsiid) losgelöft erfd)einen. 

Die Dbeorien über ben Schlaf bes ©Menfd)en, 
mögen fie nun mehrober minder miffenfdjafi- 
lieber ©rt fein, mürben eine ftattliche gal)! üon 
©änben füllen. ©euetbiitgs wirb in ber phpfio? 
logif d)en £iteratur über ©erfud)e berichtet, bie 
geeignet erfd) einen, einen fehr wuchtigen unb be? 
beutungsvotlen ©ertrag 311 unfrer grage 3ü 
liefern, wenngleich fie nad) ber pofitioen Seite 
bin leine neuen Ertlärungsmomente bringen. 

. gtt meid)er Dätigteit bes .Organismus haben 
mir bas oerattlaffertbe ©Moment für ben Schlaf 3U 
fud)en, mie haben mir uns, türs gefagt, beffert 
©Meäjanismus vot3uftellen? Uber biefen ptinsi? 
piell widrigen s f 3 unft fd)ienen fid) bisher faft 
alle ©Siffenfd)aftter infofern einig 3U fein, als man 
bas (5 e b i r n als ben eigentlichen Dräger bes 
Sd)Iaf3uftanbes anfat), be3iehungsmeife als man 
in gemiffen, im ©ehirn fid) abfpielenben ©er? 
änberungen bie. eigentliche llrfache bes Schlaf? 
Vorganges erblidte. 

So follte nach einer vor etwa fünfsehn fahren 
in' grantreid) mit großem Enthufiasmus auf? 
genommenen Dheorie ber Schlaf dadurch 3Uftanbe 
tontmen, baß bie ©angliensellen bes 05 roßl)irns, 
bie allgemein als ber eigentliche Siß der;©ewußt? 
feinsvorgänge gelten, ihre feinen ©eroenfortfäße, 
bie fie mit ben ©ad)barganglien3ellen verbinben, 
entziehen, moburd) bann bie Leitung in ber 3entral= 
ftation aller nervöfen Erfcheinungen unterbrochen 
ünb biefe „3m ©üße tommen“ mürbe. Diefe, 
mie aud) bie fehr eigenartige Dheorie, baß in ge? 
miffen $irnteilen einfd)läfernbe Stoffe (etma 
©roui) er3eugt mürben, ift jeßt mol)l gän3lich 
aufgegeben worben. ©m einleuchtend ften er? 
fd)eint nod) bie mehr allgemein gehaltene Er? 
ilärung bes berühmten ?ßht)frologen ©ermorn, 
monad) bie ©anglien3ellen ber ©roßhirnrinbe 
burd) ihre im ©Sad)3uftanb faft ununterbrochene 
Erregung burd) bie ©ei3e ber Sinnesmahr? 
ne.hmungen allmählich in einen 3uftanb ber 
„©rbeitslähmung“ geraten. ©Serben nun alle 
Sinnesreise tunlid)ft ausgefcßaltet, fo fann in ber 
ermübeten ©roßhirnrinbe 3unäd)ft ein ©uhre? 
Suftanb („Einfchlafen“) eintreten, ber aisbann In 
einen 3uftanb ber ©eubelebung ober ©eftitution 
übergeht unb bas ©roßhirn mieber su feinen 
£eiftungen, melche bie ©ewußtfeinserfd)einungen 
veranlagen ober parallel mit ihnen gehen, be= 
fähig! („Erwadjen“). 

Es fdjeint nun aber nad) ben ©Mitteilungen von 
% Dubois, baß für bas 3 uftanbetommen bes 
Sd)Iafes bas ©roßhtrn nicht ober bod) nicht aus? 
fcf)Xiefelich bas verdnlcrffen.be ©toment bilbet; 
baß biefes, mie Dubois meint, nicht bas „Organ 
bes Schlafes“ ift, von meld)em alle jene ©er? 
änberungen, bie ber gan3e Körper (befonbers 
in feinen ©ffimilatibns?, ©tmungs? unb ©us? 
fcheibungsvorgängen) im Schlaf3uftanbe 3eigt, 
veranlaßt merben unb abhängig finb. ©ntfernt 
man einem (natürlich völlig narlotifierten) Dier 
bas ©roßhirn unb überfteht es bie Operation, 
fo vermag es befamttlid) noch längere 3eil fort? 
3ueriftieren, oorausgefeßt, baß ihm alle militür? 


liehen $anblungen —^reffen, Drinten unb fo 
meiter — burd) entfpredhenbe ©Manipulationen 
abgenommen merben. Das äußerft ©Mertmürbige 
ift nun, baß biefe hirnlofen, dlfo fietjer völlig be= 
mußtlofen Diere bennod) unverfennbar bie 3u= 
ftänbe bes Schlafens unb ©Sachens feigen. 

So muß man moi)I annehmen, baß bas ©uf? 
hören ber mit ©emußtfeinsvorgängen vertnüpften 
©roßhirntätigteit eben nur eine ©egleiterfcheinung 
desjenigen 3 uftanbes ift, ber beim Schlaf ben 
gan3en Körper beherrfd)t ober gerabe3U befällt, 
unb baß uns biefes „©btlingen bes ©emußtfeins 
vom eignen 3<h“ nur besmegen als bie $aupt= 
fad)e, als bas ben Sd)Iaf ©eranlaffenbe erfd)eint, , 
meil es fid) unfrer ©Sahrnehmung unb Erinnerung 
(nach bem ©rmachen) gerabesu aufbrängt! ©Iler? 
bings bleibt 3U bebenten, baß auch bei höheren 


Normale und aditfingerige Hand des 
Wassermolchs, letztere durch Ampu¬ 
tation und Regeneration entstanden 



ri 


Aditbeinige Knoblaudikrötenlarve i 
künstlich erzeugt 





Zweiköpfige Schlange 
K normaler, K' superregenerierter Kopf, r die 
ursprüngliche Bruchstelle, W normale, W‘ regene¬ 
rierte Wirbelsäule 

(Aus Thesing, Experimentelle' Biologie. 
Verlag B. G. Teubner, Leipzig) 


Dieren bas' ©roßhirn nicht entfernt bie ©olle für 
ben normalen ©blauf ber £ebensfunItionen fpielt 
mie bei uns ©Menfdjen. ©in $unb ohne ©roßhirn 
vermag nöd) 3U gehen, ein grofeh fogar nod» su 
freffen; beim ©Menfchen genügt fd)on ein Heiner 
©Iuterguß in bie bie ©liebmaßenbemegung regu? 
iierenbe ©roßhirnregion, um völlige £ähinungen 
herbei3uführen. 

Der Komplex veränberter phpfiologifcher ©er? 
richtungen, ben ber Stör per beim normalen Schlaf 
3eigt, unb von bem bas ©ufhören ber ©emußtfeins? 
erfcheinungen gemiffermaßen nur einen Deil bar? 
ftellt, tritt bei gemiffen, unter befonberen £lima= 
verl)ältniffen lebenben Organismen in ungemein 
verftärltem ©Maße unb in bebeutenb verlängerter 
3 eitbauer in ©rfcheinüng. Der „Saifonfchlaf“ 
(©Sinterfchlaf, bei gemiffen Dropentieren auch 
ein fogenannter Sommerfdhlof) ift nad) Dubois 
troß ber tief greif enben ©eränberungen im Körper? 
haushalt bes „Schläfers“ — Sifüerung ber Darm? 


verbauung, faft völliger ©tmungs? unb ©lut? 
umlaufsftitlfianb — bodh meiter nichts als eine 
„vertiefte“. 5 orm bes gemöhnlid)en Schlofes. 

* 

Die Experimente ber ntobernen ©nimidlungs? 
mechanil ftellen bie ^ohrmarttmunber unfrer £inb? 
h^itstage, bie „leiber“ ftets fchod verftorbenen 
SmeiföpfigeniXälbchen unb Schroeinchen, bie über? 
bies gar nicht fetten mit ©abel unb 3roirn 3urecßt? 
gemacht maren, meit in Schatten. Die lünftlid)e 
ErSeugung 3meüöpfiger, boppeIfdhmän3iger, mehr? 
fingeriger, fed)s? ober gar addbeiniger ©Miß? 
gebürten ift ein siemlid) einfaches Experiment, 
fofern man fid) an niebere ©ßirbelüere, £urche 
ünb ©eptilien (£nod)enfifd)e eignen fid) merl? 
mürbigermeife meniger) hält unb bie entfpred)e.n= 
ben Eingriffe in red)t frühen 3 üöenbftabien vor? 
nimmt. Ein fehr lefensmertes ©üchlein (E. Dhe? 
fing, Experimentelle ©iologie, IT, £eip3ig. 1911 ) 
berichtet über einige befonbers bemerlensmerte 
©egenerationsexperimente. 

Die gan3 monftrös erfcheinenbe achtbeinige 
5 tnobIaud)frötenlarve, bie hier abgebilbet ift, 

. ftellt ein ©erfud)srefultat bes ©erliner gorfchers 
Dornier bar; fie mürbe burd) frühzeitige S p a l = 
tu n g ber ©liebmaßen anl a g e n ersielt. 3n 
ber ©atur entftehen berartige ©Mißbilbungen bei 
höheren ©ßirbelüeren häufig burch 3ufällige Ein? 
fd)nürungen ber ©liebmaßentnofpen burd) gäben 
ber Eihaüt (©mnion); biefer ©organg läßt fid) 
experimentell recht leidet burd) „Hberfchnürung“ 
ber teimenben Extremitäten mittels gäben nad) 1 
ahmen.. 

Doppelfchmän3igteit unb 3 roeitöpfigleit finb 
bie ©efultate von leid)ten ©erleßungen, Ein? 
Inidungen, Einreißungen ber betreffenben ©Sirbel? 
fäulenregion auf frühen Stabien ber Embrponal? 
entmidlung. ©Sährenb meines ©Siffens bei ©ögeln 
unb Säugern (auch beim ©Menfdjen) berartige 
3meilöpfige ©Monftra 3mar vortommen, ihre ©e= 
burt aber taum überleben, fommen bei ben recht 
hochftehenben Schlangen nachDhefing Doppeltöpfe 
felbft in ber freien ©atür nid)t feiten vor. Der 
emsige ©erid)t, nad) melchem fid) eine foId)e $t)bra 
en miniature auch in ber ©efangenfci)aft vorsüg? 
lieh holten foll, flammt allerbings aus ©merita, 
mo ber 3 öoiogifd)e ©arten in EinciUnafi ber glüd? 
liehe ©efißer biefer ©bnormität ift. k - 

Dr. ©3 i I h e l m ©ernbt 

öl ^ lö 

Deutscher ©M ä n n e r g e f a n g 

Einen breiten ©aum in unfetm öffentlichen 
©Mufifleben nehmen bereits feit gatjren bie- iton? 
Serie ber ©Männergefangvereine ein; im Deutfchen 
©eid), in bett beutf<h=öfterreid)ifchen £änbern, in 
ber Sd)mei3 fteht ber ©Männergefang 3urseit 
in hö<hfter ©lüte. ©nfangs unb fo 3iemli<h 
bis 3ür ©Mitte bes vorigen gahrhunberts hielten 
fich bie ©ufführungen ber ©Männerchöre noch in 
befch eibener en ©ren3en. ©ur menn es galt, fi<h ■ 
3U größeren Sangesbrüberfeften 3U vereinigen, 
mürben bie Kräfte ftraffer angefpannt, bann 
trieb fd>on ber ©hrgei3 basu. ©Man mollte bod) 
bei bem gemeinfamen ©Mufzieren nicht hinter 
ben anbern in ber Sicherheit bes Könnens 3utüd? 
ftehen. ©Soeben?, monatelang mürbe gisbann 
ernfthaft geprobt, mirflich eifrig geübt, mährenb 
fich für gemöhnlich bie pflege bes Ehorliebes 
gemächlich in bie 3eit ber ©benbftunben mit bem 
©ier? unb Dabatsgenuß teilen mußte. Seit 
gahzetmten ift bas aber gans anders gemorben, 
unb befonbers feitbem ber £aifer fein großes 
gntereffe an bem ©Männergefange betätigt hat, 
ift ein bebeutfamer Hmfchmung eingetreten, 
überall in ben ©ereinen mirb auf tünftlerifd)e 
Dif3iplin gehalten; man ermattet von dem Diri? 
genten, baß er beim Einftubieren der Eßorftüde 
feine volle Energie einfeßt, und läßt fid) millig 
oon ißm drillen. Und für ben Dirigenten mie 
für die ©Männer ift bas leine leichte ©rbeit, menn 
man ermägt, baß bas ©Material ber Stimmen fid) 
aus allen ©ollsfd)id)ten 3ufammen[eßt, baß hoch 
erft nad) ermübenber Dagesarbeit bie ©benbmuße 
ber greube an ber ©Mufitpflege gemibmet merben 
lann. gn ben meftfälifchen, nieberrheinifchen 
gnbuftriegegenben finb es lebiglid) ©rbeiter, aus 
benen ber ©Männergefangverein befteht. 5 tel)rt 
ber ©Mann aus ber .Kohlengrube, von bem $öd)* 
ofen helnt, hat er den Körper gereinigt, mit Speife 










1911. üir. 27 


719 


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unb Drant geftärtt, bann geht's ins Vereinsl)aus, 
unb bort wird nod) ftunbenlang mufi^iert. ©e= 
rabe3u erftaunlid) ift es, mit welchem tünftlerifd)en 
©rfolge gerabe bie aus, Arbeitern beftehenben 
Alännerd)öre aus ©ffen, £>agen, Dortmunb, 
Alünd)en=©labbad) bei bem SBettfingen oor bem 
idaifer in Staffel ober grantfurt a. Al. abgefd)nitten 
haben. 2BöI)renb in ben romanifd)en fiänbern, 
in ©nglanb ber ©horgefang nur gewerbsmähig 
betrieben roirb, Aufführungen oon ©horwerten 
nur mit be3al)lten Sängern 3U ermöglichen finb, 
roirb ber Deutfd)e, ber ein toenig Stimme hot, 
aus fiiebe 3ur Alufit 3 JtitgIieb eines ©efartg= 
o er eins, 311 bem er feinen Seitrag 3ahlt. Aus ber 
Vereinstaffe toirb bas Honorar für ben Dirigenten 
entnommen, roirb bas notroenbige Aotenmaterial 
angefd)afft, roirb bie Aliete für ben Übungsfaal 
beftritten. 3u feiner eignen greube fingt ber 
Deutfche in feinen Aluheftunben, nicht bes ©elb= 
ertoerbs roegen. 

3 elter, ber Dirigent ber Verliner Singatabemie, 
roar es, ber 1809 ben erften Alännergefangoerein 
grünbete, bie Verliner £iebertafel genannt, roeil 
mau bie greubeit ber Dafel mit £iebergefang 
erhöhte, ©r fetffe für ben ©ebraud) feiner £ieber= 
tafel mand)es fd)öne ©horlieb; auf feine An= 
regung fffu hat fogar ©oethe mand)es £ieb für 
bie 3 elterfd)e £iebertafet gebid)tet. Die greube 
am Atännergefang breitete fid) gerabe in ber 
fd)toer auf bent gan3eit Solle laftenben gram 
3ofen3eit in Aorbbeutfdffanb aus, nal)nt einen 
nationalpolitifchen ©haratter an. 3u ben oon 
glühenbem Patriotismus burd)leud)teten ©ebidffen 
Dheobor Störners, Alar oon tod)entenborfs, ©ruft 
Alorib Arnbts fe^te Start Alarta oon ABeber feine 
träftigen, fchrourtgoollen Steifen. Von Aorb-- 
beutfd)tanb aus oerbreitete fid) ber Alännergefang 
fchnell nach Süben unb ABeften tpu, atn Ahein 
I)at er bei bent gefangsfroheit Voltsftamme eine 
mit befonberer £iebe gepflegte §eimftätte ge= 
futtben. 3 u ber Sd)toei3 roar es Aägeli, ber ben 
ooltstümlid)en Atännergefang forgfältig förberte. 
Von ihm ftammt aud) ber ©ebante l)^r, bie eim 
3elnen Vereine aus beit oerfd)iebenett Stabten 
unb £anbfd)aften 311 größeren Verbänben 3U= 
fammen3ufd)liehen unb gemeinfam ©efangsfefte 
311 feiern, in benen feber Verein 3eigte, toas er 
allein leiftete, in beiten bann aber aud) gröf3ere 
Siaffen 3ufammen roirften. Diefe ©efangsfefte 
ber Atämterd)öre pflansten fid) ttad) Deutfdffanb 
fort unb gaben bie Veranlaffung ba3u, bah aud) 
bebeuteitbe Sti'mftler il)re Sd)affenstraft in ben 
Dienft bes ooltstümlid)en Aiännergefanges ftellten. 
So hat Aid)arb ABagner in feiner Dresbtter 3 dt 
für fold) ein feftlid)es 3ufammenftrömen mehrerer 
Vereine fein „£iebesmal)l ber Apoftel“ gefd)affen. 
Seine Vorliebe für s Alännerd)öre bewährte ber 
Donbid)ter übrigens fein gan3es £eben hinburd); 
gibt es bod) taurtt ein Vühnenwert oon ihm, in 
beffett Partitur nicht an irgenbeiner Stelle bem 
Atännerdjor ein bebeutfamer Anteil 3ufiele. 
Übrigens haben aufjer ABeber unb ABagner aud) 
£ötoe, gran3 Säubert, Atenbelsfohn, Aob. Sd)u= 
mann, Aob. gran3, Slonrabirt Streuner, Atarfd)ner 
bie Atännerd)orliteratur mit herrlichen Stüden 
bereichert, in benen bie fd)lid)te, oolfstümlid)e 
Alelobie fid) mit ed)t tünftlerifd)em, reinem, töft= 
Iid)en ABot)llaut ausftrömenbem Sähe paarte. 
So oiel bantals barüber gefpottet toorbett ift, fo 
rourbe nad)träglid) bod) oon allen Seiten 3m 
geftanben, bah, als nod) ber felige Vunbestag in 
grantfurt tagte, es bie groben, periobifd) toieber- 
tehrettben Dum* unb Atännerd)orfefte toaren, bie 
allein nod) bas ©efiiht ber 3ufammengehörigteit 
ber oerfd)iebenen beutfd)en Poltsftämme mach 
erhielten, ben ©ebanten ber Atöglid)teit einer 
engeren politifd)en ©inigung niemals gan3 er* 
fterben liehen. Visweilen flammte ein £ieb in 
ben Atännerd)ören auf, toie feiner3eit bas 
Vederfche „Sie füllen ihn nicht haben, ben freien 
beutfehen Ahein“, ober breihig 3 ah*e fpäter bie 
„ABad)t am Ah ein“ oon Slarl ABilhelm, bas toie auf 
Sturmesflügeln burd) alle beutfehen £anbe flog. 

Aach ben ©rfolgen ber groben Kriege l)ielt 
ber moderne ©eift, ber überall in ber £iteratur, 
in ben bilbenben fünften toie in ber Alufit 3m 
Vorherrfchaft gelangte, aud) in ben s JSännerd)örett 
feinen ©in3ug. Atit ber oirtuos ausgefeilten Ded)nit 
Steigerte fid) auch bie Verfeinerung bes Aus* 
brudsoermögens, unb bie fd)lid)te, ooItstümlid)e 
Satpoeife, toelche bem Atännerd)orlieb bisher fein 
d)aratteriftifches ©epräge aufgebrüdt hatte, fd)ien 
bem können ber tonangebenden gröberen Vereine 



Professor Felix Schmidt, Dirigent des 
Berliner Lehrergesangvereines 


nicht mehr 3U genügen. Aatürlid) fanb bas Ver* 
langen nad) tompli3ierteren Sd)toierigteiten in 
ber melobifdjen Stimmführung, nad) tühnerer 
§armonit, nach ©rtoeiterung ber alten ftrophifd)en 
£iebform aud) in ben neuen Atännerd)orwerten 
U)r oolles ©enüge. Der Schwerer griebrid) 
§egar mad)te mit feinen ABerten förmlid) Schule. 
Seine Alufit unternimmt es mit oielent ©efd)td 
unb oft in padenber ABal)rl)eit bes Ausbruds, 
jebe ein3elne ABenbung in bem 3 ol)GÜ bes 
Dertgebidjtes 31t Uluftrieren, unb es werben 
3ur ftompofition ©ebid)te ausgewählt, bie ber 
glluftrationstunft ben roeiteften Spielraum ge* 
roäl)ren, hanblungsreid)e Vallaben ooll graufiger 
Sd)redniffe, ooll oon ©egenfätjen in ben Dat= 
fachen ober Perfonen, in benen nun bie Alufit 
ben abäguaten Ausbrud geben roill. 9 Bas bem 
farbenreid)en Ordjefter mit feinem faft fd)rantem 
lofen Aeid)tum an itlangntaterial je na<h ber 
£aune bes Donfebers leicht ntöglid) toirb, bas 
foll nun aud) ber Atenfchenftimme mit ihrem eng 
bebingten Umfang ebenfalls abgerungen toerben. 
So ausbrudsfähig bas ntenfd)liche Organ ift, 
hanbelt es fid) um ©emütsftimmung, um Seelem 
regung, fo fchnell oerfagt es beim Ausmalen 
äufjerer Datfad)en. 3a ber £»infid)t finb bod) ber 
9 Jlufit überhaupt Schranten ge3ogen. 3 anerhalb 
ihres ©ebietes ift ihr Ausbrudsoerntögen un= 
erfd)öpflid) — überfd)reitet fie ihre ©ren3en, fo 
oerliert fie ihre £raft unb roirtt auch nur rein 
äuherlid). Atögen bie Verfuctje, bie ©ren3en bes 
Darftellungsoermögens nad) biefer ober jener 



Phot. Ed. Abel, Zürich 


Friedrich Hegar 


Aid)tung tffa 3 U ertoeitern, aud) manches inter= 
effante SSert h^roorbringen, oertiefen tut fi^ 
bie ftunft jebenfalls nid)t bamit. Unb bem Atänner= 
gefang 3umal toirb mit fold)en Problemen oieles 
oon "feiner urfprünglichen 5 traft, oon feinem 
Voitstum geraubt. 

Aus biefer Kenntnis I)^^ au 5 » bie fid) allen 
Veteiligten bei bem groben, burd) ben ftaifer 
ins £eben gerufenen VSettfingen ber beutfdjen 
Alännerd)öre in Gaffel unb grantfurt ergab, regte 
ber ilaifer bie Schaffung eines Voltslieberbudhes 
an, mit toeld)em ben roeiteften Greifen unfers 
Voltsgefanges bas Vefte bargeboten toerben foilte, 
toas bie beutfehen Donmeifter aller 3^Wen an 
£iebern gefd)affen haben, ©s tourbe eine 5 tom= 
miffion ernannt unb eine ftattliche Aeil)e tompe= 
tenter 5 tenner unb Alufiter babei 3U Aate ge3ogen, 
toeldje mit fad)gemäher ©infi^t bie Austoal)l 311 
treffen hatten unb, too ein brauchbarer Sah für 
eine fd)öne Voltsmelobie nod) fehlte, für bie $er= 
ftellung einer folgen Sorge 3U tragen beauftragt 
tourben. Den Vorffh ber Arbeitstommiffion führte 
Profeffor Dr. Alar 3 ^eblaenber, fonft toaren 3ur 
Alitarbeit oöllig oorurteilsfreie, tüchtige Atämter 
jeber Aid)tung, felbft < 5 riebrid) |jegar aus 3 ürich, 
aufgeforbert morben, unb nad) jahrelanger Arbeit 
tourben aisbann 3toei Vänbe bes Voltslieberbuchs 
für Alännerd)öre, ber erfte 309 , ber 3toeite 
301 Aumntertt enthaltenb, hergeftellt, unb 3toar 
nur foldje £ieber, bie jebent Deutfd)en ans $er3 
getoad)fen finb, bie „in etoiger 3u9eTtbfd)önl)eit 
unb 3ugenbfrifd)e prangenb, ben 3erftörenben 
VSirtungen ber 3 ^ü Droh geboten haben unb 
nach menfd)lid)er Vorausfid)t Droh bieten toerben, 
folange bie beutfd)e 3ange tlingt“. ©eiftlid)e 
£ieber, ©rnftes unb ©rbauliches, Vaterlanb unb 
§eintat, Aatur, VSanbent unb Abfd)ieb, Sol= 
batenlieber, £ieber ber 3 äger, Sd)iffer, Vauern 
unb Vergleute, ^eftlieber, gefellige unb Drint= 
lieber, £iebeslieber, Dialettlieber, Vallaben, 
Sd)er3= unb .Spottlieber, unter biefe Aubriten ift 
alles eingereiht, toas im £>aus, in 5 tird)e, ASalb 
unb ©ebirge, auf bem Aleer, bei ber Arbeit unb 
beim frohen $efte gefungen toerben tarnt — ein 
treffliches Sßert; beredffigte Ausheilungen, bie 
hier unb ba gemacht toerben tonnten, finb nid)t 
oon Velang. Den Alännerchören ift damit ein 
reiches Alaterial bargeboten, toooon fie benrt aud) 
in erfreulid)er VSeife ©ebrauch 3U machen be= 
gönnen haben. 3 ™ ben Programmen ber großen 
&on3erte uitfrer Alännergefangoereiite, bie ftets 
oor ausoertauften Sälen ftattfinben, nehmen bie 
bem Voltslieberbuch entnommenen Stüde ben 
weitaus gröhten Deil für fich m Artfprud) unb 
erfreuen fid) ftets bes größten Veifalls oon feiten 

ber lobtet. (g r nft ©buarb Daubcrt 



Über Stäbtebau 


©in neuer 3 to^ig fünftlerifd)er Vetätigung 
toirb feit tu^em eifrig in ber Dagespreffe bis= 
tutiert: ber Stäbtebau. Phagen ber Vebauuttg 
gehörten nod) oor 3ehn 3 al)^ett 31t ben Dingen, 
oon benen bas Publifum annahm, bah f^ allein 
bie fyachtoelt intereffierten. ünb dod) hat früher 
ber Stäbtebau biefelbe öffentliche Vebeutung ge= 
habt toie heute. Allerbings muh gefagt toerben, 
bah infolge bes immer gröberen Antoad)fens ber 
Stäbte bie Vebauungsfragen oott 3 ah^ 3 U 3 ah^ 
bringlid)er geworben finb. Aber bas heutige all= 
gemeine 3utereffe hängt trohbent in erfter £inie 
mit bem tünftlerifd)en Afpett 3ufantmen, unter 
bem neuerbings ber Städtebau betrad)tet wirb. 
Die feit 3wan3ig 3 ah^en Deutfd)Iaitb überflutenbe 
tünftlerifd)e Strömung ift eben jeht bis an bas 
lehte, umfaffenbfte unb wichtigfte ©ebiet ber 
Ard)itettur, bie Anlage gan3er Straffen unb Plähe, 
ja gan3er Stäbte herangetreten. Dem Stäbtebau 
oon früher lag nad) ber bamaligen Anfid)t nichts 
anbres ob als bie Schaffung oon Vertehrswegen 
unb bas Auffd)liehen oon Vaugrunbftüden. Die 
Arbeit 001130g fid) auf bem Papier, fie war rein 
graphifd) unb fiel meiftens dem £anbmeffer 311, 
foweit nicht ber 3ugenieur, im befonberen ber 
Straffenbauer, ein Aßort mitfprad). 2 Bas heute 
ben bamals entftanbenen Vebauungsplänen oor= 
geworfen wirb, ift, bah uor allem bas raum= 
bilbende Aloment unbeachtet blieb. 3 u jenen 
3 eiten würben bie groben Sternplätje, bei benen 
















720 


1911. 9lr. 27 






Plan des Kriegsministeriums für die Bebauung des Tempelhofer Feldes 
Entwurf von Geh. Baurat Gerladi 

fed)s bis 3ef)n Straften auf einen ©unlt 3u[ammen= 
laufen, angelegt, wobei man bann noch mitten in 
bie ftreu3ung ein öffentliches ©ebäube ober ein 
Denlmal [teilte. X)ie S 4 ai[er*©SilI)elm=©ebäd)tnis* 
tird)e in ©erlin i[t ein Sd)ulbeifpiel für biefe 
Anlage, ©s entfielet lein ©laft im Sinne eines 
um[d)loffenen Raumes, [onbern man fieftt nur 
[piftwinllige Läufereden, bie ringsum roie ©is* 
bred)er bie $reifläd)e bebroften. Das in ber ©litte 
[teftenbe ©tonument lann oon niemanb betrachtet 
werben, roeil ber ©etrad)ter ©efaftr läuft, oon 
ber ©leltrifchen überfahren 3U toerben. Hnb felbft 
für ben ©erlel)r, für ben man hoch in erfter Linie 
3U [orgen oorgab, finb biefe Sternpläfte bie um 
geeignetste Anlage, worüber ber ©otsbamer ©laft 
in ©erlin eine unzweifelhafte ©elehrung gibt. 

©ine weitere Lieblingsanlage war bie ©rad)t* 

[trafte. ©tan [ud)te eine gewiffe ©roftartigleit 
burd) übertriebene ©reite ber Straften gu er* 
reid)en. Da biefe Straften nun ungemein oiel 
©elb lofteten, muftten fie ber 3ahl nach befd)ränft, 
bas fteiftt, es muftten bie ©aublöde um fo gröfter 
gefd)nitten werben. Das ©rgebnis waren bie 
aufterorbentlid) tiefen ©augrunbftüde, bie 3u ben 
für ©erlin d)aratterifti[d)en langgeftredten äfftet* 
tafernen mit Seitenflügeln unb meftrfadjen Quer* 
gebäuben geführt haben. 

©in grunbfäftlid)er ©Sanbel im Stäbtebau 
trat ein burd) bas im 3alp* 1889 erfchienerte ©uch 
oon ©amillo Sitte, „Der Stäbtebau" ( 4 . Auflage 
1909 ). Das oortrefflidje © 3 erl gehört 3U jenen 
©üd)errt, beren Leitüre ein ©rlebnis ift. Sitte 
legt, unb barin beruht feine ©ebeutung, allen 
©Übungen bes Stäbtebaus ben räumlid)en @e* 
banfen unter. Der ©laft ift für ihn nicht mehr 
eine Üreu3ung oon Straften, fonbent ein oon 


gleichseitig mit bem raum* 
geftaltenben ©ebanlen, ber eine 
©ereidjerung war, ein gewiffer 
Romanthftsmus in ben mobernen 
Stäbtebau eingebrungen ift, ber 
ein nachteiliges ©loment bilbet. 
Die Irumme Richtung würbe 
©lobe. ©s würben in ©liftoer* 
ftehung ber Sehren Sittes auf 
oollftänbig ebenem ©elänbe 
©ororte angelegt, in benen bie 
burd)weg Irummen Straften wie 
ein ©inbfab entnäuel burd) ein* 
anber laufen. 3 eöe Orientierung 
ift bann 3ur Hnmöglid)leit ge* 
mad)t; bie ©illenlolonie Riiolas* 
fee bei ©erlin ift ein ©eifpiel 
hierfür. Diefe „Irumme Rid)* 
tung" muh jetft wieber über* 
wunben werben. ©Sirllid) groft* 
3ügige Reuanlagen haben 3u 
allen 3eilen, foweit fie auf 
ebenem, burd) leine Ratur* 
beftinberung lompli3ierten ©e* 
länbe lagen, ftets ber geraben 


©Sänben umgebener Raum (äl)nlid) wie bas 
3 immer, nur baft ihm bie Dede fehlt). ©Sie wir 
bie ©löbel an bie 3iirmierwänbe rüden, wie wir 
Sunftwerte im 3 i mm er fo [teilen, baft bie ©Sanb 
als §intergrunb wirtt, fo ftehen aud) auf bem 
©lafte, beffen erftes ©rforbernis eine gefd)lo[[ene 
ft-olge oon ©laftwänben ift, ©lonumente am 
beften 3iir Seite gerüdt; bie Straften laufen nicht 
fternförmig über bie ©litte bes ©taftes hinweg, 
fonbern 3iehen fid) an ben ©laftwänben entlang. 
Daburd) wirb zugleich bem ©erlel)t in befter ©Seife 
Red)nung getragen, ba bie Streuungen auf 
mehrere ©untte oerteilt finb. Über3eugenb weift 
Sitte nach, kaff unfre alten Stäbte nad) biefen 
©efidjtspunlten angelegt waren, er belegt alfo 
feine Dheorie mit alten ©eifpielen. ©ine 
Reihe anbrer ©efidftspunlte ergibt fid) als Sieben* 
probult. Die gerabe Strafte ift nicht immer ber 
Iür3efte ©Seg. Da, wo örtliche ©erhältniffe, wie 
unebene ©obengeftaltung ober etwa ein bie Stabt 
umgebenber fyeftungsgürtel ober ein $luftlauf 
oorhanben finb, werben bie Straften in gebrochenen 
ober in gezwungenen Linien geführt. Dabei ent* 
ftehen oft [ehr rei30olIe Straftenbilber, bie burch 
gebogene Straftenwänbe, Rüdfprünge unb Rus* 
bud)tung ber Läuferreihen, laufdjige ©läftd)en unb 
fülle ©Sinlel gelenn3eid)net finb. 

So hat Sitte ben Stäbtebau 3u einem lünft* 
lerifchen ©roblem gemacht. greilid) gab gerabe 
fein Linweis auf bie malerifd)en Sdhönheiten 
unfrer alten beutfd)en Stäbte ©eranlaffung, baft 


if if Jr ]nll- 

Bebauungsplan von Fiermann Jansen 

Linie gehulbigt. Red)twinllig waren bie antiten 
Stäbte angelegt, bie Regelmäftigleit bilbete bas 
©runbprin3ip ber Einlagen ber Renaiffance unb 
©arod3eit. Dem raumgeftaltenben ©rin3ip tut 


bie Regelmäftigleit felbftoerftänblid) leinen ©in* 
trag, biefes ift an fid) weber an bie gerabe nod) 
an bie Irumme 3 ornt gebunben. 

3 m heutigen Stäbtebau finb aufter bem 
raumgeftaltenben ©ebanlen noch eine “Reihe 
anbrer ©runbfäfte 3ur Rnerlennung gelangt, bie 
fid) I)aupt[äd)lid) aus hh0ienifd)en unb oolls* 
er3iehli<hen ©efid)tspunlten ableiten unb bie bas 
RIphabet bes mobernen Stäbteentwerfers bilben. 
Lier finb einige biefer ©runbfäfte: bie Läufer* 
blods werben burd)feftt mit möglid)ft reid)en ©rün* 
fläd)en (©arls, Spielpläften, ©artenanlagen). 
Diefe ©rünfläcften ftehen, wenn irgenb möglid), 
untereinanber im 3 u[ammenl)ang. Rufter ben ©er* 
lehtsftraften, bie natürlich i n einer bem ©erlehr 
entfpred)enben ©reite unb forgfältigen ©efeftigung 
angelegt werben müffen, werben engere unb nur 
Ieid)t befeftigte, bal)er billig I)er3uftellenbe fo* 
genannte ©Sol)nftraften angelegt, bie mit Heineren 
Läufern befeftt werben. Ruf biefe ©Seife lönnen, 
ohne bie Ruffd)lieftungsloften wefentlid) 3U oer* 
mehten, bie all3u tiefen ©aublöde oermieben 
werben, unb es fallen bann aud) bie tiefen Seiten* 
flügel unb Quergebäube ber ©lietlafernen mit 
ihrer ungenügenbett ©elid)tung unb ©elüfturtg 
weg. Ruf foId)e ©Seife ift es möglid), einen ©Sedjfel 
in ber ©ebauungsart unb bamit hpgienifd) beffere 
©Sol)n3u[tänbe aud) im 3 ^Ttein ber Stäbte her* 
bei3ufül)ren. (früher war bie fogenannte ge* 
fd)Ioffene ©auweife, bas heiftt bie ©auweife mit 
hohen Reihenhäufern, auf bas gan3e 3anere ber 
Stabt ausgebehnt, währenb bie Ruftenbe3irle 
burdhweg mit ein3elftehenben Läufern, alfo 
Ianbl)ausmäftig, bebaut werben muftten.) 3n 
ben ©ebieten ber bisherigen lanbhausmäftigen 
©ebauung werben jeftt in ein3elnen Straften au<h 
Reihenftäufer 3ugelaffen. l>en Äleinwoftnungs* 
bau, bas fteiftt für Rrb eiterhäuf er unb Läufer für 
ben Heineren ©littelftanb, werben ©rleid)terungen 
in ber Äonftrultion, ber Löhe ber Räume, ber 
©reite unb Steigung ber Dreppen gewährt, um 
auch bas fteigenbe ©erlangen biefer ©eoöllerungs* 
Haffen nad) bem ©üpjelwohnbaufe beliebigen 3U 
lönnen. 

©in reges Leben ben*fd)t jeftt int Stäbtebau. 
Rllerorten entftel)en neue ©ebauungsplätte, unb 
bie beften tünftlerifd)en Kräfte [teilen fid) in ben 
Dienft ber Sache. 3 *t ©erlin hat neuerbittgs bie 
©ebauung bes Dempell)ofer gelbes oiel oon fid) 
reben gemacht, ©liftfallen erregte, baft ber Rn* 
lauf bes gelbes auf einen ©ebauungsentwurf 
hin erfolgte, ber gan3 im Sinne bes überwuttbenen 
Stäbtebaues aufgeftellt war. ©Sie bie Rbbilbung 
3eigt, enthält ber ©ntwurf, ber nad) ber Ruf* 
fd>rift oon ©erlad) auf ©runb gemeinfamer ©or* 
arbeiten mit Stübben herrührt (bem belannten 
©ertreter ber älteren Rnfdjauungen), 3ahlreid)e 
Sternpläfte unb faft burdjweg gans breite Straften, 
wobei bie geringfügigen ©rünfläd)en in un3u* 
fammenl)ängenben, 3um Deil unarchiteltonifd) ge* 
bauten 3 ^l^eln auftreten. 3 « welcher ©Seife 
neuere Ruffaffungen fid) mit ber Rufgabe ab* 
finben, beweifen bie beiben anbern Rbbilbungen, 
wel^e bie ©ntwürfe oon 3anfen unb oon ©öde 
barfteilen. Lier finb bie neueren ©eftaltungs* 


Bebauungsplan des Tempelhofer Feldes. Entwurf von Landesbaurat Professor Göcke 







1911. SRr. 27 


721 



C/)ie t (/yiiftur det\ 



grunbfähe bes Stäbtebaus, rote fie Ijcute ©emein- 
gut getoorbert firtb, in red)t erfreulicher VSeife 
tlar uub prftgts gum Ausbrud gebracht. 

Hermann Vt u t b e [ i u s 



9 Jtan umwidelt ein Heines Stüd ©ifen mit 
einem Stüd Draht, ber mit Vaumwolle, Seibe 
ober bergleid)en umfponnen ift. Die ©nben bes 
Drahtes roerben an eine ©Iettrfeitätsquelle, gleich* 
otel weld)er Art, angefdhloffen. VBas gefd)ief)t ba? 
Das ©ifen roirb magnetifd). ©s ift imftanbe, 
anbres ©ifen anjusiehen. 3c nad) ber Form¬ 
gebung, ber V 3 inbungs 3 al)l bes Drahtes unb ber 
Starte bes burdjfließenben eleftrifchen Stromes 
ift bie Vßirtung mehr ober roeniger fräftig. 

©s gibt roenige ©ntbedungen, bie foId)e außer- 
orbentlid)e Verbreitung gefunben haben roie gerabe 
biefe. VSollten toir ben ©lettromagneten mit 
Stumpf unb Stil aus unfrer Tedpttt ausrotten, 
roir müßten auf eine Unmaffe nüßlidjer unb an- 
genehmer 9 Vafd)inen unb Apparate oer3id)ten. 

Auf bem elettromagnetifdjen ißrin3ip finb 
311m Veifpiel fämtlidhe ©lettromotoren aufgebaut, 
bas heiföt ohne Kenntnis bes ©lettromagnetismus 
befaßen roir teine elettrifd)en Vtafd)inen unb bamit 
alles bas nicht, roas fi<^ roieberum auf biefent 
aufbaut. 

Aber aud) fonft begegnet uns bas braßt- 
umroidelte Stüd ©ifen tagtägüd). ©ine feßr ein- 
fad)e Anwenbung I)ot cs 3unt Veifpiel in ber 
elettrifchen Klingel gefunben. VSenn roir auf ben 
Knopf brüden, fo tun roir weiter nichts, als ben 
Stromtreis für einen tleinen ©lettromagneten 
fchliefcen, ber ben Klöppel ber Klingel hin unb her 
bewegt, ©ine befonbere Art finb bie fogenannten 
5 ortfd)eIlgloden. Sic finb weniger befannt, 
aber für oiele betriebe fel)r wichtig. Vei biefen 
©loden ift ein befonberer ^ilfsmagnet angebrad)t. 
SBenn man auf einen Knopf ber Heitung brüdt, 
fo wirb biefer §ilfsmagnet erregt, bas heifet ma= 
gnetifd), 3ießt ein Heines Stüd ©ifen an unb fehltest 
baburd) einen 3weiten Stromtreis, an bem bie 
5 Hingel hängt. VSenn man ben Drudtnopf los¬ 
läßt, bleibt ber eigentliche Klingelftromtreis ge- 
fchloffen. Die Klingel ertönt alfo fo lange, bis 
burd) einen befonberen ^anbgriff bas Häuten 
unterbrochen wirb. Diefe klingeln finb bort oon 
Vorteil, wo burch bie Klingel jemanb herbei¬ 
gerufen werben foll, ber fid) nicht ftänbig in feinem 
3 immer befinbet, 311m Veifpiel bie Vebienung 
in einem Hotel. 

Der ©lettromagnet ift ferner unentbehrlich 
für unfer Telephon. VSertn man bie an ben Tele- 
Phonhörern aufgefd)raubte Kappe abfdjraubt (id) 
empfehle biefes ©rperiment jebod) nid)t, weil 
baburd) bie genaue ©inftellung bes Apparates 
geftört wirb), fo finbet man unter ber flachen 
Vtembran einen tleinen Doppelmagneten, ber 
oiele SBinbungen gan3 bünnen Drahtes trägt. 
Die oon ber Spred)ftation ausgehenben rf)t)tbmi= 
fd)en elettrifd)en Stromftöße oerurfad)en bann 
ein entfpred)enbes, mehr ober weniger ftartes 
Vtagnetifhwerben ber eifernen Kerne. Daburd) 
wirb bie baoor befinblid)e Heine ©ifenplatte in 
bie gleichen rhpthmifhen Sd)wingungen oerfeßt, 
wie fie bie Vtembran an ber Sprechftation macht: 
bie fiuft wirb entfpred)enb erfd)üttert unb ber 
3ugehörige Haut er3eugt. 

Veim Telegraphen beforgt ber ©lettromagnet 
bas Vieberbrüden bes Scfjreibftiftes. VSenrt er 
biefen längere 3cit auf bas oorbeirollenbe Rapier 
brüdt, fo entftel)t ein Strid), brüdt er nur tur3: 
ein Vuntt. Auf fold)e VSeife tommt bas Vtorfe- 
alphabet 3uftanbe. Veue Telegraphenapparate 
finb nad) Art ber Sd)reibmafd)ine eingerichtet, 
fie bruden gleich bie gewünfd)ten Vud)ftaben. 
Das ‘iprhpip ift jebod) basfelbe, nur bie ted)nifd)e 
Ausführung ift etwas oerwidelter. 

3 n ber transo3eanifd)en, fogenannten Kabel¬ 
telegraphie tann nur mit gan3 fd)wad)en elettri¬ 
fchen Strömen gearbeitet werben. Diefe finb 
nicht mehr imftanbe, ein Stüd ©ifen fo ftart 3U 
magnetifieren, baß ein anbres Stüd ©ifen an- 
ge3ogen werben würbe, hier hilft man fid) ba¬ 
burd), bah man eine magnetifhe, frei aufgel)ängte 
eifeme Vabel burch eine Vtagnetwidlung beein- 
fluffen läßt. 3 hrc win3igen, für bas Auge taum 
fidhtbaren Schwingungen werben bann baburch 
oerbeutlicht, bah uian an bem Aufhängefaben 


einen gan3 tleinen, leichten Spiegel befeftigt, 
auf ben ein fiid)tftral)I gerichtet wirb. Die Vßiber- 
fpiegelung bes fiid)tftral)les erfheint bann auf 
einer etwas entfernt aufgeftellten VSanb. Die 
geringfte Vewegung bes Fobens unb bamit bes 
Spiegeldhens wirb auf biefe Vkife beutlidh wahr¬ 
nehmbar. Vatürlid) feljt man ben Apparat felbft 
unter eine ©lasglode, bie ihn oor feber Huft- 
ftrömung feßüßt, unb bas 3iutmer wirb oerbuntelt, 
bamit man ben fiid)tfd)ein beffer beobad)ten tann. 
Diefer fehr feine Apparat erforbert allerbings 
ein bebeutenb langfameres Arbeiten als bie ge¬ 
wöhnlichen Telegraphenapparate, ©rft in neuefter 
3cit ift es gelungen, burd) oerfd)iebene 9 Jtaß- 
nahmen bie Telegrapl)iergefd)winbigteit burd) bie 
teuren Kabel wenigftens etwas 311 fteigern unb 
leßtere auf biefe VSeife rentabler aus3unußen. 

3 m ^Srioatleben finben wir ben ©lettro- 
magneten jetjt oielfad) als portier angeftellt. So 
gut wie er einen Sdjreibftift ober einen Klingel- 
Höppel bewegen tann, fo gut gelingt es ihm 
aud), einen Viegel oor- ober beifeite3ufd)ieben. 3 u 
3imntern, wo man nid)t feber3eit unangemelbeten 
©intritt wünfd)t, wirb bie äuhere Türflinte be= 
feitigt unb im Vfoften ber Heine Vlagnet eingebaut. 
Am Sd)reibtifd) ober wo fonft wirb bann ber Heine 
Drudtnopf befeftigt, oon bem bie Heilung nach 
ber Tür führt. VSenn es flopft, hot man es in ber 
Hanb, ol)ne 00m Stuhl auf3uftehen, 3U öffnen 
ober aud) nicht 3U öffnen. 3u gröberen ©e= 
f^äftshäufern werben auf biefe VSeife bie 
3 immer ber Direftoren unb Vorftänbe oiel- 
fach ausgerüftet. Vatürlid) muh öer 3iTn TT ter= 
bewohner bann auberbem einen fogenannten 
Drüderfd)Iüffel haben, um bie Tür felbft oon 
auben 3U öffnen, ©r tann fid) aber bann 
jeber3eit ruhig aus feinem Arbeitsraum ent¬ 
fernen unb alles liegen laffen, ohne bas 
3 immer ab3ufd)lieben. Kein Unberufener 
tann währenb feiner Abwefenheit ben Aaunt 
betreten. 

©ine große Volle fpielt ber Vtagnet bann 
nod) bei allen möglichen Sid)erl)eitsoorrid)= 
tungen. Die Vtöglichteit, burd) eine leichte 
Verührung eine grobe Kraft auslöfen 31t 
formen, ift eben oon unfd)äbbarem VSerte. 

Auf ber ©ifenbal)n werben oiele Signale auf 
biefe VSeife bebient. Die fogenannte Vüd- 
ftellung ber 3-ahrtfignale burch ben fahren- 
ben 3i© eleftromagnetifd) bewerf- 

ftelligt. Der Apparatjnirb in biefent $alle hinter 
bem Signal an ber Schiene befeftigt. Vollt ber 
fdjwere 3 U 9 barüber l)Httocg, fo wirb ein §ebel 
niebergebrüdt; ber Stromfreis wirb gefd)loffeit, 
unb ber auf freie 3abrt ftehenbe Signalarm fällt 
in bie wagerechte Üage. Daburd) werben bie 
Unglüdsfälle oermieben, bie früher baburch ent- 
ftanben finb, bah ber VSärter es oergeffen hot, 
ein gegebenes fyreifahrtfignal red)t3eitig wieber 
3uriid3uftellen, fo bah ein unmittelbar nad)- 
folgenber 3ug int guten ©Iauben gleichfalls mit 
burd)ful)r unb bann unter Umftänbert auf ben 
oorherfahrenben auf rannte. 

3n ben lebten 3ohten hot man ben ©leftro- 
magrteten aud) für gröbere Arbeit abgerichtet. 
So gut wie ein Heiner SRagnet eine Stahlfeber 
an3iel)t unb, feftl)ält, fo gut tann ein entfpred)enb 
ftärfer gebauter grobe eiferne Völ)ren, ©ubftüde 
unb fo weiter heben unb fefthalten. Der technifche 
Ausbrud für biefe Konftruttionen lautet „Hub¬ 
magnet". Selbftoerftänblid) muh fich bie Arbeit 
auf eiferne Transporte befd)ränten, benn anbern 
Viaterialien gegenüber ift ber Viagnetismus macht¬ 
los. 3 n oielen mobernen Vetrieben werben fold)e 
Hubmagnete an Kräne gehangen, ©s entfällt 
bann bas bisher erforberlid)e Antetten. Det 
Vtagnet wirb herabgelaffen, ber Strom ein- 
gefchaltet, unb fd)on hängt bie Habung wie feft- 
gefaugt an feinen Klauen. Dann 3iel)t ber Kran 
Vtagnet famt fiaft in bie Höhe unb beförbert fie 
nad) bem Veftimmungsort. 

3 n ben Vereinigten Staaten hot bie Vlarine 
aud) fd)on Verfuge gemacht, mit Hilfe foldjer 
Vtagnete unter bem VSaffer oerlorert gegangene 
Torpebogefd)offe 3U fud)en unb 3U hebert, unb 
oielleicht überlegt man an 3uftänbiger Stelle aud) 
einmal ben ©ebanten, entfpred)enb grofj unb 
träftig gehaltene 9 Jiagnete für ben Vettungsbienft 
an Hnterfeebooten aus3uprobieren. Die Arbeit 
bes Sud)ens unb Hebens würbe bann ungleid) 
fd)neller oor fich gehen tönrten unb aud) auf weit 
größere Tiefen erftredt werben, als es jeht möglich 
ift, wo bie Vefeftigung ber 3m Hebung bienenben 


Seile unb Ketten erft burch Taucher erfolgen 
ntuf), bie bei ungünftiger £age bes oerfuntenen 
Hnterfeebootes nur 311 häufig oor einer faft un¬ 
möglichen Aufgabe flehen. 

Der Vtagnet hot fd)on fo oieles oollbracht, 
warum follte er nicht auch biefe Aufgabe nod) 
glüdlid) Iöfen tönnen? S. Hortmann 



Den Amerifanern ift es oorbehalten geblieben, 
auf einem ©ebiet ber Aoiatit, bem oon Anfang 
an eine befonbere Vebeutung gefchentt würbe, 
ber Verwenbung ber 3 'tugmafchine im Auf- 
Härungsbienft ber Vtarine, erhebliche 3 ortfd)ritte 
31t machen. 9 Jiac ©urbt) unternahm ben Verfud) 
eines größeren Ringes über bas Vteer, 
inbem er oon Kep-VSeft aufftieg, um Hooanna 
3U erreid)en. ©r hatte, um einen Untergang feines 
3 weibeders im fyolle eines unfreiwilligen Vieber- 
gehens aufs Vieer 3U oerl)inbern, 3wei hohle 
3 plinber oon genügenber Tragiraft an bie unteren 
Tragbeden feines 3 u>eibeders montieren laffen, 
eine Vorfid)tsmaf3regel, bie fid) benn aud) als 
burd)aus nötig erwies. Vach einem 3luge oon 
reichlich 180 Kilometern fentte fich fetue 3 Iug= 
mafd)ine, ohne baf) fid) eine befonbere Störung 


feftftellen liefe- Vur wenige Kilometer oor bem 
Ufer ging er aufs VJaffer nieber, um fpäter oon 
bem ihn oerfolgenben Vtotorboot aufgenommen 
311 werben. Vod) intereffanter waren bie Verfud)e 
©lt)s, eines jungen ameritanifd)en Aoiatiters, ber 
feine Verfuge barauf erftredte, oon einem ameri- 
!anifd)en Kriegsfchiff auf3ufteigen unb 
wieber auf ihm 3U lanben. 3u biefem 3u>ed hatte 
man bas Ad)terbed eines Kreters mit einer 
Vretterlage überbaut, bie eine genügenbe Anfahrt- 
flädje bot. ©r flog 3unäd)ft 00m Schiff 3um Ufer, 
um nach einigen Verfuchen bann bie eigentliche 
Übung aus3ufül)ren. Der glug gelang glatt, 
allerbings in ruhiger ßage bes Schiffes, uub bie 
weiteren Verfud)e werben barauf ©uauslaufen, 
bas Schiff auch währenb ber Sahtt oerlaffen unb 
wieber erreichen 3U tönnen. Aud) biefem Unter¬ 
nehmen flehen grunbfähliche Vebenten nidht ent¬ 
gegen. Die ©efd)winbigteit beim Kanben wirb 
burd) an bie Seiten gelagerte Sanbfäde ge- 
bremft, fo bah es teine Sd)wierigteiten macht, 
bie Vtafhine burh hilfsbereite Hänbe im richtigen 
Augenblid auhalten 3U tönnen. ©ine Steuerungs¬ 
führung ift burh 3u?ei oorftehenbe Shienen ge¬ 
geben, bie ein feitlidjes Abrutfdjen bes Doppel- 
beders oerhinbern. ©in anbrer ^ 3 untt ift allerbings 
bas ftänbige 3 ühten ber höfeernen Anfahrtsflähe 
im Kriegsfälle, bas bie Venutjung ber ©efhütje 
behinbert. Doh werben, wenn ber VSert bes 
Aeroplans für benjlluftlärungsbienft ber Vtarine 
gefihert ift, bie Sd)iffsbauted)niter fiher halb 
ben VSeg finben, um ein3elne ShIod)tfhiffe für 
ben Abflug unb bie Kanbung ohne befonbere 
Überbauten ein3urid)ten. 

V 3 ie bie Shueeglödhen im Vtär3, fo ftellt 
fih pünHlih, wenn bie Vennfaifon wieber ein¬ 
geleitet ift, unb wenn bas Heben auf bem Turf 
erwad)t, bie ©übe ber Vu<hwad)er ein, um ber 
großen VBettgemeinbe bas ©elb aus ber Tafhe 3U 
loden. 3 n biefem VSinter würben fie gar ge- 
würbigt, im preußifhen Parlament 3U Vßort 3U 
tommen, benn einige wenige Abgeorbnete — ber 
Vennfport ift im Parlament fonft tein beliebtes 


m 



Eugene Ely nähert sich in seinem Doppeldecker 
dem Kreuzer „ Pennsylvania“ 














gefünbigt. ©erabe red)t ift jüngft eine Vrofcßüte 
gefomtnett, bie loom Wtngfatupffd)wiübel 
banbeit. Me 2 BeIt weiß längft, baß bie fo= 
genannten WingfampfmetSterfcßaften, bie unter 
ber SWarfe bes Sports in ben lebten fahren 
Dort umßerreiSenben Wtßletentrupps ausgefoCßtett 
würben, gum allergrößten Detl, gelinbe gefagt, 
Vorspiegelungen falfd)er Datfacßen waren. ©s 
roar nichts roeiter als abgetartetes Spiel oagierem 
ber Wrtiften, bas nur ben Voräug batte, einige 
3 abre btnburd) bas Mgenmerf auf ben lange 
eingeSd)lafenen griecf)ifch=römifd)en Wingfampffport 
gu lenten. Die Starten s JWänner haben Seit einiger 
3 eit abgewirtschaftet. Die ^ßoligei bat ib^en gu 
Sd)arf auf bie 3 'tnger geSeben. X)ie Wingfämpfer 
haben im Volfsntunbe fid) längft ben Veinamen 
„Sd)ieber“ gefallen Iaffen müffen. Wad) bem 
Vrofd)ürenfd)reiber bat ber größte „Oberfdßieber" 
eine CSefellfcfjaft oon etwa gwangig Wiattn, mit 
benen er oon Stabt gu Stabt reift. Die meisten 
befommen einen feften Wionatsgehalt oon 150 
bis 200 9 Warf. ber Druppe befinben fid) lauter 
iieute mit falftßen Warnen unb bombaftifd)eit 
Diteln. Wud) falfd)e Dürfen unb Spanier Spielen 
hier eine Wolle. Der güßrer engagiert nur Heute, 
bie fid) oerpflid)ten müffen, oon feiner $anb gu 
fallen, ©r Soll burd) bie Scßeinringtämpfe über 
eine Viertelmillion VZarf gufammengerafft haben. 
Die ausgefeßten ©elbpreife waren Stets nur Scßeiw 
preife, bie jebesmal gurüdgegebert würben, ober 
es gab oor ben Mgen ber 3 ufd)auer leere Kuoerts, 
bie ben ©elbpreis enthalten Sollten. 9 Wit bem 
wahren Wingfampffport, ber in ben ernftbaften 
Vtßletenflubs gepflegt wirb, unb ber fid) auch in 
afabemifeben Greifen ©ingang oerfd)afft bat, wie 
neuerbings bie Kunft gu boxen, bat natürlid) 
biefer Huntbug nidjts gu Schaffen. 

Wrno Wrubt 


Vferb bepefeßiert unb preifen fid) glüdlicf). Wiit 
biefem §unbert gebt bann ber Dipfter trebfen, 
unb bas topiel wieberbolt fid) täglich. 

Mbre Mgeßörige ber Dipftergemeinfcßaft, bie 
aus guten ©riinben ihren Warnen oon 2 Bocße gu 
2 Bod)e gu wecbfeln pflegen, haben irgenbwo ein 
Stallgeßeimnis aufgefebnappt unb bepefeßieren 
nun biefes tobfießere Ding — tobfid)er ift im 
Sprad)fd)at3 bes Durfs bas beliebtefte 2 Bort — in 
alle SBelt hinaus. Ob es eintrifft ober nid)t, fie 
haben bie Sahne abgef©öpft unb bas Honorar 
in ber Dafcße. SelbStoerftänblicß hat jeberjnefer 
Herren glängenbe Vegiel)ungen gu ben Spißen 
bes Wennfports, er gudt in alle Voxen, fennt jebes 
Vferb oon fern, weiß, ob es gut ober fd)led)t ge= 
treffen, was es in ber SWorgenarbeit getan hat, 
jtel)t mit allen Drainers unb 3 odeis auf bem 
Dugfuß, war getoößnlid) felbft einmal ein ^odtei 
ober gar ein Herrenreiter unb berlei Scherge. 
SBie fo eine Weflameofferte ausfieht, geigt folgenber 
„Mfruf": „günftaufenb 9 Warf!! firtb für bem 
jenigen meiner Kunben beponiert beim ©rebit 
Hpottnais gn ißaris, weld)er oon mir jemals mehr 
wie gwei Vferbe unb außerbern anbre 3 n f° rmo= 
tionen erhielt als bie nacßfteßenb angeführten ... 
ferner ftehen bie oon mir gebraßteten Vferbe 
unter Kontrolle oon breißunbert Kunben, weld)es 
woßl genug Veweis meiner Weellität ift. 2 Bar 
felb|t bis gum leßten 3 aßre als 3 °dei tätig, 
fann aber in biefem 3 aßre nur noch im Draining 
tätig fein unb in ber Wrbeit ©alopps reiten, 
ba mein Körpergewicht gu fd)wer geworben 
ift. Durd) engfte Vegießungen gu meinen Kob 
legen fowie burd) Drialgalopps bin id) täglich 
in ber Hage, ein bis gwei gute Sad)en gu 
bepefeßieren." 

Widßt nur im ^ferbefport treibt ber Humbug 
üppige Vlüten, es wirb aud) anberswo im Sport 


Dßenta — flagten mit Wedßt, baß bie troß aller 
Verbote gang offen betriebene Vud)macßerei, 
fo wie fie jeßt bei uns befteht, unleiblid) geworben 
ift, unb baß es beffer wäre, fongeffionierte Vud)= 
rnaeßer neben bem Dotalifator eingufüßren. Vis 
es fo weit fommen wirb, werben fießer nod) einige 
Vferbegenerationen geboren werben, unb bie 
Voofies unb Dipfter werben ißre feingefponnenen 
Drids, mit benen fie ißre Opfer föbern, weiter 
in bie VSelt feßen. Draftifcße Veifpiele Sollen hier 
geigen, mit welchen Wiitteln hinter ben Kuliffen 
gearbeitet wirb, um oor allen Dingen für 9 Bett= 
Operationen über frangöfifd)e Wennen bie 2 ßerbe= 
trommel gu rühren. 

Da fißen in Varis ober aud) in irgenbeirtem 
hollänbifcßen ©rengneft ©lüdsritter bes grünen 
Wafens, bie oon ihrem 'ißlaß aus. gang Dentfdßlattb 
mit Offerten in 3 orm oon Wunbfdjreiben ober 
Spaltenlangen JMttoncen in ben Sportblättern 
überfd)ütten. Sie haben es allefamt auf Sogenannte 
„feriöfe 2 Bettintereffenten" abgefeßen, bas ftnb 
nad) ißrem ©efeßmad Heute, beiten bas ©elb nid)t 
leib tut. Unb biefe feriöfen teportleute erhalten 
oon beit Dipftertt bie oerlodenbften Angebote. 
3 *ür ein Humpengelb oon fünf Wtarf an wirb ißnen 
ber tobfießere Sieger biefes unb jenes Wenttens 
in Varis genannt. $ür gehn Wiarf fliegt er gar 
gwei Sieger feßon oorßer geweisfagt. Unb fo geßt 
es weiter. Watürlid) gefd)ießt bas unb bringt 
alles telegrapßifd) ein loßnettbes ©efd)äft für ben 
Did)ter biefer Depefd)en, beffen eingiges Spftem 
oft genug barin befteht: Sollen in einem Wennen 
aci)t Vferbe laufen, unb ßat er etwa acßtßunbert 
Kunbeit (fo oiel Dumme unb weit meßr gibt es 
leiber noch), bann bepefd)iert er an je ßunbert 
ben Warnen eines ber Vfetbe, bettn ein ©aul muß 
bod) bie Wafe guerft burd)s 3 iel Steden; alfo erhalten 
immer ntinbeftens ßunbert Kunbeit bas richtige 


Verpadt Das Boot Im Keffer «fof bem 

(Sin fraTt3öfifcf)cr ©rfinber, Wicoules in ißaris, ßat ein gufammcnletibares Voot erbaut ©s befteßt im mefentlicßen aus einem red)tedigen, gufammeitlegbaren Kajten, 
ber fo3ufagcn bas eigentliche Voot bilbet. 3 mei gigarrenartige Scßcoimmer aus maSScrbidjtem Segeltudß, bie mittels einer Hanbpumpe mit fiuft gefüllt toerben, werben 
feitlicß an'bas Soot befeftigt. Der Antrieb gcfd)ießt bureß ein 'ßabbelruber. Diefes Heine Voot läßt fieß fcßnell unb Ieicßt 3ufammen= unb auseinanberlegcn, alle 3 ubeßör= 
teile wie Wuber, Seffei, Sdjrüimmer finbcit in bem Voote ^ßlaß, bas gufammengetlappt bie g° rm *d ne5 Hanbtoffers ßat. 


Dod) c§ ift gu beinern ©litrf 
Hoffnung btr gegeben: 
Vtomnlg ocrleißt gnri’id 

$ugcnbfröft T geS geben! 


V?a§ foll bir ber Sonne < 
be§ ßcngeS Vlitßcn? 
Sßcnn btt fitßlft gn bettter 
Deine ^ngcitb fließen? 


Das Trübjabr ist die geeignetste Zeit 


ber formen benterlbar, oßne baß überflüfftger 3 Ut= 
anfaß bie Scßönßeit ber formen beeinträchtigt. 

Wian erhält Viontalg für 1 9 Rf. bie Heine, 1,90 9 Jlf. 
bie große Dole in 2 tpotßef'en unb Drogenßanblungen. 
— Wiancße 2 Bieberoer!äufer empfeßlen ait§ eigeio 
nüßigen Wiotioen etma§ anbere§ al§ angeblid) „ebenfo 
gttt". Söte feltfatn! Sßenn ein beliebiges anbere§ 
^ßrobutt „ebenfo gut" märe, warum neßmen bann ^Sro= 
fefforen unb 2 lergte, ^öniglidje blinden, Wennfaßrer, 
Hungerfünftier Viomalg unb nicßt§ anbere§? ÜWan 
laffe fieß nidßt beirren unb wenbe fieß lieber, too nießt 
erßältlid), an bie untergeießnete gabrif, bie bie näcßfte 
VegugSquetle naeßtoeift. ^rofpeft nebft Stoftprobe 
oerfenbet oöHig foftentoS: 

©ßem. ^abrif ©ebr. fßatermann, 
^riebenau = Verlin 109 . 


für ben Veginn einer Verjüngung§= ober 2 lttffrifcßung§= 
für mit Viontalg. Die gefantte 33 erbauung§tätigfeit 
erßält babei eine mächtige Anregung unb ^örberung. 
Vlut= unb Säfteftod'ungen werben beßoben, angefam= 
weite Scßtaden ttaeß unb naeß entfernt. Der Weroew 
fubftang wirb gubent burdß Viomal^ ein Ieicßt affimilier* 
barer Weroen=Wäßrftoff jugefüßrt, ber bie Weroen cr^ 
frifeßt unb belebt unb äußeren ©inbrüefen gegenüber 
weniger empfinblid) maeßt. Wacß bem Verbrauch einiger 
Dofen wirb bie Söirfung be§ Viomal3=©enuffe§ aueß 
äußerlid) fießtbar. ©cßlaffe, weife ober edige 
3 üge oerfeßwinben, bie ©efi(ßt§farbe wirb 
frifeßer unb rofiger, ber Deint retner, ba§ 
Haar erßält ben alten ©lang unb neue Anregung gunt 
SöaCßgtum. Vei mageren, in ber ©rnäßrung ßerunter= 
aefomntenen fßerfonen maeßt fieß eine Hebung be§ 
2 tppetit§, ße§ ©ewicßtS unb eine mäßigeWunbung 




xKr. 27 


3aJ>rg<mg 53 



1911 (®b. 106) 









































































































































































































































































































724 


Über £artö unb 50leer 


1911. 9tr. 27 


Qmtgßgaugen« Bütf|«r mtb Sdjrtffett 

(Bespredmns ein;eltier (Serke Vorbehalten — Rücksendung findet nicht statt) 

ISeutfdje Sänber* unb @täbfe=@efd)tcE)te mit 2 lu§fd)Iuji non «aqertt. 

Katalog 144. ßubroig «ojentfjalS ßlntiquariat, Sftündjen. 
©roalb, Sari, «lütter Statur er^ätitt. Staturgefd)id)tlid)e «lardjett. 
ßetnenbartb. «t. 4.80. grandtjfdje ®erlag§bud)t)anb(ung, 
Stuttgart. 

^euditroanger, Sion, 2)er tönerne ®ott. 9toman. @el). «t. 3.—, 
geb. «t. 4.-. «erlag 2B. «onfelS & ©o„ «tünchen. 

Sür Sinber, bie gern lachen. ©in «ilberbud) non ©mit St eint de. 

«rei§ geb. «t. 4.—. «erlag «raun & ©cljneiber, «tünchen, 
©angfjofer, ßebenslonf eine§ Dptimiften. «ud) ber $ugenb. 

«rei§ «t. 5.—. «erlag Slbolf «0113 & ©o., Stuttgart. 

©oft, @b., ©flaue unb Königstochter. Srauerfpiel in brei Stften. 

«erlag für Siteratur, Sunft unb «Mit Seipgig. 

§ebtn, ©nen, Sanb nad) $nbien. «rei§ elegant gebunben 
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$banes, «laSco, ®ie 2trena. Stoman. «reis geh. «t. 3.50, 
geb. «t. 4.B0. «erlag ©übbeutfdje «tonatSE)efte ®. m. b. 
«tünchen. 

Sallnteper, .gäbe, Sunftlerifcbe ©pmnaftif. «reis geb- «t.5.80, 
geb. «t. 6.80. Kulturoerlag, @d)Iacbtenfee*«erlin. 
SrauSbauer, ^beobor, ®eutfd)eS «auerntum. 2tuS bem Itr* 
born unfrer «olfSfraft. «erlag «ßilhelm @dt)enCe, Sörefcben. 


Sr eher, «tar, «tit oerbunbenen 2titgen. «outan. SürfdjnerS 
«ü(berfd)at 3 2t r. 760—761, «reis 40 «f. Hermann §itlger 
«erlag, «erlimSeipatg. 

«tidjaeltS, Sarin, ®aS gefährliche 2tlter. Sagebuchaufjeid)* 
nungen. ®eb- «t. 2.—, geb. «t. 3,—. ©oucorbia ®eutfcl)e 
«erlagS=2tnftalt ®. m. b. §., «erlin W 30. 

«iiniatursSßörterbud). ®eutfc^=®rtglifdb|. §erauSgegeben non Dtto 
§erbinanb ©iSfelbt. «reis 60 «f. «erlag «aul «täbler, 
Stuttgart. 

«imiatur*2Börterbud). Seutfcb^ransöfifd). §erauSgegeben non 
«aul «la fehle. «reis 60 «f. «erlag «aul «täbler, 
©tuttgart. 

9teiffer, Dr. 2lrtf)ur, Sleiner Opernführer, ©ine furjgefa^te 
©rläuterung ber befannteften Opern, «reis 50 «f. «erlag 
Hermann £>tHger, «erlin^Seipjig. 

Steumannieder, 2lnna, ®rei ©pielmannSmären unb ©elfebil. 
«runo «olger «erlagSbudibanblung, Seipgig=©o£)It§. 

Oberlänber, $urd) norroegifdje ifyagbgrünbe. «reis geb.SJt.9.—. 
«erlag $. Steumann, «eubamm. 

O biefe ®adel! 2. Seil. StUerlei SuftigeS auS bem Seben unfrer 
fleinen frummbeintgen greunbe. «reis geb. «t. 2 .—. «erlag 
«raun & ©djneiber, «tünchen. 

Stad), $Ife non, ®ie ©enblinge non «ogbera. «ontan. «reis 
geh- «t. 5 .—, geb. Sit. 6 ,—. «erlag ber $of. Söfelfd)en «ud ) 5 
banblung, Sempten unb «tünchen. 


3ut gefb «eacbtung! 

3>as erste üttb zweite Quartal (Str. 1—26) bes laufen* 
ben 53. Jahrgangs oon 

„Über Eanfl und Wecr“, 

ber fcfjon mit Oftober 1910 feinen Stufung nahm, fann oon jetzt 
erst eingetretenen Abonnenten auf bemfelben SBege 3 um 
Stbonnementspreife nad)be 3 ogert werben, auf bem fie bas 
brüte Quartal (Sir. 27 unb folgenbe) erhalten. Sollte 
ber 9tacf)be3ug auf irgenbroeldfe Schtoierigfeiten fto^en, 
fo ift bie unter 3 eicf)nete ©rpebition gegen granfo^infen* 
bung bes Stbonnementsbetrages oon SR. 8.— sur fofortigen 
bireften ttberfenbung ber beiben Quartale gern bereit. 

Stuttgart, SRecfarftrafee 121/^3. 


€xpeflition oon „Über Eanfl und meer“. 



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MB in 22‘/4 Jahr. 3410 SGöglinge, dar. 3316 Fahnenjunk. m 

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1910 bestand. 79 Schüler, dar. 33 Einj. 

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Kopfstation der reizvollen Dampferfahrten auf dem Untersee und # 
Rhein. — Dampferfahrten in den Ueberlingersee (Insel Mainau, Lieber- g 
lingen etc). — Jegliche Auskunft gratis durch das « 

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k D R. P. Nr. 183551 - Worimarke j 


Schon zu allen Zeiten hat die Frau ge¬ 
sucht ihre Schönheit zu vervollkommnen. 
Aber von allen Schönheitsmitteln, die ihr 
zu Gebote stehen, ist wohl keines höher 
einzuschätzen wie dasjenige, welches wir 
beschreiben werden, und mit dessen Hilfe 
jede Dame und jedes junge Mädchen 
einen schönen und üppigen Busen er¬ 
zielen kann. 

Dieses Mittel ist von schneller und dabei 
gänzlich gefahrloser Wirkung, und häufig 
genügen 14 Tage nur, um überraschende 
Erfolge zu zeitigen. 

Madame L.... schreibt: 

„Seit 14 Tagen befolge ich. nun Ihr Ver¬ 


fahren, und ich bemerke mit größter Ge¬ 
nugtuung bereits jetzt eine wahrhaft er¬ 
staunliche Wirkung . .." 

Wir wollen gleich im 
voraus sagen, daß dieses 
Verfahren eine innere 
Behandlung ist, wodurch JgBmjim 

allein eine vorteilhafte 
Wirkung auf den Busen Bl|pl 

ausgeübt werden kann, 
denn diese Organe emp- ‘ 

fangen ihre Nahrung aus- ■ m 
schließlich aus dem \ TB' 
Innern des Körpers und KgllPr 

können nur durch Mittel 
beeinflußt werden, die & 

direkt auf ihr Nerven- 
System und ihre Ernäh- H|h| 

rungszufuhr wirken. 

, Das ganze Verfahren 
ist äußerst einfach und 
besteht nur aus dem Ein- 
nehmen von winzigen yäm 

Pillen, die man zweimal 
täglich zu sich nimmt; *** 

kein Vollstopfen mit 
Mehl, keinerlei Einreibungen oder kom¬ 
plizierte Operationen, die ebenso wir¬ 
kungslos wie unnütz sind, kommen hier¬ 
bei in Anwendung. 

Diese Pillen heißen „Pilules Orientales 
Ratie“ und besitzen eine genügende 
Wirkungskraft, um der Ernährungszufuhr 
der Frauenbrust die entsprechende Rich¬ 
tung zugunsten der besseren Entwick¬ 
lung dieses Organs anzuweisen, und es 
wird so die erforderliche Anregung zur 
Entwicklung und Festigung des Busen 
gegeben. 

Tausende von Dankschreiben, die uns 
von allen Seiten zugehen, sind der beste 
Beweis hierfür, und führen wir nur eines 
derselben hier an: 

Herrn ... Ich habe Ihre Pilules Orien¬ 
tales angewandt, und macht es mir Freude, 
Ihnen mitteilen zu können, daß mich die 
erzielte Wirkung sehr befriedigt hat. 

Diese Pillen sind auch erhältlich bei: 
München, Emmel, Apotheke, Sendlingerstr, 
Dr. Mylius, Markt 12, Frankfurt a. M., En 


im Geringsten nachteilig beeinflußt wor¬ 
den, im Gegenteil: ich habe niemals 
besseren Appetit gehabt als während der 
Dauer der Kur. Ich kann mich daher nur 
dazu beglückwünschen, von Ihrem Mittel 
Gebrauch gemacht zu haben. Ich danke 
Ihnen aufrichtig und erkenne freimütig 
die Wirkungskraft der angewandten 
Pillen an. Ich mache es mir fernerhin 
zur Pflicht, Ihr Medikament jeder Dame, 
die dessen bedarf, zu empfehlen. 

Gez.: Frl. Marie B... 
Bad Landeck, Rheinland. 
Wir hoffen, daß ein so offenherziges 
und freiwillig geliefertes Beweisstück 
unseren liebenswürdigen Leserinnen ge¬ 
nügt und uns davon ent¬ 
hebt, hier deren weitere 

PI anzuführen. 

Verzweifeln Sie daher 
nicht mehr, wenn Ihre 
Büste nicht die wün¬ 
schenswerte Fülle zeigt, 
oder wenn durch Neben¬ 
umstände mannigfaltiger 
Art deren frühere Festig- 
keit und Ueppigkeit ver- 
' ~ loren gegangen ist. Ver- 

zagen Sie selbst dann 
nicht, wenn Sie bereits 
\ andere Mittel ähnlicher 

\ Art ohne Erfolg probiert 

HRf ] haben. Wie dem auch 

Wy? / J sei: versuchen Sie auf 

Mg * / ^ jeden Fall Pilules 

O ri en t a 1 e s Ratie; Ihr 
/ Busen wird sich nach 

einigen Wochen ent¬ 
wickeln und lester wer¬ 
den, und die häßlichen 
Knochenvorsprünge des Halses ver¬ 
schwinden dann gänzlich, wie durch 
Zauberei. 

Diese, von ärztlichen Berühmtheiten 
erprobten Pillen sind der Gesundheit stets 
bekömmlich und eignen sich für Danien 
und junge Mädchen aller Naturen. 

Nehmen Sie daher ungesäumt Ihre Zu¬ 
flucht zu ihnen. 

Um franko und diskret einen Flakon 
Pilules Orientales zu erhalten, genügt es, 
M. 5.30 per Auslands-Postanweisung oder 
Fünfmarkschein und 30 Pf. Marken an 
Apotheker J. Ratie, Paris, 5, Passage 
Verdeäu, zu schicken; der Brief ist mit 
20 Pf. Porto zu bekleben, Karten mit 10 Pf. 

Wir raten einer jeden Leserin unserer 
Zeitung, sich von Herrn Ratie das sehr 
interessante Heftchen „Ueber die pla¬ 
stische Schönheit des Busens“ kommen 
.zu lassen, das er gratis schickt. 

: Berlin, Hadra-Apotheke, Spandauerstr. 77, 

, 13, Breslau, Adler-Apotheke, Ring 59, Leipzig, 
igel-Apotheke, Gr. Friedbergerstr. 46. 
























^Honiq-öelee 


Itber £anb unb 50leer 


HiHettfiaff 

D a wir gutem üßenteljmen 
nad) in einem „giganti* 
fd^en" Zeitalter leben, hat bie 
®rucferfcfywät 3 e unfrer Sage 
fortgefe&t mit „größten" Sin* 
gen unb „9tiefen"gegenftärt* 
ben su tun. SRad) unb nact) 
ftumpft foldje äöieberbolung 
bie ©mpfänglidjfeit auct) be= 
geifterung§fät)igfter 2efer frei' 
lieb ab, unb e§ gehören febon 
befonbere §eroorbrtngungen 
ba, 3 u, ibr ein roenig ^ntereffe 
ab*unütigen. gür öa3 SSentil 
unb ba§ Zifferblatt auf biefer 
Seite barf man e§ wol)l in 
Stnfprudb nehmen. 3fene§ ift 
eines oon brei üBenltlen, bie 
Stnfang Sftärj bie Sftiagara* 
traftftation sur ^Regulierung 
be§ SßaffersufiuffeS für 2lntrieb 
ihrer gewaltigen Turbinen non 
je 12000 ißferbefräften aufge* 
ftellt bat. Sie ©röftennerhält' 
niffe neranfdbauti^t ba§ hinein' 
gefteüte Slutomobil. Sa§ ge* 
wattig gtojje 3tfferblatt, bis* 
lang ba§ größte feiner 2trt, 
fott bei einer Turmuhr ju 
Btoerpool in ÜReufcbottlanb 
Serwenbung finben. 


S^ot. EfwS. St. SSr«f;(er, SörootUju 9t?). 


bot. ®ebr. Saectet, Serftit 

©leftrifdjeS SRiefennentit am SRiagarafatl 


5)a§ 3ifferbtatt einer eteftrifeben fRiefenuljr als geftmabtStafel 


Vorzügliches Kräftigungsmittel 
Dr. Hommel’s Haematogen. 

WARNUNG! Man verlange ausdrück¬ 
lich den Namen Dr. Hommel. 


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Sternrätsel 


in 



a, b, e, e, e, e, e, e, g, i, I, 
n, n, n, r, r, s, fo, t, 3 . 

©orjtefjenbe 20 ©udjjtaben 
fd)teibe man in bie 20 Greife 
ber gigui:, fo öafe SBörter non 
folgender Sebeutung er* 
J 2 fdjetnen: 

I—II «rjimmdsförper. II—III 
©ebenfluj} ber Ober. III—IV 
übertrbijd)es SBejen. IV—V 
2Baffe. V—I beutftf)er £)icf)ter. 

Oie ©udjjtabeu in ben mit 
3 iffern be 3 eid)neten ftretjcn 
nennen eine Ijeroorragenbe 
©aturgabe. (£. O. 


üicrsilbfgc Scharade 


9Itt einen Gdjmcrsensruf £yrüd)tc gegangen, 
©ertauften fie mir Stfjofolabejtangen. SOI. 


Silbenrätsel 

Oas erjte ©aar, bas flettert, fpringi unb rennt 
Sbtit flinten ^rüfcen Ieid)t unb 3 terltcf) — 

(£in 2 Hergefd)lccf)t ift's, bodjintelligent, 

©emanbt unb ungemein pofjtcrlicfy. 

Oas 3 cd e i t e © a a r ift (Selb, gar moljlbefamit, 
Oas er|t in ©öljmen roarb gejdjlagen, 

Hub fpäter man geprägt in bcut|cf)em £anb, 

Slßo's 3 uia^namen uiel getragen. 

Oas (5 a n 3 e ift ein leidster, milber SBein, 

Oer befte rooI)I im Streife ©abett-- 

9Bo er mit guten Speifen im ©ereilt, 

Oort roünfdjt fid) jeber eingelaben. gr. St. 

Hapselrätsel 

3d) ftrenge Diele Stopfe an. 

Ob mid) toobl jeber löfen faitti? — 

©cl)mt ibr mir nun ein SDtafo heraus, 

SRuft mancher mid) bebauemb aus. Gü O. 



Auflösungen der Kätselaufgaben Seite 674: 

Oes 3itatenrätfels: (Es liebt bie ©3elt bas Gtralp 
Ienbe 3 U fd)toär 3 en. 

Oes SRätfels: SReoeren 3 , ©eferen 3 . 

Oer 3 cil^ 9 aufgabe: 


9 tidh11ge Sofhttgen fanbten ein: 

©• Stoppel, Hamburg (2); $hetla 
2 )iller, 9 iegen§burg (2), ©ertjaufer SSTtiin* 
eben (2); 9 tob. <St. ©atoroianu, 2 Bien (1); 
$uliu§ ©joetfooitS. ©ubapeft ( 3 ); Stärl 
Seufel, grauenauradh (1). 

2 >te eingefanbte Söfung „ 9 iabe, 9 iebe" 
für Sogogrtph in ©r. 24 , <3 644 , ftatt 
„Oadel, Oedel" trifft and) 51t, wenn 
man null; nur erfd)eint fie mit ©iict* 
fid)t auf 3 e üe 6: *©tit e roill’8 immer 
oben fein", bod) etmaS gefudjt. 




Liebig’s Fleisch-Extrakt 


steht seit den ersten Tagen seiner Herstellung unter ständiger wissen¬ 
schaftlicher Kontrolle erster Autoritäten. Jeder Käufer hat unbedingte 
Garantie dafür, dass er eine eingedickte Bouillon ohne fremden Zusatz 
erhält. 


Von den Farmen der Liebig Gesellschaft: 
Kasse-Zuchtstier. 




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seit Jahren fortwährend in Anwendung. 

München, den 10. Juli 1884. 

Die k. Untersuchungsanstalt bezeugt, daß die von Herrn Dr. Pfeuffer bereiteten 
und anher zur chemischen Untersuchung überschickten Hämoglobin-Pastillen im Durch¬ 
schnitt 1,3 Gramm Hämoglobin (natürliches Eiseneiweiß) enthielten und daß dieselben 
frei sind von für die Ernährung ungeeigneten Bestandteilen, wie solche im gewöhnlichen 
Blute als Excretionsstoffe (Auswurfstoffe) vorhanden sind. Obige Untersuchung bestätigt 
Dr. Rudolf Emmerich (kgl. Professor an der Univ. München). 

Dr. Max von Pettenkofer (Geheimrat, kgl. Prof, an der Univ. München). 
Dieses vorzügliche, von Aerzten anerkannte Naturheilmittel gegen Blutarmut und 
Schwäche empfiehlt für Bleichsüchtige und schwächliche Kinder ganz besonders 

Ludwigs-Apotheke zu München. 
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1911. 9lr. 27 


Über fianb unb 9Jleer 


727 




Sß&ot. Earl Seebatb, SDDieit 

2fper§ ber ^enfmüttje auf ba§ BOjäljrige 93eftel)en 
be§. „'-jkoteftantenpatentS" in £>ftevreid)*Ungarn 


€in 

bedeutungs¬ 
voller tag 

für beit eoange* 
Iifd)en Seil ber 
Beoölferung 
£)fterrei<J)*Un* 
garn§ ift Ijeuer 
ber 8. 2lpril 
beim an biefem 
Sage ooüenbet 
fid) ein I)albe§ 
^abr^unbert, 
feit S^aifer 
ftranjSofef «nt 
8. Slpril 1881 
ben ©laatäbür* 
gern epangelt* 
idien ©lauben§ 
bnrd) ba§ Sßro* 
teftantenpatent 
»öllige®leid)be* 
redjtigung mit 
ben &atI)olifen 
ber Sltonardjie 
geroäfjrleiftete 
unb bamit ba§ 



SPbot. üftiincSmer Sßreffe*S3ureau 

Ciuabrtga für ba§ £>au§ ber beulfd)en Abteilung ber 
internationalen ®unftau§fteHung in 9iom 


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fefH.Poml3.Of* 
tober 1781, ba§ 
it)nen nur Sul» 
bung ber 9ieli* 
gion§übung ge* 
brad)tf)aite,auf* 
fjob. 3ur ©rin* 
nerung an ben 
gefttag, ben aüe 
proteftantifdjen 
©emeinbert unb 
Streife ber öfter* 
reid)ifd)en San* 
be feierlid) be* 
gefjen toollen, 
f)at man bie ab* 
gebilbete fdjöne 
Sentmünje, ein 
SBerf be§ 2Bie* 
ner SJtebait* 
Ieur§ St.'^artig, 
gefdjaffen.beren 
2tu§gabe an 
bem mefyrge* 
nannten Sage 
erfolgen foH. 





[ 


fReter§ ber Sentmünje auf ba§ BOjciljrige SBeftetjen 
be§ „f^roteftantenpatent§" in Öfteu‘eid)*Ungarn 


9iad)brucf aus bem Snljalt biefer 3 c üjd)rif( roirb ftrafrecfjtlicf) »erfolgt. Berantroortltcfjer SRebafteur: Dr. SRubolf Breober in Berlin. 3n Oefterreid)=Ungarn für bie Bebaftton unb Verausgabe ocrantioortlicf): 'Robert OToijr in SBien I. 
Drud unb Berlag ber Deutfdjen Bcrlags=2lnjtalt in Stuttgart. Rapier oon ber ?papterfabril Salacf) in Salacf) (Sßürttemberg). Briefe unb Genbungen, bie ben rebaftionellen 3nl)alt biefer 3 e itfd)rtft betreffen, nur an bie Dcutfdje Berlags-Slnftalt, 

SRebaftion, Berlin SW, ftöniggräfcer Strafe 99 (ofjne iperfonenangabc) erbeten. 



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11 117 ^ wirtschaft) Forstwirtschaft, Gärtnerei, der länd¬ 

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Konrad zu Putlitz und Dr. Lothar Meyer 

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Der 1. Band (vom Buchstaben A bis zum Worte Chartern) ist Soeben erschienen 


Das Landlexikon wendet sich an alle Kreise auf dem 
Lande und an alle, die ländliche Interessen vertreten und 
mit dem ländlichen Leben in Fühlung stehen. 

Das Landlexikon ist ein Fachlexikon durch die bevor¬ 
zugte und gründliche Behandlung aller Artikel auf dem 
Gebiete der Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Gärtnerei, der 
ländlichen Industrien, Natur- und Sozialwissenschaften. 
Gebiete, die dem ländlichen Bewohner besonders nahe¬ 
liegen, wie Medizin und Rechtspflege, sind gleichfalls 
in hervorragendem Maße berücksichtigt worden. 

Eine große Zahl von Mitarbeitern — die ersten 
Autoritäten ihres Faches — bürgen dafür, daß in den im 
Werke gebotenen Artikeln stets die neuesten Forschungen 
berücksichtigt sind, daß sie nach jeder Richtung auf der 
Höhe der Zeit stehen. 


Eine reiche Fülle von Abbildungen, schwarzen 
und farbigen Kunstbeilagen werden dem Werke bei¬ 
gegeben. Auch bei diesen sind, wie bei dem Text, die 
ländlichen Interessen in erster Linie berücksichtigt. 

Das Landlexikon erweist sich sonach als 

ein alle Gebiete umfassendes 


ländliches Konversationslexikon, 


das vollen Ersatz bietet für allgemeine Nachschlagewerke, 
in denen die fachlichen Sachen teils fehlen, teils natur¬ 
gemäß nur kurz und unvollkommen behandelt sind, das 
aber andererseits eine willkommene unentbehrliche Er¬ 
gänzung da bietet, wo schon ein Konversationslexikon 
vorhanden ist. 

Das LandlexiKon ersetzt eine ganze Bibliothek von fachwissenschaftlichen Lehr- und Handbüchern 

Ausführlicher Prospekt ist kostenfrei durch jede Buchhandlung zu erhalten, die auf Wunsch auch den ersten Band gern ohne Kaufzwang zur Ansicht ins Haus liefert. 


















728 


Über Üanb unb ©leer 


1911. 9tr. 27 


OäcJYhäffluljc TOittritnmu'n 

„ftrembe Sprayen unb ißre ©rlernung" Reifet eine non 
ber Sangenfcfjetbtfdjen ©erlagSbucßhanblung (©rof. ©. Sangen* 
fdjeibt) in ©erlin*$cßöneberg jur ©ufflärung über ba§ ©Bie ber 
©pvacßenevlernung ßerauSgegebene ©rofcßüre. populär oerfaßter 
2ert roedjfelt ab mit überfidjtlichen Sanbfarten in oorgügiicßem 
$arbenbrud, anbern guten ^Huftrationen- unb intereffanter (Btati* 
ftif. ©efonberS lefenSroert ift bie ©efcßreibung ber roidjtigften 
Hilfsmittel für ben Selbftunterridjt in fremben Spradjen. 
®abei hat bie Sdjrift ben großen ©oräug — nicßt§ ju foften. 
©Ber an ben ©erlag eine ©oftfarte fcßreibt unb fie oerlangt, 
erhält fie fofort portofrei. 

gür Siebhaber ber ©ßotograpßie beadjtenSroert er* 
fdjeint ba§ fürjlid) auSgegebene, foftenloS erhältliche „©retSoer* 
jeicßniS 1911" ber $obaf ©. m. b. H-. ©erlin, ©iarfgrafenftr. 92/93, 
ba§ fid) al§ ein trefflich auSgeftatteteS ©ücßlein oon 112 Seiten 
f£ejt in gefcßmadoollem ©untbrucfumfcßlage oorfteHt. ®en Sejt 
erläutern gaßlreidje inftruftioe ©bbtlbungen; bie gute ©erioenb* 
barfeit ber &obaf=Strtifel geigen eine ©eiße »on oorgüglicß aus* 
geführten Eunftbeilagen als ©inicßaltbilber. 



„Da bin ich" betitelt fid) unb ruft unS ein neues Statt aus 
bem befannten ©erläge oon Soßn Henri) Schwerin, ©erlin W 57, 
au. f?ür nur 20 ©f. pro Heft erfcßeint eS stoeitnal im ©lonat, 
jebe ©ummer etioa 40 Seiten ftarf, zugleich als gutes Familien* 
blatt unb praftifcßeS ©lobejournai für ftrau unb Stinb. Slbonne* 
ments auf „®a bin tch" nehmen alle ©udjßanblungen unb 
©oftanftalten entgegen. 

$ie Stunft, billig ju leben, leßrt baS Spftem Dr. med. 
HinbßebeS auS Slopenßagen. ©S befiehl barin, baß er an Stelle 
beS teuren gleifdjeS bie weit billigeren ©oben* unb Hülfen* 
frücßte bei ber ©rnäßrung beoorgugt. ©od) bis oor furgem gab 
eS nur bie enorm teuren ©iioeißpräparate, oon benen 300 ©ramm 
etwa 10 ©larf foften. $et)t fräftigt man fid) mit ©iomalg, ein 
©littel aus eblem ©erftenmalg, unb fießt erftaunt, baß beffen 
©Birffamfeit bie mancher ©iioeißpräparate erheblich übertrifft, 
trotgbem 300 ©ramm ©iomalg nur 1 ©tarf foften. 

2)er epibemifcße ©ßarafter ber ^nfluenga hat bie 
2lrgte in befonberem ©Jaße gu reicßlidjer ©erorbnung beS Saig* 
brunner OberbrunnenS geführt. ©Ber ben tücfifcßen ©ßarafter 
biefer Sranfßeit fennt unb namentlich berücffidhtigt, toie oiele 
djronifd)e Seiben aus ißr entfteßen, menn fiel) ©efonoalefgenten 


nidjt genügenb halten, roirb gern ben Slnorbnungen feines 2lrgteS 
auch begüglicß ausgiebiger ©ntoenbung oon Saigbrunner Dber* 
brunnen nach überftanbener ^nfluenga golge leiften. 

Kurbab Sommer ft ein*Saa!felb in Thüringen liegt in 
aHernäcßfter ©äße ber fcßönen Saaleftabt Saalfelb, gang entgüdenb 
umraßmt oon herrlichen ©Baibungen, ©arf unb Dbftanlagen mit 
großartigem ©anorama. ©ialerifd) heben fid) am ©SalbeSranb 
bie Suftßütten genannten fleinen ©ingelmoßnungen unb bie 
großen Sonnen* unb Suftbäber oon bem bunfeln ©rün ber 
Sannen ab. Sommerftein ift ein ibealer ©ufentßaltSort für 
ftur* unb ©rßolungSbebürftige, gumal roegen beS oorgüglicßen 
ÄlimaS unb ber fräftigen ogonreidjen ©erg« unb ©ßalbluft. 


Stüein. §nferaten= 2 lnnat)me cv ♦ JttlErfton» - ffiebülgren 
bet ftuöolf itlolTo, ü 1 tJßTlT 01 T für bte fünfgefpaltene 
8 tnnoncen=ßjpebttton für ^lVIDLIUCII ©onpareUle- 3 eile 3 K.i. 80 , 
tämtlicße Bettungen $eutfä)= 6 X? * für bte ©d)tueij, Statten 

tanbS unb be§ StuStanbeS, unb ftranfreicß ftr. 2 . 26 . 

tn '-Berlin, ©reSlau, Ktjemniß, 2 >re§ben, ®üffetborf, ftrantfurt a. «Bl., 
Halle a. ®., Hamburg, Äöln a. 9 tß., Setpgig, Sonbon, «Btagbeburg, 
©tünchen, Nürnberg, ©rag, Stuttgart, Böten, Bürtd). 


Oetkers Rezepte 


Osterfestkuchen 


250 g Butter, 200 g Zucker, 7 Eier, das 
Weiße zu Schnee geschlagen, 500 g Weizenmehl, 1 Pack 
chen von Dr. Oetker’s Backpulver, 100 g Korinthen 
100 g Rosinen, 50 g Sukkade, das abgeriebene Gelbe einer 
halben Zitrone, Vs bis X U Liter Milch. 


g: Die Butter rühre schaumig, gib Zucker 
Eigelb, Milch, Mehl, dieses mit dem Backpulver gemischt 
hinzu und zuletzt die Korinthen und Rosinen, die Sukkade 


das Zitronengelb und den Eierschnee. Fülle die Masse 
die gefettete und mit Mandeln ausgestreute Form und 
backe in rund IV 2 Stunden. 


fv Kaloderma-Seife 
/ Kaloderma-Gelee 

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so urteilt die Vossische Zeitung, Berlin, über das bei der DEUTSCHEN 
VERLAGS-ANSTALT in STUTTGART erschienene Unternehmen: 


KLASSIKER DER KUNST IN GESAMTAUSGABEN 


Von dieser Sammlung wurde soeben 
ausgegeben der XVIII. BAND: 


Früher sind erschienen 


Fra Angelico steht als Künstler zwischen der Gotik 
und der Renaissance. Von jener lernte er den monu¬ 
mentalen Stil der Wandmalerei, und mancher Moderne 
mag ihm die Sicherheit, mit der er große Flächen 
dekorativ bezwang, im stillen neiden. Die außer¬ 
ordentliche Verbreitung, die seine bekannten Engel¬ 
figuren in den kleinen farbigen Nachbildungen in 
allen Kreisen des Volkes und in allen Ländern ge¬ 
funden haben, beweist, wie der Künstler nicht nur 
bei den eigentlichen Kunstkennern, sondern ganz all¬ 
gemein geschätzt und geliebt wird. 


Raffael 8 M — Rembrandts Gemälde 14 M — 
Tizian 8 M — Dürer 10 M — Rubens 12 M — 
Velazquez 7 M — Michelangelo 6 M — Rembrandts 
Radierungen 8 M — Schwind 15 M Correggio 
7 M — Donatello 8 M — Uhde 10 M — van Dyck 
15 M — Memling 7 M Thoma 15 M — Mantegna 
8 M — Rethel 9 M 


Fra Angelico 


Des Meisters Gemälde in 327 Ab¬ 
bildungen. Herausgegeben von 

Dr. Frida Schottmüller 

Vornehm gebunden M 9.— :: Studien -Ausgabe mit 
einseitig bedruckten Tafeln in Mappe M 16.— 


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Holbein — Dou — Hals — Murillo 
Jan Steen — Leonardo da Vinci — 


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nählung der Jungfrau Maria. Probeabbildung aus „Fra Angelico“, Kk 





















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ftarb am 17. äftärj im fcdjSunbadjtätgften 8ebenSjal)r 


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©buarb s 4$öt5l, ber beliebte SDßiener fjumoriftifcije ®id)ter, geboren am 17. SJlärj 1851, 
in feinem SlrbeitSjimmer 


SuBdct, Sarmfiatt 

(£avl £epp, ale> ©djillerbiograpt) befannter 8d)tiflfteller 
unb gemiitoolier fticfyter, geboren am 28. 3)tärj 1841 



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Hamburg. 






































































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748 


Uber fiartb urtö StReer 


1911. 9tr. 28 



Schach (Bearbeitet von £. Scballopp) 


Aufgabe n 

5ßon €. Terber in @t. ©marin, 
©cfjroar* (8 ©teilte) 



abedefg li 
Söeifi (7 ©tetne) 

Söetß siebt an u.f eftt mit bem brttten 3uge matt. 


Auflösung der 
Aufgabe 10 

SB. l. Le4-hl 
@. 1. c6—cö 
3B. 2. Tg6—g2 
2. Kc4—d5 
3B. 3. Tg2-g4 matt. 


Partie Ar. 13 

tturnterpartte, gefpielt ju ©an ©ebafttan am 20. Februar 1911 

Spanische Partie 

®etfj: Q. 9t. ©apablanca, ffteuporf. 

©ebroarj: Dr. O. @. ©ernftetn, 3)to§fau. 


1 

e»— e4 

e7—e5 

19. Se2—d4 2 ) 

Kg8—h7 


»sri—f* 

Sb8—c« 

20. g2—g4 2 ) 

Tb8—e8 

ii 

Iift li.» 

Sgs-fo 

21. f2 — f3 

Sc6—e6 

4 

0—0 

Lf8-e7 

22. Sd4—e2 

Da6xa2<) 

6 

Sbl—c3 

d7—d6 

23. Se-2—g3 

Da2xc2?? 5 ) 

6 

Lb6XC6+ 

b7xc6 

24. Tdl—ct 

Dc2—b2 


d2—d4 

e5xd4 

26. Sg3-h5«) 

Tf8—h8 

8 

Sf3xd4 

Lc8-d7 

26. Tel—e2 

Db2—e6 


Lei—gö 

0—0 

27. f3—f4 

De5—b6 

10 

Tfl-el 

h7—h6 

28. Sf6xg7 

Se6-c6 7 ) 

11 

Lg6—h4 

Sf6-ll7 

29. Sg7xe8 

Ld7xe8 


Lh4xe7 

Dd8xe7 

30. De3—c3 

f7—f6 

13 

Ddl—d3 

Ta8—b8 

31. Shöxf6f 

Kh7-g6 


b2—b3 

Sh7—gö 

32. Sf6—hö 

Th8—g8 

16 

Tal—dl 

De7—e6 

33. f5-f6f 

Kg6—gö 

16 

Dd3- e3 

Sg6—e6 

34. Dc3-e3+ 

Kgö-h4 

17 

Sc3—e2 

De6—a6 l ) 

35. De3—g3f 

©ufgegeben. 8 ) 


') Seibe £eUe fjaben ficb fotib entroicfelt; je&t beginnen bie Stom= 
binattonen be§ 9)ütteifpiei§. SBetfi eröffnet ben Angriff gegen ben 
Sönig, roätjrenb ©dbroarj auf bem ®amenflügel operiert, um ben 
©egner oon feinem Angriff absulenfett. 


2 ) ®roi)t 20. Sd4xc6; jugteid) broijt 20. Sf5xh6 + g7xh6 21. De3x 
h6 nebft 22. Telxe3. 

8 ) SBeift fel3t ben ©nfturrn in fräfttgfter SEöeife fort, offne fiel} um 
ben bebrotjten Ba2 ju fümmern. 

*) 2)tefe§ ©plagen ift gefährlich; ©ebroarj hofft bem bebrängten 
SönigSflügei oon ba aus roieber ju öiife fontmen 511 fönnen. 

®) Sen jroeiten ©auern burfte ©etnoarj gans entfdjteben niefjt 
fdblagen, fonbern mußte mit ber ®ame fofort nact) a5 jurüd (eoentuell 
weiter nad) b6). 

6 ) 2)a§ ©ptel fdjeint für ©dpoars oerlorcn jit fein. 

7 ) Stuf Seoxg7 folgt 29. Sh5—f6f Kh7-ge 30. Sf6xd7 mit ber 
2>roöung 31. f4—f5f unb 32. Sd7—fe mau; aber ©djroars hatte babei 
oielieicht etroaS mehr ©bancen als bei ber Sertfortfe&ung. 

®) mar auch bte höchfte gelt; e§ märe nämlid) im nächften 
3uge h2-h4 matt gefolgt. 


Hamburg (®lfr. $f.). Sftr. 5 unb 7 löften @te richtig, bie 
erftere aUerbingS nicljt ganj ootlftänbig. 9ir. 8 aber fdjeitert 
Shr ®erfud) 1 . Lh3—d7 an ber einfachen Entgegnung a7—a 6 , in 
9tr. 9 1 . Sf 6 —d5 an Th 6 —e 6 f. 

9t i d) t i g e 2 ö f u n g e n fanbten ferner ein: 58. in £>eben)igem 

foog gu 9tr. 5 (ebenfalls nidjt red)t oollftänbig), 7 urib 9; Otto 
Stönigftein in SSitfoioi^ ju 9tr. 7; £>anS Sdjneiber in Stofdjmin 
51 t 9fr. 9. 


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tionen neuester Systeme (Körting’s temperierbares Trockeninhalatorium). Pneumatische 
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Atmungsorgane, Skrofulöse, Rachitis, Gicht, Rheumatismus, Frauenkrankheiten etc. — 
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1) Deformitäten und Verkrümmungen wie: Schiefhals, Rückgratverkrüm¬ 
mungen und angeborene Hüftgelenkverrenkungen, X- und O-Beine, 
Klumpfüße, Plattfüße etc. 

2) Frische und veraltete Brüche und Verrenkungen. 

3) Frische und chronische Knochen- und Gelenkerkrankungcn. 

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1911. s Jtr. 28 


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TannentattnS SRottenlifte . T. SR.,®. SÄ. ift au§ fefiem, 
»etginltent ^lußftaßlbledj ßergefteEt, bicfjt »erfaßt unb »erlittet. 
®er »entließe, bequeme ©anöoerfdjluß öe» Tecfelrtmte fdjließt 
. garantiert luftbidjt ab, mithin fann bie gefräßige ißelämotte ntdjt 
gu ben in ber Stifte aufberoafjrten Sßelgfactjen, ÄleibungSftüden, 
^>iiten, Setten ufto. gelangen. Südjer, Tofumertte, GJBaffert, 
Patronen, ©ammlungen ufto. bewahrt man ebenfalls am beften 
in einer ®annemannfd)en 9Jtottenlifte auf, ba ber luftbicßte Ser» 
fdjlufs bie ©acßen aud) oor SRäufen unb ben fdjäblidjen ©in» 
flüffen non ßid)t, Suft, ©taub, geucßtigfeit unb geuer fc£)ü|t. 
©enauere Sefdjreibung mit ©roßen» unb Preisangabe oerfenöet 
gerbinanb Tannemann, Seipgig 6, 

S0tigräne»£eibenbe merben mit greuben Ijöten, baß fie gu» 
oerfidjtlid) auf Befreiung oon ißrem biSßer faft unheilbaren 
ßeiben, baS in fdjmeren gäEen baS Seben gerabegu qualooE ge» 
ftalten fann, hoffen bürfen. ©in Slrgt auS SDreSben berichtet 
über baS ©rgebniS feiner beinahe gehnjährigen ^Beobachtungen 
unb Semühungen. ©r fonnte baS erftmalige ßluftreten ber 
iDtigräne infolge oon heftigem Strger bei einem oiergigjährigen 
•£>errn beobad)ten. @ie mar reich on ©ingelerfcfjetnungen, bie fid) 
fämtlid) an ©efüt)l§neroen abfpielten. Shre Sluflöfung nadß ben 
©efehen ber PhDfiologie ergab, baß abnorme Peigbarfeit ber 
©efittjlSgentren ber ©roßhirnrinbe bie Sftigräne heroorruft. * Tie 
befannte Tatfadje, baß bie anormale ©rregbarfeit ber SeroegungS» 
gentren ber ©roßhirnrinbe bei ^iftbern, gumal bei an ©nglifcher 


Sfranfheit leibenben, auf PhoSphorarmut beruht, »eranlaßte ben 
Slrgt, foroohl an Sftigräne leibenbe jugenblicße Perfonen als auch 
ältere Ptigränepatienten mit ber »om §ammermerf in Tre§öen 
begögenen, in Dt löslichen, haltbaren unb »öttig ungiftigen PhoS» 
phorlecithinoerbinbung namens „Secimorol" gu heilen. 

§ol!inS’ echt englifcheS Pigogne»©tritfgarn. Über 
ein ^sahrhunbert lang hat fiel) biefeS ©tricfgarn, baS in jeber 
©arnhanblung gu taufen ift, feinen roohloerbienten 9tuf erhalten. 
3u ©ocfen unb ©trumpfen »erarbeitet, ift eS gu jeber ^ahreSgeit 
höchft angenehm gu tragen, ba eS im Söinter ben §uß fdßön 
wärmt, ohne ihn gu überhitjen, im ©ommer in ber gefunbheit» 
lieh beften Temperatur erhält unb babei fühtenb roirft. TaS fo 
läftige ©ingehen unb ßartroerben moüener gußbefleibung ift bei 
©öden unb ©trumpfen auS englifdjer Pigogne gänglich auS» 
gefchloffen. $ebe§ päfet unb jebe Tode biefeS echt englifchen 
Sigogne»©tridgarn§ trägt eine ©tifette mit ber $irma SB in. §ol» 
linS’ & ©o. unb beren roohlbefannte ©djutjmarfe. 

Stufen ber Pährfalge. Tte meifien SEenfchen ahnen nicht 
einmal, meid) unfeßäparer Sßert in ben fogenannten Stährfafgen 
für unS liegt unb raelch großer Schaben, ^ranlßeit, Siechtum 
unb oorgeitige TobeSfäEe entstehen, menn eS unferm SEörper an 
mineraiifchen Stoffen mangelt. Taß unfre heutige Slährroeife 
eine mineralarme ift, fam aud) feßon im Teutfcßen Peid)Stage 
gur ©pradie. profeffor Dr. gaßbenber fagte in einer PeidjStagS» 
rebe-- „®S unterliegt feinem 3«>eifel, baß »iele ^ranfheiten unter 
anbern auf bie gu geringe 3«fahr »on nährfalgreichen Päßr» 


mittefn unb gu reichliche ©iroeißnahrung gurüdguführen finb." 
©r bat baS PeidhSgefunbheitSamt, auch hinauf fein Stugeninerf 
gu lenfen. ©in Stährfalg, baS für ben ntenfchlidjen Körper leidjt 
affimilierbar ift unb ©efunbheit unb Sßohlbefinben beföröert, 
»erfenbet baS Silgfdhe Sanatorium in TreSben» s Jiabebeul. 

Tie Tamenmobe 1911 bereitet mandjer Hausfrau S?opf» 
feßmergen; macht fie bod) Steuanfchaffungen erforberlid), bie bie 
anbauernb fteigenben SluSgaben für ben §auShalt oft nur fdjroer 
gulaffen. Tie ftetig fteigenben Putterpreife greifen bie SSirtfdjaftS» 
raffe gang empfinbltdh an fingen, redinenben Hausfrauen macl)t 
btefer Umftanb aber febon löngft feine ©orge mehr, ba fie bie 
immer mehr Slufnaßme ftnbenbe Pflangenbutter»äftargarine Plarfe 
„Palmato" »erroenben. Tiefes reine Pflangenprobuft ift in ©e» 
fchmad, Slroma unb Pefömmlichfeit befter Paturbutter eben» 
bürtig, jebod) etroa 50% .billiger. Tie ©tfparniS ift gang be» 
beutenb unb hilft manche Sßünfdje unfrer Hausfrauen erfüllen. 

Sab ©IgerSbu'rg im Thüringer SBalbe. TaS Sana» 
torium Dr. Preiß, in bent faft auSfdjließlich neroöS ßeibenbe aHcr 
2lrt »erfeßren, hat bie ©rbgefdhoßräume beS ©aalgebäubeS, in 
bem ficE) grühftüdSfaal, Sefe», SPufif», Pau^», PiEarb», Telephon» 
unb ©dhreibgimmer befinden, einer burchgreifenben modernen 
Peueinridjtung durch Sßeimarer Sßerfftätten. untergiehen laffen. 
SEandher alte ©tammgaft rnirb . bie freunbltdje ©imutrfung 
biefer Peuerung mit Pefriebigung tuahrnehmen und feine Über» 
seugung noch mehr befeftigen, „-baß eS für die Peruen niditS 
PeffereS gibt als ©IgerSburg". 



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«Rebberg unb bie frangöfifebe IReoolution. ©in »eitrag jur ©e* 
f^idjte be§ literarifcben' Kampfes gegen bie reoolutionären 
Sbeen in Deutfcblanb. »on Sud Sefftng. »ielefelbS 
»erlag, greiburg (»aben). 

5Reid)igefei über ben »ertebr mit ftraftfabrjeugen oom 3. Mai 
1909. »rei§ 75 »f, »erlag 31. Söeinfjolt, »erlin C 25. 

«Hobleb er, Dr. med. fpermann, Die 3euguttg beim Menfcben. 
©ine ferualpbüfiologifd)e ©tubie au§ ber »raji§. Mit Sin* 
bang: Die tünftlicbe Beugung (»efrudjtung) beim Menfdben. 
^SreiS M. 7.—. ©eorg Dbieme, Seipgig. 

©djultje * ©mibt, »ernbarbine, .£>äu§ltcbe 8eben§£unft. ©in 
fptlfS* unb ©rfabrungSbudb für §eim unb §au§bolt, befon* 
ber§ für bie Sfücbe. ©eb. M. 4.—. »erlag ©arl SReifmer, 
Dre§ben. 

©cupin, ©rnft unb ©ertrub, »ubi im oierten bis fecbften 8eben§* 
fahre, ©in Dagebud). 3«>eiter Seil. »rei§ brofd). M. 4.50, 
geb. M. 5.50. 2b- ®rieben§ »erlag (8. gernau), Seipjig. 


ÖnttgegangEnc Burf|cr unb Srfjriffett 

fßesprechunfl «injetner GCterhe Vorbehalten. — Rüdtsendung findet nidit statt) 
Slrnbt, SCßalter, Stönig ^abrp§ Dob. ©ine Dragöbie in brei 
Sitten, »erlag be§ »ureau gifdjer, »erlin*griebenau. 
»rennert, £>att§, 2Bo bie Stöniglid) »reuiifdben »eilten 
blübn...! ©ebiebte. Dbeuteroerlag ©buarb »locb, »erlitt, 
»ritting, Söalter, ©infame gefte. ©ebid^te. »erlag ©gon 
^leifdjel & ©o., »erlin. 

©lef elb, ©rnft, Der pbilofopbierenbe »agabunb. 8eben§gefd)tcbte 
eine§ 2ßanbertomöbianten. »erlag IRobert 8ut), ©tuttgart. 
Deubtter, Die Prüflinge. Suftfpiel in jmei 3ltten. »erlag für 
Siteratur, Sfunft unb Mufit, Seipgig. 

D und er, Dora, Da§ »erlenbudj. ©ebrüber »aetel, »erlitt, 
gälte, Stonrab, ©äfar Imperator. Slragöbie in brei Sitten. 

»erlag IRafcber & ©o., 3üricb unb Seipgig. 
gaftenratb, IRubolf, 2>aS beutfebe »olt, mie e§ meint unb 
ladjt. ©rjäblenbe, ooltstümliibe Dichtungen. »erlagSbuib* 
banblung ©erefio, Magliafo. 

grommel, Otto, Mannelin. Da§ ©dbattenfpiel einer gugenb. 

»rofeb. M. 3.—, geb. M. 4.—. ©ebrüber »aetel, »erlin. 
gulba, Subioig, Melobien. ©in ©ebiebtbueb. g. ®. ©ottafdber 
»erlag, ©tuttgart. 


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Oktober 1010—1911 
erscheint jeden Sonntag -¥> 


DeutTcbe JUuTtriorte Zeitung 

Copyright, lpt1, by Deutfche Verlags =An(talt, Stuttgart 


Preis vierteljährlich 4 mark 
Beim Postbezug 4 mark 25 Pfa. ohne Besteiiaeid 

ln Österreich»Ungarn Kr. 4.S0 


v Döö $ürhin> 

©rgählung 

von 

Sttolf fflittranbt 

mm) 

£), mie mo© bas tut!“ flüfterte |jein3 
na© einer tiefen Stille. 

„Stören Sie mi© nid©. — 3© mill 3hnen 
nid© raohltun, nur ftubieren roill i©.“ Sie laut 
oon feinem §aar 3ur Stirn. ©in leifer, meid)er 
£aut glitt über itjre £ippen; mar es Uber* 
rafdjung? Bemunbermtg? Ober ein 3ung= 
mäbchengefü©? ©ine SBeile rührten fid) i©e 
Ringer nid©; bann manberten fie über bie 
SBölbung l)in unb 3urüd, offenbar mit $reube, 

. mit ungemollt tofenbem, geniehenbem, 3ärt= 
lidjem (5efüb)X. Über S)eing tarn jet© ein 3tttem, 
ein rafd) befämpftes; mie ein. fü|er Sd)auber 
lief s ©nt über bie irfaut. Sief es fanfte ©leiten 
ber jungfräulichen |»anb! So t)olb, fo traulich, 
fo Ijergerregenb hatte er fidfs nid© gebad©. 
Unb fo munberhaft: all bie SBo©en nur Slug' 
in Slug', ©efpräd), Vernunft, Stieberfdjmeigen 
ber tiefen, (Befühle, ber SBünfhe — unb nun 
biefes Stechen! 31üe tpanb fo marm oon 
$orm 3u $orm, in ber füllen Stad©... 

„©ine liebe i$anb,“ flüfterte er enblid). 
„©ine feelenoolle $anb.“ 

„Sie follen ja nicb)t fprehen.“ 

„SBarum nid)t? ©inen Stugenblid? — 
£affen Sie mich biefes Sid©ermärhen ein 
paar Setunben genießen, Stfra. ©s ift mie ein 
Xraum! — Std), mie mir 3© e £anb auf ben 
Slugen liegt! 3tehen Sie fie nicht meg. 3© 
fei© Sie nun aud) ntd© mehr, ich fühle Sie nm 
noch* Sas ift munberbar! Oh, tonnte man 
fo leben, Slfra! Oh, mürb' aus biefer Btertel* 
ftunbe eine ©migteit!“ 

©in Seufzer brang aus Stfras Bruft. Um 
©U meggulugen, fagte fie rafdj: 1 „Oie paar 
Setunben finb läng© oorbei. £affen Sie mi© 
mein Stubium 3U ©nbe führen — ober fonft 
laffen Sie mid) gehn!“ 

„Sto© brei SBorte, Slfra. Siefe fchönfte 
Stad)t! Siefe fhönfte Stunbe! — Stein, get)n 
Sie nicht fort.“ ©r faf©e ihre gudenben §änbe. 
„3mmer mieber fhmeigen? SBenn mir hoch 
miffen, mir haben uns lieb? — 3a, Sie mich 
aud)! — Sie haben mir meine Stuhe genommen, 
ich leb' nur in 3hften. Sich, mie 3hte offenen 
Slugcn fi© feuchten! Stfra! £iebfte Slfra!“, ©r 
30g fie auf feine itnie unb an feine 23ruft. 

„£affen Sie nti©!“ feufgte fie. ,,©>ehn Sie! 
©ehn Sie!“ 

,,3d) l)«b' bir mein $erg gegeben, bu mir 
beiits; gib mir au© ben SRmtb! — Oh, bent 
! nid©, er läfjt oon mir! 3© tann's nie mehr, 
Stfra. So mal)r id) bid) in meinen Sinnen hab', 

1911 (93b. 106) 


bu mirft mein SBeib! SBenn bu mi© fo liebft 
mie id) bi© !“ 

„Sich, ich lieb' bid) fo,“ haud©e fie. „SBir© 
mich nie 0erlaffen?“ 

„Süe! SBir finb eins!“ 

„3© ja.“ 

Sie gab ihm ihren glütjenben SRunb, blieb 
in feinen Slrmen. 

„3hr feib fonberbare Sid©er,“ fagte ©er* 
harb bei einem Sonntagnadjmittagsbefudje mit 
einem nicht gang gemütlichen £ä©eln gu Stfra. 
„Ser Briefroman noch nicht fertig? 3 rf t SRai 
fchien er fd)on fo nah beim Schluß Unb §eing 
mar feittjer nod) öfter hier als oorher; 3h* Bater 
hat mir's oort)in gefagt.“ Sie Sllten maren 
turg guoor nad) oben ins Sd)lafgimmer ge= 
gangen, um ein Stünbchen gu fchlummem. 

„SBar er öfter hier?“ entgegnete Stfra. „3ch 
meifj es nicht.“ 

„Ser Bater fagt's. Unb babei hat biefer 
$eing fo oiel meniger freie 3eit; er tommt in 
bie SRobe, bie Patienten tommen gelaufen. 
3n einem 3alü — ad) mas, in einem halben 
3af)t ift er ein gemad)ter SRann! — Sla ja, ein 
ftattlidjer £>err, ein lieber SRenfch unb ein aus- 
gegeidhneter Sottor, mie bie £eute fagen.“ 
©erharb fchmieg einige Slugenblide, Slfra fdfarf 
betrachtenb. „SBas rebet ihr benn fo oiel, bah 
ihr nicht gum Sichten tommt?“ 

„Sie finb fonberbar, SRufitbirettor. SBir 
haben uns eine SBeile feftgefahren;, bas tommt 
ja mot)I auch in ben beften Sidjterfamilien oor. 
Sann beffert man baran herum; töft mo© auh 
ben 5tnäuei gurrt Seil mieber auf. Übrigens 
finb mir auh 50t e n f h e n, niht mahr, unb 
haben bas Steht, uns gu unterhalten.“ 

©erharb lachte auf, bamit bie Sähe nur 
ja niht ungemütlich mürbe. Sie ^oftmeifterin 
faf) fhon etmas triegerifh aus; ,mie anbers 
mar's bamals/ bähte er, ,als mir ©er gute© 
allein beieinanber fapen!‘ „Unterhaltet euch, 
unterhaltet euch,“ ermiberte er heiter; „bes 
freut fih ber Ontel ja; ihr. beibe blüt)t mie 
Stellen unb Stofen, hat er mid) nid)t prächtig 
oertreten, Slfra? 3ft ; s niht ein befonberer 
SOtenfh? Ser befte oon unfrer gangen Banbe, 
biefer Shmefterfoljn. 3<h bin ftolg auf ihn. 
Unb — er hat Sie lieb!“ 

■ ,2ßie fonberbar fie lähelt!‘ bad)te ©erharb. 
„SBoher miffen Sie bas?“ fragte Slfra, bie 
hänbe gegen ben Xifü), mit fhrägem, gleid)= 
fam mutmilligem Blid. 

„Sta, er hat ja bod) 'nen SJtunb gum Sprehen 
unb fpridjt Unb ih t)ab' Slugen gum Sehen 
unb fehe. — 3a, nun muh ih fort! 3h l>i n 
heut fo früh gefommen, meil mein übriger Stah c 
mittag unb Slbenb befe© ift, muf) in einer guten 
Stunbe.. gu häufe fein. Sllfo menn Sie mich 
mieber brauchen, id) bin immer gu haben, 3© 
erg ebenster SStufitbirettor unb ^reunb. ©eh 
es 3huett meiter gut!“ 


^©r nahm hut, SJtantel, Schirm unb ftürmte 
in ben Stegen hmaus. 

„©eh es 3huen meiter gut“ — biefe te©en 
SBorte hatten teine Segenslraft, fie bemährten 
fih niht. Srei ober oier Sage fpäter fah ©er= 
harb an feinem Shreibtifd) unb las feine 
3eitung; es mar Bormittag. Sie Sienerin 
melbete, eine junge Same münfhe ihu bringenb 
gu fpreetjen; fie brachte auh bereu Starte mit; 
„Slfra Stein“ ftanb barauf. Slfra bei ihm? Sas 
mar in biefen 3ah r en nur einmal gefheh^n. 
©r fprang auf unb öffnete ihr felbft bie Sür; 
tiefoerfhleiert ftanb fie auf bem Borpla© Sie 
grü©e unb trat ein. Slls fie fih mit hm allein 
fah, entfhleierte fie fih; nun fah er bas er= 
fhredenb bleihe, fih oergerrenbe, gang oer= 
heerte ©efic©. \ 

„Slfra! SBas ift 3hucn gefd)el)n?“ 

, Sie arttmortete burd) ein bumpfes Stöhnen; 
bann lüften fih i© bie SBorte los. „Bis heute 
morgen mar id) ber glüdtid)fte SStenfd) — nun 
bin id) ber Ie©e. Sa hat mir bie ^3oft einen 
Brief gefd)idt — lefen Sie — lefert Sie. Sas 
ift ©ift! Sas ift ber Sob! 3h üntn niht mehr 
leben!“ 

©erharb fu© gufammcu; aber meint es ein 
Unglüd gab, fa©en fih nicht oiele rafd)et als 
er. Sie guten braunen Slugen feft auf fie ge= 
richtet, brüdte er fie fanft auf einen Seffel 
nieber, öffnete i© Sttäntelhen, legte i© eine 
§anb auf bie Sd)ulter. „Sie Slrme — mie 3©e 
£ippen beben! So ©erl)ergejagt, aus ber 5poft= 
ftube meg —“ 

„Ser Siener oertritt mih- £ieber, lieber 
3reunb! ©s ift aus! ©s ift aus! 3h ©b' ©n 
oerloren!“ 

„SBen haben Sie —" 

„3hi : en Steffen. £>© mie hab' ih an. ©n 
geglaubt ! B3ie fühlte i© mih feft, feft als feine 
Braut! — SBir maren oerlobt. ,Su mirft mein 
SBeib!‘ 3h mollt's 3h^e^ neuli© niht 
fagen — erft menn er fo red© — forgenfrei ba= 
ftünb' unb mir oor ber $od)geit. SBir hofften 
ja: halb, halb! SBir hatten uns fo lieb. Ser 
Boman, fagten Sie neuli© — ja, ber blieb 
mohl liegen. SBenn bie Slrme unb bie £ippen 

fid) — Sh> ODie mar id) felig —-3h tarnt 

nid)t me©!“ 

©erharb fe©e fih neben fie, er lehnte fie 
mit oäterlichen §änben an feine Bruft. „ ©önnen 
Sie fih etmas Sü©e, ilinb —“ 

„Stein, i<h tann noc© ih tann no©. ©ine 
Freifrau ift fie“ — fie ©ob ben heroorgegogenen 
Brief — „ba fte©'s! ©r hat fie mieber gefunb 
gema©t; aufgegeben mar fie. Sie erftirbt 
nun oor Santbarteit unb Bemunberung. Unb 
hat fid) in ©n — unb tann nid© ohne ©n leben, 
fagt fie. Unb ©ren Stei©tum, ©re 3reifrauen= 
trpne, ©re Berbinbungen mit Dürften unb 
Königen, all ©ren ©influfe legt fie ©m gu 
3ü©n. Sie mill ©m helfen, alles gu erringen; 
er foll einer ber ©ro©n merben unter feines* 


95 





732 


Über £ctrtb unb äUeei 


1911. Sr. 28 


gleichen; il)mfoXIunb muh allesro erben, mas fein 
©enius — So hat jie t|m gejagt, gefhrieben 

— ba fleht's! Unb nun brennt fein ©hrgeig — 
oh, ben Xannt' id), ben hat er. ©rohe ^ßläne 
*— oieles beffer machen — roie roar ich ftolg, 
mie toar ich glüctlicE), roenn er mir bas alles 
jagte, mir. Unb nun mirb's mein Dob!“ 

*,Stinb, fpredgen Sie nicht oom Dob.— Sein 
©hrgeig! Um jeine Bjebe hanbelt fidf's; um 
jein Stannesmort. 3h erfhlag' ihn, menn 
er 3huen jein Stert nicht halt • • •■ 3h rrtufe 
ihn lejen, ben Srief!“ 

Sie gab ihn mit gitternben gingern hüt- 
Sud) jeine Sucjen gudten, jie jähen fhled)t; er 
flog, ohne jebes Stert gu ernennen, manhes 
nur erratenb, über bie erften Seiten hin- ©? 
roar ungefähr basjelbe, roas Sfra eben be= 
rihtet hatte; mit roarmen, meidgen Sterten 
burd)mirXt, mit Sitten um Vergebung, ©er* 
harbs Süd mürbe ruhiger, er las ben Sd)teh 
ungejtört: „3h tarnt Did) nur anflehen, gib 
mich 1 Deine grohe Seele! 3h* grauen 
Xönnt in ber Siebe leben, in ihr allein. Das 
lönnen mir Stänner nicht; bie Satur hat uns 
auch öen ©hrgeig, ben Staffens* unb Sefferns* 
unb Datenbrang in bie Sruft gelegt — bie 
Srüber ber Siebe — nein, mehr bie geinbe 
ber Siebe. Da Xann es gu gräflichen Kämpfen 
Xomnten; jo einer gerreijgt jetjt mein gefoltertes 
Berg! — D hülfe mir Deine Siebe boh ! Dieje 
grau ijt ebel, marm, . grohgejinnt. Unb hat. 
mich unjinnig lieb. 3h Mn ihr jehr gut. Sie 
hat mir ihr Berg geöffnet, ftolg, meiblid),, reb* 
lih* 3h fall brei Dage mein §erg prüfen, ehe 
id) mich entfheibe. Stein Schiäfal, mein Seben 
liegt in Deiner Banb! Stenn Du jagjt: ich gebe 
Dich üicht los, ih halte Dih fejt — bann halt' 
ich Dir mein Stert, jtofee meine 3^tunft oon 
mir unb bleibe Dir. • Du nun, mas Du Xannjt, 
mas Du mujgt !“ 

©crharb jprang auf, ben Srief gerbrüdenb; 
bie Heine ©eftalt lief mie oon etmas gejagt 
burh bas 31 mTn er hin. „Sein Stert foll er 
halten! ©r ijt ein Stamt!“ ©r fuhr fid) in bie 
Baare: „Sber ihr Steiber auch, mit ben 
fhmahen Bergen! Serliebt Unb oerlobt! Der 
.Stamt mirb gum Halbgott, ber tann niht 
manlelmütig, niht untreu merben, ben habt 
ihr gemtjg. Unb in euerm blinben Sertrauen -— 
Slfra! Sie haben hm boh niht alles 

„Sein, nein, nein! Das ,nid)t! Das niht!“ 

— Sd), aber hätt ih hm boh niht geglaubt ! 
fuhr ihr burh bie Sruft. Sie fah jih mit Being 
in ber Saube,* in ber „fhönften Sad)t“; mie jie 
bie Slinbe jpielte — gleich öem hohen Sorbilb, 
ber Beten Steller, feine klugen unb Stengen 
mit ben Bänben x>a Xam's. Da gab jie 
hm jo oertrauensooII Stunb unb Seele hm. 

. „Serfludjt fei biejer Vornan!“ ftiejg jie plö^Ith 
in ihrer Sergm'eiflung heraus. „Unb oerfluht 
bas Sorbilb! Das hat mih in biejes ©lenb ge? 
brad)t! Daran merb' ih fterben!“ 

.„Still; Sie merben niht jterben, Sfra. 

\ Baf er 3hnen niht jelbjt gejcl)rieben: .Stein 
Sd)iäfal liegt in Deiner Banb!?' galten Sie 
ihn fejt! gühren Sie ihn gu feiner Sfüd)t 
gurüd unb gu 3hrem Bergen!“ 

Stil noh milben Sugen jtierte jie il)n an; 
hatte jie hn gehört ober niht? Sangjam gu 
jih tommenb, gii jih jelber fprehenb, fhüttelte 
jie ben Stopf: „Sein, nein, bie oerfiuhft bu 
niht; bieje ©belfte, Sefte, bie hat leine Säjulb. 
Unjre blinben, oerliebten Bergen! Dieje 
falfhen Stämter, bie lallen Streber! Sun 
Dann man jih Dobe meinen!“ 

Sie jhluhcSte auf, bah es bem armen Stuft* 
Xanten burh Star! unb Sein ging. Um jih 
bagegen gu mehren, rief er : „Being hat 3huen 
fein Stert gegeben, unb er muh es halten!“ 

„Unb mas bin ich bann? Unb mas hab'id) 
bann?“ — Sie fhüttelte mieber ben Stopf: 
„Sein, jo mal)r id) lebe — lieber gleih ins 
Steffer! Der ijt frei oon mir! 3hu an bie je 
Srujt gmingen? Stet)renb er an bie anbre 
benXt? ÜBährenb er mit Bajg an — £> mein 
Berrgott im Bimmel! Das ioör' erjt bie BöHe. 
Stir ijt niht gu helfen!“ 


©erharb griff nah feinem B^t an ber 2Banb; 
er jtedte ben Srief in bie Dafhe: „Sajjen Sie 
mir ben noh- 3h mill gu hm unb er foll mid) 
hören! — Sleiben Siethier, jolange Sie 
mollen. Dber menn Sie's heimgieht —“ 
„3a,“ jtöhnte jie. „3h f a h^ mit bem 
nähjten 3wg- Stein Smt joll nicht leiben. So= 
lange ih noh über ber ©rbe bin —“ 

„SSohl, Sie fahren heim. Schmoren Sie, 

’ Sie SBilbe, bah Sie nichts gegen jih tun 
mollen, eh' bie brei Dage oerjtrihen finb!“ 
Sie gögerte, bann nidte jie. 

„Sein, niht jo nicXen; ein feftes 2Bort. 
Sfra, jhmören Sie! Sidjts gu unternehmen 
oor bem oierten Dag!“ 

„3a benn. 3h fhmör's.“ 

„3h fenbe 3h ne n Sotfhaft. Siht oer* 
gagen, Sfra! ©s gibt noh einen ©ott in ber 
SSelt! Unb aud) einen ©erharb!“ 

Sie jah hm ungläubig nah- Die Dür fiel 
hinter hm laut, hart ins Sd)Ioh, Sfra fuhr gu* 
jammen. 

©erharb jtanb oor feines Seffen Srbeits* 
gimmertür, Xlopfte unb trat ein. ©r jah Being 
auf bem Sofa liegen, ein Dud) um ben 5topf 
gebunben, mit gujammengebrüdtem, leibenbem 
©ejiht. ©r grühte mit bem .Stopf; „ich tomme 
mit einem Srief,“ jagte er bann. „Stit bem 
Srief, ben bu an meine greunbin gefhrieben 
hajt, an bie Sfra Sein. Sie ijt mie oon Sinnen. 
Dü milljt ihr bein SSort brechen, bu milljt jie 
oerlajjen!“ 

Being hob ben Stopf: „Sitte, niht jo tragifh ’• 
Unb niht an ber SSahrheit oorbei. SBenn bu 
meinen Srief an jie Xennjt, jo meiht bu, bie ©nt? 
fheibung liegt in ihrer, nicht in meiner Banb. 
Unb jie hat noh 3eit für hr le^tes Sßort —“ 
„Sber ber Dold) ji^t auf ihrer Srujt. Das 
bulb' ih niht! Das bulb' ih md)t! Darum 
jteh' ih Mer!“ 

,,©s ijt nur gmifd)en Sfra unb mir,“ ftiejg 
Being gmifhen ben bläulih blajjen Bippen 
heroor. „Sijt bu mein Sormunb? Ober jonjt 
mein SSeifter? — 3h hab' Beib genug; am 
Stopf unb auh jonjt. Sitte, Iah mih, 0 eh!“ 
©erharbs ©ejiht marb gornigrot. „Sprihjt 
bu jo mit mir? — 3h hab' bidj gu ihr gebracht, 
ih muh bid) ih r uun mieberbringen. Dhne 
jeben haltbaren ©runb milljt bu jie oerlajjen?“ 
Being erhob jih, um oom Sofa gu jpringen; 
feine Sugen büßten, ©r jah. auf bie oor Suf* 
regung gitternbe, Xteine, entmaffnenbe ©ejtalt; 
bie Stirn jhmerghaft rungelnb, janX er mieber 
in feine ©de gurüd. „3h mill niht oergejjen, 
bah bu ber DnXel bift. 3h jag' bir aljo nod) 
einmal —“ - 

„3Bas jagjt bu mir noh einmal?“ 

„2Bas in meinem Sriefe jteht. Sie Xann 
mih ja fejthalten, menn jie mill!“ 

„Unb mas hat jie bann?“ ©erharb fhlug 
auf ben Srief, ben er aus ber Dafdfe gog, gu 
entXnittern juhte, auseinanberrih: „2Bas h a ft 
bu ihr gefhrieben? Bier! ,Siein Shldjal, 
mein Beben liegt in Deiner Banb/ £>h> bu 
Xennjt jie gut! Diejes eble ©efhöpf nimmt bein 
Bebensopfer niht an; bieje Sfra niht! — Du 
fhreibft ihr: ,2Benn Du jagjt, id) geb' Dih niht 
los, bann halt' ih Dir mein SSort, jtohe meine 
3üXunft oon mir unb bleibe Dir.' Sur bie 
anbre, bie Sornehme, bie Seihe, bie ijt beine 
3uXunft! Sfras Biebe unb Dreue ijt bir deine 
3uXunft! — Bält man jo ein 2Bort? ,3h 
bleibe Dir/ SSieoiel Sd)tel oon bir bleiben 
ihr? Seelenfolterer! £)h, -tnie bu jie gmifhen 
gmei geuer gebraht h.ajt! So ober jo oerXohlt 
ihr Berg. Du, bu mirft frei!“ 

„3h hab' an ihre grohe Seele appelliert, 
niht an bein lieblojes £)nXelI)erg. Stad) ein 
©nb' unb geh !“ 

„Sein, mein Sohn, noh niht- 3h u>ill 
bir noh jagen —“ 

,,©el)!“ 

. ,,3h mill bir noh jagen: Dein oerfluchter 
©hrgeig — ja, ja, ja, oerfluht, meil er mit 
SSeiberI)ilfe gum 31el Xommen mill, meil er 
jih oerlaufen mill! Srauchjt bu anbre SSeiber? 


hilfe als ein braoes, liebenbes. SSeib? Stommft 
bu niht fhoTt aus eigner Straft empor? ©ejtern, 
heute, morgen? Bäuft bir ber ©rfolg niht 
fhon mit offenen Srmen gu? Baft bu leinen 
©lauben an bi<h? Draujt bu bir niht meiter, 
als bah bu ein Släbel tobunglüdlid) mah^n 
Xannjt?“ 

„Binaus! Suf ber Stelle! über ih merfe 
bid) aus ber Dür!“ 

©erharb fdjrie auf. „Du mih aus ber Dür 
merfen? Du mih aus ber Dür merfen?“ Die 
Sagen traten ihm aus bem Stopf; jäher SSahn* 

= jinn blidte heraus. „Du elenber Serräter bu!“ 
©r brüdte ben ho häuf gerichteten Being mit 
einem Sud auf bas Sofa nieber, Xniete auf 
ihn unb mürgte ihn. 

„Du Serrüdter!“ oerjuhte Being gu jagen; 
es Xam niht aus ber Stehle, ©r griff nah bes 
©heims Bänben, um fid) gu befreien; in ben 
Xieinen Sr men arbeitete aber unerhörte Straft. 
Dod) ebenjo plöhlid) ooie bie ginger ben Bäte 
umllammert hatten, liehen jie ihn mteber los, 
©erharb jprang gur ©rbe. „Sitte um ©nt* 
fhulbigung,“ jagte er mit gang anbrer, guerjt 
atemlojer Stimme. „Shmefterföhne ermürgt 
man niht. — 3h ooar einen Sloment oon 
Sinnen. — 3h geh' i e Öt oon jelber aus ber 
Dür, brauhft mih niht gu merfen.“ 

Being jah auf bem Sofa, auh nah Stern 
ringenb; bas Dud) mar ihm oom Stopf ge* 
glitten, fein Bentb am Balje aufgegangen, bie 
Sramatte oerrutfht, geguetfht. „So ein oer* 
rüdter Sterl,“ jagte er nah einer Stelle; ber 
Snblid biejes alten, je^t lupf erröten, fhmihen? 
ben, närrijd)=jd)nurrigen ©ejihts entmaffnete 
ihn mieber. „SBärjt bu niht mein Stutter* 
bruber, bu Xämjt niht gejunb hinaus! — 3h 
mill niht gehört haben, mas bu jo im SBahn* 
jinn — Sun mach bid) aber aus bem Staub, 
eh' bu mieber lebensgefährlich mirft!“ 

3n ©erharb ermad)te mieber SiufiXanten* 
pathos; er fehte jih ben But auf ben Stopf: 
,,3h hab' bir glammenmorte in bie Srujt ge*. 
gojjen, bie tun hoffentlich noh h r SSerX- 
Sonjt Iah ih bir meinen glud) !“ . 

„glühe finb oeraltet, jie treffen niht mehr.“ 

„Doch"! Sie treffen noh! Die helfenden 
©ötter, bie jeht brauhen fehlen, bie finben jie 
in ber Sienjhenbrujt !“ 

©r ging, hohen Stopf es, aufrecht; ben Srief 
oergah er, ber lag am Soben. 

* 

©s mar Sbenb gemorben. Die junge ^ojt* 
meijterin mar mit ihren ©Itern beim Sahtmahl; 
jie ging ab unb gu. 3n biejer jparjamen Sßirt* 
fhaft gab es leine Dienerin; bie Stutter führte 
mit bes Saters Seijtanb ben Baushalt unb 
lohte; menn bie Dod)ter frei mar, jo half jie, 
bei ben Siahlgeiten bebiente jie. Stit geräufh= 
lojem, meid)em Schritt trug Sfra auf unb ab; 
jie hatte biejen fhreülid)jten Dag mit hotten! 
Stut, mit all ihrem Pflicht jinn, mit milber, 
oergmeifelter Straft überjtanben, untermegs, 
im ^Softamt, in ihrer einjamen Stamm er, aufs 
Sett.. gemorfen. 3^oter hörte jie in ihres 
Bergens Sot ©erharbs Stimme mieber: ,,©s 
gibt noh einen ©ott in ber Stelt!“ Sie jah jein 
tapferes, treues ©ejiht, ben Süd feiner mut* 
mahenben, liebeoollen Sugen. Sie bähte an 
jenen fernen Sbenb gurüd, als er in ihrer 
lebensmüben Serbüfterung jie angefhrien unb 
bann aufgerihtet, burh Beten Stellers Seijpiel 
geftärlt hatte: „Die manbelt in ihrer emigen 
Saht ohne Scurren, janft unb jelig bahin!“ 
„2Barum? Sßeil jie oiel überminben Xann, 
einen hohen Sinn hat!“ Sie hatte oor Belens 
Stubentenbilb gejtanben, bas jie aus beren 
„©efhihte meines Bebens“ heraüsgelöjt urtb 
in fhühtem Sahnten an hier Settmanb über 
©erharbs Silb auf gehängt; jie jtanb jetgt im 
Sorbeigehen heimlth oor bem anbern Süb 
aus bemfeiben Suh, bas im SSohngimmec 
beim offenen genfter hing ; Beten Steller, an 
ihre Behrerin unb Setterin SDlih Sullioan ge* 
fhmiegt. -,Sein, nein, id) mill niht o erg ehrt!‘ 
bähte jie. ,3h mill auh eine „tapfere junge 
Beibin'‘ fein, mie er bih genannt hat; mill 



1911. Üftr. 28 

bahingehn burd) meine ©ad)t! — Sterben 
motten? Darf id) benn? Da fitzen fie — als 
mär's ein ^eftmahl — ad), mie ber gute 93ater 
lächelt — unb fte atmen nicht, mie mir ift. Sie 
mären bes Dobes, menn it>r üinb, ihr einziges 
5!inb unter bie ©rbe ging' — meil es of)ne 
biefen ehrgeizigen ©tarnt nid)t mehr leben 
mollte. Sie mürben es nicht faffen, nur bie 
Wänbe ringen: SBas haben mir ihr zuleibe ge= 
tan, bah fie uns batmnging? Waben mir fie 
nicht liebgehabt? Waben mir fie nid)t gehegt 
unb gepflegt? Unb fie lernen laffen, unb unfern 
heimlichen Stolz gehabt, unb ©ott in ber 
5tird)e unb zu Saus gebanlt, bah er uns fo ein 
tapferes, gutes, treues ilinb. gegeben? ©un 
f ollen mir aus Bummer unb ©lenb um bie 
Selbftmörberin in bie ©rube fahren?' 

„SBas treibft bu ba, ^oftmeifterin?" fragte 
ber ©ater, ber gern einmal mit ber hoütt 
gearteten taif er liehen Beamtin fd)erzte. „©id)t 
mehr effen? SBas?" 

„3h uh genug, lieber ©ater," antmortete 
Slfra heiter, fanft. „Sin fo marmen Slbenben, 
meiht bu —" 

„3ht bu immer menig. SIber aud) nicht 
mehr bei uns fitzen? -SBas?" 

„Doch-,..ich tomrne fchon. 3h freute mich 
nur eben an bem fd)önen, langen SIbenb, ber uns 
nod) f ö golbig unb fo hell ins 3iutmer fchaut. 
‘Sich, über ben 3uni geht nichts!“ — ,Sld)/ 
bad)te fie, ,menn man bod) oon feiber ftürbe!' 

„3a, man tann bie Bampe fparen," fagte 
bie ©tutter mohlgefällig. 

„Unb hat bann oben im ©ett bei offenem 
3enfter eine marme ©acht," fehte ber eite hinzu. 

,9Bas mar eben brauhen für ein ©eräufd)?' 
bad)te Slfra unb h° r hte. ,3ft iemanb im 
©arten?' Das $enfter ging auf bas ©ärtchen 
hinaus, mo nun jeber Saum unb 93ufd) fein 
fd)önftes grünes Sommertleib trug. Slfra 
trat oor unb beugte fid) hiuaus. „SBer ift ba?" 
fragte fie mit halber Stimme, ©s tarn deine 
Slntmort. Sie fah aud) niemanb. ,©s ift nichts!‘ 
bachte fie unb ging zum ©htifh zurüd. 

Dod), es mar etmas; hiuter ein ©ebüfd) 
Zurüdgetreten, bas an ber Wausmanb ergrünte, 
ftanb ber Dottor Setnz mit heftig llopfenbem 
Werzen ba. ©r lehnte fid) an bie SBanb; er 
ftaunte, bah biefer Dag nun hoch fo nahe am 
©nbe mar; fo hatte fid) nod) feiner gebehnt. 
SBo er ging unb ftanb unb lag, rufjelofes Blopfen 
in ber Sruft. ober tobähnliches Stillftehen. 
SBarum hämmerte ihm bann immer mieber 
©erharbs fhmetternbe Braftftimme auf bas 
gemarterte Oh*? SBarum fhooebte immer 
mieber Slfras grobes, btaffes ©efid)t oor ihm 
her? — ©ul)e, ©ut)e, ©ul)e! Diefes gefpeuftifd)e 
Sd)einbilb losmerben! Sie feiber nod) einmal 
fehn! Ungefehn, oerftohten! — So trieb es ihn 
am finfenben SIbenb hee- ©s gefchah hoch mas! 
©in 3u)ed, ein 31^1 an biefem millenlofen, finn= 
lofen Dag. ©ielleid)t erfd)öpft fid) bie Cluül! 

©r hörte bie ©abein unb bie Deller brinnen 
unb bie gemütlichen äItIid)emStimmen/f 9Ifra 
fprad) bei ben anbern am Difd)- t£autlos trat 
er näher, fpähte mit 93erbred)erüorfid)t burd) 
bas offene $enfter fdjräg hinein, bis er ben 
meihgebedten Difd), bie Sitten unb bie 3unge 
fah- Die ftanb oor bem 93ater; mie fdjlant unb 
groh ftanb fie ba neben bem zarten, fihenben 
©tann! ©r mit feinem guten, ftumpfen £äd)eln 
Zu thr aufblidenb; fie mütterlid), meid) auf ihn 
nieberfdhauenb — ach, uun ftreichelte fie fein 
ergrautes Waar unb ftrid) über feine SBange 
hin. 3h^^ Singen fddoffen fich; auf einmal mar 
es mie an jenem SIbenb — bem ©ollmonbs=, 
bem Schidfalsabenb - mo fie als ©liftbe mit 
ber Wanb taftete, ftubierte. ©ine ©rinnerung, 
fo fd)ien's, ermad)te auf ihrem eignen ©efid)t; 
ein furd)tbarer ©rnft oermanbette es, Sd)mer= 
mut ober milber 3orn zudte brüber hin. ©s 
bauerte aber nicht minutenlang; bie Singen 
gingen groh mieber auf, hoben fid) zur Dede. 
Slus bem furchtbaren ©rnft marb ein feierlicher; 
bas junge Stntlitz füllte fich mit ©ntfd)luh, 
Roheit, SBürbe; fo hatte ber erfhütterte Weinz 
fie nod» nie gefehen. SBas bachte fie? SBas 


Uber Barth unb 9©eer 

mollte fie? SBas hatte fie benn feit biefent 
©torgen erlebt? 

' „Der ©ater hat's gut !" fagte .jetzt bie Sitte. 

„Wat's bie ©lütter benn nicht fo gut?" 
Slfra Iäd)elte alles anbre fort; fie ging um ben 
Difch zur Sitten I)üt, nahm ben ergrauenben 
Zlopf ztoifchen ihre §änbe unb fd)ante mit 
jungen, liebfofenben Singen auf bem groben 
©efid)t herum. „O bü ©iferfucht!" fagte fie unb 
lühte fie auf Stirn unb Singen; nun hatte bie 
SJhttter mehr, „©ift bu nun zufrieben?" 

Die Sitte zog fie an fid) heran unb lühte ihr 
„gutes 5tinb" auf ben SJtunb. 

Slfra ging umher unb begann leife ein altes 
SSoHsIieö zu fingen; 93ater ©ein horihte auf, 
feine 3üge fingen an zu ftrahlen unb oer= 
jüngten fich- So erging es ihm allemal; Slfra 
muhte es mohl. ©inen Slugenblid erzitterte ihre 
Stimme, im nächften mar's, als mollte fie bre= 
dhen unb auffd)Iuchzen; bem laufdjenben $einz 
oerging ber Sltem. Sie ballte aber ihre £>änbe 
unb fang gefafft, etmas leifer meiter. Der Sitte 
trommelte leife auf ben Difch unb fummte mit. 

So fangen fie's zu ©nbe. „Oh> rote fd)Ön biefer 
SIbenb ift!" fagte Slfra bann. „SBären alle fo !" 

„3a, er ift mohl fd)ön," ermiberte ber 93ater 
unb ftanb auf; „aber er ift nun aud) z u ©nbe, 
unb alte £eute gehen zu S3ett. §ausehre, 
tomm!" ©r ftellte fid) nod) oor bie grohe Dod)ter 
hin: „)5uft fo fchön gefungen; mar ein red)t er= 
baulicher Schluff, ©un tu noch e ^ n übriges, 
SJiäbel, ba es fo ein lieber SIbenb mar, unb gib 
auch bem dßupa einen 5tuh!" —- 

3einz ftanb nod) immer, ©r mollte nid)t 
mehr, er mollte gehn; ein unmürbig meidfes, 
herzburd)bangenbes ©efühl mauerte ihn feft. 
Die ©Item maren gegangen, Slfra hatte bie 
£ampe angezünbet, ba nun bod) ber letzte 
Dagesfd)ein oerging. Sie legte ben 51opf in 
ben ©aden zurüd unb brüdte mieber bie Slugen 
Zu; mit tiefen, enblofen Sltemzügen füllte fie 
bie ©ruft, als erholte fie fid) oon ben ©tartern 
biefer Weiterleit, biefer frommen £üge. ©in 
fd)redlid)er Slusbrud ber ©erzmeiflung er= 
griff fie; fie lieh ü)u gemähren, um fich 3 u be= 
freien. Unter ben gefd)Ioffenen, geröteten 
Bibern brachen Dränen heroor, auf benen bas 
£id)t ber Bampe blihte. Dod) als biefe ©er- 
räter tarnen, griff fie zu ihrem Dafd)entud) unb 
fuhr bamit über bie Slugen hüt; fie fd)Iug fidh 
mit ber anbern £>anb auf bie ©rnft, bah Wdnz 
erbebte; „ich toill nicht! idh mill nicht! ich 
mill nicht!" fprach fie oor fid) hiu. Sie ging auf 
bas dufter g u • er trat erfd)roden zurüd, feit- 
märts in bie ©acht. 3u ihre aufrechte ©eftalt 
tarn bie Raffung, bie 3eierlid)teit, bie ©r= 
gebung mieber ; fie trat oor bas ©ilb neben bem 
3enfter hiu, bas WeIen^51elIer-unb=Sullioan= 
©ilb; nun fah ber oerftedte Späher erft, bah 
es bort hiug. Die Bampe marf ihr Bicht bis 
hierher; bas ©ührenbfte, mas es' geben mag, 
biefes liebeoertlärte, heilig=ernfte 3ueinanber= 
fein ber Daubblinben mit ber 3mmtbin, bie 
fie aus ber einfamen ©acht befreit, leuchtete 
oon ber fchattenben 9©anb, ber buntein Dapete. 
„D ihr beiben!" fprad) Slfra an bie ©ruppe 
hin. „9©ie zroei himmlifd)e SBefen fiht ihr beü 
einanber; ber ©rbe entrüdt, mo es fo oiel 
3ammer gibt. SBie zmei©ngel feib ihr. ©er- 
Iaht mich nicht! Ba|t mid) nicht oergehn! — 
©ein, ich halt' mich aufrecht an euch, iftt beiben 
Schutzengel meines armen Bebens! ©r foll 
gehen, id) halt ihn nicht. 3<h geh ; meinen SBeg!" 

©Sie ein zittember Seufzer Hang es jetzt 
oon brauhen herein; ber Slfra fuhts burd) alle 
©lieber. „Slfra!" hörte fie bann; unb bas 
bisher geliebtefte ©efid)t erfdfien im fünfter, 
aus bem Duntel ins Bampenlicht. Sie er= 
fd)rat mohl heftig; ihre Seele mar aber fo hod)= 
geftimmt, fie fahle fid), als täm's oon felbft 
ober oon ben Schutzengeln her. „SBas m.illft 
bu noch h^er?" fagte fie mit einer ©uhe, oor 
ber fie felb'er erftaunte. „SBas mad)ft bu für 
ein geifterhaftes, trauriges ©efid)t? Du' ich 
* bir noch leib? Ober mas beirrt bid)? —Dein 
Ontel hot mir eine telegraphifche ©otfdjaft 
gefd)idt: ,©od) nidhts oerloren. ©ebulb!‘ SBas 


733 

haft bu ihm gefagt? 3ü) toill nichts oon bir. 
3<h hab ; mich gefunben. Sei glüdlich mit beinern 
©hrgeiz unb ihr. ’ Unb jeht Iah uticb Jd)Iafen!" 

„Slfra! Wier ift ber ©rief, ben ich in ber 
lebten ©acht an bid) fdjrieb- ©r fiel bem Dftlel 
bei mir aus ber Wanb, als er — Bah hu uns 
miteinanber oerbrennen unb oergib mir!" 

„3h oerfteh / bid) nicht. SBas haben mir 
nod) miteinanber zu tun? — Dah bu hier 
fenfterlft, bas fhidt fih nid)t. ©eh!" 

„Slfra! ©ott unb Werr!" — ©r ftöhnte aus 
tieffter ©ruft herauf. „Uns fieht h^er lein 
©tenfh; id) tann aber fo nicht gehn! — Diefen 
ganzen Dag hob' id) und) oerhärtet, immer, 
immer mieber; aus allen fhredlihen ©efühlen 
hab' ih mih emporgerungen, zu meinem Slber= 
glauben hiuauf: hier minlt mir mein Stern! 
Dies ift meine 3ulunft! — SBarum trieb es 
mih aber boh hierher? Slh, ooas meih ber 
©tenfh! Dort hob' ih geftanben bie ganze 
3eit; hob' es fehen unb hören müffen, mie lieb 
bu marft mit beinen Beuten, mie hiutmlifh 
lieb; unb mie bu groh unb immer gröber 
murbeft — himmelhoch über mir. Unb zuletzt 
oor bem ©ilb ba! — Deine Shutzeugel, fagteft 
bu. SBasbrauhftbu Sd)ubengel, bu? Da ftanbft 
bu unb murbeft feiber einer. 3<t) hab's nur nod) 
nicht gerouht, mas bu bift! SBie menn bu fo ein 
©täbelmärft, hab' ih bih anbie ©ruft genommen. 
Unb heut abenb erleb' id)'s: bu bift niht oon 
hier, bu lommft mie aus einer anbern ©Seit!" 

Slfra ftarrte ihn an, als hätte er feinen ©eift 
oerloren. „SBas ift bir? SBas millft bu?" fragte 
fie bann mie ein unbegreifenbes 5Unb. „Sagft 
bu mir all bie unfinnigen Sahen, bamit id) 
gerührt merben unb bih freigeben foll? 3<h 
hab's ja fd)on getan, ©eh mit beinern ©hrgeiz, 
mof)in bu millft!" 

„3h tann niht! 3<h tann niht! — SBit 
meinem ©hrgeiz, fagft bu; oh, mie ihr mih 
bamit oerhöhnt, oerad)tet, ber Dnlel unb bu! 
,Da, ba lommt mein Shtdfal!' bäht' ih; ha 
bietet es mir alles auf einen Sd)lag.' Unb mie 
mir ©tänner fd)au finb, griff i'h zu! — 3h 
hab' mih ben ganzen Dag gemehrt, biefem 
Donnerer unb SBüterid) uon Dnlel recht 
ZU geben; aber ja, ja, ja, er hat recht! SBozu 
hab' ih bie eigne 5traft? SBarum fleht ber ©r= 
folg mir fhon in ber Dür? ©ür ausharren, 
©ebulb! Das haben alle gemußt. Sollt'id)'s- 
beffer haben? — ©effer? SBär's benn befjer? —- 
Unb mie geht's benn bir? Du ein Kämpfer 
fein unb ih niht? 3h toill mit bir lämpjen. 
3h toill ber anbern melben: id) tann niht. 
Slfra! Biebfte Slfra! ©ergib mir! 3h toill 
mit bir ben ©oman ber ©linben ztt ©nbe 
fhreiben. 3h toill mit bir ben ©oman unfers 
Bebens leben. SBenn bu mih mieber an bein 
Werz nehmen lannft. 9©ein Sdjulzengel, mein 
©ßeib! ©Benn bu mieber an mid) glauben, mih 
liebhaben, mit mir leben unb fterben lannft!" 

Slfra fagte nichts. Sie fhaute ihn lange 
mit ©angen, mit Staunen, mit ©ergeben, 
Woffen, mit einer SBelt oon ©efühlen an. ©s 
fhien ihr noh ein unbegreiflicher, ein unermefz= 
liher Slbgrunb, in ben fie hittunterfah „feine 
bläulichen Slbgrunbsaugen tarnen aber immer 
näher, näher zu ©r. ,3htt liebhaben?' bähte fie. 
Das mar heut mie geftern. ©ur bah fte heute 
meinen muhte. Sie meinte, bah es ilpt fd)üt= 
teile, ihm bas Werz zerbrah- ©r ertrug's niht 
mehr, er fd)toang fih burh bas 3enfter hinein. 

Sie mehrte ihm niht. Sie reihte ihm bie 
Wänbe. ©r lühte fie. ©r tniete oor ihr nieber, 
lühte ©re 3ühe. Da rih fie ihn empor, fant an 
feine ©ruft. 

So ftanben fie lange 3ett, teines SBortes 
mähtig. Sie meinte aber nid)t mehr. „9©it 
bir leben unb fterben !" hauchte fie ihm enblid) 
ZU. — „Oh> mie bie beiben herüberfhauen! 
©iht mit ben Slugen. Slber mie es mohl bie 
Sd)ützgeifier tun. Die haben uns geholfen; 
niht? ©iir unb bann bir!" 

„3h mill mih oor ihnen zertnirfhen; fo!" 
fagte er unb trat mit Slfra oor bas ©ilb. Sie 
fhauten anbäd)tig, Slrm in Slrm; nun mürben 
feine Slugen nah, bod) oon ©euetränem 




unb ©nttäuf ©ungen, 
bie ©m bas £eben 
bereitete. 

©r feinen 

fiobn gefunbett in 
feinem 2ßerf. Dar* 
um übt auch fein 
23efemttnisbud), bas 
„93ermä©tnis", *) 
jene tiefe SBirfung 
aus. 2 Bie ruhiger, 
tieftönenber DrgeU 
tlang bringt es aus 
biefen einfachen 23e= 
fenntniffen, bie in 
fid), in ihrer ft-olge 
bie grobe £inie bes 
ed)t 5Ötenfd)Iid)en, 
(Erhabenen immer 
mähren, fo bah man 
bie©mpfinbungl)at: 
biefes £ebert, bas 
bod) fo reich an 
©nttäuf©ungen unb 
bitteren Kämpfen 
mar, mar bennod) 
gefegnet; benn es 
burfte fid) reftlos 
burd)feijen, burd)= 
ringen. 

2 raft meint man, 
ein höherer ©enius 
leitete biefes £eben, 
fo folgerichtig ent= 
micfelte es fi©. 
erftunfid)eresDaften 
in Düffelborf, ein 
Suchen nad) einem 
£ehrenben, einem 
SCReifter; in Sötün= 
eben ein leichtes, 
forglofes ©enieben 
3 af)re lang ; 


3euerba©s ftunft 3 U oollfter 23Iüte heranreifte, 
lebt fein Sd)affen fid) am reid)ften aus, unb $euer= 
bad) meib, bah er hier fein S©idfal unb fein ©lüd 
gefunben. Dann fd)millt es mieber ab. jOfterreich 
unb Deutfd)Ianb, üBien unb Nürnberg unb München 
— eine 5tette oon ©nttäufdjungen, oon benen nur 
ein 3 eitmeiliger Aufenthalt in Aom immer mieber 
rettet. 

Seuerba© hat felbft biefes fein ©rieben auf 
eine tnappe formet gebracht, ©r fagt: „Sd)oit in 
93enebig oerfünbigte fid) bas Xagesgrauen, in 
$Ioren 3 brad) bie äTiorgenröte heran, in Aom aber 
001130 g fid) bas SBunber, meld)es man eine ooll= 
tontmene Seelenmanblung unb ©rleud)tung nennen 
fann — eine Offenbarung." Unb oon Aom I)eibt 
es meiter: ,, 3 d) haffe bas äRärtprertum oon ©runb 
meiner Seele; füllte es aber fein, bab i© basu oer^ 
urteilt bin, fo fegne id) bod) ben 23oben, ber mid) 
basu geführt hat." ©s füllte il)m ni©t erfpart 
merben; mit grimmigem §umor notiert er, bab 
er fein ©elb habe, fid) ein Atelier 3 U halten, unb 
ein anbermal, bab er heute mieber einmal feinen 
lebten Daler ausgebe. 

33on feiner £unft unb ©rer ©ntmidlung fagt er: 
„ 2 Bas i© gemorben, habe id) 3 uvtäd)ft ben ntobernen 
$ran 3 ofen oom 3 a©e ad)turtboier 3 ig, bent alten 
unb jungen Italien, unb bann allerbings aud) mir 
felbft 311 banfen. Den Deutfd)en bleibt bas 33er^ 
bienft, mid) immer fd)le©t behanbelt 3 U haben." 
3n ber Dat, es treibt einem bie Sd)amröte ins ©e= 
fid)t, menn man bebentt, mekbeti Peinlichen 
Intrigen (als er ertblid) in Sßieit einen groben Au© 
trag erhalten foll, betommt er ihn unter fo Iäd)er= 
lid) geringfügigen Honorarbebivtgungen, bab er, 
übernimmt er bie Arbeit, feinen Auin oorausfie©, 
unb ba er ihn bod) übernimmt, mill man ihn, um 
ben Auftrag 311 hintertreiben, für geiftesfranf er= 
Hären, laffen) $-euerbad) ausgefe© mar, er, ber 
ein fo leid)toerleblid)es Demperameut unb eine fo 
fenfiblc Seele hatte unb feine fo robufte ©efunbl)eit 
mie 23öcflin befab, fid) aud) nie gefellfd)aftlid) fo 
3 ured)tfanb mie £enbad). ©infam ging er feinen 
2Beg; oon allen 5\ränf ungen heilte ihn nur Aom. 
Diefer £ebensabfd)nitt Aom ift mie ein ein 3 iger 
feierlicher Hpmrtus; eine ernige ©röbe unb eine 
unnahbare Sd)önl)eit erftel)t oor ben Augen, ©s 
ift nid)t mehr Aom, es ift bie Se©rfu©t bes Äünft= 
lers, bie ©er ©rfüllung finbet. 

Unb Deutfd)lanb? ©s muh hier fd)Iimtn aus= 
gefehen haben. Die politifche Befreiung ftaitb oor 
ber Xür, fie mürbe ©rfüllung. Dab aber $euer= 
ba©fd)e ftunft ein neues, ftarfes, grobes Deutfd)= 
tum oerfünbete, bie aus bem Ärahminfeltum ber 
5 funftbe 3 irfe befreien formte — niemanb fam 
barauf. 3 m ©egenteil, als $euerbad) (ber troh 
allem f©rieb:. ,,3d) bin ein guter Deutfd)er") nun 
nad) ber politifd)en ©inigung ooller Hoffnungen 
nad) Deutfd)lartb fam, fanb er bie gleid)en 33er= 
hältniffe oor. 


3 toei _ 

frud)t!ofe £eerc in 
Antmerpen. So ift 
überall ein Suchen 
[pürbar, bis enbli© ber erfte lautere Auftaft 
in <J3aris einfe©, mo bas Sehen, bas Skalen 
ausgelöft mirb. Dann 23enebig mit A©tungs= 
fd)auertt; $loren 3 mie ein oerftedtes 3 ubeln; unb 
[©lief©© Aom, beffen Aame $euerbad) mit 
heiliger ©hrfurd)t nennt, bas il)n fieb 3 ehn 3 a©e 
beherbergte unb ©m bas ©Iüd ber Selbfterfennt= 
^ITJenn ber ftiinftler, ber fein 2Berf reftlos 00 I© nis, bes Si©finbens fd)enfte. Hier, in Aom, mo 
VV enben^barf, glüdlid) 311 nennen ift, erfauft 
er au© fein Sd)affen um ben '©reis ber gemöl)n= 

Ii©en, gefid)erten £ebensexiften 3 unb ber äuher= 

Ii©en (Erfolge, fo ift Anfelm $euerbad) ein iöe* 
gnabeter gemefen, trob aller ÜBibermärtigfeiten 


Anfelm ft-euerbad) 


Setbftbilbnis (1878) 


Slnfelm ^euerba© 


*) 3n biefem 3a©e toerben bte ÜBerfe 5euerba©s 
frei. Der Aerlag ÜJleper & Soffen legt bas „ Aermä©tnis" 
in einer fd)önen unb billigen Aeuausgabe oor. (Es er= 
f©ien jum erftenmal im Sabre 1881. 















^#**xxx»xw 


aas® 35 


Unb bie beutfd)e 5hmft jener Sage? ©ott ü)r 
fagt ^euerbad): „Ser beutfcfye Zünftler fängt mit 
bem ©erftanbe unb mit Xeiblirfjer ^hantafie an, 
fid) einen ©egenftanb 311 bilben, unb benutjt bie 
©atur nur, um [einen ©ebanten, ber ©m I)öf)er 
bünft als alles äuberlid) ©egebene, aus 3 ubrüden. 
Dafür nun räd)t fid) bie Statur, bie einig fd)öne, 
unb briidt einem foI©en ©Serie ben (Stempel ber 
Unmal)rl)eit auf. Der ©rieche, ber 3taliener t)at 
es umgelehrt gemad)t; er me©, bah nur in ber 
üolllommenen 2 Bat)r^eit bie größte ^ßoefie ift. ©r 
nimmt bie Statur, fafet fie [d)arf ins Stuge, unb 
inbem er an ifjr f©afft unb hübet, ooltyeht firf) bas 
©Sunber, mel©es mir ftunftmerl nennen. Das 
3beal rnirb 3 m ©Sirlli©leit unb bie ©Sirlli©leit 
3 ur ibealen s Uoefie.“ 

Die S©idfale ber ©Serie $euerbad)s maren 
traurige. «Sie mürben auf ©usftellungen nicf)t an= 
genommen; fie mürben totgeljängt, unb niemanb 
taufte fie- Unbegreiflid) ift bas für uns; t)offen 
mir, bah es jet|t ben ftarten, eigenträftigen ftünft= 
lern artbers ergebe, menn [ie bei uns erf©einett. 
<£rft bie 3dhrhunbertaus)teüung 1905 in ©erlin 
hat fyeuerbad) im ga^en Umfange feines Schaffens 
unb (Strebens 3 ur ©eltung gebrad)t, unb io ift bie 
^ßropt)e 3 eiung, bie $euerba© itn 3 <©re 1879 
nieberfdjrieb, fo 3 iemli© richtig gemefen: „©laube 
mir, nad) fünf 3 ig 3dh*ert toerben meine Silber 
3 ungett belommen unb fagen, mas id) mar unb 
mas id) mollte." 

Srot 3 all ber trüben (Erfahrungen, bie bem 
Zünftler befd)iebert maren, tritt bod) nie bei ©nt 
ein tleinlid)es, gehöriges ©toment heroor. ©r lebt 
feinem Sd)affen in ©ntbehrungen meiter, un= 
beirrt, ©roh unb rein fittb bie ßinien feines Bebens 
mie feiner Stunft. (So ftart er in feinen ©Serien 
nad) Klarheit ftrebte, ebenfo fud)te er fid) über fein 
£eben ©ed)en[d)aft ab 3 ulegert. Unb fo ift im Beben 
mie in ber 5tun|t $euerba©s ber ©nbeinbrud jene 
fd)lid)te, ed)te ©infad)t)eit f bie unmittelbar er= 
greifenb mirtt. 

Unb fo ift biefes ©efamtmert für jebermantt 
ein ©orbilb. Den itämpfenben unb ©ingenben ein 
Babfal, ben Zünftlern eine (Ermunterung unb für 
bie artbern eine Bel)re, mie ilürtftler fühlen, ringen. 
Diefe ©rohe ift jebermann oerftänbli©. E)ier flieht 
ein reiner, unoerfiegbarer Quell. 

•©erabe unfre 3eü» m ber bie <3ebnfu©t na© 
einem groben Stil, nad) einer neuen ©tonumental= 
ntalerei ermad)t ift, mirb fid) mit erneutem ^ntereffe 
mit fjjeuerbad) befd)äftigett unb bas ©Serben unb 
©Ingen eines Stünftlers tief miterleben, ber feiner 
3 eit fo tragifd) unb entfd)loffen oorauseilte, fid) 
3 um o©idfaI, ber beutfd)en Slunft 3 um ©t©m. 


©Seiblid)es ©ilbnis 


©nfelm $euerbad) 


©nfeltn geuerbad) 


Das ©aftmahi bes Pato 





































oorragenb begabt als Mathematifer, fiel ber 
Demagogenoerfolgung 311 m Opfer urtb ftarb 
nad) groetmaligen Selbftmorboerfud)en irt 
©eiftesumuad)tung. 

Oer Sater geuerbachs, bem fcfjort bie 
Sef)nfud)t nad) ©ried)enlanb unb Italien im 
Slut ftedte urtb oon bem ber Sohn biefe 
Sehnfud)t erbte, füllte fid) frentb im Sater= 
lanbe. 

Hub geuerbad) felbft — es ift rül)renb 311 
lefen, mie ber Sohn in 9tom bes Saters Sud), 
bie „®ried)ifd)e Slaftif“, oornimmt unb fid) 
nun felbft bar an rbieberertennt —, ber einer 
fo feinfinnigen Familie oon t)öcf)fter Kultur 
entftammte, muffte ben 2ßeg bes Märtyrers 
gehen. ©r, beffen Seele nad) Schönheit 
bürftete, rourbe baniebergehalten oon ben 
getoöI)nIid)en Sorgen bes ^nitags, unb nie= 
manb tonnte if)m. helfen. 

©r I)at nie erlebt, bah feine Silber irgenb= 
meld)e 9lnerfennung fanbett. Sis 3 ulet)t oer= 
folgten it)n Spott unb Mihad)tung, Ser= 
tennung unb 9teib. 

Sebentt man, mas bas für einen ftünftler 
bebeutet, nie ein ©d)o feines Strebens 311 
finben, fo toirb man mit boppelter ©l)rfurd)t 
bie Dreue biefes £ebens empfinben unb bie 
©röhe biefer Seele betounbern. 

9lur einen Menfd)en gab es, ber ihn oer= 
ftanb, feine Stiefmutter, bereu feines, ebles 
©efid)t uns in bem Porträt erhalten ift, bas 
geuerbad) fd)tif, unb mit greuben oernel)men 
mir bie.ftunbe, bah bie Sriefe biefer feltenen 
grau in fünfter 3 eit 3 ur Ausgabe gelangen 
m erben. 


Selbes ift bei bem großen Mnftler gleicf)= 
bebeutenb. Denn mas ift ©lüd für ben 
Zünftler? Sein 2Berf. Da es aber $Tteues 
fud)t, oerftel)t ben ftünftler feine 3 eit meift 
nid)t. Unb fo ift fein ©lüd 3 ugleid) fein 
Sdjidfal. 

Darum follen mir biefen geheiligten Soben 
mit el)rfürd)tigen Schauern betreten. geuer= 
bad) hat biefes Dteulanb, bas mir je^t 3 U 
ahnen beginnen, mit ber Seele gefud)t. Seine 
Sd)öpfungen finb Äinber biefer Heimat, nad) 
ber er fid) fehnt. Darum mußten fie einfam 
bleiben. Darum haben fie jene geheimnis* 
oolle Melancholie, mie fie oerirrten gremb* 
lingen eigen ift, bie fid) nad) bem Unerfüllbaren 
f ebnen. 

3 ugleid) aber ift ein ebler 9tyi)tl)mus, eine 
eigne, in fid) ruhenbe Harmonie in geuer= 
bad)s 2Bert, unb eine Monumentalität, beren 
Strenge burd) ben faft mufitalifd)en 2Bol)llaut 
ber garbert abgebämpft erfd)eint. 

Mart mag bas echt Deutfd)e in geuerbad) 
in biefer abfoluten Dreue, mit ber er nid)t 
oon feinem 3 *>eal lieh, erbliden: „©ine geniali* 
fierenbe ©itelfeit habe id) nie gehabt, unb mas 
id) nicht fühle, habe id) nicht gemalt“, ©r ftel)t 
am Anfang einer ftunft, bie mir erft ermarten. 
Deutfd)Ian'b hatte für ben ed)teften feiner 
Söhne feinen Slatp Die anbern alle, feine 
©euoffen, befameu bie Aufträge, unb bie 
üBänbe, bie geuerbad) mit unfterblichen SBerfen 
gefdjmüdt hätte, mürben mit gefprei 3 ten Um 
3 ulänglid)feiten oerfehen. 

©in tragifd)es Sd)idfal oerfolgte bie ga= 
milie geuerbad). ©in Onfel geuerbadjs, her= 


SInfelm geuerbach 


Sleiftiftftubie 3 U bem Silbe „Mebea‘ 







<2ß. ©Steuer 3tttedeur 

















738 


Hber £anb urtb SReet 


1911. $Rr. 28 





///< 

Von 


Der 51ronprtn3 unb Sir 3of) n 9?oos31eppel, 
bem SBergmanöoer 3 ufd)auenb 


Claris id) irrt oergangenen Sommer bie ©l)re fyatte, unferm 5 tronprin 3 en 
im äKarmorpalais 3 U ^otsbam Vorträge über 3 nbten 3U galten, roar 
es fel)r' bemertensroert, bajj ii)rt teiue ©egenb bes 9 tiefenreid)es lebhafter 
intereffierte als ber SRorbmeften 3 nbiens, bas Sünfftromlanb ^anb[d)ab, too 
ber triegerifcb)e Stamm ber Sitljs lebt, bie Umgebung ber großen 9JUljtär= 
garnifonen roie ‘iRaroalpinbi urtb ‘Uefdjamar, rool)in bie neuerlid)e 9JiiIitär= 
reorganifation £orb ftitdieners bie $auptftreitfräfte bes britifd)4nbifd)en 
ftolonialreidjs ton 3 entriert l)at, unb oor allem bas uralte 93öltertor 3 ™biens, 
bie ©egenb bes 5 U)aiberpaffes. 33olltommen begreiflid) unb fel)r be 3 eid)uenb 
für einen (Seift, ben am Stubium eines £anbes bie großen l)iftorifd)en ©nt= 
toidlungen feiner »eoölterung befonbers feffeln unb bem unter ben Problemen 
ber ©egemoart bie militärifdjen innerlid) am nädjften liegen. 

Der äuf 3 erfte Worbmeften 3nbiens ift in ber Xat eine munberbare Stelle 
w tVitnUi.c; hi? non ber Watur felbft ficbtlicb ba 3 U geformt ift, in ber 3Sölter= 


Strafe am 2Rol)arramfeft in < Uefd)aroar 


Oben: ©in junger ^ailjan 


Die ©iti) oon ‘jpefdjatoar 













1911. 91t. 28 


übet fianb ürtb 9Jleet 


739 





Kamelmarft in ipefd)amar 


Strafe im Kantonnement oon ©efd)amar 

Sinne 3 eigt fid) bas mie im friegerifcßen Sinne. 3*i 
frieblid)em, inbem ©er nod) ßeute toie feit unge 3 ä©ten 
3at)rl)unberten bie Hanbelsfaramanen aus bem 3 rinern 
^Tfiens l)ereinge 3 ogen tommen; im friegerifdjen info- 
fern, als ©nglattb fid) oollfommen beraubt ift, baß l)ier 
ber einige fd)toad)e ©untt feiner §errfd)aft für einen 
fianbangriff oon außen liegt — ein Angriff, ber 
Menfd)enalter lang insbefonbere oon ©ußlanb beforgt 
mürbe unb burd) bie politifcßen Konftellationen immer 
mieber I)erbeigefül)rt merben fann. 9tber aud) bie 
unmittelbaren ©ren 3 nad)barn, bie 9lfgl)anen, bie ©fribis 
unb anbre ©ebirgsoölfer, beren iRäubernatur nod) 
ungebänbigt ift, brol)en I)ier fortbauernb mit feinb- 
liefen ©infällen, folange fie nid)t burd) bie (Entfaltung 
einer imponierenben Mad)t gebänbigt merben. 

Die äußerfte große ©arnifon ©nglanbs ift l)ier 
©efeßamar, feßon jenfeits bes 3 nbus in einer ©erebnung 
am guße ber meftlid)en ©ren 3 berge gelegen, mo mir 
am 10 . 3 anuar oon £aßore l)er eintrafen. Hier mar 
oon inbifd)er Dropennatur nid)ts mel)r 311 fpiiren; im 
©egenteil, bie ©äeßte maren grimmig talt, iReif lag 
morgens auf ber glur, unb frifd)gefallener Scßnee lief) 
bie ©orberge, bie bie ©bene ©efd)amars umgeben, in 
munberbarem ©3interrei3 erftral)len. ©erfeßiebene oon 
uns, aud) ber Kronptin 3 , tauften fid) bie Ianbesüblid)en 
©ufd)tinpel 3 e, mie fie bie afgt)anifd)en Kameltreiber 
ber Karamanen tragen, oon biefsottiger Sd)afmolle 
innen, außen tanariengelb gefärbt unb mit t)übfd)en 
aufgenäl)ten Muftem oer 3 iert. 

Die Stabt t>at eine uralte ©efd)id)te. Sie mar 
einft bie 9 ?efiben 3 bes iReid)s ©anbara, in bem ber 
©ubbßismus 3 m l)öd)ften 33lüte tarn unb fein Kult bie 
fd)on ermähnten, funftßiftorifdj fo bebeutfanten Monu- 
mente l)eroorgebrad)t l)at, beren greilegung unb 
Deutung man erft in unfern Dagen oornimmt. Un¬ 
mittelbar meftlid) oon ben Doren ©efd)amars l)at man 
oor ungefähr 3 mei gaßren erft m einem bisher un- 


beamteten Sd)uttl)ügel un 3 meifell)aft bie Stupa Kanifd)- 
fas, eine ber berüf)mteften ©agoben ©orbinbiens, 
mieber aufgefunben, bie ber d)inefifd)e ©eifenbe §iuen 
Dßfang im früßen Mittelalter fo bemunbernb befd)reibt. 
©ine ber ad)t Stätten gubiens, an bie na© bamaligem 
©lauben bie ©ebeine bes ßeiligen ©eligionsftifters 
©ubbßa nad) feinem Dobe oerteilt mürben. Unb fogar 
bas un 3 meifell)aft ed)te ©eliquientäfteßen mit ben oer- 
el)rten ©ebeinen tonnte barin nod) gefunben merben, 
bie fomit, menn fie aud) barum moßl nod) nießt als 
bie mirflid)en ©ebeine ©ubbßas bemiefen finb, bod) 
eine nähere ©nmartfd)aft barauf f)aben als irgenbeine 
anbre ber 3 af)llofen ^Reliquien ber bubbßiftifcßen ©Seit, 
©ine unfrer ©bbilbungen ftellt einen neuen, foeben 
freigelegten Deü ber ©agobe bar; icß ßabe 3 ur Kenn- 
3 eid)nung bes Maßftabes ber bort 3 um ©orfdjein 
gefommenen fteinernen Heiligenfiguren meinen Xropen- 
i)ut baneben gelegt. 

Droßbem ift bie Stabt ©efd)amar gan 3 oßne 
ältere ©aumerfe; bie ©rbbeben geftatten bauernbe 
©auten nießt. Die Häuf er finb alle aus leid)teftem 
Material gebaut, aus gaeßtaerf unb £eßm, mit eigen- 
tümlid)en Hol 3 fd)nißereien. ©ßarafteriftifd) ift bei ißnen 
allen ein flad)es Dacß mit einer l)ol)en Ummanbung 
aus ©rettern ober glecßtmerf mit leid)tem £eßm- 
bemurf. Hier ergeben fid) bie grauen ber größten¬ 
teils moßammebanifeßen ©eoölferung, benen bas un- 
oerfcßleierte ©etreten ber Straßen oerboten ift, in 
freier £uft, fpielen bie Kinber unter ißrer ©uffid)t, 
unb ein großer Deil ber ßänslicßen ©efefjäfte ooll 3 ief)t 
fid) bort oben, ©ort bem ßoßen, ©ßor Kßatri ge¬ 
nannten Dorbau einer alten Karamanferei, ben ber 
©rin 3 erftieg, ßat man einen iiberrafd)enben Uberblid 
über bie Stabt mit biefem eigenartigen £eben ber Däcßer. 

gn ben ©afaren mögt ein £eben, fo reid) unb 
bunt an ©ölfertppen, mie man es faum irgenbmo 
anbers in Dtfien finbet, ba fid) ©er eben bauernb bie 


gm Haufe bes Sir 3oI)n ©oos-Keppel 


>ir ©oos-Keppel mit Kßaiberfcßüßen 


Karamane im Kßaiberpaß 


©fgßanifd)e Kameltreiber in ©efdiamar Oben: Deil ber ©agobe Kanifd)fas 





















740 


Über £anb unb 3Jleer 


1911. 3it. 28 



fianbi Rotal, äuherfter ©ren 3 poften imRhaiberpah 


3amrub=3ort am Ausgange bes Rhaiberpaffes 


3 ugleid) ooll meitgehenber geistiger 3 ntereffen; id) 
fanb in feinem Stubio bie intereffantefte nnb reid)= 
h'altigfte aller ‘prioatbibliotheten, bie id) bei englifd)en 
Aermaltungsbeamten gefehen habe, unb fein Haus 
ift mit gefd)madoollen Sammelgegenftänben, mit 
einem ebeln Ron 3 ertfIügel unb bergleid)en reid) ge* 
fd)müdt. Rein ABunber, bah faum ein anbrer ber 
leitenben Scanner bes britifdjen 3 nbiens, mit benen 
mir 3 ufammengetroffen finb, bem Rronprin 3 en fo 
nal)e getreten ift mie biefer. Auf immer neuen 
• asflügen, gemeinfamen ABagenfahrten unb Bitten, in oielftünbigen intimen 
©efpräd)en nahm ber Rronprin 3 bie ©elegentjeit mahr, fid) non il)m über 
fianb unb Reute biefer bebeutungsoollen ABeltgegenb unterrid)ten unb in bie 
©eheimniffe britifdjer Regierung unb Aölterbel)anblung einmeil)en 3 U laffen. 

Der feffelnbfte Ausflug, ber oon ^3efd)amar aus gemacht mürbe, führte 
3 U bem berühmten Rhaiberpaffe, bem lebten Deil ber non 3rcnerafien nad) 
3nbien füljrenben ABeltoertehrsftrahe. Diefer ^ah ift nur bis 3 unt gemiffen 
©rabe in ben Hänben ber ©nglänber. Sie l)aben einige 3*orts barin befetjt 
unb mit ben unabhängigen Afribiftämmen ber umgebenben Serge ein Ab= 
fommen getroffen, bah ber ^ah 3 meimal in ber Aßod)e, am- Dienstag unb 
fyreitag, oon ben fogenannten RI)aiberfd)ühen bemad)t mirb, einer Solb= 
truppe aus S 2tfribis, beren Dberft Sir 3ohn AoosdReppel felber ift. %n 
Doppelpoften oerteilen fid) biefe Reute bann in finden Abftänben auf ben 
Höhen neben bem S^ffe unb fd)üt)en ben Durd) 3 ug ber Raramanen, bie 
nur an biefen beiben Dagen paffieren bürfen. ©benfo bürfen europäifd)e 
Aeifenbe aud) nur bann ben Sah befidjtigen, gemöhnlid) nur bis 3 ur Hälfte 
bes ABeges, bis 311 bem $ort oon Ali Atusjib. An ben übrigen Dagen tnallen 
bie Angehörigen berfelben Afribiftämme ben Hnoorfid)tigen nieber, ber 
fid) in ben Sah hiueimoagt. Aod) heute umgibt alfo rauhe Aomamtit ben 
uralten S fl hu)eg, ben fo grohartige ©rinnerungen ber ©efd)id)te fd)müden. 

Atit Automobilen mürbe an einem grimmig talten, nebelfd)meren Dage 
bie 3af)rt unternommen. Sdjon oon meitem fiel)t man ben Spalt in beut 
meftlid)en, fd)arf gegen bie ©bene abfehenben Serge, ber bie Atünbung bes 
Saffes bilbet. ©in altertümlid)es fielpnfort, $ort 3antrub, behütet ben 
Ausgang, auf bem malerifd)e ©ruppen oon ©ingeborenen bie ABagen be¬ 
grüben. ©ine gemaitige Schar oon Kamelen, beloben mit Sailen toftbarer 
Deppiche unb anbrer ABaren, begleitet oon fraftoollen, gefährlid) ausfel)enben 
afgl)anifd)en Dreibern, bie ben Durd)toeg burd) ben Sah fd)on oollenbet 
hatten, lagerte .oor ben Doren. Anbern Raramanen begegnete man in 
ber engen, oielgemunbenen, oon rauhen, malblofen Sergen umgebenen 
Sd)lud)t bes Saffes. Die gahrt führte über Ali Alusjtb hinaus bis 311 m 
©nbe ber oon ben ©nglänbern unterhaltenen $al)r= 
jflH ftrahe, 3 U bem $ort fianbi Rotal, in einer äuherft 
oben Dalfläd)e gelegen. Hier ift ber äuherfte Sor= 
poften bes britifd)=inbifd)en Seiches, bie büfteren 
©ebirge babinter gehören bem heute mehr als 
H je oerfd)loffenen Afghaniftan. 
iljjlf'j w H Der Rronprin 3 mar oon ber milben ©roh* 
artigteit ber gan 3 en ©egenb unb ber eigenartigen 
Stimmung biefer ©rbftelle fo ergriffen, bah er am 

_ 11 )M| jjt _ M J - 1 folgenbeu Dage mit Soos=Reppel — 

unter befonbers für ihn beorberter Se* 
mad)ung — nod) einmal hierherfuhr. 
Diesmal mar bas ABetter aud) tlarer. 
Die ©efellfd)aft oerlieh in fianbi Rotal 
bie ABagen, ertlomnt auf fteilem 3id* 
3 adpfabe ben rauhen gegenüberliegend 
ben $elsrüden, unb in munberooller 
©röfje unb £»errlid)teit erhob fid) bort 
oor ihnen bie fd)neefd)immernbe $aupt= 
tette bes Hinbutufd), emporragettb über 
bie geheimnisreichen Sorberge bes 311 
ihren frühen gelegenen Afghaniftan. 


Sertreter ber oerfdjiebenen ©ren 3 üölter mifchen, bie 
Sitl)sbes Sanbfd)ab, bie $inbus bes ferneren3nbiens 
mit ben Hänblern oon ABefttibet, aus ben Dafen 
Rl)oton, 3adenb unb Rafd)gar, aus Sud)ara, §erat 
ober Rabul. ©inen Hauptftod ber Seoölterung 
bilben bie Sathans, fd)Iante, fräftige, tühnblidenbe 
Atänner, bie bie nächften ©ren 3 gegenben beoöltern, 
gefürd)tet megen ihrer ©emalttätigteit unb Sad)* 
fud)t, aber bas ABohlgefallen bes Seobad)ters er= 
regenb burd) ihre freie, offene Haltung unb ihr 
mannhaftes ABefen. Sie haben in ber alten ©efd)id)te 3nbiens als ©roherer unb 
Rulturgrünber öfters eine Solle gefpielt, unb aud) heute ftedt in ihnen nod) 
eine Soltsfraft, bie bie höd)fte Sorfid)t in ihrer Sel)anblung für ben ©ng* 
länber geboten mad)t. Auherorbenttid) intereffant ift bie Suntheit ber ABaren, 
bie in ben Safaren feilgeboten merben. Aeben 
fd)miebereien, fieberarbeiten, bunten Seibentüd)ern, 

Aßaffen finbet man in groben. Stengen prad)toolle Deppiche 
Afghaniftan, Sud)ara unb ©hima, Seiben oon ©l)ina, 


Auf ben ABällen bes Santrubdftorts 


einheimifdjen Rupfer* 
>d)nihereien unb 
oon Serfien, 
;d)mudfad)en oon 

Dibet, S^l3^ unb Seile aus 3nnerafien, Sdjals aus Rafchmir unb anbres 
mehr. Allabenblid) merben bie Dore ber Stabt gefd)loffen, meil nadjts 
bie ©egenb bis unmittelbar an bie Stabtmälle heran oon Aäuberbanben, 
bie oon ben Sergen herabfteigen, unfid)er gemacht mirb. 3a, in ber Stabt 
felbft mit ihrer fanatifch moI)ammebanifd)en Seoölterung, in ber es Setten 
gibt, benen ber Atorb eines ©uropäers fo fidjer bas Sarabies öffnet, bah 
ihnen bie folgen biefer Dat hier auf ©rben gan 3 gleid)gültig finb, ift es 
für ben meihen AAann bes Aad)ts burd)aus gefährlich, 3 u oermeilen. Uns 
felbft unb unfern Dienern mürbe ber Sefud) ber ©ingebörenenftabt nad) 
Duntelheit bringenb miberraten. 3a, felbft bei Dage mäl)renb bes §öhe= 
puntts bes mohammebanifd)en Stohorramfeftes, bas gerabe in bie 
unfrer Anmefenl)eit fiel unb mo fid) auherorbentlid)e Stengen oon religiös 
erregten Atenfd)en auf ben Strahen bemegten. 

Aßir felbft mol)nten in bem meftlid) ber ©ingebörenenftabt oor beren 
Doren gelegenen britifchen ©antonment, einer fiagerftabt, bie, mie üblid), 
mit f)üöfd)en ©arten unb fd)attigen Alleen gefd)müdt mar, unb 3 mar in 
ber Aefiben 3 bes ,,©l)efd©ommiffioners“, bes Sermaltungsoberhaupts ber 
Aorth=ABeft Srontierd^rocins, bie auf erhöhtem Santte inmitten eines 
groben, fd)önen, ummauerten ©artens gelegen ift, teils in ben 3 iTn iTi ern bes 
geräumigen £>aufes, teils in bem gemol)nten 3eltlager. So offen biefe 
ABohnftatt für ben erften Slid erfd)ien, mir lebten bod) aud) I)iß r beinahe 
mie in einer Heftung, ©in breifacher Rorbon oon ABachen umgab bas ©e= 
bäube unb bie 3elte, unb mir mürben inftruiert, beim paffieren ber Ror* 
bons nad) Duntelheit auf ben Anruf ber poften: 

,,Who goes there?“ (ABer gel)t bort?) unbebingt 
' 3 U rufen: ,,Friend!“ (3reunb!), meil insbefonbere 
bie ^ßathantruppen fehr oft unmittelbar nad) bem 
Ausbleiben ber Antmort fd)arf fd)iehen. Aunb 
um bie eigentlid)e ABohnung bes ©ouoerneurs, in 
ben ©ängen unb Sor 3 immern biefer felbft unb 
auf ihrem Dad)e maren ausfd)liehlid) meihe Sol* 

baten als Aßad)tpoften oerteilt. rimmäw 

Der ©hefd©ommiffioner felbft, Sir ____ 

ein oerhältnismähig 


Aoos = Reppel 
junger Stann, ber rafd)e Rarriere ge= 
mad)t hat, mar gan 3 bie redjte ^erfönd 
lid)teit für biefen romantifdjen, oerant* 
mortungsfd)meren ©ren 3 erpoften. ©roh, 
träftig, ein fd)öner Siann mit tül)nem 
©efid)t, ein Siann bes Abenteuers unb 
Aßagniffes, beffen rechtes ©lement bie 
©efahr mar, bie Spannung einer erpo= 
nierten ©*iften 3 , ber Aertel)r mit halbd 
milben Häuptlingen, benen nur Rül)n= 
heit, ©nergie unb fiift imponiert. Dabei 


Oben: Slünbung bes Rtjaiberpaffes 
©ebirgsbatterien am Rhaiberpah int Aianöoer 










1911. 9tr. 28 


Über £anb unb SIReer 


741 





Dem SÜtanöoer 3 ufd)auenbe s 2lfribileute 


eigentümliche Sd)uher[cheinungen bei ber 
51t) aib er art Werte 


'Jtn einem ber folgenbett Dage führte 9toos= 
fteppel bem 5 tronprin 3 en ein ungemein inter^ 
effantes SJtanöoer ber 51I)aiberfd)ühen oor, bas 
an ber SUtünbung bes 5U)aiberpaf[es [tattfanb. 

Die leitenbe beftanb barin, bah ein mar= 
tierter geinb aus bem Innern ben sirfa 
400 Stfteter hohen ©ipfel 3 ur £infen bes paffes 
befetjt habe unb bah es nun galt, biefe Stellung 
oon ber ©bene aus 3 U [türmen, ©s mar er* 
ftaunlid), mit meid) einer Sd)nelligfeit unb Unermüb= 
lid)teit bie fd)lanfen, fraftoollen Sergbemohner in 
ihrer tleibfamen Drad)t bie [teilen ©ebänge empor= 
brangen, unter fortmäbrenbent Schnellfeuer, bas man 
in meinen fiinien bie Sergflanfen fid) binaufeieben 
[ab- ©in [djarfes $euer ber ©ebirgsbatterien becfte 
[ie babei. 

gür biefe intereffierte fid) ber 51ronprin3 aufs leb= 
baftefte; namentlich für bie ingeniöfe ©inrid)tung, 
bie ßafetten in 3 eit oon menigen Minuten aus= 
einanber 3 unel)meu unb [amt ben ©e[d)ührot)ren auf 
SJtaultiere 311 oerlaben. Diefe galoppierten bann 
oor, unb nad) ©rreicbung bes neuen Stanbpunftes 
nahmen bie 93iannfd)aften bie ©efdjühe mit fabelhafter 
Sd)nelligfeit mieber herab, montierten [ie unb feuerten 
[ie oon neuem ab. ©ine meiner s Uuf= 
nahmen gibt ben mertmürbigen Strem 
tegel tleiner s fßuloerteild)en mieber, ber 
aufcer bem Dampf ber ÜJtünbung bes 
©e[d)ühes entquoll. Dtehrmals lieh ber 
s 43 rin 3 fid) bas Dtanöoer mieberholen, 
unb er [elbft unb mir alle, ben 9Jiaul= 
tieren auf ihrem [teinigen Sfabe folgenb, 
mad)ten fo trot; ber [d)arfen Dagesfjihe 
einen beträchtlichen Deil bes Sergan= 

[turmes mit, bis enblid) hod) auf ber 
§öbe bie meihe flagge bie ©rftürmung 
bes Serges an 3 eigte. 

2 Bäl)renb ber gan 3 en 3 eit hatte im 
9tüden unfrer Stellung auf einem Sor= 


Das^lluäRufjib^ortin berSOtitte bes5U)aiberpa[fes 


Der Stfribihäuptling 


Der 51ronprin3 muftert bas ©efdjent bes ^Ifribihciuptlings 


l)ügel eine tleine Schar ^Ifribis in eint)eimi[d)er 
Stammestracht ruhig beobad)tenb gehodt, um 
einen groben, langbärtigen SJtann ge[cf>art; oor 
ihnen lagerte eine 9fn3al)l ber lanbesüblid)en 
gett[d)mau 3 [d)afe. 

Der bärtige SJtann mar ber Häuptling eines 
ber [ieben 9lfribiftämme, aus benen bie 5U)aiber= 
[djühen heroorgehen, bas £aupt einer 9ln3al)l 
jener friegerifchen Dorf[d)aften in ben bem ^ßab benach= 
barten Sergen, mo nod) bie Slutrad)e herr[d)t, mo 
nid)t nur bie Dörfer [elber ummauerte Heftungen 
[inb, [onbern fogar bie ein 3 elneu $öfe mehrhafte 
tleine Sutgen 3 ur gelegentlichen Serteibigung gegen 
bie eignen Solfsgenoffen. ©r mar mit ber 9lb[id)t 
getommen,' bem beutfd)en 5 tronprin 3 en einige ©a[t* 
ge[d)ente 31 t bringen, ©ine pradjtoolle itriegererfchei- 
nung, mie er aud) toohl muhte, benn mit unoerfenm 
barer ©enugtuung erhob er [id) unb [tanb mir 311 einem 
Silbe, als id) ihn barum bat. 

9 tad) Sd)luh bes äRanöoers trat aud) ber 5tron= 
prin 3 3 U ber ©ruppe, begrühte mit träftigem §änbe* 
brud ben Führer unb nahm mit bem lebhafteren 
3 ntere[fe [eine ©efchente entgegen. "Wiher jenen 3 rett= 
[d)man 3 hämmeln maren es eine fo[t= 
bar eingelegte alte Flinte, ein Säbel 
mit fd)öner Scheibe unb ein präd)tig oer- 
3 ierter Dold). 

• Htifer Silb 3 eigt, mie ber junge, 
[d)lanfe ^ßrin 3 mit bem bärtigen §äupt= 
ling ber afgt)ani[d)en ©ren 3 gebirge bie 
5 \on[truttion ber fremblänbi[d)en Sßaffen 
erörtert unb [ie mit ben europäifd)en oer= 
gleid)t. Das ©egenge[d)enf einer golbe= 
nenlthrmirb jebenfalls als oielbemunberte 
5to[tbarfeit auf lange 3eit hinaus in ben 
©ren 3 bergen^lfghani[tans bie ©rinnerung 
an ben Sefud) bes 51ai[er[ohnes aus bem 
fernen ÜBeften mad) erhalten. 




Wahrheit, bie fid) burchfetjen mill, [ollte immer 
bei ber £üge rhetori[d)en Unterricht nehmen. 

* 

Nichts in ber SBelt i[t unintereffant; erft bie 
Setrad)tung mad)t es manchmal ba 3 U. 

* 

Solange bie üötenfchen oom ©lüd feine Ahnung 
haben, [inb [ie meiftens am glüdlid)[ten. 

* 

Du bringft 3 el)n SBeife leichter 3 um 9feben 
als einen X 0 r e n 3 um Schmeigen. 

* 

9Jtan muh auf 3 ul)ören oerftehen. 9tur mer nichts 
3 u [agen hat, ber hat immer nod) mas 3 U fagen. 
* 

Die b u m m e n dauert haben fa[t immer 
mehr Serftanb, als man glaubt; [ogar bie tlugen 
[inb [eiten [0 bumm, mie [ie bem Dünfel bes 
Cannes fd) einen. 


2 Bas immer bu erbulbet, mas oerloren, 

3u melchem Sd)mer 3 e bu aud) auserforen, 

©s lebt bie be[te §eiltraft im ©ebenfen: 
©rinnern nur fanu bir Sergeffen [djenfen. 

* 

2Ber feine $einbe 3 U erringen oermag, i[t ein 
unheilbar unbebeutenber Übtenfd). 

* 

2 Bie menig ©egenliebe finben [ie, bie nur mit 
bem §er 3 en 311 lieben oermögen! 

* 

3n ber Segierbe, bie Söhnfchen 3 U burd)= 
[d)auen, oerfäumt man bie mertoollften ©elegem 
heiten, [ie oerftehen 3 U lernen. 

* 

3Benn bie SÜienfchen in 2Birflid)feit je [0 oiel 
gelernt hätten, als [ie [d)on oerlernt 3 U haben 
behaupten! 

äRoritj ©olbfchmibt 








742 


#ber £artb unb 9Jteer 


1911. 9tt. 28 


Die erfte SBunbe. 23 on ©tbmamt ©taefet 


S hufter ptrit nahm bie fernen £aäfhul)e, 
bie er beute morgen für ben $errn Stammer* 
herrn ©ridfon fertiggemaht, oon bem 2Banbbrett, 
mifhte mit feiner blauen ScE)ürge über ben 
fd)toargen ©lang unb pactte fie bann in Seibern 
papier ein. 

©roftoater follte fie nun abtragen. Unb ber 
2llte, ber an bem anbern Stellerfenfter gefeffen 
unb an ein paar gang alten S(buben gebaftelt, 
bie bas gliden faum noch ertrugen, rappelte ficb 
mübfelig auf unb machte ficb gum Stusgeben fertig. 

Oben, auf ber erften Stufe ber Kellertreppe, 
batte mit feinem Spielgeug — einem 23ilberbud) 
unb ein paar 23autlöften — ber ©ntelfohn gehodt, 
aber als je^t ©roftoater an ibm oorbeiroollte unb 
©m über ben göahstopf fuhr,; faftte ©briftian 
nach ber £janb bes aiten unb moflte burhaus mit. 

„Äann icb ihn friegen?“ rief ©roboater itt ben 
Heller gurüd. 

„3a— fonft flennt er toie ber!“ 

Unb fo marfcbierten fie beibe baoon unb 
tarnen fhlieftlid) iu bas feine £»aus am 9Rarttplatj, 
mo Stammerb err ©rictfon moljute. 

Das Bübchen nahm bie Shube ab unb be* 
beutete bem mitten, oor ber Stüd)entür gu märten, 
©s bauerte eine gange 2Beile, et)e mieber geöffnet 
mürbe — ©roboater batte ficb fd)on, mübe mie 
er mar, auf bie Dreppenftufen gefeftt, unb ber 
kleine batte burd) bie Dürtifte ben 23ratenbuft 
aufgef<bnüffelt — aber nun ftanb aud) Stammet* 
berr ©ridfon felber ba unb nicfte freunblid). 

©r mar mie ein bider roter Kummer in einer 
meiften 2ßapiermanfhette, unb obmobl er oiel 
Heiner mar als ©roboater, Hopfte er ibm auf bie 
Schulter, geigte auf bie £adfhube, bie er fhon 
anbatte, unb fagte: „Bon!“ 

Dann — als er bem.Sitten bas ©elb in bie 
rtffige £anb gegäblt, bemerfte er plöt 3 lih©bttftian. 
„2Bas ift bas?“ fragte er. 

Unb als ber Sitte fein ©ntelfinb oorgeftellt, 
ber kleine bie £>anb gegeben, fragte Stammerberr 
©ridfon — als lomme ihm plötgtid) ein ©ebante: 
„Statut er fingen!“ , 

,,©r fann febr fcbon fingen!“ o er fieberte ©roft* 
oater eifrig. 

„Dann foll er beute nachmittag auch hierher* 
tommen. ©s iftStinbergefellfhaft — mein Dleffe 
Stlfons gibt feinen Stameraben ein $eft! • ©s 
mirb Solbat gefpielt merben — ba gehört ©e* 
fang bagu unb ein paar, bie tüchtig traben 
tonnen!“ 

„Das fann er — fhönen Dant, £jerr Kammer* 
berr — ich bring' ihn felber her!“ 

Unb bann trafen fie ben Küdmeg an, ©rob* 
oater mar fo aufgeregt, baft er unaufhörlich 
fhmaftte. Unb oon 3eit gu 3eit oerfidtjerte er 
feinem ©nfel: „Sein — bas mirb fein, ©briftian, 
bafür lab uiid) folgen, ©roboater oerftebt fi<h 
auf fo mas!“ 

91a — 23ater unb Butter maren oon ber un= 
ermatteten ©inlabung meniger erbaut. „2Bemt 
nur alles gut gebt,“ fagte SReifter ptrit, aber 
©roboater mähte ihnen Har, meldbe grobe ©bre 
bas für fie alle fei unb bab man fo etmas nicht 
ausfhlagen bürfe. 


Unb gleich nah bem 9Rittageffen feftte er fid) 
bin — obmobl er eilige Arbeit batte — um für 
©briftian einen $elm, einen Säbel unb ©pauletten 
angufertigen. ©r mar fo eifrig bab ei, als gälte es 
eine eigne Slusrüftung unb als molle er mieber 
in ben Strieg. 

Den Säbel, aus gmei getreugten folgern, 
batte-er halb fertig, auch ber ioeltn tarn nach 
einigen Schmierigfeiten in bie richtige $affon, 
aber bei ben ©pauletten mürbe er gang oerbrieft* 
lieb, benn es füllten foldje merben, mie fie fein 
9Rajor bamals gehabt, ein ißaar Scbmalbennefter 
mit berabbaumelnben Raupen. Unb er baftette 
baran noch, als ©briftian, oon ber 9Rutter enblich 
freigegeben, fhon mit umgefchnalltem Säbel, ben 
£elm mit bem $eberbufh auf bem Stopfe, neben 
ihm ftanb unb gufab, bamit es fhneller gebe. 

91a — enblich mar's fo meit, bie ©pauletten 
mürben oon ber 9Rutter noch rafh auf ber 3ade 
feftgenäht — bann marfhierten ©roboater unb 
©briftian mieber ab, unb ber Sitte labte fid) unter* 
megs an bem Slitffeben, bas biefer friegerifebe 
2tufgug in ben Strafen erregte. 

herrje, mas gingen ba für oiele feine £eute 
gu Kammerberr ©ridfon, felbft ein paar Stutfher 
hielten oor ber Dür! Unb ©roboater, ber in feinem 
©ifer fo gar nicht an bas eigne Slusfeben gebäht, 
brachte ©briftian besbalb hintenherum burh bas 
fleine Dor unb überlieferte ihn bann ber Stöhin 
gur SBeiterbeförberung. 

Die Stöhin mähte ficb bie Aufgabe leiht: 
„*5ier gebft bu burh“ — fagte fie — „unb ba 
fommft bu in ben ©arten urib fiebft bie anbern 
fhonnu lauf!“ - . 

©briftian hielt fid) an bie SBeifung, tarn burh 
eine 9teibe feiner 3immer urtb gelaugte in ben 
©arten, hinter einer Slieberbede hörte erStinber* 
ftimmen, ging ihnen nah nnb fab bann burh 
eine fiüde eine 2tngal)l Stnaben fhon eifrig beim 
Solbatenfpiel — Stammerberr ©ridfon aber mar 
nid)t bab ei. 

2tlle maren fie älter als ©briftian. Unb ihre 
feinte, Säbel unb ©pauletten faben genau fo 
aus mie bie oon richtigen Soibaten, manche 
batten fogar Uniformen an mie mirtlihe £>ffi= 
giere, unb menn fie gingen, Hinten fie mit ihren 
Sporen. 

Unb bann bemertten fie ©briftian — unb 
hörten plöblih auf in ©rem Spiel unb faben ihn 
oerbubt an. „2Ber ift bas?“ fragte einer oon ihnen, 
ber eine ^ufarenuniform batte, unb ftiefj einen 
anbern mit bem ©Ilbogen än. 

Da trat ©briftian — fo, mie es hm ©roboater 
gegeigt — oor ben $ufar ©«> falutierte unb fagte: 
„3h melbe mih 3 ur Stelle!“ 

„Da haben mir's,“ fagte einer gang laut, als 
nehme er an, bab ©bttftian taub fei, „bas ift 
ber Shuftersjunge, oon bem uns bein Dntel 
ergäblt bat! 91a — nun feib nur recht Hebens* 
mürbig gu hm!“ > 

Unb gur Sicherheit fragte einer: „3ft bein 
23ater Shufter?“ 

„3h beibe ©bttftian 2ßetrit, bin fünf 3ab^e 
unb mobne in ber iUoftergaffe bei meinem 23ater, 
bem ShubTuahermeifter 3obautt ^Petrit!“ 


2Hle ftieben fih an unb Iahten. 

„2Bollt ihr nicht mit mir fpielen?“ 

„Sßeibt bu, mas mein 23ater ift?“ fragte einer 
unb gab gleich bie 2Intmort: „©ebeimer äRinifte» 
rialrat!“ 

„SBollen mir jebt fpielen?“ fragte ber kleine. 

„2Bo baft bu benn ben £jelm unb bie ©pau* 
letten her?“ 

„Die bat mir ©roboater gemäht!“ 

„3ft ber aud) Shufter?“ 

©briftian nidte, aber je^t mürbe hm allmäblid) 
etmas beHommen.- 

Da trat einer 3 U hm tyxan unb fagte: „3h 
bin 2llfons ©ridfon — mir mollen gerne mit bir 
fpielen, aber fo gebt bas nicht — bat bir mein 
£)ntel benn nicht gefagt, bab hu alles bei uns 
befommft — Säbel unb §elm unb ©pauletten? 
©ebt mal tyxl" rief er einem feiner 5iame= 
raben gu. 

Unb mäbrenb einer bie Saheu aus ber naben 
Saube holte, trat ber §ufar an ©briftian heran, 
rib hut Öelm unb ©pauletten ab, gerfnüllte fie 
unb marf fie ins ©ebüfd), unb bann nahm er 
hm ben §olgfäbel ab, tnidte ihn entgmei unb marf 
ihn hinterher, ©leih barauf fetjte hm ein anbrer 
einen §elm auf, mie hn bie anbern batten, be= 
feftigte ihm auf ben Shultern ©pauletten unb 
überreihte hm einen 23le<hfäbel. 

„91un tannft bu hier Shübmahe fteben, bis 
mir bih ablöfen!“ 

Dann blies einer ein Signal, unb alle ftürmten 
baoon — int 21ugenblid mar ber Pab leer. 

Starr unb füll ftanb ©briftian ba, als habe 
er nod) niht begriffen, mas eben gefheben mar. 
Unausgefebt haftete fein Süd auf bem gerfnüllten 
23apierbelm, ben fhönen ©pauletten unb bem 
gertnidten öolgfäbei. 

Unb plöblich fab er fih fheu um, fhüh 
bann nah her Stelle unb hob bie Sad)en auf. 
3n ängftUher £aft fuhte er §elm unb ©pauletten 
mieber gu glätten, aber es mar unmöglich, unb 
ber ^olgfäbel blieb gerbrohen. 

Unb ais er bas ertannte, oermod)te er bas 
2Beb tu feinem bergen niht mehr 3 U halten, 
fein ©efid)t oergog fih, unb er begann bitterlih 
gu meinen. 

Den fhönen, glängenben £elnt, bie filber* 
beftidten ©pauletten unb ben Slehfäbel legte er 
oorfihtig ab, bann nahm er feine Sahen unb 
fhlih fheu, mie ein geprügelter §unb, burh ben 
©arten, burh bie feinen 3totmer, tarn in bie 
Stühe unb ging, ohne 2üitmort auf hre 3tage, 
an ber Stöhtn oorbei. 

2tber braunen auf ber Strafte meinte er laut 
auf, tarn oöllig aufgelöft in ben Shufterteller 
gurüd, hielt bie oerborbene 2lusrüftuug ©roft* 
oater biu unb oermohte oor Shluh 3 en niht gu 
fprehen. 

Unb als bereite enblih aus bemStinbe tlug 
gemorben unb begriffen, baft bas Unheil niht im 
Kriege entftanben, lächelte ber 2tlte plöftlth fonber* 
bar unb fagte: „2Bemt bu nur beinen ©roftoater 
troftbem liebbebalten baft unb hn nur niht oer* 
aeftteft, bann ift bie Sähe niht fhliutm — ben 
Shaben ba mill ih bir gern reparieren!“ 


o o oooooo o oooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooo o o o 

Pret <§eb\<fyte r>ort g>uflar> 


2tBedruf 

§erg, muftt b'ih nicht perfteden 
3it Datertlofigfeit, 

Dein feines ßid)t bebeden 
9Rit einem DrauerHeib. 

SBeiftt bu, mem bu gu geben 
Unb mitguteilen baft? 

3ft nid)t in beinern ßeben 
Sianh ein noh ärmerer ©aft? 

©mpor aus mühen Dingen! 
Dann mirb ein feber Dag 
2lus mirren fiebensfhlingen 
3unt 2lblerflügelfd)Iag. 

Die ba mit Seufgen matten, 
23is Straft aus £>ö!)en rinnt, 


Sinh ©ärtner, beren ©arten 
9Rit 91effeln fih umfpinnt. 

Der 2Inrt, ber immer raftet, 

2Birb feiner ungemift, 

2Ber niht in Sonne gaftet, 

S3leibt ©aft ber 3'lufternis.. 

2Ber lämpft, ber mirb es merten, 

2Bie feine Störte reift, 

23is er mit feinen SBerten 
Der 9Renfhbeit Stronen ftreift. 

'91 ad) Sonne geben 

Das ift ein töftlid) Ding: 91ah Sonne gehn 
Unb bann, eb' man's geglaubt, in Sonne )tet)n. 
Die 2Bege alle firtb in £id)t getan, 

SBobin bu gebft, bebt neues £eud)ten an. 


$örft bu's? ©artg beutüh ift's. 23on 9lieb 
unb 91 am 

9Raht 3'elbmufit ein ©bor oon ©ngelein. 

Du muftt nur hören, unb bu muftt nur febn.. 

©s ift ein töftlih Ding: 9lah Sonne gehn! 

213i e e in § ü rt b l e i n 

9Rein §erg mie ein §ünblein 
folgte bir nah, 

Stünblein um Stünblein, 

Dag um Dag. 

Du baft es niht gerufen, 

Shaltft es. aud» nit — 

Ell beine ©änge unb Stufen 
©ing's mit. 


ÖOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOÖOOOOOOOOooo oooooooooooooooooooooo 


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1911. 9tr. 28 


Uber fiartb unb Sfteer 


743 



2 >ie gerftörung be§ §aufe§ $l)ter§’ auf 
i&efetjl bet Kommuneregierung 


Die 

^Parifer Kommune 

9tacf) 3 ettgcnöfft|'df)cn Darftellungen 


£eibenfd)aft, bie I)ier in einer burd) 
junger unb ftaatlidje ©erwirrung 
gefd)wäd)ten ©iefenftabt tobte, ging 
ntcfjt [o [el)r gegen £eib unb Keben 
ber ruhig bleibenben ©ürger on, 


Sarrifaben auf ber ißface Senböme unb itjre SBerteibiger 

3n ben Dagen t>om 23. bis 28. s JJiai würben bie 
fdjönften ©aubentntäler ber Seineftabt fhtnlos 
bemoliert. Die Kommunarbs, bie bas ©ttbe ihres 
©ersweiflungstampfes oor fid) fasert, »erteilten 
nad) einem beftimmten s f3Iatt eine §orbe wüfter 
©ranbftifter, unter benen fid) and) ©Seiber be= 
fanben, über bie Stabt. ©ad) gaIUfd)er ©eiftes* 
art würben biefe ©anben fofort mit einem prä= 
gnanten tarnen belegt: fie biefeen bie „©etroleurs" 
unb „^etroleufen“. ilrtb währenb nun bie Druppeit 
langfam gegen bas Stabtl)aus oorrüdten, flammten 


wanbte fid) aber mit befto gröfte* 
rem Unoerftanb gegen bie Stabt 
felbft unb il)re ©ebäube. ©nblofe 
Strabentämpfe mad)ten einßelne 
Deile non ©arts 3 U unwegfamen 
©eröllftätten. Der 3crftörungs= 
trieb wuchs, je fiegreid)er bie 
Druppen oon ben 9 luf}enbe 3 irlen 
in bie innere Stabt »orbrangen. 


$ie Suilerien 

2)er ©ingang 51 t ben ®emäd)ern 9tapoleon§ III., jerftört 
mätjrenb ber Strajjenfämpfe 

'TNie zweite Auflage einer Sd)redensf)errfd)aft, 
^J weld)e bie immer aufgeregte §auptftabt 
5 ran!reid)s als bitterftes ©adjfpiel bes To bitteren 
großen Krieges im Frühjahr bes 3ah*es 1871 
über fid) ergeben laffen mujjte, war bod) an 
©raufamfeit unb ©lutrünftigteit nid)t im ent* 
ferntejten mit ben grauennollen Dagen ber 
3 atobinerl)errfd)aft wäbrenb ber erften ©eoo* 
lution 311 Dergleichen. Der ©ufftanb ber Kom* 


2)ie fiebje^n 4>aupträbel§füt)m ber Kommune oor itjrem ©erid)t§f)of 
am 2 . September 1871 



2 >ie Slmbulanj ber Sßreffe 

mäfjtenb ber Kommune. Sie mürbe geleitet oon einem Dr. 2)emar* 
quaq, ber oljne Unterfd^ieb ber Partei ben SSermunbeten feine $ilfe lieb 


®ie Sarrifabe am ©arttljeon, 
bie am 23.SDtai mit Sturm genommen mürbe. 
Kurs barauf erfct)of? man (»er in bem Säulen* 
oorbau be§ s #antI)eon§ einen Stn^änger ber Korn* 
mune, SUilliere, ben man mit einem Offizier 
gleiten 91amen§ oermedpelt batte 


mune in ©aris, ber etwa »om 9 ©är 3 bis ©nbe ©tai 
1871 fid) btTi 3 og, war boeb mehr ein ©uerillatrieg 
burd) ben Krieg unb bie ©elagerung »erelenbeter 
unb un 3 ufriebener ©eoölterungsteile — ber National* 
garben, ber Weiter unb ber Kleinbefitjenben — mit 
ben regulären Druppen ber interimiftif d)en Regierung. 
Strafeentämpfe, nid)t Kerter unb ©uillotinei waren 
bas Signum bes Kommuneaufftanbs. Die 3al)l berer 
freilich, bie bei biefen Kämpfen auf ber fo 3 iaIiftifd)en 
wie auf ber Orbnungsfeite fielen, war nicht gering, 
©tan fd)äbte etwa wäbrenb ber gan 3 en 9 lufrul)r 3 eit 
für bie Kommunarbs fünfunboier 3 igtaufenb, für bie 
©egierungstruppen 3 wan 3 igtaufenb Dote unb ©er* 
wunbete. Die ©Sut entfeffelter politifdjer unb fo 3 ialer 


allenthalben bie $eroftratenfanale biefer fid) !wie 
wahnfinnig gebärbenben §orben auf. Das Stabtbaus 
felbft, bie Duilerien, Deile bes £ouore, bas $inan 3 = 
miuifterium, Kird)en, ©alpthöfe, aber aud) einige ©rioat* 
bäufer brannten nieber. 

91m 28. ©tai war ber Kampf beenbet. Der ©ufftanb 
ber Kommune, beffen ©ranbfadel über bas ©Seidjbilb 
»on ©aris l)inaus 3 iitragen nicht; gelungen war, hatte in 
ber unglüdlid)en Stabt felbft ausbrennen müffen. — 
3 ‘ür bie ©arifer fährt fid) jeht bie ©rinnerung an jene 
Dage, bie faum »on ber reinen flamme ber ^rci^eit, 
wohl aber »on ber qualmenben ©lut fcf)änberif<i)er ©raub* 
ftiftung burd)leud)tet waren, 3 um »ier 3 igftenmal. K. E. K. 



®ie ©our ®amop 

auf bet ©lace be la 93aftiHe nad) itjret 3etftöruug burcf) bie 
Strajjenfämpfe 
















744 1911. 9tr. 28 


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f )ie CfCuftur 

der r C/eqenmavt 

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D e u t f d) e HleinpIaft 1 1 

Unter junbert HRenfcjen, bie mid) um einen 
Sat angejen, weil fie ein Hunftwerf erwerben 
wollen, ift für mel)r als neimunbneunsig felbft- 
oerftänblid), baß es ein Silb fein [oll. Sialerei 
ift ijnen ibentifcj mit Hunft, wenigstens foweit 
es fiel) um bas ^rioatjaus janbelt. 

Das I)at t oielerlei ©rünbe. Der ftärffte ift 
oielleicjt ber, beffen fid) bie HRenfd)en am tDenigften 
bewußt finb: bie HBänbe unfrer HBojnungen 
waren burd)weg unb finb nod) jeute 3um größten 
Deil fo fd)Ied)t, baf3 man fie gern, wenigstens 
3um Deil, oerbedt, ja eigentlich oerbeden, bas 
jeißt 3iiftellen unb Derjenigen muß. Selbft 
wenn bie Dapete gut gewäjlt ift, was boej fd)on 
niejt all3u jäufig paffiert, bleibt bie mit ijr be- 
flebte ungeglieberte $läd)e unerträglid) öbe. HRan 
weiß bas ja, aber man nimmt es fcjon lange jin, 
als müßte es fo fein, unb fd)afft eben burd) HRöbel 
unb Sajnten (es fomrnt babei mejr auf bie 
Hlajtuen als auf bie Silber an) eine Hirt (Erfaß 
für bie ©lieberung, bie bie HBanb ojnebies jaben 
müßte unb jaben tonnte. So ift bas Silb eine 
Htotwenbigfeit. HRit ber Statuette bagegen ift in 
biefen 3iTnntmt, bie überfüllt unb unrujig finb, 
gar nid)ts 9 ?ed)tes an3ufangen: fie wirft niejt. 

Der ©runb, beffen fid) bie HRenfd)en bewußt 
finb, ift biefer: fie „oerftejen“ bas Silb beffer 
als bie Statue. 9 Jian fann fid) ba an ben Stoff 
unb bie Stimmung, an bie Htaturwajrjeit jalten. 
Statt weiß wie unb wo, ift in biefer ßanbfd)aft 
felbft gewefen, jat jene S3ene aud) einmal erlebt, 
©s ift ein Stüdd)en HBelt, bas man befißt, ein 
Stüdd)en gegemüärtiger HBelt, naje unb oertraut, 
©s ift gut, wenn es bie ^Hufion ber HBirflidjfeit 
erwedt. Die nadte <yigur bagegen ober bie, wenn 
niejt nadte, frembartig befleibete gigur ift immer 
eine Serlegenjeit. Der Sergleid) mit ber HBirf- 
licjfeit, mit bem man fid) oor bem Silbe jelfen 
fann, oerfagt, unb man füjlt fid) unfid)er. ^laftif, 
im §aufe niejt gewöjnlid), erinnert an Stufeum 
ober Hlusftellung unb ift niejt gemütlid). Sei 
ben meiften Stenfd)en wirften aud) bie Sorftellung 
ooit Unerfdjwinglicjfeit unb ber Stängel an Se- 
fanntfd)aft mit lodenben HBerfen mit. 

Hille biefe ©rünbe finb feine, bie jeute noej 
ftid)jalten. Das fd)eint mir micjtig, einmal bar- 
3ulegen, weil aus‘biefer ©infid)t Süßen für bie 
beutfd)e Hunft unb $reube für oiele Stenfcjen 
erwad)fert fann. 

Die beutfd)e Hleinplaftif ift jeute reid) an 
guten HBerfen, fo reicj, baß jeber ©efejmad be- 
friebigt werben fann, unb biefe HBerfe finb ejer 
billiger als bie lanbläufigen ©emälbe, fejr oiel 
billiger aber als bie Silber oon Steiftern gleid)en 
langes. $eute, fagte icj. Sie war es geftern 
noej niejt. Sod) oor wenigen 3 ajren gab es aud) 
auf unferm Starfte nur bie fran3öfifd)e Sron3e, 
fa, weber bie beutfd)en SUbjauer nod) bie beutfd)en 


©ießer wollten bamals glauben, baß es möglid) 
fei, mit biefen importierten HBerfen 3u fonfurrieren. 
HBie oft jabe icj in HBort unb Sejrift ben Serfuej 
prebigen müffen, beoor er unternommen würbe! 
3 d) jabe es burdjgefeßt, unb ber (Erfolg ift eine 
ber freunblid)ften (Erinnerungen, bie id) einmal 
aus meiner funftfritifd)en Dätigfeit mitnejmen 
werbe, feilte benft niemanb mejr an bie fran- 
3öfifd)en Sron3en, man fennt faum nod) bie 
bauten ber großen Firmen, bie früjer in Deutfcj- 
lanb bebeutenbe Stagasine jielten. Dagegen ift 
es faft felbftoerftänblicj geworben, baß unfre Silb- 



SOlit (Erlaubnis ber 9tfticngeieltfd)aft ©Iabenbecf, SBerlin 


Kugelwerferin. Von Professor Walter Schott, Berlin 

jauer fleine HBieberjolungen ijrer HBerfe in ben 
|>anbel bringen unb — aud) oerfaufen. Diefe 
mit ber Stafcjine jergeftellten, aber meift oom 
Zünftler überarbeiteten Serfleinerungen ftejen 
bem Original naje genug, um feine wefentlicjen 
3üge 3U entjalten, iebenfalls fejr oiel näjer als 
bie Hopie einem Silbe. Hieben biefer ©ruppe 
ftejt eine minbeftens ebenfo große oon Hiein- 
brori3en, bie als fold)e oon namjaften Silbjauern 
gefdjaffen werben, alfo burejaus Originale finb. 
3 d) nenne nur Hluguft ©auls faft fcjon weit- 
befannte Dierfiguren, $ran3 oon Studs s 3 ltjlcten, 
HBrbas Diana. Hlber es gibt oiele trefflidje Stüde 
oon weniger befannten Zünftlern in Serlin unb 
Stüncjen. Unb man ift niejt einmal auf Sron3e 


allein angewiefen, es würben fobje Arbeiten in 
Stein, in §ol3, in ©Ifenbein, in $or3ellan ( 3 ofef 
HBaderle) gefejaffen. Sur eine nod) größere^ Sacj- 
frage fejlt; bann würben niejt nur bie greife noej 
jerabgefeßt werben fönnen, fonbern bie Hunft- 
jänbler außerjalb ber großen Stabte würben 
aud) mejr oon biefer fcjönen Hunft 3eigen fönnen. 

Dann würbe gewiß fejr fejncll aud) bie ©in- 
bilbung oon ber fd)weren Serftänblicjfeit ber 
Slaftif fallen. meiner £ejrtätigfeit jabe iej 
immer bie ©rfajrung gemad)t, baß fie in bem 
Hlugenblide oerfd)winbet, in bem man ben Sten- 
fdjen ba3U bringt, eine gigur nur einmal rid)tig 
ansufejen. Dann entbedt er, baß fo ein Ding 
eigentlid) oiel flarer, überfidjtliejer, einfadier ift 
als ein ©emälbe, unb baß eine menfd)lid)e ©eftalt, 
bie in ijrer ausbrudsoollen Sewegung oerjarrt, 
ein guter 3^ mr, ' l ß r 0 cn °lf e f itr ^infame totunben 
ift in feiner lebenbigen unb bod) be jarrenben $orm. 
©r entbedt auej, baß man burd) ben Serfejr mit 
Statuen ©efüjl für Dinge befommt, bie man bis 
bajin überfejen jat, oielleiejt erft auf biefern 
Umweg Sinn unb Sd)önjeit bes menfd)licjcn 
Körpers überjaupt entbedt. Sd)neller als oor 
bem Silbe bringt er burd) ben rojen Stoff auf 
bie fünftlerifd)e gorm oor. Das HBas tritt 3urüd 
jinter beut HBie. ©s fomrnt gar niejt fo fejr barauf 
an, baß etwas oorgejt, eine ©efd)id)te, eine 
Situation intereffiert, als baß ein lebenbiges ©r= 
lebnis bes Zünftlers ficj wefentlid) ausfpriejt. 
©r fiejt jier, baß ftunft niejt Htad)ajmung ber 
Htatur ift, fonbern felbftf©öpferifej eine neue 
Kreatur bilbet, bie man äußerlid) mit feinem 
Sorbilbe oergleid)en fann; baß aud) bas HRaterial, 
aus bem ber ilünftler fein 9 Berf fd)afft, ©jarafter 
unb 9tei3 jat, bie 3ur ©eltung fommen wollen, 
baß eine folcje 5©ur nidjt nur ein fo unb fo be¬ 
wegter HJtenfcj fein foll, fonbern sugleid) eine 
„fdjöne Sron3e“ mit feinem Don unb noblem 
mattem Scjimmer. 

Sleibt bie 'ftxaQt, ob man eine fold)e 5 'tgur 
im 3i mm ^ r 3 ur HBirfung bringen fann, ob fie es 
ebenfo fcjmüdt wie ein Silb. Das fommt barciuf 
an, wie biefes 3i mtner ausfiejt. 3© jobe im 
©ingange gefagt, burd) welel)e fd)led)ten ©igen= 
fd)aften ein 3 ^iTter 311 ber Sejängung ber HBänbe 
3wingt. 2 Bir fönnen aber Säume jaben, bie fejr 
wenig Stöbet unb Sajrnen braud)en. Das jaben 
unfre neuen HBojnungsfünftler auf ijrett Hlus- 
ftellungen geseigt. Unb es janbelt fid) babei gar 
nid)t um einen großen Hlufwanb, fonbern nur 
um ©efejmad. ©ine einfaeje ©lieberung ber HBanb, 
unter Umftänben nur burej eine Sorte, eine gute 
3 arbe geben einen Saum, ber mit fejr wenig 
2 Banbfd)inud ausfommen fann, in bem man wojl 
noej Silber aufjängen fann, aber niejt mejr 
Sajmen brauejt. Unb in einem fold)en 3 immer 
finbet fiej bann auej eine Stelle, an ber eine 
Statuette wirfen fann, au ber ijr Umriß, oon 
wojer man aud) auf fie blieft, fiej rein unb aus- 
brudsooll gegen einen guten ^intergrunb ftellt. 
Dann aber bebeutet fie einen wertoollen Scjmud, 
fann einen gan3en Saum bejerrfejenjmb ijm 
feine Sote geben. 5 1 i ß S t a j l 



QTJemi man eine. Harte ber 
<4) Sd)wei3 betrad)tet, in 
bie ber neue Simplontunnel 
einge3eid)net ift, erfennt man 
fofort, baß biefer Dunnel für 
einen großen Deil ber Sd)wei3 
3iemli© bebeutungslos ift, weil 
fein int Sjonetal liegenber ©in- 
gang oon ber 3 e n tralf c jwei 3 
burdj bie Serner SIpen getrennt 
wirb: Die aus ber Simplon- 
Öffnung aus 3 tatien fommertben 
3 üge fönnen niejt gerablittig 
weiterfajreu, fonbern müffen 
eine fd)arfe Siegung nad) linfs, 
bas jeißt HBeften, ntaejen unb 
in biefer Sid)tung bis an ben 
©enfer See weiterfajreu, eje 
fie wieber auf ©ifenbajnen in 
ber Sorbfiibriejtung ftoßen. 

Scjon wäjrenb bes Saues 
bes Simplon jat man bas flar 
erfannt. ber Dat ift auej 
ber Serfejr burd) biefen Dunnel 



©efamtanficjt bes Dunneleittgangs nebft ben Srbeitsgebäuben bei 


|on 31. ieinrid) 

oorläufig nid)t gerabe bebeu- 
tenb 3U nennen. Das hinter- 
lanb, für bas gerabe ber Sim¬ 
plon eine große Serfür3ung 
gegenüber ben früjer fcjon be- 
ftejenben Serfejrslinien bot, ift 
biesfeits ber Slpen oerjältnis- 
mäßig flein. 

HBollte man ben Simplon 
rentabler mad)en, fo mußte 
man alfo eine Sorb-Süb= 3 u* 
gangslinie aus ber 3entral- 
fd)wei3, oon Sern jer, ftjaffen, 
unb ba blieb weiter nicjts übrig, 
als bie Serner Slpeu 31t bur^- 
bojren. 

Unter ben oerfcjiebenen 
9Jiöglid)feiten erwog man 
fcjließlid) nur nodj bas fo- 
genannte £ötfd)bergprojeft. Son 
Spie3 aus, unweit 3 nterlafen 
am Djuner See, gejt bas be¬ 
fannte Hanbertal ab. ^olgt 
man biefern Dal bis ans ©nbe, 












Über £anb unb 9Jleer 


F in Form oon elettrifd)em Strom oort 
15 000 93olt Spannung. ©n Ort unb 
Stelle mürbe biefer Strom burd) eine 
Xransformatorenanlage auf eine ungefähr¬ 
lichere ©etriebsfpannung berabgefeßt unb 
bann feiner ©ermenbung als Kraft- unb 
©eleud)tungsmittel 3 ugefül)rt. 

► (Es batte nabegelegen, ihn birett in eiet- 
trifd)en ©ol)rmafd)inen aud) für bie eigent- 
s ließe ©obrarbeit 311 oertoenben. Oaoon 

| bat man jebod) abgefeben. ©ielmebr mur- 

I ben Orudluftbobrmafd)inen aufgeftellt, unb 

| 3 toar urfpriinglicb bie betannten 3 rcQerfoll- 

tnafd)itten, bie aber auf ber ©orbfeite (bie 
Sunnelbobrung mürbe gleid) 3 eitig oon kor¬ 
ben unb Silben in Eingriff genommen) 

I alsbalb burd) ©tet)ermafd)ittett erfeßt mnr- 
ben, mäl)renb man auf ber Sübfeite bie 
3 ngerfoll 311 m ©ergleid) ber Keiftung bei- 
S bebielt. 

©Belebe ted)nifd)en Fmdfcbritte gerabe 
k biefe ©tafd)inen gemacht ballen, gebt bar- 

f aus beroor, baß gegenüber ben ©obrungen 

am ©ottl)arb mit einer ©tafd)ine bie oier- 
•fad)e Arbeit in berfelben 3 eit geleiftet 
I merben tonnte. Oementfpred)enb mürbe 

ber monatlid)e ©usbrnd) 3 U etma 10 000 
! Kubitmeter angenommen. 

Oer ©etrieb mit Orudluft bietet im 
Xuwtel ben großen ©orteil, baß bie aus 
I ber ©tafd)ine nad) geleiteter Arbeit aus- 

I tretenbe JÖuft oentilierenb mirtt. ©ine 

I unfrer ©bbübungen 3 eigt bie anfänglich 

1 oermenbeten ©ol)rmafd)inen auf Säulen, 

eine anbre bie ©obrmafd)ine, auf einen 
flehten (Eifenbabnmagen montiert. 

Selbftoerftönblid) 0 erläßt man fid) be- 
3 üglid) ber ©entilatton nid)t allein auf bie 
Abluft ber ©obrmafd)itien. 3 mei große 3 ^ntri= 
fugaloentilatoren am Xumteleingang tonnen 
25 Kubitmeter frifdje fiuft in feber Setunbe in 
ben Xutmel beförbern. Oie (Er 3 eugung ber 
Orudluft gefd)iel)t in einer ftationären Anlage, 
©ußerbem finb ©tafd)inen oorbanben, bie in 
ftäl)lernen 3oImbern auf 120 ©tmofpbären 3U- 
famtnengepreßte fiuft in fid) bergen unb als 
ßotomotioen bienen. 

©is 3 um 3uli 1908 nabmen bie Arbeiten 
ihren normalen ©erlauf. s 3luf ber ©orbfeite 
mar man 2670 ©teter oorgebrungen unb bamit 
unterhalb bes ©afterntales angelangt, bas oon 
ber Kattber burdbfloffen mirb. §ier füllte nad) 
bem Urteil oon Sad)oerftäubigen eine 100 ©teter 
ftarte Felsfd)id)t ben Xumtel oon bem ©ett ber 
Kanber trennen. 

3n ber ©ad)t oom 23. auf ben 24. %u\\ 
frül) brei Ul)r brach bas Unheil herein, (Einem 
Sprengfcbuß folgte ber ©inbrucb ungeheurer 
©Baffer- unb Scblanttttaffett. ©ur 3 toei ©tarnt 
oon ber 25 ©tarnt ftarten ©elegfd)aft tonnten fid) 
retten. Oie Unterfud)ung 3 eigte, baß bie Sad)- 
oerftänbigen ficb geirrt ballen unb baß fid) 
unter bent ©ett ber Kanber teine Felfen, fon- 
bern lofes ©eröll befanb, bas oon bem ©Baffer 
ber Kanber burd)feßt mar. 

©Bas tun? ©on ber großen ©n 3 abl ber 
©orfcßläge, bie alsbalb auftaucßten, mürben 
3 toei in ernftere ©rmägung ge 3 ogen: ©nmett- 
bung bes fogenannten ©efrieroerfabrens unb 
unterirbifd)e Umgebung ber gefäl)rlid)en Stelle. 


fo gelangt man an ben fiötfcben, über ben 
ein ©aß in bas füblid) gelegene £ötfd)ental 
führt. Oiefes münbet bei ©ampel etma 
25 Kilometer roeftlid) oon ©rig unb runb 
10 Kilometer oberhalb £eut in bas Xal ber 
©hone. 

©ad)bem man fid) über bie fiinienfül ) 5 
rung im allgemeinen fdjlüffig gemorben 
mar, galt es, bie Xunnelfübrung feft 3 u- 
legen. ©Benn man auf 1000 ©teter §öbe 
„am ©übl" begann, fo mußte man 21 Kilo¬ 
meter burd)bobren, bei 1200 ©teter §öl)e 
am Kattberfteger ©oben maren es nur nod) 
14 Kilometer, unb menn man bie ©aßn 
nod) meiter im Xal bfriauffübrte, bis auf 
1400 ©teter §öbe, fo mürbe ber Xunnel 
8,5 Kilometer lang. 

Oie ©ntfcbeibung fiel 3 ugunften bes 
golbenen ©tittelmeges. Oabei mürbe bie 
©obrungslinie fo feftgelegt, baß man oon 
ber ©orbfeite l)er ht einer Steigung oon 
7 ©romille ben Xunnel anfteigert ließ oon 
1200 ©teter ifjöbe bis auf 1245 ©teter, oon 
ber ©titte ab fentte fid) bann bie ©ol)= 
rungslinie auf 1219 ©teter §öl)e am Süb- 
ausgang bes Xunnels. Oas ©efäll nad) 
Süben betrug bemnad) nur 3,8 ©romille. 
Oas ftärtere ©efäll ber ©orbfeite mürbe 
gemäblt megen ber 311 ermartenben grö¬ 


ßeren ©Baffermaffen, bie burd) bas natür- « 
lid)e ©efäll aus bem Xunnel beraustaufen Z 
füllten. 3 u biefem 3 med mürbe oott oortt- 
herein ein Kanal oon 60:60 3entimeter " 
Querfd)nitt oorgetrieben. (©uf bent einen h 
©ilb ift biefer Kanal fid)tbar.) ©ad) bem 5 
urfprünglid)ett ©Man füllte ber Xunnel aud) 
bis tur 3 oor ber Sübmünbung gerablinig 
geführt merben. ©ßir merben meiter unten 
[eben, marutn man baoon abgeben mußte. 

Oie ©ermeffungsarbeiten begannen 1906. 
1907 erfolgte bann ber ©unbesbefd)luß über 
eine Suboention oon 6 ©tilliotten 3 ugunften 
bes 3 meigleifigett ©usbaues, an Stelle bes ur- 
fpriittglid) nur eingleifig geplanten Xunnels. 
Oie ©autoften mürben auf etma 3600 fjfranten 
pro laufenden ©teter oeranfd)lagt, bas beißt 
runb 50 ©tilliotten für ben gatt 3 ett Xunnel. Für 
biefe Summe übernahm eine Unternebnterfirma 
ben ©au, jebocf) mit ber (Eittfd)rätttung, baß 
bei einer Xemperatur im 3rotem bes ©erges 
ooit meßr als 40 ©rab (Eelfius unb bei ©e= 
mölbetonftruttionen oon über 1 ©teter Störte 
eine höhere ©ergütung erfolge. Oen ©ered)- 
nungen unb (Erfahrungen an anbern Sd»mei 3 er 
Xuttnels nad) mar bas jebod) nid)t 311 ermarten. 
Oie ©au 3 eit mürbe auf runb fünf 3<*b r e be- 
meffett. ©is 1. Septeutber biefes 3al)*es füllte 
ber ©usbau bes Xunnels oollenbet fein, fo baß 
nod) 1911 ber ©ertebr eröffnet merben tonnte. 

©m 15. Ottober 1906 mürbe mit ben 
eigentlichen ©obrarbeiten begonnen, mäbrenb 
gleid) 3 eitig bie umfangreichen ©ebäubeanlagen, 
©tafd)inenballen, ©Bol)tt- unb Hntertunftsräume 
unb bie nötigen Oienftbabnen in ©ngriff ge¬ 
nommen mürben. 

©on ber (Errichtung einer eignen Kraft- 
ftation tonnte 3 um erften ©tale bei einem 
größeren fcßmeiserifcben Xunnelbau abgefeben 
merben. Oie Kanber^ unb §agnedmerte in Spie 3 
lieferten über eine Fernleitung bie nötige Kraft 


©orbeingang bei Kanberfteg; red)ts bas ©entilatorenbaus, 
lints ber ©ntmäfferungstanal 


(Slettrifd) angetriebener Kufttompreffor 
(Orudlufter 3 euger) 
















746 


Über ßcutb unb 9Üeet 


1911. 9tr. 28 




©lettrifcher ^erfonentoagen ber £ötfd)bergbahn 

finb unb bie [tolße Sluffdjrift tragen: Sern—£ötfd)= 
berg—Simplon. 

Salb roirb ber elettrifd)e Strom oort Spie 3 
burd) £ötfd)berg unb Simplon bie ©eifenben in 
hellen Sd)aren ol)ne ©aud)= unb ©ufjbeläftigung 
nad) bem fä)önen Staben tragen. 


fahrbare ©ohrmafd)ine für ben großen Dunnel 

Die f)ot)e $reube oon Dunnelerbauern über 
bie ©ollenbung bes Durdjftidjs I)at ©tar ©ptl) 
in feinem trefflichen ©ebid)t „Unter ber ©rbe" 
gefd)ilbert, bas fid) in feinem bei ber Deutfd)en 
©erlags=©nftalt in Stuttgart bereits in 61. ©uf= 
läge erfd)ienenen herrlidjen ©ud)e „hinter ©flug 
unb Sd)raubftod, Slpföen aus bem Dagebud) eines 


Ingenieurs“ abgebrudt finbet. Die lebten 
fieben Strophen baoon mögen hier folgen: 
Unb unfre Stunbe war oorbei; 

Dte lebten bumpfett Sd)üffe bröf)nten. 

Salbtot, ohnmächtig lagen brei, 

2Bir anbem toarteten unb ftöhnten. 

©s herrfcf)te Sülle ringsumher, 

Die Schmähen qualmten, bicf unb ferner, 

311s ob fie giftig uns oerhöhnten. 

So lagen toir unb fühlten fait 
Den ftummen dürften aller Doteu. 

Die SJtilHonenjentnerlaft 
Des ©ergcs brücfte uns 311 ©oben; 

Unb noch fdflug bie erfchöpfte §anb 
§art an bie regungslofe ÜBartb 
Der Reifen, bie Vernichtung brol)ten. 

Da plötjlicl) bebte burd)s ©eftein, 
gern, taum oernehmbar leis, ein Klingen. 

,,©ei ©ott, estlopft!“ —„9tein!“ --„^abod»!" — „©ein!" 
©tir fd)lug bas § er 3, als wollt' es fpringeu. 

's ift roieberjftill. 3 e ld hört man's faurn: 

3etjt roieber; roie im giebertraum 
Dem Kranfen oft bie Dhren fingen. 

9Bir brücfert an bie gelfenwanb 
Den Kopf in atemlofem Kauften. 

©s tnirfcht, es tniftert. 313o ich ftanb, 
§ört' man ein fernes, fernes Vaufchen, 
ÜBie bröcfelnbcr ©efteine gall. 

Unb jetjt — bei ©ott, bas toar ein 
Knall! — 

9tun möd)t' ich nicht mit dürften 
taufdjen. 

.gttfd)! fettf bie ©ol)rer roieber an! 
3Bas flimmert je^t uns bas ©rftiden? 
Unb ftirbt beim nächften Schuh ein 
©tann, 

©r ftirbt in fiegenbem ©nt.uicfen. 

Der Ietjte Schuft! — §ei, roie er 
frad)t! 

3n greubenflammen fteht ber Schacht. 
3Bir muhten ja, es muhte, gliicfen. 

©in f<htoar3es Koch Hafft in ber 3Banb; 
Die ginfternis fdjetnt fich 3U regen. 
Unb aus bem £od) fornrnt eine §aub, 
©in fd)roar3cr Sdjäbel uns entgegen, 
©r fdjüttelt fich, er fchnappt nad) fiuft. 
3n einer fremben Sprache ruft 
©r lad)enb Sergmannsgruft unb =fegen. 

Unb burd) bie fchwereit Dämpfe geht 
©in mächtig ungewohntes 3iehen. 

©in reiner, buft'ger $aud) burd)toeht 
Den Sd)ad)t, bah uns bie <rjer3cn glühen. 

VoIIenbct ift bas grohe 2Bert! 

©s fauft unb raufd)t jeftt burd) ben ©erg 
©om fianb her, too bie ©tprten blühen. 


Dah bie gortfeftung b e r ©ol)rungs= 
arbeiten mit hilfe bes ©efrieroerfahrens 
ted)nifd) möglich fei, tonnte nad) ben 
©rfolgen, bie man anbertoärts bamit er= 

3 ielt hatte, füglich nicht be 3 ioeifelt toerben. 

©ur ber nötige 3ettaufroanb unb bie 
Äoftenbedungsfrage ftimmten bebentlid). 

©5 tarn barauf an, bas ©eröll an ber 
fraglichen Stelle oon oben aus burd) ©in= 
treiben einer groben 3<ü)I über hunbert 
©teter tiefer ©oljrlödjer mit irjilfe oon 
©efrierröhren fo roeit abßufühlen, bah 
bas 30 )ifd)en bem ©eröll befinblid)e 
äßaffer fich in ©is oerroanbelte, fo bah 
ungefährbet ooeitergearbeitet roerben 
tonnte. Die Strede mar aber 3 iemlid) lang, unb 
es toären gan 3 geroaltige Kräfte notroenbig ge= 
roefen, um ben ©efriersuftanb roährenb ber ganzen 
Dauer ber ©ol)r= unb ©usmauerungsarbeiten 
aufred)t 3 uerl)alten. 

Sd)lieftlid) bered)nete man bie 3eit für ben 
©au ber ©efriereinrid)tung auf 
brei bis oier 3al)re unb bie 
5toffen auf 15 bis 20 ©Unionen. 

Das toar 3 uoiel. Unb fo ent= 
fd)loft man fid) beim am 11 . 3 a* 
nuar 1909, bie gefäl)rlid)e Stelle 
unterirbifch in einem groben 
©ogen 3 U umgehen. 

©ttoa 1100 ©teter nad) 3mnnel= 
anfang follte bie gerabe £inie 
oerlaffen toerben unb ein im 
©ogen geführter Dunnel an bie 
Stelle treten. Daburd) tourbe 
bie gefamte Dunnelftrede um 
ettoa 800 ©teter oerlängert, bie 
©autoften um ettoa 3 ©Unionen 
Oranten erhöht unb bie ©au 3 eit 
um 5 bis 7 ©tonate ausgebehnt. 

©Utttood), ben 17. Februar 1909 
tourbe bann auf ber ©orbfeite 
bie ©rbeit toieber in oollem 
Umfang aufgenommen unb mit 
fieberhafter ©ile toeitergefül)rt. 

geftt ift ber Durd)fd)lcig glüd* 
lid) erfolgt. 

©orb unb Süb haben fid) bie 
irjanb gereicht, unb fes*ftehtl 3 U 
ertoarten, bah ber oöllige ©us= 
bau bes Dunnels unb feine Inbetriebnahme im 
nächften 3 ahre nur einige ©tonate fpäter, als 
urfprünglid) beabfid)ügt mar, erfolgen mirb. 

Die 3ufüf)rungslinien finb in 3 mifchen aus* 
gebaut toorben. ©uf ber £inte Spie 3 —grutigen 
oertehren fogar fd)on elettrifche ©totormagen 
unb £otomotioen bie für ben ©etrieb beftimmt 



fahrbare Drudluftmafd)ine 


2eil ber ©ahnattlage auf ber Sübfeite (£ötfd)tal) 



SALEM ALEIKUM 

NEU J Salem Gold 


die Cigarette des Feinschmeckers 

Preis N o. 3V 2 4 5 6 8 10 

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Ctularenbe lid)tbid)t in ber für bas Cbjeftio oor= 
gefehenen Öffnung bes pI)otographifd)en ftaftens 
ftetft. Aad) rirfjtiger ©inftellung non ItRifroffop unb 
5 taftenaus 3 ug, eoentuell nottoenbiger Abblenbung 
mit ber am Abbefdjen 23eleud)tungsapparat oor= 
gefehenen ^isblenbe, erhält man auf ber 9J?att= 
fcbeibe ein fd)arfes 23ilb bes oergröfterten öbjeftes, 
bas man bann in üblicher ASeife burd) Aertaufdjen 
ber SRattfdjeibe mit ber gelabenen ftaffette photo= 
grapbieren tann. Die Apparatur muh man natürlid) 
fo aufbauen, bah man bie gerabe optifcbe A d) f e 
berftellt, unb bas erreid)t man in ©rmanglung oon 
oerftellbaren Statinen burcb Unterlegen oon Srettern 
ober 23üd)ern geeigneter Dide. 


3lm ateur= SCRilrop^otograp^te 


Ofmateurpbotograpben gibt es roie Sanb am 
sX Sfteere unb oon ihnen gemachte 9Jtoment= 
aufnahmen besgleichen; aber bie 3 U großer 33oIl= 
enbung gelangte Astrophotographie mit ihren 2Bum 
bern bürfte nod) einem großen Deil ber Allgemeinheit 
roenig betannt unb 3 ugänglid) fein. Dies liegt oor- 
nehmlid) am greife einer oollenbeten mifropf)oto= 
graphif^en Apparatur, bie mit bem äRitroftop über 
3000Aiart toftet. Dod) tann man in £aus unb 
Familie Astrophotographie treiben ohne bie grofje 
fompIi 3 ierte Apparatur, toie gro^e Sammellinfen, 


£ibellenauge 


Sd)metterlingsrüffel 

2Bie bie hier roiebergegebenen Aufnahmen, 
burd)roeg ettoa neun 3 igmal linear 
oergröfoert,*) betoeifen, tann man mit meinem primi= 
tioen, felbft 3 ufammengebautert Apparat fcfjon gan 3 
intereffante Aaturftubien machen, abgefehen baoon, 
bah [ich m geeigneten fällen auf oielen ©ebieten 
ber ^ubuftrie unb, fo roeiter burd) ben untriiglidjen 


Spinnenoorberfuh 

elettrifche ^Bogenlampe, ABaffertül)ltaften, unb braucht 
nur ettoa 200 Atart an 3 ulegen, toenn man fid) mit 
fd)toäd)eren Aergröherungen, bis ettoa huubertmal 
linear, begnügt. Aottoenbig ift nur als Aeleuchtungs= 
quelle bei im 3 immer oorhanbener ©asleitung ©as= 
glühlid)t, eingebaut ettoa in eine Laterna magica, 
anbernfalls Spiritusglühlicht, ferner ein umlegbares 
AStroftop mit Abbefd)em s Beleud)tungsapparat unb 
ein photographifcher haften ohne Cbjettio mit bop= 
peltem Aus 3 ug. Die in bie Laterna magica eim 
gefdjloffene £id)tquelle beftraf)lt ben Aeleud)tungs= 
apparat bes AStroftops, bas umgelegt mit bem 


*) Da bie Abbilbungen mit Aüäftd)t auf ben oerfüg? 
baren Aaum nur ie jtoet Drittel ber Aufnahmegröfoen 
haben, erfcbeinen bie bargejtellten (Segenftänbe nur in 
f e d) 3 i g fadjer Aergrößerung. 


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X \ oertretenben 

/ \ ©reiforgane, 

/ \ benötigt, fort= 

\ roäßrenb ben 
/j|j Spinnfaben^m 

i ■/ red>t3uorbnen ( 

ML' / finb oon ber fid) 

\ gf j a ^ en ficbensbe* 

\ 1/ / bingungen am 

\ [j / paffenben 9ta= 

\ u y tur fjier 311 t>erb 

x \ v lr tablert-ftämmert 

^-ausgebilbet. — 

§aarrour 3 el 2. Silb: Das be= 


Der 9tiif[el be= 
finbet fid) in 
auf gerolltem 
ßuftanb, roie 
©über Sdpueb 
terling getoöl)iT= 
lid) trägt, toenn 


Der p^otograpt)ifd)e Apparat bes Serfaffers 


Jtabelfpitjen 


ist es mehr, daß man sich durch täglichen Gebrauch von 


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empfohlen wird, morgens und abends angewendet, seine 
Zähne bis in das späteste Alter rein und gesund erhalten kann. 

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mit blendend schönen Zähnen, haben es früher als 

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strenge bewahrt, auf welche Weise sie solch schöne Zähne 
erreicht haben. Heute weiß es bereits jedes Kind, daß 
dies einzig und allein das unentbehrliche Zahnputzmittel 
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Sanitätsrat Dr. P. schreibt: Mein Enkel ist 
vollstäud. geheilt. — Pastor St.: Mein Glück 
ist voll, bin ein neuerMensch.—Stud.theol. 
H.: Das Stottern ist aus meinem Geiste ge¬ 
schwunden. — Pater J.: Bin zeitlebens von 
meinem Leiden geheilt. U. v. a. — Aus¬ 
kunft gibt O. Hausdörfer, Breslau 16 W 17. 


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bildet für die Damen kein Geheimniss 
mehr, seitdem die wunderbaren Eigen¬ 
schaften der Pilules Orientales bekannt 
. sind. — Diese Pillen he¬ 
ilsitzen in der Tat die 
Fähigkeit die Büste zn 
JkHPwR. Mf entwickeln, zu festigen 
«Eil ^ Jr und wiederhorzustellen, 
^ebenso wie dio Knochcn- 
ß V Vorsprünge des Halses 
\ und der Schultern zu bo- 
r \ seiligen, indem sio 

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MF sächlich aus orienta- 

) Wischen l'flanzenex- 
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Arsenik, der Gesundheit stets zuträglich. 
Ihre Wirksamkeit darf durchaus nicht 
mit der irgend eines anderen, ähnlichen 
Erzeugnisses, zum inneren oder äusseren 
Gebrauch, verglichen werden. — Ein über 
zwanzigjähriger Erfolg hat den Ruf der 
Pilules Orientales bestätigt und erwiesen, 
dass dieselben für die Frau sowohl wie 
für das junge Mädchen das einzige, 
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cfan. — 4. 33tlb: gliegertrüffel. 9ftan fielet eine 2trt ©abel, burd) 
bie bas ©etoirr oon elaftifdfan, fptralförmig gemutbenen 9?5I)ren, 
bie toafafcfainlid) 3 um 3 töede. bes 'Sluffaugens' oorfanbeit finb, auf 
unb nieber gebrüctt tuerben tarnt. — 5. 23tlb: 3 Bur 3 ,el eines ftopf= 
i)aares. 2 ßie befannt, finb bie §aare bes 93ienfd)en 9?öfad)ert, was 
and) faer 311 m S 3lusbrucf fontntt. Die 2 But 3 el ift, tnie man fiefa, 
folbenförmig oerbicft. — 6 . 53ilb: 3roei fabeln, ©ine grobe, bidere 
Gtednabel mit ftumpfer Spitze, oerglicfan mit einer ftcifaernen, 
feineren 9iüfaiabel mit fd)arfer Gpifa. — 7. 33ilb: ©rufitfeberfpifa 
eines 5tanarienoogeIs. ®iart fiefa bie Süiitteladjfe, bie baoon ab= 
gefanben Seiterräftcfan, bie bann nod) toieber gart 3 feine <jafem 
tragen. — 8 . 23ilb: ©in Sdjnitt burd) rofa fieber. SOian fiefa 
beutlid) bereu ©eroebe. 

Daufenbe unb aber Daufenbe folcfar 23ilber laffen fid) nun far= 
ftellen, unb es füllte mid) freuen, eine Anregung gegeben 311 fjaben, 
baff aud) anbre Slatiirliebfaber, bie biefen 5lrti!el oor klugen be= 
tommen, fid) einen ebertfo!d)en Apparat bauen. Deuter als ein 
guter ppotograpfafcfar Apparat oon 3 efa ober ©oer 3 ift er aud) 
niffa; oielntefa, toie bereits apgefüfat, toefentlid) billiger als eine 
miLropfatograpfafdfa Apparatur. Cscar Gcbeibner 


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754 


Über £ctnb nrtb 9?leer 


1911 . m. 28. 


metarnorpbosen-Hhrostlcbonrätsel 

T)urd) 33erje£ung ber TBudjWa&en hübe matt aus nad)= 
Wet)enben neun SBßrterpaaren neun geograp^tfdje Flamen, 
bereu Ulnfangslettern, ber Steife nad) abgelegen, einen 
jüngst geworbenen berühmten ^umoriften namhaft madjen. 

©s wirb aus: 1. Diitt, Scfjam: eine nieberlänbifcfje Stabt, 
2. £aura, Stein: ein ©rbteil, 3. 5lrm, 3)otter: eine nieber= 
Iänbifd)« Stabt, 4. £aster, UI)r: eine beutle Stabt, 5. £i)te, 
Sat)ne: eine griedE)ifcf)e £anbfcf)aft, 6.23infe, SBerg: eine Stabt 
in SBürttemberg, 7. Stamm, 3Iber: eine nieberlänbifdje Stabt, 
8 . £tter, 5tanne: iturort in ber Scfimeig, 9. ÜBinbe, 9lbler: 
SBergrüden am 5RI)ein. 9t. Sp. 

Logogripb 

3toei SOSörter, bie einanber ä^nlid) finb, 

Hnb nur einanber Weigern in 93erbiribung; 

SBo [idt) bas erWe unbel)agltd) finb't, 

Sa bringt's bes 3 weiten peinliche (Empfinbung. 
Stimm beiben 2Börtern ihre Häupter fort, 

3toei neue SBörter W e b en Seif an Seite; 

(Ein (SegenWanb, iW er bas erWe 2 Bort, 

3ft öfters aud) geworben fdion bas gmeite. SB. SR. 




Ausseriich 


Tüllrätsel 

a,. a, ba, balm, bri, bürg, bi, bor, ei, en, 
en, gel, in, Ta, tlau, la, Xe, ling, na, na, 
ner, neu, mi, on, po, re, ri, fdjmet, fen, 
fen, We^/. tan, ter, oer, oo, ool. 

Sie aus obigen Silben 3 u bilbenben, 
ift fenfredjter 9tid)tung in bie gelber ber 
gigur eingutragenben SBörter bebeuten: 
1 . Stabt in Siebenbürgen. 2 . Sd)ieh= 
roaffe. 3. SRineral. 4., gnfelgruppe im 
Stillen Ogean. 5. Singopgel. 6 . (5e= 
flügeltes gnfett. 7. 33erfef>rsmittel. 
8 . . SRenfdjenraffe. 9. . gremblänbifd)es 
(öolbftüd. 

..Sie $Ittfangsbud)Wäben nennen, was 

feinem behagt. ©. S. 

Sftidjttge Söfungen fanbten ein: $ol).fß. Stoppel, §atw 
bürg (2); Stella ®iaer, 9tegen§burg (2); ©. §aufer, $nterlafen 
(1); Stonrab fßolfter, Steumarlt in ©teiermarf (3); £uliu§ ©joeb 
Ioöit§, JBubapeft (2); 8. unb TBL Strun, ©mben (3). 

Über bie in ber ©mbener ßufdirift enthaltene freunblicbe 3tn= 
erfennung if>rer ®eftrebungen tjat ftdj bie 9teba£tion fetjr gefreut 
unb banlt unter ©rroiberung be§ @rupe§ beftenS bafür. 


Auflösungen der Rätselaufgaben Seite 700* 

Ses Slusfüllrätfels: Dgean, Salami, ©bene, £ewis, 
gglau,: ©Iah, Sberbrud), Sanremo, ©rofion, £eoparb, 31= 
lufion,; ©alilei, ©pif, grrfinn. „O felig, 0 felig, ein iltnb 
nod) 311 fein!" 

Ses SRätjels: Äerge. 

Ses £ogogripbs: Slnfer — Stanfe. 

Ser Stäb^enaüfgäbe: 



ÄTftßtlTl>1T für bie füufgefpaltehe 

AilH lUni 3ionparetae-3eiIe3K.i.80, 
für bie Sdjroeiä, Italien 
unb ffranfreich gt. 2 . 26 . 


SMein. Snferaten=3Xnnabme 
bet itw&tflf 
9tnnoncen»@rpebttion für 
fämtlicbe Seitungen 3)eutfä)= 

Ianb§ ünb be§ 21u§lanbe§, uno ?yranireiaj jyr. z.ao. 

in Berlin, BreSIau, Gljemntö, 2>re§ben, Süffelborf, g-ranffvtrt a. 2Ji., 
$aEe ai Hamburg, Sföht a. SU)., Setpstg, Sonbon, SJiagbeburg, 
SEüncben, «Nürnberg, frag, Stuttgart, Wien, Sürid). 


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Mosel- und Saatweinen der Rieslingstraube — der edelsten Traube der Welt — den feinsten 
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3Jttt Sßrer „Dttno = ©albe" bin tcf) . 
feßr jufrieben, £>abe fct)on nteleS 
nerfudit/ aber -ntihtS half, nad) ®e= 
brauch Q^rer 3tinb=@al.be aber ift bie 
@ct)uppenfled)te ganj fort. taun 
fte batfer allen nur empfehlen. 

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oorrätig, aber nur edjt. in Original 
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Jahrgang 53 



1911 (Sb. 106) 


<Hfcfd)ieb 

9?ad) einer Originatrabierung in Farben ron £eia °peter$ 





776 


Über £artb unb 9J?eer 


1911. 9lr. 29 


Hettenrätsel 



ftn Stelle ber Sternchen firtb 23ucßftaben 311 feßen, fo 
baß fünf befannte SBörtcr entfteßeu, bie alle uon ltnfs nad) 
rechts 5 U lefen ftnb, wobet ftets mit bem Iinlsfetttgen, oon 
einem Äteis eingefaßten Stemmen begonnen wirb; bte 
SBörter bejeidinen: 1. Stabt in Serien. 2 . Sagenhafter 
beutfd)cr £elb. 3. Stabt in Preußen. 4. Deutfcßer Dtcßter. 
5. Äurßes ©efeßüß. 

Sinb bie SBörtcr richtig gefunben, fo ergeben bie um* 
raßmten »udjftaben ben «Kamen eines Donbtcßters. 


Crennungsrätsel 

«ßeteint legt's oft ben ©tunb 3 U neuem fiebert, 
©etrennt ßat's manchmal feßort ben Dob gegeben.^ 

Rätsel 

Sobalb bie erften ßetrfcßen, 

2Bcid)t Dunfclßeit unb SRacßt. 

Soll Jreub' mir fie begrüßen, 

SBenn neu ber Sag erroaeßt. 

Die beiben anbern ßaben 
3 n längft oergangner 3 eit 
«Ulit Siebern unb ©efängen 
Das «Ötenfd)cnl)er 3 erfreut. 

Das ©an 3 e ttaßm oorjeiten 
Sls SBaffe man 3 ur §anb, 

Unb maneßer tapfre Stieger 

Dutd) fie ben Sob rooßl fanb. Dr. SU. 


Strefcbrätsel 

Defirabe, Damen, Scßacßt, ©nglanb, «ötarillen, fiorelet, 
Siams, ©inroanb, §imbeere, «Dleifel, bereiten, SBacßs. 

3m Ießten SUorte finb 3 mei, in ben oorangeßenben je 
brei ©ueßftaben 3 U ftreießen, fo baß bie übrtgbleibenben 
«Bucßftaben immer noeß betannte Sßörter ergeben. 

Die geftrießenen «Bucßftaben nennen bann ein mobtft* 
3 iertes Spri(ßmort. 

Auflösungen der Rätselaufgaben Seite 726s 

DesSternrätfels: I—II Stern, II—III «fteiße, III—IV 
©ngel, IV—V fiaiise, V—I Cbers. 

ter oierfilbigen Scßarabe: Slutomaten. 

Des Silbenrätfels: Slffentaler. 

Des Sapfelrätfeis: Scßarabe, Sd)abe. 

9fiid)tige Söfungen fanbten ein: ®life «Ricbom, geb. Srufe, 
Hamburg (2); 3oß. $ß. Stoppel, ^atnburg (8); Sßetla ®tller, 
utegenSburg (4), £yuliu§ SjüetfooitS, SSubapeft (3). 


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Bus Bäbern urtb Kururfeu 

SöieSbaben. 2>er ftrüljling l)at taurn begonnen, unb fdEjon 
betrat tn ber BodjbrunnenljaUe unb im Butbaufe ba§ reqfte 
Seben. 2>ie Rotels finb mit (Säften gefüllt, unb „ffrau Sorge", 
bie oorige§ Safjr einmal einen 2lbfted)er nach 2Bie§baben gemacht 
haben foH, hat längft ba§ SBeite gefugt. $eil§ finb e§ ©äfte, 
bie hier eine SBinterfur burchgemadjt haben, teils foldje, bie 
äBieSbaben als ÜbergangSftation oom ©üben pm Borben be= 
fud)en ober hier in SBieSbabenS gefdpßtem £alteffel mit feinem 
milben Blitna ben abjiehenben SBinterftürmen ihrer rauheren 
Heimat au§ bem 2öege gehen wollten, teils folche, bie erft hier 
angefommen finb, um eine grüljjafjrSlur bur<f)pfüljren. ®ie 
grühjahrSfur erfreut fidh ganj befonberer Beliebtheit, weil p ben 
oielfeitigen £>eilfaftoren ber günftige ©inftufc, ben ber hier in 
herrlichfter Vegetation erblühenbe Frühling auf ba§ ©emüt au§* 
übt, nodh als unterftüfcenbeS Btoment Ijinptritt. 

21 nS fchroäbifche 9Ueer! ©dhon feit oielen ^aljrjefjnten 
Sieht ber Bobenfee eine Unmenge Steifenbe unb ©rljoIungSbebürf* 
tige an feine ©eftabe, unb mit Stecht, benn bie ftüHe lanbfdjaft» 
lidjer Steije läftt feben Befucher auf feine Stedjnung fommen. 
•öort man heute ben Bobenfee nennen, fo gefellen fid) unmiHfür* 
lid) bie Barnen Zeppelin bap unb ftriebricfjShafen, bie ©ommer* 


refibenj be§ roürttembergifchen StönigSpaareS. ®ie Baffagier* 
fahrten ber 3eppelin=£uftfc^iffe werben audh biefeS 3al)r mieber 
ein internationales Bublitum an biefen £>rt führen. Um bem 
gewaltigen ^embenauftrom ben 2lufentf)alt recht angenehm au 
machen, hat man im Borjahr ein Burgarten*§otel erridjtet, baS, 
unmittelbar am ©ee gelegen, oon uralten Bäumen befdjattet, ein 
überaus liebliches Bilb bietet. ©djöner Bart, auSgebehnte Bro* 
menabewege, Burmufif, Bahnfahrten, ©elegenheit au ©piel unb 
Sport laffen ben Befucher ©rljolung unb gerftreuung finben. 
®a§ ©ebäube felbft madht ben ©tnbrucf eines fyerrfdjaftlicben 
BrioatfiheS. ©eine $nnenauSftattung entfpridjt allen älnforbe* 
rungen ber Bereit unb ift gana baau angetan, bem Befudjer ein 
gemütliches §eim au fchaffen. 

Bab SUtljeibe. 5)er gute ©rfolg ber im oorigen $al)re ein* 
geführten ffrühjahrSfuren hat bie Babeoerwaltung beftimmt, ben 
bieSjährigen ©aifonbeginn auf ben 10. 2lpril feftpfetjen. BurhauS, 
Bäber unb Sogierhäufer finb oon biefem Sage an im Betriebe. 
2llt£)eibe eignet fidh wegen feiner günftigen Höhenlage in einem 
freien, unbeengten Salfeffel ooraugSweife für ffrühjahrSfuren. 
®ie fohlenfäurereichen ©prubelbäber finb bei §era* unb Steroen* 
leiben auherorbentlich wirffam, ©paaiergänge in ben weiten 
ftorften beS BabeS bringen bem Branfen^Siuhe, ©rfjolung unb 
ftreube über baS ©rwadjen ber Statur. 


Büdjßr mtfr Sd|riffen 

(Besprechung elnjelner CQerhe Vorbehalten. — Rüthsendung findet nicht statt) 

2111gelt, Blargarete, 2luf bem SebenSwege. Unterljaltenbe unb 
belehrenbe ©raählungen für junge Btäbcben. Brei§ Bt. 2.—. 
2B. |>ärtel & ©o. Badjf., Seipaig. 

2lnberfen*Stejö, Sobgefang aus ber Siefe. ©rjäljlungen. 
©eorg Bterfeburger, Seipaig. 

Bachem, Dr.Julius, Sofe Blätter auS meinem Seben. Breis 
gel^Bt. 1.20, geb. Bi. 1.80. §erberfd)e BerlagShanblung, 

Bauer, Subwig, 2lnbrea§ ber ©ieb. ©in ®efd)id)tenbanb. Ber* 
lag ©gon ^leifdjel & ©o., Berlin. 

Birt, Iheobor, 2lu§ ber B^ooence. ®eutfd)e Bücherei 9tr. 112 
bis 113. Breis Bt. l.—. Berlag ®eutfct)e Bücherei, Dtto 
BoobS, Berlin W 57. 


eraten=«nnai>me cv * ^ 3n|'cv{iün0-<6etuÜjmt 
AITlPTfTPIt für bie fünfgefpaltene 
i=ffiSPebttton für ^U/LLUlII Bonparettte*3etleüR.i.80, 
ettungen $euifd)= ~ o * für bie Schweis, Italien 

beS atuStanbeS, unb ffranfreich ftr. 2 . 26 . 

BreSlau, ©hetnniö, ®reSben, ®üffelborf, ffrantfurt a. ü»., 
>., Hamburg, fföln a. Bb-, Setpaig, «onbon, Biagbeburg, 
unchen, Burnberg, Brag, Stuttgart, ÜBien, 3ürid). 


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Der itampf ber meinen 
unb bet roten 9tofe 

Momart 

non 

©eorg $irfdjfefö 

©rfter Deil 
I 

rohmutter Schmettert fdjlug mit ihrer 
harten $artb auf benDifdj. Die ©olb* 
taffen in ber Seroante flirrten, unb bas 93ilb 
bes feligen 9tifobemus f)ing mieber einmal 
fetjief am tRagel. grau 23arbara DränKe, ihre 
Dodjter, f)ob erfdjroden bie §anbe, beren rechte 
bie Stopfnabel f)ielt, mahrenb bie linfe in 
93ater 9lugufts umfangreichem 933oIlftrumpf 
ftedte. „©rohmutter, mas fjaft benn mieber?" 

„gft bas nit, um ben gägersberg breimal 
auf bem 53audj 'nunterprutfdje? Da liegen 
bic-brei 9ftäbeis mieber im genfter unb fdjaun 
fid) bie 9Iugen nad) bem hochnäfigen Steuer 
aus ber SXeuftabt aus!" 

. „„SRadj ment, ©ro hmutter?" 

„9tber 33ärble, ber $err 9fominger junior 
tutfdjiert ja mit feinem 9fffenroägte immerfort 
um ben SOtarftplah 'nunt! ©s fönnf ja nod) 
einen gebe, bie blinbe grau SJleifentljal oiel* 
Ieid)t, bie ifjn nod) nit gefefje hat!" 

Das breite ^ßarterrefenfter guut SOfarft hin¬ 
aus mar offen. Drei junge SOZäbd) eit, bie 
Dödjter bes Kaufes Xränfte, lagen in feinem 
Wähnten, fd)on länger, als bie in ihre 9täi)erei 
oertiefte 9llte bemertt hatte. Der 9tprilfonnen= 
fdjein bes Sdjönmettertages braunen mollte in 
bie niebere, oerbunfelte Stube bringen, machte 
aber gern auf ben brei SJtäbdjentöpfen, beren 
53lonb* unb Sd)mar 3 haar 00 m lauen 9Binbe 
beroegt mürbe, halt unb oermeilte aud) nod) 
auf ben f erlaufen ©eftalten, bie bidjt anein* 
anber gebrüdt, bie 9trme aufs ©efims geftiüjt, 
in geliert 93Iufen unb fuhfreien ködert baftanben. 
9tuf bie letzten 933ortc ber ©rohmutter hin aber 
fuhr bie Mittlere, bie Schmale, bie aud) an 
gahren in ber SCRitte ber ©efdjmifter ftanb, heftig 
3 ur Stube herum unb rief: „9Iber ©rohmutter! 
Wffenmägle?! Die praci)toolIe ©guipage f)aft 
bu mof)I nod) gar nit gefef)en, menn bu bie fo 
nennft! Unb ber 5larlmamt Wominger — ber 
hat's bod) gemifj nit nötig, fid) oon ben Deuten 
am WtarKplah begaffen 3 U taffen!" 

„So? 933ie bu gefcheit fchmäht, £oni! Das 
Df)eaterfrauen 3 immer, für bie er bie Dutfdje 
getauft hat, bie mohnt bod) broben am gofephs* 
berg! kaufen tut er l)icr aud) nix am tDiarft — 
bie IRomingers, bie f auf eit bod) nur in ber 
©rohher 3 og*griebrid)=Strahe ober am Weu* 
turnt. Das 933olfenried)eroolf, bas aufgeblafene, 

1911 (Sb. 106) 


©ott oerbamm mich!..." Die lebten giftigen 
©rollmorte murmelte ©rohmutter Schmettert, 
als ihre ©nfelin, bie blutrot gemorben mar, 
fid) ohne 9lntmort trotzig mieber 3 um genfter 
hinausmanbte. $ilba, bie ältefte Sdjmefter, 
fidtjerte in ihr Dafdjentud) hinein, unb Juliane, 
bie jüngfte, täfelte, mas auf ihrem blaffen, 
fleinen ©efidjtchen nur feiten oortam. ioni 
flüfterte etmas Xtnoerftänblidjes, mäljrenb fie 
ftarr hinausfah unb eine miberfpenftige fdjmar 3 e 
^aarfträtjne aus ber Stirn ftrief). gn ihrem 
blüljenb frifdjen, etmas breiten ©efid)t tag ein 
oerhalten leibenfdjaftlidjer Wusbrud, unb ihre 
buntten 9Iugen fat)en in größere gernen als 
in bie girmenfd)ilber ber gegenübertiegenben 
Käufer, auf benen ohne meitere hälfet 9Jieper 
Söfjne unb Sdjnedenburgers SBitme ftanb. 
31m ?lad)mittag mar es ftitl auf bem 9Jtartt= 
pta^. ?tur menige Dbftbuben blieben bem 
Raubet offen, ©in alter SJtann mit einem 
großen ©ünbet 933eibenruten, beren Silber ben 
grütiling melbete, mad)te fein befdt)eibenes ©e= 
fd)äft, bie 93ürger gingen fpa 3 ieren, unb in ben 
itellertüren fatjen ifjnen gäfjnenb Keine Deute 
3 U. iUnber fonnten auf bem griebrictisburger 
^Pftafter ungefät)rbet itjre Spiele treiben, unb 
ber SdEju^mann, ber in ber StRitte am gotifdjen 
©itter bes ^Brunnens lernte, fd)ien mit feinen 
roten 93ädd)ert unb freunbticken Äuglein menig 
an ben ©rnft feines Berufes 3 U benten. 9tur 
ber etmas 3 U f)ot)e unb fpi^ige §etm ftimmte 
3 U ben alten ©iebetn ber 9}larttf)äufer, bie 
fdE)arf unb unnahbar in ben blauen Fimmel 
füjnitten. 933eher oom Duft bes grüt)tings= 
minbes nodt) oon ben meinen, treibenben 
9BöttdE)en fjocE) über it)nen mürben fie beirrt. 

„Du, id) glaub' immer, er tomrnt nodt) 
einmal mieber," flüfterte £jilba, bas Dafd)en= 
tud) am 9Jtunb — in ifjren fdt)arfen, ein menig 
fdjietenben, blauen 9Iugen tag gutmütiger 
Spott, unb fie btidte oerftot)ten 3 U Doni ©n= 
über, „jtleinft nit aud)? Das oerfilberte ©e- 
fdjirr unb bie gelbfeibene ^olfterung im 933agen 
— mirtlid) famos!" 

,,gd) finbe bas ^3ferb fo fd)ön. 9Id), Wappen 
—- lot)lfcf)mar 3 e — mit Silber — bas finb bod) 
bie fdt)önften," meinte gutiane mit feiner 
Rinberftimme. Sie fog an einem grud)tbonbon 
unb Iie^ ben roten Keinen itriftatl in ber 
Sonne bli^en. 

Doni ftieß fie in itjrer marmen, 3 ärtlict)= 
groben 3Beife an. „^a, guli — bas ift bod) 
aud) bas ein 3 igfte, mas midj freut! Der^err 
9tominger — paf)! 933as fümmert midE) benn 
ber..." 

Sie fal) nad) biefer 93et)auptung feine ifjrer 
Sdjmeftern an, mufete aber genau, bafe beibe 
Iädtjetten. Die Dippen fpi^enb, mit t)od)roten 
2Bangen, pfiff fie bas Diebdjen eines Straßen= 
buben mit, bis bas gefpannte Sdjmeigen 
ber; brei fid) in ein allgemeines ©etäcbter. 
auflöfte. 


StRutter unb ©rofemutter in ber Stube 
nidteft fid) mit oielfagenbem Däd)ein 3 U. 

„5linbsföpf," murmelte ^Barbara, ben fer* 
tigen Strumpf burd) bie SBritle mufternb. 

„933ei^t, mer no^ immer ber ärgfte is?" 
fragte bie ttlte, it)re Jlun 3 elf)anb oorm tOlunbe. 
„Die Doni! Die am attermeiften oon ber 933elt 
gefefje I)at!" 

„933ei^ ©ott, ©ro'ßmutter. 9.1ber fie ift mir 
grab red)t fo." 

„9Rir bodj aud)! 9tber fie is mir 3 U leidet* 
gtäubig!" 

„Deidjtgtäubig?" 

„ga! Sie pur 3 elt immer in altes 'nein!" 
„gef) meifj nit, mas bu bamit meinft, ©rof)= 
mutter. 9lber bie Doni — bie ift fo red)t Xebig 
—- ja, ja — nit leichtlebig unb aud) nit fdjmer* 
lebig — lebig halt — bie §ilba, bie ift fdjon 
mehr oon ber leidsten 903ar' — unb bie guli, bu 
mein ©ott, bas arme Ding fann nix bafür, bah 
fie ein fcfjmeres $er 3 h^t. Doni — bas ift fo 
bie golbene Stftitt'. Die mirb oiel erleben — 
bie foll auch clel erleben. Durchfihlagen muh 
fid) ein tüdfjtiges 933eibsbilb burd) altes — nad)* 
her, ba fdjaut's fdjon fo aus, mie's oom lieben 
©ott gemeint mar." 

„933o is benn ber 9tuguft? §at er .mieber 
einen Auftrag im S<hIoh?" 

„9tein, nein. Der arme 50tamt fteht fdjon 
feit fieben Uh^ fiüh in ber 5lüd)' " 

„gür men?" 

,,gd) meih nit —" 

„9ta, färbte, bas mar aber fdjled)t getoge! 
Du meiht's nit?" 

/;g^ glaub' — id) glaub' halt fogar, für bie 
%)mingers. Die haben h^ut' abenb mieber ein 
grobes geft. Der Finger foll ja in griebrid)s= 
bürg fein, ga, bem 311 ©I)ren ift es. ©emiffes 
meih ief) aber nit." 

„Du brauch ft bi^ bod) nit 3 U geniere. 933enn 
ich bas 9EBottenriedjeröoIt aus ber 9teuftabt 
auch nit ausftetje mag — fürs ©efetjäft finb fie 
gut. 3 um ©etboerbiene dann man fie brauche. 
2Ber ift benn ber Finger?" 

„©rohmutter, bas ift bodj ber berühmtefte 
SJtater, ben's jeht auf ber 933elt gibt! Der 
9trnolb Finger aus 9lotn! itennft benn feine 
©emätbe im 93lufeum nit?" 

„Knb im Sophienfehloh — jamoht! Der 
fpeift aifo heat beim 5Ilabemtebireftor?" 
„5Beim 9tominger ! greitid) 
geht fam in bie ©efd^miftergruppe am 
gcnjter t)i^tges Deben. Sie hoben fi<h auf bie 
gehen, fie fpähten, bie Äöpfe aneinanber ge* 
brangt, eifrig nach lints hinaus. 

„Da tommt er mieber!" rief §itba. 

„Still hoch!"'murmelte Doni, fie anftohenb. 
„Das hört er ja!" 

„9tber jeht tommt er nit allein! ©in 
fd)mar 3 er geberhut? 933ahrhaftig! Die 9ku= 
mann oom ^oftheater!" 

£oni richtete fi<h mit einem 9tud in bie 
98 





756 


Uber Danb unb 9©eer 


1911. ©r. 29 


ftöfyt. Sie trat einen Stritt 3 Utüd — man 
tonnte, fie jet$t rom ©larttplab aus nicht feben. 

„©t bat fie abgebott!" fuhr irjitba beluftigt 
fort. ,,©r bringt fie ins Sweater! ©Sas fpiett 
fie beim beut'?" 

„Die ©laite im ,£üttenbefit 5 er‘," fagte 
Juliane. 

„ 3 ult meib bas immer gang genau ! ©ber 
fd)id ift bie ^erfon — bas mub it)x ber ©eib 
laffen! ©eit, Doni?" 

Doni batte fiel) gmar eben noch geredt, um 
Startmann ©ominger unb feine fd)öne SERätreffe 
rorbeifabren 3 U feben, nun aber, als $ilba fid) 
nad) il)r ummanbte, brebte fie fid) fdgtell bem 
Spiegel 3 U unb fdjnitt ein gleichgültiges ©e= 
fid)t bittein. 

„©ine Diamantagraffe tragt fie am $eber= 
but," fuhr £itba fort. „Die bat er ibr getauft! 
Seim Stloftermann! Das meib id) gang getoiß!" 

„ 2 Bober täm' benn ber gu folgern Dafdjem 
gelb f ä fragte Doni, mit gefenttem ©lid ihre 
ftarten ^Ȋrtbe betrad)tenb, bie in reigoollem 
©egenfatj rooblgepflegte Damennägel batten. 

,,©r foll ja in ©tonte ©arlo fo oiel getoonnen 
haben mit ber ©lütter gufammen," ertlärte 
Juliane unb rid)tete fid) ebenfalls oom 3 enfter 
auf, aber anbers als bie Scbmeftern, mübfam 
unb einen leifen, erfdjöpfenben duften be= 
tämpfenb. 

,,©un? Sjat's fdjon ftattgefunbe, bas grobe 
©reignis?" fragte bie ©roßmutter, ihren grottem 
ben §obn oergebens mit £>umor bämpfenb. 
„£at er fidt) nodj einmal berounbern taffe, ber 
£>err ©ominger junior, mit feinem fd) eenen 
©ornamen? ©Sie beibt er bod)? Startmann! 
©So. bie Deut' nur ihre ©ornamen berbabe! 
Startmann! So hieben bod) bie alten Reiben! 
©a, fo ein rechter ipeib' fdtjeirtt ber ja aud) 
3 U fein!" 

„Start bem ©roben fein trüber bteb Start= 
mann, unb ber . mar ein frommer ©brift, ©rob= 
mutter," ermiberte Doni ruhig- „ 2 Bas foll 
man benn auch in 3 riebrid)sburg am ©ad)= 
mittag anfangen, als im Sanfter liegen unb 
febaun, mas brauben oorübertommt? Das tun 
hier alte Deut'." 

„So? ©a, i<b meib nit, es gibt aud) meiere, 
bie Strumpf' ftopfe unb Sjofen ausbeffern- 
©ber freilich, bas is nix für eud). 3 $ bir beine 
©aterftabt 3 U tlein gemorbe, feit bu brüben in 
©merita marft?“ 

„©in bibt febon. ©ber nix für ungut, ©rob= 
mutter. Sner /ift es fo unb brüben fo. 3 d) totll 
ja jebt bierbleiben." 

Doni fct)Iob bas fünfter, ba 3 ütiane nid)t 
.gu buften aufbörte. Dann gab fie ber Stranfen 
mit unauffälliger ©ntf^Ioffenbeit ein ©erubü 
gungsmittel unb fetjte fid) mit ihr auf bas Sofa, 
mo bie Stleine ben Stopf an Donis ©ruft lehnte 
unb bie klugen fd)tob- Die Butter marf 
einen forgennollen ©lid hinüber, aber nur gang 
furg unb mit einem rübrenben ©usbrud fofort 
mieber ihre DXrbcit aufnebmenb, als fei ihr bie 
Sorge um ihr liebes Stinb mie etmas Stöfttid)es 
nicht länger erlaubt. $ilba blieb am Sanfter 
ftebert. Die ©robmutter nähte fd)toeigenb mit 
unbur djbringtidj er ©üene meiter. 

„ 3 ft benn bie ©aumann mtrtlid) bem jungen 
©ominger fein ©erbättnis?" fragte ©arbara, 
um . bas leichtere Dbema micbergufinben; ihre 
brottige Dlbintgslofigfeit, auf biefe ©rt bie 
fd)merften ins ©ollen gu bringen, mar in ber 
gantilie berüchtigt. 

tpitba ladjte laut auf. „©Sas bu immer 
fragft, ©lutterte, menn mir babei finb !" , 

,,©elbfd)nabet — foll man benn bie Sachen 
nit beim rechten ©amen nennen? 3br 
bod). gang genau, mas id) mein'! 3 b* tufdjett 
bod) immerfort baoon! Dann tann man aud) 
taut unb ehrlich baoon reben!" 

„ 3 a, mas meinft benn bu, Doni?" fragte 
< 5 tlba it)rc Scbmefter, in beren 3 ügen 3 orn unb 
©rbeiterung tämpften. Juliane mar ruhiger 
gemorben — fie rüdte fi<f) an Donis Störper 
mie ein Stinb gure<bt unb oerfud)te gu fdjlafen. 

„Dafet mid) gufrieben — ich meib nix," 
murmelte Dont. 


„Das finb febon ©algenröget beutgutag, bie 
Herren Söhn' aus oornebme Familien," be= 
gann jet$t bie ©robmutter eine ihrer längeren 
©äfonnierreben. „3u meiner 3^t mar’s 
anbers — ba mürbe bas fd)eene ©etb ermorbe, 
mas bie gum |5ertfter 'nausfebmeibe. 3 Tnm ^ r 
elegant — boppelpopp — idt) meib febon." Sie 
tümmerte fid) nid)t um bas ©etäd^ter ber 
9Jtäbd)en, in bas fogar 3nliane mit gefd)lof= 
fenen Slugen ein menig einftimmte. heftiger 
fuhr fie fort: ,,©a, is bas etma in ber Drb' 
nung, bab fo ein 9©itd)bart oon gmangig mie 
ein ©ring lebt? 3a, ärger als ein ©ring! So 
mie ber treibt's ja niemanb bei Sjof, ba mürb' 
ihn ber ©robb<^ 30 g nit fd)Iecbit gum 3'^nfter 
'nausbänge! Unb mas is er benn, mas tann 
er benn, mas bot er benn?! Der Startmann 
©ominger! 3n ber SdbuF, ba is er bis Setunba 
gefomme, mie bie $euerfprib' 00 n SBiefenau 
bis Dürtenbacb, über Stod unb Stein, brei 
3abr' fpäter! Sd)eene Stleiber tann er trage, 
im §otet ©opät foupiere, ein Xbeatermenfd) mit 
Samt unb Seibe behänge — bas tann er! 
Unb memt's noch für bas ©elb oom ©ater 
mär' —ba bätt' ber Dltte bod) bie ©erantmor= 
tung — aber ber gibt ja nix mehr her! 3 n 'rcer. 
Spielhölle is er gemefe — ba bot fid) ber ©etb= 
fdjnabet reid) gemad)t, unb bie eigene ©lütter 
bot ihn bagu oerteitet! <5errgottfatrament — 
menn bas mabr is! Das is ja bas ärgfte! Das 
tann fdjon'nen red)tfd)offenen9Henf(ben aus'm 
Dod) jage! Solche ©lütter!“ 

„©ber i«b bitt' bid)," fud)te ©arbara bie 
auffer ©tem ©eratene gu befd>roid)tigen. „9Bas 
tümmern bid) benn bie Deut', ©rofgmutter? 
Das finb boeb frembe Deut'! ©Sir miffen, mie 
unfer ©rot fd)medt, mir müffen arbeiten hier 
unten — aber bie ba broben am ©euturm? 
©ein — bie oerftebn mir gar nit." 

„3<b mürb' mid) aud) ben Deimel um jie 
fdjere, menn i«b nit merten tät', bab es bi^ tm 
^aus febon ein 3otereffe für ben $errn ©o- 
minger gibt, ©in gang gehöriges 3otereffe 
gibt es 1)kx für ihn. Unb barum — besbatb 
|at ein altes ©leib, mie id), 'ne ©Sarnung aus= 
gufpreebe, bafe ibx's mibt." Die lebten ©Sorte 
batte bie ©robmutter mit heftigem Stopfniden, 
ohne aufguf«bauen, gefagt. ©in Sb^oeigen folgte 
ihnen, bas eine gemiffe ©ebeutung hotte. Doni 
brab es ptöbtib, ots ob fie fib oon ben anbern 
beobabtet fühlte, ©lit hochroten ©Sangen 
rief fie: 

„3a, ©robmutter! Das gebt bob oDobt 
auf einen ©eftimmten hier? ©3iIIft bid) benrt 
nit beuttiber ausbrüden, auf men bas gebt?" 

„©Ser oiel fragt, triegt oiet ©ntmort," 
murmelte bie ©Ite. 

Doni mottte nob heftiger ermibern, aber 
fie fpürte ben fanften Drud oön 3olianes 
$anb unb mürgte ihre ©ntmort b^unter. 
§itba baftelte unfbulbig am ^enfteroorbang. 

„Slinber, es ift ja altes nit fo fbliotm," 
entfbieb jebt ©arbara. „2Bie bie ©Iten fungen, 
fo gmitfbern hott bie 3 UTt 9 e n. ©in grober 
©ienenftod bot oiel Drohnen — bas ift nun 
einmal nit anbets. 3bo bürft nit oergeffen, ber 
©ater ift ein Stünftter, ein berühmter ©later. 
Übrigens ein guter, ebrmürbiger Derr — ber 
3üftinus ©ominger tut feiner 3^000 ui eb- 
"Unb fo beliebt beim ©röbb er 3°9 “ n o, ba 
fielt er natürlib bie gange ©efibeng in feinem 
|jaus. Die ©omingers gehören gu ben erften 
Deuten in ber Stabt — ich bitt' euch, mit bem 
Slitd)berg finb fie intim, mit bem Staatsminifter 
oon Sßrebet — bas mub bod) ber 3rau gu Slopf 
fteigen. Unb fie ift reid), fcbioer reid)^ 'ne 
Sd)önbeit mar fie aud) — ja, ja, bas meibt bu 
nod), ©robmutter — baber hoben bie Dirtber 
it)re Schönheit, ©om ©ater nit — ber ift 'n 
Heines 3'öble. ©in ©ugenfreffen finb fie alle 
— bie beiben ©läbels, baoon reb' id) gar nit —" 

,,©b mas, bie finb jebt fübe 3ooetfd)ge orit 
3ted," marf ©robmutter Schmettert giftig ein. 
„Da is es bödjfte 3eif, bab gmei ftarte ©länner 
fomme unb fie oom ©aum fd)ütteln!" 

„©emib, fie finb nit mehr bte 3üngften —" 

„Die ihre erften Diebbaber ftet)n ja fd)on 


an ber©lajorsed'! ©lilttärfromme ©äut' finb 
bie gmei!...." 

„ÜSfui, ©robmutter!" rief Doni empört. 
„§e?! 2Bas meibt benn bu? ftennft bu 
bas Deben oon fo ,oornebme* ©täbels?" 

„3cb mein' nur — alt bas ©erebe — bas 
tommt bod) fdjtiebtid) alles nur auf ©eib 
'naus!" 

„©eib?!" 

„3a! ©Serb' nit bös,, ©robmutter! ©ber 
ift's benn nit fo? Die ©lütter fagt, mir hier 
unten oerftebn bie Deut' am ©euturm nit ~ 
bas ift recht oon ber ©lütter! Das fag' id) 
aud)! SBiffen mir benn nit, mas fytx unten 
am ©lartt immer getratfd)t unb geflatfd)t 
mirb? 3<b mein', über uns ©ad)barn — nit 
über anbre Deut'! Das ift boeb fo ein Spinnern 
neft — aber nur für ben, ber mas braus hoben 
rnilt! ©Sir tun nit mit! Der ©ater unb mir, 
mir leben mabrbaftig für uns! Darum motten 
mir auch ©erftänbnis hoben für. Deut', bie's 
ebenfo hotten! Dann ift man ja faft fo mie bie!" 

„©Sie bie am ©euturm?! Schaut boeb bas 
©läbet an! ©leinft etma gar, id) hob' ben ©br= 
geig, mie bie am ©euturm gu merbe?! Doni, 
mir finb mehr als bie! 3omobI! Die ©Seim 
berge, oon benen bie ihren ©eid)tum habe, bie 
finb unfrer £jänbe ©rbeit! ©lein fetiger ©itobem 
unb fein ©ater — bas maren ehrliche ©Singers= 
teut' — beim alten ©rumbad), bei Startmann 
©ominger feinem ©ro^oater, bab bu's meibt! 
©Is er ein junger ©urfd) mar, mein ©itobem, 
unb id) ein junges ©läbel oon gmangig, bie 
©litdjmagb beim Oppenheim, nun ja, ba haben 
mir uns lernte gelernt, im Öttober mar's, bei 
ber ©Seintef'! ©or fiebenunbfünfgig 3ob^’!" 

Die lebten ©Sorte ber ©Iten, in benen ein 
tängft oerfuntenes Did)t aufftrabtte, übten eine 
überrafdjenb oerföbntidje ©Sirtung auf Doni 
aus. ©Is ob ihr junges ©tut fid) ptöblid) mieber 
mit ber ©robmutter oermanbt fühlte, ftredte 
fie ihr bie ©ed)te bto. „3o, ©robmutter! 3^ 
meib }o aud), in meid)ent $Untt — morin mir 
bas gleiche finb mie bie am ©erg ! Unfer 
©ater, bu Herrgott, unb ber ©roboater felig 
— bas finb fdjon ebenfo gute ©ürger mie bie 
©omingers! £ätt' id)'s nie gelernt — in 
©merita, ba lernt man's! ©ber ba lernt man 
aud), nit ooreitig über anbre Deut' gu urteilen." 
„©oreüig? Urteil' id) ooreitig?" 

„©in bibt febon! Der Startmann ift jung — 
bas äubere ©e|abe fagt gar nix! ©r fühlt fid) 
halt, er ift nit bäbüd), er bot ©etb, er bot einen 
berühmten ©amen — Sorgen fennt ber nit—" 
„Du fdjeinft ja feine ©etanntfdjaft febon 
red)t grünbti<b gemacht gu höbe?" 

„3a, burd) bie Sd)meftern! ©larion unb 
©tfa turnen bod) bei mir!" 

„Unb $ilba pubt ihnen bie $üt'! Das 
nennt ihr ©etanntfdjaft!" 

„©Senn's barauf antommt — ob — im 
oorigen ©Sinter hob' ich über ein bubenbmat 
mit ihm getangt! ©uf bem ©rmenbalt, beim 
Stünftterfeft unb bei ben höhnen ©eamten!" 
Doni geriet atlmäbticb in flammen — ber oer= 
ftedte ©ormurf, ber in biefem ^omitienrat um 
fie b^ um lauerte, rib fie nun boeb gu unbe= 
tümmerter ©bmet)r t)tn. Sie richtete fid) auf. 
3uliane lehnte fid) in bie anbre ©de bes Sofas, 
mo fie füll unb in ernfter Diebe ein menig bang 
gu ber ftart erregten Scbmefter auffab- 

,,©eim Dangen fleht man nit altgu tief in 
bie ©lannsleut' bütein, Doni," miberfprad) jet^t 
au<b bie ©lütter fanft. ©s mar ihr ein gu 
empfinbticbes Dt)ema. ©lan tonnte nid)t ahnen, 
mie heftig gerabe 3tou ©arbara gu merben 
oermod)te. 3h*em fic^erftotgen ©efübt aber 
ftanb Startmann ©ominger gang außerhalb bes 
©anntreifes ihrer Dod)ter. 3ebenfatts nur 
innerhalb bes frei ©rtaubten. Der Sdjlaf einer 
Dömin, bie ihr 3onges fdjübt, lag auf ihr — 
fie mottte nodj nid)t ermacbeit. 

„Ob, man plaubert alterbanb auf fo einem 
©all," fagte Doni tief atmenb, mit boäjmütigem 
©usbrud. Sie trat ans 3enfter unb brüdte 
ben oerräterifeben roten Stopf an bie Scheiben. 
,,3d) meib jebenfalts — fie oertennen ihn alte."' 



1911. ©r. 29 


ttber £anb unb ©Reer 


757 


„So?!“ 9JUt einem leifen ^Sfiff fab ©roh 5 
mutter Schmettert il)re Dod)ter an. 

Doch $rau ©arbara f©üttelte nochmals 
ärgerlich ben ftopf unb nahm bie ©rille 
oon ihrem noch fehr jungen unb hübf©en 
©ntl©. 

„9Ötir ift er eigentlich auch immer jehr an= 
ftänbig oorgetommen.“ 

©tit biefen ©Sorten tarn §ilba jetjt un=. 
gefd)idt ihrer S©mefter 3 U £ilfe. 

„Das ift bod) felbftoerftänblid)!“ fuhr Doni 
auf. Sie rnanbte fi© aufrecht ben Shren 3 U 
— buntel unb tro^ig hob fid) ©re fräftige ©e= 
ftalt am Sanfter oon ber golbenen ©a©mittags= 
helle ab. „©in ©tenf© aus fo einem £aus! 
©in ©ilenfd) oon foI©er ©ilbung! Solcher 
£ebensauffaffung! Sein ©ruber, ber ^©liPP» 
ber ift oiel mehr fo, roie ihr meint! Der h<*t 
fd)on fein'tüchtiges 5tonto in ber Stabt, unb 
’n anftänbiges ©läbel foll lieber nit mit ihm 
ftehenbleiben! £tber ber ftarlntartn! Der 
Startmann! Stennt ihr benn einen ©tenf©en, 
menn ihr nur feinen faubern ©od anfd)aut unb 
ein paar Dummheiten, bie er gemadjt hat? 
Der mirb mal mas ©rohes, bas ift gern©! 3 n 
bem ftedt alles, mas ber ©ater ift unb bie 
©tutter unb überhaupt bie ©omingers oon je! 
©erftanben mirb er aber oon feiner Samiüe 
fo mettig mie ©er unten am ©tarft! Das hat 
er mir felbft gefagt! ©ber er mirb fd)on 
bur©fommen! ©r mirb ber £euten f<©on 
3 eigen —“ 


Säljes Sdjroeigen 

3 n bie farbenfatte Sülle 
Diefer Stunben ohnegleichen 
©Sill fid) jählings eine fülle, 

©laffe, falte Dumpfheit fd)leid)en. 

©Sie oon ©eifterhanb gef©lagen, 

3 ft ber £autenflang 3 erfallen, 

Unb bie blanfen ©Sänbe ragen 
©adt unb nüchtern über allen, 

Die 3 um ©reife ©res Dafeins 
§o© unb hell bie Stimmen regten 
Unb im reifen ©auf© bes ©ahfeins 
§er 3 en aneinanber legten, 

Uber allen, bie im ©Seine 
3 bre fu©enben £ippen fühlten 
Unb an ©ren ©liebem feine 
Seffeht unb ©efd)merben fühlten- 

3 mifd)en allen, bie bie Sülle 
Sunfelnber Sreuben faft oerni©tet, 
frjat fi© plö^Ii© eine Stille 
©Seih unb brohenb oufgeri©tet. 

©ri© 5t. S © m i b t 


„ 3 amof)l, jamohl!" polterte jeht bie 
©rohmutter ba 3 mif©en. „Du bummes, 
bu lei©tgläubiges Ding, bu! Sn ber fei= 
benen 5tutf©e, mo er fein Dheatermenf© fpa* 
3 iere fahrt — ba ift er auf bem beften ©Seg 
ba3U!“ 

Starr ftanb ©r Doni nad) biefem ©inrnurf 
gegenüber, ©lihenbe Dränen über 3 ogen plöfc» 
lid) ©re bunfeln ©lugen. Sie blieb ftumnt 
— fie fanb in ©rer Überfülle feine ©ntgegrtung. 
< 5 ah unb ins £er 3 getroffener ©ram 3 udten in 
©ren f©önen 3ügen. Dann marf fie mit 
lehtem Droh ben Stopf 3 urüd unb oerlieh ohne 
©ruh bas 3 i™ mer - ®in ti e f es Sdimeigen 
folgte. Die S©mar 3 mälberi©r fd)lug bröhnenb 
fünf, unb ©ater ©ifobemus' ©ilb 1)^9 no© 
fdjiefer am ©agel. Die ©a©mittagsfonne 
braunen befam f©on etrnas ©ot in ©r ftilles 
©olb. Sn ben ©larftbäumen begannen bie 
©mfeln ©r ©benblieb, unb ein ©Sinbftoh 
bra©te bas fehnfü©tige Srühlingsgemif© oon 
§pa 3 in©enbuft unb Drangen in bie bämmerige 
Stube, ©rohmutter S©meifert lieh ©re ©rbeit 
finfen unb lehnte fi© in ben Seffel 3 urüd. 
Shre halbgefd)loffenen ©ugen glitten oon ©ar= 
bara 3 U §ilba, oon §ilba 3 U Suliane hinüber, 
©inoerftänbnis fanb fie nirgenbs, unb Snüane 
f©üttelte fogar, 3 U ©oben blicfenb, ein menig 
bas 5töpf©en. Da fagte bie ©rohmutter 3 u 
©r, mas fie eigentli© ber ©lütter fagen mollte: 
,,©ef)mt bas ©läbel in a©t.“ 

(gortfc^ung folgt) 



©ouget be l'Ssle trägt gum erftenmal bie Port ihm geblutete unb fomponierte „©Rarfetllaife“ oor 

©a© einem ©emälbe oon S- 


1911 (Sb. 100) 


99 











758 


£tber ßanb unb SKReer 


191]. SRr. 29 


Der 3äf)it oon Sonbe 

5Raturtöijfenfd)ciftIi(be Klauberei Don 

2BUt)eIm 23ötfcE)e 

alb gm ei 3 bh r 3 eßnte finb es jeßt her, baß eine 
bet feltfamften Bunben, bie man je oer* 
nommen, fid) langfam in bet miffenfhoftlihen 
V3elt gu oetbteiten begann. Auf bet fernen 
Dropeninfel 3°oa mären bie Bnocßenrefte eines 
beute ausgeftotbenen SBefens gefunben tootben, 
bas oon allen je betannt gemorbenen ©efcßöpfen 
unfets Planeten bem StRenfcßen am näcßften ge* 
)tauben gu haben fd)ien unb bas bocE) tein ecktet 
SCRenfcE) getoefen mar. ©s toat grob toie ein Atertfcß 
getoefen unb batte bie [teil aufgerißteten Seine 
eines aufrecht geßenben Atenfcßen gehabt. Aber 
fein Schöbet, fein ©ehirnraum fcE)ien noch genau 
bie Atitte gu batten greifet)en ben Dimenfionen 
eines tiefigen ©ibbonaffen unb eines roirtticben 
Aienfd)en. 3u irgendeiner nicht attgu fernen 
3eit muhte biefes ASefen auf 3<ma noch leibhaftig 
betumgeroanb eit fein. An einet Stätte, too gu* 
fällige Verßältniffe gange Raufen oon Dier* 
tnodjen jener ©poche — Bnocßen oon ©Iefanten, 
Aüpf erben unb anbern heute oerfcßoilenen Ve* 
moßnern bet 3ufel oon bamals — bis h^wte be* 
maßrt hatten, toaren auch oon einem eingigen 
3nbioibuum feiner Art ein Scßäbelbah, ein £>ber= 
bein unb fonft noch ein paar Fragmente erhalten 
geblieben, ©in ßoeßoerbienter ßollänbifher Argt, 
Dubois, hatte fie geborgen unb braßte fie jeßt 
nad) ©uropa, gu jebermanns Kenntnis. 

Seitdem ift biefer „pitßetanthropus", ber 
„Affenrrtenfcß" oon 3<ma, in roeiteften Greifen 
fattfam berühmt, ja berüchtigt getoorben. Die 
©xifteng ber Bnocßen felbft tonnte nid)t mehr 
fortgeleugnet roerben. Daß fie gu ein unb bem 
gleichen ©remptar, minbeftens ber gleichen Art 
oorroettlicher ©efßöpfe gehörten, ift auß alb 
mählich nicht mehr ernftlid) beftritten toorben. 
3m, übrigen aber ift eine gange fteine Vibliotßet 
oolt oerfdjiebenfter Deutungen über ben ge* 
heimnisoollen 3unb heraufgemaeßfen. Die einen 
fat)en in bem Pitßetantßropus (ber Aarne blieb 
unerfd)ütterlid), nad)bem er einmal goologifches 
Aeßt erroorben hatte) bas fo lange gefügte 
3o3ifd) englieb groifd)en Dier unb Atenfß. Die 
anbern hielten ihn hoch aud) nur für einen oor* 
oxeltlißen Affen, ber allerbings anatomifd) noch 
menfd)enähnltd)er roar als alle lebenben; immer* 
hin nur anatomifch, in gemuffen Bnoßenmert* 
malen ohne toeitere Verbinblicßteit. ©ine britte 
Partei endlich faßte ihn als bas ©rgebnis eines 
alten unfruchtbaren Aebenexperiments bei ber 
9Jienfd)toerbung, fogufagen eine parallele 3eßl= 
bilbüng, bei ber ein Affe in ber ©ntroidlung ßod) 
herauf, ja bis gu Atenfcßengang unb breioiertel 
SAettfhertßirn getommen märe, ohne es boß auf 
feinem SBege mirtücß gum Atenfßen gu bringen. 
Siele Böpfe, oiele Meinungen., Das ift fcßon fo, 
menn bei einem fßmierigen unb, mie hier, befetten 
©ingelobjett bloß bie 3ad)tenner beraten. 2Bo 
aber auch nod> oer fßieb enarüge 2Beltanfd)auungen 
mit babei finb, ba ift Vltß unb Donner unoermeib* 
lid). 3u einem puntte maren fid) aber alle einig, 
benert überhaupt an Bonftatierung ber ASaßrheit 
lag: es mar hoch leibig, v bah man oon biefem 
unter allen Hmftänben beifpieltos intereffanten 
ffiefßöpf bloß bie paar Fragmente befaß, bie uns 
Dubois geliefert hatte. Auf nad) 3<ma alfo unb 
fud)eu; die ^unbftätte um unb um graben, ob 
fie nid)t mehr gebe, damit man menigftens bas 
g ang e Stelett befiße, bas galt eine längere 
3eit als Parole; nur mollte teiner prattifd) daran* 
gehen. * Denn folcße Dropcnexpebition mit fo 
fubülem 3med mar geitraubenb, foftfpielig unb 
fdjmer über alte Aiaßen, unb bas noch mit ber 
faüren 3utat, bah fie natürlich; hoch gang erfolg* 
los fein tonnte, ba in deinen Sternen gefchrieben 
ftanb, es müffe ber 3ufall bort, mo fid) ein Pitt)et* 
anißropus befett genug tonferoiert hatte, noch 
einen, gm eiten auf fo lange ßiugetegt haben, 
©ine energifche ^au, SIR. Benore Selenta, als bie 
SSitme, eines ber heroorragenbftert neueren beut* 
f<ßen Anatomen für bas Problem begeiftert, be¬ 
mittelt unb unabhängig, follte enblid) bie immer 
bringlicher feßmebenbe Sache aufnehmen. 3u 
ber Sßerfönlicl)feit, bie ben Atut unb eine Art 
glüdttcßer SAonomanie gu bem Problem hatte, 
fanb fid) barm allmählich auch miffenfchafttid)= 
offigielle ©elb= unb SRathÜfe oon. Serliit. unb; 
SCRündjen aus, unb bie !)oIXänbifd)e ^Regierung 
tat bas ihrige fehr brao, fo bah nian in bem fett* 
famen SXRilien an ben 3med überhaupt heran* 


tonnte. 3mei 3ah^e lang ift nun in Drinil, mie 
ber felbft für 2>aoa noch etmas abgelegene oer* 
munfehene 3Ied, ein angenehmes $Iedd)en ©rbe 
ooll SRäffe, Dpphus unb Schlangen, amtlich heihh 
ausgiebig ber alte 9lder um unb um gemälgt 
morben. SCRaterial über oorgefd)id)tlid)e Diermelt 
überhaupt lag am Drt nodh reichlid) genug, eine 
mähre Batatombe. 9XHeiu im berliner paläonto* 
togifdhen SOEufeum trafen allmählich 43 Driniler 
Giften mit Bnod)en ein. Die heute längft auf 3aoa 
mie anbersmo oerfihollenen Stegobonelefanten, 
bie alten üRasbörner, SRilpferbe, 9Ixishirfd)e, SRil* 
gauantilopen unb fo meiter ber Sßithetanthropus* 
geit tauchten immer anfd)aulid)er auf. 9Iber leibig 
unb mahr: bie Brönung bes ©angen blieb mirtlich 
aus — es geigte fid) mährenb ber gangen Arbeit 
nid)t bas leifefte neue 5inöd)eld)en eines Spithet* 
anthropus, unb babei ift es geblieben bis gum 
lebten Spatenftid). Das grohe Sßrad)tmert, bas 
jebt über bie ©xpebition erfd)ienen ift (in ©ngel* 
manns 93 erlag in Beipgig), eine ftattlid)e Beiftung 
beutfehen ©elehrtenfleihes, refigniert in biefem 
Spuntte mie 3'^eptags IRornan ber „Verlorenen 
$anbfchrift“, oon ber man gmar bie Vuchbedel, 
aber nicht ben Inhalt finbet. Der 2Bib biefer 
unoergehüchen Dichtung ift freilich, bah tatfäd)lid) 
bei ber Suche nah btefer §anbfd)rift gang in ber 
Stille etmas anbres, aber im lebten 2Bert für bie 
beteiligten meit befferes gefunben mirb. Unb 
etmas oon foId)em, fei es ©ngel ober Bobolb, in 
ihrem ^inbeglüd hat nun tatfäd)Iid) boh auh bie 
Selentaexpebition gehabt. 

StRan gräbt, mie gefagt, bei Drinit, finbet 
allerlei, aber finbet boh nid)t, mas man im füllen 
brennenb münfht. 3ngmifd)en gehen eingelne 
SERitglieber ber ©xpebition fpagieren. So burd)* 
ftreift §err StRepboom, Sergeantmajor feines 
banges unb gur ©xpebition tommanbiert oon 
ber ftets hilfsbereiten nieberlänbifd)*inbifd)en SCRili* 
täroermaltung, eines Dages bas trodene 3'Iußbett 
’ eines Keinen Seitenarmes ber gröberen 3Baffer* 
aber, bie heute bie 3'imbgegenb bes ^3ithetantt)ro* 
pus burhfh^eibet. Dort, im fogenannten Sonbe= 
53ad); über brei Kilometer oon Drinil felbft ent* 
fernt, finbet er gang offen gutage üegenb 
einen 3alm- Dem bnfehen nah einen menfhüben 
Vadgahn ober beffer, nur bie itrone eines folhen; 
bie Vßurgel fehlt, aber bie Brone ift blant mie oon 
einem frifhen 3ai)n. Der „3al)n oon Sonbe“ 
tommt gu ben Schößen ber ©xpebition. $rau 
Selenta geigt ihn, tjeimgetehrt, £>errn Dubois 
felbft. Der aber meift ihn ahfelgudenb ab. ©s fei 
tein foffiler 3atm, ber mit ber alten Diermelt 
bort gu tun habe, ©in moberner ÜtRenfhenbadgahn 
fei es, an ben blojj tünftüh ein bihh ert oon bem 
echten tritifeßen Drinilfanbe angetlebt fei. 9II)o 
mit anbern SBorten rnoßl ein Stüdhen fanfter 
SIRogelei irgenbeiner nicht gang lauteren jaoani* 
fhen Quelle. Die 3aßntrone hätte mieber aus 
ber Sammlung fliegen tönnen! 3n SBahrßeit lag 
ein tppifher galt oor, mie auh ein in hohem 
©rabe fharffinniger unb bemährter Sahtenner 
fih bei oberflähüher Prüfung irren tann. Der 
3aßn manberte nämlih glüdlihiermeife meiter gu 
ben großen ÜRüncßner Autoritäten Scßloffer unb 
V3althoff. 2Balthoff mähte aus ißm ein längeres 
Spegialftubium. Alle Apparate oon heute mußten 
arbeiten ftatt bes flühtigen Duboisfhen ©lides; 
bie Durchleuchtung mit 3Röntgenftrat)ten; eine 
raffinierte mitroftopifhe Unterfuhung burd) ^3ro* 
feffor Died. Unb bann tarnen SBunberbinge gu* 
tage, ein $unb erften Aanges in biefem oer* 
fprengten 3aßnftüdhen, bas gar nid)t einmal 
oom tlaffifhen .$auptort Drinil ftamtnte unb bas 
gang gemiß niht ^ithetanthropus mar, aber 
bafür etmas mieberum oöllig Vefonberes unb 
Aeues. A3enn je bisher ein Paläontologe an einem 
cingelnen tleinen Bnohenfplitterhen fein SJieifter* 
ftüd bemährt hat, mas ba alles ßerausgulefen ift — 
unb mas alles an 2Bertbingen —, fo ift es biesmal 
oon ASalthoff gefheßen. 

©rurtblage blieb, baß ber 3oßn aus einem 
menfhühen ©ebiß ftämme. ©s ift ein unterer 
linier Vadengaßn, moßl ber erfte. Die Bronen* 
flöhe geigt bei mäßiger Abnutzung bie bem heutigen 
äRetifhenbadgahn noh immer entfprehenbe ©e* 
ftalt, mit einer geringen Abmeicßung ber §ödcr* 
anorbnung, bie als altertümliches ilRertmal ge* 
beutet merben tonnte, aber bod) nid)t gmingertb 
in biefem Sinne ift. Dagegen begannen 3m 
bigien über bie Altersbeftimmung fogleih, 
ber erfahrene Anatom ben unteren Deil bes ge* 
geßeimnisoollen Boßoes fhärfer ins Auge faßte. 
Abßanben getommen mar, mie gefagt, bie gange 
urfprünglihe ASurgel. An ber oorgügüd) er* 
hättenen, mirtlih mie frifh ausfd)auenben Shntelg* 
trone haftete inbeffen innerlich nod) eine fonber* 


bare meihe Subftang, mit ber gunähft auh 
ber gemiegtefte 3oßntenner nihts Siheres an* 
gufangen mußte. 9Benn man oon ber böfen 
Annahme abfaß, es müffe notmenbig hier im 
Duboisfhen Sinne tünftüh fätfcßenb etmas oon 
StRenfhenßanb in ben 3oßn ßineingetlebt fein, 
fo lag immerhin am näcßften, an einen Aeft bes 
urfprüngücßen 3oßnbeins gu benten. freilich 
mußte biefes 3oßnbein felber bann burd) irgenb* 
einen nachträglichen Progeß bie feltfamften Um* 
manblungen erfahren haben. • 3^m Dell mußte 
es gang gerftört morben fein, unb gmar an gemiffen 
nadten Scßmelgfteilen mie fortrabiert. 3n bem 
erhaltenen, auffällig ermeihten Aeft bagegen 
mußte irgenbeine Art anorganifhen ©rfaßes ber 
Subftang ftattgefunben haben. Shritt für 
Schritt tonnte hier nun 2Battßoff mirtlich meiter* 
gehen. 3wtäd)ft ODurbe feft, baß mirtlih altes 
3aßnbein gugrunbe lag. An gufälügen 93rud)* 
ftellen (ber 3oßu mar nah ber Auffinbung burd)* 
gebrohen, boh gum ©lüd oßne prüften Shaben) 
feßmiegte fih bie Aeftmaffe fo abfolut genau an 
ben Shntelg, mie es eine fälfcßenbe ^nümaffe 
niemals getonnt hätte. Unb bie mitroftopifhe 
Unterfucßnng eines bünngefeßüffenen Subftang* 
pröbeßens ergab nod) bie fießeren Aefte ber feinen 
Aößrenftruttur bes 3<hnbeins felbft. 2Bas für 
ein Progeß aber hatte rabiert unb umgearbeitet 
bei biefem 3ößnbein? Sicßer tein äußerlich= 
mehanifher, benn beffen Arbeit müßte man noh 
auf ben Aabierftellen ber Shmelgfeite feßen 
tönnen. Aber auh tein fdßnell löfenber (ßemifeßer 
(etma burh Sßmefelfäure), benn er müßte erft 
red)t bie gange Scßmelgtappe mit angegriffen 
haben. 53lieb nur ein natürüher Vermitterungs* 
progeß, ber gang, gang langfam gearbeitet hatte. 
Aüt ißm mürbe ber gefamte Sahoerßalt maßr* 
fcßeinlih, io notmenbig. Aber bamit tarn gugleicß 
ein neues Atoment in bas ©ange. 

Die natürliche Vorausfeßung einer folhen 
natürlichen Vermitterungsmirfung mar in biefem 
3aüe ein feßr hohes Alter. Der 3<hn oon Sonbe 
tonnte nid)t nur niht in Dubois' Sinne „mobern" 
fein: er tonnte niht einmal als pbffil, als 3^uge 
geologifher Vergangenheit, relatio jung fein, ©s 
ergaben fih ba beftimmte VergIeid)sobjette. Die 
neuerbings fo gut ertannten Bnocßenrefte ber 
fogenannten Aeanbertatmenfcßen, Aefte fhon einer 
urtümliheren, heute oöllig ausgeftorbenen SCRen* 
fhenform, bie in unb über bie ÜRitte ber Dituoial* 
geit füßrt, geigen nirgenbmo folcße energifhe 
Vermitterung bes 3<hübeüu5 ißrer 3äßne. Der 
türgliß gefunbene Urmenfßentiefer oon^eibelberg, 
ber oielleicßt noh ^ben gur tfytm Dertiärgeit ge* 
ßört, meift ebenfalls noh leine Spur berart. Die 
3aßnrefte bes Pitßetanthropus oon Drinil felber, 
ber ungefähr auf ber dBeube oom Derüär gum 
Diluoium gelebt haben bürfte, finb gang unb gar 
niht fo altersoermittert. äRan muß auf affenßafte 
©ingelgößne tief aus bem Dertiär gurüdgeßen, um 
einen Vergleich mirtlih gu finben. Dann ergibt 
fih aber ein munberbarer Schluß.- Der 3äßn oon 
Sonbe, ein üERenfhengaßn mie er ift, muß älter 
fein als alle bisher betannt gemorbenen SCRen* 
fheittefte- Alter auh <ü s ber pitßetantßropus! 
3rgenbein 3ufall muß in ber Aäße biefes Sonbe* 
Vacßes ©efteins[hihiß n angefhnitten ßaben, bie 
als folcße älter finb als bie oon Drinil, Shicßten, 
bie fießer meit ins Dertiär ßineingeßören müffen, 
ber 3eü ißrer Vilbung unb ißrer Bnoßeneinfhlüffe 
nah- ©artßaus, einer ber geologifhen Deilneßmer 
ber ©xpebition, nimmt in ber Dat an, baß es bort 
herum folcße älteren ©efteine gebe, aus benen ber 
3aßn eoentueti bei ftarten Aegenüberfcßmem* 
mungen ausgemafeßen unb oerfhleppt fein tönnte. 
3um erftenmal hätten mir hier ben StRenfcßen 
burh einen mirilicßen Aeft oertreten bis in jene 
gang grauen Dage hinein, mo man bisher nur 
auf .©rurtb ber fogenannten „©otitßen" (artgebüd) 
tünftüh fhou bearbeiteter 3euerfteine) feine ©xi= 
fteng .meßr aßnte, als fih er tannte. Der 3<h n 
allein fügt babei natürlich nihts bagegen aus, baß 
fein tertiärer Dräger in manhen anbern 3ügen 
feiner Börperbilbung niht bamals noh eine äußerft 
urtümlihe StRenfcßeoform bargeftellt ßaben tönnte. 
©s feßetnt, als menn gerabe bas ©ebiß bes Aten* 
fhen fhon feßr friß) bis ungefähr gur mobernen 
Stufe fertig gernefen fei — fd)ort gu 3eiten, mo 
fonft entfhieben noh oieles anbers mar als heute. 
3euer bisßer ältefte SOtenfhentiefer oon Reibet* 
berg, ber in anbern Puntten fo primitio ift, baß 
bie 3ugeßörigteit gum SPtenfcßen gmeifelßaft fein 
tönnte, ift boh iut ©ebiß feßon burh unb burh 
oollenbeter „SOtenfh“- Von einer ftärteren §in* 
neigung gu ben gemaltigen ©dgähnen bes Qrang 
ober ©oritta geigen auh biefe feßr alten SDtenfhen 
teine Spur. 



1911. 91r. 29 


©emifj ijt es eine füllte Dat, auf eine io fubtile 
©in 3 elfacf)e mie ben Permitterungsgrab eines 
Stüdes 3al)Ttbein [o gemaltige Sd)lüffe 3 U bauen! 
''Uber in ber Paläontologie mit ihrem fragmem 
tarifd)en Material gibt es oielfältig fo!dt)e 3 m 
bi^ienbetoeife, unb in ü)rer inneren ßogit ijt 
PSalfhoffs Deutung mitreihenb. Unb jo JEjätte 
uns bie Selentaerpebition and) ohne pithet- 
anthropus ein unerroartet glänßenbes Pefultat 
3 ur 91ienjc^I)eitsgejd)id)te geliefert: bas ältejte 
3eugnis über ©riften 3 bes 9Penjd)en auf ber 
(Erbe jelbjt. 

PSenn es jo ijt, tonnte man jid) allerbings 
berufen füllen, ben Sat$ nod) jtrenger 3 m 
3 ufpitjen. 3Pan tönnte nämlid) jagen: bie treffe 
Iid)e ©rpebition t>abe burd) biefes Pefultat ihren 
eigentlichen, ben pithetanthropus betreffenben 
3 toed jelber illujorijd) gemacht, jo bah an feinem 
Ptihlingen überhaupt nid)ts mei)r liege. Das 
3 nterejfe für ben Pithetanthropus ton 3 entrierte jid) 
bod) um ben Puntt, ob er ber Ptenfd)enahne jein 
tönnte. P3enn aber jd)on o o r ber 3eit, ba bas bis= 
t)er betannte Pithetanthropuseremplar auf 3aoa 
gelebt I)at, auf ber gleichen 3 nfel nahe bem gleichen 


Über £artb uno 9Jtecr 


gled bereits ed)te 9Penjd)en erijtiert I)abeu, fällt 
bann jene Ptöglid)teit nid)t oon jelbjt bal)in? 3<h 
gönnte ber ©fpebition, bah jie 3 um £ol)n für jo 
oiel Arbeit mit ihrem neuen Dertiärmenfd)en oon 
3aoa aud) bas alte Problem roirtlid) aus ber PSelt 
gefd)afft hätte. Pber bie Sad)e liegt bod) nid)t jo 
einfad). 3enes Pittjetantljropuseremplar lebte, 
toie gejagt, hart auf ber ©ren 3 e oon Dertiär unb 
Diluoium. ®an 3 einerlei, toie nun ber 9Penfd) 
entjtanben jei: fejt jtet)t aud) für ben entfd)iebenjten 
Pnhänger ber ©ntmidlungsleljre, bah er jelber 
nad) biejer 3 eit nid)t erjt nod) entjtanben, nod) erjt 
aus irgenbeiner Phnenform beraorgegangen jein 
tann. 

Ungefähr um bie gleid)e 3eittoenbe taud)t 
in ©uropa jdjon jener Süienjdjentiefer oon §eibel= 
berg auf, ber Pienfd) toar aljo jd)on parallel 
bereits fertig. 3n biefem Sinne tonnen ber in 
5tnod)ert oorliegenbe jaoanijd)e Pithetanthropus 
unb feine 3 eitgenoffen überhaupt niemals bie 
ed)ten „Phnen“ jein. Dentbar toäre lebiglid), bah 
in ihnen bamals in jenem entlegenen ©rbenmintel 
nod) letzte unoerfäljdjte 31 a d) t o m m e n ber 
echten Phnenform neben bem an anberrn Ort 


759 

Iängjt enttoidelten Pienjdjen fort gelebt I)ätten 
etroa in bem Sinne, toie heute nod) beifpielstoeije 
neben ben lungenatmenben höheren PSirbeltieren 
in 3 toei 3Iühd)en Puftraliens bie uralte Uber= 
gangsform oont tiemenatmenben S^ifd) 31 t fold)ent 
ßuftroirbeltier, ber jogenannte 9Pold)fifd) (Cera- 
todus), als I)öd)jt belefjrenbes ©xempel in einigen 
lebten 301ot)itanem fortlebt. Pur als fold)e jpät 
überlebenbe Pejtform tönnte ber jaoanifche pitt)et= 
anthropus überhaupt etroas betoeijen unb lehren 
für uns. 3^ biejem Sinne l)ätte aber ber 3ufall 
ebenjogut toollen tönnen, bah er in irgenbeinem 
Urroalboerjted heute nod) lebte — ber allein in 
Petrad)t tommenbe PSert als 3 ufällig jpät nod) 
gerettetes Phnen porträt bliebe ber gleiche. 
Unb jo tann an bem Streit, ob er biejes Porträt 
fei ober eine Phnenfd)aft je erijtiert habe, aud) 
ber neuentbedte 3 al)n eines jaoanifd)en Dertiär= 
menjd)en nichts ©rnfthaftes änbern. Pad) toie oor 
bleibt fein Problem bem 3t»eifler offen, toäl)renb 
uns allerbings bie Selentaerpebition mit jenem 
3al)n oon Sonbe nad) anbrer Pidjtung einen neuen 
großen Datfad)enfortfd)ritt roirtlid^ gebrad)t l)at, 
für ben mir ihr bauten müjjen. 


SBalter ftiiljne. 33on Siegbert Satter 


S o oft mid) ber PSeg burd) eine unjrer großen 
— häufig Ieiber allsu großen — 51unjtausjtel= 
hingen führte, erjtanb mir immer mieber aufs neue 
bie grage: marum behanbelt man bie graphifdjen 
fünfte im allgemeinen jo red)t als Stieftinber, bie 
man 3 mar nid)t gan 3 beifeitefd)ieben tann, bie 
man jebocf) oor bem Pefucher in bie entlegeujten 
Säle ftedt unb jie hier jo 3 al)Ireid) nebem unb über= 
einanber hängt, bah jie jid) gegenfeitig in ihrer 
PSirtung töten unb fchliejjlid) teines 3 m red)ten 
©eltung fommt. Pon meld)er Seite id) biejer 
3rage — jelbjt im Sinne ber heutigen ©epflogem 
heit — auch bei 3 utommen jud)te, bas Pefultat 
blieb ftets ein topffd)iittelnbes Pid)toerjtet)cn. 

Pehmen mir an, ber 3roed einer 5tunftaus= 
jtellung jei, bas tünjtlerijd)e ilönnen einer 3 eh> 
jpanne bar 3 utun, jo follte man meinen, baf 3 jid) 
bies oon ben PSerten ber Sd)mar 3 meij)tunjt ebenfo= 
gut, menn nid)t beffer, ablefen lieh' als aon ben 
oielfarbigen ©emälben, bei beneu häufig bas 
3nterejje am Stofflid)en bas rein 5tiinjtlerijd)e 
iibermud)ert unb jeine Peurteilung erjd)mert. ©s 
gibt manche fieute, unb mir finben jie gerabe unter 
ben ftunftfinnigften unb JUmjtoerftänbigften, bie 
aus ber jpielenb l)inge 3 eid)neten $anb eines Nobler, 
aus ber anfpruchslos htugemorfenen Stubie eines 
fiiebermann tlarer unb einbringlid)er bas geniale 
Permögen 3 U erfennen behaupten als aus fertigen 
unb sur l)öd)jten Pollenbung gebiehenen PSerten 
biejer Pteifter. 

Pehmen mir hingegen an, bas oornehmjte 3tel 
einer großen 5lunjtfd)au jei, bas üunjtoerjtänbnis 


ber breiten Ptajfe 3 U jtärten, jo follte man gleid)« 
falls meinen, bah kies burd) bie einfacheren unb 
leichter oerjtänbIid)en Darbietungen ber grapl)i s 
fd)en Äünjte bejjer gefdjetjen tönnte als burd) bie 
tompÜ 3 ierten ©r 3 eugnijje ber Pialerei. 

ltnb mollte man jd)liehlid) annehmen, ber 
3med ber Pusjtellungen jei, bie Pefud)er 3 um 
©rmerb oon Äunjtmerten 3 U oeranlajfen unb ihnen 
baburd) einerfeits ein intimeres Perhältnis 3 m 
ftunjt 311 oermitteln, anberjeits burd) bie grejttQimg 
ber materiellen fiage ber Künftler bie 51unjt 311 
förbem, jo follte mau aud) oon biefem ©efid)ts= 
punfte aus meinen, bah kie oerl)ältnismähig billigen 
unb aud) für ben mirtfchaftlid) Sd)mäd)eren nod) 
erjd)mingbaren Probutte bes 3ßiä)enjtifts unb ber 
Pabiernabel geeigneter 3 ur ©rreid)ung biejes jo 
erjtrebensmerten 3 ieles feien als bie nur für einen 
oerfd)toinbenb tleinen 51reis Pegüterter täuflidjen 
©r 3 eugnifje bes SJialerpinjels. Denn barüber mirb 
mohl taum ein 3 ®eifel bejtehen, bah kie tleinjte 
Driginalarbeit, beifpielsmeije eines Pabierers, 
einen, fünftlerifd) genommen, mertoolleren Pefih 
barjtellt als bie nod) jo oollenbete med)anij(he 
Peprobuttion eines ©emälbes. Seit bie pi)oto= 
graphie bieje Pufgabe übernommen hot, begann 
jid) bie 3*eube an Pabierungen um ihrer 
jelbjt millen in erfreulicher PSeije 311 heben, unb 
menn nid)t alles trügt, fcheint bie 51uuft ber Pabier= 
nabel oor einer neuen Plüteperiobe 3 U jtehen. 
Ober oielmehr, bieje neue Plüte 3 eit hat bereits 
begonnen. Pn allen ©den unb ©nben begann es 
jid) 3 U regen. Pon bem neuerbings mieber j^affens= 


freubiger beaderten Selbe biejer Äunjtgattung 
marb uns bereits eine töjtliche ©rnte. 9Par 
ftlinger, ben Hermann Strud mit Pedyt „ben 
unbejtrittenen ©rohmeijter ber mobernen ©ra= 
phit“ nennt, 3Par fiiebermann, oon bem ber= 
jelbe Plaler jagt: „Puf ber Spihe feiner Pabier= 
nabel 3 udt ber Pero bes lebenbigjten £ebens," 
51ätl)e üollmih, ©mil Drlit, 3o3ef 3^aels, 
©bmarb 9Pund), Pnbers 3orn unb, last not least, 
Selicien Pops h°keu uns prächtige Pabierungen 
bejd)ert. 

Pud) bei ben jüngeren ftünjtlern mächjt bie 
Porliebe für Äupferplatte unb Pabiernabel, unb 
unter ihnen oerbient PSalter 51ühne als ein oieb 
oerjpred)enbes Dalent mohl eine befortbere PSürbi^ 
gung. 

PSalter Äühne ijt ein Stinb bes alten Perlin, 
jenes Perlin, bas oor bem unmiberftet)lid)en Pm 
jturm bes mit fajt ameritanifd)er Scfjnelligteit jid) 
ausbreitenben Stäbteungetüms an ber Spree mel)r 
unb mehr oer jd)minbet unb nur nod) am malerifd)en 
Strögel, in ber altüäterifd)en Sifä)erjtrahe unb in 
ber engeren Umgebung bes Patl)aujes einige oer= 
mitterte unb altersfd)mad)e 3 eugen 3 urüdgelafjen 
hat. Schon auf ben Sd)ulbünten bes ©rauen 
5tIojters mad^te es bem jungen $ant me ^ r <ß ers 
gnügen, bie ihn umgebenbe PSelt mit flüchtigem 
Stifte aufs Papier 3 U bannen, als jid) in bie Iängjt 
oerfchmunbene PSelt ber ©riechen unb Pömer 311 
oerjenfen, mie jie jid) in ber Darstellung gelehrter 
Philologen 3 U 3 eigen pflegt. Pud) bie mit Para= 
graphen unb Drodenljeit jo reichlid) oerjehene 



PSalter 5tühne Sommer 














Dämmerung am Sd)äferteid) 


(Stimmung aus Venebig 


faft japanifd) anmutenben Vertiefung in ein 3 elne 
Details unb in ber fid)eren, lebenfprüfjenben 
Linienführung bietet er Leitungen, bie jebem 
Kunftfreunbe, ber bas rein Künftlerifd)e unb bas 
Ded]nifd)e in einem VSerte 311 fcßäßen meiß, eine 
ehrliche $reube bereiten muffen. Dabei ift Kühne 
in ber VSahl feiner Sujets, bie er nteift birett nad) 
ber Vatur auf bie glatte bannt, burd)aus nid)ts 
meniger als engherzig. (Sin fcßön gefd)mungener 
Vrüdenbogen; bie mud)tige VSölbung eines Xtber= 
gangs über bie füllen fluten eines Kanals; bie 
fcßlante Kraft eines mobernen Vautrans ober bie 
zierliche Schönheit eines Vlüten 3 meiges genügen, 
um ihn gur Sd)affung eines tleinen, liebeooll aus= 
geführten Kunftmertes ju begeiftern. 9Jtit be= 
fonberer Vorliebe entnimmt er feine Sujets ber 
füllen, oerfonnenen Schönheit bes märtifd)en 
Lartbes unb ber beutfd)en Kiifte, ber prangenbett 
<F>eiterteit bes Sübens unb ber oerfd)toinbenben 
Draulid)teit AlüVcrlins. (Sin prädptiges Vlatt ber 
Ungenannten ^trt hat bas Verliner Kupferftid)= 
tabinett unter anberm jüngft erroorben. 

Dabei ift er gegen fid) felbft oon unerbittlicher 
Strenge. V3as ihm nicht auf ben erften VSurf ge= 
lingt, toirb enbgültig beifeitegelegt. Drude, bie 
in irgenbeinem Detail feinen Anfprüdßen nicht 
gered)t toerben, bie aber gemiß bas ßntjüden 
ntand)es Sammlers bilben mürben, merben un= 
barmherzig ßerriffen. Am liebftcn arbeitet er mit 
ber Aabiernabel, aber aud) föftliche Sd)abe= unb 
Aquatintablätter l) a t er gefchaffen. Unb neuer* 
bings aud) gelungene Verfud)e mit bem <rjol 3 = 
fd)nitt angeftellt. 

(Sine neroenerquidenbe Aul)e liegt über alle 
feine Schöpfungen ausgebreitet, eine Auße, bie 
ihren ©runb hat in einer fouoeränen Veherrfd)ung 
aller ted)nifd)en Vüttel unb in einem faft Lieber* 
mannfchen ©efüßl abfoluter VSur[d)tigteit gegen* 
über irgenbmeld)en Sd)ulen, Strömungen, Äid)= 
tungen unb Urteilen. 

Seit 1906 befd)idt er regelmäßig bie ©roße 
Verliner Kunftausftellung. (Srft für 3 Üch mar eine 
größere An 3 al)l feiner 2Berte im ißofener Kaifer* 
fyriebrich=Vtufeum 3 U feßen. £>ßne $rage mirb 
VSalter Kühne nod) oon fid) reben machen. 


Aed)tsmiffenfd)aft, ber er fid) fpäter mibmete, oer* unb bie einfachften Vlätter mit einem töftlid)en 

mochte nid)t, ihn ber ^^ube an ber Schönheit ber Stimmungs 3 auber 3 U erfüllen. Vefonbers gut 

Linie abfpenftig 311 mad)en. Unb mährenb er mit liegen ihm lanbfd)aftlid)e Sujets, unb in ber 

blißenbem tocßläger mand) blutigen Strich burd) lebenbigen VSiebergabe belaubter Väume, in ber 

bie Vaden feiner Kommilitonen 30 g, bebedten fid) feinen Vehanblung ber Luft, in ber 3 arten An* 

aud) feine Sti 33 enbüd)er mit flott' ßingemorfenen beutung ber leife oerfchmimmenben $erne, ber 

Strießen, aus benen fcßon bamals eine ungemößn* plaftifcßen VSiebergabe bes mählichen 3 urü( ^ 

liehe ©eftaltungsfraft fprad). Aber erft, naeßbem er meid)ens bes £>intergrunbes, in ber liebeoollen, 

fid) mit gutem Junior ben Dottorl)ut utriusque juris_ 

ermorben unb feine 3 eid)nerifcßen Verfud)e gran 3 £ 

Lippid) 3 m Veurteilung oorgelegt hatte, gab er 

fid) gan 3 ber Kunft ber Linien unb ber Farben hin. ■ 

Lippid) mürbe fein Lehrer, unb menn ber junge 
Künftler aud) tuqe 3<üt in ber Atabemie Julien 

3 U ^Saris arbeitete, fo oerbantt er bem ©ßarlottem 4 

bürget Vteifter bod) oöllig feine tünftlerifd)e Aus* 

3 n ber erften 3 eit mibmete er fid) gan 3 ber 
Kunft bes 3eid)enfüftes unb bes Vtalerpinfels; 

Kupferplatte unb Vabiernabel blieben ihm 3 unäd)ft A f 

nod) ein geßeimnisoolles Vtpfterium. Aber früh * 

fd)ott regte fid) etmas in ihm, bas il)n unmiberfteß* 
lief) 3 m Vabierung, biefer oornehmften Ltrt ber . 

Scßmar 3 meißtunft, ßin 3 og, unb als er fid) bann i- 

bei einem Aufenthalt in 3 talien in bie Ieud)tenbe 

fyarbenglut bes Sübens oerfeßt fal), als biefer wk'* \ 

finnoermirrenbe $arbenreid)tunt 3 U immer neuen 

garbenmifeßungen 3 mang, ohne baß es ihm ge= ■fWfilrWrF 

lungen märe, biefen tompÜ 3 ierten Vuancenmirrmarr ^'JEM'UaL 

ber Vatur fo 3 U treffen, baß es ihn befriebigt hätte, Hl 

ba ertannte er, mo feine eigentlid)e Stärte lag. 

(Sr oertaufd)te Farben nnb $infel mit Aßgrunb, ' ;jy 

Aabiernabel unb Sdßaber. 3unäd)ft nod) ein s 

menig im geheimen, benn er traute fid) nicht redyt, fl 

^ran 3 Lippid), feinem geftrengen Lehrmeifter, ijL 

biefes neuerlid)e Umfatteln 30 offenbaren. Dies a 

gefd)ah erft, als bas VSert fo meit gebiehen mar, baß H 

es ben jungen Vteifter loben tonnte unb er feinem 

Lehrer faft Vollenbetes oor 3 ulegen oermod)te. W 

VSer Kühnes Aquarelle unb £)Iftubien gefehen 

unb feinen Aabierungen gegenübergeftellt bat, _ _ innKmi 1 - m ä 

fieht fofort, baß feine Stärte in ber Äabierung •■l 1 ! f r 

liegt unb biefe Ded)nit fid) am milligften feinen 

tünftlerifdßen Intentionen leiht. (£r meiß mit einer " 

munberbaren Si^erßeit bie Aabiernabel 3 U führen Die Virte 








































762 


Xtber £anb unb 9Keer 


1911. 9hr. 29 


X)te »dk ©taitre ©otbeau 

(2Iutorifierte UberfeRurtg aus bem iRoIIänbifRen oon ©. D tt en) 


QlrüRer, es ift nun fRon brei ober oier 3aRre Rer, 
ö batte Re fiR oor iRm gefürstet, feRr gefürstet, 
bann touRte fie, toemt er tarn, nid)t, tote Re fRnell 
genug ben ScRnaps oor iRm oerfteden follte, ber 
bamats fRon eine groRe ©olle in iRrem ßeben 
fpiette ... Cr Ratte es oon Anfang an empfunben, 
baR bas ein fRlimmes ©nbe neRmen toürbe, unb 
biefer ©ebanfe maRte iRn geregt, ja oft fogar 
tobestraurig. Die <SRe mit ber bleiRen, begene* 
rierten grau, in bie er fiR an einem tollen $aager 
Kirmestage oerliebt Ratte, xoar fein Unglüd ge* 
toorben. Ger, ber frifcRe, gefunbe unb oon über* 
quellenber ßebenstraft ftroRenbe ©tarnt, füRIte fiR 
burR bie feltfam=geReimnisoolle 2tngieRungsfraft 
ber Kontrafte gu ber fcRtoäcRIi<Ren, fRleRten, 
ReuRlerifRen ©rifette Ringegogen. Sie toar 
anbers als bie anbern ©täbRen feiner ©etannt* 
fRaft, unb bas reigte iRn. Die blonben ßödRen 
ihres toelligen Haares, ber ScRleier, ben Re über 
bem anämifcRen ©efiRt mit bem burRfiRtigen 
Deint trug, iRre totettdrippelnben SRrittRen, 
iRre bamenRaften ©tanieren, bie eigenartig beRut* 
famen ©etoegungen, toomit Re bas ©läscRen 
ScRnaps austran!, bas er für fie beftellt Ratte, bie 
2ftt unb ©Seife, toie fie, auf ben SpiRen iRrer 
lädierten SRuRe geRenb, bie ©füRen mieb .. . 
bas alles imponierte bem ettoas roR oeranlagten 
©tenfcRen aus bem ©tittelftanb, flöfete iRm eine 
%xt eRrerbietiger ©ereRtung ein unb toirfte auf 
iRn toie ein fRtoüIes, beraufRenbes Parfüm. 

Unb fo Ratte er fie oon Anfang an auf ein 
©iebeftal geftellt, bas fie nicRt oerbiente. £tls er 
fie gu feiner ©lütter geführt, Ratte bie bide ©SafR* 
frau ein ettoas fonberbares ©eRcRt gemacRt. Die 
alfo füllte iRre SRtoiegertoRter toerben? ... unb . 
fie beRanbelte bie „©raut" feRr füRI. 2lls 2tnt* 
toort barauf benaRm biefe fiR natürliR gang be= 
fonbers lorrelt unb affeltiert, unb als fie fort toar, 
Ratte bie ©lütter fRnell bie Dür ber «einen Kammer 
geöffnet unb mit einem feRr auffälligen ©ebaren 
„©uR!“ gemaRt... ©ine ber SRtoeftern Ratte 
gefagt,baR es iRr toirtliR gang fcRlecRt fei oon bem 
©erucR'. „©rifette" Ratte nämlidR bie ©ngetooRn* 
Reit, fiR Rar! gu parfümieren mit billigen, füRliR 
tieRenben Parfümen, unb gu bem erften ©efuR, 
ben fie ber Familie iRres greiers abftattete, Ratte 
fie fid), in ber 2tbfiRt, bie Kluft red)t beutlicR füRI* 
bar gu maeRen, hoppelt unb breifacR bamit begoffen. 

2ftt jenem 2tbenb toar bie ©lütter noR auf, als 
©eter Reimtam. Sie naRm iRn beifeite unb fragte 
iRn, toäRrenb er feine SRale Kaffee austran!: 

„Sag mal, ©eter, mein 2Rnge, Raft bu nun 
toirtlicR bie 2lbfiRt, biefe ©erfongu; heiraten? 
So bumnt toirft bu boR Roffentlid) rtid)t fein?" 

Da Ratte ©eter feine Kaffeetaffe auf bie Unter* 
taffe geftellt, baR es «irrte, unb feine ©lütter mit 
buntetnben ©«den angefRaut. 

„Unb toas Raft bu benn gegen fie eingutoenben?" 

Da begriff bie ©lütter — mit bem feltfam 
feinen 3nftin!t, ben nur ©lütter befiRen —, baR 
es oergeblicR fein toürbe, bagegen oiel gu fagen. 
Sie Ratte niemals ©RilofopRie ftubiert, bie gute 
bide ©ßafRfrau, aber fie füRIte boR feRr tooRI, 
baR jeber ©ßiberftanb Rier nur bas ©egenteil be= 
toirten ntüffe. ... _ rr , 

„9lein," fagte fie, toäRrenb fte ftR gum SRlafen* 
geRen anfRidte, „i(R fmbe bas ©täbRen feRr nett, 
aber ob fie für bicR geeignet ift, mein 3unge, bas 
ift benn boR eine anbre SaRe ..." 

„Unb toarum benn niRt?" ftieR er Reroor. 
„©Seil fie bie ©Sett.tennt? ©Seil fie anbers ift als 
Drine unb ßene? ©ennft bu bas ettoa oer!eRrt? ... 
©un, bann fage iR bir, baR Drine unb ßene fid» 
ein23eifpiel an iRrneRmen follten, oerfteRft bumid) ?" 

Unb er gitterte oor 2But. Damals toar ©eter 
finnlos oerliebt in feine Antonie. Unb toieberum 
empfanb es bie äRutter, baR fie am beften baran 
täte, fid) gang einfad) gu fügen. / / 

„SBenn bu nur glüdlicR totrft, metn Kmb," 
fagte fie. „Du bift alt genug, um für bid) feibft 
gu forgen..." 

Unb bamit enbete bas ©efpräd). Die äRutter 
aber füRIte, toie iRr bie Dränen in bie klugen 
traten, fobalb fie allein toar. Sie tonnte fid) eigent* 
IicR gar nid)t erfiären, toarum fie fo bitterlicR be= 
trübt toar. ßtber in iRr lebte bas unbeftimmte 23e= 
touRtfein, baR iRr guter Sunge feinem Unglüd 
entgegenginge unb baR fie bem macRtlos gegen* 
überftänbe. ' , 

Unb toäRrenb ber ©erlobungsgett oon ißeter 
unb 2lntonie gefcRaR no(R ettoas anbres. 


©r, ©eter, Ratte einen Kameraben, mit bem 
er gang befonbers befreunbet toar. 

Unb ber Ratte mit nüchternen 2Iugen, mit 
tüRler JDbjeitioität gefeRen, toes ©eiftes Kinb biefe 
„©raut" eigentlich fei, unb eines fcRönen Dages, 
als fie gufamnten aus bem ©efcRäft tarnen, Ratte 
ber Kamerab — toas er fonft nie gu tun pflegte — 
i^eter gebeten, er möcRte ein ©las ©ier mit iRm 
trinten. 

„9la ja," fügte er Ringu, als ©eter iRn mit er* 
ftaunten, nicht oerfteRenben 2lugen anfaR, „id) 
möcRte bir gern mal toas fagen." 

Unb ffe gingen gufamirten. 

Unb nun fd)üttete ber Kamerab, gang blaR oor 
2tngft, baR ber anbre toütenb toerben tonne, fein 
§erg aus, fragte iRn, ob er ficR aud) tooRI er* 
funbigt Rabe ... ob er alles genau toiffe ... nicRt 
ettoa, als ob er 2tntonie ettoas anRängen toolle ... 
aber fie feien bocR nun einmal fo gute f5fteunbe... 

Unb ©eter, totenblaR oor oerhaltenem 3orn, 
gaRlte fein ©ier, ftieR ein paar toütenbe 2Borte Rer* 
oor unb ging. 

Dem Kameraben tat bas aufrichtig leib ... er 
gudte bie 2ld)feln: 9ta, toenn ber 9Jienfd) nun ein* 
mal ni^t Rören toill... 

Kurgum, ba toar nichts gu madhen. 

Der arme, groRe, ftarle, gornige ©eter faR 
nicht, baR er fidj eines jener früRreifen, oerborbenen 
9JtäbcRen ins §aus Rolte, für bie bas ßeben, 
fcRon lange beoor fie als grau betrachtet toerben, 
teinerlei ©eReimniffe meRr befiRt, bie, fobalb bie 
ßidjter auf ber StraRe unb in ben ScRaüfenftern 
angegünbet finb, Ströme oon ©arfüm unb trip* 
pelnben Schritten augengrointernber grauen in bie 
StraRen bes 3 en trums tragen unb baburd) bas 
abenblidje ©roRftabtleben für bie bartlofen 3üng* 
linge, bie fidh Rineintoagen, fo gefäRrlicR geftalten. 

^re §od)geit toar prunfooll. einer oor* 
neRmen KutfcRe, mit gefcRliffenem Doilettenfpiegel 
barin, gu ber oorneRmen Stunbe bes oorneRmen 
„aJtitttoocR". Sie trug fogar einen ScRleier mit 
Otangenblüten, unb unter bem ScRleier gtointerte 
fie ben SOlenfcRen auf bem Stanbesamt totett gu, 
ob bie nicht fänben, baR fie eine reigenbe ©raut 
fei. Unb in bem 2lmtsgimmer Rielt fie fid) in einer 
getoiffen ©ntfernung oon ben anbern ©räuten 
oRne Sd)leier, bie iRre biden £änbe in einfache 
baumtoollene $anbfd)uRe gegtoängt Ratten. 

Unb er, ©eter, ftanb ba in feinem nagelneuen 
fcRtoargen 2lngug, ftraRlenb oor ^reube, mit 
einem ftolgert ßäcReln auf ben ßippen. ©r Rielt 
iRre fein beRanbfcRuRte §anb in feiner Rechten 
unb tonnte fid) nicht fatt feRen an bem fd)Ianten, 
gragiöfen, reigenben ©üppd)en ... Unb er emp* 
fanb eine geroiffe ©RrfurcRt oor feiner eleganten 
©raut, ©r tarn ficR im ©ergleid) gu iRr plump, 
fteif unb bäurifcR oor. SCRit iRren gefcRidten ginger* 
cRen banb fie iRm feine toeiRe Kratoatte, unb er 
toagte ficR taum nod) gu rüRren aus lauter 2lngft, 
baR er iRr SBert gerftöten tonne. 

So heirateten fie. 

Unb an bem Dage begann fein Unglüd. 

■; 2lus ber feinen, gragiöfen ©rifette toürbe eine 
unorbentliehe, fcRIampige ^rau. 3n bem grellen, 
mitleibslofen DageslicRt faRen iRre traufen, tünft* 
IicR gebrannten §aare gelblich, farblos unb RäRlicR 
aus, iRre 3^9^ Iran! unb oerlebt unb iRre 2lugen 
toie oerlof^en. Unb fie toar faul unb bequem, 
mieb jebe RäuslicRe ßlrbeit. Des Borgens toar 
fie nicht gum 2tuffteRen gu betoegen, fie oertoaRr* 
Iofte alles unb toar gleidjgültig gegen alles, toas 
fonft ben Stolg einer tüchtigen RolIänbifcRen £aus* 
frau ausgumadhen pflegt. 

©r, ber ©eter, toar feRr unglücKicR. 

2lber.... fie fürchtete ficR oor iRm. 

©inmal Ratte er, als er fie babei ertappte, 
toie fie ScRnaps aus einer «einen SlafcRe tränt, 
bie fie, als er tarn, rafcR in iRrer iRodtafcRe oer* 
fdjtoinben lieR, bie breite, rote, beRaarte §anb 
gegen fie erhoben. Sie oerfucRte, ficR gegen iRn 
gu toeRren. 2lber ba toar feine eifenRarte gauft 
auf iRren mageren, fcRmalen iRüden niebergefauft, 
fo berb, baR er felber oor ber 2BucRt erfdjrat. . . 
unb toeinenb unb ftöRnenb Ratte fie ficR in einen 
2Bintel oertrocRen. 

©on bem 2lugenblid an Ratte er fie gang in 
ber ©etoalt. Der frifcRe, terngefunbe, unoerborbene 
Arbeiter beRerrfcRte bas allgufrüR oertoelfte Kinb 
oon ber abenblicRen StraRe oollfontmen.. . 

©r Ratte jeRt begriffen. 

Unb fie fünbigte im geheimen .... • Sie toanbte 


taufenb Kniffe an, um iRn gu befteRIen. Sie 
Ratte iRre f^lafcRe in einem SBiniel oerftedt, too 
er fie niemals fucRen toürbe, fie Ratte — noch aus 
früheren 3eiten — eine Heine greunbin irgenbtoo 
in einem fcRtöüI parfümierten 3tTrmter, bei ber 
fie iRren ScRnaps tränt, oRne baR er es touRte. 
Sie Ratte nicRt ben ©lut, es mit iRm aufguneRmen, 
fie fürchtete ficR oor iRm. 

©is . .. 

©is eines Dag es ein unbetannter Arbeiter an 
iRre Dür Hopfte unb fie mit blaffem, ernftem ©e* 
fidjt gu fprecRen toünfcRte. 

©or iRrem ^äusdhen ftanben fRon fünf, fecRs 
©acRbarinnen, alle feltfam erregt. 

Der Arbeiter gitterte, touRte nicRt recRt, toie 
er feinen ©ericRt eintleiben follte, unb er ergäRIte 
iRr enblid) in abgeriffenen ©Sorten, toäRrenb er 
an feinem laute, baR ©eter oer* 

unglüdt fei... es fei nicRt gar fo fcRlimm, aber 
bemtocR ... 

Unb fie begann gu fcRreien, rannte treifcRenb 
Rinaus unb trug eine unnatürlich toilbe ©ergtoeif* 
Iung gur Schau... 

©tan muRte fie in bas §aus einer ©adjbarin 
tragen unb iRr bort ben Kopf unb bie ©ulfe mit 
belebenben ©ffengen einreiben. 

©eter lag im $ofpitaI. ©lonatelang. Sein 
©rotRerr unterftüijte bie ^amilie. 2ln ben ©e* 
fud)stagen ging ßlntonie gu iRrem ©lann. §in unb 
toieber naRm fie iRm eine Orange ober bergleicRen 
mit. ioar fie £err im ^aus. 

Unb iRr ältefter, beinah breigeRnjäRriger 3unge 
toar iRr ©benbilb. ©r Ratte iRre grauen, unruhigen, 
lauernben ©ugert, iRre Stumpfnafe, er fei iRr 
„toie aus bem ©efidjt gefcRnitten," fagte ein jeber. 
Unb aucR in mancher anbern £jinfi<Rt glich er iRr; 
er machte ficR, fo «ein er toar, lein ©etoiffen bar* 
aus, ©tutters Schnapsglas gu „tippen", toenn fie 
es Ralb ausgetrunten Ratte. Dann toürbe fie 
toütenb unb oerfeRte iRm, toenn er in iRre ©äRe 
tarn, eine ORrfeige, bie für geRn gelten tonnte. 
2lber heimlich Ia<Rte fie bennodh über ben Dauge* 
nichts, bem fie fidh inftinttio fo gang oerroanbt 
füRIte ... in bem ßungen ftede toas ©raucRbares. 

©r Ratte bas übrigens fRon meRr als einmal 
betoiefen. ©is jeRt Ratte er alles, toas er über bie 
Seite gu bringen oermoRte, feiner ©lütter ge* 
geben. Sie ertannte bas bantbar an ... 

* 

Unb bann eines Dag es toürbe ©eter aus bem 
§ofpitai nach §aufe gebraRt, naR aRt ober neun 
©lonaten, ein gebroRener, oerlorener ©lann. 

©laRtlos lag er ba in feinem alten ßeRnftuRl, 
nur ber blaffe, abgemagerte Kopf neigte fid) er* 
mattet gur Seite, toenn er lange 3eit auf einen 
©untt geftarrt Ratte. Dann Ringen feine ßippen 
fRlaff Rerab, unb ber SpeiRel floR iRm aus bem 
©tunbe unb auf feinen toollenen SRlips . . . 

„SRmuRfint," fagte ©ntonie aisbann, unb 
toütenb ftieR fie ben Kopf bes armen ©atienten 
auf bie anbre Seite... 

Dann faR er fie mit feinen matten, tiefliegenben 
2lugen fRtoeigenb an, nur Ralb oerfteRenb. 

Sie, 2tntonie, feine i^rau, räRte fiR jeRt. 

3n einer getoiffen ©ntfernung oon iRm ftellte 
fie fiR bann auf mit einem Schnapsglas in ber 
£>anb, tangte umRer, fuRtelte iRm mit bem ©Iafe 
oor ber ©afe Rerum unb grinfte iRm entgegen: 

„ s Jla, toillft bu auR 'neu Dropfen?" Unb bann 
tränt fie iRm gu unb rief: „©rofit!" 

©r fRIoR bie 2tugen, ba er troR feines faft oöllig 
erlofRenen ©etouRtfeinö noR genug ^eftigteit be* 
faR, um ben Untergang feiner gamilie niRt feRen 
gu toollen. ^ ^ 

Unb bann Rabe iR tinen jungen ©artbiten, 
ber bes oerruRteften ©inbruRes befd)ulbigt toar, 
oor ©eriRt erfReinen feRen. ©inen groRen, mage* 
ren, lang aufgefRoffenen ©engel mit grauen, 
lauernben 2lugen unb einer RäRIiRen Stumpfnafe. 
©inen jener gefäRrliRen StraRenräuber unfrer 
Dage, bie fiR aus ben ßegionen oon Dagebieben 
retrutieren. 

©in junger ©inbreRer toar 2lntoniens ßtltefter. 
Unb als iR iRn auf ber 2lrt«agebani ©IaR 
neRmen faR, baRte iR an einen oorgeitig gealterten, 
Rilflofen, gebroRenen ©lann, ber jeRt in feinem 
groRen Unglüd oon ber fRon ergrauten, mittler* 
toeile gang tierifR getoorbenen ©anbitenmutter 
gequält toürbe, oon ber parfümierten fRaager 
©rifette oon einft.... 




^inber in ber 0onne 

einem ©ernälbe non Submig 

















764 


Über £ctnb urtb SJleer 


1911. 9tr. 29 



geftplafc mit ber £alle für populäre §pgierte 





Die 3nternationale $i)gtcue= 
ausftelluitg in Dresden 1911 

23on 

^3rofeffor Dr. (Earl ßubrotg <3d)Ieicf) 

f&5 roirb allzeit ein 9M)mesbIatt in ber ©e» 
VL/ fd)id)te ber ©eifteswiffenfd)aften für bie 
9 Jlebi 3 iner bleiben, baf 3 in if)nen oon jeHer ein 
mächtiger ibealiftifd)er Drieb am SBerle roar, 
gleid)fam ben ©oben ab 3 ugrafen, auf bem il)r 
9 Bei 3 en blühte, nämlid) unter allen Umftänben 
bie 23ebingungen 311 oertünben, unter toelcben 
ürantljeiten oemteibbar toerben. 2 ßo tft biefer 
fd)öne fo 3 iale 3^9 beifpielsweife bei ben freien 
Herren Kollegen oon ber juriftifd)en gatultät, 
ber fiel) etroa in ber ©riinbung eines Vereins 
3 ur 93erl)ütung ber $ro 3 effe in analoger 2 ßeife 
tunbtun müfjte, ober bei ben Herren 2 trd)itetten, 
bie fid) 3 ur ©infcHräntung ber 23aufpetulation 
3 ufammentun tonnten, um aus rein ibealen 
©efid)tspuntten heraus, über ipr materielles 
Sntereffe I)tnweg, ber ©efamtfjeit 3 U bienen? ©s 
Üt wal)r, bie »leb^m l)at bie Spgiene gefd)affen, 
um leiben 3 U oer!)üten, o©ie jebe s llüdfid)t auf ben 
natiirlsd)en Ausfall itjrer $eiltätigteit; fie Hat 
fid) bamit als bie [o 3 ial[te aller 2 Biffenfd)aften 
an bie Spitje aller Humanitären 3been ber 9teu= 

3 eit gel)oben, itjrer uralten Drabition gemäfe, 
ben Dienft ber äRenfd)Heit über alles Sonber» 
intereffe 3 U ftellen. 

©erabe bie beutfd)e SP 7 ebi 3 in Hot ben Soweit» 
anteil an biefem innerHalb fünf 3 ig 3at)ren 3 U 
erftaunlidjer £öHe unb Diefe entwidelten liefen» 
bau. Sleiblos toerben uns in biefem Streben 
bie anbern SBölfer bas 9ted)t 3 ugefteHen, als 
e r ft e eine internationale 2 lusftellung ber 
§pgiene in größtem »taHftabe 30 inf 3 enieren 
als eine fid)tbare Stätte biefes getoaltigen 
internationalen StBettbewerbs um bie ©rHaltung 
unb bie Hebung ber Kultur eines gefunben, 
leiftungsfäHigen unb bamit lebensfroHen äTteu- 
fd)engefd)Ied)ts. Das fd)öne Dres» 
ben, unb nod) ba 3 u einer ber Herr* 

Iid)ften fünfte biefer ©artenftabt, 
bie SRitte bes toeltberüHmten 
großen ©artens, bie §erfulesallee, 
oom itönig oon Saufen für ben 
HoHen 3 n>ed bereitwillig^ über» 

Iaffen, foll ber SiH biefer gran» 
biofen 23eranftaltung eines ^ 3 an= 
oramasüberbiegefamteSeiftungs» 
traft aller 23eftrebungen 3 m ©e= 
funbHeit ber 23ölter unb bes 
©iit 3 eIinbioibuums toerben. ©s 
wirb, bas tarnt man oHne jebe 
Hberfd)toengIid)teit oorausfagen, 
ein DriumpH für bas moberne 
^Srieftertum ber SRenfcHHeit, für 
ben $tr 3 teftanb unb für alle bie 
3nbuftrien unb 2Biffenfd)aften 
toerben, bie fid) unter feiner güH» 
rung ber über alles ©rroarten 
probuftioen 3 been 3 ur 93erbeffe= 
rung ber Sehens» unb ©rnäHrungs» 
bebingungen bemäd)tigt Hoben. 


Der fcl)tx)ei 3 erifcf)e Sanbespaoillon 


3nnenanfid)t aus ber §alle für 2Infieblung unb 9BoHnung 


Der SportpIaH ber Dresbner §pgieneausftellung 
£ints bie Ejalle für Sport unb itleibung; redjts bie für SRaHrungs» unb 


2Bie Herrlid) ift bie Saat ber brei großen Säe» 
männer aufgegangen: $afteur,5tod), Sifter! 3ebem 
ein 3 elnen gab bas ©efd)id ein gülll)orn bes Segens 
in bie £anb. ^afteur, bem unoergIeid)Iid) genialen 
ScHöpfer ber grmtblegenben 3beett moberner 
Siologie, 5tod), bem roiffenfdjaftlidjen 2ßfab» 
finber einer Herrlid)en 3Jtetf)obit 3 ur ©rfd)affung 
gleid)fam einer 23otanit ber Äleinlebewefeit, unb 
Sifter, bem glüdlid)ften oon allen, bem 23ollftreder 
unb Hmfetjer biefer ©ebanten in bie Dat: bie 
Sebensrettung oieler unge 3 äHlter Daufenber feiner 
9Jtit= unb 9tad)menfd)en! 

So toirb bie urtbefdjreiblid) grofj 3 ügig an» 
gelegte 2tusftellung, beren ©runbibee man tooHl 
ber ©nergie unb bem SBeitblid bes großen Drgani» 
fators Signer oerbantt, einen 23lid auf bie granbiofe 
©rnte geftatten, toeld)e füHrenbe ©eifter aller 
Nationen oorbereitet Hoben, ©s muH befonbers 
freubig begrübt toerben, bafc ben ©mäHrurtgsfragen 
unb bem Sport, fotoie ber ftultur bes Selbes ein 
breiter Spielraum gegeben 3 U fein fd)eint. 2Birb 
bod) 3 um erften SOtale Hier bie oft geforberte 3&ee 
eines „Sportlaboratoriums“ oenoirtlid)t 3 ur 23e» 
urteilung aud) ber Sdjäbigungen, toeldje eine oer» 
breitete Sportmanie nad) fid) 3 iel)t. 9Birtfd)aftIid) 
oon größter Tragweite toerben bie 2 lusftellungen 
ber StaHrungsmittel, ü)rer Preisbewegungen unb 
ber Stala iHres toirtlid)en SBertes barftellen, 
unb oiel Klärung ertoarten toir oon ber tos» 
metifcHen 2Iusftellung, biefem Dummelplat) ber 
91etlame roertoollfter unb — nuHIofefter SJlittel 
unb 90titteld)en. §ier toäre es im 3 ntereffe ber 
23elel)rung oon größter 2Bid)tigteit, toenn ein» 
mal ber 21 erfud) gemad)t toiirbe, ben ©influH 
einer ausgiebigen tapitaliftifd)en 9tetlame auf 
ben Vertrieb tosmetifd)er Präparate feft 3 uftellen, 
gan 3 gleicH, ob bas Mittel oon toiffenfd)aft!id)em 
2ßert ift ober nid)t. So etwas toie eine ^3fpd)o» 
logie ber 9tetlame toäre ein bantbares jtapitel 
3 ur ©efd)id)te ber menfcHIid)en unb Hpgienif^en 
DorHeiten. 

©ins aber oermiffe id) in ben 33ortataIogen 
3U biefer ^pgieneausftellung: bas ift ein ^ßa= 
oillon 3 ur Demonftraüon ber internationalen 
griebensbeftrebungen. Die äJtaf}» 

-—| nal)men 3 ur 23erHütung oon 23er» 

leHungen,Unglüdsfällen,Setriebs» 
ftörungen unb fo weiter finb ba; 
geHört aber nid)t bie 23erHütung 
bes Krieges mit feiner berufs» 
mäHigen 23ernid)tungsepibemie 
oon äRenfd^enleben in bie erfte 
fiinie X)t)gtertifd)cr 23orbeugungs= 
maßregeln? ©erabe ber inter» 
nationale ©Haratter ber 2 tus)tel= 
lung unb bie Datfadje, baH ber 
D eutf d) e Äaif er j e läng er b efto meHr 
als ein £jüter bes griebens wirft, 
gäbe biefer 23eranftaltung genü» 
genb 9Jtotiüe,aud) einmal ben inter» 
nationalen 3 'nebensgebanten in 
feiner HiftorifcHen ©ntwidlung unb 
feinen 3 uftmft< 5 cHancen ben 58e» 
fud)ern einer 2 lusfteIIung 3 ur 21 n= 
fd)auung 3 U bringen. 23ieIlei(Ht 
ift es nod) 3 ett> biefem ©ebanten 
eine tleine Stätte in ber 9teiHe 
©enufpnittel ber 9tiefenpaoillons 3 U gönnen. 













5001 



5llbanifd)e 9 Jläbcf)ert bes fatbolifcben SDtirbitem 
ftammes in Sfutari 


äRobammebanifcbe fernen aus Sfutari 


Dppen aus Albanien 


Der albanif^e Orient. $on Dr. ©. 3äcH)=$eiIbronn*) 


'TN er albanifd)e Orient? Das 
Aj fdjeint ein 2 Biberfprud) in 
fid) felbft gu fein: Albanien liegt 
in (Europa als ber nabe ©ren 3 = 
gegner oon ©riedjenlanb roie 
oon äftontenegro unb als ber 
weitere 9lad)bar für Ratten toie 
für Ofterreid). Der Orient aber 
roill unter ber afiatifd)en Sonne 
leuchten. Unb bod): burd) gan 3 
Xürfifd)=9lfien binburd) bdbe id) 
nicht fo reiche eigne „orientaIifd)e“ 
grarbenbuntheit unb fo alte, ur= 
fprünglidje „orientatifdje“ Sittern 
art erlebt roie int albanifchen 
9Hpentanb mit feinem burd) Serge 
oerfchloffenen unb in Dälern ge= 
lagerten Durcbeinanber unb 
©egeneinanber oon mohamme= 
banifchen unb d)riftlid)en 5IIba= 
nefen — römifdt)atholif<f)er roie 
grieebifd) = fatboüfd)er ftonfeffion 
— unb mit feinen gegifd)=norbi= 
feben unb tosfifcb=füblid)en Dia= 
leftbifferen 3 en innerhalb ber ab 
banifd)4nbogermanifd)enSprad)e. 

Sehen Sie bie albanb 
feben 9Jiäbd)en besfatbo= r — —^ 
Iifd)en-9JUrbitenftammes 
in ber Stabt Sfutari 
am t^briaüfeben 9Jieer: H 
btefe d)riftltd)en ’ 3 ung= 
frauen finb nod) mehr jlH 
oermummt, als je eine 
Dürfin es fein fann, unb 
fie 3 U erfennen toirb als 


faum geringere Sdjanbe emp= 
funben roie bei ber türfifeben 
Emremsoerborgenbeit. Die fatbo* 
lifdjen ©befrauen & es ftäbtifeben 
ittlbanefen genießen etmas mehr 
£uft unb Freiheit in ihrer aber 
bod) aud) alle formen oerbüllem 
ben Drad)t, bie fie auch in ber 
Kirche oon ber männlichen Hälfte 
ber Seoölfermtg trennt. 

Slud) bie mobammebanifd)e 
‘illbanefin ber Stabt oerfebroinbet 
in ber plumpen 9lunbung bes 
oielfarbigen, roeitbofigen ©e= 
xoanbes: bes SJtannes (Egoismus 
3 roingt aud) fie in ben Domino, 
gleid)roie feine ©iferfud)t bie 
Ijaremsjaloufien burd) ficb oorbem 
genbe Vorbauten nod) befonbers 
bedt. 

fJlber broben auf ber 5llm profb 
tiert bte mobammebanifebe 9u* 
banefin aud) oon ber g-reibeit 
ber Serge, roenigftens in ber 
masfenlofen Offenbarung bes 
©efid)ts; fonft ift fie freilich in 
bem roeg= unb orngem 

-[ lofen Steinfarft bas nim= 

mermübe Saft* unb Drag= 
J tier bes ftoifoen Sfipe= 
'jyj taren. 

I Sfipetaren, ittbler^ 
föhne, fo nennen fid) 
bie Sllbanefen felbft, 
biefe autoebtbonen 5Rad)= 
fommen ber alten 31 " 
Iprier. Die febnige, 
ftramme ©rf Meinung 


©ine 5tula, albanifd)es Steinhaus im ©ebirge 


*) Dr. 3äcfb bat ben 
Äriegsjug ber brei türfb 
fdjen 9lrmee!orps burd) bas 
aufrübrerifd)e Albanien im 
oergangenen Sommer mit= 
machen fönnen, mit be= 
fonberer (Erlaubnis bes 
türttfdjen ftriegsminifters 
9Jiabmub Scheffet ^ßafcha, 
an ber Seite bes fomtnam 
bierenben ©eneraliffimus 
Sdjeffet £orgut ‘’ßafcha, als 
ber einige $uslänber, ber 
3ugelaffen toorben ift; er 
fixiert hiermit für „Über 
£anb unb 9Jieer" feine (Sin= 
brüde oon £anb unb ßeuten 
in groben 3ügen unter 33eb 
gäbe einer s )tn3al)I oon Ulb= 
bilbungen. 


©ottesbienft bei ben fatbolifeben SOtirbiten 



















2) er tiefe fBaß des 2onners dringt 
Und leise nur die fBäume rauschen — 

20ie gerne nach des Cages fKatz, 

ZN ach c Winkelkram und fBasenschwatz, 

Mag ich dem lieben 'Grio lauschen! 

nd brummt der fBaß fortissimo 
'Und pfeift der andre ebenso: 

Uch weiß, wenn Sturm und 2onner schweigen 
Und leis die fBlumenglöcklein klingen, 

2)ann darf beim Schall der Qrillengeigen 
2ie OJLmsel noch ein Solo singen. 

SKarl S&erner 


Über fiartb unb SOJeer 


1911. 9tr. 29 


ift, oe^iert burd) 

[djroarse ©anbftreifen 
unb belebt burd) bunte 
Taillentüd)er foroie 
burct) franfige ©lam 
tiUen; all bas in fo 
festen Nuancen, haft 
biefe ben ©inheimifdjen 
in ertennbare ©enof= 
fenfd)aften eingliebern, 
rote bei uns bie idb= 

3 eid)en eines 5torps 
ober eines Regiments 
bies tun. 

Diefes fianb bes 
©egenfaftes oereinigt 
in fid) ein Spftem ber 
©lutradje, bas fcfton 
bis 3 U 42 ©ro 3 ent ber 
männlid)en ©eoöl!e= 
rung als ©lutopfer 
eines buellartigen 
©hrentobex geforbert 
hat, unb gleichseitig 
eine ©raxis ber ©aft= 
freunbfdftaft, bie bis in 
bie fonberbaren 3 rinef= 
fen eines förmlid)en 
Komments ausgebit- 
bet ift. i- 

Albanien ift aud) 
bas £anb bes ©riini= 
tioen, bes Urßuftanbes. 

3nbiauerl)aft mutet gar mand)es an: ber Stalp- 
fd)opf auf bem rafierten £jaupt; bie Taba!bar= 
reid)ung im Sinne einer <5rtebenspfeife; bas 
5tanu bes ©inbaums sur Strotnübertoinbung; 
bie Spaltung ber Stämme, bie gegeneinanber auf 
ben ftriegspfab fid) begeben; bas jßaffenhanbtoerl 
aller ©iänner oom ftnaben im sehnten 3 >atüe an- 
Die übrige Türtei enoacht aus bem ©iittelalter; 
bas türtifd)e Albanien fd)Iäft nod) in ber ©ad)t bes 
oord)rifttid)en Altertums. Das oerfd)üttete ©om= 
peji brüben I)at fcfton Straften getannt, mie fie 


©o!lstrad)ten aus ben atbanifcften ©ergen 

heute nod) bas albanifdje Sfutari pflegt: mit 
quabratifd)en Ouerfteinen, bie bas ttberfdjreiten 
ber burd) ©egen oerfdjtammten SBege ermöglichen 
follen. Das ausgegrabene ©inioe ftat g!eid)toie 
Xenopftons „©nabafis" uns ein Transportmittel 
geoffenbart, bas Albanien heute nod) gebraust: 
bas 3 iegenfell, bas roie unfer ßufttiffen auf= 
geblafen unb fo 3 um Durd)fd)toimmen bes ffjrluffes 
oerroenbet toirb. 

Diefer „Scfterfd)“ bes albanifd)en Drinftroms 
ift heute nod) primitioer als ber bis 3 um gloft oer= 


oolttommnete „ftelet“ 
bes afiatifcftcn ©uphrat 
in ©tefopotamien. 

Die ftula, bas al* 
banifche Steinhaus 
ohne fyenfter unb nur 
mit Sdjieftfd) arten, oer- 
finnbilblid)t bie jat)r= 
taufenbalte Un 3 ugäng= 
lidhteit Albaniens, feine 
geograpl)ifd)e, poütifd)e 
unb fulturelle ©er* 
fd)Ioffenheit. 

Das jungtürtifd)e 
Regime hat im oer* 
gangenen Sommer 
enblid) aud) biefen 
3 auberhaften ©ann 
3 erbrod)en. %n bas 
Duntel ber geheimnis* 
oolten 5tuia bringt 
burd) bie breiten gen* 
ft er, bie bas türtifdfte 
©ülitär in bie troftig* 
ftarren ©lauern hinein^ 
fdjlägt, jeftt bas £id)t 
eines neuen ©ed)ts, 
ber Orbnung unb ber 
Sidherung. 

Der albanifd)e 
Orient ber alten 3eit 
neigt fid) 3 U ©nbe. 
Der Orient Albaniens 
betommt burd) bie uerjüngte Türtei neue ©e= 
beutung: er foll 3 um Sonnenaufgang europäi* 
fd)er Ted)nit unb 3ioilifation aud) für bas al= 
banifd)e $od)lanb toerben. *) 

Das bisherige türtifche Tibet foll unb lann 3 U 
einem lünftigen türtifchen Tirol fid) entroideln. 


*) greilid) e5 b fl 3 u u)oftl geraumer 3eit bebürfen, 
tote in jüngiter 3eit erft bie ©rfdneftung bes £)beritleut= 
nants ooit Sd)lid)ting burd) einen albanifcften Solbaten 
in ftonftantinopel ertennen lieft. 








zKonzert 


C7() )ie lieblich doch die drnsel singt, 


H'RtWfll» 









Hber £artb unb äfteer 


9tömiS©e 2Burfmaf©ine (Onager) auf bem Transport 3 ur Saalburg 


Steilbal)ngef©üh für Äugeln (Saalburg) 


Sl^eim 9lnblid unfrer heutigen, 3 U unheimlicher 
Sollenbung gesteigerten Äriegswert 3 euge 
mag uns bie 23or|tellung fchmer merben, wel©es 
äJtah oon Scharfjtnn Schon bie 9tuhung ber ein* 
fachften me©anif©en Äräfte erforberte, welche 
3 eiträume bahinfd)wanben, bis es gelang, ben 
geworfenen Stein ober Speer bur© bie Äraft ber 
S©leuber unb ber Sogenfehne 3 U beflügeln. Oie 
babur© erfolgte Umwertung ber natürlichenÄantpf* 
bebingungen Spiegelt bie Sage oon Oaoibs Sieg 
über ©olia© wiber. 5lber wenn Sid) bie feinblid)en 
Streiter hinter getürmten Stauern bedten? Oann 
galt es, ben Antrieb ber 9lrmmusfeln bur© 
me©anif©e Hilfsmittel 3 U erfetjen; ber Se= 
lagerungsfrieg erzeugte bie erften Äriegsmaf©inen. 
3bre Heimat ift Sid)er ber Orient; f©on im ad)ten 
3 al)rhunbert oor ©hrilto Stellte Äönig USia, wie bie 
23ü©er ber dhronita beruhten, funftooll erfonnene 
2 Raf©inen auf bie Oürme unb SCRauereden oon 
3 erufalem, „ 3 U fliehen mit Pfeilen unb großen 
Steinen". 

2 Bie fo manches anbre drbe bes Orients iSt 
auch bieSes erft burd) bie ©riechen 3 u tünStleriSd)er 
Sollenbung gebracht worben, Sowenig es 3 unä©St 
©rem friegerif©en 3 ^eal ber oollenbeten 9lus* 
bilbung bes dinseltämpfers entSprad). „gahr hin, 
Oapferleit!" rief ber Spartanertönig 9lr©ibamos 
(geftorben 427), als er bie furchtbare Überlegen* 
heit med)anifd)er Äräfte tennen lernte. 9lber in 
ben Äämpfen um bie Hinterlaffenfchaft bes großen 
9tlexanber fpielten bie neuen Äampfmittel bereits 
eine entf©eibenbe 9lolIe, unb Sßunberbares be= 
rid)ten bie 3 e ftQ eri offen oon ben fieiftungen Oe* 
metrius' bes Stäbtebelagerers. 3nt 3lufStanbe ber 
9Rat!abäer führte 5lntio©us mannigfaltiges SBurf* 
3 eug gegen 3erufalem, bestimmt, Steine, 23ranb* 
gef©offe unb Pfeile 3 U fd)Ieubern. 

9ti©t mit neuen ©ebanten bur©brungen, 
aber ihrem garten friegeriSd)en SpStern ooll ton* 
3 entrierteSter dnergie eingereiht würben bie neuen 
Äampfmittel bur© bie Körner. 3 *)*e 
umfi©tige unb entS©loSfene Slnwenbung 
hat nicht 3 um minbeStert ben S©reden 
oor bem unerbittli©en geinbe hergetragen. 

2Iber So 3 erSd)metternb uns bie drfolge 
ber ÄriegsmaS©inen aus ben römif©en 
Berichten entgegentreten — ihre Äon* 

Struftion blieb bis auf unfre Oage ein 
9lätSel, um beffen £ö[ung fid) ber Scharf* 

Sinn ber ©eiehrten wie ber Oe©nifer oer* JSfljk 

gebens mühte. 3 *oar befi^en wir in§eron 

unb Philon grie©if©e <5ad)S<f)riftfteIIer H 

aus bem britten unb 3 weiten 3 al)rbunbert 

oor dhrifto, aber ©re auf bie 3 eitgcnoffen ~ %■ 

beredhneten Angaben Seöen 3 U oiel 9ln* ^ 

f©auung als felbStoerftänbli© ooraus. 

Oie auf ©neu fufcenben drtlärurtgsoer* PRPI 

fu©e, bie mit bem bollänbif©en Ph^o* |pjP^ 
logen JÖipSius (1596) einSetjen, haben bes* W 3 **! 
halb nur 311 untlaren unb phantaftiS©en Sjäjjtij 
Silbern geführt. Oas meiste Slnfehen gB 

gewannen bie grünbli©en 3 orf©ungen äH 

oon Äö©Ir) unb IRüStow, aber bie barta© 
ausgeführten iRetonStruttionen bes babi* 

Sd)en Houptmanns Oeimüng e^ielten bei 
ber prattiS©en drprobung 1865 nur tläg* 


Äatapult 


Saalburg, iporta Oecumana 
3 m Sorbergrunb bie 9tefte ber römif©en Silla 







768 


ttber £anb un s ÜUteer 


1911. Utr. 29 





Antifes Sfeilgef©üh, refonftruiert für ben 
X>tden 3minger in ©oslar 

f©aulid) als $la©bal)ngef©ühe für Pfeile unb 
<3teilbal)ngefd)ü^e für Steine; ledere füllten 
gegen 3iele hinter einer Deduna tüirfen gleich 
unfern heutigen £jaub©en. 

Die Kraft mie bie Stäzifion ber Dorfions* 
gef©ütje müffen als auherorbentli© bezeichnet 
toerben. Das retonftruierte rnarf eine ein* 
pfünbige Sleifugel 300 SCReter roeit. Die 
88 3eutimeter langen Pfeile, bie Oberft 
Schramm na© einer gefunbenen e©ten 
^feilfpihe fonftruiert hatte, brangen mit 
halber Känge bur© einen 3 3entimeter 
ftarfen eifenbefdjlagenen S©ilb. Diefe. Kei* 
ftungen litten freilich unter bem Ubelftanb, 
bah bie ftraffe Spannung, bie erfte 23e= 
bingung bes ©rfolges, allmähli© nad)lieh unb 
bas Aeueinziehen ber Sehnen I)öcbft müh* 
fam roar. Daher oerfiel bereits Chiton auf 
ben ©ebanfen eines bauerbafteren ©rfatjes. 

Seim ©rzfpanner finb bie Sefpienbünbel 
bur© elaftifdje Stahlfd)ienen erfetjt, bie, oon 
ben zurüdgezogenen Rebeln nad) oom ge* 
brängt, biefe beim 3urüdfd)neIIen famt ber 
Sehne mieber nad) oorn ftohen. 

©ine biefen funftoollen SBerj^eugen ge* 

Zollte 2Inertennung bebeutet ihr 5Rame; 
f/rjx^rr, bas ©runbroort oon äRaf©ine, heifjt 
bas ©rbad)te überhaupt unb ingenium neben 
Segabung auch ©rfinbung. Ingeniosus nennt 
f©on Süuius einen ©rbauer oon Kriegs* 
mafchiuen, toofür in granfreid) ingenieur 
auftam. gaft ein ^ahrtaufenb hat es gemährt, bis 
bie ©ntbedung neuer treibenber Kräfte höhere 
©rfolge zu erzielen oermochte. 

©lei© fo oielem mertoollem Kulturbef©, ber 
unter bem Schutte roherer 3eiten begraben lag, 
erging es aud) ber Kenntnis ber balliftifchen Kräfte. 
Die Auhung ber Dorfionselaftizität ift bem Atittel* 
alter oöllig unbefannt geblieben unb an ihre Stelle 
bie bes ©egengemi©ts getreten. 9Ait ben übrigen 
Selagerungsgeräten mirb bas 2Burfzeug unter bem 
tarnen Antmerf zufammengefaht, bas h^ifet 3er* 
ftörungsmertzeug (oon entmirten, oergleidje ent* 
merten, eutfeelen). 2luf ben 3tf>ed alfo beutet jeht 
bie Senennung, nid)t mehr mie im Altertum auf 
bie ©rfinbung. 2© ber Dat lag bazu aud) fein 
©runb mehr oor, benn im Sergleid) zu ben antiten 
Kriegsmafd)inen müffen bie mittelalterli©en plump 
erfd)einen. Die gebräuchlich^, Slibe genannt, 
beftanb aus einem Salten, ber in einem ©erüft 
berart fchmebenb aufgehängt mar, bah er einen 
längeren unb einen fürzeren Hebelarm bilbete. 
SBährenb am türzeren ein f©meres ©emid)t an* 
gebra©t mar, trug ber lange mie beim antiten 
Onager eine Schaufel ober Schleife zur Aufnahme 
bes ©efchoffes. 2Burbe nun ber mit 2Binben herab* 
gezogene lange 2trm losgelaffen, fo fd)nellte ihn 
bas ©egengemicht in bie §öhe unb fe^te bas ©e* 
fd)oh in S©mung. 2luher Steinen unb Sranb* 
gefchoffen pflegte man aud) oermefte Körper in 
belagerte ißlätje zu toerfen, um ben Aufenthalt 
unerträglid) zu machen. 3© als bei ber Serennung 
ber ftefte 2luberod)e 1345 bernad)§ilfe ausgefanbte 
Sote ben Selagerem in bie $änbe fiel, marfen 
fie ihn mittels einer Slibe in bie Stabt zurüd. 


aufgelegt, erforberten fie mehrere SOtann zur Se= 
bienung, unb ©re ferneren Solzen befahen eine 
furd)tbare Dur©f©Iagsfraft. ©iner SerooIItomm* 
nung ber Kampfmittel mar fcbon ber fir©Ii©* 
tonferoatioe ©eift bes ÜDtittelalters nicht günftig; 
oerbot bo© bas ztoeite Iateranifd)e Konzil oon 1139, 
„bie tobbringenbe, gottoerhahte Kunft ber 2ßurf* 
unb SfeiIgefd)offe gegen ©briften anzumenben". 


Stanbarmbruft (toaalburg) 

Droh feiner Hnoolltommenheit blieb bas 2lntmert 
bis in bas fünfzehnte 3<©©unbert neben ben 
23uloergefd)ühen in ©ebraud) mie bie Armbruft 
neben ben §anbbü©fen. 

Sieler te©nif©en gortf©ritte hat es beburft, 
bis bie $euermaffen bie £errf©aft auf ben Sd)lad)t* 
felberrt errangen, unb bas Atärd)en oon einer 
grunbftürzenben Anberung bes Kriegsmefens bur© 
fie ift cnbgültig befeitigt. Die bramatif©e Sage 
oon ber ©rfinbung bes fßuloers barf uns ni©t über* 


Neuartige Sombentanone (Krupp, ©ffen) 

Sei biefem ffief©üh mirb ni©t bie Sombe felbft, 
fonbern nur eine Stange, an ber bas ©ef©oh 
befeftigt ift, in ben Kauf gef©oben 


Antite S©leuber (©oslar) 

fehcn laffen, bah es ft© hier um eine lange ©nt» 
roidlungsreihe haubeit. Aa©bem man gelernt 
hatte, ben fliegenben Sfeil 3 um Dräger brennbarer 
Stoffe zu ma©en, gelangte man bal)in, fol©e 
Stoffe mittels ratetenartiger hülfen fortzu* 
f©leubern. Sefonberen Auf genoh bas fo* 
genannte ©rie©ifd)e fyeuer. Sobalb man er* 
tannt hatte, bah fol©en äRifd)ungen neben 
ber zünbenben aud) eine treibenbe Kraft 
innemohne, tonnte man ben entf©eibenben 
S©ritt tun: oom ^euer als SBaffe zur $euer* 
maffe. Dafj biefer lehte Schritt um 1300 in 
Deutf©lanb getan morben ift, bafür fpri©t 
bie $orm ber Drabition unb bie beherrf©enbe 
Stellung ber Deutf©en in artilleriftifd)er 
2Biffenf©aftunb Praxis für bienä©ften3<©r* 
hunberte. 3um erftenmal genannt mirb bie 
©rfinbung bes Sü©fenf©iehens 1313 in ben 
2lnnalen oon ©ent als in Deutf©lanb ge* 
mad)t, bie erfte friegerifdje 2Inmenbung ift ‘ 
1326 in Italien bezeugt. Die erften red)t 
primitioen ©ef©ühe beftanben aus eifernen 
Aobren, bie auf einem ^olzblod befeftigt 
maren; oon biefer ©eftalt her rührt ber üb* 
li©e beutfd)e Aame Sü©fen. Die italienifcfje 
Sezei©nung Bombarda gemann in Deuff©* 
lanb bie anmutige 5orm Bumhart. Anfäng* 
li© meift furz, mürben fie feit ber Atitte bes 
oierzehnten 3<©©unberts zu immer folof* 
faleren SAahen gefteigert. Die nod) heute in 
©ent aufgeftellte Dulle ©riete ift ein f©miebe= 
eifernes Aol)r oon fünf Bietern Känge, bas 
eine Steinfugei oon 680 $funb fd)oh- 2lnfangs bes 
fünfzehnten 3<©©unberts ging man zum Sronze* 
guh über; eine frühe ©lanzleiftung mar bie 1787 
leiber eingef©molzene $aule Atette in 23raun= 
f©meig, ein Aiörfer, ber Kugeln oon 900 ^funb roarf. 

Diefe Aiefen maren natürli© nur als $ 0 = 
fiüonsgefd)ühe zu oermenben. Son zumlf bis 
zmanzig ^ferben nad) ©rem Seftimmungsort ge* 
[©Ieppt, mürben fie bort auf eine Unterlage aus 
Salten gelegt unb, um ben gefährlid)en Aüdftoh 3 u 
milbern, bur© eingerammte $alifaben gefid)ert. 
Sie befamen baber ben Aamen Kegeftüde. 3u* 
bem man bazu fortfdfjritt, bas Aol)r in einem aus* 
gehöhlten Slod zu befeftigen unb biefen bann auf 
ein ©eftell mit Aäbern zu legen, mar ber Uber* 
gang zur Kafette gegeben. Den Koften unb äRüben 
entfpra©en bie Keiftungen feinesmegs. ©in 
Duhenb S©üffe am Dage aus einem ©ef©üh 
galt f©on als bemerfensmert; bie 3aule Atette 
hat in bre©unbert fahren gegen ben geinb fünf 
S©üffe getan — alle, ohne S©aben anzuri©tert. 
äRit ben antifen Dorfionsmaf©inen finb bie 
$uloergef©ühe ^ebenfalls für lange 3^it ni©t zu 
oerglei©en. Der mä©tige ©inbrud unb zum 
Deil panif©e S©reden bei ben 3^ttgenoffen 
beruhte meniger auf ber me©anif©en als auf 
ber pfp©if©en SBirfung, bie oornehmli© oon 
bem ©etöfe ausging. $rüf) galt bas neue 
2Berfzeug als ©rfinbung bes Satans, unb bie 
Serufsfrieger oor allem teilten bis meit in bie 
Aeuzeit herein mit Sezug auf bie Artillerie bie 
äReinung Ariofts: 

Dur© bt© ift Kraft unb Dapferfeit erftorben, 

Du f©affft bem Ureigen oor bem Sraoen Auhm. 














1911. %t. 29 


Uber £anb nnb äfteer 


769 


Hausfrauennöte 

©on Domefttea 

n bcr 3attuarniimmer bcr „DoHimente bes 
gortj'i^ritts“ oergleic^t ©rtd) fitlieirthal ben 
betrieb Dort Hletnlaufmcmn unb Aßarenhaus unb 
gelangt 3 U einer bebinqungslofen Anerlennung 
bes Aitarenhauspringtps gegenüber berrt b es'Keinen 
Hänblers. 

©etabe ber Urrtftanb, baff tcE) biefer Anerüen* 
nung nid)t bebingungslos guftirrtmen lamt, geigt 
mir bas Problem ber Hausfrauennot im rechten 
Hid)t, benn toas bem ©ublitum oom Klefntauf* 
mann geboten toirb, überfteigt manchmal tatfäd)* 
lidt) bie ©rennen bes ©rträglichen. ©in befonberes 
Kapitel ift bie grleifchermifere. SOtit einem milberen 
Aßort tann man biefes ©hänomen tatfäd)lid) nicfjt 
be 3 eict)nen. ©efonbers in ben Sßororten, roo bie 
Konturreng nod) nicht fo groff ift als oielIeid)t in 
ben belebteren ©egenben bes Aßeftens, lommt es 
31 t einer Haltung ber gleifdjer gegenüber bem 
©ublitum, bie gerabe 3 U unglaublich ift. 23eften* 
falls finb in ber ^»auptoerteljrsftrafje bes Vororts 
ein bis 3 m ei ^letfcfjer, bie tabcllofe Aßare f)ab ert. 
daneben nod) eine ARenge tleinerer Höben, bie 
aber als Konturrenten, toas bie Qualität ber Aßare 
betrifft, nicht in $rage tommen. ©ei bem einen 
biefer beiben Halbgötter bedte id) meinen ©ebarf. 
Der ARann fanbte gutes 3-Ieifd), unb toas bie Haupt* 
fache ift, er oerroeigerte nicht ben 3 ettel, ba§ fjeißt 
bie tägliche ^Rechnung, bie auf b ernährt rourbe bis 
3 ur Abred)uung, bie möchentlid) ober monatlich 
ftattfinbet. ©s entging mir aber nicht, baff bas ©e* 
mid)t oft um ein beträd)tlid)es, sugunften bes 
3Ieifd)ers natürlid), nid)t ftimmte. Als er einmal 
anftatt 300 ©ramm 230 ©ramm gefanbt hatte 
(nebft begleitenbem 3^ttsl über 300 ©ramm), 
„toagte" id) es, biefen ARihftanb telephonifd) 3 U 
monieren. Am anbern Tag noartete id) oergebens 
auf bie 3 Ietfd)fenbung, tro^bem id) meinen 93e* 
ftell 3 ettel für bie g 01130 . Aßod)e im ooraus aus* 
gefdjriebeu ^atte. Auf telepbouifche Anfrage 
mürbe mir bie fut 3 e unb bünbige Antroort, es mürbe 
mir tein gleifd) mehr geliefert. ©l)aratteriftifd) für 
biefen ©organg ift es, bah id) ben ARann roieber* 
b>o!t auf oon itjm oergeffene ©ofteu in ber 5Red)= 
nung aufmertfam gemacht Hatte. Dant ber forg* 
faltig aufgehobenen 3 ettel (meid) eine fd)öne ©e= 
iegenljeit, feine Hausfrauentugenben leud)ten 311 
laffen) fanb id) bei ben Abrechnungen hier unb ba 
©often, bie er felbft angufehen oergeffen hotte. 
ARan mühte benten, bah f^on biefer Umftanb ba 3 u 
führen mühte, bie Kunbfchaft rüdfichtsooller 3 U 
behanbeln unb auf einen fo berechtigten ©roteft 
mit einer ©ntfcbulbigung, anftatt mit bem ©optott 
3 U antmorten. 3 <h beftellte nun mein 5 'Ieifd) bei 
bem 3 meiten guten Hänbler, bem groben Kon* 
turrenten, ber feinen Haben gerabe gegenüber 
bem erften Hieferanten hatte. Auch biefer ARamt 
fdpdte gutes gleifd), aber er meigerte fid) beharr* 
lid), einen 3ettel bei 3 ülegen. 3ä) machte ihm Har, 
bah es bod) gan 3 xinmöglid) fei, bah ich rtad) 
mehreren Tagen ober Aßod)en eine oon ihm 
präfenüerte “»Rechnung auf Treu unb ©lauben hin* 
nehmen füllte, ohne meinerfeits bie täglichen 
3 ettel 311 m ©ergleid) 3 U hoben, ©r blieb bei feiner 
Aßeigerung mit ber ©egrünbung, 3 um täglichen 
Ausfehreiben eines 3ettels fei teine 3<üü 3<h 
mad)te bann ben 23orfd)Iag, bie “»Rechnung nicht 
monatlid) ober möchentlid), fonbern täglich 3 ü 
regulieren. Auch barauf ging er nicht ein, benn 
bas holte bei fiieferung ins Haus nod) mehr auf. 
©s mürbe mir alfo bie 3 omutung geftellt, mir 
31eifd) täglich ohne ^Rechnung liefern 3 U laffen unb 
bann nad) beliebig langer 3 ett eine untontrollier* 
bare ©efamtred)nung 3 U begleichen!... Selbft* 


rebenb mar biefer 3 uftanb unannehmbar, unb id) 
munberte mid) nur, mie Heute mit folgen @e= 
fd)äftsgepf!ogenheiten überhaupt noch Kunbfchaft 
haben tonnen. 3d) taufte bann bei ben Heineren 
Sd)Iäd)tern ber Straffe, bie aber bas 31eifd) meift 
nid)t ins Haus fdqdten unb auch in begug auf bie 
Qualität nicht auf ber Höhe ber (Situation maren. 
Aßas blieb mir übrig, als bei bem erften Schlächter 
eines Tages mieber telephonifd) ansuläuten unb 
fo, als ob nichts „gef(heben" märe, Sleifd) 3 ü be= 
Stellen, ©r mochte fid) ; s inbes auch überlegt haben 
unb fanbte bas $kif<h oon ba an mieber 3U. ©s 
mar mir alfo gnäbig oergeben morben. Diefer 
§riebe bauerte aber nicht lange; benn bie Hiefe= 
rungen liehen nun and) an Qualität 3 U münfeben 
übrig. Als ich einmal 1V 2 ©funb Hammelteule, 
bas ©funb a 1,10 ARart, alfo 3 um ©efamtpreis 
oon 1,65 SCRarf, erhielt unb fo oiel $ett unb,Knod)ert 
an unb fogar neben bem gleifcb (extra) tagen, bah 
nid)t einmal, mie geplant, brei ©erfonen baoon 
effen tonnten, fonbern mit tnapper Atühe 3 mei 
©ortionen hergeftellt mürben, fah ich ein, bah 
alles feine ©re^en hoben mühte. Auf bie Ae= 
Hamation mürbe biesmal gleich am Telephon 
grob geantmortet unb fofort bie ^leifchfenbung 
eingeftellt. 

■Aßenn folche 3wftänbe möglid) finb, lommt 
freilich felbft. ber fo 3 ialhumanfte Atenfd) 3 U bem 
ASunfch: biefe Art oon „Keinem Aiann" foll 00 m 
Schauplah oerfdjminben, foll 00 m groben Unter* 
nehmer meggefegt merben. 2 )ah mein f^oll mcht 
oerein 3 elt bafteht, meih ich aus ben ©r 3 äl)lungen 
anbrer. ©iner betannten 2 )ame, bie in f^riebenau 
mohnt, ging es noch fhlimmer. Als bie X)ame 
megen ähnlicher ©rünbe eine 31 eifd)fenbung 
monierte, erhielt fie oon ba an nicht nur oon bem 
betreffenden $leifd)er teine Hieferung mehr, fon= 
bern aud) oon teinem anbern ber gan 3 en Um* 
gebung! 3hr Hieferant hatte bafür geforgt, bah 
fie unter grünblichen ©optott tarn. X>ie Arme. 
muhte täglich nach ©erlin reifen, um oon ba bas 
gleifd) 3^ holen. 

Auch irt ben ©efhäften ber übrigen Hebens* 
mittelbranhen ergeben fid) unleiblihe Atihftänbe, 
bie ©rih Hilienthal 3 um gröhten Xeil horatterifiert 
hat, mie ber oon ihm ermähnte Unfug, bie ASage* 
fhalen 3 U oerfteden (!), bie fdjlehte" ©erpadung 
unb bergleihen mehr. 3 h möchte nod) eins er* 
mähnen: ben Kampf um bie Quittung, ©s ift 
eine gerabe 3 U haarfträubenbe ©orftellung, bah 
man entmeber felbft alles einholen foll ober bah 
man 00 m X>ienftmäbd)en fid) eine “»Rechnung oor* 
legen laffen muh, ohne bie ARöglihteit, fie 3 U 
prüfen, iatfähüh oermeigern oiele ©efhäfte ben 
Dienftboten bie Quittung. Aßährenb bie £>ame, 
menn fie felbft eintauft, niht feiten oon bem 3 u= 
fteden bes ©oupons beläftigt mirb, erhält bas 
Dienftmäbchen ben geftempelten ©oupon meift 
nicht mieber 3 urüd, meber im Kolonialmaren* 
gefhäft, noh beim Shlöhter, mo fie Aßurft ein* 
holt, noh im ©utter*, ©ier* unb Qbftgefhäft. 
©ine abfheulihe Unfitte, ber bas ©ublitum mit 
Qppofition begegnen füllte. 

£roh biefer Ubelftänbe tann ich in ber Aßaren* 
haustechnit teine allgemeine Abhilfe fehen. Die 
©raxis bemeift mir ja, bah ih im Aßarenhaus 3 U* 
meift niht eintaufen !ann. 3m Aßarenhaus tann 
bie gröbere Familie eoentuell ihren ©ebarf beden. 
Aur mer grojfe ©orräte holten tann, tann fie fid), 
in bem 2 BarenI)aus beftellen unb fenben laffen. 
Aßer täglich 1—l 1 /* ©funb gleifh brauht, bem 
mirb's aus bem Aßarenhaus nicht gefhidt, menig* 
ftens niht in ben ©orort. Aud) ift gerabe ber gan 3 
Heine Kaufmann, bei bem man fhnell etmas 
©utter, ein paar 3itronen, Qbft unb bergleihen 
holt, überhaupt niht 3 u entbehren, ©s muh aud) 
beftritten merben, bah bie Qualität bes Aßaren* 
hausfleifhes immer tabellos ift. 3 h höbe mieber* 


holt aus bem Aßarenhaus Senbungen betommen, 
bie ih retournieren muhte unb bie mit ©ntfhulbi* 
gung unb ©rfah bes ©etrages auh 3 urüdgenommen 
mürben. Das Aßarenhaus tann fid) ber “»Regulation 
ber Hebensmittelpretfe hurh ben . 3 entralmartt 
nur baburd) ent 3 iehen, bah es gan 3 e Habungen 
oftmals minbermertiger Hebensmittel auftauft, 
©tan fieht ba niht feiten auf ben Difhert große 
©taffen oon ©eflügel liegen, bas in allen färben 
fhillert unb bas beim erften .<5d)mtt, mit bem man 
es 311 Houfe anfhneibet, entfehühe ©erühe oon 
fih gibt. Diefe Datfache barf burhaus'niht unter* 
briidt merben, menn man bem ©ublitum bas 
Aßarenhaus als alleinigen Ausmeg empfiehlt. Herr 
Hilienthal fagt, bah felbft bei Heinftem ©ebarf fih 
ber ©intauf im Aßarenhaus günftiger ftelle, ob* 
gleich ber ©reis für Hm* unb Aüdfahrt nad) ber 
Stabt als Aufid)lag hiusutommt. Aber mo bleibt 
ber ©reis für bie burd) biefe '©eifert oergeubete 
3eit? Aid)t einmal, menn id) bie Aßare umfonft 
betäme (buhftäblih); tönnte ih mih entfhliehen, 
fie burd) eine tägliche ©eife'nad) bem Aßarenhaus 
perfönlih absuholen. Aud) muh man,, um fid) im 
©emühte bes Aßareuhaufes burhßufhieben, oon 
fehr gefunben ©Itern fein. 3 m allgemeinen gibt 
es faum eine gr 0 hftäbtifhe ©ertehrsform, bie fo 
geeignet ift, bie Aeroen 311 erfhöpfert, als bie 
ABanberung burd)s Aßarenhaus, mo man ftunben* 
lang herumgeht, um einiger ©intäufe millen, mo 
bie formen oon ©tillionen Qbfetten fortmähr enb 
bas ©ehirn bebrängen, mo man oft oiertetftunben* 
lang unb länger an ben entehren Abteilungen 
märten muh, ehe man bebient mirb, mährenb eine 
unenblihe ©tenfhenmenge raftlos burheinanber 
flutet. 3 h meih es aus ber ©raxis, bah es taufenb* 
mal angenehmer ift, feine ©eforgungen in ber 
groben Houptftrahe bes. ©orortes, in ber fih jo 
Höben für alle Aßaren finben, 311 erlebigen, benn 
ber ©ang 3 mifhen Haben unb Haben in freier Huft 
bebeutef febesmal eine ©rquidung. ©tan tönnte 
nun meinen, bah ein Ausmeg barin 3 U fliehen märe, 
bah öas grohe Aßarenhaus in allen ©ororten feine 
Filialen hätte. Qhne 3 meifei märe bas bie abfolute 
©erbrängung bes Keinen Kaufmanns. Aber ih 
3 toeifIe fehr, bah biefe Konftellation ein ©orteil 
für bas ©ublitum märe. Die Aßarenhäufer, bie 
fih heute an Kulan 3 überbieten, meil fie bie 
Konturren 3 bes Keinen ©tanncs auspul)alten haben, 
mären nun tonturren 3 los, unb mit ihrer Kulans 
märe es folgerichtig 3 u ©nbe. Sehr fhuell gäbe es 
einen Druft ber oorhanbenen Aßarenhäufer, bie 
bem ©ublitum ihre ©ebingungen auf ©nabe unb 
llngnabe bittieren mürben unb ähnlid) auftreten 
mürben mie bie beiben groben f^Ieifher im ©orort, 
bie fih für Holbgötter holten. Der Aßettbemerb 
bes Spesialhänblers ift aus einem gefunben 
fommer 3 ielIen Heben niht aus 3 ufholten. 

3ur Höfung ber Schmierigteiten bes Hebens* 
mitteleintaufes fei 311 m Sd)luh auf ben totalen 
©iartt hiugemiefen; id) meine ben ©iartt, ber ein* 
bis 3 meimal möd)entlid) in jebem ©orort unb in 
febem ©iertel abgehalten mirb. Dort tauft man 
bas 3 Ieifh, menn man aus 3 umäl)Ien oerfteht, in 
guter Qualität unb bebeutenb billiger als beim 
Shlöhter. ©in©eifpiel: Kalbfleifd) für „Schnitzel“' 
tann man beim Shlöhter meift nur 00 m „rid)= 
tigen" Shnihel nehmen 3 U 2,20 ©iart bas ©funb, 
ba bei ben Stüden „aus ber Keule" (1,10 ©iart) 
immer fo oiel Knohen babei finb, bah man noh 
ungünftiger baran ift. Auf bem ©iartt tauft bie 
Hausfrau tabellofe Keule 3 U 1 ©iart bas ©funb 
— bie ihr Scfmihe! 311 2,20 ©iart oolltommen er* 
feht. Unb fo ift bie 3 meimal möhentlihe ©iartt* 
manberung tatfählih eine Art Ausmeg aus Haus* 
frauennöten. — 3n einer rationellen Höfung biefer 
Aötemürbe auh bie meitere©erbreitung groh 3 ügiger 
Konfumoereine, bie Hebensmittel aller Art (auh 
3leifh) unb oon feber Qualität führen, beitragen. 



©ruft Freiherr oon ©Iener: ©rtnnerungert. 
Der öfterreid)tf<he Staatsmann unb ©olttHer oerfpriht 
in ber Aorrebe bes erften Sanbes feiner „©rinne* 
rungen“ nid)t ju oiel, toenn er fagt, bah er fid) an 
©oetpes Auffaffung oon ber Aufgabe eines Aiemoiren* 
osertes hatten toerbe:, „Den Acenfchen in feinen 3eit* 
oerhättniffen bargufteilen unb gu geigen, imoiefern hm 
bas ©ange oiiberftrebt, imoiefern es ihn begünftigt, mie 
er fid), eine Aßelt* unb Alenfchenanfid)t baraus gebilbet 
unb mie er fie mieber nah aufgen abfpiegeti“ 3 n 
einem triftalittaren, fnappen Stil, oon ©erföntihem nur 
feiten, bann aber immer mit meItmännifh*phiIofophi= 
fhem ©eift fpredjenb, ftellt ©rnft Freiherr oon ©lener, 
ber in bem 3eitraum oon breifeig fahren (1865—1895) 


eine ehren* unb mirtungsreidie ü auf bahn bis gum ©hef 
bes öfterreihifheo ^inangminifteriums burdjlief, bie 
politifdjen unb fogialen ©reigniffe, fomeit er fie als 
Attache ber öfterreid)ifd) eTt ©otfdjaft in ©aris, bann in 
Honbon .aus eigner Anfhauung unb Aiitmirtung tennen 
lernte, bar. Der folgenbe 23anb mirb feine politifhe 
unb parlamentarifhe Dätigteit in ber Heimat felbft 
fhilbern. ©leners ftrertg fahlidfer, mit tühlem ©er* 
ftanbe gefeilter Stil, hmt^x hem fih bod) auh ein erreg* 
bares Temperament nur unoollfommen oerbirgt, Iaht 
eine gemiffe Ahnlihteit mit ©ismards Sprahe in ben 
„©ebanten unb ©rinnerungen" niht oertennen. Hub 
ba in bie Hebensarbeit ©rnft oon ©leners biefelben 
Höh^PUoKe oon grober politifher ©ebeutung unb bra* 
matifher Spannung fallen — bie beiben großen Kriege 
— fo läge ein ©ergleid) ber heiben ©Serie nahe genug, 
©r lann hk* mir angeregt: merben, gür Hef er, bie 
niht HRloriler unb ©olitiler oort gah fiub, ift befonbers 
bie fülle Art ©leners angiehenb, mie er perfönIih=pfpd)o= 


Iogifhe Anfihten unb (Befühle in feine Iräftig fort* 
fhreitenbe Darftellung ber gefhid)tlid)en ©reigniffe fliht. 
3m 3uli 1870 fah er auf einem oon ©nglanb nah 
Dftenbe gehenben Schiff oiele junge Deutfhe, bie bes 
Krieges megen nah D>eutfhlanb einberufen mürben. 
Dagu bemerlt er: „3u ber Aad)t lamen mir bei biefer 
Sgene ©ebanlen, mie bas Sd)idfal ber Staaten unb 
bie mirllihe ©ntfheibung in ben mihtigften fragen 
eigentlih immer in ber H an h nur meniger liegen, unb 
mie oon ben ©ntfhlüffen, bem.Temperament, bem ©hr* 
gefe biefer menigen bas ©efhid oon Hmtberttaufenben 
abhängt, bie oon ber Sähe felbft oft laum eine Kennt* 
nis hoben, niemals in bie Hage lommen, ihren ©Sillen 
barüber gu äuhern, beren unbeftimmtes ©efühl für ihr 
©aterlanb erft burd) ben äuhern 3mang unb bie ©nt* 
fheibung oon oben Aid)tung unb 3ühoIt belommt, 
beren gange ©sifteng aber oermöge ihrer ftaatlid)en 30 = 
gehörigleit mit allen Konfequengen oon ber Altion er* 
griffen mtrb.“ Kn. 






Ells mid)tigftes ©rforbernis ber ©r3ä©ungs=- 
funft tourbe el)ebem angefehen bie ©abe, gut 3U 
er3ä©en. „Contez, mais contez bien!“ ©i© es 
bet einem ber tünftlerifd)ften ©r3ä©ungsmeifter ber 
EBeltliteratur, bei Lafontaine. 3^ ben meiften 
großen Literaturlänbern gilt bies nod) t)eute als 
unoerbrüd)üd), unb nirgenbs toirb ein (Sr^ät^Ier 
t>on ber ftrengften Kritif geringgefd)ä©, ber bie 
Vebingung erfüllt, gut 3U er3ä©en. EBas hei© gut 
er3ä©en? ©in3ig in Deutfchlanb ift es nötig, biefe 
Frage nod) auf3utoerfen unb 3U beantroorten. 
Sei uns bat fid) nämKd) im lebten EEtenfdjenalter 
in einem Xeile ber Kritit bie feltfame Etnfid)t feft= 
gefe©, ein ©r3ä©er, ber gut er3äblen fann, ift 
fcbon baburd) ber fünftlerifd)en Eftinbermertigteit 
oerbädjtig. EEtan bebente bod) bie fdjeinbare 
SelbftoerftänbIid)teit, bie aber roie fo oieles 
SelbftoerftänbIid)e immer oon neuem ausge- 
fprod)en unb betoiefen merben muh: ber ©r3äbler, 
gleidjoiel ob Eioman- ober EtooeIIenbid)ter, mill 
bem Lefer roilbfrembe, erfunbene EElenfchen fo 
xoertooll erfd)einen laffen, bah man ihnen einen 
gan3en ober halben Dag roibmet. Etod) ba3U 
EEtenfd)en, oon benen toir bod) roiffen, bah fie nie© 
bas Vlut bes toirtlid)en Lebens in ben Bibern 
haben, fonbem nur ober fonbern eben bas Vlut ber 
Dichtung. Elber ber Dichter toill mich an biefe 
feine erfunbenen EJtenfdjen unb ihre Sdjidfale 
feffeln, forbert oon mir ein großes Stiid meiner 
3eit, alfo meines Lebens, für bie ©ebilbe feiner 
©rfinbung; habe id) als Lefer ba nicht bas Eied)t, 
oon ihm 3U forbern, bah er feine EJtenfchen unb 
ihre Lmnblungen fo feffelnb geftalte, bah fie mich, 
um ben fünften Elusbtud 311 gebraud)en, feffeln? 

3<h f<hide biefe etroas Iänglid)e ©inleitung 
ooraus, toeil es fid) hier toirflidj um eine ©runb- 
frage unfrer ©egenmartsliteratur hanbelt. ©in Eiüd- 
©id auf ben Vornan in ber EBeltliteratur IeX)rt 
uns, bah einsig fo!d)e er3ählenben Did)tungen am 
Leben geblieben finb, bie 3toei Haupteigenfdjaften 
3eigett: allgemein ntertfd)ltd)en, bebeutfamen, aber 
fehr einfad)en Inhalt unb tünftlerifd) geübte 
Spannung. Der Vornan ber ©egenroart mag 
noch fo l)od) über bem ber Vergangenheit burd) 
feinen fd)einbar reid)eren ©ebantenfd)ah ftehen — 
finb bie Vorgänge nid)t oon bauernbem EBert 
burd) ihre Vienfd)lid©eit, fo lieft fdjon bas näd)fte 
©efchled© fie nur mit Langermeile, bas übernächfte 
gar nicht. So rüdftänbig es Hingen mag, ba 
Spannung heute für einen ber oielen überrounbenen 
Stanbpuntte gilt: ohne Spannungsrei3 teine 
Dauer felbft für bie nod) fo feinfinnige ©r3äl)lung. 
Die etoigen, aus ber Eiatur ber Leferfeele ab- 
geleiteten ©efetje aller Iiterarifd)en EBirtung fiegett 
3ule© über jeben ERobegefd)mad. ERan toill heute 
burd)aus über bie ©ren3en bes Eiomans, ja ber 
Kunft überhaupt hinaus; man toill gar nicht ober 
bod) nicht bloh er3äl)Ien, fonbern man toill alles 
mögliche anbre burd) bie äuhere Form bes Eiomans 
ausfprechen: V©lofop©e, ^frjd^ologie, Voliiif, 
Volfstoirtfchaft, Eiaturmiffenfd)aft, So3ialpoIitif, 
Religion ober Sehnfud)t nad) Religion unb nod) 
oieles mehr. Der Elusfprud), ben einft Vifd)er über 
bie VrobIembid)ter getan, toirb heute faum be¬ 
achtet: „Noblem, fd)on bas EBort ift gefährlich 
unb be3eid)net, bah hier fein Kunftmert mehr 
geplant ift, fonbern eine p©)fioIogifd)-p©Iofop©fd)e 
Unterfud)ung. Das ift alles bibaftifd)." — Ver¬ 
gänglicheres aber als bie bibattifcfje Didjtung, 
toenn man hier nod) oon Dichtung fpredjen barf, 
gibt es nid)t, unb es ift unbegreiflich, bah öer 
jüngere Eiad)mud)s unfrer ©Wähler bies nid)t 
erfennen toill. Die ©efd)i<hte aller Literaturen 
burd) alle 3eitalter lehrt es fie mit 3toingenber 
©etoalt. 

EBie überaus feiten finb in Deutfd)Ianb bie 
©r3äl)ler guter ©efchid)ten! ERan frage nur ein- 
mal bie Herausgeber unfrer Hntert)altungs3eit= 
fd)riften: man toirb oon ihnen allen erfahren, bah 
fie an nichts fo fehr ERangel leiben roie an ber ©r- 
3äf)Iung mit fünftlerifchem Spannungsrei3. Dah 
in Deutfchlanb bie ©abe guten ©r3ä©ens fo reid) 
ift roie in itgenbeinem Literaturlanbe, lehrt uns 
ber flüchtige ttberblid über unfre ©r3ä©ungs- 
bichtung. ©ine Sammlung 3um Veifpiel roie bie 
48 Vänbe bes allbefannten Hepfefchen Elooellen- 
fchahes, bes alten unb bes neuen, follte es jeber 
anbern Literatur fd) tu erfüllen, her3uftellen. Ein 
Romanen mit EBeltanfchauung, mit immer nod) 
mehr EBeltanfchauung, fehlt es uns nicht; rno© 
aber fehlen uns bie ©fahler fünftlerifrfjer Se¬ 
ichten mit unoergehlid)en ERenfd)engeftalten 
unb Vegebenheiten. Elad) ©r3ählern biefer Elrt 


fhaue id) aus, oon ihrem Vorhanbenfein hängt 
bie Dauer unfrer ©r3äl)lungsliteratur über bas 
lebenbe ©efd©ed)t hiuaus ab. 

Hans oon Hoffensthal erfcheint mir 
als einer biefer erfreulid)ett neueren ©r3ä©ungs- 
bid)ter. Seine Vooellenfammlung „Hilbegarb 
Eiuhs Haus", feine Romane „Helene Laafen" — 
„Lori ©raff" (©. gleifdjel © Verlin) enthalten 



Hans von Hoffensthal 


reid)lid) fo oiel „EBeltanfchauung" toie bie unfrer 
Vhilofophen in Eiomanfornt, 3eigen aber eine 
fichere ©r3äl)Iungsfunft, eine ©abe ber ERenfd»en- 
fd)öpfung, toie id) fie in ben tieffinnigen V©lo* 
fophieromatten ber ©egenroart nod) nie gefunben 
habe. Did)ter oon biefer feltenen ©attung follte 
bie Kritit ermutigen, follte ber Lefer, ber ja in 
EBaI)rl)eit toeniger nad) EBeltanfchauung als ttad) 
Kunft oerlangt, unterftütjen 311 feinem eignen 
Vergnügen unb 3um Heil unfrer er3äl)lenben Lite- 
ratur, bercn ©eltung unter ben Völtern in erfter 
Eieihe baoon abhängt, toie gut in Deutfchlanb er- 
3äl)lt toirb. 

3u biefen guten ©r3äl)lern ber ©egenroart 
red)tte id) ben Heffen Ellfreb V 0 d , beffen Vomane 
unb Eiooellen gleid)falls bei 3'Ieifd)ei in Verlin 
erfchietten finb; red)ne id) ©mil © r 11, beffen Eio- 
oellenfammlungen „©efprengte betten", „Opfer 
ber 3eit", Feuertaufe" aller ©hren mert finb, 
toenn fie aud) in ben klugen ber Ltftheten auf jener 
tiefen Stufe ftehen, too fpannenb er3ählt toirb. 
Von ©rtl erfcheint foeben ein neuer empfehlens- 
toerter ©r3ählurtgsbanb (bei L. Staadmann in 
Leip3ig): „9tachbentli(hes Vilberbud)". ©rnfte 



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93fyot. 3)ü5r!oop 

Hanns Heinz Ewers 


unb heitere ©efd)id)ten.^Die meiften bieferimitteb 
langen Stählungen toirb ber Lefer für lange ober 
für immer behalten, toährenb er bie biden Vomane 
mit eingebidter VSeltanfchauung gan3 fid)er fpurlos 
oergiht. 

Hanns Hein3 © to e r s mürbe mir als eine ber 
erfreulichften ©rfd)einungen unfrer neuen ©r^ 
3äi)Iungsliteratur gelten, menn feine Sprache nicht 
fo ungepflegt märe, ©r liebt bie Einführungen aus 
gar manchen fremben Sprachen, mas id) für red)t 
entbehrlich halte; marum begnügt er fid) nicht mit 
ber möglichst hohen Elusbilbung feines Deutfd)? 
Seine Vorbilber ©bgar Voe, Vierimee, ©onan 
Dople — id) behaupte natürlich nicht, bah er il)r 
Vadiahmer ift — finb ja nid)t bloh glän3enbe ©r- 
3äI)Ier, fonbern 3ugleid) 9Jieifter ihrer Vtofa ge= 
mefen. Vlühenbe ©rfinbungsgabe ift alles ^reifes 
mert; ihren oollen ©Ian3 aber geminnt fie hoch 
erft burd) bie ftunftfaffung abliger Spradje. Hanns 
Hein3 ©mers meih aufregenb 3U er3ählen; feine 
3toei Vänbe „Seltfame ©efd)id)ten": Die Ve= 
feffenert unb Das ©rauen (©eorg Viüller in 
Vtünchen) finb gute, 3um Deil fehr gute ©rufel= 
gefd)id)ten, bereu meifte nicht gerabe oor bem 
3ubettgel)en gelefen merben follten. 9toch größere 
Straffheit, oor allem aber peinlichere Sorgfalt 
in ber Sprad)form — unb aus biefem begabten ©e= 
fd)id)tener3ähler lönnte ein bleibenber ©T3ählungs= 
fünftler merben. 

* 

3<h barf bei manchen Lefern bie Kenntnis 
meiner Eluffaffung oon ber Etotmenbigteit einer 
möglich ft reinen Sprache für unfre Kunftprofa 
oorausfehen. 3© leibe gerabe3u barunter, bah 
unter je sehn nid)t bid)terifd)en beutf^en Vrofa= 
büd)ern minbeftens neun, nteift alle 3el)n, in ber 
traurig betannten F^enibmörtlermunbart oerfaht 
finb. 9JUt um fo gröberer F^eube meife ich bie 
gemib fel)t 3a©reichen Lefer, bie über bie beutfdje 
Spradjfrage gleich ober äljnlid) mie i© beuten, auf 
ein inhaltlich mertoolles Vud) in reiner beutfcher 
Sprad)e ©u: auf bie „Deutfche ©ef<hi<hte" oon 
© i n h a r t (Dietrid)fd)e Verlagshanblung in Leip- 
3ig). 3© teile nid)t burd)toeg bie gefd)id)tlid)en 
unb politifd)en Eluffaffungen bes Verfaffers, ber 
fid) ©nter bem Eiamen ©inl)art oerbirgt; aber 
barauf tommt in biefem Falle nid)t oiel an, benn 
ein inhaltlich bebeutfantes, 3ugleid) fprad)reines 
beutfd)es Vud) ift eine fo unerhörte Seltenheit, 
bah iaj es felbft bann rühmenb anseigen mürbe, 
menn es oon meinem größten fad)lid)en obe£ per= 
fönlid)en ©egner herrührfe. Eluf nur 416 Seiten 
mirb bie gart3e beutfd)e ©efchid)te fo bargeftellt, 
bah öer Lefer einen tlaren Hberblid über ben 
EBerbegattg bes beutfd)en Voltes geminnt, unb 
menn bas felbftoerftänblid) nidht 3U erreichen mar 
burd) eine Vollftänbigteit bes EEiittelbebeutenben, 
gefd)meige Unbebeutenben, menn 3um Veifpiel 
bie meiften branbenburgifdjen Kurfürften gan3 
unermähnt bleiben, fo mirb hoch alles EBefentlidje 
begreifbar unb behaltbar bargeftellt. Dies auf 
einem fo oerhältnismäßig tleinen Eiaum fertig^ 
gebracht 3U haben, ift eine tünftlerifd)e Leiftung, 
bie hoher Elnerfennung mert ift. Die ©efinnung 
bes Verfaffers ermeift fid) aus feiner Darftellung 
bes neun3ehnten 3a©'hunberts unb ber ©egen- 
mart; fie ift bie ©inlöfung bes in ber Vorrebe ge¬ 
gebenen Verfprechens: „EBer meint, man bürfe 
oon Herrfd)ern nur reben, menn man fie preifen 
mill, befinbet fid) im oerhängnisoollften 3rrtum. 
EBa©heit muh fein 3toifd)en Fürften unb Volt — 
bas entfprid)t ber beutfdjen Eluffaffung 00m Dreu= 
oerhältnis 3toifd)en beiben; bas oerlangt in gleicher 
EBeife bas EBo© ber ©efamtheit mie bas bes 
Herrfd)erhaufes unb bie ©inrid)tung bes Kaifer- 
tums felbft." 

* 

3um Schluh natürlid) — ©oethe, aber 3unt 
©lüd faft nichts über ihn, faft alles oon il)m. Eted)t 
betannt gemorben ift bie Elusgabe bes „Fauft" oon 
©eorg EB i 11 0 m s t i (EWax Heffe in Leip3ig), 
ein hanblid)er, billiger Vanb, ber alles enthält — 
natürlich aud) ben Hrfauft —, mas ber Lefer oer¬ 
langt, ber fid) eingehenber mit ©oethes Fauft 
befaffen mill. Kein überflüffiges Elustramen 
blohen Vüchermiffens, forgfame Elusmahl bes 
Etotmenbigen unb Förberlid)en, alles beruhenb 
auf einer fid)eren Veherrfd)ung bes gemaltigen 
Stoffes, ©tmas Elhnlid)es liegt uns in ber „©olbe- 
neu Klaffiferbibliothet'' bes Verlagshaufes Vong 
in Verlin oor, einer neuen Vearbeitung ber be¬ 
rühmten Heiupelfd)en Klaffiterausgaben. „©oethes 
Fauft in fämtlidjen Faffungen, mit ben Vruch- 
ftüden unb ©ntmürfen bes Etachlaffes" gibt Karl 
Eilt mit einer nid© 3U langen, gut belehrenben 
©inleitung unb mit anertennensmert tur3en Ein- 
mertungen heraus. Der hübfd)e Vanb oerbient 

















1911. 9tr. 29 


771 


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7 )ie .yCuftur 

der r C/eqenwart 

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bie freunblidffte ©mpfehlung an fiefer, bie ihren 
gauft I)alb ausmenbig miffen, nun aber bas 2Bid)= 
tigfte beffen erfahren rnollen, toas bte bergehohe 
fiiteratur über ben gauft antoirfltd) VHffensmertem 
3ufammengeftatrt hat. 

©ute Nusmahlen aus ©oethes Vriefmed)feln 
finb in ben lebten gahren gar ntand)e erftienen 
unb t)aben ficb) raft eingebürgert. gm Verlage 
oon ©eorg Vonbi in Verlin gibt Nitarb 9 N e t) e r 
in brei prächtig ausgeftatteten Ouartbänben ein 
Santmelmerf heraus: „©oethe unb feine greunbe 
int Vriefmed)fer, bas eine roirtlidje Vereiterung 
unfrer fo reichen ©oetheliteratur barftellt. Der 
©ebanfe lag fo nal)e, aber bas NätftHegenbe 
roirb ja oft am längften überfehen: mit3uteüen, 
toas bie (Empfänger oon ©oethes Vriefen ihm 
geantroortet haben. Nitarb Vtepers Nusmahl 
ift bis auf eine befremblid)e fiüde oortrefflit: 
bie Vriefe aus Sefenheim an Sahjmann mußten 
unbebingt oollftänbig gegeben roerben. grieberile 
Vrion hat in ©oethes menftlid)em unb bitte* 
riftern fiebert eine Nolle gefpielt, bte in einem 
VSerte roie biefent bie Vollftänbigleit ber fie be= 
treffenben Vriefe unerlählid) forbert. 

©infprut ift 3U ergeben gegen Nlepers ein* 
leitenbe VSorte 3U ber Nusmal)l aus ©oethes 
Vriefen an grau oon Stein, ©r behauptet oon 
it)r, fie tnüffe getoefen fein „eine Vertörperung 
oon oorneI)mer Nuhe unb fiterer Harmonie, 
bemühter Selbftbet)errfd)ung unb ftiller $errft= 
gemalt. Sie muß bie ©abe bes Hörens, bes Ver* 
ftehens, bes ©infüt)Iens im hödjften ©rabe be* 
feffen haben“. gci) behaupte, bah es hierfür teinen 
roiffenftaftliten Vetoeis gibt, toenn man als 
fo!d)en nid)t gelten laffen rnill bie Ieibenftaftlid)en 
Vriefe eines leibenftaftlid) oerliebten Cannes. 
Duhenbe oon Vriefen ber Stein bemeifen, baf3 
fie .bie ©abe bes Verftel)ens unb bes ©infühlens 
ber Did)tung gegenüber toertiger befeffen t)at als 
bie meiftett bebeutfanten grauen in ©oethes 
fieben. ©ine grau, bie 3unt Veifpiel in ©gmonts 
5 Uärd)en nur bie Dirne gefehen — toas ©oethe 
iljr aus Nom mit oerhaltener Vitterteit anftreid)t —, 
l)at gan3 gemih oon berrt D i 11 e r ©oethe nid)t 
oiel getourt. ©buarb ©ngel 


Sesundfieit$pffege 


gm Verfolg unfrer Nbfidft, einmal über bie 
oielgefürd)tete Vlinbbarmoperation einige auf* 
tlärenbe VSinte 3tt geben, müffett mir 3unäd)ft 
bie grage auftoerfett, ob überhaupt bie Niöglid)* 
teit befteljt, baß eine oeritable Vlinbbarment3ün= 
bung aut ohne Operation unb ol)ne bleibenbett 
Schaben für ben fieibenben oollftänbig unb befi= 
nitio auf bem ÜBege ber Selbftilfe ber Natur 
ausheilen tann? Diefe grage ift 311 befaßen, mentt 
and) mit bem 3 ufah, bah eine folte rabifale Nus* 
Teilung feiten ift. Sie bürfte bie 3 al)I oon 3el)n 
auf f)unbert aller ©rtrantungsfälle fauttt erreid)ett. 
Daran tnüpft fit bie grage: toas toirb aus ben 
anberrt nid)t operierten gällen, fomeit fie nid)t 
töblid) oerlaufett burt bett ©intritt ber ftroeren 
golgen eines Durtbruts bes ©iterljerbes aus 
bem engen Vlinbbarmfortfah in bie freie Vaut 1 
I)öl)le? Darauf mu^ bie Nntmort lauten: nad) 
bem glüdliten Überfielen einer erftmaligen filttacfe 
bemalten etma ad)t3ig Vt03ent ber gälle eine 
d)ronifd)e ©nt3ünbung bes Nppenbir (VHnbbarm* 
fortfah), bie 3U mel)r ober meniger häufigen Nüd* 
fällen erneuter ©nt3ünbungsattaden führt. gn 
jebem foltenNüdfall beftetjt, erljeblit abgeminbert 
3toar, aber bod) mit ooller Vebrol)ung bes fiebens, 
oon neuem bie ©efatjr bes Durtbruts in bie 
Vaud)l)öt)le mit all ihren 5Xonfequen3en. Solt 
ein firanter trägt in fid) bauernb bie Niöglid)teit, 
burd) irgenbeine ©rf)öf)ung bes Druds im fieibe, 
bei einem Stoh ober gall, beim ftarten ^reffen 
ober irjuften,. burt eine Verbauuitgsftörung, eine 
©rtältung, einen ©r3eh ober eine Nnftrengung in 
fiebensgefahr 311 geraten. Die übrigen 3ehn $ro* 
3ent betreffen biejenigen unoperierten gälte, bei 
melten in gan3 fur3er 3eit, oft ehe bas fieiben 
überhaupt ertennbar ift, ber gefürttete Durd)= 
brut fit plötjlit einftellt, ohne bah eine oorher* 
gel)enbe Vlinbbarment3ünbung objettio ober fub* 
fettio bemertbar gemefen ift. ^llfo 3ef)n ^Pro3ent 
oöllige Spontanheilung, 3el)n ^ro3ent oon oorn* 
herein töblit oerlaufenbe gälle unb ad)t3ig Vro* 
3ent folter ©rtranfungen, bie d)ronifd) merben — 
bas ift eine natürlid) 3um Verftänbnis für fiaien 




ftart abgerunbete Statiftit ber nitt operierten 
gälle. 

SJtaten mir eine ©egenretnung ber operierten 
gälle auf, fo mürbe fie lauten müffen: 3et)n V*o= 
3ent gälle finb oerloren, meil eine Operation 
immer 3U fpät tommt ober menigftens ein gan3 
anbres fieiben 3U befämpfen t)öd: nämlid) bie 
atute eitrige Vautfeltent3iinbung, bie and) aus 
anbernUrfaten(Durd)bruteinesVtagengeftroürs, 
eines ©iterherbes in ber ©allenblafe, in ben Viutter* 
trompeten, in ben ©ierftöden unb fo meiter) ent= 
flehen tann, unb eine Veurteilung für fit, als 
bie Vetämpfung eines gan3 anbern fieibens, als 
ein goIge3uftanb fehr oerftiebenartiger ^3ro3effe, 
erforbert. Nehmen mir einmal an, alle übrigen 
neun3ig Vro3ent mürben operatio behanbelt, fo 
fteht heut3utage feft, bah nid)t mehr als brei bis 
oier V*c>3ent aller operierten Vlinbbarmfälle ins= 
gefamt troh ber Operation 3um Deil burd) fie unb 
an ihren golgen 3ugrunbe gehen. Diefe Statiftit 
fpritt eine berebte Sprate: fie forbert bringenb 
bie Operation. Denn felbft bie 3el)n Vw3ent 
einer glüdliten s Jtaturf)eilung in ben Vorbergrunb 
gerüdt, fo behaltbn nod) att3tg $ro3ent nitt 
Operierter, aber nitt ftnell Dal)ingeraffter 3eit 
ihres fiebens eine t r °nifte, überaus 3U 9?e3ibioen 
geneigte 5 trantl)eit, bie jeben Vugenblid bebrol)lit 
merben tann. 2 Bo alfo mit Siterheit eine VIinb= 
barmentsünbung feftgeftellt merben tann, fitert 
allein bie Operation mit einer Sterblitteit oon nur 
brei bis oier V*03ent (hod)gegriffen!) bas fieben. 

So ftänbe bie grage tlipp unb tlar: bie VIinb= 
barment3ünbung ift ein rabital unb ficfjer nur 
burd) ben Operateur 3U befeitigenbes fieiben. 
Vur einen ein3igen £aten hat btefe Vetnung. 
3m fiaufe oon mehr als 3man3ig galten d)irurgi= 
fter Dätigteit I)at fit mir bie Über3eugung auf= 
gebrängt, bah ber tod)merpuntt ber gan3en grage 
bie rittige Diagnofe ift. Vei ber Ungeheuern Ver= 
antmortung, bie bei biefer Satlage ben be- 
hanbelnben ?lr3t belaftet, bei ber epibemiftcn 
gurd)t oor biefer itrantl)eit, bie bie filr^te nitt 
meniger ergriffen hat als bas ^ublitum, ift beiher* 
feits eine gemiffe Sfteroofität er3eugt morbert, bie, 
glaube id), bie itlärung ber Satlage fel)r erfttoert 
hat. gd) tenne aus meiner ‘ifSraris eine nid)t tleine 
9 ?eihe oon gällen, mo it, 3ur Operation gerufen, 
biefelbe ablehnen muhte, meil es fit gar nitt um 
Vlinbbarment3ünbung hanbelte, fonbern um eine 
anbre ©rtranfung in ber 9 Rähe bes Vlinbbarmes, 
©nt3ünbungen in ber unb um bie ©ebärmutter unb 
ihrer Anhänge, 5 totftauungen mit gieber, Darm* 
manbent3ünbungen, ©ntsünbungen oerlagerter 
©allenblafen, Vierenfteine, Drüfenent3ünbungen 
im fieibe, ja einmal fogar Neuralgien in ben Vaut= 
beden, ©efd)mülfte unb fo meiter haben gelegent* 
lit ßux faiften Diagnofe: VIinbbarment3ünbung 
geführt, unb ber Verlauf hat ben grrtum ber 
Diagnofe bestätigt. Da3U ftimmt gut bie oon ©e= 
beimrat Orth mitgeteilte Datfad)e, bah fieb3ehn 
s firo3ent aller ihm sur Diagnofe iiberfanbten her* 
ausgefd)nittenen Vlinbbärme abfolut gefunb maren. 
3 t ftehe nid)t an, 3U ertlären, bah es gälle gibt, 
berert rittige Diagnofe 3U ben ftmerften Aufgaben 
unfers Verufes gehört, unb glaube, bah bie gel)! 5 
biagnofen häufiger finb, als man im allgemeinen 
annimmt. V 3 o aber bie Diagnofe feftfteht, unb 
in ber Vielzahl ber gälle ift fie in ber Dat leitt 
311 ftellen, ba tann, glaube ich, nitt früh genug 
bie fegensreite Dätigteit bes Operateurs in Nn* 
fprut genommen merben. 

gm allgemeinen ift es gemih ein gröberes 
5 \un[tftüd, jemanb ohne Operation 3ur ©enefung 
3U führen als mit einer fold)en; ©er aber, bei ber 
Vlinbbarmertt3ünbung, ift biefe ©enefung burt 
Naturl)ilfe eine burd)aus problematifd)e, fie Iftfet 
ein buntles grage3eiten über bem 3utünftigen ©e= 
ftjd bes fteinbar ©eheilten beftehen. Der fiaie 
möge fit alfo mit ber Datfad)e in etmas beruhigen: 
nod) lange nitt jeber Sd)mer3 in ber red)ten 
Seite ber Unterbautgegenb ift Vlinbbarmftmer3; 
ift bie 51 ranfl)eit aber fiter fonftatierbar, fo ge= 
mährt bie Operation bie ©hance ber ©enefung 
oon fiebenunbneun3ig 3U brei. 

Vrofeffor Dr. © a r l fiubmig Streit 


1 -—---, 

a 

dKunstgewerße 

u 


2 Bas tönnte begehrensmerter fein als ein 
©arten am ©infamilienl)aus! gnbeffen aut ber 
VSert foltes Vefihes entfdjeibet fid) an ber ©r= 


tenntnis feines fpe3ififten VSefens. Die hat, 
mas ben ©arten betrifft, Vntmort 3U geben auf 
bie grage: ift er nur bes Nnftauens megen ober 
ift er 3ur Venutgmg ba? 2 Bir mollen's überlegen. — 
VSenn bes ©artens Nbmeffungen nur auf einen 
fd)malen Streifen an ber Vorberfront fit be= 
ftränten, mirb nitts anbres übrigbleiben, als 
eine optifd)e gllufion 3U3uIaffen; bot muh tnan 
miffen, bah folt Vergnügen ber klugen eigentlit 
nicht ©arten genannt merben barf. Der nur 



Moderne Gartenbank. Entwurf von Prof. Läuger 

bem Sttnud bienenbe Vorgarten ift beftenfalls 
ein oegetabiles Ornament im arcf)iteftoniften 
Komplex ber gaffabe, ift eine ©irlanbe in ^er* 
manen3. SBo© tann man feine fiuft haben 
an folt blühenber Nahmung, an folt Hebens* 
mürbigem Vuftatt ber greunblid)feit unb ©aft* 
freil)eit bes Kaufes; inbeffen ein ©arten ift nod) 
etmas anbres. gm ©arten foll man mohnen 
fönnen, man foll ihn als eine ©rmeiterung unb 
räumlite Nusgeftaltung bes Kaufes empfinben 
unb oermerten. VSie man heute ben öfferttlid)en 
s fßart nitt mehr als eine ©Ziehung 311m Spa3ieren= 
gehen angelegt fehen möd)te, oielmehr oerlangt, 
auf feinen Nafenfläd)en lagern unb fpielen 311 
bürfen, fo mill man, bah Her £ausgarten bie 
gunftionen ber gi^naier unb 51 orribore, ber Säle 
unb Kabinette auf eine befonbers angenehme SBeife 
erfülle. Da3U ift notmenbig, bah er ben Vorüber* 
gel)enben um ein meniges entriidt merbe; es ift 
3toar fehr nett, ben ^affantert bie Strafje 3U be* 
frän3en, aber mittiger bleibt, bah Her ©arten 
feinem Vefitjer einen bequemen, farbenfrohen 
unb büftereid)en greiluftaufenthalt gemährt. 

So ift es benn geftattet, oom Vtobiliar bes 
©artens 311 fpred)en; unb es ift gerett, 311 oer* 
langen, bah aut biefes äRobiliar ben 3med unb 
bie VSirtung bes Naumes förbere. Vor einiger 
3eit, als bie ©rtenntnis ben ©arten not nitt 
als VSohnung, fonbern als einen betoratioen 
Ster3, als einen amüfanten ilberfluh begriff, 
erlaubten fit aut Hie ©artenmöbel allerlei Nänte 
unb Spähe. Dem gebred)felten Deppitbeet 
unb ben fit in Nrabesten ftlängelnben, aber 
taum benuhbaren iliesmegen maren bie aus 
Virtenftämmen 3ufammengenagelten Difte unb 
Vänfe ebenbürtige ©efellen. ©s mar fo fcf)ön 
romantifd), auf rittigen, meihberinbeten Neifern 
fihen 3U tönnen, man fühlte fid) fo poetifd) an* 
gehaud)t. (Nud) menn einem nachher bie ftnoten 
meh taten.) Unb beinahe nod) oornel)mer mar es, 
eine fiaube aus tnattrigem 5UtüppeIhol3 fein 
eigen unb „Villa Nübe3ahl" 3U nennen. (Der 
Stimmung megert unb meil's fo füh ausfah, fe©e 
man oor bie Dür ein paar 3toc^9lein mit meihem 
Vart unb roter Nafe.) Solte 51 uriofa muhten 
ausquartiert merben in bem Nugenblid, ba man 
eben erfannte, bah Her ©arten nid)t nur ein Spah= 
mad)er unb eine närrifte Dänbelei, oielmehr ein 
rebliter Diener an ber ©efunbheit unb ber VSohn* 
fultur 311 fein haHe. geht gab es leinen 3*öeifel 






772 


1911. 9ir. 29 



L 


C/)ie K (/(üftm' der< C/eqeiimav 



meßr, baß aud) in ben ©arten, in ben grünen 
©aum, nur Dinge gehörten, bie erftens rooßnlid) 
unb benutzbar, toirtlid) 3toedmäßig unb äußerft 
bequem, 3um anbern ard)itettonifd)t gebänbigt 
toaren. ©un entpuppte fid) einem bieJDorßeit, 
mit totem ©erät bem natürlid)en ©Sacßstunt 
Stonfurren3 bieten 3U roollen. © 3 ie albern toar 
es bod) getoefen, oon ber ©irtenbant unb ber 
Slnüppelßolslaube eine fosufagen natürliche ©Sir* 
fung 3U erwarten; bas ©egenteil trat ein, bie ab* 
gehauene, gefcßnittene unb genagelte ©atur toar 
hoppelt tot. Die ©irfenbänte ftanben toie gab 
oanifierte Deid)name. Unb umgetehrt: bie bem 
3toed, bem Material unb ber ftonftruttion ge* 
horfame ©Übung, bas bem ©tenfcßen ergebene 
©tenfd)entoerf, steigert gerabe burd) ben Slontraft 
bes ©bftraften 3um Debenbigen bie ©egetabiütät, 
bie tnofpenbe unb blüßenbe ©etoeglid)teit bes 
©artens. ©ine aus regelmäßig abgemeffenen, 
Iogifd) gefügten unb im ©hptßmus georbneten 
Datten fortftruierte ©anf macht bie ©Silltür bes 
©lattgeriefels, bas © 3 eßen ber 3tf>ei9C unb bas 
3ittern ber ©lumen 3toiefad) finnlicß unb un* 
nad)ahmlid). 3ugleid) aber betont bie ftrenge 



Gartenlaube. Entwurf von J. V. Cissarz 


©töbelform bes ©erätes ben ©haratter ber ©flan= 
3ung als geroollte unb erfd)affenc ©Soßnftätte. 
©s greifen ©er, ooie überall, 3^eale unb ©ot* 
roenbigteiten ineinanber. ©Ser erft einmal ben 
©arten als ©rroeiterung bes Kaufes oerfteßen 
lernte, bem toirb es unmöglid) fein, einen rontanti* 
fd)en Slabaoer in bas ©ereid) ber gehobenen Debens* 
freube 311 feßen; ebenfotoenig toirb jemanb, ber 
bas ©lenfdßlicße, bas §i)gienifd)e unb ©rcßitet* 
tonifd)e einer mobernen ©artenbanf anfd)auenb 
empfanb, ben ©arten 3U einem ^anoptitum, 
einer blinben ©epräfentaüon ober einer ge* 
tiinftelten ©Silbnis begrabieren tonnen. ©in 



Anlage in einem Hamburger Privatgarten 
nach Jakob Ochs 



Alte Parkbank um 1830 in Frankfurt am Main 


eßrlid)es, in Sad)lid)teit fd)önes ©artenmöbel 
forbert ben ©aunt, bas oon §eden umgren3te 
3 immer, bie grüne ©Sanb. Der ©bptßmus bes 
©artenmöbels er3toingt bie rhpthmifcße Sd)ön* 
heit im freien ©Sad)stum. Dabei ift teinesioegs 
nottoenbig, baß bas ©artenmöbel 00m neutralen, 
iüßlen ©Seiß umtleibet fei; es tann gan3 gut ein 
toeniges basu helfen, ben farbigen ©inbruä aud) 
pofitio 3U mehren. ©tan tarnt eine ©anf, mit 
hellem, ftrahlenbem ©elb geftrid)en, feßr gut in 
eine Umrahmung oon grünem ©ebüfd) ober 
roten ©lüten ftellen; man tann aud) lichtes ©lau 
gegen bie weiße Sjaustoanb bisponieren ober 3um 
9tt3ent in einem ©eoiert oon roten ober bronsenen 
Dönen machen. 3u meiben finb inbes alle fdßmußi* 
gen unb erbigen färben. Denn alles, was ben 
©aum bes ©artens bauen unb rßt)thmifd) gliebern 
hilft, foll ber Srreube bienen. 

Robert ©reu er 



©utomobilßänbler, ©eparaturanftalten, ©en3in= 
unb £)llieferanten, ©afttoirte mit großen ©aragen 
unb ©utomobilbefißer einfd)ließlid) ber 3U Sohlen 
l)erange3ogenen ©ertoanbten unb ©etannten, biefe 
alle toill id) ausnehmen, oon bem übrigen Deil 
ber ©tenfd)ßeit behaupte id) jebod), baß ißm ber 
©eri3intoagen unfi)mpathifd) ift. 3e uad) ber 
©haratteroeranlagung äußert fid) bas natürlid) 
fel)r oerfd)ieben, oon ber füll im £>er3en oerborgenen 
Abneigung bis 3U ben ©usbrüd)en hellet ©Sut, bie 
bei fd)Ied)t%3ogenen ©tenfcßen fid) in Steinwürfen 
unb anbern ©änfen gegen bas mißliebige Sraßr* 
3eug Duft macht. ©Soßer all ber ©roll? Das 
©uto iftjein Deil ber Stultur ber ©egentoart. Daran 
tann tein §aß mehr ettoas ättbem. Die fort* 
fd)reitenben tecßnifchen ©erbefferungen haben feine 
©etriebsficßerßeit außerorbentlid) erhöht. Die 
©Sagen finb im mafd)inellen Deil bebeutenb oer* 
einfad)t toorben. 5 tlar unb überfid)tlid) liegt ein 
moberner ©ier3plinbermotor oor uns. ©lies ift 
Ieid)t 3ugänglid), bie ©tagnetapparate unb 3ünb* 
fer3en oerfagen faft nie mehr ihren Dienft. Die 
©ergafer, beren ©ufgabe es ift, bem ©totor ©en3in= 
bampf im rid)tigen ©erhältnis mit Duft gemifd)t 
3U3ufül)ren, arbeiten jahraus, jahrein, ohne baß 
eine ©tenfcßenßanb baran 3U rühren braucht. Die 
fo feßr gefürchteten ^Sneumatitbefette finb 3toar 
immer nod) möglich, aber bod) wefentlicß ein* 
gefchräntt burd) ©erbefferungen in ber ©ummi* 
reifenfabritation. ©ußerbem toirb ihnen ber 
Sd)reden unb bas Unangenehme burd) oer* 
fcßiebene moberne Hilfsmittel genommen. graft 
an jeber Drofcßte feßen toir neben bem grüßrerfiß 
bas „Stepneqrab", ein mit einem ^neumatif fix 
unb fertig be3ogenes Hilfsrab, bas in einigen 
©tinuteu neben einem befetten ©ab angefd)raubt 
toerben tann, fo baß es nicht mehr nötig ift, auf ber 
Danbftraße 311 fliden. Die mobernen Duricum* 
toagen haben ftatt beffen abnehmbare ©äber. Hier 
toirb ein „fünftes ©ab am ©Sagen" ftänbig mit* 
geführt, es tann jeber3eit gegen eines ber anbern 
oier ausgetoechfelt toerben. Dem gleid)en 3 tD ed 
bienen bie fogenannten abnehmbaren grelgen. 
©ei ihnen fißt ber ©ummi nid)t unmittelbar feft 
auf bem ©ab, fonbern auf einem eifernen ©eifert, 
ber fogenannten grelge, bie auf bas ©ab leidjt 
aufgelegt unb toieber abgenommen toerben tann. 
©ird) in biefem gralle ift mit einem Defett nur ein 
gan3 iur3er ©ufentßalt oerbunben. Die oielen un* 
angenehmen 3 vo ißcßenfälle, bie früher burd) un* 
oolltommene ftonftruttionen entftanben unb burch 


un3toedmäßigen ©au fich immer nur mit fel)r 
großer ©tüße unb großen Untoften beheben ließen, 
fie finb 3U 90 ©ro3ent toeggefallen, unb baburd) 
ift bas fahren felbft 311 90 ^ßro3ent angenehmer 
getoorben. 

©ud) ber Daie, bet nur ein tlein toenig tecßni* 
fcßes ©erftänbnis hat, tann jeßt ohne ©ßauffeur 
einen größeren Dourentoagen fahren. Seibft* 
oerftänblich geht bamit eine toefentlid)c ©er* 
billigung Hanb in Hanb. Die mobernen fogenannten 
fleinen ©Sagen tönnen bei fparfamer ©Sirtfdjaft 
mit einem jährlidjen ©uftoanb oon 1000 bis 
1500 ©iart, je ttad) ©enußung, betrieben toerben, 
ja, es gibt 5al)ter, bie nod) mit toefentlid) ge* 
ringeren ©eträgen ausfommen, fo baß es heute 
oöllig falftf) ift, bas ©utofahren fdjlechthin als 
©orbeI)altsgut ber ©Ilerreichften an3ufehen. ©ine 
Sonntagspartie über ettoa 200 51 ilometer mit 
oier ©erfonen oerurfad)t im tleinen fed)spferbigen 
©uto ettoa 20 ©iart ©etriebstoften, toobei ©ert3in, 
Öloerbraud) unb ©ummioerfd)Ieiß eittgeredhuet 
finb. Das mad)t pro ©erfon 5 ©lart. 

©Senn man über biefe 3 a hterc na^bentt, fo 
toirb man es begreifen, baß gegentoärtig alle 
©utomobilfabriten außerorbentlid) befd)äftigt finb, 
toirb man es oerfteßen, toenn id) behaupte, baß in 
ben näcßften 3ah^e^ ^as ©uto in nod) ungleid) 
ftärterem ©laße bie Danbftraße beoöltern toirb, 
als es heute fd)on ber gall ift. Der toohlhabenbe 
©ürger toirb nicht 3U feinem Scßaben fiel) ber 
fonntäglid)en ©artie mit Hüfe ber ©ifenbaßn all* 
mählid) enttoöhnen unb ftatt beffen im ©uto bie 
Danbfcßaft bur^faßren. So hat man fogar in 
untoegfamem ©elänbe ©affagen für ©utomobile 
gebaut, une fie unfer ©ilb seigt. 

©Soßer ftainmt nun aber bie eingangs ertoäßnte 
©ntipatßie? 3 ^ei Dinge halte id) für oorneßmlid) 
fd)ulb: J)as rüdfid)tslos fd)nelle 5'aßren auf be= 
lebten Straßen unb bie Staubauftoirbelung ber 
© 3 agen. Das Dentpo, in bem mancher ©ßauffeur 
unb Herceufaßrer Heinere Dörfer unb Drtfd)aften 
burcßraft, tann nid)t anbers als friool be3eidmet 
toerben. ©s tommt gar nicht barauf an, ob bie 
©aßrt frei erf^eint ober nicßt. 3 t0 if c ß^ n 
rooßnten Häufern foll unb muß bas Dempo 
gemäßigt toerben. gür bie 3aßlreid)en ©0* 
beitstaten gegen ©utontobile finb nicßt in leßter 
Dinie bie rüdficßtslofen Scßnellfaßrer oerant* 
toortlid). Da3U tommt bie Staubauftoirbelung. 
Sie 3U befeitigen ift toeit fd)toieriger. ©erfönlid) 
habe id) erprobt, baß bis 311 einer ©efd)toinbigteit 
oon ettoa 20 SUlometern bei normalen Straßen 
feine beläftigenbe Staubentroidlung auftritt, bas 
ift jebod) eine ©efd)toinbigteit, bie man einem 
©utomobil auf offener Danbftraße nid)t sumuten 
tann. Scßon bei 30 Kilometer, eine immer nod) 
befcßeibene ©efcßtoirtbigfeit, tritt bie Staub* 
auftoirbelung je nacß ©auart bes ©Sagens be* 
Iäftigenb auf. 

©ttoas tann mau nun, toie gejagt, bie Staub* 
auftoirbelung burd) bie ©auart bes ©Sagens oer* 
minbern. 3c tiefer er gebaut ift, je meßr ber burd) 
bie fcßnelle Sdßd er3eugte Duftftrom burd) ein3elne 
Deiie, Slotflügel, Scßußbled)e unb fo toeiter, auf 
bie ©rbe abgelenft toirb unb je bicßter alle biefe 
Deüe über bem ©rbboben liegen, befto meßr Staub, 
©ine grünblid)e ©efeitigung ber Staubplage tann 
ber ©utofonftrufteur jebod) nicßt er3ielen. Diefe 
©ufgabe fällt oielmeßr bem Straßenbau* 
ingenieur 3U. 

Unb er toirb fie löfen, hat fie aud) fd)on gelöft. 
Da man bas ©uftoirbeln oon totaub fd)Ied)ter* 
bings nicßt oerßinbern tann, fo bleibt füglidß nid)ts 
anbres übrig, als bie Staubbilbung felbft möglicßft 
3U unterbinben. Das befanntefte unb feit alters 
ßer angetoanbte ©tittel ift bie ©efd)toerung bes 
Staubes mit Hüfe oon ©Saffer, bas Sprengen. 
Diefes ©erfahren ift jebod) toenig nacßßaltenb, 
namentlich auf freien Straßen, too Sonne unb 
©Sinb binnen trn^em bas ©Saffer toieber oer* 
bunften. ©effer finb fcßon fylüffigteiten, bie 
toeniger leicßt oerbunften. Htc^u gehören bie Öle, 
oon benen natürüiß) nur bie billigeren Sorten, 
Deeröle unb bergleidjen, in Srage tommen. 
oielen ©egenben ßat man bamit red)t 3ufrieben* 
ftellenbe ©rgebniffe er3ielt. ©in anbres ©tittel be* 
fteßt barin, auf bie Straße Stoffe auf3ubringen, 
bie bas ©Saffer entgegen ben ©Sirfungen oon 
Sonne unb ©Sinb feftßalten, ja, bie fogar imftanbe 
finb, umgeteßrt ber Duft bie in ißr in D0Tt 
©Safferbampf enthaltene geudßtigfeit 3U ent3ießen. 
Das finb bie fogenannten ßpgroftopifcßen Sal3e, 
bie in ©eftalt oon ©braumfal3en 3U erfcßtoingIid)en 




















IMI 


ie. L A ultur der, Ueqenmar\ 


Stoffen. ©igentlid) muft man fagen „bas 3 ä d * 
cf) e n“. Kaum baß es ber gade oon einftmals 
ähnlich fiel)t, bie fteif ausgearbeitet, aus oielen 
teilen beftehenb, ftraff — je ftraffer, je beffer! — 
anlag. (Sine berartige gade aus goularb I)er= 

3uftellen, ift allerbings ein Kunftftüd, fie in ber 
heutigen gorm ausjuarbeiten, ift ein Vergnügen. 

Deilweife gefallen fid) biefe leisten Seibern 
jädd)en in einem ©rab oon Originalität, mit bem 
fid) nid)t jeber befreunben tann. Da gibt es 
tod)öf3d)en, bie mitten auf bem bilden beginnen 
unb taum bis 3m £üfte Verabreichen, aud) fiften 
auf bem Vüden grofte Schleifen ober Knopfreihen, 
bie „bie Daille“ martieren, bie Veoers finb weid), 
oft feljr groft unb ftets in einer oom ©rurtb* 
material abftechenben garbe gehalten, sticht nur 
fie finb ein Stüd oom gncropable grad, nein, 
aud) ber Sd)walbenfd)wan3 taud)t auf, halb taum 
hanbbreit, halb faft bis 3um Vodfaum hetab* 
reid)enb, bas richtige ^3enbant 3um gefd)lit)ten Vod. 

gm 5lusgeftalten ber Veoers oerausgabt 
fid) bie Vhantafie gerabe3u. gmmer toieber neue 
gormen, anbre Vefaftmittel. ©roft ift bie 3af)l 
ber Variationen, bie burd) bie oerfdjieben ge* 
ftellten Streifen ber petinierten Seiben er3ielt 
roerben, bie Iper eine grofte Volle fpielen, unb 
3toar mit gleid) gliidlichem (Erfolg auf hellen toie 
buntein einfarbigen Kleibern. • 3um 5Iusfd)Iagen 
bient weiter weifter Vtoire, 51tlas, Vips unb enblid) 

Vatine. Unb weil feine rauhe Dertur unb ber 
ftumpfe ©lan3, bie ©lätte ber 51tlas* unb Selben* 
fergetoftüme in fo luftigem Kontraft 3ueinanber 
ft eben, fpannt bie 9Vobe gerabe biefe beiben in 
ein god). Derartige Vcalicen bilben ben ©runbsug 
ihres SBefens. 

5111 biefe Rädchen nun finb ein Vichts an ©e* 
wid)t — abgefehen oon ber Vleieinlage, mit ber 
ber untere Vanb ausgiebig befd)wert wirb — 
unb fpielen hoch eine gar gewichtige Volle, benn 
troft bes tompletten Kleibes, bas, aus Seibern, 

2BoIl= ober Vaumwollftoffen gearbeitet, 3um 
unentbehrlichen ©egenftanbe würbe, macht fiel) 
noch immer eine grofte Sd)eu bemertbar, fid) 
auf ber Strafte „in ber Daille“ 3U 3eigen, fo baft, 
obwohl ber Sommer oor ber Dür fteht, bie gade 
genannt werben muft. (Eines aber haben wir un= 
bebingt gewonnen, gut gewachfene grauen brauchen 
fid) nid)t mehr einer Viobe 3U unterwerfen, bie 
fpe3iell in Varis 3ur Dpramtei geworben war, 
ber fich alle grauen, herab bis 3ur tleinen „Viibi* 
nette“ mit ihrer fabenfd)einigen ©Iegan3, untere 
warfen. 9Jiit feltener Solibarität trug man felbft 
in ben £unbstagen eine gade. Diefe Vtobe war 
wirtlich eine Dorfteit! ©ine oiel gröftere Dorfteit 
als manche anbre Vtobe, über bie — fpe3iell bei 
uns — fo oerfhmenberifch 5Borte unb Dinte 
flieften, währenb man fid) in Varis taum barum §ätelarbeit. 

tümmert. S d) I a n t unb eitel bürfen wir alfo fich fowohl 

wieber, ohne oom „nieberfchmetternben“ Ve* nieren oon 

wufttfein gequält 3U werben, „unfehider“ 3U fein Vtänteln ui 

als bie ärmfte „Vtibinette“, ohne 3 ade auf 3umVorbie: 

bie Strafte gehen; nid)t fd)lant unb eitel, tenunbifte 

werben wir unoerfeftens, gan3 3ufäIIig, Kleiber bare §anbc 

mit 3 a d e n wählen ober tleine capudjon* förbernb, e 

artige Umhänge ober Vtäntel. Der £a 

Der Snant e 1 ift nunmehr ein unentbeftr* Sinne bes 

lidjes Doilettenrequifit geworben, eine neue Steuer, wirb äugen 

unter ber wir feuf3en. 5Bas follte uns aber bas mannigfad)< 

tomplette Kleib, wenn wir teinen SJtantel hätten, bung 3U fn 

es an tühlen Dagen 311 oeroollftänbigen ? Die bie £>anbar 

f <h w a r 3 e Seibenjade, bie gebaut ift, wert. Sic 

biefen 3*oed 3U erfüllen, tann ben EVantel nicht wirtlichen ^ 

gan3 erfeften, benn wir finb 3U tritifch geworben, burd) mafd 

um biefem „Vaffepartout“, wenn es gilt, mit er* genb 3U et 

habener ©elaffenheit unb Sicherheit bas ge* Koftenpuntl 

wid)tige SBort „Sd)id“ aus3ufprehen, eine bomi* 9Vafd)inenf; 

nierenbe Volle ein3urüumen. Die fd)war3e Seibern folge ihrer 

jade nimmt fid) fehr gut aus 3u allen Doiletten, worben. Vc 

beren ©runbmaterial S ch w a r 3 enthält ober Spiften fini 

g a n 3 weift ift, fonft hat fie fo bas gewiffe fogar am £ 

„5IIte*Damen*©twas“ an fich- Kapotthutbeigabe. fid) fpe3iell 

„itelp mich nicht an bie 9Vobe.“ £äteleten b< 

gebenfalls brachte uns biefe fd)on lange nicht ©ürtelfcftnü 
fo hübfdje gaden aus fd)war3em 9Jtoire, 51tlas, ©ine aus 
Ottomanfeibe ober Du<h mit Kurbelftiderei unb antique' 

ben unoermeiblichen Knopflinien, wie in biefer Vegre.n3unc 

Saifon. Die Vtobe forgt aud) weiter für ältere ga3etunita c 

Damen unb nid)t gute giguren burch bie gän3lid) naeftbemme 

futterlos gearbeiteten ©taminemäntel, trug, tann 

bie, fch«mr3 gehalten, aud) 3U bunten, einfarbigen auf bem 3Ji 

Kleibern getragen, fehr elegant ausfehen, neben* mantel, auf 

bei prattifd) unb nid)t toftfpielig finb. 5Iud) fhirm, ben 

gaden werben gän3lid) futterlos aus ©tamine gehen 3U u 


fowie Stiderei hergeftellt; in erfterem gall in 
ber Vegel oon Seibenblenben, in leftterem oon 
Vatiftblenben eingefaftt. ©s wirb 3U biefem 
3toed Sd)wei3erftiderei oerarbeitet, angefangen 
oon ber billigten Qualität bis hinauf 3ur feinften 
Stiderei auf 23atift, bis 3ur banbgearbeiteten 
Vtabeiraftiderei. 

Vatift* unb Vtabeiraftiderei haben fd)on lange 
leine fo grofte Vogue erlebt wie in biefem 3al)r, 
unb 3war oor allem 3U ©arnitursweden. Qb 
f<hwar3, ob weift, ob aus Seibe, ob aus Vaum* 
wolle, jebes Kleib, jebe gade fefteint plöftlid) ge= 
eignet, um mit Vatiftftiderei garniert 3U werben. 
5luf ben gaden finben 3Vanfd)etten unb Kragen — 
bie meift 3m Vtatrofenform neigen — 'sßlaft, auf 
ben Daillen fichuartige 5lrrangements, auf ben 
Vöden Volants — faft flad) gehalten, taum ein 
Volant unb bod) ein Volant, fd)eint es, als wollte 
er fich langfam, biplomatifd) einfd)Ieid)en. §öd)ft 
originell ift in biefer Vid)tung bie 3ufammen)tel= 
lung oon fd)war3em Vtlas unb ©hiffon mit breiten, 
weiften, geftidten Vatiftoolants. Der Vtlas bilbet 
bas Untertleib, ber ©hiffon bas Hbertleib, bas in 
origineller VSeife mit ben breiten Volants, man 
möchte faft fagen „brapiert" wirb, benn für ein 
gerabliniges, ortl)obores Vuffeften ber Volants 
hat bie Vtobe, ba, wo es fich bie elegante 
ginrmertoilette hanbelt — unb nur um biefe 
hanbelt es fid), wo oon berartig aparten Kombi* 
nationen, grellen garben, erotifd)en Stoffen unb 
anberm mehr bie Vebe ift — 
wenig Veigung. Diefe Klei* 
ber finb teilweife 3U äufterfter ■ 


Schienenbrücke für Automobile in Südkalifornien 

greifen 3U haben finb. 51u<h bamit hat man 3um 
Veifpiel in Vafel gute ©rfahrungen gemacht. 
Vod) beffer ift es aber, wenn man bas Übel tiefer 
an ber 2Bur3el padt unb fich nicht barauf befdjräntt, 
ben oorhanbenen Staub 3U binben, fonbern bie 
Staubbilbung überhaupt 3U oerringern. Die 
Vutos felbft finb in ber Ve3iehung bant ihrer 
©ummibereifung bie unfd)ulbigften ©efährte. 
Vferbe unb fhtoere guhrwerte tragen hauptfäd)* 
lieh ba3u bei, mit §ufen unb Väbern ben Stein* 
belag ber Straften 3U 3ermal)len. Deshalb finb 
auch fonft fehr gut unterhaltene Straften, wie 
3um Veifpiel bie berühmte Vergftrafte in ber Väl)e 
ber Steinbriid)e oon Doffenheim, wo ftarter 
fd)werer Vertehr herrfd)t, bid mit mehligem Staub 
bebedt. Diefes 3etntal)Ien ber Steine tann nun 
einmal burch forgfältige 5IuswaI)l bes Sdjotter* 
materials eingefd)räntt werben, ge 3äher biefes, 
befto beffer. Dann tann es oerminbert werben, 
wenn man bie Steine „fd)miert“. SBenn man 
eine 3äl)e, weiche Viaffe ba3wif«henbringt, fo baft 
fie fich nicht hart aneinanber reiben, hierfür 
eignet fich nad) ben bisherigen ©rfahrungen gan3 
befonbers Deer. 51m 3wedmäftigften werben bie 
Sd)otterfteine, beoor man fie oerwenbet, erl)iftt 
unb mit Deer übergoffen, fo baft jeber ein3elne 
Stein mit einer Deerfd)idjt umhüllt ift. Vtan 
fpricht bann oon Deermatabam. Vei Veubefd)otte= 
rung oon Straften ift biefes Verfahren wohl bas 
befte unb bauerl)aftefte. 51uf fertigen Straften 
behilft man fich rool)l aud) bamit, ben Deer auf 
bie Strafte auf3ugieften unb mit Vürften nad) 
Vtöglid)teit ein3ureiben. 

©rfreulid) ift es {ebenfalls, baft bie Straften* 
baufrage jeftt in ben beteiligten gad)treifen fehr 
lebhaft behanbelt wirb, baft allerorts Verfucfte 
gemacht werben, baft auf internationalen Straften* 
bautongreffen, wie ooriges gaftr in Vrüffel, bie 
Votwenbigteit einer burd)greifenben Veformierung 
bes Straftenbaues anertannt unb ginger3eige 
bafür gegeben worben finb. Sehr erfreulid) unb 
oieloerfpred)enb finb babei bie geftftellungen, baft 
Deermatabamftraften weit länger halten unb 
weniger Veparaturen erforbern wie gewöhnliche 
Straften, fo baft alfo höd)ftwahrfd)einlid) aus 


SP6ot. ÜJtanuef, SPartä 

Modernes Jäckdienkosttim 


Moderne Automobilpassage 

beut oerbefferten Straftenbau mehr Koften, wenn 
man ^erftellung unb Unterhaltung 3ufammen= 
red)net, ben Straftenbaupflid)tigen nicht erwadhfen 
03erben. S. bartmann 


(J7*fb d e J 


5Vas oor einigen gahren als ber ©ipfel ber Korn* 
pli3iertheit erfdpen, faft eine Unmöglid)teit, ift heute 
gang unb gäbe: bie gade aus goularb 
ober anbern leichten, mitunter gar transparenten 













3n fCßwinbelnber §öhe 


(ö) pie ßtmfe © 


Über 


Die Sdjreibmafdjtrte in bcr Uhr 


Stmerifanifdhe Sprißenlofomotioe 

Keffel mitgeführte SBaffermenge !ann io, falls bcr 3 ug in ©ranb . 
gerät ober Heinere 2BaIbbränbe ben (Erprefj überragen, fofort 
3 ur 23etämpfung bes geuers oerroenbet werben. 

Die Schreibmaschine in der Uhr 

Der tleinften Sd^reibmafcEjine ber SBelt hat ihr ftonftruf* 
teur bie $orm einer Uhr gegeben. Sie fann bequem in ber 
SBeftentafdje getragen werben. Die §anbl)abung gefd)iebt burd) 
ben im oberen 9?inge befinblichen 5 tnopf. 

Schwimmende Burgen einst und jetzt 
Die Gmglänber tonnen einen fehr intereffanten Vergleich 
3 iehen. 9lls einer ber mertwürbigften Überreste aus oer* 
gangenen 3 e tten wirb in (Snglanb noch immer bas ruhm¬ 
reiche glaggfcßiff iRelfons erhalten. 23or turgem ift bas hiftorifche 
Schiff fogar oon feinen Nachfahren, ben mobernen Dreab- 
noughts, burd) Kanonenfchüffe falutiert worben — eine S 3 ene, 
bie gewiß oon überwältigenbem (Sinbrucf gewefen ift. 


Nelfons nod) heute erhaltenes 


immenbe 23urgen einft unb jeßt Norberbect bes neueften englifchen Äriegsfcßiffes „Hercules“ 


Kraft und Schönheit 


finb burcf)au§ abhängig oon reinen Säften, frifchem SSlut, 
einer geregelten Verbauung unb guten Heroen. 9ßo aber bie 
Säfte oerborben finb, bie Verbauung fehlest, ber SHppetit 
mangelhaft ift unb neroöfe 93efcf)werben aller 2lrt jtdjein* 
fteüen, ba ift e§ mit ber Slnwenbung rein äußerlicher Mittel 
nicht getan. Da tann man einen burdfgreifenben ©rfolg 
nur erjielen, wenn man auf ben Organismus oon innen 
heraus mit einer 33erjüngungS* unb 2luffrif<hungSfur ein* 
jumirfen oerfucht. 

Sine folche Kur ift bie 93iomal3*Kur. 

Die gefamte SSerbauungStätigfeit erhält eine mächtige 9In* 
regung unb görberung, 93 lut* unb Säfteftocfungen werben be* 
hoben, angefammelte Schlacfen nach unb nach entfernt. Der 
Neroenfubftanj wirb jubem burch Piomalj ein leicht affimilier* 
barer Neroennäßrftoff ^ugeführt, ber bie Neroen erfrtfd)t unb 
belebt unb äußeren ©mbrücten gegenüber weniger empfinb* 
lidh macht. 

9?a«h bem Verbrauch einiger Dofen wirb bie SBirfung beS 
SSiomaljgenuffeS auch äußerlich fießtbar. Schlaffe, weife ober 
eefige 3üge oerJCßwinben, bie ©efichtSfarbe wirb frifcher unb 
rofiger, ber Deint reiner, baS fiaar erhält ben alten ©lang 

unb neue Anregung gum 2öa<h§fum. $8ei mageren, in ber ©mäßrung heruntergefom* I 
menen perfonen macht fich eine Hebung beS 2lppetitS, beS ©ewichtS unb eine | 


mäßige Dtunbung ber formen bemertbar, ohne baß 
überflüffiger ftettanfaß bie Schönheit ber formen be* 
einträchtigt. 

«Ulan hat SBiomalj fon^entrierteS Sonnenlicht in Südjfen 
genannt. Unb in SBahrßeit: @S wohnt biefem eblen SOlals* 
probuft eine bem Sonnenlicht oergleichbare 

= Heghafte perjüngende Kraft = 

inne, bie nicht nur Neroöfen jugute fommt, fonbern allen, 
bie burch Kranfheit, überanftrengenbeS Arbeiten ufw. herunter* 
gefommen, blutarm ober bleichfucfjtig finb, unter PerbauungS« 
befCßwerben, Sungenfranfheiten ufw. leiben, g-ür 2ßöd)nerinnen 
unb ftiHenbe grauen ift eS ebenfo unentbehrlich wie für 
altembe fßerfonen. Kinber, namentlich blaffe unb folche, bie 
ben Slnftrengungen in ber Schule nicht gewadhfen finb, nehmen 
aSiomalj mit oorjüglichem ©rfolg 3ur Stärfung fowie jur 
SSeförberung beS KnochenwachStumS. 

SSiomalj ift in Dofen ä 1 9Jtf. unb 1.90 9Nf. (in Defterreich* 
Ungarn 1.30 unb 2.50 Kr.) in Slpothefen unb Drogenßanb* 
lungen erhältlich- 9Jtanche Sßieberoerfäufer empfehlen auS 
eigennüßigen äRotioen etwas anbereS als „angeblich ebenfo* 
gut". 9Jtan weife ©rfaß* v 4 

Präparate u.Na<hahmungen WJ m wn I PW 
energifd) jurücf. profpeft unb Koftprobe toften* I V |l)||||||/ 
loS oon ©ebr. Patermann, griebenau=93erlin 109. Jll 


ln schwindelnder Böhe 

Selbft bie gegen jebes normale SCßwinbelgefühl gewiß längft 
abgebrühten amerifanifchen Sauarbeiter, bie ba auf bem 
fdhmalen ©ifengeftänge eines werbenben SBolfenfraßers ihre 
grühftücfspaufe halten, wagen nicht, über biefer foloffalen 
$öhe bie Seine forglos baumeln 3 U Iaffen. So forglos fie 
auch bem Photographen erfeßeinen wollen — biefe „fchöne Nus* 
fidht" genießen auch fie nicht ohne ^ärtlirfje Umtlammerungen 
bes Nachbars ober ber fießer oernieteten eifernen halfen. 

Die Spritzcniokomotioe 

Die „Pennfploaitia Nail=Noab (Eompanp" hat fiotomotioen 
gebaut, bie gleichseitig eine Dampffpriße barftellen. Die im 


WW 


wmm' 
















1911. 9lr. 29 


Über £anb unb 00teer 


779 


Schach (Bearbeitet von 6. Scballopp) 
Partie Hr. 14 

9Iu§ uttferm Sforrefponbenjturnter 
Oefpielt non Anfang 2Jlai 1908 bt§ @nbe Januar i9io. 
Unregelmässige Eröffnung 
Söelfi: D. SBegemunb, ©erlin. 

5*roarj: ©3. ©ergmann, ®rabau bet Sülfelb (§olftetn). 


2Bet& 

@*roavj 

ÜBetg 

@*roat8 

1. f2—f4 

d7—d6 

28. Tfl—gl 

Se3—g4 

2. c2—C4 

e7—e6 

29. Sc3—e4 

Db6—C6 8 ) 

3. Sgl—f3 

Sg8—f6 

30. Sf3—d2 

Sg4—e6 

4. e2—e3 

C7—C6 

31. Del—C3 

Le6—de 

6. Ddl—c2>) 

Sb8—C6 

32. Se4—f2 

a6—a5! 7) 

6. a2—a3 

a7—a6 

33. Sf2—g4 

a6xb4 

7. Sbi—c3 

d5xc4 

34. a3xb4 

Dc6—d6 

8. Lf 1XC4 

b7—b5 

36. Tel—dl 

Kgs—h8ü s ) 

9. Lc4—e2 

Lc8—b7 

36. Sg4—e3 

Se6—d3 

10. 0—0 

Ta8—c8 

37. Tgl—fl 

Dd6—e6 

ll. b2—b3 

Lf8—e7 

88. Dc3xe5 

Sd3xe6 

12. Lei—b2 

0—0 

39. Se3xd6 

Td9xd6 

13. Sc3—dl 

Sc6-a6») 

40. Sd2—e4 

Tdöxdl 

14. Sdl—f2 

Lb7—dö 

41. Le2xdl 

Le7xb4 

16. Lb2xf6 

g7xf6! 

42. Tflxfö? 

c4—c« 

16. Tai —bl 

f6—fö s ) 

43. Ldl—C2 

Se6-g4 

17. d2—d3 

C6—c4 

44 Tf6-f3 

Tcs—a8 

18. d3Xc4 

b5xe4 

46. Se4xc3 9 ) 

Lb4xc3 

19. b3—b4 

Sae—b7 

46. g2-g3 

Lc3—d4 

20. e3—e4 

f6xe4 

47. L.C2—b3 

Sg4—e3 

21. Sf2xe4 

f7—f6 

48. h2—h4 

Ta8-b8 

22. Kgl—hl 

Dd8—b6 

49. Lb3—e6 

Ld4—c6 

23. Se4— c3 

Tf8—d8 

60. Khi—h2 

Tb8—b6 

24. f4—f6 ? *) 

Sb7—d6 

61. Lee—d7 

Tb6—b2f 

26. f6xe6 

Ld5xe6 

.62. Kh2—h3 

h7 —h6 

26. Tbl—el 5 ) 

Sd6—f6 

63. Ld7—e8 

Tb2—bl 

27. Dc2—Cl 

Sf5—e3 

64. Tf3—fä 

Tbl—hlf 



SDlartitt ©reif, ber am 1. 2tpril, 72 $al)re alt, 
perftorbene berühmte Sqrifer 


66. Tf2—h2 Thl-gl 

66. Th2—d2 Se3—fi 

67. Td2—d3 Lc6—e3 

68. Td3xe3 Sfixe3 

69. Kh3-h2 Tgl—al 

60. Le8xh5 Tal—a2f 


61. Kh2—h3 Ta2—a3 

62. Lh6—f3 Kh8—g7 

63. Kh3—h2 Se3-f6 

64. Kh2—g2 Kg7-f6 

66. h4—h6 Kf6—g6 

SBetb gtbt bte Partie auf. 


£>ie SInmerfungen ftnb oom fjütjrer ber f*roarjen Steine. 

*) $te§ erfebetnt nerfrüljt, ba es ju 6. a2—a3 jrotngt, unb <S*roat 3 
»orteitbaft ju a7—a6 unb b7—b6 fommt. 

2 ) SBeib rotü ben @*roerpunft na* bem Königsflügel oerlegen, 
finbet aber rel*li* ©ef*äftigung auf bem $amenflügel unb in ber 

anttte. 

3 ) §ter fam b5—b4 17. Le2—c4 b4xa3 tn fjrage, roaS rooijl für 
2Bei& beffer tft als 17. a3—a4 c5—c4. 

4 ) 24. Tbl—dl oerbiente ben ©orjug, ba eS Sb7—de oerljtnberte. 

s ) 9Ja*bem Söeiß feine 2lbfi*t, bte f*roarjen ©auern ju oeretn* 

&eln, erfotgret* bur*gefül)rt, gebt er glet* aufs ffianje. ®er 3«S 
26 . Tbl—ei tft fetjr ftarf unb führt ju groben ©erroteftungen. 

6 ) $ier fürdjtet Sdnuarj Des ©egnerS SEücfe unb gebt ben ©er* 
roidlungen aus bem ©3ege. 9tt*tig mar fe— fö 30. Sf3—g5ü foxe4 
31. Le2xg4 Le6xg4 32. Teixe4 Le7xg6 33. Dcixg6f Db6—g6 34. Te4 
xg4 Dgßxgö 35. Tg4xg5f Kgs—h8 36. Tgl—cl c4—c3 ufro., ober 
33. Te4xg4 Db6-f6 34. Tg4xg6f KgS—h8 36. Tgl—fl Df6-d4 36. Tg6 
—fö C4—C3 37. Del—h6 Dd4—g7 38. Dh6— f4 Td8—g8 39. Df4— f2 C3— C2 
40. Tfi—ci Tg8—d8 unb gerotnnt. 

7 ) ©tetet bte einjtge 3J)öglt*tett, ben ©teltungSoorteil feftjutjatten 
unb auSsunufcen. 

8 ) ©effer als fofort Dd6xb4. $er Sg4 muff nad) es, metf @*roarj 
bte Freigabe beS ©unfieS c3 bo* ergrotngt unb ber ffretbauer nament* 
It* bet 9 f tt*iabtauf* ber Figuren febr gefährd* tolrb. 3luf 36. Dde 
xb4 rotrb f6 burd) Sprtngerf*a* genommen, ber König muß alfo 
bo* na* h8. So aber mu& ber erjroungene Surmjug folgen, unb 
muß fpäter ber £urm auf fß f*lag?n, ber bann mit Sempooerluft 
jurüefgejagt rotrb. deshalb hätte SBetfi biefen Bfo tm 42. 3uge lieber 
ni*t nehmen follen. 

9 ) 3-tgurenoerluft tft nt*t ju oermetben. (Sntroeber geht ber Säufer 
ober ber Springer Drauf. 


Die Uihrationsmassage des Cromtnelfells gegen 

■ Schwerhörigkeit, - 

Ohrensausen und Ohrenleiden 

uerfdfiebener 2lrt ift fadfmännifdfen Greifen burd) bie 3rorfd)ungen nam* 
hafter ®elef)rten längft al§ ein au§gezeirf)nete§ unb wtrffame§ föeiloer* 
fahren befannt geworben. SDRit ber öanb ift natürlich bem Trommelfell 
nirfjt burdj Sliaffage wirffatn beijufommen. 9ftan ift be§l)alb auf bie 
Tedjnif unb 9Jied)anif, auf Apparate angeroiefen. Ta§ Problem eineä ein= 
facfyen, baljer nidjt ju foftfpieligen, foliben, §mecfmä^igen $Bibrator§ jur 
kftaffage be§ inneren Dfjrei ift je^t gelöft burd) ben Apparat „Hudtto“ 
ber $irma @mil 8oeft in Tmberftabt. ©§ Eönnen bantit gleichzeitig 
beibe Dl>ren ober aud) nur eine§ beffanbelt toerben, aud) Iaht er fiep 
burd) einen einfachen .Spanb griff auf ba§ fleinfte geroünfdfte iTJap oon 



33ibration§ftär!e einfteüen, wirft aber aud) roieberum bei ©tarfftellung 
red)t fräftig. ^ebeninftrumente ober hoppelte Apparate für bie oer- 
fdpebenen ©ebraud)§zwede finb unnötig. 

3Bie mancher glaubt fid) h»TT n ung§lo§ leibenb, weil ihm bie mo= 
bernen roiffenfähaftlidjen gortfehritte in ber Dhrenbet)anblung unbefannt 
finb. Pflicht febe§ einzelnen ift beshalb, fiel) mit ben neueften (Srvungen 
fdjaften unb ben roirffamften ®ehanblungen oertraut zu machen, womit 
e§ gelingt, aud) noch in oeralteten unb oerzweifelten füllen ba§ Seiben 
wirffant zu befämpfen. ßah^eiihe 2lnerfenuung§fdhreiben oon Patienten 
beriditen über ftaunen§werte ©rfotge, weld)e burd) bie Sehanblung mit 
biefem Apparat bisher erzielt worben, unb bieten neben ben ©tüpfele 
lungen oon Autoritäten eine beachtenswerte ©ewähr für bie heroorragen= 
ben Seiftungen be§ „Hudito^. 

®ie gerichtlich eingetragene f^irrna 6 tnil CoeTt, Spejial-Jnftitut 
in DuderTtadt 46 am Ffarj, oerfenbet auf Söunfch eine ausführliche 
58rofchüre mit SSetehrungen u. 93ehanblung§oorfd)riften für ©ehörleibenbe. 
©ie haben nur nötig, bie $8rofcf)üre über „Hudito“ (DeutTcb.Reicbs-pat.) 
ZU oerlangen, fo wirb Shuen biefe oollftänbig foftenfrei zugefanbt. 


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11 ^tarrbl> dcr ntmun 9 s ' und Verdauungs- 
IViHtll. 11/v organe, Gallensteine, Nieren* und 
Blasenleiden, Emphysem, Hstbma sowie 

Folgen der Influenza, 

Ucrsattdt Gustav Strieboil, Bad Salzbrunn i. Seines. 





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Dieterich in Helfenberg 
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in den meisten Staaten Europas mit glänzendem Erfolge angewendet gegen 

Hautausschläge aller Art, 

insbesondere gegen chronische und Schuppenflechten, Krätze, Grind und parasitäre 
Ausschläge sowie gegen Kupfernase, Frostbeulen, Schweißfüße, Kopf- und Bartschuppen. 
Berger’s Theerseife enthält 40 Prozent Holztheer und unterscheidet sich 
wesentlich von allen übrigen Theerseifen des Handels. Bei hartnäckigen Hautleiden 
verwendet man auch die sehr wirksame 

Berger’s Theerschwefelseife. 

Als mildere Theerseife zur Beseitigung aller Unreinheiten des Teints, 

gegen Haut- und Kopfausscliläge der Kinder, sowie als unübertreffliche kosmetische 
Wasch- und Badeseife für den täglichen Bedarf dient 

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die 35 Prozent Glyzerin enthält und parfümiert ist. 

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brand , Wimmerin und Bläschen im Gesicht, gegen 
Sommersprossen und andere Unreinheiten des Teints. — 

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j Begehren Sie in den Apotheken ausdrücklich Berger’s Theerseifen 
I und sehen Sie auf die hier abgebildete Schutzmarke. 

Als Zeichen der Echtheit muß ferner jede Broschüre den Ursprung 
aufweisen: Fabrik G. Hell & Comp., Troppau. 

Ehrendiplom Wien 1883 u. goldene Medaille der Weltausstellung Paris 1900. 

Zu haben in allen Apotheken und besseren Drogerien des 
Deutschen Reiches, Oesterreichs und der Schweiz. 



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780 


Über £artb unb 9tteer 


1911. 5Rr. 29 








Sladjbrud aus bem 3nl)alt bicier 3ettfd)rift tctrb ttrafrccfjtlicf) perfolgt. »erantroortIid)er «Rebatteur: Dr. «Rubolf »resber in »erltn. 3n Oe|terret*=Hngarn für bte «Rebattton unb Verausgabe oerantoorth^: «Robert: ffllofir in Wien I. 
©ruc! unb »erlag ber ©euticfien »erlaqs=Anitalt in Stuttgart, «Bapicr uon bcr Vapicrfabrif Saladj in Saladj (Württemberg). »riefe unb Senbungen, bte ben rebaftwnellen Snfjalt btefer 3eitfd)nTt betreffen, nur an bte ©eutfdje »erlags=An|talt, 

Siebaftton, »erlin SW, Äöniggräfcer Strafe 99 (ohne »erfonenangabe) erbeten. 


Gegen 

üblen 


, jClilorodont“ per= 
nicktet alle §äulnt§= 
erreget im Wunbe unb 
Stuifdien ben 3äbnen 
unb bleicht mififarbene 
nHniwMUHiiwiii m *>»im ßäljne blenbettb weiß, 
§errlid) erfrifdjenb im ©efdimaef. Qu Tuben, 


Mundgeruch 

offne bem ©cbmet* ju febaben. Verrfidb erfrtfcßenb im ©efef 
Wochen auäretdjenb, Tube t Wf„ »robetube so »fg. »ei ©inlenbung 20 »fg. 
»orto. Watt perlange »rolpeft unb ©rattSmufter bireft poui Laboratorium „i 
Sterben 3 S. ober in beit «Hpotbefen, ©rogerien, fyrifettr-- unb ^arfitmericgcfcbäfteti, 


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der Abtei 

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In Flaschen von M. 0.80 bis 5.50, 
Probefläschchen M. 0.80 franko. 
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die KLOSTERVERWALTUNG. 


KLO$TER 

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CHOCOLADEN ALPURSA CACAO 


Kann dieser Mann 

Ihr Lebensschichsal 
Voraussagen? 

Reich und arm, hoch und niedrig, alle suchen 
seinen Rat in Geschäfts- und in Heiratsangele¬ 
genheiten, über Freunde und Feinde, bei Ver¬ 
änderungen, Spekulationen, Liebesangelegen- 
heiten, Reisen und allen Ereignissen im Leben. 

Viele sagen, er habe ihr Leben mit 
bewunderungswürdiger 
Genauigkeit enthüllt. 

Schrift-Beurteilungen werden für nur kurze Zeit allen 
Lesern von „Über Land und Meer“ gratis zugesandt. 

§at ficb bet mqfttfcße ©dfleier, welcher bte 
Wiffenfdjaft ber Alten gebetmniäooll enthüllte, 
enbttcb gehoben? Sonnte lotrflicb ein fo ooU= 
fommenes ©pftem aufgeftellt toerben. bas mit 
riemlicber ©enauigteit ben ©tjarafter unb bie 
Veranlagung eines jeben Wenfcben enthüllt uttb 
fein Leben fo in Umriffen frisiert, baß e§ ihm 
möglich toirb, Qrrtümer su oermeiben unb auS 
fid) btetenben ©eiegenbeiten Vorteil su sieben? 

Sflojrot), ber fieß feit jmangtg fahren in 
bie Wpfterien ber geheimen Wiffenfcßaften per* 
tieft unb bie oerfd)tebenen Wetßoben, baS 
LeoenSfdbicffal porberjufagen, ftubtert bat, 
feßeint aUe feine Vorgänger an «Ruhm ju über* 
flügeln. ©ein ©tubterrimmer ift mit Vrtefen auS 
allen Weltteilen förmlich überfebüttet; fte säbfen 
bte Wohltaten auf, beren man auf ©runb fetneS 
«Rates teilhaftig geworben. Viele feiner Klienten 
feben auf ihn als einen mit befonberen Straften 
auSgeftatteten Wann; feine »efebeibenbeit aber 
läßt ihn lagen, bas Vollbringen fo tnerftoürbiger 
Säten fei tebiglid) auf baS ihm eigene »er= 
ftänbntS ber «Raturgefe^e jurüdsufüßren. 

@r ift non leutfeligen ©efüblen für bie Wenfdibett erfüllt, unb bie «Art unb Weife feines 
Umganges unb Auftretens machen fogleid) ben ©tnbruef eines WanneS, berattf richtig an 
feitt Wert glaubt, ©rofte ©töße ©attfeSbriefe oon Leuten, bie feinen «Rat elngebott 
haben, legen neben anberen über-,eugenben »etoeifen BeugniS non fernen jJatflgteiten 
ab. ©elbft Aftrologen unb Wabrfager räumen ein, bah fein ©pftem alles bislang 

®° r ©1rebmürbig e e rt ®?tftUd)e ®. ©. $. ©aßfart Ph. D., »rebiger an ber e»angeUf*= 
lutherifcßen ©t.=»aulS=Kirdie, fagt tn einem »riefe an »rof. «Rosron: „®te flnb ftcherltcß 
ber größte ©pejialift unb Weiftet tn Sßrem »erufe. Seber ber Sie fonfultter ro rb 
über bte ©enauigteit Qßrer tn ben Lebensprognofen entmicteiten Kenntnis ber Wenfdjen 
unb Tinge, ioroie Qt)re§ States fiaunett. ©etbft ber ©fepnfcßfie wirb, nach bem er 
einmal mit ahnen torrefponbtert bat. Sie rnieber unb toieber um «Jtat angeben. 

Wenn Sie auS IRorropS freigebigem Anerbieten Vorteil jteben unb eine toften= 
tofe Lefeprobe erbatten looUett, fo fenben ©ie Tag, Wonat 

rin, nebft Angabe, ob öerr, ffrrau ober Qraulem, fotote auch etne Abfdjrtft beS fotgenben 
VerfeS tn Qhrer eigenen $anbfd)rtft: 

habe oon Qßrer ©abe gehört, 
am »uct)e beS ©cbtdfalS ?u leien, 

Unb möchte non Qtmen hören ben SRat, 

®en ©ie mir haben ju geben. 

©eben ©ie «Ramen, ©eburtSbatum unb Abreffe genau unb tn beutlidier Vanbfdjrtft an. 
©enben @te abren mit 20 «Vfg. frantterten »rief an fRosrot) Dept. 578D, No. 177a. 
Kensington High Street, London, W., England, ©ie mögen nach »eüeben auch f>o »fg. 
in »riefmarten ab re ' 3 Sanbes mitfenben für »ortoauslagen, ©djreibgebubr uftP. 

©enben ©ie jebod) im »riefe tetne ©elbmünjcn._ 


einer 30 jährigen ©rfal^rung 
i)abe xd) für 9)Mnner, fVi'ß uen U11 b 
Stüber einen Apparat erfuttben, 
ruetd)er 93rud) unfehlbar heilt. 


|dj fcitk iljit auf Irolic 

2Benn (Sie aHe§ mögliche probiert 
haben, fommen Sie ju mir. 2Ba§ anberen 
mihtingt, ba habe ich ben größten (Srfolg. 
Senben Sie nod) heute beiltegcnben St b* 
fchnitt, fo fdjicfe td) ^h nen poftfrei mein 
iltuftrierteö 33ud) über S3rud) unb feine 
©enefung, au§ meldjem Sie meinen 
Apparat unb tarnen oteler Ißerfonen 
erfehett tonnen, roeldje benfelben oerfucht 
haben unb mir unenbtich bantbar finb. 


D.R.G.M. 


JVSotienkiste 


{ßrofp.fenb. Ferd.Dannemann, Leipzig 6. 


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für 3immer unb ©traße, 
©elbftfaljrcr, iRu()eftitl)le, 
Tlofetftitble, Öefetifrfjc, 
perfteflb. Äeitfiffeu. 

Rieh. Maune, 

Dresden - Löbtau. 

©atalog gratis. 


geßrattd)öfctftg, pikant 


(L ©. Sroof§, roelcher feit mehr al§ 
30^ahrenl8rudb heilt. gaüSSie anförud) 
leiben, fd)teiben Sie ihm noch heute. 

hilft fofort, roenn alle anberen 
äftittel perfagen. SBergeffen Sie nicht, 
baß td) weber Salben, noch §arnifd), 
noch Sügen anmenbe. 

fertige e§ nad) Shrem S)taß an unb 
fenbe e§ ^t)nen unter urtbebingter ®a* 
rantie ju, baß e§ ah netl flcfäHt, ober gebe 
Sh«en ba§ ®elb juritef, u.td) habe meinen 
«4$rei§ fo niebrig gefteltt, baß jebermann, 
reidb ober arm, ba§ 2RitteI taufen fann. 

Söh fenbe e§ and) auf ißrobe, um ju 
jeigen, baß td) bte 3Bal)rhett fpred)e. Sie 
tonnen felbft urteilen, unb wenn Sie ein» 
mal mein illuftrierteS »uch gefeßen unb 
gelefen haben,toerbenSie ebettfo begeiftert 
baoon fein wie bie Saufenbe meiner l)5a» 
tienten, beren »riefe in meinem »ureau 
etngefeßen werben tonnen, füllen Sie 
baßer untenftehenben gretfoupon au§ 
unb fenben Sie ißn no^ heute ab. 


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Kingsway, London, W. C., England. 
Senben Sie mir bitte in unbebrueftem 
Stouoert^1)^ illuftrierteS »ueß unb au§= 
füßrlidje «duSfunft über $ßren Slpparat 
jur Teilung beS »rud)§. 

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bis 100 Mk. Anerkennungen höchster Herrschaften. Illustrierte 
Preisliste kostenlos. Auswahlsendungen gegen Referenzen. 

HERMANN HESSE, DRESDEN, SciieffelsM 78. 

Welthaus, gegründet 1893. 




















































































































































































































































































































































































































































































































































































ftünftler an ber SBenbe einer 

neuen 3eit. 3)as anbred)enbe ijr fclS» 

Quattrocento I)at jene tinblid)e 

©l)rfurd)t oor ber religiöfen Ma- '4^Ss*l 

terei, oon ber bas Drecento nod) 

ganj erfüllt toar, mit einem f .lnf| 

immer gemalüger baberbraufen- 

ben Af)i)tbmus meltlid)er ©e- 

banten unb tlaffifdjer Schönheit KJ n]V| 

fortgefd)memmt. Mas mir mit 

Aenaiffance be3eid)nen, ift jene I^hKm|U|J 

tünftlerifdje Eroberung ber fid)t= 

baren Melt, bie im 3ufammen= ® s I 

bang mit beut Humanismus aud) ''•■M 

bem fird)lid)en fieben mit feiner .. 

meltlid)en Macht eine Aid)tung 

gab, abmegs oon jenem füllen 

MpftHismus, ber oon ben ftircben * 

unb ftlöftern bes Mittelalters - 

aus bas Soltstümlid)e im ©bri- 
ftentum ftärter als je betonte. 

2Bie fid) nun biefe neue ßeit ber gelehrten SBelt- 
mannsfud)t ber 5ürd)e, mit ber bas Mäsenaten- 
tum ber ^äpfte im engften 3ufammenl)ang ftel)t, 
unb ber fid) ausbreitenben ^radjt unb Ämtftliebe 
ber Stäbte unb dürften leife bem meltabgemanbten 
Malermönd) gra Angelico antünbigt, ift eines 
ber intereffanteften Kapitel ber 5Umftgefd)id)te. 
©inem Mebici oerbanft ber Krater feinen erften 
großen Auftrag, Unb berfelbe ©ofimo be' Mebici 
oeranlafcte ben ^apft (Eugen IV., bajj bem auf- 
ftrebenben Drben ber Dominitaner, bie erft tür3- 
Iid) einer grünblidjen Aeform il)ren neuen Aul)m 
oerbantten, ber meitläufige Komplex oon S. Marco 
in f$loren3 übergeben mürbe. Unb t)ier tonnte bei 
bem Umbau, ber jet|t ausgefübrt mürbe, Sruber 
Angelico feiner Malertunft ausgiebig I)ulbigen. 
Die meinen Mänbe biefes freunblid)en Älofters, 
beffen Dad)geftübl fo munberbar einfältig bie ftorri- 
bore nad) oben abfd)Iiefjt, unb bie fd)meren romani- 
fd)en Türbogen, burd) bie ooit beiben Seiten aus ben 
3eIIen gelles, freunblid)es Dageslid)t Hereinflutet, 
boten oollauf Aaum für bie frud)tbare Sbantafie 
unb bie grofftügigen üompofitionen it)res Meifters. 

3Bät)renb ber fromme Mond), oon bem 93afari 
er3ät)It, baf) er jebesmal betete, el)e er an bie Arbeit 
ging, nod) in S. Marco fleißig am Mert unb 
bebad)t barauf ift, bie grofje 3elle, in ber ber 
©önner bes Qrberts (Eofimo be' Mebici 3U rooI)nen 
pflegte, befonbers 311 fd)müden, mar aud) fd)on 
ber ^3apft felbft auf il)n unb feine itunft auf- 
mertfam gemorben. ©r berief il)n an feinen Hof 
nad) Aom, unb fein Aad)foIger Aitolaus V. 
3eid)nete il)n meiter burd) Serleibung oon ^riefter- 
mürben — 1447 machte er ü)n 3x1m ^ßrior oon 
S. Domenico am Abhang $iefoIes — unb neue 
Aufträge aus. 3mei Kapellen im Satitan mürben 
if)m 3m Ausfd)ixxüdung übergeben fomie bie öftesten 
ber Maboxxnenfapeile im Qroietaner Dom. Unb 


Der heilige Aiccolö bi Sari oermcbrt bas ©etreibe unb fdjübt Sd)iffe im Sturm 

J-* ■\| ©eift gran3istus' oon Affifi, jenes plö^lidje ©r- 
greifen göttlicher £iebe in ben natürlid)en Dingen, 
2 ? jenes Heitigfpred)en ber Diere unb ^fla^en, jene 
Anbad)t oor ben ©ottesmunbern ber Aatur, fie 
’ ift aud) bie ©runbftimmung in ben Silbern 

: .- 3'iefoles, bas ©rbteil biefes großen Meifters ber 

s ^ a ^ ur aus bem oier3el)nten 3<ü)ü)unbert. Als 
; V :‘ ^ tB ein Aad)folger ©iottos, oon bem Soccaccio fagte, 

' jMk /„V \ • l Iw >, 4 M er habe bie fRatur fo abgebilbet, ba^ fie biefe felbft 

Mmm; 1 3U fein fd)ien, ftel)t er 3ugleid) in ber Serfeelung ber 

' Mm V;" Saffionsgefd)id)te, in ber Seberrfd)iing bes Raumes 

igs- paar dfr?; \ unb feiner s ^erfpettioe am 'Unfang ber neuen 3cit. 

Unter ben Meiftern ber grüt)renaiffance ift 
‘ X 1 ryra Ungelico ein Höfjepuntt mie bas Drcigeftirn 

2 2 ■ j \ fieonarbo, Michelangelo unb 'Jiaffael für bie Hod)= 

m M renaiffance. Unb man fann es nur bautbar be- 

grüßen, bapbiefemRlaf fiter feiner 3eit oon I )r. ftriba 
Sd)ottmüller in bem foebett erfd)ienenen 18. Sanbe 
i " ' ber „Älaffiter ber Vunft in ©efanxtausgaben“ (in 

■ j: .XA Bw >' oornehmem fieinenbanbe M.D.—, Stubienausgabe 

^ r ‘ I" . 1 mit einfeiüg bebrudten Dafein in Mappe M. 16.—, 

'JraHP^^Sf | " .sV V Stuttgart, Deutfd)e Serlags-Unftalt) ein fo fdjönes 

fHFs. iWm f ’• y; biograpt)ifd)es Dentmat gefegt morben ift. 3« bem 

. w ' V L ftattlid)en Sanbe finb bes Äünftlers ©emälbe in 

? »127 Ubbilbungenmiebergegeben. 3eötoermögemoir 

- ; v . 'Mi erft rid)tig 311 überfd)auen, mie mobentber fromme 

f Mond) als Zünftler empfanb, ber uns bie ©öttlid)teit 

1 \ unb bie Menfd)lid)teit (El)rifti auf fo munberbare 'Urt 

begreifüd) 311 mad)cit ocrftanb. „©r batte,“ fagt bie 

f ' & , ¥ j Herausgeberin biefes in ber Uusfül)rung ber 9iepro- 

; 1 buttionen fd)merlid) 3U iibertreffenben Sud)es, „mie 

St. 3ran3istus ben Sinn fürs 51omifd)e, unb bie 
^ 1 ^ od)önl)eitberSlumenunbSäume,bermeiten©bene 

• •' ? unb bes fd)attigen 3nnenraums maren il)m fo leben- 

.^K big unb offenbar mie bas ©efüblsleben ber Menfcben 

■ — - ^ •• - ?> i v unb bie geträumte Herrlid)teit bes Himmels.“ 


Unbetenber ©ngel; (Fragment) 

als er 1455 
ftarb, adjt- 
unbfecb3ig 
3abre alt, 
batte er ein 
feiten reid) es 
SBert binter- 
laffen, er, 
beffen erjte 
uns überlie¬ 
ferte Arbei¬ 
ten aus fei¬ 
nem ad)t= 
unboier3ig- 
ften £ebens= 
jat)r ftam- 
men. Die 
5\ird)efprad) 
ibn heilig unb 
bamit bie 
5iunft. Aud) 
bas ift ein 
feiner 3ug, 
ber bie 3eit 
ber anbre- 
cbenben Ae- 
naiffance 
trefflidjtenn- 
3eid)net. Der 


:GOINFLAGEllA PAR WS SVK HXXDR-KEVS 1NC0NSPFCTV TVO 5EPFR.PS.X? 


'/C AK'REHENDIT PILATV'K VHM ' F'.^EI l AMT 


©ine munberbare Heilung burd) bie Heiligen ©osmas unb Damianus 


Die ©eifjelung ©brifti 







1911. tyt. 30 


Uber £anb urtö 9fteer 


799 


Scbach (Bearbeitet von 6. Seballopp) 


Aufgabe 12 

Snbfptelftubte 

oon fiettri RtncK in Barcelona. 
' ©djroars (5 Steine) 



J!UflÖ$Uttfl 
der Jlufgabe 11 

Sß. l. Lb2-h8 
@. 1. Sc6—b4 
S56. 2. Lc4xdöf 
<S. 2. Ke4—d3, f6, Sb4 
xd5, Se7xd5 
3B. 3. Sh3-f4, Db7—d7, 
bl, h7 matt. 


@. 1. d5xc4 (—d4) 

SB. 2. Db7—blf 
©. 2. Ke4—d5 (d4—d3) 
SB. 3. Sh3—f4 (Dblxd3) 
matt. 


<3. l. Ke4—fo . 

SB. 2. Db7—d7f 
@. 2. Kf6-e4 
SB. 3. Dd7—g4 matt. 


M\tU\lnn$?n aus trer 

3u ©an Sebaftian in Spanien fanb in ber geit pom 
20 . gebruar bi§ 11 . Atärj ein internationales lAeiftertur* 
nier ftatt, an meinem fi«ä) 1B fetten beteiligten, barunter 3 au§ 
Sbeutfßlanb, B au§ £)fterrei<i)*Ungarn, 3 au§ Attfilcmb, 2 au§ 
Antenla, je einer au§ ©nglanb unb granfreiß. ®en erften ©rei§ 
oon 6000 granten errang ber junge Kubaner 3ft. ©apa* 
blanca, ber npn 14 gefpielten Partien 9 J /2 gewann; ber streite 
unb brüte ©rei§ (3000 unb 2000 'granlen) tnurbe jwifßen Aubitt* 
ftein (Außlanb) unb »ibntar (Öfterreiß) geteilt, bie je 9 »ar* 
tien gewonnen l)alten; ber pierte fiel an Atarfßall (Aeutjorf) 
mit 8 V 2 ©ewinnpunften. ®ie übrigen Teilnehmer jä^lten pon 
7 Vs abwärts bis §u 4 fünften unb erhielten für jeben ©unft 
ben betrag pon 80 ftranfen al§ Troftprei§ auSgejalitt. 

Am 2 B. unb 26. Alärs würbe gmijßen ber »ertiner @ßaß* 
gefellfßaft unb bem Söiener ©ßaßfluö ein telegrap^i* 
fcf)er ©ßettfampf au§gefoßten. ©efpielt würbe an 8 SSrettern 
in ben beiberfeitigen Sßaßbeimen, am erften Sage 4, am jweiten 
6 ©tunben lang; bie Selegraptienbeljörben fjatten in entgegen* 
fommenbfter ©Seife jwei Seitung§bräl)te urib bie erforbertißen 
Beamten jur Verfügung gefteüt, fo baß ber Kampf fiß ungeftört 
oottgieben tonnte. ®a§ Ergebnis war: jwei Partien remis, eine 
pon ©ßien gewonnen, bie übrigen unbeenbet. »on biefett würbe 
non ben beiberfeitigen <Sßieb§rißtern eine als für »erlitt ge* 
wonnen, bie übrigen als unentfßieben erflärt, fo baß ber »Bett* 
fampf als folßer unentfßieben blieb, ©ine ©Sieberbolung in 
etwa $yab)re§fxift würbe beiberfeitS in AuSfißt genommen. 


utttr Srfittffütt 

(Besprechung einjelner (Herbe Vorbehalten.— Rücksendung findet nicht statt) 

»erabt, SAartin, ©ßeleute. Spontan, .»erlag giftet, »erlin. 

»erg,©.»., ©ott als Inbegriff fc e § ©^önen. Autorifierte 
Überlegung aus bem ©nglifßen pon @. .gorfptt). Casa 
Editrice del Coenobiutn Lugano. 

»lütbgen* ^iira, §eimfel)r. Sramct in gwei Aufjügen. Am 
Sage ber golbenen Toßjeit, ©ine AUtagStragöbie in einem 
Anfang.- »^ilipp Aeclam jun., Seipjig. 

»oree. Albert, .. .weil noch ba§ Sämpßen glüht. ©rnfteS unb 
Weiteres aus bem »üßnenleben. fperauSgegeben non Arthur 
Sinter, »erlag AeueS Sehen bei ©Bclßelm »orngräber, 
»erlin W. 

»ormann, ©bwin, ^awconbribge unb Dr. & 2B. ©eetl. ©in 
literarifßer Offat) über anonpme Sitelblätter. ©bwin »or* 
mannS ©elbftoerlag, Seipgig. 

»ötlieber, £anS, 2ßaS ein ©ßiffßmtgen*Tagebuß ergä£)lt. 
©eb. Sit. 2.60, geb. Sit. 3.B0. Sie Sefe »erlag ®. m. b. §., 
©Pcüußen. 

»rat) nt, Dtto, Kainj. ©efebeneS unb ©elebteS. »erlag ©gon 
gteifcbel & © 0 ., »erlin. . 

Seubner, ©cbloü »ifebofftein. Sie ©cbweftern. ©tbaufpiel in 
Pier Slufjügen. »erlag für Siteratur, Kunft unb Sltufif, 
Seipjig. 

©ruft, Ott,o, »lübenber Sorbeer. »laubereien unb 2lnbachten 
über beutfebe Siebter, ©eb- Sit. 3.—, geb. Sit. 4.—. »erlag 
8 . ©taaefmann, Seipjig. 



Seit SRen)d)engebenten — bts in bie biblifcfien 3eiten I)in= 
ein — ]inb (Siebt unb. SRijeuntatismus als gefürchtete unb 
bartnäefige 5 trantbeiten betannt, bie ben ©rtoerb unb bie 
fieiftungsfäbigieit in bot)ent SRafee oft bauernb gefeibtben 
ober betabfetjen. Diefe Quälgeifter ber 9Jien)ct)I)eit trogen 
oielfacf) bartnädig jeglidben SJiitteln, ja felbft ber gefdficEtejten 
cirgtlicben Kunft, unb oft genügt eine einzige ©rlältung, um 
im Körper Keime ober Stauungsprobutte gur unbeiloollen 
Entfaltung 3 U bringen, gumal toenn eine toibrige Kebens* 
toeife ober bie »erlangfamung bes Stofftöed)feIs, toie fie bas 
reifere Sllter mit fidE) bringt, ben 23oben bafür befonbers 
oorbereiteten. 

SBenngieid) aud) bie 2 lnfid)ten oielfact) auseinanber* 
get>en, fo ift fid) bie SCßiffenfcEjaft bennodb babin einig, baff 
fie bie (Sidbt als eine mit oermebrter ^arnfäurebilbung 
oerbunbene Stoffooedjfeltrantbeit ertlärt. Sasfelbe gilt oon 
ber 3 üdertrantbeit unb ber gettfud)t. Sb^en reiben ficb als 
trantbafte Erfcbeinungen bes Stofftoedbfels bie Kontrement* 
bübungen, toie Stieren*, 23Iafen= unb (Sallenfteine foroie bie 
23utgefäßo ertaltung an. 

23on ber ®id)t roiffen toir, bab fie auf barnfaurer Diatbefe 
beruht. X>as 23Iut oon ©id)ttranten enthält bebeutenb 
größere SOtengen §arnfäure als basjenige (Sefunber. Diefe 
gelangt 00 m 23lut in bie Kpmpbbabnen .unb in bie ©e= 
roebsflüffigfeit unb finbet bort bureb 2 lustriftalli|ierung 
©elegenbeit, fei es, um bei ber afuten (Siebt bie febr fdbmerg* 
haften (Sid)tfnoten ober bei ber d)rontfd)en (Siebt bauernbe 
^Deformation ber ©elente unb auch äußerlich nidbt fühl* 
bare SIblagerungen in faft allen Körperteilen gu bilben. 
X)ie abgelagerten, nabelartig fpiijen, febr horten b a rn= 
fauren Kriftalle bringen in bie (Selente unb oerurfadjen 
naturgemäß böfe Entgünbungen, bie meift mit ben 3 e b en 
unb ©allen beginnen unb ben Kranten maßlos peinigen. 
Die Sd)ntet^en laffen nad), toenn bie bornfaurert Kriftalle 
bureb teilroeife fiöfung gerftört toerben. Der ©erbauungs* 
apparat unb bie SItmungsorgane toerben in SRitleibenfd)aft 
gegogen, noch häufiger finb bas $er 3 , bie ©lutgefäße unb 
bie Stieren burdj bie gid)tifd)en Ablagerungen trantbaft 
oeränbert. Stießt feiten finb Scblaganfälle unb Stieren* 
ent 3 ünbungen bie Dobesurfadje bei ©idjttranten. 

Das §auptbeftreben bei ber Seßanblung jeber fy-orm 
oon (SicEjt ift, barauf biippnoirten, bie fernere 3 U reich liebe 
©Übung oon bornfauren Sal 3 en im ©lute 3 U oerbinbern, 
ben bereits oorbanbenen Überfchuß berfelben fortgufd)affen, 
b. b* fie in einen möglid)ft löslichen 3 uftanb, in toeldßem 
fie aufgefogen unb ausgefdßieben toerben Jönnen, über* 
3 ufiibren unb ben oerlangfamten Stofftoechfel 3 m energi* 
feßen Abfonberung ber Stauungsprobufte an 3 uregen. 

SJiittel, toeldße 3 unt ©ebraueße gegen (Sicht empfohlen 
toerben, gibt es natürlich un 3 äl)lige, unb oft genug läßt 
fidß ber mit quälenben Schmer 3 en behaftete »atient burdß 
getoiffenlofe Anpreifungen ba 3 U beftimmen, büüer bem 
Siüden bes Arstes bas eine ober anbre oft giftig toirfenbe 
SJiittel ( 3 . ©. EoId)iein*SJtitteI) 3 U probieren, ohne aber 
3 U roiffen, toie febr er feinen Organismus bamit fcßäbigt. 
3eber benfertbe äUenfd) muß fieß ferner fagen, baß Einreibe* 
mittel nur äußerliche ifjauireQe ausüben fönnen. 

(Sicht erforbert aber Dauerbeh.anblung, bei ber nur 
natürliche SJlineraltoäffer in ©eträdjt fommen, bie infolge 
ißrer unnad)ahmbarert 3 üfammenfeßung ba 3 U berufen finb, 
ben bei ©ießtifern unb Sil)eumatifern abnorm fauren §afn 
bet Durdßfpülung bes Körpers 3 U alfalifieren unb bie faft 
unlöslidßert -bornfauren Sal 3 e in einen Iöslidßen 3uftänb 
über 3 itfübren. (©gl. »rofeffor Klemperer, ©erlin, „Dßerapie 
ber ©egentoart“, §eft l, 1903.) 

Unter ben SJlineraltoäffern ift nadß . ben Erfahrungen 
in* unb auslärtbifd)er Slutoritäten bas „©Siesbabener ©ießt* 
toaffer", beffen ^eiltoirluhg fie in ben toeitaus meiften fällen 
am eignen Körper erprobten; oon ßeroorragenber ©ebeutung. 

©efantttlid) gibt es auf ber gan 3 en ©Seit aud) nidßt eine 
emsige, bureb ihre enorme ©cfucbsstffer (fyrcqueit 3 200 000 
Kurfrembe) unb ihre naeß SJtillionen säßlenben Teilerfolge 
fo tppifcß ausge 3 eichnete Spesialquelle gegen ©ießt toie bie 
©Siesbabener: . SJlitglieber aus regierenben unb fürfHießen 
Taufern 3 äßlen 3 U ben ftets toieberfeßrenben ©äften. 

Das „©Siesbabener ©id)ttoaffer'‘ ift nun eine praftifcß 
falffreie, im Einoerneßmen ber Stabt ©3iesbaben unb ber 
ftäbtifeßen Kurbireftion oerabreidßte SJlobififation bes ©ßies* 
babener Kodßbrunnens, bie fieß ßeroorragenb für ben ©id)t= 
franfen, Aßeumatifer, an Tornfäure*Konfrementen Keiben* 
ben (Stieren*, ©lafen*, ©allenfteinbübung, ©lutgefäß* 
oerfalfung) eignet. Es muß ßier betont. toerben, baß bie 
meift feßr !al!= refp. gipsßaltigen SJlineraltoäffer nach ber 
Anfid)t oieler Autoren ben Stein* unb ©rießbilbungen 
©orfeßub leiften unb fomit beitragen, bas Übel 3 U oer* 


feßlimmern. Dagegen enthält bas talffreie „©Biesbabener 
©icßttoaffer" einen ßochtDießtigen Stoff, nämlicß bas Eßlor* 
natrium im fogenannten pßqfiologifcßen ©erßältniffe, b. ß. 
in einem folcßen toie im ©lute. ■ Hub gerabe in biefent eigen* 
artigen ©erßältnis ift bas Eßlornatrium, inbem es auf 
ben oerlangfamten Stofftoedßfel toirtt, ein natürliches 
rei 3 lofes Anregungsmittel aller erften Sianges, bas faum an 
einer f$ümttion bes Organismus unbeteiligt ift. Der fernere 
©eßalt an Slatrium*©i!arbonat toirtt ber reidßlidßen unb 
fdßäblichen Säurebilbung entgegen unb trägt ßierbureß ba 3 u 
bei, bie fd)toerlösIid)ett ßarnfauren Sal 3 e in einen leichter lös* 
ließen 3 üfi<utf ) über 3 ufüßren. 3 n ermähnen ift noeß außer 
Kitßion unb Arfen ber ©eßalt an Kiefelfäure, toeldß leßtere 
bereits feit ©aracelfus ein betanntes ©ißtmittel ift, beren 
©Birtung aber burß ißre ©egießung 3 U ben übrigen Kom* 
ponenten nocß toefentliß erhöbt ift. 

©on ben gegen bie ©ißt empfohlenen SJlineraltoäffern 
ßatte bis 3 m Einführung bes „©Biesbabener ©ißttoaffers" 
teines ben bei ber ©eßanblung ber ©ißt in eiltet Kinie ge* 
ftellten Anforberungen genügt. Sie oermoßten toeber bie 
Tarnfäure ßerabsufeßen noß 311 binben unb auf 3 ulöfen. 
©eibes gefßießt burß ben ©ebrauß bes ©Biesbabener „©ißt* 
toaffers" in einer bisher nißt für mögliß gehaltenen 
©Beife. Die ©etmmberung ber Tarnfäure * Stusfßeibung 
betrug im Durßfßnitt oon 3 toölf fyällen, in benen Urin 



t ber 

'-Berliner ntebisini* 
fdjeit ©efellfrfjaft, 
©i^ung bom Zi.Wäti 1898 
unter SBorfi^ be§ §errn 
©eljeinten SRateS »ro= 
feffor I)r. 91. «BtrcTjott 
bemonjtriert. 


Sig. a geigt einen fjnrnjauren 9lieren = 
ftein. ©erjelbe würbe in einen burdj 
Srinten bon 23ie§6abetter ©irijtwaffer 
allalifcb gemaebten §arn gelegt, b geigt 
ben ©tein 1 ©tunbe fpäter, e benfetben 
naäi weiteren 2 ©tunben,. d benjelben 
3 ©tunben jpater nad) üBegjpüten ber 
Sugelurate, e . benfeiben nacß .weiteren 
8 ©tunben. ®er 9teft be§ ©teine§ ..ift 
eine Weiße, burrfjfidjtiße, mit Pigment 
bnrcljfe^te SOlaffe. 


oor unb toäßrenb bes ©ebtaußs oon „©Biesbabener ©ißt* 
toaffer“ einer genauen Unterfußung Untertoorfen tourbe, 
ettoas über bie Tälfte. Die ©inbimg unb Auflöfung oon 
Tarnfäure im Xlrin toirb burß ben täglißen ©ebrauß 
oon ein bis 3 toei glafßen „©Biesbabener ©idjttoaffers“ gan 3 
fißer erreißt. Das Slefümee einer umfangreißen ffforfßung 
unb biesbe 3 üglißen Literatur*) ift folgenbes: 

1. ©idjttranfe fßeiben meßr Tarnfäure aus als ©efunbe 
unb Sißeumatüer. 

2 . 3e faurer ber Tarn, befto größer ift bie Ausfätlbarteü 
ber Tarnfäure (bei fonft gleißet ©efßaffenßeitbesfeiben). 

■ NB. Saurer Tarn färbt blaues Kadmuspapiet (in 
jeber Slpotßete tau fließ) rot; altalifßer Tarn färbt 
rotes Kadmuspapier blau. SJlan prüfe genau ben Tarn* 

3. ©ei ©ißttranten ift ber Tarn in ber Siegel abnorm 
fauer, b. ß. blaues ßaümuspapier toirb rot gefärbt. 

*). Über bie ßarnfäurelöfenbe SStrlung be§ „SßieSbabener 
©ißtwaffer§". liegt eine ntebiäinifß wiffenfßaftliße Siteratur 
folgenber ßoßangefeßener, aüererfter unb tonangebenber 
»lätter oor: 

»erliner Hin. ©Soß.enfßrift Ar. 33, 1896; ©r. 14/17, 1897. 
ßeniralblatt für innere SHebijin Str. 17, 1898. Dßerapeutijcße 
SJlonatäßefte Str. 8 , 1893. ®eutfße 2üebisiuat*3 e üung Sir. 24 
unb 26, 1897. 3eitfßrift für Hirt. SHebigin, §eft 1 / 2 , 1896. 
©tüttßener tneb. 2Boßenfd)rift Ar. 11 , 1896. SBiener meb. 
Söoßenfßrift Ar. 27/29, 1894. The Lancet Ar. 25, 1898. 3eit* 
fßrift für »eßanblung ©pileptifßer Ar. 2/3, 1897 ufw. 


4. Sleutrale unb altalifße Urine enthalten nie Urate ober 
freie Tarnfäure. 

5. Sleutrale Urine löfen 9— 10 , „alfalifße" 16—17 mal 
meßr Tarnfäure als fßtoäßfaure. 

6 . Um bei ©ißt befriebigenbe Stefultate 3 U ersielen, ift 
es oft nottoenbig, fo oiel eines ftarl allalifß*muriatifßen 
SJlineraltoaffers 311 trinten, bis ber Urin altalifß toirb 
unb längere 3 «t ßinburß ben größten Deil bes Dages 
altalifß bleibt. 

7. Kaltßaltige SJlineraltoäffer rufen oft ©erbauungs* 
ftörungen (Appetitlofigteit unb Stußloerftopfung) ßer* 
oor unb toerben auf bie Dauer fßleßt oertragen. 

8 . Stile ftart taltßaltigen ©Baffer beroirten im altalifßen 
Urin eine Stusfßeibung oon Kaltpßospßaten unb toßlen* 
faurem Kalt, bie leißt 3 ur ©Übung unb ©ergrößeruttg 
oon Steinen füßren tönnen. 

9. Das „©Biesbabener ©id)ttoaffer“ entßältfooerfßtoinbenbe 
Spuren oon boppelttoßlenfaurem Kalt (nur l k getoößn* 
ließen Drinttoaffers), baß oon einer Ausfßeibung oon 
Kaltpßospßaten unb toßlenfaurem Kalt im altalifßen 
Tarn teine Siebe fein tarnt. 

10. Das „©Biesbabener ©ißttoaffer" mit feiner großen ßarn* 
fäurelöfenben ©Birtung toirb felbft bei jahrelangem 
täglißen ©ebrauß oor 3 ügliß oertragen. 

11 . Durß bas Drinten oon 1—2 glafßen „©Biesbabener 
©ißtroaffer“ tägliß nimmt bie Ausfßeibung oon Tarn* 
fäure um ettoa bie Tälfte ab. 

12 . Die ©ilbung oon Tarngrieß unb Slierenfteinen toirb 
burß Drinten oon tägliß 1 —2 fylafßen „©Biesbabener 
©ißttoaffer“ abfolut fißer oerßinbert. 

13. 3ar Aeutralifierung ber Säfte in ben für ©ißt bis* 
ponierten ©etoeben unb 3 m Auflöfung ber abge* 
lagerten ßarnfauren Sal 3 e finb 3 UtoeiIen 2 glafßen 
„biesbabener ©ißttoaffer" tägliß unentbeßrliß, 

14. ©ißttrante füllten felbft naß oollenbeter Kur nie auf* 
ßören, bas „©Biesbabener ©ißttoaffer“ tägliß, toenn 
auß nur in Meinen SJlengen, oorbeugenb 3 U trinten. 

©Benn irgenb angängig, füllte ber »atient nißt oerab* 
fäumen, 3 m Unterftüßung einer Drintfur eine An 3 aßl, ettpa 
15—20, Koßbrunnen=©äber, toie in ©Biesbaben, in feinem 
Taufe 3 U nehmen. Diefe toerben unter amtlißer Kontrolle 
ber ftäbtifßen Kurbirettion in ©Biesbaben burß Slbbampfung 
aus bem natürlißen Koßbrunnen ßergeftellt unb in fyorm 
oon eßtem Koßbrunnenbabefal 3 in Slormalbofen für ein 
©ab überallhin oerfanbt. Die Koßbrunnen=©äber, bie 3 U 
jeber 3 aßres 3 eii mit etlatanteftem Erfolge gebraußt toerben, 
üben eine gan 3 fpe^ififße ©Birtung auf ben Körper bes 
Kranten aus. 3n gan 3 auffallenb Iur 3 er 3eü toerben bie 
Slüdftänbe ßamfaurer Diatßefe befeitigt, ba bas träftig* 
toarme Koßbrunnen=©ab gan 3 außerorbentliß förbernb auf 
bie Ausfßeibung ber in bie Umgebung ber ©elente aus* 
getretenen Tarnfäure toirtt. Slißt 3 U feiten tommt es oor, 
baß »atienten, toelße mit noß bidgefßtoollenen grüßen, 
3eßen ober Knien bie ©abetur in ©erbinbung mit ber Drint* 
tur unternahmen unb fiß: nur mit ben größten Sßmer 3 en 
oon einem Stußl 3 upt anbern ßinfßleppen tonnten ober 
gefaßten toerben mußten, fßon naß toenigen ©äbern flott 
gehen tonnten. Unb toelße Anneßmlißteiten es ferner mit 
fiß bringt, in feiner Teimat, in feinem Tdufe, oßne oon ©eruf 
unb gamüie getrennt 3 U toerben, erforberlißenfalls eine 
Kur naß betoäßrter ©Biesbabener Art oorneßmen 311 tönnen, 
barf tooßl nißt toeiter ßeroorgeßoben toerben. Außerbem 
ift bas grüßjaßr 3 tir ©ornaßme oon Tausturen bie am 
meiften geeignete 3 eii, 3 umal fiß bei feßr oielen ©atienten 
mit faft überrafßenber ©eftimmtßeit bei Eintreffen ber erften 
Sßtoalben auß bie alten ©efßtoerben toieber etnftellen. 
Durß eine 3 eitig oorgenommene Kur, bie ftets ba am erfolg* 
reißften ift, too bie fyälle möglißft. frifß in ©eßanblung 
tommen, tarnt oiel Urtglüd unb Sorge oerßütet'toerben, 
3 umal bas ©ißttoaffer ufto. bequem in ben größeren Apo* 
tßeten unb allen SJlineraltoqfferßanblungen erßältliß ift. 
Der ©erfanb erfolgt aud) bireti frifß oon ber Quelle. 

ferner aber ßaben folße Kraute, bie fiß mit ber Aatur 
ißres Keibens oertraut maßen, fßort einen geroiffen ©or* 
fprung. Sie toerben maßnenbe Spmptome leißter erlernten 
unb beffer 3 U beaßtett roiffen als oolltommen ununterrißtete 
©atienten, bie faum in ber Kage finb, ißrem beratenden Ar 3 t 
eine geitügenbe 'Austunft 311 erteilen. 

Eine ausfüßrliße iriförmierenbe: Abßanblüng .über bas 
©Befen ber ßier genannten Keiben in allgemein oerftänblißer 
gorm, oompraftifßen Ar 3 tDr. ©ubbee oerfaßt, nebft genauer 
JJletßobe über bie Antoenbung einer ©Biesbabener Taustur 
(Dtint* unb ©abetur) toirb unfern fiefern pom ©runnen* 
Kontor in ©Biesbaben U. 60 auf Anfrage bereittoilligft 
toftenlos überfanbt. 


800 


Über £anb unb StReer 


1911. 9tr. 30 



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stopfung), der Nieren und der Leber, Fettleibigkeit, Gicht und Rheumatismus, 
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mungen und angeborene Hüftgelenkverrenkungen, X- und O-Beine, 
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3of). £ageber 

ber fletnert Sommerrefk 
O bert 3 bes ©rofjijersogs Dort 
Olbertbutg, in ©utin, roufete 
es jeber 9 J?ertfcf): ber junge 
©t)mnafiallel)rer Dr. 91 bam 5 tu= 
rtoro l)atte eine 3 bi° 9 )Ttfrafie 
gegen ben „ 23 oten für £irol 
I unb Vorarlberg“. So oft fiel) 
feine greunbe müßten, il)in bas 
1 ausjureben, jo oft müßten fie 
jid) oergeberts. Unb barum 
liefen fie es mit ber 3 eit. 

| 3ft ja 3u oerrüdt, eine 3bto= 

! ft)ntrajie gegen bas tiroler 
Amtsblatt, ooemt man oiele 
I)unbert Kilometer roeit roeg 
tooljnt. 3 u oerrüdt. Das fagen 
alle... 

* 

(Ss ift ein geller Sommertag, 
unb oor bem 23 al)nl)of in 5 tlau= 
fen jtel)t ein ftattlidjer 3 urfd) 
mit bem $ül)rer3etd)en auf ber 
23 ruft unb roartet auf ben 3 ^ 9 - 
Ss fteigt nur einer aus, ein 
einiger: 

„äftetn 9 tame ift Dr. 21 bam 
ftunoto.“ ©an3 roenig lüpft ber 
junge §err fein frjüti, unb ber 
grobe 23 urfd) ba oor ifym meint: 
„3ft red)t, §err Doftor,“ greift 
feinen 9 ?udfad, unb bann finb 
bie 3toei fd)on auf bem $Beg 
nad) 33 iIInös. 2Bie fie brobett 
finb auf ber §öl)', ojo bie So= 
bürg unb bie Summersburg mit 
il)rent alten blumigen ©entäuer 
I)erüberleud)ten, inerten fie mit 
eins, bah ein SBetter am §im= 
mel ftef)t, unb fo roollen fie int 
„Saumgarten“, toie bas Heine 
2 Birtst)äusI in ©ufibaun Reifet, 
einfefjren. 5 taum finb bie 3toei 
in ber Stub, fangt es 3U fd)ütten 
an toie närrifd). Unb es bleibt 
rein nir anbres übrig, toie bie 
9 tad)t ba im Dorf! fdjlafen, ber 
2 Beg I)at el) feinen ©nittb mehr, 
mödjteft meinen, nad) fo einem 
s JRegen. 

3 m „Saumgarten“ treffen bie 
3toei etli Sommerfrifd)Ier, unb 
halb ift es gemütlid) toorbett. 
§eilig gemütlid). 2ßo aus unb 
tool)in toirb gefragt, bie £eut 
haben es ja gleid) herauf#, bah 
ber Dr. Stbam ftunoto bas erfte= 
mal im Serg ift unb bie 93 erg* 
feierei ftnbieren toill. 

3uerft möd)t' er nur einen 
leichten Serg machen, ift er bann 
britt int itrareln, fo geht's auf 
bie Dürme, bann in bie Srenta= 
gruppe, fd)öne, fd)toere Serge 


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- Prospekte durch die Badedirektion in Bad Salzungen 17. - 


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Jede gewünschte Auskunft über den Kurort erteilt: Die Fürstlich Plesslsche Badedirektion, Bad Salzbrunn. 









106. Band. Dreiundfünfzigster Jahrgang 
OUtober 1910—1911 
erscheint jeden Sonntag -f> 


Deutfdbe JlluTtrierte Zeitung 

Copyright, 1911, by Deutfche Verlags ^Anhalt, Stuttgart 


Preis vierteljährlich 4 Ittark 
Beim Postbezug a maru 25 Pfa. ohue Bestellgeld 

ln Österreich = Ungarn Kr. 4.SO 


Der Kampf ber meinen 
unb ber roten 9tofe 

Vornan 

oon 

©eorg $itfdjfelb 

(gortjetjung) 

II 

("Vom butte im Korribor mit heftiger SBallung 
Hut urtb 3 ude oout Stäuber geriffen. ©in 
33 Iid in ben Spiegel genügte — fie roar fertig 
unb fcl)ritt über ben Hof, um in bie fülle 3 ütna= 
gaffe gu gelangen. Der oorbere 3 Iusgang gum 
belebten SERartt hinaus roar it)r jet)t gumiber, 
and) fürstete fie, bafj bie ©rofjrmitter, bie im 
3 orn unijeimlid) jugenblib rourbe, am $enfter 
fteben nnb ihr etmas Höbnifb^s nad)rufen 
tonnte. Der 2 Beg über ben Hof führte an ben 
nieberen ^arterrefenftern oorüber, hinter benen 
33 ater 3 lugufts SBertftatt lag. «Ridjts Hbeü 
rieefjenbes toie aus einem Deimtopf ober 
9 HafcE)inengerudE) tarn baraus t)eroor — bie 
offenen fünfter entließen oielmebr garte 33 ratem 
büfte, unb gmei fertige SERajonnäfen ftanben toie 
ausgestellte Kunftmerf e auf beut ©efiuts. Das 
befbeibene ^irmenfcE)iIb dm Kontor trug bie 
9 IuffdE)rift: „ 31 . Dränfle, Kob unb Hoflieferant 
Sr. Königl. Hoheit ’ bes ©rofb^ogs." Der 
tleine, f eifte iERamt hantierte, fein eigner Kübem 
cE)ef unb ©ebilfe, 3 ub* für 3 ubram beiden Herb. 
3 Iud) beute erblidte Doni ihren 35 ater in bufti= 
gen iRaubfboouben, bo^rot bas bartlofe SERonb* 
gefiebt, bie meifje 9 Rüt)e ans ber fbmibenben 
Stirn gefdjoben. SERarl, ber 33 urfbe, fein 
einziger ©eiftanb, rübrte unter feiner 3 Iuffid)t 
eine Sbotolabenfauce. Das SRomingerfbe 
Souper, gum größten Seil bei Dräntle beftellt, 
ftanb faft fertig auf ben meipn Holgttfben. 

3 Ils Doni ben 33 ater in feinem rübrenben 
Steife unb ©ifer fab, fant bas Dbermometer 
ihres 3 °rnes rafd) auf milbere ©rabe herab, 
unb fie fd)ämte fib bes Streites brinnen, ber 
aus ihrem ^enfterlungern entftanben roar. 
„SERüfjiggang ift aller Dafter. Anfang," hing in 
©olbleiften gerahmt als Deoife über 3 Iuguft 
Dränfies 33 ureaupult. 3 Bie re<d)t batte ber 
Spruch ! SRur bas Nichtstun butte fie oerleitet, 
bas ihrer umtmrbige tinbifbe Spiel ber 
Sd)töefiern mitgumaben unter bem Ded= 
mantel eines Sdjerges mit ihnen ben SERann, 
ber in ihrem Hergen lebte, heimlich gu beob= 
achten. Dann butte fie fib ber ©rofjmutter 
gegenüber oergeffen, in Heftigfeit preisgegeben. 
iRein, nein — fie fanb fid) fbon roieber unb 
roollte bus Huus niep oerlaffen, ohne ben ge* 
liebten 33 uter mit einem ©ruhe gu erfreuen. 
Sie trat an eines ber offenen fünfter, lehnte 

1911 (23b. 106) 


bie 3 Irme auf bas ©efims unb fpäbte in bas 
rauchige 3 nnere. „Materie, 33 aterle!" rief fie, 
toie fie als Kinb getan, unb baumelte roie ba* 
mals mit ben 3 üf)en. 

Der alte Koch blidte erft unroirfd) auf bie 
Störung — als er aber bas liebe, läcbelnbe ©e= 
fid)t fab, bie roten SBangen unb bie meinen 
3 übtte feiner Doni, nidte er, lieb ben jungen 
bei ber Sd)ofoIabenfauce, fd)ob bie SERübe in bie 
Stirn unb näherte fid) bem dufter, „©rüfe 
©ott," fagte er japfenb. „“ERa? Sßillft ausgebn? 
Sdböns 333 etter — mie? 3 © gib mir ein Küble 

— aber febmeib mir bie SCRafonnäs nit 'nunter." 

„ 33 ift roieber fo fleißig, 33 aterle?— 2 Bunber= 

ooll !" 

©rfreut unb roie aus feinem Küd)entrannt 
ertoacbenb, beutete ber 33 ater ber 9 feibe nach 
auf bie appetitlicben Sd)üffeln. „Hummer — 
£ad)s — Forelle — Hut)n — Hummer! 3 Bie 
gefällt bir bie Drüffelgarnitur? ^ßerigorb — 
eine gange 23 üd)s bub' idb braugegebe!" 

„Herrgott, ift bas nobel! Hut, unb ber 
Duft! 2 Beibi ba roerben fib bie Deut' beim 
tRominger anfangs nur bie ©arnitnr nehmen 

— bie anbern buben bann bas 9 Iad)fd)uun nnb 
müffen ficb mit ber SERafonnäs begnügen!" 

Das roar ein Sä)erg für ben alten Kod). 
3 mmer fo ettoas fettes unb 3 fufbeiternbes 
brachte ihm bie Dont. ©r ftemmte bie Hönbe 
in bie Seiten unb fd)üttelte fief) oor fiatben. 

Doni beugte ficb tiefer in bie Küdbe nnb 
fbuüffeite hinein: „iRubeis, Materie? 5 Ruf 3 eis?“ 

„äRagft einen fiöffel, bü Sdjleder?“ 

„ 3 lcb ja! 3 b bin nit abgeneigt!" 

Dabenb erfüllte ber 23 ater ihren SBunfb 
unb fütterte fie im fünfter otie ein SSögelbeu. 
„ 3 m 2 Binter bie Sparen, im ^nibling bie 
91 täbels," fagte er, toäbrenb 5 ERarI oergnügt 
gufab- „ 3 Benn bas bie Htlbu unb bie 3 uli febu, 
bab' ib fie bis gur XRabt am ^oufter." 

,, 3 ld) ju, ib bin bie ©enügfamfte," päppelte 
Doni, eifrig tauenb. Dann mar fie fertig nnb 
fragte ernfbafter: „ 2 Bie gebt's ; bir benn, 
33 aterle? Hut bas $uIoer geholfen?" 

„ 31 b mas," brummte 33 ater 3 Iuguft, „mir 
hilft !ein ^ 3 uIoer mehr." 

„ 33 aterle!“ 

„ 3 Iber fotang' mir nob bie 3 Irbeit oon ber 
Hunb gebt — folang' ib nob jupfe tann ..." 

„ 9 üt mabr?! Unb ber 3 mf)Iing ift bob 
fo fd)ön!" 

„Der 3mbliug? 3 a, ber ift freilib fbön.. 

3 IIs ob fie i§n an etmas erinnert hätte, 
nahm ber alte Kob bie SERü^e ab unb ftreefte 
ben Kopf gum 3 ^ufter hinaus, um in ben 
Himmel aufgubliden. 3 ^ erft fab man, mie 
flübtig bie beibe rote 3 nfbe tu feinem maffigen 
©efibt mar — melt unb oerfbuiommen mürben 
bie 3 üge, unb bie tiefliegenben tleinen 3 Iugen 
fbieuen nur gum eignen meifglib tubleu 
Sbäbel emporfeben gu tonnen, nid)t mehr 
gum blauen ^üniament. „©uts 3 EBetter für 


ben 3 Cein," meinte er ftöbnenb. „ 3 Iber bie 
Sonn' bleibt nur nob e i ne Stunb' broben — 
eil bib, Doni. 333 oI)in miltft benn geben?" 

„ 3 b lauf' ein bifel über ben 3 ügersberg, 
oielleibt bis gum ^euturm, unb bann in bie 
SbloMtrufte 'nunter, um ein paar 33 eforgungen 
gu maben." 

,,©ut, Kinb — aber bleib' nit gu lang im 
^ 3 arf — oerftebft mib? ®u ift es Je^t einfam 
— es ift fbon fpät, nnb bie 3 Beg' finb nob 3 U 
fenbt- ©eh halb in bie Stabt 'nunter. Sonft 
triffft bu bas 331 iboolt, bie Stubente." 

„ 3 lb, 33 uterle — id) fürbt' mib ^ob nit! 
Die füllen fib oor mir fürbten — bu meifb 
bob, tb bub' immer ein paar 3 tBatfben in ber 
Hunb! 3 Iber fei nur gang ruhig — ib mab' 
mir nur ein biffl 33 emegung — oor abt Uhr 
bin ib fbon babeint!" 

Sie tü^te bn nnb eilte baoon. 33 ater 
3 luguft fab ihr nab — er butte für 3 Irbeit unb 
33 efib, fo fbtoer fie ihm mürben, nur ein 33 rub= 
teil oon ber 3 ärtlibteit tm 93 Iicf, oon ber 
ftolgen 3 nfriebenbeit, bie er für Doni butte. — 

Hinter ber 3 Innagaffe lag bie 3 ügerbrüde, 
unb auf bem alten gefbmungenen Steg blieb 
Demi mie immer fteben, um bie tief hängenben 
SBeibengebüfbe gu bemunbern unb ben luftigen 
grünen 3 EBeIIen bes 3 Inffes nadjgufbuuen. 
3 Bieber fbuufelten fib bie ©nten baranf, als 
mollten fie einen ungefbidten 3 Balger taugen, 
nnb bie unerntübliben glngoögel fubten, bas 
333 affer ftreifenb, 3 ntter für ihre 3 nngen. 3 Bie 

milb unb rein mar biefe ^ribltngsabenbluft; 

Der arme 33 ater in feiner bumpfen Kübe! 
3 Iber feltfam, fie tonnte fib ben iRaftlofen 
alltags bter nur nob als 3 noaIiben oorftellen, 
traurig b^nmgefübrt. ©r muhte bei feiner 
Debensfübrung bleiben.. 3 Iber 3 nliune — bas 
mar eine arge Unterlaffnngsfünbe oon ihr — 
bie hätte fie mitnebmen tönnen. Sbon mollte 
ihre jefct oöllig oerföbnte unb glüctlib e Stirn* 
mnng fie gnr iRüdtebr Überreben, als ihr bob 
nob einmal bas 33 ilb ber ©ropmutter erfbi^n, 
ftarr unb feinblib- Seufgenb trieb es fie ben 
23 erg btnauf. Sie ©erlief) bie 33 rüde, fagte 
mie feit frühen Kinbertagen: ,,©rüb ©ott, 
Herr Sbillböd," gu bem einarmigen ^art* 
mäbter, ber an bie 9 ERüt)e fafete, unb füeg 
gmifben grünenben Hirnen einen fend)ten 
3 P 3 eg btnauf. 3 b r Dempo mürbe allmäbltb 
langfamer. Sie babte nab- 3 nnäbft über bie 
©eforgungen in ber Stabt — lange oernab 5 
läffigte Dinge, mit benen fie bie ‘SRutter beute 
erfreuen mollte — bann über ben Stunbem 
plan ihres neuen Kurfes für Heügpmnaftit, 
unb gnle^t aub — gulep, bas befriebigte fie — 
über ihn. SDSie feltfam gelang es bob ben Un= 
beteiligten, fie in etmas btneingutreiben, ibt 
etmas erft bernnfet gu maben, mas mirtlib nur 
halb unb buntel in ihr gelebt butte! Sie funb 
ja fo menig 3 eit, an anbres als bie eignen 3 tuf* 
gaben gu beuten, einem fremben SERenfben 
102 




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1911. Sr. 30 


einmal tiefer in bie klugen feines SBefens gu 
flauen. 

Sdfeön mar ber Sienfdfe. Sein 33ilb erfcE)ien 
ifer unb gemann eine feftere gorm in ben 
burdfefonnten Ulmengmeigen, mäferenb fie rufeig 
emporfafe unb langfam meiterftieg. Das blaffe 
©riedfeenantlife — ia, maferfeaftig, es erinnerte 
an bie munberoolle £ermesbüfte im Stufeum. 
Sgier gemann es £eben, roas fie als Scfeultinb 
angeftaunt featte. Hub mefer noefe — nichts 
Starres unb ©rfeabenes, liebe blaue Stenfcfeen* 
äugen, treue Sterne einer 3>ünglingsfeele, 
fafeen fie baraus an. Sie tonnten mofel feodfe* 
mutig unb feart flauen — fo fafeen ifen bie 
Pürger oon gtiebridfesburg, ben ebelgeborenen, 
jungen Sominger, fo featte auefe fie il)n oft ge* 
fefeen, beoor fie feine Aufmertfamteit erregt. 
SCTlit iinblidfeer (Empörung, fpater mit ftitlem 
©ram featte fie es bemerft — er gab fidfe meniger 
mit bem Polte ab als ein grofefeergöglicfeer 
Pring. Unb mar bodf) fcfeliefeltcfe nur ein 
Pürgersfofen, bie Butter nur oom ^primftrie* 
abel. 3fer mar, feilte fie intmer im Staube 
fielen, menn bie Somingerfcfee £ebensequipage 
oorübertam, unb bagu t>atte fie, ber Pfätger 
Pauetnfprofe, nid)t bie geringfte £uft. Seit 
bem oorigenP3inter mar bas anbers gemorben. 
Auf bem Ptastenball ber Zünftler, mo fie mixt* 
lief) unb maferfeaftig fef)r gut ausgefefeen unb 
gang offentunbig oon Kennern als bie Scfeönfte 
bes Reffes gefeiert morben — ba rüfete plöfetiefe 
fein oermanbelter SBlidt auf if>r, niefet mefer 
Ieutfetig, fonbern begmungen. (Er tiefe fiefe ifer 
oorftellen, unb ba fie feine Scfemeftern fannte, 
mürbe fie au cf) mit ifem rafcf) betannt. (Er taugte 
mit ifer, nadfe einer 2Beile nur noefe mit ifer. Sie 
füfelte fidfe mie mit einem Orben gefdfemüdt — 
bas mar fefer bumm, aber eferlidfe. Vergebens 
fd^alt fie ifer Selbftgefüfel — fie feätte bie ge* 
meinfamen Stunben in biefer neibifefeen $lüfter* 
Umgebung nidfet für eine 2BeIt gegeben. Unb 
treu mar bie Steigung bes blonben Startmann 
— feltfam 3 äfe unb treu. (Er mürbe fogleidfe 
eiferfücfetig unb tiefe fie niefet fort, bis fie ifent 
bie $efte genannt, an benen fie noefe teilnefemen 
moltte. Sein Same mürbe auf alle fünftigen 
Dangtarten gefeferieben. So tarnen noefe ber 
Atmenball, bas £>oftfeeaterfeft unb ber Sali 
ber feöfeeren Peamten. 3 U bem festen oer* 
fefjaffte er ifer eine Starte, benn in biefe ©e= 
fellfdfeaft featte bie Dodfeter bes Kodfes teinen 
(Einlafe. Unb als er fie oon bort nadfe £>aufe 
begleitete — ba featte fie auefe ein. langes, 
ernftes ©efprädfe mit ifent gefeabt. P3as ifer 
bas Iiebfte gemefen, fie brauefete ifem meniger 
non fid) ergäfelen, als fie non feiner Perfon er* 
fufer. (Er fpraefe fo tlug über fief), fo tlar unb 
fo gern, liefet unbefefeeiben — efeer grüble* 
rifefe, guälenb, ooll feöcfejten Anfprucfes. Als 
ob er plöfelid) non einem Starlmann So* 
minger fpräcfee, ben ifere Dräume fafeen, non 
einem Dritten, noefe nidfet ©ntfeüllten. (Er featte 
fie gerüfert unb 3 ugleicfe mit (Eferfurcfet erfüllt. 
(Ein 9Jtannesringen fafe fie gum erften URale 
oor fidfe, einen non aller 2Belt Pertamtten. 
P3onadfe er rang, morin er eigentlidfe nertannt 
mar, bas mufete fie jefet, menn fie an feine 
teifen leibenfdfeaftlicfeen Sieben gurüdbaefete, 
niefet mefer. Aber bas mar ifer auefe gleichgültig. 
(Ein fefeoner ©eift, ein ebles ©emüt, ein Stenfcfe, 
ben fie im 3 nnerften fannte — bas mar er ... 

Sie blieb am PSege ftefeen, nom Anblid 
einer befonbers fdfeönen, buntfarbigen Droffei 
abgelenft. Der Singnogel fafe ifer gan 3 nafee, 
auf einem fnofpenben 3 meig — er fcf)ten fie 
niefet 3 u fürdfeten, mippte ben fcfemar 3 unb meife 
gebänberten Scfemeif, btäfete bie rote Prüft in 
guellenbem Pefeagen unb gudte mit bem blauen 
Köpfefeen luftig umfeer. Doni feätte ifen tüffen 
mögen unb fpifete bie £tppen, meniger gum 
Pfeifen, als mirfliefe gum Kufe. Da flatterte 
ber Heine Kerl banon, unb oerborgene Farben* 
reige fdfeimmerten nod) metallifcfe unter ben 
klügeln feeroor. Diefe göttlidje £eicfetigfeit, bie 
fiefe mit bem eben erblidten Silbe bes be= 
munberten SKannes nerbanb, medte ein felt= 
fames 2Befe in Doni. S3ie tief blieb boefe ber 


XXber £artb unb SJteer 

SJtenfefe aus bem Solfe unter biefen frei be= 
fdfemingten SSefen! 2 Bie trug er fie in fidfe, bie 
gefeeimnisoolle ^lugfraft feines iterfomntens, 
ber blonbe Starlmann, unb fie mar fo plump, 
fie mar fo erbfefemer mie bie fefemargen, bürf= 
tigen Sauernmenfcfeen alle, gu benen fie ge= 
feörte. Draurig fd)ritt fie iferen 2 Beg weiter, 
©r fenfte fi(fe jefet unb gab gur Steifeten bie $lus= 
fidfet frei. Da fafe fie bas meite Dal oon $rieb= 
ridfesburg, bie Dürme feiner gotifefeen Stircfeen, 
bie grüne Stuppel bes grofefeergoglidfeen Sdfeloffes. 
©ärten, oiele grünenbe ©arten maren ber 
freunblidfee Stusgleicfe gmifefeen ben grauen 
bäufermaffen. 3^nfeits umgog ber Sing ber 
Sßeinberge bie Stabt — fie mar oon biefen 
böfeen, bie ein Stleib oon Seben unb eine 
SJtüfee oon £aubmalb trugen, oollftänbig üm= 
geben. ,Sdfeöne beimat'/ baefete Doni. bl e:c 
oben blieb alles frei unb rein — unten feaufte 
oiel bumpfes Ungegiefer. Slber gleidfeoiel — 
in ben Slugen, bie aus engen Lüftern tapfer 
unb fefenfüefetig ins £idfet feinausfpäfeten, lebte 
mofel bas Sefte. Siefe bem Dreiben unb ber 
Slrbeit bes Dals in bodfemut entgiefeen, einfam 
unb nufelos auf Sergen fdfemeifen — bafür mar 
fie, iferes Saters Stinb, niefet gemadfet. $>\tx 
oben £uft fdfeöpfen, fogufagen ©olb oon ber 
Sonne in ein feeimlidfees Portemonnaie fteden 
unb felbftfidfeer in bas ©emimmel gurüdleferen 
— bas mollte fie. Sie redte fidfe, ftüfterte „3uli“, 
ben Samen iferer jüngften Sifemefter — ein 
reiner unb feltfamer 3 ctrtlidfeleitstrieb, beffen 
Urfadfee fie fidfe niefet auftlärte — bann begann 
fie ben Stbftieg gur Stabt. 

Sa dfe menigen Sdferitten aber, an ber fo= 
genannten Saftei, mo ein Stilitärpoften ftanb 
unb oerfteinert präfentierte, als ob ber liebe 
berrgott felbft bafeerläme, blieb fie mit poefeem 
bem bergen ftefeen. 3 *»ei mofelbetannte meifee 
Derrierfeunbe fprangen ben 2Beg feinauf. Sie 
bellten unb feüpften in runblidfeer ©ragie, aber 
anbers, fidfeerlidfe gang anbers als alle übrigen 
Derriers im £anbe. Sie füfelten fidfe göttlidfe 
beoorgugt, unantaftbar — mefee bem, ber fie 
anrüferen mollte ober gar iferen ber nt, ber 
ifenen folgte. Sie fprangen jebem Attentäter 
an bie Stefele unb biffen gu — es mar niefet aus= 
gubenten. Aber in biefe Situation tarnen 
unb ^or bis an ifer feliges ©nbe nidfet. 3 eber= 
mann liebte fie, unb ifer berr mar ber oer= 
efertefte Stann in ^lebridfesburg — ifer berr 
mar ja ber £anbesoater. Kamen bie beiben 
bunbe, fo fam auefe ber ©rofefeergog — bas 
mufete Doni, unb als eefetes §riebri(fesburger 
Kinb.midfe fie fdfeeu 3 ur Seite unb madfete fidfe 
gitternb 3 um Kpids bereit. 3 efet erblidte fie 
ben feofeen berrn. Da tarn, er fdfeon, meife= 
bärtig unb ftramm, bie b^ennafe gerötet, mit 
ber Seiten, mie immer, ben Segenfdfeirm 
gleidfe einem Starfcfeallftab umfpannenb. ©r 
fafe eine Dame am 2Bege ftefeen unb fafete 
ritterlidfe oor iferem ©rufe an feinen 3 üdnbet. 
Doni fefete fiefe faft auf bie ©rbe unb lädfeelte 
iferen alten dürften tiebeooll an — fie featte ifen 
fo lieb, er mar ifere früfeefte ©rinnerung. ©in 
3feünber mar freilidfe aus ber Krone bes 9Sär= 
dfeens gemorben, ein Segenfdfeirm aus bem 
3epter — aber mas tat bas? Den dürften featte 
fie erft fpät begriffen, ^or bellte fie an mie 
jeben grüfeenben llntertan. „Still, $ 01 1“ rief 
ber ©rofefeergog oermeifenb. Dann mar er mit 
feinen turgen, fteifen Sdferitten oorüber, unb 
ber präfentierenbe Solbat gemann mieber 
£eben, fanb fidfe oom feödfeften Augenblid feines 
Poftenbafeins in bie Sieberung manbernber 
£angemetle gurüd. 

Doni näfeerte fiefe bem Seuturm, ber eine 
feltfam buntfdfeedige Ausgeburt moberner Ar= 
dfeiteftenpfeantafie mar unb bas SBafergeidfeen bes 
oornefemften Siertels oon $riebridfesburg bilbete. 
©s lag auf bem ^ofepfesberge, ber fidfe an ben 
nur mit Partanlagen bebedten 3ä9 ers ^ er 9 an= 
fdfelofe. Doni aber betrat niefet bie fülle Serta= 
ftrafee, in ber neben anbern Patrigiern auefe 
Somingers mofenten, fonbern eilte Ieidfetfüfeig, 
ba ifere Partmanberung 3 U ©nbe mar, bie 
lange Steintreppe gur Stabt feinunter, ©in 


£ift mar oorfeanben, aber an ben baefete fie 
niefet. Sie mar oon iferem patriotifdfeen ®e= 
füfet befeelt, fie träumte nur noefe oon bem 
©rofefeergog, niefet mefer oon Karlmann. Auf 
bem unterften Dreppenabfafe aber ftiefe fie 
beinafee mit einem §errn gufammen, ber eben 
feinauf mollte. SSie entfefete fie fidfe, als fie eine 
mofelbetannte, etmas nafate Stimme feörte: 
„Parbon, Fräulein Dräntle! 3^fe tttädh # fefeon 
f^ront!" 

Karlmann ftanb ladfeenb an bie SSanb ge= 
brüdt unb feielt ben berüfemten Panamafeut 
in ber $anb. ©s mar, als ob er ifer Kompliment 
oor bem ©rofefeergog parobieren mollte. 

Dief errötenb ftammelte fie mit einem 
flüdfetigen £ädfeeln: „©rüfe ©ott, $err So- 
minger!" unb mollte oorüber. Aber er fpraefe 
meiter — bas Scfeidfal featte feinen £auf. 

„SSie gefet es 3fe^ß^ benn? 3d) featte ja 
lange niefet bie £freube, SfefteTt gu begegnen. 
Seit bem SSirtter ni<fet. §aben Sie einen Heinen 
Spagiergang gemaefet? Das SSetter ift ja 
pradfetooll. Darf idfe fragen, mofein Sie fiefe 
jefet menben?" 

„3dfe mill gefefeminb in bie Stabt feinunter 
unb ein paar 93eforgungen madfeen." 

„Dann bürfte idfe mofel ben Sorgug feaben, 
Sie gu begleiten?" 

„3ntommobieren Sie fidfe bitte nit, $err 
Sominger, Sie mollten bodfe maferfdfeeinliefe 
eben feinauf auf ben 3 of^Pf)^ er 9 <? “ 

„Das eilt garnidfet! 3<fe ^ante 3fenenbie Per* 
feütung meiner fdfeeufelicfeen Pergefeliefeteit. Sie 
erinnern miefe baran, bafe idfe auefe einen ©in* 
tauf in ber Stabt 3 U madfeen feabe. f^ür eine 
Soiree, bie feeute abenb bei uns ftattfinbet. 
Steine Stutter feätte mir niefet fdfelecfet ben Kopf 
gemafefeen." 

Sie ftanben fidfe einen Augenblid fdfemeigenb 
gegenüber. Doni fafe niefet auf. 

„AIfo?" fragte Karlmann rufeig unb freunb* 
liefe. „SBoIIen mir feier meiter bie Paffage oer* 
fperren ober in bie Stabt feinunter?" 

Permirrt nidte fie nur unb feferitt bie Iefeten 
Stufen feinab. ©r blieb an iferer Seite. 2Bie 
ein oeriegenes Sdfeulmäbel laufdfete fie feinen 
mofelgefefeten Seben. Sie featten Kraft unb 
PSärme, aber auefe ftets einen Sefeimmer oon 
3 ronie. ©r fpraefe eigentlidfe niefet mie ein 
junger Stenfefe, jebenfalls niefet mie einer aus 
iferen Kreifen. SSenn man ifen niefet anfafe, 
tonnte man meinen, neben einem feinen, ält* 
lidfeen Ariftotraten gu gefeen, einem Diplomaten 
ober fonft etmas Pornefemem. Dagu tarn, bafe 
Doni mit iferen abmärts geriefeteten Augen 
immer bie munberootlen £adftiefel feiner lang* 
fam fdfereitenben f^üfee fafe unb fein Parfüm 
atmete, bas eine mübe Salonatmofpfeäre mit 
etmas feergig Satürlidfeem oerbanb. ©inmal 
blidte fie ifem fefeeu in bie Augen — ja, er trug 
es mieber, bas abfcfeeulidfee Stonotel, unb fafe 
fie mit bem linten, freien Auge ein bifedfeen 
glofeenb an. SSie fdfeabe — feine blauen Augen 
maren boefe fo fefeön. Hnb bas golbblonbe §aar, 
bas rofige Antlife. Ob er jefet mirtliefe gang 
natürliefe fpradfe? Sie featte nun einmal ben 
trofeigen, unbeirrbaren Sicfeter über Aatur unb 
Unnatur im £eibe. ©ines ftanb ifer jebenfalls 
feft: fie burfte nidfets tun, mas ben Klatfdfe* 
mäulern gu reben gab, fie mufete feaarfdfearf 
auf ber £inie bes ©rlaubten bleiben. SUt Karl* 
mann Sominger bie ©rofefeergo£*$rietoi<fe' 
Strafee entlang 3 U gefeen, bie um biefe Stunbe 
am belebteften mar, feielt fie für unerlaubt. 
Auefe melbete fidfe eben jefet, als ifer bie erguifite 
f^arbe feiner ©lacefeanbfdfeufee auffiel — fie 
featte fie oft genug auf ben polftem einer ge* 
miffen ©quipage gefefeen — bie tief brewtenbe 
©iferfuefet oon neuem in iferem bergen, ©igent* 
liefe mefer Auflefenung als ©iferfuefet. Auf eine 
(Stufe mit ber Dfeeaterbame mollte fie benn 
boefe niefet tommen — für eine nette Unter* 
fealtung gmifefeen bem Sdfeäferftünbdfeen unb 
ber eit erliefe en Soiree mar fie fidfe gu fdfeabe. 
Dab Pauernmäbel, bie Dodfeter oom Kocfe am 
Startt, ein bifedfeen pouffierett? Sein. Dem 
mollte fie gletcfe ein ©nbe madfeen. 



1911. 9lr. 30 


Übet £anb unb 9Jlccr 


783 


21m Eingang 3 ur ©rohher3og=$rtebrtd) 5 
Strafe, bort, mo ber SJtebgermeifter SBuII feinen 
£aben batte, blieb fie fielen — fie roollte ihn 
burrf) ben fatalen $Ieifhgerud) abfhreden. 

„So!" rief fie aufatmenb. „£ier muh id) 
hinein, £jerr 9tominger! 9Iuf 233ieberfel)en! 
Schönen Danf für bie ^Begleitung!" 

„3h roerbe mir erlauben, braunen auf Sie 
3 U märten," fagte er Iächelnb unb grüfjte mieber 
ehrerbietig. Diefer ©ruh, ber ihr gar nicht 3 m 
fam! ©lühenb machte fie lehrt, lief in ben 
£aben unb taufte bei §errn Süll smeimal 
fooiel frifhe 9Burft, als fie gemollt hatte. Dann 
half es nichts, bann ftanb fie mieber braufjen 
ihrem hartnäckigen ^Begleiter gegenüber. 

„2Bas haben Sie jebt oor?" fragte er freunb* 
lid) unb, mie ihr fd)ien, im 3 nnerften amüfiert. 

„ 3 ebt tauf' id) einenftäf'!" rief fie entrüftet. 

„Das habe id) auch oor," mar feine höflich 6 
^Intmort. 

Dod) fd)on nad) menigen Stritten im ©e* 
mühl, als fie auf bem anbern Sürgerfteige 
Onfel SOtohr, ber feinen Sohn führte, baf)er= 
fommen fat), machte fie enbgültig halt unb 
flüfterte bittenb: „§err Sominger!..." 

Son ihrem Don betroffen, blieb er ftehen 
unb fragte ernfttjaft: „ 2 Bas ift 3 hoen beim, 
liebes Fräulein?" 

„©s ift — id) halt' es für gan 3 unmöglich, 
bah ooir 3 mei Iper unter bie £eut' fpajperen 
gehn! ©s ift $Ibenb! 3 <h mag bas oerbammte 
&Iatfd)neft nit! 3 <h muh 3 huen jebt 3tbieu 
fagen! Nichts für ungut, Jerr 9?ominger!" 

©r fchmieg eine 9BeiIe, bann ermiberte er 
ruhig: „Ser 3 eif)en Sie mir. Sie haben mot)I 
red)t. 3 <h achte auf bie £eute 3 U menig. 9lber 
Sie fagten bas in einem Don, als ob Sie es 
befonbers bebenflid) fänben, in meiner Se= 
gleitung oon ben 3 riebrid)sburgern gefehen 3 u 


merben. Darüber möchte ich um gütige Dtuf* 
flärung bitten." 

,,9Id) nein!" ftieh fie oermirrt heroor. 

©r 3 udte Iächelnb bie 51d)feln unb mollte 
fid) oerabf«hieben. Da tarn if)r eine fchnelle, 
mertmürbig entfd)Ioffene Überlegung. Diefer 
hochmütigen Selbftficherheit mollte fie benn 
bod) ein ©nbe machen — auherbem, fie mar 
es nicht gemöhnt, mit ihren ©ebanten hinterm 
Serge 3 U halten. Den ©inbrud, bah fie ihu 
fürd)tete, follte er nicht haben, unb bah fie ihn 
oerad)tete, nod) meniger. s JRit einem gefürchteten 
ober oerad)teten Sdtenfhen gab fie fid) über* 
haupt nid)t ab. Sie hatte ihm mancherlei 311 
fagen. 3h r ©h^ichteitsbrang, ihr trotziger Stol 3 
oerlangten es. Unb ba tat fie etmas, mas fie 
fpäter faum nod) begriff. Sie fehrie ihren 
Stanbpunft oöllig um unb fuhr ben Uber* 
rafd)ten mie einen unge 3 ogenen ftameraben 
faft in barfchem Don an: „kommen Sie 
menigftens ba in bie Uferftrahe hinunter — in 
bie Einlagen — ba haben mir fein ^3ublifum — 
ba tann id) Sie auftlären!“ 

©s burd)fuhr ihn mie ein heiher Strahl — 
fie fah es. ©r mürbe bunteirot, unb feine klugen 
leuchteten fie an, nicht oerlangenb, nid)t fieges* 
gemih, eher ehrfürchtig unb ooll Semunberung. 
©ine Sprache mie bie ihre fd)ien am 9teuturm 
nicht geführt 3 U merben. Die mutige Segung 
eines reinen ?Jtäbd)enmiIIens mar ihm fremb. 
Xlberlegen mar er ihr auf ber lauten Strahe, 
unter ben oielen neugierigen 9Jtenfd)en — 
hier, am einfamen ^lufjufer, im §albbuntel, 
gan 3 mit ihr allein, fam eine bienenbe ©mp* 
finbung über ihn unb bas Serantmortungs* 
gefühl bes Jünglings oor ber Jungfrau. 

©r folgte ihr Iangfam — fie mar mit heftigen 
Schritten oorausgegangen. ^3Iöbüd) aber, 
unter feinem ermartungsoollen Slid, mürbe 


ihr bemüht, mas fie getan. Sie lachte Ieife unb 
tonnte oor Scham nichts fagen. 

„9tun, Fräulein Dom?" fragte er Ieife. 

9Jüt rnilbem Häufchen 30 g ber 3 luh in 
feinem fteinigen Sett bahin. ©s buftete nach 
gaulbaumblüten. §ier unb ba am fd)malen 
$Bege blintte fd)on ein £eud)tfäfer, bem be* 
brängten < 5 er 3 en bes 9Jtäbd)ens eine beffere 
£aterne als bie matten £>Ifun 3 eIn ber ein* 
famen Uferftrahe. Sie antmortete nicht, fie 
mar gan 3 ratlos. Dabei lag eine bunfel prächtige 
Serlodung in biefer Stunbe, bie fie um feinen 
^ßreis hergegeben hätte. 

Äarlmann blieb einen Schritt hinter ihr 
3 urüd. ©r lieh ben ernften, IiebeooIIen Süd 
nicht oon ihr. Dann begann er plöhü<h : „3<h 
habe ben ©inbrud, bah Sie mir irgenb etmas 
übelgenommen hüben, Fräulein Doni. Dah 
id) Sie in irgenb etmas gefränft habe. Sitte, 
fagen Sie es mir — id) lege hohen 2Bert 
barauf — morin habe id) 3hnen mihfallen?" 

Sie blieb ftehen. ,,9Id) ©ott —" ftieh fie 
heroor. „Das ift ja Dorheit überhaupt. . . 
2ßas mill id) benn ... Se^eihen Sie .. . 3h 
muh i a meine Seforgungen mähen ..." 

„Das hat mohl 3eit... 3h habe Sie um 
Ser 3 ehung 3 U bitten ... Das ift fiher ... 
5Iber mesmegen? ... 9tun? ... 3 <h oerbiene 
boh mohl, bah Sie mir ^Intmort geben?" 

Sie marf ihm einen fur 3 en, eigentümlich 
flammenben Slid 3 U. „9tun benn," fagte fie 
Ieife mit heftig mogenber Sruft, „menn Sie 
es burhaus miffen mollen — bann fag' ih es 
fhon. 3<h finbe, Sie follten — Sie follten 

menigftens fonfequent fein-in 3h*en $ln= 

fhauungen, mein' ih ! M Sie betonte bie lebten 
SBorte mit befonberem 9tad)brud unb glaubte 
auherorbentü'h flar gemefen 3 U fein. 

(gortfefcung folgt) 



'Picture <p&otogtapI) 6t) Einritt 91eame, Sonbon 


£ ili e rt 






1911. Wr. 30 


Über ßanb urtb 9Jieer 


SDtobente 9teiterftanbbilber 


Dr. Uf)be<23ernai)s 

<T\ ie ©nttoidlung ber 23ilbhauertun[t bat genau [o, tote es in 
ber ©e[d)id)te ber SJMerei ber galt i)t, [ich oerf)ältnis= 
mcihig [pät ber Darstellung bes 9Jlen[d)en als Porträt 3 u= 
getoanbt. 2Bäf)renb aber bie piaftit fid) ber heroorragenben, 
toegen ihrer 93erbien[te um Stabt unb Staat ber 9tad)U)elt 
als ©etfpiel hin 3 u[tellenben Perfönlid)teit toibntete, blieb btefer 
offi 3 ielle ©harafter, ber lp er bis 3 um heutigen Dage bie beiben 
5tun[tarten ooneinanber fdjeibet, bei ber Porträtmalerei nur 
ein gelegentlid)es, ein neben[äd)Iid)es SCRoment. 23on ber ©e= 
pflogenbeit, ben gelben burd) ein 91eiter[tanbbilb 3 U ehren, 
roeih er[t bie 3 eit ber römi[d)en 5tai[er ©enaues 3 U berichten. 
Doch mag roohl Slleranber ber ©rohe bie ©hre für fid) in 
5lnfprud) nehmen, 3 um erftenmal in ber jugenblichen Sd)ön= 
heit [einer ©t[d)einung oon [einem £ieblingsbilbhauer £t)[ipp 
bargeftellt toorben 3 U [ein. Die [pätere römi[d)e 5tun[t, bie 
[id) mit großem ©rn[t ber Porträtpiaftit 3 ugetoanbt hat, tennt 
bas 9 teiter[tanbbilb als bie üblid)e $orm ber ©hrung bes 
5tai[ers unb [einer $elbherren burd) Senat unb 33oIt. Der 
“dugenblid, too ber §err[d)er nad) [iegreicher Sd)lad)t ©e= 
fangene begnabigt, er[d)eint als ber Höhepunft [einer Dat, 
ber unoergänglid) fe[tgehalten toerben [oll. 3 m ©egenfatji 3 U 
biefer mehr epi[d)en unb ruhigen 5luffa[[ung [tehen bie 9lb= 
fid)ten ber neueren 3eit, beren 23ilbt)auer ihre gelben im bra= 
mati[d)en ÜDtoment bes [ieges 3 Uoer[id)tlid)en ftampfbeginnens 
ober in ber lebhaften SBcnbung 3 um Sieg, mitten toährenb 
ber Schlacht, 3 u einer! lebensoolleren unb p[pd)oIogi[d) inter* 
e[[anteren Dar[tellung bringen. 

Die toid)tig[te 9teiter[tatue, bie aus bem Altertum erhalten 
i[t unb bie bei ihrer 5luffinbung eine [o grofee 23egei[terung 


,, i> , 




Hermann Hahn: 9ieiter[tatuette 


‘Mbolf oon §ilbebranb: 23ismardbentmal in ^Bremen 

erregte, bah ein 3Jiei[ter toie 9 Jlid)eIangelo für [le¬ 
ben Sodel enttoarf, auf bem [ie jettf auf bem 
ilapitolplatje in SRom aufge[tellt toorben i[t, i[t 
ber 5ki[er s Dtart Slurel. Die naturali[ti[d)e Stuf* 
fa[[ung biefes Stanbbilbes blieb für bie 23ilb* 
hauerfun[t ber 5Renai[[ance ohne ©influh- 

Die herrlichen Arbeiten bes ©attamelata oon 
Donatello, bes 93artolomnteo ©olleoni oon 33erroc= 
d)io toarett bereits oollenbet. Die ©inheitlid)leit 
ber fün[tleri[d)en ©e[amter[d)einung bes Den!» 
mals in ber Bereinigung ber men[d)lid)en $igur 
mit bem Pferbe, bie Hauptaufgabe für ben 23ilb= 
hauer bes 9teiter[tanbbilbes, toar [(hon oorl)er ge= 
funben toorben. So ergibt [id) bas be[timmte 
Sd)ema, bas 3 U tünftleri[d)er Freiheit unb ©igen* 
art aus 3 uge[talten oon nun an an 3 iet)enbe Dätig= 
leit ber mei[ten großen pia[titer getoorben i[t. 
2Bir haben es 3 U betlagen, bah -Seonarbo ba 33inci 
[ein grobes 9?eiterben!mal bes Francesco Sfor 3 a 
oon SCRailanb nid)t hat oollenbett tonnen, bah 
[ämtlid)e Stanbbilber ber fran 3 ö[i[d)en Könige, 
SBerte ber 9ftei[ter bes [ieb 3 ehnten unb acht 3 ehnten 
3at)rhunberts, ben toilbert Stürmen ber Beoo= 
lution 3 um Opfer fielen, [o bah oon bie[en 5tünft= 
lern nur ^alconets ptonument Meters bes ©rohen 
in St. Petersburg 3 U uns [prechen tann. 

Die 9 teu 3 eit hat bem Beiterftaubbilb ben re* 
präfentatioen unb ben betoratioen ^toed gela[[en. 
3n allen ßcinbern haben [ich bie 23ilbl)auer 
bemüht, bie Helben ihrer Heimat bar 3 u[tellen. 
©s Iaht [id) aber nid)t leugnen, bah tritt gan 3 
toenigen Busnahmen (ettoa bem Sismardbentmal 
Slbolf oonHilbebranbs in Bremen) bie 2 >nbioibuali* 
tat bes ftün[tlers ber allgemein üblid)en tppi[d)en 
$orm, bie lebten ©nbes auf ben 3 üm[oIbaten 
hinausgeht, [ich all 3 u[el)r unterorbnete. Dies trifft 
oor allen Dingen auf Italien 3 U, mo in [eher Stabt 
ber üblid)e ©aribalbi in [einer 23lu[e oor einer 
[pmmetrifch angeorbneten Partanlage aufgeftellt 
ift. SPtit jeber rtottoenbigen 2BieberI)olung toäd)[t 
bie Sd)toierigteit ber Dar[tellung, unb aud) toir 
toerben einmal „neue üftöglid)teiten" für eine 
5tai[er=2Bilhelm= ober 23ismard* Statue 3 u begrüben 
haben. 

©in glüdliches ©e[d)id hat es gefügt, bah 3 toei 
ber be[ten 9teiter[tanbbilber, toeldje bie moberne 




1911. 9tr. 30 


Über £ctnb unb 9Jteer 


785 


beutfdje 5 lun[t befißt, fid) in bcr nämlid)en Stabt 
befinben. Die Monumente Kaifer $riebrid)s oon 
£ouis Duaillon unb ©ismards oon ©bolf oon §ilbe= 
branb in ©remen ragen, bas eine burd) bte ©igett- 
art ber Miffaffung, bas anbre burd) bie £ebenbig= 
feit unb Mud)t ber energifcßett Darftellung, rueit 
über ben Dürcßfcßnitt ber [onftigen offiziellen 
Denfmale hinaus. Der „Kaifer $riebrid)“ oon 
Duaülon fißt in ber Dracßt bes antifert gelbßerrn, 
ben Stab in ber $anb, auf beut mäd)tigen Streit= 
roß, bem ebenfalls antifes ©efd)irr unb 3<ium3eug 
aufgelegt ift. Die großartige Mirfuttg bes ©außen 
berußt auf ber trefflid) bestimmten Proportionalität 
3toifd)en bem nur fd)einbar allsu niebrigert Sodel 
unb ber oon ißm getragenen §igur. Die monu= 
mentale ©usfiißrung roirb im befottberen burd) 
bie mit außerorbentlid)er $ßnlid)feit toieber^ 
gegebenen ©eficßtssüge, bie allein „unfern $riß" 
feftßalten, auf bas Porträt in entfcßeibenber Meife 
eingeftellt, fo baß bie antififierenben ©inselßeiten 
nur mehr als beftimmenbe Komponenten bes ßeroi= 
fd)en fünftlerifd) = perfönlid)en ©efamteinbrudes 
auf treten. 

Dem ©ismardbenfmal 9 lbolf oon §ilbebranbs 
fontrat bie blufftellung neben bem nörblid)en 
Domturm oor3üglid) 3uftatten, unb ber Meifter 
ßat ßier, genau oon ben flugen ©eficßtspunften 
ausgeßenb, bie ibn bei ber ©usfüßrung feines 
Mittelsbad)er=©runnens in Müncßett beßerrfcßten, 
ben unbebingt notroenbigen ard)iteftonifd)en 3u= 
fammenßang 3toifd)en bem Denfmal, ber <$wnt 
bes piaßes, ben umgebenbert Käufern als ein 
toid)tiges ©rforberttis für bas ßerßuftellenbe Merf 
3U betrad)ten, biefen ©isrnard an bie arcßiteftonifd) 
notroenbige, ja allein für eine monumentale Mir* 
fung möglicße Stelle gefeßt. 9 Iud) biefer ©isrnard 
trägt nicßt bie oorfd)riftsmäßige Uniform ber 
<?jalberftäbter Küraffiere, ein breiter Pan3er mit 
feßtoerem ©urt bedt bie geioaltige ©ruft, ßoße 
Stiefel reicßen bis an ben £eib, bie ©eroegung bes 
Mrmes mit ber ©olle, bie allein ben Staatsmann 
cßarafterifiert, ßält fid) in einer rußig=fraftooIlen 
©ren3e. §ier galt es bem Künftler toeniger, bas 
ntenfd)lid) ©ergättglicße toiebersugeben, fein Stre= 
ben ging oiel toeiter, er erßob ben tt)pifd)en 
perfönlicßfeitsbegriff, oßne ißn irgettbtoie ab3U= 
fd)roäd)en, allein burd) bie ©rt ber formalen ©e= 
ßanblung 3um Monumentalen. Mir benfen an 
Montanes ©erfe, bie ben ©Iten oom Sad)femoalb 
int Munbe berer 3cigen, bie nad) ^aßrtaufenben 
oort ißm fpred)ert. „©isrnard" ift bann ein 
fagenßaft=ßeroifcßer ©ede, Sigurb ober Dbin 
ji getoorben. 

©uf bem ©ebiet bes repräfentatioen Denfmals 
fteßen als ausge3eicßnete ©ilbßauer 3toei fran= 
3öfifd)e Meifter ooran, bie (freilid) in einer gan3 
attbern ©icßtung bie Aufgabe ißrer Kunft feßenb 


als ©obin unb feine ©acßfolger) entfpredßenb ißren 
nationalen ©igenfd)aften bas brantatifcße Dempe= 
rament in ben ©orbergrunb ftellen, ©manuel 
gfremiet unb Paul Dubois. ^entiet ßat fid) burd) 
eine große 3<©l *>on ©eiterftanbbilbern befannt 
gemacßt, bie befonbers in ©tnerifa 311 oerfd)iebenen 
Aufträgen gefüßrt ßabett. Seine „Jungfrau oon 
Orleans", fein „©ärertfänger" unb fein Monument 
bes ©ela3que3 im Harbin bu £ouore ßaben burd) 
bie Denfmale bes ©olonel $otoarb unb bes 
©onnetable ©ertranb be Duguesclin eine oor3üglid)e 
©rgän3ung erfaßren. ©uf biefen beiben Stanb= 
bilberti ift ebenfalls bie ©inßeitlid)feit ber ©efamt= 
erfcßeinung oon gigur unb Pferb oor3üglid) 3um 
©usbrud gebrad)t. Der befonbere ©inbrud aber, 
ber oon ißrten ausgeßt, liegt in ber bramatifcßen 
Kraft ber ©ßarafterifierung. Der füßne $eer* 
füßrer, bem ber eßrenoolle ©eittame „Die ©litte 
ber ©itterfcßaft" toarb ob feiner Siege gegen bie 
©nglänber, rid)tet mit oertrauensooller ©ebärbe 
bas §aupt gen itjimmel, ber ißm ßilfreicß 3ur Seite 



Dß. ©rod: Der Sd)toar3e Prin3 in £eebs 


fteßen roirb. Das energifcße ©eficßt mit feinen 
roulftigen fiippen unb bem oorgefcßobenen Kiefer, 
bas nad) beut Sarfopßag in ber Königsgruft oon 
St. Denis mobelliert toorben ift, trägt ben 3«9 
ernfter ©ntfd)loffenßeit. ©ud) bas Startbbilb bes 
©olonel ^jotoarb entfpridjt allen ©nforberungen 
lebensooller ©uffaffuttg. Der eble 3 freißeits= 
fätnpfer ift in einer nocß rußigeren Pofe, im ©ugen= 
blid ber ©eobad)tung, etroa ber plößlid)en 2ßaßr= 
neßmung einer aus bunfelm ©ebel ßeroortretenben 
Marfd)folonne bargeftellt. Die „Jungfrau oon 
Orleans" oon Dubois, mit ber ftarfen ©etonung 
ber rafd)en ©etoegung, fteßt ebenbürtig neben bem 
Sßerfe öas ben gleicßen ©ortourf be= 

ßanbelt. §ier ift bas „©ottgefanbte" ber „ßeiligen" 
Jungfrau für bie ©ßarafterifierung ausfd)laggebenb 
geroorbert. ^Iber bas Männlidje ber ©rfcßeinung, 
bas burd) bie ©üftung unb ben geraben Siß feft= 
geßalten roirb, roenbet fid) bod) in bem oer3üdt 
nad) oben fd)auetiben ©efid)t unb ber 3ierlid)en 
gigur 311 ber £ieblid)feit bes jugenblicßen SBeibes 
fprupatßifcß ßinüber. Diefer Kunftart ‘Jlßnßerren 
finb bie großen Statuen ber Spätrenaiffance, 
toie fie in Deutfd)lanb in Peter ©ifdjers ©telier 
in Nürnberg 3ur §errfd)aft. fant unb bort 
bie ©eftalten bes ^Pnsbruder Maximiliansgrabes, 
Alfons oon Kaftilien, König Dßeoborid) ge= 
fdjaffen ßat. 

©ine befonbere ‘©Crt bes 9 leiterftanbbilbes ber 
©egenroart ift bie allegorifd)e ^feiterfigur. 3u 
ben fdjönften unb bebeutungsoollften Monumenten 
geßört ber fraftooll 3urüdgebeugte ^üugling auf 
mäd)tig auffteigenbem ©offe in ben Kenfington 
©arberts in Konbon, bem ©eorge gebend Matts, 
ber berüßntte Maler, ber and) als ©ilbßauer 
Drefflid)es leiftete, ben ©amen „ßebensfraft" ge= 
geben ßat. 

Diefe Utrt ber allegorifdjen Darftellung ßat 
fid) oor allem aueß in ber Kleinplaftif geseigt. 
Da3U finb ©nta3onen, 3 entauren, Krieger ge= 
fommen. ©ußer Duaillon unb ©eorg 2 Brba 
ßaben fi^ ßier 8hmn3 < 3 tud unb ber in ber 
leßten 3 eit oielgenannte 3ufünftige Scßöpfer bes 
©ismardbenfmals am ©ßein, Hermann §aßn, 
ausge3eid)net. 

Daß in ©nglanb, too ©eorge Matts bas eben 
erroäßnte Monument gefeßaffen ßat, aud) bas 
repräfentatioe ©eiterftanbbilb 311 guter ©eltung 
fommt, betoeift bas Denfmal bes Sd)roar3eit 
Prin3en oon Dß. ©rod in Keebs, ein Merf, bas 
fid), in ber Mitte oon oerfd)iebenen fleinen 
©iiften fteßenb, ebenfalls ber 3 lrd)iteftur bes 
Plaßes gut anfd)ließt. Mt ben ©ismard in 
©remett barf man freiließ babei nidßt benfen, 
ber bie Überlegenßeit unfrer beutfeßen Kunft auf 
bem ©ebiete ber ©eiterftanbbilber in fcßlagettber 
Meife oor ©ugen fiißrt. 





















786 


Über £anb unb SJleer 


1911. Wr. 30 


Der fterbenbe Napoleon* ©on g^rit) ö^toalb DMlfe 


»tMHttttmmH I j 

fifin niebriger, oon aller Nrt Unge3iefer j 

VI/ beoölterter, 3U einem ©Sohnbaufe um= X 

gebauter einziger < 3 d>af)tall mit roenigen ♦ 

biirftig ausgeftatteten Räumen 3U ebener | 

©rbe, inmitten nactter ©afaltblöde, oer* ♦ 

tümmerter Ntasien unb ©ummibäume, X 

einer meltoerlorenen, fieberreid)en, rtn* 5 

mirtlid)en Dropeninfel, eines milben unb ♦ 
einfamen ©teeres, bas mit brüllenber ♦ 

Stimme bie Ufertlippen umbranbet — J 

bas roar bie S3enerie bes Sd)luhattes ber ; 

Sd)idfalstragöbie, bereit £jelb als Caesar X 

triumphator in fa[t alle 5 tönigsfd)löffer | 

©uropas etnge3ogen, ben uon feinen x 

Ubiern beherrfdjten Nationen ben Dages* X 

befel)l 3U bittieren unb fronen 3U »erteilen X 

gemohnt roar. £jier oollenbete er, ber ♦ 

„©tann ber 3ah*hunberte", fein ©rben* ♦ 

mallen, aus ber Unermehlid)teit feines 5 

Niefenreid)es in bie ©inöbe einiger Qua* X 

bratmeilen oerbannt; ftatt non ber ge* t 

mohnten ©efolgfdjaft aus Königen unb ♦ 

©afallen mie 3um Spott oon einem aus ♦ 

ben paar lebten feiner ©etreuen unb X 

Diener befteljenben Sd)attenl)ofe umgeben; t 

ber fieggemohnte oberfte Kriegsherr ber ♦ 

größten Armeen, ber gefürchtete Nllmäch* ♦ 
tige auf Schritt unb Dritt oon einem eng* | 
Iifd)en 2ßad)offi3ier estortiert, Dag unb i 

Nad)t unter ben tilgen einer in Nbftänbeit ♦ 

oon breiig Metern aufgeftellten ©Sacht* | 

poftentette; in allem unb jebem beoor* | 

munbet, als „©eneral ©onaparte" gemafc* X 

regelt oon bem ebenfo engher3igen mie | 

tattlofen ©ouoerneur St. Helenas; oer* $ 

raten oon feinen ©efdjmiftern unb ©tar* | 

fd)ällen, bie il)m alles oerbantten; preis* —+ 

gegeben oon feiner ©attin; feines Kinbes, 
feiner Xitel, bes notbürftigften Komforts beraubt; 
in feinem l)äuslid)en £eben ber rüdfid)tsIofeften 
Neugier gemeiner Solbaten unb fenfationslüfterner 
Neifenber ausgefe^t — er, ber £iebling bes Sd)id* 
fals, in bie §ölle eines übermenfd)lid)en Seelen* 
martpriums, ins ©lenb geftofeen, tränt, fterbenb. 

gaft unbemertt batte bas töblid)e £eiben fid) 
oorbereitet. ©s lag in ber gamilie ber ©ona* 
partes. ©tel)rere ©ermanbte bes Kaifers ftarben 
am ©tagentrebs. Dod) er felbft befanb ficb) nod) im 
Unglüdsjahr 1814 im ©ollbefih feiner ©efunbheit. 

Da beginnt bas mörberifd)e Klima St. Helenas 
bas 3erftörungsmert an bem Körper, beffen eherne 
straft einft leine Strapa3e, leine ©ntbehrung 3U 
läl)men oermod)t batte. Unb bie fd)Ied)ten £ebens* 
bebingungen ber ©efangenfdjaft helfen es in ber 
fur3en Spanne oon tnapp fieben 3 dl)ten »oll* 
enben. Nile Nahrungsmittel finb minbermertig, 
bas aus Nmerita importierte gleifd) halb »er* 
borben, bie Konferoen alt, bie ©utter ran3ig, bas 
©rot nicht burd)gebaden. ©s fehlt an frifd)em 
©emüje, an grüdjten, an Nbmechfhtng im ©tenü. 
©alb mirb biefes ©inerlei unfd)madhafter Koft 
bem in Sad)en ber Dafel fo eignen ©efangenen 
3iimiber. ©r mag fchliefoUd) gar nid)t mehr effen 
unb leibet oft junger, ©inmal muh er bie ©tann* 
fdjaft bes ©Sad)tommanbos bitten, ihm als altem 
Solbaten ein paar ©iffen aus ihrer Nienage ab* 
3uiaffen. 

3u allebem fehlt es ihm an törperlidjer ©e= 
megung, meil il)m bas Spa3ierengehen burd) bie 
unabläffige Kontrolle feiner uniformierten ©e* 
fängnismärter oerleibet mirb. ©r reitet nicht mehr, 
feht mochenlang teinen gufc oor bie Dür feines 
niebrigen, engen 3i™ m e rs unb lieft mit ben 
©eneralen ©tontholon ober ©ourgaub ©efd)id)te, 
bittiert £as ©afes feine eigne, jenes granbiofe 
„©temorial be Sainte-§elene", lernt ©nglifd), 
fpielt abenbs S<had) ober harten ober entbietet 
bie Damen feiner ©etreuen 3um Diner. Unb 
bei allem maltet in ben Keinen, ärmlichen Näumen 
bie peinliche ©titette bes KaiferI)ofes. 

Nad)ts flieht ihn ber Sd)laf. ©an3e Näd)te 
lieft er in ben ©üd)ern feiner fpärlid)en ©ibliott)et 
ober in ben ihm oom ©ouoerneur überfanbten 
3eitungen — es finb faft nur foldje, bie etmas 
Kräntenbes für ihn, Karitaturen, Satire ober 
©lojjen über bie Kaiferin, feine ©emahlin, ent* 
halten, an bereit ehelichen ©errat Napoleon jebod) 
nicht glauben mill. 

©titunter hat er and) Stunben, in benen mieber 
etmas mie Hoffnung über ihn tommt. Dann 



Die Dotenmaste Napoleons I. 




merben £uftfd)löffer gebaut, bie Nusfidjten feines 
Sohnes, bes §er3ogs oon Neichftabt unb präfum= 
tioen Napoleon II., erörtert, bis ber ©efangene 
mieber feuf3enb fein „Nh bal), es mirb bod) nichts 
mehr!" ausruft. Unb bie Sdjmermut, bie ©itter= 
teit ift mieber ba. 

3 n ber 3 ^it riom §erbft 1819 bis ©nbe Som= 
mers 1820 fcfjeint ber Äaifer mirtlid) ein menig 
aufsuleben. ©r geht mieber aus, reitet, gräbt 
unb pflan3t in feinem armfeligen ©arten, pflegt 
feine paar ©flauen mit rührenber Sorgfalt unb 
3eigt fid) oft guter Dinge. Nber bas alles ift 
nur mie ein lehter Sonnenftrahl oor bem Nbenb. 
©r ift oerloren. 

©nbe 1820 beginnt bie ©affion. Nüt ©rgebung, 
ja mit einer Nrt ©enugtuung hat er fie tommen 
fehen: ihm, ber fein ganses Ntartprium, bie gan3e 
©Sucht feines Unglüds bis in bie geheimften Ne* 
gungen feines ©rams unter ben Nugen bes Uni* 
oerfums, gleid)fam in ber ©ofe bes Nepräfen* 
tanten eines unerhört fenfationellen Ditanen* 
ruhms tragen muh, toirb fie bie le^te ©lorie oer* 
leihen. 

Nlit allen Symptomen bes Siechtums behaftet, 
finben mir ben günf3igjäl)rigen 3u ©eginn feiner 
Nuflöfungsperiobe: bas ©efid)t gebunfen, mit 
Öbemen bebedt, bie §aut oom beftänbigen Dem* 
peraturmed)fel bes Dropentlimas 3ermürbt, bie 
Ntmungsorgane oon ber Sonnenglut ausgetrodnet, 
bie einft fo fd)önen 3 äl)ite oerborben, bas Neroen* 
fpftem 3errüttet, bie £eber 3erfeht, bie gan3e 5 ton* 
ftitution oon ber mangelhaften ©rnährung ent* 
träftet. Der ©uls geht nur noch unmertlid), bie 
abgemagerten ©eine finb talt unb ftarr, bie 
mädjfemen §änbe 3ittern beftänbig. 

Unb trohbem mill man in feiner Umgebung 
fein Seiben nid)t ernft nehmen. Der Nrst Nntom* 
mard)i, beffen bloher Nnblid ben 5 taifer in ©Sut 
oerfeht unb bem er bei jebem ©efud) fein „Ntörber!" 
entge'gentreifdit, biagnofti3iert auf bie unter biefem 
©reitengrabe alltägliche £eberent3ünbung unb auf 
gaftrifche Störungen — nichts meiter. Demgemäß 
rid)tet er feine ©ehanblung ein. Der ©ouoer* 
neur aber glaubt nid)t einmal baran: er hält 
biefe gan3e ftrantheit für eine ftomöbie mit bem 
©nb3toed einer ©erorbnung auf £uftoeränberung, 
bie bann ihrerfeits in ein ^lud)tmanöoer aus* 
laufen mirb ... 

Nnfangs De3ember mirb Napoleon auf einer 
Nusfahrt ohnmächtig. 3 u bisherigen Strant* 
heitserfd)einungen gefellen fid) halb ein trodener 
§uften unb §er3befd)toerben. Die Sd)mäche* 


l 3uftänbe, £)hnmad)tsanfälle mehren fid). 

X Seine ©efid)tsfarbe mirb graugrün. Nllent* 

♦ halben treten £)beme auf. Die oon innerer 

♦ 5 tälte erftarrten, faft gefül)llofen ©lieber 

♦ müffen beftänbig mit Umf^Iägen oerfehen 

| merben. Der ©tagen nimmt nid)ts mehr 

X an, unb fd)liehlid) [teilt fleh ein ununter* 

t brod)enes furd)tbares Stegen in beiben 

| Seiten ein. Der ©atient ift fo hinfällig 

♦ gemorben, bah er fid) nicht mehr rafieren, 

X rneber fd)reiben nod) lefen tann. Unb ihm 

X felbft ift bas untrüglichfte 3 eid)en bes nahen 

$ ©nbes ber ©ntfd)Iuh feiner fd)on feit ge* 

| raumer 3 ^it mit Nbreifeplänen befd)äf= 

♦ tigten, ber £aunen bes Äranten über* 
{ brüffigen ©etreuen: 3u bleiben ... 

♦ ©r oerbietet Nntommarchi, bem ,,©tör* 

t ber", ben 3utritt 3U feinem llrantenlager. 

♦ ©in anbrer, oerftänbnisoollerer Nr3t tritt 

X an feine Stelle. 3 ™ ©tär3 1821 mäl3t fid) 

X ber Kaifer oor Sd)mer3 auf bem ©oben. 

J fiangfam fd)reitet ber Nuflöfungspro3eh 

♦ feinem ©nbe entgegen. 

5 3 ™ Npril tritt eine Ieid)te ©efferung 

X ein. Napoleon oerläht 3eitmeilig fein eifer* 

♦ nes ©ett unb fd)Ieppt fid) in feinen büfteren 

| Näumenumher. Sprid)t oiel oon religiöfen 

♦ Dingen, ©auplänen unb einer Neuorgani* 

X fation bes fran3öfifd)en feeres. Dittiert 

t fein Deftament unb oerhanbelt mit einem 

| Nbbe über alle Details feiner Nufbahrung, 

♦ ©eerbigung... in ©aris, „inmitten bes 

X ©oltes, bas ich fo liebte", münfd)te er, 

l ber oon grantreich ©erflud)te, nad) feinem 

| Dobe 3U ruhen. 

I ©alb mirb er bafein, ber Dob. 3 n ben 
♦♦♦♦ feltenen Nugenbliden ber gieberfreiheit 

breitet ber Äaifer feine in brei staffelten 
oermahrten §abfeligteiten auf ber ©ettbede oor 
fid) aus... bie Nnbenten an fein ©mpire: bie 
£)rben, gumelen, bie Dabatieren, Dofen unb Uhren 
mit ben ebelfteingefahten ©üniaturporträten feiner 
gamilie, nimmt fie in bie 3itternben §änbe, fpielt 
mit ihnen, betrachtet fie, oermadjt fie... 

Nnfang ©tai beginnt feine Ngonie. 3 n ber 
Nad)t oom 4 . 3um 5 . tommt im gieberbelirium 
ein „grantreit^ ... Spitze ... Nrmee ..." oon 
feinen £ippen. ©leid) barauf entfeffelt fid) nod) 
einmal feine gan3e bömonifche ©nergie: er fpringt 
oom £ager, smhigt mit ber Straft eines Niefeit 
ben groben unb ftarten ©tontholon nieber unb 
mill ihn erbroffeln. 

©tül)fam bringt man ben Sterbenben mieber 
3U ©ett. Nuf feine oom gieber oerborrten £ippen 
legt man einen mit ©ffigmaffer geträntten 
Sd)mamm. So ruht er, bemuhtlos, taum atmenb, 
ftarr unb eistalt am gan3en 5 törper, bis 3um Spät* 
nachmittag bes folgenben Dages. 

Drauhen tobt ein elementarer Ortan. 3 n 
bas ©rüllen bes ©teeres mifd)t ftd) bas 5 trad)en 
unb Splittern entmur3elter ©äume. Die ©Beibe, 
unter meldjer ber Staifer am Iiebften gefeffen, 
ftür3t, mie bte oon feinen §änben gepflügten 
©äumchen 3erbred)en. Nn ben §ütten ber eng* 
lifd)en 2 Bad)en 3ertrümmert ber Sturm bie Düren 
unb genfter. Unb über ben £eib bes ftill oer* 
fd)iebenen gelben breitet ber treue Diener ben 
©tantel oon ©tarengo. — 

Der ©ouoerneur mill bie Nachricht oom Dobe 
feines illuftren ©efangenen nid)t glauben, ©r 
eilt in bas Sterbegemach, befühlt ben Doten unb 
ruft ihn an. Nber fein „©eneral ©onaparte!" 
medt ben nicht mehr. 

3n ber gemaltigen ©infamteit feiner geifert* 
infei, unter brei büfteren Drauermeiben bereitet 
man bem Ditanen fein ©rab. 

§ier mirb er fdjlafen faft 3toan3ig 3Qh r ^f 
bis ihn bie ©ietät feines grantreid) unter ben 
©tarmor eines hen©d)en Domes bettet, bort* 
hin, mo er fid) ausruhen 3U bürfen gefehnt 
oom raftlofen, bie ©Seit ber ©ölter umgeftalten* 
ben ©Sert feines £ebens unb oom £eib feines 
oieljährigen Dobestampfes. 

Unb bie granbiofe Sd)lid)theit bes ituppel» 
baues über ber itaifergruft mirb ben 3<£u = 
hunberten aller 3 eiten in ergreifenber Sprache 
er3ählen oon bem ©tarnte, ber mehr benn ein 
3rbifd)er, faft ein ©ott — unb hoch nur ein 
©tenfd) mar. 














9?ad) einer 9^abierung t>on ö$cav ©raf 















788 


Über £artö urtb Sbleer 


1911. 5ftr. 30 


Die Stunbe m gerrn Slr^tbalb äfterfel 

5HooeIIette t>ort $aul $ermaitn $artotg 


ie Sd)reibftube ber Abteilung für loufertbe 
ftäbtifd^e Bngelegenheiten war fab)l urtb Ijäfh 
Iid), habet oon jener Baumoer f h w enbung nad) 
ber ijöhe 3U, bie für Bureauräume rnetft d)aratte* 
riftifd) ift unb bte beleibigenbe Nüchternheit nod) 
beuitidjer Ijeroortreten läßt. Nur auf beut genfter* 
brett neben bem ißult bes jüngften Schreibers ftanb 
ein Seiner Blumentopf, in bem ein paar ein* 
gefentte Bohrten fdjühterne Berfuhe mailten, 
kanten um bie fd)inalen Stäbe gu jd)fingen. Ser 
Seine Schreiber batte golbfarbenes §aar unb toar 
toenig tauglich für ben Beruf eines tünftigen 
Stabtfhreibers, 3U bem ihn fein Bormurtb be* 
ftimrnt batte. ?iber es tpmmt hier hid)t fo fehr auf 
ben lernenben Jüngling BSilliam Banberheib an, 
als auf ben Sdjretbftubenoorftanb irjerrn Nrd)tbalb 
Viertel. 

Bon ben pulten ber fieben Schreiber flogen 
über ben weiften goliobogen bintoeg ab unb 3U 
Bliäe gu bem §errn Borftanb, beffen ungugäng= 
Iid)e, b^rbe Ber)önlid)teit unb tnappes, turg an* 
gebunbenes BSefen genügt batten, bie Sd)reib= 
ftube ber Abteilung für Iaufenbe ftäbtifhe Bn= 
gelegenbeiten 3um Btufter aller Sd)reibftuben im 
Batbaufe 3U ma_d)en. ©r felber roar im Sienft 
torreft unb peinlidj bis gum lebten unb oerlangte 
gleiche Berufsausübung oon feinen Untergebenen, 
gnbioibualitäten unb Busnahmefälle tannte er 
nicht — geftern, beute unb morgen faben einanber 
ähnlich, unb fo roar es gut. Selbft heute, am leigten 
Sage, fcbien nid)ts bas ©leihntaft feiner Natur er* 
fd)üttert gu haben. Sein hageres, bartlofes ©e= 
ftd)t, in bem ein ißaar mertroürbige graue, braun* 
gefprentelte klugen faben, roar wohl einen Schein 
grünlicher als früher—eine lebte golge ber ©etb* 
fucbt, bie ihn jäh befallen batte, als ihn ber Bat 
ohne fein Bnfudien bie Bütteilung feiner beoor* 
ftebenben fßenfionierung machte. Anfangs batte 
er es gar nicht glauben roolten, als er es aber bann 
im Amtsblatt am Btorgen lefen muhte: Ser 
Bureauoorftanb Brhibalb Biertel tritt nad) fünf* 
unboiergigjäbriger Sätigfeit bei Bblauf bes 
Quartals in ben roobioerbienten Nufteftanb, ba 
trat ihm por ©enuft feiner grühftüdsfemmel ein 
weniges feiner ©alle ins Blut. Bber < 5 err Brägibalb 
Biertel roar es geroobnt, ficE) gu beferrfdjen, unb 
tein Schreiber merSe ihm in biefen Sagen bie 
geringfte Beränberung an. 

tcjeutewar ber lebte Sag. Biit bem ©loden* 
fd)Iage groölf roürbe er bie geber aus ber i$anb 
legen, unb ber anbre roürbe fie an feiner Statt 
nehmen, ber anbre, ber fdjon lange auf feinen 
Boften lauerte, ©r roar bem Bürgermeifter irgenb* 
roie oerfippt, ol), fytxx Brdjibalb Biertel burd)* 
fdjaute bie gange feine Sad)e. 3 o ^infid)t auf 
feinen ©efunbbeitsguftanb unb bie fünfunboiergig 
Sienftjahre penfioniert, er roar nie gefünber ge* 
roefen als eben jebt, bas fd)roere Neroenfieber, bie 
eingige 5 lrantbeit feines Gebens, hotte burd) aus 
teine Spuren hinterlaffen. Bber er muhte roeid)en, 
ber Neffe ber ©oufiite bes Bürgermeifters, ein 
gang unfähiger Bienfeh, follte aufrüden. 

geftt fiel bie grühfommerfonne mit einem 
fhrägen fdjmalen ' Streifen, roie ihn bie öad)= 
architeftur ber gegenüberliegenben oielftödigen 
Käufer gulieh, in bie Scbreibftube. £>err Biertel 
tonnte bas biftdjen Sonne nicht oertragen,, mit 
einem fd)arfen hörbaren Bud gog er bie grünen 
Srelloorljänge oor feinem genfter gu. 3 met junge 
Schreiber, bie fid) gerabe in einer leife geführten, 
angeregten Unterhaltung befanben, gudten gu* 
fammen, unb nun traf-fie auch noch ber fdjarfe 
Blid bes Borftanbes. ©ifrig beugten fie ihre Jdöpfe 
über bie weiften 51 angleiblätter, unb 1 bie gebern 
flogen, fie hotten einen ^jeibenrefpett oor bem 
BIten, felbft jetgt noch, wo er hoch fo gut roie er* 
lebigt roar. 

Nun hotte ber Borftanb ben leigten geberftrid) 
getan. Sie alte Batl)aus»l)r am Surme holte gum 
Schlage aus — groölf. 

Sie fieben Schreiber faften nod) urtgebulbig an 
ihren Balten, fie burften nicht früher auf ft eben, 
bis ber Jfjerr Borftanb fertig roar. “Bun trat er 
herein, gemeffen, iorretf roie immer, unb in feiner 
Stimme tönte teine Bewegung mit. - 

„Bieine § errett, wie Sie wiffett, fd)eibe td) mit 
heute aus bem Butte,. £eben Sie alle wohl.“ , 

Bah biefen latonifd)en Bbfhißbsworten ging 
er oon B^It gu Bult unb gab jebem bie ^änb. ©s 
war eine horte, heiße unb trödene ^anb, in beren 


Srüd feiner ©mpfinbenbe oielleiht niebergeholtene 
©rregung oerfpürt hotten. Bei bem jüngften 
Schreiber BSilliam Banberheib ftodte er, als wolle 
er ihm noh ein befonberes BSort fagen. ©r hatte 
thn oor einigen 2 Bod)en erwifht, wie er auf einem 
frifhen Bogen ftäbtifd)en Bangleipapiers um ein 
niebergefdgriebenes ©ebiht einen Brang oon 
grauentöpfen mit flatternben paaren unb Bofen 
unb Bergifjmetnnid)t geihnete. ©r hatte ihn in ber 
erften BSallung hart beim QI)^ genommen unb mit 
Sabel niht gefpart. Sem Jüngling war bie Böte 
ber Schaut brennenb ins. ©efidjt geftiegen, aber 
BSorte ber Berteibigung hotte er nicht gefunben. 
§err Biertel tonnte feiner gangen Bnlage nah 
wenig günftig über einen Schreiber benten, ber 
ftäbtifhes ©igentum gu Bllotria- benu^te, aber er 
unterbrüdte boh bie BSallung, ihm beim Bbfdpeb 
ein turges freunblihes BSort gu fagen. ©s wäre 
eine Busgeidgnung gewefen, bie ber Jüngling wahr* 
Ith wht oerbient hatte. 

Bangfam fhritt |>err Biertel bie fteinemen 
Stufen hinab, über bie ihn mit Busnahme turger 
Urlaubs* unb gefeiten fein gaifl lange, lange 
3ahre hinburh tagaus tagein geführt hatte. 
Biehonifh erwiberte er ben ©ruh bes bienft* 
tuenben Shnhmannes. ©r wu^te, bah er oon 
allen Unterbeamten refpetüert würbe — heute 
gum lehtenmal. BSenn er jetgt auf bie Strafte trat, 
war alles gu ©nbe, was ihm Bebensinhalt be* 
beutet hatte. Unb nichts würbe aud) nur für eine 
Setunbe unterbrodfen; bas Bäbhen, bas aus bem 
groben Betriebe fiel, war fofort erfeht, bie ge* 
heinten laufenben Bngelegenheiten ber Stabt 
gingen ohne ihn ruhig hten ©ang. 

2 Bas war feine fünfunboiergigjährige Brbeits* 
geit — ein Bid)ts. Biit bem Sobe war es ja aud) 
gu ©nbe, aber er lebte unb atmete noh unb fühlte 
fid) genau fo frifd) toie an jebem Sage. 

Sie fhtoere Bietalltüre fiel hallenb ins Sd)Iob, 
fo, nun war es oorbei. Sen bumpfen Shnterg, 
ben er in. biefem Bugenblid fühlte, tonnte er mit 
aller Setbftbeherrfhung nicht unterbrüden. Ser 
BSeg 3U bem einfachen Speifehaufe, in bem er feit 
mehr als brei 3 oh^ehnten nah bem Sobe feiner 
Btutter fein einfahes Btittagsmahl einnahm, war 
in Sonne gebabet, bie Überfülle oon £iht unb 
BSärme empfanb er als beläftigenb, unb bie Bien* 
fhen erfhtenen ihm alle fo gwedlos oergnügt. ©r 
begriff überhaupt ben 3^ohftun unb bas Bähen 
nicht, bas .Beben wär boh wahrhaftig ernft genug. 

Sas Biahh bas ihm eine alte fhweigfame 
Bellnerin' feroierte, munbete ihm niht wie fonft. 
BSie es wohl bie anbern in ben Buheftanb Ber* 
festen trieben? ©r wufgte ja, bah es Bollegen gab, 
bie bas Büsruhen für ben eingig erftrebenswerten 
3 uftanb hielten, aber bie hotten Familie, BSeib, 
Binber unb ©ntel ober allerlei Biebhobereien. 
BSas hotte er? BSeshalb follte er fih t>on einer 
beruflichen Sätigteit ausruhen, bie fein Bebens* 
gwed geworben war? Bßem guliebe follte er bie 
langen Stunben bes Sags hier oerbringen, er 
I)atte ja niemanb, bem er fid) irgenbwie anoer* 
trauen tonnte, niht Bienfd) noh ^ier. ©s war 
fhredlih gu benten. ; Saftig fprang er auf, gahlte 
fhnell unb ging. Sie braoe Bathinta, ber biefes 
Bbweihen oon pünttlid) geübten ©ewohnheiten 
gang feltfam oortam, fhaute ihm höhft oerwunbert 
rtad). 

.£err Brhibalb Biertel bog oon ber lärmenben 
Bertehrsftrgjge in bas ©ewirr fhmaler buntler 
fhattentühler ©affen ein, burd) bie er auf Um* 
wegen in feine BSoIjnung gelangen tonnte. Sie 
Stille, bie Sömmerung taten ihm für ben Bugen* 
blid wohl. Bber bie einmal aufgefhredten ©e= 
banten liehen fih burhaus niht oerjagen, ©r 
war ein erlebigter Biann, es tonnte niht anbers 
fein, er wäre geftorben unb läge im ©rabe. Bßenn 
er fih an eine Hoffnung, eine 3bee antlammern 
tönnte ober an eine Bergangen!)eit, eine ©r* 
innerung. Bber nichts, gar nichts tauchte auf, ein 
glattes, georbnetes, in fihererBIltagsbahn geführtes 
Beben lag hinter ihm. Sie wihtigften Biomente, 
ben Sob ber ©Itern,! bie auf Beranlaffung feiner 
Braut gelöfte Berlobung hatte er als unabwenb* 
bare Sd)idungen hingenommen, ber fhnurgerabe 
Bauf feiner eignen Binie war baburd). nicht unter* 
brochen worben- .. 

Bun hatte er Urlaub bis gum ©nbe feines 
Bebens. BSie alt mochte er werben, er ftanb im 
oierunbfehgigften Bebensjahr— gehu3al)re tonnte 


es gut unb gern bauern, feine .Organe waren, wie 
er wuhte, alle gefunb. 3 e b n 3 ohre — ein Sag wie 
ber anbre, er allein in feiner ©infamteit. ©ine 
3ornwoge ftieg in ihm auf gegen bie, bie feinen 
Bbfhteb oeranlaht hatten aus irgenbeiner Bered)* 
nung, bie er nicht anertennen tonnte, ©r hätte 
etwas tun mögen, etwas Unerhörtes, Sd)reälid)es, 
oon bem er fih teine feften Borftellungen mähen 
tonnte, ©r redte feinen redeten Brm gu heftigen 
unb groben ©eften empor, blante Sd)weihperlen 
tropften auf feiner Stirn. Oh> er würbe es ihm 
3eigen, bem Bürgermeifter, bem Bat, ber gangen 
Sippe, umfonft füllten bie geheimen laufenben 
Bngelegenheiten ber Stabt niht burd) feine §änbe 
gegangen fein, ©in 3uden ging burh bie hagere 
©eftalt bes alten Biannes, fo erfhrat er bei biefem 
©ebanten. 3h m roar, als hätte er fein ganges 
ehrenhaftes Beben auslöfhen wollen, ©r fühlte 
fih plötjlid) fehr elenb, ein Bebürfnis nah Bus* 
ruhen übertam ihn. Seine BSoIjnung, bie er feit 
3 al)rgehnten tm gweiten Stodwert eines alten 
Kaufes innehatte, war niht fern. Sie £>aus= 
meifterin, ein bejahrtes BSeiblein, eng mit bem 
alten |jaufe oerwahfen, oerforgte ihn fhleht unb 
recht, doerr Brhibalb Biertel entbehrte nihts. 
BSenn er bas Bebürfnis nah Unterhaltung oer* 
fpürte, las er; neben ftatiftifhen Sd)riften, in bte 
er fih immer wieber oerfenten tonnte, beoorgugte 
er feltfamerweife ®efd)id)ten romantifhen 3o= 
halts, je trauriger, je beffer. Buß erb em befaß er 
eine $anbfhriftenfammlung, bie ihn unterhielt, 
weniger burh ben dBhalt als burh bie Ber* 
fhiebenheit unb ©igenart ber Sdjriftgüge. ©r 
taufte gelegentlich Biatulaturen, bie er mit ©e* 
nufj fortierte. Bianher Sh ah war burh 3 ufaII 
in feine $änbe geraten, ben er bem eigentlichen 
BSert nad) burhaus niht gu würbigen wufjte. 
Sonft hatte hm feine Sammlung ftets angenehme 
3erftreuung bereitet, heute oerfagte auh biefes 
Büttel, ben einen bohrenben ©ebanten gu oer* 
treiben. 3.m©egenteil, bie Blenge ber befd)rtebenen 
Rapiere unb Bergamentfehen flöhten hm eine 
Brt ©rauen ein. 

Buf feinem alten Beberfofa fant er enblidj in 
einen ^albfhlaf, ber h m aber nur geringe ©r= 
quidung brachte, ©r hatte wahrhaftig geträumt, 
allerlei tonfufes wirres 3eug, eine ©rinnerung aus 
Sdjultagen: unermüblih fah er fid) felbft einen 
Ungeheuern Stein über eine ftaubige Banbftraße 
wälgen. 

§atte er benn anbres getan fein ganges Beben? 
©r oerfiel in bumpfe ©rübeleien über feinen 3a* 
ftanb, wo er auh immer feine irjanb ausftreden 
würbe, fie blieb leer — leer, ©r germarterte feinen 
5 topf um einen Bntnüpfungspuntt mit bem Sa* 
fein, er fanb leinen, ©ine bumpfe Bhnung ber 
Xorheit feiner Bebensführung ftieg in h m auf. 
©roll ohne Beimifhung einer wehmütigen ©mp* 
finbung erfüllte ihn oöllig. Ser ©ebante, ben er 
oor ein paar Stunben erfhroden gurüdgewiefen, 
taud)te wieber auf, nein, nein — aber gefhhen 
muhte etwas, bte Satenlofigteit quälte ihn namen* 
los. Sein Blid fiel wieber auf bie $anbfhriften, 
bie peinlid) in blaue Bttenbedel georbnet in ben 
Mähern eines großen Begals aufgeftapelt lagen. 
3 n biefer Stimmung erfhien hm bie Sammlung 
als ber ©ipfelpuntt ber £äd)erlid)teit in feinem 
Beben. Sie BSoge ohnmächtigen 3 orns wallte 
wieberum hod), mit ^aßempfinbung ftürgte er fih 
auf bie blauen Bttenbedel, rifj bie Blätter heraus, 
gerftreute fie in bem pebantifd) georbneten 
3immer unb fhleppte gange jätete gum alter* 
tümlihen Ofen. Sie follten brennen, bie alten 
Bergamentrefte, bie weiten unb gelblichen Bogen 
oergangener 3ohgehrtte mit ben oerfhnörtelten, 
funftoollen Buchftaben, mit benen er jetgt nihts 
mehr gu tun hoben wollte, in flammen follten fie 
aufgehen, alles in glommen. Bon faft fanatifhem 
©tfer gur Bernidjtung feiner Shätje erfüllt, ent* 
ging hm bas Bohen an ber ©ingangstür. ©nblth 
brüdte eine fhähteme B>anb bie Bünte herunter, 
unb bie Süre würbe gaghaft geöffnet, ©in junger 
Btenfh fhob fih langfam herein, ber junge Schreiber 
mit bem golbförbenen B»aar, BSilli Banberheib. 

§err Brhibalb Biertel, ber oor bem Ofen hodte 
unb gufaramengeballtes Rapier in bie weite buntle 
Öffnung fhob, blidte gur Sür, benn ein leifer 
BBinbgug hatte ihn getroffen, unb gegen 3ug war 
er.fehr empfinblih- ©mpört fprang er auf, als er 
ben ©inbringling bemertte. 




Ochweigettd zieht durch Bebens Strom mein Schiff, 
y EäRt die starken Winde kommen, gehen, 
Öffnet weihe Segel ihrem Wehen, 

Gleitet dann vorbei — dem 5el$ — dem Riff. 

Gebt durch seinen schlanken, stolzen Ceib 
Kaum ein Zittern vor der Wucht der Wogen. 
Wenn sich seine Segel einmal bogen, 

Tst’s, als beugt sich lächelnd nur ein Weib. 

Als ein Weib, dem Glückes Purpurpracht 
Um die Glieder blühte schwer und schweigend, 
Das, von sühem Segen stumm sich neigend, 

Gine Seele trägt, die singt und lacht. 

Als ein Weib, das stand in bärnem Remd 
jFfn dem Pfahl der Wärter im Uerbluten, 


Das sich taumelnd hob vom Streich der Ruten 
Und dann hinging, hoch und stolz und fremd. 

So beschwert mit tränen und mit Blut, 

Zieht mein Schiff durch wilder Wellen Schäumen. 
Schwer von überholden Weibesträumen, 

Streicht es ruhig durch die dunkle Kut. 

Grü^t am Ufer weinumrankte Röhn, 

Blühnde Burgen und der Wälder Stille, 

Grübt der Städte heiRgedrängte Kille 
Und die Segel, die vonibergebn. 

WeiR von Zögern nicht und nicht von Rast, 
Sieht die Ufer ferner — blauer — gleiten, 

Bis das IDeer sich dämmerstill wird breiten 
Und empfangen süRe, schwere Cast! 


1911. 9lv. 30 


„Was rnollen Sie Rier, rner Rot 3 Rtten erlaubt, 
eht3utreten? Sie feRen bod), baR id) aus3ieRe." 

„Wein Klopfen überRörten Sie, unb bie Haus- 
meifterin fagte bod), Sie toärert 3U $aufe." 

„Was Raben Sie bei mir 3U tun, roie tommen 
Sie ba3U, micR auf3ufud)en? ©eRen Sie!" 

Der Jüngling jcRien leinen anbern ©tnpfang 
enoartet 3U Raben, er blieb mutig fteRen. 

„ 3 <R roollte SR^en fo gern etroas greurtblidjes 
ermeifen unb rneiR bod) nid)t roie." 

Herr WcRibalb derlei blicfte ben Jüngling 
fcRarf an. 

„Sie mir, roie tommen Sie bap, gerabe Sie?" 

,, 3 d) bacRte, ba geRt einer Rin unb Rat fein 
hebert oerloren, roie muR er leiben!" 

Der alte Borftanb, ber oolltommen feine §al= 
tung roiebergetoonnen Ratte, faR mit road)fenber 
Bemunberung auf ben jungen WenfcRen. 

„WoRer toiffen Sie bas?" 

„Das füRlt man im 3 mtem, id) feRe es ben 
Draurigen an, wenn fie traurig finb, aud) roenn fie 
iRr WltagsgeficRt macRen." 

„Da muR man fid) ja oor 3 Rnen in ad)t 
neRmen." 

©s mar 5 reunblid)teit im Don, bas ©rfd)einen 
bes tleinen Sd)reibers gerabe in biefem klugem 
blid mar iRm mertmürbig bemegenb. 

William BanberReib trat einen ScRritt näRer. 
„Darf id) 3 Rnen fagen, mas id) nod) gebaut Rabe?" 

Herr Werfel nidte. 

,, 3 d) Rabe gebad)t unb nicRt Reute 3unt erftem 
mal, es gibt fo oiele Wettfd)en, bie bie Welt gar 
nicRt tennen. Hdbett Sie moRl gefeRen, mie ber 
^lieber in biefem grüRIing geblüRt Rat? ©s mar 
eine s f 3 racRt, in ben Einlagen unb ©arten bie meiRen 
unb oioletten Dolben an ben fd)toar3en 3ierlirf)en 
©ifengittern unb über alten Wauem 3U feRen. 
Wan muR einmal richtig miterleben, roie ber $rüR= 
ling fommt. 3 eber Dag etmas Weites unb alles 
ber Orbnung gemäR mie in einer ScRreibftube, 
bloR luftiger. Wan tarnt fooiel ft-reube mit nad) 
Haufe tragen, unb bie blüRt bann meiter. 3 <R 
glaube, man tarnt nie gan3 allein fein, mentt man 
bie 9 tatur red)t I)er3lid) liebt." 

„Da muR man moRl früR anfangen, ein jebes 
Ding mill gelernt fein." 


„Wer Wtgen unb Hers offen Raiten mill, ber 
fieRt aucR." 

Der alte oerfnöcRerte Wenfd) Rörte bie junge 
Weis!)eit, unb etmas Werfmürbiges regte ficR in 
iRm, als ob eine Quelle aus oerfcRütteten Diefen 
bas fiicRt fucRte. 

„Warum mürben Sie ScRreiber, BanberReib?" 

,,©s ift fein ©elb ba, anfangs mar id) moRl 
traurig, baR alle Hoffnungen 3U ©nbe fein follten. 
9 hm aber Rabe id) gebacRt, baR tttatt ficR ittnerlid) 
bod) entmideln tarnt and) in ber ©ttge. Unb bann 
Iefe id) oiel, id) Rabe £ieblinge, 3 ean ^ßaul, oR, ben 
follten Sie fetttten lernen, er mürbe 3 Ruen gemiR 
aud) gefallen." 

„3ean ^ßaul —" 

„Wenn Sie erlauben, bringe id) 3 Ruen einmal 
einen Banb. Wenn id) mieberfommett barf, 311= 
bringlicR ntöd)te icRjnd)t fein." 

„Was mollten Sie bei mir alten, erlebigten 
Wann?" 

„OR, bas bürfen Sie nid)t fagen, bas Wlerbefte 
fann bod) jeRt erft fomtnen. Daran tnuR man jebett 
Dag benfen.“ 

„Das DTllerbefte fann bod) jeRt erft tommen," 
fagte ber Wte leife^nad). „©eRen Sie jeRt, id) 
möcRte allein fein, Sie Raben mir moRl getan unb 
menn Sie mögen, bann fomnten Sie mieber." 

Ws fid) ber Jüngling 3ur Dür manbte, rief iRn 
ber Wte nod) einmal an, uttb feltfam, ber Don 
flattg fcRon mieber ein menig nad) Bureauoorftanb. 

„BanberReib, id) Rabe Sie gefräntt oor einigen 
Wod)en, als Sie bas ftan3leipapier befriRelten; es 
mar nicRt fo fd)limm gemeint, aber Sie müffen 
bod) einfeRen, es geRt nid)t, benfen Sie: ftäbtifcRes 
©igentum!" 

William läd)elte, ein fleittes gutes £äd)eht, bas 
bas junge ©efid)t älter mad)te, miffenber, gereift. 

„ 3 <R Rabe es 3 Ruett nid)t nacRgetragen, Sie 
muRten ja [0 Ranbein." 

Dann ging er. Herr W:d)ibalb Werfel aber 
blieb in einer feltfamen Stimmung 3urüd. Da 
er nie in feinem £eben einen WenfcRett gebraud)t 
Ratte, rnirfte es nun hoppelt bemegenb, baR fid) 
jeRt ein freuttblid)es ©emüt 3U iRm manbte oRtte 
3 mang, aus beut Antriebe eines guten ©efüRIs. 
©s gab aud) für iRn etmas anbres als bie ©e= 


moRnReit feines, geliebten Wltags, etmas fernes, 
Uttgefantttes. Wenn er ttocR oerfud)te, es auf feine 
alten Dage tennen 3U lernen, oielleid)t mürbe 
aud) er bas ©ute unb ScRötte finben, fobalb er 
bie klugen mirflicR öffnete. 

Die Unorbnung in feinem 3 ünnter befd)ämte 
iRn, er oerfucRte, fo gut es ging, ben früRereit 3 u= 
ftanb mieberRer3uftellen. Die alten HanbfcRriften 
mürben iRm nid)ts meRr tun föttttett. Uttb bei 
biefent ©ebattfett überfant iRn ein ©lüdsentpfittbeu, 
mie er es nod) nie erlebt Ratte. Unb mit biefer 
©mpfinbung ftellte fid) bas Bebürfnis ein, fid) 
battfbar unb freuttblid) 3U ermeifen. Wenn er bettt 
Jüngling eine URr fdjettfte — iRm felbft mar bas 
einmal ein erftrebensmerter BefiR gemefett. Wter 
nein, bas genügte nicRt, iRm muRte einmal ©e= 
legenReit gegeben merbett, bie BaRtt frei 3U fud)en. 
Unb bas füllte gefd)eRett. 

Herr WxRibalb Werfel feRte fid) oRne Wtffd)ub 
an feinen Sefretär unb oerfügte über fein ererbtes 
unb erfpartes Vermögen 3iigunftett bes ScRreibers 
William BanberReib. Das neue ftäbtifcRe Waffer= 
merf, für bas er 3uerft teftiert Ratte, mürbe 
aud) oRne fein ©elb geförbert uttb oollettbet 
merbett. Ws erDeftament unb Begleitbrief fix uttb 
fertig mit ber Wneffe feines 9 ted)tsanmaltes oor 
ficR faR, Ratte er 3tint erften Wale in feinem £eben 
eine W)ttung oon ber $reube, bie in ber Sorge für 
einen anbern Wettfd)en liegt. 

©itt leifes, fd)üd)temes Hoffen auf ein biRcRett 
rote, marme Bbettbfontte in feinen alten Dagen 
geleitete iRn, als er fid) 311m Sdjlutntner legte, ©r 
glaubte, unb ber ©laube mar ein ©lüd, bas 
iRm biefe Stunbe 3ur reichten in feinem £ebett 
uralte. 3 Rm blieb bie ©nttäufcRung erfpart, mie 
trügerifd) ber ©laube ift, aut Wtsgange eines 
£ebens eine neue Wtffaffung ber Dinge geminnctt 
3U fönnen. 

©r füllte aus bem ScRlafe, ber fid) ttad) beit be= 
megettben, aufrüRrettben ©rlebuiffeu bes Dags fo 
erquidenb auf feine £iber fettfte, nicRt mieber er= 
mad)ett. ©in ScRlagattfall Ratte feinem £eben ein 
©nbe gemacRt. Still unb tampflos mar er Rinüber= 
gegangen. ‘’llber auf feinen 3 ügen lag ein Wts= 
brud, mie iRn ber £ebenbe nie befeffen: ein 
ScRimmer oon bem ©lüd feiner Stuttbe. 


mein Scbiff* üon Friede R. Kraze 


mm* 






Der §ir[©täfer, ein natürlicher 3n>eibecfer int glug 


Die lange, f©lante gorm fliegenber Sögel begi'mftigt ihren glug 


Die beften Flieger ber Diermelt, bie ftlaffe ber Segler, ift gerabe3u 
oollfommen für ihren Seruf gebilbet, ihr erleichtern bie [©lante ©eftalt, 
bie langen, [©malen Flügel bie 311 bemältigenbe Stiefenleiftung an ftraft 
Unter ben 3 ©etten aber, beren S©mirrflug unötonomif© ift, roirb 311m 

Seifpiel ber Stubenfliege 3m_ 

gemutet, in ber Setunbe etma 
330 $lügel[©Iäge aus3ufüt)ren. 

Stein äufterli© fteht bem frei= jff 

Ii© ni©ts im SBege, für unfre jjl 

©in= unb 3*öeibeder $hnli©es in E / ^ 

ber Statur 3U fu©en. SJtan tann Bl £ 

bie 3nfeften mit 3x0 ei, 3um Deil ff / 

übereinanber Iiegenben $lügel s ff / 

paaren, mie etroa ben <?jirf©= W 

täfer, als lebenbe „3toeibecfer“ 
anfpre©en 

ober bie gro- lv! 

\ f©toingtgen % f 

Sögel natür* /JWa*: &> $ 

mk li©e „SJtono* li§lf' r y 

plane“ nen= WYi J 

| nen. gür bie l 

roeitere Slus= / J 

/ bilbung, für w ' 

/ bie 3utunft 
/ ber menf©li* 

/ ©en Sloiatit 
/ ift mit foI©en 

Serglei©en *8ä£S 

aber gern© 

toenig ge= ■ 

toonnen. __ 


Die von ben ^ßapierftreifen bebeeften 
Deile ber glügel fönnten entfernt 
coerben, ohne bie glugfät)igteit bes 
S©metterlings 311 verringern 


/ 3beathatbie£e©* 
nit unfrer 3nge* 
nieure ni©t er= 
3roingen tonnen. Utiter 
allen aoiatif©en Sp= 
ftemen ift bas oon £ilien= 
tl)al unb feinen Jüngern 
oerfolgte ^rtnsip bas 
einige, bas bie Drag= 
flä©en glei©3eitig als 
Slntriebsmittel 3U oer= 
toenben fu©t. Die ©r= 
folge biefes Spftems 
haben aber mit ben übrn 
gen ni©t S©ritt halten 


(Sine gerabe ihrer s $ u PP e ent= 
f©Iüpfte Seejungfer 


SJiareps ©rperiment, 3 eigt bie S©rauben= 
betoegung eines ^nfettenflügels 


fömten. Die brünftige Sel)nfu©t, bie 
bie 3 Jtenf©l)eit feit bes Däbalus Dagen 
bis auf £atf)am unb Sleriot emp= 
fanb, es ben Sögeln unb ben^Netten 
glei©3utun, bie f©önfte, freiefte unb 
feffellofefte gortberoegung, bas glie= 
gen, fi© 3U erobern, tonnte ni©t 
bur© eine Sta©al)mung ber Statur 
erfüllt roerben. Die fliege unb ber 
Seeabler finb oerhältnismähig un= 
enbli© ftärter an SJtusteltraft als 
ber Stenf©. 

9 Bir finb S©roä©linge gegenüber 
biefen natürli©en Slthleten. 2Boll= 
ten mir ein gtügelpaar bemegen, 
bas uns ohne Sen3in unb SJtotor 
in ben $©er höbe, fo müßten mir 
Sruftmusteln haben, bie als un= 
förmli©e, groteste SBülfte unfre 
©eftalt oerun3ierten. 


Stelett einer Drappe, 

3 eigt ben verkrüppelten Daumen unb bie 
verlängerten S©uoingentno©en 


Die Diermelt hat ©re latente 
auf ben $latterflug, ben S©mirr= 
flug, ben ©leit=, 3 tuber= unb Segel= 
flug feft in ben drallen. 

©s f©eint menig mahrf©einli©, 
bah ber SOtenf© barin einmal mit 
(Erfolg tonturrieren mirb. 

Unfre 3 flugma[©inen bebürfen 
ber S©raube als Slntriebsmittel; 
in ber Diermelt aber finbet fi© 
ni©ts, mas bem irgenbmie an bie 
Seite geftellt merben tönnte. 


©in natürli©er ©inbeefer tut ©leitflug 











rilifi] 



-f • , .. 


Oberes Otertal 


Oberes Otertal 


©inmünbung ber ftalbe in bie Oter oberhalb ber 
geplanten Dalfperre 

Dalfperten unb 0tainneil)er 
im £at 3 

(9Jiit 9 3lbbilbungen na© pl)otograpbt[©en 9tufnabmen) 


3 U 


)ur 3eit ber Sd)neef©mel 3 e nnb nad) heftigen 
3 1 unb anbauernben iRegengüffen gefährben bie 
in ©ebirgen entfpringenben Vä©e unb $Iüffe 
nicht nur bie gewerblichen Einlagen im Oberlauf, 
betten fie bie Vetriebstraft abgeben, fonbern weit 
mehr nod) gan 3 e ausgebehnte ©ebiete bes 9JiitteI= 
nnb ltnterlaufes bur© |jod)waffer. Slnberfeits 
entftehen Schaben tnand)erlei 5lrt, 
wenn infolge anl)altenber fommerlicher 
Drodenljeit bie SBaffermengen nid)t aus* 
reichen, bie ihnen 3 ugewiefenen $unt= 
tionen 311 erfüllen. Seiberlei ttbel= 
ftänben, bie in gan 3 befonbers hohem 
s JJtahe aud) ben &ar 3 er ©ewäffern an* 
baften, tann nur bur© eine Vorrid)tung 
abgeholfen werben, bie be 3 wedt unb 
bewirtt, ben SBafferftanb ber glufrläufe 
bauernb 3 U regulieren. Oie $Röglid)teit 
ba 3 u liegt in ber Anlage oonDalfperren 
unb baburd) gef©affenen Staubeden. 

Oie 3bee an unb für fid) ift leine 
©rrungeufdjaft ber 9 teu 3 eit, bentt f©on 
bas Altertum fannte Vorrichtungen, 
VSaffermengen an 3 ufammeln unb je 
na© Vebarf ab 3 ugeben. 3n ©uropa 
fittbett wir bie älteften Oalfperren unb 
Stauteid)e itn Obert)ar 3 , unb 3 war in 
ber Umgebung oon St. Vnbreasberg, 
ftlaustal unb 3eIIerfelb. Sie ent* 

[tanben, als ber Vergbau bafelbft im 
fed) 3 ebnten 3 ab©unbert aus ber gorm 
bes ungeregelten Sd)ürfens ftabilen 
Verf)ältniffen unb batnit feiner erften 
Slüte 3 eit entgegengefübrt würbe. Ohne 
biefe Dei©e wäre ber 5tlaustal=3cller* 
felber Vergbau ber ©ntwidlung ni©t 
fähig gewefen, bie er im Saufe ber 
3 at)rhunberte aufweifen lonttte; fie 


waren unb finb jo 3 itfagen feine pulfierenbe ftraft, 
feine Vbern, beren ewig freifenber Stromlauf 
Sebensbebingung für ihn ift. ‘Jtidjt weniger als 
70 Stauweiher bienen biefem 3u>ed. Sie bebeden 
eine ©efatntfläcf)e oon 250 i^ettar unb faffett gegen 
10 ÜRillionen Aubitmeter ißaffer. Oer größte 
baoon ift ber befannte $irf©ler Deid), ber allein 



auf einer Vobenfläd)e oon 15 x | 2 $ettar über 
600 000 ftubitmeter VSaffer enthält. Sein Oamnt 
ift nahesu 400 Vteter lang unb 11 SReter h°©- 
9Rid)t oiel Heiner finb ber $rin 3 enteid) mit 477 000 
ftubitmeter, ber 3ägersbleeter mit 400 000, ber 
3-ortuner mit 408 000 unb ber ipfauentei© mit 
333000 ftubilmeter 3 ul)alt. 

Oas gröf 3 te Staubeden bes $ar 3 es 
haben wir im Obertei©, beffett 2Baffer* 
mengen ben Verg*, $ütten= unb $ri= 
oatwerlen St. Vnbreasbergs bie Ve* 
triebsfraft liefern unb biefe Vergftabt 
mit Drintwaffer oerforgen. ©in aus 
mäd)tigen ©ranitblöden, bie bur© ©ifen 
miteinanber oerllammert finb, beftehem 
ber 9tiefenbamm oon 150 SOteter Sänge 
unb 25 2Reter S>öl)e, 16 äReter Diefe 
auf bem i4amm unb 48 SO^eter Diefe 
an ber Vafis fperrt bas alleroberfte 
Dal ber Stauer Ober ab unb fammelt 
©re Ouellwaffer unb bie Vtoorwaffer 
bes Vrodenfelbes unb ‘•Rebberges in 
einem 27 §ettar meffenben Veden oon 
1630 Vieler Sänge, 150 9Reter Vreite 
unb einem 3 ut)alt oon 1668 000 itubit* 
meter. Dies 9tiefenwert nahm eine 
Vorzeit oon faft neun 3c© r eu in 9tn= 
fpru© unb würbe 1722 fertiggeftellt. 
Der SRebberger ©raben, in halber irjöbe 
bes Obertales in ben Reifen gefprengt, 
führt in einer Sänge oon 8 Kilometer 
bie VSaffer St. Vnbreasberg unb feinen 
Vßerten 31 t. 

Die meiftett biefer älteren Stautei©e 
gewähren, wie fd)on erwähnt, ben ge* 
werbli©en Einlagen bes £>ar 3 es bie im* 
menfeften Vorteile unb tonnten heute 
ni©t mehr entbehrt werben. $Run ent* 




















792 


Über £artb uttb 9fteer 


1911. 9lr. 30 





|jer3ogli©e Steinbrüde im Rabautal 

fpringen biefem eigenartig aufgetürmten, rings 
non einem inbuftriereid)en ©elänbe umgebenen 
©ebirge 3al)Ireid)e ©äd)e nnb #5Iüffe, bereit 3ur3eit 
itod) bracßliegenbe foloffalen ©etriebsfräfte, tnenn 
ausgebeutet, nid)t ailein feinen ©emohnern, fon- 
berrt meit mehr nod) bem flad)eu Kanbe 3unt 
größten Segen gereid)en mürben, bas jeßt enorm 
unter ben" regelmäßig mieberfel)renben Hber- 
fdjmemmungen 3U leiben bat. ©s bebarf ba3u nur 
ber Sd)affung neuer Dalfperren, unb 3mar in 
ntoberner Form, mie fie feit einer Re©e oon 
Fahren im Rheinlanbe befteben. 3m ©rrei©ung 
biefes erftrebensmerten, ooIfsmirtfd)aftlid) I)od)- 
bebeutfamen 3ieles fanb im Januar 1905 in 
©raunfdnoeig eine ©erfammlung ftatt, ber oom 
§er3ogIid) ©rauttfd)meigifd)en Staatsminifterium 
Reffortminifter §artmig unb ferner Kommiffare bes 
preußifcbcn Rtinifteriums ber öffentlichen Ar- 
beiten, bes Kanbmir.tfd)aftsminifters, bes Dber- 
präfibiums ber ©rooüt3 §annoner, ber Regierungs- 
bel)örben 3U §annooer, £»ilbesbeim unb Kiineburg, 
ber gürftli©en Kammer 3U SBernigerobe, bes 
Königli©en Qberbergamtes Klaustal, ber $er3og= 
lid) De©nifd)ett §o©f©ule unb ber §anbelsfammer 
3U ©raunfd)toeig unb anbrer preußifd)en unb 
braunfd)meigifd)en ©ebörben beimobnten. Die 
bamals gepflogenen ©erbanblungen ließen eine 
bemertensmerte ©inmiitigteit binfid)tlid) ber Dal- 
fperrenprojefte erlernten, benen namentlid) auch 
einer ber ©ertreter ber preußifdjen Regierung 
marm bas ASort rebete. 

Das S©Iußergebnis ber ©erfammlung gipfelte 
in ber ©ilbung eines Ausf©uffes unter gübrung 
ber ©raunfcbmeiger $anbelsfammer, bem bie ©or- 
arbeiten übertragen mürben. 3 m 3 arillar .1907 
tonftituierte fid) bann bie ,,©efellfd)aft 3ur Förbe- 
ruttg einer georbneten 2Baffermirtfd)aft im £>ar3e“ 
mit bem Siße in ©raunfcbmeig, bereit Dätigfeit 
bie Regierungen ©reußens unb ©rauitf©meigs bas 
regfte Füttereffe unb intenfioe materielle 
ltnterftüßung angebe©eit Iaffen. ©ine 
anfel)nli©e 3o© ftaatlicber unb fommu- 
naier ©ebörben unb Anftalten fornie 
prioater Korporationen unb ©ingelmit- 
glieber ift ißr beigetreten, unb bas nid)t 
bem ©rrnerbe, fonbern bem ©enteinnuß 
bieitenbe Unternehmen erfd)eint bereits 
oollftänbig gefiebert. Der an feiner Spiße 
fteßenbe erfte ©orftanb feßte fid) bamals 
3ufammen aus beit Herren: ©eb- Kom- 
mer3ienrat Füöel (1910 oerftorbeit), Re- 
gierungsrat Dr. Stegemann - ©raum 
fd)toeig, Kanbrat ©rebt-®osIar,- ©ürger- 
meifter Dr. i^effel - Dfterobe, Kammer- 
präfibent ©rifcbad)=ASernigerobe, Fabrif- 
befißer $aade=©elle, Kreisbireftor Krügen 
2Bolf enbiittel, Cfonomierat Rotßbart- 
Driangel, Rtühlenbefißer Rleper-Dameln, 
Kommer3ienrat Rteper - Silberbütte im 


Selfetal, Kanbrat oon Ffacobi- 
Queblinburg unb Ritterguts^ 
befißer oon Kauffmann-Kinben 
bei ASolfenbüttel, ebenfalls im 
3mif©en oerftorbeit. Für bie 
Inangriffnahme ber Arbeiten 
ift ein te©nif©er, ein mirtf©aft- 
lieber unb ein lanbfd)aftlid)er 
Ausfd)uß oorgefebett. Daneben 
finb in3mifd)ett Unterausf©üffe 
für bie ein3elnen Fluflöebiete 
gebilbet. ©ei Feftfeßung ber 
Reihenfolge ber 3unä©ft aus- 
3ufül)renben ©rojefte mirb oon 
bem ©runbfaße ausgegangen 
merbett, baß bie £>öbe ber burd) 
Hberfdjmemmungen angeri©te- 
ten Sd)äben maßgebenb fein 
foll. §iernad) tommen 3unäd)ft 
in Frage Dalfperrcn im Quell- 
gebiet ber Dter (nebft ©der unb 
Rabau), Sobe (nebft $oltemme) 
unb Söfe. Die £>ter, bis oor 
einem 3<©rhunbert nod) fd)iff= 
bar, leibet in beißen Sommern 
berartig an SBaffermangel, baß 
bie auf ©re ©etriebstraft an- 
gemiefenen gemerblicbett ©ta= 
bliffements leiber all3uoft ber- 
felbett entbehren imiffen. Der 
bierburd) angerid)tete Schaben 
mirb aber nod) meit übertroffen 
burd) ben, ber alljährlid), oft 
mehrere Riale in einem 3.?bre, 
infolge ber ausgebel)nten Uber- 
fd)memmungen entftebt. Die 
Staumeiberanlagen im Dale 
ber Ofer, ©der unb Rabau, 
für meld)e ©rojefte bereits ausgearbeitet oorliegeit, 
gelten bemgemäß als bringli© unb füllen 3uerft 
in Eingriff genommen merben. 

Die ©efürd)tungen bes Raturfreunbes, baß 
mit ber §erfiellung oon Dalfperren bie ©erni©tung 
ber bem^arse eignen milbromantifd)enKanbfd)afts- 
bilber befiegelt fei, biirfen glüdlicbermeife bei ben 
gegenmärtigen ©rojetten als oöllig grunblos be- 
3ei©net merben. Denn bie Einlagen finb in jebem 
Falle fo gebucht, baß bie Sperrmauern bie aller- 
oberften Deile ber Qberläufe abbämmett, alfo ba, 
mo bie ©egettb, bislang an unb für fid) oßne be- 
fonbere Rei3e, burd) Schaffung eines Staumeibers 
nur gemimten tann, rnoßingegen bie grotesten 
Raturfd)önl)eiteit ber oorbe3ei©neten Däler nad) 
mie oor oöllig 3tir ©eltung tommen. ^itr bas obere 
Qtertal ift ber Staubamnt oberhalb bes Romder¬ 
baller SBafferfalles geplant. Der Spiegel bes ent- 
ftebenben Staubedens, bas 27—30 Rtillionen 
Kubitmeter ©Saffermenge faffen foll unb einen 
Koftenaufmaitb oon 3irfa 6 Rtillioneit Rtart oer- 
urfa©t, mirb 34 Rietet über bem Dberbette liegen 
unb bie tleinen SBalbloloniett ©emtental unb 
Unterfd)ulenberg überfluten, fo baß biefe auf¬ 
gegeben merben rnüffen. 2lußerbem ift bie ©er- 
legung ber bortigen ©ertebrsftraßen crforberlid). 
Die ©dertalfperre ift gleich) oberhalb ber Dreiberreti- 
brüde projeftiert, unb 3toar in erheblich tleinerem 
Rlaßftabe. Sie mürbe, menn ein ©eden oon 
7 l j, Rtillionen Kubitmeter 3mbalt gefd)affen mirb, 
etma 4 3 /* Rtillionen Rtart toften, bei einem fo!d)en 
oon 3 Rtillionen Kubitmeter etmas mehr als 
2 Rtillionen Rtart. 

Die tleinfte Sperre foll bie Rabau erhalten, unb 
3toar oberhalb bes SBafferfalles unb ber ©abbro- 
Steittbrüd)e. Die hierfür oorliegenben oier ©rojefte 
fel)en Sperrmauern oon 20, 30, 40 unb 50 Rteter 
^öl)e oor, benen entfpred)enb bie entftehenben 
Seen einen RSafferinhalt oon 600 000, l s / 4 Rtillionen 


Obertei© mit Damm bei St. Rnbreasberg 


Dreil)errenbrüde im ©dertal 

2Rtillionen unb 4 Rtillionen Kubitmeter faffen 
mürben. 

Da ©der unb Rabau halb nad) beut ©erlaffen 
bes ©ebirges fid) in bie Qter ergießen, bilbeit bie 
brei Sperren gemiffermaßen ein einl)eitlid)es 
Spftem für bie Flußgebiete ber Qter, Rller, Keine 
unb RSefer. 2lls im großen unb gan3en für bie int 
§ar3e geplanten Einlagen oorbilblid) foll biejenige 
im RSuppertale gelten, ©ine folcße moberne Dal- 
fpetre befteßt in ber §auptfad)e aus brei Deilen: 

1. bem burd) bie Rtaiter abgefperrten ©edeu, 

2. ber 2lblaufrinne unb ben Drudrohrfträrtgen für 
bie Durbinen, unb 3. ber Kraftftation mit ihren 
Durbinen unb ben mit biefen oerfuppelten Dpna- 
momafd)inen. 

Die Staumeißer merben ber F'ifd)3ud)t unb 
©isgeminnung in hohem Rtaße nußbar gemacht 
merben. Umrahmt oom grünen $ar3malbe, oer- 
leihen fie ©rer Umgebung neue Rei3e unb bürften 
gar halb regfte ©etätigung allerlei mafferfportlid)er 
©eranftaltungen heroorrufen. Die in ber Räl)e 
liegenben Rotels unb Reftaurants merben natiir- 
Ii© infolgebeffen einen enormen mirtf©aftli©en 
2lnffd)mung nehmen. Die 3u errid)tenbert Kraft- 
ftationen oerforgeit bie fämtli©en gemerbli©en 
©tabliffements ber ©egenb unb 3ahlrei©e Stabte 
unb £)rtfd)aften bes meiten ©orlanbes mit £id)t 
unb ©nergie, unb and) bie £anbmirtfd)aft mirb fi© 
beiber mit ©orteil bebienen fönnen. Der heutige 
Stanb ber ©leftroted)nit ermöglid)t ja bie Über¬ 
tragung l)od)gefpannter totröme auf meite ©itt- 
fernungett hm, fo baß ber ©egriff „§ar3er 
©orlartb“ burd)aus ni©t engl)er3ig 311 nehmen ift. 
©iele gemerbli©e Einlagen, bie 3ur3eit mit Rtühe 
unb Rot ©r Dafein friften, merben baut ber billi¬ 
geren ©etriebstraft 3U neuer ©liite gelangen. Der 
Qterfluß, im Kaufe ber leßteren 3oh r 3ehnte immer 
me© oerfd)Iammt unb oerfanbet, mirb einen gleich¬ 
mäßigen JBafferftanb erhalten, mieber, mie oor 
3eiten, fd)iffbar merben, unb bie burd) 
feine fei©erigen Uberfd)memmungen her¬ 
beigeführten Sd)äbeit, bie fi© auf oiele 
Daufenbe für F'isfus nnb ©eoölferung 
belaufen, hören auf. Da bie Oder in 
bie Rller münbet, ift bie S©iffabrt auf 
leßterer mefentli© oon ber ©r burd) jene 
3ugefül)rten Rßaffermenge abhängig. Rlfo 
au© hier mürbe bie fo ßodpiötige Stabi¬ 
lität gefd)affen merben. Selbftoerftänb- 
lid) mirb man nad) Ausführung ber oor- 
geba©ten Einlagen auf bem einmal be¬ 
tretenen ©fabe fortf©reiten. 3 n ben 
meiften Fällen mirb es fid) ermöglid)en 
Iaffen, bie Sperrmauern ba 311 erri©ten, 
mo bem natiirlid)en Reß ber Kanbfd)aft 
fein Abbru© gefd)ieht, ja berfelbe oiel- 
lei©t no© geförbert mirb, fo baß aud) 
ber Raturfreunb 311 feinem Red)te fommt. 

2lboIf ©raßßof 















9 ienntier[cf)litten. Sßinter in Sporne 


93on Sentto Hleranber 


*'T\er 3 auber ’&lastas umfpinnt jcben Schönheit 
Uebenben 9 leifenben, ber an feinen oon ©i= 
lanben mie mit ^ßerlenfd)nüren umfäumten Sd)nee= 
tüften oorübergleitet, an benen fid) bes Stillen 
SUeeres oiolette SBogen brechen. meiter man 
in ben herrlichen, rnilben ©rohen Djean t)inein= 
fegelt, befto tlarer entfalten fid) eble 2Beiten unb 
unertlommene £jöf)en, bie einen üor fet)nfüd)tiger 
23 egeifterung erfd)auern Taffen; befto mehr oerfällt 
man bem Sanne übermältigenber ©rhabenheit, 
ber Sieggemalt ber SBunber, non ^lut unb glamme, 
oon $els unb girn geformt. 

Sermanbte ©efüt)le ummeben uns, menn mir 
ben 9 üefenftrom bes £anbesinnern l)inabtreiben, 
ber einfam unb gloctenftimmig ber fernen 23 erings= 
fee äufiiefet. £)er Staute „“Jluton“ bröljnt mir im 
Dl)re mie ber tiefe 5 Tlang eines milbberücfenben 
©loctenfpieles. 2Bas brauft nid)t alles aus biefen 
ehernen Stimmen miber! — £)as Saufdjen ge= 
maltiger fluten, bas ©ebriill entfeffelter SBalb^ 
bränbe, bas brachen unterfpülter Klippen, bas 
bitterlid)e SPSeinen ber tterlaf Jenen 3 ttbianerin, 
bie ber lanbflüd)tigert Sleid)gefid)ter 5 Tinb unterm 
§er3en trägt, ber fcf>rille Schrei bes beutegierigen 
©isminbes, bas fd)mermiitig 4 anggebel)nte ©et>eul 
ber Storblanbshunbe unb it)rer milben SBolfs* 
brüber, bas $ld)3en ber ©letfcT>er unb ber fiaminen-- 
fturß, ber tiefbonnernb talab oerljallt. — Slus 
buftig blauer 3*erne aber Hingt gebämpft ein 
milberes ©d)o miber: bes Sommerminbes fanftes 
Säufeln im buftigen STofenhcige, ber 9 Jiiffions= 
gloden filberTjeller Schall, ber Slrnfel unb ber 
£)roffel altoertraute SBeife, ber leid)tbefd)mingten 
SBanberoögel £ocfruf, bas Summen ber Kolibris, 
ber ^iötenton bes munteren SJlurmeltieres, bes 
©lens bumpfer Srommetenruf, bie ritterliche 
§erausforberung ber SBilbnisrecfeu 3um 3^= 
fantpf ums tur^e £iebesgliict unb bes ©ebirgs= 
bad)es melobifct) ^lätfd^ern, bort, mo fid) an 
bemooften Steinen ©nsiau unb Slip enoetld) eit 
leife it)re ©el)eimniffe 3ufliiftern. 

Sßorin biefes Storblanbes urinnerfter 3ciuber 
beftel)t, meih id) nicht. — Stod) ift ein §elb ber 
geber nid)t erfd)ienen, ber biefer entlegenen Sor= 
l)ut ber 3 iüilifation eine gebüt)renbe Stätte in 
s Dtenfd)enl)er3en ertämpft hätte, aber jeber 23 af)n= 
brecher muh freubig fein Sd) erfleht 311 ihrem 
befferen Serftänbniffe beitragen, ie nach bem 9?ei3, 
ben fie auf ihn ausübt. 

Vielleicht finb es bie ungelöften Slätfeh 
fragen biefer ©ren3marten, bie uns an3iet)en 


23 enno Stleranber 


9 Jiantmutfd)äbel ohne Stofftähne unb 3toei 
93 ifonfd^äbel 


lulon Serritorp (ftanaba) 


SOTiles ©arion 


2ßh^e=$orfe-Stromfd)nellen 












©üdanfid)t eines foffilen ©ifonfd)äbels 
(Bison Alleni Marsh) 


3 orfd)ungsreife 3um taufenb ©teilen entfernten ©erings* J 
meer begann. 3>n ben bärtigen „places“ mürben ©tam= 
muH unb ©enntierfoffilien fomie ©ifonfd)äbel (Crassicornis 
Richardson unb Alleni Marsh) entbedt. ©m 28. 3 uni 
traten mir unfre lange ftanureife an, bei bereu ©eenbi= 
gung mir nal)e3u 2000 ©teilen 3U SBaffer 3urüdgelegt batten. 

SBäbrenb beim ©olbgrabert bie ©ntbedung pleift03äner 
Soffitten iibermiegenb oom 3 ufall abbängt, beginnen mir 
nunmehr planmäßig oor3ugel)en. 

£>er ©utonlauf mirb gemöbnlid) in oier Unterabteilungen 
3erlegt: bie oberen ©amparts (tanabifd)es ©ebiet),. bas gladp 
lanb, bie unteren ©amparts unb ben Unterlauf. Die ntale= 
rifdpgebirgigen „©amparts“ — Schaden — erinnern oiel= 
fad) an Deutfd)lanbs herrlidjfte ©heingegenben, nur fehlen 
ben ©ergen bie ©urgen, ben Kälbern bie ©Sohnftätten. 3 m 
3 lad)Ianbe behüt fid) ber ©ufon 3toifd)en 3ahIlofen, ftill 


©ingeborener oon ©lasta 
mit 9Jiammut3ahn 


Oberer ©tal)l3al)n eines 
©ta ftobons 

( 3 irfa 7 ö ber natürlichen ©röfce) 


ftd) Iper 3ur ©i$3eit bereits 311m ©inhufer entroidelt batte, 
ehe es über bie bainals 3meifeIIos beftef)enbe fianbbrüde 
nad) Elften ausmanberte, über meld)e bereinft aud) in ent= 
gegengefehter Dichtung bas aus ©uropa ftammenbe ©tarn* 
mut getommen mar. Sprungbein unb Schulterblatt eines 
23 ären unb ©adentnod)en eines ©ibers, bie hier oon uns 
gefunben mürben, finb bie erften untrügiid)en ©erneife für 
bie ©Ieid)3eiügfeit biefer beiben Zierformen unb ber ©is= 
3ett bes feftlänbifd)en Bastas. ©ad)bem mir 200 ©teilen 
ftromauf oorgebrungen maren, ohne bah fid) bie ^lufebreite 
ober bte mahrnehmbare Soffilieusahl beträchtlich oerminbert 
hatte, 3mang uns 311 unferm £eibmefen ber ©iangeli an 
Sebensrmtteln 3ur Umtehr nad) ben gelegentiid)en tfraim 
laben am ©uton. 

, 3 n ben nächften 9 Bod)en erforfd)ten mir unter gan3 äbn= 
Itd)en ©erhältniffen 3mei meitere, ebenfalls oon linfs fom= 
menbe ©ebenflüffe, [ben ©uta bis nahe;ben'Quellen auf 
eine ©ntfernung oon 100 ©teilen unb ben Unterlauf bes 
Heineren ftlaliff). ©on Soffitten fanben mir jebod) nur 
Stelettrefte bes allgegenmärtigen ©tammuts unb 


Soffiles Sd)ulterblatt 
eines ©ifons 



©üdanfid)t eines foffilen ©ifonfdjäbels 
(Bison occidentalis Lucas) 


©ingeborener ©atriard) 
oon ©noif 


©tamntutfdhäbel 00m tanabifd)en ©uton 
mit 7,5 3 uh langen Stofoähnen 








1911. $Kr. 30 


Hber £artb unb 9Weer 


795 



©stimofamilie oor bem Sd)autaften eines Photo- Auffifdjes gort in St. äRichaet ©stimohäuptling non Aorne 

graphen in Aome ■ 


na^eju ebenfo häufigen Aifons oertreten. Um fo 
3aI)Ireid)er finb in biefen minbftillen, beroalbeten 
Ateberungen bie äRostitofd)märmc, bie lieben 
©ngeletn bes Zeufels. 

3 tm 2. Auguft liefen mir nad) glüdlid)er gahrt 
oon nunmehr bereits über lOOOäReilen bas auf 
ber red)ten Seite bes s I)uton unterhalb ber 9 Nün= 
bung bes aus ber ©issone ftrömertben ftopufut 
liegenbe gnbianerborf Aulato an, etma 600 äReilen 
oom Sdieere entfernt. 

Am 9 .Auguft hatten mir bie reid)lid) 200 SRetlen 
3urüdgelegt, bie uns oon Auotf trennten. hin 
unb mieber paffierten mir noch Stromufer mit 
allen d)aratteriftifd)en ©rfd)einungen ber Pali- 
faben, aber bie eingehenbfte Unterfud)ung fold)er 
©egenben ergab 3ur3eit feine nennensmerte gagb- 
beute. Doch mürbe eine fur3e Strede oberhalb 
oon Anoit ein Pracf)tftüd entbedt: ber munberbar 
erhaltene, 49 Pfunb fd)mere Hnterfiefer eines 
Mammuts nebft unoerfehrten 3äl)nen. äRammut 
unb ÄRaftobon befaßen in jebcm ifiefer oier 3 äl)ne, 
bie fid), einer hinter bem anbern heroormachfenb, 
breimal erneuerten. Die aufmerffamfte Durd)= 
fotfchung bes Anoitftromes felbft blieb bagegen 
oollftänbig ergebnislos, unb bamit mar unfre 
Sommerbeute in ber Zeit abgefd)Ioffen. 

Die gauna bes ?)ufontaIes umfaßte alfo 3ur 
©S3eit, fomeit ermittelt, bas äftammut, bas 
SRaftobon, oerfd)iebene Aermcmbte bes Aifon- 
gefd)led)tes unb bes 9 Jiofd)usod)fen, bas Aorpferb, 
bas ©ebirgsfd)af, bas Aenntier, bas ©len, ben 
23 ären unb ben Aiber, bereit Aachtommen fid) 
oiclfad) oeränberten tlimatifd)cn Aerhältniffen 
angepafet unb in bie ©egenmart hinübergerettet 
haben. Die fragmentarifd)e Aefd)affenl)eit mand)er 
Uberrefte mad)t bis 311 meiterer ©rgän3ung bie 
genauere ©inreil)ung einiger Zierformen noch 
unmöglich- 

Der äRenfd) mar 3ur ©is3eit mof)l faum in 
biefen abgelegenen ©egenben erfdjienen; menig- 
ftens läfet fid) hier bis jeht feine ©Ieid)3eitigfeit 
nicht mit Sicherheit nad)meifen, mie es in (Europa 
bereits gefd)ehen ift. 

Die äRammuttiere maren bantals nad) allen 
An3eid)en biefer SBtlbnis unumfd)räntte ©ebieter 
unb fd)meift_en 3mcifellos in gemaltigen gerben 
umher, höd)ftens bah ihnen Sie Vorfahren ber 
Aifonarten an 3 ohI nahefattten. 

s Um 21 . Auguft festen mir unfre ausgebehnte 
5 fanufahrt, bie nun bem ©nbe nahte, talmärts 
fort, um in Anbreafsfi, nahe ber 9 )ufonmünbung, 


bie Anfunft bes nad) St. SRid>ael beftimrnten 
Dampfers ab3umarten. St. 9 LRid)ael ift ber hafen 
ber gleichnamigen, 60 SReilen oon ber SCRünbung 
tu Aorton Sunb gelegenen gnfel, fc e r 3 totfd)en- 
ftation auf bem Aßege nad) bem nahen Aome. 
gn Anbreafsfi mar bas ©lüd uns holb, berttt fd)on 
am Zage nad) unfrer Anfunft fonnten mir uns nad) 
St. Aiichael einfd)iffen. 

Die Aerge oort Anbreafsfi fittb bas lehte 
hod)Ianb am 9 )uton. Unterhalb breitet fid) ein 
uuabfel)bares, mit 3mergl)aften Aßeiben unb (Erlen 
bebufd)tes glad)lanb aus, über meldjes ber Aufon 
3 mifd)en taufenb gnfeln mit ftets oeränberlichem 
gal)rmaffer fd)einbar 3toed- unb 3iellos baf)in= 
manbert. Kapitän unb fiotfe eines Aufonbampfcrs 
haben einen fd)toierigen Aeruf. Aßo bas Aiiin- 



Unteranfidjt bes jüngft entbedten foffilen Sd)äbels 
bes Ovibos Yukonensis 


bungsbelta bereits eine Areite oon 60 Steilen 
erreicht hatte, ftranbeten mir trot) unabläffigen 
Motens nad)mittags auf einer ber emig neu ent- 
ftehenben Sanbbänfe, oon ber uns nach Stunben 
erft bie emporfd)mclIenbe glut crlöfte. Aibarfen 
neugieriger ©sfimos, brauner, luftiger ©efellen in 
Aenntierparfas, umfdjmärmten ben hüflofen 
Dampfer. Die uralte Alutfehbe 3mifd)en bem 
gnbianer unb (Esfimo, toeldje einft ben erfteren 
oon ber Äüfte feml)ielt, ift längft beigelegt, je- 
bod) feinesmegs oergeffen. Die ©sfimos oon 
St. 9 Jiid)ael unb Aome finb burd) ihre mahrhaft 
fünftlerifd)en Schnihereien aus Aiammut- unb 
Aßalrofeelfenbein oorteilbaft befannt. 

©in ftiirmifd)er Sonnenuntergang glühte 
abenbs über bem ASirrfal ber Kanäle bes Deltas. 
Aofige unb laoenbelfarbige 9 tebel treiben oom 
£)3ean lanbein, mallen auf unb mallen nieber, 
ummogen, oerhüllen unb entfd)Ieiern fmaragb^ 
f^immernbe ©ilanbe unb im 2Btberfd)eine bes 
9 lbenbrotes flammenbe Öagunen. Sie türmen unb 
ballen fi<h, ©ebirgen gleich, amhorhont empor unb 
gleiten bann mieber mie fabelhafte Ungeheuer ober 
Drad)enfd)iffe mit meitgebaufdjten Segeln auf ge= 
heimnisoollen 9 Baffern ins Ungemiffe bahin. 

Die ^ln3iehungsfraft ber ^ufonnieberung gleicht 
ber Sdjönheit ber ÜBüfte. ©s ift ber 3 <*uber 
fdjranfenlofer SBeiten unb mimberfamer 23 e= 
leudjtungen, rofig glühenber Sonnenaufgänge 
unb eines s Ubenbrotes, beffen 9 Rebel feurigen 
Staubmolfert gleid) bal)inrolIen. 

9 Beiheoolle Stille legt fid) einem leis unb linb 
mie eine liebe, fühle §anb auf bie oon ber Zreib= 
hausglut ber 3 ioilifation erljihte Stirn. Sfian 
fühlt fi<h eins mit ber meltenfernen ©infamfeit, 
mit bem hehren Sd)meigen unb mäd)ft aus bes 
engen Alltagslebens Schranfen empor. — ©lüd- 
lid) ber, bem in ber hehjagb bes mobernen ameri- 
fanifd)en fiebens fold)e 2ßeil)eftunben no<h ge- 
legentlid) befd)ieben finb. 

Die mächtigen Sanbbänfe, meld)e bie meft- 
liehe feidjte hälfte bes SBeringsmeeres fennjeithnen, 
finb burd) bie fortgefefcten Anf^memmungen bes 
‘Jfufon aufgebaut morben. Der füblichfte ber 
fieben äRünbungsarme ift oom nörblichften 
100 äReilen entfernt. Der nörblichfte — ber 
Aphooit — führt uns nad) St. 2 Rid)ael, mo mir 
am 1. September anlangen. Aon hier bampfen 
mir nad) Aome unb oon bort nad) fur3er griff burch 
bie ungeheure Dünung ber Aeringsfee heimmärts, 
bem Süben 3U. 



3u unfern Silbern 

„Kirchgang" oon Oscar ©raf 
Zte Dorftbplle l)öt in oeränberter ©eftall auch für 
unfre Alaler ihre gatt3 befonbere An3tehungs!raft. )Rtr= 
genbs fo gut tote hier fann man bie iBanblung bes 
©efehmaefs oerfolgen unb bie oeränberte Stellung ber 
Alenfchen 3ur Aatur. gm ©runbe ift es tool)l immer 
bas SBefen ber Alenfchen felbft ober roenigftens ihrer 
Sehnfucht, bas fi<h in ihrer Anfdjauung oon ber Aatur 
unb bem Natürlichen funbgibt. Die höd)ften jener eim 
famen ©rate, in benen bie Seele eines AJtelanb ober 


©leim erfroren toäre in Schauern bes ©rauens unb 
Aerlaffenfeins, finb heute bie beliebteften Spaßiergänge 
unfrer ©ebirgstrarler. llnb bie gbi)llcn ber Schafer= 
poeften unb börflichen gugenb finb träftigeren ©pen 
geroiihen, in benen bie 23 auern roie Zhontas Anbreas 
Aöft in ihrer Aierfchrötigleit fd)ier erftarren, .doticbues 
llugrebertbe NSilbbiebe ben ©rbf<f)leichern unb ©iaübens- 
fanatifern ber Schönherrfchcn Dramen, benen erft jebes 
SBort mit Sdjrauben unb 3 an fleu ber Not aus ber 
Seele gepreßt roirb. Der Aerismus ber ftunft Ijat oiele 
Aorurteile hiutoeggeblafen unb bas ©ebürfnis ber Nlen= 
fdhen, 3U oerehren, toas fie nicht finb, für Dinge unb 
äRenfchcn freigemad)t, bie man früher ber ernfthaften 


Aeadjtung nicht einmal für roert hielt. Die ftarre Art 
bes Aauern, oon feinem angeftammten Aefih hochmütig 
auf bie Stäbter roie auf 3 igeuner herab3UbIiden, bie 
einfältige ©läubigteit ber grauen oom £anbc, ihre 
fchioerfällige Art in Siebesfachen: alles bas tonnte erft 
für bie ftunft in Aetradjt tommen, nachbem bas §eroifd)e 
biefer oitalen Sraftoerfchojenbung entbedt toar unb man 
bie Sebensinftinfte erbgebunbencr Natürlid)teit fd)ön 
unb groh empfanb. So erft haüen toir auch hie ftille 
©leidhförmigteit in ber ftompofition, roie fie ©raf in 
feinem Ailbe 3eigt, bas ©inerlei in ben ©eficfjtern biefer 
Dorfmäbchen als ettoas A 3 ahrcs unb ©ebeutfames 
fehähen gelernt. m. 













ie. CA äftur Her, C/eqenwavt 


einer Vertiefung: ber Aßunfd) roar Vater bes 
A3al)nfinnsgebanfens. Die ©ebanfenfünbe leitet 
bas ©ebäd)tnis in bie 3^e. Du haft's gewollt — 
fagt bie Erinnerung; bu haft's getan — fagt ber 
Draum bes t)aXIu 3 inatorifcf) 3**en... 3ft ber 
Aßeg fo roeit? Die Sittlid)ften haben's immer ge= 
leugnet. Der Hnterfcfjieb gwifd)en Aßunfch unb 
Dat, gwifd)en ©ebanfen unb Verbrechen oer^ 
wifd)t fid) in ben feinneroigen Xräumetn nnb in 
ihren ftrengften Nid)tern. An einem jungen 
Ntufifer wirb eremplifigiert. 3ung, talentooll, 
nod) haltlos, früh oerwaift, wirb er in einem 
bürgerlichen £aufe neben ber hübfd)en Dod)ter bes 
Kaufes groh, oerliebt fid) in fie, ohne es red)t gu 
merfen, unb trägt feine £iebe in feine ftunft. Ein 
menfd)Iid) unbebeutenber, aber im £eben fdjon 
beffer geteilter Ehambregarnift im felben £jaufe 
hält um bas äRäbel an, betommt ihr unb ber 
Eitern 3awort unb geht bamit unb mit einem 
golbenen Ntebaillon, bas ber ©eliebten Vilb ent- 
hält, noch einmal in ©efd)äften übers grohe 
Aßaffer. 3n ben Dagen, ba fein Sd)iff heimfehren 
foll, entbedt ber junge Zünftler ber h^mlich 
©eliebten feines eiferfüchtigen §ergens Qual unb 
geftel)t in einem 3uftanb roilbefter Neroenerregung, 
bah er mit heilem bergen ben Dob bes oerhahten 
Nebenbuhlers geroünfeht, oom §immel erfleht hat. 
(Sein Aßunfch gehl in Erfüllung — burd) 3ufall. 
Aber fein erfd)redtes, geängftigtes §irn glaubt ben 
3ufalt nicht mehr. 3u feiner Vhantafie fieht er 
ben Doten, ben er aus bem £eben gewünfd)t hat, 
fo beutlid), fo förperlid) oor fid), bah er mit ihm 
rebet, feine Antworten hört» non feiner wunber= 
baren Nettung unb Erifteng feft übergeugt ift. 
Er erfchredt bie ©eliebte mit ben fonfufen Ntit 
teilungen; unb fd)liehlid), als er bei ©eroitter im 
näd)tlid) bunfeln Aßalbe bie bebroblid)e Erfd)einung 
toieber fieht, erwürgt er ben heimfehrenben Nebew 
buhler (in feiner Vhantafie) unb (teilt fid) felber 
ber ^ßoligei. 3n einem lebten Aft, ber auf ber 
Voligeiwad)e fpielt, enthüllt ein tluger, nüchterner 
Aßad)tmeifter bas ©eroebe oon ‘Khantafien unb 
Dräumen. Der Unfelige, ber in ben graufigen 
Nooellen oon Ntaupaffants lehter, fd)on oom 
Aßahnfinn befd)atteter ^eriobe feine bebeutenberen 
Verwanbten hat, ooanbert in bie §eilanftalt. Dem 
3ufchauer bleibt ber §offnungstroft, bah bas 
tapfere Ntäbel feine langfame ©enefung in 
Dreuen erwarten wirb ... 3$ ftche nid)t auf 

bem Stanbpunft, bah es ber Vorwurf ift, ber 
biefes Stüd fd)eitern lieh- Die Ntenfdjen finb nid)t 
echt — bas ift's. Hub bas ©rauen ift nicht echt. 
Aßenn id) fo fagen barf: ber Autor fürd)tet fid) 
nicht m i t. Er fleht neben feinen Figuren in ber 
ftuliffe unb mad)t: £uf)u! Das ift nid)t bie 
ftunft, bie uns ben Sd)auber nach unerforfd)ten 
Seelenproblemen talt über ben Nüden jagt. 
Olbeu hat fid)er gefrühftüdt, währenb er fd)rieb. 
Unb bie Aßad)träume feines gelben, bie er uns 
fuggerieren will, haben ihm weber ben Appetit 
geftört nod) bie Körpertemperatur geminbert. So 
würbe es ein talter, fpielerifdjer Sput. Unb ein 
Problem oon feltener Reinheit oerpuffte wir= 
fungslos. Nubolf ^ßresber 


Atarmors talte Aßangen — Empfinbung glühenb 
fid) ergoh ...“ Das Vtärdjen ift alt. Coib hat 
il)m bie bleibenbe 3orm gegeben; hat ergäbt oon 
bem fchönheitsburftigen König oon ftqpros, ber 
ein leibenfd)aftlid)er Vilbner war unb aus Elfem 
bein (Stillem fdjeint ber Ntarmor wiirbiger) 
bie h^Uid)e Statue eines Aßeibes fd)uf, bie ihnt 
Aphrooite, gnäbig feinen Vitten fid) neigenb, 
belebte. Das Problem bes brünftig fchaffenben 
Zünftlers, ber £eibenfd)aft, bie fid) bem 5tunft= 
trieb oerfd)miIgt, ift hier gegeben. Kpfer fajjt bie 
Sad)e milber an, moberner, jugenblidjer (ob= 
fchon bie erfte 3ugenb hinter ©nt liegt), teder 
unb brutaler. 3*genbwo, irgenbwann fpielt feine 
Dragöbie „9Jt e b u f a“. Ein Dprann mit fünftle= 
rifd)en Negungen, mägenatifd)en Anwanblungen; 
ein Zünftler, tlobig, täppifd) als Atenfd), feim 
neroig, leibenfd)aftglüt)enb als Schöpfer; ein 
Aßeib mit allen fd)led)ten heifjen 3nftinften oer= 
irrten Drieblebens unb eine Atutter, bie Ned)t, 
Klugheit, Sitte oergeffen tann für bas ©lüd bes 
eingigen, genialen Sohnes — bas finb bie Figuren, 
beren £iebe, Sd)ulb, Nadje bas an Schönheiten 
reiche, an ©efd)madlofigfeiten nid)t arme Drama 
erfüllen. Aßie bas Dier unb ber Ubermenfd) nahe 
beieinanber wohnen, in unfelig^feligen Stunben 
oerfdjmolgen im ©enie; wie bem Rünftler bie 
finnlid)e £iebe erft bas höd)fte Äunftobjett geigt 
unb bann hinter bem ftrengen Ernft ber Schöpfung 
bas eben nod) glühenb begehrte 2Beib gum Vtobell 
herabfintt, bas ihm nid)t mehr bebeutet als bie 
Vermittlung ber 3bee — bas ift Sinn, 3ubalt 
unb £eben biefer oom garten £prismus gur 
renommiftifchen Vrutalität anfd)wellenben unb in 
einem §pmnus auf bie 5tunft unb ihre Etftafe 
oornehw austlingenben Did)tung. Der §elb 
Daibalos oerliert fich an bie getrönte Vuhlerin, 
an bes Dprannen lüftermfpielerifdies VSeib. Sie 
glaubt mit feiner ungefd)lad)ten SCRenfdjlichteit 
ihr üppiges Spiel treiben gu tönnen, oerbirbt ihm 
bie garte Schwefter, quält ihm bie liebenbe Vtutter 
unb ift bereit, ihn felbft preisgugeben. Er aber 
rettet fid) aus bem Sinnenraufd) auf bie reine 
£)öhe ber Äunft, formt ben wunberoollen nadten 
£eib biefer oeräd)tlid)en tro^t ber Dobes= 

brohung bes eiferfüchtigen Dprannen unb ftirbt 
für bas 9Bert, bas er nad) einer gefd)affen, bie 
feinen gefühlten Sinnen nichts mehr bebeutet... 
9Jtand)er (abfid)tlid)?) gehadte, geftotterte, l)ii}= 
gehauene Vers in biefent Stüd, ntand)e Niibigfeit 
bes 2Borts, manche Vrunftproherei ber Nebe flöht 
peinlid) ab. Dann aber tommen wieber geütbeiten, 
Schönheiten, Untertöne. Unb furge, ftarfe Sgenen 
beuten auf ben Dramatiter, ber Vilber fieht, 
VSirfungen empfinbet... Die Vül)n e n wirb biefe 
„Vtebufa“ nie erobern; aber bie Vühne wirb ©utes 
oon ihrem gweifellos talentoollen Schöpfer noch 
erwarten bürfen. 

9tn £jans O I b e n s Schaufpiel „V3iebertel)r“ 
(im Neuen Sd)aufpielt)aus war ihm matter Vei= 
fall befchieben) feffelt nur bas Problem. Die 
Nngft oor bem Unfid)tbaren gebiert im tränten 
§irn bas Sid)tbare. Das follte bas Problem bes 
fd)wa<hen Stüdes oon ber 2Biebertel)r fein. NUt 


5täme es an biefer Stelle barauf an, bie be= 
beutenbfte Dat für bas Drama (id) fage abfid)tlid) 
nid^t: bramatifd)e Dat) gu preifen ober aud) blof) 
fühl angugeigen, fo mühte id) erftens oon Niar 
Neinharbts Aufführung bes II. Deiles bes „3auft“ 
hanbeln. Erftens unb gweitens unb brittens. 
SNühte fagen, bah bie unbefd)reiblid)e Arbeit hier 
getan ift, unb formte Vogen füllen mit bem Kob 
bes Naffinements, bas oon ber tppifchen Aus= 
geftaltung bes 5Iaiferhofes bis gu ben fleinften 
Details ber gweihunbert Vaar Engelsflügel, bie 
aus — feinftem ^utftroh täufd)enb gefertigt, ber 
finnreid)en 3iifammenarbeit flügfter Künftler, Ne= 
giffeure unb Deforateure entfpringt. Aber auf 
biefem Vlatt gilt es nid)t bie bebeutenbfte Dat 
für bas Drama einem Vublifum angugeigen, bas in 
feiner Ntehrheit Stunben unb Dagereifen oon 
biefer 3^if3ß n ^ rui1 0 (bie mit Ncd)t unb im ©eifte 
©oetbes felbft ben Sinnen gibt, was ben Sinnen 
ift) entfernt lebt, fonbern oon neuen Dramen gu 
reben, bie aus irgenbeinem ©runbe bie Veachtung 
ber 3*eunbe bes Dheaters oerbienen. 

Die üornebmfte greube bes 5Iritifers ift nie¬ 
mals bas „Verreiben“; obfd)ou eine gewiffe 
pathologifche Art ber itritif ihre fabiftifd)en 
Übungen an ungureid) enbem unb immer wel)r= 
lofem Dbjeft gern für höd)fte fritifdje fieiftungen 
ausgibt. Eine 5Iritif, aus ber oft weniger ber 
ehrlkhe 3° rn funfeit über ben Dalentarmen, ber, 
oon ©lüd ober ©unft lanciert, im Nampenlid)t nod) 
unbefannten ©enies oergebüd) in oerbredjerif^er 
VSeife bie SBege fperrt, als oielmehr bie heimlid)e 
Eitelfeit: „5Iinber, wie mad)’ id) bas wieber! 
2Bie g e b' id)'s biefem Vanaufen! VSie fd)lad)f 
ich Opfer!“ Die oornehrnfte 3 r ^ube bes 
ftriüfers fd)eint mir oielmehr: el)rlid), banfbar, 
hoffnungsooll ein X a l e n t gu falutieren, bas 
gum erften DNale einreitet gum Durnier. 3n 
falutieren, aud) wenn bi? fehler ber 3ugenbarbeit, 
bie Übertreibungen bes Erftlings bem reblid) 
gewollten SBerfe nod) anl)ängen. Eine Arbeit 
nach bem fd)önen ASort ber Antigone: „Nid)t 
mitguhaffen, mitgulieben bin id) ba.“ 

Sold) ein Dalent, bas ber Vühne oielleidljt 
nod) ©utes unb Startes geben wirb (id) bin oor= 
fid)tig, benn allgu grohe SeIbftherrlid)feit nach 
erftem Erfolge ift gerabe fold)em fraftgenialifd) 
Veginnenben oft gefährlid) unb läht ihn feine 
3el)Icr übertreiben, ftatt feine Vorgüge gu bilben), 
ift ber im Ntobernen Dbeater gu Verlin gum 
erftenmal aufgeführte £>ans ftpfer. Ein ©rüpp= 
d)en fannte, fd)ät|te, überf^ä^te ihn fd)on. Dem 
breiteren Vublifunt war er ein Name, ber nod) 
mit feiner Dat oerbunben fd)ien. Nun hat er ein 
Drama gefchrieben, ein wilbes, fd)wüles, oft übel 
fladernbes Drama oon bem gierigen SBetbe, ber 
herglofen Verberberin. Sd)ött in ber £inie, 
fchwungooll unb bod) fühl gibt ber illaffifer bas 
Vilb: „9Bie einft in glühenbem Verlangen — 
Vpgmalion ben Stein umfd)loh — Vis in bes 


3n früheren 3eiten galt nod) ber 
wi M ©H'mip oon Eacao unb Ebocolabe 
^*11 ■"■■Ca f ald £uruö, ben ftch nur Ty«rfftid)= 
I IM JL. Ujj Tf feiten unb mit ©lücfdgüfern reid) 
^ ^ ' T r ^ * ©efegnete gu leiften im ftanbemaren. 

So würbe Eacao in ben beffer- 
gefüllten bürgerlichen Greifen gu nur gang aujjerorbcntlid)en ©eiegen- 
feiten, alfo l)öd)ften$ einigemal im Saljve aufgetifd)t. Diefe °Pcriobe, in 
ber bie Eacaobofme nod) in bem Dörfer be3 < £lpot()eferö oerarbeitet 
würbe, ift glücflid)erweife entfd)wunben, beim heute ift ber fabrifmäfjig 
bearbeitete Eacao eine^ ber ibealften Q3olf^nal)rungd= unb ©cnufnuittel 
unb jebermann gugättglich geworben, ©ine uttferer größten ©acao- unb 
©hacolabenfabrifen ift bie ber 3irma Äartwig & 93ogcl £lftien--©efeU-- 
fd)aft Dreöben, berühmt burd> bie in Deutfcblanb befanntefte '9Narfc 





Eisenbahnstation Chur 


Prospekte und Aus¬ 
kunft gratis durch das 


lütll er nehmen. Hub feine klugen bitten jtegesfidjer. 
SÖian rebet ein langes unb breites, unb ber tiroler 
9lötel mad)t luftig. 

„©igentlidj, §err Doftor," meint einer ber 
Sommerfrifd)Ier, fo ein burd)triebener S^iündjner, 
„bas oerftel) i nit red)t. SBarum toollen Sie nid)t 
eine (Srftbefteigung uerfudjen?“ 

„©rftbefteigung!... 3 a, toenn l)ier nid)t fd)ort 
jebe Spitze butjenbmal abgegraft mär'..." 

„Die l)ödjften, bas ift roat)r, bie finb alle fd)on 
beftiegen, oft unb oft beftiegen,“ meint ber 9Jtünd)ner. 
„9lber einen galten Raufen gibt's nod) ein bifel 
niebrigere unb fd)toerere, roo nod) fein SJtenfd) broben 
mar. 9ftein ©ott, bie ^Bauern finb frot), menn f' nit 
aufi müffen, unb Douriften, ja bu lieber ©ott, bie 
gül)rer merben fid) bod) nid)t bas ©fcfjäft oerberben 
mollen." 


Der §err Doftor fdjaut feinen gülirer an. Der 
blaft grab ben Wand) feiner ^3feif' in bie Stub. ©nb= 
Ud) fann fid) ber $err nimmer länger galten. . 

„Sie toiffen getoifr nod) trgenbeine Gpitje, bie 
nod) feiner beftiegen I)at?" 

Der güf)rerfran 3 l fd^upft bie 5tcf)feln. „2Biffen,“ 
meint er, „mein ©ott, bas 3 af)It fi nit aus." 

„Sd)auen S ; , ^err Doftor^ mas 3f)te Öreunb 
ba^u fagen mödjten, menn toie itjt 3 U allererft 
auf einer Spitj oben gemefen mären,“ ftid)t ber 
9CRünd)ner. 

Die jungen klugen gläu 3 en unb leud)ten. ©nölid) 
meint ber §err Doftor: 

„ 3 a, bas muff aber unfagbar fd)mer fein..." 

„Sdjmer?... Hnfinn!... ©iner mit fo einem 
©ftell mie Sie, mit foId)encn StRusteln, al) mas!" 
lad)t ber 9ftünd)ner. 


3e^t ftanb es für ben Doftor feft, ber 2Ründ)ner 
$err, ber f)at ein gutes s 2 Iuge für 9Jtenfd)en, ein fel)r 
gutes. 3 a, ja, menn bie SHiöglicfjfeit gegeben... 
ifBäre ja reiner Hnfinn, fie nid)t 311 benutzen, fiang 
überlegte er f)in unb I)er. ©s ift für einen Neuling 
fd)redbar l)art, einem fo füfeen 3 uderl aussubiegen. 
©ine ©rftbefteigung! 2Bie bas fd)on Hingt... Donner, 
mas mürben fie in ©utin fagen! 

Der 3 üfirerfran 3 l re fc e t ö e n Leuten, als ob 
il)m Die Sad) nix anging. Das allein mad)t ben 
Herren nod) ©ebanfen. 

„äRein ©ott,“ tut ein anbrer §etr, „ber $ül)rer 
f)at fein 3 ntereffe bran. fieute, bie eine ©rftbefteigung 
mollen, finbet er immer, ber mirb 3 t)nm nix auf= 
brängen." 

Das begreift fid). Hnb nad)benflid) überlegt unb 
überlegt ber irjerr Doftor. 


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alle Vorzüge in sich, die das Land zu einem der hervorragendsten Touristen-, Kur- 
und Sportgebiete Europas stempeln. Durch vorzügliche Zugsverbindungen wird Grau¬ 
bünden an den Weltverkehr angeschlossen, und mit Sommer 1910 erhielt es einen neuen direkten 
Schienenweg nach Italien über den Berninapaß (2330 m üb. Meer). Neue Linien sind 
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>2 


„2Biffert S'toas," tutber93]ünd)ncr§err, „»Jenn S' 
3 I)nen etroan fürchten, allein toär's 5 bnen 3 U ^art, 
t roill gern mitgeben. Der < 3 ran 3 l toeifj fd)on eine 
jungfräuliche Sptb.“ 

„Das mürben Sie, $err...?!" 

Der 9Jiünd)ner ntcft nur unb nidt toteber. 

„ s .Jllfo, 5 mn 3 , mollen Sie?“ fragt ber Dr. 9lbam 
.Uunoro, unb jebe 3 'iber in betn 9i?enfd)en b>upft unb 
fpringt. 

Der $üt)rerfran3l mag n ft. e j n Hrtftrtn ift 

alles, roas er fagt. 

s 2lber ba fam er oerflirt fd)led)t an. „Das ift eine 
glatte Unfreunblid)feit 3b rer feU s -“ 

Der ^ranäl I)ört nit auf betn £>l)r, unb ba roirb 
ber §err Doftor roirflid) roilb. ,,3d) habe Sie als 
güljrer engagiert, unb id) »erlange ..." 


„Ol) 0 , §err Dottor,“ roill fid) ber t$rüf)rer »er* 
teibigen. 

„Sdpoeigen Sie,“ ift ber $err fd)on in ber bellften 
§ib. „2Benn Sie nid)t mollen, [0 befcbtoere id) mich 
einfad). Sie toiffen, roas bas für Sie bebeutet!“ 

Da tönnt fd)on einem bra»eren äRenfd)ett übel 
roerben, fo bat bas geflungen. Unb bumm toirb ber 
5 ran 3 l fein, eine 23efd)toerbe toirb er fid) 3 U 3 ieben, 
»»raus, xoo er fo tinberleid)t ausbiegen tann. 

,,3a mei, £jerr Doftor,“ rebet er fo überlegenber 
Sßeif', als roollt er gifolen 3 äf)len, „menn's anbers 
frifd) nimmer fein fann... 00 mir aus..." 

21m liebften f)ätt ber Doftor je^t einen Driumpf)* 
fd)rei... aber bas gel)t ja nit, er toeife 3 U gut, roas 
er fid) fdjulbig ift. Unb roas ift ba roeiter babei. 
Sold)e 93ergbet»ol)ner mu| man eben nehmen fönnen, 


mu|j il)nen grürtblid) imponieren, bann erreicht man 
fd)liefelid) alles »ott ihnen. Das f)at er fo oft gel)ört, 
baft es einfad) r»af)r fein mufe. 9tod) ba 3 u, too er's 
ba betoiefen f)at. 

©ut unb feft l)at ber Doftor bie 9^acf)t im „Saum* 
garten“ 3 U ©ufibaun gefd)Iafen. So gut roie feiten. 
Sd)ab, bafc el)»or nod) bie Sonn in ber £>öb toar, ber 
$ran 3 l einen ^ßumperer an feine Dür tut, bafc bas 
<5aus einfallen fönnt, roenn's ein ^Berliner 3wsl)aus 
roär. 3 u gleid)en grüben fpringt er aus ben gebern, 
unb fo fdjleunig, roie er in ber fur 3 en 2 ßid)s toar ... 
O mei, ba gebt ja 's telegraphieren bagegen fdjneden* 
langfam. 

Der Doftor Slbam ftunoto roirb an bte Partie 
fein £eben benfen. 

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Sternrätsel 


<r>aH>tnfeI. 6 . ©inert gried)ifd)en 23ucf)ftaben. 7. ©ine ita= 
ltentfd)e ^ßromns. 8 . ©inen beutfdjen Dieter. 

Die 9lnfangsbucf)ftaben nennen etwas, bas niemanb „auf= 
fefcen" fall. ©. D. 

Eogogriph 

©s ift ein altes SBort aus frember 3unge, 

Das aber au cf) bie beutfd)e Siebe lennt; 

Sie braud)t's vor allem, roenn ein fd)roerer 3unge 
Sid) beute fo unb morgen anbers nennt. 

(Sin anbrer 5topf — unb fiel)! aus grauen Dagen 
Stagt oor uns auf ein geiftgeroalt'gcr SJtann, 

33on bem fo ©rofees toeife bas Sud) 3 U fagen, 

Dafe man betounbern nur unb ftaunen fann. 

Unb nochmals roanbeln mir bas erfte 3 etdf)en, 

Hub roieber griffet bie Soweit uns baraus: 

3Bas mag an ftraft unb Schönheit [ich Dergleichen 
Dem Sonnenleudjten unb bem Sd)lad)tgebraus? 

2B. m. 


Buchstabenrätsel 

2 Bol)llaut entftrömt ihm bie Sülle, es fcfetoebet 3 u bimm* 
lifcfeen §öf)en; 

Slber fein inneres — mel)! — fcfeeuet unb fliehet bas Sicht. 

s 2l. D. 

Auflösungen der Rätselaufgaben Seite 754: 

Des SÖtetamorpf)ofen = Sllrofttcf)onrätfets: 
1. < 3DDaftricf)t. 2. Stuftralien. 3- 9lotterbam. 4. itarls* 
ruhe. 5. Stjeffalien. 6 . < 2öetnsberg. 7. $lm|terbam. 
8 . 3nterlalen. 9. 9licberroalb. — 9Jt a r! % ro a i n. 

Des Sogogriphs: ftalt, froftig — alt, roftig. 

Des Süllrätfeis: 1. ftlaufenburg. 2. Stcuolucr. 3. 211a* 
bafter. 4. Steubritannien. 5. Äanarienooget. 6 . Schmetterling. 
7. ©ifenbafen. 8 . 3nbianer. 9. Jtapolconbor. — ilraut fein. 

Wichtige Söfungen fanbten ein: @life Wieboro, geb. Strufe, 
Hamburg (2); J^ulie Midierer. Stuttgart (4); Dhefia Miller, 
WegenSburg (4); $oh. iß. Stoppel, Hamburg (3); Dr. Salburoein, 
SfyUburg (4); Stonrab ißolfter, Weumarft in Steiermart (1); 2öa» 
ra§bin, 2Bien (3); Heinrich SomfchicE, 9Bien (1); $ultu§ ® 3 »et= 
fooitS, SBubapeft (3). 


| I 2k, 21, 3m, ln, 

I !■■■ — ■ { t 2o, lp, 5r, lu. 

Obige 23ud)= 

1,11 "j ,,— r 1 ftaben fchreibe 

man in bie Selber 

8 1 . 1 4 *> er Steur, fo bah 

I . I ad)t fünflautige 

SBörtererfdjeinen, 
l | — j | bie alle benfelben 

|| l| — in bas punt= 

■ | 1 f | | tierte fOUttelfelb 

fallenben — ©nb= 
1 1 buchftaben be= 

1 I _J I I fifeen unb bebeu= 

7 « 5 ten: 

1. ©in SBübnenroert. 2. ©ine Stabt in ftrain. 3. ©in 
großes Steict). 4. ©inen fyrauennamen. 5 ©ine afiatifcfee 


Votfätig in denJipo{f)ef\en und "ufogetien,. 


■ f.Einjühr.-, Atiit.-Prüfc 
)r. HarangsAnst.,Halle £ 


Vorbild "^; 


Die jetape Aufmachung entspricht der Verordnung des deutschen fiünflesrato 


Warum? 


ift bie befte Einmadjebüdfie 
ber Söelt bie 

Perfect- 
Conservebiichse ? 

SOBeil bei bevjelben ber 
Snljolt, wie ®emüje, Cbft 
u.b9l.,nur mit ®la§ in ®e« 
rüljnmg tommt, fomit bie 
SReiutjeit be§ ®e[d)ntad§ ber 
Eonfemn erhalten bleibt. 

SBeil ber $eriecbS3erid)IuB abjolut auöerläffiß 
ift unb niete Saljre halten fann. 

Söeil bie Eonferben niemals bem Sßerberben 
au§gefe(jt iinb, beim im 3-alIe ungenügmben Ein» 
fochenS hebt fid) ber ®laSbecfel Don felbft, loeldjen 
SBoräug fein anbeveS @tasbecfebSt)fiem aufmeifi. 

Sebev SBüdjfe ift eine genaue ®ebraud)Samuei» 
fung über bas Etnmadgn beigelegt. 

3u haben itt allen befielen ®laS», 'Porzellan» 
unb ^auShaltungSgej^äiten, euentuell loeijen 
SBejugSgueUen nad) 

Glashüttenwerke Adlerhütten A.-G., 
Penzig in Schlesien. 


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mngen vom 12. Mai 1894, gemäß der Anmeldung vom 24. April 
Carl Schindler Barnay, Berlin, Weinstraße 20a, am 17 August 
in die Zeichenrolle eingetragen - Aktenzeichen Sch. 10.444 
läftsbetrieb, in welchem das Zeichen verwendet werden soll: 
ischer Präparate. Waren, für welche das Zeichen bestimmt ist: 


Marienbader Reduktionspillen. 


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804 


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Hus Bäbcrn unb Kururfcn 

h A #i J um ;f, oli < l > ) ® reu* na cf). 2Bie fe&r bie Verroenbung 
X ® m ab J um ® Tur t^eropeutifcfie 3 raecfe in ärjtlicfjen Greifen in 
ben Vorbergrunb getreten ift, fjaben bie Verlianblungen be§ lebten 
®f,L ne Ä enf r 9re J^ '£ ® ecIin BWW- ®icf)t, 9tf)eumati§ä 
mtiss 3 3a)ta§ «nb ©tofrroed)felfranff)eiten finb in Sreupod) in 
ben beiben lebten fahren überrafdjenb gute Reifungen erfolgt fo 
Daß man bie größten Hoffnungen auf eine unter bem 3eidjen be* 
Jtabtum§ ftefjenbe neue ©ntmicflung be§ altberüfjmten Vabe§ febt. 

-beginn ber Hauptfaifon eröffnet man ein großes VabeßauS mit 
ben mobeuiften@tnrid)tungen fpe ä ieafürih'abiümbäber unb fRabium» 
tnbalattonen. Sjte betben rabioaf tioen Enteilen — 93i£toria= unb ©Ufa* 
betbgueae - haben freien VuSlauf an ber Srinfßalle. $ie 'Jfabtutm 
trtnffuren erretdjten tm uorigen Sabre bie 3afjl oon 30 000'-Portionen. 

Sic neue äßanbelljalle in Vab föüffingen, beren @r* 
bauung infolge ber fietigen ftrequensmeßrung toäbrenb ber lebten 
Sabrjebnte brmgenbfteS VebürfniS mar, ift im oerfloffenen SBinter 
nad) bem ©ntmurfe be§ VrofefforS »laj: Sittmann in »iün&en 
Sur Vusfußrung gelangt. 3 m ©tile einer breifdjtfftgen Vafilifa 
gegolten, erbebt fie fid) in itnpofanter ©röße unb oereinigt arebi* 
teftomfebe ©djönßeit mit 3roecfmäpigfeit. Ser Snnenraum, reidp 


heb mit Siebt burebflutet unb mit gärtnerifd)em ©djmucE foroie 
fprtngenben Vrunnen gegiert, madjt burcßauS ben ©inbruef einer 
gropen ©artenballe. Sie Stnorbnung beS OrcßefterS am 9iorb= 
enbe ber Habe ermöglich bap bie »tufif nad) bem ©arten *u ober 
nad) Umbrebung oon 180 ©rab nad) ber gropen Halle *u fpielen 
jtann. »ueß ber neu gefapte SRa^brunnen ßat ein präcßtigeS 
Sempeldjen tn griedjifcbem ©til erbalten, baS fid) aioifchen bem 
offenen EUteüenfcßacßte unb ber SSurßauSftraße erbebt unb atoeifeh 
Io§ einen Hauptfcßmucf be§ neu umgeftalteten SturgartensS bilbet. 

58ab ©Ifter. Sie Vorbereitungen *um ©tnpfang ber Kur« 
gafte finb in ooltem ©ange. benn mit bem l SJtai pflegen biefe 
immer gleich in gropen »taffen einsutreffen. $n weiten Streifen 
ift ja betannt, bap Vab elfter jum ©aifonbeginn tatfäcßlid) aud) 
fertig ift mit feinen Vorbereitungen auf bie ©aifon. VirgenbS 
ift rnepr ein gefcßloffener Saben *u feßen, bie Varfanlagen finb 
m Drbnung gebradjt. Sa§ prädjtige SiurßauS unb bie Vabe* 
bäufer finb bereit, ©enefung fueßenbe Trante aufjuneßmen. 

©Efrf|äffltcf|:e HHttetlmtgen 

äöicßtige ©rleicßterungen beim Stodjen. Sn früherer 
•oett erfeßroerte ba§ ftocßgefcßäft eine fReiße Ijörfjft aeitraubenber 



1911. 9lr. 30 


Nebenarbeiten, bie namentlicß bie Aufgabe batten, bie eimeinen 
©ertdjte burd). pifante Zutaten au oerfeinern. Stil biefe ©aucen, 
jJtagouts, ©arbeUenbutter, gemifd)ten SBüraen hält beute bie $n= 
buftrte gebrauchsfertig am Säger, ©in fcßäßenSwerter Vatgeber 
hierfür vjt baS Eieine ftoeßbueß ber ftirma SiirE & Vabft in ftranf* 
furt a. »t., baS fie jeber Seferin auf äBunfcß EoftenloS aufenbet. 

-jr^' n9 - en a -2tnt Vpeinifdjen SedpniEum fanben bie 2lb* 
jdjlupprurungeti für Sngenieure, SedjniEer unb SBerfmeifter ftatt. 

8 6 Stanbibaten ber Sngenieurprüfung beftanben 77, oon 
78 Stanbibaten ber SedjniEerpriifung 71 unb oon 38 Stanbibaten 
ber aSerfmeifterprüfung 32. atüe Vbfoloenten fanben bereits 
oor bem 1. aipril_@tef(ung, ein ^eidjen bafür, bap man in ber 
Snbujtrte bte Setzungen ber Ülnftalt befonberS fdpätat. 


mm sSisi 

tanbS unb bes MustanbeS, ~ unb 5Vranfrdcb ^. 2.26 

tn «erttti,^ SreStau, Sbemnip, $re§ben, Süffetborf, ^ranffurt a. 3J1 
Haüe a. ©., Hamburg, ffötn a. tlttj., Setrstg, «onbon, 'lUagbeburgi 
»tünchen, Slurnberg, »rag, Stuttgart, SEöten, Bürtd). 




tEntwicklung, Festigung und 


Sie können sich also gam 
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aui wanrneit beruhen. 

Zwanzig Jahre lang quälte ich mich 
! mit den schrecklichen Martern eines so- 
ge.iannten unheilbarenRheumatismus. Alle 

§ Aerzte gaben mich 

sland kam schnauf 

erfand ich eine Zu- 

tabilischen Sub- 
nände hpi stanzen welche 
I Urem Rheum“ti“i“i." r " " mir bald E r 1 e i c h - 
. . , , . „ terung brachten, 

in setzte mit t ?roßer Ausdauer mit diesem 
Mittel fort und hatte nach einiger Zeit die 

glorreiche Nachricht für meine Angehörigen, 

daß ich ganz und vollständig von 
meinem Leiden befreit sei. Man konnte 
es kaum glauben, aber es war Tatsache. 
Seit dieser Zeit machte ich es mir zur Auf¬ 
gabe, dieses wirklich wunderbare Mittel so 
viel wie nur möglich bekannt zu machen. 
Es nahm nur ganz kurze Zeit um sich 
überall Bahn zu brechen, wer wollte auch 
nicht gerne von den schrecklichen Schmer¬ 
zen des Rheumatismus und der Gicht be¬ 
freit werden. Jetzt wird Gloria Tonic mein 
hilfreiches Mittel überall mit Freude will¬ 
kommen geheißen wo es solche Leidende 
gibt. 

Ich, John A. Smith, bezeuge daß diese 
Aussagen der Wahrheit entsprechen und 
bin bereit Jedem der mich darum an- 
sucht eine ßtägige Probe ganz frei zu 
schicken. Alles was Sie in der Sache zu 
| tun haben ist mir eine internationale Post¬ 
karte mit Ihrem Namen und voller 
Adresse zu schicken. Postwendend er¬ 
halten Sie diese Probe mit einem hoch- ! 
interessanten illustrierten Büchlein diese ! 
Krankheiten erklärend Zögern Sie also 
keinen Tag länger sondern schreiben Sie 
I sogleich an: 

John A. Smith 69-A. Bangor House. ! 
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N.B. Freundschaftsgruß an alle schon 
; durch mein Mittel Geheilte und alte Freunde 
dieser Provinz, welche obige Annonce be- ! 
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Nieren; des Herzens und der Gefäße (Verkalkung); bei Stoffwechsel¬ 
erkrankungen (Zuckerkrankheit), Fettsucht, Blutarmut, Skrophulose, Gicht und 
Rheumatismus. Ferner bei Erkrankungen der Luftwege, der Nerven, des 
Rückenmarks. 


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„QBenn man QBo^>ltätev ber 30tenfcf)= 
(>eit rüfjmertb nennt, bann barf man 
jener ©tuen nicpt nergeffen, ber ffefg 
bie Ralfen unferer etirne §u glätten 
toufjte, ber auf bie Sippen be$ ©rnfteften 
ein Säckeln 3 « §aubern perftänb, bann 
muß man SBityelm 23ufc^ nennen." 

O&far 'pöffel in ber Q&iener 5rauen=3eitung. 

93pn SHlhelm Suffe finb in itnferem 
Verlage erffeienen: 


©er Äafer hacff ben S^fe, ber ffereif, 
©er 9?abe ift »oll ‘Jreübigfeit. 

21uö Bufcb, „£an$ Sucfebein, ber UngtücfSrabe' 


Schnell fa$f er, weil ber ^obf ntdfjt gan§, 
9}?it ffelauer £ift ben 5Merfchfean§. 

2luö Bufd), „$>an& Jöuctebein, ber iiffiglücfSrabe''. 


$>an$ SjUCfebetU, ber tlnglüdörabe 
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Quart-^luggdfee. 56. Auflage. ^Ibbilbuttgen fc£>n>ar§, fort. 30?,3.— 
^bbilbungen folorierf, fart. 30t 4.— 
0!tat>=%ltt3gafte. .34.-43. ^aufenb. ©e^eftet 30? 2.50 

kartoniert 93t 3. — 

Sfefeeijer. £0hrer3eitung,3ürife: „Skr ein &nb refet herjlife lachen 
(eben feilt," ber reifee fern biefeS Sufe; bie ^arifafuren werben ifjre 
Sßirfung nifet »erfehten. Sitte brei ©effeifefen entbehren keineswegs 
eineä ernfteren <öinfergrunbe3." 


§>ie fü^ne 3 ÜtüKer 3 tod)ter 

— ©er Scf>reif)al3 — ®ie ^rife* 

Oitart^htggabc. 24. $lufl<ige. ^Ibbilbungen fd^toars, farf. 30? 2.— 
^ibbilbungen folortert, fart. 30t 3.— 
Oltabsffiuggqbe* 12.—16. 'Saufenb. ©e^eftet 30? 1.50 

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9teue 3ürfeer 3eitung: „©ine Sammlung oon unoergteifelifeen 
hmnoriftiffeen Silbern unb Serfen be£ ©Dieifterö ‘Suffe, wetfee fife 
ffenell bie Serjen nifet bloß ber 3ugenb, fonbern aufe alter‘Jreunbe 
eines gefunben, ungefünftelten £>umorS erobert hat." 


| ^erien=Q 3 ilber&u$ 


Über Sanb unb 30 teer 

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>/®iefe neuefte 3bee, ben Ätnbern in ben bieten Slufjeftunben ber Serien 
eine ergifelifee Unterhaltung ju bieten, hat hier eine hübffee Slusführung 
gefunben. SktftenS finb es Siergeffeifeten, bie auf bie c Phantafie ber 
Steinen ja ftetS • gnregenb wirken. ©ie SUuftrationen ftnb fehr amüfant." 

'Berliner Tageblatt. 

„©ine gro|e ^üUe oon oft refet tomiffeen unb braftiffeen ^ierhitbern, 
bie ebenfo wie bie , luftigen ©effeifeten, bie fie in SerS unb ^oefie 
illuftrieren, bie fleig&n^ierfreunbe in ber ^inberwett; fifeertife amüfieren 
werben, obgleich manfee eine refet ernfte unb mfelifefe £ehre enthalten." 

V 6f.‘Petersburger 3eitung. 


Sruct unb Berlag ber ®euff<Sen BerlagS-Slnftalt in Stuttgart, Otectarftraije 121/123. - Rapier »on bet paoierfabrit Sata# in Saract), Württemberg. 

























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1911 (Sb. IOC) 107 












































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































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'TN er 9lnftieg roar fcfyrecflicf). 
-i/ Da gab's Stellen, roenn 
bas Seil reifet, $unberte t>on 
5ufe fiel man hinunter. Unb 
biefe ganj unb gar ungebahnten 
2ßege unb Steige! Das helle 
heifee SBaffer ift ihm in Strö* 
nten geronnen ... Eigentlich, 


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Fr. 11.— an, Zimmer von Fr. 3.— an. 

Gebr. Gredig & Co., Besitzer 


Ulber bas geht ja nimmer, 
ba mürbe ja ber 9Mnd)ner 
ifjerr ladjen ... Seiber geht es 
nimmer. 3hm founbfooielten 
9JiaI hat ber Doftor biefert oer= 
flud)ten (gebauten oerroünfdjt. 
?lusgered)net er, ber's fo bequem 
haben tönnt, ntufet fid) bie um 
geheure ^lag aufhalfen. — Die 
Sonne brennt ertrafreubig. 
Dazu ber Dolomit, ber fid) 
fiebig feeife anfafet, meil aus 
bem eine £>ifetooIfe ftrömt, bie 
einen nieberfd)lagen tönnt. 

„3efet ift bie lefete ftaft," 
oertünbet ber granzl, „freuens 
3hhen, §err Dottor..." 

Ob er fid) freut! tommt 
oor, bie 3^it fei eingefdjlafen, 
bie JRinuten unb Stunben finb 
alle fo entfefelid) lang, nehmen 
gar tein Enb, benn mie er jefet 
auf bie Ul)r fd)aut, ift es roat)r= 
haftig erft gegen jmölfe. Seinem 
SOteinen nad) müfet's fpät am 
iHad) mittag fein. 

Über eine halbe Stunbe fifeen 
bie brei fd)on, effen unb trinfen 
unb raften. SRit bem Sd)meife^ 
mifchen ift ber Dottor aber 
immer- noch nicf)t fertig. 3mmer 
nod) nit. 9ftan gibt noch eine 
halbe Stunbe 3 u." Die I)at ihm 
menigftens mieber 5traft unb 
Eourage gebrad)t, ©ott £ob 
unb Dant! 

Dann hingen bie brei mieber 
am Seil, unb bahin ging's. Das 
heifet gehen, bas mär eine graus= 
Iid)e £ug. Herrgott! mar bas 
eine fd)iad)e ftrailerei! 

Enblid) finb fie fo meit. 9tod) 


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in ffeigenbem Sftafje in „Über £anb unb Sfteer" oer-- 
öffentlid)t. <Die baburcf) zum ^luöbrucf gebraute 2öert-- 
fcf)ät 3 ung peranlafjt unö, aud) in biefem 3af>re unfere 
meifoerbreitefe, in ben oornefimften Greifen getefene 
3eitfcf)riff zur 33enüfeung bei Saifon-^nfünbigungen 
alter *2lrt zu empfehlen. < 333iv bitten um rechtzeitige 
Aufgabe ber Anzeigen entmeber an unö ober burd) ein 
Bureau ber 3lnnoncen--Efpebition 9?ubolf Stoffe. 

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3. 9Rai 

34 

28. „ 

10 . „ 

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4. 3um 

17. „ 

36 

11 . 

24. „ 

37 

18. „ 

31. „ 

38 

25. „ 

7. 3uni 

39 

2 . 3ult 

14. „ 

40 

9. 

21 . „ 

41 

16. „ 

28. „ 

42 

23. „ 

5. 3u« 

43 

30. 

12 . „ 

44 

6 . ‘Sluguft 

19. „ 

45 

13. „ 

26. „ 

46 

20 . 

2 . ^luguft 

47 

27. „ 

9. 

48 

3. Septbr. 

16. „ 

49 

10 . „ 

23. „ 

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D ieroeltbcrütjmte „^iajjab’Srbe" 
in ©erona, bie al§ ber male* 
rifdjfte fßlafc ganj Staltensi gilt, 
fetjien bem Untergange gemeibt. 
Senn ©obettfpefulatiten batten bie 
fdjönen Käufer auf getauft, um 
große moberne ®efcf)äft§ljäufer an 
ihrer ©teile ju errichten. Sange 
fämpften bie Stünftler Italiens 
unter güßrung ®atr £)ca ©ianca§ 
gegen bie ©ernießtuttg biefe§ 
Heiligtum? ber S?unft an. ©or 
furjem erftärte bie italienifdbe 
Regierung bie ©iajsa b’Srbe jum 
ÜJtationaleigentum unb unterfagte 
jebe ©eränberung. dagegen ßat 
man ben fßalasso ©tro^i in gto* 
renj, einen ber fdjönften Italiens, 
fürsticb geräumt, um ißn ju einem 
mobernen 3Barenbau§ umjuman* 
beln. 2)er Ejerrlid^e ©au liegt 
in ber ©ia Sornabuoni, ift ein 
5 öerf ©enebetto ba 2)tafano§ unb 
entftanb in ben Safjrett 148B bi§ 
1533. ®er febönfte Seit be§ 9ßa* 
Iafte§ ift bie prächtige ©äulett* 
balle be§ $ofe§, bie unfer ©ilb 
barftetlt. äßabrfdieinlid) roirb fie 
ber ©ernidjtung ober ©eruneblung 
an ßeitnf allen. Stm ißalafte befinbet 
fidb auch ein berühmtes Äranj* 
gefimS oon ©ronaca. 


bot. SBliittcfyne* S|}nffe*8uteau 

2 >er ifSalaaso ©trojsi in glorens, 

beffen Ummanblung in ein 2Barent)au§ leiber befdjloffen unb nidjt mehr 
aufhaltbar ift 


ißbot. l'hiittbnec '4Jt«ile»aureau 

®ie ©ia-j^a b’@rbe in ©erona, 

beren ©erfdjanbelung burd) ©obenfpetulanten ba§ ©ingreifen be§ ©taateS 
oerbinbert hat 


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Institut Hermes, München 46,Baaderstr.8. 
Dr. med. Qu. schreibt: „lei konstatierte (iewiehtsabnahme 
tob 5—6 Ke., ja einmal 9‘/n Kn. naeli ea. 21 Tagen... .“ 


Höchste Auszeichnungen 


Bernh. Stoewer A.-G. 

Stettin. 


Vertreter überall 


Gegründet 1858 * Ca. 2000 Arbeiter. 


Zur Erlangung 

eines 


„Ein Lebensbild von eigenartigem Reiz, 

das sich durch wohltuende Sachlichkeit auszeichnet,“ rühmt Hauptmann 
Deutelmoser in einer längeren Kritik im Militärwochenblatt an den bei 
der DEUTSCHEN VERLAGS-ANSTALT IN STUTTGART erschienenen 


1^, Lebens- 
mittel 

Chemie. 

Patente überall. 


Die Kunst eine schöne Büste zu erzielen 
bildet für die Damen kein Gehcimnisa 
mehr, seitdem die wunderbaren Eigen- 
Bchaften der pilules Orientales bekannt 
— Diese Pillen bo 
in der Tat die 
keit die Büste za 
ekeln, zu festigen 
wiederherzustellen, 
0 wie die Knochen- 
rünge des Halses 
:er Schultern zu be¬ 
seitigen, indem sio 
der ganzen Büste 
eine graziöse Fülle 
verleihen, ohne die 
Taille zu erweitern. 

Die Pllulea Orien¬ 
tales bestehen haupt¬ 
sächlich aus orienta¬ 
lischen l’flanzenex- 
trakten und sind, da 
gänzlich frei von 
Arsenik, der Gesundheit stots zuträglich. 
Ihre Wirksamkeit darf durchaus nicht 
mit der irgend eines anderen, ähnlichen 
Erzeugnisses, zum inneren oder äusseren 
Gebrauch, verglichen werden. — Ein über 
zwanzigjähriger Erfolg hat den Ruf der 
Pilules Orientales bestätigt und erwiesen, 
dass dieselben für die Fran sowohl wie 
für das junge Mädchen das einzige, 
wirklich zuverlässige Mittel bilden, einen 
üppigen und festen Busen zu erzielen. 

Leichte, diskrete Behandlung. — Dau¬ 
ernder Erfolg nach ungefähr zweiMonateu. 
Ein Flakon “Pilules Orientales” ist franko 
und diskret erhältlich gegen Auslands¬ 
postanweisung von Mk. S.30 oder Fünf¬ 
markschein & 30 Pfg Marken an Apotheker 
J. Katie, 5, Passage Verdeau, Paris. Briefe 
sind mit 20 Pfg., Postkarten mit 10 Pfg. 
zu frankieren. 

Jede Leserin sollte sich von Herrn Ratiö 
das sehr interessante Heftchen “ Ueber die 
plastische Schönheit des Busens”, welches 
kostenfrei eingesandt wird, zukommen 


165 höchste Auszeichnungen. 


Denkwürdigkeiten 
des Prinzen Friedrich Karl 
von Preußen 


Beziehen Sie sich 


bei Bestellungen oder Anfragen infolge 
von Inseraten in „Über Land und Meer“ 
stets auf diese Zeitschrift. 


erhalten Naturfarbe wieder 
durchSebaldlnHaarfarbe Wieder¬ 
hersteller, sukzessive wirkend. 
Erfolg überraschend. Anwen¬ 
dung wie Kopfwasser, befleckt 
weder Wäsche noch Haut. Un¬ 
schädlichkeit garantiert. Preis 
pro Flasche M.3.-, Prosp.gratis. 
Joh. Andrö Sebald, Hildesheim. 


Auf Grund des eigenen schriftlichen Nach¬ 
lasses des Prinzen herausgegeben von 

Wolfgang Foerster, 

Hauptmann im Großen Generalstab 


Mit Bild¬ 
nissen, Brief¬ 
faksimiles u. 
Kartenskizzen 


2 Bände 
Geh. M 20.—, 
in Halbfranz 
geb. M 24.— 


□ da, Prima aller 
eb, in die höhere 
datudieiitmstali, 
urfcmenseiüinar. 

Prüfung 

murium, Mittel¬ 
bule, Konserva- 


fädeheuschuji 
fehrer- u, Le) 


Hauptmann Deutelmoser hebt noch weiter hervor: „Der Umstand, daß viele Männer von 
grundverschiedener Geistesrichtung in ihrer eigenen Sprache zum Leser reden, bewahrt 
die Darstellung vor jeder Trockenheit. Er gibt ihr einen erfrischenden persönlichen 
Schwung, der noch verstärkt wird durch die bei aller Objektivität doch überall zutage 
tretende Begeisterung des Herausgebers für seinen Helden. Kein unbefangener Leser 
wird das vortreffliche Werk des Hauptmanns Foerster aus der Hand legen, ohne aufs 
höchste befriedigt zu sein und neben dem verdienstvollen Herausgeber auch den er¬ 
habenen Persönlichkeiten Dank zu wissen, deren Hochherzigkeit dem Buche den Weg 
in die Öffentlichkeit freigegeben hat.“ 


g itoriumjmrfjfc 

t-Unterem) 

ilethode 

ss., 5 Direktor/» 
djErfolg. Danksfciv 
s lyoA hn. Kaufzwangs 

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August Sperls Bücher 

Unter den Erzählern, die während der letzten Jahrzehnte bei uns aufgetreten 
sind, hat August Sperl sich in raschem und kühnem Vorgehen eine Stellung 
errungen, wie sie gleich angesehen nur selten einem seiner Genossen zuteil geworden 
ist. Seine Romane und Erzählungen sind Kunstwerke in jedem Sinne, wie 
denn ihr Urheber das freie dichterische Schaffen auch da betätigt hat, wo es 
sich nicht um die Darstellung der geschichtlichen Vergangenheit, sondern um 
die des frisch pulsierenden Lebens der Gegenwart handelt. 

- In Unterzeichnetem Verlage.sind erschienen: - 


Hans Georg Portner. Eine alte 

Geschichte. Billige Ausgabe. 

12. Aufl. Geh. M 4.—, geb. M 5.— 

„Ich rechne dies Buch zu den besten Erzäh¬ 
lungen aus der Geschichte der evangelischen 
Kirche, die wir haben. Warmherzig ist dies 
Bild aus der Zeit der Rekatholisierung der Ober¬ 
pfalz im Dreißigjährigen Krieg geschrieben. 
Aber nicht sentimental. Schlimm wär’s, wenn 
man so etwas unbewegten Herzens 

erzählen könnte! Fromm ist’s auch -— 

geschrieben, aber mannhaft fromm - 

und nicht erbaulich-phrasenhaft. 

Vor allem aber: ich kenne sonst 
kein Buch, das uns die seelischen 
Leiden, mit denen die Evange¬ 
lischen unter solchem Glaubens- 
zwang zu kämpfen hatten, so i 

glaubhaft geschichtstreu zur 

Wirkung brächte wie dies. Auch 
unter Sperls übrigen Romanen 
ragt Hans Georg Portner nicht 
unbedeutend hervor. Ausge- | 
zeichnete Familienlektüre für v 

evangelische Häuser. Wenn auch 
andere es lesen wollten, — um 

so besser!“ Pastor Lic. Dr. M. Schian |_______ 

in der „Christlichen Welt“. 

So war’s! Ernst und Scherz aus 
alter Zeit. 5. Auflage. 

Geheftet M 4.50, gebunden M 5.50 

„Ein Werk echt Sperlscher Erzählungskunst ... 
die dunkle Tragik wird ausgelöst durch fröh¬ 
lichen Humor.“ Evang.-Kirchl. Anzeiger, Berlin. 

Herzkrank. Eine heitere Bade¬ 
geschichte. 5. Auflage. 

Geheftet M 3. —, gebunden M 4.— 

„Das prächtige Buch ist so recht auf .den be¬ 
haglichen Ton echter und rechter Festtagsfreude 
gestimmt.“ Leipziger Tageblatt. 


Richiza. Roman. 6. Auflage. 
Geheftet M 4.50, gebunden M 5.50 

„Man liest diesen Roman mit ungetrübter Freude. 
Das Buch ist einfach und innig; es ist jedem 
zu empfehlen. Das Schönste liegt nicht in 
der Handlung oder in irgendeiner Einzelheit, 
das liegt in dem herzlichen warmen Ton, in 
dem die Geschichte erzählt wird. Ich glaube, 
das Buch wird auch solchen Lesern einige 
behagliche Stunden bereiten, die 
- Ibsen oder Tolstoi zu ihren Lieb¬ 
lingen zählen.“ Die Hilfe, Berlin. 

Kinder ihrer Zeit. 

" Geschichten. 4.—5. Tau- 

. send. Geh. M 4.-, geb. M 5.- 

* „August Sperls Gestalten sind 
, stark silhouettiert gegen die Zeit, 

die Darstellung ist von strotzen- 
der Gegenständlichkeit, die Fabel 
k ist nicht wie bei Dichtern, die erst 

HRP; auf einem Umweg zur Erzählungs- 
BkJBRPH kunst gelangt sind, halbe Neben¬ 
sache, sondern das Ursprüngliche 

_ - und Hauptsächliche, dem alles 

andre dient. Jede Szene führt 
deshalb vorwärts, und bei aller Fülle im ein¬ 
zelnen hat man doch den Eindruck des Knappen, 
Geschlossenen, das Gefühl einer energischen, 
zielbewußten Führung. Vor einem Dichter, der 
so gestalten kann, muß man den Hut ziehen.“ 

Velhagen & Klasings Monatshefte. 

Castell. Bilder aus der Vergangenheit 
eines deutschen Dynastengeschlechts. 
Geheftet M 8.50, gebunden M 10.— 

„Ein eminent wertvoller Beitrag zur Geschichte 
des unterfränkischen Landes. Nichts von Akten¬ 
staub und Modergeruch weht uns aus diesen 
Blättern an, sondern ein frischer Hauch des 
echtesten, unverfälschtesten Lebens.“ 

Pfarrer Bomhard in der Augsburger Abendzeitung. 



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nur meist schmerzlos beseitigt werden, sondern 

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Sonnenb., Kaltwasser-Behandl., Röntgen - Laboratorium. Grösste Erfolge 
bei Herz- und Nervenkrankheiten, Rheumatismus, Gicht, Asthma, Klagen-und 
Darmlelden, Frauen- u. Unterleibskrankheiten, Bleichsucht. Saison I. Mai bis 
30. September. Prosp. d. d. Badedirektorium. 


3 a, fo red)t t>on $er3en t)ätte 
<rjanni) es tt)m mal bei= 
bringen mögen, btefent einig 
< 5 d)ulmeifternben — biefem 
©eefen, baft fie fiel) jold)e 23 e= 
i oormunbung ntd)t mel)r gefallen 
laffe! 9 Iber jetjt, toie er fo 
hilflos oor il)r ftanb, fab er gar 
nid)t fo bös ans. Die im 3 orn 
geballten tleinen Raufte öffneten 
fid) toieber. 

,,2ld), bafe es bod) halb 3rül)= 
ling toürbe! Dann I)tnausetlen 
in bie Statur unb all bem um 
toabren, biefent oerba|ten £eben 
hier entfliehen! Dag für Dag. 3 <b 
bin bann eben für niemanb 311 
ioaufe." Sd)on lad)te ber alte 
Sd)eliit roieber um bie fd)ma= 
len, feinge3eid)neten 9 J?urtb= 
rointel. 

Da ging ibm ein £id)t auf. 
Sofort ergriff er ben 3 irtger= 
3eig, unb mit gutgefpielter Dreu* 
ber3igteit tuuftte er fief) eben= 
falls als grober 9 tatnrfd)ioärmer 
3U fd)ilbern. ©s roar bas erfte 
©efpräd), bas eine 53 afis gleicher 
i 9 lnfidjten berührte; er hätte eine 
j fleine ßuuigieit ftehen mögen 
j unb fo fortlügen Dlls fie fd)ie= 

| ben, fah er nicht, meid) ein 
; malisiöfes £äd)eln auf ben £ip= 
pen ber tleinen §anm) i^aifer 
fpielte. 

$eute mar nun biefer grobe 
Dag feines £ebens. Sie hatten 
fid) oerabrebet, gemeinfam eine 
Dour in bie junge $rül)lings* 
lanbfd)aft 311 unternehmen, aber 
oor Dau unb Dag unb 311 ft-ub, 
mie $anm) beftimmte. Sßollte 
fie il)n etwa für feine 9 tenom= 
miftereien mit biefen brafoni=; 
fdjen ©emaltmabregcln ftrafen?, 
$anni) itaifer, bu meibt nid)t, 
mie füb bie £eiben eines 3ung= 
gefelleu finb, bie heimlid)e £iebc 
ihm auferlegt. 

„©uten borgen, §err £ang= 
fd)läfer!“ ertlang es ba plötjlid) 
hinter ihm. 9 ?id)tig, er mar 
[d)on an ihrem £jau[e oorbei=, 
getappt, fladjenb trat fie ihm 1 
aus bem Sdjatten ber Diir ent* 
gegen. „Stein, id) nehme alles 
mieber 3iirüd. 3<i) freue mid) 
fehr, bafj Sie 2 Bort gehalten 
haben!" 

„ 3 a, haben Sie bas bei mir 
nicht oorausgefebt?" 3 >orfid)tig j 
lieb er nur bie 3 urücfmeifung! 
biefes 33 ormurfs burd)bliden 
unb babei bebentenb, mieoiel 
Dufd)en talten SBaffers es ge= 
foftet hatte, lim fein org,anifd)es 
3© aus äftorpheus' Firmen 3UI 
befreien. 

SOtit einem fategorifd)en 
„papperlapapp" fd)nttt fie feine 
9 ?ebe mitten burd). Der richtige 
Donanfd)lag für eine fröhliche 
SBanberftimmung mar gerettet. 
£ad)enb unb mit $Bol)lgefaIIen 
mufterten fie fid) gegenfeitig: 
Seine ftarfe, träftige ©eftalt in! 
bem meichen grünen £obenan3ug I 
fal) entfliehen beffer aus als im 
Saloitfrad, unbbasfede Steirer^ 


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l)üt©en mit e©tem ©emsbart ftanb ©m ni©t übel. 
Da3U no© fein frif©es, bur© bie Morgenluft gerötetes 
( 5 efidE)t: all bas gab ©m einen geroiffen 3ug non 
©rünbli©feit, an ben fi© junge Mäb©enl)er3en jo 
gern antlammern. < 3 ©on plagte fie bie Aeue über 
it>re Untugenben ein roenig. tapfer < 5 ©ritt ßaltenb 
unb plaubernb fdjritt fie in ©rem fußfreien Manber= 
fleibe neben ©m, babei ©ren f©Ianten Körper toie 
in f©önen ©ejten 3U ©ren Morten beroegenb. 

Salb lag bie Stabt mit ©rem Straßengeroirr 
hinter ihnen, nur roejtli© no©, über bas freie 3telb, 
redte ein glügel bes §äufermeeres feine f©roar3en 
Konturen in bie toei©e Dämmerung, ©r hätte gern 
gefragt, roo bas 3 iel ber Manberung ßinmünben 
follte, obglei© er am liebften fo an ©rer Seite brei= 
mal um bie Melt geroanbert roäre, unb fie mo©te 
feine ftumme 3ftage roohl ßerausfüßlen. 


„3ft es nid)t ßerrli©, fo in bas ©rtoartenbe l)inein= 
3uf©reiten?“ fagte fie. ,,©an3 fern bas Alltagsleben 
laffenb, toie unberoußt? Mas bann tommt, roirb 
toie ein Munber roirten!“ 

©r mußte oorerft an fein Munber benten, bas 
ihn erroartenb erfüllte, bann erft folgte er ©rem 
Sinn. Soll getoedtem 3 >utereffe begann er bie Ianb= 
f©aftli©e Umgebung 3U betra©ten. ©an3 anbers 
präfentierten fi© ©m bie Dinge heute, es mar au© 
ni©ts anbres an ihnen, unb bo© f©ienen fie ©m fo 
erhaben, als hätten fie ©n hier ermartet Dod) bas 
ßi©t fehlte ihnen no©. 

Uber bem Sößrenranbe fc e5 oor ©neu lagernben 
^ügelrüdens 30g es fdjon hell herauf; 30g es mie 
Iei©te grüne S©leier, bie ein bunfles altes Silb 
umrahmen unb Sehen einhau©en mollen. Sis bas 
©rün in ein Siolett überlief unb mieber in Mellen 


bas in ein oerfd)mommenes ©elb überlaufenbe ©rün. 
Starter unb beftimmter mürbe bas ©elb; es riß fid) 
hinein in bie orangenfarbenen Sliße, bie mie aus 
einem lobernben 3reuerf©ein in ber $erne heraus- 
mu©fen. Dann 3üngelten gan3e ©arben aus bem 
ma©fenben Sranbe hinter ber §öl)c ßeroor unb 
trieben bie Dämmerungen oor fi© her. Das f©lafenbe 
Dorf Unter £>anb oom Mege, bas fie treusten, trat 
mit ben tleinen Käufern mit ©ren roten 3iegeU 
bä©ern unb ben grün angeftri©enen fjenfterläben 
in bas £id)t. ©in §al)nenf©rei medte 

„Mm, mein greunb?" fragte £>aum) ©ren in 
ftaunenbe 93 etra©tungen oerlorenen Begleiter. 

©r hatte gerabe an bie Aomantiter geba©t, an 
©re buftenben, naturtreuen ißoefien, ein ©ebi©t oon 
Aooalis lag ©m im Sinn, unb eigne äl)nli©e 3 ugenb= 
Iiebhabereien fielen ©m mieber ein. (S©luß folgt) 



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meitPerbreitete, in ben pornefjmffen Streifen gelefene 
3eiff©rift §ur Q3eni©ung bei 6aifon--Anftinbigungen 
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18. „ 

31. „ 

38 

25. „ 

7. 3uni 

39 

2 . 3uli 

14. „ 

40 

9. 

21 . „ 

41 

16. „ 

28. „ 

42 

23. „ 

5. 3uli 

43 

30. 

12 . 

44 

6 . Auguft 

19. „ 

45 

13. 

j 26. „ 

46 

20 . 

2. Auguft 

47 

27. „ 

9. 

48 

3. Septbr. 

i i6. „ 

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1911. Sftr. 32 




































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Oktober 1010—1911 
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Der Rampf her roet^eit 
unb ber roten Sofe 

Momart 

DOtt 

(Seorg .f)tr(cf)felb 

(jyortfetjung) 

<^m 23orgimmer traf Rarlmann ferne 
O Sd)meftern. Starion unb (Eifa fasert in 
ihren feibenen (Semänbern, Diamanten im 
blonben §aar unb mit nadten Schultern, fehr 
fd)ön aus. Sd)Iante Did)tgeftalten, graziös unb 
ftolg, hantierten fie an ben großen cf)inefifct)en 
23afen, bie fie mit toftbaren Blumen füllten. 

„Rommft bu enblid)?“ rief Marion, bie 
Heiner unb gierlid)er als (Eifa mar. „SBir 
müffen bas gange $aus allein betorieren, unb 
bu hatteft uns feft oerfprod)en —'" 

„Sber Iah bod)," unterbrach fie (Eifa motant. 
„Rarlmann tonnte nicht früher tommen. (Er 
mar bod) fidler bienftlid) oerliinbert —" 

„2Sas h'eifct bas?" rief Rarlmann barfd). 

„,Der |>üttenbefiber‘ ift teine SBagneroper 

— ber fängt erft um t)alb acht an." 

Starion Iad)te. 

„3d) bitte bid) bringenb, (Eifa— beine 
©ifanterten finb gang überflüffig!" 

„Da haft bu recht, Rarlmann — bu forgft 
fd)on allein bafür." 

„2Bas foll bas?" 

„Sber bu bift für $riebrid)sburg oiel gu 
offenpergig — follteft nad) ©aris gehen — i)ier 
ift es ja fdfabe brum." 

„Sd), fdjmeig bod) füll, bu (Sans!" 

„Rinber, Rinber," niifd)te fid) Starion 
ladjenb ein, „fangt ipr nid)t aud) nod) an gu 
ganten! 3<h bin fd)on oor berStama baoom 
gelaufen — bie tobt nur fo in ber Rüche tjerum, 
meil>ber Dräntle falfd) geliefert hat!" 

„Der Dräntle Ijat falfd) geliefert?" 

„3a, eine Stapomtaife gu menig — es ift ja 
tein Hnglüd. Die Stama regt fid) nur über 
alles fo auf. Sun läuft ber Martin amt aud) 
nod) baoon? Du mein (Sott!" 

Rarlmann fdjritt burd) bie Seit)e ber fdfönen 
großen 3immer auf bie Rüd)e gu. 3m 23 amt= 
treife biefes reichen, immer etmas feierlichen 
Sehagens oeränberte fid) fein SSefen alsbalb 

— er redte fid), er eilte mit febernben «Schritten 
über bie ©erferteppid)e Ims unb ein ganger 
Sominger mieber, mufterte er im Sorüber- 
gehen mit ergriffener 3ufriebenheit bie gläm 
genbe Dafel b es Speifefaales. Schon aus ber 
3erne hörte er bie jcheltenbe Stimme feiner 
Stutter. (Er betrat bie Rüche mie ein Setter, 
ber Unheil oerhüten mollte. Riementine So= 
minger ftanb oor ihrem §ausperfonaI. 3hre 

1911 (93b. 106) 


fonft aujgerorbentliche Semeglichteit mürbe 
burch bie fernere ©rad)trobe behinbert, bie fie 
am hochgemachfenen Rörper trug. Die $rau 
©rofeffommar fchon in Doilette. 3h r immer 
noch jugenbfd)öner $als trug bas grobe ©erlern 
tollier, ein töniglid)es (Erbftüd ber (Srumbad)= 
fdfen Damen feit über hunbert 3^hren. (Es 
maren gelbe, fernere, gleid)fam leibensoolle 
perlen, in ihrer einfachen Raffung Don tounber= 
barer S3irtung. (Eine garte gebertrone mit 
Saphir* unb Diamantftielen fdjmüdte bas 
braune £aar, unb bie fd)Ianten, gefdfidten 
foänbe rafften fiebernb fernere Seibenröde 
oom Rüchenboben auf. (Eben mar Riementine 
mit einer mächtig gefteigerten Strafprebigt 
fertig. ÜBährenb bie älteren Dienftboten, an 
Schlimmeres gemöhnt, gleichgültig meiter* 
fdfafften unb bie jüngeren oerftört ben ein* 
getretenen jungen Ejerrn anftarrten, ftanb ber 
unglüdliche Sünbenbod Staxl, ©ater Dräntles 
Rüdjenbub, fchlud)genb inmitten biefer ©er* 
fammlung. 

„Sber Stama! 2Bas ift benn!" rief Rarl= 
mann gebieterifch- (£r fannte bas unbänbige 
unb gugleid) abhängige SBefen feiner SIRutter 
unb fdjlug beshaIb,fofortbenenergifd)enDonan. 
Such fühlte er fid) heute unbemufp berufen, 
ben alten Roch 3 U oerteibigen. Riementine 
manbte ihm ihr neroöfes Srttlih gu, bas fid) fo 
fd)ön unb feltfam oon oermitterter Schmerglid) 3 
teit gu berüdenber £iebensmürbigteit manbeln 
tonnte. 

„Rarlm'ann! 3^h Ö^h' ! 3<h Ö^h' tößg '■ 3«^ 
lap olles ftehn unb liegen unb geh' meg, bu 
mirft es fehn!" 

„2ßarte noch ein bijfchen, dRama!" 

„Stit ben fieuten ift tein Sustommen! 
Sein! 3<h i>m bo«h teine Stlaoin! 3<h bin 
bod) teine Deibeigne! Slles foll id) allein 
machen! Die Röd)in meih nit mehr, mas gum 
Sbenb beftellt ift! Dent bir! 3ünf 9Jtat)onnaifen 
braudjten mir oom Dräntle, felbftoerftänblid) 
fünf, bas fieht ja ein (Sottesfdjaf, unb nun 
bringt ber 23ub ba oier ! (Es fehlt eine £ad)s= 
maponnaife!" 

3e^t heulte Starl. „Sber id) tann bod) nix 
bafür, $rau ^rofeffor! Hub ber frjerr Dräntle 
aud) nit! 2Benn's falfd) beftellt is!" 

Riementine ballte ihre oon Singen bli^enbe 
Se<hte. „23ub, elenbiger — id) hab ; s nit falfd) 
beftellt! 3<h nit!" Sie blidte gum |jimmel. 

„Sber fütama," mifchte fid) Rarlmann nod)= 
mals ein, „ich bitt ; bid), bas ift ja lädjerlid)- 
Du mirft bid) bod) nid)t mit bem Rüchenbuben 
ftreiten. 2Bo ber fehler liegt, ift je^t unmöglid) 
feftguftellen, Sufgerbem — an oier Siaponnaifen 
haben mir reichlich genug — id) oerfid)ere 
bir —" (Er fprad) fepr einbrudsooll, mie ein 
guter, um Sat gebetener Sed)tsbeiftanb. (Sr 
fah fofort, bah er bie dRutter beruhigte. 

„So?" rief fie etmas leifer unb afthmatifd) 
merbenb, inbem fie fid) mit ihren tleinen 3üfeen 


infbie Schleppe oermidelte unb gornig freu 
gutbmmen fudjte. „Unb ber §ofmarf<haII? 
Sergiht bu ben £ofmarfd)aII?! (Sraf Rild)= 
berg i§t nur fiad)s! 'Der etelt fidjdoor ^upn unb 
§ummer!" 

„Dann Iah ^en ßachs beim Rild)berg an= 
fangen. Stell ihm einen groben 23auernteIIer 
hin. Dann mirb er bod) genug haben." 

3et$t gudte fd^on ein £ächeln um bie Dippen 
ber Stutter. Sie legte ben Srm um ihn. „$ans= 
murft, bü... Sieinft? — Sa ja, bas ginge! 
Sb er bu gefdjeiter Rarlmann — id) meih nod) 
mas oiel ®efferes! Der Rilthberg nimmt fid)er 
gmeimal! Da Iah id) ben Dachs bei ber Dante 
JBunberlid) umiehren, benn hmie^ ber Dante 
SCBunberlid) fi^en nur noch junge £eut ; , bie 
Sialer unb bie Sntrittsbefud)e, bie tonnen fid) 
ruffifd)en Salat nehmen!" 

Rarlmann platgte laut heraus, unbetümmert, 
ob er bie Siutter bamit oerlebte. „Stama! Du 
bift ja töftüch! 2Bie bu tarierft! Sber ich glaube, 
hier ift nicht ber richtige Drt für eine tulinarifdje 
Sangorbnung!" 

,,Sd) mas, bu Sdjlimmer! Dajf beine 
ironifdjen 3axen gegen bie alte SSutter! (5eh 
lieber unb mad) bid) menfchlich I 3^ 'ner halben 
Stunbe tonnen fchon Deut'bafein! Du fiehft 
ja aus, als ob bu oom Regelfchieben tämft!" 
Rarlmann trug einen grauen ©eljrod feinfter 
Stöbe, mit feibenen Suffdflägen, unb hatte 
Dadfd)uhe an ben 3ühen. 

„3d) geh' nur, menn bu mittommft unb bas 
(Effen jebt enblich bem ^3erfonaI überläht! Du 
bentft mieber abfolut nicht an beine Seroen, 
liebe Stama!" 

Sie gehorchte unb hängte fid) plöblid) an 
feinen Srm. „fpaft red)t, Diebling. Stir ift 
auch fehr elenb. Sehr elenb. Slfo tomm — id) 
Iah kas Unheil fid) oollgiehen. Romnt. SSenn 
mir nix gu effen ha^^m aud) recht! Romm. 
Sber halt! (Eh' id)'s oergeffe —" 

„2Bas benn nun fchon mieber?“ 

„Der 23ub oom Dräntle muh n od) mas für 
ben (Sang betommen!" 

Sie ftedte Staxl eine Stünge in bie §anb. 
Rarlmann bemertte, mie ber Surfche gang oer= 
bubt bas (5ef<hent betrachtete unb plöblid) ein 
fonniges (5efid)t betam — bann führte er feine 
fd)öne, heihe, nad) Sofen unb ©raten buftenbe 
Stutter in bie ©orbergimmer. 

„2Bas haft bu benn bem Staxl gegeben?" 
fragte ,er> fie fd)althaft oon ber Seite an= 
blidenb. 

„Sch, nix! 2Bas ich grab' gur £anb hatte! 
3mei Start!" 

„3ür ben tleinen (Sang?" 

„(Ein bihl Schmergensgelb." 

3ebt ftanben fie im Salon. Durch bas 
Speifegimmer hatte Rarlmann bie Stutter 
mohlmeislid) fchnell I)inburd)geführt. 3^r= 
ftreut unb in mogenber (SebantenfüIIe febte 
fid) Riementine neben ihren Sohn aufs Sofa. 


108 




836 

Sie beachtete ni©t, tote er fie anlä©elte, unb 
fragte plöftü© fdfjrtell: „Sag mir nur bas eine 

— mo ift ber ©pa?“ 

„3© hab' ihn eben auf ber Strafte getroffen, 
beoor i© ins ©us tarn/' 

„5llfo noci) nit angegogen? 3m grauen 
Staubtu© noci), nit ma©? Die Kaffeeferoiett' 
am fieib—?:" 

„ s IRama —" 

㣩> biefer 9Jlamt! Diefer 9Jtann bringt 
mi© ins ©rab! 3 © mett ; mit bir, menn alle 
hier finb, ber Finger, ber URinifter unb ber 
kil©berg, bann fommt mein 3 ©tinus 'nefru 
getappelt — mie ein Kan 3 leibiener f©aut er 
aus unb blamiert uns alle bis auf bie Kno©en!" 

„Der ©pa ift bo© tein ©efellfdjafts' 
menfcl) —" 

„Das meift ber liebe ©ott!" 

„5Iber man tennt ihn bod) ©er 3 ur ©enüge. 
3© habe ©m übrigens heute 3 ur Strafe für 
feine ftorrenbe 533urftigteit einen Keinen Strei© 
gefpielt." 

„©inen Streid)?! 51©, er^ä© mir's!" 

3n !tnötf©er Spannung rüdte bie SOlutter 
©m nahe. ©r er 0 ä©te Jeftt behagli©, mie er 
ben oerträumten 53ater auf ber Strafte gum 
©ruft genötigt Ejatte- Die SJtutter f©rie oor 
£a©en. So plaftif© mie Karlmann touftte 
teiner ben alten 3 u ftinus 3 U topieren. 5IIs 
SUtarion unb ©Ifa, bur© bas oergnüglic© ©e= 
Iä©ter angelodf, erf©ienen, muftte er bie 
©pifobe nod> einmal er 3 ä©en, unb er tat es 
mit fteigenber 533irtfamteit. ©rft gegen Sdjluft 
©n mürbe ©m — er muftte felbft ni©t, marum 

— etmas unbehagli© bei feinem ©mor, unb 
er bra© plöftli© ab, 3 U anbern D©men über* 
leitenb. ©ine buntle Stimme in ©nt — mem 
gehörte fie bo©? — miftbilligte bie S©er 3 e 
über ben 53ater unb ärgerte fi© an ber beifalls* 
luftigen 3 ©)örerf©aft. ©r fü©te fi© plöftli© 
me© 3 um SSerteibiger als 3 um 53efpöttler bes 
alten Künftlers berufen. SOtarion unb ©Ifa 
mo©ten meiterla©en — aber bie SlRutter hörte 
beffer auf. ©r er©b fi©, als fein 53ruber 
©ilipp eintrat. Dem Uberraf©ten, ber fonft 
ni©t an foI©e ©r 3 li©teit oon Karlmann ge= 
möftnt mar, ging er entgegen unb ergriff feine 
©nb. ©ilipp mar f©on in matellofer Soiree= 
toilette. Sein bartlofes 5lntl© mar mei©er unb 
unintereffanter als Karlmanns — rofig unb 
runbli© 3 eigten fi© bie 3 lä©en barin, blaft unb 
fp© bie 53orfprünge. ©r hatte fe© bünnes, 
golbblonbes ©ar. Seine groften blauen Gingen 
blidten meift mit runber ©rnf©aftigteit unb 
gaben bem 3 ur Korpulen 3 Uteigenben etmas 
Unbemegli©es. 2Benn er Ia©te, tat er es mit 
tomif©er Uno ermittelt!) eit, ti©ernb ober prm 
ftenb — bie oollen ©ourmanblippen 3 eigten 
bann unglaubli© oiele, leu©tenb gefunbe 
3ä©e. „'»Ra?" fragte er mit überlegenem 53e= 
©gen. „<pier ge©'s ja luftig 3 Ü! 5Bas gibt's 
benn? kann man ni©t mitla©en?" 

„51© ja!" bat ©Ifa, bie 5lugen trodnenb. 
„©r 3 a© ; s bem ©iltpp!" 

„5Bas benn?" 

„©in ©tör©en oon Sotrates!" (SoIrat.es. 
mar bes 53aters geheimer Spiftname.) 

„51©, Unfimt!" rief Karlmann f©nell. 
„Komm, ©tli! 3© gebe bir lieber 'ne 3mport s 
3 igarre — oon benen 3 U 3 mei URart fünf 3 ig." 

„23effer, beffer," brummte ©üipp unb lieft 
fi© fort 3 'ie©n. Karlmanns 3tormer, oben 
im 3 meiten Stod, ma©ten bie Trüber es fi© 
bequem, ©tüpp feftte fi© in ben roten KIub= 
feffel, mäftrenb karlmann am S©reibtif© 
©©nahm. 

„Um mas für eine ©ef©i©te bin i© benn 
gefommen?" fragte ©iüpp mit übergef©Iage= 
nen 53einen. „Ula, jebenfalls tarnt i© bir eine 
oiel beffere er 3 ä©en. 9Rt©ts oon Sotrates. 
©ib mir 3euer, fo, unb fei ein ftarter HRann. 
©s ift nämli© 3 um Dotladjen." ‘ 

„533as benn?" fragte karlmann ffeptif©. 

„3ft bir oieIIei©t unter anberm l)eute auf= 
gefallen, mie fi© unfre teuern S©meftern auf- 
poliert ©ben? ©ft bu fie gar ni©t gemuftert? 
UJlenf©, bie beften i^ferbe ©ben fie aus bem 


Über £anb urtb 9Jleet 

Stall ge 3 ogen, bie teuerften ilaroffen. 53eibe 
tragen neue Äoftüme oon ber ©in© unb 
©ben, mas ba bl©t, am S©äbel —" 

,,^3©li, brüd bi© ein bift©en gefd)mad= 
ooller aus." 

„D bu empfinbli©er 5tft©te — fiel) bo© 
ben riefigen ©mor oon ber ©ef©i©te! ©ute 
abenb ift ja 53rautf©au — hoppelte iBraut* 
f©au!" 

„2ßas? 5Barum? 5Bas ©iftt bas? 533er ift 
benn auf ber freite?" 

„9© ber eble Seifenfabrifant aus 53erlin 
natürli© —" 

„53raumüller?! Unfinrt... Der ift übrigens 
©l 3 ©nbler ober fo mas $©nli©es —" 

„Dante fe©. Du oerteibigft i© f©on ! ©r 
©t alfo ©©ncen?" 

„9tarr, bu! ©ei mem benn?" 

„Marion, SJiarion, liebfte 9Jlarion mein!" 
„Das ift unbenfbar!" 

„533erben ja fe©! Unb ©Ifa oon 53rabant? 
Der S©manenritter, ber tommen foll, bient 
bei ben ©iferbragonern." 

„53iegenau—?" 

,,‘3rei©rrli©e ©naben! Du bo© ni©t fo! 
Du meiftt es ja! Die fe©s 3 adige ilrone fti©t! 
Sis in ©Ifas 9Räs©en! $eute muft er reben 
ober niemals! Unb rebet 53iegenau, fo rebet 
au© SraumüIIer — er müftte benn ein no© 
gröfteres 9tinboiel) fein, als er f©eint!" 

„931)ili, mas bu. bir alles 3 ufammen= 
p©ntafierft —" 

,,©ott behüte! Das mär' ja f©limm für bie 
armen 9JtäbeIs! 9JiaI müffen fie bo© tommen!" 

„§alt jeftt bein 9flaul, 93lenf©, bu meiftt 
ni©t, mas bu fagft. SUte© 9tefpett oor unfern 
S©meftern, menn i© bitten barf! 5tartnft bu 
bir eine StRarion neben bem berliner ©lafttopf 
benfen?! ©ine ©Ifa neben bem ^ßferbebänbiger 
unb S©ulbenma©er?" 

„5lann i©, tann i© — benn bie 9Jiama 
tut es!" 

„9Jtama?!" 

„Die Soiree für Finger ift bo© ©ute leb© 
li© ein 93ormanb. ©ft bu bas ni©t bemertt?" 
„fteine Spur!" 

„Do©, bo©! 53erlaft bi© auf meinen 
9iie©er, 5EarImänn©en. Sie arrangiert 
bie Sa©e. Doppeloerlobung mit bengalu 
f©er ©eleu©tung." 

,,^3fui! Du bift ein re©t grüner 3gntter!" 
„Das ,grün‘ nimm bitte 3 urüd. ©ft bu 
ni©t gefe©n, in mel©er ma©miftigen 5luf= 
regung fi© bie 3rau ©ute befinbet?" 

„^icftt me© als fonft oor einer groften ©e= 
fellf©aft." 

„itarlmann, bu bift-tein 9[Renf©entenner. 
Sie fte© mie Napoleon oor ber ©ntf©eibungs= 
f©Ia©t.“ 

㤚r auf!" 

„3© ©r ; f©on auf. Du mirft ja leben unb 
fe©n. ©ntf©ulbige." 

^3©Iipp faft meit ©ntenübergeleftnt unb 
blidte ben blauen 9iau©ringen feiner 3© arre 
na©, ©r f©mieg unb f©ien plöftli© oon tiefen 
©ebanten befallen. 

„9iun?" fragte ©rlmann na© einer 533eile. 
„5ßorüber finnft bu?" 

„3© mar ©ute in ber ©enoffenf©aftsbant." 
„53raoo! ©ott fei Dant! SBillft bu bi© 
enbli© um bie Stelle bemerben?" 

„9^ein ... Das ni©t... 533as fällt bir benn 
ein? Da unten ift bo© bie neue Äonbitorei oon 
ßefeore — ßefeore ma©t einen türtif©en 
ilaffee — i© fage bir —" 

3u 3f3©Iipps Überraf©ung lieft ©rlmann 
fi© ben neuentbedten£ederbiffenni©tf©ilbern, 
fonbern ftanb auf unb ging aus bem 3 ™*™^ 

IV 

Das 91omingerfd)e §aus mar ber befte 
9tepräfentant ber alten $riebri©sburger ^3a= 
tri 3 iert)äufer. Die feine 53ertaftrafte auf bem. 
3ofep©berge belebte fi© nur, menn in einem 
biefer 9teid)tums= unb]Sd)önl)eits 3 entren ©e= 
fellf©aft mar. Dann 151 rollten bie ©quipagen 
über bas faubere ^3flafter, bann ftrebten ele= 


1911. ^r. 32 

gante 3 bK ni 3 er i rö 9 er bie §ö© ©nauf, unb 
über ben 23ürgerfteig oor ber meit©n Ieu©ten= 
ben S3iIIa mar ein roter ßäufer gelegt. 53e= 
fonbers Klementine oerftanb fi© auf 

feftli©en ©efamteinbrud unb be©te i©e un= 
übertroffene 91egie bis auf bie Strafte aus. 
,51m ©ittertor bes 53orgartens ftanb ©rr 
ßemte, ber portier, unb mar ben ©äften beim 
5lusfteigen be©lfli©. §eute affiftierte ©m 533il= 
©Im, fein So©, ber bes Iei©ten Segens megen 
einen riefigen S©irm über bte ins $aus©üpfen= 
ben Damen ©eit unb raftlos ©n unb ©r lief. 
5luf ber Dreppe Iä©elte bann bie breite ^xau 
ßemte mit ©Ib oer 3 üdter, . ©Ib mitleibiger 
SDliene ben 3 arten S©ön©iten entgegen unb 
übergab fie SCRart©, bem erften Stuben^ 
mäb©en, bas ©ufagen bie S©afe oon ben 
53öden fonberte, Damen na© re©ts unb Herren 
na© lints in i©e ©arberobe fpebierte. $ier 
ftanben 3 ofen unb 3 mei ßo©biener bereit, 
©s mar oon oorn©rein alles auf groften Stil 
angelegt. ©ine befonbere ^eierftimmung 
mürbe bei ben oermö©teften ©äften un= 
ausbleibli©. StReifter 3uftinus, ber Dräumer, 
brau©te oft mertmürbig treffenbe 5tusbrüde 
für klementines $aus©It. Sie ©tte es 
mirtli© ben dürften abgefe©n, mie man re= 
präfentierte, unb ma©te es mit i©em 533irt= 
f©aftsgelbe mögli©, ©nter fürftli©en ©mp= 
fängen ni©t 3 urüd 3 ufte©n. 3 ^ ©egenteil, 
©raf Kil©berg, ber $ofmarf©aII, be©uptete — 
es, mar Klementines Droftlegenbe — man 
effe bei “Dtomingers beffer als beim ©roft= 
©r 3 og. StRit mel©en Dpfern freili© biefer 
ßebensftil aufre©ter©Iten mürbe, bas muftte 
aufter klementine nur no© §err Keffeb 
ba©, i© 53aniier. Der $aus©rr, feine Sö©e 
unb Dö©ter muftten es ni©t ober bo© nur 
a©ungsmeife. 

511s befonbers f©ön, meil prä©tig unb an= 
©imelnb - 3 uglei©, galt bie ©mpfinbung, oon 
ber unmirtli©en Strafte mit menigen S©ritten 
in 9lomingers gaftli©es §eim 3 U tommen. 
9Jtan mürbe 00 m ©ott ber ßebensfreube 
glei©fam in beibe 5Irme genommen. £ier 
ftanb bas gan 3 e ©us im Dienft ber Säfte, 
bas fü©te man — tein 533infel blieb buntel, 
lein ©emo©er ent 3 og fi© bem feftli©en 3 ^^d- 
Diefe geiftoolle 533irtin in ©rer Iiebensmürbigen 
53emegli©fett, 3 art unb berb 3 uglei©, bie für 
jeben ©intretenben bie paffenbe S©mei©elei 
©tte, biefe ©©n, Ieu©tenben Dö©ter, bie 
immer mieber ben angenehmen ©inbrud oon 
„S©ön©iten f©Ie©©in" ma©ten, biefe feinen, 
tabellofen Sö©e, über beren ßebensaufgabe 
man fi© in foI©er mo©igen Umgebung teine 
©ebanten 3 U ma©en brau©te — alles mar 
ein'einigerDurtlang für empfängli©e Seelen: 
bei 9lomingers mirb es©übf©. Unb ber §aus= 
fterr brau©te nur Original 3 U fein, im übrigen 
tonnte er tun unb laffen, mas er mollte. 
3 uftinus Coming er ma©te oon biefer ©rlaubnis 
meitgeftenben ©ebrau©. Droftbem blieb er 
bie ftille ^auptperfon auf Klementines heften. 
Die 53ere©ung, bie man bem anfpru©sIofen 
9Hamte entgegenbra©te, mar e©t. Bei feinen 
S©ülern mie bei feinen SIRitbürgern — bei 
$of mie im 53oIt. freili© barg fie für ben 
Bere©ten bie. ernfte ©efa©, baft fie ©n all 3 u= 
fe© 3 m £otaIberü©n©eit ma©te. Sie refub 
tierte meniger aus feinem S©affen unb per= 
fönli©en Sßirten als aus ber f©märmerif©en 
53e©gli©teit, bie man feinem ©ufe oerbantte. 
©in S©leier legte fi© bauernb über bes alten 
Künftlers f elbftf ritif © en 53Iid. ©r füllte fi© 
ni©t mol)l unb tonnte fi© bo© ni©t gan 3 
baoon loslöfen. 3 ^genbmie verrann ©m fein 
fiebert in biefer Iiebeoollen ©enuftatmofpftäre. 
Das fühlte er tlar, aber um es feft 3 uhalten, 
3 u heben im 5tlter no©, ba 3 u fe©te ©m bie 
kraft. $alb Künftler, halb S©ulmeifter — halb 
©aftgeber im eignen ©ufe, halb ©aft — bas 
gab feiner ©rf©einung bas 503iberfpru©sooIIe. 

©r blidte mürrif© breiit unb freute fi© 
bo© oon ©r 3 en an all ber Ieu©tenben 3 ugenb, 
bie feine ^äume erfüllte, ©r f©ien am liebften 
oerf©minben 3 U mollen unb mar bo© ber be= 






1911. 9tr. 32 

liebte Vtittelpunft bes ©etrtebes, bem jeber 
feine Veoeren 3 bezeigte. SPlit unfreien, etooas 
liufifcßen Verbeugungen ftanb er aud) heute 
roteber abfetts an ber SBanb unb überließ 
feiner $rau ben ©lan 3 bes Empfanges. ©r 
toar aber rechtzeitig nad) §aufe getommen. 
Vißt, rote Klementine befürchtet hatte, in 
„Staubtud) unb Kaffeeferoiette“ ftanb er ba, 
fonbern in fd)lid)tem fcßtoarzem ©eßrod unb 
altmobifcher Samtroefte. ©r hotte eine 
eigentiimlid) gleichmäßige, etroas ftumpfe Vrt 
ber Begrüßung für Vtinifter unb ‘•ßrofefforen, 
3nbuftrielle unb Künftler. Vur bie jungen 
Damen betamen ein lebhafteres Vtden non 
hübfcher Väterlicßfeit. ©rft als Vrnolb Finger 
ben Salon betrat, toad)te 3uftinus Vominger 
auf, unb man nahm eine feltfame Veränberung 
an ihm roahr. 

Dem bärtigen ©rautopf, ber ihm etroas 
glid) unb nid)t oiel größer roar als er, ging er 
mit fu^en, eiligen Schritten entgegen. s JJtan 
faß bas ©rftaunlicße, baß ^uftinus Vominger 
einen anbern Vtann umarmte, ihn 3 ärtüd) 
burd) bie 3 *™™« führte unb ein £äd)eln aufs 
Vntliß befam, fo oertlärt, fo glüdfelig, baß 
man fid) Klementines Vräutigam nid)t beffer 
retonftruieren tonnte. s lBie jeßt, mußten bie 
$reunbe einft burdjs fülle Vbenblanb ber 
©ampagna geroanbert fein, ooll ftc^er glätte 
unb Hoffnungen, bie fie einanber übermittelten. 
Vrnolb Vinger hatte ein burcßfurcßtes Vntliß 
oon großer Verfd)Ioffenßeit, roie Vließ elangelo 
bas lächelnbe 3Beß ber ©ntfagung unb zu= 
gleid) ben Droß unbänbiger Kraft in ben 
3ügen. VSieoiel roeicßer, unburd)lebter, ftiller 
erfcßien neben ihm bas Vntliß bes $riebrid)s= 
burger Vfabemifers! Unb bod) — ein $unte 
bes ©eniefeuers glimmte and) in feinen Vugen 
heute, ©r führte ben berounberten ©roßen an 
feinen ©äften oorüber, als roollte er fagen: 
Seht mid) enblid) einmal an. Seht mid). 
3d) bin mehr als ein üebenstoürbiger V3irt — 
id) bin heute noch, mit fiebenunbfed) 3 ig Sohlen, 
fähig, burd) 3 ugef)en, bas 3od) bes JPßilifteriums 
ab 3 ufd)ütteln unb mit biefem ba ins £anb ber 
großen Dorßeit 3 urüd 3 ufeßren, bem ^ßantom 
meiner 3 ugenb nad). 

©r ftanb jeßt mit Vinger oor Klementine. 
Der roeltberühmte Vteifter tüßte ißr bie Sjjanb, 
unb fie, in ihrem echt frauenhaften unb $rieb= 
ricßsburger Veroußtfein oon großen £ebens= 
momenten, faß fid) um, ob aud) alle roid)tigen 
©äfte bemerften, toas gefcßaß. ©in ftilles 
£äcßeln ßufcßte über 3 uftinus' erregte 3 ü 0 e — 
es roar ein ©emifd) oon Siebe unb menfcßlicßem 
Ver 3 eißen, aber aud) oon abfeitigem ©ram. 


Über ßartb unb 9Weer 

Vafd) 30 g er Vinger'auf ein Sofa unb treben 3 te 
ißnt alten Vurgunber, roie eine Vtebi 3 in, beren 
ber ©rfcßöpfte beburfte. Vucß 3 mftinus naßm 
fie jeßt feßr gern . . . 

3m 9 Jtufit 3 immer tßronte bie Sd)roieger= 
mutter, Annette oon ©rumbaß=Delorme, bie 
greife Vlterspräfibentin ber Familie. Kiemen* 
tines Vtutter roar nod) oöllig bas ©efd)öpf 
einer oergangenen Statuenhaft faß fie 

in ißrem Seßnftußl, ein Samtfiffen unter ben 
grüßen, unb ließ bie Defiliercour ber ©äfte 
an ficß oorüber. Sprechen brauchte niemanb 
mit ißr, nur „gemelbet“ mußte man fid) bei 
ber alten Dame haben, beim ißr fiel jeber auf, 
ber es unterließ, unb alle tonnte man im £>aufe 
Vominger 3 U ©egnern haben, nur nid)t bie 
mächtige $rau ©eßeimrätin. 3 ß* hatten bie 
Veben oom Vieberrßein ben Dßron ißres 
Veid)tums gegeben unb meßr nod) ben ißres 
Vamens, benn ber Veid)tum berer oon ©rum= 
bacß roar burd) bie böfe Konturren 3 fd)on ftart 
im Viebergange. Verblichen roie bas alte ©olb 
feines Scßmudes, bie ftarre Seibe feiner Kleiber 
roar bas road)sfarbene, müßfam aufgerid)tete 
s JRenfd)enfinb felbft, bas feine ©efellfd)aft ber 
Xocßter oorüberließ, oßne ficß ben gfriebricßs» 
bürgern 3 U 3 eigen. Sie toar als Verförperung 
altbürgerlid)en Stores betannt, aber ßoß= 
mittig fd)alt man fie troßbem nid)t, man ließ 
es ißr ßingel)en, fie roar fcßoit ausgefd)altet. 
Die $irma {jj res © a tten lebte aud) nur nocß 
in einem altersgrünen $äusd)en 3 U Vad)en, 
bie SBeinberge, bie ißr gehörten, ßatte fie ztoatu 
3 ig 3aßre nid)t gefeßen. Dennod) ftanb ißr 
Vante für ißre Überzeugung neben ben aller= 
erften oon Vßmannsßaufen unb Vübesßeim. 
Sie ßatte ein paar ^lafcßen in ißrer tleinen 
VSoßnung, bie fie auserroäßlten Vefud)ern oor= 
feßte. VSenn fie an biefem ßerrlidjen Veft rocß, 
ftanb es für fie feft, baß aud) ber gan 3 e Verg, 
bas gan 3 e £anb, bas folcße sieben 3 eugte, 
toacßfen unb geheißen mußte, baß feine neue 
3eit fo fred) fein tonnte, ben $aiß auf Vater 
©rumbad)s eßrroürbigen Scßilb zu feßen. 

Unbefümmert um bie geierlid)feit bes 
s IRufif 3 immers amüfierte ficß im Villarbfalon 
eine ©ruppe oon Off^ieren unb jungen 
Künftlern. ©Ieicßfam zur ©efellfdjaft fom= 
manbiert, erfcßienen bei jeber Vomingerfcßen 
Soiree einige Vtilitärs, geroößnlicß Kaoal= 
leriften, tabellofe Dän 3 er, unb mehrere 
Schüler ber Vieifterftaffe bes s fßrofeffors. Vtan 
fonnte beobacßten, baß bie leßteren ficß burcß 
praftifdße Dienftleiftungen für bie ©inlabungen 
reoand)ieren mußten. Die Hausfrau, befonbers 
aber Vtarion unb ©Ifa, hatten immer „ein 


837 

paar Vtaler an ber £janb“, unb es gab fogar 
einen fleinert biden Schwerer, ben fie alb 
mäßlih als gaftotum oßne ©eßalt betrachteten. 
£ans Sticßlinger mußte Stüßle fcßleppen, 
Hans Sticßlinger mußte bie Dan 3 mufif mit 
©ffen oerforgen, §ans Sticßlinger fannte ben 
VSeinteller unb bie Kücßenoorräte beffer als 
bie Sößne unb Döcßter bes Kaufes. Dabei 
toar er ein roenig oerroacßfen unb ßatte ben 
©lauben an fein Dalent oerloren — fo refb 
gnierte er in biefem gebanfenlofen ÜBoßlleben 
gern. Vber bie 3üngften unb Unerfahrenen 
ber Vteifterflaffe rourben immer toieber feine 
Kollegen. Anfangs füßlten fie ficß gefcßmeid)elt 
unb roetteiferten barin, 3 um ©efolge ber 
fcßönen 9tomingertöcßter 311 gehören — halb 
aber befamen fie es fatt, unb ißr enoad)ter 
Stol 3 fonnte bie oerßaften 3üße aus ben 
feinen ^Reßen nid)t meßr ßerausbefommen. 

Die Herren Offnere hatten es beffer als 
bie Künftler. Die tanzten, unb bann hatten fie 
ißre ^fließt getan. 3 m übrigen ftanben fie 
toißelnb ober gelangroeilt umßer. ©in bunter 
Uniformenfreis roar beftänbig um s JJtarion 
unb ©Ifa. ©ine Vor 3 ugsftellung fd)ien barin 
ein etroas älterer Her r ein 3 uneßmen, ein 
Dragonerrittmeifter, gelb unb blau, Sports^ 
mann, einer oon ben arg oerlebten „Schönen“. 
Sein farblofer Sd)nurrbart, feine harten 
grauen klugen toaren oiel geliebt toorben, unb 
baß fein £>aar feßon bünrt rourbe, gab ißtn 
einen Vei 3 meßr für bie griebridjsburgerinnen. 

(ftortfetjung folgt) 


Splitter 

9Jtenfd)en, bie nißt mit bem §er 3 en, fonbern 
mit ber Vßantafie glauben, finb abergläubifd). 

* 

„§ofianna!“ — ber ©rlöfer toirb footmen. 

„©olgatßa!“ — ber ©rlöfer ift gefommen. 

* 

Die fßärffte Vetonung bes eignen 3d) ift ber 
getoollte pßpfifße Untergang. 

* 

Die getoollte 3ßufion ß e ^^ Hoffnung, bie un= 
getoollte Vßontafie. 

©s geßört 3 m fiogif ber ©intagsfliege, baß fie 
aufbringlicß ift. 

Der Stur 3 oom Stedenpferbe roirft oft oiel 
fd)met 3 ßafter als ber oom Veitroß. 

* 

üBirfung bes Schönen: bie ©otpfängnis beim 
Vnblid. Dsfar ©lafer (Sßien). 





oon 91. tOIaßborff 


W eckt ein klangerfülltes Schtoeigen 
flicht die Sinne füf 3 und toll? 
Heimlich fingen taufend Geigen, 
Sommerfchtoanger, ahnungsooll. 


Vom befchmerten Himmel fchmeichelt 
milder Hüfte Trunkenheit. 

Über meine Cider ftreichelt 
€ine roeiche müdigkeit. 


Daß der alte Hokuspokus 
Immer acieder mich ergreift, 

Wenn der fink dem erften Krokus 
Seine kecken Weifen pfeift! 


Blüten, Vögel, Taumeltage, 

Kehrt ihr immer denn zurück? 
Diesmal bin ich nicht fo zage, 
Und ich pürfche auf mein Glück, 


Diesmal, auf umblühtem Wege, 
Klag der JTlai mir tuohl gedeihn, 
fang’ ich mir im Cenzgehege 
endlich meinen frühling ein! 


ftünjtlerijdje 9Iufnaf)tncn natf) ber Statur 


Weckfein klangerfüllfesSchroeigen... 








§ans ©alufd)ef 


2ßtlt)elm ajtie&ner sÄtfilbcnu 

ffcrojje Aufgaben Ijinterlaffen mir bcm tommen» 'e 

\ 2 J bert 3 a^)rl)unbert/' fchrieb Cornelius ©urlitt <m; ß ein 
in einem Wusblid am Schüfe feiner tfunftgefd)id)te hinter biefen fic 

bes neungelxnten 3 ahrl)unberts. „©s foll uns Salten unb lo< 

toteber bas ©olf in ber ©emeinfamfeit ber 3 iele Wfferfoofes t 

gaffen, bur$ ftarte Arbeit an uns felbft. Das fchaut einem % 

$öd)fte T|t einfach, bie 2BaI)rf)eit immer fd)Iid)t. n anö ' x er <g e 

©tenn es uns gelingt, in ftorm unb 3 nf)alt reid) «unftapnüffp in 

unb 3 ugleid) fdjlid)t 3 U roerben, bann roerben mir w er üerfurodiet 

eine äunft f «hoffen lernen, bie eine ©erföhnung ir tasfe Das^ a 

bar 3 uftellen uermag, bie ein geiftiges ©ut aller treibuna ae^eid 
merben fann. ©s ift in biefem erften De 3 ennium e i ner ?$+ fatale 
bes neuen 3 al)rf)unberts fd)on mand)es in biefer etmas in biefem 
Wtdjtung gefd)ehen. Die SBcinbe unfrer großen mittelbar annac 
repräfentatioen ©ebäube finb nicht länger 3 u= ™es ©olfcs e?n 

fallsfünftlern ausgefe^t, feit ftlinger in £eip 3 ig, ftebliche Wtacht 

Nobler m Jena, ©rler in 2Biesbaben ©orbilber r e ft Q menfddtdie 
gefdjaffen haben, bie niemanb, ber nad) ihnen oor gwiL einmal ^ 
ähnliche Aufgaben geftellt mirb, überfehen fann, fonbern nur ein 
unb bie uns hoffentlich ebenfofehr oor einer ge= fnftbar fdmn'irft 
fährlid)en äftl)etifd)en ©infeitigfeit bemahren mie unb Kl 
oor einer gefd)id)tlichen ©enremalerei. S intenfbe 1 

Wber bas ©ebiet jeber flunft ift fo umfaffenb r 0 mertooll mei 
mte bas Sehen unb bie geiftigen 3 ntereffen einer ’ 

3eit. Weben ben großen Aufgaben ftehen fünftle= _ 

rifd) gleid)toertig bie 3 aI)Ilofen fleinen, bie Silber 

ber 3 ^it, oon benen eine fpätere ©pod)e bas ©e= ■ 

fonbere unfers Wnfd)auens unb unfre (Stellung 3 U H&Zjfdff 

ben fragen bes Sehens abfehen möchte. W3ie 

ioogartl) bie Sittengefd)id)te ©nglanbs bes ad)K MQHk 

3 el)nten 3 al)rl)unberts gibt, 2 Batteau, ©hobomiecfi 

bie oon ©aris unb ©erlin, ©aoarni uns bas Saris 

ber ©ürgerfriege unb §ofemann bas ©erlin ber 

fünfziger 3 al)re bes oorigen 3 ahrl)uuberts, bas IMP f &;& 

Serlin bes oormitjig nafemeifen Spreeatheners |g*L 

3 eigt, fo oerlangt aud) unfre 3 eit nad) 3 eid)nern 

unb Wialem, bie uns bas oielgeftaltige Durch- W? 

einanber ber mobernen ©rofcftäbte fd)ilbern. Die PS 

Sd)mierigfeit einer folgen Aufgabe liegt auf ber 

$anb. Dem ftarf ausgeprägten ©harafter früherer 18 

3 eifen fteht f)ier ein ©haos oon JBiberfprüdjen . j* 

gegenüber, bas fd)einbar felbft nod) nad) einer 

‘Wichtung fud)t, nad) einer ©emeinfamfeit ber 3 iele. K; 

9Ber bie £>auptftabt bes Deutfd)en Weidjes ^ BSb 

nur auf Dage ober 2 Bod)eu befud)t, mirb fd)ioerlid) ^B ^^B| 

jene Dppen 3 U ©eficht befommen, bie ©alufdjef I S JÜ 
oormiegenb intereffieren. Hub bod) finb es bie 
ein 3 igen Wacf)fommen oon £jofemanns Drofddem 
futfchern, 2 Beif 3 bierpI)ilifteru, Dienftboten unb IjB 
od)ufterjungen, unb bod) ftellen fie allein bas Bf 
ältefte ©erlin bar, jenes iKeiuftabtlcbeh, bas heute |K 
in bie Sorftäbte oerbannt ift unb in bie billigen ^29 
Wlietoiertel bes Worbens unb Dftens, bie in ben 
93orftäbten mit ben fd)öiten Warnen, mie Wirborf, 

Weinidenborf, Wummelsburg unb am Sßebbing 

mohnen. Da ift ber gan 3 Keine Beamte, ber ©rief frjans ©alufchef 


Der Sonntagsfänger 







Sans 23alu[d)ef Der 23af)nf)of 


1911 (95b. 106) 


109 























$infenfd)lag oon ber feinften Xfjürirtgcr Brt 
flingt es burd) bas Bilb bes „Sonntagsfängers“. 

Die fonnige Sorglofigfeit, bie ben Bflaftertreter 
um bie grüf)Iings3eit I)inaustreibt auf ben erften 
grünen 51 der, fein Dagetoerf im Bid)tsbenfen unb 
Bidjtstun 3U oollbringen, bie gan3e fd)elmifcbe 
Dreiftigfeit jener ©efd)öpfe, bie feine Steuern 
3af)Ien, unb für bie ber liebe Herrgott auf irgend 
eine ferner oorber 3U beftimmenbe SBeife bod) 
nod) forgt, jenes i]ßf)iIofopI)entum, bas nid)t über 
ben näd)ften ÜJteilenftein tjinausptjilofopfjiert, es 
ift in biefem Eliten oerförpert, roie er ba, tnenig 
bequem, aber für feine Berbältniffe f)öd)ft fplenbib 
auf bem Bafen minbeftens fo gut toie in einem 
englifd)en ©artenrobrftubl fitjt. Btan fann fid) 
feine poetifdjere Berberrlidjung ber Batur unb 
ber Sonne benfen als biefes £anbftreid)erporträt, 
bas ben bebaglid)en ©enufs ber toärmenben 3af)res= 

3eit 3U einem §pmnus fteigert, ben Dier unb 
StRenfd) gleid)ertoeife oerfteben. 

Die Sßanberung über bas DempeIf)ofer $elb, 
audj fie gehört 3U ben fd)toer 3U miffenben Sonn= 
tagsoergnügen bes fleinen Berliners. SBieber 
ergebt fid) Bafufd)ef 3U einem gan3 großen ftenner 
ber Bl)J)fiognomie unb ©efte bes ©rofcftäbters, ber, 
ungeroof)nt ber $reif)eit auf bem großen freien 
Blat) unb in ber unoermeiblidjen Anhäufung ber 
Spa3iergänger, eine feiten brollige 5 igur mad)t. 

Das Bilb ift eine ftarifatur auf bas Spa3ieren- 
gel)en felbft, toie es 3um planlofen 2Birrxoarr einer 
|jerbe xoirb, bie, ofjne Sd)äferl)unb unb Srnter, fid) 
felbft überlaffen ift. 

(Ss ift fein 3 ufall, baß Balufdjef, ber in ben 
oergilbten 3 bealen ber 5 tIeinftabtxoelt in ber ©rofc 
ftabt unb in ber Boheme bes oierten Stanbes 
fo ftarfe, urgefunbe ^fünfte entbedte — man 
muß f)ier oon einer (Sntbedung reben — unb, ben Sd)ienenftränge in it)rer fongruenten Begel* 

ohne fie 3U oerfälfd)en, ber großen 5 funft ber mäfpgfeit, bie xoeiß bampfenben £ofomotioen 

9 Jienfd)enbarfteIIung einreibte, fid) aud) ber Dedjnif toerben 3U einem BUbe ntenfd)lid)er 3ntelligen3. 

annabm. Sinb feine Borftabtfafernen, jene im (Sr finbet f)ier eine Schönheit, bie toieber in ihrer 

©elänbe liegenben Borpoften bes großftäbtifd)en großzügigen (Sinfad)beit über3eugenb roirft. (Sr 

ÜBofmungselenbs, Dppen ber Droftlofigfeit unb entxoirrt bas (£I)aos ber s Jtüd)ternI)eit 3U einem 

bes §äuferfd)ad)ers, — in bem Baljnne^, ber ben ©ebilbe ber 3 toedmä^igfeit unb ber Sinnfd)önf)eit, 

Berfel)r oon allen ÜBeltgegenben bem 3 entrum unb er 3eigt, roie xoeit bie 5 funft in bas £eben 

3ufübrt, fiebt er einen Sieg ber Dedjnif. Die bineingreifen fann, etxoas oon il)rer l)ol)en 
Babnftrede, bie einem Oberen ©efetj gebordjen= Büffion aufsugeben. 


Der 31 nftreicber 


3 Beifebieribt)Il 


fteigern. Unb xoäbrenb ber Bierbunft aus ber 
abgeftanbenen Blonben mit Strippe ibr unb 
ihrem Bräutigam Iieblid) in bie Bafe fteigt, 
xoäbrenb „er“ bie (Sfftafe ber Stunbe um ein gut 
Stüd preufjifcber, aber auch nid)t ohne poetifd)e 
Hbertreibungen oerträumt, erbeilen fid) bie müben, 
bes Sprechens ungerool)nten ©efid)ts3üge in ber 
Scbtoeigerei biefes Sonntagsglüdes. 

B 3 ie ein einziger an[d)toeIlenber Bfforb, ein 
töunberfantes Dio tio tüb ber Droffel ober ein 


PAR« 

a 


Der Bergnügungsparf 


§ans Balufcbef 























1911. 9lr. 32 


Über £artb unb Ufteer 


841 


9Jleitt Kelter, ber (£f)emiter. Bon B3ifljetm Braun 



flfines Dages erhielt id) einen Brief, aus beffen 
VI/ <5anbfd)rift id) erfal), bah er oon meinem 
Beiter, bem Doftor ber ©hemie grans Bogel, 
herrührte. 

BSenn id) oon £anbfd)rift fpredje, fo meine 
id) bamit biejenige ber Bbreffe. Denn fonftige 
fchriftlidje Buherungen toaren in bem Brief 
nicht 3U finben, ebenfomenig aber etmas ©e= 
brudtes ober irgenbein anbrer grtbalt. Das Sluoert 
mar forgfältig gefdjoffen; als icf) es jebod) öffnete, 
ermies es fid) als leer. 

Da id) unmöglid) annehmen tonnte, bah mein 
Better mir irgertbmelcfje trefflid)e ©igenfd)aften 
bes Sluoerts l)abe oor klugen führen mollen, fo 
fd)lof3 id), bah ber §itlle urfprünglich ein gnl)alt 
3ugebad)t mar, unb ba id) meinen Better genüge 
fam tonnte, fo gmeifelte id) feinen Bugenblid 
baran, bah er es gemefen mar, ber im 3 u ftanbe 
ber 3erftreutf)eit ober, mie er es 3U nennen pflegte, 
ber Sammlung jenen gnl)alt im traulidjen §eim 
3urüdbel)alten l)atte. 

Bad)bem id) mir bas Stuoert genau angefel)en 
batte, fdjrieb id) meinem Better, id) entnähme 
aus bem gormat feines Briefes, bah er ficb oer* 
lobt l)abe, bäte ihn, meinen t)er3lid^ften ©lüd* 
munfd) b^^3 u cntgegen3unel)men, tjielte jebod) 
3U meiner oollen Orientierung bie Blitteilung 
nod) einiger meiterer (Einseibeiten für geboten. 

Bis Bntmort empfing id) einen Brief, in bem 
mein Better feine tiefe Befüllung über bas 
Berfcbtoinben ber Berlobungsan3eige aus bem 
ftuoert ausbriidte unb alle für bie ©rflärung 
biefes munberbaren Bhänontens in Betragt fom* 
menben Biöglidjfeiten erörterte, mit Busnal)me 
ber ein3igen, bah er gar teine Starte in ben Hm* 
fd)lag geftedt hotte. 

BSeiter machte er mir einige 
Eingaben über feine Braut unb 
über ihre gegenfeüige £iebe, 
bie nad) feiner aufrid)tigert 
Hbet3eugung bie £iebe aller 
bisher auf (Erben aufgetretenen 
Brautpaare beträd)tlid) über* 
traf, unb enbete mit einer bei 
meitem meniger fd)mungoollen 
Buscinanberfetjung, bes gnhalts, 
bah es mit bem heiraten nod) 
gute BSege fjätte. ©r müffe fid) 
erft eine gefieberte ©riften3 grün* 
ben, unb bas fei nid)t fo leid)t. 
greilid) märe er nid)t ohne Bus* 
fid)ten. (Er hätte fid) um eine 
Stellung in einer Berliner djemi* 
fdjen gabrif bemorben unb einen 
ermutigenben Befd)eib erhalten. 

Bädjte B 3 od)e folle er fid) bei 
bem Direttor perfönlid) oor* 

[teilen, merbe alfo einige Dage 
in Berlin 3iibringen unb frage 
befd)eibentlid) an, ob er mäb= 
renb biefer 3eit bei mir mobnen 
tönne. 

Batürlid) fagte id) fofort 3U, 
befam aber auf biefeit Brief 
feine Bntmort. 

Sechs Dage fpäter fab id) 
gegen Bbenb an meinem Schreib* 
tifd), als bie Storriborglode in 
heftigfter ÜBeife erflang unb bis 
auf meiteres nicht mehr 3^ er= 
flingen aufhörte. gd) tonnte 
nicht felbft I)inauseileit, roeil id) 
es mir mit ber SUeibung etmas 
bequem gemad)t hatte, unb meine 
BSirtfd)afterin mar Ijmabgegan* 
gen, ben Bapiertorb aus3uleeren, 
mas megen ihrer lebhaften fite* 
rarifchen gntereffen tiie meniger 
als eine Biertelftunbe bauerte. 

Sie hörte jebod) bas nid)t euben* 
mollenbe fiäuten bis auf ben 
Ejof unb fam heraufgeftür3t, um 
ohne Bersug, nicht etma an bie 
Düre 3U eilen, fonbern mir 3U* 
nächft mehrere §ppothefen über 
bie Hrfad)en bes aufregenben 
Borfalls 3ur BSaI)l 3U ftellen. 

3d) fdjnitt mit einiger Blühe 
ihre (Erläuterungen ab unb er* 
fuchte biebarob etmas ©efränfte, 
enblid) ihres Bmtes 3U malten. 

SBährenb biefer gan 3 en 3^it 
bauerte ber fd)rille ©lodenton ^elicicn Bops 


ohne bie geringfte Unterbrechung an, fo bah 
bereits bie anbern §ausbemoI)ner unruhig tourben 
unb an ben Ejoffenftem erfd)ienen. 

Bis meine BSirtfcfjafterin bie Dür öffnete — 
id) hatte mid) in3mifd)en angefleibet unb fam faft 
gleichzeitig f)m3 u — ft 01155 braunen mein Better 
gran3 Bogel unb betrachtete mit fad)funbigen 
Bliden bie mirflich fehr fmbfd)e Busftattung bes 
Dreppenflurs, über meldjer Befd)äftigung er oer* 
geffen hatte, ben ginger oom Slnopf ber eleftrifchen 
©lode mieber fort3unehnten. ©r mar einiger* 
mähen erftaunt, als id) ihn barauf aufmerffam 
machte, bah \ a nun feinem ©intritt nichts mehr 
im BSege ftänbe unb er baljer ohne jeben Bad)teil 
ben SUtopf loslaffen fönnte. 

BSir gingen nun hinein, unb id) mad)te meinem 
Better liebeoolle Bormürfe, bah er mir ben 
Dermin feiner Bnfunft nid)t ange3eigt hatte. 
(Er fal) mid) groh an unb fragte, ob id) benn feine 
ihn anmelbenbe Boftfarte nicht _ erhalten hätte. 
3d) ermiberte, bei mir märe nid)ts bergleicfjen 
eingelaufen, fonft märe id) felbftoerftänblid) auf 
bem Bal)nl)of erfd)ienen. hierauf erging [ich mein 
Better in bitteren Buherungen über bie mangel* 
hafte Organifation ber Boft unb lieh burd)bliden, 
bah es bamit beffer beftellt märe, menn er biefe 
Bermaltung eingerichtet hätte. 

Überhaupt mar meinBetter etmas mihgeftimmt. 
©s mar il)m, mie er nun er3ählte, fein Hbezieher 
mährenb ber Bahnfahrt oertaufdjt morben. Dar* 
über mar er in ftonflift mit feinen Bütreifenben 
gefommen. Sie hatten behauptet, biefer Hber* 
3ieher ba müffe ber feinige fein, tro^bem er ihnen 
erflärt hatte, bah er ftets bei BSeftheim & ©o. 
in B°fen arbeiten laffe, ber fragliche Baletot ba* 
gegen ben Barnen einer Berliner girma auf ber 


3nnenfläd)e trage. Sd)liehlid) mar in Berlin 
ber Stationsoorfteher angerufen morben, unb mein 
Better hatte im Berlauf bes ©efpräd)s über bie 
gähigteiten biefes Beamten einige Urteile ab* 
gegeben, meld)e mit beffen eigner Bnfidjt fo 
menig übereinftimmten, bah er bie Blondiert 
meines Betters feftftellen lieh unb ihm eine Bn* 
Hage megen Beamtenbeleibigung in Busfid)t 
ftellte. 

3 ch fud)te meinen Better 31t tröften^unb ihn 
mit bem befannten Dranf ber Bl)ren, ber fd)on 
Biobe fo gut getan haben foll, ein menig auf3it= 
muntern, ©r blieb jebod) oerbriehlid) unb [cfjalt 
abmed)felnb über bie Boft* unb über bie Bahn* 
oermaltung. 

Bis id) eine BSeile fpäter über ben 51 orribor 
ging unb an bem oon meinem ©afte bort ange* 
hängten Ubersieher oorbeifam, fah ih aus ber 
inneren Brufttafd)e eine Boftfarte h^^orragen, 
unb es fiel mir auf, bah fie befd)rieben, ihre Biarfe 
aber nicht abgeftempelt mar. 3<h 3°9 fte heraus 
unb fanb biefe g^bistretion nachträglich baburch 
gerechtfertigt, bah bie ftarte an mid) gerichtet 
mar. Sie enthielt bie Bntünbigung, bah mein 
Better fytvdt nad)mittag hier eintreffen merbe, 
eine Borausfage, bie bnrd) bie Datfad)e in3mifd)en 
glän3enb geredjtfertigt mar, bafür aber oon bem 
Bei3 ber Uberrafhung oiel oerloren hatte. 

3 <h 3eigte meinem Better bie ftarte, morauf 
er 3uerft heftig auffuhr, bann jebod) in anertennens* 
merter Selbfilritit auf ben ©ebanten fam, er 
fönne am ©nbe felbft bie übertriebene Bn* 
I)änglid)feit ber .Starte an feine Betfon oerfd)ulbet 
haben. 

Buf einmal fah id) ih^t in tiefes Bad)benfen 
oerfinfen. Bad) geraumer 3 eit bemerkte er in 
fid)tlid)er Bermirrung, es fei 
hoch höd)ft fonberbar, bah Jeine 
Starte in bem ihm burd) 9 ben 
freoelhaften Umtaufch 3ugefal* 
lenen Uber3iel)er eines s JBit= 
reifenben ftede. Da flieg in mir 
eine Bhnung auf. gä) holte ben 
Uber3ieher herein, legte ihn 
auf ben Difd) bes Kaufes nieber 
unb ftellte mit meinem Better 
ein Berhör an, aus bem fid) 
fd)Iiehiid) ergab, bah er oor 
mehreren 3af)ten einen Uber* 
3ieher ausnahmsmeife nid)t bei 
BSeftheim & ©0., fonbern in 
Berlin, mo er 3unt Bergnügen 
meilte, hatte anfertigen laffen. 
Dennod) blieb er nad) eingeben* 
ber Befid)tigung bes Storpus* 
belifti babei, bah es fein ihm 
gehöriges Aleibungsftüd fei. 
©rft als er auf meine Bnfforbe* 
rung ben übrigen 3^halt ber 
Dafd)en burchfah, gab er etmas 
fleinlaut bie Biöglid)feit 3U, bah 
hier fein eigner Uber3ieher oor 
ihm liege. 

Bm nächften Bormittage ge* 
nügte id) ber angenehmen 
Bflid)t, gran3 mit bem belei* 
bigten Stationsoorfteher aus3u* 
föhnen. Den Bad)mittag hm^ 
gegen füllte id) nüfclid) bamit 
aus, meinen Better oom Sd)Iefi- 
fhen Dor 3urüd3uboIen, mo er 
na^ mand)en Streu3* unb Quer* 
führten mit ber E)od)* unb Unter* 
grnnbbahn gelanbet mar. ©r 
hatte [icf), in feine Beftiire oer* 
tieft, nid)t aIl3itoiel um bie 
Barnen ber burd)faf)renen Sta* 
üonen gefümmert unb immer 
nur 1 barauf gemartet, bie Be* 
3eid)nung „Botsbamer Bläh" 
311 hören ober 3U fehen. Das 
mar aber nicht gut möglich, meil 
biefe Station feit feiner letzten 
Bnmefenheit in „fieip3iger Blatj" 
umgetauft mar. gm fernen Qften 
hatte er enblid) ben männlichen 
©ntfd)Iuh gefaht, aus3ufteigen 
unb mich ansutelephonieren, 
toas ihm bie nädptliegenbe 
Biöglichfeit einer ©rfunbigung 
3U fein fchien. So brachte id) 
ihn benn im Driumphe heim. 

Die Bäherin ©s fann aber nicht oerhehlt 





842 


Über £artb urtb 9fteer 


1911. 9tr. 32 


bleiben, bah mein Leiter fid) an biefern ©benb 
[eb)r abfällig über ©erlin unb über alle 5Hein*. 
bahnen äußerte. 

Der folgenbe Tag mar für ben ©efud) meines 
Retters bet bem gabrifbirettor beftimmt. Um 
Zmölf Uf)r fajfen mir nod) gemütlich beim zmeiten 
grühftüa, unb granz erzählte mir, mie er ben 
Direttor unb feine Familie früher einmal fennert 
gelernt höbe unb erfreulich erm elf e in rec^t gute 
^Beziehungen zu ihnen getreten fei. (£r zeigte mir 
babei ben ©rief, ben er oon ihm erhalten hatte. 
Kaum hatte id) jebocl) einen ©lid hmeingemorfen, 
als ich erfd)rocfen ausrief: „ 3 a, aber hier fleht 
ja, bafe ber Direttor heute um halb zmei Uhr auf 
längere 3eit oerreife unb bie ©efetgmg ber Stelle 
bann an feinen Kollegen abgeben müffe!“ 

©ad)bem mein ©etter züerft behauptet hatte, 
es fei unmöglich, bah bas. barin ftänbe, er hätte 
es fonft gelefen haben müffen, lieh er fid) bod) 
burd) ben ©lugenfhein überführen, gürtete eilenbs 
feine ßenben unb rannte baoort. 

Da mir nichts öaranliegt, im ßefer ben rohen 
(Effett ber Spannung heroorzurufen, merbe ich 
bas golgenbe nid)t fo erzählen, mie es fich meinem 
©etter mährenb bes Erlebens barfteltte, fonbern 
mie ich es nachher aus ben ©erid)ten aller ©e* 
teiligten: zufammenbrad)te. ©lein ©etter gelangte 
nach halb ein Uhr an bas Haus bes Direttors 
unb flieg in grober ©efhminbigteit bie Treppen 
hinauf. Dabei mar fein $erz oon bem ©efüljl, 
für feine Sadje gar nicht genug tun zu tonnen, 
fo gefchmellt, bah er um ein Stodmert zu h°d) 
tlomm unb an einer Tür tltngelte, bereu Sd)ilb 
ben ©amen „©lbred)t ©ifher“ trug. Diefer 
letztere Umftanb hätte meinem ©etter oon grobem 
©üben fein tonnen, menn er bas SdEjilb angefehen 
hätte. Da er bies aber nicht tat, fo betrat er bie 
©Bohnung in ber feften Überzeugung, fich bei 
Herrn Direttor Otto ©öride zu befinben. 

Das öffnenbe ^ausmäbchen fragte er, ob bie 
Herrf haften zu Haufe mären, unb gab ihr feine 
Karte. ©ach einigen ©tinuten mürbe er in ein 
ßimmer geführt, in bem fich eine ältere unb 300 ei 
junge Damen befanben, bie fid) bei feinem ©in* 
tritt erhoben unb ihn ermartungsooll anfahen. 

Da mein ©etter leine ber Damen tannte, fo 
nahm er an, bah es © efud) eriurten mären unb bah 
Herr unb grau ©öride fie für turze 3eit oerlaffen 
hätten, um einige ©norbnungen für bie ©breife 
Zu treffen. ©r bat baher bie brei Damen, hoch 
ruhig ©loh zu behalten, fehle fich 3 U ihnen, unb 
ba er es für ein ©ebot ber §öflid)teit hielt, ein 
©efpräcjj z u beginnen, fo fann er nach, meid)es 
allgemein intereffierenbe unb bod) rtid)t banale 
Thema er berühren folle. 

©ad)bem er bies eine ©Seile ermogen hotte, 
bemertte er, bah bas ©Setter hoch recht tühl märe. 

hierauf fahen ihn bie Damen fehl' oermunbert 
an, fo bah mein ©etter glaubte, fie halten feine 
©nficht für etmas mertmürbig, unb fofort hinzu= 
fehle, er tönne fih allerbings oorftellen, mie 
angenehm gerabe biefe Temperatur für einiger* 
mähen abgehärtete ©ienfdjen märe. 

©ad) biefen ©Borten martete mein ©etter, ob 
fich etma über fie eine Distuffion erheben mürbe. 
©Is bas nicht ber gall mar, medjfelte er mit 
tühnem ©ntfhluh bas Thema unb äußerte, ©erlin 
fei eine fel)r lebhafte Stabt, unb man müffe fich 
an ihr Unruhiges Treiben hoch erft recht fehr 
gemöl)neit. 

$rau ©ifd)er unb ihre Töchter 1 — benn bas 
maren bie brei Damen — mechfelten fragenbe 
©lide miteinanber, oerficherten aber aus höflich* 
teil, bah bas eine auherorbentlid) ridjtige ©eob* 
achtung fei, meld)e mit ber ©leinung mehrerer 


anbrer burdj'aus zuoerläffiger ©emährsmämter 
übereinftimme. 

Offenbar hielten alle ©nmefenben ben befpro* 
d) enen ©Suntt für nunmehr oöllig aufgetlärt. 
Denn es trat mieber für geraume 3eit Sd)meigen 
ein. ©lein ©etter munberte fich über bie zurüd* 
haltenbe ©lanier ber Damen, unb grau ©ifher 
unb ihre Töchter munberten fid), bah ein unbe* 
tannter Herr oorfpräcbe, um fie über bas gegen* 
märtige ©Setter zu belehren unb ihnen eine ©l) a - 
ratteriftit ber Stabt ©erlin zu geben. 

©Is jebodj mein ©etter bem anregenben ©e= 
fprä© abermals eine neue ©Senbung gab unb fich 
über eine Schmelzer ©eife oerbreitete, ba tarn grau 
©ifher, meld)e tatfählid) öfter mit ben 3 hrigen 
in ber Shtoeiz gemefen mar, zu ber Überzeugung,; 
bah ber ©efud) er ihr betannt fein müffe unb fie 
fich nur infolge einer unoerzeihlid)en ©ebäd)tnis* 
fdjmädje feiner nicht erinnere. Da fie auf ©nftanb 
unb gute Sitte b)ielt, mar fie über fich fetbft red)t 
ungehalten, unb um ihr ©erfehen möglichft gut* 
Zumachen, fragte fie meinen ©etter, ob es feiner 
lieben grau gut gehe unb ob feine Kinber — 
ober fei es nur eins gemefen? — bereits zur Schule 
gingen. Unb als mein ©etter grohe ©ugen machte, 
mihoerftanb fie biefes ©rftaunen unb fügte, oiel* 
leicht mit ©üdficfit auf feine angegrauten Haare, 
rafd) I)iuzu, bie Stinber muhten ja freilich feit ber 
©etanntfd)aft mit ihr erheblich älter unb fd)on 
längft fihulpflichtig gemorben fein. Sie oerfid)erte 
übrigens, bah fic fid) ber Stinber noch Sonz genau 
erinnere. 

©lein ©etter oermod)te taum h^roorzuftottern, 
bah m biefer £jinfid)t Äenntniffe oon feiner 
gamüie feine eignen bebeutenb überfliegen unb 
bah er fid) über bie SchuHaufbahn ber Stinber, 
bie ihm feine bemnächft einzugehenbe ©he h°ffent= 
lid) fchenten merbe, noch nicht fd)Iüffig gemad)t 
habe, ©r mar im höd)ften ©rabe oermunbert 
über bas lebhafte perfönlidje gntereffe, bas eine 
ganz frembe Dame für fein gamilienleben an ben 
Tag legte unb bas fich bod) teinesmegs mit einem 
ganz fixeren ©ßiffen über biefes oerbanb. ©uf 
ber anbem Seite mar grau ©ifch.er burd) bie 
©ntmort meines ©etters in bie äuherfte ©er* 
legenheit, gefegt unb murmelte etmas oon einer 
©ermed)flung, bie fie felbft nicht begriffe. 

©litten in. ber ©ermirrung bes ©ugenblids 
tarn es aber meinem ©etter zum ©emuhtfein, 
bah bie 3 eü f^h^ bränge unb michtige gutereffen 
auf bem Spiele ftänben. ©r fagte baher: 

„©ntfchulbigen Sie, mirb ber irjerr bes Kaufes 
nicht balb erfd)einen?" 

„^Sapa mirb mohl halb höimtömmen," ermiberte 
bie eine ber jungen Damen. 

„©Sie, er ift gar nicht zu §aufe?“ fragte mein 
©etter unmillig. „5tann id) bann menigftens bte 
Hausfrau gleich fprehen?“ 

„Das bin ich ja'felbft/' fagte bie ältere Dame. 
„©Sas? Sie mären— Sie finb es felbft?“ rief 
mein ©etter aus. ©r mar ganz unglüdlid) über 
fid) felbft. 

„Sehen Sie, bas ift nun meine imglüdfelige 
3erftreutheit, mie manche es nennen. Da fitsen 
Sie nun leibhaftig oor mir, unb id) ertenne Sie 
nicht. 3h bitte Sie taufenbmal um ©ntfd)ulbigung, 
gnäbige grau, ©ber Sie hoben fid) and) mirtlid) 
fehr oeränbert, in ber Tat fehr oeränbert. Sie 
finb jünger gemorben. ©ein, id) mill 3 huen niht 
fhmeid)eln, aber Sie fehen bebeutenb jünger 
aus. ©Sas mähen benn all 3h*e ©ngehörigen? 
©ßie hoben fih 3 h r e ©ntelhen entmidelt?“ 
geht mürbe bie Sähe für bie anbre ©artei 
etmas peinlih- Die beiben jungen Damen mürben 
puterrot, toas fid) baraus begreifen läht, bah fie 


bie einzigen ßinber bes ©ifherfhen ©hepaares 
maren, unb grau ©ifd)er fah fih oeranlaht, bas 
©efpräh mit ben ©Sorten abzufhneiben: 

„©rlauben Sie mir bie grage, §err Dottor, 
mas Sie zu uns führt.“ 

©lein ©etter ermiberte, er molle $errn Direttor 
©öride in einer gefhäftlihen ©ngelegenheit fpre* 
d)en. 

Da fprangen bie brei Damen, auf unb riefen 
mie aus einem ©tunbe bas bebeutungsfhmere 
©Sort: „©Öride?“ 

©lein ©etter fprang zur ©efellfhoft gleihfalls 
auf unb fagte oerbuht: ; 

„3a, natürlich, ©öride.“ 

„Der mo^nt aber eine Treppe tiefer,“ erllang 
es gleichzeitig unb haftig aus bem ©lunbe ber 
holben Shmeftern. 

©lein ©etter taumelte zurüd. 

„gh bin — ih bin hier niht -— bei Direttor 
©öride?“ 

„©lein ©ante ift ©ifher,“ erflärte bie grau 
bes Kaufes mürbeoöll. 

,,©r fleht aud) brauhen auf bem Sd)ilbe,“ 
fügte bie oorlaute jüngere Tohter hinzu. 

©lein ©etter fant auf ben Stuhl zurüd unb 
rang nah ©Sorten, ©üblich ermannte er fid), 
ftammelte einige oermirrte ©ntfdjulbigungen, ftürzte 
hinaus unb eilte bie Treppe hinunter zur ©3ol;= 
nung bes ©>efud)ten, mo er ftürmifh tlingelte. 

©s. erfhien bas §ausmäbd)en unb teilte meinem . 
©etter auf feine grage mit, bah öer $err Direttor 
oor fünf ©linuten zum ©ahnhof gefahren fei. 

Der tatfte tarn ganz niebergefhmettert nah 
§aufe, unb id) geftehe, bah er bei mir leinen Troft, 
fonbern ©ormürfe fanb. Denn ih fürhtete, 
bah feine 3 erftreutheit in biefern galle oerhängnis* 
ooll für fein Debensglüd merben tönnte. gnbeffen 
meine pebantifhe ©effermifferei füllte niht red)t 
behalten. 

Schon nah einer Stunbe langte ein ©rief 
bes $errn ©öride an, ber in turzen, tühlen ©Sorten 
befagte, er hätte gar teinen Drben erhalten unb 
müffe baher einen biesbezügtid)en ©lüdmunfh 
als minbeftens oerfrüht zurüdmeifen. 

©lein ©etter tarn mit bem ©riefe zu mir 
unb gab feine ©nfid)t tunb, es müffe ba etmas 
niht in Drbnung fein. Sein Selbftbemuhtfein 
hatte fih jebod) fh° n 1 ° meit erholt, bah ör bie 
©eihspoft, ^errn ©öride unb anbre ©litmirtenbe 
für ben 3 rrtum oerantmortlih zu mad)en fud)te. 
©rft burh eingehenbe gragen ftellte ich f^ft, bah 
mein ©etter einem hm flüchtig betannten ijetrn 
ßeopolb zu einer Drbensoerleihung gratuliert 
unb offenbar biefes Schreiben mit bem ©e* 
merbungsbrief an §errn ©öride oertaufht hotte. 

3mei Tage fpäter tarn benn aud) bie ©ntmort 
bes |>errn £eopolb. ©Sir öffneten ben ©rief 
gemeinfam unb zögernb. Denn mir maren auf 
nichts ©ngenehmes gefaht. ©ber mas ftanb 
barin? ©lein ©etter möchte fih perfönlih oor* 
ftellen, irjerr ßeopotb fei niht obgeneigt, feiner 
©emerbung näher zu treten. Der ©tann hotte 
nämlih eine grohe gärberei. 

Hm es turz zu mähen, mein ©etter erhielt 
bie Stellung unb fehle alsbalb ben £jod)zeits* 
termin feft. 

Dann reifte er natürlich gleich ob, unb ih erhielt 
auf ©runb meiner erfolgreid)en Tätigtet! in ber 
Stationsoorfteherfahe bert ehrenoollen ©uftrag, 
ber gamilie ©ifher einen (Srtlärungs* unb (£nt= 
fhulbigungsbefuh zu mähen, ©lein ©etter, ber 
burh bie lebten (Sretgniffe etmas unfiher ge* 
morben mar, hielt bas mol)I für ben zimerläffigften 
2Beg, feine Sturibgebung an bie richtige ©breffe 
ZU bringen. 


©ahöentlihes. «mt Otto ©romber 


©agel unb Schraube ftritten fih, mer oon 
ihnen mehr zu feffeln oermöge. 3 uleht meinte 
bie Schraube: „ 3 h! Du lanuft mit beiner ©rob* 
heit zmar fhueller in bte Ob* unb Subjette 
hiuein, aber ih mit meiner falfdjen ßiebens* 
mürbigteit hafte beffer. ©So ih mid) hiuein* 
Zmänge unb *zminge, bin ih niht mehr fo leiht 
herauszubringen.“ — Der ©agel fhmieg eine 
©Beile. Dann meinte er: „gür fo fhleht hotte 
id) bih eigentlih uod) niht gehalten.“ 

* ■ 

Der, ber oon einer erreichten |jöhe als be* 
tabent nieberfteigt, mirb fid) erer tun als einer, 
ber erft mühfarn Stufe um Stufe bie Treppe 
ber Stultur hitmuftlimmt. 


©lanher ©lenfh gleicht einer pruntoollen 
Hängelampe. ©Sir fehen irnmer nur ihn, be* 
munbern nur ihn, umfhmeiheln ihn — unb 
benten niht an ben einfachen 5 UrI oon Hoten, 
ber „bie ganze ©efhihte hält“. 

* 

©tbenfe, bah in biefern ©ugenblid auf unfrei* 
(Erbe fih taüfenb ©c ,,hen oor greube unb 
anbre taufenb oor Shtnerzen niht faffen tönnen. 


„ 3 h habe mirtlidj bie ©Bahrheit gefagt!“ oer* 
fiherte ©. — ,Da hätte er alfo aud) lügen 
tönnen?' bähte © unb mar auh fhon mife* 
trauifd). 


Die ©lütter eines mihratenen Sohnes ift ftets 
baoon überzeugt, bah hr Sohn in fhlehte ©e= 
fellfhoft geraten ift; fie tommt aber nie auf ben 
©ebanten, bah ihr Sohn anbern Söljuen eine 
fhlehte ©efellfhaft abgegeben haben tönnte! 

* 

©Bir merben fo anfprüd)sooll mit ben 3 ahren, 
bah fih aus bem Hnglüd eines (£rmad)fenen nod) 
zehu „gugenbglüde“ herausfinben liehen. 

' ■ * 

„Du bift graufam,“ fagte bie 3 u nge zum. 
3 oh n , ber ein Stüd gleifd) zerrih- — „©Biefo?“ 
ermiberte ber 3 ahu; „ih reihe boh nur ©Sunben 
in totes gleifd), bu in Iebenbes.“ 
























■ ■ •• 

t * V* gpfe «•/*•>. i > ■* •- 




ftreute — eine Saat, bie in lichter ©rad)t fcfjon 
aufging, aber aud) int Meinte nod) fdjlummert. 

©s finb leud)tenbe ftörper^ rein unb fdjön, 
ent|tanben aus bent gleichen Stoffe, 3U gleid)er 
©eftimmung unb 3u höherer ©ollenbung. 

©erabe bie 9 JlildE)ftrafee ift es getoefen, auf ber 
feit bes ^ 3 tolemäus Dagen 3ieIberoußt unb mutig 
ber moberne ^immelsf orf d) er oortoärtsfd)reitet, um 
3U jenen großartigen ©rgebniffen 3U gelangen, auf 
roe!d)e bie aftronomifdje 2Biffenfcf)aft beute ftol3 ift. 

gtt biefem glammenbogen finbet fid) alles 
oereint, toas bas girmament Uranias güngern 
3U bieten oermag. 

Dort ift bie geheime „SBertftatt ber Schöpfung“, 
too — roentt toir einmal bilblid) fprecßen toollen— 
bas große Uhrtoert ber 2Belt aufge3ogen unb im 
richtigen ©ange bis 3ur Stunbe erhalten toirb. 

gm Silberfcheine ber 9 JWd)ftraße formte fid) 
einft aud) unfre Sonne, tourben bie platteten, 
erfdßienen toir. Das Silberlidjt ber 9 Jlild)ftraße 
toirb in fernen 3^en uns toieber aufnelpnen, 
bamit toir teill)aben an ihrer ©ntroidlung 3ur 
©ollenbung. 

Das ift ja ber ©nb3toed alles ©aturgefd)el)ens, 
bie heroorfted)enbe ©igenfd)aft in ber „ s 2Belt ber 
Sterne“, unb fie ift aud) ber 9 Jlild)ftraße als 
Signum aufgeprägt. 

Demofrit, ber gried)ifd)e ^Iofoph, toar ber 
erfte, ber richtig oermutete, baß bas „alte, aus= 
gefahrene ©leis bes Sonnengottes“ nidjts anbres 
fei als eine ©alpt oon 3af)llofen Sonnen. 


9Ijtrortomtfd)e Klauberei t?on $elix (Erber 


'TNie flaren klugen ber Sternennad)t haben fid) 
sZJ toieber aufgetan! 

©tilbe bliden fie aus fernen §öl)en 3ur ©rbe 
nieber unb rufen taufenb ©mpfinbungen in jenen 
toad), bie fid) in ihre ftumme Sprad)e oertiefen. 

©on fo oielem er3äl)len fie uns, bas bort in 
2ßeltalisgrünben; thront — oon ihrem ©Serben 


©in Stüd ©iilchftraße 

Sie Sterne 5tct>en ?o bid)t beieinanber, baß fie 
roic ein SJUIdjflecf mitten 


Die gegabelte $öl)Ie, bie oom „©erfeus' 
her in bie ©tilchftraße einbringt 

9lufnaf)me oon profeftor 5öia.t 2ßolf, Sjeibelberg 


Die tleine ftaptoolte 

pi)otograpljijd)e 2lufnal)me oon 9tu||eU in Stjbneq 


Dte große Äaproolte 

pi)otograpI)ijd)e 3lufnaljme oon Dtupell in Stjbnei) 




















1911. 9tr. 32 


Über ßartö urtb 50leer 


845 





Stromes burd) bas Borhanbenfein oon Sternen 
aus ber elften bis ad)t3el)nten ©röhenflaffe, bie 
fe© oiel blaues £id)t ausfenben, fel)r bjeife finb 
unb fel)r roeit oon uns abftel)en. 

3 u ihnen gehören oielleic© aud) bie ASolf- 
Bapetfd)en Sterne im „Sd)toan“ unb an beu 
äuherfiten ©rennen ber SCRiId)ftrafee, mit einer 
Atmofphäre oon glühenbem SBafferftoff umgeben. 

©aftons Ütjeorie ftimmt gut mit bert neueren 
Beobachtungen, namentlich mit ben photograp©* 
fd)en bes oerftorbenen ameritanifd)en Aftronomen 
fteeler überein. T)iefer hat gezeigt, baß bie meiften 
SternhaufenunbBebelfledeneine fpiralige Struttur 
haben. Biele gorfd)er finb ber Bteinung, baß alle 
Sternhaufen unb Bebelfleden, bie toir am girma» 
mente in ftiller Bad)t mit bem gernrohre ober 
mit ber pl)otograp©fd)en Blatte beobad)ten, oon 


neben bem Fernrohr uod) Ausfunft geben über 
bie phhfitalifd)e Befd)affenl)eit ber Sterne ^n ber 
Blilchftrahe, über bie ©igenberoegung ber Sterne 
unb über bereu Abhängigfeit ooit bem großen 
£id)tftrome. Die Be3ie©mgen 3toifd)en Sternen 
unb Bebeln foll fie uns ebenfalls enthüllen! Aber 
— fo manches gal)r toirb noch oergehen, ehe toir 
barauf eine befriebigenbe Anttoort erhalten toerben. 

Die neue Baumtheorte hat fid) mit ber grage 
befd)äftigt, ob nid)t bie gerabe £inie ein in fid) 
3urüdlaufenbes ©ebilbe fei. §ar3er toies einmal 
barauf ©Tt, bah fehr too© alle oon unfrer Sonne 
ausgehenbert Strahlen toieber 3U ihr 3urücff ehren 
tonnten. 2 Bie nun, toettn bie „ 2 BeIt ber Sterne“, 
bie oon unfrer Bßildjftrahe umfponnen toirb, eine 
Flügel toäre? Dann toiirbe bas £id)t ber Sterne, 
bas unfre Daten, bie ,,©efd)id)te ber 2 Belt“, mit 


Der Spiralnebel im „§aar ber Berenice“ 

aiufnafjme non tprofeffor 9J!a.t SBolf, §eibelberg 

©ine bunfle, gegabelte Bud)t bringt oom 
„Berfeus“ her in bie Biildptrahe ein. Diefer 
5tanal behüt fid) siemlid) toeit unb ift d)arafte= 
riftifd) für bie Buchten» unb Spaltenbübung. 

Barnarb fiel)t in biefen bunfeltt, oft_ fogar 
frummlintgen Kanälen unb Buchten tatfädjlid) 
Stellen in ber Blild)ftrahe, burch bie man in bie 
gähnenbe £eere bes Weltraums blidt. Banparb 
glaubt, bah biefe Stellen mit buntler Btaterie — 
toie ettoa ber buntle Begleiter bes Sirius — am 
gefüllt finb. Brofeffor Btar 2 Bolf in §eibelberg 
behauptet, bah bort, too fid) eine buntle Bucht 
3eigt, oorl)er ein Bebel burd)ge3ogen ift, ber alle 
©asmaterie an fid) 30g, fo bah an ber Stelle 
nichts ntel)r übrigblieb. Das fteht auher allem 
3toeifel, bah in biefer £id)tbrüde, unb 3toar bort, 
too bie Sterne fehr bid)t beieinanber ftehen, nod) 
toilbe, feurige Kämpfe 3toifd)en ihnen ftattfinben. 

Das Bed)t bes Stärtereu gilt aud) bort; aber 
in ben ©ebieten, too toir bie §öl)lenbilbung unb 
bie Stermoüften antreffen, finb bie ©egenfäße 
bereits ausgeglichen, ober ift bie Btaterie nod) 
fungfräulid) unb oorläufig nid)t in ben rauhen 
tosmifd)en ßebensfampf eingetreten. 

gn ber 9 BiId)ftrahe finben toir ein3elne, bann 
Doppelt unb oieifad)e Sterne. 

3u Daufenben ftehen fie and) in ©ruppen bei» 
fammen, unb biefe Sterngruppen finb fo 3ahlreid) 
in ihr, bah ©afton bie gan3e 9 BiId)ftrahe einen 
Sternhaufen in fpiraliger Anorbnung nennt. 

Der Botterbamer ©eiehrte hat too© bie befte 
Befd)reibung biefes feinmobellierten ©ebilbes ge» 
geben. Bad) ihm liegt ber Sterns ober BMrbelpunft 
biefer groben Bßeltfpirale im „Sd)toan“. Bon 
©er aus gehen 3toei Arme, bie nicht genau irt ber 
gleichen ©bene liegen. Unfre Sonne — inmitten 
eines Sternhaufens, in bem bie Sterne 3ientlid) 
gleidjmähig oerteilt finb, ift nahe biefem ÜBirbel» 
puntte; aber ber Sternhaufen liegt ettoas auher» 
halb ber Spirale; toir fehen fomit auf biefe herab. 

©afton erflärt ben milchigen Schimmer bes 


Der Borbamerifanebel im „Sd)toan“ 

Siufnaljme uon tprofejfor SRox 2Bolf, §etbel6erg 


Der Bohrneber ($öhlennebel) bei bem 
Sterne n 2 im Bilbe bes Sd)toans 

(Einer ber rotdjtigften SJlebel, bie in bie SDlildjftrafse einbringen 


unfrer 9 BiId)ftrahe umfd)lungen toerben, bah bie 
alfo ber ©renstoall ber uns fid)tbaren BSelt ift. 

©in fehr fd)öner Spiralnebel liegt im Stern» 
bilb bes „©rohen Bären“. Bid)t toeit oom „Siib» 
lid)en Streu3“ liegen bie beiben ftaptoolfen, unb 
3toar etooas abfeits oon ber Btüd)ftrahe. ©s finb 
grohe Anhäufungen oon ein3elnen Sternen, oon 
Sternhaufen unb Bebelfleden — alfo eine fleine 
Btildptrahe — ähnlich) toie ber „Anbromebanebel“; 
aber bie 5 faptoolfen — genaue Beobachtungen 
unb Bteffungen haben bies ergeben — gehören 
bod) nod) 3u unfrer 9 Bild)ftrahe, unb ihre ettoas 
abfeitige £age ift nur eine fdjeinbare. 

©eloria bad)te fid) bie Btild)ftrahe, bie immer 
nod) ein Bätfel für ben mobernen Aftronomen 
bleibt, aus 3toei groben Bingen 3ufammengefeht. 
©iner foll ben attbern umfc©ingen, unb bie Unts 
arntung gefd)ieht im ,,©inI)orn“. Durd) ©aftons 
Dheorie aber ift aud) biefe Anfid)t überholt toorben. 

©ine überaus intereffante ©ntbedung machte 
Brofeffor Btar SBolf in ber Blilchftrahe, unb 3toar 
im Sternbilbe bes „Sdjtoans“ in ber Bad)t oom 
12 . 3um 13 . September 1891 . Als er eine Begion 
in biefem Bilbe photographiert hatte unb bann 
bie belichtete Blatte enttoidelte, fah er biefelbe 
mit einem groben Bebelgebilbe bebedt, bas bie 
©eftalt bes geftlanbes oon Borbamerita hat unb 
beshalb oon ihm aud) „Borbamerifanebel“ be= 
nannt tourbe. Diefer grobe Bebel ift 3toifd)en bie 
Sterne im „Sdjtoan“ eingefprengt, unb er toäre 
uns im gernrohr niemals 3U ©efid)t gefommen, 
toeil er ultraoiolettes, alfo nur für bie Photo» 
graphifche Blatte empfängliches £id)t ausftra©t. 
Solche für bas gernrohr unfid)tbare Bebel finb 
bann fpäter nod) in gröberer 3a© oon ber Camera 
aufgefunben toorben. Auf ben Bh°togtap©en 
fie© es aus, als ob ber Borbamerifanebel in eine 
fternreiche ©egenb eingetoanbert toäre. Die Photo» 
grap©fd)e Blatte hat, toie überall, aud) ©er f° 
manche unb nächtige grage gelöft; aber fie foll uns 


fid) fortnahm, toieberfehrert mit allem, toas ihm an» 
oertraut tourbe! Dann toirb fid) bie alte Kultur 
toieber entfalten, toie fie oom Beginn ber 3 ^ an 
bis 3U uns herauf ftatthatte — eine £Bieberl)olung 
bes ©an3en. Anbre gorf©er btbes finb anbrer 
Meinung 1 Sie behaupten, bah alle Sterne am 
Fimmel — aud) bie ber Btild)ftrahe — 3toei grohe 
Ströme bilbert, bie aneinanber oorüber3iel)eu. 
2Bo©n eilen fie, tooher fommen fie? fiaffert toir 
bie ©toigfeit biefe große grage beanttoorten! 


Die §ö©en im „Anbromebanebel“ 

Stufgenommen oon SSrofeffoo 9Jiaae Sßolf, §eibelberg, mit bem 
2ßalfctefleItor am 8. Remter 1906 





















©ottesbienft in einer ftalntüdenfird)e 


©usnet)men bes 5 taoiars 

fidf) jebermann rote 311 Haufe aus. 3 ™ Salon 
erwartet il)n ber gebedte Xifdj mit ben erlefenftett 
gifd)gerid)ten, wie fie eben nur I)ier 311 l)aben 
finb. ©or ben breiten genftern fd)iebt fid) nad) 
brei Seiten ein wunberbares Panorama oorbei 
mit Xaufenben in fid) abgefd)Ioffener uub ooll* 
enbeter Silber aus einer ©alerie oI)negleid)en. 
Um bas gan3e Sd)iff läuft ein großes ©romettaben* 
bed mit Xifd)en unb Stühlen, wo man gemütlid) 
plaubert, trintt unb raud)t. ©us borgen unb 
©benb wirb fd)neller ein Xag, als man bie ©in* 
briide feftl)alteu tann. Da taud)t in ber fyerne 
fd)on wie ein ftraff ge3ogenes Spüjenbanb über 
bem Strom bie grofte eiferne ©rüde auf, über 
weld)er ber 3 U 9 ntit ber qualmenben £oto* 
ntotioe itad) Sibirien beim Dahinrollen fed)s 
Minuten lang fid)tbar bleibt. Dann tritt bie ©r* 
mübung bes grluftlaufs ein, ber fid) oerirrt 3U l)aben 
fd)eint, unentfdjloffen, taumelnb, faft wie ein 
©etruntener feinen S 3 eg fud)t unb bann plöftlidj 
in fiiböftlid)er Sichtung ber Stüttbung 3ueilt. Die 
Ufer werben flad). Die SBafferarme unb 2 fafeln 
gleichen einem aufgefd)Iagenen $äcf)er. 2Bir 
befinben uns auf ehemaligem Sieeresgruttbe, ber 
burd) taufenb}äf)rige s tlnfcl)wemmungen allmäl)lid) 
ausgefüllt worben ift. ©ber bie ©infamteit unb 
Obe fd)winben wieber. Stowen freifd)en, Dampfer 
pfeifen, Segler l)ufd)en aneinanber oorbei. Sod) 
eine SBenbung bes Schiffs, unb fdjon oertünben 
auf ben Höhen bie ftird)en unb 2Bol)nI)äufer bie 
Sähe^ einer großen Stabt. Der filberne ©ürtel 
bes Stromes, ber mit fo reichen Stidereien befeftt 


846 


Über £anb unb $0leer 


1911. 91r. 32 


Oßidjt wahr, „Stütterd)en ©Solga", bu fängst an, 
mübe 311 werben? Haft uns ja brei runbe 
2 Bod)en auf beinern breiten Süden gebulbig ge* 
tragen unb fpürft enblid) bie lange ©knberung, 
bie für uns nur ein all3u flauer, fd)öner Xraum 
war. 3 n ber Sähe beitter Sdjwefter, ber „hei* 
ligen" 3 arenftabt Stosfau, bie ja and) als „Stütter* 
d)en" angefprod)en wirb, nahmft bu uns läd)elnb 
hudepad. ähnlich, wie bie weiften Stauern ihres 
Arentl oon alten 3eiten plaubern, er3äl)lteft aud) 
bu uns mit bem l)eimlid)en Saufd)en beiner 
©Gellen bie ©efdjidjte Suftlanbs feit ben Saub3ügen 
ber Xataren unb Stongolen bis auf unfre Xage. 
©ar munter begannft bu, gute Site, 3U traben 
unb auf bie hohen Ufer hw3uweifen mit all bem 
wunberlid) grembartigen, bas fid) bort abfpielt. 
Da erfchierten bie grünen unb golbenen kuppeln 
ber £ürd)en unb Kapellen! Die enblofen Steppen 
mit ben weibenben gerben unb bem warmen 
Sot bes Sonnenuntergangs! Die 3erluntpten, 
burdjeinanber jagenben Siettfchen mit ihren oier* 
edigen blonben ©ärten, buntest Hemben unb ©aft* 
fd)uhen! Die qualmenben Scftornfteine ber ga* 
briten! Die fchmuden, im SBinb fid) blähenben 
Segel unb bie §ol3täl)ne, auf benen bie Bretter 
3U golbfd)immernben geftungswerfen 3ufammen* 
gefd)id)tet fiub!_ ©rofte Stäbte ftellteft bu 31er 
greube unfrer Sd)auluft wie Spiel3eug breit oor 
uns hi n > fo baft wir ben Leuten in bie 
genfter fel)en tonnten, wäftrenb fie oor bem 
brobelnben Samowar am Xifd) faften unb über 
bas buntgeftidte £ eintu d) 3um füften ©ebäd \)\n= 


überlangten. 3 U ben eingefallenen Jütten arm* 
feliger Dörfer hoft bu uns geführt, wo ber fäuer* 
iid)e Duft ber ftohlfuppe fid) mit bem ©erud) 
oon frifd)gebadenem Sd)war3brot oerbinbet. ©Bo 
bu nal)teft, lieften bie glöfter unb Hafenarbeiter 
ihre fd)wermütigen £ieber ertönen, beren träftig 
ftoftenber Shptl)mus ihnen wie ein elettrifcfter 
Strom belebenb unb 3U harter Srbeit anfeuernb 
burd) bie ©lieber 311 dte. 

Du bliebft nid)t mehr bas, was wir unter 
einem gluft oerftehen, fonberrt legteft bid) in bie 
©reite, als ob bu bid) in eine 
Steerenge oerwanbeln wollteft, 
wo man ben fähigen ©erud) bes 
03eans oerfpürt. ©lies geftaltete 
fid) groft3ügig unb gewaltig, aud) 
int ©intönigen erhaben wie am 
Sd)öpfungstage, bis ber Stenfd) 
mit feinem gieberbrang nad) ©e* 
winn unb ©enuft in bie ewige, 
unberührte Satur hineingriff. 

Dreimal fo lang wie unfer ©ater 
Sl)ein legteft bu als frud)t* 
bringenbe ©rrtährerin bes gan3en 
öftlid)en Suftlanbs beine ©ahn 
3urüd. 3 u crft an fleinen alten 
Stäbten oorbei, wo fid) bas ed)te 
Slawentum rein erhalten hat. 

Dann bort, wo ber Orient mit 
feiner wirren Stiftung oon ©öl* 
fern unb Sprachen an bie Stauern 
ber altersgrauen 3ahrmarttftabt 


Sifhnij Sowgorob unb bes büfteren Äafatt heran* 
3ufd)leid)en beginnt, wo ber ©oben überall mit 
©lut geträntt unb mit ben ibnodjen ©rfd)lagetter 
angefüllt ift. Sd)muit3elnb machteft bu uns, Stüt* 
terdjen, auf bie oielenbeutfchen Kolonien aufmert* 
farrt, bie fid) feit ben 3eiten ber groftett Katharina 
Hunberte oon ©Berft entlang gebilbet haben. 

Du haft bafür geforgt, baft wir uns auf unferm 
Dampfer wie in einem gut geführten Hotel ein* 
richten tonnen, wo es an feiner ©nnel)mlid)teit 
für £eib unb Seele fehlt. gn feiner Sabine ftredt 


Äalmüdenfamilie ©nfidjt oon ©ftradj an 

5lit ber SCRiinbung ber 2BoIga. ©on ©ugen 3abei 









1911. ülr. 32 


Über fiattb urtb ÜReer 


847 





in einen Vottid) getan, mit einem 
beftimmten “tßroseutfat) Sal3 oer^ 
fehen unb oon träftigen Firmen 
in ähnlicher 2Beife burd)einanber 
getnetet toie ber leig in ber 
Vadftube. Damit iftb er fogenannte 

nig gefaben", fertig 3um Verfanb 
in 33Ied)büd)fen, bie nun bie Keife 
um bie 2Belt antreteu. Der ge- 
preßte ftaoiar toeift einen nod) 
härteren Salzgehalt auf unb toirb 
in Säde gepadt unb 3U längerer 
£altbarteit tuefjenartig 3ufammen- 
getnetet. 

3n Aftrad)an, too lauter ©egen- 
fät)e aufeinanber prallen unb bas 
2Biberfpred)enbfte ©reignis toirb, 
toädhft auef) 2Bein. 2Ber eine Spa- 
3ierfal)rt um bie Stabt unter- 
nimmt, tarnt in ber Umgebung 
an bie fünfzig SBeinberge erblicten, 

- tuo aber bie sieben gan3 anbers 

roie bei uns ge3ogen toerben. Sie 
hängen nämlid) nid)t an Stöden, 
bie reihentoeife fjintereinanber aufgefteXIt finb unb 
fo ter3engerabe roie bie Solbaten beim§erantreten 
bes Unteroffiziers fid) tjalten müffen. Kein, fie 
biegen unb neigen fid) nad) §er3ensluft, 3eigen bie 
©efd)meibigteit it)rer ßtoeige mtb fallen fid) roie 
fiiebespaare 3ärtlid) in bie Arme. Dabei oer- 
toadjfen fie feft miteinanber unb oerroaitbeln fid) 
in eine fiaube, aus ber bie Drauben toie liefern 
fäufte gar oerlodenb peroorbliden. Die Veeren 
l)aben eine bide Sd)ale, unb ber SBein fd)medt füfe 
unb träftig. ©inen füffigen Dropfen baoon befam 
man auf ber letzten “(ßarifer SBeltausftellung 1900 
3U fdjmeden, unb bie 3nrt) ertannte ihm fogar 
einen ^reis 3U. Sonft ißt man ben 2ßein lieber rol). 

3n Aftrad)an befinben fid) aud) riefige £ager 
oon Petroleum, bie oom ftautafus, nantentlid) 
aus 35atu, l)ierl)ergefd)afft toerben. Kad)betn 
bie £eud)töle abgetrieben finb, bleibt ein grünlid)- 
fd)toar3er, flüffiger Küdftanb übrig, ber SRafut 
genannt roirb unb 3um Reisen ber SBoIgabampfer 
bient. Klart erblidt überall bie großen Vaffins, 
aus betten bie Ieid)t ent3ünblid)e Klaffe in Köhren 
ben Sd)iffen 3ugefüt)rt toirb. Die girma ©ebritber 
Kobel l)at eine Kieberlaffung für oiertjunbert 
Klenfdjen gefd)affen, bie in ihren hölzernen $Bol)n= 
häufern trefflich untergebrad)t fittb unb alle oon ber 
23ef)attblung unb beut Verfanb bes ©rböls leben. 
Äaoiar, K3ein, Petroleum unb (an 93orb uttfres 
Dampfers) tlaffifcfje SCJlnfit — toie reimt fid) bas 
3ufammen? K3ir finb eben am ©nbe oon ©uropa 
unb am Anfang oon Afien, too fid) 3toei KSelten be¬ 
gegnen, 311 uteiben fud)en unb bod) immer toieber 
3ufammenftohen. Das oerleil)t ber gan3en SBoIga- 
münbung unb bem t)od) aufgerichteten Silbe oon 
Aftrad)an, bas ber ^pt)antafie einen fo toeiten 
Spielraum getoährt, einen unoerg!eid)lid)en Keis. 


ift, 3eigt 311 guter Seht nod) einen 
toftbaren Sd)mud, bas phantaftifd) BBLSfj jifi. 
toilbe unb padenbe Silb oon Aftra- S# 
d)an. Klütterd)en Kßolga barf im 
itafpifdjen Kleer 3ur Kut)e gehen. 

Aftrachan roirtt toie ein mäd)= 
tiges Dm, burd) bas man auf ber 
einen Seite nad) Afiert, auf ber 
anbertt nad) ©uropa gelangt. 

Orient unb Dfsibent finb nid)t jugMjjj 

mehr 3U trennen! Sd)Ott im 6BK'<Sliß 

erften Frühling atmet man bie 

toeiche, üppige fiuft bes Sübens, 

unb im Sommer herrfd)t überall 

eine brüdenbe Sadofentempera- 

tur, bie jebermann aus bem ftei- 

nertten 5täfig ins Jreie treibt. 

Kad) 2ßeil)nad)ten fetzt bie 5XäItc 
bagegen mit f old) er Sd)ärfe ein,bah 
bie Quedfilberfäule bes Dhertno- 
uteters oft auf fünfunbnoan3ig 
©rabe I)erabfinft unb bie Kien- 

fd)en 3U ©etoänbern greifen, bie - 

fie ben güdjfen, Sibern unb Sären 
oom £eibe gesogen I)cd>en. Uitb 
babei fällt leine Sd)tteeflode oom §immel! 

©s riecht nad) 2rifd)en, toohin man aud) blidt, 
benn Aftrad)an ift ein ungeheurer Stapelplatz für 
alles, roas in ber KSolga unb im 5Xafpifd)en Kleer 
an fd)uppiger Srut gefangen toirb. J-ünfsigtaufenb 
Klenfd)eit leben allein baoon. Hberall liegen 3U 
oielen Daufertben bie fdhlanten, gliherttbert iieiber, 
bie eben nod) luftig in ben 2Bogen plätfd)ertert, 
aufgefchid)tet, um gefaben, gebaden ober geräud)ert 
ben 9Jienfd)en als 9tal)rurtg 3U bienen, ©s l)errfd)t 
eine toilbe 3ogt> rtad) biefer Seute, unb trohbem 
toill ber Überfluh tein ©nbe nehmen. % Solche 
5ifd)effer toie bie Muffen gibt es niefjt toieber. 

©s toirb babei ein gan3es IKegifter herunter- 
gefpielt, beffen oberfte 9tote ber Sterlet bilbet. 


2Beinanpflan3ung in 5lftrad)an 


Dppus eines mit §013 belabenen Sootes 

Das ift ber 5lriftotrat unter ben gifd)en, fein ge- 
road)fen unb leid)t in feinen Setoegungen, mit einer 
lang ausgesogenen Schnake. Der Sterlet ift eine 
fo foftbare ©abe, bah er bem §änbler oft ein paar 
hunbert 9?ubel einbringt, unb eine einige Sektion 
Suppe baoon in bem flaffifd)en 9teftaurant 9Jtos= 
taus, ber „©remitage“, fünf IRubel, alfo nad) unferm 
©elb über 3el)n s Dtart, toftet. Sein 2Bol)lgefd)mad 
läht fid) nur empfinben, nid)t befchreiben. 9Jtan 
glaubt auf ber 3unge ettoas fchauteln 3U fühlen, bas 
toie Sutter 3ergeht unb bod) nidjt toeid)lid) ober 
toabblig, fonbern nur fein fd)medt. Dagegen ift 
ber Stör ein gutes, gefunbes, fräftiges 9)taffen= 
erseugnis für hod) unb niebrig, bas einer unüber- 
fehbaren ©rohfd)Iäd)terei 3um Opfer fällt unb 
gar nid)t genug geliefert toerben tann, um bie 
iOtäuler 3U ftopfen. Dro^bem er fid) tüchtig aus- 
toäd)ft, ift er bod) nur ein 3u>erg im Verhältnis 
311m Raufen, ber mit bem ruffifd)en Vamen Velüga 
ben eigentlichen “Kiefen unter ben s IBolgafifd)en bar- 
ftellt. ©s bleibt Datfad)e, bah eine Velüga oft ad)t 
unb 3ehn, ja nod) mehr Kteter lang unb fo bid toirb, 
bah ein ertoad)fener üUtenfd) fid) auf beit Küdeit 
bes gifd)es fe^en tann, ohne mit ben ^mfeen 
©rbe 3U berühren. 

Der gifd)fang felbft f)<*t ettoas Urtoüchfiges. 
“JRan empfängt bei feinem Vegimt ben ©inbrud 
einer 9JtobiImad)ung, unb feine Ausführung 
gleid)t beinahe einer Schlad)t. Das gilt namentlid) 
oon bem 3Binterfelb3ug, toenrt bie StRenfchen fid) 
an ein3elnen fünften 3U Daufenben auf bem ©ife 



oerfammeln unb burd) bie triftallene SCRaffe toie 


Sßeinanlagen 














848 


Xtber £artb tinb 9Jteer 


1911. 5Rr. 32 


Der Stammbaum 

Aon 

SRuboIf Traufe 


ir S 01 crtfcf)en [mb unfrer Abftammung nad) 
alle untereinanber grunbfäßlidj gleich unb 
gleicßmertig, [ei es nun, baß man auf bie natur* 
ge[cf)icf)tXtcf)e ©ntmidlungsleßre fcßmört ober bte 
cßriftlicße Scßöpfungslegenbe, bie Ab am unb ©oa 
311 unfern gemeinfamen Voreltern macht, gelten 
läßt. Dur Hofft au cf) ßier, tote [0 oft in ben micßtig* 
[ten Lebensfragen, 3mifcßen Sßeorie.unb ^Praxis 
eine breite Lüde. 9 Bas f)ilft uns bie ©emißßeit, 
ungesäßlte Vorfäßren 3U ßaben, roenn mir [ie 
meber tennen nod) etmas oon ißnen miffen? ©rft 
baburd), baß mir oon ißrem tarnen, ißrer Attrt* 
[amteit, ißren SßidfalenKunbe geminnen, machen 
mir [ie uns mirtlid) 3U eigen unb merben bie 
unbestimmten 3 aßlen 31t mirtlid)en Vßerten er* 
fjoben. Aßie mir braunen in ber Statur an jebem 
Saume bie gaßresringe 3ät)Iert tönnen, [0 möchten 
mir auch an bem Saume, ber 3um Sqntbol für 
toerfunft unb 3ufammenßang ber ein3elnen ga* 
mitten bient, bie ©efcßlecßterfolge möglicßft meit : 
bis 3m Ahndel herab nacßmeifen tönnen. Rettich 
gelingt bies tatfächttd) [elbft ben oornebmften 
Raufern nur für eine Spanne 3 eit, bie fa[t lädßer* 
lid) tur3 i[t im Sergleid) 3U ben Saufenben oon 
gaßren men[d)Kd)en Safeins. SSenn man aber 
nur nad) ben oerßältnismäßig menigen gaßr* 
hunberten rechnet, in benen bie Vtenpßßeit im 
ßellen Lidjte ber ©efcßicßte gemanbelt i[t, mad)t 
es fchon einen gemaltigen Itnterfcßieb, ob man 
[eine Aßnen bis auf bie ©poche Karls bes ©roßen 
3urüdoerfolgen tann ober etma höchstens noch 
[einer Urgroßeltern [id) bemußt ift. 

gn ben letjten gaßr3eßnten ßat bie früher oor* 
3ugsmei[e oon abligen Familien geübte Sitte 
ber gamilienforfcßung aud) unter bürgerlichen 
immer mehr 3ugenommen. Sie fort[d)reitenbe 
©röffnung ber LIrdhioe unb Degiftraturen, ber 3u* 
fammenfcßluß 3U genealogifcßen Vereinen unb ©e=. 
fellfcßaften mit regelmäßigen Veröffentlichungen 
Ieiftet [hießen Stubien Vorfcßub, unb ber [ich ßebenbe 
materielle SBoßlftanb in un[erm Vaterlanbe er* 
möglicht es meiteren Greifen, [ich biefer 3iemli<h 
toftfpieligen Liebhaberei 3U überlaffen. Aber um 
ihre leßten ©rünbe auf311bedert, müffen mir bod) 
nod) tiefer [d)ürfen. ©s ift bas beutfdße Dational* 
gefühl, bas [eit ber ©rricßtung bes neuen Reiches 
[0 mächtige gortfcßritte gemacht hat; es ift ber 
Stol3 bes beutfchen Sürgertums, ber um [0 ftärter 
ermacht ift, je fefter er auf ber [id)eren ©runblage 
äußerer ©Iüdsgüter rußt. Sas froße ©egenmarts* 
bemußtfein muß ben 2Bun[d) förbern, [ich auch ber 
Vergangenheit, aus ber ja fcßließttch bod) bie 93 e= 
bingungen unfers gegenmärtigen Seins ertlärt 
merben müffen, nach allen Dichtungen 3U be= 
mächtigen. Unb bie gdeube über bas, mas mir 
ßeute erreicht haben, läßt aud) bie Scham über 
unfre Ohnmacht oon eßebem oerblaffen. 

VSie bas Leben ber Sölter, [0 mögt aud) bas 
ber ein3elnen Familien auf unb nieber, unb taum 
eine oermag [id) bauernb auf gleichmäßiger $öße 
3‘u behaupten. 2Ber [ich mit genealogifcßen gor* 
[cßungen befcßäftigt, muß auf allerlei ttber* 
rafchungen gefaßt [ein unb muß ben Sötut befißen, 
ber 2Baßrßeit unerfchroden ins Auge 3U bliden. 
Sie ©enealogie- ift lange 3 eit als eine ßöcßft 
3meifelßafte SBiffenfcßaft über bie Acßfel angefeßen 
morben, unb 3toar lebiglicß besßalb, meil ißre Ver* 
treter es häufig mit ber ßiftorifcßen Akßrßeit 
menig genau genommen haben. Sie Lüden in 
ben Stammbäumen mürben burd) tüßne Ser* 
mutungen ausgefüllt, berühmte Sräger besfelben 
Samens oßne fiebere Anßaltspuntte für bas ©e= 
fd)led)t beanfprucßt unb unbequeme Vtitglieber 
fur3meg unterfcßlagen. Ser 2 Bunfd), bie gamilie 
in möglichft ßellent Lichte erftraßlen 3U feßen unb 
ben ©ßrenfcßilb ber Vorfäßren blant 3U er bliden, 
ift ja gemiß berechtigt, aber bie ASaßrßeit barf 
[einetmegen meber birett nod) inbirett gebeugt 
merben. gaft für jebe Familie gibt es ?ßerioben 
bes Siefftanbes, ber Verfumpfung, ber Verarmung, 
bes 3urüdtretens 00m öffentlichen Scßauplai. 
Kaum in einer bleiben bie unglüdlicßen, bie ntinber* 
mertigen, bie unmürbigen ©xiften3en gan3 aus; 
ja im Laufe ber gaßrßunberte pflegt [ogar ber eine 
ober anbre ©efcßlecßtsgenoffe unfehlbar mit ben 
Strafgefeßen in Konflift 3U geraten, Dian tann 
auf einen gerichteten Lanbfriebensbrecßer unb 
ebenfogut auf eines jener armen SBeiblein [toßen, 
bie als $exen oerbrannt morben [inb. So etmas 


muß man als unabänberlicße Sat jache mit ©emüts= 
ruße ßinneßmen. . 

Unfre befonbere Stufmertfamteit menbet [ich 
ben Familien 3U, bie in einer ©röße erften jRangs 
gegipfelt haben. Dilles, mas babor liegt, erfcßeint 
uns nur unter bem Seßmintel ber Vorbereitung 
auf einen [olcßen gelben. Ser ©mporftieg tann 
unter oerfcßiebenen Vebingungen erfolgen, halb 
allmählich, halb in jähem ober bod) menigftens 
fcßeinbgr jäßem Sprung, ©oetßes Urgroßoater 
unb ©roßoater, jener jouffcßmieb, biefer Scßneiber= 
meifter, hafteten noch in ben unteren Schichten 
bes Vürgertums, ber Vater brachte es 3um 5 taijer= 
liehen 9 tat unb 3m Verfcßmögerung mit einer 
Vatrisierfamitte. Vei Schiller, ber ja aud) [elbft 
in ber gefellf<haftlichen 9 tangorbnung nicht [0 ßo<h 
mie ©oetße geftiegen ift, feßlt biefes ^toif^en^ 
glieb: [ein Vater ßat [id) meber burd) §eirat nod) 
burd) Lebensführung oon ben eßrfamen §anb= 
mertern unb Vauern, bie [einen Stammbaum 
ausmachen, mefentlid) unter[d)ieben, menn er [ich 
aud) 3U einer angefeßenen Stellung emporgebient 
unb bie dftängel [einer ^ugenbbilbung burd) Strebe 
[amleit einigermaßen ausgeglichen ßat. 5 Rur aus= 
naßmsmeife gibt es einen 3meimaligen $ößepuntt 
in berfelben Familie; eßer nod) oerteilt er [ich auf 
3toei ©enerationen ßintereinanber, mie etma bei 
ben beiben fran3öfi[cßen Sichtern Sumas Vater 
unb Soßn. 3 c gemaltiger [o ein ©eiftesßelb ift, 
um [0 meßr feßeint [ich bie gan3e Sriebtraft bes 
©efcßlecßts in ißm nid)t bloß oerbießtet, [onbern 
aud) erfeßöpft 3U haben. Vetlagensmert ift bas 
Scßidfai ber Sößne, ber ©ntel, bie [i<h oergebens 
3ur ©röße eines [olcßen Vaters ober ©roßoaters 
emporreden möchten. 9 Jiag [ich auch ber $Iu<h bes 
©pigonentums nicht an allen [0 tragtfd) erfüllen 
mie an ben Vacßlommen ©oetßes: bie ©efeßießte 
bes unoermeiblicßen Hbftiegs bleibt bod) ein 
trauriges ftapitel in berartigen Familien, unb 
all3ußäufig, als baß es nur ein Spiel bes 3 ufaIIs 
[ein tönnte, feßen mir gerabe ben 3 t0e © ntit bem 
[tol3eften Damensträger oerborrt, erlofcßen. 

So führt uns bie $amittenfor[d)ung mitten in 
bas geheimnisreiche VSalten ber Vatur. ©erabe 
neuerbings ift [ie in enge Verbinbung mit pßp[to= 
Iogifcßen V^oblemen gebracht morben. ©s ift eine 
rei300lle Aufgabe, an ben Angehörigen eines ©e= 
fdjlecfjts gemeinfame Vaffenmertmale 3U ermitteln 
unb bis 3ur ^reftftellung eines Spps 3U erheben. 
2Bo bies gelingen [oll, muß freilich bas biograpßifcße 
SOtaterial [cßon [eßr reicßlid) oorßanben [ein unb 
burcß 3aßlrei<ße bilblicße Sarftellungen Unter= 
[tüßung finben. 91 ber aud) fcßon bie rein ßiftorifcßen 
unb ftatiftifdjen ©rgebniffe oermögen Vefriebigung 
3U gemäßren. überall laffen [icß fortgefeßte 
9Becß[eIbe3iehungen 3mi[(ßen ben ein3elnen 3 a= 

. mitten unb ben ©emeinmefen, ben V^ooinsen, 
ben Länbern, mo [ie gelebt unb gemirtt ßaben, 
naeßmeifen. Sie [tatiftifeßen ©rmittlungen über 
Lebensbauer, Linbersaß!, ©ßefcßließungen, Ve= 
rufe, Vefißftanb tommen auöß ber national* 
ötonomifeßen 2 Bi[[en[d)aft 3ugute, Sieben folcßer 
Ausbeute für bie ©efehießte bes ©efcßlecßts mie 
für bie Mgemeinßeit minten bem eifrigen ^orfeßer 
noch mancherlei angeneßme Slusficßten. ©r tarnt 
eine engere Verbinbung aller gnntilienmitglieber, 
bie oielleicßt oorßer menig ooneinanber gemußt 
ßaben, 3u[tanbe bringen. 3 a [ogar prattifeße Vor* 
teile tönnen ißm ermaeßfen, menn es ißm etma ge= 
lingt, unbetannte Stecßtstitel, mieLtnfprücße auf©rb= 
[cßaften ober Stiftungen, ans Sageslicßt 3U 3ießen. 

Von melcßer Seite man auch biefe Stubien 
betrachten mag, ein [djier unerfcßöpflidßer Sleis 
liegt in ißnen, unb [ie laffen ben, ber fid) einmal 
barein oerfenH ßat, [0 leicht nicht mieber los. Stur 
barf man [icß ja nicht einbilben, baß folcße ^rrüißte 
einem mühelos in ben Scßoß fallen. Ser Laie 
gibt [icß gern bem naioen ©lauben ßin, bie Stamm* 
bäume jeher beliebigen Familie liegen fein [äuber* 
ließ in ben Slrdjioen bereit, um nur auf einen VSint 
oon ißm aus ber Scßublabe ober Scßacßtel ßeroor* 
gesogen 311 merben. Ad) nein! Sa müffen£unberte, 
Saufenbe oon Urtunben, Slttenbünbeln, Verseicß* 
niffen unb ^anbfeßriften aller Art tage*, moeßen*, 
monatelang burdjfucßt merben, unb bie ©rgebniffe 
[inb oft im Verhältnis sur aufgemanbten Arbeit 
äußerft gering, oielleicßt nur negatio. Ser Familien* 
fotfeßer bebarf alfo in erfter Linie 3 cit, [eßr oiel 
3 eit, unb mer bie nicht ßat, muß eben einen Stell*: 
oertreter auf [teilen, einen Verufsgenealogen in Solb 
neßmen. Aber unter allen Umftänben follte ein 
[yamilienmitglicb bie Auffidjt über bie gefamten 
3 ;or[d)ungen fiißren, ba nur bie SMmirttmg ber er, 
bie ein ibeales 3Tttere[[e baran ßaben, für liebeooll* 
[orgfame Vottenbung ber Aufgabe oerbürgen tann. 

^heffen mirb ber fpftematifdje $orfdjer nad) 
ergän3enbem SAaterial in ben Arcßioen mie auch 


in ben Vibttotßeten erft bann Hmfcßau halten, 
menn er oorßer bie ©runblagen 3U [einem Stamm* 
bäum aus ben Stegiftern ber Vfarr* unb Stanbes* 
ämter gemonnen ßat. ©ine mießtigere Duelle als 
bie Kirchenbücher gibt es für ißn nid)t, unb aud) 
teine 3uoerIäf[igere; 3um minbeften muß an ißrer 
©laubmürbigteit [0 lange feftgeßalten merben, bis . 
ber Vemeis bes ©egenteils erbracht ift. Vfatter 
[inb freilich and) menfdjlichem 3^rtum untermorfen, 
unb [0 mögen [icß in bie oon ißnen geführten 
3 amilienregi[ter mancherlei Verfeßen eingefcßlidjen 
haben; ja [ogar 3äl[<ßungen kommen oor, etma 
begangen, um gnäbige Sdjleier über [ünbßafte 
©eburten 3U breiten. 3 n größeren Stäbten [inb 
bie Kirchenbücher oielfacß gebrudt. Sa bies jebocß 
mei[t bie Küfter beforgt ßaben, [0 ift Vorficßt ge* 
boten, unb überbies muß man berüdfießtigen, baß 
mitunter [tatt ber ©eburts* unb Sobes* bie Sauf' 
unb Vegräbnistage angegeben [inb. Am be* 
quemften ift natürlich bie 3° r f ( hung ba, mo bie 
Familien generationenlang an bemfelben Drte 
[eßßaft geblieben [inb. Dft aber [inb [ie im ©egen* 
teil, namentlich menn in ißren Steißen bie ©eift*. 
ließen, Veamten, Dffisiere übermiegen, in rafdßem 
VSecßfel oon einer Stabt 3ur anbern, oon einem 
Lanbesteil 3um anbern gesogen, unb ber Stacß* 
tomme [ießt [icß genötigt, ben Spuren [einer 
Aßnen in rafeßem 3tt>.ge von einer ©de ber $eimat 
in bie anbre 3U folgen. Unb er muß [icß nod) glüd* 
ließ [cßäßen, menn bie $ußtapfen nießt plößlid) 
gan3 oerfanben ober auf ein frembes Lanb meifen, 
in bem [icß bie abgeriffenen $äben nur [cßrper 
mieber antnüpfen laffen. Sie Kirchenbücher [inb 
überhaupt erft [eit ber Deformation einigermaßen 
regelmäßig geführt morben. Viele [inb außerbem 
bem Sreißigjährigen Kriege, biefem graufamften 
Vernichter beutfeßer Kultur, 3um Opfer gefallen 
unb ßeben erft mieber mit bem VSeftfälifcßen Rieben 
an. So tommt es, baß bie meiften bürgerlichen 
Familien ißren Stammbaum ßöcßftens bis 3ur 
Vtitte bes [ieb3eßnten 3 <L)A)imberts [ießer unb 
lüdenlos purüdoerfolgen tönnen. Stießt [eiten 
merben mir aber auch noch für eine fpätere 3eit 
oon ben Kirchenbüchern im Stieß gelaffen, [ei es 
nun, baß g-euersbriinfte unb äßnlicße XInglüds* 
fälle ißnen Scßaben 3ugefiigt, ober bie Saumfelig* 
teit oon greifen ©entließen etliche 3ctßte über* 
[prungen ßat. 

©nblicß ift über alle 3üßrlid)feiten ßinmeg bas 
große SBert gelungen, ber Stammbaum mit allen 
[einen Ver3meigungen unb Veräftelungen auf* 
geftellt. 3^ ben meiften fällen läßt [icß bie $a* 
mittenfor[d)ung baran unb an ber Orbnung unb 
Vermaßrung bes gefammelten ßanbfeßriftttchen 
SRaterials genügen. 2Bo bas 3ntereffe jebod) groß 
genug ift unb bie ©elbmittel ausreidßen, ba ent* 
fteßt eine oollftänbige 3a m üiertge[d)id)te mit Vio* 
grapßien aller SDtitglieber, beren Ausmaß [icß nad) 
ber Vebeutung bes ein3elnen 3U richten ßat. 
3mmer häufiger mirb biefes leßte unb ßöcßfte 3tel 
ber gorfeßung neuerbings in Seutfcßlanb erftrebt 
unb erreicht. 3aß^ous, jaßrein erfcßeint eine [tatt* 
ließe An3aßl folcßer gebrudten 3 amittenmerte, 
3um Seil in pruntoollem äußerem ©emanbe, mit 
[cßmar3en unb farbigen Deprobuttionen oon 
VSappen, ©rabmälern, Vorräten, VSoßnftätten 
reich gefeßmüdt. 

Sie 3 amilienge[d)id)te muß [icß im allgemeinen 
auf bie Sräger bes gamiliennamens befeßränten. 
SBeber tann [ie bie Dacßtommen ber |>austöd)ter 
nad) abmärts noeß bie Vorfahren ber eingeßeirateten 
grauen nad) aufmärts oerfolgen. Senn [on[t 
mürben bie gorfeßungen niemals 3U ©nbe gelangen 
unb bas SBert [elbft 3U unheimlichem Umfang an* 
[cßmellen. Aber ein SDangel bleibt es, burcß ben 
[icß bas natürliche Vilb menfcßlicßen SOSerbens oer* 
[cßiebt. Unfre törperlidjen unb geiftigen ©igen* 
[cßaften [inb ja ebenfogut unfer ©rbteil oon ben 
mütterlichen mie oon ben oäterließen Aßnen, unb 
um uns einen oollftänbigen Vegriff oon ben Ve* 
bingungen unfers Seins machen 3U tönnen, müßten 
mir auch jene genau tennen lernen, gür bie meiften 
oorneßmeren Abelsgefcßlecßter [inb menigftens 
Stammtafeln oorßanben, aus benen bie, meld)e 
fid) immer mieber mit anbern abligen Käufern 
oerfeßmägert ßaben, ißre mütterlichen Verfahren 
leicht entnehmen tönnen. Aud) bürgerliche ga* 
mitten merben biefem 3^1^ befto näßer tommen, 
je meßr Stammbäume oon [ölcßen ßergeftellt unb 
oeroielfältigt merben. Sießt man inbeffen oon 
ber pßpfiologifcßen Seite ber grage ab, [0 [inb es 
mit Decßt bie männlidßen ©lieber, bie ben Stamm* 
bäum beßerrfeßen unb ißm [ein ©epräge auf* 
brüden. Senn als Damensträger ßabett [ie allein 
oor ber VSelt bie Verantmortung für Anfeßen unb 
Auf ber gamilie. 





1911. 9tr. 32 


849 


L ^ 1 ) ^^ //£t7ari 



sSötCdende c Jjmst 



üüiufeen unb 2lusftellungen 

Cs fommt jebt bie 3 ett bes Satzes,m ber aud) 
bie Zlenf©en, bte fonft fern oott ber Äunft roohnen, 
reifenb an ©re Stätten gelangen. Unb toenn nid© 
ber 2 Bunfd), ftunft 311 genießen, fo i[t bod) ber 
Vilbungsbrang ber Deutf©en oiel 3U grob, als bah 
fie nid)t bte Ztufeen unb Zustellungen in bett 
Stabten, bie fie berühren, befu©en follten. 
Ztand)ntal tun fie es rool© aud) nur, roeil es nun 
einmal Sitte ift, unb roeil „man“ es ttid)t oer- 
ftehen roürbe, tuenn fie 3urüdfel)renb fagen mühten, 
fie I)ätten biefe Dinge ni©t gefet)en. 

Haben fie nun oon biefen Vefud)ett einen 
©ent©? Zehnten fie etroas mit, toas il)re Ztt- 
fdjauung, il)re ©mpfittbung bereid)ert unb oertieft? 
©ine ©ritttterung, bie einmal in füllen Stunben 
auftaud)t unb bas ©lüdsgefü© roedt, biefes ober 
jenes 2 Berf gefeljen 311 toben? 

2 Benn man einen erl)eblid)en Deil feines Gebens 
in fol©ett Sammlungen oerbringt unb il)re Ve= 
fu©er beobad)tet, fo roirb man nid)t geneigt fein, 
biefe fragen 311 bejahen. Zid© nur, roeil bie 
nteiftert burd)aus nid)t breinfel)en, als ob fie frifd) 
unb fröl)lid) ertoünfd)te ©inbrüde erlebten, fonbern 
el)er tnübe, mit einer getoiffen ftarren unb mürri- 
fd)en ©ntfd)loffenl)eit eine unablösbare Verpfli©- 
tung 3U erlebigen fd)eittett. Zlan fiet)t fie auberbettt 
fid) in einer Zrt behoben, bie ein Zufnehmen ber 
2 Berfe, bas rein finttli©e 2 lufnel)men, gan3 un¬ 
möglich tnad)t. Ztan©mal, toetttt man eine beffere 
Seele ahnt, toirb es einem fd)roer, ihr nid)t 311 
fagen, baf3 unb roarum fie t)ier bie Ziögli©feit 
eines unoerüerbaren ©rlebniffes oerfäuntt. 

©s ift näntli© burd)aus nid)t, roie Sfeptiter, 
bie ftunftempfhtbung als Zeferoat befonbers aus- 
enoäljlter Zaturen roie fie felbft betrauten, 3U 
fagen pflegen — es ift burd)aus nid)t Ztangel an 
©ntpfinbung, roas bie Ztenfd)en oerhinbert, toirf- 
lid) 3U fehett, fonbern nur Mangel an ©Ziehung 
unb eine Zrt ©ebantenläffigteit, bie fie nid)t auf 
Dinge tommen läbt, bie il)nett nietnanb gefagt 
bat. 3d) glaube fogar, baf3 oiele, oiele unter biefen 
Ungeroeibten tüärmer unb rid)tiger empfinbett 
tonnten als bie Zf©eten, bie bodjmütig unb 
mid)tig ü)re Zugen in ein ftunftroerf bobrett, bis 
fie bie ©an3heit, bie ber Zünftler roirten laffett 
roollte, serftört, es foäufagen gefcbunben haben 
unb ftatt feines lebenbigen Körpers nur no© ben 
fe3ierbaren £eid)nam feben. 

Viele f©iebert bie S©ulb auf bie 3 nftituüonen 
felbft. Diefe 3 ufammenbäufung oon 5 \unftroerteu, 
fagen fie, ift eine 23 arbarei; man tarnt ba nicht 
rid)tig feben unb füllen. Unb fie tommen fid) 
erl)abett oor, roenn fie ertlären, bat fie erft gar 
nid)t in fold)e 2lnfammlungen ©tteirtgeben, unb 
fpotten über bie, bie es tun. 3© bie 3a© ber 
Ztenfd)en, bie biefen ©emeinplab nad)beten, 
roäd)ft unbeintUcb an. „Dotenfamtnerrt ber Äunft" 
l)eif3t bas Sd)Iagroort. Z©, es roirb oon Hutt- 
berten ttad)gefprod)en, an betten man niemals bie 
gäbigteit bemertt bat unb taurn ben 2 Bülen, ein 
einseines Kunftroert an bent Ort, für ben es ge- 


bad)t ift unb an bettt es eine glüdli©e Sügung 
erhalten bat, auf3ufud)en unb 311 empfittbcu; roas 
roirflid) eine tounberf©öne Sache ift. 2 lber aud) 
abgefeben baoott: bie 2lnfcbauung ift falfd). ©s 
ift unfrud)tbar, 3 n©tuüonen, bie aus einer Zot- 
roenbigteit entftanben fittb, 3U oerbammen; 3m 
ftitutionen iiberbies, bie, roie Ztufeen unb Zus¬ 
tellungen, trob allen Za©teilen tein Ztenf© ernft- 
l)aft befeitigt toiffen mö©te. 2 Ber roirfü© alte 
ftunftroerfe an ©rer Stelle auffud©, ber roeif), 
roie oft biefe Stelle fd)led)t ift, toie oft fie ba un¬ 
gepflegt eriftieren, toie toenig oon ©rer urfprüng- 
lid)en ©eftalt unb 2 Birtung 3U ertennen ift; me©, 
baf3 fie in ben roeitaus meiften fällen in einem 
gut beleu©teten unb gut gehängten Ztufeumsfaal 
oiel ftärter roirten. 2 lud) gibt bie Zul)e unb Ve= 
qnemlid)teit in bem Zhtfeunt oiel mehr bie Ztög- 
lid)teit ber Sammlung, unb man ift in ©nt oiel 
unabhängiger als in 5 ürd)en, S©löffern unb 
Häufern, roo nteift ein brängettber 2 luffel)er bie 
Zü©e unb Freiheit ftört. 

Zein, id) mö©te bie Ztufeen unb 2lusftellungen 
mit ihrer 3 'ülle ni©t ntiffen. 3 n Stunben fann 
man ba feine gan3e 3eit, gan3e 3ahrhnnberte 
erleben. 3d) tarnt tttid) teines einigen erinnern, 
bas id) ni©t frifd)er, freubig unb gehoben oer- 
laffen hätte. 

23 ielleid)t tonnen ein paar §inroeife anbern 
ba3U helfen, bah fie biefe gef©mäbten Znftalten 
ebenfogut 3U benuben oerftebett. 

Zid© bie 2 tnftalten fittb näntli© barbarif©, 
fonbern ihre 23 efu©er, bie fi©, matt oer3e©e ben 
profanen 23 ergleid), ni©t na© Zppetit unb 3 eit 
aus bettt Ungeheuern Vorrat ein Ztenü 3ufammen- 
ftellen, bas fie mit Zuhe unb Vehagen Gewehren 
tönnett, fonbern plattlos unb baftig alles, toas ba 
ift, fd)lingen roollen unb ba natürlid) toeber 
f©meden no© gar oerbauett tönnett. 

Der Deutfd)e bereitet fid) geroöbnli© auf eine 
Zeife oor. 2 Jian befpöttelt bas mit Hnre©t. ©s 
fann nur fel)r roenige 9 Zenfd)ett geben, bie fid) 
gan3 auf ©r 2 Biffert unb il)re , 2 lugett oerlaffett 
bürfen, um eine Stabt ober gar ein fianb 3U 
bur©f©auen. Sei biefer Vorbereitung, bie 3m 
glei© bie 23 orfreube ift, roäre nun bie ©elegenbeit, 
aud) bas 9 Jienü ber Ziufeutttsbefud)e 3U ttta©en. 
2 Ber fein anbres Hilfsmittel bat ober 3U bettuben 
oerftebt, tttuf) fid) an bie Zeifel)anbbüd)er halten, 
berett Heroorbebungett leiber nteift 3iemli© roill= 
türli© fittb. 23 effer bient f©on ein Katalog, be= 
fonbers toenn er illuftriert ift. Ziattd)e beutf©e 
Ziufeett haben gute 3'i©m (Serlitt, Äaifer= 
3riebri©=Ziufeum, Zlagbeburg, Darmftabt). $ür 
bie roi©tigften Stäbte bes Zuslanbes erifüeren 
beutfd)e Zionograpbiett ( 5 tlinfl)arbt & Siermanns 
„Stäbteu ber Kultur“, Seemanns „Serübmte 
5 tunftftätten“), bie au© über ben ^balt ber 
Ziufeen orientieren, ©inige Sammlungen fattn 
man itt Hanfftaengls „Zieifterroerfen“ faft ooll= 
ftänbig fennett lernen. Unb toetttt au© bie lanb= 
läufigen 5 Umftgefd)id)ten auf bie 3'^age nad) betn 
2 Bert unb ber 23 ebeutung ber 2 Berfe im £ebens= 
toerf ©res Zieifters oft bie 2 lntroort fd)ulbig 
bleiben, fo b^Xfeu ba roeitoerbreitete 5 XünftIer= 
monograpl)ien (bie „itlaffifer ber ^tunft“ ber 
Deutf©en 23 erlags= 2 lnftalt unb bie Hefte oott 
23 e©agett & 5 Xlafing). 3 © nenne abfi©tlid) nur 


fold)e Hilfsmittel, bie au© bem fiaien 3m 23 er- 
fitgung fteben. 9 Zit ihnen ift jeber imftanbe, oor- 
läufig 3U beftimtnen, toas er aus ber Zlaffe, bie er 
oorfittbet, 3unäd)ft fel)en toill. ©erabe toenn er 
bas roe©, blüht ©m oielleid© bie Zlöglid)feit, 
nad)ber aud) aus bem Zeft mit eignen 2lugen biefes 
unb jenes 2 Berf l)eraus3ufud)ett, bas ©m befottbers 
liegt, ©ntbedungen 311 ma©en, bie eine eigne 
unb perfönli©e 3 'teube bebeuten. Diefe ©änge 
toerben ihm bann nid)t mehr bur© bie Zngft oer¬ 
leibet, für 2 Bi©tigftes oiellei©t feine 3 cU ober 
feine 2lufnal)mefäl)igfeit 3U haben. 

3 n fleinen Ziufeett unb, toenn man 3 ^it bat, 
natürlid) aud) in grofjen, fann ber 23 efu©er, ber 
feinem 2tuge trauen barf, einen erften f©nellen 
©ang bur© alle Zäunte mad)en, um bas aus- 
3ufu©en, roas er bann nahe betra©ten toill. 

Ob er nun bie 2 Bal)l auf biefe ober bie anbre 
2 Beife oorttitnmt, er toirb nt©t nur baoor betoabrt 
bleiben, bent 2 luge suoiet 3U3umuten, fottbertt 3U- 
gleid) aud) oon ber Zeugierbe befreit fein, bie 
bett 23 lid unruhig f©toeifett unb toanbertt läßt. 

Diefer fpe3ifif©e Süd bes Ziufeums- unb 
Zusftellungstoattberers ift es, ber ben Seoba©ter 
fo hoffnungslos über bie 2 Iusbeute ma©t. Ziuf3 
man es toirflid) ausfpred)en, bah, toer mehrere 
Silber 3ugleid) anfieht, feines fel)en fann?! 2 Birb 
jemanb auf bie 3 bee fommen, 3toei Zlelobien 
3ugleid) hören 3U roollen?! ©s ift bo© in beibett 
fällen biefelbe Sad)e. 2 llle Vorbereitung nu^t 
bem ni©ts, ber ni©t oerfte©, eitt ein3elnes 2 Berf 
„ins Zuge 3U faffen“. Da3U gehört ni©ts als eine 
getoiffe 2 Billensattftrengung. 2 Ules übrige folgt 
oon felbft. Das Silb, bas matt toirflid) anfieht, 
nur anfehett toill, als ein ©an3es unb gan3 für fi©, 
gibt bettt Sef©auer f©on felbft bett rechten s $lat5, 
toeift ihn fort, toenn es groh, sieht ©n heran, 
toettn es fleht ift. 2 Ber iittmer itt einer gleid)ett 
mittleren ©ntfernung oott einer 2Battb bleibt, fieht 
fein Silb, ober nur sufällig einmal eines, richtig. 

Sd)toieriger als bas Ziufeutn ift bie Zus¬ 
tellung, toeü fie mit ihrem immer neuen 3i©alt 
feine Vorbereitung erlaubt. Da gibt es nur ein 
Züttel, bo© etroas 3U genießen. Ztan muf3 oon 
oornherein auf bie Vollftänbigfeit oer3i©ten unb 
eben nur bas mitnehmen, roas in ber gegebenen 
3 eit in ben meift betonten Hauptfälen begegnet. 
Ziatt roirb ba ni©ts „etttbeden“. Zber in bem 
üblid)en £aufe burd) alle Säle entbedt man au© 
nichts unb fieht au© ni©ts unb h fl t Xcin anbres 
Zefultat 3U erroarten als einen bidett 5 fopf. 
2 Bäl)rettb bei bem rationellen Vorgehen bo© bie 
©hattce bleibt, bah ein ober bas anbre 2 Berf 3 mtbe 
gibt unb haften bleibt. 

©rfd)eint bir, lieber fiefer, bas alles ein b©d)en 
gar 3U einfad) uttb nü©tern unb fo gar nid© als 
bas, roas man oon einer Znleitung sunt 5 funft= 
gern© fid) erroartet? 2 Bo bod) mit großen 2 Borten 
oon erhabenen uttb fd)önen Dingen bie Zebe fein 
mühte. Hieber ©ott, all biefe groben 2 Borte helfen 
gar ni©ts. Ziemanb fantt erroirfett, bah bu beffer 
uttb tiefer fieht unb fühlt, als bu es oon bir aus 
heute fann© Zur bie 2 Berfe felbft fönnett bi© 
barin förbertt. Da3u muht bu fie aber einmal ri©tig 
anfd)auen. Unb roenn i© ba3u ben 2 Beg geroiefen 
habe, habe i© oiel getan. Verfu©'s! 

3 r i b Stal)l 


M einem püfllinMuiinliel' 

er ©rohftabtmenfd) betrad)tet Dinge, 
bie er bisher nod) ni©t gefatmt 
hat, geroöbnlid) immer etroas ffeptifd)- 
amüfiert. Das ift eine Slafier©eit, bie 
fd)üehüd) niemattb iibelgenontmen toer- 
beit fattn, benn erftens roirb ber 2 Belt- 
ftäbter mit neuen ©inbrtiden gerabesu 
überf©iittet, unb bann ift es eine alte 
Datfad)e, bah fi© ein grober ^rosetttfab 
bes Zeugefuttbenen ober 2 lusgegrabenen 
nad)her als Ziete erroeift- 

Um fo bere©tigter ift bie 3 mtbe bes 
Verfaffers, bah er ein gan3 oerftedtes 
Stüd©en 2 Beltftabt 3eigett fann, bas 
furiofer, lehrreicher unb intereffanter gar 
ni©t 3U benfen ift. 

Verün ift jebt 2 Beltftabt. Der tppifd)e 
Urberliner gehört ja längft ber Sage att; 
er fpuft nur nod) in einigen auf bett 


(puclfiiitiicm »ölt Intll Setfctl 

fiofalpatriotismus fpefuüerenben 3ei= 
tungen als „Ztubide“, „Zeunauge“ unb 
roas berglei©ett f©ött flittgenbe Verlett 
2 tlt -23 erlitt er Spra©f©äbe tto© mehr fein 
mögen, herum. 

23 efottbere Viertel hat bie Zeid)s- 
hauptftabt nid)t; Deutf©e, ©nglänber, 
3ran3ofen, Zuffett uttb fo roeiter roohnen 
funterbunt bur©eittattber— bie Zationen 
fott3entrierett fi© höd)ftens itt ben ent- 
fpre©enben ftlubs —, aber gatt3 eigen¬ 
artige Zoten haben fi© bod) ©r f©arf 
abgegren3tes 3elb gefd)affen, unb 311 
biefen gehört bas 2 Bohnoiertel ber meift 
aus Zuhlanb l)eriiberge3ogenen armen 
jübif©en Familien. 

©s ift ein Vetoeis für bie bef©eibette 
3 urüdge 3 ogenl)eit ber üeute, bah man 
fie ni©t fd)on längft fennt, bah ffc ni©t 


Das abgeriffette Verliner 2 tpad)enoiertel 












ben Stanb beä SHlgemeinbeftnbenS. 211$ auffallende ©rfcpeinung Serben 
0ic ffet$ waprnepmen, bafj dort, wo aufregende, fd)äblid)e (Getränte feinen 
3Mah finden, ber Gacao=$:opf bagegen nie feplt, porwiegenb ^ropmut unb 
Söoplbepagen perrfd)t, wenn nicpt gerabe ba$ pfpd>ifd)e 2öoplgefüpl durch 
irgendwelche Xlmffänbe beeinträchtigt ift 3n ber “Xat wirft eine $affe beä 
prächtig buftenben $ell*Gacao$ erhebend unb ftärfenb auf ©emüt unb Körper. 
<5)ie ffänbige Gacaoaufupr — aud) in $orm non Gpocolabe - trägt baju 
bei, unferen Körper wiberftanb$fähiger ju machen, unfere kleinen überftepen 
bie ^inberfranfpeiten beffer unb bamit find fcpon bie 93orbebinguttgen einer 
glücflid)en ü>äu3ficf)feit erfüllt. 9)tan achte aber auf bie richtige 93^arfe 


fYJ 6ie bodj einmal gelegentlich in 3pren 23etanntenfretten, namentlich bet 

2J0OUQCDIBH finberreidjen Familien ufw., wo tägltd) Gacao getrunfen wirb unb auch ab 
/ nt »ttiniAf »iru> ß’hofrdflhp heit ..OYlen alled 3rbtfchen w acht. 


Ggocolade 


eacao 


vi/ii i yuies vLM£|u;u|iujeii 


©in fd)wieriger §anbel 


3übifd)er ©eflügelteller 


fd)on auffielen, benn ihr gan3es Zun unb Xreiben 
bilbet bod) einen fraffen ©egenfab gegenüber bem 
fonftigen turbulenten 23 erlin! 

Slnbre £änber, anbre Sitten. — Xas £ad)en 
über bie ungewohnten Sgenen »erlernt man halb, 
wenn man den Ungeheuern 3 'leifj unb bie 3 äfü 9 s 
teit biefer £eute tennen lernt, bie — bettelarm 
aus Vuftlanb »ertrieben — hier im Nahmen eines 
georbneten Staates fiep aus bem Vichts heraus 
eine ©riften3 fd) affen unb babei nod) für ihre 
barbenben 23 rüber in Vuplanb arbeiten, benn alles, 
was fie erhanbeln, wirb sentralifiert unb in 
großen fallen nad) Sübruflanb »erfanbt, wo man 
für bie 9Jtaffen3ufuf)r alter Stiefel, $üte, Kleiber 
unb fo weiter einen ungeheuerlid)en 23 ebarf hat. 
©inen Vebarf, ber auf bas ©lenb ber ruffifd)* 
jübifd)en 3 uftänbe ein fd)arfes Scf)laglicf)t wirft. 

So »erbinbet bie jübifche iHeiberbörfe in ber 
5 laifer= 2 BilheIm=Strafte bas ©ute mit bem Vüft* 


lid)en. Sie »ollbringt eine üötiffion, inbem fie 
ben Vaffegenoffen im fernen £anbe billige 5 Hei* 
bung »erfdjafft, unb erringt fid) felbft bamit einen 
finansiellen Vorteil. 

Selbftoerftänblid) barf fo ein Vltftänbler in ber 
2 BaI)I feiner Dbjette nid)t wäl)lerifd) fein, was 
wieder »iele Vegleitumftänbe nad) fid) 3ief)t, bie 
ihn »on ber anbern SBelt abfchüeften unb barum 
ben inneren feften Äontatt mit feinen Kameraden 
halten läftt. 

Xas Viertel ber armen 3 uben Berlins ift bem 
fremden faft un3ugänglid). SBill man es f ernten 
lernen, rnuft man fid) eben hiueinbrängen, unb 
bas ift nad) ftulturbegriffen nid)t immer an* 
genehm. SRan benfe: 

©s ift Regentag. — Xer lärmenbe Vleranber* 
plaft mit feinen um bie 2 Bette bimmelnben Strafen* 
bahnen liegt hinter uns. Xie 9 Barenl)äufer find 
paffiert, bie ©efefjäfte werben immer Heiner, bie 


©egenb fepaut immer ärmer aus, ba biegt man 
in bie 5 taifer= 2 BilheIm*Strafte ein. £inter £anb 
ift nod) ber 2Bagentorbon, ber bie 3entralmartt= 
halle umbrängt, 3U fel)en, aber red)ts ift alles rul)ig. 
— Xotenftill."— Vielleicht liegt es baran, bah — 
wie es in Verlin nid)t anbers fein !ann — ber 
Straftenbamm gerabe aufgeriffen ift. — Hber 
bas fd)muftige ^ßflafter taftet ber guft. Pöftlid) 
bleibt man überrafept ftehen. Xie ©eftalten mit 
ben hohen Stiefeln unb ben langen Värten, bie 
bas Vuge erfaßt, frappieren burd) ihre 5remb= 
artigteit. Vud) ftehen fie 3ufammengebrängt, 
größere unb Heinere ©ruppen bilbenb. Xer 
Sd)warm wirb immer bid)ter unb ton3entriert fid) 
»or einem ^arterrelotal, an beffeu ©ingangstür 
ein Sd)ilb hängt: „fremden ift ber 3 utritt ftreng 
»erboten.“ s JVan ertunbigt fid) unb betommt bie 
Antwort: „Xas ift bie 5 Heiberbörfe.“ — Unmittelbar 
(gortfct 3 ung f. <5. 855) 

































auuubn 


Blasenleiden, Emphy: 


Hstbma 


Über £anb urtb S0leer 


barauf folgt bie ^Uuftratton ber ^Behauptung. frjier 
urtb ba, überall tommert einem 9 JZertfdf)en entgegen, 
bie alte Stiefel, £jüte, tur3 alles in ben Rauben 
3u[ammenframpfen, roas einmal anbre trugen. 
9 ^i«J)ts ift üer|d)mäl)t. — Die Antömmlinge toerben 
oon ben SBartenben, ben 3*011© enhänblem, mit 
Angeboten überhäuft. 9 )ian reißt ©neu bie 5 Xauf= 
objette aus ben §änben unb bietet mit tritifcf) tarie= 
renben 23 ltcfen greife, bie 3roar einige Pfennige 
nic^t überfteigen, aber ber ©ifer, mit beut um ein 
9 Jiel)r ober 2 Bentger gefeilfd)t toirb, Xäfet beutlict) 
erfennett, bah hier bas (Selb etroas mehr toert 
ift, als ber ©roßftäbter, ber ja 3umei)t bie Xare 
über 2 Bert, 9 ?aum unb 3 eit oerloren hat, über* 
haupt ahnt. 

3 tur fo ift es möglich, bah man SSater unb 
Sohn mit glüdftrahlenben ©efid)tern einen alten, 
total abgelaufenen Deppid) im Triumph nach §aufe 
tragen fieht- 

Wad) |>au[e: ba ift in erfter £inie bie ©renabier= 
ftrafje 3U nennen, bie bie jübifd)ett Althänbler be= 
herbergt. 3 h* fließen fid) ein Stüdd)ert Pren3= 
lauer strafte, bie Steim, bie 9 Jtulad= unb fd)Ueßlid) 


bie fiinienftraße an. Der 3 ^tralpun!t bleibt aber 
bie ©renabierftraße. 

äßenn ber Abenbftem aufgeht unb bie ^Bitterung 
bie Pemohner nicht in bie Käufer 3roingt, bann 
tann man in ber ©renabierftraße ein reges £eben 
fid) enttoideln fel)en. Da fteben fie auf bem Damm, 
hanbeln mit gcfd)äftigen §änben uub 3wngert, mit 
erregten dienen unb laffen fid) burd) ben patrouil* 
lierenben Sd)ußmann, ber immer toieber betont, 
bah bas preuhifd)e ©efeß bas offi3ielle ^Xbfd)tiefgen 
oon §anbelsgefd)äften auf bem Straßenbamm oer= 
bietet, nur toenig ftörert. 

2 Bo ein SBille ift, ift eben auch ein 2 Beg. 

33 on bem Prin3ip aus oerfud)t man aud) 311 
tppifchen Photographien 3U gelangen, ©s hält 
fdjtoer. 

$at man burd) Cpfer oon ©elb unb guten 
ÜBorten erreicht, bah er, ber ©efißer eines £>bft= 
tellers, einige Piimiten fiillhalten toill, um auf bie 
Platte gebannt 3U ooerben, fo ftürst feine beffere £>cilfte 
erregt aus bem Ämtern bes Kellerloches unb ent= 
3ieht ihn mit ettergifd)em ©riff ber inbistretert 
£infe bes Photographentaftens. ©s toirb aud) 


oerfud)t, in bie Kleiberbörfe ein3ubringen, troß 
bes Verbots. 

SBefonbers reinlid) ift es ba brinnen nicht — 
bas bringt bas SJtetier fo mit fid) —, uiel 3eit bleibt 
aud) *ad)t 3um beobachten, benn fd)on fragt ber 
£eiter ber börfe nad) bem ©runb bes ungebetenen 
befudjes. 3*seubein Anliegen toill man t)or[d)üßen, 
es hilft aber alles nichts, hie* haben nur bie ber= 
triebenen Wußlanbs hausrecht, hier finb alle An» 
toefenben ^Bieter eines Quadratmeters, unb ber 
fd)leunige Wüd3tig auf bie Straße toirb nad)briid= 
Ii<h geforbert. So nad)briidlid), bah utan froh ift, 
in menfd)lid)em 3uftanbe toieber braußen 311 fein. 

9 Bie gefagt, fd)ön toar es in ber Kletberbörfe 
gerabe nid)t, fel)r fauber aud) nid)t, bie 3ufammen= 
gepferd)t ftehenben Bieter ber Quabratmeter unb 
bie Atmofpl)äre toaren gleid)falls nid)t 3U „genießen"; 
aber man hat bod) gefeßen, hat bod) einen feltenen 
©inblid in bas fieben eines eigenartigen ©ölfdjens 
getan, hat bod) einmal einen tleinen Ausfcßnitt 
aus ber ruffifd)=jübifd)en Alltäglid)teit mitten im 
her3en ^Berlins erleben tönnen, unb bas lohnte 
fid) immerhin. 


Die Uibratioti$ma$$age des Crommelfells gegen 

* Schwerhörigkeit, - 

Ohrensausen und Olmleiden 

oerfdjii’bener Art ift fachmännifdjen Greifen burd) bie ^orfdjutigen nam* 
Ijafter ©eleßrten längft als ein ausgezeichnetes mtb mirffameS £>etloer- 
fahren befannt geworben. 9Jlit ber §anb ift natürlich bem Drommelfell 
nicht burd) SDtaffage wirlfam betjufommett. ÜJlan ift beShalb auf bie 
Jed)nit' unb STlecbanif, auf Apparate angetoiefen. DaS Problem eines eim 
fachen, ba()er nicht gu loftfpieligen, foliben, gmedmäfngen BibratorS gur 
Alaffage be§ inneren D()reS ift jet 3 t gelöft burch ben Apparat „Hudito“ 
ber girma ©mit Soeft in Duberftabt. @S fönnen bamit gleichzeitig 
beibe Ohren ober aud) nur eines beljanbelt merben, aud) lä&t er fid) 
burd) einen einfad)en ^»artbgriff auf baS Eleinfte geioünfdjte 2Jtajj oon 


BibrationSftärEe einfteßen, roirtt aber auch toieber um bei ©tarfftellung 
red)t träftig. Webeninftrumente ober hoppelte Apparate für bie oer= 
fchiebenen ©ebraud) 3 giüede finb unnötig. 

Sßie mancher glaubt fid) hoffnungslos leibenb, loeil ihm bie mo= 
bernen ioiffenfchaftlid)en ^ortfehritte in ber 0 h l ' en bef)anblung unbefannt 
finb. Pflicht jebe§ einzelnen ift beshalb, fid) mit ben neueften ©rrungeiu 
fd)aften unb ben toirtfamften SSehanblungen oertraut zu madjen, momit 
eS nicht feiten gelungen ift, aud) noch in oeralteten unb oerpoeifeltett 
3 ‘äüen baS Seiben ioirffam ju behanbeln. 3 a hlretd)e 21 nerfennung§= 
fchreiben oon Patienten beridjten über ftannenSioerte ©rfolge, ioeld)e 
burch bie 93ehanblung mit biefetn 21pparat bisher erhielt morben, unb 
bieten neben ben ©mpfehlungen oon Autoritäten eine beacf)tenSioerte 
©ernähr für bie fjeroorragenben Seiftungen beS „Hudito“. 

Die gerichtlich eingetragene ^irnta 6mil CoeTt, Spejial-Jnftitut 
in Duderftadt 46 am I)ar?, oerfenbet auf Sffiuufd) eine ausführliche 
23rofd)üre mit Belehrungen u. BehanblungSoorfchriften für ©ehörleibenbe. 
©ie haben nur nötig, bie Brofd)üre über „Hudito“ (Deutfcb.Reicbs-pat.) 
gu oerlangen, fo toirb 3 h Iien ooUftänbig toftenfrei gugefanbt. 


Ml LKA 
VELMA 


SUCHARD ’s 


NOISETTINE 


BELIEBTE ESS-CHOCOLADEN 


Li 1 












• l'*» 


^S5af6orf-£lstoria 
Ciaarcmes 


t '2k ^ 

JL Birken- 
3 haaKWtisser 


Salrbrunner 

Oberbrunnen 


Katarrhe der Rtmungs- und Verdauungs* 
IlAUltlDv orciane. Gallensteine. Nieren, und 


Folgen der Influenza, 

Umandt Gustav Strieboil, Bad Salzbrunn i. Schlei 


Nasche 185 m/3.70 Nardusb// 

Überall zu haben. KÄS 
hin mal probiert Seiebi die nerven. 
Jmmer,gebraucht 























856 


Übet fiatib unb 9Jleer 


1911. 9tr. 32 




► Photograp h/ 

[ Apparate ] 


i Schoenfeldt &C9 

L jnh.A.Roscher, Berlin SW., 
r Schöneberger 5tr.8 


Scham (Bearbeitet von 6. Scballopt» 

Aufgabe 13 

SJon 3. 0. Chain tn £ereforb (Snglanb). 

(Sßeu) 

_©cfrrcars (3 (Steine)_ 


Auflösung der 
Aufgabe 12 


a bcd efgh 2S. 9. Kb4—c5 unb ge* 
SDBeife (7 ©tetne) rotnnt leidet. 

2Bet& jteht art unb fegt mit bem jjpetten _ 

8uge matt. 


täglicher Ausgabe kann man durch Ankauf einer Tube 
KALO DO NT für 60 Pfennig, die ungefähr 60 Tage 
ausreicht, seine Gesundheit erhalten. Bei einer regel¬ 
mäßigen Zahn- und Mundpflege mit dem in allen 
Weltteilen bestbekannten 


MIT EINEM PFENNIG 


Zahn-Creme und Mundwasser 

(sanitätsbehördlich geprüft, Wien, 3. Juli 1887) 

ist die sicherste Wehr gegen gefährliche Infektions¬ 
krankheiten, wie Typhus, Diphtheritis etc. etc. geboten. 

F. A. SARG ,S SOHN & Co. 

k, u. k. Hoflieferanten. 

BERLIN. WIEN. PARIS. 


Warum? 


S: Die jetzise Aufmachung entspricht der Verordnung des deutschen Bun’desrate 


befte @inmac()ebüd)fe 
bet SMt bie 


GEGRÜNDET 


MBl I.!°r^ C ‘. Mil SBeil bet berjelbett ber 
II I, , Ls Ml Sntjalt, tuie ©emüfe, Ofaft 

11 . I 1 u.bgl.,nur mitöjla» inU3e* 

II 1 -- 1 H rüljnmii tommt, jomit bie 

aiP Ci i^gü: Dieinfjeit bei ©ejdmiadis ber 
©mtjetueu ertjatten bleibt. 
SBeil ber 5|3erfect=35evjd)luB abfolut äuberläfiiß 
ift unb viele Saljre galten fann. 

silleil bie ©ouferveu niemals bem SBerberben 
au§geje(st finb, benn im fjalle ungenügenben ©in* 
tüdjeitä hebt fidi ber ©laibedel von felbft, Weltteil 
SBorjug teilt attberei ®la§becfel=St)ftem aufioetft. 

Seber S8üd»ie ift eine genaue ©ebraudj&amoei« 
(ung über bai ©inmaeßm beigelegt. 

Qu Ijaben in aßen befjeren ®Ia§=, *ßoräeßan= 
unb ^au§t)altung§aefdhäften, eventuell weifen 

SBeäUQSqueUeit nach 

Glashüttenwerke Adlerhütten A.-G , 
Penzig in Schlesien. 


\ ßägmMler-Barnay 

iW, .-A/^'ehejfa^f’DefaBzf'Mer Kronprinz - Rudolf * 

ia Marlenbad 

' verfedtlgt durch die Firma; 

)Pr. CARL SCHWPLER-BABNAY, BERLIN-WIEN^ 


D as vorstehende Warenzeichen ist auf Grund des Gesetzes zur 
Warenbezeichnungen vom 12. Mai 1894, gemäß d^r Anmeldung 
1908 für Firma Dr. Carl Schindler Barnay, Berlin, Weinstraße 20a, a 
1908 unter 109.996 in die Zeichenrolle eingetragen. - Aktenzeiche 
Klasse 2. — Geschäftsbetrieb, in welchem das Zeichen verwendet 
Fabrik pharmazeutischer Präparate. Waren, für welche das Zeichen 


Marienbader Reduktionspillen. 


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1911. $ftr. 32 


ttber £anb urtb 9JIcer 


857 


<£tn0£0an0cnc Büilicr itttb 

(Besprechung einzelner KUrhe Vorbehalten. — Rücksendung findet nicht statt) 

•§eilbortt, ©rnft, ®ie (teile Stufe. Moment, ©erlag ©gon 
gleifcßel & 6o., ©erlin. 

.£>endel, ®atl, ©in $icßterbilb oon SRagba ganfen. ©ret§ 
fort. SR. 3.—. $ie 8 efe»©edag ®. in. b. £>., SRüncßen. 
•£>errmann, ®urt, ®er Slampf um ben Stil, ©robleme ber 
mobernen SRalerei. ©erlag ©rid) ©eiß, ©erlin. 

•gierjog, fRub., ©§ gibt ein ©lücf... Siooeßen. g. ©. ©ottafdje 
©udßßanblung, Stuttgart. 

.£>eubner, iRubolf, Caroline Bremer. fRontan. ©erlag 8. Staad» 
mann, Setpjtg. 

§inberfin, griebrteß »on, $ie Seßre oom ©ß ©ßilofopßtfcß» 
religiöfe ©etraeßtungen. SR. 3.—. Otto ©Meganb, Seipjig. 
Dörfer, ©aul 0 §far/SJtufifftubenten. Sioman. ©erlag non 
3. @rigelßorn§ Sfacßf., Stuttgart. 

§offen§tßal, £an§ oon. £ilbegarb 9tuߧ §au§. Stooeflen. 

©erlag ©gon ^letfdjel & ©o., ©erlin. 

§ol!änber, gelt£, Unfer |>au§. SRoman. ©erlag ©rid) Steiß, 
©erlin. 

|>oioe, ©., ©ud)ner§ 8 eitfaben ber ^unftgefd)id)te. ÜReu bear» 
beitet, ©rei§ geb. SR. 4.—. ©erlag ©. ®. ©aebefer, ©ffen. 
£>ud), griebrid), ©njio. ©in mufifalifdßet Stomaji. ©et). SR. 4.80, 
geb. SR. 6 .—. SRartin SRörifeS ©erlag, SRüncßen. 

£ulfd), Söilßelm, ©o§lat. ©in Siaiferfang. ©legant geb. 3)1. 2.35. 

S?ommiffion§oerIag Otto SRaier, Seipjig. 

£>unolb, ©eo, ©alrii. Siomait eine§ beutfdjen ©ud)ßänbler3. 
©rofeß. SR. 4.—, geb. SR. 5.—. @. Ungleicß, Seipjig. 



Heller, |>eben, ©riefe meiner SBerbejeit. ©erlag Stöbert 8uß, 
Stuttgart. 

®nubfen, gafob, Um be§ 8 eben§ mißen, ©rsäßlung. ©eorg 
SRerfeburger, Seip^ig. 

Stößler, Dr. ©rtßur, Otto oon SBebefl unb ©lementine oon ber 
©olß. ©riefe eine§ preußifeßen Offiziers an feine ©raut au§ 
ben gaßren 1799 unb 1800. Stöber & Sdjunfe, 8 eipsig. 
ftoßut, ©bolf, ©u§ bem $>er,sen§ard)io oerliebter ©erüßmtßeiten. 

©erlag 3teue§ Seben, Söilßelm ©orngräber, ©erlin. 

Krüger, £erm. ©nber§, Stafpar Jitrumbßolß. Stoman. ©anb I 
unb II. ©erlag ©Ifreb ganffen. Hamburg 
Stügelgen, ©onft. Söilß. oon, ©rlebteS unb ©rftrebteS. ©ebid)t. 

©erlag Stöber & Sd)un£e, Seipjig. 
fturlanb, ©ottßarb, Sieber au§ Siieberfadifen. ©rei§ gel), 
S)t. 2 .—, geb. SR. 3.—. guliu§ 3ioißler, SSolfenbüttel. 
Sang, ®arl £>einricß oon, ©u§ ber böfen alten 8 eben§» 

erinnerungen. ©erlag Stöbert Suß, Stuttgart. 

Siliencron§ ©riefe an Hermann griebrid)^ au§ ben gaßren 
1885—1889. ©eß. SR. 4.—, geb. SR. 5.—. ©oncorbia £eutfd)e 
©erlag§anftalt, ©erlin W. 


(©ejiljäfflttfic Ütfftettungen 

Stidßt umfonft mar unb ift man beftrebt, aud) auf bem ©e» 
biete ber <Sd)önßeit§pflege mit ber Söiffenfdjaft gleidjen Scßritt 
ju ßalten. $ie meiften grauen miffen längft, baß man ent» 
fcßiounbenen Sieijen nießt burd) ©über unb Sdjminfe mieber auf» 
ßelfen, fonbern baß man nur bureß natürlicße SRittel etroa§ et» 




reidjen fann. ®a§ „©ßari§"»Spftem ber grau ©. U. Scßroenf» 
Ier, ©erlin W 57, ©otSbamer Straße 86 b, gibt jeber grau ein 
©erfaßten an bie §anb, ba§ fieß fdion taufenbfad) at§ ein mirt» 
Iid)er Jungbrunnen ermiefen ßat unb burdß {einerlei anbre SRittel 
aud) nur annäßernb erreicht roirb. Stäßeve Orientierung bietet 
eine ©rofeßüre ber ©rfinberin grau Sdpoentler. 

©ab Steicßenßall. 2>ie ©orbereitungen jur Saifoneröff» 
nung am 1 . SJtai finb beenbet, bie ©abe» unb Suranftalten be» 
finben fieß fdßon feit ©nbe ©pril in betriebsfähigem 3 uftanbe. 
SRitßin lann man bereite afle Sturen, einfeßließlid) ber burd) 
Sißungen in ben pneumatifdjen Stammern ju betätigenben, oßne 
febroebe ©infdßräntung burdjfüßren. ©m 1 . SRai begannen bie 
©or» unb 3tacßmittag§fomerte ber St. Sturtapeße, alle Stäume 
be§ St. SturßaufeS finb geöffnet. 2a^ ®rabierßau§ felbft ift fdjon 
feit SRitte ©pril in ©etrieb. Sin ©eranftaltungen ßat ber Stur= 
oerein für bie tommenbe Saifon einen „©unten populären 
©benb" im Sturßau§, eine „Sommernacßt§reboute" im Sturpart 
unb einen „SRargareten» unb Stornblumentag" im gef amten Stur» 
rapon oorgefeßen. 

atßetn.gnferaten=9tnnaßme cv 3nfevfio*t*-©ebüßrt« 

bet Ün&olf piolTe. illTlPTltPtT für bie fünfflefpaltene 
2 tnnoncen=@rpebttton für xVII/lLUlII ©onparettte^BeileSR- 1 - 80 , 
fänttltcßeBettungen$eulfcß» V für bie Sdnoeij, Statten 

tanb§ unb besi 9tu§tanbe8,-unb ftranfreieß 2 . 2 6. 

tn ©erttn, SreStau, ©ßemntß, ®re§ben, ®üffelborf, granffurt a. Wl., 
ftaüe a. ©., Hamburg, Äöln a. Stß., Setpstg, Sonbon, ©lagbeburg, 
©tüneßen, Nürnberg, ©rag, Stuttgart, 3Bten, Büricß. 


B mm' |4 

en^GlanzlaCKl 

•ttrocknend, 1. - 
sruchlos^ “ - 


vergrößert kleine unent¬ 
wickelte u. festigt welke 
Büste. „Charis“ ist nach 
berühmtem und von fast 
allen anderen Aeizten 
anerkanntem Professor 
BierschenSystem( Hyper¬ 
ämie) konstruiert u. hat 
sich lOOOfach bewährt. 
Den Brüsten wird mehr 
Nahrung(Blut)zugeführt, 
dadurch straffen und wöl¬ 
ben sie sich. Kein Mittel 
kommt „Charis“ in d.Wir- 
kung gleich. Kein scharfer 
Druck durch einen harten 


I Brustformer, 



Photographische Aufnahme einer 
48jährigen Frau nach lOtägiger 
Anwendung meines orthopädi¬ 
schen Brustformers „Charis“. 


„Charis“ 

Englisches Patent [ 

Glas- oder Metallring, der 
schädlich wirkt. Damen 
tun gut, ehe sie teure Sa¬ 
chen vom Ausland kom¬ 
men lassen, erst meine 
Broschüre zu lesen. Ich 
leiste für Erfolg Garantie. 
Broschüre mit Abbildun¬ 
gen und ärztliches Gut¬ 
achten des Herrn Ober¬ 
stabsarztes Sanitätsrats 
Dr.Schmidtu. and.Aerzte 
versendet die Erfinderin 
Frau A. U. Schwenkler 
Berlin 57 

Potsdamer Str. 86 B. 
































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sind von großer Bedeutung. 
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der ersten und zweiten Periode, ist Zunahme des Körpergewichts, der Kräfte, Normal¬ 
temperatur und Schlaf, Verminderung des Hustens, Auswurfs, Nachtschweiße fest¬ 
gestellt bei Gebrauch von Lecithin, wie es enthalten ist im 

ROBUROGEN. 

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nahrung der Gegenwart. Als geschmackloses Pulver 1.50 M. und 5.— M. und wohL 
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*) Claude & Aly Zaky, Presse medicale. Mercks Berichte 1901, 1902, 1905, 1906. 
Hartenberg, Revue ther. Goliner, Reichsmedicinalanz. Morrichau-Beauchant, O’Tabary, 
Bernheim & Dieupart, Revue inter. 


PREISE: 

Nr 83 3 Stet M. 2.25, 
Dtz. M. 8.40 
Nr. 93 3 Stck. M, 2.85, 
Dtz. M. 10.80 









































pr 




Sin föftlidjer ^ilberfdwf? alfbeutfd)er Ä’imft 


Sin ‘Satib non 
128 Seiten mit 96 tafeln 
unb 8 ^eytiUuftrationen 


3m Auftrag £i(mer £ef)rer= 
t>ereinö f)erau$gegeben t)on 


3 uliu 3 93 aum 


3n fteifen £lmfd)tag 
geheftet 3)t 2. -, 
in °Pappbanb 2.50 


3)te &unft ber altberühmfen Stabt Ulm unb ihrer 9fteifter mar — überftrahlt Dom 9\ut)me ihrer größeren Schmefter, ber 9^ürn-- 
berger ttunft, mit ©rof^meifter < *2Ubrerf)f ©ürer, °peter Vifdjer, “^Ibam straft u. a. — lange 3eit außerhalb ber Greife ber 5?unft-- 
gelel;rfen faft oergeffen. ©iefeä V3ert füf)rt nun bie Himer Vkler-- unb VÜbhauerfchule in il;ren michtigften Vertretern unb in 
tbren Äauptmerfen bent 5tunftfreunbe oor ‘ilugen. ©3 mill bie in Kirchen unb Stapelten, in ©emälbegalerien unb ^llfertümer-- 
fammlungen noch fo gahlreich erhaltenen herrlichen Sdpöpfungett eineg 9D [ ?ultfd)er, 3eitblom, Schaffner unb Sprlin mieber ju neuem 
leben ermetfen. ©er Vanb bietet für bie Kenntnis biefer Vfoifter mit feinen Dielen großen, ganjfeitigen ‘Slbbilbungen ein ‘Sln-- 
fchauunggmaferial Don einer faft unerfd)öpflid)en Smlle unb 9?eidj)halfigfeit. ©aju tritt ein Don Dr. Suliug Vautn, einem ber 
beften itenner ber fchmäbifdjen VZalerfd)ule, gefd>riebener ^ejf, ber in Dolt^tümlid>er Sprache bag Verftänbnig für bie Schönheit 
ber xBerfe biefer alten SO^eifter anjubahnen fud;t. ©ag Vöert oerbient, bafj eg nicht nur in ber Vücherfammlung beö Stunft-- 
hiftoriferg, fonbern in ben meiteften Greifen ber Itunfffreunbe ©ingang ftnbe unb heimifd) toerbe. 


SDtündjen, 2Ute pinafot&et 


Pfcof. 23rudmann 21. 


SKündjen, 2tUe pinatofbet 


Pi) 0 t. 3. 23rudmann 21.»©. 


Martin Stofftier: <33erfünbigung 

Ctnfer 21ufjenflügel, Snnenjeite 


Martin Su. "illung im Tempel 

Cinfe^;y«menTtug$!>'2lufjenfette 


3üngerer 2Bcttenbaujener 2Utar 


®eutfd)e < SerIag3^ ( 2lnftaif in Stuttgart 


5>rud unb Verlag ber ©eutfepen Perlag$.2lnf*alt tn Stuttgart, Otedarftra&e 121/123. — Papier »on ber papierfabrif Salacp in Satacp (SBürttemberg). 












































1911. xviii. «Hffe 14 etrfc(Mn£ etn %t\i 


it preis 18 ffl. 90 pf. 


2 f«?rficJ 26 f effe 







9Zr. 35 


3a!>rgang 53 



Sk&er Gmb unfc SDcecr 


“Seft umfte^enb 


1911 (Sb. 106) 


93on bet (£annftattet $lugn>od)e: ©et fflieger ©tabe auf einem ‘iHbettbfXuöe 


121 














938 


$ber £attö unb äfteer 


1911. 9tr.35 


31 ngia&z tn Sfuffgaxf 

(3um Sitelbilbe auf ber »orljergetienbett ©eite) 

e ine gro^siigige SSeranftaltung für einen Sßettftreit beutfdjer 
glieger fattb oom 6. Sftai ab einige Sage bintereinanber auf 
bem ©annftatter Söafen in Stuttgart, jener füion au§ ber »or* 
märälidjen 3eit allgemein betannten roeiten Söiefenflädje aut 
rechten Biedlarufer, ftatt, bie ber Flieger Siebter' bereite feit 
äßodjen al§ glugfelb benußt unb ergrabt batte. beiläufig fei 
baran erinnert, bafj' auf bem ©annftatter Söafen aud) fcfion 
roieberbolt glugfc^ifflanbungen erfolgten, fo ber 3eppelirtf«^iffe 
unb be§ ißarfeoal. Sie 2lu§bet)nung ber glüge im SÖtai auf 
eine aotte SDBocfje, bie iljre Unternehmer in ©rroägung gesogen 
haben fotlen, »erbot ficf} leiber infolge ber äöetterungunft. Sine 
beteiligten Flieger erhielten trefflicfje Seiftungen, namentlich !>el» 
mut §irth auf feinem @trich=9tumpier*@ittbecler „Saube", ber 
ben bisherigen beutfdjen .g)ö£)enre£orb für ißaffagierflug »on 640 
Sltetern mit 800 um beren 160 überbot, unb §an§ ©rabe mit 
feinem ©inbecfer „krummer", ber. ficb am abenblicfjen Himmel 
einer riefenhaften Sibetle gleich tn ruhigen, grasiöfen ©leitflügen 
auSjei^nete. Slüch ©gring, giebler unb $?önig mit ihren ®oppeP 
beifern leifteten 23orpglicbe§. Spring beseiihnete einem Sjtit= 
arbeiter be§ Stuttgarter „Bleuen SagblattS" gegenüber ben 
2 Bafen als ein ibealeS glugfelb mit bem §injufügen, er glaube 
nicht, ba| in Seutfchlanb mehrere beffere su ftnben feien. 


mäniter$tanarät$el 


Sin Stelle ber fünfte ftnb 23ud)jtahen gu jeßen, fo bafß 
alle elf SBörter je einen männlichen Stanb (23eruf, 23e= 
fdjäftigung) ergeben. 

2)ie auf bie fetten fünfte fallenben 23ucl)ftaben nennen 
bann toieber einen männlichen Stanb, ber fetjr oerbreitet ift. 

21 , bat, bi, för, ge, gent, ger, jä, jun, tauf, tiinft, tut, Ianb, 
lehr, Ier, mann, mann, ret, fdjer, fol, fter, ter, tor, oer, mal. 

©. £>. 

Kryptogramm: Die Scbultafel 


— f 

gl 12.11 6,5.2. s: 7. je. 7.3.9,10: gj . 
m », 2, 3, 7.2. 8-. 12,71, /. 5,1(7, m 




Kogogripb 

3Drei .Stopfe nennt mir, mollt ihr 2Biß bemeifenl 
Ser erfte ißt, mie anbre Stopfe effen; 

Ser gmeite Aopf bagegen mirb gegeffen, 

Ser britte läßt paffieren alle Speifen. 

Saß man ber Stopfe Urtier fdjieb erfeh, 

Schreibt man bie bret mit a, mit o, mit e. 

©: (5. % 

Auflösungen der Rät$elaufgaben Seite $$4: 

Ses Somonpms: „©efcßtclt.“ 

Ses ^üllrätf eis: 1. foeinrid). 2. ©ule. 3.£ang. 4. ©f. 
5. SRadhtigall. 6. fßaul. 7. fReis. 8. Oper. 9. 3entigramm. 
10 . ©r. il. Sah*. 12. Spat. 13. ©ibechfe = ^eienprojeffe. 

Ses Spricfjmorträtfels: SBeile, §eer, £erd)e,. 
§ans, Bleiben, ©albe, BJteljr, §aft, Schmeben, SBette, 23alten, 
2ßaII, SBibber, Soge, Sterle,' “Reißer, Saite, ©iter, ttReffe, 
©ohn, §elle, BJloor, Singer. 

grtfdE)e g-ifche, gute gifäje. 2Ber nicht roill, ber hat jcßort. 

Btidhtige Söfungen fanbten ein: SJjetla ®ißer, 9tegen§* 
bürg (3); ©eorg SftüHer, fRathenoro (2); Qob. iß. Stoppel, |>am* 
bürg (2); JHonrab fßolfter, Sieumartt in Steiermart (1); 2Bara§* 
bin, SSien (1); Quliu§ ©3»ett»»it§, föubapeft (2). 




macht nasse Keller. Feuchte 
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WUNNERSCHE BITUMENWERKE G.m.h.H., UNNA i.W. 


Um die Büste zu entwickeln u. befestigen 
nichts kommt den Pilules Orientales eieich 


Schon zu allen Zeiten hat die Frau ge¬ 
sucht ihre Schönheit zu vervollkommnen. 
Aber von allen Schönheitsmitteln, die ihr 
zu Gebote stehen, ist wohl keines höher 
einzuschätzen wie dasjenige, welches wir 
beschreiben werden, und mit dessen Hilfe 
jede Dame und jedes junge Mädchen 
einen schönen und üppigen Busen er¬ 
zielen kann. 

Dieses Mittel ist von schneller und dabei 
gänzlich gefahrloser Wirkung, und häufigr 
genügen 14 Tage nur, um überraschende 
Erfolge zu zeitigen. 

Madame L.... schreibt: 

„Seit 14 Tagen befolge ich nun Ihr Ver¬ 
fahren, und ich bemerke mit größter Ge¬ 
nugtuung bereits jetzt eine wahrhaft er¬ 
staunliche Wirkung ..." 

Wir wollen gleich im 
voraus sagen, daß dieses 
Verfahren eine innere 
Behandlung ist, wodurch 
allein eine vorteilhafte / ft ff ■ ' 
Wirkung auf den Busen 
ausgeübt werden kann, Pv.i'/HBff 't £ 
denn diese Organe emp- V ■ 1 
fangen ihre Nahrung aus- « 
schließlich aus dem TrJ F 

Innern des Körpers und ig psjP " 

können nur durch Mittel 2MP 

beeinflußt werden, die ^ 

direkt auf ihr Nerven- 
System und ihre Ernäh- 
rungszufuhr wirken. wjBaBBg&MxgM 

Das ganze Verfahren 
ist äußerst einfach und 

nehmen von winzigen yMWM 

Pillen, die man zweimal n 

täglich zu sich nimmt; 
kein Vollstopfen mit 
Mehl, keinerlei Einreibungen oder kom¬ 
plizierte Operationen, die ebenso wir¬ 
kungslos wie unnütz sind, kommen hier¬ 
bei in Anwendung. 

Diese Pillen heißen „Pilules Orientales 
Ratie“ und besitzen eine genügende 
Wirkungskraft, um der Ernährungszufuhr 
der Frauenbrust die entsprechende Rich¬ 
tung zugunsten der besseren Entwick¬ 
lung dieses Organs anzuweisen, und es 
wird so die erforderliche Anregung zur 
Entwicklung und Festigung des Busen 
gegeben. 

Tausende von Dankschreiben, die uns 
von allen Seiten zugeheh, sitld der beste 
Beweis hierfür, und führen wir nur eines 
derselben hier an: 

Herrn ... Ich habe Ihre Pilules Orien¬ 
tales angewandt, und macht es mir Freude, 
Ihnen mitteilen zu können, daß mich die 
erzielte Wirkung sehr befriedigt hat. 


Auch mein allgemeines Befinden ist nicht 
im Geringsten nachteilig beeinflußt wor¬ 
den, im Gegenteil: ich habe niemals 
besseren Appetit gehabt als während der 
Dauer der Kur. Ich kann mich daher nur 
dazu beglückwünschen, von Ihrem Mittel 
Gebrauch gemacht zu haben. Ich danke 
Ihnen aufrichtig und erkenne freimütig 
die Wirkungskraft der angewandten 
Pillen an. Ich mache es mir fernerhin 
zur Pflicht, Ihr Medikament jeder Dame, 
die dessen bedarf, zu empfehlen. 

Gez.: Frl. Marie B... 

Bad Landeck, Rheinland. 

Wir hoffen, daß ein so offenherziges 
und freiwillig geliefertes Beweisstück 

unseren liebenswürdigen Leserinnen ge¬ 
nügt und uns davon ent¬ 
hebt, hier deren weitere 
l. anzuführen. 

Blk Verzweifeln Sie daher 

l§|gk nicht mehr, wenn Ihre 

WSm Büste nicht die wün- 

Hga sehenswerte Fülle zeigt, 

oder wenn durch Neben- 
umstände mannigfaltiger 
Art deren frühere Festig- 
■- keit und Ueppigkeit ver- 

loren gegangen ist. Ver- 

K k zagen Sie selbst dann 

jf|fe nicht, wenn Sie bereits 

% \ andere Mittel ähnlicher 

*1 \ Art ohne Erfolg probiert 

j haben. Wie dem auch 

/' J sei: versuchen Sie auf 

/ Jr jeden Fall Pilules 

Wr Orientales Ratie; Ihr 

^ Busen wird sich nach 

H||||ta^ einigen Wochen ent¬ 

wickeln und fester wer¬ 
den, und die häßlichen 
Knochenvörsprünge des Halses ver¬ 
schwinden dann gänzlich, wie durch 
Zauberei. 

Diese, von ärztlichen Berühmtheiten 
erprobten Pillen sind der Gesundheit stets 
bekömmlich und eignen sich für Damen 
und junge Mädchen aller Naturen. 

Nehmen Sie daher ungesäumt Ihre Zu¬ 
flucht zu ihnen. 

Um franko und diskret einen Flakon 
Pilules Orientales zu erhalten, genügt es, 
M. 5.30 pef Auslands-Postanweisung oder 
Fünfmarkschein und 30 Pf. Marken an 
Apotheker J. Ratie, Paris, 5, Passage 
Verdeau, zu schicken; der Brief ist mit 
20 Pf. Porto zu bekleben, Karten mit 10 Pf. 

Wir raten einer jeden Leserin unserer 
Zeitung, sich von Herrn Ratie das sehr 
interessante Heftchen „Ueber die pla¬ 
stische Schönheit des Busens“ kommen 
zu lassen, das er gratis schickt. 



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B riefe an 5ßrof. 9tojrot): „@ie ftnb fiel)er 

ber größte ©pejialift unb SJletfter in Syrern \ / m mzzzB&sBMw ' 

Berufe. Qeber, ber ©te tonfultiert, rctrb V s 

über bte ©enautgtett ^t>rer in ben Seben§= , ''.Vä 

prognofen entroicteften Kenntnis ber 9Jten= Wi mS mmmmK !!ill!iMmmj: : : 

fäjen unb ®inge, fomie §tire§ 5Rate§ ftaunen. 

©eibft ber ©tepttfdjfie mirb, nacl)bem er 
einmal mit Q-fjnen torrefponbiert f)at, ©te 
mieber unb roieber um IRat angeben." |§|||||» \ 

ütnerbteten SSorteU jieben uttb eine 8 toften« _^ 

tofe Sefeprobe erbalten moüen, fo fenben ©ie 

Sag, fölonat unb Sfabr Sfbter ©eburt ein, nebfi Angabe, ob §err, §rau ober Fräulein, 
fomie audb eine Slbfcbrift beS folgenben SSerfeS in Sbrer eigenen §anbfd)rift: 

habe »on Sb rer ©abe gehört, 

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Unb möchte »on Qbnett hören ben fRat, 

Sen @ie mir haben ju geben. 

©eben ©ie fllamen, ©eburtsbatum unb Stbreffe genau unb in beutticher ßanbfdtrtft an. 
©enben ©ie Qtmett mit 20 $fg. franfterten Srtef an Stojrop, Dept. 578 E, No. 177 a, 
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©enben ©ie jeboch im Briefe feine ©etbmün^en. 














1911. yix. 35 


Über £artb unb 9fteer 


939 





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51. SBeüertrtg 


in feines £äcl)elrt I)u[d)te um 
Vi/ ben 9 Jiunb ber Sd)wefter, 
als fie gleid) nadlet auf bie 
grage bes tfapitärts itad)benf= 
lief) enniberte: 

„ÜHlerbings. 2ßeuigftens tft es 
uns allen aufgefallen, bafj bie 
girma tf)r nur bas 'Jleifegelb 
3weiter Kajüte bewilligt t)at. Sie 
roiffen ja, was and) ber $irma 
nid)t unbefannt fein formte, baf) 
auf biefen flehten Dampfern bie 
3weite Kajüte ungefähr bem 2lus* 
wanberer3wifd)enbecf auf großen 
£>3eartpaläften gleidjfommt, el)er 
fd)limmer ift, ba bie ^ßaffagiere 
fid) felbft beföftigeu müffen. Unb 
für biefe Koft hat bie fyirma 
unfrer fleinett Ccmmi) einen fold) 
geringen 23 etrag bewilligt, baf) 
fie fid) bafür l)öd)ftens einige 
belegte ^Butterbrote taufen 
tonnte. Unb bas ©ef)alt, oier3ig 
fronen für ben Anfang, ift and) 
nid)t gerabe glän3enb, bie 9 Ir* 
beits3eit bafür um fo länger — 
oon ad)t bis ad)t Ul)r mit fleiner 
ÜERittagspaufe." 

„ 9 ta, id) baute," entgegnete 
ber Kapitän, unb je^t flang es 
, faft wie 2 But aus feiner Stimme. 
„Das fd)eint ja eine nette Srirma 
31t fein; ba werbe id) mir aud) 
nod) erlauben, mal grünblid) 
nad)3uforfd)en, wie es bem 
armen Stinb bort gel)t. ^Iber, 
Sd)wefter, eins oerftel)e icf) bei 
allem bem nid)t: warum mag 
fie nur fo erpid)t fein, einen 
offenbar miferablen Soften im 
^luslanb an3unel)men, wenn fie 
in ber Heimat nad) 2 Bunfd) aus* 
gebilbet werben fann? Das 
möd)te id) wirflid) wiffen!" 

3n biefem ^tugenblid trat ber 
Steuermann an Stiels l)eran, 
unb bie Sdjweftern 3ogen fid) 
in bie Kajüte 3urüd, um nad) 
itjrem Sd)ütjling 3U fel)en. 

ßmmp Steinl)art faß auf 
einem fleinen Sofa bes Darrten* 
falons, beffen SBenutping nur 
ben gat)rgäften erfter Klaffe ge* 
ftattet war. 3 E)r 23 ormunb hatte 
nicf)t 3ugegebeti, baf; fie 3weite 
Kajüte reifte, unb als [\t fid) 
eigenfinnig weigerte, bie Summe 
‘ für ein befferes 23 illett an3U* 
nehmen, X>atte er il)r felbft ben 
‘’JHafc be3at)lt unb ben Schein 
ben Sd)weftent übergeben. (£r 
glaubte fein äRi'mbel besl)alb 
• nod) im 23 efit) ber il)m oon ber 
girma gefd)idten 9 teifefumme. 
Sber bie war fd)on an eine be= 
ftimmte ^tbreffe abgefanbt wor= 
ben, unb bas junge 9 Jtäbd)en 
brannte barauf, halb weitere 
Summen folgen laffert 3U tön* 
neu. ( 5 s war ja ifjr eigenftes 


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940 


Über £anb urtb 9Jleer 


1911. 35 



fd)mer3ltd)es ©eßeimnts, ba^ it>r geliebter 33 ater 
nid)t nur mittellos geworben toar, fonbern eine 
Sd)ulb ßinterlief), oon ber er il)r auf bem Sterbebett 
gefprocßen, eine Scfyulb, an ber er fcßon mancßes 
3at)r fd)roer getragen nnb bie nod) immer nid)t er= 
lebigt mar. Um mas es fid) eigentlich banbeite, erfuhr 
fie 3mar nid)t, aber fo oiel batte fie oerftanben, baß bie 
©ßre iljrcs 33 aters bie Tilgung biefer Scßulb erforberte, 
urtb fie oerfprad) il)m, alles 311 tun, um fie balbmöglicbft 
311 begleiten. Daher griff fie rafd) entfd)lof fen 3U, als ber 
(£l)ef ber §anbelsfd)ule, an ber fie einen taufmänmfcßen 
Kurs abfoloierte, ihr ben ^ßlat) in ©ßrtfüania anbot, 
beim fie mollte ja oerbienen, um bie nod) feblenben 
fed)sl)unbert ältart balbigft ab3utragen. Unb mer 
fcßlteßlid) in ber Heimat fragte nad) ihr? Ste mar 
ja fo einfam mit ihrem 33 ater gemefen, einfamer nod), 


als bie $0lutter nid)t mehr lebte, unb nun, mo and) er 
geftorben, fragte erft recht feiner nad) ihr. ^Xllerbings, 
ihr 33ormunb mar ba, aber ben oerbanb nur cßrifü 
lid)e ^fließt mit il)r—ba bas ©efeß fie feiner Sorge an= 
oertrant — aber feine perfönlid)e Hiebe — fie mar 
gan3 allein. 911 s fie baran badhte unb ba3ii bas ©e= 
räufcß ber Abfahrt hörte unb merfte, baß ber Dampfer 
anfing, ben $afen 3U oerlaffen, fiel fie bitterlid) 
fd)lud)3enb in bie roten Samtfiffen unb mürbe erft 
ruhiger, als bie beiben Sd)meftern mit linben SBorten 
ihren Kummer 3U füllen fud)ten. 

Das mar ein ÜBetter heute! 

Sd)toefter ©ßrtfüna unb Sd)mefter eignes lagen 
beibe fterbenselenb in ihrer Sabine auf bem 23 ett. 
©ben mar ©mmp Steinhart bei ihnen gemefen unb 
hatte gefragt, ob fie ihnen nicht irgenbmie helfen 


fönne, aber fie hatte nur bie matte ülntmort be= 
fontmen. „Hiebes i\inb, machen Sie nur, bah ®fe 
auf Ded fommen, hier unten mirb es Sie aud) paden, 
uns hilft nur s .Rnße!" Da mar fie füll hinauf gegangen 
unb blicfte nun ftaunenb auf bie hod)gehenbe See hin, 
oon bereu Schönheit fie ftd) bisher feine 23 orftellnng 
hatte machen fönnen. Das mar eine ^racßi! Da 
tonnte man faft fein Heib oergeffen! 9 lber mie halb 
mürbe bie fd)öne <yaßtt 311 ©nbe fein, unb fie muhte 
im bumpfen Kontor ftßen. ffeine lieben s fßlauberftunben 
mit bem Kapitän gab es mehr; mit intereffanten 23 e= 
lel)rungen über Hanb unb Heute feines fd)önen §eimat= 
lanbesj über Sd)iffal)rt, 9 Jteeresfunbe unb mas fonft 
mit feinem 23 eruf 3ufammenl)ing, mar es bann aud) 
aus — nur ber graue, müßeoolle Alltag martete auf fie. 
2ßas mod)te er bringen? (gortfeßung folgt) 




natoriunrj 


Nach gründlicher Renovierung empfiehlt sich 


Kurbad Landhaus Eberswalde (Märk. Schweiz), 

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Arzt besuche ich dieses Jahr 

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Atmungsorgane sowie Magen-, Darm-u.Herz- 


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106. Band. Drciundfiinfzfgsler Jahrgang 
Oktober 1910—1911 
erscheint jeden Sonntag 


DeutTcbe JUuTtrierte Zeitung 

Copyright, 1911 , by Deutfdie Verlags «Anftalt, Stuttgart 


Preis vierteljährlich 4 Mark 
Beim Postbezug 4 mark 25 Pfa. ohne Bestellgeld 
ln Österreich'Ungarn Kr. 4.S0 


Der Stampf her meinen 
uiti> bet roten Lofe 

Momart 

oon 

©eorg Iwfdjfelb 

(g-ortfe^urtg) 

er Stutfd)er ftanb regungslos, mährenb bie 
Sctjaufpielerin ben SBrief las. feiner 
feiften ©tiene geigten fid) eifige Distretion unb 
forfd)enbe Neugier. Sr toar ein Kenner, er 
hatte fd)on manche Lbfd)iebsfzene mitgemacht 
— bie Leihenfolge, in ber fief) ©erzmeiflungs* 
ftabien abgufpielen pflegten, toar if)nt toof)I= 
belannt. 3uerft tam toieber bas 3ufammen* 
brechen in ben Fauteuil, b er bei folgen ©e* 
legenheiten immer baftanb, ein Sd)Iud)3en 
fdhüttelte bie fchöne $rau, ein Verbergen bes 
Lntlihes in ringgefd)müdte §änbe folgte, aber 
bas letztere bauerte biefes SJlal nicht lange, 
früher, als er beregnet hatte, fuhr ßueie 
Naumann auf unb fchleuberte ihm bas ©rief* 
iuoert ins ©efidft — es tat empfinblid) toef), 
benn Demmler tonnte nicht mehr austoeichen. 
Sofort brach nun bie Staltation los. 

„Sr macht leine Lebensarten? Lus Lebens* 
arten feib ihr ja 3ufammengefeht, • ihr herz* 
lofen, unbanlbaren, unbarmherzigen ©ef eilen! 
ßeugne es hoch, bu ©ebientenfeele!" Sie 
fprang auf unb tat ein paar Digerfdritte auf 
Demmler 3 U. 

Dem Stutfd)er fiel es toeber ein zu leugnen 
noch überhaupt ettoas zu antroorten. Sr 
madjte ein überlegen objeltioes ©efid)t unb 
lehnte jebe ©erantmortung ab. 

ßuäe fdhüttelte recht bebenllid) bie geballte 
3 auft oor feiner Lafe. „Diefes Komplott!" 
fd)rie fie. „Diefes Komplott! Sie finb bod) 
feine Areatur, Sie toiffen bod) alles, Sie hat 
er gefd)idt mit bem ©Sagen, toie zum £>ohn — 
er hat fid) felbft nicht hergetraut, ber |jelb! 
Sin Briefchen — bas ift alles! Das übrige 
beforgf ber lluge Demmler, nicht toahr?! £>h> 
id) fenne bas! Sie haben ja fdfon einmal 
fo oor mir geftanben! Sie haben fid) fd)on 
einmal zu biefer !$eutersarbeit hergegeben! 
Der ©raf hat Sie 3U mir gefd)idt! Das 
haben Sie toohl bem Keinen Lominger erzählt? 
ßädheln Sie nicht, fonft ermürge ich Sie!" 

Der Stutfdjer marf ihr einen toarnenben 
©lid 3U, ber ihr zeigen follte, bah er nichts zu 
fürchten habe. Die £änbe ringenb, fchritt ßueie 
Laumann im 3 üamer umher. Der S)ut toar 
ihr burdh bie heftigen ©emegungen 00m Stopf 
geglitten. ©Sie in ben roirffamften Lugen* 
bliden auf ber ©ül)ne ging ihr 3um Schluß 
ihrer Lebe bie Stimme aus. ,, 3 d) armes, 

1911 (Sb. 106) ■, 


oerlaffenes ©efdt)öpf! Lltes* ..habe ich her* 
gegeben, meine ganze gemaltige ßiebe, unb 
jetjt oerabfehiebet er mich oüe ein Läl)= 
mäbchen! ©Seshalb? Sr hat feiner ©tutter 
gefdhtooren —? ßädherüd)! Seine ©tutter 
pfeift auf Schmüre, ber ift ber Srnft bes ßebens 
rourft, ber grofee Srnft! © 3 er meih, ob Start* 
mann bes 'profeffors Stinb ift! Lein! 3 <h 
Iaffe mir nidhts oormadhen! ©Sarurn gibt er 
mich preis, mid), mid), bie einen Lanzen ab* 
geroiefen hat um feinetroillen? Um ein o er* 
toöhntes Süppchen ohne Lamen, ohne ©e* 
ruf, ja ohne ©elb? Sin Lichts ift biefer £err 
Startmann, bei ßidht befehen — nur roas ber 
liebe ©ott ihm gab, bas biffchen 3 ugenb* 
frifche, bas ift roas! Das roirb halb hin fern! 
Lber eines mill ich uod) toiffen! Sines muh 
ich noch toiffen! Sie finb feine Kreatur — 
leugnen Sie nicht, Demmler, toemt 3 h n en 
3 hr ßeben lieb ift — ich laffe Sie nicht aus 
bem 3 tntmer!" 

3 et|t roagte Demmler etroas, als ihm bie 
Lafenbe gar zu nahe tam. Sr oerfehte ihr einen 
unfanften Stoff unb muffte, bah er baburd) 
nicht ihren Leooloer auf fid) lenlte, fonbem 
fie fegensreich abtühlte. Sie ftarrte ihn auch 
mirllid) nadh feinem ©Sagrtis mie ein $iIftofes 
Stinb an, unb im nächften Lugenblid brach fie 
mimmernb in bie Stnie. 

„Srbarmen!" rief fie. „ 3 <h lann nidht leben, 
menn id) nicht meih, mer mid) um ihn gebracht 
hat!" 

Demmler manbte fid) zur Dür. ,,© 3 emt Sie 
fähig mären, mich anzuhören, gnäbiges $räu= 
lein —" 

„ 3 a! 3 a! ©erzeihen Sie mir alles !" 

,, 3 d) fdjmör' 3 htten, id) hab' leine Lhnung 
oon ber Dame, bie Sie meinen." 

„Llenfch!" 

„ 3 di meih nichts. 3 $ bin felber heut ooll* 
tommen baoon überrafd)t morben." 

„Lber Sie merben fie mir nennen, menn 
Sie miffen —?" 

„©Sie tomm' ich benn bazu? ©Sas fällt 
3 htteu ein, mir fo etmas 3 U 3 umuten? 3 ^h bin 
ein ehrlicher ©ebienter, meiter nichts —" 

„Oh!" 

„ 3 ch hab' 3 htten ben ©rief meines $errn 
übergeben, unb nun rieht' id) aud) nod) ben 
übrigen Luftrag aus. 3 <h führ' jet)t ©ferb unb 
©Sagen auf ben $of — ber Sieble lann ja 
bamit umgehen, ber foll für einen Stall forgen. 
So. Ss tut mir leib, bah ich Stäulein %xu* 
mann foldje Unannehmlichleiten hab' bereiten 
müffen — aber id) hab' lebiglid) meine Lfüdht 
getan. Smpfehl' mich,, Fräulein Laumann." 

’ Sr oerfchmanb. Loch eine halbe Stunbe 
hodte./bie- Schaufpielerin auf bem Deppid) 
ihres: Salons — bann erft erhob fie fidh ge* 
brochen, Irampfhafte Schludhzer erfchütterten 
fie noch, Startmanns ©rief lag zerlnüllt am 
©oben, ßangfam fc^Ieppte fm fidh 3um 3 eufter. 


Da fah fie ben alten Sieble unten auf bem S>of 
ftehen, ber mit einigen Lachbarsleuten ben 
filbergefd)irrten Lappen unb bie gelbfeibene 
Stutfdje bemunberte. Sie tufdhelten mohl fdhon 
ooll Schabenfreube über bie ©erlaffene unb 
fahen mit Ledjt ihr ©lutgelb in bem herrlichen 
©efdhenl. Lber herrlich mar es. 3 et)t erft, ba 
Startmann nicht mehr lam, begriff fie feinen 
©Sert. Sie mollte es natürlich fofort ©erlaufen, 
bie Srinnerungen an ben Dreulofen nicht mehr 
fehen. Ober follte fie es ihm nicht lieber fofort 
Zurüdfd)iden? Lud) bas Stollier unb bie Lrm* 
bänber? Lein! Sie mollte 3um Unglüd nicht 
aud) nod) bie Dummheit fügen. Solch armes, 
oerlaffenes Dheatermäbchen muhte fefthalten 
unb ausnuhen, mas ihr blieb. £% fte mollte 
überhaupt oon jet# an nur nod) lalt beredhnenb, 
erbarmungslos für ihren ©orteil leben. Ln 
nichts mehr glauben, an nichts! Ss mar ein 
Heines ©ermögen, Squipage unb Sd)mud. Dh» 
ber lange Dag, ber nun oor ihr lag... ©Sie mar 
fie mübe gemorben burdh bie furchtbare Luf* 
regung! ©Sie mar fie einfam! ©Bas fing fie an? 
Sollte fie an ihre Ltutter fdjreiben? Lein. 
Da lag fa nod) ein anbrer ©rief auf bem 
Sdhreibtifdh, ber beantmortet merben muhte. 
Die Sinlabung ber ©Ründpter 3 ntenbanz zum 
©aftfpiel auf Sngagement. ^tomohl, fie zögerte 
nicht mehr. 3^ht omr ihr ein 3ei<hen gegeben 
morben. 3 mbricf)sburgs Staub fdhüttelte fie 
oon ben 3ühert -— biefes etenbe Lhtüfterneft. 
Lach ©tünchen ging fie. Die ©tebea fpielte fie 
bort, zum erftenmal bie ©tebea. Hub ber alte 
gürft irfaffelberge? Der lebte ja in ©tünchen. 
Dem mar fie immer milllommen ... ßueie 
Laumann fah bis zum Lb enb am Sdhreibtifd) 
unb fhrieb brei ©riefe. Sinen an bie ©tündhner 
3ntenbanz, einen an eine oornehme L^fton 
unb einen an ben dürften — ber belam ben 
längften. — 

Startmann erm artete Demmlers ©otfdjaft 
im §oteI Lopal, mo er zu feiner 3 ^ube bas 
Heine, 3um Sd)Iohplah h^ausgelegene Sd* 
3immer unbefeht gefunben hatte. Shabüs 
fdflürfenb, faf) er träumerifh auf bie alten 
ßinbenbäume hinaus, bereu Stronen bas Leiter* 
ftanbbilb Lugufts bes Siegreichen umgaben — 
ber ßärm ber oerlehrsreichften Sde 3 mbrid)s= 
burgs, Schlohplah unb ©rohher3og s 3Lebri<h^ 
Strahe, tönte nur in halben ßauten zu ihm 
hinauf. Startmann mar ganz ruhig gemorben. 
Dem ©erhör ber ©tutter mar er glüdlid) ent* 
gangen, benn Stlementine mar heute fdhon früh¬ 
zeitig nad) Lnnashorft aufgebrodhen, mo unter 
bem Lroteltorat ber ©rohherzogin ein © 3 ot)I= 
tätigleitsbafar ftattfanb. Stlementine Lominger 
oerlaufte bort Stidereien unb bemalte < 5 olz= 
teller, zum Deil Lrbeiten ihrer eignen lunft* 
fertigen §änbe. ©tartha, bas Stubenmäbdhen, 
bie Startmann auf feiner ©tutter ©efehl mie 
ein Deteltio bemad)te, hatte ihm oerfichert, 
bah bie ©näbige heute früheftens um acht 


118 






918 


Über ßartb urtb SQleer 


1911. Ar. 35 


Uf)r heimtommen würbe. So formte er alfo 
bas fdjwierige Kapitel £ucie burchführen, ohne 
ron ber Vlutter gehört 3u werben. Als er 
fid) eben ber Kaoiarfentmel 3ugewanbt batte, 
bie ihm Alfons, fein oertrauter Oberfellner, 
feroiert, öffnete fid) bte Tür, unb Karlmann 
blieb ber. Viffen im Vtunbe fteden. Aid)t 
Oemmler erfd)ien, fonbern in fetterem, oer= 
traulichem (Sefpräd) als offentunbige gremtbe 
— gtans Otto VraumüIIer unb greif)err oon 
Viegenau. Das batte ihm gerabe gefehlt. Karl= 
mann würbe gan3 bläh oor Vßut. V 3 ie pein= 
lidf) unb Iäd)erlid) gugleid) war ber 3ufall! 
SAuhten biefe beiben Sfel, biefe Schwiegerföhne, 
biefe Schwäger in spe fich ausgerechnet feinen 
lieben Sdjlupfwintel im ■ i$oteI Aopal 3um 
Katerfrühftüd ausfuchen. Unb wie grotesf 
war es, bie beiben aus ben oerfcbiebenften 
V 3 elten ^ergefommenen fo plö^Iid) 3ufammen= 
gefuppelt 3U fefjen! Aud) bies war bas VSert 
ber Vtutter. Sie fonnten einanber gan3 gewih 
nicht ausftehen, Viegenau oerad)tete Vrau= 
müller unb VraumüIIer Viegenau — aber ber 
geftrige Abenb hatte fie 3U Kollegen gemacht, 
fie mußten jetd miteinanber ausfommen, fie 
oerftanben fiel) inftinftio unb oertufd)ten ihr 
Verftänbnis. <5öchftwahrfdjeinlich hatte ber 
gelbflamme Varon eine protzige grühftüds= 
einlabung bes gabrifanten angenommen unb 
erlaubte ihm nun, mit fran3öfifd)em Seft ihren 
Sd)wagerbunb 3U feiern. 

An eine glud)t war nicht mehr 3u benfen. 
VraumüIIer entbeclte Karlmann fofort unb 
ftiefelte ent3üdt auf ihn 3U. „Oas is ja 
rei3enb!“ rief er bjeifer. „Oiefer 3 u fall! 
£>err Karlmann! 2 Bir fetjen uns hoch 3m 
fammen, nid) wahr! gd) barf mir bod) er* 
tauben, aud) Sie 3U einem Keinen Oejeuner 
ein3ulaben —!“ 

VraumüIIer ftodte, benn er glaubte es gut 
3'u machen unb fah ben SOUenen ber beiben 
anbern an, bah er fofort eine Tattlofigteit be= 
gangen hatte. Oer Varon 30g bie Augew' 
brauen hodj, als er oor bem Kellner als grei= 
gehaltener be3eid)net würbe, unb Karlmann 
erwiberte 3iemlid) -fdf)roff: ,,gd) banfe — bin 
fd)on babei, wie Sie fehen.“ gtan3 Otto tat, 
was ihm in jeher Verlegenheit übrigblieb — 
er rieb feine feiften §änbe unb lächelte oer* 
binblicf). Ss half nichts — Karlmann fonnte 
nicht fort unb muhte bie beiben an feinem Tifd)e 
‘plah nehmen laffen. SOiit halben Ohren folgte 
er ihrem (öefdjwätj. Vtarions Verlobter fing 
einen $pmnus auf bas $aus Aominger an, 
begann bei ber Srohmutter unb enbigte bei 
bem Särtnerburfdjen. SIfas Srtorener f!od)t 
feierliche £obfprüd)e auf bas tabellofe Sffen, 
bie tabellofen VSeine, bie tabellofen (Säfte ein. 
Utls Karlmann nicht einmal auf bas ihm felbft 
©efpenbete reagierte unb neroös immer wieber 
3ur Tür fah, hielt VraumüIIer es für richtig, 
auf anberm VSege fein |>er3 3U erobern, gn 
ber Haltung eines bewegten Tifdprebners, bas 
Seftglas in ber $attb, fprach er, nur noch 3U 
Karlntann gewanbt, mit leifer Stimme oon 
Vtarion. Unb feltfam—mochte fein eignes, burch 
Trennung unb neues hoffen erfd)üttertes ©e= 
müt bie Urfache fein, mochte ber ( 5 efd)äfts= 
mann in feinem foliben 3utunftsglauben hoch 
ein paar tiefere Töne finben — Karlmann oer= 
fd)Ioh fid) ihm weniger als 3uoor. Sr Jtieh fogar 
errötenb mit ihm an, unb währenb feine klugen 
oon VraumüIIer 3U Viegenau glitten, ftellte er 
insgeheim feft, bah ber Verliner unbebingt ber 
Spmpathifchere war. Sr fürchtete jeht oiel 
weniger für Vtarion als für SIfa. Aus ben 
harten grauen Singen bes Aittmeifters wollte 
tein gunte mehr fommen. Sein Vtitgefühl 
galt fid)er einem teuren Aennpferb mehr als 
feinem angetrauten VSeibe —- ©emütsproben 
tonnten bei bem bürren ^ferbetenner böfe 
fehlfd)Iagen. Sin3ig feine ariftotratifet) e galtung 
gab (Bewähr. Vei VraumüIIer nicht Verftänb= 
nis, nicht £eibenfd)aft— wie füllten aud) foldfe 
Sbelgewächfe aus ber Kartoffelerbe tommen? 
Aber eine tleinbürgerliche 3 ^^erläffigfeit unb 
ein rührenber, Karlmann faft fchmeichelnber 


Stol3 auf bas enblich errungene, hod) über ihm 
ftehenbe Vtäbchen; 

Snblich fd)ob fich Oemmler befcheiben ins 
3 immer. Karlmann ftanb auf unb entfd)ulbigte 
fich bei ben 3edjam, bie nun mit einem er= 
giebigeren Oritten, bem Seit, allein blieben, 
gn ben Schlohplahanlagen wanberten .herr 
unb Oien er umher. Üarlmann war oon 
Oemmlers Sdhilberung 3U bewegt, um fdjon 
3ur greube über bie gelungene Trennung 3U 
gelangen. Sluch würbe ihm in biefer frönen 
^tachmittagsftunbe, ba bie oornehme 2BeIt in 
ben Stabtpart hm^usfuhr, noch einmal gan3 
bewuht, was er an £ucie Vaumann auf gab, 
wie ftart ihre buftigen 9tei3e nodh in ihm lebten. 
Slber er belobte Oemmler unb entlieh ilm reich 5 
befdhentt. Slls er eilig 3m gohannestirchgaffe 
hinübergehen wollte, würbe er aus einer oor= 
überrollenben Orofdhte angerufen. Srfdjroden 
fah er, bah er feiner Viutter in ben 2 Beg ge= 
iaufen war. 

„Va, üarlmännle, fo tieffinnig?!“ rief fie 
unb lieh ^en 5 tutfd)er heilten. Sie fah jung unb 
blühenb aus, fo hatten fie bas Vienfehengetriebe 
bes Vafars unb ihre Srfolge angeregt. Sin 
wenig 3U jugenblid) war ihre Ooilette, aber 
bas ftörte Karlmann nicht, es machte ihm bie 
Viutter nur etwas frember. „Komm! Steig 
ein! Slber ja, td) will ; s! Ou wirft mir bod) nit 
baoonlaufen!“ 

„Viama, ich will in ben Klub, idj möd)te 
noch gar nicht nach foaufe.“ 

„Schab't nir! Vrauchft auch mt! Oer 
Kutfcher fährt uns bis 3um gofephsberg unb 
bidj nachher in bie Kir^gaffe — ich Ttetg^ ben 
lumpigen foügel hmauf, bas tut mir gut nad) 
all bem Si^en.“ 

„VSie töricht, Viama — um meinetwillen — 
Oein Slfthma —“ 

Ss war nichts 3U machen. Sie 30g ihn 
träfüg hinein unb fuhr mit ihm baoon. Vad)= 
bem fie ihm hnnbert Oinge, bie ihn nicht im 
minbeften intereffierten, oon bem Vafar er* 
3äl)It hatte, fragte fie unoermittelt, was benn 
mit Kucie Vaumann fei. Ob er fein Ver= 
fpredhen oon geftern abenb gehalten habe? Ss 
ttang nur wie ein neues ©efprächsthema, fie 
tonnte teinen tieferen Oon bafür aufbringen, 
ber ©efellfdjaftsbämon hatte fie 3U lange in ben 
Klauen gehabt. Karlmann überlief es, aber 
er fanb burch ihre herausforbernbe iteid)t= 
fertigleit bie richtige Antwort. Kalt unb feft 
erwiberte er, bah er felbftoerftänblid) heute mit 
ber Schaufpielerin für immer gebrochen habe, 
grgenbwie weiter Vebe ftehen würbe er aber 
ber Vtutter in biefer Angelegenheit nicht. 

Sie wehrte mit 3ärtlidjem, befriebigtem 
£äd)eln ab. „Aber nein! Vein, nein! 2 Bas 
meinft benn bu! geh will ja auch Qar nir mehr 
wiffen! Oas genügt mir oolltommen! geh be= 
greif' ja, bah bir noch bas $er3 weh tut, mein 
armer Vub! Aber bu wirft es fdjon halb merfen, 
wie heilfam bas ift, fo einen männlichen Snt= 
fd)luh 3U faffen! Va, Sott im £»immel fei Oant! 
SOtan dann fid) alfo auf Karlmanns VSort oer= 
laffen! Hnb nun oerfprief) mir noch eins, mein 
©olbbub!“ 

„VSas, Vtama? ...“ 

,, 9 Jlad)' morgen enblich ben Vefud) bei ben 
©ieblers! Oie Viali ift fo ein grunbgefdjeites, 
liebes SDläbel! Ou tennft fie noch oiel^u wenig! 
Oie £eut' legen ben höchften VSert barauf, bah 
bu bid) enblich mal bliden läht!“ 

„Vlama —“ 

,,.§aft bu mich, nit oerftanben?“ 

„Volltommen, Vlama. Aber oerfprechen 
tann ich bir heute nichts.“ 

„Vein, nein, Kiebling, ich tann mich ja 
hineinbenten — bu bift noch etwas menfd)en= 
fcheu. Aber übermorgen — bu tuft mir bie 
Sßohltat, gelt? ! Unb nun barfft bu ausfteigen. 
geh hab' Kopfweh — ich fahr' bod) hinauf.“ 

Als er enblich allein war, ftürmte Karl¬ 
mann 3m Stabt 3urüd. 3 orn unb Sd)aben= 
freube, Selbftgefühl unb tolltühne Hoffnung 
erfüllten ihn. 3 u ben (Siebte ging er nie — 
0 nein! Oie Vtutter follte feine wahren 


Vorfähe halb begreifen. (Singen ba nicht bie 
©ieblerfchen Oamen auf ber anbern Seite 
ber ©rohh^3og s griebrich=Strahe? Aedten fie 
nicht bie |)älfe 3U ihm herüber unb erwarteten 
feinen bebeutungsoollen, überfchwenglid)en 
(Sruh? geht ober nie! Sr brüsiierte fie, bas 
öbe, fpetulatioe (Sefinbel. Steif unb tühl, als 
wäre er. ihnen niemals nähergetreten, 30g 
Karlmann ben $ut unb ging oorüber. VSie bie 
Oamen reagierten, tonnte er nicht mehr fehen, 
blieb aber möglichft gleichgültig am Sd)au= 
fenfter ber Kehmannfdjen gofbud)hanb!ung 
ftehen. Sine neu ausgeftellte Vrofd)üre feffelte 
feine Aufmertfamteit. „VSie rafft' iä) mich 
auf • • .“ lautete ber Oitel, unb ber Verfaffer 
hieh gohannes Aollfint. Sr tannte bas neuefte 
VSert feines Vetters noch uid)t, ging aber fofort 
in ben £aben unb taufte 3wei Sremplare. 
Sines baoon behielt er felbft, bas anbre lieh & 
an gräulein Antonie Oräntle, SDtarttpIah 7 , 
fd)iden. Sine Vifitentarte hatte er, nur für bie 
Keferin entbedbar, mitten 3wif<hen bie Vlätter 
geflohen. Vlit Vleiftift war barauf getrihelt: 
„Vefferungsbericht 00m 3wan3igften Vlai.'gräm 
lein £ucie Aaumann ift nur noch eine talent= 
oolle Komöbiantin bes irjoftheaters für ghren 
3ielbewuhten, immer ergebenen Karlmann.“ 

VI 

Ooni las bie halbe Aad)t in bem Vud)e, bas 
fie mit Vtühe oor $ilbas Aeugier gerettet hatte. 
Oas erftemal oerfchlang fie es, bas 3weitemal 
las fie es VSort für VSort, bas britte= unb oierte= 
mal ftubierte fie bie fdiönften, tieffinnigften 
Stellen. Stwas gar 3U tieffinnig war bas 
feltfame Vud) für ihren f<hlid)t gefunben Sinn, 
unb Karlmann ahnte nid)t, wie aufwühlertb, 
ruheraubenb biefe £ettüre für ein Vtäbdjen 
wie Ooni würbe. So wunberfd)ön fie nämlich 
bas San3e fanb, eine bithprambifdje Vetennt= 
nisphilofophie, mehr Oid)tung als VSiffenfdjaft 
— es blieb hoch etwas Ountles unb grembes 
barin, bem fie nid)t auf bie Spur tarn, fooiel 
fie fid) aud) mühte. Ss war aber ber Schlüffe! 
3U all bem SAitleiben, Verehren, 3 u ftimmen, 
bas ihr ber Verfaffer erwedte — fie fühlte es 
tlar. Oantbar für bas Vegreiflidfe, befdfloh 
fie enblich, Karlmann nach bem Unlösbaren 
3u fragen. Sie tonnte nid)t einfchlafen, nadn 
bem fie bas £idt)t gelöfdjt hatte. Als brauhen 
f<hon ber Vtorgen graute, tönten noch bie 
mad)toollen Schluhfähe bes Vuches in ihr nach, 
unb Karlmann fprad) fie, Karlmann — fie 
muffte es. Sr hatte fid) ben £äuterungspro3eh 
bes unbetannten Oid)ters 3U eigen gemacht — 
ein wenig baoon jebenfalls. Auch er war jetjt 
auf einem h^h^u, 3um 3 tel führenben VSege. 
„VSie rafft' ich mich auf • • •" Sie jauc^3te leife 
in ihr Kopftiffen hiuein. §atte fie nicht großen 
Oeil an feiner £ebenswenbe? Sie, nur fie! 
Unb befonbers freute es fie, bah er ben VSorten 
auf ber Vifitentarte nicht bie Vitte um ein 3 U * 
fammentreffen angefügt hatte. So war es 
ihm alfo gan3 ernft — allein, ohne Abirren, 
ohne ©efährbung ihrer geliebten ^erfbn, wollte 
er feinen 2 Beg gehen. Srft wenn er am 3^1 
ftanb, follte ber gan3e, unfaßbare, unenbliche 
£ohn tommen... Sie warf fi<h 3um genfter 
herum. Ss war halb offen, unb beu grühwinb 
bewegte bie Vorhänge. Sin feiner rötlicher 
Schein lag auf bem £innen — berOag war ba. 
Schon fangen bie Amfein in ben Vtarttbäumen. 
Ooni fprang aus bem Vett. Sie hatte nicht ge= 
fd)Infen, aber bas tat ihrem Aeichtum nichts. 
Sie fah frifdj aus wie nach oielen. Sd)lummer= 
ftunben. 

Oas Vuch trug fie beftänbig bei fich- 3 ^ s 
ftreut gab fie heute ihren Turnunterricht in ber 
Sophienfchule — betlommenfah fie in ber ^Sri= 
oatftunbe nachmittags. Karlmanns Schweftern 
oor fid) ftehen. Sie ftarrte bie beiben, währenb 
fie in 3ierlid)en Röschen Kniebeuge malten, 
fo gebantenooll an, bah Viarion unb SIfa 
fdjliehlid) bas £achen betamen. Sie ertlärten, 
bah fie teine £uft hätten, für ihr gan3es ferneres 
£eben in ber Kniebeuge 3U bleiben, 3ogen fich 
mit hochutütiger Viiene unt unb oerliehen ben 



1911. #r. 35 


Über £anb unb SCReer 


Dumfaal. Doni roar t)eftig erfcßroden. 2&as 
mosten bie tarnen oon il)r benten? Sie be= 
fcßloß, fid) brieflich) fogletd) 3U entfd)ulbigen unb 
ging bann in ben Stabtparf hinaus. £uft 
roollte fie fcßöpfen, nur nod) an ben lieben, 
lieben SLRann beuten. Seitjam — als fie um 
bie £irfd)engruppe auf bem großen Äonbell 
berumging, tarn ftarlmann Iangfam auf fie 3U. 
Cr roar es roirtlid), ber gemeinfame 2Beg ihrer 
Seelen mußte aud) ibnum biefe Stunbe hierher* 
geführt haben. Sie faßen fid) lange nur an, 
ohne ein 2 Bort su fprecßen. Dann gingen fie 
neberteinanber bet unb freuten nid)t bie 
s JRenfcßen, bie ihnen begegneten. Sogar ben 
belebten ftinberfpielplaß mieb Doni nicht, unb 
als fie £)ntel Äioßr mit Änaftafius auf einer 
23 anf fißen faß, rourbe fie gar nicht unruhig, 
fonbern entfcßulbigte fid) bei 5 tarlmann für 
einen Äugenblid unb begrüßte ihren £)ntel. 

^Benjamin Ätoßr mar ein tleiner, maus* 
grauer Deutfcßamerifaner mit tiefgerun3elter 
Stirn unb fpiegelglatter ©Iaße. Cr fab über 
jein s $incene3 httttoeg forjcbenb, aber rooßl* 
mollenb bie etrnas oerlegene 5 Rid)te an unb 
3upfte an feinem fpißen Törtchen. Änaftafius, 
jein fünf3ehnjähriger Sohn, faß neben ihm, 
roie jtets in ber fd)Iaffen, fajt Ieblojen Haltung 
einer ‘‘Puppe. Die armen, bünnen ©lieb* 
maßen hingen roie ausgefd)altet an feinem ein* 
gejuntenert Körper, ber fcßroere Sßajjertopf 
neigte fid^ mübe nad) linfs. 3^ ben großen, 
braunen Äugen mar ein fcßöner, jinnenber 
Äusbrud — freilid) immer berjelbe. X)ie ab* 
ge3ehrten ftinberßänbe malten mit bem ftrüd* 
jtocf Kringel in ben feuchten Sanb. Ob er bie 
fpielenben ftinber oor jid> jah, ob er ihr kaufen 
oerfolgte, ihr £ad)en hörte, mar nid)t 3U er* 
fennen. Äur fein 23 ater fannte bie Ieijert 
‘‘Regungen biejes oerfladernbett ©emiitslebens. 
$ür ihn mar er meber imbe3ill noch überhaupt 
3urüdgeblieben, unb 23 enjämin s JLRoßr mar ein 
s JRann, ber bas £eben nie mit Dräumeraugert 
gejehen hatte. 

„©ehft jpa3ieren, Doni?" fragte er mit 
feiner harten Stimme, nacßbem er einen 
fcßnellen Seitenblid auf Äarlmann Äominger 
gemorfen. 

„ 3 a, Ontel," ermiberte Doni mit einer Un* 
befangenheit, bie fie jelbjt in Crftaunen jeßte. 
„©rüß bid) ©ott, Änaftafius," fügte fie bann 


hin3U unb jtrid) bem armen Su^Ö^n 3ärtlid) 
über bas tur3gefcßnittene §aar. 

„'s ift ja fcßön heut. 2 Bann tommft benn 
mieber 3U mir, um bie große gefd)äftlid)e Än= 
gelegenßeit 3U befprecßen? Sitte, id) fteß' 3U 
beiner Verfügung." Ontel StRoßr meinte bie 
©rünbung ber orthopäbijdjen Änftalt, bie er 
für Doni ins 2 Bert jeßen rnollte, unb bie 5 Rid)te 
gab ihm in marmer Dantbarteit bie §anb. 

,,Äd), Ontel — id) freu' mid) ja jo barauf." 

„£jm ..." Cr rnollte mieber einen Seiten* 
blid auf £errn Äominger merfen, be3mang 
aber ben mißtrauifcßen pßilifter in fid), unb 
Doni rechnete ihm biejen 3reifimt ßod) an. 
Sie brauchte oon Ontel StRoßr teine 3 tf>if<hen* 
trägerei 311 fürd)ten. Äblentenb beutete ber 
Ontel auf feinen Sohn hin — er tat es jo oor* 
ficßtig, als ob ber 23 erblöbete bie Ieijejte 
Regung, bie fid) mit ihm befcßäftigte, inerten 
tonnte. „Siehjt bu, mas er ba macht?" fragte 
er, ohne feine Stimme 3U bämpfen, benn 
Änaftafius mar taubftumm. 

„Cr 3eid)net ja fo fd)ön mit bem Stod!" jagte 
Doni, bie mußte, roie gern ber 23 ater bas hörte. 

,,3d) fag' bir, es liegt etrnas ©eniales in 
feinem 3eichnert. Da fdfau her — id) hob' 
immer mein Äoti3bud) baneben unb topier' 
gleich, n>as ihm einfällt. Denn bas finb bie 
erften, primitioften Äußerungen bes menfcß* 
ließen ©eiftes. 3 ntereffant — mie? Das bringt 
ber raffiniertere Zünftler nit 3ufammen. 2Benn 
bu bir bas gan3e 23 üd)l ba anfcßaun tätft, 
roiirbeft bu erft begreifen, mas in folcßem 
oertanntert, oerleuinbeten itopf alles oorgeßt. 
Da tönnt' manch' Stubierter froh fein, menn 
er ein 3ehntel baoon ßfitt'. 3ntereffant — 
mie? ©enau bie gleiche ©efd)id)t' ift's mit 
feinen ©ebicßten. 3«mohI, er macht ©ebicßte 
— id) muß fie bir mal 3eigen. Du bift bie 
ein3ige, ber id) fie 3eig'. Da ift in menig 2 Borten 
bie gan3e Äatur brirt. 3^tereffant — mie? 
Unb alles tommt oon bem, mas id) ißn gelehrt 
ßab'. Den £eßrer aus ber Änftalt ßab' ich 
'nausgefcßmiffen — ber ßätt' ben armen jungen 
nur unglüdlicß gemacht. 3$ bin jeßt fein 
£eßrer, ich tüeiß, mas er miffen mill, unb mie 
er's oerarbeitet. Das ift meine £ebensaufgab'. 
3ntereffant — mie?" 

„ 3 a, Ontel, freilid),“ ermiberte Doni mit 
3itternber Stimme. Sie betrachtete Änaftafius 


Ö1Ö 

eine Sßetle unb jagte bann: „Du mirft bein ©e= 
fd)äft rooßl halb aufgeben — gelt? Du bift 
bod) fo oermögenb unb —" 

„Äcß ja, ad) freilid)... ßab' genug ... 2 Bas 
tümmern mid) bie überfeeifcßen §öl3er? 3<h 
ßab' meinen 3 ungen! Daß aus bem mas 
mirb — bas ift bie §auptfad)', Doni." 

„Das mein' id) aud). Unb mir erlaubft bu 
bod), baß id) meine 33 erfud)e mit bem neuen 
Äpparat mieber anfange? 3<h glaube be* 
ftimmt, baß id)'s ba3u bringe, baß ber Äna* 
ftafius ein bißl beffer geßt." 

„©emiß, gemiß ... Crlaub' bir's . . . Äber 
laß bid) jeßt nit länger ftören. Äuf 9 Bieber* 
jeßen, Doni! §at mid) feßr gefreut!" 

Cr mintte mit meltmännifd)er, ertünftelter 
3 rifche, unb Doni, bie Dränen in ben Äugen 
hatte, eilte ftarlmann nach- Cr roar fcßon bie 
Äßornallee humufgegangen. 

„Äa?" fragte er läd)elnb. „Strenges 23 er* 
hör 3U befteßen gehabt?" 

Sie fcßüttelte eifrig ben ftopf. „O nein! 
Ontel 9 Jtoßr ift ja folcß oorneßmer, bistreter 
äRenfcß!" 

3 u biefer 23 eßauptung äußerte tfarlmann 
niißts. Sie gingen eine 2 ßeile fd)meigenb 
meiter, bann fragte er fie, mie ißr bas 23 udß ge* 
fallen habe. Seine 3 nige tlang eigentlid) 
etrnas Ieicßt für bas große Crlebnis ber Äacßt, 
unb fie tonnte nur ftammelnb Äntmort geben. 
„Oß — rounberooli — gan3 unglaublid) gut 
ßat ntir's gefallen — aber —" 

„Äber?" 

,,3d) oerfteß's halt ntand)mal nit." 

Sie jagte es gan3 traurig, unb er Iacßte ßell* 
auf. „Das ift töftlid)! Äber bas finb bie beften 
Südjer, bie man manchmal nicßt oerfteßt!" 
(gorße^ung folgt) 


2lpl) ortsmen 

Cs gibt aucß eine Äücßternßeit, ber tetn Äaufcß 
oorßerging. * 

©roße Cßarattere haben SBillen, Heine nur 
Ämoanblungen. 

äRan erlangt oft ein ©lüd baburd), baß man 
es nicht als folcßes anfießt. 

C r n ft R ü m p e I 



^Hidjarb 93of) 


* 



2 CBanbgemälbe in ber 23 illa galconieri 
1911 ( 93 b. 106 ) 


I 

3 tascati unb feine 23 tIIen 

Of^ier3eßn Kilometer oon Äom beginnen bie 23 orläufer bes Älbaner* 
gebirges über ber großen römifcßen Cbene auf3ufteigen: Äeben* 
ßügel unb Olroälber — Olmälber unb Äebenßügel! Das £anb ift ein 
ein3iges, unabfeßbares ©artengefilbe oon überfchroenglicßer Jnicßtbar* 
teit unb 3ugleicß unoergleithlicßer S^önßeit. 

3 n einer §öße oon 300 SJtetern über bem Spiegel bes Dprrhenifcßen 
ÜReeres — man fießt es im Sonnenfcßein meit hinaus Ieud)ten — liegt 
bie alte 2 Beinftabt grascati. Sie mürbe im SRittelalter nach ber 3 er= 
ftörung Dusculums erbaut: aus ben Drümmern Dusculums, auf ben 
Äuinen antiter 23 illen, auf bereu geroaltigen Sunbamenten unb Sub* 
ftruttionen. 

^Bereits 3m 3 ^it ber erften römifcßen Äepublit mar bie Stätte ßocß* 
berüßmt burcß bie Sd)önßeit ißrer £anbfd)aft, bie traftoolle Äeinßeit 
ißrer £uft, bie £errlid)teit ißrer 23 illen unb ©arten: bereits bamals 
30g fid) ber Staatsmann unb ©eleßrte, 3ogen fid) Dichter unb £ünft* 
ler aus bem tofenben 9 iom in biefe monnigen Cinfamteiten 3urüd, unb 
Ciceros „Dusculanum" mürbe ein geflügeltes 2 Bort für ben 23 egriff 
eines £anbfißes, barin ber 2 Beife unter feinen 23 ücßern unb itunft* 
merten ein befcßaulidjes Dafein füßrt, ftubierenb, arbeitenb, für bie 
2 BeIt unb bie große ©emeinfamteit ber Ätenf^en in ber Stille fegens* 
reid) mirtenb. 

2Bie es oor 3mei 3aßrtaufenben mar, fo, gerabefo ift es nod) heute: 
bie fcßönfte ber albanifcßen 23 ergftäbte mirb nod) heute oon einem hellen 
ftran3e maßrßaft fönigli^er £anbßäufer umgeben: 23 illa an 23 illa, 23 art 
an 2 ßart — Schönheit an Scßönßeit. 3 ebe biefer 23 efißungen ift flaffi* 
fd)es £olaI, jebe mirb erfüllt oon großen Crinnerungen, in jeber trugen 
fid) bebeutfaine Creigniffe 3U. 

3 n ber £anbfcßaft grascatis meilte Otto III., unb in einer feiner 
23 illen ftarb ber Ießte ber Stuarts. 

äReifter ber großen 23 au 3 eit 3 taliens erbauten bie £anbßäufer, bie 
^aläften gleichen, fdjmüdten fie mit ßerrlidjen Derraffen unb 2Baffer* 


119 




920 


1911. 9fr. 35 


Über ßanb unb 9JUet 



Der raffen ber Pilla ^alconieri 


rnerfen, mit meiten ^ßartanlagen unb portalen, 
beren monumentale Pra©t Staunen erregt. 

Die tarnen Porromini, Pignola, Montana unb 
©iacomo bella Porta mögen ©er genannt fein; 
oon Ptalern Domeni©ino, ©arlo Plaratta, ber 
©aoaliere b'Arpino, Giro 3 erri, bie Prüber 3 uc* 
cari. 

Die oortrefflicken ftünftler bebedten bie PSänbe 
ber Säle mit roertoollen gresten unb malten bie 
plafonbs aus, in [amtlichen Sßillen grascatis um ■ 
oergänglid)e Spuren ©res farbenfreubigen S©af= 
fens 3urüdlaffenb. 

3 n feiner ber oielen italienifd)ert Pillenftäbte 
entroidelte fid) bas üunftleben in foI©er für bie 
5 Umftgef©id)te bebeutfamen PSeife mie in Frascati. 

II 

£ a g e ber 93 i 11 a 3 a l c o n i e r i 

Der lernte, ber mit ber Pa©t in grascati 
anfommt unb oon ber Pia33a Pomana aus bem 
ftattli©en Dom fid) 3umenbet, gelangt burd) bie 
93 ia „Polfango ©oethe“ auf einen fleinen “pk© 
mit fd)önem Brunnen aus golbbraunem Draoertin 
unb, biefen überf©reitenb, in bie 93 ia „ 93 iIIa 
3 alconieri“. — Dem Deutfd)en mag es als ein 
gutes Omen gelten, bah ber P 3 eg 3U ber beutfd) 
geroorbenen 93 illa galconieri an bem §aufe oor* 
überführt, meines fein geliebter, herrli©er ©oe©e 
bemo©tt hat. 

Die 93 ia 93 illa galconieri ift ein I)äpd»er $o© s 
roeg 3mifd)en ben h<©en dauern oon Part unb 
©arten ber 93 illa Piccolomini. 

And) biefer Pame hat für, bas beutfd)e £©r 
einen befonberen 5 Uang. 3 n ber 93 illa Piccolo* 
mini oerlebten heroorragenbe beutfde Piänner 
töftlid)e grascataner 3 rü©ings= unb Sommertage. 
£ier motmte ber eble Fünfen, ber präd)tige Abeten, 
mu©iten Piebu© unb Abolf Sta©: l)ier ftubierten, 
arbeiteten, roirtten fie. Unb in einem ©artenhaufe 
ber 93 illa Piccolomini fdjrieb ber ftarbinal Pa* 
ronius feine famofe 5 Urd)engefd)i©te. 

Der Ie©e Pef©er ber 93 illa Piccolomini ift 
bie Prin3effin £ancellotti. Sie roar au© ©igen* 
tümerin ber 93 illa ft-alconieri, beren Dlioetten, 
PSiefen unb ^Salbungen an bie ©rünbe ©res 
£anbhaufes greinten. 3™ 3a©e 1870 oereinigte 
fie bie Pilla Piccolomini mit ber 93 UIa g-alconieri 
unb ber berühmten 93 illa Dusculana 3U einem Pe= 
fftjtum, toeld)es in £atium feinesgleid)en ni©t 
Ijatte. 3ebo© oor ungefähr ac© 3a©en oertaufte 
bie Prin3effin oon ber 93 illa 3 aIconieri ben Palaft 
unb einen Dell bes Parts bem Drappiftentlofter 
oon Dre gontane bei Pom, ein nicht genug 3u be* 
flagenbes ©reignis, mel©es ber S©ön©it ber 
93 illa oertjängnisooll roerben füllte. 

Peoor bie 93 illa galconieri ftlofter mürbe, 
bilbete bas ftaltenportal Pignolas — „bas fd)önfte 
Portal ber PSelt" — ben ©ingang, ©s liegt gan3 


nal)e bei ber 93 Ula Piccolomini, alfo gan3 nahe 
bei 3rascati felbft. 

Um ben frommen Patern einen anbern ©im 
gang 3U fd)affen, muhte eine neue Strafe angelegt 
roerben. Sie führt ben Perg hinan in einer Piegung 
3U einem 3toeiten, gleichfalls monumentalen Por* 
tale empor. Die ©ntfernung biefes neuen ©im 
gangs beträgt oon Frascati aus eine fnappe 
Piertelftunbe. Die Strafe ift in f©le©tem 3 u= 
ftanbe. Dod) gab bas Ptuni3ipium oon grascati 
bas fefte Perfpre<©n, ben P 3 eg auf bas forglidjfte 
3U beffern, roomöglid) eine neue, bequeme Per* 
binbung 3toifd)en Stabt unb 93 iIIa ©r3uftellen. 

III 

Der P a l a ft 

P 3 er burd) bas roappengetrönte Portal in bie 
93 iIIa ftalconieri eingeht, fieht oor fidf), ^toifdjen 
lid)ten, oon fd)toar3en 3t)Preffen überragten £>I= 
toalbungen, eine mit ©belfaftanien bepflan3te 
PSiefe unb b ahinter einen 3toeiten hohen Ptauerring, 
barin fid) ein smeites prächtiges Portal im rei©* 
ften Parodftil befinbet. tiefgegrabenen Settern 
trägt biefes Dor ben Pamen feines ©rbauers: 
„Dratius galconerius.“ ©rft mer biefes 3toeite 
Dor burd)fd)reitet, ift in P 3 a©©it angelangt. 

©in PBalb immergrüner ©i©en, bunfel unb 
feierlich roie ein antiter irjain, empfängt ben An* 
fömmling. Dur© feine büfteren 3 meige unb 
PBipfel erblidt er bas §aus. Seine Plauern 
Ieud)ten. ©s ift ein 3ür}tenf©! ©in toeit oor* 
fpringenber monumentaler Pfittelbau mit oon 
antifen Säulen getragener £alle; lange, fd)lante 
Seitenflügel oon einer überaus anmutigen pilafter* 
ard)itettur; bas ©an3e oon foI©er heiteren, fold)er 
feftlid)en S©ön©it, als märe bas £aus erbaut 
toorben, um ber Sebensfreubigteit bes Sübens 
eine bleibenbe Stätte 3u bereiten. 

PSer oor bem §aufe fteht unb feinen Plid Pom 
3uroenbet, überfieht bas gan3e römif©e £anb: 
bie Pieerestüfte — fie ift £otal ber Pneibe — bis 
3ur Pu©t oon Dolfa; ©trurien bis 3u ben ©ren3en 
Dostanas; bie ©ämpagna mit bem Perg Sorate 
bis 3um Sabinergebirge. Uber ben oon ben Piön©en 
oerftümmelten PBipfeln ber Steineiben fteigt aus 
ber Silberflut ber £>hoälber ein mächtiges ©e= 
bäube auf: bie Pilla Dusculana: ©iceros Dus= 
culanum! Unb oollenbet bas Puge ben ^albtreis, 
fieht es biefen bie roalbigen §öl)en Dusculums mit 
ben braunen Puinen bes Amphitheaters abf©liehen. 

So befd)affen ift bie Punbfd)au, roel©e ber= 
jenige, ber in ber Pilla galconieri roohnt, beftänbig 
oor Pugen hoi- ©s gibt in 3toKen — in gan3 
Italien — feinen größeren Pnblid, feinen, ber 
imftanbe märe, bie Seele mehr 3U meiten unb fie 
mit erhabeneren Pilbern 3U füllen. 

Die Pilla galconieri ift oon allen ^ascataner 
£anbf)äufem bie ältefte, unb — toas ©re £age 


unb Prchiteftur betrifft — bie f)errlid)fte. ©in 
3 umel italienifd)er Paufunft mürbe oor 3 er= 
ftörung gerettet! Daf) biefes für Deutfd)lanb ge^ 
fdjah, muh jebem Deutf©en bas §er3 f©mellen: 
über Poms ©ampagna, unterhalb oom Duscm 
lanum ©iceros, befinbet er fid) auf beutfd)em 
©ebiet! 

IV 

3 medber Pilla groiconieri 

Sie mürbe nid)t 3U einer „beutfd)en 5 funft= 
afabemie“ erforen, fonbern 3U einem „$eint“ für 
ben beutf©en ©eiehrten, ben ^iftorifer unb Pr©äo- 
logen. 3uglei© 3U einem §eim für ben beutfd)en 
Zünftler: ben Plaler unb piaftifer. 2 Benn ©oethe in 
feiner „ 3 taliänifd)en Peife" oon feinem grascataner 
Aufenthalt fpri©t, fo hat feine Stimme einen be= 
fonbers hellen unb marmen ftlattg. ©r finbet, bah 
bie Pömer fid) ©er ©re £anbl)äufer „re©t 3ur 
£uft“ bauten. Unb er finbet in ber Umgebung 
grascatis eine fol©e unerf©öpflid)e 3üIIe bes 
Pialerif©en, bah Scharen oon Zünftlern ©er auf 
3 a© unb Dag ©re Anregungen empfangen 
fönnten. 3 *n ©oe©ehaufe 3u PSeimar hängt über 
ber Dür oon $rau ©hriftianens 3cmmer eine 
prä©tige Pleiftift3ei©nung bes trefflid)en 5 fniep, 
bie gmscataner Pillen Dorlonia, Pfuti unb ©ra= 
cioli barftellenb. ©ine gan3e ©alerie oon £anb- 
f©aften, bie Piotioe aus näd)fter Pähe 3 mscatis 
genommen, märe Ieid)t mährenb eines Sommers 
3U bef©affen. 

Unb man lefe, mas bie §umbolbts über ©re 
Pilleggiatur im Albanergebirge (Aricia unb $ras= 
cati) berid)ten. 

©oethe üb e r 31 a s c a t i 

grascatt, ben 15. Pooember 1786. 

„Die ©efellfd)aft ift 3U Pette, unb i© f©reibe 
ttod) aus ber Duf©mufd)el, aus mel©er ge3eid)net 
morben ift. PSir haben ein paar f©öne, regenfreie 
Dage hier gehabt, marm unb freunblid)en Sonnen= 
f©ein, bah man ben Sommer ni©t oermi©. Die 
©egenb ift fefjr angenehm, ber Ort liegt auf einem 
§ügel, oielme© an einem Perge, unb jeber Sd)ritt 
bietet bem 3etd)ner bie herrü©ften ©egenftänbe. 
Die Ausfid)t ift unbegren3t; man fieht Pom liegen 
unb meiter bie See, an ber red)ten Seite bie 
©ebirge oon Diooli unb fo fort. 3« biefer luftigen 
©egenb finb £anbl)äufer re©t 3ur £uft angelegt, 
unb mie bie alten Pömer f©on hier ihre Pillen 
hatten, fo haben oor ©mbert 3a©en unb mehr 
rei©e unb übermütige Pömer ihre £anbl)äufer 
au© auf bie f©önften 31ede gepflan3t. 3roei Dage 
gehen mir fd)on ©er herum, unb es ift immer etmas 
Peues unb Pei3enbes. 

„Unb bo© Iäjjt fid) taum fagen, ob nid)t bie 
Abertbe nod) oergnügter als ber Dag ©ngehen. 
Sobalb bie ftattli©e PSirtin bie nteffingene brei= 





1911. 9lr. 35 


Über £anb unb $fiecr 


921 


armige fiampe auf bcn großen ruttben Difdj gefegt 
unb ,Felicissima notte!' gefagt tjat, oerfammelt 
fid) alles im Greife unb legt bie ^Blätter oor, roeldje 
ben Dag über geßeid)net unb ffi33iert roorbett. 
darüber fprid)t man, ob ber ©egenftanb I)ätte 
günftiger aufgenommen roerben fallen, ob ber 
©fjarafter getroffen ift, unb roas fold)e erfte alb 
gemeine ^orberniffe finb, roooon man fid) fd)on 
bei bem erften ©ntrourf Ked)enfd)aft geben tarnt. 
* 

Frascati, ben 28. September 1787. 

,,3d) bin l)ier fel)r glüdlid); es roirb ben gangen 
Dag bis in bie Kad)t gegeidptet, gemalt, getufcf)t, 
geliebt, Hanbroert unb ftunft red)t ex professo 
getrieben. Kat Keiffenftein, mein SBirt, leiftet 
©efellfd)aft, unb roir finb munter unb luftig. 
Kbenbs roerben bie Villen im 9 Jkmbfd)ein befudjt 
unb fogar im Duntein bie frappanteren Ktotioe 
nadjgegeidjnet. ©inige tjabert mir aufgejagt, bie id) 
nur einmal ausgufüljren romtfd)e. Kun f)off' id), bajg 
aud) bie 3 ^it bes Vollenbens tommen mirb. Die 
Vollettbung liegt nur 3U meit, menn man meit fielet. 
* 

Frascati, bett 2. Oftober 1787. 

,, 3 d) mufc beigeiten ein VIättd)en anfangen, 
menn es 3ur redeten 3eit erhalten follt. ©igent= 
Hdj l)ab' id) riel unb nid)t oiel 3U fagen. ©s mirb 
immerfort ge3eid)net. biefen ©egenben mufe 
man 311m Mnftler roerben.“ 

* 

Kber bie 93 illa Falconieri foll für ben Mnftler 
oon Kom „3U meit entfernt“ liegen. Unb es foll 
in Frascati an geeigneten Ktobellen mangeln. 

Das finb ernfte ©inmänbe, bie eine nähere 23 e s 
trad)tung erforbern. 

Die ©ntfernung oon Kom nad) grascati ift 
geringer als bie oon Berlin nad) ^otsbam; jebod) 
ift bie 3 eit, meld)e bie einen meiten Sogen be= 
fd)reibenbe Valpt braud)t, eine ät)nlid) lange. Die 
oiel 3U lange 3eit für bie turge ©ntfernung mirb 
inbeffen in 3ulunft burd) bie ilonturreng mit ber 
elettrifdjen Val)n oerminbert merbett. Das ftet)t 
fidjer 3U ermarten. Der Zünftler, ber bie Villa 
Falconieri bemol)nt, tann — ol)ne allgufrüt) auf= 
ftet)en 3U müffen — gegen neun Uf)r für ein billiges 
Fal)rgelb in ‘Rom fein, ©r tann in Kom ben ganzen 
Dag über bie ©alerien — fie finb oor 3 ef)n nid)t 
geöffnet — befud)en; tann ben gangen Dag über 
in ben Kiufeen ftubieren, Kom auf fiel) mirten 


laffen, um Konts mächtige ©inbrüde in ber Stille 
ber Villa Falconieri für fein Vtert gu oermerten. 
3 n ber Dat mirb Frascati meljr unb mef)r als 
ein Vorort Korns 3U betrauten fein; nid)t nur als 
Korns meitaus fd)önfte, fonbern aud) am be* 
quemften gelegene Villenftabt. SBill ber Zünftler 
in Kom tneipen, fo tann er bas nad) Hergensluft 
bis in bie Kad)t t)inein unb immer nod) mit ber 
eleftrifdjen Val)n nad) grascati gurüdfel)ren. Ve= 
mertt fei, bafr gerabe ber beutfdje Zünftler eine 
befonbere Vorliebe f)at, in grascati bem ©ott 
Vacdjus gu bulöiöen, ber befanntlid) aus ben 
Drauben biefer biont)fifd)ett ©egenb feinen I)errlidE)= 
ften Saft teltern Iäfet. 

Unb bie Kiobelle ... 2 Benn gmei, brei 5 tünft= 
ler, meldje in ber Villa Falconieri Ateliers be= 
3ogen t)aben, in ber Kiobellfrage fid) oereinigen, 
fo ift nid)t eingufetjen, aus roeld)er Urfad)e bas 
römifdje Verufsmobell fid) meigern follte, für ben 
3 eitraum oon Dagen unb V 3 od)en nad) grascati 
l)inausgutommen: hefteten bod) bie Verufsmobelle 
3um größten Deil aus römifd)em fianboolt. 

Dlber Frascati felbft ift berütjmt roegett feines 
fd)önen 9 Jlenfd)enfd)lags. Einfangs mirb ber 
Zünftler freilid) auf §inberniffe ftoften: er mirb 
anfangs nid)t ol)ne Sdjroierigteiten ein roeiblid)es 
Kttmobell gemimten. Dod) bürfte biefes — nad) 
bes Sd)reibers faft breifjigjätjriger 5 tenntnisnat)me 
ber Verl)ältniffe 3U urteilen — nur anfangs fein. 
3 eben Sonntag oerfammelt fid) in grascati auf 
ber Pagga Äanboolt aller römifd)en ^rooingen: 
jeben Sonntag tann ber Äünftler bas prad)toollfte 
9 Jienfd)enmaterial birett auf bem ^Iafce finben. 
Kud) ^ier gilt es nur eine erfte Sd)eu gegen bas 
Ungemol)nte 3U überminben. 

2Biberfad)er bes SilIa=5atconieri=^ßrojettes men- 
ben als meiteren ©runb gegen bie grofge 3bee bie 
Sdjmierigteiten einer Verpflegung ein. 

Von ber Villa nad) grascati ift es taurn meiter 
als oon ber Villa StroI)k( 5 tent in Som bis gur 
Villa Srkmünia, in meld)er Strafe fid) oon ben 
beutfd)en Zünftlern mit Vorliebe befud)te oolts- 
tümlidje Drattorien befinben. Der jüngere Zünftler 
mirb alfo gern ben turgen 2 Beg oon ber Villa gur 
Stabt mad)en, um in ben überaus beliebten gras= 
catarter ©aftbäufern fein gut gubereitetes, billiges 
Vtal)l einguneijmen. 

Dod^ mas ber jüngere mit greuben tut, bürfte 
bem älteren unbequem fein, gür biefen mü&te 
alfo in ber Villa felbft Sorge getragen merbett. 


Das ift leid)t 3U bemertftelligen. ©s gilt nur, bie 
geeignete meiblidje ^ßerfönlid)teit gu finben, ift 
alfo'Sad)e ber Drganifation. 

Um oieles leidjter mürbe fid) in ber Villa 
^alconieri bas ßeben bes ©elel)rten geftalten. 
VSieber unb mieber fei barauf l)ingemiefen, mie 
Viänner ber beutfdjen 2 ßiffenfd)aft gerabe in ber 
ibt)(lifd)en ^lbgefd)iebenl)eit einer grtascataner Villa 
grofee ©ebanten badjten unb bebeutfame 2Berte 
fdjufen. Der ^iftoriter, ber fein Vtaterial in ber 
Vibliotl)et bes Vatitan fammelt, ber%d)äologe, ber 
ein Vßert über bie ‘Untite fc^reibt, 3U bem er in 9 lont 
fein SBiffen fudt)t — mo tonnte er fid) ungeftörter 
unb freier, mo 3ugleid) beglüdter 3um Sd)affen 
tongentrieren als in bem £>aufe ber ^aiconieri... 

Die Villa ^alconieri ^ en Ausgang einer 

9 teit)e oon Spagiergängen, beren SRannigfaltigleit 
nur berjenige tennt, ber längere 3eit t)ißt meilt. 
Die ©egenb ift ein einiger ^ßart! Der ftenner bes 
fianbes tann aus einer Villa in bie anbre gelangen, 
ol)ne bie Stabt 3U betreten, ©r tann ftunbenlang 
ungefäljrbet bie ^Salbungen ber tusculanifd)cit 
^öfjengüge burd)ftreifett: grengtbod) ber 9 tuinenberg 
oon Dusculum unmittelbar an bie Vcndcmlagen ber 
Villa ^ökonieri, Vlonbragone unb Dusculatta. 


Schöne ©rmartungen, grofee Hoffnungen tnüp= 
fen fid) an bie Vermirtlid)ung bes Villa= 3 '«konieri= 
Vrojettes. gür beutfd)e 51 unft unb beutfd)e 3 Biffen= 
fdjaft mürbe bie ©rfüllung biefer 2Bünfd)e reid)e 
grüßte tragen. Sollte biefe nid)t gleid) bie ©egem 
mart geitigen, fo bürfte bie 3utunft — bafür fpredjen 
alle Kngeidjen — eine um fo reidjere ©rnte bringen. 

?fid)t baoon gu reben, mas Korn in allen 3 eiten 
für I)iftorifd)e unb ard)äologifd)e ^orf^iung bebeutet, 
fei Hier nod) einmal auf bie ftmtft l)ingemiefen. 

3n 3utunft roirb beutfd)e Runft oon neuem 
mehr unb mehr Italien fid) gumenben — bie 
©rünbung bes Florentiner beutfd)en Rünftler= 
Kaufes gehört mit 31t ben Vtertmalen, bie biefe 
Knnatpne bered)tigt erfd)einen laffen. Vereits nad) 
einer keinen Keil)e oon 3<d)ren bürfte es f(^mer= 
fallen, in Italien, in gan3 Italien einen Vefit) 3U 
ermerben, meiner ber Villa Fakottieri an Dage unb 
Schönheit aud) nur annäl)ernb gleid)tommt. 

Klles in allem: ber ©rmerb bes Haufes Vleifter 
Vorrominis burd) einen Deutfdjen für Deutfd)e 
bürfte fid) tünftig mel)r unb mefjr gu einem 
bebeututtgsoollen ©reigniffe geftalten. 



$lnfid)t oon F^oscoti 




922 


Über £anb urtb 5fteer 


1911. 9tr. 35 






Das Depefdjenljaus 

93on 

Rar! binnen 


Saal mit üliorfeapparaten für ben Depef©enoerfeI)r mit beit tleineu ^roDinjämteru 


Ofn bett genftern bes ©rprefeugs fauft bl©f©nell 
<1 bie £anbf©aft oorbei. Urtb es ift roie ein 
buntaufgefd)lagenes, fd)nell abblätternbes liefern 
bilberbud): tan^enbe Stabte, rau©enbe Sd)lote, 
tleine, üerf©roommene §ügel. Kinematograptjif© 
faft löft £anbf©aft um £anbf©aft, ©inbrucf um 
©inbrud fi© ab. — ©ins bleibt unabänberlid) 
ftets gleid), unentrinnbar unb enblos oom 9teife= 
anfang bis 3 um 9 teife 3 iel: bie Stangen unb 
Drät)te, bie ©rprefßugsbegleiter auf feftem 23oben 
re©ts unb linfs; bie Delegrapfjenmaften unb bie 
bünnen, ftummen Schnüre faufen mit. 

Diefe fd)toar 3 en Drätjte mit ©ren oerftedten, 
rootjloerpadten Kupferbräf)ten bur©jagen, bur©* 

3 ifd)en roätjrenb ©res bem 9Iuge gebotenen mun= 
teren, forglofen $uf unb * 2 lb bie ©efdjäfte unb 
Sorgen, Seligfeiten unb Neugier einer gan 3 en 
SBelt oon 9Jtenf©en. Stabte fpre©ert miteinanber: 
über ben fdjnellften ©.rprefe überfliegt bas 2 Bort 
gelber, SBälber, Ströme unb £änber. Unb 
fonberbarer oieIIeid)t als alles attbre no© berührt 
jet$t bas Sßiffen: alle 2 ßege, alle < 5 auptroege führen 
l)ier nad) 23erlin. Denn all bie roi©tigen Kupfer^ 
f©nitre bes roeiten Deutf©en 9tei©s, all bie 9tad)* 
ri©tenbl©er, bie ben Kontinent oon 
9lorb nad) Süb, oon Sonnenaufgang 
nad) Sonnenuntergang bur©f©ief|en, 
raften in einem füllen, nü©ternen, un= 
f© einbaren §aus mitten im älteren Deil 
ber Sieid) sl)aupt[tabt. ©in Sprad)en= 
babel toie taum in einem anbern £>aus 
ber 2 Belt bur©f©roirrt es. ©nglänber 
fpre©en Saftig mit Italienern, türfif©e 
Säfte fliegen nad) nortoegif©en gjorben, 

Muffen reben auf gran 3 ofen ein. Sprächen 
fie alle mit ben lauten, tlingenben 
ÜIBorten ©rer roirfli©en Sprache, oer= 
mö©te fein Dolmetf© bas lärmenbe 
internationale ©ef©natter 3 u burdj- 

«MH 

unb luftigen 3aal iantmelt unb fängt, ■'"£ 

entläßt unb bettt man hier bie Stimmen ■ fl 

©uropas roeiter... B p i.’. I WX 

s .Hl)t)tl)miid) unb hart, als eilt ein 1 

l)eitlid)er, fd)toerer, metallener 9©t)©mus 
bröfynt bem gremben in biefem unge= 

Ijeuerli©ften aller Konoerfations 3 immer Detepf)on 3 ufpru©ftelle: Delegranimamtafjme burd) ben gerttfpre©er 


3 unä©ft ein unabläffiges Stofjen unb S©lageit 
ins £©r. 9Jtan muff fid) an bie roirre unb 
ftampfenbe Sinfonie nur gan 3 allmäl)licf) ge= 


Die oon ben ^Berliner Stabtpoftämtern anfommenben Dele= 
gramme roerben burd) ben gernbruder aufgenommen 
Cben ein Deil ber Seilbahn 


roöl)nen, bann teilt fiel) oon felbft 
bas ©l)aos, ber rattembe ©h©eits= 
rf)t)©mus 3 erfällt, unb fdjarf mit 
tur 3 em flirren f)ört man eine fiegion 
oon ©ht 3 elf©lägen jetjt ineinattber 
Hopfen, gm toeiten Saal eine enb= 
lofe 9?e©e fleiner Dif©©en. £Irbeits= 
oertieft f©en bie biaubejaeften 23e= 
amten, SDRanrt neben 9P?antt, oor biefen 
Dif©©en, auf benen 3 ierlid)e gelbe 
Apparate mit taltem ©Ian 3 e funteln. 
^Jln allen Apparaten f©nellen bie 
<rjebelroerfe gleid) fpitjen Spiel 3 eug* 
l)ämmerd)en auf ben metallifdjen 
Spiel 3 eugamboft nieber. Unb aus ber 
£egion oon Dif©en toäd)[t bas £ieb 
ber £egion oon funfelnben Apparaten 
unb f©roi!lt, jeber Apparat mit feinem 
befonberen Stofj unb feinem befon= 
beren £jammerfd)lag, bis fie alle enb= 
lief) bas eine grojje, fernere Dröhnen 
roerben: bas in oieltaufenbfältige 
Klopflaute überfe^te Spra©enbabel 
ber Delegrapf)iftenl)eere ©uropas. 

2 Bie bas Sieft einer Stiefenfpinne 
eilen bie fupfernen gäben nad) jeber 
9?id)tung. Sie umgarnen 3 unä©ft 
bie nähere Umgebung Berlins, fangen 
alle großen Stäbte unb gnbuftrie* 
3 entren in if)r 9te^, überfpannen unb 
überfd)reiten 3 ule^t aud) bie 9teid)S' 
gren 3 e. Unb roie fie fdjliefjlid) boef), 
Dral)t um Dral)t, roieber in bie eine 
3 entralftelle einmünben, nid)ts roeiter 
als etn ruI)elofer Dafter ober Klopfer, 
tarnt man oon Apparat 3 U Apparat 
faft bie ©efdjid^te ber Delegrapljie 
burd)roanbern. Da fte^en nod), frieb= 
fertig unb l)alb befd)aulid) in il)rem 
eignen Abteil aufgeregt, bie alten 
9Jtorfeapparate, bie mitunter nod) 
gan 3 nüt)lid)e Dienfte Ieiften tonnen. 
Die SDtorfeapparate oermitteln nur 


mel)r beit Depefd)enoerteI)r Berlins mit beit 
tleinen Orten in ber 9täl)e ber 2Beltftabtperipf)erie. 
^lud) bie Klopferapparate arbeiten nod) mit-'ber 
9Jtorfeted)nit, aber bie Streifenfdjrift 
fef)It. Die antommenben Depefdjen 
füllen nur atuftifcE) gefangen roerben, bie 
Deite roerben roeber auf Streifen nod) 
überhaupt grapf)ifd^ feftgefjalten, fie 
flopfett nur. £aufdjenb fi^t ber 23eamte 
oor feinem Apparat, o^ne roeitere Uber= 
prüfungsmögli^feit als fein längft geübtes 
Of)r unb bie pfyonetifdje ©rinnerung. Der 
§ebel flopft — ungefdjriebene Stridje 
unb s Uunfte — unb ber Beamte fdjreibt. 
Die Klopferapparate ftellen bie eiligen 
33erbinbmtgen mit Deutfd)lanbs Heineren 
^ßrooin 3 ftäbten l)er, immerhin fd)on flinter 
in ben Keiftungen als bie älteren Dele= 
grapl)en gleid)en ©runbfpftems, ba fie 
bie med)attifd)e S^ieberfcfjrift bes Dertes 
fparen unb bie 9tieberf(^rift burd) ben 
^Beamten fd)on bie Überfettung unb 3 U= 
gleid) bas fertige Delegramm bebeutet. 

5tber oerfd)ollen tft beiberlei 5ütorfe= 
ibpll, ftef)t man nur eine tleine SBeile 
oor bem 9Bunberroerf eines §ugl)estele= 
grapl)ett. ©r ift nod^ nid)t ber Driumpl) 
ber aufs äu^erfte ausgenu^ten mafdjinellen 
©efd)roinbigf eiten, aber oor ©nt roirft bie 
©rinnerung an bas alte Spftetn ungefähr roie ber 
Kontraft 3 roifdE)en einer oormär 3 lid) füllen Klein* 
ftabt unb einem ameritanifierenben 2Belt)tabtepos. 
Unb bodf) fd)eint alles au© am <?jugf)estelegrapf)en 
gait 3 finblid) einfa©. 93or bem Beamten eine 
tleine f©toar 3 roei^e Daftatur. Sie gleid)t einem 
nieblicfjen ^uppenflaoier, unb in ber Dat fpielt 
ber ^Beamte ben 3Bortlaut ber ©m anoertrauten 
Depef©e etroa in ber 9lrt ab, roie man einen 
luftigen 2 Bal 3 er über bie Daftatur eines ri©tigen 
Klaoiers fd)idt. 9tur bajj bas ^uppentlaoier, roemt 
über feine Daften ber 23eamte in ^Berlin l)inftreid)t, 
ein paar Setunbenf©läge fpäter in ^tmfterbam 
ober 9tom einen 3 roeiten §ugl)esapparat in 5Be= 
toegung fe^t. Unb oereinfad)ter tonnte fold)e 


Der §auptumfd)alter mit bem Klinfenfelb für 
fämtli©e Leitungen 




























1911. 9tr. 35 


Über £artb unb äReer 


923 


Depefdjenerlebiguttg gar nid)t gebad)t roerben: 
ber berliner Searnte brüdt mühelos auf feinem 
Klarier bie Tafte A nieber — ber Searnte in 
9tmfterbam ober ‘Korn erblidt oor fid) auf bem 
Papierftreifen feiner 9Jiafd)ine ein tlargebrudtes 
A — ber Searnte in Serlitt fpielt roeiter — un= 
fid)tbare §änbe in 9tmfterbam ober 9tom bruden 
bort ben Tert auf bem Streifen roeiter. (Eigentlich 
bat ber Searnte, bort oben ober unten taufenb 
Steilen oon Berlin, nichts roeiter mehr 311 tun, 
als bie Streifen ab 3 ulöfett, auf 3 ureit)en, auf 3 U= 
fleben unb ben Austräger 3 U rufen. 

Demtod) iff ber öughestelegrapl) nod) gar nid)t 
bas oerblüffenbfte SBunber aller Telegraphen* 
ntärd)en. Dennod) gibt's nod) rereinfad)tere, 
nod) fdjnellere Ubermittlungsarten. 91m Pturrar)* 
fd)en od)ne!ltelegrapI)en bat fid) freilid) bas 
barmlofe, gutmütige Klopfen bes SÜlorfe in Saloett 
tnatternber Patronen oertoanbelt. Sein Se= 
nehmen ift, and) äufjerlid) fd)on, herrifd) unb att= 
fprucbsooll. 9llle Kameraben int Saal übertönt, 
überbröbnt, überrattert er. Unb feine Sebienung 
ift ein 2Bert oon Setunben. (Sin Papierftreifen roirb 
in feine 9Jtafd)ine geftedt. Unb bas Telegramm 
fefyt ein. Der Papierftreifen burd)eilt bie 9 Jiafd)ine, 
roirb oon il)r auf beftimmte 9lrt burd)Iod)t, roobei 
in Petersburg ober Paris ber torrefponbierettbe 
streifen £od)ungett in gleicher 9lttorbnuttg emp* 
fängt. Dann roirb bas Papierbanb in ber 9tuf* 
nabmeftation in eine 9lrt Sd)reibmafd)ine ein* 


gleich) flatternben gähnen. fenben ©efd)toinbigfeiten. 9lber in ber 3toifd)eu= 
Unb Jn ben ein 3 elnen 9lb* seit hätte längft freilich aud) ein red)t ausfübrlid)es 
teilungen müffen all bie Telegramm ben Slijpoeg oon SOtailanb nad) Stod* 
Blätter aufs neue oerteilt hol™ burcbfliegen tönnen .... 
roerben, unabläffig eilen 9lus fd)toar 3 er Kellernad)t fteigen bie tupfernen 
Soten hin unb her, fie 9lbern, bort nod) feft oermummt in ihre 3folier* 

häufen neue Stöbe auf banbagen, empor in ben §auptfaal bes inter* 

bie fleinett Tifd)d)en, bie nationalen TeIegrammton 3 erts. Oben finb fie 

ihre elettrifd)en Stimmen gefdjroäbig unb überlaut: oon all bett Depefd)en* 

bann auf bie Steife ttad) geheimniffen, bie fie burdjeilen, oerraten fie in 

abenteuerlichen fernen ber nahen Tiefe nid)t einmal bas Klopfen unb 

fd)iden, fie holen bie noch Gattern ber Apparate. gn biden Strängen 

frifchen Slätter, auf bie ftrömen bie Telegraphenleitungen oon allen 

eben ein Parifer Inhalt Sahnhöfen in engem Kellergefd)oh 3 ufammett. 

niebertlopfte, unb tragen Duntle mt)ftifd)e Sd)langen, bie fid) träg an ben 

fie unoerßüglid) 311 m näd)= SSänben emponoinben unb mit ihrer £autlofig* 

ften Tifd), ber ben gnhalt teit, 3 umal roeil im 9tebengelah bie 9tol)rpoft= 

nad) Petersburg, nach leitungen ber Stabt fpettateln unb tofen, etroas Un= 

Sutareft ober (Shriftiania heimliches haben. 

roeitergibt. 9111 bas ooll* Unb ba ift oor allem ein fdjroerer, arm* 
3 iel)t fid), 00 m 9?ohrpoft* bider, ped)fd)toar 3 er Strang: mehr als hunbert 

einlauf ober 00 m (Ein* Kupferbräl)te führt er 3 um Saal empor. SPUtten 

treffen ber 9luslanbs= unter ben Drähten aud) bie 9üefenüberlanbleitung 

bepefd)en bis 311 bem ber „3nboeuropäifd)en Telegraphengefellfchaft". 

9Iugenblid gered)net, ba Son Äonbon fommt bie Äeitung her. Son (Eng* 

s Dtafd)inentelegraph oon SJhtrrat), unterirbifd)e Telegraphenlinie Serlin— ber Tert bereits telegra* lanbs Küfte ftür 3 t fie fid) in ben Kanal, burd)quert 

Hamburg. 9ted)ts ber £od)fd)riftapparat, lints Übertragung in Schreib* pl)iert ober roeitertelegra* feine Tiefe unter unantaftbarem Pan 3 er, bet (Entbett 

mafd)inenfd)rift phiert roirb, mit oerblüf* taud)t fie roieber ans £anb empor. Dann läfet fie 

geführt. gnbes nod) ber Serliner Searnte an 
feiner Depefdje arbeitet, brudt fd)on bie Peters* 
burger Sd)reibmafd)ine fnatternb unb hämmernb 

— hunbert 2Borte oermag ber 9Kurrat)fd)e Schnell* 
telegrapl) in einer SDtinute 3 U betoältigen — 
ohne bie £>ilfe einer 9Jienfd)enl)anb ben De* 
pefd)emoortlaut auf ein gormular. Unb faft im 
gleichen 9lugenblid, ba ber Serliner Searnte 3 U 
telegraphieren aufhört, fann man bort bas be= 
brudte Slatt bem 9lbreffaten amh fd)ott 3 uftellen. 

Klüger unb abge 3 irielter tönnen bie (Einrid)* 
tungen eines 9üefettunternef)mens, roie es bas 
Serliner £>aupttelegrapl)enamt als größte unb fom* 
pli 3 iertefte feftlänbifd)e Uberlanb 3 entrale barftellt, 
gereift nid)t erfonnen roerben. Diefe fieb 3 ehn= 
hunbert Seamten, bie an einem einigen Tage, 
roenn's fein muh, ungefähr hunberttaufenb Tele* 
gramme nad) allen 9Binbrid)tungen beförbertt 
müffen, arbeiten felbft gleid) oöllig 3 uoerIäffigen, 
auf bie Setunbe' eratten äRafd)inen. Dennod) 
bebeuten ihre Sorarbeiten 3 ur Depefchenbeförbe* 
rung eine tleine Qrtoigfeit, roenn man an ber 
Schnelligteit bes ^unfens meffen toollte. 3u= 
näd)ft faufen oon allen Stabtteilen, oon allen 
poftämtern ber äRillionenftabt bie Depef<hcnterte 
in bie grofee 3^Tttralftelle ein. Sie flattern burd) 

9iol)rpoft herbei ober gernbruder — abermals 
tarnt fid) hier ber alte s JJtorfeapparat nühlid) machen 

— übermitteln fie. 3<d)liofe Depefdjenblätter 
toerben bann fortiert, man orbnet fie nad) ben 
£)immelsrid)tungen ihrer Seftimmungsorte. Unb 
in ber icjöhe bes Saales furren unb faufett bann 
abermals 9tol)rpoften mit ihnen baoon, tleine Seil* 
poften greifen im $hige bie bereits gefisteten 
Formulare auf unb entfSroirren gleid) Schnell* 
fd)iffd)en naS allen (Eden unb (Enben bes Saales, $auptoerteiIung ber Delegramme im „Siered“ bes qrohen §ughes*SetriebsfaaIes. Oben ein Deil 
3 toifSen feftett 3lantmern bie Depefdjenblättd)en ber Seilbahn, bie, ausgebaut, bie Serteilung ber Telegramme burS Soten entbehrlich macht 

1911 (Sb. 106) 





120 























924 


Über £artb urtb 9JIeer 


1911. s Jlr. 35 



Tenn alle Telegraphenämter irrt Teutfdjen 
Aeid) müffen jetjt feiern, um nad) ben Schlägen 
biefer einen berliner Uf)r aus3uhord)en. Sie 
toirb oon ber berliner Sternmarte elettrifd) ge= 
(teilt, unb bann bittiert fie allen |>auptftationen 
ber beutfcf)en Telegraphie bie 3 eit- 

Fünf Almuten oor acf)t Ul)r fitjt an allen 
beutfdjen Telegraphenftationen ber Beamte, l)ält 
forgfam feinen Apparat im Auge unb märtet. 

Ta plöhlid) fd)Iägt ber Apparat an — Berlin 
bepefcf)iert: „Ad)t Uf)r, auf ben Bruchteil einer 
Setunbe." Unb alle Uhren merben eingeftellt, 
alle §auptftationen geben ben Aebenftationen 
bas 3 etd)en meiter. 3 ™ näd)ften Augenblid ift 
bas feierliche Sd)meigen im Saal aller fontinem 
talett Telegraphenpaffagen aud) fd)on mieber ger= 
ftört: oon allen Aßinbrid)tungen tlopfen, rattern, 
brötpien bie Stimmen ber ABeltftabt, bes Aeidjes, 
bes raftlos machen ©uropa. 


Aufnahme ber Telegramme nad) bem ©ehör burd) ben „SUopferapparat“ 


oben im Saal ben Apparat ©rer Berliner Aelais= 
ftation fpielen unb jagt baoon. 

ABeiter nad) Often über Serge unb ABälber, 
burd) Stabte unb Ströme, meiter nad) ber 
ftrim, burdjjagt fie ben ftautafus, burd)jagt 
neuntaufenb Kilometer, atmet enblicf) in 
Teheran auf unb haftet gleich aufs neue nad) 
3nbien fort. 

<pier unten bebeutet ber fd)mar3e Strang 
freilidh nicht mehr als jebe anbre ßeitung aud): 
ein Bünbel Tral)t gleich anbern ftupferabern, 
bie ein anbrer 3f°ftermantel oorforglid) um= 
hüllt, inbes ein Bünbel Tral)t, bas alle Sprad)ctt 


ber SBelt beherrfd)t. — Tie 
größte europäifd)e Uberlanb= 
zentrale tennt meber Aaft noch 
Aut) .bei Tag unb flacht. 

Aur einmal in ben 9 Jiorgen= 
ftunben, Tag um Tag burd) 
fünf Minuten, ruhen alle Appa= 
rate, alle ioebel, alle Klopfer, 
©s ift bie ©nabenfpanne 3 eit, 
in ber bie Uhr bes §aupttele= 
graphenamtes ihre l)od)mütige 
unb beifpiellofe £errfd)aft auf* 
rietet. 


Ter Siemens = äRafd)inenteIegrapf). Tie in JÖo<^fd)rift auf= 
genommenen Telegramme merben felbfttätig in Sd)reib= 
mafd)inenfd)rift übertragen 


Jeonoreyffersen - Deäeir- TMlordetflßcfl iwffe/rofefe 


V 

©in Fragment aus einem ‘•Roman 

Is irjans $ein3 fienjmann, mein Setter Scans 
S>ein3, 3um Begräbnis ber ©ofelli ging 
(einer Tarne, mit ber er meber oermanbt nod) 
öerfd)mägert nod) gefellfchaftlid) liiert mar), jagte 
er, er täte bas, meil er gerabe einen fo jd)önen 
neuen fd)mar3en An3ug gefriegt hätte, unb ber 
ftänbe il)m fo rei3ertb 3U ©eficht. — ABobei er 
Bermutungen anbersartiger Aatur benjenigen 
Leuten überlieh, bie ihn megen ber Färbung 
einiger literarifdjer Brobutte ol)nebies für ein 
fittlid) etmas oermal)rloftes 3abioibuum halten. 

9 Bas hwQegen ben fd)önen ©berl)arb anging, 
ben ©haratterbarfteller, fo mürbe fein Fernbleiben 
ohne 3 meifel aufgefallen fein. Tenn er hatte jid) 
oon Anfang an 3um oäterlid)en Befd)üt(er ber 
©ofelli aufgemorfen unb hatte alle '•Rollen mit ihr 
einftubiert: er hätte feinerfeits alfo höchftens ein 
Aiotio für fein Aid)terfd)einen erfinben müffen. 

3m übrigen mar es gut, bah fie alle beibe ba 
rnaren, benn bie Sad)e mar jämmerlich tlaterig. 
Ter Tirettor mar auf ©ngagementsreife, bie 
befferen Kollegen 311m Teil fd)on abgereift — 00m 
lieben Bublitum hatte oermutlid) immer ber eine 
gebad)t, ber anbre mürbe moI)I fd)on begehen — 
unb fo lief bie Beteiligung auf ein 3iemlich ftillofes 
S)äufd)en nicht 3ufammengel)öriger Seute heraus, 
3mifd)en benen §ans §ein3 unb ber fd)öne ©ber^ 
I)arb bod) menigftens nod) ein bihd)en betoratio 
mirften. £>bmol)l S>ans $ein3ens Sd)önt)eit fich 
leiber im mefentlichen auf ben bemühten neuen 
An3ug befd)ränten muh unb bie bes frönen ©ber= 
harb etmas ftart ©mbonpoint angefetjt hat feit ben 
Tagen feines £elbenbarftellertums glorreichen 
Anbentens. 

Tie ©ofelli mar Sd)aufpielerin gemefen. — 
©ine blutjunge Anfängerin, fetjr fd)ön unb offenbar 
talentooll unb alfo eigentlich präbeftiniert, einmal 
ein „Siebling bes Ißublitums" 3U merben. Sie 
hatte aud) roährenb ber Saifon bie l)offnungs= 
oollften Anläufe 3U biefem ©nb3iel gemacht, aber 
nach ber Saifon hatte fie fich eines Tages erfd)offen, 
ohne bah ein äRenfd) ahnte, meshalb. SBeil fie es 

*) Stehe „Uber £ant> unb Aieer" Ar. 20, 22, 26 
unb 31. 


etmas tl)eatralifd) gemacht hatte — in oollem 
Brautftaat mit 5trän3 unb Schleier — rnaren 
natürlich) fofort etliche Fraubafen bei ber §anb, 
bem ba3ugehörigen Aoman nach3ufd)nüffeln. 
Aber ftreng genommen brad)ten fie an pofitioen 
Tatfad)en nid)t oiel mehr heraus, als bah bie 
©ofelli eigentlid) Fräulein 5 Uöhd)en ©eh, bah fie 
aus unintereffant tleinbürgerlid)en Greifen baoom 
gelaufen mar unb bah fie 3umeilen, bei einer nod) 
betrübenb Keinen ©age, Atohrentöpfe für 3cl)u 
Pfennig ftatt eines oernünftigen Aüttageffens ah- 
2 Bas ja alles brei nicht fd)ön, aber immerhin meber 
eine Schaube nod) ein Berbred)en ift. 

Aid)tsbeftomeniger hatte fie fid) erfd)offen, mar 
maufetot unb muhte begraben merben, unb bie 
-Beteiligung beim Begräbnis mar, mie fd)oit be= 
mertt, megen ber mihlidjen äuheren Umftänbe 
eine hächft mangelhafte. 3ubem regnete es junge 
£unbe unb Äahen, mas einige menige 3ufd)auer 
aud) noch eilenbs oertrieb. 

Tie ©rabrebe © e ^t in ©rmanglung eines 
^ßaftors ein junger Sd)aufpieler. ©r meinte es 
ohne 3roeifel red)t gut, aber er mar nod) etmas 
f e 1) r jung, unb bie Ahetorit ging mit ihm burd). 
Auherbent muhte er ja ebenfomenig mie irgenb 
jemanb anbres, marum eigentlid) fie fid) erfd)offen 
hatte, ©r hielt alfo eine Art Abhanblung über bas 
Aed)t ber Selbftbeftimmung in Form eines 9 Rono= 
logs mit oielen rollenben 3ungen=A unb groben 
©eften, mobei man bie gan3e 3eit bas peinli^e 
unb fatale ©efü© nid)t los mürbe: ^»errgott, 
9 )ienfd), fie ift aber bod) mirflid) unb im ©rnft tot! — 
Ter fd)öne ©berharb trat babei neroös oon einem 
Bein aufs anbre (mo3U feine blanfen ©ummi= 
fchuhe umfd)ichtig meland)olifd) quietfd)ten), unb 
nur irjans §ein3 ftanb unburd)bringlid)en unb um 
bemeglid)en ©efidjts ba unb lieh bie Bebe ebenfo 
gleidjgültig an fich heninterlaufen mie ben Aegen. 
(Ter ihm übrigens emfig in ben Aocftragen tröpfelte, 
meil er feinen Aegenfd)irm gefd)loffen unterm 
Arm trug.) 

Als bie erfte naffe ©rbe mihtönenb auf ben 
Sargbedel tladerte, gab er 3um erftenmal ein 
£ebens3eichen oon fid), inbem er 3ufammenfchrat 
unb eine unmillfürlid)e Bemegung nad) oorn 
machte. Aber in bemfelben Augenblid fd)rie ber 
©haratterbarfteller gan3 plöhlid) unb unoermittelt 
laut auf: 


„©lifabeth!“ 

©ine momentane Stille folgte. Aber — mar 
es nun nicht fd)euhlid)? — gcm3 fid)er mar ber 
Auffdjrei impulfio, tarn unsmeifelhaft aus ber 
Tiefe irgenbeines rein menfd)Iid)en ©mpfinbens. 
Unb bod) — lag es nun am Ton, an ber ,at3en= 
tuierten Ausfpradje, an biefer infamen tRoutine 
bes Cannes, bem bas ©rfd)üttern Beruf ift — 
unb hoch hotte man fd)on mieber bies nieber= 
trächtige ©efühl: 2 Bir finb bod) nid)t bei einer 
©eneralprobe! Sie ift bod) im ©rnft tot! — Tie 
momentane Stille mar fehr oiel mehr peinüd) als 
erfdjütternb, ber Sdjaufpieler felber bih fid) auf 
bie Sippen unb trat mit einer ©rimaffe 3uriid, 
unb bie anbern gudten in einem ©emifd) oon 
Aeugier, 93 erblüfftl)eit unb Unbehagen aneinanber 
oorbei. 

Bloh §ans §ein3 mürbe in biefem Augenblid 
lebenbig. ©r fab ben 9 Rimen lange unb fehr fd)arf 
an, fo fdjarf unb forfd)enb, als ob er ihn in feine 
ein3elnen Beftanbteile ^erlegen mollte. Aber ber 
fdjöne ©berharb ma©te in biefent Augenblid feinem 
fdjmüdenben Beimort menig ©bre — er fah alt 
unb grau aus, bie intereffanten Falten um 9 Runb 
unb Aafe rnaren fd)laff, unb fein Paletot 30g 3um 
Bäud)lein hm 3mei menig rei3enbe Falten. — 
Aad» einer ASeüe lieh bie ftirnrun3elnb gefpannte 
Aufmerffamteit in Scans §ein3ens gelbem Antlit) 
nad) unb mad)te einem fonberbaren Ausbrud 
'üßlatj, einem Ausbrud, ja, man fann es taum 
anbers nennen, einem Ausbrud oon 5 tamerab= 
fchaftlichteit. 

Unb als bie trübfelige 3 etemonie beenbet 
mar, tarn er um bas ©rab herum unb gab bem 
anbern ftillfd)meigenb bie Srnnb. 

Ter ftrömenbe Aegen fd)memmte bie 3ufammen= 
hanglofe Trauergefellfd)aft fdjnell genug aus= 
einanber. §ans §ein3, ber Aiime unb id) rnaren 
bie lebten, bie ben 5 tird)hof oerliehen, unb oerrnuK 
lieh hatte jeber oon uns urfprünglid) bie Abfidit, 
fo fchnell mie möglich nad) irjaufe 311 tommen. Aber 
als mir eben auf ber Strafte rnaren, artete ber 
Aegen in einen mähren SBoltenbrud) aus (natür- 
lid) in bem Augenblid, als uns bie einige Fa© = 
gelegenheit oor ber Aafe baoonfaufte, fo bah mir 
froh Qetms fein muhten, an ber näd)ften Strahen= 
ede eine Art fleines ©afe 3U erfpähen. ©leid)= 
3eitig mit einem Aßinbftoh unb einem SBafferguh 



























926 


1911. <Rr. 35 


mefeten mir ofene lange Berabrebung in bie Heine 
Bube hinein, unb ber erfte unb nädfefttiegenbe 
©ebante mar jebenfalls nur bas Dad) überm 
Kopf, ber 3toeite eine Xaffe Kaffee auf all bie 
91 äffe. 

Bis mir uns brinnen erft einmal abgefcfeüttelt 
unb inftalliert hatten, mürbe es fogleid) unbel)aglid) 
fd)meigfam 3toifd)en uns. — Das Bübcfeen mar 
eine Kombination oon Konbitorei unb ©afe, mo= 
bei eine Heine S)interftube in ©emeinfcfeaft mit 
oicr 91 tarmortifcfeen, einem ^feilerfpiegel unb 
einigen roten Blüfd)bänten bas ©afe oor3uftellen 
feätte, unb aufeer uns mar teine toeele barin. 
Blenn es nun aber aud) bas 91 atürlid)e ift, bafe 
man fcfemeigt, mäferenb man bei ftrömenbem 
9 ?egen über einen aufgemeid)ten Kird)l)of patfd)t: 
menn man 3U britt in einem fo Heinen fiotal au 
einem fo Heinen Xifd)d)en beim Kaffee fifet, mu| 
man auf bie Dauer fd)on aneinanber oorbeiguden, 
um bas Sdfemeigen nid)t als s 2 lbfid)t 311 empfinben. 
3ubem l)ing mie ein langes 5rage3eid)en biefer 
unmotioierte unb überflüffige Buffcferei 3toifd)en 
uns: in ber Stille l)örte man es orbentlid) mieber 
laut unb beutlid), mit 3mei langge3ogenen e: 
„©lifabeetfe!“ 

3dfe bebauerte nteinerfeits aufrid)tig, ba3U= 
fein. — Der Blime räufperte fid) bebeutungsooll, 
fagte aber bann bod) nichts, unb §ans §ein3 ftarrte 
trübfinnig oor fid) I)in. Bber fd)liefelid) mar 
er ber erfte, ber fid) ermannte. Hub bie Stinte 
mung gemaltfam abfd)neibenb, fagte er troden: 

,,$offentlid) l)at fie menigftens einen rnaffer* 
bid)ten Sarg!“ 

Bber ber 9 Jtime mehrte mit einer ©efte bes 
©ntfefeens ab, als ob er fagen mollte: O meld)e 
Brutalität! Unb bann legte er bie £>anb über bie 
klugen, 30g bie 9 Jiunbmintel nad) unten unb fagte 
nad) einer Bleile mit Bothos: 

„Sölein 3reunb!— 3d) t)abe fie geliebt!“ 

3d) rneife niefet, mas er oon uns ermartete. 
■Silber mie immer es oon il)m gemeint mar: bies mar 
platt. Blump. Diesmal 3udte $ans irjein3 3U* 
fammen mie unter einer Bofeeit, unb es bauerte 
eine gan3e Bleile, bis er troden antmortete: „So.“ 
Der fd)öne ©bewarb nafem bie $aub mieber 
oon ben klugen. „Sie munbern fid) über bies ©e* 
ftänbnis?“ 

„3©" fagte |jans §ein3 nod) trodener. 
„Blunbem Sie fid) nid)t, mein $reunb!“ fagte 
ber Sdfeaufpieler. „©emife, mir tannten uns bis* 
feer menig. Der 3 ufall mefete uns 3ufammen. 
Bber glauben Sie niefet, baf3 es Situationen gibt, 
bie bie Blenfefeen einanber fo oiel fd)neller näfeer* 
bringen? 3 d) t)abe mid) oon meiner Bemegung 
feinreifeen Iaffeu bort braufeen. 3 d) feabe bas Be* 
bürfnis, 3 feueit biefe BufHärung 3U geben. Biel* 
Ieid)t um falfd)en Sd)lüffen oor3ubeugen. 3 fe* 
§änbebrud bemies mir bas gleid)fd)lagenbe §er3, 
bas“ (feier ftodte er ein bifed)en, oielleid)t meil 
id) ifent oon mir aus gar lein gleid)fd)lagenbes 
§er3 bemiefen feätte) „bas 3U afenen oertnag, 
mit melefeen ©efüfelen man an ein ©rab treten 
fann, an eine ©ruft —“ 

§ier ftodte er fcfeon mieber; aber mit ©lan — 
mie übermältigt oon feinen ©efüfelen. 

£ans £>ein3 fafe tur3 3U ifem feerüber. Buf 
eine Heinmin3ige Setunbe erfd)ieu nod) einmal 
ber fonberbare tamerabfefeaftlicfee Busbrud in 
feinen klugen, als er um ein meniges liebens* 
mürbiger bemertte: „galten Sie Bfenungen nid)t 
aud) unter Umftänben für gefd)madooller als ©e* 
mifefeeiten?“ 

„©emife! — ©emife!“ fagte ber 9 Jiime oermirrt. 
Unb bann tarn mieber eine lange, gebautem 
oolle Stille, mäferenb meld)er man nur bas Raffeln 
bes Segens auf einem unfid)tbaren BIed)bad)e 
feörte. 

3 d) meife nun nid)t, meld)er Xeufel ifen ritt 
ober meld)es nieberträcfetige ©efüfel in ifem boferte: 
er feätte gan3 gemife oiel Hüger gefd)miegen,jiber 
ob er nun aus irgenbcinem ©runbe biefe Stille 
nid)t ertrug ober ob irgenbeine patfeetijtfee 2Bicf)tig= 
tuerei il)n oerfüferte, nad) einer 9 BeiIe bemertte 
er bumpf — fealb 3U mir unb fealb 3U fid) felber: 

„©lauben Sie mir, es ift ein 3 lud) für einen 
9 Jlann, menn alle Stauen auf if)u reagieren!“ 

3 n biefem Bugenblid fal) §ans §ein3 mieber 
3u ifent feinüber, aber nur gan3 blifefdptell unb 
ofene jebe Spur oon irgenbmeld)em tamerab* 
fefeaftücfeen Busbrud. 3 ™ ©egenteil, es mar etmas 
entfcfeiebeu 3 einbUdfees in bem Blid. Bber gleid) 
barauf fafe er gleidpnütig in ben Spiegel unb 30g 
fein gelbes ©efid)t in Salten, ©r mar mirtlicfe 
teine Beaute. 

„Blie gut,“ fagte er langfam, bafe mir beibe in 
biefem Salle oon biefem 3luefe oerfd)ont geblieben 
finb!“ 


Über £anb unb 9J?eer 


„Bliefo?“ fagte ber 9 Jlhne, fid)tlid) unangenefem 
berüfert. 

„ 91 a,“ fagte $ans $ein3, unb fein ©efid)t mar 
fo unbemegliefe mie eine 9 Jtaste, „idfe mit meiner 
Scfeönfeeit unb Sie mit 3 feren Saferen — ?“ 

„Bitte — Blter ift Xemperameutfad)e!“ be* 
mertte ber fd)öne ©berfearb bitter geträntt. 

„ 91 a?“ 

» 3 a! — Samofel!“ 

§ans $jein3 3udte nur fteptifd) bie Bd)feln. 
„BIfo ja. — Das feeifet für einen felber! Bber 
für bie fd)önen jungen 991 äbcfeen?“ 

„©lauben Sie nidfet, bafe aud) eine fd)öne 
junge S^au mid) lieben tann?“ fagte ber 9 JMme 
fefer empfinblid) unb marf fid) unmilltürlicfe in 
bie Bruft. 

„Srgenbeine fdjöne junge S^au — fd)on.“ 

„$Bie meinen Sie bas?“ 

3 n ioaus Jeinsens ©efidfet sudte teine 9 Dlustel. 
„3d) meinte, mir feätten oon ber ©ofelli gefproefeen,“ 
fagte er. 

„Sie fealten es alfo für fo gau3 unrnöglid), bafe 
bie ©lifabetfe ©ofelli mid) geliebt feätte?“ Der 
fd)öne ©berfearb, am en!pfinblid)ften Buntt feiner 
©itelteit getroffen, mürbe feifeig. 



4>ati8 3>eitev« fec. 

£mns $ein3 befafe oon ber Seite fein ©mbom 
point mit aufrei3enber ©enanigteit unb feödjft 
3meifelooll. „ 9 tee!“ fagte er bann tüfel. 

„ 9 tun — Sie tönnen fid) täufefeen,“ fufer es 
bem 9 Jlimen feeraus. 

„®ott — fie nafem Sie als oäterlicfeen tieferer — 
3utn 91 oIleneinftubieren! Das mar ja fomeit gan3 
nüfelicfe!“ ($ans $ein3 fprad) gatt3 rufeig unb leife, 
aber fein Xon feätte audfe eine 9 Jlumie feeraus= 
geforbert, unb ber 9 Jlime ging glatt auf ben Keim.) 

„ 91 un ja! 3 d) feabe ifer bie 91 ollen einftubiert!“ 
fagte er. „Sie mar 3unä<feft meine Sd)ülerin. 
3§ füfelte mid) mie ifer geiftiger Bater.“ 

„Sie feätten aud) getroft ifer leiblidjer Bater 
fein tönnen, bem Blter rtad),“ fagte §ans §ein3- 
„§m — e — fein. — 931 ag fein. S^öenfalls, 
bas tann id) Sie oerfid)ern, f i e fafe niefets Bäter= 
Ud)es in mir!“ fagte er 3 ornig. 

„Bber Sie als ber filtere, ©rfaferenere, Sie 
feaben natürlid) biefem Kinbe —“ 

»3d) fagte Sfeuen ja fdfeon: Blter ift Xempera^ 
mentfad)e!" unterbrad) ber anbre feaftig. „ 9 Bas 
mid) betrifft, id) bin ein mafenfinnig leibenfcfeafH 
lid)er 9 Jlenfd)! Sie allerbings —“ 

„Blfo bod) ein 9 lllerbings?“ unterbrad) §ans 
§ein3 feinerfeits. 

Der 9 Jiime fufer fid) irritiert burefe bie 991 äfene. 
„Die Dinge liegen benn bodfe fefer anbers, 
als Sie an3unefemen belieben!“ fagte er feifeig. 
„BSenn biefe Kiebe auf meiner Seite eine unglüd= 
lid)e genannt merben foll, fo mar fie es jebenfalls 
auf eine gan3 anbre SBeife, als Sie an3unefemen 
fefeeinen. 3 <^ fe<©e miefe ber Kleinen — e — an= 
genommen, meil i^ fie für etmas Befonberes feielt. 


9 tber i© feabe mid) in ifer getäufefet. Sie feätte er= 
erbte fpiefebürgerlicfee 9 lnfidfeten, fpiefebürgerlid)e 
3 uftintte, bie fdfemer umsubringen maren. 2 Bie 
id) jefet fefee, bie gar nid)t um3ubringen maren. 
^Bofeingegen id) —!“ 

„BSofeingegen Sie?“ 

„ 91 un, id) fagte 3 fe«^^ ia fdfeon: id) bin ein fefer 
leibenfdjaftlicfeer 9 Jlenfd)! 3 d) feabe fie eine 3 ^ii ; 
lang geliebt. 3d) feabe fie mit meiner Kiebe geabelt, 
fie ift BSeib gemorben burd) meine Kiebe—Bleib, 
9 Jlenfd), Künftlerin — iefe feabe fie 311 mir empor* 
ge3ogen —“ 

($ier umtlammerte §ans Jeinsens rteroöfe 
fd)male ipanb bie Xifd)tante, aber er fagte nid)ts.) 

„— id) fafe in ifer ben 3uK9tmm — bie 
Kunft —“ 

„Unb aufeerbem?“ fagte §aits §ein3 fteptifd). 
„£>m — e — fern, barauf tann id) 3fenen eben 
nur fagen, fie liebte mid)! Unb id) bin, mie gefagt, 
mafenfinnigleibenfefeaftlid). Der 91 eftiftSdfemeigen.“ 
„Bllerbings,“ bemertte £>ans §ein3 troden. 
9 luf einmal entftanb eine Stille, ©ine gefäfer* 
Iid)e Stille, ^o, als ob plöfelicfe bie Heine Xote 
bas JBort betäme, bie ba braufeen mit einem Kod) 
in ber Sd)läfe in ber naffen ©rbe lag. Der 99 time 
räufperte fid) auf eine unbefeaglicfee BSeife unb fafe 
oerftofelen unb unfidjer 3U §ans §ein3 feinüber. 
Der fafe ifen unbemeglicfeen ©efid)ts mieber an. 
©s mürbe fefer unbefeaglid). 

Dann fagte §ans §eiu3 fd)liefelid) mit einem 
9ld)fel3uden: „ 91 a ja. ©efd)efeene Dinge laffen fid) 
fealt nidfet änbern!" — fo 3i)nifd), bafe id) felber 
an ifem irre mürbe. Der 9 JUme aber fd)nappte ooll 
fidfetlidfeer ©rleidjterung barauf ein: „3a, fefeeit 
Sie, bas rnufe id) mir ja aud) fagen!“ fagte er mit 
mürbeoollem Batfeos. „3d) tonnte bod) nid)t für 
eine Stunbe ber Keibenfd)aft meine Unabfeängig* 
teit opfern, meine greifeeit, meine tiinftlerifcfee 
3 ubioibualität! Da gibt es bod) anbre Biege, 
nidfet mafer? Bber fie feätte unenblid) Heinlicfee 9 ln* 
fdfeauungen über biefen Bautt, bie ganse Spiefe* 
bürgerlid)teit iferer §ertunft tarn barin mieber 311m 
Borfd)ein. Das füferte 311m Brucfe. 3 d) mufete 
midfe oon ifer losfagen. Blenn id) natürlid) feätte 
afenen tönnen, bafe fie fo oöllig ben Kopf oerlieren 
mürbe — bas feeifet — idfe meine natürlicf) —“ 
Damit ftodte er. §ans §ein3 feätte beibe 
Brme auf ben Xifdfe gelegt. 

„Blfo — bas — maren — Sie!“ fagte er mit 
91 acfebrud auf jebem ein3elnen Blort. 

Der Sdfeaufpieler fufer auf. „Das feabe id) 
niefet gefagt! — 3d) bin —“ 

„Soll id) Sfenen fagen, mas Sie finb? Sie 
finb ein gan3 feunbsgemeiner Kump!“ fagte §ans 
§ein3 langfam unb beutlid). 

Der Sdfeaufpieler fufer in bie £)öfee, bafe fein 
Stufel umfiel. „§errr! Sagen Sie bas nod) ein* 
mal!“ 

„ 9 Jiit Bergnügen. Dreimal, menn Sie rnollen! 
©in gart3 feunbsgemeiner Kump! 9 Bas! So ein 
alter Kerl — bringt fo ein Heines Bläbcfeen in bie 
Batfcfee — 3iefet fid) mit ein paar albernen Bferafen 
aus ber Bffäre unb läfet bas Kinb ba in feiner 
$ilflofigteit im Stid)! Blenn bas teine ©emein* 
feeit ift —“ 

Der fdfeöne ©berfearb fdfenappte nad) Kuft. 
„ 9 Jlein §errr —!“ 

„Unb ba Sie bod) bereits aufgeftanben finb,“ 
fufer £ans §ein3 unbeirrt fort, „feaben Sie oielleid)t 
bie 3reunblid)teit, uns gan3 311 oerlaffen. ©s 
maefet mir menig Bergnügen, 3 fe*e BfeRfiognomie 
nod) genauer tenneit 3U lernen!“ 

Der fd)öne ©berfearb, blafe oor Uberrafd)ung 
unb Blut, griff nad) feinem 9 Jtantel. „Sic merben 
oon mir feören!“ fagte er bramatifd). 

,,©s mirb mir ein Bergnügen fein!“ fagte $ans 
$ein3 oerbiffen. Unb als ber anbre nod) niefet fo* 
gleid) ging, ftanb er auf unb fing feeifer an 311 
3äfelen: „©ins! — 3 uiei! — Drei!“ 

Bei brei mar ber 9 Jlinte braufeen. Unb iqans 
§ein3 ftanb mit flammenben Bugen an bem Xifd)* 
d)en, beffen 9 ?anb er fo feart umtlammert feätte, 
bafe bie Xaffen unb Köffel tUrrten. Das ©anse 
mar mit unfeeimlid)er 3'iBgteit oor fid) gegangen; 
es mar eine gan3 fd)eufelicfee Situation. 

©ine BSeile fd)miegeit mir uns gegenfeitig an. 
Dann nafemen mir aud) unfre 9 JtänteI. Bber erft 
als mir uns trennten, fagte $ans $ein3 bitter — 
meniger 3U mir als mie als Bbfd)lufe einer langen, 
trüben unb oermutlid) ifen felbft betreffenben ©e= 
bantenreifee: 

„— unb fo einem alten, nieberträefetigen ©eden 
mufe fo etmas bann in bie Sauger fallen!“ 

Bber aus bem Xon ber paar Blorte begriff id) 
bocfe erfdfeüttert, bafe §ans §ein3 nid)t ausfd)Iiefe* 
lid) megen bes neuen Bn3ugs auf ben Kird)feof 
getommen mar. 



1911. 9ir. 35 


Über £artb unb 9©eer 


927 






©Sie bie ©einige entfielen 

93on 

Dr. 9©. 2Btlf)etm SRetjer f 

(Öierju bret 3 eßn Originataufnat)mcii bes ©erfaffers) 

tt>un beginnt wieber bie frifd)-frößlid)e 3eit, ba 
man enblid) ber großen Sflaoenßalterei, 
©roßftabt genannt, entrinnen tann, hinaus in bie 
freie ©atur. ©Seid) ein 3 auber liegt fd)on in biefent 
©Sorte: bie freie Statur! Sie ift es, bie uns bie 
Seele befreit non bem Drud aller Sorgen, benn 
fie trennt uns los oon allen ©erbinbungen mit 
ber ©tenfd)enwelt, bie uns unfrei machten mit all 
ihren ©Sirrett unb Unoollfommenheiten. 

©Senn irgeub etroas in biefent toed)felooIIen 
£eben ber ©rbe ©nfprud) auf Untoanbelbarfeit 
hat, fo ift es bas gewaltige ©ilb bes ©ebirges, bas 
beut Fimmel, jenem Ürbilb ber ©wigfeit, am 
näd)ften fomtut unb faft unnahbar ift wie er. 

Unb bod) ift aud) bas ©ebirge nur ein ©Sellen- 
fd)lag im ©teere ber Unenblid)teit, ber ewigen ©nt- 
widlurtg, bes ewigen Kreislaufs ber Dinge 3wifd)ett 
Aufgang unb Untergang. ©ud) bie ©ebirge finb 
nicht ewig gewefett, fie finb entftanben unb werben 
wieber oergehen. 

©Sie finb wol)l bie ©ebirge einftmals entftanben? 

X>em nur einigermaßen aufmertfamett ©eob- 
ad)ter muffen oerfd)iebeite Di)peit oon ©ebirgs- 
formen aufgefallen fein. Die auffälligfte, fid) oon 
allen anbern am beutlidjften unterfd)eibenbe gönn 
ift bie ber ©ulfanberge, bie in ihrer flaffifd)ett ©nt- 
widlung fid) plößlid) aus einer ©bene erheben als 
mehr ober weniger flad)e Kegelberge ohne 3 u= 
fammenhang mit anbern ©ebirgsfetteu. Der ©tua 
ift hierfür bas d)arafteriftifd)fte ©eifpiel. ©r erhebt 
fid) bireft oon ber ©teeresfiifte bis 311 3300 ©tetem 
empor, oöllig getrennt oon bert ©ebirgs^ügen 
Siziliens, bie eine burd)fd)nittlid)e $öf)e oon nur 
etwa 1000 Bietern befißett. 

©ber nid)t immer ftefyen bie ©ulfane auf einer 
©bene. Sehr häufig finb fie offenbar einmal aus 
©ebirgen l)eroorgebrod)ett, bie einen gan3 anbern 
Urfprung gehabt haben müffen, ba fie aus anbern 


Sd)id)toerwerfungen (^altenbilbungert) am ©ierwalbftätter See bei ftlüelen 


baß bie gan3e ©rboberfläd)e einmal feuer- 
flüffig gewefen fein muß unb burd) ©bfüßlung 
ihre fefte Krufte erhielt, unter ber aber jene ur= 
fprünglicßen feuerflüffigen ©taffen oon einer be- 
ftimmten Diefe an immer nod) oorhanben fein 
müffen, was nid)t nur bie ©ulfattausbrücße, fou= 
beru aud) bas beftänbige $eißerwerben ber ©rb- 
fd)id)ten mit 3unehmenber Diefe beweift. ©ei bem 
©bfüßluugsproseß haben fid) Schollen gebilbet, bie 
3uerft oon bett Strömungen in bem bie ©rbe um- 
faffenben ©lutmeere getrieben würben, nach unb 
nad) fid) aber ftauen mußten unb wie beim ©is= 
gang gegeneinanber türmten. So fitteten fie fid) 
bann 3ufammen unb formten baburd) bie Kerne 
ber fpäteren ©taffem unb Kettengebirge, wie bie 
©Ipen unb aud) bie lange ©ebirgsrippe ber ©nben, 
bie urfprünglid) nid)t oulfanifd) war. 

©Is fid) nun bie gan3e ©rbe überfruftet hatte 
unb immer mehr abfühlte, würbe ißr bie neue |jaut 
3U groß, benn alles, was fid) abfühlt, oerfleinert 
fid) babei. Die ^cßollen, teils oon fontinerttaler 
©usbeßnung, fanfen tiefer l)iuab, hielten fid) aber 
3unäd)ft nod) an beit ©ebirgsrippen feft, 3wifd)en 
benert fie alfo ©tulben bilbetert, bie 3ufürtftigen 
©teere. Schließlich aber riß fid) bod) eine Scholle 
los unb rutfcßte längs ber ©rudptelle in bieJXiefe. 
Dies ift einft mit bem gan3en ©ebiete bes Stillen 
£)3eans gefcßeßen unb ebenfo mit einem großen 
Deil bes ©tittelmeeres. Daburch würben nun an 
ben©rud)ränbernbie tieferliegenben Sd)id)tenbloß= 
gelegt, bie, bem glühertbflüffigen Tunern näher, 
heiß unb plaftifd) finb, fo baß fie bem Dmd ber 
letzteren leichter nad)gebett fönnert, ba fie oon bem 
©egenbrude ber nun entfernten oberen Sd)id)ten 
befreit finb. Das ©tagma bringt burd), unb es 
entfteßen nun ©ulfarte auf beut Kettengebirge, 
überall ba, wo fo!d)e Scholle niebergegattgen ift. 
Deshalb ift ber ©a3ififd)e £)3ean rings oon ©ulfan- 
reihen umgeben, unb bemfelben Umftanbe oer- 
bauten bie ttalienifd)en fyeuerberge ihren Urfprung. 

©ud) bie ©Ipett bilben im Süben, gegen bie 
©oebene 31t, ein fold)es ©ruchgebiet; fie fallen hier 
fteil ab, währenb fie im ©orben mit langfatn att- 
fteigenben ©Sellen beginnen. ©Sir haben hier ge- 


wiffermaßett nur bie $älfte eines ©ebirges oor 
uns, beffen anbre §älfte in ber Diefe oerfdjwunbett 
ift. ©eint ©brutfcßen ber ©oebene fdEjeirtt es ittbes 
nid)t 3U bebeutenben oulfanifd)en ©rfcßeiuungen 
gefommen 3U fein; nur öftlicß oom ©arbafee treten 
bis ©icen3a unb ©abua ältere oulfanifd)e ©efteine 
auf. Dagegen ift bie ©egenb oon ©teran bis 
Drient unb bas ganse ©ebiet ber Dolomiten oon 
oulfanifcßen ©robuften oielfad) burd)brungen, unb 
Dßermen, Schwefelquellen unb anbre ©rfd)ei- 


Küftenftelle bei ©orbighera (ruhige ©ranbung) 

©efteinen beftehen unb aud) einen gans anbern 
©ufbau 3eigen. ©tan I)at in ber Dat an3unel)mert, 
baß bie ©rbrinbe oon einer beftimmten Diefe an 
nur aus ©efteinen befteßt, unb fönute nun meinen, 
biefer friftallinifd)e Kern habe bie überliegenbett 
Sd)id)ten, auf bereu ©rt unb ©ilbung wir nod) 

3urücffommen, burd)brod)en unb 3ur Seite ge- 
fdjoben. Selbftoerftänblid) fonnte es babei aud) 
gelegentlich 3U 
eigentlid)en 
©ulfanaus- 
briicßen fom- 
men, unb ba- 
burd) feien 
bann bie ©ul- 
fane über ben 
eigentlid)en 
Kettengebir- 
gen entftan- 
ben, wie 3um 
©eifpiel in 
ben ©nben. 

©Sir wiffen, ©anorama ber Ortlerfette, oon ber Düffelborfer |jütte gefeßen 


©Ud auf bie Ortlergruppe oon ber Dreifprad)en 
fpiße über bem Stilffer 3 od) 

nungen beuten nod) heute auf eine ehemalige oul- 
fanifd)e Dätigfeit ßin. Die eigentlid)en ©Ipen aber 
haben nie fjjreuerberge getragen wie bie ©nben. 

©ei ber weiteren ©usgeftaltung ber Ketten¬ 
gebirge, bie wir bisher in ißrer urfprünglid)en 
gornt als oöllig 3ufammenßängenbe ©ufwerfung 
ber ©rbrinbe fentten lernten, bie aus Urgeftein be= 
fteßt, fpielt nun bas ©ßaffer eine bebeutenbe ©olle. 

©ad)bem fid) 
bie ©rbe ge- 
nügenb abge- 
füßlt hatte, 
fonnte es fid) 
erft gan3 lang- 
fam aus ber 
bid)ten ©tmo- 
fpßäre nieber- 
fcßlagen. ©Is 
©egen bie 
ßeiße Ober¬ 
fläche errei- 
cßenb, oer- 
bampfte es 


f# 












928 


Über ßanb unb 9Jleer 


1911. 9tr. 35 





©arbarenofd)lud)t 


feljr ausgefprod)enen Schichtungen bes Rigi, oon 
be.nen er ja feinen Manien (Reihen) erhalten hat, 
lagen nod) unterm Ateer, als mal)rfd)einlid) nad) 
ben neueften Forfd)ungen fd)on ein erftes menfd)en* 
ähnliches Aßefen gleid)3eitig mit hausgrofjen 
©flansenfreffern auf ber (Erbe erfd)ien. Aßanbern 


Das fnmalajagebirge 

mir nun meiter längs bes ©iermalbftätter Sees bie 
Axenftrahe entlang, fo gelangen mir gerabe ba, mo 
3toifd)en Sßi^nau unb ©ersau bie beiben „Rafen" 
ben meftlid)en Deil bes romantifd)en Sees fd)ein= 
bar faft abfd)Iiehen, in bie fogenannte Kreibe* 
f ormation, bereits einer älteren ©ntmidlungsperiobe, 
bie namentlid) burd) ungeheure Ablagerungen non 
^an3crgel)äufen tleinfter Seegefd)öpfe ausge^eid^ 
net ift, bie unfre Sd)reibtreibe lieferten. Die 311= 
fammengefalteten Schichten am Urner See, oon 
benen id) oorhin fprad), gehören aber bereits einer 
nod) älteren 3eit, bem „Fura", an, in ber bie 
Riefenfaurier Rauften, ©rft etma bei Amfteg treten 
bann bie friftallinifd)en Sd)iefer auf. Das gan3e 
©ottharbmaffio befteht baraus, aber im lieblichen 
Urferental, unter bem fid) ber berühmte Dunnel in 
einer Diefe oon 300 Metern l)inburchmül)lt, finben 
mir mieber einen fchmalen Streifen Furafait ein* 
gebettet, mas uns nod) intereffieren mirb. Aßo 
bann am £ago Ataggiore bie friftallinifd)en Schiefer 
mieber aufhören, finbet man nur gan3 Heine 
Stellen oon Fura unb Kreibe, in umgefel)rter 
Reihenfolge mie an ber Rorbfeite, unb mir gelangen 
bann fofort in bie ^oebene mit ihren Ablagerungen 
aus ber allerjüngften 3dt. 

Aus biefen gan3en £ageoerl)äItniffen geht her* 
oor, bah bie Alpen fid) erft etma in ber mittleren 
Dertiär3eit aus bem Ateere erhoben haben, bas hier 
oorher alle jene Sd)id)ten auf feinem ©runbe ab* 
lagerte. §öd)ftens mögen einige Fufeln baraus 
heroorgeragt haben, in benen ©innenfeen ober 
9Jieer3ungen befonbere Ablagerungen er3eugten, 


mohl nod) oft mieberholt, aber in biefem milben 
Stampfe bes Aßaffers mit bem Feuer muhte bod) 
bas erftere fiegen. ©s entftanben tochenbe Aieere 
in jenen Atulben, unb bas Aßaffer fättigte fid) mit 
ben Atineralien, mit benen es in ©erüljrung tarn. 
Als bie Aleere nun aud) allmählich ertalteten, 
muhten fid) biefe Alineralien 3um groben Deile 
mieber abfeben, es entftanben auf bem ©oben bes 
Ateeres bie erften Sebimentfd)id)ten, bie 3um Deil 
friftallinifd) fein muhten, meil fid) auf biefe Aßeife 
burd) Abfüllung bes Auflöfungsmittels ja befannt* 
lieh oiele Stoffe in Kriftallform ausfdjeiben. Alan 
hat immer barüber geftritten, ob jene am tiefften 
liegenben „friftallinifd)en Sd)iefer" nicht bod) fdjon 
„neptunifd)en“ ftatt „plutonifd)en" Urfprungs feien. 
Fn ber obigen Anfid)t hätten mir einen Kompromih 
3mifd)en beiben Ateinungen. 

Die Regengüffe mehrten fid) unb begannen bie 
abtragenbe Arbeit auf ben Kontinenten unb nament* 
lid) in ben jungen ©ebirgen, mie mir fie ja aud) 
heute nod) beobad)ten. Anbre ed)te Sebiment* 
fd)id)ten bebedten ben Ateeresboben. 

Aber bie ©rbe fühlte fid) immer meiter ab, unb 
ber fefte Aa^er mürbe il)r immer mieber 3U groh- 
Die gefamte ©rbrinbe muhte fid) auf einen immer 
Heineren Umfang 3ufammen3iehen. Das fonnte 
nur burd) ein allmäl)lid)es Fufammenfchieben ber 
Schichten gefd)el)en: bie ©rbrinbe muhte fid) in 
Falten legen, bie bann aud) gelegentlid) empor* 
getrieben mürben, ©s entftanben bie Faltengebirge. 
So fel)en mir an bem granitenen Alaffio ber Alpen 
oon Rorben her bas ©rbreid) emporbranben. Febern 
aufmerffamen Aßanberer muh bas am milben Urner 
See aufgefallen fein, jenem füblid)ften 3 ipfel bes 
©iermalbftätter Sees, an beffen fteilen Abhängen 
fid) bie füljne Axenftrahe fefthält. Unfer ©ilb 3eigt 
biefes ©emirr oon gefalteten unb oöllig untge* 
fnidten Sd)id)ten gan3 beutlidh- 

3u ben bisher betradjteten gebirgsbilbenben 
Kräften tritt nun fdjliehlid) nod) bie abtragenbe 
ASirfung bes Aßaffers. Diefe fann mieber in oer* 
fd)iebener Aßeife eingreifen. 3 unäd)ft fehen mir 
bie ©ranbung beftänbig am Fels nagen. Das 
©ilb einer Küftenftelle bei ©orbighera mag bies 
3eigen. £ier oollenbet fid) ein Kreislauf bes mögen* 
ben ©rbreidjs. Sd)id)ten, bie einft auf bem ©runbe 
bes Ateeres abgelagert, bann aber oon ben gebirgs* 
bilbenben Kräften emporgehoben mürben, fehren 
nun mieber 3um Ateeresgrunbe 3urüd. Fo nodh 
meit höherem Alahe beteiligen fid) an biefer 3 urüd= 
führung bie Flüffe, bie gan3e ©ebirge mieber ins 
Ateer tragen. Rehmen mir 3U biefen abtragenben 
Aßirfungen bes fliehenben Aßaffers nod) bie meit 
gemaltigeren bes ©ifes in ber ijochgebirgsregion, 
fo haben mir §auptfaftoren oor uns, bie fid) an 
ber ©ilbung unfrer heutigen ©ebirge beteiligt haben. 

Sehen mir uns einmal ben Aufbau ber Alpen 
an, mie er heute oor uns fteht. Fhre hödjften 
©ipfelreihen, 00m Afontblanc beginnenb, über ben 
Aionte Rofa, bie ©erner Alpen, bie ©ernina* 
gruppe, ben Drtler, bie Cttfaler unb 3ülertaler 
Alpen, bie §ol)en Dauern bis 3U ben öfterreid)ifd)en 
Alpen gegen Aßiener=Reuftabt tyn abfallenb, be= 
ftehen aus jenen friftallinifchen Schiefern, bie ber 


allererften ©ntmidlungsperiobeber©rbe angehören, 
als nod) feine lebenben Aßefen fie beoölferten. 
Aian erfennt fie besl)alb meift fchon als Urgebirge 
an ber runberen, meniger 3erflüfteten unb 3er* 
riffenen Form ihrer ©ipfelfuppen. Das bei* 
folgenbe ©ilb mag biefe ©ebirgsform oeranfdiau* 
liehen. Aßir befinben uns auf ber Dreifpradjen* 
fpihe über bem Stilffer Fod), mo £>fterreid), bie 
Sd)mei3 unb Ftalien 3ufammenftohen. Sie liegt 
auf einer §öt)e oon 2843 Atetern, etma 100 Aleter 
über ber ©ahhöhe. Dief unter uns fehen mir einen 
Deil ber Stilffer^ßod^Strahe, befanntlich ber hoffte 
fahrbare Alpenübergang. 

Diefe Däler in ben Urgebirgsmaffioen fann bas 
rinnenbe Aßajfer nicht er3eugt haben, ©emaltige 
©letfd)er tarnen einft hier herab, als fid) über einen 
groben Deil ber ©rbe bie ©is3eiten, periobifd) 
mieberfehrenb, breiteten. ©s gehörten 3 alp 
hunberttaufenbe ba3u, bamit bas unmiberftel)lid) 
oorbringenbe ©is biefe Furdien in ben harten Fels 
meiheln fonnte. 

ABäl)renb, mie mir fd)on fahen, nad) Süben, 
namentlid) ber ^ßoebene, bie Alpen fteil abfallen, 
fo bah fid) hier nur in geringem Umfange anbre 
Sd)id)ten an bas granitene Urmaffio lehnen, fo 
lagern bagegen im Rorben bie ©oralpen mit aus* 
gebel)nten Sebimentgefteinen, bie aus allen 3 eit* 
altern ber ©rbgefd)id)te flammen, mie ihre ©in* 
fdjlüffe an oerfteinerten fiebemefen bemeifen. So 
gehört 3um ©eifpiel bas gan3e ©ebiet 3mifd)en 
3 ürid) unb ÜU3ern, alfo ber Rigi, ©ilatus unb fo 
meiter, ber jüngeren Dertiärforntation an. Die fo 


Drei 3 i nn ^ n i m ©ebiete ber Dolomiten 




1911. 9tr. 35 


Über fianb urtb 9Jleer 


929 



Der ^atemtofel Skiern mit ©uringer* unb Santnerturm 


rote jenes gurabedctt oon Anb ermatt anbeutet. 
2 Bät)renb nun eine lange 3 eit hiubur©, bie jid) 
gern© na© 3 dt)tmUlionen bem©t, bie ©rbober* 
flä©e jid) in biejen ©ebieten jebenfalls nur menig 
bemegte, bamit jid) jene Ablagerungen bilben 
tonnten, gingen mit einem Wale gur Xertiärgeit 
geroaltige Reoolutionen auf unjerm ©rbtörper oor 
jid), benn aud) bie meltumfajjenbe Kette ber Anben 
bat fi© erjt um bieje 3 ^it aus ber Xiefe gehoben. 
Die Schollen mußten jid) gegeneinanber oer* 
jd)ieben, roie jie es heute aud) nod) in jd)road)em 
Wahe tun, baburd) bie jogenannten „teftonijehen^ 
©rbbeben ergeugenb, bie oft gange Kontinente 
gleichseitig erjd)üttern, ol)ne bah eine oultanijd)e 
ilrfache bafür gu finben roäre. Die Sd)ollen felbjt 
aber blieben bei biejen Serf©iebungen im groben 
unb gangen unoeränbert; jo aud) bie norbbeutf©e 
Sd)olIe, auf ber jid) bie Ablagerungen fajt aller 
Urgeitmeere ungejtört oollgiehen tonnten, bis jie 
erjt oor üerhältnismäjgig furger 3 eü aus bem 
Weere auftaud)te. Wenn nun jold) ein Rüden roie 



Der £ili< 


unjerm Silbe oon ber Sarbarenoj©lud)t bei ©ar* 
bone am ©arbajee ertennt. Die Weeresabtage* 
rungen tonnen babei guglei© bis in bebeutertbe 
hohen über ben jetoeiligen Weeresfpiegel empor* 
gehoben roerben; jo finbet man jie am Himalaja 
bis gu öOOOWetern §öhe oor. 

Aber nicht nur bur© Hebung unb jeitlid)en 
Sdjub ber Schollen entjtel)en bie ©ebirge, jie roerben 
gmeifellos au© babur© ans £i©t gebrad©, bah bas 
Weer guriidroei©t unb babei bie bereits unterfeeif© 
oorhanbenen Rüden freilegt, ©benjo roie bie ©rb= 
oberf!ä©e ijt au© ber Weeresfpiegel- ni©ts Kon* 
jtantes. ©ine gange Re©e oon ©inflüjjen läjjt bie 
§öhe ber Weere in bejtimmten ©ebieten mit ben 
geologij©en Zeitaltern f©roanten. Sei ber Silbung 
ber Alpen muh au© biejes ©lement mitgefpro©en 
haben. Oft finbet man Sebimentf©i©ten oöllig 
horigontal gelagert oor in bebeutenben höhen, unb 
man tarnt es jid) bann taum oorjtellen, roie jie burd) 
bie Wäd©e ber eigentlid)en ©ebirgsbilbung jo 
ungejtört emporgetragen roorben jein füllten. 
Auherorbentli© d)aratterijtij© jinb hierfür bie be= 
rühmten Drei 3 iunen im ©ebiete ber Dolomiten, 
bie toir hier abbilben. Die gröjgte berjelben erhebt 
jid) bis gu 3000 Wetern. An allen breiert ertennt 
man beutli© bie S©i©tungen, bie in fajt horigon* 
taler Sage bur© jie ©ugiehen, nur unterbro©en 
oon ben offenbar oom Wajjer ergeugten ©in* 
jd)nitten groij©en ©neu. Rod) grojgartiger tritt 
bies beim Satemtofel heroor, ber ji© unmittelbar 
ben Drei 3 iunen anj©lieht. Unfer Silb geigt ©n 
mit ber Drei= 3 innen=hütte. So roilb gertlüftet 
unb in j©roffert Spieen ausgegadt tönnen ji© nur 
©ebirge barftellen, bie aus Sebimentj©id©en aus* 
gemaf©en mürben, niemals bie Urgebirgsftöde. 

Dirett am Ufer eines ehemaligen Weeres be* 
finben mir uns na© bem Augenj©ein auf bem 
S©lernplateau. Wir betra©ten es^ auf unjerm 
Silbe oon ber gegettüberliegenben toeijeralm aus 
unb ertennen bas fladje Ufergejtabe, bem als 
j©roffe Klippen bie ©uringer* unb Santnerjp©e 
oorgeiagert jinb. 

©ang ähnli©en Serhältnijjen begegnen mir in 
ber Sä©jijd)en S©meig, nur bah hier nid)t bas 
Weer, fonbern ein gluhlauf, bie ehemalige unb 
gegenmärtige ©Ibe, bas Ausmaj©en beforgte. Die 
Sä©jij©e S©meig ijt eigentlid) erjt ein gutünftiges 


©ebirge. Das gla©lanb herrj©t meift nod) oor, 
aus bem bas Wajjer bie tül)nen gelsformen heraus* 
gearbeitet hoi- An oielen Stellen jinb no© aus* 
gebehnte Plateaus ftehengeblieben, jo gum Seijpiel 
ber hier bargejtellte fiilienftein. Auf bem folgen* 
ben Silbe ber S©ramfteine jiel)t man, mie bte 
Sd)i©ten gang horigontal geblieben jinb, roel©e bie 
©Ibe ©er blohlegte. 

Aber ni©t nur mieber abbauenb arbeitet heute 
no© bie Statur an ber ©ejtalt ber ©ebirge; man 
tann es jogar mejjenb oerfolgen, mie ji© no© 
gegenmärtig Urgebirgsrüden aus bem Weere 
emporheben. So fteigt bie gange jtanbinaoij©e 
halbinfel, bie gum gröhten Xeile aus ©ranit be= 
jteht, ungmeife©aft bejtänbig meiter aus ber Xiefe 
empor, im gahrhunbert um fajt einen Weter; bie 
©rj©einung mirb feit ber Witte bes a©tgel)nten 
gahrhunberts mejjenb oerfolgt. Die S©ären, nteift 
breite, niebrige Klippeninjeln, bie ber atlantifd)en 
Küjte Stanbinaoiens überall oorgeiagert jinb, jinb 
bie Kuppen gutünftiger Urgebirge. Die hebung 
gej©ieht au© hier horigontal, unb bie gange S©olle 
ber halbinfel mirb in nahegu gleid)er Weife baoon 
ergriffen. Das jtanbinaoij©e ho©lanb bejteht bes* 



S©ramjteine 


ber ber Alpen jid) aus bem Weere erhebt, 
jo mirb bie Sranbuna gunäd)jt bie ober* 
jten S©id)ten oon Weeresj©lamm meg* 
jpülen, unb bie tieferen, einer früheren 
3 eit angehörigen, treten ans. Xagesli©!. 
Aud) bieje roerben, je höher jie empor* 
jteigen, bejto mehr oon ber Sermitterung 
unb ben Wirtungen bes atmojphärifd)en 
Waffers, ber ©rojion unb Denubation, 
angegriffen unb mieber ins Weer guriid* 
getragen, bis j©liehlid) oben ber Kern 
aus hartem Hrgejteiu nod) übrigbleibt, an 
bejjen beibe Seiten jid), mie mir es in 
Wirtli©teit jähen, bie Sebimentf©id©en 
in umgetehrter Reihenfolge anlagern, jo* 
meit jie nod) erhalten blieben. 3 u jener 
©rl)ebung tarn nun nod) ber feitli©e 
S©ub, ber bie galtungen heroorbra©te. 
Die urjprünglid) bo© am Weeresgrunbe 
horigontal abgelagerten S©i©ten tonnten 
jo oöllig fentre©t aufgeri©tet rnerben, 
mie man es gum Seijpiel red© jd)ön auf 



©hriftianiafforb 


halb'aus einem meiten Wate au, über bas 
ji© ftellenmeife eine ebene S©neeflä©e 
breitet, oiellei©t ein Rejt ber ©isgeit. 
gene granitene ho©ebene nennt ber Ror* 
meger bas gjelb. ^ßlö^li© geht bas gjelb 
an ber Küjte in bie milbgerrijjene gjorb* 
Ianbj©aft über. Dieje gjorbe tonnten in 
bas harte Urgejtein mieber nur Spreng* 
mirtungen bes ©ifes einjd)neiben, beshalb 
finbet man jie nur ba, mo gur ©isgeit 
riejige ©letf©er bis ins Weer ©uab* 
fliegen, bie heute gang ober gum Xeil meg* 
gej©moIgen jinb. So baut bie Ratur be* 
jtänbig auf unb gertrümmert mieber, um 
abermals Reues gu j©affen. Unb mie bas 
Anti© eines Wenf©en ein bur©aus oer* 
. j©iebenes mirb mit feinen galten, jo hat 
aud) bas Anti© ber ©rbe bejtänbig med)* 
jelnbe 3 üge bejejjen. Die ©ebirge jinb 
bie galten in biefem immer no© jo f©önen 
Anti© unjrer Allmutter, bie oon ©rer 
£ebensgef©i©te ergählen. 












930 


$ber £artö urtb SOIeer 


1911. ütr. 35 


9Wenfd)etttöerf 

Von 

^ermann grtebemarm 

'TNie fliege, ergäl)lt eine tief finnige 3abel 
AJ Vnberfons, faf) auf einer bahinrollenben 
Lolomotioe. Vor bem 3 üge I)er lief ein $afe. 
Die Lolomotioe aber mar f ©netter als er: fie er» 
reifte unb germalmte ©m „Das laut," fetzte bie 
, fliege ©ütgu, „meil i© barauffah ..." 

SOladOtlofer als bie fliege niftet ber Vlenf© auf 
bem mirbelnben ftoloh bes ©rbballs. Denno© 
fprad) er, !aum mären bie unheimli©ften los» 
mif©en S©reden oerblaht, oon „Veherrf©ung ber 
Vatur". VSäl)nt gu gebieten, mo er fid) im günftig» 
ften f^alte oor Sd)abert ma©t, unb fül)It fief) als 
Sieger, menn er ber brohenben Verni©tung er» 
folgtet© entrinnt. VSie ift er gu fo ungeheuerlichem 
Verlernten bet ©röhenabftänbe gelommen? 

3 unäd)ft mo©, meil es naheliegt, S©uhoorrid)» 
tungen mit Vta©tmitteln gu oetme©feln. VSemt 
ich einen Vegen[d)itm auffpamte, fo mag i© im 
©efü© ber Sicherheit mo© meinen, bes Vegens 
Lerr gemorben gu fein, obmohl i© in VSa©heit ber 
Vtögli©leit, bas VSetter gu änbern, nicht näher 
bin als bie ^elbmaus, bie fiä) oor ber Väffe oer» 
lrie©t. Dann aber tommt, entf©eibenber, bie 
Hnterf©ä©mg ber uns umgebenben Vaumgröhen 
hingu. Der ©runb ift folgenber: VSir bemohnen 
bie fläche, nidht auch bie Diefe unfrer ©rbe. Daran 
liegt es, bah uns ©re ©röjge faft ausf©liehlt© nad) 
linearen Vusbehnungen, launt mehr nach flächen, 
gang unb gar nicht nach ihrem bem 3a©enfinn un= 
oorftellbaren Volumen anf©auli© ift. Vur bie 
Längenausbehnmtgen ber ©rbe hoben (feit nicht all» 
gulanger 3 eit) aufgehört, „unenbli©“ gu fein. Das 
internationale ittlometermah brüdt fie in immerhin 
nidht übergrofjen 3 iffern oon Daufenben aus. Vor 
ber $Iä©e ma©t bas gaffungsoermögen fdhon 
halt; bie 3 <©lert fchmellen gu einer Vielheit oon 
Vtillionen, um bei ben lubif©en Vtaffen ins Vebel» 
reich ber Vittion gu ragen. Dement[pre©enb oer¬ 
hält es fi<h mit ber praltif©en Vemältigung. Den 
Entfernungen bes Erbumfangs ift ber Vienfeh in 
ber Dat gemachfen; er holt, f©ienenlegenb ober 
brähtefponnenb, mit ihnen Schritt. 3 n ben 
gläd)erträumen oerfdhminbet er mitfamt feinen 
Schöpfungen fchon oöllig. Der lörperli©e Vaum» 
©halt bes Planeten aber ift fo ungeheuer, bah lein 
Vilb feinen Vbftanb oon allem Vlenf© enm er! oer» 
fimtli©en !ann. Dennoch fängt ber aftronomifd)e 
Vegrtff „Vatur“ hier eigentlich erft an. Unb um 
bie mirllittjen. ©röhenabftänbe gu ertennert, mühte 
man ben Vtenf©en mit ber ©rbe, Lötpermaffe 
gegen Lörpetmaffe Dergleichen: mit einem Vo» 
lumen alfo, bas fi© gu bem feinen ©erhält roie er 
felbft gu ben lleinften ber betannten Vatterienarten. 

©s liegt an unferm notmenbigermeife fchroad) 
entroidelten Sinn für Diefenausbehnungen, roenn 
roir bei bem VBort „Vaturlräfte" in berVegel nur 
an fiufttoirbel, eleftrifdhe ©ntlabungen, VSinb unb 
Vegen, für3, an bas VSetter benfen: ©rf©einungen, 
bie fidh an ber Qberflä©e bes Planeten abfpielen 
unb, fosmifdh genommen, faft lächerlich gering» 
fügig finb. Vta©t bodh bie Vtmofpjjjäre, ber fie 
in ©rer ©efamtfumme, angehören,‘ bei roeitem 
noch nicht ben millionften ©emichtsteil bes ©rb= 
förpers aus. Sie gleichen bem Spiel ber Sonnen» 
funfen über bem VSeltmeer. 

Qb es bem Vlenf© enftolg auch roibrig eingeht: 
bas genaue Vtah unfrer Vaturbeeinfluffung ift 
mit unfrer Lörpetgtöhe gegeben. Rein ©ebäube 
ift impofanter, fein Sdpffsfoloh mächtiger, als unfer 
Vaumbebütfnis es eben etforbeti. Eifenbahngug 
unb Sgeanbampfer, nicht anbers als bie ?ßoft= 
lutf©e, reichen gerabe aus, um unfetLörper» 
geroidht gu transportieren. Liliputaner bürften 
an unfrer Stelle gehnmal fleiner, Viefen mühten 
gehnmal gröber bauen als mir. Das Vbljängigleits» 
oerhältnis bliebe basfelbe. Vaturbeherrf©ung, 
felbft im bef©eibenften Sinne bes VSortes, mürbe 
heihen: losmif©e ober auch nur irbifdhe Vtaffen 
fraft unfers SBillens, unabhängig oon unferm gu- 
fälligen ©röhenmah, bemegen. Hnfre ftolgefte 
Dechnif aber bemegt, mechanifdh genommen, nichts 
anbres als Vtenfchenlaften. Vemühen be= 

ginnt unb enbet bei uns felber — getreu bem 
Vringip bes Vegenfchirms. 

Des Vienfchen oornehmftes VSerfgeug, bas 
barf man nicht oergeffen, bleibt eben fein eigner 
Körper. Vach' beffen Ülbmeffungen richtet [ich 
ftofflidh genommen — jegliche medhanifdhe Leiftung. 
Unb bie SBingigfeit ber Veränberungen, bie, 


giffernmähig ausgebrüdt, bie Vlenfdhheit feit ihrem 
Veftehen am Vlonetenleibe heroorgebracht hot, 
mirb uns erft gang oerftänblid), menn mir uns bas 
räumliche Vusrnah biefes Vßerfgeugs oergegen= 
märügen. Die Körper ber fiebgehn= bis ad)tgehn= 
hunbert Vtillionen Vtenfchen, bie gurgeit ben ©rb= 
ball beoölfern, bilben insgefamt eine Vtaffe, mit 
ber man etma ben gehnten Deil eines 5 tubif= 
filometers füllen fönnte. Da bie ©cbe mehr als 
eine Villion ifubiffilometer enthält, ift faum ber 
gehnbillionfte Deil ihrer Stoffmenge gur Vübung 
menfehlicher Organismen oerbraucht, ©ine 5 tugel, 
aus biefer lebenbigen Vtaffe geformt, mürbe nur 
etma 600 Vteter im Durdhmeffer holten. Vtan 
barf annehmen, bah bie Summe aller ©ebäube, 
Viafchinen,. ©ebrauchsgegenftänbe, furg, bie ge= 
famte für menfd)Ii<he 3 roecfe oerarbeitete Viaterie 
nicht mehr als oielleicht ben billionften ©emi<hts= 
teil bes ©rbförpers ausmacht. Vis Staubfchicht 
über bie ©rbmeite oerteilt, mürbe fie nicht ©nreichen, 
bie Oberfläche bes Vloneten auch nur ein hunbert» 
ftel VUIIimeter hoch 30 bebeden. 

Vuf bem Stillen Ogean fdhaufelt ein Dampfer» 
riefe. Daüfenbmal tiefer, hunberttaufenbmal 
länger, holbmillionmal breiter ift um ihn herum 
bas Vteer — unb bebeutet hoch felber für bie ©rbe 
faum fooiel als bie Vegenfeud)tigteit auf ber Laut 
eines ©lefan©n. Die groben Vaffogierfd)iffe, bie 
gmifdhen ©uropa unb Vmerifa oerfehren, merfen 
auf jeher $ai)rt einige VüIlionenÄüo Verbrennungs» 
probufte in ben Vtlantif; Dag für Dag feit 3 a©= 
gehnten, bagu ftets auf berfelben gahrfirahe. 
SBirflid) ift es oorgefommen, bah tu an im Schlepp» 
ne| eine Vfchenflode fanb. 

Seit bem ©ntftehen ber mobernen Lfabuftrie 
ift bie Vienfdhheit genötigt, jährlich Lohlenmengen 
gu fdhürfen, bie uns im Vergleich gu früheren 
3 eiten gerabegu ungeheuerlich bünfen. Leute 
fchon beträgt bie VSeltprobuftion etma hunbert 
VMionen Donnen; feit einem 3 o©hunbert bie 
SOiaffe eines leiblichen Verges. Dennod^ ift mit 
bem allem noch nicht ein hunbertftel Vtillimeter 
ber feften ©rboberfläche abgebaut, ©ine ©rb= unb 
©efteinfchicht oon ber Dide eines Seibenpapiers 
mar mehr als ©ureichenb, um gu beftreiten, mas 
in ben langen 3 o©taufenben Vtenfchenhänbe an 
Vauftoff unb Vrennmaterialien jemals oerbraucht 
haben. Ober man benfe fid) oor bie Vufgabe ge» 
ftellt, bur«h ted)nifd)e SOiittel nur fo oiel VSaffer aus 
bem Vieere gu fdhöpfen, als täglich in ©eftalt oon 
Vegen auf bie bemohnte ©rbe fällt. Daufenb 
Viefenpumpen, bereu jebe ein L^toliter in ber 
Sefunbe liefert, mühten ein 3 ahrhunbert lang 
baran arbeiten, freilich reicht biefe Dagesleiftung 
bes Vegens auch aus, um bie gefamte Vtenfchheit 
auf oiele ©enerationen hinaus mit Drinfmaffer gu 
oerforgen. 

Vicht gang fo atomhaft mie rtadi ©rer Viaffe, 
hoch immer noch, unbebeutenb genug, mirft bie 
glächenausbehnung ber SVenfchenmerfe. Die 
Stäbte, in benen etma ber oierte Deil oller Vien» 
fchen mohnt, mögen gufammen einen Voum oon 
20 000 bis 30 000 Ouobrotfilometern bebeden, 
hödhftens alfo ein ©ebiet oon ber ©röhe Velgiens: 
bas ift oon ber ©rboberfläche ber gmangigtaufenbfte 
Deil. Um uns alle, einer ungeheuren Verfammlung 
gleich, aufguftellen, mürbe ein Vreal oon menigen 
Ouabratmeilen genügen. 

Vielleicht oeranfehaulicht man fich oll biefe 
©röhenmahftäbe noch am be[ten burd) folgenbes 
Vilb. Vis Scfjauftüd trgenbeiner VSeltousftellung 
(ähnliche päne finb totfädhlich fchon aufgetaucht) 
befchliehen bie Unternehmer einen Erbglobus 
oon riefenhaften Vbmeffungen gu tonftruieren. 
Der Vlahftab fei 1:100 000 ,. bas h^fet alfo, ber 
©lobus hat eine Löl)^ oon 127 Vletern. ©ine 
5 tugel, fo 1 ) 0 $ otma mie bie ij)eters!ir$e unb 
natürlich meit geräumiger; mit ihrem Vauminhalt 
oon me© als einer Viillion itubilmeter oermutlid) 
bas gröhte Vaumert ber VSelt. 2 Bie fie© es auf 
biefem ©lobus aus? Die Vieere finb burdh leichte 
©infentungen bis gu neun 3 ^otimeter Diefe, bie 
©ebirge burd) ©rhöhungen unt ftellenmeife oier 
bis a©t 3 ootimeter angebeutet. Die ©rohftäbte 
haben etma bie Vusbehnung einer La n öfläd)e. 
Die ©rhebung ihrer ©ebäubemaffen über bem 
©rbboben entfpricht ber eines aufgeliebten, fe© 
bünnen Rapiers. Vur oereingelte Viefenbauten er» 
heben fidh gur Lö© eines Vtillimeters. ©in L0I3 5 
fpändhen, gmei Vlillimeter lang, aber megen feiner 
Schmalheit nur aus unmittelbarer Vähe fidhtbar, 
bebeutet ben bas VSeltmeer burdhfurdhenben Llopb» 
bampfer. ©enau nach bem Vlahftab gearbeitet, 
mü©en bjefe Vbbilber ber Vtenfdhenmerle fo gier» 
lieh fein, bah i© gefamtes Lerftellungsmaterial in 
einem — f^iogerhut J) 31 ah hätte, obmo© fie fid) 
über Daufenbe oon Guabratmetern bes ©lobus 


oerteilen. Vehmen fie in ber VSirfIi$leit ein bis 
hödhftens einige Vaumlilometer ein, fo bebeutet 
bas, auf bie ©röhenoertjältniffe unfers ©lobus 
übertragen, ebenfooiel Lubilgentimeter. Vun oer» 
fu$e man, fich biefe mingigen, nodh nicht lirfchen» 
groben 3 UIen oorguftellen, ben ungeheuren Vaum 
bes ©lobus erfüllenb! So mie hier bie eingelne 
oon ihnen, fo nimmt fich innerhalb bes ©rblörpers 
ber berghohe VSürfel eines Lubillilometers aus. 
Verlöre infolge irgenbeiner Strahlung bie ©rbe in 
jeber Sefunbe ein Lubillilometer ©res Volumens, 
es mürbe immer noch reichlich oierunbbreibigtaufenb 
3 ahre bauern, ehe i©e Vlaffe erf©öpft märe. 

Vber bie Kräfte, bie ber VTenfd) in Vemegung 
fe©? Die gemaltigen medhanifdhen ©nergieftröme, 
benen er bie Vichtung meift? Sollten fie im £>gean 
ber losmifdhen ©nergie ebenfo untergehen mie 
bie oon Vtenfdfen organifierten Vlaffen im ©rb» 
oolumen? 3 a, benn bas eine gibt uns bas Vtah 
bes anbern. Die ©röhenabftänbe bleiben aud) 
hier bie gleichen. Übrigens bürfen mir uns bie 
Vtafcbinenlräfte nicht gar gu ungeheuerlich oor» 
[teilen. 3 ©e ©efamtfumme erreicht ein Vle©» 
fad)es, nie© aber ein Vielfaches ber Leiftung 
menfehlicher Vlusfeln. Vud) bie 3 ohI mafd)ineller 
Vferbelräfte entfpricht ja, mie groh fie immer fei, 
nur ber 3 a© ber Vienfchen, in beren Dienft fie 
geftellt ift; genau mie etma bie ©röhe eines 3 ra© = 
geugs. Vud) ift fie beftimmt burdh unfer förper» 
lieh es Vlah, meil bie Vrobulte, an beren Ler= 
[tellung fie arbeitet, es finb. Vid©fo fe©, um bie 
©efamtheit menfehlicher Kräfte gu fteigern, als 
um 51 raft gu fongentrieren, geitlid) unb räumlich 
auf einen Vunft gu brängen, bauen mir Vlafd)inen. 
Die 5 to©e, beren Verbrennung bie medhanifdhen 
©nergiemaffen liefert, hoben VMioneu oon Verg» 
arbeitern burdh Vrmlraft aus ber : ©rbe geholt; 
übermenfd)Ii<h mirfen fönnen bie tedhnifchen 5 traft= 
[ummierungen im Vergleid) gum eingelnen, nid)t 
gur ©efamtheit. 

So oerhalten fidh benn auch bie ©nergiemengen 
im Vlenfhenbienft gu ben fosmifdjen nicht anbers 
als un[re Aörpergröhe gur ©rbmaffe. Vedhnet man 
gufammen, mas an menfchlichem, tierifdjem unb 
mafd)inellem ilraftaufmänb feit bem biblifd)en 
Schöpfungstermin geleiftet fein mag, fo reicht es — 
oielleicht — :©tt, um bie ©rbe auf i©er Sonnen» 
bahn eine taufenbftel Selunbe lang aufguhalten. 
©rbftöhe., beren Vebeutung für ben planetaren 
©efamtlörper unausbrüdbar geringfügig ift, leiften 
Vlilliarben oon Vferbelräften. Die $lutmelle, bie 
täglicf), bem Vionbe gehorfam, um ben ©rbball 
läuft, fe© ein -Quantum med)anif$er ©nergie 
um, genug, um bie Vtenfdhhett bis ans ©nbe 1 ©rer 
Dage mit Vlafhinenlraft gu oerforgen ... 

Unb meil benn gu guter Le© für alle Quantitäts» 
gröhen ber befte 3 ä©er bas ©elb ift, no© bies 
©rempel: Das Vle er esm aff er enthält, mie man 
meih, au© Silber; freili© nur in oerfchminbenben 
Spuren: auf je fünfgigtaufenb Lubilmeter, ben 
3 ©alt eines ftattli©en Dei©es alfo, etma einen 
Pfennig an SBert. Diefer Pfennig, auf bas VSelt» 
meer umgere©net, bebeutet einen Silberf©ah oon 
gmei» bis bre©unbert Vlilliarben Vlarl: minbeftens 
gehnmal fo oiel, als runb um ben ©rbball in 
Vlenf©enbef© ift. 

©enug bamit; es finb ber 3 o©en mo© fd)on 
guoiel. Sie füllten nur anbeuten, mie, rein ftoff» 
ti© genommen, bie Vtoportion Vlenfd) unb ©rbe 
fi© barftellt. Vuf immer an fein phpfif©es ©rohen» 
mah gebunben, ©bt ber Vlenf© im ©runbe nie 
me© als bas eigne ©emi©t. Vi©t, bah foine 
Kleinheit gmif©en ben 51 ubilmeilen ber VSelt» 
lörper ©n bemütigen mühte: bie Unenbli©leit ift 
unter ©m fo groh *oie über ©m. Denno© muh 
hinter biefen 3 ohlengleid)ungen eine ©rfahrung 
fteden, bie jenfeits aller phiIofophif©en fjroge»; 
gei©en i© Vedht behält. Es lönnte immer fein, 
bah ou© in einem als Lompler oon Seelen» 
oorgängen gebeuteten Vll bie ©röhenmahftäbe 
fi© ni©t anbers oerteilen als in ber gä© s unb me© 
baren VSelt ber Vlaterialiften; bah S©illers an» 
f©einenb fo einleu©tenber Spott: ,,©uer ©egen» 
[tanb ift ber erhabenfte freili© int Vaume — Vber, 
greunbe, im Vaum mohnt bas ©rhabene nid)t, “ 
ber Übergeugung 3 o©ners mei©t, bem au© ber 
©rbfoloh ein lebenbiger Qrganismus ift, oon einer 
Vefeelt©it, in bem Vlahe granbiofer als bie 
menf©Ii©e, mie räumli© ber ^Slanetenleib ben 
menfdhli©en übertrifft, 

VSie bem immer fei: ber Vlenf© arbeitet ni©t 
an ber Ve©rrf©ung ber Vatur. Das ift au© ni©t 
feine Vufgabe. Vielmehr: mit feinem t)ö©ften 
te©nif©en können beherrf©t er, fteigert er — 
f©afft er fi© felbft; ben Vlenf©en. 3 ft er fi© beffen 
bemu©, bann mirb ©n au© bie Kleinheit ber 
Vlenf©enmerle ni©t mehr bebrängen. 




1911. 9tr. 35 


Über £anb unb Sffleer 


931 



©ine Partie bei ^Samaben ©in Platd) in Wlaloja 


g> o Z f. Won ^ermann Wtofenoro 


^Yn ben lebten fahren batten mir häufiger ©e= 
legenbeit, in oielbefud)ten Sabeorten unb an 
ben Peripherien großer Stäbte uns an ber Wus= 
Übung biefes rettoolleu englifdjett Sportfpiels 3U 
erfreuen. Wn ber £ebensfät)igteit bes ©olffpiels 
in unferm £anbe be.ftebt taum noch ein 3n>eifel, 


§ole gelanbet morben, fo tritt für bie ftunft bes ©in* 
fd)lagens auf bem forgfältig um bie §o!e planierten 
Wafen ber Putter in Wttion. Diefer 3eid)ttet fid) 
burd) einen tü^eren Schaft unb eine gebrungenere 
$orm bes aus ©ifen ober Aluminium gefertigten 
Sd)Iagtopfes oor ben anbern fteulen aus. Hm ihn 


ber Sd)toei3. 3 n allen biefen piätjen finben all* 
jährlich grobe furniere ftatt, benen 3uliebe oiele 
englifdje Teilnehmer nad) bem Kontinent reifen, 
um in £>omburg ober ^nterlaten ober Samaben 
ihr ©lüd 3U oerfucheit. ©ine illuftre ©efellfd)aft 
folgt ben Turnierfpielen immer oon §o!e 3U §o!e. 



unb roäre ein foldjer oorhanben, fo mürbe er 
burd) bie Wnftrengungen ber bereits 3ahlreid)en 
heimifd)en 5 Uubs oöllig unterbrüdt merben. 

Der Wei3 bes ©olf mirb aud) bem in £ür3e 
aufgehen, ber erft einmal über bie bitten, tur3en 
Wafenfläd)en bes Spielfelbes gemanbert ift. 9 Jüt 
ben langen elaftifdjen beulen einen tleinen meinen 
Sali über bie neun ober. ad)t3el)n tleinen, rneit 
ooneinanber entfernten £jo!es (£öd)er) berart 3U 
treiben, bah ntan mit möglichft menigen Schlägen 
bas gan3e Spielfelb burdjquert, ift 
bas 3 iel aller ©olfer. Sehilflid) 
an biefem oiel Wufmertfamteit er* 
forbernben Vergnügen finb bem 
Spieler feine beulen. 3 hre 3 ahl / 

beläuft fid) auf oier bis ad)t; ein 
3unge trägt fie in einem Futteral X 

hinter ben Spielern her. 3 )em X 
Anfänger macht bie Wusmabl biefer / 
fteulen nicht feiten Schmierigteit, / 
unb troh ber großen Wusmaf)! meib / 
er nicht immer bas Wichtige 3U / 
treffen. 2 Bir empfehlen an £013= / a 

teulen Drioer unb Drioerbraffie, 
bie befonbers für bie meiten Schläge 
geeignet finb; um bie in ben tünft* 
liehen Jfnnberniffen ber Spielplätze wH 
liegenben Sälle gliidlid) I)eraus3u* 
betommen, bebarf es ber fteulen N 

mit ©ifentopf, unter benen fid) ber ^^Pb 1| 
©leet, ber äUibiron unb ber £ofter 
befonberer ^Beliebtheit erfreuen. 

Um enblich Sälle aus tleinen ©rä= 
ben heraus3uholen, mirb ber Wtafhie 
unb Wiblic oermenbet. 

3ft mit biefen elegant gebauten 
©eräten ber meibe, hatte Sali glüd* 
lid) in ber unmittelbaren Wäf)e einer 


311 hanbhaben, beugt fid) ber ©olffpieler 3U bem Sali, Diefe Segleitung macht bas Wlilieu ber großen 

fud)t 3mifd)en biefem unb ber §ole eine geeignete Wafenflädje 3u einem fel)r erfreulichen, menn aud) 

3iellinie unb fd)Iägt mit einer tur3en, energifchen nur für bie 3nfd)auer. SBenigftens finb bie <$fana= 

Semegung ben fanft rollenben Sali in bie §o!e. titer bes ©olffpiels über bie „ftiebibe" nicht 

Someit bie ted)nifd)en oonberheiten biefes Sports, immer fehr ent3üdt. 

Sott befonberem 3 ntereffe ift feine uralte Wus* Son ber Serbreitung bes ©olffpiels in auber* 
Übung in Sdfottlanb unb ©nglanb, mo es 3ahIlofe beutfefjen ©egenben macht fief) ber Weuling taum 

©olffelber gibt. Sei uns finben mir foldfe in fiib* einen Segriff. 3 n ben entlegenften Teilen bes 

beutfd)en Sabeorten, einigen gröberen Stäbten ©rbballes finb ©olfplätje unb ©olffpieler an* 

Wtittel* unb Worbbeutfd)Ianbs, bann befonbers in 3utreffen, unb bie fafhionabeln Weife3iele in 

$gqpten unb ©eplon oerfügen 
.——' “ ~über ebenfo mohlgcpflegte ©olf* 

r anlagen als bie englifdjen Kolonien 

\ im fernen £>ften. Dem ©olffpiel 

/ \ eignet in ben Wugen mancher nod) 

/ \ ein befonberer Söhlig, ben eine 

j \ heroorragenbe Italienerin in einem 

A. Bi \ ihrer beften Südjer gloffiert hat: 

\ bie Wtögliditeit, ©legan3 unb ßurus 

\ 3U entfalten. s iBährenb beim Tennis 

4 S \ ober Weiten hoch immerhin ein be= 

7SK) <;X \ ftimmtes Äoftüm oorherrfd)t, ift ben 

^ * A ©olffpielemunbsfpielerinnenoollftc 

j »Isli jä 4 J Freiheit gegeben, unb mau muh 
MHnM H fagen, bah auf ben ©olflmts ber 

-.ffH' beuticheu unb 'dnoeiu'r aumuPoh 

: JP ftatiouen btefe Freiheit faft immer 

«P f red)t gefdimacfooll ausgenuht mirb. 

Demgegenüber fleht nod) ber 
*z*^*”!y große l)Pgicnifd)e ÜBert bes ©olf 

■ m ' ■ fpiels. Das ftuubenlange Sermeilen 

T in ber reinen £uft unb bie nicht 

übermähig anftrengenbe Semegung 
B iji lrv : beeinfluffenbieÄonftitutionunbbas 

Wßohlbefinben in erfreulidjemWiahe. 
©s bleibt biefem Sport ebenfo mie 
öem Tennis eine nod) gröbere Ser= 
breitung oorbehalten. 


Der ©hatnpion Wttinfon beim Spiel 




Spiel in malbigem Terrain Der Wleifter bes ©ngabin, £. ©am, bei einem Ptatch in Samaben 














932 1911. 3for. 35 




Warmbadvorrichiung für Blumen 


Den überrafd)enben Temperaturerperimenten, 
über bie mir oor Indern Iper berichteten unb bie 
uns gemiffe £ebemefen als mal)re Birtuofen im 
(Ertragen oon ftälte unb oon §ihe fennen lehrten, 
reihen fid) neue, roidEjtige unb aud) in rein pratti* 
fd)er Be3iel)ung bebeutfame Berfud)e bes Bßiener 
Brofeffors SCRolifd) an, bie biefer über bie Be* 
einfluffung bes Bflan3enmad)stums burd) 
befonbere Temperatureinflüße anftellte. Die ©r= 
perimente bes betannten öfterreid)ifd)en ©eiehrten 
beanfprud)en befonbers aus bem ©runbe bas 
Fntereffe jebes äfthetifd) ©mpfinbenben, roeil fie 
ba3u oerhelfen, biejenigen Baturobjette, bie mir 
„Blumen“ ober „Blüten“ nennen unb bie für bie 
meiften Blenfd)en mohl bie allerfd)önften ©ebübe 
bes belebten Blls bebeuten, auch in berjenigen 
Fahresperiobe 3U er3eugen, mo fie in unferm iUima 
normalermeife nicht als gortpftan3ungsorgane an 
ben ^3flan3en auftreten. Das Verlangen nad) frifdjen 
Blumen im grauen Spätherbft unb im trüben 
BBinter ift ber empfinbfamen Btenfd)l)eit ein alter 
BBunfd), faft möd)te man fagen, eine alte Sehn* 
fud)t... Das ©ärtnereigemerbe oerfud)t fd)on feit 
langem, burd) tomplfeierte Treibhausanlagen, burd) 
allerhanb mertmürbige, oon miffenfd)aftlid)er Seite 
erfonnene unb ausprobierte Btetfjoben, 3um Bei* 
fpiel biejenige bes „Treibens“ ber Bflansen in Ber* 
binbung mit Betäubung ($tthemartofe) ber 3u 
treibenben ©ebilbe, biefem roeitoerbreiteten Be* 
bürfnis entgegen3utommen. Das Verfahren ift 
aufferorbentlid) einfach unb, roie es fd)eint, in feiner 
gerabe3u oerblüffenben BBirtfamteit oon teinent 
anbern erreicht, gefd)toeige benn übertroffen. 

©s beruht auf ber eigenartigen SBirtung e r = 
roärmter fliiffiger Blebien auf bie Or* 
ganismen. Betanntlid) ift bie Sßirfung, bie eine 
beftimmte Temperatur auf ein £ebemefen ausübt, 
in gan3 auherorbentlid) hohem Blähe abhängig 
oon bem Blebium, in meld)em unb burch toeld)es 
fie auf biefes toirft, oon ber Brt, roie bie Ternpe* 
ratur „appli3iert“ roirb. Fu ähnlicher SBeife roie 
eine heihe SBaffertemperatur — bas helfet alfo ein 
Bab — gan3 fpepfifd) anbers auf ben tierifefeen 
(aud) ben menfd)Iid)en) Organismus roirtt als bie 
gleid)hohc £ufttentperatur, fo hat aud) beim 
pflan3lid)en £ebemefen ein 3eitmeifes (Eintaud)en 
in roarmes ÜEBaffer eine anbre, jebenfalls oiel 
intenfioere SBirtung als etroa eine ©rmärmung 
auf „trodenem“ ÜBege, möge biefe in ben ©ren3en 
bes phpfiologifch ©ebotenen nod) fo hod) fein. 

Die 3toeite Bbbilbung 3eigt 3toei Büfd)e unfrer 
tounberoollen Syringa vulgaris L., bes $Iiebers, 



Syringa vulgaris. Linke Pflanze vierzig Tage nach 
dem Bade, rechte nicht gebadet 


beffen buftige Blütentrauben 
uns allerorts erfreuen. Die 
linte Bflanse hat Bl i 11 e 
Booember etroa ein3toöIf* 
ftünbiges ^eifpoafferbab oon 
35 ©rab ©elfius erhalten: 
fie fteht um Bßeihnad)ten in 
ooller Blüte. Der rechte 
Strauch, ber — abgefefjen 
oon bem BSarmbabe — bie 
gleiche Treibhausbehanblung 
erfuhr roie ber Unts ab* 
gebilbete, bas helfet ber roie 
biefer feit Booember bei 
möglichft hdler Belichtung 
unb 15 bis 18 ©rab SBärme 
im Treibhaus fultioiert rourbe, 
fieht bagegen tal)l, ed)t minter* 
lieh aus. 

Bod) mehr in bie klugen 
fpringenb ift bie Berfud)s= 
anorbnung bei bem britten 
Bilb. ©in oer3roeigter Trieb 
ber Sahlroeibe rourbe nur 
halbfeitig, unb 3toar red)ts, 
gebabet (etroa 10 bis 11 Stun* 
ben bei 30 ©rab ©elfius) unb 
barauf in ber üblichen BSeife mit bem abgefdfnit* 
tenen ©nbe in ein gIäfd)cE)en mit (natürlich taltem) 
2 Baffer geftellt. Sdjon nad) einer 2 Bod)e (8 bis 9 
Tagen) fteht biefe gebabete „beffere“ Hälfte im 
oollen Sdjmud ber fonft nur als Frühlingsboten 
betannten unb beliebten 5 tät)d)enblüten, toährenb 
bie anbre Partie taum oeränbert ift. 

Die Brt, roie bie prattifd)e ©ärtnerei biefes 
erfreulid) roirtfame Bflansenbab beroertftelligt, 
möge bie erfte Figur bemonftrieren. Die Blumen* 
töpfe finb umgefehrt über bas SBarmtoafferbaffin W 
geftellt, unb 3toar rul)cn fie auf entfpredjenb an* 
georbneteu Ejofelatten, bie über ben BBafferbottid) 
gelegt finb, fo bah nur bie 311 babenben Bflan3en= 
fproffen, nid)t aber bie Töpfe felbft mit ©rbe unb 
2Bur3eln eintauchen. Die ©rroärmung bes SBaffers, 
bie natürlich recht forgfältig mittels bes Thermo* 
meters fontrolliert roerben muh, gefd)ief)t burch bas 
Öeferohr r, einige über bie Böben ber Blumen* 
töpfe gelegte hatten M frühen als fcfeledfete Bßärnte* 
leiter oor 3U fd)nellem SBärmeoerluft. 



Sahlweide. Rechter 
Ast wurde gebadet 



Familienleben zahmer Nachtschwalben 
Aufnahme von Dr. O. Heinroth, Berlin 

Bad)tfd)malben im ßiutmer! Schon 
bei Befpredptng ber 3 ud)terperimente bes SBiener 
F;orfd)ers Kämmerer tonnte an biefer Stelle barauf 
hingeroiefen roerben, meld)e auherorbentliche 2Bi<h* 
tigteit eine oernünftige, auf oerftänbuisoollfter 
Sorgfalt beruhenbe Tierhaltung unb =pflege aud) 
für ftreng miffenf<haftlid)e Untersuchungen erlangen 
tann. Die Beobachtung frei lebenber Tiere, 
ihres Fuftinttlebens, ihrer ©epflogenheiten beim 
£iebesfpiel urib bei ber Brutpflege, ihres Ber* 
haltens gegen Brtgenoffen, gegen Freunb unb Fdnb 
ift nur alfeuoft mit gröfften Sdhroierigteiten oer* 
tnüpft unb roirb bem auf bas £eben in groben 
Stäbten angeroiefenen &ulturmenfd)en immer 
mehr 3ur Unmöglidjteit, fo grob fein Fntereffe unb 
feine £iebc 3ur Sad)e aud) immer fein mögen. 

Die I)ier mitgegebenen refeoollen ^Ibbilbungett 
3eigen nun, bah es raftlofen Bemühungen gelingen 
tann, felbft Tiere mit ben allereigenartigften 
.ßebensbebingungen, mit oerborgener, nächtlicher 
£ebensroeifc, in ben 2 Bohnftätten unfrer 5 tultur 
oolltommen heimifd) 3U mad)en unb fie fogar bal)in 
3U bringen, bah fie ifpe „intimften“ fiebensoorgänge 
bem Beobachter enthüllen, bah fie ihr FortpfIan= 
3ungsgefchäft oerrid)ten unb ihre Bachtommen 3U 
roohlentroidelten, träfügen ©rtoad)fenen auf3iehen. 
©s haribelt fid) um jene faft unheimlid»en Segler 
bes nächtlichen Rimmels, bie roie riefige eulenhafte 
Sd)roalben erfihcinen unb bie bas abergläubifd)e 
Bolt „3iegenmelfer“ nennt, toenngleid) fid) bie 
Bögel toohl nid)t gerabe oiel um 3iegen tümmern, 
gefd)toeige benn fie melten bürften. Die 2 ßiffen=> 



Junge Nachtschwalben. Links siebeneinhalb Stunden, 
rechts dreiunddreißig Tage alt 
Aufnahme von Dr. O. Heinroth, Berlin 


fdjaft ftellt bie in Anlehnung an ben Bulgärnamen 
Caprimulgidae genannten Tiere in bie Bähe ber 
Batenoögel. 

fieiber ift es unmöglich, auf bie auherorbentlid) 
intereffante unb toiffenfchaftlid) fehr roertoolle 
Sihilberung ber „Badhtfd)roalben3ud)t im §aufe“ 
hier ausführlid)er ein3ugel)en. Das biologifdje 
Bteifterftüd glücfte bem Berliner ©elel)rten 
O. §einrotl) in ©enteinfd)aft mit feiner ©attin. 
BUt reeller ©ebulb unb Biühe bie Bögel, bie 
ihrem natürlichen ^faftirttt nad) am freien Bad)t= 
himmel fchnellen Fluges Fufetten jagen, an foaus= 
mannstoft, Sd)aben unb präparierte Fteifdp 
ftüddhen, geroöhnt rourben, roie fie lernen muhten, 
bies Futter oon einer beroegten Bfu3ette ab3u= 
nehuren, bis fie überhaupt felbftänbig freffen 
lernten, roie fie bahin gebrad)t rourben, ihren 
51 äfig, bann ben „freien“ Baum eines 3 tutmers 
tennen unb fid) bort beroegen 3U lernen, bies alles 
bilbet roohl ben intereffanteften Beitrag ber ornitho= 
logif<hen £iteratur, ber feit langem oeröffentlid)t 
rourbe. BSie 30hm unb „liebensroürbig“ bie Tiere 
roareu, roie „oernünftig“ fid) biefe Bad)toögeI, bie 
man fid) eigentlich nur in untoirtlidjem Bioor= 
unb Ejeibebrud) oorftellen tann, in bem refeenben 
©elehrtenheim beroegten, baoon tonnte ich mid) 
lebten BBinter über3eugen, als id) bie Stamme 
eitern oon £jeinrotf)s Ba^tfd)toalben3ud)t per= 
fönli<h tennen lernte. 

3 n roiffenfdjaftlicher Be3iehung liegt ber irjaupt* 
roert biefer §altungsoerfudE)e in ben prä3ifen Beob= 
ad)tungen, bie über bie Beroegungstoeife (oor 
allem bie fogenannten Sd)ubbetoegungen) ber in 
ihrer Färbung oortrefflid) angepahten Bögel, über 
il)r Berl)alten in ber Bal33eit, beim Brüten (bas 
ohne Beftbau auf einem am Boben liegenben Tier= 
feil ftattfanb!), über ihre Stimme, bie Blaufer, bie 
(Ernährung unb bas gefamte pfr)d)ifd)e Berhalten 
angeftelltlroerben tonnten, Beobachtungen, bie in 
ber freien Batur niemals hätten gefammelt unb 
ber roiffenfd)aftIi<hen Ornithologie 3ugänglid) ge= 
ma^t roerben tönnen. 

Dr. 2 B i I h e I m B e r n b t 



<J7 y lusik 



Fn ben lebten Tagen bes Bpril ift nun enblid) 
bei F* Brudmantr in Btündjen „Bl e i n £ e b e n“ 
oon Bidjarb BBagner erfd)ienen. Berfaht 
ift biefe Biographie erft, nad)bem ber Bleifter auf 
feinem gefahroollen, burd) Sorgen unb Böte aller 
Brt burd)treu3ten £ebensroege bahin gelangt roar, 
bah ihn unter bem Sdhutje feines Sd)irmherrn, 
bes Königs £ubtoig oon Bapern, bie £aft bes ge= 
meinftert £ebensbrudes nid)t roeiter berührte. 
Bun erft tonnte er alle ber Bollenbung entgegen^ 
harrenben ©ntroürfe, bie „Bleifterfinger“, ben 
„Bibelungenring“, ben „Baumöl“, in Buhe aus* 
reifen Iaffen uirb fertigfd)affen. Unb gerabe in 
biefen Fahren feines ©lüdes fanb er nod) bie 
3 eit, ber Frau ©ofima, feiner ©attin unb Freun= 
bin, bie ©efd)id)te feines reichberoegten £ebens 
in bie Feber 3U bittieren. Dafj biefe Biographie 
eriftierte, bah fie fogar längft gebrudt toorben 
roar, muhten oiele ber 3ahlreid)en Bttl)änger bes 
Bleifters; aber nur toenige ©remplare marcit 
hergeftellt morben. 

&ein ©eringerer als Friebrich Biehfd)e, bamals 
an ber Ba[eler Unioerfität tätig, hatte in Bafel 
ben Drud Übermacht, bie üorretturen beforgt unb 
nach Fedigftellung ber Drude bie 3 etftörung bes 
gan3en Sahes angeorbnet. Um gan3 fiefeer 3U 
gehen, maren bei bem Drude fran3öfifd)e Arbeiter, 
bie tein 2Bort Deutfeh oerftanben, befd)äftigt ge* 
mefen. Bur menigen ber allerintimften §aus= 
freunbe mar ein ©inblid in bas Bud) oergönnt 
aemefen, unb forgfältig hat ber Bnorbnung bes 
Autors, eine lange Beihe oon Fahren bis 3ur 










933 


1911. Ölt. 36 



©eröffentlid)ung hinftreid)en 3U laffen, bie gamilie 
ABagner golge geleiftet. 

geht nun liegt bie ©iographie, in 3toei Karten 
©änben faft 900 Seiten enthalten© ber Off ent* 
lidjteit oor. Der gnhalt teilt fid) in oier ^Xbfd)nitte. 
Der erfte enthält bie gugenbgefd)id)te, führt uns 
namentlich bie ©erfonen feiner ARutter, feines 
Stiefoaters ©eper, als Sd)aufpieler am Dresbner 
Hoftheater angeftellt, unb feiner £ieblingsfd)toefter 
Aofalie lebhaft uor Augen, bie als Sängerin an 
oerfcf)iebenen Sühnen roirtte. Unter bem häufigen 
ABed)feI bes Aßolprorts leibet bie Sd)ulbilbung bes 
Knaben bebentlid), fein mufifalifdjes Dalent, toie 
überhaupt bie greube an ber ARufit enttoidelt fid) 
erft allmählich, als er ABeber unb namentlich 
©eetl)ooen tennen lernt. An ber £eip3iger üni* 
uerfität als stud. mus. immatrituliert, gerät ber 
junge ARenfd) in fd)led)te ©efellfchaft, ftürjt fid) 
burd) Spieltout in Sd)ulben, ja er, ber gän3ltd) 
ungeübt im Aßaff engebraud) toar, oertoidelt fid) 
tolifübn in Kontrahagen mit einer gan3en Ae©e 
oon gefürchteten Aaufbolben, bie aber alle, et)e 
uod) bie ARenfuren ausgefod)ten toerben tonnten, 
oon ber £eip3iger ©ilbfläd)e oerfd)toinben. ©rft 
als ber alte Dljomastantor ABeinlid) bem jungen 
Dolltopf, ber es mit ben tontrapunttifdjen Stubien 
gar 3U xoenig ernft nimmt, bie Dür roeift, tommt 
biefer 3ur ©efinnung unb bringt es bann halb fo 
roeit, bafz er gugen fdjreiben, auch eine Spm* 
phonie nad) ©eetl)Ooenfd)em SBorbilb tamponieren 
lernt. Amt beginnen bie ABanberjahre bes jungen 
ARufiters. 3 nerft geht er nach ABür3burg als (£I)or= 
birettor mit einer ARonatsgage oon 10 ©ulben; 
hier entfteht feine erfte Oper, „Die geen“. Dann 
nach ARagbeburg, too er feine erfte grau, ARinna 
planer, eine junge Sd)aufpielerin, tennen lernt 
unb feine 3toeüe Oper, „Das £iebesoerbot“, 
refultatlos 3m Aufführung bringt, glüd)tig be* 
rührt er ©erlin, bann führt ihn bas Sdjidfal nad) 
Königsberg als Kapellmeifter, too er feine ©eliebte 
toieberfinbet unb heiratet, oon ba nach Aiga, bas 
er aber in abenteuerlicher glud)t mit feiner grau 
unb einem großen Aeufunblänber oerläftt, toeil 
feine ©läubiger ©m gefährlich toerben. gn ©illau 
befteigt er mit grau unb Hunb ein Segelfctjiff, um 
bie fran3öfifd)e Küfte 3U erreichen, muh unterroegs, 
um fid) oor Sturm 3U retten, in Aortoegen lanben, 
bann gel)t's nach £onbon, unb enblid) gelangt er 
nach ©aris. Dahin 30g es ihn getoaltig. _ Dort 
hoffte er feine neue grofce Oper „Aien3i“ 3m 
Aufführung 3U bringen unb fid) bamit bie ABelt 
3U erobern. Das ©ebicht — nad) bem ©ultoer* 
fdhen Aomatt — h^te er fid) felbft gemacht, toie 
auch fd)on bie Derte 3U ben beiben früheren Opern. 
3 toei Atte toaren fertig tomponiert, bie anbern 
gebaute er in ©aris halb 3U oollenben. Daff es 
Ai©arb ABagner in ben galjren feines ©arifer 
Aufenthaltes fehlest gegangen ift, tourte man 
fd)on; toie fd)led)t — bas erfährt man aus biefer 
©artie ber £ebenser3äl)lung, bie fogar nod) 
manches ©ittere oerf©toeigt. Die ©mpfehlungen 
AReperbeers, auf bie ABagner fo grofce Hoffnungen 
gefegt hatte, ertoiefen fid) als oöllig untoirffam; 
überall tourbe ber bisher gan3 unbetannte Opern* 
tomponift mit leeren ©erfpredjungen hingel)alten. 
Die herbfte Aot herrfd)te oft in ber tleinen Haus* 
haltung, obtool)! bie grau es gut oerftanb, mit ge* 
ringen ARitteln aus3utommen, ja fogar in bem 
tleinen Ouartier noch eine getoiffe ©el)aglid)feit 
um fid) 3U oerbreiten. Aur ein paar arme Sd)Iuder, 
barunter ber ARaler ©rnft Kietj, glaubten an bie 
3 ufunft bes jungen ARufiters, ber aufjer bent 
„Aien3i“ noch eine 3toeite Oper, ben „gliegenben 
Hollänber", in ©aris fertigfcf)uf. ARit ber Ausfid)t, 
baf) ber „Aien3i“ in Dresben, ber „gliegenbe §>oU 
länber" in ©erlin 3ur Aufführung angenommen 
toar, oerlieh ABagner im grühjaljr 1842 ©aris 
unb toanbte^fi© nad) Dresben. Übrigens toirb 
gerabe bie Sd)ilberung ber gugenb, bas ©ilb ber 
tinberreid)en gamilie mit ber ARutter als ARittel* 
puntt, bie ©nttoidlung bes Knaben in bem erften 
Abfchnitt ber ©rßählung gan3 befonbers inter* 
effieren, ba er oieles bisher Unbetannte bringt. 

Die 3toeite, oon 1842 bis 1850 reid)enbe ©eriobe 
bel)anbelt ABagners Dätigteit als Hoffnpellnteifter 
in Dresben, ben glän3enben ©rfolg bes „Aien3i“, 
ben matteren bes „gliegenben Hollänbers“, ber 
trotz ber ARittoirtung ber genialen Sd)röber= 
Deorient toeber in ©erlin nod) in Dresben tieferen 
©iubrud mad)te, bie erften Aufführungen bes 
„Dannhäufer“, bie berühmte ber Aeunten Spm* 
phonie, bas ©ntftehen bes „£ot)engrin“ unb fd)lieht 
mit ber glud)t aus Dresben, too man auf ihn 


fahnbete toegen feiner ©eteiligung an ber ARaireoo* 
iution. Die ©erfönlid)teit bes Sängers Did)atf©et, 
bes erften Aien3i unb Dannhäufer, ber S©röber= 
Deorient, bann bes ruffifd)en Aihiliften ©afunin, 
bie fefte ©haratterifierung bes gutmütigen unb 
toilbbemotratifchen Aödel, feines Kollegen an ber 
Hofoper, ift bem ©Wähler gan3 befonbers gut ge* 
lungert. Dah bie ©he mit SAinna ©lauer für beibe 
Deile ein Unglüd toar, hat fid) halb herausgeftellt. 
Den gehltritt äRimtas oor ber ©he, bem eine 
Dod)ter entfproffen toar, ja felbft bie ©erirrung 
fd)on im erften ©hejahr in Königsberg mit einem 
fremben Aianne hat ihr ber ©atte merttoürbiger* 
toeife nicht nachgetragen, er toar froh, als bie grau 
nad) faft einjähriger Trennung 3U ihm 3urüdtei)rte, 
toeil fie es oerftanb, ihm bie Häuslidjteit behaglid) 
3U mad)en. Unbegreiflid) aber toar es ihm, ber 
Kinber unb Diere liebte, an ber grau, bah fie mit 
ihrer Dod)ter fehr hatt unb lieblos umging, es 
biefer fogar bis 3um Dobe oerheim!id)te, in toeId)em 
©erhältnis fie 3ueinanber ftanben; bas äRäbd)en 
tourbe ftets für eine jüngere Sdjtoefter aus* 
gegeben. 

Der brüte Abfd)nitt enthält bie 6d)idfale 
ASagners oon 1850 bis 1861 . ©inige Dage heintlidh 



Aus „Richard Wagner" von Dr. Julius Kapp 
Verlag Schuster &• Loeffler, Berlin 

oon £if3t in unb bei ASeimar untergebrad)t, gelang 
es bem glüd)tling, mit einem auf einen anbern 
Aamen lautenben ©affe über bie ©ren3e 3U ent* 
tommen, unb es begann nun für ihn bas ab* 
toechflungsreidje £eben eines ©o!itifd)*©erbannten. 
©r läht fid) in 3nrid) nieber, entfaltet 3unäd)ft eine 
bebeutfame Dätigteit als Sd)riftfteller unb lehrt 
bann erft toieber 311m tünftlerifd)en Schaffen 3urüd. 
£if3t führt mit burd)fd)lagenbem ©rfolge in 
ASeiinar ben „£oI)engrin“ auf, ber fid), toertn aud) 
langfam, eine ©ül)ne nach ber anbern in Deutfd)* 
lanb erobert unb bamit aud) 3ugleid) günftig auf 
bie ©erbreitung bes „Dannhäufer“ toirtt. Aus 
bem ©rieftoechfel mit £if3t, mit bem Dresbner 
©horbirettor Dl)eobor Ul)lig, mit feinen ©erlegern 
(lehtere oon Altmann herausgegeben), aus ben 
©riefen an ARathilbe ABefenbond toaren toir mit 
biefem Deü bes ABagnerfd)en £ebens früher 3ient* 
Ud) genau betannt. ARerttoürbigertoeife ftreift bie 
©r3ählung über bie Aßefenbondepifobe 3ientlid) 
tül)l hintoeg, nur bas 3 e^n)ürfnis mit grau ARinna 
toirb oon ba ab als oöllig unheilbar tlargelegt. gn 
biefen gahren entfielet bie gan3e Didhtung 3um 
„Aing bes Aibelungen“, bie ARufif 3um „Abein* 
golb", 3ur „ABaltüre“, 3U ben beiben erften Aften 
bes „Siegfrieb“. Aus ber intimen ©efd)äftigung 
mit ben Schriften Sd)openhauers ertoächft ihm 
bie ABeItanfd)auung, mit toel©er bie Dichtung bes 
„Driftan“ burd) unb burd) geträntt ift, unb biefes 
ABert, naebbem bie ARufit fertiggefd)affen tourbe, 
3eigte fid) alsbalb als toahres Schmer3enstinb 
feines Autors, ba teiue ©ühne fid) 3ur Aufführung 
entfd)Iiehen toollte. Alls es in ABien, auf bas ber 


AReifter ficher gehofft hatte, nad) oielen ©roben für 
unaufführbar ertlärt tourbe, als aud) in ©aris 
bie 00m Kaifer Aapoleon anbefoI)lene Aufführung 
bes „Damtbäufer" eine Kette oon Unannehmlid)* 
leiten unb Quälereien oerurfad)t hatte, 3iel)t er 
fidE) grollenb oon ber ABelt 3uriid. Oft toiffen nur 
toenige ©etreue, too er fid) befinbet; ihr guter 
ABüle 3um Helfen erfd)öpft fid), bie petuniären 
©erlegenheüen toerben immer troftlofer. Dod) 
bie unoertoüftlid)e Sd)affenstraft brängt 3U neuen 
Daten, ©erabe in ben Dagen ber größten ABiber* 
toärtigteiten nimmt er bas heitere ABert ber 
„AReifterfinger" in Angriff, beren erfte Kon3eption 
allerbings fchon in bie 3 eü ber Dresbner Kapell* 
meifterjahre fällt. 

©erbältnismähig tnapp ift ber lehte ber oier 
Abfd)nitte oon 1861 bis 1864 gefaht; er bringt uns 
aud) toenig Aeues, bas nicht fd)on betannt toäre. 
Deutfchlanb, toeld)es fi© bem immer nod) ©er* 
bannten bis jeht oerfd)loffen hatte, barf ber 00m 
König oon Sadjfen Amneftierte 3toar toieber be* 
treten, aber heimifd) toirb er nirgenbs. Auhelos 
oerfud)t er I)ter unb ba feften guh 3U faffen, biri* 
giert halb in ©etersburg unb SAostau, halb in 
©rag, in £eip3ig, in ©eft Köderte, um ©elb 311 
oerbienen, toas nid)t immer gelingt. An ber 
©artüur ber „AReifterfinger“ arbeitet er toohl 
toeiter, aber fo recht oorroärtsrüden toill bie ©arti* 
tur nid)t. Da, als ber oon feinen ©läubigern ge* 
betjte ARann fi© in Stuttgart oerborgen hält, tritt 
ber ABenbepuntt ein, auf ben toeber er nod) einer 
feiner ©etreuen gerabe jet)t taum nod) hoffen 
burfte: ber junge König oon ©at)ern fdjidt feinen 
Kabinettsfetretär aus mit bem Aufträge, ihm ben 
Schöpfer bes „Dannl)äufer“ unb „£ohengrin“ 3U 
fud)en unb nad) ARünd)en 3U bringen. Hier brid)t 
bie ©Zählung ab. 

£eid)t lieft fi<h „ARein £eben“ oon Aicharb 
ABagner nicht. ©ergleid)t man ben Stil, bie Aus* 
brudstoeife biefer beiben ©änbe mit ber tur3en 
autobiograpl)ifd)en Sti33e in bes AReifters ge* 
fammelten ABerten, fo toirb jeber unbefangene 
£efer eingeftehen, bah bie frühere Arbeit in roeit 
traftoollerer, reinerer Sprache abgefafct ift. ABagner 
liebt in feinen fpäteren Atbhanblungen oertoidelten 
©eriobenbau, feltfam burd)einanber gefchlungenes 
Satzgefüge, fo bah man einen Sah oft mehrmals 
nad)lefen muh, nm ihn fich tlar3ulegen. ,,gd) oer* 
fügte mich in bie ABohnung ber Hausbefitjerin, 
einer jungen, fel)r reifen ABitroe, einem ©rer 
Hotels in marais,“ fol© ein falfd)es Sahgebilbe, 
bas übrigens nicht oerein3elt oortommt, finben 
toir in ABagners früheren Sd)riften nicht; er hielt 
ftets auf torrette Sprache, ©isroeilen tönnte man 
toähnen, bah eine toenig gelungene Über* 
fetping aus einer fremben Sprad)e oor Augen hätte. 
Überall trägt bie ©r3äl)lung bas ©epräge innerer 
ABahrhaftigteit. ©rtoägt man, bah ABagner be* 
reits bie günfsig längft überf©ritten hotte, als er 
fein £ebeit 3U er3ählen begann, fo muh tnan 
jtaunen, toie gegentoärtig, toie ficher in ber ©r* 
innerung er jebe ©in3ell)eit aus feinen jüngeren 
unb fpäteren Dagen fef©ielt. ©elegentlid) gibt er 
einmal bafür eine ©rtlärung. S©on früh hotte er 
fid) getoöhnt, fid) tur3 Datfad)en aus feinen ©r* 
lebniffen 3U notieren, ©ine getoiffe rote Dafd)e 
mit fortlaufenben Daten lag oor ihm geöffnet, 
toenn er feiner grau bittierte. ©01t gugenb auf 
fühlte er in fid) bas ©etouhtfein einer 3U groheit 
Dingen berufenen tünftlerifd)en ©erfönüd)teit — 
bas geht aus feinen ©riefen, mehr nod) aus biefen 
3toei ©änben „ARein £eben“ h^roor. Dabei 
nirgenbs aud) nur eine Spur oon ©ofe, überall 
ABahrhaftigteit über fid) felbft, über all bie Heineren 
unb bebeutenberen ©erfönlid)teüen, mit benen 
ihn fein Sd)idfal 3ufammenfüi)rte, ba3u bie ©abe, 
jebett, oon bem er uns er3äl)lt, uns leibhaftig oor 
bie Seele 311 führen. £>ft mit gutem, liebeits* 
tuertem Hntnor, oft mit unoertenubarem, leifem 
Hol)n, toie 3um ©eifpiel, toenn er oon Honslid er* 
3ählt, toie ber ihm f©Iud)3enb in bie Arme 3U 
finten oerfud)t mit ber ©erficherung hödEjfter ©e* 
tounberung, unb bann toieber, toie ber fi<h aus 
einer ©orlefung bes AReifterfingergebid)tes heim* 
lid) toegftiehlt, tief oerle^t, toeil er fid) für alle 
©roigteit oor aller ABelt als ©edmeffer gebranb* 
martt toähnte. AReifterl)aft toeih ABagner fein 
unglüdliches ©erhältnis 3ur erften grau tlar3u* 
legen, bie ihm auf feinen grrtuegen nad) einem 
ibealen 3iele burd) il)r nüd)ternes, behaglid)es 
ABefen ben nötigen housbadenen Aüdl)alt bot, 
bei ehelichen S3enen ftets ben ©orteil ber äuheren 
Auhe bem jäl) aufbraufenben, oerlehenbeit unb 







§84 


1911. $r. 36 


MM 


uituv der. üeqenmavt 


mmm 


fd)ItefeXtdf> abbittenben Alaune gegenüber ooraus* 
batte. Aleßrfad) finb btefe beiben ©änbe bes 
ASagnerfcßen Gebens ©ismards „©ebanlen unb 
Erinnerungen", ©oetßes „Ticßtung unb ASaßrßeit" 
an bie Seite gestellt worben. gdj möchte nod) 
Aouffeaus „Confessions“ basurecßnen, benn wir 
erleben beim Tefen nicht nur ben ©Serbegang ber 
gewaltigsten lünftlerifcßen ©erfönlid)leit aus (ber 
^weiten $älfte bes oorigen gaßrßunberts, fonbern 
erfahren noch baneben bie oielfachen jungen 
unb © 3 irrungen bes Alenfdjen ©Sagner,\bie aber 
niemals ßemmenb auf ben Aufstieg ber lünftle* 
rifcßen Entwidlung einwirtten. 

E r n ft ©buarb Säubert 



Sie Stellung bes Tanbßaufes auf 
bent©auplaß 

Über bie geeignete Stellung bes Tanbßaufes 
auf feinem ©auplaße finb bei uns bie Anficßten, 
obgleich wir feit gehn fahren eine außerorb entließ 
lebhafte Bewegung im Tanbßausbau haben, nod) 
recht wenig gellärt. Tas gef)t fd)ort baraus her* 
oor, bah nod) allgemein an bem ©runbfaß feft* 
gehalten wirb, bas £>aus an bie Strafe 3U Stellen 
unb feine 3 immer an bie Straßenfront 3u legen. 

Süden 



Osten / ---y Westen 



Haus in Zehlendorf. Situationsplan der Zimmer 


Sei einigem Aad)beulen ergibt fid) Sofort, baß 
hier eine ©orftellung sugrunbe liegt, bie aus. bem 
©Sefen bes Stabthaufes entftanben ift. ©Ser fid) bie 
Alüße gibt, einertlanbhausmößig bebauten beliebigen 
©orort su burcßwanbern, wirb feftftellen tonnen, 
baß faft ohne Ausnahme bie Straßenfronten reid)lid) 
mit©Soßn3immerfenftern burcßbrocßen finb, gleich 5 
gültig, ob es fid) um eine Aorbfront ober eine Süb* 
front hanbelt, unb baß bie Trkße unb ©Sirtfd)afts* 
räume an ber ber Straße abgelehrten Seite bes 
Kaufes, alfo nad) bem ©arten htrt, liegen. ©e= 
moßnheitsmäßig unb ohne barüber nad)3ubenten 
ift hier ber 3 wang, ber bei ber Einlage ber Stabt* 
wohnung oorliegt, auf ©erßältniffe übertragen, 
bei benen man fid) an unb für fid) ber größten 
Freiheit erfreuen lönnte. 

©Denn man bas Tanbßaus auf feinem ©runb* 
ftüd nach ben ©eficßtspunlten ber fopgiene unb 
bes Komforts fituiert, fo ergibt fidE) bie lategorifcße 
gorbermtg,. alle 3um bauernben Aufenthalt oon 
Alenfdjen bienenben Aäume nah ber Sonne su 
legen, unb ferner bem ©arten feine §auptaus= 
behnung oor ben ©Soßnräumen 3U geben. Tas 
ift beim Tanbßaufe and) in allen fällen möglich, 
fobalb man nur eben aufhört, babei ber Straße 
eine ausfcßlaggebenbe ©ebeutung bei3umeffen. 
gn ben beifolgenben Stis3en ift bies erficßtlih 
gemäht Es ift ein mittelgroßes ©augrunbftüd oon 



Vier Situationspläne bei versdiiedenen Straßen- 



Haus in Zehlendorf 

Hausfront von der Straßenfront abgerückt 


etwa 1500 Ouabratmetern sugrunbe gelegt, unb es 
finb bie oier gälte angenommen, baß bie Straße 
im Süben, int Aotben, im ©Seften unb im Dften 
bes ©runbftüdes liegt. Auf bem ©runbftüd fteßt ein 
§aus oon etwa 200 Öuabratmetern bebauter gläcße. 
Tiefes irjaus bilbet einen einfpringenben ©Binlel, 
in welchem fid) alle Aebentäume, wie Eingang, 
©arberobe, irmlle, Treppenhaus, 5 Südje unb fo 
weiter befinben, währenb an bem ausfpringenben 
©Sinlel Sämtliche ©Soßnräume im Erbgefchoß unb 
Sämtliche Sd)Iafräume unb Tinbet3immer im 
£)bergefcßoß liegen. Tie Abbilbung seigt, wie in 
allen oier gälten biefe beiben ausfpringenben, 
mit ©Soßn* unb Schlafräumen befehlen Seiten 
ber Sonne 3ugetehrt finb, währenb bie Hieben* 
räume am einfpringenben ©Sinlel mit ber fonnen* 
lofen Seite fürliebneßmen müffen. Aid)t nur 
bas, fonbern ber ©arten liegt in feiner $aupt* 
ausbeßnung ftets oor ben bie ©Soßnräume ent* 
ßaltenben Seiten bes Kaufes. Aatürlid) ift es 
3ur Einhaltung biefer ©eficßtspuntte nötig, in 
einem ober 3wei gälten bas 5 )aus oon ber Straße 
ab3urüden unb fo weit an bie £jintergren3e bes 
©runbftüdes su f hieben, als bie ©aupoliseiorbuung 
bas 3utäßt (in ber Aegel wirb ein Abftanb oon 
6 Bietern oon ber $intergren3e oerlangt). Tann 
erfolgt ber 3 ugang burcß einen Seitenweg bes 
©artens. Alan lann einwenben, baß baburd) ber 
©arten feiner gntimität beraubt würbe; immerhin 
ift bies nodj nicht fo fdjlimm, als wenn er, wie es 
bei Tage bes Kaufes an ber Straße ber galt fein 
würbe, nad) Aorben, alfo in ben Schatten bes 
Kaufes unb an bie Tücßenfront, 3U liegen tommt. 
Sei ber Süblage ber Straße ift es baßer auf alle 
gälle beffer, bas |jaus 3urüdsurüden. Sei ber 


iDftlage ber Straße lönnte man bagegen 3weifelßaft 
fein, ob man nicht bodj ber 3urüdgerüdten Tage 
bes Kaufes bie Tage an ber Straße oor3ießen 
würbe, um ben ©arten intimer su machen. 

. Aatürlidß ßanbelt es fidE) hier nur um ein 
Srinsip. gn ber ©taris läßt fid) nicht fo einfad) 
nach biefem Sdßema oerfaßren, iweil befonbere 
Terrainoerßältniffe ßinbernb in benf©Seg treten 
tönnen. Unebenheiten tönnen es mit fidE) bringen, 
baß ber 3ugang nur in einer beftimmten HBeife 
möglid) ift, bie Sebauung ober bie Sepflan3ung bes 
Aadßbargrunbftüdes lann üort beftimmenbem Ein* 
fluß fein, oor allem aber lann eine etwa oorßanbene 
fdhöne Ausfid)t bie Aäume bes ©runbriffes anbei** 
weitig feftlegen. Tiegt biefe gerabe nah Aorben, 
fo wirb niemanb baran benlen, bie Aorbfront 
bes Kaufes lebiglih mit 5 iüd)en* |unb Aeben* 
räumen 3U befeßen. Es ergibt fidE) bann einASiber* 
ftreit swifhen ber Sonnenlage unb ber Ausficßts* 
läge, beffen Ergebnis ein Kompromiß ift: man wirb 
bei jebent Aaume überlegen, ob er feiner Aatur 
nah eßer auf bie Ausficßt ober eher auf bie Sonne 
oersihten lann. 

Tas Aefultat wirb aber fein, baß bie Aäume, 
in benen ber Atenfcß fih am meiften aufßält, 
bas finb aber bie Scßlafräume unb bie SBoßnräume, 
unter allen Umftänben bie Sonnenlage haben 
müffen, währenb bie meßr 3um oorübergcßenben 
Aufenthalt bienenben Aäume, wie bas Eßsimmer 
unb bie §alle, unter Umftänben bie Sonnenlage 
entbehren lönnen. 

Hermann Alutßefius 



Erfinbungen unbErfinber 

Alir würbe einmal erzählt, baß ber Erfinber 
ber Keinen eifernen ^ufeifen, bie man mit Sor* 
liebe an ben Abfähen oon Tnabenfdjußen anbringt, 
um ber allsu ftarlen Abnußung burh bie tollenben 
Aangen oorsubeugen, meßrfaher Alillionär ge* 
worben fei. gh weiß nicht, ob bas wahr ift, min* 
beftens aber ift es gut erfmtben. Es ift eine in ber 
gnbuftrie belannte Tatfacße, baß mit „TIeinig* 
leiten" oft weit meßr ©elb oerbient wirb als mit 
fogenannten großen Erfinbungen. Tie ftonftrul* 
tion eines lentbaren Tuftfdjtffes mag befonbers 
rußmooll fein, oom rein wirtfd)aftlicßen Stanb* 
punlt aus ift fie weit weniger Iulratio als bie Er* 
finbung eines praltifcßen §ofenträgers ober einer 
guten HBafcßmafcßine. gh möhte jebocß ben oer* 
eßrten Tefer unb nod) meßr bie oereßrten Teferimten 
in ißrem eigenften gntereffe ebenfo höflich wie 
bringenb bitten, in biefer Aleinungsäußerung niht 
bie Aufforberung 3um Erfinben oon praltifhen 
©egenftänben bes ^ausßaltes su erbliden. Tenn 
auf biefem ©ebiete betätigt fih fh or t fowiefo 
ein berartiges $eer oon berufenen unb meßr nod) 
unberufenen ©eiftern, baß oon einem ©ebarf nah 
©ermeßrung ber Tätigen niht gefprocßen werben 
lann. Tte weitaus meiften erleben and) niemals 
ben oon jebem ©atentaumelber erträumten Aeidj 5 
tum. Teils belommen fie ben fid)et erhofften 
Shußtitel überhaupt niht, teils lauft ißnen bas 
müßfam erlämpfte Aecßt lein Alenfd) ab. 

AS er bennod) eine Tuft oerfpürt, bem empfehle 
id>, fih 3unähft einmal fämtlid)e patente ber ßier 
ßauptfählih in ©etracßt lommenben klaffe: 3 , 9 b 
unb c, 23 , 34 , beren allein im gaßre 1910 1800 
oeröffentließt würben, burhsulefen. 

Eine Heine ©lütenlefe 3m Unterhaltung: Ta 
ift ein £jerr aus Aürnberg mit einem Tifh mit 
einfhiebbarem Tinberftußl unb umlegbaren ©einen, 
ber fid) baburd) aus3eihnet, baß bie ©eine beim 
Einfcßieben fih felbfttätig umlegen unb beim 5 )er* 
aus3iehen ßerunterllappen. Öffenbar bie gbee 
eines linberreidjen gamilienoaters in enger ©roß* 
ftabtwoßnung. Ein Teßrer ber ©eograpßie, id) 
oermute bas nur, ber fih über bie ©efeftigung ber 
ASanblarten ärgert, oerfenlt fid) in ©erbefferungs* 
ibeen unb erhält fäßließlid) einen Shnßtitel auf 
eine neue Aufhängeoorricßtung. Einem gan3 
fauberen Alanne genügt bas gewößnlihe ßpgie* 
nifhe Tlofettpapier nod) niht, er erfinbet baßer, 
um einem bringenben ©ebürfnis ab3ußelfen, eine 
„Einrihtung sum Tesinfi3ieren oon Tlofettpapier 
in Aollenform". Einen billig 3U erftellenben, 
unter Umftänben als Alaffenartilel günftig su oer* 
treibenben Raiter für Eßriftbaumlihter unb Eßrift* 
baumfhmud befeßert ber ©Seit ein ßoffnungs* 
freubiger ©ürger Saarbrüdens. Einen neuen 




















Damenhuthalter t)at eine Dante aus ©euh er= 
funben, bie offenbar mit ben non ben Hatnabeltt 
gefäfpbeten klugen ber Männermelt Mitleib entp= 
fattb; ein junger ©erliner hat aus groiefadjent 
Egoismus eine anbre 3*>ee, bie bem gleichen 
3 med bient, 3U Rapier gebraut. Das fdper um 
erfd)öpflid)e Thema ber Spa^ierftöde, bie man 
gleichseitig als ©egenfd)irm betrugen tarnt (als ob 
es uid)t genügte, bah man jeben Sdjirin als 
Spa3ierftod oermenbett tann!), t)at einen jungen 
©öhmett auf ben ©latt gerufen. Kennen meine 
oerehrten £eferinnen bie fogenannten ©üftem 
ftänber? ©in gan3 offenbarer Mangel biefer mich* 
tigen §ilfsapparate jeher geroerblid)en unb l)äus= 
lid)en Sdpteiberei toar ihre Steifigteit. ©Sie tann 
man 3Utn ©eifpiel auf beut 3uget)örigen ©odgeftell 
einen ntobernen ©ocl non 60 3entimeter ,,©ein= 
meite“ probieren! ©usgefdjloffen. Da l)ilft uns 
Herr 3 °fef ©rünen. ©r I)at bas ©odgeftell aus 
©appe gefertigt unb l)inten in ber £ättgsrid)tung 
geteilt, ttad) ©elieben tarnt man burdj 3ufantnten= 
jchnüren bie ©appe mehr ober roeniger über* 
einanber fdpeben unb bamit bie ©odform enger 
ober roeiter (teilen. 

©ud) neue Knöpfe toerben erfunben; ein ©fors* 
Reimer hat ein patent auf einen neuen Drud= 
fttopf, ein ©meritaner aus ©ofton ein patent auf 
eine £Irt Sd)iebe= ober ©ajonetttnopf erhalten. 
Mehr an bie irbifchen ©enüffe biefes fiebetts bad)te 
Herr Sd)reper, als er ein ©erät 3um galten oott 
Lüftern bem ©atentamt einreid)te, unb ber £jerr 
£iebgott, ber eine tjpgienifdje Moftrid)büd)fe mit 
©entiloerfd)Iuh unb unterer ©uslauföffnung er* 
fanb. 3<h habe nur ©ngft, bah bas ©entü im 
prattifd)en ©ebrauch auf bie Dauer nid)t fo bid)t 
gefchloffen mirb, roie es int 3ntereffe ber ©eitt* 
paltung ber Tifd)toäfd)e erforberlid) erfd)eint. 

Das ift überhaupt ber ©ad)teil ber auf patent* 
anmelbuttgen gefügten ©eul)eitenfd)au: fie er* 
toedett übenoiegettb falfd)e Hoffnungen. ©Senn 
man bie ©rfittber fo l)ört, ba ift alles gut unb fd)ön, 
ba ift gar tein 3 ^eifel, bah bie Dinge fo funttio* 
nierett, roie es auf bem gebulbigen Rapier ge- 
fdjrieben ftet)t. ©ber bas Patentamt prüft ja bie 
prattifdje ©usführung gar nid)t; 300ar forbert bas 
©atentgefetj getoerblid)e ©erroenbbarteit oott jeber 
patentfähigen ©rfittbung, aber gerabe biefe Seite 
toirb nid)t fo genau genommen. Häufig 3eigt es fid), 
bah für bie ©euheit tein genügeub grober ©bnelpner* 
freis oortjanbeu ift, unb bas fällt befonbers bann 
in bie ©Sagfd)ale, meint für bie Hetftellung teure 
Mafdjinen angefd)afft merben ntüffen, bie fid) 
fd)liehlidj eben nur bann lohnen, rnenn ntatt auf 
Maffenumfajj redptett tann. ©ttbre Dinge gehen 
überhaupt nid)t fo, mie es ber ©rfinber fid) bad)te, 
ober fie merben in ber Herftellung fo teuer, bah 
tein Menfd) fie taufen mill. 2 © biefe ©attung ge* 
hört 3utit ©eifpiel ber aus einem Tifd) heraus* 
tlappbare Kinberftuf)!- 

©tauche Sad)ett erfcheinen aud) auf ben erften 
©lid gau3 prattifd), unb man tarnt beim beften 
©Sillen nid)t oorausfagen, mie fie bie öffentliche 
Meinung beurteilen mirb. ©s gel)t ba 3U mie auf 
bem Theater: Der Direttor unb ber Did)ter hatten 
bas neue Stüd für gut, fie fittb feft baoott über* 
3eugt, unb bod), mer mill fagett, ob es einfd)Iägt. 
Ob bas ©ublifum ©eifall tlatfd)t ober in eifigem 
Sd)meigen oerharrt. Das Thermometer ift ein fehr 
einfad)es unb nüplid)es 3nftrument, es miht uns 
bie ©Särme. ©Sir finbett es faft in jebem Haus. 
©Seniger 3 ntereffe i)errfd)t fd)on für bie Meffung 
bes £uftbrudes: für bas ©arometer. ©ber faft 
ttirgenbs finben mir ein Hygrometer. ©Sas bas 
ift? ©in geud)tigteitsmeffer, ein 3nftrument, bas 
uns ben ©el)alt ber £uft an ©Safferbampf angibt, 
©llerbings finb bie braud)barett ©pparate biefer 
©attung nicht eben billig, aber id) glaube, bah bas 
gerabe baratt liegt, meil bas ©ublitum teine Mei* 
ttung bafür hat, bah es infolgebeffett nid)t lohnt, 
eine rationelle Maffenfabritation für folcfje 3 nftru* 
mente ein3urid)ten. Unb bod) ift es für uns fehr 
mid)tig, über ben 3eud)tigteitsgehalt im 3intmer 
unterrid)tet 3U fein. Unfer ©Sol)lbefinben ift baoott 
meit mehr abhängig, als oiele Menfd)en glauben. 

©egen ntand)e ©rfinbungen muh ntan aud) 
aus hPQtenifdjen ©rünben ©infprud) erheben, 
fo gegen bie oielgeftaltigen ©ufhängeoorrict)* 
tungett für ©Säfche in ber Küd)e, bie halb in 
Quirlform 311m ©ufhängen au ber Dede, halb als 
©Sanbgeftelle, halb als mehr ober minber einfache 
©orrid)tungen 3um ©usfpantten einer ©Säfd)eleine 
aitgeboten merben. 3 a ber Kiid)e einer ©rohftabt* 
mohnung foll ntatt überhaupt teine ©Säfd)e trodnen, 


bentt mäfpenb bie ©Säfche trodnet, mirb bie £uft 
itbermähig fernst, unb bas ift für bie Mauern 
ebenfo fdjäblid) mie für bie Menfd)en. ©uherbem 
beförbert es bie ©ertnehruttg oon Unge3iefer, bas 
©erberben oon Speifen uitb anbres mehr, ©in 
Hygrometer mürbe halb barüber auftlären. 

fyreilid) ift bas ©erlangen unfrer Hausfrauen 
ttad) bequemer Trodnung ber im Haufe gemafd)e= 
neu ©Säfche gered)tferügt. 3 a bürgerü^en Kreifen 
finb nicht immer bie nötigen Hilfskräfte, oft aud) 
teine ©elegenheit oorhanben, bie ©ßäfdje nad) 
einem im freien gelegenen ©Iah 3U fd>affeu. 
Dad)gärten mit Dadjtrodenplähen ober ruhfreie 
Hofgärten gibt es aud) nid)t überall. Dod) ba hat 
bie Ted)nit aud) fdhon erfunben, nur merben biefe 
©rfinbungen nid)t überall gemürbigt unb benutjt. 
Das finb bie groben hebbaren unb entlüftbaren 
Trodenfdjränte, bie etma im Keller bes Haufes 
neben ber ©Safd)tüd)e aufgeftellt merben uttb auf 
oerhältnismähig tleinem ©aunt ein rafd)es tünft= 
lidjes Trocfnett ber ©Säfd)e geftatten unter gleicf)= 
3eitiger Durchmebeluttg mit frifd)er £uft. 3 a 
gröberen Hotels benuht man heute fdhon ähnliche 
©inrid)tungen. 

greilid) ift für ben ©etrieb elettrifcher Stront 
3utn ©etreiben eines tleinen ©erttilators faft utu 
entbehrlich- ©ber baran muh fidh ber moberne 
Haushalt unb ber mobertte Hausbefiber überhaupt 
gemöl)nen: tnotorifdje Hüfeleiftung ift tein £urus 
für bie mobertte Kulturentmidlung, bas ©e= 
gebene 3um ©rfah für bie immer teurer merbenbe 



©uf ben beutfd)en ©ettnbahnen mimmelt es 

oott $arbenfqntphonien, c 0 D } e j ©ettnftallbefiher, 

fo oiel bunte 3aden, getragen oon ber ©ilbe ber 
3odeis ober ber flehten ©ettteinbe ber ©entleman* 
reifer, bie nicht int Offi3iersrod ftedett. 3a allen 
Farben mirb auf bem Turf gefd)melgt, ©ot uttb 
©lau, ©riitt uttb Sd)mar3, £ad)sfarben unb Kar= 
tttoifin, Kapu3inerrot unb Strohgelb, alles bas oer= 
mifcf)t ntit Stenten unb Streifen, ntit Sd)ärpenunb 
©ürteln uttb Quabrateit. ©Salb liegen bie Streifen 
längs, balb quer, halb ift ber ©ritt rot, halb grütt 
geringelt uttb mas berlei ©b3eid)en für bie oiel= 
hunbert Köpfe ftarfe Sdjar ber ©ennl)erren mehr 
finb. ©s ift ba oft fd)toer, itt einem ©übel oott 
©(erben, bas bett ©ennfurs entlang (türmt, bie 
färben auseittattbersuhalten, unb felbft ber s ©id)ter 
itt feinem 3telf)äusd)en, ber immer ein ©üd)Ieitt 
mit bett färben oor (ich hat, tarnt in ©erlegettheit 
fommen. ©ur ein Dreh ift oon alters het aus bett 
Taufenbett l)^ r aus 311 erfennett: bie fct)mar3= 
meihen Streifen, bie als Farben oon „©rabih“ bie 
populärften bes beutfd)en Turfs genannt merben 
müffen. Die fd)mar3meihe 3 ade unb bie fd)toar3c 
Kappe auf bes 3 odeis Haupt — bas fittb bie 
preuhifd)en Farben, bie oott ber ebelit, int fönig= 
lidjett Hauptgeftüt ©rabih aufgemadhfenen ©oII= 
blutgefellfd)aft ins ©ernten getragen merben. 

Die grofje ©iettge hat fid) gemöhnt, bie ©rad)t= 
figurett, bie als ©rabiher auf bem grünen ©afett 
auftreteit unb mit bas befte 3adjtmaterial bar= 
(teilen, als Turfoertreter bes Königs oon ©reuhett 
an3ufehett. Das ift ein Trugfd)Iuh. Der Kaifer 
unb König als fold)er unterhält aus feiner ©rioat= 
fdjatulle feinett ©ennftall, ber Stall ©rabih ift eine 
ftaatlid) preuhifche 3 oftitution. ©ber ber Kaifer hat 
fid) baratt gemöhnt, oott ben ©rabihern als oott 
„feinett ©ferbett“ 311 fpred)en, unb es maren nicht 
immer freubige ©efül)le, bie in ihm gemedt murbett, 
mettn er in früheren 3al)*eo feine färben hat 
„hinterher laufen“ fehett. Denn es gab früher 
recht fd)led)te 3ah*e für bie preuhif^ett ©ferbe, 
unb erft bas neue ©egiment bes jungen ©rafett 
£ehnborff unb ber neue englifd)e Trainer ©egi= 
nalb Dat) haben einen SBattbel 3Utn ©effertt ge= 
fd)affett. H^ate ift ©rabih fo allntäd)tig, bah ** 
oott bett anbern ©enttftallbefihertt gefürchtet mirb, 
fo ftarf gefürchtet, bah fie eine ©rt ©ing gebilbet 
uttb es 3timege gebrad)t haben, bah ber ©rabiher 
©ennftall nur ttod) aus fünfunbbreihig ©ferbett be= 
ftehett barf, unb biefe ©ferbe nur itt beftimmt abge= 
gren3ten ©ettnett laufen fötttten. Da3u fontmt, bah 
bie ©ennoereine felbft bie ©rabiher baburd) aus 
oielen ©ennen ausgefd)loffett haben, bah fie gemiffe 
Konfurren3en, uttb barunter manche oott ©krt, 
nur für „©ferbe im ©rioatbefih“ ausgefd)riebett 



Tegerwylen bei Konstanz vom Luftschiff , Deutsch¬ 
land“ aus aufgenommen 


haben. Troh allebem finb bie fd)mar3meihett 
Streifen auf ber ©ennbahn im oorigen 3 ah^e ant 
erfolgreid)ften gemefen, unb für bie jetzige Kattt= 
pagne fittb fie glän3enb gerüftet. Der Kaifer hat 
alfo leinen ©nlah mehr, über bie ©rabiher oer* 
fchnupft 3U fein; bah er fid) aber mie ber König 
oon ©Sürttentberg ober gar mie ber König oott 
©nglanb — ber über breifjig ©ennpferbe in Trau 
ning gegeben hat — nod) einen eignen ©ennftall 
3ulegen mirb, ift nach Sage ber Sache ausgefchloffen. 
Dem Turf um oieles holber ift bagegen ber Krom 
prin3. Hat (ich bod) ber beutfdhe Thronfolger, 
ber mit ©orliebe ©ennpferbe, bie auf bem grünen 
©afen itid)ts mehr ausridjten, in feinem ©eitftall 
hält, fd)on als ©ennftallbefiher betätigt. ©ller= 
bings bisher nur im tleinen ©ahnten, ©r hat fid) 
itt ©emeinfd)aft mit bem betannten ©ennreiter 
£eutnant 3- oon 3obeItih, ber ihn aud) auf ber 
3 nbienfahrt begleitete, einige Steepler mie „©ort= 
man“ unb „£orb 3orfar“ für ©ennpoede 3ugelegt 
unb erftlür3lid) „Droll“, ein etmas ftörrifd)es §Iad)= 
rennpferb, aus ber3ud)t ber Herren oonäBeinberg, 
erftanben, mol)l um es auf ber Hiobernisbal)tt 
aus3unuhen. Diefe ©ennftallbefiherfdjaft märe 
oieIleid)t ber grohett ©Seit nid)t befannt gemorbett, 
meint nid)t feit einiger 3eit bie Verfügung be= 
ftänbe, bah fogenannte Teilhaberfd)aften immer 
int offi3iellen©SochertrettntaIenber ange3eigtmerbeit 
ntüffen. ©Settn fid) früher in bett 23 efih eines ©olI= 
blüters ein halbes Dutjenb ©ferbefreunbe teilten, 
fo mürbe bies öffentlich niemanb betanntgegeben, 
es (teilte fid) int ©ennprogramm immer nur einer 
oon ben 23 efihern h^aus, ober es figurierte 
irgenbeitt ©feubonpm, unb auf biefe ©Seife mar 
gemiffen Heimlid)teiten unb Manipulationen Tür 
uttb Tor geöffnet. Heute muh genau uttb öffent= 
lid) burd) ©intragungen in bie ©üd)er bes Uttiotu 
Hubs unb in ben © 3 od)enrenntaIenber angegeben 
merben, mer an bem ©ferbeleib beteiligt ift. 

* 

©itt neuerer Sport ift in ftänbiger 3 u oahnte 
begriffen, bas ©hotograplperen 00m 3lugfd)iffe 
aus. Der ©usblid, mie ihn unfre ©ilber oon ber 
grohett gafpt bes 3eppelinluftfd)iffs „Deutfch- 
lanb“ 3eigen, reid)t fehr meit. Die Häufer finb 
Hein mie ©ümberger Spiel3eug unb fd)einen 
fd)ief 3U ftehett. Die Menfdjett Heben förmlich am 
©oben mie Sdjnedett. Das freie ©elänbe, ©Siefen 
unb gelber, ©erg unb Tal, Stoffe unb Seen gleiten 
mie ein Koloffalteppid) oorüber uttb 3eid)neit fid) 
oon oben herab fo Har in bas ©uge, bah mit ber 
£anbtarte in ber Hanb jeber ©untt feft3ulegett ift. 
©ute Stühpuntte finb Schienenftränge unb bamp= 
fenbe 3nge, bie 00m £uftfd)iff aus mie ©iefen- 
fd)langeu anmuten, bie fid) 3odenb oerlriedjen. 

©rtto ©rnbt 



Konstanz vom Luftschiff aus 















1)36 


Über £anb unb 901eer 


1911. 9tr. 35 






Der „Sd)netber oon Ulm“, 

ein glteger oon 1811 


Viünfterturm 3 U Ulm um 1790 
9tod) einer 3etd)nung oon äRax (Eijtl) 


1 1s infolge bes Vrefeburger Erlebens bie altefumürbigc 
freie SReic£)sftabt Ulm mebiat unb erft baprifd), bann 
roürttembergifd) getoorben toar, toollte fic als 3 toeit- 
gröfete Stabt feines 51öntgretd)s l^^iebridf) oon 2Bürttem= 
berg burd) feinen Vefud) aus 3 eid)nen unb fünbigte biefen 
für bie Dage oom 29. bis 31. Vtai 1811 an. Die Ulmer 
trafen it>re Vorbereitungen unb trösteten banad), bem 
neuen fianbesßerrn etroas Vefonbetes, nicfet Sllltäg* 
ltd)es 3 U bieten unb 3 U 3 eigen. Da erbot fid) ber 
Sd)neibermeifter fiubtotg Vlbred)t Verblinger, ein 
am 28. September 1771 gebotenes Stabttinb, r alfo 
ein l)art an bie ©ren 3 e bes Sd)toabenalters heran* 
gerüdter Vtann, bem allert)öd)ften unb allergnäbigften 
Äönig 3 ur ©hre ber Vaterftabt einen glug oom 
Vlünfterturm herab oor 3 ufül)ren. Vtan roufete in Ulm 
allgemein, bafe Verblinger fdjon feit langem mit 
bem um jene 3 eit „in ber 
Duft liegenben“ kleine um* 
ging, bas gliegen nad) Slrt 
ber Vögel 3 U oerfudjen. Oft¬ 
mals batte man ibn, fo gebt 
bie Überlieferung, beobad)tet, 
toie er ben hofeen Vtünfter* 
türm beftieg, furchtlos auf 
ben Äran 3 ijinaustrat unb 
lange mit oerfd>rän!ten Firmen in bie Duft biuausftarrte, offenbar in 
bas Stubium bes Vogelflugs unb in Veredlungen oertieft. Unb 
feit geraumer 3ett raunten fid) bie Vadjbarn 3 U unb er 3 äblten es aud) 
roeiter, bafe Üfteifter Verblinger eine glugmafchine baue, mit ber er 
felber bcmnäcbft 3 U fliegen gebenfe. 3 a» eines Dages batten einige 
"JJlitbürger bas Sßunberroert feben bürfen unb oerfünbeten nun, 
ein roabres SRcifterftüd bünte fie es. Vtinbeftens bot bie glug* 
tnafcbine einen frfjönen Vnblid. 3 n ber §auptfad)e beftanb fie aus 
30 oei über fieben Scbub langen unb am Sd)ulterteil beinahe oier 
Sd)iib breiten klügeln, fauber genabt aus fd)önen bunten Stoffe 
ftreffen. 3 b r ©rfinber unb Verfertiger oerleugnete ben Vteifter oon 
ber Stabel nicht! Vn Schultern unb Vrmen toollte fie Verblinger 
ficb anfd)nallen. Dort aber, too unter jebem Flügel bei ausgeftredtem 
Slrm bie $anb 3 U liegen !am, ocreinigten fid) bünne ©ifenfd)ienen. 

Unb bie legten fid) 3 ufammen, toenn er bie §anb fd)lofe, unb gingen 
toie ein Varapluiegeftell auseinanber, fobalb berVogeimenfcbenantoärter 
bie §anb toieber öffnete. Den Herren oom hoben Vate leudjtete es 
ein, bafe ein glug Verblingers im Veifeitt bes ftönigs ihrer guten 
alten Stabt neuen Vut)m eintragen tönnte, unb fie gingen auf ben 
Vorfdjlag bes Schneibers ein. 3n feinem unb 
ihrem Seile aber roäblten fie als Vbflugsort 
bie Dlblerbaftei an ber Stabtmauer bid)t am 
Donauufer. Vuf bie Vaftei lieb man ein |>ol 3 * 
gerüft auffetjen. Slm 30. StRai füllte Verblinger 
ben glug unternehmen, als er aber Vnlauf 
nahm, brach ber fiuftbrud fd)on ettoas oom 
©eftänge bes einen glügels. Vnt 31. Vtai 
umlagerten toieberum bid)te Vtenfchcnmaffen 
bie Vblerbaftei, benn ber Scbneiber batte bie 
VMeberfeoIung bes Verfudjs angefünbigt. Vber 
ein Dlblerflug ooarb es toieber nicht. gm ©egen* 
teil, ber arme glugmafd)inenerfinber, angetan 
mit einem faubercn rot unb toeiben ©etoanbe, 
toie cs Seiltän 3 er 3 U tragen pflegten, unb ge* 
fdjmücft mit einer bunten Schärpe, nahm ein 
taltes Vab in ber Donau unb toäre beinahe 
ertrunfen. „So rafd) ging's in ben Strom hin* 
ein, als toär'Serr Verblinger ein Stein," heifet 
cs in einem ber gleich nachher erfdjienenen oielen 
Spottlieber auf ben feitbem fpricbmörtlid) ge* 
bliebenen „Sd)neiber oon Ulm", oon bem ber 
Voltsmunb in Scbtoaben nod) beute, fobalb man 
feinen Stauten nennt, unfehlbar ben urtoüd)* 
figett Spruch 3 ttiert: „Der Scbneiber oon Ulm 
hat 's fliege probiert — Da hat ihn ber Deixel 
in b' Donau nei' g’führt." 2Bie es helfet, toar 
Verblinger am 31. 9J?ai nur ooibertoillig an bie 
SBicberholung bes SBagniffes gegangen, unb 
toieberum toar beim Vbfluge ein Deil bes glügel* 
geriifts gebrochen. Verbiente ber Vtann ben 
Spott, ber fein Vnbcnfen feit nun einem oollen 
Saferhunbert nod) immer oerfolgt? Sid)er hatte 
er fiefe's fauer genug toerben laffen um bie Ver* 


9lad) c 


Verblingers Sdjtoingenflieger 

r TiarjtcIIung im Seltne ber Ulmer Stabt&ibliotfjcf 


Die Vblerbaftei in Ulm um 1811 
9iad) einer 3st(^nung oon 9Rax (Sijtf) 


Verblinger im „Slbfliegen" 
2l66ilbung aus 9?oIanb, Eroberer ber fiüfte, fioeroes ffierlag, gerb. 


ioir!lid)ung feines glugibeals. ftönig griebrid), ben bie gait 3 e ©e* 
fd)id)te mehr erheitert als geärgert unb ber ihm übrigens am 31. Vtai 
nid)t toieber 3 ugefehen hatte, liefe Verblinger, ben hilfsbereite Schiffer 
aus bem SBaffer gerettet hatten, ein Sd)mer 3 ensgelb oon 3 ehn, nad) 
anbrer fiesart 3 toan 3 ig griebrid)sbor überreichen. Sicher hat ber 
Vionard) bie Sache ernft genommen; roufete er bod), bafe um jene 
3eit ber babifeße fianbbaumeifter fiarl griebrid) Vleertoein, berSBiencr 
Uhrmacher gatob Degen, ber l)olfteinifd)e Vnuatmann Äarl griebrid) 
©laubius, ein Veffe bes „2Banbsbe!er Voten", unb anbre bas glug= 
Problem je auf eine Verblingers ^ßlane oertoanbte 9Beife 3 U löfett 
oerfudjten. Seine Verufsgenoffen oon heute laffen fo leicht nichts 
auf fiubtoig Vlbrecht Verblinger lommen; ftel)t bod) in einer um 1890 
erfd)ienenen „©h^onit berühmter Scbneiber" 3 U lefen: „Viag ber .laute 
9Jiartt‘ über ben hochftrebenben Viann abfällig urteilen, er betoal)rl)eitet 
als Viärtprer ben gefd)ilberten allgemeinen ©haratter unb bas ©enic 
bes Sd)neibers burd) bie gahrfeunberte l)iu. Vis an bes fitthers 
bleichfte Sterne — ©rhob ifen ber ©nttoiirfe glug; — Vid)ts toar fo 
bod) unb nid)ts fo ferne, — 2 Bol)in ihr glügel ihn nicht trug." ©ine 
©hrenrettung ber benlbar feinften filrt aber hat ber im fpöttifchcn 
Volfsliebe fortlebcnbe oerungliidte ©rfinber im fünfunbneun 3 igftcn 
gahre nad) feinem giasto burd) ben ausge 3 eid)neten 3 toeibänbigen 
Vornan feines fd)tüäbifd)en fianbsmannes Viar ©pth, „Der Scbneiber 
oon Ulm", gefunben. ©pth, ber aufeer ben Vugen unb bem §er 3 en 
bes ^ßoeten aud) ben red)nenben Verftanb bes gugenieurs unb ben 
hoffnungsoollen Vlid in bie Sahwft ö er fiegreid) ooranfd)reitcnben 
Ded)nif befafe, hat furiofertoeife auf bas Titelblatt feines 3 uerft 1906 
herausgegebenen Vud)s ben Untertitel gefegt: „©efdjichte eines 3 toei= 
hunbert 3ahte 3 U frül) ©eborenen". Dabei burfte man bod) fd)on 3 U 
©pths £eb 3 eiten fagen: „©s toirb ©rnft mit ber 
glugmafchine“, unb gar mancherlei Verfud)e 
bamit hatte er felber nod) erlebt, gmlicf) fann 
man aud) an eine betoufet übertreibenbe Utus= 
nu^ung ber Licentia poetica benlen, benn 
©pth toirb fd)on tatfäd)lid) getoufet haben, bafe 
bie Vtenfchheit gar nicht mehr toeit oon ber 
Vertoir!lid)ung bes 3beals feines fleincn §elben, 
bes Vred)tle Verblinger, toar, als er bie lefeten 
Sähe oom Sd)lufetapitel nieberfhrieb. Da läfet 
er nämlih beffen gugenbfreunb, ben Stabil 
Pfarrer gifd)er, auf bem §eimtoege oon Verb= 
iingers Sterbelager unter anberm fagen: „Sein 
Unglüd toar, bafe er 3 U früh geboren tourbe, 
benn toas er toollte, toar gut, unb bie 3 eit toirb 
ja ba 3 U fagen, ift's nicht in hunbert gal)ren, fo 
ift es fpäter." ©pths gleichfalls giftet in ben 
Viunb gelegte ©rtoartung, mittlertoeile toürben 
bie Ulmer Verblinger ein Denfmal erridjten, 
ift freilich nicht in ©rfüllung gegangen, toirb es 
oieileicht aud) niemals. Denn bie ©efd)id}tss 
forfcher ber fiuftfd)iffahrt unb gliegerei hoben 
für Verblinger nicht fooiel übrig toie ber Dichter^ 
gngenieur, toeil fie ihn — ob mit Ved)t ober Un= 
red)t, tönnen toir hier niht unterfuchen — nur 
als einen Vadjahmer Degens attfehen unb ihn 
3 ugleid) — mit toeld)em Ved)te, bas mögen fic 
felber mitteilen — lieber als eine fomifd)c 
gigur nad) Vrt feines fchtoäbifchen fianbsmanns 
oom 3ah rc I960, jenes Salomon 3&l e r, öes 
„fliegenben Sd)ufters oon Vugsburg", ein* 
fd)äi)en ; benn als einen ernft 3 U nehmettben 
Vorgänger ber neu 3 eitlid)en erfolgreid)cn 
Carl, Stuttgart glieger. ©rnft Vrnolb 


@tne richtige ©d)iinl)eit?4iflege 

ift por allem; ©efunbheit§pflege. VerborbcneSäfte,fchlecfeteS Vlut, ge; 
ringer Slppctit, mangelhaft funftionierenbe VerbauungSorgane, nernöfe 
Vefdjracrbcn, Vlutarmut, Vleidfefucht, grauenlciben atter 2lrt ttfm. finb 
bic Urfadjen norjeitiger galten* nnb Dtunjelbilbnng, einer fahlen, blaffen 
®cficf)t§farbe, unreinen 2cint§ ufm. Sleufjcrlich aniitmeubenbc Mittel 
merbcu fo lauge erfolglos bleiben, folange nicht oon innen heraus 

mit ber 23iontal3=to 

ber gaitje DrgautSmuS aufgefrifdjt unb oerjüngt mirb. Viontalj räumt 
mit alten ungcfuubcn Säften unb Schladen grünblid) auf, beffert Vlut 
unb -Iterocu unb regt bie fBerbauuug günftig an. Vatb mirb bic 
VSirfitng bc§ Viomal^lSenuffcS and) äußerlich fidjtbar. 2)a§ VuSfehcu 
beffert fid), Schlaffheit in beit ßügcu unb im SGBefeu perfdjminbct. 
Vei SOftageren madfet fich eine mäßige IRunbung ber gönnen bemerlbar. 

IDofe 1 SJif. unb 1.90 9)1!. in Sipotheten unb IDrogcnhanblungcn. 
(^jn Deftcrr.4lng. 1.30 unb 2.50 S?r.) Slngeblid) „ebenfo gute" ^3rä* 
parate unb minbermertige Stadjahmungen meife mau eitergifdj ju* 
riicE. VegugSqitellen, 93rofd)itren nnb ^oftproben oöHig foftenloS burd) 
©hem. gabrif ©ebr. ^ßatermann, griebenau*Verlin 109. 



$d) freu' mich tagtäglich *>on neuem, 
IDaß id) nun fo munter unb frifch, 
Sonft mar id) griesgrämig unb mübe, 
^efet fühl' i<h mich raol)l mie ein gifd). 

Sonft mieben mich eitle Vetannten, 

3ch mar nicht beliebt, nicht begehrt, 
^efet h^t fid) baS Vlättlein geroenbet, 
^efet rcerb’ idfe gefugt unb oerehrt! 

^yefet fiet)t man bic SebenSfreube 
Sluf taufenb Schritte mir an. 

Unb baS h a t — ber Sßahrheit bie ©h l ' c — 
®aS Viomalj getan! 

grau Lina Sommer. 







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weiteren 2tu§beßnmtg be§ $luge§, bie °ß ne weiteres 
möglich gewefen wäre, faß man bIoß_be§ßaIb ab, 
weil bie 9)totor*2uftfaßrgeug*©efeUfd)aft einen ber 
©acßlage naci) fcßon in ben »efitj ber $eere8oerwal» 
tung übergegangenen Apparat nicßt einer über* 
mäßigen ^nanfprucßnaßme auSfeßen wollte, ©inen 
weiteren SReforb bebeutet bie Art unb SCöeife, in ber 
man ben gleichfalls oerlangten SRacßwetS ber leisten 
®emontierbar£eit unb ^ufammenftellbarteit erbradjte. 
©egenüber ber ftorberung, ben Apparat binnen einer 
©tunbe gu bemontieren unb bann in gwet ©tunben 
flugbereit gu macßen, gelang eS, tßn binnen 8 9Ri* 
nuten gu bemontieren unb in weiteren 25 Almuten 
flugfertig wieber gufammengufteHen. ®ann unternahm 
man fofort einen weiteren, feßr fcßönen unb woßl« 
gelungenen ftlug. SBeiter oeranfcßaulicßte Stüter 
gaßlretcßen gufeßern wieber einmal, wie einfad} unb 
„fpielenb leidjt“ baS fliegen auf einem guten 2(p= 
parate ift, wie tßn ber ©tridpAtonoplan barfteUt, 
inbem er fo außerorbentließ fleine $uroen unb 
©cßlingen flog, baß bie $lügel naßegu unter 30 bis 
35 ©räb gegen bie §origontale geneigt waren. Um 
bem ©rperimente bie Strone aufgufeßen, ßob er gum 
©eßluffe nod) bie $änbe oom ©olant ab unb flog 
fo baßin, oßne gu fteuern. 


Militär-BErupIan 

D er in 2Bien gebaute, für baS öjterreicßifcß*uttga* 
rifeße $eer beftimmte ©tricß*Atonoplan legte 
neulid) bie für feine Übemaßme bureß bie f?eere§* 
oerwaltung oorgefeßriebenen Prüfungen binnen für* 
gefter griff ab. @r ftieg mit bem Piloten gllner als 
giißrer unb ben italienifcßen Dffigteren |>auptmann 
©caparo unb Seutnant ©aootti. ferner bem fran* 
göüfcßen Offigier ' Aman als tßaffagieren auf. $te 
•gefamte Autglaft einfd)ließlicß ©engin unb CI belief 
ftd) auf 351 Kilogramm. ®er ®trtcß*Atonoplan um* 
treifte in gwei SRuttben oon girfa 30 Steter £öße 
oollfommen ftabil baS glugfelb, womit man einen 
neuen öfterreießifeßen «ßaffagierreforb aufitettte. 
SB Ater flog bcrfelbe Apparat mit einem tßaffagter 
in fwßen öon 80 bis 160 Steter 2 ©tunben 33 Sti* 
nuten lang, erfüllte bamit bie oon ber Armeeoerwal* 
tunq gefteHte ©ebingung eines ®auerflugeS oon 
2 ©tunben unb feßuf wieberum einen neuen öfter* 
reicßifdjen tßaffagterbauerreforb. ®rotj einer Sßinb* 
ftärfe oon 4 bis 5 ©efunbenmetern ßielt fieß ber 
@tricß*Stonoplan außerorbentlicß ftabil. ©on einer 


Stuf bem ©itotenfiß Oberleutnant Stiller, oor bem Apparat in ber Stitte Sittmelfter ©eßmtbl 
gwifdjen Stommergialrat ©aftiglioni unb ®ire£tor gifeßer, ferner pauptmamt oon ©etrocgi), 
Oberleutnants ©tafeßfe unb ©toßangl fowie ^Betriebsleiter Sömt 


@tricß*Stonoplan außerorbentlicß ftabil. 


©ibrationSftärfe einfteHen, wirft aber aud) wieberum bei ©tarlftettung 


Die Uibrationsmassage des Crottimelfells gegen 


reeßt fräftifl. Stebeninftrumente ober hoppelte Apparate für bie oer* 
feßiebenen ©ebraucßSgwede finb unnötig. 

Söie mandfer glaubt fieß hoffnungslos leibenb, weit ißnt bie nto* 
bernen wiffenfeßafttießen ftortfeßritte in ber Oßrenbeßanblung unbefannt 
finb iß fließt jebeS einzelnen ift besßatb, fid) mit ben neueften errungen* 
feßaften unb ben wirffamften SSeßanbtungen oertraut gu maeßen, wonut 
e§ nicßt feiten gelungen ift, aueß nod) in veralteten unb oerjwetfelten 
gälten ba§ Seiben wirffam gu beßanbetn. gaßlreicße StuerfennungS* 
feßreiben oon fßatienten berieten über ftaunenSwerte ©rfolge, weteße 
burdß bie «eßanbtung mit biefem Apparat biSßer ergiett worben, unb 
bieten neben ben ©mpfeßtungen oon Autoritäten eine bead)ten§werte 
®ewäßr für bie ßeroorragenben Seiftungen be§ „Hudito“. 

S)ie gerießttieß eingetragene girma 6 mÜ EoeTt, Spejial-Jnftitut 
in DuderTtadt 46 am Rar?, oerfenbet auf Sßunfcß eine auSfüßrlid)e 
S 3 rofcßüre mit SBeteßrungen u. 23eßanbtung§oorfcßriften für ©eßorletbenbe. 
(Sie ßaben nur nötig, bie Ißrofdjüre über „Hudito“ (Deutfcb.Reicbs-pat.) 
gu oerlangen, fo wirb gßnen biefe ootlftänbig foftenfrei gugefanbt. 


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<3ür alle fotct)e unb ähnliche 91ad)fyeifen ft 
eignet fid) großartig ba3 ft 


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ffirbättUcf) in fttacon§ ä 3». 3.65, an. 1.05, 9JI. 1.35 unb 9«. l.io in ©rogerten, 
Parfümerien unb 2ipott)efen. 2ütöfüf)rltd)e Srofdjüre unb ®ratiömufter 
btrett burd): „9tlcc|tes=©epot", ftranffurt a. 3«. 


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leiden zweckentsprechend behandeln ? So verlangen 
Sie postwendend eine KOSTENFREIE Uebersen- 
dung des reich illustrierten Buches „HERNIOLO- 
GIE’’, nach welchem Sie in der Lage sind, Ihr 
Bruchleiden ohne Berufsstörung, schmerz- und ge¬ 
fahrlos richtig zu behandeln und bei Befolgung 
der speziellen Behandlungvorschriften zu heilen. 


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Kolumbus 

Ilm ©ingange pm §afen ber argen* 
Jl tinifcüen |>auptftabt ©ueno§ 9lire§ 
tnirb ftdb binnen fursent ein Stoloffal* 
monument für ben ©ntbetfer 2tmerifa§ 
ergeben, ba§ in feiner ©röfce an bie 
riefenbafte 3rreit)eit§ftatue pon 2teut)orf 
ober aud) an ben berühmten Stolojj non 
9it)obu3 erinnert, ©leid) biefetn Eann 
ba§ gigantifepe ®enfmal, ein 3BerE be§ 
römifdjen iöilbt)Ouer§ Slrnolbo 3ocd)i, 
al§ ein äßelttnunber gelten. $te berr* 
lidje Statue be§ ®l)riftopt) StolumbuS 
in nierfacber 8eben§gröfie, über 6 Slteter 
fjotfi unb 38 Sonnen febraer, frönt ein 
etroa 16 SJleter bol)e§ ©iebeftal, um 
ba§ fid) aHegorifcbe Figuren in glücf* 
lidber SCnorbnung gruppieren. Sie ©e* 
famtböbe be§ SentmalS, ba§ mir oben 
ohne bie breitau§laufenben Stufen be§ 
1 ’- v —beträgt etrna 


Schreiben Sie heute noch : An das 

Dr. Reimanns’sche Institut, Maastricht 1L Holl: 


n n «■ m m „ChloiMMlont“ ner* 

G ®? en Mnndppriirh sfÄ 

üblen llimill&Ul llvll 

3 &bne 

ohne bem Sdjmels ju fdjaben. gerrüd) erfrtfctjenb tm ©efdjtnacf. 3” Sütben, 4—6 
SBocpen auSretdjenb, ©ube i 9Jlf., «Probetube so «pfg. 33ei ©infenbung 20 «pfg. für 
«Porto. «Ulan oertange «profpett unb ®ratt§mufter birett 00 m Saboratorium „Seo", 
SreSben 3 S. ober tn ben 2tpotf>efen, ©rogerien, ftrifeur-- unb ©»arfümericgcfchäftctt. 


©iebeftal§ roiebergeben 
25 SJleter. 


C^iu^r^au^rur Bittrer 

mtfr i^dirtfiru 

(Besprechung einjelner Sterbe Vorbehalten. — 
Rücksendung findet nicht statt) 

Oeftören, grtebridj SBernet non, 9Jta* 
ria mit Sftuftf. ©in ©ud) au§ bem 
Kroanjigften ^aljr^unbert. ©erlag 
©gon ^leifdjel & ®o., ©erlin. 

Ortb, ajtinnie, §eimfeür. ©in fieben§* 
bilb. ®ef). 2». 2.50, geb. 2R. 3.50. 
©. ©ierfon§ ©erlag, ®re§ben. 

Otto, @. non, Sragöbie einer Sfaren* 
braut. Stad) ©olomiem bearbeitet. 
SDt. 3.—. @r 5 elfior*©erlag, Seipjig. 

©foüL gerbinanb, Stidjarb SBagner. 
Sein Seben unb Schaffen. 2)t. 6.—. 
©erlag UUftein & © 0 ., ©erlin-Sßien. 

©Ijilippi, geli£, 2luf berSnfel- Sud)* 8 
Üau§gefd)id)ten. S?art. 9)t. 3.—, geb. 
in Seinen 2)t. 4.—. ©udjnerlag ber 
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oon ftrang Krieger, 9?eichenbatf)i.@chlef. $ßre S2R.3.60. 

®er »erfaffer rotü jetgen, rote e§ möglich tft, fpftemattfch (alfo ohne 
Stgel unb ohne Slbfürumgen) burd) einen emsigen ©trid) ganse 
Silben unb ©orter fo ju fdjretben, bah bte Schrift bei bi§ heute un= 
erreidner fiiirjc ebenfo suoerläfftg tfi, roie bte geroöhni. fturrentfcbrtft. 
®ie Schriftseichen, roelche nur ber tatein. Schrift entnommen finb, 
gehen nicht nad) atten SRichtungen augeinanber, fonbern haben eine 
. fcfrone, gleidjmähtge Sage unb finb für flotte Schrift befonb. geeignet. 
Slntalic Söaifdj, ftnS eigene £cint. ^raJtifdje jRatfchläge für 
Sörautjeit unb @h e - 5. Sluflage. ©ebunben 3R. 6.—. 
«Stuttgart, $>eutfcf)e $8erlag§»3lnftalt. 

„©er einer »raut ein ebenfo fdhöneg alg prafttfd)e§ ©efd&enf machen 
mochte, bern fann biefeg treffttche 93uch roarm empfohlen roerben." 

___ (Schroetser gamtlien»©od)enblatt, Bürich.) 

SBorftehenb oitgescigte ©erfe finb burch aHe »uchhanbtungen «u besieben. 


(©EjdjäfflitfjE IKüfEtlungen 

_8eben§üerftd)erung. ®ie Karlsruher £eben§»erfid)erung 
auf ©egenfeitigfeit, bte oormalige Slügemeine 33erforgung§»2lnftalt, 
hat auch 1910 roteber @efchäft§sahlen erhielt, bie.bie aüer troran» 
gangenen Safjre überfteigen. $er neue Zugang an SobeSfaü» 
oerficherungen betrug runb 55 »Mionen Sötarf gegen 51 im $Bor» 
jahre, ber reine 3uroad)3 runb 34 »Mionen gegenüber 31 im 
Sabre guoor 2)er 2obe§faüoerfidherung§beftanb erhöhte fid) ba» 
burch auf 702 »Mionen. Unter ©inredjnung ber in ben ge» 
fchloffenen betrieben noch laufenben Öerficherungen ergibt fid) 
auf ©nbe 1910 ein ©efamtbeftanb oon runb 152600 Serfidherungen 
über mehr alg 706 »Mionen »larf. ®urc£) S£ob »on 33erficf)erten 
rourben naheju 8 »Mionen, burd) ©rieben beg ©nbterming ber 
«erficherung mehr alg 5 2 /s »Mionen fäüig. ©eit (Einführung 
ber Sebengoerficherung hat bie Slnftalt in biefer Abteilung für 
fällige »erfidjerungen 160 »Mionen »larf, an 2)ipibenben für 
«erficherte 74 »Mionen »larf, im gansen alfo 234 »Unionen 
Warf befahlt. 2)a§ Vermögen ber Slnftalt hat 259 »Unionen 
»carf erreicht. 2)er neben ber perfkberunggtedbnifcb notroenbigen 
Stotbenbenreferoe oorhanbene 2lu§gleid)§fonb§ hat fid) roieber 


nermehrt, fo baft bte Slufrechterljaltung beg gegenwärtigen $iui» 
benbenfa^eg aud) bei etwa eintretenben ©chroanfungen ber Über» 
fchüffe gefidhert erfdjeint. 

©dhlangenbab. ©chon por beginn ber ©aifon am 1. »tat 
hatte bag herrliche ftrühlinggroetter im Stpril eine ganje Slnjahl 
ber attjährlich roieberfehrenben Sturgäfte hergelodt. S)ie Stönig» 
liehe ßurfapene fongertiert täglid) pon 47 4 big 5 3 /4 Uhr nach» 
mittagg. 8tn ben ©onntagen finben je pon lP/sUhr pormittagg 
an ^romenabefonjerte an ber ©chlangenqueGe unb Stbenblonjerte, 
biefe bei gutem SBetter im freien, bei ungünftigem im Stur» 
faale, ftatt. . 


Mein. 9nferaten=2tnnahme cv . Snfcrttmta-CSebühre« 

bet ilitbolf JllolTe, /I Ittß’ iTßlt für bte fünfgefpattene 
Stnnoncen=@ 5 pebttton für xlll/L IIlIL Stonparetae-^eile ©t.i. 80 , 
fämtltdheBettungen ®eutfdh* & 0 für bte Sdjroeis, Statten 

lanbg unb beg Stuglanbeg, unb fjrantretdh 3fr. 2.25 

tn Serltn, »redlau, Gheinntfc, S)resben, $üffelborf, frranffurt a. «Dt., 
§aUe a. S., Hamburg, fiöln a. «Rh-, Setpstg, Sonbon, «Magdeburg, 
»tünchen, Stürnberg, »rag, Stuttgart, ©ten, Zürich. 


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Nieren; des Herzens und der Gefäße (Verkalkung); bei Stoffwechsel¬ 
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Rheumatismus. Ferner bei Erkrankungen der Luftwege, der Nerven, des 
Rückenmarks. 


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ist es, daß unsere an Erfindungen, Entdeckungen 
und Errungenschaften so reiche Zeit unter dem 
Ballast des aufgehäuften Wissens doch biind und taub 
geblieben ist gegenüber der Entwicklung des 
Menschen zur Persönlichkeit. Gerade das Wich- 
. , figste und Unentbehrlichste fehlt unter den modernen 

Erziehungsmitteln: Dje Schulung des Denkens, 
die Pflege der Sprache und der freien Rede. 
Nicht ein unaufhörliches Schwatzen, nicht ein Erzählen ein¬ 
studierter Gesprächsformen kann im privaten oder Berufsleben unsere 
Persönlichkeit irgendwie zur Geltung bringen, sondern nur ein 
freies, ruhiges, eindrucksvolles Reden, dem ein logisches 
Denken zu Grunde liegen muß. 

Unser Ausbildungskursus für praktische Lebenskunst, höhere Denk-, 

freie Vortrags- und Redekunst 

wird von Tausenden, die ihn studiert haben, als das vollkommenste 
Lehrwerk für freies Reden und logisches Denken bezeichnet. 
Wer nur das geringste Interesse an seiner Fortbildung hat, sollte sich 
über diese einzigartige Methode näher orientieren. 

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Werner« Pfleiderpr 


theÖdor echÄnp!Öh&c? H of Ptflcnz Ji 


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Dr. med. Qu. schreibt: „Ith kousUtierte liewiebtsabnahme 
_ ton -1—6 ko., ja ein mal 97* Ko. naeh ea. 21 lagen. . . .“ 

Schreiben Sie dieser 

Trau u,enn einem manne das 
' lflM Crinken abgewöbnen wollen. 

Sie tat bie§ erfolgreich bei ihrem SRanrte, trüber unb oielen ihrer 
9tad)barn, unb nun null fie Sh«ett in freimütiger äöeife non biefer 
einfachen 9Rethobe erzählen, bie fie mit fo gutem ©rfolge anmanbte. 

®iefe SDietbobe tann an bent 

t Krittler unbemertt angemanbt 
werben unb $h r e ^rinatanger 
legenheiten bleiben nor ber 
Oeffentlidhteit betoahrt. f^rau 
aittberfon ift bemüht, anbern ju 
helfen, unb be^holb raten mir 
ernftlicf) jebem nuferer merten 
Sefer, ber einen Sieben hat, ber 
trinft, ihr noch heute ju f^reiben. 
Söenn ©ie thr fi^reiben, rairb fie 
Sbtten ergählen, mie fie ihren 
jüiann oon ber Sruntfudht be= 

©ie oerlangt nichts für biefe 
£jilfe, nnb eä ift bar um fein 
©runb oorljanben, roarunt ©ie 
nicht fofort an fie fdbreiben 
füllten. Sftatürlicb enoartet fie, 
bah @ie ein perfönlicbe§ Suter» 
effe baran haben, jemanb oon 
ber Strunffucbt befreit gu fehen 
unb nicht ettoa au§ hloher SReu* 
«vtaw »tavgaiet 'Uuöcrfou, ^ . 

bie ihren »lann »on ber 2 runfiudit befreite. ©chtaett ©te ^l)^en SSrief oer» 
trauen§ooU an ihre Slbreffe: 

f rau Ilargart t Jnkrfon, 29 link« Str., Jilllmrn, |l.J)., Jmerika 

ober um e§ noch leister für ©ie gu marfjen, fchreihen ©ie beutli* 
$b*en ^tarnen unb ooüe 2 lbreffe auf ben unten beigefügten ©oupon 
nnb fettben ©ie ihr biefen. 

N. B. ®a§ ^Briefporto nach Slmerifa ift 10 Pfennige. 


»IrS. »largnrct «Kttbetfou, 

39 Siitbcw Strafte, C>iUburn, Dicw 'Dorr, 'Hmcrifa. 

»itte feftreibe» Sic mir, roie Sic Shrcm »lanttc baS 2rinfcn abflc= 
wähnten, ba ich mich bcrföttlich für jemanb, bcr trintt, interefficrc. 

(Bitte schreiben Sie sehr deutlich) 


f\ I 

&rait »iargoret Dttbcrfon, 
e ihren »lann »on bcr Irnnffncht befreite. 


Straße und Hausnummer 


^Clät * &'irei&mäte£ 


» a *brud aus bem 3nf)Qlt biejer 3eifl$rlft roirb jtrafreÄflifi oerfolgt. Sßerantioortlitfjer «Rebafteur: Dr. SRubolf »resber in SBerlin. »erantroortlicf) für ben 3nferatenteil: SRicfiarb «Reff in Stuttgart 3n Öiterreidi-Unaarn für bie 
«Rebaltron unb Verausgabe oeranhoor hj: «Robert Wobt in © en l Snut unb »erlag bei: ©euMen »erlags^nftalt in Stuttgart, »apter oon ber »apierfabrif Salach in Salad, (©Lttemberg) Wfe SÄ SeÄgen hie ben 
rebaltioneUen 3nf)alt biefer 3ettf^rtft betreffen, nur an bie ®eut|cf)e »erlags-Slnitalt, «Rebaftion, «Berlin SW, Eöniggräger Strafe 99 (ohne »erfonenangabe) erbeten. u ’ 1 n 






























<ptof. Äafpar bitter: Q3i(btüä bet- Sodjter be$ ft'ün|'ttcrsS 

1911 (Sb. 106) 


36 

SlcBcr fimb utib 










WAN DLR N. U. REiSLN 


ERH ÖLUNG.ü. SPORT 


BENEDICTINE 


33on 

51. 5Bet>ertrtg 

(gortfdjung) 

X riibe blicEte (Emmi) tior fid) bin. 

3>i)r rniirbe mit einem ättale 
fo trostlos 3umute. 2Benn jet)t 
ber immer heftiger fd)Ienfernbe 
„ftortgrtrtg" plöljltd) unterging, 
märe fie alles (Elenb los. 2 Bie 
falt ifjr plöhlid) mürbe! Unb 
mieber fo l)ei|! Unb ein fo jon* 
berbares ©efüf)l in ber SUtogen* 
gegenb jtieg auf! — Unb jetjt 
— o mel)! Da half fein Stern* 
men, feine SBillensanjtrengung, 
jbas SOteer oerlangte fein Opfer 
I aud) oon ifjr — unb ein aus* 

: giebiges ba3U. 

ftapitän 9 tiels hotte in ber 
lebten Stunbe bereits oft forgen* 
ooll an bas junge 9 Jtäbd)en, bas 
als einzige ber Damen ber See* 

| tranfheit noch mtberftanben, ge* 
bacht, aber er formte nicht oon 
ber &ommanbobrüde herunter, 
jo gern er nach tf)* gejehen 
J hätte. (Es mar unbenfbar, baf) 
es fie bei biejem 2Binb nicht 
fafete, gumal fie barauf beftanb, 
oben auf Ded 31t bleiben, unb 
fdjltefjlid) — in ber Äoje ging 
es I)öd)jtens noch eher los. 

* 3 eht aber hielt es ihn nid)t 
länger — er mujjte mijjen, mie 
es ihr ging. |>ajtig jtieg er 
bie flehte Xreppe ooit feinem 
luftigen ftommanboplatj I)iuab, 
unb als er um ben Sdjomjtein 
bog, begegnete er ihr, mie fie, 
mühfam fid) am ©elänber hob 
tenb, oergeblidh t>erfud)te, bie 
5 tajiitentreppe mieber hinunter* 
3ufommen. 

(Ein 23 lid gren3enIofejten 
(Elertbs traf ihn — ba hotte er 
fie jd)on in ben Firmen unb trug 
fie ben 9 Beg mieber hinauf, ben 
er gefommen. Sorgjam bettete 
er fie auf bas Sofa, bas fajt ben 
gan3en 5 taum hinter ber eigent* 
lidjen Äommanbobriide in s Un= 
jprud) nahm. 9 luf biejem Sofa 
ruhte er aus, rnentt bie 
3U fnapp mar, I)inunter3ugehen 
— es mar bas erjtemal, baf3 ein 
jetd red)t bleidjes, liebliches 
9 Jtäbd)enI)aupt barauf gebettet 
mürbe. 9 lus einem (Edfd)ranf 
holte er eine $lafd)e Selter* 
maffer fyeroor, gof3 ihr ein ©las 
ein unb 3toang bie SBiber* 
jtrebenbe, einige Sd)Iude 3U 
trinfen. 

„Dann geht es leichter," jagte 
er, mäl)renb er ihr ben 9 lrm 
unter ben miiben 5 topf jehob, 
„Sie muffen fonjt 311 oiel aus* 
halten — benn ob Sie nun etmas 


Warme Heilquellen 

seit Jahrhunderten bewährt sreg. Rheumatismus u. Gicht, 
Nerven- und Rückenmarksleiden, Verletzungen, chron. 
Gelenk- u. Knochenleiden. Dampf- u. Heißluftbäder, schwed. Heil¬ 
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Enzpromenade. Neues Kurhaus. Bergbahn zum Sommerberg (730 m) 
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Lage zunächst den Kgl. Bädern und Kuranlagen. Geöffnet vom /. Mai bis 
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und Parkanlagen, an der Linie Leipzig-Eger. — Besucherzahl 1910: 15 564,— 
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bei Frauenkrankheiten, allgemeinen Schwächezuständen, Blutarmut, Bleich¬ 
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stopfung), der Nieren und der Leber, Fettleibigkeit, Gicht und Rheumatismus 
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zwecken einzigartig eingerichteten Gradierhäusern. Gesellschafts- und Einzelinhala¬ 
tionen neuester Systeme (Körting’s temperierbaresTrockeninhalatorium). Pneumatische 
Kammern nach Reichenhaller Muster. Trinkkur-Heilerfolge: Erkrankungen der 
Atmungsorgane, Skrofulöse, Rachitis, Gicht, Rheumatismus, Frauenkrankheiten etc. — 
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Prospekte 

durch die Direktion. 


lygiama 


undptakiijcf) ßejfenj £>ewäf)?£ 
d£)e£{en und r Dr > ocfer > i9n. 


^otfaiig in 
















1911. SRr. 36 


Über £artb unb SCHeer 


963 



WANDLRN.U. REISE.N 


~ ERH ÖLUNG.U. SPORT 


genießen ober nicfet — opfern müjjen Sie bod), gräu^ 
lein ©mmt)! 9 Iber es roirb fdjon balb beffer roerben. 
©leiben Sie nur brao l)ier liegen unb oerfudjen Sie 
311 fd)lafen.“ 

©r I)atte recfet, ber tjeftige Sd)iner3 am $et3en 
beim ^Bürgen liefe nad), toenn fie tränt. 91 ad) einer 
©iertelftunbe roar fie fo toett, bafe fie ausgeftredt 
liegen bleiben tonnte — unb enbltd) fd)Iummerte 
fie ein. 

Der junge Kapitän bedte fie forgfältig 311 unb 
blieb bann fimtenb oor ifer fifeen. 2 Bie jart fie roar! 
©Sie leibenb! Das mar nid)t nur bie Seetrantfeeit — 
bas mürbe aud) bleiben, menn ber unoermeiblidje 
Jammer überftanben mar. Unb fo ein hartes Kinb 


follte ben gan3en Dag im bumpfen Kontor fifeen, für 
farges ©rot fd)uften, bis 3ugenbrei3 unb Lebensmut 
bafein maren? fyanb fid) benn tein ©tann für bies 
lieblid)e ©Sefen, ber es oor ben Sd)attenfeiten bes 
Bebens bemaferte? ©löfelid) fal) Kapitän Stiels mie in 
einer ©ifion ein tleines fbäuscfeen am Sträube oor fid), 
bafeinter einen laufd)igen ©arten unb einen §>üt)nert)of 
— genau mie bas frjciuscfeen fal) es aus, in bem feine 
©iutter mofente, bie fid) fd)on auf feine ^eimtefer 
freute. ©ber nidjt fie mar es, mit ber er barinnen 
3ufammenlebte, nein, bte tleine blaffe ©mmp maltete 
barin — nur bafe fie nicfjt mefer blafe mar Die ©ofen 
ber ©efunbfeeit blüfeten auf iferen ©Sangen, unb ifere 
klugen ftrafelten im ©lüdsfdjimmer, menn fie ifen an= 


Iad)te. Das mar bod) nod) anbers, als menn ifen bie 
©tutter nad) ber $af)rt empfing! 

Spiels füfelte fid) bei biefer ©ifion rot merben, aber 
als er bann nochmals einen prüfenben ©lid auf bie 
frieblid) Sd)lafenbe marf, mar er entfd)loffen, bafe 
fie 3ur SBaferfeeit merben follte — menn fie mollte. — 

Unb ©mmt) mollte. ©s tarn ifer 3mar faft mie 
ein Draum oor, als ber Kapitän am anberrt ©iorgeit, 
nadjbem fie mieber metterfeft gemorben, ifer 3unäd)ft 
gan3 facfeiicf) auseinanberfefete, bafe fie es unmög= 
lid) in einem bumpfen Kontor ausfealten tönne ©t 
mad)e ifer bafeer ben ©orfd)Iag, 3U feiner ©tutter 3U 
tommen, bie fid) fd)on lange nad) einem Heben 
Död)tercf)en fefene. (Sdfeufe folgt) 


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fanrt bie jürtgfte 3 e h «lieber 
einige roidjtige Neuerungen oer* 
zeichnen. ©o bot man bie etwa 
oierjig §al)re alte feuerlofe £ofo» 
motioe neuerbing§ beträchtlich zu 
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bi§ ju nierunbimonjig ©tunben 
ohne Nad)* ober NeufüHung im 
®ienfte bleiben unb leiftet für in» 
buftrieüe furjftrecfige ©leiSanla» 
gen, unter anberm in feuergeföbr» 
itcben Setrieben, Notzügltd)e§. St« 
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leiten" nehmen bie Sofomotioen 
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vorm. Apotheker Richard Brandt zu Schaffhausen, 
Schaff hausen (Schweiz), zml3.Oktober1909 uvdax122385 
W in die Zeichenrolle eingetragen. — Aktenzeichen A. 7620 Kw 
W Klasse 2 — Geschäftsbetrieb, in welchem das Zeichen ver- 
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Oktober 1910—1911 
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Copyright, 1911, by Deutfdie Verlags ^Anltalt, Stuttgart 


Preis oierteljäbrlicb 4 mark 

Beim Postbezug 4 mark 2$ Pfg. ohne Bestellgeld 

In Österreich »Ungarn Kr. 4.80 


Der Kampf bet meinen 
unb ber roten Rofe 

Momart 

t>on 

©eorg $irfd)fetb 

(ftottfefcurtg) 

oni mufete nid)t red)t, tote Karlmann bas 
meinte, 30g aber entfcE)Xoffen bas ©ud) aus 
ber Dafd)e unb geigte ihm mehrere Stellen, bie 
fte mit ©leiftift angeftrid)en hatte. Sind) er 
hatte bie ©rofd)üre geftern abenb nod) gelefen, 
ba es ii)m, roie er fagte, ein füfeer, beruhigen* 
ber ©enufe toar, basfelbe roie fie gleichseitig 
in fid) aufsunetjmen. Ob fie benn aud) ebenfo 
an ihn beim £efen gebaut hätte? 

„3a/' erroiberte fie treufjer^ig, „aber erft 
nachher." 

Abermals Iadjte er, unb fie toarf il)m einen 
bittenben ©lid 3m Sie münfdfete ihn ernfter. 
Da fat) er fid) rafdj um, unb plöfeüd) hatte er fie 
gefügt, . ©s brannte ihr helfe auf ber ©Sange, 
fie ftarrte fcfemeratmenb in bie meinen ©Iüten= 
trauben ber Rta3ie hinauf, unter ber fie ftanben. 
So tämpfte fie gegen bas entfachte Feuer unb 
münfdjte im innerften bergen, er follte es aud). 
©rnfter, ernfter roollte fie ihn jefet. Unb bod) — 
fie hätte ihm oiel taufenb Küffe geben mögen. 
Die Cüielle toar ailgu reid). Durften fie nicht 
enblid) baraus fcfeöpfen, bie armen, ermübeten 
©Menfd)en? Sie fah auf bas ©ud) hinunter, 
bas itjre 3itternben §änbe hielten, unb tränen 
traten ihr in bie klugen, ©r fat) es. „©erteil) 
mir/' fagte er leife. Das erfte Du roollte sutage. 
Sie liefe es gefcfeefeen. Sie nahm fogar feine 
feine rechte |janb, unb plöfelid), gtoifdfeen 
©Seinen unb £a<hen, 30g fie fie 3um ©Munbe 
unb brüdte einen feeifeen Kufe barauf. ©s toar 
Rnbetung unb feuriger ©enufe in ber ©e* 
rüferung ihrer teüfcfeen Sippen. Regungslos, 
mit feämmernben Wulfen liefe er ifer bie £>anb 
unb fal) fie an. ©s lag eine tounberfame Sd)ön= 
heit in feinen Rügen, toenn er fo blidte. Der 
blaue, beutfdje, blütenreine 3ünglingsblid — 
er toar ifem nod) gegeben. Die ©lut ber Unter* 
toelt, bes Dämons £eibenfd)aft lag eher in bem 
ihrigen—fie traf ihn einen ©Moment, fie lünbete 
fchrantenlofe Eingabe — einft — toenn alles 
toafer fein follte, einft. ©r erfcfeauerte. 3efet 
mufete er — ifem gehörte ein ©Menfchenl eben. 

Stimmen oon Spa3iergängern tarnen näher, 
©r fafete fid) unb 30g fie fort. ben rofigen 
Rbenbfeimmel blidten fie auf; fie gingen am 
Ranbe einer ©Salbmiefe, Rrm in Rrm. £alb 
unbetoufet,' 3um! erftenmal. Karlmann begann 
toieber oon ^ofeanncs Rollfints ©ud» 3U 

1911 (Sb. 106) 


fprecfeen. ©inige ber angeftridjenen Stellen 
las er’mit ifer gemeinfam unb ertlärte fie aus* 
füferlid). 

„Spricht er benn eigentlich oon feiner 
Frau? 3 ft Stella immer feine Frau?" fragte 
fie befeutfam, als ob fie fid) eine ©Iöfee 3U geben 
fürchtete. 

„©emife," ertoiberte er ernftfeaft. „3<h tann 
es nid)t anbers auffaffen. ©Mag fein, bafe id) ba 
etroas tlarer fefee, toeil id) oon ber ^Serfon bes 
Rutors toeife ..." 

„Du tennft ihn?!" fragte fie eifrig, unb ein 
lädjelnber Sdjred tarn auf ihre 3 üge — toie 
Iei^t fiel ifer bas erfte Du. 

„^erfönlid) lernt' id) ifen taum, aber 
3 ohannes Rollfint ift mein ©etter —" 

„Dein ©etter? ..." 

„3a — bas intereffiert bid) toofel? ©r hat 
oor einem 3 ahr geheiratet — ©oa ©en Raftir, 
beren ©ater ein ägpptifcfeer Kaufmann toar. 
3 fere ©lütter toar Deutfcfee." 

„©Sie fonberbar! ©r mufe fie bod) gan3 
mahnfinnig liebhaben — unb bod) — er fpridjt 
oon ib)r, als feätt' er fie taum gefehen." 

„ 3 <h glaube, er I)at fie nie gefehen." 

„Rie? Seine eigne Frau? © 3 ie tann bas 
fein?" 

„©Seil er blinb ift." 

Doni blieb ftefeen. Diefe ©Mitteilung roirtte 
fo ftart auf fie, bafe Karlmann ängftlid) nad) 
iferer §anb griff. ©Mit ferneren, leife bebenben 
3ügen fah fie toieber bas ©ud) an. „©linb?" 
fagte fie mit einer tounberfam meidfeen Stimme, 
bie er nie in ihrem ternigen ©Sefen oermutet 
hatte. „©Iinb ift er? ... 3a, nun oerfteh' id) 
alles, ©ib mir bas ©ud), Karlmann. 3 efet 
toerb' id)'s erft richtig Iefen. ©er3eih mir, bafe 
id) bich fo oiei gefragt hab'. 3d) tonnt' es ja 
gar nit oerftefeen. Oh; bas ift ein getoaltiger 
©teufet), Karlmann." 

©r nidte bemütig. „©etoife ... 3^) möd)te 
ihn fehr gern tennen lernen, ©r lebt gan3 ab* 
gefchloffen mit feiner jungen 3mu in einem 
©orort oon ©München." 

„©Sarum reift bu benn nit einmal hin? 
© 3 ie id) bid) jefet tenne — bie Kämpfe, bie bu 
aus3uftehen t)aft — too tannft bu benn toas 
©efferes brüber hören als bei bem ©Mann, ber 
bas ©ud) gefdjrieben hat?" 

,, 3 d) glaube, bu hajt red)t. Rollfint hat 
uns aber immer gemieben. ©Meine ©Itern 
tennen ihn and) nur toenig, unb oon ber ^xau' 
toiffen toir fo gut toie gar nichts." 

„©Sar er benn immer blinb?" 

„©lein, er ift es erft in Rgppten getoorben. 
Dort hat er-jahrelang als 3 agenieur gelebt. 
Denn eigentlid) ift er ©rfinber." 

„©rfinber?" 

„ 3 a, er hat ein Spftem ber 3 ^rnphoto* 
graphie erfunben unb befdjäftigt fid) jefet mit 

einem Flugapparat," 


„RIs ©linber?" 

;; 3 a." 

„Unb bie F*au? Die F^au mufe bod) bei 
altebem gan3 fräftig unb h^ter fein? ©Sie 
fefeabe, bafe tein ©ilb oon ihr in bem ©net) ift!" 

„Das ging bod) nidft..." 

„Rein, nein. §aft recht. ©er3eih! Das 
mar burnm. ©s ift ja grab fo fdjön, bas Un= 
beftimmte. 3<h o^ufet' ja nit einmal, bafe er oon 
feiner F^au fprid)t." 

Rm Klarafee blieben fie flehen unb fahen 
bem fd)tüar3en Sdfman 3 U, ber einfam, als ob 
er oon feiner fernen Heimat träumte, burch bas 
Friebrichsburger ©Saffer 30g. 

„©Sie rafft' id) mid) auf?" flüfterte Kartmann. 

„©Sas meinft bu — ob ber aud) fo häfelidje 
©eine hat mie bie anbern Sdfemäne, menn er 
aus bem ©Saffer fteigt?" fragte Doni, auf ben 
fdfeonen, füllen ©ogel beutenb. 

©r hatte eine anbre Rntmort ermartet, bie 
ftimmungsooll an ben oon ihm geflüfterten 
£itet antnüpfte, unb 3udte einmenig3ufammen. 
3 uglei<h aber fühlte feine Selbfttritit mit ©e= 
nugtuung, bafe Doni niemals fentimental 
mürbe. Die Klippe feines ©Sefens, etmas 
tiefes unb ©rofees burd) Reflexion feiefet mer* 
ben 3U laffen, fah er glüdlid) mieber umfefeifft. 
©r lächelte, benn ihm fiel ein, mie feine 
Scfemeftern beimRnblid bes einfamen Sdjmans 
in ©ergleicfeen mit bem blinb en ©rfinber ge* 
fchmelgt hätten. Dantbar fah er fie an. ,, 3 d) 
meife nid)t," antmortete er. „Rber möglich ift 
es... 3 unerhalb unb aufeert)alb bes ©Saffers 
fd)ön fein ift eine iefemierige Sache. Rber nun 
tornrrt, Doni. £>eute ift Samstag — bas macht 
fid) mieber bemerkbar, ©telhaft oiel ifSIebs ift 
imtermegs." 

©rftaunt fah fie fid) um. Für harmlofes 
Spa3ierooIt mar ihr ber Rusbrud, ben er 
braud)te, gar nicht geläufig. Sie fah ihres* 
gleichen barin unb rnafe ji<h teine höheren 
Rechte am Stabtpart 3 U. Da Karlmann aber 
fehr neroös mürbe, ging fie rafd) mit thm in 
eine Seitenallee. Ruch hatte fie eben nod) eine 
©eobad)tung gemacht, bie ihr nicht angenehm 
mar. 3 h^e mitteilfame Rrt tonnte fie nicht 
lange 3urüähalten. Sie fragte Karlmann, ob 
er benn gefehen habe, bafe unter ben luft* 
manbelnben Solbaten mit ihren £iebften audfe 
bas Stubenmäbdfeen feiner ©Mutter, an ber 
Seite eines langen Reiters, gemefen fei. 
©rfeferoden fah fie, mie er fid) oerfärbte. 

„©Martha?" rief er fdjrill. „Diefes nieber* 
trächtige F^auen3immer? Diefe Spionin?!" 

„Rber Karltnann!" 

„Du haft teine Rhnung — jefet finb mir ge* 
liefert!" 

„©Sas?..." 

„©Morgen meife es meine ©Mutter !" 

„£äfet bie fid) benn oon ihrem Dienftmäbel 
ersählen — ?" , ... 


122 








946 


1911. ©r. 36 


„Selbjtoerjtänblid)! Sie I)at jie ja gu 
meinem 5Iufpajjer ernannt! Das Sdjeujal 
mirb ja jelig fern —!" 

„©eg bidj nit jo auf. Das ijt mir rourjt. 
2Bas alle jetjen lönnen, mag bie and) jef)n. 
©ein, karlmann — baran barfjt bu biä) jet)t 
nit teuren. 51uf eine 51useinanberjebung mit 
beiner ©lütter mufjt bu ja bod) gefaxt fein, 
gelt? ©un lommt jie halt ein bifel früher — 
bas l)at bih überrajd)t." 

„3a, ja ... oergeil)... bu hajt natürlich 
red)t... 3h bin jeben 5Iugenblid bereit, für 
meine Schritte ein3utreten... jeben 5Iugen= 
blid... ©lir fielen nur bittere (Erfahrungen 
oon früher ein. ©ine! Frechheit ijt es übrigens 
oon ber ^ßerjon, am Samstagabenb mit einem 
Solbaten jpa3ieren3ulaufen." 

„SBarum benn... Sie hat roaf)rfct)einIid) 
ihren Ausgang heut." 

„©laubjt bu, bab jie uns gejehen hat?" 

„3h meib nit, karlmann. 51ber id) fürd)t ; 
mid» ja aud) nit oor meinem Dnlel. Uber* 
haupt — bu jiet)jt ja — id) lönnt' mir reid)Iicf) 
jo oiel Sorgen um meine £eut machen roie 
bu bir um beine ... 2Beib ©ott... 51ber id) 
mill's fjalt nit. 3h bin brüber roeg. ©e= 
mappnet bin id). ©un jei bu's and) «fe id) bitt' 
bid), karlmann!" 

Sie blieb oor hm fielen unb ja!) hm mit 
ruhiger ©eife in bie erregten 5Iugen. Da 30g 
er jie aufs neue an jih, tüj^te jie jtürmijd) auf 
beibe 5lugen unb ben erbebenben ©lunb — 
bann eilte er ber Stabt 3m — 

klementine entbedte, nod) beoor iljr bie 
treue ©lartlja berieten tonnte, karlmamts 
Verrat. Sie gab an bem gleichen ©adjmittag, 
ber ihren Sohn mit Doni Dränlle im Stabt= 
pari gejehen hatte, eine grobe Damenlaffee* 
gefellfdjaft. Selbjtoerjtänblid) £)atte jie aud) 
bie ©ieblerfdjen ba3u eingelaben, unb teine 
3ufage toar ihr jo jid)er mie aus bem größten 
Hauje ber ©ertajtrabe — man mubte jic§ ja 
barin oerjtehert, bab ber ©unb ber beiben 
Familien jetjt feinem 31el entgegengeführt 
mürbe. 5lber bas Unglaubliche gejhah — bie 
©ieblers tarnen nid)t. Sie jagten ab, als 3rau 
©ominger jie 3U ber ©ejelljdjaft bat, bie ©larion 
unb ©Ija als glüdlidje ©räute präjentieren 
jollte. (Es mar unfaßbar — 3rau Staats* 
minijter oon Trebel tarn, $rau ©eneraljuper* 
intenbent ©od, jogar bie ^rin3effin ©lathilbe 
hatte bie ©nabe, auf ein falbes Stünb^en 3U 
erscheinen unb jehr oiele Sanbmid>es 3U ejjen — 
©ieblers jagten ab. 31)r ©rief aber liefe all* 
mählih einen ©erbaut in klementine mad) 
merben. Sie featte in iferer ©inlabung be* 
3iet)ungsoolI ermähnt, bab tfer karlmann jicfe 
glüdlid) jdjäben mürbe, §räulein ©ialis ©e= 
fang 3U begleiten, unb §rau ©iebler fdjrieb 
3urüd, bas müjje mol)I auf einem 3rrtum be* 
ruhen, jie tönne jid) gar nid)t rorftellen, bab 
bem Herrn Sohn etmas Derartiges angenehm 
jei. „Der Dausbub!" murmelte klementine 
erblajjenb. „3jt er aljo nod) nit ^ingegangen I“ 
2ßie abjid)tlid) karlmann bie ©ieblers auf ber 
Strafe brüstiert featte, bas ahnte jie freilich 
nid)t. Sie tonnte karlmann an biejem 51b enb 
nicht mehr fajjen — er mar tn einem Sinfonie* 
lodert unb mollte jpäter in ben klub gehen, 
mie ^}l)ilipp 3U er3äl)len muffte. 511s jie aber 
am näd)jten ©iorgen entjd)Iojjen in fein 3brmter 
trat, fanb jie es leer unb einen 3ettel a uf bem 
©aihttijdj: „©in auf 3toei Dage nad) ©ertholbs= 
Raufen gefahren, mill mid) bort für eine midjtige 
hijtorijd)e 51rbeit jammein, ©rujp Rarlmaiin.“ 
Dieje ©igenmäd)tigteit mar ifer benn bod) 3U 
jtart. Die erjte Steife, bie er unternahm, ol)ne 
feine SRutter baoon in Kenntnis 3U fefeen! 
2Bas mar nur über it)n getommen? 3ßas für 
ein gefährlicher Stebellengeijt? Sie muffte 
jefet tlarjel)en unb manbte jid) jelbjtoerjtänblid) 
an SJiart^a, bie fd)on feit gejtern mit einer ge= 
l)eimnisoollen Süliene um jie l)erumging. Stad) 
menigen ©linuten l)atte jie aus ber ©etreuen 
bas $mcl)terlid)e Ijeraus. 3f)r Soljn, il)rr£ieb* 
Iing, ihr ebler, oornel)mer 51arlmann, er hatte 
jie betrogen, fdjänblid) Untergängen, mort« 


Über £anb unb SHeer 

brüchig mar er gemorben, meineibig -— ja, jie 
mu^te es jo nennen. SJlit einem Proleten? 
frauen3immer, mit ber DocE)ter 00m üod) am 
SQtartt, batte er jich öffentlief» bliden laffen! 
2Bie meit mod)ten jie jdfjon miteinanber fein? 
©or meldjen 51bgrunb hatte man ben llnglüd* 
jeligen gejdjleppt? ©in neuer Stbgrunb, ja — 
bie Sdjaujpielerin batte er nid)t oerlajjen, um 
jid) in ben irjafen einer ©ott unb ©Itern ge= 
fälligen ©erlobung 3U retten — mit einer ab= 
gefeimten Sd)laul)eit, bie jie xi)m niemals 3U= 
getraut, batte er jich erjt oon ihrer ©lutterliebe 
Droft unb ©ntjcblojjenbeit geholt, um burd) ben 
©ru<b mit ber einen SJlätreffe 311 einer anbern 
3U gelangen. Um ettoas ©ejjeres, ©rnjteres 
tonnte es jid) unmöglich h^nbeln. . Äarlmann 
muhte 3U gut, bah feine ©lütter 3U einer 
©lesallianee niemals ihre 3ujtimmung geben 
mürbe. Da3u hatte jie jid) ihre itinber 3U jauer 
merben lajjen, bejonbers bie ©üben — über 
ihren 5topf hiumeg gefebab nidjts. Der tluge, 
hinterhältige ftarlmann — er jollte jid) aber 
grünblid) ©errechnet haben. 

kampfbereit tobte illementine auf bie Strahe 
hinaus, ©lartha, bie ein fd)Ied)tes ©emijjen 
hatte unb bie ©ad)ei bes jungen £>errn fürchtete, 
oerfud)te jie fejt3uhalten, 3U beruhigen — es 
mar umjonjt. Droftlos überlegte klementine, 
mas jie 3unächft unternehmen jollte, um bas 
Unglüd 3U oerhüten. 3u ihuer ©lütter traute 
jie jid) nid)t — jie fühlte jid) in ihrem Sohn 
oor biejer ftofeen alten $dau gebemütigt. 
3uftinus mar für grohe 51ufregungen nid)t 3U 
brauchen — memt er jie fommen jab, jd)Ioh er 
jich gemöhnlid) in feinem 51telier ein unb malte 
ein Stilleben, ©larion unb ©Ija mürben jid)er 
nur bie pilante Senjation im 3riebrid)sburger 
£eben empfinben, ©hiUpP jie mit feiner 
fürchterlichen, pblegmatifd)en Dbjettioität ent= 
maffnen — nein, nein — jie mar mieber einmal 
gan3 allein. Da karlmann oor morgen abenb 
nid)t 3U erreid)en mar, tarn ihr Hochmutsteufel 
plöfelicf) auf einen gefährlichen ©infall. Sie 
minite mit heftigem 3 uru f einer Drojd)te unb 
fuhr 3um ©larftplah hinunter. 2ßie ein Stier, 
ber einem roten £appen nadjrennt, jtürmte 
klenientine in eine grobe Dummheit hinein. 
Sie machte jich nicht tlar, mas jie tat, jie fühlte 
nicht, mie jie ben ©oben bes Dalts unb bes 
©edjts oerlieb — mit glübenbem köpf entjtieg 
jie ber Drofcfde unb betrat, mit ihrem febooeren 
Seibenüeib raujehenb, bas Haus ber Dräntles. 
3^au ©arbara mar 3ufäIIig allein baheim. 
Die Dödjter hatten ben ©ater 3um (Einlauf 
nad^ Schleeborf begleitet — aud) bie ©rob = 
mutter mar mitgefahren. 5lls ©arbara plöfeliä) 
3rau ©rofejjor ©ominger höchftjelbjt erje^einen 
jah, badjte jie nichts anbres, als bab es jih 
um eine mistige ©ejtellung hanbelte, unb jie 
ging ber Dame entgegen, um in ©ertretung 
ihres ©lamtes alles an3unehnten. 5lber biejes 
jteinerne ©ejidfet, ooll ©ift unb Stofe unb ©ram, 
es lonnte jo ©utes niht bringen — jie jah es 
jofort. ©rfhroden unb in ihrer Shnlblojigleit 
oöllig jidfeer, mubte ©arbara ben ©efud) ins 
5Bohn3immer htnauflajjen. faben jih 

nun Donis unb karlmanns ©lütter 3um erjten= 
mal gegenüber, ©s jollte aud) bas lebtemal 
fein, unb bas ©efpräcfe bas jie miteinanber 
führten, mar für beibe hcn^ciJterijtijh genug. 

©od) beoor bie atemlofe ffemi ©rofejjor 
ihre mütenbe 51nllagerebe begonnen, fühlte 
3rau Dränlle inftinltio, bab ein jd)merer ©or= 
murf auf jie losföntmen jollte. Sie ahnte niht, 
um mas es jid) höcTti>^Ite^ aber bie allgemeine 
51ntipathie, bie in ihr fh 0Tt gegen bie ©omingers 
gefhluntmert, ermahte plöfelih» jie mürbe eben= 
•falls mütenb, beoor jie irgenb etmas mubte, unb 
ermartete, mie eine £ömin jprungbereit, bab 
ihre heiligften Dinge 3U oerteibigen mären. 

„3rau Dränfle," begann klementine, ihr 
5Ifthma belämpfenb, inbem jie jih mit beiben 
Hänben auf bie Shitmfrüde jtüfete, „Sie 
mijjen, mir jinb gute kunben oon 3h^en — 
feit bielen 3<ih^en — Sie lönnert nit jagen, 
3rau Drärtlle, bab mir 3h^en jemals 51nlab 3ur 
Ön3ufriebenheit gegeben haben —" 


„Hoffentlth jagen bas bie ffemi ©rofejjor 
nit oon uns? ...“ 

„5Bas 3h^e kühe . anbetrifft — 0 nein, 
3rau Xränlle. kod)en lann 31© ©lann ober 
Sie, ih toeib nit, ob Sie ihm helfen, es ijt mir 
aud) einerlei — aber —" 

„5Iber jonjt? Da mübt' ih boh mirflih nit, 
mas mir jonjt für ©e3ieljungen 3ur 3^au ©ro= 
fejjor haben täten!.. 

,,©e3iehungen?! £> ja, 3^au Dränlle! 

©e3iehungen! Darum hanbelt jih's eben!" 
„5Bas?!!" 

„Shreien Sie bitte nit jo — mäbigen Sie 

9h!“ 

„5©enn Sie nit fhtein — menn Sie jih 
mäßigen, %xau ^3rofejjor!" 

„3h? 1" 

„3amol)l! Sie jinb in meiner 5©ohnung, 
mö'ht ; ih 3hnen nur jagen!" 

„Das ijt ja eine Hnoerfhämtheit —1" 
„So?!" 

„Das ijt ja —" 

„©eleibigen lab Ih mid) nit! ©on niemanb 
auf ber 5BeIt! Unb menn's ber ©robher3og 
mär'! Sonjt pfeif ih auf bie gan3e kunb jefeaft!" 
„SBijjen Sie benn, um mas es jih hanbelt?!" 
„Um nix ©utes! Das felf ih 3hnen an ber 
©afenfpibe an!" 

„©Iahen Sie erjt bas fünfter auf, beoor 
ih's 3hnen jag' — es ijt 3U heib hfer — ih er= 
jtid' jonjt oor 3h r ^n 51ugen!" 

„Hm! ©lir is.es auh mie im höllifh^n 
3euer! Da! 3^hl is bas fünfter offen! 51Ijo! 
51ber jhrein Sie nit, %xau ^rofejjor! 5©enn's 
mas is, mas ber ©larlt nit 3U hören braucht!" 

„51ha! Das ijt es! 3a! £) ja! Das ijt es! 
3h merb' nit jhrein — nein, meine ©ejte — 
aber jagen merb' id) ; s 3f)nen — jagen —" 
„2Bas benn?!... He?! •.." 

„3hre Dohter 
„©leine Dohter —" 

„Die jaubere Doni — “ 

„Doni?" 

„Die hat ihr ©eb auf meinen Sohn ge= 
morfen! 51uf meinen karlmann! Hab' ih 
mir boh £ag unb ©ad)t ben köpf 3erflaubt — 
mas fehlt bem 3nngen! 5Boran leibet er! 
©Bas nimmt ihm bie 3ngenb unb bie ©ejunb= 
heit! 3eth meib ih' 5 !“ 

„©leine Doni —?! 51h — ^as is ja 3um 
£ad) eit!" 

„Sie haben ein ©erhältnis! 5©as für eins,, 
bas meib Ih noch nit! 3h forbere Sie hiermit 
auf — id) befehf es 3hnen — jagen Sie mir, 
mas Sie mijjen! 3h halt's nit länger aus!“ 
„3hSie jinb närrijd)! ©inen Dred 
meib id) !" 

„können Sie mir's mit reinem ©emijjen 
bejdjmören, bab Sie nichts unterjtüben? Dab 
hier leine ©enbe3oous jtattfinben? He? Hier 
unten am ©larlt?" 

„3rau ^Profejjor, ih jhmör' 3f)nen nir, 
ih jag' 3f)nen nir, ih meib ü °n nir — aber 
eins, bas meib ih — menn Sie ben Don nit 
aufgeben — oon mir unb oon meiner Dod)ter — 
bann —" 

„Dann?!" 

„Dann 3eig' id) 3f)aen, mo ber 3immer= 
mann 's £odj gelajjen hat!" 

„5Iljo 'nausmerfen mollen Sie mih ?! ©h» 
bas ijt jtarl! 5lber mas joll man hier aud) 
anbres ermarten!" 

„Sie jinb ja gan3 oon Sinnen, Sie mijjen 
ja nit mehr, mas Sie reben! Sie tun mir leib!" 
„3h geh' Ihon!" 

„Überfällen mih hier — ih mar ja gan3 
ahnungslos — id) merb' meine Dodjter jhoir 
ins ©ebet nehmen — menn mas bran is —!" 

„3meifeln Sie? 3h mub in bie £uft 
hinaus! 3h erjticf' jonjt! 5Bo ijt mein Dud)? 
Helfen Sie mir!" 

„Hier, trinlen Sie. erjt ein lohlenjaures 
©Bajjer!" 

„Danle! 5lh! Dtekinber! Die kinber! 
3rau Dränlle, bie kinber!" 

„©it meinen, 3rau iprofejjor, jonjt mein' 
id) mit!" 







1911. ©Ir. 36 


Über £anb uttb 9JIeer 


947 


„©ein! ©ein! Das ertrag' ich nit! Abteil! 
begleiten Sie mid) nit! ©leiben Sie bto! 
Überlegen Sie fid), roas id) 3 haea gefagt habe! 
3 d) rat' es 3 *)rcen!" 

So enbete ber feltfame ©efud) oon Klemern 
tine ©pminger im $aufe Dräntle. — 

Abenbs tarn Karlmann nad) £jaufe. Cr 
hatte in ©ertholbshaufen leine hiftorifdjen 
Stubien getrieben, fonbern mehrere ©>ebid)te 
oerfaht unb auherorbentlid) oiel Kanbtoein 
getrunlen. Sein Sd)toips hielt nod) oor, als 
bie Butter ihn im ©or3immer empfing unb 
burd) einen ©lid merten lief3, bah fie alles 
rauhte. Aber Klementine hatte ingtoifdjen 
Raffung getoonnen, unb ben (Erfahrungen, bie 
fie bei ihrer Attade auf ben frieblid)en ©Zartt= 
platj gemalt, banfte fie jeht ein politisches, tein 
Strirmifches Vorgehen gegen Karlmann. Sie 
leitete ihr ©Ranöoer bamit ein, bah fie fid) Sofort 
rtad) feinem (Eintritt in einen Seffel roarf unb 
gramooll ben Kopf in bie $änbe ftü^te. (Es 
roar felbftoerftänblid), bah ihr Sohn fie itad) 
ber Urfadfe ihres Sd)mer3es fragte. Dod) 
Karlmann roar he^los genug, mit einem 
rafdjen „(Buten Abenb, ©Zama, ba bin id) 
roieber!“ an ihr oorüber3ueilen. (Er roollte fid) 
brüden. ©un aber Schnellte bie eben nod) £in= 
fällige empor. 

„©leib einmal hier, Karlmann!... Sehen! 
beiner ©lütter ein paar Augenblide!... 3 <h 
hab' mit bir 3U reben!...“ 

„©lad) es, bitte, tur3, ©lama — id) muh 
noch 93 rtefe Schreiben.“ 

„ 3 a, id) mach' es tur3, mein Sohn.. . id) 
roill mid) aud) nit aufregen — nit im minbeften 
aufregert — in unfer beiber 3 ntereffe — oer= 
ftehft mid)? ... Kartmann! 3 <h Sieh' ja oor 
einem ©ätfel! 3 <h begreif' ja bie ©Belt nit mehr! 
Ad), mad) leine Ausflüchte, 

Karlmann — id) roeih alles!“ 

„Dann Sage mir, bitte, roas 
buroeiht— aber ohne Dränen, 

©Zama! Du lennft meine 
©eroen! 3 $ bin am ©anbe 
meiner Kraft! 3 <h ertrage 
leine unnützen Aufregungen!“ 

„©ein — ba fprid)St bu 
felbjtbie gan3e, traurige ©Bat)r= 
heit, mein Sohn! Das ift's! 

Unb barum blutet mir mein 
$er3, roeil ich bas mitanfehn 
muh, id), beine Butter! Du 
bift am ©anbe beiner Kraft! 

Unnüh finb beine Auf= 
regungen! Unb roas bu mir 
getan haft — id) roill es bir 
nit oortoerfen, es lommt aus 
beinern Iranlhaften 3 u ftanb! 

Steifen roill id) bir! Reifen, 

Karlmann! ©ielleid)t 3um 
letjtemnat!“ 

„©Borin benn, 3um Deuf el ?! 

©Bas Soll benn bas alles heihen? 

3 d) brauche leine §ilfe!“ 

„ 3 n bem, roas bu bisher 
angeftellt haft, nit! ©an3 
rid)tig! Da haft bu alles 
allein getan! Da h a ft bu 
beine ©Zutter allein belogen 
unb hmtergangen —“ 

„fähige bid), SIRama!“ 

„ 3 ft es etroa nit toahr, bah 
bu bie ©ieblers, bie id) bir 
ans Ejer3 gelegt hab', fd)toer 
beleibigt haft ? 3 ft es nit 
toahr, bah bu mit ber Komö= 
biantin auf meinen ©at ge= 
brodjen haft, bem grauem 
3imnter ein ©ermögen ge= 
fchenlt unb Sofort ein anbres 
©erhältnis angefangen? ©in 
oiel Schlechteres unb gefähr= 
lieberes? 3 um £>ohn barauf, 
bah ich bir eine ent3üdenbe 
©raut beftimmt hab'? £eugn' 
es nit! ©Zan hat bid) mit bem 
©Zäbeloom©tarltplahgefel)n!“ 


„©Zit toem —? ©Ser hat mid) gefehn —?“ 
„©Zartha hat mir alles er3äl)It!“ 

„Dacht' id)'s hoch! Dein Saubrer Spitzel! 
Du, ich bleibe leine ©Zinute mehr im £>aufe, 
toenn bas ©Seibsbilb bleibt!“ 

„Ot)> bas ift eine hod)anftänbige ^ßerfon! 
Karlmann, roir toollert ruhig bleiben! 9 CRih= 
oerfteh mich nit — es ift eine furd)tbar ernfte 
Stunbe! ©Sahrheit roill id) — roir müffen aus 
all bem Kug unb Drug heraus!“ 

„ 3 atDot)l!“ 

„Du roeiht, id) bin eine ©lütter, bie bas 
Keben lennt — ihr ©üben braucht mir nit nad)= 
3ulaufen roie bie Külel ber §enne — eure 
Abenteuer mögt ihr haben — tobt eure 3 ugenb 
aus — aber fo etroas — roeiht bu benn, bu un= 
erfahrener ©Zenfd) bu, bah ein Dechtelmed)tel 
mit 'ner ©ärgerlichen oiel gefährlicher ift als 
bie raffinierteste Demimonbe? §aft bu ihr 
am ©nb' ein §eiratsoerfpredjen gegeben, roor= 
auf bie ©anbe aus ift roie bie Kah' auf bie 
©Zaus? 3 a? 3 a? ©ei allem, roas bir heilig 
ift, Karlmann — haft bu fo roas getan?“ 
„SPZama — mad) mid) nidjt oerrüdt, ©Zama. 
Das ift ja alles fo grotesl — um ©ottes toillen 
— bas tan3t unb heult unb tobt ja mit mir in 
ber Stube herum! 3 ch Sage bir, ©Zama — bei 
allem, roas mir heilig ift, ich hab's getan! 3 $ 
hab's getan unb toerb' es roieber tun! 3 U 
fürchten haft bu nichts!“ 

,,©ub! Das ift nieberträd)tig! 3 a, bas ift 
nieberträchtig, Karlmann!“ 

„So?! 3 d) bin atrbrer Anfid)t! Dann 

lann id) ja gehn!“ 

„Du roillft bie Dotter oomDränlle heiraten? 
Du? Der Karlmann ©ominger?! Das finb 
©auern, bu, unb bu bift ber Sohn oom erften 
Emus ber Stabt!“ 


©ZühIe im Speffart 


„Darüber lad)' id)! ©Beil ich je^t roeih, 
roas ich bin, barum roerbe id) an ihr fefthalten! 
3d) habe lange barüber nad)gebad)t, id) habe 
furchtbar bamit gerungen! Aber nun lernt' id) 
aud) ein ©efultat! ©Zein 3amilienftol3, ©Zama, 
ber jagt mir, bah mir 3ugrunbe gehen, roenn 
roir in unferm Sahrroaffer bleiben! ©Benn roir 
leinen frifchen Quell, leine neue, belebenbe 
Kraft in unfern Sumpf taffen! £)l)> ein Sumpf 
noch nidjt, oer3eit), aber id) fühl' es, er roirb es 
halb roerben! 3<h> id), bem ihr's am roenigften 
3utraut, id) bin oie!leid)t berufen, eud) baoor 
3U retten! ©in Dor roill id) aufreihen! Duft! 
©lutaufmifdjung! hinaus bie alten ©orurteile, 
hinaus — roir haben uns lange genug oon ihnen 
Inechten laffen!“ 

„Das 3*auen3immer hat ihn närrifd) ge= 
mad)t! ©ott fd)üt3 bid), Karlmann!“ 

„Df), id) bin gatt3 llar, ©Zama! ©an3 llar! 
©Ber finb bie ©ieblers? ©lernt bod) bloh bie 
Dinge beim red)ten ©amen! ©ettfebern haben 
fie reid) gemacht! 3f) r e Familie ift oiel fd)led)ter 
als bie oom Kod) am ©©arlt — bas roeih id)! 
©id)t bestoegen roillft bu mich mit bem ©Zäbel, 
bas mid) fo roenig mag roie id) fie, oerluppeln 
— ©elb hat fie, oiel ©elb! Hub roir — roir 
tun nur fo!“ 

„©Bir tun nur fo?! Du bummer Dropf — 
haft bu eine Ahnung, roas id) für Spelulationen 
im Kopf hab' ? ©Bie ich euch Dräumerfipp' 3um 
irjerbft aus aller ©ot herauslriegen roerbe, 
roenn ich ^ ne halbe ©Zillion oerbient hab'?!“ 
„©ein — bas ift mir auch cßal — id) 
habe leine ©e3iet)ungen 3U £errn Keffelbad) 
unb Konforten —“ 

„Karlmann!“ 

„Unb ob fie beiner mehr roürbig finb als 
meine ©e3iet)ungen 3U Doni Dränlle — 
bas toollen roir bal)ingeftellt 
fein laffen!“ 

„fiausbub!“ 

„Das fagft bu jebem, ber 
bir mal bie ©Bahrheit Sagt!“ 
»3eht ®ab' mit 

bir. 3d) ruf' mir ben ’ißapa.“ 
©och ehe er es oerljinbern 
lonnte, roar Klementine 3um 
3roeüen Stod hütaufgeeilt, 
3um füllen Heiligtum im $aufe, 
ber ©Berlftatt bes ©aters. ©ie= 
manb burfte unt biefe Stunbe 
bas Atelier betreten — KIe= 
mentine trat ohne an3ullopfen 
in ben ftreng befd)ühtett ©aum. 
3uftinus ©Zominger fah über 
einer Arbeit, bie er feit Arnolb 
©ingers ©efud) am liebften 
oorhatte — alte Kupferplatten 
aus feiner römifd)en3eit hatte 
er roieber in Angriff genom= 
men, einft geplante rounber* 
fame ©abierungen aus ber 
©ampagna hoffte er noch 3U 
©nbe führen 3U tonnen. (Es 
roar eine Arbeit, fo fd)ön roie 
erfd)öpfenb für feine alten 
Kräfte. §anb unb Auge rooll= 
ten nid)t mehr mit. Aber 
Arnolb ©ingers ©Borte über 
bie ©ntroürfe Hangen um fo 
frifdjer in ©Zominger nad), er 
roollte burdjaus bem ©eft feines 
fiebens nod) fold) ein ©Bert ab= 
geroinnen. Karlmann 3itterte, 
als bie ©Zutter es roagte, in 
ben ®d)affenstraum bes Alten 
ein3ubringen. ©r fühlte fid) 
fd)ulb baranunb laufchte angfH 
ooll, roelcher 3ornausbrud) 
bes füllen ©Zeifters erfd)alletr 
roürbe. Dod) alles blieb Stumm, 
©ad) einer ©iertelftunbe etroa 
lam Klementine mit oertoeim 
ten Augen 3urüd unb Sagte 
nur: ,,©eh 3um ©aterhmauf, 
!Ui. iörcnjtnget Karlmann — er erroartet bid).“ 
(gortfefeung folgt) 




948 


Über ßanb unb SReer 


1911. <ttr. 36 




®cit. ber Sßereinigltn Stimflanflalten, äSiin^en 

König Kubroig II. im 3 äöt>loftüm 

Subrotg II. oon kapern 

33on Karl gr. 9ton)af 

Odiles an biefern dürften aus taufenbjäl)rigem 
«vi- Stamm bat frül) bas tragifd)e Duntel an* 
gefünbigt, in bem fein Sdjidfal jäh erlofd). ©infam 
fd)ritt er feinen Königsroeg, anbers als alle Könige 
feiner 3^it, einfieblerifrfjer nod) unb oerrounber* 
lieber oielleid)t als fürftlid)e toonberlinge in SP* 1 
bunberten oor ihm, über bie befrembet Höflinge 
unb 23 ölfer bie Köpfe fd)üttelten, roeil fie oon Welt* 
mad)t unb Kaiferl)errlid)feit in oerftedte Klöfter 
flohen, um an ben ©ang eines Ubnoerfs bie 
müben ©ebanfen 3U bangen ober oon fd)toeigfamen 
Scblofetürmen aus ben ©ebehnniffen ber Sterne 
nad) grübelten. 23 on Üubtoig oon kapern roufjte 
freilich teiner roal)rI)ciftige Abenteuer, unb feiner 
tourbe roirflidjer SOlitcoiffer irgenbeines Spufs. 
Dennoch bat früh ein faft mpftifcber Sagentreis 
feine ©eftalt umhüllt, unb fein Alltag tourbe 
fiegenbe fd)on, beoor er in ilpn ausgelitten. 

3 m 23 apernoolf gingen bie ©erüdjte oon feinen 
Saunen um. ^inreifeenb roar, toie er burd) Sd)ön= 
beit, 3ugenb, Seutfeligteit ftets aufs neue bie 
Waffen berüdte, toenn er unertoartet fefunben* 
lang aus feiner ©infamteit beroortrat. Stets hielt 
er bie Seinen burd) Dinge, Daten, ©ntfd)Iüffe in 
Eltern, beren Urfad)e unb Sinn teiner oerftanb. 
Wan erbitte fid) für Subtoig, man oergötterte ihn, 
erbitterte fid) gegen ihn, unb bie Wifjftimmung 
ftanb hart am Dor bes Aufruhrs. Gegriffen bürften 
il)n in feinem Aeid) nid)t oiele b<©en — als ber 
fd)rille Austlang tarn, erft bann batten fie ben 
rid)tigen Sd)IüffeI: er roar ein Kranfer 
getoefen ... Aingsum in ©uropa batte 
man fid) halb bequeme Sd)lagroorte 3U= 
red)tgelegt. ©r roar roeit mehr nod) als 
3 riebrid) Wilhelm ein „Aomantifer auf 
bem Dbrone“. Seine Veranlagung toar 
„ex3entrifd)“, fein Wollen oon „genialem 
Schimmer“ beftrablt. Dod) roar fein 
gan3es umfd)attetes irjinroallen, roenn man 
ihm mit biftorifcbem 23 etrad)ten folgt, 
nichts anbres als bas barte, unroeigerlid)e 
3 uftreben 3ur Kataftropbe. 

Aus ber ftrengen Unfreiheit einer Krön* 
prin3enjugenb fommt er ohne Aernütt* 
iung 3ur fd)ranfenIofen Wad)t, 3u ^Heid)= 
tum fd)einbar ol)ne ©nbe. Solbatenbanb* 
roert unb Solbatenprunt bleiben ihm 
oöllig gleichgültig. Uber ^olitif unb roid)* 
tigfte Aegierungsgefd)äfte brängt es ihn 
bintoeg. ©r ftrebt ber Kunft 3u unb 
ftürmt fogleid) ber großen ©pifobe ent¬ 
gegen, bie feinen bauten bauernb in bas 
©efd)id)tsbucb beutfd)er Wufif einfd)rieb 
unb bie einige Sonneninfel feines Sehens 
bebeutete. Schon bas roar „romantifd)“ 
für alle Umgebung, toie er feinen Senb* 


:inlg«it Aunftanflalten, $.*©., ÜJh'mdjen 


Sd)lob Aeufd)toanftein in 23 apern 


boten 'pfiftermeifter hinter Aid)arb Wagner oon 
Stabt 3U Stabt einberfanbte, bis er enblid) ben 
Wann ber „ 3 ufunftsmufif“ in Stuttgart mit ber 
23 otfd)aft aufftöberte, nad) Wünd)en 3U eilen unb 
bort einen König 3um ©önner, Sd)über, greuttbe 
3U erroerben ... Aid)t flüchtige Wä3enatenlaune 
beroegt Subtoig babei; ihn brärtgen Wille 3ur 3 lud)t 
aus 3 eitnü<bteml)eiten unb Sel)nfudjt nad) ge* 
fteigerten pbantaftifdjen Wöglid)f eiten, ein mpfti* 
fd)es Aebürfnis in unfd)öpferifd)er, aber leiben* 
fdjaftlid) oerftel)enber Wal)loerrDanbtf(baft 3U Wag* 
ner. So gleichgültig ben König fpäter bie Kriegs* 
ereigniffe oon 1866 laffen, fo fühl er felbft bei bem 
©in3ug ber fiegreid) I)eimfel)renben Druppen 1871 
bleibt, roenn er fid) nicht überhaupt fd)eu oor jeber 
Berührung mit ber £)ffentlid)feit oerbirgt, fo un* 
ge3ügelt ift fein ©ifer, Wagner, bem neuen greunbe, 
mehr nod) 3U halten, als er oerfprad). Seine 
Sd)atulle roäbnt er unerfd)öpflid), roenn es nad) 
bunberterlei fürftlicbem ©robmutsberoeis gilt, 
fünftlerifdje piäne grobartig 3U oerroirtlid)en, unb 
lein anbrer ©influb tonnte in jener 3 eit bei Subroig 
beffer burdjbringen als ber Wagners. Unb oiel* 
leidet bat nid)ts ben König, als bie Pläne eines 
Wündjner Seftfpieltbeaters am Wiberftanb feiner 
Umgebung fd)eiterten, als fid) 3U ben 3 ntrigett 
ber $ofpartei Unmutsfunbgebungen bes fünftlid) 
bearbeiteten 23 olfes gefeilten, tiefer oerftimmt, 
nichts feine Wenfd)enfd)eu, fein Wifctrauen unb 
feinen©infamteitsbrang noch heftiger emportoucbern 
laffen als bas ungeroollte ©nbe ber greunbfcbaft 
mit bem Did)ter*Komponiften. Dod) I)at Subroig, 
bem Wagner oor allem aud) bie erfte Aufführung 
bes „Driftan“ in oerfd)roenberifd)er ©rob3Ügigfeit 
311 banfen batte, mit feiner ©unft nod) bas grobe 


£j. 23 reling: Aaft bes Prad)tfd)littens Subtoigs II. oor ber£unbingsl)ütte 


Sapreutber Wert gefd)übtunb geförbert. Unb häufig 
genug tarnen nod) bis 3U Wagners Dob $reunb= 
fcbafts3eid)en bes Königs, aber bie Aerflärung in 
feinem ©ernüt, bie Wagners unmittelbare Aäbe ge* 
fcbaffen batte, blieb fcbmer3lid)e Seere, feit er ben 
3reunb batte „oerbannen“ rnüffen. 

Unb immer mehr gingen oon feinen Daten, 
oon feinem Sonberlingsbafein nur oage ©erüd)te. 
Dem 3 ubel ber 23 apern, als er in feines s Keid)es 
Anfd)Iub an ben Krieg gegen 3 mntreid) ohne 
3ögerrt geroilligt batte, als er bann nad) fd)toeren 
Kämpfen mit feiner empfinblid)en Souoeräns* 
eitelteit auch in bie Aufrid)tung bes beutfcben 
Kaifertums eingeftimmt batte, allen 23 egeifterungs* 
ausbrüd)en feines 35 olfes, bas ihn feiern roolite, 
ent3og er fid) halb als 3 liid)tling. Am liebftert oer* 
birgt er fid) in feinen Vergfd)löffern. Die Aäd)te 
mad)t er 3um Dag, muf^iert, lieft, bie Dage oer* 
fd)Iäft er halb. Unb nad)ts, am liebften bei ©e* 
roitter, tutfd)iert er uml)er. ©r läfet fid) gan3 oon 
Stimmungen treiben, unficber unb haltlos. Dann 
roieber fa|t il)n ber Drang nad) politifcben Daten, 
unb er bleibt feft, roenn feine gan3e tolerante, fort* 
fd)rittsfreunbli<be Uber3eugung ihn 3um Kampfe 
gegen tleritale Uberbebung ftellt. Vlöpd), toenn's 
feiner erroartet, fagt er Varabe an. Seine Stirn* 
mungen lehren ficb an feine ©tifette, felbft fürft* 
Iid)e ©äfte läftt er in feine ©infamfeit nicht ein* 
bringen, ©r fd)ütjt Unrooblfein oor, flagt über 
3abnfd)mer3en, reift ab, unb roenn man il)n über* 
rafd)en roill, nimmt er jählings Aeijjaus in bas 
näd)fte unroirtlid)e Dorf, roo er übernad)tet. Kein 
3reunb in feiner Aäbe. Aur mit ©lifabetl), ber 
Kaiferinoon Öfterreid), oerbhrben ihn freunbfdjaft* 
Ud)ere ©efül)Ie. ©inmal in jungen 3abten roolite 
er fid) oermäl)len. Sein Vrautftanb, in 
bem er fid) auf fonberbare Art 3ärtlid) 
3eigt, 23 lumen unb ©epenfe mitten in ber 
Aad)t fenbet unb fofort ben Danf er* 
roartet, roäl)rt geraume 3 eit. Dann löft 
er feiner fd)önen ©oufine Sophie ©bar* 
lotte — bie er oielleid)t nur 3U lieben 
glaubt, roeil aud) fie oon Wagner fd)toärmt, 
roobl aud) besl)alb, roeil fie ihn an ihre 
Sd)toefter ©lifabetb erinnert — plö^lid) 
roieber bas ©beoerfpred)en. Die Aegie* 
rungsgefebäfte erlebigt er pflid)tgetreu, 
aber fie ermüben ihn. Oft ift er für feine 
Winifter unauffindbar, oft rnüffen il)tn 
®oten mit ber ®itte um bie roid)tigften 
©ntfebeibungen in bie 23 erge, einmal bis 
in bie Sd)toei3 nad)reifen. Später ift er 
für niemanb mehr unter oier Augen 3U 
[preßen, au^er für Diener unb Knechte. 
Wit ben Winiftern oertebrt er nur fd)rift* 
lid), unb felbft mit ben Dienern unter* 
banbeit er 3ulet$t burd) oerfd)Ioffene Düren. 

33 ieIIeid)t ahnt er, ber felbft ben 
förperlid)en Verfall einft rounberbarer 
Wännerfd)önbeit an fid) roal)rnimmt unb 
längft feine Sd)mer3en beargroöl)nt, als 





1911. ftr. 36 


Über ßanb urtb Sfllee? 


949 



uttabwenbbares Serl)ängttis feine nahe, wahre 
3u!unft — erf©üttert hatte er ja bie 9Bal)n* 
finnstragöbie feines jüngeren Srubers Otto erlebt— 
unb fieberhaft fu©t er fidt) bur© Arbeit, un* 
abläffige tünftlerif©e Arbeit, gu betäuben. (Er baut 
Sd)Ioh um Sd)Ioh nad) eignen bizarren gbeen, bie 
Millionen oerfd)Iingen, bis bieSd)ulbett 
ins Ungel)euerlid)e wa©fen unb feinen 
Suin herbeiführen. ghn tümmert ber 
Unmut ber treffe unb bes SoItesnid)t, 
bas ihn einen Serfd)wenber nennt. 

Unb er beharrt and) bei ben Separat* 
oorftellungen für ihn als einigen 
3ufd)auer im Stündpter ^oftheater. 

Sud) fie finb ein bigarrer ©infall, 
phantaftifd) unb faft unheimlid). Stenn 
ber ftönig bas Sd)loh oerläht: ein 
5ttingel3ei©en. Stenn er bann bie 
£oge betritt, aberntals eine Klingel, 
unb fchon geht ber Vorhang auf. Oft 
beginnen bie Sorftellungett erft um 
Stitternad)t. (Eine teünftlerin oom 
Sange ber ©harlotte SSolter gittert oor 
Aufregung inmitten all bes unheim* 

Iid)en Stimmungsbeiwerts unb oer* 
mag im Anfang taum gu fpielen. Sie 
bulbet er, baff aufcer ihm fid) jemanb 
im 3ufd)auerraum befinbet. Später 
barf gofepl) ^aing ihn begleiten. 

5taing bienbet ihn burd) fein fd)au= 
fpielerif©es ©enie oom erften Sugen* 


blid. 3hn giel)t ber teöttig näher an fid) heran, be* 
fd)entt il)n, nimmt ihn mit auf eine Schweiger Seife, 
gn ben Sergen S3i©elm Dells muh ber Zünftler 
Sd)iIIers Sütlioerfe betlamieren. Sber au© bie 
greunbf©aft mit gofepl) Äaing ift nur ©pifobe. 
Spät nadjts will £ubwig einmal, bah ber S©au= 


$. Sreling: ©arten in ßinberhof 


fpieler wieber oortrage. Der ermiibete teüttftler 
entfd)ulbigt fid). Der teönig reift fofort ab, unb 
obgleid) Äaing ihn in fiugerrt einholt unb wieber 
aufgenommen wirb, bleibt eine ©ntfrembung. 
Abermals fteht fiubwig allein ... 

Der letjte Stt rollt f©nell gu ©nbe. Sein S©au= 
plap ift Seufdjwanftein unb Serg. 
Dem für geiftestrant ertlärten teönig 
nupt es nichts, bah fi<h ürcgs bie 
Säuern für ihn erheben unb ihn be* 
freien wollen, Sud) Sismard, an ben 
©raf Dürdheim um §ilfe unb Sat* 
fd)Iag telegraphiert, fann nur raten, 
wasßubwig ni©t befolgen will: fofort 
nad) Stün©en gu fahren unb bent oer* 
fammelten £anbtag gegenüber „feine 
gntereffen wahrgunehmen“. Sber 
le©argif© wartet ber teönig fein 
Scfjidfai ab, oöllig gufammengebroch en, 
Selbftmorbgebanten bef©äftigen ihn. 
Stan bringt ihn nad) Sd)Ioh Serg. 
„§ier geht alles wunberbar gut," 
melbet ber grrenargt ©ubben, beoor 
er am 13. guni abenbs einen Spagier* 
gang mit iiubwig antritt, nod) be* 
friebigt nach Stün©en. Stenige Stun* 
ben fpäter hat fiubwig oon Sapern 
in ben gluten bes Starnberger Sees 
ausgerungen. Unb nicht weit oon 
feinem £ei©nam finbet man gugleid) 
aud) ben Körper bes toten Srgtes ... 


Die 9Urd)e her *5rau 'Sturralp 9to»eUe »ott gierte SSttte 


näbige grau! ©näbige grau! £> bu mein 
Seilanb, ift bas ein Ünglüd! Unfer armer 
©hef!" 

Der ältefte Searnte bes Santhaufes Sturrap 
unb Kompanie in Singapore wifd)te fid) fd)Iud)genb 
ben S<htoeih oon ber Stirn. Die klugen quollen 
ihm beinahe aus bem teopfe, fo rafd) war er ge¬ 
laufen; ben gangen Steg über hatte er fid) ben teopf 
gerbrod)en, wie er ber armen grau am fd)onenbften 
bie fürd)terlid)e Sotfd)aft beibringen fönne unb 
hatte leinen paffenbcn Anfang gefunben. Das 
Unglüd brol)te ja noch weitere Greife gu giehen. 

Den fteilen Steg oon ber San! bis gu ber ho©= 
gelegenen Silla bes ©hefs hatte er ber glühenben 
Sonne wegen mit halbgefchloffenen klugen gu- 
riidgelegt; jept erft, im $albbuntel bes 3immers, 
öffnete er fie weit unb fal) ad)tlos über bie gwifd)en 
©emüfe* unb grud)tgärten liegenben §ütten ber 
©ingeborenen, über bie rei©ett Käufer ber ©ng* 
Iänber hinweg unb über bie ©ottages, biefrembartig 
burd) bie überwuchernbe tropifche glora gleich einer 
als ©hinefin oertleibeten (Europäerin erfd)ienen. 

gran Sturrap ftartb erblei©ettb auf: 

„S3as ift meinem Stanne gefd)el)en?" 

Das Sud), in bem fie nod) eben gelefen hatte, 
fiel auf ben Soben; mechanifd) hob ber pebantifche 
teommis es auf. 

glüfternb fragte bie ©ntfepte: 

„gft er — er ift tot?" 

„£eiber, leiber, gnäbige grau!" 

Der Sote atmete auf — bie fd)Iimmere Hälfte 
feiner Sotfd)aft war gefagt, aber nod) oiel Unheil 
war gu ergäben. 

Die junge grau blieb aufrecht ftehen: fie liebte 
ihren Staun h^ife nnb innig, unb bod) empfanb 
fie jept nur ein oages Staunen, nid)t ben grauen* 
oollen Sd)merg um ben Doten. £eer unb inhaltslos 
fdjienen ihr bie Sterte bes filtert; gutn Steinen hätte 
fie fid) gerabegu gwingen müffen. Sie tonnte fid) 
überhaupt nid)t oorftellen, bafg ihr ©atte tot fei, 
fo fehr war er ihr ber gnbegriff oon Datfraft unb 
Sewegung. ^lölglid) tarn ihr ein fürchterlicher 
©ebante: 

„©in Selbftmorb?" f<d»rie fie auf. 

„Sein, gnäbige grau, es ift ein Storb, leiber 
tonnen wir nicht baran gweifeln; man hat unfern 
armen ©hef oor ber offenen teaffe gefunben, ein 
Doldpneffer 3wif©en ben Schulterblättern, klugen* 
fd)einli(^ hatte er bie Äaffe geöffnet, um bie heute 
eingegangenen ©elber unb Rapiere hineingulegen, 
wie er es jeben Dag tat, feitbem ber ftaffier er* 
frantt ift. Die ftaffe felbft ift oollftänbig ausgeleert 
worben, lein $enm) ift baringebtieben." 

„Sie haben Serbad)t? ©egen wen?" rief grau 
ätiurrap heftig. 

„©ine ©ewijgheit, gnäbige grau, eine ©ewih s 
heit: SBelbon, unfer erfter Äorrefponbent, ift ber 
äRörber, er unb ber SBoIlmatler Ütathan, fein 
greunb. 9latl)an ift heute früh 3^ SSelbon ins 

1911 (Sb. 106) 


Kontor getommen, einer oon beibett h°t bem 
©hef oon rüdwärts bie kirnte gehalten, unb ber 
anbre hat gugeftohen." 

Unb um bie £aft, bie fein §erg bebrüdte, enblid) 
gang abguwerfert, jehte 3iut Steoens haftig bingu: 

„Die äliörber finb enttommen, man hat fie 
nid)t mehr einholen tönnen. 5111er 2Bat)rfd)einlich* 
teit nad) haben fie Singapore bereits oerlaffen." 

grau SPturrap antwortete nid)t; fie war ent* 
fept über ©re no© immer anhaltenbe gül)Hofigteit 
unb bad)te unaufhörlich: 

,3© fühle nod) immer teinen Sdpnerg, id) 
leibe ni©t: ein Ungeheuer muh t© fein, bah all 
biefes ©ntfehlid)e mid) nid)t bewegen tann.‘ 

Die 93lölglid)teit bes Unglüds trübte in ni©ts ©re 
©rinnerung an ben gefunben, füllen, fd)weiqfamen 
5llfreb äJiurrap, bem fie als ©attin ©ren fieib ge* 
we©t hatte, beffen Haushalt ©ren ©eift, ©re ^änbe 
bef©äftigte, unb ber fie fo unenbli© glüdli© ge* 
macht hatte. Sie tonnte fi© burd)aus ni©t oor* 
fteilen, bah er bort im tleinen, oergitterten Sureau 
am Soben lag, fteif, inmitten einer hähü©en 
Slutla©e. Sie empfanb teinen S©merg, nur 
einen wütenben 3orn, einen unwiberftel)li©en 
Drang, gu hanbeln, etwas gu tun. 3ux ©elfte fal) 
fie bie leere ilaffe unb fühlte im eignen bergen 
bie 2But bes fterbenb Seraubten mit. Sid)er hatte 
311freb im lebten 51ugenblid gang ebenfo gebad)t, 
gefühlt wie immer; beftimmt hatte er gemünfd©, 
ben Räubern nad)eilen unb fein f©mer erworbenes 
©ut wieber an fi© nehmen gu tönnen. Dies 
füllte fo [ehr all ©r Denten, ©r ganges gühlen 
aus, bah fie beinahe ausgerufen hätte: 

„©r ift in mein ©ehirn übergegangen, 51lfreb 
bentt in mir." 

günf SOtinuten fpäter lieh fid) bie junge grau 
oon gwei giegenbeinigen ©hinefen im ^alantin 
gum San©aufe hiuuntertragen, unb ber getreue, 
gang oerwirrte gim Steoens trottete gehorfam 
hinterbrein. Die Strahe oor ber Sant war bur© 
Neugierige oerfperrt;in benSureaus felbft brängten 
fi© bie 51ngeftellten gufammen wie Sd)afe oor 
bem ©ewitter. Der Coroner oerhörte fie einen 
na© bem anbern, fragte in berfelben fd)Iäfrig= 
gef©äftsmähigen Spanier nad) wi©tigen unb un* 
widrigen Details. Der Dote lag halb oergeffen 
auf einer Sambus©aifelongue, ein Daf©entu© 
auf bem ©efi©t; f©on bebedten S©wärme oon 
gliegen ben bünnett Seibenlappen. 

3um erften SOtale, feitbem gim Steoens bei ihr 
eingetreten war, füllte grau StJturrap einen 
bumpfen S©merg: jept erft^begriff fie — bas war 
ber Dob, bie g^fehung. Sie f©Iud)gte wilb auf, 
unb alles ringsum fd)wieg oerlegen. 

Dann ri©tete fie fi© plöplid) fteif in bie £öl)e; 
üoden fragte fie na© ber ©röhe ber geftohlenen 
Summen. Die grage war berntahen brutal ge* 
ftellt worben, bah offene SOtihbilligung auf allen 
©efi©tern gu lefen war unb eine um fo gröbere 


Serwunberung, als bie junge grau fonft für fehr 
freigebig galt unb ben Stert bes ©elbes taum 
gu tennen fd)ien. 

Der N^urift antwortete, man habe nod) ni©t 
3eit gefunben, genau gu ftontrieren, bod) bürften 
etwa breima©unberttaufenb Dollar in Santnoten 
geraubt worben fein unb ein glei©er Setrag in 
2Bed)feln unb Dratten. Offenbar hatten bie 
Siörber ©re Naffage f©on oor ber Dat belegt ge* 
habt, unb gwar auf einem S©iffe, bas über goto* 
harna nad) San grangisto fuhr. Na© bem Siorbe 
hatte nur ein eingiges S©iff biefer £inie ben $afen 
oerlaffen. 

,,gd) habe fd)on hinter ©nen her telegraphiert," 
mif©te fi© jept ber Coroner ein, „bas ©eri©t wirb 
bie Nuslieferung ber beiben oerlangen." 

grau Sturrap gudte bie 51©feln. 

„g© bin in Ned)tsbingen nid)t fehr erfahren," 
fagte fie, „aber fo oiel weife i© bo©, bah bie Ser* 
einigten Staaten teinen ihrer Untertanen aus* 
liefern, unb bie beiben finb Nmeritaner. Unb was 
ihre Verurteilung int fianbe felbft betrifft, fo 
wiffert Sie fo gut wie id), bah I^bes ameritanifd)e 
©eri©t 9ta©an unb Stelbott freifpre©en wirb. 
§abett fie bo© genug ©elb geraubt, um alle ©e* 
fd)worenen gu erlaufen. Stan muh fie oerfolgen, 
©nett na©fepen, bas ift bie eingige Stöglidjteit!" 

Der ftoroner fprang in bie £>öl)e: 

„Sie oerfolgen? 9Bie bas? Stit wel©em 9ted)te? 
Das ift ja gar ni©t unfre Sad)e. SBir wollen uns 
mit ben nuslänbif©en ©eri©ten in Serbinbung 
fepen unb ©nen alle Seweife liefern, bie wir haben 
— natürlid) auf ghre üofteu, grau Sturrap —, 
aber mehr tönnen wir für Sie ni©t tun." 

„Sie benten bo© ni©t, bah i© auf Sie re©ne," 
fagte bie junge grau oeräd)tli©; „i© werbe felbft 
bie beiben oerfolgen, meine Sa©e ift es, mein 
Stann ift beftohlen worben.“ 

Der ru©Ios ©emorbete [©ien ©rem iiberreigten 
©ehirn ein gelbherr gu fein, ber oor bem geinbe 
fiel, unb an beffen Stelle gu treten war ©r 
heiligfte Vfüd)t. Sie beauftragte gim Steoens, 
bie £ei©e in bie Silla fd)affen gu Iaffen, bie Doten* 
wa©t gu halten unb bas Segräbnis anguorbnen; 
in berfelben Sa©t no© wollte fie ben §afen oer* 
Iaffen. Statt hielt fie für geiftig geftört, bo© nie* 
mattb hinberte fie ernf©aft an ©reut Sorhabett, fo 
fehr f©ii©terte ©re fieberhafte ©nergie alle Stelt ein. 

Den §afentai entlang lagen bie nteiften 
Dampfer ftumm unb talt mit ©ren bidett Saud)* 
fängen unb ©ren bürrett, fegellofen Staften; gahl= 
lofe itulis warfen unaufhörli© 5törbe ooll Äohle 
in ben gefräjgigen Sumpf, ©in eingiger Steamer 
war unter Sollbampf, ein fd)Ianfes, langes, hurti* 
ges Ding mit blenbenbweihem Sorb. ©r follte 
eine £abuttg grüd)te, frif©e Draubenunb Nfüfi©e, 
na© gnbiett tragen. Dies war eine neue Unter* 
nehmung, bie gewagte Spetulation eines Nantee. 
Das S©iff war für ben S©nellauf gebaut, ba 

123 



950 


Über fianb unb 3Jteet 


1911. 9lr. S6 


bie £abung ihrer I)ei!eln Statur nad) halb an Ort 
unb Stelle fern mufete. 

grau NMrat) charterte ben „Sunbeam", 
taufte bie gange Kabmtg auf unb liefe [ie für einen 
Spottpreis auf beut Ntarti oon Singapore oer* 
[djleubern, braute bie 23egal)iung burd) 23elet)nen 
ihrer 23illa, ihrer gamelen auf unb behob ihr 
ganges bebeutenbes 23anttonto. Schon um acht 
Khr ab enbs tonnte bas Schiff in See [teefeen mit 
grau Nturraq an 23orb. 3r°ei 23eamte bes 23ant= 
haufes führte [ie als gbentitätsgeugen mit unb 
eine Utopie bes oom Koroner aufgenommenen 
Nrototolls. Oaufenbe oon Neugierigen roohnten 
auf ber SBerft ber Nbfafert bei, aber leine eingige 
abfällige 23emertung mürbe laut, man glaubte 
eine ©eiftesgeftörte oor [ich gu haben. 

Oer Kapitän bes „Sunbeam", ein edjter2)ontee, 
toar geuer unb glamme für bie gagb. „®as ift 
einmal eine grau," [agte er, „bas i[t bas gbeal 
eines NSeibes!" Oie junge grau mar [o [ehr oon 
bem einen (Befühl ber Nahe befeerrfht, bafe [ie [ich 
nicht einmal bie 3eit genommen hatte, ihre lichten 
Kleiber gu mehfeln. Sie liefe [ich oom Kapitän 
bie Schiffstarte ertlären, ben eingufcfelogenben 
NSeg geigen. Oer mar nun gang einfach: bie 23reite 
oon Saigon einfealtenb, mufete ber „Sunbeam" 
bas Kap oon Nianila bublieren. 

gebe 23emegung ber Schraube dröhnte im 
Kopfe, im $ergen ber grau miber. Oer Kapitän 
liefe bie geuer [cfeüren, fuhr tolltühn gerabeaus 
über Sanbbänte unb Niffe; [eben Kilometer mar* 
tierte er auf ber Karte. ©ines nur oermunberte 
ihn [ehr, bafe grau NMrat) teines Schlafes be* 
burfte unb teinerlei Niübigfeit geigte. ©nblicfe, in 
ber Nähe oon gormo[a, [ah man ben Nauch eines 
grofeen Steamers auf [teigen: bas mar bas 3iel. 

Oie beiben Kommis, bie entfefelidj unter ber 
Seetrantheit litten unb bas tolle Nbenteuer [hon 
tau[enbmal oermünfefet hatten, trochen mühfam 
auf Oed. Oie Ntannfcfeaft heulte auf gleich milben 
Oieren, ber 2)anteeiapitän taugte oor Vergnügen 
unb rnollte burdjous bie Heine Ntitrailleufe los* 
brennen Ia[[en, bie bas Schiff gum Schüfee gegen 
d)inefi[dje Giraten am Norberbed führte. Oer 
„Sunbeam" burdjfhnitt bie NSogert, er [d)ien aus 
bem NSaffer gu [pringen mie ein fliegenber gi[dfe; 
unaufhörlich ertönte bie Sirene, immer mieber 
gab man bas Nlarmfignal, bas bumpf über bie 
NSellen fid) fortpflangte. Ntan tat entfdjieben bes 
(Buten guoiel; ber „Sdjman oon gapan" glaubte 
[id) oon Giraten oerfolgt — mas beinahe ber 
NSalnheit entfprad) — unb [teigerte [eine (Be* 
[djminbigteit. 

„Ntefr feuern!" [chrie ber 2)antee bem feiger 
gu. „2Bir mollen bas Schiff [dhon triegen, unb 
füllten mir in bie £uft fliegen!" 

3mei Stunben [päter maren [ie bem grofeen 
Oampfer auf fünfunbgmangig Nieter nafeegetom* 
men. Oie meiblicfeen Naffagiere bes „S<hman oon 
gapan", bie ebenfalls an einen fiberfall badjten, 
feferien laut unb ängftlid). Oer Kapitän [lieg ra[d) 
auf bie Kommanbobrüde unb rief hinüber: 

„N3arunt oerfolgt ihr mein friebliches Schiff? 
23leibt gurüd ober id) Ia[[e menben unb bohre eud) 
in ben ©rmtb." 

Oer 3)antee nahm nun feiner[eits bas Sprad)* 
rohr gur ganb unb bemies bem anbern Kapitän, 
bafe ein Nmeritaner es im gluchen mit jebem ©ng* 
länber aufnehnten tann. gm übrigen mufete er 
[elber nur gu gut, bafe er tein Nedfet gu bem Über* 
fall höbe, unb [chimpfte bah er um [o oiel ärger. 

„(Beben Sie bas Sprachrohr mir," [agte 
grau NMrat), unb [ie rief hinüber: 

„Sie [inb nicht imftanbe, uns in ben (Brunb gu 
bohren, benn mir fahren meit fdjneller als Sie! 
gd) bin bie grau Nifreb NMraps, ber oon gmeien 
gbrer Naffagiere ermorbet morben ift; [ie heifeen 
NSelbon unb Nathan, fahren aber maferfheinlid) 
unter fal[dhem Namen, gd) bin ben Niörbern oon 
Singapore nahgefahren, um [ie gu ibentiffeieren, 
[ie feftgunehmen unb mieber gu meinem (Selbe gu 
lommen. Kaffen Sie ein 23oot ins Nie er fefeen!" 

„Sie [heinen übergefhuappt gu [ein!" brüllte 
ber Kommanbant gurüd. „ghre gange Sadhe geht 
mich ja gar nichts an. Netlamieren Sie bie beiben 
in gapan ober bei ben anteritanifdjen (Berichten, 
jefet aber fheren Sie [id) gefällig[t gumOeufel!" 

„ßaffen Sie bas Scfeiff [toppen unb [djiden 
Sie ein 23oot herüber," Hang grau NMraps 
Stimme burefes Sprachrohr, „ich lontme bann 
[elb[t unb erfläre ghnen alles. Sollten Sie [ich 
aber meigern, [o folge iefe ghnen bis aits ©nbe ber 
NSelt; mir führen eine Kanone am 23orberbed 
unb tonnen ghr Schiff gtoar nicht in ben (Brunb 
bohren, aber mir merben [eben herünterfhiefeen, 
ber [ich oben bliden läfet — unb merben beim 
Kapitän anfangert. Sdjiden Sie ein 23oot herüber!" 


NSelbon unb Nathan mürben totenbleid) unb 
liefen auf bie Kommanbobrüde gu. 

„Oa [inb bie beiben Niörber!" rief bie grau auf* 
geregt, „jefet erlernte ich [ie beutlid); bie Schürten 
mollen oerfuchen, Sie gu erlaufen, $err Kapitän, 
aber [o mafer ©ott lebt, menn einer oon ben beiben 
nod) einen eingigen Schritt nach oormärts macht, 
la[[e idh [chiefeen!" 

Oer Kapitän bes „Sunbeam" hatte ingmi[djen 
laben Ia[fen, unb ber er[te Schüfe fiel a tempo, 
oorläufig allerbings' er[t blinb. Oie Na[[agiere 
bes Steamers glaubten, ihr lefetes Stünbtein [ei ge* 
tommen unb trei[d)ten laut auf. glud)enb rief 
ber Kommanbant, um ber lächerlichen Sgene ein 
©nbe gu machen: 

„So tommen Sie in brei Oeufels .Namen he?* 
über, man mirb ghnen ein 23oot [dfeiden; bie Sache 
mirb Sie aber [ehr teuer gu -[tefeen tommen, 
barauf mache idh Sie aufntertfam, benn im näcfeften 
$afen Hage idh auf Sdhabener[afe." 

Oas 23oot hielt unter bem „Sunbeam", grau 
Niurrat) be[tieg es tja[tig,[ie unb bie beibenKommis. 

NSelbon hatte gähnetlappernb ben Norgang 
oerfolgt; jefet [agte er gu [einem Kpmpligen: 

„Oie Nartie i[t oerloren, Nathan, es helfet be= 
gahlen." 

,,©ang beiner Nieinung,“ antmortete ber NSoIb 
maller. 

3mei Schü[[e fielen ra[ch hiutereinanber, gmei 
blutenbe Körper lagen auf bem Oed: bie Ntörber 
hatten [ich felbft gerichtet. 

,,©i," [agte ber Kommanbant, „biefe abenteuer* 
liehe ©e[dhi^te i[t al[o mirtlich mahr. Oas änbert 
natürlich bie Situation." 

Kaltblütig betrachtete er bie Sterbenben, beren 
Seine noch trampfhaft gudten, mährenb grau 
Niurrap bas Schiff betrat. 

„Oie[e Herren [inb meine 3engen," [agte [ie, 
auf ihre Begleiter beutenb, „auch habe id) bas 
Nrototoll—" 

„Steden Sie es ruhig mieber ein, id) brauche 
jefet lein N^ototoll mehr unb teine 3eugen. Nus 
biofeem Spleen merben [id) bie gmei Kanaillen hier 
nicht er[cfeo[[en haben. Oie Sach ei[t Har. Stemarb!" 

gurdht[am tarn ber Stemarb herbei, mit einem 
[d)euen Slid auf bie fürdhterliche grau empfing 
er ben Nuftrag, bas ©epäd ber beiben „Kanaillen" 
grünblidh gu unter[uchen, unb fanb tat[äcfelid) bie 
gange bei Niurrap unb Kompanie gefeofelene 
Summe oor, bann noch fünfgehntau[enb Oollar, 
bie früheren (£r[parni[[e ber beiben Sd)ufte. 

■ „Sehalten Sie alles, meine ©näbige," [agte 
ber Kommanbant, „es mirb menig[tens einen Heinen 
Oeil ghrer Koften beden." 

Nied)ani[dh hi^It [ie ihm immer noch bas $roto* 
toll hiu. 

„NSas [oll idh bamit, meine ©näbige? Nßir 
Nmeritaner lieben es, uns [elb[t gu helfen, unb auf 
bem Nteere i[t es gerabegu geboten, Selb[tju[tfe 
gu üben. Sie haben [ehr mohl baran getan, gh*e 
Sache in ghre eignen §änbe gu nehmen — bodh 
Sie merben plöfelid) blafe, ra[d) ein ©las ©hant* 
pagner!" 

Oie junge grau taumelte gegen bie NSanb; 
jefet, mo ihr 3*el erreicht mar, oer jagten ihr mit 
einem Schlage NM unb Kraft. Oer ©hampagner 
marf [ie oollenbs um, [ie oerlor ben ©ebraud) 
ihrer ©lieber unb mufete auf ben „Sunbeam" ge* 
tragen merben. Oie nunmehr gang beruhigten 
^ajjagiere bes Steamers [chrien ihr ein „£urra für 
bie tapferfte grau!" nach. 

Oie junge grau hörte es nicht mehr. NSährenb 
ber gangen Nüäfahrt tniete [ie meinenb in einer 
©de. Nlles, mas [ie im fieberhaften ©ifer ber 
Nadje getan hatte, [d)ien ihr mit einem Ntale rud)* 
los, entjefelidj; ifyxt ^PfXi<N)t als ©attin märe es ge* 
mejen, bei ber Oeicfee ihres Niannes gu machen, 
[ie gur ©rbe gu bejtatten. ©erabegu phpjijchen 
Sdhmerg bereitete ihr ber Nnblid ihrer hellen Klei* 
ber, ber Niangel an jeglidhem äufeeren 3et<hen oon 
Orauer. gn ihren Ohren gellten noch bie gmei Ne* 
ootoerjcfeüfje, unb [ie mürbe ben ©ebanten an bie 
beiben blutenben Körper nicht los, bie mit guden* 
ben Seinen auf bem grell be[d)ienenen Oed gelegen 
hatten.. Oann ängjtigte [ie mieber bie ©rinnerung 
an bie gmei oerjorgten, geängjtigten ©ejidjter, bie 
ben Nusbrud bes für<hterlid)en Schredens noch 
im Oobe fe[tgel)alten hatten. 

„Oas alles habe ich oerur[acht,“ Hagte [ie un* 
aufhörlid), „habe idh benn noch bas Necfet, rnidh 
NBeib gu nennen?" 

Sei bem ©ebanten, bie ©rengen ihres ©e* 
[dhlechtes überjdhritten gu haben, litt [ie gualooll. 
Oangjamer als oorhin, mit bequemer ©ile, fuhr 
ber Oampfer nach Singapore gurüd. Oer über* 
glüdlicfee Nanteetapitän telegraphierte bem Serna*, 
phor einen turgert Nusgug bes Nbenteuers, [tolg 


oertünbete er ben h^beieilenben Sartenführern 
ben Sieg unb [prad) rühmenb oon bem ^elbenmut 
ber grau NMrat). 

„$ören Sie mich an," [agte er gu ihr, „idh tann 
nicht oiel [dhöne NSorte machen. $ier i[t ghr ©elb; 
Sie [inb eine grau, mie es nur menige gibt, gd) 
mufe ghnen burdhaus etmas [agen, aber bie Sache 
ijt oerbammt heitel. gdh habe ghnen gegenüber 
basjelbe ©efühl, mie es gang junge Keute häufig 
einer Scfeaufpielerin entgegenbringen — Sie per* 
[tehen — man mufe [o eine grau bejifeen unb menn 
taujenb Oeufet bem entgegenjtänben. gd) bitte 
Sie inftänbig, merben Sie meine grau, ghr NSille 
[oll mir ©efefe [ein, mir beibe mollen gemeinjam 
bas Nieer beherrjehen, mir merben uns bes gangen 
^anbels gmi[d)en©hina unb San grangisto bemäefe* 
tigen. gn gehn gahren [inb alle Oampferlinien 
unjer, teine eingige Naudhmolte [oll gegen unjern 
NSillen auf bent ©rofeenOgean auftaudhen. Ober mir 
mollen, menn Sie bies oorgiefeen, in ©runbjtüden 
[petulieren, in ©olb ober mas immer es [ei. SSir 
merben neue Stäbte grünben unb beren Könige 
[ein, benn alles, alles [oll uns bort gehören, oom 
Soben an bis gu ben Sd)orn[teinen. Niemanb mirb 
barinnen mohnen bürfen ohne unjre ©rlaubnis; 
bie Semohner merben taufen unb oertaufen mü[[en 
nach unferm NSillen. Nadh unjerm belieben merben 
mir gange Nölter möbeln unb ihrem £eben bie 
gorm geben, bie uns pafet!" 

grau Niurrap [chmieg, gitterte unb oerbarg ihr 
©e[id)t in ben ioänben. 

Nls ber „Sunbeam" in Sicht ber Heinen gnfel 
tarn, bie ben ©ingang gum §afen hübet, begrüfeten 
breifeigtaujenb enthufia[ti[dhe Stimmen bas Schiff; 
ungählige gaefeten, 23oote unb Sampangs bil* 
beten [ein ©efolge, Nile Oamen ber europäifefeen 
Kolonie [tanben auf ben Oods, 23Iumen in ben 
§änben, Slumengarben, 23 erg e oon mohlriedhenben, 
farbenfatten 23lumen. ©s mar eine Npotheofe, 
unb bie SBitme greb NMraqs mürbe empfangen 
mie gajon, als er mit bem ©olbenen 23lie[e heim* 
tehrte, mie Kolumbus, ba [eine Schiffe, beloben 
mit ben Neicfetümern einer neuen NSelt, in Kabig 
einliefen, mie Nelfon nad) [einer Nüdtehr in 
Neapel. 

Oie Kanbungsbrüde fiel, unb eine bemütige 
grau erfchien, Nngjt unb Scfereden im ©ejidht, 
unglüdlidh über bas gertnitterte gelbe goularb* 
Heib, bas [ie umhüllte unb be[[en greller garbe 
[ie [idh [dhämte. 

„©ebt mir ein [dhmarges Kleib, um ber 23arm* 
hergigteit millen!" bas mar ihr erftes NSort, „fo 
tann ich rnich bodh nicht öffentlich [eben taffen." 

„Oie arme grau mar [hon geiftig geftört, als 
[ie abfuhr," hiefe es in ber Stabt, „jefet i[t [ie total 
oerrüdt gemorben." 

Oas mar ein tragifefeergrrtum. grau NMrat) 
hatte [id) niemals geänbert, audj ba niht, als [ie 
ihre maghalfige gahrt unternahm. Sie mar ge* 
blieben, mas [ie immer gemefen: einebraoe, Heine 
englifhe Hausfrau, bie nur für ihren Niamt lebt, 
feine 23ebürfniffe befriebigt, [einen Komfort be* 
[orgt, [einem Haushalte oorftefet — turg, eine 
Ourhfchnittsnatur; mäfeig fromm, ooll Nutoritäts* 
glauben, ber meltlicfeen Sitte [ih leiht unb millig 
fügenb. Unb jefet mar [ie plöfelid) beim Oobe ihres 
§ettn über ihre ©rengen hiuausgegangen, h^tte 
etmas unternommen, bas niht meiblicfe, nicht 
mohltemp'eriert mar. Oie £eute [hingen [id) 
um ihren Nnblid, man [pannte ihr bie ^jSferbe 
aus, man [ah gu ihr auf; in aller;Nugen, in 
jeber Stimme fanb [ie ben 58lid, ben Oon bes 
Nanteetapitäns mieber. Nian glaubte eine her* 
oorragenbe grau in ihr gu finben, einen eifernen 
NSillen, unb niemals nod) hötte [ie [ih fo [htoaefe 
gefühlt mie eben jefet. ghr ganger [htoaher 
Oufeenbmille mar aufgebrauefet morben in einem 
eingigen Oage, oerbrannt an einer eingigen ©e* 
malttat. geber eingelne mürbe fortan grofee 
heroifhe Oaten oon ihr ermarten, unb [ie hotte 
nichts mehr gu geben. 2lus ihrem grauenlos mar 
[ie herausgetreten, auf ber gangen NSelt mar ferner 
tein Nlafe mehr für [ie ba. 2Son gangem bergen 
münfhte grau Niurrat) [ih ben Oob: 

Ooh blieb [ie leben, ©ott, ben [ie [o inbrünftig 
angerufen hatte, oermeigerte ihr biefe ©nabe. Nls 
bie ©efhäftsfreunbe ihres oerftorbenen Niannes 
bie Sdhulben ber 23ant gegahlt, alle ©efhäfte 
liquibiert, bas §aus, bie girma, ja beinahe ben 
Namendesjenigen oertauft hatten, ber ihr Sdjidfat 
gemorben mar, ba blieb für grau Niurrap eine 
Heine Nente übrig, etroäs Nrmlihes, Nihtiges, 
Oürftiges. Sie oerliefe bie heifee ©rbe Singapores 
unb überfiebelte nah ©nglanb, einfant burd) ihre 
Orauer, oöllig abgetrennt oon ihrem eignen ©e= 
[hlehte burd) bie eine Oat ber Nahe. 

(Oeutfcfe oon ©tfella Kafe) 

















Russische Typen 


,Dwornik' 


Der Herr „Gorodowoj“ (Schutzmann) 


Hausierer mit Galanteriewaren 


Nichtung bes Denfens" oerbädhtigt, unb banrt roirb 
es ebenfo ungemütlich, tote es bisher gemütlich toar, 
folartge man [ich zur „redfjtlichett Orbnurtg" befannte. 

Der Haufierer, ber in bie fiangetoeile bes ^often* 
ftehens bes Herrn „©orobotooj“ etroas Nbroechfiung 
bringen füllte, ift zum ©lüd nicht oerbäd)tig. 3a» 
er roohnt fogar in ber großen 9ftietfaferne, bie ber 
Dooontif regiert, unb ift biefem gut befannt. Das 
änbert natürlich bie Situation. ©inem greunbe bes 
Herrn ©eoatters tut bas Nuge bes ©efefees nid)ts. 
SJtan tann ja bie ßangetoeile auch burd) ein Schroäfe* 
d)en oertreiben, unb halb enttoidelt fid) gtoifchen bem 
Vertreter ber Staatsgeroalt unb bem braoen Hanbels* 
mann eine anmutige Unterhaltung ~ 


Unb geht es fd)ief, nun fo hat's eben nicht füllen 
fein — nitfd)etoo! 9Jtad)t nid)ts . . . 

Diefern tlaffifchen „Nitfcheroo“, bas fd)on einem 
23isntard imponiert hatte, als ber SBagenlenter bei 
©atfcbina ben bamaligen ©e[anbten am Petersburger 
Hofe unter bem umgefd)miffenen Schlitten begrub 
unb ben grimmen 3ornesausbrud) bes in grofeer Uni* 
form ftedenben Diplomaten burd) fein harmlofes 
„Nitfcheroo, Sarin! 0 — „bas macht nichts, £>err“ — 
befd)roid)tigte, biefem tlaffifchen „Nitfdheroo" reiht fid) 
roürbig bas ruffifd)e „NtoofC — „üielleidht" — an 
bie Seite. Vielleicht geht's unb geht es bod) nid)t, 
bann eben — nitfchetoo! 9ln ber Kreuzung zweier 
ftel)t ein Schulmann, ©in braoer Kerl, ber es beim 
Unteroffizier gebrad)t hat unb es nun für feine Pflidjt hält, furchtbar] 
grimmig breinzufchauen. ©r langroeilt fid)... ©in Haufierer läuft ihm 
in ben Sßeg. Der füll mal fpiiren, roas Obrigteit bebeutet! „He, bu! 
9Ber hat bir erlaubt, hier 3 u hanbeln? heraus mit ben papieren! Safe, 
©eroerbefd)ein, Daufzeugnis! Siehft mir ganz wie ein 3ube aus . .. 
SBas? 9teben toillft bu and) noch? 3™ oierunbztoanzig Stunben aus* 
getoiefen! Sei uns roirb turzer prozefe gemacht!" 2Bährenb bie Sa- 
piere bes Hanbelsmannes umftänblid) geprüft toerben, tritt ein „Dtoornif" 
ZU ben beiben, ber Hofgetoaltige bes Kaufes. Die Hausnummer mit* 
fantt bem Strafeennamen trägt er auf einem Steffingfdjilb um bie Stüfee 
gebunben; feine eigne Dtoornifnummer baumelt ihm roie eine Sied)* 
mebaille auf ber Sruft. ©r hat nidjt nur Haus unb Hof rein zu halten 
unb bie Ntieter zu fd)ifanieren, nein, zu oiel höheren 3weden ift er be*, 
rufen. Die Sledjmarte auf feiner Sruft ift zugleid) bie ßegitimation 
feiner Solizeigeroalt. 3arool)l! Unb roel)e bem Stubenten in ber Ntanfarbe 
feines Haufes, roenn er fid) mit biefem Hausgetoaltigen, ber in grofeen 
Häuferrt einen unb oft aud) mehrere ©ehüfen hat, nid)t auf tamerab* 
fd)aftlid) guten $ufe ftellt. £Bieleid)t ift man in Nufelanb ber „fozialiftifd)en 


_ _ __ _ Som beimat* 

liehen Dorfe roirb gefprod)en, oon ben fd)Ied)ten ©rnten 
unb bem ©lenb, bas biefe Kinber ber Scholle unb 
Daufenbe ihresgleichen oon $Iur unb 3lder oertrieben 
unb nad) ber grofeen, gierigen, gefräfeigen Stabt ge* 
jagt hat... Der Hanbelsmann tann nun ungel)inbert 
jtrafeenl mit bem tleinen Dienftmäbd)en, bas bie bunte Stad)t feiner Namfchtoare 
— 1 angelodt hat, ein gröfeeres ©efd)äft abfd)Iiefeen. Dafe er feinen rid)tig* 
gehenben ©eroerbefd)ein hat, nimmt ihnt bie Dbrigfeit nicht mehr übel. 
2ßo füll ber arme Schluder bas ©elb bazu hernehnten! Nitfchetoo... 
£afe gut fein .. . Das macht nichts! 

Dem Saffanten folgt eine zerlumpte ©eftalt. ,,Sdjenfen Sie mir 
Zehn Kopefen, Herr KoIIega. 3$ mufe meinen zerrütteten ©eift burd) 
ein 3Iäfd)d)en Schnaps auffrifd)en." ©iner oon ben ©orfifdjert „ge* 
toefenen Ntenfdjen". Der Saffant hat gerabe eine Kupfermünze in ber 
Dafd)e. ©r reicht bas 3weifopefenftüd bem Sagabunben. ,,3d) bat um 
Zehn Kopefen für einen nüfelidjen 3med, Bourgeois," fagt ber „Kol* 
lega". — „NImofen nehme id) nicht!“ Stol 3 roirft er bie Kupfermünze 
bem naioen ©eher oor bie 3üfee U nb toenbet fid) hod)erf)obenen Hauptes 
oon bannen. Hätte er bie zel)u Kopefen befommen, fo mürbe ber ©eher 
eine Danfrebe in roohlgefefetem ft-ranzöfifcf) mit flajfifchen 3üaten oer* 
nehmen fönnen, benn biefer „getoefene SNenfd)“ toar einft ein oerI)ätfd)eltes 
Ntutterföhnchen aus reichem Haufe, bas in feiner 3ugenb bie Salons ber 
mehr luftigen als guten ©efellfdiaft ben Hörfälen oorzog unb als „etoiger 
Stubent" immer luftig oon Stufe zu Stufe fanf, bis ihn bas Nad)tafi)I 
als treueften Stammgaft aufnahm. <5rtebrich Kranfe 


Händler mit selbstgefertigten 
Holzwaren 


Der Wanderschlosser 


Griechischer Hausierer 


Ein »gewesener Mensch' 

















1911. 9tr. 36 


Über £anb urtb 9Weer 


953 



///< 

Von 


Agra — Senates — Kalfutta 

H nerfd)öpflid)es fönnte oon bet Fülle bet ©r= 
[Meinungen et 3 äf)It merben, Sie mährenb 
bet ßtoet SCRonate in Fubien an uns oorüber* 
3 ogen; btei Stätten aber, an benen bet Krom 
prüt 3 rneilte, bütfen {ebenfalls in biefett Auffäben 
unter feinen Umftänben oergeffen merben: Agra, 
Senates unb Kalfutta. Agra mar bet Ort, rno 
bie tounbetbate fünftlerifdje ^intertaffenfefjaft in* 
bifefjer Sergangenbeit am binreifjenSften 311 uns 
fprad); Senates berjenige, too fid) bas blutige 
teligiöfe £ebett bes S)inbu mit all feinet Si 3 ar* 
retie unb bod) 3 ugleid) ©robartigfeit am bum 
teften oor uns entfaltete; Kalfutta, too bie 9Jtad)t 
unb bet ©tan 3 bet englifeben $errenftellung in 
Fnbien uns am einbrudsoollften entgegentrat 
Agra ift eine bet heiligen Stätten bet 
s Uienfd)beit; nid)t in religiöfem Sinne, fonbetn 
burd) ©rinnerung an Atenfd)engröbe unS burd) 
ben Abel tounberooller Kunft. Diefe Stabt mar 
bie $auptrefibert 3 bes „©robmoguls“ Afbar, eines 
bet gemaltigften s Dtonard)en nnb größten 9Jien= 


Fatihpur Sifri, too ibm fein Xbtonerbe 
Fehangir geboren mürbe, auf 3 ufd)Iagen. 

Unter ber SBirfung feines gemaltigen 2 Bil* 
lens unb feiner unbefdjränften AUttel er* ( 
mudjs bier auf einem gelstüden über ber 
meiten F*ud)tebene jene äBunberftabt, bie 
nod) beute als eine bet einbrudsoollften, 
eigentümlicbften Sebensmürbigf eiten Fubiens gilt. 

Auf prad)too!l fdbattiger Kanbftrabe fuhren 
mit mit Automobilen in einer Stunbe hinaus; 
ber Kronprüt 3 burd)fd)ritt unter Rührung bes 
oort bet englifeben Regierung bortbin beorderten 
Fadjard)äologen mit bem lebhafteren 

- Fntereffe bie großen, meiten §öfe, 

fallen, Alofdjeen, Siegestore unb 
Srunfgräber, oon benen unfre Silber 
einige Seifpiele 3 eigen, unb legte, 
mie jeber inbifebe F'ürft hier 3 u tun 
pflegt, ein ©aftgefd)enf nieber in ber 
aus meinem äRarmor 3 ierlid) mie ein 
Kleinob aus ©Ifenbein gefeilten ©rab* 
fapelle bes nod) beute oerebrten £>ei= 
Iigen Selim, jenes DJlannes, ber Afbar 
bie ©eburt feines Sohnes oorher* 
gefagt hotte. 

Son bie* fuhren mir 3 U bem im 
Sfei-r 1 Dorfe Sifanbra bei Agra gelegenen 
©rabmonument Afbars felbft, einem 
«^|j Denfmal, bas oollfommen ber ©röbe 
unb ©igenart bes Cannes entfpriebt, 
beffen irbifd)e Uberrefte hier ruhen. 
3 n einem groben, hod)ummalIten Sorf 
erhebt fid) eine gemaltige Sp*ontibe. 
Hfi 9 | 3 ebod) nid)t gefdjloffen mie bie ägpp* 
tifeben, fonbern aus burd)brod)enen, 
oielgeglieberten Sogenhallen auf¬ 


©mpfang bes Kronprin 3 en im Salaft bes Si 3 efönigs 
in Kalfutta 


gebaut, bie in Stodmerfen übereinanber, nad) 
oben fid) oerfleinernb, emporfteigen. Das oberfte 
Stodmerf bilbet eine offene, oon einer Ieud)tenb 
meibert Atarmorarfabe umfd)loffene Slottform, in 
beren Atitte nid)ts als ein grober meiber Atarmor* 
blöd, ber Denfftein bes dürften, liegt. ASeld) 
©ebanfe eines ©rabmals! Aid)t eine bunfle 
Kuppel mölbt fid) barübermie fonft, fonbern ber 
ftrahlenbe $immel Fubiens, ben er fo liebte, ift 
bie Dede feines ©rabes, unb mie eine Opfergabe, 
auf grobartigem Altar bem öimmel felber bar* 
gebracht, liegt in ber Iid)tglül)enben ©infamfeit 
Afbars bes ©toben Sarfophag. 

Unb bod) ift and) bies ©rabmal nod) nid)t 
bas fd)önfte oon allen ben oielen ASunbermerfen, 
bie bie Atogul 3 eit uns I)interlaffen hot. Sonbern 
ein aitbres, bas überhaupt urtbebenflid) als bas 
fdbönfte ©ebäube Afiens unb als eines ber ooll* 
enbetften Kunftmerfe ber ASelt be 3 eid)net merben 
barf. Das ift ber Sabfcf) Atahal bei Agra, bas 
©rabmonument, bas Schal) 3ebon ber Arjumanb 
Sanu, feiner geliebten ©attin, mährenb ber 3 ^it 
unfers Drei big}äbrigen Krieges errieten lieb- 
Sd)ab 3^hon ift ber 3 meite Aad)folger Afbars, 
berjenige unter ben ©robmoguln, unter bem 
ber Srimf bes £>ofes ben l)öd)ften ©ipfel erreichte 
unb felbft nad) ©uropa l)inüberftral)lte. ©r mar 
unter ben Alogulfaifern oielleicht ber allerfünft* 
lerifdbfte ©eift, ein Sd)melger in meibem Alarmor 


Siegestor in Fotibpur Sifri 



fd)en ber A3eltgefd)id)te. ©r hot mand)e eigen* 
iümlicbe Serübrungspunfte mit griebtid) bem 
©roben, infofern aud) er oerfd)iebene ©igen* 
febaften eines dürften in fid) oereinigte, beren 
jebe eht 3 elne fd)on genügen mürbe, ihm böchften 
Auf)m 311 ermerben; er mar ein glän 3 enber Felb* 
berr, ber fein fd)mer gefährbetes Aeid) burd) alle 
Stürme hioburdbführte unb einen groben Deil 
gan 3 Fhüüens bem3epter ber Atoguln untermarf. 
©r mar oielleicht nod) bemunbernsmerter als 
Sd)öpfer unb Leiter einer auberorbentlicben 
ftaatlichen Sermaltung. ©r mar ein fünftlerifd)er 
©eift erften Aanges; bie berrlidjen Sauten, mit 
benen er bie Stäbte feines Aeidjes erfüllte, finb 
3 eugen baoon. ©r mar enblid) 3 ugleid) aud) ein 
Shilofoph, beffen erhabener Sinn in leibenfebafts* 
lofer Klarheit über ben religiöfen Streitigfeiten 
unb Fanatismen fd)mebte, bie bie inbifebe Aklt fo 
tief burdbfetjen, unb jebeit nad) feiner Foffon 
felig merben lieb- Unb über bent allem ftanb 
bei ihm, gans mie bei F*kbrid), bas eine grobe 
©efühb bas ihn bis 3 um lebten Atem 3 uge be= 
l)errfd)te, bas ber Pflicht. 

3n Agra erinnert au Afbar oor allem bas 
oon ihm erbaute Königsfd)lob, heute bas „Fort“ 


Selim Difd)tis ©rab in Fotihpur Sifri 






954 


Über £artb unb SJleer 


1911. 9Zr. 36 



unb jener foftbaren Pietra-dura=9Irbeit, jener 
9Ptofaitbetoration aus farbigen £jalbebelfteinen, bie 
bamals aus galten I)ierber eingeführt roorben 
toar. 9Benn man oon ber öftlid)en Umtoallung 
bes ftaiferfdjloffes oon 3lgra über ben ^a^ma- 
jtrom I)inüberj^aut, ber bort einen fd)ön= 
gefcf)toungenen ©ogen hübet, bann grüfct über bas 
2 Baffer aus ber gerne e j n © e bäube herüber, bas 
eher ein 9Ptärd)engebiIbe aus Daufenbunbeiner 
©ad)t ju fein fdjeint als 2Birflid)teit. Der £abfd) 
SPlahal, bas beifet ftrone bes ©alaftes, ber einft- 
malige Ditel ber Slrjumanb ©anu, liegt roie 
■ültbars ©rab in einem prachtoollen, I)od)um= 
mailten ©art. Schon fein ©ingangstor ift fo 
fd)ön unb großartig, ba& man feinettoegen allein 
bereits t)iert)ertoanbern toürbe. SBunberooII über 
alle ©efchreibung aber ift bie 2 Birtung, roenn 
man biefes Xox burd)fd)reitet unb nun in feiner 
©ogentoölbung toie eingerahmt plb^Iid) bas ©ilb 
bes bunten ©artens erfd)eint unb über ©m 
fdfroebenb, mibergefpiegelt oon einem marmor- 
gefaxten SBafferbeden, ber mildjroei^e Dom, ber in 




91fbars ©rabmonument bei 91gra 


ben ©rabftein, toieber einen einfa©en polierten Deilen bes fianbes in S©aren oon £junbert= 
SPtarmorblod, iiberfät aber mit ben toftbarften ©bei- taufenben in bent ©nen unermeßlich Ijeiligen, alle 
fteinblumen, bie ausfehen, als hätte bie §anb ber Sünben Iöfd)enben Sßaffer ber 9Ptutter ©anga; 
fiiebeno© einen lebten Strauß barüberausgeftreut. am Ufer brängen fid) in ben Tempeln unb auf 
Sdjauer bes Uralters umgeben ©enares. ben ©abetreppen ©eter unb ©üßenbe, l)a!boer= 
$ier barf man fogar unbebenflid) ben Super- rüdte gatire unb geroe©te fti©e; auf ben ©er- 
latio gebrauchen unb fagen, es ift bie I)etligftc all bremtungspläßen flammen bie Sd)eiterl)aufen 
ber 3 al)IIofen he^^gen Stätten einer mehr benn berer, bie X)icrl)erpügerten, um an ben Ufern 
3 toe©unbert SPtillionen 3 äf)lenben ©eoölterungs- bes t>eitigcn Stroms 3 u fterben, unb auf feinen 
maffe, bie unbebingt bie religiöfefte ber ©Seit ift, fluten treiben bie Hberrefte ©rer oom <rjol 3 ftoß 
roenn man mit ©eligiofität bie Durchbringung in ben gluß getoorfenen Körper, nad) ihrer 
unb ©et)errf©ung bes ganzen Dafeins mit 9Pieinung, bem allempfangertben SBeltojean 3 U. 
religiöfen ©orftellungen unb §anblungen meint. ©enares' Schönheit, fein romantifcher Ptei 3 liegt 
gahrtaufenbe gingen über ©enares bahin, ©ene- lebiglich an feinem Slußenranbe, am ©anges. ^Iuf 
rationen 3 ogen oorüber in evtblofer golge, dürften* fteil 3 um SBaffer hmabfallenbem Ufer 3 iet)t fid) ©er 
gefd)le©ter roed)fe!ten, ©laubige errichtetenDempel bie oier englif©e teilen lange glußfront ber Stabt 
unb Elitäre, ©roherer tarnen, bie fie toieber oer- in majeftätif©em ©ogen bahin. dürften unb 
toüfteten, Unterbrüder, bie oerfuchten, mit Stiel Reiche haben getoetteifert, bie oom hohen Ufer- 
unb Stumpf bie £>inbureligion aus 3 urotten, unb ranbe hernieberfteigenben Zugänge 3 um Strom mit 
heut toie immer haben bie SBallfahrer aus allen ©rad)tbauten, ©hats genannt, aus 3 uftatten: riefen- 


Der ftronprin 3 im ©roßmogulpalaft mtbars 


©ingeborene am ©ingang bes £abf© PJtahal 

bas fchimmernbe ©lau bes Rimmels emporfteigt, 
eben© großartig burd) feine getoaltigen Dirnen- 
fionen: bie Spiße erhebt fid) bis 3 U 80 SPietern 
über bem ©oben, roie burd) ben reinen 2 IbeI 
feiner einfachen, aber oollenbet [djönen £inien 
unb ber ätijerijdj 3 arten garben, roie enblid) burd) 
bie ftoftbarteit feines PPiaterials, bes ebelften 
roeißen 9Jiarmors mit Slrabesten aus farbigen 
$albebelfteinen. gm grtnern ber mächtigen 
Kuppelhalle bes 3cntraIbomes, in beffen Däm¬ 
merung bas oon gnbiens ©lut geblenbete ©uge 
erft lange 3 eit braud)t, um überhaupt ettoas 
beutlid) 3 U ertennen, bann aber ent 3 üdt unb be= 
raufdjt ift oon bem gra 3 iöfen Spiel bes herrlidjen 
Defors ber 2ßäube, liegt bas ©rub ber grau, 
bie bas granbiofefte £iebesbentmal ber ©rbe be- 
fit© innerhalb eines a©tedigen ©itters oon 
töftlichfter burd)bro©ener PPiarmorarbeit fieht man 


Pietra-dura=9Bert im ©roßmogulpalaft oon 9Igra 

































1911. 9lr. 36 


itber £artb unb $Keer 


955 





heiligen Stroms, errietet rourbe, 
um bie fidnbugläubigen jo tief 
rote möglich 3 U oermunben unb 
3 U bemütigen. Dod) oll bieje 
Dinge unb bie phantaftifd) bunten 
Svenen bes Sabetreibens anben 
kreppen ber ©hats fd)ilbern 
oiel beffer als 2 Borte einige ber 
Photographien Aufnahmen, 
bie id) oon ber Sorte bes 
51ronprirt3en aus machen tonnte. 

2Beld) ein ©egenfaß 3 U bie* 
fen feltfamen Silbern aus einer 
uns tieffremben 2Belt, einer 
Stätte, too fid) bie unfrer Art 
am fernften liegenben Seiten 
bes inbifcßen SBefens entfal* 
ten, bilbete bann ftaltutta, 
bie gtänjenbe, oon mo* 
bemem fieben braufenbe s D?e* 
tropole bes britifd) = inbifd)en 
fiaiferreid)s unb feine ooltreid)fte Stabt, 
fefet fid) aud) l)ier bie eine SCRilliort überfteigenbe 

Seoölterungsmaffe übercoiegenb aus $inbus 
nieberer ftlaffen 3 Ujammert, bie ihre Tempel, 

ihren Aberglauben, il)re heiligen Säber im ©anges* 
jtrom höben — ber Aame ftaltutta fomrnt oon 


Der üronprins an Sorb ber Sorte bes 9Raharabfd)a oon Senares 
auf beut ©anges 


haften Freitreppen, bie toie ilastaben hernieber* 
jtür 3 en, großartigen Uferfcßußbauten bahinter in 
Form oon ard)itettonifd) geglieberten SBällen, oon 
Dürnten geftüßt, ‘ipaläfte tragenb. Febes ©hat 
anbers in jeiner tühnen Ard)itettur, jebes ohne Aüd* 
fid)t auf bas artbre hingeftellt; bas ©an 3 e ein Silb 
oon fo romantifcher Shontaftif, 
als fei es nicht 2Birtlid)teit, fon* 
bern eine Dorefd)e FHuftration 
3 U irgenbeitrem Kapitel aus " I TCt 

Ariofts Aafenbem Aolanb. Mihi- -löM 

Fn mehreren Sooten fuhren ] J|fcj 

mir in früher ÜJJlorgenftunbe jtrom* 
abmärts baran entlang, ber 5tron= ' 
prin 3 mit einigen Herren bes ©e* 7pNl»Äp^§ 
folges unb bem Serfajjer auf einer 
Sruntgonbel besäRal)arabfd)a oon 
Senares mit fd)arlad)getleibeten 
Äuberern, oergolbetern Saoillort 
unb einem großen Sfcm am 2$ug. 

2Bie eintinematograpl)ifd)es£Ban 
belbilö rollte fid) fo bas feltfame, 9 


märd)enbunte, bi 3 arre, ei. 
fiebert auf ben Sabetreppen oor 
uns ab. £ier mäl 3 ten fid) bie 
Aaudjmolfen ber §ol 3 ftöße bes 
Serbrennungsghats, bort brärrg* 
ten fid) bie Siebten ©laubigen* 
maffen bes befonbers heiligen 
äRanitharnita* ©hats, h^r ragte 
ber Sruntbau bes 9Jlaharabfd)a 
Fai Singh oon Faipur empor, 
auf bejfett Dad) fid) eines jener 
feltfamen aftronomifd)en Obfer* 
oatorien biefes Fürften befinbet, 
mie mir in einem früheren Auf* 
faß eines befdjrieben haben, bort 
ber ehemalige Solaft91ana Sahibs, 
bes berüchtigten Serräters aus 
bern Aufftaub oon 1857. Auf ber 
£jöbe reett fid) mit fd)lanten, biinnen 
Minaretten ßodj über alle anbern 
Sauten bie 9Jiofdjee bes ©roß* 
moguls Aurangfib, bie einft oon 
biefetn _fanatifd)en äRohamme* 
banerfürften hier ausbriidlid) 
auf Senares' meitßin fid)tbar= 
ftem Swntte, im Angefidjt bes 


Oben: Sabetreppen in Senares 
Unten: Serbrennungsplaß am ©anges 


Die §uglibrüde in Kalfutta 


Der 51ronprin3 befud)t bie £omrah=Futefabrit in Äaltutta 












1911. ttr. 36 


956 


Über £artb unb 9JIeer 




• GS#£9G*#£9G**£9G*#£9G*#£9G**£9G*#£9G*#£9G**:i9G*#£9GS#!^>G?4£9G*#£9 • G*4^G**^G**s^G*#!^G**^G*#^G?*^G*#£9G*#i^)G**££>G*#£9G*#££>G*#!^> • 


£lrfur 'Fürft: ^aläfte ber Arbeit 


• G*#^G*#^G*#^G*#^G*#^GV*^GV*££>G*#£9G**£9G**££>G**£9G**£9G*4£9 • G*#£9G*#£9G**££>G*#!^>G*#i^>G?#£9G*#£9G*#£9G*#N£>GS#!^>G**£9G*#!^>G**££>* 


'TN er ©ebanfe, bah aud) ein Fabrif* 

/<J gebäube fd)ön gebaut merben 
fönne, ift ein ftinb erft ber aller* 
neuesten 3 eit. ^BisT^er maren biefe 
Käufer [o gut mie immer freublofe 
Feftungsbauten, an beren Doren bem 
£id)t, ber £uft ber (gintritt oermehrt 
marb, ©ebäube mit f leinen, minfligen 
Räumen, bie man mit Xfnluft betrat, 
mit Freube oerlieh- ©efängniffe, 
ftafernen unb Fabrifen mürben in 
bemfelben [djönen Stil gebaut, ob* 
gleich bod) bafür nid)t bie geringfte 
3 toingenbe Urfad)e oorlag. ©tan über- 
fab oollfommen, bah ein bäklidies 
Fabrifgebäube ben Arbeiter nieber* 
brüdt, bah aber eine fd)öne Schaffens* 
ftätte bas ©er[önlid)feitsgefüf)l bes 
©ßerfmanns fteigern unb ü)n fröf)Iid)er 
3 ur Arbeit mad)en muh- 

Die Allgemeine ©leftri 3 itätsge[ell= 
fd)aft in ©erlin hat als erfte unter ben 
Fabrifen bie Vorteile erlannt, bie 
belle, hol)*» ftf)öne Arbeitsräume j>u 
bieten oermögen. Freilid) genügte biefe 
(grfenntnis allein nid)t. ©s galt aud) 
einen Äünftler 3 U finben, ber ©er* 
ftänbnis für bie nid)t leichte Aufgabe 
befah, ein fd)önes Fabrifgebäube 3 U 
[djaffen. Denn hierfür ift bie An* 
menbung gan 3 anbrer ©runbfähe nötig als für 
bie (grrid)tung präd)tiger ^rioatpaläfte ober 
[dpnuder ©illen. ©ine Fabrifationsgefellfd)aft 
[teilt ein Unternehmen bar, beffeit einiges 
3iel es ift, ©elb 3 U geminnen. ©Senn man 
and) nod) fo fehr beftrebt ift, ben fo 3 ialen ©e* 
ftrebungen ber Arbeiterfd)aft fomeit mie möglich 
nad) 3 utommen, fo muh bod) immer forgfältig 
barüber gemacht merben, bah bie Ausgaben für 
bie fo 3 ialen ©inrichtungen eine gemiffe £öhe nid)t 
überfteigen. Denn am ©nbe bes Jahres muh un= 
bebingt ein Untemehmcrgeminn gebud)t merben 
fönnen. Die Ausgabe für ein §aus oon ber Aus* 
bebnung eines großen Fabrifgebäubes ift nun ein 
Faftor, ber nicht unmefentlieh auf bie ©ilan 3 ein* 
mirft. ©tan barf barum moI)I fdjön bauen, aber 
man barf nid)t 311 teuer bauen. Der 3 m ©titarbeit 
berufene Zünftler fann fid) feine Arbeit alfo nicht 
bequem mad)en, inbem er bie Fabrif einfach nach 
benfelben ©runbfähert errid)tet mie etma einen 
großen ©alaft. Afthetifd)e äBirhingen burd) 
©tarmor* ober Sanbfteinfronten finb gan 3 gemifj 
ausgefd)Ioffen. ©s gilt oielmehr, aus billigem 
Material eiubrudsoolle formen 3 U geminnen, 
mit ben einfad)ften Mitteln gute Käufer 3 U er* 
richten. 

Die Allgemeine ©leftri 3 itätsgefellfd)aft hatte 
nun bas ©Iüd, in ©eter ©ehrens einen Zünftler 
311 geminnen, beffen ©igenart allen gorberringen 
entfprad), bie an einen Fabrifard)iteften geftellt 
merben müffen. ©rofeffor ©ehrens' Staffen ift 
mobern im beften Sinn. Seiner Formgebung 
liegt alles ©i 3 arre, eigenfinnig ©emollte fern. 
Schon bie oon ihm entmorfenen ©töbel 3 eigen, 
bah er bie Unruhe nicht für ein ©Iement ber fünft* 
Ierifd)en ©Sirfung hält, ©r meibet bie toll ge* 
morbene £inie, bie fo oiele ©tobernen für ihre 
„©igenart“ ausgeben, unb flicht feine ©Birfung 3 U* 
meift in ber Flädje, in ber fräftigen 3 urfd)au* 
Stellung bes ©taterials. ©or allem aber ift er einer 
jener genügenb auf bem ©oben bes ©ealen 
ftehenben Zünftler, bie il)r ©Serf immer gleich im 
©taterial benfen unb barum aus bem gegebenen 
Stoff bas ©efte, bas er hergeben fann, heraus* 
3 uentmicfeln oermögen. Darum ift er imftanbe, 
aud) aus einfad)en ©runbftoffen ©auten oon 
ftarfem ©inbrud 3 U fd)affen. 

©erabe in biefer £infid)t ift fein intereffanteftes 
© 3 erf bie grofce 1 §alle für bie Durbinenfabrif ber 
Allgemeinen ©leftrisitätsgefellfchaft in ber Jütten* 
ftrafee 3 U ©erlin. Seit fur 3 er 3eit erft tpirb ein 
aufeerorbentlicb bilbfames unb oerl)ältnismähig 
fehr billiges SOfaterial für ben ©au oon Käufern 
oermenbet. ©s ift bas ber ©eton mit ©ifenarmie* 
rung. Die ©ebäube aus ©ifenbeton merben nicht 
mehr aufgemauert, fonbern, mit Ausnahme bes 
Stühgerüftes aus ftählernen Pfeilern, in ber benf* 
bar einfachften ©Seife hergefteilt, nämlich gegoffen. 


ftraftftation ber Durbinenfabrif in ber ^uttenftrahe 3 U Serlin 
©on Steter ©ehrens 

Der ©eton, ber bas ©ifengerüft oollfommen um* 
hüllt unb in fid) ein[d)lieht, um es bei einem etma 
ausbred)enben ©ranb oor ber £ihe 3 U fehlen, 
mirb als eine breiige ©taffe 3 mifd)en $ol 3 formen 
an Ort unb Stelle eingeftampft. ©Senn ber ©eton 
erftarrt ift, hot er fid) mit bem eingelegten ©ifen* 
gerüft fo innig oerbunben, bah beibe 3 üfammen 
eine auherorbentlid) miberftanbsfähige ©tauer bil* 
ben. Doch biefe ©lauer fieht unfd)einbar, grau 
unb eintönig aus, unb bie bequeme ©töglid)feit bes 
©informens oeranlaht bie ©aumeifter bei ©eton* 
häufern meiftenteils ba 3 u, in taufenb bunten 
Ornamentd)en 3 U fchmelgen, bie für Dapeten* 
mufter ausge 3 eichnet geeignet finb, für Käufer* 

. fronten aber burd)aus nicht paffen. ©el)rens' 
Durbinenl)alle 3 eigt aud) nod) nid)t einmal ben 
Anfah 3 U einem Ornament. Sie ift ausfd)liefelid) 
auf bie monumentale ©Sirfung ber breiten Fläche 
geftellt, bie hier 3 U einem granbiofen ©inbrud ge* 
fteigert ift. Da 3 U mar jebod) ©orbebingung, bah 
erft einmal bie graue £angmeiligfeit ber ©eton* 
Oberfläche befeitigt mürbe, ©ehrens gelang bies 
ebenfo einfad) mie grünblid), inbem er bie glatten 
Sßänbe mit bem Jammer grob unb rauh fd)fagen 
lieh, moburd) eine helle, [cf)öne, fanbfteinähnlid)e 


Färbung entftanb. *) Die beiben fehr 
träftigen ©dpfeiler ber Front oer* 
jüngen fid) Ieife nad) oben, um bort 
ben mächtigen ©iebel mit feinen fd)arf 
anfteigenben Äanten 3 U tragen. 3 ^ 
ber ©Ritte ift ein Ieife oorfpringenbes 
riefiges Fenfter eingefeht, beffen grün* 
lid)e Scheiben oollfommen Iid)tburd)= 
läffig finb, aber feinen ©lid in bas 
3 nnere bes Kaufes geftatten, fo bah 
bie ©uhe ber Front nicht geftört mirb. 
Die auherorbentlid) lange Seitenmanb 
geminnt ihre fehr ftarfe ©Sirfung nur 
aus ber immer erneuten ©Sieberl)oIung 
besfelben Formelements, ©in 00 m 
©oben bis 3 um Dad) ragenbes F^rtfter, 
mieber aus grünlichem ©las, mirb 
flanfiert oon 3 toei eifernen Drägern, bie 
burd) ihren grünen Anftrid) mit bem 
Fenfter unb feinen eifernen ©ippen 
311 einer ©inheit 3 ufammengel)en. Die 
Dräger oerjüngen fid) nad) unten, fo 
bah ko* ©an 3 e Ieid)t unb fd)toebenb 
ausfieht. Das §aus hübet in bem 
großen Fobrifenoiertel bes nörblid)en 
©harlottenburg ein ©Sahr 3 eid)en. ©s 
ift eine Oafe in einer ard)iteftoni= 
fd)ert ©inöbe. Xlnb es fann feinem 
3 meifel unterliegen, bah biefes ©el)= 
rensfd^e ©}erf Schule machen mirb. 
3 umal menn man bas 3 nnere ber §alle betritt 
unb mal)rnimmt, bah h^r bie benfbar günftig* 
ftett £id)toer!)ältniffe er 3 ielt finb. ©tan I)ot bas 
©efühl, bah es hier brintten heller fei als im 
Freien. Denn überall flutet bas £id)t burd) un* 
geheure gläferne ©Sänbe über bie ©tafdjinen. ©s 
ftrömt oon allen oier Seiten unb 00 m Dad) her* 
nieber, es bringt bis in ben lebten ©Sinfelunb 
mad)t bie ©tenfdjen, bie hier arbeiten, froher 3 um 
©Serf. 9tid)ts eigentlid) erinnert hier mehr an 
einen Fabrifraum. Die §alle ift ein Feftfaal für 
©tafd)inenbau. ©tan fühlt: nur ein heiter fchaffen* 
bes ©efd)Ied)t fann hier am SBerf fein, um bie 
riefenhaften Durbinen* unb Di)namoteiIe fertig* 
3 u[tellen, jeber ein 3 elne S^affenbe muh fiä) hier 
als ©lieb in einem mächtigen ©an 3 en fühlen, ber 
Arbeitsfflaoe I)at aufgel)ört 3 U exiftieren. Unb in 
ber Dat hat bie Allgemeine ©leftri 3 itätsgefellfd)aft 
bie ©rfal)rung gemad)t, bah fief) feit ©rrid)tung ber 
neuen fd)önen Fobrifl)äufer il)r Arbeitermaterial 
meiter oerbeffert hat. Die £eute haben ein perfön* 
Iid)es ©erl)äitnis 3 U ihrer Arbeitsftätte gemonnen, 
unb fie fühlen aud), bah aus biefen ©äurnen feine 

*) ©gl. bie Slbbilbung in 9lr. 21, 6. 560 oon „Über Sanb unb 
©leer" redjts oben in bem SIrtilel „lurbobijnamo" oon Ülrtur Sriir[t. 


Fnneres ber Durbinenfabrif in ber ^uttenftrahe 3 U ©erlin 















mät)lid) 3 U ber notwenbigen Sr eite 
aus, fo bafc bie $enfterreif)en red)ts 
imb Itnfs baneben feinen beträd)t= 

Tigert Statten ntel)r betommen. 

Stenn man betrautet, wieoiel £id)t 
beit älteren $abritgebäuben gerabe burd) bie 
kreppen entßogen wirb, fo leudjtet ber Aut;en 


SBafferturm ber Stafdjinenfabril; in ber Soltaftrafte 3 U Serlin 


biefer ilonftruftion fofort ein. Die gefamte Einlage 
ift trotj itjrer auffallenben Sd)önl)eit fo praftifd) 
burcf)gefül)rt, bafj man auf 

- 8000 Quabratmetern ©runbfläd)e 

33 000 -Quabratnteter nutjbarer 
gläd)e jur Verfügung t)at. Das 
SJtauermaterial ift roter Sacfftein, 
ber burd) eingelegte fd)war 3 blaue 
ftlinter einen fet)r fremtblidjen 
warmen Don erhalten t)at. 

I Die oielfeitigeDätigfeit Seitens' 

beweift aud) ein fel)r f)übfd)er 
Ausftellungspaoillon für bie ßr= 
3 eugniffe ber Allgemeinen (Elef= 
tri^itätsgefeXIfdjaft unb ber barin 
■ran^^l ftJl aufget)ängte mächtige 5Xronleud)= 

ter. (£infad)I)eit unb ftraft finb 
M BllM ^ie ^ etm 3 e ^) eit au d) biefer An= 

Sei ber aufcerorbentlid) großen 
'TlfäiBua ber Sabrifl)äufer gerabe 

üätiismffiM irc bem 3nbu[trielanb Deutfd)Ianb 

ift es mit $reube 31 t begrüben, 
; Gleftriäitäts* bafe aud) biefe Sauten enblid) 

nad) t)5t)eren ^rin^ipien als bem 
Stanbpunft ber bloßen ÜRütjUdj* 
feit aufgefül)rt werben, ^fatereffant aber ift bie 
Seobadjtung, bafe bie Äunft, wie überall, fo aud) 
l)ier einen förberfamen Gtnflufj übt, bafj bie 
^Jaläfte ber Arbeit unßweifelliaft auf bie ^ßro= 
buftionsluft ber Arbeiter unb bamit auf bie $ro= 
buftion felbft in günftigem Sinn einwirfen. 


^aoillon in ber Sd)iffbauausftellung 1908. Son Steter Seitens . j \ 





























958 


Über £anb unb 9JIeer 


1911. $Rr. 36 




SitBiato Hilft ftcr IMk Äutorc 

93on 

SHfreö Steiniger, TOirt d£)en 

(§ter3ufict>en?lbbilbungen nad) s )lufnal)men bes 93erfa[fers) 

feinen ber intereffanteften Ausflüge oon Sont 
bietet ber Sefud) oon Subiaco. Das oon 
hohen, 3 utu Deil bexoalbeten gelsbergen gerahmte, 
oon bem triftalltlaren Sniene burd)raufd)te Dal mit 
beu an ©raten I)inauftletternben ober in toinb- 
gefd)ühte gelsteffel eingebauten, mauerumgürteten 
Sergbörfern getoäI)rt eine gülle ent 3 üdenber Silber 
unb bantbarfter Spaziergänge. Ster fid) weiter 
in bie Serge roagt, trifft noch uralte, ftunbenlang 
ausgebel)nte Suctjenroälber, beren fd)üt)enbes 
Slätterbad) felbft bie italienifdje Sonne nid)t 311 
burd)bringen oermag. Der lanbfd)aftlid)e ©Ian 3 = 
puntt ift Subiaco felbft, bas, auf einem fid) ppra- 
mibenartig erhebenben Serg aufgebaut, fid) nal)e 3 u 
I)unbert Steter über ben gluf) ergebt, in beffen 
SBaffer bie ©runbmauern ber unteren Stabtteile 
fufjen. Suf ber Spihe bes Serges ragt bie roeit- 
befjerrfd)enbe „Socca“, bie, im elften gahrhunbert 
00 m Senebittinerabt gohamtes V. erbaut, ben 
triegerifd)en Albten bes benachbarten Klofters als 
3mingburg bienen muhte. Stit ber Sufhebung ber 
geubalgerid)tsbarteit burd) SPapft SenebittXIX. 
(1753) enbete bie roeltlid)e $errfd)aft ber Sbte, 
bie ben Leuten immer nur ein Sdjreden roar. 

Unter bem Krummftab toar es in Italien nie 
gut toofjnen. Sod) l)eute tragen bie umliegenben 
Sergbörfer ben Stempel ber bitterften Srmut; bie 
Kolonen I)aben oft ftunbenlange Stege 3 U ben im 
Dal gelegenen gelbem unb Ölbäumen unb muffen 
in ber trodenen gahres 3 eit bas SSaffer ebenfo- 
roeit Ijinauftragen. ^ius VI., ber aud) als ^ßapft 
Karbinalabt blieb, machte oieles roieber gut, 


Panorama 


1527 oon Napoleon örfini ben Druppen ©Ie= 
mens' VII. fdjimpflid) abgenommen unb inert- 
toürbigerroeife unter ber fpäteren päpftlid)en §err- 
fdjaft an ihrem ^Iatje beiaffen. gd) war f° boshaft, 
ben mid) begleitenben Sruber nad) ihrer $erfunft 
3 U fragen. ,,Un’ antichita,“ antroortete er ad)fei= 
3 udenb. Sel)r erftaunt 
roar id), in ber fieinen 
SibIiotl)et mit ben 
erften in gtatien ge- 
brudten Südjern ein 
großes Porträt bes 
Königs 3 U finben. ©s 
beroeift btes, bah ber 
Senebittinerorben 
ber friebfertigfte ber 
gebilbeten £>rben ift. 

Son Santa Sco- 
laftica fül)rt im gels- 
gehänge, l)od) über 
bem Snienetal, mit 
tounberoollen Süden 
auf Subiaco unb fei¬ 
nen Sergtran 3 , ein 
Steig nad) bem Hei¬ 
neren Klofter Sacro 
Speco. Stan tritt 
burd) bie niebrige ftei- 
nerne Pforte in einen 
ehrtoürbigen §ain ur¬ 
alter Steineid) en unb 
ftel)t plötjlid) oor einer 
faft fentred)ten; gels¬ 


Subiaco 


garten, in bem bie Sofen gerabe in Slüte ftanben. 
Der Siograpl) St. Senebifts, ©regor ber ©rohe, 
er 3 äl)It, bah bie ^pt^antafie bes jungen ^eiligen 
einftmals fo erregt 03ar, bah er, ber Serfuchung 
faft erüegenb, mit bem Aufgebot ber lebten mora- 
Iifd)en Kraft ben nadten Körper im Dorngeftrüpp 
mäl 3 te, um bas unreine geuer aus 3 ulöfd)en. 
Sieben gal)rl)unberte fpäter pfropfte St. gran 3 is- 
tus biefen Dornen bie Sofenreifer auf, beren 
Slüten nun ben ©arten mit füjjem Duft erfüllen. 

gn ben gelstoänben bes Stonte Sutore, bes 
höchften ©ipfels ber Sabinerberge, liegt bas be¬ 
rühmte Santuario bella SS. Drinitä, faft 1400 
Steter I)od) gelegen unb nur in ermübenber fieben- 
ftünbiger Stenberung oon Subiaco aus 3 U er¬ 
reichen. Sur einmal im gal)re, am erften Sonn¬ 
tage nad) Sfingften, bem Drinitätsfefte, ftrömen 
aus roeiter Hmgegenb bie £anbleute herbei, um 
il)re Snbadjt 3 U oerrid)ten unb bem „^ianto", 
einem mittelalterlichen ^ßaffionsfpiel, an 3 uroohnen. 

3ehn Ul)r abenbs brach id) mit Setannten aus 
Som oon Subiaco auf; es maren ein Kunftl)iftoriter, 
ein Staler unb ein früherer ©eiftüdher, alfo für 
alle Seiten bes 311 erroartenben Schaufpiels ein 
fadjoerftänbiger Referent, ©sumr eine 3 auberifd) 
fchöne Sollmonbnad)t. Der 2ßeg führt 3 unäd)ft 
3 toifd)en Olioenbäumen, beren phantaftifches ©e= 
äfte fid) in fdjarfer 3 ^<l)nung oont tnilchblauen 
Fimmel abhebt, toährenb bie 3 arten Slätter 00 m 
filbernen $aud)e bes älionblid)ts erglühen. 9lm 
hellfd)immernben 5Ialtgeroänbe 3 ieht ber 2Beg in bie 
§öl)e; oon blauem £id)te überflutet, liegt bas Dal; 


5 !reu 3 gang im 51Iofter bi Santa Scolaftica 


roas feine Vorgänger oerbrod)en hatten; er 
fd)miidte ben 3 ur Stabt erhobenen £>rt mit 3 ahl= 
reifen Sauten unb legte bie fd)ötte Strafe oon 
Diooli itad) Subiaco an, mofür il)ut bie Subia- 
cefen ben Driuinphbogen am Dore errichteten. 

gluhanfojärts, an gnbuftrieanlagen oorbei, bie 
als s JlegaI ber .9arbinaIstommenbe ben Subiacefen 
bie ÜBaffertraft bes 9lniene ent 3 iel)en, führt ber 
9Beg 311 ben älteften Senebittinertlöftern bes 
91benblanbes. Der Stifter bes Örbens rourbe ber 
Überlieferung 3 ufoIge 480 geboren, lebte mehrere 
gahre in einer §öl)le bei Subiaco unb fammelte 
bort eine Schar ©Ieid)gefinnter um fid), bie in 
3 mölf Älöftern af 3 etifd)en Segeln hulbigten. ©in 
s üriefter bes nahen Sifooaro oertrieb ben heiligen 
Senebitt, inbern er boshafterroeife fchöne 9Säbd)en 
nad) ben 51löftern fd)idte, roorauf ber ^eilige nad) 
Sionte ©afiito loanberte unb bort 529 bas ftlofter 
grünbete, roeId)esbas9Jtuttertlofter halb in Schatten 
ftellte. Die ©efd)i(^te ber 3 toöIf ülöfter ift un= 
betannt, fie fdjeinen oon ben Stellen ber Sölter- 
roanberung meggefdjroemmt toorben 3 U fein, nur 
bas Stonaftero bi Santa Scolaftica, ein eigentlid) 
aus brei illöftem beftehenber itompler, ift übrig, 
gn ber 5IIoftertirche hängt eine päpftlid)e gähne, 


roanb, an ber ein 
©el)äufe oon ©e= 
bäuben angeflebt ift. 
Das gnnerebesftlo- 
fters eine Iabi)rinthi= 
fdje Einlage oon fiei¬ 
nen 5ürd)en unb Ka¬ 
pellen, oerbunben 
imrdh Dreppen unb 
©änge, 3 um Deil in 
natürlid)e ©rotten 
eingebaut, beren©e= 
ftein ba unb bort 
3 toifd)en ben reid)- 
bemalten 3Bänben 
fid)tbar roirb, beim 
alles ift mit gresfen 
aus bem Vebeit 
Senebitts bebedt. 
Stau fteht oor einem 
Silb oon gait 3 mun- 
berfamer mittel- 
alterlid)er 2 Birtung. 

©nt 3 üdenbiftaud) 
ber fleine gelfen- 



§of mit Srunnen im Klofter bi Santa Scolaftica 




















1911. 9lr. 36 


Über £anb unb 9Jteer 


959 



bas StonbIid)t oer* 
bleidEjt 3U hartem 
©rau, bann fchiefjen 
Sonnenpfeile über 
bas Jirmament, unb 
mit einem Stale hebt 
fid) ber blenbenbe 
Sali sur Dagesfahrt; 
eine Lid)tflut ergießt 
fid) über bte fdptee* 
igen ©ipfel, fie ftrömt 
I)inab in bte Däler 
unb formt bte ftuliffen 
3U greifbarer ^laftif. 
Das Panorama ift 
tounberooll, es reicht 
ootn ©ran Saffo bis 
3unt Steer — rote 
roäre es möglid), bies 
Süb, bas ben oierten 
Deil ber $albinfel um* 
fafet, 3U betreiben! 
Die 3 eit brängt nun 
3um Sufbrud), roir 


geführt ootn Ortsgeiftlichen unb unter Sor* 
tritt einer mifjgeftimmten 23 Ied)mufif, bte meift* 
getleibeten „titelte“, ©s finb bies bie Jungfrauen 
oon Sallepietra, bem ifjauptorte bes Simbrtoto* 
tales, bie 3U Oftern bes Jahres 311m erftenmal 
tommuni3ieren. Sie haben oon alters her bas 
Sorred)t, ben ^tanto auf3uführen, eine in mono* 
toner Scbe unb ©egenrebe beftehenbe ©r3äf)lung 
ber Leibensgefd)id)te bes §eüanbs, ber bas Soff 
anbad)tsooll Iau[d)t. Sad) Schluß bes ‘ifHanto ift 
bie Jeier beenbet, unb fd)leunigft eilt alles fort, 
benn ber §etmroeg ift lange unb erntübenb, 3urttal 
nad) ber im Jreten oerbrad)ten Sad)t. 3 ur Süd* 
tehr roählten roir ben gleiten SSeg, bcrt mir ge* 
tommen toaren, nur mit Umgehung bes ©ipfels, 
benn ber Daltoeg ift länger unb heiffer. Stit 
©enugtuung betraten mir nad) 3toöIfftünbigem 
Starfd)e, ber fdjliefflid) über ben ermeid)ten Schnee 
red)t mühfant mürbe, bas Albergo, an beffett 
Sd)toelle uns bie Sabrona mit ber Stitteilung 
empfing, bah bie Stal)l3eit fofort „pronto“ fein 
merbe. 23 erufspflid)ten riefen meine Jreunbe nod) 
abettbs nad) Som 3urüd; id) blieb nod) in Subiaco, 
um bie Südfehr ber pilgernben Subiacefen an3U= 





Sallepietra 


in blaugetönten Silhouetten fd)ieben fid) bie 
Sergfämme unb ©rate burcheinanber, oon ab* 
grunbtiefen fd)mar3en Schatten getrennt. Sad) 
3meiftünbigent Steigen erreichen mir bie §od)fIäd)e 
bes ©ampo bell' Offo. Uber bie fd)toar3e, nur 
fpärlid)e 5rud)t tragenbe ©rbe ift fonberbar ge* 
formtes,meihgIän3enbes Steingetrümmer 3erftreut, 
bas ben ©inbrud eines trtodhenbebedten liefen* 
friebhofs ermedt. Dann tommt 23 ud)enmalb, ber 
uns nad) einer halben Stunbe in eine oon lichten 
Säumen beftanbene §od)fläd)e entläßt. 

SBieber ein Detorationsmechfel oon über* 
rafd)enbfter SSirfung. ©ine arfüfd)e Lanbfd)aft 
liegt oor uns, metertiefer Sd)nee bedt bte mellen* 
förmig fanft anfteigeitbe Jläd)e. Unb bas in einer 
3eit, mo in unfern nörblid)en Slpen oon gleid)er 
!)öbc bie Sd)neebede fd)on längft oon ber Sortttc 
getrunfen ift. s UlöhIid) ftehen mir oor einem nad)t= 
fd)mar3en Sbgrunbe. jahllofe Jeuer leud)ten aus 
ber Diefe, bie Lagerfeuer ber Pilger, ©in fd)einbar 
fd)minbelrtb fd)maler s Ufab führt hinab in ben Dal* 
feffel. Der Referent für Aultusangelegenheiten, eine 
iqünengeftalt, befommt beim Snblid biefes Steiges 
bie Sergtranfl)ett unb manbert oI)ne Saft nad) 
Subiaco 3urüd, mir anbern aber menben uns 3U= 
näd)ft nad) lints, um ben ©ipfel bes Stonte Sutore 
(1853 Sieter) 3U befteigen. 

Sad) fur^er 3 ^it ift ber ©ipfel erreicht, ©in 
©emirre 3adiger Sergfetten umfrän3t bie bleichen 
Sd)neefelber ringsum; bie türtisblauen Kuliffen 
merben nur oon fd)toar3en Jläd)en unterbrochen — 
teine Slaftif, ein JIad)bilb oon unenblid)en Di* 
menfionen. Jm Often ragen bie fd)neeigen §od)* 
gipfel ber Sbru33en, im SSeften, brauf^en über ber 
©ampagna, glitzert bas Steer, bas etn3ig Semegtc, 
Lebenbige in ber fd)lafenben Lanbfd)aft. 

Sllmäl)Iid) rötet fid) ber öftliche trnmmelsfaum, 


Santuario bella SS. Drinitä 


folgen rauhen Serg* 
pfabert, bie töftlid)e 
Slide auf bas Simbri* 
oiotal bieten, unb 
merben aufs neue 
in eine überrafd)enbe 
Situation oerfeht. Sm 
Jufte einer fenfred)* 
ten Dolomitmauer, 
bie eine Länge oon 
nat)e3U 200 5 tilo* 
metern hat unb fid) 
bis 3U einer §öhe oon 
mehreren Iputbert 
Stetern türmt, ift ba, 
mo fie aus bem fteilen 
• §ange l)eroormäd)ft, 
ein etma 4 bis 5 Steter 
breites, fünftlid) ge* 
ebnetes Sd)uttbanb 
gefd)affen. Suf biefem 
2 Bege, einem Siefen* 
murm gleich, fd)iebt 
fid) bie bid)tgebrängte 
Stenfd)enmenge, bie 
hier bie Sacht oer* 
brachte; es ift Sorfidjt oonnöten, um nicht in bie 
©lut ber nod) glimmenben Lagerfeuer gebrängt 
3u merben. Sn ber breiteften Stelle bes Sanbes 
fleht bas mitt3ige 51 ird)lein, 3U beffen ©ingang fid) 
mit einer in Jtalien feltenen Südfid)tslofigfeit 
alles brängt, benn ein ftniefall oor bem ©naben* 
bilbe fid)ert einen Sblaj) für bie halbe ©migteit. 

Jn ber 5 tird)e, bie fdjon im fünften Jahr* 
hurtbert oon ben Seitebiftinern gegründet mürbe, 
befinben fid) tünftlerifd) mertlofe Stalereiert aus 
bem fiebteu Jahrhunbert; benterlensmert ift nur 
bie antibogmatifd)e 
Darftellung ber Drei* 
einigteit — brei oöl* 
lig gleid)e Sruftbil* 
ber oon ©ott= 93 ater, 
*Sohn unb bem $ei= 
ligen ©eift —, bie als 
Unitum gilt. Leiber 
mar ber Seferent für 
5 fultusangelegenf)ei= 
ten, oon beffen Seiet) 5 
rurtg mir intereffante 
Suffchlüffe bariiber 
erhofft hatten, nid)t 
mehr 3m Stelle. 

33 or ber 5 Urd)e 
merben in ärmlichen 
58 uben fonberbar ge* 
fd)nihte Stöde, in* 
bianerartiger Jeber* 
puh, mit bem bie 
Leute ben §utfd)müt= 
ten,unb einelO=©ente* 
firni = Literatur, teils 
heiligen, teils — 
pornographifd)eit Jn* 
halts feilgeboten. Um 
ad)t Uhr ertönen 
ferne Stufifflänge, in 
langem 3u<je nahen, 


Strafe in Subiaco mit Silbftödel 

feljen, bie mit Stufif, Jeuermerf unb ben iiblid)en 
Jlintenfchiiffen empfangen mürben. Sm ©in3ug 
beteiligte fid) auch bie ©eiftlid)feit, meld)e bie §eim= 
fehrenben im feftlidjen Ornate am Ortseingange 
ermartete. So fonnte fie, ohne fid) ben Stühen 
ber SSallfahrt 3U unter3iel)en, roenigftens beim 
Jinale bie ihr 3ufommenbe Solle fpieien. 


















Blankenborn & Q, S‘ Ludwig 


Die SCRenfchenmenge oor bem ftlubtjaus ber tjeiratsluftigen Schönen 

^Yflljährlid), rnenn ^fingften, bas Ueb= 

\X liehe Jeft, herannaht, loden überall 
in bem belgifdjen £anbftrid), in bem bas 
Heine Stöbtdjen ©cauffinnes liegt, fehr 
merfmürbige ^lalate bie klugen ber 
Dtännerroelt. fiieblid) gefärbte unb ge= 
zeichnete s $latate, auf benen bie Jung* 
frauen oon ©cauffinnes bie beiratsfäbigen 
Surfdjen aufforbern, am ^fingfimontag 
in bas liebebebürftige fianbftäötchen 3 U 
mallfabrten unb fid) unter feinen Död)= 
tern ein Schätzen gu mahlen. 

9Jtan fieht: bie 3eiten milbern ficb. Die 
erften ©manäipierten, bie es roirflid) $u 
etroas gebracht I)aben, ber männerlofe 
Stamm ber 9 lma 3 onen, brachen mit räu= 
berifd)er §anb in bie frieblid)en Machbar» 
oölfer unb entführten bie fräftigften unb 
fdjönften jungen ältänner. 9Iber — fie 
liefen fie bann aud) halb toieber los, 
toenn bas grobe Jeft ber fiiebe oerraufcht 
unb bas SBeiberoolt neuer 9tad)fommen= 
fd)aft fidjer mar. 


(Sine ©ruppe ber £jeiratslufttgen 


Die ^eiratsbegierigen oon ©cauffinnes 
rauben nid)t, fie minien freunblid} mit 
bem 3 epter ber mobernen 2 BeIt, bem 
^3latat — aber mehe bem 3üu9ltug, ber 
in ©cauffinnes, oom guten SBein unb bem 
bunten Drubel bes fleinftäbtifd)en Jeftes 
trunten, bie männliche 9?edjte Iiebet)ei= 
fd)enb um ein partes $änbchen ge i eg t 
hat — nie tommt er mieber los. heiraten 
mub er! 

Unehrerbietige unb mibtraui[che ©e= 
müter tonnten aus fo mertmürbigen ©e= 
bräud)en ber 2 Beiblid)teit oon ©cauffinnes 
fdjlieben, bab es ben Jungfrauen bort 3 U= 
ianbe aus irgenbmelchen ©rünben befom 
bers fd)mer mirb, an ben 9J?ann $u tom= 
men. Der ©bie aber unb Objeftioe fieht 
in bem h^rmlofen Jeft bes belgifd)en 
Stäbtdjens nid)ts als einen aus alter 
3eit ererbten feltfamen 33raud), ber bie 
23e3iet)ung ber ©efd)led)ter nod) ohne 
jebe Jrauenredjtleret auf naioe SBeife fet)r 
„ftaatserhaltenb“ regelt. Kn. 


$eibfporne 








































PRftüit 


DRÄUE, 


JUffuitgstoJlen |itr äe 

f)at eine wefentlidje SBerbefferung erfahren. ®a§ ijtenteben 
abgebilbete, oor turjem in ben S)ienft ber 5Rettung§ftaticm 
Saboe bei Stiel gefteüte Motorboot bewegt fict) aud) bei 
fdjwerer @ee rafd)eften§ oorwärt§. 3 ur Unterftüfcmtg be§ 
fräftigen Motors? fann man aud) jwei Segel fetjen. 2lujier* 
bem läfit fid) ba§ neue S3oot aud) burd) Stiemen fortbewegen. 


B ei einem Maffenbefucfye non Offizieren ber oerfdjiebenften 
Waffengattungen, ber fiir^lid) in ber berliner |>aupt» 
feuerwadje ftattfanb, führte löranbbireftor SKeidjel ben S3e* 
fudjent eine Steife non neu in ben 2)ienft ber berliner 
2öet)r eingefiellten Apparaten, ©efäbrten unb 2lu§rüftung§* 
gegenftänben t»or. Man beobadjtete babei aud) einen 
ffeuerweljrmann, ber fidj im unoerbrennbaren 2tnjug, mit 
Staud)l)elm unb ©auerftoffaoparat auSgerüftet, ganj bid)t 
an ben SBranbfyerb ober mitten in biefen hinein begeben 
fann, beim £öfd)en oon oier großen, mit Petroleum ge* 
tränften ßoljftö&en. @r oermocfjte fie aEe oier binnen 
weniger Minuten ju löfdjen. 3ur ©idjerung be§ SBefjr* 
manne§ bient babei aud) bie auf bem £>etm angebrachte 
$ufcbe, bie feinen Stürper nach S3ebarf mit SBaffer reidjlid) 
beriefelt unb jugleid) jur Söfdjung be§ Feuers beiträgt. 


geuerwefjrmamt in unoerbrennbarem Stngug beim 
Söfdjen eines petroleumgetränften £>oiäftofie§ 


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Eber £artb unb Sbleer 


1911. $Rr. 36 


Schach 

(Bearbeitet von €. Scballopp) 

Partie Itv. i$ 

SKǤ uttf ermStorrefponbenjturntei 
«Beenbet SJittte Oftober 1909 
Unregelmässige Croffnung 
3Bet|: SB. §Itr, ftnnSbrucL 
©chwars: Oberlehrer S3r. ©agel, 
»üßoro (Sltedlenburg). 

SBetb ©cbwarj 

‘ l. H- 14 C7—CB 

2. ee—e3 d7— dB 


10. o—o ee—eB!') 

11. Lb5xc6 b7xc6 

12. f4xeB Dc7xe6 

13. Ddl—f3 0-0 

14. Df3—{4 DeB—e7 

16. Df4—f3 Ld7— g4? 3 ) 

16. Df3—g3 LcB—d6 ? 

17. Sd4XC6 De7—C7 

18. Lb2—eB!! 4 ) DC7XC6 

19. LeBxd6 Tf8—e8 

20. Ld6—eB Sf6—hB 

21. Dg3xg4 Te8xeo 

' 22. Sd2—f3 6 ) Ta8—e8 

23. Sf3xe6 Te8xe5 

24. Tfl—fB ÜC6— C3 

26. Tf5xe5! 8 ) Dcäxalf 

26. Kgl-f2 g7 g® , 

27 . TeöxhB Dal—f6f 

28. Kf2—e2 Df6—a6f 

29. Ke2—d2 f7—f5 

30. ThöxfB Da6—aBf 

31. b3—b4 SKufgegeben. 

®te Slnmerf ungen ftnb «om führet 

ber weiften Steine. . . „ 

i) übt einen ftarfen ®rucf auf ben 
ißunft f4 au§. , . , 

3 ) Oiefer tntereffante SSorfto^ erzwingt 
ble bauernbe SRüdftänbigteit beS meinen 

e '®anstatt btefe§ 3uge§, in «erbinbung 
mit bem folgenben, foUte ©d)n>arj otel 
ftarfer Sf8-g4 jtehen unb würbe baburcb 
einen fd)wer parierbaren Eingriff erlangen. 
®urcft bte SEejtjüge geht Schwärs ber «er¬ 
teile feiner bereits überlegenen ©ofttton 

"“Täfet biefem 8«se »trb ber «Kngriff 
non Scbwar* ganjüch jurüdgefchlagen, unb ■ 
®eih erlangt in wenigen Sügen (gewinn- 
fteHung. ®er 9tad)5iet)enbe hoffte mit Dc7 
auf gtgurengewinn. . - , 

folgt nun @d)lag auf Schlagt 
«) ©ine pttanteSthluhfteÜung; ©chwars 
ift machtlos, unb bie Schachgebote hüben, . 
nur mehr baS legte SXufflammen eines 
StrohfeuerS. 

Jüteinz Mittel 

3u ®arl§bab wirb in biefem Sal)«, 
beginnend am 20. ©uguft, ein sweite® 
großes internationales @d)acl)» 
meifterturnier ftattfinben, für web 
cheS 9 greife in Beträgen oon 3000, 
2000, 1400, 1000, 800, 600, 500, 400 
unb 300 fronen auSgefe^t finb. ©er* 
tnehrung unb ©rpljung ber ©reife bei 
angemeffener ^Beteiligung fowie 2lu§* 
fefeung oon (Sonberpreifen ift oorbef)al= 
ten. Slnmelbungen finb bis fpäteftenS 
30. ^uni an ben ©orfxbenben beS Sur* 
nierauSfcbuffeS, §errn @tabtrat ©iftor 
Sieb — ^arlSbab, &au§ „Saun" — m 
richten; bie .gulaffung unterliegt ber 
freien ©ntfcfjeibung beS SurnierauS» 
fdhuffeS, welche ben Slngemelbeten bis 
15. Suli 1911 belanntgegeben wirb. 
Sei ber Stnmelbung ift sugleid) ein 
Weugelb »on 60 ftronen ?u erlegen, 
baS nach orbnungSmäBiger ©rlebigung 
aller Partien prüeferftattet wirb. 


SjfiatfjfrriBftedifrl 

San ©tooanni (©. SW.). Sh« 
Slufgabe Khl, e4 eignet fict) nicht Stirn 
Slbbrucf, ba fie eine unmögliche Stellung 
aufweift; bie anbre wirb in nädjfter 
3eit oeröffentlicht werben. — ©ei wet* 
deren ©infenbungen bitten wir bie ein* 
Seinen Stufgaben fortlaufenb ju nume* 
- rieren, bamit eine leichtere ©eseidp 
nungSweife für ben etwaigen SWei* 
nungSauStaufdh gegeben ift. 

< * 3M 
mtb &i$Kiften 

(Besprechung einjelner CHerhe Vorbehalten. — 
Rücksendung findet nicht statt) 

SftoSner, l^arl, 2>er §err beS SobeS. 
«Roman. ©erlag ©rethlein & ©o., 
Seipsig. 

©oben, ©ugente oon, ©on Freiheit su 
©rö&e. SW. 1 .—. ©rnft »JincJh, ©afel. 
SB a gen er, Sfbolf ®a S «Recht auf 
ein £eim. ©chaufpiel in brei Sitten. 
Xeniem©erlag, Seipsig. 

SBalther. §anS, Drlog. SRooeKen oon 
ber ©ab. ©oncorbia ®eutf^e ©er= 
lagSanftalt ®. m. b. ©erlin. 

SB el ln er, ®., Eopf^eichneü. ©erlag 
Dtto SWaier, StaoenSburg. 


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Die leeren gelber ftnb mit ent» 
fpredjenben ©udfftaben berart aus» 
jufüllen, bah bie toagcred)ten fReiljen 
SBörter non untenftel)enbet 53c= 
beutung ergeben, ferner bie erfte 
fcnfred)te Steife, abwärts gelefen, 
beit fRamen eines italienifdjen ftom» 
poniften unb bie fünfte [entrechte 
9tcil)e, ebenfalls abwärts gelefen, 
bett Ditel eines feiner 2 Berfe nennen. 
1. Stabt in ^ßreufeen. 2. SBeiblidjer 
23orname. 3. ©runbbud). 4. Deutfdjer 
ftomponift. 5. ftlcinc gnfcl uncoeit 
nonSombap. 6 . Deutfd)esÄönigreid). 
7. Ultl)enifd)er Staatsmann. 8 . 2Balb= 
frud)t. 9. fölännlidjer Vorname. 
10 . Stabt in Sdjottlanb. 11. ©nglifdje 
gabritftabt. 12 . ©ebirgslanbfd)aft im 
füblid)en Sd) in eben. 13. Strcisftabt in 
s Jßrcufeen. §. n. b. 2R. 

Dreisilbige Scharade 

(®ubrunftropf)e) 

Die erften fjabcn ^oeten 
gn Siebern oft geehrt 
Hub leiber aud) 3 urocilen 
Stuf einen fiepten geleert. 

Der £et}te barf nid)t raften: 

3 um ©anßen er täglid) fd)afft 
23iel 3 entnerfd)tnere Saften; 

Die Ijebt's in einem £etjten mit 
fRiefentraft. (5. s fß. s f3- 

Auflösungen der Rätselaufgaben 
Seite m u. 9is: 

Des £ogogripf)s: Saft, gaft, 
(Saft, §aft, £aft, SRaft, fRaft. 

Des ifjomonpms: Sdjolle. 

SRid)tige Söfungen fanbten ein: 
Stlara 2>iaer, $Regen§burg (1); Start 
Stolbe, SBieSbaben (2); ©eorg SRülIer, 
Siatfjenon) (8 unb 1 Schachaufgabe); 
3fot). 83. Stoppel, Hamburg (1); @. 23. 
21., ©chaffhaufen (8); ftonrab 83olfter, 
Weumartt in ©teiermarf (2); Stonftantin 
©hrpftoph, 2&ien (3); 3uliu§ ©joetfo» 
oUS, Söubapeft (1). 


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tale frühen Sensbegtnn bietet @m§ in 
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©inbrucE noch nachhaltiger mirb, menn 
bie ©onne ihre golbenen Strahlen auf 
bie herrliche ©jenerie ergie&t. 3(n ben 
fdjattigen, tnohlgepflegten, ftaubfreien 
Warfen, in ber lanbfd)aftüd)en ©infam» 
teil unb ©title be§ bicht an ben Sturort 
herantretenben hodU'agenben SJergroal» 
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ben finben alljährlich an ben non alter§ 
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quellen iöefreiung unb Sinberung oon 
fdhioeren förperlichen Übeln, gaft auS 
allen europäifchen Staaten, aber auch 
au§ 21fien, junt ©eifpiel ©hina, $nbien 
unb Slmerifa, unter anbern aud) 93ra» 
fiüen, «teilen §unberte oon ©äften hier 
unb erbringen bamit auf§ neue ben 
23eroei§, bafi @m§ ein S3ab oon 2Belt» 
ruf ift. 


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3THt 3hrer „fRino = Salbe" bin ich 
febv ^ufrieben. Qch habe fefjon oiete§ 
oerfucht, aber nichts half, nach ®e= 
braudh Qhrer 9tino=@aibe aber ift bte 
®chuppcnfled)te ganj fort. Sih fann 
fie baher alten nur empfehlen. 

ffiöttt, 21./9. 06. 

O. Besser. 


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fämtiiehe Bettungen $eutfd)= 
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in Berlin, Sre§Iau, ©hentnih, ®re§ben, 
SJüffeiborf, granffurt a. 3R., $aUe a. 
Hamburg, Köln a. Öth-, Seipjtg, Sonbon, 
3Jtagbeburg, iDiündjen, «Rürnberg, tßrag, 
Stuttgart, SBteu, ßüridi. 

3tt IVvftott ö-(< 3einth rett für bte fünfgefpai» 
tene 3ionpareitte»3eiie 2 fl. 1 . 80 , für bie 
©chroeij, Qtaiien unb grautreid) ftr. 2 . 26 . 


3)iefe 9tino»Salbe totrb mit ©rfoig 
gegen töeinleiben, flechten unb 6aut= 
leiben angeroanbt unb ift in 3>ofen 
ä 2Jit. 1.15 unb 2Rt.2.25 in benQlpothefen 
oorrättg, aber nur echt in Original» 
paefung roetfe»grün = rot unb fjirma 
©djubert & ®o., 9Beinböhta=T)re§ben. 
gätfehungen roeife man jurüd. 


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, 150x280 „ , 10 „ „ „ 8.90. „ 8.65. 

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60x60 cm Dtzd. M. 9.-, bei 3 Dtzd. M. 8.80. 


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A 






























Nr. 39 


830'6 
Uä?- 


Jahrgang 53 


ÜBERJAND UND MEER 



1911 (Sb. 106) 


StudienKopf. Nach einer farbigen Radierung von Heia Peters 


125 










ERH ÖLUNG, ü. SPORT 


WANDLR N. U. REIS LN 


BENEDICTINE 


•Sie 3aufeemüije 


Uorsicbt 
im Sommer 


JJriefcrid) 9 £atterotf) 


S tegfrieb ftroberger, ber ge= 
ntale unb urter[erlief) e er|te 
Aetfenbe bes Kaufes S. Silber* 
[lamm & Go., tn Varfüm* unb 
Doilettenartileln, über helfen 
Gfjaralter fcf)on burd) feinen 
Veruf f) er aus ber Duft eines 
romantifd)en Stimmers lag, mit 
einem 9 Jiiniftergei)aIt, um ben if)rt 
ein preu©[©er Staatsfefretär 
beneiben mürbe, unb aud) in 
feinem imponierenben Auftreten 
einer folgen ©röfce ebenbürtig, 
mar, fürs gefügt, oon feinem 
mefferfd)arfen, pomabifierten 
Scheitel l)erab bis 3U ben utant* 
türten 3 ^t)en ein Gentleman 
oollenbeter Arf, menn aud) nur 
einer „Made in Germany“. Gr 
blieb trotjbem ber gutmütige, 
liebe fterl mit m aff erblauen 
klugen, ber feine oftpreuf3ifd)e 
§eimat nid)t oerleugnete. Gr 
trug teine tarierten SBeften unb 
renommierte nur manchmal in 
^reunbestreifen oon ben Grleb* 
niffen feriöfer ^Irt, bie er als 
moberner Droubabour halb ©er 
unb bort mit einer ungarifdjen 
$8aronin ober ber 2ßitme eines 
arabifdjen Sd)ed)s in 5 tairo batte, 
Das brad)te fo feine Karriere 
im Saufe ber 3eit mit fid), 
ftammte noch aus ben Dagen, 
an bie er fid) nid)t gern er* 
innerte, ba feine 5 tunbfd)aft 
t)auptfäd)lid) aus tleinen $ri= 
[euren unb ^aartünftlern be= 
ftanb, unb betanntlid) pflegen 
biefe bas „Sd)aumfd)lagen" als 
Spe3ialität. 

2ßenn ibn beute bie f^reunbe 
bei einem gemütlichen Schoppen 
in ber „Draube" in grober 3 ö© 
feftbielten, fo lag es roo© an 
bern ©ruub, mieber einmal oon 
biefem intereffanten ^luibum 3U 
toften, bas fo!d)en international 
gebilbeten ^erfonen anbaftet; 
man tann fo beim 3ubören auf 
billige unb bequeme Art obue 
Steife unb ohne Strapa3en alle 
bie Vtomente eines neroentibelm 
ben Abenteuers in Gebauten mit* 
erleben. Vun, mie ©er fd)on 
bemerft mürbe, bas gluibum 
haftete $errn Siegfrieb gro* 
berger in ftartem Via© an, aud) 
bas SBollen mar ba, ben Sßunfd) 
ber ^Berliner 5 tleinftäbter nad) 
einer fo!d)en Senfation 3U er* 
füllen, $roberger beburfte erft 
einiger tleiner Vorbereitungen, 
ehe es an bas „^Berichten" ging. 
Gr legte feine fd)Öne glatte Stint 
in pulten, feilte für einige 
Viomente tief, um bann, als ob 
er ein unangenehmes Grlebnis 
oerfd)eud)en wollte, mit ber 
$anb über bas glattrafierte ©e* 
fid)t 311 fahren,' morauf unter 
biefer ©efte bann bas befreienbe 
Seid)ein auftauchte. 

„Das hätten fid) bie Sperren 
nic© träumen laffen, baff id) 
bei meinem Aufenthalt tü^lich 
in Vrüffel faft 3mölf Stunben 
eingetaftelt ©uter Sd)Ioh unb 
Aiegel oerbringen mufjte, ohne 
mir bod) irgertbeines Vergehens 
beton© 3U fein! Unb bas megen 
einer Vtütje, bie gar nichts anbres 
Auffälliges befah als oielleic© 
©re garbe, bie mir beim kaufen 
befonbers gefiel.“ 

„Giner Vttitje?" fragten oer* 
munbert bie greunbe. 

(Scfjlufc folgt) 


beim ©enufs tii©er ©etränfe tarnt ttic© brtnglid) genug 
empfohlen werben, ©in gufat) oon etwas 


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jum Drinfwaffer macht baSfelbe unfcfjäbltdj, gerftört fdjäbs 
liehe Seime unb erjeugt einen uorjüglicfjen 2öo©gefc©nacf. 

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SJelitateffenbanblungen, «Parfümerien unt> Ülpottjeten. «Husfübrüdje 93 rofd)üre 
unb ©ratismufter birett burd): „ 9 ticqle§= 2 >epot", g-rantfurt a. «Ui. 


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1046 


Hber ßartb unb 9Keet 


1911. 9lr. 39 


Tüll-Rätsel 



1. 5?etcf) in Elften 

2. (5cf<±)icf)tlid^er 

3eitabfd)nitt 

3. 9DtännItd)er 

23orname 

4. Sdjladjtcnort 

in <3d)leften 

5. SBaffc 

6. Rlimattfdjer 
Rurort in 

granfretdj 

7. Stabt in 

Spanien 

8. ftreijtaat in 
9torbamerifa 

9. gjtineral 

10. Stabt in 

halt 

11. gifdjgattung 

12. ^rooins in 

3rlanb 


Die eingestellten 23ud)ftaben falle fo georbnet toerben, 
bafj SBörK-r oon nebenftefjenber 23ebcutung entfielen. Sinb 
bie SBörter richtig gefunben, fo ergeben bie an Stelle ber 
fettgebrudten 33ud)ftaben 311 Stetjen fommenben neuen 23ud)= 
Staben ein Sprid)tuort. §. t>. b. 90t. 

Städterätsel 


bre, ba, bal, baut, bau, ben, 
bres, gen3, pots, fdjil, Span, 
ftert, Stet, tin. 

SOftan fcfjretbe oorftefjenbe 
14 Silben (lettermueife) ber= 
art in bie 7 fenfrecf)ien gdber= 
reiljen bes Quabrates, bafe 
in benfelben bie Flamen uon 
7 Stabten entstehen, tueldje 
liegen in: 1. 23orarlberg; 
2. Rönigt. Sad)Jen ; 3. ‘pottu 
mern; 4. <ßr. ißroo. 23ranben= 
bürg ; 5. s .ßr. 'proo. Sad)fen; 
6. tyx. ißroo. SadjJen (Cöeburtsort 2Bmcfelmatms); 7. ißr. 
ißroo. ©ranbenburg (an ber Spree unb £aoel). 


I 




Die Star! umranbete bi a g on a le gelberreibe rotrb tuieber 
ben SRamert einer großen beutfdjen Stabt 3eigen. 91. Sp. 

Auflösungen der Rätselaufgaben Seite 997: 

Des ReiStenrütfels: 


B 

I 


R 

E 


I 


S 

T 

Z 

I 

G 

A 

R 

R 

E 

E 


E 


N 


T 

T 


N 


E 


N 

— 


— 


— 




Des Rogogripbs: Rnoten, 9toten. 

9tidbtige Söfungen janbten ein: ©üntber 9tieboro, 2lu* 
rnüble bei Hamburg (3); ©life Dtieboto. geb, Rrufe, ebenba (2); 
gob- iß- Stoppel, Hamburg (2); ©arl Rolbe, SBieSbaben (4); Rlara 
$üler, 9tegen§burg (2); Ronftantin ©b^ftopt) jun., 9S ien ( 3 )l 
3ßara§bin, 2Bien (2); §auptmamt 2Bilb. Scbroarj, Rarlftabt (3). 



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106 . Hand. Dreiundfünfzigster Jahrgang 

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Momart 

t>on 

©eorg £>trfdjfelb 

(gortfetsung) . 

as eine ftanb für Karlmann halb feft: Donts 
Aat, nocfe oor bem großen |jod)3ettsfeft 
bie gluckt ins 2ßer! 3U fefeen, er mar unmöglicfe 
3U befolgen. Der ältefte Spfen oerbarb bamit 
allen alles, ein Scfelaganfall bes Saters tonnte 
bte fcferedlicfee Holge fein. Aein, nein — Karb 
mann mufete unbebingt bie §0^3 eit nocf) mit= 
machen. Das tonnte er aud) feinen Scfemeftern 
nicfet 3ufügen. (Sr follte fehlen, fehlen aus 
folcfeeit ©rünben, er, an bem Dage, ber .fämb 
licfee Aomtngers unb ©rumbacfe=Delormes im 
irjaufe feiner (Eltern oereinigte? Unmöglicfe! 
9 Jtit er3mungener Aufee fagtc er es Doni, unb 
fie miberfpracfe ifem nicfet. Aur (Erftaunen fat) 
er auf iferen blaffen, jefet eigentüfnlicfe ferneren 
3 ügen. Sie begriff nicfet redfefe toas er an ber 
|>ocfe3eit unb mas bie |>od)3eit an ifem feaben 
tonnte. ^XutJ) tarn es ifer gan3 unbentbar oor, 
einen Hludjtgebanten, mie Karlmann, 3U feaben 
unb unter feunbert fremben SAenfdfeen 3U meilen, 
an ber Hueube feiner Aäcfeften teilnafemlos 
oorüber3ugefeen. Aber Karlmann mar ftart 

genug, bies 3U tonnen. Aud) mar es ifem immer 
lieber, bas ertannte fie, für feine Sorfäfee ein 
feftes Programm 3U feaben, als mie es it)re Art 
mar, fidfe bem 3 ufall in bie Arme 3U merfen. 

3 m September ging es ifer fdfeon fdfelecfet, 
unb fdferedlicfe mar es, bie Komöbie 3U §aufe 
meiter3ufpielen. Aidfet minber, ifere fo 
anftrengenben Serufspflidfeten meiter 3U er¬ 
füllen. hiermit mufete fie halb ein (Ertbe 
machen. Sie fürdfetete 3U namenlos für ifer 
Kinb. Aber bas (Selb mar nötig, unb mie 
follte fie es ofene bie Durnftunben burcfefefeen, 
bafe man ifer bafeeim ben gan3en Dag überliefe? 
Audfe fteigerte fid), ins Krantfeafte madfefenb, ifere 
Hurcfet oor ber ©rofemutter. Sie mar über* 
3eugt, bafe bie Sitte nur ifer gegenüber fo eifig 
fd)toieg, im übrigen aber bas Vertrauen ber 
ÜRütter 3U erfdfeüttem fud)te. Das Sdfemeigen 
ber Atutter tonnte jefet nid)t mefer ttaio fein — 
bas mar ausgefcfeloffen. H^iltcfe featte Doni 
einen fcfemiegfamen Körper, ifere unoerbraudfete; 
3 ugenbfrifd)e tarn ba3U — mit toenig Kunft 
tonnte fie es burcfefefeett, bafe ifer 3uftanb nid)t 
int minbeften 3U bentcrten mar. itbelbefinben 
gab fie für 23 leid)fud)t aus (ein munberlitfees 
SBort bei iferen. rofigen SBatigen) — uner* 
fdjroden log fie oon Ar3tbefud)ert, bie fie täglidfe 
1911 ( 23 b. 106 ) 


macfete. Aber Atütter feaben Augen, bie burcfe 
unb burcfe fefeen. (Es mar ein fcferedlicfees fieiben 
für Doni, fo ungemife über Barbaras mafere 
SCReinung 3U fein. Sie fpürte ben ftummen Sor= 
murf, fie fat) bie Seracfeturtg, unb ifer Stol3 
bäumte fid) feocfe auf. Scfeon mollte fie alles 
übers Knie brecfeen unb ber SJtutter tfer ©e= 
feeimnts entfeüllen — bod) recfet3eitig fiel ifer 
Karlmann ein, unb fie tonnte meiter nid)ts als 
3 uliane einen ferneren Süd ooll mefens* 
oermanbten Kummers 3umerfen. 

(Eines aber erfdfeien ifer jefet unmöglicfe. Sie 
tonnte bie Hlucfet nid)t bis nad) ber ?Rominger= 
fcfeen §od)3eit feinausfcfeieben. Dttober 

follte fie fein — es mar ja furd)tbar — um biefe 
3 eit pfiffen es fdjon bie Spafeen oon ben 
Dädjern, roas ber Dodjter 00m Kodfe am SD^artt 
gefdfeefeen mar. Um biefe 3^it mürben, menn 
Doni fi<ü auf ber Strafee 3eigte, bieKeute ftefeem 
bleiben unb ifer flüftemb nad)f<t)äuen. Das 
erfte SBort aber, bas ifere SOtutter für fie fänbe, 
tonnte mie ein tlingen unb: ,, 9 Jlad), bafe 
bu meitertommft, bu —!“ Stein!... Sie burfte 
bas nid)t über fid) tommen taffen. 3efet be* 
fcfelofe fie, Karlmann 3U bitten. Sie mollte fort 
aus H^tebricfesburg — im September fd)on, 
im September — fie feielt es nid)t mefer aus. 

Karlmann ftedte mieber mitten im $a= 
miliengetrtebe. Slus (Saftein maren alle 
3Urüdgetefert, unb bas 5 )aus mürbe um unb 
um geftellt — bie Doppelfeocfe3eit näfeerte fid). 
Da3u ber traute SSater, ber fein ungeftörtes 
Steft im 3meiten Stod bei)alten mufete. (£s 
mar 3um Versagen, Klementine mar nod) nie 
fo neroös gemefen mie jefet. 3 tud) bie ( 5 e= 
fdfemifter gerieten in anormale Aufregung, unb 
Philipp fogar ging im §aufe umfeer, als ob er 
gemaltige Daten oerricfetete. (£s tarn jefet 3U 
feeftigen Streitigteiten mit ©iegenau unb 23 rau= 
müller, bie als Sd)miegerföfene mitrebenmollten, 
aber tetnen (Sinflufe 3ugeftanben erfeielten. Das 
Heft mar eine Kultur= unb (Sefcfemadsfrage — 
ba fd)altete man bie beiben aus. ©raumüller, 
beffen Portemonnaie befearrlicfe in Slnfprucfe 
genommen mürbe,’^proteftierte nod) am läng= 
ften. Slber eines Dages mufete aud) er fid) 
3urüdsiefeen, benn er featte fid) 3U feinem Un= 
gtüd läcfe erliefe gemacht, unb ein 3 lb ent euer, 
bas ifem paffiert mar, tarn leiber 3U ben Dferen 
ber Hantilie. ©raumüllers gröfeter (Sfergei3 
mar es, Kommer3ienrat 3U merben. §ier in 
Hriebricfesburg, mo feine tünftigen S(femieger= 
eitern ®e3iefeungen bis 3um £anbesfeerrn 
featten, fafe er bie befte Slusfidjt bafür. (£r featte 
einen oor*3ügli(feen ^pian gefefemiebet. Die 
Stefiben3 follte eine allgemeine elettrifcfee 93 e*: 
Ieudjtung erfeatten, ein reifeenbes Stebenflüfe* 
(feen bes Stedars oor ben Doren bot feine nie 
benüfete Kraft für bas SBert. 3 m Stat ber Stabt 
mie in ber Stegierung maren Stimmen für unb 
gegen bas “projett Slusfifelaggebenb mürbe 


trofe ibeellen Kontrooerfen bie 23 efcfeaffung bes 
(Selbes, unb um eine feier3u nötige Slnleifee 311 
realifieren, mollte H*<*n3 Otto ©raumüller 
feinen (Einflufe in H^antfurt am SJlain geltenb 
madjen. (Selang ifem biefes SJtanöoer, fo mar 
ber Kommer3ienratstiteI maferfefeeinlid). SIber 
man tannte ifen in H^ebricfesburg rtoefe menig, 
er mar nodfe ber §err Stiemanb, er beburfte oor 
allem ber Slufmertfamteit einer feocfegeftellten 
^Berfon, am beften bes leutfeligen ©rofefeer3ogs 
felbft. 2Bie aber follte er fie erregen? ©r be- 
ftfelofe 3unä^ft, es fo ein3uricfeten, bafe er bem 
ßanbesoater auf feinen tägtiefeen Spa3ier- 
gangen begegnete, ßange gelang es ifem niefet, 
ba ber (Srofefeersog eines Sdfenupfens megen 
im S(fetoffe blieb. SUs ber befearrti(fee 93 rau= 
müller aber eines Stadjmittags burd) bie enge 
3ofeannestir<fegaffe fifelenberte, fafe er bie feofee 
©eftatt bes Hürften auf fid) 3utommen. 3 e fe 
enbüdfe mar ber grofee SStoment gegeben. (Er 
trat 3m Seite, 30g ben §ut, fo tief er nur 
tonnte, unb nafem bie Stellung eines fpanifefeen 
Höflings ein. Der (Srofefeer3og mollte eben 
miebergrüfeen, bod) tm näcfeften Slugenblid er- 
fcfeoll ein mifetönenbes ©etreifd) unb Sßinfeln, 
bann ein mütenbes Sellen, unb ber entfefete 
Sraumüller füfelte fein Scintleib oon fdjarfen 
§unbe3äfenen gepadt. ©r mar in feiner De= 
ootion 3U raf(fe 3ur Seite getreten unb featte bie 
Pfoten eines grofefeer3ogli<feen Derriers reefet 
unfanft berüfert. Der entrüftete H^ mollte ifen 
beifeen, fiefe rä(feen als beleibigter ^ofbeamtev, 
Hör fealf ifem — es mar eine tritifefee Situation. 
Dod) ber (Srofefeer3og trieb felbft bie ^unbe mit 
feinem Stoferftod 3urüd — bann marf er ed)auf= 
fiert bem unglüdlicfeen Sraumüller, ber nod) 
immer ben £>ut in ber §anb feielt, einen oer= 
briefelidjen Slid3U. „Sie müffen fid) einbifeefeeu 
oorfefeen, lieber §err." SJttt biefen S<fenarr= 
morten ging er oorüber. So featte H*aTt3 Dtto 
eine perfönlicfee SInfpracfee bes Äanbesoaters 
meg. 2 lber 3um Kommer3ienrat tonnte fie iferp 
niifet oerfeelfen. Seiber tauefete jefet aud) in 
^Bfeilipp Somingers ©eftalt ein fcfelimmer 3euge 
feines Abenteuers auf. Sraumüller liefe fiefe 
in ber Sermirrung oerleiten, bem tüdifefeen 
Scfemager alles 3U er3äfelen, unb Eßfeilipp mar 
um eine Anetbote reifer. Alle anbern Ao^ 
mingers aud). Das mar ein fernerer Sifelag 
für H^^B Ottos perfönlicfeen Aimbus. — 
Klementines H^lbfeerrntalent fiegte trofe 
aller ^inberniffe mieber einmal. Sie bedte 
bie gemaltigen Koften mit Sälfe iferer Alutter, 
fie braefete es burd) är3tlicfee Kunft fo meit, bafe 
Huftinus an ber Dränung unb an berHefttafel 
teilnefemen tonnte, bas §aus unb ber ©arten 
featten ein murtberfam abgeftimmtes ^erbft* 
gemanb betommen — menn niefet alles trog, 
mufete ber brei3efente Ottober ein unoergefe* 
licfeer Dag in ber Aomingerfcfeen Hcunilien= 
gefifeitfete merben. Karlmann featte, ofene es 3u 

132 












1024 


Über £anb unb eer 


1911. 9tr. 39 


mollen, einen ganzen Vaden mistiger Pflichten 
aufgelaben befommen. Gr gehörte eben bod) 
ba3U — mochte er fid) mehren ober nicht. £ans 
Stid)Iinger, ber Keine, fdjiefe Sc^roeiger, ber fich 
als ^aftotum mieber glängenb bemährte unb 
bas Fialen oollftänbig aufgegeben batte, mürbe 
Rarlrrtanns 21 bjutant. Rarlmann batte ihn 
gern unb betäubte fi<h barin, mit bem Rünftler 
um bte 233 ette einen bionpfifd)en Xeil bes 
£od)3eitsfeftes 3U entroerfen. Gs roar bie 3^tt 
ber SVeinlefe. SBöIIerfdöüffe füllten tragen, 
Wateten in ben 3 tad)thimmel auffteigen, in 
jeber £aube, fchmer oon Xrauben umrahmt, 
ein junges, feliges ‘paar ben 3reubenbe<her 
leeren. Rarlmann allein roollte einfam an 
biefem Taumel teilnebmen, bod) niemanb 
füllte erfahren, meld)e unenblid) fpenbenbe 
Geliebte er im 21 rnt hielt- So, im kaufet), im 
tüilben, alles löfenben Vacd)anal roollte er bie 
lebten, fdjmerften Stunben beftehen, um bann, 
roenn alles in ben borgen hinein fd)Iief, 311 
Xoni 3U eilen, mit ihr ber alten Heimat Valet 
3U fagen. 

Gr er3ählte biefen ^ 3 Ian, ber ihm fo oiel unb 
ihr fo menig gab, begeiftert ber (beliebten. Sie 
hörte ihn fopffchüttelnb an. „Rarlmann,“ fagte 
fie ernft, „bas gefällt mir nit — fd)on rein an 
fid) genommen. 3 <h finbe, es liegt etroas Un* 
roahres unb Unfauberes in ber Gefd)td)te.“ 
„2Bie?!“ fuhr er auf, 3um erftenmal eine 
tiefe Rränfung in ben 3 ngen. 

„ 3 a, Rarlmann. Sßarum foll ich bir's nit 
fagen, toie ich's mein'? 3<h halt' es für bas 
befte, roenn bu bie £eut unter fich läht. Gnt* 
roeber — ober. 9 Jlit bem £er3en gehörft bu ja 
bod) nit mehr ba3U." 

„Xu meinft, id) füll bie £jod)3eit gar nicht 
mitmachen —?“ 

„Xas mein' ich. 3 <hbitt' bid) fogar barum. 
SRoäj einmal, Rarlmann. Xu mir bie £ieb'. 
3 e^t ift ber 3toan3igfte September — am brei* 
3ehnten Oftober fann ich unmöglich mehr hier 
fein. Unmöglich, Rarlmann. Verfteden barf 
id) mich nit, bas meiht bu. Xann fommt meine 
Vtutter, unb alles ift aus. Sann fann id) nit 
mehr fort, Rarlmann.“ 

„Das ift beine fixe 3 bee! Xu übertreibft 
immer, bu nitnmft alles fo fchredlid) fchroer, 
Xoni —“ 

„tRimmft bu es berat leicht?“ 

„Rein dJlenfd) hat eine 2 K)nung —“ 

„ 3 eht... 31 m bfei3ehnten Oftober roerben's 
alle roiffen. Unb — bas — bie £eut — bas ift 
bas emsige, ums id) nit ertrag'.“ 

Sie brach fd)lud)3enb gufammen. Gr hielt 
fie, roollte fie beruhigen — fo hatte er fie nie 
gef eben. „ 2 Iber Xoni,“ bat er, „Xoni — faffe 
bid)! Xu fd)abeft ja — bu fdjabeft uns allen! 
Sieh mal, ich tu' hoch aud), toas menfd)en* 
möglich ift! 21b er bas Unmögliche fannft bu 
nicht oon mir oerlangen! 3$ f)abe fd)liefeli<h 
finblihe Verpflichtungen meinen (Eltern gegen* 

über, roenn ich auch oorhabe — —-“ 

(Ein roilber, böfer 21 nfall lieh fie plötzlich 
auffahren unb machte ihre oerborgene Vauern* 
natur frei. ,,2Id) toas!“ fd^rie fie laut unb 
blitjte ifjn brohenb mit ihren bunfeln 3 Iugeft an. 
„Rommft bu mir mieber bamit! Xas roar hoch 
erlebigt! (Erft fomm' jet$t id)! 3 <h unb bas 
Rinb! 2 ßas bu ben £euten am 3 °fephsberg 
fchulbeft, bas fannft bu ein anbermal abmachen! 
Vei befferer Gelegenheit! 3 d) hab's jefjt'fatt,- 
bas halbe GetuM" 

(Er lieh fie los unb ftarrte fie lange an. (Ein 
tiefer Groll toollte fein §er3 ergreifen r aber im 
lebten SRoment fdjütjte- ihn bie £iebe baoor, 
ihn 311 233 orteri fommen 3U Iaffen. XunKe Vöte 
tut 2XntIih, roanbte er fic| ber Xür 3U unb ging 
ohne 2 lntmort hinaus. (Er hörte int 3 intmer 
noch ihr jammembes 21uffd)lud)3en, aber er 
fehrte nid)t um. 3n tief hatte es ihn getroffen 
— „bas halbe Getu'“. Sie hielt ihn alfo für 
halb, noch immer für halb. 2lun, bann roar 
alles oergebens. Gr lief oor bas Vofentor 
hinaus, an ben fchmuhigen Gräben entlang,; 
too bie Färber roohnten. Ula<h einer Stunbe 
erft trieb ihn bie bohrenbe 2Ingft nach £ehnerts 


Gafthaus 3urüd. 3 n feinem Gntfe^en fanb er 
bas 3 immer leer. 31 uf bem Xifd) lag ein 23 rief 
mit frember 2Iuffd)rift, baneben ein 3ettel oon 
Xonis §anb: „ 23 in nad) - ^aus gefahren. 
Schreib mir, mann bu mich mieber fprechen 
millft. $ier tft ein Vrief, ber heute tarn, ich 
fonnte ihn bir noch nicht geben. Xoni.“ 21 uhe 
unb tiefe Führung überfamen ihn. Ser längfte, 
mortreichfte Siebesbrief hätte ihm nicht fo oiel 
geben föraten mie biefe einfachen, bem 
Schmers entrungenen 3 eilen. 3 a, Xoni blieb 
Xoni. Von ment mar ber 23 rief? Gr las 
ihn. Von Goa 21 oIlfinf. Sie hatte für ihren 
blinben Gatten gefhrieben. Gs mar eine Gin* 
labung, ein Vuf oon folcher $er3lihfeit, fo 
nahe fd)on unb 3uoerIäffig, bah ü) m tränen in 
bie 2lugen traten. 3a, fie hatten gut gemählt. 
2 tur 3U feinem Vetter fonnte ihr 2 Beg je^t 
gehen. 2 Iufmerffam las er ben Vrief immer 
mieber unb bef)er3igte bie Vatfd)läge, bie ihm 
bie feften Schriftsüge oon Goas §anb gaben. 
Sann, ging er fort, um nachts fcf)on unter Xonis 
3 enfter auf bem Vtarftplatj 3U ftehen. Gr 
mollte ihr fagen, bah jetjt alles gleich fei — 
er millige in bie 2Ibreife oor bem brei3ehnten 
Oftober ein. Soch fie mar mie entsaubert, als 
fie ihn mieber in ihren 2Irmen hielt. 2In feinen 
Sippen hängenb, flüfterte fie, er folle ihr hoch 
oer3eihen. Sie merbe felbftoerftänblich alles 
auf fi<h nehmen, um fern Gemiffen oor ben 
Gltem rein3uf)alten. Ste habe fid) befonnen — 
nichts auf berSBelt fei fo arg mie ein 3^te= 
fpalt. 2Bas fümmere fie bie gan3e S 9 lenf<hhett? 
Gs müffe alles nur nach Rarlmanns 2BiIlen ge* 
fchehen. — 

So blieben fie in Umbrichsburg. Xoni 
fchleppte fid) meiter täglich 3um 5 Rofentor hla* 
aus. Gs erfd)ien ihr allmählich lächerlich, ifuen 
3uftanb nod) oerbergen 3U mollen, fie glaubte 
beftimmt, bah jeher ihn fah, ber 2Iugen 3um 
Sehen hatte. 2 ßie ein Gebrechlicher ein 
ferneres Gebrechen, fo trug fie ihr merbenbes 
Glüd oor ben Seuten herum. Sie begriff nicht, 
marum bie Vlutter fie nicht fragte — fie 
fdjämte fid) uor §ilba unb Altane unfäglid). 
Gnblich fam ber brei3ef)nte Oftöber heran. Gs 
mar ein Xag, an bem fie befonbers Ieibenb 
mar, unb Rarlmann füllte fie bis sum nädjften 
SRorgen nicht fehen. Um fünf Uhr hoffte er 
oon 3U §aufe fort3ufommen. Silles mar tm 
Sehnertfhen Gafthaus oorbereitet, ben 2 Bagen 
brachte Rarlmann mit — im grauenben Vtorgen 
enifdjmanben fie allen 23 Iiden. Sie fah auf 
bem 23 ett, ben fertig gepadten Roffern gegen* 
über. Sie 30g fich nicht aus, fie legte fid) nicht 
fdjlafen — 3 ohannes VoIIfinfs Vud) im Sdjohe, 
bas fie nun f<hon ausmenbig fannte, mollte 
fie einfam bie Stunbe ber Grlöfung heran* 
märten. — ■ - 

Sas 5 Rommgerfche $aus in ber Verta* 
ftrahe erftrahlte in3mifd)en im geftgemanb. 
Glüdlid) mar alles, oon Rlementine bis 3um 
jüngften Gärtnerburfchen. 2 Iu<h Vater Xränfle 
mar glüdlich, benn er hatte feinen groben 21uf* 
trag oollenbet ausgeführt unb perfönlich all 
bie munberbaren Shüffeln 3um 3 ofephsberg 
hinaufgeliefert. 3 n gehobenfter Stimmung, 
oom fhmeren Sherrp, ben ihm bie Röcf)in 
freben3t "hatte, befchmipft, machte er fich auf 
ben loeimmeg. 3a, biefe Corning er s, biefe 
Corningers — es marert bo<h hochfeine Seute. 

2 iad) ber Xrauungsfeier in ber Rird)e hatte 
3uftinus fid) in : fein ßxmimx 3urüd3iehen 
ntüffen. Gr dämpfte gegen Ohnmachtsanfälle 
— feine Xeilnahme an ber ^efttafel mar leib er 
ausgefd)Iöffen. Rarlmann mar es, ber ben 
Vater 3U Vett brachte, mährenb im §aufe alles 
fchmahte urtbladjte, bte Vrautpaare gratulierend 
ümbrängte unb mit feierlicher Spannung 
Rlementines §och3eitsmenü entgegenfal). Rarl* 
mann enttleiöete ben Vater, ber es mit einem 
füllen, ftumpfen £äd)elrt gef drehen lieh- 3h™ 
3itterten bie §änbe babei — mas mar bas — 
fie burften ihm ja nidft gittern — er mollte je^t 
ftart fein, an Xoni bertten, fich nicht oerraten. 
2Bas muhte ber alte, lebensmübe Sftann oon 
ber ^ähfoane, ber er entgegenfehritt? Gine 


21 hnung oon ber lebten Stunbe ihres 23 ei* 
fammenfeins mochte freilich in ihm hämmern, 
benn er fagte plöblicf), fich ftöhnenb aus* 
ftredenb: „Xante, mein 3 ange ... 2 Benn ich 
bir nod) einen Gegenbienft leiften tarnt — foll 
gern gefheh^-“ Xa brüdte ihm Rarlmann 
nur ftumm feine fdjlaffe $anb — mie ein enb* 
lid) Grtannter, enblid) Gehobener — bann 
oerlieh er rafcf) bas 3t™™cr. 

Gin büfterer 3 ™ang gab ihm bie Rraft, als 
ftiller Veobadhter an ber §od)3eitstafeI teil* 
3unehmen. ;2Bie hahte er heute biefe gefchntüdte 
Iachenbe, fhmahenbe Vtenge! Xiefe gerührten 
2lebner, bie froh maren, menn fie ihr Vnftanbs* 
mort bem leib er ertrantten Hausherrn ge* 
mibmet hatten, um bann bie forgfältig ge* 
fammelten Schere anbringen 3U tönnen. Xer 
fchlimmfte mar Graf Rild)berg — er fprad) in 
Verfen. Ginen Xamentoaft. Unb Vraumüller 
bantte bem §aufe Corning er, mährenb Vie* 
genau glüdlidhermeife fchmieg. Xer gabritant 
fprad) beffer, als Rarlmann ihm jemals 3 U* 
getraut hatte. Gan3 einfach unb am Schluh 
nicht ohne Gemüt. $hilipp> ber beftimmt ge* 
hofft hatte, bah Vraumüller ftedenbleiben 
mürbe, oerlor feine fämtlichen 2Betten. 2ln 
feiner Xafelede h^fchte ein übermütiges, 
tichetnbes £eben. Unb bie Vräute? Sie 
fdjienen fehr glüdlid) 3U fein. Vor allem fahen 
fie munberfd)ön aus. Xie Viutter aber? — 
Xie dRutter oergah allmählich, bah der arme 
3 uftiuus ihr Programm burhtreu3t hatte. Sie 
mar jeht froh, dah fie ihn nicht länger 3m Ge* 
fellfd)aft ge3mungen. 2 Roct)te er fich oben aus* 
ruhen — fie mar auf ber §öhe ihres £ebens. 
Sie ftrahlte ein grobes, unbesmingliches Glüd 
aus, benn bie gan3e 21efiben3, bie fie gelaben 
hatte, mar 3 ^age. £ange fah Rarlmann feine 
Vtutter an. Gr prägte fid) mit halb bemühter 
2 !bfid)t ihr fchönes Vilb ein, mie er es jeht oor 
fich hatte — fp enb enb, erfreu enb, bejubelt 
nach allen Seiten. Xo<h als fie plöblid) ihre 
lachenben 2lugen auch auf ihn richtete, brehte 
er fich fort. Gr muhte, mie tief er fie bamit oer* 
Iehte, aber es ging nicht anbers, er muhte fich 
f«hüben. Xie Gefahr mar grob- 

Xann tarn bie 9 Xacf)t, bas Gartenfeft, bas 
lange, halbe, märchenhafte. Unb Rarlmänns 
2 tbfcf)iebsftunbe oom Glternhaufe fam. Gr 
hatte feinen Rräften 3uoiel 3ugetraut. Sttd)* 
linger fudhte ihn oergebens, um bas 3euer= 
merf mit ihm ab3ubrennen unb bie Ghampägner* 
fübel, bie auf einem Keinen, oon Gfeln ge* 
3ogenen 2Bagen ftanben, oon £aube 3U £aube 
3u fahren. Xie Gfel maren eine 3 dee oon 
Vhtttpp, ber bamit eine 2Infpielung auf bie 
Sd)miegerföhne maheu mollte unb auhcr fid) 
oor 2 ßonne mar, als Viegenau feine 3 dee be* 
fonbers I)übfd) fand. Stid)Iinger fuhte Rarl* 
mann überall — als er ben 2Bunberlichen enb* 
lid) im lebten 2 BinfeI bes Gartens" auf ber 
SIRauer fibenb gefunben hatte, muhte er allein 
mieber ab3iehen, benn Rarlmann mar 3U nichts 
mehr 3U bemegen. Offenbar maren ihm bie 
Getränte bei Xifch fehr fd)led)t befommen. 
VIeid) unb nunmehr gan3 allein ftarrte Rarl* 
mann in ben dRonb auf. 3114 ^ fuhren 
Wateten aus ben bunfeln Gebüfheu, praffelnbe 
Sd)toärmer folgten, bunte f reif enb e $euer* 
räber. „21h!" rief man bemunbernb auf ber 
Veranba, mo fid) bie 3ufcf)auenben Gäfte 
brängten. „ 211 )!“ erflang es nad) jeber Vumrner. 
2Bie unheimlich mochte bas Raffeln unb 
Rnallen ben etnfamen Vater berühren, ber in 
feinem Vette oben Sd)Iaf fud)te unb nichts oon 
ben Iärmenben Vlenfdjen fah* 233 er mod)te 
je^t 3U ihm hwaufgehen? 2 Rarion? Glfa? 
Xie SLRutter? Rarlmann hätte es gern gemuht. 
Vlöhlich fah er eine Geftalt an bes Vaters 
3 enfter. Gr ftarrte hiu — es mar ^fjiltpp. Gr 
banfte es ihm taufenbmal unb mar tief mit ihm 
oerföhnt. Verföhnung auch mit all bem Ge* 
triebe bort unten ergriff ihn — mit ber 2 Rutter, 
mit ben Schmeftem. 3 eht ging er — er oer* 
lieh fie, aber er mürbe mieberfommen. Un= 
banfbar, treulos fonnten fie ihn noch fd)elten 
— halb aber füllten fie anbre 2Borte finben. 




Über £anb unb SWeet 


mann. ©hütPP hörte plö^Itcf) einen ©uffdjrei 3hr's, mas td) (Euch 3U lagen bat»'? ©hnt 3hr's 

ber ©lütter, unb entfetjt eilte er 3U il)r. Ellies fcf)on? Ol)» menn id) bas roüfete! ©er3eil)t 

lief 3u|ammen, alles glaubte, £err Siarlmann mir!, Das ift ein ©bfdjieb beut, aber id) baffe* 

habe |id) ein £eib angetan. Darüber beruhigte nicht auf lange! 3 <b ooill mein ftinb, mein 

©hüipp, als er ben ©rief gelefen. Dann fühes einiges, in ©hren 3m ©Seit bringen, 

führte er feine faffungslofe ©lütter in ihr ©tit meinem Aarlmann 3ieb' id) beute in bie 

3 immer. Sie meinte, fie fd)impjte, fie rafte meite ©Seit hinaus — er mirb mich heiraten, 

— telegraphieren mollte fie — bie ©ehörben er mirb meinem ftinbe ein ©ater fein. ©ßir 

aufrufen — enblid) fahte fie fid) aber, benn tennen uns, mir oerftehen uns, mir lieben uns! 

Philipp rih fie gemaltfam ber Dür 3U. Dort ©ie, nie merbe ich ihn oerlaffen! Das £eben 

ftanb 3m|tinus ©ominger in feinem alten ift fo fd)ön, fo groh — id) banfe (Euch, 3 br 

Sdjlafrod, blafe, mit mirrem £aar. Der £ärm (Einigen, Dreuen, bah 3 br mir's gefd)enft 

batte ihn beruntergefübrt — fd)on muhte er habt! ©uf © 3 ieberfehen, menn alles mieber 

alles. ruhig unb gut ift! tonnt' nicht länger hier» 

,,© 3 as millft bu!“ herrfchte er fie mit hohler, bleiben — meinetmegen unb ©uretmegen! 

aber mächtiger Stimme an. ,,©lit mem Dentt in ^rieben an (Eure (Euch emig liebenbe 

baberft bu! Safe beine $änbe oon bem jungen! Doni.“ 

©un ift er bir baoongelaufen! Du bift an allem £ange fahen ©ater unb ©lütter Dränfle 
fd)ulb!" auf ihren Stühlen unb ftarrten bas ©latt an. 

„ 3 <h ? ! 3 <h* 3 nftinus!“ (Erft als bie ftrau fid» regte, tarn audj in ben 

„ 51 m meiften bu! Unb id) fag' bir's — ©tarnt etmas £eben. „£>aft bu's gemußt?“ 

menn's jetjt aud) mie 'ne Sd)Ied)tigfeit aus* fragte er heiler. 

fd)auen mag, mas er getan hat — bie erfte ©e* „©ein, ©uguft — bas — bas nit...“ 

fd)eitheit, bie id) oon ihm febe, ift es! ©effer ©arbara meinte. 

jd)Iecht fein, als eine ©ull fein! 3<h oerbiet' „£ab's mir gebaut," flüfterte ber ©Ite. 

bir's, bah bu ihm nad)fpürft, ich oerbiet' bir's! „ftann ja nit anbers fein. Denn fonft — mir 

Das £eben foll ihn enblid) in bie Ringer hätten fie hoch behalten — mas — mastümmert 

triegen! Das mahre £eben!“ mid) ber ©larft!“ (gortfefeung folgt) 


©Semt er fie anbem Dant unb anbre streue 
ernten lieh- Das mar fein 3 iel- (Er gab fid) 
einen lebten ©ud, fprang oon ber ©lauer unb 
oerlieh, ©eläd)ter, £id)t unb £ärm im ©üden, 
burch eine Seitenpforte ben ©arten, ©r fab 
fid) nicht mehr um. 

Um oier Uhr rollte burch bie grauen, harten, 
laut miberballenben Strafen §riebrid)sburgs 
ber ©Sagen, ber Doni unb Äarlmann mit ihrer 
< 5 abe 3um ©ahnhof trug. Um halb fieben Uhr 
beftiegen fie ben ©tündmer 3 U 9 - < 5 o lange 

hatten fie frierenb im einfamen © 3 artefaal 3U 
fihen. Der ©torgen mürbe tlar unb blau. (Es 
mar ein rechtes 3ns=©lüd=.£jinausfahren, bas 
er ihnen befeuerte. — 

Die beiben jungen (Ehepaare bes Kaufes 
oerliehen erft am näd)ften ©ad)mittag, norb* 
märts unb fübmärts, $riebrid)sburg. Die 
©raumüllerfche $od)3eitsreife ging nad) f^ranf* 
reich unb §ollanb, bie ©iegenaufd)e nad) 
Italien, ©is 3uleht hotte man fid) geftritten, 
meld)e ©eife fdjöner märe. SUementine mar 
nod) bis fed)s Uhr, bis bie lebten ©äfte ben 
©arten oerlaffen hotten, untermegs. Das 
Seltfame gefdjah — es fiel ihr jebt erft auf, 
bah fie ilarlmann oiele Stunben nicht ge* 
fehen hotte, ©od) tarn ihr feine böfe ©hnung 
babei — fie hielt feine (Eigenbröbelei nur 
für ben alten Drob- ©Is aber im §aufe alles 
3U ©ett mar unb ber fabe ©eruch oon oer* 
brannten Sieben, 3i9 a rren, offenen ©Sein* 
flafdjen unb melfen ©Iumen fid) mit ber harten 
prrühluft mifd)te, ftieg SUementine, fid) fröftelnb 
in einen Schal hüllenb, aus ber © 3 üftenei in 
Äarlmanns 3intmer hinauf, ©r mar nicht 
bort. Sie rnedte ben meinfd)meren ©hüipp, 
ber megen ber rafdjen Störung fehr ergrimmte 
unb feine ©usfunft gab. ©iarion unb (Eifa 
maren unmöglich auf3ufud)en — bas ©erfonal 
muhte nichts, ©iemanb hotte ben jungen 
Ejerrn fortgehen fehen. 3n ftummer, ahnungs* 
ooller ©ngft martete SUementine bie Stunbe 
ber erften ©oft ab. (Es fam ein ©rief oon 5 tarl* 


<5 eb et 


Saffe, ©ott, mich nidjt im Schatten 
©teiner blinben £eiben houfen, 

©is bie ©ulfe mir ermatten. 

Sieh, bie ©Sunber märten brauhen. 

©tit ber Hoffnung hellen Johnen, 

©ott ber alten Sternenbahnen 
Unb ber taufenb ©Seltenmunber, 

Steige auch 3U mir herunter. 

©Silhelm Schuffen 















1026 


1911. 9lr. 39 


j Pie füllten nuiljitcit 

OTid)ts ift fd)wieriger, als einem 
| V v Wluslänber begreiflief) machen 3U 
j wollen, bah Deutfd)Ianb 3war ein feit* 

I gefügtes einheitliches Staatswefen ift, 

I aber aus fünfmtb3wan3ig Unterftaaten 
befteht, oon benen jeber ein3elne 
j fouoeräne Selbftänbigfeit befitjt. ©s 
I fommt bem Wluslänber fettfam, oiel* 

1 leicht fogar ein wenig lächerlich cor, 
bah ber Sürft Wleuh jüngerer £inie 
j unb ber §er3og oon Wittenburg als 
I Surtbesfürften ber Xheorie nad) auf 
j berfelben Stufe ftehen wie ber mit 
I ber beutfd)en ftaiferwürbe gefdhmüdte 

A ftönig non ^reuhen, unb unter ben 
fleinen beutfehen Wlefiben3en [teilt er 

I ficf) intereffante, aber etroas un3eit* 
gemäße uberreite mittelalterlid)er 
j |jerrlidjleit oor. 

| 3 icmlicf) ausfid)tslofes Semühen 

roäre es, einen nicht auf beutfehem ** ot - e. e^aiict 
I Soben ©eborenen baoon 3U über* 5 fontglid)es Sd)loh tu Stuttgart 

j 3eugen, bah biefe icheinbare 

I fplitterung unfres Saterlanbes ein ©lement feiner Iid)en Sd)Ioffe 3U Serlin, bas feine heutige 

©röhe unb feiner Stärfe barftellt, inbem es ©eftalt, als ©an3es betrachtet, ben planen 

* Deutfd)Ianb oor oerberbüd)er 3 entraIifation be* Sd)lüters, bie ©ofanber oon ©oethe unb Soel)me 

I wahrt. | 5 ranfreicf) abforbiert bie ioauptftabt fortfetjten, oerbaritt. Wlber wenn bie brei §aupt* 

| ijkris alle intellettuellen ifräfte bes £anbes. fronten bes Serliner Sd)loffes, an bem £uftgarten, 

I 3 n Deutfd)Ianb finb bie §auptftäbte ber eüt3elnen bem Wtationalbentmal unb ber ehemaligen Sted)* 



Sunbeslänber ebenfooiele grohe unb tleine ifultur* 
3entren, unb man braud)t nur WBeimar unb WJlün* 


bahn, bal)er im Sarod gehalten finb, fo präfentiert 
fid) bie an ber Spree liegenbe Seite im aus* 


d)en 3U nennen, um fidf) 3u oergegenwärtigen, gefprodjenften Wlenaiffanceftil. ©in runber Durm, 


f mt Dr. fl. umt 


oon Sapern — er lebte oon 1229 bis 
1294 — fid) felbft 3um Sd)ut)e, bem 
$einbe 3um Drutse an biefer Stelle 
entftehen lieh- mar eine richtige 
fefte Surg mit WJlauern, WBällen unb 
©räben. 3e^t ift bie 9 Jlünd)ener Wlefi* 
ben3 teils oon ben belebteften Strahen 
unb flöhen, teils oon ben freunb* 
liehen Einlagen bes $ofgartens um* 
geben, bie ben itbergang 3U bem 
walbartigen ©nglifd)en ©arten, bem 
Sois be Soulogne ber SCRündjener, 
oermitteln. Die ber Strahe 3ug et ehrte, 
mit frönen Sron3earbeiten gefd)müdte 
Üjauptfaffabe lieh fturfürft WJtar I. 
ums 1600 errid)ten, ben „Königs* 
bau" unb ben „geftfaalbau“, roelche 
biefe „Witte Wtefiben3“ einrahmen, fd)uf 
||j £eo oon 5 flen 3 e nad) italienifd)en 
!■ Sorbilbem für ben tunftliebenben 
ftönig £ubwig I. in ben breiiger 
fahren bes letjten 3 ahrl)unberts. Das 
gleiche Scfjicffal, immer enger oon 
bem anfdjwellenben §äufermeere umringt 3U 
toerben, hat bas Dresbener töniglid)e Sd)loh 
erfahren, bas Wluguft ber Starte 1701 in feiner 
heutigen ©röhe herftellte unb bas oor 3ehn fahren 
3um lebten WRale erneut würbe. Son allen beut* 
fdjen Wlefiben3fd)Iöffern ift es, ber herrlidjen Schabe 
toegen, bie es im „©rünen ©ewölbe" birgt, bas 
oon Deutfchen unb gremben am häufigften befud)te. 

3 n Stuttgart beherrfd)t bas töntglicfje Sd)loh 




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Sertag ©. Stadingfdjc $ud)t)anMung, SB1. Sdjmibt, DIbenBurg 

©rohher3oglid)es Schloh in Olbenburg 


©rohher3ogIid)es Schloh in Sdjwerin 


bah einige oon ihnen, namentlich in be3ug auf 
bie pflege ber fchönen fünfte, fid) burdjaus eben* 
bürtig neben ^Berlin behaupten. Der materielle 
Wluffchtoung, ben Deutfd)lanb in ben lebten 3 at)i> 
3ehnten erlebte, hat aber auch 3 ur 5 °l 9 e gehabt, 
bah biefe §auptftäbte faft alle an Wlusbehnung 
unb ©inmol)ner3ahl gan3 beträd)tlid) 3ugenommen 
haben. Der Sulsfchlag unfrer fleihigen unb be* 
triebfamen 3^it ift in ihnen 3U fpüren. 

Dem äuheren Silbe biefer Stabte ift biefe 
©ntroidlung nicht immer günftig. So 
mand)es alte Sauroerf oerfdiooinbet, 
um einer WJttettaferne, einer $abrit* 
anlage ober einem WBarenhaufe ^ 3 Iab 
311 machen. Sei aller Pietät ift es 
nicht immer möglich, bie ard)itettoni* 
fdhen 2Bahr3eid)en früherer 3 aht = 
hunberte oor Semid)tüng 3U be* 
rnahren. Wlur bie Wlefiben3fd)Iöffer ber 
Sunbesfürften halten bem W 33 ed)fel ber 
3 eiten fiegrei^ ftanb. Wlud) oergröhert 
unb mobernifiert oerleugnen bie Wß 

toenigften oon ihnen gan3 ihren ur* Jfljp 

fprünglid)en ©haratter. Son gefd)lof= !L|ü^ 

jener Stileinheit tann freilid) nicht 
immer bie Wiebe fein; jeber bauliebenbe 
fjrürft — unb toe!d)er gürft toäre IlljjfM' 
nid)t bauliebenb getoefen? — ergän3t * * ” 
bie Schöpfung feiner Sorfahren nad) I« 
feinen Sebürfniffen unb bem ©e= 
fd)made feines Zeitalters. 

Dies gilt nicht 3uleht oon bem 
mädjtigften unb impofanteften aller 
beutfehen Wlefiben3fd)Iöffer, bem fönig* 


„ber grüne §ut," ftammt fogar noch ÜOm 
fürften griebrich II., aus ber 3toeiten Hälfte bes 
fünf3el)nten 3 ah^hanberts, roährenb bie Ufer* 
terraffe unb ber £anbungsplah gleid) baneben 
oom jetzigen 5 faifer angelegt rourben. f^aft ein 
halbes Zahttaufenb trennt alfo 3eitlid) bie Kräfte, 
bie hier 3ufammenioirtten. Solche ©egenfähe 
oereinigt aud) bie föniglid)e Wlefiben3 in 9 Jlünd)en. 
Der fübroeftliche Flügel ihres „alten ioofes“ ift 
ein Deil ber Surg, bie §er3og ßubroig ber Strenge 



5 töniglid)e Wlefiben3 in WJlümhen 


bas Stabtbilb auf bie glüdlid)fte Wirt. Der Schloh* 
plah mit feinen Säumen unb Seeten, feinen 
Denlmälern unb feinen ifiosfen ift ber eigentliche 
WJiittelpuntt bes Stuttgarter £ebens unb Dreibens. 
5 faum eine anbre Stabt in Deutfd)lanb hat einen 
^ßlah auf3uo)eifen, ber bei fo geroaltigen Dirnen* 
fionen einen fo oornehm ruhigen unb freunblid)en 
©inbrud auf ben Sefchauer l)eroorbräd)te. Sön 
einem Stuttgarter Schlöffe 3U fpred)en, ift 
allerbings nicht richtig. Denn xoenn bas oon 
fran3öfifchcn Wlrchitetten im a<ht3ehn= 
1 ten 3al)rl)unbert errid)tete eigentlidje 
1 Sd)Ioh, beffen golbene 5 lrone im 
Sonnenlichte weithin erftrahtt unb 
beffen §auptgebäube 3toei Flügel 
! weit na^ oom fdjiebt, bie Slide am 
ftärtften auf fid) 3ieht, fo mag hoch 
ber ©efd)id)tsfreunb bem Witten Schlöffe 
baneben ben Sor3ug geben. 9 Jfit feinen 
runben ©dtürmen, feiner Wleittreppe, 
bie bis ins 3weite Stodwerf hinauf* 
reidjt, unb feinem ehrwürbigen 3nnen* 
l)ofe, in beffen Wftitte ein Wleiterftanb* 
bilb bes ©rafen ©berharb im Sorte 
3u fehen ift, wedt es bie ©rinnerung 
an jene 3 eiten ber Sergangenheit 
Schwabens, bie allen Deutfchen burd) 
ben Wliunb ber Did)ter §auff, Hhlanb 
unb ferner lieb unb oertraut gewor* 
ben finb. WCirtlidje Wlefibensen finb 
übrigens beibe Sdjlöffer gegenwärtig 
nicht. Das Wteue Schloh gibt ben 

- Sdhauplah 311 öen geften bes ioofes 

ab, im Witten finb höfifche Sel)örben 














1911. 9tr. 39 


Uber fiartb urtb 9Jlcer 


1027 




Salaisrefibiert. ©rof3l)er3og 
©ruft ßubmig oon §c[fcn, 
ber oerftänbnisoolle Sdjüijer 
bes moberneu 51 unftgemer= 
bes, I)at biefes Galats mit 
bem erlefenften '©efdjmade 
ausgeftattet. 

9 Iud) in Dlbenburg unter* 
fcfyeibet man Sdjlofe unb 
Calais. Das gro&I)er3og* 

Ii(f)e Saar 3iet)t bas Ie^tere 
bem elfteren t)or. 

äRandjem beutfd)en $ür* 
ftenfd)Ioffe ift bas $euer 
3um (Erneuerer gemorben. 

So rourbe bas ÜBetmarer 
9 ?efiben 3 fd)Iofe 1740 burd) 

93 Iit$ftraI)l serftört unb erft 
fünf3et)n 3 af)re fpäter burd) 

§er3og 51 arl 2 tuguft [o, rote 
es fetjt bajtetjt, toteber auf* 
gebaut. §ier rotrb nid)t nur 
ber ftult ber 9 lf)nen gepflegt, 

-biebem 9 Inbenten©oet])es, 

Sd)iUers,$erbers unb SHelanbs gemeinen „Didjter* fdjlofe. 5 Ber toürbe biejen gra3iöjen, Weiteren 
3immer“ mahnen pietätooll an bietlaffifdje ^eriobe unb anmutigen Sau fo i)od) im Sorben Deutfd)* 
in ber ©efdjid)te ber 3 hriftabt. 58 raurtfcf)tDcig Ianbs oermuten! 3 CRan meint, er märe burd) 
mar es nid)t ber Fimmel, märendes oielmeljr jetjr 3 a u berlaub aus bem jonnigen grantreid) ins 
irbifd)e ©emalteu, bie bas Sd)lof3, bas bis bat)in ßanb ber Obotriten oerfetjt morben, unb in ber 
ber „©raue $of" gereiften Ijatte, im September Dat t)at ben planen bes Sd)toeriner Sdjloffes, 
1830 in flammen aufgeljen liefen. Das gefdjab, beren 9 lusfül)rung Stüler übermad)te, bas be= 
als bie Sraunfdjmeiger ben §er3og Äarl, ben rühmte fran3öfifd)e Scfyloft ©ijamborb in ber 5 Rät)e 
„Diamanten=<rjer3og", feiner 2 BiIltür unb ßaune oon Slois, eine Serie ber fran3öfifd)en SRenaiffance* 


51 aiferpfal 3 , auf einem 
SotpI)DtfeIfen über bie 
anüegenbe Stabt ragt. 
£ier entführte ber Witter 
Äun3 oon Häufungen in 
ber SRadd oom 7 . 3um 
8 . 3 uli 1455 bie Stilen ©mft unb ßtlbert oon 
Sad)fen, meld)e bie Stifter ber beiben fjeute 

blül)enben ßinien bes Kaufes SBettin merben 
füllten. 

Unb ba ift oor ben Doren ber rührigen 

gabritftabt ©era auf bem §ainberge bas reu&ifdje 
Sefiben3fd)Io^ Dfterftein, bas bie Sögte oon ©era 
fd)on im brennten 3 cü)*I)unbert bemoljnten unb 
bas in neuerer 3 eit tm ©efd)made ber englifd)en 


<pi) 0 t. ©. Emalb, Raffet 


^ürftlid) 2 ßalbedfd)es Sd)lofj in ^Irolfett 


überbrüffig, 3ur gludjt 3mangen. Das neue ard)itettur, teilmeife 3ugrunbe gelegen. Seine ßanbfitje umgebaut mürbe. 






















1028 


ttber £anb unb 9Jleer 


1911. 5Kr. 39 


Verirrt 

£umoresfe von 2ßitt)elm Sraurt 

on 33 erlitt mar id) ohne Unterbrechung bis 
•3U meinem erften, nicht alfeumeit mehr t>on 
^loreng entfernten Stanb quartier gefahren. 3 <h 
roar bat)er, als ich imT^otel anlangte, jo mübe unb 
hungrig, bah id) barauf oer^ichtete, mein im britten 
Stodmerl gelegenes 3 intmet fogleid) an^ufehen, unb 
mich ohne Ver3ug in bie Reftaurationsräume begab. 

Da es beinahe elf Uhr abenbs mar, fo maren 
teine (Säfte mehr anmefenb. Dafür mürbe ber 
Saal belebt burd) einen Dberlellner, 3mei Seltner 
ohne (Strafe unb einen Rillolo, bie fich in bie be* 
fcheibenen, oon mir beanfprud)ten Dienfte teilten. 
3 um Schluffe ber Vorbereitungen reichte mir ber 
Rangältefte bie Speifelarte, morauf fich hie oier 
fchmarggemanbeten Deute im £albfreife um mich 
gruppierten unb mich ermartungsooll anfahen. 

3 <h 30g meinen italienifchen Sprad)führer 
aus ber Dafdje, fdt>Iug bas Stapitel „(Safthöfe“ auf 
unb fühlte mich nun allen fprad)Iid)en 3umutungen 
gemadhfen. Denn in bem guljrer ftanben bie 3 mt= 
morten auf alle nur erbenllidjen fragen, bie 
irgenbein ^otelangeftellter an ben (Saft rieten 
lonnte. Die oier mich umgebenben Kellner fragten 
aber gar nichts, fonbern »erhielten [ich oolllommen 
ruhig. Hub bies mar geräbe ber ein3ige galt, ber 
in bem Sprachführer nicht berüdfidjtigt mar. 3 d) 
geriet in grojje Verlegenheit, unb aus bem bunletn 
(Sefühl heraus, bah man billigermeife irgenbeine 
3 tuherung oon mir ermarten lonnte, las id) halb 
med)anif<h bie erfte $rage, bie man nach ber 
VSeifung bes Rührers „beim Eintritt in bas Reftau* 
rant“ 3ü tun hätte, 3r°är bemerfte ich mährenb 
bes Sprechens, bah hie Überfettung ber Rhrafe 
lautete: „ 3 ft noch ein Difch frei?“ Da ich mid) 
jeboch nicht oon oornherein jeber Autorität be* 
rauben mollte, fo brachte ich meinen Sah männlich 
3U ©nbe, unb mährenb bie Kellner mit trampf= 
haftem Rtienenfpiel ihr Dachen unterbrüdten, 
ftarrte ich unter meiner magerecht an bie Stirn 
gelegten £anb in bie gähnenbe Deere bes Saales, 
als entbedte ich erft je^t 3U meiner ungemeffenen 
Vermunberung, bah ha in ber Dat noch einige 
meitere Difdhe unbefet$t mären. 

Rlöttlid) burd)3udte mid) ein £>offnungsftrat)I, 
bah oielleicht jemanb aus ber fd)mar3en Schar 
etmas Deutfeh oerftehe. 3 <h fragte baber in meinen 
heimatlichen Dauten, meid)es ©ericht heute be* 
fonbers 3U empfehlen märe, hierauf brachte mir 
ein Kellner bie Rßeinlarte, ber 3m eite $euer für 
meine erlofchene 3 ^gorre unb ber Rillolo eine 
beutfehe 3 eitung. Der £)berlellner hingegen, ber 
feine Untergebenen an Sprachtenntniffen be* 
beutenb übertraf, fagte erfreut: „Ah! — Palazzo 
di giustizia — morgen — molto nahe — cinque 
minuti.“ 

3 <h oer3i<htete barauf, ben Sprachgemanbten 
auf3ullären, bah man unter „(Bericht“ aud) etmas 
©eniefjbareres als einen „Palazzo di giustizia“ 
oerftehen lönne. Denn ich muhte nicht, in melchem 
Rbfdjnitt bes Sprachführers ich eine foldje Ve= 
merlung fuchen follte. Vielmehr nahm id), einer 
geiftreichen Eingebung folgenb, bie Speifelarte 3m 
|janb unb fd)Iug bie Unterabteilung „Speifen unb 
©etränle“ bes Rührers auf. 

31 uf ©runb oielfacher (Erfahrungen muh id) 
bie Dheorie aufftellen, bah hie Speifelarten aller 
auslänbifchen (Safthöfe ohne (Einficht in bie ge* 
bräud)Iid)en Sprachführer unb unter forgfältiger 
Vermeibung ber bort aufgeführten 33e3eicbnungen 
angefertigt merben. Denn fonft märe es nidjt rnög* 
Iid), bah hie langen Diften einerfeits jener Vüd)er, 
anberfeits ber ^otelfpeifelarten fich meift in 
leinem Runlte berühren. Dies aber mar, mie 
fd)on [0 oft, auch biesmal ber $all. ßum ©Iüd 
fiel mir jettt eine auherhalb ber Reihe, am oberen 
Raube ftefjenbe Vemerlung in hie 3 tugen. Das 
mar ja bie Stelle, mo auf bie „heute befonbers 3U 
empfehlenben“ Speifen hittgemiefen 3U merben 
pflegt. 3<h tippte alfo triumphierenb auf biefe 
3 eile. Die oier ©anqmebe Hielten 3uerft mich, 
bann fid) gegenfeitig fehr aufmerlfaütlan, mas fie 
in berfelben Reihenfolge noch mehrmals mieber* 
holten. Doch rührten fie; fid) nicht 00m Rlatje. 
3 Bie mir fpäter feftsuftellen gelang, befagten bie 
oon mir be3eidjneten 3 Borte^ *ba| im Refe* unb 
Raud)3immer leine Speifen feroiert mürben. 

Runmehr padte mid) eine 00m Rtagen auf* 
fteigenbe Ver3meiflung, unb mit miIber-(Sebärbe 
unb aufs (Seratemohl tippte ich auf irgenbeine 
Stelle in ber Rütte ber Speifelarte, morauf 3U 
meiner innigen Vefriebigung fämtliche oier Stell* 
ner baoonftür3ten. 


Rach einer Viertelftunbe mürbe mir. ein (Bericht 
gebracht, bas ich noch nie gefehen ober gerochen 
hatte. Das leidere Rloment mar mir befonbers 
unangenehm. Denn es märe mir lieb gemefen, 
menn ich mich bei früheren (Selegenheiten an ben 
(Berud) gemöhnt hätte. 3 <h oermag aud) nicht 3U 
fagen, meiche Veftanbteile bas (Bericht enthielt 
ober, mas oielleicht Iür3er märe, bie es nicht 
enthielt. Denn bie ©hemie ift immer meine fcbmache 
Seite gemefen. 

(Eine finftere Stimmung bemächtigte fid) meiner. 
Den Stampf mit ber Sprache noch einmal auf3u* 
nehmen, ba3U fehlte mir Rlut unb Straft. 31 uherbem 
mar mein Ruhebebürfrtis faft nod) größer als mein 
junger. Sd)liehlid) begnügte id) mid) bamit, 
burch Stnabbern eines 33 rötd)ens bie 33 egierben 
meines Rlagens ein3ufd)Iäfern. Dann tiefe ich 
mid) oon einem ber beiben Stellner ohne ©harge 
über holbbunlle Dreppen unb ^Iure auf mein 
3immer geleiten. 

Die übergroße (Ermübung lieh wich halb feft 
einfchlafen. 31 Ilein noch oor fed)s Uhr morgens 
machte ich oon einem rafenben junger auf. Rtein 
Riagen mar in oollem 31 üfruhr unb blieb taub gegen 
alle Verkeilungen bes Stulturmenf»hen in mir. 
3 lber mie ihn beliebigen? Ob fd)on jemanb oom 
Verfonal in ben Reftaurationsräumen anmefenb 
mar, muhte höchft fraglich erfcheinen. Unb menn 
bas mirllid) ber ^all mar, mürbe id) in meinem 
gegenmärtigen Sdjmäcbe3uftanb etmas erreichen, 
mas mir geftern abenb im Vollbefits meiner geiftü 
gen Sträfte nicht geglüdt mar? Da burch3udte es 
mich mie ein 33 Iih: in meinem ^anbloffer befanb 
fich ja ein Rädchen 3onebade, bas id) als eifernen 
gonbs mit auf bie Reife genommen hatte. Stein 
lulullifdjes Riahl mar mir je fo oerlodenb erfchienen 
als in biefem Rugenblide bie fd)lid)ten 3^iebade. 
3 Ufo rafch ben Stoff er her! 31 ber ad), mo mar er? 
2 >d) fah mich um, ich öffnete ben Sdjranl, ich 
Irod) unter bas Vett unb bas Sofa, id) lieh tein 
Riöbel auf feiner Stelle: ber Stoffer mar nicht 3U 
entbeden. 

Von ber §ärte bes Schidfals gan3 übermältigt, 
fanl id) auf einen Seffel unb 3ermarterte mein 
©ehirn, mo ber unfelige Stoffer fteden lönne. 
Unb allmählich mürbe es lid)t oor meinem 
geiftigen 3 tuge. Der Stellner hatte mich nur bie 
Dreppe hinauf begleitet unb an beren oberem 
(Snbe, als er mich bem 3ünmermäbd)en übergab, 
ben Stoffer hiageftellt. Die 2 Beiterbeförberung 
hatte offenbar burch bas Rläbchen gefchehen Jollen, 
mar aber, ba folche Damen fid) mehr für bie 31 b* 
reife* als bie 3 tnlunftsformalitäten intereffieren, 
unterblieben. (Es unterlag leinem 3 **^^!, ber 
Stoffer ftanb noch am Dreppenabfah- 

3 Bie eleltrifiert fprang ich auf. Die Rettung 
mar alfo näher, als idh gebadjt hatte. Sie toftete 
mich nur ein paar Schritte. 2 >d) öffnete bie Dür, 
um meine Stleiber herein3uholen. Da, ein neues 
Ungemach! Der irjausbiener hatte meinen äufjeren 
Rienfchen 3um Reinigen fortgenommen. (Es ge* 
hört 3m Stanbesehre eines ^ausbieners, bie 
Stleibungsftü'de ftets in bem Riomente fort* 
genommen 3U haben, mo man fie irgenbmie ge* 
brauchen lonnte. 

(Ein heftiger Stampf erhob fich in mir. Sollte 
id) es mögen, ben Iur3en 3 Beg in einer nicht gan3 
ben europäifdhen (Bemohnheiten entfprechenben 
Doilette qurüdßulegen? 3 <h laufdhte hinaus. (Es 
mar noch lein Daut im §aufe 3U oernehmen. Run, 
bann rnufjte es gemagt merben. 3<h 30g meinen 
leiber recht Iur3en Sommerüber3ieher über bie 
— nein, leine R(ad)t ber 2 Belt foll mich bemegen, 
bie übrigen Veftanbteile meinesStoftüms3U nennen. 
So mad)te id) mich auf bie 3 Banberung. 

3 <h ging ben Storribor entlang, bog um eine 
(Ede, barauf um eine 3meite. §m, fytx mar es 
nicht. lehrte um, ging nad) ber anb ern Seite, 
laut mieber an eine ©de — mar es bie oorige ober 
eine neue? 3<h manbte midh, paffierte einen lur* 
3en, bann einen langen (Bang — ba enblidj, mas 
leuchtete ba oor meinen ent3üdten 31 ugen? ©s 
mar ber Stoffer, ber helfe^rfefertte, ber ungeftüm 
begehrte. 3 Bie ber Diebenbe auf bie lang oermihte 
(Beliebte ftür3te idh auf ihn 3U. Schabe, bah ich 
ben Schlüffe! nicht gleich mitgebracht hatte. 3 <h 
hätte meinen junger auf ber Stelle befriebigt. 
Run, auf bie 3m ei Rtinuten bis 3ur Rücflehi in 
mein 3 ürtmer follte es mir nicht anlommen. So 
machte ich mid) benn eilenbs auf ben Rüdtoeg. 

Srol) bes ©rfolges maubeite ich burch öie 
©äuge. Da Blieb id| plöfelidh mie angebonnert 
ftehen. ©in furchtbarer ©ebanle hatte mein |>im 
burd)3udt: id) hatte mir bie Rümmer meines 
3intmers nicht gemerlt. 

. -Vermirrt unb angftooll blidte idh ben Storribor 
entlang. 3 Bar bas ber ©ang, an bem mein 3 intmer 


lag? 3 <h lugte um bie nächfte ©de. Diefer ©ang 
lam mir hoch belannter als ber oorige oor. Ober 
hoch nicht? S)m. Doch, bod), ber mar es, ber muhte 
es fein. 3<h fah mid) um, ob mir nicht eine ber 
Düren belannt oorläme. Vergebens! 311 Ie fahen 
mich einförmig unb mit beleibigenber ©leid)* 
gültigleit an. Dodj halt ! Rluhten nicht bie auhen 
hängenben Stleibungsftüde ein ©rlennungs3eid)en 
abgeben? 31 ber bei biefem ©ebanlen tarnen mir 
erft bie Sdjreden meiner Situation gan3 3um 
Vemufjtfein. 

3<h habe nie oiel auf Ruherlid)leiten gegeben, 
unb ich oerabfdheue bie ©itelleü. 31 ber ich muh offen 
geftehen, bah m jenem benlmürbigen 3 lugenblid, 
mo mir bie Unlenntnis meiner 3tmmernummer 
3um inneren ©rlebnis marb, bie Riärtgel meiner 
Döilette midh tiefer erfdhütterten als irgenbein noch 
fo fchmermiegenber fehlet meines ©haratters. 

Von madhfenber Unruhe getrieben, rannte id) 
hin unb het, unb immer mieber mufterte idh bie 
Düren unb horchte babei ängftlid) nach jebem ©e* 
räufd), inbem ich mir alle möglichen befdhämenben 
Situationen oorftellte. §ier unb bort hörte man 
bereits umhergehen unb Stühle rüden. 2 Bie halb 
lonnte jemanb hetaustreten! ©ine Dame! ©ine 
junge Dame! ©s mar entfefelidh, baran 3U beulen. 
Unten freilich, im Vureau, hätte id) bie 3 immer* 
nummer Ieid)t erfahren lönnen. 31 ber auch bort 
mar es fdjott lebenbig gemorben; ich burfte mich 
nicht auf bie Dreppe magen. 3 Benn nur ein irjaus* 
biener ober 3tmmerteIIner oorbeigelommen märe! 
Sonft ftolperte man auf Schritt unb Dritt über 
einen oon ihnen. 

3d) fudhte unb fuchte unb 3ermarterte meinen 
Äopf nach ber unfeligen 3 tmmernummer. Ver* 
geblid)! 3 ßar es ein 3 Bunber, bah ietst fd)mar3e 
Schatten meine Seele umlagerten? Rian erinnere 
fi<h nur, meldhe Rein unfern 3 U)nen 31 bam unb 
©oa ihre mangelhafte Velleibung oerurfachte! 
Unb bod) lag bie Sache für fie fo günftig, mie nie* 
mals fpäter melü für irgenb jemanb. 

$ätte ich nur gemuht, ob eines ber 3tntmer 
lebiglid) einen männlichen Vemohner beherbergte! 
Dann hätte ich angellopft unb unter oielen ©nt* 
fdjulbigungen um feine Vermittlung mit bem 
Vureau ober Rortier gebeten. Dort brüben oor 
Rümmer 42 ftanb nur ein Raar Stiefel. Sie maren 
recht grob- 3<h fchlich näher heran unb beugte mid) 
3U ihnen herab, um 3U fehen, ob fie männlichen 
©efd)Ied)ts mären. 3 u biefem 31 ugenblid öffnete 
fid) bie Dür, unb eine Dame fchofe heraus, an* 
febeinenb in ber 31 bfid)t, bie Stiefel herein3it* 
nehmen. 3 (Is fie mich über bie Schmelle gebüdt 
erblidte, prallte fie 3urüd. 3<h richtete mid) auf. 
3 hre 3 Iugen fielen auf mein Stoftüm, unb ein 
Schrei entrang fidh ber Stehle ber Vebauernsmerten. 
Dann fdjlug fie blifefdjrteXI bie Dür oon innen 3 U, 
unb ich hörte, mie fie ben Riegel oorfdjob, ben 
3 tusgang mit unterfchieblidjen Ribbeln oerbarri* 
labierte unb f<hliehli<h mit ber eleltrifchen ©lode 
ein betäubenbes, nicht enbenmollenbes 31 Iarm= 
geläut oollführte. 

©inen 3 lugenblid mar id) mie oerfteinert. 
Run mar bie Stataftrophe ba. 3 n menigen Se* 
lunben muhte id) in meinem mürbelofen 31 uf 3 uge 
oor bie Öffentlichleit treten. 

Doch noch einmal raffte idh mich auf. 2Bie oon 
Furien gepeitfd)t rannte idh burd) bie ©änge. 
§öhnifd) glo^ten mich bie 3immernummern an. 
Sed)sunbneun3ig, fiebenunbneun3ig, adhtunbneun* 
3tg — hm, ad)tunbneun3ig? SUang mir bas nicht 
etmas oertraut? 3d) fpradh mir bie 3 a hl mehr* 
mals laut oor. 3ebesmal lam fie mir belannter 
oor. 3 <h betrachtete bie Dür, unb es hämmerte 
mir mie eine leife ©rinnerung. Sollte ich es 
magen? Sollte bie Stimme bes Swens auch 
hier bes Schidfals Rügung fein? 3 BahrIidh, ©äfars 
oielgenannter Übergang über ben Rübilon mar 
gcrabe3u eine Rapp alie gegen bie Dat, 3U ber idh 
midh hier entfd)liehen follte. 

Dod), mas mar bas? ©rllangen ba nicht 
Stimmen? Unb noch ba3umeiblid)e? Sie näherten 
fich auf bem anftojjenben ©ang. ©ütiger Fimmel! 
Das maren ja englifdhe Raute ! Rein, bas mar 
nicht benlbar, bah ^Dödhter 31 Ibions mid) fo fehen 
füllten. Roch einen Rloment fchmanlte ich. 3 lber 
fdjon fah ich 3mei Damen um bie ©de biegen — 
unb, jebe anbre Rüdfid)t oergeffenb, ftürgte idh 
ins 3immer ad)tunbneun3ig. 

Die ©in3elheiten beffen, mas ich hier fah, finb 
mir nicht 3um Vemuhtfein gelommen. Dah es 
jeboch n i d) t mein 3i r rtrner mar, in bas ich fo 
ftürmifdj einbrang, merlte id) alsbalb. Denn id) 
nahm einen alten^errn unb eine alte Dame mehr, 
meldhe bamit befdEjäftigt maren, [ich eingehenb 3U 
mafdhen. 3 <h halte biefe Dätigleit für eine burd)* 
aus löblidhe unb mühte in ber gan3en Dagesorb» 



1911. yix. 39 


Über fiortb unb SUteer 


1029 


nung bes Kulturmenfchen teinen ©untt, beffen 
man fid) fo roenig 3U fd)ämen hätte roie gerabe 
biefes. ©ber bas alte ©hepaar muße rooß anbrer 
©nfid)t barüber fein. Denn nad) einigen ©ugen* 
bliden ftarren ©ntfeßns brangen fie mit allen 
©reichen ber ©Sut auf mich ein unb überhäuften 
mid) mit Scßmpfroorten. ©leid)3eitig griff mid) 
ber toürbige alte Herr mit einem Sd)irm an, 
roäßenb bie gute alte Dame mir ©Saffer aus if)rem 
©ßafd)beden ins ©eficß fpriße. ©Is id) enblid) 
einmal mein geliebtes Deutfd) hörte, oerfucße id) 
bie ©eroeggrünbe meines Hanbelns 3u ertlären. 
©ber fie überfcßien mid) unb festen iße Dätlid)* 
feiten fort, fo bah id) auf einen erfprießichen ©uf* 
enthalt in beut gemütlichen ©aume nicht meß 
red)nen 311 fönnen glaubte unb eilenbs meinen 
©üd3ug auf ben Korribor antrat. 

X>ocf) hier hatte fid) bas ©ilb in3toifd)en fehr 
geänbert. Durd) ben Kämt, insbefonbere bas 
©ebrüll bes rüftigen alten Herrn ö^rbeigelodtt, 
roaren bie ^otelgäfte in großer 3aß 3ufammen* 
geftrömt, unb in biefe ©oltsmenge fam id) toie ein 
©feil hwewgef©offen unb fcßoh bei bem unoer* 
hofften Anprall eine ©eiß oon Herren unb Damen 
in meine ©rote, ungefähr in ber ©Seife, toie ©molb 
oon SBinfelrieb bies in ber Sdjlad)t bei Sempad) 
mit ben fpeertragenben geinben gemacht haben 


foll. ©d), toas finb alle Speere ber ©Seit gegen 
bie Spißn, bie mir ßer oon meinen 3ungen* 
fertigen ©egnertt ins £jer3 gebohrt tourben! Salb 
toarf man mir ©rutalität unb Untultur oor, halb 
toieberum toollte man in meinem ©ebaren ben 
©usflufj einer betabenten Ubertultur fehen, bie 
auf ber Sud)e nad) neuen unb unerhörten Sem 
fationen fid) fo roeit oerirrt hatte, ©inige roollten 
mid) bei ber ©oIi3ei, anbre beim „©unbe 3m ©e= 
fämpfung ber Unfittlicßeit" an3eigen. Mehrere 
Damen oerfid)erten teils mir, teils fid) gegenfeitig, 
bah fie fogleid) in Cßmadjt fallen mürben, 
fdßenen fid) jebod) burd) ein fo oulgäres ©tittel 
toie bas ©erlaffen bes Kriegsßauplaßs nid)t 
retten 3U toollen. ©in Herr roünfd)te aus mir 
oöllig unerfinblid)en ©rünben 3U toiffen, too id) 
meine Sdjulbilbung genoffen hätte. 3 >d) mürbe 
glauben, bah er nteine ©iograpfjie 3U fdßeiben be* 
abfi(f)tigte, hätte id) nicht gefühlt, bah ich hierfür 
benn bod) 3U toenig geleiftet hatte. 

©s toar faft burchroeg ^talienifd), toas mir ba 
entgegentönte. 3<h mar alfo auherftanbe, mid) 3U 
oerteibigen, toährenb idh bod) — 0 glud) bes 
©Siffens! — gerabe genug oon ber Sprache touhte, 
um bie auf mich gehäuften Schmähungen einiger* 
mähen 3U oerfteI)en. Sd)ließid) nahm idh meine 
3uflud)t 3U ein paar italienifchen ©roden, bie mir 


geläufig roaren unb großenteils aus Diteln oon 
Opern unb Didjtungen beftanben. „Commedia 
divina!“ brüllte id) in ben Raufen hinein, mit 
einem ©erfud), bie Sache ins £äcßrlid)e 3U 3iehen. 
Unb einigen Damen rief id) 3u: „Cosi fantutte!“, 
toobei id) 3um 3eid)en meiner ©ntrüftung über 
bie allgemeine ©erberbtßit ben Kopf fchüttelte. 
©ber fie tourben nur nod) erregter. Unb als id) 
gar einen ber Herren mit „Fra Diavolo“ apo* 
ftrophierte, ba mad)te biefer, augenfcheinlid) ein 
unmufitalifcßr ©tenfd), ernftlid) ©tiene, ßnb* 
greiflid) 3U toerben. 

3n biefem ©ugenblid ber ©ot faf) ich bie Flügel 
meines rettenben ©ngels ßranfd)roeben. Diefe 
glügel roaren jebod) fd)toar3 unb nahmen bei 
gröberer ©äß bas ©usfeßn oon $radfd)öhen 
unb ber ©ngel bie ©eftalt bes 3immertellners an. 

günf Minuten fpäter toar id) in Sicherheit auf 
meinem forgfältig oon innen oerriegelten 3immer. 
Hier empfing id) nad) einer Stunbe 00m £>otelroirt 
ein Schreiben bes 3 n halts, bah er megen meiner 
oon ben Sitten bes übrigen ^Publifums abroeßen* 
ben Kebensgerooßtßiten auf bie ©hre oer3idhtett 
müffe, mid) länger in feinem Haufe 3U beherbergen. 

Seit biefem ©orfall betrete id) tein §otel3immer, 
ohne mir feine Kummer mit Hilfe mnemotechni* 
fcßr ©tetljoben ein3uprägen. 



9©oberne TUiefentofomotiPen 

33on 9tegierurtgsbaumeifter (Eurt ftlug 

Ofls im 3aße 1837 toegen bes ©aues einer ber erften toirflid) 
vv ©ifenbahn oon ©erlin nad) ^ 3 otsbam Ser* braud)baren Koto* 
hanbluttgen gepflogen tourben, äuherte fid) ber motioe, gelang es 
bamalige preußfche ©eneralpoftmeifter oon Magier im 3 aße 1830 , mit 
ba3u mit folgenben 2 Borten: „Dummes 3 oug, einer leeren £ofo* 
id) laffe täglich mehrere fed)s|it)ige ^ßoftroagen motioe eine ©e= 
oon ©erlin nach ^otsbam fahren, unb es [iß fd)toinbigteit oon 
niemanb brinnen. Sun toollen bie fieute fogar 58 Kilometern in ber 



3000 


Die große unb fd)toerfte ßotomotioe ber Sßelt 
(Sialletlolomotioe ber Santa*ge*©ahn) 


eine ©ifenbahn bauen — toenn fie iß ©elb 
abfolut los toerben toollen, fo toerfen fie es bod) 
gleich lieber 3um genfter hinaus, ehe fie es 3U fold) 
unnühen Unternehmungen hergeben.“ ©benfo 
humoriftifch roirtt heut3utage bie Hluherung bes 
Königs oon $annooer, ber teine ©ifenbahnen in 
feinem fianbe hoben toollte, „bamit nicht jjeber 
Sd)neiber unb Sd)ufter fo fchnell reifen fönne 
toie er", ober bie bes 9Jtebi3inaItollegiums, bas in 
einem oorl)er roohltoeislid) eingeholten ©utadjten 
ertlärte, „bie Seifenben toiirben infolge ber 
fchnellen 5al)rt in ben ©ifenbahntoagen oon einer 
Srt Scetrantheit befallen toerben, ebenfo toürbe 
bie ©efunbheit bcrjenigett leiben, bie einen ©ifen* 
bal)n3ug an fid) oorüberrafen fehen müßen. Um 
bie Seifenben brauche man fid) ja nicht roeiter 
3U forgen, ba es jebem unbenommen bliebe, ob 
er fid) ber 3U ertoartenben ©efaß ausfetjen toolle 
ober nid)t, toogegen man oorfcßüge, bie ©etoohner 
bes oon ber ©al)n burd)faßenen ©ebietes burd) 
3äune 3U fd)ühen, bie längs bes ©ahntörpers 
errichtet toerben füllten unb bie bie ©ifenbal)n3üge 
bem Enblid ber Sntoohner ent3iehen mürben". 

©Senn bies bie ©teinungen unb ©nficßen 
mahgebenber ^erfönlid)teiten über ben 2Bert unb 
Su§en ber ©ifenbahnen roaren, fo muh man 
ben ©tut unb bie 3rmerfid)t berjenigen betounbern, 
bie troßem iß ©elb 3U biefen „unnühen Unter* 
neßnungen“ hmgaben. 

So lächerlid) bie eben ermähnten ©uherungen 
I)eut3utage erfd)eirten, fo muh man bod) annehmen, 
bah fie oor fieb3ig 3 aßen aus ooller Uber3eugung 
getan mürben. Die 3 eüen ho^^n fich eben feitbem 
gemaltig geänbert, unb es tonnte fid) auch ber große 
s ßl)<mtaft nid)t bie gemaltige ©erteßsfteigerung 
träumen laffen, bie fid) gerabe erft burdh ben 
©au ber ©ifenbahnen entmidelt hot. ©Sährenb 
man im 3 aße 1800 im ^oftmagen etma 50 Kilo* 
nteter in 3toöIf Stunben 3urüdlegen tonnte, oer* 
mod)te man hunbert 3 oße fpäter bequem 800 Kilo* 
meter, alfo ben fed)3eßtfad)en©3eg, 3U bemältigen. 
©Sernt bem ermähnten h°ßn ©tebi3inaltoIIegium 
oor fieb3ig Sohlen jemanb allen ©rnftes gefagt 
hätte, man mürbe einmal ftatt 30 Kilometer 
200 Kilometer in ber Stunbe faßen, fo märe 
bas für ben ©etreffenben {ebenfalls ein feß oer* 
fänglid)es Unternehmen gemefen. 

Unb bocf) hoben es prattifcß ©erfuihe ge3eigt, 
bah man mit ben elettrifd)en ©aßen feß mohl 
eine berartige ©efdjminbigteit erreichen tann unb 
folcfje Sdjnellbahnen aud) fidler baueit mirb, 
menn bereinft fid) ein ©ebürfnis bafür geltenb 
mad)en mirb. Schon Stephenfon, bem ©rbauer 


Stunbe 3U er3ielen, 

gemih eine gan3 erftaunlid)e ßeiftung, menn man 
bebentt, auf meid) üerhältnismäßg niebriger Stufe 
bas gan3e bamalige ©tafcßnenmefen ftanb. 

©s hot naturgemäh gemaltige ©nftrengungen 
getoftet, bis fid) aus ben erften primitioen, mit 
einer Dampfmafcßne unb einem Keffel oerfeßnen 
©Sagen bie jeßge, ein I)ormonifd)es ©an3es bil* 
benbe Kotomotioe, bei ber jeber ein3elne Deil 
feinem 3med angepaß ift, h^ousgebilbet hot. 
© 3 ährenb bie erften Kotomotioen für ben ©erfonen* 
3ugbienft unb auch für ben ©ütersugbienft bienen 
mußen, ftellte fid) halb ein ©ebürfnis nad) fd)nell= 
fahrenben, nur üerhältnismäßg geringe 3ugfraft 
ausübenben ^Serfonen3uglotomotioen ein, mäßenb 
für ©üter3üge Kotomotioen erforberlid^ mürben, 



Die Känge einer ©ialletlotomotioe, gemeffen an 
ber £jöß eines fünfftödigen ^oufes 


bie bei tleineren ©eßminbigteiten grohe 3og= 
träfte ausüben tonnten. Da nun einerfeits bie 
3ugtraft in erfter £inie oon bem fogenannten 
©eibungsgemid)t ber Kotomotioe, bas ift bem 
©emicß ber getuppelten Driebachfen, abhängig ift, 
bie Umbreßmgs3ahl ber Driebräber aber anberfeits 
eine beftimmte 3ohi nicht überfchreiten foll, fo 
ergab fich im Kauf ber 3 ^it als tppißes ©ilb 
für bie ©erfonen* be3iehungsmeife S(hnell3ugs* 
lotomotioe eine ©lafd)ine mit 3mei bis brei groben 
Driebad)fen, für bie ©üter3iiglotomotioe bagegen 
eine ©tafcßne mit fechs, aßt, ja 3ehn tleineren 
Xriebachfen. ©uher ben Driebräbern haben bie 
ßotomotioen noch je nach ©ebarf 3um fragen 
bes Keffels, ber 3 ßmber unb fo meiter fogenannte 
£aufad)fen, bie alfo 3m ©r3ielung nüßßer 3ug= 
traft nid)t h^range3ogen merben tönnen, ba bie 
©äber nicht oon ber Dampfmafcßne in Um* 
breßmg oerfeß merben tönnen. Das ©emidß 
nun, mit bem ein ©ab ber Kotomotioe auf bie 
Schienen brüden tann, barf in Deutfcßanb auf 
Hauptbahnen 8000 Kilogramm nid)t überf^reiten, 
mährenb in ©merita bebeutenb höhere ©abbrüde, 
bis 12 500 Kilogramm, oortommen. ©s ift baßr 
tlar, bah ameritanifche Kotomotioen mit ber 
gleichen KuppeIad)S3ahI mie in Deutßlanb be* 
beutenb gröbere 3ugträfte ausüben tönnen, 3umal 
ba ber Keffel infolge gröberer ©emalt ebenfalls 
leiftungsfäßger mirb. 

Die immer gröber merbenben ©nforberungen, 
bie an bie 3ugtraft ber ©üter3uglotomotioen geftellt 
merben, haben nun, befonbers in ©merita, Koto* 
motiotppen ge3eitigt, bie oon ben in Deutfd)* 
Ianb gebräuchlichen gan3 erheblich abmeichen. ©tit 
ber 3unahme an Driebad)fen, bie 3ur ©rhöhung 
ber 3ugtraft nötig mürbe, muchfen aber auch bie 
Sdjmierigteiten, mit berartig oielgetuppelten Koto* 
motioen burch Krümmungen 3U fahren, inbem 
nämlich öer ©abftanb, bas ift bie ©ntfernung ber 
beiben äuherften ©d)fen ber Kotomotioe oon* 
einanber, fo grofj mürbe, bah fie bei ber gaßt 
in tleinen Krümmungen, 3um ©eifpiel in ©Seid)en, 
©ntgleifungsgefaßen ausgefeß mar. ©tan muße 
baher barauf bebacht fein, ©tittel an3umenben, 
bie eine beffere Kuroenläufigteit ermöglichen liehen. 
©Is foldje ergaben fich Kentadßen, feitlid) oerfcßeb* 
bare ©ßfen, Drehgeftelle unb fo roeiter unb be* 
fonbere Kotomotiotonftruttionen. ©uf erftere foll 
hier nicht meiter eingegangen merben, oon ben 
befonberen ©auarten intereffiert ßer 3unäd)ft 
befonbers bie ©talletlotomotioe. Diefe im 3 aße 
1878 3um erften ©tale ausgefüßte Kotomotioe ift 


1911 (23b. 106) 


134 





Über £anb unb 9Reer 


Slus „akrJetjrsiedjntjcfje 9Bod)e", 93erlag 'iü. SDtöjer, '-Berlin 


Die Rieberbrud3plinber im oorberen Drehgeftellber Rlalletlotomotioe 


eine fogenannte 93ier3t)linberoerbunblofomotioe. 
Der im fteffel er3eugte Dampf arbeitet 3unäd)ft in 
ben ettoa in ber Rtitte ber äRafdjine Iiegenben 
§od)brudbampf3pIinbern, wo er einen Deil ber 
in ihm enthaltenen Energie abgibt. ©r gelangt 
bann burch eine bewegliche Rohrleitung 3U einem 
oorberen Drehgeftell, helfen Ad)fen burd) bie fo® 
genannten Aieberbrud3piinber angetrieben werben. 
Aad)bem er in biefen ben Reft feines Arbeits® 
oermögens abgegeben hot, entweicht er wieber 
burd) eine bewegliche Rohr® 

leitung in bie Raud)tammer - 

ber £otomotioe, aus ber er in 
ben Sdjornftein auspufft. 3 Bir 
haben es alfo h^r mit 3wei 
Driebwerfen 3U tun, bie 3U= 
einanber beweglich unter bem 
iteffel angeorbnet finb. Die 
Rabftänbe ber beiben Drieb® 
werte tonnen nun fo lang aus® 
geführt werben, bah bie £oto* 
motioe noch bequem burch bie 
engften Äuroen I)inburd)geht. 

Diefe Dppe hot ihrer großen 

Vorteile wegen weite 93er= 

breitung als ©üter3ugIotomo* <? 

tioe auf ©ebirgsftreden ge® 

funben, wo grofce 3ugträfte 

oerlangt werben unb wo bie 

5 trümmungsoerhältniffe ber iJTS 

Sal)n gleid)3eitig bie Anwen® kr*SSjjj/M 

bung oieler feftgelagerter £up= 

pelachfen erfd)weren. 3osbe= 

fonbere in Amerita hot man 

bie Rialletlotomotioe in gan3 ggg^^SSB 

riefenhaften Ausführungen ge= 

baut. SBährenb auf ber Aus® 

ftellung in Santt £ouis 1904 

nod) eine SRalletlotomotioe 

oon 152 000 Kilogramm ©e® 

wicht mit 3weimal brei Drieb® 

achfen als „the largest and the biggest in the 

world — and the heaviest too“, als bie größte 


9Ius ffilajers Slnnalen 


9Ius «Blazers Slnnalen 


Die Sdhnell3uglotomotioe ber baprifetjen Staatsbahnen 








m 


§ - - % 


Sage 

(II sospir del mar) 


D er Vollmond stieg, lieht glanzte das 
Meer, 

Die UJoge ebbte und schwoll. 

Vom düstern Klippenschlosse her 
Jugundens Klage scholl: 

„Schwül weht der Ulind von Süden 
her — 

Dicht Crost bringt er noch Kund’, 
flßein Cag ist öd, meine Dacht ist 
leer, 

Jn Sehnsucht brennt mein Jlßund: 

Rerr Ulrich ritt, dem Kaiser ?ur Seit’, 
Zum Kampf ins Reilige £and •— 
Vielleicht schläft er nach blutigem Streit 
Eang schon im heissen Sand — 

Vielleicht, dass er eine andre küsst, 
Dieweil ich harre all Stund’ — 

Ob, wer mir Crost und Kur?weil 
wüsst’ — 

Jn Sehnsucht brennt mein flßund.“ 

Rorcb! — Drang ein Seufzer nicht an 
ihr Ohr? 

— O £iebe voll Uleb und Ulank! — 
Ißit dunklen Hugen starrte empor 
ein Knabe braun und schlank. 

Die Ruder nahm die schmeichelnde 
flut, 

Die Rand vom Steuer ihm sank — 
Schwül war die Macht, und es braute 
ihr Blut - 

— O £iebe voll 'Uleb und Ulank! — 

Mild strahlte der Hmpel Rubinenglut 
Vom 6rker ?um flßeere fern, 

Jhr Hbglan? lag auf der gitternden 
flut 

Ulie ein verblutender Stern. 


Rerr Ulrich spornte sein müdes Ross, 
Ul eit ritt er dem Cross voran; 
flßilcbweisse Schleier um Klipp’ und 
Schloss 

Der fßorgennebel spann. 

Jm 6rker rosig die Hmpel glomm — 
Rerr Ulrich lacht’ in den Bart: 

„Dort soll mir werden süsser Ulill- 
komm 

Und holdes 6nd’ der fahrt! 


Still, Vogt, — dass nicht die Rerrin 
erwach’! 

Der biet’ ich trauteren Gruss!“ 
Creppauf schon stürmt er; vorm Schlaf- 
gemach 

Ulas stockt so jäh sein fuss? 

Uler flüsterte drin ? — Vorm Huge ihm 
wallt’s 

Blutrot wie des Renkers Cucb, 
flßit eiskalter faust sein Rer? um- 
krallt’s, 

Jm Rais erstickte der fluch. 

ein faustschlag wider den Riegel 
fuhr- 

Still alles. Vorm Miscbenrund 
Bewegte sich leicht der Vorhang nur — 
Schneebleich sprang auf Jugund. 

„Ulen birgt der Vorhang? Unselige, 
sprich V* 

Doch, brünstig an ihn gedrängt. 
Klagt sie: „Ulte kränkst du so tödlich 
mich! 

Der Ulind dort stets sich fängt. 

Ob, nimmer verwände ich die Schmach, 
©laubtst du mir nicht ungesebn!“ 
Und finster und schwer Rerr Ulrich 
sprach: 

„Uloblan — so soll’s gesebebn! 

Den Vorhang, darin der Ulind sich 
fängt, 

Hie beb’ eine Rand ihn mehr, 

Doch — dass dich Zarte kein Zug 
bedrängt, 

Re, Vogt! — schaff flßaurer her! 

Vorhang und Mische, vermauert beid’, 
6b’ meerwärts die Sonne ging — 
Begraben sei auf ewige Zeit 
Der ,Ulind’, der dort sich fing! 

Dicht eher labe mich Brot und Ulein, 
Bis dass errichtet die Uland 
Zu 6bren der holden Rerrin mein, 
Der Cugendreicbsten im Eand.” 

Schon türmten Quadern auf Quadern 
sich, 

Rerr Ulrich voll Cücke lacht: 

„Zu Schnee meiner Crauten Ulange 
blich, 

Ob’s wohl der Zugwind macht?” 


Sie lachte ihn an mit weissem ffiund: 
„So lang, mein Rerr und Gemahl,, 
Rarrt’icb in Sehnsucht deiner allStund’, 
Das machte mein Hntlit? fahl.” 

Jhr flackernder Blick ?ur Mische glitt, 
Verriet er sie nicht, der Knab’? 

Doch stumm der Creue das Grause litt. 
Und stumm schloss sich sein Grab. 
III 

Schwer schlief Rerr Ulrich, Jugunde 
rang 

Die weissen Rande steh wund. 

Da horch! — O "Jesus! Gin Schluchten 
drang 

Rervor aus der Mische Grund. 
„£iebste!-O Eiebste!“-ver¬ 

gebens barg 

Das Raupt sie, vergehend schier, 
Meun Mächte aus dem steinernen Sarg 
Drang doch der Schrei ?u ihr. 

Huf ihren Knien, neun Mächte lang, 
£ag sie vor des Knaben Grab, 

Bis nur ein Seufzen noch, todesbang, 
Von ihm ihr Kunde gab. 

Gin Seufjerbaucb, der zitternd zerrann. 
Und Stille dann, stumm und leer — 
Da fasste es sie wie Ulabns’.nn an. 
Da trug sie es nicht mehr. 

Beilscbläge dröhnten gegen die Uland 
— Rerr Ulrich ächjte im Craum — 
Da warf sie die f ackel mit irrer Rand 
Huf seiner Kissen flaum. 

Die flßauern barsten. Jn Schutt und 
Glut 

Sanken die Xrümmer ins flfieer — 
Uleiss niemand, wo £ieb’ beiEieberuht, 
Die flut gebt drüber her. 

Doch steigt der Vollmond aus Duft 
und flor, 

Eenkt scheu der Schiffer vorbei — 
Dann will’s ans Eicht — dann drängt’s 
empor 

Und stirbt in schluchzendem Schrei. 

Der fiseberknabe ein Hve spricht 
Und starrt hinüber noch lang: 

„Rerr, lass’ ihnen leuchten dein ewtg 
Eicht — 

O Eieb’ voll Uleb und Ulank!” 


(Hach einer Sage i 


€. Resa 

5 dem „meuerwart“ von 3. C. 15®er. fllit freundlicher Grlaubnis des Verfassers) 




mm. \ 


|«s| 


IS*??* 


il'REWAlP 






















1034 


Uber £anb unb Süteer 


1911. 9lr. 39 



alsJUassenpljänomene im Janbscfyaftsbilö 
Don <J\.Ö ber mutter mit Xeic^uung.u^auWat^cl. 


SBinterlicbe IRenntiertoanberung auf ben fällen Stanbinaoiens 


Fimmel unb ©rbe, Huft, Steuer, SQßaffer unb 
^Pflan3enreid) finb bie Elemente, mit benen 
fid) bas Silb ber Hanbfcbaft barftellt. Das Dier 
fpielt hierbei !einc IRoIIe, benn es ift ber Statur* 
Renette meiftens nur als ©in3eltoefen ober bod) 
nur als Segleiterfd)einung eingefügt. SRitunter 
tann es allerbings aud) 3U einer d)aratteriftifd)en 
Staffage toerben. ©eroaltig aber roirb feine 
Staffageroirfung, roo es in äRaffen, in pbänome* 
nalen SRaffen auftritt. 

Diejenigen biefer Sbäuomene im freien, an 
bie ber SRenfd) mit Vorliebe fein freuen unb 
Seinen, faft feine gan3e ©efüf)lsffala heftet, finb 
bie Sparen ber tommenben ober fort3iet)enbert 
Sögel. 9 Ran rnufj, um ben ©runb hierfür oollauf 
3U oerfteben, bie äRillionen Diere auf it)rem Erlüge 
über Sübbeutferlaub, bie oberrbeinifebe ©bene, 
gefeben haben, in Italien bie £er<benfd)toärme 
ober bie ber 2Bad)teln, beren ermattet nieberfaltenbe 
Staffen uns ja fd)on oom Stoten Steere her aus 
bent 3 uge Sfraels betannt finb. Die SCRobil* 
maebung ber Sd)toalben ift faft in jebem Deile 
Deutfd)Ianbs 3U beobachten. Slber nirgenbs er* 
reid)t bas Aufgebot folcfje ©rofjartigteit roie ber 
Slitblid ber oereinigten Trupps über bem Steere. 
©nblofen SBoIten gleid) faben fie bie Schiffer ber 
mittellänbifd)en ©eroäffer bat)in3iet)en, unb ber 
Steifenbe italm beobachtete ähnliches mitten im 
Sttlantifd)en £)3ean, 900 Seemeilen oom geftlanb. 
©eben fie bei uns ber berbftlicben Hanbfcbaft ben 
©runbton ber SBebmut, bei ihrer Stüdtebr unter 
aufbeiternbem Himmel ben roiebererftanbenen 
Hoffnungen unb SBünf d)en roie Slumen unb Sonne 
bie belebenbften Spmbole, fo mögen fie bem rauben 
Schiffer auf feinem Seeroeg bas Heimtoeb bringen. 

©inen ftarfen l)erben Silent erhält bie 3um 
SBinter fid) rüftenbe Statur, roenn in monbljellen 
Städ)ten bas ©efd)rei ber SBilbgans ober ber füb* 
lieber 3iel)enben ©nten bie Huft erfüllt. Dann roirb 
man erinnert, bafj bie bitterfte Halte nicht mehr 
fern ift, bie felbft ben roärmefeinblidjen Sogei oon 
bannen treibt, unb bafc ber ftarre Dob im ißflan3en= 
reid) feinen ©in3ug oollenbet bat. Sluf Sinnenfeen 
ber Storb* unb Dftfeegebiete fiel)t man bann am 
Sage bie 2tere in 3al)llofen Wirten unb oermifebt 
mit Unmengen anbrer SBafferoögel bie roeiteften 
$Iäd)en bebeden. Slber im froftigen Stabmen ber 
erftorbenen Umgebung mutet bas belebte liefern 
tableau nid)t mehr erljeitemb an, felbft bas aus* 
gelaufene Dabinftürmen ber Srlatternben über bie 


3 Bafferfläd)e — Homer nennt bie auffliegenbe 
©ans „mit ben bügeln jaudfoenb" — tann uns 
nur nod) anfpornen, rüftig alle Hräfte 3U fammeln 
3U ausl)arrenbem ©ntfagen. 

3u gleicher 3^it, roenn bie 2Bilbgans ben hoben 
Storben fließt, ooll3iet)t fid) auf ben gjällen 
Sfanbinaoiens ein ©reignis, bas ben norbifdjen 
Stlpen 3ur 3 ^it ber Sd)neeftürme ebarafteriftifd) 
ift. Da finb es grobe Säugetiere, bie Stens, bie 
bort bie Steife antreten. Diefes Dier liebt ja bie 
Hätte, aber roenn ©is unb bie roeifje ^lodenbede 
ben Soben 3U feljr oerfd)Iief3en, bajj ber Huf SOtoos 
unb flechten ^ur Stal)rung nid)t mehr beroor* 
3ufd)arren oermag, toenn Stebel unb Schnee* 
geftöber alles in Duntel l)üllt, bann fammeln fid) 
bie Stenntiere 3U Daufenben unb treten fturm* 
unb fd)neegepeitfd)t ben 2Beg in bie ©bene an, ein 
Silb, roie entnommen ber Urtraft norbifd)eräRptl)o= 
logie, bas gigantif<f)e, rauhere Seitenftüd 3U ber 
Heimtebr ber Herben einer Diroler Sllm. 

©erabe3u ins ©eifterljafte fteigert fid) bie 
rointerIid)e S3enerie im SBasgentoalb, roenn in 
buntler 3 tad)t bei Serg3abern ein mächtiges 
Sd)toirren unb Saufen, pfeifen unb Hreifdjen um 
ben Stbtstopf gebt unb über bie fernen Höben ein 
flammenber £id)terfd)roarm 3iel)t, abroed)felnb 
l)ier auftaud)enb unb bort oer* 
fdpinbenb. ©s finb bie „Sö* 
bämmer“, bie 3u SRillionen über 
bas Dannid)t jagen, unb bie 
„Söbämmerfdjüben“, bie ben 
büfteren Sßinterroalb fo pban* 
taftifd) erleud^ten. Unge3äblte 
Sd)aren oon 3 ugoögeIn aller 
iRrt, im Soltsmunb ber ^ßfäl3er 
mit bem Sammelnamen ber 
„Söbämmer" (oielIei<bt na<b 
bem Hfiuptoertreter, bem Su* 
bammer) belegt, fud)en in ben 
ausgebebnten gölten jj er D tj er; 
rbeinifeben ©ebirge ibr 2Binter= 
quartier. Da fi^en fie bann 
nad)ts in oollen Haufen auf ben 
faft bred)enben 3u>eigen unb 
fct)lafen, ahnungslos, bafj fie 
halb in gan3en £abungen als 
ledere 9Rabl3eit auf ben 9 Rarft 
tommen. SÖtit Radeln naben 
bie unbarmber3igen Sd)übert in 
großer 3abl- Som£id)tfd)einge= 


bienbet, bleiben bie Sögel rul)ig ft^en unb toerben 
lautlos mit Hebmtugeln, bie man aus Slasrobren 
f^iefet, in URaffen erlegt, ©in unoorfidbtiger Härm 
jebod) fd)eud)t bas gatt3e iReoier auf unb, oerftört 
im Duntel ber $Rad)t babinirrenb, oerurfai^en fie 
in ber Huft bas gefpenfterbafte unb an ben 3ug 
bes toilbert Jägers gemabnenbe ©eräuf<b- 

SBäbrenb fonft bie Serge fid) mit Säumen, 
kanten unb ©räfern febmüden, putjen fie fid) im 
hoben SRorbenunb im arftifd)en Süben (gleid) unfern 
Damen) mit Sogelleibern auf, aber lebenbigen! 
5 ln ben 1500 3 'ub b°^n itüften oon ^arö ift (ttad) 
StRitteilungen bes 3 oologen ©buarb Ostar Scbmibt) 
jebe oorfpringenbe 5 tante, jebe Stelle, auf ber nur 
bie 3ebe e ^ nes Vogels haften tann, mit biefen 
Dieren bebedt. 2 ßie bie ilinber auf ihren Schul* 
bänten fi^en fie bort, brängen fid) unb fd)reien, 
niden mit bem Äopf unb fd)lagen mit bett fylügeln; 
jeber Stntömmling aber roirb oon ben $Räd)ftfit|en* 
ben mit ben tomifd)ften Serbeugungen unb ilopf* 
oerbrebungen begrübt. Sefonbers finb es Sillen 
unb Hummen, bie gleid) ausgeftopften Säden, 
aus benen oben ein Schnabel gudt, mit profeffo* 
raler 9 Riene auf ihrer 51 an 3 el fi^en unb ben ©in* 
brud mad)en, als toürbe bi er ber 9Rummenfdt)an3 
ernft genommen, geblt ja audb nid)t ber ©lorott 



SdEjtoalbenflug übers 9 Reer 





1911. STtr. 39 


Über £artb urtb SD^eer 


1035 





unter ihnen, ber Seepapagei ober ^ßapageitaucher, 
aud) Srüberdjen ober roegen feines turiofen 
Schnabels Suttelnafe genannt. Die SBogen 
tlatfchen ans ©eftabe, ber gan3e Serg flattert unb 
treifd)t, unb biefer £uftigmad)er fdjiefet oergnügt 
3wifchen allen bai)in ober fäl)rt mit einem $ur3el* 
bäume ins SSaffer. — ähnliche Szenerien bieten 
bie umoirtlid)en Klippeneilanbe ber Siibfee. Sur 
finb bort bie Pinguine bie frjauptbarfteller. Diefe 
roanbelnben f^laf^crt mit ben gdoffenflügeln unb 
ben unten am ©nbe angebrachten frühen fipen 
bort, foweit ber Stranb reicht, aufrecht mit fteifer 
©ranbe33a; enblofe Seihen hinter* unb überein* 
anber roie bie Südhfen einer Spothele. Suf 
breiteren glühen fiet)t man fie aud) mopl paar* 
roeife, fcheinbar in gelehrtem ©efpräd), bie klugen 
ftol3 in bie $öhe geratet ober beim anbern bemütig 
gefentt unb bie ^loffenarme in einer Haltung, bie 
3u fagen |d)eint: „$ier ftetje id), id) tann nicht 
anbers!" oielIeid)t aud): ,,3d) empfehle mid), 
barauf habe id) nichts mehr 3u erwibern!" äßieber 
anbre fiepen truppweife beifammen roie bie 
fd)wal$enben SBeiber an ber Kirchentür, roenn eine 
§od)3eit ift. 

3nmenfd)enentlegenen©egenbenSorbameritas 
I)ört man wol)l nachts in SBalbungen, roo SBaffer 
ift, ein fiärmen orn oielen Srbeitenben, ein ©e* 


Spifce eines 3 uges norbamerilanifd)er 2 Banbertauben 

räufcf) roie Schroten unb Sägen, Srecpen oon 
3 toeigen unb Krad)en oon Stämmen. Skr am 
Dage biefen $Iatj befielt, tonnte als Hneinge* 
weipter glauben, SSalbarbeiter toären pier mit 
einer Sbpol3ung bes Seoiers befd)äftigt, ba überall 
gefällte Säume, weifte Splitter unb Sägefpäne 
ben Sloosboben bebeden. 

SSartet man aber eine Skile ber Stille ab, fo 
toirb es am Ufer, unter bem SSaffer unb am Damm 
lebenbig. Safen, klugen, Köpfe roerben ficptbar, 
unb fcplieftlid) lebt es an allen ©nben oon buntel* 
braunen ©efcpöpfen, „ftummen Stenfcpen“, roie 
fie ber ^ubianer nennt, oon Sibern. %n Deutfd)* 
lanb tennen roir bie „Siberftäbte“ nur noch in oer* 
pältnismäftig tleinent Staftftabe (an ber (Elbe 
3toifd)en SBittenberg unb Stagbeburg) unb tönnen 
uns banacp taum einen Segriff oon bem (Sinbrud 
fo roeit ausgebepnter §ol3fälIerpläfte machen, roie 
ihn bie gemeinfd)aftlid)e Dätigteit biefer Säger in 
ber ameritanifcpen SStlbnis heroorruft. 

©in anbres erotifcpes Stlb! Süchtiger als bas 
oorige! Skr einen großen Deich nrit weiften 
SSafferrofen überfät gefehen unb baran feine 
3reube gehabt hat, toirb fid) beffen roieber er* 
innern beim Stxblid bes Slen3alehfees in %ppten, 
ben Sreprn faft eine Steile roeit mit ähnlichen 
weiftblüpenben Sofen bebecft fanb. Diefe Sofen 
roaren jebod) Iebenbige ©efcpöpfe, rubernbe $e* 
litanfchroärme. S 3 opl taum tann eine SSiefe mit 


fpielenber roeifegetleibeter Stäb* 
cpenfd)ar lieblicher ausfehen als 
biefer belebte blaue See. Sknn 
aber ber gan3e ©hör fich erhebt 
unb gegen bie Sonne hin fliegt, 
halb in bid)tgebrängten Staffen, 
halb auseinanberirrenb inroeiten 
Kreifen, bann ift bas eine (Er* 
fcheinung, bie ihresgleid)en fucpt. 

Der fdjimmernbe ©lan3 ber matt* 
rofa angehauchten ©efieber 3au= 
bert bie auf ben Schneefelbern 
ber SIpen gefpiegelte Storgen* 
röte pocp in bie £üfte. Sur 
Sd)roäne unb Flamingos bieten 
ein Schaufpiel, bas mit biefem 
wetteifern tann. 

Suf ber $Iut nimmt fich ein 
Sd)toanenheer, roenn aud) nicpt 
fcpöner, fo bod) nod) majeftäti* 
fcher aus. „S 3 ie mäd)tige roeife 
Slumen," jagt Dpeobor 3 on= 
taue oon ben ^otsbanter §aoel= 
fcpwänen, „blühen fie über bie fläche Skrben 
fie 3um gütterplaft gerufen, „fo raufdjt bas gan3e 
Sd)toanenheer in einer großen blenbenb weiften 
Stoffe, brängenb roie ein Keil unb geroaltfam roie 
bieSäber eines Dampffcpiffs im SSaffer neben 
bem am Ufer gehenben Sdjwanenmeifter per". 
„ 3 ur Sdhönheit ber £jaoeI tragen bie Schwäne 
erheblich bei: fie geben bem Strome auf feiner 
breiten $lädje eine fönigliche Stad)*/ unb 
eine fd)önere ©infaffung aller an ihm ge* 
legenen Sdjlöffer unb Sefiben3en ift taum 
bentbar." ©s finb ihrer über 3weitaufenb. 
Sber an ben baltifcpen Küften 3ieht biefer 
„König ber ©ewäffer" in noch größeren 
Sd)aren einher, unb wenn biefe fich in bie 
£uft erheben, fo finbet unfre ^ßpantafie teinen 
Vergleich 3u folcper spracht, es fei bemt mit 
einer weiten, blenbenb reinen, aber wallenben 
Schneeflur im Sonnenlicht. 

©an3 3urüd treten bie lanbfcpaftlid)en ©le* 
mente Steer, See ober $Iuft, SSalb unb £>ügel, 
©rbe unb §immel oor ben Stpriaben norb* 
ameritanifd)er SBanbertauben in ber 5rül)= 
lings* unb §erbft3eit. Da tann man fagen: 
Unb bie Serge flogen auf unb oerwanbeiten 
fich, unb bie SSälber würben 3U flatternben 
Scharen; bie Iebenb geworbene ©rbe ftrebte 
3um Fimmel. Der gorfd)er SMlfon will bei 
3nbiana einen fo!d)en 3ug uon über 3wei= 
taufenb Stillionen gefehen hdten. ®er oon 
gfreiligrath in einem ©ebid)t als „Stann ber 
S 3 älber, ber Saoannen" gefeierte Ornitholog 
Sububon fc^äpte eine folche oon ihm beob* 
achtete Sölterwanberung als hunbertac^t3ig 
englifd)e Steilen lang unb eine Steile breit. 
Dabei gehörte biefer 3 ug noch nicht 3U ben 
größten. 3 n faft tompatten Staffen, unter 
bonnerartigem ©etöfe follen biefe £>eerfdharen 
ber £uft bahertommen unb mit ben 2Bin* 
bungen einer riefenhaften Sd)lange Solt auf 
Solt ununterbrod)en oft Dage h^uburd) oor* 
über3iehen. 

Sad)tf3enen! — 3 ur Silhouette wirb bie 
£anbfd)aft bei ben Silbern, bie uns nun nach 
ben Sunbainfeln, nach Sene3uela in büftere 
§öhlen bes ©aripetals unb 3U ben Drümmern 
bes ägppüfdhen Dpeben führen werben. 

Suf 3aoa geftaltet fid) bie 
Stonbfd)einftimmung gan3 eigen* 
artig burd) 3wei maffenhaft bort 
auftretenbe Sad^ttiere. Sn ben 
blätterlofen Sften ber hoh^u 
Sanbuelabäume hängen fd)war3 
unb oertrodnet ^unberte großer 
^früchte herab. Stan tritt hiu3U, 
unb plöhlid) regen unb trümmen 
fid) biefe Siefenfrüchte, unb ein 
ieifes ©etreifch Iäfet fidh oer* 
nehmen. Stit bem (Eintritt 
ber Dämmerung hebt fich ber 
grüd)tefd)marm, 3ahIlofe Drupps 
oon anbern Säumen fdhlieften 
fich an, unb alle flattern nun 
bahin, an ben mantelartig aus* 
gebreiteten klügeln, bie fie träge 
bewegen, ertennbar als Kalongs 
ober fliegenbe $unbe. Die Um* 
riffe jebes eht3elnen finb fcharf 
gegen ben Dämmerungsfehein 
bes Rimmels abgegren3t, ba 
fie fid) in gewiffen Sbftänben 


Singuine auf einer Sübfeeinfel 

halten. Unter ihnen hiu aber bewegt fich bie 
enblos fd)war 3 e 5 Iut eigentlid)er gkbermäufe. 
SSie ein büfterer Draum brängt fich biefer 
3weiftödige 3ug in unfer ©efid)tsfelb, quer I)iu 
über bie fd)immernbe ©bene mit ben Schatten* 
reliefs infelartiger $aine unb am §ori3ont ber 
f^war3en £inie bes SSalbgebirges, über bie fich 
fidjtenartig aufragenbe Sobocarpusbäume, bie 
Schirmtronen ber ©ebangpalmen unb bie langen 
SSebel oerwanbterSrten ein3eln in djarafteriftifchen 
Umriffen erheben. Sei ber Klarheit ber £uft fehlt 
ber S3ene bas Sebell)afte, bas unfern rtorblänbifchen 
©efpenfterheeren bas geheimnisoolle SBogen ber 
©eftalten, bas abenteuerlich Unbeftimmte oerleiht. 
SSir fehen bie fcharf am £jimmel fi^ ab3ei^nenbe 
fd)war3e $Iut; nidjts oon romantifdjem ©mpfinben 
übertommt uns, fonbern betroffen ftehen wir über 
bas ©röteste biefer Siefenlaune ber Satur. 

3 m ©aripetal in Sene3uela tut fid) eine wahr* 
haft ftpgifdhe S3ene oor uns auf, wenn wir in bie 
gelstlüfte ber ©uadharos gehen. Der 3 nbianer 
würbe benten, wenn wir fagen, bah *oir 3u ben 
©uacharos gehen, es hanble fid) ums Sterben, ©r 
braucht bie Sebensart tatfächlid) in biefem Sinne, 
ba ihm bas Seich ber ©uad)aros gleid)bebeutenb 
ift mit ber Dotenwelt, wo bie Seelen ber Ser* 
ftorbenen in ©eftalt biefer Sögel wohnen. Un= 
heimlid) genug fieht biefes Dier aud) aus. ©in ©e= 
mifdh oon Sapogei unb Sa^tf^walbe mit bem 
radienartigen Sd)nabel bes 3 iegenmelfers, trägt 
er unter ben Sugen lange bid)te Sorften, bie fein 
©efid)t gefpenfterpaft oerhüllen. 3^ ben §öl)Ien 
unb finfteren Schluchten bes ©aripetales hot ihn 
löumbolbt 3uerft entbedt. Dort niften fie 3U 
Daufenben in ben löcherigen gelswänben. Siit 
Radeln führen uns bie 3^bianer in bie ©rabes* 
nad)t. ©in Aufruhr entftel)t, als fei es am 3üngften 
©erid)t. Dämonifdhe Schatten fdhwirren uns um 
ben Kopf, an ben Dropffteingebilben ber 2 Bänbe 
fich im 3odelfd)ein oer3errenb unb unheimlich oer* 
gröhernb. Sad) ben äufterften Diefen ftrömt es 
unb quillt baraus heroor wie bunfler Srobem ber 
$ölle. Da3U ein entfehlid)es wirres ©efdjrei, bas 
aus ben Seitengängen oon nah mtf* fern wiber* 
hallt unb oon ben bort niftenben Sd)aren beant* 
wortet wirb. Der unfid)tbare 3 luh> nad) bem bas 
Dal ben Samen hot, brauft talt ba3wifd)en. 


Flamingos am Sil 



1036 


Öber.fianb urtb äfteet 


1911. 9tr. 39 


Schaurig rüttelt etrt fiuftgug an ben fhmelenben 
flammen ber gadeln. Die Bruft ift betlommen, 
unb mir finb froh, menn mir ben infernalifhen 
Zäunten mieber enteilen. 

Die Vhontafie bringt uns 3urüd in bie Alte 
SBelt, nad) Agppten ben nahtumlagerten 
Ruinen bes „hunberttorigen“ Dieben. Atattbleid) 
ift ber äRonb aufgeftiegen unb, allmählich immer 
glängenber merbenb, giefet er halb feine rrtagifd) 
blenbenbe £id)thütle über bie Drümmer. 

3 Bir menben uns m eit er meftlid) gur Doten» 
ftabt, ben ftunbenmeit ausgedehnten Derr affen unb 
Dälern mit ben altägpptif hen $elfengräbern unb 
£atatomben. 3n biefem mirren Amphitheater 
mirtt bie Atonbb elend) tung mie bas £id)t int Schau» 
fpielraum oot Beginn ber Vorftellung, menn nod) 
nicht alle £antpen brennen. Aber bie Doten ftehen 
hier nimmer mieber auf, gumal ihre einftigen 
Seelen, bie nad) ägpptifdjem ©lauben burd) alle 
Diergattungen manbern unb nach breitaufenb 
fahren mieber in SDtenfchenleiber tommen, längft 
anbersmo auf ©rben ein neues $eim gefunden 
haben. Ober füllten bod) — dort in ber $erne —! ? 
Aus ben Vertiefungen ber ghlfenmänbe, hebt es 
fid) ba nicht fhattenhaft?! — Amt oerfdjminbet es 
mieber in andern Aifchen, in anbern Stodmerten. 
Aus beut Dal ber Rönigsgräber tomnxt es herauf 
mie oermummte Vorboten, bahinter aber ftumm 
unb bunte! mie ein geifterhafter £eihengug, bod) 
nid)t manbelnb, fonbern fdjmebenb. ©in Aiefen» 
auf lauf, ber nun bunt näher tomrnt und mit rnert» 
mürbigem Surren über unfre Häupter sieht, bann 
mieber umbiegt, fid) ^erteilt unb bie gange meite 
©räberftätte üb ersieht, ©ins eine find in der Aäl)e 
beutlid) su unterfd)eiben. Von ferne hallt mohl 
bas ©eheul ber irjpäne ober bas Kläffen bes 
Schatals. ©ott fei gebantt, menn bie zeitige 
Dropenfonne ben Dag oertünbet unb ben 
gangen ©rabesfput auf einmal in feine £öd)er 
bannt. Denn menn man auch meift, bah bie aus 
ben Dotenftätten erftehenben Scharen nur aller» 
hanb Arten oon $lebermäufen finb, befonbers bie 
ägpptifdjen SHappnafen unb bie thebanifchen §>ol)b 
nafen, bie ihren geflügelten Körper 3U einer itugel 
aufblafen tönnen, fo leitet bas p) an taftifd)e bes 
riefigen Sdjattenfpiels unb bie eigenartige örtlich» 


teit bie ©ebanten bod) in feltfame Bahnen, ©tn 
farbenfprühenbes Bilb bes fonnigen £ebens foll 
uns gum Dageslidd gurüdbringen. 

$üt bie Vopageienmelt hat ber grojge Schöp» 
fungstünftler oon feiner Valette bie ftärtften 
färben oermanbt. „Aur leuchtend! Unb ftarte 
£ontrafte!“ fo fdjeint ber ©runbfah in ber Aus» 
fchmüduug bes ^ebertleibes gu lauten. Schon 
eingeln im £äfig lodt bas Dier baher jebermanns 
Blid, prächtig mirtt feine flatternbe ©rfcheinung 
in ber £uft, begaubernb aber ein ganger fliegenber 
Schmarrn. VSenn bie Dropenfonne morgens am 
Viarannon bie froftige 5 tühle ber Aad)t oerfd)eud)t 
hat unb im Didid)t bes llrmalbs bas £eben be» 
ginnt, mo bie balberftarrten Affenfamilien ihre 
Abänderungen burd) bie 3 roeige antreten, bie 
fcbneemeifjen Silberreiher fid) aus ben buntel» 
grünen Baumtronen erheben, auf gebleichtem 
Aiefenftamme, ben einft Sturm, Blitg ober Alters» 
fdjmäcbe über ben Uferranb marf, bie fdjmargen 
©eier trag ihre Flügel reden, ©ntenfharen^ bie 
Abellen burd)ftreichen unb bie Atomen Jchreienb 
3ur $tfhiagb giehen, ba haben fid) auch bie Vapa» 
geien oon ben äujgerften Baumgipfeln erhoben, 
mo fie erft geraume 3 eit fid) oon ber Sonne 
märmen liehen, ©ange $lüge treffen Ireifchenb 
gufammen, unb fort getjt's bahin, mo $rüd)t* 
bäume ftehen, unb hier beginnt ein Schnaken unb 
£»aden, ein Vraffeln herabfallenber Blüten unb 
§rüd)te auf ben Sd)irmblättern bes Hnterholges, 
als ob ein §agelmetter über ben ASalb ginge. Um 
bie Baumtronen aber hebt es unb fentt es fid) oon 
ben auf» unb mieber anfliegenben Vögeln, als 
fprubelte jeder Baum grofje farbige Blüten in bie 
if)öhe ober als mürbe hier mit bunten Vögeln bie 
Aahahmmtg 3ablreidjer £eud)tfpringbrunnen oer» 
fud)t. §ebt fid) ber Schmarrn bann mieber unb fteht 
ber 3 n[d) au er fo gur Sonne, bah bte Beleuchtung 
oon ihm her auf bie ©efieber fällt, ba übertommt 
ihn freubige Bemunberung. ©in blühendes $ar» 
benheer, mirbelt es über bie ÜBipfel, bann meit» 
hin über ben Aiefenftrom, um in feinem leuchten» 
ben Spiegel, umrahmt oon ben Ufermalbungen 
unb unt erbrod) en nur oon ber füllen Vracht ber 
Aristolochia regia, bas Sd)aufpiel ber £uft ' 3U 
mieberholen. Vian glaubt einen milben $afd)ings* 


Vhotographie mit unfichtharem £id)t. %on Alm grant 


nfidhtbares £icht" mirb mohl bei manchem 
£aien ein Staunen heroorrufen, benn ber 
Begriff £id)t ift bei ihm untrennbar mit „ficht» 
bar“ oerbunben. VSo mir nichts fehen tönnen, 
ift — nach ben lanbläufigen Begriffen — auch 
tein £id)t oorhanben. Vod) rätfelhafter mirb es 
fd)einen, bah man fogar mit folgern unfid)tbaren 
£i<ht photographieren tann; ift bies büd) nicht 
einmal mit jebem fichtbaren £icht ohne meiteres 
möglid). Unb bennocp gibt es unfid)tbares £idt)t, 
bas fogar allein gum VhotograpI)ieren angemanbt 
mirb. Der VSiffenfdhaft leiftet bies in einem ge» 
miffen Salle fd)on feljr grofje Dienfte. 

Das oon ber Sonne tommenbe meihe £i«ht, 
bas man fid) nach einer fehr annehmbaren $ppo= 
thefe als eine mellenförmige, fid) immer meiter 
in geraber £inie nad) allen Seiten fortpflangenbe 
Bemegung ber unenbltch tleinen Atherteilchen 
Dorfteilt, ift nicht einheitlich, fonbern aus einer 
groben Aeihe oon oerfcfnebenen £ihtftrahlen gu» 
fammengefeht, bie fid) burd) bie ©rohe ber VSellen» 
länge unb bie baoon (int umgefehrten Verhältnis) 
abhängenbe Schmingungsgahl in ber Setünbe 
unterfheiben. Die erftere ift unenblid) Hein, bie 
letztere bagegen gang gem&Iüg. Die mittlere 
Vkllenlänge beträgt etma 550 pp (p/t = mil». 
liontel SRillimeter) unb bte mittlere Sd)mingungs» 
gahl in ber Setunbe etma 550 Billionen, bas finb 
3 ahlen, bte über unfer Vorftellungsoermögen 
gehen. Diefe oerfhiebenartigen £ihtftrahlen 
empfinben mir in ihrer ©efamtheit als meihes 
£id)t, eingelne aber als farbiges, mehrere 3U» 
fammen entmeber auh als farbiges £id)t ober 
unter gemiffen Umftänben, nämlich hei 3 ufamnten= 
mirfen ber fogenannten £ompIementärftraI)len 
auh als VSeih- Aäl)er herauf eingugehen ift 
niht ber 3med biefer 3eilen. 

£ihtftrahlen pfldngett fid) in geraber Aih s 
tung fort, jebod) nur fomeit fie basfelbe 9 Jlebium 
burhlaufen; fie änbern ihre Aichtung aber, menn 
ie in ein äRebium treten, bas oon artbrer Be» 
haffenheit, oon anbrer Dihte ift. Die £id)t= 
trahlen merben bann gebrohen. Das tritt 3um 
Beifpiel ein, menn ein £icf)tftrabl aus £uft in 


SBafJer ober ©las übergeht ober umgetel)rt. Die 
cingelnen £ihtftrahlen merben aber niht gleid)» 
mähig, fonbern oerfhieben ftar! gebrohen. Diefen 
Umftanb nuhen mir aus, tim meihes £iht in feine 
oerfhiebenen Beftanbteile gu gerlegen, mas ge» 
möhnlih in ber Aegel baburh gefhteht, bah man 
burd) eine fpaltförmige Öffnung bas gu unter» 
fuhenbe £id)t burh ein ©lasprisma, eine brei» 
tantig gefhüffette ©lasfäule, gehen läht unb 
gegenüber eine meihe Slähe anbringt. Auf biefer 
fieht man ein längeres farbiges Banb, bas fo» 
genannte Spettrum bes benuhten £i<htes, meihes, 
menn mir Sonnenliht benutzen, ineinanber 
übergehenb, bie §auptfarben Aot, Örange, ©elb, 
©rün, Blaugrün, Blau unb Violett geigt. Das 
meihe £iht ift auf biefe VSeife in feine oer 
fhiebenen farbigen £ihtftrahlen 3erlegt, oon 
benen bie roten am menigften, bie oioletten am 
nteiften oon ihrer urfprünglidien Aihtung ab» 
gelenft finb. 

Die roten Strahlen finb bte relatio lang» 
melügen unb bie oioletten bie relatio turgmeiligen. 

Aber bas meihe Sonnenliht befteht niht nur 
aus biefem fihtbaren, oon Aot bis Violett fid) 
erftredenben Spettrum, fonbern es enthält aud) 
unfid)tbare £ihtftrahlen, bie teils nod) gröbere 
VSellenlänge als bie fihtbaren roten Strahlen 
haben, teils jenfeits bes oioletten Deils bes Spei» 
trums liegen, alfo turgmelliger als bie oioletten 
Strahlen finb. Diefe unfihtbaren Strahlen bes 
Sonnenlichtes, bie aber niht nur in biefem, 
fonbern auh in bem £id)te ber tünftlihen £id)t= 
quellen mehr ober meniger oorhanben finb, nennt 
man infrarote (ober Ultrarote) Strahlen unb ultra» 
oiolette Strahlen. 

Unfer Auge ift alfo fo eingerichtet, bah es biefe 
unfihtbaren Strahlen eben nid)t als £id)t emp» 
finbet; ob eingelne Diere bies tönnen, barüber 
haben mir noch teinc bcftimmten Anhaltspunkte. 
Die infraroten Strahlen mad)en fid) hauptfählid) 
baburh bemertbar, bah fie SBärme ergeugen; fie 
finb auh aüf biefe VSeife 3uerft feftgeftellt morben. 
SOtan begeihnet fie baher mohl auh als Sßärme» 
ftrahlen, gu benen aber in meiterem Sinne gleih= 


torfo 3U fehen, ber biefe Hrmalbftrahe plö^Iih er» 
füllt unb mit Rubeln unb Schreien bie Sinne oer» 
mirrt. 

Auhiger mirtt ba trotg aller £ebhaftigfeit ber 
Diere ber Anblid oon Äolibrtfhören, mie fie bie 
lichteren Aäunte ber §pläa beleben. SBenn ber 
Dau auf ben Blüten liegt unb in ihnen bas Vtorgen» 
rot fhimmert mie itriftall unb Aubine, ba finb 
mir entgüdt oon ber ^errlihteit ber Aatur. 2Bo 
aber biefe Shmetterlingsoögel — „Bejaflores“, 
„Blumentüffer“ nennt fie ber Brafilianer — in 
meit gröberer $ülle als am günftigften Sommer» 
tag bie Raiter auf unfern VSiefen bte f^Iora bes 
Dropenmalbes umfhmirren, ba fheint fid) ein 
Vtärhenreid) in ber muhernben SBilbnis gu er» 
fhüehen. ©s firtb tangenbe Sonnenfunten mit bem 
Bliben aller Art ©belgefteins, bie hier burh hie 
£id)tung fhiehen unb bort buntlere Vßölbungert 
unter ben 3n>eigen mit farbigem ©lange burd)» 
Ieuhten, „Sonnenloden“, „Aofenhauh, in flüffiges 
^euer getaucht“, mie bie bihterifhe Sprahe ber 
Vieritaner fagt, „Dopasfolibris“, „Aubintolibris“, 
„golbohrige“ unb „golbfdjmängige“, ,,Sd)mud» 
elfen“ unb „f^Iaggenfplphen“, mie biefe Dkrhen 
unterfheibenb bie Spftematit benennt. Dem 
£anbfhoftsgauber, ben fie heroorbringen, oergagt 
man, ein meiteres Aaturbilb angufhliehen. ©s 
mühte hphftens bie funtenüberfäte nähtühe unb 
fo allerbings feierliche Vrärieflur fein, bie Alexanber 
oon £>umboIbt am örinoto unmeit ber Atures». 
tataratte gefehen hot. 

Das munberbare Schaüfpiel, oon £euhtfäfern 
urtb $euerf liegen heroorgebraht, ermähnt er bei 
ber Befhreibung ber $öhle oon Ataruipe, ber 
Stelettgruft eines oertilgten ^nbianerftammes. 
„äRit farbigen Aingen umgeben, ftanb bte Alonb» 
fheibe hoh im 3 ^rtit. Sie erleuchtete ben Saunt 
bes Aebels, ber in fharfen Urrtriffen moltenartig 
ben fhöumenben f^luh bebedte. 3ohllofe pnfetten 
goffen ihr rötlihes Vhosphorliht über bie traut» 
bebedte ©rbe. Von bem lebenbigen f^euer erglühte 
ber Boben, als höbe bie fternenoolle Rimmels» 
bede fid) auf bie ©rasflur nieberge fentt. Aantenbe 
Bignonien, buftenbe Vanille unb gelbblühenbe 
Banifterien fhmüdten ben ©ingang ber <rjöble. 
Hber bem ©rabe raufhten bie ©ipfel ber Volmen.“ 



oiolettem £iht (mährenb ber Aufnahme) 
gabrüat ber gtrma ©arl 3 eih, 3 ena 


Si ©djraube gum geftfteßen ber gu|))latte für ba§ Alifroffop; 
P AefIe£ion§prt§ma au§ SöergfriftaU, ba§ ba§ roagreäjt ein» 
faßenbe SidCjt in bie Slcßfe be§ 9Jti£roftop§ refleltiert; Sp ißlati* 
fpiegei gum Seobac^ten be§ gun£enbilbe§ auf ber UrangIo§» 
platte; D 2)iapßragmenträger mit eingelegter UrangtaSplatte, 
gur «Seite gefcßlagen; B gu§ ber SSertifalfamera; S 2 JUemm» 
fcßraube gum geftflemmen ber bre(;baren geteilten Stange St; 
H nerfteßbarer Präger für ben Sucher E; J unb K nerfteß» 
bare $räger für bie Camera; Z ^eitnerfc^luß; Sch aufgegogener 
Schieber ber Scßiebetaffette; Q ©riff be§ bie pptograpßif^en 
ißlntten aufne^menben nerfd^iebbaren ÜtaßmenS 



191J. 9fc. 39 


ftber ßartb unb 5Reer 


1037 


falls bie roten unb gelben fichtbaren Strahlen, 
bie auch meift in SBärme umgeroanbelt toerben, 
3äf)Ien ; toährenb bies nad) bem oioletten ©nbe 
bes Speftrums immer toeniger unb halb gar 
nicht mehr ber gall ift. dagegen üben bie tur3- 
roelligen Strahlen, oon ben fichtbaren oor allem 
bie blauen unb oioletten, toenn fie abforbiert 
toerben, djemifche Sendungen aus. - Das 3ulet$t 
©efagte ift bie ©egel, oon ber es aber and) Slus- 
nahmen gibt. SRinbeftens in gleichem ©iahe toie 
bie blauen unb oioletten roirfen aber aud) bie 
ultraoioletten Strahlen. Sluf unfer Sluge üben 
fie einen fd)äblid)en ©influh aus. ferner haben 
bie ultraoioletten Strahlen in befonbers hohe™ 
©iahe bie $ät)igleit, getoiffe Körper 3um gluore- 
gieren, 3um Selbftleud)ten 30 bringen. Daburd) 


roirft iebocf) im Silbe fd)toar3, weil er fein infra* 
rotes £id)t ausfenbet, bas heifct biefes abforbiert; 
baher erfd)einen auch alle nid)t unmittelbar oon 
ber Sonne beleuchteten Sd)atten, bie ja burch bas 
3erftreute blaue ^immelslidjt aufgehellt toerben, 
ebenfalls fdjtoar3. §elle, oon ber Sonne be= 
fdjienene SiBolfen geben bagegen infrarotes Sicht, 
erfdjeinen alfo im Silbe hell. 

©od) mehr 3^tereffe bieten bie Aufnahmen 
mit nur ultraoiolettem £id)t. ©s fönnen hiergu 
gewöhnliche photographifdje Platten benutjt toer- 
ben, ba fie ohne roeiteres für Ultraoiolett emp- 
finblttf) finb; bagegen finb bie fonft gebräuchlichen, 
aus ©Iaslinfen beftehenben Gbjeftioe nicht oer- 
toenbbar, benn ©las abforbiert faft alle ultra- 
oioletten Strahlen, läht biefe alfo nicht hinburd). 


trägt bie burchfchnittlidje Sßellenlänge bes meinen 
Siebtes, roie fd)on oben gefagt, ettoa 550 ///it, 
toeshalb roir mit biefem aud) nur Deile getrennt 
fetjen ober auf ber pl)otographifd)en ^Statte toieber- 
geben tonnen, bie nicht toeniger als 275 pp oon- 
einanber entfernt finb. Sei ©enutjung oon blauem 
unb oiolettem £id)t allein finb bie ©erhältniffe 
fd)on günftiger, nod) mehr aber, toenn man bie 
ultraoioletten strahlen benutzt, bie 3toar für 
unfer Sluge unfichtbar finb, aber ftart auf bie unfer 
Sehorgan erfetjenbe photographifd)e Platte roirfen. 
Die ©uhbarmad)ung ber ultraoioletten Strahlen 
ift oor allem Dr. Köhler unb Dr. oon Sohr 3U 
oerbanfen. Slls £id)tquelle toirb nicht ettoa 
Sonnenlicht benuht, oon bem auch 3 U toenig 
ultraoiolette Strahlen 3ur ©rbe gelangen, fonbern 



©tan benutzt oielmehr Sinfen aus Guar3, bas auch 
für bie jenfeits bes Sioletts Uegenben ultraoio- 
letten Strahlen hwmd)enb burd)läffig ift. Hm 
alle anbern £id)tftrahlen 3tirüd3uhalten, muh na¬ 
türlich ein entfpred)enbes gilter oertoanbt toerben, 
3um Seifpiel ein folches aus einer bünnen Silber- 
fd)icht. 

Sei ultraoioletten Aufnahmen toerben toir bie 
Seobad)tung machen, bah manche toeihen Objefte 
toie getoiffe weihe Slumert, 3wforpb (©htnaweih), 
hochpoliertes Silber unb fo toeiter auf bem Silbe 
fd)toar3 erfdheinen, toeil fie 3toar alle fichtbaren 
£id)tftrahlen, bie 3ufamnten ©Seih ergeben, re- 
flettieren, aber nicht bie ultraoioletten. Slnber- 
feits toerben manche bunflen ©egenftänbe be- 
beutenb heller abgebilbet, fo 311m Seifpiel auch 
bei grellem Sonnenlicht bie fonft fo bemerfliehen 
Schatten, bie hier gar nicht ausgeprägt finb, toeil 
bie ultraoioletten Strahiert toeit mehr als bie ficht* 
baren oon ber Sltmofphäre 3erftreut toerben. 
Durd) ein gefdjloffenes genfter hinburdj erhalten 
toir überhaupt fein Silb, ba ja ©las HItraoiolett 
abforbiert. Sei ©tonb auf nahmen mit ultra* 
oiolettem Sicht finb an getoiffen Stellen bunfle 
Rieden feftgeftellt toorben, bie bisher toeber bei 
oftilarer ©eobadjtung nod) bei getoöhnlid)en Stuf* 
nahmen bemerft toorben finb. ©s ift alfo hier ein 
©eftein oorhanben, bas nur ultraoiolette Strahlen 
abforbiert. 

SBir tonnen uns an $anb f old) er Aufnahmen 
einen Segriff baoon machen, toie anbers toir alles 
fähen, toenn unfer Sluge aud) für ultraoiolettes 
unb infrarotes Sicht empfinblid) toäre. 

©ine grohe praftifdje Sebeutung hat aber bie 
Aufnahme mit ultraoiolettem Sicht in ber ©tifro- 
Photographie, ber Photographie ber tounberbaren 


Sluf nähme einer Diatomeenfd)ale (Surirellagemma) 
bei fichtbarem Sicht, 3toeitaufenbf ad)e ©ergröherung 


Diefelbe Diatomeenfchale, bei ultraoiolettem Sicht 
aufgenommen, hunbertfad)e ©ergröherung 


haben toir bie ©iöglid)feit, bie ultraoioletten 
Strahlen für unfer Sluge fid)tbar 3U machen, wo- 
bei toir jebod) nid)t bie eigentlichen ultraoioletten 
£id)tftraf)Ien, fonbern nur bas burch biefe er3eugte 
5luoref3en3lid)t fel)ett. 

Die Photographie beruht nun betanntlid) auf 
ber d)emifchen ©Sirfung ber Sichtftrahlen, toelche 
bie SromfiIberfchid)t ber pt)otograpt)ifd)en Droden- 
platte berart oeränbern, bah fie fid) in ben fo* 
genannten ©ntwidlerlöfungen fchnell fd)toär3t 
unter ©ntftehung oon fd)toar3em Silberpuloer. 
Son ben fichtbaren Strahlen finb es t)auptfäd)Iid) 
bie blauen unb oioletten Strahlen, bie Photo= 
graphifd) toirten, baneben auch in hohem ©iahe 
bie ultraoioletten Strahlen, bie man besl)alb auf 
biefe SBeife leicht feftftellen tann. ©s ift 
jebod) möglich, bie photographifd)eti platten r— 


es toerben bie ultraoioletten Strahlen bes fjjfunfen- 
fpeftrums bes ©iagnefiums ober bes Saömiums 
oertoanbt. Diefes hot eine intenfioe Siniengmppe 
oon 275 mt, bas ©iagnefiumlicht eine folche oon 
280 ©Sellenlänge. ©Sir erhalten bamit ein 
hoppelt fo großes Sluflöfungsoermögen toie mit 
meinem Sicht, toas eine geroaltige ©rrungenfehaft 
bebeutet. 

Sluch hier müffen natürlich fämtlidje Sinfen 
ber mitrophotographifchen ©inrichtung, bie oon 
ber 8 ‘irma ©arl 3dh in 3ena geliefert toirb, aus 
Cluar3 gefertigt unb fpe3iell für biefe 2Bellem 
längen forrigiert fein. Die benutzen Sampen 3m 
©rseugung bes üabmium* ober $Ragnejiumlid)tes 
ähneln ben eleftrifchen $anbregulierlampert. 
— Da nun bie ultraoioletten Strahlen für 
bas Singe unfid)tbar finb, fo muh 3um ©in= 
ft eilen bes Silbes ein befonberer „Su^er“ 
1 oertoanbt toerben 


aud) für grüne, gelbe, orange unb rote, ja 
felbft für infrarote £id)tftrahlen empfinblid) 
3 U machen, fo bah aud) biefe einen ent= 
toidelbaren ©irtbrud oerurfachen, allerbings 
in oiel geringerem 9Jlahe. 

Durch Silter !ann man nun erreichen, 
bah nur infrarote ober nur ultraoiolette 
Strahlen, bie bann allein burd) bas Filter 
hinburd)gelaffen toerben, toirten. Sßir ton¬ 
nen auf biefe SBeife oon £anbfd)aften unb 
fo toeiter photographifd)e ©Uber anfertigen, 


, bei bem man fid) bie 
fd)on oorne ertoähnte ©igenfdjaft ber ultra* 
A oioletten Strahlen, getoiffe Körper 311m 

k ^-luorefsieren 3U bringen, 3tmuhe macht, 

m Der Sucher befteht aus einer Sinfen- 

M tombination aus Guar3 unb einer fluore- 

M f3ierenben ©lasplatte, auf ber man] mit 

W §ilfe einer Supe bas ©ilb einftellt. 

Durch bie Stufnahmen mit ultraoio- 
p lettem Sicht hat man noch gröbere ©infid)t 
in bie überaus feinen Strukturen mancher 
Gbjette getoonnen. ©in beliebtes Gbjett 
ift eine getoiffe Sorte oon ftiefelfdjalen. 
©ei 2500fadher ©ergröherung unterfheibet 
man bei biefer nod) Sinien, bie im ©ilbe 
noch teinen SCRillimeter ooneinanber ent* 
— femt finb. 

3n 3toeiter Sinie gibt uns bie SCRilro* 
Photograph^ mit ultraoiolettem Sicht aud) 
baburd) über organifd)e unb tierifche ©e= 
toebe Sluffchluh, bah fid) nicht alle Deile 
gleid)mähig gegen ultraoiolettes, toohl aber gegen 
ficfjtbares Sicht oerhalten. 

©isher behalf man fid) bamit, bah man bie 
Gbjette anfärbte, tooburd) fid) bann manche 
in ungefärbtem 3nftanb nid)t bemertbare Unter- 
fchiebe in ber Struftur geigten, befonbers bei 
glasartig burd)fid)tigen Gbjeften. 

Slber biefes Slnfärben ift immerhin unfiefjer, 
toeil ja eine baburd) erft erfolgenbe ©eränberung 
nicht ausgefdjloffen ift. ©ei lebettben Gbjetten 
ift 3ubem überhaupt oft ein Slnfärben nid)t 
möglich. Sluch h^ Iciftet bas ultraoiolette 
Sicht bem 9Jlitrophotograpf)en fehr fd)ähenstoerte 
Dienfte. 

So fehen toir alfo, bah bie fdf)on in ilultur, 
Dechnif unb SBiffenfdjaft 3ur gan3 getoaltigen 
©ebeutung gelangte Photographie fid) nicht nur 
auf bie ©ertoenbung bes fid)tbaren Siebtes be= 
fchräntt, fonbern auch bas unfid^tbare fid) bienftbar 


bie in ihren Dontoeiten bem ©ortjanbenfein 
oon reflettierten infraroten be3ieI)ungstoeife 
ultraoioletten Strahlen entfpred)en. Der eng- 
lifdfje $orfcf)er ©. 3ß. Sßoob madfjte intereffante 
Slufnahmen mit infraroten unb folche mit 
ultraoioletten Strahlen, bie in mand)er ©e= 
3iehung fehr lehrreich finb, ba fie uns bar- I 
über Sluffchluh geben, oon toeld)en ©egen- — 

ftänben biefe unfid)tbaren £id)tftrablen re- 
fleltiert toerben, bie im übrigen fid) nid)t, 
im ©egenfah 311 ben ©öntgenftratjlen, oon 
ben fichtbaren SidE)tftrahIen unterfd)eiben. 

Die Slufnahmen mit infrarotem Sicht toerben 
alfo hinter einem ftilter gemalt, bas alle ficht¬ 
baren unb bie ultraoioletten Strahlen nicht h^n- 
burd)Iäht. ©in folches Filter, bas man 311m ©eifpiel 
burch diu fehr !on3entrierte Söfung oon 3ob in 
Schroefeltohlenftoff ober burd) eine gefättigte 
üaIiumbid)romatIöfung 3toifchen 3toei bici)ten Äo» 
baltfcheiben erhält, erfcheint in ber Durd)fidl)t gan3 
fd)toar3. Dah bie photographifche Platte, bie 
allerbings burd) befonbere Präparation für biefe 
ultraroten Strahlen empfinblid) gemacht fein 
muh, bu*d) biefes fdf)toar3e Filter hinburd) ein 
©ilb empfängt, toirb fid)erlich oiele, auch bie 
meiften Photographierenben, oerblüffen. Solche 
Photographien, bie bei hellem, fonnigem Sßetter 
in ettoa fünf SRinuten bei ooller GbjettioÖffnung 
3U erhalten finb, machen einen merltoürbigen 
©inbrud. Sßiefen unb ©ätime erfdheinen in bem 
pofitioen ©ilbe toeih, ein 3ddE)en, bah fie oiel 
infrarote Strahlen refleftieren. Der blaue_ r §immel 


Slufnahme bes Sluges (Guerfd)nitt) einer grofdhlaroe 
bei ultraoiolettem £id)t 







1038 1911. 9h. 39 



c AahmDissetiKkift 


©ibt es unfterbliche ßebemefen? Die alltäg= 
ItdE)c (Erfahrung lehrt, baß, ebenfo mie mir $Aen[d)en, 
alle Aßefen bes belebten Alls nad) tür^erer ober 
längerer inbioiöueller ©xiften3 einer Auflöfung 
ihrer organifdfen unb chemijdjen 3ufamntenhänge, 
einem 3erfaII ihres förperlichen Aufbaues anheim-' 
fallen, ben mir „Dob“ nennen. 

Als mit ber ©rfinbung bes 3 Aifroffops, biefes 
rounberoollen Hilfsmittels menfd)lid)er gorfdjung 
unb ©rfenmtnis, bas Vtlb bes organifchen Bebens 
unfres Planeten fid) in ungeahntem Alojfe er* 
meiterte, als mir lernten, in Schlamm unb ABaffer 
ber Sümpfe unb Reiche, bes Ateeres, in bem be* 
rühmten „mimmetnben Tröpfchen" eines Heuauf* 
guffes, überall, moes gärte unb faulte, enblid) aud) 
in [o manchem tränten ©emebe höherer ßebemefen 
ein ungeheuer formenreiches, fid) befämpfenbes 
unb fich ntpriabenmeife oermehrenbes fieben aller* 
tleinfter Aßefen gu [eben, ba fd)ien es lange 3 eü, 
als ob mir in biefen allereinfad)[ten, nur aus einer 
einigen belebten 3 eIIe beftetjenben Urtierchen 
(unb Urpflän^chen) mahre Unfterbliche — in bio* 
Iogifd)em Sinne — gefunben hätten. 

Schien bod) ßunädjft bas große Aipfterium oom 
fieben unb oom Dobe burd) biefe Urmefen in 
allereinfachfter Aßeife gelöft 3u fein! ©ine Amöbe, 
ein gnfufor, ein ©eißeltierchen brauchte als folches 
nicht 3U fterben, ba es immer mieber — unb gmar 
nicht im pietätooll=figürli<hen Sinne, fonbern mat)r 
unb mahrhaftig — in feinen ftinbern fortlebte, 
©s lebte ein Heines fieben, nährte fid), mie es 
[einer fitrt gutam, unb menn es eine Aertobe bes 
Aßotjllebens htnter fid) hotte, teilte fid) jebes 
Dierd)en nad) Verboppelung feiner mid)tigften 
3 ellorgane burd) Durd)fd)uürung feines $roto= 
plasmaleibes in gmei, im felben Augenbltd 3ur 
Atutter unb 3u Ambern merbenb (erfte gigur). 
So fd)ien bie Sache ins Unenbliche fortgehen 3U 
tonnen; menn tein „Unglüdsfall“ eintrat, brauchte 
bie fiebenstette niemals unterbrochen 3U merben. 
So fchien man mit gug berechtigt, bie als „Aro* 
tiften" 3ufammengefahten Urtierchen unb Ur* 
pflän3<hen als unbegren3t lebensfähig an3ufehen. 

Sorgfältige biologifdje Unter fud)ungen jebod), 
mit benen fid) berühmte Stauten ber miffenfchaft* 
liehen Aßelt: 3 t. Hertmig, Ataupas unb anbre, oer* 
tnüpfen, marfen in unfrer 3eit ein anbres fii<f)t 
auf bie fiebensgef«hid)te ber ^ßrotiften unb fchufen 
eines ber bebeutenbften fiehrgebäube ber neu3eit= 
liehen Biologie: bie fiehre oon ben tieferen 3u= 
fammenhängen 3mifd)en gortpflan3ung unb Dob, 
bie berühmte „Amphimixislehre", bie heute mof)I 
fchon oielen ©ebilbeten betannt fein bürfte. 

©s mürbe 3unäcbft feftgeftellt, bah Kulturen 
oon Urtierchen, bie aus einer ober menigen 
„SAüttern“ burd) Teilung ge3üd)tet mürben, fid) 
aud) bei forgfältiger pflege nicht unbefchräntt 
meiterentmideln, fonbern immer tieferer Dege* 
neration ober, mie man iri biefem gälte fagt, 
Depreffion anheimfallen. Die Depreffion geht in 
gortn einer in 53 erg unb Dal oerlaufenben Sturoe 
oor [ich: auf einen Diefftanb ber förperlichen 
©ntfaltung folgt 3unächft immer mieber eine Höhe, 
ein Aufraffen gemifferntaßen, bis nach einer 
größeren Strahl ©enerationen teine ©rholung 
mehr möglich ift unb bie gan3e Stultur 3ugrunbe 
geht. Der Untergang ber ©in3ellertolonie oer* 
läuft unter gan3 tppifchen .Verf allserf Meinungen 
ber 3 nbioibuen, mie bies unfre Abbildung 
oon burd) „3n3ud)t" degenerierten Verliehen 
Aßimp erinfuforien (£)npd)obromus) 3eigt; bie 
Körpergröße geht 3urüd, bas Aßimperfleib mirb 
rebu3iert, gan3 befonbers aber betrifft bie ©nt* 
artung ben mid)tigften Deil ber 3elle, ben 3eII= 
tern, unb 3mar in hod)intereffanter Art unb Aßeife, 
bereu meitere ©rörterung jebod) mehr Sache ber 
Spe3ialmiffenfchaft ift. Bedingung für biefen 
Untergang ift, mie bies oor allem bie Verfud)e 
bes gran3ofen Ataupas geigen, bah nur nahe 
Vermanbte in ben Kulturgläfern beieinanber 
bleiben unb bah für ftets gleichmäßige reichliche 
©rnährung geforgt mirb; benn merfmürbigermeife 
tann burch periobenmeife Hungerfuren ber Ver* 
fall längere 3eit hüüongefjialten merben. ©ine 
mirfliche Aettung ber „inge3üd)teten“ Kolonie 
tann aber nur bann 3uftanbe tomnten, menn man 
frifches „ 33 Iut“ 3uführt, bas heibt neue, aus einer 
nicht oermanbten Kolonie ftammenbe S^fuforien 
gleicher 5 lrt hin3ufebt. 


SHsbann „überminbet bie ßiebe ben Dob", unenblich fein ausgebaute unb nach bem 5Mn3ip 

ober, mie mir uns profaifcher, aber miffenfd)aft= ber Arbeitsteilung bifferen3ierte Kolonie näd)ft= 

lieber ausbrüden, topulieren (beffer fonfugieren) oermanbter ©in3el3ellen, bie alle oon einer SDtutter 

bie Dterchen^ inbem fie Amphimiris betrieben: (ber befruchteten ©i3elle) abftamnten, aus ben= 

je 3mei ^Ttbioibuen oereinigen [ich, taufchen Sub= felben ©rünben einer Altersbepreffion unb einem 

ftan3teile ihres michtigften 3ellorgans, bes fiernes, Abfterben anheimfallen muh mie bie Kolonie 

aus (auf ber etmas fchematifchen brüten $igur oermanbter Urtierchen, aus bem ©runbe nämlich, 

ift bies erfid)tlich) unb trennen [ich mieber, neu meil bie bifferen3ierten ©in3el3ellen unfres Körpers 

oerjüngt; bie Depreffion ift - behoben, unb bie teine Stoffmifdhung — Amphimiris — mit gleich 3 

Deilungsfähigteit unb bamit bie 93 töglid)teit bes artigen anbern 3 eIIen betreiben unb [ich baburdh 

reftlofen Aufgehens oon mütterlichen 3 nbioibuen mechfelfettig oerjüngen fönnen. Dies fönnen nur 

in ihre Aachtommen ift mieberhergeftellt. gemiffe 3 eIIen im Körper ber 53iel3eller, bie nach 

Hochintereffante neuefte Arbeiten, mir nennen Aufbau unb Struftur trob grober 23 erfä)ieben= 

nur ben 93 tünd)ener $orfd)er ^ 3 opoff unb ben heiten prin3ipiell proto3oenartig finb: bie ©e= 

[<hled)ts3ellen. An biefe be3iehungsmeife an bie 
aus ihrer Aermifchung heroorgegangenen ^ 3 ro= 
butte (befruchtetes ©i, bas 3urh Aad)tommen 
mirb) ift baher bie fyorteriftens ber Art gebunben — 
bas 3rtbioibuum muh 3ugrunbe gehen. 3ßopoff 
geht in ber parallele noch meiter: er meint, bab 
auch bie gortpftan3ungs3elIen in ihren 53 er= 
mel)rungs= unb 2 Bad)stumsperioben Depreffions= 
3u[tänbe erfahren mie bie Urtierd)en. Die tieffte 
Depreffion, nicht, mie man meift meint, bie häufte 
©ntmidlung, mirb burd) bie Aeife ber 3ort= 
pflan3ungs3elle bezeichnet; tritt nad) biefer Aeife 
teine SAifchung mit einer anbern 3elle ein, fo 
mub bie Serual3elle sugrunbe gehen: ein unbe= 
fruchtetes, reifes ©i ift bei faft allen Dieren bem 
Untergang gemeiht. 

30 tit biefen menigen HBorten ift bas munberoolle 
Problem oon Dob unb 3eugung natürlich teines= 
megs erlebigt, unb mir hoffen, an biefer Stelle nod) 
mehrfach über biesbetliche miffenfchaftliche gort= 
fchritte unb Spetulationen berichten 3U fönnen. — 
kommen mir 3um Schlub 3u unfrer erften grrage 
3urüd: ©ibt es in biologifchent Sinne Unfterbliche? 
23 ebingtermeife, ja. Unter natürlichen Umftänben 
unb ©ebingungen merben bei ben Urtierchen 
eines unb besfelben 23erbreitungsbe3irfs 5 topu= 
lationen unter nicht nahen 23 Iutsoermanbten meift 
möglich fein, moburcE), theoretifd) menigftens, ber 
$all tonftruierbar märe, bab ein einseitiges Aßefen, 
ftets reftlos in feinen Ainbern aufgehenb, unbe= 
gren3t fort3uerifüeren oermöchte. ©an3 neuere 
bings (Anfang 1911 ) behauptet einer ber oor= 
genannten ©eiehrten (ASoobruff), ein ASimper* 
infufor, Aaramäcium, in 3meitaufenb ©enerationen 
ununterbrochen, unb 3mar nur burch Deilung fort= 
ge3Ü<htet 3U hoben, unb er meint, bab biefe Dierdjen 
menigftens eine gän3li<h unbegren3te unb unbe= 
bingte Dauerhaftigteit befäben. ©s bleibt ber 
golge3eit oorbehalten, biefe im ßid)te ber oorhin 
flüchtig geftreiften Amphimmslehre f d)m er oerftänb= 
liehe Behauptung 3U betätigen ober, mas nicht 
gan3 unmahrftheinlich ift, 3U miberlegen. 

Dr. Aßithelm 23 ernbt. 


SCRit © u ft a o SOI ah l e r ift einer ber be= 
beutenbften Donfünftler unfrer 3eit oon uns ge= 
nommen morben, unb 3toar in einem Alter, bas 
ben febaffertben mie reprobu3ierenben ßtünftter 
meift in ber Aollfraft reifen Könnens 3eigt. Aur 
fünf3ig 3oE)re ift er alt gemorben, als ihn ber Dob 
bahinraffte. Den fonft fo 3ähen, miberftanbs= 
fähigen AEann müffen mir mohl in bie 3 ohl ber 
£>pfer einreihen, metche bas überhaftenbe ameri= 
fanifche üunfttreiben mit feinem oerfütjrerifchen 
Dollarloden geforbert hat- Ai<ht jeher, ber über 
Amerifaner Aßoobruff, nehmen bas 3 ü<htungs= ben großen Deid) gegangen ift, oermag auf bie 
unb SterbIicE)teitsproblem mieber in Angriff. Dauer fo fiegreid) mie fiillp fiehmann ober bie 
Aopoff, ber mit bem häufigen 3 rtfufor Stt)lonpd)ia ScI)umann=Heint mit ftähternen Aeroen ben 
experimentierte, beftätigt im großen unb gan3en Stampf gegen bas bortige SAenagerunmefen auf= 
bie allgemein herrfdjenben Anfichten über bie 3unehmen. Dobfrant tehrte SAahler oon feiner 
Aebeutung oon Stonjugation unb Verjüngung; lebten überfeeifchen Aeife nach ©uropa 3urüd; 
immer, menn bie Depreffion in feinen Kolonien als jebe Hoffnung auf ©enefung gefchmunben mar, 
am tiefften mar, herrfdjte lebhafter Drieb 31m mürbe er auf feinen AßunfdE) aus bem Sanatorium 
Stonjugation, ber burch Hunger unterftütjt merben in Aeuillp bei Aoris nach Aßien transportiert, unb 
tonnte, fchiiehlid) aber mar ber Verfall nicht mehr es mährte bann nid)t lange, bis bie Aachricht oon 
auf3uhalten,. menn teine 3 ufuhr neuer fidtbioibuen feinem Dobe burd) alle Aßelt ging, 
ftattfanb, mie benn auch rta<h anbern gor [ehern Von ©eburt ein Vöhme, 3eigte er frühßeitig 
bie Atifdiung „Vlutsoermanbter" in begenerieren= Dalent unb ßiebe 3ur SOlufit, erhielt , auch fchon 
ben Stolonien mit bem Dobe ber Aoarlinge in feiner erften Schul3eit mufitalifchen Unterricht, 
enbigen [oll. ber inbeffen mohl nicht oiel taugen mochte. ©rünb= 

Vetanmtiid) hot man mit großem Aedft oon lieh faßte er bas Stubium erft in Aßien als Schüler 
biefen bei ben ©in3etlern beftehenben Verhältniffen bes bortigen Stonferoatoriums an, namentlich hot 
auf bie tomplisierten otel3elIigen Aßefen, 3U benen er Anton Vrudner als fiehrer mancherlei 3U oer= 
auch mir gehören, Schlüffe gesogen unb gemeint, banten, mie oor altem bie genaue Stenntnis ber 
baß unfer Störper, ber ja nid)ts meiter ift als eine modernen Drchefterfarben unb beren tühne 











1911. 9lr. 39 


1039 


t/)i2 K ^uftuv der^ i/egenmarx 


Atifd)ungen. 3 m galten aber fcf)lug er feinen 
eignen Aßeg in ber geiftigen ©nttoidlung ein, bie 
in mancher Ae3iel)ung ber Aidjarb ABagners 
gleidjt. So muh er fd)on als 3man3igjäi)riger an 
tleinen Aühnen für ein elenbes ©el)alt gronbienfte 
leiften, bie ü)n aber halb befähigten, ben Dattftod 
fid)er 3u führen, eine ftunft, in ber er fid) fd)nell 
3u hödjfter Ateifterfd)aft emporarbeitete. Ato3art, 
Aeethooen, ABagner — an beren Atufit erftartte 
uttb toud)s ber junge Alufiter, unb ihre ABerte 
in muftergültiger Feinheit 3ur Aufführung 3U 
bringen, barin fud)te er feine höchfte fiebensaufgabe, 
bafiir fe^te er feine oolle £ebenstraft ein. Unb 
bie roar eifern! ABer jemals Atahler hat birigieren 
fet)en, roirb ben ©inbrud einer nnbeugfamen 
©rtergie baoon mitgenommen haben, einer ©nergie, 
bie gar feiner befonberen Aeroeglid)teit bes Äör* 
pers, roie etroa bei $ans oon Aüloro, beburfte, 
um bem Drd)efter feinen ABillen tlar3umad)en. 
Aur mit ber rechten §anb, bie ben Dattftod führte, 
marfierte er bas 3 eitmah, ben Ahythmus, aber 
fo überroältigenb fid)er in feiner ABillensmeinung, 
bah jebes £)rd)eftermitglieb, jeber Sänger auf 
ber Sühne roiberftanbslos ©efolgfdjaft leiften 
mufjte. ©s roaren übrigens nicht nur bie aus* 
i'ibenben Zünftler, bie unter bem Sanne biefer 
ehernen ©nergie ftanben, aud) bas Aublifum, bem 
hoch ber fleine Alamt ben Aüden 3utel)rte, bas 
alfo nicht einmal bem eigenartigen Alihftrahl ber 
Augen ausgefeht roar, empfanb aufs intenfiofte 
bie Sreffel biefer ©eiftestraft. Aachbem Atahler 
mehrere 3 ahre hinburd) nur an fleineren Sühnen 
tätig geroefen roar, erhielt er eine Stellung als 
3ioeiter ftapellmeifter in Staffel, bann l)°Ue ihn 
ber gefd)äfts* unb menfd)enfunbige Angelo Aeu* 
mann nad) s fßrag, als er Direttor bes bortigen 
Deutfchen 2 :h e aters rourbe. Son ba ab batiert 
fid) ber Auf bes Dirigenten Atahler, unb biefer 
Auf fteigerte fid) nod) bebeutenb in feinen fpäteren 
Stellungen am Hamburger, am Aßiener $of* 
operntheater. §ier roud)s er gerabe3u oollftänbig 
aus 3um Aeorganifator bes gart3en Dpernroefens. 
©r begnügte fid) nid)t mit ber rein mufitaüfchen 
£eitung, fonbern er fprad) aud) bas entfd)eibenbe 
Atad)troort in ber Aegie, in ber Anorbnung bes 
f3enifd)en Silbes, bes bramatifd)en Hergangs, ©r 
erreid)te bie innigfte ABed)feIbe3iel)ung 3roifd)en 
bem, toas bas Auge auf ber Sühne fieht, unb bem, 
roas bas £)l)r 3u hören befommt, unb fetzte mit 
ber ©rfüllung biefer fünftlerifdjen Anforberung 
bei ber Aufführung nid)t nur ber ABagnerfchen 
Sühnentoerfe, fonbern aud) ber 9Ao3artfd)enOpern, 
bes Seethooenfd)en „ 3 ibelio" bis bahin ungeahnte 
ABirtungen burc|. £eid)t roürbe es il)m nicht, 
feine ibealen Anfdjauungen 3U Datfad)en roerben 
3u laffen, namentlid) in Aßien galt es manchen 
Straub mit ben alten Überlieferungen, mit bent 
©igemoillen ber Stünftler aus3ufed)ten. Sd)liehlid) 
beugte man fid) bod) oor bem erbitterten 3einb 
jebes Schlenbrians, ber fd)onungslos alles beifeite= 
3ufd)ieben rouhte, toas feiner befferen ©rfenntnis 
im ABege ftanb. ABeun Atahler als Dirigent all* 
gemein höd)fte Aßertfd)ähung erreid)t hotte, fo 
fteht bas anbers mit feiner Anerfennung als 5 tom* 
ponift. ^interlaffen hat er ad)t mehr ober roeniger 
umfangreid)e Ordjeftenoerte, bei beren Aus* 
führung aud) 3um Deil ©höre unb Soloftimmen 
mit3uroirfen haben, auherbem eine gröbere An 3 at)l 
£ieber mit £Iaoier* ober Drchefterbegleitung. 
Sobalb Atahler mit feinen Symphonien an bie 
£>ffentlid)teit trat, fanb er aud) fanatifd)e greuube 
für feine Atufit, allerbings aud) manchen ©egner. 
Aus einer phantaftifchen ©inbilbungstraft ift alles 
bei ihm geboren unb bas moberne Drdjefter mit 
einer ooflenbeten $errfd)aft über bas Ausbruds* 
material behanbelt. Alan betommt .ftlangroir* 
tungen 3u hören roie bisher niemals oor ihm. 
Aber Atahler über3eugt ben £>örer nicht oft mit 
feiner Atufit, 3u beren Serftänbnis ber Sd)lüffel 
fchroer, oft gar nid)t gefünben roerben tann, roeil 
ber itomponift il)n abfid)tlich oerftedt gehalten hat. 
Atahler hatte eine unüberroinblid)e Abneigung 
gegen ein erläutern&es Anagramm, er roar ber 
Ateinung, bab man ^feine Atufit aud) ohne er* 
tlärenbe Aßorte in fid) aufnehmen unb oerftehen 
folle, unb babei ift fie burd)aus nicht abfolute Atufit, 
benn fie roill etroas illuftrieren, einen Hergang 
mufitalifd) barftellen, unb biefer Hergang roirb 
uns oerfdjroiegen. Da3u tommt noch ein feltfames 
©emifch oon bentbar höchfter ©infad)heit bes 
©mpfinbens, bas fid) in feiner Dbemenbilbung 
geigt, unb ber Aeigung 3u raffiniertefter £)rd)efter= 
bel)anblung, bie alles, roas bas moberne Aarifer* 


tum uns in ber Se3iehung bewert hat, roeit 
hinter fid) läbt. Setannt ift ja feine Sorliebe für 
Ausnu|ung oon Sd)laginftrumenten, benen er 
mertroürbige ©eräufdje ab3roingt. „Aauten, mit 
Anten gepeitfd)t,“ roirten bod) mehr neroen* 
tibelnb als tünftlerifd). Seine Atelobiebilbmtg ift 
babei oon einer Aaioität, bie gerabe nur 3ur ©e= 
ftaltung eines Operettenroal3ers ober eines oolts* 
tümlid)=fentimentalen Siebes in ber ABeife 5 tofd)ats 
ausgereid)t hätte. Ob nun bie Atahlerfd)e Atufit 
jemals ba3U gelangen roirb, geiftiges ©igentunt 3u 
roerben bei ben Atenfdjen, bie roirtlid) gern Atufit 
hören, bas ift fd)roer jetjt 3u entfd)eiben. ©rfd)roert 
roürbe bies burd) ben Umftanb, bah ^me häufigere 
A$ieberl)oIung ber umfangreichen ASerte fid) burd) 
bas Aufgebot ber Ungeheuern Darftellungsmittel 
oon felber oerbietet. Atan erinnert fid) tootjl nod) 
an bie Aufführung ber achten Symphonie oer= 
gangenen Sommer in Atünchen, bie eine Atenfdjem 
maffe oon taufenb 3 nftmmentaliften unb Sängern 
in Attion fehte. Der ©nthufiasmus bei ben aus* 
übenben Kräften unb ben Hörern roar ja burd)aus 
echt, es roar nur nid)t red)t 3u tonftatieren, ob bas 
3ujaud)3en ber Ataffen bem genialen Dirigenten 





ober bem ftomponiften galt. 3 ettf, nun Atahlers 
Seben abgefd)Ioffen baliegt, muh fid) ja heraus* 
ftellen, ob feine Atufit allein, losgelöft oon ihrem 
Urheber, fiebenstraft genug befiht, ohne bie 
treibenbe Aad)lylfe feiner Aetfönlid)teit ihre Auf« 
erftehung im $er3en ber Aad)toelt 3u feiern. 

©rnft ©buarb Zaubert 


drcfakdut 


Die Sautoften bes ASohnhaufes 

Der ABunfch, fid) ein eignes £>aus 3U bauen, 
ift jeht in Daufenben lebenbig. A 3 enn man 
nur über ben heitelften Aantt bes Aauens, 
bie Aautoften, einen fidleren Anhalt hätte! 3 ^ 
Aublifum geht bas ©erü<ht, bah bas 23 auen 
immer oiel teurer roürbe, als einem anfangs 
gefagt roürbe. „Aauen ift eine Suft, roas es tuft', 
bas höb ; icf) ni(^t gerouht,“ fagt ein Sprid)roort. 
So liegt in ber Sautoftenfrage für oiele eine Ab* 
fchredung, bie fie oon bem fonft fo oerlodenben 
©ebanten, felbft 30 bauen, 3urüdhält. 

Unb hoch ift biefe gan3e 3 ^ 09 ^, roenn man 
ihr red)t auf ben ©runb geht, fo einfath roie bent* 
bar; es foll hier oerfucht .roerben, bie fpringenben 
Auntte tur3 3U beleu©ten. Die Äoftenfrage hat 
bei allem, roas roir im Seben erroerben, eine 
enorme Sebeutung, unb baher tommt es, bah 
fid) gerabe hier Ieid)t Atärd)en bilben. So hört 
man häufig er3äl)Ien, bah jemanb fich ein grobes 
£jaus für eine oerfdjroinbenb geringe Summe 
gebaut hätte, roobei man an3unet)men fcheint, bah 
ber Aaumeifter im ©efihe eines ©eheimmittels 




geroefen fei, biefes 3U errei^en. SoId)en 
Atärd)en liegen immer irgenbroe!d)e Aer= 
fennungen 3ugrunbe. 3unäd)ft muh genau um* 
gren3t roerben, roas unter Saufoften 3U oer* 
ftehen ift. Die gefamten Ausgaben bei ©rftellung 
eines ASohnfitjes fehen fid) aus folgenben Aoften 
3ufammen: 1. ©runberroerb, 2. Sautoften bes 
nadten Kaufes bis 3ur Aeroohnbarteit, 3 . etroaiger 
befferer Ausbau (Aartettfuhböben, oer3ierte 
Deden, $013* ober Stoffoertleibung ber ASänbe, 
Äamine, ASanbbrunnen, itunftoerglafung, §ei3= 
törperoertleibungen, forgfältig ausgebilbete fefte 
A 3 anbfd)ränte, beffere fanitäre ©inrichtungen in 
Aäbern unb 5 Uofetten, 3liefenbelag ber ABänbe 
unb Suhböben), 4 . Aeumöblierung bes Kaufes 
ober teilroeife ©rgän3ung bes oorl)anbenen Ato= 
biliars (hiersu rechnen aud) 23 eleud)tungstörper, 
Dreppenbeläge, Deppiche, Aorhänge, Difd)beden, 
itleingerät), 5 . $errid)tung ber Umgebung bes 
Kaufes, beftehenb in ben ©artenanlagen, ber 
Umroehrung, ber ^erraffe, etroaigen 3 ufahrts* 
roegen, bem ©ingangstor, etroaigen Aergolen unb 
©artenlauben, ©artenmöbeln unb Ausftattungs* 
ftüden bes ©artens, 6. ©ebühren unb Abgaben 
beim ©rtoerb bes ©runbftüds, ABegebeitragstoften, 
©ebühren für bie baupoli3eiIichen ©enehmigungen 
unb Abnahmen, ©as*, Aßaffer* unb ©Iettri3itäts* 
anfd)lüffe unb ©ebühren für ben Ard)itetten. 

ABenrt nun oon ben Aautoften eines Kaufes 
bie Aebe ift, fo haubelt es fid) 3unäd)ft unb oor 
allen Dingen barum, feft3uftellen, roeldje ber 
genannten fed)s Aoften barin enthalten finb unb 
toelche nicht. Aerüdfichtigt jemanb nur ben nadten 
Hausbau, alfo ben 3roeiten ber obigen Aoften, fo 
oermag er mit fehr billigen ^erftellungstoften feines 
Kaufes 3U prunten. ©ine folctje Angabe ftimmt 
aber nicht 3U ber oielleidjt in feinem Sdjreibtifd) 
liegenben forgfältigen Aerbudhung ber gefamten 
Untoften, bie er für fein Anroefen gehabt hat, 
überein, ©s tann Ieid)t ber 3all fein, bah bie 
©efamtuntoften bas Doppelte, roenn nid)t bas 
Drei* unb Aierfa^e ber nadten Aautoften aus* 
machen. Um gan3 tlare Aerhältniffe oor fich 3U 
haben, füllte man unter Aautoften eines Kaufes 
ftets nur bas oerftehen, roas unter ben 3toeiten 
Aoften fällt, bas heiht bie 5 toften für bie Verfiel« 
hing bes Kaufes bis 3ur Aeroohnbarteit (in einem 
fold)en §aufe ift inbegriffen 3entralhei3ung ober 
Dfent)ei3ung, bie Aereitung unb 3 aführung oon 
roarmem ABaffer, bie elettrifd)e unb bie ©as* 
leitung; bod) ift bie Ausstattung ber Aäume gan3 
einfad) gehalten, bie ABänbe finb geftrid)en ober 
tape3iert, bie guhböbert gebielt, Aäber unb 
5 Uofette einfad), aber anftänbig ausgeftattet). Ais 
3U biefem ©rabe bes inneren Ausbaues laffen 
fid) bie ftoften für ein ABohnhaus oon oornherein 
3iemlid) genau fixieren, fo bah fpätere ©nttäu* 
fdjungen bes Aauherrn oollftänbig ausgefcbloffen 
finb. Sd)on auf ©runblage ber allererften Sti33e, 
ja felbft nach Aennung ber erforberten Aäume 
tann ein erfahrener Architett genaue unb oer* 
binblid)e Angaben machen. Diefe Angaben 
grünben fid) auf ©rfahrungsgrunbfähe für bie 
©inheit bes umbauten Aaumes ober bie ©inheit 
ber bebauten ©runbflädje. 3ür ein burdjaus ge* 
biegenes ABohnhaus mit 3roei ausgebauten §aupt* 
gefchoffen roirb man mit 20 bis 25 Aiart für bas 
Äubitmeter umbauten Aaumes ober mit 200 bis 
250 Atart für bas Quabratmeter bebauter 3 läd)e 
rechnen tönnen, je nad) ben örtlichen Aaupreifert. 
Die Areife finb begriinbet in ben Arbeitslöhnen 
unb ben ARaterialtoften, bie ja marttmähig feft* 
ftehen. 

Soroeit tann ber Aauherr alfo mit abfolut 
fidleren Aerhältniffen red)nen. Sdjroantenb ba* 
gegen finb faft bie meiften artbern Aoften. 3 u= 
nächft ber ©runberioerb. ©s tommt natürlid) 
gan3 barauf an, ob ber Aauplab in einem fafhio* 
nablen Aillenoororte (roie ber Kolonie ©runetoalb 
bei Aerlin) ober einem roeiter abliegenben, be* 
fd)eibcmren Aororte ober etroa gar auf bem 
£anbe getauft roirb. Der A*eis für bas Quabrat* 
meter Aaulanb tann je nad) biefen Umftänben 
3roifd)ett 00 Atart unb 50 Afennig fdjroanten. 
Aimmt man an, bah für bas Anroefen etroa 
1500 Guabratmeter £anb geroünfd)t roerben (fo* 
oiel ift nötig, roenn oon einem ©arten bie Aebe 
fein foll), fo tann bemnad) ber Aauplab bei ber 
gleichen ©röhe 3roifd)en 90000 Atart unb 750 Atart 
toften. 

Aid)t gan3 fo roeit finb bie ©ren3en für einen 
etroaigen befferen inneren Ausbau geftedt. Diefer 
tann natürlich aud) gan3 unterbleiben, ABenn bie 













1040 1911. 91t. 39 




Kreuzung der schienenlosen elektrischen Bahn mit einer 
Straßenbahn in Bremen 


2 Bünfd)e ßocßgefpannt finb, tonnen aber bie Rus* 
gaben bafür auf ßunbert ^roßent ober meßr ber 
eigentlichen Sautoften anwacßfen. $ier toirb 
ber erfahrene Rrd)itett, roenn ber Sauherr ihm 
feine SBünfcße mitteilt, 3utreffenbe Eingaben aud) 
fcßon oor Seginn bes Saues mad)en tonnen. 

Verhältnismäßig gering ift ber ^Soften Rtöbel, 
oerglidjen mit ben artbern beim Sau eines Kaufes 
auflaufenben Koften. Rtertwürbigerweife toirb 
aber gerabe biefer Umftanb oom bauenben $u* 
blifum am allerroenigften berüdfid)tigt, benn immer 
unb immer toieber foll ber Rrcßitett fid) beim Sau 
eines neuen Kaufes nad) oorßanbenen einzelnen 
Rtöbelftüden richten, roas ungefähr basfelbe be* 
beutet, als roenn ber Sdßneiber einen Rn3ug 
nad) einem oorhanbenen Knopfe mad)en foll. 

©ine unter Umftänben fel)r bebeutenbe Reben* 
ausgabe ergibt fid) bagegen aus ber $errid)tung 
ber äußeren Umgebung bes Kaufes. Rtand)mal 
tann bie Umroehrung, bie Einlage eines 3 ufal)rts= 
toeges, bie Regulierung bes ©artenterrains, be* 
fonbers roenn biefes abfcßüffig ift, enorme Koften 
oerurfad)en, fo baß hier jebenfalls ein Umftanb 
oorliegt, ber fd)on bei ber RSaßl bes Sauplaßes 
eine eingeßenbe Serüdficßtigung finben folite. 
©s ift baßer ratfam, ben Rrcßitetten oor Rntauf 
bes Sauplaßes ßeran3U3ießen, um fpätere Uber* 
rafcßungen 3U oermeiben. 

Scßiießlid) ßanbelt es ficß um ben Soften 
ber auflaufenben ©ebüßren. §ier tommen nid)t 
unbeträchtliche Untoften bei bem ©runberroerb in 
grage, bie jebocß örtlich feßr oerfd)ieben finb. Sie 
tonnen fid) bis 3ur Höße oon fünf S^03ent ber 
©runberwerbstoften erheben. Ob bie ©ebüßren 
für Straßentoften, für bie 3 uleitung oon SBaffer, 
©as unb eleftrifd)em £id)t ßocß ober niebrig finb, 
ßängt ebenfalls gan3 oon ben örtlid)en Serßält* 
niffen ab. Oie ©ebüßren für bie baupoIi3eiIicße 
©eneßmigung unb bie Sauabnaßmen finb bei 
Heineren unb mittleren Käufern mit einigen 
ßunbert Riart erlebigt. $ür bie ©ebüßren bes 
Rrd)itetten befteßen fefte ©runbfäße, bie fidß bei 
Heineren Sßoßnßäufern 3wifcßen fünf unb seßit 
Sro3ent ber Saufumme betoegen. 

hiernach ift es oßne weiteres erficßtlicß, baß 
mit ber Rebensart, ein H<ms tofte fo unb fo oiel, 
fo gut roie nichts gefagt ift, es fei benn, baß man 
bamit bie roirtlid) feftfteßenben Koften bes nadten 
Hausbaues meint, gaft alle übrigen Koften finb, 
fo oariabel unb oon ben Serßältniffen abhängig, 
baß ficß ein Rtaßftab für fie nid)t geioinnen läßt. 
Unb fo tann es oortommen, baß ein Haus, beffen 
nadte Sautoften 30 000 Rtart betragen, ficß mit 
allen übrigen Rebentoften auf nur 35 000 Rtart 
ftellt, baß aber basfelbe Haus auf einem gleid)* 
großen, jebod) in teurer ©egenb gelegenen Sau* 
plaß, mit oor3üglicßem innerem Rusbau unb einem 
reid) ausgeftatteten ©arten oerfeßen auf ßunbert* 
fünf3igtaufenb Rtart 3u fteßen tommt. Oas hefte 
Rtittel, fid) oon oornßerein ein Silb nid)t nur 
oon ben nadten Hausfoften, fonbern aud) oon 
ben auflaufenben ©efamttoften 3u macßen, ift, 
fid) an einen im Hausbau erfahrenen Rrcßitetten 
3U wenben. §ermann Rt u t ß e f i u s 



©s mag 3eßn 3aßre her fein, ba tarn icß 
auf einer Reife nad) ber Säcßfifcßen Scßwei3 
aucß nacß ber betannten Stabt unb Heftung 
Königftein. Dort faß i<ß 3um erften Rtale eine 
elettrifcße Straßenbahn oßne Sd)ienen. Oie 
glän3enben Hoffnungen, bie man auf bas neue 
Unternehmen gefeßt hatte, finb nid)t in ©rfüllung 
gegangen, unb roenn bem ©rfinber ein Oroft 
blieb, fo war es ber, baß wenigftens bie Transport* 
fäßigteit einer folgen Saßnanlage fid) bewäßrte, 
benn wenige 3aßre fpäter würbe mit oerßältnis* 
mäßig geringen Untoften bie gan3e Rnlage oon 
Königftein nad) RSu^en, einer Stabt in ber Räße 
fieip3igs, oerlegt. ©s ging ber fcßienenlofen 
©lettrifcßen genau fo wie ben erften Rutoomnibus* 
oerbinbungeit. Oecßnifcße Kinbertrantß eiten ftörten 
bie 3 uoerläffigfeit bes Serteßrsmittels unb be* 
anfprud)ten große Ausgaben für Unterhaltung unb 
Reparaturen. 

3n3wifcßen finb aber bie fcßienenlofen ©Iet= 
trifcßen wefentlicß oerbeffert wprben, unb beute 
oerteßren eine gan3e Rn3aßl, namentlid) in Öfter* 
reich- Unfer Silb 3eigt einen 9 Bagen einer fdßienen* 
lofen elettrifcßen Straßenbahn in 2 Bien. Rein 


äußerlid) tonnte man ißn für einen gewöhnlichen 
Straßenbahnwagen halten, aber bei genauerem 
3 ufeßen bemerten wir bas $eßlen ber Schienen, 
bie anbre ©eftalt ber Räber unb nid)t 3uleßt 
bie hoppelten Oräßte. Oaß leßtere 3ur Ser* 
fcßönerung bes Straßenbilbes bienten, tann ja 
füglid) nicht behauptet werben, aber fd)Iießlid) 
gewößnt fid) ber Rtenfcß aud) baran. Oer Sorteil 
ber fcßienenlofen Saßn befteßt ein3ig unb allein 
in ©rfparniffen an Rnlagetoften burd) SBegfall 
ber Scßienenanlage, nebenbei in ber Rtöglidßteit, 
eine unrentabel bleibenbe Saßn mit geringen 
Untoften anberswoßin oerlegen 3U tönnen. 3 m 
übrigen muß bie Saßn logifcßerweife hinter 
Sd)ienenbaßnen 3urüdfteßen. Oie Reibungs* 
wiberftänbe auf ber fianbftraße finb oiel größer 
als auf Schienen. 3 ufoIgebeffen muß eine erßeblid) 
größere motorifcße Kraft für gleid) fcßnelle $ort* 
bewegung aufgewenbet werben. Oie SBagen 
felbft werben auf ber unebenen Straße ftärter 
beanfprucßt, fie müffen baßer träftiger gebaut 
werben als gewöhnliche Straßenbahnwagen. Oie 
Strom3ufüßrungsanIage wirb burcß bie hoppelten 
fieitungen gleichfalls oerteuert, unb biefe hoppelte 
fieitung ift unbebingt notwenbig, weil ja bie 
fonft burcß bie Schienen beforgte Stromrüdleitung 
anbernfalls fehlen würbe. Rußerbem werben bie 
Rpparate für bie Stromabnahme teurer. 

Hieraus ergibt fid), baß bie Setriebsausgaben 
bei einer gleislofen Saßn ßößer fein mü[fen. 
Oort, wo nur wenig Serteßr ßerrfcßt unb wo biefer 
Serteßr fid) auf einige wenige $aßrten am Oage 
3ufammenbrättgen läßt, ba tann eine gleislofe 
Saßn woßl rentieren. RUt anbern Sßorten, wenn 
3wifcßen 3wei Orten täglich oier bis 3eßn gaßrten 
mit jebesmal gut befeßtem RSagen gemacht werben 
tönnen, bann loßnt fid) bie ©inricßtung. 

Oabei ift natürlid) eine weitere Sorausfeßung, 
baß elettrifd)er Strom in ber Räße billig 3ur Ser* 
fügung fteßt. Oenn bie ©rricßtung eines befon* 
beren ©lettrißitätswertes für eine gleislofe Saßn 
würbe fidß nid)t rentieren. 

3m allgemeinen wirb man bie gleislofe eiet* 
trifcße Saßn immer meßr als Sorläufer einer 
regulären elettrifd)en Straßenbahn anfeßen müffen, 
äßnlicß wie bies in 2 Bien ber 3 dU ift. Oenn bort, 
wo in abfeßbarer 3 ^U teine Rusfid)t für bie 
Ioßnenbe Rnlage einer Scßienenbaßn befteßt, wirb 
man fcßließlicß au^ bie Rnlagetoften für bie 
elettrifcße Oberleitung beffer 
fparen unb ficß auf eine ge* 
wößnlid)e Sen3inautoomnibus* 
oerbinbung befcßränten. 

Oenn aud) biefes Serteßrs* 
mittel ßat ficß iu3wifcßen tecß* 
nifd) fo weit oeroolltommnet, 
baß es als oollwertig angefeßen 
werben tann, fo lange bis ber 
fiuftomnibus ben Serteßr aud) 
oon ber geebneten Straße un= 
abhängig macßt, was wir jebocß 
waßrfcßeinlicß ebenfowenig er* 
leben werben wie unfre ©ntel. 

SSer in bas baprif^e ©ebirge 
tommt, wirb häufig mit $reuben 
bie bort bereits 3aßlreicß oor* 
ßanbenen ftaatlid)en Rtotorpoft* 
linien benußen. Sie ftellen gan3 
entfcßieben bem ^Pferbebetrieb 
gegenüber einen großen 3ort* 
fcßritt bar, finb fcßneller unb 


bequemer unb bieten aucß meßr 
Sißpläße. Sei fcßönem 2 Better 
finb befonbers bie terraffen* 
förmig gebauten Rusficßtsmagen 
angeneßm, aber aud) nur bei 
fcßönem RSetter, wesßalb fie 
bloß als Rusßilfswagen für ben 
Sommeroerteßr benußt werben. 

©egenwärtig müffen bei ben 
Rtotorpoftlinien berartige Rus* 
ßilfswagen für befonbers ftarten 
Serteßr immer nocß bereit ge* 
halten werben, genau fo, wie 
man beim Sf erbebetrieb Referee* 
pferbe unb Seiwagen haben 
mußte, ©s ift jebocß 3u er* 
warten, baß man halb 3u einer 
betriebsfießeren gorm gleislofer 
3üge aucß für S^fonenbeförbe* 
rung tommt, naeßbem man bie* 
felben für ©ütertransporte nun* 
meßr feßon feit 3oß^n unb 
in leßter 3eit mit red)t gutem ©rfolg probiert. 
Rn ficß ift ja natürlid) teine befonbere ©rfinbung 
nötig, um an einen Rtotorwagen einen R 3 agen 
ait3ußängen unb biefen 3ießen 3U Iaffen. Ruf 
biefe SBeife ift jebod) tein fießerer Setrieb 3U 
er3ielen. Sei engen 5 turoen 3um Seifpiel wirb 
ber ge3ogene SBagen bie 5 turoe 3U fdmeiben 
fud)en. Rtan war besßalb beftrebt, ©inrießtungen 
3U feßaffen, bie ben nacßfolgenben RSagen auto* 
matifcß in ber Spur bes 3ießenben Rtotorwagens 
halten, außerbem ßat man ficß bemüht, brauch* 
bare bureßgeßenbe Sremfen 3u fdßaffen, um ein 
rafd)es Rnßalten bes gan3en 3 uges fief)er3uftellen. 
Sefonberes 3 ntereffe für biefe ©inridßtungen ßat 
bie Rlilitäroerwaltung ge3eigt. Oas moberne 
Heer muß einen ungeheuren Oroß mitführen. 
3ebes Riittel, bas bie fiänge ber Rtarfdßtolonne 
bes Orains oerminbert, ift oon größtem SBert. 
©in automobiler fiaft3ug nimmt aber für bie Se* 
förberung ber gleid)en Rtenge weit weniger 
weg als bie entfpredjenbe 3aßl Sferbefußrwerte. 
Unb biefe Sla^erfparnis ift wefentlicßer als ber 
im ©rnftfall taum red)t aus3unußenbe ©ewinn 
an Scßnelligteit. Oer fiaft3ug ift bann natürlid) 
bebeutenb billiger als bie Sefdjaffung einer ent* 
fpreeßenben Rn3aßl felbftänbiger Riotorwagen. 
Rucß fonft fpielt ber Rtotor, ber no^ im fieb3iger 
Kriege bem Heer oöllig unbetannt war, in ber 
mobernen 5 triegsted)nit eine wad)fenbe Rolle. 
3 <ß bente babei nid)t nur an feine Serwenbung 
als gortbewegungsmittel, in ©eftalt oon Ruto* 
mobilen, RZotorräbern unb neuerbings glug* 
mafdhinen, fonbern aucß als Kraftquelle. RSir 
finben 3um Seifpiel faßrbare elettrifdje 3 eutralen, 
bie in erfter ßinie ben 3 med ßaben, ben Strom 
für elettrifcße Scheinwerfer 3U liefern, außerbem 
aber aud) als ©nergiequelle für guntenapparate 
benußt werben, ober ben Strom für Orintwaffer* 
03onifatoren liefern. 

Rls eine Rrt Rtotor tann man übrigens aucß 
maneße ber mobernen Schußwaffen betrachten, 
oor allem bie fogenannten automatifeßen. 2Bir 
ßaben hier eine Rrt Suloermotor oor uns, benn 
fo barf man woßl eine ©inricßtung be3ei<ßnen, 
bie burd) bie Kraft ber ^uloergafe nid)t bloß bas 
©efeßoß fortfd)leubert, fonbern automatifcß fofort 
nad) bem Sd)uß ben Serfcßluß öffnet, bie oer* 
brauchte ^atronenßülfe ßerauswirft, eine neue 
Patrone einfüßrt unb ben Serfcßluß wieber fdjließt. 



Austausch der Stromabnehmer 
















1911. 9tr. 39 


1041 




Abfahrt des am Monte Cimino abgestürzten Fliegers Andre Frey auf 
Monoplan Moräne zum Rundflug Paris — Rom—Turin 


Die Dätigteit ibes Schützen toirb baburd) auf bas 
fielen unb Abbrüden befchräntt, alle Dabegriffe 
fallen fort, ausgenommen bas oon 3eit 3U 3eit 
nötige Auffüllen bes Ratronenmaga3ins. 

Sd)on feit langem muntelt man baoon, bah 
berartige automatifdhe ©etoebre eingeführt roerben 
füllen. Vorläufig ftel)t bas jebod) nod) nid)t in 
Ausfid)t. Atan bot fid) 3toar ba3u entfd)Ioffen, 
bie bisherigen Reooloer roenigftens teitroeife burd) 
„felbftlabenbe" Riftolen 3u erfetjen, aber biefer 
©ntfd)Iuh toar leichter, toeil bie Riftole immerhin 
nur eine ABaffe oon untergeorbneter Rebeutung 
ift. Das ©eroehr ift bagegen bie £>aupttoaffe 
unfres guhoolfes, unb ba tommt es nicht nur 
barauf an, ben ein3etnen Sd)ütjen nach Atöglidhteit 
oon allen $anbgriffen 3u entlaften, oiel nächtiger 
ift es, bah bie ABaffe, bie man ihm in bie £janb 
gibt, ben Strapa3en eines gelb3uges unb ber 
rauhen Rehanblung eines längeren Krieges in 
jeber £jinfid)t geroachfen ift. 

gnfofern ftellt bas £jeer an bie Ded)nit gan3 
befonbers hohe Anforberungett. Das automatifche 
©etoehr ift erfunben, man hot es auch fdhon fo 
roeit, bah es burdhaus 3uoerläffig arbeitet, toenn 
es forgfam behanbelt toirb. Aber biefes „ABenn" 
toirb nicht fobalb aus bem ABege geräumt roerben 
tonnen. Alan tann bas beshalb behaupten, toeil 
auf anbern ©ebieten ber Dedjnit ber „Automat“, 
bas heiht bie felbfttätige Ausführung oerfdjiebener 
Rerrid)tungen in beftimmter Reihenfolge burch 
eine Atafd)ine, fd)on feit langen Sohlen eine grohe 
Rolle fpielt, befonbers im ABer!3eugmafd)inenbau. 
Diefes ©ebiet ift alfo burdjaus lein Reulanb. 
Aßer fid) aber mit bem Problem näher befafjt, ber 
toirb ftets gefunben hoben, bah es fo gut toie 
unmöglich ift, einen Ated)anismus einfach 3U ge= 
ftalten, toenn man oon ihm oerlangt, bah er bas 
menfd)lid)e ©ehim teilrocife erfehen foll. 

Siegfrieb §artmann 



Spiel unb SBette gehören eng 3ueinanber. 
Das auf bem grünen Rafen übliche „Hm bie 
ABette laufen" hot immer einen fefjr bud)= 
ftäblichen metallifdjen Reigefdjmad. Denn bem 
Rennen 3toeier unb mehr Rferbe, famt Reiter 
barauf, gibt alle ABelt baburdh tlingenbe Teilnahme 
3U ertennen, bah es irgenbeine Atün3e auf ben 
Ausgang bes Rennens fetjt. Sei es, bah biefes 
©elbftüd ber ftaatlidt) anerfannten ABettmafd)ine, 
bem fogenannten Dotalifator, ober bem nicht 
überall 3ugelaffenen Iebenbigen Ruchmacher am 
oertraut toirb. Aber toie es immer geinbe fc es 
Dotteriefpiels gegeben, fo hot audh bie Renm 
roetterei, oon ber gistus unb Danb espferbe3ud)t 
Abertaufenbe an Steuer be3iehen, ihre grohe 
©egnerfd)aft. Diefe ©egner leugnen ben Ruhen 
oon Rennen überhaupt unb 3eigen bamit, bah 
fie nicht toiffen, toie toertooll bie burd) Rennen 
getoonnene 3 üdjtung eines guten Rferbes für 
bie 3 s>ede ber Danbesoerteibigung ift. Die ABett= 
feinbe hoben erft jeht toieber in §oIIanb einen 
Sieg baoongetragen, too unter ftartem Rroteft 
ber pferbefreunblichen Greife oon ©efehes toegett 
bie Rud)macherei unb aud) ber Dotalifator oer= 
boten toorben ift. Damit ift ber Rennfport in 


§o!lanb mit einem Schlage fo gut toie totgemadjt 
toorben. 

Denm toenn es auch um bie Rud)mad)er, 
bie gerabe in £ollanb burd) allerlei ABettfdhtoinbeI= 
manöoer ihr Hntoefen trieben, nicht hhabe toäre, 
bie ©nt3iel)ung bes Dotalifators toirb fid) äuherlid) 
baburd) fühlbar machen, bah bie grohe, bes ABett= 
föbers lebige Ataffe fidh oon ben Rennplähen fern* 
halten unb fo bie Rennoereine oor leere Waffen 
ftellen toirb. 

Das gleiche Schaufpiel hat ja fdjon feit einiger 
3 eit ber Rennfport in ben gereinigten Staaten 
oon Rorbamerifa bargeboten. Die puritanifchen 
©efehesmacher jenfeits bes groben ABaffers, bie 
am Sonntag ben ABI)isi:t) nur heimlidE) Hinten, 
haben bas ABetten faft in allen norbameritanifchen 
Staaten ftreng oerboten, ©etoih toar bas 3ügel= 
lofe ABetttoefen brüben nidht mit unferm ftaatlicf) 
toohlgeorbneten, auf ben Pfennig reellen Dota= 
lifator, aud) nidht mit unfern illegitimen Rud)= 
machern 3U oergleid)en, unb ben toilbeften Atachem 
fdjaften toaren Dür unb Dor geöffnet, aber bas 
Rolf anttoortete auf bas ABettoerbot bamit, bah 
es bem Durf entfagte, fo bah bie fd)önen groben 
unb fleinen Rennbahnen ber Hnton auf ber gan3en 
Dinie bie Pforten fcfjliefeen muhten ober nur 
fümmerlid) forttourfteln fönnen. Denn aud) bie 
Rennftallbefiher, bie nid)t mehr in ber Dage toaren, 
burch bas ABetten ihrer eignen Rferbe bas Durf= 
glüd 3U oerfuchen, liehen ihr Rollblut in ber 
Ros ftehen unb löften fdjliehlich ihren Rennftall 
gan3 auf. 

©an3e blühenbe ©eftüte finb fo in Rerfall ge= 
raten, unb ber amerifanifdjen Danbespferbe3iid)t 
ift grober Schaben ertoachfen. Anbre amerifanifdje 
3 üd)ter oerfauften ihre Rferbe nach bem Auslanb, 
auch nach Deutfchlanb, für ein Spottgelb, unb toieber 
britte taten bas flügfie, fie roanbertert famt bem 
gan3en Stall nach ©uropa aus unb liehen fid) auf 
ben englifchen ober ben fran3öfifd)en Durfftätten 
häuslich nieber. Die golge toar, baß bie ameri= 
tanifd)en Rferbe — bie meift bas befte englifche 
Rlut in fid) haben — halb ben europäifd)en Rier= 
beinern fel)r fcfjarfe 51 onturren 3 mad)ten. $eute 
gehören Ställe toie bie oon AB. ü. Ranberbilt unb 
©oulb 3U ben mäd)tigften in grantreich. Der 
Stall ©oulb beftel)t auf bem Kontinent erft feit 
oier gahren, unb feine gm 
faffen roerben oon bem be= 
rühmten Drainer Rercie Dtjm 
ham präpariert unb oon bem 
godeitünftler gonnie Reiff 
geritten, ber bis oor fur3em 
3toei gahre in Deutfchlanb 
tätig toar. ©ines feiner beften 
Rferbe ift ©ombourg, ber auf 
bas biesjährige fran3öfifcf)e 
Derbr) marfdjierte. — 

gn ber lebten 3eit hat 
burd) bie beutfchen ftino* 
theater ein gilm bie Runbe 
gemacht, auf bem ber Re= 
fd)auer mit ©ntfeben fehen 
tonnte, roeld)e ©stratouren in 
ber Duft Aoiatifer fid) leiften, 
um bie Ataffe in Stimmung 
unb Spannung 3U oerfehen. 
görmlid)e £jinbentisr ernten in 
ber Duft, faltomortaleartige 
Sprünge toaren ^ba 3u fel)en, 
unb es toaren nid)t ettoa bie 


betannten’, im Atelier ! ge= 
ftellten^Dheaterf3enen, fonbern 
Aufnahmen oon einem ameri= 
tanifdjen SReeting. 

2 Ber biefe Rilbf3enen ge= 
fehen hat, toirb leichter be= 
greifen, bah aud) nur ein ein= 
3iges falfdjes SRanöoer, irgettb= 
ein gehlgriff ober_ eine ©ö int 
©rud)teil einer Setunbe bas 
Hnglüd bringen muh- 

©s ift, toenn bas SRalheur 
gefchetjen, nachher immer recht 
fdjtoer 311 fagen, too bie Sdjulb 
ftedt, aber es fteht bod) fo oiel 
feft, bah bei ben meiften Äata= 
jtrophen, bie Ieiber bie Aoiatit 
in ben lebten SRonaten Dag 
um Dag 3U oer3eichnen hatte, 
Rergehltd)feit unb Deichtfinn, 
irgenbein unf^einbarer Defett 
bas Hnglüd oerurfacht haben. 
Denn bie tühnen unb gliidlid) beenbeten glüge 
Raris—Riabrib, bann Ratis—Rom—Durin unb 
bie beutfchen gemflüge am Oberrhein unb 
burd) Sad)fen haben betoiefen, bah bie glieger 
es bod) unenblich roeit gebrad)t haben unb 
bah bie Aoiatit „auf bem 9 Rarfd)" ift. 

Rid)t umfonft roerben bie Dobesopfer, 311 
beren Anbeuten jeht in grantreid) ein forntfchönes 
Dentmal gefdhaffen tourbe, bargebrad)t toorben 
fein. Aber nur 3toeierlei ift für bie glugtunft 3U 
fürd)ten: ©s toerbett fdhon bie Stimmen oon 
Scharfmachern laut, bie ber Aoiatit einen Knüppel 
3toifd)en bie Reine toerfen unb bie glieger bel)örb= 
lieh bif3iplinieren toollett. Hnb fd)liehltd): bie 
glieger felber roerben neroös unb überrei3t burd) 
bas etoige 9 Renetetel, bah fie eines Dages über 
Rorb gehen. 

Schon haben fidh kie älteren glieger, beren 
Ramen einft in aller Atunbe toaren, oont Schau= 
platj 3urüdge3ogen. Deutfdhlanb, too es 

an Opfern ber Aoiatit bod) aud) nid)t gefehlt 
hat — hat bod) ber lehte oberrheinifdje 3uoer= 
läffigteitsflug unb bie nationale glugtood)e in 
gohannisthal fchon toieber Dobesftür3e beutfd)er 
glieger gebradht — ift ber RSagemut nodh um 
gebrochen. 

Das betoeift bie bei uttfrer geringen 3 ahl 
oon gliegern hoch oerhältnismähig ftattlidje 
9Relbe3iffer für ben beutfchen Runbflug um ben 
R.= 3 * s ^eis ber Düfte, gür biefes roidjtigfte 
©reignis ber beutfchen aoiatifdjen Saifon oon 
1911 , beffen Deitung in ben §änbett bes Rereins 
beutfeher glugted)niter liegt, finb fürtfunb3toan3ig 
Rennungen eingegangen. Ron Deuten mit unb 
ohne Ruf, älteren, toenn man bei uns fo fagen 
barf, unb jüngeren Riloten, bie eben erft ihr 
Dufteramen abgelegt haben unb im toahrften 
ABortfinne noch nicht red)t flügge finb. 3 n ben 
oertrauenertoedenben Aoiatitern in biefer Difte 
gehören s JRänner toie geannin, §irth, ber ©e= 
toinner bes oberrheinifchen gluges, Rüdhner, 
Dinbpaintner, Dhelen, ber Sachfenflugfieger Daitfd) 
unb 2BittC3iers. 

©ine anbre grage ift, ob felbft einer oon 
ber befferen „©arnitur" ber beutfchen Riloten 
bie gart3e Reife, bie ber Runbflug oorfieht, 
3u betoältigen in ber Dage ift. Denn felbft bie 
fo roeit oorgefd)rittenen gran3ofen haben bei ben 
gernflügen Raris—SRabrib unb Raris—Rom— 
Durin 3toar erftaunlidhe Rraoourftüde oollbradht 
unb finb oft oiel fdjneller als ber fchnellfte ©t= 
preh geflogen, aber es toar hoch nur eine gan3 
befd)eibene 3 °hl non SBagemutigen, bie bas 3 id 
erreichten. 

Der beutfd)e Runbflug, ber mit 3ahlreid)eu oon 
Schauflügen unterbrodjenen Ruhetagen oon Rerlin 
nai^ Rtagbeburg, Sd)toerin unb Hamburg nad) 
5 Hel führt, bann nach Düneburg, §annooer, 
SRünfter, 5 \öln, Dortmunb, Gaffel unb Rorb= 
häufen geht, enbet nad) einem Abfted)er über 
^alberftabt toieber in Rerlin. Das finb im gan3en 
1854 Kilometer. 

©s ift nur gut, bah bie im gan3en bie $öhe 
oon 400 000 Atart ausmadjenben Rreife, in bie 
auch bie Spenben bes ilriegsminifteriums unb 
ber 3U überfliegenben Stäbte eingefd)loffen finb, 
getoonnen toerbett tönnen, ohne bah es nötig 
ift, bie gan3e Riefenftrede 3U betoältigen. 

Arno A r n b t 



Bei der Morgenarbeit: Die Favoriten des Gouldsdien Rennstalls 
in Frankreich 




[STOi] 



Cin Photograph! — Ctn p^otograpl) 


Der 3 ug 3um Stranb 


nehmen frequentieren fie nid)t. Sie 
fparen, weil fte es ja ba3U haben, 
ihre $reube am Schwimmen unb 
an ÜEBaffertaprioIen für bie See= 
bäber auf. 9 Iber bas ©olt, bas fid) 
nicht einmal ein noch oon jeber 
Kultur gan3 unbeletftes pommer= 
fd)es gifd) e rt>orfbäbd)en ober gar 
5 Iblbed leiften tann, bas tobt fid) 
I)ier mit 2Bonne aus. SCRit ber ©or= 
ortbahn ift ber „Stranb“ 3U er= 
reifen. 9 lm 2Bannfee unb am 
Degeler See entroicfelt fid) wahrhaftig 
fdjon fo etroas toie eine Straub * 
promenabe, bie mit §eringsborf 
3um minbeften 3wei fehr wichtige 
gaftoren gemein hat: bie liebe 
warme Sonne unb bas ©ublitum. 
Denn in §eringsborf finb ja aud) 
faft ausfdjliefelid) berliner. 

3n gra3iöfer Neigung 3iet)en 
weihe Segel über bie märtifdjen 
Seen. Das fchwermiitige (Srün ber 
ftteferntoälber fteb)t ftol3 unb ab= 
roeifenb gegen -bie Strahlen ber 
Sonne unb bie flimmernbenSBaffer, 
bie < 5 aoeIbampfer tommen fid) gan3 
italienifdj oor, toenn iljre 9 Jiufit= 
tapellen bie neueften Schlager roie 
£>I auf bie ©Selten gieren, unb 
brüben im greibab tummeln fid) alt 
unb jung unb fdjütten als (Srfat) 
für ben fehlenben Sal3gel)alt bes 
©Saffers fel)r reid)Iidje Portionen 
bes berühmten „fchnobbrigen“ 23 er= 
liner ©oltswitjes in bie gluten. 

K. E. K. 


X rotjbem bod) fd)on Dacitus oon 
ben alten (Sermonen berichtet, 
bafe 9 Jtann unb ©Seib promiscue bes 
©abes (£rfrifd)ung genöffen unb 3ur 
ftol3en greube teutonifdjer Se!un= 
banerljäuptlinge biefe reine unb na= 
turwüd)fige Sitte aud) für 9 tom W 
3U wünfchen fd)eint, erhob man in 
©erlin fdjwere „fittliche ©ebenten“, 
als bas erfte greibab (im © 3 ann= 
fee) eröffnet toerben follte. Dah 
otele Nachfahren ber freien ( 5 er= 
manen gegen bie Freiheit finb, ift 
man geroohnt; bah biefe £eute nun 
audh gegen bas ©aben roaren, toenn 
es fid) mit ber Freiheit oermählt, 
rod) nod) weniger fcfjön. ©Sesl)alb 
follte bas, was im ^amilienbab oon 
$eringsborf ober Norbernei) fid) 
gan3 gemütlich mit ber ©toral oer= 
trägt, in ©erlin bas „fittliche (£mp= 
finben“ untergraben? Sd)Iiehlid) 
fieht hoch ein naffer ©abean3ug im 
fchmuhigblauen Degeler See atturat 
fo aus wie einer im grünen ©Soffer 
ber „ruhigen“ Oftfee ober im grauen 
ber „bewegten“ Norbfee. 

©ber es gefchehen ja hier unb ba 
grunbftür3enbe Dinge, unb wie in 
ber 9 ?eid)st)auptftabt feht bie treuen 
©ierbehter ohne ©taultorb fid) bes 
fiebens freuen (unb nod) ift auch 
nidjt eine ein3tge 3erriffene $ofe 
mehr poli3eiIid) gemelbet worben!), 
fo haben bie ©erliner feit geraumer 
3eit nid)t nur ein, fonbern mehrere 
greibäber. Die Neid)en unb ©or= 


Sonnenfanbbab 


©Jafferatrobaten 


Oben: Der „Straub" am gamtltenbab im SBannfee bei ©erlin 


fjreiluftübungen 


















1911. 9!r. 39 


Über £anb unb ©leer 


1047 


:i ‘Stuöffettung alter ftmnifdjer SDZöhel i: 



[Nenn mir bie fjier Bereinig* 
w ten alten fpanifdjen ÜDlöbel 
feljen, fo meinen mir urtioillfür* 
lief), anber§ fönnen fie ni<$t au§* 
feljen, ba§ ift ed)t fpanifd)e 
©ranbe^a, retc^, üppig unb bod) 
jurücfßaltenb DO rnef)m. SItan 
betraute bie rotfamtenen, golb* 
beftidten gauteuiiS mit breit* 
au§labenben Slrmle^nen ober 
bie reichen «Scßränfe, ben großen 
golbftro^enben unb bod) ftiU 
unb feierlich bafteßenben Ä'antin, 
ein rounberooHeS Stücf. S3e* 
merfen§mert finb bie niebrigen, 
großen Sifc^e mit in bie reid) 
gefcßnifcte glatte eingelaffenen 
Stupferbecfen. 9)ian füüt fie mit 
glüfjenben §olsfof)len, roenn ber 
aßinter fommt, unb bie Siamine 
nidjt au§reid)en. 2luf unferm 
Silbe redjter §anb erfdjeint 
eine§ biefer Seelen mit ipflanjen 
gefüllt, rooburd) ein SBlnmentifd) 
aparter Slrt entftanb. $ßrad)t* 
ooll finb aud) bie mit roten 
feinen §ölsern, <Sdt)tlbpatt unb 
©Ifenbein eingelegten SJtöbel 
unb bie feierlichen Sibliottjeten. 



m 


wird seit Jahrzehnten mit glanzendem Erfolge zur gf Haustrinkkur hei Nieren- 
griess, Gicht, Stein, Eiweiss und anderen Nieren-und Blasenleiden verwandt. 
Sie ist nach den neuesten Forschungen auch dem Zuckerkranken vor allen anderen 
Mineralwässern zu empfehlen, um den täglichen Kalkverlust, der ein sehr wesentliches 
Moment seines Leidens büdet, zu ersetzen. Für werdende Mütter und Kinder in der Ent¬ 
wicklung ist sie für den Knochenaufbau von höchster Bedeutung. Oie Helenenquelle ist 




die Hauptquelle Wildungens und steht in ihrer über- ■ aus glücklichen Zusammensetzung 
einzig in der Welt da. Man überzeuge sich hiervon m selbst durchVergleich der Analysen 
und begegne allen Empfehlungen von Ersatzquellen oder anderen Ersatzmitteln mit 
der im eigenen Interesse durchaus gebotenen Vorsicht. Neueste Literatur frei durch 
Fürstliche Wildunger Mineralquellen, Bad Wildungen 13. 

1910: 12 611 Badegäste. 1774412 Flaschenversand. 



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dert den Haarwuchs, beugt 


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1048 


Über £anb unb Sföeer 


1911. $Rr. 39 


Schade (Bearbeitet von €. Sdi 

Partie nr. 19 

Surnterpartie. ©efpielt ?u Sibau (Äurlanb) at 

evansgambit 

©etfc: <£. ©tjbe, Btga. — S<ä)tr>ar*: Stub. $• < 


©elf? 

1. e8~e4 

2. Sgl—T3 

3. Jjfl—c4 
4.1>3—b4>) 


11 . Lg 6—f4 

12. Ddi—alf 

13. Da4xc4 

14 . Sc 3 —d 5 
16. DC4—a4f 

16. Sd6xb6 • 

17. Da4xd7f 

18. d4—d6 

19. Sf3—d4 

20. Lf4—g3 

21. f2—f3 


>tra§btng, Sttga. 
b6—b6 


24. a4xb6 
26. Tfl—Cl 

26. Tel— C6 7 ) 

27. b6xc6f 

28. Tbixb6 

29. Tb6—b7f 

30. C6xb7 
81. Sd4— C6 

32. b7—b8Df 

33. Sc6xb8 

34. Lg3xd6f 
36. Kgl—f2 
36. Kf2—e3 


40. Ld6—c5f 

41. Kd4—e5 

42. f3 —f4 

43. d6—d6f 


1 ) ®§ tft rotrfltdj ein roaljreg Sabfal, sur Seit be§ mobevnen »o= 
ftttbttgfptelS enbltdj mal roteber auf ein (SoauggantbU ju flößen. 

2 ) Säjroarj gebt ber fompromtttterten Sßertetbtgung (d4xc3) au§ 
bem ©ege .unb lentt in bie fogeirannte Slormalnartante ein. 

3 ) @ine non SRorptp) mit SSorttebe angeroanbte gortfeüung. 

*) ffitefe gortfeßung beS Slngrtp rübrt non »rofeffor ©bring, 
bem Beitgenoffen SftDoif 3inberffen§, ber. 

5 ) ®ie§ tft beffer al§ g7—g6, roa§ Stetnib im großen Sonboner 
Schachturnier non 1883 gegen Sifäjigorin jog. 

6 ) @tn g-etujug, ftatt beffen Lee—d7 am »faüe inar. ©eiß be= 
tommt jefct einen heftigen Slngriff, bem ©chroarj in Anbetracht feiner 
ungünfttgen »ofttton fchlteßütf) unterliegt. 

7 ) SEBetfs fptelt ebenfo fräfttg rote elegant. ®a§ Qualität§opfer ift 
röHtg torrett. 

8 ) Slnbre Büge wären auch nicht beffer geroefen. ®ie febroarse 
Stellung ift ju morfdb. 

(Sta<b bem „Rigaer Tageblatt".) 


BKtlrtlimgrn 

B ab ©aljbrunn erfreut ftdE» in biefer ©atfon etne§ überaus 
jaljlreicben BefudjeS, eine f^olge ber in Leiter Seit getroffenen 
oielen Steuerungen unb SSerbefferungen. Stuwer bem Dberbrunnen 
unb ber ^ronengueße tommt nunmetjr auch ber äftüblbrumten 
in einem eignen SrinfpaniKon jum 2tu§fchant. ©in Siebte unb 
Suftbab öffnet noch in biefer Saifon feine Pforten. 2>ie grequenj 
betrug bi§ gum 9. $uni bereits: an ßurgäften mit Begleitung 


24:55, an ißerfonen mit Slufentbalt unter 5 Sagen 2143, gufammen 
4598 fßerfonen; attßerbem 17900 SageSbefudjer. 

SCßenn alle Hausfrauen wüßten, wie wenig SWüfje unb 
ßoften bie §erfteüung oon ^onferoen im eignen §auSl)alt »er» 
urfadbt, würbe gerotß jebe ihre ütonferoen felbft gubereiten. SllS 
eines ber beften unb preiSwerteften ßonferoengtäfer barf man 
baS „Berfeft^onferoenglaS" empfehlen; eS geiebnet fidb bureb 
befonbere ©infaebbeit au§ unb tann in jebem .beliebigen Stocljtopf 
fterilifiert werben. Sabei bietet eS PöHftänbige «Sicherheit für 
luftbichten Berfcijlufi. Sa bie Stonferoen nur mit ©laS in Be* 
rührung fommen, ift bie fdbäblicbe ©inwirfung beS ©ummiS auf 
ihren ©efdbmact auSgefthloffen. Sie gabrif fügt febem ©lafe 
eine genaue ©ebraucbSanweifung nebft einer Sftenge Kocbregepte 
bei. Berfe£t*Stonferoengläfer finb febon feit Sahrgehntert in Sau* 
fenben oon Haushaltungen mit beftem ©rfolge im ©ebraudb unb 
in jebem befferen einfehlägigen ©eftbäft oorrätig. 


SlUein. gnferaten=9lnnabme 
bet Hu&rHf Plärre. 
Slnnoncen=®rpebttion für 
fämtltdje Beitungen ®eutfcb* 
lanbS unb be§ SluSlanbeS, 


Mm 


Unferf imt» - CSrlrüljrrn 
für bie fünfgefpaltene 
Stonpareille-gette SJLlso, 
für bie Sdjroetj, Qtalten 
unb ffranfreief) 2fr. 2.26. 


in Berlin, BreSlau, ®bemntb, SreSben, Süffelborf, ftranffurt a. SSI., 
Halle a. ©., Hamburg, Stöln a. 9tb-, Setpjtg, Sonbon, SOiagbeburg, 
SJlün^en, Nürnberg, fßrag, Stuttgart, ©ien, Büricb. 



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Um die Büste zu entwickeln u. befestigen 
nichts Kommt den Pilules Orientales gleich 

Schon zu allen Zeiten hat die Frau ge- Audi mein allgemeines Befinden ist nicht 
sucht ihre Schönheit zu vervollkommnen. im Geringsten nachteilig beeinflußt wor- 


Dauer der Kur. Ich kann mich daher n 


beschreiben werden, und mit dessen Hilfe dazu beglückwünschen, von Ihrem Mittel 


jede Dame und jedes junge Mädcher 
einen schönen und üppigen Busen er 
zielen kann. 


Dieses Mittel ist von schneller und dabei Pillen . 


Gebrauch gemacht zu haben. Ich danke 
Ihnen aufrichtig und erkenne freimütig 
die Wirkungskraft der angewandten 


gänzlich gefahrloser Wirkung, und häufig 
genügen 14 Tage nur, um überraschende 
Erfolge zu zeitigen. 


Madame L.... schreibt: 

„Seit 14 Tagen befolge ich nun Ihr Ver- 


ng, und häufig zur Pflicht, Ihr Medikament jeder Dame, 
überraschende die dessen bedarf, zu empfehlen. 

Gez.: Frl. Marie B ... 
Bad Landeck, Rheinland. 

ch nun Ihr \7er- Wir hoffen, daß ein so offenherziges 


fahren, und ich bemerke mit größter Ge- und freiwillig geliefertes Beweisstück 


nugtuung bereits jetzt eine wahrhaft e 
staunliche Wirkung . .." 

Wir wollen gleich im 
voraus sagen, daß dieses ^4 

Verfahren eine innere 
Behandlung ist, wodurch JStßfmi 

allein eine vorteilhafte JggmmR 

Wirkung auf den Busen AjfimKkf 

ausgeübt werden kann, 
denn diese Organe emp- t||f 
fangen ihre Nahrung aus- w$L \ fc | 

schließlich aus dem \ Bf! 

Innern des Körpers und 
können nur durch Mittel jBF ; 

beeinflußt werden, die J 

direkt auf. ihr Nerven- Mof-TOjji 

System und ihre Ernäh- t-S' ■ 
rungszufuhr wirken. 

Das ganze Verfahren 
ist äußerst einfach und ySSSm 

besteht nur aus dem Ein- lH 

nehmen von winzigen ^ 

Pillen, die man zweimal 1 

täglich zu sich nimmt; 
kein Vollstopfen mit 


unseren liebenswürdigen Leserinnen ge¬ 
nügt und uns davon ent¬ 
hebt, hier deren weitere 
anzuführen. 

Mijk Verzweifeln Sie daher 

fSijä nicht mehr, wenn Ihre 

Büste nicht die wün- 
WSm sehenswerte Fülle zeigt, 

WJf oder wenn durch Neben- 

umstände mannigfaltiger 
I Art deren frühere Festig- 

keit und Ueppigkeit ver- 
loren gegangen ist. Ver- 
zagen Sie selbst dann 
jWk nicht, wenn Sie bereits 

WSbDf andere Mittel ähnlicher 

\ Art ohne Erfolg probiert 
flS BSW 5 haben. Wie dem auch 

Wm Ji "J sei: versuchen Sie auf 
Kf M jeden Fall Pilules 

Mm J&fr O rienta 1 esRatid; Ihr 

Busen wird sich nach 
einigen Wochen ent- 
wickeln und fester wer¬ 
den, und die häßlichen 


Mehl, keinerlei Einreibungen oder kom- Knochenvorsprünge des . Halses 


plizierte Operationen, die ebenso 


e unnütz sind,- kommen hier- Zauberei. 


schwinden dann gänzlich. 


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Hygiene-AusstellungDresden: ä 


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Cartonnagenfabrik 1 
Wächtersbach, J 


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bereitet von den 

Benediktinerinnen 

der Abtei 

Frauen wörth Im Chiemsee (Bayern) 

in KL ä M. 1.50, 2.25, 3.80 u. 5.50. 

' Probefläschchen M. 0.80 franko. 


der Frauenbrust die entsprechende Rich¬ 
tung zugunsten der besseren Entwick¬ 
lung dieses Organs anzuweisen, und es 
wird so die erforderliche Anregung zur 


Nehmen Sie daher ungesäumt Ihre Zu¬ 
flucht zu ihnen. 

Um franko und diskret einen Flakon 
Pilules Orientales zu erhalten, genügt es, 


Entwicklung und Festigung des Busen M_. 5.30 per Auslands-Postanweisung oder 


Fünfmarkschein und 30 Pf. Marken an 
die uns Apotheker J. Ratie, Paris, 5, Passage 
er beste Verdeau, zu schicken ; der Brief ist mit 
uf eines 20 Pf. Porto zu bekleben, Karten mit 10 Pf. 


gegeben. 

Tausende von Dankschreiben, die uns 
von allen Seiten zugehen, sind der beste 
Beweis hierfür, und führen wir nuir eines 
derselben hier an: 


Wir raten einer jeden Leserin unserer 


Herrn... Ich habe Ihre Pilules Orien- Zeitung, sich von Herrn Ratie das sehr 
tales angewandt, und macht es mir Freude, interessante Heftchen „Ueber die pla- 
Ihnen mitteilen zu können, daß mich die stische Schönheit des Busens“ kommen 


erzielte Wirkung sehr befriedigt hat. 


x lassen, das er gratis schickt. 


Diese Pillen sind auch erhältlich bei: Berlin, Hadra-Apotheke, Spandauerstr. 77, 
München, Emmel, Apotheke, Sendlingerstr. 13, Breslau, Adler-Apotheke, Ring59, Leipzig, 
Dr. Mylius, Markt 12, Frankfurt ä. M., Engel-Apotheke, Gr. Friedbergerstr. 46. 




Jtadjbrud aus bem 3nf)alt biefer 3extjcf)rift toirb ftrafredjtttifj verfolgt. SBeranttwrtlWjer Bebafteur: Dr. Bubolf Besser Berlin. Seranttoortlt^ für ben SnferatentetI: Bt^arb 3leff in Stuttgart. 3n £)fterrei*»Ungarn für-bie 
Rebaftion unb Herausgabe Derantmortlici): Stöbert SJtobr in ©ien I. Trucf unb »erlag ber Teutjcijen »erlags*9lnftalt in Stuttgart, »apier oon ber »apierfabri! Salatb in Sala^ (©ürttemberg). Briefe unb Senbungen, bie ben 
rebaftioneHen Sn^alt biefer 3eitjd)rift betreffen, nur an bie T)eutfcf)e »erlags*9lnftalt, Stebaftion, Berlin SW, Äöniggräfcer Strafe 99 (o§ne »erfonenangabe) erbeten. 



























































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































ERH OLUNG U. SPORT 


WANDE.RN. U. REiSLN 


Uber £anb unb $Reer 


0 ie 3 aubennül)e 

33on 

griefcnd) ^atterotl) 

(gortletjung ftatt Scfjlub) 

Qfjielleid)t war es and) bte 
gorni ber 50lüt3e? Dod) 
tüte id) bie frteblidjen 23rüffeler 
ferme, esiftieren bort augem 
blidltd) gar nid)t foldje gegen= 
fä^Itd)e Strömungen, baß fte 
jid) burd) äußere 5 tenn 3 eid)en 
bemerfbar mad)en müßten,“ 
wagte ber fd)üd)terne itofal* 
reporter ber „?) = 3 cifung" ein* 
3 uroenben, ber an 3 öfobiner= 
müßen unb anbres backte unb 
i bereits toieber in feinem berufe 
j Iid)en Snftinft eine politifdje 
3 ntrigc roitterte. 

S „Ülber laß mid) bod) er 3 äf)» 
! Ien,“ fagte groberger mißbilli* 
genb. „©erabe bas ©egenteil 
mar es, bas Unauffällige an 
, ißr roar bas ^luffälligfte. ©s 
ging gan 3 natürlich 3U, id) hatte 
mir bie 9Jtüße bei einem fleinen 
£jänbler billig erftanbert unb 
bummelte nun in bem ©efübl, 
ber fteifen $örmlid)teit für 
einige Stunben enthoben 3 U 
! fein^ burch bie 5lltftabt mit 
ihren winfligen ©äßdjen unb 
gefdhroär 3 ten Käufern, bie man 
immer toieber roegen ihrer golb* 
fd)immernben fDrnamentif, ben 
©uhenfd)eiben, Xiirmd)en unb 
©rfern, gern betrad)tet, ohne 
fid) 3 U langweilen. 3 d) lanbete 
auf ber ©raube $Iace, bie 
aud) biejettigen oon 3 ©ten, bie 
nod) nicßt in 23rü[[el waren, 
oon bem iHusftellungsplafat her 
fennen, welches fid) ihre t\)x= 
furd)tsooIle Schönheit 3 unt 33or= 
wurf nahm. fd)on bie oer= 
hältnismäßig fleitte ©raube 
jjSlace fel)r ftarf non allem 
internationalen fReifepublifum 
befugt, fo war jetjt in ber $lus 
ftellungs 3 eit bas ©ebränge felbft= 
oerftänblid) nod) größer. 

iroßbent traf es fid), baßicf) 
hier in einer in feuerroter 9tobe 
bahinwanbelnben SBeaute eine 
liebe ©efannte oom internatio^ 
nalen kennen in 9?om her, 
bie ©räfin ftosnaßfi, wieber= 
erfannte." 

©in halblautes „9lf)a!“ aus 
bem äRunbe ber ftreuitbe, bie 
feine 3 nternierung mit ber 
fdjönen $rau in 3 ufammew 


Die Hygiene des 
Sommers 


EPERNAY 


Auf nach Belgien: 


beruht nicht nur auf jmecfmäfnger SUetöung, 
fonbern in ber rationellen 3ßa()l ber ©etränfe. 

©in ausgezeichnet burftlüfcßenbeS, babei leicht befommlicf)e§, bie 
SRagenfunftioneu anregenbeS, htjgienifctjeö unb iüot)lfd)ntec£eiibe3 
SDiittel haben wir in 


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Streben, dem Kefyr in den weitesten Kreisen Verbreitung zu schaffen, dürfte der Teil- 
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„Quälen Sie uns bod) nicht länger mit biefen 
geheimnisoollen $lnbeutungen,“ erlaubte fict) §err 
Silberftamm junior, ber SoI)n bes Prin3ipals, 3U 
bemerken. 

„ 9 Benn Sie ungebulbig merben, junger §err, 
merbe id) 3ur Strafe bie Perfon meiner fd)önen 
Begleiterin gan3 aus bem Spiele laffen. Schon 
tommt ber §aupteffett meines Abenteuers. 2 Bie td) 
abenbs mich im £otel 3ur 9 ftd)e begebe, entbede id) 
in meiner 9 Jtanteltafd)e gmei mol)lgefüllte ©elbta[d)en, 
bie mir nid)t gehören. Einfangs be|tür3t, benn id) habe 
mich nod) nie in einer folgen beneibensmerten Situa= 
tion befunben, 3toei gefüllte Portemonnaies auf eirn 
mal 3U befihen, glaubte id) bie fiöfung bes fonber- 
baren 9 tätfels bal)in‘3U beuten, bah meine anfeheinenb 
fteinreiche greunbin mich auf 3artfühlenbe 2Beife 
and) einmal oon ben föjtlicf)en ©oben bes 9 ?eid)tums 
hatte foften laf[en roollen, roieberum tonnte id) mir 


nid)t ertlären, mit roas meine befcheibene Perfon — 
abgefehen oon ihrem änderen Kolorit — itfnlafj 3U 
einem befouberen £>anf gegeben hätte.“ 

„©r ift immer ein Schtoerenöter geroefen,“ fagte 
Fräulein ftielanb, bie jetjt in Vertretung bas §er3 
bes blonben ©e[d)äftsfül)rers befah- 

„“Mm anbern 2nge, als mir uns trafen, mache id) 
ber ©räfin oerfteefte ^Inbeutungen megen ber unoer= 
bienten ©nabe, bod) meld)er 3ufall! 9 luch fie ihrer* 
feits tann bie 23 ejtür 3 ung nicht oerbergen, benn fie 
befah ebenfalls 3mei folche golbgefüllte 23 örfen, bie 
fie oon mir gefdjentt erhalten 3U haben glaubte unb 
nun, mit tränen in ben fd)önen, unfd)ulbigen klugen 
mich beftürmenb, bat, biefe mleber 3urüd3unehmen. 
SBirtlid) roar es 3mifd)en uns beiben in ben ©ren3en 
bes ©rlaubten nicht meiter getommen als bis 3U 
einem harmlofen glirt mäbrenb ber gahrt. 2Bir 
tonnten uns nicht anbers halfen, unb um bas beiber* 


feitige Ptifjtrauen 3U befeitigen, befd)loffen mir, ge- 
meinfam ber geheimnisoollen Sadje auf bie Spur 
3U tommen. Zubern £ags gingen mir 3U 5uh burd) 
bie Strafen; bereits bis 3unt SJtittag hatten mir 
fechs Portemonnaies geerntet, abenbs maren es bereu 
brei3el)n gemorben. 

2>d) bin nicht abergläubifd), 3umai noch, menn 
man bas ©olb unb Silber auf feinen 5 tlang hin [o 
gut tennt mie id); es mar alles ed)t, fogar bie 23 aitt* 
noten. 2 Bir hätten uns nur 3ufammen3utun unb 
ein ftilles ©efd)äft auf3umad)en braud)en, id) hätte 
mich babei bebeutenb beffer geftanben als mie jet|t 
mit bem £jaufierl)anbel.“ 

„ s Jia,“ meinte §err Silberftamm junior beleibigt, 
„menn Sie bie ©el)eimniffe bes Sd)laraffenlanbes 
eutbedt haben, bann tönnen Sie ja in bie 5 irma 
mit eintreten, §err groberger! 9 lber mie mar benn 
bie ©ef<hid)te mit ber Pol^ei?“ (Sdjluft folgt) 












































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Dieser Staub wird von uns eingeatmet und kommen 
auf diese Weise die Erreger von 


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Uber £artb unb 9JIeer 


dbaraEteriftifdje SBterfmate ber $üffetborfer Schule. 3“ 
biefen gehört bie §ärte unb S8untf»ett ber Farbengebung, 
oon ber fid) 9tetf)el halb ganj lo§ 5 umachen oerftanb, ma§ 
man hefonberS an feinen Festen Jur ©efdiidjte S?arl§ 
be§ ©rofjen, biefem berrlidjen ©dnnucfe be§ Stadjener 
9tathau§faale§, mit SBefriebigung feftftellen fann. A. 


Jugenbliilje Krankenpfleger 

B ei ber fürjli^ ahgehaltenen Feier anläfslid) be§ fünf* 
unbsroanjigjährigen 3Jeftehen§ ber Hamburger ®e* 
noffenfdjaft ber JStanfenpfleger oom „ s Jioten Streuj" er* 
regten im Feftüug bie jüngften Stranfenpfleger unb 
Stranfenträger befonbere Stufmerffamfeit. roaren bie§ 

ftramme „Hamburger Fungenä" im Süter jtoifdjen brei* 
gehn unb fechgehn Fahren, bie ber feit einiger 3 e it ge* 
bilbeten ©chülerabteilung be§ Hamburger ®erbanbe§ oom 
„fRoten ftreug" angeboren unb mit loahrem Feuereifer 
bie Obliegenheiten ihrer menfcbenfrennblidjen ^Betätigung 
erfüllen. 2)ie Siritif am ©djluffe ber Übungen fotl auch 
biefer jüngften ftranfenpfleger nad) ©ebühr mit Stnerten* 
nung unb Sob gebacht haben. 


Btmifaj Pmt Blfreb KeflicI 

(3um farbigen Silbe auf ©eite 1057) 

U nter ben 3^^en hiftorifdjer ©emälbe, bie Ullfreb s Jtettjel 
gefdjaffen hat, ift ber bem Sefehrer ber ©ermatten, 
Sonifaj, getoibmete ber ältefte unb zugleich besdjalb be* 
fottber* intereffant, meil er bemerfen§roerte Seobadjtungen 
über be§ älteifterS 2Berbegang unb feine Sluseinanber* 
fejjung mit ber Überlieferung guläjit. ©ntftanben in ben 
mittleren unb lebten Fahren feine§ 1829 begonnenen 
Suffelborfer ©tubienaufentl)alt§, oon 1833 bi§ 1836, joeift 
er, gumal in ben älteften Slättern, bie gu gtoeien nur in 
3eid)nungen oorhanben finb, bie Freube be§ fiebgehnjähri* 
gen Füngling§ an felbftänbigem Schaffen auf. dagegen 
neigt fich, mie Fofef Konten in bem Stethel getoibmelen 
33anbe XVII oon „Stlaffifer ber Slnnft" mit Stecht bemerft, 
in bem geitlid) bagugehörigen britten, bem in ber berliner 
Stationalgalerte befinblidjen ©ingelgemälbe be§ s 43i'ebiger§ 
unb Stird)engriinber§ Sfonifag, ber nach unferm Söilbe ent* 
ftanbenen 3etdjnung im ^reSbener Jtupferftidjfabinett 
unb unferm im Original bem Aachener ©täbtifdjen 9)tu* 
fenm gehörigen ©emälbe ber fßrebigtfjene ber ©influ^ 
oon SBilljelm ©djabom, StethelS Sehrer, burd) oerfdjiebene 


Seutjche 3öuftr.=@efeüfcf)aft, Serfin 

„Hamburger Fungenä" al§ ^ranfenpfleger (©djülerabteilung) 






























































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In Österreid)« Ungarn Kr. 4.80 


106. Band. Dreiundfünfzigster 3 abrgang 

Oktober 1910—1911 
<srsdiei«t jede« Sonntag -g> 


DeutTcbe JUuftrierte Zeitung 


Copyright, 1911, by Deutfche Verlags »Anltalt, Stuttgart 



Der Kampf ber meinen 
unb bet roten Aofe 

Montan 

Dort 

©eorg $trfd)felb 

($ortj©ung) 

VIII 

CVn Antmerfelb, eine Stunbe fübroeftlid) non 
O Alün©en, inmitten eines Dbftgartens, lag 
bas ^äuscfien Johannes Aollfints. Der blinbe 
©rfinber, ein gebräunter, hagerer Alann, ber 
fi© giemlid) raf© unb fi©er taftenb auf feinem 
Anmefen bemegte, mar non ber leu©tenbften 
£erbftpra©t umgeben. (glei©fam ftöhnenb 
unter ©rer 3ru©tfülle ftanben bie Apfelbäume 
in Ae© unb ©lieb, bie 3t»etf©gen Ratten je© 
me© Btolett als ©rün an ©ren 3roeigen, unb 
ber uralte Ai©ftaum oerhüllte mit feinem 
Aauf©en 3a©lofen ©rtrag. Das einfa©e £anb* 
haus, abfeits oon ber Strafte, trug na© Süben 
©n ein ASeinfpalier, mie es feiten in bem rauben 
Dberlanbe oortam. Blau unb f©mer ©ugen 
bie Draubert auf ber meiften Alauer, unb eine 
Bogelf©eu©e, bie ©oas Alalerpftantafie ent* 
morfen, batte Alüfte, bie frechen Aaf©er oon 
ben reifen Leeren absubalten, ©oa tonnte fi© 
nid»t entf©lieften, bie Strauben ab3unehmen — 
i© Anblid mar ibr mehr als ©t ( 5 enuft, unb 
fie follten immer no© Sonne trinten, um felbft 
mie Sonnenfaft 3U f©meden nachher. Bis sum 
3luft bt^nter erftredte fid) ber Obftgarten. 
Die Aa©barn 311 beiben Seiten maren Bauern 
— Aollfints maren gut greunb, aber fpra©en 
feiten mit ihnen. 3br ©arten oerbarg fie and) 
hier oor ber ASelt. Bergmann, ber grobe 
Bernljarbiner, mar ihr einziger ^ausgenoffe. 
Johannes unb ©oa Aollfint hotten fein Kinb. 
Seit brei 3 a©en lebten fie nun in Antmerfelb 
bei Alün©en. 3 em, in abenbroter Bergeffen* 
beit lag Agppten, ©oas Heimat, Johannes’ 
ilnglüd unb ©Iüd. Der Aame bes ©rfinbers 
unb. ^btlofopben oon Antmerfelb mar meitbin 
beiannt -t- es mar meniger Berna©Iäffigung 
als inftinttioe S©eu,. bab bie Alenf©en il)n in 
ber Abgef©Ioffenheit lieben. 3 umeilen nur 
flog ein feltener Bogel, ein neues Bu©, aus 
bem einfamen Berfted in Stabt unb ABelt ©n= 
aus. Dann I)or©te man auf unb Iaufdjte — 
bis es mieber füll mürbe in Antmerfelb, bur© 
Alonate, bur© 3 a©e* 

Der SBrief, ben Karlmann Aominger ge* 
f©rieben ©atte, brachte eine ftärtere Bemegung 
in ben füllen £ebensfluft biefer Alenf©en. 
|>eute, an einem golbilaren üttoberfonntag, 
ermarteten fie Karlmanns unb feiner Braut 

1911 (Sb. 106) 


SBefuc^. ©oa mar früh nad) Alün©en gefahren, 
um ©intäufe für bas Abenbeffen 3U ma<ben. 
Johannes ermartete fie, mit einer pfeife oor 
bem £aufe fiftenb, mie bie Bauern an ©rem 
Sonntag taten. Oft holte er ©oa oon ber Ba©t* 
ftation bes gröberen Aa©barborfes ab unb ging 
fo fid)er an Bergmanns Seite bie £anbftrabe 
hinauf, bab man ©n für einen Sebenben 
halten tonnte. Aber ©oa liebte es nicht, ©n 
fo in feiner feinften Kraft allein unb. rohen 
3ufällen preisgegeben 3U miffen — fie 
f©mang fi© am Ba©©of aufs Aab, unb in fünf 
Almuten mar fie bie abfeftüffige Strede bis 
Ammerfelb ©ituntergefa©en. So au© heute. 
Johannes ermartete feine 3rau, in mo©iges 
Sinnen oerfunfen, 00m hüben f^lüftergeräuf© 
bes Alittags umgeben. Als ber erfte ©loden* 
[©lag 00m Kir©turm ertlang, hörte er f©on 
©ren oertrauten, hellen Auf, unb ein raf© es 
^eranfaufen, ein Iei©tes Abfpringen, eine dm* 
ärmung, ein Kub melbeten ©oas Antunft. Sie 
ftri© fi© bas ftraffe, f©mar3e, beim fahren 
3erflogene ©aar aus bem beübron^efarbenen 
Anti© — ben Strohhut mit ber roten S©leife 
auf ben Aafen merfenb, feftte fie fi© neben ©n 
unb er3ählte oon ber Stabt. Johannes hörte 
mit aufri©tigem Anteil 3 U, folange ©oa bas 
©r^ählen mo© tat. Um oier Uhr tarnen bie 
$riebri©sburger. ©oa ftanb auf unb führte 
©ren Alann über bie holbbuntle Stiege in bas 
Speife3immer. Uber bie Stiege führte fie 
©n immer. 3 n einer feltfam tinbli©en Ber* 
me©flung glaubte fie ©n bort unfi©er, mo 
ihre eignen Augen ni©t mehr tlar er* 
tennen tonnten, ©r mieberum, bem §ell unb 
Duntel einerlei maren, hotte ein Aßohlgefühl 
an ©rem 3dtfum unb liebte es, bab fte ©m 
bie £i©tunterf©eibung no© 3utraute. So 
fühlte er bas emsige bef©mi©ügt, mas fi© oer* 
jtimmenb 3toif©en ©nen hätte regen tonnen 
— bas Unheimli©e eines Blinben für ben, ber 
fah unb fi© bes Sehens ni©t bemubt mürbe. 

Beim Alittageffen fagte Johannes, ber lang* 
fam ab unb gern Raufen ma©te, um ©oas 
ungeftümem Klappern unb Kauen 3U lauf©en: 
„ 3 © freue mi© mirtli© auf ben Beju©. At©t, 
meil fonft niemanb tommt — mir brau©en 
niemanb. Aber ber Karlmann —" 

„Deine ^omilie!" rief ©oa, ©m über ben 
Dif© eine gef©älte Birne rei©enb. 

„3a, meine Familie," ermiberte 3ohannes 
Iä©elnb. „Du me©t, i© habe bie Betannt* 
f©aft ber Aomingers nie gefu©t. 3 ^) toubte, 
fie finb ©enieber oont Dage, fie finb Alenf©en, 
bie fi© mit ben ABerten bes £ebens mehr be* 
hängen, als fie. in fi© einbriitgcn 3U laffen. 
Ontel 3 uftinus mar immer ein Künftler auf 
halbem 2 Bege — er mugte einfad), als er oier^ig 
3 ähie mar, Atabemieprofeffor merben. Aun 
leibet er gemib an ber böjcn halben Dragit, 
bie mie ein ASurm fribt unb plötjli© roie ein 


£öme oerni©tet. Die $rau hat oier Kinber, 
fie tennt alles, liebt alles, befit© alles, aber ©r 
£eben oerfliegt. Du munberft bi© oie!lei©t, 
moher i© bas me©, ©oa? 3<t) habe bie alten 
Aomingers breimal gefehen. 3 u 3 talien mar's. 
Unb mas i© breimal gefehen habe, bas lerne 
i© fpäter, im Ai©tmehrjehen, oöllig tennen." 

„ASie bentft bu über bie Kinber?" fragte 
©oa, ©re groben, buntein Augen ruhig auf 
3of)nnnes geri©tet. 

„Die Aläb©en haben jet© geheiratet — 
baoon me© i© ni©ts. p)tdpp ©dt. einen aus* 
ge3ei©neten Alagen, unb Karlmann —" 

„Karlmann hat au© f©on geheiratet. Aber 
fi©er, 3ohannes," fagte ©oa mit leifem £a©en, 
inbem fie bie Obftf©aIe an ©© 30g. 

„Das ift bo© ein Alann, ober fagen mir ein 
3üngling..." ermiberte 3ahannes errötenb, 
mit bebä©ügem §umor. 

„So? 3 hr Alänner oeränbert eu© mol© 
ni©t, menn ©r heiratet?" 

„ 3 © brau©e ben Alann nie im Plural." 

„£)© ftu bift ein S©lauer!" 

Sie erhob fi© unb trat an bas Klaoier. 
Dann fagte fie halfttaut: „ 3 © freue mi© fo 
auf bas Aläbel. Doni Dräntle. Die mub gut 
fein. Der helf' i© — über alles." 

„3reuft bu bi© auf beine Doni, fo freuVi© 
mi© auf meinen Karlmann. Dann finb mir 
quitt, ©r ift ein Aominger, ber aus bem Aeft 
geflogen ift — ber erfte. ©r mub ber Uber* 
gang 3um neuen (Sef©le©t fein. S©öne Alit* 
gift haben fie alle — aber mer nutjt fie aus? 
ASer oon ©nen menbet ben Aei©tum oer* 
nünfttg an, bas Blut bes beutf©en ©Satrfger* 
tums unb bes pfäl3if©en Aitterabels in ben 
Abern 3U haben? Karlmann im© es bo© 
mehr fein als Detoration unb ^Sreftige. ©r 
ooIl3iei)t bie Ummanblung, er mill gefmtb 
merben, inbem er fi© mit einem Kinbe bes 
Boltes oerbinbet... Das fte© in feinem Brief, 
©in f©öner Brief, ©oa. §ältft bu benn mirtli© 
ni©ts oon Briefen?" 

„Do©, 3 ohannes. ASenn bu etmas baoon 
hält©..." 

„ 3 © bittiere bir meine Briefe, unb Karl* 
mann f©reibt bie feinen felbft. Da ift bo© tein 
Unterf©ieb. Kein mefentli©er menigftens." 

„Kein mefentli©er." 

Sie la©te leife unb fpielte Jet© ein S©u= 
mannf©es Stüd. ©r f©üttelte ben Kopf, bann 
lauf©te er bantbar. — 

Aa©mittags fafeen Karlmann unb Dont 
ben AoIIfints gegenüber. Karlmann maren 
bie Strapasen ber 3 lü©tlingstage ftärfer an* 
3ufehen als feiner (geliebten. Sein Anti© 
mar bla© unb eingefallen, bie rofige 3rif©e 
fort, bie blauen Augen blidtert unftet. Xtrn 
fo forgfältiger hatte er, um ber oermirrenben 
Situation §err 3U merben, feine Kleibung 
geftaltet. Kein fehhaft er Aominger 3x1 $rieb* 


136 



1050 


Über ßartb unb SReer 


1911. Rr.40 


richsburg formte einen ferneren Befud)srod 
anhaben, eine beffere Strawatte tragen als 
Starlmann, ber aus bent ©Iternhaufe ©nt» 
laufene, ber Revolutionär ber freien Siebe. 
SOZit etwas ängftlid)er EBürbe, wortlarg unb 
voll Rervofität, beantwortete er bie fragen bes 
Retters. ©r vergaß gang, bah er von Fohannes- 
Rollfinl nicht gef eben würbe. Diefe llare, 
Weitere, ebel männliche Rrt muhte ihn burd) 
unb burd) fdjauen — es war nicht anbers mög» 
lid). Rber fie Töfte aud) allmählid) Starlmanns 
Befangenheit. Sternpuntt fühlte er 
harmes 1 3 u füntmung — bas war ihm genug 
unb befreite ihn. Sdjon begann bie an» 
fangs unenbliche Diftan3 3wifchen ihnen fid) 
3U verringern. Doni unb (Eva hatten fie nad) 
wenigen ERinuten überwunben. Donis ©mp» 
finben würbe feltfam \)\n unb f>tx geriffen. 
23 alb hafteten ihre 2Iugen beglüdt unb liebe» 
voll auf ber frembartig frönen, lebenfprühen» 
ben $rau — halb richteten fie fid) traurig auf 
ben maßlos Beraubten, ihren Befi^er, ihren 
(Satten. Roch fanb fie fid) nicht 3ured)t. EBas 
hier wie Unglüd erfd)ien, war ©tüd vielleicht, 
unb irgenbwo, in fonniger Schönheit, mochten 
burtlle Sd)mer3en wohnen. SOZit feudjten Rügen 
bliefte Doni ber F*au, bie ihre greunbin in ber 
erften Stunbe würbe, ins gütige ©efidjt. Sie 
ahnte nicht, wie lieb (Eva fie fd)on um ber 
Trauer willen hatte, bie fie für Johannes 
empfanb — jeht vollenbs fd)loh fie fie ganj ins 
Ejer^. Das wehe, luft» unb Ieibvolle Durch* 
einanber ber erften ©efprädhe würbe burch einen 
echten Doniausfprud) in glüdlid)en £umor auf» 
gelöft. Die ERänner fpradhen über bie $rage, 
worin ber Borgug eines probultiven Schaffens 
vor einem reprobultiven eigentlich 3 U finben 
fei, unb Rollfinl meinte: „ 3 a, was ift fd)tieh» 
lieh beffer, ein Buch verftehen ober ein Buch 
fchreiben?“ Da rief Doni, bie nicht hingehört 
unb mit (Eva gefprod)en hatte, unvermittelt 
3wifd)en: „Fh* Buch, $err Rollfinl! Das ift 
wunberbar!“ 

Febt lachten alle unb ftanben auf. ERan 
verlieh ben Deetifd) unb wanberte ein wenig 
über bie abenbroten gelber. Starlmann, ber 
es wie eine Rus^eichnung fühlte, Johannes' 
Rrm 3U nehmen, ging mit feinem Retter 
voraus. %n einiger (Entfernung, gleichfalls 
untergefafjt, folgten bie flauen. 

„EBir finb 3 ^ nert f° bantbar,“ fagte Doni 
leife, inbem ihr Btid an (Evas fdhlanler ©eftalt 
entlangglitt. „Rm meiften hatte mein .Start» 
mann ja gefürchtet, bah es 3haen nit recht 
fein möd)t', fi<h in ©egenfab 3U feiner Familie 
3U bringen. Fibern Sie uns gut aufnehmen, 
mein' i«ä).. 

„EBir tun, was uns richtig erfd)eint. EBir 
fühlen ba gar leinen ©egenfab. EBas wiffen 
wir benn von ben Friebrid)sburgern.“ 

„ 3 a, ihr feib frei,“ feufgte Doni unmittelbar. 
„ 3 hr hoch jeht aud)?“ 

„Rllmählid) werben wir's. Der Rnfang 
ift natürlich fdjwer.“ 

„EBiffen bie (Eltern, wo ihr feib?“ 

„EBir haben beibe noch einmal h^ge» 
fchrieben — id) an meine Beut' unb Startmann 
an feine.“ 

„Rntwort belomnten?“ 

„Rein.“ 

Sie hatten einen £ügel erreicht, ber eine 
Bant trug unb einen weiten Rusblid über bas 
herbftiiehe ßanb fpenbete. Rm bunftigen $ori= 
3ont erfchienen bie Dürme von ERünd)en. 3 ^ 
EBeften fanf bie Sonnenfeheibe rot unb Har hinab. 

„EBir behalten gutes EBetter,“ fagte (Eva. 

„3ft es ein reiner Untergang?“ fragte 
Fohannes. 

3 n feltfam tiefer (Ergriffenheit fah Start» 
mann nad) biefert 2 Borten feinen Retter an. 
(Ein reiner Untergang, burd)3og es fein ©emüt 
— ja, bas ift viel, bu prophetifd)er Blinber. 
Freuft bu bi<h bar an, ohne ihn $u fehen? 
Unb ich, t<h Sehenber, was will benn ich? 
Roch immer weih ich Tmd) nicht 311 befdjeiben. 
Rod) immer ertenn' ich mich nid)t felbft. toter, 
auf biefem (Erbhügel, ift alles, was idh habe; 


mein junges, aufwartsftrebenbes Fd), mein 
EBeib, meine ewigen Fteunbe. Rerföhnung 
Hingt es glodenrein burd) bas ftitte Rbenblanb. 
Rerföhnung mit alt benen, bie ich für Fetnbe 
hielt, unb bie mir Wohltaten als 3 einbe. 
Rerföhnung! 

Stumm, an Donis Seite, ftarrte Startmann 
in bie grohe ßanbfchaft hinaus. Der Rauch 
aus ben Dorfhütten ftieg aufredht in bie reine, 
burchleuchtete Ruft. (Ein 3 ifd)reiher raufdjte 
aus bem Röhricht bes paffes auf unb 30g 
mit weiten Schwingen 3Ur fd)war3en Ruhe 
bes EBalbes hinüber. Die ©rillen in ber 2 Biefe 
verftummten allmählich. (Es buntelte. Sie 
brachen nad) Rmmerfelb auf. 

Ruf bem Rüdwege befpradhen bie ERänner 
Starlmanns nächfte Rusfid)ten — bie grauen 
aber ftetlten feft, wie ber erwartete ERelt» 
bürger unb feine ERutter es am beften haben 
würben. Doni lieh fi<h »an (Eva fo willig 
leiten wie Startmann von 3 ahannes. Beibe 
hatten ein tiefes 2 Bot)Igefühl, nad) all ben 
EBirren fid) einer reifen ßebenstenntnis an» 
vertrauen 3U tönnen. Sie befdhtoffen, inRmmer» 
feib 3U bleiben, bis bas Stinb getommen war. 
2 Bas tonnten fie fief) Befferes wünfd)en als vöt» 
lige Rbgefdhiebenheit unb Stille? E>ier tonnte 
Starlmann bie groben Rrbeitsptäne, bie burdh 
3ohannes' ©efpräche auf ihn einbrangen, ge» 
ftalten. §ier würbe Doni, rnod)te bie ERutter» 
fd)aft noch f° fd)wer über fie hemmen, 
gefunb. Radh bem Rbenbeffen befprachen fie 
fid) unter ber Rffiftens ber Eiotlfints eingehenb 
mit 3^au Dberwiefer, ber Hebamme, bie ein 
hübfdhes Räuschen unb eine ©emifd)twaren= 
hanblung befab. Sie vermietete ihre beften 
Stuben, bie eben frei geworben waren, an 
bas junge „(Ehepaar“. Rollfints greunbfdjaft 
bürgte i|r für alles. Das Oberwieferfdje $aus 
lag unweit bes Rollfintfchen in einem Dbft» 
garten unb gren3te wie jenes an ben 3tub. 
Die Flüchtlinge blieben ba — am nädhften Dage 
tarn bas ©epäd nach- Um mit ber fyofytn 
Dbrigteit nicht in Stonflitt 3U geraten, muhte 
Startmann fein Schiafgemad) im £aufe gegen» 
über, beim Rebnerbauer, be3iehen. (Es war 
3war nur ein ^euboben, aber er hatte nie» 
rnats beffer gefhitafen, in feinem fd)önften 
Frtebrid)sburger EReffingbett nicht, als 
wo nachts ber Stater ©rau 3U feinen Füfeen 
lag unb unten bas bumpfe Brüllen ber Stühe 
ihn in aller Frühe wedte. 

So tarn für ben Rnfang eine feltfam 
glüdlidhe 3 e it. Doni Iädjelte, wenn Startmann 
ihr begeiftert ertlärte, bah alle Sorgen für 
bie 3uHmft gehoben feien. 3mei 3^tfchriften, 
an bie ihn 3 ohaünes empfohlen, hätten Ruf» 
fähe von ihm angenommen, unb wenn er 
aud) bis jeht nur jjunbertfünf3ig ERart bamit 
verbient habe, müffe feine grohe Rrbeit, eine 
Stulturgefd)id)te bes Strieges ber weihen unb 
ber roten Rofe, gan3 fidher bie materielle 
«Unabhängigleit bringen. Faft täglich fuhr ^ 
nach ERündjen, um in ber Staatsbibliothel 
3u lefen — jebesmal brachte er auch bide 
Bänbe mit nach Rmmerfelb, unb' bie beiben 
Bauernhäuf er 3eigten fid) halb für foid)e 
2 Biffensfd)ähe niht eingerichtet. Der Stater 
verbarb in fehr unreinlicher EBeife eine wert» 
volle History of England. Das alte Rapier 
einer Shalefpeareausgabe rei3te ben fonber» 
baren ©efchmad eines ge3ähmten Raben. 
Rber über all bie Fährniffe lam Starlmann 
in feinem frohen Rrbeitseifer rafdj hinweg. 
Freilich geftanb er fid) nur unvotlfommen 
ein, bah bte Roltenbung ber Riefenaufgabe 
unb ihre praltifd)e Rerwertung nicht vor 3wei 
Fahren 3U erwarten war. Doni ahnte bas, aber 
fie hütete fid), ihn 3U entmutigen. Sie lieh 
ihm feinen ©tauben unb fein Setbftänbigleits» 
gefütjl — bei fid) wuhte fie gut, worauf ihr 
Lebensunterhalt fidh wirllich 3U ftütjen hatte. 
Sobalb fie von bem Stinbe genefen war, wollte 
fie fid) in ERünchenihrem Berufe wibmen. ©inen 
orthop äbifd>en Durnlurfus unb heitgpmnaftifd)e 
Beftionen wollte fie entrichten, ©elangihrbies, 
war für fie alte geforgt. Dann mochte Start» 


mann nur feine englifdhe Stulturgef<hid)te weiter 
fchreiben. Das ERoralgefüIjl bes Familien» 
ernährers lieh fte ihm gern — aber 3um ©elb» 
verbienen war er für ihre ©mpfinbung nicht 
geboren, ihr vornehmer, verwöhnter Starl» 
mann. Das war ihre Sache. Sie wollte etwas 
Befferes als ©elb von ihm — fie wünfd)te 
fidh ftets nur ben gröhten Rnteii an feinem 
Dradi)ten unb Dräumen. 

Der EBinter lam. ©s würbe lalt unb rauh 
in Rmmerfelb, bod) Startmann blieb auf feinem 
Soeuboben 3äh bei ber Rrbeit, unbDoni erwartete 
in tapferer 3 u verfid)t ihr Stinb. ©va ftanb ihr 
täglid) 3m Seite. Rn einem bunlel umnebelten 
Fanuarmorgen lam ein SRäbdhen 3m EBelt. 
Doni litt furchtbar. Der Rr3t, ein braver, 
aber robufter unb geräufd)voller ERann, ber an 
Bauernwodhenftuben gewöhnt war, blieb bie 
gan3e Radht an ihrem Bager, ©r würbe 
fd)liehtich aud) bläh unb ftill, fo brachte ihn 
biefe fdhwere ©eburt, bei ber es ihm mehr 
galt als fonft, herunter. Rud) Ftau Ober» 
wiefer geriet in Fardht unb Schwäche — ©va 
Rollfinl lonnte es nidht hütbern, bah fie um 
fieben Uhr, als bie EBetjen abermals aus» 
fehlen, laut 3U beten anfing. Dann enb» 
lid) lam bas Stinb, ein 3artes ERäbchen mit 
Startmanns golbblonbem §aar. Der junge 
Rater würbe noch lange nicht erlöft, noch lange 
füllte fein ©emüt in ber f<hredli<hften Schwebe 
von Hoffnung unb Rer3weiflung bleiben. Doni 
würbe fehr Iran!. Rn3eid)en von Stinbbett» 
fteber lamen, ihr Beben wollte in bumpfen 
Rbenbftunben verlöfchen. So hatte Startmann 
Rominger nie gerungen, fo nie 3um lieben 
©ott gefprochen, ber ihm immer ein frember, 
grober §err gewefen war. ©r erhörte ihn 
aber, ©r würbe ihm in neuer Rllmacht ver» 
traut. Denn wirllich, z* waren bie alten 
©hriftinftinlte, bie jeht in Starlmanns mobeme 
Rbtrünnigleit einlehrten, ©r fehnte fidj nach 
bem ©tauben feiner Räter — bas war fd)on 
viel, bas war ihm alles. Doni genas. Sehr 
tangfam, fehr elenb, ein Schatten ber früheren 
Doni — bod) fie genas. EBo aber blieben 
nun ihre groben 3alunftspläne? ©r fühlte, 
wie fie fidh barum bangte, aus ihren Fieöer» 
phantafien hatte er es hamusgehört. Doch 
wirllich tröften lonnte er fie nid)t. Ruch ü) m 
waren in biefen furchtbaren Dagen jeber 
Rrbeitsfinn unb jeber Rrbeitsfortfd)ritt erlahmt, 
©r muhte fid) erft Iangfam wieber aus ber 
ungeheuren ©egenwart in bie blaffen Rer» 
gangenheitsfehernen 3urüdfinben. Sie .aber, 
bie fdhwache, bie bleidje, 3U wochenlanger 
Bettruhe verurteilte Relonvalef3entin, bie nicht 
einmal ihr Stinb nähren lonnte — wo füllte 
fie bie Straft finben, ihren fdjjweren, gefunb» 
heitforbernben Beruf 3U ergreifen? Rls er 
ihr erllärte, bah er ber groben Rrbeit entfagen 
unb fürs tägliche Brot fchreiben wolle, bat 
fie ihn mit foldjjer Beibenfchaft, ihr nur bas 
nicht an3utun, bah er für ihr Beben fürchtete 
unb erfd)üttert verfprad), baran nie mehr 3U 
benlen. 3h* Dpfer bürfe er nicht werben — 
bas wieberhotte Döni unter heiben Dränen 
immer wieber. Rber was war 3U tun? EBie 
war es 3U verfcheudhen, bas bunlte, unheim» 
liehe ©efpenft, bas 3um erften ERate mit 
brohenber Fauft auf Starlmann Rominger 
3ufd)ritt? ©r hatte bie Rot nie gelannt — 
jeht fah er fid) plötzlich in ihren Stlauen. 

Sie hatten lein ©elb mehr unb leine Rus» 
fid)t, genügenbe ERittel 3U erhalten. Rud) be= 
burfte Doni einer befonbers guten Stoft, unb 
Starlmanns ERagen lonnte wirtlichen ©nt» 
behrungen noch weniger ftanbhatten. Der 
EBinter war hart — es fehlte an Feuerung, 
an unentbehrlichen Stteibungsftüden. EBie ein 
fibirifcher Flüchtling, mit EBeib unb Stinb bem 
©lenb, ber Stälte preisgegeben, tarn Startmann 
fidh allmählich vor. Hnb in nädhfter Rähe 
hatte er bas liebe, warme ERünchen. ©igent» 
lid) hahte er bas verfd)neite Dorf, ©igent» 
lieh hatte er es immer gehabt, ©r war ein 
verwöhnter Stabtmenfd). ©s war ja un» 
möglich, bah er folgen ©egnern ftanbhatten 



1911. 9tr. 40 


Über fiartb unb Steer 


1051 


!onnte. Xorti mar es eher gegeben, Ipe* 311 
eriftieren, !Xoni, bie non Säuern abftammte, 
ber nod) bte barten 5 Irbeitsbänbe, bte ftarten, 
beinahe plumpen ©elenfe anbafteten ... Stit 
ängftlid)er Sd)eu oermieb es Starlmann, fid) 
Johannes SoIIftnf an3uoertrauen. Cr fprad) 
beharrlich nur über getfttge fragen mit ibm. 
X)od) mar er nie# gan3 ebrlid) oor fid) felbft. 
Cr mu#e, bab ber Setter auch ohne 5 lusfprad)e 
feine Serbältniffe fannte, er fab ihn in fernerer 
greunbesforge umbergeben, bentt einer Sitte 
beburfte es nid)t, um Sabines 3U jebem 
Opfer 3U oeranlaffen. Cr batte bereits getan, 
mas er tun tonnte — jebt, menn Coa aud) 
3um erften Stale marnen mollte, be3ablte er 
ttocb ben 50 # — nun aber batte feine §ilfs* 
traft ein Cnbe. Sollfint mubte, fooiel er bar* 
über grübeln mochte, teinen Susmeg mehr — 
er riet bem erbleid)enben Startmann, fid) an 
feine Cltem 3U menben. 

„ 5 In meinen Sater?! Sie!“ 

„ 5 In beine Stutter, Startmann.“ 

„Sie! Sie!“ 

Cr oerlieb bert Slinben unb ftürmte 31t 
£oni hinüber. Oer Crfdjrodenen, bie ihr Stinb 
in ben Srmen hielt, er3äblte er atemlos, mas 
Johannes ihm 3ugemutet batte. 

,,3d) ftebe oor einer Unmöglid)teit, Xonü“ 
„Sber bufönnteftbod) an fcbreiben.“ 

„Oer bat nichts!“ 

„Sn Starion — an CIfa —“ 

„Du oergibt, bab meine Scbmeftern oer* 
heiratet finb! Soll ich mich bem ausfeben, 
bab Tic mit meinen Settelbriefen 3U ihren 
Stännern geben? Oab §err Sraumüller, 
biefer §ol3molleJabritant, ober irjerr oon Sie* 
genau über meine 3 u t u nft entfd)eibet? 3ft 
es babin getommen?“ 


„Sber irgenbmie mub uns bocb geholfen 
roerben, Startmann. X>a mir's nit felber 
tönnen. Sn beine Stama fdjreibft bu nit?“ 
„SBürbeft bu jebt an beine Stutter fcbreiben 
tönnen?“ 

„S 3 ie tommft bu barauf? Oaoon mar 
bodj nie bie Sebe. Oie bat ja felbft nichts, aud) 
menn id) fie bitten tat'.“ 

,,3d) frage bid), ob bu ihr fcbreiben mürbeft!“ 
„3a, möd)teft bu bas oon mir ©erlangen, 
Starlmann?“ 

,,< 5 ab' id) ein SSort baoon gefagt?!“ 
„Schrei bod) nit jo — bu medft bas Stinb!“ 
,,3d) oerlange nichts oon bir — id) mill 
nur beinen Stanbpuntt tennen! Ou mürbeft 
alfo nicht an beine Familie fcbreiben?“ 

„Sein, Starlmann! Cbenfomenig mie bu 

an beine!“ 

„So!“ 

„ 3 amobI! SSenn bu's genau miffen millft!“ 
Cr fagte tein S 3 ort mehr unb oerliefe 
fie. Suf ben gelbem lief er lange umher, 
ohne Sube 3U finben. SSobin mar er ge* 
raten? Ooni, bie £oc#er 00m Stod) am 
Startt, fie follte auf bem Orot) ihres Selbft* 
bemufetfeins beharren tönnen, unb er, er, 

Starlmann Sominger, er mufete oielleicfet 3U 
Strebe trieben? Pater peccavi fagen? Cin 
oerlorener Sohn bei ben Scferoeinen ber 

Heimat — je# fcfeon? SBarum? SSeil er als 
Staun bie Serantmortung batte? Serant* 

mortung! 3 a, Pflicht 3ur Oemut! Cs mar 
ftärter als er, mas ihn umgab, es 3toang 
ihn in bie Stnie. Sor ihm ftanb ber junger, 
ber nadte, bittere, oer3meifeite frjunger. «Kein 
— nur bas nid)t! Sein S 3 eib! Sein Stinb! 
Oas mabre Selbftgefü# behielt er bod). Cr 
mollte aud) bas nod) auf fid) nehmen, mollte 


fid) bemütigen. Cr, ber ftol3e glücfetling, er 
fprad) bas erfte SSort. Serföbnung. Ob» nie* 
mals tarn Serföbnung! erbarmen mar es, 
auf bas es ihm antam, tübles, fiegesbemufetes 
Stitleib. Cr litt furchtbar. Sein Stol3 mar 
mie ein Panther, ber fid) in ihn eintrallte, 
noch einmal, nod) einmal. Cr fcfeüttelte ihn 
ab. Cr ging in feine Stube, meinte unb 
febrieb an feine Stutter. Ood) als er ihr 
gefdjrieben batte, blieb ber Stapel gegen Ooni 
in feinem ©emüt haften, ber ihn nid)t mehr 
oerliefe burefe lange, lange 3 a # e - 
(gortfefcung folgt) 


(£in ©eigen oor bem Sor 

<23on 

$oni Scbmabe 

QöaS gcbt’S ben an, ber fiel) oerlor. 

Ob er nun toie ein Spielmann siebt 
Unb jebem geigt fein CiebeSlieb 
Oluf ©affen oor bem $or — 

Cr toeife, fein £ieb 00 m jungen 93luf, 

5)aS b e i§ anb tt>ilb jurn ioersen ^iebf, 
<Oag trifft ein Sfinb, baS jitternb flieht — 
Unb loirb ibm bennoeb gut. 

Cr fennt bag Sieb oon feiner ‘Stacbt 
Unb fpielt e$ frecb unb fpielt eg füfj — 
Unb bie ibn berrifcb geben biefb 
Sie fommt su ibm bei 9tad)f. 

Seit icb ber bin, ber fid) oerlor, 

Seitbem ift alle Seligfeit, 

Seitbem ift mein oerfpietteS Ceib 
Cin ©eigen oor bem $or. 



t \ 1 /gTor 

i »*! ii'j 


3. g. Stillet 


Oie 




1052 


Uber £anb urtb äfteer 


1911. s Jtr. 40 


Waitbernbe ftomöbianten 


| (Eric!) Scfylaifjer 

I ^TV C ^btetboten oon ber „Schmiere" unb ben 
! tleinen reifenben ©efellfd)aften bilben eine 

Y ftänbige Eubrit in ben Wihblättern, im befonberen 
I in ben alten familienmähig bebaglid)en, burd) 

Y bereit Spalten ber rauf)e Winb ber politifdjen unb 
I fogialett Satire nod) nicf)t hinbur<hgeftrid)en ift, 
v unb bie aud) bie gepfefferte 5toft ber erotifd)en 
I Enfpielungett oerfchmähen. 3m allgemeinen 

Y oariieren biefe Enetboten ben tomifd)en itontraft 
I gmifd)en bem I)eroifd)en Schein, ben bie Storno* 

Y bianten erroeden füllen, unb ber Ermfeligteit ber 
I oorhanbenen Wittel. Weiter aber als biefe Enet* 

Y boten, bie im beften $<41 eine Seite ber Sache 
I mit bem grellen fiid)t ber Satire beleuchten, 

Y reicht bie Kenntnis bes Vublitums im allgemeinen 
I nicht. Wie füllte es auch anbers fein! Die mirt* 

Y lid)en „Schmieren" leben gang unb gar imter* 
I ha© bes Eioeaus, bas aud) in ben befdjeibenften 

Y tleinen Vrooingneftern oorhanben ift, bie reifenben 
I ©efellfdjaften aber (bie oon ben roirtlidjen 
v „Schmieren" burd) eine gange Welt getrennt finb) 
I bilben in ben tleinen Stabten, in benen fie ihre 

Y Stunft geigen, eine Stafte außerhalb aller fogialen 
| Verljältniffe. llnfre 3eit, bie fonft fo grünblich 

Y mit ben mittelalterlichen Schranten aufgeräumt 
I hat» hat hier eine Stafte ber „fahrenben £eute" 
v beftehen laffen, benen ber frieblidje Vürger mit 
I einem ©emifd) oon heimlichem ©rauen, heimlicher 
: Neugier unb heimlichem Eeib gegenüberfteht. 

Y Euch toenn er fich „mobern" gu geben liebt unb 
! am Stammtifd) barauf hält, bah er als roelt= 



I getoanbter Wann teine übenounbenen Vorurteile 
! tennt, toirb feine ©efinnung fd)toerlich jemals eine 

Y roirtlid) ernfte V*obe oertragen. Wenn beifpiels* 
! roeife fein Sohn (um oon feiner Dod)ter gar nid)t 

Y erft gu reben!) ihm eines Dages mit ber ©röffnung 
! tommt, bah er fid) nunmehr einer roanbernben 

Y Druppe anfd)liehen toolle, ertoachen in feinem 
! Vlut fofort alle bürgerlichen Vorurteile, unb ber 

Y ^amilientrad) ift im fd)önften ©ang. ©s liegt 
! über ben tleinen reifenben ©efellfchaften immer 

Y nod) ein letzter Schimmer oom „fahrenben Volt“, 
! mit all ber Voefie, all bem ©Ienb unb all bem 

Y roirtlich 3roeifell)aften, bas in biefem gall gur 
! Sache gehört; ein letzter oerblahter Schimmer aus 

Y jenen oergangenen Dagen, in benen ben Sdjau* 
! fpielern tein ehrliches Vegräbnis guteil rourbe. 

Y Wenn am Ebenb bie Vorftellung gu ©nbe ift, unb 
! bie Schaufpieler im oorberen ©aftgimmer fich 

Y bei einem Schoppen nieberlaffen, fetjen fid) im 
! allgemeinen nur oerroegene 3>unggefellen ober 

Y fd)toännerifd)e 3ünglinge ober ©liftengen an 
! ihren Difd), benen man in ber tleinen Stabt fd)on 

Y immer einen geroiffen reoolutionären ©eift nad)= 
I fagte. ©s fei benn, bah fid) ein bered)nenber 
v gpnifdjer £ebemann aus Strähmintel einfinbet, 
I ber getoiffe Vegiehungen mit ben toeiblichen SDlit^ 
j gliebern angutnüpfen gebentt. ©r ift im all* 
I gemeinen in ben melttlugen Eugen ber Sd)au* 
j fpieler unb Sdjaufpielerinnen oiel mehr eine 
I tomifche f$figur, als er fidj's träumen läfjt. 3*t 

Y ben Eugen bes roiffenbett Steptiters (unb bas 
I finb bie Sd)aufpieler in biefem 3all) gibt es nid)t 
i leicht etroas Emüfanteres als bie heimlichen §off= 
I nungen fo eines Wannes, ber fid) mit aller ©e= 
v malt harmlos geben toill, unb bei bem man troh= 
I bem bie rote ©lut burd) bie Wefte hmburd)= 

Y brennen fieht. ©s hat auf biefe Weife fchon mancher 
I bem tleinen ©nfemble auf Wochen hinaus Stoff 

J gur Weiterleit gegeben, ber im ©runbe feine eigne 
©Weiterung fud)te unb fid)'s bafür aud) etmas 

f Eed)tes toften lieh- Was man fo bie „Woral" 
gu nennen beliebt, ift in ben „tleinen Verhält* 

I niffen“, mie ber Sd)au[pieler fid) ausbrüdt, im 
allgemeinen beffer entmidelt als an ben Vühnen 
Y ber ©rohftabt, fd)on aus bem nicht übermähig 
I astetifdjen, aber burd)fd)Iagenben ©runb, bah fid) 
Y bie gufammengehörigen ©lemente innerhalb bes 
I ©nfembles bereits gefunben haben. En ben 
Y Vühnen ber ©rohftäbte tommt ein Sd)marm oon 
I ©horiftinnen gufammen, unter benen mand)e 
Y tünftlerifd) mit allem abgefdjloffen, oie!Ieid)t aud) 

I niemals mit irgenb etmas tünftlerifd)em an* 
i gefangen haben unb bie barum ihre Hoffnungen 
I auf gang anbre harten fehen. Selbftoerftänblid) 
Y oerläuft aud) in ben „tleinen Verhältniffen" bie 
I Sache nicht immer, mie fie hie* gefdjilbert ift; 
j aud) hier gibt es, mie 3atob Schaffner es aus* 


brüdt, junge 9Beibd)en, bie fd)lanfe 3'inger haben 
unb fo lei^t leinen ungerupft baoon laffen. 

©ine etmas anbre Stellung nimmt im bürger* 
liehen £eben ber tleinen Stabt ber Direttor ein, 
ber „Häuptling ber Vanbe“, mie ihn bie Sd)au* 
fpieler mehr braftifd) als höflich nennen, menn 
fie feinem 3^pter entronnen finb. Eet)men mir 
an, bah eine Heine refpettable reifenbe ©efellfd)aft 
aus fünf Herren unb fünf Damen beftel)t, unb 
nehmen mir meiter für jebes Utitglieb eine Durch* 
fdmittsgage oon monatli^ 75 SOtart an, fo hat ber 
Direttor, oon Eetlametoften, £ofalmiete, Eeife* 
fpefen, Eusftattungstoften gang abgefehen, immer* 
hin monatlich einen Verfonenetat oon 750 9J?art. 
2Ber aber monatlich 750 9Jtart an ^erfonaltoften 
ausgibt, gehört in bem alten, lieben, bummen 
Stabtbilb oon fträhmintel bereits gu ben mefent* 
liehen ©rfcheinungen, unb biefem mirtfd)aftlid)en 
Eäfonnement bringen bie Vürger bes tleinen 
Stäbtchens ein oolles Verftänbnis entgegen; mas 
man fo bas „Vürgerlid)e" nennt, ift ja im lebten 
©runbe nid)ts anbres als eine abfolute Ve= 
fdjräntung auf unb eine abfolute Ebt)ängigteit 
oon ben ötonomifchen S^ißreffen. Der Direttor 
tommt in bas Stäbtdjen nicht nur als Darfteller, 
fonbern aud) als ein ©efd)äftsmann, bem ©elb 
burd) bie Ringer geht, unb ber ©elb gu ©ergeben 
hat. ©r läht 3ettel bruden unb gibt 3«ferate auf; 
bas aber freut ben Druder bes Eeftes, unb fo gibt 
ber ÜRann auch, mie fich's gebührt, eine honorige 
Eotig in ben totalen Deil, bie bürgerliche VSürben 
auf ben Scheitel bes Direttors häuft. Um fptelert 
gu tönnen, braucht man ein £otal; bie Vorftel* 
lungen giehen £eute ins Haus unb mirten überaus 
förbernb auf ben Viergenujg- Sollte bas etma 
bie 2Birte am Ort nicht intereffieren? SBenn ber 
Direttor aber bie 907ad)t hat, bie Vorftellung aud) 
einem anbern gu geben, ift er bann nicht ein 
Wann, bem man mit allen bürgerlichen ©hren 
entgegentommen muh? 23d bem Direttor melben 
fid) bie fieute, bie an bie Schaufpieler 3ünmer 
oermieten mollen; ber Ortspfarrer menbet fich 
mitunter an ihn, menn er ein unmoralifdjes Stüd 
ausgufd)Iiehen münfeht, Schulleiter intereffieren 
fid» für tlaffifche Schüleraufführungen ober eine 
Vallabenregitation in ber Eula, fogar ber fianbrat 
gieht ihn mitunter ins Vertrauen, menn er ein 
politifd) anrüchiges Stüd auf bistrete Ert befeitigen 
möchte. Em Direttor haftet allerhanb oom 
bürgerlid)en ©efd)äft, unb fo mirb ihm auch oer* 
giehen, menn er nebenher ein refpettabler Sdjau* 
fpieler fein füllte, mas in tleinen Verhältniffen 
burd)aus nicht fo feiten ift, mie es fich bie Dheater* 
fnobs ber groben Vühnen träumen laffen. freilich, 
freilich, freilich: Dem Wann etma feine Dodjter 
gur grau geben? ©s märe immer mie eine Eeife 
in einen fremben ©rbteil, es märe ein abenteuer* 


lid)es Schaufpiel, oon bem bie Stabt mit auf* I 
geriffenen Eugen oernehmen mürbe, ©ang oer* • 
mag aud) ber finangiell gut funbierte Direttor I 
niemals bie £uft ber „fahrenben £eute" aus • 
feinen Kleibern gu fdhütteln. 

* 

Was bem Vablitum bann meiter bas Urteil I 
erfd)mert unb fdjliehlid) faft unmöglid) macht, ift • 
bie grohe Verfdhiebenheit, bie unter ben reifenben I 
©efellfd)aften befiehl ©s tommt hier mie überall • 
an ber Vühne ein buntes Volt gufammen, Wänn* I 
lein unb Weiblein aus allen menfdjlidjen Äate* • 
gorien, unb es ift fehr oft Sache bes 3ufaIIs, mie I 
bie ©efellfd)aft in bem eingelnen 3all gufammen* • 
gemürfelt mirb. ©in Direttor, ber in beftimmten I 
Stäbten ein beftimmtes Vablitum hat, mirb • 
felbftoerftänblid) fuchen, aus ben manbernben I 
Schaufpielerti bie refpettabelften Witglieber her* • 
ausgufinben. Da aber gerabe bie refpettablen I 
schaufpieler ebenfo felbftoerftänbli^ nach oben • 
ftreben, ift bas Waterial einem emigen Wedjfel j 
untermorfen, unb felbft ber forgfältigfte Direttor 1 
im Vunbe mit bem folibeften Egenten bleibt in j 
gemiffen ©rengen auf ben 3ufall angemiefen. 1 
©s tann auf biefe Weife bem manbernben Sd)au= j 
fpieler begegnen, bah er ben einen Winter in einer 1 
©efeilfd)aft oerbringt, bie, menfd)lid) angefehen, j 
oortrefflid) ift, mährenb er im nädjften'Winter 1 
unter genau benfelben äuheren Umftänben mit j 
£euten gufammenlebt, bie er geneigt ift, als 1 
£umpenbagage gu begeid)nen. 3^t ber tleinen j 
©efellfchaft, in ber id) bas erfte 3ahr meiner 1 
Dheaterpraris oerbradhte, batte fid) ein burd)aüs j 
anfehnliches Ouantum an menfdjlidher, morali* 1 
fd)er unb tünftlerifd)er Düd)tigteit gufammen* j 
gefunben. ©s mar ba ein alter, fehr refpettabler 1 
Schaufpieler, ber früher an guten Vühnen ein j 
ausgefprochenes fiiebhabertalent gemefen mar, 1 
unb bem barum mit ber 3ugenb ber tünftlerifche j 
Stern hatte erlöfchen müffen. Seine 3mu mar 1 
eine mittelmäbige tomifche Elte, bie um feinet* j 
millen mitengagiert mar. Die beiben lebten in A 
einer ©he, bie an philiftröfer Eegelmähigteit j 
überhaupt nicht übertroffen merben tonnte. 3h*£ 1 
Dod)tet mar eine routinierte Sd)aufpielerin, bie j 
fid) im 3ntereffe bes Direttors mit faft über* 1 
menfd)lid)en Kräften abraderte; fie mar ihm j 
früher in jüngeren 3af)*en mehr gemefen als ba* 1 
mals unb tämpfte nun burd) einen ruinöfen Sleifc j 
um feinen Vefitj. ©s gab teine Erbeit, bie fo fd)toer 1 
unb aufreibenb mar, bah fie ihr nid)t aufgetragen j 
merben tonnte. Sie tonnte bis in bie Vad)t hinein 1 
fpielen, in ber Eacht felber mit ber Eabel an ben j 
ftoftümen fitjen, am anbern Worgen früh auf ber 1 
■^robe fein, nach öer V*obe bie Eequifiten be= j 
forgen unb in ber Stabt mit allerlei Veforgungen 1 
herumlaufen, abenbs mieber fpielen, in ben j 











1911. 9tr. 40 


Über £anb unb SJleer 


1053 



! 3oüfhenpau[en bes Spiels fouff= 
f Iteren unb infameren, nad) bem 
! Spiel bie ©arberobetörbe paden, 

Y unb fie tonnte baneben nodj Sollen 
! lernen unb allerßanb häusliche ©e= 
j fd)äfte beforgen. PSir hatten bann 
! weiter eine junge Aoüi3e, bie in 
f Hamburg bie Schülerin eines feßr 
■ bekannten Sd)aujpielers gewefen 
roar unb für ihren Seruf oiel Talent, 

3ntelligen3 unb ©mft mitbrad)te. 

3ßr innerer Status erhellt am beften 
aus bem Umftanb, baß ber feine, 
geniale Däne 3- P- 3atobfen ißr 
£ieblingsbid)ter roar. Außerbem 
waren 3wei männliche Anfänger ba, 
oon benen ber eine oom ©hriftianeum 
in Altona bas Abiturium batte, unb 
oon benen ber anbre foeben biefe 
3cilen fdjreibt. Der Direttor felber 
roar ein etroastulturlofer, aberinftint* 
tio träftig begabter ftomiter, unb 
unfer Sonoioant enblid) hätte fd)lant* 
toeg oon uns roeg an eine erfte Ser* 
liner Sühne gehen tonnen, toenn er 
fich nid)t all3ufet)r auf bie 3Iafd)e 
gejcßlagen hätte, ©r gehörte 3U benen, bie nidjt 
mehr heraus tonnen, roeil bie 3igeunerfreil)eit 
ber tleinen Serßältniffe ihnen ein notroenbiges 
Sebürfnis geroorben ift, unb in feiner ©efellfchaft 
befanb fid) benn aud) bie einige toeibliche 3igeuner= 
eriften3, bie unter uns roar. Sie roar im ©runbe 
ein [ehr begabtes warmblütiges ©efdjöpf oon 
nid)t gewöhnlicher Silbung, bie aber burd) uw 
gesügelte Seibenfdjaft abwärts geführt worben 
war. Aus einer im bürgerlichen Sinne [ehr 
refpettablen ©he mar fie weggelaufen, um be* 
fagtem Sonoioant an3uhängen, unb obwohl fie 
längft teinen heilen $eßen mehr am £eibe hatte, 
bad)te fie nidd baran, ben Aüdweg in bie oer* 
laffenen bürgerlichen Serhältniffe an3utreten, ber 
ihr mehr als einmal möglich gemad)t würbe. 
Schließlich feien nod) 3wei blutjunge Anfängerinnen 
erwähnt, bie bei uns mit 3 u f a m m e n 60 Plart 


Theater auf offenem 9Jtartte 

Aach einem Ölgemälbe non gran 3 »an ber SOteuIen (£ted)tenftetn=©aletie, AHen) 


monatlid) engagiert waren unb fich bamit auch 
burdhf^hlugen, unb 3war anftänbig; bie eine 
oon ihnen fpielt augenblidlid) an einer erften 
Serliner Sühne erftes $ad); bie anbre habe ich 
aus ben Augen oerloren, meine aber, baß fie an 
tleinen reifenben Dingeltangelgefellfhaften wirtt. 
©s geht auf unb ab im ftomöbiantenleben, unb 
niemanb, ber eine retfenbe ©efellfchaft oor fich 
hat, oermag aud) nur mit annähember Sicherheit 
3U fagen, was in ben nächften 3ehn fahren aus 
ben babei gewefenen <oerrjehaften geworben — 
ober n i ch t geworben ift. 

* 

Son ber reifenben ©efellfchaft führt bann 
über einige wenige 3mifd)enftufen ber Pfab in bas 
eigentliche Aeid) ber „Schmiere“ hinab. 3h habe 
bie wirtlid)e $elb=, PSalb* unb PSiefenfhmiere 
nur einmal in einem baprifeßen Dorf tennen ge* 


lernt, in beffen Aäße id) mich als 
Sommergaft aufhielt. PSer fie ge* 
nauer tennen lernen möchte, tann 
auf ein Such bes oerftorbenen Sd)au* 
fpielers Soree oerwiefen werben, 
©s führt ben Düel „2Beil nod) bas 
£ämpd)en glüht“ unb ift bei Som* 
gröber in Serlin W im Auftrag 
ber Deutfcßen Scßaufpielergenoffen* 
fchaft herausgegeben worben. Piit 
Aed)t: es enthält in feinem erften 
Seil eine fo echte, fo farbige Scßilbe* 
rung bes fcßredlicßen Schmieren* 
elenbs, baß es in feiner bejonberen 
Art tulturhiftorijcßen PSert befißt. 
3h perfönlicß tann mir nicht helfen, 
ich habe fonft oom Fimmel fo oiel 
<rjumor mitbetommen, als 3um £eben 
unerläßlich notwenbig ift, aber ich 
oermag in b i e f e m Schmieren* 
elenb nur eben ©lenb unb rnenfd)* 
lidje unb tünftlertfcße ©ntwürbigung 
3U fehen, nur eine tiefe, graue Ser* 
3weiflung, bie auch oon ben wenigen 
grotesten Sichtern nicht erhellt 3U 
werben oermag. 

3h bewunbere Soree, baß er mit bem 
gan3en Piut bes jungen Scßaufpielers biefes 
©lenb bureßmaeßen tonnte, ohne bie Weiterleit 
ber Seele 3U oerlieren. Als id) es in jenem bapri* 
fehen Dorf mit eignen Augen [aß, ift mir ein 
Scßauber über bie Want gelaufen, unb ein Stäuber 
läuft mir heute noch über bie Waut, wenn ich 
baran bente, baß ich als junger, fröhlicher, 3 U* 
tunftsgläubiger Plenfd) mit biefen längft 
oer3weifelten ©rt[ten3en aus bem unterften 
menfchlid)en Proletariat oielleicßt hätte 3ufammen= 
leben follen. 

3n Deutfcßlanb trifft man biefe $orm ber 
Schmiere wohl noch am eheften in Oft* unb SOSeft* 
preußen; ihre eigentlihe Heimat ift bas 5to* 
möbiantenlanb Öfterreich. Unb aud) hier ftirbt 
fie mit jebem Sag mehr aus. Dem Fimmel fei 
£ob unb Dant! 



VI. Silla Aapeougelstäfig**) 

Qirüher lebte ih tu ber primitioen Auffaffung, 
O baß, wenn man beifpielsweife einen Stuhl 
nötig hätte, man in einen Ptöbellaben ginge 
unb fich einen taufte, ober baß man fich Sabat 
unb Papier beforgte, weil man fi<h 3tgaretten 
3U brehen beabfidjtigte, tur3, baß ber Sebarf 
ber Sater bes ©rwerbs unb bie 3bee bie 
Plutter ber Ausführung wäre. — Seit ih in* 
beffen bie nähere Setanntfhaft bes Öhm Schmiß 
gemäht habe (bes Scßmiegerentels eben jenes 
guten alten Piannes unb £abenbefißers oom 
©deld)e an ber Sehergaff' 3U ©ölten, ben meine 
Sante 5tommer3ienrat fih fo ungern als ihren 
©roßoater oorftellt), feit ber 3eit weiß ih, baß 
bie oorerwähnte Auffaffung befhräntt unb platt 
unb eines Pienfhen oon Phantafie, ©emüt 
unb ©ipanfionstraft unwürbig ift. 

Äönnen Sie fih beifpielsweife auf ber 
Safis befagter Anfhauung — bie ihre Dafeins* 
berehttguhg übrigens lebiglih einer ftumpf* 
finnigen Überlieferung oerbanten tann — tönnen 
Sie fih auf biefer Safis ben ibealen 3ufammen= 
hang 3wifhen einem 3uderhut, einer befetten 
gafanenooliere, einer alten ©asleitung unb 
bem fiebensinßaft eines tinberlofen PSitwers 
oor [teilen? 

Scßm erließ- — 

PSohingegen fih bie Sad)e fofort ungeheuer 
oereinfaht, wenn man oon ber Safis ausgeht, 
auf ber bie ©intäufe bes Öhm Schmiß 3U be* 
rußen pflegen. 

Der Öhm Schmiß tauft nämlich bei ©e= 
legenheit irgenbwann irgenbwo irgenbwelhen 
©egenftanb, oon bem auch ber fpetulatiofte ftopf 
in teiner PSeife abfehen tann, was im Saufe 
ber 3eit bei geeigneten Pletamorpßofen nod) 
baraus werben tann, unb er hat fih in biefer 


*) Sieße „Über £artb unb Pteer“ Ar. 20, 22, 
26, 31 unb 36. 

**) Affenoogelläfig: etwas Aärrifcßes alfo. 




rr 

m 

if. 





ISj 



§artblungsweife immer bie Hoffnung auf bas 
berühmte „Pßunberbare“ oorgehalten, auf bas 
fo oiele bebeutenb tlügere Pienfhen ihr Seben* 
lang oergeblih lauern. Pßas [ehr gut ift, ba ber 
Öhm Schmiß fein liebes Pettdjen all3U früh 
oerloren hat unb feit ber 3eit immer ein biß* 
hen 3wed* unb birettionslos burh bie PSelt ge* 
laufen ift. 

Der Öhm Schmiß ift außerbem ein Saftler, 
bas heißt ein Plenfd), ber — in all3U jungen 
fahren 3um Aentner beförbert — feinen nod) 
unoerbrauhten Datenbrang an allen möglihen 
©egenftänben auslaffen muß. Daraus ergibt 
fih eine lebhafte Aeigung 3U folhen Dingen, 
oon benen phantafielofere Pienfhen behaupten, 
man tönnte fie niht mehr gebrauhen. — Unb 
hier tomme ih auf ben 3nfammenhang mit 
ben 3nderhüten. 

Sie nehmen ja felber niht an, baß fämt* 
liehe 3nderhüte ber PSelt ein3eln mit ber §anb 
mobelliert werben? Plan hat formen bafür, 
Pietallformen, bie, wenn fie befett ober oiel* 
leiht aud) unmobern geworben finb, aus* 
rangiert werben. PSann nun ber Öl)m Schmiß 
3uerft bie Setanntfhaft folher ausrangierter 
3uderl)üte mähte, ift niht gan3 genau feft3U* 
[teilen, ba fih feit bem Dobe feines feligen 
Aettcßens fein Sebenswanbel niht fo präzis 
nahprüfen läßt, geft fteßt jebod), baß er fid) 
in etwa fieb3ig bis aht3ig Stüd baoon heftig 
oerliebte, fie um ein Silliges erftanb unb im 
fteller feines Kaufes mit feinen alten ©as* 
Ieitungen oereinigte, (©asleitungen hat er 
immer; es gibt taum wanblungsfäßigere Ob* 
jette als alte ©asrößren.) 

Da er aber nun aud) natürlich oon biefer 
Serbinbung oon alten 3uderhutformen unb 
©asrößren ein Aefultat erhoffte, faß er in ber 
$o!ge oiele Dage in feinem Heller unb finnierte, 
fpetulierte, taltulierte. Sis ißm auf einmal 
eine großartige 3öee tarn. 

Aämlid): wenn man auf jeben 3uderßut ein 
©asroßr ftedte unb bas bide ©nbe ber 3ucterßut* 


^anS Leiters fec. 















1054 


Über £ctnb unb SOleer 


1911. mx. 40 


form mit 3 emeut ausgoß — nebenbei eine ent* 
3Üdenb unappetitliche Refd)äftigmtg! — fo gab 
bas fiebgig bis aditgig eiferne 3 aunpfäl)le, 3 aun* 
pfähle, bie überall allein ftanben, bie man gar 
nid)t erft ein^ugraben brauchte, 3 aunpfäf)Ie, bie 
man fid) gerabepi patentieren Iaffen tonnte! 

Dagu tarn bann bie gafanertooliere. Die blieb 
nun rein gufällig an hm hängen, als er einen 
gremtb befugte, bem feine gafanen leib mären. 
Ober oielleiht and) bie eroigen Reparaturen an 
ber Roliere. ©s mar eine Riaffe munberoollen 
9 Jiajd)enbrai)tes bagu oermenbet, unb es lag tlar 
auf ber §anb: menn man ben in geeignete Stüde 
gertnipfte unb bie Stüde gmifdjen ben Pfählen 
befeftigte, bann hatte man einen 3 aun, ber fid) 
gemäßen hatte.— 

üößas mürben Sie tun, menn Sie Refher 
eines fo patenten 3 <*unes eigner ©rftnbung mären? 
3f)n gmedlos im Letter oerroften Iafjen? 

3 d) mürbe bas nicht tun. Der Ohm Schoritz 
tat's aud) niht. ©r taufte fid) in gmeämäfgger 
Entfernung oon ber Stabt, in ber malerifdjen 
Rad)barfd)aft einer alten Kiesgrube, ein Stüd Laub 
unb fetjte feinen 3 aun ba runb herum. Da es 
nun aber eine tümmerlidje Lebensaufgabe für 
einen fo ibealen 3 aun ift, ein leeres Stüd Laub 
gu befdjirmen, machte ber Ohm biefes Stüd Laub 
im Schmeiße feines Rngefichtes urbar unb pflangte 
©emüfe barauf. £auptfählih Söhnen. Rid)t, 
meil er etma fo gerne Söhnen gegeffen hätte, 
aber meil bas eiferne ©erüft oon ber gafanen* 
ooliere no(h übrig mar — als famofe LIetter* 
gelegenheit für befagte Söhnen unb gleichgeitig 
als Sommerlaube für herße Dage. 

Run glaubt man aber nicht, mie oerrucht unb 
fd)Ied)t bie Rienfdjen finb. Obgmar ber Ohm fid) 
fo oorforgtid) oon ber Stabt entfernt hatte, maren 
fie and) hier braunen fo nieberträd)tig, bie patenten 
3 aunpfäf)Ie einfach hod)3rheben, brunter her 3 U 
fchlüpfen unb bem Ohm fämtliche Söhnen gu 
[fehlen. Unb es maren an bie gmei 3 entner! 
Damit nicht genug, fügten fie gum Schaben gleich 
ben Spott unb bängten oor bas beraubte grüne 
©ehäufe einen 3 ettel, auf bem gefchrieben ftanb: 
„Rapeougelstäfig gu oermieten!" 2 Bas ben Ohm, 
gufammengenommen, t)eftig träntte. 9 JiögIid)er= 
meife hätte er baraufhin bie Luft an ber gangen 
Unternehmung rerloren, menn er nicht gerabe in 
biefen Dagen gufällig ©elegenheit gefunben hätte, 
einen alten ©ifenbahnmagen gu übernehmen. 

Rönnen Sie fid) bie Romantit eines alten 
©ifenbahruoagens oorftellen? Rßohloerftanben, 
eines Rßagens, ber, räberberaubt, als 2 Bol)n= 
gelegenheit bient? Pegottps Soot im „Eopperfieib" 
mar ein befd)eibener Sorläufer baoon, aber Pe* 
gottps Soot hatte nicht halb fooiel erlebt unb mar 
nicht halb fo oerlodenb beengt. — RIs ber Ohm 
ben SBagen nur fah, erftanb in feiner Phantafie 
fogleih bas Silb einer munberoollen Sommer* 
frifche, oon ber aus man bie nächfte Sohnenernte 
mürbe übermachen tonnen, ©r jagte triumphierenb 
gu fid) felbft: „Ru mäht! Ru jitt et ene Rape* 
ougelstäfig!" unb teilte in ©ebanten fofort färnt* 
liehe Rbteile in bie gu einer Sommermohnung 
erforb erlichen Lotalitäten ein: Schlafgimmer, 
2 ßoI)ngimmer, Rüche, ©erätetammer unb Ijütmer* 
ftall. Der 3 >üt)nerftaII oerftanb fid) am Ranbe. 
Rönnen Sie fid) eine richtig gehenbe Sommer* 
frifche ohne kühner oorftellen? 

Der äBagen mürbe meiß angeftrid)en, triegte 
ein rotes Dach unb hödjft tunftoolle genfterläben, 
burd) bie man mittels eines tompligierten Riech a* 
nismus mol)I oon innen heraus, nicht aber oon 
außen hroeirt guden tonnte, fo baß für etmaige 
©artenfreoler auch in Rbmefenheit bes Refißers 
biefer Silla beftänbig bie brohenbe Riöglidjteit 
beftehen blieb, er mürbe plötjlid) als ©ott ber 
Rache tüuter ben grünen genfterläben heroor* 
brechen. RIs bie ©ef<hi<h±e fertig mar, mar ber 
Ohm nicht nur [ehr gufrieben, fonbern aud) 
ungemein befdjäftigt: allein bie kühner baoon 
abguhatten, beftänbig Unheil im ©emüfe angu* 
richten, mar eine Rufgabe, ber er fid) allein taum 
gemachfen fühlte. Unb ba er gu eben ber 3 eit 
mit Leichtigkeit an einen Poften gut erhaltener 
Petröleumfäffer tommen tonnte, tarn ihm ber 
naheliegenbe ©ebante an einen £>unb; ich nehute 
an, Sie finb barüber unterrichtet, bah es teine 
befferen^unbehütten gibt als alte Petröleumfäffer? 

3 <h muh io uun gefteheit, ich toürbe einen groben 
$unb gmedmähig gefunben hoben, unb gmar einen 
ausgemadjfenen groben $unb. Rber es gab ba 
in bes Ohms Retanntfhaft eine Derrierl)ünbtn, 
bie [ich mit einem Lönigspubel eiiigelaffen hatte. 
Die Probutte biefer Liaifon fahen fo mertmürbig 
aus, bah fie erfäuft merben follten, mäs bem 
Ohm fchredlid) leib tat. Ruberbem, jagte er [ich, 


ein Derrier ift machfam, ein Pubei tlug, folglich 
ift bie Rreugung machfam unb tlug! Soll man 
fid) ein fo tluges, machfdmes Dier entgehen Iafjen? 
gnfolgebeffen lieh er fid) eins biefer Sabps per* 
ehreü. gür bas Petroleumfaß mar es ja freilich 
noch etmas [ehr fugenblich: es mar erft acht Dage 
alt unb nahut fid) in ber ihm gugebachten Sehau* 
jung aus mie ein RSatteflod im Lohlenteller. 
Uberbies [teilte [ich heraus, bah es gunähft 
beabfichtigte, nichts gu tun als gu fpielen unb 
9 Rild) gu fi<h gu nehmen. 2 BeId) leßteres ben Ohm 
auf bie nad)bentlid)e ßbee braute, bah eine Ruh 
bod) eigentlich auch ein [ehr nützliches unb lutra* 
tioes Dier märe. 

Der ©ebante hotte etmas 23 efte<henbes. So 
eine Ruh — bas ift eigentlich bod) erft bie Seele 
ber Lanbmirtfdjaft — fd)on megen ihrer Reben* 
probutte. Rber fo eine Ruh ift leiber auch ein 
[ehr geräumiges Dier, unb ihre Unterbringung 
in einem Eifenbahnabteil bietet ftgrte örtliche 
Sdjmierigteiten. Ruch tarnt man fie im $erbft 
nicht ftüdmeis fd)Iad)ten mie bie kühner, ober 
auf ber ©tage überrointern mie einen $unb — 
ba aber leiber bas ©tabliffement oorläuftg Iebiglich 
auf ben Sommerbetrieb eingerichtet mar, muhte 
ber Ohm einftmeilen auf bie Ruh oergichten. 
Sd)meren ^ergens: er hotte fid) in ©ebanten fchon 
gang an bie tuhmarme Rtildj gemöhnt. Unb nur 
bie intenfioe 23 efd)äftigung mit ber oermuteten 
^unbeintelligeng brachte ihn etmas über bie Ruf* 
gäbe biefer 3 bee htumeg:-bas liebe Dier hotte 
nämlich oon feiner Riutter nur bie Reigung 
geerbt, alles unb jebes, oon ben ©arbinen bis gum 
Stiefeltned)t, gu gernagen, oon feinem Rater 
bagegen ben Sdjnürpelg mit feiner erhöhten Rn* 
giehungstraft an jene parafitären Lebemefen, bie 
in guter ©efellfchaft gumeilen mit Riüden oer* 
mehfelt merben. 

Rber als ber Ohm eben bamit befdjäftigt mar, 
ben Pubeiterrier Ieinenführig gu machen —mas 
hauptfächli<h barin beftanb, bah ber Jowtb bie 
Leine mit grobem ©efd)id fremben Leuten um 
bie Reine midelte, morauf fie hinftürgten, fhimpften 
ober beibes taten — tarnen fie eines Dages an 
einen piah, mo man eben ein breiftödiges ©e* 
fdiäftshaus abbrad). Der Ohm mitfamt bem 
§unb gudten anbädjtig gu — mobei ber Ohm 
bie ^Beobachtung machte, bah bas ^olgmert biefes 
^aufes, oor allem bie Düren unb genfter, eigent* 
lieh noch munberooll erhalten mären! RSahr* 
haftig — fie maren noch fo gut mie neu! Reffer 
mie neu, neue Düren oergiehen fid) fo leicht! 

Der Ohm bähte an bie hm entgangene Ruh, 
an feine hhgemorbeten kühner. Unb bann fah 
er ben Derrierpubel an, ber gemih auh lieber 
ohne bas Leinhen übers gelb faufte. Unb bann 
fah er noh einmal bas mohlerhaltene ^olgmert 
an mit ber tief finnigen ©rmägung: marum mohne 
id) nun eigentlih im RSinter in ber Stabt? RÜt 
ben nötigen 3 utaten gäbe bas boh gemih ein 
prahtüolles $aus! 

Rm Rbenb biefes Dages hatte ber Ohm bas 
fo mohlerhaltene Dür* unb genftermert täuflid) 
an fih gebraht. Unb tm grühiahr erftanb im 
rechten Rßintel gu ber fommerlihen RSagenoilla 
ein minterfeftes Palais, ©s hatte eine Haustür, 
eine Hoftür, eine Reranbatür, eine Hintertür 
unb eine Dür fo allgemein ins greie, unb ein 
Doppelfenfter auf [eben Ouabratmeter feiner oier 
gtonten. (©r hätte es gern reht hetH fagte ber 
Ohm.) Die Sommeroilla betam anftatt ber R 3 oI)n* 
gemäher fo oiele Ställe, als fie Rbteile hotte, 
unb bamit bie Rnlage nicht ber Symmetrie ent* 
behrte, erftanb ihr gegenüber ein maffioer Stall 
für geräumigere Diere. ©r hotte brei Düren, ber 
Stall, au her ber für bie Diere, unb ein Dürmchen 
aus oier genftern mit einem Dad) aus oier rot* 
geftrid)enen DürfüIIungen, mas fih höhft elegant 
ausnahm. Unb als aud) bas Dürmhen fertig mar, 
fah fih ber Ohm als beglüdter Refiner bes begau* 
bernbften Rnmeferis, bas je aus einem alten 
3 uderhut heroorgegangen ift. ©r nannte es pietät* 
ooll „Retthensruhe" (oielleiht, meil bas felige 
Retthen Ruhe baoor hatte, benn fie hotte geit* 
lebens einen heftigen 2 BibermiIIen gegen febe Rrt 
oon Lanbmirtfhaft unb Dierholtung gehabt), unb 
er ftanb baoor mie ber £err an jenem Sd)öpfungs= 
tage, als er bie Releuhtung unb bas 3 ooerttar 
fertig hotte unb fih bie Lebemefen überlegte. 

Denn nun tarn bas R 3 id)tigfte: bie Reoölferuug 
ber Retthensruhe. 

©s ift burhaus niht abgufehen, nah o^elher 
Rihtung hw fidE) biefe Sähe entmidelt hoben 
mürbe, menn ber Ohm in feinem Radjbenten 
über biefen Punft nicht oon einem armen Reifenben 
unterbtohen morben märe, ber ihn um ein Paar 
alte Sd)nbe anging. 


Diefer Riann (Ruguftin Rümphen hieh er) 
fah fo oerhungert aus, bah er bem Ohm intenfio 
leib tat. Unb ba fid) im Laufe eines näheren 
©efprähs ergab, bah er gmeimal Rushilfstellner 
gemefen unb in feiner Rinbheit einmal meihe Riäufe 
befefjen hotte, befhloh ber Ohm unoergüglih^ 
ihn in Rnbetradjt fo oorgügliher Rorfenntniffe 
für feine gulünftige Lanbmirtfhaft gu engagieren. 
Unb mit biefem Rianne tarn bas nah Retthensruhe, 
mas bei alltäglicheren Unternehmungen, mie an* 
fangs bemertt, guerft bagufein pflegt: bas ©runb* 
pringip, bie leitenbe gbee. 

Ruguftin Rümphen mar ein furchtbar armer 
Deufel. ©leih als ergumerftenRiale auf Retthens* 
ruhe fpeifte, fahen ber Ohm unb fein Pubeiterrier 
fhmeigenb babeiunb freuten fih barüber, mas biefer 
Riann in fih hiueinfhlagen tonnte. Unb Ruguftin 
Rümphen mar — abgefehen oon einigen ihm nun 
mal eigentümlichen irrigen Ruffaffungen auf bem 
©ebiete bes ©üterred)ts — oon fo feuriger 
Dantbarteit über feine Rnftellung, bah es ben 
Ohm fhier gu Dränen rührte. Ruguftin Rümphen 
brachte ihm erft gu Remuhtfein, ein mie guter 
Rtenfh er eigentlih märe, unb er ging tagelang, 
in jener gehobemfeierlihen Stimmung einher, 
bie beim Homo sapiens bie Regleiterfheinung 
guter, oerftänbiger ober Iiebensmürbiger $anb* 
lungen gu fein pflegt. 

Das Refultat biefer Stimmung äuj)erte fih 
gum erften Riale hanbgreiflid), als ber Ohm aus* 
ging, eine Rlild)tuh gu taufen unb ftatt beffen gu 
feinem Derrierpubel noh einen — unb gmar einen 
herrenlofen, tränten irjunb mitbrahte. ©r hotte 
ihn gefunben, mar unmiberftehlih on Ruguftin 
Rümphen erinnert morben — unb ber tränte 
$unb begog ein -Quartier in bem meifjen RSaggon, 
mo er oon Ruguftin Rümphen mit oollem Rer* 
ftänbnis für feine Lage oerpflegt mürbe. 

Das nähfie ©efhöpf, bas ber Ohm als Re* 
fultat eines ebenfalls im Leim ftedengebliebenen 
Luhhonbels mitbrahte, mar ein ungeheuer magerem 
Pferb, bas oor einer Sanbfuhre bis gum Umfallen 
mihhonbelt morben mar. Diefes Pferb mar faft 
nod) bantbarer als Ruguftin Rümphen, benn nah 5 
bem es fih erft ein bihhett betrabbelt hotte, ergab 
fih’s, bah es fih auf ben blohen Llang einer 
beftimmten Rielobie auf bie ^interfühe [teilte 
unb fih um fih felber brefjte. RSas nicht nur feine 
ülufire Rergangenheit als 3 bduspferb 3ur ©enüge 
bartat, fonbern mas oom Ohm gerabegu als Qoa* 
tion aufgefaht mürbe. 

Ron nun an mürben auf ber Retthensruhe 
irgenbmelhe Lebemefen unter grunbfählihem 
Rusfhluh aller unb jeber Rühlihteits* ober Shön* 
heitspringipien lebiglih oom humanen ©efid)ts= 
mintel aus angefhafft. Retthensruhe mürbe gum 
Dierparabies — gum Sanatorium für alles traute 
ober mihhonbette Riehgeug auf oier Rieden in 
ber Runbe — turg: Retthensruhe hotte feine 
Reftimmung entbedt! ©s hotte feine Reftimmu.ng, 
entbedt unb hotte allen ©runb, fih nunmehr 
für ein lang entbehrtes gnftitut gu holten! Unb 
als alle Ställe befept maren, ftanb ber Ohm 
erhobenen unb gerührten Dergens baoor unb tarn 
fih nunmehr oor mie ber liebe ©ott am fehften 
Sd)öpfungstage — als er nämlich fanb, baj$ 
alles gut märe. Der Pubelterrier fah ungeheuer 
überlegen brein, als mollte er fagen: 3 o, menn 
ich niht Ieinenführig gemäht morben märe! 
Ruguftin Rümphen aber faltete bie §änbe über 
einem angehenben Räud)Iein unb plante über* 
mältigt heraus: „Der reinfte Rapeougelstäfig!" 

©leih barauf hätte er fih am liebften bie 
3 unge abgebiffen. Der Ohm fah ilm oon ber 
Seite furchtbar fhorf an, unb mit einer Erinnerung 
an feine feligen Rohnen ftieg ein finfterer Rer= 
bäht in ihm hoch- Dann aber erfaßte ihn eine 
großartige unb heroifhe Regung. 

„Ruguftin!" fagte er. „Ruguftin! Du hä& 
red)!“ — ging hin, holte fid) einen Pinfel unb 
fhrieb eigenhänbig über feine Haustür: Rillet 
Rapeougelstäfig. 

„Dä!" fagte er, als er fertig mar. 

llnb bamit hatte bas ©tabliffement mit feiner 
mähren Reftimmung auh feinen mähren Rauten 
— Ruguftin Rümphen bemüht fih feit ber 3 eit, 
fih feine grrtümer begügüd) bes ©üterred)ts= 
abgugemöhnen, unb ber Ohm hot eine Lebens* 
auf gäbe unb ift ungeheuer ftölg unb glüdlid)- 

llnb menn Sie irgenbeinen unbefhäftigten 
Rermanbten haben, fo tann id) 3 h nen nur emp* 
fehlen, ihn mit ber Rtethobe bes Ohm Schmiß, 
betannt gu mähen. Denn es hot noh lange niht 
jeber oon irjaufe aus bas Dalent, fih ben ihm not* 
menbigen Rapeougelstäfig aus einem alten 3 oder* 
hut herausgutonftruieren. 



1911. 9lr. 40 


Über £artb unb Stfteer 


1055 



pas pipertXcmö 


BfrtRar» 


bas Lanb felbft. Uber ©alla, Somali, ©uragi, 
Sdhantala, bie untereinanber burd) nichts, 
nicht einmal bie garbe, oerroanbt finb, 
herrfchen bie 2lbeffinier, beren Stämme 
toieberum getoaltige Unterf «hiebe in 21usfehen, 
©haratter unb Sprache aufroeifen. gür uns 
beanfprud)t ber Aönigsftamm, bie Sdjoaner, 
bas größte gntereffe, roeilbie Leute oon Sdhoa 
als bie eigentlichen Herren, über bas gan^e 
Lanb als Solbaten unb 23 e amte oerteilt, 
bas 21 beffiniertum mafzgebenb repräfentieren. 

Der Europäer ift 3 unäd)ft oon bem höf= 
Iid)en, jtets oerbinbltd)en unb toürbeoollen 
SBefen bes 2lbeffhtiers ent^üdt. Die roeniger 
fpmpatbifdjen ©tgenf «haften, gaull)eit unb 
Umoahrhaftigteit, entbedt er fpäter, bafür 
aber um fo grünblich er. ©s ginge ja aud) 
gegen alle Regeln, toenn ber 2 lbeffinier anbers 
feintoollte, benn er ift Orientale, rechter Oriem 
tale. Der Orientale aber ift nie ein gbeaüft, 
fonbern ein äufzerft profaner ©goift, beffen 
9Jloralbegriffe PUttel geftatten, bie für uns 
oertoerflid) finb. gaulheit ift feine Seligteit, 
2!Bal)rI)eit unb Lüge finb nicht Sache ber 
j äRoral, fonbern o^erben nach ihrer SRütjIidj 1 
feit beroertet unb angeroanbt. Som Stanb= 
punft bes Orientalen ift ber Sdhoaner 3 U 
preifen, benn er tut abfolut nichts, führt aber 
i als ©ebieter, ben frembe 2 Irbeit ernährt, ein 
gutes Leben. Durch bas Lieb: ,,Hb' immer 
Treu unb 9teblid)teit" fällt er nid)t auf bie 
—I Heroen. 

Die 5Ueibung bes 2lbeffiniers ift toeifc unb 
befteht aus §ofe, §emb unb einem roeiten Xtber= 
ojurf, ber Schama. Seim Solbaten oeroollftänbigen 
©entehr, Patronengurt unb ber frumme Säbel 
ben 21 n 3 ug. Der Säbel toirb rechts getragen 
unb fteht, roeil er am Leibriemen feftgenäht ift, 
toie ein ijunbefd)toan 3 nach hinten. 

Der oornehme 21beffinier trägt über ber Sd)ama 
einen fd)umr 3 feibenen, oft foftbar beftidten StRantel 
unb einen breitträmpigen, filbergrauen, unten 
grün gefütterten gil 3 hut. Den gleichen §ut tragen 
oornehme abeffinifdhe grauen über ihrer aus 
oielen fd)malen, toie feftgeflebten gleichen be= 
ftehenben grifur. gn ber 5Ueibung unterfd)eiben 
fie fid) faft gar nicht oon ben SOtännem. gaft 
alle Sölter 21beffiniens lieben es, fi<h Butter in 
bie irjaare 3 U [«hmieren, ftinfenbe, ranßige Sutter. 
©s ift oft ergötzlich, 3 U fehen, toie auf ben 901arft= 
Plätzen bie Putzfüd)tigen [ich fch einbar als Käufer 
ben Stänben ber Sutteroertäuferinnen nähern, 
bie ©üte ber 2 Bare prüfen, plötzlich mit rafchem 
©riff eine §anboo!l Putter an fidt) reifen, auf ben 
ftopf furnieren unb fortlaufen, ©erfolgt oon bem 
Schimpfen ber ^Betrogenen. 

Die 2Ibeffinier finb foptifche ©hriften. Das 
Oberhaupt ihrer 5ür<he ift ber 2lbuna ober ©r 3 = 
bifchof, ber nach altem ©efetj ein ägpptifcher ftopte 
unb oom Patriarchen in 21Ieranbrien beftätigt 
fein mufz. 9tach ber 3at)l ber Priefter unb Mönche, 
ber 5fird)en unb ftlöfter foroie ber Feiertage — 
es gibt ihrer etroa 3 toeihunbert — müffen bie 


beffinien ift ein an fd)roffften ©egenfätjen 
bah feine 


reiches Lanb. Pid)t nur, . ,. 

Söltertarte bie oerfchiebenften Waffen auf* 
toeift, bietet bas Laub tlimatifct) unb lanb* 
fdhaftlich gleichfam im 2 Ius 3 uge toie eine gute 
Parabigmenfammlung alles, toas ber gan 3 e 
grofze ©rbteil an ©igentümlid)teiten in fi<h 
birgt. 2Bir finben in 2Ibeffinien XBüften, fo 
öbe unb tot toie bie Sahara, in ben Stiebe* 
rungen 2BäIber unb Sumpfgebiete in ber 
taufenbfarbigenfchillernben Prad)t ber Tropen, 
fruchtbares 21 äerlanb, auf bem alle tropifdjen 
unb europäifdhen Kulturen gebeihen, üppige 
SBeibelänber mit reicher Sieh 3 U<ht, Steppen, 
in benen fidh alle 2 lrten afritanifchen 2 Bilbes 
tummeln, unb roüftes Serglanb bis herauf 
3 um Hochgebirge. gn ben Sftieberungen herrfdjt 
tropifdje Hitze, bis über oier 3 ig ©rab im 
Schatten, ohne merfliche nächtliche 21btül)* 
Iung, toährenb in ben I)öh ere rc Lagen bie 
Temperatur oft unter 9tull ©rab fällt. gm 
Hochlanb Spmien liegt oft toochenlang Sdhnee 
unb ©is. 

9Jlan nennt 2 Ibeffinien bie afrilanifd)e 
Schtoei 3 . Die Serfd)iebenheit ber §öl)en= 
lagen, ber Soben* unb 2Bafferoerl)äItniffe 
biefes nur toenige ^Breiten oom Äquator ent= 
fernten Serglanbes finb bie Urfad)en ber ab= 
normen ©egenfätje. 

Dem 21eifenben, ber 21beffinien oon Dji= 
buti am Sübenbe bes 91oten äReeres aus 
befud)t, 3 eigt fid) bas Laub 3 unächft oon einer “ 
fürchterlichen Seite, ©in ettoa breihunbert 
Kilometer breiter SBüftenftreifen ift bem frud)t^ 
baren Lanbe oorgelagert. SBüfter, toter Sanb= 
hoben toechfelt ab mit ©eröllhalben, bie bie Sonne 
fd)tüar 3 gebrannt h^X ba 3 toifd)en fpärlid) bürrer, 
oertrüppelter Dornbufd). gern ragen hohe, tahle, 
bi 3 arr geformte 23ergtetten, bie bas Tote, §off= 
nungslofe ber Lanbfchaft nod) oerfdjärfen. 21m 
ftahlblauen Fimmel brennt, glüht bie Sonne unb 
überflutet alles mit grellem, flimmernbem Lid)t. 
Der ©runbton bes 23ilbes ift ein fahles ©elb, ©elb 
unb ©rau in allen Schattierungen finb bie einigen 
garben. SRur in ber 9 ?egen 3 eit mifd)t fid) an 
ben toenigen Stellen, ojo fpärlicher Sufd) gebeizt, 
ettoas ©rün in biefes ©inerlei. 

Unb hoch roohnen in biefer 2!Büftenei SRenfchen, 
Somali, bie hier mit ihren gerben ein befdjroer- 
liches, aber freies ^Romabenleben führen. 2 Bo 
ein ärmlid)er grüner gled fidh 3 eigt, finb fie ficfjer 
mit ihren abgemagerten Ramelen, 3 ieQen unb 
Schafen, auch 9ünbern unb Pferben. 

hinter ben Sergen beginnt bas Lanb beffer 
3 U ojerben. Der tahle Sanb oerliert fi<h mehr 
unb mehr unb roeicht buntelm, frudjtbarem §umus= 
hoben, ber 23uf<h roirb bidhter, grüner, mannig= 
fad)er, es geigen fidh hi^r unb ba ©ingeborenem 
tulturen, bis enblidh reidjlicher quellenbes 2Baffer 
bas Lanb in ein parabies oerojanbelt. 

23on ben §öhen fchroeift ber 23Iid über üppige 
gluren, 21 der reiht fid) an 2 lder roie bie 
gelber eines Schachbrettes, überall Dörfer unb 


fleißige 91?enfd)en. Ober es behnen fidh roeite 
grüne Partlanbfd)aften mit gerben blühenben 
Siehs. Pal)e ben glußläufen mit fteilen 9?änbern, 
bie bie 9Jtädhtigteit bes fruchtbaren 23obens ertennen 
laffen, erftreden fich pradjtoolle SBälber. Sd)irm= 
aia 3 ien breiten ihr roeites, flad)es Dach aus, unb 
ftanbelabereuphorbien reden roie riefige Leuchter 
ihre 3^oeige empor. Die reichften ©ebiete finb 
bie Prooin 3 en $arar, 2Ibba, Pruffi, ©rmatfchu, 
namentlich aber itaffa, bie §eimat bes ilaffees, 
roo ber ilaffeebaum toilbtoachfenb oortommt. Der 
21beffinier fagt oon Äaffa, man tönne teinen Stod 
abfd)neiben, ohne ©n oom ftaffeebaum 3 U nehmen, 
unb teinen Stein toerfen, ohne in ein bebautes 
gelb 3 U treffen. 

Das abeffinifd)e §odhlanb mit feinen grünen 
2BiefenfIächen erinnert in manchen Puntten an 
unfre 21 Ipen. ©s herrfd)t hier ein gleidjmäfjiges 
5Utma, bie Temperatur im Sommer ift faft euro= 
päifdh 3 U nennen. 3n $öf)en oon 4000 XRetern 
über bem SCReeresfpiegel roeht eine reine, gefunbe 
23ergluft, bie biefen Teil Pbeffiniens 311 einem 
Luftfurort erften langes eignen toürbe. 

Die abeffinifdhen Serge roeifen aber auch 
realere SBerte auf. 3 ah^eid)e gunbe an ©olb, 
Silber, Tupfer, ©ifen unb 5tof)le hoben bie Ser= 
mutung begrünbet, bah hier bas alte fagenhafte 
©olblanb Ophir liegt. 

Die Seoölferung 21beffiniens feht fidh ous faft 
noch roiberftrebenberen ©lementen 3 ufammen als 




, 

;m 1 


ik. 




. 

• . v ■» 













]056 


Über £artb unb 5CReer 


1911. 9tr.40 


Abeffinier fromme £eute [ein. 3 eremoniell rote 
in allem, begehen fie gewiffenhaft it>re oielen Krd)= 
Iidjen geiern, befonbers bas Ofterfeft. 3m übrigen 
befdjränK fid) aber bie grömmigteit auf bas fragen 
eines Keinen filbernen ober eifernen Kreuzes; 
beftimmenb auf bie £ebensfül)rung bes Abeffiniers 
wirft bie Religion taum. 

Nian macht fid) in ©uropa oielfad) falfd^e 
Vegriffe oon ber „Kultur“ ber Abeffinier. Die 
3af)lreid)en Verid)te über bas £eben am <rjofe in 
Abis Ababa, and) Silber, bie Ntenelit im Automobil 
ober bei ber VefidEjttgung oon 9 NafdE)inen 3eigen, 
haben bei uns Abeffinien populärer gemad)t als 
irgenbein anbres £anb Afritas unb Vorstellungen 
oon faft europäischen Verhältnissen erwedt. Nichts 
tann falscher fein! £ie Abeffinier, an ber Spihc 
Ntenelit, Sinb echte Orientalen, bis ins Ntart 
Orientalen. Nur in Seltenen gällen Sieht ber 
Kaifer in ben Neuerungen, welche bie gremben 
il)m bringen, einen Nutzen für [ein Volt, toie es 
ihn braunen tann. Oie meisten europäifdjen 
©rfinbungen, 9 CRafdE)inen unb fo roeiter, bie ihm 
3um ©efd)ent gemad)t roerben ober 3U bereu Ve* 
Stellung ihn getoinnSüchtige ©riechen unb Armenier 
oeranlaSSen, erregen nur feine Neugierbe toie ein 
intereffantes Spiel3eug. ©r befieht bas neue 
SBunber eingehenb, probiert es aus — unb läfjt 
es liegen, ©utmütig, höflich unb ooll anertennenber 
Artigteit, targt er nid)t mit fchmeidjelhaftenSBorten 
über eine Sache, bie ihm abfolut gleichgültig ift. 
Nur bem Vorteil, ber ihm oon aufcen tommt, 
unb 3toar bem eignen toie bem bes £anbes, ift er 
3ugänglid), aber nur bem Vorteil, toie er ihn als 
Stodabeffinier oerfteht. Kein Abeffinier hat je 
baran gebadjt, fid) 3U europäifcher Kultur 3U be* 
tehten, aud) ber Kaifer nid)t. Sie toollen reine 
Abeffinier bleiben, laffen fid) hödEjftens Ver* 
befferungen gefallen, bie ihre ©igenart aber nid)t 
Stören bürfen. 3 roei tleine Anetboten mögen bie 
Anfdjauungen bes Abeffiniers üluftrieren. 

Nas SNatonen, ber oerftorbene Statthalter 
oon §arar, bem man ©eiftesgaben toie [einem 
i^aifer nad)rühmte, hatte ben Krönungsfeierlid)* 
teiten für König ©buarb in fionbon beigetoohnt. 
Nach längerem Aufenthalt in ©uropa lehrte er 
in fein £anb 3urüd. gu ber erften ©eridhtsfihung, 
bie er abhielt, tourbe ihm ein Niann oorgeführt, 
ber toegen eines geringfügigen Vergehens ange* 
tlagt toar. Ntatonen, ber fonft ein Sehr milber 
Nichter toar, oerurteilte ben Armen 3U einer 
barbarifdjen Strafe, ein Arm unb ein Sah Sollten 
ihm abgehadt roerben. ©efragt, toie er ein [o 
bratonifdjes Urteil habe fällen tönnen, Sagte ber 
Nas, er roolle nid)t, bah es heifce, Nas Ntatonen 
fei jeht 3ioilifiert. 

3m gal)re 1878 brachte ber italienifd)e gor* 
fdjungsreifenbe ©ecd)i im Aufträge ber italienifd)en 
©eographifd)en ©efellfd)aft Ntenelit ©efd)ente, 
barunter and) ein tunftoolles Dotument, bas 
Ntenelit 3um ©hrenpräfibenten ber ©e[ellfd)aft 
ernannte. Anfänglich tourte Nieneli! nicht, toas 
bas Vapier bebeuten Sollte. Als er aber begriffen, 
30g er in feinem Sinne bie Konfequen3en. ©r 
lieh fid) bie Ausrüstung ©ecd)is 3eigen unb fragte, 
ob bie Sachen ©ecd)i ober ber ©efellfchaft gehörten. 
Ahnungslos Sagte ©ecchi, fie feien ©igentum ber 
©efellfdjaft. Sofort Suchte Ntenelit 
Sich aus, toas ihm gefiel, unb Sagte 
auf bie Vrotefte bes armen ©ecd)i, 
in bem Vapier ftänbe, bah er 
bas $aupt ber ©efellfdEjaft fei, 
mithin habe er über bas ©igen* 
tum ber ©efellfd^aft 3U oerfügen, 
nicht aber ein einfaches Niitglieb. 

Neinete gudE)s hätte genau [0 ent* 

Schieben. 

Neinete Sachs tönnte über* 
haupt ber Nationalheilige ber 
Abeffinier fein. Seine Klugheit, 
burdjtriebene, ftrupellofe Diplo* 
matte, fein Schlagfertiger, oon 
Sentiments nid)t geplagter Ver* 
ftanb fänben im £anbe $abef<h 
oerftänbnisoolle Verehrung. 

Diefe tlugen Abeffinier, bie 
bas £anb toie Sauerteig burd)* 
bringen, bilben einen oerhältnis* 
mähig tleinert Veftanbteil ber 
Veoölterung. Das ©ros befteht 
aus ben oer[d)iebenften Völtern 
unb Völtdjen, weld)e bie Abeffi* 
nier unterroorfen haben. Von 
biefen intereffieren uns nament* . 
lid) 3toei, bie Somali unb bie ©alla. 


Die Somali roohnen in ben oben VSüften* 
Strichen im £)ften Abeffiniens. 3 hre oielen gröberen 
unb tleineren Stämme befehben fid) 3toar unter* 
einanber oft genug, halten aber, hauptsächlich 
burch ben gflarn geeint, gegen auhen 3ufammen. 
Unter ben Somali befteht eine Art greimaurertum, 
bas jeben Somali ben anbern gegen grembe 
unterftühen läht, bei ihrer burchtriebenen Sd)Iau* 
heit oft fehr 3um Schaben bes gremben. 

3 eber Neifenbe macht ba im SomaKIanbe 
feine böfen, mand)mal aud) heiteren ©rfahrungen. 
So hat ber nod) arglofe ©uropäer jeben Abenb 
©elegenheit, in feinem £ager eine ausgebehnte 
©aftfreunbfd)aft 3U betätigen. irjaben bie Diener 
bie letzte Arbeit getan unb beginnt bas Abtochen, 
fo [teilen fid) mit einem Nlale 3ahlreiche ©äfte ein. 
2 Bie aus bem Voben getoachfen finb fie plö|IidE) 
ba unb begrüben als Väter, Ontel ober Vrüber 
bie Somalibiener, bie fie nie 3uoor in ihrem £eben 
gefehen haben. Auf beiben Seiten ift bie greube 
groh, unb bie lieben Vertoanbten bleiben 3um 
©ffen ba. Am Ntorgen aber, toenn bie Arbeit 
toieber beginnt, bei ber oielleicht ihre |>ilfe in 
Anfprud) genommen roerben tönnte, finb bie 
©äfte Spurlos oerfdjrounben. Aud) unterwegs, 
bis 3um Abenb, laffen fie fidE) nicht bliden, obroohl 
fie tagelang bem freunblidhen ©rnäbrer folgen, 
bis biefem bie Augen aufgehen unb er bie Nichts* 
nutje 3um Deufel jagt. 



£ibj 3 affa, ber tünftige 51 aifer oon Abeffinien 


Die Somali finb bie geborenen §änbler, fie 
hanbeln mit allem unb überall. 3hr befdjeibener 
Neid)tum befteht im Vefih non Viehherben, mit 
benen fie als freie Nomaben oon VSeibeplatj 3U 
SBeibepIah 3iehen. An ihrer SBilbheit unb Nul)e= 
Iofigteit finb bisher alle 5 tulturoerfud)e gefd)eitert. 


Obroohl bie öftlidEjften Deile bes Somalilanbes 
in europäifchem itolonialbefih finb unb ber Neft 
3um f abeffinifd^en NeidEje gehört, finb bie Somali 
tatsächlich unabhängig. 3 hre Unterwerfung ift 
eine papierene, benn, abgefehen oon ben ©ren3* 
ftridE)en unb ben Keinen Stäbten in ben Kolonien, 
finb irgenbwelche §oheitsredhte nicht gegen fie 
geltenb 3U machen. 

©egen ben geheimnisoollen NI ab Niullah 
haben bie ©nglänber, 3 taliener unb Abeffinier 
jahrelang ftrieg geführt, ohne bas minbefte 
3U erreidjen. Die Dattit ber Somali ift bentbar 
einfach- Sie loden ben ©egner in bie waffer* 
lofeften, unwirtlichsten ©egenben ihres £anbes 
unb überlaffen es bort feiner ©infidEjt, um3utehren 
ober 3U oerburften. 3 ebenfalls bentt ber Somali 
nicht baran, fid) einem Starten ©egner 3U Stellen. 
Die Natur tämpft ja für ihn. Anbers aber bei 
Keinen feinblichen Abteilungen. Diefe macht er 
bis auf ben lebten DNann nieber. Die Abeffinier 
tönnen hieroon ein £ieb fingen. Oft finb abeffinifdje 
Solbatentrupps in bas Somalilanb ge3ogen, um 
ben Dribut ein3utreiben, aber nid)t 3urüdgetehrt. 

Von ber SBilbheit ber Somali, oor allem ber 
Somali* 3 Sfa, hört man im ©afe be Ia Vai* in 
Djibutt fd)redliche ©e[dE)id)ten er3ählen. Das 
3Sfalanb ift [el)r arm unb tann nur wenige ernähren. 
Der junge 3 Sf© ber eine 3 <ttnilte grünben will, 
muh batjer erft Vla^ für feine NadE)tommenfd)aft 
machen. So barf er erft bann oor feine ©rwät)lte 
treten, wenn er minbeftens einen 3änb getötet 
hat. 3 nm 3 eid)en bes fo beftanbenen Vraut* 
erametts fchmüdt fid) ber Sieger mit einem Arm* 
ring aus ©Ifenbein. Der ©uropäer geniest hier 
einen Vor3ug. Die Vernichtung eines ©uropäers 
gibt nämlich bas NedEjt, gleich 3wei Ninge an3ulegen. 

Die Somali finb ein aufjerorbentlid) fdEjöner 
9 Nenf^enSdE)Iag. Die Niänner finb prädjttge 
fdhlante ©eftalten mit [dentalen ©efidhtern, bie oft 
prad)tüoIle 3 üge aufweifen. Unter ben grauen 
gibt es eigenartige Schönheiten, wie man fid) 
bie grauen aus ber biblifd)en ©efdhid)te oorftellen 
mag. Vefted)enb wirtt bie töniglid) ftol3e Haltung, 
bie ber Somali Stets behält, aud) wenn er bei bem 
gemeinften Diebftal)! erwifd)t wirb unb allen 
©runb hat, fid) 3U fdjämen. An feinem ©haratter 
ift wenig Nühmenswertes. ©r ift faul, biebifd), 
oerlogen unb unreblid) in jeber gafer. 

Die Nad)barn ber Somali finb bie ©alla, bie 
ben Süben unb Sübweften Abeffiniens bewohnen. 
Sie finb in allen Stüden bas bireKe ©egenteil 
ber Somali. 3 hre unterfetsten plumpen ©eftalten 
mit Stumpfen ©efict)ts3ügen laffen ben VergleidE) 
3unädE)ft 3U ihren Ungunften ausfallen. Unter ben 
grauen aber finbet man oft prad)toolIe fdjlante 
©efdEjöpfe. 

Vor etwa breifcig gah^^Tt noch waren bie 
©alla ein wilbes Ariegsoolt unb ber S>d)reden 
ihrer Nachbarn. Nach ih*e* Unterwerfung burch 
Ntenelit finb fie friebfertig geworben. Die ©alla 
finb heute ruhige, fleißige unb tüchtige Vauern, 
bie il)r £anb 3U großer Vlüte gebrad)t haöen. 
9 Bo ©alla wohnen, Sieht man überall reiche, gut* 
bestellte gelber unb äBeibeplätje mit großen Serben 
prächtigen Viehs. Die Arbeitstraft ber ©alla 
macht ben wertoollften Neichtum Abeffiniens aus. 

Nod) mehr aber würbe ber ©alla 
leiften, wenn er 00m Abeffinier 
nidE)t fo unglaublich gebrüdt würbe. 
2Bas er über feine £ebens* 
bebürfniffe hinaus erntet, nimmt 
ihm bie Sdjar feiner nid)tstuen* 
ben Herren. Unb er bentt nidE)t 
baran, fidE) 3U wehren. 

Au feer ben ©enannten gibt es 
nod) eine grofce An3al)I Völter 
unb Stämme, bie bas SdEjwert 
bem Abeffinier unterworfen hat. 
Diefe Völter tommen heute für 
uns ©uropäer nod) wenig in Ve* 
trad)t, unb es würbe 3U weit 
führen, uns hier mit ihnen 3U 
befchäftigen. 

Diefes Konglomerat oon oer* 
|d)tebenarttgen Deilen I)at 9 Nene* 
lits Staatstunft 3U einem ©an3en 
3ufammengefc^weiht. Die früheren 
Häupter ber ein3elnen Völter hat 
man oielfad) befeitigt unb an 
ihre Stelle greunbe unb Ver* 
wanbte bes Kaifers gefegt, bie 
überall mit ihren Solbaten Un= 
abtjängigteitsgelüfte im Keime er* 
ftiden. Karl ©sieben 



Nienelit befidEjtigt ben Vau ber ©eorgistathebrale in Abis Ababa 


















te. <ä ulluv aer. ueqenvxavi 


ift? ©igentlid) urrt bas Altefte unb Urfprünglichfte 
aller Malerei, um bie ABirfung, bie finnlid)e ABir* 
fung ber reinen $arbe, bie natürlich nur ntöglid) 
ift bei einer großen Sereiitfad)ung ber 5 *orm. 
9 Jtan fann es aud) fo ausbrüden: ABenn in einer 
ftunft 311 oiel Aad^brud auf bie Aßirflid)feit gelegt 
mirb, auf ©harafter, Ausbrud, Stimmung, fo 
muh bas mit einem SBerluft be3af)It iDerben. Sei* 
fpiel: SBagner I)at bas aufgeben müffen, mas man 
oor it)m „Atelobie" nannte, unb ber reine 5 Uang 
an fid) I)öt in feiner SCRufif feine Sebeutung mehr, 
©bettfo, mürben biefe neuen SJialer fagen, I)at ber 


fef)en, als ob fie eben ©oethe gelefen I)aben. — 
(Sine anbre Sonberausftellung hat fd)einbar gar 
nid)ts mit biefer 3U tun, in ABirflid)feit fel)r oiel. 
©s banbeit fid) um bie Abteilung, in ber neues 
Aus ben Serliner 3 al)resausftellungcn beutfd)es Sor3eIlan ge3eigt mirb. äRanufafturett 

©s ift nicht meine Abfid)t, an biefer Stelle unb gabrifen aus allen teilen bes Reiches finb 

Ausftelluitgsberidüe 3U geben, unb bas ift über* b^ r vertreten unb 3eigen $rüd)te einer großen 

bies nid)t möglid), ba ber ‘Kaum nid)t einmal 3U unb glüdlid)en fünftlerifcben Semühung, beren 

einer ©hronif ber qIl3uoielen unb all3u großen Umfang bisher moI)l niemanb gefannt hat- Den 

Seranftaltungen biefer Art reichen mürbe. Aber 3 u fammenl)ang mit ber Ausheilung „AIt=Serlitt“ 

mas fie an mid)tigen Sefultaten unb Anregungen fehe id) in folgenbem. 9 Bas unfre gefamte fünftle* 

rifd)e iUcltur feit Diesig 3al)ren gefrfjäbigt f)öt, roar 
oor allem bas ftänbige £jinfehen auf bie ftunft alter 
unb frember ©pod)en, ©pod)en oon großer Srad)t* 
entfaltung, fagen mir fur3: s $alaftepod)en, in 
beiten alles auf ein mächtiges gormat unb ftarfe 
©ffefte 3ugefd)nitten mürbe. X)iefe Dinge paßten 
in feiner §iufid)t in unfre Käufer, gan3 befonbers 
auch beshalb nid)t, meil man aud) Stoffe unb 
formen ber Darftellung entlehnte, ftatt fie ans 
eignem ©mpfinben neu 3U fd)affeu. Der tiefe 
Sinn ber mobernen funftgemerblid)en Semeguttg 
geht, menn ihn aud) oft (£xtraoagan3en oerhüllen, 
gan3 fid)er bahin, bem tnoberneu ÄRenfchett fein 
§aus unb biefem §aufe feinen Sdjmud 311 fd)affett. 
Unb aus biefer Denbeit3, bie fo oielfad) an bie 
gute alte 3 eit anfrtüpft, finb aud) biefe ^Sor3eIlane 
entftanben. Sie holten fid) burd)meg in fleineu 
Formaten unb fd)lid)ten formen, unb es finb 
3um groben Xeile mirflid)e Zünftler, bie fie 
fcfjaffen, bas h^ifet ; ßräfte, bie nid)t auf 3uütation 
angemiefen finb. 9 Renfd)en urtfres ßebens, eigen 
beobad)tete kliere löfen bie emigen Sofofopuppen 
ab. £attbfd)aften unb Ultimen, nicht realiftifdh, 
aber bod) ooller üebett, fd)ntüdeu bie eiitfad) ge* 
formten Heller unb 33 afen. Die Dänen höben 
3uerft fd)önes neues ^o^eHan gefd)affen, unb man 
fühlt oft nod) ihren ©influh- Zieles aber ift frei 
unb oiel fröf)lid)er in ber $arbe. 

3 n beiben Ausheilungen mirb mit Aad)brud 
auf bie Serfud)e hittgetoiefen, neue ntalerifd)e 
Ausbrudsformen 311 fittben. Die Se3effion I)öt 
ben jüngftert Sarifertt einen’Saal eingeräumt unb, 
mie gemöhnlid), bem Schmei3er Steifter ft-erbü 
uattb §obler eine ABanb. Sielleid)t ift es nod) 
mid)tiger, bah bie jungen Sd)mei3er in bie ©rohe 
Serliner ftunftausftellung eingelaben morbett finb. 
Die JÖeiter biefer Ausheilung ftehen gemih nicht 
in bem Serbad)te, „mobern" 3U fein unb auf 
Senfation aus3ugehert. ABettit alfo bort ben 
Zünftlern unb bem ^ublifum bie rteuefte „Sich 5 
hing“ in fo befottberer ABeife oorgefül)rt mirb, 
fo ift bas ein Semeis bafiir, bah ihre Sebeutung 
nicht mehr nur oon einer s fßartei anertannt mirb. 

Aud) id) bin nicht Partei unb finbe oieles Dort 
biefen Serfud)en mihglüdt, fann es and) be* 
greifen, bah ntand)es Aachen erregt unb baburd) 
bas ernfthaft ©emollte unb Durd)geführte [d)äbigt. 
Aber id) fehe in biefer Art bod) grofee äRöglidjfeiten 
unb finbe ein bloßes Atihglüden fo menig fomifd) 
mie etma ben Stur3 eines Fliegers. 30 er nidjt 
fliegt, fann freilief) nicht ftürsen. 

ABorum es biefer „neueften Sichtung“ 31t tun 


feiende ^Jfuhst 


Figur aus dem Brautzug von A. Amberg 
Königliche Porzellanmanufaktur, Berlin 


Porzellanfigur der Königlichen Porzellanmanufaktur 
in Berlin. Entwurf A. Amberg 


‘‘Realismus bas Atatcrial ber Atalerei, bie $arbe 
als Sorbe, um ihr Sed)t gebracht unb bie Schönheit 
bes einfad)en Sarbenfpieles oerbrängt. Die 
mollen mir nun mieber 3U ©hreit bringen. SBer 
Sarbe als Sorbe empfinbet, in ihr nicht nur ein 
fRittel fiel)t, um ein Stüd S 3 irflid)feit 311 fd)ilbertt, 
mirb biefen Stanbpunft miirbigen unb empfinben, 
bah f°Id)e Silber für bas §aus, bas mir mollen, 
bas gan3 fydle unb Iid)te, befonbers mol)I geeignet 
finb. Unb ein3elne, aber eben immer itod) nur 
ein3elne Arbeiten biefer 9 Jialer geben fd)on ben 
finttfälligen Semeis für bie Sered)tigung ber 3öee. 
§oblers Silber finb oor allem, unb oon beneit feiner 
Sd)mei3er Aa^folger befonbers fianbfd)aften unb 
Slumenftüde, dou einer 5 flarl)eit unb ^Reinheit, 
neben ber bas übliche Ölbilb ftuntpf unb trüb 
erfcheirtt. Unter ben fymu3ofen erreid)t 9 Jiartguin 
bas £>öd)fte, ber ben ©lait3 eines Somnterfonuem 
tags fühlen läht. Schmierig ift biefe Art, meil fie 
feine 3ufälligfeiten bulbet unb meil man feinen 
3 eI)Ier oertufchen fann. Deshalb oerfagen fo Diele, 
bie fie oerfud)en. 

s IRan fief)t, bah es ben Ausheilungen 
nid)t an ernft anregenbett Abteilungen fehlt, 
fl Aud) in ber ^ßlaftit fommt ber 3 ug 3um 
©infachen immer mehr 3iir ©eltung. Das 
gröhte SBerf, bas il)n oertritt, ift Duaillons 
^ Aeiterftanbbilb bes ifaifers für 5 föln, bas 
iS in fd)önfter ASeife Debenbigfeit unb fUenge 
gornt oerbinbet. 

Auf ein3elnes fann id) I)i^ öid)t ein- 
gel)en. Aber es fei menigftens gefagt, bah 
ber Se3effionift Alar Sleoogt in einer um* 
faffenben 5 folleftiou als gatt3 gereifte Serfön* 

. , lichfeit oor uns hintritt, unb bah natürlid) 

I , in beiben Ausheilungen oiel ©utes an3u* 

treffen ift. 3 ' * i fl Stal)! 


enthalten, baooit muh unb mirb in jebem ^allc 311 
rebert fein. Unb bie beiben Serliner Ausheilungen 
biefes 3<d) r e 5 geben erfreulid)ermeife 3U fold)en 
Ausführungen Anlaf). 

Die ©rohe Serliner hat eine Sonberausftellung 
„Alt=Serlin" oeranftaltet, beren Sebeutung trat) 
bes Aamens feine nur lofale ift. ©emeint ift fie 
natürlid) 3unäd)ft lofal. 2Bir alle, bie bas neue 
Serlin, bas in ben lebten 3öl)r3ehuten mit fo 
rafenber unb oft befinnungslofer Sd)nelligfeit auf* 
gebaut morben ift, fünftlerifd) nid)t befriebigt, 
fd)auen immer fel)nfüdf)tiger auf bie Stabt 3urüd, 
bie es oor biefer ©ntmidlung mar: einheitlich, 
oon grobem ©rnft unb befcheibener 2 Bürbe, oon 
feiner ©mpfirtbung unb reid)erem ©ef(^mad. 
Die Strahen unb Käufer (mehr als man glaubt), 
bie SLRöbel unb Silber, bie aus jener 3 eü uod) 
erhalten finb, gemittneit für uns eine immer 
gröbere Sebeutung. 2 Bir lieben in ihnen nid)t 
nur an unb für fid) gute Dinge, fonbern Dinge, 
bie uns helfen fönnen. Serlin, bas an* 

geblid) trabitionslofe, hat eine ausge3eid)nete _ 

Drabition gehabt. Die mollen mir anbern, H 
befonbers aber beit Serlinerrt 3eigert, bamit M 
fie mieber lebenbig merbe als ©runblage ber |J| 
neuen, 


_ bie gefdjaffen loerben muh- Aber 

Serlin mar ja nid)t ifoliert, bie Kultur, 
beren Dofumente fid) hier fittben, bie Kultur 
bes biirgerlid)en 5Uafft3ismus, gemöhnlid) 
„Siebermeierftil“ genannt, mar eine allge* 
mein beutfd)e tmb geminitt aud) für gatt3 
Deutfchlanb jeht mieber biefelbe ober bod) 
eine ähnliche Sebeutung. Unb fo finb biefe 
Säume, in betten man bie £uft biefer 
guten altert ßeit atmet, burchaus geeignet 
unb mert, überall in Deutfd)lanb 31t inter» 
effieren. SieIIeid)t regt ber munberooll 
gelungene Serfud) ba3U an, bah iu anbern 
beutfd)eit Stäbten äl)itlid)e Ausheilungen 
oeranftaltet merben. Siele merben an Äunft* 
befitj ber ©podje oielleicfjt gar nod) reicher 
fein, oieIIeid)t gar Käufer höben, in benen 
man il)n gut aufftelleu fann. ©s fann ben 
Deutfd)en ooit heute itirgenbs fchaben, fid) 
in biefen Xeil ihrer ©efd^id)te 311 oertiefen, 
einmal ben etmas altfränfifd)eit, füllen Sei3 
folcher 3iuttner auf fid) mirfett 311 laffen, 
in benen alle 5°nuen an bie Antife erinnetn, 
unb bie porträtierten 9 Jienfd)en fo aus* 


Sprühe 

„ 3 rren ift menfd)Iid)!“ Das ift eine £el)re, 
Sequern als Druntpf ftets aus3ufpielett. 
ABenn nur nid)t bei bett Allpoielen 
3rren bas e i n 3 i g 9 JtenfchIid)e märe. 


's gibt manche Sruft ooll SRannesfinn, 
Der jebe anbere Stärfe frentb 
Als bie, mit melcher bie S 3 äfd)erin 
31)^ ftörft bas bedenbe galtenhemb. 

Aug. §>. Alinf 


Joh. Erdmann Hummel: Edtladen an der Schloßfreiheit (1830) 











1911. 5Rr. 40 


Über £anb unb SReer 


1059 



©leonoren»$eilftätte bei SBintertaften im Obenwalb Sungenheilanftalt in 9 ietcf)elsl)eim im Obenwalb 


SJlobertte £un$enf)eilftätten 



X ubertulofe! — (Sin unheiloolles, angft» unb Ieib= 
erfülltes VSort. Den trifft es roie ein fteulen» 
f<f)Iag, beffen Sebensweg es treust. ©rfdpredenb 
finb bie Verheerungen gewefen, bie insbefonbere 
bie Dubertulofeertrantungen ber Sunge feit 
Vlenfchengebenten im Volte angerichtet bähen* 
Diefe furchtbare 5 trantl)eit ein3ubämmen, ihre 
Opfer 3U oerminbern, ift bie natürliche Votwebr 
ber geängfteten Kreatur. Aber teine Ärantfjeit 
burfte begrünbeter als biefe lange 3cit für eine 
ilrantheit ber Unwiffenbeit gegolten haben. 
Daran fcheiterte 3umeift ber ©rfolg aud) ber 
beften Abfichten, bie auf eine Teilung ber Du» 
berfulofe hielten. tarn ba3u, bah man für 
bie ©efunbung ber Fronten einzig bas milbe 
füblid)e 5 Uima für notwenbig hielt. 

Das hat fid) heute geänbert. 2 Bir befi^en 
feit 3ahr3el)nten bewährte Sanatorien für Sungen» 
tränte im eignen Sanbe. Aber aud) fie tarnen 
in ber §auptfad)e nur ben Vemittelten 3ugut. 
gür bie breiten Schichten bes Voltes roar nichts 
geroonnen. 

(Srft nadjbem bie gürforge für bie gnoaliben 
ber Arbeit 3um fo3iaIen ©efeh erhoben toorben 
war, ertannte man es als eine ber t)öd)ften 
ibealen Pflichten, bie Sungentubertulofe als 
Voltsfrantheit 3u betämpfen. 

§eilftätten für bie Arbeiterbeoölterung 3u er» 
richten, toar mit einem Vlale ein 3 tel — aufs 
innigfte 3U wünfcben. 

^turf) Reffen fdjlofc fid) halb ben allgemeinen 
Veftrebungen für bas SBohl bes Voltes an. (Ss 
nennt eines ber fcbönften beutfdben Vlittelgebirge 
fein eigen, ben Obenwalb. Jener, too bie Däler 
nach Süben offen ftehen unb 
gegen bie rauhen Vorb» unb 
Oftwinbe burd) roalbgefchmüdte 
$öhen3üge gefehlt toerben, fan» 
ben fidO ibeale Vlätje 3um ibea* 
len SBert. 

Aeidjelsbeim, bas treue, 
wie es Vittor oon Scheffel preift, 
mad)te ben Anfang, ©s grün» 
bete 1897 bie erfte heffifd^e Sungen» 
heilftätte. (Ss toar 3uerft nur 
eine befdjeibene ^enfiott mit 
10 Vetten, bie hier am fonnen* 
burdjträntten Abhang bes ©äns» 
bergs, mit beut Vlid auf bas 
©erfpren3tal unb bie Verge oon 
Sinbenfels, ben Iungentranten 
©äften einen (Srbolungsauf enthalt 
bot, roie er günftiger unb fdjöner 
taum gefunben werben tonnte. 

Die tleine DtnftaXt fteht unter 
ftaatlicher Aufficht unb hat fich 
im Saufe ber gafjre anfehntid) 
oergröhert, fo bah fie h eu te 80 
Patienten — Vtänner, grauen 
unb ftinber — aufnehmen tann 
unb bant ihrer oolltommenen fani» 
tären ©inridjtungen imftanbe ift, 
ben Vergleich mit jeber gröberen 
Schroefteranftalt aus3ut)alten. 


„geber fommt, jeber geht, 
gebet gortfdjritt, ber beftebt" 

ertoren hat. 

JDtan fieht, ber §umor fehlt nicht, fowenig 
roie bas gbt)ll. Denn es ereignet, fid) toohl, bah 
unterm Virnbaum im ©arten 300ei einanber be» 
gegnen: ein „er“ unb eine „fie“. Sie rüden 311= 
fammen unb fitjen im Anblid ber rounberbaren 
fianbfd)aft oerfunten. 

Dort liegt ber Aobenfteiner, oon bem bie 
Sage ging, bah er allnächtlich) mit ^ferbegetrappel 
unb $eitfd)entnall feinen unheimlichen Aus3ug 
burd) bie Süfte hielt. „Seine“ ©rohmutter roiirs 
noch felbft gehört haben, er3ät)lt er juft eben ihr. 
Da naht bie Anftaltspolisei. 3 um ©efunbroerben 
finb Vtännlein unb VSeiblein hier, lautet ihr ©bitt, 
nicht 3um Vlärd)ener3äblen — unb aus ift bas gbpll. 

VSo bie Vlümling in anmutigen VSinbungen 
fich um ben gewaltigen Vergtegel fchlingt, auf 
beffen $öhe Vurg Vreuberg thront, 3 1 /? ftilo» 
meter VSegelänge oon ber ©ifenbaljnftation $öd)ft 
entfernt, erreid)en wir Dorf Sanbbad). Von 
hier 3weigt bie neu erbaute Strajje in ein Seiten* 
tal ab, bas uns in mähiger Steigung hinauf 3um 
©elänbe oon Joeffens erfter gröberer Sungenl)eil= 
anftalt — ber „©rnft=Subwig*£eilftätte“ — führt. 

©in weltentlegenes Vergheim ift's, bas bie 
heffifd)e Verfid)erungsanftalt hier oben nach Vlänen 
bes oerbienftoollen Oberbaurates oon SBelhien er* 
baut hat. An eine Stabt aus bem 9 JIittelalt er 
mahnen bie hohen Käufer mit ihren Dürmeit unb 
©iebeln. Der Sanbesfürft hat ber Anftalt feinen 
Vamen oerliehen, um 311 betunben, bah er, ber 
eifrige görberer unb Vefchüfcer ber fchönen fünfte 
in feinem ßanbe, nicht geringeren 
Anteil an ben Veftrebungen 
nimmt, bie bem 2 Bot)le ber Ar* 
beiterbeoölterung gelten. Unb 
als unenblid)e VSohltat ift bie 
©rnft=Subwig=J 5 eiIftätte währenb 
ihres3ehnjäbrigen Veftehens fchon 
oon Daufenben ber Veoölterung 
Joeffens empfunben worben. 

Sie nimmt nur männliche ©r= 
trantte auf, unb oon ben fieben* 
bis adhthunbert, bie im Saufe eines 
Jahres behanbelt werben, hat 
laut ftatiftifchem Vadhweis ber 
weitaus überwiegenbe Deü ©e* 
nefung gefunben. 

2Bir betreten bie hellen, hohen 
Aäume. Sicht unb Suft führen 
hier bie Oberherrfdjaft. gbnen 
gefeilt fich Aeinlichteit als britte 
Verbünbete 3 U. Diefe brei finb 
berufen, alle böfen ©eifter 3U 
bannen, bie im ©efolge bes geht* 
bes, Vanllus genannt, nur all3u 
geneigt finb, fid) ein3uniften unb 
aus3ubehnen. Aber bis tn bte 
entlegenften ©den bringen Vefen 
unb fßutjlappen. Das beiht (£den 
gibt es nid)t, benn jeber VSintel 
ift abgerunbet, unb bem reinigen* 


Dabei hat fie ben urfprünglichen intimen ©ha» 
ratter aufs glüdlicfjfte bewahrt. Die freunblid)* 
traulichen 39 nmer, bie in jeber ©röhe mit einem 
bis 3U 12 Vetten jur Verfügung ftehen, machen 
gan3 ben ©inbrud einer Iänblidhett Sommerfrifche 
oon peinlichfter Sauberteit. gür jebes Vett finb 
20 Äubitmeter Vaum genau berechnet, faft ebenfo 
genau wie bie 100 ©ramm ^itjung, bie 3U ben 
Viahl3eiten jebem Vatienten 3ugewogen werben. 
Unb bas tut not. Denn man hat leinen Vegriff, 
wie eiferfüd)tig ber immer hungrige „Venfionär“ 
barüber wad)t, bah teinem oor bem anbern ber 
Vrottorb tiefer gehängt unb beffer gefüllt werbe. 
2lber man freut fich bes 3unehmenben Appetits 
eines jeben — ift er bod) bas fidjerfte 3^i^)^u 
ber gut einfehenben ©enefung! 

gür biefe bilbet einen weiteren, überaus wich* 
tigen gattor bie Siegetur im greien unb bie 
bamit oerbunbene 3 ltemgpmnaftit. Sie 3U üben, 
bauen fich im weiten, prächtigen Veufionsgarten 
fünf geräumige Siegehallen terraffenförmig über* 
einanber auf, bie im SBinter wie im Sommer 
tagsüber sunt Aufenthalt ber Fronten bienen, 
©ine jebe oon ihnen bilbet ein Heines, für fich 
abgefd)loffenes Veicb- Veoor ber Veuanfömmling 
Aufnahme in ihm finbet, muh er eine V*üfe3eit 
beftehcn unb mit feierlichem ©ibe geloben, bah 
er untertan unb willfährig ben Satjungen ber 
©emeinbe fein will. 

„Soll' idj bie Statuten oergeffert, 

So follert mich bie Va 3 illert freffert,“ 
lautet bie unheimliche Drohung über ber Vforte 
3ur §alle „^utmergrün“, währenb £alle „gort* 
fchritt“ fich ben tieffinnigen Ausfprud) 


Vlid auf bie Siegehallen in Aeidhelsheim 










1060 


Uber £anb unb äfteer 


1911. 9tr. 40 


bert demente StB affet tarm nicht bas tleinfte Stäub* 
d)en entgehen. 

©on ben ©etten finb erfreulidjermeife tagsüber 
nur menige belegt. Die üranten ruhen, betjaglid) 
in ihre Stühle eingepadt, braunen im F r eien. 
Sie atmen mit oollen 3 ügen bas müßige Ojon 
unb lernen ber ©Sitterung trogen. ©tit ber alten 
'©tethobe ber ©ermcid)lid)ung unb ©er3ärtelung 
bat man lange gebrochen. ©id)ts ift oerpönter 
als Stubenhoden. 

©ber aud) ber Arbeit [ollen bie ^Patienten, 
bie meift brei ©tonate hier oben oercoeilen, nid)t 
entfrembet roerben. Sie [inben im großen ©m 
[taltsgarten reid)Iid) ©elegenheit 3ur Dätigfeit. 
Unb fröhlid)er als im engen (Setriebe ber ©roh* 
[tabt gehen [ie ihr nad). £achenb, unter Sd)er3 
unb 3urufen toirb hier bas £anb bestellt, bort 
£jol3 gehalten unb 311 Stößen aufge[d)id)tet. Die 
Freube an ber ©atur [prid)t aus bem Dun jebes 
ein3elnen. 

Unb roie bem gan3en (Setriebe nichts ftranten* 
* hausartiges anhaftet, [0 oerlieren bie trauten 
felbft hier oben halb alles ©tübe unb refignierte 
Eingehen in bas Unoermeiblid)e. Sie gemimten 
neuen ©tut 3um £eben unb erftarten in bem 
feften ©Sillen, auf bas eine 3 iel l)in3uftreben, 
bem als höchfter ^reis bie eigne ©efunbung 
mintt. 

jünger als Sanbbad) ift bie Schmefteranftalt, 
bie im Fahre 1905 ber §e[fifd)e §eilftätten*©erein 
inmitten prächtiger ©uchen* unb Dannenmal* 
bungen am Sübabhange ber ©euntird)er $öl)e 
(550 ©teter über bem ©teere) bei ©Sintertaften 
eröffnet hot. Sie bient ber Aufnahme oon F r auen 
unb SUnbern unb führt ben Flamen ber ©roh* 
her3ogitt oon §effen, bie in ber Fürforge ber 
Sd)mad)en, £>ilf* unb ©tittellofen immer mein 
bie oornehmfte Aufgabe ihrer hohen Stellung er* 
blidt unb bie ©rmften unter ben Firmen, bie 
ßungentranten bes fianbes, in ihren befonberen 
Sdjutj genommen hat. 

(Sin Feiertag rnar's. Die ©atur hatte fid) 
früher als fonft mit neuem, blühenbem £eben 
gefchmüdt. ©on ©eid)elsheim tommenb, manberte 
id) burd) bie töftlid)e ©ebirgslanbfd)aft unb genoh 
ben unbefchretblichen 3auber bes prangenben 
Frühlingstages. Die Eleonoren*ijeilftätte 
mar mein 3 iel. F<h ging ins Ungemiffe — ber 
Iautlofe ©torgen rings um mid) her. ‘•piöhlid), 
bei einer ©Segbiegung [tanb, mie burd) 3 auber* 
mort, ein ftol3er, fd)Io bärtiger ©au oor meinen 
klugen. Scharf hoben fid) bie meinen ©lauern 
unb bas rote Dach oon bem buntlen $intergrunb 
bes 5 Uefernmalbes ab. Der ©nbltd mar über* 
rafchenb [d)ön! (Sin ©tärd)en[d)Ioh im §er3en bes 


Obenmalbes! (Sin ©ergafpl, mie es ibealer taum 
gebad)t merben tann. 

Die Darmftäbter ©rd)itetten 5 tarl unb foeinrid) 
©tüller finb als [eine Schöpfer 3U nennen. 

©uf [tillem ©Salbpfab näherte ich mid) bem 
£jaus. Der ibealen äußeren £age entfprad) bie 
oollfommenfte innere Einrichtung. Unter Führung 
bes freunblidjen ©ermalters ging es treppauf, 
treppab, burd) bie lid)ten ©äuge, bie hohen, 
fd)önen, hellen ©äume. F™ Speifefaal halten 
mir ©aft. ©lehr als hunbert meiblid)e © 3 efen 
fanb ich beim ©tal)le oerfammelt. Fif<h> Srleifd) 
unb ^ubbinge, büntten mid), hätten jebem $oteI 
erften ©anges Ehre gemad)t. ©ud) hätte feine 
Feinbäderei [id) ber 5 tud)en 3U fd)ämen brauchen, 
bie in mannigfaltigfter ©rt unb ©eftalt in langen 
©eiben bie ©orratsfammer füllten. 

©m eignen junger, ben bie ©Säuberung 
burd) bie bünne ©ergluft erregt hatte, muh es 
gelegen haben: bie (Sinbrüde in 5 tüd)e unb Heller 
[inb bie lebenbigften geblieben. 3ubem hatte id) 
ähnliche ©Sunber bes 5 tüd)enbetriebes nie oorbent 
gefehen. Ein ein3iger Driumpb ber ©lafdjine 
[dhien biefe ©nftaltstüd)e: ©aden, 5 tod)en, ©Safcbert, 
Fleifd) haden unb ©emüfe putjen, Kaffee mahlen 
unb ©tild) fühlen, bas Effen 3urid)ten unb Deller 
unb Sd)ü[[eln gereinigt mieber 3U Raufen fd)i<h* 
ten — unfidjtbare £änbe taten's. ©täbd)en für 
alles mar ©er bie ©ta[d)ine! 

©ud) ©Sintertaften hat feine [chmerfranfen Fn= 
[affen. So hart es flingt, fie merben 3um Sterben 
in bie Heimat gefanbt. Der leitenbe ©r3t ber 
Eleonoren=§jeiI[tätte (Dr. Seil) ftrebt oor allem 
banach, feine trauten für eine gefunbe £ebens= 
meife 3U er3iehen. 

Er ge© babei oon bem ©runbfab aus, bah 
3ur Er3telung bauernber Erfolge ber ©eift bes 
ftranfen ebenfo ber pflege bebürfe mie ber 
ftörper. Darum hält er es für geboten, bem 
ifranfen ©ufflärung über fein ßeiben 3U geben, 
fiebensmeife, täglid)e fleine ©emohnheiten, © 3 ob* 
nung unb anbres tragen oft mehr 3U ber Er* 
franfung bei, als ber Erfranfte ahnt. Er er* 
märtet alle £ilfe oon auhen. Der ©r3t unb ber 
©ufenthalt in ber ©nftalt follen ©Sunber mirfen. 
Der Sfranfe ahnt nid)t, bah er felbft berufen ift, 
am meiften 3ur ©efunbung bei3utragen. 

£ier müjfen ©orträge er3ieberifd) mirfen. Sie 
finben regelmähig ftatt. Die ©Sohnungshpgiene, 
bie Körper* unb Fuhbefleibung merben eingebenb 
behanbelt. 

©or allem aber merben bie Sd)äben, bie bas 
Sforfett anridhtet, in ©Sort unb ©ilb nad)gemiefen, 
unb feine 5 franfe barf, folange fie in ber ©n* 
ftalt meilt, ben bie inneren Organe mihbilben* 


ben Schnürleib tragen, ©ud) gefellige Unter* 
haltungsabenbe finb eingerichtet, fomie ©efangs* 
ftunben, in benen bie ^ßatienten gute £ieber unb 
3ugleidh bie überall gleich hod)geftellte ©temgpm* 
naftif üben. 

Die redjte £ebensfreube bem ftranfen ein3U* 
flöhen, ihn mieber tauglid) 3^m Äampf mit bem 
£eben 3U mad)en, ift auch hier bie ibeale ©ufgabe, 
bie man [ich geftellt hat. Unb man barf mol)l 
behaupten, bah fie 3U ©eid)elsheim mie 3 u Sanb* 
bad) unb 3U ©Sinterfaften aufs glän3enbfte er* 
füllt mirb, bah biefe brei fiungenheilftätten^ bes 
Obenmalbes einen ftarfen ©ing 3ur erfolgreichen 
©efämpfung ber Duberfulofe in ber ©rbeiter* 
beoölferung öeffens bilben. 

©Sie fteht's nun aber mit jenen ©rmen, bie 
nid)t eigentlich 3ur ©rbeiterbeoölferung 3ählen, 
für bie im Falle ber Erfranfung feine ©erficbe* 
rungsanftalt forgt? ©lan braud)t bloh an bie 
fleinen unb fleinften ©eamten bes £anbes 311 
benfen, bie iht fnappes ©ehalt bis 311m lebten 
Pfennig für [ich unb bie Familie auf3ef)ren. ©Sas 
mirb aus ihnen, menn bie fchleidjenbe Slranfl)eit 
bas Opfer einer langmierigen unb foftfpieligen 
©flege erl)ei[d)t? 3ft fie nicht in ben meiften 
Fällen gleichbebeutenb mit bem ©uin für ben 
fleinen ©tarnt? 

$ier ift es bie ©rohher3ogin oon Reffen, bie 
perfönüd) für biefe ©rmen eintritt. Seit einigen 
Fahren hat fie fid) eine munberfdjöne ©ufgabe 
geftellt: Fonbs 3u fammeln für bie nicht oer* 
fieberten £ungenfranfen bes £anbes. 3 U biefem 
3med hat fie fogenannte ©erfaufstage in 
ben gröberen Stäbten £>effens eingerichtet. Darm* 
ftabt mad)te 1908 ben ©nfang. Es folgten 
©tain3 ( 1909 ), Offenbad) ( 1910 ), ©iefjen ( 1911 ) unb 
ersielten beträd)tiid)e Einnahmen. Die hohe F*au 
felbft bereitet bie ©rbeiten für biefe Dage oor. 
Fa, fie fertigt fie 3um Deil mit eigner $anb an. 
Die ©ermanbten bes grohber3oglid)en Kaufes, 
^ßrin3 unb ©rin3effin Heinrich oon ^Sreuhen, 
felbft ber ilaifer unb bie Sfaiferin oon ©ufjlanb 
fteuern mertoolle ©oben bei. ©id)t 3uleht unter* 
ftüht ©rohhet3og ©rnft £ubmig felbft feine ©e= 
mahlin. 

$effens £ungenheilftätten im §er3en bes 
Obenmalbes bürfen als oorbilblid) gelten. Ff) re 
Fnfaffen, oon benen alljährlich oiele geheilt unb 
fröi)lid) fd)eiben, bemahren ben fauberen, freunb* 
iid)en Käufern, ben freien ©ergen, ben ©efunb* 
heit entatmenben ©Sälbern, ber heilenben £uft 
unb nicht 3uleht bem heffifchen £>errfcherhaufe 
für immer eine tiefe Danfbarteit. 

Otto Stodhaufen 



Ernft=£ubmig*$eilftätte bei Sanbbach im Obenmalb: ©rbeit im Freien 

















©enttanenifctylL 9?ad) einem ©emälbe von (£arl ioartmann 












iiitaa»i! a 


ftarte bes ©roßfd)iffahrtsmeges Verlin—Stettin 


©ntmurf für §ubtore auf ber Scheitelhaltung bes Kanals 
(Strede ßehnißfee—£iepe) 


(93erltrt — Seehafen?) 


Oftereits im Einfang bes fieb3ehnten 3ahrt)unberts 
tauchte ber ©ebante auf, 3ur ©rleidjterung bes 
riefigen ©üteroertehrs 3toifd)en Verlin—Stettin bie be= 
ftehenben ©emäffer 3U oerbinben unb eine SBafferftraße 
her3uftellen, burd) melche bie tjoljen Dransporttoften bes 
£anbmeges erniebrigt mürben. 5 turfürft 3 oad)im griebrid) 
hatte für biefes ^ßrojett lebhaftes 3rctereffe unb liefe bie 
Voroerhanblungen einleiten. 9 iad) 3toei 3 al)ren mar 
man enblid) fo meit, baß mit bem Sau begonnen roerben 
tonnte, unb 1605 rourbe ber erfte Spatenftid) getan. Der 
5 tanal benutze bas ginomtal bis $ot)enfaaten (StRünbung 
in bie Ober) unb rourbe 1620 fertiggeftellt. Die SBirren 
bes Dreißigjährigen Krieges übten aud) auf ben ftanal 
ihren serjtörenben (Einfluß aus, oerfd)iebene Sdßleufen 
mürben oernid)tet, unb infolgebeffen oerfanbete ber 
5 tanal, fo baß in menigen 3 <rl)ren bas gan3e 2 Bert oer* 
fallen mar. (Erft 1744 unter griebrid) II. mürbe ber 
ginomtanal mit 3ehn Sd)leufen oon 3 erpenfd)Ieufe bis 
(Ebersmalbe mieber ausgebaut, unb am 16 . 3 uni 1746 
tonnte bas erfte 5 tanalfd)iff, mit 100 Donnen Safe be= 
laben, oon ber irjaoel 3ur Ober fdjmimmenb, ben 
reftaurierten ftanal paffieren. Der ftanal mürbe fpäter 
meiter ausgebaut; fo mürbe burd) bie Sd)leufe bei Dufter* 
late eine Verbindung mit ber unteren £jaoeI gefd)affen, 
aud) mürbe burd) brei Sdjleufen unterhalb (Ebersmalbe 
bas gahrmaffer oerbeffert. 3n biefem 3uftanb blieb ber 
5 tanal bis 1843 , bod) genügte er fd)on lange nicht mehr 
ben 9 lnfprü<t)en, bie 3rtbuftrie unb §anbel an ihn ftellten. 
Die (Erm eiterungsbauten mürben benn aud) halb in 2 tn= 
griff genommen. 3 unäd)ft mürbe ber 5 tanal burd) Einlage 
einer Sd)leufe bei §ohenfaaten unabhängig oom SBaffer* 
ftanbe ber Ober gemacht, bann mürben überall ba, mo fie 
nod) fehlten, bie 3toeiten Sd)Ieufen gebaut, unb enblid) 
mürbe burd) bie Verlängerung bes Voßtanals bis 3 et)benid 
bie ftetige Zuführung bes Speifemaffers aus ber oberen 
<S>aoel gefidjert. 

Der mirtfdjaftlidjc 9 luffd)mung in ben fieb3iger unb acht* 
3iger fahren bes oorigen 3al)rl)unberts oeranlaßte einen 
meiteren ungeahnten Vertehr, ber ben 5 tanal an bie ©ren3e 
feiner £eiftungsfäj)igteit brad)te unb ben meiteren Ausbau 
3ur Votmenbigteit machte. Den gortfdjritten, bie Decßnit 
unb 2ßiffenfd)aft gemacht hotten, entfpredjenb, mürbe 
im lebten 3at)r3et)nt bes oorigen 3ahrhunberts ein Jßrojett 
ausgearbeitet, nach bem ber ftanal für lange 3eit felbft 
größten 9 Infprüd)en genügen tonnte; mar bod) 3U berüd* 
fid)ttgen, baß oon 1895 bis 1903 bie ben 5 tanal paffierenben 
©üter oon 2000000 auf 3000000 Donnen geftiegen maren. 
Von smei Plänen, oon benen bas „Oftprojett“ bie Spree 
über ben Sebbinfee, Sßerlfee, 5 angfd)leufe, Votes Such bei 
Vutom in 3mei Firmen mit ber Ober oerbinben mollte (einer 
nad) Oberberg unb ber 3toeite nad) 5 tüftrin), mährenb bas 
„Vßeftprojeft“ hauptfäd)lid) ben Ausbau bes alten $mom= 
tanals für fogenannte 600 *Donnen=Äähne oorfal), gelangte 
letzteres 1904 im 9 lbgeorbnetent)aufe 3ur Einnahme, unb bas 
Oftprojett, meldjes megen ber gleidfeeitigen ©ntmäfferung 
bes 9 ?oten £ud)s oon ber £anbmirtfd)aft gemünfdjt mürbe, 
mußte megen feiner faft hoppelt fo hohen itoften im Ver= 
gleich 3um Vßeftprojett unterbleiben. 

Der Vau bes ©roßfd)iffahrtsmeges 3erfällt in brei 
Deile. Der erfte Deil oon Verlin bis £ehniß erforbert in 
ber £auptfad)e ben Ausbau ber alten £jaoel=Ober=Straße, 
ber 3meite 2lbfd)nitt oon £et)niß bis SRieber^inom (£iepe), 
bie fogenannte Scheitelhaltung bes Kanals, befteht aus 
einer 50 Kilometer langen, faft geraben Strede, auf 
melcher ein gan3 neuer 5 tanal ausgehoben mirb; ber 
britte unb lefete Deil oon Oberberg bis §ol)enfaaten benußt 


Die Sd)leufe in Spanbau 


Die £ehnißfd)leufe im Vau 


Überführung bes Kanals über bie Stettiner Vahn bei (Ebersmalbe mittels einer Vetonbrüde 
















1911. 9tr. 40 


Aber ßctrtb unb SCTleer 


1063 


bie die Ober, bte entfpredfenb vertieft unb verbreitert 
mürbe. Aujfer bert eigentlichen Landarbeiten ift jebod) 
no© eine Regulierung ber Ober von Jrjohenfaaten bis 
Stettin erforberlid), um 3 U ermögtid)en, bah aud) bei 
niebrigem ©Safferftanb ber Ober S©iffe mit gröberem 
Tiefgang ohne Sei©ter parieren tönnen. Oie htet 3 U 
erforber!i©en Loften merben aus bem „$onbs ber ©er* 
befferung ber ©orflut ber unteren Ober“ gebedt. 

Oie ©efamtlänge bes neuen Lanals beträgt runb 
100 LUometer. Oie burd)f©nittli©e Spiegelbreite ift 
33 Bieter bei einer Oiefe von 3 Metern, fo bah er von 
ben fogenamtten 600*Oonnen*Lät)nen, bie 60 ©teter lang 
unb 8 Bieter breit finb unb einenOiefgang von 1,75 Metern 
haben, befahren roerben tann. (Ermähnen möchte id) ba* 
bei, bah berartige 600*Oonnen*Läl)ne in ©3irtlid)leit über 
800 Oonnen Tragfähigkeit haben. Oie neue 2Baffer= 
ftrahe erforbert ben Neubau von 10 S©Ieufen unb 
40 ©rüden fomie 2 Ourd)läffen unb no© anbern ber 
©eu 3 eit entfpred)enben ©aumerten. Oie Uferbefefti* 
gungen merben burd) ©afen unb S©ilfpflan 3 en fomie 
teilmeife burd) Steinfdjüttungen hergeftellt. Our© bas 
©efetj vom 1 . April 1905 finb für bie ©efamtfoften bes 
©rohf©iffat)rtsmeges 43 ©Mionen ©tarl bemilligt mor* 
ben. Oa bei obiger Summe 500 000 ©tart für ben 
©Sert ftaatseigner ©runbftüde nid)t in Anrechnung ge* 
tommen finb, finb bie Loften für 1 Lilometer Lanal 
ju runb 435 000 ©tart veranfdjlagt. Oie ©rüden finb 
alle gan^ aus ©ifen tonftruiert, unb nur bie Seeftrahen* 
brüde bei ©erlin beftel)t aus (Eifenbetontonftruttion. Oiefe 
erft in moberner 3dt entmidelte LonftruUionsmethobe 
ift an vielen Stellen beim ©au bes Lanals mit gröhtem 
©orteil vermenbet morben. Oa ber ©eton als foldtjer 
nur eine mefentli©e ©Siberftanbsfähigteit gegen Orud, 
nicht aber gegen 3ug befiht, fo hat man ben Lunftgriff 
benutjt, ben ©eton mit (Eifenftäben 3 u armieren, fo bah 
ber ©eton bie Orudfpannungen bes ©aumerts, bie (Eifern 
einlage hingegen bie 3ugfpannungen aufnimmt. Oie §er= 
ftellung berartiger Lonftruttionen gefd)ieht in ber ©Seife, 
bah 3 unäd)ft t)öl 3 erne formen für ben ©eton aufgebaut 
merben; in biefe legt man bie (Sifenftäbe, bie fogenannten 
(Einlagen, unb ftampft aisbann ben erbfeu©ten ©eton 
hinein, ber beim Orodnen mit ben (Eifeneinlagen eine 
fefte ©taffe bilbet. 

Oer ©rohf©iffahrtsmeg beginnt in ©löhenfee bei 
©erlin unb in Spanbau unb folgt 3 unä©ft bem Strome 
ber irjaoel, mo er burd) bie neue Set)nihfd)Ieufe ben 
Übergang 3 ur Scheitelhaltung vermittelt. Oie Scheitel* 
haltung treu 3 t 3 toeimal ben alten gtnomtanal, 3 ieht fid) 
bann nörbli© an biefem entlang unb enbet bei ©ieber* 
ginom, mo ber Lanal bas 36 ©teter tiefer liegenbe Obertal 
erreicht. Um biefes ©efälle 3 U überminben, hat man 
eine Ooppelanlage vorgefehen. Oer erfte Abftieg mirb 
in ftorm einer einfachen S©leufentreppe von vier hinter* 
unb untereinanber liegenben Sd)leufen von je 9 ©teter 
©efälle ausgeführt. Oie 3 toeite Anlage mirb aus einem 
mechanifchen §ebemert beftehen, mel©es bie Schiffe bie 
gatten 36 ©teter hebt. Heineren ©tahftabe beftehen 
fd)on verfd)iebene berartige <rjebemerfe im 3 n* fomie 
aud) im Auslanbe, bod) mirb bas obenermähnte 3 ur 3 eit 
ein 3 ig in feiner ©röjfe fein. 

©on hier folgt bie neue ©Safferftrahe bem Saufe 
ber alten Ober unb münbet mittels gmeier S©lepp 3 ug* 
fd)Ieufen bei £>ohenfaaten in bie Ober. ©Sährenb bie ge* 
möglichen Sd)leufen ber neuen Lanalanlage burd)* 
f©nittli© 65 ©teter lang unb 10,00 ©teter breit finb, 
haben bie beiben S©lepP 3 ugf©leufen eine Sänge von 
je 220 ©tetern unb eine ©reite von je 19 ©tetern unb 
finb vermöge ©rer toloffalen ©röhe imftanbe, gan 3 e 
Sd)lepp 3 üge von fe©s ber groben 600*Oonnen=Lähne 
nebft bem ba 3 ugehörigen Schleppbampfer auf 3 unehmen. 

©örbli© von ©bersmalbe treu 3 t bie Scheitelhaltung 
bes Lanals bie ©erlin*Stettiner ©ahu. ©tan hat hier 
bie 11 ©teter tiefer liegenben ©leife mittels einer ©ifen* 
betonbrüde überbrüdt unb über biefe ben Lanal geleitet. 
An biefer Ubergangsftelle ift ber Ouerfchnitt mit 27 ©tetern 
©reite angeorbnet, fo bah ein ©egegnen von brei 600* 
Oonnen=Lähnen möglich ift. Au© hat man beim ©au 
bes ©rüdentanals ben fpäteren viergleifigen Ausbau ber 
©ifenbahn berüdfid)tigt. 3utereffant ift ferner bie Ourd)= 
führung bes ©agöfer gliehes bei ©bersmalbe. Oiefes für 
Heine ©oote f©iffbare f^üeh ift burd) einen 120 ©teter 
langen Our©lah unter ben hier 28 ©teter höher liegen* 
ben Lanal bur©gefüt)rt unb mirb fd)on heute von inter* 
effierten ©efu©ern aufgefu©t, bie fi© bann gern in 
einem Lahn bur© ben langen Ounnel rubern laffen. 
Oie äuheren hohen Lanalböf©ungen ma©en fpe 3 iell hier 
einen fehr oben, aber impofanten ©inbrud, unb es mirb 
bal)er beabfi©tigt, fte an biefer Stelle mit gärtnerif©en 
Anlagen 3 U verfehen. 

Oa bie S©eiteH)altung teilmeife höher als bas um* 
liegenbe ©elänbe liegt, muh bas Lanalbett an ben 
betreffenben Stellen mit einer feft eingemal 3 ten Oon* 
f©i©t ausgepolftert merben, mel©e mieberum, um fie vor 
©erletpmgen bur© S©iffsfd)rauben unb fo meiter 3 U 
fd)ütjen, mit einer S©i©t groben Sanbes bebedt mirb. 
Säerburd) mirb bas Lanalbett unburd)läffig gema©t unb 
ein Our©fidern bes ©Saffers verhinbert. Um nun 3 U 



Oer gemaltige Oamm bei ©bersmalbe, ber bas Lanalbett trägt. ©e©ts unten bie Our©* 
führung bes ©agöfer $liehes tief unter ber Sohle bes Lanals 



iprobefüllung bes Lanals bei Si©terfelbe. ©om armierte 5af©inen g Um 0 ©uh ber Lanalfohle 



gunbierung ber £ehnihf©IeufenfohIe mit ©ifenbeton. 3nr ©erftärtung bes nur gegen Orud 
feften ©etons merben vor bem ©etonguh ©ifenftäbe eingefügt 



Oüftermintelbrüde. ©ine ber vier 3 ig neuen Lanalbrüden glei©en Spftems 
















Gfmcleä Strampuä, CßariS u. 9iom 


Das Aiefenbentmal für König Vütor (Emamiel II. auf bem Kapitol in Aom 3m 3*0 ber ©mwethung 


(Sin 3al>r3el)ntc alter 3 Bunfd) ift im 3 nni ben Italienern in Erfüllung gegangen: 
bie Vollenbung bes Denimals für ben SBegrünber ber (Sinljeit Italiens, König 
Viftor (Smanuel II., auf bem Kapitol in Vom. Über fünfunb3wan3ig 3 afue hat 
es gebauert, bis man bas Aeiterftanbbilb bes „Vaters bes Vaterlanbs" als Haupt= 
beftanbteil bes gewaltigen Atonuments aufftellen unb enthüllen tonnte. Aeichlid) 
ein 2 Renfd)enalter ift feit bem Dobe bes „töniglicfjen (Sf)renmanns‘‘ oerftriefjen, unb 
ebenfolange währte bie moralifche unb materielle Arbeit, bie Italien für biefes 
Denfmal geleiftet hat. (Es ift aber aud) ein Koloffalbau oon riefigen Dtmenfionen 
geworben, ber fid) auf bem „geheiligten" ©oben ber tlaffifdjen 3eit ergebt unb 
babei für bie Kunft bes neuen Italiens ein rühmliches 3 eu gnis ausftellt. 3n 
jeber (Etappe bes Vaues trat bas Aloment bes Auberorbentlid)en 3utage, bas man 
bem Denfmal geben wollte. Alan hatte bafür ein internationales $reisausfd)reiben 
erlaffen, in bem ber (Entwurf eines beutfdjen Ard)iteften Sdjmih ben Sieg baoontrug. 
Aber bie Ausführung erfolgte nad) bem $Ian bes ©rafen Sacconi. Vad) unb 
nad), unter öfteren Unterbrechungen ber Arbeit, tarnen bie fünf3tg Alillionen £ire 
3ufammen, bie bas 2 Bert erforberte, nad) unb nad) aud) bas Ataterial, bas in ber 
benötigten Vefd) Offenheit bie Vrefcianer Serge nicht immer liefern tonnten. Der 


Schöpfer bes Aeiterftanbbilbes ©fparabia ftarb oor beffen Vollenbung; auch Sacconi 
füllte bie Verwirflid)ung feines Slans nicht frei oon allen füllen fehen. Aber 
über alle Hinberntffe hi nrüe 9 brang bod) bie Datfraft bes neuen Italiens burd), 
unb es hat mit biefem übrigens nod) nicht in allen ieilen fertiggeftellten Aiefen* 
bentmal ein SBert gefefjaffen, bas an Schönheit unb Kraft neben ben Atonumenten 
feiner tünftlerifch beften 3 e U en befteljen tann. freilich wiberftrebt nad) bem Ur= 
teile fad)funbiger beutfd)er ^Betrachter unferm beutfehen ©efd)made in etwas bie 
Unmenge oon „Statuen, ©ruppen, Trophäen, £öwert unb gabelwefen alter Art, 
bie fid) wie eine ungeheure Armee aus Vron3e unb SDtarmor oor bem Ae ©alant= 
uomo aufftellt". Aid)tiger muh man fagen: noch aufftellen wirb, benn noch fehlen 
ja oiele oon biefen giguren ufw., wie befonbers bie acht Statuen oon Halben bes 
antiten Aoms, bie man auf ebenfooielen Altären ober turulifdjen Seffeln unter= 
bringen will. Vis 3ur enbgültigen gertigftellung wirb man fid) aud) eine ein» 
gebenbe ^Beurteilung bes Aiefenwerts unb feiner riefigen Atenge oon ©in3elheiten 
auffparen tönnen. Vielleicht gewinnt man bann aud) noch einen etwas aitbern 
(Einbrud baoon; 3ur3eit nämlich tnirtt bas Denfmal, einer Atropolis gleich, toohl 
grob unb gewaltig in bie grerne, erfd)eint aber recht unruhig in ber Aälje. E.A. 


Fabrik- 

Ansicht 


Echt mit Firma: 


Über £artb unb SDleer 


1911. 9ftr. 40 


prüfen, ob biefe Donbid)tung aud) abfolut fid)er 
toirtt, tourbe lürjlid) eine 3 Kilometer lange Strede 
bes Kanals bet £id)terfelbe probetoeife angefüüt. 
Das hier3u nötige 2 Baffer (runb 200 StRillionen £iter) 
umrbe aus betn 16 9 Jieter tiefer liegenben 9 Jiäder= 
fee, toeldjer beim Rittergut £i<hterfelbe liegt, hod)= 
gepumpt. Das 93 ilb geigt bas Strombett, toeldjes 
aus gafdjinen (Sutenbünbeln) mit aufgelegten 
fd)toeren Steinen hergeftellt ift unb fomit ein 
Sterleten ber Kanalfohle burch bie hwabftürgen^ 
ben 2 Baffermaffen oerI)inbert. Die Prüfung hatte 
bas (Ergebnis, bah bie Donbid)tung burchaus 3toed= 
mäfcig unb 3uoerläffig ift. 3 ™ 3 all eines Damm= 
brudjes ober einer Reparatur ift es möglich, burd) 


eingebaute fogenannte Hubtore bie Scheitelhaltung 
in brei Deile 3U teilen. Daburd) toirb oerhinbert, 
bah bas SBaffer bes gan3en Kanals oerloren gel)t. 

Die Hauptaufgabe bes ©rohfd)iffahrtstoeges ift, 
eine beffere Serbinbung mit Stettin — ^reuhens 
bebeutenbftem Seehafen — unb bem Hinterlanbe, 
im befonberen mit Serlin 3 U fdjaffen. Seine 
Keiftungsfähigteit toirb bei boppeltem Ausbau 
bes Abftieges nahe Aieber= 3 inoro bei fünf3el)n= 
ftünbigem Setrieb 3U runb 3 Sftillionen unb bei 
oierunb3toan3igftünbigem Setrieb 3u runb 4,9 90111 = 
lionen Donnen oeranfd)Iagt. Die fd)nelle Seförbe= 
rung in breieinhalbmal fo groben Kähnen toie 
früher toirb bie $rad)ttoften für äRaffengiiter 


roefentlid) oerbilligen, unb in biefer gradjttoften* 
oerbilligung liegt ber 3 u>ed bes Unternehmens. 
©leid)3eitig mit bem Kanalbau führt ber Staat 
für faft alle an bem Kanal liegenben Stabte, 
©emeinben unb ^rioate auf bereu 2 Bunfd) unb 
Koften Hafenbauten aus. Auch Serlin unb ©hat* 
lottenburg planen gröbere Hafenbauten, beren 
Ausführung fie nad) ben mobernften ©e[id)ts= 
puntten felbft übernommen haben. Serlin hat 
hierfür bas ©elänbe bes ehemaligen 3 ol)annisftiftes 
angetauft, toährenb für ©harlottenburg toohl bie 
Aonnentoiefen in Setrad)t tommen toerben. Die 
Sollenbung bes Kanals erfolgt oorausfichtlid) 
im 3 oh^e 1912 . Sruno 3 ierde 


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oerfal*©ibliotbef B267. ©rei§ 20 ^3f. 
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©ronner, 3-3- ©at)rifdie§ ©dfelmen* 
büdjlein. ©reis geb. SR. 4.—. ©erlag§* 
anftalt 3of. ©. £uber, 2>ieffen oor 
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©botograpbierenbe. ©rei§ 3)t. 1.—. 
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©ab ©oben barf beutjutage, ba ber 
3ug ber ©tabtbeoölferung nicht mehr 
nad) bern 8uju§*, fonbern nach bem 
Heilbab gebt, al§ febr mobern gelten, 
benn e§ wollte, etngebenf ber 2)eoife, 
bie il)m ber lebte ttaffauifdje §erjog 
©bolf gab, oon jeher ber letbenben, 
nicht ber oergnitgungSfücbtigen SHenfdp 
beit bienen. ©He feine Neuerungen 
orbneten ftd) biefern ©rinjip unter, unb 
ber ©rfolg, ba§ ftete 3Bad)§tum ber 
©efudjerjabl, bot bem redjt gegeben. 
Deuerbing8 gebt ba§ Streben ber ©abe* 
oermaltungen babin, möglidjft rafcb bie 
©ntmicflung jurn .jpeilbab ju beenben. 
SOßäbrenb man fiel) aber anberwärt§ 
bemüht, burdj ©rbobrung neuer Uuellen 
fiinftlid) erft Heilmittel ju fdjaffen, bie 
ihnen bie Natur nicht freiwillig her* 
gibt, fdpoelgt ©oben faft im Überfluß 
natürlicher 'Quellen. Nabeui breißig 
in 2Btrfuttg unb 3ofommenfebung oer* 
fdjiebene ©runnen treten auf einem 
©real oon faum einem Quabratfilo* 
meter jutage. ®te oorjügltdje Quellen* 
wirf ung unterftüfct ba§ gleidjtnäßtg mtlbe 
Klima, ©oben weift ja auch bie meiften 
alten Seute im Kreife Hödbft auf. 


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München, den 10. Juli 1884. 

Die k. Untersuchungsanstalt bezeugt, daß die von Herrn Dr. Pfeuffer bereiteten 
und anher zur chemischen Untersuchung überschickten Hämoglobin-Pastillen im Durch¬ 
schnitt 1,3 Gramm Hämoglobin (natürliches Eiseneiweiß) enthielten und daß dieselben 
frei sind von für die Ernährung ungeeigneten Bestandteilen, wie solche im gewöhnlichen 
Blute als Excretionsstoffe (Auswurfstoffe) vorhanden sind Obige Untersuchung bestätigt 
Dr. Rudolf Emmerich (kgl. Professor an der Univ. München). 

Dr. Max von Pettenkofer (Geheimrat, kgl. Prof, an der Univ. München). 
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u. bgl.,nur mit©la§ in (Be¬ 
rührung lommt, fomit bie 
Dteinljeit be§ ®efd)mad§ ber 
©onferueit erhalten bleibt, 
aßeil ber HJerfect-äSerfcblufs objolut jutierläfftg 
ift unb ttiele Sabre halten fann. 

aßeil bie ©onferöen niemals bent SSetberben 
auSgejefct fmb, benit im (falle ungenügcnben ©in« 
Iod)en§ hebt fidi ber ©laSberfel non jelbft, meldjen 
SBorjug fein anbere» ©laSberfehStjftem aufroeift. 

Seber S8üd)fe ift eine genaue ©ebraudfSanwet« 
jung über ba§ ©inmadjen beigelegt. 

3 u haben in allen befjeren ©la§*, fporjellan« 
unb .^auShaltuugägefchäften, eoeutuetl meijen 
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(&tt\jxttx gcrr ^.potljckcr! 

(Öltt 3hrer „(Rino * Salbe" bin tch 
fehr jufrteben. 3d) höbe fdjon Dteleg 
»erfucht, aber ntd)t§ half, nad) ®e= 
brauch gh^er 9ltno=Salbe aber ift bie 
®d)uppenfled)te ganj fort. 3 cf) tarnt 
fie baher allen nur empfehlen. 

©öln, 21./9. 06. 

O. Besser. 


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Wb!. 2 fPcßisbucb \tei 

PbotogcDphifcbc fippocote 
ßejtc ftcifcgläfcr 

IPcaklilcbe (Kolfec 
IReifetafcben 

ßffenbadiec CcDctroatcn 

Cdelcbtßctß Gablung 

Ceip5lg277 


®iefe 5Rtno =Salbe rotrb mit ©rfolg 
gegen (Setnleiben, flechten unb ßaut* 
letben angeroanbt unb ift in sDofen 
ä (Ulf. l. 15 unb (Ulf. 2.26 in ben aipotheten 
oorrätig, aber nur echt in Original* 
pacfung roeift*grün*rot unb ffirma 
Schubert & ®o., 2Betnböhla = $re§ben. 
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SBerantroortli* für ben 3nferatentcil: (Ridjatb (Reff in Stuttgart. 3n Öjterreidjdlngarn für bie 
<v> ■_rmtfirHomfiornt (RrMt unh Genbunaen. bte ben 


Slaihbrud aus bem Snbalt biefer 3eitj<brtft rotrb ftrafre<f)tlicfi oerfolgt. ®erantroortIicf)er (Rebafteur: Dr. (Rubolf (ßresber in (Berlin. 

(Rebaltion unb Verausgabe uetantroortlicf): (Robert (Ölohr in 2Bien I. Orud unb Serlag ber Deutidjen SBerlagsdälnftalt in Stuttgart, (ßapier uon ber ®apterrabrtf Salad) ... „—, 

rebaftionellen Snljalt biefcr betreffen, nur an bie Oeutfd)e 5BerIags=2ln[talt, Ölebattion, Berlin SW, Äöniggraßer Strafe 99 (ohne (ßerjonenangabe) erbeten. 










































Jahrgang 53 


Nr. 41 


830. b 


ÜBERLÄND UND MEER 



1911 (93b. 106) 


Im Walde. Nach einem Gemälde von Ferdinand Dorfch 
















Alkal. muriatische Thermen (27—52° C). 
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lischen Erkrankungen der Atmungs-, 
Verdauungs- und Unterleibsorgane, der 
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tische Kammern. — Emser Wasser 
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Herrliche Lage ; beste Heilerfolge. 

Leit. Arzt: Dr. Strasser, früher Oberarzt in 
Dr. Lahmanns Sanatorium. Prosp. frei. 


Die 3<nH>ermütje 

23ott 

griebrid) 9 *atterott) 

(Schüfe) 

irt £ad)en ber Umfthenben, aus bem beutlid) ber 
£>of)n I)eraus3u^ören mar, begleitete ben fpi|en 
^3feil, ben ber junge (tt)ef abfd)of3. Der „fd)öne 
Siegfrteb“ liefe fiel) nicf)t oerblüffen. 

„Sie haben red)t, meine Herren. Um bie 6ad)e 
fur3 3U machen, id) ging 3ur s f3oIi3ei. SGBofeltoeislicf) 
nal)m id) nid)t bie gan3e 23eute, fonbern nur einige 
ber bürftigjt gehaltenen SBrieftafchen mit. Das 
3njtitut mit ben „taufenb klugen“ tourte gleichfalls 
Jeine ©rflärung für biefes fonberbare ©efd)ehen. 
Der ftommtffar jd)üttelte ben ftopf, ich glaube, er 
hatte ftarfc 3metfel an meiner 3ured)nungsfäf)igfeit. 
kleine ©rregung ftieg aufs höd)fte, finbige „©eheime“ 


mürben mir mitgegeben, unb eigentümlid)ermeife, 
menn biefe Herren mir auf ben $erfen folgten, blieb 
bas unertlärliche Spiel mit bem ©lüde aus ©s roar 
ein Reiben, biefe fortgefehten JBanberungen im 
Dienfte ber ‘ißolijjet burd) bie äRertmürbigfeiten ber 
frjauptftabt. 

Da eines Tages fefee id) roieber bie 9Jtütje auf, 
unb biefes fJRittel brachte bie fiöfung. S^un ent- 
bedten bie DeteJtios, bafe £eute mit einem inert- 
roürbigen ©ebaren fid) oft an mid) heranbrängten 
unb fich mit meinen Tafd)en 3U tun machten. $ber 
fie nahmen mir nichts heraus, fonbern ftedten mir 
hinein!“ 

„2Benn bu jefet nicht halb mit biefem Schtoinbeln 
aufhörft, lieber Siegfrieb, bift bu bie längfte 3ett 
mein ehrlid)er greunb geroefen,“ fagte ber bide 
blonbe Giebel. 

„9tee, mein 3unge, nun Jommt eben bas Traurige, 
roas id) er3äl)len rnollte. Du bift 311 einem Srüffeler 
^ßolfeiften roie gefd)affen, beim auch biefe ftedten 
mich roegen meiner ©hrlid)leit ein. 3a, fie hatten 


nod) bie Kühnheit, mich einen gan3 gemeinen Tafd)en= 
bieb 3U nennen, unb roas fonft nod) folcher Hebens- 
roürbigen Titulaturen mehr finb. iMI meine Unfd)ulbs= 
beteuerungen roaren fruchtlos, ©rft ber 5lbenb brachte 
mir bie Rettung in Jrorm bes äRühenfabrifanten unb 
bamit aud) bie ‘Sufflärung bes mpfteriöfen ©rlebniffes. 
Die DeteJtios hatten eine %t3af)l ber fingergeroanbten 
Spi^buben eingefangen unb entbedten ben fonber- 
baren Umftanb, bah fie alle bie gleiten SRühen, roie 
aud) ich f^ befafe, trugen. Die blühen roaren fo3u- 
fagen ihr ©rfennungs- unb 23unbes3eid)en. äRan 
fonfrontierte mich mit ihnen, jeboef) mit berfelben 
©ntf<hiebenheit, roie id) bie greunbfdjaft mit foldfen 
©efellen beftritt, roel)rten auch fie fid) bagegen, 
geroijf ein fel)r fpmpathifcher 3ug oort ihnen. Die 
9iad)forfd)ungen mürben meiter alisgebel)nt, bis man 
burd) mid) ben #utmad)er erfuhr, ber bie SRütjen 
geliefert hatte. 

9tun mar bes 9iätfels fiöfung Jlar: bie Spitj= 
buben hatten fid) bei bent StRann ein Dutjenb, ober 
nad) ber 3aI)I öer 23anbe, bie fid) 3U einem ge- 


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Darmleiden, Frauen- u. Unterleibskrankheiten, Bleichsucht. Saison I. Mai bis 
30. September. Prosp. d. d. Badedirektorium. 


1911. iOr. 41 


Über fiartb unb SDteer 


metnfamen 3 ug Bereinigt Rattert, non ben SRütjen 
bestellt, bocf) ber ^anbroerfer, bem bie 5orm unb 
bie garbe gefiel, [teilte gleid) einen größeren Vorrat 
baoon t>er, unb non biefen übegäljligen b>atte icf) 
meine 3auberntüt)e befommen. Unb nun glaubten 
bie Diebe in mir einen Sunbesbrnber 3U fel)en, 
unb ba id) mid) nid)t mit am Stellen beteiligte, ober 
roer toeift roarnm, in mir ben §et)ler oermutet, bem 
[ie bie Seute anoertrauten. 

Unb nun, meine Herren, laffen Sie uns nod) 
einmal auf bas 2 Bot)I eines gemetnfamen 3 ufantnten= 
[eins anftofeen, roer toeif}, ob bas ©lüd mir immer 
[o I)olb bleibt, toie es mir in Sriiffel toar!“ 

„fieiben unb greuben bes Reifens,“ [agte naci)= 
benilid) §err 9 Jlagi[trats[efretär §oIberbu[d). „StRir 
famt bie[e Aufregung ge[tol)len bleiben!“ £>bmol)I 
er förmltd) l)erausgeri[[en roar aus bem Uf)noerf 
[eines [tillen 23 eamtenba[eiits unb nod) lange auf 
bem <r>einuoeg in bem Erlebnis [d)toärmte. 

Unb bie Dame?-Die ©efd)id)te i)atte l)ier 

bod) tooljl eine red)t bemertbare £itde, aber mir 
poli3eifreunblid)en ©erliner fjatten bas [d)on läng[t 
oergeffen. 


Schach (Bearbeitet x 

Aufgabe 16 

SSon 0. Jewetzki in $orpat. 
(„®eutfd)c« 9Bocf)enfd)acf)".) 
©cbroar; (6 Steine) 


Huflösung der Auf¬ 
gabe 15 

2B.1. Tc2—c7 
@. 1. Sa8xc7, Lalxd4 
2ö. 2. La4—c2 unb 
SB. 3. Sd3—e6 matt. 


SB. 2. La4—e8f 
©. 2. Te7xe8, - f7 
SB. 3. Tc7xg7, Le8xf7 
matt. 


@. 1. e2xflD, Dalxfl, 
a4, — a2, Ta6xa4, 
— C6, f6, Sc8—d6 
SB. 2. Sf3-e5f 
@. 2. Te6xe6 
SB. 3. Tc7xg7 matt. 


SBeift jte£)t an u.feöt mit bembritten 8uge matt. 

Hitss nnferm MarrcT^mthcn^urnicr 

2>ie Verteilung ber ©onberpreife für beftgefpiette. $ar» 
tien ift burd) ©ntfcfjeibung ber s ^3rei§ri^ter, Herren SJietger* 


Stiel unb ÜRannefortfpVerlin, nad)bent ein übriggebliebener 
®ifferenjpuntt burd) ben Surnierleiter ®. @d)aHopp*©teglit) al§ 
Obmann erlebigt roar, nunmehr in folgenber SBeife geregelt 
worben: ben erften V*ei§ im Vetrage oon 100 Sftarf ertjätt £>err 
Dr. 21. s Jtueb im £aag für feine im 2tn^ug gegen SBegemunb 
gewonnene Partie; p en jmeiten unb britten ißrei§ oon je 50 SRarl 
|>err Dr. $. Vannet, Sanbe§aboofat in ^rjefjoioice bei Strafau 
in (Solisten (2lnjug§partie gegen Vetgmamt), unb §err fianb» 
gericf)t§rat a. $. 2Ö. <3d)wan in Sinj am 9tbein (2lnsug§partie 
gegen (Supas); ben oierten unb fünften Vrei§, je ein ©jcemplar 
(15 Vänbe) „SJteifterwerfe berühmter ©rjätjler" §err $. $olmer 
in 2(mfterbam (9tad)sug§partie gegen Söwenton) unb §err Dr. 
2L2Banfin in itöfern bei 2Ut^ebaIg in Siolanb (2tn*ug§partie 
gegen ©utjaj); ben fedjften 2ßrei§, £et)cf „3)ioberne Kultur" (jroei 
Vänbe), |>err 2S. f^lir. £anbe§beamter in $nn§bru<f (2tn*ug§» 
Partie gegen Saimer); ben fiebtenVrei§, Varnter Stongrefsbud), 
|>err 9t. 2lIejanbrow in SOtoSIau (9tad)jug§pgrtie gegen 
@d>wan). ©§ fei tjiersu noch auibrücElicb bemerüt, baj? nad) ben 
oor Veginn be§ Stampfet feftgefteßten SEurnierbebingungen nur 
9ticf)tfieger gur Vemerbung um biefe «Sonberpreife berechtigt 
roaren; anbernfaü§ mären Partien rcie 2Biarba»2Begemunb, 
gri^2ttte§Ianber. oon 25ef}ler'.2Bieganb, bie jmeite oom 2lnjief)en= 
ben, bie beiben anbern oom 9tad)gief)enben gewonnen, fidjer nicht 
leer au§gegangen. SBir oeröffentlicbten biefe Partien bereits im 
Jahrgang 1909/10 unter ben 9tummern 7, 15 unb 18. Von ben 
naci) oorftebenbem Verist mit Sonberpreifen bebacbten Vactien 
ftnb bie erfte, fünfte unb fedbfte gleidjfaüS bereits auSfübrlicb 
mitgeteilt roorben, unb gmar als 9tr. 2 unb 8 oon 1909/10 be= 
giet)ungSroeife 9tr. 12 oon 1910/11; bie anbern werben wir bei 
näd)ftmöglid)er ©etegenfjeit unfern Sefern oorfü^ren. 


Wenn Sie verreisen 

vergessen Sie nicht einen „Gillette“ Rasier-Apparat mitzunehmen. Für Herren, welche auf ihr Aeußeres halten, ist er 
als bequemer und praktischer Begleiter unentbehrlich geworden. Man beachte die Biegung der Gillette-Klinge während 
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tionen neuester Systeme (Körting’s temperierbares Trockeninhalatorium). Pneumatische 
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Atmungsorgane, Skrofulöse, Rachitis, Gicht, Rheumatismus, Frauenkrankheiten etc. — 
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und Verwaltungs- Beamte, Geistliche, Lehrer, Ärzte usw. 


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Kurj oor BoKenburtg eine§ gabt* 
tjunbert§ feit feiner ©eburt bat man 
je^t enblid) Otto Subroig, bem ©)id)ter 
be§ ©rbförfter§, ber £eiterett)ei unb 
SRaffabäer, in $re§ben, roo er 1865 
feine Bugen für immer fdjlofc, unb jioar 
inmitten ber ^errlidben Bnlagen ber 
Bürgertotefe nabe bem originellen 
SJtosartbentftein, ein ftimmung§oolle§ 
©enfmal non Brnolb Kramer errichtet. 

<£in0C£anacttr %M\xx 

unb txn 

(Besprediung einfeiner derbe Vorbehalten. — 
Rücksendung findet nicht statt) 
Strnolb, ©ruft, ®er aJtalefijfdbenf unb 
„feine Jauner". 9teid)§graf granj Sub* 
mig ©djenf oon KafteU (1736—1821), 
ber öoIf§tümtid)e „9ftaleftäfd)enf" ober 
„■£>enfet§graf", unb feine Kriminab 
gerid)t§barteit (1788—1808) au Ober* 
bifdjingen bei Ulm. 91ad) 2tften unb 
©Triften erftmalig gefd)id)tlid) bar* 
gefteüt. ißrei§ brofd). 91t. 2.—, geb. 
9Jt. 3.50. grancfbkbe BerlagStjanb* 
lung, Stuttgart (Bibliotljef be§ 17. 
unb 18. Qat)rbunbert§), 

Salb« von, ®ie @d)netlfüd)e. $rei§ 
9Jt. 1.—. Berlag ©mil äBirj, oor* 
mal§ Q. Q- ©bnfien, Slarau. 

©leutfdjer Kamera * Sllmanad) 1911. 
Brei§ in Büttenumfdjlag 9)t. 4.50, in 
Seinen geb. 9)t. 5.50. SSerlag ©uftao 
©djmibt, Berlin W 10. 

©gloffftein, ^»ermann gretljerr oon. 
Qm ©)ienfte be§ ©rofsberjogS ©arl 
VlleEanber. ©in @rinnerung§blatt.! 
$rei§ brofd). 9)1. 2.-, geb. 9)t. 3.-. 
SSerlag ©ebr. ißaetel, Berlin, 
ge ebner, £>an§, ®' e Bngelbrüber. 
©in ÜDtalerfommer in Sltittenroalb. 
Brei§ 9)1. 4.—, geb. 9)1. 5.—. SSerlag 
g. gontane & ©o., Berlin, 
©angbofer, Subiotg, ©efammelte 
©cb'riften. S3olf§au3gabe. dritte Serie 
Botlftänbig in 10 Bänben ä 9)t. 1.50. 
®efamtprei§ 9)1.15.—. Berlag Slbolf 
Bonj & ©o., Stuttgart. 

©erbranbt, 9)1., «Jtingenbe §erjen. 
KürfcbnerS Bücberfdjab 9lr. 766. HSrei§ 
20 Bf- Berlag §ermann §iHger, Ber* 
lin*8eipaig. 

©erbarbt, Otto, 2lmp Stobfart. ©in 
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Kunft unb 9)lufif, Seipjig. 

©erbarbt, Otto, ©in «Jtitterfcblag. 
©cbaufpiel. Berlag für Siteratur, 
Kunft unb 9)lufif, Seipjig. 
©rauenborft, grau ©rna, Katedjig* 
mu§ für ba§ feine §au§* unb ©tuben* 
mäbdjen. B«i§ 9«b- 65 Bf-* 9 eb. 
9)1.1.25. gröbel*£)berlin*Berlag, Ber* 
lin*@übenbe. 

§epbemann *9)löbring, ©lifabetb- 
hinter bem 9lebel. 3toei 9looeHen. 
Bita 2>eutfcbe§ Berlag§b«u§, Berlin. 
§utfd)enrupter, SBiHem, 2)a§ Beet* 
booenbau§. 8lu§ bem §ollänbifcben 
übertragen oom Beifaffer. Btei§ geb. 
9k. 2.—. Berlag ©reiner & Pfeiffer, 
Stuttgart. 

Qecminef, ©briftian, ®ie feyuelie 
Qugenbiiinbe, ihre ©efabr unb 2lb* 
toebr. s JSrei§ 60 Bf- @d)ulbud)banb* 
lung oon g. @. S. ©realer. Sangen* 
falaa. 

Qm golbenen Kinberlanb. ©in Bud) 
junt Sefenlernen. Qn Originalbanb 
80 Bf- Berlag oon Quelle & 9)leper, 
Seipjig. 

Kabarett, ©ine Sammlung Heiner 
©tüde, ©aenen unb Bortrage für ge* 
feUige Kreife. ©efammelt unb berau§* 
gegeben oon ©g. 9tid). Krufe. Uni* 
oerfal*Bibliotbef 5265. B*ei§ 20 Bf- 
Berlag Beclam, Seipjig. 

Kilner, 9kartin. ©)ie anbere §alfte. 
9toman. Bita ©>eutfdje§ BerlagS* 
bau§, Berlin=©barlottenburg. 
Kremnit 3 , 9)lite, Saut ©eftament. 
91oman. Bita ©>eutfd)e§ BerlagS* 
bau§, Berlin*©bavlottenburg. I 


Kolik und 

Durchfall 

finb bie tgpifdjen ©ommererfrantungen bet über* 
mäßigem ©enujj oon £>bft unb unreifen grüßten, 
prompt unb ficfyer totrft ein Teelöffel ooE 

„Ricqles-lHiitzengeisf 

Alcool de Menthe de Ricqles 

in beihcnt Bucferroaffer, beffen anregenbe unb antifeptifcbe 
guuttton ibn ju einem ibealen §au§mtttel ftempeln. 

©rbättlidb in gtaconS ä ÜJI. 3.6b, 9JI. i.es, l 35 unb 9k. l.io tn $rogerien, 
Sieltfateffenbanbtunaen, Barfümerien unb Stnotbefen. 91u§fübrlicbe Sörofcbüre 
unb ©rattSmufter bireft burcb: „Skicqteg*®epot", grantfurt a. 9k. 


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Oktober 1910—1911 
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Copyright, 1911, by Deutfche Verlags »Anltalt, Stuttgart 


Preis oierreljäbrlicb 4 Mark 
Beim Postbezua 4 mark 25 Pffl. ohne Bcstellaeld 
ln Österreich*Ungarn Kr. 4.$0 


Der Kampf ber meinen 
uni> öer roten ©ofe 

Vornan 

oon 

©eorg $irfd)felb 

(gortfetjung) 

fYlementine antmortete— er fjatte fi© ntdjt 
vv trt ©r getäuf©t. ©Im nä©ften Dage tarn 
ein Telegramm.mit (Selb unb mit ben ©Borten: 
„©in Samstag früß a©t Ußr in ©lün©en, 
ermatte Di© am 23 aßnßof. ©tama.“ £oni 
mußte greube ßeu©eln, als fie ©n in ßer3= 
lieber, erlöfter greube biefes bürftige griebens* 
3eitlen oorlefen faß. Diefe ©Beßmut bef©li© 
fie, ©litleib and) im gmterften. Das ßatte 
er für fie getan, unb fie, fie ßatte ©n fo meit 
gebra©t! Die Sorge mar eine altgu ßarte 
£eßrmeifterin für Karlmann ©ominger — fie 
beugte feinen ©aden mit eiferner £anb, fie 
mpllte oon ©runbfäßen unb frif©em gugenb* 
troß nichts miffen. S©Iu©3enb fant Zorn 
aufs © 3 ett, als Karlmann naeß ©tün©en auf* 
bra©. ©Bar fie fein ©Iüd:? ©Bar fie fein ©Kid?! 
£©, merben mollte fie es, no© einmal, immer 
mieber, für bas £i©t ©res £ebens, für ©n, 
für ©n, ben einzig, emig ©eliebten. ©r gab 
©r alles. Sie mollte ©nt au© alles geben. 
5 ßr f©Ii©tes, auf rechtes Selbft. ©Bar es 
oiel, mar es menig? ©Senn er in feinem 
£eben einen ©tenßßen gan3 befaß — es 
tonnte ja ni©t menig fein. — 

©a©mittags tarn Karlmann mit feiner 
©lütter. ©Birtli©, fie mar es, bie ftol3e grau 
jSrofeffor, bie Doni über bie ©Immerfelber Dorf* 
ftraße (©reiten faß. Das <5et3 ftodte ©r. ©Sie 
follte fiefi© jeßtfaffen? ©Basißr fagen? £eute? 
3um erften ©lale? §atte fie ©ormürfe 3U 
fürdjten? ©ur bas nießt! ©Iber fo tonnte bie 
©lütter ©r in Karlmanns ©egenmart unmög* 
lid) gegenübertreten. Sie tarnen ja ©Irm in 
©rm — ein feltfamer ©nblid. §alb beängfti* 
genb für 3 mni, ßalb munberooll. Sie füßlte 
buntel, baß es ©r jeßt hoppelt galt, fi© auf* 
reefjt 3U galten. Karlmann tarn mit feiner 
©Kitter, grau ©ominger tarn mit ©rem Soßn. 
©r mürbe ©r faft fremb. Do© nein! ©Sei© 
ein ©Baßnfinn umfing fie! gßr Karlmann! 
geßt näßte ja bie §ilfe, bie ©usfi©t, bas 
neue £eben! ©nbli©! ©r ßatte reeßt getan! 
Unb fie, fie ßatte fein Kinb — bas mar ©r 
©emeis, ©r ©e©t, bas mar ©r Unumftößli©es. 
©ine ©lutmelle ber greube unb bes Stores 
flieg ©r aus bem J>er3en in bie ©Sangen 
empor — fi© redenb trat Doni bem ©efu© 
entgegen. 

1911 (33b. 106) 


Klementine 3eigte ein neroöfes, ßaftiges, 
faft mirres ©Sefen. ©s mar ba3u angetan, 
Donis guten ©Sillen in Spmpaißie unb inniges 
©litleib 3U oermanbeln. Die arme, reifemübe, 
plößli© gealterte grau! ©lit itberfd)mang tüßte 
fie Klementines fieberrtbe ^anb, unb grau ©0= 
minger 3itterte einen ©ugenblid. Sie muffte 
fi© feßen. Sie ftarrte, einen £er3trampf 
be3mingenb, oor fi© t)in. 3um erften ©lale 
faß Karlmann feine ©lütter ßeute übermunben. 
Das bemegte ©n namenlos — er fragte mit 
mei©er Stimme na© bem ©ater, na© ben 
©efdßmiftern — fie nidte nur unb ßielt feine 
£anb feft. Dann bra©te Doni ©r bie tieine 
9 ßaula. ©s mar ein f©önes, golbblonbes, 
friebti© f©lummernbes Kinb. gßr erftes 
©nteltinb. Klementine meinte. Da liefen 
bie jungen £eute fie mit j 3 aula allein. — 

Die ©lütter blieb brei oolle ©lonate in 
©mmerfelb. Unb es gef ©ab) in biefer 3 e ü, 
ba^ fie Doni oon §ei‘3en liebgemann. Sie 
forgte für alles, fie oibnete bie ©elbtalamität 
unb fi©erte bie erfte 3 utunft. Sie bemirtte 
§- bas mar ©re irjaupttat — baß Doni unb 
Karlmann in ©tündjen getraut mürben. Still 
unb oßne geier, nur im Staubesamt. Do© 
Klementine mar babei, unb bas ©ßepaar ©oll= 
finf als Klugen, ©un maren fie alfo ©tarnt 
unb grau — nun enbete bie glu©t — ja, 
mo Klementine maltete, ging alles raf©, unb 
man tarn ernftli©, freubig meit er. greili© — 
bas ertannte Doni Dräntles tluges §er3 fetjr 
halb, au© als fie in ©ßre unb ©Sürben Doni 
©ominger gemorben mar: bie £iebe, bie ©re 
S©miegermutter ©r entgegenbra©te, fo e©t 
unb refpettüoll fie fein mo©te, beburfte bo© 
ber Überleitung, ©on Karlmann über bas 
Kinb 3U ©r mußte ber 3ünbenbe gunte gleiten. 
©Sas Klementine für Doni tat, tat fie eigentli© 
für Karlmann, unb ^fSanla mar ©res Soßnes 
Kinb, no© ni©t fo oöllig bas Kinb ber neuen 
Do©ter. Donis erftes ©ngftgefüßl mar 0erflogen 
— marmes ©lüd mar mit ber ©lütter eingeteßrt, 
fein $o©mut, feine Kälte. Sie ßatte Doni in 
©ren alten ©e©ten anerfannt unb bie neuen 
begrünbet. ©teßr fonnte fie ni©t tun. ©ber 
fie tat es als Karlmanns ©lütter, ©s gef©aß 
alles für ©ren Soßn. Unb mäßrenb ein ftiller 
©eib in 2onis §er3 fam, ber fie maßnte: i© 
bleibe unoerfößnt mit ben lieben, f©ulbIofen 
©leinen baßeim, unb er, er füßlt f©on mieber 
bas alte ©eft in ber ©äße, tröftete fie fi© 
bo© fetbft unb fagte fi©: ©ur bei ber Stange 
bleiben, ©leine 3eit fommt au©, g© ßabe. 
Kraft 3um ©Barten. Do© mas er entbeßrt, 
bas muß ©m f©nell erfeßt merben. 

IX 

Klementine mollte oon ©tmmerfelb na© 
^Berlin reifen, mo 3mei neue Aufgaben ©rer 
ßarrten: gran3 Otto ©raumüllers geirrt gu 


befi©tigen unb bem greißerm oon ©iegenau 
ein neues £eim begrünben 3U ß elfen. Die 
beiben ©ßen ließen fi© 3U ©rem ©ram als 
£eibensgef©i©ten an. Karlmann merfte es 
an ben ©eben ber ©lütter, oßne baß fie es 
©m 3ugeftanb. ©3 ei © 3 raumüllers ßatte es 
f©on in ben erften ©lonaten gemadelt. Sie 
ßatten granffurt mit ^Berlin oertauf©t, fonnten 
fi© aber über bie (£tnri©tung ber ^Berliner 
©Boßnung ni©t einigen, unb ©tarions 23 er* 
f©meubungsfiun ftieß fo ßeftig mit ber 3äßen 
Sparfamfeit ©res ©atten 3ufammen, baß bie 
junge grau in oer3meifeiten ^Briefen bie §ilfe 
ber ©lütter anrief. Uber bie ©efaßr, bie 
in ber ©inmif©ung einer S©miegermutter 
lag, ma©te ©tarion fi© feine ©ebanfen. Sie 
mollte nur fiegen, ein für allemal ben 
plumpen Spießbürger unter ©ren 3ierli©en 
‘»Pantoffel 3mingen. ©r liebte fie auf feine 
©Beife, ftierßaft, opferbereit, fanatif©. Sie 
ßatte es eigentli© ni©t gern, fi© fo lieben 
3U laffen, ba fie fi© mie ein ^o^eHan* 
figür©en in © 3 auernßänben oorfam, aber fie 
mollte menigftens ausnüßen, mas ©r biefe 
£iebe eintrug. Der erfte, fonftruierte Xraum 
oon 93 aben*©aben mar oerflogen, ©r ßatte 
eigentli© eine re©t rei3lofe ©emößnli©feit, 
biefer bejaßrte ©ef©äftsmann, unb fie mar 
baßintergefommen, baß es eine ftarfe ©In* 
maßung oon ©m mar, mit feinem 23 ilbungs* 
grabe fi© um eine ©omingerto©ter 3U be= 
merben. ©un aber, ba alles gef©eßen unb 
fie feine grau gemorben mar, follten au© für 
immer bie ri©tigen ©ren3en 3mif©en ©neu 
ge3ogen merben. Das £anb ber Kultur, bes 
©ef©mads, bes feineren £ebensgenuffes für 
©larion — für SBraumüller bie Praxis, bas 
©ef©äft, bas materielle £eben. S©mer ßielt 
es, ©m bas beutli© 3U ma©en, all3u f©mer. 
Denn er mollte gerabe bort ßinüber, mo fie 
©m bie Dür oerf©loß, unb ber ©ingebilbete 
glaubte ©r au© man©es ©ute aus feinem 
£anbe mit3ubringen. Sie oerßanbelten erft 
in f© einbarer ©üte unb ©üdfießt mie fanfte 
Diplomaten — bann aber ftritten fie fi©, unb 
eines Xages, eines £ages ßatte ber abf©euli©e 
© 3 raumüller bie ©laste abgemorfen: er mar 
grob gemorben. ©rob gegen ©larion ©ominger. 
©r ßatte gef©rien unb getobt, baß bie Dienft* 
boten f©redensblei© baßertamen. Das burfte 
ni©t meßr oortommen. ©ie meßr! ©Bas 
baeßte fi© benn ber §ol3mollefabritant? 
Klementine tröftete ©re Xo©ter unb oerfpra© 
bur© ©r ©rf©einen bie golbene 3^t ßerauf* 
3ubef©mören. 

© 3 ei © 3 iegenaus ftanb es anbers, aber ni©t 
beffer. Salb na© ber ^o©3eit, no© unter* 
megs, in gtaüen, ßatte ben ©ittmeifter eine 
feßmere Kranfßeit befallen, oon ber er fi© 
ni©t erßolen tonnte. ©Bas nüßte es ©Ifa, 
mit ©rem ©attert auf ber ^erraffe bes f©önften 


139 








1072 


ttber £artb unb äfteer 


1911. 9!r. 41 


Rotels oon SDttmte ©arlo gu fi^en? Stumpfe 
21ugen batte er für bas blaue SDfttt einte er, für 
bie ragenben Palmen unb bie eleganten, 
lebensoollen StRenfcEjen. Sie muhte mit hm 
nah §aufe gurüätehren, unb bie Strapazen 
ber Veife roarfen Viegenau in ^riebridjsburg 
oöllig nieber. Klementine unb ©Ifa pflegten 
ihn — es mar eine traurige junge ©E)e* 
ftanbsgeit. Dod) als er gerettet mar, ftanb 
es für ü)n unb bie anbem feft: er tonnte 
nicht länger im X)ienft bleiben. 2Bas er, 
ber Verbrauchte, lange hinausgefdjoben hatte, 
mürbe jet$t Datfad)ß: er bat um feinen 2tb* 
fcbieb. 2Bol)l ernannte ber gnäbige ©roh s 
hergog ihn gum SDtajor, mol)I tonnte er in 
allen ©hren fReiben, aber ber 3müangug, ben 
er mit ber frönen Dragoneruniform oer* 
tauften muhte, machte aus bem Schmetter* 
ling Viegenau eine unfä)einbare Staupe, unb 
er mürbe plöhlid) ein bürrer, ältlicher, häßlicher 
SJtann. ©Ifa fah es, hoch ihr ffrrauenmitleib 
übermog. Klementine fah es, unb es mar ihr 
ein tiefer, bleibenber Schreden. freilich — 
„bie Varonin" ober „bie $rau 9Kajür" oon 
ihrer Dotier fagen gu tonnen, blieb ihr, 
bas ftärtte ben 9Jtut, oon oielem ©lang unb 
Reichtum 2lbfdE)ißb gu nehmen. 2lu<h Viegenau 
tarn felbft fehr halb über fein 9Jtth0ßfd)td fort, 
inbem er ertlärte, fich enblich feiner Kieblings* 
neigung, bem Stennfport, oöllig mibmen gu 
mollen. ©r blieb nicht in griebrichsburg — 
er mähte es Vraumüller nach unb gog mit 
feiner jungen $rau nach 23erlin. Vraumüller 
mar aud) herüber unglüdlidE). ©r hatte bie 
2tnfd)auung bes geborenen Berliners, ber als 
„gemachter SOtann" nach 23erlitt gurüdtehrt— 
er lebte in bem ©lauben, bah fßütß Vaterftabt 
ihm gehörte, bah alles jeht auf ihn bilden 
muhte, unb niemanb, ber ihm nicht recht mar, 
feinen ©ingug ftören burfte. Freiherr oon 
23iegenau unb feine ©attin ftörten ihn nun 
gang erheblich- ©r fah Unheil unb neuen 
3*oift in bem ©rffeinen ber beiben, feine 
2lnfichten trennten ihn oöllig oon bem pen* 
fionierten, beruflofen Offizier, unb er mollte 
um jeben Preis oerhinbem, bah Vtarion fid) 
mit ihrer Familie aufs neue oereinigte. 
3rifd)ßr 3ünbftoff tarn fo in bas Stomingerfche 
Kager gu 3riebridE)sburg unb gu Verlin. 9tun 
gar noch bie Shunegermutter! $rang Otto 
Vraumüller muhte jeht feinen gangen SJlann 
flehen, benn er ahnte, bah er allein mar oor 
lauter SStenfdhen, bie bas ©ntgegengefehte als 
er mollten. 

Doch ßtn fernerer, folgenreicher 3mifd)ßn= 
fall bernährte 23raumüller noch oor bem 2Ius= 
brudE) bes Krieges. Klementine muhte einen 
Dag oor ber 2tbreife ihre fämtlidhen Pläne 
umftohen. 2Ius 3riebrid)sburg tarn ein Dele* 
gramm oon Philipp, bas eine neue ©rtranfung 
bes 23aters melbete — bie menigen 2Borte, 
bie eigentlich nichts fagten, fagten bod) alles: 
3uftinus Siomingers ©nbe mar nahe. Da gab 
bie arme, hin unb hß* gßriffene $rau ihren 
Verliner Steifeplan auf — fie zitierte bie Död)tßr 
unb Shmiegerföhne telegraphifh nah 3rieb* 
rid)sburg unb reifte felbft fofort oon 2Immer* 
felb in bie $eimat ab. Karlmann begleitete fie. 

SCRit fchmerem bergen lieh Dorti ihn giehen. 
©s fam eine arge Verlaffenhßit über fie. Ve* 
fonbers quälenb mürbe ihr ber ©ebanfe, 
Karlmann ben ©rfhütterungen bes Dobes 
preisgegeben 'gu miffen, hoppelt preisgegeben 
auch öen ©inflüffen feiner Familie, noh bagu 
in 3riebrid)sburg, mo fie bie unoerföhnten 
3hrigen muhte. Sie mar feiner fidler bis 
ans ©rab, aber ihre ©iferfucljt lohte mäd)tig 
auf, unb fie ertannte jeht, mie oöllig fie fein 
©efühlsleben beherrfht hatte. 9hm brangen 
plöhlih anbre 9Jtäd)te auf ihn ein. Der Vater 
— fie tonnte ihn nicht oon ben lebten Stunben 
feines Vaters trennen. Unb fonft? (Einmal 
noh ttt ber Heimat — mer muhte es — bas 
lehtemal oielleidht, unb bann für immer 
bei ihr. Sie fahte fih unb lieh hu reifen. 
3hn brängte es gemaltig gu ben alten 23ilbern 
3 urüdE — bas fa§ fie. Sie muhte fih hüten, 


biefer Sehrtfuht nah 2lusgleid) unb Ver* 
föhnung mit eignen Vßünfhßn in ben 2Beg 
3 U treten. 2Us Karlmann unb feine Vtutter 
fort maren, meinte Doni fih bei ©oa Voll* 
fint aus. £>ier fanb fie ben Droft, ben jie 
brauhte. Kein meihßs 9Jtitleib, tein ergebnts= 
lofes 9lahfiunen — frifhßu $umor unb Sin- 
trieb 3 ur Dätigteit, gur groben 9Jiutterforge, 
bie alle ©efpenfter oerfhßuhte- 

2tls Karlmann $riebrihsburg mieberfah, 
ruhig unb fihßr, nidE)t mehr als fhßuer f^Iüht* 
ling, ba trat es ihm mächtig oor 2Iugen: 
21bfhieb. Du muht oon beiner 3ugenb 21b= 
fhieb nehmen. Der Vater lag in 21gonie — 
einige Vlinuten hatte Karlmann an feinem 
23'ett geftanben, ohne bah ber Krante ihn 
ertannte. ©s mar nihts für ihn gu tun, er 
muhte fih fhmeigenb gurücfgiehen. ‘plpltpp 
mar feltfam ftilt unb fah gum erften 9[Rale 
bläh aus — es tarn Karlmann fogar oor, als 
ob fein 23ruber etmas abgemagert märe. Sie 
fprahßu fih uur feiten an, fie liehen fih gegen* 
fettig unbehelligt. SPtarion unb Vraumüller 
maren fhon angetommen. SBährenb fie ihrem 
©atten hunbert Veforgungen auflub, mibmete 
Vtarion fih ber 91tutter. Viegenaus oerfpäteten 
fih — mit ftiller ©ntrüftung tonftatierten es 
bie anmefenben ^amilienmitglieber. 

ßangfam unb auf ben 3ßf)ß© uiht mehr 
herrifh unb Düren gufhlagenb, ging Karlmann 
burh bie 9täume bes ©Iternhaufes. 2Bie 
buntel unb ruhig mar es jetjt hter — bas Keben 
hielt gleihfam ben 2ltem an. Diefes irjaus, 
bas fo oiele ©äfte gefehen hatte, beherbergte 
einen ©aft, ber mähtiger mar als alle. 2Ber 
lähßlte ihn an, mer fhmeiheite hm, mer 
tränt hm gu? Keiner. Unb bennoh biente 
man hm. Denn es mar ein ©aft, biefer 
fhattenhafte Sho^eiger, ber noh uie im $aufe 
9tominger eingetehrt mar. 9[Ran hatte ihn hißt 
nur oom ^örenfagen getannt. 9Jtan mar oor 
ihm geflofßn, recft tinbifh» unüberlegt. 9tun 
mar er plöhlih öa unb tafelte unb mähte 
es fih bequem überall! Überall, ©in Shauber 
padtte Karlmann, ©r mar auf bie Veranba 
getreten unb ftarrte in ben ©arten htuaus. 
VSar's Frühling jeht, mar's $erbft? Sie logen 
ja, biefe tnofpenben 3meige, biefe jungen 
©räfer, bie aus fhumrger ©rbe fproffen. Der 
2Binb ging rauh unb talt, ben Fimmel bebedten 
jagenbe 2BoIten. Das mar tein Frühling, 
tonnte tein Frühling fein. 2Bie hatte fein 
Vater ihn geliebt in feinen ftarten Dagen! 

©r manbte fih ab unb ftieg behutfam bie 
Dreppe gum erften Stod hmauf. ©r fefmte 
fih nah feinem 3tmmer. 2lls er es betreten 
hatte, fhlofe ßt ftd) ein unb ging an bie liebe, 
mehe 2Irbeit, gu tramen unb gu orbnen. 23üd)ßt 
unb anbre Dinge, bie bamals bie $Iuct)t 
befhmert hätten, mollte er jeht mitnehmen. 
Unb manches tarn hm babei in bie §anb, 
mas ihn feltfam bemegte: eine Photographie 
oon Kucie 91aumann, eine anbre, bie oon hm 
felbft gemäht morben unb bie fhöne ©qui* 
page, bie gelbgepolfterte, mit bem filber* 
gefhtrrten 91appen barftellte. brauneres 
fhmiegte fih Kucie, unb Demmler fah ftolg, 
bie Peitfhe haltenb, auf bem 23od. ©in 
bitteres Käheln tarn auf Karlmanns 21ntlih 
— bann gerriß er langfam biefe oerfuntenen 
Dorheiten. 2Iuh Kucies Vriefe, bie hm mie 
brennenbe Kügen oortamen, gerrih er. Um 
fih rein gu haben, gog er feine Vrieftafhß 
heroor unb betrachtete Donis Vilb, baneben 
auh bie Photographie ber tleinen Paula. 
3a, htßt mar ber 2Beg ins neue Keben — 
offen, frei unb breit, ©r tonnte ihn nicht 
oerfehlen. $rifh hmausfhrßiten mollte er, 
nadhbem er bem Vergangenen unb Sterbenben 
bie Iehte ©hre ermiefen, fih niht mehr um* 
fhauen... 

2lus feinen Dräumen fhredte hn ein ftartes 
Pohßu auf. 2Ber magte in biefem $aufe 
folheu Kaut? Karlmann erhob fih gornig 
unb öffnete bie Dür. Freiherr oon Viegenau 
ftanb oor hm. Kähßlub bot er bem tiefernften 
Shomger bie £janb, gerötet mie einer, ber 


eben einen guten Drunf getan, unb begann 
in feinem breiten Dftpreuhifh Iosgupoltern: 
„Dag, Karlmann! 2Bie jeht ; s bir benn? 23in 
eben anjefommen! 2llfa hatte 9Jtijräne, fonft 
mären mir jeftern fhon bajemefen! Kange 
9leife oon Verlin, aber ber Speifemagen is 
jut, nur fhabe, 2Ilfa fann bas fahren nih 
oertragen! 9ta? §ier jeht es alfo nih iut, 
hör ih? §m-." 

„9lein, gar niht, unb ih bitte bidE) hߣgfth> 
lieber ©rnft, fprid) leifer. Vater liegt bidE)t 
über uns." 

„3h meih, ih o^eh — aber bas hört er 
ja nih, ßt hört ja überhaupt nihts, mie? 
9ta, mie is es bir benn ingmifhen erjangen? 
Du haft jeheiratet — hm ?<< 

Karlmann mürbe blaß, hm trampfte fid) 
bas §erg gufammen, aber er begmang fih* 
9tebe ftehen, biefem Dattlofen — bas mar 
ausgefhloffen. 

„3^ bir mehl jang anjenehm, jeht mieber 
jut gu merben mit allen — hm? 3a §aufe 
gu fein unb ; s jute 9tomingerfhß ©ffen unb 
bie juten 9tomingerfhßu Vetten — ja — 
bie 9tomantif is jang fd)eßn, aber lange hält 
man fe bodE) mh aus. Das meift ih, lieber 
3reunb, bas meih ih-" 

„©ruft, mir mollen lieber hmuntergehen — 
hier oben—“ 

„§aft mir übrigens imponiert — bas tann 
ih nih anbers fagen. 99tit nihts unb aber 
nihts fo 'm 9JtäbeI nahgulaufen in bie maite 
2BeIt raus — na — es is bir ja jelungen, 
bie ristante 3ßfä)td)tß! Vorlaifig menigftens! 
Unb mas Kleines habt hr eih auh fhon 
anjefhafft?“ 

„Komm, ©h^oager .. 

„3a, ja meinsmejen — fliftern fann ih 
nämlich mh — öas jemehnt man fid) beim 
SCRilitär ab — beim Kommanbieren, meiste —" 

„2Bir mollen gu 93tama hmuntergehen." 

„3ern! Da fällt mir auh eben ein: ih 
füllte bid) ja in ben ©aal gitteren! Unten is 
bie jange Familie oerfammelt! ©ojar bie 
3rohmutter, bie olle 3mu! ©s is jang feier* 
lid)! Der 2lrgt is nämlich ba unb hat's je* 
minfht!" 

„Der 2trgt? Der ©eheimrat — ?!" 

„Derfelbige. ©r rnill, jlaub ih, noh mal 
'ne Unterfuhung am Papa oornehmen, unb 
bann mill er uns oertinben, mie bie 2Htien 
ftehn — hab ih jang oerjeffen — mir füllen 
ja babeifein." 

„Das fagft bu mir erft je^t?!" 

Karlmann lieh ben ©hoaager, oon plöh= 
Hher 2Ingft ergriffen, ftehen unb eilte ins 
Parterre hmunter. Viegenau folgte. 3m 
9JtufitfaaI maren mirtlidj alle 9?omingers oer* 
fammelt. ©s mar ein feltfam betlemmenbes 
Vilb, biefe fhtoeigenben Vienfhßa, bläh, mit 
fdpoerep, oerfhooimmenben 3ügen im Däm* 
merliht. Die ©rohmutter fah in ihrem ge* 
mohnten Seffel, fteinern, ermartungsooll, mit 
bem Dobe oertraut. Vraumüller unterhielt 
fih flüfternb mit Philipp, Vtarion unb ©Ifa 
fhluhgtßn leife unb fuhten ihre Vemegung 
oor ber 9Jtutter gu oerbergen. Klementine 
ging ratlos umher. Vis jeht mar ihr ber Dag 
burh bie oielen Vefudjß, bie fih midE) bem 
Krauten erfunbigt hatten, leiblich oergangen. 
Solange bie Deilnahme ber 2Belt fie in 21n* 
fpruh nahm, htßlt fie fih aufrecht. 9ttm aber 
mar gegen ,2lbenb ber ©eheimrat getommen, 
unb nahbem er einen Vlid auf ben Krauten 
gemorfen, hatte er ben 2Bunfd) geäuhert, bah 
bie gange Familie fih oerfammeln möhtß* 
§ier unten füllten alle auf ihn märten, bis er 
mieber hmuntertomme unb bie Unterfuhung 
beenbet habe. Klementine oermieb es, ben 
anbern ins ©efiä)t gu fehen. Sie fürhtete 
einer 2Intmort auf ihre 3rage gu begegnen, 
einer 2Intmort, bie fie niht hören mollte. 
9toh ftanb ihr Kebensbau fo feft [mie eine alte, 
auf geifert gegrünbete Vurg. 9tod) fahte 
fie es nid)t, bah ber ftütjenbe Jauptquaber fid) 
iöfen füllte. 9toh omr er ihr oöllig fremb, 
ber unfihtbare ©aft, ben fie fhon fo lange 



1911. 9lr. 41 

beherbergte. §ilfefud)enbe Vlide marf fie auf 
Karlmann, ber eben mit Viegenau eintrat. 
Cr erfaßte bie Sachlage, trat an bie SRutter 
heran, nahm ihren $lrm nnb 30 g fie neben 
fid) auf ein Sofa. Dort fahen fie nun in 
ftummem Sinnen, unb ihre Vlide richteten 
fid) 3 ugleid) auf bas Vilb, bas ihnen gegen* 
über hmg — ein großes ©emälbe oon 
Fufünus Vontingers §anb. Cs mochte fünf* 
3 ehtt 3öh^e alt fein. Cs 3 eigte bie Cltern 
unb ihre Kinber. Bebensgläubig, in reifem 
©liid Fufünus unb Klementine — fd)öne, 
frohe, jugenblidje 99Zenfd)ert- Die Kinber* 
fchar golbfodig, mit ftrah.lenben blauen klugen, 
alle oier. s Un bes Bebens Pforte. Die ins 
roeite, roeite Crbenlanb burcf) alle Folues* 
3 eiten führte. 5lber brüben, wenn ber grofee 
2 ßeg 3 urüdgelegt mar, ba lag mieber eine 
Pforte. Das erfannten Klementine unb Karl* 
mann jetjt. Die führte nid)t mehr in ben 
hellen Frühlingstag 3 urüd, fonbern in bie 
falte, buntle SBinternaht. Für immer, 9ln 
ihr oorüber tarn niemanb. 

Sie fuhren auf. Die Dür mar geöffnet 
morben — ber ©eheimrat trat ein, oon feinem 
91ffiftenten begleitet. Cr fagte nichts unb 
man begriff ihn hoch, aud) Klementine, bie 
milb auffd)lud) 3 te unb oon Karlmann miihfam 
gehalten mürbe. Cr führte fie — bem Vr 3 te 
nach- Sie gingen alle herauf, bie ftummen, 
ergebenen Vtenfhen, unb traten an bas Säger 
bes alten Künftlers, beffen Beben mie eine 
oerfladernbe Ker 3 e erlofd). Cr mar im Atelier 
gebettet. Das mar fein letzter 2Bmtfd). Cr 
mollte fdjeiben, ben Vlid auf feine Arbeit 
gerichtet. Karlmann fah in bie bred)enben 
klugen bes Vaters. Cs übermältigte ihn. Fhn 
3 uerft. Cr muffte nur nod), bah Vtarion ihn 
hinunterführte unb, mährenb ihm bie Sinne 
fdjmanben, auf einen Dimart nieberlieh- 5IIs er 
ermatte, mar bas $aus oon Vtenfhen angefüllt. 
Der Vteifter mar tot. Die gan 3 e Stabt brachte 
ihre Xeilnahtue in bie fülle Vertaftrahe. 

Dod) mas blieb? — Diefe buntle F*age 


Über Banb unb SIReer 

tauchte fd)on in ber erften Stunbe, bie ben 
toten Vater im £aufe fah, oor Karlmann auf. 
9tid)t mie es Kinbesliebe gern erträumt hotte, 
mar bas Cnbe bes alten Cannes gemefen. 
Kein meifer, ins Fenfeits fchauenber ©eift 
mar entflogen unb holte bie müben 3 üge 
oertlärt. Cs mar ein langes, ftumpfes Ver= 
fiegen gemefen, gan 3 phpfifd), gan 3 ohne 
VSiffen unb Crtertntnis. 5Bar ihm für einen 
^lugenblid bas Vemuhtfein getommen, bah 
fein hetmgetehrter Sohn oor ihm ftanb, fein 
Karlmann, ber Vereitlung erbat unb letjtes 
begreifen? Der ihm im Dobe 3 eigte, bah er 
ihm im Beben gerecht gemorben? Vein. 
Cin frembes 2Befen, mie ber Pfleger ober ber 
Vrt, fo hotte Karlmartn oor bem Sterbenben 
geftanben. Keine Regung mehr, bie feinem 
3 erriffenen Berßen mohlgetan, fein Vlid, tein 
Crtemten, tein 2lbfd)ieb. Cin alter SRenfcf), 
ber ftarb, unb biefer alte SRenfd), er hotte 
nur an fid) felbft 3 U beuten. Cnblid) losgelöft 
oon ben Sorgen um anbre, bie ihn 3 ermürbt 
hatten, mochte er gemih nicht mehr 3 urüd= 
bliden unb fid) aufhalten bet ben Übermuts 
benen. Denn bitter, bitter im Funerften, mar 
ber Vater gemefen. Karlmann hotte biefe 
Seite feines SBefens am beften getannt. Unb 
meil er fie getannt hotte, mar er ihm ferner 
geblieben als bie anbern ©efchmifter. 

2Bas blieb? — Die Frou, bie 2Bitme, 
hilflos, ratlos, benn fie ertannte nun erft, 
mas fie an bem füllen eilten, ben fie im Beben 
beifeitegefd)oben, gehabt hotte. Die Kinber... 
Sille brauhen in ber meiten SBelt — in neuen 
Fntereffen, neuen Sd)idfalen. Fhuen blieb 
ber Sßater nur ein ebler, blaffer ©ebante, ein 
fernes, gepflegtes ©rab. Sie hielten nichts 
Bebenbiges oon ihm in ihren falten £jänben. 
Die ÜBerte? ... ÜBerfe — ja. Sein Beben 
mar Vtülie unb Arbeit gemefen. 9Rod)te er 
teiner oon ben ©rohen fein, bie auferftehen 
unb aus bem SBinter Dob ein herrliches Früh 5 
lingsleben 3 aubern — ein ed)ter Kiinftler, ein 
SReifter unb 33orbiIb mar er bod). 9Rit höher 


1073 

fchlagenbem $er 3 en fühlte es Karlmann. Diefes 
unabläffige Gingen — mie füllte es immerbar 
aud) oor ihm flehen, auf feinem 3 utunfts= 
mege! Cin ernfter SRann, ein ed)ter Künftler, 
ber 9luhm unb SBelt gering gefchäht unb lieber 
lehrte als fd)uf, meil feine Sehre tiefere SEBureln 
hatte als fein Schaffen. So follte es fein — 
fo muhte es fein. 2Benn man tein s Urnolb 
Finger rnerben tonnte, fo follte man menigftens 
einem Fufünus 9tominger gleid)en. Sein Sohn 
ooran — fein Sohn! Unb Karlmartn münfd)te 
fid) ein Spmbol bes oäterlichen Strebens, 
etmas, mas ihn umgeben, niemals oerlaffert 
follte. Keines oon ben großen Silbern mar es, 
bas er mit nach 5lmmerfelb nehmen mollte. 
Die lieh er gern ber Vtutter. Cr mollte nid)ts 
als bie unfertigen römifchen Vabierungen. 
Uber ihnen mar bes Vaters Kraft erlahmt, 
an ihrer VoIIenbung mar er, fief) überfchähenb, 
eigentlich geftorben. Fm feften Vemuhtfein 
feines Rechtes auf bie merfmürbigen Vlätter 
fprach Karlmann ber Vtutter feinen SBunfd) 
aus. Sie 3 ögerte erft unb geriet in ftarte 
Verlegenheit — bann erfuhr er, bah 9lrnolb 
Vinger, ber 3 ur Veftattung getommen mar, 
geftem im SItelier gemefen. Cr höbe bie 
römifchen 9tabierungen 3 U erben geroünfd)t 
unb oon Klementine fofort erholten. Der 
frembe Dämon, ber Fufünus' Fugenb uner* 
reichbare 3 tele oorgegautelt unb im Filter 
ihm aufs neue ben oemid)tenben Stapel ins 
§er 3 getrieben, er alfo raffte an fid), als Pa¬ 
rität, als hübfdjes Vnbenfen, mas ben Sohn 
im Fnnerften begliidt hätte. Karlmann fdjmieg. 
Cr bat bie Vtutter nicht, ihr Verfprechen rüd* 
gängig 3 U machen. Sie hotte an ihn nicht 
gebadet, unb bas mar rid)tig fo. £ätte fie es 
getan, fo märe manches in feiner Cntmidlung 
anbers gemefen. Karlmann hielt fid) gemalt* 
fam aufrecht. Kalt unb mat)r, unbeirrbar 
mat)r mollte er ben Dingen oon je^t an ins 
©efid)t fehen. 9Ibe, Vater. 9lbe, Vlutter. 
Fhm gehörte bie rätfelhafte, unbarml)er 3 ige 
2Belt. Vur ihm . . . (g-ortfefcung folgt) 









9luffd)äumenbe Sanbungswelle 


Hberfippenbe Mieereswelle 


Dr. 3 . 2Biefe 

(Eine SDelle jagt 3m anbern: 

,,9td), roie fürs til biejes SBanbern;" 
Unb bie 3t»eite [agt 3ur brüten: 

„Äur3 gelebt i[t Jur3 gestritten.“ 

ft. 9?. Xanner. 

3 u berx intereffanteften ©rfd)einungen ber 
Statur geboren bie SBellen bes Mieeres, 
bie 3 ugleid) bie gewaltigfte Miad)t auf ber 
gangen ©rbe barftellen. Der 2BeIlenfd)Iag übt 
eine unmiberfteblidje 91n3iel)ungsfraft auf bie 
©ernüter ber Mienfd)en aus, eine Vn 3 iet)ungs= 
traft, bie felbft oon ben berühmteren ittus» 
fidjtspuntten im ©ebirge nicht übertroffen 
wirb. 3 ft bas ©ebirge bie Domäne bes wan- 
bernben Mienfd)en, ber feine 3reube unb (£ r= 
bolung in ber fteten Veränberung feines Auf¬ 
enthaltsortes, in bem panoramaartig fid) ab- 
rollenben 2Bed)feI ber £anbfd)aftsbilber fud)t, 
fo weröen oiele §unberttaufenbe alljätjrlid) 
wod)en= unb monatelang in ben Küftenorten 
nid)t mübe, tagaus, tagein ben SBIicE auf bas 
Mieer 3 U Ijeften unb auf bie beranrollenben 
MSogen I)inaus 3 ufd)auen. 3utmer roieber übt 
bas Maturgemälbe, bas fid) oor ©nen mad)t= 
00 II in ber Bewegung bes Mieeres entrollt, 
feinen faf 3 inierenbert ©inbrud auf fie aus. 

freilich ift bisweilen bie Mieeresoberflä©e 
glatt unb n©ig, aber biefe ©rf©einung ift 
bod) feltener, wie oielfa© angenommen wirb, 
©ewöbnlid) erregen 2 Binbe, Brifen ober 
Stürme, ©bbe unb $Iut halb unterftühenb, halb 
betämpfenb, bas Mieerwaffer 3U mel)r ober 
minber I)oI)en MSellen, bie bisweilen regel- 
mähig bai)inroIIen, oft aber aud) einanber 
begegnen unb treu3en. Selbft bei SBinbftillen 
fährt bas Mieer unter ber Miitwirtung ber 
oorangegangenen 2Binbe nod) fort, in langen 
Schwingungen 3U wogen. Diefe Sd)wingungen 
bei oöllig ruhigem VSetter, wenn fein £>au© 
bie Segel bläht, gehören 3U ben grohartigften 
Sd)aufpielen, bie bas Mieer barbietet. £>obe, 
blaue, fd)aumIofe VSaffermaffen folgen einanber 
in 3 toifd)enräumen oon 200 ober 300 Metern, 
gleiten geräufchlos unter bem Sd)iffe weg unb 
oerlieren fid), oon anbern SBellen gefolgt, in 
unbeftimmter Seme. Miit Bewunberung, mit 
einer Art oon Sdjreden fd)aut man auf bie 
majeftätifd)e, ruhige Slut, auf bie fortfcf)rei= 
tenbe Miauer, bie alles auf ihrem 2 Bege oer= 
fd)lingen 3U müffen fdjeint unb bie bod) faum 
einen Strohhalm aus feiner Sage bringt. 
Diefe SBellen 3eigen namentlid) unter bem 
3 Benbefreis bes Krebfes 3ur 3eü ber $erbft- 
winbftillen unb in bem fid) 3um ©olf oon 
Marien oerengenben Deile bes Antillenmeeres 
faft in jeber 3af)res3eit eine überraf©enbe 
Megelmähigteit. Die MSogen, bie man heran- 
fommen fieht, bie bas Schiff bann heben 
unb faum leife murmelnb baooneilen, finb 
bort fo gerablinig wie bie 3ur©en eines 


Aderfelbes unb erftreden fid) in unabfebbarer 
Sänge oon einem §ori 3 ont 3 Utn anbern. 

Aber ber 2 Binb ift eben ein I)öd)ft winbiger 
©efelle, ber nur feiten fid) gleich bleibt, häufig 
feine Mid)tung wed)felt, halb oon ©er, halb 
oon bort weht unb halb mit fleiner, halb 
mit gewaltiger Stofefraft bie äßafferntaffen 
in Bewegung fe© unb jene Miannigfaltigfeit 
ber SBafferwellen ©roorruft, bie ber großen 
Miannigfaltigfeit ber Suftftrömungen entspricht. 
3 a, oon allen Bewegungen auf ber gan3en 
©rbfugel, bie 3U 72 Vro3ent oom Mieere be= 
bedt ift, finb bie Mieereswellen bie Derbreitet- 
ften aller Oberfläd)enformen, unb biefe Sor- 
men finb befortbers in ber neueften 3eit 3um 
©egenftanb I)od)intereffanter Stubiert gemad)t 
worben. £jatte bereits 93 iarfigli im ad)t3ehnten 
3 al)rhunbert bas ft)ftematifd)e Stubium ber 
MSellen begonnen unb haben bie weiteren 
fortgefetpen Stubien mand)e neuen inter- 
effanten Mefultate ge3eitigt, fo finb, 3umal im 
lebten 3ahr3ebnt, burd) bie ^Photogrammetrie 
bie Stubien über bie MSellenbewegung in f)öd)ft 
bemerfenswerter MSeife geförbert worben. So 
hat Vrofeffor Saas burd) fein Verfahren, bas 
man aud) als Stereophotogrammetrie be3eid)- 
neu fönnte, an Borb bes großen fünfmafti- 
gen, füglich leiber gefd)eiterten unb 3erftörten 
Hamburger Segelf©iffes „Vreuhen“ Auf- 
nahmen geliefert, an benen nid)t nur bie $öhe 
unb bie Sänge, fonbern aud) bie Sorm j5 er 
Mieereswellen aufs genauefte 3U ermitteln 
möglich gewefen ift. 

MBenben wir uns 3 unäd)ft unter Berüd- 
fi©tigung aud) ber früheren ©rgebniffe ber am 
geteilten 3 orf©ungen ben e^ielten Mefultaten 
3U, fo muß im allgemeinen gefagt werben, 
bah burd) bie Mieffungen bie alte übertriebene 
Vorftellung oon aufjerorbentli© groben MSellen- 
höhen 3 U Sali gebrad)t ift. 3e genauer bie 
Mieffungen würben, um fo mehr fd)rumpfte 
bie £jöl)e ber 2 Bellen 3 ufammen. 23on turm= 
hohen unb haushohen SBellen wirb 3 war nod) 
immer oiel gefprod)en, aber es gibt wohl 
aud) unter iPielgereiften nur wenige, bie 
üßellen oo.n mehr als 12 SCReter §öhe gefehen 
haben. 3 « ben gewöhnlid) befahrenen ©e* 
bieten erreidjert bie SBellett oerl)ältnismäbig 
feiten §öl)en über (3 SfReter, unb fo!d)e über 
lOäReter £>öf)e gehören fd)on 311 ben 9Ius= 
nahmen, ©s muh inbeffen barauf hingewiefen 
werben, bah bie £jöl)e ber 2 BelIen auch nid)t 
in allen SReeren bie gleiche ift. Sie ift um fo 
bebeutenber, je tiefer bas SBedett ift, je unbebüu 
berter bie < 5 Iä(i)e oon ben SBinben beftrid)en 
werben dann, je weniger fapgg unb je weniger 
fd)wer bas SBaffer ift unb je leidster es bamm 
ben atmofpl)ärifd)en Strömungen nachgibt. 
So wirb bei gleidjgroher £)berfläd)e bas 
SBaffer bes Dberert Sees 3 U höhnen SBellen 
erhoben als bas einer äReeresbud)t, bie gegen 
bie offene See burd) 3nfeln unb Sanbbänte 
abgefperrt ift. ©benfo müffen bei gleichem 
Sal 3 gel)alt bie engeren 23eden bie tür 3 eren unb 
minber hohen 2BeIIen barbieten. Die 2Bellen 
bes Kafpif^en 9Jieeres finb barum gar nid)t 


3U Dergleichen mit ben Stellen bes äRittelmeers, 
bie il)rerfeits wieber an §öhe weit oon ben 
2BeIlen bes 9 f torbatIantifd)en C>3eans über= 
troffen werben, unb bie lehteren erreid)en 
wieberum niemals bie §öl)e ber SBellen bes 
5 tntarttifchen 9 Jteeres, bas fidf) über eine game 
©rbl)älfte ausbreitet. 

2 Bas bie 23 reite ber SBellen angeht, bas 
heiht ben ^Ibftanb oon SBellental 3U 2Bellen= 
tal, fo finb bie üerfdpebenen Seobadjter nid)t 
3U benfelben 5 Refultaten gelangt. So hat ber 
fran3öfifd)e Sd)iffsleutnant S paris bei einer 
§öl)e oon 3,2 StRetem eine £änge oon 79 9 Re= 
tern gemeffen, alfo bas Verhältnis 25:1 feft= 
geftellt. 9 Jian hat aber aud) Sängen 3wifd)en 
300 bis 400 bei §öf)en oon 10 bfs 11 Mietern 
nad)gewiefen, fo bah Otto 23 afd)ing mit 
feiner Behauptung ungefähr bas Mid)tige ge= 
troffen haben bürfte, bah bie ÜBellenlättge bas 
Dreihig s bis Vier3igfad)e ber 2 Bellenböf)e be¬ 
trage. Mian würbe alfo Sängen bis 400 Mieter 
erreichen bei etwa 10 Mieter I)oheu SMellen. 
Die ©efdjwinbigteit oariiert 3wif©en 11 unb 
12 Mietern für bie Setunbe ober 21 000 
bis 24 000 Mieilen für bie Stunbe. Mian 
wirb fid) biefe Sd)neIIigteit am beften oor= 
ftellen tönnen, wenn man fich baran erinnert, 
bah 47 Mieilen in ber Stunbe ober 24 Mieter 
in ber Sefunbe 87 Kilometern entfpred)en, 
ber S<hnelligteit eines ©rpreh3uges. 23 ergleid)t 
man bie S©nelligfeit ber 2 Bogen mit ber bes 
SBittbes, fo behauptet man, bah letzterer l l / 3 
bis lV 2 mal fd)neller oorwärts fd)reitet als 
bie oon il)m getriebenen SBogen. Diefer 
Vuntt bebarf allerbings nod) weiterer ^luf= 
Üärung burd) Mieffungen unb Stubien. Von 
$Bid)tigteit ift es aud), 3U wiffett, bis 311 weld)er 
Diefe fid) bie VSellenbewegung oon beftimmter 
$öl)e oerbreitet. Das Noblem intereffiert 
nicht nur bie unterfeeifd)e Delegraphie, fou- 
bern feine Söfung würbe aud) nod) eine 
Mtenge anbrer tl)eoretifd)er unb prattifd)er 
fragen auftlären. Vis heute ift bie Diefe, 
bis 3u ber bie V 3 ellenbewegung noch nad)weis= 
bar ift, auf bas Dreihunbertfünf3igfad)e ber 
2 BelIenhöhe bered)net. Das täme bei einer 
§öhe oon 10 Mietern einer SBirtung bis in 
bie Diefe oon 3500 Mietern gleich- Cb bie 
Bewegung bes MSaffers wirtlid) in fo grofje 
Diefen hiuabreid)t, mag be3weifelt werben. 
Sid)er nachgewiefen hat man eine VMrtung 
bis in 200 Mieter Diefe. 

Bisher ift nur oon folgen VSellen unb 
SBogen bie Mebe gewefen, bie unter bem ©in- 
fluh bes VSinbes ftehen. 3u biefen 2Binb- 
wellen tann man aud) nod) bie fogenannten 
Dünungen 3ählen, bie nad) ?lbflauung bes 
3um Sturm angewathfenen V 3 inbes in gleid)- 
mähigen ülbftänben oon gan3 regelmähiger 
gorm majeftätifih heranrollen unb Schiffe 
ftunbenlang 311 einem tattmähigen,. felbft für 
Seeleute höd)ft unangenehmen §inunbher- 
penbeln oeranlaffen. 

©an3 anbers in ©rer ©ntftehung finb bie 
VSogen, bie burd) ©rbbeben ober oultanifihe 
?Iusbrü©e auf bem Mieeresboben entftehen. 















y Siele ber großen unb plöß- 1 ~ pH : ^ 

y lid) auftretenbeu SSellen, |a%‘ ■' 

/ bie an ber SSefttüfte Süb- 

V ameritas Verwüftungen unb 

\) großen VerluftanSlenfcßen- 

y leben oerurfacßt haben, ge- 

y l)ören hierher. ©ewößnlid) ffiMy'-T 

7 l)at es au 53eobad)tungen " 

v gefehlt, aus benen man K*„ 

() auf beit $crb ber Störung 

y hätte fd)Iießen tonnen, aber 

y waßrfdfeinlid) ift bet hohen 

/ SSellen ber Susgangspuutt ~.^ 

v nid)t feßr weit entfernt ge- y-’T 

£) wefen. 3 k einem bemer- ff 

y fenswerten <yallc lagen bie p w! ^ 

y Vcrhältniffe umgetehrt. Der r J 

> 'Husgangspunft war bcfaitnt iBp 

y cutftaubeue SSelle 3 tirüd- 

y legte, tonnte in tfemlid) be- «ingSMfc^* ' 

y friebigenber SSeife oerfolgt 

/ merben. Ties ioavbcv uroi;c ’ 

\) ftraßc im ^luguft 188:5, um- 

y bei an Ort unb Stelle ber 

y größere Teil ber 3nfel Kra- 

y tatau oerfeßwanb unb an Kü|te tm Sconbltcßt 

V ben benachbarten Küften 

y 3aoas unb Sumatras burd) bie ungeheure SSelle, geftalten [ich bie Sebingungen für bie Ent- Trümmer toieber c 

y bie fie oerwüftete, naße 3 U 40000 Stengen ihr widlung bes tierifdßen Kebens im Steere. Stets geht bas 

y Keben oerloren. Tie Suf 3 eid)nungen oott felbft- toie finb am giinftigften ba, too burd) inten- aus beut ungleich 

y tätigen 3Iutmef[ern unb Erdbeobachtungen fiofte Vermifcßung oon SSaffer unb £uft bie als ungleichen Ka 

v machten es möglid), bie SSellen, bie oon biefem Sauerftoffabforption am träfügften ift, alfo muß man es be, 

() Slusbrud) herrührten, auf roeite Entfernungen in ber 23ranbungs3one. 3n ber Tat fehen burd) feine §ärte 

y 3 U oerfolgen. mir auch, baß 3 um 33eifpiel bie riffbauenben 3 U leiften oermag 

a Tiefe SSellen hotten eine große £änge; Korallen gerabe in biefer 3one ihre üppigfte Teil, bie Vrant 

y bie Kämme trafen in 3 mifd)en 3 eiten oon Entwidlung nehmen unb ihre größte Städ)= SSaffermaffen ßera 

y ettoa einer Stunbe ein, bewegten fid) mit tigteit erreichen, wäßrenb fie in bem ruhigen Stöße 3 ufügen, bi 

(J) einer ©efeßwinbigteit oon 3 irta 350 Steilen SSaffer, bas 3 toifd)en bem äußeren Sanb bes als 30000 Kilograi 

y unb roaren alfo auch ungefähr um biefen bie meiften Unfein im Korallenmeer umfäu- gemeffen hot. 

a Setrag ooneinanber entfernt. Tie am Kap menben S3allriffes unb ber Kiifte oorhanben Sm o^irffamfte 

y §orn aufge 3 eid)neten SBellen roaren un 3 toeifeI- ift, Ieid)t abfterben. ber Steiltüften bi 

V hoft burd) ben 'Slusbru^ oerurfad)t unb legten ©ine 3 roeite SBirtung ber Steereso^ellen ift bort, wo ein all 

() 7500 unb 7800 Steilen an beiben Seiten bes ber SSaffertransport. SSo ber ÜBinb mit 3 iem= Stranbfläd)e lanfc 

(S Siibpolarlanbes 3 urüd. Sie waren nur 5 3oll lieber ©leidfjmäßigteit aus einer oorherrfdienbert genannte pofitioe 

a (13 3entimeter) in £öl)e über bem mittleren Sid)tung über weite ©ebiete bes S^eans 3 U fei es, baß biefe 

y Steeresfpiegel, wäßrenb bie an ben bläßen in wehen pflegt, wie es 3 um Seifpiel in ben Steeresfpiegels ob 

y Sübafrita, in einem 5lbftanb oon 5000 Steilen ^affatregionen ber Soll ift, ba entwideln fidt) Sanbes suftanbe to 

(S oon ber 3lusbruchftelle, beobad)teten SBellen unter feinem Einfluß mächtige Steeres* fdjneibet bann, li 

(S 1 bis 2 Suß hod) waren, bie urfprünglidjen ftrömungen, bie oon allergrößtem Einfluß auf felbft bie höchften 

/ langen äBellen oon unbetannter §öl)e, aber bie SBärmeoerteilung auf unfrer Erbe finb. bau ab unb t)mt 

y oermutlid) nid)t über 10 bis 15 Suß (3 bis Serbanten wir bod) bie günftigen flimatifd)en „5lbrafion“ eine fl 

V 4’/^ 9Seter). Serhältniffe SBefteuropas lebiglid) bem gewal= mit ben 3 ertleine 

6 Ties ift bie erfte berartige ©elegenheit tigen ©olfftrom, ber wie eine großartige maligen ©ebirges 

(S gewefen, bie Entfernungen 3 U unterfud)en, SSarmwafferheipung bie atlantifcßen lüften naue geologifche 1_, 

/ bis 3 U benen fid) große SSellen fortpflansen Europas befpült unb bas ©ebeißen einer fionsf!äd)en läßt bann erlernten, baß 

y lönnen; aber ba eine itataftroptje wie biefe üppigen Vegetation, bie Stöglicßteit bid)ter bort mit bem ©mnbgerüft eines ehe 

y im SSieberholungsfalle aud) oon einem äl)it= Sefieblung unb bie Entwidlung einer hohen ©ebirges 3 U tun hot, bas, größer un 

lid)en Verluft oon Stenfchenleben begleitet fein 5tuitur nod) in ben gleid)en nörblid)en Sreitert als heute bie 5llpen, fid) einft an be 

(S bürfte, wollen wir hoffen, baß fid) 3 U unfern geftattet, wo auf ber amerifanifdjen Seite biefer Ebene erhob, aber im £aitf< 

/ £eb 3 eiten teilte 3 weite ©elegenheit bietet, bes ‘iltlanüfd)en 03 eans bas Üanb unter 3 ol)itoufenbe ben ftetig an feinem Suf 

y fo intereffant aud) bie ^Bearbeitung ber oielen einer §unberte oon Stetem mächtigen Eisbede ben 2Bogen bes Steeressum Opfer fallet 

Vegleiterteetnungen an fid) Unter biefem ( 

() gewefen ift. > _ _ ^ puntt betrachtet, et 


begraben liegt unb nur (S 

wenige Estimos oon Sob= a 

benjagb unb Sifd)fang tüm* / 

merlid) ihr Tafein friften. y 

Tie britte ÜBirfung y 

berSSellenbewegungfchließ= (\ 
lid) führt uns auf ben X 

großen 5tampfplaß, auf bem / 

feit 3ol)nnillionen fid) ber v 

gewaltigfte ftampf abfpielt, § 

ben bie ©efd)id)te unfres (S 

Planeten feit ber 5tonben= X 

fation bes SBafferbampfes / 

tennt, ber i4ampf 3 wifd)en v 

bem feften unb bem flüffigen C) 

Element, 3 wifd)en Seftlanb (S 

unb Sieer. Tiefer Kampfs a 

plaß ift bie Vranbungs 3 one / 

ber Steiltüften, ber Sd)au= v 

plaß ber Klippbranbung. <J) 


a SSeld)es finb nun bie 

y SSirtungen ber SSellen unb 
y SSogen? SSirfeßenhier oon 
y ihrer Vebeutung für bie 
y Sautit ab, laffett babei ben 
(\ Kampf, ben fie unaufhörlich 
y mit jenen 311 führen hat, un= 
y berüdfid)tigt unb befd)äf= 
y tigen uns 3 unäd)ft mit ber 
y fegenfpenbenbenSeiteißres 
(\ Einfluffes. Tenn, fo fonber= 
/ bar es auf ben erften Vlid 
y erfd)einen mag, aud) biefe 
V oerßeerenbe Saturfraft tann 
() fid) als Segenfpenber er- 
A weifen. Einmal wirb 
/ buri^ bie SSogenbilbung bie 
y Verüßrungsfläcße 3 wifcßen 
y SSaffer unb fiuft beträd)t= 
(S lid) oergrößert, fo baß bem 
A Steereswaffer baburd) bie 
/ günftigfte ©elegenheit ge- 
y boten wirb, ben Sauerftoff 
y ber Kuft in fid) auf 3 u- 
y nehmen. 

a 3 o reidßüd)er aber ber 

/ Sauerftoffgeßalt bes S3af- 
y fers ift, um fo günftiger 


3 eit gelegentlid)e 5tnbe- y 
nmgen in ber ©eftaltung y 
ber Küftenumriffe ooll 3 ogen y 
ßabert. Erft am Staßftab v 
geologifdjer 3 eiträume ge- (S 
meffen aber ertennen wir, y 
baß unfre heutigen Kanbtar- / 
ten teine ©ültigteit für y 
fpätere 3 eiten haben tönnen, y 
fonbern gewiffermaßen auf- y 
3 ufaffen finb als bie Sio- y 
mentphotograpßienoonbem / 
w e d) f elnb en Ttntliß b er Erb e. y 


Verebbenbe S3ellen an 3 erflüfteter Küfte 





1076 


aber fiartb unb 9Jleet 


1911. 9tr. 41 


per Jltriafmer. ^rgäpfuna von ^ktöoff ^arbi'd) 


ermann SBeber [djmebte eine ©tage überm 
fiebten £>immel. 

©r mar glüdlidj, überglüdlidj, [elig. Kein 
SBunber! Sollte er bod) in acht Jagen ©atte ber 
netten Füüane Jammer merben, nicht nur einer 
anertannt gemütsreichen, fonbern auch fteinr eichen 
Schönen bes Ortes. Unb in ad)t Klagen fchon. ©r, 
ein armer Suchhalter, ohne 33erbinbungen, olpte 
Srotettion, allein auf fein bifzdjen können in ber 
Suchhaltungstunft geftetlt, mie taufenb anbre 
[euresgleichen. So mie er manchen feiner Kollegen 
gefehen hatte, alt unb trurnrn, faft oermachfen mit 
beut Koutorfeffel unb immer bemütig, bah er nicht 
bas 3ürnen eines t)oI)en ©hefs ermede: genau fo 
hatte er fid) felbft fd)on im ©eifte fitjen fet>ert. 

Shm mar mit einem 9tud ein freunblidhes Silb 
oor ben bunleln ^intergrunb getreten; fo meit er 
bliden tonnte, lag eitel Sonnenfehein. 3™ oier 
SBochen — nad) Stüdtehr non ber £>od)ßeitsreife — 
follte jrjermaftn SBeber ein 3roeiggefd)äft feines 
Schmiegeroatets in Hamburg übernehmen, follte 
er, ber Heine Suchhalter mit ßmeiljunbert Sftarf 
SRonatsgehalt, auf einen Sertreterpoften mit fed)s» 
taufenb Sftar! Slnfangsgeljalt fpringen. Oafj er 
es nicht burd) eigne Kraft bahin gebracht, ben 
Stellenmedjfel nicht feinem SBiffen unb tauf» 
männifchen können ßu oerbauten hatte, fonbern 
feiner fdjlanten, mohlgebauten ©eftalt unb feinen 
braunen klugen, tränfte ihn ja anfänglich fehr; 
fchliehlid) philofophierte er fid) bie Seb entert bamit 
hinmeg, baf) ja feine Körpergeftaltung ebenfogut 
ßüm ©außen feines 3<h s gehöre mie ber Schalt 
feines Schäbels, unb er an ber oerborgenen ober 
offenfid)ttid)en ©üte ber einßelnen Seile gleich un= 
fdjulbig fei. 

3eit ftredte er fid) behaglich auf bem alten, 
fdhäbigen Sofa feines 3mtggefellenßimmers aus 
unb [djlojß bie klugen, nachbem er mitleibig feine 
Slide über bie befdjeibene ©inridjtung hatte 
manbern laffen. 3m Sht malte feine Sßhantafie 
liebliche Silber: Sraut— Schmiegeroater — ©elb= 
[chranf — §od)ßeitsreife — Hamburg — jkoturift 
— Sumbumbum! tönten auf einmal bumpfe 
Silage an feine £uft[d)Iö[[er, als füllten fie in 
Trümmer gefchlagen merben. 

Hnmillig fuhr SB eher in bie §öhe. Sich fo — es 
Hopfte an bie Tür. „herein!“ 

Seine SBirtin üb erbrachte ihm einen Srief, 
ben er fchnell öffnete, bie paar 3eilen überflog unb 
ihn bann ärgerlich beifeite marf. 

SBieber eine Stbfage! SBieber lehnte ein ent» 
fernter Setannter banfenb ab, als Srautführer bei 
ber beften greunbin feiner Sraut ßu figurieren. 
Serfümmt ftanb SBeber auf unb trat ans fünfter, 
bas nach beut jrjöfe ßu lag. Oie greunbin feiner 
Sraut, 3lfe Sufd), bas ehtßige Kinb mohlhabenber 
©Item, etmas erßentrifd) o er anlagt, hatte hmfid)t= 
lieh bes Sifchherrn beftimmte SBünfdje geftellt, 
bereu gemiffenhafte ©rfütlung feine Sraut ihm 
ßur Pflicht gemadjt hatte. Oer Tifchherr follte fein: 
erftens gxofß, ßmeitens fd)lartt, brittens ©nbe 
ßmanßig unb oiertens meltfchmerßlich angehaucht. 
SBeber hatte feiner Sraut ßmar feiertichft oer» 
fprodhen, fämtlidhe SBünfche ihrer fjreunbin „felbft» 
rebenb“ erfüllen ßu mollen, rnujßte aber einfeljen, 
bah öas taum möglich fein mürbe. Slls galanter 
Sräutigam fühlte er fich febod) oerpflichtet, fein 
Serfpredjen unbebingt einßulöfen, benn er hatte 
bie ßmar unbeftimmte, nichtsbeftomeniger aber 
beutliche Sthnung, bah feine ©ilfertigleit in ber ©r= 
füllung oon SBünfchen oor ber §od)ßeit ihm eine 
gemiffe Serechtigung oerleihe, fid) nach ber §od>= 
ßeit eine größere 3urüdi)altung barin aufßuerlegen. 
©s ift immer gut, fi<h beißeiten eine 9ted)tsgrunb» 
läge ßu oerfdhaffen, auf ber fpäter bas eigne ©e» 
miffen eine ruhige Bagerftatt mirb finben tönnen. 

. Oen lebten jkmtt. bes SBunfchßettels hatte er 
ßmar gleich geftrichen, meil er fid) fagte, bah bie. 
SBeltfchmerßiichteit ber jungen Sftänner, menn 
überhaupt ßu finben, angefid)ts einer mohlbeftellten 
Tafel unb inmitten reißenber ©oastöchter fich fo» 
miefo in fprühenbe Buftigteit auflöfen muh, unb 
mo nicht, ber „SBeltfchmerßler" ein ober Badei ift, 
mit bem ber taprißiöfen 3lfCö^mih nicht gebient 
märe. ..... 

Obgleich nun SBeber bie Fühler bis an bie 
äuherften Binien feines Sefanntenfreifes ausge» 
ftredt hatte, fanb fid) lein £jerr, ber bas Sraut» 
führeramt ßu übernehmen gemillt mar. 

■ Oer hierin fo unglüdliche Sräutigam erhoffte 
fd)liehlich öen ©intritt irgenbeines nieblichen Schid» 


falsfchlages inber$amilieSuf<h,ber3l[e inberOeil» 
nähme an ber <5od)ßeit hiubern lönnte. Ou lieber 
Fimmel, fo oiele merben oon plöhlid)en Schidfals» 
fchlägen betroffen, marum feilten ba gerabe bie 
Sufths oerfchont bleiben? ©r fah leinen ©runb 
für eine Slusnahmeftellung biefer Familie! Slber 
bas Schidfal, fonft fo rührig, fchlief biesmal einen 
Särenfdjlaf! Seufßenb mollte fich SBeber eben 
oom genfter menben, um feiner Sraut bie unan» 
genehme Stad)rieht ßu überbringen, bah feine Se» 
mühungen fmchtlos geblieben feien, als feine Slide 
gefeffelt mürben burdh bie rhpthmifchen Se» 
megungen eines ©efellen ber Oifchlermerlftatt, 
bie fid) im $ofe befanb. Oer ©efelle bearbeitete 
ein langes Srett, mobet fid) bie biegfame ©eftalt 
taltmähig bemegte. ©s mar ein äfthetifdjer ©enuh, 
bie Semegungen bes fchlanlen Körpers ßu oer» 
folgen. Sei Setrad)tung bes ©efellen fuhr bem 
geplagten Sräutigam ber ©ebanle burchs §irn: 
Oas märe ein Xifchherr für 3lfe Sufch! 3ut nächften 
Slugenblid ßerlnüllte er freilich lächelnb ben ©e» 
bauten, benn fie, bie bürgerftolße Oodjter eines 
mohthabenben Kaufmannes, mürbe ben Oifd)ler» 
gefeiten fehr entrüftet abgelehnt haben. Slls er aber 
feiner Sraut mitteilte, bah er für 3lfe Sufch leinen 
$etrn habe finben tönnen unb bie beftürßten Slide 
fah, bie feine Stadhrid)t heroorrief, ftieg im hinter» 
grunb feines Semuhtfeins mieber ber ©efelle hod), 
unb er meinte: 

„©inen mühte ich uod) aber —" 

„Ou meiht nod) einen, bas ift ja fein. SBer ift' s 
benn?" 

„Sich — bu tennft ihn nicht. 3<h meih auch nicht 
recht, ob er für 3lfe paffen mürbe." 

„3ft er hübfd)?" 

„Oas fchon, aber —“ 

„3ung?" 

„freilich; in bem gemünfd»ten SHter, aber—" 
„©roh, fchlant?" 

„©emih — aber —" 

„Sich 9^ mit beinern Slber! SBenn er all bas 
ift, marum haft bu Sebenten?" 

„B»m — ja—. Oas ift nämlid) ein merlmürbiger 
SRenfd). ©r ift — mie foll ich fagen — ftart oer» 
innerlidht, gibt nicht oiel auf Stuherlichteiten, hat 
menig Sertehr, brum fehlt ihm ber feine, gefell» 
fchaftliche Schliff, ift ein bijßd)en linlifd) unb mahr» 
fdheinlid) nicht fehr unterhaltsam. Oanri —" 
„Slber bas ift ja ein äufjerft intereffanter Sftann," 
unterbrach ihn lebhaft feine Sraut. „3Ife finbet" 
ja gerabe bie lanbläufigen Scharmeure unausfteh s 
lid). Babe ihn alfo fa ein. $örft bu?" 

„SBeinetmegen — aber mie gefagt — i«h 
garantiere nidht, bah er ben SBünfchen beiner 
greunbin entfpridht, falls er überhaupt annimmt." 

Slm nächften Oag um bie SDlittagsßeit ftieg 
SBeber hinunter in bie Oifhlermerlftatt, mo er ben 
jungen ©efellen allein antraf. Sie lannten fich 
beibe oon Slnfehen, mas bie Slufgabe SBebers etmas 
erleichterte. Ohne oiel Xtmfchmeife ging er auf 
fein 3iel tos, oerfchmieg leine Stebenumftänbe, 
ßählte bie Teilnehmer an ber $od)ßeit unter ©r» 
mähnung ihres Staubes h^r unb [teilte bann an 
ben ©efellen bie etmas peinliche 3rage, ob er [ich 
ßutraue, offne grobe Serftöhe gegen bie allgemein 
gültigen Sitten ber guten ©efellfdhaft ßu begehen, 
Tifchherr einer mohlerßogenen jungen Oame fein 
ßu tönnen. Oer ©efelle mar anfänglich fehr er» 
ftaunt über bas Slnliegen im allgemeinen, bann 
faft beleibigt über bie peinliche $rage, ber er mit. 
ber ©egenfrage begegnete: „©lauben Sie oielleicht, 
bei mir ßu $aufe fafßt man mit ben Ringern in bie 
Suppe?" SBeber befchmichtigte, inbem er meinte, 
er habe ihm natürlich uid)t ßu nahe treten mollert 
unb nur beabfidhtigt, ihn auf bie Klippen tnrtßu» 
meifen, bie oielleicht für ihn beftehen tonnten. 
Oer Tifchlergefelle gemann mährenb bes ©e» 
[prächs mehr unb mehr fein 3ntereffe. Karl ©iefer, 
fo mar fein Stame, ftammte aus bem §annöoer» 
fchen unb fprach baut biefer Banbsmannfchaft ein 
ausgeßeichnetes §od)beutfch, mas in ber ©egenb, 
mo biefe ©ef<hi<hte fpielt, angenehm auffiel. Slus 
feinem gebräunten, hübfd)ert ©eficht, geßiert oon 
einem bid)ten Schnurrbart, fprad) ein offenes 
SBefen, bas mit ber ruhigen Sicherheit feines ©e» 
habens auf einen gutartigen, aber feften ©haralter 
fchliefeen lieh- Stach turßern überlegen fagte ©iefer 
ßur großen ©rleichterung SBebers feine Teilnahme 
an ber irjochßeit ßu. ©inen Heinen Kampf gab es 
freilich riod) mit ihm ßu beftehen über bie Ser» 
leugnung feines Staubes. Oas Tifchlergemerberift 


gemih ein ehrliches unb angefehenes ©emerbe unb 
ein Tifhlergefelle ein fehr nützliches ©lieb ber 
menfhlihen ©efellfchaft. Slber bie Sfrt bes Sluf» 
tretens, bie $ähigteit, fid) fprachlich ausßubrüden 
unb bie Slnfhauungen über SBelt unb Beben über» 
haupt pflegen ßmifhen ben oerfd)iebenen ©efell» 
fd)aftsfchid)ten fehr oerfd)ieben ßu fein. 

hieran bachte SBeber unb mar beshalb beftrebt, 
ben einfachen Tifchlergefellen für bie £jod)ßeits» 
gefellfchaft fd)madhafter ßu machen, ©iefer mollte 
ßmar ßuerft nichts baoon miffen, er hielt auf feinen 
Staub, fhliejßlid) lieh er fih aber bod) baßu herbei- 
Um feinen SBann für 3he 33ufd) red)t intereffant 
ßu machen, ertlärte ihn SBeber höhft eigenmädhtig 
als ßugehörig ßum altuellften ©emerbe ber ©egen» 
mart, nämlich ber $lugted)nit. ©iefer lachte unb 
lieh fi<h ; s gefallen, ftubierte auch fdEjrtell noch einige 
oon SBeber beforgte S3rofd)üren über glugtechnil 
unb 3I u gP rD öleme. Son ber fonft üblichen oor» 
herigen Sorftellung in ber SBohnung ber Sraut» 
jungfer hotte SBeber ben „Sloiatiter" entbunben 
unb ihn bei 3lfe Sufd) unb ihren ©Item bamit ent» 
fhulbigt, bah ©iefer ausmärts mit ber SRontierung 
eines Flugapparates befhäftigt fei unb nid)t ab» 
tommen tönne. 

Oer $od)ßeitstag tarn. 

3n einem prahtooll fihenben, m.enn auch ge= 
pumpten 3rad glich ©iefer einem moberneu Slpoll. 
Seine fdjlante unb babei träftige ©eftalt lieh einen 
fportliebenben SRann oermuten unb ftad) mohl- 
tuenb oon ben anbern, meift etmas ausgebauchten 
männlichen Figuren ber £jo<hßeitsgefelI[<haft ab. 
3Ife Sufch mar benn and) gleich oon Stnfang an 
fichtlid) ftolß auf ihren Sloiatiter unb fah mit SBohB 
behagen bie Farben ihrer lieben FeftfChmeftern 
hier unb ba beb entlieh ins neibliche ©elb hinüber» 
fpielen. 

SBährenb bes tirchlichen SIHs ber Trauung 
hatte ©iefer 3eit, ßu oerfuchen, [ich in feine ihm 
etmas unbehagliche Stolle einßuleben. ©r hatte 
fonft ein fidjeres Sluftreten. ©etragen oon bem 
Semuhtfein, auf feinem Slrbeitsgebiet Tüchtiges 
ßu leiften, tannte er leine brüdenbe Schüchternheit 
gegen F^^ntbe, mohl aber befah er eine gemiffe 
3urüdt)altung, bie aus feinem natürlichen Taft» 
gefühl entfprang. ©r mar meit herumgetommen 
im beut[d)en Banb unb hatte offenen Stuges unb 
Ohres oieles in fiel) aufgenommen unb oerarbeitet, 
mas ihn meit über ben Ourd)fd)nitt feiner Slrbeits» 
genoffen [teilte. Slber hi^ mar ihm fein ficherer 
Soben entßogen, bem „Sloiatiter" ßollten alle 
Slugen runbum gebiihrenbe Seachtung unb Se» 
munberung. Kann bas fdjon einem einfachen 
SRann Sebrängnis fchaffen, um fo mehr bem 
©iefer, ber ben unechten Stimbus halb als ein» 
ßtoängenben j3anßer empfanb, ber ihn in feiner 
Semegungsfreiheit harnte, ihn halp^rnb unb 
ftolpernb machte. Schließlich) gelang es ihnt, [ich 
innerlich aufßurid)ten unb frei um fich ßu flauen ; 
aber eine fonberbare Setlemmung befiel ihn, fo» 
halb ©n feine hübfd)e Stad)barin 3lf^ S3ufd) anfah- 
Oie Stäl)e bes reinen SOtäbdiens löfte bei bem un» 
oerborbenen 93tann eine ßarte Scheu aus, gleich 1 
ßeitig mar ihm aber unenblid) mohl babei; fo mohh 
als übe nad) langer SBinterßeit ßum erften SBale 
mieber bie marme Fritblingsfonne ih^e belebenbe, 
auflodernbe SBirfung aus. Oas 9Benfd)enherß= 
gärtchen bebedt fid) gar fchnell mit bunter Flora, 
menn es in ben Srennmintel eines beftimmten 
Stugenpaares gebracht mirb, unb bei Karl ©iefer 
mar in menigen Stunben ein Stütenmunber ent» 
ftanben, beffen rüdmirtenbem geheimem 3auber [ich 
bte liebliche 3auberin felbft nid)t entßietjen tonnte. 
SBährenb ber Tafel marf ber Sräutigam öfters 
oerftohlene Slide nach bem Tifdjler intognito, 
tonnte aber jebesmal befriebigt feftftellen, baß [ich 
©iefers Slusübung ber Tifd)gebräud)e in teirter 
SBeife oon ber ber übrigen ©äfte unterfchieb. 
©iefer mar eben „ein gemedter 3unge". ©r mar 
ßmar nid)t gemöhnt, an einer berartigen Tafel ßu 
fpeifen, aber einige unauffällige Stunbblide lehrten 
ihn fchnell fein Senehnten auf bie Stufe ber anbern 
Tifdjgäfte bringen. 

■ 9ttit feiner Stachbarin ßur Rechten hatte [ich 
eine anregenbe Unterhaltung nod) nicht ent» 
[pinnen mollen. Ooch bas golbene Stafß ber 
Sömer fd)memmte feine Sefangenheit unb 
Schmeigfamteit halb h^meg; frei fchaute 
er in bie.! Slugen feiner Tifchbame, bie 
bas burchaus^ nicht übelßunehmen fdjien. y Oie 
Stimmung mar überhaupt nad) unb nach recht 







rrfd) af ten, 9cad) einem ©emälbe non Söityelm 6d)reuer 









1078 


Hber £artb urtb SUleer 


1911. 9tr. 41 


gehoben geworben, beitete ©efänge unb ©orträge 
füllten gef©i<ft bie Raufen 3 wif©en ben ©äugen 
bes ©tahls aus. Set ben oerf©iebenen Doaften auf 
bas ©rautpaar lieb fi©'s ber ©räutigam ni©t ent* 
gefjen, beim ©Iäferanftohen mit Rarl ©iefer unter 
luftigem 9Iugengmtnlern ein „ ißroft, Rerr 9toiatif er!" 
eingufle©ten, unb bie Staut erfat) aus ben leuchten* 
ben klugen ©rer Freunbin 3 lfe, bafj bie SBabl bes 
Dtf©bemt feb* glücfli© gewefen gu fein f©ien. 
Die öftere ©rwäbnung bes „9Iütatilers“ hätte für 
©iefer beinahe üble Folgen gehabt. Denn einige 
Werten ber ©efellf©aft bebrängten ihn mit ber 
Sitte, bo© einige ©rlebniffe aus feiner intereffanten 
Sef©äftigung gum beften 3 u geben, ©iefer wanbte 
fidE) aber tlug aus ber SIffäre, inbem er gebeimnis* 
ooll erflärte, er probe jeht gerabe ein neues Spftem 
aus, unb barüber bürfe er leiber ni©tsausplaubern. 
Seb entlieh er rourbe feine Sage erft bann, als er 
nach Aufhebung ber Dafel mit 31fc ©uf© am 91rm 
gemütli© plaubemb umb erging unb fie ihn 
toiffensburftig na© allerlei ßingelbeiten aus bem 
©ebiete ber Flugte©nil fragte. 3unä©ft fütterte 
er fie mit allerlei Renwtniffen, bie er aus ben 
Srofcbüren gefeböpft batte, wobur© ©re 91©tung 
oor ©m no© beträ©tli© ftieg. 

„ 3 © ftelle mir bas bettli© oor," bimmelte fie, 
„fo über ber ©rbe babiu 3 uf©weben. Der Sienf©, 
ber bas oollbringt, muh fi© wo© gottäbnli© 
fühlen!" 

„SSenn er aber nachher mit 3 erbro©enen 
©liebem unten liegt, wirb er f©nell an feine 
9Jtenf©li©feit erinnert." 

„Hm ©ottes willen, Sie finb bo© no© ni©t 
abgeftür^t?" 

„Allein, no© nie!“ oerfi©erte er wabrbeits* 
getreu. 

„Da müffen Sie ja febr gef©i<ft fein," be* 
tounberte fie ©n. ©iefer guefte mit ben 91©feln 
unb meinte Iei©tbin: 

„©s roirb alles 3 ur ©eroobnbeit, mein F*äu* 
lein. So au© bas Fliegen: entroeber man fattn’s 
unb ma©t ni©t oiel 91ufbebens baoon, ober man 
fann'sni©t unb hält bie Sa©e für äufferft f©toierig." 

31fe Suf© fab mit wa©fenber Ro©a©tung auf 
ben SOtanrt, ber mit rx©iger ©eiaffenbeit oon feinem 
gefäl)rli©en Serufe fpra©. 2Bie oerblahten neben 
foI©en gelben alle bie anbern SOtänner ©rer ©e= 
fanntf©aft! 

„Das Fliegen ift aber bo© gern© febr f©toer 
gu erlernen," fagte fie f©lieblich- 

„91© — etgentli© ni©t. Stau fetjt fi© in ben 
Apparat, brel)t an ein paar Rurbein, ber ^Propeller 
fängt an gu f©nurren, unb bann fliegt man. ©ans 
einfa©e <3a©e." 

„Raben Sie au© f©on greife errungen?“ 
„mein, no© ni©t. ' 91©, toiffen Sie, fyitx © 
Deutf©lanb finb bie ausgefehten glugpreife ni©t 
1 ) 0 © genug, um eilten gu reifen," meinte er na©* 
läffig. 

„mun immerhin," toagte fie f©ü©tern eingu* 
werfen, „fünftaufenb unb 3 ebntauf enb Start finb 
bo© gang I)übf©e Summen." 

„mun ja —wie rnan's nimmt. ©Sollen Sie 
ni©t mal einen ©reis ausfehen?" lentte er f© erg enb 
ab, „ben mürbe i© auf alle Fälle 311 getoinnen 
fu©en." 

„ 3 ©? So oiel ©elb habe i© leiber ni©t." 
„©elb? 2 Baruut gerabe ©elb?" erflärte ©iefer, 
ben ber 9Bein, ber Dang unb bie fortgefetgte mähe 
bes bübf©en ©täb©eus unglaubli© fi©n gemacht 
batten. „©Sarum gerabe ©elb," toieberbolte er unb 
fab © 1 * babei in bie 91ugen, „roo man fo oiel ©e* 
gebrertswertes gu bieten bat?“ 

3lfe Suf© errötete, ©r Rerg©en fing f©neller 
an gu f©lagen. 

„91©, geben Sie!" bra©te fie in halber ©er* 
legenbeit beroor, bie bübf©en 9Tcäb©en fo gut ftebt. 

„911Ien ©rnftes," beteuerte ©iefer, ber an ber 
©efäl)rli©feit bes Spiels abfi©tli© oorbeifab, „i© 
finbe oon Stunbe gu Stunbe mehr, baff i© für 
Sie alles tun fönnte unb fei es, na© bem ©lonbe 
gu fliegen!" 

„Das toäre ein b©©en roeit," fpottete fie. 
„Übrigens — roenn ft© nun au© ein anbrer um 
ben ©reis bewürbe unb ©n gewänne?“ 

„Ob; t© wollte ©n f©on gewinnen! ©Betten?“ 
„mein — nein," wehrte fie ab, „i© — i© 
fönnte bie ©Bette oerlieren.". 

„©Bäre 3b neTt bas fo peinli©?" fragte er, ©ren 
91rm gärtli© brüefenb. 

Sie antwortete ni©t, was er als eine günftige 
9Intwort atifgufaffen f©nell bereit war unb fi© 
bie mi©tigfeit feiner 9Iuffaffung in einer oer* 
f©wiegenen ©de bur© einen no© oerf©wiegeneren 
Ruh betätigen lieb- Hnb bem einen folgten anbre! 

So war es gefommen, baff fi© 3lfe Suf© bem 
„9Ioiatifer" Rar! ©iefer beintli© oerlobt fühlte. 


3©e Seligfeit fu©te unb fanb einen 9lusweg in 
ausgelaffener Ruftigfeit, bie fi© ni©t minber bei 
©rem Partner bemerfbar ma©te. ©rft gegen ©nbe 
ber jpo©geitsfeier f©lug ©m bas ©ewiffen. Dah 
3 Ife ©n liebte, baran gweifelte er ni©t, aber würbe 
©re Riebe au© ftanbljalten, wenn fie feinen wirf* 
li©en Seruf erführe? Den 9foiatifer gog er morgen 
wieber aus — unb bamit wabrf©einli© au© bie 
©Burgein biefer Riebe aus bem bergen Räfes. 

©r f©ämte fi© nunmehr, bas falf©e Spiel ge* 
trieben gu haben, feine Stimmung flaute ab, unb 
er fu©te fi© mögli©ft fern oon 31 fc gu halten. 
3 ebo© bie flammen, bie über fie gufammen* 
gef©Iagen waren, loberten ©^bur© nur böb er 
auf, unb ©alb mit S©recfen, halb ooller greuben 
fab er bie ©lut, bre fi© ni©t mehr bämpfen laffen 
wollte, ©r wollte fi© ©r eröffnen, fi© felbft ent* 
laroen. unb oerf©ob es oon Siertelftunbe gu 
Siertelftunbe. , 

©nbli© auf bem Heimwege, als fie ©n bringenb 
um balbige briefli©e SOtitteilung bat, fa©e er ben 
©ntf©Iu©, fie mit einem S©lage ber nü©ternen 
9Birfli©feit gegenüberguftellen. 3 n uä©fter 3^t 
wollte fein SQZeifter einige Dage oerreifen, er war 
bann allein in ber Dif©Ierwerfftatt. 

„ 3 © will ©er beim Dif©Iermeifter Siecfe in ber 
Steinftrabe, ben i© oon früherer fenne, ein 
miobell bauen laffen. 3 © bringe allerlei inter* 
effante Sa©en mit unb werbe bir ©rflärungen 
geben, bie bi© in bö©ftem Stabe erftaunen werben. 
3 eit bab ; i© aber ni©t oiel. SBillft bu bi© ni©t 
nä©ften Siittwo©, na©mittags brei H©, in ber 
93Serfftatt bes Dif©Iermeifters einfinben?" 

„Da wollen wir uns bo© lieber anberswo 
treffen," bat fie. 

„mein, gerabe bort mö©te i© bi© feben. 2 Ber 
weih, ob bi© meine 91rbeiten bann no© fo inter* 
effieren, bah bu bi© weiter für mi© erwärmft!" 

„9lber Rarl!" 

Das eigenartige 91nfinnen fafete fie als eine 
S©rulle auf, wie fie bebeutenbe mtänner gu haben 
bere©tigt finb. 

Rurg unb gut, fie wollte tommen — unb fie 
tarn. Rarl ©iefer batte in ni©t geringer 9lufregung 
Dag unb Stunbe ©res Sefu©s erwartet. 9lls er 
fie enbli© über ben £>of na© ber Skrtftatt f©reiten 
fab, fiel ©m fein bamals fo teües §erg—plumps— 
in einen Raufen jQobelfpärte, worin es fi© baftig 
oertro©. 

„©uten Dag," tönte ©re belle Stimme oon 
ber Dürf©welle her, „ift ber 91oiattter S>err ©iefer 
gu fpre©en?“ 

Sie muhte eine gute 9Cßeile auf 9lntwort 
warten, benn ber Dif©lergefelle f©ien unter ben 
Ränben eine äuherft f©wierige 9Irbeit gu haben, 
auf bie er gebüdft unb anftrengenb nieberfc©. ©nb* 
li© erhob fi© fein Obertörper, unb halb oon ber 
Sefu©erin abgewanbt, bra©te er würgenb beroor: 

„Rarl ©iefer ift gu fpre©en." 

„ 2 Bo ift benn $err ©iefer?" fragte fie, bas 
„$err" f©arf betonenb. 

mtit einem muct warf fi© ©iefer herum, trat 
einen S©ritt auf fie gu unb f©rie faft: 

„R>ier ift er." 

3Ife Suf© fab ©n erft beftürgt, bann erftaunt 
unb [©lief©© beluftigt an. 

„Rarl," fi©erte fie fröbli©, „wie fiebft bu benn 
aus?" 

„So fehe i© immer aus," polterte er heraus. 

Sie tarn unbefangen auf ©n gu unb ftreette ©m 
bergli© beibe $änbe entgegen: 

„Serge©," fagte fie mit 9Särme, „bah bu beine 
91pparate ni©t im 3 mct berftellen tannft, habe i© 
im 91ugenblict ni©t beba©t." 

Rarl ©iefer bea©tete bie ©m guftrebenben 
$änbe ni©t. 

„Fräulein 31 |e,“ fagte er mit einer gewiffen 
S©rof©eit, bie ©m fein Hnre©t ausprejgte, „i© 
habe — Sie belogen!" 3Ifc erf©rat heftig unb 
hielt fi© an ber §obelbant feft. 

3 affungsIos fab fie ©n an. 

„9Sa—a—a—s?" bra©te fie nur heraus. Sie 
fab ©tt im ©eifte oon einer tinberrei©en Familie 
umgeben, benn bas tonnte er bo© nur meinen: 
er war verheiratet! 

,,3a, i©©abe Sie belogen, f©mäbli© belogen!" 
Seine S©rof©eit wi© angefi©ts ©rer gaffungs* 
Iofigteit unb ma©te einer wei©en Stimmung Slah* 

„Serge©en Sie nur," bat er unb fähte na© 
©rer §anb. Do© fie gog fie baftig gurüd. 

„9DSie tonnten Sie mir bas antun," f©Iu©gte fie 
unb bebeette bie naffen 9 tugen, „fo f©le©t gu fein?" 

„9Bar es benn fo f©Iimm?" fragte er gefentten 
Süds. 

„So f©Iimm!" höhnte fie, „fo f©limm, wenn 
ein mtann ein 9Jiäb©en betört, ©r oon Riebe oor* 
f©watjt unb oerf©wetgt, bah er oerbeiratet ift!" 


„Serbeiratet? 3©?" fragte er bö©ft erftaunt. 

„ma — ja — fo fagten Sie bo© oorbin felbft!" 

„3©?" Droh feiner peinli©en Rage muhte er 
Iä©eln. „mein, bas tann i© ni©t gefagt haben, 
benn t© bin's ni©t." 

„mi©t oerbeiratet?" 3eht war bas Staunen 
an ©r. „3a — aber — Sie fagten bo© —!" 

„3© fagte, i© hätte Sie belogen. Das ift leiber 
wahr. Sie halten mi© für einen 9toiatiter, wo* 
mögli© für einen wob©abenben. So fagte i© 
3b n en, fo fagte 3bnen |>err 9Beber. Hnb bamit 
finb Sie belogen worben. Die 9lpparate, bie i© 
baue, finb teine 3 Ingmaf©inen. 9Iber hier: bas 
ift meine 9Irbeit. 3© bin tein 9Ioiatiter, fonbern 
— einfa©er Dif©lergefelle!" 

Sie begriff nur febr langfam. Die $reube 
barüber, bah er bur© teine ©Je gebunben fei, lieh 
©r gunä©ft alles anbre nebenfä©Ii© erf©einen. 
Do© allmäbli© fab fie ben fogialen Hnterf©ieb 
gwif©en fi© unb ©m als einen ©raben, ber oon 
mtinute gu mtinute breiter.gu werben f©ien. ©in 
tübler Riau© ftri© barüber bin unb ma©te ©re 
Smienen froftig. 

„So," fagte fie [©liefeli© ftolg, „unb ba haben 
Sie gewagt —" mi© 3 U tüffen, batte fie fagen 
wollen, oerbefferte fi© aber no© re©tgeitig, „mi© 
gu Dif© gu führen!" Der talte Stolg bes 9J£äb©ens 
gab ©nt feinen fi©eren ©oben wieber.» ©r reette 
ft© bo© auf, oerbeugte fi© Iei©t unb erwiberte mit 
hörbarem Spott: 

„3u bienen. Diefen Rümmer ©abe i© 3bnen 
allerbings bereitet, wenn au© bie S©ulb hieran 
mehr an bem nunmehrigen ©bemann 3 brer 
greunbin liegt. 91ber," unb feine Stimme würbe 
mertli© f©ärfer, ,,wiefo habe i© Sie bamit be* 
leibigt? ©in i© ni©t au© als Dtf©ler ein 3Jiann 
im Staate, ber feine Stelle minbeftens ebenfogut 
ausfüllt wie ein 91oiatiter? S©änbet meine 9trbeit 
oiel!ei©t meine ©erfon?" 

3lfe ©uf© fto©erte mit ©rem Sonnenf©irm 
in ben Robelfpänen umher unb wuhte ni©ts gu 
antworten, ©r trat weiter auf fie gu, erfahte be* 
butfarn ©re Raub unb fagte etwas wehmütig: 

„©ergeffen Sie mi© unb laffen Sie fi© ; s im 
Reben no© re©t gut geben!“ 

Dann trat er raf© an feinen 9trbeitsplab gurüü 
unb griff feine 9lrbeit wieber auf, ohne fi© weiter 
na© 31 fe ©uf© umgufeben. 

Sie warf no© einige oerftoblene ©liefe auf ©n, 
beffen männli© offenes 9Iuftreten einen ftarten 
©inbruct auf fie gema©t hatte, flüfterte bann ein 
leifes 9lbieu unb ging langfam hinaus. 

9Iuf bem Reimweg ftieg bie ©rinnerung an 
ben Rarl ©iefer bes Rocb^eitsfefttages in ©r auf, 
wobei ©r febr warm würbe. SBarum muhte er 
gerabe ein einfa©er Ranbwerter fein? ©in ge* 
wöbnli©er Sötenf© war er jebenfalls ni©t. Hnb 
tü©tig wabrf©einli© auf feinem 91rbeitsgebiet. 
©in tü©tiger 9Jlenf© ift aber jebergeit f©ähens= 
wert unb bringt fi© in jebem ©eruf bo©. 9Renn 
©apa ein wenig petunär eingriffe —? Sie nährte 
ben ©ebanten, gog ©n grojf, bis er f©liehli© fi© 
fo feft eingewurgelt batte, bah er au© einem 
träftigen Sturm ftanbgubalten ocrmo©te. Hnb 
bas war gut, benn 3Ifes ©ater, bem fie eines Dages 
©re Rergensf©mergen offenbarte, geigte lebhafte 
Ruft, ben Dif©lergefeIIen in effigie gu beftatten. 
Da er aber ein[eben muhte, bah feine ©ingige, 
bereu SBillen fowiefo in ber Familie ftarte ©eltung 
hatte, in Droh oerbarrte unb in Riebesgram oer* 
fümmerte, tat er als weifer ©ater beimli© S©ritte, 
ber Sa©e fo ober fo ein ©nbe gu ma©en. 

©r ertunbigte fi© eingebenb über ©iefer unb 
erfuhr ba überaus ©ünftiges. Der ©ater 3lfes 
batte nun einen eignen ©Ian. ©r fu©te ben jungen 
©iefer auf unb batte eine lange Hnterrebung mit 
©m, bie für alle beteiligte bö©ft erfreuli©e folgen 
batte, ©ang in ber Stille erwarb 3Ifes ©ater für 
©iefer einen fabrilationsmähigen Dif©lereibetrieb 
in einer bena©barten Stabt. 91n 31©s nä©ftem 
©eburtstag lieh fi© 3 n ©rer ni©t geringen Über* 
raf©ung als ©ratulant ein gewiffer „gabrilant 
Rarl ©iefer" melben — unb als ©erlobter bes ©e= 
burtstagstinbes oerlieh er na© frobIi©er freier ©r 
Raus. 

911s bie ©erlobungsangeige, bie unter bem 
©amen ©iefer ben banbf©riftli©en 3 ©ah trug: 
„früher 9Ioiatiler", bei bem jungen 9®eberf©en 
©bepaar eintraf, glaubte 9©eher gunä©ft an einen 
f©Ie©ten S©erg. Der beigef©loffene ©rief 3lf^s 
an feine ftfrau erläuterte jebo© bie ©orgänge. 
Ra©enb rief 9©eber: 

„Siebft bu, S©ah, ba ift wieber einer ohne 
Flugapparat bo©geflogen. 3 © wünf©e ©m, bah 
er ebenfogut fahren möge wie i©!" 

Damit gog er feine F r °u gärtli© auf fein Rnie 
nieber. 



1911. SRr. 41 


Uber £artb unb s JTleer 


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Q-rtcipp eine Stunbe hinter SBien, f©on ein 
JV toenig feitab oon ben buntein, in ©rem 
toei©en S©toung faft lprif©en ©töblinger Wöben, 
mitten im SBafferreoier non Jütten unb S©toe©at, 
bas ber „lebte Witter“ ©tax Ieibenf©aftli© mit 
feinen ©tostauer ©belfalten bur©ftreifte, rul)t eim 
Cant t)irtgebreitet eins non Dfterrei©s Spiegeug* 
f©löffern. Dies alte £axenburg t>at nid)t ganß bie 
fübli© f©immernbe Weiterleit oon Salzburgs t»iel= 
beftaunten £uftfd)löb©en Wellbrunn unb ©tirabell, 
U 3 D bie ©ogelftimmen©eater, bie SBaffermarionete 
ten unb bie turiofeften gontänenbalb oerfübrerifd)e, 
halb übermütige Sd)er 3 e 3 um beften geben, unb 
and) non Deutf©Ianbs alten, jtill in oerf©oüener 
Stimmung ft ebengebliebenen ©ototoparten ift 
nur toenig in bem ABienet Sommerf© bobsburgif© 
taiferli©er ©ta©t. Dod) gtneierlei bringt bartet 
als irgenbtoo fonft oor £)fterrei©s fürftli©en £anb= 
paläften gerabe oor £axenburgs S©lob, mehr no© 
in feinem ©art auf na©bentlid)e ©efu©er ein: 
ein Abglan 3 öfterrei©if©er Wiftorie, ein Wou© ber 
frübgefefteten, oermä©tnisrei©en ©tonard)ie unb 
ein Deil 3 ugleid) and) non ber Art, roie bie dürften 
felber roaren, bie fie bur© bie gal)rl)unberte führten. 

Die ©aoülons fpre©en in £axenburg unb 
Kaifer gransens tünftii©e gelte. ©on ben ABänben 


©id)te ©taria 3©erefia, bie glan 3 = 

frohe unb lebensbeitere ABienerin, S©lob £axenburg 

bte au© im Sommerort bas t)öfif©e 9 } ac f) einer £itel 3 et©nung oon gr. 3abiera im Daf©enbu© 3balia 1859 

Dra©tenfptel, ben ©etgen Ia©en= 

ber garben nidjt entbehren toill. 

Unb mit forgfamer Abmeffung beftimmt fie bas getrübter erotifd)er ©aufreubigteit, bie bem Kaifer 


romantif© benannter Säle blidert immer noch 
ftol 3 , feierli©, ooll ABeltmadjtbetoubtfein bie ©Über 
eigenroilliger, unbeugfamer Werren, bie in bie 
©bene ber S©toe©at unb ©utten 3 ur galtenjagb 
binaus 3 ogen, toenn bie ©ef©äfte fie ermübet 
batten, bie brin oon ber ABiener Wofburg als eine 
faiferlidje ©otf©aft über einen (Erbteil bintoanber-' 
ten. Die Difd)e in £axenburg f©einen oon Staats* 
begebenbeiten 3 U roifpem, bie ©etten trugen bie 
Staatsforgen man©e ©a©t: an alle ©töbel ftreifte 
irgenbroamt unb irgenbroie bas taiferli©e jOfter- 
reid). Der „lebte bitter" fcblummert hier ober 
bur©toa©t bie ©a©t oor fenent gagellonenbünbnis, 
bas feinen (Erben bie Kronen Ungarns unb ©öbntens 
brachte. Karl VI. f©liebt in £axenburg 1725 feinen 
Wonbeistrattat mit Spanien. 3u ©taria £uifens 
Wod) 3 eitsebren läfet gran 31 . hier Durnier unb 
©eüerfpiel oor Daufenben oon Aßienern, Abligen 
unb pruntenbem Wofftaat feiern, gibt ben ftets 3 U 
geften Aufgelegten no© ein Karuffell ba 3 u, benn 
niemanb roagt noch im Auguft bes gabres 1810 
an bie gugenbtage ber ©rin 3 effin 3 uriid 3 ubenten, 
ba fie in ben Spiel 3 immern 3 U S©önbrunn ober 
im gleichen £axenburg mit ben ©ef©toiftern bie 
©Ieifolbatenarnteen bes f©redli©en ,,©uona= 
parte" oon Sieg 3 U Sieg oernidjtete unb il)n felbft, 
ben ,,©opan 3 ", bem bann bie A©t 3 ebnjäbrige in 
bie Duüerien folgte, mit fpitjen ©abelftidjen tötete. 
Unb burd) ben ©art buf©en bie (Erinnerungen an 
gofef II., beffen £axenburger Sommerbofftaat 
nod) nichts oom Drubel unb ©lart 3 unb gubel ber 
aufatmenben Kongrefgeit ahnte: bie Kaoaliere 
unb Wofbamen mußten (Stilette unb feierlid) es Wof= 
to[tüm in ber ABiener ©urg 3 urüdlaffen, roenn fie 
mit bem Kaifer in bie £änblid)teit binou 53 ogen, 
taum bah er ihnen ein teures „Spettatel“ geftattete, 
„enttoeber ein gnterme 330 oon einigen Stimmen 
ber Opera buffa ober eine beutfd)e pece oon 30 Dei 


Kleib bes Werrn unb ber Dame, bie oor ihr in 
fiarenburg erfcbeinen mollen, genau bas Aot, 
bas ©rün, bas ©olb — all bie Auancen, für bie 
erft ber Oberbofmeifter gran 3 ens roieber Aang= 
tafel unb geitbeftimmung bot, roeil SOtaria Dbere= 
fias Sohn anbre Dinge für tüid)tiger felbft in ber 
Sommerfrifcbe hielt unb fie oenoifd)te ... 

Aber £arenburgs ©efd)id)te muh fid) nid)t an 
bie (Epifoben einer tnappen gal)rl)unbertfpanne 
halten: fie lägt ©über unb Sdjidfale burd) mehr 
als ein halbes gahrtaufenb ooll ©untbeit toed)feln. 
Den ©runb unb ©oben jener Werren oon „£ad)fin= 
borf", bie bort als erfte ©utsberren faften, f^müden 
ja fd)on bie ©abenberger, bie halb oon ihrem 
©ergfd)loj 3 auf bem £eopolbsberge nadb Atelt unb 
A3ien bernieberfteigen, mit allen £aunen fürftliäjer 
©auluft. Das Sommerfd)lob bleibt feit bem oier= 
3 ebnten gabrbunbert ein gürftenfib, ob bie Wer 3 öge 
ber ©abenberger bie Kunfteoerte ©rer ©pod)e 
bort aufftellen, ob ©n als ungarifd)es Königsgut 
ber oielgeprüfte griebrid) III. oerroaltet, an beffen 
f©roeres Kaiferlos irgenbtoo im S©Iob no© ber 
pbüofopl)if©e Droft gemahnt: „Das bö©fte ©Iüd 
alles Unabättberlichen ift bas ©ergeffen,“ ob ©n 
bann enblid) feit Kaifer 9Jiar bie Wobsburger ©rem 
engften, bauernben Kronbefit) begäbleit. Das 
urfprüngli©e £arenburger S©Iob freilid), ber frühe 
fefte ©urgbau bes ©abenbergers Albred)t, fiebt 
beute toeber Kaifer nod) ©rinsen mehr in feinen 
©lauern. Sie ft eben friebfertig, nur mehr mit 
harmlos trotziger Aomantit im ^artinnem, ohne bie 
alten toilben Auslugtürme unb ohne bie fd)ütjenben 
ABaffergürtel oon einft: bie taiferlid)en S©lob= 
beamten, bie fi© längft hier eingeniftet haben, 
f©reden toeber anrüdenbe Diirten no© fonft ein 
geinb aus Aad)t unb S©laf. Unb es ift eigentlid) 
nur bas Spiel 3 eugfd)Iof 3 , bas jegt bie Soutmer= 
gäfte in £axenburg anlodt, bie 3 eugniffe un¬ 


gran 3 oor allem hier bie 3 eit oertrieb. 

gb™ genügte ber „©laue Wof“ ni©t, bas an= 
fpru©slofe neue S©lob, in bas ©laria 3©erefia 
als erfte eine toarme innere geftli©teit unb 
gamilienbebogli©teit aus ber Donaurefibens mit= 
gebra©t hotte. Denn aus ber gelegentli©en 
Kaiferoilleggiatur hotte erft fie mit beutlid)er ©e- 
tonung ein bauernbes ©rbolungsboflager gema©t, 
in beffen ©äbe fie gern au© ben 9tei©sabel fab, 
bie S©toar 3 enberg, bie Daun unb Auerfperg, 
bie mit gleicher böfif©er Anbängli©teit ©re £anb= 
paläfte rings um ben „©lauen Wof“ bauten, toie 
fie einft ©re Aenaiffancepaläfte oon italienif©en 
©leiftern auf bem trobigen ^rager W^obf©in 
batten auffübren laffen, als ber Sonberling ©ubolf 
oon ber ©tolbau aus fein ©ei© regieren toollte. 
Aber Kaifer gran 3 , ber brei ©attinnen als Waus= 
frauen na© £arenburg führte, genügten au© bie 
©euerungen gofefs ni©t, ber ben toeiten S©lob ; 
part na© englifdjer ©lanier oon feinen gngenieuren 
umpflan 3 en lieb- ©r toollte Abtoe©flung unb rei©e 
3erftreuung, fürftli©es Spiegeug unb ©ruut. 
Auf ben beiben rooblgepflegten ©bauffeen, bie 
f©on im Ausgang bes fieb 3 ebnten gal)rl)unberts 
angelegt o?aren, lieb fl© bie ABienerftabt mit ben 
rafd)en Woftutf©en fo lei©t errei©en, bab er im 
Sommer überhaupt na© fiarenburg überfiebelte. 
Der ©arf gab ©aum für alle gefte: für fürftli©e 
©äfte, für ©antett unb ©alatafel baute er bie 
„gran 3 ensfefte“. Sie ftebt auf einer tleinen gnfel, 
mit 3 ionen unb 3 oden, oon buntlem ©aumgrün 
bi©t umftanben, ein Spiegeug aus bem ©lüteb 
alter, oon oerf©toenberif©ett Kaifermitteln mit 
treuem biftorif©em Kopieren aufgefübrt. Wobs= 
burgergefd)i©te in allen Sälen. Unter ben goüf©ett 
Dedenbogen, bie an bas glei©e ©lufter in ber 
Wrabf©iner £anbtagsftube erinnern, eine ©arabe 
ber fiet> 3 ebTt beutf©en Kaifer, bie ©rin 3 ©ugenius 


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1080 


Hber £anb unb üfteer 


1911. 91 r. 41 


fid) einft hatte metzeln lagert. Btatthias Eoroinus’ 
Dentmal mahnt in einem ber Empfangsfäle an 
fernere Ungamtämpfe, ber „Lothringerfaal" ift 
ein B*adjtfpmbol für <?jabsburgs Bedüngung 
burd) Lothringer Blut, ber „Shronfaal" unb ber 
„Ungarifdje Lrönungsfaal" fünben glan 3 überfät 
bie 9Jiad)t ber Bpoftolifdjen SOlajeftät, bie über bie 
Doppelmonardjie gebietet. Öfterreichs galjlreictje 
Laiferfdüöffer haben gewih überall Bäume oon 
taiferlidjer B*ad)t, unb bie Staatsfäle ber BSiener 
Hofburg ober Sdjönbrunns Überzahlen natürlich 
nod) bie Säle ber „gransensburg" an blenbenben 
Loftbarleiten. gndes tann fein habsburgifdjer 
Balaft fid) größerer Seltf änderten rühmen: Stüd 
um Stüd in biefen Sälen i[t altes, älteftes, echtes 
Öfterreidj. Blte 5Uöfter unb oerfallenbe Bürgen 
gaben bort ein genfter, hier eine Säule für den 
Bau, ein oerwittertes feftes Bortal. Bon Llofter* 
neuburg famen Tapeten, aus BSallenfteins Sodes* 
haus in Eg er bie Bruntdede für ben „Lothringer* 
faal", aus bem Llofter 3roettel bie ^olgbede für 
ben „Shronfaal". llnb ein Shronbalbacfnn bort 
ift ber Eappella fpeciofa entführt, ein Stüd aus bem 
fünfsehnten galjrhunbertj Sd)lofz ©reilenftein 
muhte einen alten Laotin, bie Lird)e „Btaria 
Stiegen" ein foftbares genfter besteuern. Die 
Burgfapelle aber ftrebt über Jrjabsburgs £jerrfd)er= 
anfänge in Öfterreidj nod) hinaus. Sie ftanb einft, 
genau fo in gorm, Blaterial unb BSirfmtg, als 
Bnbadjtsftätte in ber ^ergogsburg ber Babenberger 
auf bem Leopolbsberg. Sie hotte alle Stürme 
überbauert, bie feit bem Beginn bes breisehnten 
3ahrl)unbetts über bas Lanb 3 U ihren Hüffen hin* 
brauften. gran 3 lieh Deil unb Seildjen beljutfam 
auseinanberlegen, brachte alles nad) Laxenburg unb 


fügte bie Babenberger Lapelle ebenfo behutfam 
roieber sufammen. Unb päpftlidje Bergangenheit, 
römifch^aiferliche Erinnerungen fd)lummern in 
Laif er Konsens §iftorienfd)loh- ©r hat bas Ber* 
fdjollene, bie toten Sprecher oerfurtfener ©Ian 3 tage, 
bie Buhmesoermäd)tniffe alter 3 eiten unb Böller 
feines toeiten Beides mit ber Baffion eines 
Luriofitätenfammlers in feiner Bfenbofefte auf* 
geftapelt. Unb auch Öfterreichs Dunfel burfte 
nicht fehlen: auch ein Burgoerlies ift ba, eine ©e= 
ridjtsftube unb ein armer Biann in Letten, ber 
mit feinem plötzlichen ©eraffel bie Befu<her er* 
fchredt. BSer an bem Spuf nidjt genug hat, mag 
fid) einen irgenbtoo in finfteren Siefen gef eff eiten 
Delinquenten an feinen Eifenbänbern empor* 
Sieben laffen unb ihm in bas entfette BSachsgefidit 
ftarren — es ift nicht mehr bie Blittelalterftimmung 
ber Lreus 3 üge unb Bogentreppen, oon „Bogt ei* 
Ijof" unb „Lnappenhof", burd) bie man ins 
Burgfehloh einsog: bie Biittelalterftimmung 
oor bem ©efeffelten geleitet in ein fpäteres 
Öfterreich, in bie Lafematten bes Brünner 
Spielbergs, in bem erft bie Btenf<hlid)feit 
gofefs II. bie ernfthafte B’cobuftion ähnlicher 
Sdjaufpiele oerbot... 

3wei hohe Reifen auf ber gransensinfel. Blau 
hat fie mit gefd)idter Baturnad)ahmung in ben 
breiten Deich geftellt, eine wilde, rauhgetürmte 
Schlucht, stoif<hen bereu engen BSänben über reg* 
lofem BSaffer juft nur ein Boot mühfarn in ben 
Barf hiuausgleiten fann. Unb bann ift alle Bo* 
mantif burch junge, lachenbe Bnmut befiegt. Bafen 
unb BSatbgruppen, flehte oerftedte BSalbwege unb 
breite Alleen, über benen fid) riefige Eichen toölben 
rote eine gürftenhalle, toedjfeln mit rhpthmifdjem, 


hellem Spiel im englifct) freien, unabfehbaren 
Barf, auf ben blanfen Lanälen unter Brüden unb 
Stegen fd) auf ein bie Löhne mit ihren fommerlich 
gepulten Blenfdjen. Btandjmal roinft ein Luft* 
häusc|en aus bem fdjimmernben ©rün, Blaria 
Linnens grühftüdspaoillon ober Blurettis „Sempel 
ber Eintracht" ober bas .„$aus ber Laune", beffen 
©eifterfpuf Napoleons ©rettabiere mit oanbalifd)en 
BufMärungsgelüften oerf<heu<hten, worauf es in 
eine Brt faiferlicher Lunftfalons umgeftaltet rourbe. 
Unb roanbert man freus unb quer burd) ben Barf, 
fommt man irgenbwie immer 3 U bem gierlid)en 
Sempel Dianens 3 urüd, bem acht Alleen im Stern 
enteilen. Die Boote förtnen eine tüchtige Bubet* 
Übung leiften, roenn fie oon ber Bnlegeftelle gegen* 
über ber „gelsfdjlud)t“ bis sur SJleierei hinunter* 
fahren, bie fi<h auf gotifdjen Stil oerfteifte. Be* 
haglid) fitzt man ba bor „faifetlichem" Laffee 
unb „taiferlich em" BSeihbrot, rrtelobifd) 3 ifd)t ein 
„SBafferfall" in ber Bähe, oon fteinernen fchtoeig* 
famen Sphinxen bewacht... Unb manchmal fam 
früher über ben fnirfchenben Barffies ein 
fleiner eleganter ^agbwagen mit flinfem Stäben 
oorbei. Die funge Ershersogin Elifabeth futfehierte 
felbftbie Boffeburd) ben Barf oberbieLronprinseffin 
Stefanie. Es finb bie fchwermütigen Erinnerungen 
bes Luftfdjloffes Laxenburg, bah in feiner Stille ber 
Lieblingsaufenthalt aud) bes öfterreichifchen Lton* 
prinsenpaares war. 3n Biaria Dherefias „Blauem 
§of" fam Bubolf 1858 3 ur BSelt. Bid)t allsuweit 
oon Laxenburg, nod) eine Stunbe tiefer hinein 
in ben BSiener BBalb, im Bteperlinger 3 agbfd)Ioh, 
erfüllte fid) brei Sahrsehnte fpäter in fchwerem 
Dunfel feine Dtagöbie ... 

Larl $*-Bowaf 


Dr. Sh- 3^1- Die Baturoafe im 3i mm er 


Qf Ile Errungenfchaften ber Lultur, fo bewunberns* 
wert fie an fid) finb unb fo gern wir oon ihnen 
©ebraud) machen, fönnen bei ben ©roffftäbtern, bie 
fich ih^ natürliches ©efiihl bewahrt haben, eine ge* 
wiffe Leere nicht ausfüllen, bie fich inmitten bes 
fteinernen Bieeres ber Käufer unb bes immer mehr 
um fich freffenben Bfphattpflafters mit elementarer 
©ewalt bemerfbar macht, nämlich ber Sehnfucht nach 
ber Batur, in bie ber Btenfcf) oon $aufe aus ©nein* 
gehört. Öljne bie Bäume auf ben Straffen, bie 
Borgärten unb Barte würbe man in ber ©rofzftabt 
ja nicht einmal merfen, bah ber grühting ins Lanb 
gesogen ift. Die ftetig fid) fteigernbe Buswanberung 
in bie Bororte, bie Biaffenausflüge an ben freien 
Sagen, bie Laubenfolonien unb ähnliche Dinge be* 
weifen am unwiberleglichften, bah bie Bieifterwerfe 
ber Sedmif 3 m Bermehrung unfres innern ©lüdes. 
nur infofern etwas beigetragen haben, als fie uns 
eine bequemere unb billigere Berbinbung mit ber 
Batur oerfdjafft haben. Bm liebften ift esjebod) 
bem Baturfreunb, wenn er ftänbig etwas ©etier unb 
©rünes um fid) hat unb fid) nicht auf feine freien 
Sage oertröften muh- 

3u einer folgen Baturoafe im 3inimer ift nun 
nichts fo fehr geeignet wie ein Bquarium, unb es 
follte mid) freuen, wenn bie nachftehenben 3 eilen 3 ur 
Einrichtung eines folcfjen anregen. Denn gerabe jetzt 
3 ur fd)önen Sommers 3 eit ift bas Biaterial am be* 
quemften su bef<h affen. 

3uoörberft aber muh i<h einige Einwänbe wiber* 
legen, bie man ftänbig su hören betommt. „Bleiben 
Sie mir um Rimmels willen mit Shren langweiligen 
©olbfifchen oom Leibe!“ ruft mancher entfett aus, 
fobalb er oon einer foldjen Bnregung lieft. — hierauf 
ift su erwibern, bah *>ie früher üblichen ©olbfifh* 
gläfer heute einem überwundenen Stanbpuntt an* 
gehören unb bah tein Lenner fold>e ©läfer empfehlen 
unb als Bquarium beseichnen wirb. 3n 2BirtIid)teit 
finb biefe ©läfer wahre Btartertaften für bie armen 
Bewohner. 3n !ur 3 er 3eit ift ber Sauerftoff ber im 
SBaffer gelöften Luft oerbraucht unb bas Bßaffer 
burd) gutterrefte unb Bbgänge oerunreinigt. Bngft* 
ooll treiben fid) bie Meinen Ehinefen an ber öber* 
fläche umher, um fortwährenb Luft 3 u fchnappen. 
Damals muhte man eben nicht, bah 3 roif<hen $if<h 
unb Bflanse ein unlösbarer 3ufammenhaug befteht, 
ben man nicht trennen foll, gans abgefehen baoon, 
bah bie bauchige f^orm bes ©lafes mit feinen Ber* 
3 ierungen für bie Betrachtung ber Siere bentbar 
ungünftig war. 

hiermit erlebigt fid) aud) ber sweite Einwanb, ber 
auf ben erften Blid fehr einleuchtenb fd)eint: „3eit 
ift ffielb," hört man fagen, „befonbers in ber ©roh* 
ftabt!" — „SBie foll id) ba bie 3 eit hernehmen, alle 


3wei bis brei Sage bas Bquarium mit frifdjem 
BSaffer 3 U füllen?" 

Bei ben früheren ©olbfifchgläfern ift allerbings ein 
berartig häufiger Erfafz bes Bßaf[ers erforberlid). Die 
heutigen Bquarien, bie in richtigem Berljältnis mit 
Bflanseu unb Sieren befet)t finb, bebürfen aber einer 
foldjen Erneuerung in langen Zeiträumen gar nicht, 
fo bah alfo auch biefer Einwanb hinfällig ift. 

Bur nebenbei fei bemerft, bah der jähe Sempe* 
raturwechfel bes Blaffers, ber burch bas Einfüilen 
oon frifdhem Bßaffer heroorgerufen wirb, für bie 
gif che, bie bodj taltblütige BSirbeltiere find, äuherft 
qualooll fein muh- ©olbfifche fieht man baher, fo* 
halb fie Jaltes BSaffer erhalten haben, aufgeregt hin 
unb her fdjwimmen. grrigerweife fd)iieht man bar* 
aus, dah fie fich riefig wohl fühlen unb ihren Übermut 
betunben. 3n BSirfliäjteit ift das ©egenteil ber gall. 
Bian fieht hieraus, wie ferner es ift, Siere richtig su 
beurteilen. 

Den britten Einwanb oon ber entfestigen Lange* 
weile, bie einen Bquariumbefitzer paden muh, er* 
lebigen wir am beften am Schluffe. 

Die Bufftellung eines gelfens inmitten bes Bqua* 
riums ift 3 war jeht tein überwunbener Stanbpuntt, 
aber man wirb fid) hoch nur ausnahmsweife basu ent* 
fchliefjen. Denn ber gels nimmt Bftansen unb Sieren 
Licht unb Luft. Blit bem engbemeffenen Baum, 
ber uns im 3«nmeraquarium sur Berfügung fteht, 
ift er fchwer in Eintlang su bringen. Bud) hat er 
ben Bauteil, bah ftd) gifdje häufig an ihm oerlehen. 

Ein wirtliches Bquarium, bas auf biefen Barnen 
Bnfprud) erhebt, muh alfo, mag es noch fo Mein fein, 
Bflanseu haben, unb 3 war aus folgettbem ©runbe. 
Die Bßafferpflanse atmet unter bem Einfluh bes 
Sonnenlichts ben für Btenfdjen unb Siere unentbehr* 
liehen Sauerftoff aus, mährenb umgetehrt bas Sier 
Lohlenfäure ausatmet, bie eines ber wichtigften Buf* 
baumittel ber Bflanseu ift. 

3 >n einem ©olbfifchgtafe ift natürlich für Bflansen 
tein Baum. Beffer finb f^on bie Leld)aquarien, wie 
fie namentlich früher burch Sprengung oon Schwefel* 
fäureballons hergeftellt würben. Da alle bauchigen 
©läfer bie im BSaffer befinblichen ©efd)öpfe oerserrt 
wiedergeben, fo finb fie nicht 3 U empfehlen, fondern 
ftatt ihrer bie meineidigen Laftenaquarien su wählen. 
Befonders beoorsugt man bie Elementen* ober Bttu* 
mulatorengläfer als Bquarien wegen ihrer Billigteit. 
Da fie gan 3 aus ©las gefertigt finb, fo hat ber 
Befd)auer einen oolltommen freien Blid, auch finb 
fie wegen ihrer geringen ©röfze Ieidjt 3 U transpor* 
tieren. Da es häufig oortommt, bah man BSaffer* 
bewohner nicht sufammengefperrt halten tann < ober 
bah man einseine Siere genauer beobachten will, fo 
finb in foldjen gälten mehrere ©lasaquarien natürlich 


prattifcher als ein grobes, teures ©eftellaquarium. 
Der Bachteil biefer ©lasaquarien befteht barin, bah 
fie hfa unb wieber aus nicht ertennbaren Hrfadjen 
fpringen. Hm bas 3 U oerljinbern, benu^t man als 
Unterlage gils ober ähnliche Stoffe. 

Bm einfad)ften unb swedmähigften finb oieredige 
Bquarien mit rechtwintliger ©runbfläd)e, bie länger 
als hoch finb, alfo beifpielsweife fid) wie brei su swei 
oerhalten. Die Breite foll ber $öhe entfpredjen. 
Selbft bei gröberen Bquarien foll die BSafferhöhe 
möglidhft fünfsig 3 entimeter nid>t überfchreiten. 
Solche ©eftellaquarien finb in allen befferen Bquarien* 
gefchäften oerhältnismähig billig 3 U erftehen. Bud) 
Schloffereien liefern ©eftelle, bie man felbft mit 
©lasfeheiben oerfehen tann. BSegen bes BSaffer* 
bruds muh bei gröberen Bquarien Spiegelglas oer* 
wenbet werben, ferner muh der ©lafertitt mit Biennig 
oermengt unb getnetet werben, bis er gleichmähig rot 
gefärbt ift. $ier 3 u wirb etwas girnis getan, bamit 
ber Litt recht weich wirb. Bor bem Berglafert wirb 
nach Lachmann ber Boben unb bie gnnenfeite bes 
©eftells mit Biennigfarbe 3 weimal geftrichen. hierauf 
wirb in allen Eden unb allen Seilen des ©eftells, 
gegen bie ©las anliegt, ber Litt in Stärte oon fünf 
SBiüimetern aufgetragen unb bie Scheiben oorfid)tig 
angebrüdt. Sobann bringt man in allen Eden wie 
aud) in BSinteln am Boben entlang eine nicht 3 u 
fd)wa<he Littlage an, über bie oorher paffenb ge* 
fcfjnittene ©lasftreifen feft angebrüdt werben. £er= 
oorquellenben Litt fchneibet manTmit einem Bteffer 
fort, hierauf wirb bas Bquarium gefüllt, bamit die 
Scheiben feft angebrüdt werben. B3ät)renb biefer 
3eit bes Buswäfferns ftreicht man bie Buhenfeiten 
bes Bquariumgeftells an. ©ewöhnlich genügt eine 
3eit oon fünf Sagen. Bach ber Entleerung unb bem 
Srodnen werben bie freiliegenben Littftellen mehr* 
mals mit Schellad überftrichen, ber in Spiritus auf* 
gelöft ift. Diefer Schellad ift im BSaffer unlöslich 
unb trägt baher 3 ur Dichthaltung bes Bquariums bei. 

Da ben meiften BSafferpftan 3 en eine Ernährung 
burch BSurseln erforberlid) ift, fo bebarf bas Bqua* 
rium einer nahrhaften Bobenfchicht, bie in Bflumu* 
iatorengläfern bei Hnterwafferpflansen etwa fünf 
3entimeter ho<h fein barf. $od)waä)fenbe Sumpf* 
pflan 3 en oerlangen eine Schicht oon minbeftens bop* 
pelter §öhe. Beingewafchener Sanb als Boben ge* 
nügt nicht, ba er burch bas Buswafdjen alle Bähr* 
ftoffe oerloren hat. Buf ihm würden nur wursel* 
lofe bflanseu wie |jorntraut unb öuellmoos ge* 
beihen, ferner Bflansen mit Schwimmblättern, aber 
biefe auch nicht in bem ©rabe wie auf nahrhaftem 
Bobengrunb. 

9Ban hat su bem Bushilfsmittel gegriffen, bah 
man bie bftansen 3Uttädjft in Söpfe ftedte, bie 






1911. Ulr. 41 


Über £anb unb 9Jleer 


1081 


mit nahrhafter (Erbe oerfehen mären unb bann 
biefe Döpfe in bie Sanbfdhidht einbrüdte. Da aber 
bie ^flart 3 ert in freier (Erbe meit beffer gebeten, 
fo ift oon biefem ©erfahren ab 3 uraten. 

Die Sobenfd)icht fpielt alfo eine roid)tige 9?oIle. 
9Jian bat, um bie 9tatur nad) 3 ual)men, oielfad) 
Deidhfd)Iamm als Soben gemählt. Dod) bat fich 
hierbei ber l’Xbelftanb herausgeftellt, baf) man 
mit bem Schlamm gefät)rlid)e Krankheitserreger 
ins 2 Baffer brachte, aud) erhält biefes burd) ben 
Schlamm häufig einen fhlechten, taum 3 u be* 
feitigenben ©erud). 

©ine roeit beffere Sobenfchidd erhält man burd) 
eine 9Jtifd)ung aus einem Deil fylufjfanb, einem 
Seil trockenen unb oerroitterten fiehmes unb einem 
Deil fetter StRoor* ober £auberbe. Sehr gut ift 
auch bie (Erbe, bie ber EtRauImurf auf ißiefen 
herausgeftofjen hat, ebenfo bie Dorferbe. Diefe 
©rbfd)id)t toirb fo lange mit 2 Baffer befprengt unb 
getnetet, bis fid) feine £uftbläsdf)en mehr 3 eigen. 
hierauf fommt eine bünne Schilt oon glubfanb, 
ber oorher fauber ausgetoafd)en ift. Die ^Sflan 3 en 
roerben mittels eines Stäbd)ens eingefe^t unb 
fylubfanb meiter nachgefüllt, bis bie 3 Bur 3 eIn bebedt 
finb. Sehr praftifd) ift es, toenn bie Sobenfd)id)t 
nad) ber £>interfeite 3 U auffteigt, fo bab alle Schmuh* 
teile fich an ber tiefer liegenben Sorberfeite fam* 
mein, too fie mittels eines Sdjlaud)es ober eines 
Sd)mubhcbers leidet entfernt roerben fönnen. Um 
ben Soben nid)t auf 3 iirühren, läbt man bas 2Baffer 
beim ©infüllen auf einen Sogen Rapier laufen, 
ben man oorher auf ben Soben ausgebreitet hat. 
Slbgeftanbenes 2Baffer ift Dieren unb ^fla^en 
3 uträglidher als frifdjes. Damit bie ipflan 3 en in 
Suhe anrour 3 eln, roarte man mit bem ©infehen 
ber gjafd)e etroa 3 toei 2 Bod)en. 

Sehr roidjtig ift ber Stanbort bes Aquariums. 
SRur Heinere haben ißlab auf einem genfterbrett, 
gröbere mitffen auf einem feften, bauerhaften 
Difd) ftehen, ber mit Sollen oerfehen ift, bamit er 
leicht feinen $lah toechfeln fann. Die $flan 3 en 
brauchen fel)r oiel £id)t, unb ba fie im freien nur 
Oberlid)! erhalten, fo rrtub ber Difd) 3 toar unmittel* 
bar am genfter ftehen, aber nicht höher als bas 
genfterbrett fein. 3ft geniiejenbes Sonnenlicht 
oorhanben, fo roerben bie Schetben halb mit tilgen 
beroad)fen fein. Da fie bie Seobad)tung erfd)roeren, 
fo roerben fie mittels einer Sürfte entfernt. Sn ber 
bem genfter 3 ugefehrten Seite läbt man fie ftehen, 
roeil fie bort nicht hinberlid) finb unb 3 ur (Erhaltung 
bes „biologifchen ©Ieichgeroidhts“ beitragen. 

£>eimifd)e Sfian 3 en tann man fid) 3 ur roarmen 
3 ahre$ 3 eit natürlid) felbft aus ©räben unb Deid)en 
beforgen. gfür Serliner ift beifpielsroeife bie 
^ungfernheibe empfehlensroert. Seliebt finb oon 
untergetauchten 2 BafferpfIan 3 en bas Quellmoos, 
bas Daufenbblatt, bie ieiber roenig beftänbige 
Sßafferfeber, bas $orntraut, ber 2 Bafferftern unb 
bie Sßafferpeft, oon Sd)mimmpflan 3 en ber g*ofd)= 
bib, bie alle Sfiif)le bebedenben SBafferlinfen unb 
bie hetmifdje Saloinie. Son Sumpfpflan 3 en finb 
empfehlensroert ißfeiltraut unb gemeiner grofd)* 
löffei. §odhroüchfige Sumpfpflan 3 en finb ber all- 
betannte Kalmus, Calla palustris, 2 ßaffermin 3 e unb 
Sumpfbotterblume. Die heimifd^en Sflan 3 en 
haben faft ausnahmslos ben Sachteil, bab fie ihren 
3 toed im Squarium nur roährenb ber roarmen 
3eit erfüllen. Deshalb roerben oon ben Aquarien* 
befitjern auslänbifche $flan 3 en beoor 3 ugt, fo bas 
3ppergras, bie Sumpffdjraube unb fo roeiter. 
Sud) bie Haarnixe roäre 3 u erroähnen. 

Sou heimifdhen f^ifdtjen finb befonbers Sitter* 
linge unb Stidjlinge empfehlensroert, roeil fie bei 


guter Sehanblung 3 ur f 5 ortpflan 3 ung fchreiten. 
3hr ßiebesleben feffelt ben Sefcfjauer ungemein, 
namentlich ber Stichling 3 eidjnet fich burd) ben 
Sau eines Seftes unb treue Srutpflege aus, roas 
man biefem argen Säuber gar nicht 3 utrauen 
füllte. Seibe §ifc^e legen auch ein prächtiges 
£od) 3 eitstIeib an. Sonft toären nod) ©olborfen, 
Sdjlammbeiber, ©Iri^en, Utelei, SSoberliesdhen, 
ECRoortarpfen unb gan 3 Heine Rechte ein 3 ufetjen. 
3rifd)e aus Harem, fliebenbem SBaffer finb nicht 
3 u oerroenben, ba fie bei ihrem großen Sauerftoff* 
bebürfnis für bas Squarium nicht geeignet finb. 
Siel leichter paffen fich bie Diere an, bie bereits 
in ber Freiheit in fauerftoffarmen ©eroäffern lebten. 

©in 3 elne f^ifche fönnen übrigens oiel an fd)led)tem 
SSaffer oertragen; als Haffifches Seifpiel bafür gilt 
mir ein Stichling, ber einmal ohne jeben Sachteil 
3 toei Stunben in einem (Eimer mit Sbroafchroaffer 
3 ugebrad)t hatte, roorin fidt) überbies ber Sub oon 
mehreren langen Stufen Dabat befanb. 

Seiber geht es mit ben heimifdhen $ifcf)en 
roie mit ben heimif<hen Sögeln. Die auslänbifd)en 
finb bauerhafter unb fchreiten oiel leichter 3 ur 
gortpflan 3 ung. itann es baher rounbernehmen, 
bah auslänbifche Sifdje oiel beliebter finb als bie 
heimifdhen? früher fannte man als Suslänber 
nur ben ©olbfifd), jetjt roürbe eine Sifte, bie fämt* 
üd)e auslänbifche Squarienfifd)e enthielte, fel)r 
lang roerben. §ier feien nur Stafropoben, Sd)leier= 
fifdh, ©handhito, Iangfd)näbliger §ed)t, ©urami 
unb ftampffifch genannt. Selbftoerftänblidh be* 
bürfen bie Sfla^en unb 5 if<he aus heiheri ©e= 
genben einer höheren SBaffertoärme, unb bas 5lqua* 
rium muh beshalb mit einem $ei 3 apparat oerfehen 
fein. Drohbem haben bie beutfdjen <5tfdhe ben un= 
erfehbaren Sor 3 ug, bah fie uns mit ber heimifdhen 
Dierroelt näher oertraut machen. 2Ber fein ?Iqua* 
rium mit ber heimifdhen $auna befeht, hcmbelt 
aud) gan 3 im ©eifte oon 91ohmähier, ber oor 
fiinf 3 ig fahren in Deutfchlanb bie erfte Anregung 
311 ihrer ©inridhtung gab. 

Sehr intereffant finb aud) unfre heimifchett 
51äfer als Seroohner bes Aquariums. Seiber finb 
oiele arge ^ifchräuber, auch muh man bas 2 lqua* 
rium nad)ts mit einem Dedel oerfehen, ba fie 
roährenb ber Dunfelheit gern Ausflüge unter* 
nehmen. $aft überall finbet man ben ©elbranb 
unb ben im Greife fchtoimmenben Daumeitäfer. 
Sehr gemein ift auch ber 9?üdenfd)roimmer, ber 
3 u ben Sdhnabelferfen gehört. 3Hlerliebft fieht 
auch bie gemeine SBafferfpinne mit ihrer filber* 
hellen Daud)erglode aus. Sian füttert fie im 
Aquarium mit Heinen fliegen unb Slüden. 
Sdjneden haöen ben groben Sor 3 ug, bah fte 
öligen oer 3 ehren, 3 um Seifpiel bie So|thornfd)nede, 
ober roie bie Sumpffdhnede bas Aquarium oon 
gutterreften reinigen, es fehlt jebod) aud) h^r 
bas „?lber“ nidht. 9ftand)e Sdhnedenarten fchäbigen 
nämlich bie Sflan3en fehr. So haben auch bie 
9Jtufd)eIn ben 3Rad)teil, bah fie, toenn bie Sanb* 
f<hid)t nidht fehr ftarf ift, leidet bie Sobenfdhicht auf* 
rühren, bie Sflansen herausreihen unb bas SSaffer 
trüben. 91ur 3 ur 3ucht bes Sitterlings braucht man 
bie Stalermufdhel unbebingt, ba biefer $ifdh oer* 
mittelft feiner Segeröhre feine (Eier in biefe Slufchel 
ablegt. Sielen Späh machen bie Kaulquappen, bie 
man roohl in febem Dümpel finbet. Stan tann 
nämlich bie ein 3 elnen Stabien ihrer Sertoanblung 
mit ERuhe beobachten, aud) finb fie ein oortrefflidhes 
^bitter für oiele 9lquarientiere. Dagegen muh 
man auf ausgeroachfene f^röfdhe oer 3 idhten, ba 
fie meiftens grofje Stäuber finb, auch oielfadh 
auherhalb bes Sßaffers leben. 


f 5 rür bie rei 3 enben 9Jlold)e braucht man einen 
Reifen ober roenigftens eine fchroimmenbe 3 nfel, 
bie oorteilhaft mit Sflan 3 en befe|t finb. Diefer 
ift auch ein paffenber StuhepunH für Unten, Saub* 
fröfd)e unb unfre heimifd)e Scfjtlbtröte. Die Ieht* 
genannte tommt nur in ein 3 elnert Deilen unfres 
Saterlanbes oor, fo 3 um Seifpiel in ber Start, 
ift aber aud) hier fo feiten, bah man fie nur burd) 
3 ufall fangen tann. 

(Eigentlich brauche icf) gegen ben für ben Schluh 
aufgehobenen (Sintoanb, bah ein Slquarium lang* 
roeilig fei, nichts mehr an 3 ufül)ren. Die Setrad)* 
tung eines mit ^Pflan 3 en unb Dieren befehlen 
Slquariums muh oielmehr auf ben bentenben 
Seobachter ben gröhten Stei 3 ausüben. Schon 
bie Spmbiofe oon Sflan 3 en unb Dieren 3 eigt uns 
ein ©runbprin 3 ip ber Statur, nichts für fid) allein 
hirt 3 uftellen, fonbent alle Dinge ineinanber greifen 
3 U laffen. Deshalb foll man fid) auch hüten, etroas 
aus feinem 3ufamment)ange 3 U reihen! Dte 
Stäubereien unter ben Sßaffertieren betoeifen uns, 
bah auch hie* öer Kampf ums Dafein furd)tbar 
tobt, ja getoiffermahen nodh fchlimmer ift als auf 
bem fianbe. §ätte ©oethe ein Slquarium befeffen, 
fo hätte er niemals ben 30 ologifd) unrichtigen 
Sah ausgefprodhen, bah bem 5 ifd)Iein toohlig fei. 

Unb auf roieoiel S*obIeme roirb man bei ber 
Setrachtung bes Slquariums geflohen! Schlafen 
beifpielsroeife bie 5 if<he? Saft fcheirtt es fo, benn 
oiele ftehen auf bem ©runbe füll, ohne natürlid) 
bie Slugen 3 U fchliehen, ba fie bas nicht tönnen. 
©h*Hd) geftanben, fcheint mir ber Schlaf ber Srifdfje 
beshalb fehr 3 toeifelhaft 311 fein, roeil gerabe 3 ur 
Stad)t 3 eit bie gefährlichften ^eirtbe auf Staub 
ausgehen, 3 um Seifpiel ber gif4)oUer. — Können 
bie ^ifdhe hören? SJtan beruft fidh 3 um Seroeife 
bafür immer barauf, bah in manchen Deichen bie 
griffe auf ein ©loden 3 eid)en an bas Ufer ge* 
fdjtoommen tommen, um ihr Butter in (Empfang 
3 U nehmen. SStit Stecht ift hie* 9 e 9 en geltenb 
gemacht, bah bie Sfifche aud) ohne bas ©loden* 
3 eidhen tommen, ba fie lebiglid) burdh bie Schritte 
bes Slntommenben, bie fie fühlen, 3 ur Slnnäherung 
oeranlaht roerben. 2Bie ich in meinen Südhern 
ausführlich bargelegt habe, halte ich ein £jören 
ber 3 ifdhe für hödhft untoahrfd)einIidh. ©in §ören 
hätte aud) für fie roenig 3 ®ed, ba bas Slnf<hlei<hen 
ber f^einbe, 3 um Seifpiel ber Staubfifche unb 
Otter, oolltommen lautlos gefchieht. 

SBeil bie $-ifd)e ausgefprod)ene ©efühlstiere 
finb, fo roerben fie burd) ©rplofionen im SBaffer 
ober ©eroehrfchüffe in ihrer Stähe betäubt. Unter* 
feeifdhe ©rbbeben töten TOIionen oon 5 if 4 )en. 2 Bie 
man ben §unb burdh einen Schlag auf bie Stafe 
töten tann, roeil ber ©erud) fein feinfter Sinn ift, 
fo betäubt ben j^ifch ein SBafferbrud, ba fein ©e* 
fühl enorm fein ift. Deshalb tann man aud) burd) 
Sdjlagen auf bie ©isbede, bas fogenannte §ed)te* 
bröhnen, fyifdhe fangen, ©in lauter Schrei ftört 
bie $if<he bes Stquariums nicht. Schlägt man aber 
auf eine fhallbämpfenbe Unterlage, fo fahren fie 
3 ufammen. 

Das Slquarium ift alfo in 2 ßirtlid)teit eine 
Quelle ber höchften Selehrung. SHfo auf ins greie 
unb an Diimpeln unb ©räben Stubien gemad)t, 
roo man bie fpäteren Seroohner bes tünftigen 
Slquariums am beften fangen tann! 

SBer Släheres über Durhlüftung unb prattifhe 
$ei 3 ung bes Slquariums foroie über fonfüge Dinge 
roiffen roill, ber toenbe fid) an einen ber 3 ablreid)en 
Slquarienoereine, in Serlin 3 um Seifpiel an ben 
rührigen Serein Driton, beffen Sorfitjenbem ich 
für mancherlei Selehrung 3 U Dant oerpflichtet bin. 



SCufna^men — mit (Erlaubnis bes §erm iReicijett, Serlin — oon SC. 3Ratjborff 

Stquariumbaffin für 2 ßintergärten 3 immeraquarium 











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Xtber Kartb unb SUteer 


1911. 9!r. 41 


Sai)tifd)es ^reisfegeln 

(Sin Stubienblatt non $einrid) Kautenfad 

(SUlit ätnei 36tdjnungcn Don 3t. Oiret)) 

id)t bah fie am ©nbe gan 3 unb gar aufgehört 
hätten — fonbern nur bah fie 3iemlid) im 
Ulbnehmen begriffen maren in ben letjten fahren: 
bie furniere auf ber Kegelbahn! — 3b* früherer 
©Ian 3 nur mar um ein beträchtliches babin. Hub 
bas machte: bie alten berühmten Kämpen, bie 
maren allmählich fortgeftorben; unb — mie in 
fo oielen anbern Gingen auch! — ein rechter 
Utad)mud)s mollte fid) nicht 3 eitigen. Ober nein: 
nur 3 unt einen Deil mochte es fein, bah bie mähren 
gelben meggeftorben maren. 3nm anbern Deil 
hatte fo mancher aus bereu Schar eine feiner 
Töchter „an etmas Sefferes" oerheiratet: an 
einen töniglid)en ©ifenbahm ober bito Soft= 
abjuntten, einen ©erid)tsfetretär ober gar tRed)ts 5 
anmalt ober gar mebi 3 inifd)en Dottor — unb ba 
mar's benn ber (Einfluh oom §errn Sd)miegerfohn 
gemefen, ber ben Sdjmiegertata mie an Utod= 
fdjöhen baoon 3 urücR)ielt, bie fo oft erprobte 
<5anbgelenttunft gegen all-p niebrigftehenbe Keute: 
faulen^enbe <$aufierer, bie Arbeit bermeil oöllig 
einftellenbe 3lidfd)neiber, gledlfdjufter, Knobel» 
brotbäder, Sadlträger unb bergteid)en in beihem 
SBetttampf aus 3 ufpielen. 

Der grohe 3arras (ei ja: 3atras ber ©rohe 
hatte ber fd)ier geheihen) — ber mar gleid)mohl aud) 
nur ein 3Iidfd)neiber gemefen. Ulber mit meid) 3 mifd)en Siertonfument unb Sierprobu 3 ent. Unb noch eine „Sernhppnofe" ber enteilenben Kugel 

einer ehrfurchtgebietenben Haltung mar ber fpät nun, nad)bem ber Donner oerhallt unb ber Dampf nad) 3 ufenbert imftanbe fein foll: bas, treuer Kefer, 

abenbs nach fo einem errungenen ©nbfd)eiben, ber ©efchütje oerraucht ift, fieht ber ©afthaus» möd)t' id) benn hoch lieber für eine liebliche 

bie hohe, mehenbe Stanbarte— erfd)ter ^ßreis! — befud)er ein, bah er oft, menn er auf ben fd)ulbigen Kegenbe oon ber Kegelbahn anfehen! 

mie eine mal)te Kird)enfat)ne oor fid) bertragenb, Sräu 3 ielte, ben unfdjulbigen UBirt getroffen hat.— 3a fo! roer benn bas URannerl fei — grab 
burd) bie ftaunenben Strafen ge 3 ogen getommen, So ift es in biefem fd)önenheurigen Sommer (Ehren» hinterm Sd)eiber jemeils an bem eiu 3 elnen Difd)» 

bah felbft ein $err Oberamtsrid)ter ftehenblieb mannspflid)t, bem armen Deufel oon SBirt eine d)en — basfelbig URannerl, mas ein ums anber 

ober ber £err URagiftratsrat (ad) ©ott! fold)e tleine ©enugtuung 3 U geben, eine ftillfd)meigenbe URal feine Seber eintunte unb 3 ur redhten 3eit 

Oberamtsrid)ter ober URagiftratsräte gibt's heut Abbitte 3 U leihen — unb 3 toar auf folgenbe echt mas hineinrebe in bie fchmeigenbe URenfd)heit 

rein gar nid)t mehr!) unb ben oon Utltohol unb biplomatifd)e £lrt: ber SBirt fdhreibt ein richtiges, ringsum? fragft bu. — 3 bu mein! bas ift ber ioerr 

9?uhm oer 3 üdten 3orras hulbooll anfprad): „3Bie= tüd)tiges ^reistegelfd)eiben aus — unb ber tief= ^rototollant, muht bu miffen—bas ift ber ©hronift, 

oiel 9 td)t 3 ehner marn's benn nun heute mieber, oerpfIid)tete ©aft folgt biefem 9tuf — als mie 3 U ber eine jebe Shafe biefes Kriegs, einen jeben 

£err 3arras?" einem leisten, fröhlichen Sühnetermin!" Sieg unb eine jebe Schlappe einfdhreibt: Schub 

2Bas id) fagen mollte — nämlid) — bas ift Unb er brachte feinen URmtb bid)t an mein um Sd)ub, Kos um Kos (1 Kos = 2 Sd)üben je 
ebenfalls eines oon ben 3eid)en bes beutlid)en Ohr, ber alte IJJaffauer: „Unb menn Sie's gan 3 ins oolle |)aus), Stanb um Stanb (1 Staub = 

Verfalls: bah — roo ber grohe 3<*rras ehebem genau miffen rnollen, £>err Kautenfad: bie toft= 10 Kofen = 20 Schüben), unb ber alle 10 Stäube 

bie 5 t<ht 3 ebner nur fo aus ben hodhaufgefrempelten fpieligen greife — in Sargelb unb feibenen bas „Sreilos" anfagt, bas auf einen gefonberten 

§embsärmeln fd)üttelte! — bah ooriges 3ah* 3 um Jahnen! — bie gibt natürlich ber Sräu!!" Sreis, einen Droftpreis, Utnfprud) hat — Sieh! — 

Seifpiel hintereinanber bd oier gutbotierten ,Unb bie foftfpieligen greife in Sargelb unb fei» mie jettf ber Scheiber unglüdlid)ermei[e bloh fünf 

Seftfdheiben nid)t ein einziger Utd)t 3 el)ner fiel! benen Johnen!—bie gibt natürlid) ber—Sräu?‘ gefd)oben hat, ftreid)t ber Srototollant in ftummem 

fonbern bah ein paar notige, minbige, miftige, 3<h muh fagen: ich fchmieg erfchüttert. — (Sinoerftänbnis mit bem Scheiber bas betreffenbe 

läufige Sieb 3 ebner fchon bas kennen machten. S3enn bu bid) fo einer Kegelbahn näl)erft unb Kos fogleich als oöllige Utiete aus: benn nad) 

(Ob fid) ber 3arras barob nicht fd)ou ein paar= fonft ein Ohr für beriet unterfd)ieblid)e Dinge mit= fold)en angefchobenen fünf ift bod) eigentUd) teine 

mal im ©rabe umgebreht?!) — Ulber bas tommt bringft, bann hörft bu's— am Utbhthmus! —oon red)te ©hance mehr, unb felbft menn man auf 

baoon, menn bie gefd)niegelten Herren Söhne meitern fd)on, ob ba nur ein gemöhnliches Kegel= biefe fünf hinauf gar neun fd)übe, bann täten bie 

oor lauter ihrem Utubereroerein unb Dennis unb )d)eiben ftatthat ober aber ein S^dstegeln! Denn Konturrenten hödjftens hellauf lachen unb man 

URotorrab unb Football fi^ auf einen ber älteften ba gel)t's aus einem anbern Datt, menn fo ein felber hätte nichts als einen fatrifd)en 2lrger unb 

unb ehrmürbigften Sports fo einer tleinen Stabt S*dstegelfd)eiber Kugel um Kugel hindnfeuert, 3°^ n - ^llfo: unter fieben Kegel auf ben erften 

rein mie überhaupt gar nicht mehr 3 U befinnen bah bie Kegelmännd)en blihenb unb unter einem Sd)ub merben gemeinhin überhaupt nicht auf* 

oermögen! unb — menn fie je einmal eine Kegel= metallifd)en Schrei 3 ur Seite fpringen — §als gefd)rieben, unb erft menn beifpielsmeife fieben 

bal)n betreten — bies nur „unter allgemeiner über Kopf—ausfd)lagenb als mie junge füllen— fallen, bann fagt ber ^3rotofollant: „Siebene neu" 

9Jtitmirtung ber fel)r oerehrten Damen" tun! — unb grab fo tlirrenb als mie mit erftem £jufbefd)lag. (bas hdh^auf ein neues Kos gebenb) — unb mie 

Der — „Damen"! (Kru 3 itürten nochamal!) — Oh, ba geht's fein Schub um Schub, als mie nad» jettf ein Stanb aus ift, annonciert bas 9Jiamterl: 

Der „Damen", benen es bann möglichermeife — Sefunben mit ber lll)r gemeffen — menn fo ein „Vierter Stanb aus! $aben mir ©ins (1. Kos) 

aber nur meil es „oornehm" ift unb überaus „ge= ^5reistegelfd)eiber erft einmal marm gemorben ift! im fünften!" — Slber ba! ba! je^t! „9teune neu!" 

bilbet" Hingt! — benen es bann möglid)ermeife — unb grab mie bei einer flinten Uhr foll alle ertönt's unter bem ohrenbetäubenben ©efdjrei ber 

furd)tbar „ 3 iel)t" an biefem Ort, oh! bie biefe paar Minuten flint ein Schlag ertönen: ber filbern beiben Kegelbuam oon bemfelbigen Difd)d)en her! 

Stätte bann mirtlid) gatt 3 fchredlid) „ 3 ugig" tönenbe 3uhuf<hrei ootn Kegelbuam: Ktlle 91eune! Das ift ein Moment ber Spannung: rnentt ber 

finben! unb mas berlei neumobifd)e 2Bahtnel)= alle Uleune! — Unb als Hnterton ein bumpfes Scheiber jeht fogleich barauf noch einmal bie 

mungen unb ©mpfinblid)teiten mehr finb — 3, ba Schnurren (bas ift, mie eine Kugel um bie anbre t)öd)fte 3al)i fcheibt, bann ift's ein s llcht 3 ehner!! 

foll bod) gleid)-!! mieber 3 um Sd)eiberftanbort 3 urüdgefchidt mirb ^ln bie betannte Distusmerferftatue fül)lft bu 

... $ld) ja: bei eingebenberer ©etrad)tung, oon brauhen, mo bie Kegel flehen!) — berfelbige bid) erinnert, mie ber Scheiber jetjt — mit ge= 

bas beiht bei fo recht liebeooller unb 3 ärtlid)er brummenbe llnterton barf überhaupt nimmermehr 3 üdtem 91aden — bafteht! Da holt er 3 meimal 

©rinnerung — mie fo leid)tlid) bod) täme man fd)meigen unb muh ben ununterbrochenen tiefen aus 3 um Sd)tDung — mobei bie 3eige= unb 9Jtittel= 

baaus bem Sd)impfen unb fluchen fchier überhaupt Sah 3 U ber hellen SOlelobie abgeben — fonft ift finger ber linten §anb am oorberften äuherften 

nid)t mehr heraus! — Unb ber alte Saffauer, ber bas „teinSetrieb nicht", mie er fid) 3 U einem rid)= ©nbe ber Serpenbitelbahn bes redeten 5lrms leis 

mich für mert genug erachtete, bah er oor mir fein tigen Sreistegeln gehört! auf ben 91orbpoI ber Kugel tippen — ba fliegt 

befd)toertes £er 3 ausfd)üttete, ber betam einen Uta, unb nun hob teine Utngft, lieber Kefer, bie Kugel ab — muhte aber im URoment bes 
gar eignen 3ug um ben UJtunb, mie er jet)t fd)loh: unb tomm breift mit mir herein auf bie Sahn— Starts oon ber $anb einen folgen „Dreh“ er* 

„Unb menn • man unferm groben bai)rifd)en auf biefen Kampfplab oon gineffen, bie alle ums holten unb mitbefommen auf ben 2Beg, bah ber 

Siertrieg Iebtt)in beim beften SBillen aud) fonft nir rechte ^anbgelent herum 3 U §aufe finb — aufjer Scheiber mit fehr hoch erhobenen Ulrmen nun 

©utes nadhfagen tann, bas eine menigftens mirb natürlid), es ift einer juftament ein Kintfer — mie bafteht — unb ba! ba löft fid) alles jäh in einem 

man ihm Iaffen müffen: nämlid) bah bie fd)önen ber grohe 3orras felig! — bann mill ich bamit heiferen Schrei — mit bem man hier 3 ulanbe ein 

Sreistegelfd)eiben oielleicf)t hoch mieber mehr unb feibftoerftänblid) bas linte ^anbgelent gemeint Stüd Sieh anfdhreit — unb 31üd)e gellen 3 mifd)en= 

mehr in URobe tommen! — Ober leuchtet 3buen hoben! — ©in gutes Utugenmerf freilich ift gleich 5 ein: „3all um! galt um! gallft jetjt um?? gallft 

bas am ©nb' nicht fo recht ein?" falls fehr oonnöten; um fo mehr, als oiele be= jetjt net um???" 

3<h muhte offen geftehen, bah utir ber feinere houpten, bah utan ben „Sogen", ben bie Kugel Unb er fiel holt nicht um — unb er fiel mie 
oerfdjärftere Slid für biefe tieferen 3 u [otrtmen 5 ba bie Sahn hinaus befd)reibt, quafi mit bem Slid um teinen Sreis ber SBelt um — biefer „linte 

hänge oorläufig nod) abginge. „birigieren" müffe. Dah aber fogar ber Körper Saunagel"! 3o, fogar er mar fchon bebentlid) im 

„3a, fehen Sie, Krieg bleibt Krieg. Ober? bes betreffenben Scheibers, inbem er getreu nach Sailen unb ftü^te fd)on fdhier 3 U ben acht anbern 

Unb im Krieg, ba mirb teiner oerfdjont— hdfet's in bem Kauf ber Sogentugel fid) minbet, fid) trümmt, ©efällten hin— ba fanb er fid) bod) mieber 3 ured)t 

bemfelbigen Kieb. 3o, fogar im Krieg fd)ieht oft fid) fperrt unb fprei 3 t unb halb ausrentt, fid) brebt, unb fleht nun mie mit an ben Keib ange 3 ogenen 

ber ft-reunb auf ben gfteunb.— So äl)nlid) mar's fid) bredjfelt unb täfelt unb mal 3 t (unb alfo Ulrmen gleid) einem, ber bie ©efal)r bes Strau^elns 

in unferm Siertrieg mit ©aftmirt unb SBirtsgaft fd)ier 3fobora Duncanfdhe Seformtan 3 fchritte auf einem ©latteis grabe noch übermanb! — Diefer 

beftellt. Der ©aftmirt ftanb recht in aller StRitten mad)t) — bah 9or ber Körperiauf biefe UBeife oerfliite linte Saunagel!... 










1911. SRr. 41 

Unb fo ift's — rnieber einmal! — mir ein 
„Sief> 3 e!)ner" gemorben; unb bas ift fdjabe! — 
Unb aber nod) oiel mel)r fcfjabe ift's, bafe bisher 
nie nod) einer mit tinematograpbifd)en Aufnahme* 
äugen babeigeftanben I>at unb 3 U gleicher 3 ^it 
etroa nod) einen fonft fo Iärmtjungrigen pbono* 
grapbifd)en $tufnabmefd)lunb I)at fcfmappen laffen! 
Denn biefe fonft fo plumpen bäuerifcben ©eftalten 
fallen babei ©eften an — befd)toörenbe unb abo* 
rante — als rnär's— oor Daufenben fahren unb 
mel)r — nod) um ben alten beibnifcben Opferftein! 

Dod) — toas mar bas? — 21d), gan 3 unb gar 
nid)t im Sogen, fonbern oie!mel)r fd)nur* unb 
ter 3 engerabe lief bie Kugel ins oolle §aus... 
ein „Stier" ift gefd)oben morben, bas ift ber ©rfte, 
ber König unb ber Kebte nur finb gefallen, unb 
aber beibe „©affen", bie red)te mie bie linte, fielen 
allefamt nod) bodfteif aufred)t... unb unter £ad)en 
ber 3^fd)auer fd)allt's aus ben mitleiblofen Kehlen 
ber Kegelbuam bis 3 U uns I)ier herein: 

„§ans, toas tuaft beim bu ba? 

9timm bein Stümperl, 

9taucb bein ^fetferl, 

Steb net alleweil f o ba 

2 Bte ber £ans oon Strobbad)!!" 

3<b habe ben Sinn biefes Spottreims nie fo 
red)t ergrünben tönnen. ©r ift nur fel)r alt, biefer 
Seim, unb mill aud) m eit er nichts fein als nur 
Spott. — Sber eines Kegelbuam insbefonbere 
erinnere id) mich, ber biefe 3*iten S*ab wie ein 
budliger Hofnarr fprad). Sei ben erften brei 
3 eilen — fd)ier plabenb oor £jol)n; 3 U ben lebten 
beiben bann fid) budenb als mie in ©emifcbeit ber 
graufamften Schläge. — 


Über £anb unb 50leer 


Unb nun gel)t's fdjon an bie oier 3 el)n Dage 
fo — alle unb alle Dag. Unb oielljunbert Stäube 
finb fd)on I)ineingefd)oben morben. Unb über* 
morgen — Samstag — ift bas ©nbfd)eiben. SOlit 
Stufit. ©ntmeber ein tleines Drio: 3itf)et, 3ieb s 
barmonita unb ©eige ober Klarinette, ober aber 
gar gleich bie „Stabttapelle II". 

Unb bas gibt bann erft einen Klang: 3 U ben 
3ubfd)reien, bie fid) ebenfo häufen mie bie Spott* 
ftropben, unb 3 um Kegelbüpfen unb 3 um Kugel* 
rollen aud) nod) Stufit! — ben lebten Sagen, 
ba ftieg nidjt nur bie Seroofität im allgemeinen 
— fonbern ba tarnen im befonbern aud) nod) bie 
„Sauber" angereift, bie „Serufsfd)eiber" aus 
Silsbofen, Ofterbofen, Seubaus am 3mt, Sfarr* 
tird)en, ©eifeiböring unb fo meiter, bie „gähnen* 
marber", mie man fie nennt, bie „Sreisiltiffe", 
bie „Spänen ber Kegelbahn" mit einem SSort, 
bie mit ein paar menigen Stänben unb aber befto 
mehr gad)tenntnis ben mod)en!angen ehrlichen 
Semerbern bie blutfauer erfd)obenen Sieb 3 ebner 
unb 5 Id)t 3 ebner burd) ein paar oermerflid)e Srids 
ftreitig machen mollen! 

Unb enblid) fdjlägt bie Scblufjftunbe — fd)Iägt 
bie Stunbe ber Susrecbnung! Der Sab Kegel 
unb Kugeln, ber eigens 311 biefem S*eisfd)eiben 
neu angefdjafft mürbe unb 3 U teinem profanen 
Spiel gebraucht merben barf, mirb — in einer 
Sd)minge ober einem 2Bafd)torb — fd)ier feier* 
Iidf) ins $aus getragen, bis — nad) einer Saufe 
oon einer Stunbe ober anbertl)alb — bas „Gittern" 
beginnen foll. — Unb mäbrenb biefer Saufe, ba 
tannft bu erft recht beine Stubien machen. Da 
tannft bu bie bürgerlid)en Sd)eiber erft nod) 
einmal reinlich oon benen bergefommenen Serufs* 


1083 


fdjeibern unterfd)eiben. Denn in biefer Saufe, 
ba finb bie letzteren allemal fogleid) bei ber §anb, 
bie bürgerlichen 3 U einem tleinen „netten" Santo* 
fpiel ein 3 ulaben, bas — „gemütlich" improoifiert 
unb „nur bamit bie 3eit oergebt" — mit 3 man 3 ig 
unb fünf 3 ig Sfennigen ©infab pro Sd)ub anbebt, 
um nad) taum fünfunb 3 toan 3 ig Stinuten bereits 
(benn bie 3eit ift foftbar!) SSettfäbe oon barten 
Dalern unb günfmartftüden auf 3 umeifen! 

Unb immer mieber finben fid) ein paar Dumme 
3 U biefem oerberblicbften aller Spiele, bas fo 
manchem Säuerlein — fo unglaublid) bas aud) 
Hingen mag— fd)on $aus unb §of getoftet bat!. . . 

Sun aber beginnt bas „Gittern" um bie 
Sreife! (Das b^tfet: um fooiel mehr ober um 
fooiel meniger einer Sd)t 3 el)ner im Sergleid) 
3 U ben anbern bat, um fooiel öfter ober um fooiel 
meniger oft tommt er gegen jeben anbern 3U111 
entfd)eibenben Sd)ub.) Unb fo bebt benn noch 
einmal — gebrängter, aber oer 3 toeifelter — 
ber Kampf an — unb unter raufd)enben Dufd)eit 
oerlieft unb oerteilt 3 ulebt ber SBirt unb Seft* 
geber bie Steife: 

„Sei bem mit beut heutigen beenbeten Sreis* 
tegelfd)eiben haben fid) folgenbe §erren greife 
ermorben: ,,©rfd)ter Sreis — fed)3ig halbe Start 
mit feibener Stanbarte — ifjerr Scbneibermeifter 
3arras aus Saffau — (Dufd)!) 3weiter S^eis 
— fünf 3 ig halbe Start mit feibener gabne — §err 
Sd)neibermeifter 3arras aus Saffau — (Dufd)!!) 
Dritter S*eis — oier 3 ig halbe Start mit feibener 
gähne — irjerr Scbneibermeifter 3arras aus 
Saffau — (Dufd)!!!)" Unb erft ben oierten S*eis 
burfte fi<h ber „£)ber*Sauber" £jerr £jermannfeber 
aus ©eifeiböring holen — ©tfd)!! 










1084 


Über ßartb unb SCReer 


1911. $Rr. 41 




f haniuttamfdjr (jttfenbaljnen 

©rattifhe ©Sinte für ©eifenbe 

©on 

^ßrofeffor (Ebuarb (Engel 


♦» 

H 


ber bie allgemeinen ©ert)ältniffe ber beiben 
~'"enbahnnetje nur fooiel: 
tattung 3 u ben beften in 
nem Gifenbahnneh eines 
"en, unb nur bie beften 


ftanbinaoifd)en Gi| 
fie gehören in ber ©usi 
Guropa, toerben oon fei 
anbern fianbes übertrofj 
beutfhen ©ermaltungen tonnen fid) in ber Sauber* 
feit, ©equemlihteit, örbnung jeber ©rt mit ihnen 
meffen. Die ausge 3 eict)nete Verpflegung in ben 
Speifemagen bei recht mäßigen greifen ift befannt, 
nod) berühmter bie auf ben Gifenbahnftationen. 
Dah bie Sdjnelligfeit felbft ber Sdinell^üge nicht 
bie ber beutfd)en Gifenbahnen erreicht, ift ertlärlid): 
mir höben es in Stanbinaoien ja faft burcbtoeg 
mit Gebirgsbahnen 3 U tun. 

Kber bie ©eredjnung ber Shhrpreife ift für 
beibe Königreidje 3 U fagen: Der Grunbfatj ber 
rohen ^Berechnung nach ein 3 elnen Kilometern ift 
aufgegeben, an beffen Stelle ift ein 3ortentarif 
getreten, ber allerbings in jebem ber beiben 
Sänber nah recht oerfchiebenen ©ebingungen 


Gine ber Schneefchleubermafd)inen ber normegifhen ©ergenbahn 


Seiber hot Sdhmeben feinen fonft fo mäßigen 
Darif mit gmei erfhmerenben ©ebingungen be* 
laftet: es gibt einen Sdbnell 3 ugs 3 ufcf)lag oon 
2V 2 , 1Ve- unb 1 Krone für bie brei Klaffen ohne 








allerbings fommt er- gegenüber ber fel)r bebeu* 
tenben Grmähigung bes 3onentarifs auf meite 
Gntfernungen nid)t fehr empfinblich in ©etraht. 
^ebenfalls täte bie fhmebifhe Gifenbahnoermaltung 
flug, biefe Unterbred)ungsgebühr gan 3 ab 3 ufdt)affen, 
benn fie mirb gerabe oon ben auslänbifd)en ©ei* 
fenben, bie an begleichen nicht gemöhnt finb, 
als fleinlid) empfunben. Der Grtrag biefer Gebühr 
ift fidler fo gering, bah ihre DlbfdEjaffung ohne ©e* 
benfen erfolgen fönnte. 

©od) billiger ftellen fid) bie fhmebifhen ^röt)^ 
preife in ben ©erfonen 3 ügen beim 23ergleid) mit 
ben beutfhen. Durd) bas SBegfallen ber Sd)nell= 
3 ugs 3 ufd)läge auf fhmebifdjer Seite, bas £in 3 u= 
treten einer gahrtartenfteuer auf beutfctjer fteigert 
fidh ber Hnterfdhieb 3 mifdhen ben fhtoebifhen unb 
ben beutfhen ©erfonen 3 ugsprei[en auf Gntfer* 
nungen oon nur 600 Kilometern bis 3 U 40 ©ro 3 ent. 
Da 3 U fommt, bah bie fd)toebifd)en Gifenbahnen 
25 Kilo greigepäd gemähren, eine Grleidjterung, 
bie auch für ©unbreifel)efte gilt, foferrt fie ent* 
meber in Sdhmeben felbft ober in bem fd)mebifd)en 
©eifeamt 3 u ©erlin getauft finb. 

Dilles in allem ift feft 3 uftellen, bah bie $ahr= 
preife auf ben fhmebtfdhen ©ahnen fo günftig 
mie nur möglich gerabe für ben gernoerfehr, alfo 
für bie auslänbifd)en ©eifenbert finb. Gehäffige 
©eftimmungen mie 3 um ©eifpiel bie auf ben 
ungarifchen Staatsbahnen, rnonad) ©ubapeft einen 
Sdtjnittpunft für bie hohen Sermonen bilbet, alfo 
bas Söfen einer neuen Karte notmenbig macht, 
gibt es in Sd)meben nicht. 


Der §arbangerjöbel bei 5 ütfe 


* 



abgeftuft ift. gür Sd)toeben gilt ein 3 iemlid) 
leiht 3 u überfehenber 3onentarif mit einem 
3onentarif für bie brei Klaffen oon 50, 30, 20 Öre 
(56, 34, 23 Pfennig), unb bamit auf meitere 
Gntfernungen ber Grunbfah bes fallenben ©reifes 
3 ur ©Sirfung fomme, hot bie fhmebifdje ©er* 
maltung 3 toar bie 3onentarifpreife bis in bie 
t)öd)ften 3onen hinauf unmanbelbar gemacht, 
bafür aber bie Sänge ber 3onen felbft oon 
3onengruppe 3 U 3onengruppe gefteigert. Die 
erfte 3onengruppe umfaht 12 3onen oon je 
8 Kilometern, reidjt alfo bis su 96 Kilometern; 
bie 3 toeite 3onengruppe befteht aus 12 3o= 
neu oon je 9 Kilometern, reicht bis 3 u 204 
Kilometern, in ber britten 3onengruppe oon 
12 3onen fommen je 10 Kilometer auf jebe 3°rte, 
unb fo geht es meiter bis 3 u ben l)öd)ften 3onen= 
gruppen: immer mit einer ermähigenben 3nlage 
oon einem Kilometer. 

Km einen ©egriff oon ber ©ilügfeit bes 
fd)mebifd)en 3onentarifs 3 U geben, mähle i<h bie 
meiftbefahrene Strede oon ©lalmö nadh Stod* 
holm mit 618 Kilometern. Die ©reife betragen, 
einfd)Iiehlid) ber noch 3 u ermähnenben Sd)nell* 
3 ugs 3 ufdt)läge, in ben brei Klaffen: 33,50, 20,10, 
13,40 Kronen ober 37,70, 22,70, 15,10 ©tart. 
Diefelbe Gntfernung mürbe in Deutfdjlanb mit 
Sdhnell 3 ugs 3 ufd)lägen unb grohrtartenfteuer toften: 
50,70, 31,70, 20 ©lart, alfo 3 mifdE)en 32 unb 
37 ©ro 3 ent mehr. Da es in Schieben, Sapplanb 
hin 3 ugered)net, fdf)ier ungeheure Gntfernungen 
gibt — oon ©talmö über Stodholm nadh ©aroit 
im höchften ©orben 3 ufammen 2200 Kilometer —, 
fo fteigt natürlich baut bem 3onentarif bie Gr* 
mähigung auf bie meiteften Gntfernungen immer 
beträchtlicher, eine 3 ur ©nlodmtg ber ©eifenben 
für ben fternoertehr fehr tluge ©iahregel. 


Hnterfd)ieb ber Gntfernungen, unb es gibt 
für alle gahrtarten über 168 Kilometer einen 
gebührenpflidjtigen Knterbredjungsoermert oon 
125, 75, 50 Öre. ©efonbers biefer Hnter* 
brehungsoermert muh als läftig be 3 eidhnet merben; 


©on ben normegifhen Gifenbahnen gilt ©Im* 
lid)es mie oon ben fd)toebifd)en: fie merben unter 
bem Gefidjtspuntt ber möglkhften ©egünftigung 
ber gemreifenben oermaltet. Der ©erfonentarif 
ift einer nah 3onen mit fallenben Ginl)eitfähen. 
Die britte Klaffe toftet bis 3 U150 Kilometern 4 Öre 


Gifenbahnbriide über ben ©Safferfall bei Sarpsberg 










Uber £anb unb UJteer 


1911. 9lr. 41 


Der Seinunger Dunnel 311 Oftern 


;d)utsoorrid)tung gegen Sd)neelatoinen auf ber 23ergenbal)n 


für jebes Kilometer, in ber 3 toeiten 3one non 
151 bis 300 Kilometern 3,5 Öre, in ber 3one 
oon 301 Kilometern ab 3 Öre für jebes Kilometer. 
Dies ift allerbings ein roenig teurer als in Deutfd)* 
lanb, inbeffen bei uns fommen ja nod) bie Schnell* 
3 ugs 3 ufd)läge unb bie Rahrtartenfteuer hin 3 u, unb 
bie norroegifchen 93al)nen gemäßen gleid) ben 
fd)toebifd)en 25 Kilo Rreigepäd. ©rtoägt man, 
tuie man bod) muh, bie bei toeitem l)öb)eren 23au= 
toften ber ttonoegifchen Sahnen gegenüber ben 
beut[d)en, fo finb bie Rahrpreife in Sorroegen für 
Seifenbe mit ©epäd nicht unbeträd)tlid) billiger 
als in Deutfdjlartb. Aud) bas ©epäd über 25 Kilo 
roirb nach einem 3onentarif bered)net, ber auf 
t)öf)ere ©ntfernungen immer billiger roirb. So 
toften 3 um Seifpiel 10 Kilo Ubergeroicht auf 
600 Kilometer nur 80 Öre. hiermit oergleiche 
man bie ungeheuren ©epädpreife auf beit beutfd)en 
Sahnen! 

Son liebreid)er Auffaffung ber norroegifchert 
Sermaltung 3 eugert bie Seftimmungen über bie 
Kinbertarten: bas 3 ur ©rmäfnigung um bie £älfte 
bered)tigenbe Filter reicht bis 311 m oollenbeten 
3 toölften Rat)r, nnb in ben Sd)ulferien, bas h^ifet 
für bie lange 3eit 00 m 15. Runi bis 3 um 31. Auguft, 
gilt bie ©rmäfnigung um bie Hälfte für Sd)ul!irtber 
bis 3 um oollenbeten fünf 3 ehnten Sahr. 

Sod) roefentli(h ermäßigt fid) ber norroegifd)e 
ßonentarif baburd), bah Südfahrtarten — bie 
tu Sdjtoeben fehlen — mit je 25 s $ro 3 ent ©r= 
mäfpgung unb mit breimonatiger ©ültigteit aus* 


Sommertraum 

©in ftilles Sdjidfal liebeooll 
©eht roieber mir 3 ur Seite, 

Der Duft, ber 2Balb unb Sleere fchtooll, 
SBarb leife mein ©eleite. 

Unb birgt mid) in bem tiefen ©ruttb, 
Dem aller SBinb entftiegen; 

Da tann an ero'ger Ouellett Stunb 
3 d) lange laufd)enb liegen. 

Unb fühle, toie ber Sommer fteigt 
Rn aller 2 Bur 3 eIn Diefe. 

Unb ahne, toie fid) leife neigt 
Sein §aupt, als ob es fd)Uefe. 

2Bie fid) bie fd)toere Rrud)t erfüllt 
Unb fid) bie Dräunte runben, 

Das roirb fo heimlich hell enthüllt 
Der Set)nfud)t ftiller Stunben. 

Sis achtlos aus ber ©rbe Sann 
Die Seele ficf) oerlorett. 

Serfonnen fingenb fitjt fie an 
Des Rimmels golbnen Doren. 

Dhaffilo oon Sd)effer 


gegeben roerben. Allerbings biirfen biefe Süd* 
fahrtarten, genau toie in Deutfd)lanb, nur je 
einmal unterbrochen roerben. 


Sod) ein 2 Bort über bie rtorroegifd)en Serfonen* 
batnpfer, bie ja befonbers für beutfche Seifenbe 
faft nod) ntel)r in Setrad)t tommenlals bie ©ifen* 
bahnen, ©ine ©igenfchaft 3 eid)net fie oor faft 
allen Dampfern ber 2Belt aus: fie finb oon unheim* 
lieber Sünttlichteit. SCRit bem ©lodenfdjtage roirb 
bie Srüde einge 3 ogen, unmittelbar barauf tommt 
ber Sefehl: Kangfam oorroärts! Die Dampfer 
ber brei hauptfächlid) für ben Sertehr mit Deutfeh* 
lanb unb Sorroegen in Setrad)t tommenben 
©efellfd)aften, ber Kopenhagener „Rorenebe", 
ber Sergenfd)en unb ber Sorbenfjelbfd)en — biefe 
mit bem ©efellfcfjaftsfib in Drontheim —, genügen 
allen Anfprüd)en, bie ein beutfd)er Seifenber nad) 
feinen (Erfahrungen mit ben guten beutfehen 
Dampfern 3 U ftellen geroöhnt ift. Uber bie Ser* 
pflegung ift ungefähr basfelbe 3 U fagen roie über 
bie auf ben fchroebifchen unb norroegifchen ©ifen* 
bahnen. Sicht unerroäI)nt bleibe ber Rortfd)ritt 
ber 9Jlähigteitsberoegung in beiben ftanbinaoif(hen 
Känberrt. 

Rn Kapplanb ift ber Ausfchant oon Schnaps 
in allen formen überhaupt oerboten, unb in 
ben ©afthäufern l)errfd)t nirgenbs ber ftlaoifdje 
2 Bein 3 toang, ben unr uns nod) immer in Deutfeh* 
lanb gefallen laffen. 


SKIliam SOIaJepeace Dl)acferai) 

'TN er englifdje §umor feiert roieber einmal ein hunbertjähriges 
/ZJ Rubiläum. ©r fdjeint biefent nüchternen Solte eine not* 
roenbige ©rgän 3 ung für feine Sufinefjfeele 3 U fein, bie ein 3 ig 
bisputierbare Art Literatur ins Solt 3 U tragen. Unb er ift ihnen 
in jeher Rorrn lieb: Die empfinbfame Seife bes armen Sorid, 
Didens' ^idroidier, roeld) eine Spannweite lad)enber Shüo* 
fophie, unb in ihrer Art fo oerfd)iebert roie bas Rahrhunbert 
ber Kiebesepigramme feuf 3 enben Darusheden unb bie ungefudjt 
fd)rullenl)afte öriginalitätsfud)t ber Didensfd)en Siebermeier. 
ASilliam Stafepeace Dl)aderax) hat etwas oon einem Aad)geborenen. 
Um ein Rahr älter als Didens, ift er bod) ber Sertreter einer not 
oieles neroöferen 3eit, ber anbred)enben Stoberne. Rn Samgarh 
bei Kaltutta am 18. Ruli 1811 geboren als Sohn eines Seamten 
ber Rnbian ©ompant), tarn er mit fed)s Rahren nad) bem Dobe 
feines Saters nach ©nglanb. Die Stutter heiratete halb barauf 
ben SJlajor $enrp ©armichael, unb ©rofcoater toie Stiefoater 
nahmen fid) ber ©Ziehung bes Rungen an. Sd)on auf ber ©harter* 
houfefd)ule in Konbon grünbete er eine 3 eitfd)rift unb hatte 
roenig Rreube an ben Spielen ber Rugenb. ©r war ein fd)üd)* 
terner Knabe, ber ben Sanb feiner Jefte mit ©ebidjten unb 
3eid)nungen ausmalte unb gar tein Serftänbnis für bie apofto* 
lifdjen Stanbpauten hatte, bie feine Kehrer an bie Klaffe unb 
befonbers an ihn rid)teten, als „bie Sd)anbe feiner Schule, ben 
Suin feines Saterlanbes unb feiner Familie“. 

Das Keben biefes Slannes, ber uns bie trefflichfte Schilberung 
ber ©efellfdjaft feiner 3 ctt gegeben hat, oerlief unauffällig 3 toifd)eu 
allerlei Serfudjen, fein 3 eid)nerifd)es unb fd)riftftelleri[ches Dalent 
burd) 3 ufehen, unb ein paar Seifen ins Auslanb, bie ihn nad) 
Sont, $aris, SBeimar, Dresben führten unb feinem 9Bih neue 
Sahrung gaben. 2Bie alle jungen SSänner jener 3eit, bie in 


3u feinem Ijunbertften (Geburtstag 

Saris gelebt haben — man braucht nur bie Stählungen Sa^acs 
unb Stuffets 311 lefen — hat aud) Dhaderai) ber romantifdjen 
Kuft am §>afarbfpiel nicht roiberftehen tonnen unb tarn baburd) 
ebenfo oft in Serlegentjeit roie burd) mihglüdte literarifche Unter* 
nehmungen. Aber irgenbeine eingeborene $*ohnatur it e ^ ihn 
nie oöllig oettoeifeln, roeber als feine 3 ^ichnungen, oon benen 
roir hier eine Srobe geben, oon bem Serleger Didens' abgelehnt 
tourben, noch als fich bie 3 eitf^riften gegen bie ©efd)id)te bes 
großen §oggartpbiamanten unb bie traufen ©lüdsroege feines 
gelben Samuel Ditmarfh ungetoöhnlich fpröbe 3 eigten. ©rft 
fein Snobbud), bas in „grafers Slaga 3 in“ abgebrudt rourbe, 
fpielte il)nt einen 3ipfel oon bem literarifchen Suljm 3U, ber 
ben englifd)en £umori)ten oon Sroift bis 311 öabberton alle 3 eit 
holb gefinnt toar. 3etd fc^rteb er eine Seihe Soutane, ben oon 
©eift unb 2 Bit) überfprubelnben unb in englifd)er Serftanbes* 
tlarheit glihernben „3ahrmartt ber ©itelteiten", „Arthur Sen* 
bennis" unb „§enrt) ©smonb“, in benen allen ber fülle 23eob* 
achter noch fd)nell fo oiele töftlidje ©belfteine aus feinem eignen 
Keben fammelte, el)e il)n ein lieber unb bie neroöfen Sadjroehen 
eines entbehrungsreichen Kebens im De 3 ember 1863 00 m Sd)au* 
plah biefes Kebens riefen. 3n Dhaderaps Kunft hat fid) nie 
ber 3 eid)ner oerleugnet, ber mit mimofenhafter ©mpfinblichteit 
bie finnüdjen ©inbrüde bes Kebens notiert unb ihre tinemato* 
grapt)ifd)e Dreue in feelifd)e Analpfen oon feiten über 3 eugenber 
äBahrhaftigteit um 3 ubeuten roeife. 

Deutfchlanb hat biefen englifd)en §umoriften ber öueen* 
Sictoria=3eit bisher roenig getannt. Um fo erfreulicher ift eine 
neuerliche ©efamtausgabe feiner ÜBerte im Serlag oon ©eorg 
Slüller, Stünden, beren Überfeiner $einrid) ©onrab allen Um* 
ftänblid)feiten unb Reinheiten bes Originals gerecht unrb. W. M. 






















1086 


1911. $Rr. 41 




9LRtt bewegtem Her 3 en, mit befonberer ©hr* 
erbietung nimmt man M i I h e l m Baabes 
9tad)Iaßbud) „Mtershaufen“ (©erlin, Otto 3anfe) 
in bie Hänbe; mit tiefer ^Rührung legt man es 
nieber, nadjbem man es gewiß auf einen Sit} unb 
bod) nid)t flüdjtig, nein, bebad)tfam burd)gelefen 
bat, wie man eben ©üd)er lieft, bereu bleibenben 
©eßalt man oon ben erften Seiten ab empfinbet. 
©in fanftes, munberfam ergreifenbes ‘iUbfchiebs* 
bud) bes in I)obem Filter unb bocb immer oiel 311 
früh non uns gefd)iebenen teuren Did)ters. Das 
©ud) ber 9?üderinnerung eines alten, febr alten 
Cannes au bie halben 3 ugenbtage, fo recht ein 
Sud) für fo!d)e £efer, bie bas filtern fühlen unb 
fid) aus ber immer grauer roerbenben ©egenwart 
3 urüdfchtoingen möchten in bie grüngolbenen Dage, 
bantan nid)ts fühlte oon bem allgemeinen Menfd)en= 
lofe ber ©ergänglid)feit. Baabes 9lltersf)aufen, 
1899 begonnen, 1901 liegen gelaffen, erfcheint uns 
nur äußerlich als ein ©rud)ftüd: alles 3 nnigfte unb 
Sd)önfte, roas ber überaus einfache Stoff bes 
©efud)es eines Siebsigjährigen in ber feit fed) 3 ig 
fahren nicht mehr betretenen Knabenheimatftabt 
nur h^öeüeo tonnte, toar erfd)öpft, als ©aabe 
nad) ben Anftrengungen feines fieb 3 igften ©eburts* 
tages fid) 3 U mübe fühlte, bie $eber roieber an 3 u= 
feßen. 3 roterlich ift bie foftbare ©acßlaßgabe ab* 
gefd)lof[en gleid) bem £ebett bes Sieb 3 igjährigen, 
ber als ber Helb unb ber ©fahler oon Alters* 
häufen gebad)t ift. ©in liebes Sud) unb aller Mahr* 
fd)einlid)feit nad) 311 einem ber allergrößten ©rfolge 
bes an äußeren ©rfolgen ja nie reich geroefenen 
9?aabe beftimmt. ©s roeift alle feinften 3 üge bes 
Meifters auf unb ift ärmer an getoiffen Laabe* 
fd)en ©igeußeiten, namentlich an feinen bei aller 
£iebenswürbigfeit bod) immer ein roeuig er* 
mübenben ©bfd)weifungen, als bie meiften ber 
früheren größeren Merfe bes Meifters. 

* 

3n Deutfd)Ianb gilt ber unerfreuliche Sraud), 
jeben Did)tersmann möglichft in ein einiges 
enges 3 *ad) ein 3 ufapfeln unb es ißm entroeber 
ärgerlich ober überßeblid) fpottenb als fd)toeren 
Serftoß gegen bie tan 3 leirätlid)e Orbnung am 
3 ured)nen, wenn er fid) unterftel)t, aus feinem 
5 ad)e heraus 3 ufd)roeifen unb in fyächer hinüber* 
3 ugreifen, bie ber Iiteraturgefd)id)tlid)e Kan 3 leirat 
traft eigner Millfür für anbre Dichter eingeräumt 
hat. ^eter Sofegg^r läßt unter bem Xitel 
„Mein £ieb" (£eip 3 ig, 9Ü ^taadmann) bie Samm* 
lung faft alles beffen erfcheinen, roas er je in Serfen 
gefdjrieben hat, unb 3 wingt baburd) Sie gefamte 
beutfd)e Kritif 3 U einer ©rgän 3 ung ihres Urteils 
über biefen werten Didjter. 9tun roohl, fRofegger 
roirb nad) biefem ©ebid)tbanbe bleiben, was er 
uns feit mehr als einem Menfchenalter getoefen 
ift: einer unfrer ternigften, poefieoollften ©Wähler, 
unb nur als ben, nicht als einen unfrer großen 
£prifer, toerben ihn bie 3 dtgenoffen unb bie 
literaturgefd)id)tlid)en 3 orfd)er ber 3 ufunft ein* 
fdjäßen. Dennoch wollen roir alle il)m oon Her 3 en 
bauten, baß er uns biefe 3ugabe 311 feinem reichen 
Did)terifd)en Sehenswerte gefpenbet hat, unb 
wollen uns nicht mit einigen oberf!äd)lid)en 
Lebensarten, nicht mit ber einfeitigen ©infd)ad)te= 
lung eines fo I)eroorragenben Menfchen unb 
Schriftftellers in ein einiges Sonberfach biefer 
©ebid)tfammlung gegenüber abfinben. 3 $ habe 
beim forgfältigen liefen bes 3 ierlid)en Sänbcßens 
mit feinen nur wenig über 200 Seiten bie Hber* 
3 eugung gewonnen: 9tofegger, biefer aus ben 
Diefen bes ©mpfinbens fd)öpfenbe Künftler, ber 
fid) felbft oon fo früh auf in ftrenge 3 ud)t ge* 
nommen, würbe aud) im ©ersgebid)t feinen 
Mann geftanben haben, wenn er fid) mit ber ihm 
eignen Millensfraft bes wahren Könners fd)on 
früher unb nad)haltiger auf bie ©e 3 wingung ber 
tünftlerifd) gebunbenen s Jtebe geworfen hätte. 
Ober ift etwa lein Iprifd)er Dichter ber Mann, ber 
biefe ©erfe gefd)rieben: 

5 Run toanöle übers äftorgenfonnenfelb. 

3n ©h r fur<ht tritt 3urücf oort beinern 2ßeg 

Die Sllltagswelt. 

s tluf allen 2 luen heilige SRuß', 

Über beinem Haupte hoch 
©in galter fliegt im Greife, 

Die perlen auf ben Hahnen 3tttern leife, 

Unb ©lumen neigen ihren Selch btr 3U. — 


O bebe, junge ©ruft, 

O bete, 'banges §er3, in aßnungsDoIler £uft 

Unb laß bid) weihen, laß bid) fegnen. 

— Heut roirb bein ©djidfal bir begegnen. 

3d) meine bod)! Unb auf gleicher Höhe fteht 
3 um minbeften ein gutes halbes Dußenb ©ebid)te, 
bie fd)on allein bie §eraiisgabe biefes Sammel* 
banSes red)tfertigen. Stüde wie „Menn alle 
Mälber fd)Iafen“ — „Unb fie gefielen mir beibe“ — 
„Der ©erlaf jenen 5jud)" — „Didjters Munfd)" — 
lauter oortreffliche machen, burd)aus auf fRofeggers 



Wilhelm Raabe 


Höhe unb 3 ugleid) auf ber Höhe beutfd)er Dichtung, 
wenngleich nicht auf ihrem fteilften ©ipfel. 


5tuf ein feßr empfehlenswertes Unternehmen 
will i© hfrttoeifen, bas mir geeignet fd)eint, Sinn 
unb Lerftänbnis für unfre große Literatur bis 
tief in bie bilbungsfreunblid)en s IRitteItIaffen, ja 
bis in nod) tiefere Sd)id)ten hinein 3 U oerbreiten: 
bie 33oltsbüd)er ber Literatur bes 
Verlages oon 33elhagen & Slafing in Seip 3 ig. 
5luf Sunftbrudpapier, mit oielen meift guten 
©übern gefd)müdt, 3 um greife oon nur 60 Pfennig, 
ftellen biefe ©oltsbüd)er eine hö<hft anregenbe 
©infühmng in bie bel)anbelten ©egenftänbe bar 
unb oerbienen allgemeine ©ead)tung. ?Ius ben 
erfchienenen ©änben, genauer gefprod)en §eften, 
hebe ich heraus bie über Schiller, Sörner, Scheffel, 
9?aabe. Das ©erlagshaus hat offenbar feinen 
Mitarbeitern 3 iir $flid)t gemalt, fid) einer mög= 
lidhft einfadjen, ooltstiimlidjen, reinen Sprad)e 311 
bebienen, eine ©igenfd)aft, auf bie leiber felbft 
für unfre beleßrenbe Literatur bei weitem nicht 
genug Lad)brud gelegt wirb, ohne bie aber nad) 
allen ©rfahrungen fein bauernber ©rfolg möglidh ift. 



Wilhelm Hertz 


©nblid) erfüllt ber ©ottafd)e ©erlag in Stutt= 
gart einen oon ntir längft gehegten 2 Bunfd): er 
mad)t bie befte Uberfeßung oon % r i ft a n unb 
3 f 0 I b e ©ottfriebs oon Straßburg burd) eine 
oerbilligte ©olfsausgabe au^ folchen Sreifen 3 m 
gänglid), benen bie anbre 3 U teuer war: bie oon 
2ß i I h e I m § e r ß , bie man fcßon eher eine 
treue, aber felbftänbige Umbichtung nennen muß. 
©rft hierburd) wirb bas wunberfame alte £iebes= 
gebid)t 3 U oollem £eben erwägen unb Sunbe 
geben oon einer ©lüte altbeutfd)er ‘^ßoefie, bie 
immerbar unfer Staunen weden muß. Sehr 
wertooll ift ber fur 3 e erläuternbe Anhang oon 
SBilhelm §erß über bie Driftanfage unb über bie 
fran 3 öfifd)en Ouellen, nadh benen ©ottfrieb ge= 
arbeitet hat. griebrid) oon ber £epen hat biefen 
©nhang ohne überflüffiges %ifd)welleu auf ©runb 
ber neueften 3 orfd)ungen, namentlid) ber bes 
fran 3 öfifd)en ©eiehrten ©ebier, nüßlid) ergäbt, 
©on befonberem ©ewid)t finb bie Ausführungen 
über bas ©erhältnis ©ottfriebs 3 U bem Driftan 
bes altfran 3 öfifd)en Drouoeres Dhomas oon ©ri= 
tanje. Das ©rgebnis ber grünblid)ften neueren 
3orfd)ungen ift, „baß ©ottfriebs 2Berf eine Uber= 
feßung im heutigen Sinne bes Mortes nicht ge= 
nannt werben fcmn. ©s ift eine freie ©earbeitung, 
weldhe woI)I ausgewählte ©in 3 elheiten bes Ori= 
ginals wörtlid) wiebergibt, aber, oom ©egenftanb 
ergriffen, weiter ausfül)rt, anbre 3 älle läßt unb 
aus eigner Sd)öpferfraft ergän 3 t". 3^h glaube, 
man fann nod) weiter gehen unb bem fran 3 öfifd)en 
Driftangelehrten Biquet 3 uftimmen, ber ©ott= 
friebs bi<hterifd)e Selbftänbigfeit unb Überlegen* 
heit gegenüber bem altfran 3 öfifd)ert Drouoere 
burdh genaue ©ergleidhung bemiefen hat. — Mer 
fid) einrebet, nid)ts fönne leidßter fein, als aus 
bem uns fo nal)eftel)enbert MitteH)od)beutfd)en 
ins ©euhod)beutfd)e 3 U überfeßert, ber irrt fid) 
grünblid). 3 etmmal lieber aus bem ©l)inefifd)en, 
bem Dürfifd)en ober bem Spanifd)en als aus 
einer beutfcßen, längft oerflungenen Sprad)form 
ins ©eußodjbeutfdhe überfeßen. irjier hanbelt es 
fidh nicht allein um bie getreue Miebergabe bes 
fprad)lid)en 5lusbruds, oielmeßr um bie ©r= 
3 eugung bes feinen Stimmungsl)aud)es, bes nur 
burch geuauefte Kenntnis bes ©iitte 11 ) 0 d)beutfd)en 
nach 3 uer 3 eugeitben wunberbaren Duftes, ber über 
ben beften mitteH)od)beutfchen Dichtungen fd)webt, 
am beraufd)enbften über ©ottfriebs Driftan unb 
3 folbe. Lur ein großer ©eleßrter, ber 3 ugleid) 
ein fo trefflicher Dichter war wie Milhelm |>erß, 
oermod)te jenen 3 auberbuft nach 3 uempfinben unb 
uns empfinben 3 U mad)en. 

* 

Das © e i d) s t u r s b u ch unb ber § e n b * 
f d) e l für ben Sommer finb erfd)ienen, bamit hat 
bie t 5 od)reife 3 eit begonnen ober, wie ein Schrift* 
fteller, ber auf fidh hält, peitgemäß fd)reiben muß: 
Mir fteßen jeßt „im 3ei<hen“ bes ©eifeoertehrs. 
Die ©nglänber haben bie meiften, für einige ent* 
legene ©ebiete and) bie beften s Jieifebüd)er. Man 
ftaunt oft bei einer Durchficht ber ©er 3 eid)niffc 
über ben ©eidjtum an ftattlid)en, mit ©ilberfd)mud 
oerfeßenen, redßt teuren englifd)en Merten über 
ferne £änber. hingegen in ben eigentlid)en ©eife* 
büd)ern, alfo in ben literarifd)ert Hilfsmitteln für 
ben ©eifenben felbft, übertrifft ohne 3 toeifel bie 
beutfcße £üeratur alle anbern. 3 onäd)ft fd)on 
burd) unfre Kursbücher! ©uf biefem ©e* 
biete tommt allenfalls ber Mettbewerb bes eng* 
lifd)en „©rabfhaw“ in ©etrad)t; wie weit aber 
fteht biefer an ©ollftänbigteit unb ©enauigteit 
hinter unferm ©eidjsfursbud) unb bem in ben 
leßten 3 ah^en wefentlid) oerbefferten ^enbf«i)el 
3 urüd! Die anbern ©ölter bürfen fid) in ben 
Metttampf um einen oollftänbigen, guten fReife* 
marfd)all gar nicht einlaffen, 3 um ©eifpiel nicht 
bie Sran 3 ofen. 3 n grantreid) empfinbet man 
überhaupt fein ©ebürfnis nach einem gan 3 ©uropa 
umfaffenben Kursbud), benn bie 3 't:an 3 ofen finb 
fein eigentliches 9?eifeooli 

9lber audh burd) unfre fonftigen literarifd)en 
Ratgeber fürs ©eifen haben wir uns fd)on feit 
einem Menfd)enalter ben erften ‘ipiaß in ber ©eife* 
fulturwelt erobert. Das Mort „© ä b e f e r" hat 
längft aufgel)ört, ein ©igenname 3 U fein, ift oiel* 
mehr ein ©attungsname geworben für Steife* 
hanbbud) überhaupt. Urfprüuglid) angeregt burd) 
euglifcße s Jleifebüd)er, fteljt ©äbefer baut feiner 
©efolgung fefter, ausge 3 eid)neter literarifcher 
unb gefchäftlid)er ©runbfäße in feinem 3 ad)e jeßt 
obenan unb hat für manche fReifegebiete fogar bie 










1911. 9tr. 41 


1087 




englifßen Büßer oerbröngt. ©ittige feiner meift- 
benußtenBärtbe finb ins©nglifd)e unb gran 3 öfifße 
überfeßt, unb ttad) meinen'Beobad)tungett finbet 
man fie in ben Hänben minbeftens ber Hälfte ber 
engüfd)en Beifettben. — ©s gibt too© taurrt eine 
fßroierigere Aufgabe auf literarifd)=ted)nifßent 
©ebiet als bie §erftellung unb immerroährenbe 
©rtteueruttg eines 3 ttoerläffigen Steifeßanbbußes, 
unb bie Beifettben, bie nur altßu geneigt finb, fid) 
über ben tleinften grrtunt ober oielmeßr über 
bas geringfte Slbtoeidjeit oou ber augenblidlidjen 
B3irtlid)teit auf 3 uregen, füllten oie!meI)r bebenten, 
roie berounbernsroert bas 3 ufammetttragen ber 
Daufenbe oon richtigen Angaben in einem em¬ 
sigen Bäbeterbanbe ift. gür fo oft bearbeitete 
fiänber roie Deutfd)Iattb, Sßroei 3 , gtalien ift bie 
Arbeit noß ßalbroegs leicht; man bente aber an £än= 
ber roie Spanien, ©ried)enlanb, Stgppten, Bußlanb 
ober gar bie bereinigten Staaten — für alle biefe 
£änber gibt es ausgeßeidpiete Bäbeter —, unb man 
roirb ftaunen über bie gülle geroiffen!)after Klein- 
arbeit, bie für bas 3 uftanbetommen eines einigen 
folgen Battbes notroenbig roar. 

©in reßt empfei)lenstoertes Unternehmen, eine 
Slrt oon tünftlerifßer ©rgän 3 ung bes bäbeter 
ftellen bie ßübfßen §eftd)en oon $enbfd)els 
fiuginslanb bar. Sie geroähren in am 
genehm tnapper gorm, mit ihrer 3 ugabe fef>r 
tlarer Stredentärtcßen unb oieler ßübfß'er bilber 
eine Berlebertbigung ber ermübenben ©ifenbaßn- 
fahrt, inbem fie Slustunft geben über alle roißtig- 
ften Dinge, Iatxbfd)aftlid)en ©inbrüde, in bie klugen 
fpringenben Äunftbauten, unb tragen roefentliß 
ba 3 u bei, ber Steife ihren ©haratter ber bloßen 
Kilometerfrefferei 311 benehmen. 3d)es her be¬ 
quemen, oor 3 üglid) ausgeftatteten Hefte behonbelt 
eine größere ©ifettbahnßauptlinie, 3 um beifpiel 
Berlin-SBünßen-Äinba^BSien-Bef^Butareft-Kon- 
ftantinopel, B 3 ien=©ra 3 =Drieft, unb roirb bem 
bahureifenben ein anregenber, nicE)t gefßtoäßiger 
begleiter. 

©ine ©rgän 3 ung anbrer Slrt 3 um bäbeter ift 
ber mertroürbige, fid) „Slud) ein Haitbbuß für 
Beifenbe burd) Deutfßlattb, Fladen, bie 8 ßtoei 3 
unb Dirol“ nennenbe „©efüßloolle bäbeter“ oon 
K u r t SJI ü n 3 e r (berlag Bita in berlin). BSer 
eine Steife nad) ben genannten Säubern oor- 
hat, roirb 3 ur Borbereitung bas eine unb anbre 
Kapitel mit Stufen, mehr noch mit ©ettuß lefert, 
unb an einem Stegentage unterroegs roirb man 
fich ein paar fonnige Stuttbett aus bem gan 3 en 
bud)e oerfd)affen. Kurt SBütt 3 er hat ben Künftler- 
blid bes toahren Beifefßriftftellers, ba 3 u einen 
eignen, ein roenig aufregenben, überaus tuufitali- 
fßen Stil. 

* 

Sin guten SBörterbüßern bes gratt 3 öfifßen ift 
teilt SBattgel; roas fehlte, roar ein §ilfsbud) 31101 
gran 3 öfifd)fßreiben für folße, bie rooßl über eine 
leibliße Kenntnis bes fran 3 öfifd)en B3örterfd)aßes 
beim £efen oerfügen, benen aber fuft nicht bie 
richtigen, bie eiit 3 ig paffenben Slusbrüde beim 
Schreiben einfallen roollen. btofeffor Sl l b r e ß t 
St e u m in Dresben hat in gebeißlicßer 3ufammett= 
arbeit mit einem jungen fran 3 öfifd)en ©eiehrten 
einen Guide-I y exique de composition franqaise 
(Berlag oon 3* 3- BSeber in JÖeipßig) oerfaßt, 
ober roie er es nod) nennt: ein „kleines fratt 3 öfi- 
fßes Stilroörterbud) 311 m ©ebraud) für Deutfd)e“. 
©ar fo tlein ift es nicht: nahezu 700 große boppel- 
fpaltige Seiten finb fd)on ein red)t anfeßnlißes 
Sßörterbud). ©s bietet alle roid)tigften fratt 3 öfi= 
fchen Slusbrüde mit ber beutfßen Hberfeßung, 
3 ufammen gegen 7000; barüber hinaus aber, unb 
bas ift bie Hauptfaße: bie finnoerroanbteu Bus- 
brüde 3 U jebem behanbelten SBort, bie gebräud)- 
Iirf)fteu ©igenfd)aftsroörter 311 ben Begriffsroörtern; 
bie roidjtigften Be 3 eid)nungen ber Deiloorftelhmgen 
bes Hauptbegriffs; bie 3eitroörter, bie oornel)mlid) 
mit ben Hauptwörtern als Subjetten roie £)b- 
jetten oerbuttben toerben tonnen; bie ftel)enben 
Stebensarten, in benen man ben ein 3 elnen SBörtern 
in geroanbelter Bebeututtg begegnet; ftehenbe 
Stebensarten ähnlichen Sinnes; naßeliegenbe 
Sprid)toörter; enblid) bie roicf)tigfteu abgeleiteten 
Bßörter. 3d) fernte tein nüßlißeres §ilfsbud) 3 um 
gran 3 öfifßfßreiben; es erfd)eint mir als ein un= 
entbehrlid)es ©rgän 3 ungsroert felbft 3 U ben größten 
9Börterbüd)erit, befottbers als Statgeber 30 m Ber- 
metben ber fich fo leid)t einfßleißenben ©er- 
manismen. 

©buarb ©ngel 



©ines ber größten BSunber im ©etriebe bes 
menfd)liehen (tierifßen unb pflatt 3 lißen) Seibes ift 
bie 2 Bieberer 3 eugung oerlorett gegangener, 3 er- 
ftörter ober gefd)äbigter Deile. ©s gibt etroas 
roie eine Beparatur- unb glidanftalt in allen £ebe- 
roefen, bereu Slrbeiter natürlid) bie 3 ^den, biefe 
Unioerfalbaunteifter barftellen, oon benen roir 
jüngft bie roeißen Bluttörperd)en als bie tleinett 
gelben int Kampfe mit ben eittgebrungenen Bat¬ 
terien gefeiert haben. Slber jebe 3 ^de hat in fid) 
einen Sluftrag, fich immer oon neuem roieber 
3 u erzeugen, fo baß man berechnet hat, haß 3 uttt 
Beifpiel ber £eib bes SBenfßett innerhalb fiebett 
3 at)ren fid) gatt 3 unb gar, bud)ftäblid) mit §aut 
unb $aarett aus fid) felbft h^^aus neu er 3 eugt. 
SBelch ein Xroft für £eibenbe, Büßenbe, Ber- 
3 agertbe unb für bie mutroilligen Berfcßroenber 
ißrer Kräfte, 30 roiffen, baß bie gütige Statur 
in ftaunensroertem SJtaße fd)toerfte Sd)äbigungen 
aus 3 ugleichen geneigt ift, falls unfd)ulbig unb 
fd)ulbig iieibenbe nur ben fefteit SBUlen haben, 
fid) 3 U beffertt! SBeld) eine Slusficßt unb tröftli^e 
©eroißheit für alle SBeltoerbefferer unb ©T 3 ieher, 
3 u beuten, baß böfe Slnlagett, fcßlimme Steigungen, 



Albredit von Graefe (gest. 20. Juli 1870) 


häßliche 3nftintte burd) Stad)fd)ub eines ßar- 
mottifdjer funttionierenben unb bas Sd)lintme 
hemmenben 3 edenmaterials im £aufe ber 3 eit 
bud)ftäblid) organifd) überrounbett toerben tönnen! 
Slber nid)t nur, baß bie Sßunberfpule immer am 
SBerte ift, uns gan 3 unb gar innen unb außen 
3 U häuten toie bie Sd)tangen ober bie 51rebfe, fo 
ift nid)t minber ftaunensroert ißre ^-ähigfett, fofort 
ans SBert 3 U gehen, roentt ein 3 eltte üeile plößlid) 
burd) gröbere ©eroalt oerloren gehen. Diefer 
©rfaß, ber beroeift, baß ein beftimmter Blau, 
eine geroiffermaßen plaftifcße 3 hee, gleid) ber 
eines beroußten Bilbners in ben üeibern ber 
Organismen am SBerte ift, bie nach 9Bieber* 
herftellung ber Harmonie bes ©an 3 en Ie^ 3 t, ift 
eigentlich bie naturgegebene ©runblage ber ge¬ 
faulten ^eiltunbe, nid)t nur ber ©ßirurgie. Sld), 
hätte bod) SJtutter Statur uns SStenfcßen etroas 
oon ber Stehaufmänndjenart nieberer SBefen, 
namentlich ber Kaltblüter, mit in bie ^imtnels- 
roiege gelegt! SBie ßerrlidf) roäre es, roenn ber 
burd) Kartätfd)en 3 erriffene ober burd) einen 
ScßtDertßieb geteilte ßeib fid) eittfad) 3 U mehreren 
neuen 3^hioibuen besfelbett Stametts ergän 3 te, 
roie es bem Süßtoafferpolppett (ber^pbra) gegönnt 
ift, bei bem bie £>urd)fd)neibung einfach bas ©rtt- 
ftehen 3 toeier neuer 3 nbioibuen 3 ur fyolge ßat, 
ein Bro 3 eß, 311 bem roir armen SStenfchentinber 
ben llmroeg über £iebesertlärung unb Slltar 3 u 
machen gesroungen finb! Stod) rounberbarer be¬ 
nimmt fid) bie Oualle (SJtebufe), bie aus gan 3 tleinen 
Stüdd)en ißres Sd)irmes, roenn nur ein £eil bes 
Staubes in ißnen enthalten ift, neue SJtebufen auf- 
fprießen läßt, ober bie Surbellaria, bie, toenn ein 
Stüd ißres bureßfeßnittenen Stammes abroärts 


gerichtet bleibt, ein ftmßenbe, roenn aufroärts, 
ein Kopfenbe unb ßori 3 ontal fogar 3 toei 5topf- 
enbett fid) 3 ulegett tartn. SBunberbare B^rfpettioe 
für eine menfcßlid)e 3<musföpfigteit! Sdßon um 
1750 faß Bonnet Stingelroürmer (Lumbriculi), 
roentt quer 3 erfcßmttert, [i© 3 U 3toei gan3 neuen 
SBürmern ergänzen, unb £efd)eler erprobte, roie 
eine Slrt eigenfinnigen Scharfrichters, baß ein 
Siegenrourttt fid) ben ißtn fünfmal abgefd)ititteneu 
Kopf fünfmal roieber neu auffeßte! Slber roir 
toären rooßl auch 3 ufrieben, toenn uns bie ^äßig^ 
teit ber Spinnen unb Krebfe geblieben roäre, 
Beine (Rüßler uitb Scheren) 3 u ergän 3 ett, ober bie 
ber Scßneden, fogar ißre Slugen roieber 3 ubetommen. 
Silles bies, audß etroas Slßnlicßes, roie ber SBieber- 
erfaß eines ganzen Hinterteils bei Salamanbertt 
unb ©ibed)fen, ift uns SBarmblütern leiber nid)t 
gegeben: bie menfcßlicße Steparaturntafcßine erfeßt 
leine gatt 3 en Organe, fonbern nur 3ettl DTrt Pte*G 
bas ßeißt ein 3 elne ©eroebe, nießt ©etoebslombi- 
nationen, roie es bie großen Prüfen, Bieren, Keber, 
Sinnesorgane, ©lieber, Hciutanhänge, ©rnäßrungs- 
unb Safttanäle barftellen. Sie tennt nur ein 
Kittmaterial, bas faferige Binbegeroebe, bie Starbe 
genannt, roelcßes alle Oefette prooiforifd) unb 
manchmal befittitio oerleimt. 3 mmerßin ergän 3 t 
fid) aueß im SBenfd)en oieles itt großer Bolltommen- 
ßeit, roenn nur bie Bilbungsßäute ber ©eroebe, 
ißre fogenannte SJtatrir, erhalten blieb. So lann 
fid) 3 unt Beifpiel bie £infe bes Sluges auf bas 
feßönfte roieber ergän 3 en, roenn nur ißre oorbere 
Kapfelroattb unoerleßt bleibt, eine Xatfacße, bie 
einen Heiligen ber SJtebi 3 in, Sllbrecßt oon ©raefe, 
befähigte, etroa 3 eßntaufenb Blinbe roieber feßenb 
3 U mäeßen! Sind) baß ber Kttod)en, roenn ^eile 
ber Knodjenßaut erßalten finb, fieß neu er 3 eugt, 
mattßmal fefter unb haltbarer als oorßer, ift eine 
nid)t ßod) genug an 3 ufßlagenbe ©nabe ber Statur, 
unb gerabe 3 U ein Hmtmelsgefd)ent ift es, baß ber 
©allengang unb ber Slusfüßrungstoeg ber Baud)- 
fpeißelbriife fid) toieberbilben tarnt. 3 a» Bmtfid 
faß fogar bie ganse Keber fid) neu bilben, roenn 
oorßer brei Biertel berfelben erftirpiert roarett. 
BBunberbar ift ber ©rfaß bes Blutes, inbem fd)ott 
innerhalb fed) 3 eßn bis 3 roan 3 ig 2agen jeber Blut¬ 
oerluft gebedt ift, ber nießt meßr als eitt drittel 
ber gefamten Blutmaffe beträgt, in roelß leßterem 
3 alle ber Xob eintritt. X)a bie ©efamtmenge bes 
Blutes eines SJtenfcßen ein X)rei 3 eßntel feines 
Körpergeroißts beträgt, alfo bie eines 75 Kilo 
roiegenbett SJtenfcßett etroa 5 Kilo Blut, fo tarnt 
man alfo faft 3 toei Älter Blut oerlieren, oßne 
baran 3 ugrunbe 3 U geßen, unb innerhalb oie^eßn 
Xagen ift biefer enorme Berluft gebedt. Dabei 
ift 3 U bemerten, baß grauen Blutoerlufte int 
allgemeinen beffer überfteßett als SJtänner unb 
baß häufigere reißliße Blutoerlufte fßroerer 
fßäbigett als eine einmalige, felbft extreme Blutung. 

Sleißüße ©rfaßfäßigteit 3 eigen unfre Stägel 
unb Hacne, erftere road)fett oont hinteren Stagel- 
fal 3 nad) oortt an ben gingertt in oier bis fünf 
SSionaten, an ber großen 3 eße in 3 toölf SJtonaten. 
Unfre SBimpern roeßfeln in etroa 130 Dagen, 
oiel lattgfamer unfre übrigen Haare, beren ©rfaß- 
fäßigteit burd) all 3 U häufiges Sßneiben (Ber- 
öbung ber Haarpapillen im Haarbalg burß 
Xlberanftrengung) leibet. Sille Bölter (3nbianer, 
Sieger, ©ßinefen), bie ißre Haare feltener fßneiben, 
finb glaßenärmer als bie frifeurßulbigertben ©uro- 
päer, roie beim auß unter grauen bie ©laßen- 
trägerittnett feltener finb als unter SJiämtern, 
troß ber größeren Beliebtheit falfßer Haare bei 
ißnen! Seßr ausgiebig ift ber BSiebererfaß ber 
Blutgefäße beim Blenfßen, unb bie mobertte 
©ßirurgie ßat gelernt, auß bie größten ©efäß- 
ftämme miteinanber 3 U oernäßeit, ja felbft am 
Her 3 en martßmal ungeftraft Siäßte 3 U legen unb 
Blenfßen 3 U retten, benen, roie ©patninonbas, 
eine ftäßlerne Blaffe bas H ^^3 burßftieß. SSiustel- 
fafern ergän 3 en fiß feßr oolltommen, roenn aud) 
iangfant, inbem fie bie prooiforifdje Kittfubftan 3 
naß Berleßungen burßtoad)fen. ©bettfo mad)eit 
es bie Sleroen. Die elettrifßen Äeitungsbräßte 
fßieben fid) gan 3 allmäßliß rößrenartig burß bie 
Slarbe unb oertitten fiß, fo baß bie Slnfßlüffe 
roieberßergeftellt roerbett tönnen; ja, Staunpn faß 
(leiber nur bei jungen Hunben), baß bas burß- 
fßnittene SUtdenmart fiß anatomifd) unb funttio- 
nell roieber oereinigte, fo baß bie oorßer gelähmten 
unteren Deile roieber Beroegung erlangten. 

Die Sluf 3 äßlung aller biefer ©rfaßfäßigteiten 
in unferm Äeibe mag bem Äaien einen ©irtblid 
gemäßren in ben Beißtum ber SBöglißteiten, 














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1911. ftr. 41 



meld)e bie Ratur uns gelaffen hat, um Sd)äbi= 
gungen aus3ugleid)en unb Verlorenes toieber3u= 
geminnen. ©r mag baraus aud) ertennert, rote 
toid)tig es ift, btefe Dinge burd) neue 3 rage= 
ftellungen, burd) bas ©xperitnent am Diere 3U 
erforfd)en, toeil jebe neu gefunbene Datfad)e ein 
Ver[pred)en für 3u!ünftigen Heilfegen enthält, 
^rofeffor Dr. © a r l K u b m i g Sdjleid) 



Der Deutfd)e SBerfbunb l)at in Dresben feine 
oierte 3ah r esoerfammlung abgef)alten, fo ftanb 
in ben 3 eitungen 3U lefen. Run mof)I, ums lann 
bas ©rohes bebeuten; ein Kongreb ntel)r ober 
toettiger ift in biefen tongrebfeligen gelten nichts 
Rufregettbes. Dbenbreht, roenn er in Dresben 
abgetan toirb, bas heuer, im 3eid)en ber Hygiene- 
ausftellung, mit Dagungen unb Sitzungen gerabe3u 
überfd)toemmt roirb. 2Barum alfo [ollen mir 
gerabe oon biefem Vkrtbunb l)örett? V 3 as ift 
bas eigentlid)? ©s ift ein 3u[ammen[d)lub oon 
Zünftlern, ^abritanten uitb 3otellettuellen, bie 
im Reich ber fünfte Vefdjeib miffen; es finb 
beren etma 800 jetjt in biefem Vunbe oereinigt, 
bie beften tarnen Deutfchlanbs unb Öfterreid)s. 
Sehr fd)ön; formulieren mir: eine ©he 3mifd)ett 
3bealiften unb ^rattifern. 2ßas mollen biefe 
Keute? Sie mollen bie Durch geiftigung ber 
beutfdjen Arbeit. Sie mollen etma nid)t törichte 
©efebe unb überfpannte gorberungen aufftellen. 
Sie mollen nicht, bah ber f^cibritant möglichft 
menig oerbiene, nod) bah ber Kaufmann feine 
Arbeit umfonft oerrid)te. Sie mollen nicht, bah 
ber Künftler fid) felbft oergotte unb bem ^rattüer 
ein Dprann rnerbe. Sie mollen etmas oiel ©in- 
fad)eres, eigentlid) nur bas SeIbftoerftänblid)e. 
Sie mollen, bab alle ^robuttion einen SBert über 
fid) hinaus bebeutet unb nicht nur bem ^robu- 
3ierenben, bem Künftler ober bem ^abritanten, 
nicht nur bem Vertreibenben etmas nubt, fonbertt 
aud) ber ©emeinfamteit bes Vaterlanbes. Sie 
mollen, bab bie Kluft 3toifd)en bem Atelier unb 
ber SBertftatt, 3mifd)en ben Zünftlern unb bem 
3ntellettuellen auf ber einen, bem ^abritanten 
unb bem Kaufmann auf ber anbern Seite über- 
brüdt merbe. Unb bab aus fold)er Rllian3 bas 
mad)fe, mas 3u leiften ein politifd) unb mirtfd)aftlid) 
erftarfter, ein fo3ial fid) orientierenber Staat fd)ulbig 
ift: eine autonome unb nationale Kultur. 

©in [d)önes Programm; mas mürbe baoon 
bis heute erfüllt? ©ernib, mie überall, fo blieb 
aud) l)ier ber ©rfolg um einiges 3urüd hinter bem, 
mas man erreichen mollte; inbeffen, einiges tarn 
bod) 3uftanbe. Vielleid)t fogar mehr, als bie 
Steptiter ermarten bürften. äßobei allerbings 3u 
bemerten ift, bab biefe greifbaren, in 3al)len 
aus3ubriidenben Refultate nicf)t bas ©ntfd)eibenbe 
finb; ent[d)eibenb ift unb bleibt bie Datfäd)Iid)teit 
fold)es 3u[ammenfd)luf[es oon s Dtenfd)en, bie es 
nach einer neuen beutfdjen Kultur bürftet. Das 
ift es, mas ber Deutfd)e SBertbunb fein möchte: 
eine I)ol)e Sßarte bes ©elftes, bas ©emiffen int 
mirbelnben Q3ean ber s f 3 robuttion. 

Um nun oon Realitäten 3U fprediert, fei 3unäd)ft 
berid)tet, bab ber Deutfd)e SBertbunb es oerfud)t, 
3U mabgebenben 3 nftan 3 en unb Korporationen 
in ©eb anfett austauf et) 3U treten, ©r oerfudjt, bie 
Hanbels- unb ©emerbetammern, bie 3 ad)oereitte 
ber 3 nbuftrie, bes Hanbels unb bes Hanbmerfes 
mit ben ©ebanten ber Qualitätsarbeit unb ben 
2Berturteilen bes guten ©efd)tnades oertraut 3u 
mad)en. Darüber hinaus greift er aus eigner 
Rtad)t in bie Praxis, ba3u finb ihm bie Rusftellungett 
ein fonberlid) geeignetes SDtebiunt. ©s barf beute 
betannt rnerben, bah ber Deut[d)e RSerfbunb ein 
©rbeblicbes für bas 3uftanbetommen unb für ben 
©rfolg ber Raumfunft- unb ber Kunftgemerbe- 
abteilung auf ber Vrüffeler 2 ßeltausftellung bei= 
getragen t)at. ©r oer[d)tnäl)t es aber aud) nicht, 
für feine er3ieberifd)en Rbfidjten unfdjeinbare 
SBanberausftellungen 3U nutzen, Kollektionen 
muftergültiger Drudfadjett ober einmanbfreier 
Sd)miebearbeiten, bie er burd) bie $rooiii3ftäbte 
reifen läfet. ©r hat eine Sammlung oorbüblidjer 
gabritbauten 3ufammengeftellt unb fd)idt biefe 
^Photographien unb ©runbriffe als 9 Ral)nung unb 
Rufforberung in jene ©egenben, ba bie ©ffen 
rauchen unb bie Rtafchinen bonnern. Der Deutfd)e 
SBertbunb glaubt nicht an bas 3tH)ll, uod) an ben 
Snobismus ber Rrtiften; er meib, bah bas neue 


Deutfd)lanb, ber neue beutfdbe Stil, in ben 3 entren 
ber 3 nbuftrie, in ben Hochburgen bes Kapitals 
geboren rnerben mu|. So entfenbet ber 3 Berf- 
bunb aud) feine Rebner abfidjtlid) nad) bem 
Deutfd)lanb ber 2 Bebftül)le, ber 2Berf3eugma[d)inen, 
ber 9 Jietalll)ämmer, ber 3arbbottid)e. ©in befom 
beres Raffinement ift es, baft ber Deutfdje 9 Bert= 
bunb, bem es oor3üglid) auf eine Vereblung ber 
probuttioeit Rrbeit antommt, mit ben Kaufleuten 
ein möglid))t intimes 3ufamntengel)en anftrebt. 
Der Kaufmann ift ber Vermittler 3toifd)en s f 3 ro= 
buttion unb Konfumtiott. 2 Ber ihn hat, hat beibe, 
fo ben jjabrifanten mie bas Vublitum. ©emein= 
fam mit bem Verbanb für bas taufmännifche 
Unterrid)tsmefen oeranftaltet ber Deutfdje 2 Bert- 
bunb Vortrags3pflen oor jungen Kaufleuten; 3U= 
fammen mit bem Verbanb ber Spe3ialgefd)äfte 
unterhält er eine 3 ad)f^ule für Detorationstunft. 
Diefes 3 nftitut foll ba3U bienen, bie 3 enfter= 
betorateure oon ben plumpften ©efdhmadlofig= 
feiten 3U befreien unb Ver[önlid)feiten heran= 
3ubilben, bie biefes mid)tige Hilfsmittel bes 2 Baren= 
umfass meber ntihbraudjen nod) malträtieren, 
oielmehr baraus etmas mie eine ftumme Rfabemie 
bes guten ©efd)mades 3U mad)en oerftehen. Das 
Sdjaufenfter foll 3U einem mid)tigen ©r3iel)er 
bes Vublifums rnerben. ©inem oöllig anbern 
©ebiet gehören bie Vauberatungsftellen; auch mit 
ihnen fud)t ber VSerfbunb in ftänbige Fühlung 
3U fommen. Damit bie Vauluftigen, bie es gemerft 
haben, bah ber Rlaurermeifter fein guter Rr3t 
ift, möglidhft befonnenen Rat unb möglid)ft fcfjönes 
Vorbilb empfangen. Dabei ergibt [ich hier unb 
ba ein leidster Konflift mit bem fogenannten 
Heimatsfd)uh; bie Rrd)iteften bes Deutfdhen 2 Berf= 
bunbes mollen nidht nur bas Rite pflegen unb 
mieberholen, fie mollen aud) Häufer bauen, bie 
reftlos bem ©eift ber 3 dt gehörten. Die H^iutat= 
fdjüher lieben oft ein menig gar 3u fehr bas 
fchleppenbe Strohbach unb bie grünen $enfter= 
läben. Diefe Kontrooerfe fam bei ber Dresbner 
Dagung 3um Rustrag, bod) gelang es, bie mittlere 
ßinie ber Verftänbigung 311 finben. ©ine ähnliche 
Rufgabe mie bie ber Vauberatungsftellen oer= 
richtet ber Deutfd)e SBerfbunb burd) bie Heraus^ 
gäbe einer Rtaterialfunbe. Damit foll erreid)t 
rnerben, bah alle Verbraud)er oon Rohmaterialien 
unb Halbfabrifaten bie lanbläufigen Stäben unb 
Verfälfd)ungen leidpter fel)en unb bie reine Qua¬ 
lität beffer berausfinben lernen. Visher erfd)ien 
oon biefem bebeutfamert 9 Q 6 erf ein Vanb, ber bie 
Höl3er bel)anbelt, 3toei meitere Vänbe über bie 
©belfteine unb bie Rietalle rnerben nod) im Kaufe 
biefes folgen. 3 u biefem Kapitel gehört 

aud) bas, mas ^ßrofeffor Koubier bei ber Dresbner 
Dagung über Keberoerfälfd)ung oortrug. ©r 
berid)tete oon einer ©rfabrung, bie moI)l jeber 
Vibliothefbefiher bereits mad)te, oon bem fd)nellen 
Verfall unb bem Rusblei©en ber Rüdenleber. 
SRan hörte bie feltfamften Dinge, mie bie Häute 
in papierbünne Sd)id)ten gefpalten, mit ©I)emi= 
falien befd)mert, mit ben ent3üdenbften, leiber 
nur all3u flüchtigen Sorben oerfd)önt unb burch 
Vlattenbrud 311 ben feltenften Raritäten, als ba 
finb: Krofobilleber ober Schlangenleber, oerebelt 
rnerben. Koubier fonnte aber aud) mitteilen, 
bah unter ben Keberl)änblerrt bereits Rbmad)ungen 
berebet morben finb, bie bem VMrrmar fteuern 
unb einen gemiffen Qualitätsmahftab fidjern [ollen. 
Das gleid)e Resept mirb für bie Sörberei oon 
Dextilien angeftrebt. Rud) hier gibt es ber Klagen 
Kegionen über Hnfolibität unb abfid)tlid)e Däu- 
fd)ung. Rber auch hier mollen bie Sobrifanten 
reblid) an einer Vefferung arbeiten; ©d)tf)eits= 
marfen, Rngabe ber ©d)theitsart, ob mafd)ed)t, 
ob reibecht, ob lid)ted)t, unb ähnlidjeRtittel rnerben 
bisfutiert. 

Das finb nun mahrlid) genug ber Realitäten, 
unb beinahe fönnte man fürchten, bah ob fo!d)en 
oieIoer3meigten Rrbeitsprogrammes ber Deutfd)e 
SBerfbunb ©efal)r laufen fönnte, fid) 3U 3erfplittern 
unb im Driebfanb ber ©in3elfragen fteden3U= 
bleiben. Sold)e Surd)t ift inbes unbegriinbet, ba 
bem Deutfchen SBerfbuttb bie genügenbe 3 oht 
tl)eoretifd)er Köpfe gehören. Hnb gerabe bie 
Dresbner Dagung hot bas mieber einmal be= 
miefen. 3 Rutl)efius mar es, ber mit befonberer 
©nergie barauf oermies, bah es an ber 3eit märe, 
bie bisherige Rnfchauung oon ber fchönen Quali- 
tätsmare, bie mit einem Dreifad)en operiert, mit 
ber 9 Raterialed)tl)eit, ber 3u>ecfmähigteit unb ber 
foliben Konftruftion, um ein Höheres, um bas 
©efeh ber Sorm, 3U ermeitern. Das foll I)eifeen, 


bah alle ©in3elarbeit, melcher Rrt fie aud) immer 
fein mag unb mieoiel Rütjliches fie aud) an fid) 
bereits bebeute, ihren eigentlid)en unb lebten 
Sinn hoch erft befäme baburd), bah fie hilft, ber 
Kebensart urtfrer 3 eit, ber ©emeirtfamfeit unfrer 
2 Beltan[d)auung einen formalen Rusbrud, bie 
ar<hiteftonifd)e Sorm, 3U gemimten. Solange fold) 
3entrales Streben unb fold) 2 Büle 3um Stil bie 
Herrfd)aft behalten, ift nidht 3U fürchten, bah bie 
Vielfältigfeit ber SBerfbunbarbeit bie ein3elnett 
oerleite, ob ber Spe3ialität bas ©ttb3iel 3U oer- 
gef fett: bie V 3 iebergeburt einer beutfd)en Kultur. 

Robert Vreuer 



Das Verner Qberlanb ift in gemiffent Sinn 
ein ©ifenbahnmufeum. VSir finben ba alle mög- 
lid)en Spfteme, bie ber Rten[d)engei[t ausgefottttett 
l)at, neben ber ,,ferravia comunis“ (L) ober 
gemöhnlichen Slod)IattbbaI)n Verg- unb Rlpen- 
bahnen ber oerfd)iebenften toorten. 

3m Rtittelpunft bes allgemeinen 3utereffes 
fteht 3meifellos ber 2BetterI)ornauf3ug. ©r fährt 
3toar nid)t auf bas Vtetterhorn, mie man bem 
Ramen nach annehmen fönnte, ebenfomettig mie 
bie 3uttgfraubahn auf bie 3uttgfrau fährt, bie 
Ramen finb oielmehr nur 9 Bed)feI auf bie 3 utunft. 
Rber er ift intereffant. Riatt muh tho minbeftens 
oon unten in feiner Dätigfeit bemunbert haben, 
unb mentt man Rnfprud) barauf mad)t, als ntutig 
3U gelten, bann muh ntan aud) bamit gefahren fein. 

Dah bie Damen in unfrer „Sonne“ in 3 ^ter= 
lafen erflären, bah fie nie unb nimmer bamit 
fahren rnerben, ift ihr gutes Recht. Sie rnerben 
es bod) noch tun, es muh our eine ben Rnfang 
machen, ©efährlid) fiel)t bie Sad)e ja aus, nod) 
_gefäl)rlid)er mie ber fchort feit längerer 3eit be= 
ftehenbe Ruf3ug am Vürgenftod (Viermalbftätter 
See) ober bas Rttniaturbilb besfelben in ber 
Säd)fifd)en Sd)mei3 bei Schattbau. Da bemegt 
fid) ber 5al)rforb bod) menigftens an einem feften 
©erüft in bie Höhe. Unb bas gibt uns SRettfdjen, 
bie mir bas §efte als bas Rorntale an3ufel)ett 
gemohnt finb, ein ©efühl ber Sicherheit. 

Der 2BetterI)ornauf3ug bemegt fid) jebod) auf 
einem groben langen Stahlfeil, bas oortt Dal ttad) 
einent 3 -elsoorfprung gefpannt ift. Qben ift biefes 
Seil befeftigt, uttb unten führt es über eine grohe 
Rolle, an ber ein ©emid)t hängt, fo bah es ftets 
gefpannt ift uttb trotjbem, ben Demperatur- 
f^mattfungen folgenb, [ich beliebig ausbehttett 
unb 3ufamttten3iehen tann. Hierin liegt technifd) 
ein grobes Rtoment ber Sicherheit. Das fjefte, 
Starre ift itt 2 BaI)rI)eit gar nid)t immer bas Sidjerfte. 
2 Bir ntüffett bamit red)nett, bah bie Ratur ftets 
arbeitet, unb 3mar ift bie tnäd)tigfte Sdjaffnerin 
bie Demperatur. Uttfre Rtetalle finb ihr [amt unb 



Holztransport im Gebirge: 
Streckenbild mit Langholzwagen 







1911. Sftr. 41 


1089 



CJ) ie i CJ^aftur der^ C/ec/mwav 



fonbers untermorfen, unb mehe bem menfchlid)en 
©aumeifter, ber hierauf feine ©üdficht nimmt! 

Das Seil — ober richtiger bie Seile — an 
benen ber ©Settert)ornauf3ug auf unb ab gleitet, 
finb an fiel) ftarf genug, um mehrere Sabinen 
oollbelaftet 311 beförbern, fie tragen aber bloh 
eine unb finb minbeftens fo fid)er mie eine C£ifen= 
bal)nfd)iene, oon beren <5eftigfeit ja fdjliepd) 
aud) bas £eben ber barüber hinfahrenben ©lenfehen* 
finber abhängt. Das ein3ig pfqd)ologtfd) Un= 
angenehme ift bas leidste Sd)toanfen bes Sol)t s 
3euges. Da bie $al)rt ober nur einige Minuten 
bauert, fo ift felbft bei Hberempfinblid)en eine Ent* 
roidlung oon SeefranH)eit nicf)t 3U befürchten. 

©Sarum man auf bas ©Setterhorn nun gerabe 
einen Auf3ug gebaut hat? Die Antmort ift einfad): 
roeil ein fold)er ©ahnbau fel)r billig ift, 3umal bort, 
roo t>of)e, (teile Selstoänbe bie Einlage begünftigen. 

3m übrigen hat man ja für ben Sau ber* 
artiger ©erf ehrsmittel fd)on reiche Erfahrungen 
anbermärts gefammelt. ©ur bah man fie bisher 
bem ©üteroerfehr 3utoies. 3 u ber Sd)toei3 felbft 
fann man eine ganse An3al)l Heiner ©erggüter* 
auf3üge fehen, 3um ©eifpiel oon ©itjnau nad) 
ber © 3 iffiflul). £>ier roerben fie benubt, um £ebens* 
mittel, ©eifegepäd unb begleichen rafd) unb 
bequem auf [teile £jöl)en 3U bringen. Ein ein3iges 
ftärferes Seil bient als „Sahn“ unb ein 3toeites 
biinneres Seil als 3 ugmittel. 3 u großem ©tah= 
ftab finb ähnliche Einlagen oielfad) in überfeeifdjen 
£änbern burd) geführt roorben. Hnfre Silber 3eigen 
eine fold)e Sal)n jur Seförberung oon <rjol3ftämmen, 
roie fie ähnlich sunt Seifpiel in Deutfeh =£)ftafrifa 
angelegt tourben, um oon ben hinter bem flad)en 
5 \üftenftrid) jäh anfteigenben roalbreidjen §0d)* 
plateaus billig unb bequem §öl3er herab3ubringen. 

Die grofeartigfte Einlage biefer Art ift fidjerlid) 
bie Er3transportbahu in ben ftorbilleren. £>ier 
ift oon ber Ebene ab über oiele f)of)e Dürme bas 
Seil bis tief hinein in bas unmirtlid)e ©ebirge 
gebaut. Diefe Däler überfpannt es in geroaltigem 
Sogen, über Serge febt es fühn hinroeg. Alle 
bie 3ahlreid)en Sfunftbauten, DunneIbol)rungen unb 
Srüden, bie eine normale Eifertbahn erforbern 
mürbe, fallen toeg. Der Sau roirb ungemein oer* 
cinfad)t, oerfür3t unb, roie fd)on gefagt, oerbilligt. 

Allerbings fönnen berartig grobe £aften, roie 
man fie ber Stanbbahn anoertraut, einer Seil* 
bahn nid)t ohne roeiteres überantroortet roerben. 
©tan mühte fonft gar 3U fd)toere unb fräftige Seile 
fpannen, unb bas mürbe fd)liehli<h 3 U ted)nifd) 
unmöglidhen Jdonftruftionen führen. 

Sei Er3* unb ftohletransporten macht ja aber 
bas Unterteilen ber £aften feine Sdjmierigfeiten. 
kleine ©Sagen bemegen fid) bann ftänbig mie 
bie ©lieber einer ifette I)iu unb l)e*, unb wenn 
man es bann noch fo entrichtet, bah bie ©Sagen 
an einem enblofen Seil laufen, bann 3iehen bie 
talmärts fahrenbert ©Sagen bie anbern mieber mit 
in bie §öhe, unb ber ftraftaufmanb für bie gan3e 
Seförberung mirb ähnlid) gering mie bei bem 
Setrieb oon gemöhnlichen Dral)tfeilbahnen. 

Ein ©tittelbing 3mifd)en biefen Seilbahnen 
unb ben gemöhnlichen Stanbbahnen finb befannt* 
lid) bie fogenannten Sd)toebebal)nen, mie eine 
fold)e als Slad)lanbftrede 3mifd)en Sannen unb 
Elberfelb unb als Sergbalm unmeit Dresben 
bei £ofd)toib ausgeführt morben ift. 

Som ted)nifd)en Stanbpunft aus bietet biefes 



Transport von geschnittenem Holz 


Sahnfrjftem grobe Sorteile. Es ift im Sau natürlid) 
nicht gan3 fo billig mie bie obenermähnten Seil* 
bahnen, meil bie fteife ftonftruftion ber Dräger 
3U 3ahlreid)eren Stübpunften 3mingt, aber immer* 
l)in nod) billiger mie bie Stanbhod)bahnen. 

©tan füllte meinen, bah biefe Datfachen ba3u 
führen mürben, bas Sqftern in ausgebehntem 
©tabe im ftäbtifd)en Sd)nellbal)nft)ftem 3U oer* 
menben. Aber bisher hat es fid) nod) nid)t burd)* 
3ufehen oermod)t. Der leibtragenbe Deil mirb 
bie Seoölferung ber ©robftäbte fein, bie für bie 
Seförberung in ben teuren mobernen ©taulmurfs* 
gängen felbftoerftänblid) roeit höhere Darife für 
alle 3afunft 3aljlen muh- 3d) ftnbe es für bie 
moberne Kultur überhaupt etmas befd)ämenb, 
bah fie fo oielfach barauf ausgeht, ihre ted)nifd)en 
£eiftungert 3U oerfteden. Es liegt barin fid)erlid) 
etmas Ungefunbes. ©Senn man im ©tittelalter 
unterirbifcf)e ©änge baute, fo gefchah bas aus 
gan3 befonberen ©rünben, unb nie unb nimmer 
hat man baran gebacht, regelmähige Serfehrsmege 
berart an3ulegen. 3ft ber ©Setterhornaufsug nid)t 
fd)on barum oiel fchöner, meil er uns fehenben 
kluges in bie £jöf)e beförbert, als bie 3ungfrau* 
bahn, bie uns burd) ein bunfles £od) im 3unern bes 
Serges empor3iel)t! Siegfrieb $artmann 



Die heutige ©tobe ift fcf)ief, oerfdiroben, 
„geftiufelt“. Das Hingt fehr oerfdjroben, ift es 
aber nicht. Die Daillen haben ein fonber* 
bar fdjief ©efid)t, bertn oft genug ift bie linfe 
$älfte anbers garniert als bie redjte. ?lud) bie 
9 iöcfe 3eigen fteigenbe Denben3 für einfeitige 
Arrangements, fie beftel)en, ausgenommen am 
ftrengen „Dailleur“, aus 3toeierlei Stoffen; aud) 
bas Straf3enfd)uhroert ift „3ufantmengeftüdelt“ — 
benn es befteht bort, mo es fich elegant nennt, 
aus 3toeierlei Seberforten ober 3meierlei färben; 
bie ©iirtel — fomeit biefe überhaupt in Setrad)t 
tommen — fehen fid) aus ßtoeifarbigem £eber 
3ufammen, ober fie finb geteilt unb mieber burd) 
Sd)nallen 3ufammengel)alten; ber §ut fitjt fchief, 
bas ift nid)ts Aeues, unb ift 3ufammengeftiidelter 
benn je, bas heiht aus 3mei färben, aud) aus 
Stroh unb Samt ober Strol) unb be= 
ftehenb; fd)ief, aus ben oerfd)iebenften Stüdd)en 
3ufamntengefeht ift enblidh bas 3abot — bas 
3abot, bas in all feiner in fid) felbft 3ufammen= 
fallenden §errlid)feit eine ber §auptftühen bes 
Aioeaus bes An3uges ift. ©alb ift es ärmlid), 
halb „anftänbig befcheibert“, halb luxuriös, halb 
oerfd)menberifd) — alfo hier ein armfelig Stüdd)en 
5 ühill oon 3mei Pfennig Spihe begren3t, oer= 
tnaufd)t, oer3ogen; bort fauber gehalten unb mit 
guter Spihenimitation befeht; bort aus £einen= 
batift unb irifdjer Spihe ober ©atiftftidereien unb 
©alenciennes beftehenb ober enblid) aus breiter 
edhter, momöglid) alter Spihe. 

Die Sommertleiber, burd) bie bie groben 
s $arifer Käufer uns erfreuen, finb in ber Dat 
fehr luxuriös, geben bemofratifch ©efinnten reid)= 
lid) ©elegenheit, gegen ben „machfenben £uxus“ 
3u eifern, unb füllten lebiglid) 00m Stanbpunft 
feiner funftgemerblid)er Arbeit betrachtet merben. 
Eine ©eoor3ugung eines beftimmten Materials 
befteht nicht. 3*ifd)e §ätelarbeiten, itlöppelfpihen 
jeglicher Art, Durd)brud)arbeiten finben in gleid)er 
SBeife mie feit 3ahten ©ermenbung, unb neu 
hin3ugefommen feit biefem Sommer finb nur bie 
©atiftftidereien fomie neuartige Applifationen oon 
£einen auf Düll, beren Entftehen mol)l auf bie 
Dedjnif ber „£imerid=£ace“ 3urüd3uführen ift, bie 
ihrerfeits aud) mieber für feine fragen unb anbre 
£ingeriegegenftänbe ©ermenbung finbet. 

Das ©runbprin3ip all biefer foftbaren Kleiber 
ift: 3 ufammenfehen oerfd)iebenen ©taterials. Eine 
Spihentoilette, bie nid)t 3ufammengeftüdelt, bas 
heiht in einer ein3igen Dechnif t)ergeftellt märe, 
hätte h^ute bei aller Äoftbarfeit nid^t AnmarH 
fdjaft, ©nabe 3U finben, benn ftänbig mirb ber 
©efd)mad anfprud)sooller in ber Aid)tung, bah 
er höhere Anforberungen an bie 5 tunft bes 3 u= 
fammenftellens, 3 ufammenftimmens, an Heine 
©uancierungen ftellt, bie burch oerfd)iebene ©er^ 
mertung bes ©Materials entftehen, burd) Sd)ifanen 
am Schnitt. 

Der Schnitt ift heute alles am ftleibe. Da 
oiele Sd)neiberinnen oon biefer ©otmenbigfeit 
nid)t gern ©0H3 nehmen, ba oiele oon grtmfreich 


übernommene formen „nad) beutfdjem ©efd)mad“ 
geänbert merben, in ber ©leinung, man fönne 
„basfelbe 5 tleib machen, nur anbers 3ufd)neiben“, 
haben bie ©toben bei uns 3umeift ein gan3 anbres 
©efid)t als im Auslanb. Ein enger Dailleurrod, 
ber rüdmärts eine fchräge ©aht hot, ift nicht 
gerabe eine fd)neiberted)nifd)e Unmöglid)feit, aber 
fidjer fel)r häfettd). ^ 5rau muh fehr fcf)lant fein, 
bamit bie ©aht nid)t beutelt, unb jebmeber enge, 
oben glatt gehaltene ©od 3eigt bal)er rüdmärts 
gerabe Höhenlage — ber oben eingefräufelte, 
alfo eine gröbere Obermeite aufmeifenbe ©od 
geftattet Abfdjrägen ber hinteren ©tittelnaht, ba 
es oiel geringer fein fann als jenes, meldjes ein 
um ben ©unb glatt anüegenber ©od erforbert. 
Eine fchräge ©iidnat)t 3eigt aud) ber oerbreitetfte 
©arifer 5 foftüntrod, ber rüdmärts eine feparat 
herabfallenbe, nur mit einigen 3<mgftichen feft= 
gehaltene ©ahn hot. 

Eine neue £eiuenart 3eigt eine freppartige 
Dextur. ©tan fagt ihr nach, bah fie nicht in bem 
hohen ©tahe fmttert mie bas feit 3ohren gebräud)= 
lidje £einen. ©eben biefem Stoff in ben feit 
3ahren beliebten Dönen £ila, ©lau, ©rau, ©ofa 
unb fthoti oerarbeitet, bringt bie ©tobe ftrof)haIm= 
breit gerippte unb geftreifte ©aummollftoffe. §ier 
herrschen folgenbe 3orbenftellungen oor: ©ot= 
meih, ©raumeih, ©raunmeih, Sd)mar3meih- Aber= 
mals mirb h^r bur^ bie oerfd)iebenen Streifen^ 
Teilungen grohe ©arietät bes Einbrudes er3ielt — 
bie Kleiber merben alfo „3ufammengeftüdelt“ — 
unb 3toar je mehr je beffer. Spe3tell bie An= 
orbnung bes ©iidens fomie ber Iofe herabhängenben 
©odbahn geben ©elegenheit 311 3al)lreid)en ©aria= 
tionen. 

Die Armei an ben £einenjaden finb oielfach 
breioiertellang, ©eoers unb fragen breit unb tief 
geöffnet, bie Sd)öhe finb fnr3, ber ©od fnapp, 
ftets fuhfrei, bas fomplettierenbe Sd)uI)roerf meih, 
gelbbraun ober fd)toar3meih, benn ber grohe 
©tobeartifel, ben bas griihjahr be3üglich ber guh 1 
befleibung herausbrachte, mar ber fd)mar3e £ad- 
fd)uh ober ber Stiefel mit meihent ©amafd)en ; 
anfah aus ©ehleber ober Dud). 

3 ur fommerlichen Abenbtoilette, bie ja in 
jebem gröberen ©abeort ©ead)tung ©erlangt, 
fommen hauptfäd)lich ber Silber= unb ©olbbrofat^ 
fd)uh unb ber fd)mar3e Atlasfchul) iu ©etrad)t, 
fehr tief befolletiert, etma nur mit einem guten 
Strahfnopf ge3iert. ©nr bie gans grohe trauern 
toilette 3eigt eine Schleppe, jebes Dan3Heib, 
jebes ©rautjungferfleib, jebe Heine Soireetoilette 
ift fuhfrei ober anftohenb, unb bie fchmierig 31» 
löfenbe $Kige: ©Selchen 3 upon trage id) unter 
bem DansHeib? — hot fid) bal)er überlebt, unb 
3toar auch in bem Solle, als bas 5 Ueib eine 
Sdjleppe aufmeift — bie heute meift fehr be= 
fcheiben ift — benn in feinem eleganten Dan3= 
faal nimmt’ man heute 
©iidfidjt auf ben ©od= 
faum. ©lan läjgt bas 
5 ^leib fchleppen. 

©ei3 enbe ©euniom 
toiletten hoben einen 
leid)t altoäteri[d)en An* 
ftrid) unb finb aus 
changierenben Daften 
hergeftellt, fämtlich in 
recht oerblahten Don* 
ftellungenmie ©raulila, 

©raugelb. ,,Taffetas 
changeant“ befteht aus 
brei oerfdjiebenen Sö= 
ben, „Taffetas glace“ 
aus 3mei; ber Sorben* 
rei3 an erfterem ift oiel 
gröber, ©eibe merben 
3U jugenblid)en Doilet* 
ten oon rei3enb ein* 
fachen Sormen oer* 
arbeitet, faum einen 
Sd)ritt 00m Empire* 

Heib entfernt. Sad* 
gleich höngt ber ©od 
herab, nicht meiter als 
bringenb notmenbig, 
am unteren ©anbe mit 
flacher ©uffe aus fdjräg 
genommenem ^Seiben* 
ftoff befeht. Kleid, aus zweierlei Stoff: 

Blaue Seide und Seiden- 
JJiargarete musselin mit Spitzen - 
oon Suttner kragen 


















®in feltfamer Sienenftanb SRobemer Drintbrunnen 

i::::::::::::::::::::::::::::::! i>ie bunte ^ett 

Dfe Bfcncnbeilfqcn. gn bem Sergbörfdßen Söfcl im fdE)Icftfcf)cn Sobertaßbacßgebirge finbet ftrf) 
ein Sienenftanb, beffen 3 wan 3 tg Stöde fämtlicß ßol 3 gefdßnißte unb buntbemalte, lebensgroße Figuren 
iinb. Das [Raumburger Klofter, bas hier ein ©ut hatte, unb ber fpätere Sefißer, Überseer (f 1799), 
ließen fie im 18. gaßrßunbert anfertigen. Unter ber fonberbaren ©efellfcßaft finben fid) ein 93 ifcf)of, 

i ein Sbt, ein SRönd), eine Klofterfrau, Petrus, Paulus, ein Offner unb Dppert aus bem Solle. Die 
r j ©influgöffnungen finb oorn in ber Stifte ber bis auf bie Köpfe ßoßlen giguren angebracht. 

'# moderner Crinkbrunnen. gn ben Dortmunber Solfsfcßulen hat man einen neuartigen Drint* 

1 1 brunnen aufgeftellt, beffen einfache, glatte, faubere unb maffioe flächen roie bas Spinboi eines Haren 
*! Drunts anmuten. gn feinem Strahl fprubeln in bem Seßälter mehrere Heine Fontänen empor, an 
» benen man ohne ben ©ebraucß eines öffentlichen Drintbedßers ben Dürft löfchen tann. 

Seltsame Wegweiser, gm fddefifdßen Siefengebirge, in ber Säße bes 93abes SBarmbrunn, ftehen 
I 3 toei originelle figürlicfje SSegweifer. Der eine ftellt einen im Soggenfelb ftehenben, feine Senfe 
I fchleifenben fdßlefifcßen Säuern bar, ber anbre ift ein aus bem SBiefengrunb ßerauswadßfenber Iänb* 

I lieber Schulbube, auf beffen Schiefertafel bie SBegweifung gefchrieben ift. 

€ine schwimmende Cuftschiffhalle hat man in Sarrow in ©nglanb für benfientbalton ber Sbmirali* 

| tat erbaut. Sie ift 600 guß lang, 100 breit unb 80 hoch bei 600 Donnen ©ewießt. 

Der Dosenrock — olle Kamellen! Sudß ber oiel umftrittene unb nun feßon roieber im Doten* 

[cfirein ber Stöbe oon geftern eingefargte ifjofenrod mar nichts Seues. Der ßier reprobu 3 ierte Tupfer* 

I ftidß bes Sßiener 3eid)ners ©eper aus bem gaßre 1851 beroeift, baß man feßon oor fedß 3 ig gaßren 
E oerfudßt hat, ben $ ofenrod ein 3 ufüßren. Seine ©rfinberin ift eine SOtrs. Sloomer, bie bamalige 
güßrerin ber eman 3 ipierten grauen in SReuport, bie aueß für eine männliche Kleibung ber grauen 
Sropaganba machte. Sie fanb aud) auf bem Kontinent nur roenig Snßängerinnen, unb ber Kupferfttcß 
bemeift, baß man bem §ofenrod oor fed) 3 ig gaßren aud) feinen befferen ©mpfang bereitete mie ßeute. K. 


mmm 


©in funftooller SBegweifer 


S3egwetfer im Siefengebirge 


2Ber fid) toirfltd) 
erholen will 

gleidßoiel, ob er im Sabeort ober baßeim feine gerien* 
3 eit oerlebt, ber beachte folgenbe Segeln: 

1 . Storgens fteßc man früh auf unb mache oor bem 
grüßftüd einen tüchtigen Spa 3 iergang. 

2 . Sormittags ift ein einftünbiges fiuftbab an fcßatti= 
ger Stelle in Serbinbung mit greiübungen ober 
Seroegung 3 U empfehlen. Sacßßer, ba bureß bas 
fiuftbab ber Körper ausgetüßlt mirb, folgt ein 
Sonnenbab oon 40—60 StRinuten Dauer. Der 
Kopf ift oor ben Sonnenftraßlen 3 U fdßüßen. 

3. Sad) bem Sonnenbab neßme man ein gan 3 
fur 3 es füßles SBafferbab unb mache barauf einen 
ßalbftünbigen Spa 3 iergang. 

4. Das Saben im füßlen SBaffer ift fdßäblid), menit 
man fid) oor bem ©infteigen ins SBaffer nid)t 
beßaglid) marm füßlt. 

ö.IScßeint bie Sonne nicht, fo neßme man nadß 
bem fiuftbab ein marmes Sollbab mit nad)= 
folgenber füßler 2 lbwafd)ung. 

6 ©rwaeßfene füllten nur breimal am Dage effen. 


Durcß häufigere 9 Raßt 3 eiten merben bie Ser* 
bauungsorgane 3 U feßr belaftet. 

7. 3um grüßftüd genieße man nur feßroaeßen Kaffee 
ober Dee. Snt beften ift ©erftenfaffee, Katao 
ober Stild) mit Siomal 3 , ba 3 U Schrotbrot mit 
Sutter. Stan fann aud) Siomaßj auf bas Sutter* 
brot ftreidßen. ©s empfiehlt fieß überhaupt, mit 
ber ©rßolung eine Siomal 3 =Kur 3 U oerbinben, 
weit man bureß Siomal 3 , täglich 3 bis 5 ©ßlöffel 
ooll genoffen, bie Serbauungstätigfeit anregt, 
Shit* unb Säfteftodungen befeitigt unb fo eine 
burdßgreifenbere Reinigung bes Slutes unb ber 
Säfte oon angefammelten Stoffwedßfelrüd* 
ftänben beroirft. 

8 . Sicht 3 u oiel gteifdß effen! Die Sbenbmaßl 3 eit 
barf nidßt über 7 Ußr ausgebeßnt werben. 

9. Späteftens um 9 Ußr fudße man bas Sett auf. 

10 . ©eiftige Dätigteit ift möglicßft 3 u unterlaffen. 


Dies finb bie ©rfaßrungen eines Stannes, ber burdß 
bie Sefolgung obiger Segeln feine gerien 3 eit gut aus* 
genüßt unb fid) oortrefflid) erßolt ßat. Der Sdßlaf ßat 
toäßrcnb ber Kur etwas 3 U toünfcßen übrig gelaffen, 
unb bas ©etuießt naßm fogar um einige ißfunb ab. 
Docß ießt fdßlafe idß täglid) 8 Stunben unb habe inner* 
ßalb 14 Dagen nidßt nur bas frühere Körpergewicht 
erreidßt, fonbem aud) fdßon etwas 3 ugenommen. Die 


Sadßwirtungen finb alfo oortrefflid)e. Die obigen Segeln 
finb natürlich nur im allgemeinen gültig. Der s )lr 3 t 
wirb fie bem ©in 3 elnen burdß inbioibuell angepaßte 
Satfdßläge ergäben. 

gn manchen Orten ift es mitunter redßt feßwierig, 
bie angegebene Diät em 3 ußalten, unb aueß bie Se= 
feßaffung oon Siomal 3 ift nidßt immer leid)t. Stancße 
Sertäufer pflegen ftets etwas anberes an 3 upreifen. Das 
„Snbere" foll natürlid) immer „beffer" ober minbeftens 
„ebenfo gut" fein, gn biefer Kurtft bes Snpreifens finb 
ein 3 elne Sertäufer fo geübt, baß fie ben Snfdßein er* 
weden, als ob fie lebiglicß im gntereffe ber Käufer ißre 
Sadßaßmungen anböten, gn S3irtlid)teit tun fie es nur, 
weil fie an ben SRadßaßmungen ober ©rfaßpräparaten 
einige Pfennige meßr oerbienen. Das ift bes Rubels 
Kern. Seitbem icß bas weiß, oerbitte icß mir gan 3 
energifdß bie „Seleßrungen" ber Herren unb geße in ein 
anberes auf folibert güßen fteßenbes ©efcßäft, wo man 
oßne weiteres erßält, was man oerlangt. 

iRocß eins: 9Ber fieß an bie See begibt unb ber 
Serlodung, Seebäber oon längerer Dauer 3 U nehmen, 
nid)t wiberfteßen tann, füllte oorßer ben 9 lr 3 t be* 
fragen, ob unb wie lange er ins Sßaffer gehen barf. 
^erfonen oon träftiger Konftitution tönnen in biefer 
Se 3 ießung meßr oertragen als anbere. Slutarmen 
bürfte ber Sr 3 t ben ©ebraudß oon Seebäbern waßr* 
fdßeinlidß oerbieten. 























1911. 9tr.41 


Aber £anb urtb SÖteet 


1095 




ipfyot. Strumper & (So., Hamburg 

®ie aCßalfüre, 

©rorwgruppe »ott ©rofeffor ©runo Krufe in ©erlin 
an beV Schönen 2lu§fid)t in £>amburg*Ul)lenfyorft 


Hvltn — Enifwfen“ 

finb bie beiben ©über biefer Seite, menn e§ 
aud) nielletcfjt nidjt auf ben erften ©lief fo er* 
fdjeint. 2)ie alten ©ermanen roaren, beoor fie 
ba§ ©fjriftentum fennen lernten, aud) 2lnf)änger 
ber geuerbeftaüung, bie mir üftadjfaljren unS 
tnüftfam Sdiritt für Sdjritt erft «lieber an* 
geroötjnen. Unb fie Ratten feinerlei ©ebenfen 
in ber s Jtid)tung, bajj biefe ©eftattungSart irgenb* 
loeldjen ungünftigen ©influfr auf bie 2ßeiter* 
ejiftenä ber Seelen nad) bern $obe Ijaben fönnte, 
wie foldjen I)eutige§tag§ geroiffe ©egner ber 
Seidjenoerbrennung annef)tnen. Senn bie ©er* 
manen hielten bafür, bafj bie Sßalfüren, itjre 
befannten Sdjladjtgöttinnen, bie Seelen ber im 
tapfern Kampfe gefallenen unb auf bem Sdjeiter* 
Raufen eingeäfeberten Selben nad) 5Balf)alla 
führten. Ergo barf man biefe jroei ©über tat* 
fäcblid) in einem befpredjeit. Sa§ eine, bie 
Söatfüre, bie man jüngft an ber Sdjönen 2lu§* 
fid)t bei ber 2tu§enalfter, jener burd) ©atur 
unb 9Jlenfd)ent)anb gleidjermaften mit ©or-tügen 
auesgeftatteten ©atioramaftrafce in Hamburgs 
Ublenborft, aufgeftellt Ijat, ift ein 9Berf »on ©ro* 
feffor ©runo Krufe in ©erlin. Sa§ anbre fteHt 
ba§ neue Krematorium &u Sre^ben bar, unb 
jeber mirb fagen fönnen, bafe bie ©ßirfung 
biefe§ ©auroerfS arebiteftonifeb unb lanbfebaft* 
lid) gerabeju toftbar ift; mutet fein ©itblicf 
burd) bie ebeln formen be§ ©ebäu§, bie büfteren 
©äume unb ben fdjroarjen ©öafferfpiegel ba* 
jmifdjen bod) roie bie befannteften unb eigen* 
artigften ©etnälbe 2lrnolb ©öcfltnS unb gerbt* 
nanb Kellers an. —ld.— 





wird seit Jahrzehnten mit glänzendem Erfolge zur am Haustrinkkur bei Nieren- 
griess, Gicht, Stein, Eiweiss und anderen Nieren-und Blasenleiden verwandt. 
Sie ist nach den neuesten Forschungen auch dem Zuckerkranken vor allen anderen 
Mineralwässern zu empfehlen, um den täglichen Kalkverlust, der ein sehr wesentliches 
Moment seines Leidens bildet, zu ersetzen. Für werdende Mütter und Kinder in der Ent¬ 
wicklung ist sie für den Knochenaufbau von höchster Bedeutung. Die Helenenquelle ist 


die Hauptquelle Wildungens und steht in ihrer über- ■ aus glücklichen Zusammensetzung 
einzig in der Welt da. Man überzeuge sich hiervon m selbst durchVergleich der Analysen 
und begegne allen Empfehlungen von Ersatzquellen oder anderen Ersatzmitteln mit 
der im eigenen Interesse durchaus gebotenen Vorsicht. Neueste Literatur frei durch 
Fürstliche Wildunger Mineralquellen, Bad Wildungen 13. 

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erprobten Rezepten das Kochbuch 

Die deutsche Küche 

von Anna Huyn (Gebunden M 4.— 
Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 


Die Kunst eine schöne Büste zn crzielon 
bildet für die Damen kein Geheimniss 
mehr, seitdem die wunderbaren Eigen¬ 
schaften der Pilules Orientales bekannt 

S — Diese Pillen be- 
in dor Tat die 
keit die Büste zn 
ekeln, zu festigen 
wiederherzusteden, 
o wie dio Knoctaen- 
rünge des Halses 
er Schultern zu be¬ 
seitigen, indem sb 
der ganzen Büs'e 
eine graziöse Fülle 
verleihen, ohne die 
Taille zu erweitern. 

Die Ptlulea Orien¬ 
tales bestehen haupt¬ 
sächlich aus orienta¬ 
lischen l’flanzonex- 
trakten und sind, da 
Gänzlich frei von 
Arsenik, der Gesundheit stets zuträglich. 
Ihre Wirksamkeit darf durchaus nicht 
mit der irgend eines anderen, ähnlichen 
Erzeugnisses, zum inneren oder äusseren 
Gebrauch, verglichen werden. — Ein über 
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dass dieselben für die Frau sowohl wie 
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JfüXenöduij!). Jn./{|u>ltakßn %ü{heJ\i\2Q. 


Eogogrlpb 

Gtef)'s !Iug unb gut ins Aug' btt flauen, 

Du tannjt auf feine Dreue bauen. 

Dod) änbert fi<i) bas letjte 3 e id) ei L 
SBirb flugs bie ©fjrlidjfeit entweichen; 
pflegt es Natürlichem bod) immer 
Dann ßu oerleifjn erborgten Schimmer. 

A. D. 

Geographisches Rätsel 

Dreoifo, ©telnif, Niga, ©ofen, ©osnien. 

Obige fünf geograpf)ifd)e tarnen finb berart untereinanber 
311 fd)reiben, Saft ßtoei beifammenfte^enbe fenfred)te ©u<h= 
ftabenreitjen, nadjeinanber abroärts gelefen, ben 9lametx einer 
3 U Anfang biefes 3<rf)res oft genannten nieberlänbifdjen Stabt 
ergeben. 9t, Sp- 

Auflösungen der Rätselaufgaben Seite 1020: 

Des grauenfampfrcitfels: 9Jtan beginnt mit L, 
überfpringt beim Ablefen nach rcd)ts herum jebesmal 3 wei 
©uchftaben unb erhält: „Sonboncr Suffragettes". 

Des 2Bäfd)erätfels: SBäfdje. ~ Ausgerungen. — 
Störte. 


9tid)tige Söfungen fanbten ein: ©life Ateboro, geb. $rufe, 
Hamburg ( 1 ), 93öuI Aiecfljoff ( 1 ): 93. Stoppel. Hamburg ( 2 ); 

wlara ®tHer, AegenSbuvg (B); &rau A. Vecf, ©tegen (5); @. V. 
9t., ©djaffljaufen (4), SBaraSbin, Söien ( 1 ); Stonftantin ©ßnp 
ftopb jun., 2 öien ( 1 ); Stonrab ißolfter, Aeumarft in ©teier* 
mart (5); SuliuS SjoetfooitS, Subapeft (2). 


ben £au§frauen a g er gänber jut görberung be§ gamiltettglütfe§ 
unb ber ®efunbf>eit bient. SDiiüionen 9ter*®läfer finb im ©e= 
brauch, bie größten ftaatlict)en tteßranftalten, JSocbfcfjulen ufm. 
oerroenben bie Starte „Aey". 9t-uf ber §pgiene<9luSfteltung in 
2)re§ben ift bie 9ter^onferoengIa§^©efelIfchaft in |>omburg 0 . b.£. 
ganj fjeroorragenb oertreten. 9tuf ber Vrüffeler 9Beltau§fteHung 
erhielten bie 9tej>St'onferoengläfer unb 93orrat§fod)er bie ©olbetie 
Atebailte. 

„Nimm brei ©unbelreben — Unb taff fie beinen SDtunb 
umf<hioeben," fagt ein alte§ ©pridjroort für folche Seute, bie burd) 
heftige äöbnfdjmersen alle greube am Dafein oerloren höben. 
Die neuere 3^it höt mit biefen alten Hausmitteln aufgeräumt 
unb al§ ttrfache oon 3 aljnicl)meraen, 9)tageninbi§pofitionen unb 
fo meiter eine mangelhafte 3öhnpflege erfannt. bie eS ben VajiHen 
ermöglicht, bie gähne m jerftören ©ine regelmäßige Steinigung 
ber gähne unb bei AtunbeS früh unb ahenbi mit ©arg’i ®alo= 
bont, gahm©reme unb Atunbroaffer gemährt ©efunbheit bi§ in 
bai fpätefte 9lUer. 


©rj'diäffltdir B3tffutlmt0ett 

9tej^onferoengläfer unb Vor» 
ratifocher. Unter ben oielen ©rfinbungen 
f ym unb Vetbefferungen, bie uni bie lebten 
y' Sahre für bie Stüche brachten, hot feiten 

e * n Artifel mehr gntereffe ermecft unb 

7 =-di , größere Verbreitung gefunben ali ber faft 

I A all überall mit ben ßödjften Auszeichnungen prämiierte 
I VorratSfocher „SHejr" unb bie bei ber ftonfurrenj» 
Ipiil Prüfung beutfdjer ©inmadjgefäße ali bie „beften" 
\JL bemerteten ih'e^Stonferoengläfer. 3 ” ber 3 eit, in 

VbÜPl ber bie 9tatur ihre ©d)ä'e>e in ffülle bietet, ton* 
feroiert man Früchte, ©emüfe, ©äffe, Vilje ufm. 
f eIb ' t unö ^ nt 1 ° flome Saht naturfrifdje 
aromatifche Jtonferoen. 9ie^S3orratifod)er ermög» 
lid)t jeber Hauifrau, bie Sftahljeiten gut unb ap* 
petitlich unb babei bod) billig herjuftellen. f^ür bie HauihoIU 
®onferoierung ift ber Apparat ein notmenbiger ©egenftanb, ber 


Staetn.3nferaten=9tnnahme cv JtnfcvHmt« ffiebüljrrn 

bet fauöolf ittolTe, A ItJ^fltlMt für bie fünfgefpaltene 
3tnnoncen=@rpebttton für xVII irl IILII SRonparettte-SeileüJU.so, 
fämtliche Bettungen ®eutfcb= 6 ff für bie ©cbmetj, Statten 

lanbi unb bei atuitanbei,-unb ftranfreid) Sr. 2 , 26 . 

tn Verttn, ®restau, ©hemnttj, Sireiben, SJüffelborf, ffrantfurt a. 3«., 
Hatte a. ©., Hamburg, fföltt a. SRI)., Setmtg, Sonbon, tutagbeburg, 
Sltünchen, Nürnberg, tprag, Stuttgart, SBten, Bürtet). 


Die Uibratiotismassage des Crommelfells gegeti 


©ibration§ftärfe etnfteQen, mirft aber aud) roteberum bei StarffteUung 
recht fräftig. 9iebeninftrumente ober hoppelte ilpparate für bie »er= 
[dfieberten ©ebraudjgsroecfe finb unnötig. 

2 Bie mancher glaubt fiel) hoffüttussIoS leibenb, weit ihm bie mo= 
bernen roiffenft^aftlichen Fortschritte in ber Ohtenbel)anblung unbefannt 
finb. ©flidjt jebe§ einjelnen ift beshalb, fid) mit ben neueften ©rrungett= 
fchaften unb ben roirffamften ©ehanölungett oertraut , 31 t madhen, womit 
eä nicht feiten gelungen ift, auch nod) in veralteten unb oergmeifelten 
^eitlen ba§ Seibett toirffam 31 t bebanbeltt. 3 a t)lreicf)e 2 lnerfennung§= 
fchreiben oon Patienten berieten über ftaunen§toerte ©rfolge, toeldfe 
burd) bie ©ehanblung mit biefetn Apparat bi§l)et erhielt worben, unb 
bieten neben ben ©tttpfehlungen oon Autoritäten eine bea<hten§werte 
©ewähr für bie heroorragenbett Seiftungen be§ „Hudito“. 

Die geridhtüch eingetragene ^irma 6mil Coeft, Spejtal-JnTtitut 
in Duderftadt 46 am F)ar? t oerfenbet auf SBunfd) eine au§führlid)e 
©rofdjüre mit ©etehrungen u. ©ehanblungSoorfdjriften für ©ehörleibenbe. 
Sie höben nur nötig, bie ©ro[d)üre über „Hudito“ (Deutfcb. Rcicbs-pat.) 


a Schwerhörigkeit, a 

Ohrensausen und Ohrenleiden 


oerfchiebener Art ift fadjntännifchen Greifen burd) bie f^orfchungen nant* 
haftet ©eiehrten längft al§ ein au§ge 3 eid)nete§ unb wirffamei öeiloer= 
fahren befannt geworben, föiit ber öcrttb ift natiirlid) bent Dronimelfell 


3 U oerlangen, fo wirb ^hnen biefe ooüftänbig foftenfrei sugefanbt. 


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Ausschläge sowie gegen Kupfernase, Frostbeulen, Schweißfüße, Kopf- und Bartschuppen 
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wesentlich von allen übrigen Theerseifen des Handels. Bei hartnäckigen Hautleiden 
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Hegelers Buch zeigt so recht, wie man mit 
beiden Füßen auf der Erde stehen und doch 
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Sternen langen kann, es ist 


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SKebaltion unb Herausgabe oemnhuortlirf): «ober't Wo^r’Vaßien ’l. Druct 'unb Verlag’"ber Deutjißen Beriags'.änitält’in sTuttgärt Bapier'ÜDn"'ber ’ 03ap I erf äbVif' alacfi Tn ©ala* "f aBürttembera? 

tebattioneüen 3n^alt biefer 3eitjd)nft betreffen, nur an bie Deutle Berlags.ainitalt, SRebaltton, Berlin SW, Honiggräser Straße 99 (oßne Berfonenangabe) erbeten. 
















Nr. 42 


830 . (o 
(JX2- 


Jahrgang 53 


ÜBERLÄND UND MEER 



Ivan Mestrovic Meine Mutter 

(3u bent ^Irtifel: „(Ein fübflatDtjdjer Silbljauer“ auf Seite 1100) 

1911 (Sb. 106) 145 



















1114 


Über £anb unb 9Jteer 


1911. 9lr. 42 


Schach (Bearbeitet von €. Scballopp) 

Partie nr. 20 

91u« unfern Äorrefponbengturnier. SSeenbet ®nbe Sunt 1910 

Unregelmässige Cröffnnng 

SBetß: Oberlehrer Sr. «naget, fBüßoro («Dlecflenburgl. 
Schroarj: £anbgericbt«rat a. S. 9B. Scbroan, Stnj atn üttjetn. 
9Betß Sch ro arg Söetft Sd)roarj 

1. e2—e4 f7—f6‘) 24. b2XC3 8 ) Sg5—e5 

2. f2—f4 *) e7—e6 26. Ld2—h6») Se5—g4 

3. f4—f6 s ) e6xf5 26 . Tgl—elf Ke7— d7 

4. e4xf5 Dd8—e7f 27. Tel—e6 Sg4xh6 

6. Ddl—e2 4 ) Sg8—he 28. Te6xh6 Tc8—e8 

6. De2xe7f Ke8xe7! *) 29. Kcl—d2 Te8—e5 

7. gi—g4 Sh6xg4 30. C3—C4 f5— f4 >“) 

8. d2—d4 g7—g«! 31. Tg2 — f2 C7-C6 

9. Lfl—d3 g6xf6 32. döXC6f Kd7xC6 

10. Ld3xf6 Sg4—h6 33. Tf2—f3 Kce—cö 

11. Lf6—h3 Sb8-C6 34. Kd2-d3 Tes-fö 11 ) 

12. Sgl—f3 d7—d6 36. C2 —C3 Tf5—e5 

13. Lh3xc8 Ta8xc8 s ) 36. a2—a3 Te5—f5 

14. Sbi—c3 She—{5 37. The-ee 1 *) Tfö—h5 

16. d4—d6 Sc6—e5 88. Tf3—h3 ft-f3 

16. Thl—fl Se6xf3f 39. Te6— el Tf7—f4 

17. Tfixf3 Sf6—h4 40. Tel—fl Tf4xh4 

18. Tf3—f2 Sh4—g6 41. Th3xh4 Th5xh4 

19. Lei—d2 Lf8-g7 42. Tftxf3 h7—h6 

20. 0—0—0 Th8—f8 43. Tf3—föf Kc5—c6 

21. Tdl—gl Tf8—f7 44. Kd3-c2 b7—bR 

22. Tf2—g2 7 ) f6—f6 46. Kc2—b3 a7—a5 

23. h2—h4 Lg7xc3 SBetß gibt bie Partie auf. 18 ) 

2>te Dlnmerfungen l bi« 12 ftnb oom Rubrer bet febwanen Steine. 
*) «Dltt biefer ©rrotberung gewann '-öarnes gegen s Jtiovpf)t). 


s ) Söeffer wäre wohl 2 . d 2 —d4 ober 21 . Sbi—c3. 

3 ) ®tn Rebler, beffen SBtberlegung inbe« nicht ganj teiebt ift. 

*) Stuf 6. Lfl—e 2 folgt d7—d6 6. g 2 —g4 h7—h6 ober einfach 6... 
Sg8—he!, toie tm Sejt: auf 6. Kei— fa De7xc5f nebft 6 ... Dc6xf6. 

s ) Sffieniger gut roäre Lf8xe7 7 . g 2 —g4 Sh6xg4 8. d2—d4 d7—d5 
9 . h 2 —h3 unb Dlbtauftb be« Springer« auf he; Sdjroarj hätte bann 
jroar einen Säuern mehr, aber nur in fforrn eine« oereinjetten 3tanb- 
boppelbauern. «Hach bem Sertjuge ift bte Partie bereit« tn ba§ ©nb= 
fpielftabium getreten unb theoretifCb für Scbroarj geroonnen. 3>oCb 
bereitet ba« umftebtige Sptet be« Slnjtebenben bem ®egner »tete 
SCbroiertgfeiten. 

6 ) 3)er freie f=53auer muß geroinnen. freilich ift bie Stellung be« 
febroarjen Röntg« bet ben nieten offenen 3lngrlff«ttnten, über bie ber 
©egner nerfügt, eine prefäre, roe«balb ba« Sorgeben be« ®erotnn= 
bauern nur fepr norfiCbttg berotrtt roerben barf. 

7 ) SSietleicbt hätte e« ficb mehr empfohlen, tm 21 . 3uge bte Sürme 
auf ber f=8inte ju nerboppetn. 

“) ffieiß rotfl bte 3Jiög(icbteit eine« gelegentlichen Säuferfcbadb« 
ober einer Säuferfeffelung behalten. 3>et 3ug zerrüttet aber bte 
SauernfteHung. 

9 ) ©etß fptelt auf ®ewtnn be« h=Säuern. 

,0 ) Smrcb ben Slbtaufcb erhielt ber Freibauer etroa« Seroegung«= 
freibeit; bod) ift gu bebenten, bah ber fdjroarje Röntg unter Umftänben 
febr fCbnelt jum Singriff nabe ift, toäbrenb ber weiße roenig Slu«flcbt 
bat, jur SSertetbigung mitrotrfen ju fönnen. 

") 2Betß gerät jept in 3ugwang. 

>») Set 37. Kd3—e4 Tfö—fo 38. Thexfe (38. Thfi—h6 Kc6xc4 brächte 
Söeifj tn ein «Dlattneß) Tf7xf6 39. Tf3xf4 Tf6xf4f 40 . Ke4xf4 Kc5xc4 
unb fo roetter geroinnt Scbroar*. Ter Testjug geftattet Singriff auf 
ben h=Sauern unb führt fo bte Partie Ihrem ®nbe ju. Slber rote foU 
SSeiß anber« stehen? 

1S ) @« fcheint un« boeb fraglich, ob SSeiß mit Stecht aufgibt unb 
nidjt otelletcbt noch auf 9temi§ fptelen tonnte. SBir geben folgenbe 
gortfetjung sur @rroäguug: 46. a3—a4 Th4—h 2 47. Kb3—a3 h5—h4 
48. Tfö—h5 h4—h3 49 . Ka3—b3 Th2—hl 60. Kb3-a2! h3—h2 61. Ka2 
—b 2 d6—do 62 . C4xd6f Kc6—c6 53. Kb2—a2 Thl—cl 64. Th4xh2 


TclxcS 66. Th2—d2 Tc3—g3 66. dö—d6 Tg3—g8 67. d6—d7 Tg8—d8 
68. Ka2— b.3 KC6—C6 69. Kb3—c4 Td8xd7 60. Td2-h2! unb Schroarj 
fcheint ben ®eroinn nicht ergrotngen su fönnen. 


Ulitlcilun^cn 

§ainid)en t. @a. 2)a« ^iefige fSecßmfunt, eine unter Staats« 
aufficht ftehenbe höhere tec^nifd^e Sehranftalt, hübet Ingenieure, 
Sechntfer unb SBerfmeifter au« unb erfreut fid) feit ben erften 
fahren feine« 33eftehen§ eine« guten 9lufe§ in gachfreifen. ®e3» 
halb nimmt man bie Slbfoloenten gern in Stellung; ja bie fftach' 
frage nach folgen roar auch im lebten Semefter fo groß, baß bie 
Seitung ben äöünfchen nach ©mpfehlung tüchtiger technifcßer 
|>tlf§fräfte nicht immer entfprecfyen tonnte, gür bie praftifeße 
Vorbereitung non Solontären auf ba« tecfjnifche Stubium heftest 
eine gut eingerichtete Sehrfabrtf. 

®ia!on. ©ngelharb« $tachblon»2Bunbpuber, feit breißtg 
fahren in ber gangen 2Belt betannt, erfüllt in unoergleicblic|er 
ffißeife alle Slnforberungen an einen äßunbpuber für Stinberftube 
unb ©rroadjfene. ^eroorragenbe 2irgte beftätigen bie unüberireff« 
lidhe SBirfung non $ialon gur Teilung unb SSerhütung be« 
quätenben äBunbfetn« tleiner ^inber. ünb ©rroachfene emp« 
finben bei regelmäßigem ©inpubern ber SJörperfteHen, bie ber 
Steibung unb Schroeißbilbung befonber« auSgefefct finb, bie mohl« 
tätige SBirfung feiner beSinfigierenben unb fdhnell beilenben ©igen* 
fdhaften. ®ialon, entfernt ben unangenehmen Schweißgeruch, heilt 
SBunbreiben unb SBunblaufen unb ma^t fich gerabegu unentbehrlich; 
unter anberm für Shuriften unb Sport«leute jeber Ulrt. S)er Käufer 
tut gut, auf ben gefehliöh gefchüfeten Stamen „$ialon" wegen gahl« 
reifer fltachahmungen ober fogenannter ©rfahpräparate gu ad^ten. 



f PiflNOS 

Schiedmayer 

L H/qRMONiUM 


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Grand Prix I116 HoFlief. Dipl. 
Paris u.Sfc. Louis.II47 Medaillen. 


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finb bie Sdjrccfen aller 9JUitter, bereu Binder fiel) 
an unreifem Dbft ben 9^agcn nerborben ^aben. 

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SMif unb ®urd^fatl linbert, ben SJtagen beSinfijiert unb erfrifdtjt. 

erhättltch in fjlacon« ä «DL 3.65, «Dt. 1.95, «Dt. 1.35 unb «Di. l.io tn Drogerien, 
Settfateffenbanblungen, 'Parfümerien unb Slpothefen. Slu«führltd)e Srofchüre 
unb ®ratt«mufter btrett burd): „Dttcqle§-3)epot", fjrantfurt a. «Dt. 


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mehr Strom als 1—3 Glühlampen, je nach Größe, Tag 
und Nacht anwendbar. Desgleichen Heißluftapparate 
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ift etn guter Schmaus, 


Sein Srleifd) — gebraten , „ 

Sein gell — 3 t)linberl)üte mad)t man braus, 

Sein Sd)toeif uom Säger „Slume" roirb genannt, 
Sein £er3 als feig unb furcf)tfam ift befannt. 

Snfc Ä. 

Eogogripb 

Sie ift uom £anb, 

Sten nieberm Stanb, 

3 ft tlein unb runb 
Unb fei)r gefunb — 

(£s ift fein SOtenfdjenfinb. 

Dod) nimmft it)r §er3 
Du, roie im Sdjerj, 

Unb fdjenlft bafür 
(Sin anbres itjr — 

Dann roirb's ein 9 Jtenfd)enfinb. 91 . 3 ). 

Auflösungen der Rätselaufgaben Seite 1096: 

Des Sogogripljs: fßubef, fßuber. 

Des qeograpl)tfd)en iHätfels: 

" T R E VI SO 
ME L N I K 


Anagramm 

Ss ift bes fonn'gen Sübetis fcbönfter Saum. 

Soll SJtajeftät er ragt in luft’gen Saum. 

Die 3 roeige batten fdjon bie 9 llten 
SIs ein Spmbol bes Sieges gehalten 
Unb ihren ftriegesbelben bargebrad)t, 

2 Benn ruhmooll heim fie lehrten aus ber Schlaft. 

Sm geft Dfiris in $gt)ptenlanb 

Der Saum fo hoch tn Steifst» ereljrung ftartb, 

Dafe man ihn in ©ebete fchlofe mit ein — 
er fpenbet S0I3 unb grüdjte, Öl unb Stein. 

Doch nun bes 2Bortes Settern umgefetjt! 

Sieh ba, toas jeigt lief) beinern 9 luge je^t? 

2 Bir fenrten es feit Olims 3 eiten 

9lls fötefogefäf) für glüffigfeiten 

Sus §013 gefertigt, aus iTRetall unb Stein . . 

amt Salböl füllte man's ... auch gab pinein 

Stan Sflansen, bie fich |cf)ltngenb 3toeigen 

Unb ranfenb ficf) 3um Soben neigen: 

Drum roar's 3U hängen unb 3U ftellen . . . 
es biente, Dunfel 3U erhellen, 

©leid) bem ©erät, bas bu erblicfft fofort, 

Serftellft bu nochmals Settern in bem äBort. 

Das neue, bas oor beinern Slicf erfdjeint, 
©leichlautenb Doppelfinn in fich oereint. 

Die erfte Deutung: ein ©erät fürs <rjaus — 
2B03U? Der Sers oorher fchon fprad) es aus. 

Die 3toeite Serfion ein Dier fo nennt, 

ÜBie's jeber rool)l 00m gabellefen fennt. 


©röfiter ©ebftuljl ber ©rbe 


Die beiben fetten [entrechten Setternreihen ergeben: 

Slif fingen» 

Sichtige Söfungen fanbten ein: ©arl Kolbe, ffite§* 
haben (l); Klara Miller, SegenSburg (l); ißaul SRiecfljoff, 
Hamburg (1); 3 of). »• ©toppet, Hamburg (2); Sb. St., 
Scbaffbaufen ( 3 ); Konrab »olfter, Seumarft in Steter* 
tnarf ( 2 ); Julius ©äoetfooits, »ubapeft ( 3 ). 


Sfn einer fächfifchett ©eberei bat man oor furjem ben hierüber abgebtlbeten 
aröbten SBebftubl ber ©eit aufgefteHt. ©r befifet eine Sänge non 23 Bietern, fo 
bab man barauf Städte bis ju 18 SReter »reite weben fann. ®tefe gewaltige 
»reite ift notwenbig, um bie in »apierfabrifen auf beren ©affinen oerwenbeten 
„enblofen" gitjftreifen berfteüen 31t fönnen. Da§ ©ebetfdjiffcben legt ben ©eg oon 
18 ÜDletern in jeber Sttinute fünfjebnmal hm unb her jurütf. ®ie €>öhe ber 
SKafdjine mi&t 3 SReter, ihre Siefe etwa 1 V» Sieter. 


\r’en kfinipcß undptakfijcf) ßejfenj berväf)?£ 
in den^Rpo(£} e kp n und'Dfogev’ten. 


(»ehr geehrter &err! 

S* babe oon Sbrer 9ttno*@aIbe 
3 ®ofen ä m. 1.16 mit gutem ®r* 
folg oerbraucbt. §ür mein trautes 
©ein babe td) fdjon fo oeri^iebene 
3Jtittet angewanbt, aber alles bat mir 
nicht fo gut gefallen, als Sbre oor* 
jügltcbe ©albe. 

§ocbachtungSooa 

F. Sommer. 

©erlitt, b. 11./1 os 


Cameras 


{Die täglichen ^Bedürfnisse 


aüeStoecf e derpbotograpbie 


Cebens erfordern die verschiedensten Anschaffungen. 

[Hausherr hat im {Berufs- und Privatleben immer ein 
sames Auge für alle {Neuheiten, Verbesserungen, vor- 
ifte {Bezugsquellen etc., und die {Hausfrau waltet mit 
:m Sinn in {Haus und {Küche und weiß das traute 
ilienleben durch allerlei Anschaffungen zu verschönern, 
die bietet daher auch der ‘Geil, welcher die verschieden- 
Qeschäfts-Empfehlungen bringt, einen {Ratgeber und 
weiser. {Man setze sich vertrauensvoll mit diesen {In¬ 
ten inVerbindung, denn sie bemühen sich um die Qunst 
rer verehrl. dieser und haben reelles Qeschäftsprinzip. 


cüc exifticrenden Formate, 


allen Derfä)lufjfp|ltemen 


$tefe »ino*Salbe wirb mit (Erfolg 
gegen ©etnleiben, flechten unb ©aut* 
leiben angewanbt unb ift in SDofen 
ä 3111.1.15 unb 3JH. 2.26 in ben SIpotbeten 
oorrätig, aber nur edjt in Original* 
paefung weif? = grün = rot unb girma 
©ebubert & So., 9Beinböbla=$reSben. 
gälfdmngen weife man surücf. 


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Stlbum be Stlumenau. Verlag ©ugen ©urrltn, SSlumenau. 

SCrtbetfen, |>. ©.,. ®a§ äRärdjen meines Sehend. Originalem^* 
gäbe be§ SSerfafferS. SSerlag £>olbein, Stuttgart. 

Setjr* unb ÜbungSbud) ber fqftematifcben ©ilben*©tenograpE)ie 
für bie beutfetje Sprache. 9luf roiffenfdjaftlicher ©runbtage 
auSgeatbeitet unb für ben ©elbftuntemcEjt fjerauSgegeben. 
SabenpreiS SOI. 3.60. granj Kriegers ©elbfioerlag, $re§* 
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SU. 3.—, geb. SR. 3.60. Verlag Ouetle & SReper, Seipgig. 

SReter, Stinberarjt Dr. ©ugen, ©Iternbriefe über ^inberpflege , 
unb ©rsiefjung. fßreiS SR. 1. SSerlag ber Sittlichen fRunb*' 
febau, Otto ©melin, SRüncffen. 

fßafig, t]3aul, Ilmenau, ©oetbe unb ©orona @c£)röter in ihren 
roechfelfeitigen S3ejiebungen. ©in Führer ju $lmenau§ Elaffi* 
fchen Stätten. $rei§ SR. l.—. ÜSerlag Slug, ©chröter, 
Ilmenau. 


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©djulbe^SReferih. Sllfceb, grii 3teuter§ oHer ^aptbein au§ 
ber $eftung§tib. ©in Sebenäbilb. Vertag SRicEjarb SinEe, 
®re§ben unb «eip^ig. 

Sittenfelb, ©onrab Sttberti, Slblöfung nor! fRoman. SSita 
®eutfd(e§ SBerlag§hau§, S3ertin*©barlottenburg. 

©teinberger, 2tlfon§, Dan§ ©ollinger unb S?raEo. ©in ©ang non 
ber ®onau. Streik SR. l.—. SSerlag§anftalt, normal^ ©.^.SRanä, 
Sud)* unb jtunftbrucEerei Ul.*©., SRünd)en*Stegensburg. 


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J^urbab ©ommerftein b. ©aalfelb in $bür. ®er 93e* 
udb ber erften §älfte ber ©aifon mar ausgezeichnet unb überftieg 
>en norfäbrigen töefuch ganj beträchtlich. ®ie Slngiebung§Eraft 


ber pbpfiEaIifcb*biod)emifdben 9tegeneration§furen bat fi<b auch 
heuer beften§ beroäbrt. ®ie 2ßitterung§nerbältniffe maren günftig, 
menn man freilich bie ©onnenbäber nicht aüguoft geben Eonnte. 
®efto rairEfamer maren bie erfrifdjenben unb Eräftigenben Suft* 
bäber. ®en Stnmelbungen für unb Sluguft jufotge ftebt 
auh fü^ ©ommerfaifon ftarEer 58efuh benor. 

2Sie§baben ftebt int 3 e id) en ber §ohfaifon. ®ie gro^e 
f^requens beroeift, ba^ bie beilEräfttgen, fhon im Slltertum be* 
Eannten Sh^nten ihren unnergleihlid)en Stuf bi§ in unfre 3 e it 
erhalten unb ftänbig oermebrt haben. ®ie 3abl ber 58efud)er 
belief fih in ben erften fünf SRonaten biefe§ Sabte§ auf 65000 
ober 4000 mehr al§ im gleichen 3eitraume be§ ®orjabre§. 3ßie§* 
baben nerbantt biefe Sßertfhäbung in erfter Sinie feinen gro§* 
artigen ^urerfolgen, mie auh ntelen anbern SSorjügen, bie fih 
^urgäften unb SSergnügung§reifenben hier ba§ gange Saht bin* 
burh bieten. SRit ber ©ntmidlung ber ©rofjftabt bat bie ber 
Eurftabt nebft bem 2lu§bau ihrer ^eilfaEtoren gleichen ©htitt 
gehalten, ^aum ift ba§ neue ^urbau§ bem SSerEebr übergeben, 
unb fhon erbebt fih in geroaltigen ®imenfionen an ber berühmten 
SlblerqueEe inmitten ber Stabt ber Sau eine§ neuen SSabebaufeS, 
ba« neben ben ®berntalbäbern alle §eilfaEtoren ber mobernen 
Therapie in fih nereinigen unb allen Stnfprücben ber Steujeit in 
begug auf praEtifhe ©inrihtung unb eleganten Komfort ge* 
nügen foü. 


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Zutaten: 250 g Butter, ungesalzen oder gewaschen, 
250 g Zucker, 250 g Weizen- oder Maispuder, 4 Eier, 1 Tee¬ 
löffel voll von Dr. Oetker’s Vanillinzucker, 1 Teelöffel 
voll von Dr. Oetker’s Backpulver. 

Zubereitung: Die Butter wird etwas erwärmt und 
schaumig gerührt. Dann gibt man allmählich Zucker und 
Vanillinzucker hinzu. Hierauf ein Ei und etwas Puder, 
der vorher mit dem Backpulver gemischt wurde. Ist dieses 
gut verrührt, wieder ein Ei und etwas Puder, bis die Eier 
und der Puder verbraucht sind. Die Masse wird in eine 
mit Butter ausgestrichene Form gegeben und bei mittlerer 
Hitze rund 1 Stunde gebacken. Sandtorte hält sich lange 
Zeit frisch und ist ein beliebtes Gebäck für Tee und Wein. 


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mit beiden Füßen auf der Erde stehen 
und doch wie ein echter Dichter nach 
den Sternen langen kann, es ist 

eine bewundernswerte 
künstlerische Tat.“ 

„Eine große merkwürdige Arbeit, von 
der ich mit Freuden berichte . . . und 
damit, daß ieh es gleich sage, eine 

Dichtung von ernster 
und großer Schönheit. “ 

(Leipziger Tageblatt.) 

(Th. Mann in den Münchn. Neuesten Nachrichten.) 

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106. Band. Dreiutulfünfzigster 3 ahrgang 

OKtober 1910^—1911 
erscheint jeden Sonntag -» 


DeutTcbe JUuftrierte Zeitung 

Copyright, 1911, by Deutfdie Verlags -Anfialt, Stuttgart 


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Der Kampf her meinen 
uitb ber roten Aofe 

Momart 

t)Ott 

©eorg ifjtrfdjfelb 

(Fortfeßung) 

as blieb? — Die Feier ber ©eftattung 
tarn. Sie mürbe eine großartige Kunö* 
gebung. Fnebricßsbutg trauerte eßrlicß um 
feinen eblen ©ürger, Der Aünifter fprad) am 
©rabe oor Taufenöen. ©Sie Iinber Tr oft fentte 
fid) bas in Klemenünes niebergebeugte Seele. 
Aud) ©raf Kilcßberg, oon bem man fonft 
nur Tifcßreben tannte, ließ fid) »ernennten, 
©in tragifcßer $umor — er fpracß aud) jeßt 
in Werfen, ein langes, bem toten Ateifter 
ßulbigenbes ©ebicßt. Karlmann martete fieber* 
jjaft gefpannt, ob Amolb Finger bas 2Bort 
ergreifen mürbe — menn and) feine Aebe 
im Programm berFeier nicßt enthalten mar. 
Aber Amolb Ainger fcßmieg. Karlmann faß 
ißn in ber näcßften Aäße bes ©rabes fteßen. 
©mft unb aufrecht, unburdjbringlid) — fcßmei* 
genb. 3BoßI fagte er fid), baß fein ©ater 
oon biefem f^reunbe guleßt eine Aebe oor 
aller 3BeIt ermartet hätte. Aber eine tiefe 
Traurigteit befiel ihn bod)' — ber Kneifet 
blieb: mar es bas große Unausfprecßbare 
gmifcßen ben alten Künftlern, mas ben Aleifter 
fturnm machte, ober bie ©ein, baß über bas 
Debensmert F u ftimus Aomingers oon Amolb 
Ainger nichts Zolles unb £ocßtönenbes gefagt 
merben tonnte? Karlmann faß oon ißm fort. 
Sein ©lid fiel getröftet auf bie Sc|ar ber 
Kunftafabemifer, auf bie jungen, begeifterten 
Scßüler bes ©ntfcßlafenen. S3Iaffe, erfd)ütterte 
Stubenhoder ftanben ba neben feierlich rot* 
bädigen Stubenten im 3Bicßs, ben Schläger 
in ber Fauft. Sie alle hatten ben 33ater 
gleichermeife geliebt. Sie alle nahmen oon 
ißm mie oon einer Debensperiobe Abfcßieb. 
ltnb 5)ans Sticßlinger fpracß für fie — gu 
Karlmanns größter Übetrafcßung. ©r traute 
fid) heute oor gang ^riebricßsburg heraus, 
ber Keine Atann mit bem fidjtbaren Sudel, 
©r mar ein Aebrter, mie Karlmann es nie 
in ißm oermutet hatte. ©egeiftert unb ©e* 
geifterung medenb. ©r meinte, unb man 
meinte mit. |jeute, an biefem ©rabe, liebten 
ißn ficßerlicß oiele grauen unb Atäbcßen. 
A3as ber Keine, befcßeibene Schüler aus* 
fprad), mar mehr, mar alles, unb in §ar= 
monie, als bleibenbe ©tßebung fd)Ioß mit 
bes ©entließen ©ebet Fuftinus Corning er s 
Totenfeier. 

1911 (93b. 106) 


Karlmann nahm Abfcßieb — es brängte 
ißn gu Toni unb ihrem Kinbe gurüd. Die 
Atutter mußte er, oon ber fcßm argen Schar 
ber Familie umgeben, in guter $ut. ©r mar 
hoch mieber ber Abtrünnige, er tonnte gehen. 
Aber große, berußigenbe ©efüßle naßm er 
aus griebricßsburg mit. ©s mar ein leucßtenber 
Frühlingstag, als Karlmann, ben Kb^nber 
auf bem Kopf, in matellofer Trauertleibung 
gum ©aßnßof fußr. Siele Deute grüßten ißn, 
unb er grüßte halb meßmütig unb in oorneßmer 
Haltung, halb mie ein bantenber ©ebieter 
mieber. Sogar Demmler tarn ißm jeßt nocß 
in ben 9Beg. ©s intereffierte Karlmann, mie 
bas ehemalige Fattotum ausfaß, unb er leßnte 
fid), feine Haltung oergeffenb, aus bem A3agen 
nad) ißm gurüd. Doch 3 U feinem ©ntfeßen 
faß er gerabe F^au Sarbara Träntle ins ©e* 
fid)t, bie, einen Atartttorb fcßleppenb, mübe 
burcß bie ©roßßergog*Friebri<ß*Straße fcßliiß. 
333ie mar fie gealtert unb betümmert, Tonis 
Atutter! £>atte fie ben oorüberfaßrenben ©er* 
füßrer ertannt? Karlmann mußte es nicht. 
Fßm gitterte bas $erg, ein talter Schmeiß 
trat auf feine Stirn, er oerlor feine gange 
Haltung. Fürcßtete er fid) oor ber F*au bes 
Kotßs am Aiartt? Aein — er haßte fie nur, 
fie unb ißren gangen Anhang. Aufrecht oer* 
ließ ber junge £err Aominger, ber an ber 
Totenfeier für feinen großen 33ater teügenom* 
men hatte, ben ©Sagen unb betrat ben ©aßn* 
ßof. ©in bißcßen mit bem ©efüßl eines ©e= 
retteten unb immer noch D£m ber plößlicßen 
©egegnung entfeßt — bocß unterließ er es 
nid)t, im Aeftaurant ein Käftcßen feinfter 
Scßotolabe für Toni gu taufen unb gab fid), 
als ber 3 ug ins Aollen tarn, mit Seßagen 
ben ©ebanten an fein junges, feßnfüchtiges 
2 ßeib ßin. 

3 meiterTeil 

I 

Als Karlmann ßeimtam, mar alles Scßo= 
nung um ißn her. Toni hatte mit bem erften 
33lid bemerft, baß bie FAebricßsburger Tage 
ißn ftärter mitgenommen hatten als alle bis= 
ßerigen ©rlebniffe. ©r hatte gum erftenmal 
ben Tob gefeßen, unb bas mar mie ein harter 
©riffei in fein£ garten, meichen 3 ü<je gefahren, 
ßatte Dinien ßintertaffen, bie nicht meßr oer= 
gingen. Sie fragte ißn nicht, ob ißm bie teßten 
Stunben nocß rolle 33erfößnung mit bem 
Sater gebradht hätten — bie 3Bunbe mar gu 
frifch, unb Toni ahnte, mieoiel eigenfücßtige 
Aomingers fid) gmifdjen ben Sterbenben unb 
fein ßeimgeteßrtes Kinb gebrängt ßaben 
mochten. Sie ließ ißn erft gur Auße tommen. 
Sie mar froß, ißn mieber in Ammerfelb gu 
ßaben, menn ißr audh bie meßmütige Feierlid)' 
teit feines 3Befens nid)t red)t lag, unb fie lieber 


ein frifch ausftrömenbes £eib, eine Ausfpraiße 
tieffter ©emeinfcßaft mit ißm geßabt. hätte. 
3um ©lüd faß fie ißn halb gur Arbeit gurüd= 
teßren. Sie felbft mürbe oolltommen oon ber 
Keinen ^3aula in Anfprud) genommen unb 
tonnte fid) ißm jeßt nid)t mibmen. Der 
immerfort unterbrochene Schlaf ißrer tRäcßte — 
Karlmann mertte baoon nicßts, er fcßlief feiner 
Aeroen megen im SRacßbarßaufe —, bie ftetige 
Sorge um ben Diebling, bas mar Arbeit genug. 
Aber felige Arbeit. Sie beßielt ißr froßes, 
rußiges J>erg ; babei. Aur Ammerfelb . . . 
Sie fürchtete fid) oor bem 3!Binter in Ammer* 
felb unb mollte nicßt bort bleiben, ©oa Aoll* 
fint, bie fie liebte mie teine F^eunbin gu* 
oor, begriff fie in biefer ©egießung nid)t. ©e= 
noffin bes blinben Alannes 3 U fein mit ißren 
Didjtaugen — bas mar ßerrlid) unb bie ßöd)fte 
Debensreligion einer Ftau. Da oerftanb fie 
©oa gang. Aobuft, mie Toni mar unb meßr 
nocß fcßien, galt aud) ißr tiefer £ang bem 
3arten, ©beln, Kräntlicßen. ©in äRuttergefüßl 
lag in ißrer Deibenfcßaft für Karlmann, mie 
in ©oas Diebe für Faßannes. Aber menn ber 
geliebte ÜRann oon einem füllen ©arten um* 
f rieb et fein mußte, bamit fein 2 Bert gelang, 
fo mollte fie am Dafein ber anbern SAenfißen 
teilneßmen. $ören mußte fie ben Auf bes 
großen Debens, menn er and) nur mie ein 
Jfornfignal aus grünem 333albe tlang. Sehen 
mußte fie, mas lebte unb litt, unb mem fie 
gut fein tonnte mit ißrem heißen, opferbereiten 
Jjergen. Aber ber SBinter, ber 333inter — no<ß 
einmal biefe Deicßenftarre feßen, biefe meiße 
XRonotonie, an fcßlechten ©ifenöfen ßoden, bie 
Abenbe überbauern, bie enblos langen Abenbe, 
bas §aus oom Dftminb umßeult? Unb ißr 
gartes Kinb folcßer Prüfung ausfeßen? Aein, 
nein — jeßt tarn ber Sommer. Der mar bunt 
unb fcßön. Aud) ber § erb ft tonnte herrliche 
Tage bringen. Docß bann — fomeit mie ©oa 
Aollfint mar fie niä)t. Febenfalls faß ißre Ae* 
fignation gang anbers aus als bie ber Freunbin. 
Sie tonnte gefäßrlid) merben für Toni mie für 
Karlmann. 

33orläufig fprad) fie ißm ißren 3ßunf<ß nicßt 
aus, um feinen Arbeitseifer nid)t gu ftören. 
©r fdjmärmte nach ben Fnebricßsburger Tagen 
für Ammerfelb unb fußr faft gar nicßt nad) 
SAümßen hinein, ©is über bie Dßren faß er 
in feiner englifdjen ©efd)id)te. Toni beobachtete 
mit 33angnis, mie er fid) an bas abgefcßiebene 
Dorf gemößnte, mie ißm, bem ©mpfinbtidjen, 
bie einfamen 2 Banberungert als unbetannter 
Kulturträger unb ber ausfcßließlidje 33erteßr 
mit bem ©linben auf feiner asteüfdjenDebens* 
ßöße moßltaten. ©r mollte fid) ßier finben — 
ja . . . Aber fanb er benn, fo, mie ber liebe 
©ott ißn gemad)t ßatte, auf biefe SBeife genug? 
Tonis naioe Urteilstraft hegte 3 1 »eifei. Aber 
fie biß bie 3 äßne aufeinanber unb fdhmieg. ©is 



143 






1098 

plöfeli© eines f©önen 2 lbenbs bie Ub erraf©ung 
mieber einmal non feiner Seite tarn. Der 
SBinter mürbe im ©efprä© ermähnt, nnb Doni 
fpra© bas Sßort gan 3 unbemufet, mie etmas 
ausfi©tslos Drauriges ans. Da ftufete er, unb 
erregt, mit großen 2 lugen rief er: „ 2 Iber mir 
merben bocO ni©t no© einmal im SBinter hier* 
bleiben! 3 m 2Binter!?' Stein, Doni! Das ift 
für mi© nichts nnb für bid) nidjts Unb : am 
menigften für bas Stinb! 3 © I)abe mir felfem 
feft oorgenommen: Stmmerfelb bis 3 um erften 
Dttober — fetjr gnt, fetjr f©ön! Do© bann 
unmeigerli© TOn©en! 3 © öttte bid), bn 
barfft bid) ni©t bagegen fträuben!" 

Sie fträubte fi© nidjt im minbeften. 2Iuf* 
fnbelnb fiel fie it)m nm ben £als, unb mit 
lautem £a©en erfuhr er, bafe er ©ren lange 
oerborgenen SBunf© ausgefprodjen l)atte. Stun 
f©märmte er non ©rem tünftigen £eim in 
SJtündjen. ©r nal)nt ein Stüd Rapier nnb 
3 ei©nete ben ^pian ber 2Bohnung, bie no© gar 
ni©t oorfeanben mar. ©r fliggierte TObel, für 
bie bas (Selb in Donis ©mpfinbung auf bem 
TOnbe lag. ©efonbers aber begeifterte er fi© 
für bas 3 tmmer, bas er if)r einri©ten molite. 
(Empire, blafegelb, gefpannte Süpstapeten mit 
einer Stofenborbüre — buntelbraune TObel — 
oh, es füllte ein ibeales ^raüengema© merben! 
Sie unterbrach ihn, lüfete ihn, rüttelte ihn — 
er fülle hoch um (Sottes millen 3 ur $D3irllt©= 
feit gurüdfehren. Sie fühlte fid) eigentli© 
gef©mei©elt, menn Startmann baoon träumte, 
mie ihre 23auerngeftalt (mifetrauif© glaubte 
Doni noch immer baran) fid) in ber garteften, 
erlefenften Umgebung ausnehmen mürbe. 2Iber 
es jammerte fie, bafe feine £iebe Unmögltdjem 
na©hing, unb fie fühlte ihn lieber gleich ab. 
Dod) heute gelang es ihr nicht. ©r fefete fein 
geheimnisoolles £ä©eln auf, bas er oon 3 rieb= 
richsburg mitgebracht hatte. ©r liefe mit halben 
SBorten buräjbliden, bafe feine SOtutter nadh 
bes Vaters Dobe Veftimmungen getroffen 
habe, Veftimmungen — alles fei jefet anbers, 
ihr fünftiger £ebensmeg unter ben 3 itti©en 
ber reich gemorbenen VSitme fichergeftellt. 
Doni mufete benfen, als Startmann auf bie 
fdjlafenbe ^aula beutete, bafe hier ein forgen* 
freies fjjrürftenlinb in ber SBiege lag, auf grofee 
©rbf©aft gebettet. 2 lber mieber brüdte er fid) 
ni©t beutlt© aus, unb mieber oerhinberte ein 
lefeter Drofe bie Do©ter oom Sto©, einen iRo* 
minger na© materiellen 2ßot)Itaten 3 U fragen. 
Stopff©ütteInb hörte fie nur, bafe alles bafein 
füllte, mas ein georbneter £ausftanb in TOin* 
©en erforberte. Die V3at)rheit hätte fie freilich 
tief herabgeftimmt. 3 uftinus TOminger hatte 
meber ein Deftament gemad)t, nod) mar Stle* 
mentine bie reiche ©rbin, bie ihrem Sohn eine 
forgenfreie (Sxiftenp oerfchaffen fonnte. Dat* 
beftanb mar, bafe bie SOtutter fid) beim 2lbf©ieb 
in einer grofeen Drauergefellf©aft befunben 
hatte, bie fie fo 3 erftreute, bafe Starlmann nur 
einen matten Stufe oon ihr befommen. ©>e= 
fränft mar er 3 ur Dür gefcferitten, bort aber 
hatte bie TOtter ihn plöfeli© eingeholt, ihn 
hunbertmal gefüfet unb mit ben SBorten ent* 
Iaffen: „3© hab ; ein Keines ^apierle für bid) 
oerlauft — ba nimm's fürs Stinb. Unb menn 
bu mieber mas haben millft, es braucht nur ein 
SBort!" TO tränenben Slugen hatte fie ihm 
3 ugenidt unb mar 3 m (Sefellfdiaft 3 urüdgefehrt. 
©r aber ©eit einen Daufenbmarlf©ein in 
feinen £änben.' ©s mar ein angenehmes (5e* 
fühl, hoch er ftedte ben S©ein mit ©leidjmut 
in bie Daf©e, ©in foI©es 5Reifegef©enl ent* 
fpradh bem £aufe TOminger. Dom? Doni 
glaubte an grofee Honorare. 

Die Vollfinls, benen fie mit ihrer 2tbfi©t, 
3lmmerfelb 3 Uoerlaffen, mehe 3 U tun fürchteten, 
befchömten fie. ‘ Johannes unb ©oa mufeten, 
mas fie an bem täglichen Verle© mit ben 
^reunben oerloren, bod) säuberten fie feinen 
Slugenblid, ihre 9Jteirtung aussufprechen. Sie 
hielten ben 3lufenthattsmed)fel für gut. 23ei 
einer gemeinfamen ^Ibertbmanberung nach 9?ott= 
ning mürbe alles befproihen. %t)T Anfang 
mar munberooll, bod) brachte bas ©nbe einige 


Xtber £artb unb SJleer 

Schreden unb hatte nur bie harte £eilfamfeit, 
bafe Johannes unb (Soa fich bie Trennung nicht 
all 3 u ferner merben liefeen. 

3lm SBefer, bas bie SRefeach, tomerfelbs 
reifeenbes glüfedjen, bilbete, beoor fie 3 um 
Dorf htnunterflofe, famen bie Männer in ein 
(üefpräch, mie üarlmann es liebte unb 3 a* 
feannes nur mit grofeer iBefeutfamfeit führte. 
Sie fprad)en oon ben höchften Dingen, oon 
(Sott, oon ©oethe, unb erlauchte Flamen 
mürben ausgefprodjen, mit ihrem ©efolge oon 
3 beertoerbinbungen, bas mühelos bereitlag. 
Scheu blieb SRolIfinf an ber Sdjmelle bes Dem= 
pels, mährenb Äarlmann munter Igneintrat 
unb feine Stimme im hohdn ©emölbe tönen 
liefe. Sie mürbe ©er ftärfer 3 urüdgemorfen 
als fie in 3Birflid)feit mar. £eifes Summen 
flang b eff er, unb ^Rollfinf lächelte faum merflich 
oor fich ©u. TO: äBorten fid) ben höchften 
©öttem nähern, bas mar jung, fehr jung. 
Seltfam mutete es ihn an, bafe üarlmann 
nicht fchilierifdj, aus unbefümmertem 3 nng= 
tingsbrang 3 m Formel feiner 2 Beltanfd)auung 
gelangte, fonbern auf bie ©oetfeemeife, patriar* 
djaiifd) breit unb beutfchtümelnb. Drofebem, 
rein unb gut mar alles, mas er fprad), unb 3 o= 
feannes liefe fich fd)Iiefelid) baoon mitreifeen. 
Sie einigten fich tiefer als je 3 uoor. £ange 
ftanbert fie auf ber 23rüde, bie über bas SBefer 
führte, unb laufd)ten, bie £>änbe auf bas ©e= 
länber geftüfet, bem Traufen ber SBaffer. 
5tarlmann fah ihren filbemen ©ifd)t, ihr 
nimmermübes kommen unb Stür 3 en, unb 
ein munberooller 9tupsbael erfchien ihm bie 
£anbfd)aft, bas 3 Infetal mit feinen grüngrauen 
23aummipfeln unb bem bemölften Sturm= 
himmel. 2Bas ihm immer mieber gefdfah, er= 
eignete fid) and) h eu *e. ©r oergafe, bafe ber 
3 reunb, mit bem er eine innige ©emeinfdhaft 
gef unb en, nur hörte, nur ahnte. Doni, bie 
eben mit ©oa bie 23rüde betrat, hatte in ©rer 
Hnmittelbarfeit fogar bas Knglüd, aus 3 urufen: 
„Se© hoch! Se© bod) blofe! 3ft bas nit 
herrlich I" Sie merfte halb, mas fie getan, unb 
bie 2Borte brannten ©r auf ber 3ange. Sie 
fah, bafe ©oa blafe gemorben unb einen f©nellen, 
j©euen 33tid auf Johannes marf. Do© biefer 
ertannte felbft, mas 3 U oertuf©en mar, unb 
rief: „ 3 © itinber — nun haben mir es enbli© 
mal, mie mir es haben mollten!“ Da näherte 
Doni fi© ©m raf©, f©ob ©ren Slrm in ben 
feinen unb f©en!te ©m, f©einbar im S©er 3 , 
einen raf©en, liebeoollen ilufe. 3Son plöfeli©er 
©iferfu©t bemegt fah ©oa hin. Dann lä©elte 
fie— fie ertannte Dränen in Donis klugen. 

5lrm in 5lrm gingen fie meiter. £tm 3 lafe= 
ufer, unterhalb ^Rottnings, lagerten fie. Der 
3lbenb mar getommen. Über bem Dorfe, bas 
auf einem $öhen 3 uge lag unb in f©drfer 1 Sil= 
houette fi© 00 m £>immel abhob, führte ber 
Sonnenuntergang ein feltfames ^arbenfpiel 
auf. ©ine brennenbe 3BoItenburg mar 3 U fehen, 
unb ©iganten riffen £luabern los, um fie in 
bie golbene Diefe 3 U ftür 3 en. Jlarlmann gab 
biefe Deutung, unb ©oa nidte. 3^ öem 
£iftoriter ftedte oiellei©t ein Di©ter. Db feine 
englif©en ©ef©i©tsftubien ni©t eitel mären 
oor gröfeeren Aufgaben? 3 c©annes füllte ein= 
mal ein emftes SBort mit ©m reben unb ©n 
ni©t in feiner trodenen Sammelmut iaffen. 
5lber S5orfi©t mar geboten — bas f©nelle 
Selbftbemufetfein eines Coming er brau©te 
nur ein hohes 3 tet 3 a fehen, unb es ging bur©. 

Sie tarnen na© itarlmanns TOrten jeben= 
falls in eine feltfame Draumftimmung, bie 
Doni plöfeli© mit ben SBorfen 3 errife: „5tinber, 
habt ©r au© foI©en junger?" 

Da Ia©ten alle, unb ein Hmf©mung ge= 
fdjal). Siarlmamt tourbe übermütig, ©r liefe 
fi© mit Doni auf einen berben, luftigen Disput 
ein, bas mitgebradjte ^Ibcrtbeffen mürbe aus= 
gepadt, bie erfte 2BeinfIgf©e enttortt, unb nun 
gab es ein rechtes ©elage. S©er* 3 morte flogen 
auf, befonbers Dom hatte einen guten 2lbenb. 
itarlmann 3 itierte 2Bi©eIm ©uf©, blieb aber 
oor einer Kräftigen Pointe fteden. Darüb er 
ma©te fi© 3 ohännes, ber bie ^ortfefeung 


191L^r.42 

tannte, mit gutmütigem Spott luftig, unter* 
f©äfete aber ftarlmanns ©mpfinbli©teit, menn 
es fi© um eine geiftige £eiftung oor grauen 
©anbelte. 3 ^sgeheim legte fi© idarlmann auf 
bie £auer, um fi© an bem fetter 3 U rä©en. 
Da er aber, 00 m 2Bein erhifet, ni©t mehr ohne 
£eibenf©aft mar, oerliefe ©n bie ©ra 3 ie. Doni, 
mie immer, halb mit einem S©mips gefegnet, 
molite beftänbig, bafe 5tarlmann bie gan 3 e 
£anbf©aft oor fi© hatte. Da er abgemanbt 
im ©rafe lag unb ©oa betra©tete, bie etmas 
höher als er an eine 2 Beibe gelehnt fafe, rief 
fie ©m 3 U: „5lber bu fiehft ja gar nir, itarl* 
mann! Du haft ja gar leine £tusfi©t 

„Do© l"'rief er 3 urüd. „Die allerf©önfte 

„2Bas benn? Die ©oa?! Du,, i© merb ; 
nit eiferfü©tig 

„3© bin au© leine S eh ensmürbigteit," 
fagte ©oa unb f©ob ben 9lodfaum über ©re 
3 üfee. 3oh anrt e s ho^©te auf. 

„Do©, bo©, i© finb' es, liebe ©oufine!“ 
frähte itarlmaun. „3© finb' es! Dut mir leib! 
3 © bin mal fo!" 

„Dubiftmalfo?" mieberholte3ohannesleife. 

„3amohh oerehrtefter Dolftoi! 3 © ©alt's 
mit SSater ©oe©e! £lammernbe Organe! 
Karbon! 21© (Sott, ber 2Bein!" 

S^iemanb Ia©te mehr, unb alle f©miegen. 
51arlmann mürbe in biefer Minute oerurteilt. 
Doni aber, beren £iebesinftintt bies fofort 
empfanb, mar mit einem S©lage nü©tern. 
©rft mailte ©r 3 orn auf, halb über bie anbem, 
halb über üarlmamt — fie mufete ni©t, ob fie 
©n oerteibigen ober ab!an 3 eln füllte. Dann 
aber fah fie, bafe ©oa 3 U 3 ohannes getreten 
mar unb fi© neben ©m nieberliefe. ©in Ulbfeits 
lam plöfeli© 3 toif©en bas blaffe, ernfte ^$aar 
unb fie. SBortlos mürbe ausgefpro©en: 3 h* 
feib bes blinben 3*^unbes ni©t mert. Da 
|©lu© 3 te Doni auf unb rannte baoon. 5tarl* 
mann folgte ©r in hö©fter 23eftür3ung. ©r 
holte fie erft auf ber £anbftrafee ein Unb oer* 
fu©te fie bort mit gröfeter TOhe ,gu beruhigen. 
Sie marf ©m leibenf©aftli© oor, mas fie, Doni 
DränKe, begriffen hatte, unb er, ilarlmann 9t 0 = 
minger, no© immer ni©t oerftanb. ©r f©mieg 
3 u ©rem 93ormurf. 2Iber fie fah es ©m an, 
bafe bie eble Seite feines SBefens Oberfeanb ge= 
mann unb ©n reueooll 3 ur SSerföfenung trieb. 

23efpro©en mürbe ber Vorfall ni©t mehr. 
3 ohannes unb ©oa oerbargen ©re ©mpfinbung 
unb fpra©en beim ^eimmeg mögli©ft harmlos 
oon ber S©önheit bes 2lbenbs. Doni aber 
brannte ©r 2lbirren 00 m eigentli©en Dfeema 
im $er 3 en, fie ging bie Strafee na© 2lmmerfelb 
einfam unb in eignen ©ebanten 3 urüd, mie 
als TOb©en 3*lebri©sburger 2Bege. Sie 
fühlte fi© oor einer feelif©en ©ntgleifung, 
mie fie Rarlmann gef©efeen mar, fi©er, bo© 
blieb fie im 3 *oeifeI, ob fie. fi© barüber freuen 
ober grämen füllte. £iebe unb £>afe oertrug 
©re Seele, menn es fi© um ben geliebten 
TOnn h^nbelte, in jebem TOfee, nur leine 
©eringf©äfeung. Unb fo gef ©ah es, bafe fie 
ber fühlbaren 9teferoe ber 9lollfinls re©t gab 
unb ©nen 3 uglei© grollte. So trieb es fie, 
bem f©meigfamen ftarlmann mie ein grobes 
Sauemmäbel bie 2 Bahrheit 3 U fagen unb ©n 
3 uglei© gegen jebe Verurteilung in S©ufe 3 U 
nehmen, ©s mar eine f©mere Stunbe für 
Doni, fie litt ben itampf um bie $reunbf©aft 
am tiefften. ©tmas ruhiger mürbe fie, als ©oa 
beim 2 lbf©ieb mieber gaft 3 bie alte mar unb 
fie mit einem Stufe unter bem fternllaren $Ra©t= 
himmel allein liefe. 

Stlementine blieb ben Sommer über in 
3riebri©sburg. ■ Sie hatte grofee Dinge oor, 
unb bie 5 torrefppnben 3 , bie fie. führte, lofiete 
fie mehr, als fie babur© gemann. Sie molite 
bas $aus in ber Vertaftrafee teuer oerlaufen, 
aber fie mufete es f©liefeli© für bie Hälfte her* 
geben, benn ber eigentli©e 9tefleltant tarn 
ni©t. ©s galt, ben lünftlerif©en Vadjlafe bes 
oerftorbenen Vteifters 3 U oermerten, fie hatte 
fi© S©äfee baoon oerfpro©en unb mufete nun 
einfel)en, bafe bas 3 atereffe ber 5tunf©änbler 
über eine pietätoolle £olaIausfteIlung in 



1911. 9lr. 42 


ttber ßartb unb 9Jleer 


1099 


griebridßsburg ntd)t hinausging. ^ufttnus So= 
mingers Silber batten in ber mobemen 2 BeIt 
leinen Kaufpreis. Da Klementine nid)t 3 U 
beftimmen mar f if)re ^orberungen herabgu= 
feßen, ergab fidO halb bie Situation, baß bie 
oerehrungsoollen ^anbelsleute abreiften unb 
ü)r ben Sd)aß überließen, fo baß fie oon be= 
malter £einmanb umgeben mar. Sie hätte 
für ^nftinus' £ebensmerl ein ganges $aus ge= 
braucht unb oerteilte bie Stehrgaßl ber 23il= 
ber besbalb unter ihre Kinber, überzeugt, baß 
fie in 23 erlin, $Sünd)en unb Dresben nur 
innige $reube bamit erregen mürbe. 
Dresben lebte ^btttpp, ber ©rnft bes £ebens 
batte bas mit fid) gebracht. (Sr batte in bem 
Sd)ad)fpiel, bas ihm bie SBerbung um £ottd)en 
$ifcf) mar, einen unoorfidftigen 3 ng getan. 
Sad) bem Dobe feines Saters batte er burd) 
ben Reichtum feiner 3 nlünftigen mit einem 
Schlage ein felbftänbiger Staun fein mollen 
unb in etmas lünftlid)er £eibenfd)aft bem er= 
fd)rodenen Stäbd)en feine £iebe geftanben. 
£ott(ben mar 3 U ^apa unb Stama^gelaufen, 
bie böflid), aber beftimmt erllärten, baß fie 
bei aller $reunbfd)aft für Philipp Sominger 
ißn nicht als Schmiegerfoßn auserfeben hätten. 
So mar es bamit nichts. Ohne Seruf tonnte 
Philipp Tticf)t leben, bie golbene griebrid)s= 
burger 3ugenb mar oorüber. (Sr mußte aud) 
enblid) ber SJlutter, follte ihre 3 ärtlid)leit fid) 
nicht in heftigen 3 orn oermanbeln, irgenbeinen 
Semeis feiner männlichen Kraft geben. (Selb 
oerbienen — bas fdfmebte ihm feljr appetitlich 
oor. Satürlid) nicht unter fecßstaufenb SOlarf 
im 3 ahr. ®r mußte fid), ba man fid) feit» 
famermeife auch hier nicht um ihn riß, unb 
bie Sebeutung, Philipp Sominger 3 U gemimten, 
nicht jebem Deutfchen fofort tlar mar, 3 U einem 
Stonatsgeßalt oon hnnbertunbfünfgig Start 
entfdjtießen. Suf Klementines bringenbe 
Sitten nahm ihn ein Kunftßänbler in Dresben, 


ber mit bem oerftorbenen Sater befreunbet ge= 
mefen, als S erlauf er an — als S erlauf er unb 
als liinftlerifd)en Seirat, mie Philipp betonte. 

Die fieberhaft tätige Klementine brauchte 
immer ein großes £ebensprogramm. Sie faß 
ein allgu großes oor fid). S3ie König £ear oer= 
teilte fie ihr Seid) unb mollte ihre Kinber be= 
fucßen, jebes in feinem Sefiß, ben es ihr oer= 
banlte. Die §errfd)füd)tige beging ben alten 
fehler — fie entäußerte fich th^^r Krone unb 
glaubte, baß ihr bie Stacht burd) ben Samen 
blieb. Sls fie nad) achtgehn fahren bas £aus 
in ber Sertaftraße oerließ, übertünchte fie 
felbft bas traurige Sbfd)iebsgefühl. 2 teßt 
follten frembe Stenfd)en barin mot)nen, aber 
in menigen Stehen mußte es ihr ein leichtes 
fein, bas Serlaufte gurüdgulaufen unb ben 
Hfurpator an bie £uft 3 U feßen. Droßbem regte 
fid) halb ein unheimlicher (Sram in ihrer Sruft. 
Sie mürbe, mas fie nie gemefen, feßr empfinb* 
lief) unb glaubte fid) oon ihren Selannten 
nicht mie früher refpeltiert. Die alloerehrte 
SSirtin, bie Ieudjtenbe ©lüdlid)mad)erin mar 
Klementine nid)t mehr, in ihrem feßmargen 
Drauerlleib, mit ben oermeinten Sugen. Stit= 
leib fürchtete fie mie bie ^eft, namentlich bas 
ber $riebrid)sburger. Da lauerte jeber nur, 
mie er burd) ben Serluft bes anbem in ber 
„Sanglifte" höher laut. 3eber, oon bem man 
nichts mehr „hatte", faul in ben Slltagsfluß 
hinab. Stit harten, f a ft feinbfeligen 3ügen 
ging Klementine burch bie Straßen. Steifter 
5>uftinus — feine gange „Stellung" in orrieb= 
rießsburg feßrumpfte barauf gufammen, baß bie 
SSitme eine ^ßenfion erhielt. (Sr mar ja nur 
ein ftaatlicßer Scßulmeifter gemefen, unb bie 
Slabemiler belamen einen neuen Direltor. 
insgeheim fühlte fie, es mußte fo fein, aber 
fie mollte es fich nicht eingefteßen — niemals. 
Sur bas Stadjtgefüßl nicht oertieren! Sur 
nicht oom £eben mitgefd)leppt merben, lraft= 


los, alt, ein unnüßes Stöbel — aufrecht in ber 
Serrfcßaft bleiben, bas mollte fie. Sicht in 
§riebrid)sburg. §ier oernarbte bie SBunbe 
nicht, bie fie leinem Stenfcßen auf ber 2BeIt 
geigte, aud) ihren Kinbern nicht. Sßer burfte 
fie als S3itme mit einem Slltagsmaße meffen? 
2Ber h^tte fie rid)tig beurteilt, als ^uftinus am 
£eben mar? Sie hätte ihre Drauertleiber am 
üebften oom £eibe geriffen, um in ber mähren 
Drauer frei gu fein. Das 2Beib in ihr, bas 
immer nod) junge, finnlicße 2 Beib, bas gemalt= 
fam eingefd)läfert morben oon nichtigen Sorgen 
um frembe, nichtiger £iebe für ^embe. 
Sie hatte einft einen Künftler geliebt. 3 u ftinus 
hatte ihre £iebe gefürchtet mie fie bie feine. 
Sie flohen ooreinanber unb nannten es bod) 
ein 3 ufammenleben. Sie gemannen fie fid) 
als Stenfcßen 3 urüd. Sor ihren Kinbern unb 
oor ber 2BeIt nid)t. Dennod) galten fie für 
glüdlid), bennoch ließen fie fid) gern in banl= 
baren Seben als ©lüdlicße feiern. (Säfte, (Säfte 
jeben Dag — nur bei fid) felber maren fie nie 
gu (Saft. 3uftinus hatte feine Kunft gehabt — 
Klementine haßte biefe Kunft. Diefe ftrenge, 
hochmütige (Sottheit, bie ihm nur $ernfein oom 
-SSeibe bebeutet hatte, fo mie er gefchaffen 
hatte, mie ^uftinus Künftler gemefen mar. 

Dod) feltfam — er fehlte ihr jebe Stunbe. 
Sie fühlte bunlel, baß fie in bie 3rre ging, 
feitbem er nid)t mehr ba mar. Serfäumnis, 
SSerfäumnis tönte es mie eine maßnenbe Klage 
um fie her- Sie mollte nod) einmal gang 3 U fich 
felbft 3 urüdlehren, bie Stenfcßen oeraeßten, 
bas £eben aufs neue liebgeminnen. Sie mar 
jeßt oierunbfünfgig paßte. 3 roangig 3 aßre 
lonnte fie noch üor fid) haben — es follte bie 
3eit ber Seife unb bes einfamen Sieges merben. 
Dies beibes erfehnte fid) Klementines töricht 
junges Demperament. pm §erbft oerließ fie 
$riebrid)sburg unb reifte mit ihrer gangen $abe 
nach ^Berlin. (gortfeßung folgt) 



Kinberlrippe. Sach einem ©emälbe oon 9S. £inbe = 2Balther 





















beforgte Sdjmiebearbeiten. 3u allen §anbmerten, 
bie im Dorf gebraud)t mürben, oerfud)te er fid) 
mit oiel Gefd)id; am liebften aber machte er feine 
Möbelftüde aus §013 unb „primitio=architettonifd)e, 
mit Ornament gefd)müdte Sachen. Gr tjatte es 
nirgenbs gelernt, unb barum nannten it>n bie 
Säuern einen 3auberer," er 3 äf)lt Meftrooic. 9tudj 
bie feltene Kunft bes Befens unb Schreibens 
batte er fid) irgenbroie angeeignet unb unterrichtete 
ben Sohn barin, beim Schulen gab es nid)t unb 
gibt es aud) beute nicht im balmatinifd)en Gebirge. 
Der arme Arbeiter ahnte nicht, baf 3 er bamit feinem 
Kinbe ben 3ugang 3 U einer Melt tiefer, unoergeh= 
lieber Ginbrüde erfdjlofc, 3 U Grlebniffen, bie formenb 
unb geftaltenb auf bie toad)en Sinne roirtten unb 
für bie Gntroidlung bes jungen 3 ü mt Meftrooic 
oon nad)baltigem Ginfluh roaren: an ben langen 
Minterabenben las nun ber Knabe feinem ©roh 5 
oater aus ben alten ferbifd)en §elbenliebern oor, 
bie bamals 3 um erftenmal feine ^hantafie er= 
regten unb benen er beute bie Motioe 3 U mancher 
feiner Stulpturen oerbantt. Die fremben ©ebid)te 
regten toobl aub 3 U eigner ^Srobuttion, unb fo 
improoifierte ber 3unge mitunter fleine Bieber, 
in benen Greigniffe ber engften Dorfumgebung 
perfifliert roaren. 

9tud) bie Steigung 3 U ornamentierter § 013 = 
arbeit übernahm er oom Nater. Mit neun 3<*hren 
fdjon fertigte er oerfd)iebene Gegenftänbe, bie 
mit allerlei geometrifdjen Figuren unb artberm 
Sd)mud oer 3 iert roaren, unb begann aub halb 
Sbafe, 3iegen unb ^ferbe in §013 3 U fbniben. 
9lber nur, roenn bie gelbarbeit oorbei mar, blieb 
3eitfürberlei93efbäftigung, benn gleid) ben anbern 
muhte aud) ber Sohn orbentlib mitfbaffen. 3m 
engen Kreis muhte man mobl oon ben Nerfud)en 
bes Knaben, aber es tümmerte fib teiner barum, 
bis eines Dages ber Pfarrer oon bem 3 mölf= 
jährigen einen Kru 3 ifteus oerlangte. Mit greuben 
ging ber fo geehrte Dorftiinftler an bie Arbeit, 
begann ein paarmal bie gigur in §013 3 U fbnihen, 
aber immer mieber brad)en bie ausgebreiteten 
9lrme bes ©etreu 3 igten ab. Da tarn Meftrooic 
auf ben Gebauten, es mit einem anbern Material 
3 U oerfud)en, bie gigur in Spedftein 3 U fdjneiben. 
Gs gelang — unb ber Knabe, ber bis jetjt ben 
nteiften als fpielenber Xaugenid)ts erfdjienen mar, 
arbeitete ooit ba an fleihig, ermuntert burd) bas 
Bob bes Pfarrers, an oerfdjiebenen Spedfteim 
figuren, unb mancher angefehene Mann bes Dorfs 
nahm bantbar bie tleinen Kunftmerte an, bie ber 
Nater gern feinen greunben 3 eigte unb fdhentte. 

9lls Meftrooic oiersehn 3^hre alt gemorben 
mar, tarn ein Offner ber ©ar= 

- nifon Sebenico in bie ©egenb, 

fah bie Arbeiten bes Knaben 
unb begann fid) für ihn 3 U inter= 
effieren. Gr leitete eine Samtm 
lung ein, bie über 200 Kronen 
ergab, unb mit biefem ©elb 
. mürbe 3 ®an 31 t einem Steinmetz 

B meifter in Spalato in bie Behre 

getan. 9tn eine mirtlid) fünfte 
Ierifd)e 9tusbilbung bad)te ba= 
Bi ntals mohl noch niemanb, unb 

bas mar and) gan 3 gut, benn fo 
ermarb ber junge Silbbauer oor 
allem eine gebiegene t)aubmert= 
K^r Iid)e Xüdjtigteit, bie ihm fpäter 

^ gemih oon Norteil gemefen ift. 

Die Summe, mit ber Meftrooic 
nad) Spalato getommen mar, 
fd)mol 3 halb 3 ufammen, aber ber 
Meifter oerfprad), ben fleihigcn 
Behrling bei freier Koft unb 
Mohnung 3 U behalten, meil er 
ihn gut braud)en, ihm £)rna= 
mente unb giguren für Mar= 
moraltäre halb gan 3 iiberlaffen 
tonnte. Unb bie Meifterin gab 
AB bem I)eranmad)fenben Künftler 

Unterricht im 3eid)nen. 

gubeffen hatte ber Offner 
feinen Sd)üt}ling nid)t oergeffen 
unb machte gelegentlich einen 
reichen Miener Kunftfreunb auf 
ihn aufmertfam. So tarn Me= 
ftrooic mit fünf 3 ehn 3 ahren, 
ohne je eine orbentlidje Sd)ul= 
bilbung genoffen 3 U haben unb 
ohne ein Mort Deutfdj 311 oer= 
ftehen, nach SBien. Gs mar 
nid)t leicht, einen Behrer für 
ihn ausfinbig 3 U machen. Die 


S elten hat mid) eine tunfttritifdjeAufgabe mehr 
ange 3 ogen, fd)ien mir bie Mittlerrolle 3 mifd)en 
Künftler unb Nublitum bantbarer unb mertooller 
als beute, mo id) oon ben Merten eines jungen 
Silbhauers fpredjen mill, ben id) nid)t für ein 
ausgereiftes Dalent halte, mohl aber für eine ber 
ftärtften ^ßerfönlid)teiten in ber jungen Künftler= 
generation £>fterreid)s, für eine fehr bead)tensmerte 
3nbioibualität im ©efamtbilb ber Kunft unfrer 
3eit: oon ben Arbeiten bes Dalmatiners 3oan 
M e ft r 0 0 i ö. Gine ©efamtausftellung in ben 
Räumen ber Miener Se 3 effion, bie fchon feit 
gahren ein 3 elne feiner Merte ge 3 eigt hatte, gab 
im grül)jal)r 1910 3 um erftenmal Gelegenheit, 
bas eigenartige Sd)affen biefes taum fiebenunb= 
3 man 3 igjährigen ^laftiters 3 U überfhauen. 3 mei 
mertmürbige Stulpturen, ein riefiger „i?jelben= 
topf" unb ber — baneben mirtlid) grotest mirtenbe 
— topflofe Dorfo eines oormärtsftürmenben 
athletifdhen £jeros, ftanben modjenlang auf bem 
Stufenoorbau oon Olbridjs Kunftpaoillon auf 
bem „Nafchmartt" unb haben ba bie brauen Spieler 
geärgert unb 3 U billigen Sd)er 3 en gerei 3 t, aber 
aud) jeben, ber für tünftlerifd)e Qualitäten nid)t 
blinb mar, unmiberftehli<h ange 3 ogen. Denn mas 
ba faft aufbringlid) in ben Straf 3 enlärm bes 9111= 
tags l)ineinfd)rie, fd)ien bod) auf ben erften 93Iid 
gleich mehr als ein abftrufer Künftlereinf all: in 
biefen 3 toei fo fonberbarett Nilbmerten offenbarte 
fid) nicht nur eine gan 3 auherorbentliehe anatomifd)e 
Meifterfchaft — ber 9lusbrud eines fd)mer ge= 
bänbigten Mollens, ein h^ifees Gingen mar in 
ihnen; aus ben hetoifdhen gormen fpradE) eine 
heroifdje Seele. 

So maren aud) faft alle bie SBerte, bie brinnen 
ben §auptfaal beherrfdhten: granbios in ber tünft= 
lerifchen 9lbfid)t, oon hohem tedjnifd)em Vermögen 
in ber 9lrbeit, unb gan 3 erfüllt oon Ieibenfd)aft= 
Iid)em Gmpfinben. Drei ftarte Kräfte fd)ienen ba 
unb bort auf bie Gntroidlung biefes Künftlers ein= 
gemirtt 3 U haben: bie tlaffifdje Kunft mit Ginfd)luh 
ber orientalifd)en Sölter, bie gormenmelt bes 
Michelangelo unb bie Moberne, bie burd) bie 
tarnen 9tobin, Beberer unb Mehner djaratterifiert 
ift; freilich nicht fo, bah man oon Nachahmung ober 
9tbl)ängigteit rebeit tonnte. 93on ben 9llten hat 
Meftrooic gelernt, ben Mut 3 U gemagten Grperi= 
menten empfangen, mit ben Mobernen oerbinbet 
ihn oermanbtes Streben nad) einem neuen monu= 
mentalen Stil. Gs mad)t ihm fid)tli<h greube, 
hod)gefpannte Gnergien in geftrafften Sehnen 
unb geballten Mustein bar 3 uftellen, bie reife 
Sd)önheit eines oollentmidelten grauenleibes nad ) 5 
3 ubüben. Man tann feine emi= 
nente plaftifche ©eftaltungstraft 
an bem Körper einer mübe htm 
gefuntenen grau in ber Gruppe 
ber Mitmen ober an ber fauern= 
ben ebenfo bemunbern mie an 
bem oormärtsftürmenben $eros. 

Gin Motio tel)rte bei ben ba= 
mals ausgeftellten 9lrbeiten öf= 
ters mieber: ftarte Drehung bes 
Kopfes gegen bie eine etmas 
gehobene Schulter; 3 toeierIei er= 
reid)t ber Künftler bamit: bie 
träftige Betonung ber §als= 
mustein unb eine pr ach to olle 
rht)thmifd)e Binie, bie beim 
^jaaranfat) an ber Stirn beginnt 
unb in fd)öner gorm längs bes 
Nüdens oerläuft. 

Gin granbiofer Nhpthmus ift 
otelleict)t überhaupt bas ftärtfte 
Gl)aratteriftitum in ber Kunft 
bes 3oan Meftrooic, ein Nl)pth 5 
mus ber Binien unb gläd)en, 
ein Nhptljmus ber Maffeit, ber 
Bidjt= unb Sd)attenmirfungen; 
unb mohl um biefes Nhptl)mus 
millen läfjt ber Künftler manche 
feiner Merte als Dorfi mirten, 
bricht bie 9lrme, bie gü^e ber 
giguren an irgenbeiner mohl 5 
berechneten Stelle ab, um ein 
gemiffes ©leid)gemid)t 3 U er= 

3 ielen, manchmal auch, um ben 
23lid in beftimmter Nid)tung 
meiter 3 uführen ober eine ftörenbe 
ltberfd)neibung 3 U oermeiben. 

Gs fchien mir mertooll unb 
intereffant, ben Künftler felbft 
über feinen Meg, feine Gntmid= 
lung 3 U befragen; bie Bebens= 


(Äönig.ffialcrie in 2[gram) 

Der Künftler meines Nolles 


,Mario Kraljeoic", fünf Meter h°h e Neiterftatue bes fübflamifdjen Nationalheiben 





1911 . 42 


Über £anb urtb 9JIeer 


1101 




ftaatlid)en Snftalten mit ihren an 
bestimmte Sufnabmebebingungen 
gebunbenen £ebrplänen Ratten 
feinen Paft für ein Oalent, bas 
auf fo fonberbaren ÜBegen fid) 
bisher entroidelt batte. Unb einen 
allju teuren Silbftauer als Steifter 
für Sieftrooic 311 gewinnen, fcf)ien 
nad) ben oorbanbenen £eiftungen 
bantals oielleicbt boeb ein al^u 
großes Opfer. ©nblid) nahm 
Otto itönig, Oirettor ber itunft- 
gewerbefdpile, ben jungen Oal- 
matiner als pioatfd)üIer an. 

„Stiebt toegen meiner itenntniffe,“ 
fd)reibt9Jleftrooic, „fonbern toegen 
meiner ©efd)id)te unb feines unb 
feiner grau guten ^er^ens." 3 tf>ei- 
mal in ber £Bod)e unb fpäter im= 
nter öfter fam SDteftrooic 3 U ibm 
unb lernte oon ibm „bas allererfte 
Sehen unb 9tad)bilben“, fopierte 
SSertc oerfd)iebener Sieifter unb 
mobedierte bann auch fd)on halb 
nad) ber Statur. 

Sieben Slionate bauerte ber 
unentgeltliche Unterricht, bann 
feftte SJleftrooiö feine Suf nähme 
in bie Slfabemie burd) unb 
tourbe Schüler oon geinter, 

Sitterlid) unb Oberbanrat Obmann. Oie fol- 
genben oier Stubienjabre toaren erfüllt oon 
dufteren unb inneren itämpfen: ber junge itünftler 
oerlor bie materielle Hnterftüftung feines früheren 
SJtägens unb muftte fid) burd) kopieren oon Silbern 
ben nötigften Unterhalt ertoerben; gelegentliche 
Suboentionen, bie ihm feine £ebrer oerfdjafften, 
halfen notbürftig weiter, unb troft aller Sebrängnis 
hielt ber Sorwärtsftreb enbe tapfer aus. £eid)t finb 
biefe 3 <*b r e gewift nicht gewefen; benn fo bantbar 
SPteftrooic bie mertfd)lid)e ©üte fühlen mod)te, mit 
ber bie £ebrer ihm entgegenfanten, feine über- 
ftrömenbe P>airtafie brängte il)n 311 anbern Suf- 
gaben, als bie SHabemie billigen mochte, getoiffe 
©egenfäfte in ben SInfd)auungen toaren unoermeib- 
lid). ©s 30 g SJteftrooic 3 U ben jungen, bie gleich 
ihm noch in Sturm unb Orang ftafen: früh fanb 
er ben Slnfd)luft an bie SBiener „Se 3 effion“ unb 
ftellte fchon als Stabemiter bort feine Arbeiten aus. 
§ier tourbe einer ber görberer ber „Se 3 effion“, 
Aarl SBittgenftein, auf ben jungen itünftler auf* 
merffam. gm: ^ a t SPteftrooic feinen groften 

Srumten „Sm Ouell bes £ebens“ gefd)affen unb 
eine Steibe fleinerer ^Arbeiten ausgeführt. So 


Slm „Srunnen bes £ebens“, 1905. (3m Sefift ber ©emeinbe Slgram) 


tourbe es ihm möglid), toäbrenb ber 
nädbften brei 3 ob*e in S fßaris, too 
Siobin unb Sartbolomee fid) feiner 
freunblid) amtal)men, gan 3 ben 
eignen planen unb Arbeiten 3 U 
leben. Oie SSerte, bie bort ent- 
ftanben unb im oorigen 3 <£)*e in 
2 Bien ausgeftellt toaren, fteben faft 
alle in einem ibeellen 3 nfammen= 
hang, ©s finb bie Stagmente eines 
groft gebad)ten Siubmestempels, 
ben ber itünftler ben gefallenen 
irjelben feines Soltes errichten 
roollte. Ob fie fid) je gan 3 3 ur 
©inheit 3 ufammenfd)lieften wer- 
ben? Snr Peftrooic' Slrt ift biefer 
ungeheure pan eines Siefenbent- 
mals d)arafteriftifd): in frühen 
SBerten, toie in bem (oon ber 
©emeinbe Stgram angetauften) 
„Srunnen bes £ebens“, muftte 
eine tünftlid) gefteigerte Sd)wie- 
rigteit in Stellungen unb po- 
blemen bie ©röfte ber Aufgabe er- 
feften, bie ber itünftler brauchte, 
um Sreube an ber Slrbeit 3 U finben: 
er „tonnte“ ja toirtlid) fo unglaub* 
lieh oielunb muftte fid) SBiihe geben, 
um nicht fpielerifd) 3 U toerben in 
feiner frühreifen plaftifd)en ©eftal- 
tungstraft. Oie ungewöhnliche Starte feines Oalents 
brauchte ungewöhnliche SBiberftänbe, um baran 
waebfen 3 U tönnen. Sei bem „tfjelbentempel“ nun 
war bie ©efamtanlagepbantafieooll genug als 3 bee, 
um bie ©in 3 elftüde, bie bem groften ©an 3 en fid) 
einfügen füllten, in reineren, monumentalen Ser- 
bältniffen entfteben 3 U Iaffen. Oiefe Siguren 
finb 3 eugniffe eines Sufftieges, ben man mit 
Sreube unb Sertrauen auf bie SBeiterentwidlung 
bes itünftlers ertennt. ©s wäre nur 311 wünfeben, 
baft ein grofter Auftrag, ber alle feine iträfte an- 
fpännte, halb bas reifen Iiefte, was SPteftrooic 311 
geben tmftanbe ift. 3^ feinem Saterlanb, in 
£)fterreid)=Hngarn, wirb bem itünftler biefer Auf¬ 
trag fo halb woI)I nicht 3 uteil werben. Oie traurig 
oerftridten politifchen Serhältniffe ber äRonard)ie 
haben ihn fd)on einmal um eine frohe Hoffnung 
betrogen. Oas Hnterricbtsminifterium wollte 
ooriges 3 ab* einige feiner Arbeiten für bie „Sto- 
berne ©alerie“ antaufen. Sber im leftten Sugenblid 
bat irgenbein Sureautrat berausgefunben, baft man 
bas wegen ber „ferbifd)en popaganba“ nid)t tun 
bürfte. Sielleid)t weift man aber anberwärts itunft 
ohne politifd)e 9tüdfid)ten ein 3 ufchäften. 


Oie SSitwe (Fragment) Oben: ber äJtaler SPtebuliC 


Spftini 


1911 (Sb. 106) 


144 





















1102 


Hb er £anö unb 501 eer 


1911. 42 


* Das Dunfle. ©ine Aooelle non Sophie £oed©tetter 


ottor Aßatter ©onnlanb, eirt junger ©e= 
lehrter, ber beauftragt mar, in ben Bäben 
unb Antiquariaten um „Aaternofter Aom" nad) 
alten ©ü©errt unb ©rftbruden ' 3 U fu©en, befanb 
fidt) heute früher als fonft auf bem „fjeimmeg. 

Ser Turmtorfo oon Aßefiminfter ftanb ge= 
fpenftifdE) unb büfter über ben buntlen (Sebäuben. 

.©onnlanb bad©e, roenn ©loden läuten mürben, 
tarne oiellei©t etmas mie Vertrauen in fein 
Aber biefes Tuntel hatte teine Stimme, ©s 
Iaftete, mie etmas Totes auf uns laftet. 

©r ba©te an feinen 3 reunb — einen erft in 
©nglanb gemonnenen 3 reunb, ben er auf ber 
©iblio©et fett neu gelernt, ©r hatte- na© ifjaufe 
gemußt, meil er pflege brauchte. ©onnlanb 
mar jung unb gefurtb. ma©te ber ©ebante 
f©aubern, bah jemanb fterben tönne, mit bem 
er fo gute, feine Stunben in ber falten, um 
gel)euren Stabt gehabt, ©r bad)te nod) einmal, 
menn bo© ©loden läuten mürben — ©loden, 
bie mie ein oerfjeifeenber Auf ben quälenben Aebel 
über ber Stabt —- bie quälenbe Atutlofigteit 
feiner Seele bur©bre©en mürben — 

Aber auf bem Turmtorfo oon Aßeftminfter 
regte fi© ni©ts. 

©onnlanb überf©ritt bie ©rüde. S©mar 3 
lag unten bas Aßaff er — Bi©ter marfem gelbe 
Rieden ©nein, arme, mie ertrunfene gelbe Rieden. 

Unb Aßatter ©onnlanb errei©te feine Aßo© 
nung, ein |jaus, ni©t fern bem JObelisf, in einer 
©egenb, bie früher oornehm mar, unb in ber 
je© fo 3 iaIe ©egenfä^e, bie .©ürger unb f©mam 
tenbe, fragli©e ©riftengen bur©einanber gemif©t 
mofmen. ©s mar eine beutf©e 3 übin, bie eine 
Art oon ijßenfion in btefer ©egenb ©eit. 

£>eute ging ©onnlanb in ben „Salon", Tee 
gu trinfen. 3amefon fah ba, ein junger Te©niter. 
©in blei©er,, f©mal aufgef©offener Atenf© oon 
ni©t oiel über gmangig 3 atuen- 

„Sie fehen f©Ie©t aus," fagte er gu ©onnlanb. 
„31)nen befommt bas Rlirna nid©." ©s mar freunb= 
li© gefagt, unb freunblid) fu© ber junge Atcnfd) 
fort: „Aßollen mir einmal gufammen ausgehen? 
©ummein gefm? Alan mu| bo© nid© nur ©ü©er 
in Bonbon fu©en. Ober mögen Sie ni©t Amü= 
fements? £aben Sie 3armuth f©on einmal 
dangen fel)en?" . • 

„Aein — mer ober mas ift benn 3 aiütu©?" 
Ser ©nglänber la©te. ©r 30 g bie SAunbmintel 
babei herab, unb fein junges © eft©t befam 3 ätt©en. 

„kommen Sie benn nie ©er©r? 3armu© 
moI)nt bo© im $aufe — bie bunfle fyrait — Sie 
loiffen bod)?" 

„Sie bunfle grau, bie fo böfe ausftel©?" 
„©öfe? 3© me©.-nid©. Still ift fie meift. 
3 © fe© fie feiten. 3 © ©Be gehört, fie foll in 
ber Aa©t tangen. Ser Atann, ber man©mal 
©er ift - - " 

„Ser riefen©fte Atann mit ben Aaubtier= 
gähnen?" 

Ser ©nglänber iad©e auf. ,,©ut, mie Sie 
mollen — bie beibert tangen. Sen Sang ber 
Apa©eft. ©r ©i© £©bafpes, fie Qarntut© Aßie 
fie in Aßirfli©feit I)ei©n, bas me© teiner, unb 
t© mtll ntidj ©ten, gu fragen. Aber:oergei©n 
Sie — i© muß no©mal meg. Auf Aßieberfe©n 
na©©r." • . '' ; ; 

Aad) einer 3 eit, bie er ni©t gefüllt hatte, 
bemerfte ©onnlanb, bah er nid© allein geblieben 
mar. . 

3n einem Aßinfel, na© an ber geuerftelle, 
fah bie bunfle 3 rau, oon ber ber junge 3 amefon 
gefpro©en. ©r fab ©n, unb als fie plö©i© ben 
©lid er!)ob unb in ben feinen fenfte, erf©raf er. 
©rf©raf unb Iä©elte guglei© mit bem guten 
Bä©ein eines fd)ulblofen $ergens. 

„Rann i© 3f)nen etmas ©Ifen?" fagte er 
impulfio. "i 

S©mal unb fe© ©11 ftanb er neben ber 
3 remben. ' 

Sie erhob bas bunfle ©efi©t langfam, mie 
lauernb, bünfte il)n. Aber es mürbe ebler burd) 
bie Hebung ber §alslinie. 

3 ü ©onnlanbs ©rftaunen- antrbortete fie mit 
bem Sonfall unb bem Afgent einer Same: 

„3© bitte, mie meinen Sie bas? Aßollen 
Sie mir See beforgen? Sas Bi©t nä©r rüden?" 

©r marb bemubi ©r oerbarg feine Iei©te 
©eriegenbeit nun hinter einem gemollten Bä©eln. 

,'9BeiI“ i© felbft ©er fremb bin, hatte i© mohl 
alle Alenfdfen für fremb." 


: 3n biefem Augertblid boote man S©ritte auf 
bem 3inr — bie Sür mürbe aufgefto©n — ein 
Strom oon Rälte fam ins 3intmer mit bem 
©intretenben, in bem ©onnlanb jenen erfannte, 
ber $pbqfpes he.i©n follte. Ser Aiann mit ber 
3arbe einer anbern Aaffe rief ber 3rau etmas 
gu — es flärtg hart unb ärgerii©. 

Sie ftanb auf, ©r ©lid mieb ©onnlanb, fie 
fagte füll guten Abenb unb oerlieh mit iogbafpes 
bas $aus. 

©onnlanb mar ni©t meiter erftaunt, als faft 
glei© barauf ber junge 3amefon mieber eintrat 
unb fragte: 

„Aßas ift es, mollen mir 3armu© tangen fehen 
gehn?" 

Aßalter ©onnlanb fanb es unbegreifltd), bah 
bie 3rau mit bem toten ©lid unb bem f©euen 
ffiefi©t irgenbmo tangen follte. Senn unter Sang 
oerftanb er Bei©tigfeit unb fro©s Spiel. . ©r 
moilte fie . nun mirfli© fehen, oiellei©! um fi© 
oon bem erften ©inbrud gu befreien. 

©s mar ein Spegialitätent©ater, in bas ber 
junge 3amefon ©onnlanb bra©te. ©lobe ©ro= 
testen, traurig banale S©erge gogen oorbei, be= 
johlt unb bela©t oon ben (5emofmheitsgängern bes 
Sheaters. ©nbli© fam ber Sang ber Apad)eit. 

Sie 3armutf) ftanb in einem armfeligen RIeib 
in einer ©de ber ©ühne — ein menig gebudt 
ftanb fie, ängftli© unb bo© lauernb — unb fah 
na© irjgbafpes hinüber. 

Aßas ift bies, ba©te Aßalter ©onnlanb — 
bies ift fein Sang, bies ift ja -Qual. Ser Apa©e 
näherte fi© ber 3rau — fie fam auf i©t gu mie 
gegmungeit er hotte gum S©Iag na© ©r aus 
— fie budte fi© —— er rih fie an fi©. Sie fah 
©n oergmeifeit an — ba fam etmas mie Aßei©= 
heit in bas ©efi©t bes Aiefen — er ftrei©eite 
©r ©efi©t — mährenb fie in einem leiferen 
Ahp©mus tangten. ©r marf fie ho© — hob fie 
mieber auf — unb nun hingen bie ©lide ber 3rau 
mit feltfamem Aßollen an bem Apa©en. ©onn= 
lanb f©Ioh einen Atoment bie Augen. Sie 3or= 
mein bes Sanges, oon einer einbrudsoollen Aiufif 
begleitet, gingen meiter. Alles mürbe mie unter 
einem Reu©en ©erhaltener Singe — unter bem 
3roang einer Biual, bie bo© mieber erfehnt f©ien— 
Httb enbli© mar ein Atoment — ba ftanb 
fie füll unb fah auf ben Apa©en — fah mit einem 
Ausbrud auf ©n, in bem alles oergm eifette Aßiffen 
bes Aßeibes lag, mit Augen, bie bas 3ür©terli©fte, 
für bas mir nid© Aßorte finben, gefehen hoBen 
mühten — mit gramerftarrten ttntermettsaugen, 
für bie es fein ©ef©ehms mehr gibt, bas ni©t in 
Beib unb ©raufamfeit ertrunfen ift. — Unb für 
einen Augenblid— einen ftummen, bemegungs= 
lofen Augenblid, fam ein Bä©ein, unerträgli© 
überlegen unb unerträgli© f©mergooll — 

Ser Apa©e ergriff bie 3rau um bie lüften 
unb f©leuberte fie über ben Aaum in eine ©de — 
Sort lag fie — mie tot — oerni©tet, aus= 
gelöf©t — ber ©orhang fiel- 


Unruhig ging Aßalter ©onnlanb bur© ben 
Sag. ©r muhte bie Apa©enfrau fpre©en. Aßarum 
— bas mußte er ni©t. ©in 3 *oang o^ar in ©m. 
©ine rätfeloolle Unraft, ©r fah am Abenb mieber 
in bem Seegimmer - fie fam ni©t. - Srei Sage 
fam fie ni©t. ©r magte ni©t na© ©r gu. fragen. 

Aßalter ©onnlanb ging bur© bie Bäben unb 
©emölbe ber ©u©hänbler in Aaternofter Aom — 
f©rieb an ben franfen gdeunb in bemnor©umber= 
Iänbif©en Sorf an ber römif©en Atauer. 

Uber allem aber ftanb mie ein fteiler Stein, 
unabmenbbar, aufreigenb unb rätfe©aft bas Bä© ein 
ber Apa©enfrau. 

©r traf fie mieber — in bem Seegimmer mie 
bamals. 

Sie bunfle 3mti fam ins 3i^orer hemn. 
Sie mar na© ber Aiobe .bes Sag.es gefleibet, fie 
fiel© europäif© aus, ba©te ©onnlanb, unb muhte 
babei ni©t, in mel©en Aßeltteil feine ©ebanfen 
ben Urfprung ©rer ©rifteng gelegt hatten. Raum 
ein flüchtiges ©tmas erinnerte an bie Apa©en= 
„frau, erinnerte an bie Sängerin aus einem häf© 
Ii©en Sheater. , 

Sie famen in ein .©efprä©. ©r führte es 
me©anif© — benn er muhte immer benfen unb 
rätfeln, mas es um 3atoiu© roar. Aßoher fam 
fie? Sie oerftanb Seutf©, beffer als er ©nglif©. 

Sie fpra© Seutfd) mit ihm. 


©s märe ni©t unfein gemefen, fie gu fragen, 
benn au© fie hotte ©n gefragt, mo er gu B>aufe 
mar, unb mas er in Bonbon täte. * 

Aber er formte es nid)t, trohbem ©n feit 
jenem Abenb, ba er fie tangen gefehen hatte, bie 
©ebanfen an fte oerfolgten -r- in einer quälenben 
unb aufregenben Aßeife. 

©r fah in bas bunfle ©efid)t ber 3 armu©. 
Sa Iä©elte fie — gang Ieife, fanft unb mie 
gärtlid) lädjelte fte. , 

„Aßarum mollten Sie mir neuli© ©elfen?" 
fragte fte. 

©r errötete, ©r fanb ni©t foglei© Aßorte, 
©nbli© fagte er: „Sie f©ienen mir fo traurig." 

Sie 3nru ma©te eine ©eberbe. Sie mar 
hilflos unb f©eu. 

„Aßas ift 3©ten?" fragte Aßalter ©onnlanb 
mit jähem 3Trtpufe unb nahm ©re Bjanb. „Spre= 
©en Sie bo© — ift etmas, bas Sie bebrüdt — 
fönnen Sie es nid© jagen —" 

Sa merfte er plöhli©, bah bie $dou meinte. 
Unb. er beugte fi© über fie — fein helles ©efi©t 
mar bem ©ren nahe — einen Augenblid — unb 
er fühlte, mie fie gufammengudte. 

Sa ftanb 3ormu© auf unb ging. 


Aßalter ©onnlanb blieb gurüd, ©r hörte, bah 
bie 3ormu© na© einer fleinen Aßeile bie ©tage 
oerlieh- 

©r befann fi© unb ba©te, höbe i© irgenb 
etmas gefagt ober getan, mas fie oerleben muhte? 

Aßalter ©onnlanb fah fi© felbft plötjlid) auf 
ber Strahe. Aßalter ©onnlanb lief in ber Ai©tung 
ber Aßeftminfterbrüde gu. ©r hotte bas ©efühl, 
bor©in müffe bie 3 ormu© gegangen fein, ©s 
mar f©on füll in btefer ©egenb — unb bie er 
fu©te, fanb er ni©t. 

Sa ging er am linlen Shemfeufer ©uunter 
na© ©aurhalbAoab. 

Sas Aßaffer lag buntel in ber Siefe. Sie 
Sunte©eit fiel oom Fimmel h^unter. 

Unb bo© mar fie ni©t eine oöllige, beim man 
tonnte no© Singe in ber Sunte©eit fehen. Unb 
enbli© fah Aßalter ©onnlanb ben Umrih einer 
©eftalt. ©r feufgtelunb mar-bo© befreit. 

©r mar bei ber fremben~grau — er fühlte 
©re talte Bjanb auf einem ©ifengitter. 

„Ai©t," fagte er — „o ni©t.“ 

„Baffen Sie mi©—" antmprtete 3ormu©. 
©r muhte, mas fie hier gemollt. ©r muhte, 
fie fühlte, bah er ©re Abfi©t ahnte. • 

„Ai©t," fagte er no© einmal — „ni©t — mir 
müffen miteinanber fpre©en." 

©r muhte mohh menn man einen Atenf©en 
3 urüd©oIt — gurüdholt in ein Beben, bas fo 
ni©tig ober fo oon franter Aot unb Unerträg= 
Ii©em erfüllt mar, bah man es nid© mehr ertrug, 
fo f©ulbet man biefem Aienf©en oiel. 

Senn burfte man fein Aßollen bur©treugen 
unb feinen Sinn beirren, menn man ©m ni©t 
eine grohe ©erheihung gu bringen hätte? 

So fühlte Aßalter ©onnlanb — als er bie 
frembe 3^au aus ber Sunte©eit ©res ©ntf©Iuffes 
unb ber Sunte©eit ber Aa©t mit fi© gurüdnahm. 


Sie fahen gufammen. ©r fragte ni©ts. ©r 
ftreid)elte leife ©re §änbe. 

Unb ba begann fie gu fpre©en. 

Als fprä©e fie ins Beere, begann fie gu reben: 
©ef©i©ten aus ber Sunfe©eit eines trüben 
Aßeges —©ef©i©ten, faft ünbegreifli© auf bem 
hintergmitb einer anbern, glüdli©en 3 ugenb. 
©ef©i©ten, mie fie 3 muen erleben, bie mit 
einem heih m Temperament unb ohne Rraft 311 
einem 3BeaI ins Beben fi© merfen Iaffen. 

Aßalter ©onnlanb mar erf©üttert. ©r tonnte 
ni©ts fagen, er ftrei©elte nur , bie £>änbe ber 
Apa©enfrau. ©r ba©te, niemanb foll ©r mehr 
etmas tun, niemanb foll fie quälen. 

„heraus — menn man ba nod) heraus tönnte," 
fagte enbli© bie Apa©enfrau. 

Aßalter ©onnlanbs B»erg muhte no© ni©ts oon 
ber für©terli©en Tagesmahrheit mand)er Singe. 

©r fühlte bas, mas bie Stunbe ber 3armu© 
jefet gab, als ©r le^tes ©efihtum. Unb ihm mar, 
als märe ©m Baft unb ©ertrauen eines anbern 
Bebens gegeben. 

„Rannft bu nid© fort oon biefem Atanne?“ 
fagte er, ohne ©ebanten ben oertrauten Ton 






9*f)eingolt>. 9?act> einem ©emälbe »cn ©ruft Äarbt 

















1104 


Hbet £artb unb Sflleer 


1911. 91x. 42 


feiner Spradje gebrauefeenb, niefet anbers, als 
wäre ein Kinb ober eine Sdjwefter neben ifem. 

„3dfe will es wofel!“ antwortete fie. 

„Dann wirft bu mit mir in meine Heimat 
gefeen,“ fagte füll BSalter Bonnlanb. 

* 

BSie lange blieb es fo? 3^ten oerrinnen oft, 
ofene bafe man fie mifet. ein verfallenes ©efefeid 
fällt manchmal nodfe £idjt, wie ber Btonb feingefet 
über ausgebrannte Blauem unb fie fcfeöner madjt 
als ber Dag, ber ifere Berwüftung geigt. 

„3<fe feDle ifere Seele aus ber Diefe,“ baefete 
BSalter Sonnlaub. Denn er war fet)r iung unb 
oon feiner 5trt — 

ßines Bbenbs lam fie oom Dang — BSalter 
fafe nodfe auf. Sie ftanb hinter feinem Stufei 
unb ftreidjelte fein 5jaar. etwas Sdjeues lag 
in ber Berüfermtg — etwas Sdjeues oon ifer. — 
er füllte es anbers, er ftanb jählings auf -y* 
unb fafe fie an. 

Hnb ba lag wieber auf ifer ein ©efidjt jenes 
£äefeeln, bas ifem bas £erg gerrife, jenes unerträg= 
lidj überlegene £äd)eln auf bem Hrgrunb ber oer* 
gweifeltften Drauer. Hub plöfeüefe wufete ber 
Btann, bafe er Sdjulb unb Sdjidfal, ja oielleidjt 
entfeigen unb ©rauen niefet mefer aefeten würbe — 
weil er liebte. BSeil er biefe büftere ©eftalt mit 
ben wiffenben irjänben unb ber bunllen Stimme 
unb bem fefemergfeaften £äcfeeln liebte. 

Unb wie ein 3etbrodjener flüchtete er in bie 
Brrne ber $remben —- 

©efidjt war über ifem, unb er fal) es niefet. 
Sie fefewieg — fie fefewieg, als er iferen Btunb 
fuefete — fuefete unb lange fanb. 

„©efe,“ fagte fie enblidj, „gefe, BSalter Bonn* 
lanb. Du würbeft leiben. Bicfet iefe will biefe 
leiben maefeen. ©efe — idj bin lein Steinbilb, 
bas man lüfet.“ 

„©el) mit mir,“ ftammelte er ofene Raffung. 
Sie 1 ftreiefe eite Ifen, fie fagte ifem gute BSorte. 
£ange. Dann richtete fie fidj auf: 

„3efe gel)e — unb gefee bu oon mir. 3d) würbe 
bid) betrügen — idj würbe alles Entfefelidje tun — 
benn audj bu bift fdjön, wenn bu leibeft.“ 

Unb fie liefe ilm allein, unb bie Bacfet war fdjwer. 


Die Eiferfucfet fiel in fein £jerg, wenn 2>armutfe 
ifen lüfete mit iljren wiffenben £ippen, unb eines 
Bbenbs fonnte er nidjt mefer anbers, er fragte 
fie entfdjloffen unb faft lalt nadj £pbafpes, bem 
Bpadjen. 

„3dfe feabe ifen geliebt,“ fagte 3armutfe, bas 
©efiefet in ben irjänben. 

Sooiel wufete benn auefe BSalter Bonnlanb: 
bafe ifer £äd)eln, ifer Busbrud bei bem Dang 
wenigftens ein erftes Blal leine Btasle gewefen, 
fooiel wufete aud) BSalter Bonnlanb. 

„BSas feinter bir ift, banadj feabe iefe bid) nie 
gefragt,“ fagte er feeifer oor ©rregung. „Bber — 
idj fealte bas niefet aus, bu barfft nidjt miefe lüffen 
unb mit bem £jpbafpes tangen — bas ertrage iefe 
nid)t — bies gefet nidjt.“ 

„Das Engagement ift gü Enbe,“ fagte 
mutfe, „idj feabe geftern gum Iefeten Btale bort mit 
^pbafpes getaugt.“ 

„unb bu wirft ifen nidfet wieberfefeen?“ fragte 
BSalter Bonnlanb. 

„3d) werbe ifen nidfet wieberfefeen,“ antwortete 
3ar mutfe. 

Die Antwort, bie SB alter Bonnlanb erfeofft 
featte, würbe ifem gu etwas fonberbar Scfewerem, 
als er fie erfeielt. Sie lam ifem gu rafefe — fie 
lam ifem im Donfall feiner eignen Stimme, 
faft wie ein gebanlenlofes Edjo fdjien fie ifem. 

„©efeörft bu mir?“ fragte B3alter Bonnlanb. . 

9Jiit iferer bunlelften Stimme antwortete 3ar= 
mutfe: „Bimm midfe bodj.“ 

Er lüfete fie. £angfam unb wie ein Dräu= 
menber. Hnb er fagte: 

„SBarum wareft bu neuliefe, oor feefes Dagen, 
böfe unb feart gu mir unb fagteft, bu würbeft 
Entfefelidjes tun unb midfe betrügen? 2Bie lonnteft 
bu bas jagen, ^o^Triutfe?“ 

„9BeiI bu oon mir gefeen follteft,“ antwor= 
tete fie. 

„Du follft niefet wieber oon mir gefeen, 3>ar= 
mutfe. Das £eben ift fo grofe unb reid) für 9Jien= 
fdE)en, bie einanber lieben. — Die bunllen Dinge 
oerfinlen — fiefe, fie bleiben feinter uns wie bie 
9iacfet ber ©eburt.“ 

„Dote Dinge,“ fagte fie fealb unbewufet. 

„?lber wir leben, 3<*rmutfe. So ftolg unb 
ftarl lann bas £eben fein, wenn gwei Slienfcfeen 
ben grofeen SBillen gueinanber feaben. Denn 
bann wollen fie bas kleine unb ©ute — wollen 


weg oon allem, bas oerwirrt — fie wollen gum 
£icfet — oerftefeft bu mid), 3armutfe?“ 

„So fpraefe nie jemanb gu mir, äßatter.“ 


Eines anbern Dages — füll unb gut war es 
gwifdEjen ifem unb 3armutfe gewefen, unb bie glömme 
feiner £eibenfcfeaft barg fidE) feinter bem £id)t 
feines £»ergens — eines anbern Sjbenbs fafe SBalter 
nod) bei feinem 23ucfefeänbler in ^aternofter 9low, 
als ifem ein Brief oon Biltor, feinem f^teunb, 
gebrad)t würbe. 

SBalfer Bonnlanb las: 

9Jiein lieber DBalter 

§ier in bem „nortfeumberlänbifcfeert Dorf an 
ber röutifdjen Blauer“, wie Du immer fagteft — 
mit einem gärtlidj fdjwermütigen Donfall, als 
füfelteft Du bie grofee Einöbe, wo bie ütatur nun 
fo gang oerfcfeloffen ift, feat man oiel 3^it, felbft 
wenn man weife, es lommen nid)t mefer oiele Dage. 

SOtein lieber BBalter, nie feätte idfe geglaubt, 
bafe man fo rufeig werben lann. Erinnerungen 
lommen, bie lange oerfdjüttet waren, klugen fefeen 
uns an, lange für uns erlofcfeen. 

Die 3eiten leferen nodfe einmal gurüd: unb 
mancfemal bin idj ber Heine 2dmge, ber auf ber 
Biutter Scfeofe bie menbgloden feörte — ober 
bas feeifee |>erg, bas in Sternennädfeten braufeen 
im weiten £anb ©ott oor fein $orum rief ober 
bie Erbe wie eine ©eliebte fafe. 

Hnb weil wir in unferm Erinnern fo wenig 
Bbfdjlufe unb Enbe finben, fonbern nur ein Ber* 
lieren im Dämmern, bas wie bie £ebensquelle 
fefeeint, ber Ulfenungen ooll unb bes ©efeeimniffes, 
fo wirb bie Dämmerung, bie idfe oor mir fefee, 
gum Bätfel unb gum £ebenbigen. 

3<fe beule oft ber Bßorte im f^äuft: 

„Hnb betn ^erj, 

^Eus WfcfeenruV gu $lammenqualen 
SBteber aufgefdjaffen, 

Bebt auf.“ 

BSenn unfer $erg unb unfre 3ugenb fid) nidfet 
ins Biebrige oerloren, was ift bann Sterben? Es 
lann nur eine $orm fein — bie Bfdjenrufe' oor 
neuem Entflammen. 

Btandjes mödfete idfe Dir nodfe fagen, bas gu 
mir lomrrtt wie bie ©eftalten ber üinbfeeit — 
aus fernem £anb unb bodE) fo oertraut. Bber 
meine §anb ift fo mübe, unb idfe lann nur noefe 
meine ©ebanlen gu Dir fenben, bie Dicfe umfaffen 
als einen liebften Bienfcfeen unb ein fcfeönftes Deil 
meines £ebens. Der Deinige 

Biltor. 

Bßalter Bonnlanb las biefen Brief — unb fein 
anbres Selbft, bas ifem fo fern gewefen in lefeten 
3eiten, ftieg aus ber Diefe. 


Begegnung 

i^iefernwalb nun redfets unb linls, 
bie Efeauffee gtabaus — 

Sdfeon wifefet Bbenbbämmer rings 
alle £inien aus. 

§ord^! Da Hingt oon fern ©efang, 
näfeer lommHs ben B3eg entlang, 
unb mein Scferitt wirb träger. 

Sinb oier Btäbel fdjlanl unb jung, 

fingen in bie Dämmerung 

bas £ieb oom Btäbcfeen unb 3äger. 

Brmoerfcferänlt, in Dalt unb Dritt, 

oier in einer Beife' — 

unb mein §erg feiipft fröfelidfe mit, 

möd)te nid)t o orbei; 

bin ja jung unb Bianns genug, 

wenn iefe audfe ben Bod nie trug, 

ben mit grünem Kragen. 

Bläbel, ei, man gefet bodfe nidE)t 
ftumm oorbei im Dämmerlicfet 
ofene ©rufe unb fragen! 

Biit ben Biäbd^en giefe' iefe mit, 
linls unb reefets je gwei — 
armoerfcferänlt, in Dalt unb Dritt, 
fünf jefet in ber Beife\ 

§alt gemad)t! 2Bic fdjeiben feter. 
Dodfe ben Bbfd)ieb füllen oier 
Küffe mir oerfüfeen. 

Dann abe — unb fern fdfeon feallt, 
Ieifer ftets, bas £ieb im 2ßalb, 
wie ein lefetes ©rüfeen. 



Er baefete ber Sturtbe in ber fremben Stabt, 
ba ifen— es war ein banger Bbenb gewefen, 
fo ein Bbenb, an bem ber feeimatlofe Biann in 
bumpfen SBünfdfeen gefet unb fidE) felbft nidEjt 
erlöfen lann— Biltor auf ber Bibliotfeel anfpradE). 

Er gebadfete oieler Dinge — wäferenb er int 
Kursbudfe nadfe bem nädjften Kuriergug naefe 
Bewcaftle fudjtc. 

3<fe ntufe nodfe biefe Bacfet faferen, baefete BSalter 
Bonnlanb. 3® biefe Bacfet nodfe, benn es ift 
nidjt mefer oiel 3 eit. 

Bidjt mefer oiel 3eit- ©ine fefemerglkfee SEBelle 
flofe über feine Seele. 3 U früfe lam ein Bbfcfeieb — 
gu früfe würbe ein grüner Kräng gerriffen. 

Hnb BSalter baefete, bas |jerg bei bem anbern, 
idfe mufe gu 3armutfe gefeen. Es finb nodfe Stunben. 
3n biefen Stunben will idfe ifer oon Biltor fpreefeen, 
unb fie wirb begreifen, bafe idfe fort mufe. 


Er ftieg bie Dreppe gu 3armutfe feinauf. 

- Der fdfenelläufige 3nfaII irrte oor ifem feer. 

Kein Biegei oerfdjlofe 3armutfes Dür. 

BSalter Bonnlanb trat ein. 

Das erfte, was er fafe, war ein Heines Ding 
auf bem Difdj, es lag wie oerloren ba — finnlos 
feingeworfen. 

Hnb bann fafe BSalter Bonnlanb etwas anbres. 
Er fafe 3armutfe unb <Qt)bafpes, ben Bpacfeen. 
Hnb er fafe auf bem ©efid)t ber $rau wieber 
jenen Busbrud bes ©rams unb ber £uft, ber 
BSalter Bonnlanb unerträglidfe war — unb in 
biefern Busbrud bes ©rams unb ber £uft fafe 
BSalter Bonnlanb oerfunlen, was er aufgebaut. 

Die ^flamme irren 3o^ n s überloberte ifen. 
Kein Denlen unb leine Barmfeergigleit war mefer 
in ifem. £)fe, nidjts war oon feiner Seele bei ifem — 

Die ging oielleicfet — fdjon abgetrennt — gu 
bem, ber ifer reines BSollen begriffen featte. 

Eine Selunbe nur— leines oon ben beiben 
im 3t mm £ r madjte aud) nur eine Bewegung. 

Das Heine Ding, bas wie oerloren auf bem 
Difcfee gelegen featte, war in BSalter Bonnlanbs 
<$anb. Hnb ein irrer Bugenblid war, ba BSalter 
Bonnlanbs Blut aufbebte in einem unertragbaren 
3orn—- ein Scfeufe — unb ber Bpadje taumelte — 
fiel — fiel — 

Da gefefeafe ein Seltfames. Die 3otmutfe 
fafe nidfet nadfj bem Bpadfeen. Die 3annutfe 9^9 
unb nafem BSalter bie BSaffe. 

Die 3armutfe ging gu bem wie Betäubten, 
ber einen getötet. „Bun feilft es niefets mefer — 
bu rnufet fort aus biefern BSirrfal unb biefern 
jOäfelidfeen,“ fagte fie. 

Er feob nidfet bie Bugen — er fpürte irgenbwo 
iferen Biunb — 

Hnb ba fiel ein gweiter Sdfeu^ -— 

3n biefern Bugenblid warb bie Dür auf* 
geriffen — ein Bienfcfe fafe fealb biefes £efete. 

3amefon, ber junge Dedjmler, ftanb ba. 

Er ftanb einen Bugenblid wie oerfteinert, 
bann rannte er gu BSalter Bonnlanb. Der lebte 
nidjt mefer. Bus ben Bugen bes 3amefon ftürgten 
bie Dränen. 

„BSas war?“ ftammelte er. 3armutfe fdjwieg. 
Da lamen £eute ins 3bnmer. Die alte 3übin 
erfeob ein gräfeltdjes ©efeferei — ber Hauswirt 
war ba, man mufete ni<d)t wie — Blenfcfeen, bie 
ber Erbe entwaefefen fdEjienen, waren ba. 

Blan fragte, man feferie. 

Scfeweigenb unb unbeweglid) ftanb bie 3ar* 
mutfe. 

„Sie Iad)t aud) nodfe, biefes BSeib lacfet nodj,“ 
feörte 3amefon ben Hauswirt brüllen. 

Da fafe ber blaffe junge Englänber auf. Hnb 
er fafe 3armutfe an, bie ftanb unb fdfewieg — 
bie ftanb,. wie gu Eis erftarrt. 

Hub um iferen Blunb war etwas wie ein £ädjeln. 
Ein £ädjeln, bas niefets mefer gemein featte mit 
Dingen biefer Erbe, ein £ädjeln, wie es bie lefete 
Qual nur finb et. 

Der junge Bfenfcfe aber ftarrte auf biefes 
£äcfeeln — unb fein ©efidjt würbe fafel unb feine 
§änbe gitterten. 

Ein Bernidfeteter, über ben ein BSunfd) bes 
Blutes feintobt wie ©ewitter über erfeferodenem 
£anb, fo ftarrte er auf bas unerträglidfee, oon ben 
bunllen ©efeeimniffen ber ^ßaffion gerriffene £ä= 
djeln ber Bpadfeenfrau. 

Hnb 3<*Tnefon, ber junge Englänber, fagte: 

,,3d) bin 3^uge — idfe feabe gefefeen, wie ber 
©erman erft ben Bpacfeen unb bann fidE) felbft 
erfdjofe.“ 

Er fagte es mit fefter, ja faft gebietenber 
Stimme in bas ©efeferei ber £eute feinein. Hnb 
feine Bugen feingen flefeenb an bem bunllen ©e* 
[idfet ber Bpadfeenfrau. 





1911. 9fr. 42 


Über £artt> unb 9Jleer 


1105 


Sltanito5 rote Söhne 

ß ängft finb mit ben 3 utereffen unb 3 toalen 
unb ber getarnten geizigen Struttor ber 
©rwachfenen aud) bie formen unb Kimen ber 
Draumlänber unsrer 3ugenb anbers geworben. 
Stod) bentt man, bie 3eüen, öa bie borbeaur* 
rote Quartanermiibe ben tor 3 gefd)orenen 
blonben Knabentopf gierte, fei all 3 u lange nicht 
entfcfjwunben — fo furj biinfen uns manchmal 
3 ahr 3 et)nte, bie oorüberglitten — unb fd)on 
fd)eint uns bie 3 ugenb" oon heute in ihren 
Sel)nfüd)ten ganj ungleich ben Knaben, bie 
roir felber roaren ... 3 a» nad)bem ich erfahren 
t>abe, bah in ber lateinifdjen ©rammatit nid)t 
mehr mensa, ber Difd), fonbern corona, bie 
Krone, bie erfte Deputation einübt unb in 
ber erften Konjugation porto, id) trage, an 
Stelle bes alten unb befeftigtert amo, id) liebe, 
getreten ift, weih id) erft, roie fd)nell roir 
altern... 

3m ©rnft roie int Spiel. SBir haben mit 3iun* 
folbaten gefpielt, bie Knaben oon beute tennen 
fid) an ber Schalttafel tniffliger elettri[d)er SJti* 
niaturroerfe aus, roir haben Drachen fteigen taffen, 
unfre Steffen laffen 3u>ergaeroplaite flirren. Unb 
roährenb roir oon allen technifd)en Dingen 3 ur 
Slot nod) bie Ketbener 3'lafd)e fannten unb ihres 
boshaften 3 untenfprüf)ens roegen für fd)ähens= 
wert hielten, finb bie Dertianer oon heute 3a<h' 
leute in ber ^Beurteilung oon 3 <n:man 3 weibedern, 
24-HP.-SIutomobilen, oon Sltotorbooten, ^arfeoal* 
unb 3eppelinbaIlons unb fprechen über Kühler, 
Propeller, SBen^in unb Di)namo, bah uns bie 
Slugen übergehen. Drauhen oor ber Stabt, auf 
ber großen SBiefe ober bort, roo hinter bem red)t* 
edig gemufterten Deppich ber bebauten 3 'elber 
ber SBalb buntelt unb bie Serge anfteigen, fpringt 
bie s 13hantafie ber 3ngenb roohl aud) heute ttod) 
umher roie ein mutroilliges füllen, nid)t am 
bers, als roir's getan unb unfre ©rojjoäter 
fdjon als Knaben geübt haben. Slber bie 
fnabenhaften 3Uuftonen, bie bie 2Birtlid)teit 
3 ur Draumwelt mad)en, roanbeln fid) mit ben 
©reigniffen ber 3 eit, unb bie Sßeltfultur unb 
SBeltuntuItur ftrcut ben Samen ihrer unenb* 
Iidjert Sülle aud) in bie nod) road)fenben, trei= 
benben Seelen. Unb Kinberfpiele pfeifen fröl)= 
lid) unb ted bie geroaltige SJielobie ber SJtenfd)* 
l)eitsgefchid)te nach- Sor einem guten 3aht= 
get)nt betriegten unfre 3 ungens fid) nod) helben* 
mütig als „Suren unb ©nglänber" (roo roaren 
bamals fdjon bie ßeiten, als fie ben ©rnft bes 
Sd)idfals ihrer Säter als „Deittfd)e unb 3mm 
3 ofen^ fröhlich roieberholten?). Stls bas Solt 
bes Sd)toeigens unb oerbergenben £äd)elns 
bie träumerifdje unb oerfommene Stumpfheit 
ber ruffifdjen Station über ben Raufen roarf, 
nahm fid) bie 3ugenb Stame, SJtasfe unb 3orm 
oon ben Stoffen unb 3apanern für ihre Kriegs* 
fpiele. Slls „Stäuber unb ©enbarm“ mögen 
roohl nod) braunen im Steid) bie Quintaner 



3nbianifcher§äuptling in einer Shafe bes Kriegstan 3 es 

gegeneinanber 3 U 3Uhe 3 iel)en: in Serlin unb 
in anbem großen Stabten ift bie 3ugenb längft 
mobenter geworben; bie Stäuberromarttif ift oon 
ber fehr oiel realeren unb nicht fo hatmlofen 
©rohftabtoerbrecherromantit oerbrängt unb bie 
Serliner Sengei mimen bie blutigen Daten ber 
Serbred)erfumpanei „Sd)toar 3 e £anb" unb ihren 
Kampf gegen bie „©etjeimen" finngetreu nach- 

SBo aber, fo frage ich 3 toetfelnb, roo gehen 
beutfd)e 3ungens noch als „Stott)äute“ unb „Slafp 
gefid)ter" auf ben Kriegspfab? ... 

Die Sonne ber roten Söhne SJtanitos ift nieber* 
gegangen. Stod) ber letzte Sbglan 3 ihres oer* 
fcheibenben Strahls, ber nod) hunberttaufenb 
Knabenfeelen 3 U phantaftifchen Spielen begeifterte, 
will erlöfd)en. 3 ür uns war ber gan 3 e 3 auber 
noch lebenbig. 

Unb herrlid) war's. Sis auf ben Stabei nadt 
muhte man fein. ©erabe 3 U fcheuhlid) befd)mierten 



3 nbianifd)e~ ©rabmonuntente, 3teid)tum unb ©aft* 
freunbfd)aft fpmbolifierenb, in Kanaba 



Süffeljäger beim Sln 3 ünben bes Kagerfeuers burch 
aneinanbergeriebene §ol 3 ftäbd)en 


wir uns mit brauner SBafferfarbe, bie ihre Spuren 
aud) auf ben frjofen hinterlieh, bas |jaupt umnidte 
ber tonftooll aus meift wenig rechtlich erworbenen 
£al)nenfebern gebaftelte Kopffchmud; in bem 
ber Dante, ber Stotter ober ber Sd)wefter 
entwenbeten ©ürtel ftat bas SJteffer unb — 
o t)öd)ftes ©nt 3 üden tnabenhafter 2Bünfd)e! —- 
ber „Domahawt", ber Domal)awt aus §ol 3 , 
blutbürftig rot bemalt, mit bem wir's mit einer 
SBelt oon 3eiuben aufgenommen hätten. Da 
erfdjoll oon wilbem „Kriegsgeheul" unfertiger 
Knabenftimmen bas frieblidje Sufchwert ber 
Dhüringer Serge, wenn ber „Schwade SJtoftang“ 
heimtüdifd) bie beiben Drapper Stofenl)ol 3 unb 
Sepe, bie nie oon einer Stothaut Sefiegten, be* 
fdjlidh- 3a, ba war eine SBiefe oon hunbert SOtetern 
im Quabrat, fo wahrhaftig eine enblofe Prärie, 
unb ein oerlaffener Steinbrud), ben bie gleite 
feiner Sefitjer uns 3ungens als willtommenen 
Dummelplah überlieferte, bie fd)winbelnb h°heu 
3elfen ber Stodp SStountains, bah fie fid) in nid)ts, 
aber aud) in gar nid)ts oon ihren Urbilbern in 
Storbamerita unterfd)ieben. Der frieblid)e Sad) 
brunten, ber an 2Biefenfd)aumfraut unb tnall* 
gelben Sutterblumen oorüberplätfcherte, warb 
3 um Slrtanfasfluh ober 3 um „Steb Stioer“ unb 
würbe mit bem Kanu (ben flogen Stauten trug 
ein riefiger Kiftenbedel) höd)it gefahrooll burd)* 
quert. SJiattchmal ftppte bas eble, aber etwas 
primitioe 3 cdU 3 eug aud), fo bah uns „bie wütenbe 
Strömung t oerfdjlang". Slber was ein rechter 
Häuptling war, ber unterbrüdte feine Slngft oor 


23on Karlernft Knah 

bett 3 ornesausbrüd)en, bie baheim ob ber 
naffen §ofen losbrechett muhten, h^^ifch bis 
3Um Slbettb, ba ber „Schwade SOtuftang“ unb 
bie „©rohe Sd)Iange", ber tüdifd)e Squatter 
Sßebro Dias unb ber eifeme Drapper Stofen* 
hol 3 als tleine, bürftige fiateinfchüler wieber 
nach fiaufe 3 ogen... 

SOtir liegen weber bie Suren nod) bie 3a= 
paner, beshalb hol mir ber Stimbus, ber bas 
tupferfarbene, oon ber Kultur oernid)tete 
Solt umfdjwebt, immer ber 1)^9^ ^ßh an tafie 
unb bes jugenblichen 3 &eaKsmus toerter ge* 
fhjienett als hunbert anbre rofafarbene 2Bolfen, 
mit benen bie nach 3 cud>en fich fehnenbe 
StüchternheitSBefteuropas anbre exotifd)e Sölter 
umhüllt hat. Uttb in abenteuerlidjen Dräumen, 
bie fid) mit tühnem Schwung oon ber Statt* 
form ber tonftooll tonftruierten Kulturlofo* 
motioel in bie unbeledte Statur führen, tritt 
©tpugachgoot, ber grohe Häuptling ber Dela* 
waren, wohl nod) heute 3 U mir unb fpricf)t 
mit ben tiefen ©aumenlauten feiner Sprache 
oon fid) unb feinem Solt. ©s ift wohl nid)t ber 
alte rid)tige ©hingad)goot, bie „©rohe Schlange", 
ber eble 3reunb bes Keberftrumpfs. Sein ©ntel 
oielleicht ober Urentel. 

Denn er trägt einen europäifd)en 3h^ n ^ er 
unb aud) fonft fo etwas wie europäifche Kleibung. 
©r oermifcht ben weidjen, fingenben Don ber 
inbianifd)en 3 unge mit einem fürd)terlid)en Sarttee* 
englifd),unb milbe nad) fehr oiel SBht 5 ^ utit [ehr 
wenig Soba buftenb, weift er auf bie Kanbftreifen 
ber „Steferoationen", in benen bie Söhne 
SJlanitos fid) jet)t tümmerlid) mit bürftiger Siel)* 
3 ud)t unb tärglid)em Kartbbau ernähren, auf bie 
Stiefenftäbte, in benen fie als Sereiter, Sortiers, 
3irtusfterue unb Deftillenwirte ihrer groben Ser* 
gangenheit hohufpred)en, unb tlagt: bie Hroäter 
ber Säter unfrer Säter jagten ben Süffel 
oom Sal 3 waffer bis 3 U ben groben Sühwaffer* 
feen unb bem breiten Strom SJtiffiffippi. Die 
tiefen SBälber unb bie weiten Serien fahen 
ihrer Stämme Keiben unb 3^euben, unb ber 
grobe ©eift oernahui bas Kriegsgefchrei ber 
Dapfern unb freute fich *>es Staud)s, wenn 
bas Kalumet am 3riebensfeuer ben Kreis ber 
Serföhnten umwanberte. Slber bie SIeich s 
gefid)ter tarnen oon ber aufgehenben Sonne 
her über bas unenblidje ^al 3 waffer, unb ber 
grobe ©eift, 3 U bem fie beten, war mächtiger 
als SOtanito. ©r gab ihnen bie 3 euerwaffen 
unb bas 3 euerwaffer —“ 

©in feliges, freunblid)es Keudjten umglän 3 t 
bie etwas ftumpfblidenben Slugen bes Dela* 
warenepigonen unb ftet)t im SBiberfpruch 3 unt 
anflagenben Donfall feiner Stimme. 

3 d) tönnte ©tjingachgoot erwibern, bah ein 
wichtiger ©runb für ben rafchen Stiebergang 
feiner Stoffe bod) auch in ber fo gut wie ooll* 
tommen fehlenben Slnpaffungsfäl)igteit an 



3toei SJiebi 3 inmänner ber SJiota=3ubianer (Slri 3 ona) 
auf ber Suche nad) Schlangen 






1106 


Über ßartb unb Süleer 


1911. 9tr. 42 



3nbianerfinber 



^nbianer in einem berliner 3i r lus 



Kultur gegenüber als roiberftanbs- unb aufnahme¬ 
fähig zugleich ertoiefen. Slianitos rote Söhne 
aber toerben jebt unaufhaltfam oon ben Sd)atalen 
ber europäifdjen Kultur, bem Sd)naps, ber 
^5I)thifi5, ber Kues unb ber Dubertulofe, aufgerieben. 
Slud) möchte eine tünftlerifd)e Sluffajfung, bie, in 
fid) hineinlaufd) enb, in ber Sprad)e, in ber ^ßoefic, 
im feelifd)en SCJlitrotosmus, aus unuorbenflidjcn 
3eiten herübertlingenb, torrefponbierenbe Xönt 
unb Sllelobien hier unb bort im Sßöltergeroirr ber 
SBelt I)ört, coo bie 2Biffenfd)aft oom ®au ber 
Knochen, oom 2Bud)s bes §aares unb ber <$rorm 
ber einzelnen Körperteile längft bie Sßöltermaffen 
ftreng geteilt hat — ja, ba möd)te fo ein Sßoeten- 
ohr im 91h9tf)™us ber inbianifd)en Dialefte, in 
ihrem erhabenen, bilberreid)en unb farbenpräd)- 
tigen s f3arallelismus eher eine 2trtgemeinfd)aft mit 
ber großen gantilie ber pfalmobierenben femitifchen 
Slfiaten erlauben. 

Der nicht mehr ganj echte GK)ht 9 cid)goot, ber 
mir fytx unb ba im Draum erfd)eint, toeib bie 
Sagen, bie Kieber unb bie ©efchid)te ber Söhne 
SStanitos. Sie finb il)m unter bem (Einflub ber 
Sßanteefultur etroäs burcheinanber gefallen, fo bah 
fid) bie meland)olifd)en unb etroas tranigen (Er¬ 
innerungen ber (Estimos mit ben flogen Xlber- 


Steues, an frembe Kulturen liege. 3ur 3dt ber 
(Entbedung ber bleuen SBelt wählten bie 3i\bianer, 
fo fd)äht man, in Slorb- unb Sübatnerifa 3 U= 
fammen iool)I hunbert SJlillionen Seelen. £eute 
gibt es alles in allem nidjt mehr als eine Million 
Rothäute. Die Sieger, bie geiftig unb moralifd) 
fid)er unter ben ^nbiattern rangieren, finb roeit 
miberftanbsfähiger. (Srobe Deile ber fchmar^en 
Slaffe finb über bie gan^e 5Belt oerftreut unb 
nehmen allmät)lid) Iid)te Kulturfd)attierungen an. 
Das 2Bolll)aar ber Sieger ift für ben Strahl 3i?ili= 
fatorifd)er (Erleud)tung alfo bebeutenb burd)läffiger 
als bie |Stalplode ber roten Söhne. 

3n ben bereinigten Staaten gibt es fd)on 
eine l)übftf)e Sln^ahl farbiger Slr^te, Slbootaten, 
©eiftlid)er, Ingenieure unb ©elehrter, aber bie 
rote Slaffe ftellt bod) ju biefen Driariern nur ein 
fehr fpärlid)es Kontingent. Die 2Bel)rIofigteit 
allem gegenüber, ooas nid)t mit ber Kraft bes 
Sinnes, ber 23el)enbig!eit ber 23eine unb ber 3uftintt- 
fd^läue bes Slaturtinbes übertounben toerben tarnt, 
fprid)t eigentlid) gegen bie oon ber hÜl° r Ü c ^) en 
unb ethnologifdjen SBiffcnfdjaft für toahrfd)einIid) 
gehaltene berroanbtfd)aft ber Slotfjäute mit ben 
Süongolen. Denn bie SJlongolen h^Oert fid) im 
grofeen unb ganzen einer attbern, einer höhnen 


3nbianer als 3 u 9 ftüd einer europäifd)en SJianege 

Oben: Das greife Oberhaupt 


Squato aus bem Stamm ber E>opi mit Kinb 
einer inbianifd)ett gamilie 












1911. ^Xlr. 42 


Über £anb unb 90?eer 


1107 




lieferungen ber «toßitaner unb 
ber Delawaren, ber ^rotefen unb 
Eßippawaß, ber Komantfcßen unb 
ber «pad)en unb bie roieber mit 
benen ber Dupi ©uarani, ber 
«ototuben unb ber «atagonier 
oerwifcßen. «rmer Ef)ingad)goot! 

«Sie traurig ift es, baß europäü 
[döe «erad)tung ben tarnen ber 
«otofuben rpun Sammelbegriff 
finfterfter llntultur unb ben ber 
«pacßen 311 m ©attungsnamen 
bes «bfcßaums ber meinen «affe 
abgeftempelt hat! Unb als ber 
betannte „leßte « 3 tef" wirb 
irgenbein ibiotifcßer «iitrotephale 
in ben Scßuububen ber «laß* 
geficßter l)erumgefd)leppt. 

«iit ber «Seltgefcßicßte ift nicht 
3 u rechten. Dem menfd)licßen 
©efüßl aber wirb ber «ernid)= 
tungstampf, ben feit ber «ütte 
bes^ad)t 3 el)nten Saßrßunberts bis 
tief ins neun 3 eßnte hinein bie 
englifcßen unb fran 3 ßfifd)en Kolo* 
niften gegen bie 3 nbianer führten, 
tein «ußmesblatt bebeuten. 3 n 
ben weiten, tiefen «Sälbern, bie 
bes jagbbaren «Silbs genug für 
alle bargen, an ben großen Seen, beren «Saffer 
oom ©ewimmel ber $ifd)e fcßwerfluffig mar, 
besten Englänber unb Stan 3 ofen ffrupellos 
bie «otßäute fid) felbft unb gegeneinanber 
mie wilbe Diere auf ben §als. «iit «ed)t 
mirb in ber Einleitung einer neuen beutfdjen 
Ausgabe ber „£eberftrumpfer 3 äf)lungen in ur= 
fprünglid)er $orm" an bas «lutbab oon «Silliam 
§enrp (1757) erinnert, bei benen bie ben $ran= 
3 ofen unter (Seneral «lontcalm oerbi'mbeten 3 ro= 
tefen einen Deil bes unter eßrenoollen «ebin* 
gungen ab 3 ießenben englifcßen feeres miber 
Kriegsrecht unb «ertrag ßeimtüdifd) überfielen 
unb niebermeßelten. Die $ran 3 ofen fal)en fd)wei* 

g eU Die U *Stämme «orbameritas, bie bie «or 3 üge 
unb fteßler ber ameritanifd)en «affe, Selbftbeßerr* 
fdmng, Dapferteit, natürlid)e Klugheit, Ebelmut, 
Sreue unb «lutburft, «ad) gier, ©raufamteit, tn 
«eiutultur 3 eigten, waren es, beren «ilb, 3 uerft 
non 3ames ftenimore Eooper getreu ge 3 eid)net 
unb nur wenig burcß feine aufrichtige «ewun* 
beruug unb £iebe für «tanitos rote Soßne ibeali* 
fiert, triumpßierenb in bie europäifcße Literatur 
getragen würbe. Durd) bie Sitten unb «räud)e 
biefer «älter, burd) ihre primitioe, feboch bunte 
unb oielfeitige Kunft, burd) 
ihre Religion, bie einen großen 
unb gerechten ©ott oerel)rte 
unb oon fagenhaften ioeilanbs* 
gestalten bes roten «oltes 
iegenben oon «tunb 311 «tunb 
fang, bie ber «Sunbergefcßid)te 
oom «Serben, £eben unb Ster* 
ben bes ©etreu 3 igten nicht un= 
ähnlich Hangen, burd) ißres 
©elftes barbarifcße, aber ftol 3 e 
«rt — burd) ben oollen «brüh* 
mus ber «affe fchimnterte etwas 
oon ber wilben ©roßartigteit 
ber «euen «Seit, beren unenb= 
ließe $ülle an natürlichem 
«eicßtum ein halb oierßunbert* 
jähriger «aubbau tnertbar nid)t 
hat oerringern tonnen. «ur 
«ianitos rote Söl)ne fielen 
bie fein «aubbau als ein tläglid) 

Opfer. 

Erft Eoopers «acßtreter, wie 
«imarb unb gern) in grant* 
reid), bie ihre 3^bianer all 3 U 
wohlried)ettb mit bem Ol galli= 
fcfjer ©roßartigteit falbten, haben 
bas El)aratterbilb ber roten 
«tänner einigermaßen oer* 
fälfd)t. 

Karl 9«at), beffert tanind)en= 
l)aft fruchtbares Sd)affen man 
eine «euruppiner «ilberbogen* 
ausgabe ber Eooperfchen «o* 
mane nennen tonnte, oergrö* 
berte ben fd)weigfamen Ef)in* 
gad)goot 3 U feinem übermenfcß* 
lid) eblen «Sinnetou unb ben 
«fabfinber 311 feinem gan 3 
erftaunlicßen gelben Olb Sßat* 
terl)anb, ber in «tßletif unb 
«trobatit fämtlid)e 3 wtus= 


3 nbianerf)äuptlinge oor bem «usritt auf bie «üffeljagb 
auf einer norbameritanifdfen garm 


djampions ber «Seit in bie Dafcßen feines 
£ebergürtels ftedt unb in «meritas «Silb=«Seft 
herumwirtt, als ob es bie «tanege oon «arnum 
unb «aiiep fei. 

£ongfellow nahm für feinen „Sang oon 
£)iamatha", einer Erlöferfigur ber inbianifcßen 
Sage, 3 u weiche färben. 

Seumes bibattifcßes ©ebid)t gegen Europas 
übertiind)te ^öfliCßteit unterlegt ben «otßäuten 
eine ge 3 ierte «toral, gegen »bie fie fid) fid)er 
mit bem Domaßawt gewehrt hätten. 

Ehateaubrianbs pöetifd)e Er 3 äl)lungen ,,«tala" 
unb ,,Rene ou les effets des passions“, bie in 
inbianifd)em «Hlieu fpielen, haben in ihrer 
füßlid)en «omantit mit bem wirtlichen roten 
«olt überhaupt nichts 3 U tun. «Sahrer unb um 
oieles träftiger treffen nod) Sd)illers „«abo= 
weffifche Dotentlage“ unb £enaus ©ebid)te aus 
s «merita inbianif^e $arbe un j> «lelobie. Daß 
51oßebue mit feiner „©urli", einem jungen, naben 
unb gerabe in feiner 51inblid)teit um fo lüfterner 
herausgepußten 3 rcbianermäbd)en, bas er burd) 
mehrere «raoourbramen 3 U Dobe h^ßte, einen 
fo tränenreichen Einbrud auf beutfd)e «tabter^ 
gemüter h^^ üorru f en bunte, beweift gerabe, 
baß biefe ©eftalt einer Dotßter ber roten «affe 


fo unähnlich wie nur irgenb 
menfd)enmöglid) fah- 
«ls id) aber in meinem Draum 
oor Ehingad)goot gar einen 
Stapel ’-j grellbemalter 3eha" 
pfennigheftd)en auffChiChtete, in 
benen in gortfeßungen feinen 
eblen «ätern gerabe 3 u entfeß= 
lid)e Sd)änblid)teiten in einem 
unmöglichen Deutfeh in bie 
Sd)ut)e gehoben würben, unb 
ihm ertlärte, baß bas ber leßte 
«eft phantaftifeßer 3 abianerl)err= 
licßteit fei, ben unfre 3 ugenb 3 U 
fpüren betäme, ba wanbte er 
fid) feßweigenb ab unb glitt im 
elaftifd) wiegenben ©ang feiner 
«affe wieber in bie ewigen 3 agb= 
grünbe hinüber. Unb bas war 
aud) fd)ließlid) bas «efte ober 
einige, was er tun tonnte. 
«äd)ft ber bamit beutlid)ft be= 
wiefenen «era^tung für foldje 
gän 3 lid) unangebrachte ,,«er= 
herrli^ung“ feiner armen, unter* 
gegangenen «affe 3 eigte biefer 
große Sohn «lanitos, baß er 
fid) mit inbianifd)em ©leid)* 
mut in bas Unabänberli^e 311 
fügen oerfteßt, eine Dugenb, bie unenblid) oiele 
«laßgefid)ter betanntlicß niemals erlernen. 


SJlacfntau 

CEin fahler 'Sunfttjaud) rnadjt ba^ ^fonblicbt btinb, 
3 n grauen £il>remoogen ftößnt ber QBinb, 

91ur fern am Äortsonte feßimmert oag 
Ein Silberftreifen wie oom anbern ^ag. 

Unb aud) bureß meine Seele bebt ein Schein 
93on eine^ anbern ^age^ £uft unb ^eiit, 

Unb meine Sebufucßt ift c^, bie ißn feft 
Umfcßließf unb nimmermehr erfterben läßt. 

Unb rußlo^, rußlo^ irr’ umher ich ü>eif. 

Da legt bie fühle £>anb bie Einfamfeif 

£luf$ Äer.) mir, unb bie Stirne ftreift oerloren 

Ein tropfen Datt, au^ Droft unb 97acßt geboren. 

GortteUa SSoOP 


«ad)bentlt(hes 


3nbianer, eine Spur oerfolgenb 


Unfre Sd)wäChen finb üielteid)t bie ©lüds* 
nummern berer, bie mit uns 3 U tun haben. 


Es gibt gan 3 eigentümlidfe 
Seelenfämpfe, bei benen man 
feßon ber ©efcßlagene ift, wenn 
man fie oerrät. 

* 

«Ser überall 3nWgen ließt, 
fommt mir immer oor wie einer, 
ber fid) nirgenbs fießer füßlt, 
weil er — bie £a[d)en ooll 
Dpnamit ßat. 

* 

Das ©lüd gleidft einer 
Scßneeflode — faum ßat bie 
£janb banad) gegriffen, fo ift 
auch feßon bie gan 3 e herrlich* 
teit 3 U «Saffer geworben. 

* 

Sobalb eine grau bie £janb= 
fdjuße anßat, ift fie aud) fd)on 
mastiert. 

* 

«Sir wollen 3 U fd)wer oer* 
fteßen, bod) 3 u leidet oerftanben 
fein. 

* 

„«Sas bilbeft bu bir benn 
eigentlid) ein?“ fagte auf einem 
ftartoffelader ein Stüd Stoßle 
3 u einem Stüd «ernftein, 
„glaub mir, id) bin ebenfooiel 
wert wie bu." — „Stimmt," 
fagte ber «ernftein. — «Is bann 
ein Kartoffelfeuer ange 3 ünbet 
würbe, gerieten beibe Steine 
in «ranb unb oerbampften — 
nur baß bie Koßle ft auf unb ber 
«ernftein föftlid) buftete! 

Otto «romber 




1108 


Uber £anb unb 9fteer 


1911. 9tr. 42 



93om gliif)enben 
Sonnenbatt 

Hftronomifd)e Klauberei 


burdj bie 2 ßellen 3 ieht, bie £ofomo= 
tioe, bie 9Henfd)en unb ©üter über 
bie glihernben Stränge in bte Sferne 
trägt, bie Tampfmafd)ine, bie in tarn 
fenb gabriten hunberttaufenb Häber 
breht, fie alle oerbrennen 3 U Stein 
gemorbene Säume unb s $flan 3 en 
einer grauen Hoheit. So hoben 
mir in ber SteinfoI)Ie umgeformte 
Sonnenenergie früherer ^ahmtib 
lionen; Sonnenmärme, bie oor 
grauen 3rtten oon jenem Sali aus= 
ging, treibt uns heute über Lanb 
unb Hteer, breht bie taufenb Häber 
unb Räbchen. Hnb unfer Lid)t?! 
(Entflammt ber ftienfpan nicht ben 
Säumen, bie im Sonnenlicht grüm 
ten? Saugen mir nid)t aus ben oer= 
fteinerten Säumen ber Soweit bas 
©as, bas unfre Stuben erhellt, tommt 
bas Öl ber gemütlichen Setroleunu 
lampe nid)t oon stieren früherer 
©rbepod)en, beren Lebensfäfte burd) 
einen eigenartigen djemifchett ^3ro3eh 
in ben fteinemert ftatatomben als 
Öl erhalten blieben? Sd)on heute 
geht man baran, bie Straft ber Sonne 
bireft 3 U oermenben, biefe Straft, bie 
allen Htenfchen toftenlos 3 ugeftral)lt 
mirb. Sd)on heute haben mir ba 
unb bort tleinere Setriebe, bie mit 
<rjilfe großer Srennfpiegel, bie bas 
Sonnenlicht unb bie Sonnenmärme 
ton 3 entrieren, ihre Steffel hei 3 en unb 
ihre 9Hafd)inen treiben ober aus ber 
Sonnenftrahlung in Thermofäulen 
Slettri 3 ität er 3 eugen, bie bann bas £aus in ben 
Had)tftunbert erleudjtet. Hnb fo meiter. ©ans ohne 
3meifel mirb bie Ted)nit ber 3utunft bie Sonne 
meit mehr in ben Tienft menfd)licher Arbeit ftellen, 
mirb einen bansen Stern oor ben fcfjmerenSBageit 
ber ^ubuftrie fpannen, benn ber Htenfd) unfrer 
Tage ift ein Sjimmelsftürmer gemorben. 

©s tann nicht munbernel)men, bah bie Hftro= 
nomen, bie Leute, bie bie Hätfel ber Sternenmelt 
3 U ergrünben fud)en, biefen für uns fo midjtigen 
otern oon jeher gan 3 befonbers eifrig in ben Streis 
ihrer gorfdmngen ge 3 ogen haben." So miffen 
mir, befonbers auf ©runb fpettralanalptifcher 
Hnterfuchungen, fehr oiel über bie Sonne 3 u 
fagen unb miiffen nach ber anbern Seite f)in 
hoch mieber 3 ugeftehen, bah uns gar fel)r oiel noch 
untlar ift, oor allem besmegen, meil mir bas 93 er= 
halten ber oerfchiebenen Stoffe bet fo grobem 
Trud unb fo hoher Temperatur, mie fie auf ber 
Sonne herrfd)en, nid)t genügenb lernten. Tah 
biefe Temperatur eine gan 3 ungeheure ift, oer= 
mag ja fd)on ber Laie 3 U ermeffen, meun er be= 
beult, bah biefer 149 Htillionen Kilometer oon 
ber (Erbe entfernte Sali imftanbe ift, fo!d)e 2ßir= 
tungen auf (Erben I)eroor 3 ubringen, benn 149 Hlil= 
lionen Stilometer finb eine gans tücfjtige Strede; 
ein ©il 3 ug hätte mehr als 190 3al)re 3 U fahren, 
um fie 3 u burd)meffen, unb ber SOTann, auf ben 
man jptjt oott ber Sonne aus eine ft-lintentugel 
abfchöffe, tonnte immer noch ueun 3 ahre unb‘fed)s 
SHonate ruhig an feinem Orte bleiben, benn biefe 
3eit braud)t bas ©efdjoh, um bie Strede Sonne— 
(Erbe 311 burchfliegen. 

3eber meih, bah gegenüber bem Sonnen* 
Iid)t alle irbifd)en Lichtquellen oerfd)minben. 
Tie blenbenb helle flamme 3 mifd)en beit 
elettrifdEjeu Stohlenftäben unfrer ^Bogenlampen 
mirb, im ftrahlenben Somtenlidjt betrachtet, 
3 U einem Tranlämpdjen, ber ausfliehenbe 
Seffemerftahl ift immer noch ein buntler 
£intergrunb, in bem fid) bie Sonne fpiegeli 


33runo £j. 33ürgel, ^Berlin 


Dte Sonne tont nadj alter 3Bei|e 
3n Svuberipljären aBettgejang, 

Unb i^re oorgefdjriebne Utet)e 
©ollenbet [ie mit Donnergang. 

3^r atnblid gibt ben Engeln Störte, 
aßenn feiner )ic ergrünben mag, 

Die uncrme'Blid) ^oben 3Berte 
Sinb Ijenlicj) rote am erjten Dag. 

ffioetlje im „ffaulf" 

{Xaltet mich immerhin für einen 
Läfterer, menn id) fage, bah id) 
bie 9Jtenfd)en begreife, bie als I)öd)ftes 
2Befen bie Sonne anbeten ober an* 
beteten. $od)intelligente, grohe unb 
mächtige Söller befanben fid) unter 
ben Sonnenanbetern; bie 3ntas, bie 
alten 3nber, auch unfre Sorfahren 
unb bie alten Stanbinaoier beteten 3 U 
ihr, feierten ihre §auptfefte, menn ber 
Sonnengott auf feinem leud)tenben 
2Bagen mieber emporfuhr, bie (Eis* 
maffen fchmol 3 en unb ber lieblid)e 
Frühling allen ein 9luferftel)enbrachte. 

Stehr noch als ben oermöhnten 5tin* 
bern bes Sübens ift ber ftral)lenbe 
©lutball ben Söllern bes Horbens, 
bie fel)nfüd)tig bes Tages harren, 
ba bie Schraubenlinie, in ber bas lebenbringenbe 
©eftirn langfam tiefer unb tiefer 3 um §ori 3 ont 
herabfteigt, mieber hinaufführt 3 ur $öhe. ©rünenbe 
Statten, blumige 9tuen, raufchenbe Slornfelber, 
über bie ber laue Sommerminb ftreid)t, umgauleln 
gleich Sifionen biefen SSunfd). Kühling, Huf* 
erftehung! — 

Tie gan 3 e Hatur ringsum ift ein einiges 
braufenbes Ejoheslieb oon ber Sonne! 2Bas märe 
bie (Erbe ohne Sonne! ©in lalter, ftarrer, leblofer 
©efteinsball, ber in tiefer ginfternis feine Sahn 
burd) bas Hnioerfum 3 ieht. Tie Temperatur bes 
Sßeltenraumes ift eine auherorbentlid) niebrige, 
fie tann nicht fei)* roeit oon bem abfoluten Hüll* 
puntt (273 ©rab ftälte) entfernt fein. Hur in 
ber Höhe einer Sonne mirb ein £jimmelstörper, 
ber nid)t felbft hohe ©igentemperatur befitjt, er* 
märmt. H3ir fehen bas an bem Serhalten ber 
Kometen. Tiefe feltfamen ©eftirne tommen ge* 
möhnlid) aus gemaltigen ©ntfemungen 3 m Sonne, 
bleiben ihr eine tur 3 e 3 ^it fehr nahe unb enteilen 
bann mieber in bie fernen Tiefen bes Haumes. 
Solange biefe irjimmelstörper ber Sonne nodj 
fern finb, bleiben fie unfeheinbare ©rfd)einungen; 
erft in ber Höhe ber Sonne entftehen bie mächtigen 
©asausftrömungen, bie riefigen Sdjmeife, ent= 
ftel)en bie feltfamen Lichterfcheinungen, bie uns 
jene ©eftirne fo intereffant mad)en. §ier tönnen 
mir beutlich bie, man möd)te faft fagen „er* 
medenbe“ 51raft ber Sonnenftrahlung oerfolgen, 
©ntfernt fid) ber 5lomet mieber, fo oerfintt auch 
all bie $errlid)teit; ber gefürd)tete Äomet ift ein 
armer Schelm oon ber fyrau Sonne ©naben. — 
Hnb fo liegen bie Serl)ältniffe aud) auf 
©rben! ^ ~ " " 


Tie ©röhe ber Sonne im Serhältnis 3 U ben Planeten 


machte (Europa fd)on 3 U einer unbemohnbaren 
©ismüfte, oon ber alle Äultur in tur 3 er 3 eit oer= 
fdjminbert mürbe. Ter phantafieoolle englifdEje 
Homanfd)riftfteIIer SBells I)ot bas einmal in einer 
fehr intereffanten ©Zählung ausgemalt, unb be= 
tannt ift bas ©emälbe bes lebten Htenfd)enpaares, 
bas eng aneinanbergetauert in einer (Eishöhle am 
Äquator ber ©rbe erftarrt, mährenb tief unten 
am §ori 3 ont bie Sonne als ein nur nod) buntel= 
rot glühenber, oerlöfchenber Sali oerfintt. 

3n ber Tat! Tllles auf ©rben ift umgemanbelte 
Sonnentraft. Tie gan 3 e Hatur um uns her 3 eigt 
uns bas auf Schritt unb Tritt. Taft bie $flan 3 en 
nid)t ohne bie Sonne 3 U gebeil)en oermögen, bah 
bie meiften Tiere mieber auf i] 3 flan 3 en 3 U ihrer 
Lebenserhaltung angemiefen finb, bah fid) oon 
biefen Tieren erft mieber bie gleifd)freffer nähren, 
ift uns allen betannt. Hber aud) bie meiften 
Kräfte, bie ber Htenfd) in feine Tienfte ftellt, 
ftammen in lehter Linie oöm Sonnenfeuer ab. 
Tie Sonne ift es, bie unfre Sßinbmühlen treibt, 
benn bie ungleiche ©rmärmung ber Luftfd)ict)ten 
burd) bie Sonne bebingt beren 93emegung, bie 
mir 2Binb unb Sturm nennen; bie HSafferträfte 
ber 23äd)e, ber Ströme unb HSafferfälle mürben 
oerfiegen, menn bie Sonne nid)t märe, benn alles 
Talmärtsfliehen ber SBaffer hörte auf» menn es 
nid)t mehr regnete, menn bie Sonne nicht mehr 
bas HSaffer ber Hteere unb $düffe oerbunftete, 
emporhöbe, um es mieber nieber 3 ufd)iden. Tie 
Sonne ift ber mächtige £>ebel, ber biefes riefige 
Hrbeitsgemid)t mieber über ben toten $untt bringt. 
Tas Tampffd)iff, bas mit breiter Haud)fal)ne 


Hur bie Sonnenftrahlung mad)t ben 
©rbball bemohnbar für höh^r entmidelte 
i Hflan 3 en unb Tiere, macht ihn 3 U einer §eim^ 
ftätte für ben 9Henfd)en. Tie mittlere 
temperatur ©uropas beträgt jeht 13 ©rab 
2Bärme, fie mürbe ohne Sonnenftrahlung 
auf 73 ©rab Äälte finten; ja eine Abnahme 
ber Sonnentemperatur um etma 400 ©rab 


- , -v -.. ,^„ a Jn 

tann. Hus photometrifchen Hteffungen hat 


©ranulation ber SomtenoberfIäd)e ‘iPha^graphie ber Sonne mit Sonnenfleden 


©rohe Sonnenfledengruppe 
















1911. 9lr. 42 


Über fiartb urtb 9fteer 


1109 



müffen wir einige 2 Borte über bie gan 3 e 
ftonftitution ber Sonne fagen. 9Bir I)aben 
fdjon gehört, baß bie Stoffe, bie ben 


fid) ergeben, baß bas £id)t ber Sonne 
gleid) bem oon 27 000 VMionen Vormal* 
tcr 3 en ift. Die Sßärme, bie toir jährlich 
oon ber Sonne empfangen, reicht i)in, 
um einen bie ©rbtugel rings umgebenben 
©ispan 3 er oon 52 Metern Dide ab 3 U* 
fd)mel 3 en, babei ert)ält bie ©rbe aber 
nur ben 2735millionften Teil ber Sonnen* 
toärme, alles anbre ftral)lt bie Sonne in 
ben SBeltenraum hinein unb ben paar 
anbern ^Planeten 3 u. Vad) Vieffungen 
oon Sd)einer auf bem aftropI)pfitalifd)en 
Obferoatorium 3 U s Potsbam ift bie Tem* 
peratur ber Sonne auf 7065 ©rab ©elfius 
an 3 ufeßen. ©leid) hier fei bemertt, baß 
aud) bie — wie man aus erbgefd)id)tlid)en 
3 orfd)ungen fchließen mu| — feit 3ahr s 
millionen 3 um minbeften annäljernb gleich 1 
gebliebene Temperatur ber Sonne nod) 
ein Vätfel ift, benn es Xäfet fid) 3 um 
Veifpiel bered)nen, baß eine ber Sonne 
gleid) große ftugel aus reiner Steintof)le 
nad) einer 23renn3eü oon 25000 fahren 
erlofdjen fein roürbe. 

Die ©röße ber Sonne ift eine gart 3 
ungeheure; fie roirb aus unfrer Vbbil* 
bung beutlid)er. 3l)r Durdjmeffer beträgt 
1387000 Kilometer, übertrifft alfo ben 
©rbburchmeffer 109mal. 3rt bie hof)I gebaute 
Sonrientugel liefen fid) über 1V 4 Millionen ©rb= 
tugeln hineinfüllen. Vun ergibt fid) aber aus ber 
2 ln 3 iet)ungstraft ber Sonne ihre SRaffe refpettioe 
ihr ©eroid)t. Vtan finbet, bah fie nur 323 OOOmal 
fdjroerer ift als bie ©rbe, fie muh baßer aus [ehr 
loderen Vtaffen befteßen, unb bas roirb benn auch 
burd) allerlei phbfitalifd)e Vorgänge, bie toir am 
Sonnentörper beobadhten tonnen, beftätigt. 

Unter Vnwenbung entfpred)enber 93orrid)= 
tungen 3 ur Verminberung ber £id)tfülle Iaht fid) 
bie Sonne im Sernroßr fehr gut beobachten. 2Bir 
fehen eine mächtige Ieud)tenbe ftugel oor uns, 
beren Oberfläche mit tleinen helleren unb 
buntleren Vünttcßen überfät ift. Diefe ©rfdjeinung 
ber Sotmenoberflädje nennen toir ©ranulation. 
2 Bir toiffen heute, bah fie heroorgerufen roirb 
burdh feine 2Böltd)en, bie in ber Sonnenatmofphäre 
fd)toeben. Vor allem aber fallen uns große buntle 
Siede auf, bie faft immer roie Sd)önt)eits* 
pfläfterdjen im Vntliß ber Tagestönigin fid)tbar 
finb, es finb bie betannten Sonnenflede. 
Sonnenfiede hohen 3 umeift eine 
enorme Vusbeßnung. Die oier ■■ 
groben Siede oberhalb bes Strid)es 
auf unfrer Vbbilbung (S. 1108, 
unteres SCRittelbilb) finb fämtlid) ’J9j| 
rtod) um ein beträd)tlid)es gröber 
als ber ©rbball. 9Van hat Sieden 
beobadhtet, bie gegen 200000 5XiIo= 
meter £ängenausbeßnung halten 
unb an Slädjeninßalt bie gan 3 e 
©rboberf!äd)e mel)r als fünf 3 igmal 
übertrafen. Dabei finb biefe ©e* 
bilbe 3 umeift fehr oeränberlidj; in 
toenigen Vtinuten oerfd)roinben 
Teile, bie gröber finb als ber 
©rbball. ©s tommt aber aud) 
oor, bah fid) ein Sied, langfam 
feine ©eftalt oeränbernb, monate* 
lang hält. Vn biefen Sieden fleht 
man beutlid), bah fi<h hie Sonne 
roie bie ©rbe um ihre Vd)fe breht; 
fie tauchen am Oftranbe ber Sonne 
auf unb oerfd)toinben am 2 Beft= 
ranbe. ©ine Umbreßung ber Sonne 
roäI)rt runb 25 Tage, ©ine unfrer 
Vbbilbungen 3 eigt einen folcßen 
Sied in ftarter Vergröberung. 

907an unterfcßeibet ba eine buntle 
Partie, ben „fternfled", unb einen WM 

helleren Saum, bie „Penumbra“. H 

©lüßenbe 9CRaf fen burcßbrecßen bas 
gan 3 e ©ebilbe unb er 3 eugen bien* 
benb h^IIe £icßtbrüden, bie lang* 
fam ben Sied toieber 3 erftören. 

©s hat fid) nun ge 3 eigt, bah biefe 
Sonnenflede periobifcß in oer* 
fcßiebener Vn 3 aßl unb ©röße auf* 
treten. 3uweilen ift bie Sonne 
jahrelang faft gan 3 frei oon biefen 
mäd)tigen ©efchroüren, bann fol* 
gen roieber Saßre, in benen fie 
bamit überfät ift. Sehr beutlid) 
tritt eine elfjährige ^eriobe hier 
heroor, beren Urfadje nodh ooll* 
tommen rätfelßaft ift. 2ßas finb 

nun bie Sonnenflede für ©ebilbe? - 

©he roir biefe grage beantworten, 


Sonnenball 3 ufammenfetjen, außerorbent* 
lid) loder finb, unb bah bie Temperatur 
mehr als hoppelt fo t)od) ift roie bie unfrer 
heiheften irbifcßen SBärmequellen. Vei 
biefer Temperatur finb nod) alle Stoffe, 
bie hier auf ©rben feft ober flüffig finb, 
auf ber Sonne in einem gasförmigen 
3uftanb. So gibt es nichts Seftes, Ve* 
ftänbiges, Vußenbes auf ber Sonne, biefer 
SBelttörper ift ein ungeheurer Vall aus 
glüljenben ©afen. Vetanntlicß haben roir 
ein rounberbares Softrument 3 ur Ver* 
fügung, um aus bem £idjt, bas uns ein 
VSelttörper 3 ufenbet, feine 3ufammen= 
fetjung unb feine pßpfitalifdje Vefcßaffen* 
heit 3 U erfahren: bas Speftroftop. Seber 
Stoff 3 eigt im bunten £id)tbanbe bes 
Spettrums befonbere, nur ihm eigentünt* 
Ikße, d)aratteriftifd)e £inien, bie „$raun* 
ßoferfeßen £inien“, gan 3 gleid), ob er in 
einer flamme hier unten in einem £a* 
Moratorium brennt ober in einem fernen 
Stern glüht. So tönnen roir ermitteln, 
welche Stoffe auf ber Sonne oorhanbert 
finb unb in toeld)em 3uftanbe. Das 
Spettroftop hat ©ifen, ftoßlenftoff, Vßafferftoff, 
©ßront, Stadium, Videl, Viel, ftalium, Sauerftoff, 
Natrium unb oiele anbre Stoffe auf ber Sonne als 
glühenbe ©afe nadhgeroiefen. 9tun hat ber Vielten* 
raum eine auherorbentlid) niebere Temperatur. %n 
ben oberften, äujjerften Sdhid)ten ber Sonne muh 
baljer aud) eine ftarte 9lbtühlung ber ©afe eintreten, 
unb ebenfo, roie aus bem nämlichen ©runbe fid) 
ber 2Bafferbantpf in ben höheren Sdjid)ten ber 
irbifchen £ufthülle 3 U VSafferbampfroolten oer* 
bid)tet, oerbichten fid) bie am leidjteften tonbenfier* 
baren ©afe, bie ber ÜJJtetalle, auf ber Sonne 3 u 
SBolten aus äRetallbämpfen. Die Sonnenflede 
finb fo!d)e VSolten, bie in ber Sonnenatmofphäre 
fdjroeben, jeboch in beren tieferen Sd)id)ten. ©s 
ift fehr toahrfdjeinlid), bah hie etroas tiefer liegenben 
Partien ber Sonne fich in glühenb flüffigem 3u= 
ftanb befinben, bah bann Schichten folgen, roo bie 
flüffigen Vtaffen in einen fehr bidjten, gasförmigen 
3uftanb übergehen, unb bah nad) oben l)ia, immer 
o^eiter oom Sonnentern entfernt, biefe ©afe 
immer bünner unb leidster roerbert. ©s ift gar 
nid)t abfolut fid)er, bah bie Sonne 

I ein fo feft abgegren 3 ter 23aII ift, 
roie toir fie fehen, fonbern fehr 
tool)l möglich, bah fid) ihre Viaf* 
fen, feiner unb feiner toerbenb, 
ohne fdjarfe 9lbgren3ung im 9laum 
oerlieren. Die fefte, tugeiförmige 
91bgren3ung tann, roie burd) Unter* 
fudjungen oon Sd)mibt heroor* 
geht, aud) burd) Strahlenbrechung 
in einer Sd)id)t ber Sonne oon 
beftimmter Didjtigteit heroorge* 
rufen werben. großen unb 
ganzen hat man fid) heute baran 
gewöhnt, brei Sd)id)ten auf ber 
Sonne 3 U unterfd)eiben. 3uriäd)ft 
bie eigentliche ftartleudjtenbe 
Oberfläche, „^ßhotofphäre“ ge* 
nanrtt, beren tiefere Schichten 
wahrfd)einlid) glühenbflüffig finb. 
Dann tommt bie I)anptfäd)lid) 
glühenb es Sßafferftoffgas enthal* 
tenbe ©asfd)id)t ber fogenannten 
„©hromofphäre“. ©s folgt bar* 
auf bie eigentlid)e bünne Sonnen* 
atmofphäre, beren äuherfte Var* 
tien bei ©elegenheit einer totalen 
Sonnenfinfternis als fogenannte 
„itorona“ fid)tbar werben. Um 
bie Sonnenflede herum ober an 
^untten, wo halb barauf Sonnen* 
flede entftehen, iiel)t man eigen 
, . artige £id)tflede unb Bibern, wie 

fie eines unfrer SBilbcr fel)r gut 
erlernten läßt. Der Vftronont 
^■j nennt fie be 3 eid)nenberwei|e 

„gadeln“. Diefe Radeln flehen 
in einem urfäd)lid)en 3ufammen= 
hang mit ben Sieden, es fd)eiut, 
als ob burd) SBirbelbewegungeu 
in ben ©lutmaffert ber s 43hoto 
fphäre hier befonbers beiße, auf 
fteigenbe Ströme entftehen, bie 
bie DJietallbämpfe in größere 
£>öl)en emportreiben, wo fie bann 
eben abgetühlt werben unb bie 
ÜBolten bilben, als welche wir bie 


Die Sonnentorona, aufgenommen währenb einer totalen Sonnen* 
finfternis am 28. Vtai 1900 oon iprofeffor föitfdjei) 


Sadeln auf ber Sonne 


Totale Sonnenfinfternis. 9tach einem ©emälbe oon 9V. ©iffler 


















1110 


Über £önb urtb 501 eer 


1911. SRr. 42 



Brotuberan 3 en 


Sonnenflede tennen gelernt haben. — Tie bis* 
her erwähnten ©rfdjeinungen finb feit ber (£r= 
finbung bes S^roßres, alfo etwa feit bem 3aßre 
1610 betannt. ©rft in neuerer 3eit aber hat 
man Bßänomene entbedt, bie oßne Bnwenbung 
befonberer Mittel nur 3 ur 3eit einer totalen 
Sonnenfinfternis ficßtbar toerben. Bings um bie 
oom Btonb bebedte Sonne fießt man bann einen 
munberbaren Straßlentran 3 , bie „Korona“, beren 
filberweißes £icßt, oon feinen Strahlen burd) 3 ogen, 
einen gerabe 3 U mpftifdjen ©inbrud mad)t. Tiefer 
Straßlentran 3 toirb burd) bie äußerfte Schießt ber 
Sonnenatmofpßäre gebilbet unb ift waßrfcßeinlicß 
untermifd)t mit feinen Staubpartitelcßen, bie 
offenbar burd) elettrifcße, abftoßenbe Kräfte unb 
burd) ben Trud bes £id)tes oon ber Sonne fort* 
geftoßen roerben. Bber nod) oiel intereffanter finb 
bie roten Slämmcßen, bie I)inter bem oerbuntelnben 
Btonb am Sonnenranbe ficßtbar toerben. Btan 
nennt biefe Slämmcßen „Brotuberan 3 en“. ©s 
finb, toie bas Spettroftop 3 eigt, emporgefd)Ieuberte 
Ströme glüßenben SBafferftoffgafes, bie aus ber 
©ßromofpßäre ftammen. ©an 3 ungeahnte ©e* 
malten müffen biefe (Eruptionen auf ber Sonne 
ßeroorrufert, benn man hat ^rotuberan 3 en beob* 
ad)tet, bie mit einer ©efcßwinbigteit oon 500 bis 
700 Kilometern in ber Setunbe 400 000 Kilo* 
meter emporftiegen. Oft finten biefe ©ebilbe in 
wenigen Btinuten roieber oolltommen in bas 
Bicßts 3 urüd, ein 3^id)en für bie Unbeftänbigfeit 
aller Tinge auf biefem gewaltigen Seuerßerbe 
unfres Blanetenreicßes. 


am Sonnenranb 


mätjnte ^ßeriobipität, aber nod) rätfelßafter ift ber 
Umftanb, baß irbifcße ©rfcßeinungen oon biefen 
©reigniffen auf ber Sonne beeinflußt werben. So 
treten jebesmal, wenn ftarte ^3rotuberan3en am 
Sonnenranbe auftreten, Störungen im Tele* 
grapßenbienft ein, bie barauf ßinweifen, baß bie 
©rbftröme eine Bnberung erfahren haben. Buch 
bie Borblidfter, bie ©ewitter unb Stürme 3 eigen 
eine ^ßeriobi3ität, bie mit ber ^tedenperiobe auf 
ber Sonne übereinftimmt. ©an 3 offenbar ift bie 
Sonne ber Siß ungeheurer elettromagnetifd)er 
Kräfte, unb jebe 3uftanbänberung biefer Kräfte 
muß aud), wie bas aus elettrifcßen ©rperimenten 
im Laboratorium ßeroorgeßt, bas Kraftfelb ber 
©rbe beeinfluffen. 

So haben wir alfo feit ©wigteiten fcßon ge* 
wiffermaßen eine braßtlofe Telegraphie Sonne— 
©rbe; fa, bie 3ett toirb tommen, wo man nod) 
anbre, gan 3 unbetannte Beziehungen 3 wifd)en 
Sonne unb ©rbe aufbeden wirb, bie man heute 
nur oermuten tann. 

Bod) aber bietet uns ber Seuerball taufenb 
Bätfel, beren größtes woI)I bie Quelle ift, aus ber 
bie Sonne fortwäßrenb bie ausgeftraßlte ©nergie 
wieber erfeßt. £>elml)olß war ber Tlnfidjt, baß fie 
es burd) ein langfames 3 ufammen 3 iel)en erreiche 
unb burd) ben Trud, ben fie babei auf ihre eignen 
Blaffen ausübe. Blag bem fein, wie ihm wolle, 
wir wiffen, baß aud) fie nid)t ewig fein wirb, wir 
miffen, baß aud) Sterne fterben müffen. Bud) bie 
größte Sonne muß oerglüßen unb oerfprühen wie 
bie tleine Kohle im irjerbfeuer. 


Beränberung einer Sonnenprotuberan 3 

Tille biefe ©rfd)einungen, bie Siede, bie 
Sadeln, bie Brotuberan 3 en, haben bie fd)on er* 


Won gtvexfyevxn oon WUdKßofen 


it Btacßt bringt ©uropas Kultur in Blarofto 
oor, ohne (Erbarmen mit ben leßten ©r* 
fcßeinungen bes antiten orientalifcßen SBefens unb 
feiner 2Berte. Bur in einem oergeffenen SBintel 
ift nod) faft gan 3 unoerborben jene alte 3ioilifation 
lebenbig geblieben, nid)t eine rein orientalifd)e, 
fonbern bie feiten fd)öne arabifd)*anbalufifd)e 
Btifcßung ber maurifcßen Kultur. 3n biefem 
BSintel liegt Tetuan, eine Stabt oon eigentüm* 
Iid)em Bei 3 , oon unoergleich lieh er Schönheit, 
unweit bes Btittellänbifcßen Bleeres, füblich oon 
©euta. 

3toifcßen ben oon Borben tommenben ©ebirgs* 
3 ügen bes Bnbjeralanbes unb 
ben innorböftlicßerBichtung nad) 
bem Bleere ftrebenben Bergen 
ber Beni $affan bahnt fid) ber 
Queb Blartine ein fcßmales Tal, 
bas fid) etwa acht Kilometer 
oon ber See wie ein Säcßer 3 u 
einer großen ©bene ausbreitet. 

Bn biefem Übergang oom Sluß* 
tal 3 ur breiten Bieberung liegt 
als Bbfcßluß jene Stabt. 

Buf ben terraffenförmig an* 
fteigenben bügeln baut fidt) 

Tetuan auf, fid) in blenbenber 
Bteiße ßerrlid) abßebenb oon 
bem tiefen Tuntel ber im 
.Ejintergrunbe bis 3 U befchneiten 
iDÖßen aufragenben Berge. 

B3oI)I taum tann ein Blaß 
ein für Baturfd)önheiten emp* 
fängliches Buge mehr feffeln 
als biefes Tetuan mit feinen 
Türmen unb Blinaretten, getrönt 
oon ber alten majeftätifdfen 
fyefte, umgeben oon herrlichen 
©ärten, liefen unb Bergen; 
bas ©an 3 e oon wunber* 


ooller Beinheit ber £inien unb beruhigenber 
Harmonie. 

„Telle est Tetouan, cette perle du Maroc, 
cette odalisque, mollement couchee dans son lit 
de fleurs et de feuillages,“ würbe bie Stabt 
treffenb bezeichnet. 

Unb biefe Stabt mit ihrer fünf 3aßr* 
hunberte alten Kultur weift für marottanifeße 
Berßältniffe ergiebigen £janbel unb tätige 3n* 
buftrie auf. 

Bllerbings bringt bas oorläufig nod) mini* 
male ©inbringen ber (Europäer in biefen Blaß ben 
Bachteil, baß Tetuan in tommer 3 ieIIer Bebeutung 


nid)t mit Tanger unb ben Stäbten ber BSeftfüfte 
Schritt gehalten I)at. 

Unter beft Brbeiten ber ©ingeborenen oerbient 
neben ber BSeberei, ben £eber* unb Stuttatur* 
arbeiten bie Töpferei befonbere Bead)tung. Tid)t 
bei ber Stabt liegen ©ruben mit etwa fünf 
Bieter hohen [teilen BSänben. 3n ben leßteren 
finb höhlenartige Bertiefungen oon geräumigen 
Timenfionen. 

Unb alles ift gebilbet aus ber feud)ten Tonerbe. 
3n ben ©inbud)tungen arbeiten bie Tonbreßer an 
ihrer Töpferfd)eibe. %m. Boben ift ein £od) 
gegraben, bas bem am Banbe fißenben Brbeiter 
gerabe Blaß für feine Beine 
läßt. Blit feinen Süßen oerfeßt 
er eine Trel)fd)eibe in Be* 
wegung, mit ber gleid) 3 eitig 
eine 3 weite Slädje, bie eigent* 
Iid)e Töpferfiheibe, fid) breßt. 
Tiefe 3 weite Sd)eibe ift in 
§anbl)öl)e unb auf ißr wirb ber 
Ton geformt. 

Blit außerorbentlidfer ©e= 
fd)idlid)teit unb Sd»nellig!eit 
bilbet ber Blamt feine Sormen 
nur mit $ilfe feiner §änbe 
unb eines §ol 3 ftüdd)ens. 

Tid)t an ben ©ingängen 
3 U ben ^ößlen befinben fid) 
bie £>fen 3 um Brennen ber 
Tongebilbe. 

3m allgemeinen finb bie 
üeiftungen auf bem ©ebiete 
ber Töpferei recht erfreulich. 
Befonbere Beachtung oerbient 
aber bie §erftellung ber tleinen 
farbigen Tontäfeld)en, bie für bie 
Blofaitbetleibung ber S u ßööben 
unb ber untern Teile ber Sßänbe 
benußt werben. Tie Bus* 



„©uter" 2Beg oon Tetuan nad) Tanger 











Tetuan, Marttplatj 


füfjrung biefer glatten ift fo ausge 3 eid)net, bafc 
fid) ein (Erport roohl lohnen mürbe. 

Die Türme ber alten Mofd)een roeifen häufig 
berartige Arbeit auf unb befunben bie Dauer* 
haftigfeit non Ton, 93raub unb garbe. 

Die gan 3 e Tenben 3 ber 3 ur 3 eit ausgeführten 
Arbeiten neigt mehr 3 um praftifdjen ©ebraud) 
I)in. 9tur oereht 3 elt nod) finbet man 93erfud)e, 
ber altberühmten fpanifd)*arabifd)en Majolita* 
unb gopencefunft nafeueifern. ltnb toie Ijerrlid) 
[inb bod) btefe Meifterroerte bes Mittelalters in 
ihren feiten fdbönen garbentoirfungen, ein ©enujg 
für bie 93efud)er alter Mofdjeert unb maurifcher 
Sßaläfte. 

3nteref[ant ift es, in ber orientalifdien Literatur 
3 U oerfolgen, toeldje iRolle bas Töpferhanbtoer! 
im 3beengang ber Orientalen fpielt. Omar 



Töpfereien 


fthojjam, jener grofce Diditer fßerfiens, oeranfcbau* 
Ud)t bie gan 3 e Tragif ber 93ergcinglid)teit bes menfch« 
liehen Mefens in bem d)arafteriftifcd)en Silbe bes 
Töpfers, ber aus ber (Erbe begrabener ©efd)led)ter 
feine oergänglidje SBare formt. So ift biefe ent* 
ftanben aus bem aus ber (Erbe gefchaffenert unb 
toieber 3 ur (Erbe geroorbenen ßebenben, in ihrer 
3erbred)lid)teit-- aber toieberum ein Sinnbilb ber 
Sergänglidjteit. 

3n ber oielbefproehenen ÜPberfehung jenes 
großen Poeten hot uns Dr. griebrid) 9?ofen groben 
biefer ffSoefie gegeben, bie mit jeber europäifd)en 
fiprif ben Sergleid) aufnehnten: 

©eftern 3 erfcE)Iug ich meinen itrug mit 2Bein 

3n meiner Trunfenpeit an einem Stein. 

Da fpracp bes ftruges Scherbe: 2Bie bu biit, 

2Bar Up, unb wie ich bm, wirft bu einft fein. 

























1911. m. 42 


n»i 


Sauren mitten in ber Saigon als ©eßarrtifcßter ergriff. Des iöeal gefilmten Sd)tller dteßenfion 

gegen bie Dbeatertritit in einer SReiße oon geutlle* ber 23ürgerfd)en ©ebidjte I)at bem ungliictlicßen 

tons auftrat, gegen bie SBerroßung in ber Dßeater* Dieter bie einzig gebliebene £ebensfreube ger= 

^ .. . _ , rr .. „ . tritt!,-unb bamit einen beifpiellofen Sturm ber nagt, unb bes eifernen 3ionsroäcbters Johann 

jn btefen Sommermonaten gegeben, lerne Meinungen ßeraufbefeßwor. ( 3 n grantreieß, bas 2Rel<ßtor ffioefce blöbes 3eIotentum bat bem oon 

bramattfd)en 3nten. Swag fern,. bafe fte ftd) tn ber fei nebenbei bemerft, batte ©eorges gregbeau, ber ©unft ber 3 ugenb rafcß mx Unfterblicßteit 

Stdle ber baßtertfeßen ^Irbettsftiiben oorbereiten, ber Stteffoßn bes eleganten gigarofritifers §enrp getragenen „Sßertßer" aus feinem Hamburger 

bas fitdgtber jHampenerbltdenfiemcbt. ©aftfpiel== 3'ouquier, ber ben Sproffen feiner ©attin als Santt Katßarinen roütenb naeß gef d) impft: „Die 

ettfembles, bte oft tlmgenbe tarnen führen, bie ^enfent lange geftßbtti unb burd) fein oerwanbt* £eiben bes jungen 2 Bertßer füllten Narrheiten 

tßnen nad) tßrer 3hfammenfeßung nur reeßt be= fdßaftlicßes 2 BoßIwollen ben Kollegen oon ber unb Dollßeiten beißen, unb biefe ,game ©ßarteque* 

btngungstoetfe ^ufommen, burch 3 teben bie £anbe 23ouIeoarbpreffe empfohlen batte, in üöerbinbung habe leinen anbern 3 med, als bas Scßänblicße 

unb fptelen bas oft babetnt auf ©rfolg ©rprobte mit bem oerärgerten Sarbou, ber bie fnalligert oon bem Selbftmorb eines jungen SBiMings, ben 

bem jpublttum frember Stabte oor; tragen toobl Koftümtragßbien feines Alters fälecßter bepanbelt eine närrifdEje unb »erbotene £iebe m bem ©nt* 

aud)mlletnere^unftgemembentbeatralifd)e£)ffen= fab als bie bei aller ^tufeerlictjleit büßnentecßnifcß feßluß gebradjt habe, fid) bie Jßiftole oor ben Kopf 

barungen, bte ftd) tn ben großen 3entren fd)on bebeutenben Komöbien feiner SJtannesjaßre, einen 3 U fegen, tünftlid) ‘abBuwifcßen unb btefe feßwame 

überlebt haben. Jlber ber bramattfeße 9Heffias, ^elbjug gegen bie Kritif eröffnet, ber bamit be= Dat als Danbiung bes Heroismus oorsufpiegelrt." 

aud) nur ber SatfomdRefftas, wtrb ntemals im gann, baß bie ^arifer Dßeaterbirettoren — laut §ier toie bort — in ber Kritit bes oor nehmen 

Sommer er [Jemen. _ ■ , grimmig unterfeßriebenem 9?eoers — feine Kri= Dichters ber ©öfter ©riecbenlanbs toie in bem 

..... - üte ^tttx ruht aus, fcßlummert Unb tote es tifer mehr 3 ur ©eneralprobe einlaben burften. ©efd)impfe bes unoornebmenDrtßoboxen—finben 

ftdb empfiehlt, btfftgen Dteren nur gu. naben, Daburd) tourben bie d^eufenten 3 U ber flauer* fid> 21nfpielungen auf bas „Milieu“ bes «Poeten, 

^^ l^^ad) gehabter blutiger SJcablsett gut unb lieben, in unferm Dages^eitungsbetrieb längft ein* ber oerniebtet toerben fo.ll. Unb bas war ber 310 eite 

feft feßlafen, fo läßt ficb otelleicbit aud) bas oon geführten harter ber diaeßttritit oerurteilt. Doch heftige 23orwurf, ben Subermann erhob, ©t 

otelen, bte ftd) »erfolgt, oertounbet, serfegt oon tourbe biefe graufame Mße oerlegter Moren wollte abfeben oon ben fd)er 3 ßaften 21bfcßläd)= 

ihm fühlen, gebaute Untter ber Dbeaterfriiif am halb toieber illuforifcß, als 3 uerft bie 23ouffes tereien bhitiger Dilettanten, wie fie Naul £inbau 

Sri 1 e . tn 1 J taI ^ emeö Sommer* ^arifiennes einfach ftatt ber ©eneralprobe mittags gelegentlich betrieben, unb oon ben tritifdßen 2 Biß= 

|d)laf 5 tn ber nähe betrachten. bie „©rftauffüßrung" anfegten...) Subermann fpielen Dsfar 231umentßals unb batierte bie oon 

^mmer unb immer fmb bittere «ortoürfe gab bamals bem ©ebanfen Mbrud, bag bie if)m gerügten fd)Ied)ten dRanieren ber «reffe erft 

gegen bte nrtttf erhoben toorben. Denn tn ben Sfanbal* unb Sdjmähfud&t ber Dheaterre 3 enfenten oon ber dRitte ber ad)tsiger 3alne, unb eine ihrer 

£anben ber jpoefte fühlen gar otele ftd) berufen — niemals fo grog, Sitte unb ©efchmad niemals in fd)led)teften neuen äRanieren fah er eben in M 

00 m oerltebten Primaner über ben Oberleutnant, einer SBeife oermahrloft getoefen feien toie heute fpielungen auf bas dRilieu, auf menfd)Iid)e 23e* 

ber gerabe ben bunten 5Rod ausge 3 ogen hat unb — ober oielmehr: toie bamals (1902). 9tid)t 3 tehungen ber Sdjaffenben in ben üritifen... 

ftd) auf bas Schreibgerät beftnnt, bis sum ergrauten bie Störte- ber Ablehnung, fonbern ben Don ©etoig finb oft taftlofe Schnüffler 3 U toeit qeqanqen 

Kaufherrn, ber ftd) 00 m ©efdjaft 3 urudge 3 ogen gebaute er 3 U treffen. 2Iber bie ©rfolgloferen in 21nfpielungen unb Deutlicheren. 2lber es ift 

unb nun enblnh 3ett hat, ber 2Belt einige ©e= unb 23ertannten hinter ihm oerftärtten bie Klage bod) auch 3 U ertoägen: toennbie £iteraturgefdid)te, 

fühle tn ©oIbf«hmtt 3 U fpenben — unb nur toenige unb — ba nun einmal ber 23ann bur<h eine oiel* ber rtfdjt in legter £inie bie richtig qehanbhabte 

fmb ausertoahlt. Dtefe toentgen fmb empfmblid), leidet nid)t oorfidjtige, aber tapfere 2Iusfprad)e Dagestritif bie toertoollften Dienfte 3 U Ieiften hat, 

wo ber 23etfall einer großen ©efeUfdjaft wirb gebrochen war — ftellten fie fid) an, als ob in aufhört, auch ben 23 e 3 iehungen bes Poeten sum 

leicht uberhod unb oergeffen, wo eine etn 3 tge früheren, befferen 3eiten alles Schöne, ©ute, £eben unb 3 U ben £ebenbigen feiner Umgebunq 

Sttmtne ber ©egnerfdgaft ftch mätelnb hören lägt. SBertooIIe ohne weiteres feinen beträn 3 ten Sieges* nad) 3 ufpüren, was bliebe bann? Voltaire hat 

S teI ! n .. ob( r r Nden gern ohne weiteres im 3 ug burd) bie bantbare SBelt angetreten hätte. mit meIand)oIifd)er Bosheit geurteilt: „D’bistoire 

Uno er) taub ms, tm llbelwolfen, ja im §ag ber, 3n SBahrheit haben 3 U allen 3eiten auch bie ©ro gen n’est que le tableau des crimes et des malheurs.“ 

Krittler^ bte ©rünbe ber Ablehnung ihrer 2Berte ihre Gerächter, bie äRitläufer ihre Reuter, bie 3n folgern galle wäre bie £iteraturgefd)id)te 

unb leiben ftcq allmählich tn eine äRärtprerroIIe armfeligen Kleinen ihre unbarmher 3 igen Dot* nichts anbres als eine geift* unb feelenlofe ©hronif 

hmetrt, beren ©lortole ntemanb fteht als fie felbft fchläger gefunben. 3 u 3 eiten, wenn bie 2Bogen ber ©rfolge unb ber Durchfälle; taum wertooller 

tm^Sptegd, unb eme tleme ©efeUfdjaft, bie einen groger 3beentämpfe hoch gingen — man bente als bas Nautbud) einer Stubentenoerbinbunq, in 

otelletcht wtrfltd) 3 art unb fchön unb hoch emp* an bie Kritit ber 9 teformations 3 eit auf beiben bem alle erteilten unb erhaltenen „Abfuhren" 

fmbenben äRenfchen oerwedhfelt mit einem 23 e* Seiten — ift ber SBig fpigiger, ber $ohn giftiger gewiffenhaft noüert finb, taum wefenilich int er* 

gnabeten, ber folchen ©mpfmbungen bte 3 orm 3 U gewefen als in trägeren, ftilleren ©pod)en. 21 ber effanter als bas Mpnesbuch eines beliebiqen 

geben oermag. äRan weig, bag unter bett tein ÜÜSert oon irgenbwelcher 5Bebeutung ift jemals Sportoereins. 

„wenigen“, über beren 23ebeutung in 3af)r= auf bem pan erfchienen, ohne bag es ben ftärtften Das fdjlimmfte bei ber Kritit ift unb war, 
bunberten man ftretten tann (aber bitte, wie oiele 21nfeinbungen ausgefegt war, bie um fo ftärter bag bie Differen 3 ierungen fehlen. Dag in ben 

£tebltngeuhrer 3ett hoben benn überhaupt bie unb aggreffioer im Don würben, je mehr eine grogen, ernften Dheatem bie geftrenqen, mit 

Suhrte behauptet, nad)bem ihre ©eneration bahin tompatte dRaffe Slinbbegeifterter ober ein 3 ähes 2Biffenfd)aft unb 2Infprüd)en befchwerten Herren 

war?), beren md)t unberechtigte ©rfolge unter Häuflein, bas bie 3ntelligen3 gepadhtet 31 t hoben als dichter figen, in bie leichteren dRufentempel 

ben £ebenben aber tem ©hdtd)er beftreiten wirb, glaubte ober in 2 Bal>rheit ben geiftigen 3 orifd)ritt aber oft bie Herren gefd)idt werben, bie qewiffer* 

Hermann Subermann es war, ber oor neun oertrat, für bie umftrittene Steuerfcheinung Nortei (gortfegurtg f. s. 1117 ) 





„San atOffen 

hilft Ihnen sicher /“ 

So sagen täglich Tausende von Herzten, wenn jemand über allgemeine 
Mattigkeit, über erschöpfte Nervenkraft und geschwächte Verdauung klagt. 
Sie, die berufenen Hüter der Gesundheit, wissen, daß Sanatogen 95°/ö 
reinstes Eiweiß und 5 °/o Glycerinphosphat (entsprechend 18,68 °/o 
Lecithin) enthält, also diejenigen Baustoffe, deren der Organismus zur 
Wiedererlangung von Lebenskraft und Lebensmut bedarf. 


Große Reizbarkeit, grundloser Mißmut, Rngstzustände, quä¬ 
lende Kopfschmerzen, rasche geistige und körperliche Ermü¬ 
dung und Schlaflosigkeit sind Zeichen, daß der Gebrauch von 
Sanatogen geboten ist. Da Sanatogen als Zusatz zu den ge¬ 
wöhnlichen Speisen und Getränken bequem genommen werden 
kann, veranlaßt sein Gebrauch keine Störung der gewohnten 
Lebensweise und keine Unterbrechung der beruf liehen Tätigkeit. 

Mehr als 14000 Herzte haben die unübertreffliche Wirkung 
der Sanatogenkur in wissenschaftlichen Hrbeiten oder brief¬ 
lichen Gutachten bestätigt, Nicht zu zählen sind die Männer 
und Frauen aller Stände und Berufsarten, denen Sanatogen 
zum Jungbrunnen geworden ist. 

Interessante Broschüren über Sanatogen verschicken 
Bauer & Cie., Berlin SW 48, völlig kostenlos. Sanatogen 
ist in allen Hpotheken und Drogerien in Packungen von 
M. 1,65 bis M. 15,— erhältlich. 

Exzellenz Wirkl. Geh. Rat Professor Dr. v. Leyden, Berlin: 

^Das Sanatogen habe ich in der Klinik und in meiner Privat¬ 
praxis bei schwachen Kranken viel und gern verordnet und bin 
mit den Erfolgen außerordentlich zufrieden.“ 

Herr Dr. v. Kr aff t-Ebing, Professor der Psychiatrie und Nerven¬ 
krankheiten, Wien: 

„Ich freue mich, berichten zu können, daß Sanatogen sich recht 
bewährt.“ 








1911. $Rr. 42 


Uber £artb unb ÜJteer 


1117 


mauert bie frittfd)e 3toeite ©arnitur barftellert, unb 
bereu hormloferem ©emüt letzter eine bramatifche 
greube 311 bereiten ift, ohne baft fie Anlehnungen 
fühlen, ^ilflofigteiten erlernten. So bah bent 
Vublitum, bas 3mifd)en Kritil unb Kritil nicht 3u 
unterfcfteiben oermag unb bie ißerfönlid)teiten, bie 
hinter ben Krüilen flehen, nid)t 3U inerten in ber 
Sage ift, oft £eid)tmiegenbes über ©ebül)r gerühmt, 
©mftgemolltes unb nur in ©Übelheiten Verfehltes 
oft ungerecht gegolten fcheint. 

So erfd)ien mandhem Schaffenben oielleidjt bas 
als 3 beal, was jüngft auf eine Umfrage eines VMener 
Vlattes ber originelle Albert Vaffermann, einer 
unfrer aller Komöbie im £eben abholbeften Gönner 
auf ber Vühne, geantroortet unb — ohne felbft roohl 
an bie Vermirllichmtg bes Vorfd)lags 3u glauben 
— gemünzt hot: eine ftaatlid) Übermächte Kritil, 
eine einfad)e Reportage über ben dufteren ©rfolg 
einer Bonität ohne 3enfurerteilung, ohne Iritifche 
Vehanblung non Stüd unb Spiel. Der uortrefflid)e 
Darfteller hot bamit freilid) nur für ©uropa bleues 
gefagt unb geforbert. Das nüchterne Amerita hat 
ben Verfuch fchon gemad)t, unb ber „ 9 tem Vor! 
tr>eralb“ hot nor 3aWn fchon eine ©rtlärung ab* 
gegeben, baft il)m bas 3 ntereffe bes Vublilums an 
lritifd)er Abfcftäftung bes VSertes non Bonitäten 3u 
gering erfcheine, um in 3utunft noch 3ünftige Krittler 
3U entfenben. ©in Aeporter tue es aud) unb merbe 
es tun ... Vielleicht hot Vaffermann nicht geglaubt, 
auch h^r bent Ven Afiba 3U begegnen. 


Aud) baft gänzlich unbeteiligte Zünftler, Sd)affenbe 
unb Krittlet in öffentlid)er ©rtlärung für einen ©r* 
folg eintraten, ber oom grübelnben Krittler in einen 
Vttfterfolg umgebeutet mürbe, mar fd)on ba. Vor 
fieben 3 attten erfuhr bie Darftellung non ©ortis 
„Aadttafpl" burd) eine ^Berliner Vührte (Kleines 
Dheater) in Viündjen eine Ablehnung burd) einen 
angefehenen Krittler, ber fofort eine öffentlid)e ©r* 
llärung oon einem Duftenb nid)t minber angefebener 
Kiteraten folgte, bie begann: „Unter3eid)nete 3u= 
fchauer ber Vorftellung bes ©ortifcften , 9 tad)taft)r 
burd) bas ©nfcmble bes Kleinen unb 9 ceuen DI)ea* 
ters (Verlin) holten es für ihre Vfütftt, gegen bie 

Vefprechung biefer Vorftellung burd). 

öffentlich Stellung 3U nehmen.“ Unter ben Untere 
3eid)nern biefes Vroteftes lefen mir neben Vier* 
bäum, £albe unb bem ©rafen Kepferling and) ben 
Aameu f$üont VSebelittbs. Unb ba ift es ntd)t un* 
intereffant, 311 lonftatieren, baft gerabe Vßebelinb 
jüngft in einem lefensmerten ©loffarium „Sd)au= 
fpieltunft“ 3m Dl)eaterlritit Stellung genommen 
hat unb in biefer mutigen Streitfd)rift bas gan3e 
Übel ber heutigen Kritil erllärt aus — ber fd)led)ten 
Vefolbung ber Krittler burd) bie Verleger ber Dages* 
3eitungen. „3n bem gan3en Aiefengetriebe bes 
Theaters, in bem überall nur ^erfönlichleitsmerte 
mit Kiebhaberpreifen honoriert merben,“ fd)reibt er, 
„ift ber Krittler ber einzige Vfenfd), ber als Dage* 
löhner ober Attorbarbeiter behanbelt unb abgefpeift 
mirb. 3 <!) lönnte aber fo unb fo oiele lontrete Vei* 


fpiele bafür anführen, baft ein Krittler oon bem 
Augenblid an, mo er oon feiner 3 dtung anftänbig 
befolbet mürbe, aud) anftänbig gefcftrieben hot. 
Als bte felbftänbig probu3ierenben Sd)riftfteIIer nod) 
nidftts oerbienen tonnten, hechte aud) unter ihnen 
ein roherer Don als heut3utage. 2 Bir brauchen nur 
an ben Streit $eine*Vlaten 3U benten. £>eute lüm* 
mern fie fidh mit menigen Ausnahmen überhaupt 
rtid)t mehr umeinanber. Deshalb, memt fid) iigenb 
jemanb burch eine Kritil benad)teiligt fühlt, bann 
fud)e er bie Urfadje niemals bei bem Krittler felbft, 
fonbern unter allen Umftänben immer bei ber 3 d s 
tung, bei ber ber Krittler angeftellt ift. 3 d) meift, 
meid) einen Sturm ber ©ntrüftung id) mit biefer 
Vehauptung he^oorrufeu merbe, uub ich ftobe oom 
mirtfd)aftlid)en Stanbpunlt aus oielleicftt bod) red)t. 
©s müftte ben 3dtungen einfad) oermehrt merben, 
einen Schriftsteller als Krittler 31t befd)äftigen, bem 
fie nicht 3ugleid) aud) eine feiner geiftigen Vetätigung 
entfprechenbe ßebensftellung ermöglichen. 2 Bemt 
fid) eine 3 eiturtg gegen biefe Anforbentng ocrfehlt, 
bann merbe id) mid) unter allen Umftänben immer 
an bie 3 eitung holten unb nid)t an ben Krittler. 
Das heiftt mit anbern VSorten: id) merbe nicht fragen: 
VSeldhe geiftigen ©arantiert beftehen für bie Un* 
befangenheit bes oeröffent!id)ten Urteils? —meil 
biefe S^oge unter Kollegen unb Verufsgenoffen ab* 
folut un3ulä[fig ift unb nur 311 unfrud)tbaren perfön* 
Iid)en Streitigleiten führen lann. Um fo unoerföhn* 
Hefter unb nad)brüdlid)er merbe ich aber fragen: 



Zahn-Creme 

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Mundwasser 


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und man hat’s im Gefühl, diesmal wird er durchdringen,“ 
so schrieb Franz Servaes im „Tag“, Berlin, über die von 
Dr. FRIEDRICH ROSEN, Kaiserlich Deutschem Gesandten 
in Marokko, übertragenen, bei der Deutschen Verlags- 
Anstalt in Stuttgart erschienenen 

Sinnsprüche Omars des Zeltmachers 

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1118 


Hber £ctrtb unb Slleer 


1911, 91r. 42 


SBeldje materiellen (Garantien befteßen für bte Urt* 
befangenbett bes üeröffentlicßten Urteils?" 

Nu cf) SBebetinb tommt 311 bem Nejiiltat (gu 
bem Nmerifa unb 23af [ermann auf anbern 2Begen 
tarnen), bajg bte 5tunjt ber 5ftttj! ntdE)t bebürfe, 
moßl aber bie 3 ettung, ba fte ohne ftritif feine 
3 eitung märe. Sßielletcßt fjat er redjt. Nber ba er 
mit einem ©loffartunt bie 3 eitungen nidjt aus ber 
SBelt Raffen roirb, fo tft eben mit ben gegebenen 
Nerßältnijfen gu reefmen. ©ab bie ftritifer fo 
[cßlecßt beßaßlt toerben (tote 311 gontanes 3 etten, 
beffen Honorare bem Nnbenlen feiner Verleger feine 
©ßre f)ttt 3 ufügen), ift rticßt mehr richtig, Nur rotrb 
üielleicßt manchmal gerabe bas ftarf polemifdje 
©alertt, bie fdjarfe „eigne Note" beffer begafjlt, tote 
ber rußig unb facßltcß Sßägenbe, ber oiel gelernt 
ßat unb einfad) [cßreiben fann. Unb bann — man 
läßt oielIeid)t an mittelgroßen unb fleinen ^Blättern 
gu oiel 3 tigenb gum !ritifd)en Nmte gu; 3 ugenb, 


bie uttbebingt burcß ©reinbauen auffallen toill, 
burd) Nbfprecßen fid) ben Sd) ein ber reifen Über¬ 
legenheit gu gehen [rußt. 2 m feinem tecßnifcßen 
^Betrieb, too Nnfeßen, ©ßre, Kapital einer ^irma auf 
bem Spiele [teßen, mürbe man gu ©utacßtern junge 
fieute Anfang ber 3 eoangig mahlen, felbft menn’ 
man ihr tecßnifcßes ©alent nicht in 3 ^eifel göge. 
Praxis fehlt unb Erfahrung. 3 um tritifcßen Nrnte 
in äjtßetifcßen ©ingen mirb aber oft ber junge 
9Jtamt berufen, ber — „fdjreiben fann", ohne baß 
er fcßon Äenntniffe, Selbftgucßt unb 23erantmortltcß= 
feitsgefühl in nötigem SNaße beftßt. ©ie Ronfurreng 
ber 23lätter untereinanber tut bann bas ScßHmmfte. 
$at ein ^tngeiger einen fcharfen ©raufganger, fo 
fucßen fid) bie Nachrichten einen feßärferen. Unb 
bie 5tun|t — bie nicht immer (Smigfeitsmerte fcf)affen 
fann unb auch gefälliger unb nicht unebler Unter* 
haltung Nennung tragen rnuß — ift bie £etb* 
tragenbe. ©efränft gießen fid) bie alternben 23e* 


mährten gurücf, oerängftigt ermarten junge Nuf* 
ftrebenbe ben $ieb in bie ftnieteßlen. Unb nur 
ber eiferne, neroenlofe ©tcßter — freilich: rote oiele 
mag's baoon geben? — fagt fid) tüßl unb felbft* 
ficßer, bah bie großen ©rfolge oft nicht mit ber 
3ritif, fonbern gegen bie 5tritif famen; unb bah ißm 
gegen bas blutige SEJiitternachtsgerid)t ber Negen* 
fenten, menn er nur gäh unb guüerfid)tlid) bleibt, 
ein. Nppeil übrigbleibt: an bas ^ublifum. Unb an 
eine fpätere Rritif, bie über ber 3 eit fteßt, ba 
fein SBerf entftanb. 

Nubolf iß-resber 


OTein. 3nferaten=atnna£)me 
bei ^.u&oTf iJilolTe* 
SIrmoncen=@spebttion für 
fämtlicöegeitunßen ®eutfd)= 
lanbS unb be§ SCuälanbeS, 


[Iwm 


3nferUjm« - ©ebüijren 
für bie fünfgefpaltene 
9fonp areiHc'ßeüe 2)1.1.80, 
für bie Schmeiß Italien 
unb ffranfretc^ ftr. 2 . 25 . 


tri Söeritn, »re§lau, ®f>emntfc, ®re§ben, ®üffetborf, g-ranffurt a. 3«., 
ßaüe a. ©., Hamburg, Äöln a. 9U)., Setpjtö/ Bonbon, SJiagbeburg, 
SDtünctjen, Nürnberg, $rag, Stuttgart, Sffiten, Büridö. 



IIMiMllllllllillllllW 


*5)ia sdtöftsU X\«äe etoet 


elfte POlUft deU üppige IfolsU. jg I Sammlung zeitgenöffifcher Denkwürdigkeiten 


Eine sehr angenehme Pariserin,Besitzerin eineswun- jg 
derbaren Geheimnisses, bietet dasselbe gratis allen js= 
ihren Leserinnen an zur Erlangung einer solchen. :|= 


Wie viele Frauen 
gehen unbeachtet u. 
unbemerkt dahin, 
mangels der Reize 
einer vollkommenen 
Büste, während ihre 
glücklicherenSchwe- 
stern anziehen und 
blenden! Sie wissen 
genau, sehr geehrte 
Frau,was eine schöne 
Erscheinung Ihnen 
sichert: Huldigun¬ 
gen, Respekt, Lob¬ 
sprüche. Doch wenn 
Sie sich im Gegen¬ 
teil unter den von 
der Natur zurück¬ 
gesetzten, Übersehe¬ 
nen befinden, wenn 
Ihre Büste mager ist 





und der ebenmäßi- 
gen Form entbehrt, 
Mi wie viel Zurück- 

Setzung und Krän- 
kung muß Ihnen das 
PjP Leben bereiten! 

P? Doch es ist noch 

I kein Grund vorhan¬ 

den zu versagen. 
Schon so oft wurde 
den Fehlern und Un- 
gerechtigkeiten der 
/F Natur abgeholfen, u. 

in diesem speziellen 
Falle wurde eine 
wunderbare Ent- 
F deckung gemacht, 
welche es allen er- 
iy V; ; möglicht,eine,voll- 

$ ‘ kommen schöne 

Büste“ zu besitzen. 


In diefer Sammlung lind erfchienen: 

Rudolf von Bennigfen. 


Ist dies nicht eine freudige Nachricht, welche ich Ihnen bringe. 
Ja, es steht Ihnen heute die Wissenschaft und das unvergleichliche 
Talent einer unserer bekanntesten Schönheits-Spezialistinnen Europas 
zur Verfügung. Frau Helene Duroy, deren Ruf universel ist und 
'deren Erfolge von den Angehörigen des Adels und der Aristokratie 
proklamiert wurden, bietet Ihnen ihre wunderbare Methode an. Von 
Paris aus, dem Mittelpunkte aller weiblichen Kunst und der Fabrikation 
dessen, was mit ihr in Berührung kommt, läßt Ihnen Frau Helene 
Duroy ihr ganzes reiches Wissen zugute kommen. 

Ihre Methode, berühmt und bekannt unter dem Namen „Büsten¬ 
entwickler Exuber“, verschafft unfehlbar die gewünschte Ver¬ 
vollkommnung der Figur. Tausende von Damen haben ihren Wert 
und ihre außerordentliche Wirksamkeit kennen und schätzen gelernt, 
und was sie vermochte bei anderen, warum sollte sie es bei Ihnen 
nicht vermögen. Erwägen Sie darum noch einmal, was eine solche 
Umgestaltung für Sie bedeutet und in welch ganz anderem, helleren 
Lichte Sie Welt und Leben erblicken werden. 

Schreiben Sie an Frau Helene Duroy so offen und vertrauens¬ 
voll, wie Sie mit einer intimsten Freundin reden würden, und sie wird 
Ihnen ihr Geheimnis, in dessen alleinigen Besitz sie ist, mitteilen. 
Achten Sie genau auf ihre Adresse: 

Helene DUROY, 

Division 58 A Paris, 12 Chaussee d’Antin. 

(Briefe sind mit 20 Pfg., Postkarten mit 10 Pfg. zu frankieren.) 


Gratis-Kupon 58 A 

Dieser Kupon berechtigt Sie zur Einholung der unentgelt¬ 
lichen Beratung von Frau Helene Duroy für die Entwicklung 
oder Festigung der Büste. 

Frau oder Fräulein . 


IVLlVl^il VUH UUUU 5 IUI, feinen Briefen u. hinterlaflenen Papieren. 
Von Hermann Oncken. 2 Bände. Geh, M 24 .—, 2 Halbfranzbände M 30 .— 

«Eine unentbehrliche Quelle für die Gefchidite der deutfchen Einheitsbewegung, denn es Iteht in 
feinem Mittelpunkte der Mann, der in dem Jahrzehnt, in dem die Fundamente des Deutfchen 
Reiches gelegt und fein Bau ausgeltaltet wurde, durch feine auf das Praktifche gerichtete, wahr¬ 
haft ftaatsmännifche Politik fehr wefentlich dazu beigetragen hat, die Gefetzgebung des gem¬ 
einten Staates mit freiheitlichem Geilte zu erfüllen. Darum wird niemand, der lieh mit der Ge=- 
fchichte des deutfchen Parlamentarismus befchäftigen will, diefes Buch unbenutzt laßen dürfen.» 

^ <Der Tag, Berlin.) 

Prinz Friedrich Karl von Preußen, 

Leben. Herausgegeben von Wolfg. Foerfier, Hauptmann im Großen GeneraL 
Itabe. 2 Bände. Mit Bildniflen, Fäkfimiles eigenhändiger Briefe des Prinzen und 
Kartenfkizzen. Geheftet M 20 .—, in Halbfranz gebunden M 24 .'— 

«Ich begrüße ein folches Werk wie die .Denkwürdigkeiten des Prinzen Friedrich Karl' aus vollltem 
Herzen und wünfehe jedem Preußen und jedem Deutfchen, daß er fnh an ihm erbaue und Itärke, 
wie ich es getan habe in heiliger Sonntagsftille.» <Archivar Dr.Brunning*Aachen i.d. D.Tagesztg., Berlin.) 

Ernft Freiherr von Plener.gSSdÄ&kl 

famkeit in Paris und London bis zum Jahre 1873 .) 

Geheftet M 8.— , in Halbfranzband M 10 .— 
«Für jeden, der an dem Bildungs* und Werdegang eines jugendlich Itrebenden Politikers Interelfe 
hegt, der an der fachlich reinen Darlteliung einer lblchen Karriere Freude findet, wird die Lektüre 
der Plenerfchen Erinnerungen eine ebenfo gefällige und angenehme wie nützliche Lektüre bilden.» 

<Hamburger Fremdenblatt.) 

Frpnf TttIitto Ä n rtra (Tv r Sein Leben und feine Zeit. Von Eduard 
dl J UUUb dliy. von Wertheimer. Nadh ungedrudten 

Quellen. I.Band. Bis zur Ernennung zum Minifter des Äußern. 

Geheftet M 15 .—, in Halbfranz gebunden M 17 .— 
«Das erlte grundlegende Werk über das Leben und Schaffen des großen ungarifchen Staats* 
mannes.... Der Verfafler hat mit Herzblut gefchrieben und identifiziert lieh völlig mit den 
Anfchauungen feines Helden.» <Illu(trierte Zeitung, Leipzig.) 

iH (t X T oxrAon Lebenserinnerungen. Herausgegeben von feiner 

J^lllIL VU11 ELyULll, Schwefier Cfariffa Lphde*Boetticher. Mit 
einem Vorwort von Geheimrat Prof. Dr.Waldey er. Mit Bildniflen und Fäkfimiles. 

Geheftet M 6 .—, in Halbfranz gebunden M 8 .— 
«Fürwahr, einen folchen Mann feine Lebenserinnerungen erzählen zu hören, ift ein erlefener 
Genuß. Sie find das Hohelied eines energifchen, ehrlichen, menfehenfreundiiehen, auf hohe 
Ziele gerichteten Lebens. Für Leyden gilt das berühmte Wort: ,Nur ein guter Menfch kann 
ein guter Arzt fein. 1 » «Neue Zürcher Zeitung.) 


DEUTSCHE VERLAGS-ANSTALT IN STUTTGART 


Ernft 


atadjbrud: aus bem 3nf)alt biejer 3eitj^rift mirb Jtrafreditltc^ uerfolgt. Serantmortlt^er IRebatteur: Dr. SRubolf ißresber in SB erlin. SBerantroortUc| für ben Snferatenteil: SRic^arb SReff in Stuitgart. 3n £)jterreid)»Ungarn für bie 
SRebaftion unb Verausgabe oerantroortli^: Stöbert 3JIof)r in SDSien I. Srud unb Verlag ber Seutjcfjen a3erlags=9Injtalt in Stuttgart. Rapier oon ber gßapierfabril Salacb in Salacfj (SBürttemberg). SSrtefe unb Senbungen, bie beti 
rebafiionellen Sn^alt biejer 3eitjd)rift betreffen, nur an bie Deutjdje S8erlags=2tnjtalt, Stebaition, »erlin SW, ftöniggrütjer Strafe 99 (o^ne »erjonenangabe) erbeten. 














































Nr. 43 


Jahrgang 53 


ÜBERJAND UND MEER 



1911 (58b. 106) 
























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106. Band. Dreiumlfünfzigster Jahrgang 

Ohtober 1910—1911 
•ä- erscheint jede« Sonntag 


DeutTche JUuTtrierte Zeitung 

Copyright, 1911, by Deutfche Verlags ^Anftalt, Stuttgart 


Preis vierteljährlich 4 mark 

Heim Postbezug 4 marK 25 Pfg. ob«e Bestellgeld 

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Der stampf ber meinen 
unb ber roten SRofe 

Momart 

Dort 

(Seorg $trfd)fefö 

-(Fortfefeuttg) 

Is Har Im arm unb Dom ftd) in iprer SIRüncpner 
Slßopnung eben ein menig eingelebt Ratten 
— fie maren in bie SHrcisftrape gezogen, gegen* 
über ber mitten Sßinalotpel —, erhielten fie 
ein Delegramm aus SB erlin, bas HIementines 
plötjlicpe SIXnlunft melbete. Harlmann mar 
tief erfcproden — bie SIRutter patte fdjmerz= 
licpe, leibenfcpaftlid)e SIBorte bepefdpiert. 3Bas 
mocpte benn in SBerlin gefcpepen fein? 3mar 
liebte fie es, ipre unmittelbaren ©infälle ben 
Hinbern als toftfpielige Depefdjen zu fenben, 
bod) bie heutige SIRitteilung Hang, als ob fie 
SB erlin mieber auf gab unb au dp Dresben 
meiben mollte. 3P^ loerz brängte fie plöplidj 
ganz zu Harlmann. SHudj Sßaula unb Doni 
mürben in ber Depefd)e ermähnt. Die ©r= 
Härung biefes merlmürbigen SRuffdjreis follte 
halb folgen. HIementine erfcpien mit Sad unb 
SJ3ad in SIRündpen. Sie mar fo erfd)öpft unb 
neroös, bap Doni it)r bas Scplafzimmer ein= 
räumte unb fie mie eine Dodjter pflegte. 3el]t 
lam es aus HIementines fersen allntäplid) 
heraus, bas bittere ßeib. Sie fcpalt ipre Döcpter 
urtbanfbar, fie mar hinter fürchterliche Splicpe 
gelommen. 

„Das finb zmei faubere Patrone, bieSIRanns= 
Ieut ; , bie beiben!" rief fie, fiep im SBett auf= 
fepenb. „Silber mas foXI man aucp oon ipnen 
ermarten! Die paben palt meg, mas fie mollten! 
Silber SIRarion! CSlfa! Dag bie Frauenzimmer 
fid) nit fdpämen, fo lang mie fie finb —!" 

„SIRama," unterbrach Harlmann fie fanft,. 
„reg bidp nur nidjt auf, SIRama. SBebenle — 
bein $er 3 — u 

„3amopI, mein $er 3 , mein armes, gequältes 
£>erz! Das pab' icp immer für meine Hinber 
pergegeben!" 

„SBei mir foll es nidjt umfonft gemefen 
fein, SIRama, unb Doni •—" 

„3a, bu! Du! Du bift gut! Du bift ber 
einzige! SUtein Harlmann! Unb paft bir eine 
Frau genommen, bie beiner mert ift! Das 
begreif id) jept! SBerzeip mir! SBerzeipt mir, 
Hinber! 3cp P©b' i a bamals nit gemußt, mas 
:dp tat!" 

Sie meinte. Harlmann unb Doni beugten 
id) erfdjüttert über fie. „Das ift alles ©ergeben 
mb oergeffen, liebfte SIRama," flüfterte Harl= 
nann. „2Bir mollten ja meiter nidpts, als bir/ 

1911 (23b. 106) 


bemeifen, bap bu uns unred)t tuft. SRun finb 
mir bort, moI)in mir mollten. Unb bu bleibft 
bei uns—" 

„Harlmann!" 

„Silber tuft bu SIRarion unb ©Ifa aud) nidjt 
unredpt? 3cp dann um gar uicpt oorftellen — 
fie maren bod) nacp SJ3apas Dobe nur SRüdficpt 
unb 3ärtlidjleit für bidj —" 

„SBSas!? SRüdficpt! gärttidpleit?! Die 
©Ifa Iäfgt fid) oon bem Stallmenfcpen oor= 
fdpreipen, ob fie eine SIRutter paben barf ober 
nit! Unb SIRarion — nein, bas ift zu jämmerlid), 
id) fann es nit anbers nennen, jäm—mer—Iid)!" 
Doni fud)te fie zu beruhigen. 

„ 3 d) meip fcpon — aber id) frag' eud) — 
ihr zmei — ipr anftänbigen SlRenfä^n“— fcpidt 
es fid) für meine Docpter, bafz fie iprem ßeim= 
fieber oon ©emapl recpt gibt unb im geheimen 
nur mill, bap icp ben Hildjberg nit bei ihr fipen 
fei) 1 ?! Sold) Frauenzimmer? Sold) taltlofe, 
eproergeffene Sßerfon?" 

„Um ©ottes millen, SIRama!" 

„SCRit 'm Hild)berg hat fie ein ©fpufi! Der 
ift jept penfioniert — ber ift nad) Berlin ge= 
Zogen! ©r pat's ja immer auf bie SIRarion ab= 
gefepn! 3<^ ^nn ; bod) ben Hild)berg, menn 
er feine ©eieraugen madjt! SRa, foll er nur 
bem SBraumüller, bem SRinboiel), bie Körner 
auffe^en, bas ift bas einzige, mas mid) freut — 
oerbient's nit anbers! 3^ — ich Iafj meine 
$änb' oon ber Sippfd)aft!" 

,,3d) begreife nur gar nidjt,".magte Harb 
mann einzumerfen, „baff Sppitipp —“ 

„^Philipp ?!" 

„3a, paft bu ipn benn überhaupt befud»t?" 
„Der ift ber ärgfte!" 

„sppmpp?" 

,, 3 d) mar aud) in Dresben!" 

„SIBann?" 

„SBeoor id) zu eud) lam. 3© ja — nimm 
mir’s nit übel, Harlmann — id) muff’ es erft 
no^ mit ipm ©erfudjen. 3^ lonnt ; s bod) nit 
für möglid) palten, bap aud) er —" 

„SIRama, bas ift ja ber reine S8erfolgungs= 
mapn! SIBas pat Spptltpp getan?" 

„sppilipp — acp, es ift ja zum ßacpen, 
menn's nit zum SIBeinen mär'!... Dtlfo, er 
mopnt bocp ba in Dresben, in SBlafemip ober 
mie bas ©erfludjte SReft peipt, ba mopnt er bod) 
in einer spenfion. 3d) mar natürlidj gefpannt, 
mie er ; s pat, ber arme SBub, zum erftenmal in 
ber F^inbe ... SRa. . . id) lam pin unb —" 
„©rzäpFs jept lieber ni(pt, SIRama." 

„S 5 ör Zu! Die Spenfion gepört einer Dame — 
Fräulein 3 ägei — fepr fcpid, fepr nett, gar nit 
päplicp — jung nocp — ja, id) mar begeiftert. 
Unb ooll Sorgfalt für ben sppilipp — mie ’nt 
SIRutter! ßad) nit, Harlmann!" 

„Sparbon, SBtama, tcp 

„3ebenfaIIs — fo mas Fßtues patte fie — 
birelt F^tues — bap id) apnungslos mar. Der 


arme Sppilipp pat fd)mer zu arbeiten in ber 
Hunftpanblung — alfo bad)t ; id), pat er's 
menigftens bapeim gut. ^übfcpes 3 iutmer, 
gutes SBett, fepr gutes ©ffen ... SRur bie SBer= 
traulicpleit bei Difd) gefiel mir nit recpt — 
oon einem alten glaplöpfigen 3 f^ a ^Kten mit 
ber 3 äger unb aud) oom Sppilipp. 3 ^) f«proieg 
bazu — icp blieb beim SBeobacpten — unb in 
ber zmeiten SRadjt —" 

„SIRama —" 

„Da pab' id) meine ©ntbedung macpen 
müffen ..." 

„SDSie benn? DBo?" 

„ 3 a, bas läpt fid) fd)mer fagen. ©s mar 
ZU entfeplid), z u fürd)terlid), unb ipr merbet 
ladjen, ipr zmei. SUd), id) mar aucp Iäd)erlicp, 
id)! Slllfo — mas foll icp ein SBlatt oor ben 
Sntunb nepmen — mir mar in ber SRacpt nit 
gut, id) patte ben oerbämmten ©urlenfalat 
gegeffen — pab' id) nie oertragen — unb gep' 
auf ben SItbort. Der ift auf ber Dreppe in bem 
Scpelmenpaufe. Unb mie id) ba bin, pör' icp 
ein Flüftern unb £mfd)en braupen — birelt oor 
ber Dür—palt, bacpt' icp, ein SRenbezoous, unb 
oerpalt' mid) ganz füll. 3 C P pör' einen Hup — 
bann nocp einen — nod) einen — mir marb's 
Zuoiel, unb icp mär' bod) gern mieber fort in • 
mein 3 üumet gelommen. Da plöplicp pör' 
icp bas SIBeibsftüd flüftern: ,Sppilipp - 
SjSpilipp — fei artig!' Unb ipn: ,SHcp mas! 
Homm mit!' SRa, ba mupt' id) — ba mollt' 
idp fcpon auffpringen — ganz egal — unb aus 
bem oerfludpten Häfig 'naus, mitten unter bie 
Zmei! Silber id) befann mid), giüdlicpermeif'! 
3 cp martete nod) eine oolle SBiertelftunb' — 
bann maren fie enblicp fort, unb icp lonnt' 
pinaus, mit lapmem Hnien, idp meip nit, mie 
icp micp in mein 3 uumer gefcpleppt pab'. 
ßadpt nit, Hinber." 

Doni ging pinaus. 

„ 3 © icp meip nidpt, ob bas ein fo gropes 
Söerbredpen ift, Sülama —" begann Harlmann, 
fid) müpfam faffenb. 

„Sei's, mas es fei — ber 3 unge ift in ipren 
Hlauen — er mirb ba zugtunbe gepen! ©in 
$aus, mo fo etmas möglicp ift! 3 d) pab's 
ipm am näcpften Dage gefagt — unb bann bin 
id) fort, meil ber ©lenbe grob gemorben ift, 
grob gegen feine SIRutter — bann bin id) nad) 
©erlin zurüd — unb nun bin idp pier — bei 
eudp — op, lapt micp bleiben ..." 

„SIRama — bu lannft bodp natürlidp über 
uns oerfügen — über alles, mas mir paben. 
Unb nun rup' bid) aus. Scplaf, SIRama. SIRor- 
gen ift alles beffer." 

©r oerliep fie unb ging zu Doni. Sie mollte 
nocp einmal in ßadjen ausbrecpen, bodp bezmang 
fie fiep, als fie fein feierlicp ernftes ©efidpt fap. 

„Die arme, arme F*uu," flüfterte er. 
» 3 etß Pat fie ipre erfte ©rfaprung mad)en 
muffen. Sie tut mir unenblid) leib, Dont." 


146 








1120 


Über Kartb unb 9Jleer 


1911. Sftr. 43 


„Stir aud), Karlmann. 2lber was foll nun 
werben?" 

„2Bas werben foll?! Sie bleibt bet uns, 
felbfitoerftänblicß. SCRidO hat fie oon ißren 
Kinbern gewählt. 3ß habe meinem feligen 
23ater gegenüber meine ^flid)t %u erfüllen." 

Doni fcßwieg eine Steile, bann fagte fie 
beßutfam: „©ewiß, Karlmann. 2 lber id) 
glaube, wir müffen oorfidjtig fein, wir müffen 
and) an uns benlen." 

„ 2 In uns?!" 

„Otatürlid). SJie id) 311 beiner SJtutter fteß', 
weißt bu. 3 ß will gewiß nur iljr ©utes. 2 lber 
3 unä<ßft mu^ id) bad) an bid) benfen —" 

„Überlaß mir —" 

„Stein, Karlmann. Siemanb wirb fich 
mehr freuen als id), wettn's mit ber Aitter 
auf bie Dauer get)t. 2Iber auf bie Dauer — 
baran glaub' id) halt nit, Karlmann." 

„2Bo ber gute Sülle ift —" 

„ 3 a, wo her ift—" • 

„3cß ßab' ißn! Saß mid) nur maßen!" 

©r 30 g ein gefränftes ©eficßt unb ©erließ 
fie. Droßbem mußte er, Donis 3u)eifei war 
ber feine. — Klementine blieb, unb 3 unäcßft 
folgten glüdlicße Steißen. Son ber Südfid)t 
liebeooller Kinber umgeben, in beut jungen 
§eim, bie ßübfcße ©nielin ein täglich neuer 
Sorn ber ffreube — fie t)atte es wirtlich feiten 
fo gut gehabt. Stur als ernftere ©efprädje 
lauten, glitten wieber Schatten über all bie 
Sonne hin. Sie war mit Karlmanns 3 U= 
tunftsplänen nid)t einoerftanben. Seine ßiftori= 
fcßen Stubien, bie SJiitarbeit bei wenig ge= 
lefenen 3 ^ 1 tfc£)riften genügten it)r nicht als 
männlicher Sebensberuf. So große Stehen, 
oon Hoffnung unb Selbftbewußtfein ge= 
fchwellt, er if)r aud) über biefe ^Xätigteit 
I)ielt, es lief büß, wie fie halb mertte, bar= 
auf hinaus, baf 3 Doni als Durnleßrerin ben 
eigentlißen ©rwerb befd)affen follte. SOtit 
Feuereifer war fie babei, unb es begann ißr 
in Stünßen eben gu glüden. Sie befam 
Srtoatftunben, fie f)atte ben SJiagiftrat für bie 
©rünbung einer ortßopäbifd)en 2 Inftalt int er= 
effiert. So fßön bas alles war unb fo feßr es 
für bie Sßwiegertoßter fprad) — all^ufeljr 
moßte Klementine fid) oon bem Dränllemäbel 
nißt imponieren Iaffen. Sie füllte ißren Karh 
mann in ben Schatten geftellt, aufs Faulbett 
oerwiefen (benn über feine 2 Irbeit hatte fie 
fein Urteil), unb halb geigte fie offenfunbig 
ißre Stißbilligung. Doni ftellte fiß bes 
lieben F^iebens wegen, als ob fie nidfts baoon 
merfte. 3™ Karlmann aber fammelte fid) ber 
alte Droß. ©r füllte fid) felbft in Doni beleibigt, 
er faß, baß bie SDtutter wieber ißren Dßrannew 
gelüften oerfiel unb 3 U fommanbieren anfing, 
wo fie ©aft war. ©s war mit bem. fßönen 
3 bpll 3 U ©nbe. ©in fleiner 2 Inlaß braßte bie 
Sombe 3 um ^piatgen. 

©ines Sag es fam ein gan 3 er F^d)twagen 
ooll Silberliften an, unb ber erftaunte Karl= 
mann erhielt oon feiner SJtutter bie 2tuslunft : 
„Freu biß — bas finb Saters ^iftorien. 3^1 
habt ißr fämtliße SBänbe in ber Steßnung ooll." 

„2lber SJtutter — um ©otteswillen — bie 
füllen ßierbleiben? 23ei mir?! Offen ge= 
ftanben — id) mag bie £iftorienbilber gar nid)t." 

„So?!" 

„Stein.©efßntad hat fid) geänbert — ober 
oieltneßr in Stünßen erft gebübet. 23aters 
Künftlerfßaft erlernte id) in Heineren Sachen 
meßr. §ier ift 3 U oiel Sweater, 3 U oiel Staats^ 
auftrag — unb bebenfe bod) — ber Staat fjat 
fie ja nidft einmal genommen — wegen f)iftbri= 
fdfer F^Ier — unb bamit foll id) mir meine 
gan 3 e SBof)nung behängen?" 

„Stad) meiner 2lnfid)t fannft bu feinen 
fd)önet*en SBanbfdjtttud l)abett. Sd)oit beine 
Pietät follte bir bas felbftoerftänblid) madfen. 
Hm biefe Silber f)at bein 23ater oiel gelitten." 

„Hnb idO — idO leibe jetjtummeine Silber!" 

„Das ift mir egal — bu bift oerpflid)tef, 
bie Sad)en unter 3 ubringen. X)u bift ber einige 
in ber Familie, ber ein Serljältnis 3 ur Kunft. 
l)at. Sraumüller unb Siegenau —" 


„21db, bie wollten fie wol)I nid)t? Die 
haben fid) wol)l I)öfüd) bebanft?! Hnb id), id) 
foll bamit oergewaltigt werben?" 

„Karlmann!!" 

„Stie, SJtutter! Stid)ts nehm' id)! Damals, 
als id) nad) ^fSapas Sob bas emsige, was mid) 
gefreut hätte, h^en wollte — bie römifdjen 
Stabierungen — ba haft bu mid) abgewiefen — 
wie ein Sittfteller mufete idb fortgehen, benn 
ber große Stinger würbe natürlich beoor 3 ugt — 
bem hötieft bu mein ©rbteil gegeben! Silles 
auf ben Stamen hin! Silles auf SBorte hin!" 

„3et$t läßt bu bie SJtasfe fallen! So benfft 
bu oon beiner SJtutter! Du au^,! Du auch!" 

„Das ift ja lächerlich!" 

„S<hweig füll! 3d) werbe bir bie SBerfe 
beines armen Saters nit aufbrängen, bu hoä)= 
mütiger, bummer Sub bu!" 

„SJtutter, ich auf feinen FciII biefen 
Don!" 

„Du wirft ihn nit mel)r 3 U hören befommen 
— bu wirft mid) überhaupt nit mehr hören — 
ich mit ben Silbern — id) nehm' meine 
Silber unb oerlah eud)! Dann bleib bu nur 
bei beinern Kodjmäbel unb Iah bid) *mn ihr 
ernähren!" 

„SJtutter!!!" 

„$ier ift feine SItntofpf)är ; für mid)! §ier 
ift mir's 3 U faul! Dier erftid ; ich!" 

Das war bas ©nbe. SBieber fam bie böfe 
Staferei in Karlmann auf, unb es wäre etwas 
Schlimmes gefd)ef)en, er hätte Klementine bie 
Dür gewiefen, wenn Doni nicht ba 3 wifd)en ge= 
fommen wäre. Doch bie SJtutter padte alsbalb 
ihre Sachen unb oerlief; bie SBohnung. Doni 
eilte ihr na<h- Stad) Stunben erft fam fie 3 U 
bem erfdjöpften Karlmann 3 urüd unb melbete 
ihm, bah f^e bie SJtutter einigermahen beruhigt 
habe. Doni war tobmübe, benn fie war mit 
ber SBütenben 3 ehnmal bie ßubw.igftraße auf 
unb ab gelaufen, 00 m Siegestor bis sum 
Obeon, bann aber hatte fie fie überrebet. Sie 
blieb in SJtündfen. 3 n e m er ^Jenfion wollte 
fie ihr mübes Keben befdjliehen. Das flang 
fehr traurig, unb Karlmann würbe oon Steue 
gepadt. ©r erhob fich unb wollte bie beleibigte 
SJtutter fofort befudjen. Doni aber hielt thn 
feft unb fagte: „SBart noch ein paar Dage, 
Karlmann! Sis fie ruhiger geworben ift. ©s 
ift am beften fo. 3d) fenn ; beine SJtutter jeßt, 
glaub' ich- ©rft war fie gans hin urtb oer= 
3 Weifeit, aber als bie ^enfionsbame mit ihr 
fprad) unb oon ihrem fd)Önen ffmris in Fiieb 5 
rid)sburg wuhte, ba oeränberte fie fiel) balb, 
unb beim Dee war fie wieber gan 3 oergnügt. 
SBie ein Kinb hat fie fid) umgefd>aut. Sie hat 
faum gemerft, bah iä) fortging. Stein, Kart= 
mann, i<h h^b' mir's ja gleid) gebad)t. 3 rt 
SJtündjen, ja, in unfrer Stähe foll fie bleiben. 
Da tönnen wir immer nad) il)r fd)auen. Stber 
nur nit bei uns wohnen. Die Frau muh Wde 
Selbftänbigfeit haben." . 

Karlmann rtiefte unb fühle fie. 211s . er 
allein war, feßte er fid) ans Klaoier. Salb 
hörte Doni ihn bas feierliche Kargo oon £järtbel 
fpielen- Sie hörte es gern, benn fie-hatte fel)r 
oiel UBäfd) e 311 bügein, unb bei ber SJtufit ging 
bie SIrbeit nod) einmal fo rafd) oon ber §anb. 

II ' ■’ ■ v D'- ; ' 

Das neue SJtünd)ner Keben hätt e .^bui 
gans. bas ©leid)gecoid)t 3 urüdgebrad)t, wenn 
fie mit Friebrid)sburg einig geworben wäre . 1 
2lber ba blieb noch alles beim alten. . Die 
©roßmutter war ihre ftarre ©egenpartei unb 
fd)ürte in Sarbara unb Sater Sluguft bas 
Feuer ber ©etränttheit. Donis FIud)t unb 
mehr nod) il)r heimlicher Stufenthalt am Stofem 
tor, bas waren Sergehen,. bie nicht fo balb 
gefühntwerben lonntem ©rohmutter Sdjwen 
fert hatte nachträglich alles ausgetunbfdjaftet 
unb bas gan 3 e Selaftungsmaterial wie ein 
büfterer Staatsanwalt oor ben ©Itern aus=. 
gebreitet. So etwas hatte nod) feine Dod)ter 
aus bem §aufe Dräntle gewagt. 2 Iuch in 
Sarbara oerhärtete fich allmählich bas Ser= 
föhnungsgefühl, unb ber alte Kod) fdjüttelte 


ben Kopf über biefes Kinb, bas fo gut unb 
3 ugleid) fo mihraten fein follte. Doch feine 
Stimmung fcfjwantte — ihn erbitterte es oft 
mehr, Doni entbehren 3 U müffen, als ihr Ser= 
gehen an ber bürgerlichen SJioral, bie Sater 
2luguft all 3 Uoft wadelig befunben halte. 
2IIles wäre wohl gut geworben, wenn es nicht 
juft ein IRominger gewefen wäre, ber ben ©nt= 
führer gefpielt hatte. Sarbara ©ergab ben 
Sefuch feiner SDlutter nicht unb hatte auch ben 
hochmütigen wohl gefehen, als er bamals 
ohne ©ruh trt feiner fd)war 3 en FeierlidE)feit an 
ihr oorübergefahren war. Sie lam nicht basu, 
bie wirtlid) ooll 3 ogene heirat 3 U feinen ©unften 
an 3 ure<hnen. ©r war ohne ihr 2Biffen mit 
Doni baoongelaüfen — ohne ihr 2 Biffen unb 
3ufiimmen hatte er fie geheiratet. Fieiwilb 
war unb blieb bas Stäbel 00 m SOfarft für ben 
ebeln jungen herrn. Sater 2Iuguft war Ser= 
fönlichfeit genug, um nicht anbers unb nicht 
fd)wäd)er 3 U empfinben. 2 Iuch .ihitt galt es 
gleid), ob ihm bie Dodßter als F^au ober 
Siätreffe bes ©ntfüßrers oerloren war. Hber 
ben Sater war fie hiaweggegangen im wid)= 
tigften 2 lugenblid ihres Kebens. 2 lls er gehört 
hatte, baßDoni in2Immerfelb SJtutter geworben 
war, fah er in feiner Küche unb weinte. 

hilba ©erhielt fich neutral unb umging 
feiten bas Serbot ber SJtutter, mit Doni 3 U 
lorrefponbieren. Slnbers 3uliane. Die Heine 
Kranfe blieb in ftänbigem Sriefroed)feI mit 
ber Durd)gängerin. Die Stachrießten, bie fie 
oon Doni empfing, waren ihr mehr als eine 
Serußigung ißrer Sdßwefterfeele. Sie hörte 
bas große, ferne, wunberbare Keben barin 
tönen, fie faß oon ißrer füllen Stube aus 3 wei 
SJtenfcßen, bie fid) liebten, im Kampf ums 
©lüd. 3 h*e Sßantafie umtleibete ißn mit ben 
feßimmernben Farben bes SJtärd)ens. 2Sas ißr 
oerfagt war, ©efunbheit unb Kiebesleben, fie 
faß es als ftraßlenbe Krone auf bem haupt ber 
Scßwefter. Sie unterließ es leinen Dag, als 
©egenpartei ber ©roßmutter Donis Für= 
fpreeßerin 3 U fein, unb ba man fie feßonte, 
Wiberfprad) man ißr nicht unb ließ ißr alles 
hingehen.. 3 uliane blieb bas feite, milbe 
Sanb, bas Doni an ißrem ©Iternßaufe ßielt. 
Dod) als ber SBinter lam, ftoefte ber Srief= 
wecßfel. 3 aüane fanbte nur nod) wenige 
Sleiftift 3 eilen -D iie lag im Sett, feit SSocßen 
feßon, ißr Keiben hatte fieß ©erfcßlimmert. 3 ^ 
feßwerer Sorge wartete Doni auf Stacßricßten. 
Sie war bie befte ‘tpflegerirt ber Scßwefter 
gewefen, fie mußte ißr jeßt feßlen, unb feßon 
wollte fie Karlmann erllären, baß fie 3aliartes 
wegen naeß Fnebricßsburg 3 urüdmüffe. Da lam 
wieber ein längerer Srief oon ber Scßwefter, 
mit rafeßen, F^ber oerratenben 3 ügen ge= 
fd>rieben. Sie war fort, weit fort oon ber 
Heimat — aus ©enua feßrieb fie, wo fie in 
©efellfdjaft einer auswanbernben Keßrerin ein 
Sdßiff natß SJiabeira erwartete. 2Iuf biefem 
SJteeresparabiefe erhoffte fie oöllige ©enefung. 
Sie wollte lange bort bleiben. ©an 3 ißrer ©e= 
funbßeit leben, bamit bas Opfer, bas bie ©Itern 
gebracht hatten, aud) recht oiel Segen trug. 

Doni faß lange in ben 23rief — fie nidte, 
unb ißre 2Iugen ftanben ooll Dränen. 3tf>ifd)en 
ben 3 eilen hatte fie anbres gelefen. 3 u I! arie 
fpielte ein tiefes, erfeßütternbes Spiel oor fieß 
felbft unb ißren Sieben. Sie glaubte an 23effe= 
rung, bamit bie anbern baran glaubten.' Sie 
trat, biefe große, gefährliche 9leife an, bamit 
bie 9Jtenfd)en, bie um fie litten, ein neues 3^1 
ber Hoffnung gewannen. Sie felbft hoffte nichts 
meßr. . . 

3© fo war es. Die Heine 3uliane war ein 
$elb. Sie trug eine SBeisßeit in ißrem müben 
$er 3 en, bie bas gan 3 e fieben umfaßte. Draußen 
ftürmte es, bie Söller betämpften fieß, bie 
Decßnil löfte gewaltige Probleme — was 
hatte Sater 2Iuguft nießt tägüß aus bem Frieö= 
rißsburger 2 ln 3 eiger oor 3 ulefen? Kaut war 
bas Sehen, rafd) breßte fiß bie ©rbe, unb 3eitung 
folgte auf 3 eitung, Siomente 3 erfplitterten bas 
ftarle Sanb ber 3eit- 2Bas war ein Heines, oer' 
fladembes Slenfßenlißt in biefem ©ebraufe? 



1911. ©r. 43 


ttber £anb unb ©leer 


1121 


3mei klugen, bie groß unb traurig ber Scßön* 
beit nad)faßen? 3 ^^ £>änbe, bie 3 U einem 
(Sott beteten, ber ni©t am Rre^e ßing, fom 
bern mirtlid) lebte unb irgenbtoo fremb oor= 
übermanberte? (Eines ©täb©ens Sippen, bie 
nie einen Ruß gefunben, finb toie ©taiblüten in 
fonnelofem (Srunb. So f©ön, fo liebesmarm, 
roie bie anbern alle, aber ungefel)en. 3 U ©neu 
oerirrt fi© feine ©iene. 3™ Schatten ermacßfen 
— bas roar Juliane. Hub fie toar flug genug, 
iie fannte bie © 3 ur 3 el ©res Seibs, fie oerfu©te 
fie ni©t aus ber ©rbe 3 U reißen, benn of)ne 
(Erbe gab es ni©ts auf biefer ©Seit. Stiller 
mürbe es allmäf)li© in ©r, bie ftürmif©en 
^ßulfe ber 2©genb fcßmiegett. Sie faß mit großen 
miffenben klugen ©re ©titmenfcßen an. 3 m 4 
©re ©äd)ften mollte fie no© bafein, ni©t meßr 
für ©r ßoffnungslofes Selbft. Desßalb unter= 
30 g Juliane fid) ber langen, a©, fo namen= 
los anftrengenben ©eife. Desßalb ßeu©elte 
fie ©lüd, als bie (Eltern bem 3riebri©sburger 
„Spe 3 ialiften“ 3 uftimmten. ©tabeira. ©tabeira 
fei ein ^arabies, oerfid)erte man ©r, unb 
fie glaubte baran, fie fagte, baß fie fi© auf 
ni©ts fo gefreut ßabe. §räulein S©öpf, mit 
ber fie reifte, mar ©r eigentli© gleichgültig, 
aber fie empfanb ©ereßrung unb 3 reunbfd)aft 
für bie Dame, bamit ©re (Eltern über bie ©e= 
gleiterin berußigt maren. Der „große ©erfu©“ 
gef ©aß. ©n einem 3 ebruartage fagte 3 uliGne 
©reu Sieben Sebemoßl unb 30 g als Sterbenbe 
311 m erftenmal in bie ©Seit ßinaus. Sie faß bie 
mä©tigen ©erge, fie grüßte bas unenbli©c 
©teer — in ©reu klugen fpiegelte fi© nod) 
alles, alles. Sie blieb gefaßt — es mar oiel 
meniger unb oiel meßr, als ©re ©täb©enträume 
in ber £>eimat geaßnt ßatten. Das ©auße, bas 
©efunbe, bas ©Sirtlid)e mar ba 3 ugefommen. 
Sie 3 itterte mie ein junges ©äumd)en, bas 
fi© fturmummogt allein auf einen ßoßen 
Reifen gemagt. Sie bra© faft 3 ufammen. 
Dod) beoor fie in ©enua bas S©iff beftieg, 
f©rieb fie no© ben ©rief an 
Doni. 

Die Seefaßrt mürbe ©r 3 um 
(Sleidptis ißres gan 3 en Sehens. 

(Enbli© öffnete fi© oor ©ren 
©ugen, mas buntel unb unbe= 
greifli© gemefen mar. ©ud) 
ein ©Seih mürbe im freien frei 
unb ermies fi© als ©ottestinb, 
ben (Elementen oermanbt. (Es 
ßatte ni©t emig auf einen ©uf 
311 ßarren, nicßt emig fi© oor 
bem ©tannesmillen bes Sehens 
3 U beugen. ©Sie me©felte bas 
©teer! ©Sie me©felte au© bei 
feinem ©nblid ©r ©täb©en= 
gemüt! ©in 3 au© 3 en entrang 
fid) ©r, menn fie es im 3rri©= 
li©t faß, meitßin mit blißenben 
Silbertrön©en auf a 3 urblauer 
3Iä©e. Dann in ber Dämme= 
rung, unter f©meren ©Sollen, 
in monotoner, rollenber Rlage. 

©ine $eier ber Seele aber, in 
reiner ©infamteit, mürbe ©r 
bie ©a©t. Der flimmernbe 
Sternen©or bes Sübßimmels 
mölbte fi© gemaltig über ber 
tleinen 3 ©liane. ©egen bas 
©erbot ber ©efäßrtin f©lt© 
fie fi© no© einmal aufs ©er= 
bed unb bot, fid) beßnenb unb 
glüdbur©f©auert, ©reu jungen 
Körper bem ©ott ber Spßären 
an. 3 © $aßrt toar fcpn 
unb Soßn für alle Seiben. So 
oerf©miegen fie mar — fie be= 
f©Ioß bo©, Doni bie ©ä©te 
bes Droftes 3 U f©ilbem. 

©nbli© tau©te bie 3 elfen= 
tüfte ©tabeiras auf. 3 uliane 
erf©ra! oor ben oielen lärmen* 
ben ©tenf©en. Stngftli©, am 
©rm ©rer ^reunbin, f©ritt fie 
bur© bas §afengemüßl. ©un 

1911 (©b. 106) 


mußte fie toieber unter ©tenf©en leben. ©ber 
bas fleine, abgelegene §aus auf einem ©Sein* 
berge mar fd)ön. Unb rounberooll mar 3un©al, 
bie Stabt, in ©rem fübli©en3arbengemirr, mie 
eine bunte ©tuf©el am blauen ©teer gelagert. 
Diefe feltfamen ©ögel, bie unter ben Halmen* 
tronen bes ©artens fdjmirrten — fliegenbe 
©belfteine. Do© einen, einen unf©einbar 
grauen, ber ben fanften, bangen, leifen ©uf 
ßatte, liebte 3uliane am meiften. Seine 
Stimme ließ ©n ©r als einen ©efattgenen er* 
f©einen. Dabei faß fie ©n ftets mit rafd)en 
S©mingen 3 um ©teer ßimmterflattern._ ©e= 
fangen unb frei — fie mar feine S©mefter. 

Die erften ©So©en nüßten ©r mirfli©. 
3und)al mar 3 U f©ön — mie eine Sirene 
fang es ©r tiigli© bas Sieb bes Sehens oor. 
3 uliane burfte es fo ni©t meßr oerneßmen. 
3 ßre ©ugen maren ftärter als ©re ©ruft, ©re 
Sinne fogen mit ent 3 üdter 3 u 9 en bfraft ein , 
mas bas rnunbe 3 nriete ni©t meßr aufseßreu 
tonnte, unb eine unfagbare Xrauer fentte fi© 
plößli© in ©r ©emitt. 3 ^ meßr man © r 15011 
bem frößli©en Sehen ber 3 n fU geigte, oon 
biefen ©tenf©en, braunen, unbetümmerten 
©arabiefestinbern, um fo meßr oerbüfterte fi© 
3ulianes Seele, unb bas §>eimmeß legte fi© 
auf ©re tränte ©ruft, ©alb lag fie nur no©, 
ein blaff es Seibettsbilb, faft törp erlös auf ber 
©eranba. 3 ß°e meiße Ejanb rußte auf bem 
3 ottigen 3elle ©ostos, bes S©äferßunbes, unb 
fie ba©te an ©re Sieben in 3 riebri©sburg. 
© 0 © einmal feßen, fie no© einmal feßen, bas 
mar ©r einiger ©ebante. (Er mürbe 3 um 
brennenben ©Smtf©. (Sr oerßieß ben Dob, 
menn man ißn ni©t erfüllte. Da 3 udte ber ©r 3 t 
bie ©©fein — leife ertlärte er ber Seßrerin, 
baß bas einige ©tittel 3 utiones ^eimteßr 
fei. Fräulein S©öpf ßatte foeben ©re (Eri* 
ften 3 auf ©tabeira begrünbet — es mar ißr 
unmöglich, bie Rranle na© Deutf©lanb 3 urüd= 
3 ugeleiten. Depef©en mürben geme©felt, unb 


halb mar oerabrebet, baß 3 u Ü anc au f einem 
fran3öfifd)en S©iff allein na© ©tarfeille faßreu 
füllte, um bort oon ©rer ©tutter empfangen 
unb na© 3nebri©sburg gebra©t 3U merben. 
3a, ©arbara Xräntle ßatte ben ©ntf©luß fo= 
fort gefaßt. ©0© nie ßatte fie eine große 
©eifc gemagt, ßier brau©te fie tein ©efinnen. 
Sie fußr nad) ©tarfeille unb quartierte fi© 
in ber ©äße bes Hafens ein. Sie tonnte in 
ber ©a©t ni©t f©Iafen, fo größlten bie be= 
truntenen Seeleute auf ben ©affen, unb große 
©ngft bur©litt fie, baß irgenbein f©roar3er 
©äuber in ißr 3 immer bringen unb ißr ein 
Seib 3ufügert tönnte. ©ber alles oermanb fie 
in ber ©rmartung ißres 5 ^inbes. 3^bc ©tüße 
mar ißr lei©t, menn fie nur 3ulione ^cil na© 
3riebri©sburg brad)te. 

©Is fie fie enbli© ßatte, ißr Rleinob, ab=- 
ge3eßrt, erf©öpft, einen S©atten nur, aber 
glüdfelig, mieber bei ber ©tutter 311 fein, 
rüftete fie fid) fofort 31m §eimfaßrt. ©s mar 
ein ßeißer Dag, unb bie ©aßnfaßrt oon ©tar= 
feilte na© Straßburg, in Staub unb ©e^ 
mitterf©müle, enblos. ©lit tibermenf©lid)er 
Dapferteit betämpfte 3 uiiane © r ß^iben, bas 
in ber ©ifenbaßn fi© f©redli© oerf©limmerte. 
3mmer mieber lä©elte fie bie bange, treue 
©tutter mit glüßenben ©Sangen an, unb ©re 
f©mar3 umringten ©ugen oerfu©ten 3U fagen, 
mas ber ©tunb ni©t meßr 3uftanbe brad)te. 
Sie maren allein im ©oupe, bo© 3 °^ ane 
no© einen britten ‘ißaffagier, ber breit unb ge= 
bietenb bafaß, ißr gegenüber, fie anftarrenb, 
feft entf©loffen, oor ben ni©t aus= 

3ufteigen. 3uliane tämpfte ni©t meßr gegen 
ißn — fie oerftänbigte fi© nur no© mit ©m. 
Sie bat mit ftummem gießen, er folle fie ni©t 
anrüßren, bis fie bie alte $eimat gefeßen ßatte. 

Die arme ©tutter mar mübe, fo mübe. ©her 
fie besmang fi©. ©ef©äftig bot fie halb eine 
©rfrif©ung.an, halb fu©te fie 3ulianes ©emüt 
burd) irgenbeine ©r3äßlung oon 3U §aufe 
auf3ußeitern. Da oerfiel ißr 
Jftnb, in namenlofer s $ein er= 
ftidenb, auf eine Sift. 

„©tutterle," flüfterte fie, unb 
©re ©ugen f©loffen fi © I)alb. 

„©Sas, mein liebes §er3?" 
fragte ©arbara raf©,biebleierne 
©tübigteit, bie fi© ©rer 3x1 be= 
rnä©tigen broßte, no© einmal 
abf©üttelnb. 

„©tutterle, id) mö©t' ein 
bißl f©lafen." 

,,©ut, mein Süßes. S©laf 
nur. 3eßt finb mir ja halb ba.“ 
„©Sirtli© ? ... 3 © 1 )^' © 
Dürft..." 

„©©, menn i© nur ©til© 
betäm'! ©uf teiner Station 
betommt man ©til©! Unb bas 
oerflirte 3mn3ofenoolf oerfteßt 
mi© nit!“ 

„Saß nur ... (Es f©ab't ja 
ni©ts ... 3© merb' brüber 

megf©lafen . .. ©ber f©laf bu 
au©, ©tutter!“ 

„©ein, nein, i© nit, id) nit, 
liebsftinble — i© mußmadjen.“ 
„Dann bleib i© munter, 
menn bu nit f©lafen millft.“ 
,,©lfo gut — mein' nur nit, 
mein §er3blatt — mir f©lafen 

jeßt beibe-bann mirb's 

beffer — gelt?“ 

„©0© einen Ruß ..." 
„©her ja ... ©her ja!... 
£)ß, beine Sippen!“ 

„©Sie $euer — gelt? ©Sie 
fladernbes 3euer?“ 

„Sd)laf nur— f©laf nur—“ 
„3euer — a© — bas ift ntt 
bas ©e©te ... (Es gibt Sippen 
— mie Rirf©en finb bie in ber 

Sonne-f©öne Sippen... 

S©laf moßl, ©tutter.“ 

(Sortierung folgt) 



(Ein bisßer unbelannter (Eßriftus oon ©ubens 
( 5 lus bem Sefitj oon 9 Jt. Sinbe, ©erlin) 


147 








1122 


Über £artb unb 50leer 


1911. 9tr. 43 


Moderne 

Odyssee 



^eebab an ©orb eines O^eanbampfers int Sue3tanal 


bi)[feus ift noch heute einer ber populärften 
gelben — oiel populärer uls Achilles, ber 
bod) and) [einen §omer als $ero!b [einer Dapfer* 
leit gefunben. ©Sarunt toof)I? Dbqffeus toar 
nid)t nur ein !üi)ner unb Ii[tiger $elb, er toar 
aud) — ber erfte Aeifeitbe großen Stils. 

Daß ber dönig ber gtßater 3toöIf Sd)iffe 
gegen Droja geführt, ben Agamemnon mit Ad)illes 
oerfößnt unb im ©aud)e bes hölzernen ©ferbes 
Drojas gall oorbereitet, bas alles hätte ißn [d)Iieß* 
Iid) bod) nid)t [o ins $er3 unb ©ebächtnis ber 
Aachmelt ge[d)meid)elt. Aber: el)e er peinliche 
©Beisfagung erfülleitb nad) 303an 3 igjädriger Ab- 
me[enl)eit auf ga[tlid)ent ©I)äatenfd)iff 311 ber 
mertmürbig gut erhaltenen (Sattin ©enelope heim- 
teerte, bie freier erfdßoß unb in frieblichem Alter 
gthata meiterregierte, fuhr er 3et)n gahre auf 
ber See. . . Allerbings [inb bie 3el)n gahre 
etroas runb unb reid)Iid) ge3äf)It, beim fieben ba- 
oon I)atte er unfreitoillig Station gemacht auf 
ber gnfel Ogpgia, too ihn bie „erhabene Apmphe, 
bie I)errlid)e (Söttin dalppfo, Sielt in gemöl* 
beter ©rott', il)n fid) 311m ©entahle begehrenb“. 
Aber immerhin; brei gahre bleiben. Drei gahre 
.dampf mit ©Better unb Sturm, mit ©ofeibon 
[elber unb bes Aolos entfeffelten ©ei[tern, mit 
ber roI)en draft bes ©olpphent unb ber £i[t ber 
dirte, mit bent lodenben Schmeid) eifang ber 
Sirenen unb ber gräßlid)en ©ier ber ©harpbbis ... 

©Bas an ©Bat)rheitstörnd)en ben b)errlicE)en ©e* 
[ängen ber Obqffee, roas an $i[torifd)em il)ren 
fabeln unb ©Ieid)niffen 3ugrunbe liegt — roer 
toill's meffen unb ergründen! Das £>errlid)e 
bleibt: dunbe oon ber erften großen toeereife, 
bie ein Did)ter mit [einem töniglid)en gelben, 
empfänglid) für bie ©Bunber unb Sd)reden bes 
feeres, für Stimmungen unb Abenteuer ber 
Seefahrt, erlebt l)at, gibt uns bas alte, herrliche 
©ud). Unb mir füllen mit bem fonft [0 flogen 
©rafen ©laten, ber bemütig banfbar in gohann 
Öeinrid) ©offens nie alternbe Übertragung fcßrieb: 

Dtd) 3um ^Begleiter empfel)!' id) bent Aeifenben; aber 
oor allem, 

©Beim bes italtfdjcn ©Reers boßcs ©cftab' er umfdjiffi! 
©Bunber unb bod) Ajahrßeit, Cfßrfurdp oor bem (Sott- 
ließen lern' er, 

Sente bas ©ienfcßengemüt tennen unb ©ien[cßenge[d)iä. 
ocßönftes ©ebicßt! Aidjts tommt bir gleich an ©eßagcn 
unb Anmut, 

Unter ben Aeuen erfdjuf ähnliches bloß Arioft. 

Drei gaßrtaufenbe [inb über ©teer unb ©rbe 
l)ingerau[d)t, feitObqffeus „oieler©ten[d)en Stabte 
gefehlt unb Sitte gelernt I)at, — aud) im ©teere 
fo oiel Ser3fräntenbe Üeibenerbulbet,—[trebenb für 
[eine Seele pgleid) unb ber greunbe 3 urüdtunft". 
9111 bie ©Iäße, bie ber dönig oon gthata — 
[eine grrfaßrt tnftorifd) genommen — be[ucf)t hat 
ober befud)t haben tonnte, [inb heute gan3 biebere 
Stationen regelmäßiger Sd)iffsoerbinbung ober 
[eben bod) in ber gerne, pünttüd) auf Dag unb 
Stunbe, bie gat)r3euge, bie ben ©erteßr ber 
©erfonen unb bes §anbels oon Dt3ibent 3U 
Orient oermittein, ihre oorge[d)riebene ©aßn 
3iehett. Auf geringe, [d)mantettbe denntnis ber 
düfte angemiefen, oermirrt oon ©tärd)en unb 
gabeln geängftigter Schiffer unb gijcßer, hat ber 


antife 3 eitgenoffe bes göttlichen Dulbers, ben 
£)h)ntpiern oertrauettb, [einen ©Beg burd)s Abria- 
ti[d)e, burd)s Agäifd)e ©teer ge[ud)t. gn tlarer 
Aacf)t leiteten ihn bie Sterne, am hellen Dage 
bie mie fleine am §ori3ont fchmimmenbe Spiß- 
d)en fernher grüßenben ©ipfel ber ©ebirge bes 
geftlanbes. (Denn im ©iittelmeer [inten für bas 
[d)arfe Seemannsauge nur oon ber dleinen Sprte 
bis 3m £eoanti[d)en See, 3toifd)en Sarbiniett 
unb ben Balearen, unb mitten im Dprrheni[d)en 
©teere bie leßten Spißen ber ©erge ins 9 Jieer.) 
SQlit dompaß unb Seetarte burd) elettrifcße in 
bie Diefen bes $ei3raums getragene ©efeßle bie 
Scßnelligteit regelnb, in jeber ÜUtinute [ich bemußt, 
mo [ein Schiff fährt unb mohin es ben durs 
hält, beherrfd)t ber nt ob ern e dapitän bie ruhigen 
unb bie empörten 2Ba[[er. ©latt gleitet erJmrd) 
bie bemegte Straße oon iöteffina, ohne bie Stplla 
3U fd)euett, oI)tte ber ©ha^^ts 3U ad)tett, unb 
grüßt ohne Sdjreden, nahe ber düfte bes Iieb= 
lid)ett dorfu, bas oon s üo[eibons 3ortt oerfteinerte, 
3um 3t)pref[enbe[tanbenen gn[eld)en gemorbene 
9 ?uber[chiff ber gaftlichen ^häaten. 9 tus bem ge= 
fährlidjen, ben Sßagemut ber Abenteurer I)ßt:aus= 
forberuben Unternehmen ift burd) ben 2 Biß bes 
9Jten[d)engei[tes, burd) bie gort[d)ritte ber Ded)nit 
ein gefal)rIo[es I)^ r tlid)es Vergnügen gemorben. 
Unb tinblid), befdjämt unb hilflos — mie ber pri= 
mitioe ®ogen, oon beffett Sehue ben greiern 
ber Dob ins falfd)e §er3 fuhr, neben einer drupp= 
[d)ett dattone — läge heute bas [dentale dönigs= 
boot oon gthafa, bas einft bie 3toöIf Sd)iffe oon 
ben 3 u[eltt bes 3 oni[d)en 9 Jieeres gegen Droja 
führte, neben bem mud)tigen Aiefentörper eines 
Aeid)spo[tbampfers bes „filopb“, ber oon ©reinen 
unb Hamburg burd) bas blaue s Dtittelmeer unb 
ben abgetroßten Seemeg oon Sue3 ben ficßeren 
s üfab finbet nad) ben öftlicf)en §äfen ber 3ttber 
unb Mongolen. Unb tein größerer, ben gort= 
[d)ritt ber Sahrhunberte beffer aufbeutenber ©egen= 
faß ift oielleid)t 3U beuten als ber traftoerlaffene 
dönig oott gtßata, nadt, hungrig unb 3er[d)unbeit, 
auf 3erfd)ellenbem gloß hilflos an Sd)erias düfte 
gemorfeit, unb ber moberne Aeifenbe im £iege= 
[tuhl auf bem fonnengefdjüßten ^ßromenabenbed, 
brei Stodm ert hod) über [tili unb prä3is arbei= 
tenben 99 ta[chinen, [auber rafiert, im rohfeibenen 
91 ei[ean 3 ug, behaglich ben oortrefflidßen ßund) oer= 
bauenb, bie 9 teifebüd)er übers Dlittelmeer int 
Schoß, am Auge bas 3mölfmal oergrößernbe 
3eiß=©Ias, I)inauf[päl)enb nad) ber [onnegleißenbett 
golbeneit §elm[piße bes ^ßeliben über bem rofen= 
reid)en taiferlichen ©arten bes Ad)ilIeions. 

Die Heerfahrt, ehemals bas beftaunte 9 Bagnis 
ber Abenteurer unb Startmilligen — „Navigare 
necesse est, vivere non est necesse!‘-‘ —ift 3Um 
erlefenften ©ergnügen ber 9 Jten[d)heit gemorben. 
gd) [age ohne ©orbeI)a!t: 3unt erlefenften. 
Denn mer fid) heute Sd)iff unb Aoute, dabiite 
unb ©efell[d)aft mit ©orficßt mählt, mirb teilte 
Summe ber ©rlebttiffe, bie eine aitbre Aeife 
3u guß, 3U ^Sferb, im Automobil, im £urus3ug 
gemähreit fann, bent aus Auße unb Unterhaltung, 
aus 23 e[d)aulid)teit unb erlebenbem ©enießett 3m 
[ammengefeßten ©enuß einer Seefahrt gleich* 
3u[tellen magen. 


©ergleid)en mir 3unäd)[t bie ©orteile ber ©e= 
förberungsart. Die gute alte ^Softtutfdje, 
bereit s 13 oe[ie mehr itt ber ©hatttafie berer lebt, 
bie [ie nicht benußen, fcßeibet ohne meiteres aus. 
Die £errlid)feit ber gußmanberung [ei — oor 
allem ber gäugenb — unbeftritten; aber bas ©e- 
biet, bas [ie -- ohne 3ur [portIi(hen ©ebirgsparüe 
aus3uarten — in menigen $ßod)en bemältigen 
tarnt, ift tlein. Unb bie ©rntübung an ben ein¬ 
zelnen Aeife3ielen minbert bie Auf nahm efähigteit. 
Unb bas ©epäd . . . Aebett mir erft gar ttid)t oon 
benen, bie mit gägerhemb unb 3ahtiMr[te aus= 
tommen unb bie leiber nod) [0 oft beutfd)e Aamett 
ins grembenbud) [djreiben. Die © i f e tt b a h u 
3mingt ben Aeifenben auf tleinem Aaum für oiele 
Stunben eine ©e[ell[d)aft auf, ber er fid) nicht 
ent3iel)cn tann, quält mit Temperaturen, ©e* 
rüd)en, Sdßmuß unb unleiblid)en Stoß- unb 
Scßautelbemegungen. gür ©efunbe gemiß bie 
tiir3e[te, oielleid)t aud) [icherfte, aber gemiß nicht 
bie gejünbefte unb erfreulid)[te Art 3U reifen. 
( 2 Bobei id) unter „Aeifen“ immer oerftehe: baß 
nicht att eine gal)rt oon einem ©untt nad» einem 
3iel gebad)t ift, [onbern eine ©Sanberung, bie 
ohne 3Uoiel Anftrengung in oerhältnismäßig tur3er 
3 eit oiel Aeues, Sd)önes unb gntereffantes an 
üanb[d)aft unb ©ölterleben 3eigen unb bie er* 
mübeten Aeroen träftigen anftatt er[d)öpfen foll.) 
Das Automobil — auf Stunben jebe eigne 
©emegung hittbernb, mit bem 3 t»ang, Staub 3U 
atmen, [till3u[ißen, bie angenehme ©oentualität 
oerbinbenb, burd) ©anne irgenbmo gelungen 3U 
[ein nad) angestrengter gal)rt hungrig unb be= 
[d)mußt fid) primitiofter ©erpflegung 3U freuen 
ober gar eine ©Seile auf ber JÖanbftraße 3U liegen. 
Daß ber ©ro3entfaß ber Unglüdsfälle bem Auto¬ 
mobil bie Dete in ber fii[te ber jäl) unb traurig 
beenbeten Aeifen anmeift, [ei nur geftreift 

Unb nun bas Schiff! Selbftrebeitb ge* 
meint: tein brediger griec±)i[d)er düftenbampfer, 
auf bem alles in fd)led)tem Öl getod)t mirb, unb 
tein Ausmanbererfihiff, bas bie armen ru[[ifd)en 
3uben unb polni[d)en ©rbarbeiter, bie irgenbmo 
„briiben" ein untlar ge[d)autes ©olblanb fucßen, 
bei ber erften [chmeren See in einen Sdjmeine* 
[tall oermanbeln. ©in Sdßiff, mie [ie ber £lopb 
auf [einen regelmäßigen ©affagierbampferlinien 
allmöd)enilid) faft oon ©reinen nad) Oftafien, oon 
Hamburg ins Sd)toar3e ©teer [d)idt: geräumig, 
peinlid) [auber, mit jebem möglid)en domfort 
ausgeftattet unb alle ©orteile unb Aaffinements 
eines erfttlaffigen mitteleuropäi[d)en §otels auf 
bie Dauer ber längften gaßrt garantierenb. Das 
ift bas $errlid)ite an [old)er gaßrt: tein emiges 
Aus* unb ©inpaden, tein täglid) [idß erneuernbes 
§erunt3anten mit frembrebenben gacinos, dulis, 
©artenfül)rern um ©epäd unb Darif; tein gräß* 
lieber emiger ©Sed)fel ber ©ebienung, tein emiges 
©enepptmerben bur^ beoote ober fred)e Drint* 
gelblüfteme in §oteltorriboren. Aein, für ben 
§eimtehrenben aus ber fd)inußigen, engen Araber- 
[tabt oon Algier, aus bem abenblid)en §afen= 
gemüt)l Aeapels — bas blißblante [djmimmenbe 
§eim. ©ine tabellofe, aufmertfame ©ebienung, 
bie unfre ©emol)nheiten [cßon tennt unb ge* 
räu[d)Io[e Aüdficht nimmt, ein nid)t breites, aber 
[auberes ©ett unb bie angenehme Sicherheit, nad) 
gemütlid)em Stünbd)en im Aaud)3immer ober 
ungestörtem ©ang um bas Ded in ruhigem 
Sdßlumnter oon all ben neuen ©inbrüden 3U 
raiten auf bem ©oben ber $eimat, ben biefe 
Schiffsplanten auch im fernften ©teere barftellen... 
©tein $aus — meine ©urg. dein 3^fall: bie 
Aation ber enragierteften Seefahrer hot uns 
ben Sprud) geprägt. §at uns auch gelehrt, 
unfre Schiffe meit braußen in ben £jäfen bes 
Oftens unb bes ©Seftens, meit braußen im £>3ean 
[tol3 unb bantbar 3U unfern „©urgen" 31t mad)en; 
3U [d)mimmenben ©urgen unfrer Sitten, unfrer 
Örbnung, unfrer dulturbebürfniffe. Unb bis in 
huitbert, hunbert gaßren bas ©af[agierluftfd)iff, 
oerbeffert unb gefid)ert, unfre ©ntel burd) bie 
©Sölten 311 ben ^ffiunbern ferner düften trägt unb, 
gelanbet, Verberge, ©BohnI)aus unb 3nflrrcht bes 
Aeifenben bleiben tann, mirb bas [tol3e ©affagier* 
fd)iff bie [d)ön[te unb menfd)enmürbig[te Aeife 
bes dulturmenfd)en ermöglichen. 

©Barum rnerben nun ©ergnügungsreifen 3ur 
See (mit Ausnahme ber burd) ben daifer ein¬ 
geführten Aorblanbsreifen, bie ich — ohne ihre 
Schönheiten 3U oertennen — burd)aus nicht für 
bie herrlichften holte) oerhältnismäßig [0 [eiten 
unternommen? ©s beftehen ba ein paar ©or= 
urteile: Die Seefrantheit . . . Die ungeheuren 
dojten!... Die fiangemeile ber tagelangen gahrt 
3mifchen §afen unb §afen! 

Auit, id) habe, oon ein paar anbern Seereifen 











^affagiere beim Spiel an 23orb eines £)3eanbantpfers 


£)ie Ded=(Stagen eines 9ieid)spo|tbampfers ber Oftafrifalinie 


R 

HH 




(Sin 3nbier als Sdjiffsrafeur auf einem beutfdjen ftüftenbampfer 
in ülfrifa 


3ung=£>eut[d)lanb an £>ed eines Oftafrifabampfets: 
Import oon Papageien 


. ... . ;nli nlili:; . .. ,:llii|||l!:!|::'.!i||i: .ÜU, ■!:■ :!iuiii::I!: : . . i:r':il|i I |li. :ü;:. i'lhlili;,,!;: ... 















































1124 


Uber £anb urtb StReer 


1911. 9tr. 43 


abgefeßen, bie 3 aßrt um ABefteuropa, Vrernen— 
©enua (refp. Neapel) jeßt breimal gemacht. 3ß 
habe oon all bert am Aeife3iel ausfteigenben 
Vaffagieren nißt einen gehört, ber nißt bereit 
märe, biefe Aeife 3U mieberßolen. Unb aus mieoiel 
berufen, Stabten, ©efellfßaftstlüngeln tarnen biefe 
Aeifenben, bie in einem ABunfß unb Urteil fiß 
3ufammenfanben! $reiliß, mer fict) nißt unb 
niemals mit fiß felbft befcßäftigen farm, mer, ben 
mürgigen Ottern bes AReeres im Kiegeftußl toftenb, 
niemals ein gutes Vuß als ©efeKfßafter liebt; 
mem eine fülle Sternennaßt, burß bie non fernher 
mie maßenbe, forgenbe klugen bte £eußtturmfeuer 
ber Küfte blinten, für ben Trieben ber Seele nichts 
gibt; mem niemals f)ot)e ©ebanten ber ©migfeit 
burßs §er3 3ittern, menn fßmimntenb im Abenb= 
golb ber glüßenbe Sonnenball, mielangfam nieber= 
gebrüdt oon einer unfißtbaren Aiefenfauft, in bie 
urteublict)e Aßafferfläcße oerfintt— ja, fo!d)er um 
rettbare Aüßterling bleibe am grünen Spieltifdj 
ober am qualmumbuntelten Stammtifß, ober mo 
fonft er feine armfeligen ©ntoüonen fuefjt. Aber 
für ben einigermaßen einbrucfsfäl)igen ARenfßen 
ift gerabe biefer immer mieberfeßrenbe ABeßfel 
bes Anblids ber Küften, bes fiärms frember Straßen 
unb ARärtte mit ber erhabenen Auße unb ©in= 
jamteit bes AReeres, mit bem Spiel ber frieblißen 
Delphine, mit bem leifen 3 üpen oerflatterter 
Vögel im Baumert bas Anregenbe, Unoergeßtidje. 
Die Seetranßeit — freilid^, idE) tarnt gottlob nißt 
aus eigner ©rfaßrung mitreben, ba iß nie fee= 
tränt merbe; aber ben fyatl, baß einem SOlitfatjrer 
bie Aeife länger als Stunben ober ein, 3toei Dage 
getrübt, baß fie ißm gan3 oerborben mürbe, 
habe iß in ber guten 3aßres3eit nißt erlebt. Die 
bumnte Angft tut bas Sßlimmfte; bas emige 
ABarten auf Hb eifeiten, bie oielleißt gar nißt 
tämen, menn man fie nid)t mit ©ebanten3mang 
3itierte. Unb bann bie oft aus ber ©itelteit ge= 
borene Unoernunft, fiß gleich aus ber träftigen 
£uft bes Deds in bie oerfßloffene bumpfe Kabine 
3U retten. Die gleichen Strecfen hintereinanber 
auf ber ©ifenbaßn gefahren mürben mohl einem 
normalen ARenfßen meit Sßlintmeres 3umuten 
als fo ein paar Stunben Unbehagen... Unb 


$)<m$ Pon 


Seine 3 r a u 

mmer hat er fie auf munberbare ABeife ge= 
funben. 3 unt 23 eifpiel in Aorbernep. ARan 
hat oon ARenfßen gehört, bie im Hausboot ben Ail 
hinaüffußren, oon 9 Aount=©oereft= 23 efteigungen unb 
Dibetöurßquerungen —— fie ging nach Aorbernep! 

Dort moßnte fie in einer befferen 3 amilien= 
penfion mit ihrer ARutter unb einer oerheirateten 
Sßmefter, bie 3mei ent3ücfenbe Keine Kinbe.r 
befaß; ber Sßmager mar abmefenb in ©efßäften. 
©igentliß hatte er fi<h 3uerft in bie Kinber ber 
Sßmefter oerliebt, 3uaIIererft in ihr oierjähriges 
Keines ARäbßen. Der half er am Stranbe Vurgen 
errichten unb glaggertftangen einrammen. — So 
mürbe man nach nnb naß betannt. ©r bad)te 
ja an gar nichts Weiteres, er, ber eingefleif<htefte 
3 unggefelle, ein ARann, ber eben erft fein unab= 
hängiges ©intommen hatte — er gefteßt bies felbft 
befßämt —, mit üblen Angemoßnßeiten, übleren 
©runbfäßen! ©in ßoffnungslofer Sali! Der 
ARama gefiel er moßl 3uerft burß aus nißt, feine 
Angebetete blieb bauernb füßl, aber bie Sßmefter 
mürbe feine 3 reunbin, nahm ihn in ihr Ver= 
trauen auf. Sie lebte fo glüdliß, % ARann trug 
fie auf Räubert, jeben Dag fßrieb er ihr eine 
^ofttarte, fie hatten bie nieblißen Kinber! Aein, 
mirfliß, alles bas mar hoch 3U munberbar unb 
ein3igartig! 3 n Aorbernep, am Stranbe, in ber 
©iftbube — bei ARonbfßeinbeleußtung! 

©r baßte noch immer an nichts. ABie tonnte 
er auch ? ABoßl mar bie ARama ja nad): unb nad) 
auch grtäbiger gemorben, fie fprad) manchmal mit 
ihm oon 3U $aufe, oon feinen ©Itern, oon feiner 
3ugenb3eit. Sein gan3er innerer befferer SOienfd) 
machte bei ber fünften mütterlichen Berührung 
in ihm mieber auf. Denn er mar ja burchaus 
nicht gan3 fdhled)t unb oerhärtet, nur ein[am, nad)= 
läffig unb forglos gemorben, auch in feinen Aus= 
brüden — mehr in feinen Ausbrüden als in 
feinen Söorftellungen! ©r träumte oft — oom 
©lüd, oon ber Sonne, oon £iebe — er befaß 
©emüt, er hatte noch 3beale. 

äRertmürbig mar, mie bie ältere, feine ^au 
ihn oerftanb! 3mmer noch bachte er babei an 


bie 5 toften? 2 ßenn man fich biefelbe 3 oit in ein 
tleines £anbftäbtcf)en in Thüringen ober in ein 
Solbäbdjen nad) Sübbeutfd)!anb feßt, 3ehn äRart 
5 turta*e 3ahlt unb als aufregenbfte Unterhaltungen 
Spa3iergänge auf ber ©hauffee unb ©felritte 3U 
ben Ausfid)tstürmen unternimmt, fo ift bas freilich 
billiger. ASenn man aber bie Summe bes ©r* 
lebten unb ©efchauten, bie burdjmeffenen Streden 
unb bie Qualität oon SBohnung unb Verpflegung 
in Rechnung feßt, fo mürbe man auf ber 23 ahn 
fahrenb unb in entfpredßenben Abftärtben gute 
Rotels mechfelnb bas Doppelte red)nen tonnen! 
Aehmen mir folcße ^ah^t ^Bremen bis Aeapel an, 
mie fie bie £Iot)bf<hiffe als Anfang ihrer QfK 
afienfahrt machen (bie Vaffagiere für Qftafien 
tommen — mit Ausnahme ber ©nglänber, bie 
in Southampton einfteigen — meift erft in 
©enua ober Aeapel an 23 orb), fo laufen mir feeßs 
$äfen an, haben bei genügenbem Aufenthalt bie 
©elegenheit, einen 23 lid 3U tun in fünf £änber: 
§ollanb, 23 elgien (nicht ©nglanb, benn in South= 
ampton hält ber Dampfer 3U tur3), bas englifcße 
©ibraltar, bas fran3öfif<he Algier unb Italien 
unb lernen 3ehn meit auseinanber liegenbe, gan3 
oerfchiebenartige Stäbte tennen: Vremen, Aotter* 
bam, Amfterbam (ober $aag ober §aarlem), 
Antmerpen, 23 rüffeß 23 rügge, ©ibraltar, Algier, 
©enua, Aeapel. 2Bir müßten — menn in berfel* 
ben 3eit folcße fyahrt su £anb überhaupt möglich 
märe, ohne un3ät)Iige 3mifchenftationen äu machen 

— in 3ehn Rotels logieren, 3ehnmal bie nicht 
geringen £often ber Antunft unb Ausfahrt 
mit Drintgelbpladerei unb allem Ähnlichen er* 
bulben. 

So aber bleibt bas Schiff unfer $otel. 2 Bir 
rechnen (unb bas geht nach ben Abfal)rts3eiten 
ber Schiffe) für jebe Stabt einen Dag — in 
Antmerpen liegt man faft brei Dage., fo baß 
23 rüffel unb 23 rügge bequem mit3unehmen finb 

— unb mir finb abenbs meift fd)on 3um Diner 
mieber ,,3U Saufe", haben jebe 23 equemlid)teit, 
jeben Komfort, haben bie ausgefueßt ßöflicßfie unb 
gefcßultefte 23 ebienung; erhalten oon ben oieb 
gefahrenen Stemarbs jebe Austunft unb haben 
mit 3 oIl, ©epäd, Drintgelb, Vergeßlicßteiten beim 


5^af)lenberg: Das ftarfe 

nießts — ich oerfießere bidß, aber abfolut an gar 
uicßts! ©s mar höcßft munberbar, oom Scßidfal 
gemollt, bureß bie feltfamften Vermidlungen unb 
Vertnüpfungen, burd) eine allertollfte £aune bes 
3ufalls ßerbeigefüßrt — bas ABunber eben 
fcßlanfmeg! 

Die ©eliebte trug bei Sonnenfcßein meite 
meiße Stroßhüte, bie ißr ©efießteßen munberbar 
fein unb 3art maeßten — fie hatte bann etmas 
oon einer feßnfücßtigen, fcßmanlenben, träum' 
haften Vlume! 3 rgenbmie bachte er an 2 Baffer= 
rofen, an ben Kelch einer frembartigen, einseb 
blüßenben ©alla, morin ein golbener Kolben fteßt. 
ABieber, bei Sturm ober heftigem ABinb, [aß auf 
bem 3ierlicßen, bubenßaften Köpfcßen bie ent- 
3üdenbfte, tede, Keine Dam o ; Sßanter= 93 tüße. Sie 
mar bann plößlicß ein 23 ub, ein grecßling, unb 
lacßte ißn aus. 

©r hatte fteif unb feft geglaubt, baß fie ißn 
aueß im entfeßeibenben ARoment auslacßen mürbe. 
ABaßrßaftig, er hatte Angftfcßmeiß gefeßmißt, er 
hatte es auf bie bümmfte, plumpfte Art oon ber 
Aßelt gemacht! So gan3 unoorbereitet! ©r hatte 
nicht baran gebaeßt, fie bachte fuß nießts — 

Am überrafeßteften mar unb blieb bie ARama. 
Atocß an feinem Sod)3eitstag er3äßlte fie allen 
£euten,.baß fie nie, nie, aber aueß niemals in ber 
ABelt, barauf, unb gerabe bei ißm, oerfallen märe ! 
Die oerßeiratete Scßmefter feßiert feßon eßer etmas 
geaßnt 3U haben, fie naßnt bie Aacßricßt mit einem 
Seuf3er auf, unb er fanb, baß fie feitbem gegen 
ißm^p- mie follte er es eigentlich be3eicßnen? — 
irortifä) mürbe. Der Scßmager hatte ißm marm, 
aber emft bie Scmb gebrüdt, er mar 3U be= 
fcßäftigt. 

Die Kinber brauchten fie nun als ©ßrenmaeße 
nießt meßr, am Stranb oon Aorbernet) unb naeß- 
ßer bei ben Vifiten ober im 3 oologifd)cn. 

Ad) ja, bie Vifiten! ©r feufste. 3 111 3 oo hin¬ 
gegen mar es nett, bie ARufif pautte unb trompetete, 
baß man leinen ©ebanten im Kopf folgeridßtig 
ausbenten tonnte, ARenfcßen traten einem oon 
allen Seiten auf bie alle faßen ftraßlenb 

unb glüdlicß aus, ARama oerteilte Kaffeetueßen, 
unb er betam immer bas bidfte unb 3udrigfte Stüd. 


Aufbrucß teinerlei Scherereien. So [meitTmir 
aueß gefahren finb, im fremben Sofen gehen mir 
leicht unb gepädlos mie ber forglofefte Dourift an 
£anb; unb abenbs, menn mir mübe oom Schauen, 
£ernen, Staunen uns nach Auße feßnen, miffen 
mir: bort ber erleuchtete Aiefe über ben monb= 
blanfen ABaffern ift unfre Seintat. Da ift uns 
bas üppige ARaßl auf beutfeße Art bereitet, ba 
ßören mir noch ein Stünbcßen beutfeße ARufit, ba 
tonnen mir im füllen Aunbgang um bas $ro= 
menabebed noch bas Panorama ber im £icßter= 
glan3 feßimnternben Stabt mie eine eigens für 
uns aufgebaute herrliche ^efttuliffe genießen. Von 
£ärm, Staub, 3 an!, Aufregung, Vetrug ber ^rembe 
aber erreicht nichts meßr unfern befcßaulicßen 
Abenb, unfre gerußfame Äacßt. 

Schafft euch ©rinnerungen, folange ißr manbern 
unb erleben tonnt! Allen ©enußfäßigen möchte 
man's 3urufen. Vilbet eueß im Aeifen unb An= 
feßauen ber f^rembe! Allen Drägen möchte man's 
ins Qßr feßreien. £ernt bas unerhörte ABunber 
bes rafeßen ABecßfels lärmooller, bunter ARärKe 
ber 5 ^embe mit ber blauen Stille bes emigen 
AReeres erleben unb oerfteßen. Scßentt euren 
Augen bie Offenbarungen mecßfelooller Vilber, 
euren £ungen bie ftaubfreie, ßeilträftige AReerluft, 
euren bie gebantenoolle ©inteßr auf ber 

gaßrt 3mifcßen bem unenblicßen ABaffer unb bem 
unenblicßen Sternenhimmel, ilnb lernt, menn ber 
Drubel ber füblicßett Straße, ber bunten Vafare 
in euren Qßren oerßallt, menn bie leßten geuer 
ber Küfte eingefeßludt finb oonbem buntlen Aachen 
ber Aacßt unb nur bas fünfte Aaufcßen ber ABellen 
am Vug bie fcßnelle Saßrt 3U anberm Safen, 
anberm ARorgen tünbet, bie feßönen Verfe £ubmig 
Kßlanbs oerfteßn: 

Km ARitternaßt auf pfablos weitem AReer, 

ABann alle üißter längft im <3ßiff etlofßett, 

ABann auß am Simmel rtirgenbs glängt ein Stern, 
Dann glüßt ein üämpßen noß auf bem A3erbeß 
©in Doßt, üor ABinbesungeftüm oerwahrt, 

Unb hält bem Steuermann bie Atabel hell, 

Die ißm untrügliß feine Aißtung weift. 

3a, wenn wir's hüten, führt burß jebes Duntel 
©in £ißt uns, fülle brennenb in ber Vruft ... 


©efcßlecßt 

Die ©eliebte, feine 23 raut, trug um biefe 3 eit 
einen fcßmar3en, aufgebogenen Aembranbtßut 
mit blauen Straußenfebern. ABenn er Ieife ben 
Arm um ißre Stuhllehne legte, fagte niemanb 
etmas, unb ARama blidte nißt ßin. Die Sßmefter 
blieb ironifß unb oerfcßloffen, ber Sßmager mar 
immer befßäftigt. 

©s mar feßr, feßr munberbar, baß fie fid) 
gefunben hatten, er tonnte bas ABunber immer 
noß nißt faffen, unb fie oerftanb es auß nißt, 
menn er mit ißr baoon fpraß! Aßie maren fie nur 
gerabe auf Aorbernep oerfallen? 3m 3 oßr oorßer 
maren fie auf Vortum gemefen unb baoor in 
Splt, ißre Sßmefter hatte fiß in ABernigerobe 
am S<*r3 oerlobt, bei ber Sod)3eit einer ^reunbin. 
Daß aus Soß3eiten mieber Soß3eiten entfteßen, 
mußte man ja, bas mar etmas Alltäglißes ! 3 ßr 
3rall mar unb blieb ertraorbinär — blieb bas 
ABunberbare. 

Vei ber Aüdteßr oom Stanbesamt fßon fanb 
er ARama. 3erftreuter. Diefe milbe, marme 3rau 
hatte etmas Küßles, Abgelenttes. Der Sßmager, 
beim Anftoßen naß bem Doaft auf bas Soß3eits= 
paar, tniepte ißm ein Auge 3U unb ftieß ißn in 
bie Seite. Der ARann benahm fiß, als ob er fagen 
mollte: ABir finb jeßt 3mei, iß ßabe einen 9 Ait= 
fßulbigen! Seine Sßmägerin beobaßtete ißn 
maß unb fßarfäugig unter ben gefentten blonben 
ABimpern, ben Spott um ißren ARunb oerßüllte 
fie jeßt taum noß, er fanb, baß ißre Kippen auf* 
fällig rot maren. 

Seine junge $rau hingegen mar ganß in ABeiß, 
in fßimmernbem meißem Atlas ,mit meißen 
Sßieiern unb meißen Vlüten. 

Sie mar für ißre Familie ein abgefßloffenes 
Kapitel, ißre ARutter hatte eine britte Doßter 3U 
oerßeiraten. 

„Aber, bente mal, menn iß nun nißt 3ufällig 
unb gerabe in bem Sommer naß Aorbernep 
gegangen märe, menn fie nißt in ber penfion 
Stella gemoßnt hätten unb bas Keine ARäbßen 
am Stranb nißt gemefen märe?" 

Aßie es bann moßl getommen märe, ift mirtliß 
fßmer 3U fagen, auß bie junge grau meiß es 
nißt. Vielleißt meiß es feine Sßmiegermutter, 




■«»; ® . • 


























1126 


Uber £anb unb S0leer 


1911. 5ftr. 43 


Seine Vergangenheit 

Seine junge grau ift überzeugt, bah er eine 
Vergangenheit hot; er fall eine haben! 

Rlanhwal roirb fie fehr einbringüch: „©eftehe 
es nur, bu marft fehr müft, bu marft ein gang 
Schlimmer, bu hoft oiel Vöfes oerübt? Vd), 
mir tertnen euch ja! Unb bann holtet ihr ja 
immer gnfammen! deiner mill oom anbern etmas 
miffen. Vber idt) meih! SCRidE) betrügt man 
nicht!" 

„— Diefe junge grangöfin, bie bu bei beiner 
Schmefter tannteft... R 3 ie ift es nur möglich, 
bah ein SJtäbchen fo mas tut! ©in grauengtmmer! 
©ine Rheinreife hobt ihr gufammen gemacht? 
Unb bu hoft if)r Sachen gefhentt — Sleiber —■ 
ein gadett? Vd), ich meih ja bodE), mas für Sachen 
bu ihr gefhentt hoft! RSar fie fehr gärtlid), fag 
mir! RSie nannte fie bid)? Du meiht ja? Sagtet 
ihr eu<h Du?" 

„Vber Schahi —" 

„Rid)ts oon Sdjatp! Dah bu mit ihr oiel 
gärtlid) er als mit mir marft, tann ich wir beuten! 
Vber, mie es auf ber RSelt foldje Dinge gibt! 
RSie Rtäbdjeit —! Unb fie ftammte bod) aus einer 
£el)rerfamilie, mar djriftlich erlogen!" 

„RSer fagt bir benn aud) nur —?" 

„Vis ob id) bas nicht mühte, mie fo mas oer= 
läuft! ghr habt gufammen gemotmt? Dagelang. 
Vd)t Dage lang hobt ihr bie Säben nid)t aufge* 
mäht! SEBahrhaftig, bie Roligei füllte fidE) barum 
betümmern! Solch ein RSeib! ©ine Rerfon! 
RSeldhe Dirne!" 

„&inbd)en, Veftes —" 

„geht fuchft bu mich wir 3u befdjwid)tigen! 
Sie mar fehlest. Sie mar auch nicht mtfhulbig, 
als bu fie tannteft. Unb mir madhfen fo auf, ohne 
oon allen biefem etmas gu miffen! gh hotte 
montöglih mit ihr oertehrt, hätte fie hübfd) ge* 
funben —" 

„Das Unglüd!" 

„Vlle grangöfinnen finb fd)led)t. ©s ift eine 
entartete Nation, man braucht ja nur ihre Romane 
gu lefen! Natürlich las fie fhled)te Romane. gt>r 
Taft gufammen foIdE>e nid)tsmürbigen Vüd)er, 
Demi*Vierges unb ©laubine unb Rtirbeau.“ 
„RSiffen möchte i<h ober hoch; wein Vergehen, 
mas bü oon Rtirbeau unb ©laubine —" 

„Deine Schmefter ahnte nidE)ts, fie lieh fie bei 
ihren Sinbern, lachte unb fprad) mit ihr. — 
2 Bahrf<heinIich mar Venno, ihr Riann —" 
„got>o!" 

„Ra, bu fagft hoch felbft, fie hotte auf einmal 
füberne Doilettefachen unb ein ftleib oon ber 
Vbolphü Sollte fie fidE) oon ihren fe<hsE)unbert 
Rtart ©ehalt Silberfachen unb Doiletten taufen? 
Vei all eurer Raffiniertheit feib ihr Riämter hoch 
manchmal gu gutgläubig — bie nicht alle merben, 
nämlich! — Du hoft fie fhen Iaffen unb hoft fie 
oergeffen! So feib ihr, treulos, fdjmad) unb 
unbantbar! Rein, ich bebaure bie arme gojephine! 
Rannteft bu fie gofette? — gef) tönnte über ihr 
Sdjidfal meinen!" 

,,gä) habe bir boef) fthort ergählt, bah fie hernah 
ben Ingenieur geheiratet hot." 

„Der arme Riann! Ruf fo mas ift er herein* 
gefallen! Unb bu hoft fie ihm gugefchoben, bu 
marft froh, hah bu fie auf gute Vrt los marft! 
Das hot man oon feiner Siebe gu euch, oon all 
ben Opfern, bie man bringt!" 

„RSer ift ,man‘?" 

„Run, gofephine natürlich! gh tann fie mir 
oorftellen, mie fie ba einfam an ber Seite bes 
ungeliebten Riamtes geht. ©r baut Vrüden. 
Unb bes Vbenbs. — RSenn fie in ber ßeitung 
ober irgenbmie oon beiner Veförberung lieft, bah 
bu bid) oerheiratet hoft." 

„Sie hot fidE) ja auch oerheiratet. Der gn* 
genieur tann RSegebauntinifter merben!" 

„Sollte fie ins R 3 affer gehn? ©igentlidj ift 
es fehr unmoralifch, bah olles fo gut ablief, ©s 
ift nicht'mal eine Dragöbie. Vielleicht belügft 
bu mich aud). Sie ging ins RSaffer. Sie ftarb — 
fie triegte ein itinb—" 

„Vlies in ber richtigen Reihenfolge!" 

„Du bift herglos unb finnlid) unb ein fdjledjter 
Rtertfä)! — Sag mir, tyatteft bu grau oon Äölij 
gern? RSar fie nett? RSarft bu fehr oerliebt? 
Drug fie hübfhe Sachen — bu meiht bo<h — bann? 
Sie mar fehr elegant?" 

„Sah mid) fchlafen!" 

„©ine ©erheiratete grau —" 

„©efchieben —" 

„Verheiratet! Rtit gmei itinbern, fo groben 
Siubern! Vit muhte fie bod) auch fd)on fein! 
Vn bie oiergig. Du marft noch nicht breihig. gn 
unfern greifen! Doh fo mas paffiert! RSeifjt bu, 


ich finbe bidE) fo fchlimm mie ©oeben. Du bift 
©oeben!" 

„Ra —" 

„ghr Rtaun hätte fidE) mit bir fd)iehen müffen! 
©r fpähte fie aus. RSie fo ein Rtann fo bumm 
fein tann troh feiner Deteftios, ift mir auch um 
ertlärlid)! 2 Bahrfheinli<h mollte er ihr ©elb 
behalten? Verheiratete grauen finb immer, noch 
ärger als Rtäbhen, bie tennen überhaupt teine 
Sd)ant unb Reue mehr. So eine — eine ©he* 
brecherin!" 

„Deine Vhontafie, meine kleine, arbeitet mit 
einer Schmungtraft, ber ich nicht nad)fomme. — 
Vuherbem bin ich mübe." 

„gebt bift bu mübe! Damals fdheuteft bu bie. 
Reifen nicht, jebe Rächt hiu unb \)tx. Deshalb 
fahft bu auch fo bläh unb abgetrieben aus, als bu 
um mich anhietteft. Unb i<h Unglüdsmurm, in 
meiner £ammesunfd)ulb —" 

„geh mar überarbeitet burdh bas ©ramen. ©h ; 
ich nicht meine Stellung hotte, hätten beine ©Itern 
bidj mir nicht gegeben. VIfo arbeitete id) für bief)." 

„Du millft mich oblenten. geh foll mohl gar 
noch ftolg barauf fein, bah ich olle meine Rioalinnen 
bei bir ausgeftochen habe! Unb mie oiele tenne 
ich überhaupt? Riaing fo.II eine fo Heb erliche 
Stabt fein, ghr hottet bas Sommertheater in 
Rtörd)iugen. Von Stenbal tamft bu alle VSodhen 
nach Verlin. — ©s ift unglaublich, mas es für 
fd)Ied)te grauen gibt! Vlle grauen finb fdE)Ie<ht 
unb oerberbt. geh bin übergeugt, bah grau Ritter 
unb gräulein oon 5 taberau —" 

„geht fhlof ich aber mirtlid) lieber!" 

„grauen finb nie ptatonifd), bas merfe bir! 
©s finb alles Rebensarten unb £ügen, mas bu 
mir oon beinen ,greunbinnen‘ ergählft! Die 
RSelt ift fd)Iedht. g© bin eine unglüdlidje grau, 
gh habe einen Rßüftling unb Don guan geheiratet!" 
©r-f<hnardE)t. 

ghre Vergangenheit 

„Sag — meine itleine — ihr mach ft bod) auch 
nicht im 5 Uofter auf! Da fpufte fo ein Vetter 
©neomar herum —" 

„©neomar —" ooll unenblid)fter Verachtung — 
„©neomar mar hoch noch ein gunge!" 

„Selbft gungen haben §änbe—hoben Sippen.“ 
„gdh oerftehe beine Vngüglichfeiten nicht!" 
„ghr mart hoch Vetter unb ©oufine. ©etüfft 
hat er bid) fidher?" 

„RSenn ich ©neomar tühte, badE)tc ich babei 
an feine Schmefter Viere, geh habe ihn immer 
genau mie feine Schmefter Viere getüht." 

„Vber ©neomar felbft — ber Vub' —" 

,,©r burfte mir manchmal meine gade tragen, 
©inmal hot er mir Dheobor Körners ©ebichte 
gefd)entt. RSir fchrieben uns RSeihnachten unb gu 
ben ©eburtstagen." 

„gm. Der junge 5 trautt)elm mar bein greunb ?" 
„griebrich ilrauthelm ift mein greunb. ©r 
hat mir auf einem 23 erg am See feine Oben an 
Aiopftod oorgelefen." 

„geh bähte, Älopftod. hätte felbft Oben ge* 
macht?" 

„grih bihtete mieber -Oben an Slopftod. Das 
ift bod) fehr einfach." 

„Sehr einfach!" 

„gh meijg, bah bu bentft, Seutnant Rubitorn 
hätte mir ben gof gemäht! Run, er mollte um 
mid) onholten, er fhrieb an Vopd gmeimal, er 


fpielte bes Vbenbs Planier bei uns. RSeil er eben 
gang unoermögenb mar, mollten's bie ©Itern 
niht." 

. „Rah ©Itern pflegt man bei foId)en ©eiegen* 
heiten niht allgufehr gu fragen.“ 

„gh fragte nah weinen ©Itern. Rubitorn 
fhrieb uns einen fehr fhörten unb rührenben 
Vbfhiebsbrief, er mar in ber Dat fo rührenb unb 
fhön, bah mir alle meinten gu gaus. ©r ging 
bann nah Vfrifa." 

„Vraoe gaut! ttnb ba fiel er?" 

„©r fiel."' 

„griebe feiner Vfhe!" 

„ga, er ift an gebrochenem gergen geftorben. 
gh mar feine eingige unb erfte Siebe, eine ibeale 
Siebe! Rubitorn mar ein gelb." 

„Unb ging niht über ben Rubiton. — ©s 
oertehrte nun bei euh jahrelang ein Rtaler. Von 
bem höbe id) Weniger günftige Sahen oer* 
nommen!" 

„©rler mar ein urfprünglih ebler Rienfd). ©r 
mar nur burd) allerlei böfe ©rfahrungen oerborben, 
feine grau hotte fid) fheiben Iaffen." 

„ga, megen unheilbarer Sieberlihteit feiner* 
feits." 

„Sie oerftanb ihn niht. Sie mar eine grobe, 
materielle Ratur. gm ©runbe ift fie nur meg* 
gegangen, meil er ihr nidpt genug ©elb oerbiente." 

„©r behielt inbes einiges oon ihrem ©igen* 
tum ?" 

„Das hot fie ausgeftreut, um fih an ihm gu 
rächen. Sie mar ein gemeines RSeib. ©r beutete 
mir aud) an, bah fie Verhältniffe gehabt hot." 
„Uber fo mas fprad)t itü boh?" 

„Rur in ber garteften anbeutenben RSeife. 
©rler hotte eben Vertrauen gu mir, ih bemit* 
leibete ihn.“ 

„©r malte bih-“ 

„Den Sopf, ber bei uns im Salon hängt." 
„Dabei hattet ihr boh oiel ©elegenheit, allein 
gu fein unb euh ausgufprehen?" 

„RSir fprahen über Rtalerei unb oon feinen 
Reifen." 

„ghr mart nachher and) in gtalien gufammen?" 
,,gd) reifte mit Dante genriette. ga, er mar 
bas gahr in gtalien, unb gelegentlich fahen mir 
uns aud)." 

„Vllein ober mit Dante genriette?“ 

„Die Dante fhättfe ©rler fehr. ©r hatte fo oiel 
Sunftfinn." 

„Sein Renommee mar herglid) fd)Ieä)t babei." 
„Daoon erfahren mir nid)ts, meil mir gu 
fhlehter ©efellfd)aft teine Vegiehungen haben." 

„Diefe ©efellfhoft mar fhleht genug, einiges 
gu tlatfchen." 

„Rienfhen finb fo niebrig! ©rlers urfprünglih 
fhöne unb mijghanbelte Seele tat mir leib — 
ih hotte nur gu biefer Seele Vegiehungen." 
„RSirtlih nur?" 

„ga, beine Vhontafie ift eben fo oerborben, 
bah bu gleich Schlechtes unb 3 weibeuttges an* 
nimmft. Riänner hoben burd) ihr lieberlihes 
Sehen eine fhlehtt Vhontafie. Reine grauen, 
gungfrauen tennt ihr ja gar niht! Selbft bie 
Dichter! Die in ben Romanen oorfommen, finb 
immer fhledjte Verfonen unb grauengimmer. 
Run, mer gum Veifpiel tönnte Dante Ottilie 
etmas nahfogen?" 

„Riemanb, in ber Dat." 

„Ra alfo!" 

„RSas mürbe aus ©rler? Starb er aud)?" 

„©r malt. — gh will bir anoertrauen, bah er, 


gum Vtenb 


9 lahe fd)on bes Vbenbs buntler Shwelle, 
güt)F ih, mie mein gerg fih füg erregt. 
Ruhenbes mirb mieber gang bemegt 
Unb gu neuen gahrten RSinb unb RSelle. 

Saute, bie noh nie. im Duntet fangen, 
güllen tlingenb nun mein tühl ©ernad). 
Unb mit gruht gefegnet, hwtbertfad), 

Sinb bie frühen Dräume aufgegangen. 

!\ 

RSie oon ©migem bin ih ummaltet, 
gmmer frember fühl' ich wicE) geftaltet, 
Riein ©rftautten meiß niht ein noh aus. 

Unb mie ih nun alles reht begreife, 

RSelt unb RSanberfhuhe oon mir ftreife, 
RSirb mein mahres Rienfhenglüd baraus. 

V aul 3 e h 


um feinen beffern Rtenfhen gu retten, mir bas 
Vnfinnen ftellte, feine grau gu merben. gh tonnte 
mih niht bagu entfd)Iiehen, meil ih hu eben 
niht genügenb ahtete. ©r mar tief gebrohen, 
er meinte unb tühte meine ganb — — gum Vb* 
fd)ieb hot er mir ein Vilb: Rautenbelein im 
Vrumten, gefhertft.“ 

,,©s hängt in beinern giwmer?" 

„ga.“ 

„RSo lebt er? 

„gn ©rohheffelohe. Vuf bem Sanbe. ©r hot 
fih gong oon ber RSelt gurüdgegogen." 

„Vm ©rtbe mirb er Riönh?“ 

Die Vermutung fheint ber Keinen grau nicht 
burd)aus mel) gu tun. Sie feufgt: „©r mar ein 
unglüdliher Rienfh*" 

„Vber er hotte boh beffre Seiten. Das bemeift 
bein gall." 

Sie fieht ihn ungemih, aber boh h°hwütig an. 
Die RSelt ift ooll oon fhlechten, frehen unb fri*. 
oolen Rienfd)en, auf ber männlichen Seite. Vuf 
ber meiblihen finb alle rein, helbenhaft ober 
unglüdlih- 

©s ift beffer fo. 

(Die Serie mirb fortgefetjt) 





pf Cammer weiter greift bie Dechnit im mobernen 
jzi O £eben um fid) unb erobert fid) neue ©e= 
O biete, Studj in bie fianbroirtfdjaft hoben 9 Jia= 
pf fdjinen ihren ©iizug gehalten unb werben bort 
jlj mehr unb mehr an Stelle ber teuren unb fd)wei 
0 3U befdjaffenben $ilfsträfte oerwenbet. Sie 
pf bienen bereits allen möglichen 3®cden. 3nm 
pi Slufbereiten bes Widers werben bie mechanifchen 
EU Wöge, (£ggen unb’ 3Bat3en benutjt, 3um Säen 
pf bie automatifchen Sämafd)inen, bie ftartoffeb 
p* fe^ma|"d)inen unb anbre metjr. Selbft bie 
EU fcfjwierigen Crntearbeiten, bas SDtähen, Sinben 
pf ber ©arben unb 5 luflaben, hat man ber 90 ta= 
rp fcfjine übertragen. 'Slmerifa mit feinen riefigen, 
O bünn beoölterten Sänberftreden ift natürlid) 
pr allen anbern Stationen in ber §erftellung lanb= 
p wirtfdjaftlidjer äRafd)inen oorangegangen. Dort 


$fflähmafcf)inen im gelbe 


$ori3ontaIer ©arbenbinber 


Sertitaler ©arbenbinber 


haben fie aud) bie JE)öd)ftc Seroollfommnung 
erfahren. Unfre beiftetjenben Silber 3eigen 
moberne ©rntentafdjinen bei ber Arbeit, unb 
3war ältähmafdjinen, bie bas Rom in langen 
Leihen, nieberlegen, ©arbenbinber, bie es in 
hori3ontaler £age binben, folche, bie es in oer= 
titaler £age 311 ©arben 3ufammenfügen, ferner 
bie 9 Jtc©ormid=Sinber im gelbe, bie fowoljl bas 
©etreibe mähen wie gleichzeitig in ©arben bim 
ben. Utud) ©arbenbinber, bei benen bie 3ug= 
tiere nidjt oor bie SOtafdjine gefpannt werben, 
fonbern mit ijnlfe einer langen Deichfel bie 
äJtafdjine fliehen, bamit bas ©etreibe nicht oor 
bem Sdjneiben niebergetreten wirb, finb im 
©ebraud), unb unfre letjte 2lbbilbung 3eigt bie 
neuefte Seroolltommnung: eine 9 Jiähmafd)ine 
mit ©arbenbinber, bie gleichzeitig bie ©arben 
auf einen nebenherfahrenben SBagen auflabet 
— mithin eine dRafdjine, bie fämtlidje fonft oon 
§anb ausgeführte Operationen uollfommen 
felbfttätig übernimmt. R. de J. 


9 Jtc©ormi(i= 33 inber mit Scfjubgefpann 


9 Jic©ormict= 93 inber mit Sdhubgefporm unb felbfttätigem ‘üuflaber 


nnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn 







I 

BEGEGNUNG 

Von CHARLES BAUDELAIRE 

Ich ging, von tollem Straßenlärm umbrauft. 
Langfam fdhritt eine Frau mit trüber. 

Von Schmerz verklärter Miene mir vorüber. 
Sie hielt das Kleid gerafft in rof'ger Fault,- 

Graziös und vornehm,- marmorfchön die Bülte, 
Ich trank aus ihres Auges nächt'gem Blau, 
Drin ein Orkan fchlief, fiebernd Morgentau 
Freigebiger Huld und Gift der Liebeslüffe. 

Ein Blitz! Dann Finlternis! ~-'0 flüchtiges Bild, 
Das meinem Dafein neuen Wert gegeben — 
Ob je ein Wiederfehn mein Hoffen ftillt? 

Doch wann ? Zu fpät wohl — oder nie im Leben! 
Wir fchritten abgekehrten Zielen zu. 

Und dich hätt' ich geliebt! Das wußteft du! 


II 

IHR FÄCHER 

Von STEPJHANE MALLARME 

O Träumerin, laß tief mich tauchen 
Ins unwegfame Zauberland! 

Ein holder Wahn foll mich umhauchen, 
Mein Flügel ruh' in deiner Hand. 

Wie blaffen Frührots frifche Kühle 
Umweht es dich bei jedem Schlag, 

Als ob des Himmels Luftafyle 
Dir dein Gefangner öffnen mag. 

O welch ein Raufch! Die Luft erzittert 
Gleichwie von einem gier'gen Kuß, 

Der höchfte Seligkeiten wittert 
Und doch in Feffeln bleiben muß. 
Fühlft du's? Von deines Mundes Blüte 
Entfchwindet in des Herzens Grab 
Wie Lächeln, das in fich verglühte. 

Ein jauchzend Paradies hinab. 

Und wie die Wolke, eh' es dunkelt, 

Rot fchimmernd, fo als Zepter halt'. 
Von deinem Halsgefchmeid' umfunkelt, 
Mich, Zeichen deiner Herrfchgewalt. 


m 

VOLLMOND 

Von PAUL VERLAINE 

Im Mondenfcheine 
Erglänzt die Nacht, 

Und tief im Haine 
Ein Hauch erwacht 
Und flültert Grüße . . , 

Du Holde, Süße! 

Es blinkt der Weiher, 

Sein Grund enthüllt 
Im Trauerfchleier 
Der Weide Bild, 

Es feufzt in Bäumen 
Komm, laß uns träumen! 
Ein friedlich Schweigen 
Umfängt die Welt, 

Und Englein Iteigen 
Vom Himmelszelt, 
Mondfcheinumfponnen . . . 
O Zeit der Wonnen! 


' IV . ' 

AN EINEN JUNGEN FREUND 

•Von THEODORE DE BÄNVILLE 

Du, Jüngling, gegen Spleen Gefeiter, 

Stets wie Italiens Sonne heiter. 

Wahr deine luftige Torheit weiter. 

Denn dies ift Weisheit! Lieb' den Wein, 
Den Frühling und das Mägdelein. 

Der Reft foll uns geftohlen fein!. 


Niemals verzagt! fei die Parole. 

Und wenn Waldmeifter blüht, fo hole 
Das Kräutlein dir zur Maienbowle. 

Was bleibt uns armen Tröpfen, wenn's 
Zu Grabe geht? Reminifzenz 
An einen kurzen Liebeslenz! 

«Du trägft die Schuld an deinem Lofe!» 
So ftelft der Grübler die Prognofe. 

Pah, Worte! Worte! - Pflück' die Rofe! 


• V 

IM FRÜHLING 

Von EDOUARD PAILLERON 

Es war ein Sonntag in der Heide 
Ach, in der Heide, 

Noch früh im Jahr! 

Die Jungfer ging im weißen Kleide 
Und bat, daß ich ihr Zweiglein fchneide.. . . 
Ja, Zweiglein fchneide 
Zum Schmuck ins Haar. 

Wir ließen uns im Moofe nieder ... 

Im Moofe nieder. 

Und keines fprach. 

Wir fogen weichen Duft vom Flieder 
Und fahn am Bächlein immer wieder ... 

Ja/immer wieder 
Den Wellen'nach. 

Ein Vöglein fang auf grüner Weide . . . 

Auf grüner Weide. 

Der Ton verrann. 

Ich nahm dein Händchen — eins, dann beide 
Es war ein Sonntag in der Heide! 

Ach, in der Heide! 

Denkft du noch dran? 


VI 

ERMAHNUNG 

Von HENRI DE REGNIER 

Du gleich!!, mein Kind, dem Lilienkelch an 
Reinheit, 

Doch in dir flammt der Rofe Feuerbrand. 

Sag, was entftellte deiner Züge Feinheit, 

Als Rof' und Lilie blich in deiner Hand? 

Dir kam's zu Sinnen, wie in Lenzgefilden 
Der fchönften Blumen Duft fo rafch ent- 
fchwebt — 

Wie von des Frühlings lieblichen Gebilden 
Doch keins den Herbft, den rauhen, überlebt. 
Dir kam's zu Sinnen, daß auch dein jetzt harren' 
Lenztage junger Liebe, ftillen Glücks, 

Und daß auch dich Schönheit und Jugend narren 
Und dir entfchwinden werden hinterrücks. 

Und weil du's weißt, wird dich das Fieber fangen 
Und rütteln, bis dein Stolz zu Boden finkt. 

Und plötzlich wirft du nach dem Raufch verlangen, 
Den Mädchenmund aus erftem Kuffe trinkt. 

Du wirft dich zu des Liebften Sklavin machen. 
Dein Blick hat unbewußt ihn erft ermahnt. 

Zu herrfchen und den Schauer zu entfachen. 

Den er erlechzt und deine Scheu nicht ahnt. 

Du wirft, mein Kind, an keine Abwehr denken, , 
Wie Blumen in des Sturmes Wirbelflut, 

Und wirft dein Edelftes hilflos verfchenken — 
Die Lilienkeufchheit und die Rofenglut. 


VII 

FERNE KLÄNGE 

Von FERNAND GREGH* 

Trüb ift es, recht ein Tag zum Trauern | 
Unhörbar, wie die Sorge fchleicht, 
Sprühregen über Bäume ftreicht, . 

Die fieberifch im Wind erfchauern. 


* Aus «La maJson de l'Enfance», Verlag Calman 
Levy, Paris. 


Vom Park, durch den die Nebel ziehn, 
Dringt fernher in zerrißnen Tönen 
Aus altem Inftrument ein Stöhnen . 
Verworrner Walzermelodien. 

Es ift ein Ächzen und Verzerren, 

Ein kläglich, oft mißratner Klang, 

Wie unbeholfner Kinderfang, 

Wie eines alten Küpftlers Plärren. 

Was fchidct die falfchen Noten da 
Durch Wind und Regen in die Ferne? 

Wie hör' ich's doch fo feltfam gerne — 

Das Spiel der Ziehharmonika! 

Diefe Harmonika, fie jammert 
Wie ein geplagter Erdenwicht 
Und bannt midi wie im Traumgeficht 
Ein Alpdruck, der das Herz umklammert. 

Erbärmlich klingt die Dudelei 
Von Fingern, die verkehrt hantieren. 

Wie lächerlich dies Mufizieren! 

Und weinen muß ich doch dabei. 
Herbftfchauer fchnürt das Herz zufammen — 
So friert ein Vögelchen im Schnee! , 

Es regnet — Sonnenglanz ade! 

Es regnet — löfcht, ihr Lebensflammen! 

Wohl ftimmt zu folchem Nebelblick 
Das alberne, armfel'ge Leiern. 

Wie diefe Klänge, müd und bleiern. 

Drückt uns des Lebens Mißgefchick. 

Die Tücken all, die uns erbofen, 

Hör' ich aus diefen Klängen fchrein, 

Die Kämpfe all, die freudelofen, 

Und all die Winter ohne Rofen 
Und alle fchönheitlofe Pein. 


VIII 

MÄDCHENLIED 

Von JEAN MORE AS 

Fenchel fprach zu mir: Er liebte dich fo. 

Daß er nur durch dich wird herzensfroh. 
Halte dich bereit, er weilt nicht fern. 

— Fenchel, ach, du fchmeichelft gar zu gern. 

Gott fei meiner Seele gnädig! 
Gänfeblümchen fprach: Warum, fag an, 
Bandeft du dein Herz an diefen Mann, 
Dellen Herz kein Zartgefühl verrät? 

— Gänfeblümchen, ach, du mahnft zu fpät. 

Gott fei meiner Seele gnädig! 

Sprach Salbei: Erwarte ihn nicht mehr. 
Hinter einer andern läuft er her. 

— O Salbei, du traurig Blümelein, 

Komm, ich flechte in mein Haar dich ein. 
Gott fei meiner Seele gnädig! 

IX 

JUNGE MÄDCHEN IN DER 
DÄMMERSTUNDE 

Von ALBERT SAMAIN 

— Näls, ich feh' nicht mehr die Spangen 

gleißen 

— Lydia, ich feh' nicht mehr den Schwan, den 

weißen . . . 

— Na'fs, o hör das füße Hirtenlied! 

— Fühl', Lydia, welch ein Duft die Luft durch¬ 

zieht! 

— Warum, Nai's, wird mir das Herz fo fchwer. 
Wenn ich die Sonne finken feh' ins Meer? 

— Warum mag, Lydia, mir das Herz fo fchlagen. 
Hör' ich am Weinberg rollen heim die Wagen? 
So klagen in der fchwüten Abendzeit 

Die fünfzehnjährigen Mägdlein fich ihr Leid. 

Weit über Park und Au entrückt ihr Sehnen, 
Und aus den Äugen tropfen leife Tränen. . 

Merklos entringelt fich ihr Lockenbund, 

Und unter Schluchzen preßt fich Mund an Mund. 






Deutfdi von SIGMAR MEHRING 














Über ßanb urtb 9fleet 


^eröengroc&enCäufen 

2ld)t Stubienblätter üon ©raf ©ourtert 


2ln ben Prüften ber 9 tatur. Sftadj einem Aquarell J 


£ifis geierabenb. Sleiftift3eid)nung 


'TVüben hinter bem ßmeiten £ol3haufe über ber nieberen £ügeln. ©r hot einen großen runben §ut feiner §erbe unb ba3mifd)en ping, ping, ping, 
sZJ Strafe fteigt ber Sergroeg an. ©rft geht es auf bem braun burchroetterten ©efid)t unb ift ein ping bas Xrippeln ber Schafe, bie, 3U einem 
nodh ein Stüd bie £ald)auffee, bann gibt es nur 9 ?iefenferl, ber fidt) bie erfrorene 9 tafe mit einer ftnäuel 3ufammengebrängt, roie eine fleine Reiterei 
nod) gufctoege. Durd) ©arten 3uerft, bie üppig Keinen pfeife anroärmt, aus ber er fürd)terlid) bat)er3iehen. ^intennad) in hellem Xlbermut bie 
ins Rraut [Riehen hier an ber 2Beftfeite bes £ales, 3iet)t unb roeifte Dampfroolten um feinen großen 3iegen mit ben fpitjen ©utern unb ben neu= 
unb bann über 2 Biefen aufroärts, in benen Suchen |>eiligenfd)ein binbet. gierigen ©efidjtern, mit ihrem 3 iegenbod 3ur 

unb Platanen ftehen mit roeitauslabenbenßtoeigen. ©r geht roie ein ©ötterbote unbefümmert Seite, ber feinen 3 ug roie ein altgebienter gelb= 

X)es Borgens begegnet man hier bem Wirten, ber feinen 9 Beg unb antwortet nicht, roertn man ihn roebel begleitet, bie langen Körner mit großem 
feine £jerbe heimwärts in bie Ställe treibt oon ben etroas fragt, ‘ißing — pang taktiert bas ©eläute Selbftberouhtfein 3ur Schau tragenb. 





























1130 


Über £anb unb 9(fteet 


1911. Wr.43 





* Gf^G*+£9G*+&Gt+&Gf*&G?+ZS Gf+&G?+s3G?+i&G?+£S)<S?+£9 6*^Gi^G*+&G*+&6?+i&G*+ZS)G?+i&6*+S9» 

9 6 ) 

g äRübe toie ber SUlorgentomb gieren fie 
<n oorüber, unb hinter ihnen ftetgt bie Sonne 
4 ins Dal ©nab, roärmt unb 3erftäubt bte 
6 roeihett Giebel, bte am SBegrairt fd)ldfen, 

9 uttb roecft bie Slumen in ber 9 Biefe auf. 
f. Stgenbein filbernes ftlingett, ein Ieifer 
§ ©efang in ben £üften ruft aus beit fom 
•2 nigeu £jöl)entälern, unb burd) ben tül)len, 
g fd)attigen SBalb ge© eine Sei)nfud)t nad) 
g\ freien lichten ©infamteiten eilig mit uns 
4 * ben Serg t)inan über fd)lüpfrige Steine. 

6 Solange bie Sonnenftrahlen, bie fid) 

9 toie fd)toere $fte über ben jenfeitigen 

* Sergrücfen 311 uns I)erabbiegen, nod) 
k unfern 2Beg nid)t freuten, Ij'ören roir 
•2 taufenb feine ©eräufd)e, als behnten fi<t) 
g bie Slätter unb 3n>dge bem £ichte 3U 
G) uttb fd)üttelten bas falte SRah ber 9 tact)t 
4 oon ihrem oerfd)lafenen 9 ?ücfen. ©s fnadt 
6 in allen 23 üfd)en, unb fd)toere Dropfen 
9 fallen 3ur ©rbe ins ©ras, als toürfe einer 

* eine £aft 3U Soben. Unb fd^Iiefelict) roäd)ft 
^ bas ©eräufd), je näher bie Sonne tommt, 

•2 bas Dropfenfallen gleid)t einer Äattonabe 
g unb enbiid) bem ©eroel)rfd)nellfeuer eines 
q fiegreidjen £jeeres. 

4 * Die Sonne! 2 Bie oon taufenb unb 
ö abertaufenb Reimen unb Sruftpan3ern 
9 bli© es, unb bie Sftatur tut einen tiefen, 
t. tiefen ^temjug. ©s ift ein 3aud)3en in 

§ Farben ringsherum, roie roentt eine Stabt Sennhütte auf ber gürftenalm. Stach einer 5tohIe3eid)nung 


£>albe in ben Sergen. 5tol)le3eid)nung 


SBilheltn Dells gan3 perfönlid)es ^reiheits* 
helbentum, ber ftarnpf oon 1809 finb nur 
im 3ofammenhang mit biefent Hber=bem= 
$lbgrunb=Stehen benfbar. 

Unb roenn man fid) nun rücftoärts toem 
bet, ba tut fid) eine gan3 neue 3 BeIt auf. 
2 Bie burd) filbern gefaxte ©lasfenfter ftrömt 
bas £id)t in ben langen Saum, ben oon 
brei Seiten bie fteinernen 2 Bänbe mit ihren 
meinen 3adigen ©raten einfchliefjen. So 
nahe uttb bod) fo roeit ift alles unb ab* 
gefd)loffen gegen bie arbeitenbe 9 Renfd)heit 
unten im Dal. Das Dageroerf bes Säuern, 
hier roirb es oon ber Statur felbft beforgt. 
Das ©ras roäd)ft ben gerben gleichfatn 
in ben $als hinein, unb niemanb benft 
baran, es ab3umähen unb es in bie Ställe 
3u tragen. Die roeibenben Sinber geben 
fidh gan3 ihrer Drägheit l)tn unb oergeffen 
ihre Stammesgenoffen bort unten, bie 
an ben $of gebannt finb unb ft-ronbienfte 
leiften. 

©an3 toht3ig ftel)t in bem feuchten 
©ras, an ben Abhang geflemmt roie ein 
Sd)attenpil3, 3mifd)en ein paar einfamen 
Sichten bie SImhütte. Der 2 ßeg baf)in ift 
in bem hohen ©rafe faum 3U erfennett, unb 
es tonnte red)t rool)l bie $ütte 3arathuftras 
fein, in ber er mit feinen Dieren, bent 


im Seftjubel alle bunten Sßintpel ©raus* 
ftedt unb bie Setoohner auf ben_©affen 
umherrennen oon Sdjente 3U Sd)enfe, 
unb 00m äRartt in bie 51 ird)en unb aus 
ben Jtirdjen in ben grünen 9 Balb. 

Sber roas ift aller Sieg ber Ded)nif ber 
Dpnamomafdjinen unb ber ©leftri3itäts= 
toerfe gegen biefes eine ©efül)l ber 23 e= 
freiung unb ©rhöhung, bas uns roie mit 
Sblerfittichen übermannt, roenn roir auf 
ber erften freien £0© angelangt finb unb 
roeit hinabfchauen ins Dal! 2 Benn bas 
§er3, roäbrenb roir 3ur £jöhe eilen, 
immer heftiger ftampft unb ber SBittb 
uns über -bett Sbgrunb 3iet)t, ein Ieifer 
Sd)toinbel ben itopf beirrt unb bann 
übertounben roirb. Die SJtenfchen plagen 
fid), bie £uft 3U burchfliegen unb bie ©rbe 
mit ihren ©ifenbal)nne©n 3U umfpinnen, 
burd) bie SReere Unfein bes raffinierteften 
£u*us 3U fd)id'en, unb bod) ift alles 
9 Jtenfd)enfliegerifd)e rtidf)t fchon biefem 
fd)lid)ten flbertoinben ber Schroerfraft 
burd) unfre SRusfeln unb Sehnen ein* 
gegeben toie eine gro^e Serheijfung unb 
eine ftille SBarnuttg 3ugleid)! 

Solches muß ©äfar empfunben I)ahen, 
als er bie §öl)e bes 9 fubifon erreid)te, unb 
§annibal, als er mit feinen ©lefanten in 
bie §öl)enfd)lud)ten ber ?IIpen einbrang. 


Mittag auf ber ^Ilm. ©etönte itohle3eidhnung 




)6^#s£>S^#s£)( 









1911. 5Rr. 43 


Aber £anb unb 9Jleer 


1131 



$euerftelle in ber Sennhütte. 5tol)le3eidhnung 


{ ifln ettoas burd) feinen 3al)nlofen ©infamfeit 3ugeftef)t. Nur manchmal fommt 

’_ liffi l 9 Nunb, bas ficf) roie bas Ouietfd)en in if)re Neroegungen ettoas Saftiges, roenn fie 

eines alten ilarrens anf)ört unb aus ber £ütte heraus um ben £of gel)t unb mit 

nur oon ihm unb ber 23 unt= großen fragenben Nugen nach bem SBetter 

fchedigen oerftanben roirb. fcfjaut. Ob bie Nebeltoibele, bieum ben §od)= 

3 n bem bunfeln Naum ber $ütte hängt ftein tanken, 3ur §öl)e fteigen. Ober ob fie fid) 
ein großer £jerenfeffei über bem offenen £erb: in bas Dal herablaffen, ein fcf)Iec£)tes 3 eichen 

bas furrt unb fummt unb brobelt unb macht ben für bie SBitterung, unb bann gilt es, bas Nieh 

Naum noch büfterer, ber nur ein toh^iges recht3eitig in Sicherheit 3U bringen. Nistoeilen 

Srenfter hat, bah es orbentlid) toie in einer fchaut fie aud) tool)l einmal über bie Salbe 

©lodsbergroirtfd)aft ausfchaut, trüge nid)t barin 3um Daltoeg hin, ob bie Nlutter ober gar ber 

bas bloribe Saar ber Sdhaffnerin ein ftilles 3 fran 3 l fommt unb aus bem Dorfe Nachricht 

Nlpenleud)ten burd) ben Naum gefd)äftig hin bringt. Nber bas fann oft Dage, ja eine 9 Bod)e 

unb h^* Sie ift nicht ettoa fd)ön, aber ihre bauern, bis ficf) ant Nanbe bes Abhangs ein 

groben 3 üge haben etroas fo männlich ©e= tleiner bunfler Nunft auf bie Sütte 3U beroegt. 

feftigtes, unb bie Sommerfproffen in ihrem Unb bie grojfe Stille, bas Sd)toeigen ber 

©efid)t ettoas fo Selbftoerftänblidhes, bie fcf)ier fteinernen liefen, bas 3 i r peu ber ©rillen an 

leberbraune §aut ihrer Nrme etroas fo 2 Better= ben langen Nachmittagen ift roieber für lange 
hartes, bah man ifü ohne roeiteres bie §errfche= ihre ein3ige Unterhaltung, 
rinnenroiirbe über biefe grüne fonnenglänsenbe 9 B i 11 ) e I m 9 Jti e hn er 


Nefi ftridt. 231 eiftift 3 eicf)nung 


Nbler unb ber Solange, häuft unb feine ©e* 
fange gegen fahle gelstoänbe ober ben Stürmen 
er3äf)lt, bie bort mit flatternbem Ntantel ben 
Abhang herunterfaufen. 

Der alte §irte, ber hier feine „Nenfion" 
oersehrt unb ber ftrammen Nefi bie toeih= 
gefd)euerten Sol3eimer in bie Sonne ftellt, 
roanft l)iu unb roieber mit breiten Seemanns^ 
fcf)ritten 3U bem 23 abt) auf ber Nim unb rebet 
ber eilten gut 3U, bah fie ihm aud) red)t aus= 
giebig 3U trinfen gebe. 

Die Suft macht junger, unb er ftreidjelt 
bie Nuntfchedige unb fraut fie 3roifd)en ben 
Körnern, roährenb fie ihre 9 Nutterfd)aft in 
ben blauen Fimmel brummt. Nud) er jud)3t 


3Bie ber Leutnant lieft, ©in ©ffai) 3ur mobernen Offt3ter$fultur 


s ift heih, entfehüdh heih- Die Sonne brennt 
auf bie fleine ©arnifonsftabt hernieber, bah 
fie trot? ©rer günftigen Sage 311 einem 5tod)= 
feffel roirb. 

Die |jerren brauhen oor ber Stabt im ftafino 
haben bie ftorbfeffel unb bie Difd)d)en mit 3 ei= 
tungen unb Sfatfarten unter bie fd)attigen 23 äume 
ihres 9ßarfgartens tragen laffen. Nud) fie leiben 
unter ber §ihe — fie unb ber föniglid)e Dienft. 
9 Bas man aud) anfängt, bie ©äule finb gar 311 
leicht fdjlapp unb bürfen 3U fehr nid)t herangeholt 
roerben oor ben Nnftrengungen bes 23 rigabeeier* 
3ierens unb NJanöoers. 

Um fed)s Uhr brauhen unb um3ehnUhr im Stall, 
unb bann liegt ber lange, heihe Dag oor einem! 

Der Nittmeifter ber fünften Sd)toabron hebt 
ben flugen, fd)arfgefd)nittenen 5 topf oon feinem 
9toti3bud), in bas er einige Semerfungen ge= 
fchrieben hat: „SBelches Datum haben roir heute 
eigentlich?" 

Unb aus einer ©ruppe oon brei blutjungen 
Offneren, bie 3ufamnten plaubern, flingt es über= 
legenb: „Seute, §err Nittmeifter? SNorgen ift 
ein neues Programm im ©Ipfium, alfo ift heute 
ber fünf3ehnte." 

Um bie fchmaleit Sippen bes Sd)tüabrond)efs 
3udt ein Sächeln, als er fragt: „Sagen Sie mal, 
mein Sieber, beftimmen Sie bas jeweilige Datum 
immer unter biefem ©efid)tstoinfeI?" 

Verlegen tönt es 3urüd: ,, 3 d)? — Nein! — 
2ld) ©ott, es ift heute fo heih!" 

Nber bas ©Ipfiumprogramm! „Orbonnan3! 
Orbonnan3l" Der gahnenjunfer ftef)t auf, um 


an bie illingel 3u gehen. „Nch, 3unfer, toenrt 
Sie bod) fchon auf bem 2 Bege finb, bann gehen 
Sie bod) einmal rein unb fagen Sie bem 5 tafino= 
toachtmeifter, bah morgen bie Soge gefiebert ift!" 

Der fleine Sunfer fd)Ienbert hinein. 3 u>ei 
Ntonate trägt er ben bunten Nod, unb er ift nod) 
immer roie benommen oon allem, roas auf ihn 
einftürmt — toie im Draum. „ 3 m Dran," fagt 
allerbings fein ausbilbenber Unteroffizier. ©r ift 
hunbemübe — Nachmittag für Nachmittag bei ber 
Siebehibe brei Stunben ^uhbienft unb 3 nftruftion! 
Unb abenbs bas ©ffen im Safino, bas manchmal 
recht, red)t lange bauert, benn ein Runter — fo 
ein angehenber 5 faoalIerift - barf teinDudntäufer 
fein, ber allsufrüf) ins Nett friedht. 

Der fleine 3 unfer ftredt fid) im leeren Sillarb= 
3immer mit aufgefnöpftem 9 Baffenrod ein toenig 
aufs Sofa. Non brauhen tönt eine Stimme: „Nbieu 
— id) geh' nad) §aufe unb roill ein bihd)en lefen.“ 

Herrgott, ber hat' <5 gut! — Die ©ebanfen bes 
Dräumenben roanbern mit bem Offner ein Stiicf= 
d)en mit. 2 Bas er jeht rool)l lefen mag? Der 
3unfer fennt ben ©efd)macf ber ein3elnen Herren, 
benn roenn er abenbs nod) frifd) ins 51 afino 
fommt, hält er bie Ohren fteif, um ettoas auf3tt= 
fd)nappen. Der, ber ba eben nad) £>aufe ging, 
roirb jetjt. .. Herrgott, ber Dienft! 

* 

Diefer junge Ntann fteht jeht in einem Sebens= 
abfdhnitt, in bem fie alle geftanben haben, bie 
unbefannten Offiziere foroohl roie bie Ntoltfe, 
Noon, §ülfen=§aefeler, oon ber ©olh unb roie bie 
groben unb ftol3en Namen alle lauten mögen, an 


benen unfer $eer fo reich ift. ©in Sebensabfchnitt, 
in beffen erftem Deil ber (Seift nicht oiel bebeuten 
fann — in bem fie alle gleid) finb, bie illugert 
roie bie Dummen, unb in bem nur ber geroanbtere 
Neiter, Durner, 2 feä)ter, ber förperlich Düdhtigere 
ettoas heroortreten fann. 

Das ift bie 3 ^it ber Selbftentäuherung für 
ben, ber hoher 9 Beist)eit ooll bie Pforten feines 
©pmnafiums ©uter fid) lieh- 

Der Dag finbet ben angehenben Offizier immer 
im Dienft ober roenigftens in militärifcher Um= 
gebung, nnb ber 2 Budht biefer täglichen unb ftünb= 
liehen ©inbriide fann fid) fo leid)t niemanb ent= 
3iehen. Sangfam oerliert fid) aud) bei ben „®e= 
bilbetften" unter biefen jungen Seuten ein ettoa 
oorhanbener innerer Sodhmut, unb je mehr bie 
fd)toar3e Äunft in allen ihren 3<ueigen für ben 
Nugenblid 3uriidtritt oor ben Nnforberungen bes 
praftifdhen Dienftes, befto mehr beginnen fid) bie 
jungen Nugen 3U öffnen für Ntenfd) unb Dier 
unb Niutter Natur. 

9 Benn es bann enblid) 3ur fad)toiffenfchaftlid)en 
Nusbilbung neun Ntonate auf Äriegsfdhule geht, 
finb bie jungen $erren bereits alle eingefleifchte, 
„altgebiente" ^rontfolbaten unb fd)impfen auf bie 
„oerbammte Nücherfudhferei". Ob3toar auch bas, 
roas fie bort lernen, mit biefem Namen nicht be= 
legt 3U roerben oerbient, benn immer roieber 
roirb barauf hiugeroirft, ©ntfdjluhfähigfeit unb 
Nerantroortungsfreubigfeit in ben jungen Seuten 
toad)3urufen unb fie fehen 3U lehren im ©elänbe 
unb auf ber ftarte. 

Natürlich ergeben fid) hinficfytlich ber geiftigen 









1132 


Xtber £anb unb 9Jleer 


1911. 9tr. 43 


Nahrungsaufnahme jtotfehen ben eingelnen Paffen 
Heine Unterf©iebe, bie in ber 9 Irt bes Dienftes 
unb feinen Nnforberungen beruhen. Selb ft in er 
an fid^ lein Sü©erfreunb ift, wirb bem gebrühten 
Su©ftaben burd) ben 3 roang eines eingehenben 
Stubiums ber oerf©iebengrtig[ten Sorf©xiften 
groeifellos nähertommen, weswegen benn aud) 
bie artilleriftifchen unb te©ni[©en Paffen in ber 
allgemeinen Beurteilung mit bem Pantel tief= 
griinbigen, oor allen Gingen „mathematifchen" 
Piffens betleibet erfdheinen. Selbft einzelne non 
fenen jungen Damen, für beren Piffensbxang bie 
oorhanbenen Unioerfitätsbifgiplinen Inapp ausgu* 
reid)en [©einen, [teilen [oI©em Starsjünger bas 
gewih red© erhebenbe 3eugnis aus, bah er ,,fo 
bumm“ gar nicht fein tonne. Nud) ber gnfanterift 
rehabilitiert fid) bei einiger Negfamteit in foI©en 
Nugen etwas bur© bie nicht roegguleugnenbe Dat* 
fad)e, bafj feine Paffe immerhin eine gange Nngahl 
bo© recht gefreiter, Sente ©roorgebra©t hat- 

Nnbers nun aber bie 3<©l ber buntberodten 
Neitersleute. Penn fie an fid) teine ausgefproebenen 
gremtbe bes Stubierens finb, fo toirb in ben erften 
Slonaten ihrer reiterfrohen Sentnantsgeit ber 
Nüden ihres Bferbes gegenüber ben Sodungen 
eines Su©es für fie immer bie größere Ser* 
fu©ung bebeuten. Unb fo toirb manchmal ben 
ihnen oom lieben Herrgott ge[©enlten, no© fo 
„bu©freunbli©en" Neigungen im gutereffe ber 
Neglementslenntnis eine getoiffe göxbexung oon 
feiten bes Negimentslommanbeurs unb bes S©wa* 
bron©efs burchaus nichts fdfaben. 

„Per reitet, ber lieft.©©!,“ So ftebt es fd)on 
in ber Einleitung bes Buches gefdjrieben, bas fie 
wo© alle lefen. Denn „Das grüne Such" —bie 
Neiterinnerungen P©te = Steloilles unb rum 5 teu* 
bels —, bas lernten bie berittenen roie bte un* 
berittenen Paffen. Unb rote es für ben jungen 
Netter eine ftete greube unb ein Nnfporn ift, fo 
ift es für ben unberittenen Seutnant leicht eine 
Quelle ewiger Sel)nfud)t nach bem gar fo [©wer 
gu befchaffenben eignen Bferb. 

„Per reitet, ber lieft nicht." Ein 95 erleg er 
©rieb es an ben grei©rrn oon Efebed, als biefer 
„Das grüne Such" neu herausgeben wollte. £)b 
biefer §err in feinem Serlage einige jener um 
gegählten Sü©er gehabt h°t, bie [i© . mit ben 
S©id[alen bes Seutnantslebens befaffen? Sie 
werben alle gelefen in jenem erften 3eitabf©nitt, 
wenn fid) bem jungen Stamt bie Bf° r t en ber 
Qffigierslaufbahn [geben aufgetan haben. Nicht 
nur gelefen — nein: miterlebt ! Der frifdje, frohe, 
junge Solbat, bem Ompteba, Ntegebe, Stra© 
i©e Serlörperungslraft geliehen haben, er tritt 
in perfönliche Segtehungen gü feinem Sefer, er 
unb feine Erlebniffe. könnte er bas ni©t felbft 
fein, ber biefe Batrouille reitet, ber biefes Nennen 
gewinnt, ber biefes liebe blonbe Stäbe! fein eigen 
nennt, er, ber augenblidli© na© getanem Dienft 
in feinem Sebnftuhl liegt unb alles bas lieft! ©ew© 
lömtte er's fein! Unb am anbern Storgen, ge* 
rabe als er ben groben Paffergraben auf bem 
Erergierplah „hopft", ober als fein helles 5 lom* 
manbo bem 3 uge bie ©entehre auf bie Schulter 
wirft, ba fällt ihm bie ©e[©i©te nodhmals ein. 
Unb bie Stögli©leit eines folgen Erlebens, wie 
es bort gef ©üb ert ift, lä© ihm bas/Dafein in 
einem eignen Sicht erfdjeinen. 

Der militärif©e Seruf unb feine Ergiehung 
finb begrünbet in Haren, einfachen unb anf©au* 
liehen Serljältniffen— in 9 lufgaben, bereit Durch* 
fü©üng oft recht fchooer, bereu Sinn aber fofort 
gu erfaffen ift. — Deute un ^ r üdfi©tslofe Energie 
mu| gerabe ber junge Qffigier oftmals gegen fid) 
felbft mehr noch üben als gegen bie Untergebenen. 
Die ©egenwirlung biefes Erforbetniffes ©wie bie 
fonftigen Eigenheiten bes Berufes machen [ich 
auch bei ber Settüre bemertbar. Der Qffigier 
folgt einem Unterhaltungsbud)egern mit bem 
Dergen, meil gerabe ber Dienft oft bem Dergen 
gegenüber ber oerftänbigen Einfidht S©weigen 
gebietet. Dort, too ein Irittf© Seranlagter über 
ben Pert unb Unwert ber Berfonen aburteilt — 
too er bie Stögli©leit ber ©ef©e©tiffe prüfenb 
abroägt —> bort bat oieIIei©t ein einfach unb 
warm gefchilbert es Sten[©enf©idfal basSolbaten* 
her*3 tief erf©üttert. Darum liebt auch ber Qffi* 
gier tlgre unb natürliche Serhältniffe unb weih 
fidh in bie Seelenforf©ung moberner Schrift* 
ftellerei oft fchtoer hineingufinben. gür allgu oer= 
xoidelte Sonflitte hat er tein Serftänbnis, toeil 
fein Seruf ihn bem „Düftelu" abholb mad)t. 

Es ift bas nicht immer gum Schaben feiner 
Berfönlichteit gegenüber ber Siteratur. @ar 
mandhes {Such, beffen fdhxoierige Seelenanalpfe 
bie jungen Derren ber ©rohftabt mit innigem 
Sehagen am eignen ©eifte roie an bem B^oblem 


felbft oerftanben unb genoffen haben, fliegt nach 
ben erften breügig Seiten mit einem erleichtern* 
ben: „too ’n Quatfd)!“ in eine Ede. 

Die 3 etten, ba bte Silbung bem jungen Dffi* 
gier als ein recht überflüffiges Nttribut bes 3h 
oiliften erfchien, finb nur noch als ein etcoas 
fab enfdh einig es Stoffmaterial für 9 ®iplätter oor* 
hanben. Die erften Seutnantsmonate mit ihrer 
gern einmal gur Schau getragenen Serachtung 
gegenüber bem gefdhriebenen unb gebrudten 
„3eug" finb xoeiter nichts als Übermut — Uber* 
mut infolge ber Datfadje, bie bem jungen Derrn 
in ber harten3ucht ber3untergeit gar nicht fogum 
Serou^tfein tommt: bajg er bem Schulgroang ent= 
roifd)t ift — baf) er fhonjeht, roährenb feine Nlters* 
genoffen im Dörfaal überhaupt erft gu büffeln be* 
ginnen ober ben ftontorfeherne! noch als Sehrling 
xoehen, bereits ein bei aller Difgiplin freier Ntann 
ift — unb noch bagu ein Ntann oon Stellung. 

Ein paarmal Urlaub nur — ein paarmal her* 
aus aus ber gewohnten Umgebung in einen ftreis, 
in bem auch ältere 3 ©ilhten ben jungen Seut* 
nant in gewiffer 2Beife weit mehr für ooll nehmen, 
wie 3um Seifpiel ben Stubenteh — unb ber junge 
Derr mertt, bah es irgenbtbo fehlt. Er braucht bann 
nicht lange gu fudhen, um feftguftellen, bah ein wenig 
Sefen biefes Ntanfo ausgleichen würbe. 

Qft wirb ihm bas recht fd)wer gemacht gegen* 
über feinen NItersgenoffen in anbern Serufen. 
3 n ungähligen Heinen ©arntfonen finb bie 5 tame* 
raben faft ber ausfdhliehliche Umgangstreis, unb 
alle Nnregungen, bie nun einmal gu einer bilben* 
ben Settüre nötig finb, unb bie ein umfangreicher 
gefelliger Seitehr, reges wirtschaftliches Sehen 
unb wohl gar eine Unioerfität gu bieten oer* 
mögen, muh ber Qffigier oft entbehren. 

Da. beginnen — gumal gur SSintersgeit — fid) 
feltfame ©eftalten im Äafino eingufinbeit: Darren, 
bie mit einer unoertennbaren, aber bie Spuren 
ber Sergänglid)teit bereits recht beutlich geigen* 
ben Elegang getleibet finb. Die Ditel, bie bie 
Sifitentarte aufweift ober bie bei ber münbtid>en 
Sorftellung betanntgegeben Werben, finb oft 
recht feltfamer 9 lrt: Ein Neferoeofftgiersafpirant, 
ber feinem NIter nach halb Negimentstomman* 
beur — ein bicht oor bem Neferenbareramen 
ftehenber itanbibat, ber Sater erwadffener idinber 
fein tonnte — ein Nennftallbefiher ohne Bferbe, 
ein Sohn aus guter Familie, ber fid) im Buren* 
friege bas Nheuma geholt’ hat — unb fie alle, 
alle oerfidhern bem jungen Offigier, bah ihm urtb 
ihnen nur baburdh geholfen werben tönne, bah er bie 
Niefenphotograoüre „Niühle im Nbenbrot“ ober bas 
fünfbänbige 2 ßert „ 9 EBelt unb 99 ßi[fenfd)aft" erftänbe. 
— Unb ber junge Seutuant tauft beibes. 

Es befteht in ben Greifen ber jungen Qffi* 
giere heute mehr als früher bie Neigung, wenn 
irgenb angängig — unb fei es mit nod) fo be* 
föheibenen Stitteln —,' fid) eine Heine SBohmmg 
felbft einguridhten. 3 u biefer 2 BoI)nung prangt 
bann au© ein Süd)erbrett an ber 2 Banb ober 
ein Sii©ergefteII am S©reibtif©; wer es gang 
bid hat, Ieiftet fid) wohl gar einen Sü©erf©rant. 
Diefe Niöbel wollen unb füllen gefüllt werben 
mit allerlei grunbgefd) eiten Sü©ern, bie einen 
anftatt gum „ 5 tommihfoIbaten" gum mobern ge* 
bilbeten Qffigier mad)en. Unb wenn fie babei 
nett ausfehen, fo ift bas au© tein fehler. 

Unb eines Nbenbs günbet ber junge Seutuant 
fi© [©wer auffeufgenb eine 3©arette an, [©lägt 
ben erften Sanb oon „ 9 Belt unb 9 Biffenf©aft“ 
auf unb beginnt gu lefen: „Uber bie erften oor* 
geitli©en 5 lno©enfunbe bes Urmenf©en in Süb* 
frantrei©." Na© gwei Nbenben ftedt er's auf 
unb geht gu ben 5 tameraben ins 5 ta[ino, um ben 
: fyall einmal gu befpre©ert. 

Dort haben fi© unter ben jungen Stännern 
brei Nt©tungen gebilbet. Die einen wollen fi© 
gang bem prattif©en Dienft unb oor allen Dingen 
bem Sport wibmen, unb eine lei©te Unterhat* 
tungslettüre bebeutet für fie nur einen Notbehelf, 
um über bie anbers ni©t oerwenbbaren Stunben 
hinübergutommen. Dann finb ba anbre, bie 
, bereits brei Dage na© ©rer Ernennung gum Qffi* 
gier bie „Anleitung gur Sorbereitung auf Kriegs* 
atabemie“ auf ©rem S©reibtif© flehen haben, 
unb eitbli© foI©e, benen eine moberneu Nit* 
; fprü©en genügeitbe Nllgemeinbilbung als bas 
nä©[te unb erftrebenswertefte 3 iel erf©eint. Ein 
jeber biefer jungen Derreu, bie als Stubenten 
etwa im oierten Semefter flehen würben, oer* 
teibigt feinen Stanbpuntt mit grober Energie, bis 
[©liehli© ber tommenbe SBinter ber Dattraft eines 
jeben ein ©nr ei© enb es unb für ben jungen Qffigier 
bur©aus angebra©tes gelb ber Setätigung bietet. 
Pinterarbeit, itriegsfpiel unb oor allen Dingen bie 
oerantwortungsoolle Nusbilbung bes Ntannfdjafts* 


erfass laffen neben ben gefelligen Serpfli©tungen 
bie 3 eit ber Nuhe unb Erholung fo turg bemeffen 
erf©einen, bah ber junge Seutnant fi© oft als 
eingige Settüre nur bie 3 ettung oerfiatten tann. 

Son biefen fowohl wie oon ben 3 eitf©riften 
• liegen ftets eine gange Nngahl im Safino aus. 
Son ben 3 eitungen werben ftets foI©e beoor* 
gugt, bie auf monar©if©er ©runblage entweber 
oöllig parteilos finb ober bie innerhalb ber ftaats* 
erhaltenben Barteten ©re ©runbfähe anbern 
gegenüber in möglid)ft oornehmer gorrn oertreten. 
Denn in bem Dur©f©nitt ber Negimenter aller 
Paffen finben fi© bie Söhne aus gamilien mit 
oerf©iebenen politif©en 91 nf©auungen gufammen. 
Das ftafino aber ift bas Deim bes unoerheirateten 
Qffigiers — im Greife feiner 51 am er ab en foll er 
fi© wie im S©ohe einer gamilie fühlen, Penn 
politif© Sieb an fi© f©on ein garftig Sieb ift, fo 
wirb es ©er gu einer ©efahr für ben ©runb* 
gebauten ber ©ef©Ioffenheit im Qffigiertorps. Es 
wäre ni©t gut, wenn ein gu tonferoatioen unb 
ein gu nationalliberalen Nnf©auungen neigenber 
Qffigier, ein jeber mit bem feinen 91 nfi©ten ent* 
fpre©enben Organ bewaffnet, im ilafino einanber 
auf ben Seib rüden würben. 

Ob tonferoatio, ob 3 entrum, ob nationalliberal, 
für bie jungen Jrjerren bleibt bas im übrigen oor* 
läufig gang einerlei. Penn fie Stubenten wären, 
würben fie fi© oermutli© im ©enuffe ©rer gugenb 
gunä©ft barum auch ni©t tümmern, als jungen 
Offigieren ge© es ©nen m©t anbers. 

Nllmä©i© aber haben fie fi© in ©ren Seruf 
eingelebt, ber tägli©e Dienft ift ©nen oertraut ge* 
worben unb läht ihnen mehr freie 3eit- 3n ber 
nun gewohnten S©ale regt fi© ber 5 tern eigenften 
Pefens unb mit ©m guglei© au© bie wahre Selbft* 
trit© bie mit ben erften Nuherungen über bie Er* 
forberniffe bes Seruf es nur no© wenig gemein 
hat. Diefe Selbfttritit ift heroorgerufen bur© bie 
Sea©tung, bie ernfte 3 ^itf©riften unb 3Ölungen 
fowie au© — oft ungeredE)tfertigt in ©ren Uber* 
treibungen — bie P©blätter bem Stanbe [©enten, 
ber nun einmal als ber erfte in unferm Sater* 
lanbe betra©tet wirb. Sie wirb aber au© oer* 
aniaht bur© bie älteren Offigiere, bie, angefangen 
beim Seutnant mit längerer Dienftgeit, ein wa©= 
fames Nuge auf bie jungen Äameraben haben. 

Diefe S elb fttriüt tommt au© b er Nufnah m e 
geiftiger Nahrung gugute. Der begeifterte 51 aoaI* 
lerift erlennt, bah ©utgutage nur no© ein gang 
heroörragenb begabter Neiter hoffen barf, auf 
©runb feiner Nnlagen oorwärtsgulommen; — 
ber Anhänger. eines rein militärwiffenf©aftli©en 
Stubiums fie© ein, bah em wenig allgemeine 
Kenntnis oom Sehen unb oon Ntenf©enf©idfalen 
©m im Serie© mit feinen Seuten gugute lommen 
unb feinen Süd für ©r Serhalten [©ärfen wirb. 
Unb ben allgu Silbungsburftigen ergiehen Seruf 
unb Erlenntnis gu einem Panne, ber in ri©tiger 
3 eiteinteilurtg unb forgfältiger Nuswa© ber Seltüre 
ben Peg erlennt, ber, wenn au© in wefentli© 

. längerer 3^© als er oorerft annahm, gum 3telc 
fü©t. Das junge Slut, bas in gar gu [©arfer gahrt 
auf ber Sahn bes Sehens bahinftürmen wollte, 
gibt nieift auf ben erften Bull hin willig na©. 

So finben fi© bie meiften oon benen, bie gu* 
erft fo gang oerf©iebenartige Sahnen einf©Iagen 
wollten, noch einmal auf ein. lurges Stüd Peg 
gufammen iit jenem Sanbe, bas ber ©öttin ber 
,Di©tung gu eigen ift, unb fie folgen willig ben 
©eftalten einer Siebig, eines Sauff unb eines 
Deer. Einer aber [©reitet weit oorauf, fo weit, bah 
fie ©n nod) ni©t alle errei©en lönnen, einer, ber 
berufen ift, gerabe biefem 3uge ooranguf©reitett, 
weil fein immer feinen ilameraben gehört 
hat: ber beutf©e Di©ter unb preuhif©e Daupt* 
mann Detleo gre©err oon Siliencron. 

„Die , 91 bjutantenritte‘ biirften in leiner Offi* 
gtersbibliothel f ehlen!" So f pra© einmal ein junger 
Nbjutänt, unb biefes Port wirb Pah©eit werben! 
Deute f©on unb mehr no© in 3 utunft wirb Silien* 
cron bie jungen 51 ameraben um feine bi©terif©e 
Nedengeftalt fammein unb ©nen geiftige Dehnung 
mitgeben auf ©ren weiteren Peg. 

Dann aber trennen fi© bie Bf ab e ber jungen 
Denen halb, gmtner me© unb mehr entfernen 
fie fi© oon ber ©nen bur© bie glei©e militäri[©e 
Ergiehung gemeinfamen ©runblage, immer mehr 
bri©t bes eingelneit eigenftes Pefen bur© unb 
lä© ©n eigne geifttge Ni©tungen einf©lagen. 

Die lebte Nufgabe aber, bie an alle biefe jungen 
grontoffigiere herantreten lann, werben fie alle in 
glei©er Peife 3U löfen Wiffen: in ben 3 etten bin* 
tigen Ernftes i©en 3 ug mit fi© oorwärts gu 
reihen, um, wie bie Delben in Siliencrons Kriegs* 
nooellen, eine ftarle Sta©f©rift gu [©reiben auf 
feinbü©em ©runbe. P.Saron 













Eierfisdi 


1911. 5TCr. 43 


miuv aer.ueorenmav 


^2 e Aahirwisfewtfiaft 

Die Veftrebungen ber praftt|cf)en Biologie, 
bas ßeißt besjenigen 3roeiges unfrer SBiffenfcßaft, 
ber ftd) n!d)t auf bie Erörterung rein tt>eoretifd)= 
roiffenfcßaftlid)er Probleme befcßränft, fteßen in 
unfern Xagen großenteils unter bem 3eicßen ber 
St affenfrage. Vererbung guter ober fd)Ied)ter 
Einlagen, 3 n 3 u ä)ß Staffenoereblung ober „Staffen* 
ßpgiene“, roie bas neuefte Sd)lagroort lautet, finb 
beute einem jeben, ber ben naturroiffenfcßaftlidßen 
Errungenfcßaften feiner 3 ett nid)t gan3 fremb 
gegeniiberftebt, geläufige ^Begriffe. — Oas ©runb* 
prinßip unb ber fieitgebanfe aller Staffenaufbeffe* 
rung liegt in ber Slusmer3ung alles Scßtoad)en, 
organifd) Untauglidjen; roir alle fennen ja bie 
gerabe3u erftaunlid)en Stefultate, bie ber SPtenfcß 
auf biefem SBege in ber Veeinfluffung unb Um* 
geftaltung oon Organismen, in ber Xier* unb 
^3flan5en=„3ud)t“ erreid)te, Stefultate, bie be* 
tanntlid) ben Slusgangspunft für bie 3ßeen Oar* 
mins bilbeten, bie jaßr3eßntelang roie neue Offen* 
barungen bie SBelt beroegten. 

Slber roenn aud) im großen unb ganzen bas 
Veftreben bes 3üd)tenb geftaltenben SJtenfcßen 
auf eine Vereblung unb Verfcßönerung ober auf 
eine Erßößung bes Stußroertes feines lebenben 
Materials ßin^ielen, fo ßat bocß erftaunlid)er* ober 
roie ber ^effimift fagen mürbe, unoermeiblid)er* 
toeife ber menfd)lid)e Sntelleft, ber fid) bem fiebe* 
mefen gegenüber in gemiffem ©rabe mit fcßöpfe* 
rifcßer ©eftaltungsfraft begabt füßlte, 3aßlreicße 
Staffenformen gefcßaffen, bie, meber oon bem 
einen nod) oon bem anbern Stanbpunft betrachtet, 
irgenbmeld)e E:äften3berecßtigung 3u befißen fd)ei= 
nen. SJtan hat biefe Organismenformen, bie fo* 
3ufagen einem fpielerifcßen Übermut bes fcßaffenben 
SJtenfcßengeiftes ihr Oafein oerbanten, mol)l mit 
Stecßt als ftrüppelraffen ober Staffentrüppel 
be3eicßnet. 

Oie Slbgren3ung biefes Begriffes ift in äftheti* 
fd)er unb in roiffenfcßaftlicßer Ve3ießung oon 
allerßödjftem ^Titereffe. Eine große Schule, bie 
man etma als „Staturfanatifer“ be3eicßnen bürfte, 
behauptet, baß bie fünftlid) er3eugten Xiergeftalten 
an Schönheit niemals bie „frei“ entftalrbene 
3 ormemoelt ber Slllmutter Statur erreichen tonnten. 
3 ft aber nid)t bennocß bie Ebelgeftalt bes arabifd)en 
ober englifd)en Vollblutes fd)öner als bas hänge* 
bauchige, fur3beinige Sßilbpferb ber afiatifcßen 
Steppen, bas man als feine Stammraffe an* 
fel)en muß? Ober tarnt fid) ber ftruppige SBolf 
ober ber Scßatal mit bem eblen £>üßnerßunb ober 
bem fd)Ianten SBinbfpiel meffen? 3« bie äußerft 
üer3toicfte $rage fpielen all3uoiele oerfd)iebene 
Sßertungsmomente hinein. SJtancßes Stußtier, 
bas bem fleißigen fianbroirt präd)tig unb fd)ön er* 
fd)eint, ift bem empfinbfamen $ftßeten ein ©reuel. 
Erft mo tlar unb 3toeifelIos bie $1 b f i cß t oorlag 
unb nod) befteßt, eine bem SJtenfd)en mohlgefällige 
Zierform 311 fcßaffen, ba barf bie mertenbe ftritif 
bes Staffenfunbigen einfeßen. 

Es muß nun in ßöcßftem SJtaße munbernehmen, 


Schleierschwänze, .Stamm Malte“ 


Pfautaube Zwergkröpfer 

Ideale der Rassenzucht öaß fi 

Urfad) 

toelcße 3äl)e Sorgfalt, roelcße Opfer an 3 ^ü unb ftopfe 
©elb auf bie Er3eugung oon Organismengeftalten Oi 

oermenbet merben, bie un3toeifelßaft als Staffen* fulturc 

trüppel 3U be3eid)nen finb. 3u ber Xauben3ucßt getneii 

fteßen hohe greife auf ber Er3ielung oon formen, geftalt 

bie mit ihrem mitt3igen Sd)näbeld)en taum nod) Statur' 

freffen, ißr oon ber „ s ^erüde“ oerhülltes 5 töpfd)en fcßaftli 

taum nod) bemegert fönnett, beren itropf fid) 3U mußte 

einer unförmigen Vlafe ausbeßnen fann, ober bie bloße ‘ 

ißren fteilgeftellten $fauenfd)roeif nur nod) fo immer 

fd)led)t 3um gflugfteuer gebrauchen tönnen, baß nid)t j 

fie jebem galten 3um Opfer fallen. 2 Bie ebel er* Slbroei 

fcßeint gegenüber biefen itunftprobutten, oon benen bes no: 

unfre Slbbilbungen einen Vegriff geben mögen, nur 3U 

bie fd)Iid)te ©eftalt ber roilben $elfentaube! — biefer 

Unb ber „ed)te“ Vullbog? Ein SBefen ber freien träger, 

Statur, bas nur nod) feuf3enb*fd)narcßenb atmen fünftlic 

tann, ja bas Sd)toierig!eit ßat, feine „normalen“ bie fid) 

3ortpflan3ungsgefd)äfte 3U ooIl3ießen, roürbe (gan3 ber Stc 

abgefeßen oon Scßönßeit ober £äßlicßteit ber nierte, 

äußeren 3orm) f aurn ^ a6 3b eQ i oorneßmfter man je 

ftlubbeftrebungen bilben. Unb bettnod) — toer 3U be3« 

toollte es leugnen — fehlt es all biefen Vrobutten fiiebßa 

menfd)licßer „Kultur“ nid)t an einer geroiffen $ausgi 

bi3arren Scßönßeit, einem äftßeüfcßen S?ei3, ber ge3Üd)1 

entfernt bemjenigen eines überlabenen, oer* &nod)c 

fdßnörtelten Ornamentes ber Spätrenaiffance 311 Staffeit 

oergleid)en toäre. roenn 

9 Bie aber auf oielen, ja, roie mand)e meinen, haben, 

auf feßr oielen ©ebieten tünftlicß=tünftlerifd)er 3orfd)i 

^robuftion bie mongolifcßen 5 tulturmenfd)en unfre in anb 

SJteifter finb, fo finb fie es fraglos, toas bie faft meint! 

ins Unglaubliche geßenbe Umgeftaltung getoiffer für be 

Xierraffen angeßt. Oer um moberne 3^3ud)t* entfd)e 

beftrebungen oerbiente berliner ©eleßrte fi. Vrüßl roid)tig 

oeröffent!id)te oor einiger 3^it einen feßr be* Ooppe 

mertensroerten SXrtitel über ein Xier3ucßtgebiet, burd) c 

mit bem fid) bie europäifdße SUenfd)ßeit erft in fd)toüd 

leßter 3eit befaßte, über bie 3ud)t oon j a p a n i * brud)fc 

feßen ©olbfifdßen. gefpeic 

Oie oftafiatifd)e 3 ie*fifd) 3 ud)t ift uiele 3 aßr= fdjleier 

ßunberte, oieIIeid)t 3 aß^taufenbe alt; roaßrfSein* nad) ui 

ließ reidßt fie in ißrent Urfprungslanbe, in aus f< 

- Eßina, in unenblid) ferne 5 tulturepod)en queller 

3urüd. Oer einfad)e ©olbfifd), an fid) oberflä 

jltf fd)on eine ßöd)ft mertojürbige 

Slbart ober Entartung ber buntel* ---- 

farbigen 5 taraufcße, bei ber bas 
normalfarbige Pigment — roie 
mand)e gorfeßer meinen, äßnlid) 
roie bei ifabellfarbigen Serben unb 
bei ©olbfüd)fen, aud) bei rotßaari* 
gen 30 tenfd)en — in eigenartiger 
^ SBeife fid) in ein ti)pifd) gelbrotes 
umroanbelt („Stutilismus“), roirb 
jeßt in 3apmt in nid)t roeniger als 
fieben Spielraffen ge3üd)tet, bei 
beren Slnblid ber nidßt Voreinge* 
nommene in eßrlicße 3 ro eifel ge* 
raten muß, ob er fie als SJtonftrofi* # 
täten ober als SBefen oon ßoßer 
ornamentaler Scßönßeit anfpred)en f-ja x 
foll. 3 Ber bie groteslen Xiere ein* 
fer mal im leud)tenbgrünen ^Pflan3en= |H 

geroirr eines burd)fonnten Unter* 

W. roaffergärtd)ens fid) beojegen, ißren 

Äi; 3arbenfd)mel3 unb ißren fcßleier* ^ 

artigen gloffenbeßang fid) entfalten 
faß, ber möd)te nteßr bem leßteren 
Urteil 3uneigen; in anatomifcß* 


biologifdjer Ve3ießung ßanbelt es fid) jebodj fraglos 
um Krüppel im roaßrften SBortfinne. SStit toelcßer 
aufopfernben Sorgfalt bie naturfreunblid)en 3 a s 
paner ißre bi3arren fiieblinge pflegen, roie fid) in 
geroiffen Familien befonbere 3üd)tungs!niffe oon 
©eneration 3U ©eneration forterben, roie bie 
japanifd)e 3i^ftfd)3ud)t Xaufenben fiebensunter* 
ßalt unb 23 efd)äftigung geroäßrt, roie SJtillionen 
unb aber SJtillionen bes Stationaloermögens für 
biefe fiiebßaberei oerausgabt roerbert, bas alles 
roirb nur berjenige oerfteßen, ber felbft bem fyifcf)* 
3udßtfport ßulbigt. 2Bir müffen es uns oerfagen, 
bie ein3elnen Staffen bes japanifeßen ©olbfifd^es, 
bie ber Europäer meift unter bem jtamen „Scßieier* 
fd)toän3e“ 3ufantmenfaßt, ßier im ein3elnen 311 
fcßilbern. Vefonbers ntarfante Staffentppen finb 
ber burd) feinen rounberoollen $loffenbeßang a u 5s 
ge3eid)nete §od)floffer, ber „Eierfifd)“, ber ber 
Stüdenfloffe entbeßrt, unb ber nterfroürbige „§im* 
melsguder“, beffen ©loßaugen naeß oben gerid)tet 
unb fo roeit aus bem Sdjäbel ßeroorgetrieben finb, 
baß fie im Stquarium manchmal oßne erfidjtlidje 
Urfacße bie fiinfe oerlieren ober fogar gan3 3um 
51 opfe herausfallen. 

Oie aufftrebenbe Stquarienliebßaberei, eine 
fulturelle Veroegung, bie in ißrer Xragroeite un* 
gemein ßoeß ein3ufd)äßen ift, mad)te biefe 3 Jtärd)en= 
geftalten ber $ifd)roeIt ben Slquarien feinfinniger 
Staturfreunbe unb ben fiaboratorien ber roiffen* 
fcßaftlicßen 3 orfd)img 3ugänglid). SJtit Sted)t 
mußte man fid) fragen: roar es möglich, burd) 
bloße Sluslefe (in Oarroins Sinne), bas ßeißt burd) 
immer erneutes Entfernen ber bem 3 ud)tibeal 
nid)t 3ufagenben 3 if^^» biefe gerabe3U enormen 
Slbtoeidßungen oon ber fd)lid)ten Äaraufcßengeftalt 
bes normalen ©olbfifd)es 3U er3ielen, ben tooßl alle 
nur 3U gut als 3^faffenber runben 3ifä)=,;©loden“, 
biefer SJtartertammern ber gebulbigen hoffen* 
träger, fennen? Ober ßanbelt es fid) ßier um eine 
fünftlid)e §eran3üd)tung franfßafter ^roseffe, 
bie fid) bei ber Enttoidlung eines jeben 3 nbioibuums 
ber Stoffe roieberßolen, um eine 3üd)terifcß fanftio* 
nierte, erbliche 5 tranfßeit alfo? Vefanntlid) ßat 
man ja gemeint, baß bie fraglos als „früppelßaft“ 
3U be3eid)nenbe Veinform unfrer Oad)sßunbe (bie 
fiiebßaber biefer an fid) ja äußerft fcßäßensroerten 
§ausgenoffen mögen mir oer3eißen) fo ßeran* 
ge3Ücßtet roorben fei, baß man rßacßitifd)e, an 
&nod)enoerfrümmung leibenbe SBinbfpiele als 
Staffeibeal ßinftellte. Sd)on bas alte 5 lgi)pten foll, 
roenn id) nießt irre, folcße „Oadel“ gesücßtet 
ßaben. Oer als Entroidlungsmedjanifer befannte 
pjorfd)er Xornier, oon beffen Verfud)en ßier 
in anberm 3 ufammenßange fd)on bie Stebe roar, 
meint bie fSbmcje: Rranfßaft ober normal ge3Ücßtet? 
für ben Scßleierfd)toan3fifd) in erfterem Sinne 
entfd)eiben 3U follen. Stad) ißm roerben beffen 
roid)tigfte 3 taffend)araftere, aufgetriebener Vaud), 
Ooppelfloffigfeit unb ©loßäugigfeit, fo3ufagen 
burd) eine erblicße 5 tinberfranfßeit, bie er „Ootter* 
fd)toäd)e“ nennt, ßeroorgenrfen. Oer im Oarm* 
brueßfad bes fid) entroidelnben 3’if(ßembrpos auf* 
gefpeießerte Staßrungsbotterballen ßat bei unferm 
fd)leiertragenben greuvtbe bie (bem 3ücßter fo* 
nad) unberoußt erroünfeßte) patßologifcße Xenben3, 
aus feiner Umgebung SBaffer an3U3ießen, 3U 
quellen unb baburd) bie Organe — befonbers bie 
oberflächlichen — 3um§eroorquellen, Sluseinanber* 
















leLKultuv der r Ueqenmavi 


treten unb Rusmeichen 311 bringen, moburd) fd)on 
in frühen „ftinbheitstagen" ber ©runb 3U ber 
abnormen Rusbilbung ber $ifd)geftalt gelegt ift. 

3 n ber freien Ratur märe eine fold^e Raffe 
unfehlbarem Untergang gemeint, fie mürbe frag* 
los niemals 3ur ©ntftehung gelangen, ba junge 
gifd)d)en mit Dotterfd)mädje — bies mirb aud) 
ein begeiferter Rntibarminianer 3ugeben — nie* 
mals lange im graufamen Dafeinsfampf beftefen 
mürben. Rur bie [orglicfe pflege bes s IRenfd)en 
bemafrt fie oor bern 3ugrunbeget)en; mögen fid) 
gerabe barunt bie $reunbe biefer ferrlid) färben* 
präd)tigen SBefen, bie fo hart an ber ©rense 3mi[d)en 
bem franfhaft £jählid)en unb bem ornamental 
Sd)ötten ftehen, ihre 9 ftül)en nid)t oerbriefen unb 
ihre $reube nicht oerberben laffen. 

Dr. äßilhelm S e r n b t 


■ MCH.i 


CWhsik 


2Bie in unfrer 3 e it bie ^onbramen SBagners 
bas Repertoire ber beutfdjen Opernbühnen, bie 
23 eethooenfd)en Symphonien unb Ouoertüren bie 
Programme ber Ord)efterton3erte bet)errfd)en, fo 
hat bie Rtufif Sebaftian 33 ad)s ben Vorrang 
in ben öffentlid)en Rufführungen ber beutfchen 
©horoereine errungen. £ange genug hat's ja 
gebauert, bis biefes 3iel erreid)t morbeit ift, bis 
bie Dirigenten, bie ©efangoereinsmitglieber, bie 
Soliften, bie Ord)efterfpieler unb bas hörettbe 
Rublitum fid) in bie Rrt unb SBeife bes Rteifters 
hineingearbeitet hatten, fo bah bie 23 ad)fd)en 2 ßerfe 
mirtlid) mit JÖuft unb £iebe ausgeführt unb an* 
gehört mürben, bis man aud) ben Stil für bie 
Rufführungen, ber oerlorert gegangen mar, mieber* 
gemonnen hatte, ©s beburfte einer gemaltigen 
Rrbeit oon feiten ber Dirigenten, bie als Sahn* 
brecher auf biefent ©ebiete nid)t mübe mürben, 
ihren Sereinsfängern immer aufs neue bie £>err= 
lid)teit, bie ©ebanfenfülle, ben unerfd)öpflid)en 
Reichtum bes Sad)fd)en ©enius tlarsulegen. 2 Bie 
ben Sängern muffte ber fontrapunttifd)e Stil 
Sad)s and) ben Ordjeftermitgliebern mieber in 
$leifd) unb Slut übergehen. £)ier tarn es aufjer* 
bem nod) barauf an, bie Schmierigfeiten, mie fie 
Sad) ben Drompeten 3umutet, 3U überminben, ja, 
es mufften bie aus bem Ord)efter oerfd)tounbenen 
alten langen Drompeten, bie oerfd)iebenen Rb= 
arten ber Oboen, bie Sad) oielfad) oermertet, 
oon ben 3nftrumentenmad)ern neu erbaut, ihr 
Spiel neu erlernt merben. ©rft in bem lebten 
3ahr3ehnt finb mir bamit fo meit gefommen, baff 
jeht bas Orchefter Sad)s etma fo flingt mie 311 
feiner 3eü. 9 Rand)es ^nftrument, mie bie oer* 
fd)tounbene Dheorbe in bem ergreifenbert ©s*Dur= 
Rriofo ber 3ohannispaffion, mirb allerbings nod) 
erfetjt burd) bie tlangoermanbte $arfe. 

Sei ber SBieberbelebung ber Sad)fd)en 9 Rufif 
galt es mirtlid) ungeahnte Schmierigfeiten 311 
überminben, meil es an jeher Drabition für bie 
Rusführung fehlte, ©s mangelte an 3ugänglid)en 
Rusgaben ber SBerfe; in ber gan3en SBelt maren 
bie Rlanuffripte 3erftreut, lagerten unbenut}t, oon 
menigen gefannt, in öffentlichen, mehr nod) in 
prioaten Sibliothefen. 9 Ran fann fid) nid)t mun* 
bern, bah mand)es Sebeutenbe babei unmiebcr* 
bringlid) oerloren gegangen ift; fo finb bie beiben 
s $affionen nad) £ufas 

unb Rlarfus bisher noch- WKM 

nid)t mieber 3um Sor* 
fd)ein gefommen. Son 
ben 3ahlreid)en Älaoier* 
rnerfen mar in mufifali* 
fd)en Greifen nur bie 
Sammlung ber s fßrälu* 
bien unb $ugen, „bas 
mohltemperierte 5 tla= 
oier“, betannter, mürbe 
inbeffen f)öd)ftens 3U 
tedjnifchen Stubien ge* 
braucht, oon ben öf* 
fentlid) fon3ertierenben 
s $ianiften ängftlid) ge* 
mieben. 2Bie gering 
oon biefen bie Jtlaoier* 
mufif bes SReifters ein* 
gefchätjt mürbe, bafür 
mag ber Itmftanb 3eu= 

gen, bah noch ein £ans_IH 

oon Sülorn — es mar 
um bie Rütte bes 


Das Bach-Denkmal in Leipzig 


ftefttage beigetragen. 
Die Stabt £eip3ig hat 
ihre alte Sd)ulb gegen 
ben Rteifter, bem fie 
bei beffen £eb3eiten 
oiel Rrger bereitete, 
ben fie bei feinem Dobe 
unbeachtet beftatten 
lieh, fo bah m an feine 
©rabftätte rtid)t ein* 
mal fannte, beffen 
2 Bitme fie als „Rimofen* 
frau“ fterben lieh, 
längft burd) ©rrid)tung 
eines ftattlid)en Denf 
mals 3U fühnen oer* 
fucht. 

©rnft ©buarb 
Säubert 


Johannes Masschaert 


Prof. Siegfried Odis 















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FRET10- 

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Haus A 


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1911. 5Rr. 43 


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9 RobiIiar na© befonberer 3 etd)rturtg erhalten. Die 
bur© 3toei Stodmerte gebenbe §alle 3iert ein 
rei©er, bis 3m unteren Diele t)erabf)ängenber 
£i©tträger, aud) alle übrigen Veleu©tungstörper 
finb befonberer ^llrt. Das $aus 
bat eine Derraffe mit Stein* 
belag, in biefe finb Vofenbeete 
eingelaffen; oor bent §aufe ift 
ein £aum=Dennis=VIab angelegt 
unb ber übrige Deil bes ©artens 
als Vlumen* unb ©emüfegarten 
bebanbelt. ©in befonberes ©ar* 
tenbäus©en f©liebt fi© ber rings 
um ben Vauplab reidjenben 
hoben Hmmebrung an. Obgleid) 

B i - fid) nun bie bebauten gleichen 

beiber Käufer etma mie 3:5 oer* 
halten, fteljen bie Koften für bie 
©rftellung beiber 9 lnmefen bod) 
in einem Verhältnis, bas fid) 
oöllig non biefer ©runblinie ent= 
fernt. 3 mar laffen ficb bie Vau* 
toften für bie irjerftellung bes 
I I nadten, moI)nfertigen Kaufes in 
beiben fällen noch auf ein äbn* 
lidjes Verhältnis mie 3:5 brin* 
*‘ . gen, bennbiefeKoften(bieeigent* 

, Wüß. mm lid)en Vautoften) pflegen, mie 

.. - J i n bem Vrtitel in 9 tr. 39 aus* 

. einanbergefet|t, auf bie $Iäd)en* 

ober Kubiteir©eit rebu3iert, ftets 
«0« fl 3iemlidb tonftant 3U fein. Vber 

ber beffere Vusbau unb bie 
11 1 anbern oorermäbnten Hmftänbe 

r J bringen eben beim §aufe B fo 

| I —1 bof)e 9 Jtebrtoften mit fid), bab 

dl RRBEiis-anR. bie ©nbfummen fid) gan3 anbers 

J oerg!eid)en. 

~ ü ©s ergibt ficb, bab bie ©e* 

famttoften bes Vnmefens B meit 
pfl r _n: über breimal fooiel betragen 

V—. mie bie ©efamttoften bes 91 n* 

J mefens A. Das Veifpiel 3eigt 

y 5wwv ' 4riR alfo, mie febr bie Vebenumftänbe 

JL I — bie Soften eines 9 Inmefens in 

! bie §öbe fcbnellen laffen, ob* 

gleich bie reinen Vautoften für 
bas nadte mobnfertige £aus fid) 
»esckoss. in unge |^ r b em glei©en Ver* 

bältnis bemegen, bas in ben 
©röbenabmeffungen ber beiben 


VSie febr oerfd)ieben bie Vautoften eines 
Vßobnbaufes fein tonnen, je nad) ber 9 Irt bes 
Vauplatjes, bem rei©eren Ausbau unb ber 
eingebenberen Vebanblung bes ©artens unb 
ber Hmroebrung, foll an ben in Vbbilbungen 
beigegebenen beiben Käufern A unb B geseigt 
merben. Veim $aufe A mar bie größte Spar* 
famteit ©runbbebingung, bas |jaus mürbe 
auf einen 3iemli© billigen Vauplab non 
mäßiger ©röfce gefegt, unb 3mar in jeber 
VSeife gef©madooll unb gebiegen, jebo© ohne 
febe ©rtrabinge ausgeftattet, auch ber ©arten 
unb bie Hmroebrung beden nur bie einfachen 
Vebürfniffe. Vei bem §aufe B bagegen ban* 
beit es fid) um ein 3mar um* 
fängli© nid)t großes, aber mit 
reid)em inneren Vusbau oer* 
febenes £>aus, bei bem aud) 
für bie Hmroebrung unb für , . 

bie Vusbilbung bes ©artens |F ^'.T- 

erböbte SOtittel 3ur Verfügung \ ' :( =Ajp 

ftanben. ©s bot eine §alle ( S 5 a onh ' 

unb ein ©fßimmer in eid)enem 4 

Paneel, bas SBotmjStmmer ift j/ F~T a | 
gan3 tu mfabagom burebge* ff aöo □□□ 
bilbet, unb im 9Jtufit3immer \1 uzmno I 
ift Volifanber für bie 2 Banb* * ^ 

oertleibung mie für bie 9 JtöbeI Im] ntssR | j 

einfd)Uebli© bes Bügels oer* ||twl 

menbet. ^aft alle Väume 
haben oer3ierte Deden. Die jm]. 

oberen Schlaf* unb 5 remben= ' 

3immer finb 3um Deil mit 
§ol3paneeI ober Stoffbefpan* ^ . 

nung ausgeftattet. Die Väume i i 

bes ©rbgefd)offes haben burdb= 
meg, bie bes Obergefcboffes EF 

gum größten Xeil neues 


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K > [j OßLREnl^Lcjj ^ " |—T— 

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pl ; 1 : 

[_ ERLKON 


§äufer niebergelegt ift. Vergleidjsfäbig finb ftets 
nur bie 5 toften für bas nadte mobnfertige §aus, 
unb menn Vergleiche angeftellt merben, füllte man 
fid) ftets oerficbern, bah nur biefe ftoften gemeint 
finb. Die ein3elnen i^often ber ©efamtausgaben 
ftellen fid) ungefähr mie folgt: 

§ausA: $ausB: 

1. ©runbermerbstoften . 11 000 Vt. 29 000 9 Jt. 

2. Veine Vautoften für 
bas nadte, jebod) mobn* 

fertige §aus .... 31 500 SR. 60 100 Vt. 

3 . VeffererVusbau( 9 Banb* 
oertleibung, negierte 
Deden, reidjere Väber* 
ausftattung, gute Ve* 

leud)tungstörper ufm. — 24 700 DJi. 

4 . Veue Vtöblierung . . — 7 500 9 Jt. 

5 . §errid)tung ber Hm* 
gebung bes Kaufes 
(©artenanlagen, Hm* 
mebrung, Derraffe, ©in* 
gangstor, ©artenlaube, 

Dennisplab). 1 200 9 Jt. 16 500 9 Jt. 

6. ©ebübren(©runbftüds* 
ermerb, VaupoÜ3ei, 

©as= unb Vßafferan* 
fd)lub, Vrd)itettenbono* 

rar). 3 750 —. 13 500 91 t. 

47 450 91 t. 151 300 Wl. 
§ermann 9 Jt u t b e f i u s 

0 .m 

„Das ©eifterfebiff" betitelten bie 9 itürnberger 
ein tleines Voot, bas fid) auf bem nahen Du^enb* 
teicb in rafd)er Sab^t burd) alle bie oielert anbern 
2rabr3euge, bie ben See belebten, fdblängelte, 
ohne bafj ein 91 tann Vefa^ung auf ©m 3U feben 
mar. Hub es befanb fid) au© in ber Dot niemanb 
auf bem Voot. Der Kapitän ftanb I)od) oben auf 
bem £eud)tturm am Deid) unb lentte fein ^abr* 
3eug oon bort. 3 m 9 KittelaIter märe ber äRann 
fid)erlid) als böfer 3auberer, ber mit ber £ölle 
im Vunbe ftebt, oerbrannt rnorben. 2 Bir finb 
beute milber gemorben. Hns fehlt aber aud) 
bas geiftige Vanb ni©t mel)r, unfre pbüfitalif©en 
unb tecbnifd)en Äenntniffe finb meit genug fort* 
gefd)ritten, um uns ben 3ufammenbang al)nen 311 
laffen. Diefelben elettrif©en Sd)mingungen, bie 
in ber bral)tlofen Delegrapl)ie bie 9Rorfe3eid)en 
burd) ben Äuftraum tragen, beforgen hier bie 
Rommanbos. Der oon bem ßebrer ber ’ißbofil» 
©briftopl) VSirtl), erfunbene brabtlofe Äommanbo* 
apparat ift im s iprin3ip nid)ts 9 teues, er bedt teine 
neue 9 itaturfraft, teine bisher unbetannte ©rfdjei* 
nung auf; fein Verbienft liegt barin, burd) äufjerft 
finnreid) tonftruierte Apparate bas befannte Vrin* 
3ip ber brabtlofen Vemegungsübertragung in 
einer 9 Beife ausgebaut 3U ba^en, bie berechtigtes 
Staunen ermedt. Die fiöfung einer foId)en ittuf* 
gäbe ift febr häufig meit fd)mieriger als bie ©nt* 
bedung einer bisher oerborgenen 9 itaturtraft, 
benn gerabe ba 3eigt fid) bas, mas man bie Düde 
ber SOtaterie 3U nennen pflegt: ein gebeimnisooller 
paffioer VSiberftanb bes Stoffes, fi© fo formen 
3U laffen, mie es ber 91 tenf©engeift mill, ba 3eigen 
fi© alle bie taufenberlei tleinen unb großen 
Sd)mierigteiten, 3U beren fiegreirfjer Hberminbung 
eine Hnfumme oon ©ebulb gehört. 

SBirtl) I)öt es jet|t fo meit gebra©t, bah er 
eine aufeerorbentli© grobe 3<©l oon 5 tommanbos 
auf fi©ere SBeife unterf©iebli© übertragen tarnt. 
Vom £anb aus tann er bie tleine 9 Kaf©ine bes 
Vootes in Vemegung fe^en, fd)neller ober lang* 
famer, oormärts jpber rüdmärts laufen laffen, 
ebettfo mirb bie Steueroorri©tung brabtlos ein* 
geftellt, unb 3um Hberflufc erfolgen aud) no© anbre 
Dinge, mie bas 91 bfeuern oon S©üffen, Vatetert 
unb bergleid)en in äl)nli©er VSeife. 91 liem 9 Inf©ein 
na© legt 2 BirtI) bas $auptgemid)t auf eine mili* 
tärif©e Vusnubung feiner ©rfinbung. ^deunbe oon 
©m finb fd)on fo meit gegangen, oon einer neuen 
5 triegsmaffe unb einer oölligen Hmmä!3ung ber 
Kriegführung 3U VSaffer unb 3U £anbe 3U fpre©en. 

Das fd)iebt natürli© meit über bas 3 iel hinaus. 
3unä©ft erbeif©t es bie ©ere©tigteit, feft3uftellen, 
bab 2 Bir© burd)aus ni©t ber erfte ift, ber auf ben 
©ebanfen tarn, mit §ilfe brabtlofer Kraftüber* 
tragung S©iffe unb berglei©ert oon fern aus 3U 
lenten. So ift bereits oor 3mei bis brei 3 ab r ^ n 
über Verfu©e in ber fran3öfif©en 91 tarine berietet 














1911. 9lr. 43 


1137 



worben, bei betten ein Dorpebo oort ©orb eines 
großen Äriegsfcßiffes in gleicher SBeife gefteuert 
würbe. ©s finb eben oerfd)iebeue fiöfuttgett ber 
Aufgabe tttöglid). Droßbettt hat man feitßer itid)t 
gehört, bah bie Sad)e eine größere ©ebeutung ge- 
toontten habe. 

2Ber fid) etwas eingehettber mit ber Äriegs- 
ted)nit befcßäftigt hat, wirb bas nicht wunberbar 
fittbett. ©ine Äriegswaffe muh, bas fattn nicht 
oft genug betont werben, oor allem eittfad) fein, 
wenn fie 311 allgemeinerer ©ebeufutig gelangen will. 

Kußerbent würbe bie greube über bas ©elfter- 
fcßiff urtb feine erafte Arbeit aud) nur fo lange 
währen, bis ein anbrer fittbiger 3tt9 en i eur bie 
Kbmel)rwaffc erfunbett hätte. ©leftrifcße ©Sellen 
regieren bas Schiff, urtb nietnanb tann bett geittb 
oerhinbern, gleichfalls nad) ©elieben eleftrifcße 
©Sellett in bett Zither 311 entfeitben. X)ie mobente 
Dedptif würbe nid)t lange um Ktittel oerlegett 
feilt, rafd) bie rid)tige ©Sellettlärtge 3U fittbett, um 
bie gernfommaitbos wirtfatn 311 ftöreit. Diefe 
©efaßr befteht ja fd)on bei ber brahtlofen Dele- 
grapßie, wie oerfchiebette ©rperitttettte ge3eigt 
haben. 

Daun würbe fid) ein ähnliches ©ilb entwidelit, 
wie id) es neulich an einem flehten Dorfweißer 
faß, wo 3wei gingen gegenüber an bett llfertt 
ftanbert unb ein auf ber ©litte fd)wimtnenbes 
fleittes Segelboot mit einem großen Kufwattb 
oott duften fid) gegenfeitig 3U3utreiben fud)tett, 
utteittgebenf bes ©runbfaßes: gleichgroße, gegen- 
einanber tuirfettbe Äräfte heben fid) auf. 

Kber t)iellei<f)t ift bie ©rfinbttng für bie ©efell- 
fd)aft 3ur ‘Kettung Schiffbrüchiger oott ©ebeutung, 
als ©Serf bes Gebens oermag fie in tofenber 
©rauburtg oie!leid)t manchen Segen 3U ftiften 
ltnb fdjwierige Kettungen 3U oollenbett, ohne 
bas Beben oott Ktenfcheu aufs Spiel 3U feßett. 

©ine anbre ©rfinbung, bie weniger ben 3wecfen 
bes männermorbenbett Krieges bient, jebod) in 
gewiffetrt 3ufatnmenl)ang batnit ftel)t, befdjreibt 
Kormattn ©arben. ©s hanbelt fid) um einen 
neuen Apparat, bem bie Aufgabe geftellt wirb, 
ein ©eweßrgefdjoß wäl)rettb bes fähiges 3U photo¬ 
graphieren. ©Ser oon ben Befertt itn ©efiß 
eines pl)otograpf)ifd)en Apparates unb einer Schuß- 
waffe ift, mag einmal probieren, ob er es fertig* 
bringt, id) glaube es nicht. Farben beuußt ben 
eleftrifd)en gunfen. 3 n einem oöllig bunflen Kaum 
ftellt er feinen pßotograpßifcbett Apparat auf. 
Dann bringt er in bie optifche Kd)fe bes Dbjeftioes 
in einige ©ntfernung beit guttiertap parat in ©e- 
ftalt oott 3wei gegenüberfteßenbett metallifd)en 
Äugeln. Die eine Äugel wirb mit bem einen ©ol 
einer fieibetter glafd)e oerbunben, bie anbre 
Äugel mit bem attbern ©ol. Beßtere ©erbinbung 
ift jebod) 3tittäd)ft unterbrod)en. ©rft bas ©efd)oß 
ftellt fie beim ©orbeifliegen her unb bewirft ba- 
burd) felbft im richtigen ©toment bas Itberfprhtgen 
bes leucßtenben gunfens 3wifd)eit ben Äugeln. 

Ktel)r betn gntereffe bes praftifd)ert Kmateurs 
bienen bie oon 0 er fdßieb etter Seite fortgefeßten 
©erfud)e, bie Photographie in natürlichen garbett 
weiter aus3ubilbett. Die ^Bemühungen, ©apier- 
bilber in ttatürlid)en garben auf rein automatifd)em 
© 3 ege I>er3ufteIIen, finb bisher nod) nid)t geglüdt, 
unb es beftel)t aud) nod) gar feine Kusfid)t hierzu. 
Dagegen beginnt man jeßt einem attbern ©tätiget 
ab3iil)elfen, nämlich ber geringen Äopierfäfjigfeit 
ber bunten ©über. Das urfprüttglid)e Bumierefd)e 
Verfahren lieferte befanntlid) oott einer Aufnahme 
nur ein einiges, in ber Durd)fid)t buntes ©las- 
bilb. Buntiere hat bann fpäter felbft eine Äopier- 
oorrid)tung angegeben, bie es möglich mad)t, 
Duplifate 3U erhalten, ©inen attbern ©Seg fd)Iägt 
Kobert Äraptt ein. ©r ftellt auf gilms (man 
fönnte natürlid) aud) ©lasplatten nehmen) 3unäd)ft 
eitt farbiges Kegatio her. ^as heißt, auf biefeitt 
Kegatio erfcheittett alle färben in ihren fontple- 
ntentären ©Serien: ©rütt als Kot, ©elb als ©iol?tt, 
©lau als Drange unb utttgefeßrt. ©Settn matt 
biefe Kegatioe itt einem Äopierrahmett auf anbre 
garben fopiert, fo erhält ntatt jebestnal eitt ©üb 
itt ben ridjtigen färben, bie färben fehrett fid) 
beim Äopieren in ihre rid)tigen ©Serie um. 

©ei biefer ©elegenheit fei einer tnerfwiirbigen 
©ermettbung ber fogenatmten ©runbfarbett Kot, 
©lau uttb ©elb gebad)t, bie oor einigen 3al)*en 
int ettglifd)en $eer oerfud)sweife 3tir Knwenbung 
gelangte: man beftrid) bie ©efcßüße in biefeit 
garben, jebod) ftreifenartig, fo baß neben einer 
gait3 biitttten roten eine bütttte blaue, fd)ließlid) 
eine bünne gelbe Biuie gemalt würbe. 3 n ber 


Käße fd)illerteit bie ©efd)üße alfo wunberfd)ön 
bunt. ! od)on aus einiger ©ntfernung oerfchmel3ett 
fid) jebod) nad) optifd)en ©efeßett bie bünnett 
farbigen Diniert 3U einem oöllig ftumpfett unb 
neutralen ©rau, bas bie beabfid)tigte ©Sirfung, 
nämlid) ein ntöglichft llnfid)tbarmad)ett im ©e= 
länbe, tatfäd)lid) erreid)en ließ. Die allgemeine 
©infüßrung ift wal)rfd)eittlid) att ben §erftellungs= 
foften bes Knftricßes gefd)eitert. 

Si e g f ri eb §artmann 



Droß bes Siege$3uges, ben bas Automobil 
Iängft angetreten hot, troß ber Dage bes lenfbarett 
Duftfchiffes unb bes Keroplanes tft bas ©ferb 
nod) lange nid)t ausgeftorben. ©s ift fonberbar 
unb überall 3U beobachten: je mehr im Sport bie 
s JKafd)ine ©ingang gefuttbett ßot, je größer ift bie 
2 Bertfd)äßung geworben, bie betn ©ferbe 3uteil 
wirb. Das Durftreiben ift nod) niemals fo lebhaft 
gewefett wie heute, unb bas Keitpferb an fid) ift 
ttod) niemals fo oerl)ätfd)elt worbett wie itt biefett 
3 eiten. K 3 as ber grüne Kafen für ben ©ollblut- 
rettner, ift ber fogenatmte Concours §ip s 
pique für bas Keitroß uttb bas Äutf©pferb. 
©s ift ber Sd)auplaß, auf bem fie fid) feßen laffen. 
Unb baran ßot es in ben leßteit $Bod)en nirgenbs 
gefehlt. Kn Dußenbert oon ©läßen im Deutfd)ett 
Keid)e unb im Kuslattb waren hippifcße Äottfur- 
rettsen aller Krt 31t feßen; es war faft 3ttoiel bes 
©uten, bas ba in bett großen fallen ober auf 
freiem ©elättbe geboten würbe, ©erlin hatte 
feinen glän3enben breitägigen Äonturs auf ber 
Draberbaßn itt Kußleben, pett bas neue Äartell 
für Keit- unb $oßrfport { n 0 g e ne feßte, hinter bem 
alle fporttreibenben beutfcßett Äaoallerieregimenter 
fteßen. 3 u Dresben, 30 tünd)en, granffurt a. Kt., 
Äaffel uttb Schwerin, wo fid) aud) ber Äronpritt3 
einen ©reis int §od)fpringen ßolte, unb an oielett 
anbern Stätten ßat es jüngft berlei Äonfurren3en 
gegeben. 3 ™ Kuslattb blüßte ber 2Bei3en bes Keit- 
pferbes nid)t minber üppig. Durin uttb Kom, 
©rag, 2 Bien unb ©ubapeft unb 3uleßt Donbon 
faßen itt ißrett Ktauern glän3enbe ßippifd)c tocßau- 
fpiele. 

Das allergrößte biefer Krt ßat bie britifdje 
§auptftabt hinter fid). Die £onbotter D 1 1) m p i a= 
© f e r b e f d) a u. 3 u ber großen Dlpmpiahalle, 
bie in jebettt 3oßre eine ißrer berühmten horse 
shows beherbergt, waren biesntal gerabe in bett 
Ärönungstagen Koß unb Keiter aus aller Herren 
itänbern oerfammelt, toie fie 3aßlreid)er nod) auf 
feinem Äottfurs parabiert haben. SBarett bod) 
aus grattfreid) uttb ©elgien, aus Spanien, Krgen- 
tinien, Dfterreid), Kußlattb unb 311111 erften Ktale 
aud) aus Deutfcßlaub im gatt3ett 5250 ©ferbe att- 
gemelbet worben. Klleitt füttfsebn beutfd)e Dffi- 
3iere gingen mit ißrett ©ferbett über ben Äattal, 
unb es ift erfreulid), 31t regiftrieren, baß bas beutfcße 
Krmeepferb briiben fein ©rauten mit ©lan3 be- 
ftattben ßat unb oiele ©reife mit nad) §aufe 
neßmen fottnte. Kllerbittgs ift es peittlid), ein- 
3ugefteßen, baß mattd)e mit ^auptpreifen gefrönten 
beutfd)en ©ierbeiner englifdjett Urfpruttgs finb. 
SBettiger gut fcßnitten bie Deutfd)en im Springen 


ab. ©s wirb ttod) lange bie Spezialität ber grau- 
3ofen unb gtaliener bleiben, ißre ©ferbe bie 
ßöd)ften Sprungfunftftüde tttad)eit 311 laffen. Das 
finb Sdjaufpiele, bie wir eigentlid) tteiblos ißneit 
iiberlaffen fönnen. 

Die Derbps aller europäifcßctt 
Räuber, bie Kenufport in großen 3 ügen treiben, 
finb gelaufen worben, unb mit biefeitt Kugettblid 
ßat bie Durffampague bett trjößepuitft erreid)t 
uttb gleitet 311m 3weiten Deil ber Saifott hinüber, 
©s gibt feinen Kennpferbe3üd)ter, bem es nid)t 
ßöd)ftes ©liid bebeutett würbe, bas fogenatmte 
„blaue ©an b“ feines Äanbes, bas Kennen, 
bas rtacß betn altert itorb Derbt) benannt wirb, 311 
gewinnen, ©s finb immer bie befteu Dreijährigen 



Erste Etappe der Prinz-Heinrich-Fahrt: Ruhepause 
auf dem Feldberg. Oben: Prinz Heinrich im Gespräch 
mit dem Herzog von Ratibor 


bes -Cattbes, bie im Derbt), mag es auf ber ©bette 
oott ©pfom ober itt ©ßautillp, itt berSBietter greu- 
benau ober auf bettt Corner Ktoor itt Hamburg 
gelaufen werben, ben Äatttpf unter fid) ober mit 
fremben ©ollblütern auf einer Strede oon 2400 
Bietern aufuehmen. 3 « ©ttglattb unb granfreid) 
war ber Kusgang nld)t überrafd)eub. Dort ge¬ 
warnt S. 3 - 3 oels ©unftar, ber heiße gaoorit, 
ßier fiegte Kotßfcßilbs Klcantara II. Knbers, als 
bie 2 Beifett propßeseit hatten, faitt es aber itn 
öfterreicßifcßen unb im beutfcßeu 
Derbp. Kuf ber SBiener greu- 
bettau ßolte fid) ©arott Springers 
gar nid)t red)t beachteter Dealer, 
ein unanfeßnlicßer §ettgft, bas 
100 000 - Ärotten = Kennen unb 
fd)lug ein gelb, itt bent aud) 3wei 
beutf^e ©ferbe mitgaloppierten. 
Das für ben ©ßroniften inter- 
effantefte Kioment war aber bie 
Datfacße, baß ber Sieger, eße er 
3um Derbpftart tttarfcßierte, in 
feinem Äebett überhaupt ttod) 
fein Kennen gewonnen hatte, 
uttb, wie es in ber Sportfpracße 
ßeißt, erft int Derbp feine Kiai- 
benfd)aft ablegte. So fiel im 
waßrftett Sinne gleid) einKteifter 
oom irjitnmel. 

Derfelbe Dealer oerfucßte 
bann fein $eil im Hamburger 
beutfd)ert Derbp unb war ßier 
oon feinem Stallgefäßrten 
© ß i l p e r i c begleitet, ber im 
(gortfeßung f. Seite 1141 ) 



Bonboiter Dlpmpia-©ferbefchau 














(Sin tüdjtigcr Springer 


Der Sieger „mantfdft' 


Ütufjerlidjfeiten auf Wofo unb Weiter 
ab. Donnerwetter, bas finb nod) 
fterle! ©ou 3odeigcu>id)t ift I)ier 
nid)t bie Webe. (Ss finb träftigc, gc= 
bräunte (Seftaltcu, benen man bic 
ehemaligen Äaoalleriften meift auf 
Ijunbcrt Stritt anfict)t. 3 n rafdjem 
Aufgalopp sieben fie jum Start, bie 
grellen färben if>rer ©lufen blenben 
im Sonnenglaft beinahe bie Wugert. 
3n fieben Wennen ix»erben Draber 
unb angeförte Stuten, $albblutpferbc 
unb (Säule jebeu Sd)lages erprobt. 
Wtit einem leibenfd)aftiid)en (Sifer 
finb bie Leiter bei ber Sad)c. Wuf 
biefer Rennbahn gibt es ficher teinc 
„Schiebungen". (Sin Weiter hat bas 
©cd), ans betn Sattel 311 rutfd)en. 
Unter bem Jrjallo ber 3 ufd)auer lommt 
er bod) nod) als 3ioeiter burdjs 3iel, 
an ber Seite bcs (Saulcs hängenb 
unb mit beiben Wrnten ben $als 
feiner Wofiuantc licbenb umfd)liefeenb. 
Uber bic £jinbcrniffe geht es mit einer 
Schemens, baf) bic 3 ci d 1 t er 9 ett, id)te 
ber Woffe ben ©oben cr3ittern machen, 
©eint Drabcit fd)lägt ber märtifdje 
toanb in l)ol)cu SBellen ben Wahrem 
über bic itöpfc. 

©eint (Sinlauf fdhmettcrt bie bunt 
uniformierte „ Stabttapeile" bem Sie= 
ger hulbigenbett Dufd) entgegen. §in= 
tcr ber Dribüue ftärtt er fid) unb 
feine „fiifelottc" burd) einen träftigen 
Wtänuertrunf. 3 m (Srunetoalb ucr= 
fchntäht ein (Saul, ber was auf fid) 
hält, beutfcheit toeft unb forbert mim 
bejteus „in Luxemburg auf glafd)eu 
gefüllt". Die braue Draberin in Wem 
Wuppin nimmt aud) mit einem (Slafe 
„gelles" oorlieb. 

(Srid) Äöhrer 


'T\er Warne WcwWuppht ift uns allen 
uon ber Äinbljeit Dagen her wot)l= 
uertraut. Wber bie guten WernWup* 
piner finb je^t nid)t mehr bamit 3m 
f rieben, bie Äinber mit ihren 
©ilberbogen 3U erfreuen, fie benfett 
ietjt in höherem (Sl)rgei3 aud) an bie 
(Srwachferten. Seit ein paar fahren 
ueranftalten fie im $od)fontmer eilten 
Wenntag, ber alle feligett (Sritttte= 
rungett an bie ©ilberbogen wadfruft. 
greilid) finb biefe ©auernrennen nicht 
nur ein luftiges Soltsfeft für bie 3 U * 
fchauer, fottbern aud) ein wertuoller 
Wnfporn für bie 3üd)ter. 

Wtan wattbert uon bem wuitber= 
fd)ötten Wuppiner Sec eine ©ierteh 
ftunbe hinaus burd) bie breitäftige, 
fd)attige fiinbettallec, bie ber grofje 
ftriebrid) einft ber Stabt gefdjaffen 
hat, bis mau bie bunten gäf)nd)en 
rings um bas Stoppelfelb flattern 
ficht, bas hier als Wennbahn bient. 
Die (Slegants ber Stabt brängett fid) 
auf ben rohge3immerteu Dribünen. 
Wut 3 amt entlang aber ftaut fid) bie 
Wtenge, ein buntes (Semifd) uon fräf* 
tigeu, wetterfefteu (Seftalten in ben 
hohen Stiefeln unb tur3Cit Rappen 
bes el)rfamen fianbmattnes unb beit 
©ertretern ber ftäbtifd)en Äultur Wem 
Wuppins. Die weiften Sonntags* 
fähttd)eu ber Sd)önen aus Stabt unb 
fiattb beleben bas ©ilb. (Sine ftatt* 
tiefte ©Sagenburg fährt neben unb 
gegenüber bem 3ielc auf. ©o.rfintflut= 
iiefte Drofcftfen unb hochräbrige £anb= 
wagen, feftwere Wdcrgefpamtc unb 
elegante (Squipagen ftel)en einträchtig 
nebeneinanber. 

Wber bas erfte (Slodett3eid)eu lentt 
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«Bietier Derbi) nur Vierter hatte merbeti föuueu. 
Üub es gefdjaf) bas SBunber, bafe Dealer nirgenbs 
mar, bah aber biefer ©Ijilperic feinem «efiher, bem 
«arou Springer, uod) ein juoeites Derbi) rtad) 
$aufe bringen fonute. Denn in Hamburg galop» 
pierte ©hilperic gegen alles ©rmarteu bie gan^e 
elftöpfige «ferbegefellfdjaft, bie er bürt antraf, in 
©ruub unb «oben. Gr lag brei Viertel bes Rennens 
gau3 l)inten, tarn bann aber mit toloffalent 93 or)to^ 
äugefdjoffeu unb roürgte ben non bem Aeger « 3 iuf- 
fielb gefteuerten beutfd)en Aiouoftotos um eine l)albe 
fiänge nieber. gm gefd)lagenen gelbe enbeten bie 
Abgefaubteu bes fistalifd)en Stalles ©rabitj unb 
ber Herren iBeinberg, bie fo oft gerabe im Derbi) 
bie Oberljaub beljalteu höben, ©s roar bas lebte - 
mal, bah bas Derbi) auf ber oeralteten ioamburg- 
£>orner Rennbahn gelaufen mürbe, bie einem gläu- 
3eubeu Neubau «Iah machen füll, unb es mar bas 
erftemal, baf3 ber Derbppreis runb 125 000 Aiart 
mert mar, mehr als 3mau3tgmal foüiel, mie im 


Hber £anb unb SDteer 


galjre 1869 3U geminnen maren, mo bas erfte 
Derbi) in S3ene ging. So änbern fid) bie 3 eiteu. 
Die greife finb oerbeffert morben. «ou ben 
beutfd)en Aeuupferbeu läht fid) nidjt bas gleiche 
fagen. ©s ift bie alte ©efd)id)te, bah es an frifd)em 
«lut fehlt. 

Das einft als Aiorbiuftrumeut oerfd)rieue unb 
itod) h^tte ooti oielen geitibeu umgebene Auto¬ 
mobil I)öt als 3al)mes griebensmittel 3mifd)en 
3toei Nationen, Deutfdjlaub unb ©nglaitb, herhalten 
müf[en. Denn bie im guli ausgefahrene $ r i n 3 * 
§einrid)-Doitr mar 311 bem offen ausgefprodje- 
neu grced 00m Deutfd)ert Kaiferlidjeu Automobil- 
tlub unb oom euglifdjen Automobiltlub in S^ene 
gefegt morben, Angehörige beiber «älter in einer 
©efellfdjaftsfahrt einanber näher 311 bringen, bie 
oon §omburg aus über ben Kanal burd) ©nglanb 
unb Sdjottlanb führte. Aud) ber «reis felber, ben 
mieber mie bei ben früheren alljährlid)en Automobil¬ 
fahrten «rin3 §>einrid) geftiftet hatte, trug bem 


1141 


griebensgebanten Aedjuuug, er ftellte eine griebens- 
göttin bar, mäl)renb früher bem Sieger als «reis 
bes «rinsen ein in Silber gemeiheltes Automobil 
mintte. Das 9 ßörtd)en „Aeuueu" mar biesmal 
nöllig ausgefcfjaltet, es gab meber eine odjuellig- 
teitsprüfung noch ein «ergreuueu, fonbern im ge- 
mäd)lid)en Dempo oon 30 Kilometern in ber Stunbe 
3ogen, überall gaftlidh aufgenommen, Deutfdje 
unb ©nglänber bür© bie £aube. Aud) ber grim- 
migfte Automobiliftenfreffer mirb nidjt behaupten 
tonnen, bah biefes ber ©angart eines Drofdjfhi- 
automobils gleidjfomnteube Dempo ein Aeuueu 
barftellt. 

« 3 as Aenntempo ift, bas 3eigt ber ueuefte ameri- 
fanifdje Aeforb. Der gemöhnlidj'e Sterblidje, ber über 
bie fianbftrahe im Automobil Ijinfaufen tann, ift froh, 
menn er auf freier Strede mit einem fed)3ig= ober 
ad)t3igpferbigen «Sagen ein Aeunsig- ober gar 
gmnbertfilometertempo fid) leiften tann. Das ift 
mehr als D- 3 ug=Sd)nelligfeit, aber nod) lange fein 


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9 ?enntempo, bas ben cd)ten „bitter oom üßolant" 
etwa ^ufriebenitellcn famt. 3n ben lebten großen 
9 Iutomobitrennen auf beni Kontinent würbe ein 
Xernpo non 120 bis 100 unb 140 Kilometer in ber 
Stunbc eingebaltcn. Das i|t aber ein Kinbetfpiel 
gegen bie Üeiftung, bie oor turpem in s Jtorbamerita 
non beut amerifanifd)en 9 ?ennfaljrer iUhirntan ooIl= 
brad)t ronrbe. SJturman legte in einem 200 s $ferbe ; 
ftärfen ßaltenben beutfcßen 23 en,^magen bie eng= 
Hieße s JJteilc, runb 1000 iöieter, in 25 4 7 1 "" Setunben 
3urüd. Stuf bie Stunbe beredetet, jtellt biefe 
Waferet ein Dempo non 228 Kilometern bar. Die 
3eit ift nid)t ctroa gefluntert, fonbern mürbe oon 
9 tennrid)tern elcttrifd) genau aufgenommen unb 
mürbe bei fogenauntem ftiegcnbem Start erreid)t. 
Das beißt, ber 5 al)rer nimmt erft einen längeren 


Anlauf unb fäßrt bann in »ollem Dempo am 
Startbanb oorbei beut 3 tele 31t. Der s J?eforbmagen, 
ber I)ier benußt mürbe, |iel)t einem Xorpebo — 
oon ben s J?äbcrn abgefeßeu — äßnltd). Der 23 ug 
cubet in eine lange opiße, 311111 befferit Durd) = 
fdjucibert ber fiuft, unb and) bie Stirn ift gan3 
fpiß abgefd)rägt. 

(£s ift etue aubre 5 'i'agc, ob es I)eut3iitage nod) 
0011 praftifd)ent Stufen ift, fo exorbitante Scßnellig-' 
feiten 3umege 3U bringen. Da mau ja fd)ließlid) im 
Automobil fäßrt, um and) etmas oon ber Umgebung 
311 fetten unb nießt bloß l)in3urafen, fo mirb es für 
gemöl)nlid) oollauf genügen, ein ^ödifttempo oon 
00 Kilometern auf oöllig freier Strede 311 fahren. 
Der £aie glaubt, baß man felbft bei biefem fd)ou 
gemäßigten Xeutpo oon ber Umgebung itid)t oiel 


fiel)t unb nur bie Kanbftraße frißt. Das ift ein 
3rrtum. ?lud) bas nod) fo bid)t bebrillte s 3 tuge fiel)t 
bei biefer Sd)itelligteit unb felbft bet 100=Kilometer= 
©efd)mtnbigteit alles um fid) ßer, felbft bei 130 Ktlo^ 
metern. (£s get)t 3mar im £jufcß oorüber, aber bie 
(£rfd)einungen finb boeß gan3 greifbar ba, beftilliert 
burd) bie Sd)ärfe, mit ber bas s 2 luge in biefer 
§öllenpace 311 fetten ge3mungert ift. 

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6 ) ®tefer Bug toftet einen ^Bauern. 2tber raa§ fofl 'IBeife fptelen? 9. esxf6 
gibt bem 3}acbjiebenben eine überlegene tßofttion, unb roettn 9. Sc3xe4, fo 
döxe4 lO.Leä—c4f Kg8—h8 11. Deixe4 f6xe6 12 .Sf3xe6 Lb4—c6f 13. Kgl—lu 
Tföxfif 14. Lc4xfl Sc6xe6 15. De4xe6 Dd8—f8ü. 

7 ) ©tärfer roäre aber 12 . Del—g3 geroefen. 

8 i Lee—e7 oerbiente oielieicbt ben asorjug. 

9 ) Um bte Tirobung eb—e4 15 . d3xe4 d5xe4 ju parieren. 

10 ) ®ie§ bietet bem 9?ad)jief)enben ©elegenbeit, ber Partie eine fcböne 
SBenbung ju geben. 

n ) Sßenn 16. d3xe4, fo Te8xe4. 

12 ) ©in glänjenbeö, forrette§ Samenopfer. 

’ 3 ) SBenn 19. Kg2—g3, fo Lcöxde-j- 20 . Tfi—f4 ( 20 . Kg3—f3 Lf 6 xd 3 +) 
Ld6xf4f 21 . Dh4xf4 ( 21 . Kg3xf4 Lf6-h3f nebft 22 . .. Tf8-f5 bjro. Te2—e3 
matt) Lf5—e4 22 . Df4xc7 (ober 22 . Df4xf8-j- Kg8xf8 23 . d3xe4 d 6 xe 4 unb 
geroinnt) Te 2 —g 2 f 23. Kg3—h3 Tf8-f3f 24. Kh3—h4 g7—göf 25 . Kh4—hs 
Tf3—hs matt ober 23. Kg3-h4 g7-göf 24. Kh4—h5 Le4-f3+ 25 . Kh5-he 
Tf8—f6 matt. 

M ) SEBeiji t)at feine SSerteiblgung mehr. 

,s ) ®ibt äu einem glcuuenben ©dblufe ©elegenbeit. 

16 ) Senn auf 22 . d3xe4 folgt TfSxftf 23. Tel—fl Te 2 xh 2 f 24 . Khl—gl 


(Bearbeitet 


£. Schallopp) 


Partie nr. 21 

2Iu§ unfertn fiorrefponbenjturnier 
SUJit bem »ierten SJ5ret§ für beftgefpielte Partien au^gejetcfmet 
©efpielt non Anfang Sunt 1908 bt§ Sinfang Sejember 1909 

Wiener Partie 

2Eet&: 8. Söroenton, ©barlottenburg bjro. SBraila. 

@d)TOarj: 3oi). 30 Im er, 2lmfterbam. 

SBeiß ©cf)roar<s SBeifc ©djroars 

I. e*—e4 e7—e5 12 . Lei—g6 7 ) Dd8—de 8 ) 

». Sbl—c3 Sg8—fe 13. Del—h4 Lc8—f5 

3. f2—f4 d7—d5 14. Tal—di 9 ) Ta8—e8 

4. f4xe5 Sf6xe4 16. c3—c4 10 ) es—e4 

6. Sgl—f3«) Lf3-b4*) 16. Lg5-f4“) e4xf3! 12 ) 

6. Lfl—e2 Sb8—C6 8 ) 17. Lf4Xd6 f3xg2f 

7. 0—0 0—0 18. Khixg2 Te8xe2f 

8. Ddl—el 4 ) f7—fe 6 ) 19. Kg2—hl 13 ) Le5xd6 

9. d2—d3«) I.b4—C6f 20. Dh4—g5 14 ) Sc6—d4 

10. Kgl—hl Se4xc3 21. Tdl—el lä ) Lf5—e4f!! 

II . b2xc3 fexes 2Bet& gibt bie Partie auf. 1 *) 

Ste Sfnmerfungen finb 00 m ftübrer ber fdjroaraen Steine. 

M ©egenroärtig gibt man roieber Souis fßaulfen§ ^ortfetjung ben 
®or*ug. 

2 ) ©tärfer tft Lc8—g4 in SScrbtnbung mit Sb8—c6. 

3 ) SBenn c7—c6, fo 7. 0—0 Dd8—b6f 8. Kgl—hl Se4xc3 9. b2xc8L b4xc3 
10 . Lei—a3 Lc3xai ll. Ddixal mit ungünfttgem ©piele für ©ebroarj. 

4 ) 9Son Dr. «perlt« herrütjrenb. ©8 tft aber fraglich, ob btefer 3ug fo 
ftarf ift, roie man behauptet. 

B ) Ste ftärffte Stntroort. 


ber am 31. Sufi fein ftebäigfte§ 2eben§jai)r uoüenbete, ift feit einem 
reidjlidjen fDienfdjenalter einer ber betannteften beutfcfjen SMlbijauer 
unb gugleict) ber beliebteren einer, weil er unoergängltcfie, auef) im 
9Bed)feI be§ ©efdjmacf§ an Sßert unb 33eroertung gieid) gebliebene unb 
?ugletd) befonberS »olfStümlidje 2)enfmäler für oerfdjiebenfte Orte be8 
9teic^§ gefdjaffen fiat. ®ar manche baoon gelten al§ bie beften ber 
bargeftenten fßerfonen, fo unter anbern ba§ Hamburger Seffing* unb 
ba§ berliner ©oetfiebenfmal, roie aud) mehrere feiner Stanbbilber 
für eine ganse Steife Don dürften, ftelb^erren, $icf)tern unb kentern. 


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Copyright, 1911, by Deutfdhe Verlags-Anftalt, Stuttgart 


106. Band. Dreiundfunfzlgster 3 abrgang 

Oktober t?io—1011 
erscheint jeden Sonntag -« 


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ln Österreich-Ungarn Kr. 4.$0 



Der Kampf ber meifeen 
unb bet roten 5Rofe 

Vornan 

oon 

©eorg $itfd)felb 

(Srortfe^ung) 

ie arme 23 arbara — fie mollte munter 
bleiben—umfonft. Die Statur mar ftärfer. 
Sie fanf 3urüd, mäferenb fie nofe bie Deüe 
auf gulianes Körper gurecEjt^upfte. Sie mußte 
nichts mefer, als fie nod) gramooll überlegte, 
mo fie 9 Md) für ifer armes Kinb erlangen follte. 
Stumpf unb ftampfenb rollte ber 3 ng in ben 
glüfeenben 9 Ibenb hinein. Die Butter ffelief. 
guliane aber nafern 9 lbffeieb oom Seben. gfer 
brefeenber 23 Iid fafe in bie rote Sonnenffeeibe, 
bie am genfter ftanb, fat) fie finfen, langfam 
oerenben unb ffeliefelife nur nofe einen oioletten 
Dunft. 9 lls es SRafet mürbe, erfeob fife ber 
brüte 5 j 3 affagier langfam. Sautlos ffeob er fife 
an ber fdijlafenben SJtutter oorüber unb fentte 
feinen lippentofen SJlunb auf ben fiebernben 
ber Keinen guliane. Sie füllte ifen — ein 
9 Iuffferei — raffe unb leife — mie Uberraffeung 
unb greube bofe, greube. Die Butter feörte 
ifen nifet. Sie fat) nifet, mie gulianes 3 üge 
erffelafften, mieifere buntten 9 Iugenbrad)en, 
unb ber fcfemale, ffemafee Körper, ber folfee 
Süefentaft getragen featte, enblife 3ufammen= 
fant. Scfemeigenb erfeob fidt) ber Jteifegefäferte. 
Sautlos öffnete er bie Dür unb oerliefe ben 
rafenben Sfenell3ug, mie oon einer ©arten* 
treppe abfteigenb. ©r oerffemanb in ben Hebeln 
ber 5 Rafet. 

9 Ks es t)eil mürbe unb ein ffearfer Sonnen* 
ftrafel butefe ben Spalt bes genfteroorfeangs 
ins ©oupe brang, fufer 93 arbara auf. Die 
9 lfenung einer fferedlifeen 93 erfäumnis befiel 
fie. Stunben maren oerftrifeen. Scfeon 
näfeerte fidt) ber 3ug ber beutffeen ©ren3e. 
Sie beugte fid) 3U Juliane feinüb er — ein 
blaffes, frembes 91 ntlife ftarrte fie im grüfe* 
liefet an. Die äRutter begriff nifet, mas ge* 
fiepen mar, fie mottte es nifet begreifen. 9 J?it 
leifer, bebenber Stimme fprafe fie auf bie 
regungstofe Dofeter ein unb bat fie, mie fie 
nie einen SCRenffeen gebeten featte, ifer 9 Int= 
mort 3U geben. Juliane fprafe fein 2 Bort 
mefer. 2 Ks 93 arbara ifere £>anb losliefe, fiel 
fie fehlem feerab. Da fant ein gamuterfferei 
aus ber ÜJtutterbruft, burd) alle ©migf eiten 
tönenb unb bennofe ungefeört. Sie meinte, 
meinte fid) bas 93 lut aus bem §er3en, ben 
oer3meifeIten Kopf tn ben Sdjofe iferes toten 
Kinbes grabenb. So fanb fie, als ber 3 ug 

1911 ( 23 b. 106 ) 


auf ber Iefeten fran3öfiffeen Station feielt, ber 
Sfeaffner. ©r featte ben raffeen 931 id — er fafe 
fofort, mas gef feefeen mar. Seine Droftmorte, 
bas mufete er freüife halb merfen, mürben 
oon ber armen beutffeen grau nifet oer* 
ftanben. Sr mufete für fie feanbeln, ofene oon 
ifer begriffen 3U merben. 5 Rafd) entffeloffen 
oerriegelte er bas ©oupe unb oerfprafe mit 
bemegter Stimme, bis 3ur ©rense baoor 
2Bafee 3U fealten unb in 3 Ioricourt feinem 
^adtjfotger biefetbe 2 Beifung 3U geben. Die 
Dote foltte nid)t auf gepalten merben — ifere 
9 ieife in bie Heimat fonnte Juliane oottenben. 

So fufer bemt ^Barbara Dränfte nodt) oiele 
Stunben mit iferem toten Kiebting. biefer 
Spanne 3 ^ü ergraute ifer f(^mar3es $aar, unb 
ifere frifefeen, lebensgläubigen 3üQ e erfeietten 
ben ©rnft bes SBeltenfcfeidifats. 2 Bas biefe 
SOiutter fefet empfanb unb baifete, feofe fie für 
immer aus feber 9 tieberung in ©ottes Stäfee 
empor. ^Barbara Dränfte mar eine einfaefee 
grau — fie fafe ber gefreu3igten Docfeter nid)t 
anbers gegenüber als jene Stftutter im StRorgen* 
Ianbe iferem oon ber SBelt gemorbeten Sofen. 
Sie fafe bie gan3e Bieblicfefeit bes 90 täbd)ens, 
feufefe mie eine StRaibtume, oon Dobesfeanb 
gefnidt. Das 2 Barum! ftang bröfenenb in iferer 
einfamen Seele, baslefete, grofee,nieoerflingertbe 
SBarum ... Unb fie gebadfete plöfelicfe Donis, 
bie biefe Sdtjmefter am meiften geliebt featte, 
bie als Sünberin galt, meil fie bem 9 fuf bes 
Gebens gefolgt mar. gn biefem 51 ugenblid 
erfannte ^Barbara, mie fie gefünbigt featte. 
©ine unbepoeifelbare äBaferfeeit regte fid) in 
ifer: ©ib nidjts auf oon beinen Kinbem, mas 
lebt, mas ba ift unb 3U bir 3urüdfeferen fann. 
Denn bu bift ifere dRutter, bu feaft an bas 
ßebenbige, mas bu geboren, 3U glauben. ?tls 
ob fie ber Doten oor ifer ein feierlicfees 93 er* 
fpreifeen gab, gelobte 93 arbara, bafe bie 58 er* 
föfenung mit Doni feine Stunbe mefer oer* 
3ögert merben follte. 

911 s fie enblid) in griebriefesburg mar unb 
bie gebeugten ©eftalten iferes 9 Iuguft, iferer 
§ilba mieberfafe, erft ba braefe fie 3ufammen. 
^lacfemittags fam fie 3U fid). Sie lag in 
iferem ioäusdfeen am SOlarftpIafe. §ilba fafe am 
5 Bett, unb bas erfte, mas fie ber Butter er* 
3äfelte, mar, bafe Doni ifere 9 Infunft für morgen 
früfe gemelbet featte. ©in tinber, tiefer Sr oft 
umfing bas §er3 ber armen 9 tRutter. 5 Run 
mürbe fie alle ifere Sieben mieber beifammen 
feaben. Stile gaben ber Keinen guliane 3um 
emigen Scfelaf bas ©eleit. 

Itn einem marmen grüfelingsregentage ge* 
fefeafe es. ©s meinte oon ben 93 äumen unb 
Sträucfeern, alles mar ein leifes, füfees, fla* 
genbes Drauern. Die 5 Ratur fang ifer f<f)önftes 
933 eifeelieb auf ben Dob eines jungen äRäbdtjens. 
ttnb ^Barbara ftanb an Donis 9 Irm, an Doni 
gefd)miegt oor bem ©rabe. ©s mar nidfets 


gefdtjefeen, fie füfelte es feeute. ©s mar nidfets 
gefd^efeen, benn Doni mar gefunb, Doni fam 
aus iferem ©Iüd 3U ber toten Scfemefter. Sie 
follte es feftfealten. Solange fie lebte, ge* 
feörte fie ja bodt) iferen ©Item. „ 3 «, StRutter, 
folang idfe lebe/' antmortete Doni leife, als 
featte fie ^Barbaras ©ebanfen oernommen. 
„Uns trennt niefets mefer." 

Der ©eiftlicfee fprad). ©s fangen bie 
©ngelsftimmen ber Knaben. Dann fielen bie 
Scfeolten ber £jeimaterbe bumpf unb f(ferner 
auf guliane feerab. 

III 

Das Sfemefterle ift tot... StRit biefer 
tiefen 9 tßefemut im $er3en oerbrafete Doni 
einige Dage im ©Iternfeaufe|3u griebrifesburg. 
©in ©ngel ber 93 erföfenung mar guliane für 
fie gemorben. gm öer Keinen 

5 Räume fafe Doni fie mieber, in iferen Sefen* 
ftufel gebettet, mit iferem milben, lieben Kinber* 
gefifetfeen, ober langfam 3um genfter tretenb, 
unb, glügel an ben Sfeultem, in bie Däm* 
merung feinausffemebenb. 2Bäferenb in ben 
anbern bie Sturmmogen bes Scfemerses lang* 
fam oerebbten, erfeoben fie fife in Doni jeben 
Dag oon neuem. Sie featte aufffereien mögen, 
menn ifer irgenbeine Keine ©rinnerung an 
guliane in bie $dnbe fam. Unfaßbar — fo* 
oiel gugenb, fooiel 9 Inmut, fooiel ©üte — fein. 
Das Sfemefterle mar tot. 

Dofe Doni be3mang fife, ben ©Itern 3uliebe. 
Sie ffeenfte 93 ater unb dRutter ein paar Sage 
bes Droftes, fie umgab ifere beiben 9 IIten mit 
5 Rüdfifet unb 3 drtlifefeit. 5 Rifets ftanb mefer 
3miffeen ifenen. greüife, Karlmann mürbe 
mit feinem 933 ort ermäfent. Um fo mefer 
fonnte Doni täglife oon iferem Kinbe fprefeen. 
Diefes Keine 923 efen, bas bie ©Itern nofe nifet 
gefefeen featten, umfeüllten fie mit iferer gan3en 
ffemer3lifeen Siebe, ©rofeoater unb ©rofe* 
mutter — fie füfelten ben erften glüdfeaften 
Stol3, unb 5 ) 3 aula mürbe bie ijauptperfon im 
§aufe Dränfle. Doni mufete für ben Sommer 
einen 3toeiten Sefufe, unb bann mit iferem 
Kinbe, oerfprefeen. 

So brachten ifer bie griebrifesburger Dage, 
mas fie fife lange gemünffet featte. Dennofe 
erfannte fie — bie $eimat iferer 3 u tunft mar 
feier nifet mefer. SBie biefe StRenffeen lebten 
unb fprafeen, mie ifere alte Stabt bie Sfeneden* 
ftrafee meiter3og, oerträumt unb bofe bie Oferen 
fpifeenb, prafetooll unb Keinlife 3ugleife — fo 
oertraut Doni bas alles mar, fie fafe bofe, 
mas fie oorfeer nie gefefeen featte, unb be= 
griff ifere eigne ©ntfrembung. ga, Karl* 
mann featte eine grofee 9 Irbeit an ifer getan — 
jefet erft oerftanb fie es in efetem greifeeits* 
gefüfel unb ootl Danfbarfeü. ©s mar mirflife 
eine glufet gemefen, ifer Kinb fonnte nur 
braufeen in ber 9 BiIbnis, mie bie griebrifes* 


150 




1144 


Über £artö urtb Stfteer 


1911. 9tr. 44 


bürget es nannten, 3 ur 2 BeIt fommen. 2 In* 
fangs ftieß fie noß mit ißren frei geäußerten 
2 lnfißten ßart gegen bie 3amtlienfßfibel. Sie 
faß, baß Dnfel Btoßr allmäßliß mieber ber 
beutfße Dur ßf ßnittspßilifter geroorben mar, 
unb tonnte taunt ernft bleiben, menn ber einftige 
2 Imerifaner fiß mit. beooter 3 uftimmung um 
©roßmutter 'Sßmeiferts ©unft bemarb. Doni 
bemertte es mit Staunen — ber Dnfel ßaßte 
Starlmann faft ebenfo mie bie ftarre 2IIte, bie 
eine 2 lrt ©ottfeibeiuns in ißm feßen mochte, 
^ebenfalls oerftanb Benjamin Bloßr bie 31ußt 
unb bie Dage am Bofentor fomenig mie bie 
anbern alle, unb Doni fragte ficf) oergebens, 
meIßes Beßt ber ^ol^ßänbler auf einen fo 
rigorofen Stanbpunft ßatte. Spmpatßifß blieb 
er ißr nur als 33ater bes armen Bnaftafius. 
Da begriff fie ißn gan 3 unb ßörte ißm ftun* 
benlang 3 m „ 3 ntereffant — mie?" mar noß 
immer fein rüßrenbes Scßlußmort. übrigen 
aber ließ Doni ißn beutliß merten, baß fie 
nißt bie geringfte £uft ßatte, in gmbricßsburg 
ficß eine anbre Meinung über Starlmann ein* 
impfen 3 U laffen. 

Da Bater unb Btutter für eine 2Iusfpraße 
ni(ßt braueßbar mürben, bie ©roßmutter aber, 
fobalb fie ein oertrauteres 2 ßort magte, ben 
alten ^ropßetenton aufcßlug, ßoffte Doni nur 
noeß bei §ilba Berftänbnis. Docß auß ßier 
faß fie ficß enttäufeßt. ©s mar ißr f<ßon, als 
ißre eignen Sinne oon Juliane ein menig 
freier gemorben, aufgefallen, baß §ilba nicßt 
in bem gleißen, nießts anbres füßlenben 
Scßmer 3 lebte mie bie ©Itern. Doni mußte 
nicßt, moran bas lag, unb feßob es auf bie 
tüßlere Statur ber Scßmefter, bis fie enblicß 
mertte, baß ein neuer 3 reunb bes Kaufes 
£»ilba Dränfies ©efüßle für ficß in 2lnfpruß 
naßm. ©s mar ein italienifßer Bilbßauer mit 
bem fßönen Barnen ©efare Dalmatino, ber an 
ber ^riebtießsbutger Bfabemie ftubierte unb 
ßäufig bei Dränfies erfeßien. $ilbas erfte^ugenb 
mar oorüber. Sie mar nidßt fonberlicß ßübfdß, 
unb ißr £eben mar bisßer in 2 trbeit unb 
ergebnislofen 2Bünfßen oergafigen. Sie ßatte 
fiß als beliebte Bußmaßerin einige taufenb 
Btarf erfpart — bas mar alles. 2 lls ber 3 ü a= 
liener ficf) ißr näßerte, atmete fie auf. So 
ßatte ficß nod) nie ein SJlann um fie befümmert, 
fo unermüblicß, mit Blumen unb ffeinen ©e* 
fdßenten — nod) ba 3 u ein Stünftler, ein fßlanfer, 
bunt eiäugiger SDRenfcß aus Btailanb. Sie flog 
ißm einfaeß in bie 2 Irme. 2 Bas fie lange auf* 
bemaßrt ßatte, gab fie jeßt oßne oiel 23efinnen 
ßin. Btoßte audß Donis 23eifpiel bas feine 
basugetan ßaben — fie oerfßan 3 te fidß ßinter 
ißrem troßigen 2Billen. 2In 31ußt badßte fie 
freiließ nißt — nie trug ficß ißre trägere Statur 
mit rontantifßen ©infällen. Sie mollte gut 
bürgerlicß ausßarren, ben geliebten „©äfar“ 
bei ißren ©Itern um ficß merben laffen unb 
bann in 3 riebrißsburg als ©attin eines be¬ 
rühmten Zünftlers leben. Daß ißm großer 
Stußm beoorftanb, be 3 meifelte $ilba nicßt. ©r 
meißelte ja bie allerfßönften Saßen. .Stein 
befferes Sftobell fönne er finben, oerfißerte 
er ißr mit feiner melobifcßen Stimme immer 
mieber, als feine fdßöne beutfße Braut. 

Doni gefiel ber Kliener nicßt. ©in feit* 
famer BSiberfpruß ber ©mpfinbung ließ fie 
§ilba in berf eiben ©efaßr feßen, ber fie bei 
Starlmann erlegen mar, bod) mas für fie 3 um 
£eil gemorben, fonnte bei ber Sßmefter 
nur Unß eil merben. $ilba traeßtete nicßt 
aus ber ©nge ißrer ^erlunft ßeraus, fie 
mollte einen SOtann ßaben. Stannte fie Dal* 
matino? Sie heraufeßte fidß an ißm. Unb 
feltfam — alle biefe fonft praftifßen, nüß* 
ternen Btenfßen, ber Bater, bie SJiutter, ber 
£)nfel, ja fogar bie ©roßmutter — fie maßten 
es ißr naß. Der Bilbßauer ßatte feften 23oben 
im §aufe Dränfle. 2IIs Doni 3 mei 2Ibenbe 
mitgemaßt ßatte, an benen er bas 2Bort fiißrte 
unb einer finbliß gläubigen 3 ußörerfcfjaft oon 
feinen ©rfolgen er 3 äßlte, ßatte fie genug, ©s 
perbroß fie, baß ißre Stäcßften, benen fie nur 
Droß unb Selbftgefüßl 3 ugetraut, ßier fo 


bemütig maren. Starlmann, ber bei all feinen 
Feßlern ben größten Bor 3 ug, ©ßrlicßleit unb 
eine faft guälerifdße Selbftfritif ßatte, mürbe 
abgeleßnt. ©in ^Pßrafenbrefdßer aber begeg* 
nete liebensmürbigen unb gefdßmeießeiten ©e* 
fidßtem. Dalmatino oerftanb bie Donart — ge= 
miß mar er anbersmo ßoeßmütig ober feig — 
ßier oerfolgte er beftimmte 3 tI)e, ie. Stein, 
Doni lobte ficß ißren Starlmann. feinem 
Stidßts, mit bem er noeß rang, mar er feßon 
alles, unb bas maßre 3^1 ber 3 ulunft tonnte 
nur auf feinem 2 ßege liegen. 

Sie oerließ bie $riebricßsburger, innerlidß 
meßr oon ißnen getrennt, als jene aßnten. 
2Beit blieb ber alte SJIarltplaß ßinter ißr, mo 
einft Starlmann im SJlonblicßt neben bem fteü 
nernen 23runnenritter geftanben unb 3 U ißren 
^enftern emporgeblidt ßatte. 33on ben Ilein= 
lidßen Strämern, aus bem Dunfel ßöriger 
23auernftuben feßrte Doni enbgültig ins 2lbels= 
ließt ber freien Stomingers ein. 3ß^ e 23er= 
fößnung ßatte fie gemonnen — bas mar gut 
unb notmenbig. 3 ^ aber gefeilte fie ficß 3 U 
Starlmann unb 3 U ißrem Stinbe. 

^reilidß, er 3 äßlen mollte fie ißm maneßertei. 
2 lber fie fanb ißn, naeßbem feine erfte ffjdeube 
über ißre Stüdfeßr oerraufdßt mar, oerftimmt 
unb tief 3 erftreut. %üx feine ©r 3 äßlung aus 
ber irjeimat ßatte er Dßren. ©in beutlidßes 
Unbeßagen fam auf feine 3ü9^> menn fie oon 
ißren ©Itern fpraeß. 23erleßt ßielt fie inne 
unb maeßte feinen 23erfucß meßr, ißn mit ißrer 
Familie aus 3 ufößrten. Sie magte es nicßt 
einmal, tßr 23erfprecßen, im Sommer mit bem 
Stinbe nadß $riebricßsburg 3 U reifen, 3 U er= 
mäßnen. Salb erfußr fie, mas Starlmann be= 
brüdte. Das alte £eiben, 3ufammenftöße mit ber 
SJtutter, mar es nicßt. Stlementine lebte oor= 
läufig gan 3 frieblidß in ißrer SRüncßeiter ^ 3 enfion 
unb mar bureß neue 23efanrttfcßaften, bie fie 
beßerrfeßen fonnte, abgelenft. Starlmann litt 
an fidß felbft. Sein 23eruf als ^iftorifer, mie 
er ißn auffaßte, als ^ßropßet oergangener 
Stultur in einer fulturell ftagnierenben 3 e ^, 
mar ißm 3 meifelßaft gemorben. Die große 
SIrbeit 00 m Striege ber meißen unb ber roten 
Slofe ftodte — 2)orf unb £ancafter maren ißm 
plößlidß gleicßgültig — er begriff nicßt meßr, 
baß er in ber englifdßen ©efeßießte finben 
mollte, mas eht 3 ig fein Deutfcßtum ißm erringen 
fonnte. £eibenfcßaftlidß befann er fid) barauf, 
baß er ein Deutfcß er mar, aus bem füblidßen, 
bem edßten Deutfdßlanb. Sltit Sftadßt marf er 
fidß jeßt auf bie Stunftgefcßidßte unb £iteratur. 
2 lber biefe gelber maren alle fdßon abgemäßt, 
unb neues Brot aus ißnen erfteßen 3 U laffen, 
fanb Starlmann Coming er fidß nidßt ftarf 
genug. 23alb 3 meifelte er an jeher Überlieferung 
unb ©efdßidßte. 9Rit fcßmadßen §änben, franfen 
2 leroen, ein 9tamenIofer ftanb er in ber ent- 
frembeten ©egenmart — bodß ißr geßärte er. 
3u ißr mußte er ben 23emeis feiner 33^fört= 
lidßfeit liefern. Dot maren bie 2 lßnen. llnb 
noeß einmal maeßte Starlmann ben Stampf 
um bie 3 ^dge burdß, bie ißn feßon bei ^oßannes 
9toIlfinf gepadt ßatte: 2Bar ber Beprobuftioe 
bem ^robuftioen ebenbürtig ? Sollte er nißt 
lieber allen 2 ßiffensfram oon fiß merfen, um 
fein ©ignes, mie es aueß mar, in bie 2 Belt 
3U ftellcn? ©r fußr naß 2lmmerfelb unb 
oertraute fiß feinem 23etter an. 3 oßcmnes 
berußigte ißn nur menig — bas dRefuttat, 
bas Startmann als eßter Soßit feiner SOtutter 
mit 3 uneßmen oerlangte, fonnte er ißm nißt 
geben, ©rft naß meßreren Dagen, als Doni 
ba mar unb traurig neben bem oer 3 meifel= 
ten Starlmann ßerging, fam 3oßannes' 2Int= 
mort: ,23ift bu bes Sorfßens mirfliß über= 
brüffig/ fßrieb ©oa, ,fannft bu im 2 laß= 
fpüren frember Daten, im Sßilbern ferner 
©reigniffe, fo ßoß biefe 2 Biffenfßaft für anbre 
fteßen mag, nißt meßr Deinen £ebensberuf 
feßen — fteßt es für Diß mißt meßr ßoß — 
fo entfßeibe Diß. 2lber fßnell unb grünbliß. 
Stein 3erfafern, fein fteriles 3tt>eifeln. Du 
bift noß jung genug, Du braueßft Deinen Stopf 
nißt ßängen 311 laffen. ©in SRenfß in Deinen 


3 aßren, ber es fo eßrliß meint, fann noß 
3 eßnmal umfatteln. 2ßer fießt Dir babei 3 U? 
2 lur iß — menn iß oon feßen reben barf. 
Xlnb iß ermarte etmas oon Dir, bas ift Deine 
Straft, Starlmann, man fann bei Dir auf 
etmas märten. Du ßaft 00 m äftalen gefproßen. 
Du millft Diß in ber Stunft Deines 23aters 
oerfußen, troßbem ober meil er fie Dir oer= 
fperren mollte. Das oerfteße iß. Du millft 
Diß über Deinen 23ater ßinausßeben. 23er= 
fuß es! 9Rale brauflos! ©oa mirb Dir im 
Deßnifßeu ßelfen, fooiel fie fann. 9JiaIen 
ift gut mie alles ©ute, menn es gefonnt ift. 
2tlfo — fei gegrüßt. Dein .^oßannes/ 

Starlmann ftanb, als er biefen Brief ge= 
Iefen ßatte, fo pofitio 3 uftimmenb unb freubig 
oor Doni, baß biefe ißren ©inmurf für fiß 
beßielt. , 2 RaIen ift gut mie alles ©ute, 
menn es gefonnt ift‘, fßrieb 3 bßttnnes? 
3a, mürbe Starlmann es benn fönnen? _3ß^i 
fßien fein 3 tD ^f e I fommen. äftit einem 
(Sßlage faß fie ißn mieber obenauf, ©s er- 
löfte, begeifterte ißn, ber Stunft bes Baters 
fiß in bie 2lrme 3 U merfen. Daufenb ^31äne 
entmidelte er ißr, mit 2Borten mürben ßunbert 
Bilber gemalt, unb innerßalb einer Sturtbe 
ßatte er fiß entfßloffen, als befßeibener 
2 tfabemiefßüler 3 eicßnen 3 U lernen unb bei 
Sgeinemann eine Stolleftioausftellung 3 U oer= 
anftalten. Sie ließ ißn enbliß, als ißr ber 
Stopf fßmirrte, in feinem neuen ©lüd allein. 
Den 2lbenb mollte fie abmarten, ber mie immer 
Stlärung bringen mußte, ©ine ©efaßr für 
ißren £ebensunterßalt faß Doni in bem plöß= 
lißen Umfatteln nißt. Sie mußte, mas Starü 
mann oerbienen fonnte, unb glaubte an feine 
Bßantafie meßr. 2 Bemt es ißn nur glüdliß 
maßte — fie ßatte ja ißre Durnftunben, bie 
immer Iufratioer mürben. 2 Benn fie gefunb 
blieb, fonnte ißnen nißts gefßeßen — ob 
Starlmann malte ober ftubierte. 

So ßatte er mieber neue 3IügeI. Balb mar 
ein 2 ltelier gemietet, feßr groß unb mit allem 
ausgeftattet, mas ein junger Bleifter oerlangen 
fonnte. hierbei ßalf ißm bie 9Rutter natürliß. 
Durß ißre gefßidten §änbe entftanb ein rei 3 em 
bes Stünftlerneft. ©rft als Starlmann an bas 
©igentliße, ans Arbeiten geßen mollte, mürben 
ißm bie Befuße ber Btutter 3 uoiel, unb er 
mußte fie fßließliß etmas gemaltfam in ißre 
^enfion 3 urüdfßiden. 2 Bas ßalf ißm bas fßönfte 
Sttelier, menn ber ©eift nißt über ißn fommen 
mollte! Die ÜRutter fßmaßte all 3 uoiel ßinmeg. 
Beleibigt, als er fie fo plößliß oerabfßiebete, 
fam fie faum noß ba 3 u, ißm ißre Segens* 
münfße als 2 Bitme bes maßren SOteifters 
3 urüd 3 ulaffen. — 

3mei 3cßre malte Starlmann nun mit fana* 
tifßem 31^ unb unerbittlißer Selbftfritif. 
Sein 23ater ftanb neben ißm, menn er ben 
$infel füßrte, er mollte es fo unb traßtete 
3 ugleiß banaß, fiß biefes Sßattens 3 U ent* 
lebigen. 3Jtit freien 2 tugen mollte er . feßen, 
mit eignen Stäuben fßaffen. 2lber ber 2Beg, 
ben er ging, füßrte ißn in ßoß es 3 ^lfengebirge, 
ooll 3 ^tum, oßne £abung. 2 ßäßrenb er noß 
ftol 3 empfanb, mie fein moberner ©eift ben 
Bater überflog, mußte er fßon erfennen, baß 
er als Deßnifer unb Stönner gegen ben 2Ilten 
ein Strüppel mar. ©r ßatte nißts gelernt, 
©r ßatte ©efißte, boß fanb er feine ©eftal* 
tung. Das ©roße, bas er feftßalten mollte, 
3 erfIoß ißm, unb bas Stleine befriebigte ißn 
nißt. Btit angftoolter Sßeu maßte er biefe 
Stümpfe allein burß. Stein 3i*^unb, fein 
Stoliege mürbe eingemeißt, unb auß ©oa 
Böllfihfs §ilfe begann Starlmann, ba er ißr 
fßarfes Urteil fürßtete, 3 U umgeßen. So 
ßäufte er Bilb auf Bilb, oerrnoßte faum bie 
Btaterialfoften 311 beden, unb manßmal broßte 
er 3 u erftiefen in all bert gefpenftifßen Dorfen, 
©ines 2 lbenbs ließ er bie Brbeit liegen unb 
fßliß ; fiß mutlos 311 Doni ßinunter, bie mit 
ber Keinen Betula fpielte, einem jeßt fßon 
breijäßrigen, allerliebften Bläbel. 

. „Denf bir, Starlmann, mas iß eben geßört 
ßab' — ber 2 lrn 0 lb Binger ift in Blünßen!" 



1911. fRr. 44 


Über £anb unb föleer 


1145 


„Cin 9 Saler,“ flüsterte ftarlmann mit bit= 
terem £äd)eln. 

„ 3 a — aber toas für einer! Du oerehrft 
ihn bod) jo, unb er roar ber bejte $reunb beines 
Saters!“ 

„Damit tarnt id) nichts anfangen. £anb= 
fd)uhtnopf ober Sohn eines großen 9 Sannes 
3U fein — bas ijt gleid).“ 

„ 91 a, id) — id) hab’ mid) ben gan3en 2 Beg 
brauf gefreut, bah id) bir bas er3äl)len fann. 
Cr roobnt in ben Sier 3ah*es3eiten. 34 ) meih 
bod), roie fdjmer bu's I)aft, idarlmann, roenn 
id) aud) nichts oon ber fötalem oerftel)' — bu 
fiehjt jo jammerooll jd)led)t aus, gan3 jpit3 bijt 
bu — id) f)ab' mirtlid) Sngjt um beine Seroen.“ 
„Doni —" 

„Sein, jo geht's nit roeiter, mein £iebling. 
Du iht ja toie ein Spälte unb oereinjamjt 
mir gan3. deinen 3reunb bajt bu unb leinen 
üameraben. 51 aum, bah bu nod) einmal 
nad) Smmerfelb fährft — bie Coa b)at jidf) 
fd)on bellagt. 3of)annes lann bod) nit 3U bir 
lomnten.“ 

„Soll id) 3 of)annes etrna meine Silber 
3eigen? !“ 

i n „ftarlmann, jei nit jo fchredlid) bitter. 
3unlle mid) aud) nit jo mit ben Sugen an — 
bas haft bu gar nit nötig. 34 ) hab' jetjt unter>- 
roegs einen anbern ©ebanten gehabt, £ör 3U. 
Der Srnolb Singer ijt l)ier, ber Smolb Singer 
interejjiert fid) für bid) — 3um ©lüd meih 
bie 9 Sama nod) nid)ts oon il)m — id) mär' 
bafür, bah bu jofort I>mgel)jt, ins §otel, if)m 
beine Sli33en bringjt unb ihn bittejt, ob er 
bid) nit mal im Stelier befudjen mill.“ 

„Sie!“ 

„Sber ftarlmann — überleg bir's gut — 
toas bir bie größte 51 ama 3 ität jagt —“ 

„Üapa3ität, meinjt bu!... Sein, nein, bas 
ijt Semid)tung! 34 ) toeth es im ooraus!“ 
„Das glaub id) nit. So, roie bu 3U leiben 
l)ajt, roie bu bie Sad)e anpadft — ba jtedt 
jid)er ein Dalent. ©eh t)i© td) bitt' bid), 
melb' bid) beim Singer —" 

ftarlmann rannte mit erglül)enbem üopf 
hinaus. Die Heine fßaula, bie jeit bem fRorgen 
leinen 5 tuh oon ihrem fßapa belommen hatte, 
roeinte. Doni aber roar ruhig. Sie lächelte 
— jetjt überlegte es jid) ber äBiberjprucfjsgeijt, 
unb fdjliehlid) tarn er 3ur Crlenntnis. 

So gejd)al) es. 9 lad) einer^Stunbe erjdjien 
5 !arlmann roieber in einer gemiffen ruhigen 


3 eierlid)leit, ungefähr roie ein ©atte, ber in 
ben 51rieg geht. SCTUt fernsten Sugen erllärte 
er Doni, bah er auf ihren Sßunjd) bas £et)te 
oerjud)en roolle. ,Der Singer* jei allerbings bie 
einige Üapa 3 ität, oon ber er eine Cntfd)eibung 
hinnehme. 9Jtorgen oormittag roolle er 3 U ihm 
gehen unb bem SIten jeine Sti 33 en 3 eigen. 

Snbers als anbre junge 9JtaIer, bie it)n 
um Sat baten, jtanb Üarlmann Sontinger oor 
Srnolb Singer. Ctroas reifer rool)l, mit Cr* 
Iebnisjpuren, aber äuherlid) auf bas jorg= 
jamjte gepflegt, in einem neuen Überrod, in 
meinen ©Iacehanbfd)uhen, bie mit jd)roar 3 en 
Streifen oer 3 iert roaren. 5larlmann trug 
bieje ungemöhnlidjen §anbjd)ube in einem 
geroijjen Drohgefühl. 3 ^benfaIIs fd)ien er 
aus teinem Sorgenleben 3 U tommen, er, ber 
gejtern nod) 3 erguält unb ooll Demut roar. 
Srnolb Singers Sugen ruhten überrafdjt auf 
ihm. So jat) aljo ein ftunftjünger oon beute 
aus. Cs rourbe ibm aber bei biejem Sttblid 
bel)aglidf)er als unter ben ehrfürchtigen Süden 
ärmlicher Detenten, bie oor ihm jtanben, als 
ob jie ein Dobesurteil erroarteten. Sud) fiel 
ihm bie oerjtärtte Shuüd)leit 51arlmanns mit 
jeinem Sater auf. Sßohl jollte er roieber 
einmal urteilen, biejelbe f^ein rourbe ihm 3 U= 
gemutet roie jonjt, aber 3 um ©lüd jah er hier 
nid)t bie gefährliche Ärijis einer angjtoollen 
Äünjtlerjeele. Äarlmann jtanb ruhig, fajt 
gemäd)lid) neben ihm. Sein 9Item ging ein 
roenig jdjnell, jeine 9lugen büßten 3 uroeilen, er 
roar jet>r rot — bas roarert alle 9iomingers. 
SCRit unburchbringlichem ©ejid)t jtanb 9lmolb 
9ünger ba unb blätterte in ber Sti 33 enmappe. 
„3eid)nen müjjen Sie nod) lernen,“ jagte er 
halblaut unb bann: „kommen Sie öfters nach 
3riebrid)sburg?“ Sei einer £anbjd)aft, bie 
.ftarimann für jeine bejte h^Ü, fragte er nur: 
„3jt bas bas3jartal?“ Sei anbern murrte er: 
,/ne lomijdje ‘iperjpeltioe“, unb bann fuhr er 
jid) jd)neu 3 enb fort: ,,9td) ©ott, 3 ^ ©ltern= 
haus! 3hr jdtjönes, unoergehüd^es Clternhaus! 
So etroas lommt nie roieber. 3^ Sater roar 
bodh roirtlid) ein ^ßrad)tmenjch. Sd)abe, bah 
er als Mnjtler nicht nod) roeitergetommen ijt. 
Unb 3t)i^ Slutter! 2Bie geht es benn eigent= 
lief) 3hrer lieben, ent 3 üdenben 9Hutter?“ Sei 
ben lebten SSorten lieh Srnolb Singer bie 
Sti 33 enmappe los, jo bah ber Dedei 3 ufiel, 
unb mad)te ji^ aid)t mehr auf. Dejto lebhafter 
fuhr er fort, oon itarlmanns 9Jtutter 3 U jpredjen. 


Snelboten er 3 ählte er bem jungen fötaler 
oon ihr. 9Jtit ©rühen belub er ihn, unb ber 
liebenstoürbige Crguh enbete mit bem ge= 
fürchteten 9Jloment jolcfjer Sejudhe: Cr jah 
auf bie UI)r. Cs roar 3 e ^t 3 um ©eben. Unb 
ilarlmann jprach feinen innigjten Dant aus. 
üarlmann hatte bie Über 3 eugung geroonnen, 
bah ber föteifter bie Diners oon 3^t^brid)sburg 
in banlbarfter Crinnerung hatte. Äarlmanrt 
empfahl jidf). Cr roar jogar froh, fort 3 ulommen, 
obtoohl er nid^t bas minbejte Urteil mitnahm 
unb nicht einmal jeine Cinlabung ins Stelier 
angebracht hatte. Cin eigentümlicher Saufd) 
oerbarg ihm roieber alles Datjäd)lid)e. Cr hatte 
eine Stunbe mit bem berüljmteften 9Saler 
ber ©egenroart gejprodhen, er roar ber junge 
Sominger aus 3 nebrid)sburg, unb toas bas 
feltfamfte roar, jein grobes Streben hatte 
plötzlich bie tiefen, fchmer 3 lid)en 3 ^ 9 ^ ®er= 
loren. Cs roar ihm eigentlid) lieb, bah Srnolb 
Singer über ben 5tünftler in ihm htTttaeg* 
gegangen roar. Sil jein 3 1 * ) eifeln unb Quälen 
Ireijte um Sbgrünbe — er hatte nur eins, 
ein fßojitioes: er muhte, roas ed)te Runft 
mar. So jtanb er auf berjelben £jöfje mie ber 
roeltberühmte 9Seijter, jo mar er Sominger- 
jd)er Selbjterlenntnis mürbig. Dah bie 3 U== 
lunft mieber einmal 3 ugebaut unb lojtbare 
3 eit für ihn oerloren mar — bas tarn jeinem 
fchmärmerifd)en ©eijt freilief) nid)t 3 um Se= 
muhtjein. (gortfe^ung folgt) 


Sümmerna^tgeu) itter 

^altjchlagenb in bie jd)mar 3 e Sommernadjt 
Die jehmeren Segengüjje nieberfallen, 

Srr meinem ^fenjtcr jtürgt bie mtlbe 3 agb 
Sorbet mit fcharfem, flitternb hartem Stallen. 

Der Donner fd)ilt im nahen üiefernroalb, 

Die Slihe brennen um bie breiten Säume. 
Da 3 tDifd)en angjtoergrabene Schmähe Irallt 
Sid» in bes 3orjtes hütge 3 errte Säume. 

Unb lod)enb peitfd)t ber Sturm ben nahen 3tuh, 
3 m Slih bie meihert ©ifd)tgefd)roaber jd)leifen. 
Son meinem genjter fei)' ich ©uh um ©uh 
2Bte flüdjtig Seiterooll oorüberjtreifen. 

3 enjeits am 3 'lrih ein §aus, in ©rau geprefd, 
Das lebt unb ftirbt, mie es bie Slihe mollen. 
Das meiße §aus, bas traute Slenfcherntejt, 

Steht mie entgeistert oon bem SBettergrolIen. 

©ujtao Schüler 



ftfnjelm geuerbadö 


fUma3onenjcf)Ia(^t 
















1146 


Über £artb urtb Stfteer 


1911. 91r. 44 



habet ift, v baß oon bert oerfd)iebenften Seiten bie 
gleiche ©ntfeßeibung getroffen mürbe, baß fomoßl 
ein ©nglänber als and) bänifdje, beutfeße, italienifd)e 
unb ungarifeße gorfeßer 3U genau bemfelben ©r= 
gebnis gelangten, unb 3toar meift unabhängig oon* 
einanber. ABas aber hat man ßerausgebraeßt? 
Daß ohne feben 3 a>eifel 23 astifd) mit ben Spradjen 
bes Sautafus, mit Dfd)ertef(ifd), ©eorgifdj unb 
fiesgßifd) oerfippt ift. Diefe ©ntbedung ber lebten 
gaßre ift oon ber größten Dragmeite. Die Stämme 
bes Sautafus unb ber ^ßpreuäen finb miteinanber 
oermanbt. Sd)ön! Sun tönnen aber boeß bie 
£jorben, bie einft 3mifd)en ^ 3 prenäen unb Sautafus 
häuften, nid)t oom Sirius gefallen fein. Die 
3toingenbe Schlußfolgerung ift baßer: aud) in 
fenem 3*üifd)engebiete müffen bastoibe unb tfeßer* 
teffoibe £eute geroohnt haben. Sun ift aber roeiter 
nid)t an3uneßmen, baß biefe fieute fpurlos, ohne 
Sinb unb Siegel 3u ßinterlaffen, untergegangen 
feien. Cßneßin fprießt bie irjäufigteit ber 23 rad)i)* 
fephalie für bie gottbauer bes Dfcßerteffentpps. 

Unb fielje, bie Vermutung ftimmt! dämlich 
nodh heute ertönen in beut 3t°ifd)engebiet, toie 
auch (üblich unb nörblid) baoon, bastifeße unb 
tfeßerteffifeße Sßörter, SBörter, bie aus bem gnbo* 
germanifeßen fcßlecßterbings nid)t ertlärt toerben 
tonnen. Steift finb es munbartlid)e Ausbrüde. 
Sontßherteffifcßer 33 rut ftammt ber Sees (®letfd)er 
ber Dftalpen) oon georgifd)er ber ©ifcßpele, Dropf 
Sd)toabens. gdj nenne ferner bas friefifdje Sag, 
Sferb, unb bas pofenfd)e Srate für Sd)inbmäßre. 
Aber and) feine, ja ßoeßtrabenbe Wörter ber 
£iteraturfprad)e haben nidjt feiten oorarifeße 
Aßnen. So tommt bas f.tol3e ABort 3 elter oon 
bastifd) 3albia unb ben §engft oergefellfd)afte id) 
mit tfcßerteffifd) 3<hen, Sferb. Ebenfalls oom 
23 astifd)en tommt bas roeniger feine 93ür3el unb 
bas fd)mei3erifdje £os, Sau. 2 Bas ift ein Spam 
fertei? Das roeiß jeber. Aber auf roelcfje 9Bur3el 
ift Span 3urüd3ufül)reu? Das toeiß niemanb. 
Sur ber alte £eibni3 mußte es, ber fd)on oor 3toei= 
hunbert fahren meiter fal) als bie gnbogermaniften 
oon heute, unb ber feßon bamals bastifeße 2Bur3eIn 
im Deutfcßen fueßte. £eibni3 erinnert an bas 
bastifeße Span, bie Amme, ober aud) „fäugen". 
Alfo ift Spanfertel ein Scßmeindjen, bas noch ber 
Amme bebarf. ©ine gan3e Serlenfcßnur bastifd)er 
ABörter hat jüngft oon ben Selben in ben rneft* 
fd)mei3erifd)enSlifd)bialetten entbedt. geh bin feft 
über3eugt, baß man aud) im gran3öfifcßen, gtalieni* 
fd)en unb Aumänifd)en nod) eine gülle gleicher 
©ntbedungen machen mirb. Übrigens hätte in 
Deutfchlanb ber ABasgenmalb, bas ift ber ABalb ber 
Sasten, oon felbft auf bastifd)e ©tpmologien 
führen follen. ©inen Schimmer baoon hat offen* 
Sprad)lid) bar nod) bie altbeutfd)e Sage. gßr $elb ift SBalter 
nb funtel* oon Aquitanien. 3 u Aquitanien aber gehörte bie 
iie tu ben ©ascogne, bas Sastenlanb. 

Bermanbte ©s gibt immer böfe £eute, bie einem nid)t 
©eleßrten glauben mollen. gür biefe finb unfre Silber ba. 
mg mährte Auf ©tpmologien allein tarnt man teine Käufer 
ffen £aute bauen. Aber bie Aßnlicßteit oon ©efid)tern ift eine 
•ben. 9 Jtan Sache, über bie man nid)t fo leid)t hiuaustommt, 
gnbianer. bie nicht fo einfach megbisputiert merben tann. 
Ingenehnte Alfo man tue feine geehrten Augen auf unb fd)aue! 


'TNie ©hemfuren im Atitteltautafus haben eine 
befonbere ©emol)nheit beim 3 u>eitampf. Die 
©emohnheit ift nid)t feßr menfä)enfreunblid), aber 
fie ift menigftens originell. Atit einem Sd)lagring 
reißen fie bem ©egner bas Auge aus. Die gleiche 
Sitte beftanb bis oor tur3em noch in Sorbtirol. 
Sei bem Soblertampf, ber im £od)fommer oben 
auf bem Sißbicßler £orn ausgefodjten mürbe, 
galt früher bas Augenausbrüden nod) für erlaubt. 
Sonft lebt bie Sitte nur in Spanien unb im fpani* 
fd)en Aterito fort, ©in smeiter geometrifeßer £)rt! 
ABo ift heut3utage ein Stiergefecht 3U feßen? gn 
Aterito, Spanien unb in ber perfifeßen ^ßrooin3 
Atasenberan am Safpifee. ©in britter geometrifcher 
£>rt! Aßo trägt man einen Sudfad? Diefes Slöhel 
ift ohne 3 u)eifel fel)t be3eid)nenb. Sielleidjt benft 
jemanb, auf einen Audfad tonnte jeber tommen. 
ASeit gefehlt! Aod) nicht einmal barauf, baß man 
am bequemften auf bem Aüden trägt, finb alle 
Söller getommen. Der Aeger oermeint, ber itopf 
fei oiel beffer ba3U, Saften 3u tragen; freilid) macht 
es bem SReger aud) nicht oiel aus, menn fein Ser* 
ftanb ein menig 3ufammengebrüdt mirb. ©in 
©hinefe hält es überhaupt nid)t für menfehen* 
mürbig, allein etmas 3U transportieren; es ge* 
hören 3toei ba3u, bie bie Sürbe an einen Sambus 
fteden unb fie fo auf ben Schultern tragen. Der 
Armenier nimmt alles auf feinen ftiermäßigen 
Saden. Aorbbeutfche unb ©nglänber haben feit* 
lid) eine Aeifetafd)e. Sur ben Suffen unb Dataren 
muß man es 3ubilligen, baß fie fid) nod) etmas Se* 
gabteres als ben Sudfad ausgebadjt haben. Sie 
plagen fid) nämlid) überhaupt nicht felber mit 
Dragen, fonbem überlaffen bies gefälligft einem 
gebulbigen ^ßferbe. Die golgerung hieraus? 3 d) 
münfd^e 3U seigen, baß bie Art bes Dragens teines* 
megs 3ufällig ift, baß fie irgenbmie mit bem 
Stammesdjaratter 3ufammenhängt. ©s muß 
alfo etmas Sefonberes bebeuten, menn fid) ber 
Sudfad (urfprünglid)) nur im mittleren itautafus 
unb in ben Alpen finb et. 

Die Saturforfd)er haben fd)on längft heraus* 
gebracht, baß in ©uropa einft Saffen häuften, bie 
mit ben g^bogermanen gar nichts 3U tun haben. 
Da maren 3unäd)ft Urräffen: ber äRenfd) oon 
§eibelberg, oon Spp, oom Seanbertal, oon 
itrapina. Diefe 2 Renfd)en, bie eine niebrige, 3urüd* 
liegenbe Stirn unb feht ftart entmidelte Sinn* 
baden hatten, finb mit ben heutigen Auftraliern 
in eine ßinie geftellt morben. Darüber jebod) tobt 
ein heißer Sampf, ob biefe Slenfd)en bis in bie 
©egenmart bauern, ob Sachfaßren berer oon Spp 
unb Seanbertal nod) unter uns im gleifd)e manbeln. 
3 «h perfönlid) bin über3eugt baoon. Die Antßro* 
pologen haben aber nod) eine gan3e Seiße oon 
anbern Sienfcßenarten in Hreuropa ausfinbig ge* 
maeßt, als ba mären 3 t»erge, oon benen man Sefte 
bei ARonato fanb. gerner bie berühmte ©ro* 
magnon*Saffe, bie bis 3ur Serberei reid)t, bann 
tleinmücßfige £angfd)äbel, ho<hiuüd)fige Sur3* 
fd)äbel unb Sermanbte ber Aino. 3 <h lebe bes 
©laubens, baß aueß in bie ©egenmart nod) eine 
3toergenabart fid) ßinübergerettet ßat. Sian muß 
nur bie Augen auftun unb feßen. So lebt noch ein 
3mergenoöltd)en in Deufenbad) unb in griefad) in 


Ubinerinnen aus ASarbßafdjen im Dranstautafus 


Df^erteffen in Deutfcßlanb: Siünd)ner Dppen. Sa^ 3 eicßnungen oon Hermann Slimfch 





1911. 9tr. 44 


Über Sartb unb 'JJieer 


1147 



auf foId)e ©orberafiens ^urücfgeführt: ein Dichter 
muffte bie £autfd)iebcr uub ©ungelehrten be= 
fd)ämen. 

Stod) einen bemeisträftigen ©nbalt geben bie 
Haustiere ab. Der SStenfd) ift mit feinen Dieren 
gemanbert, mit ben jagbbaren mie mit ben gaijmen. 
Stun ift bas irifdje Steh nad) ben gorfd)ungen bes 
granffurter 3 oologen Dr. Sdjarff aus einer 
Kreu3ung bes fibirifefjen mit bem tleinafiatifdjen 
Steh beroorgegangen. Unb ber bastifd)e |junb ift 
anatomifd) unb mertmürbigermeife 3uglei<b aud) 
fprad)lid) gan3 genau ber tibetifdje §unb. ©Sabr* 
fd)einlid) ift auch bas ©ferb aus Dibet getommen. 
3d) tann hier einen ©eitrag aus eigner Erfahrung 
liefern. 3 n einem oerborgenen Dale bes Sal3* 
tammergutes unb in ber Stäbe oon ©aftein börte 
id) ben ©usbrud Koten für Sd)inbmäbre. Das ift 
bas fübtibetifebe Kotu, ©ferb. 3 d) grub bann 
roeiter nad) unb fanb etroas $bnlid)es am Stil, 
roo bie mittelafiatifd)en §ptfos t>or halb oier 3ab^ 
taufenben bas Stob eingefübrt haben; im ©It* 
ägpptifdjen beifet nämlidb bas eble Dier ©btn. 2 Bie 
bie ©öfter im Kaufe ber 3 eit 3U ©ßalbteufeln unb 
$eren berabfinten, fo ift Koten nad) unb nad) jur 
Scbinbmäbre geroorben. Stod) ein feltfames ©Sort, 
ein mittelbeutfd)es, ift ebenfalls an ber Sdjtoelle 
Dibets beimatbered)tigt. 3 ™ gmnlfurt nennt 
man einen ungefügen Kal)n einen Scheid). Das 
ift faft genau in berfeiben Lautung im 
mrW] ©altiftan 3mifd)en Knnbufufd) unb Dibet, 
ferner am ©uptjrat, roo ber roadere Deno* 
W 1 . pbon in feiner ©nabafis ben Kelet be* 
fd)reibt, unb in ©Ibanien roieber^ufinben. 
3n biefen brei lederen fällen ift es ein 
H 5abr3eug, bas fief) aus aufgeblafenen 
3iegenfdjläud)en gufammenfebt. 

Der Schlauch ift aud) nod) an einem 
' jj anbern ©nbe ber ©Seit beliebt, greilid) 
IjfjMh aus einem anbern, toeniger tu ädrigen 
"Mal ©runbe. Die ©emobner ber ©Seft* 

IRjj pprenäen beuor^ugen nod) beute ben 

Infl Sd)laud) als Drintgefäfc. ©Senn fo ein 
©aste Dürft bat, fo nimmt er ben — 
meift 3iemlid) tueiträumigen — Sd)Iaud) 
mit beiben £änben, bebt ibn bod), un= 
IE m gcfäbr ein brittel SJteter fentred)t über 
feinen SHunb, unb brüdt nun träftig. 
Die gan3e Umgebung tann fid) nun an 
bem fdjönen Strahl freuen, ber aus bem 
Sd)laud)enbe burd) bie blaue Kuft bem 


fyreilid) ift es am beften, roenn man uorber nod) 
rafd) in ben Kautafus gebt. Dann toirb man 3U 
Daufenben bei uns Köpfe erfpäben, bie fid) ebenfo, 
mit benfelben Sd)äbeimaj3en unb bemfelben ©e= 
fidjtsausbrud in ben §od)tälern ber Ufd)ba unb 
bes ©Ibrus, in SJtingrelien, ©bd)afien unb Kadjetien, 
bei ben Karatfdjai unb in Dbageftan finben. ©in 
SJtann roie ©nbreas §ofer ift ber tlrtfd)erteffe; 
fogar ©oetbe, uamentlid) aber feine SStutter, bat 
etroas entfd)ieben ©eorgifdjes. Stiller ift ein 
©nbi, roie er leibt unb lebt, ein ©nbi bes Dbageftan. 
©s ift teine Sd)anbe, mit fieuten bes Kautafus 
besfelben ©lutes 3u fein. irjaben bod) bie mehr* 
haften Dfd)erteffen überall bie Scblad)ten bes 
©abifebab gefd)lagen, auf europäifd)en Seibern 
roie auf afiatifd)en, unb haben in ©gppten mächtige 
£jerrfd)aften errid)tet, unb roerben bod) bie fd)önen 
Dfd)erteffinnen in allen £jarems bes Orients be* 
gehrt, oott Durtiftan bis nach SStarotto. 

Stod) beftänbiger als ©ebraud)sroörter, bie aus 
ber Urzeit in bie ©egenroart bineintönen, finb 
Ortsnamen. Hnb ba finb roieberum bie Slufe* 
namen bie beftänbigften. SStan nehme bie barm* 
lofe Darm, an ber bas tunftoerftänbige Darmftabt 
liegt. Sie bat einen erlauchten ©etter, nämlid) 
ben Dreitaufenbtilometerftrom SStittelafiens, ben 
Darim. 3 d) gebe 3U, ber ift nicht gerabe febr nabe, 
©ber es gibt eine SJtenge uon 3tüifd)enflüffen, bie 
fanft nad) ben ©egenben jenfeits bes 
©amirs binüberleiten unb uns felbft ben r » 
Darim roabrbaft nahe bringen. Da haben 
mir ben Drin, ber flamifcb Drima Reifet, 
in Sllbanien, unb haben ben Dpras bes 
§erobot, ber in bie Donau fließt. Da ift _ 'V I 
ferner ber Draous ober Drau, ba ift bie 
Dreroen3 in ©ölen, ba finb bie Drentbe 
in ^ollanb, bie Draoe in Storbbeutfd)Ianb, 
ber Druentus im alten Oberitalien, bie \ 

Durance in ber heutigen Dorbogne, mei= 
ters ber Douro, Duero unb Slbour auf 
ber 3 berifd)en $albinfel, bie Dora ©altea 
in ©iemont, bie Dl)ur in ber S<broei3, bie 
Dürn in Oberöfterreid), bie Dura unb 
Dula in Stuftlanb unb Sibirien, enblid) 
ber Darn in Sübfrantreicb unb Siibeng= 
lanb. Die Stibba ber Sßetterau bat ©afen 
in ber toeftfibirifd)en Stpba unb in ber 
Steba bes ©eloponnes. Stod) entferntere 
©ermanbte bat bie Hrfel bes Daunus auf= 

3umeifen; bie bat mit ber heiligen Hrfula 
gar nichts 311 tun, roobl aber mit ber 
iberifd)en Hrfola unb bem manbfd)urifd)en BMI 
Sluffe Hrfon. ©benfo bat ber beutfdje 
©rgen einen berühmten ©etter in bem ; 
fautafifd)en unb manbfd)urifd)en Strgun, — 
fomie bem nta3ebonifd)en ©rgines. Hnfre 
Kenne fd)eint mit ber Kena 3ufammen= 
3ubängen, ber Sltain mit bem etrustifdjen Sltinio 
unb ber ruffifcbenSJtiniia, ber 9 tbeinmitbemtautafi= 
fd)en Stion, bie SJturr unb ber Sltur mit bem Slrrtur, 
mie aud) bem turtiftanifeben Slntu. Derart gibt es 
eine ftattlid)e SIn3al)l oon beutf(ben Slufenamen — 
id) mage 3U behaupten: bie allermeiften — bie tein 


febnfüd)tigen SJtunbc 3uftrebt. SJtanbente 
fff (ich nun, bah ber Drinter, mie es oft ge* 
v< febiebt, in einem rumpelnben ©Sagen 
fi^e, unb man mirb bie ©efcbidlid)teit 

- mürbigen, mit ber ber Durftenbe fo 3ielt, 

bah bie bs^bd)e Slüffigteit nicht in bie 
3rre gebt, nid)t am SJtunbe oorbeifliebt. 
Stur untunbige Srembe, bie es mit bem emig med)= 
felnben ©prenäengefäfte oerfudjen, oerf^ütten bas 
©etränt unb begießen fidb bie Stafe. TW aber 
bie Stubanmenbung! ©astifd) beif# ber Silland) 
©ota. Daoon tommt bie ©outeille ber S^an3ofen 
unb unfre oielgeliebte ©ubbel ober ©ulle. 


©ba3ifumuten (Dagbeftan) 

namen auf ber ©Säuberung mit fort, ©uf bie ©Seife 
ift ber Staute ber ©ngoba oon bem nörblid)en Darim* 
beden 3ur beutfd)en Stogat unb 3um ©ngabin ge* 
manbert. 3™ einer fpäteren 3 eit oerpflan3en bie 
Siebter aud) bie meniger mid)tigen ©ergnamen 
unb 3ulebt au<b bie Stäbtenamen. So mand)e 
Spieen ber ©Ipen tragen biefelben ©e3eidb= 
nungen mie $öben bes Kautafus unb bes 
<rjinbutufcb; ©eld)en unb ©altan finb nid)t 
ooneinanber 3U fcfjeiben. Stäbtenamen bat 
im größten Hmfange f^on ber alte Steub 


Diboer aus bem Sd)aurigebiet 


^prtaner aus ©bobfal ©tad)i (Dagbeftan) 


©in ©eorgier aus ©ori (Dranstautafien) 


1911 (»b. 106 ) 


151 











1148 


1911. $ftr. 44 


Uber £anb unb $Keer 

Jeonore yfiersen - Deäelf- J7)/£ IMOrderrf&cfl wfmvfete Jfä/wlk' 


VII 

allein Sdjmippfchmager, ber£anbrid)ter 

iffen Sie, meinen Sdhmippfdhmager, ben 
£anbrid)ter, ben fann id) eigentüd) nicht 
leiben. 2 Bie er ausfieht, bas habe id) 3 h ne n fdhon 
früher einmal betrieben: menn bie Kugel mir!» 
lid) bie oollfommenfte $orm ber ©rbe barftellt, 
nähert er fid) aud) in biefer £jinfid)t burd)aus ber 
Vollfommenheit. übrigen ift feine SBirfung 
auf feine atebenmenfchen bie, bah man fd)Ieunigft 
in ben nächften Spiegel gudt, ob man and) nid)ts 
fd)ief fitjen hat, unb bah einem umgehenb alle 
llnforreftheiten einfallen, bie man in feinem 
gan3en £eben möglich ermeife einmal begangen 
I)aben fönnte. Oenn bei il)m fit)t niemals etroas 
fd)ief, unb er ift bie Korreftheit felber in ©eftalt 
eines reinlid)en rofa ©mbonpoints. — Übrigens 
fd)ätjt er mid) aud) nid)t. 3u meinem preuhifchen 
Bartiftilarismus I)abe id) mid) einmal 3U ber 
Vermutung t)inrei^en laffen, ein preufjifd)er 9 Jti* 
nifterpräfibent märe mof)I fo oiel als ein hanfeati» 
fd)er £anbrid)ter (mein Sd()mippfd)mager ift f)an= 
featifd)) — aber erftens habe id) I)interl)er mein 
llnred)t eingefehen (beim es ift nod) nie ein preufji* 
fd)er 3 Jtinifterpräfibent in ben Senat gelommen, 
ein t)anfeatifd)er £anbrid)ter aber fdhon oft), unb 
3meitens hätte er meine minbere ©infidf)t in Be» 
trad)t 3iet)en fönnen unb mir bie Sad)e nicht fo 
lange nad)3utragen braud)en. 

3nbeffen: unter llmftänben ift es bod) burdh* 
aus oorteill)aft unb erfreulid), einen 9 Jlann mie 
meinen Sd)mippfd)mager in ber gamilie 3U haben. 
3<h fetje ihn ja nid)t oft — f)öd)ftens menn bei 
meiner Sdjmägerin bie Kinber getauft merben —, 
aber bei foldjen ainläffen I)at man bod) aud) faft 
immer bie ©elegentjeit, feine eignen untlaren unb 
oermorrenen ober logifcf) mangelhaften Bedjts* 
unb StRoralbegriffe einer Prüfung 3U unter3iehen 
unb an £janb eines einmanbfreien äJtufterbeifpiels 
mieber in bie richtige ^ofition 3U rüden. Als 
£aie unb äUenfd) oon loseren ©emohnheiten gerät 
man ba furd)tbar leicht auf $ol3mege, mährenb 
meines Sd)mippfd)magers juriftifd) gefdhulter Ver* 
ftanb unb feine unbeftechliche Korreftheit ftets ben 
Kernpunft ber Sache erfaffen — bas muh ihm 
ber ateib laffen, menig äftenfdjen befifcen eine 
folche ^Srä3ifion ber Rechts* unb äJtoralbegriffe 
mie mein Schmippfdhmager, ber £anbrid)ter. 

3 lls id) ihn bas Ietjtemal traf, maren es gleich 
3mei 3älle auf einmal, bie uns ohne feine fdjarf» 
finnige 3ateroention oollfommen aufs ©Iatteis 
geführt hätten. 3d) mill fie 3hnen er3ählen, 
hören Sie 3U, man fann nur baoon lernen. 

* 

3m erften $alle hanbelte es fid) um einen 
Brotbeutel. Ober, richtiger ausgebrüdt, um Brot 
in einem Beutel. Oer Beutel gehörte einer alten 
Oame, bie fid) ebenfo ungern mie ihr altes äUäbd>en 
im 3 Horgenfd)Iafe ftören lieh- StRan hängte bes» 
halb befagten Beutel bes aibenbs oor bie $austür, 
unb ber Bäderjunge ftedte bes Sdlorgens ohne bas 
ftörenbe ©eflingel bas frifdhe SDlorgengebäd hin* 
ein. SBorauf man fid) fein $rühftüd holte, menn 
man allerfeits behaglid) ausgefdjlafen hatte. 

31 b er eines Borgens mar ber Beutel famt ben 
Brötchen oerfchmunben. Oie alte Oame, bie bem 
Bäderjungen jenes mangelnbe Vertrauen ent» 
gegenbrachte, bie meiblidhe SBefen über fünf3ig 
Jünglingen 3mifchen oier3ehn unb fieb3el)n 3U» 
meilen entgegen3ubringen pflegen, bie alte Oame 
meinte 3unäd)ft, ber oerflirte 3unge mürbe moI)l 
fd)ulb baran fein, unb aus biefem ©runbe machte 
fie £ärm. Aber hinterher münfdhte fie faft, fie 
hätte überhaupt nid)ts gefagt. Oenn es ftellte 
fid) babei heraus, bah biefe unbeauffidhtigten 
Brötchen 3ur Verfügung für ein elenbes, halb* 
oerhungertes Bettelmeib gemorben maren, bas 
mit feinen ebenfalls halboerhungerten ©ören am 
frühen SDtorgen bie Strahe paffiert hatte. 

©in Machbar hatte fie gefehen. Sie mar bie 
ailülleimer entlang gehumpelt, ein ©ör auf bem 
31 rm, eins am 3 lod. Unb bie fchönen frifdjen 
Brötchen hatten ba gebaumelt unb oermutlid) 
höd)ft oerlodenb gebuftet. Sie mar 3uerft oorbei* 
gegangen. aiber bann mar fie 3urüdgefommen 
unb hatte fehnfüd)tig gefdjielt. Oann hatte fie fid) 
ein 3meites 9 JZaI be3mungen unb mar oorbei» 
gegangen, aber fd)on ein buchen näher, hierauf 
hatte auch öas ©ör an ihrem 3 lod angefangen 3U 
fd^nüffeln mie ein Keiner §unb, unb bie grau 


*) Siehe „Uber fianb unb 23ieer" 9lr. 20, 22 26, 
31, 35 unb 40. 



§ans Setters fec. 


mar ein brittes SDtal, biesmal gefährlich hart an 
ben 23 rötd)en oorbeigeftrid)en. 91 ber fd)liehlid) 
maren hoch mohl ber junger ober ber mütterliche 
3nftintt ftärter gemefen als bie '©hrfurdht oor bem 
fremben ©igentum: fie hatte haftig ben ^Beutel 
abgeriffen unb fid) famt ihren ©ören eilenbs in 
bie benachbarten Einlagen geflüchtet. 

93 ier Brötchen hatte fie erbeutet. Slber ba 
ber a^adhbar fie gefehen unb bie alte Oame £ärm 
gemacht hatte, märe fie megen biefer oier ^Brötchen 
oor ©ericht getommen, menn bie alte Oame es 
nicht felber oerhinbert hätte. 

„Unb es mar gut, bah id) bas tonnte!“ fagte 
bie alte Oame. „Oenn menn bas arme ©efd)öpf 
beftraft morben märe, märe id) mein £eben lang 
nicht über bie peinliche ©mpfinbung meggetommen, 
bah itn ©runbe genommen mir mit unfrer 5 Be= 
quemlidjteit fd)ulb baran gemefen mären! SOtan 
ift oiel 3U gebantenlos in folgen Sachen; man 
füllte es eben oermeiben, feine huagernben 9 Jiit= 
menfehen fo in 33 erfud)ung 3U führen! Oenn auf 
men fällt hernach bas bide ©nbe? 21uf ben, ber 
fchon oon oornherein fd)Ied)ter baran ift. ©s ift 
gan3 gut, menn man fid) fo etmas einmal tlar» 
mad)t. Unb menn ich es bei £id)t befehe, habe 
id) entfd)ieben mehr profitiert als bie arme Kreatur 
mit ihren oier 23 rötd)en, bie fie nicht einmal felber 
gegeffen hat. 3^ habe mir eine £ehre baraus 
ge3ogen,“ fdjloh bie alte Oame, „bie mir mehr 
mert ift als bie oier 23 rötd)en!“ 

3d) muh nun geftehen, mir maren fo gehanten» 
los, ber alten Oame 3U3uftimmen unb ihre ©e* 
finnung 3U loben. 5 Bloh ein S^äulein fanb, es 
märe aber bod) fchredlid), menn man morgens 
deine 23 rötd)en 3um Kaffee hätte, unb ein |>err 
fagte, fie hätte fid) über eine eoentuelle Seftrafung 
ber SBettlerin gerabe teine grauen $aare machfen 
3U laffen braudjen, benn eine Ungefeijlichteit märe 
es immerhin, unb auherbem hätte fie für fo einen 
Keinen Sütunbraub höchftens einen Oag §aft ge» 
triegt. alb er bie alte Oame meinte, fie hätte an 
bem ailorgen einfad) ©raubrot gegeffen, unb ihr 
9 led)tsgefühl fage ihr nun mal, bah biefe arme 
äHutter ohne ihre ©ebantenlofigteit gar nicht in 
bie gefährliche Situation hineingetommen märe. 
Unb mir maren auf bem beften Sßege, uns bei 
biefer fentimentalen aiuffaffung ber Sadhe 3U be» 
ruhigen unb ber Ungefetjlichteit in unferm ^er3en 
S 3 orfchub 3U Ieiften, als uns 3um ©lüd mein 
Sd)mippfd)toager barüber belehrte, mie menig mir 
überhaupt imftanbe maren, bie Oragmeite biefes 
©reigniffes 3u überfehen. ©r griff in bie Unter* 
haltung ein, inbem er fid) bebeutungsoollräufperte. 

„© — ehern —hem!“ machte er, unb hietauf 
fahen mir ihn alle ermartungsooll an, benn, mie 
gefagt, er ift mirtlid) ein Kuger Kopf. 

„älteine ©näbigfte!“ bemertte er, inbem er bis» 
tret, aber ausbrudsooll mit feinem ^ßin3ene3 
agierte. „äUeine ©näbigfte! 3<h) fürdjte, 3ht 


ebenfo echt meibliches mie unlogifdjes SCRitgefüI)! 
oerleitet Sie ba 3unädf)ft gu einer SSerquidung oon 
3 Jtomenten, bie in 2 BirKid)leit nichts miteinanber 
3U tun haben, ©s oerleitet Sie aber auch ferner, 
mas fchlimmer ift, unter 33 ertennung ber eigent» 
liehen Sad)Iage ben Kernpunft ber Angelegenheit 
oöllig auher acht 3U laffen. 3 <h toeih nicht, ob Sie 
fid) bemüht finb, auf ©runb un3utreffenber 33 or* 
ausfehungen eine 31 erbred)erin bem ?lrm ber 
ftrafenben ©eredhtigteit ent3ogen 3u haben?“ 
„atanu?!“ fagte bie alte Oame oerblüfft. 
3d) aber lieh mich leiber hinreihen, unbebad)tfam 
aus3urufen: „§errje! Oann finb mir, glaub' id), 
alle[amt Verbrecher! §anb aufs §er3: mer hat 
nie in feiner 3ngenb Gipfel ober pflaumen gemauft, 
menn bie ©elegenheit gerabe günftig mar? Unb 
ich glaube nicht, bah mir 3toei hungernbe ©ören 
bamit fattgemad)t haben!“ 

„Oer im übrigen etmas unfachliche ©inmurf be* 
meift meiter nichts, als bah öer Kempunit ber Sache 
aud) oon anbrer Seite oöllig überfehen mirb!“ be» 
mertte mein Sd)toager mit fühlbarer Überlegenheit. 

„aiid)t mahr? Oas ift bod) etmas anbres, menn 
an einem 23 aum ein paar Gipfel fehlen, als menn 
man morgens leine Vrötd)en 3um Kaffee hat!“ 
fagte bas 3mulein D on oorhin, erfreut, mit bem 
juriftifd) gefd)ulten (unb auherbem unoerheirateten) 
Verftanb einer aOteinung 3U fein. 

„atuch bas ift burd)aus nicht basjenige, mas 
ich im atuge habe,“ lehnte mein Sdjmippfdhmager 
höflid), aber Kihl ab. 3 Borauf ber £>err, ber an» 
fangs bie Ungefetjlichleit betont hatte, ebenfalls 
feinen Sdlunb auftat unb bemertte: „ata, hören 
Sie mal! Verbred)erin ift benn bod) ein bihdjen 
ftarl! 3 <h fage ja felbft, bah es eine Ungefe|lid)» 
leit mar. aiber ba möd)te id) mid) benn hoch lieber 
ber aileinung ber gnäbigen ^rau anfdhliehen. 
Herrgott, megen eines harmlofen 3 Jlunbraubs—“ 
„Sie haben, geftatten Sie mir, 3h^en bas 3U 
bemerlen, Sie haben ben Kernpunft bes Falles 
ebenfomenig beachtet!“ unterbrach il)n mein 
Sd)mager. ,, 3 d) gebe 3 h^^ ährte meiteres 3U, 
bah unfer ©efeh für ben Vlunbraub nur oerhältnis» 
mähig geringe Strafen in ainmenbung bringt. 
Oarum hanbelt es fid) hier aber nicht, ©s hanbelt 
fidh hier um Oiebftahl. Paragraph 242 : 2 Ber eine 
frembe, bemeglid)e Sad)e einem anbern in ber 
aibfid)t megnimmt, biefelbe fidh redhtsmibrig 3U= 
3ueignen, mirb megen Oiebftahls mit ©efängnis 
beftraft. Oer Verfud) ift ftrafbar.“ 

„Aber erlauben Sie, biefe oier Vrötdhen —“ 
„Oiefe oier Vrötchen finb bas burdjaus ateben* 
fäd)lid)e! ©s ift übrigens bemerlensmert, bah öer 
£aie fid) ftets an bas 3 tebenfäd)lidhe Hämmert, 
mit §intanfehung bes fünftes, auf ben es 3ur 
Beurteilung anlommt. 2Benn bie 3rau einen 
aitunbraub beabfidjtigt hätte, fo hätte fie bie 
33 rötd)en aus bem Beutel entfernen müffen! Oas 
hat fie aber burd)aus nid)t getan. Sie hat fich ben 
Beutel angeeiguet. Oer Beutel, meine §err» 
fchaften, ber Beutel ift alfo bas, morauf es hier 
anlommt! Oer Beutel ift eine frembe, bemeglidje 
Sache —“ („Sehr bemeglid). ©r baumelte!“ 
marf ber $err mit bem 3 Jtunbraub rad)füd)tig ein.) 

„©ine frembe, bemeglid)e Sache,“ ful)r mein 
Schmippfdhmager fort, ohne ben törichten ©in» 
murf 3u bead)ten, „alfo haben mir es I)tt* m tt 
einem glatten Oiebftahl 3U tun, ber unter allen 
llmftänben mit ©efängnis beftraft morben märe. 
Sie fehen, meine ©näbigfte, es mar berechtigt, 
menn id) 3 h™en fagte, bah eine Verbreiterin 
begünftigt haben unb bah öer Kernpunft bes 
Falles meber oon 3h n ^ n n0( ^ üon *> en anbern 
§errfdhaften erfaht morben ift!“ 

Oamit fd)toieg er. aiber mir anbern fdhmiegen 
audh unb maren gän3lid) gefdhlagen. aBaI)rI)aftig, 
baran hatte feiner oon uns gebad)t. ©r hatte recht. 
2 BeiI bie grau unb bie Kinber hungrig gemefen 
maren, hatten mir alle in ber benlbar primitioften 
©ebanlenoerbinbung bloh an bie Brötchen ge» 
bad)t: id) fage ja, als £aie gerät man hoch immer 
auf £ol3mege! 

„aVieoiel ©efängnis Iriegt man benn mohl, 
menn man in ber ©ile ben Beutel mitermifd)t?“ 
fragte id) fleinlaut. 

„Oh — örei bis fed)s äUonate,“ bemerlte 
mein Schmippfdhmager lüf)l. „ 3 ,u biefem $alle 
mürbe id) in Anbetracht ber bemiefenen Kedl)eit 
fedhs aitonate für angebracht halten.“ 

Oonnermetter ja! Sechs 3 Jtonate ©efängnis! 
2 Bir maren alle eingefd)üd)tert. Sogar bie alte 
Oame unb rechtmäßige Befi^erin bes Beutels 
unb ber Brötchen, obmohl fie bie 9 totmenbig!eit 
ber fed)s äRonate hartnädig nicht einfehen mollte. 






£an&$be*g am £ecfy* einer 9labierung t>on (L ^eper-^afel 










1150 


Jtber £ctnb unb Sfteer 


1911. $nr. 44 


Sechs SJlonate ©efärtgnis. Teufel auch! SRit 
einer %troärterin auf fedjs SRonate ©efängnis 
teilt man fct)liefeli<f) nicht gern feine Spmpatßien! 
SJlein Scßmippfchmaget mollte uns noch bie jurtftt* 
fd)en Reinheiten auseinanberfeßen, bie entftanben 
mären, menn bie alte Dame unb ber liefernbe 
23äder in einen Scßabenserfaßftreit ßineingetom* 
men mären, aber mir hatten gang genug. 2 ßir 
fanben, mir Ratten uns mit bem einen Rail ge* 
nügenb blamiert, unb sogen es oor, bas Dßema gu 
medßfeln. llrtb mir fanben milllommene 2 lblentung 
in bem 3 meiten Rail, ber bie ©emüter meit inten* 
fioet gu erregen berufen mar als ein fimpler 23rot= 
beutel, ber oßne bie 2lnmefenßeit ber alten Dame 
gar nicht aufs Dapet gefommen märe. 

Diefer gmeite galt betraf einen Leutnant, unb 
er mar in ben oerfcßiebenften Greifen aufs leb* 
Oaftefte befprodßen morben. 

(Sang gart befaitete (Semüter bitte ich an biefer 
Stelle bie £eftüre abgubred)en. Denn es läfet fid) 
nidjt oermeiben, feftguftellen, baß ber ermähnte 
Äeutnant eine offentunbige £iebfcßaft hatte. 

Das Fräulein, bas es oorßin fo fdjredlid) ge* 
funben ^>atte, menn man teine ©rötdjen gum 
Kaffee hätte, bas Fräulein meinte, fo etmas bürfte 
überhaupt nicht oorlommen. Unb ber Leutnant 
müßte einfach ben 2lbfd)ieb Wegen. 

Das fanben mir anbern etmas rigoros. Unb 
auch etmas bebenllid). Der 2lbfd)ieb möchte bann 
leicht djronifd) merben in ber Armee. 

„SCBarum heiratet er fie benn nidjt einfad)?" 
erlunbigte fid) bie alte Dame mit bem ^Brotbeutel. 

2tber ber §err mit bem äRunbraub erllärte ißr, 
bas ginge nidjt. Der Leutnant mürbe leinen £on* 
fens bagu erhalten, benn bas 9Jtäbcßen märe unter 
feinem Staube. Unb er, feinerfeits, er mürbe es 
am ridjtigften finben, ber Leutnant madjte ent* 
fcßloffen einen Strich burd) bie gange Sache unb 
ließe bas SOläbel laufen. 

2Iber eine jüngere Dame miberfpracß ißm 
energifd). Das ginge erft redjt nicht, fagte fie. 
Sie fenne bas junge SOtäbdjen, es märe ein gutes, 
unbefcßoltenes unb arbeitfames ©efdjopf, bem 
außer biefer einen unüugen £iebe nicht bas aller* 
geringfte uachgufagen märe. Unb es märe nur 
forreft unb richtig oon bem £eutnant, baß er fie 


jeßt in ißrem Rcmtmer uid)t »erließe — es märe 
gang bas, mas fie (bie jüngere Dame) ftets oon 
bem Leutnant ermartet hätte I 

„2Barum gießt er benn nidjt einfach ben bunten 
Dodaus, mennberbaseingige§inb'ernisift?" fragte 
bie ßartnädige alte Dame mit ben 23rötcßen meiter. 

äßorauf ein jüngerer irjerr fie belehrte: Das 
ginge uym gang unb gar nicht! Denn ber £eutnant 
hätte gmei 23rüber, bie Affigiere, unb einen 93ater, 
ber (Seneral märe, unb außerbem noch einen Dnlel 
JDtajor. (Et tonnte bodh feiner militärifcßen 33er* 
manbtfcßaft nicht einen foloßen Dort antun! 

hierauf fing bas Rräuleht oon »orßin mieber 
an: Die ©efd)id)te märe aber einfach ffanbalös, 
unb man müßte entfdßieben 33orteßrungen treffen, 
foldje äRenfdßen aus ber guten ©efellfdjaft gu 
entfernen! Der jüngere £jerr unterbradh feinen 
Disput mit ber alten Dame, um ißt barauf gu 
antmorten: Die gute (Sefeltfcßaft mürbe feßr übel 
tun, alte £eute mit £iebfd)aften ausgufdhließen, 
benn bie feurigften Elemente mären auch ftets bie 
beften. 2 lber oielieidjt fpracß er etmas pro domo, 
benn ber §err mit ben 9ted)tstenntniffen betonte 
oon neuem, ber £eutnant täte beffer baran, fid) 
oon feiner Duenna gu trennen, morauf ißm bie 
jüngere Dame mieberum aufs heftigfte miber* 
fprach unb ebenfo unoerrüdbar an ihrer Stuf* 
faffung feftßtelt, ber nämlich, baß ber £eutnant 
bas Sütäbcßen auf feinen Rail oerlaffen bürfe. 
Die alte Dame unb ber jüngere |jerr gerieten 
bermeil in einen erneuten Disput über bie 
StRöglicßteit ober Unmöglichieit einer irjeirat — 
furg, bie äReinungen gingen benfbar auseinanber, 
unb felbft menn man fidh aufs eßrlicßfte anftrengte, 
objeftio gu bleiben, mürbe es immer fernerer, gu 
fagen, mas ber £eutnant hätte tun ntüffen, oor* 
ausgefeßt, baß er nun einmal nicht als 3 ölibatär 
auf bie 3Bett gefommen märe. 

2Bir hätten uns gemiß noch brei Stunben nuß* 
los ßerumftreiten tonnen, menn fidh weht fcßließ* 
lieh mein Scßmippfcßmager auch in biefem Salle 
unfrer erbarmt hätte. 

3 <h glaube, er ftanb fdfjon lange feßußfertig, 
aber möglidjermeife mollte er uns bie Sache erft 
bis gur ^offnungslofigfeit erfchöpfen laffen, mög* 
lidjermeife mar er oon feinem Stanbpunft aus 


auch nur faffungslos über unfre SRatlofigfeit einer 
fo einfachen Angelegenheit gegenüber. 2 lber 
fcßließlich tarn er uns bod) gu $ilfe. 

3 ch muß fagen, id) mar gefpannt, als er feinen 
SRurtb auftat. 2Bas, fragte idh midh gmeifelnb, mäs 
hätte ber £eutnant als forrefter äRenfcß tun follen? 

2Bir feßmiegen alle füll, als mein Scßmipp* 
fdjmager eingriff; feit ben oier 23rötcßen, bem 
SBeutel unb ben fedjs StRonaten (Gefängnis hatten 
mir SHefpeft oor iljm gefriegt. Sogar ber §err mit 
ben Sledhtslenntniffen beßanbelte ißn mit 3)orfid)t. 

3lber er übertraf unfre fünften (Srmartungen. 
(£r fprach mie ein gmeiter Salomo. SCRit einem 
eingigen Säße machte er uns flar, mie oerfeßrt 
ber £eutnant oon allem Einfang an geßanbelt 
hatte unb mie meit mir felber uns mieber mal oom 
eigentlidhen Kernpunft ber Sache entfernt hatten. 
SKRit einem eingigen 6 aße, inbem er mit über* 
legener ©elaffenßeit bemerfte: 

„$lber ba geht man bod) einfach nach 23erlin!" 

2Bir faßen einanber an unb fdjmiegen befdßämt. 
Sogar ber irjerr mitben 91ed)tsfenntniffen fpraeß oon 
ba ab nurnodh oomSBetter, unb er tat recht baran. 
* 

Seßen Sie: idß fagte ja gu 2lnfang, idß fönnte 
meinen Sdhrnippfcßmager eigentlich nidßt leiben. 
2 lber man muß mirflich oon 3 eit gu 3 eit froß fein, 
einen foldßen SCRann in ber Samilie gu ßaben. 
9Jian ift als £aie tatfäcßlich gu unfidßer in feinem 
Urteil unb gu menig befähigt, fiel) in redßtlidßen 
unb moralifäjen Dingen ein abfdßließenbes Urteil 
gu bilben. 3ntmer, menn idß jeßt einen 53rot* 
beutel feße, merbe idß mir befdßämt bemußt, baß 
unfereiner nidßt einmal ben fimpelften Datbeftanb 
eines 23erbredßens gu erfennen imftanbe ift. Unb 
mas bie äRoral angeßt, ift mir nun enblidß auf 
meine alten Dage ein £idßt aufgegangen, mie man 
es fertigbringt, ftets ein mufterßafter 23ürger, ein 
iorrefter 23eamter, ein untabliges Äglieb ber an* 
ertannt folibeften Samilien gu fein, oßne alle unb 
jebe ärgerlichen Sfanbate unb unliebfam gmeifel* 
ßafte Situationen. Ubermältigt habe idß ertannt, 
mas uns Unglüdlidjen feßlt, bie mir menig er mufter* 
ßaft unb •— adß! —- gumeilen mürbelos finb. 

Denn, nicht maßr? 

Da geßt man bod) nach 23erlin! 


4 4 
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4 4 4 4 
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4 4 


Kvr 


I ch haV getragen deine Schleppe, 
Frau Königin, drei Monde lang, 
Empor, hinab auf jeder Treppe 
Bewundert deinen stolzen Gang. 

Ich hab' dir, war dir heiß, gefächelt, 
Mein Denken ganz in dir vereint, 
Ich hab’ bei jedem Scherz gelächelt 
Und, wenn du traurig warst, geweint. 
Ich habe auch zu deinem Gatten 
Geleuchtet dir in mancher Nacht, 


I oOÖOqOÖ 
O ooo£ 


000(V 


Von 

Fr.Wv. Oesteren 

Hab’ dir gedient als stummer Schatten 
Und habe deinen Schlaf bewacht. 

Doch hast du nie von meinen Mienen 
Gelesen, ob es leicht mir fiel, 

Dir stumm in jeder Art zu dienen; 

Ich war dein Page, war dein Spiel. — 
Frau Königin, gib dir die Mühe 
Und lies mir jetzt vom Angesicht, 

Was ich heut tat in aller Frühe, 

Im ersten Morgendämmerlicht! 


Du fährst vom Lager auf erschrocken ? 
Du siehst mich heut zum erstenmal? 
Sei still und streiche dir die Locken 
Von deinen Wangen, schreckensfahl! 
Sei still! Dir soll kein Leid geschehen, 
Von dem es kein Gesunden gibt. 

Doch sollst du mir ins Auge sehen 
Und wissen, wie ein Page liebt. 

Ich litt zu tief an sehnsuchtsvoller, 

In stummer Brust getragner Qual. 
Frau Königin, ein Liebetoller 
Erschlug dir heute den Gemahl. 


3 qOOOo 


* 




ooOn rp°° 

% 0° 0 0<*3° 






1911. 9tr. 44 


Hber fiartb urtb 99?eer 


1151 





^ßarifer langen 

QfTJenn man irgenbom in 
bem flutenben £eben 
oon Raris „eh, gösse!“ [dpel= 
ten ober fd)meid)eln hört, 
roirb man gleich beim Um* 
brehen in bie ©efid)ter oon 
üinbern fehen iönnen, benen 
ber Ausruf gilt. ©inmal ift 
es ein putjiger ünirps oon 
tnapp brei Sauren, ein anbres 
Rial fd)on ein rid)tiger Rad* 
fifdE) oon fed)3ehn ober gar 
fieb3el)n. Denn 3toifd)en brei 
unb fiebßeljn etroa ift man 
„gösse“, bas itinb, unb als 
„gösse“ bas ed)te Rarifer 
ftinb, bas „enfant terrible“ 
unb „enfant gäte“ fein famt, 
ohne aber im ©runbe richtig 
jemals enfant gu fein. 

Denn bas Rarifer 5 tinb 
roirb —immer im allgemeinen 
gefagt — äl)nlid) bem 
jübifcf)en 5 tinb fdjon mit 
ber ßaft einer 3U großen 
ilultur, eines 311 alten 
Raffinements geboren, 
hat oon oornl)erein 3U 
oiel Rorausfehungen im Rlut, um gan3 unb 
gar ftinb 3U fein. Urtb es ift, als ob fid) felbft in 
alle feine Spiele, Sollseiten unb ©ra3ien etroas 
oon ber oft ^eiteren, oft meland)oIifd)en Sd)toere 
einer hei™^) getragenen Reumhtheit hinein- 
fd)lidje. Rtan fanrt nicht einfad) bas alte 2 Bort 
toieberholen, bah ihm bie tinblid)e Raioität gan3 
fehle. ©s ift aber in feinem Rlid unb in feinem 
©ebaren meiftens 
irgenbtoo ber feine 
Schatten einer frühen 
Reife; gan3 fein ift 
er unb fo 3art geäbert 
roie ber Silberbunft 
oor ber Riorgenröte. 

Das l)at befonbers 
jener ftinberblid, ber 
einen aus Rutomo* 
bilen trifft, etroa aus 
bem Spiegel heraus, 
an ber Rafe mit fri= 
fd)en £)rd)ibeen oor* 
bei; oon jenen 5 Ün* 
bern, bie auf ben üp= 
pigen Seppidjen ber 
oielen reid)en Käufer 
fpielen, bie man in 
totetter ©ra3ie fd)on 
in ben £ogen ber 
SI)eater auftauchen 
fiel)t, bas ©efid)t nod) 
nid)t — roie bas ber 
Rlutter — oor3üglid) 
gefcSmintt, aber bemüht ber grifdje unb bereit 3U 
jeber ftunft unb üünftlid)feit, bereit 3ur Reife, 
tfinber, roie fie mit Vorliebe in feiner fid)eren, 
feinen Rrt §enri Rfariffet 3eid)net unb malt, mit 
feinen leife ftreid)elnben garben, mit oäterlid)er 
3 ärtiid)feit. Selbft bei ihm bat mand)mal fold) 
ein Ding oon fed)s, fieben, 3et)n 3 ah*en fd)on 
etroas ©noad)fenes in Haltung, Son unb Re* 


pt//i c/e ZJmfWM* 




RIafat oon SS- Steinlen 

roegung, bas rüSrenb, anmutig unb ein gan3 tlein 
bi§d)en traurig 3ugleid) crfd)eint. Unb roenn 
fold) ein 33 ürfd)Ieiu bem Diener, mit bem er 
eben nod) herumgetollt, höflich Refdjeib fagt, hot 
er fd)on etroas oon ber Rßürbe, mit ber fein Rater 
unb fpäter er bas Raub ber 
©Srenlegion trägt, ©ar 3U 
Säufig ift iSre Rnmut, iSr 


Üinberf3enen. Rad) 3 eid)nungen oon Routet be Rionoel 

£äd)eln, iSr ererbter unb gepflegter Sd)id — ber 
fid) natürlich bei ihnen genau fo roie bei ben 
©rohen als Selbftoerftänblidjteit finbet — fd)on 
©efte getoorben, ohne bah fie es felbft anbers 
roiffen als mit einem bumpfen 3nftinttgefühl, eine 
naturgeroorbene ©efte, bie einfach 3U fold) einem 
ftinbe gehört. 3<h toerbe niemals a 
bie Rttitübe eines jener Kultur* / 


Dr. 3oa(him ^ticbenthal I 

järtlinge, fold) eines i 
tounberhübfeheu tleinen I 
Riäbd)ens oon elf 3 <*h ren • 
oergeffen, bas mir ein* I 
mal in einem Salon bie f 
9Barte3eit oertrieb. San* I 
gelte burd) bie portiere I 
herein, nidte, fah in I 
ben Spiegel, brel)te fid), I 
3upfte herum unb machte I 
felbft fid)er: „Rid)t toahr, I 
id) bin fd)id? Unb.fagen I 
Sie, bitte, I)übfd) bin ich • 
bod) aud), fehr hübfd) fo* I 
gar, meint Rlonfieur I 
Sran^ois immer.“ 3d) I 
ftrid) ihr mit ein paar * 
teherifd)en RSorten lä* I 
d)elnb übers §aar. Unb I 
babei hob fie jenen halben I 
Seitenblid echt frauen- \ 
Safter ftotetterie mit if)= I 
rem 3 a unb Rein, ihrem I 
©etoährenunbRerfagen, I 
unb reid)te mir mit gro* I 
Ruf bem Sdjulooeg her ©mfthaftigteit—roie I 

3etd>nung oon 9C. Earleglc au | foen gWQerfpihen I 

— bie d)aratteriftifd)en I 
RSorte hin: „Rßollen Sie nun eigentlich mich ober I 
Rlama lieben?“ — „ 2 Bie, bu gösse!“ — „ 3 a, I 
id) möd)t's gar 3U gerne onffen. §ier tüffen Sie f 
mir fdjnell bie §anb — unb jetjt ben Riunb. Oh, I 
mon Dieu, 3U heiraten brauchen Sie mid) beshalb * 
ja aud) nid)t...“ 

Dann bie anbern aus ben tleinen Rürger* I 
Säufern oben im Riontmartre ober ben anbern I 
Stabtteilen. RSie bas I 
mit 3toölf, brei3ehn j 
3ahren fd)on mit ben | 
Rügen ooirft unb bie j 
älteren ©efd)toifter— ! 
benn fie fehen es ja j 
oiel 3U früh Qon3 offen | 
oor fid) — um ben | 
3reunb ober bie 1 
greunbin beneibet! I 
Da gehen fie 3U breien 1 
unb oieren burd) bie j 
Strahen,fihenfreunb= ! 
nachbarlich in allen I 
©onciergelogen, ooif* 1 
fen faft fdjon oon allen j 
fiiebfd)aften bes Rier* 1 
tels unb tragen noch I 
harmlos ihre eigne ! 
Sehnfud)t auf bie j 
Strahe. Die gröhte 1 
bleibt ihnen oorläufig j 
noch „Le bal“, ber 1 
grohe öffentliche Rail j 
im Rioulin be la ©a* 1 
lette, bei RuIIier oberSabarin. Dort ben Saumei bes j 
ftinberfpiels in ben Raufd) ber Retoeguug unb in 1 
ben erotifdjen Raufd) ber Rähe umroanbeln, Sän3er 
finben, bie Rerehrer, oielleictjt gar reid)e greunbe 1 
roerben, in all bem £ichtglan3 froh fein unb oon j 
nid)ts uoiffen als oon San3, Saumei, Spiel unb 1 
£uft — at), bas ift ftarte Sehnfud)t! Dann tommt j 
aud) bie grohe Stunbe, ba man fid) heimlich oer* 1 


Äampf um bie ^ßuppe 


3 eid)nungen oon Delagraoe 


5 Uaffenunterfd)iebe 






1152 


Über ßartb unb Sfteer 


1911. Wr. 44 







Die 3üngfte oom 93allett 
SRadj einer IRabterung oon M IRenouarb 

abrebet. Die eine feat (Selb, um ben (Eintritt zu 
3 afelen, bie brüte genug für bie feat 

ben Stritt geübt unb oerftefet es fcfeon fef)r gut, 
fogar ä la Boston, nur nod) nicfet fo — 
fo frei unb ungeniert, roie man bort tan^t. 

So fliegen biefe frühen 93ögel unb fleinen 
Motten gerabe aus bem ftinberfpiel auf 
bie locfenben ßicfeter ber Dan^fäle 3 U, um 
ficfe bort halb bie Flügel 3 U oerbrennen. 

Man fiefet jte bann oft nicf)t allzulange , 

3 eit fpäter in ben eleganten Mufetlotalen ! / 
auftaud)en. Mit großen, feltfam toeiten 
unb oiel 3 U oiel roiffenben ftinberaugen 
— aber eine ganze 3 eü finb es roirtüd) 
immer nod) ftinberaugen — fifeen fie bie 
Micfete feinburcfe an bem unb jenem Xifcfe, 
auf bem unb jenem Scfeofe unb tan 3 en 
leibenfdjaftlid) auf bem roten Deppicfe 3 U 
ber aufreizenden 3 igeunermufit, bie jun¬ 
gen, (einigen ©lieber in bunte, oom gtacfe 


9Birt geliehene Ritter ober in bie 
eignen oft nod) bürftigen Kleiber ge= 
feüllt. Unb gelegentlidj reifet ein im= 
ponierenber Kellner oon gemeffener 
ßiebensroürbigleit folcfe ein armes, 
mübes ioafdjerle oon fünfzehn, fed)= 
3 efen oom Stufet unb fcfenarrt oer* 
traulidj: „Eh, gösse, macfe bem £jerrn 
Matj, fucfe bü lieber einen Scfeofe." 

Deren betounberte greunbinnen 
finb es, bie im 93allett ber Oper tanzen, 
ben jungen ftörper unermüblicfe üben 
unb oerrenfen unb über alle Müfeen 
feimoeg immer nur ben ©lan 3 ber [träfe= 
Ienben Szene, ber feeIlen5Xo[tüme, ber 
propfee 3 eiten Karriere füfelen. So roie 
fie $aul tRenouarb 3 eicfenet mit ben 
fliegenben ©azeröd(feen unb ben flie* 
genben 23Iiden, ober Steinlen jene 
anbem fcfeilbert aus Montmartre unb 
ben engen Käufern, bie fie auf bie 
Strafee brängen. 

Steinlen aber roie 9iertouarb unb 
befonbers ber alte 93outet be Monoei, 
ber fpe 3 ififd)e trefflicfee fthtbermaler 
bes frifd)en, nocfe unberüferten iünbes, 
roiffen genau fo roie Moriffet mit feinen 
eleganten, lebenbig unb ausgezeichnet 
erfafetenDppen unb 9loubille, ©arlegle, 
Merre 93rif faub oonbenfrofeen Spielen, 
9Iusbrudsformen unb ©ra 3 ien bes un= 
oerborbenen jungen ftinbes. ©s ift 
bann in iferer 9lrt, fie auf bem Platte 
feftzufealten, immer bei aller lünftle= 
rifd) facfelicfeen ©etoiffenfeafttgfeit unb 
Sdjärfe bes Sefeens etroas oon un= 
3 t»eifelfeafter ßiebe, bie bie ßinien 
roeicfe macfet. 9Bo Moriffet ober tRou= 
bille zum 93eifpiel bie ganze, fealb beroufete, fealb 
unberoufete ftofetterie unb grüfereife biefer 9 ßari[er 
Dreibfeausblüten feinftellen, laffen fie bod) gleicfe= 


R 


Uferpil 3 e 

einer 3U<fenung oon 23outet be StRonoel 


ßanbfreuben 

9tad) einer getufdjten Sleiftiftßeicfenung oon 91. iRoubille 

3 eüig ben bunten Scfemetterlingsfdjmelz ber ftinb* 
feeit roie einen traumfeaften Scfeleier barübergleiten. 
Unb in 93outet be Monoels Stift ift immer ber 
£jumor eines nedenben 93aters, roäferenb 
©arlegle, ber ftarüaturift, ober ber junge 
Mette 23ri[faub biefen £umor fd)on ein 
o^enig fpife betonen. 

9lllentfealben finben biefe üünftler 
ifere Sujets, benn immer gibt es feier 
ober ba ober bort gan 3 be 3 eicfenenbe, un= 
nacfeafemlicfee ©eften, Seroegungen unb 
9lttüüben unter bem jungen $arifer 93oU, 
roie fie ficfe als 93efonberes einprägen. 
. Ob es nun einfad) ein Mäbd)en auf bem 
Scfeulgang ift ober ein fcfeimpfenber 93ub, 
ober roie fold) ein itinb bas turze 9löd= 
cfeen beim Strafeenübergang feebt, fei es, 
roie es bamenfeaft artig oor bem Xeetifcfe 
fifet. ^3arc bu ßurembourg mufe man 
fie aber fpielen fefeen ober etroa in ben 


91. Dloubille: grecfebacfes 


Sßüftenritt. 9tad) einem ©emälbe oon $enri Moriffet 


91. IRoubille: 91m Stranbe 

















Hber £anb unb Stfteer 


■ Duileriengärten tote ben 9ln= 
t lagert ber ©hantps=©Ii)fees. 

Denn 3 roifd)en ihnen unb 
j biefen rounberbaren gepflegten 
! ©arten ift ein heimlicher 3 u= 
Y famntenhang oon feinfter 3 n= 
! timität. %n ben Äinbern tote 


bes $lüftern. 9tufe machen fid) 
oon gan 3 hatten burch anbre 
hinburd) $lah- Unb alles 5Knber= 
leben ift eine einzige jitternbe 
^reube. 

Das feine Döchterdjen plau* 
bert merlroürbig ungeniert mit 
bem 91rbeiterjungen, ber gerabe 
3 toei Sou felbftänbig oerbient 
hat, unb bas Keine ©oncierge= 
mäbdjen oon gan 3 braunen 
intereffiert fid) in biefer halben 
Stunbe aud) nicht ein bifjchen 
für bie frönen £adfdjuhe unb 
5Keiber ber anbern. 

Grand Guignol fd)roingt unter 
einem 3 örtlid) blauen £jimmel 
Stab unb Schelle unb macht 
alles, roas nod) „gösse“ ift, bie 
gan 3 Keinen unb bie größeren 
ftirtber, bie aus feinen roie aus 
mittleren unb geringen Käufern, 
bie mit bem Schatten ber grüh= 
reife in ben klugen roie bie gan 3 
oerborbenen unb bie Keinften 3 U 
einer einigen gefunben ©emeinbe 
lachenber ftinbheit. 


W..VW«*. 3 n ben Äinbern roie 
in ben Einlagen ftedt eine ©ar= 
tentultur oon trabittoneller, 
guter 3ud)t. Unb man tann 
fid) in biefen ©ängen teinen 
Frühling mit allem SBlühen unb 
fieud)ten benten ohne ben ju* 
belnben ftinberfrühling. 2 Benn 
er am lauteften jubelt, toeijj 
man, bah in ber 9tähe ein „Grand 
Guignol“, ein itafperletheater, 
unter freiem Fimmel 33orfteI= 
lung hält. 

Dann gibt es jenes prächtige 
23ilb, roie man es auf 9Jioriffets 
farbenfrohem unb in ber Dat 
gutem ©emälbe fieht: äRäbchem 
unb Subentöpfe reden fid) ge= 
fpannt mit großen, glän 3 enben 
klugen nad) oorn, hier ein Sachen 
unifono, bort ein eifrig ertlärem 


3eicf)nung oon 9t. SRoubille 


3et<f)nung oon 9t. SRoubüIe 


Die 9Jiorgenfd)ofoIabe 
9la<h einem ©emälbe oon £jenrt ÜJloriffet 


ftinber oor bem „Grand Guignol" (ftafperletheater). iltach einem ©emälbe oon £jenri SCRoriffet 

























1154 


Über Battb urtb 9Jleer 


1911. 91r. 44 


Unter biefen Umftänben [teilte fip ber 
D^ean als mirtlip unergtünbliper Splunb 
bar, unb man tonnte nur Vermutungen 
über [eine Tiefe roagen. So glaubte 
Bacaüle, bas SReer pabe nur eine burp* 
fpnittüpe Tiefe oon 500 Bietern, Baplace 
meinte, bie Tiefe bes £> 3 eans müffe ber 
mittleren $öpe bes geftlanbes 3 iemlip 
gleid) fein; §umbolbt fd)äfete lange bie 
burpfcpnittlipe SReerestiefe 3 U 2000 SRe* 
tern, mäprenb S)oung, einer ber fparf* 
[innigsten ipppfiler ber neueren 3 dt, 
aus ber Vemegung ber glutro eilen auf 
5000 Bieter mittlere Tiefe bes Sltlantifpen 
Ozeans fplofe. ’SXIIe biefe Späfeungen 
gingen inbes oon Vorausfefeungen aus 
unb mad)ten ben SRangel biretter SRef* 
jungen nur um fo fühlbarer. 3 nnäd))t 
mürben einige <5ortfd)ritte im Boten ba* 
burp gemapt, bafe man bie Botleine 
möglipft bünn nal)m unb als ©emid)t 
eine Kanonenlugel anmanbte. Unter 
biefen Umftänben mar natürlich an eine 
$eraufpoIung bes Botes oon oornperein 
nipt 3 U benten, es mar aber aup nid)ts 
meiter baran gelegen, unb man patte ben 
großen Vorteil, bafe ber SRoment bes 
Sluffplagens auf ben SReeresboben als 
beutliper Stofe gefüllt, unb felbft menn 
bies nipt ber gall mar, aus ber Ver* 
änberung in ber ©efpminbigleit bes Slb* 
laufens ber Beine augenblidlip ertannt 
merben tonnte, ©ine mistige Verooll* 
tommnung gab Vroote beut gan 3 en Ver* 
fapren baburp, bafe er bas ©emipt in 
ber SBeife befeftigte, bafe biefes fid) am 
SReeresgrunbe oon felbft ablöfen mufete. 
Das Vrootefpe Tieflot ift trofe feiner 
©infappeit in popem ©rabe 3 m Unter* 
fupung ber gröfetenSReerestiefen geeignet. 
Statürlid) pat es nad) unb nap Verbeffe* 
rungen erhalten, inbem man ftatt ber 
Kugel geeignetere Körper mäplte, aud) 
beffere Apparate 3 um gaffen her ©runb* 
proben fomie Thermometer 3 ur Veftirn* 
mung ber Temperatur bes ©runbmaffers 
anbrapte unb ftatt ber bis bafein gebräup* 
lid)en §anfleine Klaoierbrapt oermenbete. 
Vertitalnefe 3 um Slbfifpen bes SReeresbobens Um oollftänbigere Proben beffen, mas 

auf bem Seeboben lagert, lebt unb mebt, 


Die Senfgemipte merben an einer Botröpre 
fo aufgehängt, bafe fie fetbfttätig bei ©rreipung 
bes SReeresbobens abfallen unb auf bem ©runbe 
liegen bleiben, bamit bie Draptleitung entlaftet 
mirb; menn fehr grofee Tiefen ermartet merben, 
benufeen mir folpe oon 28 Kilogramm Spmere 
(^reis feber biefer ©ifenlugeln 6 bis 7 SRart), bei 
geringen Tiefen (unter 1000 SRetern) genügt ein 
©emid)t oon 15 Kilogramm (^reis 3 bis 4 SRart). 

Das Kunftftüd bei bem SCReffen oon 03 eanifd)en 
Tiefen beftept barin, burd) SIn 3 iepen einer Vremfe 
an ber Trommel genau fo oiel Hemmung be* 
ftänbig mirten 3 u laffen, bafe bas ©emipt ber 
aufeenftepenben Draptleitung (ausfpliefelip Sint* 
gemipt) immer tompenfiert ift unb fomit, fobalb 
bas fernere Sintgemipt ben ©runb erreipt unb 
teine 3ugtraft mehr ausüben tann, bie SRafpine 
ftillftepen mufe. Dabei ift nop eine intereffante 
Äompütation ermäpnensmert. SRan füllte 3 unäpft 
ermarten, bafe man fut 3 effioe bie Hemmung mit 
3 unepmenber Drafetlänge oermepten müffe, ba 
bod) 3 um Veifpiel 5000 SReter Drapt mefer miegen 
als 4000 SReter ober 3000 SReter. Slber es ift, 
menigftens bei Klaoierfaitenbrapt, gerabe bas 
©egenteil ber galt, es tommt nämlip ber gattor 
ber Reibung im SBaffer in Vetrapt, unb biefer 
ift felbft bei bem bünnen polierten Drapte fo ge* 
maltig, bafe mit 3 unepmenber Tiefe bas SRepr* 
gemipt ber aufeenftepenben Draptlänge burd) bas 
SRepr bes Steibungsmiberftanbes nipt nur nipt 
ausgeglichen mirb, fonbern fogar eine birette, all* 
mäplip fip fteigernbe Hemmung auftritt, bie 
burd) bas fut 3 effioe Büften ber Vremfe 3 U über* 
minben ift. 

SBäprenb bas £inablaufen bes Draptes mit 
einer fetunblipen ©efpminbigteit bis 3 U 2,5 SRe* 
tern erfolgte, mürbe nad) ber ©runbberüprung 1,5 
bis 2 SReter in ber Setunbe aufgefeolt (mit Dampf 
be 3 iel)ungsmeife eleftrifper Kraft), fo bafe eine 
Tiefenlotung oon etma 5000 Bietern ungefähr 
anberthalb Stunben 3eit beanfprucht; hierin finb 


an bie Oberfläche 3 U brtngen, pat man tocpieppnepe 
tonftruiert, beren 3 t>ee bem bänifchen ©eologen 
O. g. SRüller angehört. 3n neuerer 3eit haöen 
befonbers bie oerfd)iebenften Tieffee*©rpebitionen 
mit grofeem (Erfolg fid) ber oerbefferten 3nftrumente 
bei ihrer mübfeliaen Arbeit bebient. 


Der Vleeresbobeit 
unb bte Tiefen ber See 

Von Dr. 3 . 2ßtefe 

S eit Sahrtaufettben befd)äftigen fiep bie äRen* 
fd)en mit ber ^«Qe: » 3 ^ meldher ©nt* 
fernung oon ber Oberfläche befinbet fid) ber fefte 
Voben bes SReeres?" unb mit ber anbern: „2Bie 
fieht es unter ber gemaltigen 3tusbet)nung ber 
fluten aus?“ 5Rod) oor einigen 3ah^eh^^ 
tonnte niemanb eine begrünbete Ülnfiipt meber 
über bie Tiefe ber 03 eane noch über bie Ve= 
fd)affenheit ber Vobenfläche unter ben fluten 
ausfpredjen. 

Btlle ainftrengungen, in biefer Ve 3 iehung ©e* 
mifeheit 3 U erhalten, ermiefen fid) als frudjtlos, 
unb es fd)ien, als merbe über ben 03 eanifd)en 
Tiefen auf immer ber Schleier bes ©eljeimniffes 
ruhen. 9tur über bie Tiefe unb bie Vobengeftalt 
ber feisteren 9Reeresteile, bie 3 ubem oon Schiffen 
oiel befahren merben, h Q i na< ^ U11 b nadh 
beftimmte unb im gan 3 en fehr fixere Vorftellungen 
gemonnen. 3 11 biefer Ve 3 ietmng ift befonbers 
bie Umgebung ber britifchen ^ofeln fehr genau 
erforfd)t morben, unb es hat ficf) babei bas geo* 
graphifd) mie geologifd) intereffante iRefultat er* 
geben, bafe ©rofebritanien unb 3 ^anb auf einem 
fubmarinen Plateau ruhen, bas ftellenmeife taum 
um Kird)turmshöhe unter ber Oberfläche bes 
dReeres liegt. Vßie bie Unterfuchungen ge 3 eigt 
haben, ftür 3 t erft in einer gemiffen ©ntfernung 
meftlid) oon 3^anb ber Seeboben 3 U ben Tiefen 
bes eigentlichen 03 eans hinab. VSohl mar fepon 
mieberholt ber Verfuch gemacht morben, bas 
Sentblei in bie Slbgrünbe bes hoh * 11 Vieeres 3 U 
merfen, aber ftets mar ber ©rfolg ein mangelhafter. 
Kein 3eid)en tünbigte bem Veobacpter im Schiffe 
ober Voote an, mann bas Bot ben ©runb erreicht 
patte: gaben um gaben rollte oon ber Beine in 
bie Tiefe, fortgeriffen oon ber eignen Schmere 
ober oon untermeerif<pen Strömungen, aiud) mar 
bie Beine febesmal oerloren, benn es mar unmög* 
lid), fie mit bem Senter mieber herauf 3 ubringen. 



noch 5 bis 7 SRinuten eingerechnet, bie man oor 
Veginn bes 2tufmidelns märten mufe, bamit bas 
Tiefenthermometer am äReeresgrunb fid) richtig 
auf bie Vobentemperatur einftellt. 

Vei bem ©inminben bes Botbraljtes mirb 
bie Trommel aufeerorbentlid) ftart beanfprudjt, ba 
einige taufenb VSidelungen mit einer an fid) nid)t 
grofeen, aber fief) birett abbierenben Kraft auf bie 
Trommel tommen, fo bafe eine Veanfpruchung oon 
über 100000 Kilogramm oortommen tann. ©s 
ift ein ät)nlid)er Vorgang mie ber beim Vßidelrt 
eines 3 11 >irnfabens um einen ginger. Sd)on nach 
menigen Umminbungen fühlt man fehr beutlid) 
ben rafd) 3 unehmenben Drud. 3 11 öer Tat hat 
Sipott es an Vorb ber „Valbioia“ mieberpolt er* 
lebt, bafe bie Trommel ber einen £otmafd)ine, 
bie ftatt aus Staplgufe aus ©ifengufe beftanb, aus* 
einanbergebrüdt mürbe unb fcpliefelid) gan 3 3 U= 
fammenbradh- 

V3as ergaben nun bie Tieffeeforfcpungen be= 
3 Üglid) bes SReeresbobens? Die meiften 9Jtenf(pen 
[teilen fid) ben Voben bes SReeres als eine grofee 
ebene gläepe bar, bie nur an ben Küften ein fanftes 
atuffteigen be 3 iepungsmeife Slbfteigen aufmeife. 
3n ber Tat paben bie SReffungen ergeben, bafe 
meite, faft ebene glädjen am SReeresgrunbe burd)* 
aus oortjerrftpen unb ein lebhafter SBetpfel ber 
Vobenneigung immerhin 3 U ben Seltenheiten 
gehört. 9lber bertno(p finb bie Vioeauunterfd)iebe 
in ben Vteeren nod) meit grotester als auf bem 
Banbe, an manchen Stellen finbet man aus ben 
gröfeten Vteerestiefen plöfelicp, faft opne feben 
oermittelnben Hbergang, gnfeln an bie £)berfläd)e 
emporragen. Dies gilt unter anberm für eine Veipe 
ber Koralleninfeln im Stillen D 3 ean, aber 3 um 
Veifpiel aud) für bie Vermubainfeln im ültlanti* 
fpen C> 3 ean unb anbre. VSenn an biefen Stellen 
ber SReeresboben fid) plöfelicp heben mürbe, fo bafe 
er in feiner ©efamtpeit über bas Vßaffer empor* 
ragte, mürben bie betreffenben gnfeln als oiele 
taufenb SReter pope fpifee ©ebirgsnabeln oon einer 
auf allen Seiten unerhörten Steilheit fid)tbar 
merben, gegen bie etma bas Vtatterporn mie eine 
unbebeutenbe fanfte ©rpebung erfpeinen mürbe, 
unb mit beren feltfamen aiusfepen mürbe nid)ts 
Vetanntes fid) oergleid)en laffen. gm grofeen 
unb gan 3 en paben mir alfo feftphalten, bafe es 
fepr grofee 03 eanifd)e Veden mit oöllig flachem 
©runbe unb folpe mit grofeen aibftür 3 ungen gibt, 
unb bafe unterfeeifdje ©ebirgs 3 üge mie unter* 
feeifd)e Täler unb ^Inpöpungen metpfeln, mobei 
inbeffen 3 U bemerten ift, bafe gemaltige Streden 
in fo popent Vtafee pori 3 ontal finb, bafe man im 
3uftanbe ber Trodenpeit bort eine ©ifenbapn mit 
ben bentbar geringften Scpmierigteiten anlegen 
tönnte. 

3Bie fiept es nun auf bem Voben bes SReeres 
felbft aus? Vorausgefd)idt fei, bafe mir hier oon 
ber eigentlichen Tieffeefauna, alfo ben hoben* 
ftänbigen Tieren, abfepen. 3 11 biefer Ve 3 iepung 
paben gerabe bie neueften Tieffeeforfd)ungen ben 
Staepmeis geliefert, bafe oon einem Sieicp bes Tobes 
auf bem Voben bes SReeres infomeit ni^t bie Siebe 
fein lann, als fiep in bem gröfeten Teile nod) Bebe* 
mefen befinben. SRit jeberrt Dretfd) 3 uge (Dretfcpen 
peifeen bie Siefee ber ©runbfifeperei) gemann man 
neue 3eugniffe für ein Beben in ber Tiefe, bas 
mir reiep nennen müffen, menn mir bebenten, 
bafe es fein Dafein 3 U friften pat oon ben nieber* 
fintenben Vrofamen organifdier Siäprftoffe, bie oon 
ben ^ 3 flan 3 en in ben lid)tburpfluteten oberen 
Sipicpten bes SReeres aus bem Veftanbe ber un= 
organifepen SRaffen aufgebaut merben. Slus 
5600 SRetern Tiefe brapte ber tiefe, erfolgreiche 
Dretfd) 3 ug bes „©pallenger“ aufeer ben ^roto* 
3 oen nop 3 1 »an 3 ig Tiere herauf, bie 3 U 3 epn 
oerfpiebenen Slrten gehören. Hnb mas ber 
„©hallenger“ austunbfdjaftete, pat fip bis heute 
immer mieber beftätigt, menn aup bie gröfeten 
betannten Tiefen nod) nipt mit ber Dretfpe ab* 
gefupt finb. Dafe fip lebenbe SBefen auf ihrem 
Voben finben merben, palten mir nipt mehr für 
ausgefploffen, unb bafe aup ber SBafferraunt über 
bem Voben ber Tieffee nipt lebensleer ift, bas 
miffen mir einmanbfrei, feitbem mir mit Spliefe* 
nefeen beftimmte SReeresfpid)ten ber Tiefe burp* 
fifpen lönnen, berart 3 um Veifpiel, bafe ber Slppa* 
rat nur mäprenb bes SIuf 3 iepens unb nur innerhalb 
ber Spipt 3 mifd)en 5000 unb 4000 SRetern 
arbeitet, mie es bei bem tiefften Spliefenetföug ber 
„ Valbioia“ * ©xpebition ber gall mar. Dod) 
mie gefagt, mir fepen hier ab oon ber Tiermelt 
bes SReeresbobens unb menben uns ber Ve= 
antmortung ber grage 3 U, moraus fip biefer 
Voben 3 ufammenfefet. Stur menige Stellen pat 
man im SReere gefunben, bei benen ber Voben 
aus feftem gelsgeftein beftept, im übrigen ift ber 





1911. 5Rr. 44 


Aber ßartb unb $fteer 


1155 


©teeresboben ber grobe 51ird)hof für alles, was 
an ber Oberfläche lebt, 3nsbefonbere gilt bas 
oon ben maffenbaft im ©teere oerbreiteten Proto* 
3 oen. ©etanntlid) finb bas ©efd)öpfe, bie im 
$Kat)men einer einigen 3dle bas Deben in bent* 
bar nadtefter $orm repräfentieren. ©iele fd) eiben 
Schalen aus, bie meift aus !oI)Ienfaurem 5talt 
ober aus iliefelföure begehen. Zn ben talten artti* 
fd)en unb antarfüf d)en Strömungen übermiegen 
biejenigen proto 3 oen, bie ftiefelftelette aus* 
fd)eiben, ©or allem imponieren hier burd) bie 
©taffenhaftigteit ihres periobifdjen Auftretens bie 
bem Pflan 3 enreid)e 3 U 3 U 3 äI)lenben Diatomeen. Oie 
Sdjalen aller biefer ntitroffopifd) tleinen Orga* 
nismen finteu allmählid) auf ben ©teeresgrunb 
nieber unb häufen fid) bort im ©erlaufe ber Sah * 1 
taufenbe 311 mäd)tigen ©änten an. ©is 3 U einer 
Diefe oon 4000 ©tetern baut fid) ber Hntergrunb 
ber Ö 3 eane im ©ereid)e ber talten Stromgebiete 
aus faft reinem ftiefelgur auf, toährenb in ben 
tüärmereu Kegionen ber fogenannte ©lobigerinen* 
fd)Iid, gebilbet aus ben &altfd)alen oon $ora* 
miniferen, überwiegt. Zn größeren Diefen roerben 
bie lederen aufgelöft unb es bleiben nur bie un= 
löslid)en anorganifd)en ©eftanbteile ber Sd)alen 
übrig, bie ben für bie Diefe oon unterhalb 4500 
©tetern d)aratteriftifd)en roten Oon bilben. An 
mand)en Stellen oermifchen fid) bie Sd)alenrefte 
ber proto 3 oen mit ben ©ebäufen ber 3 rlügel= 
fd)neden (“pteropoben) unb 5teilfd)neden (|>etero* 
poben). Sogar < 9 aififd) 3 äl)ne, ©ehörfteind)en oon 
gifd)en, ©ehörtnod)en oon ©ßalen tonnen mit ben 
Stelettreften feftfi^enber Dierorganismen nid)t 
unmefentlid) 311 m Ausbau ber abpffalen Sd)id)ten 
beitragen. ©tilliarben oon Deid)en finten täglid) 
unb ftünblidh in bie Diefe unb gleid) 3 eitig mit 
ihnen ber Sd)lamnt, ben bie $lüffe mitführen, oul* 
tanifd)e Afdje unb ber ©efd)iebelel)m arttifdEjer unb 
antarttifd)er ©letfcf)er, bie, an ihrem Kanbe im 
(Eisberge 3 erfd)ellenb, fid) füblid) bis 311 m oier 3 igften 
©rab, nörblid) bis 3 um fed) 3 igften ©reitengrabe 
3 erftreuen. 

©Senben wir uns nun ben Diefenoerl)ältniffen 
an fid) 3U, fo beftehen and) über biefe oiele falfd)e 
©orftellungen. Unter ben brei §aupto 3 eanen ber 
©rbe erreidjt ber 3 >nbifd)e bie am toenigften großen 
Diefen, bie fid) mertmürbigerweife nicht etroa 
nahe ber ©titte bes .großen ©teerbedens befinben, 
fonbern nahe bem Kanbe in ber ©egenb ber 
Sunbainfeln. Süblid) ber 3nfel Sumbaoa, unter 
11 ©rab 22 ©Knuten fiiblid)er ©reite unb 116 ©rab 
50 ©Knuten öftlidjer Dänge, fintt bie ©teerestiefe 
bis auf 6205 ©teter, unb noch erheblid) größer, 
nämlid) 7300 ©teter, ift bie Diefe in ber ©ähe ber 
üjnfel Amboina, inmitten bes fonft 3 iemlid) flachen 
©elebesfees, beren ©teeres 3 ugangsftraben fonft nur 
etroa 1500 ©teter tief finb. 

Die Diefenoerhältniffe bes Attantifd)en £> 3 eans 
finb unter allen Ozeanen oergleid)sroeife am 
beften betannt. Aus ihnen ergibt fid) bie ©riften 3 
einer ausgebehnten, ben £> 3 ean in ber ©Ktte toie 
ein Küdgrat burd)* 

3iel)enben unb getoif= 
fermaßen bie Dängs* 
acf)fe besfelben bilben* 
ben ©Obenerhebung. 

Sie beginnt als Kat)t= 
janäsrüden bei Z%* 
lanb, fe^t fid) fort in 
bem A 3 orenrüden ober 
A 3 orenplateau,roenbet 
fid) bann öftlid) nad) 

St. Paulo nahe bem 
Äquator als norb* 
atlantifd)e Schwelle, 
um toieber in Süb* 
rid)tung als fübatlanti* 
fche Schwelle weiter* 

3 U 3 iehen; hier liegen 
Ascenfion unb Driftan 
b'Acunl)a. Die Diefen 
biefer gan 3 en Strede 
oon minbeftens. 15000 
Slilometern oerbin* 
bet eine unterfeeifdje 
©rhebung, ©rönlanb, 

2 >slanb unb bie flad)e 
©orbfee (Diefen ge* 
ringer als 100 ©teter); 
ihr gehört fpe 3 iell ber 
2Bi)oille*Dbomfon* 

©üden 3 toifchen ben 
$aröer unb Korb* 
fd)otüanb an, er fd)ei* 
bet in ber Diefe bas 
eistalte Polarwaffer 
oon bem roarmen at= 


lanüfd)en (©olfftrom*) ©Baffer. 3u beiben Seiten 
nun bes 3 entralen Hochplateaus liegen fe 3 wei 
tiefe ©eden ober ©tulben mit 4000 bis 6000 ©te* 
tern ©Baffertiefe, auf nörblid)er ©reite bas norb* 
ameritanifdhe ©eden, bas bis unmittelbar an bie 
©Beftinbifd)en 3nfdtt fid) ausbehnt, im ©Beften; 
tapoerbifd)e ©tulbe im Often. 3 ™ Sübatlantifd)en 
£> 3 ean entfpredjen biefen ©ilbungen einmal bas 
brafilifd)e ©eden unb fobann bie weftafritanifd)e 
©tulbe. 

An auffallenb flachen Stellen ober ©änten, 
meift fehr tleinen Umfangs, ift bie ©teeresgegenb 
3 toifd)en Portugal*©tarotto einerfeits unb ben 
A 3 oren= 5 !anaren anberfeits befonbers reich; tyti'- 
her gehören bie ©orringe* unb ©ettpsburgbant, 
bie Datia ©oncepcion, Seine, 3ofephinenbant, bie 
Prin 3 *Alice=©anf unb anbre mehr, ©teift mürben 
biefe ©änte beim Degen oon Delegraphentabeln 
gefunben. Die Diefe bes ©Baffers auf ihnen beträgt 
oft taum 100 ©teter, fo bab man auf f)ol)et ®ee 
hier antern tonnte. Die oultanifd)e ©atur biefer 
©änte fcheint fid)er, manche beherbergen grobe 
3ifd)reid)tümer. Die flämifd)e Etappe am Oft* 
abl)ang ber ©eufunblanbbant mit ©öfd)ungs= 
rointeln bis 3 U 29 ©rab fd)eint ihre ©ntftel)ung 
erratifd)en Anhäufungen 311 oerbanten, bie hier 
oon ben fd)mel 3 enben ©isbergen nieberfallen. 
©ine auffällig fteile ©Obenerhebung, bie aber 
1145 ©teter unter ©Baffer bleibt, ift inmitten biefes 
Deils bes Atlantifd)en ü) 3 eans aufgefunben, bie 
Sarabaqhücjel in 49 ©rab 40 ©Knuten nörblidjer 
©reite unb 29 ©rab 10 ©Knuten toeftlid)er Dänge. 
Die fteilen ©öfchungen biefer ©Obenerhebungen, 
bis 3 U 35 ©rab, beuten auf eine geroaltige unter* 
feeifd)e Hebung an jener Stelle. Auf ber ©teeres* 
ftrede, bie oon ber ©eufunblanbbant ausgeht, 
über bie eben genannte flämifdje ftappe l)imoeg= 
3 ieht unb an ben Smubaphügeln oorbei oftroärts 
bis 3 slanb fid) erftredt, liegen bie nteiften ftabel 
nach ©orbamerita, baher Dabelplateau genannt, 
obfd)on bie Diefen ftart toed)fe!n unb bis 4000 ©teter 
unb barunter htTtabgel)en. Zm ©orbtoeften oon 
3 rlanb ift bie gro^e, um ben einfamen ©otall* 
felfen fid) anlagernbe ©erfeidjtung mit Diefen oon 
weniger als 1000©tetern auffällig. Die größten 
bis je^t im Atlantifdjen D 3 ean gefunbenen Diefen 
mürben nörblid) oon ©ortorito oon bem arneri* 
tanifchen Sd)iffe „©late“ am 27. Januar 1883 ge* 
lotet, nämlid) 8341 ©teter in 19 ©rab 39 ©Knuten 
nörblid)er ©reite unb 66 ©rab 26 ©Knuten meft* 
lid)er Dänge unb 7732 ©teter in 19 ©rab 30 ©ti* 
nuten nörblid)er ©reite unb 66 ©rab 12 ©Knuten 
weftlicher Dänge. 

Der ©rofje 0 > 3 ean 3 eigt be 3 üglid) feiner Diefen* 
oerhältniffe gan 3 anbres ©erhalten als bas At* 
Iantifd)e ©teer. ©Senn mir in ber ©idjtung oon 
ber ftüfte (Elpte 5 gegen bie japanifdjen ^Ttfeln 
einen größten 5treis um bie ©rbe legen, fo teilt 
biefer bas Stille ©Seitmeer in 3 toei tontraftierenbe 
Hälften. Die norböftlid)e erfd)eint als fehr infei* 
arme ©Saffermüfte oon großer Diefe, bie fübmeft* 


Der Daudjet auf bem ©runb bes ©teeres 


Iid)e bagegen ift gemiffermafien mit 3 nfeln beftäubt, 
unb bie meiften oon ihnen ruhen auf einem ge* 
meinfamen Sodel, ber I)öd)ftens 2000 ©teter unter 
bem Seefpiegel liegt unb einen gläd)eninl)alt oon 
fid)erüd) mehr als 200 000 Quabratmeilen befipt. 
Diefes fubmarine ©lateau 3 eigt in feiner 3 erriffenert 
unb 3 adigen Dberfläd)e alle ©igentümüchteiten bes 
tontinentalen ©ebirgslanbes. Die fanftgewellte 
gläche bes norbatlanüfdien D) 3 eans, bie man oor* 
eilig als allgemeinen Dppus bes ©teeresbobens 
betradjten wollte, fehlt hier gän 3 lid), fd)roffe Ab* 
ftür 3 e med)feln oielmehr mit ausgebehnten Dieffee* 
tetten, beren l)öd)fte Spitjen als oultanifche Äegel 
in langen ©ogenreihen fid) über ber Oberfläche 
oerfolgen laffen. Die l)m»ciiifd)en ^©feln finb 
nidits anbres als bie höchften ©ipfel einet un* 
geheuern ©ergtette, bie an Dänge, ja oielleid)t an 
©taffenl)aftigteit bas §imalajagebirge weit über* 
trifft. ©erfchmänben bie ©Saffer bes ©ro^en 
C) 3 eans, fo mürbe jene ©ergtette in ihrer gan 3 en 
©rofeartigteit heroortreten, unb ihre ouIfanifd)en 
©ipfel mürben l)öh^r über bie umgebenbe 3 läd)e 
emporragen, als bie “Kiefen bes Himalaja über 
bie Diefebene bes ©anges anfteigen. Der flad)e 
©oben ber Dieffee in ber norböftlichen Hälfte bes 
Ozeans ift mit gelblidhbraunem Schlamm bebedt, 
aber oon ben Iwwaiinfeln gegen bie japanifd)e 
5lüfte hin finben fid) auf ben ©ipfeln ber unter* 
feeifd)en ©erge unb ©ergtiiden Korallen unb 
©ru^ftüde oon Daoa. ©örblid) oon biefer Dinie 
finben fidh parallel ber japanifeben Mfte unb ben 
Kurilen bie bebeutenbften 03 eanifd)en Diefen, bie 
man bis oor ludern tannte. Die ©riften 3 biefer 
mehr als eine beutfdje ©teile tiefen Abgrürtbe ber 
See ift üollfommen fidjer ermiefert, benn gerabe 
bort gingen bie Dotungen mit oor 3 üglid)em ©rfolg 
oonftatten. Der s fSianobral)t, ben man auf bem 
„Duscarora“ benu|te, lief fdjnurgerabe fenfrecht 
aus, unb bie ©erührung bes ©obens mürbe in 
8513 ©tetern Diefe fo genau gefpiirt wie im 
feichteften ©teeresteile. Sie galt über 3 toan 3 ig 
3ahre als bie größte Sentung, bie ber ©teeresboben 
überhaupt auf 3 umeifen habe. Aber im 3uli 1895 
lieh ber Dampfer „$enguin“ im Often ber Donga* 
infein, mo man fd)on früher 8284 ©teter gelotet 
hatte, bas Sentblei bis auf 8960 ©teter Ipnab, 
ohne auf ©runb 311 ftofeen. Diefe fjeftftellung 
führte 3 U genaueren ©ad)forfd)ungen in ber ge* 
nannten ©egenb. Alsbalb fanb man hier — in 
ber fogenannten Swffa Albrid) — mehrere be* 
nad)barte Stellen oon mehr als 9000 ©teter Diefe, 
am 31. De 3 ember 1895 lotete man ebenbort im 
Often ber ftermabec* unb Donga* ( 3 reunbfd)afts*) 
3nfeln fogar 9427 ©teter. ©inige 3ah^e hinburd) 
galt nun biefe Diefe für bie größte, bis anläßlich 
ber Dotungen für bie oon ben Ameritanern geplante 
©erlegung eines quer burd) ben Süllen £) 3 ean oon 
San §ran 3 isto bis nach ben Philippinen laufen* 
ben Nabels (Enbe ©ooember 1899 burd) bas ©er* 
mef fungsfd)iff „Kero“ eine nod) um 206 ©teter tiefere 
Stelle gefunben mürbe. Diefe 9633 ©teter betra* 
genbe ©teerestiefe, bie 
imOften ber ameritani* 
fd)en ©tarianeninfel 
©uam liegt, ift nun 
bis auf ben trügen 
Dag bie abfolut tieffte 
Sentung, bie betannt 
geworben ift. ©enter* 
tenswert ift, bah bie 
eigentlichen Diefbeden 
nid)t in ber ©titte ober 
©tittelad)fe ber groben 
£> 3 eane liegen, fonbern 
mehr ben ^eftlanbs* 
ränbern genähert finb. 
3 ür einige ©teere feien 
fchliehüd) nod) bie ©tit* 
teltiefe unb bie gröfjte 
3 ur 3 eit betannte Diefe 
angegeben: ©roher 
£» 3 ean 4100 ©teter 
©tittelüefe,9633 ©teter 
gröbte Diefe, Atlanti* 
fcherD) 3 ean 3800©teter 
©titteltiefe,8015 ©teter 
qröhte Diefe, 3nbifd)er 
£>3ean3600©teter©tit* 
teltiefe, 6200 ©teter 
gröbte Diefe, ©orbfee 
90 ©teter ©tittelüefe, 
808©tetergröhteDiefe, 
Oftfee 70 ©teter ©titte l* 
tiefe, 430 ©teter gröbte 
Diefe, ©tittelmeer 1450 
©teter©titteltiefe,4400 
©teter gröbte Diefe. 





1156 


1911. Jlr. 44 


fg^n C/)ie, L f\iiltuv der,L/egenwart 


s&ifdende c Jdihst 


Ztappenfunft 

Der Segriff Runft roar in ben lebten 3 <ü)r» 
3eßnten furdßbar eng geworben: Statue, oiel» 
Ieid)t nod) 23 üfte, beibes natürüd) lebensgroß, unb 
Qlbilb großen Formates, bas roaren am Enbe 
bie ein3tgen Wirten oon SBerfen, an bie manbad)te, 
bie ber reiche Zlann für fein palaftäßnlidfes $aus 
erroarb, bereit irgenbroie ßergeftellte 3mitaüonen 
ber bößere ZZittelftanb in feine für ihre Ziaße oiel 
311 fleinen Stuben pfropfte, bie nicht befitjen 3U 
fönnen ber bittere Sßmer3 unb bie eigentlid)e 
Entbehrung oieler toar. 

Die Ießten 3 cßte haben barin eine wohltätige 
Znberung gebrad)t. Zlit 
bem ®efüt)I für bie bürger» 
liße ÜBoßnung, bas 3uerft 
als $aß gegen ben falfd)eit 
Palaftftil auftrat unb auf» 
treten mußte, ift aud) bas 
(befühl bafür gefommen, 
weißes Format unb welche 
Zrt oon Runft in fie hinein 
gehört, unb baß bas jeben» 
falls nicht bie lebensgroße 
ift. Die Formate finb burd)» 
weg tleiner geroorben, neben 
bie große piaftif ift wieber 
bie Rleinplaftif getreten, 
fogar bie eingebürgerte 
fßredlid)e Süßte, bie immer 
ein bißchen ans (brab er» | 

innert, ift hier unb ba 
fcßon ber Porträtftatuette 1 

gewid)en, neben ben Sil» 
bem finb Slätter in allen 
grapßifßen fünften ent» 
ftanben, bie Zeprobuftionen 
alter Zßerfe haben fiß oer» 
breitet (fogar in einem ge» 
fäßrlißen Ziaßftabe). 3 ß 
laffe bahingefteilt, ob alle 
biefe Dinge, bie heute ge» 
tauft toerben, fehr gut finb, 
jebenfalls ift ber Segriff 
Runft oiel weiter geroorben, 
unb es finb gute Entwid» 
lungen glüdliß angebahnt. 

Die beffere Zusroaßl roirb, 
fo barf man hoffen, mit | 

ber 3eit tommen; 3uerft 
haben bie 9 Zenfd)en etroas 
blinb nach bem gegriffen, 
bas am bequemften geboten 
tourbe, naß ben gefälligen 
Slättern, bie fo betoratio 
roirten. 

So hat man, fieht man 
auf biefes ©ebiet ber Runft 
für bas |>aus, ein etroas 
mertroürbiges Sßaufpiel. 

Die 2 Bänbe finb überall 
ooll oon „Runftblättern“, 
aber bie Zünftler, bie fid) 
ber ©rapßif geroibmet, bie 
alten Deßnifenwieberbelebt 
haben unb bie wirtlich origi» 
nalfd) aff eit, haben einen oer» 
hältnismäßig tleinen Ztarft. 

3 n ben Zustellungen läßt bas Publifum ihre Säle, 
unb wenn fie nod) fo appetitlich ßergerißtet finb, 
unb wenn fie nod) fo fehr empfohlen werben, mit 
Entfd)iebent)eit unb wie auf Serabrebung leer: 
ber öbefte Silberfaal „3ießt“ mehr als ber feinfte 
Sd)war3weißraum. 

$ragt mau nad) ben ©rünben biefer Erfchei» 
nung, fo feheint fid) als wefentlichfter biefer heraus» 
3uftellen, baß bas Pubiifum aud) bei biefen 
Slättern 3uerft nad) ber betoratioeu, „heim» 
fßmüdenben“ Qualität fragt, fie immer au ber 
SBanb benft, wäßrenb fie gan3 anbre Eigen» 
fßaften befitjen, bie ihren 2Bert ausmachen, unb 
gar nicht au bie 2 Banb, fonbern in bie Etappe 
gehören. 

3ß will gar nid)t bottrinär fein, fonbern rußig 
3ugeben, baß aud) an meinen SBänben folße 
grapßifdhen Slätter hängen, unb fie nehmen fid) 
fet)r gut aus. 


Zber ißr eigentlid)es Reben gewinnen fie erft 
in ber $anb. Unb bie tleinen Formate fönnen 
nur fo gefeßen werben. 

Es war ein oerßängnisooller 3 rrtum, baß 
mand)e ©rapßifer glaubten, ißrer Runft baburß 
3u bienen, baß fie ißre Slätter 3U etwas wie 
Qlbilberfatj oergrößerten unb oergröberten. Das 
ßat bas Publifum nur in feiner falfchen Zteinung 
beftärtt. 

3 eßt tauft es Slätter oon $ernwirfung für 
bie SBänbe unb wenn bie SBänbe ooll finb, hört 
es auf. 

Demgegenüber fd)eint es mir wichtig, auf 
2 Befen, Sebeutung unb Zei3 ber Ztappenfunft 
hin3uweifen. 

üßie in ben füblid)en Ränbern, wo bie Ztenfßen 
am liebften auf Ztärften unb in fallen leben, 
immer bie öffentlid)e Runft bie eigentlid)e war, 



Hermann Strack: Kopf eines alten Juden (nach einer Radierung) 


fo für ben 9 Jlenfd)en bes Zorbens, für ben §aus» 
unb 3lmmermenfd)en, bie prioatefte, eben bie 
Ztappenfunft. Das Statt, ber Schnitt ober ber 
Stid), ben man in füllen Stunben hernahm unb 
anfd)aute, an bem man immer Zeues entbedte, 
beffen neue Setrad)tung an alle früheren an» 
fd)loß, war ein iöftlid)er Sefiß, ein waßres 
Eigentum, bas man immer beffer erwarb, ein 
Stüd Reben. 

$ür fo!d)en ©enuß ßaben unfre Zteifter ge» 
feßaffen, fd)on oor Dürer, aber am fd)önften bod) 
Dürer felbft. Es ift aud) heute nod) unmöglid), feine 
Slätter auf anbre ZSeife 3U lefen, als baß man 
fie immer wieber fo hernimmt unb anfeßaut wie 
bie Ztenfdjen feiner 3 eit. Dann begreift man, 
was fie an ißnen befaßen, was bas ift: ein £jaus= 
fßatj, roie fie bamit ein Reben lang ausfommen 
tonnten wie mit ber Sibel (unb eine fpätere 
beutfeße ©eneration mit ©oetße). 


Zun haben wir gewiß fold)en Dingen nichts 
Ebenbürtiges an bie Seite 3U ftellen. Zber alter 
unb neuer Sefitj wertoollen 3 ußaltes ift bod) ba. 
Unb bie Zrt folcßes füllen ©enuffes an woßl be= 
wahrten Slättern bleibt auch in ben 3 ^^ 
ber Ztufeen unb Zustellungen bie befte. 9 Ber 
es oerfud)t, wirb fie niemals wieber entbehren 
tönnen. 

Es ift ein gan3 anbres Serßältnis als 3U ben 
Sßerten, bie wir ba fremb in fremben Zäumen 
betrachten. §ier ift unfer Eigentum. (Es wirb 
heute unterftüßt, was bas Runftwert als Eigentum 
bebeutet, wie gan3 anbre Qualitäten bem Sefißer 
wertooll finb als bem bloßen Setrad)ter im Sor» 
übergeßen.) §ier ift bie Ztöglißfeit ber ZSieber» 
teßr. |>ier tann fid) bie SeobadRurtg unb Entp» 
finbung oerfeinern, oerinnerlid)en. So ein Statt, 
bas wir in unfrer Ede 3eßnmal in oerfßiebenen 
Stimmungen angefßaut 
ßaben, ift wie eine Ranb» 
fdjaft, in ber wir gelebt 
unb Erinnerungen gefät 
ßaben, unb fo mutet es 
uns an: oertraut unb 
bod) neu. 

Ztan lernt bie Qualität 
einer Zrbeit, bie Sefonber» 
l)eit einer Deßnif oon felbft 
würbigen unb oielIeid)t nur 
mürbigen, wenn man folcße 
SZappen befitjt. 

Unb biefe feine Zrt, ein 
Sammler 3U fein, ift nid)t 
teuer. 3eßn grapßifße 
Slätter toften faum fo oiel 
wie bas bümmfte SUb. 
Zud) Zeprobuftionen alter 
Slätter gehören ba3u, wenn 
fie aud) natürlich immer 
nur Zotbeßelfe bleiben. 

Unfre grapßifcße ^ßro= 
buftion ift reid) unb noch 
immer im SBacßfen. Zeben 
ber tlaffifd)en Zabierung 
gibt es bie farbige, ber 
§arbenßol3fd)nitt ift wieber 
auferftanben, bie £itßo» 
grapßie wirb, fd)war3 unb 
farbig, geübt. 

2 Ber fieß nur ein wenig 
ßineinfießt, ift ßier am 
fßnellften oon ber 3eit= 
frantßeit, bem pßotograpßi» 
feßen Zealismus, befreit, 
empfinbet faft unmittelbar, 
baß Runft etwas anbres 
ift, unb was es heißt, baß 
ber Rünftler „für eine Deß» 
nit benft“. Er fieht ein, 
was weggelaffen werben 
muß, um biefe Säße mit 
biefem Zusbrudsmittel bar» 
ftellbar 3U maßen, unb 
wesßalb ber Rünftler für 
biefen Einbrud biefe Deßnif 
gewählt ßat. Unb mannig» 
faltig wie bie 3orm ift 
auß ber 3ußalt ber grapßi» 
fd)en Runft. Die ©rapßifer 
finb beweglißer als bie Ztaler 
ber 3eit, meßr hinter bem 
Reben her. Unb oon ben 
alten Stäbten bis 3um mo» 
bernften Zrbeitsplaß, oom fßönen Ztenfßen bis 
3ur Slume, oom gelben bis 3um Sarietöfänger: 
eine gan3e 2 BeIt oon bunten Dingen rei3t fie, 
ißre Rünfte fpielen 3U Iaffen. 

Zur ein größeres 3 utereffe bes ^ublifums, 
unb bie Entwidlung ift unabfeßbar. Das grapßifße 
Statt wirb wieber bie unerträglidje Znfid)tspoft» 
farte ablöfen, uni an liebe £anbfd)aften unb 
Stäbte 3U erinnern, unb bie Photographie, um 
bas Silb naßer Zlenfßen feft3ußalten. Das alles 
würbe in bie Ztappe gehören, wenn fie einmal 
ba ift. 

Es ift etwas gefd)eßen, was feiten gefßießt. 
Die Dedung ift oor bem Sebürfnis erfolgt. Es 
gibt fd)on eine gan3e Ziappenfunft, beoor bie 
Ztappe in ben Käufern eriftiert. 

2Ber eine anfßafft, wirb erftaunt fein, wie 
leid)t unb gut fie fiß füllt. 

grifc Stahl 













1911. 9tr. 44 


Xtber ßctnb unb 50leer 


1157 


Die Käfige be£ K!önig3 KubtPig. 93on (£l)mle3 


n ©bmonb ^ilons Aßerf „Portraits tendres et 
pathetiques“ wirb uns bas tragifdge Abert= 
teuer einer natürlichen Tochter Karls VII., (£t)ar=. 
lotte be 23rege, berichtet. Dtefe junge, hübfdje 
Frau h^te ihren (Satten, ben Sertefd)aII ber 
Aorntartbte, betrogen unb rourbe r»on ihnt aus 
bent Sette geriffert, in beut ihre Ktrtber fd) liefert. 
Der Aßütenbe tötete fie mit Säbelhieben: „Als 
fie mit nadtert F'ühett auf bem Soben [taub, toarf 
fie ftd) oor ihm auf bie Krtte, bod) er rannte ihr 
ben Säbel burd) bie Stuft, unb fie ging augem 
bltdltd) oom fieben gurrt Lobe über." 

Die Atemoiren oon ©ommines, bie ©btonilert 
öon Ffecm be Dropes unb anbre 23üd)er hdb^r 
©bmonb ^ßilon gut Arbeit angeregt, benn in ihrer 
ruhigen Art liegt ein mächtiger Aetg. Dod) unfer 
Autor wollte bie einfachen Segebniffe erweitern 
unb war fid)tlid) mit ihrer Kürge mtgufrteben. SCRit 
fchönen Ahrafen hot er bas fefte ©ewebe um= 
fchlungen. Sr hot ben totalen Don bewahrt, ben 
moralifdjen ©harafter ber 3eit behalten, bod) ge= 
fiel es ihm, bie Datfadjen umt gasreichen wahr* 
f<heinlid)en unb vielleicht auch authentifdhen ©ingeL 
heiten gu oerbrämen. Aßemt man fo fagen batf, 
fo oerarbeitet er bas Silb bes alten Ateifters mit 
taufenb gierlidE)eu Farbtönen gu einem Saftell. 
©s ift tünftlerifd)e Interpretation ... aber nicht 
mehr bie alte ©hronit! 

Aßemt auch ber Dob oon Sharlotte be 33rege 
unb bie Aad)e, bie ihr Sruber, König Kubwig XI., 
nahm, auf biefe Aßeife „romantifiert" wirb, fo 
finb bie (Sefchetmiffe nid)t weniger ergreifenb. 
Diefes Unglüd ruft in meinem (Sebäd)tniffe nad)= 
einanber Sie feltfame Figur Kubwigs XI. oon 
Duclos, ja bie oon Aßalter Scott, £>ugo, ©afimir 
Delaoigne unb Sanoilte gurüd. 3© id) muhte 
oiele Sücher lefen, gum Seifpiel „Pa j ermesse de 
Louis XI.“ bes frühoerftorbenen SOlarcel DhL 
bault, ben „Louis XI. en pelerinage“ oon Atarcel 
Aaoarre unb befonbers bie intereffante Stubie 
oon Sierre Champion, in bem alle Sd)metgen 
bes gefangenen Descorforte fortleben. 

* 

Ateffire Kouis XI. war oon eigenartiger ©ram 
f amt eit. Sr war oon auherorbentlidjer politifcher 
Sinfid)t, unb rtachbent er oom niebrigften Aang 
gur höchften §öl)e gelangt war, gewann er fo rafch 
an 9ftad)t, bah Könige, Kaifer unb Sapft an feiner 
Seite nur als „tleine Settern" erfchienen. „Das 
Opfer, bas in feine $änbe fiel, würbe oon ihm 
mit bösartiger Fteube gequält." 

3n feiner früheften 3ugenb hotte er fid) auher 
ber 3agb ein befonberes Sergnügen gemacht. 
Sr lieh fi<h aus Fraulretd), aus ber Kombarbei, 
aus Schottlanb, Spanien, Dänemart alle mög= 
liehen Diere fd)iden: Sögel, §afen, 3qel, Loirfche, 
3ebras, Süffel unb Köwen v 

Sobalb er König würbe, fperrte Kubwig XI. 
Aienfhen in bie Käfige. Sr geftanb, bah er mit 
Sorliebe feine ©efangenen „wie Slftern im 
Käfige" gu holten liebte. Unb welch trefflicher 
Käfig war bas mächtige, büftere Kaftell oon 
£od)es, an beffen Schwelle man in höhuifher 
Drohung bie Aßorte lefen tann: „Dretet ein, 
meine Herren, hier ift ber König, euer ©ebieter!“ 
3n 2BirtIid)teit eriftierten bie Sifen= unb §olg= 
täfige „gur Sewahrung befangener" lange oor 
1461. Sinige Schmiebe aus Deutfd)lanb hotten 
oon alters her biefe Sehättniffe geliefert. Ka §ire 


unb 3eonne b'Arc tannten bie Schreden biefer 
entfe^Iichert Kerter. 

Als Karl VIII. ben Dhron beftieg, tonnte ©om= 
mines fie felbft erproben unb bann befdqeiben: 

„Sie waren innen unb aufgen mit Sifenplatten 
bebedt unb hotten eigenartige Sd)löffer; ihre 
£jöhe betrug acht Fufi nnb ihre Sreite ebenfooiel. 
Der erfte, ber [ie erfanb, war ber Sifd)of oon 
Serbun, bann rourbe er gleich felbft hineingeftedt 
unb h°t bort piergehn Fahre oerbracht. Siele 
haben ihn barum oerflucht, bas tat auch id), ber 
felbft hineintam!" 

Dille ©efangenen oon Koches tonnten beichten. 
Die Segünftigten burften fogar bie Ateffe hören. 
Stand)e würben aus befonberer ©nabe in um 
oergitterte Käfige gefperrt, tonnten mit ihren 
SSärtern Sd)ad) fpielen, lefen, ja fogar fdjreiben. 
Das war eine gute ©elegenheit, ihre Keiben in 
Serfe ju bringen. „Sus biefem Slenb (fchreibt 
Sierre Champion) entftanb eine gange Kiteratur." 
Unb wenn ber ©efd)ichtfä)mber nur bie Samen 
oon Charles b'Drleans unb ^ran^ois Sillon 
gitiert, fo tann man ohne Übertreibung behaupten, 
bah itt biefem 3eitalter bas ©efängnis wahre 
Dichter güchtete! Sian fänbe ht er Stoff gu einer 
feltfamen Anthologie. Um aber gu ben ©efangenen 
bes Königs gurüdgutehren, muh ™on fagen, bah 
biefe Srleichterungen gu ben feltenften Ausnahmen 
gehörten. 

D>en ©efangenen, bie SÜeffire Kouis nicht gu 
fchonen hotte, war jebe Sewegung abgefd>nitten. 
Sr tonnte gegen bie burd)bringenbe geud)tigteit 
ber Stauern nicht tämpfen, unb es war noch ärger, 
fobalb ber Käfig in ben Kellerräumen ftanb. Das 
Ungegiefer oerhinberte ihn, gu fchlafen. Der 
Soben war bamit bebedt, unb fogar feine Ueffeln 
wimmelten oon lebenben ©reueln; er litt junger, 
weil bie Koft mager war unb feine ©efangenfdjaft 
ihm auherbem jeben Appetit benahm. Sobalb 
fie nach langer Sd)laflofigteit gerabe gur Stunbe 
ber Stahlgeit einfchlummerten, warf man ihnen 
rüdfichtslos bas Srot auf ben Soben. SSenn fie 
bann erwachten, fanben fie nichts mehr, benn 
Satten unb Stäufe hotten alles oergehrt. Sine 
fchredliche ©raufamteit war bie fortwährenbe 
Duntelheit. Alle biefe Sein oertrüppelte halb 
bie ©lieber unb führte ein oorgeitiges Alter unb 
ben Dob herbei. Die Qualen biefer Käfige würben 
auherbem burd) bie unerträgliche Kaft ber Ketten 
oerftärtt. Kubwig XI. beftellte bei ben Schmieben 
bie entfehlichften, „bie man fid) benten dann". Die 
^ruhringe waren fo fdjwer gu öffnen wie bie 
Schlöffet an ben Doren. SSährenb nun bie ©e= 
fangenwärter bie Sägel fchmiebeten, um bie Sifen 
angubringen, muhte ber ©efangene bie Kerge 
halten. Am Snbe ber groben, ferneren Kette 
befanb fid) eine mächtige Sifentugel. Stan nannte 
fie bas „Dö<hterd)en bes Königs". 

3n ber ewigen Dämmerung hatten bie Un= 
glüdfeligen deine anbre Sefd)äftigung als' bie 
ausfichtslofen Serfuche, fich oon ihrer Kette unb 
ihrer Kugel gu befreien. SSenn ber Kerter nicht 
gu tief lag, fo war es ihr eingiges Sergnügen, bie 
©loden läuten gu hören. 3h* eingiger Droft war, 
gu ©ott unb ben ^eiligen um Sefreiung gu beten. 

3hre eingige Hoffnung in biefer SSelt war bie 
Sefidjtigüng ber ©efängniffe burch ben König. 
Doch was follte man oon einem §errn erwarten, 
beffen 3orn niemals gemilbert würbe! 


Siand)mal tarn Kubwig XI. bie Kuft, nach 
ber Sefichtigung feiner Diere auch bie eingeterterten 
Sienfd)eu in ihren Käfigen aufgufud)en. „Sei 
©ott, jeht ift es 3eit, K>err ^ßrofos, bah 3hr wir 
Sure Diere geigt!“ Denn er liebte es, mit ben 
©efangenen fo umgugehen wie bie Katje mit 
ben Stäufen. Sr war ebenfo graufam. • 

Sei ^adellicht ging er in fd)ie<hter Kleibung, 
oon feinen Sittern, ©arben, Dienern, ©efängnis= 
Wärtern, ^entern unb Kmnben gefolgt, oon 
Kerter gu Kerter. Sr fat) bann, wie fich feine 
©efangenen „oom talten, feuchten Soben erhoben 
unb fo fd)muhig nnb tränt, fo mager unb oerftört 
ausfahen, bah on ihnen nichts mehr war als S)aut, 
Knochen unb Sägel“. Sr ftanb oor ber §o!gtüre, 
fhaute unbeweglich unter feiner abgenu|ten 
Kappe h^roor unb hörte ruhig bie Sitten feiner 
.Opfer an. Sobalb er uenug hotte, fpottete er 
gpnifd) über ben beoor er weiterging. 3nm 
Seifpiel fagte er gu Ka Salue, bah ein fo unnüher 
©efangener gu nichts bienen tönnte als gur Kod= 
fpeife für bie $ifd)e. Dann geigte er auf einen anbern 
unb fagte bem Center mit jenem Kad)en, bas 
feine Umgebung gittern machte: „fMfelt ihn nur 
noch beffer! Sr foll Sopran fingen! Das Sifen 
wirb ihn gum Sprechen bringen!" 

Dann wenbete Sleffire Kouis fich um unb 
ging, oon feinen Sittern, feinen ©arben, feinen 
Dienern, feinen ©efängnisWärtern, feinen £>en= 
tern unb K»unben gefolgt, wieber gurüd, um in 
fein Setgimmer gu gelangen. Unb fobalb bie 
fyadelbeleuäytung oerfd)wunben war, fentte fid) 
bie Sacht wieber auf bie Slenben he*o© 
gitterten nod) mehr unb oergruben fid) bod) in 
ihr oerfaultes Stroh, benn fie waren in ihrer 
Lobes er Wartung noch gtüdlid), bah ber dönigtiche 
Sefud) oorübergegangen war, ohne ihre 3öhue 
unb ihre 3unge gu fchäbigen. §errn oon Armagnac 
würben bei einer foldjen ©elegenheit bie 3ähue 
ausgeriffen unb bie 3unge burchbohrt. Die 
töniglidje ©nabe lieh es gefdjehen, bah utan 3ean 
le Son bie Augen ausftach unb bie Kiber oerfengte. 

Sinige biefer Unglüdfeligen ertauften ihre 
Freiheit mit ber Eingabe all ihrer irbifcf)en ©üter 
unb tonnten ben Käfig lebenb oerlaffen. 3h r 
Ausfehen war bann erfdjredenb, bas Slut ftodte 
in ihren Abern, ihre haare waren weih, ihre 
SSusteln abgeftorben, ihre Augen blidlos unb ihr 
©eift oerftört. Sie waren nun unfähig, etwas 
gu tun, jämmerliche menf<hlid)e Krüppel, herr 
be Srege war fo lange gefangen, bah er bei feiner 
Sefreiung an ber Schwelle tot hiufant. 

Doch bie göttliche ©eredjtigteit wollte, bah 
biefer König, ber ben Sienfchen fo oiel Schreden 
brachte, felbft bamit enbete, oor ben anbern un= 
nennbaren Schreden gu empfinben. Sr terterte 
fid) in Sieffis les Dours ein, einem üefgetegenen, 
mit ©räben umgogenen Schlöffe, beffen Stauern 
oon ©ittern, Spiehen unb Fallgruben umringt 
waren. 

„So fanb er fich oor feinem Lobe," fchreibt Som- 
mines, „in einem ähnlichen riefenhaften ©e= 
fängnis, unb er hotte noch gröbere Angft als bie 
©efangenen, bie er eingetertert hotte... Die 
Dulbfamteit, welche er nur für feine eignen Keibew 
fchoften bewies, wirb ihm wohl als Strafe am 
gerechnet werben, benn unfer §err lieh ihn irt biefer 
Aßelt fiegen, bamit er brüben befto härter leibe." 

(Stngig autorifierte Uberfehung oon Kola Korme) 



3u unfern Silbern 

Die Dängerin Shlotilbe oon Derp ift otelletdjt bie • 
jüngfte unter ben Sängerinnen, bie feit Dora Duncan auf 
unfern Sühnen mit mehr ober weniger Srfolg fich einer 
neuen Sangtunft rühmen. Knb wenn babei oft bie gute 
Abficht mehr wiegt als bas urfprüngliche Latent, fo fiel)t 
man es biefem jungen, frifhen SBefen fogleih an, bah 
ein gutes (Sefhicf unb bie Aargen, bie an ihrer SJßiege 
geftanben, fie für eine Kunft beftimmt 3 U haben fheinen, 
bie ben Ahpthmus unfers Kebens in mufilatifh ge= 
gtieberten Sewegungen umfe^t. Die gefhmeibige Form 
ihrer ©lieber unb bie ©ragte ihrer Haltung oerfpriht 
uns eine rafttofe Ausbructsfäl)tgteit für alle jene feinen 
unb fubtilen ©eetenftimmungen, bie wir bem Sang ber 
3utunft anoertrauen möhten. 

Anfelm Fcuerbah, ber grojge Sahnbrehcr einer 
neuen Atalerei, ben man erft je^t, breifeig Fahre nah feinem 
Sobe — bas Keben hat hm bitter mitgefpielt —, richtig 
gu würbigen anfängt, geigt fih in feinem Amagonem 
tampf auf ber §öhe feines riefenhaften Könnens. Die 
Sewegung ber Keiber unb bie reine ©eite bes ©riehen= 
Ianb mit ber Seele fuhenben Künftlers ber Fphsenie 
gelangt hier gu einer bramatifhen Steigerung ber Kom* 


pofition, wie fie nur ein gang ©roher in biefer Klarheit 
unb ©inbringlihteit ber Kinienführung gu meiftern oermag. 

Sh- AtepemSafels feinftrihige Aabierung oon 
Kanbsberg am Keh ift oon einer feltenen Frt= 
timität ber Kanbfhaftsftimmung, bie fih über biefes alte 
Stäbthen unb feinen Flofi oerbreitet. Die $elligteit 
über bem SBaffer gegen bie buntte Silhouette ber Stabt 
unb bas anbre Ufer im Sorbergtunb finb mit fo oiel 
©efhntacf unb fiherem ©efühl für bie Kihtwerte bes 
Kanbfhaftsbilbes ausgenuht, bah Üh biefe Seidmung auf 
ber Kupferplatte fogar malerifher SBirtungen rühmen iann. 

M. 


Das neue Such 

Aiht altes, was auf Süttenpapter gebrudt wirb, ift 
föftlih gu lefen; manhes finbet fih, roas lebiglict) 
perföntihe ©itelleit einem üeinen Kreis befheren gu 
müffen glaubt. Da aber Hegt ein fhmaler Sanb in 
©rohoftao oor mir, ber mid) mit alten Allüren ber nur= 
äfhetifheu Süherei grüht, ohne Sibliophtlenliteratur gu 
fein: „dB ü r g b u r g im Saumei,. Ar abesfen 
oon Alfreb Aiharb Ateper“ fteht in einer 
wein= unb liebestrunlen fhwanlenben Shrift auf bem 


Dedel. Darunter ein Stih oon Aterian, barftellenb bas 
mittelalterlihc ASürgburg unb bie fröhliche Argnei ber 
Stabt gegen alle Kümmernis, ben Sodsbeutel. Der 
junge Kpriter Alfreb Aid)arb Ateper reiht in biefem Suh 
tofe ©ebihte aneinanber, bie wie Amoretten um bie alte 
Stabt am Alain einen heiteren, ab unb gu aud) gragiös=un= 
oerfhämten Sang flattern. Um bas ©ergangene ASiirgburg, 
in bem bie ^eiligen brünftig oerehrt, bie Fuben oerfolgt, 
bie $eren oerbrannt würben, unb um bas oon heute, 
barin Stubenten ben Sodsbeutel unb bas Aapierfhwingen, 
Hebe Atäbels fo fromm unb naio in Sommernächten ben 
©lüälid)en entgegenfinfen. Alfreb Aid)arb Ateper ift eine 
intereffante Alifhung oon äfthetifierenbem atlermobernftem 
Allerjüngften unb oornehmem frifhem Alabemiler. Der 
Kalabrefer fteht hm ebenfo wie bie bunte Stubenteu= 
mühe, unb währenb er mit tofenben Fmgern in alten 
Stichen unb teuren dkrgamenten blättert, fühlt er mit 
ber anbern §anb wohlgefällig über bie tolle Quart, bie 
in dßürgburger Saumeitagen ein Kontrahent, ber „was 
tonnte", bei hm „reingebraht“ hed* Slutwarme Kiebe, 
SB ein unb eine bewuht abfeits oom Afabe gepflegte 
Kunft — bie brei fliehen in bem Suche merfwürbig unb 
glüdlih ineinanber. 2>n einer Stimmung (bie frei= 
lih nicht leiht gu befinieren wäre) geht alles oom Anfang 
bis ans ©nbe gufammen. K. E. K. 



1158 


Hber ßanb unb SERecr 


1911. 91r. 44 



btcfe ©Über uriebergeben, o erraten 
nichts oon ber Seele unb bem GPja= 
ratter, aber fenn3eid)nen ben ©e= 
ruf, bem biefe §änbe täglid) fronen, 
©ebulbig pafjt fid) bas fünffingrige 
natürliche §anbroerts3eug, bas bie 
©atur bem SQlenfdEjen hat amoachfen 
Iajfen, jeher mafdjtnellen ©efd)äfti= 
gung an. §ammerarttg ftumpft unb 
runbet fid) bie gauft bes Schmiebes 
unb bes Sd)loffers; Daumen unb 
3 eigefinger bes Sehers ftreden unb 
fpihen fid) unb toerben 3ur fd)önften 
©in3ette, bie bie tleinften Rippen be= 
hutfam aus bem Sehtaften heroor* 
langt. Das Schneiberlein, toenn's 
nur red)t fleißig ift, betommt feinen 
©infäbelfinger unb ber Sd)ufter feinen 
breiten, formlofen Daumen, ber bas 
fieber beim Scpneiben toie ein Sdjrau b= 
ftod fefthält. 

Unb bem Klaoieroirtuofen fprei3en 
fid) bie ginger gleich langen Spinnern 
beinen, fie ftreben auseinanber toie 
fünf ©rüber, bie fid) nicht oertragen 
tönnen, nur toeil ifjr $err unb ©teifter 
bie Oftaoe mit leichtem Ulrtfci)lag 
greifen toill. Kn. 


'TNas ©efid)t unb bie £jänbe finb bie 
Körperteile, benen ber $aupt= 
anteil in ber ©harafterifierung ber 
©erfönlidjteit 3ufäIIt. Sie tragen bie 
©efte unb ben iRhpthmus bes gnbiob 
buums. gn gorm unb ©etoegung 
ber §änbe (nebft ber fie regierenben 
ülrme) unb bes ©efidjtes ertoadd 
alles ©ererbte unb neu ©rtoorbene 
3Üm ©in3elteben, bas feiner §anb, 
feinem ©efid)t ber ©Mionen unb 
aber ©Millionen anbrer ©tenfchen je 
gan3 gleicht. 

Die Schönheit bes ©efichtes hat 
bem erotifchen ©efüf)I immer fo be= 
ftimmenb, fo bominierenb gefchienen, 
bah fie in langen Kulturperioben — 
unb es ift auch heute faum anbers — 
spracht* unb ©runfftüd ber Slfthetif 
bes menfcf)Iid)en Körpers blieb, gür 
©tenfdjen oon fef)r empfinblicher ©ei3= 
barfeit aber fann fdjon bie §anb allein 
3um Stedbrief xoerben. Diefe feiner 
Drganifierten fönnen^änbe lieben unb 
haffen, oerehren unb oerachten. 

©ber aud) einer gröberen ©eobad)= 
tungsgabe oermögen §änbe eüoas 3_u 
er3ählen. Die gormoeränberungen, bie 


ftlaoierfpielerhänbe 


fßianiftenhanb (linfe) 


fiinfs oben: 
Die $anb eines 
Scbmiebs 


9fecf)ts oben: 
Die §anb eines 
Schuhmachers 


£infs unten: 
Die £>anb eines 
Schneibers (linfe) 


9fed)ts unten: 
Die £anb eines 
Sdfriftfepers 





















KARGES-HAMMER ♦ 

BRflUNSCHWEIQ 


<Sett ber 3 e iL ba ^°nig Sub* 
ttjig I. ben Subrotg§»2)ottau=3ftaüt= 
Stanal erbauen ließ, oerteßten auf 
btefer mistigen Sßafferftraße nocß 
immer bie altßertömmliihen große» 
ren Eäßne, gezogen burcß auf bem 
Uferroege getriebene Pferbe. ©rft 
jeßt bat man für biefen ^attal 
ba§ erfie eigettberoegltcße Saftfcßiff 
in 2>ienft gefteUt, ein Ptotorfcßiff, 
beffen probefaßrt unter Seilnaßme 
be§ grinsen Subrotg, be§ @ntel§ 
oon JRöntg Subroig I. unb @oßn§ 
be§ Prinsregenten, unfre Stbbil* 
bung jeigt. Um bie enbltdße ©in» 
fübrung be§ mobernen Peförbe» 
rung§mittel§ unb bamit um bie 
lünftige ©eftaltung ber baprtfcßen 
Stanalfcßiffaßrt bat ficb ber SUim* 
berger Pefißer biefe§ erften Plotor» 
Iafttaßn§, §err Söwenfoßn, ben 
man jur linfen §anb be§ Prinzen 
fießt, befonbere Perbienfte er» 
roorben. Sßeiter beftnben ficb in 
ber ©ruppe beiberfeitS be§ prin» 
gen ber $Regierung§präfibent non 
SJtittelfranten Dr. o. Staut, Ober» 
bürgermeifter Dr. o. @cßuß, Plagt» 
ftratSrat ^ommergienrat Sing unb 
©eiteralbireftor Dr. t>. Petri, forote 
.gmfmarfcßaU greißerr o. Saßberg. 


Son ber Probefahrt be§ erften für ben SubrotgS^onaivPlaimKanal erbauten 9)lotorIaftfcßiff§ mit bem Prinjen Subrotg oon Sägern (x) an Sorb 


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beftrebt, auch im praktifchen Leben ein Ratgeber zu fein 
und gewährt daher feriöfen Empfehlungen angefehener 
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fchriften, Anfragen an Inferenten, daß die Ankündigung in 
«Über Land und Meer» hierzu Veranlagung gegeben hatr 


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München, den 10. Juli 1884. 

Die k. Untersuchungsanstalt bezeugt, daß die von Herrn Dr. Pfeuffer bereiteten 
und anher zur chemischen Untersuchung überschickten Hämoglobin-Pastillen im Durch¬ 
schnitt 1,3 Gramm Hämoglobin (natürliches Eiseneiweiß) enthielten und daß dieselben 
frei sind von für die Ernährung ungeeigneten Bestandteilen, wie solche im gewöhnlichen 
Blute als Excretionsstoffe (Auswurfstoffe) vorhanden sind. Obige Untersuchung bestätigt 
Dr. Rudolf Emmerich (kgl. Professor an der Univ. München). 

Dr. Max von Pettenkofer (Geheimrat, kgl. Prof, an der Univ. München). 

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1911. 9tr. 44 


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unb ®ratt$mufter btrett burch: „SRtcqleö^epot", grantfurt a. 


homcnym 

2Ber fennt ni<f)t bie SBanbergefellen, 

Die beimatlofen, ^te fd)nellen? 

Sie 3ieben wohl burd) bte gange Sflelt, 

Sie fönnen es treiben, wie’s ihnen gefällt, 

Unb fommert fie lärmenb berfiir, 

93erfd)Iiefe ihnen lieber bie Dür! 

Doch wenn fie fid) frieblid) erwetfen, 

2Bir gerne willtommen fie beiden. 

3br Stamensfcbroefterlein 3art 
fiebnt oft oor bem Saufe unb harrt. 

Da nabn fte wobl manchmal in Stub’ 

Unb flüftern licbfofeitb ihm 3U, 

Unb fptelen um 93ufd) unb 23aum, 

SJtan bört es faum, 

Unb werben miibe unb fcblafen gar ein. 

Doch nein! 

Slufbaftenb aufs neu, 

Ohne 3iel, ohne Dreu', 

3n bie Stäb', in bte gerne fie fliebn — 

SBer weife, wobin! 31- X. 


Trauennamen-Sternrätsel 

a, a, a, a, b, c, 

rn n e » e « e - c *’ t 

I — , I 9» i, *, i, I, b b 

\ rr °' r - u u 

I I — — I I Obige 83udp 

I ftaben trage man 

— — — — — 1 tn bte Ouabrate 

N 1 L ber 5tgur ein, fo 

«IH in ~TT~I ^ a mi *Äl 

x s s gen en Sud) ft oben 

t ____ad)tgrauennamen 

erfcbeinen, bie aus 

r-| |— I > jefünfSud)ftaben 

befteben unb ben 

I | 1 I I gemeinfamen 

I I LJ I I (Enbbucbftaben E 

6 5 beftfeen. Die 2In= 

fangsbud)ftaben ergeben bann wieber einen grauennamen. 

©. D. 


Palindrom 

Du fannft mein SBort oon hinten lefen, 

So bat es bas, was es gewefen, 

Slls bu es noch nid)t umgefebrt. 

3n beiben formen ift's begehrt: 

Son oornen bat man's oon Statur, 

Son hinten borgt man's meiftens nur. SB. SJt. 

Auflösungen der Rätselaufgaben Seite i 04 b: 

Des güllrätfets: 3nbien, Slltertum, SBenbelin, 
ßeutben, Schwert, SJtentone, ©ranaba, Äentudt), ©limmer, 
©ernrobe, Stochen, ßeinfter. — Die alten Deutfcben tränten 
immer noch eins.“ 

Des Stäbterätfels: Sregeng, Dresben, Stettin, 
Sotsbam, Sdjilba, Stenbal, Spanbau. — Die fette biagonale 
£etternreil)e 3eigt: Sreslau. 

Stiditige Söfungen fanbten ein: 3ol). Sß- Stoppel, §am< 
bürg (2); (£.93.21., Sd)affhaufen (2); Stonrab 93olfter, Sleumavtt 
in Steiermarf (2); ftuliuS ©joettooitS, Subapeft (2); 93eUa 
§ofmeifter, SiegenSburg (2). 
































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fünfmal für ^eilnetjmer an ben 93e= 
freiungSfrtegen oon 1813 bt§ 1815 51 t 
Beuggen in Sübbaben 


n England pflegt man diese Sauce 
tllgemein bei allen Arten von Käse 
zu verwenden. 

Befördert die Verdauung. 

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biente ba§ ehemalige ^eutfcborbenS* 
f)au§ 311 Beuggen ben £eeren bet Ber* 
bünbeten ettoa 3 toei Sabre lang at§ 
cine§ ber ^auptlajarette. Blebrere 
Saufenbe oon Kombattanten ftarben 
bort an Wunben unb Krantbeiten. 
Bor fursem bat man biefen ba§ oben 
abgebilbete ®enftnal errichtet. Stuf 
einem mehrere Bieter hoben Unterbau 
au§ ©ranitblöden erbebt ftd) eine 
©ranitppramibe, beren Borberfeite bie 
Rahlen 1813 bi§ 1815 unb eine oon 
einem öfterreid)ifd)en ®oppe!ab!er über* 
ragte Bronjetafel mit Snfdjrift trägt. 
fRed)t§ unb Iinf§ befinben ftd) bte 
Wappen oon Bremen unb @ad)fen, 
Bagern unb Württemberg. ©in nad) 
bem Bbeine uub bem anfd)Uefjenben 
Blaffengrab gerichtete^ grofce§ Bronje* 
freus giert bie Stücffeite. ®a§ ganje 
®enfmat frönt ein antifer £elm, unter 
bem ein ©dpoert liegt. 


England; 

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2öo erlernen mir ©ef<f)macf? 

@S gibt beute faum etne gute Sache, über bte ntdft gelehrt rotrb. Bur für ben 
©efdimacf gibt eS feine 93elehrung. Seher ift ba auf ftd) felbft angetoiefen, unb boä) 
ift ©efcbmacfenttoicleln für ben einselnen oon größter Söebeutung. 2118 für bie ©efdnnacf* 
bitbuna in Singen ber 2öofmung§etnrid)tung nübttd), feien bie Schriften ber gtrma 
SB. SHttmar, Blob elf abrtf, 23 er l in C., ÜRolfenmarft 6, beftenS empfohlen, be= 
fonberS bte neuefte Sd)rift „Silberhängen, Biöbelfieüen, ©inrichten". Sie gibt gereifter* 
mähen ©inbticte in bie ©ebanfemoerfftatt eines @inrid)tungStünfüer§ unb macht ®runb= 
urfachen ftar, roarum bie§ 23ilb fo hängt, unb jenes fßföbel fo hod) unb nicht höher 
ift. $ittmar fann als SSorfämpfer für neue oernunftgemäfte fBöbelformen bejeichnet 
rcerbeu, er fuä>t bte BubUfumreünfche, bie Slunft* unb bieWerfftattforberungcn in beflem 
Sinne su oereinigen. Seine SJlöbet haben im allgemeinen nicht ben Btagajin* ober Satatog* 
möbetd)arafter. — ®te oon ©tttmar ins «eben gerufene „2(u§fteUung für jeitgemäfeeS 
Wohnen" in 23erltn, fEauenbtenftr. 10 , ift sur 23efichttgung nad) roie oor frei oon 9 —1 
u. 3—7 Uhr; ebenfo ein 23efud) im §auptgefd)äft, ber gern gefehen roirb, Blotfenmarft 6. 


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i&ÄvÄÄ erschöpfende Auskunft. 


Was die 
Presse sagt 


„Das großan- 
gelegte.mühe- 
volle Werk 
ist aufs beste 
gelungen und 
wird, dessen 
sind wir über¬ 
zeugt,von den 
landwirt¬ 
schaftlichen 
Interessenten 
freudigst 
begrüßt und 
anerkannt 
werden.“ 


„Dieses rühm¬ 
liche Unter¬ 
nehmen wird, 
soviel steht 
heute schon 
fest, die Klei¬ 
nen und die 
Großen 
Meyer und 
Brockhaus auf 
dem flachen 
Lande binnen 
kurzem völlig 
aus dem Felde 
schlagen.“ 

(Leipziger 

Tageblatt.) 


(Wiener Landw. 
Zeitung.) 


Verkleinerte Abbildung des ersten Bandes 

Ausführlicher Prospekt ist kostenfrei durch jede Buchhandlung zu erhalten, die auf 
Wunsch auch den ersten Band gern ohne Kaufzwang zur Ansicht ins Haus liefert 


Über £anb unb 3CReer 


1911. 9tr.44 


Bäbertt unb ßurorfen 

£ö!jenluftfurort ©ergün. inmitten ^Qrjbuftenber 9Bäl* 
ber unb pittoregfer £ro©gebirg§fäenerie liegt 1400 Aieter über 
bem ©leere auf famtroei©en ©latten ba§ ftattlt©e Torf ©ergün. 
9©eltabgef©ieben unb bo© bur© bie füljn angelegte 9©ätif©e 
©t©n leicht ju erreichen, ift biefer im Zentrum ©taubünbeng 
gelegene Drt rote gefebaffen, ben ©rljolunggbebürftigen bie Auf* 
regtingen ber ©rofjftabt oergeffen ju machen unb ibn ju neuer 
Arbeit 8U ftäblen, unb baber ein §öbenluftturort aHererften 
9tange§ mit ©Beltruf geroorben. ©ine ftarfe eifenbaltige ©ipg* 
quelle mit großer §eüfraft Ijat biefen Auf noch beträchtlich 
erhöbt. 

J3fn©ab@m§ fanb am 9. guli gum fe©gunbbreifngften Atale 
bie Siaiferregatta auf ber Sahn bei f©önem Söetter ftatt. Ten 
©orrennen am ©ormittag folgten na©mittagg unter großer Teil* 
nähme bie 12 §auptrennen. Am beften febnitt fportli© roobl ab 
bie Atainjer SR. ®. oon 1902, bie ben »out ©latnjer SRuberoeretn 
feit brei fahren ftetg behaupteten, btegmal aber nicht oertei* 
bigten @hrenprei§ ^aifer ©ßtlljelmgl. an fi© braute unb au© im 
©reig oon Aaffau fiegte. Ten SHegattatag bef©lof? eine ©aber* 
beleuchtung. 

©ab Saljbrunn erfreut fid) in biefem $<©re be§ ftärfften 
©efucheS feit feinem ©efteben. Tie 3al)l ber Jturgäfte hatte um 


©litte Sult 5000 Übertritten; ©erfonen mit fürjerem Aufenthalt 
roaren big bahin runb 4500 ju oer$et©nen, aujierbem etroa 34000 
Tagegbefu©er. An bem fürgli© bort abgehaltenen VII. hinter* 
nationalen Tennisturnier beteiligten fi© 60 Spieler. Tag £aupt* 
fontingent fteüte Schlefien, bod) roaren au© Spieler au§ ©erlin 
unb anbern bebeutenben ni©tf©lefif©en Sportplä^en, gurn erften 
©lale aud) fol©e au§ SRet©enberg in ©öbmen oertreten. 

S©langenbab fanb anläßlich beS amerifanif©en Unab* 
hängigfeitSfefteS ein roohlgetungeneS Stongert, jufammengefegt 
aug'©Berten amerifanifeber ©teifter, bei gleichseitiger Illumination 
ber oberen Äuranlagen unb bengaltf©er ©eleudjtung be§ DrteS 
ftatt. ©ei günftigem ©Bettet unb gutem bisherigen ©efudje »er* 
fprkfjt bie Saifon roeiter re©t gut ju roerben. 

QfoJiJjäffluJjfc 2$HtfEiImt0£n 

Tie Kunft, jung ju bleiben, ift fo etroaS roie ber Stein 
ber ©ßeifen: ein ©roblern, bem finbige Siöpfe aller .Seiten na©* 
gefonnen haben, ohne eS erf©öpfenb löfen gu lönnen. $egt enb* 
li© f©eint man ber Söfung auf ber Spur ju fein, ©lau bringt 
ja fogar f©on „fonjentrierteS" Sonnenli©t in ben f)anbel in 
ftorm oon flüffiger ©erftenmaljnahrung. ©tomalj ift fopfagen 
ein innerli© ju nehmenbeS Sonnenbab, übt oft f©on na© turger 
3eit au© äu^erli© roahrnehmbare, übetraf©enbe ©Birtungen auS 


unb betätigt eine fieghaft oerjüngenbe Straft, roie fie fi© unter 
ben ©Birtungen be§ Sonnenli©tS in ber freien ükatur immer oon 
neuem roieber offenbart. 

Tag Sternf©e S^onferoatorium ber ©lufit gu ©erlin 
bef©lofj fein 61. S©uljahr mit einer SRe©e oon 15 öffentli©en 
©rüfungSauffühtungen. ©ei oier oon biefen roirlte baS S©üler* 
or©efter beS ^nftitutS mit. Tag ßonferoatorium, an bem 129 
Setjrer roirten, befu©ten in biefem S©uljahr 1319 S©üler, bar* 
unter oiele auS ben fernften Säubern, roie unter anbetn ©hile. 
Argentinien, ftaplanb, Qi©ina, ^apan unb Auftralien. ©S fanben 
33 ÜbungSoorträge unb einf©lie§li© oon Aufführungen ber 
Opern* unb S©aufpielf©ule foroie ber oben ermähnten 16 ©rü* 
funggfongerte 76 öffentli©e Aufführungen ftatt. ©ine grofie 
Anzahl oon S©ülerinnen unb S©ülern erhielt auf ©runb ihrer 
fünftlerif©en Seiftungen ©ngagements an erften ©ühnen beS Su* 
unb AuSlanbeS. 


Aüetn. 3nferaten*9tnnahme cv ♦ rtVV 3nfer(tone - «ebithmt 
bet ?ilubotf ItldlTe, A ITIPTITPIT h* r bte fünfgefpaltene 
Annoncen = ©jpebttton für AjlU/UUUl ©onparetUe=8eite3)t.i.80, 

tämtli©e Bettungen T)eutfd)* —-----für bte ©©roeij, Qtalten 

tanbS unb beS AuSlanbeS, unb fjranfrei© f>r. 2 . 26 . 

tn öerltn, ©reSlau, ©hemnttj, 2>reSben, ®üffetborf, g-rantfurt a. 2JI., 
$alle a. ©., Hamburg, Stötn a. 9tt)., Setpjtg, Alagbeburg, 3)tün©en, 
©ürnberg, ©rag, Stuttgart, SBten, 8üri©. 


Die Uibrationsmassage des Crommelfells gegen 

- Scbwerbörlgkeil, ■ 

Ohrensausen und Obrenleiden 

t>erf(©iebener Art ift fadjmänntfcfjen Greifen burc© bte ^rorfdjungen nam* 
Ijafter ©eleljrten Idngft al§ ein au§ge 3 eid)nete§ unb tüir!fame§ §eüoer* 
fafjren betannt geroorben. SDüt ber .feanb ift natürlic© bem Trommelfell 
nid)t bür© SDlaffage roirtfam beijufommen. 9Jtan ift beihalb auf bie 
Teajnit unb SRedhanif, auf Apparate angeroiefen. Tai ©roblem einei ein* 
fachen, baher nit©t gu foftfpieligen, foliben, jroeefmähigen ©ibratori jur 
SJlaffage bei inneren £>h re § ift je0t gelöft burc© ben Apparat „Hucüto“ 
ber ^irma ©mit Soeft in Tuberftabt. @i föttnen bannt gleichseitig 
beibe Ohren ober aud) nur einei beljanbelt roerben, aud) lä&t er fit© 
burdj einen einfachen .fpanbgriff auf bai tleinfte geroünfdjte oon 


Um die Büste zu entwickeln u. üeiesiisen 
nichts kommt den Pilules Orientales eieich 


Schon zu allen Zeiten hat die Frau ge¬ 
sucht ihre Schönheit zu vervollkommnen. 
Aber von allen Schönheitsmitteln, die ihr 
zu Gebote stehen, ist wohl keines höher 
einzuschätzen wie dasjenige, welches wir 
beschreiben werden, und mit dessen Hilfe 
jede Dame und jedes junge Mädchen 
einen schönen und üppigen Busen er¬ 
zielen kann. 

Dieses Mittel ist von schneller und dabei 
gänzlich gefahrloser Wirkung, und häufig 
genügen 14 Tage nur, um überraschende 
Erfolge zu zeitigen. 

Madame L.... schreibt: 

.Seit 14 Tagen befolge ich nun Ihr Ver¬ 
fahren, und ich bemerke mit größter Ge¬ 
nugtuung bereits jetzt eine wahrhaft er¬ 
staunliche Wirkung . .." 

Wir wollen gleich im 
voraus sagen, daß dieses 
Verfahren eine innere igw 

Behandlung ist, wodurch /4»38aBl 

allein eine vorteilhafte A'WgA fpg 
Wirkung auf den Busen Äf 

ausgeübt werden kann, 
denn diese Organe emp- Tpl V^i 
fangen ihre Nahrung aus- V\, 

schließlich aus dem 
Innern des Körpers und 
können nur durch Mittel jggr ■ 

beeinflußt werden, die «• 

direkt auf ihr Nerven- 
System und ihre Ernäh- 
rungszufuhr wirken. 

Das ganze Verfahren 
ist äußerst einfach und 
besteht nur aus dem Ein- 
nehmen von winzigen xHF 

Pillen, die man zweimal 
täglich zu sich nimmt; 
kein Volistopfen mit 
Mehl, keinerlei Einreibungen oder kom¬ 
plizierte Operationen, die ebenso wir¬ 
kungslos wie unnütz sind, kommen hier¬ 
bei Tn Anwendung. 

Diese Pillen heißen „Pilules Orientales 
Ratie“ und besitzen eine genügende 
Wirkungskraft, um der Ernährungszufuhr 
der Frauenbrust die entsprechende Rich¬ 
tung zugunsten der besseren Entwick¬ 
lung dieses Organs anzuweisen, und es 
wird so die erforderliche Anregung zur 
Entwicklung und Festigung des Busen 
gegeben. 

Tausende von Dankschreiben, die uns 
von allen Seiten zugehen, sind der beste 
Beweis hierfür, und führen wir nur eines 
derselben hier an: 

Herrn... Ich habe Ihre Pilules Orien¬ 
tales angewandt , und macht es mir Freude, 
Ihnen mitteilen zu können, daß mich die 
erzielte Wirkung sehr befriedigt hat. 


Auch mein allgemeines Befinden ist nicht j 
im Geringsten nachteilig beeinflußt wor- \ 
den, im Gegenteil: ich habe niemals 
besseren Appetit gehabt als während der 
Dauer der Kur. Ich kann mich daher nur 
dazu beglückwünschen, von Ihrem Mittel 
Gebrauch gemacht zu haben. Ich danke 
Ihnen aufrichtig und erkenne freimütig 
die Wirkungskraft der angewandten 
Pillen an. Ich mache es mir fernerhin 
zur Pflicht, Ihr Medikament jeder Dame, 
die dessen bedarf, zu empfehlen. 

Gez.: Frl. Marie B... 

Bad Landeck, Rheinland. 

Wir hoffen, daß ein so offenherziges 
und freiwillig geliefertes Beweisstück 

unseren liebenswürdigen Leserinnen ge¬ 
nügt und uns davon ent¬ 
hebt, hier deren weitere 
V anzuführen. 

Verzweifeln Sie daher 
nicht mehr, wenn Ihre 
Büste nicht die wün- 
:'iw sehenswerte Fülle zeigt, 

; MW oder wenn durch Neben- 

fr umstände mannigfaltiger 

f Art deren frühere Festig- 

keit und Ueppigkeit ver- 
^ Ioren gegangen ist. Ver- 

zagen Sie selbst dann 
■ r nicht, wenn Sie bereits 

JraKs; \ andere Mittel ähnlicher 

fHPPfc \ Art ohne Erfolg probiert 

j haben. Wie dem auch 

SB/ JF ■ J sei: versuchen Sie auf 

HP: / jr jeden Fall Pilules 

IBM / r O r i e n t a 1 es Ratie; Ihr 

Busen wird sich nach 
einigen Wochen ent¬ 
wickeln und fester wer¬ 
den, und die häßlichen 
Knochenvorsprünge des Halses ver¬ 
schwinden dann gänzlich, wie durch 
Zauberei. 

Diese, von ärztlichen Berühmtheiten 
erprobten Pillen sind der Gesundheit stets 
bekömmlich und eignen sich für Damen 
und junge Mädchen aller Naturen. 

Nehmen Sie daher ungesäumt Ihre Zu¬ 
flucht zu ihnen. 

Um franko und diskret einen Flakon 
Pilules Orientales zu erhalten, genügt es, 
M. 5.30 per Auslands-Postanweisung oder 
Fünfmarkschein und 30 Pf. Marken an 
Apotheker J. Ratiö, Paris, 5, Passage 
Verdeau, zu schicken; der Brief ist mit 
20 Pf. Porto zu bekleben, Karten mit 10 Pf. 

Wir raten einer jeden Leserin unserer 
Zeitung, sich von Herrn Ratiö das sehr 
interessante Heftchen „Ueber die pla¬ 
stische Schönheit des Busens“ kommen 
zu lassen, das er gratis schickt. 


Diese Pillen sind auch erhältlich bei: Berlin, Hadra-Apotheke, Spandauerstr. 77, 
München, Emmel, Apotheke, Sendlingerstr. 13, Breslau. Adler-Apotheke, Ring59, Leipzig, 
Dr. Mylius, Markt 12, Frankfurt a. M., Engel-Apotheke, Gr. Friedbergerstr. 46. 


CACAO CHOCOLADE 




Zu haben in den einschlägigen Geschäften 


©ibration§ftcxrle einfteilen, roirft aber aud) roieberunt bet ©tarfftettung 
red)t fräftig. ÜUebeninftrumente ober hoppelte Apparate für bie oer* 
fdjiebenen ©ebraudjSjroecfe ftnb unnötig. 

Sßie mancher glaubt fid) f)offnung§Io§ leibenb, roeil if)tn bie mo= 
bernen rotffenfdjaftlidjen ^ortfdjritte in ber Dt)renbel)anblung unbefannt 
finb. ©füdjt jebe§ einzelnen ift bestjalb, fid) mit ben neueften ©rrungen* 
fdjaften unb ben roirtfamften 23ef»anblungen oertvaut ju madjen, roornit 
eg nt©t feiten gelungen ift, au<© nod) in ueralteten unb oer^roeifelten 
füllen bag Seiben roirffant gu bebanbeln. 3 a blreid)e Anerfennungg* 
fdjreiben oon ©atienten berieten über ftaunengroerte ©rfolge, roeldje 
burd) bie 23el)anblung mit biefem Apparat bigfyer erhielt roorben, unb 
bieten neben ben ©tnpfeljlungen oon Autoritäten eine beadjtengroerte 
©eroäl)r für bie l)eroorragenben Seiftungen be§ „Hudito“. 

Tie gerid)tlicf) eingetragene f^irma 6mil Coeft, Special-Jnftitut 
in DuderTtadt 46 am 1 ^?* oerfenbet auf aBunfd) eine augfül>rlid)e 
S3rofd)üre mit 23etel)rungen u. 93et)anblung§oorfd)riften für ©el)örleibenbe. 
©ie l)aben nur nötig, bie ißrofdjüre über „Hudito“ (DeutTcb. Reicbs-Pat.) 
gu oerlangen, fo roirb SEiaen biefe ooÜftänbig toftenfrei gugefanbt. 


Ao^brud aus bem 3nfjalt btejer 3eitjd)rift mirb jtrafreMi© oerfolgt, ©erantroortlidjer Aebafteur: Dr. Aubolf ©resher in «Berlin, ©erantroortli* für ben Snjeratenteil: Aicfiarb Aeff in Stuttgart. 3n Öjtcrrei(f)»llngarn für bie 
Jtebanton unb verausgabe oerantuiortluf): Aoberst SJioljr tn 3Bten I. 35tud unb ©erlag ber 35eutjcf)en ©erlags=2lnftalt in Stuttgart, ©apier oon ber ©apierfabril Salad) in Salacb (SBürttcmberg). ©riefe unb Senbungen, bte ben 


rebaftionelien 3nfjalt btejer 3sttjcf)rtft betreffen, 


bte Deutle ©erlags-2tnjtalt, Aebaftion, Serlin SW, Äoniggrager Strafe 99 (oijne ©erjonenangabe) erbeten. 






























S30-G 
C/ < 2 - 2 . 

$lx. 45 3af)rgang 53 


£le&cr -Canb unb SDtcer 


9öla£tt>eU Slrtnfielb: „gauftina"* 


1911 (23b. 106) 


156 







BENEDICTINE 


Wirklicher Bohnenkaffee - Kein Surrogat. 


►anatorium; 


Über £artb urtb 93teer 


SincjüogclräUel 


Silbenrätsel 

s #ciul uiar ein Dichter, !üF>n unb frei, 
Der 3 tuar fein irbiid) 93 i e r bclafe. 
Der oft in amtlicher 3 t °ei = Drei 
Sein 93rot mit Sins genügiam afe. 


Schach 


(Bearbeitet von €. Scballopp) 

Aufgabe 17 »on Gustav Itlarkus in ©an 

©iooannt bei trieft (91eu) 

__ Lehman (in Stein e.- AUflÖ$Utlg der Auf- 

h § j |J§ ; gäbe 16 


Die 93ud)ftaben 
nebenftei)enbcr 
5igur finb berart 
3 U orbnen, bafe 
bie roageredjten 
9?eifjen lieben be= 
fannte Singoögel 
nennen. 

91. £. 


Da brachte if)m [ein Drama 9IuI)m 
Unb reidjlid) (öolb! — Sin fdjönes 93 i e r 
33e|ifct er je^t als Eigentum 
3m Sins bis oier im SBalbreoier. 


©. 2. Ke4xd4 


Auflösungen der Rätselaufgaben Seite ms: 

Des Anagramms: ^ßalme — simpel — fiampe (§aus= 
ät) — £ampe (in ber gabel gebraust für §a|e). 

Des £ogogripf)s: £infe, £tefe. 


Drel-Cettern-merkrätsel 

ftübcl, Durlad), £>inbu, Munbmann, £eere. 

9Jian merfe in jebem ber obigen fünf SBßrter brei bei[ammem 
(tebenbe 93ud)|taben berart, bafe bie gemerften fünf £ettern= 
breiljetten, nad)einanber abgelefen, etcoas nennen, mas bem 
£e|er feljr nat)e liegt. 9?. Sp. 


9iid)tige Söfungen fanbten ein: $of). Stoppel, $am= 
bürg (l); Stlara SJiller, lHegett§burg (1); Stonfiantin ©bmltopl) jun„ 
aÜien (1); ÜüaraSbin, SMen (1); ^ul. (£joetfooit§, »ubapeft (1); 
ftonrab fßolfter, SNeumarft in ©teiermarf (1). 


2Ö.3. Tfi-ci matt. 


2ßet6 (8 ©teinc' 

SBetfj jtebt an u.feßt mit bemäroeiten3uge matt. 


.Für Eheleute 1 


Verlangen Sie 
illustrierten 


Bedarfs-Artikel 

mit ärztlich verfasster 
belehrender Broschüre. 

Sanitätshaus ..Aesculap“ 
Frankfurt a. M. 86. S 


Zur Erlangung 

eines 


Die Knnst eine schöne Büste zu erzielen 
bildet für die Damen kein Gehcimniss 
mehr, seitdem die wunderbaren Eigen¬ 
schaften docFilules Orientales bekannt 

S — Diese Pillen bo- 
i in der Tat die 
:keit die Büste za 
ickcln, zn festigen 
wieilerhcrzustellen, 
0 wie die Knochen- 
irünge des Halses 
ler Schaltern zu be¬ 
seitigen, indem sie 
der ganzen Büste 
eine graziöse Fülle 
verleihen, ohne die 
Taille zu erweitern. 

Die Pllulea Orien¬ 
tales bestellen haupt¬ 
sächlich aus orienta¬ 
lischen Pflanzenex¬ 
trakten und sind, da 
cänzlich frei von 
Arsenih, der Gesundheit stots zuträglich. 
Ihre Wirksamkeit darf durchaus nicht 
mit der irgend eines anderen, ähnlichen 
Erzeugnisses, zum inneren oder äusseren 
Gebrauch, verglichen werden. — Ein über 
zwanzigjähriger Erfolg hat den Ruf der 
Pilnles Orientales bestätigt und erwiesen, 
dass dieselben für die Frau sowohl wie 
für das junge Mädchen das einzige, 
wirklich zuverlässige Mittel bilden, einen 
üppigen und festen Busen zu erzielen. 

Leichte, diskrete Behandlung. — Dau¬ 
ernder Erfolg nach ungefähr zwei Monaten. 
Ein Flakon “Pilnles Orientales ” ist franko 
und diskret erhältlich gegen Auslands¬ 
postanweisung von Mk. 5.30 oder Fünf¬ 
markschein & 30 Pfg Marken an Apotheker 
3. Ratiö, 5, Passage Verdcau, Paris. Briefe 
sind mft 20 Pfg., Postkarten mit 10 Pfg. 
zu frankieren. 

Jede Leserin sollte sich von Herrn Rati6 
das sehr interessante Heftchen “ Ueber die 
plastische Schönheit des Busens”, welches 
kostenfrei eingesandt wird, zukommen 
lassen. 

Diese Pillen sind auch erhältlich bei : 
Berlin, Dadra-Apotheke, Spandauerstr. 77 
Blüncben,Emmel, Apoth. Sendlingerstr. 13, 
Breslau, Adler-Apoth., Ring 59, Leipzig, Dr! 
Mylius, Markt 12, Frankfurt-a-M., Engel- 
ADoth., Gr. Fricdbergerstr. 46. 


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(Ischias), Nerven-u.Muskelleiden, Stoffwechselkrankheit. 
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106. Band. Dreiundfünfziaster lahrgang 

Oktober WO—1911 
erscheint jede« Sonntag 


DeutTcbe JlluTtrierte Zeitung 

Copyright, 191t, by Deutfche Verlags =An(täIt, Stuttgart 


Preis oierteliährlicb 4 mark 
Beim Postbezug 4 mark ts Pfg. ohne Bestellgeld 

ln Österreich'Ungarn Kr. 4.80 


Der Kampf bet meinen 
unb ber roten ©ofe 

Montan 

oon 

©eotg £>irfcf)felb 

(Sortierung) 

oni, bie Karlmann in freubiger ©rmartung 
tommen fat) — er f©ritt gang elaftifct) unb 
fiegesgem© auf fie gu — mürbe f©mcr ent* 
täuf©t. ©lit groben Gingen fab fte ©m na©, 
als er im 3*™^* urr©erging unb tebe (Eingel* 
f)ett feines (befprä©es mit ©inger mie ein 
xjiftorifcfjes Ereignis f©ilberte. Sie martete 
Pergebens auf bas toftbäre, eingig förbernbe 
©efultat. 3Xls fie begriff, bab bie grobe Stunbe 
mit £öflid)feiten unb (Erinnerungen oerplau* 
bert morben, ma©te fid) ihre ©nttäuf©ung 
leibenf©aftli<© Duft, unb fie äußerte fid) fetjr 
fdjroff über ben bemunberten ©teifter. Das 
fuhr Karlmann in bie Krone. 2Babrf)eit 
tonnte er je© ni©t oertragen. 31©felgudenb 
blieb er auf feiner ariftotratif©en §öbe nnb 
liefe Xonx in plebejifdjer Diefe liegen. 3Iber 
fie blieb me© traurig als oerle© gurüd. Sie 
mußte, mie lange ber trotzige 3luff©mung bei 
Karlmann ftanbbalten mürbe, ©ieberf©met* 
ternbe ©rtenntnis tarn, mie immer, na©. Sein 
©tal erträum batte ein jähes ©nbe gefunben. 
31m 3lbenb nod) ertlärte er ©r ; bab er fein 
Ie©es, mtoollenbetes ©ilb foeben gerftört habe. 
(Er rübre teinen Sßtn.fel me© an. Das fei er 
3lrnolb Finger f©ulbig. 

So enbete Karlmanns ©talerei. 

311s ©auia oier 3al)re alt mar, batte ifer 
©ater bie erfte Dragöbie oollenbet. 

3u biefer Station auf ber Sudje nad) einem 
ßebensberuf tarn Karlmann ni©t über 3©= 
barntes ©ollfint. (Er fürdjtete fid) baoor, ben 
unbur ©bringli©en ©Huben, ber ibm gum 
©taten geraten batte, and) megen ber.Dicht* 
tunft um ©at gu fragen. Johannes blieb 
auf feiner ^ßb^ofopbenböbe, bie jeben ©tit* 
ftrebenben anfftad)elte nnb guglei© lähmte. 
(Es biefe bei ibm nur: „Das (Setonnte ift gut, 
bas ©emollte ift illuforif©“, unb mer eine 
fo leidet erregbare 3^eifelfudfet in fid) trug 
mie Karlmann, mufgte in biefer ftoifdfeen 3Int= 
mort Stepfis ober 3d0nie mittern. 3Iu© tat 
ibm ber ©linbe leib. (Es bebrüdte Rabannes 
offenbar, in feiner 3Ibgef©iebenbeit immer 
mieber Dratel unb SBegmeifer für einen (Elüd* 
Ii©en fpielen gu follen, ber mitten im ßeben 
ftanb, mit bellen klugen, unenbli© reid). 
Denn fo fühlte fid) Karlmann troß aller '©nt* 

1911 (Sb. 106) 


täuf©ungen. 3®as er befa© mar bo© mehr 
als ^obannes' armer, in ©ei©tum oerbannter 
(Seift. (Er fab fein 2Beib, er nannte Doni 
mabrbaft fein eigen, unb mehr als ©Serte 
unb ©a©melt mürbe ibm fein fdjönes, auf* 
blübenbes Kinb. ©ein, Karlmann lieb ben 
3©üofopben oon 31mmerfelb in feinem ©eid)— 
nid)t aus ber ©infamteit fcfeöpfte er Kraft gu 
feiner Dragöbie, bie 3©irtli©teit lehrte ©U, bab 
es and) anbers geben tonnte. 

Seine ßebensfübrung batte fid) in ben 
lebten 3>dbten erheblich geänbert. ©i©t nur 
burd) Xonis beüöbTnaaftifcbe (Erfolge, bie fie 
in ben beften ©tün©ner Familien beliebt 
gema©t, and) bur© bas ^enfionat, in bem 
bie ©lütter mobnte, mar Karlmann halb un= 
beton© in einen lebhaften ©ertebr geraten. 
(Er fab oft (Säfte bei fid) unb batte als ed)ter 
Corning er bas beglüdenbe (befühl, ©influb 
ausüben gu tonnen. 3© tleinerem Stil führte 
er in ©lün©en ein Saus mie feine ©Hern in 
$riebri©sburg. ©iel luftige unb anregenbe 
31benbe ©erbrachte er mit Doni in $rau Dottor 
S©miebels ©enfion, mo Klementine mobnte. 
Sie lag im ©ertebrsgentrum ©tün©ens, in 
ber ©riennerftrage. international, oormiegenb 
ameritanifd), hielt fie bie beutf©en ©äfte um 
fo betulicher als untonfolibierten ©erein gu* 
fammen unb bot burd) ©re oielen tünftlerif©en 
©lemente beftänbig Anregung unb jugenbli©es 
ßeben. Klementine mar in biefer ^penfion 
allgemein beliebt, ©ei Konftange S©miebel 
lebten nod) einmal ©re Dalente als tünftlerifcf)= 
mütterli©er S©ubgeift auf. innige greunb* 
■f©aft oerbanb fie mit ber ^enfionsinbaberin, 
einer raf©en, gutbergigen, immer pon Sorge 
für ©re ©äfte erfüllten 31rgtesmitme. ©alb 
protegierte Klementine eine junge Sängerin, 
bie im S©©ieater bebütieren mollte, halb 
lieb fte ft© als bulbfame Kennerin bas gange 
Kongertprogramm eines ‘pianiften oorfpielen 
ober Iauf©te ben tönenben 9Xeben bes S er ttt 
Dttomar irangius, ber ein berühmter S©au= 
fpieler mar unb in 9Jlün©en gaftierte. ©ei 
ber gemeinfamen ©Uttagstafel mar irau 
ißrofeffor ©ominger entf©ieben bie Saupt= 
perfon. 3tllmäbli© tannten alle ^Penfionäre 
©r f©önes, oerlorenes Seim in iriebri©s* 
bürg, als ob fie felbft barin pertebrt hätten, 
iuftinus fanb je© feinen berglid)ften .©a©^ 
rühm. Selbftoerftänbli© mürben Karlfrtänn, 
Doni unb ©aula in ©reu len©tenben ©igen* 
f©aften allgemein befannt, beoor fie einen 
gub in S©miebels ^Senfion gefefet 

batten. 311s , Karlmann bann eines 31benbs 
erf©ien, oerlichten fi© . fämtli©e Damen. 
Doni aber gefiel berartig, bab man ©r ni©t 
einmal ben ©ttntnlif©en‘ ©atten mibgönnte. 
fEränlein ©ngersperger, ein reid)es, bejahrtes 
Odäulein aus .©Sürgburg, bas fi© beftänbig 


für©tete nnb behauptete, ©r. graues Sttar 
bur© ben 3lnblid einer KRätte betommen gu 
haben, nannte Karlmann einen 3Intinous, unb 
Serr ^rangius ertlärte ©n für bie ,geborene 
tlaffif©e ©übnenerf©einung‘. Karlmann aber 
mar ©£* in oieler ©egiebung mirtli© mehr 
als bie anbern, unb Doui empfanb mieber 
einmal ben gangen Stolg auf ©n. ©r oer= 
f©menbete feinen ©eift, flü©tiger Unterhaltung 
guliebe; feine Kraft mar no© gar ni©t genü©, 
bas fühlte man allgemein. Die jungen SJtäler, 
bie ©n tennen lernten, erfuhren ftaunenb, 
bab biefer 31üfre©te ©re Kunft oon fi© ge* 
morfen b<*tte, ba er ni©ts ©robes barin er* 
rei©en tonnte. Das imponierte ©neu mehr als 
gutgemalte ©über, ©in erfolgrei©er Di©ter 
entnahm aus Karlmanns Kunfturteilen, bab 
hier oieIIei©t ein ftarter SIRenf© eng eftalter oor 
©m fab- Hub biefer oornebme, ironif© bur©* 
bringenbe ©eift hätte no© ni©t bas SOZinbefte 
oon feinen 3^^ niebergelegt! Do© fo ent* 
ftanb ber erfte 3tntrieb für Karlmann, fi© an 
einem Drama gu oerfu©en. 2Bas ber Di©ter, 
beffen etmas unfaubere ©rf©einung ©m nti© 
fiel, ni©t in ©m ma©rufen tonnte, gelang 
mit befto gröberer ßei©tigteit bem S©au= 
fpieler. Karlmann batte oor $rangius menig 
Ultimen tennen gelernt, ©r mar nö© in 
bem Stabium, einem S©aufpieler alles gu 
glauben. 3m eine Debatte über bie ‘ütotmen* 
bigteit ber neuen ©dönf©en Dragöbie lieb 
er fi© ein, unb ber ebenfalls anmefenbe 
Di©ter oerftummte immer me©, je gröbere 
©eben ber S©aufpieler fetelt. Karlmann 
ftimmte 3'fcingius, ber jeben ©ealismüs oon 
ber ©ü©te oerbannen mollte unb mit rollenbem 
Organ ein „oaterrIänbif©es Drrama^ oer* 
langte, oolltommen bei. ©r hörte ©m ebenfo 
anbä©tig gu mie bie anbern ^Penftonsgäfte, 
unb als er fpäter bür© bie monbbef©ienenen 
Straben beimging, ertlärte er 2oni plöfelicf), 
bab er feinen ma©en ©eruf je© oor fi© fäbe. 
©in Dramatiter ftede in ©m. Keine SBiffen* 
f©aft unb teine anbre Kunft tönne ©rrt mie 
bas Drama gur ©rtöfung feines ©ingens oer* 
helfen. Doni f©mieg gu ber Ieibenf©aftH©en 
©ebe. 

Der Stoff, ben er na© gualoollem Su©en 
enbli© fanb, mar etmas ausgefallen, aber bas 
3tusgefallene mar Karlmann Heb unb lieb 
©m bie Si©erbeit, ein oollftänbig ©igener gn 
erf©einen. ,3Dßibugaft, ber Setgog am ©bein‘ 
hieb feine fünfattige ©erstragöbie. %m ©ater* 
lanbe, mie S^rr ^angius es münf©te, murgelte 
ber Stoff, ©r bebanbelte bie ©intebr bes 
©briftentüms unb ber fpäter fo rei©en frän* 
tif©en Kultur in 3ii^bri©sburgs feeibnifefee 
(Saue.. 3Bibugaft mar natürli© Karlmann, 
felbft, unb Deutelinbe, bie im beibttifdfen 
©ötterbienft mit ©rem gelben gliidli© gemefen, 

153 














1X66 


Über £anb urtb 9Veer 


1911. $Rr. 45 


ber tulturellen Veootution aber 3 um Opfer 
fiel, roar mit Karlmanns klugen gefeiert Doni! 
^CufeerorberttlidE) lang mürbe bas Stüd. SCRit 
Stofe) oerlünbete Karlmann feiner $rau, es 
mären fünftaufenbfedjsfeunbertbreiunbfieb 3 ig 
Verfe. Er las ihr oor. Es mar an Paulas 
(Geburtstag. (Gr liefe bie (5eftalten feiner ^Pfean* 
tafie oor , fie feinftürmen, mäferenb bas Kinb 
nebenan mit feinen puppen fpleite. Drei 2Ifte 
tonnte Dont bem Vorlefer folgen, bod) bann 
mürbe ifer bie 5Inftrengung nadfe ber Dages* 
arbeit 3 U grofe. 2 Bibugafts' unb Deutelinbes 
längftes Kiebesgefpräcfe hatte fie nod) oer* 
ftanben — als aber Verengar, ber ^elöfeetr, 
unb 21 urelius, ber 3 elot, fid) nod) oiel länger 
über bie Votmenbigfeit unb ©efafer ber Kirche 
unterhielten, fcfelummerte Doni ein. 2lls Karl* 
mann es mertte, ergrimmte er nicht, fonbern 
fein liebensmürbiger Sumor hatte bie Kraft, 
Donis entfefetes Ermacfeen 3 U tröften unb bie 
Vorlefung bes fünften Elftes auf morgen 3 U 
oerfdfeieben. 

2lber fie tonnte ihm auf biefem (Gebiete 
nicfets' fagen, bas fühlte Karlmann. 3 mar 
überrafchte fie ihn, als fie fein 2 Bert nod) ein¬ 
mal felbft gelefen hatte, burd) fehr treffenbe 
Vemerlungen ihres gefunben Menfcfeenoer* 
ftanbes. Er nahm bas meifte ad notam, aber 
ein eigentümlich bodiger Stofe) in ihm mollte 
ihr Urteil nicht ernft nehmen, Vur oon einer 
fjjrrau, bie eine fefte 2 Veltanfdjauung befafe unb 
ben Sieg ber Kultur über alle Varbareninftintte 
in fid) felbft erlebt hatte, tonnte er bie mahre 
SBirtung feiner Arbeit erfahren. (Gr oerfiel 
auf feine Mutter. 2luf fie einen (Ginbrud 3 U 
machen, mar ihm plöfelidj mehr als Donis Vei* 
fall. (Gines 2lbenbs ftedte er ber Verblüfften 
ein ^ßatet in bie Sänbe unb flüfterte läcfeelnb: 
„fiettüre 3 um Einfcfetafen, Mama. Du haft ja 
nichts mehr/' 

Klementine mar mieber einmal in einer 
fehr glüdüchen ^Periobe. $err Keffelbacfe hatte 
bei einer gemagten Spelulation für fie 3 efen* 
taufenb Marf-gemonnen, unb ben Vooember 
über mar Philipp ihr (Gaft bei grau Scfemtebel 
gemefen. 3efet eben hatte fie ihn nach Dresben 
in feinen aufreibenben 23eruf 3 urüdgefcfeidt. 
21ucfe -feu gräutein Säger, aber bie Mutter 
tonnte ihn ruhigen Jemens 3 iehen laffen, er 
hatte ihr fehr oernünftige (Grtlärungen gegeben. 
Sräulein Säger'mar in ber Srembe mirflich 
oiel für ihn, bie beften 3 tmmer bemofente er, 
er betam bas erlefenfte (Gffen — unb ernfte 
2Ibficfeten hatte ‘»Philipp nicht. Vein, nein, bie 
hatte er nicht. 

Klementine mar alfo auch utit ihrem 
jüngeren Sohn oerföhnt. Sie hatte ihn ins* 
geheim fogar 3 U ihrem Kiebtingsfofen ernannt, 
benn ^PE)tXip>p mar unbemeibt, unb Karlmann 
ftanb unter Donis- Einflufe. greitid), bas Ver* 
trauen, bas er ber Mutter mit ber SBibmung 
feiner Dragöbie bemiefen hatte (auf ber 
erften Seite ftanb in prächtiger Vunbfcferift 
,Meiner geliebten Mutter*), gab Karlmann 
mieber einen gehörigen Vorfprmtg. 21m ein* 
unb 3 man 3 igften Dezember hatte er ihr fein 
Manuftript gebrad)t, am breiunb 3 man 3 igften 
oormittags mar er fdjon über 3 eugt, bafe bie 
Mutter feine fünf tauf ertbf edjsfeunb ertbreiunb* 
fieb 3 ig Verfe gelefen hatte. (Gr begab fid) 3 x 1 
ihr, um ihr Urteil cntgegen 3 unehmen. Su 
ihrem 3 tutmer traf er fie befcfeäftigt, ein nieb* 
liches-dhriftbäumchen aus 3 upufeen — mit bum 
tem Danb, grlittergolb unb füfeen ßedereien, 
mie für ein ermartungsoolles Kinb. Karl* 
mann, ber ftatt bes 23äumchens fein Drama 
auf bem Difcfe ermartet hatte, mar oon biefem 
21 nblid inbigniert, bann aber be!am er bas 
ßadjen unb fragte, für meld) es Vabfe fie benn 
fo eifrig befcfeäftigt fei. 

Schmollenb fRüttelte Klementine ben Kopf. 
„ 2 lch mas, bas 0 erftehft bu nit," flüfterte fie 
oerlegen. „Du ©lüdliofeer haft $rau unb 
Kinb — aber mer forgt für ben armeniphilipp? 
Der fifet in Dresben. 2Bis bie Säger in ihrer 
“penfion für eine allgemeine Vefcfeerung feer* 
ricfeten mag— nun ja—bas ift bod) nit 


bas 9üd)tige. Deshalb pufe' id) ihm feier ein 
Väumle aus, fo mie er's gemöhnt ift, unb 
fcfeid's ihm mit ber Pöft — bann hat er's 
am ^eiligen 21 benb." 

Kürlmann 3 mang fich 3 um (Gmft, benn er 
mar gerührt, unb einen Vugenblid flog ihm 
ber (Gebante burd) ben Kopf, mie fcfeön fid) 
foldje Mutter in einer mobernen Komöbie 
ausnehmen mürbe. Dann aber tarn er oon 
biefem (Ginfall mieber ab unb erinnerte bie 
Eifrige an feine Dragöbie. S^fet befann fich 
Klementine. Sofort 30 g fie ihr emfiges (Ge* 
ficfet in feierliche Salten, holte bas Manuflript 
aus ber Kommobe unb gab bem Did)ter 
einen feeifeen Kufe auf bie Stirn. 

„Karlmann," begann fie, üonnte aber oor 
23emegung nicht meiterfprechen. 

„ 21 a, tDtama?" munterte er fie auf, benn 
er mar ungebulbig. 

„Das ift fdjön. Das ift mirflich munber=, 
munberfdfeön, mein geliebter 23ub bu." 

„(Glaubft bu mirflid), Butter?" 

„Sa, bas glaub' id)! Das meife ich ! 
brauchft bu gar feinen Sadjtttann mehr 311 
fragen! Das ift herrlich! Das ift mehr als 
herrlich — bas ift ebel! Die Stelle, mo ber 
VSibugaft bie Deutehilbe —" 

„Deutelinbe —" 

„ 2 Bo er fie ins S^aer gehen helfet —- ,(Geh 
hin, (Geliebte, in bie golbene £ohe —• (Geminnen 
foll idh bid) nur im Verluft! — bas fönnte 
9tid)arb 2 Bagner gefdjrieben haben." 

<! „^öffentlich bin id) nicht in ben 2 Bagnerftil 
oerfallen — bas mollte i<h oermeiben." 

,,21d) mas — bu haft beinen eignen Stil, 
beinen eignen! S^an 3 ius fagt bas auch!" 

„ 2 Boher meife §tan 3 ius? $aft bu es ihm 
etma 3 U Iefen gegeben —!?" 

„Sa, Karlmann ! Sä) tonnt/ nit anbers! 
(Geftem abenb! S<h ooar 3 U glüdfelig!" 

„Das ift mir aber nicht angenehm, dftutter 
— obmohl i<h ja S^ansius fehr fd)äfee... 
2 Bas fagt er benn? Gjat er mirflich geftern 
noch ^as gan 3 e Stüd gelefen?" 

„Natürlich! Der hat ja folcfee Decfenit! 
(Gr ift begeiftert, Karlmann, hbtgeriffen!" 
„ 2 Birfli<h — ?" 

„Du brauchft bir gar feine Sorgen mehr 
3 U machen — bas Stüd geht feinen 2Beg! 
(Gntmeber* gibt es ber Strabonife, ber neue 
Sntenbant in Sriebridjsburg —" 

. „Sa Sriebrichsburg?! Giie! Vor biefen 
Krämerfeelen laffe ich atid) nicht äufführen!" 

„ 2 tein, nein — fei nur gut — ein gröfeeres 
£oftheater mär' ja beffer — bein 2 !Berf gehört 
auf bie allererfte 23ühne. Der Kilcfeberg fennt 
ben hülfen in Verlin — ich brauch' ihm nur 
ein paar 3etlen 3 U fchreiben. Unb menn ber 
Sran 3 ius fid) ins 3 eng legt, haft bu's nächften 
SBinter im SBiener Vurgtheater." 

„Vlama — nur feine all 3 u grofeen —!" 

„SHufionen?! Karlmann! — 2ta, ich fag' 
gar nir mehr! Du, halt beinen Vtunb — 
bas ift überhaupt jefet mein Stüd — bas 
gehört mir! . . ." Sie ging im 3iatmer um* 
her unb brüdte bas Vfanuffript ans ^er^. 
®in feliger 21 usbrud lag auf ihren 3 ügen. 
Dann blieb fie oor bem allmählich in Stol 3 
erglühertbert Dichter ftetjert. „VSillft bu mir 
enblid) einmal freie £>anb laffen? Du böfer 
Vienfd),? Deiner Vfutter? Vit mieber fofort 
3 u beiner Doni laufen, bie fein Sota oon fo 
etmas oerfteht?" 

„S^ bin bei Doni noch aie oergebens 
gemefen, Vtutter." 

„Va, fag utir's 21ug in 2lug — §anb aufs 
$er 3 — oerfteht fie mas oon Kunft? Kann 
fie bid) mirflich beurteilen als Dichter?!" 

„Das gerabe nicht — es ift ihr oieles 
fremb — aber " 

„21ha! Sefet fommt es 'heraus! Sie hat 
feine 211 )nung, mollen mir fagen! (Gefteh bir's 
hoch ein, bu oerliebt er Vtamt, bu —" 

„Viutter, es ift mir fehr peinlich, fo oon 
Doni —" 

„2Bas reb' ich benn? Sä)?'- ^ Schlechtes! 
Vein, ich meife f<hon, mie fie ift! Düdjtig, treu, 


3 UoerIäffig! 21ber ^Phantafie hat fie feine! 
Sürs 23raftifd)e ift fie gut — mein (Gott, bas 
Dränflemäbel! 2 lber fie 3 ieht bid) 'nunter, 
fie 3 ieht bich 'nunter, Karlmann, bas merfft 
bu felbft 3 U menig! Du bift ein Künftler, 
id) bin bie-Srau eines Künftlers gemefen! 
Sie ift 'ne Durnlehrerin — nit mahr! Sd) 
mad) ihr's nit 3 um Vormurf! Vegehr nur 
nit auf! 21 ber halfen mufe ich bir, menn 
fie ba herrfdjen mill, mo fie nit herrfchen 
barf! Du armer, armer 23ub bu! Du meifet 
ja gar nit, mie bu niebergehalten mirft! Das 
3 udt ja alles mie rote Slammen, bie 'naus= 
mollen, in beinern Stüd ba! $ab ich recht 
ober nit?! (Gin SJiann braucht feine Srau 
fürs §er 3 , gemife — aber fein (Seift mufe oben* 
auf bleiben! Über bem |jer 3 en! Du oerftehft 
mich! 211 fo lafe fie, mo fie ift — fomm 3 U bir 
felber — bu mufet oor allem in beinern 23eruf 
glüdlidh merben — fonft mirft bu niemals 
glüdlid)!" — 

Sn Karlmann mirfte biefes (Gefpräd) mit 
ber KRutter ftärfer nach, als er fid) eingeftanb. 
Sn einer etmas gefprepten 3urüdl)altung 3 eigte 
fich biefer Umfchmung Doni. Sie mufete ni%t, 
mofeer bie neue Kaune fam, unb glaubte, bafe 
fie fein 2 Berf nicht genügenb gelobt hatte — 
aber bie Über 3 eugung, bafe ihr (Gefühl ihm 
felbftoerftänblich fein müffe, liefe fie feinen 
neuen Verfud) machen unb hielt, fie in trofeigem 
Schmeigen. Sreilid), Karlmann fanb auf feinen 
einfamen Spa 3 iergängen auch nicht, bafe bie 
Mutter recht hatte. S^ manchem hatte fie 
ja ausgefprodfeen, mas ihn fdjon gequält, aber 
ber mahre 3 auber oon Donis 2 Befen mar ihr 
noch nicht 30 m Vemufetfein gefommen. 

2Bibugaft, ber $er 3 og am Vhein, ober ,ber 
2 Bibugaft‘, mie er burd) bte ^ßropaganba ber 
Dichtermutter in ber ^enfion fdjon fur 3 meg 
genannt mürbe, ging ben üblichen Dornenmeg 
oon 23ühne 3 U Vühne. 2luf Verlin unb 2Vien 
mufete man fogleid) oer 3 icfeten, ©raf Kil«h= 
bergs Empfehlung oerfagte, unb S^an 3 ius 
refignierte, als fogar bas Stabttheater in Salle, 
3 U bem er bie beften Ve 3 ief)ungen hatte, bie 
Dragöbie ablehnte. Der Iefete Soffnungsanfer 
mar, nachbem bas Stüd fefeon lange gemanbert, 
nun boc| bie Sofbüfme in S^^^^ä)sburg. 
Es mar nicht anbers möglich — Karlmanns 
Vaterftabt mufete fich öes 2Berfes, bas ein 
junger Vominger gefchrieben, annehmen, fie 
hatte einen Vor 3 ug, eine Ehre barin 3 U erbliden. 
Der Dichter, ber nur banach oerlangte, feine 
Vhantafiegeftalten im Vampenlicht 3 U fehen, 
hatte fchliefelid) 3 ugeftimmt. Vei einer 21benb= 
gefellfdjaft in ber ^3enfion Schmiebel aber 
fiel es ihm auf, mie fd)Ied)t feine Mutter 
ausfah- Vamenlos bebrüdt unb ooll 3 örtlich er 
2Ingft ben Vlid auf ihn geheftet, fafe fie ihm 
bei Difch gegenüber. 211 s man aufftanb, geftanb 
fie ihm auf feine leife S^age bie Kataftrophe 
ein — auch ber Sntenbant in S^ebrtdfesburg 
hatte 2EBibugaft abgelehnt. Er fanb ihn fehr 
fd)ön, fehr talentooll — aber er lehnte ihn ab. 
Die lefete Möglicfefeit mar bahin. Viemanb 
mollte es liebhaben, bas fd)öne, eble, nun 
00 m 2Vanbem fchon arg ramponierte Manu= 
ffript. Karlmann mar erfd)ütterter, als er 
es felbft ermartet hatte — biefe lefete Ent= 
täufdjung mar bie allerfdhmerfte. ©reifbar 
ftanb fie bur<h ben Scfemers ber einft fo gläu* 
bigen Mutter oor ihm- Stumm ging er mit 
ihr ben anbem nach, bie noch eine 21 benb= 
manberung burd) ben Englif <hen ©arten machen 
mollten. S^au Schmiebel nahm fich Kiemen* 
tines an — Karlmann fd)liefe einfam hinter* 
brein. Da plöfelicfe gefeilte fich’ Doni 3 U ifem. 
2Us fie mufete, mas ifen bebrüdte, unterliefe fie es, 
tfen mit Morten 311 tröften. Schott biefe felb* 
ftänbige. Küfenfeeit fiel Kartmann auf unb 
befferte mie ein Ktcfetftrahl feine Stimmung. 
Er fafe Doni oon ber Seite an. Schön mar fie 
in iferem 1)eilen Kleib, in iferer unbefefemerten 
Kraft, ooll junger, leucfetenber ©efunbfeeit. 
2Bas galt benn ein Vünbei Rapier, bas überall 
oerfchmäfet mürbe, oor folcfeen S^^^cmgen? 
©ebannt blieb er an iferer Seite. S^ einer 



1911. Ar. 45 


Über £anb unb 501 eer 


1167 


eigentümlichen Neugier, roie Doni fi<f) roeiter 
oor bem groben Sd)idjalsjd)Iage feigen mürbe, 
and) rote jie au f iW lelber roirfte, rnenn er 
fräftig blieb, gleid) ihr. Die ©ejelljd)aft machte 
jetjt an einer VSieje halt, beren fläche jo oon 
Aebel bebest mar, bah ein3elne Vaumroipfel 
auf ihr in einem jilbernen See 3U jchmintmen 
jd)ienen. Der Atonb h^g unb jd)roer 
im jeibenblauen Atf)er. Kruc3erosfi, ber $o!e, 
hatte jeine ©eige mitgenommen, ©in jcf)mar3er 
Schatten, bie ^aarmähne fajt bas gan3e 
bleiche ©ejid)t bebedenb, jtanb er am VSiejen* 
ranb unb jpielte munberjame ©hopinroeijen. 
Schmermut unb £ujt ergriff bie Aad)tjd)roär* 
mer. SBährenb bie älteren £eute fröjtelnb, 
aber anbädjtig 3ujahen, begannen bie jüngeren 
3U tan3en. Klementine tjodte, in ihr flieber= 
farbenes Dud) gehüllt, an einem Vaumjtamm. 
Sie jtarrte jeltjam gebannt auf bas liebliche 
Dreiben, büjter, als hätte man jie nicht ba3U 
aufgeforbert. Karlmann jtanb mit harter 
AZiene neben ihr, bie Arme oerjd)ränft. ©r 
jah, bah bie jungen Herren am eifrigjten Doni 
aufforberten, ba jie als bejte Dän3erin ber ©e= 
jelljchaft befannt mar. Dod) bie 2Bunberlid)e 
mar 3erjtreut unb lehnte jeben ab, mie eine 
regungsloje ©Ife auf bem VSiejenplan jtehenb. 
©nblid) jd)ritt Kruc3erosfi geigenb auf jie 3U. 
©r mollte eine 9Aa3urfa mit ihr tan3en. £ang* 
jam regte jid) Doni unb folgte ben jd)meren, 
jdhlud)3enben Klängen. Doch als ber ^3ole 
in jd)öner £aune plötzlich 3U einem lujtigen 
2Bal3er überging, fuhr jeine Dän3erin 3ujammen 
unb lieh ben Hberrajd)ten jtehen. Auf Karl* 
mann flog jie 3U, padte ihn unb tan3te mit 
il)m in ben Aebel hinaus, ©s mar ein rounber* 
ooller Anblid, bie jd)lan!en, jich bretjenben 
©ejtalten im Silberbunjtoerjd)minben 3U jehen. 
3huen erjtarben aud) allmählid) bie ©eigen* 
tlänge. Dod) Doni hielt nod) immer nicht irtne. 

, : s lBas ijt bir?!“ flüjterte er, oon Schminbel 
ergriffen. „®eliebtes$er3 — mohitt milljt bu?!“ 
„Ad), fann man jo nit in bie ©migfeit 
tan3en?“ antmortete jie mit heihem, mie oon 
fern ertlingenbem £ad)en. 

„Aein — es hält uns alle jd)liehlid) im 
3rbiftf)en fejt!“ 

„$Bas! 2Bas! £Xd) nein, bas mill id) nit! 
Das mag ich nit!“ Sie umhaljte ihn, blieb 
aber jetjt jtehen. 

„Komm!“ 

©r 30g jie fort in eine bunfle Allee, über 
ber ber Alonb brannte. Dort jdjritten jie lang* 
jam, aneinanber gejchmiegt, jelig hingegeben, 
mie in ben erjten gAebrichsburger Dagen. 

„9Jtad)t bid) bie ©nttäujdhung mit bem 
Stüd nod) traurig?“ fragte jie, unb ihre bunflen 
Augen leuchteten jo tief in jein §er3 hinein, 
bah ein £ad)en, ein inniges, befreites £ad)en 
aus ihm emporjtieg unb er ausrief: „Aein, 
Doni! Vei©ottnid)t! 2Benn bu frieren roürbejt, 
nähm' idh bas Atanujfript unb machte ein $euer 
braus, bamit bu ein bihl SBärme befämjt!“ 
„3<f) frier'nit! £ah es leben, Karlmann! ©s 
mirb jd)on leben! 

©s ijt bod), mie es 
ijt! 2Bas tonnen 
ihm bie anbern 
AZenjd)en tun?“ 

„Du ©in3ige!“ 

„Aur nit Sor* 
gennadhhängen—“ 

„2Benn man 
bid) hat, ijt es ein 
Verbrechen!“ 

„Karlmann!“— 

£Ils jie nad) 
einer Stunbe auf 
bie SBieje 3urüd= 
tehrten, mar bie 
©ejelljchaft fort. 

Droh Donis Vitten 
mar Karlmann ro= 
bujt genug, bie 
SAutter, bie jid) 
gemih jd)on um 
ihn ängjtigte, an 

1911 (Sb. 106) 


biejem Abenb nid)t mehr auf3utlären. ©r hotte 
nur ©ebanten, nur Sinn für Doni. £IIs ob 
er jie am £er3en trüge, führte er jie heim. 
Unb Seligteit genojjen jie bort, gegen bie bas 
gan3e £iebesgliid oon VSibugajt unb Deutelinbe 
nur bebrudtes Vapter mar. — 

Am nächjten AZorgen ging Karlmann 3ur 
AZutter. ©r traf jie nicht unb lieh ihr einen 
3ettel ba. „AZeine liebe, alte AZama! Die 
Doni hot bod) Urteil! Die Doni hot jogar 
©eijt! Die Doni hot Vhantajie!!! §urra! 
3d) grühe Dich — jei obenauf mie ich — 
bid)ten heiht nid)t leben — bie Aßelt hot mehr 
nod) 3U geben! Dein Karlmann. (Aßir mad)en 
jeht eine Automobiltour nad) Starnberg.)“ 

£lls Klementine nad) £jauje tarn unb bieje 
3eilen las, jd)üttelte jie gar nicht beglüdt ben 
Kopf. Sie murmelte: „Sold) bummer Vub ... 
Das $rouen3immer mirb ihn nod) oollenbs 
närrijd) mad)en!“ 

IV 

Karlmann oerbrannte jid) oorläufig rtid)t 
mehr bie Flügel. Vor allen „Schaffens* 
träumen“ hotte er jeht Aejpeft befommen in 
jeinem guten, ehrlichen Kern. Da Doni feine 
äuheren Sorgen an ihn heranfommen lieh, 
lullte er jich tn bas jd)öngeijtige £eben eines 
Vrioatgelehrten ein. ©r lebte mieber 3urüd= 
ge3ogen, taufte Vücher unb Antiquitäten, las 
jehr oiel unb jd)melgte in Spmpojien mit 
ben erlaudjtejten ©eijtem ber Aßeltliteratur. 
Aur oon 3ett 3U 3 e ü jah er mit Iächelnber 
Aßehmut ben oerfdjmähten Aßibugajt an, ber 
nun im Sdjreibtifd) lag, unb 3ehrte oon ben 
Kleijtgefühlen bes Verfannten, bie bitter, aber 
rei3ooll jd)medten. Auch ben Kampf ber 
meihen unb ber roten Aoje nahm er 3umeilen 
mieber oor unb jah allmählid) ben originellsten 
Dorjo htjtorijdjen Schrifttums barin. Aber es 
rei3te il)n nicht, irgenbeine Arbeit früherer 
Verioben burd)3uführen. ©r glaubte in eine 
oiel 3U mistige neue gefommen 3U jein: jeine 
mahre, ureigne Aufgabe bejtanb in einer ©e= 
jd)id)te jeiner gomiiie. Die mollte er jdjreiben. 
Die muhte er jdjreiben. Vtit einer V3ünjd)el= 
rute burd) bie jchönen ©efilbe jeiner Heimat 
3iehen, ©räber öffnen, ©eijter bejd)mören, in 
Kirchen unb Kapellen uralte 3 n j^h^flen ent= 
3iffem unb bas Vuih jdjaffen, bas „Die Ao= 
mingers“ hteh — ifm beraujchte biejer ©ebanfe. 
©ine ©hronif, bie erjte f5omiIiend)ronif oon 
jeiner £anb. ^oh^honberte ber Vtenjchheit 
burd) ben eignen Stammbaum erforjdjen unb 
bie Aätjel ber ©egenmart burd) ©rfenntnis oer= 
gangener Kulturen Iöjen. ©in gan3es Vtenjchen* 
leben gehörte ba3u — jein 5Dlenjd)enleben. ©r 
mar fejt entjdjlojjen, es baran3umenben. So 
hatte er jicher nid)t umjonjt gelebt. 

Doni jd)ien für bie gemaltige Arbeit nicht 
3U jein. 3 um erjtenmal magte jie offenen 
ÜBiberjprud), ohne jid) aber flar aus3ubrüden. 
Sie jagte nur: „Ad), mas milljt bu bid) benn 
mit all bie toten £eut' plagen! Aaubritter 


unb Vfaffen unb Vauem!... Aein! Aimm 
bod) lieber mas $Ajd)es üor, mas Viobemes, 
mas oon heut3utag!“ 

©r lädjelte. VSenn jie log, burchj^oute er 
jie jogleid). Sie tonnte gar nicht lügen. 3h^e 
mahre Vteinung mar anbers. „Vauern“ — ba 
jtedte für jie ber Stachel. Sie fürdftete, bah 
ber im Alltagsleben ausgeglichene ©egenjah 
3toijd)en ihrem unb jeinem ^erfommen burd) 
bas ©hronifjtubium aufs neue oerjd)ärft merben 
fönnte. ©s mürbe Karlmann hoppelt 3um 
Vemuhtjein fontmen, menn er in bie grofje 
Vergangenheit htoeinjtieg, mas ein Aominger 
mar, unb mas eine Dränfle bebeutete. Donis 
Ahnen, bie ihm begegneten, mürben mieber 
gan3 3um jd)mar3en, leibeigenen, aufjäjjigen 
Vauerngejinbel. Vtit einer eigentümli^en 
Sorge jah Karlmann Doni 3umeilen auf Vaula 
bliden. ©s mar, als ob jie Angjt befäme, bah 
Karlmanns Iid)tblonbes Kinb bod) nod) oon 
ber Arijtofratenlinie abirren unb mit jeinen 
3arten ©liebem, jeiner 3ierlid)en ©belgejtalt 
ein plumper Vauernjpröhling merben fönnte. 
So glaubte Karlmann Donis ©emüts3ujtanb 
3U burchj<^auen. ©in menig hatte er red)t, 
jie mar auf bie ,©hronif eiferjüd)tig. Doch 
übertrieb er, meil es ihm hier mohltätig mar, 
3u übertreiben. Karlmann fühlte jich nicht nur 
als irjiftorifer gern über Doni erhaben — auch 
als ©atte jah er jie mit ©enugtuung in ben 
ataoijtijd)en Kämpfen, bie er ihr anbid)tete. 

Aber bie ©egenmart hatte aud) ohne Donis 
Abmehr ein jtarfes Vlittel, um Karlmann 
nicht Ios3ulajfen. Sein Kinb, bas heranmudjs, 
brauchte ben Vater, unb s $aula gehörte bas 
gröhte Kapitel ber $amiliend)ronif: bie 3 U= 
funft. Schon im Äußeren mar jie bas ed)te, 
munberjame Aejultat einer Aominger=Dränfle 
9Aijd)ung. Die golbige Vlonbheit, bas tief* 
blaue Auge unb ber 3arte Deint Karlmanns — 
bie etmas breiten, berben, jd)ön jinnlid)en 
3üge Donis, Auhfrijd)e unb Urjauberfeit innen 
mie auhen, ein ©emüt oon überrajdhenber 
£eibenjd)aft, bas unter bem Schleier Ao* 
mingerjdjer ©emejjenl)eit mohl bemahrt lag. 
Vaulas ©emüt oerhielt jid) 3um Vater gang 
anbers als 31m Viutter. An Doni mar jie 
gemöhnt, im ^faaerjten ü an ihr untrennbar, 
ihr einiges Sd)mer3en= unb 5reubenfinb. 
Karlmann aber mar in ber golbenen Kapelle 
biejes Khtberher3ens ber Herrgott auf bem 
Hochaltar, bas Vejte unb Sdfönjte, 3U bem es 
beten tonnte. Drohbem ji^ieb jid) oon flein 
auf in Vaiüa ein Vlid für ben Vater bes All* 
tags unb ben ber ©migfeit. ©rohen, 

enbgültig Verläßlichen galt er ihr als oollenbet, 
im jchmanfenb Kleinen, AIl3untenjchlid)en aber 
jchärfte jid) ihre Veobad)tung früh für £aunen 
unb Schmädhen. ©benjo ging es Vciula bei 
ber Vtutter, nur bah' tf)r ba ein grobes, un= 
bejtimmtes SAitleib blieb, bejjenltrjad)e jie nid)t 
oerjtanb, bas einfad) ba mar unb oon niemanb 
auf ber 2BeIt gefränft merben burfte. Die 
jtarfe Doni erjdjien ihrem Kinbe oft ji^mad), 
ber3arteKarlmann 
jehr robujt unb 
geroalttätig. Von 
flein auf beob* 
ad)tete ^Paula, bah 
bie Vtutter nur jo 
lange mit bem Va* 
ter fämpfte, mie 
ihre Xtber3eugung 
ihrer roeiblid)en 
Eingabe jtanbhielt, 
unb biejer V3eg 
mar fur3, mar 9Ait= 
leib ermedenb oer* 
gänglid). Der Va* 
ter aber blieb un* 
heimlich 3ähe. Sein 
Vorteil mar jd)lieh* 
lieh bo<h bas 3 k\ 
für alle — er flagt e, 
unb bie Klage 
mürbe jtets erhört. 
( 2 ?ortjetjung folgt) 



A a d) t m a n ö 0 e r. Aacf) einer lünjtlerij^en ißl) 0 tograpl)ie 


154 






1168 


Uber £anb unb StReer 


1911. 9tr. 45 





3306 ©olblonb bes Jlönigs Salomo. 


'TVe 51arte 3eigt bas ©ebiet, bas id) oon 
Dfcfpnba, an ber Rtünburtg bes Sambefi, 
aus in bas 3unere bes ßanbes bereift habe. 
3uerft würbe einer jener flachgehenben gluh= 
bampfer benußt unb bamit bis Tete ben glüh 
hinaufgefahren. Der Sambefi, ber breitefte unb 
größte Strom Dftafritas, bietet anfangs roenig 
gntereffantes. Das £anb ift flad) unb ber Strom 
oon ungeheurer ©reite, fo bah man an ben Ufern 
taum etroas unterfd)eiben tarnt. Rlsbann ergeben 
fid) einige Sd)ornfteine oon großen 3uderfabriten, 
bie in ber fie umgebenben SBilbnis red)t beplaciert 
erfdjeinen. Die größte biefer 3uderfabrifen ift bie 
Senner Sugar gactorp, bie 3ur ©rnteßeit über 3el)n= 
taufenb Eingeborene befdjäftigt unb ausgebehnte 
Plantagen befißt. Der gluf} ift belebt oon allen 
möglid)en ©ogelarten, ben 5tönigsfifd)ern, Ebel= 
reihern, glamingos, Störchen, Riarabus, Relitanen 
unb fo weiter, bie legieren in großen Rlaffen. 
RUe ©ögel mit Ausnahme ber Flamingos Iaffen 
ben Dampfer 3iemlid) nahe h^rantommen, el)e 
fie es für nötig finben, baoon3ufliegen. Der glüh 
birgt Rlengen oon ftrotobilen unb glufjpferben. 


itarte ber gorfdjungsreife 

Kolonie unb war früher ber Sit} einer Dominitaner= 
nieberlaffung. Die Dominitaner würben jeboch 
im 3ahre 1767 oon bem Rlinifter Rompal bes 
fianbes oerwiefen. Tete ift heute ber Sit} eines 
©ouoernements. 

3n ber Rabe oon Tete, 3 wei Stunben ent* 
fernt, ift bie Rtiffionsftation ©oromat, bie oon 
3efuiten erbaut würbe. Diefe behaupten nun, 
bah, feitbem bie Dominitaner oerwiefen feien, 
Tete wie eine anbre grohe Stabt am Sambefi, 
Sena, immer mehr 3 urüdgegangen fei. ©on Tete 
trat id) ben 2ßeg nad) bem Rorben an, unb 3 war 
3 uerft in norböftlicher Richtung bis nad) ber eng= 
lifd)en ©ren 3 e, burd) fruchtbares £anb in bie 
©erge hinein. 3<h überftieg auf meinem Rtarfche 
nad) Rorben ben hohen ftapirifanjo unb bas 
9Ratfu3ogebirge unb ging weiter nörblid) bis Süb* 


Raft auf bem Rtarfd) 3unt ©olblanbe 

Stein= unb Eifen3eit fehlten nid)t. Da id) ferner 
alte ©auwerte unb grohe Stlaoentafernen auf= 
bedte, fdjeint meine Annahme, bah ich utid) in 
bem biblifd)en £)pl)ir befänbe, richtig 3U fein, 
3umal id) behaupte, bah bie gefunbenen alten 
Steinbauten, ber ©auart unb ihrer Sorgfältig^ 
teit nad) 3U fdjliehen, nid)t oon ©ufchleuten 
gemad)t fein tönnen. £>pt)fr» bas man bisher 
weiter füblid) oom Sambefi oermutet hot» ift bas 
£anb, aus bem bie flotte Salomos unter Girant 
©olb, Silber, Elfenbein, Sanbelh?l3, wertoolle 
Gebern unb Rffen hennbrachte. Uber bie geo= 


Sambefi: Reid)spoftbampfer „©remen" 

Die erfteren erreichen ein ©ewid)t oon mehr als 
fieben 3entnern. Der reifenbe Europäer tann fid) 
alfo, wo es feine Raturfdjönheiten gibt, bie 3ett 
mit Sd)ief}en, namentlich nad) biefen gefährlichen 
Sauriern, ben ftrotobilen, gan3 gut oertreiben. 
Rllmähtid) werben bie Ufer etwas l)öh er > unb 3wei 
Tagereifen oor Tete treten bie fteilen gelfen bis 
bicht an bie Ufer heran. Die engfte Stelle ift bie 
£apata ©orge, Rlaria £uiga oon ben Rortugiefen 
benannt. Rlsbann oerbreitert fid) ber Strom 
wieber, unb bie Sanbbänfe treten im Stuf} 3utage. 
Tete ift ber bebeutenbfte Ort in ber portugiefifchen 


angoni. Der Riarfd) bewegte fid) bisher in §öhen 
oon nicht unter 8000 guh, bes Tages in einer 
Temperatur oon 30 ©rab im Schatten, währenb 
bes Rad)ts biefe bis auf 2 ©rab (über Rull) fanf. 
Der R3eg über bas fpärlid) bewohnte ©ebirge 
war burchfd)nittlid) recht befdjwerlid) unb pfablos. 
3ch änberte nun meine Riarfd)rid)tung nach SBeften. 
Sanft abfteigenb ging es nad) bem £uuju unb bem 
golbreicfjen ©ubue, beffen £auf wir 3u folgen bt- 
fchloffen, ba ber glüh um biefe 3eit nur wenig 
SBaffer führte. Dabei paffierten wir ungefähr brei 
©olbwäfchereien auf bem RSege nad) Ehifumba3ie, 
bas id) nad) ungefähr breimonatigem Riarfd)e 
erreichte, bie id) nur 3U guh 3urüdgelegt hotte, 
weil id) jeben Schritt, um bie gröfjte ©enauigfeit 
in meinen Aufnahmen 3u er3ielen, regiftrieren 
muhte. Rach wenigen Rafttagen in Ef)ifumba3ie 
ging id) in bie £anbfd)aften Rtanu unb Ehipeba, 
ba es hteh, baß bort große gelfen, bie gufcbriftert 
trügen, gefehen worben feien. Tatfäd)lid) fanben 
fid) mehrere biefer rohen gelfeninfd)riften, 
ferner alte ©olber3lagerftätten unb oerlaffene 
Riinengolbbergwerfe oor; aud) gunbe aus ber 


Ruf bem Sambefi 



3m RJarombalagebirge Sapata ©orge auf bem Sambefi 





















1911. 9lr. 45 


Über £anb unb 9JIecr 


1169 



^ßelilane auf beut Sambefi 



Der „Dempel bes Salomo" 


grapJ)ifd)e Sage biefes SBunberlanbes, beffen Veid)- 
tum au ©belmetallen ungeheuer getoefen fern 
mu^ ( hdten ftdE) bte ©elel)rten nod) immer nicfjt 
einigen lönnen. Die einen fuchen es in 3 nbien, 
anbre iu Vialaita, anbre in Sumatra. 3 d) beute 
an bie gbentität bes ßanbes Dpbir mit einem 
Veidje, bas Sutljer in feiner Vibelüberfetpmg 


Sabba nennt. 9 lnbre Uberfeher be3eid)nen es 
halb als ßebba ober Sd)epa, ober aud) gerabeju 
als Arabien. Vian l)at aud) beshalb gatt3 oer- 
fcfjiebene Sabäer angenommen. Diefe Sabäer 
toaren ein ntäd)tiges, l)od)tultioiertes Volt in 
Sübarabien. Da fie jebod) ein §anbelsoolt roaren, 
fo müffen fie biefe Sdjä^e nid)t notroenbigerroeife 


im eignen Sanbe probugiert ^aben, fonbern 
tonnen fie ebenfogut als Vermittler oon roeitber 
gel)olt haben, unb es fd)eint mir hoch oieles bafür 
3u fpredjen, bah fid) biefe arabifd)en Sabäer als 
Koloniften in jenem Deile 9 lfritas angefiebelt 
haben, bas heute unter portugieficber $errfd)aft 
fteht. Kapitänleutnant Spring 


$jan3 Pon Kahlenberg: ftarte ©efchledU*' 


© t m a s über ©eographte 

r meih, bah es höhere Död)terfd)ulen gibt, 
manchmal hat er in Stäbten fotcbe ©ebäube 
gefeben, aus Vadfteinen, mit hellen, hohen gern 
ftent. 3n ©olb ftanb über bem Dor gefdjrieben: 
höhere Vtäbd)enfd)ule. 3 u getoiffen 991 ittags= 
feiten entleerten fid) biefe ©ebäube, ein fchtoar^ 
ftrümpfiges, be3opftes ©eroimmel belebte bie 
Strafe, tlingenbes ©eläd)ter, hunbert Klapper- 
mäuld)en, fd)mar3e unb braune Sdjut)d)eu. Das 
Vilb, bie Vorftellung, roar red)t angenehm. Unb 
9 lugert hatten bie tleinen Dinger, helle, breifte 
ober fd)toar3e, geheimnisoolle unb fudjenbe, oer= 
beifcenbe — fie oerl)iehen fd)on! 

3n biefen ©ebäuben lernte man Literatur 
unb ©eographie, man lernte VhPfU unb ©eo- 
metrie. 2Bat)rt)aftig ©eometrie! 

Seine Heine grau möchte oon Köln nad) 
Suxemburg fahren, fie hat eine fel)r liebe greunbin 
in Suxemburg. 

„Natürlich fahren mir über ^aris, Vrüffel," 
fagt feine grau. „Suxemburg liegt hoch auf bem 
2 Beg nad) Varis." 

„ 9 lber Kinb, Suxemburg! — Luxemburg ift 
bicf)t bei Vieh-" 

„Vun gut. gn ber ©ifel alfo! gft Vieh nicf)t 
©ifel? Du mirft im Kursbud) fd)on finben, mie 
mir es machen. Vteh, Vrüffel, ^aris, Luxemburg, 
bas ift bod) fel)r bequem! Dentft bu, ich wollte 
nach Suxemburg allein, menn mir nicf)t über 
^aris führen? gut Von Dtard)e tann man für 
oier3ehn graut feibene Hnterröde taufen. gür 
oier3ehn grant!" 

Ober ©logau mirb ermähnt, „©logau liegt 
bei Vlagbeburg," bemertt fie, bie in ber Död)ter= 
fd)ule mit prima 3^ugnis abging. 9 luf einen 
fragenben Vlid uerbeffert fie fid) fofort: „gd) 
meinte natürlich ©örlitj ober ©oslar." 

„ 9 hm, mit © fangen alle brei an." 

„Vtad) bod) nicht fo pebantifdje Unterfd)iebe!" 

Souis &uator3e mar ein Vlann, ber nad) 
§einridj bem Vierten brantam, bem Vlann, ber 
bie oielen Siebfchaften hatte. 9 luf biefen gab es 
nod) Napoleon. Dl)» Napoleon tennt fie gut! Sie 
muh 3ugeben, bah Sabsburg, §oIftein=©ottorp 
unb Vf alii = 3 weibrüden für fie ein müftes Knäuel 
bilben. äßarum aud) nicht? Diefe Vtenfdjen finb 
bod) auch nid)t intereffant. ©äfar ( 9 lud) bu, Vrutus!), 
ber 9 llte grih unb 9 lttila finb ihr bagegen intim 
oertraut. Sie tommen in Stüden unb Romanen 
oor; es ift il)r nicht aus3ureben, bah Kambpfes 

*) Stelje „Über £anb unb SCJieer“ SRr. 43. 


mal bie ägpptifd)e Königstochter geliebt hot, unb 
Ven £jur fteht im Veuen Deftament — im Vtartus- 
eoangelium! 

Seine grau formt neue unb eigenartige Vibel- 
fprüdje: 2Ber Vtenfdjenfleifch iffet, bes gleifd) 
foll mieber non 9 Reufd)en gegeffen merben, unb 
es macht ihr einen eigentümlichen Späh, bah bas 
neunte ©ebot fid) nur auf bes Vächften 2 Beib 
be3ieht. 

Dabei hegt fie £jintergebanten. ©älte es uns 
aud), mürbe es bod) helfen: Du follft nid)t be- 
gehren beines 9 täd)ften Vtann! Viofes mag fie 
nicht recht, unb Salomo mar ein Untier! Dagegen 
finb Vtaria Vtagbalena, ber $auptmann oon 
Kaperttaunt unb ber Vpoftel gohannes fehr fpm= 
pathifd); allen grauen gefällt ber 9 lpoftel Johannes. 

Seine grau hat eine ausgefprod)ene Abneigung 
gegen Herren, bie foldje S©er3fragen ftellen 
mie: meshalb in einem Sdjornftein ber 9 taud) in 
bie §öhe fteigt, fie erörtert nicht gern 3U genau, 
mie man eine fd)iebenbe Vemegung in eine 
brehenbe oermanbelt, d)emifd)e gormeln finb ihr 
ein ©reuel — fie lächelt jd)mer3lich unb oerloren —, 
es gibt £eute, bie rniffen, mie Stoffe gemebt 
merben, moraus Kunftfeibe bergeftellt ift, unb 
melche Veftanbteile ©ternit enthält. Sie nimmt 
biefe 9 taturerfcheinungen einfad) als Datfad)en l)tu, 
mie bas Delephon, mie bie £id)tbilber unb ben 
3 eppelin. Der 3 eppelüt intereffiert fie fogar 
fehr, aber fd)on ber Vegriff Propeller, SJiotor, 
Antrieb ermübet unb mad)t fie unficher. Sie ift 
ja meber 3ugenieur nod) ©rfinber. 

©raufant unb boshaft bleibt, mit ihr Prüfungen 
ansuftellen, fie auflaufen 311 laffen. Sd)on bei 
9 lätfelfragen unb Kunftftüden mirb fie unruhig. 
Sie betommt bann etmas §ufd)enbes, fie möchte 
nur 9 Jtüde fein, nur nafdhen. 

gebauten haben ficf) langatmig bemüht, ihr 
3u erllären, mo ber 9 J?onb fid) bei Dage aufhält 
ober mie man nad) bem Stanb ber Sonne bie 
$immelsgegenb berechnet. 3u ben üefften Diefen 
ihres ©emüts bleibt ihr ber Äquator ein Strid) 
um bie ©rbtugel, bie übrigens bei il)r burdjaus 
eine gläd)e bleibt, bie Vole finb 3mei meihe Dupfen 
an jebem ©nbe. Sie fiel)t nad) ber Uhr no(h heute 
etmas 3U lange unb macht im Kopf ein oermorrenes 
9 led)enexempel babei burd); menn bie Direttion 
rechts ermähnt mirb, fafet fie heimlich nad) ber 
Dafdje ober oielmehr nach ber Stelle, mo bie 
Dafd)e fihen mühte. 

9 tie ift einem §ierogIpphenent3ifferer gelungen, 
bie 9 Rethoben, nad) benen fie bioibiert ober multi= 
pliäiert, 3U ergrünben. ©s gelingt ihr na«h einiger 
3 eit unb na<h fehr oiel Kri§elei auf geheimnisooll 


befchmierten 3 ettelchen. Sie mag bas Semitolon 
uid)t unb 3ögert über d) unb g bei ben 9 lnhänge= 
filben ig ober lid)- Sie meifc ja fo fehr oiel fdjmie* 
rigere Sadjen! 

Viit fed)s fahren tommt man in bie Schule 
in Deutfchlanb, man bleibt bort bis 3um fed)3ehnten 
ober fiebsehnten 3ahr — »olle elf 3at)re! 3eben 
Dag fünf Stunben. — ©s gibt fiehrer unb oiele 
Daufenbe oon Kehrerinnen. Diefe Übung toftet 
ben Staat 3toölf Vlillionen Viart. ©r lieft es in 
ben empörten Statiftilen ber grauenbemegung, 
bie rniffen, bah für Knabenfd)ulen bas Dreihigfadje 
aufgemenbet mirb. — 3 hr Vlann mürbe über bem 
Problem f<hon tieffinnig. 

Seine grau brach ber beften Staatspalme eines 
Dages ben längften Venomntiermebel ab. Sie 
fchidte bie ^alme nebft 3u>eig 3um ©ärtner, er 
möd)te „bas" mieber anfe^en, unb bleibt über= 
3eugt, ber Vtann mar ungefällig ober ungefd)idt, 
meil er ablehnte. Sie lönrtte fragen: Dut bie 
Keber basfelbe mie bie Viere? Unb läuft bas Vlut 
aus ben gingerfpihen in bie §>anb ober um= 
gelehrt? Die natürlichen Vorgänge in ihrem 
Körper finb für fie burd)aus rätfelhaft. SBarum 
bas rniffen? „VSenn id) eine Krantheit haöe, 
fterbe id) bran, unb menn es nid)ts ift, merbe ich 
mieber gefunb." ift unanfechtbar. 

Sein greunb Veginalb 

Unleugbar ift bies fein befter greunb, fein 
3ugenbfreunb! ©r l)ot ihn lange 3 ot)*e nicht 
gefehen, er ift gerührt, menn er oon ihm fpridjt. — 
„Diefer liebe, alte 3 unge!" — Daufenb ©rinne- 
rungen haften an ihm, oon Sd)ülerftreid)en unb 
romantifdjer Sd)märmerei, oon erften Sieben, ber 
erften 3talienfal)rt. 

_ Selbft feine grau mirb mit ihm meid) geftimmt. 
Sooiel bebeutet ein greunb aus ber gugenb, 
mehr als ein Vruber! „Denn Vermanbtfchaft ift 
bod) bloh 3ufall," 3itiert feine grau elegifch; 
3itate nämlid) behält fie. 

Die Vegrüßung ber greunbe ift troden — bie 
©rregung mar 3U groß, beult feine grau, bei 
©neu fitjen bie ©motionen tiefer. „Des Vlannes 
Keufd)heit geht auf feine Seele" — fie 3itiert 
fd)on mieber. 

Veginalb ift aud) troden. ©r hat eine etmas 
gerötete Vafe. ©r fagt: „Vun, mie geht's bir? 
©eht's gut? — 911 ), gnäbige grau —“ 

„Vteine Heine grau!" ftellt er ftrahleub oor. 
Die gan3e 3 ett fpridjt er aufgeregt oon feiner 
grau unb 3U feiner gmu» aud) Veginalb fpridjt 
mit ihr, für fie. Sie bemeift bislretes 3 a^ 9 ^fül)l» 
fie läht beibe allein, gugenbfreunbe, bie fidf) fo 




1170 


Über £anb urtb Sflleer 


1911. 9lr. 45 


lange ni©t gefe©n haben, bte fo oiel Sebnfu©t 
nach einanber empfanben! 25teX — oiel werben 
fie fi© gu fagen haben! 93iellei©t and) (Sebeim* 
niffe. ©s ift beffer, fie ftört ba ni©t. Sie billigt 
Stänner f reunbf© aften — es erinnert an 9Idjilles 
unb ^Satrotlus, an Ftt©iof unb 23förn, an Schiller 
unb ®oe©e. Dies ^)3aar, bebagli© ba bei ©nt, 
mit 3t0ttrren unb S3einflaf©en inftalliert, ift poe* 
tif© unb rü©enb. 

Sie tommt, um nochmals eine befonbers gute, 
ber Gelegenheit würbige SSeinflaf©e gu bringen; 
Segi bat Sinn für SSein. 91©, bie f©önen Dage 
in Marburg, in £eibelberg unb am 9© ein! Siax, 
ibr 9Rax fie© oergnügt aus, er liegt im S©autel* 
ftubl unb pafft, fReginalbs G>efi©t ift no© etwas 
rötlicher unb f©einenber. 91ugenblidli© finb fie 
nod) gang in toortlofes 93ebagen bes fi© SSieber* 
gefunbenbabens oerfunten. 

Sie begrüben fie mit übertriebener Serbinb* 
li©teit: „91b, tommft bu enbli©? 931eibft bu bei 
uns?" 

„3© werbe mich ©iten!" fagt fie f©elmif©, 
ftellt ben extra guten tropfen ©u. »So alte 
Freunbe! 3ugenbfreunbe!" 

SOlax lac© aufgeregt bergli©, tHeginalb fdjeint. 
Seiber 9tugen folgen ibr bis gur äufterften ©reuge, 
als fie über bie S©welle f©reitet. 

931ax feufgt. „9to© eine 3igarette, alter 3unge?" 
©r giefet bem Fteunb ben extra guten tropfen 
ein. Seibe beben ihre ©läfer, befinnen fid) bann. 
„91a, proft!" fagt 93tax unb na© © m tReginalb. 

3m 3Hn m er bleibt's oerbä©tig füll. Die Sonne 
f©eint, bie Slumen, oon i© aufgeftellt, buften. 
„S©medt bir ber SSein?" fragt Siax unb hält 
fein ©las prüfenb gegen bas £i©t. Seginalb 
f©Iudt furg, taut, er ift ein Kenner, „©afeler, 
Dominitaner,“ fagt er. 

„91eungebnbunbertoierer." 

„93om 9Bingeroerein?" fragt Seginalb. 

„©rbeter! Den 93urf©en ift au© ni©t me© 
gu trauen." Stax trintt. Seginalb f©Iudt. Die 
Stille wirb brüdenb, eine SfKege fummt, unb beibe 
bören ©r Summen beutli©, fie rau©en, trinten 
unb fdjweigen. 

9lngeregt fpringen beibe auf, als bie Hausfrau 
wieber eintritt. ©s ift gum ©ffen angeri©tet. 
Sie bat oon 9Sax Seginalbs SSürtf©e erfahren, 
es gibt febes feiner £eibgeri©te. Seginalb ift 
halb gerührt, halb gertnirf©t über fo oiel ©üte — 
fie weih, bafg fie, bie Suben, bem Pfarrer grüne 
Simen ftablen, fie fragt na© Seginalbs 9Sutter, 
na© ben ©erheirateten ©efdjwiftern. Seginalb 
taut auf unb wirb wirtlich gang gefprä©ig. 9Sax 
fiebt ©n ftrablenb an, wie ber Künftler ein oon 
©m ausgeftelltes unb felbftangefertigtes Obfett. 
©r trintt oiel unb ftart, bas ift Freube! Seine 
Frau unb Seginalb fpre©en beftänbig. ©r ift 
ftolg auf feine gefprädjige, bittere unb gewanbte 
Frau. 

Sa© Dif© wieber 91IIeinfein ber beiben Hn= 
gertrennli©en, ber F'teunbe. Sie weih beffer, 
was fi© f©idt. Sa© a©t}äl)riger Trennung! 
91ber £itör unb Kaffee betommen fie gern gu 
©rer 91bgef©loffenbeit. Seine Ftau gie© fogar 
ben Sorbang no© gu: „3e© ftort eu© teiner me©!" 
Sie trinten £itör unb trinten ihren Kaffee. Sie 
rau©en, 9Sax lä© eit beftänbig, unb Seginalb glängt 
©n an ... Sie f©weigen. 

91IImäbIi© oerfällt 9Sax in einen Sa©mittags* 
bufel, er f©Iie© bie 91ugen, er f©nar©t. Seginalb 
rau©t nod) unb trintt Weiter £itör. 3b m ©'s 
wo©, matt unb bufelig. 

©Sieber belebt ©r ©intritt um oier Uhr. „Sun, 
ausgef©wä©? Da wirb es 9Ibenteuer unb Stiffe* 
taten genug gegeben haben! — Sinb Sie au© 
fo rot, politif©, wie mein 9Sax, $err Seginalb? 
2Bas benten Sie über bie S©u©oIIpolitit, unb wie 
lange behalten wir no© SRegen biefen Sommer?" 

Seginalb Iä©elt unb erteilt auf alles gel) 0 r= 
famen Sef©eib. ©r ift au© So^ialbemotrat, er 
pfeift auf bie S©u©oIlpoIitit unb er oerflu©t 
ben Segen. 

Sie lä©elt. „©in oerf!u©ter Kerl, ber Segi= 
nalb!" fagt 9Rax tiefbefriebigt, er bentt an was, 
oieIlei©t an bie grünen Pflaumen bes Pfarrers 
ober an ©re Sube über ber £abn — er Ia©t auf. 
Seginalb la©t au©. 

(Sott, finb bie beiben blöbfinnig! bentt feine 
3rau. Sa ja, Siänner — 

Sie finb nun faft ängftli© beforgt, baß fie 
wieber gebt unb fie abermals allein lä©. Seginalb 
taut fogar fo weit auf, baff er eine Heine, ©rm= 
lofe ©>ef©i©te oon einer $rau erzählt, oon einer 
2ßitwe, bie er heiraten follte. 

9Jiax nimmt bie 3bee mit Feuereifer auf. 
Satürli© muh Seginalb heiraten! „Du, Se= 
ginalb—" ©r Ia©t in irgenbeiner ©rinnerung, 


bah er fi© f©üttelt, roh unb männerbaft. Seginalb 
Ia©t au©, oerf©ämt unb gebämpfter, weil fie 
habet ift. — 91ber über ©r £a©en gu fagen hätten 
fie beibe ni©ts. 

Seine Frau gähnt. Die £itörflaf©en, gwei 
9ßeinflaf©en unb ber 3©arrentaften finb leer, fie 
nimmt alles mit. 

Sun wirb Siax befperat: „Du barfft ni©t 
geben! Du follft ©erbleiben! Seginalb ift bo© 
gerabe beinetwegen, um bi© lernten gu lernen, 
©rgetommen!" 

„3a, bas höbe i© natürli© ni©t gewu©." 
Sie bleibt, fie lä©elt, fie rebet über bies unb bas. 
Die Sü©ung tommt wieber über fie, baff biefe 
beiben fi© f©on fo früh getan© haben, fie ftellt 
gef©idte Fragen unb erfährt au© wirtli© einiges, 
bah Seginalb in Dexas war unb bah er je© oiel 
©elb oerbient. 

„Sie, wirtli©, haben etwas gu ergä©en! Unb 
Siax ©at 3©*en oon uns f©on alles beri©tet?" 
Siax bat ni©ts beri©tet. 91ber was tonnen fie 
nur bie brei Stunben gufammen gefpro©en haben? 
fragt fi© feine Fxau. 93ieIIei©t finb Siänner 
oerf©Ioffener als wir? Sie brau©en 3eit. 

©s wirb gehn l©r. Seginalb muh fi© oor= 
bereiten, bas gaftli©e £»aus feiner Fxeunbe gu 
oerlaffen. Siax ift fi©tli© erlei©tert, er fpringt 
. mit auffallenber Dienftfertigteit umher, fu©t 
Siantel unb Stod. „Das war einmal brao oon bir! 
Das re©ne i© bir aber fe© bo© an, bah bu für 
bie paar Stunben bie weite Fa©t gema©t baft!" 

Seginalb fagt: „£eb wohl, alter 3unge! 3© 
bab mi© fe© gefreut." 3a, fo 3ugenbfremtbe! 
tommentiert feine F^au, fie halten gufammen, 
bas bleibt fürs £eben! 

„Unb f©reib mal, wie es ge©!" 

Seginalb Iac© turg auf. Der ©ebante an 
S©reiben ift beinahe tomif©, au© Siax finbet 
©n tomif©. 

Das war nun fein F^unb, fein befter unb 
nä©fter Fxeunb, ein famofer Sienf©, eine treue 
Seele! 

„9lber i© habt bo© taum ein 9Bort gufammen 
gefpro©en?" fragt feine Frau. „3©, roenn i© 
Sauna ober Stinnie träfe —" Das will gar ni©ts 
befagen! ©r beweift feiner Frau, bab f©on Se= 
ginalbs Siutter feine mütterli©e Freunbin war, 
feine gweite Siutter: „©s war ein fe© genu© 
rei©er Sa©mittag." 

Das Kü©enp.erfonal 

©r leugnet, bab eine 93egie©mg befte©, er 
leugnet es mit ©nergie, fogar mit Sntterteit! — 
aber fie ift unleugbar oorbanben. Sur ift f©wer 
gu fagen, wer anfängt, ©r fiebt es gern, wenn 
Siinna, Klara ober Ottilie hellblaue ober rofa 
Kattuntleiber tragen —■ nun, bas fiebt bo© au© 
wahrhaftig nett aus! Hub Siinna unb Klara 
finb jung, haben rote 93aden unb weibe $äls©en 
unb Heine, f©nippif©e Kopfbewegungen unb be= 
weglic© Siünb©en. SSie bl©f©nell fie reagieren, 
mit einem £ä©eln, einem ©rröten, mit ©rem 
Seifalt! Seine Frau ift übergeugt, bab er SSt© 
für Klara unb Ottilie ma©t, er fagt ©alanterien 
für Siinna, er ift ©Her unb pfeift, wenn Sal©en 
bur©s 3tmmer buf©t- 

©s ift nett, bas Kü©enperfönal! Siinna bat 
eine Sianier, ein intimes Kleibungsftüd, fauber 
abgebürftet, gart ©rtgulegen unb lautlos gu oer= 
f©winben — bas ift ein gang Hein wenig Do©ter, 
ein bib©en Serbältnis, gute, alte 3^t, halb 
Familie, bo© unfamiliär, ein Deil oon feiner 
Frau, ©re 91usfü©ung, ©re re©te $anb, bo©- 
ni©t bie ©attin felbft, bie Dreffli©e, bie Soll= 
tommene, bie mit gwei §änben! 

Der §ang exiftiert ni©t, er f©wört ©n ab, 
er beftebt lebigli© in ber ^©antafie ber Frauen. 
Sie nur hört bie Siilbe, ben anbern Klang eben, 
im Sefe© an Siinna als in bem- an $einri©. 
Unb Siinna ift fre©, Siinna antwortet ©rrt anbers 
als ©r, oertrauli©er, wie foll fie fagen? refpett= 
lofer. Siinna bebt ein langes blonbes §aar oon 
feinem 3adett mit religiöfer Sorgfalt unb Hm= 
ftänbli©teit, es fehlte ni©t oiel, bab fte es ©nt 
fauber in einen ^apierbogen gefaltet auf ben 
S©reibtif© legte, tlnb fie würbe es }ebenfalls 
fo legen, bab feine Frau es nt©t au© finbet. 
Obglei© es bo© natürli© blob i© £>aar fein tonnte, 
©s ift bas blonbe £»aar ber gnäbigen Frau. 91ber 
warum bentt Siinna, bab es ni©t ©res fein tonnte? 
SSas gibt ©r bie 93ere©tigung gu foI©en ©ebanten? 

2ßenn er nur fragt: „Sa, Siinna, au© mal 
ausfliegen ©nt?", la©t Siinna gegiert unb über* 
glüdli©. 3b m gilt i© neuer $ut, ©re 93oa — 
wenn er fagt: „Donnerwetter, Siinna!" erglü© 
fie. Hnb glei©, wä©enb fie erglüht, fiebt Siinna 
angftooll auf ©re gnäbige Frau, ©mpfinbet fie 


fi© als bereu Sioalin? Das wäre! — Selbft 
wenn er wütenb ruft: „So© ni©t fertig mit 
3bren £iebesbriefen?", ti©ert Siinna nur matt 
unb wagt nie eine Semonftration. Siit ©r, ber 
gnäbigen Frau, ift fie aufgewedter unb berebter; 
bafür ignoriert bie aber au© Sünnas £iebesbriefe. 
Siinna ift für ©n immer ©reit, fie folgt fogar 
auf pfiffe. SSenrt fie teine anbre ©igenf©aft bat, 
f©mubig, na©Iäffig, oerliebt unb biebif© ift, 
feine S©Iipfe unb Daf©entü©er tann fie aller* 
Iiebft einorbnen, fein Frberbalter Hegt an feinem 
üßk©, fein Safierfpiegel ift blitgblant poliert. Die 
weinenbe Siinna finbet ©n immer oäterli©, er 
tann Dränen ni©t oertragen. 93ei feiner Frau 
ni©t, ba ift's ritterli©. 9lber bei bem Stuben* 
mäb©en! 

„Siebente, bab £ouis, Ouatorge oor ieber 
Kammerfrau ben §ut abnabnt!" 

„Sa, £ouis Ouatorge, ber ift eben au© ein 
93eifpiel! Hnb am geöffneten Daülentnopf ber 
guten Siaintenon blieb er mit feiner Krone hängen." 

„Sünnas Knopf ift immer gef©loffen." 

„9Hfo bas fiebft bu?" 

©r gudt bie 91©feln. 3n leügnen ift ferner 
ni©t, bab in 91bwefen©it feiner ©attin, wä©enb 
feiner Strobwitwergeit, feltfame Sitten fi© ein* 
bürgern. — Siinna fingt bei ber 9Irbeit! 2Barum 
fingt fie, b^l unb f©metternb? SBenn er ©r 
guruft, bab fte gu laut f©mettert — es gibt 3a= 
rufe unb 3nrufe, ber Don ma©t bie Siufit! — 
ti©ert fie unb fängt na© einer SSeile leifer unb 
wehmütiger wieber an. Siinna pfeift finnig 
ober fie fingt, ©ine gewiffe 9Hert©it ift in i©, 
fie fliegt, irgenbwie fehlt i©em Füegen bas 
Dienftbare, Kommanbierte, fie fliegt auf eigne 
Fauft, wie fie will, f©metterlingst)aft. Hber 
Heinere 93erfe©n gleitet fie flü©tig hinweg. SSas 
ma©t bas au©? Der §err mü©e eigentli© anbres 
im Kopf ba©n als feinen fJSubbing ober bie 
Sratenfauce. 91u© Sünnas Kopf ift ni©t bei ber 
93ratenfauce. 

Sie lieft no© me© Somane unb öffentli©er, 
bebnt fi© im £iegeftubl auf bem 93aIton. Der 
93aIton war i© nie erlaubt unb würbe au© oon 
ihm natürli© ni©t ausbrüdli© gugeftanben. 3e© 
benu© fie ©n. Des Sa©mittags fie© fie fo oer* 
f©Iafen aus, bab i© §err fi© bemübigt fühlt, 
fie aufgumuntern. „Sa, mal 'n bib©en fix!... 
S©Iafen Sie ni©t, Sünna!" 

Sie fiebt ©n rätfe©aft unb h°tb oerä©tli© 
an, gähnt no© einmal ausgiebiger. SSäre S©Iafen 
nie© bas 93efte, wo bas £eben fo öb ift? Ob 
für ©n, weil bie Sfabarrt fehlt? Ober für Sünna — 

©in gröberer Ouerrib in feiner frif© aus* 
einanber gefalteten Seroiette lä© fie ebenfalls 
tü©. SSas ift benn ba weiter? Den ftopft man 
eben. SSer ftopft? Sa, Sünna! SSenn fie 3^t bot. 

Sie ift oerbroffen, f©latfig, impertinent, ©r 
bleibt mufterbaft. 

Sßenn feine Fxau gurüdtommt, gibt es grobes 
Seinema©en, Sünna mub gebeu- ©s ift fonberbar, 
mit bem |jerrn allein arten fie immer aus! „Du 
baft eben ©re ©rwartungen ni©t erfüllt. Ober —" 

©r ift oon oollenbeter ©lei© gültigfeit, ©r 
bliebt ni©t mal auf, wenn bie neue ©©iftine 
tommt. „Finbeft bu ©©iftine eigentli© bübf©?" 
fragt fie oerfu©erif©. „§übf©er als Siinna?" 

„SSer war Siinna? 9t© fo!" 

Das Kü©enperfonal exiftiert für ©n ni©t. 
9tber er exiftiert für es. Das bleibt immer be= 
unrul)igenb. Sian lennt gu oiele ©ef©i©ten, 
Frau Sieper batte eine Kö©in, bie fonft einen 
anbern 93eruf ausübte unb |>errn Sieper gang 

breift anbot-Fxau 93Iume ientbedte i©e 3ofe 

plöbli© als elegante Dame wieber mit einer 
9Srioatwobnung in ber 9tnsba©er Strabe; bie be= 
trübenbfte Sa©e aber erlebte Frau Sat SSi©eImi, 
bie an möblierte Herren 'oermietete, um ©re 
Dö©ter untergubringen. Der möblierte $err, 
ein Se©tsanwalt, no© bagu wob©obenb, heiratete 
©r Stubenmäb©en! 

Sientals gelingt es ©nt, fi© oon biefem 
S©atten, ber auf feinem gangen ©ef©le©t ru©, 
oolltommen gu reinigen. Siänner bleiben Siänner, 
bebentt feine Fxau, unb £ina oergi© ben Hnter* 
f©ieb au© nie. 

Dab er fe© folib ift, wäre ja mögli©. ©r batte 
bo© mal... 

Das bringt fie wieber auf bie Sergangenbeit. 
Selbft 3ofepl) hatte eine 93ergangenbeit. Sie 
würbe an bie Sotipbargef©i©te ungern benten. 
SSas fägte bie ^Sotipbar eigentli©? Fiel ber 
Siantel oon felbft ober fa©e fie ©n? 

91ber er ift in bem 9Sunft bidfeilig, er fiebt 
unb hört ni©t. 3ft er f©.Iau ober unf©ulbig? 
Die Spmptome finb genau bie glei©en. 

(Die Serie wirb fortgefe©) 















1172 


Uber ßartb urtb äfteer 


1911. Sftr. 45 


Streiten. Blatutnnffenf©aftlt©e Klauberei oon 2üt©elm (Bölfdjß 


OTls ber homerif©e Dieter bas Abenteuer bes 
vi £)bq ffeus mit bert (Sirenen f©überte, be* 
nufgte er ftoffli© wo© ein bamals f©on altes 
(Schiffermärcf)en. (Sie unoerglei©li©e ©igenart, 
bie ans biefen fünfunbbreijgig (Berfen eines ber 
herrlichften (5ebicf)te ber BBeltliteratur gemacht bat, 
liegt in ber S©ilberung. Das S©iff bes um* 
getriebenen Dulbers fommt f)erange)d)roebt, oon 
freunbli©em BBinbe getrieben, (piötjli© bann, ehe 
no© bie Sireneninfel [elber auftaud)t, ift es, als 
gebe ein 3ouber oon ib>r ans. (Ser BBinb ruht. 
Sie fülle (See glängt oon t)eiterer (Bläue bes 
Rimmels, ein §immlifd)er f©eint bie BBafjet gu 
fenfen. 3e$> als ber bebentfid)e greis auf Hör* 
roeite nahe ift, ber (Sirenengefang felbft. Blur acht 
(Berfe, aber oiellei©t bas 5Hangoollfte, roas in 
3Iias toie Dbpffee oorlommt. BBan mertt bem 
Siebter orbentli© bie (Beantwortung an, biefes 
Sieb, bas felbft Sen fcblauen .Obpffeus oerführen 
folt, wörtli© gu geben, nnb bo© bat er es geroagt. 
(Aber bie ©enoffen bes Sulbers, bie ©re (Obren 
mit 2Bad)s oerftopft unb ibn felber gnr 5Borfi©t 
an ben SCRaft gebunben haben, rubern oorbei. 
„Seifer, immer leifer oerballte ber (Singenben Sieb 
nnb «Stimme.“ 

©s ift eine arge Sache, roie mit tarnen um* 
gefprungen roirb. Den f©euhli©ften, robeften 
Wärmapparat, ben ber fpätere 5tulturmenf© er* 
fnnben bat, nennt er eine Sirene, ©in Tier* 
gef©le©t aber oon fo unerhörter Knform, bah 
ein S©wein bagegen bie leichtfüßige ©legang oer* 
förpert, bat ber moberne Blaturf otf© er fogufagen 
amtlid) als bas ber Sirenen begei©net, nämlich 
bie mit anberm BBort ©genannten Seetübe. 
BBenn man fi© eine 5H© bentt, bie mit berfeiben 
nnerfd)ütterlid)en, mafd)inenbaften5tonfeqneng, mit 
ber eine richtige (AlpenH© rnpfenb unb rüdenb 
tagaus tagein ihre (Blatte begimiert, Seegras ftatt 
BBiefengras abroeibet; wenn man biefe 5K© für 
bas BBafferleben hinten abbaeft unb in eine platt* 
liegenbe $if©floffe auswalgt, ihr auch gleich babei 
bie Hinterbeine fortf©neibet unb bie Sßorberbeine 
in runbe babbeln oerbreitert, fo tommt man auf 
bie SeeH©. 3 n biefer ©eftalt liegt fie ihr Seben 
lang faul über ihrer unterfeeif©en Süftenmatte 
unb äft, roobei fie im (Borf ©reiten gelegentlich ihrer 
SOßeibe aud) in bie großen, gur See münbenben 
gflüffe hütein nad)pabbelt unb fo bis tief ins 
(Binnenlanb tommt. 3D re BBeibe ift fett, unb bas 
BBaffer trägt — fo barf fie alle ftuhmahe über* 
bieten unb als toloffale $leif©walge oon fünf ober 
gar gehn (Bietern Sänge über ihrer BBafferwiefe 
fd)auteln. Sabei ift fie gleich ber richtigen Sub 
ein Säugetier. 3hro mildjgebenbe (Blutterbruft bat 
fogar etwas gang (Blenf©Ii©es in Sage unb 3orm, 
unb tyitx fteett bie balbtoegs gangbare (Begriffs* 
brüde, bie gur (Bergleicbung mit einer f)omerif©en 
„Sirene“ geführt bat; benn es roirb behauptet, 
bah biefe Seetübe, im 3ubif©en unb (Boten BBeer 
gelegentlich fdjon oor ben älteften Seefahrern beim 
£uftf©öpfen auftau©enb unb foldhe (Büfte probu* 
gierenS, gerabegu bie grabet oon (Bleerweib©en, 
alfo boeb irgenbroie ber (Berroanbtfdjaft wenigftens 
ber echten firenif©en Fräuleins, ergeugt hätten. 
Die meiften Säugetiere aber, bie nachträglich 
(benn alle echten Säuger roaren gef©i©tli© gu* 
nächft Sanbtiere) roieber ins BBaffer gegangen 
finb, haben bort eine (Art 3erfehungs= unb 3er* 
fliefgungsprogefg ihrer Seibesformen erlebt. BBäh* 
renb ber gjrif© als urfprünglidjes dBaffertinb burch* 
ooeg (felbft im riefigften Hai) eine getoiffe ©ragie 
ber oolltommenen dlnpaffungsform bewahrt hat, 
ftö&t man beim SBafferfäuger auf bie greuliche, 
oerf©wommene unb gerhadte (Büfsform bes Blil* 
pferbmauls ober bie (Bionftra ber großen BBale 
unb (ßottfif©e, bie feber georbneten Sinienführung 
im Hmr© fpotten. Unb fo ift auch hie Seetuh auf 
©rer BBafferweibe an „Bli©tform“ ein echtes unb 
red)tes (Bleertounber geworben, fo ungef©la©t 
roie nur möglich, roie einer, ber fid) gehen laffen 
tann unb es nicht mehr nötig hat, auf nettes 
(dufferes unb abrette (Umgangsform gu feljen. 

©leid) für bie erften tlaren Orbnungsgenies 
in ber neueren Tierfunbe muhte es babei aber eine 
wichtige gfrage werben, gu welcher engeren ©de 
bes großen Säugeroolts nun biefer (Better BBanft 
eigentlich.gehöre. (Born Sanbe war er getommen; 
an was für eine Sanbform aber füllte man ihn bort 
fpftematif© anreihen? BBar es etwa wirllid) bie 
5h© gewefen, bie, gefräßig ihrer BBeibe nach* 
rüdenb, in irgenbwel©en Krw eltstagen fo gang 
allmählich fid) ins Sei©twaffer herein oerloren 
hatte unb enblid) gur regelrechten (taucherin ge* 


worben war, wo bie ©rasnarbe allgu tief unters 
BBaffer oerlief? ©ang fo feltfatn, wie es fid) an* 
hört, wäre foI©er (Borgang ja nicht. So ift bas 
allbelannte Blilpferb wirtli© nichts anbres als ein 
in bie weiten (Binnenfeegrünbe ooller fiotosweib.e 
bauernb oerlodtes altertümliches Schwein (nicht 
allerbings ein fo oerirrtes (ßferb, wie ber (Barne 
fchließen ließe), bas bei-Sanfibar fogar fdjon wie 
eine rechte Seetuh tül)n ins (Bteer hinausfehwimmt. 
längere 3^1 inbeffen war unfre wiffenf<haftli<he 
(tierfunbe gu folchen (Ableitungen beshalb nicht 
red)t mutig, weil ihr überhaupt gweifelhaft ge* 
worben war, ob fid) eine (tierform aus einer anbern 
„entwidelt“ haben tönnte. So gefeilte man einft* 
weilen bie Seetuh gar nicht gu irgenbeinem £anb= 
tier im Spftem, fonbern rüdte fie mit gwei anbern 
ausgefprodjenen üßafferfäugern, bem Seehunb unb 
bem SBalfifch, gu einer engeren ©emeinfehaft ber 
gifch* ober Seefäugetiere gufammen. So hohen 
wir ; s noch aus bem alten, wirtlid) noch oom 
(Btanne biefes (Hamens oerfafften „(Brehm“ ge* 
lernt, unb ber älteren ©eneration fißt's nod) in 
gfleifd) unb (Blut, ©s hüft aber nichts, bie (ÖSelt 
läuft, unb ber (Btenfd) muh umlernen. 

Sdjon als ber erfte (Darwinismus I)ßd)tam, 
würbe Har, bah einer aus biefem tünftlichen, bloß 
bem (Aufenthaltsort nach oereinten (trio un= 
bebingt woanbers hwtommen müffe, nämlich ber 
Seehunb. ©r war wirtlid) ein Stüd „Hunb“, 
nämlich lebiglid) ein für bie ergiebige dBafferfagb 
halbwegs umgepahtes urfprünglid)es Äanbraub* 
tier. ©in (Räuber, bas heifd ein abfoluter grleifcE)* 
freffer, ift aber and) ber (Eßalfifd), unb fo beftanb 
oor ©m batb ein goologifdfer Argwohn, bah er, 
obwohl erfichtlid) oiel weiter fürs offene (Bteer 
umgeformt, irgenbmie bod) aud) guleht unb in 
grauen ©ntwidlungsurtagen an bie (Raubtiere an* 
fdfliehe. Das ift in neuefter 3eit burd) geologifdje 
Sunbe faft gur ©ewihhett geworben, wenn auch 
bie £anboäter in biefem ffalle nod) wahre Kr* 
raubtiere (fogenannte üreobonten) gewefen finb. 
(Blieben gule|t alfo wieber als oereinfamter (Reft 
unfre Seetühe, 

Diesmal fd)ien ihre „Äuhnatur“ gur (Anerten* 
nung gu tommen. (Bei Haedel, beffen Spftematit 
fetjt für eine neue ©eneration gu einer 3Irt goo* 
logifd)en(Breoiers würbe, las man, bah hie Seetuh 
höhftwahrfcheinlid) ein (DSafferableger bes paar* 
hufigen Huftiers fei, alfo eben ber ©ruppe, gu ber 
unter anberm aud) bie 5tul) gehört. Solche ent* 
widlungsgefd)id)tlid)en (Bermutungen finb nun 
bei umfid)tiger Hanbhabung ber (Theorie ftets fehr 
wertoolle 3'ingergeige, unb Haedels prooifonfehe 
„Stammbäume“ hohen troh allen wohlfeilen 
©egnerfpotts eine wahre neue (Ara ber. gangen 
goologifdfen Spftematit herx>orgerufert, in ber 
prattifcb heute aud) alle bie leben unb weben, bie 
feinen (Ramen nachträglich oerleugnen. (Auf ber 
anbern Seite bleibt aber eben© wahr, bah olle 
noch fo gefd)idte (Theorie arm ift, wenn nicht bas 
©lüd wirtliche (Beuentbedungen ©ngubringt, in 
biefem gfalle alfo ben gfunb wirtlicher oorweltlidjer 
Stelette oon Kbergangsformen, bie etwa ben 
Schritt oon einem nilpferbifd) unb noch weiter 
wafferlieb geworbenen 3roeihufer aus ber 5tul)= 
oerwanbtfhaft gur Seetuh leibhaftig oor (Augen 
bemonftrierten. 

(Hun fanben fid) gwar oerfteinerte Seetühe. 
dBie in ber Krwelt alle geographif<hen ©rengen 
burchweg auf ben itopf geftellt fd)einen, fo muhte 
man fich auch h^r mit bem turiofen (Bilbe be= 
freunben, bah noch in ber ©poche ber (Tertiärgeit, 
als unfer allbetannter (Bernftein als frifdjes Horg 
oon dBalbbäumen bes £anbes tropfte, über bie 
©egenb bei (Btaing unb Darmftabt ein (Bleeres* 
arm ging, beffen Seegraswiefen f<hon bamals bort 
oon gahlreichen, mähig großen (etwa brei (Bieter 
langen) Seetühen abgeweibet würben. Diefe 
alten Darmftäbter geigten, wie es fcheint, äuherlid) 
no© ein oertümmertes Hwterbeind)en, bas heute 
gang fehlt, fogufagen ein (Abgeichen nod) mehr 
ihrer ; ftcheren ehemaligen £anboerwanbtfd)aft. 
31ber bas war auch alles, im übrigen waren fie 
fdjon fo mihgeformt unb wafferfroh wie ©re ©e* 
noffen unfers (Tages in ©rem fernen (Roten (Bteer. 
Die firenif©e Kbergangstuh hotte man {ebenfalls 
no© ni©t. 

3ngwif©en gab es aber eine alte Stimme aus 
ber (Tiertunbe felbft, faft oergeffen wie ber (Btann, 
oon bem fie houptfä©Ii© ausgegangen war, ber 
f©on faft gehn 3ol)re oor Darwins (Auftreten oer* 
ftorbene .gfrangofe (Blainoille. Sie mahnte an bie 
hö©ft feltfamen 3ohrtoerhältniffe biefer Sirenen, 


in benen offenbar no© ein feparates ©eheimnis 
ftedte. dBenn oon ben h DTTt erif©en Sirenen* 
mäb©en bie böfe itunbe gilt, bah ©r füjjer Sänger* 
munb in oerf©wiegenen Stunben (Btenf©en* 
frefferei trieb, gu ber neben oerminberten e©if©en 
Hemmungen minbeftens bo© ein gutes ©ebih 
gehört, fo hotten eingelne ber wirlli©en Sirenen* 
tühe überhaupt feine 3äf)ne ober bo© nur fpär* 
Ii©fte (Refte ©I©er. Do© bas. war offenbar wieber 
dBafferanpaffung für fi©; au© ber ungeheure 
©rönlanbwal ift gahnlos unb fe©t nur wingiges 
wei©es (Bleergetier bur© feine ©aumenbarten, 
bie uns bas befannte gfifchbein liefern. 2Bas aber 
no© oorhanben war .oon firenif©em (Hormalgebi© 
bas war wirfli© bebeutfam genug. (Balb geigte 
fi© ausgefpro©ene (Heigung, bie oberen S©neibe* 
gähne unter ber fetten dBuIftlippe in regelre©te 
Stohgähne gu oerwanbeln. (Balb wu©fen bie 
(Badgähne beftänbig neu na©, unb gwar fo, bah 
ber oorberfte immer na© einer (ÖSeile ausfiel, 
oon hinten her aber bie 3ol) n re©e ergängt nad)* 
rüdte. Diefe 3 a howunber aber erinnerten auf* 
fällig Jeßt an einen gweiten Soll im Säuger* 
berei©, ber gang unb gar ni©ts mit ber 5U© gu 
tun hotte, fonbern mit bem — ©lefanten. (Au© 
bie riefigen Stohgähne unfres lebenben ©lefanten 
finb obere S©neibegäl)ne, unb au© bei ben (Bad* 
gähnen biefes ©lefanten herrfdjt ein minbeftens 
fehr äl)nli©es Spftem oon ftreng geregeltem (Ber* 
fall unb ©rfat;. 5tein 3toeifei: bie Sirenen hotten 
au© im übrigen (Bau ©res Sfelettes mit ben 
fdjweren, ni©t gehöhlten 5tno©en man©erlei 
3üge oom ©lefanten. (Trohbem f©ien ber not* 
wenbig hi^r auftau©enbe 3b e eng ang felbft ben 
fühnften Stammbaum©eoretifern gu fühn. Kn* 
glüdü© er weife wuhte man lange 3eK gerabe oon 
ber eignen Kroerwanbtf©aft ber ©lefanten gar 
ni©ts. Sie ftanben bis heute auf bem £anbe, unb 
bo© wuhte man ni©t, wo fie auf biefem £anbe 
hergetommen fein follten. itein anbres Säuge* 
tier gli© ©neu genug gur Qlntnüpfung. Die ©egner 
ber Defgenbeng©eorte liebten es, tä©elnb hierher 
mit Siegern gu weifen. Hier waren (Tiere, Sie 
riefengroh waren, f©on in Krweltsperioben maffen* 
haft gelebt unb oerfteinerte £no©en hinterlaffen 
hatten; unb bo© hotten fie anf©einenb teine 
„(Ahnen“, ©ines (Tages inbeffen follte bas ein 
re©t jähes ©nbe nehmen. 3m unterften (Agppten, 
im Hmterlanbe bes fogenannten Sopum, ent* 
bedien bie ©eologen oor einigen 3ohren eine 
gerabegu fabe©aft glängenbe gfunbftätte oorwelt* 
Ii©er Säugetiere. Blie werbe i© ben (Anblid oer* 
geffen, als i© im £onboner 5Raturl)iftorif©en 
(Blufeum beim ©intritt in bie grohe Holle oor bem 
erften frif© ausgeftellten (j3ra©tftüd oon bort ftanb: 
bem grotesten (Riefenf©äbel eines fogenannten 
(Arfinoitherium, eines elefantenähnli©en Knge* 
tüms,bas auf ber (Hafe gwei enorme, nebeneinanber 
geftellte tnö©erne Horngapfen, bie an bie 3©fel 
einer toloffalen (Harrentappe erinnerten, getragen 
hatte. S©on biefes jebenfalls nah oerwanbte 
neue (Tier bewies, bah man hier in bie Kroerwanbt* 
f©aft bes ©lefanten geraten war. S©Iag auf 
S©lag folgten fi© bagu bann bie weiteren ©nt* 
bedungen an biefer ©lüdsftelle. (Heben jenen 
(Arfinoitherien hotten bort in ber älteren Tertiär* 
geit (Angehörige bes (Bolts ber fogenannten iKipp* 
[©liefer gewohnt. ©s finb bas heute Heine, 
lanindjengrohe ©ef©öpfe in Sprien unb (Afrita, 
bie man bisher troig ©rer £1 ein!)eit nahe an bie 
Blashörner anf©loh- 3e^t geigten fie ni©t bloh 
uralte ©enoffen oon ber oollen ©röhe eines (Tapirs, 
fonbern es würbe au© gum erftenmal Har, bah fie 
ebenfalls nähere (Bettern ber ©lefanten feien. (Bon 
biefen ©lefanten felber fanb man bann foglei© 
ein (Bormaftobon, bas Sie ©ntftehungsgef©i©te 
bes fpäteren ©lefantenrüffels enträtfelte. Die 
Rxo ne aller ©ntbedungen aber war ber (Ahne bes 
gangen ©Iefantengef©le©ts überhaupt, ©r geigte 
fi© in trefflicher ©©altung f©on in einer S©i©t 
Ser Tertiärgeit, bie geologif© no© ein Stüd älter 
war als jene ber (Arfinoitherien unS (Bormaftobons. 
Da erf©ien ein Tier, au© etwa -fo groh wie ein 
Tapir, alfo gegen ben heutigen ©lefanten relatio 
Hein. Die ©liebmahen f©lant; ein langer S©wang; 
im fla©en, teineswegs elefantenljaft fteil ge* 
türmten S©äbel ein altertümli©es ©ebih, in bem 
bo© aber bie S©neibegäl)ne f©on eine Tenbeng 
geigten, houerljafte Stohgähne gu werben. 3m 
Kmrih alfo gang gewih tein ©lefant. Knb bo© 
bur© fointbfo oiel feine anatomif©e Details eingig 
unb allein an bie ©lefanten anguf©liehen. Die 
Sa©tenner waren fi© balb einig: man hotte ben 




$ltn 0trcmt> »on 33iarri$* 9?ad) einem ©emälbe £>on 9^at>e$ 









(Elefanten, lange fo oollfommen ifoliert, betommen 
Nachbarn. 

Die grofje SeefuI) bes 9toten UReeres, fo I)ören 
roir, rnirb bei ^©t bort bei ben Korallenriffen 
ooit ben SBebuinen in ungeheuren fftetjen ge* 
fangen, burd) langes Hntertau©en (bas fie als 
Säugetier ja nid)t unbegrenzt oerträgt) erftidt 
uitb mit großen SCRüIjen enblid) gehoben. Das 
SBilb erhält eine neue garbe, roenit man fid) 
fagt, bah es [ich hier um eine näd)tli©e ©le= 
fantenjagb hanbelt. (Ein SBafferelefaut, nod) ein 
9Jieter in ber ßänge gröf 3 er als ber größte Iebenbe 
(Elefant im Kilimanbjarobuf©maIb, bidf)äutig unb 
ungefd)Ia©t über alle begriffe, im 9tetj ge* 
fangen unb zappelttb roie ein fyif©, bei §adel* 
f©ein auf ber Kante einer Korallenbant — toahr= 
li© eine padenbe Situation mehr im ©entälbe 
ber Diermelt. 


oon ehemals für uns zutage. Unb nun geigte fid) 
bas ltnermartete. Diefe uralten Seetühe hatten 
faft genau ben Sd)äbcl unb bas ©eb© bes 9Jtöri* 
©eriums gehabt. 9Iud) in ben 23edeutnod)en glichen 
fie ihm nod) frappant. Xlnb bod) roaren fie fonft 
fd)on Seetühe! Seetühe aber, bie 3 ugleid) fd)mitn* 
menbe (Elefantenoäter roaren! Kein 3roeifeI: in 
jenen Slnfangstagen mar ein 3 roeig möritt)erien* 
I)after Urelefanten auf bie SBaffermeibe gegangen 
unb hatte fid) bort 3 U Seefühen umgeftaltet. 9lls 
SBafferelefanten tarnen biefe Seetühe fortan in bie 
Seid)tbud)ten ber Ufer unb bie ^luffmünbungen, 
über benen auf bem geftlanbe bröl)nenben Sd)rittes 
bie Kanbelefanteu bal)inftampften. 9Bie bas IRil* 
pferb zum S©mein, ber Seehunb 3 unt ed)ten 
§unb ober 33är, fo ftel)en bie „Sirenen“ 311 m 
(Elefanten: fie finb feine SBafferattpaffung. 9tun 
gilt es ein Umräumen in allen übtufeen. Die 


fo lange oermifjten „(Elefantenoater“ oor fid). (Ein 
burchaus altertümliches Kanbtier, felber nod) ben 
älteftcn, fel)r inbifferenten Huftieren ber 93ormeIt 
nahe, bas aber ben Slusgangspuntt ber feltfamen 
(Entmidlung 3 U ben elefantifd)en Koloffen, all ben 
Dinotberien, SRaftobons, 9Rammuten unb mie fie 
hieben, gebilbet hatte. Da in 5lltägt)pten in biefcr 
$at)umgegenb ber berühmte ©iörisfee gelegen hat, 
mürbe bas ein 3 igartige ©efd)öpf ©töritherium ge* 
tauft. Kaum aber hatte man fid) mit feiner ©•ciftenz 
abgefunben, fo füllte es ben Diertunbigen nod) eine 
Uberrafd)ung bereiten, bie 3 U ben größten gehört, 
bie alle Diertunbe je erlebt hat. 9ln ber Küfte bes 
urafritanifchen Kontinents, mo fid) 3 U ihrer 3eit 
bie 9 Jtöritl)erien herumtrieben, lebten bamals, 00 m 
2 Baffer her in bie ^lufjmünbung auffteigenb, aud) 
fd)on Seetühe. 9lud) ihre Knochen tarnen in ben 
heute erhärteten Sd)id)ten bes alten Uferfchlamms 


Xhüringer ^porgellan bes achtzehnten 3öl)if)unbert&. 33on Dr. Otto ^pelta 


'TSie Kunft bes fRofotozeitalters ift ©efell= 
fd)aftstunft im meiteften Sinne. 9 f tad)bem 
bas 23arod fid) ausgelebt hatte unb mit bem 
Dobe bes Sonnentönigs feine lehte üppige 93Iüte 
oermelfte, begann bie ©ten[©heit, mie oon einem 
fd)meren 9IIp befreit, micber aufzuatmen. Dem 
politifd)en 5 tbfolutismus, ber 3 uglei© aud) bie 
Kunft brutal in bie ©efolgfdjaft feiner egoiftif©en 
3ntereffcn 3 mang, fchlug feine le^te Stunbe. Die 
breiten Sd)id)ten ber 93ölter, bie bisher oon ber 
Teilnahme an jeber höheren Kultur mit allen 
9 Rad)tmitteln ferngehalten maren, befannen fid) 
auf fid) felbft unb forberten ftürmifd) ©re lange 
oorentl)altenen 9led)te. Unb bie Kunft ging fpon* 
tan auf bie neuerftanbenen 2Bünfd)e ein. So 
mie im ftaatli©en fieben in taurn fünfgig fahren 
fid) bie fd)ärfften politif©en Kon* 
trafte uermirtlidjten, bie gleichen 
©egenfätje fpiegelt bie Kunft miber. 

2BeI© ein Schritt oon bem „IV Etat, 
c’est moi“ bis 3 U ^friebrid) bem 
©rohen, ber ber erfte Diener feines 
Staates fein mollte. 2Bel© ein 
Unterfd)ieb 3 roifd)en ber febmeren, 
erbrüdenben ^3rad)t bes 93arods 
unb ber 3 ierlid)en, übermütigen, 
in toller fiuftigteit ober zärtlid)er 
Sd)miegfamteit fid) gebärbenben 
Kunft bes 3eitalters ber 9lUf* 
flärung! — 

Die eigentümlid)fte Sd)öpfung 
bes fRototos ift bas ^ßor 3 eIIan. 3 ns 
bem fid) bas ad)t 3 et)ute 2 >ahrhun* 
bert bas Porzellan erfanb, fanb es 
aud) basjenige 5tusbrudsmittel, bas 
bie ©eftaltungsmöglid)teiten feiner 
Kunft erfdjöpfte unb über bereit 
©renzen l)inaus 3 ugehen nicht mehr 
möglich mar. Sich bas fRototo 
ohne bas Porzellan 3 U benfen ift 
cbenfo unmöglich, mie unfer 3 ^ 
alter ber De©nit fid) ohne bie 
äRafd)ine oor 3 uftelIen. ©s mar ein 
3 ufall, bah bie SBiege ber neuen 
Kunft in Deutfd)lanb ftanb; aber 
es mar eine fid) natürlid) ergebertbe 
golgeerf©einung bes Sßefens bes 
beutfdjen 9?o!o!os, bah es ft© mit 
einer £eibenf©aft bes neuen Stoffes 
bemächtigte, bie bem ^ 3 or 3 ellan 
eine allen übrigen 3 meigen ber 
betoratioenKünfte überlegene Stel* 

Iung errang. 

^ürftlidjer ©l)rgei 3 mar es, ber 
bie 9Jtehr3al)l ber betannten ^3or* 

3 ellcnfabri!en grünbete unb för* 
berte. Der 93ef© eines fo!d)en 
3 nftituts erf©ien nid)t allein bem 
prad)tliebenben Herzog Karl ©ugen, 
bem ©rünber oon Kubmigsburg, 
als „ein notmenbiges Attribut bes 
©Ian 3 es unb ber äBürbe“. 23iele 
feiner fürftli©en 93erufsgettoffen 
nahmen ben gleichen Stanbpunft 
ein. So tarn es, bah um bie ©litte 
bes ad)t 3 ehnten ßahrhunberts bie 
SÜtanufatturen mie $il 3 e aus bem 
©oben mud)fen. 9lRan©e erfolg= 
rei© unb fchnell berühmt, anbre 
trotj groben 'ülufmanbes oon 9JXit= 
teln fdion frantenb int ©ntftehen 
aus 9Rangel an öfonomifcher 


Kän^lers, nid)t oirtuos unb elegant 
mie bie gefd)titeibigen 9tt)mpheu- 
burger Höflinge unb Sd)au[pieler, 
fie haöen meber bie ent 3 Üdenbe 
^ßitanterie gemiffer 3 'raufentl)aler, 
nod) bie empfinbfame 5tnmut ge= 
miffer $öd)fter unb ben geiftreid)en 
©efd)tnad ber fpäteren ©teihner 
fRofofofiguren — aber fie haben ben 
fRei 3 ber Sobenftänbigteit unb ur= 
müchfiger fiautte.“ 

(Es ift fd)mierig, in linken 
äBorten bie !ünftlerif©en ©igen- 
tümlid)feiten ber einzelnen Dhü^ 
ringer ©tanufatturen auseinanber= 
3 ufet 5 en. 93ott ben oierzelpt in ber 
Zmeiten §älfte bes ad)t 3 et)nten 
3 al)rl)unberts entftanbenen ga= 
briteit biirfen als bie leiftungs= 
fähigftert bie oon Klofter 33eiIsborf, 
©otl)a, SBallettborf, ü?imbad) unb 
Soltftebt angefehen merben; ba- 
gegen treten ©rofpSreitenbad) unb 
9?auenftein, oott benen feljr menig 
mit Si©erheit ihnen zuzufd)reibenbe 
SBaren bis jetzt befannt gemorbett 
finb, zurüd. 2 Bir befd)rän!eit uns 
barauf, bie oicr 9Jtanufatturen, aus 
bereu gormenfd)ah bie ?Ibbilbun= 
gen entnommen finb, in ©rer 
tünftlerifd)en Sebeutung 3 U d)arat= 
terifieren. *) 

Unter ben Dl)üringer ^abrifeu 
ift 93oIfftebt 3 mar nid)t bie ältefte, 
mohl aber mürbe l)i er 3 uerft ein 
mir!lt©er gabritbetrieb eingeführt. 
Zu bem frühere ©rünbungen mie 
©otl)a unb 33eilsborf erft fpäter 
gelangten. 2 lud) aus einem ftil» 
gefd)id)tli©ett ©ruttbe ift 93ol!ftebt 
bemertensmert. 2BäI)renb anbre 
9Jtanuf atturen, mie ©o©a, 3 ltnenau 
unb Klofter 33eiIsborf, gegen ©nbe 
bes 3 ah r hunberts bereits auf bie 
^orberungen ber neuen 9Jtobe eitt= 
gegangen maren unb ihre $abrifate 
im Stnne bes Klaffi 3 ismus aus* 

*) Die ausführliche Sd)ilberung ber 
(5efd)id)te unb ber s f3robultion ber 

Dbüringer=äBalb=5abrifen fmbet fief) in 

bem Süerfe oon 9li©arb ©raul unb 
^llbred)t Kurzroelli): ?lltti)üringcr ^or* 
3ellan. ßeipäig, ©. 51. Seemann, 1909. 


$oltftebt: Kaminoafe mit bunter 5Ird)ite!turlanbfd)aft, um 1775 






einen gefunben Realismus aus, beffen 
9ßtr!ung burd) eine fräftige 93emalttng 
nod) gesteigert wirb. Sie ergeben fid) 
burd) i^re grifche unb £ebenbigfeit weit 
über bie Durd)fd)nittsleiftungen ber fon= 
fügen Xijüringer IfHaftiten. 

Die SRanufaitur oon ftlofter 93eils* 
borf, weld)e ^ 3 rin 3 grtebrid) SBilljelm 
Sagen oon £ilbburghaufen itn 3ahre 
1760 grünbete, tjat trotj bes geringen 
23etriebsuntfanges unb ber finan 3 iellen 
Schwierigteiten, mitbenen fie 311 fämpfen 
I)atte, in ihren 2 ßaren eine beachtens* 
werte Qualitätshöbe erreid)t. 3 tD or finb 
bie formen ber ©efchirre nid)t minber 
wie bie Detorationsmotioe 3 um großen 
Deile abhängig oon bem gleid) 3 eüigen 
SCRetallgerät unb oon Qrnamentftid)en, 
bie ber ^rin 3 aus ftrantreid) ober Slugs* 
bürg be 3 og, inbes 3 eugt bie Verwenbung 
ber Sorbilber oon bem fieberen ©efd)mad 
unb Sßerftänbnis ber topierenbenftünftler. 
Sine Spe 3 ialität ber 33eilsborfer 9Jtanu* 
fattur ift ihr 23lumenbetor unb ihre 
grüchtemalerei. 3 n ber Stusftattung ber 
©efd)irre mit amüfanten Shinefereien, 
tleinen £anbf<haftsmalcreien unb luftig 
bewegten Amoretten ä la 23oud)er in 
Samaieumalerei unb japanifeben Delors 
in 23lau unb Purpur wetteifert es mit 
ben großen SOtanufatturen in SOteifeen, 
Sßien unb ^Berlin. Über bie figürliche 
^31afitt finb wir nid)t fo gut unterrichtet. 
Die 3 eitgemäben ©ötter, ©ött innen unb 
§eroen finb ber 9Jtehr3ahl nad) oon 


35oItftebt: Silbnisbüfte oon Shriftian Stonne, 
um 1780 bis 1785 


93oltftebt: Silbnisbüfte oon $rau Shriftian Sftonne, 
um 1780 bis 1785 


Ttatteten, erhielt fid) bort fogar bis in ben 
Anfang bes oergangenen 3 ahrt)unberts 
bas SRototo. 9Jtit grober Vorliebe be* 
bienten fid) bie 93oItftebter ftünftler biefer 
formen, beren SBanblungsfäbigteit fie 3 U 
immer neuen, ausgelaffenen Variationen 
oeranlafcte. 9ßas ben Volfftebter Stetig* 
niffen an Qualität ber Dechnit, an ©üte 
ber SUtaffe unb ber ©lafur abgeht, erfetjen 
fie burd) bie SPtanuigfaltigleit unb ben 
Reichtum ihres malerifcben unb plaftifd)en 
Defors, ber fidh befonbers auffällig beim 
(5efd)irr bemertbar mad)t. Das 23efte, 
was 33oIfftebt auf biefem (gebiete geleiftet 
hat, finb feine Ifßotpourriüafen. Die 
Vtalerei ift hier oon einer Reinheit, wie 
fie fonft nicht wieber erreid)t würbe- Slud) 
in figürlid)en itompofitionen ift SBert* 
oolles geleiftet worben. Die fid)er beglau= 
bigten Stüde 3 eid)nett fid) fämtlid) burd) 
eine f<blid)tnatürlid)e SOtobellierung unb 


ruftitaler Derbheit in ben formen, bie 
fid) erft in ben fieb 3 iger ^fahren bes 3 abr* 
hunberts 3 U befferer Qualität erheben. 
Sin SReifterwert aus -biefer 3eit ift eine 
Diana im weiten Hrttergcwanbe unb eifen* 
rot geblümten SO^antel, in ber nod) etwas 
oon ber lofetten ©ra 3 ie bes Siototos ftedt. 
Stud) eine golge ber bantals fo beliebten 
Figuren aus ber italienifchen ftomöbie 
tritt uns mit ber gleichen ©efälligfeit ent* 
gegen. Später muh aud) biefe $abrit ber 
9J?obe 5 lon 3 effionen mad)en. 3™ lebten 
Viertel bes 3 öhrf)unberts wirb eine Vor* 
liebe für mattes, weiches Kolorit bemerk 
bar; aud) oerliert fid) bie Ünge 3 wungen* 
heit ber Bewegung, um einer puppen* 
haften Steifheit bas $elb 3 U räumen. 

Unter ben Df)üringer Vor 3 ellanfabriten 
nimmt £imbad), ähnlid) wie Volfftebt, eine 
Sonberftellung ein. 3b*em 23egriinber, 
©otthelf ©reiner, war es wie äRacheleib 


Stlofter 33eilsborf: Votsellanbofe mit bunter Shinoiferie 
unb rofa Schuppenranb, um 1770 


ftlofter 23eilsborf: Dame im 3aQö ; 
toftüm, um 1790 


Diana, um 1775 


£>err im 3 aQbtoftüm, 
um 1790 



1176 


Über £artb urtb 9Jleer 


1911. 9tr. 45 





fiimbad): ftaoalier mit Dame unb Slumen- 
mäb©en, um 1775 

in Soltftebt gelungen, ohne bie $ilfe ber 
bamals oielbeliebten „Arfaniften" ber §er= 
Stellung oon Por 3 eIIan auf bie Spur 3 U 
tommen. gm ©egenfatj $u Sllofter Seils- 
borf bat fiimba© in [einer ©ef©irr- 
probuftion auf einen Abnehmerkreis ge¬ 
redet, ber, minber fauffräftig, einen 
©e[©mad an oolfstümlid) beforierter unb 
einfad) geformter SBare Ijatte. ©s be- 
[d)ränfte [i© auf mol)Ifeile Piaffenfabrifate. 
So toenig abmed)flungsrei©, fünftlerif© 
reiäooü unb maleri[d) anjiebenb aud) bie 
©efcbtrre fein mögen, in ber figürlichen 
Plaftit bat es eine oon feiner ber DI)ü- 
ringer Ptanufatturen erreichte Ptannig- 
faltigfeit auf 3 utoei[en. Pi©t nur ©enre- 
figuren unb -gruppen [oroie mi)tbologif©e 
©eftalten laffen fid) nad)toeifen, felbft an 
religiöfe Sprmürfe haben fid) feine Pto- 
belleure herangemagt. So eriftiert eine 
Äreuäigungsgruppe, bie im Seliger 
Äunftgeroerbemufeum aufbemahrt rnirb, 
beren ftompofition fid) 3 toar an ein 
Pleifpier Sßorbilb anlehnt, in ©in 3 el= 
beiten aber burd)aus 3üge oon Selb- 
ftänbigfeit 3 eigt. 

Der Qualität nad) laffen fid) bie £im- 
ba©er giguren in brei ©ruppen unter¬ 
bringen, beren d)ronologifd)e Reihenfolge 
allerbings nid)t feft 3 uftellen ift. ©an 3 im 
Sinne bes Potofos gehalten ift bie ab- 
gebilbete breifigurige ©ruppe: ein ftaoalier 
überreid)t einer Dame eine 
Pofe, bie er bem ilorbe 
bes neben ©m ftehenben 
Ptäb©ens entnommen hat. 

Diefe roie [amtliche übrigen 
Figuren ber gabrit 3 eigen 
bie §auptfd)roäd)e ber £im- 
bacber piafüten: ©re Un- 
proportionier©eit. 2 Bäh= 
renb bas eben ermähnte 
Stiidan einer übertriebenen 
©ebrungenheit ber gönnen 
leibet, bie befonbers bur© 
bie finden Seine unb bie 
oiel 3 U großen ftöpfe her- 
oorgerufen mirb, machen 
fi© bie ©eftalten einer 3 mei- 
ten ©ruppe burd) ©re 3 iem- 
lid) geftredten 51örperoer= 
hältniffe bemerfbar (fiehe 
bie Senus mit Amor). Der 
britte gigurentppus unter- 
fd)eibet fi© oon ben beiben 
anbern gan 3 mefentli©. Die 
Proportionen fommen in 
©m ber 9Birtli©feit faft 


nahe. Diefes friti[©e Urteil über bie ftörperoerl)ält- 
nilfe foll aber feinesmegs au© ©re fonftigen Sor 3 Üge 
berühren. Die eben gef©ilberten Ptängel merben 
burd) eine in Thüringen fonft ni©t gefannte Sorg¬ 
falt ber Ptobellierung unb Reinheit ber Semalung 
ausgeglid)en. Sefonbers forgfältig oerfuhren bie 
£imba©er bei ber Dur©mobeIlierung ber Jlöpfe 
unb in ber Sehanblung ber ftoftiime. 2ßas biefen 
giguren einen eigenartigen Pei 3 oerleiht, ift ©re 
natürli©e Semegltd)teit unb eine anfprud)slofe 
gri[©e. Plan merft es ©nen an, bah bie Plobelle 
ber gern mit ben Attributen ber gal)res 3 eiten aus- 
ftaffierten Herren unb Damen ni©t auf bem glatten 
Parfett bes £ofes, fonbern in ©üringif©en £anb- 
ftäbt©en bu |>aufe mären. 

3n ben Anfang einer neuen 3eit führt uns bie 
3lmenauer gabrit. 3roar mar fie 1777 gegrünbet, 
aber mas an PSaren auf uns gefommen ift, ent- 
ftammt erTt bem nahen Ausgang bes gahrhunberts. 
Au© in Ilmenau fabri 3 ierte man im Pototoftile 
©efchirre unb Figuren: 3 uderbo[en, Deefannen, 
Sd)ofolabenbe©er unb Perfonififationen ber gahres- 
3 eiten, Sauerntppen unb fo fort. Aber tünftlerif©en 
9Bert merben alle biefe Dinge ni©t befeffen haben. 
Unb bas abfpre©enbe Urteil ©oe©es in einem 
Sriefe an grau oon Stein oom 5. guli 1782 über 
bie Piaffe bürfte mol)l bered)tigt gemefen fein. Die 
eigentliche SIüte 3 eit ber Ptanufattur begann erft mit 
bem gat)re 1792, als Ponne bie Leitung übernahm. 
Unter ©m entmidelte fid) eine Spe 3 ialität, bie 
glmenau, menn au© fpät, 3 U einer Serühmtheit 
oerhalf, ©s maren bas jene 3 ierlid)en, halb runben, 
halb ooalen ober oieredigen piafetten mit meinem 
Pelief auf blauem ©runbe in ber Art ber gafper- 


£imba©: Senus mit Amor, um 1775 


mare oon gofiah SSebgmoob, oon benen 
unfre Abbilbung eine Probe gibt. Sie 
gehört 311 ben beften ©rer Art. 

Piit bem fortf©reitenben neun 3 el)nten 
gahrhunbert ging bie Por 3 ellantunft immer 
meiter 3 urüd. Die flrengen gormen ber 
tlaffi 3 iftifd)en ©po©e oertrugen fid) ni©t 
mit ber Patur bes Piaterials, bas, im 
Sranbe oon allerlei 3ufälligfeiten ab¬ 
hängig, ftarren ard)itettonifd)en Pegeln 
unpgänglid) bleibt. Da 3 U tarn bie immer 
meiter um fi© greifenbe gnbuftrialifierung 
ber Setriebe, bie, um ber mad)fenben 
Pa©frage genügen 3 U fömten, oon ber 
Sef©äftigung tünftlerif©er Kräfte abfaben 
unb fi© auf geiftlofes kopieren oon ©e= 
[©madlofigteiten bef©ränften. 


©tnft unb jejjt 

grüher mürbe ntan©er Autor für ein 
großes Dalent gehalten, ber nur ein gutes 
©ebäd)tnis hatte — heute . .. aud). 

* 

grüher gern© man bas fieben, beute 
lebt man bem ©enujj. 

* 

grüher entsiidte ber halbe 3 auber 
e©ter 2 Beibli©!eit, heute ma©t's ber faule 
3 auber falf©er £oden. 


grüher hoffte man auf 
eine „beffere“ 3 eit, heute 
fpri©t man oon ber „guten 
alten" 3 ett. * 

grüher hatten alle 3©ea- 
terftüde einen ri©tigen 
S©luh, heute hören oiele 
nur auf. * 

gri©er mürbe man eie- 
gifd), menn man auf feinem 
§aupte bas erfte me©e 
|>aar erttbedte, heute färbt 
man's. 

* 

grüher htefg unoerftän- 
bige grau, mas fi© heute 
unoerftanbene grau nennt. 
* 

grüher fpra© ber S©au- 
fpieler Profa mie Serfe, 
heute fprid)t er bie Serfe mie 
Profa. Julius ftnopf 


Ilmenau: piatette mit Senus ftallippgos, ©nbe bes 18. Sa©©. 


£imba©: Drinter unb Dame am Spinnrab, um 1775 






1911. 9tr. 45 

Spoxtmotorboote 

Von 

Dipl.=3ng. 9lid)arb be 3onge 

'TN er rrtoberne ©robftabtmenf© bebarf einer 

Hinftlid)en 3uful)r non £i©t, £uft unb 
Statureinbrüden, bie ©m bas ©lei©gemi©t {'einer 
erbgeborenen 9Renf©beit erhält. Die hoben 2Viber* 
ftänbe, bie {eine Heroen anbauernb 3 U überroinben 
haben, {teilen an {eine ©ebirnfubftan 3 en Vnforbe* 
rungen, bie bie (Ernährung allein ni©t befreiten 
!ann. Unb obgleid) bie Xtberanftrengung ber 
Heroen ein gemiffes natürlid)es 9Rab nid)t über* 

{©reitet, roeil fid) ber itörper in bent ©ren 3 ftabium 
bur© 2 lbftumpfung {elb{t hilft, fo mub er bod) ©n 
unb toieber {id) nad) einer oölligen 2 lusfpannung 
umfeben ober na© einer neuen, gan 3 anbers ge* 
arteten Vnftrengung, in ber bie SCRusteln 3 U ©rent 
9 ?ed)t tommen. 2 tus ber einge{d)lo{{enen £uft 
unfrer groben Steinmüften, in benen ber Staub 
ber Strafen {ein räuberifd)es 2 Befen an unfern 
£ungen ausübt, brängt es uns hinaus auf bie 
©emäffer unb in bie £aubtoälber ber XImgegenb, 
unb bas 2tuge, in bem fo lange bas Streiten ber 
VSagen unb 9Renfd)enmaffen um itjre {©malen 
9Bege un©ergemirbelt i{t, oerlangt nad) {anft be= Volltommenbeit ergeben, ehe er ben {et)r oiel 

roegtem grünem £aub, über bas bie Sonnen* fd)aderigeren Slnforberungen, bie ber S©iffs* 

{tral)len ungebinbert ©re meinen £id)tfleden betrieb an ©n {teilt, getoad){en roar unb el)e er 

{treuen, unb nad) bem fernen Vorüberbuf©en ber bie bis bal)in allein auf S©iffen gebräud)lid)e 

2 ßoItenungel)euer, bie fi© im $©er begegnen. Dampfmaf©ine oerbrängert tonnte. Diefe I)at 

Die ©nglänber mären bie erften, bie ge 3 eigt I)aben, 3 toar ben 9ta©teil, bab {ie bei {et)r hohem ©emi©t 

mie au© bie mobernen 5Dtenf©en fi© trotj bes 
baftigen unb aufreibenben £ebens in ber ©ro© 

{tabt in ben 23ef© eines ge{täl)lten Körpers unb 
ge{täl)lter Sternen {eben tönnen. Sie 3 eigten, bab 
bie Stüdtebr 3 ur Statur unb ber Sport, mie {ie 
ben SBetttampf im Spiel ober gegen bie Statur* 
träfte nannten, bie beften SJtittel finb, einen ge* 

{unben ©ei{t in einem gefunben itörper 3 U {©affen. 

§eute merben aud) in Dcutf©lanb bereits 3 al)l= 
reid)e Wirten Sport 3 ur Körper* unb Steroenpflege 
betrieben, oon allen aber ift ber gefunbefte in jeber 
23 e 3 iel)ung ber SVafferfport, {©on meil auf bem 
VSaffer bie £uft {taubfreier unb mit geu©tigteit 
gefättigter ift als auf bem £anbe, beibes ^faftoren, 
bie befonbers oortei©a{t für ben Körper {inb. 

Daufenbe ftreben bat)er na© oollenbetem 
2 Bo©enmert am Sonntag hinaus in bie freie 
Statur, um auf bem Sßaffer ©©olung unb fträfti* 
gung 3 U fud)en. Von oielen mirb ber Stuberfport 
beoor 3 ugt, meil er bie SOtusteln {tärtt, oon oielen 
ber Segelfport, meil er auberorbentli© oiel mef)r 
als jeber anbre bie ©eiftesgegenmart unb ben 
perfönlidjen SJiut I)ebt. Viele aber, unb nament* 
li© ältere £eute, {u©en ©©olung in einfa©em 
3tid)tstun unb gän 3 lid)em SIbfpannen ber fonft {0 
angeftrengten Heroen. Diefen lebteren bietet beut 
bas SStotorboot ein ebenfo {d)önes mie bequemes 
©rbolungsmittel. 

©5 ift no© gar nid)t lange l)er, feit man ben 
Verbrennungsmotor für 2 Ba{{erfal)r 3 euge m©bar 
gema©t l)at. 3*oar reidjen bie erften Anfänge 
bis auf bas 3at)r 1871 3 urüd, in bem ber $ran 3 ofe 
£enoir, ber erfte 5tonftrutteur einer praftif© 
braud)baren ©asma{©ine, ein Heines 23oot bur© 
eine {old)e antreiben lieb, aber trob oieler 23er* 
fu©e befonbers in $ranfrei© tonnte bie neue 
9Ötaf©ine fi© no© tein §eimatred)t im Vootsbau 
ermerben, ba {ie nod) längft ni©t fi©er genug 
arbeitete, ©rft mubte bie 2lutomobiIinbu{trie ben 
23erbrennungsmotor auf bie heutige Stufe ber 


9Jtotorja©t „©Ilen" auf ber §aoel. 23orn unb ©nten offenes Kajütboot 


einfa© unb unbebingt 3 Uoerlä{fig ift — beibes 
für ben S©iffsbetrieb unfd)äbbare 23orteile. 5ür 
Heine 23oote unb felbft für gröbere 5 abr 3 euge ift 
eine Dampfmaf©ine ein Hnbing, meil bas ©emid)t 
ber 30tafd)ine unb ©r Staumbebarf in {©reienbem 
©egenfab 30 ber ©röbe bes gabr 3 euges felbft 
fteben. 2 Inberfeits brau©t bie 9Jtaf©ine, bie aus 
te©nif©en ©rünben in ber SStittc aufgeftellt merben 
mub, gerabe ben beften pah bes Schiffes, mäbrenb 
fie nur bie {©arfeu ©nben bes S©iffes als nujj» 
baren Staunt freiläbt. Diefen Xtbelftänben fu©te, 
als ber Verbrennungsmotor no© ni©t feinen ©in* 
gang in ben S©iffsbetrieb gefunben l)atte, ber 
betannte ftonftrutteur Serpoilet babur© ab* 
3 ul)elfen, bab er eine befonbers lei©te unb Heine 
2 lrt oon SDBafferrobrteffeln tonftruierte unb fo ben 
notmenbigen Staunt unb bas ©emi©t für bie 
SRaf©ine mefentli© befd)ränHe. Dod) au© feine 
Verfu©e mie bie anbrer 5tonftruHeure mit bis 
3 um §öl)epunft oerfeinerten Dampfma{©inen 
tonnte ni©t oerljinbern, bab &er Verbrennungs* 
motor, na©bem er einmal feine 5 Hnbertran©eiten 
übermunben batte, fiegrei© feinen ©in 3 ug in ben 
Vootsbau l)telt. 

Der Verbrennungsmotor ift aber au© gerabe 3 U 
eine ^^^©^^{©ine für Heinere gc©* 3 aige. V3äl)= 
renb bie Dampfmaf©ine bur© bie tRotmenbigteit, 
5tot)Ien als Vrennmaterial 3 U oermenben, ftets 
einen gefonberten, oon allen anbern ^Räumen 
oöllig getrennten 9[Raf©inenraum erforbert, bamit 
ber 51ol)lenrub ni©t in alle Delle bes S©iffes 
bringen unb biefe oerf©muben tann, brau©t ber 
Verbrennungsmotor teinen fol©enifolierten Stanb* 
ort, ba feine Vetriebsmittel aus flüffigen, allfeitig 
in ©efäbe unb %©rleitungen eingef©Ioffenen 
Stoffen befteben. 

3n ben meiften fällen tommt 23en3in als Drieb= 
mittel 3 ur Vermenbung, in neuerer 3^it finb aber 
au© bie {©merer 3 U oerbampfenben ©rböle mie 
unb bob^n Hnterbaltungsfoften eines großen Petroleum unb fogar 9?ot)öl mit Vorteil nubbar ge* 
^Raumes bebarf, ba 3 U ber Vtafd)ine nod) bie not* madjtmorben. 2Iu© Spiritus, bem aber ein 3©ab 
menbige ileffelanlage biTt 3 utommt. ferner miiffen oon Ven 3 ol beigegeben merben mub, ©mie bas 
gef©ulte §änbe ©re 233artung übernehmen, mertn ©genannte ©rgin unb bas tRapbtbalin merben als 
fie ni©t eine Quelle ber ©efc©r für bas gal)r 3 eug Vetriebsftoffe für Verbrennungsmotoren benu^t. 
unb feine Umgebung merben foll. Dann aber ift Der 23 en 3 inmotor bat oor allen anbern Vtotoren 
fie eine oortreffli©e 9Jtafd)ine, bie auberorbentli© einen groben Vorteil: er tann nämli© bei glei©er 


Vioberner Seetreu 3 er „S.S.W." mit 20 PS Vier* 
3 plinber*Ven 3 inmotor unb 4 PS Vtotorbpnamo. 
£änge 12,6 m, Vreite 2,4 m 


2Ioterilantf©es Älappoerbe© aufgetlappt 2lmerifantf©es Älappoerbed, 3 ufammengetlappt 

©legantes Heines ^amilienmotorboot im Dpp eines ^Rennbootes mit 10 bis 12 PS Vier 3 pIinber=Ven 3 inmotor 










SJtotor*Dorpebofangboot. Dieser Dt)p wirb mit erhöhtem $ed mehrfad) 
als Seetreu 3 er oerwenbet. (SJtotor 400 PS) 


Solinber VIII. ©rohe gebedte, feegetjenbe SJtotorjad)t mit 100 PS SJtotor. 
Der Stot)öImotor ift in gefonbertem Staunt aufgeftellt 

artitel. Sie bieten fo gut wie teine 
Sequemlid)teiten für bie SJiannfd)aft, 
bie meift hinter einem Schutjbed lauert 
unb taum Slah 3 um Sijjen hat. Der 
gange Sd)iffstörper bient oielfad) 
nur als Dräger einer gemaltigen SJta* 
fd)inerie, bie d)m eine möglid)ft t)o^e 
©efchwinbigteit (bis 65, ja 70 Kilo* 
meter pro Stunbe) oerleiI)en foll. 

Die Dourenboote finb bie oerbrei* 
tetften SJtotorboote. Sie werben für 
Sittnengewäffer meift als offene Soote, 
bas tjei^t oI)ne oolltommen burd)* 
Iaufenbes Ded gebaut, wäfjrenb bie 
Seeboote ein wafferbid)tes Ded ober 
minbeftens wafferbid)te Aufbauten er* 
galten. 

Die offenen Soote finb faft ftets 
an bett ©rtben, bie als Stäunte für bie 
Setriebsmaterialtants unb bie Vorräte 
fowie bas 3uoetttar bienen, mehr ober 
roeniger eingebedt. ©an 3 offene fleine 
Soote enthalten bann nur Sihbänte 
eoentuell mit Sd)ubtäften 3 um 33er* 
(tauen oon ^rooiant ober Material 
unb SBertseug. Der SJtotor ftel)t bei 
ihnen, roie bies auf bem achten Silbe 
beutlid) ertennbar ift, ettoa in ber 
SJtitte. 3um Schuhe gegen bie Sonnen* 
ftrat)len ift häufig auf metallenen 
Stütjen ein leid)tes Serbed ober 
Sonnenfegel artgebrad)t, oft mit (eit* 
liehen ©arbinen aus Segeltuch 3 um 
Schuhe gegen Siegen unb SBinb. 
Sielfad) roerben bie(e Soote auch in 
ber (chneibigen ^orm ber Stennboote 
gebaut. Sie erhalten bann meift ein 
fogenanntes ameritanifd)es Klappoer* 
bed, toie es beifpielstoeife aufKutfcf)en 
gebräud)lid) ift. Die ßänge biefer $al)r* 
3 euge oariiert 3 ir>i(d)eu 6 unb 14 SÜReter, 
ihr ^reis je nad) Sauart unb SIus* 
(tattung 3 roi(d)en 4000 unb 10000 SJtart 
unb mehr. 

Die offenen Kajütboote hoben eben* 
falls eingebedte ©nbräume. Die Kajüte 
mirb bei Heineren ( 3 um Seifpiel$afen*) 
Sooten oft oorn oor ben mittfd)iffs* 
(tehenben SJtotor oerlegt, toährenb bas 
§interfd)iff offen ift. Diefe Sauart 
hat ben Sorteil, bah bie Soote aud) 
im tabbeligen Seegang bes $afens 
fein SBaffer übernehmen. Sonft toirb 
bie Kajüte meift hinter bem oorn* 
ftehenben SJtotor angeorbnet. Sor 
ihr unb hinter ihr bleibt je ein freier 
Staunt mit Sihplähen, unb gatt 3 hinten 
ift häufig auf bem eingebedteu $ed 
noch ein Slatj für ein Saar Korbfeffel. 
Diefer Dqp ift im Sinnenlartbe ber 
beliebtere unb oerbreitetfte. llttfer 
erftes Silb 3 eigt eine Heine SJlotor* 
jad)t „©llen" biefes Dt)ps unb unfer 
oorlehtes einen Slid aus ihrem Salou 
nach oorn 3 u auf ben eingebedten 
SJtotor, beffen ©ehäufe gleid) 3 eitig als 
Difd) oertoenbet roerben tarnt. 3e 
nad) ber ©rohe ber Soote befteht bie 
Kajüte aus nur einem Staunt mit 
3 toei Sofas unb Klapptifd) nebft einigen 
Schränten, ober aus mehreren oon* 
einanber burd) Quer* unb Kängsroänbe 
(Sd)otten) getrennten Staunten, bie 


ßeiftung infolge bes höhnen §ei 3 * 
roertes bes Sen 3 ins erheblich Heiner 
unb mithin leichter gebaut roerben 
als bie anbern SJtotoren, befonbers 
als bie Spiritus* unb Schweröl* 
motoren. Dabei ift ber moberne 
Sensinmotor bei einigermaheit oer* 
nünftiger Sehanblung unb ein Hein 
wenig Sßartung bereits eine ooll* 
ftänbig 3 uoerIäffige 3Jtafd)itte geroor* 
ben. 3n>ar befteht bei ber Serroen* 
bung oon Sen 3 in, gegen beffen Se* 
nutjung an Sorb oon Sd)iffen man 
fid) lange 3eü als eines 3 U erplofioen 
Srettnftoffes gefträubt hatte, bie SJtög* 
lichteit, bah ftdh in abgefd)loffenen 
Staunten ein eiplofioes ©emifd) oon 
Seit 3 ingafen unb ßuft anfammelt, bas 
burd) ben gerittgften Junten 3 ur ©r= 
plofion gebrad)t toerbett tann, bod) 
barf man bie ©efahr teinesroegs 
überfdjähen. Die Dedjnit hat ge* 

3 eigt, roie berartige Uttglüdsfälle burd) 
geeignete KonftruHionen unb befon* 
bers burd) gute Sentilation aller 
Stimme leicht unb fid)er oermieben 
roerben fönnen, unb in ber Dat hört 
man heute oon einer Sen3inerplofion 
auf einem SJtotorboot taum ntel)r, 
jebenfalls aber roeit feltetter als oon 
©ifenbahnunglüden ober Slutomobil* 

Unfällen. 

Die Sd)roerölmotoren finb heute 
ebenfalls burchaus betriebsfid)ere Sita* 
fd)inen. Sie haben nur ben Stadtteil, 
bah fie nicht ohne weiteres betriebs* 
bereit finb unb bah He nie gait 3 ge* 
rud)los arbeiten. 3unt Stnlaffen biefer 
SJtotoren braucht man etttroeber Sen* 

3 in, unb bas ift bas einfachere, ober 
aber Drudluft. Diefe erfordert 3 ient= 
lid) oerroidelte Apparate, bie ben ©e= 
famtaufbau ber SJtafd)ine tomplisieren 
unb bas ©eroicht foroie bie Koften 
roefentlid) erhöhen. 

Die Spiritusmotoren haben fid) 
nid)t in bem SJtafje ©ingang in ben ©ans offenes, 7 m lang 
Sootsbau oerfchafft roie bie oben* ber Donau bei Saffau 
genannten SItotorarten. ©s liegt bies 
tool)l roefentlid) baran, bah ber S*eis 
für ben Spiritus pro Sfetbetraftftunbe 
oerl)äItnismähig l)°d) ift unb attber* 
feits Spiritus in geeigneter Qualität 
für berartige SJtotoren namentlid) auf 
weiteren Wahrten in tleirteren Qrt* 
fd)aften fchwerer erl)ältlid) ift als etwa 
Seit 3 in. Die rege Stad)frage ber 
Mittler l)at bewirH," bah biefer Srenn* 
ftoff bereits überall in guter Qualität 
3 U haben ift. 

SBas bie gahr 3 euge felbft anlangt, 
fo unterfcheibet man 3 unäd)ft ßurus* 
unb ©ebraud)sboote, bie fid) wieber 
in Sinnenfahr 3 euge für bas Sefahren 
oon 3'Iüffen unb Sinnenfeen unb See* 
fal)r 3 euge 3 um Sefahren ber Küftetr* 
gewäffer unb bes offenen SJteeres 
trennen laffert. Die Sport* ober ßurus* 
fal)r 3 euge fd)eiben fid) nad) ihrem 
Serwenbuttgs 3 wed in Douren* unb 
Stennboote. 

Die reinen Stennboote finb ein 
auherorbentlid) toftfpieliger ßurus* 


SJtarine*Seiboot, gan 3 gebedt; hinten wafferbid)tes ©odpit. SBirb häufig 
aud) oon Srioatleuten in biefer als Seetreu 3 er benuht 


SJtotorrennboot „3ari3a" mit Sen 3 inmotor oon 330 PS in ooller 5ah*t 
(52 km pro Stunbe) 








1911. Wr. 45 


Über £artb unb SReer 


1179 



Salon ber Motorfeefreu 3 erjad)t „Maria = Augufta". 91ecf)ts unb Iinls 907otoriad)t „©llen" (ogl. elftes Silb): Slid aus ber Kajüte nad) oorn 
Sd)laffofas auf bas Motorgehäufe 


als Salon, Sd)laffabitte, Toilette, ftombüfe (ilüdje) 
unb ^3antn) (Anrid)te= unb ©efd)irraum) ein= 
gerid)tet. Die Ausftattung all biefer Säume bleibt 
betit ©efdpttade unb beut ©elbbeutel bes 33efi^ers 
überlaffen. Mänbe unb ©inrichtungsgegenftänbe 
toerben häufig nur in Ölfarbe geftrid)en, meift 
aber fd)ön toeih ober naturfarben lädiert, bod) 
roerben and ) 1 toftbarc Paneele aus ©belhöhern 
3 ur Ausftattung ber Kajüten oenoenbet. Die 
Metallbefd)läge roerben getoöl)ttlid) aus Srottse 
unb auf befonberen Muttfd) oernidelt ausgeführt. 
Sei ber übrigen (Einrichtung an Schränicben, 
Süd)erregalen unb fo roeiter tarnt jeber feinen 
perfönlid)ett ©efd)iitad unb feine (Erfahrung frei 
roalten laffen. Sielfad) roirb bas Kajütbed als 
Sottttettbed über beut oorberen unb hinteren 
offenen Saum, ber ftaftenbänfe 3 ur Aufnahme 
bes 3noentars unb ber Merf 3 euge enthält, fort= 
gefegt. Diefe Soote bieten burd) ihren gefd)idten 
Aufbau einen äufjerft äftl)etifd)en, frönen Aitbltd. 
3 h^ ^ßreis fd)toautt je nad) ©röfje, Ausführung 
unb ©inrid)tuttg fotoie nad) ber Motorleistung 
3 toifd)en 8000 bis 25 000 Marf unb mehr. 

©ebedte Motorboote roerben faft ausfd^liefelid) 
für Dourett auf größeren Seen, au ber 51üfte unb 
auf hoher See benutzt, ba bie Seetüd)tigteit oolU 
fontnten eingebedte, toafferbid)te Sal)r 3 euge er= 
forbert. hieraus ergibt fid), baf 3 euttoeber bie 
fyal)r 3 euge mit einem Aufbau oerfehen toerben 
müffett, barnit bie Sajiite genügettb §öl)e erhält, 
ober bah ber Saum unter Ded an fid) genügettb 
Stel)höl)e hoben muh- Sold)e $al)r 3 euge finb aber 
fd)ott größere 3od)ten, bie namentlich in Amerifa 



Motorjad)t „©etnfe": Slid aus bettt Salon 
nad) oorn 


fel)r beliebt finb unb häufig gebaut toerben. 
Deutfchlanb gehören bereits Motorboote toie 
Solinber VIII. 311 bett größten Motor jad)tett. Da 
bie Motorleiftungen bei biefen bereits red)t erl)eb= 
lid) finb, oenoenbet man 3Utn Antrieb meift bie 


mit billigem Petroleum ober Sol)öl arbeitenben 
Motoren, bie itt gefd)loffenett, gut oentilierten 
Säumen aufgeftellt roerben. An Sequemlid)feit 
jeber Art fehlt es auf fold)ett 3 od)ten fauttt, toie 
rool)l ein Slid auf bett Salon ber Motorfeefreu 3 er= 
jacht „Maria=Augufta" beroeift. Der ^reis foldher 
pachten beträgt 15 000—20 000 Marf unb mehr. 

Der Setrieb mitteigroher Motorboote ift fo 
einfach, bah toohljebermann halb mit bett toenigen 
nottoenbigett §anbgriffett am Motor unb ber 
Steuerung oertraut toerbett roirb. Das Auffüllen 
bes Srenttftoffes gefdjieht 311 §aus ober bei feft= 
gelegtem Soot. Dabei hat man ftreng barauf 3 U 
achten, bah bie Dattfs nid)t überlaufen. Dann 
fd)raube man bett Danf roieber feft 3U. Der 
Motor roirb reid)lid) mit Schmieröl oerforgt, itt 
bie 3bliuber roirb etroas Sen 3 itt gefüllt, roeil ba= 
burd) bas Anfpringcn bes Motors erleichtert roirb. 
Sad)bem man mittels ber fleinett §anbbrudluft= 
puntpe bett Srennftofftant unter Drud gefegt hat, 
fann man bett Motor, fofern fonft ttid)ts itt Utt= 
orbttung ift, getroft anturbeln. Die fleinett Müden, 
bie er im Setriebe 3 eigt, toirb man halb fenttett unb 
il)m aussutreiben lernen.—Der Srennftoffoerbraud) 
beträgt bei ben neueren Motoren etroa 250 bis 
400 ©ramm pro Sferbetraft unb Stunbe ober in 
©elbesroert umgefetjt etroa 10—12 Pfennig beim 
Sen 3 in, 6 —7 Pfennig bei Petroleum unb Sof)öl, 
12—15 Pfennig beim Spiritus, 5 —6 Pfennig 
beim ©rgin pro ^ferbefraft uttb Stunbe. ©in 
Sett 3 inmotor oott 10 Sferbefräften oerbraud)t 
mithin itt ber Stunbe ettoa für 1 Mart bis 1 Marf 
20 Pfennig Sensin. 


• G**£SG*#OG**£9 <?*♦££> GS4££>G*#£S>G**£9GS*£9G**£9GS#£9 • 

| pret gtcöic^fc von gtdius ^aoemann | 


(Staue Stille 

$eimlid) ift's unb toolfettgrau, 
©infam finb bie Selber; 

©ine fülle hohe Srau 
Manbert burd) bie Mälber. 

3brer Seibe Silber baufd)t 
Meid) an göhrenl)eden. 

Mo ber Saum burd) Miefen raufcht, 
Säht er golbttc Rieden. 

Sott ben flechten fliegt ©eleucht 
Manchmal in bie fyerne; 

Milbe ©üte fdjimmern feud)t 
3h*e Augenfterne. 

Uttb burd) biefen grauen Dag, 

Soll oott Duft unb Dropfen, 
klingt mit roarntem Sriebensfdhlag 
3 htes §er 3 ens Klopfen. 


Sorffrieöe 

üeife roiegt fief) noct, bas flont, 

Das am £id)t fid) fattgetrunfen. 

3n ben Mohtt bie Silberfunfen 
Streut bes Moubes fd)tttales §ortt. 

Unb bie bunfle Sid)te fteigt, 

Unb bie ©id)en ftehen ftummer, 

Unb ein fdjeuer gliigcl ftreicht 

Mie ein Sd)atten oor bent Schlummer. 

Den fein Dagroerf fromm gemacht, 
Sd)toeigettb fd)aut er ©ott entgegen, 
Der burd)s ©ärtlein geht unb facht 
Ausgieht feinen Silberfegen. 


• G*#s^)G*#££> • G?#£9 • G*#£9 • • 


3n ber 9tad)t 

Oft in ber fßodjt, 

Menn ber Monb auf nteitt Riffen fd)eint, 

£et)nt es fid) fad)t 

Mir ans Ohr uttb roeittt, 

Unb id) fann mid) nid)t rühren unb fann itid)t 
Mas fommft bu mir Uagen? [fragen: 

Oft in ber Sad)t 

Sieg' id) in Stummheit unb buttflem Stuten 
Dief oertoad)t 

3 n meines £er 3 ens roten Sluten; 

Uttb ift in ben Meiten nicht eine £jattb, 
Die mid) 3 öge an ein feftes ßattb. 

Oft in ber Sad)t 

Starr' id) hinauf in bas etoige Sd)toeigen 
Unb fehe bie Macht 

Der ©ötter entthront ins Dunfel fteigen; 
Unb aus nid)ts beginn' id) in Sieben unb 
Die Melt 3 U fügen. [fiügen 




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1911. 91r. 45 



i <7 )i e , tfüftur der, (/egenmär 





Über bem oielbemunberten urtb oielbefehbeten 
Dramatiter Subermann mirb oon einer 
gemiffen ©attung unfrer Krittler mit gehäffiger 
Nbfid)tlid)teit ber © r 3 ä h l e r Subermann als 
gar nid)t oorhanben betrachtet — eine ber Dielen 
feltfamen NSirtungen ber ungeheuren, erbrüdenben 
Übermacht bes Xheaters in unferm höheren Kultur= 
leben, ©in leiblich erfolgreid)es Drama mirb Don 
mehr als einer Nttllion 3ufchauent angefehen, 
ein großer bramatifd)er ©rfolg hat fid)er nicht 
unter fünf Nttllionen 3ufd)auer hinter [ich; mo= 
gegen ein nod) fo berühmter unb, mas mehr 
befagen rnill, gelefener Vornan es nicht auf ben 
3el)nten, in Dielen gälten nid)t auf ben hunbertften 
Xeil in feinem Vänbeabfahe bringt, hierbei ift 
freilid) 3U bebenten, bah auf jeben getauften 
Nomanbanb reiflich 3mei bis brei Dutjenb ßefer 
3U rechnen finb. — Dies muhte Dorausgefdjidt 
roerben, um folgenbe Nuflage3al)len für Suber= 
manns er3ähleube Dichtungen richtig 3U mürbigen. 
„grau Sorge“ ift jetjt bei ber hnnbertfünfunb= 
3man3igften Auflage angelangt, ber „Kahenfteg“ 
bei ber fünfunbad)t3igften, ,,©s mar“ bei ber 
fünfäigften, unb felbft bas fo h e ftig angegriffene 
„£olje ßieb“ fd)on bei ber fünfunbfünf3igften. 
Nber aud) ohne biefe rein bud)hänblerifd)e Nlatt)e= 
matit bes ©rfolges muh feftgeftellt roerben, bah 
Subermann in ber oorberften Neihe unfrer meiftt 
gelefenen ©Wähler fteht unb nur parteiifdje, 
mihgünftige Voreingenommenheit fann behaupten: 
unoerbient. Sein neuer Nooellenbanb, nad) ber 
erften benannt: „Die inbifdje fiilie“ (Stuttgart, 
©otta) 3eigt ben Dichter noch burdjmeg, nach 
Inhalt unb gorm, auf feiner fd)öpferifd)en £öf)e, 
eine ©r3äl)lung: „Der ßebensplan“, auf einem 
ber ihm erreichbaren ©ipfel. Nein er3äl)lerif<h 
ift fie in ber ©rfinbung unb ausführenben Ve* 
meifterung bie roertoollfte biefes roertoollen Vanbes. 
©in fd)önes Stüd Dichterarbeit ift „Dl)ea“, bie 
letjte ber ©r3ählungen, eigentlich teine Stählung, 
fonbern ein pl)antaftifd)es, rüdfcfjauenbes ßebens* 
gebidjt in Profa. 


3n §ans oon NSebers Nlünd)ener Spperion* 
oerlag erfd)eint eine Prachtausgabe bes 
Nibelungen lieb es, bie uns 3toingt, ftill3U= 
ftehen. Die „Pracht“ liegt einfad) in ber Drud= 
form: einer alten groben Schrift, an bie man 
fid) halb geroöhnt, unb einer baraus folgenben 
Vlattgröhe, bie an bie fdhönften §anbfd^riften 
bes Nttttelalters erinnert. Natürlich bietet bie 
Nusgabe teine Überfebung, fonbern ben mittels 
hod)beutfd)en Dext, unb — feltfame VMrfung 
ber Schriftform unb ber Vanbgröhe —: man lieft 
bas 2Bert mit einem Diel innigeren Verftänbnis, 
als h^Üe man eine bequeme Schulausgabe in 
£>änben. So bequem toie biefe Iaht fid) allerbings 
ber Niefenbanb nicht in ioänben hatten; man 
muh fid) fd)on barüberbeugen, etma ben Kopf 
in beibe £änbe geftütjt, unb langfam aus ber 
groben roud)tigen Schrift bie nunmehr fiebern 
hunbertjäl)rige Did)tung herauslefen. 3<h betenne 
offen, ich bin im allgemeinen lein greunb bes 
äuherlid)en Vüd)eraufpuhes, ber jetjt eine ber 
mobifd)en ßiebhabereien geroorben ift. Klarer 
Drud auf anftänbigem Papier unb einfad)fter 
©inbanb genügen nur, um mid) beim ßefen 3U 
ent3üden, Dorausgefeht, bah ber gnl)alt 3um ©nt= 
3üden ift. §ier aber umfängt mich ber Vann 
einer eignen gorm mit all ihren Nei3en, unb noch 
nie habe id) geroiffe ßieblingsftellen bes Nibelungen-- 
liebes mit fold)er £er3ensfreube genoffen roie in 
biefer Nusgabe „ber größten ©efd)id)te, bie je 
in ber 2Belt gefchat)“. 2Ber überflüffige breihig 
Ntart fein eigen nennt unb fid) ober einem ber 
ßiebften etroas fehr Koftbares fchenten roill, ber 
gebente biefer bod) nur mähig teuren Prad)t= 
ausgabe, nicht Pruntausgabe, unfers unfterblichften 
ßiebes, roie foebbel ber Nibelungen Not genannt hat. 
* 

Von allerlei Rumoren ift 3U berid)ten, oon 
norb= unb [übbeutfd)em, oon öfterreichifd)em, oon 
jübifd)em, ja oon meltliterarifd)em. Den norb= 
beutfdjen mag ©hriftian NI orgen ft erns 
unergrünblid) tiefer unb toller „Palmftröm“ 
(Verlin, Vruno ©affirer) oertreten. Das bünne 
Vüchlein mit feinem ©inbanb in 3arteftem Nofa 



Vincenz Chiavacci 


ift eine ©attung gan3 für fid), bie ©hriftian Niorgem 
ftern gefd)affen hat unb beren ein3iger Künftler 
er bis jet$t geblieben ift: bes abfid)tlid)en Doltt 
tommenen Vlöbfinns mit einem min3ig tleinen 



Eduard Poezl 


Sd)uh Parobie. Schon in feinen „©algenliebern“ 
oon 1905 hatte er fid) bie priefterfeierlid)e ©e= 
bärbenl)ohtt)eit bid)tenber Nichtbid)ter 3um 3iel 
feiner feinbefieberten Pfeile gemählt. Sein 
„Nionbfdjaf“ roar 3mar nad) Ntorgenfterns Ver= 
fidjerung nicht gerabe gegen Stephan ©eorge, 
etroa gegen beffen „ßämmer“4ieb, gerid)tet, 
ahmte aber ausge3eid)net ben feierlichen Stumpf* 
finn berer um ©eorge nad): 



Alexander Moszkowski 


Das Nlonbfd)af fteht auf roeiter glur. 

©s harrt unb harrt ber groben Schur, 

Das Ntonbfhaf. 

Das Ntonbfdjaf rupft fid) einen Salm 

Unb geht bann heim auf feine Nim, 

Das Ntonbfdjaf. 

Das Nionbfdjaf fpridjt 3U fid) im Draum: 

„3h bin bes SBeltalls buntler Naum," 

Das SOtonbfhaf. 

Das Nionbfhaf liegt am SJtorgen tot, 

Sein ßeib ift rocifg, bie Sonn' ift rot, 

Das Nionbfhaf. 

Sehr tief finnig, fehr an3üglid), aber — mit 
einem Vanbe u^är's genug! 9Nir tommt es 
bebentlid) nor, bah ein fo feiner, eigenträftiger 
ßpriter roie Niorgenftern bem Ki^el nid)t roiber= 
ftehen tann, immer DDieber foldjen blühenben 
Vlöbfinn 3ured)t3ubred)feln, ber hart an bie 
©ren3e 3mifd)en echter unb nachgemachter §irn= 
ftörung oerläuft. Ntan fpielt nicht ungeftraft 
lange mit bem geuer, fpielt nid)t ungefährbet 
immer roieber ben geiftesiranten Did)terling. Nn 
ben „©algenliebern“ tonnte man ein gemiffes, 
übrigens nicht ungetrübtes Vergnügen haben; ber 
„Palmftröm“ berührt felbft ben literartunbigen 
ßefer mehr mie eine tranthafte Nei3erfheinung 
benn mt eine harmlofe Verultung. 

2Barum tennt man bie öfterreicfjifchen Sumo= 
riften ber ©egenroart bei uns im Neid) fo fehlest? 
Die Ntunbart tann bie Sd)ulb nicht haben, benn 
fie ftört uns bod) taum auf ber Vühne, unb too 
gibt es ein reid)sbeutjd)es Dheater, auf bem 
nid)t, im fiuftfpiel roenigftens, beinah ebenfooiel 
£))terreid)ifd) roie Deutfd) gerebet roirb? Nuch bie 
©ntfd)ulbigung gilt nid)t, bah bie Vßerte ber 
öfterreid)ifd)en Nteifter bes Sumors fchtoer 3u= 
gänglid) finb: oon ©buarb Poe3ls Schriften 
gibt es jeht eine fd)öne gefammelte Nusgabe bei 
Piohr in VSien, auf bie nad)brüdlid) hiu3uroeifen 
Pfliht unb greube 3ugleid) ift; oon V i n c e n 3 
©hiaoacciift faft alles in hübfhen Vänbchen 
bei Nbolf Von3 in Stuttgart erfreuen. VSelhem 
dou ben beiben lebenben Sauptoertretern ber 
ujienerifcheu geiftreicheu Seiterteit bie Krone 
gebührt, Poe3l ober ©hiaoacci, ift fd)mer 3U fagen, 
am fchroerften für einen Nid)tmiener! greuen 
mir uns mit ben £)fterreidjern, bah fie 3toei fold)e 
Kerle haben, unb forgen mir bafür, bah fie aud) 
in Deutfd)lanb nad) Verbienft beffer gemürbigt 
unb beffer betannt roerben. 2Bie fd)uell lieft man 
fid) in ihre ja hoch echt beutfdje Nusbrudsmeife 
hinein! SBieoiel fprad)lid)en ©enuh, neben allem 
anbern, hat man an ber Ürmüdjfigteit ber beiben 
feinen ©Wähler unb Nieifter bes munteren ©e= 
fprädjstones! ©s gibt einige Stüdlein, befonbers 
oon Poe3l, bie einert piat) in ben £efebüd)ern — 
ym Nbfchnitt: SNunbartlid)es — unfrer höheren 
Sd)ulen oerbienen. ^ 

Von N. b e Nora, bem allbetannten 9Nit* 
arbeiter ber „gugenb“, liegen 3mei Vänbchen 
„Nieine Käferfammlung“ oor. Nlit ben Untere 
titeln: Species Borussicae unb Species Bavaricae 
(ßeip3ig, £. Staadmann) enthalten fie bie fröl)= 
Haften politifchen Vilberbogen aus Preuhert unb 
Vapern, bie aus ber „gugenb“ 3U fammeln 
mirtlid) gelohnt hat. Die beiben Vänbchen merben 
bereinft nad)geborenen ©efdjlechtern bemeifen, 
mie luftig fid) beutfeher ß»umor felbft in trübften 
3eitläuften über grohe unb fleine Dummheiten 
gemad)t hat. Der Vorrang gebührt ber boruffifd)en 
Käferfammlung; bie „Vlodmal)!“ Don 1907 mirb 
bermaleinft fidjer 3um eifernen Veftanbe ber 
Nntl)oIogien beutfdyen §umors gehören. 

NIexanber Ni 0 f 310 m s t i läfjt feiner 
fd)nell berühmt gemorbenen „ünfterblidyen Kifte“ 
mit ben 333 beften SBi^en ber NSeltliteratur 
(Verlag ber ßuftigen Vlätter) einen ©rgän3ungs= 
banb folgen: „Die fübifd)e Kifte“, 399 gumelen 
(im gleid)en Verlag), unb gibt U)r eine ©inleitung 
auf ben 2Beg, bie 3um ©eiftreidjften gehört, mas 
biefer geiftreiche Nieifter bes 9Bihes gefchrieben 
hat. Sein Nusfprud): „Der jübifd)e 2Bih ift bas 
gunbament unb bie Krone alles NSitjes“ ift gan3 
gemih nid)t aus oberf!äd)lid)er Voreingenommen^ 
heit 3U ertlären, fonbern oerbient als reiflich 
ermogene Über3eugung eines ber erften gad)= 
männer auf biefem ©ebiet emfte Nachprüfung, 
©s mirb mit bem fübifd)en 9Bih moI)l fo ftehen 
mie mit allem ÜBit): er ift hoch oornehmlid) bie 
2Baffe bes Schmachen; bes ©ebrüdten, unb menn 
bie heutigen 3uben als befonbers mihig gelten 














1911. 91*. 45 


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altur der 


bürfett ober es finb, [o roürbe bies noß nißt für 
eine beforibere VSißesgabe bes jübifd)en Stammes 
fpreßen, fottberrt 3 unäßft ttur für ißre unbeßag* 
iiße fiage, aus ber fie ber VSiß innerliß befreien 
foll. 5rrt Altert Teftament ftetjert feine VSiße, 
felbft fiiomer ift teigiger als bie Sibel, oort bert 
grießifßen fiomifetn gar nißt gu rebert. 

$us ber Hamburger Sßulleßrerroelt ift fßon 
manße ftarfe unb naßßaltige Anregung ßeroor* 
gegangen; iß erinnere nur an bie fßarfert Eingriffe 
aus jenen Greifen gegen bie fßunbßafte 3uqenb* 
titeratur, an bie Veftrebmtgen ber $amburgifßen 
fießreroereinigung 3 ur pflege ber fürtftlerifcßen 
Vilbung. 3ür bie mannßaftefte, hoffentlich roirf* 
[amfte Tat ber bortigen fießrer halte id) bas 
in Hamburg bei £XIfreb 3ansfen erfßienene Sud) 
oon 51 boIfS^Ttfen unb VSi I ß e l m £ a m s* 
g u s: „Unfer Sßulauffaß ein oerfappter Sßunb* 
literal". Enblid) einmal eine fchonungslofe Ver* 
urteilung ber äftßetifierenben Sßulauffäße über 
bie VReifterroerfe unfrer filafftfer, gegen bie hohle 
Verlogenheit eines ^Iuffaßtoefens Heiner Knaben 
unb 9Jiäbd)en ober unreifer Jünglinge unb Vad* 
fifße, gegen bas ungefüllte großtuerifße ©e* 
fßroäß, bas bann feine gans naturgemäße 3ort* 
feßung finbet in ber abfpreßenben 5tritifafterei 
geroiffer fitteraturpäpfte greif ßen 21 unb 25. 
Vernähe nod) gu milbe Hingt bas Urteil ber beiben 
Hamburger fießrer: „Sinh ©ebißte roirHiß bagu 
ba, baß man 5tinber .anhält, barüber gu plappern, 
ob fie roollen ober nißt?-' — VSarurn hat unfer 
Volt fein Verhältnis gu Haffifd)er ißoefie? 9Jian 
muß es felber erfahren höbe© oDie ber $Kefpeft 
oor ber Dißtung burß bie Scßule geraubt roirb, 
um bas gange Elenb erfaffen sgu fönnen. Es roirb 
nißt beffer bamit, folange bie ftunft gu lanb* 
läufigen ^ßlattitüben erniebrigt unb gur Aufgaben* 
fammlung ber Hnmünbigen begrabiert roirb." Die 
Verfaffer greifen aber nicht bloß an unb fudjen 
bas ©erümpel bes Vftßetenauffaßes eingureißen; 
fie geigen auß bas gu erreißenbe roertoolle 3^1 
unb ben VSeg gu ißm. VRan merfe fiß biefes Such: 
es fünbigt eine unausbleibliche VSenbe in unferm 
höheren Schulroefen an, gugleid) eine in unfrer 
©eiftesbilbung. ' 

Stoß nie habe id) bie 5tunftentroidIung ber 
VSelt, oon ihren früßeften Anfängen bis in bie 
unmittelbare ©egenroart, fo Har unb überfißtüß, 
gugleid) fo übergeugenb unb behaltbar bargeftellt 
gefunben roie in bem „ ©runbriß ber Stunftgefßißte" 
oon Heinrich Vergner (Verlag oon E. id. 
Seemann in £eipgig). Auf roenig über 300 Seiten, 
allerbings mit 3rßilfenal)me oon 443 idbbilbungen 
unb fünf garbentafeln, roirb bem £efer ßi^ r 
ein <T>anbbud) geboten, aus bem er umfließ lernen 
fann, funftgefßißtliße 3 erteilter in ihrer £tb= 
grengung unb boß roieber in ihren inneren 3u* 
fammenhängen gu begreifen. großen unb 

gangen roirb man ben Urteilen bes gefßmadoollen 
Darftellers guftimmen fönnen, toenn auß felbft* 
oerftänbliß nidjt jeber mit jebem Urteil ein* 
oerftanben fein roirb. Ohne gefügte ©eiftreißigfeit 
unb fßnöbes Vbfpreßen naß bem Vorbilbe 
Stißarb Vtutßers, in einer für ftunftfßreiber faft 
unerhört reinen Spraße, mit einer berounberns* 
roerten Veßerrfßung bes ungeheuren Stoffes 
leiftet £»einrid) Vergner auf fnappem Staunt un= 
gefäßr basfelbe roie manches bidleibige VSerf, 
foroeit es fieß um bie roießtigften Stunftroerfe unb 
itünftler haTtbelt, unb oon einem ©runbriß oer* 
langt man fügliß nißt bie ^fufgäßlung ber Viel* 
guoielen aus bem Stiefenreiß ber äRittelmäßigfeit. 
Stur eine brauchbare Einführung in bie fiunft* 
gefßißte für Sdßule unb §aus hatte fid) Vergner 
oorgefeßt; fein Vuß tarnt aber ebenfogut bem 
itentter als bequemes Stadjfßlageroerf gur roieber* 
holenben Hberfßau bienen. 

SJienfch, hüt e öicß oor bem häufigen 3itieren, 
fonft roirft bu felbft gu einem läcßerlicßen ©itateles, 
roie roir beren einige in ber neuften £iteratur 
haben. So bu aber bureßaus einmal ein fchlag* 
fräftiges VSort eines anbern, roomöglicß eines 
©roßen, gur Unterftüßung beiner Vnficßt benötigeft, 
fo gitiere ridßtig, fonft madßft bu bieß hoppelt 
iäd)erlicß. Der Vücßntatttt reicht nicht hitt, obgleich 
er einigen ho<hberüßmten Vlobefcßreibern unent* 
behrlich ift, benn er enthält ja nur bie fogenannten 
geflügelten VSorte, alfo ben feinften Vusgug ber 
3itate, ben jebermann fennt ober fenrten follte. 
Es gibt aber irjunberte oon guten ^lusfprücßen 
in Vers unb ^Srofa, bie gur rechten 3^it unb, roie 


immer roieberholt roerben muß: mit großer Spar* 
famfeit angeroanbt, gute SBirfung tun fönnen. 
VSill man einen folgen im genauen Sßortlaut 
nacßfchlagen, roenn einem nur ber ungefähre 
Inhalt oorfdßroebt, oielleicßt nur ein eingiges 
Schlagroott im inneren Ohre Hingt, fo oetfueße 
man's mit bem 3ifatenlerifon oon D a * 
niel Sanbers, einem biden, aber hanblidßen 
Vanbe, ber in britter perbefferter Auflage bei 
3- 3- VScbcr in £eipgig erfeßeint; id) habe Stieß* 
proben gemacht unb in jebem galle bie. richtige 
9Iusfunft gefunben. Ebuarb Engel 



9Bas ift ein Vucßftabe? Ein $ltom ber VSelt* 
roeisheit. Ober nod) meit oteniger: ber roingige 
Vruchteil eines ©efäßes, folcße Vßeisßeit gu faffen. 
Vielleicht hat es etroas Nichtiges, bie V.ucßftaben 
ben eingelnen 3angenlauten, biefen beftimmten 
3Ibnteffungen afuftifcher Schroingungen, gleichgu* 
feßen. Dann föntite man fortfahren unb fagen, 



baß, toie aus ben £auten, aus ben Vibrationen 
gartefter dRusfeln, bie Spracße fombiniere, fo aus 
bem Vucßftaben, bem Erreger optifeßer Vetoegung, 
fieß bie Scßrift reihe. VSobei mir freilich nicht oer* 
geffen bürften, baß mit foldjer tlnbeutung über 
bas VSefen ber ©efäße nicht bas ©eringfte gefagt 
roürbe oon bem eigentlidßen pfqdßifcßen 3nßalt, 
oon bem mpfteriöfen Varallelismus gtoifchen ©e= 
banfen ober Empfinbung auf ber einen Seite 
unb bem 91usbrud ber Spracße ober ber Schrift 
auf ber anbern. Es gibt faurn ein größeres Vtp* 
fterium als bas ber Spradße, faum ein größeres 
als bas, baß« burdß ein Vebeneinanber ober Hber* 
einanber minugiöfer Vilber, merfoaürbiger, in 
ißren Variationen nur bem jetneilig Eingetoeihten 
unterfeßeibbarer Spfteme aus Senfrecßten unb 
3Bagered)ten, ©eraben unb ©efrümmten, in be* 
ftimmten ©eßimen bie Vorftellung ganger VSelten 
erroedt ooerben fann. Unb nod) etooas anbres ift 
feltfam: auch bann, menn biefe fleinen linearen 
Vilbungen, biefe roingigen ©ruppen aus geformten 
Rieden nießt eigentlich einen itontaft im QIrfenal 
ber Vorftellungen löfen, roerben fie bod) als 
etoas empfunben, toas betrachtet fein möchte, 
toas bem Vetracßtenben rhptßmifcße ©efüßle oer* 
mittelt. Die ornamentale VSirfung frember 
Schriften ift oft fo feffelnb, baß ßöd)ft furiofe, 
ja grotesfe 3^fümer in bem fieß einftellen, ber 
nur bas Vilb fleht, ben oerbalen Sinn aber nicht 
fennt. Ober ift es etroa nießt furios, baß auf ben 
3afeln ber Stenaiffartce arabifeße SBprte, ja gange 
5toranfprücße gu lefen finb? Der tatßolifdße ^riefter 
mollte geroiß nießt burdß fein feierliches Vteßgetoanb 
ben 9tußm Vioßammebs oerfünbigen; er naßm 


bas ^frabifdß als ein feßönes monumentales Or* 
nament. 2Boraus gu folgern roäre, baß bie Sdßrift, 
baß aueß ber eingelne Vucßftabe unabhängig oon 
bem Spracßfimt einen äftßetifcßett VSert, einen 
pfpcßologifcßen idnretg barftellen fann. Eine Er* 
fenntnis, bie oielleicßt am beutlicßften bei jenen 
Vöifern offenbar roirb, beren Sdialerei in ber 
5talligrapßie eine entfdßeibenbe Stilquelle fanb. 
Der japanifeße Scßriftenmaler oerfeßroenbet fein 
reießes können rüdßaltlos an bas Ornament, an 
bie $orm bes geroäßlten VSortes. Der SBortinßalt 
bleibt fieß gleich; ein 5tenner aber unterfdßeibet 
an einem eingigen 5turoengug, roelcßer äReifter 
ben Vwfel füßrte. Es fann bas Ornamentale ber 
eigentliche 3^ed eines Vucßftabens roerben, es 
fann baßin fommen, baß man nießt meßr fragt: 
toas bebeutet biefe $ierogIppße, oielmeßr allein — 
roas empfanb ber, ber fie fdßrieb, roas roedt fie 
in uns an äftßetifcßer Empfinbung? 3^ folcßen 
Umroertungen beffen, roas eigentlich nur groed* 
mäßiges 3ttffrumettt fein foll, rourgelt bie pft)= 
cßologifcße VSaßrßeit ber ©rapßologie, rourgelt 
gugleicß bas 5Red)t gum Unleferlicßen bei monu* 
mentalen 3Ttf<ßriften unb bei beforatioen dRono* 
grammen. Vur groei Veifpiele: an roießtigen ©e* 
bäuben fteßt oft bie 3aßresgaßl ber Erbauung in 
römifeßen SOtajusfeln; audß benen, bie folcßes 
Sdjriftbilb nießt gu lefen oermögen, oermittelt es 
eine geroiffe patßetifdße ©roßartigfeit. Ober: 
bas fogenannte Vtonogramm Eßrifti, roie roenige 
roiffen, roas es eigentlich bebeutet, unb beugen boeß 
baoor bas 5tnie! Es roäre billig, folcßes nur als 
©eroößnung gu begreifen; es ftedt ropßl boß 
meßr baßinter. Es lebt baßinter bas ©eßeimnis 
bes 9thptßmus, ber fiß in biefer fnappen Formel 
einiger Valfen unb Areisfßläge mit befonberer 
Energie offenbart. VIfo läßt fiß bie Hnleferlißfeit 
ber irgenbroie auf bas SOtonumentale gerißteten 
Sßrift reßtfertigen! Das ßat fßon £arifß, einer 
ber Erroeder unfres fßreibbummen ©efßleßts, 
einer ber Erneurer ber Sßreibfunft, unumrounben 
ausgefproßen; er ßat felbftoerftänbliß ßingugefügt, 
baß bie fßroere £esbarfeit nun nißt etroa bas 
eingige unb oberfte Kriterium einer monumentalen 
Sßrift fein folle. Vielleißt fönnte man es fo 
formulieren: bie ornamentale Sßrift ßat bie 
Diagonale gu roaßren groifßen ber £esbarfeit unb 
bem rßptßmifßen Vusbrud. Es fönnte bemnaß 
ein Vtonogramm auf ben erften Vlid rooßl fßroer 
gu entgiffem fein, gang getroft braußte es fiß bem 
Vefßauer gunäßft nur als ein Ornament, als ein 
äftßetifßes ©ebilb, gu erfßließen; ßernaß aber 
müßte es bem, ber bas ©erpirf ber £inien löfen 
mößte, folß eine £öfung auß geroäßren. Viono* 
gramme finb Vefißermarfen; fürs erfte ift es 
genug, baß ber Vnfd)auenbe, auß ber nur flüßtig 
Darüberßinfßauenbe, ben Einbrud eingebrannt 
empfängt: mir geßört's ober mir geßörfs nißt. 
?luß SBappenfßilber erfennt man nißt burß bie 
ßeralbifße Deutung, fonbernburß benrhptßmifßen 
©efamteinbrud. VSer ßätte rooßl je bie heiligen 
£Uien 3^cxnfreißs auf bie naturaliftifße VSaßrßeit 
geprüft, roer fennt ißren fpmbolifßen Sinn? Es 
genügt bas Spegififum ber 3orm, unbefümmert 
um fiesbarfeit unb Deutbarfeit, .bie Dage ber 
fiilienfönige roaßgurufeirt. 

5Raß bem 9Jlaßftab folßer 3ufammenßänge 
beurteile man bie hier abgebilbeten 9Jlonogramme. 
Sie entflammen einer Sammlung oon feßsßunbert 
berartigen Sßroargroeißfünften unb rourben oon 
Ullexanber 5toß, Darmftabt, in feßr anftänbiger 
Vufmaßung herausgegeben. Es follen nißt t Vor* 
bilber fein, bie nun blinblings fopiert roerben 
fönnten; es ßanbelt fiß um Anregungen, etroas 
oon bem Temperament unb ber gormenfpmbolif 
bes StRonogramms gu oermittein. Es ßanbelt fiß 
um pjebergüge, in benen, auf ein VUnimum 
rebugiert, boß ftarf unb beutliß, bas Eigentliße 
eines fiünftlers entßüllt roirb. Vßir feßen SBien, 
roir feßen ^ßeter Veßrens; roir roürben, roenn 
roir in bem Vüßlein felbft blätterten, auß Eßmde 
unb 3iuboIf 5foß, 3tigg, ^jauftein unb manßen 
anbern treffen. Unb groar immer: ben gangen 
5terl, ein ftenograpßiertes Vilb feines oölligen 
VSefens. Demgemäß: naß folßem Vorbilb 
fönnten nun bie Damen oerfußen, ißre Seele 
in ein äRonogramm gu projigieren. Vielleißt 
aber begnügen fie fiß lieber boß bamit, aus bem 
fßönen Vorrat eines ausgufußen, bas ißrem 
VSefen oerroanbt fßeint. VSie fie's aber auß 
maßen, in jebem 3all müßten fie guoor einen 
heiligen Sßrour tun: bas anmaßliße golbene, 
mit 3ciden unb Sßnörfeln beßangene, oon jeber* 

















1182 


1911. 9Jr. 45 





Abbildung 2. Speisewagen 


mann lesbare unb jeben ©mpfinbfamen ärgernbe 
pad)tmonogramm, bas fie bem Vräutigam 3U 
ABeihnachten ftidten, aus bent Aodfutter [cf)leu= 
nigft I)eraus3utrennen. 

Robert SSreuer 



JÖuxuswagen 

Als int 3 al)te 1836 ber erfte ©ifenbaf)n3ug oon 
£etp3tg nad) Dresben rollte, mußten bie Aeifenben 
ber britten klaffe mit offenen 2 Bagen oorIieb= 
nehmen. Da in biefer 3 eit ftofs als ^Brennmaterial 
für bie £ofomotioe oorgefd)rieben toar, fo bah 
faft gar tein Aaud) entwidelt rourbe, unb bie 
3üge an fid) nid)t übermäßig rafch fuhren, fo toar 
biefe Art 3U reifen bei fd)önem Vtetter oielleidjt 
gar nid)t fo unangenehm, oielleid)tnod) angenehmer 
als in ber brangooll fürchterlichen ©nge eines ooll= 
befehten SBagens ber batnaligen 3toeiten klaffe, 
beim bereit VBagenfaften roaren ber p)ftfutfd)e 
nad)gebaut, fehr niebrig unb fd)mal, alfo nichts 
weniger als bequem. 

§eute finb fd)on bie in gewöhnlichen prfonem 
3ügen laufenben VSagen oiel geräumiger, unb noch 
mehr gilt bas oott ben mit oielerlei Vequemlid)= 
leiten ausgeftatteten SBagen ber D= 3 üge. Dar= 
über hinaus wirb aber in ber allerneueften 3^it 
ein £uxus auf ben Näbern getrieben, oon bent 



Abbildung 1 

Inneres eines Speisewagens mit großen Drehfädiern 


fid) unfre ©roheitern fid)erlid) nid)ts träumen 
liehen. 

Atan ift fd)on feit 3af)*en baoon abgelommen, 
ein3ig unb allein in ber ©rf)öhung ber ©efd)toinbig= 
feit ber 3 ü 0 e ben fyortfchritt 3U fuchen. Die inter= 
nationalen Aeifenben legen fehr häufig unb roohl 
mit Aed)t gröberen Vkrt auf eine angenehme unb 
bequeme Veförberung. Aein äuherlid) fönnen 
wir bas fd)on baraus erfel)ett, bah bie fogenannteit 
£uxus3üge burd)aus nid)t immer bie fdjnellfte 
Verbinbung herftellen, wohl aber bie bequemfte. 

©iner ber wefentlichften 3ortfd)ritte war bie 
(Einführung ber oierad)figen langen 2 Bagen auf 
Drehgeftellen. 3 uerft hatte man befanntlid) fel)r 
fur3e Pagen, bie unmittelbar auf 3wei feften 
Achfen ruhten, fpäter fameit längere breiad)fige 
SBagen I)iu3u unb fd)Iiehlid) bie oierachfigen, bie 
heute in einigen gälten fd)on 31t fed)sad)figen 
Pagen weitergebilbet finb. Diefe SBagett finb 
3war wefentlid) teurer, laufen bafür aber ungleich 
ruhiger, woburd) fowohl bie ^ahrgäfte, wie auch 
bie Schienen gefront werben. 

9 Ait ber 3 unahme bes Verfehrs wudjfen bann 
aber aud) bie Anfprüdje ber Aeifenben. Aian 
wollte nid)t mehr wie in ben erften 3af)t3ehnten 
bes ©ifenbahnbetriebes auf einer „Atittagsftation“ 
in aller £aft feine Atal)l3eit einnehmen, 3unt ©ffen 
war bie 3 eit 3u Iur3, als Aufenthalt 3U lang. Da 
fameit bie 5 füd)enwagen auf, in benett bie 9 Aög= 
lid)feit gegeben war, falte unb warme Speifen 3U= 
3ubereiten unb in ben ein3elnen Abteilen 3U fer= 
oierett. Dod) bas führte 3U mancherlei Un3uträg= 
lichfeiten, unb fo entftanben halb bie felbftänbigen 


Speifewageit, bie heute faft in allen Dagesfd)nell= 
3ügen mitgeführt werben. 

* Abbilbung 1 3eigt uns bas gnnere eines berartü 
gen SBagens in moberner ©eftalt. ©ar oielerlei ift 
ba auf engem Aaunt untergebracht. Das reifenbe 
Piblifum befommt im allgemeinen nur ben 
eigentlichen Speifefaal 3U fehen, ber in ber AuS= 
ftattung wohl jebent Anfprud) gerecht wirb. Ve= 
fonberer 2 Bert ift babei auf eine gute Lüftung ge= 
legt, ber eine gan3e Ait3al)i Vorrichtungen bienen. 
Als Vefonberljeit finb bie ©lasjaloufiefenfter 3U 
erwähnen, bie auf Abbilbung 2 erfenntlid) finb. 
Sie werben fo eingeftellt, bah bie bei rafdjer gal)rt 
entftehenbe fiuftftrömung am Auheren bes 2 Bagens 
burch bie aufgeftellten Schlitze bie oerbraud)te 
gnnenluft intenfio abfaugt. Vemerfenswert finb 
aud) bie groben Drel)fäd)er, bie auf Abbilbung 1 an 
ber Decfe bes SBagens 3wifd)en ben fiampen 3U er= 
fennen finb. Sie erhalten ihren Antrieb burch ein 
fleines SBinbrab, bas auf bem Dach bes 2 Bagens 
eingebaut ift, unb oerurfad)en einen leisten 
fühlettben Pifaug. Die Difd)e fönnen fantt unb 
fonbers an ben SBänben h°ä)geflappt werben, 
bamit bie Reinigung bes guhbobens leicht unb 
griinbli© erfolgen fann. 

3 ft fdfon im Speifefaal ber pah, wie bas bie 
Verfjältniffe gebieten, möglichft ausgenut)t, fo gilt 
bas in nod) weit höherem Alahe oon ber &üd)e. 
Vilb 3 gibt einen (Einblicf. $ier hat ber Ingenieur 
in wahrhaft ingeniöfer SBeife alle erbenflid)en 
ftunftgriffe angewenbet, um bie unbebingt nötigen 
Apparate unter3ubringen: Äochherb, Vratl)erb, 
2 Bärmefd)ranf, ÄüI)Ifd)ranf, Spültifd), ÜEBartm 
wafferleitung, ©efchirrfdjränfe unb fo weiter. 

©benfo wichtig, für manche oielleicht nod) wich* 
tiger, erfd)eint bann ber näd)tlid)e SBruber bes 
Speifewagens: ber Schlafwagen. Aud) hier hat 
man anfangs fid) bamit geholfen, in gewöhnlichen 
Abteilwagen bie §erftellung oon £iegeplät}en 311 
ermöglid)en. 3 U biefent 3u>ecfe Iaffen fid) bie Aeh= 
bänfe oon faft allen ASagen erfter unb 3weiter 
iflaffe aus3iehen unb baburd) wefentlid) oer= 
breitem. Die Atittelftühen fönnen gleich3eitig, 
foweit oorhanbeit, had)geftellt werben, bie Stiih= 



Abbildung 3. Küdie 


fiffen in ben ©den ausgehoben unb 3ur Venuhung 
als Äopffiffen flach gelegt werben. Auf biefe 
SBeife Iaffen fid) jebod) in einem Abteil nur 3wci, 
in maitd)en Abteilen erfter klaffe nebeneiitanber 
in ber gahrtridjtung brei fiiegeplähe fchaffen. 
Au herbem hat man auf einen fo!d)en pah nur 
Anfprud) nad) Atahgabe ber 3 ugbefehung. Der 
Sd)lafwagen fd)afft bas 9 ied)t auf ben £iegeplah 
unb geftaltet ihn gleichseitig 3U einem oerl)ältnis= 
mähig bequemen Vett. 3 ur erhöhten VIah= 
ausnühung finb hier in Aad)af)mung ber Sdjiffs-' 
fabinen je 3wei Setten übereinanber angebracht 
(Abbilbung 4 ). 3 n ben Schlafwagen ber preuhifd) 1 
heffifchen Verwaltung, in biefer unb anbrer Ve= 
3ief)ung muftergültig, finb in ben neueren VSagen 
immer nur je 3wei Vetten in einem Abteil, oon 
benen bei Aeifenben erfter ftlaffe nur eins belegt 



Abbildung 4 

Inneres eines Schlafwagens 


wirb. Die SBagen ber internationalen Schlaf= 
wagengefellfchaft haben bemgegenüber oier Vetten 
in ber 3weiten unb 3wei Vetten in ber erften 
klaffe. Auherbem hat jebes Abteil ber preuhifd)= 
heffifchen Aßagcn eine Vßafd)toilette, einen fleinen 
Difch, eine £efclantpe unb last, not least ,,pot de 
chambre“. Sel)r angenehm ift aud) bie jeht aus= 
fd)liehlid) eleftrifche Veleud)tung ber Iehtgenannten 
SBagen. Die früher benutzen ©aslampen ftral)lten 
eine höchft läftige §ihe aus, abgefeheit oon anbern 
Aad)teilen. 

Die Vel)ei3ung gef<hiel)t bei ben Sd)Iafwageit 
auf 3entralem VSege burd) einen befonberen $ei3= 
feffel, bamit bie ABageit aud) bann erwärmt werben 
fönnen, wenn fie losgetrennt oom 3u0 irgenbwo 
ftehen. Der fleine Dienftraum für ben Sdjaffner 
enthält gleid)3eitig eine 51 affeefüd)e, unb 3toar in 
ben neueren SBagen mit eleftrifcher §ei3ung. 
Auherbem oerfügt ber Vtaun über einen fleinen 
Sd)ranf 3ur Aufbewahrung oon ©etränfen, Vier, 
Selterwaffer unb einigem ©ebäd, fo bah itt be= 
fChränftem Viahe aud) für Speife unb Dranf ge= 
forgt ift. ©Ieftrifd)e klingeln an jebent Vett er= 
möglichen jeber3eit bie irjerbeirufung bes Veamten. 

Die beiben oben befprod)enen SBagengattungen 
finb heute, man barf fagen, Allgemeingut ber 
Aeifenben. oie werben in fteigenbent Atahe be= 
nuht unb in jebem 3ahte oermehrt unb in weitere 
3üge eingeftellt. 

Darüber hinaus hat man nun aber aud) nod) 
Spe3ialwagen gebaut, bie ben £uxus nod) weiter 
treiben. Hrfprünglid) würben fie nur für gürft* 
IiChfeiten als fogenannte Salonwagen gebaut. Ab= 

























1 




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Abbildung 5 

Salonwagen des Großherzogs von Luxemburg 

bilbung 5 3eigt uns 3um SBetfpiel beit Salon bes 
2Bagens bes ©roßßeqogs oon fiuremburg, 5 lbbil= 
bung 6 ben bes ©roßßer3ogs oon Reffen. §ente 
[teilt man äßnlicße ASagen gegen Se3aßlung aber 
aud) ^rioatleuten 3ur Verfügung. 3 m Srüffel toar 
3um SBetfpiel im oorigen 3at)r oon ber ^8rcu^ifd)= 
§effifcßen Staatsbal)n ein folcßer SBagen aus= 
gestellt, ber für 3mölf gaßrfd)eiite erfter klaffe ge= 
mietet unb bann mit bis 311 3mölf ^erfonen be= 
mißt roerben barf. 

3 Bir finben ßier ftücße, Speife3immer, Salon 
unb Scßlafräume, alles in befonbers lumriöfer 
Ausftattung. Die Sd)lafräume finb ^befonbers 
groß, als Sißgelegenßeiten bienen im Salon ftatt 
ber Sänfe bequeme Seffel. 

Sei ein3elnen Sahnen, 3um Seifpiel bei ben 
transamerifanifdjen Salinen unb auf ber fibiri= 
fd)en Saßn, roo bie Aeifenben tagelang im 3 ug 
bleiben müffen, t)at man aud) noch an toeitere Se= 
quemlicßfeiten unb Anneßmlicßfeiten gebad)t. Da 
finb SBagen mit Sabeabteilen, mit gri[ier= unb 
Aafiergemäd)ern oerfeßen, in ben Salons finben 
mir ein gutes Sßianino unb eine tleine Süd)erei. 
gür bie ©efcßäftsreifenben ift oft nocf) bie ©im 
rid)tung oonDiftier* unb Scßreibmafd)inen3immern 
getroffen, unb oielleidjt ift bie 3^it aucß nid)t mel)r 
fern, mo bie bral)tlo[e Delepßonie fo meit oerooll= 
fommnet ift, baß es möglich mirb, 00m ßuge aus 
fid) mit beliebigen Stationen 3U oerftänbigen. 
©11t gelungene Serfucße finb fd)oit an manchen 
Stellen oorgenommen toorben. 

Atan fießt, bie Decßnif ßat außerorbentlicß oiel 
geleiftet, fie bietet bem Aeifenben im 3 uge ßeute 
Anneßmlid)feiten, bie nod) bis oor menigen gaßreit 
bie erften Rotels oermiffen liefen. Solange man 


Abbildung 6 

Salonwagen des Großherzogs von Hessen 


fid) babei in maßoollen ©reit3en I)ält, ift bie 3u= 
nal)nte ber Sequemlid)feit aud) nur 3U begrüben, 
beim eine unbequeme gaßrt ermübet ben Körper 
unb läl)mt bie Scßaffensfraft. ©ine bequeme 
Seife beläßt uns nicßt nur mäl)renb ber gaßrt, 
fonbern aud) nacß ber Anfunft im oollen Sefiß 
unfrer förperlkßen unb geiftigen Spannfräfte. 

ASenn man bas alles richtig bemertet, mirb 
man l)äufig geneigt fein, bie Ateßrfoften, bie 
logi[d)ermeife für ben gebotenen größeren Komfort 
gefordert merbeit müffen, 3U be3al)len; unfre 
Arbeitsfraft ift ßäufig meit mel)r mert. 

Siegfrieb §artmann 


H {SfYTodeJ Ql 

Die heutige 9 Jtobe unterfcßeibet 3mei Arten oon 
Kleibern, ©inerfeits bie „Sotticellüftteiber", bie 
fur3 finb unb fo eng, baß bas ©eßen faft unmöglich 
mirb, anberfeits bie Kleiber, bie Solants unb 
fträufelungen aufmeifen unb bamit unoerfenm 
bar bie Denben3 ber ABintermobe an3eigen. Sämt= 
Iid)e in leßter 3^it abgeßaltene geftlicßfeiten — bie 
Sennen, bie ©artenfefte in ben ©efanbtfcßaften, 
bie eleganten öffentlichen „gioe o'clods“ — er= 
brachten ben Semeis, baß bie all3u engen unb 
tur3en Kleiber bem ©nbe entgegengehen, um 
Seubelebungen aus bem ad)t3el)nten gaßrßunbert 
fomie ßöcßft pßantaftifcßen Arrangements ^Iaß 3U 
machen. 

Damit foll nid)t gefagt fein, baß mir bie oriem 
talifche ^ßrad)t, bereu Stidereien, garben unb 
formen uns fcßon feit 3mei gaßren blenben unb 
ent3üden, beifeitegelegt ßaben; mir merben fie 
nur fortan ßauptfäcßlid) für Atäntel unb Abenb- 
toiletten ßeransießen, mas ficßer einen <yortfcf)ritt 
bebeutet, benn es ift maßrlid) all3u „tßeatralißh", 
menn fid) bie grauen, mie bies gelegentlich ber 
Sarifer Sennen oorfommt, am ßellicßten Sage 
3um Seifpiel in einem lila Düllfleib 3eigen, über 
unb über mit ©olbperlen geftidt, bas einen feit= 
liehen Sd)liß aufmeift, unter bem bas mit einem 
perfifd) roten Strumpf befleibete Sein fid)tbar 
mirb. So anneßmbar biefer Aßantafieretcßtum 
— mürbig eines Atärd)ens aus Dau[enbuitbeiner= 
naeßt — am Abenb, im £üfterglan3 ift, fo fd)Iecßt 
angebracht ift er am Dage — mas im übrigen 
unfre maßren „©legantes" feßr gut miffen. 

Das fenfationelle Saifontleib, bas 3uerft ge= 
legentlid) ber gulirenneit gefeßen mürbe, ift eine 
Abart ber Kleiber, mie ASinterßalter fie fo oft an 
ber ftaiferin ©ugenie unb ißren 3eitgeno[finnen 
barftellte. ©s ift aus meißem Seibenmuffelin in 
ber Daille eingeträufelt unb mit 3mei Solants aus 
©ßantillpfpiße befeßt. Die Daille ift in gießuform 
brapiert unb mit einem großen „Choux“ aus 
[eßmarsem Samtbanb garniert. Atancßmat reid)eit 
biefe Solants nur bis 3ur Sorberbaßn unb laffen 
ein Dablier aus meißem Atlas [id)tbar merben, bas 
in ber Atitte mit knöpfen befetjt ift. Scßmar3 unb 
Akißbominieren alfo in ber Aiobe nod) immer, unb 
man erreid)t bureß biefes 3ufammenmengeit 
©ffette fö[tlid)er, maßrer ©Iegan3. 

Spißeit, Stidereien, gelblid)er Düll, antiter 
Düll fomie foId)er, ber biefen imitiert, liefern be= 
fonbers meieße Doiletten, auf fd)mar3ent gottb ge= 
arbeitet. Der Düll bebedt bas Sorberblatt 
entmeber in gorm einer brapierten Saßn 
ober er fällt in ©eftalt 3meier geraber 
Saßnen, bie eine breite Silberborte ooneim 
anber trennt, glatt ßerab. ©ine gleiche Sorte 
begrenst auf ber Daille ben Ausfd)nitt, ber 
burd) eine ©impe aus fleifd)farbenem, alfo 
unfießtbarent Düll ausgefüllt mirb. Stets 
mirb ber fd)toar3e Atlas am Aodfaum mie 
am Ärmel fießtbar. 

Scßmar3meiß ift aud) eine Slufe, bie augem 
blidlid) oiel getragen mirb. Sie ift aus 
[d)toar3er ©ßantillpfpiße, bie fid) über rneiße 
Spißenapplitation legt unb am unteren Sanbe 
mit runben Sogen an ben Aod anfügt, her¬ 
aus fcßmar3em Daft befteßt unb unten mit 
$rancße befeßt ift. 

Aud) fd)mar3er Seibenmuffelin auf meißem 
gonb gearbeitet ergibt ßod)elegartte Diner= 
ober Aeftauranttoiletten. SBeiter ift unter all 
ben [eßmarsmeißen Doiletten jene 311 nennen 
aus meißem Atlas, am unteren Aanbe mit 
[eßmarser Soutacßierung ausgeftattet, unb 
einer bis 311 biefer Sorbüre ßerabfallenben 
Dunifa aus grobem f<hmar3em Düll. Auf ber 


Daille, bie ein breiter meißer Atlasgürtel mit lang 
ßerabfallenben ©nben 00m Aod trennt, mieberßolt 
fieß biefelbe Soutad)eftiderei mie auf bem Sod. 

fyür bie „Sormittagstrotteurs“ mirb meßr 
buntelblauer ©ßeoiot benn je oerarbeitet, mas 
natürlich meber bie meißen nod) grau unb braun 
melierten Stoffe ausfeßließt. Dbmoßl biefe 
ftoftüme noeß immer recht tur3 urtb eng finb, 
fießt man boeß fcßon einige, bie feitlicß eingefeßte 
galten 3eigen, bie beim ©eßen ausfpriitgen, 
anbre, bie längs ber oorberen 9 Jtitte gefnöpft finb, 
mas geftattet, beim ©eßen bie unterften knöpfe 
3 U öffnen unb fo ben Sod 3U ermeitern. 

_ 3u biefen Äleiberrt merben meßr benn ie 
Spißen= unb Satiftblufen getragen unb rneiße 
ßebergürtel [omie [old)e aus lebßaft gefärbtem 
ßadleber. 9 J?it bem Atonat Auguft fiitb mir mieber 
bei bem Atonat ber „Anfprucßslofigfeit“ in ber 
Doilette angelangt, mie fie fid) für bie See= unb 
anbern Sabeorte feßidt. Sie 3eigt fid) in biefent 
Sommer oon befonbers ßübfd)er Seite. Die 
Kleiber aus ben geftreiften, fogenannten Dennis= 
ftoffen merben mit glattem ßeinen garniert — in 


Spitzenkleid mit eng¬ 
lischer Stickerei auf 
dunkelblauem Satin. 
Der Gürtel aus dem 
gleichen Samt wie der 
Hut 


gornt oon ©ürteln, Aeoers, Armelauffcßlägen unb 
Streifen, bie ben Aod befäumen — unb ergeben 
Doiletten oon reisenb fommerlid)er grifeße unb 
fixerer ©Iegan3. 

SBeiße £einmanb mirb biefen Sommer mit 
marineblauem Atlas 3ufammenge[tellt; bas ift 
ficßer feßr apart, aber maßrfcßeinlicß nicht nad) 
bem Sinn aller grauen, bie angefid)ts ber £ein= 
manb gern bas praftifeße Atoment ber ABäf^e im 
Auge beßalten — aber es ift eine Aeußeit, bie er= 
mäßnt, menn aud) nid)t nachgeaßntt merben muß. 
— s fßrattifd)er ift bie genaue ftopie ber Slufe ber 
bretonifeßen Säuern mit ißrer Stiderei, ißren 
knöpfen, ißrer meiten, fur3en gorm. Atan 
arbeitet fie oiel für Ausflüge unb Douren als Se= 
gleitung meißer ©ßeoiotröde ober pliffierter Aödc 
aus bemfelben Aiaterial mie bie Slu[e. Aud) bie 
„^ßierrotblufe", ebenfalls eine Utopie betannter 
Sorbilber, finbet in ißrer ©infad)ßeit mit Aecßt 
oiel Seifall, fie mirb oon oben bis unten mit großen 
knöpfen gefnöpft unb am $alfe fomie ben Ärmeln 
mit breiten, geftidten Satiftoolants garniert. Aus 
glanell, einfarbigem fieirten, ja felbft aus Atlas 
befteßenb — menn man fie 311 3^eden, bie ber= 
artiges Ataterial geftatten, tragen rnill—, mirb fie 311 
abfted)enben, meißen, marineblauen ober [eßmarsen 
Aöden getragen unb ftellt bas Aeuefte bar, mas 
es an fommerlidßen Atoben gibt. SßaptXIon 

















Das „fd)mar 3 e ©efpenft“ öffnet bie oer* 
fd)Ioffene Dür 


'TVe Verhaftung einer 9 In 3 at)I ber berüdjtigtften äftonteil unb mar überall gu finben, roo 9teid)tum 

$ote!biebe erhellt mit einem Vtal bas Dunfel, unb £u*us unb Vtühiggang ©rholung oom Vichts- 

bas feit 3 af)ren über einem getjeimnisoollen VSefen tun fudjen. SRan fah fie in glänjenben Doiletten 

gefcEjmebt: 3n einem ber oornehmften Verliner in ben Spielfälen, ftral)Ienb im Sd)mud foftbarer 

Rotels toaren lange 3eit hinburd) au herorb entlief) 3utoeIen beim Diner in ben prunfoollen Sälen 

bebeutenbe Diebftäf)Ie oerübt roorben, ohne bah eleganter Rotels. Dann 30 g fie fid) mübe in ihre 

aud) nur ber geringfte Vnhaltspunft auf bie Spur ©emäd)er 3 urüd ... 

ber Däter führte, §otelangefteIIte behaupteten, 3 ur 3 ^it, ba alles in tiefem Schlummer ruhte, 
baf3 fie 3utoeilen in tiefer Vacht eine hohe fd)toar3e öffnete fich leife, leife ihre Dür. 3 n ftumpfes 

©eftalt burch bie ©änge bes Kaufes hätten gleiten Sd)mar3 gehüllt, oon ben Suftfpifcen bis hinauf 

gefehen — eine unheimliche ©rfd)einung, bie laut- 3um Sd)leier, ber ihren ftopf umroinbet, fd)Ieid)t 

los, fdjattengleich fid) im Dunfel oerlor ... Diefes fie ben ©ang entlang. 9 Jlit fixerem ©riff öffnet 

„fd) 03 ar 3 e ©efpenft“ ift nun burd) bie Verhaftung fie mit ihrem Vüfoeug oerfd)Ioffene Düren... 

bes £od)ftapIers „©rafen bu Vaffp“ entlarot — Sie gleitet 3um Vett. 3 hre $anb, in ber fid) 
„materialifiert“. ©r felbft roar es, ber, oöllig in ein mit ©hloroform getränfter Vaufd) befinbet, 
fd)toar3e Drifots gehüllt, feine näd)tlid)en Vaub- nähert fich oorfid)tig bem Vntlih bes Schläfers ... 
3üge unternahm. ©r atmet ruhig... Ohne $aft oollenbet fie ihr 

©s ift eigentlid) befd)ämenb für bie männliche Vaubtoerf. Sie fd)Ieid)t hinaus. Vod) ein Sdjritt 

©rfinbungsgabe, bah es fich hier um fein Original- unb fie ift in Sid)erl)eit... „$alt!“ — SRit eifernem 

.1 gefpenft hanbelt, fonbern bah ,,©raf bu ^Saffp“ Drud umfaht eine ftarfe §anb ihre bebenben 

nur fopierte, mas eine Srau — eine Sran3öfin — Singer ... Verloren — fie ift gefangen — bas 

als erfte erfann. Sie nannte fid) ©räfin be Spiel ift aus ... 3. £ 0 r m 


Veidje Veute 



































/ji jli ÄS 


GRITZNER 


Photograp h. 


Schoenfeldt &C9 

jnh.A.Roscher, Berlin SW., 
Schöneberger Str. 8 


Über £artb urtb 9Jleer 


3u attbern trefflidß eitigericßteten Sehr* 
gebauten ber blüßetibert £ocßfcßule her 
jcßönett ©cßroarjroalbftaöt greiburg im 
S3rei§gau, an ber aüiäßrlicß mehr al§ bret* 
taufenb ©tubierertbe ißre 2lu§btlbung 
fucßeti, tritt jeßt ba$ neue, groß angelegte 
S?oHegienßauS. ©in Slacßbar be§ präcß-- 
ttgen neuen ©tabttßeaterei. nact) ißlänen 
ber ißrofefforen SRaßel unb Sifling au§ 
rotem ©anbfteirt erfteßt, foU e» im £)lto* 
ber jur ©röffnung gelangen unb einige 
tiocß au§ alter .Bett ftammenbe §ocb« 
fctjulbauten $u erfeßen boten. Sin biefe 
fttüpfen fidh oerfcßtebene bemerfen§merte 
©rinnerungen; fo oeranftalteten im großen 
fteftfaalbau bie brei§gauifcßen ©tänbe eine 
Steiße oon Sßeateroorftellungen ju ©ßrett 
ber 23raut 8ubroig§ XVI., ©räßersogin 
SDlaria Slntoinette, al§ biefe im SJtai 1770 
auf ber Steife ttacß S?ari§ in greiburg 
Slufentßalt ttaßm. — 2>ie Steu» unb Um= 
bauten be§ §auptbaßnßof§ ju §agen in 
SBeftfalen, bie feit furjem beenbet finb. 
itrnren infolge oon umfängltcßen ®iet§* 
oerlegungen mit umftänblicßen ©rbarbeiten 
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gern, bas füllten ^roei ©egenfä^e fein, 
bie fid) nidjt berühren. SStan ärgert 
fid) aber auf Steifen leiber nur ju oft 
unb nidjt suletjt über fdjled)te ©cfjreib« 
materialien. SBer fidj baoor fd)ü$en 
roill, ber reife nie ofjne ©oennecfen§ 
©olbfüUfeber unb ©oennecfensi SRing« 
bud). 3)tit beiben ©egenftänben oer« 
fefjen, l)at man jeben Stugenbltcf eine 
tounberooll leidjt fdjretbenbe fteber unb 
roenn nötig aucf) lofe SRotiäblätter jur 
Verfügung, benn bie «lätter be§ SRtng» 
bud)§ finb beraugnebmbar. @oennec£en§ 
Slrtitel finb in jebem befferen ©cbreib« 
roarengefdjäft ju haben ober oon g. 
©oennecten««onn ober «erlin, tauben» 
ftrafee 16 / 18 , unb fieipjig, alteß 5Kat* 
bauS, bireft ju bejiehen. 

«leureufe ift eine ganj entjücfenbe 
Sßartfer ©traufefebermobe! 2>er etegan« 
ten, faprijiöfen granjofin roar bie 
©traufcfeber nid)t mehr apart genug, 
unb fo oerfielen ingeniöfe SDlobebamen 
auf bie ^bee, an ben £altn ber Straufj« 
feber einen jroeiten unb britten £alttt 
ju binben, io bah bie geber nun meid) 
unb fetbig IjerabfäUt. ©ine elegantere 
gebermobe ift fauin benfbar! 2)ree>ben§ 
roeltfeefannteS ©trauBfeberfpejtalhauS 
pon Hermann £>effe, ©cfjeffelftrafje 7/8, 
als leiftungäfäljigft in edjten gebern, 
gantafie^ unb «lumen feit jtoanjtg 
fahren befannt, hat ein großes* Säger 
in biefer eleganten SiRobefeber in allen 
garben unb beroirtt gern s Jlu§toal)b 
fenbungen. _ 

©chlangenbab. «efonber§ günftig 
geftaltet fid» biefeß ^ahr ber «efud) 
au3 grantreich, banf einer oom hiefigen 
«erfetjräperein im oerfloffenen ÜBinter 
bei ben Slrjten granfreid)^ iür unfre 
Thermen oeranitalteten untfaffenben 
«ropaqanba. ©eit bem Slbfdjluh ber 
Slrönungöfeierlichfeiten ift aud) ber 3u« 
jug auS ©nglanb lebhafter geioorben. | 
©a§ fdtjöne «Setter begünfiigt ben j 
grembenjuflufc ungemein. 

«Die ©rnäfjrung bet gliegerj 
fpieüe beim beutfd)en SRunbfluge eine 
grobe Stolle. 2>a6 bie glieger aüe als 
einjige« HräftigungSmittel ba§ befannte 
«iotnalj genommen haben, roiib nicht 
nur in @port§£reifen intereffieren, roo , 
man bie auffrifchenben unb juperlaifi« 
gen ÜBirfungen biefe§ too^lfcfynecfenben 
Präparates fd)on feit Sah«« ju fdjä^en 
roeih, ba§ auf bie SReroen fo beruhigenb 
unb ftärfenb roirft. «enno König, ber i 
75000«SlRar£«®erot»ner, erflärte für* 
unb tlar: „$d) roätjlte Siomalj, uno ich 
tann Sljnen oerficfjern, td) roerbe e§ in 
Bufunft roieber roählen." /pan§ «oll« 
möUer ift gleichfalls ein greunb biefer 
flüfftgen Kraftnahtung, bie fid) fo be« 
quem einnehmen läßt, unb fchretbt: 
„Sch bin mit ber SBtrfung Sßrä« 

parateg fehr jufcieben geroefen unb 
roerbe eg jebermann toarni empfehlen." 
Unb «runo «ndjner fagt runb heraus: 
„SjBenn aüeg fo prompt geroirft unb fo 
unfehlbar geflappt hätte roie meine ®r« 
nährung mit «iomalj, bann fönnte id) 
roahrlich oon ©lücf fagen. $d) roerbe 
«iomalj allen gliegern empfehlen, benn 
nichts ftählt ben SBtllen, hebt bie 2at« 
traft unb beruhigt bie SReroen fo her« 
torragenb toie biefeg natürliche Kräf« 
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UX?- 


3af)rgang 53 



^eulanbung auf ber 3nfel 3«ift (^orbfee), 9?ad) einem ©emälbe non Ottcfyarb 33. 3lbam 


1911 (33b. 106) 


159 













1206 


Uber £ctnö unö s Jfteer 


1911. 3fr. 46 


Uogelrätsel 



5a, 5c, 7 e, 2g, 5h, 4i, lk, 
21, 4 n, 1 o, 1 ö, 2 p, 2 r, 3 t, 
1 u, 1 v, 1 w. 

BorjteI)enbe BucEjftahen 
fcfjretbe man tn bic gelber ber 
gigur, fo bafj mit ben bereits 
eingetragenen Budjftaben jebe 
roageredjte Steife einen Bogel 
ergibt. — 9tacf) richtiger ©in* 
tragung nennen bie anstelle 
ber ^ßuntte fallenben Bud)= 
ftaben roieber einen „Bogel“. 

(E. X>. 


Streich- und ergänzungsaufgahe 

Äuftfpiel, 2BaffetpfIan-$e, fiartöfyaus, 3 c ^ a Iier, $aupt* 
mann, glügelborn, Äupfernitriol, Baumbadj, Äreuägug, 
Oberberg, SOlaifäfer, Saigburg, SRauboogel, ^ßapiergelö, 
Bobertfee, iprad)troer!, gagbl)urtb, X>ampffd^iff, SBeltfpradje, 
Bforgenftern, Bogenlampe, Jßeibgarbe, Baterlanb, geber= 
rneffer, $ausorben, SBalbmeifter, <r>anb[djul), §ammerfeft, 
geuerroefr. 

gebes ber angeführten Soppelroßrter ift berart in ein 
anbres gu oertoanbeln, inbem man bas erfte SBori ftreid)t 
unb burä) ein anbres ergänzt. Oie Bttfangsbud))taben ber 
neuen Ooppelmörter ergeben, ber tReibje nadj gelefen ein 
Sprid)roort. 3ur Bettoenbung tommen folgenbe BSörter: 
Bbenb, Bblex, Stlpen, 5lmt, finita, Bürger, (St, (Eis, (Sifen, 
(Ernte, gelb, §of, $trfö, Mittel, Btonb, mutter, «Rächt, 
Babel, Bebel, Bot, 3?ab, «Ritter, SRofj, Schuh, See, Segel, 
Uhr, 3Bärme, SBinb. §. o. b. m. 


lüechselrätsc! 

mit u unb a im gnnern ift's 

Bon Bfrtla gu fel)en, 

mit o unb e Iäfjt ftrante es 

©eheilt oft non ftdj gehen. 

mit i unb o lag grojg unb ftolg 

(Es eirtft am mittelrneere, 

mit e unb a hat unfern Bolt 

(gebracht cs <3ieg unb (Ehre. g. 931. 

Auflösungen der Rätselaufgaben Seite 1102? 

Oes $omonpms: Oie BStttbe. 
Oesgrauennamen*Sternrfttf eis: l.grene,2.Sofie A 
S.Wbele, 4. Beate, 5. (Elife, 6. Jöuife, 7.£ude, 8.Bgate. - gjabeila. 
Oes Bültnbronts: 5Ret3, 3ier. 

Bid)tige Söfungert fanbten ein: ©life Biebern, geb. $Stufe, 
Hamburg (2); gelene ©raub Striegau (1); ®. B. 81., 'Schaffhaufen (2). 




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ir 1912 mit einem 


inbauSfiüge, SJurchquerung §nbien§ ufto. 

Bmaite fHeife. gibfafjrt bon Hamburg Slitfnng Sanitär 
beliebigen Sampfer ber $aut 6 urg-Slmerifa Sinie nach 9 !eU)liorf. fBabnfabrt 
bon SJetoljorf nach ©au gfranciiro. Slbfahrt bon ©an «yraitciSco am 
6 . gebritar 1912 . 83 efud)t merben bie .'päfen ber erfien SSeitreife iit um 
gefeinter Siicbtung biä üJleabel, bon bort SSeiterfabrt über (Gibraltar, 
©outbamhton nach Sambuca. Sletfebauer bon Hamburg bii |»am 6 urg 
ungefähr 4 iOionate. ??ab 4 >vetfe bon 2 RJ 3300 .— an aufwärts, einicfjliefjlicf) 
ber bauptfäcbiicbften San&auiflüge, toie bei ber erften Steife. 

Sllleä Stätjere enthalten bie fßrofpette. 

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Salzungen 


(Thüringen), Solbad und Inhalatorium. 
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moorbäder. Inhalationen auf den zu Kur¬ 
zwecken einzigartig eingerichteten Gradierhäusern. Gesellschafts- und Einzeiinhala- 
tionen neuester Systeme (Körting’s temperierbaresTrockeninlialatorium). Pneumatische 
Kammern nach Reichenhaller Muster. Trinkkur-Heilerfolge: Erkrankungen der 
Atmungsorgane, Skrofulöse, Rachitis, Gicht, Rheumatismus, Frauenkrankheiten etc. —. 
Ausgedehnte Parkanlagen und Waldungen. 

- Prospekte durch die Badedirektion in Bad Salzungen 17. - 




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ist nur Nachahmung. 


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Glaspalast s 


München 1911 

JuUiiaums-Ausstellung 

der Münchener Künstler-Genossenschaft zu 
Ehren des 90. Geburtstags Sr. Kgl. Hoheit 
des Prinz-Regenten Luitpold von Bayern. 

1. Juni bis Ende Oktober. Täglich geöffnet. 


Anleitung im Gartenbau, 


theor. u. prakt., find, minderbefäh, Jünglinge bess. Fam. bei körperl. u. geistig 
Pflege. Prospekt. JZülehs Faiiiilienlieim, Lichtenstein-Callnbero i. S, 37. 



































106. Band. Dreiundfünfzigster Jahrgang 

Oktober 1910—1911 
<ä- erscheint jeden Sonntag -fl» 


■ |r»46^ 

DeutTche Jlluftrierte Zeitung 

Copyright, 1911 , by Deutfche Verlags -Anltalt, Stuttgart 


Preis oierteljährlicl) 4 mark 

Beim Postbezug 4 mark 25 Pfg. ohne Bestellgeld 

ln Österreich*Ungarn Kr. 4.$0 


Der Rampf her meinen 
unb ber roten SHofe 

9toman 

oon 

©eorg 

(g-ortfetsung) 

aula ftanb 3 mifd)en ihren ©Itern. Seit* 
fam aber bemährte fid) bie inftinttioe 
SDtenfchentenntnis ber Sechsjährigen bet betn 
fd)mierigften SDütgtieb ber gamüie, bet ©roh 5 
mutter Klementine. §ier fat) fie b entlief) etmas 
©rhabenes unb Rinblid)es zugleich. SDtit biefer 
Sed) 3 igjährigen tonnte fie fpielen unb bie 
herrtidfften Dinge oon ihr erfahren. Sie lernte 
bei ü)r unb bemühte fie 3 ugleid). Die ©roh 5 
mama mar ihr oon |e ein hartes, empfinbtid)es 
©ut. SIII 3 U raut), bas beobachtete Sßaula, 
ging bie 2Belt mit if)r um, aud) ihre Rinber, 
benn bie maren ja ihre SCBett. Dah bie ©roh* 
ntama burd) ihre rafttofe 3 uöenblid)feit, bie 
immer nod) Unheil ftiftete, ihr eigenes 33 erhäng* 
nis mar, bas begriff Sßaula natürlich nid)t. 
Sie fat) aud) immer mieber ihr rafdfes 3m 
fammenflappen nach ben h^ftigften Sluf* 
fchmüngen, unb es gefd)af) oft, bah bie arme, 
überreizte grau fid) bei ber ©nielin ausmeinte. 
Sie hatte halb nichts ßieberes als bas finge, 
fanfte Rinb. 

3n bem Sommer, ber auf 3 mei griebens* 
jahre folgte, fam Rarlmann auf eine unglüd* 
ließe 3 ^ ee: er arrangierte eine gemeinfame 
gamilienerhotung im ©ebirge. 3um eigenen 
Kleeblatt foltte fid) Riementine gefellen, unb 
Scania mürbe in ©armifd) fogar bie oierte 
©eneration: ihre Urgroßmutter, grau oon 
©rumbach=Delorme, fam trotz ihrer breiunb* 
a<f)t 3 ig 3 at)re aus griebrid)sburg angereift 
unb bezog bie Sparterre 3 immer ber gemieteten 
33iIIa. 3*t ben erften unb 3 meiten Stod teilten 
fich bie anbem. 3 >ebe Partei braute aud) ihr 
Dienftmäbchen mit. So mürbe es nid)t bas fülle 
Strbeitsneft, mie Rarlmann es fid) ausgemalt 
hatte, fonbern ein t)ö<h[t belebtes Emilien? 
gebäube. Die ©rohmutter 3 eigte fid) gan 3 
anbers, als er fie in griebricf)sburg gefannt 
hatte. Riementine hätte ihm oerfdjmiegen, 
bah bas hohe Filter ihr inzmifdjen SBunberlid)* 
feiten gebracht, bie für £jausgenoffen fdjmer 
erträglich maren. Rarlmann fühlte fich hälb 
angeefelt, hälb oerletzt, menn bie alte Dame 
oergah, fid) 3 U frifieren, unb mie grau §olte, 
mit Ropftud) unb feltfamen, eisgrauen 3öpf s 
d)en bei ber SDtittagstafet erfdjien. Sind) 
erfdjredte fie alle bureß ein plötzliches brüllen* 
bes duften, hmter bem fie immer etmas zu 

1911 (23b. 106) 


murmeln unb zu lachen hätte. Unüberlegt er* 
Härte Rarlmann eines Kages feiner SDtutter, 
bah bie Stnmefentjeit ber alten grau bei Difd) 
unmöglich fei; unb bah er feinen 23iffen mehr 
hinunterbringen fönne. Das gab natürlich ben 
erften Slnlah zum Rrieg. Klementine marf 
ihrem Sohn 0ietätIofigfeit oor, morauf er er* 
miberte, bah er bas gelb räumen unb in feinem 
3 intmer allein effen merbe. hiergegen pro* 
tefüerte Zorn, unb mährenb alle nod) ftritten, 
melbete ein ungeheures ©epolter, bah bie 
©rohmutter oben ihre StBafdjfdjüffel 3 erfd)lagen 
hatte, bie britte in ad)t £agen, benn fie gab 
es nicht auf, in 2Bafd)fd)üffeIn Sihbäber zu 
nehmen. SBährenb man ißr 3 U < 5 ilfe eilte, 
gab es SBaffenftillftanb. aber nur bis zum 
SDlittageffen. Da brach ße* -Stampf oon neuem 
los unb nod) bazu in ©egenmart eines ©aftes, 
auf ben fid) £oni unb Rarlmann innig gefreut 
hatten. Diefer ©aft mar ©oa SRotlfinf. Sie 
hatte längft oerfprodfen, aus Slmmerfelb her- 
überzufommen, aber fie trennte fich fdjmer 
oon ihrem 3 ot)ännes, ber felbftlos genug mar, 
ihr täglid) ben Ausflug an 3 uraten. ©nblid) 
mar es ißm gelungen, fie zu Überreben, unb 
tags barauf erfdhien bie fd)öne, bleiche ©oa. 
2Bie freuten fid) Rarlmann unb Zoni mit 
ihr! Sie fahen ihr immer mieber in bie 
bunflen, etmas fernsten klugen, unb Zoni 
fühte mit tröftenber 3 ärtlichfeit ihren fd>mellen* 
ben Wiunb, ber an eine mit SJtehltau bebedte 
5 rud)t erinnerte. Rarlmann beging feboch in 
feiner 2 Bieberfehensfreube einen neuen S^hlor. 
©r beftellte zu ©oas ©hren im erften £oteI 
oon ©armifd) bas ^Rittageffen, lieh os in bie 
25illa hmüberfdjaffen, unb feine Süiutter fahte 
bies fofort als ein SRihtrauensootum gegen 
bie Rödhin auf. Sie behauptete, jetzt enb* 
gültig zu miffen, bah ihr ©ffen nid)t fd)mede, 
unb machte bei jebem ©erid)t eine malitiöfe 
©emerfung über bie foftfpielige ^aushal* 
tung: brei Dienftboten unb bas ©ffen aus 
bem §otel. Rarlmann ergrimmte, bod) Sortis 
$anb beruhigte ihn unter bem Sifd). ©r 
genierte fich unfäglich oor ©oa, obmohl ihm 
biefe burch aufmuntembe 23Iide zu oerftehen 
gab, bah es ihr oiel zu lieb fei, bort zu fein, 
als bah fie auf bie 2Bunb erlief eiten ber SIRutter 
achtete. 2 lm peinlichften aber mar es, baß 
f^rau oon ©rumbad) noch immer nicht bei 
Sifd) mar. ©ntmeber fühlte fie fich beleibigt, 
ober menn fie fam — in meidjem Aufzug 
mo<hte fie fommen? 5Ratürlid) erfdhien fie 
erft bei ber ©ans — unb fonberbar — in 
graufeibener Staatsrobe h<mte, fein frifiert, 
mit Spitzentuch unb foftbarem Familien* 
fdjntud. Rarlmann atmete auf. ©r fat), bah 
©oa fidh fehr für bie greife Urahne intereffierte, 
unb fprach oon je|t an fo fleißig bem IRübes* 
heimer zu, bah er nicht ernft bleiben fonnte, 


als bas ©efpräch ber Damen eine Rette oon 
SOühoerftänbniffen mürbe. ©oa hätte nocl) 
nidht begriffen, bah es in grau oon ©rumbaä)s 
Ropf nicht mehr ganz richtig mar. Sie oer* 
mechfelte bie ©enerationen, unb bas mar fehr 
oermirrenb. 2Benn fie 00 m ,Rinb‘ fprad), 
glaubte ©oa, bah Marita gemeint mar, unb 
als fie ihrerfeits nad) ben puppen bes Kinbes 
fragte, erflärte bie Sitte entrüftet, Rarlmann 
habe niemals mit puppen gefpielt. Sonis 
Stusfehen mürbe befprochen, unb grau oon 
©rumbach meinte, bie ©ebirgsluft tue ihr 
fehr gut, fie t)äbe einige Runzeln meniger. 
©oa ftaunte — aber natürlich mar Riementine 
gemeint. Slls Rarlmann mit rotem Ropf 
tjerausplatjte, marf Soni ihm marnenbe 23lide 
ZU. Die Romif biefer 33ermed)flungen hatte 
für fie einen tragifdfen Unterton. Diefem 
alten, oerlöfchenben ©eift mar alles, mas er 
Zur 2Belt gebracht hätte, ein Spiel gemorben. 
Soni fonnte über menfdjliche ©ebredfen nid)t 
lachen. Sluch ©oa bezmang fich, obmohl es 
ihr luftig im ©efidft 3 udte. $löhli<h) tranf 
grau oon ©rumbad) ihr mit bem 9Ü)einmein* 
römer 3U. „Profit, liebfte 5Reubrinf!" rief fie 
mit ihrer oollen, tiefen Stimme. Sie nannte 
©oa nidht mehr anbers, unb biefe lieh bie 33er* 
medhflung mit einer griebrid)sburger SRegie* 
rungsrätin gern über fid) ergehen. „Sie ge* 
fallen mir!“ fuhr bie Sllte fort, inbem aus 
ihren fd)einbar erlofdhenen Stuglein ein giftiger 
Seitenblid auf Rarlmann fiel. „Sie unb 
3 h* ®iänn — 3 h* feib tüdhtig!“ 

,,3d) banfe eh*erbietigft für bas Rom* 
pliment, grau $ofrätin,“.ermiberte ©oa heiter, 
„aber id) glaube, mir alle hier häben es, fofern 
mir tüdjtig finb, oon 3 h*ten gelernt!“ 

„$Ra, idh meih nit," brummte bie Sitte, 
ein brittes ©las tRübesheimer ausfd)Iürfenb. 
,, 3 d) halt midh lieber an bie £atfadjen als an 
bie groben SBorte. 3h* -SRann hät immer 
2 atfachen geliefert, nit mahr, bas meih bie 
SBett, unb Sie, Sie finb feine ©enoffin. 
Slntonie hät ja Slßnlichfeit mit 3 h 1 *en, aber ..." 

grau oon ©rumbach liebte es, Zoni ben 
oollen Stamen zu geben. Das Slber, mit bem 
fie ihren Sah fd)Ioh, mirfte oerftimmenb unb 
oerftummenb. 9[Ran muhte, auf men es zielte, 
unb ber arme Rarlmann mar eben fo freubig 
babei, ben Seft 3 U entforfen. 

3 n feltfam heftiger SBeife, als ob fie ihrer 
rechten $anb nicht mehr ganz mächtig märe, 
trommelte bie ©rohmutter bamit auf ben 
2ifd), inbem fie fortfuhr: „Stach meiner SJlei* 
nung ift ein SDtann hält nur ein StRann, menn 
er mas geleiftet hät. Dann tann 'ne grau 
ZU ihm aufbliden. Die grau foll deinen 23eruf 
laben, fonbern ber SDtann." 

„©rohmutter, nimm ©is," bemertte Rle* 
mentine, einen 3 uftimmenben Seitenblid auf 


157 














1190 


Über £anb unb Süleer 


1911. Rr. 46 


Doni roerfenb. Sic t)attc gegen ben ©rbbeer« 
eistegel foeben ben elften Streif geführt 
unb ab felbft fehr eifrig. 

„9®enn id) roeib, was ’n. ©tarnt für ©er« 
bienfte bat, bann bin ich für ihn 3 U haben — 
fonft nit. " $rau »an ©rumbadj fagte es hart, 
roie eine (5 ericf)ts entf d) eiburtg. 

,,X>odE) roie ficE) ©erbienft unb ©Iüd oer« 
letten — h™ — bas fällt ben Doren niemals 
ein," murmelte Karlmann. 

„9luf tuen gebt bas, bitte?" fragte bie 
9Ilte fharf unb plöblid) gar nicht fhtoerhörig. 

„SBeinberge mub ber liebe Herrgott be= 
gieren, fonft bleiben bie ütRainger ©elbfäd' 
leer," fügte Karlmann tübner hinsu. 

„Obo! Der liebe Herrgott, mein 3nnge, 
ber fegnet alleroeil nur bie Düd)tigen!" 

„Ra, manchmal fiebt er auch nicht hin. ©r 
mub bocb feinen Segen unb liegen irgenbroo 
Iosro erben." 

. „Das halt ich für £äfterung, Karlmann! 
3a, für ßäfterung!" Sie fuchtelte mit ihrem 
Gislöffel. 

„9Iber, ©robmutter!" rief Klementine. 
,,©fht, Karlmann!" 

„Karlmann, fei ftill," flüfterte Doni. 

„Die ©rumbacbs haben immer ihren ©tarnt 
geftanben," lieb ficb bie 91Ite unbeirrt oer« 
nehmen. 

„Die Romingers auch,“ erroiberte Karl« 
mann. „3h bin nämlich ein Rominger!" 

„So 3 eig's — fo beroeif' es!" 

„Das hob ich fhon getan oor Leuten, bie 
roas baoon oerftehen, liebe ©robmutter." 

„So?!" 

„91ber getoib, 3rau §ofrätin!" ooarf ©oa 
rafcf) ein. „9Reüt 9Jtamt tarnt es 3hnen fh*ift s 
lidi) geben, roenn Sie ben 9Bunfh haben." 

„Ra, ich hab noch nix baoon gefehen!" 

„Schabe, fchabe," brummte Karlmann, ©is 
löffelnb. „3h roerbe bir hintereinanber ben 
SBibugaft, meine gefammelten 9luffäbe unb 
ben Kampf ber roeiben unb ber roten 5Hofe 
oorlefen." 911le lachten. 

„Rit nötig, mein Sieber! 3$ f<h)taf noch 
recht gut!" 

„3rau £ofrätin finb nicht fehr höflidR“ 

jßieber lachten alle, unb bas lentte be« 
freienb ab. Doch ber ©xplofioftoff bes litt« 
ausgefprochenen blieb, ©r lag roie eine ©e« 
roitterroolle über ber Dafelrunbe. SBährenb 
bie 9llte nach h*e* ftarten ©motion roieber 
in Stumpfheit oerfiel unb fiel) bem Deffert 
guroanbte, geriet Klementine in fteigenbe lln« 
ruhe. Doni betrachtete fie forgenooll, buch 
tonnte fie es nicht hebern, bab bie ©tutter 
halb unberoubt he*ousplabte: „ 3 a, man hat 
fchon fein Kreu 3 mit eud)23uben!" 

3ebt fuhr Karlmann mit 3ornesröte auf: 
„9ßen meinft bu, ÜRutter? ©aula ift bod) 
noch fehr flein unb ein SRäbel!" 

„Rein, nein, bie Konfufion oon alten 
Seuten mach ih nit! 3$ mein fhon bich, 
Karlmann! Dich unb ben ©hilipp!" 

„9Jterttoürbig, roie lange man hoch in ber 
Schule fibt," roanbte fich Karlmann 3 U ©oa. 

„3a, bu bift oiel 3 U zeitig aus ber Schule 
gelaufen." 

„Kinber, ift bas eine angenehme Difh« 
Unterhaltung!" rief Doni, ihre erlebten SBangen 
mit ber Seroiette fächelnb. „Unb fo amüfant 
für unfern ©aft!" 

„Oh, bitte, man braucht bas gar nicht 
perfönlicf) —" 

„Sehr richtig, ©oa! Rieht perfönlih! 
9Iber bas hält in biefer Dafelrunbe unenblich 
fchroer," jagte Karlmann, tief atmenb. „3<h 
bin and) bringenb bafür: bleiben roir mtperfön« 
lieh- ©efpredjen roir mal bie fragen gan 3 
obfeftio, liebe 9Jtutter." 

„9lber nit jebt — nachher, beim Kaffee," 
lachte Doni ge 3 toungen. 

„Rein, jebt!" 

„Dann geh bu in ben ©arten, ©all fpielen, 
gaukle — gelt, mein ©olbtinb ? ©eh! ioier 
ift's bir bod) gu Iangroeilig!" ©aula lief fofort 
hinaus, ins fonnige Ureie. 


„Die fpibt f<hon bie Ohren!" rief Kiemen« 
tine. „Der ift's nie Iangroeilig, roenn bie 
©rohen fdjroäben!" 

„ 3 a, roarum fdjroäben aber bie ,©roben‘?" 
erroiberte Karlmann. „SBarum fiben fie immer 
auf ihrem 9lltersthron unb forbem unb be« 
fretieren unb hoben es felber nicht beffer 
gemacht? 3h* hobt ein Kreu 3 mit ben ©üben? 
3 h*? 3 a, roenn bie ©üben nun mal jagen 
täten, roir hoben ein noch gröberes Kreu 3 mit 
euch? 3ah* nicht auf, SRutter. Rein unperfön« 
lieh jag ich bas, benn he*ousgeforbert bin ich 
roorben. 3 d) bin immerhin fiebenunb 3 toan 3 ig 
3 ahre alt unb fibe hier an meinem Difh unb 
roerbe tatedjifiert oor meiner 3 *ou unb oor 
meiner 3*eunbin. Der Philipp —“ 

„9Um? 2 Bas ift mit bem ^jßhütpp?“ fragte 
Klementine atemlos. 

„Der ift holt gefcheiter als i^. Der lebt 
in Dresben." 

„Oh, roenn id) bich ftöre —!" 

„Kinber, Kinber!" rief Doni. „3<h louf 
auch gleid) in ben ©arten 'naus!" 

„9tein, nein, bleib h^r, Doni, roir roollen 
uns mal tlar roerben. Uber uns felber." 
Karlmann rourbe hart urtb erregt, ©in inneres 
Seiben tarn aus ihm heraus. „ 3 <h für meine 
^Serfon tenne nichts höheres. Unbarmher 3 ig 
tlar roill ich mir roerben. 3 <h höbe fieben 3 oh*e 
roie ein Kuli gearbeitet — roie ein Kuli. Sag, 
Doni — bin id) faul geroefen? 9ta alfo. Die 
©robmutter fd)läft — für Rechtfertigungen 
intereffiert fie fid) nicht. Dab ich *to<h nid)ts 
3 uftanbe gebracht habe — fo roie ihr es meint — 
tlingenbe S 0 tün 3 e — nun — rooran liegt bas?" 

„9tn mir!" rief Klementine mit imkern 
£ad)en. 

„9ta, 9Jtutter, roenn roir ehrlich ins ©eridjt 
gehn —" 

„Karlmann, id) bitt' bich — 

„9tuhig, Doni! 3^ *^be ich!" 

„£ab ihit hoch reben! 2 Birb nit mehr oiel 
©elegenheit ba 3 u haben!" 

„Du febt bir immer felber ben Stuhl oor 
bie Dür, Rtutter, unb behaupteft bann, bab 
ich es tue! Dies 93tanöoer fenn ich ! 
gehft bu bie SBahrheit! 91ber ich roill ja ruhig 
bleiben! 9tein, ÜJtutter! ©in Kinb, ein Sohn, 
bas ift etroas, roas roie ein Kunftroert Religion 
bes Schöpfers fein mub! Religion! 93er* 
ftehft bu bas, roie ich es oerftehe?!" 

„Schrei nit fo — bu haft oiel 3Uüiel 9Bein 
getrunten!" 

„Das mub man — tünftliches ©lut ein« 
führen, roenn man tein echtes mitbetommen 
hat!" 

„ 2 Bas fagft bu ba?" 

„©in 3 *oitter bin ich — ©ott fei's getlagt. 
3 h* hobt mid) m §albbilbung feftrennen laffen, 
bu unb ber ©ater! Oh, es ift fdjredlid), holb 
aus §ol 3 unb holb aus ©belmetall 3 U fein! 
Ober einen 2Burm in ber SBursel 3 U tragen, 
einen nieberträstigen, gemeinen, fd)Iei<henben 
SBurm, ber es gerabe noch ^uläbt, bab bie 
3 *oeige bes ©aumes grob roerben, fdjattig 
unb herrlid), bab ein ©Iütenbad) entfteht, eine 
3 *ühlingstird)e — aber leine 3 *üd)te, teilte 
3 rüd)te!" 

„ 3 atf^e ©r 3 iehung," brummte bie ©rob¬ 
mutter aus ihrem |jalbf<hlaf. 

„3a! $ab Dant für bein Urteil, Rite!" 
fd)*ie Karlmann unb ftieb fein ©las fo ^eftig 
an bas ber ©robmutter, bab b'etbe 3 erbra<hen. 
„ 3 alfd)e ©r 3 iehüng! £eben hinausjagen! 
9Jüt falfchen ©orausfebungen! Oh, tönnte man 
nod) einmal anfangen! Roch einmal gutmarchen 
all bie blöbfimtige $irnIofigteit mit bem, roas 
einen bas Deben gelehrt hot! 3 m 3 erier! 
3 m roahren ^euer 1 Rber fo entfteht ein 9Bibu« 
gaft, ben Schiller angefangen unb ein Stümper 
burchgeführt hot! So molt man ©über in 
tnienber Demut oor allem ©robett, unb 
Rrnolb Ringer ficht fie an roie äßibblätter 
im ©afe!" 

Klementine prebte bas ©eficht in bie |jänbe. 
911s Karlmann mit pdenben Kippen unb ge« 
fträubten paaren feine Selbftoernid)tungsrebe 


geenbet hotte, fuhr fie fd)Iuch3enb auf: „Ra, 
ift er benn nit oerrüdt? 2Bas jagt ihr? 2Bas 
jagen Sie, ©oa? 9 ©er fo etooas über fi<h 
felbft jagt, 3ur 3*ou, 3ur eigenen SRutter: ift 
ber nit oerrüdt?!" *4 

„ 3 um Donnerroetter!!!" ©in S<h*ecfens« 
fdhrei brach los — Karlmann hotte mit beiben 
häuften auf ben Difd) gefchlagen, bab bie 
§lafd)en umfielen, bie ©läfer 3erbrad)en unb 
bas rote, 3erlaufene ©is über bas Difchtuch 
rann, ©r roar aufgefprungen. Doni hielt 
ihn am Rodfd)ob feft. 91 ber er fcf)üttelte fie 
ab unb flüfterte mit erftidter Stimme: „ 3 h* 
follt mich md)t oerrüdt madjen! ©ntfchulbigt, 
bab bie fffaffung uerloren habe. Rlahlseit." 
©r ging mit hallenben Schritten hmous. 

Die 3 u *üdgebliebenen fchroiegen. ©oa 
nahm Donis §anb, ba biefe 3U roeinen anfing. 
„ 91 ber," flüfterte fie — „id) tenn' bas ja — 
bas finb Reroen —" 

,,©r hot es fo furchtbar fchroer!" jammerte 
Xoni Ieife. 

„ 3 ohannes jagt, er mub es fchroer haben." 

„Rber fo — aber fo!..." 

Klementine, bie alles angerichtet hatte, fah 
finfter oor fid) hin. Dann bemertte ©oa plöb= 
lieh lächelnb, bab fie anfing, mit grober Sorg« 
falt ©irnen 3U fdiälen. ©oa fchüttelte ben Kopf. 

„So get)t ; s bei uns 3U," begann jebt Kle« 
mentine. „Sie roünfchen fich roohl tn 3 h* 
9 lmmerfelb 3urüd? 3 d) glaub ; s, ©oa. Drinten 
Sie Kaffee? 3 n empfehlen. Dirett aus 
©remen. Du, Doni, ruf ben Karlmann 3um 
Kaffee... ober meinft, bab es feinem §er3en 
nit gut tut? 9 Jlein ©ott, nun finb roieber 
brei oon ben teuren ©läfem 311m Deufel. 
3 d) glaub, roir müffen bas gan3e Seroice in 
©armifch laffen." — 

©oa lehrte nach 9 tmmerfelb 3urüd. Das 
Rüttageffen, an bem fie teilgenommen hotte, 
roar bie Krifis ber gemeinfamen Familien« 
erholung geroorben. SRan trennte fi<h in ber 
nächften © 3 o<he. 3^^* hotte bas ©ebürf« 

nis, fich allein oon ben anbern 3U erholen. 
Die ©robmutter reifte 3uerft. Dann folgte 
Klementine, Sie roar roieber einmal ooll« 
ftänbig beleibigt. 9 ©ieber einmal rourbe 
Philipp ih* befter Sohn — fie reifte nicht nach 
©tünchen, fonbem nah Dresben, um bort 
Droft unb ©erftänbnis 3U finben. 911 s fie 
ihren ©ntfdjlub, ber eigentlich olle aufatmen 
lieb, mitteilte, gefhoh bas Seltfame, bab 
^ßaula fhluh3enb baoonlief. Doni ging ihr 
nah 00b fanb fie im ©arten, in einer ©eib= 
btattlaube oerftedt. 3*omer noh 3udte ber 
Heine Körper, unb enblid) tonnte Doni bie oer« 
3roeifeIten äßorte h^*aushören: „Sie tommt 
niht — roieber! Die ©robmama tommt nicht 
— roieber! . .." 

„ 91 ber ^aulale — roas fällt bir benn ein? 
Ratürlih tommt fie roieber. Sie bleibt nur 
ein paar 9 Bohen beim Ontel ^hlüpp in Dres« 
ben — bas ift gut für fie — roeibt — bie 3 e * e 
ftreuung unb bie 91 broehflung — aber im 
$erbft — ba ift fie roieber bei uns unbjbringt 
bir roas Schönes mit." 

„91<h, ©robmama hot ja geftern 3 U mir 
gejagt —", 

„Ra, roas benn? ^eul bod) nit fo! 9 Bas 
hat fie 3U bir gejagt?" 

„Sie geht! Sie roill fort! Denn hier —" 

„<5ier — ?" 

„§ier hot fie niemanb lieb!" 

„©laubft bu bas etroa?! ‘paula!" 

©aula fhüttelte ben Kopf, antwortete 
aber niht unb ging in ben ©arten hinaus. 
Doni blieb gan3 erfhroden in ber Kaube fiben. 
Sie mubte jebt hoppelt oorfihtig fein. Dab 
nur bas ©ift ber Romingerleibenfhaft, biefer 
falfchen, fhnell oerraufhenben, nid)t auh in 
©aulas Seelchen tarn. Das grobe Kinb Kle« 
mentine hotte roieber ohne ©ebenten bas 
©efährlihfte bem tleinen Kinbe gefogt. Rie« 
manb hotte fie lieb! — Doni nahm fih 
3omig oor, auf bie 3*eunbfhoft ber Sechs« 
jährigen unb ber Sed)3igiäh*igen fharfer 
ad)t3ugeben. 



1911. 9tr. 46 


Über fianb unb Ofteer 


1191 



v 

gran 3 Otto 23raumüller mar in Berlin 
feinen Weg tüchtig oormärts gekritten. Aus 
ber £ol 3 mo!le toar er längft heraus unb nahm 
als £eiter ber oereinigten £inoleuntfabrifen 
eine mistige Stellung in ber ©rohinbuftrie 
ein. Was griebrid)sburg ihm nicht gebracht 
hatte, tourbe ihm in griebrichsberg suteil — 
er mar ftommersienrat gemorben, er galt 
jetjt allgemein als ein reicher Wann. 23on 
Domherein opferte er biefem Nimbus freilid) 
mehr, als in Wahrheit bahinterftedte. Das 
gefährliche Wettrennen 3 um ,©ipfel‘ ber ©e* 
fellfchaft, auf bas fiel) ber fonft fo nüchterne 
Wann einlieh, mürbe 3 um größten Seit burd) 
feine 23ermanbtfchaft mit ben Aomingers oer* 
fchulbet. Warions Anfprüd)e an ein monbänes 
£eben, burd) bie fie fiel) über bie £)be bes 
ehelichen fjmmegtäufd)te, bie oielen neuen 
Se 3 iehungen, in benen fid) feine eigene ©itel* 
teit fpiegelte, liehen ©raumüller nicht 3 ur 
Auhe tommen. gran 3 Otto muhte im Snner* 
ften: er mar ein plumper, unfeheinbarer ©e* 
fchäftsmann — mit groben Damen, ©eheim* 
raten unb berühmten Zünftlern 3 U oerfehren, 
mar ihm uid)t an ber Wiege gefungen. Zieles, 
mas er mit harten £jänben fefthielt, hatte fid) 
mie ein Schmetterling 3 U ihm oerirrt, ©r 
liebte an feiner grau allmählich mehr bte 
frembartige, berüdenbe Atmofphäre als fie 
felbft, bas feine Wenfchenfinb, bas ihm in 
23aben=23aben ©ehör gefdjenft hatte. Aaufd) 
unb Draum maren längft bal)in — ein praf* 
tifches Aebeneinanb erleben trat an ihre Stelle, 
bas ftillfchmeigenbe Hbereinfommen, fid) nichts 
mehrüor 3 umad)en. Der 
glud) einer ,mobernen 
©he‘ legte fid) unauf* 
haltfam auf gran 3 Otto 
23raumüller.3ebesbür* 
gerliche 3 u lammenle* 
ben glitt ihm, ber es 
einft über alles geftellt 
hatte, aus ben $änben. 

Die prüfenben klugen 
anbrer, bie auf feiner 
grau ruhten, mürben 
ihm mehr als bie eige* 
neu klugen. ©rfd)müdte 
Warion nicht für fid), 
fonbern für bas Urteil 
ber Welt, geben Wunfd) 
erfüllte er ihr, nur um 
immer mehr als ber 
reiche 23raumüller 3 U 
gelten. Dod) mochte er 
tun, mas er mollte — 

Warion langmeilte fid). 
gran 3 Otto mar ©e* 
fchäftsmann — ftumpf 
unb fd)mer blieben feine 
Dage oon ^3flid)ten aus* 
gefüllt, ©r 3 eigte fid) 
ratlos oor ben rafdjen 
unb fpöttifd)enAnfprü* 
d)en feiner überlegenen 
grau. Unb nod) etmas, 
etmas oiel Schlimme* 
res brüdte ihn nieber. 

Diefe grau hatte einft 
einen guten, ehrlichen 
Willen 3 U ihm gehabt. 

Sie hatte fid) ihre 23er* 

Iiebtheit fuggeriert — 
auf menige Wonate 
freilich mir — bann 
mar fie in©nttäufd)ung 
unb Unruhe 3 urüdge* 
fallen, ©raber erfd)raf, 
als er bas Wunber ihrer 
fdjönen s $erfon in fei* 
nem 23efih fah- ©tmas 
mie Aed)tlofigteit bäm* 
nterte in ihm auf, unb 
eines Aad)ts hatte er 
böfe, halb traumhafte 
Worte aus ihrem Wunb 


Sei jebem gour erfd)ien ber hagere, elegante 
Wann mit bem grauen 5lnebelbart unb ben 
fdjarfen 2lugen. Weiftens fd)mieg er unb hörte 
3 U, ein Ieifes, mofantes £äd)eln in ben ge* 
furchten 3ügen. Starr ruhte fein 23Iid babei 
auf ber 3 ierlid)en, bemeglichert Hausfrau, bie 
immer nur mit Wännern fprad), mie ein ängft* 
lieber Sogei oon einem 3 um anbem flatternb. 
Sie lachte, fie fdjer 3 te mit allen, aber ihr 
£er 3 mar ooll Obe unb Un 3 ufriebenheit. 
©raf 5üld)berg mar ein grauenfenner. ©r 
muhte genau: 3 U ihm tarn fie nod) nicht auf 
ihrer ©lüdsfud)e, bie arme Wariort — erft 
mar ein Ummeg nötig. Dem fatten gabri* 
tanten ba, ber fid) ben ^3arabiesoogel an* 
geeignet, entflog fie 3 U einem Wenfdjen, ber 
nichts als fung mar, jung unb oerliebt. 23on 
folgern Abenteurer, ber natürlich meiter 3 og 
unb in feiner ©efaf)r erlag, muhte fie erft 
oerlaffen merben, um mübe unb fchulbbetaben 
bei ihm, bem mähren, bem biplomatifchen 
greunbe, unter 3 ufried)en. ©raf 5tild)berg 
martete. Aber bie Sorftation, bie feine brutale 
Sfepfis guthieh, mar fchon ba. ©r überfah 
ihn nod), ben jungen, auffallenb hübfd)en 
Aheinlänber, ben Sohn oon gran 3 Ottos 
beftem ©efdjäftsfreunbe: §ans oon §epben 
mar mit ©mpfehlungsbriefen feines Saters 
nach 23erlin gefommen. Warion erfannte bie 
Senbung biefes Jünglings mit bem erften 
Süd. Der fd)lanfe 3 man 3 iger mit feinem 
braunen £>aarfd)opf unb ben aggreffioen, etmas 
aufgeriffenen Augen mar einer oon ben naioen 
graueneroberem, bie immer mieber in £uft 
unb £eib erfahren miiffen, mas bie Aatur 
aus ihnen gemacht hat. 
Sie fiegen, mohin fie 
fommen, unb haben es 
gar nicht gemotlt. ge 
mehr ihnen aber bie 
mpftifche ©efährlid)feit 
ihrer *perfon bemüht 
mirb, befto raffinierter 
lernen fie ihre Wittel 
gebraud)en unb bühen 
allmählid) für feinere 
Augen ihren Aei 3 ein. 
So ftanb es um £>ans 
oon §epben. Warion 
mar bie erfte grau 
nid)t, bie ihm erlag, 
unb nur reife grauen 
gerieten in feine Aehe. 
grau 51ontmer3ienrat 
SraumüIIer mar oier* 
3 ehn gahre älter als 
ber hüöfd)e Solontär 
bes ©atten. Siel lernte 
§err oon £jet)ben in 
ben Sereinigten £i* 
noleumfabrifen nicht. 
Aach griebrichsberg 
hinaus mar es ihm 3 U 
meit, aud) menn er 
bas fommer 3 ienrätlid)e 
Automobil benutze, ©r 
machte fich lieber in ber 
Srioatmohnung feines 
©önners am 5lur* 
fiirftenbamm nü^Iicf). 
©in ftänbiger Abjutant 
ber Hausfrau, beglei* 
tete er fie auf ihren 
©infaufsfahrten in bie 
Stabt unb bilbete fid) 
3 u einem geftarran* 
geur aus, um ben 
man Sraumüllers be* 
neibete. £>ans mar 
mirflid) jung, ooll quel* 
lenber griffe, fein rt)ei* 
nifcher §umor nahm 
ben ©riesgrämigften 
gefangen. 

(gortfefcung folgt) 


Sh loh Werenmag. Aach einer 3 e ^ nun 9 ü °n ßeopolb Soh 


oernommen: er mar ihr oeräd)tlid). Wie eine 
geflohene Schnede 30 g fich ber primitioe Wann 
in fid) felbft 3 urüd. ghre ©he erlahmte. Schleier 
fielen 3 mifd)en ihre Seelen, unaufhaltfam, fie 
allmählich gan 3 oor einanber oerhüllenb. Hm jo 
lauter aber fetjte bie ganfare bes £ebens ein 
unb rih fie hmmts in Oberflächlichkeit unb 
©enuhfudjt. Doch mährenb Warion noch mie 
ein irrenbes 5Ünb nur fah unb hörte, nur nippte, 
griff ber £jerr Rommer 3 ienrat nach reeller ©nt* 
fd)äbigung. Alles biente feinem ©elbe, alles 
flog ihm 3 U — meshalb follte er fid) ba nod) 
oor bem Urteil ber Aomingertod)ter fdjeuen? 
©r arbeitete für fie unb brauchte feinen £ot)n 
bafür. Die grau, bie ihm nicht gehören mollte, 
mochte ber Welt gehören, ©r ftieg in bie 
heimlichen ©rünbe ber ©rofjftabt hmdb, er 
lieh fid) fein eigenes £eben enblid) etmas 
foften. Wer fah es? Wer oerriet es? Unter 
ben Wännern feines Greifes herrfhte ftill* 
fhmeigenbe ©inigteit in biefen Dingen. Unter 
ben grauen aud), fabulierte Sraumi'tller. 
Seine grau felbftoerftänblid) ausgenommen. 
Unb fo blieb es, bis §ans oon §et)ben auf ber 
Silbfläche erfd)ien, bas golbene Räuschen aus 
51öln am Ah ein. Sis bahin mürbe Warion 
3 ur ©hebreherin mohl oorbereitet. Sie erfuhr 
oon bem ©eheimleben ihres ©emahls, fie mar 
beleibigt mie eine Aeuoermählte, aufgeriffen 
im Snnerften unb oon Aad)e erfüllt. 

©raf 5üld)berg blieb beharrlich in ihrer 
Aähe. ©r aber mürbe nid)t ber §ahn im 5lorbe. 
©r mar 3 U alt, bie Spionage feines gelb 3 uges 
gegen bie 33raumüllerfd)e ©he offenfidjtlich- 
©r fah in grau Warions Salon unb martete. 






(Eine 3 ahme £ömin 


3 m Atelier bes Zünftlers 


^^ie uralte Stabt Äöln am 9?I)ein, einft ber Sit} 
^J großer Kunft unb ^oI)en 5tunftfinnes, tjat 
aud) in neuefter 3eit bem Baterlanbe Ijeroor- 
ragenb begabte itünftler gefdjentt; bie alte, reiche 
Colonia hat fid) aber nicht immer um biefe if>r 
3 ur ©hre gereid)enben Söhne fo bemüht, mie man 
es münfctjen füllte. 

O quae mutatio rerum! 

Der mit ihr rioalifierenben, in ben lebten 
3 ol)r 3 ef)nten in fctjier unerhörter SBeife fid) aus« 
bebnenben ftünftlerftabt Düffelborf mar es oor« 
behalten, fid^ biefer jungen Kölner Dalente an« 
3 unehmen unb fie 3 U förbern. 

3 u biefen neueren heroorragenben jungen 
Zünftlern gehört ber Dierbilbl)auer 3 ofeph fallen« 
berg. Dierbilbhauer non feiner Qualität gab's 
nur menige, foId)e oon einem fo gebiegenen unb 
grünblichen, umfaffenben Stubium ber 3ooIogie 
im allgemeinen unb ber Anatomie teinen, ber 
ihm gleidjt. 

(Er mürbe am 26. 3tuguft 1882 geboren. Bon 
frühefter 3 ugenb an liebte er Diere Ieibenfd)aftlid), 
ber burd) Bobinus berühmt gemorbene Kölner 
3 ooIogifd)e ©arten fd)ien ihm ein ^arabies; fo 
oft er nur tonnte, befugte er ihn, unb fd)on als 
5tnabe begann er bie geliebten Diere 3 unäd)ft in 
2 Bad)s 3 U formen. 

3lls es ihm gelang, im 3öbre 1900 in bie 31 ta« 
bemie ein 3 utreten, mar er fd)on ein gefdhidter 
Bilbt)auer. 9tur fur 3 e 3eit hielt man il)n in ber 
oorbereitenben 3 eid)entlaffe, bann ging er in bie 
Bilbljauertlaffe über, in ber er, mie aud) nebenher 
im Kölner 3oo» beffen ber 3 eitiger Direttor, 


Dr. SBunberlid), ihm jebe mögliche görberung 3 uteil 
merben lieh, feine Stubien unb (Entmürfe meift 
eigenmillig unb felbftänbig ausführte. 

Sd)on 1902 ©erlief} er bie 3ltabemie mieber, 
meil er es nicht über fidj oermochte, fid) ber 


Autorität feiner fiefjrer 3 U beugen. „ 3 <h t>er= 
ftehe ihn nicht — er oerfteht mid) nicht, unb oon 
Dieren oerfteht er gar nichts, unb ,5tnief}‘ mag 
id) nicht, ba gehe ich lieber fort,“ äußerte er 
eines Dages, unb anbern Dags räumte er fein 
Btenagerieatelier. 

3 n bemfelben 3 <*hre 3 ierte fein erftes größtes 
2 Berf bie nationale ftunft« unb 3 nbuftrieausftellung 
in Düffelborf; eine Sauhaß rnar's, 3 ©oei riefige 
Bader unb 3 mei $inber fud)en einen grimmen 
Baffen 3 u beden. ©in fprütjenb Iebensoolles 
2Bert. (Es füllte, in Bron 3 e gegoffen, im Düffel« 
borfer Stabtpart aufgeftellt merben. £eiber oer« 
eitelte Büßgunft bie Bemühungen berjenigen, bie 
bas fd)öne Brojett ins £eben riefen. 

Durd) Vermittlung eines feiner mähren $reunbe 
mürbe Crofeffor Dr. £ubmig £ed, Direftor bes 
3oologifd)en ©artens in Berlin, bemogen, bem 
jungen Zünftler Untertunft unb görberung in 
bem oon ihm geleiteten 3 nftitut an 3 ubieten. 9Bie 
leicht 3 u benten, ging Callenberg bantbar unb be« 
geiftert nach Berlin unb fd)uf im £aufe eines 3ahres 
eine erftaunlich große 3 tn 3 ahl ber ausführlichften, 
Iebensmaßren Stubien oon Dieren aller 3lrten. 

©ine %t 3 at)l biefer Statuetten mürbe in ©al= 
oanoplaftit in ©eislingen hergeftellt, eine anbre 
in Bron 3 e gegoffen, unb beibe Serien fanben in 
Berlin unb £onbon oiele Liebhaber. 

3n biefer 3eit machte Battenberg bie Betamtt« 
fchaft bes Schöpfers bes berühmten Stellinger 
Dierparts, ftarl $agenbed, unb erhielt fogleid) 
oon ihm eine Beftellung auf überlebensgroße 
Diergruppen für bas Bortal bes ©artens. 


fiömengruppe 


2 Bilbfd)mein 
























1911. 9lr. 46 Über £anb urtb 9Jleer II 93 



9tomintner 9iothirfch jReitbromebar 


SCRit bem Aufträge ging er nad) Köln, 
roo er infolge ber il)tn burd) feinen alten 
©önner Dr. SBunberlid) erroirtten Orr* 
laubnis fid} auf bem ©elänbe bes 3ooIogi= 
fd)en ©artens ein Atelier baute. — §ier 
führte, er ben £agenbedfchen Auftrag aus 
fotoie aud) mehrere größere unb eine s lln= 
3af)l fleinerer eigner SBerfe, unter biefen 
ben 9tomintner überlebensgroßen 23runft= 
hirfd), ber in ber nationalen Kunftaus* 
ftellung 1907 ju Düffelborf oom 23er= 
f dj önerungsoereht angetauft unb im 3äger= 
tjofpart aufgeftellt rourbe. Die Stubien 
3u biefem §irfd) machte er in ben taifer= 
liehen 3agben £jubertusftod unb in 9io= 
minten, als er bie für eine 23rüde am 
3agbfd)loß in ©emeinfchaft mit ^ßrofeffor 
griefe mobellierten £>irfcf)e auf (teilte. 
Diefes Kölner Atelier ift für einen 
Dier= unb Kunftfreunb eine Sehens^ 
roürbigteit. Die 2Bänbe finb bebedt mit 
©eroeihen, ©efjörnen, 2ßilbbeden, Statur* 
abgüffen, Sd)äbeln großer Säugetiere, 
©ine Sd)äbelfammlung oon feltener 33oII= 
ftänbigteit füllt einen großen ©lasfcßrant. 
Der Siaurn ift angefüllt mit ©ipfen nad) 
feinen Stubien, 33ron3en unb Diertäfigen. 
Piece de resistance eine saßnte Pöroin 
„3ufte". Die Umgebung bes Ateliers 



Straußenfamilie 


toar mit 3toingern für 2Biebertäuer befeßt. 
3m 3at)re 1908 befcßloß §agenbed, in 
feinem Car! eine Sammlung oon oor= 
roeItIid)en unb ausgeftorbenen Dieren an* 
3ulegen. Diefer Clan ftüßte fid) auf bas 
SBiffen, bie befonberen ^ät)igteiten unb bie 
©nergie unfers jungen Kimftlers. — Unb 
§agenbed hatte fid) nicht oerrechnet, toas 
er plante, gelang in gan3 heroorragenber 
9Beife: Callenberg ging auf ben Clan mit 
roahrem geuereifer ein. ©r bereifte eine 
gan3e %i3ahl paläontologifdjer Sdlufeen, 
roo er bie Corftubien machte, unb fdßuf im 
Kaufe oon anberthalb Satten eine Samm* 
lung oon 3irta fünf3ig Sauriern, bie 3um 
Deil gan3 riefige Dimenfionen haben, bar* 
unter aud) einige Kampfgruppen biefer 
furd)tbar an3ufehenben SBeftien. 

3n303ifchen omr 3ofcph Callenberg 
3ahr unb Dag in Sübamerita, roo er für 
ein 30oIogifd)es 3nftitut größere Arbeiten, 
23 aulid)teiten, $elf engrupp en unb 2lrr ange* 
ments entroarf unb leitete, ©r hat hier unb 
befonbers aud) auf ber Stüdreife ©elegen° 
heit gefunben, reid)e 3oologifd)e unb pa= 
läontologifcße Stubien 3U mad)en, beren 
Ausbeute roahrfcheinlid) bem $agenbed= 
fcßen Dierpart in Stellingen noch 3ugute 
fommen toirb. £>• Sauer 






























1194 


Hb er ßanb unb 9Jleer 


1911. ftr. 46 


Döö ©eridjt. SRooellette oon ^aul Dtto gorbetger 


erf©miegen, mit feinem, filbernem ftlange, 
tidtt bie »ololouhr auf bem 5laminfims. Das 
hohe 3intmer ift erfüllt oom Duft bes ©artens. ©s 
riecht nach reifen grü©ten unb gefallenem Saub, 
unb bie milbe ^erbftfonne brängit fid) ßmifdjen 
bie gelbfeibenen ©arbüten unb bur© bie geöffnete 
Derraffentür bis meit in bas 3ünmer. ghr 
ruhiger Sdjein liegt ooll auf einer f©önen, 
f©Ianten grau, bie untätig am glügel f©t. ghre 
{©malen, meinen £änbe ruhen Ieife auf bem 
Notenpult, unb ©re klugen finb ftarr auf einen 
^untt in ber gegenüberliegenben 3 tmnterede 
gerietet. 

Draufjen oon ber Derraffe her hört man eine 
ftinberftimme fingen. Die grau am glügel 
fdjridt 3 ufammen. ©in melier 3 ug, als peinige 
fie ein tiefer ©rant, oerbüftert ihr ©efi©t, unb 
plöp© läf© fie bie §änbe auf bie Daften fallen. 
Sfteroös, in Ieibenf©aftli©en Saufen jagen bie 
ginger über bas 5Maoier, f©roffe, milbe Slltorbe 
{©affenb, als molle bie einfame Spielerin in ben 
{©mellenben, rauf©enben Dänen etmas erftiden, 
begraben, bas fie quälte. 

Sin ber Derraffentür tau©t ber 3opf eines 
Meinen 9Jläb©ens auf. Seine großen klugen 
bliden erftaunt herein. 93orfi©ttg, als für©te fie 
fi©, 3 U ftören, lorrtmt bie kleine näher. ©in 
gefunbes, munteres Ding oon fünf bis fe©s 
gahren, mit runben SBangen unb blonben Soden. 
Sie f©Iei©t bis bi©t ©nter bie grau. Dann 
bleibt fie fteljen, faft f©eu, unb bo© unruhig oon 
einer gufjfp©e auf bie anbre trippelnb. ©nbli© 
tritt fie gan 3 bi©t an bie grau heran, 3 upft fie 
am Slrmel unb neigt fi© an ©r £©r. 

„SJtami!" 

Die grau bri©t ©r Spiel jäh ab unb lehrt 
fi© unmillig um. 

„90iami," fagt bie kleine f©nell, „i© mö©te 
gern miffen — — —" 

„SBas mö©tft bu benn f©on mieber miffen? 
Du bift ein fehr unartiges 5Unb, menn bu bie 
ÜRutter immer ftörft!“ 

„SRarni, i© mö©te gern miffen, ob bie Meinen 
©ngel au© gahrräber belommen." 

„Stein bo©, mas bu nur für alberne gragen 
fiellft!" 

„Slber SRami!" f©mo!lt bas Sinb. „^3apa 
fagt bo© immer, i© märe ein Meiner ©ngel, unb 
i© foll bo© ein galjrrab belommen, menn i© 
groh bin." 

„Mnfimt, bas mirb bir $apa ni©t alles fägen." 

©in 83Iid ber grau ftreift bie Mp. Saftig 
menbet fie fi© 3 U bem Stube unb fagt, inbem fie 
es ftrei©elt, fanfter 3 U ©m: 

„SBillft bu ni©t in ben ©arten gelten, |janni, 
bort ©nten an bie S©aulel? SBillft bu ni©t 
heute mit beiner greunbin fpielen?" 

Das Sinb blidt fie freubig an. 

„ga, SJtami, barf i© benn?" 

„greili©, §anni Stimm bir au© ben großen 
Sali mit!" 

Die Siebte Matf©t fröhü© in bie §änbe. 

,,©i, SJtami, bürfen mir mirMi© fpielen?" 

,,©em©! . .. Den gan 3 en Sta©mittag!" 

Das Sinb fpringt baoon. Sin ber Derraffen* 
tür lehrt es fi© no© einmal um: 

„S3is Sapa mieberlommt, SItami?" 

Die grau hat fi© mieber bem glügel 3 uge* 
menbet unb nidt nur. 3 uftimmenb unb mie er* 
löft bur© biefes Süden. SIIs habe fie fi© oor 
bem Stange ©rer Stimme gefür©tet. 

„Slbe, SJtami!" ruft bie Siebte no© unb oer* 
{©mirtbet auf ber Derraffe. 

Die grau ergebt fi© unb blättert me©anif© 
in ben Stoten auf bem glügel. ghre §änbe 
beben Ieife. gn lur 3 en 3mif©enräumen folgen 
©re Slugen mieber unb mieber bem ©ang bes 
3eigers an ber Stololoup. Sie mirft bie Stoten 
3 ur Seite unb tritt an bie offene Dür ber Der* 
raffe, gn ©ren 3ügen liegt tiefer ©rnft. Stur 
©n unb mieber 3 udt es neroös um ©re 3 ufammen= 
gepreßten Sippen. ghre Slugen bliden ohne-3tel 
ins SBeite. 

png, ping ma©t bie Mp pitter ©r. Saftig 
lebjrt fie fi© um. ©ine tiefe Stöte fliegt über ©r 
Sinti©, ghr Sufen ©ebt unb fentt fi© fi©tbar. 
gpe gan 3 e ©eftalt beginnt 3 U beben, bie gittern* 
ben ginger nefteln unruhig am Slusf©nitt bes 
Sleibes. Sie eilt ins 5 Reben 3 immer oor ben 
Spiegel. Dann in ©r Souboir. gn fliegenber 
£aft ergreift fie bie glaf©e mit Sölnif©em SBaffer, 
f©raubt ben Serf©a© auf unb befeu©tet ©re 


brennenben S©läfen. Dann raft fie mieber 
3 urüd 3 um glügel. 

Slber fie oermag ni©t 3 © fpielen. ©rf©öpft 
oon ©rer ©rregung mirft fie fi© in einen gau* 
teuil, bem Samin gegenüber. Die Singen ftarr 
auf ben 3 ^ 9 ^ ber l©r geri©tet, fit^t fie oor* 

gebeugt — Iauf©enb.-SJiinutenlang. — 

Släffe unb Slöte jagen fi© auf ©ren SBangen 
in immer Miseren 3ooi[©enräumen. gljre Singen* 
brauen 3 iel)en fi© 3 ornig 3 ufammen. Sie fpringt 
empor unb ftampft mit bem gu^e auf. 

Da .. . f©ellt es. 

Sie atmet tief auf. —■ SIIs für©te fie um 3 u* 
finlen, taften ©re ^änbe unfi©er na© bem 
Saminfims. 

©in Ieifer S©rei löft fi© oon ©ren Sippen. 

Die lll)r ftür 3 t Mirrenb in S©erben.- 

©s f©ellt mieber — länger unb f©ärfer als 
oorI)er. 

Da rafft fie fi© empor. Sie manlt na© bem 
Sorribor, unb ©re $Ke©te berührt 3 itternb ben 
Snopf, ber bie ©artentür öffnet. Unfi©er ge© 
fie 3 urüd 3 um Samin. Sie büdt fi©. Slber 
mübe ri©tet fie fi© mieber auf unb [©iebt bie 
S©erben mit bem gufj unter ben Samin. Dann 
fällt fie matt in ben gauteuil unb ftütjt bie Stirn 
mit ber £anb. 

Slian I)ört raf©e S©ritte oom Sorribor ber. 
Dann ein Mirrenbes ©eräuf©, mie menn SOletall 
an bie SBanb f©lägt. 

' Sie fpringt auf, prefjt beibe $änbe gegen bie 
©ruft unb tritt f©nell an bie Derraffentür. ©e= 
3 mungen, glei©gültig f©aut fie na© bem ©arten 
©naus, bie Ieife bebenbe §anb auf bie DürMinle 
geftü©. 

33om Sorribor tritt ein $ufarenrittmeifter ein, 
ohne SJiübe unb Säbel, ©r ftu©, als er fie er* 
blidt, bann f©reitet er unbefangen auf fie 3 u unb 
oerbeugt fi©. 

Sie beugt ben Äopf etmas unb menbet ©m 
bas ©efi©t halb 3 U. 

„Bonjour, gnäbige grau. Sitte taufenbmal 
um S 3 er 3 e©ung megen ber Serfpätung. ©rhielt 
g© gütiges Sillett leiber etmas fpät." 

Sie rei©t ©m bie §anb, bie er lei©t an bie 
Sippen führt. 

„Du lannft mi© forglos bu 3 en, Stubi . . . 

heute — --" 

©r tritt bi©t an fie h^an. 

„$ilbe! . . . ga .. . ift benn gr©-" 

. Seine Stimme ift gebämpft. Die SBorte 
lommen gepre© oon feinen Sippen, mie erftidt 
oon einer he©en, bangen 3 uoerfi©t. 

„ 3 ur gagb," fagt fie hafttg. 

„§ilbe!-" 

Seine 3^nge bebt. Seine Singen f©immern 
unruhig, unb bo© Mang es mie ein Sormurf. 

Sie tritt gan 3 bi©t an ©n hetan, umilammert 
mit beiben ^änben feine Sie©te unb fie© ©m 
mit ©ren feuchten Süden feft in bie Slugen. 

„SBei! i© bi© enbli© einmal fpre©en mu©e, 
Slubi . . . £)ber.. . . haft bu mi© oergeffen?" 

©r ma©t eine ängftü©e, abme©enbe Se* 
megung unb fu©t ©re $änbe fanft oon feiner 
91e©ten ab 3 uftreifen. 

„Um ©ottesmillen, $ilbe! ... SBenn bie 
Dienftboten — — —" 

Sie f©üttelt ben 5lopf unmillig. 

„Sille finb fort... Sor 3 toei Stunben ift nie* 
manb 3 urüd... §anni fpielt ©nten im ©arten." 

©r atmet erlei©tert auf. Sie 'hat feine §anb 
freigegeben unb fe© fi© in einen gauteuil neben 
bent glügel. ©r mirft fi© in einen anbern ©r 
gegenüber. 

©ine S<mfe ... © r blidt erregt in ben ©arten 
hinaus. g©e 3 üge beruhigen fi© aHmä©i©, unb 
©re Slugen ruhen faft heiter, mie in beglüdenbem 
©eniefjen auf feiner ©eftalt. ©nbli© menbet er 
ben Sopf unb betra©tet fie mit unfi©eren, flim* 
mernben Süden. Slöp© fpringt er auf unb 
ge©, bas ©efi©t geneigt, mit großen S©ritten 
3 mif©en feinem Stu© unb ber Derraffentür auf 
unb ab. g©e Slide folgen Iieblofenb jeber feiner 
Semegungen. 

„Mnb trohbem, §ilbe .. . Das hei© bo© mit 
bem geuer fpielen." ... 

Sie erhebt fi© f©nell, eilt 3 ü ©m ©u unb 
hält ©m ge 3 mungen Iä©elnb ben SJiunb 3 U. 

„Du mitlft mir bo© ni©t 3 ürnen, Sieber! g© 
bat bi©, ni©t aus §a^ 3 U mir 3 U lommen." — — 
©r löft ©re $anb oon feinem SOlunbe urtb legt 
feinen SIrm fanft um ©ren Staden. 


„Du©ätteft es benno© ni©t tun fallen!" 

Das glüdli©e, frohe Seu©ten ift aus ©ren 
Slugen gef©munben. 3°^uig pre© fie bie Sippen 
3 ufammen unb menbet fi© häftig um, fo baß fein 
Slrm oon ©rer S©ulter gleitet. 

„So, üebft bü mi© alfo ni©t mehr? . . . Denn 
menn bu mi© no© üebteft, lönnteft bu ni©t fo 
fpredjen . . . ge© ... in biefer Stunbe — bie 
i© bir f©enlen moüte als ein llnterpfanb meiner 
Siebe ... als etmas, na© bem bu bi© oieüei©t 
gefehnt haüen lönnteft . . . mie i© ... SBenn 
bu mi© no© liebhätteft!" ruft Jie mit 3 itternber 
Stimme. 

©r blidt traurig auf fie nieber. Dann ergreift 
er ©ren 5topf mit beiben £änben unb lehrt ©r 
©efi©t fi© 3 U. g©e Slugen finb bon Dränen 
oerf©Ieiert. 

„Du fpri©ft mie ein 5ünb, §ilbe," fagt er ernft 
. . . „unb oerftehft mi© ni©t! . . . Seit jener 
Stunbe, in ber mir meine Siebe 3 U bir bemu© 
mürbe, in ber i© mu©e, bah bein !?jer 3 mit bem 
meinigen f©lug, gab t© bem Fimmel mein SBort, 
bein für emig 3 U bleiben . . . hoffte i©, in ben 
3Bi©längen ber SBelt bei bir auf Stunben reine 
Harmonie 3 U finben . . . mit unfernt feeüfdjen 
Serftänbnis eine fefte Srüde 3 u f©lagen über 
mein liebeleeres Dafein unb — beines . . . Di© 
jemals 3 U bef©en, baran h^e i© nie geba©t. 
Unfre $er 3 en follten fi© hoppelt geben, mas im 
äufjeren ©enuh ber Siebe uns bas S©idfal oor* 
enthielt."-— 

Sie minbet fi© aus feinen trjänben un ^ finit 
auf bas Sofa. SBUb auff©Iu© 3 enb gräbt fi© ©r 
©efi©t in bie 5tiffen. ©rf©roden tritt er heran. 
Seine 91e©te ftrei©elt fanft ©r §aar. 

„$ilbe!... Mm ©ottesmillen, faffe bi© bo©! 
SSerftehe mi© bo©! ... Mm beinetmillen barf i© 
ni©t nehmen, mas mir bas 91e©t beiner Siebe 
fonft 3 ufprä©e ... Du bift bie grau eines SRannes, 
ber bi© liebt unb Serge baut auf bi© als fein 
©lüd, unb ber 3 ufrieben ift mit bem menigen, 
bas bu ©m entgegenbringft . . . Mnb eines SJlan* 
nes, ber mein befter greunb mar feit 3 toan 3 ig 
gahren . . . Mnb mas für eine greunbf©aft mar 
bas! 2Bir ftanben nebeneinanber oor bem geinbe, 
unb mehr als einmal fing er als ber Stärlere 
oon uns einen £ieb ab, ber mir galt .. . ftannft 
bu ni©t oerftehen, §ilbe, bah © etmas binbet, 
bah bas ein fefter 51itt ift fürs Seben?"- 

Sie hat fi© aus ben Riffen aufgeri©tet. ghre 
geröteten klugen heften fi© ftarr auf ben Sobert. 

Sa©t hebt er ©ren 5topf. 

„g© liebe bi©, £>ilbe, bas me©t bu! 31ber 
i© mill nt©t, bah biefe Siebe einen S©atten auf 
fein Seben merfe." 

Sie blidt ju ©m auf mit einem f©ma©en 
91ufleu©ten in ben Slugen. 

« 3 a, £>ilbe," mieberholt er marm, inbem er 
©ren S©eitel lüht ... „g© liebe bi© no© 
unb —-" 

Slber ba hält fie fi© ni©t mehr. Sie fpringt 
auf, umf©Iingt feinen $als unb preht ©n leiben* 
f©aftli© an fi©. 

„Slubi! Du ©uter, Sieber, ©in 3 iger! . . . SBie 
i© bir baute, bah bu mi© no© Iiebft! . . . ftüffe 
mi© bo©! . . . ftüffe mi©!" 

Sie f©miegt fi© feft an ©n. Das Slut jagt 
©r 3 um 51opfe. gn ©ren Slugen fprüljt fladernbe 
Sohe. 

Da f©lieht er fie plöp© in feine Slrme, 
brüdt fie ©aftig an fi© unb lüht fie. Mnb bann 
brängt fie ©n nieber auf ben gauteuil, feßt fi© 
auf feine ftnie unb ftrei©elt 3 ärtli© feinen Sopf. 

„9Dur einmal motlte i© bi© haben, Subi . . . 
©inmal mit bir allein fein, bas bih©en Siebes* 
glüd für eine Stunbe geniehen . . . unb bu, bu 
Sieber, ©uter, bu §errü©er, bu millft mi© oon 
bir flohen? Sieh mi© bo© an ... i© bin no© 
jung . . . gefalle i© bir nt©t? . . . Sinb meine 
Äüffe bir 3 U f©al? gft-" 

Mnb fie lüht unb ftrei©eit unb f©mei©elt 
mieber uttb mieber unb legt ©ren 5topf an feine 
»ruft. 

„SBie glüdli© bu mi© ma©ft, bu Sieber! . . ’. 
So glüdli© ..." 

Mnb finnlos, in fiebernber £aft, reiht er fie 
an fi© unb preht feine Sippen auf ©re gef©loffenen 
Slugen unb ©ren f©mellenben, felig oerlangenben 
Mftunb ... Sange ... 

Da — ein ©eräuf© auf ber Derraffe. 

S©nell hebt er fie empor unb fpringt auf. 
Sie lann fi© aus ©rer »ermirrung laum erholen. 



nnnnnnnnnnnnn 



§ie 2ßürf(e? 

Vlad) einem ©cmälbe non ©eb^avbt 


nnnnnnnnnnnnn 

















1196 


Über £anb unb Söteer 


1911. 0tr. 46 


Stil mtficperen, gudfenben ©riffen »erfudjt fie tt)r 
haar 3U orbnen. Dann fept fte ftef) an ben 
glügel unb müplt in ben Notenblättern. ©r tft 
an ben hantln getreten unb lepnt feinen Wüden 
an ben Sims. Seine leife bebenben ginger 
breiten neroös bie Spieen bes Sartes. 

Durch bie Derraffentür tommt §anni herein 
mit »ermeirttem (Seficbjt. Die Iinie §anb ift 
fpütjenb pon ber redeten bebedt. 

fer meiftert feine (Erregung unb geht freunb* 
Iid) auf fie 3U. 

„Da bift bu ja, §anni! Wber bu bjaft ja 
gemeint? “ 

Die grau fipt mie gebannt, unfähig, fip aud) 
nur umgufefien. ©nblidp smingt fie ein paar ab* 
geriffene SSorte über bie Bippen. 

„Bomm per, hamti!“ 

Die kleine tritt an ihre Seite unb ftredt it)r 
3ögernb bie linte §anb pin. 

„Da, Stand,“ fcpludgt fie. 

Die grau nimmt bie hanb. Dann Iet)rt fie 
fiep »orfieptig bem Sonnenfcpein3U, nur ein menig, 
bah fie bie £>anb gerabe betrauten tarnt. 

„fein Splitter! Wa, mo tjaft bu . . .“ 

„Wn ber bummen Scpautel, Stand!. I. Wu... 
bu tuft mir ja mep!“ 

Die grau l)at ben Splitter aus bem tleinen 
hanbballen perausgebrüdt unb entfernt it)n mit 
ben gingernägein. gebe Semegung paftig, 3it* 
ternb. 

„Dante, Stand, baute!“ jubelt bie kleine, 
läuft 3U bem Dffgier hinüber unb reicht ihm bie 
hanb. 

„Wbieu, Ontel, ip muh mieber fort, Bäti 
ermartet mtd) nämlip mit bem tleinen Borb,“ fagt 
fie miptig. 

Darauf eilt fie fpnell nop einmal 3ur Stutter 
unb tüjjt fie ftürmifp. Dann fpringt fie fort, 
gn ber Düt menbet fie fid) noch einmal um unb 
mirft ben beiben Bufpänbe 3U. 

Die aber fepen es nid)t mehr. Sie pat fid) 
mieber über bie bloten gebeugt, ©r fiept 3um 
Bamin gemanbt unb betrachtet bie Wipp fad) en 
auf bem Sims. So oerparren fie eine SBeile. 
^ 3 Iö^Iidt) ftampft fie mit bem guhe auf unb tel)rt 
fid) um. gE)r ©efipt ift erregter als »orper. 
gEjre klugen flammen pm mitb entgegen. Bang* 
fam menbet er fip pr mit fd)lept oerborgener 
(Erregung 3U. geber feiner SEtde ift eine Wn* 
Hage. 

„Bieber I“ .. . ftammelt fie. Wber itjre SSorte 
oermirren fip 3U einem milben, gurgelnben Wuf* 
fplup3en. Sie fintt 3U feinen gü^en nieber unb 
umfpüngt feine iinie — feft, mit beiben Firmen. 

Seftür3t beugt er fidE) nieber unb 3iept fie mit 
einem Wud empor. 

„hübe! Hm ©ottes millen ..." 

Nb er fie tlammert fidE) feft an pn, minbet ihre 
Wrme um feinen Börp er unb fpmiegt fid) marm 
an pn. Sruft an Sruft. 

„Wein! Wein! . . . Wein, nein!“ fpreit fie 
auf. ©ellenb Hingt ber Schrei mie um hüfe aus 
abgrunbtiefer Seelennot . . . „Webe nid)t, fprid) 
nicl)t mehr, Bieber. Bah mid) bip in bie Wrme 


fpliehen, ehe bie 3 eit »ergeht .. . Bah mid) bip 
tüffen . .. unb brüden .. . .fo ... fo, mie ip 
es taufenbmal erfepnt in füllen Stunben unb 
talten, einfamen Wäpten! Wp, Bieber, lag mir 
nur biefe eine Stunbe himmel, aber flöge mid) 
nipt fpon jegt 3urüd in bie hölle. meines Wll* 
tags.“-— 

Sie fieht pn an. Sieht, mie er mit buntel* 
rotem ©efipt oor ihr fiept, mit niebergefplägeuen 
Wugen mie ein ertappter Spulbube. 

Da löft fie bie Wrme »on pro. WIs pabe fein 
3 ögern fie meggeftohen, taumelt fie 3urüct. 
Spmer mirft fie fid) über .bas Sofa unb »ergräbt 
bas ©efid)t in beniliffen. Unb bann beljnt unb 
minbet fid) ihre fdEjlante junge ©eftalt. Die 
meiten üttrmel finb 3urüdgefallen. gaft bis 3ur 
Sd)ulter teuftet ein meiner, »oller Wrrrt aus bem 
SdEjatten. Das gan3e WSeib 3udt in bürftenber 
SehnfucEjt. 

fer fleht unb beobachtet fie mit ftarren, gleiten* 
ben Sliden. gätjlings, mit einem Sprunge, ift 
er neben ihr, mirft fid) »or bem Sofa auf bie 
5 lnie unb prefjt feinen Whmb auf ben meidjen 
Wrm. 

Wb er ba fährt fie milb auf, als habe [ie ein 
^ 3 eitfd)enhidb getroffen, unb mütenb fdjlägt fie 
ihm bie $anb ins ©efid)t. Unb im näd)ften 
Wugenblid fagt fie ben Bopf bes 5 lnienben mit 
beiben hänben unb bebedt bie gefd)Iagene SBange 

mit milben 5 lüffen.-- — 

Da fdhellt es.- 

©r fpringt empor. SBortlos oor Sd)red blidt 
er in ihre angfterfüllten 3 üge. ©in et3mungenes 
Bädheln »er3errt ihren Wiunb. 

,,©s mirb . . . nichts . . . fein,“ brängt fie 
ftodenb heroor. Unb bann, in einer jähen Wngft: 

„®ott! ... Die Uhr! . . . äßie»iel Uhr-“ 

©r 3ieht feine Daf^enuhr. 

„günf ..." 

(Erleichtert atmet fie auf. 

„®ott fei Dant! Sor einer Stunbe fann 
niemanb 3urüd fein.“ 

Da fchrillt bie ©lode mieber. Wnhältertb, 
fchneibenb, marternb gellt es in ben £)h r ^ n ber 
beiben. Die grau fchnellt auf. üreibebleid), bas 
©eficht »on ©ntfe^en »et3errt, prefet fie bie hänbe 
an bie £>hren. Dann marttt fie unb finit traft* 
los auf einen S effel. 

©r ift erbleicht, ©emaltfam redt er feinen 
Körper auf. Unruhig serren feine $änbe an ber 
Wttila herum, ©tiblid) fagt er fid) unb geht mit 
räfdhen Sdhritten an bas genfter, burd) bas man 
ben Sorgarten unb bie Strafe üb erb liden tarnt. 
„äRein ©ott!“ . 
fer prallt 3urüd. 

Unftcher erhebt fie fid) unb mantt ein paar 
Schritte nadE) ihm hin- Wiühfam tämpft er feine 
©rregung nieber. SOüt 3ufammengebiffenen Bippen 
geht er ihr entgegen, legt feinen Wrm fd)ühenb 
um fie unb geleitet fie nad) bem Seffel 3urüd. 
Dumpf fintt fie in bie spolfler. 

Wian hört Schritte im Borribor. SorfidE)tig, 
leife auftretenbe Wiänner. §älb ohnmäd)ttg ftügt 
bie grau ben 5 lopf auf bie Behne bes gauteuils. 


©r tut einige Schritte nad) ber Dür htü. 

©in Heiner herr mit einer golbeneu Sritle 
unb ernftem, blaffent ©eficht tritt ein, ben Schlapp* 
hut in ber §anb. ©inen Wugenblid bleibt er 
flehen, mährenb feine fcharfen Slide ben Waum 
überfliegen. Dann geht er auf ben Dffgier 3U 
unb oerbeugt fid). 

„Dottor Sdhmibt . . . Ser3eiljen Sie, hm 
Wittmeifter, bah wir gemaltfam einbringen muhten. 
Wb er mir bringen einen 5 lranten. . .“ 

Sei biefem SBorte fdjnellt fie auf. ©ntfegt 
ftarrt fie ihn an. Sie ftredt bie hänbe Kampf* 
haft »or fidi l)m> als molle fie eine furdjtbare 
©efahr »on fid) abmehren. 

. Der Wr3t mad)t eine befdhmidhtigenbe Se* 
megung. 

„Serutügen Sie fidh, gnäbige grau. Siel* 
leicht ift bie Sache nid£)t fo fdhlimm. ©ine Bugei 
hat fid) oerirrt. Der Braute braucht Sflege.“ —— 

SomBorriborher hört man leife Semegungen, 
bann fidh nähernbe fdhmere Schritte. Uber bie 
Schmelle treten 3mei Wiänner in groben Bittein. 
Sie tragen eine Sahre 3mifcE)en fid) aus rohen 
Batten, ©in Wiann liegt barauf, bis 3um ©eficht 
mit einem Bobenmantel 3ugebedt. Der unbe* 
bedtte Böpf ruht auf einer 3ufammengelegten 
goppe. Sein ©eficht ift madhsbleid), bie Wugen* 
Über finb feft gefdjloffen. Die SERänner legen bie 
Sahre nieber unb entfernen fid) auf einen ÜBint 
bes Wr3tes. Der Wr3t beobadhtet bie beiben 
fd)arf, bie ftumm, mit »erhaltenem Wtem auf 
bie Sahre ftarren, unfähig; fidh oon ber Stelle 
3U rühren. 

©nbüdh fdhlägt ber Braute bie Wugen auf. 
Sein Süd irrt mie nad) Serftetjen fuepenb »on 
ber grau 3um greunbe. Da röten fid) feine 
ÜBangen jät). ,©r bemegt bie Bippen unb mill 
ben Bopf pehent Die Wnftrengung treibt ipm bie 
Wugen aus ben höhlen. ^ a iter Scpmeih fiept 
auf feiner Stirn. Wafcp beugt fiep ber Wr3t über 
ihn unb entblöht feine Sruft. Wb er ber Braute 
fd)üttelt oer3meifelt ben Bopf, unb als ber Wr3t 
ipm gepord)enb etmas 3ur Seite tritt, bah er ben 
greunb mieber fepen fann, oerfudpt er mit einem 
furchtbaren Wud fid) 3U erheben. Der Wr3t mill 
ihn 3urüdpalten, aber fdpon fällt fein Bopf hinten* 
über, unb ein blutiges Sanb quillt aus feinem 
Stunbe. Der Wr3t füplt paftig nad) ber her3* 
gegenb. Dann erpebt er fiep ftumm. —- 

Die grau ift ohnmächtig auf ben Deppicf) ge* 
funten.-- — 

Beife, mit niebergefdplagenen Wugen fdpreitet 
ber Dffgier an bie Sapre. gnbem er fid) nieber* 
beugt, fudjt feine h<*nb taftenb bie bes Doten. 
Bangfam erpebt er fiep mieber unb brüdt bem 
Wr3t ftumm bie h<iTiö. Dann ridptet er fidp podp 
auf unb geht mit ftrammen Schritten hinaus. 

Der Wr3t 3udt bie Schultern unb menbet fiep 
ber .Ohnmächtigen 3 U. 

Da tradpt ein Schuh im Borribor. Dann ein 
bumpfer gall. 

Seftür3t eilt ber Wr3t hinaus. 

Son ber Derraffentür aber Hingt ha nn ^ s 
Stimme: „Storni! — Stami!“ —-- 


3nxu r>on Jl. Ji. ^ielo 


l»10011 Dcrfdjaf t 

(£in frember iBalö ... X)od) feine UBipfel (djaren 
Sidp über mir, fo feelenooll burcpblaut, 

WIs fannten mir einanber fdpon feit gapren 
Hub hätten uns feit gapren fdpon »ertraut. 

SSalbpeimmep trug tdp immer in ben Stäbten — 
gn biefe golbnen Diefen fepr' idp ein, 

WIs fudpt' idp fie mit emigem Serfpäten: 

Sie finb, mas id) einft mar unb merbe fein. 

gd) mar ein Saum... Sefimt' idp tief unb tiefer 
Stidp in ein grünes XIr3eittanb 3urüd, 

Dann mipfelÜ idp als Daune ober Biefer 
gn biefer ©rünbe märepenpaftem ©Iüd. 

Hub einftmals murseÜ id) naep taufenb Doben 
Stil 3äper, raufdpenber, getürmter Braft 


Son neuem pier irrt alten Stutterboben 
Hub meih nid)ts mepr »on Stenfcpenmanberfcpaft. 

Dann pör ; id) nur mie ferne, leife ©rühe 
Son einem Beben, bas and) id) burdpfdpritt, 
gumeilen brunten eines 2 Banbrers güpe 
Hub füple mie ein Draum fein h^immep mit. 

Ööf^eitbes ßtc^t 

1 

ßängft lentten peim bie Obftoertäufer 
gpr SSäglein mit bem magern hunb, 
Serein3elt treu3t ein Wollfcpupläufer 
Den tief ergrauten ©affengrunb. 

Unb nur nodp brüben, bleidp befdpienen, 
Stüpt fiep mit oorgeftredtem Binn 
So fputpaft hinter ben ©arbinen 
Die nimmermübe SBäfdperin. 


Docp enblicp üfdjt audp ipre Bampe. : — 
Der Wßädpter fdpleidjt im Duntei nur 
Unb rüttelt Sdploh unb ©ifentrampe 
Unb pordpt in einen Dreppenflur . . . 

II 

Unb idp? — Stuh idp nodp immer poden 
Sor einem Sudp im Ber3enfdpein 
Unb fammeln tümmerüdpe Sroden 
Son fremben Dröbelfcpäpen ein? — 

©enug ! Unb meine galoufien 
Serfepatten fd)on mein genfterbrett, 

Unb leife, leife Stelobien 
Segegnen fidp oor meinem Seit. 

Das finb ber Waptluft meidje Sdpmingen, 
Sie meiten mir ben buntein Waum 
Unb alle Sterne pör' idp Hingen—• 

O ©rbe, bift bu nur ein Draum? — 







Der 33erg bet ©öfter 
unb ber tRäuber 


3 um ©reifen nal)e liegt biefer 

ebnoiirbige 93ater ber gried)i= * |ll, »i" IIBI " r 
fdf)en Serge oon Saloniti ent= 
fernt. 2ln flaren Dagen, bie 
allerbings an ben Ringern im 
gan 3 en äJtonat ab3U3äblen finb, 
tann man alle bie galten unb 
9tun3eln auf feinem Sd)neebaupte 
feljen. Deutlid) tann man feine 

imnfelgrünen SBälber ertennen; ... 

fd)arf beben fief) feine Sd)lucbten 
unb Stbgrünbe aus bem ©eftein ab, unb befom 
bers menn ein ©eroitter bie 3ttmofpI)äre gereinigt 
bat, glaubt man orbentlicb ben Sd)nee flimmern 
unb glibem pu feben in ber Sonne. 

3um ©reifen nab! Unb boeb roie roeit entfernt. 
Der Strom bes mobemen Gebens flutet an ibm 
oorbet. deines ber Sdjiffe, bie oon Saloniti ihren 
äßeg ins $gäifd)e 9tteer ober 3 urüd nehmen, legt 
an feinen ©eftaben an. ©r, ben einft bas berr= 
lid)fte Solf bes Altertums 3 um Sitje feiner ©ötter 
machte, ift beute eine oergeffene ©röbe. ©infam, 
in roilber, trotziger 9Jtajeftät fteigt er faft unmittel= 
bar aus bem 9)leere auf, unb l)öd)ftens, bab ber 
Dourift, ber it)n oom Salfort bes nach ihm be= 
nannten Rotels am 5tai in Saloniti fiebt, ihn mit 
neugierigem Süd betrachtet. £inüber3ugeben unb 
il)n 3 U befteigen fällt faft feinem ein. Der arme 
Siebter, bert bie 9?äuber roeggefd)leppt haben, 
roar einer ber ruenigen, bie feine herbe Sd)önl)eit 
liebten unb ben mübfetigen 3tufftieg auf feine 
©ipfel nicht fdjeuten. gebt bat ber Olpmp feinen 
Serebrer gan 3 gepadt unb läßt ihn nicht mehr los. 

Dreimal mödjentlid) gebt ein fleiner Dampfer 
nach ben 3 toei £jafenpläben am gube bes ©ebirgs 
hinüber, nad) ßefterdjorion unb Äaterini. ©in 
gabr 3 eug ift bas, bem fid) oorfid)tige gamiliem 
oäter lieber nicht anoertrauen follten. 3Bie eine 
9^ubfd)ale ift es grob unb roie ein 90?ülleimer= 
oeteran febmierig. SBenn ber gntbat, ber oom 
Olpmp fontmenbe 2Binb, fid) ein bibd)en ins 3eug 
legt, tan 3 t es, bab man am liebften Sater 3^us 
unb famtliche d)riftlid)en ^eiligen um £ilfe am 
rufen möchte. Dreieinhalb Stunben bauert biefe 


r 

- ■ Äi 




ES 















“1 SBilbromantifcß ift ber Sitt burd) bie 
Serge bes Dlprrtps. Selten, baß man 
ab unb 3 U einem Sergßirten mit feinen 
3iegen begegnet. Stitünter tnadt es oer* 
bäd)tig in ben feigen, unb bie ©en* 
barmen ßeben bie fcßußbereüen ©eweßre. 

©egen Sbenb tommt man nacß ftofi* 
noplo. ©in trauriges, öbes ©ebirgsneft, 
beffen Sewoßner mit finfteren, feinb 3 
feligen Süden auf bie türtifcßen ©en* 
barmen flauen, iturße Saft, bann roeiter 
nad) ©laffona, bas bereits tief unten liegt. 
$ier ift man einigermaßen [icßer, aber 
feil aucß nur fo weit ficß bie türtifcßen ©en= 
barmen feßen laffen. 2 Beße bem grem* 
RH ben, ber fid) auf eigne Sauft aus ber 
Stabt ßeraustraute! Die Sertrauens* 
S?fc§ leute ber Säuber finb immer auf ber 
a ggy SBacßt, unb mit Slißesfcßnelle läuft oon 
§irtenmunb 3 U irjirtenmunb bie ftunbe 
aFp I)inauf 3 U ber irgenbwo im SSalbe lauern 3 

RH ben Sanbe. 

;m * d 3 ft es bocß ßeute erwiefen, baß bie 

Sewoßner oon itotinoplo ben armen 
_ Sinter ben Säubern ausgeliefert ßaben. 

SBäßrenb bie ißn begleitenden ©enbarmen 
oon ber Sanbe maffatriert mürben, enttarn er 
unb floß bem Qrt 311 . Sllein ßier ließ man ben 
fetten Sang nicßt los, unb als bie Sriganten ißre 
Seute fud)en tarnen, lieferte man fie prompt aus. 

3um Dant bafür prügeln bie ©enbarmen bie 
Säuern nun ßalb tot, um etroas aus ißnen ßeraus= 
3 ubefommen. Sber bie fürcßten bie Säuber meßr. 
£>ber finb felber welcße. Suf teinen Sali verraten 
ie ettoas. 

Die Seßörben finb infolgebeffen mad)tIos gegen 
bas Srigantenunwefen, bas aud) tatfäcßlicß immer 
meßr 3 unimmt. Die Säuern tonnen bie Steuern 
nid)t meßr erfd)roingen, bie fiebensmittel roerben 
immer teurer, alfo greifen fie einer nad) bem anbern 
3 ur Sünte unb geben fid) bem fcßwierigeren, 
aber einträglicheren Säuberbafein ßin. ©s wimmelt 
ßeute 3wifcßen5taterini unb ©laffona oon Säubern. 

Unb bie alle fangen bie ©enbarmen ißr fiebtag 
nicßt. Denn einen mächtigen Scßußpatron ßaben 
fie, biefe roilben, troßigen Sanbiten: ben ebenfo 
toilben unb troßigen Dlpmp. 


Der DIpmp, oom Steere aus gefeßen 


(£ine ntoberne ^afnerntüßle, Sott ^ßeobor ‘SUigge 


nacß ©rfaßftoffen umfeßen muffen unb ift oor= 
neßmKcß auf bas Ö 0 I 3 oerfallen. 

§ol 3 papier, ßöre icß ausrufen, bas ift 
bod) eine ßöcßft minberroertige Sad)e! $ 013 = 
papier roirb bod) im fiaufe weniger Saßre braun 
unb brücßig. 

Stit Unterfdjieb, oereßrter S reu nb! ©s gibt 
fcßlecßtes unb gutes §ol 3 papier. Das §013 befteßt 
aus reinem 3 eXIftoff, ber fogenannten 3 ?üulofe, 
bie ben Sofern ber fiein* 
' 1 roanbßabernburd)ausgleid)= 

.Jfr \m roertig ift. Sber biefe reinen 

| 3 eIIftoffafern finb eben burdß 
•! /Lä j allerlei Sutruftationen oon 

ftiefelfäure, bioerfen Sal 3 en 

§ 013 , roie es aus bem ißalbe 
tommt, enthält iiberbies in 
ber Sinbe unb in ben Sft* 
[teilen nocß roeitere Sei 3 
gaben, bie für bie Sobri= 
^ tation eines guten Rapiers 

abfolut unbraud)bar finb. 

^apierfabritationbamit,baß 
.~Jr bie einseinen Älöße 3 unäcßft 

auf ber Scßnißelbant oon 
Saft unb Sinbe befreit unb 
bann auf itreisfägen in 
£ ^QRfe^ tiir 3 ere Älöße 3 erfcßnitten 

merben. Die näd)fte Staß* 
j»k naßuie richtet fid) gegen 

bie unlicbfameit SftfteUen. 

■K| Diefe Ülfte roerben auf Soßr= 

mafd)inen ausgeboßrt unb 
bann in einer Spalt 3 
ntafd)inc, bie in ißrer Sonn 
gnHHnC _^^H ein toenig an einen bös= 

|H^, JjR artigen Sapagei erinnert, 

oierfad) gefpaltct. Dann 
roerben fie auf ein Dräns 3 
portbanb gelegt unb ge* 


Deutfd)lanb mit einer jährlichen Rapier* unb 
^appenerseugung oon reießließ fünfoiertel Stil 3 
lionen Kilogramm rechnen müffen. 

Unb nicßt nur] bie Quantitäten haben fid) 
geänbert, fonbern aud) bie Srbeitsmetßoben. Die 
fiumpen finb oiel 311 toftbar geworben, würben 
aud) in ber oorßanbenen Stenge nicßt im ent= 
fernteften ausreießen, um ben ^Sapierbebarf 3 U 
beden. Scßon feit Stenfcßenaltern hat man fid) 


OJei bem SSorte „^apiermüßle" bentt ber 
Defer woßl unwilltiirlid) an jene mittel* 
alterlicßen S^ertftätten, in benen oom SSaffer ge* 
triebene Stampfmafcßinen bie fiumpen 3 U einem 
wäfferigen Srei 3 er 3 auften. Sn jene tleinen Se* 
triebe, in benen bie sünftigen ^ßapiermaeßer bann 
mit braßtgeflodßtenen Sieben, ben fogenannten 
Sütten, jenen Srei feßöpften unb bureß Sd)ütteln, 
Droünen unb ^reffen allmäßlid) in einseine fefte 
Slätter, in bas Sütten 3 
papier, oerwanbelten. r - 1 

Das war einmal. 
einer folcßen SBertftatt oon 
etwa 600 Quabratmetern 
Slädße er 3 ielte ein Dußenb ^ 

^apiermaeßer im ^ fiaufe ^ 

eines 


_ 3 eßnftünbigenSrbeits 3 

tages eine Stenge oon etwa 
40Kilogramm papier. Seit* 
bem ift aus bem §anbwert 
eine ©roßinbuftrie gewor* 
ben. £jeute beanfprud)t eine 
ein 3 ige jener großen papier 3 
mafeßinen, bie unfre Sb 3 
bilbungen oeranfd)auIid)en, 
etwa 600 Quabratmeter 
SobenfIäd)e. Sber bafür 
liefert eine folcße Stafd)ine 
in einem £age etwa 2500 
Kilogramm Sopier, gibt 
fie einen enblofen Rapier 3 
ftreifen aus, ber bei einem 
Steter in ber Sreite etwa 
25 Kilometer lang ift. Unb 
folcße Stafcßinen laufen gar 
oiele in Deutfdjlanb. 3m 
3aßre 1800, in jenen Dagen 
bes Süttenpapiers, betrug 
ja bie Soßresprobuftion nur 
15 000 Kilogramm. 3^1 
3aßre 1900 war fie auf 
eine Stillion geftiegen, unb 
gegenwärtig wirb man für 


Süßrbotticß für bie angefeueßtete §ol 3 fafermaffe 





1911. $ftr. 46 


Über £artb unb 9CReer 


1199 



langen aus ber Holzbearbeitung in 
bie eigentliche ^Papiermühle. Unb 
nun entfdjeibet es fid), ob jene 
Klöße gutes ober fd)Ied)tes $013= 
papier toerben follen. 

Sür oiele 3 mede, toie beifpiels= 
weife s $adpapiere, minberroertige 
Rappen unb bergleicßen tann man 
bie Sntruftationen ruhig im Hol3e 
lajien. Dann toanbern jene 23 Iö(fe 
in bie Schleiferei. Unter 3 ufaß oon 
SBaffer toerben fie mit gewaltigem 
Drud gegen fcßnellaufenbe Sd)Ieif= 
fteine gepreßt unb in unglaublich 
tur3er 3^it 3U einem homogenen 
23 rei, bem [ogenannten Hol3fd)liff, 

3ertleinert. 

Sber roir roollen ein gutes, 
weißes unb aud) haltbares §013= 
papier er3eugen, unb ba3U bebarf 
es anbrer Stethoben. Da muffen 
3unäd)ft jene üblen Snfruftationen 
entfernt toerben. Unb fo toanbern 
bie oorbereiteten Hol3tIößd)en benn 
in einen mäd)tigen Kod)er unb 
toerben hier unter 3 ufaß oon Sa= 
tron ober Sulfatlauge ober aber 
aud) oott Sal3en ber fd)toefIigen 
Säure unter beträchtlichem Drud 
unb gehöriger SSärme getocht. 

Siele Stunben hmburd) toerben 
bie Klöße biefer iPro3ebur unter= 
toorfen. Snblich wirb ber Kod)er 
gefüllt unb entleert. Sun finb 
alle jene üblen Seimifchungett in 
ber Kod)fIüffigfeit gelöft unb bie 
Klöße enthalten nur nod) reinen 
3 eIlftoff. Dementfpredjenb hat fid) 
aber aud) ihr äußeres oeränbert. 

Die g-eftigteit bes Holmes, bie ja 
auf ber binbenben SSirfung ber 
Kruftenftoffe beruht, ift oerloren 
gegangen. Stit einiger Snftrengung 
tann man folgen getobten Kloß 
3wifd)en ben Ringern 311 eirt3elnen 
Wafern 3erreiben. 

Das aber gefd)ieht nun im 
großen in jenen Stühlen, toie unfre 
Sbbilbung eine üeranfd)aulid)t. 

3toei fentred)t ftehertbe runbe 
Steine brefjen fid) hier in entgegengefeßtem Sinne 
unb arbeiten über einem Jorisontal Iiegenben 
Steine. biefen Stühlen toerben bie Klöße in 


als Satron3elIulofe ober als Sul= 
fit3eIIuIofe be3eid)net toirb unb ber 
in jebem Salle etwas gan3 anbres 
unb etwas fef)r oiel Seffres ift als 
ber einfadje Hol3fd)liff. Die 'Hol^ 
3ellulofe ift ber Susgangsftoff für 
ein Rapier, welches, foweit wir es 
heute beurteilen tonnen, bureßaus 
haltbar unb bauerhaft ift. Sie er= 
fährt nun in ber Saffinerie noch eine 
weitere Durcharbeitung. Unter 3 u= 
faß oon SSaffer wirb fie in einen 
bünnfliiffigen 23 rei oerwanbelt unb 
muh 3af)lreid)e Siebe pajfieren. 
Dabei werben alle Serunreinigum 
gen, alle Knötchen unb 3U groben 
Sofern 3uriidgehalten. (£s wirb 
eine oöllig gleichmäßige Saferbrühe 
er3eugt, bie nun reif ift, in ben 
Sorraum ber ^ 3 apiermafd)ine eim 
3utreten. 

Dod) wieberum muß nun eine 
©ntfeßeibung getroffen werben. 
Soll aus bem 23 rei Schreibpapier 
ober Drudpapier werben? S 3 ir 
wiffen ja, baß uns bie Dinte auf 
bem Drudpapier ausläuft unb baß 
biefer Hbelftanb beim Schreibpapier 
burd) bie Keimung oermieben wirb. 
Der Susbrud Keimung ift heute 
ebenfalls nicht mehr 3utreffenb. 
(Er ftimmte oor ßunbertfünf3ig 
fahren, als man bie beinahe fer= 
tigen $apierblätter noch einmal 
mit fd)mad)em Keimwaffer träntte 
unb bann burd) bie leßten 2Bal3en 
30g. Heute ift es in 2 BirfIid)teit 
eine Hauung, unb fie erfolgt feßon 
im flüffigen ^apierbrei. 3u be= 
fonberen Sührmafcßinen wirb bem 
s Kapierftoff eine ^argfeife 3ugefeßt, 
bie burd) Kocßen oon Kolophonium 
mit Sobalauge gewonnen würbe. 
Unb weiter gibt man bann Slaun 
ober fcßwefelfaure Donerbe in bie 
Staffe. Sun tritt eine 2Bed)fel3er= 
feßmtg ein. Das Har3 wirb teils 
als ßar3faure Donerbc, teils als 
reines Har3 unenblich fein oerteilt 
ausgefeßieben unb hüllt bie eim 
3elnen Sofern ein. 

SSolIen wir Köfcßpapier er3eugen, fo untere 
bleibt biefer 3 ufaß. Sür Drudpapier erfolgt er 


Stühlfteine 3um 3 eomaßIen ber oon ben Sofruftatiouen befreiten Hoßjmaffe 

früher 3eit 3u einem gleichmäßigen feinen, feßön 
weißen 23 rei 3ermahlen, unb wir haben nun ben 
£ol33el!ftoff, ber je nach ber Srt ber Darftellung 



Seinigung bes 3 UIulofebreies (Soffinerie) 



















1200 


Über £anb urtb Süteer 


1911. 9tr. 46 



Anfang ber Papiermafcßine. Die flüffige 3 elluIofemaffe tritt aus ben Votticßen auf ein enblofes Draßtfieb 



nur in geringem Vtaße, für Schreibpapier erheblich 
ftärter. Hub bann öffnen fid) bie Scßleufen bes 
Vorraumes unb Iaffen ben Papierftoff gleichmäßig 
breit »erteilt auf ben Anfang ber Papiermafcßine 
[tränten, ben Einfang einer Ptafcßine, bie mit 
einer Sänge non fieb3ig unb mehr Metern woßl 
bie längfte aller mobernen Ptafcßinen ift, einer 
Ptafcßine, bie am einen ©nbe ben flitffigen SBrei 
fdßludt unb am anbem ©nbe fd)önes, trodenes, 
feftes unb gut fatiniertes Rapier herausgibt. 

Die Papiermafd)ine gehört rein teeßnifeß be= 
trachtet $u ben gil3mafd)inen. Sie hat bie Vuf* 
gäbe, bie geifern bes aufgenommenen Vreies 
unter allmählicher (Entroäfferung 3U oerfilßen, bas 
heißt 3U einem regellofen gledjtwert 3u oereinigen. 
(Erft nad)bem bas gefdßeßen ift, erfolgt bann bie 
weitere Drodnung, Pref* 
fung unb ©lättung ber 
fo gewonnenen gafer* 
fchicht. 

So tritt benn ber 
Papierbrei 3unäcßft aus 
ben Votticßen, wie bie 
Ptitte unfrer Vbbilbung 
ertennen läßt, auf ein 
enblofes Draßtfieb. Vuf 
biefem Siebe laufen 311 
beiben Seiten Piemeu 
oon einer beftimmten 
Dide, um ein feitlid)es 
gortfließen bes Vreies 
31t oermeiben. ttber bie= 
fen Piemen liegt weiter 
ein Vbftreiflineal, bas 
ben Vrei au ben Stellen, 
wo er 3U bid liegt, ab* 
ftreift unb 3urüäßölt. 

So geht auf biefem erften 
Draßtfieb alfo nur eine 
Vreifd)id)t oon gan3 be* 
ftimmter Vreite unb Dide 
oorwärts, bie erfte 93 e= 
bittgung für bie ©r3eu= 
gung eines gleid)ntäßigen 
papieres. Diefer 33 rei 
foll nun aber oerfil3t 
werben. Das Sieb ober 
Drahttud) ift baher 311= 
näcßft fo befeßaffen, baß 
feßr wenig v 2 Baffer ab* 
fließen - tarnt, baß'ber 
Vrei noch bümtflüffig 


bleibt unb bie gafern ihre Veweglicßteit behalten, 
gerner finb befonbere Sd)üttelmed)anismen oor* 
gefehett, bie bas Drahttud) in [cßnelle fortwährenbe 
Vibrationen oerfeßen. Daburd) eben wirb jene Ver* 
fil3tmg, jene wilbe Verflechtung ber gäferd)en be= 
wirtt, bie für bie geftigteit bes Rapiers unbebingt 
erforberlicß ift. Diefe Schütteloorricßtungen finb 
Kunftftüde ber mobernen Decßnit. Sowohl bie 
3 al)I ber Stöße pro Sefunbe wie aud) ihre 
Stärfe fann für bie oerfd)iebenen Wirten ber gafer* 
ftoffe unb Papiere oerfeßieben eingeftellt werben. 

gft nun bie Verfilmung erfolgt, fo hobelt es 
fid) barunt, bie Vreifd)id)t möglicßft fd)nell 3U ent* 
wäffern, bie gafern in ihrer Derfil3tett Sage mög* 
licßft fd)nell feft3ul)alten. 2 Bäßrenb bas Drahttud) 
auf bent erften Deil bes VSeges über gan3 hießt 


nebeneittanber ftel)enbe Kupferwal3en lief, bie 
fein VSaffer fortließen, werben bie Stüßwal3en 
jeßt feßr oiel feltener. Unb 3wi[cßen ihnen läuft 
bas Drahttud) über Säften, in benen ein Vatuum 
herrfcht, fo baß bas VSaffer mit ©ewalt unb feßr 
fd)nell entfernt wirb. 

Unb nun folgt auch ber erfte fanfte Drud oon 
oben. Vott oben her legt fid) jeßt eine 2Bal3e, 
bie fogenannte ©autfd)pref[e, auf bie Papierbahn 
unb treibt bie (Entwäfferung unb Komprimierung 
bes naffen ga[erfil3es ein gutes Stüd weiter, fo 
weit, baß bas^werbenbe Papier jeßt ben erften 
felbftänbigen Sd)ritt in feinem Seben tun, baß es 
fid) oon bem Draßttud) abheben unb ben frühen, 
nur wenige 3 entimeter weiten Sdßritt 31er nächften 
©tappe, 3um fogenannten Paßfil3, tun tarnt. Der 
Vaßfil3 ift ebenfo wie bas 
Drahttud) in gornt einer 
enblofen unb ftetig fort* 
fd)reitenben Vaßn an* 
georbnet ($intergrunb 
unfrer oierten Vbbil* 
bung). Der Paßfil3 führt 
nun bas frifdße Papier 
weiter oon Preßwaßje 
3u Preßwal3e. ©r gibt 
es immer trodener unb 
immer fefter an einen 
3weiten Paßfil3 ab, ber 
es 3U neuen Preffen 
bringt unb fcßließlid) 
bem britten gil3 über* 
liefert, auf bem bie 
Preffung unb Drodnung 
nodß weiter geht. 

geßt ift bas Papier 
3iemlid) weitgeßenb ge* 
preßt unb getrodnet, fo 
baß fieß bie PSafferent* 
3ießung burd) einfaches 
Preffen faum nod) weiter 
treiben läßt, ©s ift ja 
betannt, baß man ein 
naffes $anbtucß bei* 
fpielsweife burd) Vus* 
wringen nur bis 3U 
einem gewiffen ©rabe 
entwäffern tann, baß 
man bie weitere Drod* 
nung bagegen ber Suft, 
ber natürlichen Verbun* 
ftung, überlaffen muß. 


Der mittlere Deil ber papiermafdnne. Das Papier läuft über Drodenfil3e 














































1911. 9lr. 46 


Aber Santo unb SfTicee 


1201 


Unb man weift weiter, 
haft bicfe Trodramg 
gewaltig befcftleunigt 
wirb, wenn wir bas 
ausgewrungene Tudft 
an einen tjeifeen Ofen 
bangen. 

Die alte §anb= 
fdjöpferei bängte bie 
ein3elnen Sogen 3um 
fiufttroctnen an bie 
SBafcbleine. Die mo= 
berne ^apiermaf^ine, 
in ber fidE) bas werbenbe 
Rapier mit etwa brei 
Metern in ber Se* 
funbe oorfd)iebt, muft 
bie fcbnelle 9Bärme= 
troctnung benuften. 
Unb fo fommen wir 
benn 3um mittleren 
Teil ber ^apierma 3 
fd)ine. 9In Stelle bes 



Das ©nbe ber Sßapiermafcbine. Das fertige Rapier wirb aufgewidelt 


9taftfil3es tritt jeftt ber Trodenfil3, wieberum eine 
enblofe $il3babn, bie bas Rapier unter träftigem 
Drud 3wifd)en 3ablreid)en mit Dampf gebeuten 
unb auf §ocbgIan3 polierten 9Bal3en bwburcb 3 
3iebt. §ier oerbampfen bie lebten 9tefte ber 
geud)tigfeit, unb bas Rapier, bas als Srei auf 
bas Drabttucb trat, als loderer ^il3 auf bas naffe 
gil3tud) ging, tarnt jeftt jeber Stübe entbehren. 
Unb fo tritt es benn ohne jebe weitere Untere 
ftiibung in ben lebten Teil ber $apiermafd)ine. 


§ier wirb es geglättet. (£s paffiert wieberum 
blantpolierte SOtetallwalsen, bie unter ftartem 
Drud febemb gegeneinanber gelagert finb. (£s 
paffiert fie ohne jebe $il3unterlage. So werben 
hier alle gäferdften, bie etwa irgenbwie aus ber 
Sapierflädje beroorfteben, feft unb glatt in bas 
Rapier bineingebrüdt. Solche ©Iättwal3en burd) 3 
läuft bie ^apierbabn, nacbbem fie ben Trodenfil3 
oerlaffen bot, in gröberer 9In3al)I. Die ©lättung 
bes Rapiers wirb babei im oolltommenen SOtafte er* 


reicbt.^lber bariiber bim 
aus wirb bas Rapier 
burcb biefe ©lättung 
unb ^ßreffung berart 
troden unb beiß; bab es 
nun notwendig wirb, es 
burcb ßeitung über eine 
grobe gubeiferne |jobl 3 
wal3e (bei bem Unten 
Saalpfeiler unfrer leb 3 
ten ^Ibbilbung) nod) ein* 
mal 3U tüblen unb nad) 
Sebarf fogar wieber 
fdjwact) an3ufeud)ten. 
Daher ift in biefem 
Teile ber ißapierma* 
fdjine eine Seriefe 3 
iungsoorrid)tung ange* 
brad)t. Unb nunmehr, 
nad)bem bas Rapier 
bie richtige ^reftigteit, 
©Iätte, Temperatur 
unb §eudf)tigteit be= 
fiftt, wirb es enblidE) aufgerollt. 2Bir feben, wie 
fid) gan3 Iints auf ber lebten 5lbbilbung eine 
böl3erne 9BeIIe, bie auf einen eifernen Siertant 
ber ältafcbine geftedt ift, allmählich mit bem 
antommenben Rapier bewidelt. 

So entfteben jene gewaltigen Sollen bes fo= 
genannten enblofen ober äftafcbinenpapieres, 
bie nun aus ber ^apierfabrit in alle 2BeIt hinaus* 
wanbern, um oornebmlid) bie großen 9lotations= 
brudmafd)inen 3u fpeifen. 


tnitutx 


‘Tfijadj b ß ^em Sage bämpfen 
Bünlte ben lärm ber ;§fabf; 
lichter unb Bämmerung kämpfen; 
Berlin ijt arbeitsmatt. 

(Srmübet, mit Iodceren Räumen, 
Stampfen bie J^ferbe narb Ipaus, 
Enb offenen Buges träumen 
Bie lüagenlafernen grabaus. 
^eimkekren aus ben läben 
3 x 2 Bäbdjen ?u poein unb brein, 


Eitbernb pt halblauten Beben — 
Enb eine gebt allein. 

3 x 2 mit ben blonben paaren, 

Bie mit ber weihen Ipanb, 

3 x 2 mit ben ftebjebn fahren — 
Bie würben wir nur bekannt? 
Bir geben burdj frembe Biertel - 
!dj felj' nur iljr Binbergeftdp. 

3If;r Buge ladjf, unb im ©iirtet 
Bie Beildjen ftnb blauer nirbt. 


BoIjin mag bie ^anb midj leiten, 

3 x 2 meine gebräunte hält? 

3 a bebnt fid;’s in bämmernbe Beiten - 
Bas Sempelfpfer Selb. 

3 a (tel;n wir, oon Sommerfäbeben 
©efeffelf, idj unb fte — 

^ie aus bem puftmadjerläbdjen, 

Idj, ^tubio ber ^bilofopbie. 

3Ibr Bunb ift weich — wir fpredjen 
Bein Bort — unb über ben 3lor 


Ber nebelweihen Slädjen 
steigt groh ber Bonb empor. — 
Bun fdjlenbre idj, bem alten 
Badpinnenb, oor midr hi« — 

Bir ift ihr Barne entfallen, 

%X2 weih nidjf, wer idj bin, 

Enb als wir Bbfdjieb nahmen, 
Bar’s ladjenb unb webmutlos — 
Enb bod;: im engen Bahmen 
Bas ewige Benfdjenlos. 

«Earl Ipaßen 











1202 


Über £artb unb 50leer 


1911. 9flr. 46 








Die Spraye bes Körpers 


'TVe Arbeit, bie in einem ebenfo betitelten Buche (Ber* 
lag oon 3- 3- BSeber, £eip3ig) ber Br3t unb frühere 
Schaufpieler Dr. Karl BUd)eI geleistet hat, i[t nid)t um 
bebeutenb unb füllte 3ntere[[e bei Btenfchen aller Stänbe 
unb Berufe erroeden. 3rt ber Bearbeitung bes ©egen» 
[tanbes hat ber Berfa[[er taum mehr als ein falbes 
Dutjenb Borgänger, unter benen ber $reunb ©oethßs, 
fiaoater (mit [einem 2Bert „^hpfiognomit"), unb ©hartes 
Dartoin (mit bem Bud) „Der Busbrud ber ©emüts» 
beroegung bei ben Btenfdjen unb bei ben Dieren") bie 
in ber gebilbeten fiaienroelt be!annte[ten Barnen tragen. 

Die Sprache ift un3ertrenniid) mit ber ©ebärbe oer» 
bunben, bie ©eften aber, bie bas im Bugenblid ©efüf)lte, 
©ebad)te, begleitenben Körperbewegungen, [inb mit ge» 
ringfügigen unb [eltenen Bbtoeichungen bei allen Böllern 
gleich. (freilich, bie Beger[tämme Bbeffiniens niden mit 
bem Kopf bei ber Berneinung, aber bas 2Be|entIid)e 
i[t eben bie Kopfbewegung an |id>.) $ür ben Kultur* 
men[d)en, für alle, nicht nur für ben Bebner, ben Schau» 
[pieler, ben Sänger, ben Sd)rift[teller, Blaler unb Bilb* 
bauer ift es roertooll, bie eignen ©ebärben unb bie bes 
Bädjften mit bem ©efüljlten unb ©e[procf)enen bemüht 
in Be3iel)ung 3U [eben. Bur bann roirtt bie *Per[önlid)» 
leit, bie 3xibioibuaIität harmoni[dj, in fid) gerunbet unb 
ge[d)lo[[en. Knaben unb Btäbdjen in ben Bubertäts* 
japren roiffen nicht, „wohin fie mit ihren ©liebmafeen 
füllen“, unb einen ©rwad)[enen, ber 3toedroibrige, un* 
infetplinierte, [innlofe ©ebärben 3ur Sd)au trägt, nennen 
toir „fahrig", ©r fährt mit [einem Körper in ber Batur» 
ge[d)id)te herum, ohne 3U roi[[en, W03U unb weshalb. 
3eber Bffett hat oon alters I)er [eine natürlid)e ©e[te, 
3U ber bie ein3elne ^er[önlid)teit immer nur nod) bie 
©ra3ie ober bas Bebeutenbe hi«3ufügen lann. 

Dr. Karl Blidjel hat in [einem Buche „Die Sprad)e 
bes Körpers" [iebenhunberteinunb3toan3ig Ianbläufige 
©e[ten tt)pi[d) 3U gehalten oer[ud)t unb mit Rilfe ber 
mobernen Btomentaufnahme im Bilbe fe[tgehalten. 
Diefen ©ebärbenfilm 3U betradjten i[t nütpid), benn ber 
9Jten[d), ber ge[tituliert, ohne 3U [predjen, mag leicht 
einem Rampelmann gleiten — wer aber [pricht ohne 
harmoni[d)e ©e[ten, ähnelt bem ©rammopljon. 

K. E. K. 


Rimmelbonnerwetter! 


Röd)[te Ber3toeiflung 


O Bad)t, [0 [chtoar3... 
(^ßpramus) 


B3as [d)Iei<f)t ba heran? 


Da brummt einem ja ber ©in [djönes Sümmdjen! 3ui)ären 3 erre il3 en iönnt' ich mid)! ©s i[t aus! (Striefe) 

Sdjäbel 










1911. $rtr. 46 


Uber £anb unb 9Jteer 


1203 


Die klugen ber ^flan^en. son Dr. phn. Otto Damm 



£infenoerfu© mit ber Oberhaut bes Blattes 
Dort Anthurium leuconeurum bei fenfred)tem 
£id)teinfall, 3entrifd)e ^ntenfitätsoerteihmg. 
äRitropbotograpbie 


«TNie Hberf©rift törmte mie ein oerfpäteter 5lpril= 
f©er3 erf©einen. 3© betone baber non 
oorntjerein, haft fie bur©aus ernft genommen 
fein mtll. 2lllerbings mirb ber £efer bei ben 
Pflan3en nid)t Gingen erroarten bürfen, roie toir 
9Jtenfd)en ober bie Säugetiere ober bie 3nfelten 
fie befiben. 9lber roie ift es beim um bie klugen 
ber nieberften Diere beftellt? Da finben toir 
3um Seifptel beim Slutegel auf ben oorberen 
Gingen bes Körpers eine Utnsai)! buntler Friede, 
s Uugen genannt, benen bie §ät)igfeit 3utommt, 
<rjell unb Duntel 3U unter f© eiben unb bie s .Ri©tung 
bes einfallenben £i©tes mabr3unel)men. Sei 
ber 2Beinbergf©nede haben 3mei f©mar3e Puntte 
am ©nbe ber beiben längeren $ül)ler, bei bem 
Seeftern fünf rote $lede an ber Unterfeite ber 
fünf 9lrme bie gleidje Aufgabe. Sie finb fämtlid) 
ungemein einfad) gebaut. $©nli©e ©ebilbe bot 
man nun in jüngfter 3eit au© bei ben Pflogen 
nad)toeifen tonnen. 

3ebem Slumenfreunbe ift betannt, baf; feine 
fiieblinge, bie in ber 5Rät)e bes genfters fielen, 
©re Slätter fo orientieren, baf; bie SIattflä©e 
fentred)t 3um einfallenben £id)te 3U fteljen tommt. 
9Jtan bat biefe £age „fixe £i©tlage“ genannt. 
Das ©inrüden in bie fixe £i©tlage erfolgt bur© 
entfpred)enbe Krümmungen ober Drehungen bes 
Slattftiels. 2ßenn man nun ben Slattftiel mit 
fd)toar3em Papier umhüllt, um eine birette ©im 
roirfung bes £id)ts aus3ufd)liej3en, unb bie SIatt= 
flädje bann fo ftellt, ba§ fie oort bem £i©te unter 
f©iefem 2ßintel getroffen roirb, fo rüdt bas Statt 
gleid)tool)l in bie fixe £id)tlage ein. Serfudje 
mit unoerbülltem Slattftiel unb oerbuntelter SIatt= 
fläd)e bagegen 3eigen, baf; ber Slattftiel allein 
bas Statt niemals in biefe £age 3u bringen oer= 
mag. Die Slattfläd)e muh alfo bie gäl)igteit 
befitjen, ben Unterf©ieb 3toifd)en fentre©tem unb 
fd)rägem £i©teinfall 3U empfinben. 

9lus ber Datfa©e, bafc bie oorbin ermähnten 
Krümmungen unb Drehungen bes Slattftiels aud) 
bann 3uftanbe tommen, roenn nur bie SIattfläd)e 
bem £id)trei3 ausgefetjt roirb, folgt roeiter, bafj 
oon ber SIattfläd)e aus eine £eitung bes Steges 
na© bem Slattftiel ftattfinbet. Der gan3e Sor= 
gang oerläuft alfo in brei Stabien: 9tei3aufnal)me, 
9tei3leitung, 3medmäj3ige 9teattion. 9tls £eitungs= 
bal)nen für ben 9tei3 bienen mabrfd)einli© bie 
feinen piasmaoetbinbungen 3mif©en ben ein= 
3elnen 3^Hen. 

Der Serliner PfIan3enpbt)fiologe Profeffor 
£jaberlanbt, bem bie 2Biffenfd)aft biefe epod)e= 
mad)enben Hnterfud)ungeit oerbantt, bot nun 
ge3eigt, bafe als Organ für bie 2Bal)rnel)mung 
bes £i©ts nur bie Oberhaut in Setrad)t tommt, 
bie fi© an ber oberen Seite bes £aubblattes befinbet. 
Datfäd)li© laffen fid) in ©rem Sau oerf©iebene 
©iurid)tungen no©meifen, bie oon biefem ©efi©ts= 
puntte aus fofort oerftänbli© roerben. Die an ber 
oberen Seite ber grünen Slätter gelegene Ober* 
l)aut beftet)t in ber Siegel aus einer einigen 
£age farblofer 3etfen. Die Slufeenroänbe biefer 
3ellen finb meift mehr ober roeniger nad) aufcen 
oorgeroölbt, bie 3nnenroänbe bagegen eben; bo© 
tommt es aud) mebrfa© oor, bafe bie 3mten= 
roänbe SortoÖlbungen nad) bem Slattinnern 3U 


bilben. Somit ftellt jebe Obert)aut3elle eine 
plantonoexe be3iebungsmeife bitonoexe £infe bar, 
bie burd) Sred)ung ber einfallenben £icf)tftral)len 
eine l)elleu©tenbe, oon einer buntlen 3one um= 
gebene glädje auf ber ^nnentoanb er3eugt. 

Daft bie oorgeroölbten Überbaut3ellen als 
Sammellinfen fungieren, läfet fid) bur© einen 
ebenfo einfa©en roie finnrei©en Serfu© 3eigen. 
Stau trennt bie Oberhaut mit einem f©arfen 
S©nitte ab unb bringt fie fo unter bas SJUtroftop, 
bah bie Sorroölbungen nad) abroärts geri©tet 
finb. Slls £i©tquelle bient ber ebene Spiegel 
bes SJtitroftops. Stellt man nun bas SJtitroftop 
auf bie 3^^nroänbe ber Oberhaut ein, fo fiel)t 
man bei fentre©tem £i©teinfalle in jeber 3elle 
bas fielle SJtittelfelb unb bie buntle Stanbsone. 
9Birb fe^t ber Spiegel etroas 3ur Seite gef©oben, 
fo ba^ bas £i©t f©räg einfällt, fo rüdt au© bas 
jjelle SJtittelfelb 3ur Seite: bie 3entrifd)e 3ntenfitäts= 
oerteilung bes £id)ts get)t in bie ex3entrif©e über. 

Die glei©en Sorgänge fpielen fi© aud) im 
lebenben Slatte ab. Stad) ber Stnnaljme §aber= 
lanbts bat man fi© nun bas Protoplasma, bas 
ben 3mtentoänben ber Oberl)aut3ellen anliegt, 
als li©tempfinbli© oor3ufteIlen (Serglei© mit ber 
KolIobiumf©i©t einer pl)otograpl)if©en platte 
ober ber Stet©aut bes menf©li©en Sluges). ©s 
banbeit fi© hierbei um eine hoppelte ©mpfinb= 
li©teit: 1. roirb ber Xlnterf©ieb 3roi[©en §ell 
unb Duntel, 2. roirb ber Hnterf©ieb 3roif©en 3en= 
trif©er unb ex3entrif©er Seleud)tung ber 3nnen= 
roänbe empfunben. 

Der fentred)te £i©teinfall bebingt eine 3entrale 
Seleu©tung ber 3nnenroanb in ben Oberbaut= 
3ellett. Daran ift bie Pflan3e geroiffermaben 
geroöbnt; fie befinbet fi© babei in ber 3lul)elage. 
§ällt bagegen ber belle $led auf eine feitlidje 
Partie ber SBanb, fo roirb bas feitli© gelegene 
Plasma geregt; bie Stei3roirtung pflan3t fi© nad) 
bem 23Iattftiel l)lTt fort unb oeranlabt bter bie 
eingangs ermähnten Krümmungen unb Drehungen, 
bur© roel©e bie gemobnte fentre©te Seleu©tung 
berbeigefübrt mirb. Dab bie Pflan3e hierbei 
nidjt nur £>elligfeitsunterfd)iebe, fonbertt au© bie 
Sti©tung bes einfallenben £i©ts mabrnimmt, 
ergibt fid) baraus, bab fie bei f©iefer 5Belcu©tung 
bie fixe £i©tlage ftets auf bem lüpften SBege 
berftellt. Sie operiert babei fo fi©er, als ob fie 
bas 3U errei©eube 3iel tlar oor Slugen hätte. 

Da bie £)berbaut3ellen Sammellinfen bar= 
ftellen, müffen fie au© Silber er3eugen. Das 
gef©iebt in febr oolllommener SBeife. Slls §aber* 
lanbt 3toifd)en bem Spiegel bes Ptifroftops unb 
bem p-enfter ein 3meites SJtitroftop aufftelite, fab 
er auf ben ^Ttnenmänben ber Oberbaut3eIlen bie 
tleinen Silber bes ßmeiten SStitroffops. SBenn 
fomit au© bie 3Jtögli©leit ber Silbmabrnebmung 
oorliegt, fo betra©tet es ber Slutor aus oerf©iebenen 
©rünben bod) als b ö ©ft unmabrf©eirtli©, bab 
eine fol©e tatfä©lid) erfolgt. Slber felbft menn 
bas Silb 3uftanbe tommt, ift ni©t einsufeben, 
roel©er Sorteil für bie Pflan3e mit ber Silbmal)r= 
nebmung oerbunben fein füllte. S)tan mirb bal)er 



überbaut bes Slattes oon Anthurium Waroc- 
queanum beim £infenoerfu©. 3n ben bellen 
Kreifen bas Silb eines Sölifroftops. 
tbtitropbotograpbie 



Derfelbe Serfu© bei f©rägem £i©teinfall. 

©X3entrif©e 3ntenfitätsoerteilung. 

Stifropb oto gr apl)ie 

bie ©ntftebung oon Silb©en auf ben 3itnen a 
mänben ber Überbaut3ellen als einen 3toar pbP 3 
fitalif© intereffanten, pbpfiologif© aber bebeutungs* 
lofen Sorgang 3U betrachten haben. 

Um 3U 3eigen, bab bie überbaut ber £aub a 
blätter in ber Dat als £i©tfinnesorgan fungiert, 
mar es nötig, bie Sammellinfenfunttion ber 3elleri, 
bie ja für bas 3uftanbetommen ber Semegung 
au© hätte belanglos fein tönnen, aus3uf©alten. 
Das bat §aberlanbt 3unä©ft oerfu©t, inbem er 
bie Slätter be3iebungsmeife gan3e Pflan3en unter 
SBaffer tau©te. Da SSaffer unb mäfferiger 3^11= 
faft nabe3U bas gleid)e £i©tbre©ungsoermögen 
befi^en, tarnt unter biefen llmftänben oon einer 
£infenmirtung ber Überbaut3ellen ni©t bie Sebe 
fein. Die Serfu©e ergaben benn au©, bab ben 
unter getan© ten Slättern bie gäblöteit abgebt, 
in bie fixe £i©tlage ein3urüden. 

©egen biefe Stetbobe mürben oerf©iebene 
©inmänbe erhoben. Das bat ben gorf©er oer= 
anlabt, neue Serfu©e an3uftellen. Diesmal 
f©altete er bie £infenfunttion ber Überbaut3ellen 
aus, inbem er bie Slattoberfeite mit SBaffer 
benebte unb 3ur §erftellung einer ebenen ©ren3= 
fläd)e mit einem äuberft bünnen ©Itmmerplätt©en 
bebedte. Die Serfud)sblätter mad)tert babei ni©t 
ben geringften Serfud), fi© fentre©t 3um ein= 
fallenben £i©te 3U ftellen. 

3n jüngfter 3ett bat bann §aberlanbt no© 
eine anbre Sletbobe angemanbt. Die Serfudjs* 
blätter mürben nur teilmeife mit SBaffer benebt 
unb mit bem ©limmerplätt©en bebe dt, ber anbre 
Deil bes Slattes blieb troden. %t ber ©ren3e 
3mif©en benebter unb unbenebter Slattpartie 
bra©te ber Sutor einen lei©ten f©mar3en Papier= 
f©irm an. Dann mürben bie beiben Slattpartien 
oon entgegengefebter Seite f©räg beleu©tet. §ier=> 
bei ergab fi©, baß fi© ber Slattfüel immer berjenigett 
£i©tquelle 3utrümmte, bie bie trodene Slattpartie 
beleu©tete. Das mar felbft bann ber f$fall, roenn 
bei glei©)tarter Seleu©tung bie benebte SIatt= 
flä©e 2,2= bis 4,8mal fo grob roar als bie un-- 
benebte, ober menn bas benebte Stüd hoppelt fo 
intenfioes £i©t empfing als bas glei©grobe 
unbenebte. 2rür bie ©inftellung ber £aubblätter 
in bie fixe £i©tlage ift alfo allein bie unbenebte 
Slattpartie ausf©laggebenb, in ber bie ^runttion 
ber Überbaut3ellen als Sammellinfen normal 3ur 
©eltung tommt. §aberlanbt betra©tet bamit 
feine Dbeorie als befinitio bemiefen. 

Sie befagt, bab in ber Dat bas grüne £aub= 
blatt mit ürganen 3ur SSabrnebmung bes £i©t= 
rei3es ausgeftattet ift, bie im mefentli©en mit 
benen ber nieberften Diere übereinftimmen. £jaber= 
lanbt felbft nennt bie ürgane £i©tfinnesorgane. 
Sßie er ausfübrt, bot er ben 2lusbrud bauptfä©Ii© 
besbalb gemäblt, meil bie Dierpbbfiologen über 
bas SSefen bes ^ttuges ni©t einig finb. Sßer aber 
bie Se3ei©nung „Saugen“ ni©t nur auf fol©e 
ürgane bes optif©en Sinnes bef©räntt, bie ein 
Sehen oon Silbern ermögli©en, fonbern unter 
Sehen mit SCRax Sd)ulbe „bie Ummanblung ber= 
jenigen Semegung, bie uns als £i©t erf©eint, in 
eine anbre Semegung, bie mir 9teroenleitung 
nennen," oerftebt, ber tann bie ©ebilbe ebenfogut 
klugen nennen. $ln ber Sa©e felbft mirb babur© 
ni©ts geänbert. 




3 uftimmung nidenb, als applaubierte Detoraüons* 
ftguren beim 23 orfißenben ber Proteftoerfamm* 
lurtg. (Auch bie Artiften, bas [ei nebenbei bemerft, 
regten fuß bamals über bie 3ertfur auf — aller* 
bings über bie 3 en[ur ber 23 arieteprogramme; 
unb it>re gegnerifcße Aefolutiort gipfelte in bem 
Säße: ber rid)ttgfte 3 ^nfor [ei allemal ber ©e* 
fcßmad bes gebildeten Publitums... ©ine 23 e= 
ßauptung, ber man entgegenßalten tonnte, baß 
ber ^Begriff bes „gebilbeten Publitums" in ben 
oerfcßiebenen Anfcßauungen leiber ein recßt oer* 
fdßiebeuer i[t.) Dann befcßäftigte ftcß [ogar ber 
Aeid)stag mit ber 3 eu[ur. Aicßt im Plenum, aber 
in [einer Petitionstammer, in „biefem Ataffen* 


ber ^Poli^ei in Preußen bas Aecßt gibt, bie öffent* 
ließe Darftellung eines 23 üßnenu 3 erfes aus fidßer* 
ßeits*, fittenorbnungs* ober getoerbepoli3eilicßen 
©rünben 3U oerbieten. 

Unb jeßt roären toir uneber bei ber Kraftprobe. 
$ier bie Kunft — hier bie Poli3ei! §ier bas 
beutfcße Schrifttum oon 1911 — hier $iufelbep 
oon 1850 ! 3 d) fteße — mag's mir aud) oon ge* 
toiffen Seiten oerbadjt toerben — n i d) t auf bem 
Stanbpuntt, baß — roie [ie bas in Hamburg unb 
23 remen beute fcßon ift — in gan3 Deutfcßlanb bie 
3 en[ur einfad) abgefcßafft roerbert müßte. 233 oI)l 
aber ftebe icf) auf bem Stanbpuntt, baß es un* 
toürbig roar, bas oornebme 2 Bert eines oornebmen 
Autors — roie $ep[es AtagbaIenen*Drama — 3U 
oerbieten; unb bab es toiberfinnig ift, in einer 
Stabt, burd) bie eine f 5 rriebrid)[trabe läuft unb bie 
fid) mit einem §umbo!btI)afen unb [einen herrlichen 
Atitbürgern gefcßmüctt toeiß, bie Aufführung eines 
Dramas roie 3*an3 Dülbergs „Korallentettlein" 
3U oerbinbern. 3 d) teile bie Anfüßt ber oben 
3itierten Artiften nicßt, bab man bem guten ©e* 
fd)mad bes publitums jcßlanttoeg jebes Urteil 
überlaffen tonnte. 3 u einer Stabt roie 23 erlin, 
in ber neben Arbeitfamen unb 3 ntellettuellen aus 
allen ©den bes 23 aterlanbes and) ertledlid)e 
Alaffen oon minberroertigen 3 eitgeno[[en 3U* 
[ammenftrömen, um ihr Sdßäfcßen 3u fcßeren, 
gibt es Dotale genug, bie [ich mit [ogenannter 
„Kunft" befaffen unb in benen ber ,,©efd)mad" 
auf einem recßt niebrigen Aioeau fteßt. Diefe an* 
genehmen 23 ergnügungsftätten oerfammeln 3u 
ihren Kunftgenüffen überhaupt feine Deute oon 
©efdjmad, unb es triebe ben rohen Drieben ber 
Arbeitsfcßeuen, Ungebilbeten, Sd)iffbrücßigen unb 
Detlaffierten gerabe3u 23 or[cßub leiften, roemt man 
bie 3 uläffigteit ber Darbietungen biefer Kunft* 
tempelcßen nur oom ©efcßmad ihres Publitums 
entßßeiben liebe. 2 P 3 eiß ©ott, ba toär's nicht mehr 
roeit bis 3U ben Stier* unb Ijaßnentämpfen; unb 
ber Pantomimen mit einbeutigem Inhalt, ber 
„Scßönßeitsabenbe", benen jebe Schönheit fehlte, 
ber 3otigften Scßtoänte, in benen bas oom grau* 
3o[en immerhin noch mit ©fprit Angebeutete 
plump beutfch herausgepoltert roürbe, gäbe es 
halb genug. Aber ber 3 ^fur, bie beute roirtlid) 
nid)t all3u ftreng ift, too [id/s um ©efungenes, 
©etan3tes, ©eflüftertes unb ©e3tointertes ßanbelt, 
mübte, too Kunftroerte in Srage tommen, bie bod) 
fd)on oon ben fiettoren ernfthafter Püßnen bem 
Direttor empfohlen, oon biefem ohne Siebenten 
angenommen tourben, ein literarifcßer 23 eirat 3ur 
Seite [tehen, ber über Xenben3 unb 2 Bert ber etroa 
3U beanftanbenben ABerte [eine tlare Anficht auf 
Sacßoerftänbigeneib 3u äußern hätte. Unb icß 
möchte ben literarifchen Sadßoerftänbigen feßen, 
ber 3toar geroiffe fran3öfifd)e Sd)toänte mit ein, 
3toei unb brei Setten, mit ©nttleibungsfeenen unb 
gepfefferten Dialogen ruhig fpielett läßt, aber ein 
[o ernftes, oornehm gebacßtes 2 Bert roie Dülbergs 
„Korallentettlein" 3U oerbieten anriete! 

$ran3 Dülberg hat bis jeßt roenig oon ficß reben 
gemacht. $at tunftßiftortfd)e Auffähe unb fülle 
Püdßer gefcßrieben. Das Dßeater roußte noch 
nichts oon ihm. Aus feinen ßiftorifcßen Stubien 
unb feinen namentlichen ^Betrachtungen bes 
(gortfeßung f. S, 1207 ) 


©s fdheint faft, als follte ber Dßeatenointer mit 
einem Kampf beginnen, ehe ber 23 orßang 3ur 
erften Premiere oon Selang fidh gehoben hat. 
23 or brei fahren hat 3ran3 Dülberg, Kunft* 
ßiftoriter feines 3 eichens unb lein junger Spring* 
insfelb mehr, ein Drama gefcßrieben — unb 3toar, 
bas fei hier gleich gefagt: ein ernfthaftes, toürbiges, 
intereffantes Stüd — bas er „Das Korallentett* 
lein" nannte. Drei 3 aßre fdheint fidh — bas ift 
nicßt mertroürbig: benn erftens ben Autor als 
Dramatiter tannte niemanb unb 3roeitens bas 
Stüd ift gut — niemanb, ber an Dßeatern etroas 
3U fagen hat, für bas Stüd intereffiert 3u haben. 
23 is — im Sommer 1911 — ber Direttor bes Aeuen 
Sd)aufpielßaufes in Serlin, Alfreb §alm, bas Stüd 
annahm. Unb alfogleidh — oerbot es bie 3 enfur. 

2 Bas ift bie 3 enfur? Die fie ausüben, be* 
haupten: ein unerläßliches Aentil für Aoljeiten, 
©ottlofigteiten, Aoltsoergiftung. Die baoon Se= 
troffenen toerben behaupten: ein Unbing unb ein 
Unfinn, oon bem teiner recht toeiß, toer ihn oer* 
antooortet. Als bei bem Serbot oon Paul $epfes 
„Ataria oon Aiagbala" in Serlin bas Deffing* 
theater gegen bas PoIi3eiprä[ibium flagte, berief 
fidh beffen Vertreter auf Alinifterialreffripte, nadh 
benen biblifdje Stoffe oon ber Aufführung aus* 
gefchloffen feien, unb betonte, baß oon biefem 23 er* 
bot burdhaus teine Ausnahme gemadjt oDerben 
tönne, roeil bie Perfon unb ber Dob bes ^eilanbs 
in 23 erbinbung gebracht o^erbe mit einer fünbigen 
Puhlerin, bie fid) allerbings in bem Drama be* 
lehre. Das angerufene Oberoermaltungsgeridht 
beftätigte bamals bas 23 erbot mit ber 23 egrünbung: 
3ü3ugeben fei, baß bie minifteriellen Aeftripte 
teine red)tlid)e Pebeutung hätten, foroeit fie bib* 
Iifd)e Stoffe allgemein oerbieten. ©s tönne bes* 
halb für bie grage bes Umfanges ber Aiacht* 
befugnis ber 3enfurbehörbe nur bie Peftimmung 
bes allgemeinen £anbred)ts unb bie Atad)tbefug= 
nis ber Poli3ei in Petracht tommen. Die Aeligion 
gehöre aber in einem djriftlidhen Staate 3U ben 
Aed)tsgütern bes Publifums, unb „Ataria oon 
Atagbala" [teile fid) als ein Angriff auf bie Aeligion 
bar, beshalb fei bas 23 erbot bes Stüdes begrünbet... 
An ben gall fei hier umftänblid) erinnert, roeil es 
oor acht 3 <ü)*en jenen Sturm auf bie 3 enfur ent* 
feffelte, ber fid) 3umr, roie alle Stürme, fd)ließlid) 
legte, aber bod) tooI)I einige 23 orurteile getnidt 
hat in belehrbaren §er3en. Denn in ber fdhließlidh 
nicht roeit oon Preußen unb feiner 3 enfur gelegenen 
Stabt SBremen hat ber ^epfefctje Angriff auf bie 
Aeligion eine tiefe, faft toeiheoolle 233 irfung aus* 
geübt. Unb aus ©nglanb unb Amerita tarnen bie* 
felben Aadhricßten. ©s folgten bie lauten protefte 
gegen bas Urteil bes Oberoerroaltungsgeridhts. 
Alan hörte in einer 23 er[ammlung bes ©oethe* 
bunbes, ber fid) fonft nur burct) einen fold)er Aiefen* 
torporaüon eignenben tiefen unb gefunben Schlaf 
aus3eidhnete, mattdh träftig 233 örtlein gegen bie 
Knebelung ber tünftlerifdhen Probuttion. Suber* 
mann fprad) 3ornig, gulba ironifd), grans oon 
ßif3t juriftifd)*Iogifd), tülil bebauemb. Unb Alen3el 
unb Atommfen, bie ehrenbelabenen ©reife faßen, 


9ladf) «net fitt^oflrapfjie oon SarliSauer, Sffiindjen 

grab für berechtigte A 3 ünfd)e unb bringenbe Aot* 
rufe" (roie fie Ostar SBIumenthal einmal toißig 
nannte). Das roar in berfelben Sißung biefes nüß* 
liehen 3nftituts, in ber über bas Päßnd)en oon 
23 itfch nadh Pirmafens umftänblidher oerßanbelt 
ODurbe. %n betreff ber 3 en[ur einigte man fid) 
nur baßin, baß ihre Regelung Sa^e ber ©in3el* 
ftaaten unb nid)t bes Aeicßes fei. Unb ba in 
23 e r I i n aus ©rünben, bie man heute taum nod) 
3U bisfutieren braud)t, bie meiften unb roefentlid)* 
ften Premieren 3U erroarten finb, unb ba Perlin 
feine 23 or[tabt oon 23 remen ift, fonbern bie $aupt* 
unb Aefiben3ftabt oon Preußen, fo unterfteßt ber 
beutfdhe Püßnenbidhter heute noch einer Poli3ei= 
oerorbnung, bie ber oon §ans oon Aod)oo3* 
pieffoto oor fünfunbfünf3ig 3al)ren erfd)offene 
§infelbep oerantroortlidh ge3eicßnet hatte, unb bie 


ff (sy *■ •' • ©eficßt^farbe frifeßer unb rofiger. 93 ei mageren, in 

fivf 'OUIVllUvli J &Kl ' ' ber ©rnäßrung ßeruntergetommenen perfonen madßt fteß eine 

« - fteijtt gefunb fein. ®ofjet jä&fr jß«™ J® 1 # f ef "S 9 bcä «?*««&• *** ? eroi $ t | u ." b *»“*»«*« «»!*»«« 

nbeitSpflege niefit auf bie 4 n- Ä , n, ft ( unb Iafhscr 

«et befct)cän!en. ®inbut<f|-. 1 } //: >' bte ©cf| 6 nf)eit bet ffotmen bee«nttad|t«gt. 

er erzielen Iaffen, menn man •• / I * 

maljtur auf ben Organi§mu§ - NI \ wf " * \;/ I Alan ßat Piomatj tonjentrierteS ©onnenlicßt genannt. Unb 

yj ■ ,1 Md I r* in Sßaßrßeit: feßeint biefem eblen Alaljprobutt eine bem 

armut, 23Ieidßfudßt, mangelßaft "'if ■*\/> .;'t ©onnenlidßt oergleicßbare fiegßafte, oerjiingenbe Sraft tnne* 

ne, bureß überftanbene Stranf* M Y :• '/ jurooßnen, bie aüen jugute fommt, bie bur^ Stranfßeit, über* 

ba§ 23Iut fcßlecßt. Aeroöfe fl l- anftrengenbe§ Arbeiten ufm. ßeruntergefommen, blutarm ober 

gfeit, eine faßte, blaffe ©eficßtä* fl r'V-ii.'V- bleidßfücßüg finb, unter 23erbauung§befd)roerben, ßungenfranf* 

oorjeitige galten* unb Aunjel* fl 1 ßeiten ufm. leiben, ftür Sööcßnerinnen unb ftiHenbe grauen 

ung, ©cßtoäcßung De§ §aar* \ fl |:v •■'(** ift e§ ebenfo unentbeßrlidß mie für alternbe Perfonen. S?inber, 

3n foldßeit fällen tann nur f.-V : : ^^^fl fl \ ' namentlid) blaffe unb folcße, bie ben 21nftrengungen in ber Sdbute 

flM nidßt gemadßfen finb, neßtnen Piomalj mit oonüglidßem ©rfolg 

Wiiffrififrurmcfitr J^flH fl jur ©tärfung foroie gur Peförberung be§ Knodßenroad)§tum§. 

£lU||U|UJUngBIUl \3w alpM I 3aßlrei(he Stöniglidje finiten, profefforen unb Arjte, 

ite folcße Äur ift bie Piomalj* ,!/ w fjürftlidßfeiten, berüßmte Aoiatifer, Aennfaßrer unb junger* 

tätigfeit erßält eine mäeßtige fünftler oermenben nicßt§ anbereS al§ Piomalj, Da§‘ ju 

:* unb ©äfteftodungen toerben :• i|'> j |;rbem billigen preife oon 1 Alf. unb 1,90 Alf. pro $>ofe in ben 

nadß unb nadß entfernt. 2)er ,/ . \: meiften Apotßefen, ®rogenßanblungen unb Aeforntßäufern er* 

ireß 23iomaIj ein leießt affi* " v .- T l/f / IvV'-'', ßältlicß ift. (%n t)fterreicß*Ungarn K 1.30 u. 2.50.) Aucß Sie 

igefüßrt, ber bie Aeroen er* I i ’ij'-Vo-'-V' foüten, menn Qßnen 3ßre ©efunbßeit lieb ift, fieß fein anbere§, 

©inbrüden gegenüber meniger angeblidß „ebenfo gute§" Präparat aufreben Iaffen. 

-©ßcm. f^abrif ©ebr. Patermann in ^nebenan* 

25ofen mirb bte SBirfung be§ 11 23erlin 109 meift PejugSqueüen nadß unb oerfenbet au§* 

aucß äußerlicß fidßtbar. 3 u§&efonbere bie | füßrlxdße 23rofcßüre nebft Softprobe oöUig foftenloi. 
















1911. 9ir.46 


Über £ctnö ttrtö SJleet 


1207 


ewigen Fugettbf^oWems ber 9 Aenjd)l)ett erwuchs 
ißm ein Drama. (Ein Stücf Rüttelalter, ein ©tücf 
§eute, ein Stücf noll Sd)mer3 unb Frage unb 
ftlage. (Ein Stücf, bas wol)I in anrüchigem SRtlieu 
beginnt — ber ltt>Iänbtfcf)e ^farrerfo^n Reinfjolb 
£enß (in feinen „Solbaten“), ©oetßes ^reunb, ber 
Straßburger £>einricf) £eopo!b 2 Bagner (in feinem 
„(Euchen §umbred)t“) haben »or uier SRenßhen* 
altern basfelbe RtÜteu nicht gefreut, unb man hat 
SBagners Dragöbie nodh 1904 in Rerlin gefpielt — 
aber bas bies SOtilieu ber feilen Dirnen in ber ge* 
wunbenen ©affe mit ben roten £aternen halb oer* 
läßt, um 3m ergreifenben Dtagööie einer 3ugenb 
3U werben. „Füßlings (Erwachen“ hätte ber Dichter 
bas Gtücf wohl nennen tönnen, wenn ber Xitel nicht 
eben oergriffen wäre, ©in junges Ding, bas in uner* 
quief ließen Rerßältniffen eines Rütgerßau|es groß 
wirb — bie Riutter ßat's mit bem Machbar ge* 
halten, ber ßeimfeßrenbe Rater hot bie ©rtappte 
gefdhlagen, baß fie int Rett liegt auf ben Dob — hat 
nichts oon feiner Fugenb gehabt. „Später fchilt 
midh, weil idt) bie irjaare mir gern losmache,“ tlagt 
bas ÜUiäbel, „mir 5 firfdEjen 3 weige in bie §aare 
hänge, baß mir bie feßwargroten ilugeln oor unb 
hinter meinen Ohren leuchten. Rater fchilt mich, 
weil ich bie rote ©rbbeere, bie liebe feucht, an 
meinen Ringern verreibe, baß mir bie Fingernägel 


hübfeh rofenrot werben, unb mir bann lang bie 
eignen Finger abtüffe. Dann fag' id) wohl 3um 
Daumen: £ieber irjans, fage gum Schwurfinger: 
lieber §eing, fage 3um Ringfinger: lieber F r <*n3. 
Rtein Rater fchilt mich, weil, wenn id) Rrot holen 
foll, ich gerne bann gehe, wenn bie jungen Räcfers= 
teuf mit naeften Armen unb mit offener Rruft oor 
ber Dür ftehen, unb bann gern es mache, baß mein 
Arm wie unoermerft am nadten Arm oon einem 
oon benen ftreift. Rieht Rater fchilt mid) unb ruft, 
ich mürbe gan3 fo wie Riutter, wenn er mich nicht 
fdhon bei £eb3eiten bem irjerrn Fefus oermählt.“ 
Unb nun flieht fie in ber heißen Angft ihres jungen 
Rlutes oor bem illofter, bas fie oon all ben um 
befannten F^euben einer Rtenfchenjugenb abfchüeßen 
foll. Sie flieht in eine häßliche ©affe, wo man — 
fie weiß es — mit £iebe honbelt. Aber bie £iebe 
felbft tennt fie nicht. Unb nun ba ber erfte, ber fie 
fi<h taufen will, ein lüfterner alter ürärner ift, unb 
ba feine rohe ©ier fie beleibigt unb erniebrigt, er* 
ftidjt bte ©nttäufchte, ©rfeßreefte ben oerliebten ©reis 
unb wirb als oerbuhlte Riörberin 3um Dobe oerur= 
teilt Die £iebe bes $rin3en, ber juft als Sieger 
ein3ießt unb ent3üdt ihr Rilbnts gefeßen, rettet fie. 
Frt feinen jungen Armen lernt fie bie £iebe lernten, 
aber — wenn fie ihren tur3en Frühling gelebt hot, 
foll e r fie richten oor allem Rolf unb bem Rer* 


brechen bie Sühne geben. Fm Raujeß oergeffen 
beibe ben ©ntfehluß. Da mahnt bas murrenbe Roll, 
bas eine Dirne nicht als Joerrin will, an bas Rer* 
fpreeßen. Den ^Srior, ber fie bem jpimmel als ewige 
Rraut retten möchte, täufdjt fie in frommem Re* 
trug, um ben Dob 3U erleiben, ben ©eüebten frei 3u 
rnaeßen unb wieber 3ur |jöße 3U erheben oor allem 
Rolf burch ihr Rlutopfer. Da ber Rrins feßwatß 
wirb unb bas Furchtbare nicht oollftreden will, 
tötet fie fi<h felbft... Das ift in fur3en Strichen 
bie irjanblung bes Dramas oon Dülberg (als Rucß 
bei ©gon Fleifdjel & ©o., Rerlin, erftßienen), bas bie 
3 enfur in Rerlin oerboten hot. Rornehm wie bas 
Problem ift bie Ausführung. Selbft im Dirnenoiertel 
bes erftenAftes fein roßesSBort; aber oiel Schönheit, 
oiel Drauer, oiel Anflage gegen oerfannte Rechte bes 
Rluts, gegen ©Iternhärte, gegen pßarifäertum. 

Rielleicht regt biefes Rerbot eine neue Disfuffion 
über bie 3ettfur an; oielleicßt erleben wir noch eine 
ausführlichere Refprecßmtg im Reicßstagsßaufe als 
jene, bie ßinter ber Rahn Ritfcß=^irmafens 3urüd* 
ftehen mußte. £)ber gar — es geßßießt ein Rhmber, 
unb wir erfreuen uns mal r u f f i f cß e r 3uftänbe. 
Dort hotte bie fenfur einem freien Dßeater Dolftois 
„Rlacßt ber Ftnfternis“ oerboten — ba ließ ber 
Riinifter bas Stüd im ftaiferlichen Dßeater aufführen. 
Fn Rußlanb. Rubolf ^resber 




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©ebidjte. ®rfd)ienen im Selbftoerlag 
be§ ©erfaffer§, ©re§lau. 

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rotnan. ©reis ©t. 4.—, eleg. geb. I 
©l. 5.—. ®. Geringer, ®raj. j 
Stöbert, Gtto, Domino, Spielbüdjer. ; 
©reis 80 ©f. ©erlag Otto ©taier,; 
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Stofenom, .giermann, ©obfleigb unb 1 
Steleton. ©erlag ber Seutfdjen 21 Ipern i 
jeitung ®. nt. b. £>., ©tündjen. 

©jfttfäftltdfe jpifcUungin 

Sn ©ab*®lfter geigt ber ©efud) 
aud) biefeS S«br einen erfreulichen 2Cuf* 
fdptmng. ©telleid)t trägt hierzu bei, 
baß man in bem oon ©abelroalb um< 
gebenen ©abe hie fonft fo brüctenbe 
.gütje biefeS Sommers weniger emp* 
finbet unb in jeber 2tad)t mit (Sichet* 
t)eit auf eine angenehme ©bfütjlung 
rechnen fann._ 

®tne einfache Söfung ber<Sont* 
merurlaubSfrage hat bie befannte 
©tetaHroarenfabrit 2BalbeS & ®o., ©rag* 
Sörfdhoroiis unb ®reSben, bie befonberS 
bie ®rucffnöpfe Kof)inoor berfteüt, ge* 
funben. Um ihrem geiamten 2trbeitS* 
perfonal ben roohltuenben ®tnfluß eines 
Sommerurlaubs guteil werben ju laffen 
unb babei öod) ben fonft unoermeib* 
liehen ©chnnerigletten auSpiroeichen, 
hält fie bie ©rager gabrit porn 5. bis 
15. 2tuguft unb bie 2)reSbner gabrif 
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Frau oder Fräulein 


Montreux Grand Hotel Eden 


Straße u. Nummei 


(Genfersee) Erstklassiges modernes Familienhotel in 

allerbester, ruhigster Lage am See und Kursaal. Wohnung, mit Bad. Garten. 
Mäßige Preise E. Eberhard, Besitzer. 










io6. Band. Drefundfünfzfgster [Jahrgang 

OKtoberwo—1911 
*- erscheint jeden Sonntag 


DeutTcbe JlluTtrierte Zeitung 

Copyright, 1911 , by Deutfdie Verlags ^Anfialt, Stuttgart 


Der Kampf bet roeiften 
unb bet roten Lofe 

SRotnart 

oon 

©eorg $irfd)fdb 

(gortfetsung) 

CVnbie atemlofe 2 lrbeits=unb Selbatmofppäre 
O bes Kaufes 23 raumütler plante frans oon 
$epben ebenfo befreienb pinein mie in bie tan3* 
mübe, ppilofoppierenbe Salonjugenb. Sr mar 
nipt ber 50 lenfcf), bem man fein 2P*&en*Dag* 
pinein*£eben gum 23 ormurf machen fonnte. 
2 >ebes 23 ebenfen lapte er nieber. 9 Rit plom* 
bierten 3 äf)nen freilip, neroöfem Sefipts* 
3uden unb falfpen, oft fepr falfpen Gingen. 
Das 23 erliner £eben nüftte pn rafp ab, er 
mar fpon ein rept polierter Laturburfpe ge* 
morben. £Iber er pielt fip aufrept, fooiel man 
and) an pm fog unb mit pm fpielen mollte. 
Sr patte feine beftimmten kleine. Opern* 
fänger mollte er merben, unb ba fein 25 ater 
in Köln oiel meniger begütert mar, als 23 rau* 
müllers apnten, poffte er burp bie Kommer3ien* 
rätin bie SDiittel 3U feiner 2lusbitbung 3U er* 
palten. Sie mar' ja ber mäptigfte $aftor bei 
prem Semapt. 

So mar ber fonnige $ans, ber in $ran3 
Otto 25 raumüllers §aufe allmäplip regierte 
unb nipt nur gebulbet, fonbern miltfommen 
gepeiften mar. 23 raumülter füllte fid) Söfarions 
£ebensanfprüpen nipt mepr gemapfen — 
mopte fie alfo immerhin ben greunb unb 
^Blitzableiter paben. Die riptigen Srengen 
mürbe bie Comingertopter innet)alten — er 
aber gemann fid) eine angenehme Semiffens* 
freiEjeit baburp. Dop $ran3 Otto tappte in 
neues Hut)eil pinein. 2 tls er fein 23 eftes auf* 
gab, feine bürgerlipe tötoral, machte er fid) 
oogelfrei oor ber $rau, oor feinem 23 etfepr 
unb am ärgften oor feiner Familie. Sraf 
Kilpberg fap biefem Sntmidlungspro3eft mit 
Kenneräugen 3U. 

2 tls er fdion tief im Serebe mar, befploft 
ber Kommer3ienrat in naioer Slüdsftimmung, 
ein leuptenbes Spmbol für feine Erfolge 3U 
fd)affen. ;2Illes, mas er bisher erreicht patte, 
tollte ficE) in einem neuen |>aufe offenbaren, 
bas er für ben Sommer gegen bie lururiöfe 
233 opnüng am Kurfürftenbamm eintauf pte. 
Sr beauftragte einen URobearpiteften, pm in 
2 Bannfee eine 25 tlla 3U bauen, in großem Stil, 
mit tpart, 2 Iutomobitgarage unb 2 Birtfpafts= 
gebäuben. Der SQBelt gegenüber fap es mie 
eine einmalige grobe Ausgabe aus, bie ber 
tötillionär fid) Ieiften tonnte — in 2Baprpeit 
aber ftedte 23 raumüIIer ben größten Deil 

1911 (23b. 106) 


feines 23 ermögens in biefes £ebensreflame* 
paus. Das Lenommee mar ipm mepr als bie 
Datfapen. 2 m gan3 25 erlin fprap man oon 
ber großen Sinmeipungsfeier ber 23 raumüller* 
oitla in 2 Bannfee. 2 tn einem September* 
fonntag mar es enblip fomeit. £>ans oon 
§epben patte in feinem gan3en £eben nipt 
fo oiel gearbeitet mie in ben lebten 2Bopen. 
Sr mar als lebenbiger Sefpmad angeftetlt 
unb fünfte feine Sftaptoollfommenpeit. 3^e 
Sinmifpung 23 raumüllers mürbe fproff 3urüd* 
gemiefen. tötarion unb irjans tommanbierten 
tperfonat unb Jrjaus. Da 25 raumülter fiep in 
Sefpmadsfragen gan3 unfid)er füllte unb 
alles baranfeftte, baft ber Srfolg bes Kaufes 
bei feinem 23 erfepr ein burpfplagenber mürbe, 
gab er fid) gern 3ufrieben. Seinen 2 trger 
über bie ironifpe 2tnmaftung bes Kölners 
fpludte er im 23 emubtfeirt bes Selbgebers 
nieber. £eibenfpaftlip bebang er fiip nur 
aus, bab auf ben gubböben, mo es mögtid) 
mar, £ino!eum aus feinen ^jmbrifen oer* 
menbet mürbe. 

3ur (£inmeit)ungsfeier Iub er an punbert 
tperfonen nad^ 2!ßannfee ein. ©s mar ber 
gröbte Dag in 23 raumüIIers £eben. 3 ^em, 
ber es pören ober ni<pt I)ören mollte, 3ät)lte 
er feine illuftren (Säfte mit oollen Diteln unb 
2Bürben auf. 3 rmtter f° r t nat)m er einen 
harmlos Umfipau £»altertben beifeite unb raunte 
pm 3U: „SBiffen Sie, mer bas ift? Der §err 
mit bem grauen 23 art ba? Der 25 ortragenbe 
tRat im §anbelsminifterium, Gb^ellens Spute! 
kennen Sie ben Orben, ben er am §alfe trägt? 
Das is ber ilronenorben erfter klaffe!" 
3mifpenburp ftellte er alle 2Belt oor, uner* 
müblip mie ein aufge3ogenes Ut)rmert. „$err 
5lommer3ienrat'$er3felb — ^öulein tßaten* 
beper, bie betannte ‘pianiftin. 5ton3ert am 
fieb3et)nten Oftober, Saal ^Bepftein — miffen 
Sie fpon? §err (Seljeimer IRepnungsrat 
Rnetfpte — §err ( 5 et)ebner fefretierenber, 
parbon erpebierenber Sefretär Spellbauer 
00m ^Berliner tötagiftrat —jamol)l, 00m 25 er* 
liner 9 Jtagiftrat. kennen Sie aup fpon $errn 
2 lufriptig, ^äuleirt ’patenbeper? 5 tonful 
oon 25 ene 3 uela? 3 omol)i, $err 2 lufriptig, 
5 lonful oon 25 ene 3 uela!“ 25 raumüller patte 
bie (Semot)nt)eit, bie Ditel feiner (Säfte bei ber 
fBorftellung je nap prer 23 ebeutung in feier* 
lipem, bemunbernbem ober moplmollenb an* 
erfennenbem Done 3U fagen. 

2tup bie f^omilie Ölominger mar 3U bem 
großen Dage erfpienen. Klementine tarn mit 
^ 5 l)üipp aus Dresben. Kartmann tjatte fip 
nap langem 25 ebenfen entfptoffen, mit Doni 
unb ipauta nap 23 erlin 311 fahren. Sr Satte 
eine miptige 23 efprepung mit ^ 3 E)tXipp oor, unb 
immerhin mar bie Srt)olungs3eit mit ^rau 
unb Kinb, als (Saft feines reipen Spmagers, 
niä)t oon ber $gnb 3U meifeit. 3tt ben erften 
Söiinuten pres 2 Bieberfel)ens einigten fip bie 


Preis oierteljäbrlicb 4 ITiark 
Beim Postbezug 4 marK is Pfa. ohne Bestellgeld 
ln Österreich*Ungarn Kr. 4.S0 


23 rüber fpon barin, bag fie nipt 25 raumüIIers, 
fonbern lötarions (Säfte feien. So fanben bie 
ölamenlofen pre nötige IRomingerpattung in 
bem Selb* unb Ditelmilieu. Doni mar nap 
einer langen 2lrbeitsperiobe bie 3 er ^ reuun 9 
im oomeünten 2!Boptleben fel)r angenehm, unb 
Ißauta fpmelgte natürlip in all ben neuen, 
munberoollen Dingen, bie fie oor fip Ijatte. 
Sie mürbe ber oepätfpelte £iebling bes 
gan3en Kaufes. Sine allgemeine 25 erfö^nungs* 
ftimmung ergab fip in ben erften Dagen, 
napbem bie tepte Klippe umfpifft mar, tiefe 
©efräntpeit ber 23 iegenaus, bie in ber 25 illa 
feinen ^ßtap mepr gefunben unb im £>otel 
logieren mußten. 2lls 3ttrtTnernapbarin in 
einem mirflip imponierenben ^errenpaus oer* 
föpnte fip Klementine mit Kartmann unb 
Sötarion. Karlmann unb ^Jpilipp fanben 
mieber einmal ( 5 efallen aneinanber, unb als 
lölarion pre Spmpapie für Dom aus* 
gefpropen patte, liepen bie iRomingers gnäbig 
burpbtiden, bap 23 raumüller aup fo übel 
nipt märe. Das §aus, bas Sffen, bie 2 Beine 
— Philipp mapte grope 2Iugen. 9 Ran lieft 
ben £inoteumfabrifanten 3um erften Sölale 
gelten. Ölur Klementine 3udte nop bie 2 tpfeln, 
benn fie fiplte fip in folpem §aufe als £>errin 
berufen unb empfanb aufs neue bie traurige 
2 Banbtung pres Spidfals. 23 iegenau unb 
Slfa famen aus bem §otel mit fpeeten 2tugen 
perüb er. Sie nap men oon oornperein bie 
Haltung Sötiftoergnügter ein, bie mepr muftten, 
als fie ausfprapen. Da bie eben 3ü ^ran3 
Otto gefaftte 3u T t^0ung bei ben anbern nop 
auf fpmapen prüften ftanb, fpiftten fie mopl* 
tätig berüprt bie Opren unb patten bas bunfle 
Sepeimnis halb meg: £ans oon^epbens Stel* 
Iung im 55 aufe bes §errn Kommer3ienrats. 

Der arme ^cin3 Otto muftte nipt, melper 
gefploffenen $patanr er troft feiner Saft* 
freipeit, troft feiner imponierenben Srfolge 
gegenüberftanb. 2lpnungslos näperte er fip 
ben fparfen, lauernben £an3en. Seine Hn* 
fiperpeit fürptete beftänbig, fip in ber groften 
2 Belt, nap ber er teibenfcpaftlip traptete, 
läperüp 3U mapen. Der bunfle Drang in 
pm, nipt nur oom Selbe glüdtip 3U merben, 
fonbern mepr oom geiftigen 23 efift, mar gut, 
bop niemanb lopnte es pm. Ötipt einmal 
feine $rau bedte feine 25 Iöften. 2 luf einem 
IRiutbgange, ben er mit neu angefommenen 
Säften burp bie gan3e 23 efiftung mapte — 
es mar oielleipt ber 3epnte IRunbgang fpon, 
immer mit benfelben, oon Kartmann unb 
tßpitipp bereits gloffierten Lebensarten — in 
ber groften < 5 alle, ber „^opl", mie 23 rau* 
mülters bebenftipes Snglifp fagte, gefpap 
ipm etmas ^äftlipes. ^rofeffor Sartorp, ein 
maftgebenber 2tftpet, beffen 2Iusfprüpe oom 
£>ausperrn mit befonberer Spannung ermartet 
mürben, meinte, feinen 25 art ftreipenb: „Sepr 
pübfp, §err Kommer3ienrat, mirflip fepr 
160 









1210 


hübfd). 5Iber fagert Sie mir nur um ©ottes 
millen — mar um haben Sie 3 lüen Ratgeber 
bas orbinäre £tnoIeum auf ben jfjruhboben 
legen Iaffen?" 

„Das is nid) oon mir!" rief Hans oon 
Hepben, unb fofort ftimmten bie anroefenben 
Pamingers ein fcharfes, lidjembes ©elädjter an. 

Der £inoIeumfabrifant be!am einen roten 
Kopf unb oerlieh bie Halle. Verlegen folgten 
ihm bie (Säfte, ©r ftieg, nad) Raffung 
ringenb, bie Dreppe hinauf unb blieb am 
©ingang zum SJlufitfaal fielen. „Hier, meine 
HerrfChaften!" rief er im Vusruferton unb 
machte eine eble ©efte, bie ber etroas 3 U enge 
Samtanzug nid)t red)t geftattete. „Hier is 
ber 99tufiffaal, auf ben id) befonbers ftolg bin ! 
Das Reifet, id) felber bin ja 3 U toenig mufi= 
falifd) — bas is mehr bie Domäne meines 
lieben gteunbes Hans! $ür unfern Sans is 
ber Vtufiffaal gebaut toorben!" 

Vlies blicfte auf ben fonft fo befd)eibenen 
Dpernfänger, ber jel)r oerlegen tourbe unb 
nicht muhte, toas er fagen follte. 

„511) bat), Xlnfinrt !" rief SDtarion, fich herrifch 
auf bie ^uhfpihen ftellenb. „Vring bod) ben 
armen Sans nit in Verlegenheit! Hier hat 
neulich erft ber Siftermans gelungen!" 

©in leifes Kiä)ern folgte ihren VBorten, unb 
VraumüIIer irrte aud) aus bem 9Jlu|tf|aaI 
heraus. 

„VSohin geht'f benn ba nebenan, Herr 
Kommerzienrat?" fragte eine junge Dame. 
„Sßahrfdjeinlid) in bie Vibliothef?" 

„£). nein, meine ©näbigfte — ba gefjt's 
ins 3 immter meiner $rau." 

3eht mar bem $ah ber Voben ausgefd)lagen. 
9ti<ht nur bie Coming er s Iad)ten — alle Vn= 
mefenben oerfielen jeht in Heiterfeit unb 
brachen er|t ab, als fie fahen, bah ihr ©eläd)ter 
eine Kränfung für ben Hausherrn mar. 9Jtarion 
oerfdpoanb. Vu<h Sans oon Stoben machte 
ben VuYtbgang nicht länger mit. Dies er= 
höhte Philipps Vergnügen, ber |ich an Karl= 
manns miberftrebenben Vrm gehängt hatte 
unb mit tränenben Vugen immerfort flüfterte: 
„Diefes Vinboief)! Diefes Vinboief)!" Doni 
fat) fogar Klementine lachen. Sie ahnte mehr 
ben 3u|ammenhang, als bah ihr bie Situa= 
tion fchon flar mürbe, ^ebenfalls mihfielen 
ihr bie 9Venfd)en hier grünblich, biefe ge= 
puhten, lobenben Schmarotzer mit ihren erg= 
fai|d)en 3ungen. Sie hätte ben unoerfd)ämten 
Viegenau, ber fid) nicht beruhigen mollte— 
er grunzte nod) immer feinem Vßeibe zu: 
„Vlfa! Das 3i mmer meiner Stau!!" — fie 
hätte ihn am Iiebften bie Dreppe hinunter* 
gemorfen. Das Vtitleib, bas fie fd)on lange 
für VraumüIIer empfanb, melbete fid) oerftärft 
in Doni. Salb unbemuht fühlte fie fid) in biefem 
Saufe auf einer Stufe mit ihm. VSert gegen 
Scheinmert 3 U oerteibigen galt es ihr, unb fie 
näherte fid) bei ber erften ©elegenheit ihrem 
Schmager, um ihm aus ehrlichem Herzen Vn* 
erfennmtg für fein Saus auszufpred)en. 

VraumüIIer muhte, mer Doni mar, unb 
eine tief geheime, liebeoolle Schätzung trug 
er für fie im Ser 3 en. 9Jiit mehmütiger 
3ärtlid)teit betrachtete ber Kinberlofe auch 
ihr fdjönes, liebensmürbiges Kinb. Vber fein 
Verhängnis mollte es nid)t, ihr Vertrauen 
3 U gemimten, ©r trachtete ,hinauf' in feinem 
blinben VM)n, unb bie hexzßchfte ©inig= 
feit mit Doni fonnte für ihn nur »hinunter' 
bebeuten. V3emt er eben nod) oor fich hin= 
gemurmelt hatte: „Die is ber anftänbigfte 
9Venfd) oon ber gan 3 en ©efellfchaft", eilte 
er fd)on Philipp ober Varon Viegenau nach 
unb mar beglüdt, menn biefe Kenner feine 
3 igarren gut fanben. 5tm meiften aber lag 
ihm an Karlmann, benn in ihm erfaunte er 
trotz feines Vomingerhodjmuts ben Vornehmen, 
echt unb emfthaft Ringenben. Deoot orbnete 
er fich feinem Urteil in ©efchmadsfragen unter 
unb übernahm es, ohne ba 3 u aufgeforbert 3 U 
fein, für Karlmanns Dal ent Propaganba 3 U 
machen. Doch mährenb er in ihm einen 
mirflid) Unintereffierten ber höheren Vaffe oor 


Uber £artb urtb 3JIeer 

fich hatte, näherte fid) oon ber anbern Seite 
Philipp; bem bie ganze 2 BeIt nur perfönlicher 
Vorteil mar. Valb mar auch Klementine 3 ur 
Stelle, Um nicht nur als SOtutter ihrer Söhne, 
fonbern auch aus eigner 9tot ben reichen 
Vtamrt 3 U fchröpfen. Dief oerfing fid) $ran 3 
Otto VraumüIIer in bie 9tehe» benen er bisher 
gefd)idt entronnen mar. 3 eh^ ^ar es nicht 
anbers möglich — er muhte für bie Üftenfchen 
praftifd) eintreten, bie ihm ein ^Relief oor ber 
VSelt gaben. Deuer bezahlte er bie ©hre, in 
feinem eignen Saufe ©eltung 3 U finben. Kle* 
mentine machte ihm flar, mie oorteilhaft es für 
ihn märe, an ihren Spefulationen teilzunehmen. 
Serr Keffelbach, ber alte ©efchäftsfreunb in 
§riebrid)sburg, melbete eben bie günftigften 
©hancen in Sübamerifa. 5Iber Klementines 
Vaarmittel maren faft erfd)öpft. 9tur mit ber 
Silfe bes Schmiegerfohnes fonnte fie noch ein= 
mal hochfommen. VSie fchmer mürbe es ihr, 
Philipp in Dresben ben monatlichen 3uf<huh 
für fein angenehmes £eben 3 U fenben. VSie oft 
hatte fie fchon mit blutenbem S^en Karlmanns 
Vitten um Unterftühung abfdilagen müffen. ©in 
99tenfd) oon ^Sh^PP 5 ©aben — ein Kopf oon 
Karlmanns Vebeutung! VSelche glüdftrohenbe 
Vtutter fonnte fie fein! Vber bie gemeinen 
SUltagsforgen oerbitterten ihr alles. <J3InßpP 
muhte bei bem Dresbener Kunfthänbler meiter 
für ein Stüd Vrot arbeiten. Karlmanns 
Vilber unb ber hodjßebeutenbe VSibugaft oer= 
ftaubten — mas er als Sh^orifer ermarb, 
reichte nodh nicht für feine Vßohnungsmiete 
hin. SÖtit bemeglidfen VSorten flagte Klementine 
bem Schmiegerfohn ihr £eib. VraumüIIer 
mar nicht nur baoon betroffen, bie $rau f)Sro= 
feffor fidh plö^Iicf) bemütig nahe 3 U fehen — 
es fd)mei<heite ihm auch, 9tothelfer unb ©nt= 
fd)eibungsgott ber ganzen Familie zu merben. 
Diefes Voancement 3 erftreute fein altes 9Hih= 
trauen, ©r beglüdte bie SChmiegermutter 
burCh eine anfehnliche ©elbetnlage unb erhielt 
oon ihr bafür ben erften Kuh- Vhißpps grobem 
^31an, bem bie michtige VefpreChung mit Karl= 
mann gegolten hatte, trat er ebenfalls näher. 
Philipp mollte in Dresben eine neue, höchft 
oomehme, höchft foftfpietige Kunft 3 eitfchrift 
grünben. ©r behauptete burd) feine Dätigfeit 
fchon ben nötigen $onbs an Kenntniffen unb 
©rfahrungen zu befihen. feinen Sänben 
follte bie fünftlerifche Keitung ruhen, mährenb 
er für ben ItterarifChen Deil feinen Vruber 
gemonnen hatte. ber ^Pallas' — fo 

follte bie neue 3 eiif<h*ifi h^ifeß^ — fahen 
bie beiben begeiftert ihren ßebenszmed fidh 
erfüllen. Philipp teilte bem Schmager mit, 
bah mehrere angefebene unb reiche Kunft= 
freunbe bas ©runbfapttal gezeichnet hätten, 
unb baraufhin erflärte fich VraumüIIer enblicf) 
bereit, bas nodh 5 ^ 1 ) 1^06 bei 3 ufteuern. 3 n 
ber eblen Kunftatmofphäre, mo 9tamen mie 
Klinger, Vtar fiiebermann unb Xfchubi umher= 
fchmirrten, auch feinen 9 f lamen genannt zu 
miffen, bas bienbete VraumüIIer. Doch als 
er fich groben Summe eben entäubert 
hatte, ftellte es fich heraus, bah bie Deil* 
nähme ber anbern ©elbgeber nodh in ben 
Voroerhanblungen ftedte unb 3 meifelhaft 
mürbe. Philipp hatte ben 9Jiunb zu ooll 
genommen. Kartmann aber geriet bem em= 
pörten VraumüIIer gegenüber in arge Ver= 
legenheit. ©r hatte bem Vruber geglaubt, 
unb nun mar alles nur mit bem ©elbe bes 
SChmagers angefangen morben. meiter 
Srerne lag bie erfte Stummer ber , Pallas'. 

Valb nach biefer unliebfamen ©rfahrung 
traf ein Delegramm oon Scrrtt KeffelbaCh ein, 
bas eine plöhliche Krifis in Sübamerifa mel= 
bete unb beutlid) machte, bah Vraumütlers 
Veteiligung an ber fChmiegermütterliChen Spe= 
fulation oerloren mar. Schlimmer aber als 
ber Verluft mar es für ben foliben ©efd)äfts= 
mann» fo lächerlich hereingefallen zu fein. 
Niemals hätte er fid) auf berartige Spefm 
Iationen eingelaffen, menn er nid)t mieber 
einmal fdhmad) oor ber Vomingerfcf)en Dp= 
rannei gemefen märe. VraumüIIer mar namen= 


1911. 47 

los gereizt. Schmiegermutter unb Sdjmieger' 
fohn gingen fiCh mie fnurrenbe Raubtiere aus- 
bem VSege unb marfen einanber funfelnbe 
Vlide 3 U. 9lud) bie ^er 3 lid)feit Korlmann unb* 
Philipp gegenüber erfaltete. Das $amilien= 
fonzert mar grünblid) zerftört. Viegenau 
aber, ber noch immer nicht nach Verlin 3 urüd= 
fahren mollte unb an ber Kommer 3 ienrats= 
tafel einen unenbliChen Vppettt entmidelte». 
fam in ber fritifdjften Stunbe mit ber trium^ 
phierenben SftaChriCht, bah er am Parifer DotaIi= 
fator fünftaufenb ^raufen gemonnen habe. 
VraumüIIer mürbe bläh *>or $rger. ©r fahte 
fid) erft, als $rau oon Viegenau fich öa= 
burd) blamierte, bah fie ben $aooriten mit 
einem traurigen Dutfiber oermechfelte. ©ublicf) 
mürbe einmal über ben anbern Schmiegerfohn 
gelacht, benn ber ehemalige Vittmeifter rief 
mit zornigem Vormurf: „Vber VIfa! Dah bu 
ben , 8 rlitt‘ nich fennft!" Diefer Vusfprud)’ 
mürbe 3 um geflügelten VSorte. 

Karlmann hatte fChmere Sorge um SÖtarion, 
feine £ieblingsfd)mefter. Der Kölner, bem er 
fie hiagegeben fah, gefiel ihm nicht, unb bie 
5ltmofpf)äre bes fchmefterlichen Kaufes brüdte 
bermahen auf ihn, bah er mit Doni balbige 
Vftreife befdEjIoh- Dies glänzenbe Scheinleben 
fonnte er nicht länger mitmachen. Vlarion 
empfanb, mas in bem Vruber oorging. Dah; 
Philipp für ihren £iebhaber eingenommen 
mar, erfChien ihr nicht fo michtig mie Karl! 
manns Sympathie. ihrer grenzenlofen 
£iebe fah fie mit Schmerz, bah ber Vruber 
£jans oon ioepben mihbilligte. $atte er ein 
^ed)t bazu? ©r ftellte ja auch noch nicht 
oiel in ber VSelt oor, unb bah he, feine 
SCfjmefter Vtarion, in einem VraumüIIer fein 
©lüd fanb, muhte ihm. flar fein, ©in grob- 
3 ügiges Venaiffanceleben, über bie Philifter= 
moral htnmeg, muhte Karlmann oerftehen 
unb ihr 3 ubiIIigen. ©r hatte ja bes Vaters 
Künftlerblut geerbt, er fonnte unmöglich lieber 
fehen, bah fie mie eine ftumpfe Vourgeoife 
in finnlofen Pflichten oermelfte unb ihren 
groben £iebesbefib nicht einem jungen, ihrer 
mürbigen 9Jlenfd)en fchenfte. VSie lebten benn 
anbre grauen ihres ©efellfchaftsfreifes? 9lud> 
nicht tugenbhafter. ©ines Dages brach he bie 
©elegenheit oom 3 aun, über ben ©eliebten 
mit ihm 3 u fprechen. Doch fie fprad) nur — 
Karlmann blieb ftumm. Vlit fliegenber Vruft 
unb feuchten Vugen fagte fie ihm enblich :• 
„Der §ans mirb oerfannt. ©r ift noch er 
fann noch nix — aber barf man benn immer 
bie gemöfmlichen 5tnfprüd)e ftellen? ©r ift 
halt ber SOIenfd) — fonft nix — unb bas ift 
mehr als alles!" 

Karlmann gab feine SIntmort unb oerlieh 
bas 3ßnmer. Korribor begegnete er feiner 
9Stutter. ©r fah ihr an, fie hatte gehorcht. 
Karlmann burd)fd)aute ihre Stellung in biefem 
§aufe. Sie proteftierte nicht gegen bas Hm 
heil , bas ihrer Do «hier brohte, m eil fie in 
§ans einen Fächer fah, ber ihrem £ah gegen 
VraumüIIer mohltat. — 

©tmas gab es, bas auf $ranz Dtto, ber fid> 
bisher unglaublich gefügig gezeigt hatte, mie 
ein roter £appen auf ben Stier mirfte. Varon 
Viegenau mar ein Spieler unb machte mieber= 
holt ben Verfudj, feine £eibenfdhaft in bas 
$aus bes Kommerzienrats zu übertragen, 
©inrnal hatte VraumüIIer es fchon energifdj 
oerhinbert, benn er fah feine ©runbfähe, 
fein mühfant ermorbenes Renommee burCh ben 
SRittmeifter bebroht. Dod) als er eines Vad)= 
mittags überrafchenb oon V erlin zurüdfam 
unb ben erfreulichen Vnblid hatte, bah Vie= 
genau, Philipp, £ans unb ein Vmerifaner im 
Herrenzimmer poferten unb feine teuerften 
3 igarren pafften — ba floh ber angefammelte 
3orn in ihm erfChredenb über. VSas er nach: 
£uft ringenb heroorbradhte, glich einem Hinaus- 
murf ber ©äfte, unb im 9tu ging bas ganze 
£ügengebäube in flammen auf. VSährenb 
bie Herren 3 anften, erfChienen zum Unglüd 
auch bie grauen. 3 ehl mar bie Familien* 
fataftrophe oollfommen. VraumüIIer mies,. 




1911. 9tr. 47 

am gan3ett Körper 3itternb, E 3 iegenau bie Xür, 
worauf ber Elittmei[ter it)rt 3um Duell forberte. 
©I[a aber [teilte fiel) megärenhaft an [einer Seite 
auf unb [d)rie: „Elber er i[t ja nit [atisfaftions* 
fähig! (£r i[t janit[atisfaftiortsfäl)ig! ©inEElenjd), 
ber [id) bas im eigenen §au[e bieten läfet !“ 

„EBaslahid) mir im eigenen £>auje bieten?“ 
brüllte SBraumüller. 

„§ier i[t nit ber Ort, um baoon 3U [predjen!“ 
feifte Klementine. „Sie roif[en noch immer 
nit, was [id) gehört!“ 

„©Riehen Sie 3 h re Kinber be[[er! ©ehört 
es [id) oielleid)t, bah id) mein [auer erworbenes 
(Selb bei euren Sd)winbelge[d)äften los werbe?“ 
: ; „Elhci! Eid) [o! Sie [ollen auf geller unb 
Pfennig alles 3urüdbefommen!“ 

„Eluf geller unb Pfennig!“ wieberholte 
s ;j 3 f)ilipp mit großer ©ebärbe. 

„3d) bin neugierig!“ 

„(Sei) f)inaus, ©I[a!“ [d)rie iet?t plöhlid) 
Clarion, bie neben <5ans [tanb, in trantfjafter 
(Erregung. „ 34 ) bulb' es nit, bah bu mir 33 lide 
3uwirf[t!“ 

„ 93 i[t bu oerrüdt? Eid), bu füt)I[t bief) wof)l 
getroffen?“ 

„£alt bein EEtaul, 3rauen3immer!“ Marion 
[tür3te hinaus. 

- „EBas t)at [ie ba je[agt?! ©raumiller! 3 hre 
3 rau muh Abbitte lei[ten!“ EJtit wut[prül)enben 
Elugen pflügte Siegenau [id) oor bem Korn* 
mer3ienrat auf. Sd)lud)3enb [aut ©l[a in einen 
Se[[el. 

„3d) höbe hier nid) für bie Eluierungen 
meiner $rau ein3u[tel)en!“ 


Über Kartb unb SOleer 

„Das jlaub i<h! Sie [teilen ja für nid)ts 
ein! $ür j ar nichts! Komm, Elija! 3 u bie[em 
£jau[e lönnen wir nid) bleiben!“ 

Die E 3 iegenaus oerliehen bie EUlIa. Kle= 
mentine, ber ein <oer3frampf brohte, muhte 
oon Philipp binausgefübrt werben. E 3 er= 
wün[d)imgen gegen E 3 raumüIIer auf ben £ip= 
pen, liefe [ie [id) fortbringen. Doni unb KarU 
mann Iau[d)ten im ©arten [djredensbleid) ben 
©reigni[[en. ^löfelidt) eilte £>ans oon £jet)ben 
mit einer Efeijetajdje ohne ©ruh an ihnen 
oorüber. Elad) etwa 3ef)n EJtinuten erjdjien 
aud) EJlarion im ©arten. „irjabt ihr ben Ejans 
ge[el)en?“ rief [ie oer[tört. „Karlmann, um 
©ottes willen, wo i[t Ejans?!“ 

Doni wollte ihn nod) hebern, bod) Karb 
mann erwiberte [d)on: 

„©r [djeint nad) Berlin gefahren 3u [ein. 
©ben i[t er hter an uns oorübergelaufen. 
3 ur E 3 ahnf)of[trahe htu.“ 

©r büdte [id) ent[etjt, benn bie Sd)we[ter 
taumelte unb lag im näd)[ten Elugenblid be= 
wuhtlos 3U [einen 3ühen. 

(gortfefcimg folgt) 


3wei (öeindjte in )ßtofa 

Die fahle, weihe EKauer 
3 n EJtittagsjonnengluten [teht eine fahle, weihe 
Eftauer. 

Eliele EJten[d)en eilen täglid) an ihr oorüber. 
EJiand)e bead)ten [ie gar nid)t; manche [d)impfert: 
„Die höfelidtje EJlauer!“ ... 


► 




- 


Die [charfe EJtu[d)el 


9Jcu!) einer fünitlerifdjen <pi)otograpf)ie oon 3- SJoila 


1211 


EBenn aber ein ©ärtner fäme, ber an il)r ben 
EBeinjtod 3öge — wie präd)tig würbe ber gebeil)en! 

Unb wie eine ©lüde bie Küchlein, [o würbe bie 
Eftauer ben Drauben SBärrne [penben... 

Unb bie Eften[d)en würben [taunen unb [id) 
freuen. — 

Eid), wieoiele EEtenjchen gleidjen ber fahlen, 
weihen EEiauer! — 

* 

SElumen blühen auf meinem ©rabe 

3m Draume [djritt ich über einen 3riebl)of. 
Ein prunfoollen Dentmälent ging ich oorüber. 
©rohe 23 ud)[taben, bie bie Ejanb bes E 3 ilbhauers 
er[t oor wenigen EJionaten in ben EEtarmor ge= 
meihelt hotte, oerfünbigten pral)Ienb, bah ber Dote 
nie oergejjen werben würbe; aber E 3 rewte[feln oer* 
bedten [d)on mehrere EBorte. 

Eid), felb[t auf umge[tür3ten Sanbjtein» unb 
©i[enfreu3en [tanben nod) Sähe, bie oon ewiger 
Siebe unb Dreue fabelten. 

EBarurn, fragte ich mid), nehmen bie EEten[d)en 
©ifen, Stein unb EEtarmor, um barauf bie ©efiil)le 
ihres wanfelmütigen Segens 3u offenbaren? 

„Etehmt Eßapptäf eichen ba3u, ihr EJlen[d)en!“ 
[chlud)3te id)... Unb plöfelid) [tanb id) oor meinem 
©rabe... 

©in Ueines Ejofefreus trug nur Elamen, ©e* 
burts» unb Dobestag. Eluf bem ©rabe aber blühten 
in über[d)wenglid)er Sülle bie [päten EMumen bes 
§erb[tes: Dahlien, Elftem unb ©eranien... 

„Siebenbe §änbe [d)müden nod) nach 3wei 
3al)ren mein ©rab!“ flüfterte id). 

EBie [onnig würbe mir im ©erniite! EJlit einem 
[eligen £äd)eln auf ben Sippen [chlenberte id) 30m 
griebhofsportal hinaus! 

So i[t bas men[d)lid)e $er3! 

§ans Eieiter 


1911 (33b. 106) 


161 















1212 


Über £anb unb SQleer 


1911. 9tr. 47 



Beter £jalm: £äusd)en auf ber Steicßenau 


Beter £atm 

{jVJ-achbem bie Stabiertunft burd) 
W Stembranbt — ähnlid) tote 3U* 
oor ber Äupferftid) burd) Stirer — 
eine h°h e BoIItommenheit erreicht 
batte, oerfiel fie bod) fpäterhin toieber 
in eine bienenbe Stellung. ©rft 
banf ber eminenten gortfdjritte auf 
bem ted)nifd)en ©ebiete ber Stepro* 
buttion toirb bas Stabieren toieber 
mehr als freie, felbftänbige Äunft 
betrieben, als eine Äunft, bie fid) 
innerhalb gan3 befonberer ftiliftifd)er 
©rennen betoegt unb bie befonbere 
Dechnit gur Betonung eben biefes 
befd)räntten Stils ausnußt. Der fabel* 
hafte japanifd)e $ol3fd)nitt hat in 
neuerer 3eit ber Stabierfunft eine 
ebenfo ftarte Anregung gegeben roie 
ber europäifdjen SStalerei. SBer in 
bem tür^lich erfdjienenen $anbbud) 
„Die Äunft bes Stabierens" oon §er= 
mann Strud blättert — bie übrigens 
trefflichen tedjnifchen ©rörterungen 
bes §anbbud)s finb auch funftliebenben 
Saien eine oorgüglidje ©inführung — 
toirb ben japanifd)en ©infdjlag bei ben 
meiften unfrer gefd)äßteften Stabierer 
ertennen. 

Beter £alm aber hat toenig 
oon biefem Stil in feine Äunft auf* 
nehmen tonnen, ba er fid) überhaupt 
oor allen inbiretten ©inflüffert wehrt 
unb feine anbre Sehrmeifterin an* 
erfennt als bie — Statur! So fönnte 
man im ©egenfaß 3u ben meiften 
mobemen ©raphifern bie Befon* 
ber heit §alms barin fehen, bah fie 
ihm fehlt (fofern man unter Be* 
fonberheit unb Stilifiertheit basfelbe 
oerfteht!). 3hm gilt immer nur bie 
eine Denbenß — bas Staturbilb in 
frifdjer Beßanblungsart eraft toieber* 
3ugeben. ©r benußt nid)t bas SStotio, 
um feiner Berfönlicßteit ©eltung 3U 
fchaffen. §aim ift gleid) ermaßen 301= 
preffionift unb Staturalift. Die Statur 



Beter §alm 


Stubienföpfe 


hat er ftubiert mit ber Siebe unb 
SadjUchteit eines SJien3eI unb mit ber 
tünftlerifcßen Ungehemmtheit eines 
Siebermann. Stus einer fo feltenen 
Befähigung, bas fubjeftioe ©mpfinben 
ber obfeftioen 2 BaI)rI)eit unterorbnen 
3U fönnen, refultiert Beter §alms 
außerorbentlicße Gualififation 3ur 
Sehrtätigfeit, bie er ungewöhnlich 
erfolgreid) an ber SStündjner SIfabemie 
feit 1900 — als Slachfolger feines 
Sehrers Staab — ausübt. 

3 um Sehrberuf beftimmt ihn auch 
fein gütiges Statureil, feine toarme 
Begeiferung für bie große Äunft ber 
Älaffifer. SOtit einer feltenen Eingabe 
fucf)te er feiner3eit bie erften Slabier* 
oerfud)e bes Stubien* unb Sllters* 
genoffen Stauffer = Bern 3U förbern, 
ber befanntlid) immer3u bei jebem 
ein3elnen 3 uftanb ber Blatten bas 
Urteil bes Freunbes berausforberte. 
Stauf fers raftlofer ©ifer tourbe oon 
$alm gefchürt. Biele Briefe Stauffers 
haben bem fdjönen Berbältnis 3toeier 
Fadjtollegen ein Denfmal gefeßt. 
SBeniger befannt bürfte es fein, baß 
aud) ber SOtaler Stauffer bem SJtaler 
§alm nad)3ufommen fudjte. ©ine 
3eitlang befudjte §alm, nachbem er 
fid) 3uerft ber Slrcßitettur, bann ber 
©raphif 3ugewanbt hatte, bie SOtal* 
fcßule bes Brofeffors oon Söffß \n 
Sllünchen. Die 2 Beid)heit feiner male* 
rifdßen Diftion war recht häufig ber 
fpröben Farbgebung Stauffers ein 
Dorn im Sluge. Übrigens laffen 
$alms lanbfd)aftlid)e Ortginair abie* 
rungen, feine oon SJten3els ©eift oft 
befeelten Bleiftift* unb ÄohIen3eid)= 
nungen (ogl. Bublifaüon 2Bei3fäder, 
„©raphifche Äünfte“, 1898 ) einen 
burd)aus malerifchen Bortrag erfennen. 

SPtan ift ocrfucht, oon einer Beter* 
§aIm=Sinie 3U fprecßen, benn alles, 
was aus ber BSertftatt biefes Sta* 
bierers tommt, hat etwas oon alt* 
meifterlidjer BoIItommenheit. SJtit 
einer feltenen, 3artfül)lenben ©mp* 






1911. 9lr. 47 


Über ßartb urtb s D?eer 


1213 


finbfamteit i[t ^ßeter £alm burd) 
bie itunft alter äReifter I)tnburcf)= 
gegangen unb I)at ihrer Decbnit 
bas 3ntimfte unb bas ©rofc 
jügige, bte tluge 23 efd)räntung 
ber SCRtttel unb ben 9 ?eid)tum 
ber tleinen unb Kennten äRotioe 
abgefe^cn. Unb fo trägt er 3U= 
gletd) bem fuebenben ©efd)mad 
ber ©egenmart 9 ted)nung, nach 
einer tünftlerifcben ©eftaltung ber 
mefentlicben Stimmung einer 
£anbfd)aft, bie non £id)t unb 
£uft burd)träntt ift. £)l)ne bie 
pt)otograpbifd)e ©Sattheit ber ge= 
nialifd)en ftunft SRenßels tomrnt 
^eter £jalm bod) als ftünftler 
oermöge feiner ©efül)lsed)tbeit 
unb tedjnifdjen ©brlid)teit 3U 
gleiü) über3eugenben Stubien 
unb 3^id)nungen oor ber $ftatur. 
Seine Köpfe finb ftreng unb oer= 
fonnen in ber Haltung, unb bie 
9 JiitteI auf bas Sftotmenbigfte 
ausgefpart. 9 tur roer fie länger 
betrachtet, ber tann oon ü)nen 
als letjtes ©efebent aud) nod) 
bie fröhliche SO^eifterfd)aft bes 
Sdjauens ablefen, bie innige 
$reube am Objett, bie ben 3ei= 
cbenftift befeelt haben. ©benfo 
gebt es uns bei feinen £anb= 
fd)aften; bie ruhige Haltung 
biefer 23 lätter, bie jebes auf 
feinen fpe3ififd)en Don geftimmt 
finb, getoinnen, je länger man 
fie anfd)aut. Da taud)en bann 
un3äl)lige tleine, liebeooll gefebene 
©Übelheiten auf, bie immer roieber 
roie in einem groben ©mpfim 
bungsftrom in bas ©efamtbilb 
einmünben unb feinen tünftleri* 
f(ben 9 Bert bifferen3ieren, ohne 
ibn in ein Vielerlei 3U 3erfpalten. 

Diefer SUleifter ber Ded)nit be* 
berrfd)t bas gan3e 2Berf3eug! — 
(Er tann roäblen 3toifd)en $abieren, 
Sdbabfunft unb Vernis mou unb 
roenbet häufig eine 5 tombinations= 



^ßeter £>alm 


9 labierung nad) Sfrans £jals 


ted)nit an. Niemals fül)lt er ficb 
an bie Ueffeln einer einigen 
Äunftgattung gebunben. (Er oer= 
arbeitet ben oon ber Statur emp= 
fangenen (Einbrud mit ben s Dtit= 
teln, bie ibm abäquat erfd)einen. 
SÜtan beamte in ber 9 iabierung 
„Sauerngeböft bei 2Balbsbut“ 
bie Reinheit ber £id)tbebanblung 
unb ber 9 ltmofpbäre unb bie nad) 
ber Diefe 3uftrebenbe 9 taum= 
geftaltung. Das 23 latt enthält 
Xonfeinbeiten, bie aud) bie toft* 
barfte Palette bes SRalers nid)t 
iiberbieten roirb. Die „^relbtapelle 
bei güffen" (Vernis mou) 3eid)net 
ficb burd) bie prächtig in ben 
9 ?aum geftellte ftompofition aus. 
Die ©egenb ber 9 teid)enau, ihre 
£prit unb ihren romantifdjen 
3auber bat $alm förmlich neu 
entbedt. 

3eittoeife fpürte aud) E>alm 
ben Drang (fo beute noch), fid) 
als reprobu3ierenber Zünftler 3U 
betätigen. (Er ift auf teine 9 tid)= 
tung eingefebmoren. ©r oerebrt 
neben oan (Et)d unb ©riuelli 
9 ?embranbt unb grans £>als, 
unb in feinem ^er^en bleibt nod) 
^lab für fieibl, £iebermann unb 
Ubbe. Unb fo bat er fein Sd)erf= 
lein beigetragen, ben 9 üü)m ber 
©rösten populär 3U machen. 

9 Ilfreb SCRaper 


Slpljottsmen 

Kuü) einer Sache, bie teine 
gute Seite bat, tann man bie 
befte abgemimten. 

Sergeffen mollen unb fid) nid)t 
erinnern mollen ift 3toeierlei. 

* 

SBabre £iebe entfdjulbigt nichts 
unb uer3eibt alles. 

©rnft Äümpel 



^ßeter £jalm 


gelbtapelle bei güffen w 
















'»Peter §alm: 3 m ©arten 


^ßeter £alm: Sti33enblatt 




33 auernget)öft bei SBalbsfyut 










1911. 9lr. 47 Über £anb unb 9Jleer 1215 



3 nbifd)cr ^almenfächer §ellenifd)er Schirm 3 nbifd)er Schirm 


Auf ber $lud)t oor bem Sonnenftrahl. pauöem von 3uiie Soioroicj 


o griesgrämig bie ©efid)ter aud) fein mögen, 
bie im Sommer unter triefenben Schirmen 
oor3ulugen pflegen, ob ber $immel nod) immer 
tein ©infehen haben mill — memt bie Sonne 
aus moltenlofem 231 au unbeirrt ihre Strahlen 
fenbet, 3oIlt man ebenfo feiten ihrem hei feen 
©rühen einen freunblid) anertennenben Danf. 
Die grofje ^jitje roirb meift nod) laftenber emp= 
funben als bie fdjlimmen 2Boltenfd)auer, bie ben 
Sommerfrifchlern in mand)em 3 ahr bie Serien* 
freube 3u SBaffer toerben laffen. Allerorten auf 
bem ©rbball fud)t man bie SBirtung ber all3u 
intenfioen Sonnenftrahlen mit fiiften unb (Bemalt 
ab3ufd)mäd)en. 

Am beften finb natürlich bie gemappnet, beren 
ftlima bie irjihe als einen Saftor in fid) fdjlieht, 
mit bem gered)net merben muh tote mit feber 
anbern Selbftoerftänblidjfeit auch- Äleibung, 
SBohnung, £ebensgemof)nheiten, alles ift banad) 
geformt/ ©an3 abgefehen oon ben un3ioilifierten 
Stämmen, bie fid) nicht nur ber Sonne 3uliebe 


mit einer Doilette oon allerlei bi3arren Schmud* 
ftüden behelfen, finb aud) bie toftbaren Stoffe 
ber oerfeinerten Aaffen bes Orients im Angefidjt 
ber Sonne erbad)t unb gefdjaffen morben. All 
bietühlenbe, meidhe Seibe unb bie fpinnmebbünnen 
©a3egemebe finb eine Aeoeren3 oor ihren ©lut* 
bliden. Die Käufer ber begüterten Orientalen 
pflegen ©emädjer für ben Sommer unb ben Aßinter 
3U enthalten; je nad) ber 3ah*es3eit merben bie 
nach Aorben ober Süben gelegenen Aäume, bie 
in ihrer Vauart ihrem 3 toed entfprechenb ein* 
gerietet finb, benuht. Der £jof, bie offenen 
©alerien, bie Dad)terraffe, alles finb 3 uflud)ts= 
orte oor ber Verfolgerin §ihe. Die Araber mit 
ihren Btomabeninftinften halten fid) nicht einmal 
an eine Aaumbeftimmung. Sie 3iehen, je nach* 
bem es ihnen bie Sonne gebietet, oom fteller bis 
aufs Dad), unb ber Ver3id)t auf ©ebraud)smöbel 
erleichtert ihnen biefe ©epflogenfjeit. Die Sdjüffel, 
bie ihnen ben ©htifd) erfeht, tann überall auf ben 
Voben geftellt, Deden unb Düdjer tonnen überall 


ausgebreitet merben. Aber nicht nur im £aufe 
felbft ift bie Sonne bie mittelbare ©ebieterin, 
aud) bas Strahenbilb mirb oon ihrem ABirten 
mehr ober mentger beftimmt. Die engen ©affen, 
in benen bie gegenüberliegenben ©ebäube ein* 
anber Schattenfpenber finb, ober bie quabrati* 
fdjen, hüttenartigen Unterfchlupfe in primitioen 
©egenben reben baoon. 3 n einigen Orten mieber 
finb bie ©affen 3um Sdjutje gegen bie Sonnen* 
ftrahlen mit Atatten überbedt, fo bah bie 23 e* 
mohner oon ftetem $albbuntel umfponnen finb. 

3n ben marmen £änbem ©uropas pflegt bie 
$it}e bie Käufer 3U leeren unb bie ©affen 3u füllen. 
Aid)t allein bie Aeftaurants unb bie ©afes 
manbern aus bem umfriebeten Aaum oor bie 
Dür aufs Strahenpflafter. Der Staüenerin fdjeint 
es red)t, £uft unb Sd)mer3 ben Aad)barn 311 
präfentieren, unb es ift betannt, mie fid) in man* 
d)en Stäbten Sübitaliens bas intimfte Samilien* 
leben auf ber ©affe abfpielt. Auch bas gan3e 
gefellfd)aftlid)e £eben fd)eint baoon beeinfluß. 



3cipcrni[d)£t Schirm Alobebilb aus ber Aototo3eit 

(Uttfre SBilber finb ber fiipperbetbefdjen Sammlung entnommen) 


1911 (23b. 106) 


162 















1216 


Über £artb unb äfteer 


1911. 9lr. 47 



berben Foppereien, mit benen fid) bie Dorfjungen 
bie fommerlidhe Ku^toeil toür3en, bic abenblidjen 
Streif3üge ber 53 urfd)en, toemt fie bie habenden 
9 Aäbd)en überli[ten möchten, bis 3u ben totetten 
Xänbelciert ber SAonbänen, beren Aabetoftüm 
monatelang oorher ^Beratungen mit bem Schneiber 
nötig machte. Da roirb benn freilich ber 3 a>ed 
[dEjon ein biftdjen oergeffen, unb eine Abfüllung 
ift gar nicht immer ertoünfd)t. Hub roenn ebenfo 
ber Stranbtorb nicfjt immer 3um Schuft gegen 
Sonne unb 2 Binb gebraust roirb, fo ift er bod) 
ausfd)lieftlich besroegen erbad)t coorben. 

Das fd)üftenbe Dad) ber Hütte ober bes Kaufes 
b)at toof)I fdfton friit) bie Anregung für ben Sonnen* 
fd)irm gegeben. Denn eigentlich ift er ja nidjts 
roeiter als ein prooiforifdhes, leicht transportier* 
bares Dad). Aus urfprünglid)en formen tann 
man bas red)t ertennen. Aus ber toenig geroölbten 
Sd)uftbede bes gried)ifd)en Sdjirms mit bem faulen* 
artigen, tapitellgefdjmüdten Stab, toie aus bem 
primitioeren, treisrunben inbifdjen Sdhirm, ber 
troft bes leidsten 23 ambusmaterials fo fdhtoer* 
fällig ift, baft er einen recht träftigen Träger braucht. 
3 m fpäteren Europa ljat ber Sonnenfd)irm in 
feiner inneren Kon[truttion toenig SBanblungen 
erfahren. (Ein toenig größer, ein toenig tleiner, 
ein toenig geroölbter, ein toenig flad)er oie!Ieid)t, 
ift er bod) bis 3um heutigen Tage berfelbe geblieben. 
Aur ber brollige Kniderboder mit feinem oerftell* 
baren SdEjirmbadE) toid) ein toenig oon bem ge* 
rool)nten Schema ab. Der Sonnenfd)irm, troft 
feiner eleganten Ausfdhmüdung, toar immer mehr 




Atobebilb aus bem 3oh*e 1820 


Sd)irm aus ber 3 eü Atari e Antoinettes 


3 toanglofe 23 efuche 3u machen, ift gegen bie 
Konoention, ift aud) nicht ratfam, benn man 
bürfte bie Hausfrau in einem recht mangel* 
haften Koftüm antreffen, bas nur burd) bas 
Dämmerlicht heiter ben tagsüber herab* 
gelaffenen 3aloufien milbe befd)önigt toirb. 

Die Signora toirft fid) erft in ihren Staat, 
toenn bie Sonne untergeht. Dann 3iel)t fie 
aud) bie Vorhänge auf unb begibt fid) auf 
bie Iangfam austüfdenben ©affen, in betten 
fie Aadjbam unb 93 etannte trifft, unb in 
benen es furrt unb Hingt, inbes minber ein* 
bringliche unb anfprud)soolle fünftlid)e Sicht* 
chen ben geriebenen SonnenftraI)I erfeften 
unb Slebermäufe mit fd)euen Flügeln über 
ben nädjtlidjenoeile getoohnten SBirrtoarr 
ftreichen. Aber mehr nod) als bie mauern* 
umftanbenen Straften ber Stabt 3ieht bie 
oon £jifte ©eplagten bas Aßaffer an. Ateer, 

Flu ft unb See ift toilltommene Abfüllung 
unb Ablenfung. SBenn man fcfton getoiffen 
Sübfeeinfulanern nicht nad)ahnten tann, bie 
toährenb ber roarmen 3oftres3eit etroa fünf 
Stunben täglich tm SBaffer 3ubringen, fo 
fud)t man bod), folange es angel)t, in bem 
naffett ©lement au$3uhalten. ©s gibt -nicht 
leicht ettoas fo Atannigfaltiges toie bas Straub* 
leben; bie braufgängerifdjfte Aatürlidjfeit unb 
bie 3aghaftefte Hbertultur fdjlieftt es ein. All bie 



Atobebilb aus bem 3<d)re 1810 


ein Auftobjett als ber Fäd)er, toeil er ber Kotetterie 
nicht fo freunblid) entgegenfam. 3ohttos finb bie 
Siften, mit benen man ber §ifte beklommen 
fud)t. Das Trinten oon ©isotaffer unb anbern 
falten ©etränten ift ein ebenfooiel angeroanbtes 
toie problematifd)es Atittel, bem man befonbers 
in Amerita hnlbigt unb mit bem man fid) bort 
auch grünblid) ben Atagert oerbirbt. 2 BoI)l in 
roeifer 23 erüdfichtigung biefes Itmftanbes toerben 
bie ©isgetränfe in ben ApotI)eten ausgefdhentt, 
bamit man fid) bort gleich toieber bie nötigen ©egen* 
mittel geben laffen tann. 3 n Aeuporf ift es aud) 
©ebrauch, toährenb ber fchlimmen §ifteperiobe 
Kohlblätter unter bem Hut 3U tragen unb fo Kopf 
unb Stirn 3U fühlen. Auf ben Schuft ber Sd)äbel* 
bede nehmen auch bie Orientreifenben am meiften 
Sebadht, toenn fie fi<h metertoeis angefeuchteten 
Seibenftoff um bie Stirn roinben, über ber ber 
Schufthelm aus Korf aufterbem nod) feinen Dienft 
tut. Das befte Schuftmittel gegen bie plagenbe 
ASörme hoben allerdings bie Orientalen unb bie 
Süblänber in ber unermeftlidhen Foulfieit gefunben, 
bie ihnen 3ur lieben ffieroohnheit rourbe. Der 
fengenbe Strahl ber Sonne läftt fid) toeit leidster 
ertragen, roenn man ftunbenlang beroegungslos 
auf bem Aüden liegt, in einer ©de hodt ober, in 
ber Hängematte fcftautelnb, fidft Kühlung 3utoebeIn 
läftt. Die ©nglänber in ben Kolonien hohen eine 
recht finnreid)e Aorrid)tung gefunben, toie fie fid) 
aud) bes Aad)ts auf ihrem Säger Sinberung ber 
Sd)toüle fcftaffen. Sie befeftigen oberhalb ihres 
^Bettes einen Sdhirm, ber burd) einen 93 inbfaben 
auf* unb 3ugetlappt roirb. Das ©nbe ber am 
Sdhirm befeftigten Sd)nur hält ein Kuli im Aeben* 
3immer, ber toährenb ber gart3en Aad)t biefen 


primitioen Aentilator in 23 etoegung holten 
muft. Sd)Iäft er ein, fo roirb er burd) eine fanfte 
AtaI)nung, etroa burdh einen gegen bie Tür 
fliegenben Pantoffel, halb toieber an feine 
Aflid)t erinnert. Die Sonne läftt mancherlei 
Konoention f(hmel3en, fie erlaubt ben Herren 
in ben oon ihr befonbers heimgefud)ten Sanb* 
ftricften, auf ber Strafte in H^mbärmeln ein* 
her3ugehen, ohne baburch irgenbtoie unlieb* 
fames Auffehen 3U erregen, unb fie geftattet 
ihnen aud), ben Fächer 3U gebraudjen, ber 
anbersroo bod) ausfd)lieftlid)es Attribut ber 
Damen ift. Die Aetoohner ber gan3 h e rfeen 
Sänber fdjeinen übrigens teiltoeife gegen bie 
ASärme gefeit 3U fein. Aur fo ift es erflär* 
lieh, baft fie es manchmal in Kleibungsftüden 
ausl)alten, bie für bas Klima gan3 ungeeignet 
finb, toie beifpielsroeife einige inbifd)e Aegi* 
menter ber englifchen Kolonien, bie breite 
roollene 23 inben um ben Seib tragen. Die 
Ieblofen Dinge oor ber ©inroirfung ber 
ASärme 3U fdhüften, erfanb man 3toedmäftige 
Kühlanlagen, bie fo oielfältig unb begehrt 
finb, baft ihre Herftellung eine grofte 3 n s 
buftrie in fid) fd)Iieftt. Die Transporte man* 
d)er Sebensmittel toerben erft burd) biefe 
Anlagen ermöglicht, unb fie hoben gereift 
ba3U beigetragen, unfre Surusanfprüd)e um 
ein gan3 23 eträd)tlidE)es in bie Höhe 3u fd)rauben. 



Aioberner Sd)irm 











$lm QSorabenb bet ©cf)lad)t t>ott 3ontbotf (24» <Hu 0 uft 1758)* 9 lad) einem ©emälbe t>on ©eorg 6cf)öbel 








1218 


Über ßctrtb urtb 9Jleer 


1911. 9ftr. 47 


Sjcmb oon ^afelenberg: DaS ftarfe ©efcfelecfef) 


DerStammtifdfe 

flptn Stammtifd) unt et fd) eibet fid) oon einem 
\J/ Damentaffee baburdfe, bafe an timt nicht ge* 
flatfdjt wirb. Männer Hatten nie — man befprid)t 
bie innere unb äußere ©oliüt, ob ©etfemann ober 
93af[ermann, irgenbein neues Heilmittel, ein 
(Element ober ein Schiffsmobeil ift auch entbedt 
roorben, natürlich tann man es fad>= unb fach* 
gemäfe abfcfeäfeen; bann gibt esnodfe bie ©Sitterungs* 
oerfeältniffe 3u erörtern, auch roeitere Steuern 
ftefeen beoor unb finb lästig, ber ©ürgermeifter 
begeht eine Dummheit über bie anbre, unb natür¬ 
lich finb bie Stabtoerorbneten ©fei. 

tarnen nehmen an ber Stammtifdferunbe nicht 
teil. ©Sas follten fie ba? ©tan weife, bie Damen 
interefHeren folcfee emftfeaften unb gewichtigen 
©egenftänbe nicht. Damen finb friool, leichtfertig 
unb tiatfdfefeaft. 

(E^ ein ©tann ein fo unoorficfetiges ©Sott fagte! 
©fe' bem ein lofer ©ebante, eine grage tarne! 
grauen haben ihre ©feantafie ja immer um ben 
einen ©unkt befdjäftigt! ©feantafielofe unb ernft* 
hafte grauen, bie 3um Laffeetlatfcfe nicht gehen, 
brauchten bemna<h gar nichts 3U erfahren. 

Rm Stammtifd) weife man, bafe ©tüllers fid) 
fcfe eiben werben. ©tan fpricfet barüber natürlich 
nicht, aber man weife es; man weife aud), bafe es 
fid) um ben Rffeffor Lraufe hanbelt. grau ©tüller 
hat an ben Rffeffor einen ©tief getrieben, ber 
©tüller in bie Hänbe fiel, unb in bem ©rief ftanb — 
„ga, um ©ottes willen, woher wifet ihr benn 
bas fo wörtlich?“ _ „ 

Run, ber galt ift eben fchon anfeängtg. Füller 
hat einen Rechtsanwalt, unb grau ©tüller nahm 
ebenfalls einen. Lurios, ber Safe in bem ©riefe, 
nicht? — Rett für ©tüller 3U lefen? Rrmer ©tüller! 

Hm bas ©ermögen oon gebermann ftefet's 
fehr wadlig. Der Stammtifd) tennt bie 3 ahlen, 
bei ber R. 3 -Dransattion oerlor er 3weifeunbert* 
taufenb. Dem tünftigen Schwiegerfofen bürfte 
bas aud) tein ©efeeimnis bleiben; aus ber Heirat 
wirb wohl nichts werben. 

Rtme ©mmi gebermann! 

Der Stammtifd) weife mehr. Der Leutnant, 
ber hübfche, freche, ber ba in ber Lefeninftrafee 
wohnt, er wohnt leiber parterre, unb bie Strafee 
ift nid)t breit — ©mmi gebermann ift ein oer* 
teufeiter Heiner Räder, ein fcfeider ©alg, eine tolle 
Rümmer! 

Das ©ifaois bes Leutnants fah emtge Schatten* 
fpiele. Lala! fo was er3ählt man nicht. Das 
fieht unb geniefet man eben; ber Stammtifd) 
geniefet bie Rnekbote fchweigenb. 

Rein, folcfee Details wiffen Damen nie! Seine 
grau ift bucfeftäblicfe entfefet. Der Stammtifd ift 
oon einer Deutlichkeit unb Draftif! 

©om Stammtifd) tommen bie Rnekboten nad) 
Haus, bie 3irtulieren. Seine grau teilt fie ber 
grau Dottor mit, bie grau Dottor hat fogar 
noch unoerheiratete greunbinnen. 

Der Stammtifd) ift äufeerft oerheiratet, trofe 
ber oielen gunggefellen, bie gunggefellen wiffen 
bie oerfeeiratetften Rnekboten; fie finb gewiffer* 
mafeen unparteiifch, über ben Dingen ftehenb. 
SBofür intereffiert fid) benn fo ein armer, oer* 
laffener ©infpänner wie für feinen ©eruf, feine 
Patienten ober Klienten, für bas ©ürgerlidje ©efefe* 
buch ober bie neue ©auorbnung, für bie Rbfid)ten 
ber ©ereinigten Staaten auf ©texiko? ©s gibt 
bem Stammtifd) betannte Sachen, bie in Regionen 
fpielen, wo ein weibliches Rüge ber höheren 
Sphäre nie hiubrang. ©r ftellt bie angenehme 
©leichheit her 3roifd)eu grau ©ed, ber feübfcfeen 
Scfeuftersfrau, 3wifcfeen ber roten gulie in ber 
Laterne ober bem kleinen ©täbel im 3 igcirren= 
gefcfeäft bei ©ote unb gräulein oon ©ansauge, 
ber ©gellem Honigtau, etwa, gn biefer ©Seife 
wirtt er bemotratifierenb unb fermenüerenb. 

©r ift eine Rrt RHerfeeitigftes, es wäre ©to* 
fanierung, Ungläubige ober Uneingeweihte bort 
ein3uführen. ©r Hatfcht nie unb weife alles, nie* 
manb berichtet bortfein, bod) finbet jebes Reuefte 
feine Rbreffe, alle finb ehrenwerte Staatsbürger, 
bie fich nid)t für frioole Rngelegenfeeiten inter* 
effieren; mertwürbigerweife wirft bie angeregte 
unb gefealtoolle Unterhaltung ein friooles ©dfeo 
3urüd. , v t , 

Das ©Sohl bes Staates wtrb bort berebet, 
matt tommt mit grofeen ©ebanten unb neuem 
Datenbrang nad) Haus — 

*) Siehe „Über 2anb unb ©leer" Rr. 43 unb 45. 


©ine weife grau, wenn fie etwas ficher wiffen 
will, fragt ihren ©tann, eine naioe fragt oiel* 
leicht ihre Rad)barin, eine tatfäd)Iid) unfd)ulbige 
ihre greunbin. 

i,Ra, ihr mit eurem Laffeeklatfcfe!" fagt er bann 
gönnerhaft. Die weife grau lächelt unb ftedt 
fid) forgfältig ihren Spimtenfdfeleier um. Sie 
weife ja, feit lange trintt man teinen Laffee mehr, 
fonbern Dee, man ifet teine Lucfeen, nur Doaft 
wirb geknufpert. ©tan er3ä]felt bie ©Socfeenftuben* 
unb bie Lüdhengefdfeidfeten nicht mehr — Stamm* 
tifcfeweisfeeit wirb oer3apft! 

Rber ©tänner finb fo bistret — unter ©tännern 
forbert ber eine ben anbern fofort, ber ein galantes 
ober inbistretes ©Sort fagt — 

Rm Stammtifch trintt man ©ier ftatt ©lut. 
©tan trintt oiel ©ier unb ftunbenlang. 

grauen tlatfdjen unb ©tänner oerteumben. 
Sie bilben fid) ein, bafe bei ihnen ber Dolus fehlt, 
fie Hatfchen ja nicht boshaft, eher Iobenb, rein 
literarifd), als gufcfeauer. Die ©ntrüftung füllen 
bie ©attinnen hinter ben Deetäfecfeen beforgen. 

Die finb fdfeon längft aud) nicht mehr entrüftet, 
3igarettenbuft burch3ieht bas ©ouboir unb 3 i s 
garrenqualm füllt bas Stammlotal, ber Dee 
animiert unb bas ©ier macht träftiger. Der 
Unterhaltungsgegenftanb ift ber gleiche, Dorheit 
unb ©itelteit ber lieben anbern. 

^fSroft auf bie Doren unb auf bie ©itlen, ©rüber 
unb Sd)Weftern! 

Die grauenbewegung 

Sie bewegt fid) — feine grau oerfichert es ihm 
alle Sage, fie ift ein neuer ©alilei unb nicht mal 
im Werter eingefdfeloffen, bie fpricht unb oiel fpricht. 
Die Regierung berät über bie Rnftellung oer* 
heirateter Lehrerinnen unb ©eamtinnen —■ fiehft 
bu! — grauen finben in ber Rrmertpflege, in ber 
©Saifenauffidjt, in 5 tommunaloerwaltungen ©er* 
wenbung. Sie werben gabritinfpettorinnen, 
£uftf^ifferinnen, ßotfenbootführerinnen, Rpo* 
theterinnen, Rennreiterinnen, Stierfechterinnen, 
©oxerinnen, ©rebigerinnen an freien ©emein* 
ben, ©ürgermeifterinnen, Rabiumentbederinnen, 
Rftronominnen. 

Sie bewegt fid)! Die grau! Unb bie ©Seit 
natürlich mit ber grau, ©s geht oorwärts! 

Das ©ewufetfein befriebigt feine grau, irgenb* 
wie fallen bie ©erbienfte ber Sdjweftern, ber ©or* 
tämpferinnen unb ©al)nbred)erinnen, auf fie mit; 
fie, feine grau, hot Rusfid)t, eines Dages Reichs* 
tagsabgeorbnetin 3u werben, fie tann an ber 
©örfe fpetulieren ober im ©eneralftabsgebäube 
Sd>Iachtpläne aufftellen! ©Sarum nid)t? Hält 
er fie etwa für 3U bumm ba3U? 

©r antwortet faft nie, bie ©ewegung läfet ihn 
erftaunlid) tühl- Rber ba betlagen fid) bie tauf* 
männifchen Rngeftellten, bas ©ureauperfonal ber 
Red)tsanwälte über weiblidfee 5tonturren3! ©r, er 
billigt 3 igaretten* unb Honbfchuhoertäuferinnen, 
Heine nette Dippfräuleins unb Delephoniftinnen. 

Seine grau beunruhigt, bafe bas Dfeeater, bas 
©ariete wenigftens, immer nocfe ein Harem ift, 
fie hat weittragenbe unb umfaffenbe ©erbefferungs* 
pläne für bie Strafee unb bie Strafeenunmoral. 
„©Ulofdfeta" hat über ben ©egenftanb fogar einen 
bidbänbigen Roman gefcferieben. 

©r lieft ben Roman auf oielfältige Rufforberung 
unb finbet einiges amüfant, unb ©lilofcfeta felbft 
mttfe „ulHg" fein. 

„©itte, ©lilofchta ift Diesig, ift ©oltsfdfeul* 
lehrerin unb trägt eine ©rille!" 

Das finbet er noch ultiger. Seine grau fpricfet 
gern unb mit ©etonung oon ausge3eidfeneten unb 
d)aratterfeften ©läbcfeen, bie tmnbertunboier3ig 
©lart im ©lonat oerbienen, bie in berben Leber* 
ftiefeln ausgehen unb Delegierte finb. Delegierte 
tragen immer berbe Leberftiefel unb finb gan3e 
Lerle. grgenbwie möchte feine grau ihn über 
bas Lapitel herausförbern, benn würbe er fpäte 
©läbd)en überflüffig, Doppelfohlen oolltönig unb 
©haratter unfpmpatfeifd) finben — ah, wie rüd* 
ftänbig, wie oerbohrt, wie un3eitgemäfe unb ein* 
gefdfeloffen wäre er bann! Hat er jemals gofeanna 
©ix : gehört, biefe neue geamte b’Rrc, bie rote 
gofeannä? Unb gohanna hat in allem redfet — 
in allem! Diefe gohanna hatte nämlich einen 
©ater, ber feine grau betrog unb bas gamüien* 
oermögen burdfebradjte, ihre ©rüber machten 
Sd)ulben unb liefeen ©läbcfeen fifeen. — „ 3 og 
gohanna bie Linber auf?" fragt er 3toifcfeen 3wei 
Rtem3ügen ihrerfeits. gohanna würbe in ©aris 


in ©erfucfeung geführt unb fanb bie beutfcfeen 
©tänner ©eftien, in ©nglanb ging es ihr am 
leiblidfeften. gohanna würbe bort Suffragette, fie 
reitet, ficfet, trintt Lognat — ©l)> Hanndfeen würbe 
ihn bedeln, ber follte er nur feine ©egengrünbe 
oorbringen! 

„Rber idfe habe ja gar nichts gefagtj" wirft 
er oorfidfeüg ein. 

„©Seil bu nichts 3U fagen weifet," antwortet 
feine grau fdjnell. ,,© 3 as liefee fidfe bagegen fagen? 
Die grau ift nadt geboren wie bu, aus Lot ge* 
formt —" 

Dh, ofe! ©s tut ihm wirtlid) weh, etwas fo 
©Seiches, Reinlidjesunb Liebliches fo raufe be3eid)nen 
3U feören! — Die neue grau ift nicht mehr fentimen* 
tal, Sentimentalität ift männliche ©erfibie, ift eine 
Lüge, ihr, bes geinbes ©Uttel, um bie grau 
abhängig, weichlich unb untertänig su halten. 
„Dentft bu, gohanna wäre für eure Lüffe ober 
Sdfemeidfeeleien 3U haben?" 

Rie feat er fiel) fo weit oerftiegen, bas 3u benten, 
benn unwillkürlich nafem er an, gofeanna müfete 
ein Sdfenurrbärtdfeen unb ©orftenfeaare haben. Rn 
folcfee Rufeerlicfeteiten benft er natürlich fofort, er 
feätte audfe bei geanne b'Rrc 3uerft auf ben Rüftungs* 
oerfdfelufe gefefeen. Rls ob es ber befreiten, ber 
männlichen Seele, auf bergleicfeen antäme! Ubri* 
gens ritten bamals alle Damen wie ©iänner. 
gür ben Herrenfife ber Damen ift er fefer, er wirb 
gan3 berebt auf bem ©untt, wirtlicfe, er ift auf* 
getlärt! — „Da war mal eine Lolita in unfrer 
gugenb —" 

Sie mödfete Räfeeres über Lolita wiffen, aber 
fie will nldfet abfefeweifen. „Siefeft bu auf ber 
©Seit irgendeinen irbifd)en ©runb, warum bie 
grau, 00m ©Seibe geboren, intelligent, energifefe, 
fittlidfe gefeftigt, rtidfet bie gleichen Redfete wie ein 
©tann haben follte, ein gbiot, ein Dummfopf, 

ein Säufer unb Lranfer-bie grofee ©tenge ber 

©tänner finb Säufer unb ©löbfimtige, oon Lrant= 
feeit 3erfreffen — — bie grau, bie bem Staat 
Linber gebiert, bie arbeitet, Reben feält, bie 
organifierte grau — bie in ber ©ewegung!" 

©r fieht teinen erficbtlidjen ©runb. 

„©s gefet oorwärts!" erklärt feine grau, ©or* 
läufig feemmt es ifen nid)t all3ufefer. ©r be3afett 
ihr bas ©Sirtfdfeaftsgelb, er fefeiiefet bie ©tiets* 
kontrakte ab, kauft fidfe in bie Lebensoerfidjerung 
ein, feine Linber tragen feinen Ramen, unb ifere 
©T3iefeung koftet fein ©elb. ©Senn feine grau 
ifen betrügt, ift feine ©fere gekränkt, ifer Liebhaber 
fefeiefet ifen, ben ©erfeafeten, eoentuell tot, feine 
Linber haben bann unter biefer ©töglidfeieit keinen 
©ater; fefer gut hingegen barf ifer Linb feinen 
Ramen tragen, wenn er nicht matfeematifdfe genau 
nad)weifen kann, bafe es nidfet feins ift — fie ift 
feübfdfe, gepflegt, kriegerifefe unb aufrüfererifd) ... 

Sie feat bie Dffenfioe. — ©r oerteibigt fid) 
fdfeledfet. 

gbfen 

gefe fürdfete, ifen in weiten Lreifen bauernb 3U 
entwerten, aber idfe mufe es eingeftefen: er feat 
kein ©erfeältnis 3U gbfen. Selbft ©dermann 
feferieb 3uweilen an ben Ranb irgenbeiner ©e* 
merkung feines Dlpmpiers: „Hier irrte ©oetfee." 
Rlfo ficher irrt er, unfer greunb! ©tan feat bas 
©erfeältnis ober feat es nidfet. ©r feat's nidfet. 

Ratürlidfe feat es feine grau. Sie liebt gbfen. 
gbfen allein oerftanb bie grauen, bas Diefe unb 
©öttlidfee in ihnen, gbfen feat Rora gefefeaffen, 
©lla Rentfeeim, Rebekka ©Seft, er feat fo liebe, 
prächtige alte gungfern! gbfen oerftanb fogar 
bie Seele ber „Dante", feine grau rechnet bem 
Dichter bies ©erftänbnis befonbers feoefe an, wafer* 
fd)einlicfe weil er ifer barin im feödfeften ©rab über 
ift. Die Danten finb fo ein Lapitel, refpektabel 
im Rufeeren, aber unamüfant; gbfen entklaubte 
felbft ihnen ©olbtörner, Rusfprücfee unb Daten — 
Ohrfeigen! Lona Heffel hatte Lonful ©ernid 
geoferfeigt. 

©r finbet Lona offenfeer3ig unausltefelicfe: „gdfe 
feätte fie audfe nid)t geheiratet, felbft in ihrer beften 
3 eit nidfet." Düdifdfe unb unfittlidfe nimmt er 
Partei für ben Lonful: „Lieber wäre idfe nädfetlid) 
bei ber Dän3erin 3um genfter 'rausgefprungen!" 

Sein Ridfetoerhältnis fifet tiefer, es wirft einen 
Schatten auf feinen fonft liefeten ©haratter unb 
oerftimmt feine grau bauernb. ©r finbet nidfet, 
bafe Rora weggefen mufete, er finbet es abfolut 
nid)t! Heller wäre im umgekehrten galle un= 
bebingt geblieben, er feätte weiter ©elb oerbient 
unb bie ©uppenfamilie ernährt. Ra, unb wenn * 



1911. 9tr. 47 


Aber fianö urtö OTeet 


.1219 


fic bet ihrem SRartrt nid)t bleiben mollte, [o t)atte 
bod) bas grauenßttnmer itinber! — Sie gehörte 
3U ben ftinbern, fie i)ätte unausftehlidj fein tömten, 
aber fie muhte im Haufe bleiben. Vafta! 

©r begreift, bah ber itammerherr Elbing neben 
grau Aloing tränt. ©r, er hätte fid) täglich be* 
foffen, fchmört er, unb ben ‘paftor nebenbei 3um 
Sotal hinausgepfeffert! Dafj bie 3toei ba immer 
3ufammenfit}en unb über feine Sünbhaftigteit 
feuf3en unb ftöhnen, hätte ihn gerabe in jebe 
Teufelei hineingetrieben! ©r mill überhaupt tein 
Pflichtgefühl unb teine ©ouoernanten* unb Tanten* 
haftigteit, teine höhnen Anfprüd)e! 

„(Ein , 2 Beibd)en‘ millft bu!" fagt bie Seine 
tiefempört. „Unb besmegen ber SJtangel an Ver* 
hältnis! ga, fag mal, mer gefällt bir literarifd), 
Vtabame Sans=©ene unb bie Dame t>on Vtarim, 
ja! Unb ©oethe feine grauen, Sötte unb Philim 
unb Abelfjeib! Unb bie .oerftänbige' Tfjerefe, 
Spbia, bas ,gute‘ 9 Aäb<hen —" 

„Du follteft bid) fd)ämen!" — 3h™ aber 
gefallen fie, fogar Ottilie gefällt ihm! „VSeifd 
bu, fie finb fo — na, toeifd bu — 3um Siebhaben, 
fo menfdjlid)! 9 ^ora ift 3uerft aud) fehr nett, 
aber als fie all ben großen 3aubertrimstrams in 
fid) entbedt..." 

„ 3 h*e Seele/' betont fie. 

„©ine toirtlid) gute Seele hätte gefd)toiegen 
unb gemeint unb märe ein bifjdjen gebudt unb 
füll gemorben unb noch liebeooller, gütiger." 

„Sollte fie aud) nod) 3ärtlich fein? Df), ich 
burd)fd)aue bid), ich burd)fd)aue bid! 2Beibd)en 
eben, gan3 reinlich! Unb mo bleibt bie Perfönlid)* 
teit ber grau, ihr (Eigenleben?" 

„Siebten, es mar bod) mahrhaftig red)t be* 
quem, als fie nod) teins hatte! Sieh mal, man 
tarn nad) Haus, er3äl)Ite il)r oon feinen Sorgen 
unb Tribulationen — menn man einen recht 
biden itopf hatte, bann hatte fie bafür einen fo 
lieben, leeren. SOlan tonnte fid) ba gan3 finbifd) 


gebärben unb tonnte fd)impfen unb tlein fein — 
bei ihr fdjabete bas eben nid)t! Die ftedte 3U 
einem burd) bid unb bünn, burd) bie fchmußigfte 
Sauce burd), mie man als 5 tinb 3ur Vtutter hielt 
— mir haben ja jetjt aber aud) bentenbe äRütter! 
Unb meil man bas fo fid)er muhte, bie hält feft 
unb fd)mäfjt nid)t unb urteilt nicht — ba hatte 
man ein bid)tes Aeroenpolfter, ein 5 traftreferooir, 
etmas Unberührbares eben — mas ftillftanb mie 
ber ©runb bes Vteeres ober ber blaue Simmel, 
©laub mir bod), bah bas oiel mert mar! ©s mar 
fo ungeheuer neroenberuhigenb." 

„SBeibdjen! — Sehr bequem für euch!" 

„ 5 tinb, bequem mar's bod) für eud) aud)! 
9 Jian brauchte nid)t beuten. Sier ift mein SDtann, 
fie haben ihn oerurteilt, 3U ©efängnis, 3ud)thaus, 
Deportation, mas meijg id)! 3 d) I)ab' ihn lieb, 
unb id) gehöre il)m, bamit genug! — 90 tan fanb 
bas aud) früher fd)ön bei grauen, 3ugleid) äfthetifd) 
mirtfam." 

„Vtan finbet es nicht mel)r mirtfam. 3 d) mill 
bir fagen, mas es ift: 3h* müht eud) jeht mehr 
3ufammennel)men für eure bentenben unb tri= 
tifchen grauen. Das paht euch nid)t." 

,,©s liehe fid) fd)on noch burdjführen, ba bie 
bentenbe unb tritifd)e grau trotj grau Aloing 
noch immer längft teine Seroine ift; fie hat ihre 
9 Jtenfd)Iid)teit, bie mir bentenb unb tritifd) auf* 
muhen unb ausnuhen tonnten. — Sd)ön finbe 
id) bas nicht unb aud) nicht gerabe friebfam." 

„Dein griebe. im Saus ift ein fauler griebe, 
ift bie Sebenslüge, nad) 3 bfen." 

,, 3 d) meih, bie Sebenslüge! ©s log fid) fo 
nett. 3 m Sumpf mar's mollig. Siehft bu, id) 
bin auch in ben Stüden gan3 gern, bis bann bie 
Vombe plaht, bei Aosmers ober bei ben VSilb* 
entenleuten; ber arme Dstoalb hatte ja aud) in 
Paris ein paar fibele Tage oerlebt. Sinterher 
toirb's aber unausftehlid), einer flieht fid) tot 
ober fpringt oom Turm ober geht in eine britt* 


tlaffige Penfion, bie 3 nrüdbleibenbert fihen um 
bie 3 Bal)rl)eit 'rum unb frieren, ©ine 3U toabrljeits* 
liebenbe grau bleibt bod) fd)liehlid) bas Stelett, 
unb bie Uberpolfterung gerabe hatten mir gern, 
©rübdjen, Aunbungen, Aofenfarbe — bie Sehens* 
lüge!" 

©r oerfud)t eine Annäherung, mahrhaftig! 

Seine grau fagt ftreng: ,, 3 d) fd)äme mich 
beiner! ©in 9 Jtann, ber tein Verhältnis 3u 3bfen 
hat, ber ift eben tein moberner Plann." 

,,3d) habe es nie beanfprud)t," fagt er. 

„3d) unglüdlidjes 2Beib, id) bin an einen 
Varbaren ©erheiratet!" 

„Das Hnglüd bauert nicht mehr fehr lange," 
tröftet er 3meibeutig. „ 9 Bir bilben uns, mir bilbert 
uns rafd). Ober oielmehr il)* hübet uns ja — 
unb bente bir, mie es bann fdjön ift, menn ber 
gan3 ehrenhafte, fittlid)e unb geläuterte ©atte 
neben ber untabeligen, gerechten unb tatträftigen 
©attin einhermanbelt!“ 

„Du motierft bid)!“ ruft fie unb oerfud)t fid) 
ihrerfeits 3U nähern, um 3U proben, miemeit er 
bie äBahrheit fpridjt. 

„Aie im Sehen! 3 d) habe ja tein Urteil, meil 
mir bas Verhältnis 3U 3 bfen fehlt. 3 d) bleibe 
im Schlamm ber alten Sünbhaftigteit, feelenlos 
unb allein —“ 

„ 3 <h habe nie gefagt, bah bu teine Seele haft, 
aber fie ift nod) fd)toad) unb teimhaft, ber Unter* 
ftüßung bebürftig." 

Sie ift jet)t gan3 nah, meil fie mirtlich in ihm 
eine Spur oon I)°ffmm9SüolIer Xraurigteit 3U 
entbeden glaubt. 

Aber er ift perfib: „Der ©hampagner ftanb 
auf bem Tifd)e, unb bu trantft ihn nicht," 3itiert er. 

2 Bas ift ©hampagner: Schaum, 5 toI)Ienfäure, 
Vetrug, ber Ubelteit hmterläht... Alles bas! 
— Plan trintt ihn aber bod). 

Unb fie trintt. 

(Die Serie totrb fortgefetp). 






^tobesgruh im Sonnenbranbe, 
Sd)minbeIhohe gelfentette, 
glimmerluft auf glühnbem Sanbe, 
Sieches Aah im harten Vette. — 

Staubbebedter 3 ug ber Aeiter 
3mängt ficf) burch bie engen ©rotten, 
Sterben 3ieht ihn, jagt ihn meiter 
Auf ber Spur ber Hottentotten. — 

Trodnes Vrot in farger Tafche, 

Stirn unb Hers im gieber tlopfen, 


j Erinnerung aus Sübroeft j 


Aus ber triegs3erbeulten glafd)e 
glofc ber Iehte golbne Tropfen. 

gern bie trübe SBafferftelle — 

Heiße fehlen trinten ©luten — 

‘Jlur bes Sanbes öbe 2 Belle 
2Bäl3t bie törn'gen meinen gluten. 

Vlübes Vieh — ^ob getrieben 
3 ittern abge3el)rte Seiber, 

5 tlatfd)enb bröhnt es oon ben Hieben 
Der entmenfd)ten fd)mar3en Treiber. 

Aaft im offnen Tobesradjen, 
geuerf^ein im ftein'gen ©runbe, 

Auf bem ©ipfel tnien bie 2 Bad)en, 
Sechsenb aus oerborrtem Vlunbe. 

An ber 5 tlüfte fteilen Vtauern 
Sentt bie 9 tad)t fid) eifig nieber, 

Unb mit milben 5 tältefd)auem 
^adt ber groft bie müben ©lieber. 

2Bie oon teuflifchen ©rimaffen 
©rinft es über bleid)e 2Bänbe, 
gefter noch bie Vüchfe faffen 
Die 3erborftnen Aeiterhänbe.- 



Unb bie SOtorgenröte 3ittert 
Auf ben roten, ftarren Älippen, 

Auf bem Antliß fd)lachtoermittert- 

Seife murmeln blaffe Sippen: 

„Vtorgenrot, Vtorgenrot, 

Seuchteft mir 3um frühen Tob, 

Valb mirb bie Trompete blafen, 

Dann muh id) mein Sehen laffen, 

3d) unb mandjer ftamerab.“- 

Detloff oon Verg 




1220 


Über £artb unö SQleer 


1911. $ttr. 47 



3igeuner3elt in Sübuttgarn 


3onf©en Dhei©unb Rluta* 
iminbung 

3 mifd)ert Dfje© unb Rluta! 2 Beld)e gülle oon 
ooltstümli©er (Eigenart, mieoiel Nationen 
unb Ratiön©en, mel©e Verf©iebent)eit bunter 
Dradjten, meid) es ©emirr oon Sprad)en unb 
nationalen gorberungen! 2 Bas in Oftpreu©n 
3ur fd)önen ©intjeit gebieten ift, bas braut unb 
fod)t i)ier nod) burd)einanber. Unb bie ©efd)id)te 
i[t auf ben Don eroiger Kämpfe unb Verönberungen 
geftimmt. 2Bel©e llnterfdjiebe au© in ber fent* 
unb magre©ten ©lieberung ber Donau unb ©rer 
©elänbe! §ier malerifd)es Steil*, bort träges 
gla©ufer, halb beroalbetes Serglanb, halb fumpfige 
iieberung; einmal rebenfreubige §öi)en unb 
mei3enrei©es Rderlanb, ein anbermal Serggelänbe 
einer tül)nen §irtenbeoölterung, unb roieber arme 
fiehmebene bürftigen gifdjeroolts! 

Sei Satenfemen, roo 1691 ber babif©e äRart* 
graf fiubmig 9 Bi©elm bie Dürfen fd)lug, beginnen 
mir unfre gatjrt: an ber Dl)e©münbung; bei 
Rifopoli, an ber Rlutamünbung, roo bie Dürfen 
auf lange 3<©rf)unberte Herren ber nörblidjen 
Donaufürftentümer mürben, enben mir fie. 2 Bir 
haben Semlins unb Selgrabs Dürme hinter uns, 
unb halb hält uns bie enge Sphäre urtfers Donau* 
bampfers umfangen. Die niebrigen, buf©* 
bema©fenen fi©felnglei©en f©mimmenben2Biefen. 
Die frühe Sommermorgenfonne hat fonft überall 
bas fiebert gemedt, §unberte oon Störd)en amten 
im Sumpf unb fud)en ©r 3 rtrül)ftücJ. Diebentroati* 
fd)en ähnli©en Speidjer Sübungarns, barüber bie 
fier©e f©mettert, reden fi© neben ben äRais* 
felbertr empor, am nieberett Ufer tummeln fi© 
riefige S©meineherben, unb über bie ferbifd)en 
ftopjes farriolen V 3 afferf©öpfer. Sd)on blinft aus 
bem Suf©mert 3ur fiinfen ein Slamenborf mit 
§ol3= unb ga©merthäus©en, beren Obergefdjofe 
über bem Unterbau ©roorragt, fo bafj man einen 
regenfreien ©ang hat. Vielleicht aud) fte© eine 
Säulenhalle ober eine Veranba oor bem §aus, 
beffen S©inbelba©feiten überall fel)r 3ugef©rägt 
finb. Da grü© uns Semenbrias §afen mit 
feinen ©etreibef©iffen unb Sooten, unb halb 
fehen mir am Rani) eine freubig martenbe Se* 
oölferung, tnobif©e Damen unb f©Iid)te Säue* 
rinnen; bie ferbif©e grauenjade unb ber ferbif©e 
ftopfpu© bie Ieu©tenbe oielblumige, geftärfte 
S©ür3e bes flamif©en 9 Räb©ens, bie bunte Dra©t 
ber rumänif©en Jünglinge erfreut unfer Rüge. 
Salb mirb bie ftette mieber gelöft, bas S©iff 
fährt meiter flu©bmärts, an ber Rtoramamünbung 
oorüber. 

Vor Sa3ias glei©t bie ©egenb mieberholt 
Spreemalbpartien, nur oerraten ©er Rinber* 
herben 3U fünf3© unb mehr Stüd ben unglei© 
rei©eren Soben. StRete*©© Dorner©ürben an 
ber Serglehrte fönnen irjunberte oon S©afen be= 
herbergen. 

Ruf unferm Sdjiff fommt uns fo re©t bie 
ungarif©e Rationalitätenmenge 3um Semu©fein. 
Die Rnf©Iäge felbft finb fe©sfpra©ig: beutf©, 
mabjarif©, fran3öfif©, ferbifd), bulgarif©, rumä* 
nif©. 2 ßol)I ift bas gan3e Rorbufer mit Deutf©en 
bur©fe©, aber bie Rtabjaren als Herren bes einen 
fiattbes, bie Serben, Sulgaren unb Rumänen als 


Herren ber anbern 
©ren3länb er treten 
bo© eben© mä©* 
tig heroor, unb 
aud)bieangefiebel* 
ten öanafen, SIo* 
mafen, £>orafen 
unb V 3 ala©en, bie 
Slamonierunbfer* 
rter bie IRoflemin 
oon Reuorfooa 
mollen nid)t3urüd* 
ft eben. Das ru* 
mänif©e ©lement 
miegt 3unä©ft oor. 
Der Sur[d)e trägt 
fur3e, breite, mei©, 
unten fein geftidte 
£>ofen als geier* 
tagstra©t. Das 
f©öneme©geftidte, 
mit blauroten 
Slumen ober Or* 
namenten ge3ierte 
Oberhemb rei©t 
mie bei ben Ruf* 
fen bis 3U ben 
ilnien. Sinb bie £>ofen fur3, fo fann man bie 
guergeftreiften rotmeiftblauen ©amafd)enftriimpfe 
fehen, bie im Sunb* ober S©nallenf©ul) fteden. 
©ine fleinfnöpfige f©mar3e Rrmeimefte ober 
blumenbeftidte fieberjade unb ein fd)iefes §üt* 
©en oeroollftänbigen bie Rusftattung. 

Das rumänifc© 9 Jiäb©en aber 3eigt feinen 
l)auptfäd)lid)ften S©mud am geftidten fieibd)en, 
an bem fel)r oft ein gan3es Kapital oon ©olb* 
mün3en hängt, mie i© auf bem Rtartt 3U Dum* 
Seoerin oft ftaunenb bemunbert habe. Slumen 
im £aar, h°t>en fie ftol3 bas mit einfa©em 
Äattuntud) oerhüllte Äöpfdjen. 

©ine befonbere äRerfmürbigfeit ber bortigen 
Rumäninnentleibung ift neben ber fd)ön geftidten 
Sd)ür3e eine ebenfo!d)e auf ber hinteren Seite; 
meift beftel)t biefe Rüdf©ür3e (Opreg) nur aus 
Gräben. 

Sei Rtolbama fahren mir an fd)önen, l)t>© 5 
bemalbeten Ufern oorbei. 2ßie ber fioreleifelfen 
grü© uns bie eine §öhe, mie eine 9 ©einlanbfd)aft 
erf©eint uns bort bie Donau. Rber bie Serge 
fp©en fid), ber fiaubmalb mirb ftärter; am linten 
Hfer feigen mir bagegen ftellenmeife nieberes ©e= 
büf© mie an unfern oftafritanif©en ftüftenflüffen; 
bal)inter aber Ia©en gelber unb SBiefen mit fiieu* 
feinten, bie, mal)rfd)einli© 3umS©ut| gegenSBeibe* 
oieh, mit Dorngehegen ummallt finb. Rn ber be* 
rüd)tigten s IRüdenhöl)le oon ©olubac oorbei unb 
neben ber f©önert S3ed)en©ftra© hut tommen 
mir nun an ben malerif©ften Deil ber Donau über* 
haupt, ber bur© bie Rauten 51 a 3 anpa© ©ifernes 
Dor oon Drfooa, oeteranif©e fi»öl)le, Drajans* 
tafel meltberühmt ift. 

fi© ber Dat oerbient biefer Deil ber Donau* 
Ianbfd)aft bies fiob. SCRit tleinen 51 ataraften, 
bie heute nad) ber enbgültigen Regulierung 
ni©ts me© befagen mollen, beginnt bie eigent* 
li©e Donauoerengung. Rber ber Strom mirb 
na© bem fur3en 51 o©en unb Srauen glei© 
mieber ruhiger unb breiter, bann oerbaut fi© bie 
Dtusfi©t, als ob ein mit ben Steilufern gteid©c©e* 
Reifen fi© als Riegel oorfd)iebe. ©in Rlpenfee 
mie ber 2Bör©er, nur mit f©mu©gem SBaffer, 
fd)eint fi© bem Rüge bar3ubieten. ©emifd)ter 
fiaubbeftanb auf beiben lüften, unterbro©en 
oon tleinen, me©leu©tenbenSauemgehöften, §eu* 
feimen auf £jit* 
f©en, 2Bä©ter* 
hütten, §ürben, 

©änfeherben geben 
bem Silbe (Jarbe, 
gif© er unb gifd) er* 
tähnefieben. ©ine 
neue Verengung 
mit Riffen, fteilen 
Uferfelfen, tleinen 
Strubeln! gjorb* 
artig engt fi© bas 
2Baffer, bas ©e= 
länbe baut fi© 
canonartig auf. 

Ruf hoher Spi© 
ein Dürmd)en! 

Do© bie ©in* 
f©nürung hält 
ni©t an. §inter 
getreusten Säu* 
men unb gelfen 
tut fi© ein feen* 


artiger 5 teffel auf, bem aber mieber ein bemalbeter, 
3ertlüfteter Riefentegel ben Rbfluf) 3U oerlegen 
fd)eint. Das Sdjiff minbet fi© in einen neuen See; 
lints lagert fi© ein breites Steinufer, ein meiben* 
bema©Jenes Dünenoorlanb, unb biefe Rieberungen 
miebertjoten fi© öfter 3mif©en bem l)o©u gelfen* 
ufer unb gemäljren tleinen Dörfern Raum, ©nt* 
malbete §ügel, sermafdjene fiänbereien folgen, 
bo© fteigt 3eitmeife bajjinter terraffenartig VSalb* 
lanb empor, ©ine an ben Serg gelehnte fiaub* 
hütte bient gifdjern als 3eitmeilige äßohnung. 
Dann merben bie ferbif©en Steilufer uiebriger, 
f©lie©i© nimmt bie Donau bie alte Sreite 
mieber an. 

Orfooa ift ein f©öner Ort mit etma 5000 ©in* 
mohnern, oon benen bie größere §älfte Deutf©e, 
bie Heinere ein ©emifd) oon Slamen, Rumänen 
unb mabfarif©en Seamten ift. ©ine tleine eoan* 
gelifctje 5 tirdje, eine gro© tatholifdje, eine größere 
ferbifdje, ba3u ein Dempel (^rioathaus) genügen 
ben religiöfen Sebürfniffen. Die tf©ed)ifd)e 3 n^ 
manberung foll oor fe©3ig bis fieb3ig fija©en er* 
folgt fein, unb nod) je© tönnert alte fieute er3ä©en, 
mie fie als ^inber bie Siebter beftaunt unb na* 
mentli© eine f©öne §anatin bemunbert hoben. 
2 Bo man nun au© geht unb ftebt, überall Hingt 
beutfdjer fiaut an unfer Ohr, auf 2 Beg unb Steg 
hörte id) beutfd)en ©efang, beutf©es ©efpräd). 
fieiber aber mirb bem Deutf©tum bie nötige 
R©tung nidjt entgegengebrad)t. S©on auf bem 
Scfjiff er3ählte mir ein öfterreid)if©er ^rofeffor, 3mei 
mitfatjrenbe Rtabjaren, bie felbftbemu© auf bem 
Ded ftol3ierten, hätten ©n auf eine höfli©e Rn* 
frage hin teiner Rntmort gemürbigt. Rlpdidjes 
habe au© i© bann 3U mieberholtenmalen erfahren 
müffen. ©laubhaft marb mir oerfi©ert, in ber 
S©ule habe man beutf©fpre©enben 51 inbern ein* 
fad) gefagt: „3n biefen heiligen fallen bürft ©r 
biefe Sprad)e nid© fpredjen." ©in fiehrer eines 
rein f!omatifd)en Dorfes ersählte mir felbft, baf) 
plö©id) bie Rnorbnung getommen fei, oon nun 
an fei bie fiehrfprad)e feines Ortes mabjarifd). 
Das Hingt unglaublid), no© ba3u für eine ©egenb, 
in ber im meüen, meiten umtreis aufeer ein paar 
Seamten tein Rienfd) mabjarif© oerftel©. Das 
beutfd)e DI)eater hat man in ber bortigen ©egenb 
mie aud) in Orfooa 3U oerbieten gefud)t. 

gn Orfooa felbft aber miegen bie Deutf©en fo 
oor, baf) bem flüchtig Reifenbenbie Sebrüdung taum 
auffällt. Deutfd) ift aud) bie Spra©e bes anfehn* 
li©en Rtarttes, ber burd) bie oieleu Rationen ber 
Wmgegenb unb bie Dürfen auf ber nahen fi> n ©l 
ein ebenfo intereffantes als lebenbiges Silb bietet. 
Da fi© bie ferbif©e Säuerin neben ©ren ©urten 
unb ©artenfrü©ten. Rn ihrer Seite hängt ein 
ftaftentorb, barin ein munterer Säugling feine 
Stimme erf©allen läfet. Riit breiter Seitentrag* 
taf©e aus Sd)ilf tauft ein Slomate ©emüfe ein, 
ein brittelmeterlanges Srot in ben §änben; ein 
Sulgare mit f©ön geftreifter Rüdentaf©e manbert 
neben bem Rtarttmagen, beffen flamifd)es 3°d) 
fo fd)mudlos ift als bas ©efd)irr ber Sauerntlepper. 
§ell Ieud)ten bort bie Dielfarbigen ©ehänge unb 
Strähne einer Rüdenf©ür3e, bie länger als ber 
linnene mei© Rod ift unb oben in einem bunten 
©ürtel enbet. 

Stol3 mie bie Spanier f©reiten 3 ©^uner unb 
Ia©enbe 3i9^ un ^ rm äb©en ba©r, beren Dra©t 
oor fiödjern, gliden unb Rbriffen taum 311 befi* 
nieren ift; man geht barfuß unb oerf©mäl)t bie 
Sanbalen ber „S(Renf©en“. (Setanntli© fagt 
man bort: fi>ru geuer tarnen 3toei SCRenf©en, brei 
^ßferbe unb oier 3©euner um.) ^laprita, Rtelonen, 
5 traut, 3 ^iebeln, ^aftinaten, Rüben, Rtöhren, 



Rumänenftabt Deregooa 






ttber £anb uttb 9fteer 


Raum für bie gcm^e 
Jyamilic iit, unb bcu otall 
wie bcu Rrbcitsfdnippen. 

Der fdpnale £>of aber 
oerriet feiuerlei beutfd)e 
Sorgfalt. 

Rid)t oI)rte 3 utereffe 
finb bie £ird)höfe, bereu 
jebe ftonfeffion gewöhnlich 

einen eignen befiftt. ©s ■■ 

bat fid) nun, and) abgefeben 

oonben oerfd)iebenartigen 

unb oielförmigen $olv 

platten, toie wir fie auf 

alten beutfd)en 5 \ird)t)äfen 

aud) finben, jebe 5 ton* 

feffion ein wenig gefonbert. 

Die ferbifd) = gried)ifd)eu 

.Ureuu' mit ibrem gcwal l 

tigen Unterftüd finb Ieid)t 9 a 0 f 

oon ben 3ierlid>en, aber 

bod) groben tatholifd)en 3U .. »■ ^ 

unterfd) eiben, nod) mehr 

bie einfacheren eoangeli* 

fd)en, wie wir fie and) 

bei uns auf ben ©räbern einfacher Bürgersleute 

finben. 

3 m ©ren3ort Berciorooa hab' id) noch ein in 
Deutfd)Ianb wohl längft oerfd)wunbenes ©erät, 
bie Dota, gefeben, bie mit unfrer $ellebille oer* 
wanbt ift. Durch bie Signale ber §ellebille rief 
betanntlid) bie 5 töI)Iersfrau bie erjgebirgifdjen 
Nobler gegen ben Btingenräuber 5tuu3 oon Stau* 
fungen 3ufammen. 3 n ben polatifd)en Dörfern bat 
nod) oor hunbert 3 ah*en ber Schule bie Bauern 


Domaten werben in Btenge feilgeboten, aud) 
Bflaumen, Birnen, <rjafelnüffe, f^Ietfdt), 3 ifche. 
Buben mit Äur^waren, Betleibungs*, §ausl)al= 
tungs* unb £urusgegenftänben, ja iogar ein Staub 
mit (meift beutfdjen) Büd)ern fehlt nid)t, unb bie 
fyesträger oon Rbataleh loden mit ihren SBaren 
ben ^emben. 

©in Befucb ihrer fonberbaren 3 ufel wirb manche 
Überrafd)ung bieten. Der tleine Dürfenort bat 
nid)t mehr bie militärifebe Bebeutung oon ehe* 
mals. Ruf ben harten ftebt für bies 3 ufeld)en 
aud) Reuorfooa, ben tarnen fannte man in 
Rltorfooa faum. Rad) einem balbftünbigen 2 Beg 
läfet man ficf) hinüber nach Rbatalef) booten unb 
ftebt fogleid) inmitten bes türfifd)en Gebens. Blit 
Durban unb ges fteben ba in ben Bafaren bie 
gefdjäftstunbigen Dürfen, bie ihre echten türti* 
fd)en SBaren oon Bubapeft be3iel)en unb — fie 
felbft braud)en feinen 3oll 3U 3ablen — lädjerlid) 
teuer an bie anbenfeugierigen 3remben oer* 
fd)ad)ern unb ihnen nid)t oerraten, bah bie beim 
Rusbooten auch nod) 3 oll be3al)len müffen; 
's ift halt Ungarn, ©ine Rnftanbspflid)t ift es, 
ben in Düdjern oerbüllten, ficf) immer abwenben* 
ben Dürfinnen nicht nad)3ufet)en, aud) wenn bie= 
felbenoemünftigerweife nid)t mimofenbafte Sd)eu 
oor fremben Btännern haben. 3u ben ©arten: 
ftürbiffe, ©urfen, Baptita, Domaten, gelbe Bflau* 
men. ©ine Schnur mit Baprifafd)oten am 3 aun, 
baneben ein £änbler mit Brot unb gebratenem 
Steif d). 

2Bir eilen burd) bie paar engen ©affen rtad) 
ber s JRofd)ee, bem fd)önften ©ebäube ber 3ufel. 
©s bietet fid) uns im 3unern ein bübfd) grün, froh 
gemalter Raum bar, gegenüber ber Dürfeite ift 
bie ©ebetsnifd)e mit £eud)tern, an 

ber SBanb fteben Äoranfuren. ©ine- 

Dreppe führt 3ur Stauenempore. Die 
Senfter mit grün*rot = oiolett* gelben 
Sd)eiben haben Runbbogen, unb bie 
Dede ift mit rotem ©itterwerf oer3iert. 

©benfo häufig als Rbataleh wirb 
oon Orfooa aus bas ifjertulesbab be= 
fud)t, ein mobemer Babeort mit allen 
©inrid)tungen ber Bereit unb einer «r-ÄkA 
herrlichen Umgebung. Daft aud) hier 
bie Romantit auf ihre Red)nung 
fommt, hat man Sßege 3U einer be= mj»4i 

rühmten Räuberhöhle gebahnt. 

3 d) aber fd)reite bie fdjöne Strafe jfij 
am Bad) entlang, wo rumänifd)e 
ftinber mit Rftlen unter bie Steine IHH 

fpiden, um <5ifd>e 311 fangen. Rn |BH 

allerhanb 3 led)t=, Dornen*, Bretter* H|M| 

unb £atten3äunen, bornumwallten 


„Dürfifdjes ©afe‘ 


fpred)en, um feft 3U werben. Das £eben [in Durn* 
Seoerin mutet uns freunblidjer 'an als bas im füb* 
liehen Ungarn, Orfooa ausgenommen. Ruf ber 
Strafte fpielt eine BMtärtapelle, im rumänifdjen 
Dfteater fiftt eine lebensfreubige, fdjöngefleibete 
Bienge, r auf ben Straften t)errfd)t £eben’unb £uft, 
auf bemBiartt fieht man fo oiel RItertümlid)es an 
Drad)ten unb ©eräten, oon letzteren mancherlei, was 
ehemals aud) in Deutfd)Ianb 3U fehen war: bie 
blumigen Don* unb Borsellangefäfte, S^uerböde, 
§ol3tragen für BSaffereimer, ftürbis* 
ober DonfIafd)en mit Beinen. Rus ben 
Barietes flingt, es ift Sonntagmorgen 
unb Btartttag, ©efang unb Blufit, 
Dorfgigerln promenieren. Die Bur* 
fd)en in Sonntagstrad)t, bie Bläbchen 
in reichem Sd)mud tun fid) nad) ab* 
gef^loffenem 9 JZarftgefd)äft ein ©üt= 
lidjes. irjier lernen fid) aud) bie jungen 
£eute fennen, unb was man in SBift* 
blättern oft lefenf atm, baft heiratsluftige 
s Htäbd)en irgeubwo fidjtbar bie $öhe 

■ ihrer Rlitgift an fid) tragen follen, ift 
hier längft 3ur ernften 2Bahrl)eit ge* 
worben, ©ine fehr hübfdje grofte junge 
Dame trug fünf 3 tt ) <m 3 igfronenftüde 
als ©ehänge oor ber Bruft unb als 
OJ)*9el)änge ©olbgloden mit roten 
■ftlingelfteinen, baran je ein 3tDa^3i9 = 
fronenftüd hing, ©ine anbre weniger 
hübfd)e aber trug für minbeftens taufenb 
©ulben ©olbmün3en an fid), echte. 
Die 3i9eunerinnen hingegen nehmen 
es in biefem Bunfte mit ber ©djtheit 
nicht fo genau. 

Die Riffe unb Bänfe bes ©ifemen Dores liegen 
3 wifdjen Orfooa unb Durn=Seoerin, bid)t hinter 
Rbafaleh, unb finb 2,5 Kilometer lang; bas eigent* 
lid)e Dor hat 1 Kilometer £änge unb ift eine Strom* 
barriere; man hat gefd)idt an ber ferbifdjen Seite 
einen 5 tanal oertieft unb am 27 . September 1896 
in ©egenwart bes öfterreid)ifd)en ftaifers unb ber 
Könige oon Rumänien unb Serbien bem Bertehr 
übergeben. Der romantifdje Deil ber Donaufahrt 
erreid)t fein ©nbe, fobalb man biefe auf ber ungari* 
f^en Seite natürlich nod) oorhanbenen Riffe unb 
bie fd)önen bergigen Steilufer hinter fid) unb nad) 
BSenn wir in ber rumänifdjen Stabt Durn* einer träftigen gluftbiegung bie BÜinbung bes 
Seoerin, wo ber jeftige 5 tönig erftmals rumänifchen ferbifch s bulgarifd)en ©ren3flüftd)ens Dimot paffiert 

_ Boben betrat, bas Schiff hat. Rber nod) längere 3 eit törtnen wir bie 3ahl= 

oerlaffen, werben wir— reichen altrömifd)en geftungsruinen am Ufer fel)en; 

wie auf ber Baltanhalb* bei italafat aud) Sd)an3en unb Stranbwerte aus 

infei — 3unä<hft nach öen Kriegen oon 1854 unb 1877 . 3 e weiter wir 

unferm Baft gefragt. 2 Beh in bas untere Donaugebiet tommen, befto fremb* 

bem, ber leinen befiftt, er artiger unb malerifdjer werben bie Drad)ten ber 

wirb unweigerlid) 3urüd= Rnwoftner, aud) bas Riinarett, bas an ber ferbifdjen 

g^toiefen. Die fdftöne, Rorbgren3e eine Seltenheit war, unb ber fyes 

8000 ©inwopner grofte werben jeftt auf bulgarifcher Seite häufig. Die 

~ Stabt, bie wir auf einem gigantifd)e Schönheit ber llfer aber ift oollftänbig 

allerbings red)t einfachen oerfd)wunben, fobalb man bas mit Dfd)erteffen 

sti ** 3 Bege bergauf erreid)en, befiebelte Rfcer Balanta hmter fid) hat. Das 

-h ng| l)atnid)t nur eine beutfdfte lehmige bulgarifdje Ufer ift höher gelegen als bas 
■ eoangelifche, fonbern aud) fumpfreidje ebene rumänifche. 
mmm eine beutfdje tatholifche 3 ft es bie Sd)önheit unb S^mäjtbarteit ber 
5 tir<he unb Sdjule, neben £änber gewefen, bie oor, währenb unb nad) 
^ ben rumänifd)en. 3 u ber ber Bölterwanberung ununterbrochen bie Kriegs* 
Schule wirb ßwei Dage f»hären lodte, hier unten in ©ntfd)eibungsfd)lad)ten 

fran3öfifd), 3weirumänifd), ein Reulanb 3U gewinnen? 3 ebenfalls 3eigt nod) 
3wei beutfd) unterridjtet, heutigen Dages bie Berfd)iebenl)eit in Sprad)e, 
unb biefelben Schüler bür* £örperbilbung, Dracht unb Sitte ber Rnwohner, 
fen' an ben betreffenben wie oiele frembe Bölter bie untere Donau an3U= 
Dagen tein anbres Sßort loden bie ftraft hatte. Dr. 3 - Deftner 


Rumänifdhe Wirten im ©ebirge 









1222 


ttber £artb unb $0teer 


1911. $Rr. 47 



2Bas man non einem Fern= 
roljr nerlangen fann 

©on 

Dr. $01. 2BiIf)elm $0ler>er f 

f£in S^nroIjrobiettiD unterfd)eibet fiep 
VI/ oon einem pI)otographifd)en nicht 
mefentlich- ©s gibt ein um fo licht- 
härteres ©ilb, je größer bas ©erhältnis 
ber Öffnung 31m ©rennmeite ift, ober, 
nicht ,,fad)männifd)“ ausgebrüdt, je größer 
bas ©las ift, gemeffen burch bie ©nt- 
fernung, in ber es ein fcfjarfes ©ilb eines 
entfernten ©egenftanbes entroirft. Die 
©röfje bes ©ilbes felbft, bas in biefem 
©rennpunfte enttoorfen roirb, tarnt man 
für jebes Fernrohr fef>r leicht finben. 

©tan braud)t bloh feine £änge, alfo bie 
©ntfernung oon ber ©Mitte feines Ob- 
jeftfos bis 3U bem fünfte, roo bas ©ilb 
entftefjt, in ©Millimetern ausgebrüdt, burd) 

250 311 bioibieren, fo ift bie gefunbene 
3af)I bie lineare Objeftiooergröherung 
bes Fernrohrs. Hat es alfo einen ©Meter 
©renmoeite, fo oergröhert es oiermal. 

©in Fernrohr oon 20 ©Metern, toas in 
runber 3al)l bie größte bisher praftifd) 
ausgeführte £änge eines folgen Himmels- 
fd)lüffels ift, oergröhert alfo burd) fein 
Objeitio allein adjtäigmal. ©ine geringere 
©ergröherung ift bei ihm nicht 3U er- 
3ielen. ©Sollten roir nun fold) ein Fern¬ 
rohr ebenfo Iid)tftarf machen roie bie 
beften Ianbläufigen photographifchen Ob- 
jettioe finb, bie ein Öffnungsoerhältnis 
oon 1:15 erreid)en, fo mühte alfo bie 
£infe unfers ©iefenfernrohrs 4 ©Meter 
Durchmeffer haben. Solche £infen aber 
fann man praftifd) nicht herftellen. Uber 
einen ©Meter ift man nod) ni$t toefentlich 
hinausgetommen. Unfer ©iefenfernrohr 
hat alfo nur ein Öffnungsoerhältnis 1:20, 
bas ift oiermal toeniger als unfer photo- 
grapl)ifd)er ©pparat, es ift fed)3el)nmal 
lidhtfdjroädjer als unfre fleine Kamera, 
bafür aber er3eugt es auch in biefer fed)- 
3ehnmal längeren 3eit ein mehr als 
hunbertmal größeres ©ilb. 

Für ben ©nblid mit bent ©uge fteigert man 
befanntlid) bie ©ergröherung ber Fernrohre burd) 
©moenbung oon Ofularen. Ofulare finb nid)ts 
toeiter als £upen, mit betten man bas Fernrofjr- 
bilb im ©rennpunft gan3 ebenfo betrautet, toie 
man etroa bantit eine 3ei<hnung ober eine Photo¬ 
graphie oergröhert anfd)auen mürbe. Die ©er- 
gröfterungsoerhältniffe ber £upen gehen nad) ben- 
felben ©efe^en mie bie ber Objeftioe, nur ift es um- 
gelehrt: eine £upe ober ein Ofular oergröhert um 
ebenfooiel, als feine ©ntfernung beimfdharfen Sehen 
in 250 ©Millimetern enthalten ift. Habe id) alfo 
ein Ofular, bas bem ©ilbe bis auf 5 ©Millimeter nahe 
gebracht merben muh, bamit man es fcharf fieht, 
fo oergröhert es fünf3igmal, meil 5x50 = 250 ift. 
©3enbe ich ein folches Ofular auf bas ©rennpunft- 
bilb unfers ©iefenfernrohrs an, bas bereits ad)t3ig- 
tnal burch bas Objeftio oergröhert, fo erhalte id) 
alfo eine ad)t3igmal fünf3ig ober eine oiertaufenb- 
fache ©ergröherung. Das ift in ©Sirflid)feit bie 
obere ©ren3e, bie praftifd) erreicht toorben ift. 

©ber man fann fo ftarfe ©ergröherungen über¬ 
haupt nicht mehr anmenben, meil bies bie beftän- 
bige Unruhe unfrer ©tmofphäre nid)t geftattet. 
Durch ihre, immer ungleid)e ©rmärmung merben 
bie burd)bringenben £id)tftral)Ien oon ihrem ©ßege 
in beftänbig anbern ©id)tungen abgelenft, moburd) 
bie ©über unruhig unb mallenb merben, mas 
natürlich um fo ftörenber mirfen muh, je ftärfer 
bie ©ergröherung ift. Selbft bei ben mäd)tigften 
Fernrohren finb beshalb ©ergröherungen über 
taufenbfad) hinaus nur in feltenen Fällen anmertb- 
bar, unb burd)fd)nittlid) geht man bei ben aftro- 
ttomifchen Arbeiten nid)t über eine fünfhunbert- 
fad)e ©ergröherung hinaus. Die optifd)e Ded)nif 
ift alfo in biefer §infid)t fo meit oorgefd)ritten, bah 
bie oon il)r gelieferten Hilfsmittel mehr 3U leiften 
imftanbe finb, als mir praftifd) art3umenben oer¬ 
mögen. ©Sir ftel)en fytt an einer ©ren3e, bie 
praftifd) 3U überfchreiten mir heute für unmöglich 
erflären müffen. ©Sir fönnen bie Himmelsförper 
uns nid)t näher bringen als im allergünftigften 
Falle auf ben 3meitaufenbften Deil ihrer ©nt¬ 
fernung, alfo ben ©Monb auf runb 200 Kilometer. 
©3ir fehen auf ihm etma fo oiel, mie mir unter 
gleichen ©erl)ältniffen oon ©erlin mit bem blofjen 


Der ©umforbfdhe ©iefenfpeftroheliograpl) 


©uge fehen mürben, memt mir uns in Dresben 
befinben. ©Man fann leicht ausrechnen, bah ein 
©ebäube oon 100 ©Meter £änge, fagen mir einmal 
bas föniglidje Schloh in ©erlin, auf ber ©Matt- 
fdjeibe unfers Apparates etma 7 8 ©Millimeter ©us= 
behnung haben mürbe, ©iel ift bas nicht, unb ein 
©tonbbeobad)ter mürbe alfo Iängft nid)t mehr 
unterfcfjeiben fönnen, ob bie Kaiferftanbarte über 
bem Schlöffe mel)t. F^eilidh etmas günftiger ge¬ 
halten fid) bod) bie ©erhältniffe auf bem ©Monbe 
baburd), bah erhabene ©egenftänbe bei tieffteben- 
ber Sonne fehr lange Schatten merfen, burch bie 
fie bann oiel leidster 3U erfennen finb. 

Der Sonne nähern mir uns burch fold) ein 
Fernrohr nur auf etma 75000 Kilometer, bem ring- 
gefdjmüdten Saturn, menn er uns am nädjften 
fteht, auf 600 000 Kilometer unb ber allernäd)ften 
anbern Sonne, bem F'i*ftern ©Ipl)a ©entauri, auf 
20 000 ©Millionen .Kilometer. ©Säre biefe Sonne 
fo groh roie bie unfrige, fo mürbe fie auf unfrer 
©Mattfeheibe bei 3toeitaufenbf ad) er ©ergröherung 
7ß 0 ©Millimeter groh fein; bas ift für uns ein punft 
ohne fichtbaren Durchmeffer. ©Sir munbern uns 
alfo nid)t mehr, bah felbft in ben mäd)tigften Fern¬ 
rohren alle Firfterne als Punfte erfd)einen unb bah 
bei ihnen alle oergröhernbe Kraft oergebens ift. 

©Man ftellt beshalb an bas Fernrohr 3toei fid) 
einanber ausfd)Iiehenbe Forberungen. ©s foll oer- 
gröhern, bamit man auf ben oerhältnismähig nahe- 
ftehenben Himmelsförpem möglidfjft oiel ©in3el- 
heiten unterfd)eiben fann, unb es foll anberfeits 
bas £id)t ber |jirrtmelsförper möglid)ft oerftärfen, 
bamit mir fie überhaupt nod) fel)en fönnen, menn 
fie fonft 3U menig £id)t ausfenben, um auf unfer 
©uge ober bie empfinblid)e Platte nod) einen ©in- 
brucf machen 3U fönnen. ©Sollen mir ©ergröhe¬ 
rung, fo müffen mir möglichft lange Fernrohre 
bauen, mollen mir £id)t)tärfe, fo muh öas Fern¬ 
rohr im ©egenteil möglichft fur3 fein im ©erhältnis 
3u feiner Öffnung. 

©II3U für 3 barf man fold) ein Fernrohr offen¬ 
bar aud) nicht machen, meil fonft bas ©rennpunft- 
bilb boih gar 3U flein mürbe. Das photographifche 
©ilb bes ©Monbes 3um ©eifpiel mürbe bei einer 
©rennmeite oon 250 ©Millimetern nur 2,5 ©Milli¬ 
meter groh merben. ©uf foI<h fleinen Scheibchen 


mürbe man nur fehr menige ©Übelheiten 
erfennen. Dem nachträglichen ©ergröhem 
bes ©egatios finb fehr enge ©ren3en ge¬ 
fegt megen bes photograpl)ifd)en Korns 
ber Platte, bas bann bie feine Durcf)- 
3eid)nung unterbricht. ©Man fann ein 
©egatio mit ©orteil nicht mefentlidh mehr 
als fünfmal oergröhern. Um ein betail- 
liertes ©ilb bes ©Monbes 3U entmerfen, 
bebarf man alfo burd)aus langer Fern¬ 
rohre, bie oon oornherein ein möglichft 
grobes ©rennpunftbilb er3eugen. Unfer 
©iefenfernrohr gibt bei nach träglid) er fünf¬ 
fach er ©ergröherung ein ©Monbbilb oon 
einem ©Meter Durdhmeffer, morauf man 
allerbings fdhon recht oiel fehen fann. 
©ebraucht nun 3mar in unferm groben 
Fernrohr ber ©Monb nur menige 3ehntel- 
fefunben, um fein ©ilb auf ber empfinb- 
lichen Platte 3U entmerfen, fo fteht er 
bod) felbft in biefer fur3en 3eit am Fim¬ 
mel nicht genügenb füll, um ein fcharf es 
©ilb oon biefer ©röbe 3U geben. ©Man 
muh tompÜ3ierte ©Mechanismen anmen¬ 
ben, um bas gemaltige Fnftrument mäl)= 
renb biefer fur3en 3ßit bem £aufe bes 
©Monbes genau nad)3uführen. Drohbem 
gelingt es immer nod) nicht, auf bem 
Photographien ©Monbbilbe fo oiel ©in- 
3elheiten feft3ul)alten, als fie bas Fern¬ 
rohr bireft fidjtbar mad)t. Die Photo¬ 
graphie bleibt in biefem Falle hinter bem 
bireften Sehen 3urüd. ©Sir haben aud) 
hier bie bereit mögliche ©rett3e erreicht, 
©od) oiel meiter ftehen bie Photograph^ 
fehen ©ufnahmen ber Planeten hinter 
ber bireften ©eobad)tmtg 3urücf, meil fie 
nod) oiel Iid)tf<hmäd)er finb als ber ©Monb 
unb alfo auch einer längeren ©elichtungs- 
3eit bebürfett. Dabei tritt bann aud) für 
bie Photographie ber Ubelftanb fehr ftörenb 
auf, ben bie Unruhe ber ©tmofphäre oer- 
urfad)t. Die feinen Details flimmern bei 
ber ©ufnahme auf ber platte hin unb 
her unb oermifdhen einanber. Die pI)oto- 
grapl)ifd)en pianetenbilber fönnen mit 
ben bireft felbft in fleinen Fernrohren 
gefehenen noch nid)t metteifern. 

©an3 anbers aber ftehen bie Dinge bei 
ben F'irfternen. ©Sirmiffen f<hon, bah für 
fie febe ©ergröherung nuhlos ift. ©Sir 
fönnen alfo bei ber Konftruftion oon aftrophoto- 
graphifchen Fnftrumenten für ben Firfternhimmel 
bas £>auptgemid)t auf bie ©^ielung möglidhfter £id)t- 
ftärfe allein legen, alfo auf ein möglid)ft grobes Öff- 
nungsoerhältnis. ©el)men mir 3um ©eifpiel ein öb- 
jefüo oon nur bem halben Durchmeffer besfenigen 
unfers ©iefenfernrol)rs, alfo oon 500 ©Millimetern, 
aber mit einem Öffnungsoerhältnis oon 1:4, fo 
mirb bas p!)otograpl)ifd)e Fernrohr nur 3toei ©Meter 
lang, ©s gibt 3ehnmal fleinere ©ilber, aber mit 
fünfunb3toan3igfad)er £id)tftärfe, oerg!id)en mit 
jenem ©iefen. FolQt man mit einem folgen 
ftrument ber täglidjen ©emegung ber Sterne, fo 
fann man bie ©elid)tungs3eit auf Stunben aus- 
behnen unb erhält bann auf ber empfinblichen 
Platte ©ittbrüde oon Sternen, bie bem ©uge felbft 
in ben beften Fernrohren nicht mehr erfennbar 
finb. ©ei fold)en Daueraufnal)tnen am Firftern- 
I)immel ftört auch bie Unruhe ber £uft nicht mehr. 
Sie bemirft 3toar, bah bie Sterne feine Punfte, 
fonbern fleine Scheiben merben, beren ©röjge fid) 
nad) ber £id)tftärfe bes Sternes bemifjt. Dies ift 
aber eher ein ©orteil für bie nad)träglid)en Unter¬ 
redungen, bie ber ßa>ed fold)er Aufnahmen finb. 

©ber bamit möge es genug fein biefer ©n= 
beutungen, bie für biejenigen 3ur Orientierung 
bienen mögen, bie fid) ein Fernrohr an3ufd)affen 
münfehen. ©Man hat fid) babei 3unäd)ft 3U fragen, 
für meldje Himmelsobjefte man fid) l)auptfäd)Iid) 
intereffiert. Für ben ©Monb unb bie Planeten muh 
man lange ©rennmeiten oor3iehen unb fann habet 
am Durchmeffer bes Objeftios fparen. Für bie 
©Seit ber Fi^terne aber unb ber fo oielfeitig ge 
ftalteten feinen ©ebel muh ™an grofje Objeftioe 
anmenben. Da bie ©ebel, jene merbenben ©Selten, 
auch eine ©usbehnung haben, ©in3ell)eiten 3eigen, 
bie fie erft intereffant mad)en, fo fann man bei 
ihnen aud) nid)t all^u fleine ©rennmeiten ge¬ 
brauchen, meil man fie bann nicht genügenb oer¬ 
gröhern fann, benn burch bie Ofularoergröherung 
oerliert man bei ihnen mieber 3U fehr an £id)t. 
Um beiben ©nforberungen 3U genügen, nimmt 
man gemöhnlich ein mittleres Öffnungsoerhältnis, 
etma oon 1: 1^ ©in fo!d)es Fernrohr oon 110 ©Milli¬ 
metern Öffnung unb 1300 ©Millimetern ©renn¬ 
meite, oon ber F^a 3eih geliefert, hat mir unter 













bem reinen <rjintmel ©aprts fiebert Gaturnjatelliten 
ge3eigt unb niele feinfte Cin3elbeiten auf bem 
URonbe unb ben ^lanetenoberfläcfjen. 9 tad) bem 
obigen mar [eine Objeftiooergröfterung fünffad), 

mit bem ^mtfmillimeterotular, ^ as fünf 3 igmal 

oergröfeert, erreid)te id) alfo eine maximale 33 er= 
grölerung oon 250 . Damit tarnt man fd)ort manche 
Reinheiten auflöfen, menn man fef>r burd)fid)tige 
unb ruhige £uft über fid) hat. (Einen gan3 munber= 


Das SBilfomSonnenobferoatorium in California 

baren 9 lnblid gemährte bie SRildjftrafee. 9 lud) an 
bem fo feljr ausgebehnten Orionnebel tonnte id) 
manches Rntereffante fehen. Sber fd)on ber 
Snbromebanebel 3eigte taum noch (Sin3ell)eiten. 
Der Spiralnebel in ben Ragbhunben erfdjien nur 
mie 3mei ineinanber oerfdjmimmenbe Sebelballen. 
Diefe Objette gehören aber fd)on 3U ben f)ellften 
ihrer Sri Rür fie reichte alfo bie £id)t)tärte bes 
Remrohres bereits nicht mehr aus. 5 luf foldje 


©egenftänbe muh ber Amateur oer3id)ten, menn 
er teine größeren Mittel als etroa 1000 s J0t art für 
fein Rernrohr aufmenben tann. Dagegen fönnen 
fd)on mefentlid) Heinere Rernrohre bei ber 23 eob- 
adjtung bes 90 tonbes unb ber ^lanetenoberflädEjen 
oiel Rreube madjen. 9 tur mu| man oon il)nen 
nid)t ltnmöglid)es oerlangen, mie es meift gefd)iet)t, 
menn man fid) über bie ©ren3en biefer 9 Qtögüd)= 
feiten oöllig im unflarert befinbet. 


lu unfern Silbern 


Samariterbienft Das S3efen ber lünftlerifcben 
Sbotograpbte tft, Statur unb SRenfcben 3 U faffert, roo 
fte ol)ne Sofe malerifd) toirten. Solche Silber gang 
ohne !ünftlid)e SRac^I)tIfe 3 U finben, mirb auch ben im 
äftt>etifd)en Sehen geübteren klugen nur feiten gliicten. 


5 tfd)ertod)ter, ber etne aIl 3 U fcparfe SRufcbel ben fonft 
roobl ftranbgemobnten Rufe oerletjt bat unb bie nun mit 
einem naben ©emifcb non 3lngftli<f)teit, roeiblidjer ©iteb 
feit auf ihre fd)lanten ©lieber unb ein bifjcben ©e= 
fdjämigleit fid) ber Sefeitigung bes tleinen Unglücfs 
unterroirft, entfprid)t biefer Rorbermtg unb ftellt bas 
Steer unb feine Äinber oor unfre Seele, bie noch ber 
luftigen 2Bod)en an ber See bantbar gebentt. 


Sm Sorabenb ber Sd)lacbt oon3ornborf. 
©inen fcbidfalsträcbtigen Slugenblid aus bem Siebenjäb= 
rigen Ärieg bat ^rofeffor ©eorg Sd)öbel, ber fidO 
burcb feine 3 ^id)nungen unb ©emälbe aus bem friebe= 
riäianifcben SOlilieu einen bauten gemalt bat, in bem 
großen Silbe „Sm Sorabenb ber Schlacht oon 3orm 
borf" fi<h 3 um Sormurf euoäblt. — ^riebrid) ber ©rofce 
mar im Spätfommer bes Sabres 1758 auf bie itunbe 
oom ©inbrud) ber Suffen unter Rermor in bie Steumar! 


aus Sd)Iefieit berbeigeeilt, batte bie 32000 StRamt feines 
bei ftüftrin ftebenben ©enerals oon Dohna mit ben 
eignen Druppen oereinigt unb umging am 24. Sluguft 
bie taltifd) febr gut geroäblte Stellung ber Suffen bei 
bem Dorfe Quartfdjen. Slm 25. Sluguft griff er oon 
Siiben (mit 3omborf als Stütjpunft) an. Der blutige 
Dag mürbe bann burdj 3 mei glän 3 enbe Seiterattaden 
bes forfeben Serjblitj 3 uungunften ber Suffen ent= 
fd)ieben. 


Der Setlag oon SReper & Reffen, Serlin, ber ficb's 
oorgefe^t bat, uns nad) unb nach bie £ebensarbeit bes 
SBiener Äritifers unb Reuilletoniften £ u b m i g Spei = 
bei in gefd)madoollen Sänben 3 U fdjenten,' bat je^t 
einen neuen Sanb, „Sdjaufpieler, oon üubroig Speibel“, 
berausgebradjt. Das Sud) ift nicht nur für jebeu, ber 
fid) mit Dbeatergefd)icbte beruflich ober aus Steigung 
befdjäftigt, unentbehrlich — es ift auch für jebermann 
töftlid) unb intereffant 3 U lefen Speibels SIrt mar es 
immer, eher 3 umenig als 3 uoiel 3 U geben. Sber bie 
Sorträte, bie er mit fdjarfen, fixeren Strichen oon ber 
ftlara 3iegler, oon Sonnentbal unb ©oquelin, oon ber 
äBolter, oon Stitterrour 3 er unb Sofef £01113 3 eid)net, 
finb geiftooll unb lebenbig bis in bie feinften Details. 
Sie finb febr perfönlid) gefeben, aber fie finb nie lang* 
meilig. ©s ift aud) febr amüfant 3 U bören, mie fcbon 
Speibel ben übergenialen Rerbtnanb Sonn, ber in* 
3 roif(ben fo oiel oon ficb bat reben machen, d)aratteri= 


fieren 3 U müffen glaubte: „S3ent Serroorrenbeit als ©c= 
nialität gilt, rubelofe $aft als £eben, für ben mtrb 
§err Sonn ein genialer unb lebensooller Sdjaufpielcr 
fein," ober: ,,©r fe^t gern Sd)mar 3 neben Skifs, oon 
oermittelnben Dinten madbt er nur feiten ©ebraud)." 


Der 500. ,,©öfd)en". £tls Stummer 500 ber be= 
lannten miffenfd)aftlid)en $anbbü^erei „Sammlung 
©öfeben" (Serlag ber ©. 3- ©öfdjenfdjen Serlagsbu^= 
banblung, £eip 3 ig) ift, in fd)önes meicbes £eber, bas 
„3ubildumsgemanb", gebunben, ein Süd)lein oon ©eorg 
Simmel erfd)ienen, bas bie Hauptprobleme ber Sbd°' s 
fopbie bebatibelt. Das Skrtdjen ift friftallllar unb fd)arf 
3 ufammengebrängtgefcbrieben. Die ©öf(^en= Sammlung, 
an ber unfre beften ©elebrtenföpfe mitgearbeitet haben, 
bat mit biefem Sanb bas erfte halbe Daufenb ihrer 
fd)malen aber inhaltsreichen Sücber miirbig ihrer guten 
Drabition abgefdjloffen. K. E.'K. 


3n bßbexen SBelten. Die ©r 3 äblerin ©lariffa 
£obbe fu^t in ihrem Sontan „SBanberer in höheren 
SBelten" (Serlag oon ©ri<b £eonbarbi, Dresben=Slafe= 
mib unb £eip 3 ig) bas Singen eines ernften, otfulter 
Dbeofopbie 3 ugeneigten SJtannes um eine fdjroefterli^ 
geftimmte, ätberifd)e grauenfeele 3 U fdjilbern. Hm biefe 
beiben ftillen 33tenfd)ert finb gan 3 effcltooll bie itinber 
ber S3elt — ein fpielmütiger, bod)geborener Don 3uan, 
ein junges, in biefen Soue oerliebtes SDtäbdben unb ein 
ebrlidjer, aufrechter unb Iräftiger Saftorenfobn — grup¬ 
piert. Die ©efebebniffe merben überall flüffig unb oor= 
nebm oorgetragen. —tz, 

















Affenßerbe ßerrfcßt ber 3 u[tanb bcr fogenannten 
fexuellen Dprannei — !aum ein intimeres 
effe für jebes einseine feiner 3aßlreid)en Kinber 
beweifen tann. ftet)t bie Sache bei ben in 

gerben Iebenben Huftieren; überhaupt finb — unb 
bies wirft einiges Hießt auf oorßin berührte traurige 
3 uftänbeimmenfd)Ud)en So^ialbunb — bie Säuge* 
tiere burcßgeßenbs fcßlecßte Väter. 3 m leicht* 
befcßmingten Veicße ber Vögel finben mir bie aller* 
mannigfad)ften 3uftänbe, oon bem in treuer ©in* 
ehe fid) für feine Kinber aufopfernben 23 ater 
(große Vauboögel) bis 3um ausgefprod)enen Sul* 
tanat, wo nur bie unfd)einbar gefärbte Mutter 
il)rc kleinen burd) alle 3ugenbfäßrniffe bringen 
muß, wäßrenb ber prächtige, „ftolse“ Vater mit 
Bal3gefang unb Hiebesfpiel feiner ’ifßfltcEjten lebig 
ift (Malbßüßner, Auerßaf)n, Birtwilb unb fo 
weiter). — Die Reptilien finb burd)geßenbs un* 
intereffant, fie fennen faum ©Itemforgen. 

Mertmürbigermeife begegnen mir erft bei ben 
nieberften Mirbeltieren, ben Amphibien unb ftifcßen, 
3uftänben unb ©ßeoerßältniffen, bie in it)rer 
smingenben Dragitomit in ber Melt bes Hebenben 
taum ißresgleid)en finben — nicht einmal im 
bunten ©ewirr etl)ifd)*moralifd)er Xenben3en über* 
mobernfter Boßeme. 

Da gibt es bei ber Sippe ber Kröten 23 äter, 
bie ißre jungen (bas Reifet ben Haid)) fd)einbar 
oerfcßlingen; ber oäterlid)e Keßlfad mirb aber 3ur 
Kinberwiege, in ber fid) bie Kleinen munter ent* 
mideln (Rhinoderma Darwini); bei anbem (Pipa 
americana) machen bie jungen ißr sarteftes Kinbes* 
alter in wabenartigen Höhlen, manche meinen 
gerabegu in ©nt3Ünbungsßerben, bes mütterlichen 
Südens burd), wohin ber Haid), oielleicßt oom 
Männd)en, appli3iert mürbe; bei mieber anbern 
(Alytes obstetricans, ber betannten ©eburtsßelfer* 
träte) mad)t fid) ber Vater 3um ©eburtsßelfer: 
er midelt fid) bie Haid)fcßnüre um bie Hinterbeine 
unb begräbt fid) faft3weiMocßen lang lebenbig, bis 
bie Kaulquäppcßen fcßlüpfreif finb. 

Viel merfmürbiger noch, weil fo gan3 außer* 
orbentlicß fdjmantenb unb oariabel, finb gortpflan* 
3ungs* unb Brutpflegeinftintte bei ben als „lang* 
meilig" oerfcßrienen gifcßen. 3^ar finb eine große 
3al)l, fo bie betannteften europäifcßen Sifcße, ooll* 
tommen gleichgültige (Eltern, wenn mir etwa oon 
bem brolligen Stichling mit feinem Veftbau 
unb aufopfernber Vaterliebe abfeßen. Dropifcße 
unb fubtropifcße gifcßformen feboch, bie jeßt 
immer 3aßlreid)er in unfre 2lquarien gelangen, 
3eigen bie allerbi3arrften Snftinfte gegenüber ißrer 
Ttad)tommenfd)aft unb bie intereffanteften ana* 
tomifd)*bioIogi|d)en Verßältniffe in itjrer $ort= 
pflan3ungsgefd^id)te. 

Mir tennen gifdjmütter (bie fogenannten 
Maulbrüter, Paratilapia unb anbre), bie äßnlid) 
wie bie oorßin genannte Kröte ißre ©ier ins Maul 
nehmen, mo fid) bie jungen 3iemlid) weit ent* 
mideln. (Es gewährt einen ent3üdenben 2 tnblid, 
wenn bie ßeranmadüenben Kleinen in bas fd)üßenbe 
Obbad), bas — Maul itjrer Mutter, 3urütfteßren. 
©benfo nieblich nimmt es fid) aus, wenn ber be= 
forgte Vater feine Kinber umßerfüßrt wie bie 
©ludßenne bie Küchlein. 23 ei unfern 3 cd)Tttärpf* 
cßeir, bei benen bas Meibdjen merfmürbigermeife 
gan3 bebeutenb größer ift als bas Männchen, 
finben mir fogenannte „innere" Brutpflege, bie 
(Eier entmideln fid) nod) innerhalb ber mütterlichen 
©eburtswege (aber ol)ne ^3Ia3entabilbung, alfo 
nicht wie beim lebenbgebärenben Hai) unb bie 
Kleinen tommen ßocßentmidelt^Iebenb" 3ur 2 Belt. 


'^yFaiurwijfeiud’iaft 


Das elterliche Verantwortlich* 
feitsgefüßl, bas felbft bei ben Angehörigen 
eines unb besfelben menfcßlichen Kulturftaates 
in fo ungemein oerfcßiebenem Maße oorßanben ift, 
bilbet oielleicßt bas ernftefte Problem ber gefamten 
So3ialetßit. Mäßrenb — oon einigen tieftraurigen 
Ausnahmen abgefetjen — bie mütterlid)en 3 obi= 
oibuen in einem Verhältnis innigfter 3 uneigung 
unb gürforge 3U ihren Vad)tommen ftehen, bas 
tiefer begrünbet liegt als alle mit bem Begriff 
Mutterliebe fo gern oertnüpfte ^ßoefie unb ©tßil:, 
unb bas auf uralten ©rbfcßaften aus ber 3^it 
unfrer Dierßeit beruht, ift es um bas 3ufammen* 
gehörigteitsgefül)l 3wifd)en 23 ater unb Kinb eine 
„eigne" Sadje: muh oft genug ber Staat 
3toingenb eingreifen, um Ve3iehungen, bie man 
in bitterem Hohn „natürlid)e" nennt, einigermahen 
ber Menfd)lid)teit unb Menfd)enmürbe entfprechenb 
3U regeln. 

©s ift hier nid)t unfre Aufgabe, 3U unterfudjen, 
inwiefern bie Kultur, beffer füllte man fagen, bie 
fo3iale 3i D ütfation, bie natürlid)en ©Iterninftintte 
bes Menfd)en beeinflußt unb großenteils oer* 
tümmert; bagegen ift es oon jeher für ben 23 io* 
logen — unb natürlich aud) für jeben, ber ein offenes 
Auge für bie 2 Belt bes ihn umgebenben Hebens 
hat — oon allergrößtem 3ntereffe gemefen, ben 
oft gan3 oermorrenen unb gerabe3U „peroers" 
erfd)einenben 2ßegen 3U folgen, bie ber tierifcße 


Kampfjisdi-Männdien, das Schaumnest bewachend 

Nach Statisch 

Dann ftellt fi<h allerbings eine ©rfd)einung ein, 
bie man taum anbers be3eichnen tann wie als 
leibenfd)aftlid)en ©Iterntannibalismus. 3u ber 
3eit, als bie 3ifd)d)en noch fehr mertooll waren, 
mußten mir 3 üd)ter ein trauriges Hieb baoon 3U 
fingen, baß 23 ater unb Mutter bie faum geborenen 
jungen mit beifpiellofer ©ier 3U oerfchlingen 
pflegten unb baß man bie Aabenfifd)mutter in 
fompli3ierten Brutapparaten („Ablaicßfäften") un* 
terbringen mußte, wenn man Aad)tommenfd)aft 
er3ielen wollte. 

Bei ben 3 dhnfarpfen ift nod) ein gan3 eigen* 
tümüd)es Verhalten 3U ermähnen, bas lange 
3 eit für Hiebhaber wie 2 Biffenfd)aftler gan3 
rätfelhaft erfdjien, nämlid) ber Hmftanb, baß bie 
Mutter3umieberholten Malen einer 3af)lreichen 
Aad)tommenfd)aft bas Heben fd)enfen tann, auch 
wenn bas Männ^en nad) ber erften ©eburt oöllig 
oon ihr getrennt mirb. ©rft bie leßten Hnter* 
fudjungen eines für3lich jung oerftorbenen Ber* 
tiner 3oologen, ©rieh ^ßhittpPb brachten bie lang* 
gefud)te Aufftärung. (Es hcmbelt fi<h nämlid) hier 
nid)t etwa um einen Soll »on ^arthenogenefis 
( 3 ungfern3eugung), wie mir foId)e oon 3 nfeften 
fennen — ein Dhema, bas hier fpäter nod) aus* 
führli^er behanbelt werben foll; Bhüippis 
Arbeiten bemeifen, baß biefe fleinen Kannibalen* 
fifche im ^3rin3ip äßnlid) wie bie Bienenföniginnen 
ben männlichen 3eugungsftoff au<h über eine ©e= 
burt (©iablage) hinaus aufbemahren fönnen; 
3mar ift hie* nicht ein befonberer Behälter (Re- 
ceptaculum seminis) ausgebilbet wie bei ben 3 n= 
fetten, oielmehr mirb ber 3eugungsftoff in ein* 
fachen Ausbuchtungen ber ©ileitermanbung auf* 
gefpeidjert, über eine ©eburt hinaus aufbewahrt 
imb bann erft mieber 3ur Befrud)tung eines neuen 
©ierfaßes unb 3nr ©r3eugung einer neuen ©e* 
fdjwifterfd)aft oermenbet. 

Vielleicht bas an3iet)enbfte unb gerabe3U lieb* 
Iid)fte Hiebes* unb ©Iternleben führen bie munber* 
fd)önen Habprinthfifd)e, beren 3 n*t>enprad)t bem 
Aquarienfreunb fd)on bei bem gewöhnlichen ©roß* 
floffer ober Mafropoben ent3ücft. 

3d) l)cit ,c qerabe in biefen 203 od)en feßr oiel mit 
Mafropoben unb Kampffifd)en experimentiert 
unb aud) übertrieben erfeßeinenbe Schilberungen 
ber Hiebhaberliteratur über ben Bau bes Sd)aum* 
neftes, ben Hiebesreigen ber ^ 3 ärd)en unb bie auf* 
opfernbe Sorge bes ftifch^citers oollauf beftätigt 
gefunben. 

Die Volle, bie bas 3arte ©efd)led)t bei biefen 
„^ 3 arabiesfifd)en" fpielt, ift allerbings nicht bie 
fd)meid)elhaftefte. Hn3ählige Male h^e id) be* 
obachtet, wie „fie" oerfud)te, bem bas Veft aus* 
beffemben Vater, währenb er Baumaterial 
(Sd)aumblafen oon ber Dberfläd)e) holte, bie ©ier 
hinter bem Vüden 3U ftet)len unb 3U oer3ehren, 
fo baß fie mit mütenben Biffen oertrieben unb 
fd)ließlid) oom Pfleger entfernt werben mußte. 
2 Bie treulid) bann ber Vater unter bem Schaum* 
neft, in bem bie Kleinen fid) entmideln, 2 Vad)e 
hält, 3eigt unfre Abbilbung oom Kampffifd)d)en. 
Kurs nad)bem bie jungen ausgefd)lüpftfinb, fteigert 
fid) bie Vaterliebe 3U unfinniger Mut; ein hw3U= 
gefeßtes Männchen mirb rüdfid)tslos ermorbet, 
unb felbft gegen bie ins Aquarium geftecEte Hanb 
bes Menfdjen fid)t ber braue Pater familias einen 
minutenlangen erbitterten Kampf. 

Dr. 2 B i 11 ) e l m Beruht 


Wabenkröte mit Jungen in der Rückenhaut 
Nach Thesing 

3 nftinft bei Betätigung ber ©Itern*„^ßflid)ten" 
geht. 

Mie immer, wenn es fid) um bie Beurteilung 
ber Hcmblungsmeife ber Xiere hcmbelt, bie nun 
boch einmal burd) bie oorläufig nod) faum überbrüdte 
Kluft oom Menfdjen getrennt finb, bie mir am 
beften mit Schopenhauer als „Mangel an logifd)* 
oemünftigem Väfonnement" befinieren, müffen 
mir uns aud) hier oor allem hüten, anthropobox 
3U werben, bas heißt Begriffe, bie nur unb aus* 
fd)ließlid) bem rnenfd)ließen So3ialleben ent* 
ftammen, uneingefd)ränft auf bas Dier su über* 
tragen. 

Mir wiefen feßon an biefer Stelle einmal bar* 
auf ßin, baß bie 3 eiten bes alten Breßm über* 
wunben finb, ber ben Dieren alle menfd)lid)en 
Dugenben unb Hafter 3ufd)rieb. Mir bleiben uns 
bewußt, baß es fid) im tierifd)en Heben nur um 
parallelen 3u unfern menfd)lid)en 3u= 
ftänben unb Betätigungen ßanbeln fann, bei benen 
immer eines mangelt, nämlid) bie Kontrolle ber 
Hanblungen burd) bie logifd) benfenbe unb 
fd)ließenbe Vernunft. Menn mir troßbem Morte 
wie „Mutterliebe", „Vatertreue" anmenben, fo 
tun mir bies in bem oollen Bemußtfein, biefe nur 
im bilblid)übertragenen Sinne unb großenteils 
nur im 3Bte*effe ber ©infachßeit bes fpracßlicßen 
Ausbrudes 3U gebraud)en. 

3unäd)ft erfd)eint es moßl überall als bas 
Vatürlicßfte unb Selbftoerftänblidjfte, menn bas 
mütterliche Dier bie Sorge für bie oon ißm 3ur 
Melt gebrad)te Vad)fommenfd)aft übernimmt. 3 o 
ber Dat feßen mir benn aud) bei ben uns am näcßften 
fteßenben Dieren, ben Affen, 3u allermeift ein ßoeß* 
ausgebilbetes Mütterlicßfeitsgefüßl, bas bie Vulgär* 
fprad)e treffenb mit bem Ausbrud „Affenliebe" 
fenn3eicßnet. Der Affenoater pflegt (abgefeßen 
oon ben Menfd>enaffen)) 3U feiner nod) ßilflofen 
Vacßfommenfdhaft fd)on besmegen in wenig naßer 
Be3ießung 3U ftehen, weil er als Sultan — in ber 


Fischvater (Geophagus), seine Jungen führend 







1911. Ulr. 47 


1225 





Nid)t lange nach ©uftao Niahler hat ber Dob 
noch einen anbem bebeutenben Dirigenten bahin* 
gerafft, $ e l i x SW o 111. SPlit ihm ift 3ugleid) 
ein lebenbiger 3euge jener großen 3^it non ber 
Sßelt gefd)ieben, als Nidjarb Aßagner bie erfte 
Aufführung feines Sebensmertes, bes Nibelungen* 
ringes, in Sapreuth 3uftanbe brachte. Damals, 
mährenb ber groben in ben fahren 1875 unb 
1876, gehörte $elix Nlottl als junger Nlufiter, ben 
fid) ber Nteifter neben anbern §ilfsträften für 
feine fogenannte Nibelungentan3lei angetnorben 
ijatte, 3u ben Stinten bes Kaufes Aßahnfrieb, 
mar bei ben Sängern unb £)rd)eftermitgliebem, 
auch ben f^eftfpielgäften, gan3 befonbers beliebt. 
Sein frifdjes, fröhliches, ed)t mienerifdjes Aßefen 
gemann it)m leidjt alle §er3en, überall, im $eft= 
fpielliaufe mie baljeim bei ben Klaoierproben, 
mar er tätig unb hilfsbereit; er fd)ien faft unent* 
behrlid), meil er fid) mit bes Nleifters 3rttentionen 
in bem fdjmierigen neuen Aßerte oöllig nertraut 
gemacht hatte. Auf Aßagners marme ©mpfehluug 
nach Seenbigung ber mufitalifdhen Stubien als 
Kapellmeifter an bie Karlsruher §ofoper berufen, 
mürbe er burch feine 3atelligen3, feine (Energie 
unb Düd)tigteit halb ber tünftlerifche Niittelpuntt 
in ber Sübmeftede Deutfcftlanbs. Unter feiner 
Leitung hob fi<H bie Karlsruher §ofoper burdh 
ihre fieiftungsfähigteit 3U einer Höhe, melche bie 
anbrer, mit erheblich bebeutenberen Hilfsmitteln 
ausgeftatteter Sühnen meit überragte. Nicht nur, 
baft er mit biplomatifd)em ©efeftid bie Aufführung 
ber Aßagnerfcften Aßerte allmählich eines nad) bem 
anbem bei ber anfänglich burdjaus nid)t mill* 
fähigen 3rttenban3 burd)3ufeften oerftanb, er 
erreichte es, baft aud) anbre, feiten ober bisher 
gar nicht berüdfidjtigte Sühnenmerte einftubiert 
mürben. So rettete er ben ©omeliusfd)en Sarbier 
oon Sagbab, ben bie meimarifdhen Philifter, 
um Siföt 3U ärgern, einft bei ber Uraufführung 
mit h,äfelid)en Sfanbalf3enen abgelehnt hatten, 
oor gänzlichem Sergeffenmerben, inbem er bas 
liebensmürbige, geiftoolle Aßert mirtfamer um* 
inftmmentierte unb bann glän3enb 3ur ©eltung 
brachte. Sei fpäteren Aufführungen an anbern 
Sühnen, als man mieber 3m Originalpartitur 
3urüdgriff, mürbe bann Niottl megen feiner all3U 
ftarten Übermalung ber ©orneliusfd)en Partitur 
oielfad) angefeinbet — es fteht aber feft, baft nur 
burd) fein energifeftes Sorgehen bas faft fd)on 
oergeffene Aßert aus ber Serborgenfteit heroor* 
ge3ogen morben ift. Aud) bie Drojaner oon Hettor 
Serüo3, über beren oöllig unbramatifd)en Dext 
fdjon Nidharb Aßagner einft feine Sebenten ge* 
äußert hatte, unb bie anbern Opern bes fran3öfifd)en 
Komponiften ftubierte Niottl ein, ohne ihnen bei 
uns in Deutfdjlanb eine bauernbe Stätte bereiten 
3U tönnen. Sie bergen in fid) gar 3U geringe 
Sebenstraft unb ermeden gar tein bramatifd)es 
3ntereffe, baher aud) bie $ran3ofen niemals oon 


ben Sühnenftüden ihres Sanbsmanns haben 
etmas miffen mollen. 

Seinahe märe ben Karlsruhern ihr Siebling 
fd)on früher einmal oon ber Serliner Dfteater* 
intenban3 abmenbig gemadjt morben, inbeffen ge* 
lang es bem ©rofthe^og, feinem ©eneralmufit* 
birettor Uar3umad)en, bafe er mit feiner ganzen 
©eiftesrichtung, feinem ausgefprodjenen Unab* 
hängigteitsfinn fd)led)t in bie Serliner Dheater* 
oerhältniffe hineinpaffen mürbe. Nod) gelang es, 
Niottl feft3ul)alten. 3ooeiunb3man3tg 3at)re hat 
er bort in befter Kebensfraft gemirft, getragen 
oon ber ©unft bes Hofes mie bes publitums, 
unb mol)l nur bie unerquidlid)en häuslichen Ser* 
hältniffe haben ihn bann bod) bemogen, fpäter 
biefe feine ihm felbft fo angenehme Stellung 
auf3ugeben. ©rft ging er auf ein 3ahr nach 
Amerita, bann folgte er bem Nuf nad) Niüncften 
als Kapellmeifter an ber Hofoper. Sieben 3ahre 
maltete er bort feines Amtes, mit allen für 
einen Künftler bentbaren ©hren o° n feiten ber 
Königlichen Sermaltung überhäuft, oom publitum 
ebenfo hoch gefd)ä^t mie früher in Karlsruhe. 
Nur fünfunbfünf3ig 2>ahre ift ber fdjeinbar tern* 
gefunbe Niann gemorben. Niit oollem Ne<hte 
galt er unter ben fiebenben als erfte Kraft; er 
führte in ber Oper mie im Kon^ertfaal ben Datt* 
ftod mit ruhiger Sicherheit, oöllig fremb mar ihm 
jebe Pofiererei oor bem Publitum, ftets tarn es 
ihm nur auf bie Sache an, bie er als Dirigent 
oertrat. Aßagners Aßerte ftanben feinem Her3en 
mohl am näd)ften, aber mie tief er auch in bas 
Aßefen Nio3arts eingebrungen mar, bafür 3eugen 
berebt genug bie golbenen Aßorte oon ihm, bie 
jüngft burd) alle Slätter gingen. Die Niündjner 
für bie Herrlichkeit ber Sachfdjen Niufit 3u er* 
märmen, mollte felbft feiner ©nergie nicht gelingen, 
ben Niünchnern gerabe mie ben Aßtenern miber* 
ftrebt gar 3U fehr bie ftrenge Diefe bes nieber* 
beutfdjen ©mpfinbens. Aßas Niottl tomponiert 
hat, ift menig genug; barauf legte er felbft nicht 
oiel ©emidjt, unb bas fanb auch felbft bei feinen 
beften gfreunben leine ©egenliebe, ©r mar — 
ungleich feinem Kollegen Aßeingartner — ein* 
fidjtig genug, ben Sdjmerpunft feiner tünft* 
lerifdjen Perfönlid)teit auf fein Können als 
Dirigent 3U oerlegen. 3'ür bas Sergeffenmerben 
mollte er nicht fdjaffen. 

Sergeffen merben! Aßie halb bas in ber 3dt 
ber Slugmafchinen, ber Autos gefchtet)^ barüber 



Elisabeth Schmehling-Mara 
(Aus Weißmann: Berlin als Musikstadt) 


belehrt uns eine umfangreiche Arbeit, eine mit 
oielem Steifte unb nach grünblichen Stubien her* 
geftellte ,,©efchid)te ber Oper unb bes Kon3ertes 
oon 1740 bis 1911“. *) Der Sanb enthält 428 
Seiten unb 100 Silber, umfpannt bie 3eit oon 
Sriebrichs bes ©roften Negierungsantritt bis 3U 
unfern Dagen unb läftt bie mufitalifche ©ntmidlung 

*) „Serltn als Alufitftabt“ oon Dr. Atbolf SBet^mann. 
Aerlag oon Stuftet &, fioeffler, Serlin unb fieipätg. 


Serlins oor bem ßefer mie in einer ASanbel* 
betoration oorbeigleiten. ©in oerbienftlid)es Aßert 
bes betannten Ntufitreferenten, ber fid) burch 
Hanslids Sud) über Aßien 3U feiner Arbeit hot 
anregen laffen. Sür ein3elne S^rfönliihteiten 
roie 3- Neidjarbt (1752 bis 1814), in ber fid) 
fdjon ber mufitalif<he Sdjaffensbrang feltfam mit 
bem Serufe bes Nlufitfdjriftftellers mifcht, mie 
fpäter bei ©. Ni. oon Aßeber, Nobert Sdjumann, 
Hettor Serlio3, Nicharb Aßagner unb oielen 
anbern, meift uns Aßeiftmann gan3 befonbers 3u 
intereffieren. Ntenbelsfotjns Aßirffamteit in feinen 
jungen Dagen, bie in ber Aßieberbelebung ber 
Sad)fd)en Niatthäuspaffion gipfelt, aus fpäterer 
3eit ber Kampf um bie Anertennung Aßagners, 
ber gerabe in Serlin mit befonberer (Erbitterung 
ausgefodjten mürbe, bann bie Dätigteit Süloms 
an ber Spifte ber ^hilhormoniter fd)einen mir 
©Ian3punfte ber Darftellung. Der Autor beftrebt 
fid), gered)t 3U fein, aud) mo er entgegengefeftter 
Anfi^t ift als ber oon ihm ge3eid)nete Künftler; 
baher bente ich, koft es nicht Abficftt mar, menn 
er tein Aßort ber ©rmähnung I)ot für Niänner 
mie ©eorg Sierling, ber lange in Serlin lebte 
unb mirtte, beffen grofte ©hormerfe in Norb* 
unb Sübbeutfdjlanb oiel aufgeführt mürben, 
beffen mol)llautenben ©horliebern man nod) jeftt 
gern in ben Kon3ertprogrammen begegnet, ber 
an ber Spifte bes Serliner Sachoereins man«he 
fd)öne Aufführung leitete, tein Aßort ber ©r= 
mähuung für bie fed)3et)nftimmige Nieffe oon 
©buarb ©rell, bem langjährigen Dirigenten ber 
Singatabemie, ein Aßert, bas, menn es ber Ser* 
faffer tennen mürbe, ihm gan3 gemift Anertennung 
abnötigen mürbe, auch tein Aßort ber ©rmähnung 
für Htß^onpmus Drul)n, ben einft gefürchteten 
Krititer, beffen £ieber oiel gefungen mürben, Hons 
oon Sülom feines engeren Sertehrs für mert 
hielt, mit bem er fogar 3ufammert ton3ertierte, ber 
überhaupt im Serliner Stufitleben eine h^uor* 
ragenbe Nolle fpielte, eine 3pnifd) bur^feftte, geift* 
reiche, faft gefürchtete ^ßerfon, bie auch Aßagner 
einft auffud)te, meil er feinen ©influft auf bie 
Stimmung bes Serliner Subütums tannte. Sei 
einer Neuauflage bes Aßertes mirb Aßeiftmann 
gut tun, biefe Süden 3U erfeften. ©inen mert* 
oollen Sdjmud bilben bie Sorträte ber oerfeftieben* 
artigen ^ßerfönlid)teiten aus alten 3eiten bis 3u 
ben nodh unter uns mirtenben Künftlem. Auch 
menn man fid) burd) ben Sanb burdh gearbeitet 
hat, greift man bod) gern mieber banad), um fid) 
bie mohlgelungeneren Partien noch einmal unb 
beffer 3U oergegenmärtigen. 

©rnft ©buarb Daubert 



Aßie in ber Angelegenheit bes Sismard* 
Nationalbentmals meiter oorgegangen merben foll, 
barüber finb bie Anfidjten in Deutfdjlanb aufter* 
orbentlid) geteilt. Die in Nummer 23 mitgeteilte 
©ntfdheibung bes $reisgerid)ts, meid)es ben erften 
Sreis bem ©ntmurfe oon Hahn unb Seftelmeper 
3uertannte, hat in meiteften Kreifen lebhaften 
Aßiberfprud) erfahren, ©runb bafür ift, baft bas 
Dentmal eine Allegorie in ©eftalt eines jungen 
Helben, in bem 3ung=Siegfrieb gefehen merben 
füllte, als Nüttelpuntt enthielt, mährenb bie 
populäre Sorftellung eine Darftellung ber s Jterfön* 
lidhteit Sismards oerlangt. Uber bie ©ntfd)eibung 
bes S*eisgerichtes finb benn aud) bittere Aßorte 
in ber treffe gefallen, unb mit Ausnahme ber 
Silligung engerer Künftlerteeife hat mohl feiten 
ein Urteilsfpruch in tünftlerifdjen Dingen fold>e 
allgemeine Ablehnung erfahren mie ber Sprud) 
ber Sismardjurp. ©s ift aber immer 3U bebenfen, 
baft bas Preisgericht nicht ein Sismardbentmal 
fd)affen follte, fonbern baft es lebiglid) bie Auf* 
gäbe hatte, unter ben oorhanbenen ©ntmürfen 
bie tünftlerifdh befte Seiftung heroor3ufud)en. ©s 
tarn fchlieftlid) mehr barauf an, ben Stann 3U finben, 
ber bas Sismardbentmal mad)en tann, als bas 
Sismardbentmal felbft 3U finben. Aßie fd)on in 
Nummer 23 auseinanbergefeftt, tonnte ber meitere 
Aßeg, 3itm 3iele 3U gelangen, nur barin gefunben 
merben, baft nunmehr in einer neuen Preis* 
ausfehreibung genaue Nidjtlinien gegeben mürben, 
in meldjer Art bas Dentmal 3U geftalten fei. Denn 
ber erfte Aßettbemerb lieft über alle fpringenben 
Puntte oöllige Freiheit. Unb fo hat man benn 
in einer Ausfdjuftfiftung, bie am 24. 3uni in Aßies* 

















1226 


1911. 9lr. 47 





Dortmunder Bankverein, Zweiganstalt des Barmer 
Bankvereins, Dortmund 


baben ftattfanb, befd)loffen, nunmehr 3u forbern, 
bofe bie 93 erfönlid)teit 23 ismards im Dentmal in 
heroortretenber SBeife 3ur Darftellung gelangen 
fülle. 3 u einer engeren Konturren3 finb bie 3wan3ig 
Künftler aufgeforbert worben, beren ©ntwürfe 
int erften 9 Bettbewerbe mit greifen 
bebaut ober angetauft worben finb. 

Das ^Preisgericht wirb fid) alfo bem» 
näd)ft oor eine neue unb 3war be» 
grenätere Aufgabe geftellt fet)en als 
beim erften 933 ettbewerbe. Angeregt 
burd) ben ungünftigen Ausgang ber 
erften Konturren3, toar übrigens aud) 
bie 23 auplat$frage oon neuem aufgerollt 
toorben. Den lebhaften Agitationen, 
ben gewählten Stanbort auf ber ©lifen» 
höhe bei Singerbrüd 3u oerlaffen, ift 
aber jetjt bie Spitje baburd) abgebrochen 
roorben, bafe bie 3 Biesbabener 93 er» 
fammlung eine nodjmalige Distuffion 
ber ©auplatjfrage abgelehnt hat. 


Die neuere ard)itettonifdje Cut» 
roidlung in Deutfdjlanb mad)t aller» 
orten gortfd) ritte. 2Benn aud) im großen 
33 ublitum unb namentlid) bei ben 23 au» 
herren oon ^rioathäufern in Deutfeh= 
lanb noch recht toenig 33 erftänbnis ba» 
für oorhanben ift, bafe eine gute ard)i» 
tettonifd)e fiöfung nur oon einem guten 
Ard)itetten erwartet toerben tann unb bah bas 
übliche 23 augefd)äft teine 3nftan3 für ti'mft» 
lerifche 9 Berte ift, fo finb bod) unfre großen inbu» 
ftriellen Unternehmungen, unfre Santen unb unfre 
Kaufhäufer jetü burdjaus auf bem Stanbpuntte 


angelangt, fid) für ihre Sauaufgaben 
nur ber beften ard)itettonifd)en Kräfte 
3U bebienen. <Jür bie 9 Barenhäufer 
hat Alfreb Rteffel im Sau bes 933 ert» 
heimhaufes nid)t nur für Deutfd)lanb, 
fonbern man tann fagen, für bie gan3e 
933 elt bie Richtlinien oorge3eid)net. 
AUerbings ift feine Keiftung fo be» 
herrfdhenb unb ein3igartig, bah bie 
nad) ihtu errid)teten 9 BarenI)äufer faft 
alle 9 JleffeInad)empfinbungen finb. 
Ramentlid) wirb heute bas oon Rteffel 
angebahnte Sertitalfpftem ber $affa» 
benlöfung bis 3m ©rmübung wieber» 
holt. 3 n Santhäufern hat in ber 
At)einproüin3 neuerbings ber Kölner 
Ard)itett ©arl 9Jiorij3 bemerfenswerte 
ardjitettonifche Keiftungen heroor» 
gebrad)t. Die ©ebäube fd)Iagen in 
ber gormengebung neue 933 ege ein 
unb tragen bei felbftänbigfter Sel)anb» 
lung bod) ein h°h cs monumentales 
©epräge. ben Abbilbungen finb 
Santhäufer in Düffelborf, Dortmunb unb Dsna» 
brüd bargeftellt. Durch fo!d)e fieiftungen wirb bie 
gortbilbungsfähigteit unfrer Ard)itettur bargetan, 
unb man tann fid) barüber hiuwegfehen, toenn 
bas *iprcuhif<he Rlinifterium ber öffentlid)en Ar» 


Barmer Bankverein, Osnabrück 


beiten in einem eben erfd)ienenett Serid)t 3U 
ben Serfuchen ber SBeiterbilbung unfrer Ard)i= 
tetturformen in ber SBeife Stellung nimmt, bah 
es tunbgibt: „Die Staatsbauoerwaltung glaube 
gegenüber ben neuen Ausbrudsmitteln ber Sau» 
tunft 3 u^ü 4 haltung üben 3u müffen.“ 



Rhein.-Westfäl. Diskonto-Gesellschaft DüsseldorfA.-G. 


Die ©artenftabtbewegung hat aud) in Deutfd)» 
lanb mäd)tig ein3ufeijen begonnen. ©an3 im 
füllen ift in ben lebten brei 3ah r en nörblid) oon 
Dresben bie ©artenftabt irjellerau entftanben. So» 
rool)l in ber Organifation ber $äuferbefd)affung 
als in ber ft äbtebaulichen toie ard)itettonifd)en 
Sehanblung ift bas Sefte geleiftet, toas wohl heute 
in Deutfdjlanb 3U leiften möglich ift. ©s wirb 
in einem ber näctjften Artitel ausführlich auf 
£jellerau 3urüdgetommen toerben. 

^ermann 9 Rutl)efius 



3 n einem Sortrag im Serein 3ur Seförberung 
bes ©etoerbefleihes tourbe bie Rlitteilung gemalt, 
bah gegenwärtig allein burd) bie ©ismafd)inen 
jährlich eine Kältemenge er3eugt toirb, bie bem 
Sd)mel3en oon 660 Rttllionen 3 entnern ©is ent» 
fpricht. So merttoürbig es tlingt: biefe Kälte er» 
3eugen toir burd) 2 Bärme. Dampfmafd)inen ober 
©asntafd)inen, beibes 9 Bännetraftmafchinen, liefern 
bie Arbeit, bie 3ur Kälteer3eugung notroenbig ift. 
An fich braud)en toir natürlich teine 933 ärme, um 
Kälte 3u er3eugen, aber toir brauchen Kraft, unb 
biefe toirb nod) immer in ben toeitaus meiften 
fällen burd) Serbrennung ober Sergafung oon 
Sohlen getoonnen. 


AU bie Dielen 3 üge, bie tagtäglich bie Känber 
burcheilen, um Rtenfdjen unb ©üter 3U beförbern, 
all bie groben Dampfer, bie bas Rteer unb bie 
glüffeburchfurchen, oerfd)lingenungeheure 9 Jtengen 
^Brennmaterial, unb basfelbe gilt gans allgemein 
oon ber mobernen ©üterer3eugung. 

„SBenn ich oier Aoffe 3 ahlen tann, 

Stnb if)tc Kräfte nicht bie meinen?" 

Allenthalben fud)t ber Rtenfch feine Kräfte 3u 
oeroielfad)en, aber aus nichts tönnen toir aud) 
nid)ts fchaffen. 3*genbwoI)er muffen toir bie 
©nergie herholen, unb ba oerlaffen toir uns oor» 
läufig noch gan3 auf bie Unerfdjöpflichteit unfrer 
Kohlenlager. Auf ben fd)toar3en Diamanten ift 
unfre gegentoärtige Kultur aufgebaut. Aber finb 
bie Kagerftätten toirtlich unerfd)öpfli<h? 933 ir 
brauchen teinen ©eologen, um barauf eine Ant» 
toort 3U geben, teine Statiftiter unb bergleidjen. 
©ine einfache Überlegung fagtuns, bah fie erfdjöpf» 
lid) finb, bah ber Dag unbebingt tommen toirb, 
too toir in erreichbaren Diefen teinen fd)war3en 
Srennftoff mehr finben. Die Kohle ift betanntlid) 
im Saufe ber 3 ut)rtaufenbe aus oerfuntenen 
9 ßälbern entftanben. ©el)t biefer St03eh ber Ser» 
tohlung oon §ol3 aud) heute nod) oor fich? 
mag fein, aber bod) nur in oerfchtoinbenb ge» 
ringem 9 Jlahe. 

Das £ol3, bas uns bie Somtentoärme auf» 
baut, oerbraud)en toir heute faft allenthalben un» 
mittelbar, bas laffen toir nicht erft oerfinten unb 
oertohlen. Aber felbft toenn toir es täten: bie 
Kohlenprobuttion ber Aatur geht gan3 unoergleich 5 
lid) langfamer oor fih als uitfer Serbraud) in ber 
©egentoart. 

933 er mehr ausgibt, als er einnimmt, muh eines 
Dages bantrott toerben, unb toenn fein Sermögen 
nod) fo groh ift, unb basfelbe, toas toir oon $ol3 
unb KoI)le fagen tönnen, gilt aud) oon ihren 
flüffigen unb gasförmigen ©rfatpnitteln, oon ©rb» 
ölen unb Aaturgas. Auch bie Srunnen oon Satu 
unb Sennfploanien toerben oerfiegen, unb bie 
brennbaren ©asftröme, bie bei Aeuengamme unb 
an anbern Orten ber ©rbe entftrömen, toerben auf» 
hören. 

All biefe ©nergiemittel finb uns nur 3eitlid) 
bienftbar, bas liegt in ihrer Aatur unb läht fich 
niäjt änbern. 9 Benn toir alfo nicht eines Dages 
einen getoaltigen Kulturbantrott erleben toollen, 
bann h e i&l cs bereiten auf ÜJtittel unb 933 ege 
finnen, um bie ©nergie, bie toir heute auf Um» 
toegen be3iel)en, birett nuhbar 3U machen. 

Die Söfung biefes JfJroblemes ift oiel ernfter, 
toeltgefd)id)tüd) oon toeit gröberer Sebeutung, als 
es bie Stehr3ahl ber 3 eitgenoffen ahnt. 933 enn 
toeitfid)üge Regierungen ernftlid) an bie ©rfdjlie» 
hung ber 2Bafferträfte in ber Aatur gehen, fo 
bauen fie toeife oor. ©s mag fein, bah heute nod) 
ba ober bort bie fd)toar3e Kohle bie Arbeit etwas 
billiger oerrichtet: lange toirb bas nid)t mehr 
bauern, bie Datfadje ift nicht toeg3uräumen, bah 
toir in unfern KoI)lenbergtoerten jebes 3 dh* tiefer 
gehen müffen unb baburd) bie ©r3eugungstoften 
fortgefetjt fteigen. ©ine 3eitlang toar es möglid), 
burd) Serbefferung ber mafdjinellen ©inrid)tung 
auf ben Sergtoerten, burd) ©rfatj menfd)lid)er 
Arbeit burch 93 tafct)inenarbeit unb, tur3 gefagt, 
burd) oerfd)iebene ted)nifche gortfd)ritte bie burd) 
bie gröbere görbertiefe entftanbenen 93 tel)r= 
toften toieber aus3uglei<hen, aber bas hat eine 
©ren3e, unb biefe ©ren3e bürfte fet)r halb er» 
reid)t fein. 

Som ooltstoirtfd)aftlid)en Stanbpuntte aus 
müffen wir banad) trad)ten, mit ben Kohlen fofpar» 
fam um3ugel)cn wie eben möglich unb fie burd) 
anbre ©nergieformen erfehen, wo es nur eben geht. 
©leid)3eitig wirb ben Ded)nifern bie Aufgabe ge» 
ftellt, bie Ausnuhung ber fchwar3en Steine immer 
weiter 3u treiben. 

Alles, was hiermit im 3 ufammenl)ang fteht 
unb was wir tur3 als ©nergieoerforgung be= 
3eidhnen wollen, gehört 3U ben bebeutenbften Auf» 
gaben, bie jeweils ben äftenfehen geftellt worben 
finb; heifet es bod) nicht mehr unb nid)t 
weniger, als ben gortbeftanb all ber Arbeit 
fid)er3uftellen, bie oon RMionen fleifeigert unb 
intelligenten Köpfen im Kaufe ber lefeten 3 ahr= 
hunberte geleiftet worben ift, unb wir tönnen 
fagen, gar oiele mühen fid) in biefer Richtung 
ernftlid) ab, wenn aud) nicht jeher ein3elne babei 
bas 93 ewufetfein befifet, an welchem grofeen 3 iel 
er mitarbeitet. 











1911. 9to. 47 


1227 



©ewaltige Ncutfd) ritte finb surrt Veifpiel in 
ber Verwertung fogenannter Vbfallprobutte ge* 
macht worben. Sieles, was früher als minber* 
wertig beseitigt würbe, erfährt jetjt rationelle Vus* 
nutjung. Vtan hat Neuerungen tonftruiert, in benen 
aud) ber 5tot)tenftaub unb anbrer Vbfall ber 5tol)len* 
gruben zmedmähig oenoertet roirb. Vtan hat ge* 
lernt, gewiffe Sorten oon 5tol)len burd) Vertotung 
fehr ausgiebig auszunutjen, inbem man nid)t blofj 
bie in iljr ftedenbe SBärme, fonbern gleichzeitig 
noch eine ganze Vnzahl anbrer nütjlid)er Stoffe 
aus ihr herausholte. 2Benn früher bei einer Nährt 
burd) bie Nubuftriereoiere meterhohe NIammen 
aus ben Hod)öfen fd)of[ert unb bie Vad)t gefpen* 
ftifdj erhellte, fo ift bas jetjt anbers. Die brenn* 
baren (Safe, bie bei ber eifern unb Stahlerzeugung 
entließen, toerben nicht mehr nutjlos zur ©r* 
gö^ung ber Vorbeireifenben oerbrannt, fonbern 
teils in befonberen Neuerungen zur Dampf* 
erzeugung herangezogen, teils unmittelbar in ge* 
roaltigen ©asmafd)inen in 5traft umgefetjt. 

Nur bie bei ber Vertotung getoonnenen (Safe 
gilt bas gleiche. Schon haben einige Stäbte in 
Vheinlanb unb ÜBeftfalen ihre eignen (Sasanftalten 
aufgegeben. Sie beziehen bas (Sas oon ben großen 
Hüttentotereien, unb ohne 3meifel roirb biefe ©nt* 
toidlung fehr halb bebeutenbe Nortfchritte mad)en. 
9Benn roir bebenten, bah auf biefe 2Beife gewaltige 
Vtengen Vaturtraft eingefpart werben, fo erfcheint 
es uns tleinlid), wenn man im Nutereffe gemeinb* 
lieber Unabhängigteit bagegen Stellung nimmt. 
Cs bringt alles unaufhaltfam zum ©rofjbetrieb, 
weil nur biefer jenes Hö^ftmah ötonomifcher 
Vahruugsausnutjung ermöglicht, bas im Nutereffe 
unfrer Vad)tommen geforbert werben muh- 

Die Nortfchritte, bie bie ©asferuoerforgung ge* 
macht hat, trägt natürlich wenig zu biefer ©nt* 
widlung mit bei. Vtan fd)eut fid) jetjt nicht mehr, 
£eud)tgas burd) enge Röhren unter hohem Drud 
über weite Streden fortzuleiten, um es bann im 
Verwenbungsgebiet burch geeignete Apparate auf 
einen entfpred)enb niebrigen Drud zu bringen. 
Unb biefe Ded)nit ift nod) im ©ntwidlungsftabium. 
©s tannteinem 3u>eifelunterliegen, bah fie noch eine 
fehr grohe 3utunft hat. Sn Stelle bes 5tot)len= 
transportes, ber wieberum erheblichen üraft* 
aufwanb erforbert, weil in ©eftalt ber 2Ba* 
gen totes ©ewid)t mitgeführt werben muh, 
tritt bie unmittelbare Nemleitung bes ©nergie* 
mebiums. 

5turzfid)tig wäre es jebod), biefen ©rfolg als 
Sieg über bie ©lettrizität anfehen zu wollen. Die 
©lettrizität hat eine fo eminent wid)tige Sufgabe 
in ber itraftoerforguug, bah tein ©as ihr jemals 
ben Sang ftreitig machen tarnt; fie ift bie einzige 
betannte ©nergieform, bie es geftattet, auch anbre 
als itol)lentraft fern zu leiten. Die ©lettrizität er* 
möglicht es uns, bie 9Baffertraft rationell aus* 
Zunutjen, ihre itraft in bie Nerne zu leiten unb über 
gröbere £änberftreden zu oerteilen. Sie wirb bie 
einzige ©nergieform fein, wenn bis bahin nidjts 
Veues entbedt wirb, bie in einer tot)lenarmen 
3eit bie ©ifenbahn treibt unb ben Vertehr oer* 
mittelt. 

Sei ber Susnutpmg ber SBafferfräfte, bie zu 
ben bebeutenbften Aufgaben ber ©egenwart unb 
nahen 3utunft gehört, fpielt fie bie wichtigfte 
Solle. Sber nicht nur bei biefer Vßaffertraft. 
Sud) bie Nlüffc unb Väd)e unfrer Dänber werben 
nicht imftanbe fein, ben Vebarf an .Straft zu beden, 
ben wir haben. 

Die „weihe ftot)le", wie man bas SBaffer ber Nlüffe 
taufte, wirb allen Veredlungen nad) bie fd)warze 
nur ergänzen, aber nicht erfetjen tönnen. Sber 
wir haben nod) eine gewaltige ©nergiequelle in ben 
©ezeiten, im 2Bedjfet oon ©bbe unb Nlut. Nu 
Sd)leswig*$olftein ift man gegenwärtig ernftlid) 
an ber Srbeit, bas erfte Nluttraftwert großen Stiles 
auszuführen: bah weitere folgen werben, ift 
gewifj. 

Sber aud) bie Straft ber ÜBinbe wirb in 3u= 
tunft mehr als bisher ausgenutjt werben, unb 
immer wirb bie ©lettrizität bie Vermittlerin zmi* 
fd^en ©rzeugwtgs* unb Verwenbungsftelle fein, 
wirb bie gewonnene Straft nach Velieben in ©e* 
ftalt oon Straft, £id)t ober 2Bärme liefern. 

Unb oielleid)t wirb aud) eines Dages bas 
Problem gelöft, unmittelbar aus ben Strahlen ber 
Sonne Straft, fei es, we!d)erSrt es fei, zu gewinnen 
unter Vermeibung jeglid)en Umweges. Sber biefe 
Suh ift hart, noch zeigt fie teinen Sih, gefdjweige, 
bah fie getnadt wäre. 

S. Hartmann 



3Bas für ben Vtann bes grünen Safens bie 
Derbt)wod)e auf bem Hamburg*Horner Vtoor ift, 
ber §öt)epuutt ber Durftampagne, ift, auf bas 
VSaffer übertragen, für ben Segelmann bie St i e l e r 
2B o d) e. 2Bährenb aber im Derbt) bie Nutematio* 
nalität oft nur auf bem Rapier fteht ober fid) 
bod) nur auf Sbgefanbte oon ÖfterreicfpWngarn 
unb allenfalls oon bem tleinen Dänemart be* 
fdjräutt, pflegen in ber Stieler Narbe ©nglänber 
unb Schweben, N*anzofen unb neuerbings oiele 
Smeritaner ihren Stanber fehen zu laffen. Unb 
mit ben fremben Vachtmen meffen fi<h bie 
beutfdjen Segelmänner in fdjarfem Stampf, ber 
fid) wochenlang hiuzieht. ©s wimmelt oon golbenen 
unb filbernen fötalen, unb nirgenbs im Sport 
pflegt es toftbarere greife zu geben als 3 U 3eiten 
ber Stieler VBodje. 

Nm Streife ber Nachtmänner hat fid) ber Staifer 
immer am wohlften gefühlt. SBährenb er Vferbe* 


rennen nur feiten auffudjt unb, wie jeber Ve= 
obad)ter fehen tann, ben Stampf oon Vofj unb 
Veiter nur ganz flüchtig mit ben Sugen oerfolgt 
— oft mit feiner Umgebung plaubernb — ift er 
in Stiel mit fieib unb Seele Sportsmann unb 
Strititer, ber teine Vtiene oerzieht, wenn feine 
Nachten fair gefd)lagen werben unb nur einmal, 
wie bie Nama erzählt, böfe würbe. Des Staifers 
Nacht war währenb ber Vegatta in bie Nafüttinie 
eines feiner Stonturrenten, eines ©nglänbers, ge* 
raten, ber aber teine Vtiene machte, 3 u ftoppen 
ober anbern Sturs zu nehmen. Um ein Haar 
hätte es eine böfe Stollifion gegeben, hätte bie 
Staiferjad)t nid)t gewenbet. Vud) in bem gewih 
feubalen Nathtfport gibt es eben teine 9tüdfid)ten 
gefellfd)aftli<her Srt, hi^ fteht nur 9Jiann gegen 
s JJtann. Der Staifer hatte in biefem Natu* tue 
Nreube, feine Nad)t 9Jteteor mehrfad) als Siegerin 
bie 3idlmie paffieren zu fehen unb bie englifd)e 
Nad)t 2Baterman, bie mit fo groben Hoffnungen 
über ben Stanal gefanbt war, zu fragen; ein 
Driumph gerabe für bas beutfd)e Vootsmaterial, 
bas leiber im Stampf mit ben Vmerifanem um 
ben Staiferpotal total oerfagte. Nur biefe Ston* 
turrenz ftanben brei beutfd)e unb brei ameritanifche 
Segler in Vereitfd)aft. Nu teinem oon ben oier 
kennen gelang es aber einem ber beutfehen Voote, 
aud) nur einen ber oorberen ^ßlä^e 
Zu befehen; fie muhten fid) glatt ge* 
fd)lagen betennen, unb tein einziges 
beutf^es SBoot tonnte fith für bas 
©ntfeheibungsrace placieren. Droh 
feines für uns nid)t fehr fchmeicf)el= 
haften Ausganges tann ber beutfd)e 
Segelfport bem Staifer für bie Stif* 
tung gerabe biefes ^reifes, um ben 
am lebhafteren getämpft würbe, nur 
bantbar fein, wie benn ohne ben 
Staifer unb feine ^affion bie Stieler 
2Bod)e bes Staiferlid)en Nad)ttlubs nie* 
mals zu ihrem heutigen 2Beltruf ge* 
tommen wäre. 

Nn ben 2Bo<hen, wo alle SBelt am 
9Jieeresftranbe weilt, 3 iel)t es auch 
bie ‘ipferbe borthiu, unb fo gibt es 
in ben Hunbstagen eine fogenannte 


Seefaifon bes 9?ennfports. ©s liegt in 
ber ©ntwidlung biefer DCrt beutfeher „Vaberennen“, 
bah fie nid)t auf ber ftolzen Höhe ftehen wie 
etwa Drouoille ober Deanoille, wo ein Hunbert* 
taufenbfrantrennen bem anbern folgt unb wo 
bie ebelften franzö|ifd)en Vollblüter aufeinünber 
treffen. 

Unfre beutfdjen ^ferberennen an ber Oft* 
fee unb an ber 9torbfee [inb Heineren Vanges 
unb entbehren alter Senfationspreife. Nu Vorher* 
net) unb in Draoemünbe, in Heringsborf unb in 
3oppot, wo fid) ^ferbebeine im ©alopp ftreden, 
gibt es teine Grand prix, bie Vennen finb bort 
mehr eine Veunion im N^^l^u zum ©rgöhen ber 
fich langweilenben Vabegäfte. Doberan, bas ja 
aud) in biefe Stategorie zu zähleu ift, macht eine 
tleine Ausnahme. 

Diefer ältefte, aus bem Anfang bes oorigen 
Nahrhunberts ftammenbe Vennplah war einft, 
als nod) nid)t an allen ©den ber Difdj für galop* 
pierenbe Vollblüter gebedt war, als nod) in 
SCRedlenburg bie ^3ofttutfd)e regierte unb in ber 
Heimat N*i^ Veuters bie gröhten 3uchtftätten 
blühten, eine fehr begehrte Vahn unb 
beoorzugt oom preuhifd)en unb med* 
lenburgifchen Vbel. 

Heute ift es hie* einfamer ge* 
worben, unb bie oielfacf) uach ben 
ntedlenburgifchen Nürften benannten 
Vennen leiben unter einem StRangel an 
Serben. Vur bas Äöniglid) ^reuhifdje 
Hauptgeftüt ©rabih ift oon alters Je* 
ein treuer ©aft, trohbem es eine trübe 
©rinnerung an Doberan trägt. 

Hier gefdjah es oor einigen Nuh*eu, 
bah ber alte Stalljodei oon ©rabitj, 
Vallantine, fo fd)wer ftürzte, bah er 
nach turzer 3ett ftarb. ©iner ber wenigen 
Dobesftürze auf einer beutfehen ^ferbe* 
rennbahn. 

So bünn befetjt aud) in Doberan 
bie meiften Vennen zu fein pflegen, 
fo ftart fällt eine Stonturrenz in 
jebem N<due au s, bas ift bas Vauem* 
rennen. Die medtenburgifdjen fianb* 
leute finb gut zu ^ferbe unb tommen 
in Scharen zu biefem Vennen, bas 
ftets am Sd)luhtage gelaufen wirb unb bei bem 
ber ©rohh^^og felber bas Vichteramt zu über* 
nehmen pflegt. 

©s ift eine Vrt Volfsfeft wie etwa bie 
Vennen auf ber 9Jtünd)ener Dttoberfeftwiefe, 
unb es fteht einzig im beutfehen Sport ba, 
bah biefer Venntag fd)on um elf Uhr oor* 
mittags feinen Vnfang nimmt. Die Stranb* 
tampagne ift nur eine Vrt ©rholungsurlaub 
für bie Vierbeiner, wenige 2Bod)en fpäter heiht 
es im Sdjwarzwalb N^be zu betennen unb 
auf bem Vafen oon Nffehelm oor ben Doren 
Vaben*Vabens gegen bie Nrcmzofen in bie Sdjran* 
ten zu treten. Hat fd)on bas beutfdje Derbp 
unb ber Sieg eines nid)t übermähig grohartigen 
Öfterreichers gezeigt, bah mit unfern s Uferben 
biesmal nid)t oiel Staat zu machen ift, im Dal 
ber Oos, wo ihnen eine beffere ©efellfchaft 
in ben 2Beg tritt, bürfte N^antreid) wahrfd)ein= 
lidh wieber Drumpf fein. 

Die Nranzofen finb in jebem Nall, bas geht 
aus ber Vennungslifte h^roor, auch in biefem 
Nähre gut gerüftet, unb felbft bie paar ^ßfunbe 
©emid)t, bie fie unfern einl)eimifd)en ©aloppierern 
oorzugeben haben, werben unfre Vieberlage fdjwer* 
lief) aufhalten. 

Vrno Vrnbt 



Hindernisrennen am Ostseestrand 



Der Totalisator im Seebad 



















über £anb unb 9fteer 


1911. 91r. 47 


(ritt 93 oifParlament unter freiem Fimmel 


SALEM ALEIKUM * c sr??^ km 

31/2 4 5 6 8 10 Pf. d. St. 

MEti! Salem Gold. Etwas für Sie! 


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Echt mit Hrma: 4 5 6 8 10 Pf- d. St. 

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91icf)tfcf)töert in ber §anb f)ält 





























Baldwaren, Bronzen 
Lederwaren.Reisearlikel 
Metalle und Alfenide 
Beleuchtungskörper 

AuF AmnrrisaHon 

Jll. Kaialoge Frei. 

L.RÖMER ALTONA (eibeU 10 


weift, fjabeit Sie unb bie fottftigen Sdjadj* 
lefer woijl fofort berichtigt unb bie weifie 
2)ame auf g7 in ben weiften St'önig »erwan* 
beit — SBegen stirer eignen Beiträge fcijreiben 
wir bireft. 


<!£ht $taiifmamt 0 £r[j 0 lmtgs!jft»t 

€ in ftoIjeiB 2Bert ber Selbfttjilfe hat ber be» 
tannte unb bewährte „SSerein für £anb* 
lung§*(Eommi§ non 1858" in Hamburg an 
feinem im ^uli eingeweiijten (ErI)olung§ijeim 
ju SßaI§robe in ber Süneburger §eibe ge» 
fdjaffen. $a§ auf einer Slnhöhe nahe bei 
au§gebehnten SBalbungen gelegene £>eim hat 
SBaufoften non 104000 SRarf perurfadjt, bie 
man burdj freiwillige Beiträge ber SSereinS* 
mitglieber aufgebracht hatte- ©ine ganje 
iReihe ©egirle unb Sejirf^nereinigungen wib= 
rneten beut §eim Sonberftiftungen, unb jwar 
fpenbeten Hamburg ein Stuberboot, £>ilbe§= 
heim eine SRadjbilbung be§ -g»ilbe§^etmer 
@ilberfunbe§, Süneburg ein $eibebilb, @ar= 
bürg einen SEifd) im Sefefaal, SBaBrobe bie 
(Einrichtung be§ 2Bintergarten§, §annooer 
einen Flügel für ba§ äRufifsimmer, bie 9iorb= 
roeftbeutfdjen ein §eibejimmer, bie Sachfen ein 
Sachfensimnter, bie Sägern ein Kneipjimmer 
ufw. 2lufjerbem hat eine Slnjatil non 3lftien= 
gefeüfchaften unb (Einseifirmen SRaterialien für 
ben Sau unb bie (Einrichtungen geftiftet. 


Qmtjjcitanaimt 3iu%tv itttfc 
j&rfjriften 

(Besprechung einjelner Kterhe Vorbehalten. — 
Rücksendung findet nicht statt) 

Kr i f d) e, Saul, Son ber SReinfjeit be§ 9Ranne§. 
Sefenntniffe eine§ Sater§ für feinen Sohn. 
«$rei§ brofd). 9R. 2.—, geb. SR. 3.—. (Eugen 
®ieberidh§ Serlag, Sena. 

Sapfa, Otmart, ©efchaute§ unb <Erlaufd)te§. 
3lüerl)anb Stigifche§ att§ ber Spottoogel* 
perfpeftioe. W$rei§ SR. 1.20. £>anfaoeriag, 
9tiga. 

Sinbtner, (Elfie, 3Rid)aeIi§ Karin. Stoman. 
«ßrei§ geh- SR. 2.—, geb. SR. 3.—. (Eoncorbia 
Sseutfche SerIag§»Slnftalt ©. m. b. £>., Serlin. 
£ön§, Hermann, ®a braunen oor bem 2ore. 
heimatliche Staturbilber. Srei§ fart. SR. 3.50, 
geb. SR. 4.50. Serlag ber 8- ©chneüfchen 
Suchhanblung, Söarenborf. 

SRob b e, SRajcimilian, Unterer Sieben Stauen 
Klofier in S»tagbeburg. «Ikeiä geb. SR. 3.60. 
(Ereutjfche Serlag§bud)hattblg., SRagbeburg. 
«ß ar s er»2R ü h l b a d) e r, Sllfreb, ®a§ moberne 
Slutomobil. 2. Slufl. SRit 334 Slbbilbungen. 
31. hartleben§ Serlag, SBien unb Seipsig. 


3 rfjatfi (trief Ute rfjjel 

Stathenow (®. SR.), 3fn Str. 14 fcheitert 
$ht 8öfung§oerfucf) 1. Dh5xh4 an ber (Ent* 
gegnung Kf5—e6, wonad) eine jweijügige 
SRattführung nidE»t erfichtlid) ift. — 2)en 
®rudfehler, ben biefe Stuf gäbe leiber auf» 


®. (Bronematm, Üßat&obe 

(Erholungsheim beS Hamburger „Serein§ für §anblung§*(Eommi§ oon 1858" ju SßalSrobe 


Dr. Hommel’s Haematogen 


WARNUNG! Allan verlange ausdrücklich den Namen Dr.Hommel 


jebet Anstrengung nehme man ftet§ 
einige Stopfen 


Einzig in seiner Art. Aerztlich sehr empfohlen! 
Ausführlicher Prospekt mit Anerkennungsschreiben 
und ärztlichen Attesten auf Anfrage. 


Alcool de Menthe de Ricqles 

(in einem ®Ia§ gucferroaffer). $)a§ belebt 
unb regt an, erfrifdjt unb be§infijiert. 

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gelberreifjen finb berart 23ud)jtabcn 
3 U fetjen, bafe bte 8 fenfred)ten gelbem 
retten 2Börter non folgenber Sebeu* 
tung geigen: l.ARäbdjenname; 2.oul* 
fanifefjes ^ßrobuft; 3. ftnabenname; 
4. Aebenflufe ber Donau; 5. be* 
rühmtet frangbfifcher ARarfcfyall; 
6. heutiger Aaturpfyilofopl); 7 - be ‘ 
roohnte Stelle in ber ASüfte; 8. per* 
fifcher Dichter. Sei richtiger Korn* 
bination werben in ben beiben obersten 
roagerechten ftelberreiljen bie Aamen 
eines berühmten Königs non Sdjcria 
(ftorfu) unb beffen lieblidjen Döcf)ter= 
leins erfd)einen. 3ur Ausfüllung 
bienen bie Sudjftaben A, A, A, A, 
I, I, K, K, L, N, N, O, O, S, S, U. 

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Aimmft aus einer 3nfel 
Du ein 3eid)en fort, 

Aennt bir alte ©öfter 
Das oertür 3 te SBort. 

$ügft bu ihrem Aamett 
9ieu ein 3eid)en ein, 
Schliefeen's rbeite SJieere 
Auf brei Seiten ein. SB. 9JK 

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Seite ns6: 

DesSingoogelrätfels: f$rinf 
— 5tutut — £enhe — SBachtel — 
Hänfling—Äohlmeife — Aohrfänger. 

Des Drei=£ettern=9Aerträt= 
fels : KÜBEL, DURLACH, HINDU, 
KUNDMANN, LEERE. 

Die fünf fetten (richtig gemerlten) 
fietternbreiheiten ergeben: 

„Uber fianb unb füleer". 

Des Silbenrätfels: Sal 3 * 
fammergut. 

Atcfjtige Söfungen fanbten ein: 
Soh- ©toppel, Hamburg (2); Atarte 
©djröber, ©tortoi» in ber ARarf (1). 


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»ebattion unb Verausgabe oerantroortltd): Stöbert 9JJobr in SBien I. Drucf unb »erlag ber Deutj^en »erlags=21nftalt tn Stuttgart, »aptet oon ber »apterfabrtf Sala<b in Salarb (ÜBürttemberg). »rtefe unb Senbungen, bte ben. 
rebaftionellen 3ni)alt biejer 3eitjd)rift betreffen, nur an bie »eutfdie »erlags=21nitalt, SRebaftion, »erlin SW, ftöniggräger Strafe 99 (ohne »erjonenangabe) erbeten. 


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Nr. 48 


Jahrgang 53 




ÜBERLÄND UND MEER 



Aus Veitshöchheim. Nach einem Gemälde von Carl Leopold Voß 


1911 (53b. 106) 

3. September 1911 












1250 


#ber £artb unb 9Jleer 


1911. 9tr. 48 


Cgu urtferm garbenbilb auf ber ttmfdjtagfeite) 

D as förttgltdje Duftfdjlofe int bagrijidjcTt DörföEjert 23 etts= 
Ijödjljenn am SJiatrt ift ein fiteblingsausflugsort ber 
23 erooI)ner bes nal)egelegenen Sßürgburg. Der grofje $atf, 
in bem über ijunbert Statuen unb §iguren im 93 arocf= 
gefcfjmacE aus bem Daub bes SBalbes, oerträumten Bostetten 
ober oor roeiten füllen 5 Ha|enfläcE>en leuäjten, ift eine einzige 
feierliche unb freunblid^e Erinnerung an ( 5 efd)Ied)ter, bie 
nod) bas 9 ieä)t Ratten, farbenfroher unb pradjtltebenber gu 
fein als mir ©ärger bes „prattifdjen 3 at)rt)unberts". Der 
SÖJaler Earl Deo pol b ©oft hat bie 35 eii»i)öd)f)eimer Stirn» 
mung in einer 9 teil)e oon SBilbern feftgehalten, bie bie Diebe 
bes Zünftlers 311 tiefem malerifdjen Söintel füllen laffen. 

3x*vl mtjxxm mtzxmiivmlzn Srfjacfj- 
KnrrßJnmtbDnfimnüßr 

Eine Slttgaljl Teilnehmer be§ abgefcl/loffenen £urnier§ unter 
Sübrmtg be§ £)bmann§ ber äßuppertaler 2Boctienfd)ad)gruppe, 

S errn 2tb. Heller in ©löerfelb, Bereinigten fidt), um mtr au§ 
nlaft ber SSeenbigung be§ SätrnterS ein Reichen ber 2tnertennung 
gu nähmen, öa§ mir am 23. b. Wt., al§ id) non einer längeren 


©etfe erft turg junor nach §aufe gurüdgete^rt mar, burdh §errn 
Erid) 2 Bieganb = 93erlin im 2 tuftrage ber übrigen beteiligten in 
©eftalt eine§ ©o£al§ au§ gebtegenem ©ilber, innen nergolbet, 
mit ©ocEet unb gugeöörtgem ©djräntcöen überreicht mürbe. ®er 
©ofal trägt bie ^nfcffrift: 

SembocbnerebrtenSurnierleiter §errn©ebeimrat@cballopp 
al§ Stnerfennung für feine opferfreubige unb arbeit§reid)e 
Sätigleit im internationalen ftorrefponbengturnier 1908—1911 
non Surnierteilneljmern gemibmet. 

®ie gleichseitig überreichte 2lbreffe bat folgenben Sßortlaut: 

2tm 1. $uli 1911. 
hochgeehrter §err ©eheimrat! 

$em Unterzeichneten ift in feiner Eigenfäjaft al§ Dbmann 
ber Söuppertaler Söochenfchachgruppe non einer 2 tngahl Sinnier» 
teilnehmer ber ehrenooüe 2 luftrag geworben, 3 b nen ' 'S 6 ™ 
©eheimrat, au§ Stnlaf? ber beenbigung be§ internationalen 
^orrefponbengturnierS non „über Sanb unb ©teer" ®an£ 
gu fagen für bie mährenb feiner Sauer als Surnierletter 
entfaltete bemunbernSroerte Säügteit unb nie erlahmte peinlich 
torrefte bemältigung ber nur für ben Eingemeihten in ihrer 
ooüen ©rö^e ertennbaren 2 lrbeiten. 

Sie Herren 2lleranbrom, SttteSlanber, bannet, bergmann, 
gflir, Süth, ©agel, ©ueb, ©d£)man, ©mith, SBegemunb, Sßie» 
ganb fomie bie Söuppertaler SSocbenfcbaci) gruppe nebft bereu 
SJtitglieb Dr. bär ftnb fid) einig in ber rüdhaltlofen äöürbi» 
gung Sbrer berbienfte nicht nur um ba§ ^uftanbetommen, 
fonbern audj um ben burcb nid)t§ behinberten berlauf be§ 
großen Unternehmens, bem Sie burd) immer neue 2tn» 


regungen unb SRafmabmen ein gerabegu oorbilblidjeS ©e» 
präge gu geben oerftanben haben. 

ES mar ihnen allen baffer auch ein bebürfniS, biefen 
©efühlen auch äußerlich in einem ErinnerungSgeidjen 2tuSbrud 
gu oerleihen, baS, in ber SBahl oielleicht unzulänglich, immer» 
hin alles baS in fid) aufgunehmen imftanbe ift, maS ih«en 
nadf biefen fahren ootl Stühe unb Slrbeit geruhfame ©tär» 
Jung gu bieten oermag als — bie Stild) beS 2llterS. 

Sie genannten ©penber oereinigen ficb gleichzeitig in bem 
SBunfdje, bah eS aud) hehrem angebrochenen SebenSabenb 
nie am nötigen ©onnengolb unb bem ©ilberfcbimmer ber 
©lüdSfterne fehlen möge. 

Stit oorgüglicher Hochachtung 

i.#.: 8 tboIf Heller. 

Sie prächtige ©abe tarn mir felbftoerfiänblid) ooHtommen 
überrafchenb unb hat mich im hödfften ©rabe erfreut; ich fühle 
mich gebrungen, ben geehrten ©penbern für baS ©efdjenf unb 
für ihre in ihm gum 2luSbrud gebrauten freunblichen ©efin» 
nungen meinen roärmften San£ gu fagen, nicht gum minbeften 
aber für ihre moblJoottenbe Unterftüfeung unb Iräftige SÜtit* 
roidung, ohne bie eS mir fchmerlid) mögli^ geroefen märe, baS 
Surnier in einem nicht übermäfsig langen Zeitraum gu bem 
guten unb aUfeitig befriebigenben 2 lbfd)luh gu führen, ben es 
gefunben hat. Stir mirb ihre ©penbe eine bleibenbe Erinnerung 
fein an jeben eingelnen oon ihnen unb an ben fchönen unb an» 
regenben geiftigen Stampf, ben ich in aü feinen ©tabien mit leb» 
haftem Sntereffe oerfolgen tonnte. 

©tegtih, ben 31. §uti 1911 . E. ©djallopp. 




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Um die Büste zu entwickeln u. befestigen 
nichts kommt den Piluies Orientales eieich 


, Schon zu allen Zeiten hat die Frau ge- Auch mein allgemeines Befinden ist nicht 

sucht ihre Schönheit zu vervollkommnen. im Geringsten nachteilig beeinflußt wor- 

Aber von allen Schönheitsmitteln, die ihr den, im Gegenteil: ich habe niemals 

zu Gebote stehen, ist wohl keines höher besseren Appetit gehabt als während der 

einzuschätzen wie dasjenige, welches wir Dauer der Kur. Ich kann mich daher nur 

beschreiben werden, und mit dessen Hilfe dazu beglückwünschen, von Ihrem Mittel 

jede Dame und jedes junge Mädchen Gebrauch gemacht zu haben. Ich danke 

einen schönen und üppigen Busen er- Ihnen aufrichtig und erkenne freimütig 

zielen kann. die Wirkungskraft der angewandten 

Dieses Mittel ist von schneller und dabei Pillen an. Ich mache es mir fernerhin 
gänzlich gefahrloser Wirkung, und häufig zur Pflicht, Ihr Medikament jeder Dame, 
genügen 14 Tage nur, um überraschende die dessen bedarf, zu empfehlen. 

Erfolge zu zeitigen. G^.; Frl. Marie B... 

Madame L.... schreibt: Bad Landeck, Rheinland. 

„Seit 14 Tagen befolge ich nun Ihr Ver- Wir hoffen, daß ein so offenherziges 
fahren, und idi bemerke mit größter Ge- und freiwillig geliefertes Beweisstück 
nugtuung bereits jetzt eine wahrhaft er- unseren liebenswürdigen Leserinnen ge- 
staunliche Wirkung . .“ nügt und uns davon ent- 

Wir wollen gleich im hebt, hier deren weitere 

voraus sagen, daß dieses anzuführen. 

Verfahren eine innere Verzweifeln Sie daher 

Behandlung ist, wodurch nicht mehr, wenn Ihre 

allein eine vorteilhafte Büste nicht die wün- 

Wirkung auf den Busen , sehenswerte Fülle zeigt, 

ausgeübt werden kann, J oder wenn durch Neben- 

denn diese Organe etnp- 'i umstände mannigfaltiger 

fangen ihre Nahrung aus- Art deren frühere Festig- 

schließhch aus dem keit und Ueppigkeit ver- 

Innern des Körpers und l oren gegangen ist. Ver- 

konnen nur durch Mittel zagen Sie selbst dann 

beeinflußt werden, die , nicht, wenn Sie bereits 

direkt auf ihr Nerven- . k andere Mittel ähnlicher 

System und ihre Ernäh- 1 \ Art ohne Erfolg probiert 

rungszufuhr wirken. ^ $ > haben. Wie dem auch 

Das ganze Verfahren ' j sei: versuchen Sie auf 

ist äußerst einfach und -W jeden Fall Piluies 

besteht nur aus dem Ein- w O r i e n t a 1 e s Ratic; Ihr 

nehmen von winzigen Busen wird sich nach 

Pillen, die man zweimal einigen Wochen ent- 

täglich zu sich nimmt; wickeln und fester wer¬ 
kein Vollstopfen mit den, und die häßlichen 

Mehl, keinerlei Einreibungen oder kom- Knochenvorsprünge des Halses ver- 

plizierte Operationen, die ebenso wir- sctiwinden dann gänzlich, wie dürch 

kungslos wie unnütz sind, kommen hier- Zauberei. 

bei in Anwendung. . Diese, von ärztlichen Berühmtheiten 

Diese Pillen heißen „Piluies Orientales erprobten Pillen sind der Gesundheit stets 

Ratie“ und besitzen eine genügende bekömmlich und eignen sich für Damen 

Wirkungskraft, um der Ernährungszufuhr und junge Mädchen aller Naturen, 

der Frauenbrust die entsprechende Rieh- Nehmen Sie daher ungesäumt Ihre Zu- 
tung zugunsten der besseren Entwick- flucht zu ihnen. 

lung dieses Organs anzuweisen, und es Um franko und diskret einen Flakon 
wird so die erforderliche Anregung zur Piluies Orientales zu erhalten, genügt es, 

Entwicklung und Festigung des Busen M. 5.30 per Auslands-Postanweisung oder 

gegeben. _ Fünfmarkschein und 30 Pf. Marken an 

Tausende von Dankschreiben, die uns Apotheker J. Ratie, Paris. 5, Passage 

von allen Seiten zugehen, sind der beste Verdeau, zu schicken; der Brief ist mit 

Beweis hierfür, und führen wir nur eines 20 Pf. Porto zu bekleben, Karten mit 10 Pf. 
derselben hier an: ^-j r ra t en einer jeden Leserin unserer 

Herrn ... Ich habe Ihre Piluies Orien- Zeitung, sich von Herrn Ratie das sehr 

tales angewandt, und macht es mir Freude, interessante Heftchen „lieber die pla- 

Ihnen mitteilen zu können, daß mich die stische Schönheit des Busens“ kommen 

erzielte Wirkung sehr befriedigt hat. zu lassen, das er gratis schickt. 

Diese Pillen sind auch erhältlich bei: Berlin, Hadra-Apotbeke, Spandauerstr. 77, 
München, Emmel, Apotheke, Sendlingerstr. 13, Breslau, Adler-Apotheke, Ring59, Leipzig, 
Dr. Mylius, Markt 12, Frankfurt a. M., Engel-Apotheke, Gr. Friedbergerstr. 46. 

















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^fiotograpfjien Don fioutS .tietb, SDStimav 

e ine ©fjrettfdjulb t)at man in 
Sena butd) bie in ben lebten 
Sulitagen erfolgte ©imneiljuttg 
be§ 2>ettfmal§ für ©rnft 3lbbe 
auf bem Slarl»3etfe»«lake ab» 
getragen. 2lbbe, ber feit bettt 
©nbe ber 1880er Satire «efifcer 
ber oom ehemaligen Unioerfität§« 
med)anifu§ St 3«i& begrünbeten 
SBerfftätte für £erfteüung opti» 
fcher gabrifate mar, hat biefeS 
ilnternehmen au§ fteinen Sin» 
fangen ju hoher '-Blüte geförbert 
unb bie ^arl»3eifi»äBerl:e ju einem 
Söeltgefdjäft erhoben, ba§ surjeit 
mit 3800 SlngefteHten arbeitet. 
Slud) mar ber im Sal)te 1905 
nerftorbene ©eiehrte unb ©rftnber 
ein bahnbredjenber ©ostalreformer, 
ber gleidjfam ein neues Slrbeiter» 
red)t fdjuf, inbem er ben Sin» 
geftetften ber ©tiftungSbetriebe 
redjtlidje unb mirtfdjaftlidje «or* 
teile fieberte, trtie fie bisher nod) 
fein anbrer ©rohbetrieb gemährte. 
SJtitten jroifdjen ben ©ebäuben 
be§ 3ei&roerf§ unb bid)t bei bent 
oon Slbbe gefdjaffenen «olf§l)aufe 


illtoraufo beim (viunrfjtcn beute au fo mint, ba§ finb nid)t fo fehr bie 


äHöbel, als bah man ein gemiffeS ©tmaS in ben Siaum hineinbefommt. ’Xa^u 
fann man bas alte Sterna nidjt mehr gebrauten. 2)ie neue Siichtung hat felbft 
bei Staunten, bie nid)t mobern finb, neue Momente gefchaffen, bte beruefpehttgt 
merben müffen, menn man einen Staum angenehm empfirtben Jp o l a e ' e it J]® u ^ 

angenehmer^'§örm" in bem §efV „«Überhängen, SDtobelftellen, 
öaS bie girma SB. ®ittmar, «erlin, SKoUenmarft 6, auf Söunfd) 
u bwu Cvfw.. fc:;tct, in SBort unb erläuternben «ilbern bargefteüt. 

2)ie ftarbe fpielt heute eine mefentlidjere Stolle als früher, £>afür finb gute 
t SilfrUU gegeben ;;; tem $auptgcfd;äft rer. Wittmar, Stollen» 
unb in ber SluSfteüung oon ©ittrnar für jeitgemäheS SBohnen, 
io. Sn beiben ift ber «efudh gern gefetjen, frei unb foll ntd)t 
£ie «efud)er merben nid)t um Slennung beS StamenS erfudp. 


fattn man baS^aite ©cljetna nieijt mehr gebrauchen. 2)ie neue Stiftung hat felbft 
bei Stäumen, bie nid)t mobern finb, neue Slomente gefdiaffen, bte berucfpd)ttgt 


* SriWeö, 
gefc^morteS Obft 
ift gefunb! 


Stomente finb etmaS ganj «eftimmteS, ©rfennbareS unb ©rlernbareS, unb fu 

finb in fnapper, -“-<n 

©inridjten", t:.t 
unb foftenfrei ben Sefern fenbet, 

«eroeife unb «eifpiele gegeben in bem §auptgefd)äft non ®ittmar, 
marft 6, u..t ’ “ r '‘*" 1 -"mm fittjiMI"* *“* + " 

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1252 


Über £artb unb SÜteer 


1911. 9tr. 48 


ergebt fidj ber ernfte unb toürbige adjtecfige 
2 empelbau. bem an ben ÜBänben greif djen 
oiet 2 üren burcb 9telief§ non 2 Jteunier§ „ 2 >enf* 
mal bet Arbeit" gegiertem Snnenraum fteljt bie 
£>erme SlbbeS. $>rei ©eiten be§ PlocfS tragen 
Reliefs, bie 2tbbe§ Pejiebungen gut 0pti£ unb 
gur Strbeiterfrage oerfinnbilblicfjen; bie Porber* 
feite ift ebne Zierat beiaffen. 


Xtftl-töcbrnftfeier 

D ie ungarifdbe Regierung oeranftaltet au§ 2 ln* 
lab ber bunbertftert äöieberfebr non ftrarig 
8 tfgt§ ©eburt§tage in ben Sagen oom 21 . bis 
25. Oftober eine SanbeSfeier. Siefe befielt au§ 
folgerten geftlicbf eiten: 21 . Dftober, oormittag§ 
11 Ubr Sifgt: S^rönungSmeffe in ber äftatttjiaS* 
firdje, abenbS 7 2 8 Ubr Sifgt: Segenbe ber ^ei= 
ligen ©lifabetb in ber Siönigl. llngarifc^en Oper. 
22. unb 23. Ottober, abenbe Y 28 Ubr Siongerte 
im Stongertfaale ber S?önigl. Ungarifdjen Sanbe§= 
Ptufifafabemie. $a§ Programm beftebt au§* 
fcbliefelidb auS 8 ifgt§ ßlaoier* unb ©efangS* 
tompofitionen. Sie Stlaoiernummern tragen bie 
bebeutenbften @ä)üler Sifgt§ oor. 24. Oftober, 
abenbS V 28 Ubr ßongertabenb mit SluSroabl 
auS SifjtS ©pmpbonücben SBerfen in ber Stönigl. 
Ungarifcben Oper, 25. Oftober, abenbS V 2 8 Ubr 
Sifgt: ©bnftuS^Oratorium in ber Stönigl. Unga* 
rifeben'Oper. 3 b*e SJlitroirfung bei ber Sanbeö* 



©rabbenfmal für Sbeobor garoager auf bem 2 lrfabenfriebbof au ©algburg 


feier haben nadbftebenbe Zünftler gugefagt: Start 
Stggbaap, Pubapeft, ©ugen b’SUbert, Perlin, 
Strtbur griebbeim, Plüncben, Sula Ph)fg=©mei* 
ner, Perlin*©barlottenburg, ©ugen oon §ubap, 
Pubapeft, 2Uabar 3f«bafg, Pubapeft, Stefan Ster* 
ner» Pubapeft, ^reberic Samonb, Perlin*©bar* 
lottenburg, ©opbie Ptenter, ©d)lob Witter, Sirol, 
Ploritj 9tofentbal, 2Sien, ©mil ©auer, SreSben, 
Pernbarb ©taoenbagen, ©enf, Slrpab ©aenbt), 
Pubapeft, Pera oon Simanoff, 3t. Petersburg, 
Stefan Sbontan, Pubapeft, unb ©iegfrieb SBag* 
ner, PagreuU). 


(Bin Ijrsrlidir# Qjjra&frettkmal, 

toobl baS fdbönfte auf bem an beroorragenben 
Ptonumenten nicht eben armen Slrfabenfriebbofe 
au ©alaburg, bat bort fürglid) bie letzte Pubeftätte 
eines bcbeutenben Ingenieurs erbalten. Ser Ptit* 
befi^er ber raeltbefannten ©cbnetlfeuergefcbüt}fabri£ 
Sbeobor garoager in Paris, ein geborener ©dfreet* 
aer, befafj nalje ©alaburg ein ©djlof? unb ftarb 
bort. ^etjt trägt fein ©rab einen @d)mucf, ber 
feineSgleicfjen fucbt, in bem oon .penri Stautfcb in 
Paris, einem geborenen Ofterreicber, mobellierten 
großartigen unb finnigen Pelief, baS nebenfteben* 
beS Pilb roiebergibt. Sen ©ruppen Siebe unb Slrbeit 
näbertfidb ber SobeSengel, ber, mie alle ntenfcblicben 
PetätigungSformen,fo aud) bie Siebe unb bie Slrbeit 
burcb feine Perübrung au*« ©tillftanbe bringt. 




EIN VERMÖGEN 



würde so mancher gern ausgeben, wenn er seine Gesund¬ 
heit wieder erlangen könnte, die er durch mangelhafte 
Zahn- und Mundpflege verloren. Ein allen Anforderungen 
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CI )’ 7 _ „ • CÜ ^ „ geben die mannigfachen Qeschäfis - Empfehlungen in 

1/16 Lev Lei qJlTLV6^1XT1^6TI „über £and und Meer“. 3)er Qeschäftsmann wie 
-- die üiausfrau werden sich mit Vorteil an die Inse¬ 
renten dieser Zeitschrift wenden, denn die Zirmen zeichnen sich durch Xeistungsfähigkeit und reelle 
Lieferungen aus. Man erwähne aber bei allen Zuschriften das Unserat in „Über Land und Meer“. 


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Der Kampf bet meinen 
uni> bet roten SRofe 

Momart 

oon 

©eotg $trfd)fclb 

(gortfebung) 

VI 

ie arme Dtarton Ijatte jeljt bas ganße 
ßeib einer m©brau©ten ßiebe 311 tragen. 
Doppelt fdjrner in bem golbenen Käfig, um 
ben fie beneibet rourbe, unb bem fie ni©t 
entrinnen tonnte. 9 tur ©re Vlutter muf3te, 
toieoiel fie für £ans oon £epben geopfert 
batte. Der SDZenf© toar ein raffinierter ©goift 
unb Sd)ulbenmad)er. ©r batte es babin 3U 
bringen gemußt, bab bie oerliebte grau für 
feine Verpflid)tungen eingetreten mar. Marion 
batte 3um oier3igften ©eburtstag ein befonbers 
toftbares Kollier oon VraumüIIer erbalten. 
Sie trug es noch bei geftli©teiten unb Diners, 
aber bie perlen maren feit £anfens ©influb 
eine oollenbete gmitation — bie e©ten batten 
lärtgft ba3u gebient, ben Kölner aus 2 Bu©erer= 
bänben 311 befreien. Kommer3ienrat Vrau* 
müller glaubte na© mie oor, bab feine ©attin 
ed)te perlen trüge. 5 lud) für ben 2Bert ©rer 
Dotierten blieb er oerblenbet. gmmer mieber 
be3ablte er enorme Sd)neiberre©nungen mit 
ftol3er Ütefignation, mie eine Hotmenbigteit, 
bie ©m fc©nei©elte. gn 2Ba©©it aber trug 
bie oerf<©menberif©e Marion alte, auf 
gearbeitete Kleiber unb ftedte ben itberf©ub 
in bie Daf©en bes bebürftigen Sängers. Vun 
aber 3eigte es fid) — er lohnte ©r mit fd)roffem 
Unbant. .Der Kataftropbe hielt er nie© ftanb. 
2Bie ein Feigling gab er bie tompromittierte 
grau preis unb fud)te bas V 3 eite. Der ©atte 
triumphierte — auf feiner Seite ftanb natür* 
li© bie fd)abenfro© 2Belt. Marion irrte rat* 
los un©er. Sie oera©tete ©re Vä©ften jebt 
mehr als ©re Domeftifen, fie etelte fi© oor ber 
äRutter unb oor ihren ©ef©mifteru, unb als 
Doni fi© ©r tröftenb nähern mollte, ftiefe fie 
fie brutal 3uriid. ©in 5 lbfd)iebsbrief tarn no© 
oon $ans — fie oerbrannte ihn unb bema©te 
bann bie 5 lfd)e in einem filbernen Käftdjen 
auf. gn ©reu glu© mifdjte fid) ber Segen 
für bie 3utunft bes einigen Cannes, ben 
fie geliebt batte. Sie tourte ni©t, mieoiele 
©pifoben, ber ©ren gleid), no© auf bem 2Bege 
biefes Komöbianten lagen, ©in 3ielbemubter 
Komöbiant, bas mar er, unb VZarion mar 
3u gut ober 311 törid)t für ©n. Sie teilte bas 
Sd)idfal aller Corningertinber — fd)einbar 
felbftfi©er, fd)einbar £ebensbe©rrfd)erin, rnuftte 
fie in 2Ba©beit all3u menig oom mirtli©en 
1911 ( 33 b. 106 ) 


ßeben unb litt, oon ihm angepadt, bie tieffte 
S©am unb ^ein. 

5 lls Klementine ihre Dod)ter nid)t als 
Dröfterin geminnen tonnte, gelang es ihr um fo 
beffer als s Ka©egeift. Sie oerbüubete fi© mit 
Sötarion feierlid) gegen ben, ber na© ©rer 
Uber3eugung an allem f©ulb mar. Dem 
Kommer3ienrat mürbe ber Krieg bis aufs 
ÜReffer ertlärt. 

VraumüIIer fühlte fi© aber beffer bei biefer 
VSenbung ber Dinge als 3uoor in feiner Uu= 
fi©erbeit unb oerlorenen ßiebesmü©. 5 Ils 
ehrlicher geinb ftanb er ben SRomingers feinen 
Vtann unb mufete riidfi©tslos feine Vla©t= 
mittel 3U gebrau©en. ©r batte bas ©elb —• 
in mütenber Dbnma©t ftanben bie grauen 
oor biefer Datfad)e. Do© Klementine mufete 
nod) immer, mo ber berliner empfinblid) mar. 
Sie begünftigte jebt ben alten Kil©berg bei 
©rer Do©ter, ©n, ben fie ein ft als unmoralif©e 
©efa© oerabfdjeut batte, ©in ©raf, ein e©= 
maliger £jofmarf©all — mo blieb ba gran3 
Otto, menn er au© tönigli©er Kommer3ienrat 
mar? Dod) bie rad)eburftige S©miegermutter 
oerre©nete fid) infofern, als VraumüIIer bei 
bem neuen Hausfreunbe oor jebem öffentli©en 
Stanbal fi©er mar. Dilles ging feinen Ieifen, 
oerbüllten ©ang, unb bas Doppelleben im 
£jaufe bes Kommer3ienrats mürbe ni©t einmal 
ben Dienftboten tlar. ©raf Kil©berg mar ein 
SCReifter ber äuberen ßebenstomöbie — er 
mollte alles fi©er unb bequem haben. ge© 
batte er es, oorläufig menigftens, unb fein 
perfönlid)es Verhältnis 3U VraumüIIer mürbe 
ni©t getrübt. Diefer aber geriet immer 
mehr ins £alt!ofe. Da es ©m auf bie ©mp* 
finbung feiner grau ni©t mehr antam, oer* 
f©Ieuberte er Vermögen unb ©efunb©it, um 
im ßebensgem© nie© 3U tur3 3U tommen. 
Diefer unb tiefer ftieg er 3U ben Quellen ber 
Vefriebigung ©nab, unb ber einft robufte 5 Ir= 
beiter mar in menigen ga©en ein gebro©ener 
VZann. Das ein3ige, morin er fi© no© mit 
feiner grau oerftanb, mar bas eifrige, ängft* 
lid)e llbertünd)en ©rer ßebensfübrung, bas 
fie gemeinfam für nötig hielten. 

Klementine entf©Iob fi©, mieber 3U <ß©KpP 
nad) Dresben 3urüd3utebren. VSenn fie fi© 
aud) mit Karlmann oerföbnt batte — bie 
mibglüdte 3eitf©riftgrünbung batte 311 oiel 
3 mietra©t gefät unb Hoffnungen 3erftört. Sie 
batte au© bemertt, bab Karlmann ©ren ©in* 
flub auf VZarion mibbilligte. VSieber mar 
ein gefäbrli©er 3mtbftoff angefammelt, unb 
Klementine mar eine ber3trante grau. Sie 
batte ein 3U grobes 9 rt©ebebürfnis, um fi© 
neuen 3ufammenftöben in S0Zün©en aus3u* 
feben. 5 Bie es ©r immer am bequemften mar, 
gab fie Doni bie Sd)ulb, bie na© ©rer Meinung 
Karlmann gegen fie aufbebte, unb bef©räntte 
fi© barauf, ber tleinen $aula beim 5 Ibfd)ieb 
ein oermirrenbes ©iftmort 3U3uflüftern: ,,©elt, 


^ 3 aulale, mir halten 3ufammen! VSenn fi© 
au© Falles gegen bie alte ©robmama oer* 
fd)mört!“ $aula mar f©on tlug genug, um 
fi© ©r Deil 31t beuten. ©an3 trititlos mar 
fie Klementine gegenüber ni©t mehr. Do© 
nidte fie eifrig unb lieb fi© immer mieber 
tüffen, benn bie ©robmama tat ©r fe© leib. 

gn Dresben fanb Klementine eine Situation 
oor, bie ber berlinif©en oermanbt ioar. 5111 * 
mäl)li© bur©f©aute fie, mie hier bie Dinge 
lagen, unb ma©te fid) bes f©merften Ver* 
gebens in ©rem mirren VZutterbafein fd)ulbig: 
Sie begünftigte au© Philipps Drieb. g© 
^rins füllte ibeal, auf SRofert unb Daunen 
gebettet fein — baoon ungefähr ging fie aus. 
gräulein gäger, bie ^enfionsinbaberin, eine 
nod) junge unb ©ibf©e, fe© finnli©e Säd)fin, 
batte ^©ÜPP Vontinger in jeber Ve3iebung 
fo oermöbnt, bab fie i©e eigene ^Serfott gart3 
babei aufgegeben batte. $büipp befab bas 
Dalent, 5 lnfprü©e 3U ma©en, mehr als jebes 
anbre Dalent. ÜBas in ben Ve3irt feiner runben 
blauen 5 lugen tarn, mürbe forgfältig gefiebt, 
bis bas übrigblieb, mas ©m gefiel unb feinen 
©aumen rei3te. Solange er mäblte, mar 
Philipp ein talter Verftanbesmenf© — erft 
menn er entf©loffen mar, gab er fid) felber bas 
Signal, bab feine ßeibenfdjaft mit ©m bur©= 
geben tonnte. 2Bie eine Iauembe, mobI= 
genährte Spinne fab er beftänbig oor feinem 
gntereffe. gräulein Annette gäger batte ein 
gutes §er3, aber bie gntelügen3 mar ni©t 
©re ftarte Seite. Von oom©rein mar fie 
mad)t!os, als fie fi© in ^©üipp Vominger 
oerliebte unb ©m oerblenbet eine Ausnahme* 
ftellung in ber Jßenfion 3ugeftanb. 5lber fie 
hielt fi© an einer Hoffnung aufre©t unb 
ftübte über3eugt ©r 5 lnfeben bei ©äften unb 
s ^erfonaI barauf: ^Pb^tpp 9 iominger mürbe 
fie ©iraten. Vun mobnte aud) feine Ulutter 
in Dresben — bie 5 lnmefen©it biefer bo© 5 
refpettablen Dame tonnte unmögli© etmas 
anbres bebeuten, als bab fte bie 2Ba© ©res 
Sohnes billigte unb feine Verlobung halb 
3uftanbe tommen lieb- Dab Klementines 
5 ßoblmollen etmas anbres bebeutete — biefe 
nieberf©mettembe ©rfa©ung mu©e Vnnette 
gäger allmäbli© madjen. Klementine mar 
nid)ts als äftutter. 5 lls fie mubte, bab ©r 
^Philipp es am beften batte, mie bie Dinge 
je^t lagen, als er ©r bie feierli©e 3©i©erung 
gegeben batte, er heirate bie gäger nie — 
ba gönnte fie ©m gütig, morin er glüdli© 
mar, ba brüdte fie ein 5 luge 3U unb blieb 
fogar als mütterli©e greunbin in ber Sftä© 
bes armen, oöllig bmgegebenert VSeibes. g© 
©emiffen bef©mi©tigte fie mit einer untrüg* 
li©en ©ntbedung, bie fie gema©t batte: §err 
gsraelstp, ein Rentier unb alter Stammgaft 
ber 93 enfion, ber faft ebenfo begiinftigt mürbe 
mie ^©üpp, batte ebenfalls ein Verhältnis 
mit gräulein gäger. VSas «ß©KpP «5er Dame 


164 











1234 


Über Banb urtb S01 eer 


1911. Pr. 48 


fürs §er3 toar, leifiete ber begüterte Hebräer 
für ihre Vörfe Ob if)r Solm bie Sad)= 
tage burc£)fcf)aute, war Klementine rticE)t flar. 
^ebenfalls aber muhte er ahnen, um mas 
für ein Mäbctjen es fid) I)anbeXte, unb bte 
Pebenbuhlerfchaft bes |äfeltd)en Fünf3igers 
tonnte ihm lädjerlid) fein. PudE) X)ielt fid) bie 
Fägerfhe Penfion mol)l fid)er burd) Fsraelsü)s 
Unterftühung auf ihrer fulinarifd)en §öi)e. Mit 
erguidenber Deutlidjleit tytlt ^ 3 t)tltpp Po- 
minger feinen Penaiffanceftanbpunft bem Beben 
gegenüber feft. Klementine muffte ihn loben 
unb freute fid) fd)on auf bie mirllid)e Mahl, 
bie ber Überlegene treffen mürbe. 

Dod) als bie fdjönften Frühlingstage über 
bie Slbufer ber fäd)fifd)en £>auptftaöt halogen, 
oerbüfterte fid) ?ßb)iXtpps Stimmung in felt= 
famer Meife, unb aud) bie Freunbin 3eigte 
ein tief ©erftörtes Mefen. Mit oermeinten 
klugen ging fie umher, unb harte 23 itterteit 
tarn jebesmal auf ihre 3üge, menn fie ber fo 
oerehrten Frau profeffor anfichüg mürbe. Mas 
mar gefchehen? Klementine brannte oor Peu- 
gier, aber fie magte Philipp nicht 3n fragen. 
Das Verhalten bes §errn Fsraelstp gab ihr 
auch feinen Puffdjluh- Pn ihm mar nur 3U 
bemerfen, bah feine Stimmung noch etmas 
glüdlicher mar, unb bah er bei Tifdj breimal 
Mehlfpeife nahm, mo er fonft am 3meiten Male 
genug gehabt hatte. ^ 3 I)iIipp hatte bie Fäger 
offenbar tief gefränft unb mar nun beftänbig 
hinter ihr her, um fie 3u oerföhnen, benn er 
tonnte fie nicht mehr entbehren. Dod) fooiel 
er ihr auch Pufmertfamteiten ermies, ber 
fernere Kummer oerlor fid) nicht aus bem 
Pntüh ber blonben Dresbnerin. 33 ei Tifdj, 
menn fie pmifdjen ihren Säften fah, herrfd)te 
meiftens ein peinliches Sd)toeigen, benn Fräu- 
lein Fäger ftarrte ins Beere, ©ernadjläffigte 
oollftänbig ihre fonft berühmte Konoerfation, 
unb es gefdjah 3umeilen, bah fie auffdjlu<h3te 
unb mit rotem, gebunfenem Kopf bas 3 immer 
oerlieh- §err Fsraelsü) fah ihr bann mit 
fäuerlichem Bädheln nach unb überlegte, ob es 
jeht anftänbig mar, noch einmal Sorte 3U oer¬ 
langen. Stile aber fahen mit ftummem (Sin- 
oerftänbnis oormurfsooll auf Philipp Pa¬ 
minger, ber bläh oor fid) hin ftarrte unb mit 
ben Fingern trommelte, Vefonbers bie be= 
bienenben Mäbdjen marfen ihm Vlide ooü 
fernerer Mihbilligung gu. 

Pis Klementine einer fo peinlichen Mittags¬ 
tafel beigemohnt hatte, traf fie ihren Sohn 
im Korribor unb fragte ihn befchmörenb: 
„Philipp! Sag mir um bes Rimmels millen, 
mas haft bu mit ber Fäger?" 

Sr fah an iht oorbei unb 3udte bie Pchfeltt. 
„Feh nichts, Mama. Sie hat mot)I mas mit mir." 

„Fa, aber mas ift es benn?" 

„Den! bir, bie oerrüdte perfon — fie hat 
mid) neulich, als mir bie Vomle geturnten 
haben, ba hat fie mid) auf bem Sofa ge¬ 
fragt: Mann oerloben mir uns benn, pt)i= 
lippdjen? Meiches Datum hat benn beine 
Mutter feftgefeht?" 

„So eine unoerfchämte — fo eine orbi- 
näre—!" 

„Still, Mama! Fn bem Ton Iah id) oon 
Pnnette nicht reben! Von ihrem Stanbpuntt 
aus hat fie natürlich recht. Fd) muh nur auf 
Mittel unb Mege finnen, bah i<h ihr bie Un= 
möglid)teit ber ®efd)id)te tlarmahe." 

„Fa, Philipp! Denn unmöglich ift es bod)!" 

„Solltommen ausgefd)loffen, Mama. Vor- 
läufig menigftens. Sie hat nichts unb id) habe 
nichts. Du meiht ja, id) bindein Sdjmärmer. 
Pber ber Frrtum, in bem fie bis jeht gelebt 
hat, ift natürlich 'ne große Sorge für mich-“ 

„Mein armer, armer Fange! Soll ich 
oielleicht?" 

„Du, Mama?! Um Sottesmillen nid)t! 
Du Iaht bie $anbe aus bem Spiel! Ffh 
meih, mas ich 3U tun habe. Mas. mill fie 
benn anfangen? Entbehren fann fie mid) nicht. 
Pa alfo!" 

Pber Pnnette Fäger tarn 3U ihrem £eil 
bod) noch 3a einer Srtenntnis, bie über Philipps 


tfnentbehrlidjteit hinausging. Sie’marXeine 
gute Tennisfpielerin, fie tonnte im lenglifdjen 
Viertel Dresbens ftunbenlang auf bem Sport- 
plah bleiben unb unter bem blauen Maihimmel 
bas harte, frifd)e Spiel treiben. £jier tämpfte 
fie ihr aufgemüljltes Temperament nieber, hier 
mar ber einige Ort, mo fie ein junges, felbftän- 
biges Menfd)entinb mar. Philipp h a hte ben 
Tennisplatz Sr mar burd) fein Mohlleben 
fdperfällig gemorben unb mit einem Väud)= 
lein gefegnet. Das ftille Dabeifihen, mährenb 
Annette in ihrem glüdlidhen Spiel ftanb, 
ärgerte ihn. Mit tiefer Siferfudjt beobachtete 
er ihre Partner, benn er muhte nicht, bah ber 
fpielenbe Mann tein Vebenbuljler mar, unb 
bah in ihm allein, in bem behäbigen 3nfd)auer, 
bie Buft am bemegten Frauentörper mad) 
blieb. Trohbem — mas nach bem Spiel 
gefhah, es follte ihm hoch oerhängnisooll 
merben. Philipp tonnte nicht lange ^ugegen 
fein — feine Sureauftunben riefen, unb es 
mar nicht 3U oerhinbern, bah Pnnette Fäger 
oon Mifter F*eeroan jebesmal nach Jaufe 
begleitet mürbe. F^eman, ein fhöner unb 
ernfter, puritanifd)er Snglänber, mar erotifch 
fd)einbar unempfinblid). Scheinbar hatte er 
nur bas Frttereffe bes Sportsmannes unb er¬ 
füllte eine gefellfchaftüdje Pflicht, menn er 
feine Partnerin heimbradjte. Xß^tltpp tonnte 
nicht annehmen, bah ber menig liebensmürbige 
Menfch fid) für bie anmutige <Säd)fin über ben 
Tennisplah hinaus intereffierte. Mar ihm 
benn bie Sühe; bie Pnnette hatte, ihre un= 
betümmerte Kraft gur Eingabe oerftänblid)? 
Seiner engen, finfteren Dogmenmoral? Muhte 
er überhaupt, meld)e 23 e 3 iehungen Fräulein 
Fäger 3U ^erm Pominger hatte? Pein, nein, 
Philipp tonnte gan3 ruhig fein — er lächelte 
über ben morttargen Stod. Der tonnte Pnnette 
nicht gefährlich) merben. 

Pber er mürbe es boh- Sie flüchtete fid) 
3u ihm, benn fie hatte plöhlidj, als fie eines 
brohenben Pegens megen bas Spiel oot3eitig 
abbredhen muhten, bemertt, bah in ben Pugen 
bes Snglänbers Sonne blieb, ein munberliches, 
aufforbentbes, tröftenbes Beuchten. Ohne 
Morte tonnte fie fi<h mit ihm oerftänbigen. 
Ohne (Sebärbe griff er mit feinen beiben 
ftarten $änbert in bie 3erguälte Tiefe ihrer 
Seele unb rih fie auf. Annette folgte ihm 
bang unb 3itternb, mit fdjmeren, halb ge¬ 
lähmten Sliebern in ben fchmülen Faniabenb 
hinaus. Dann fagte fie ihm plopch, fagte 
ihm 3um erften Male, bah fie ein armes, 
unglüdliches Menfdjentinb fei. Unb als fie 
über bie menfchenleere Slbbrüde gingen, tat 
fie ein paar fdjnelle Schritte ooraus unb mollte 
fi<h über bas ©elänber führen. Doch Freeman 
mar fdhon neben ihr unb hielt fie feft. Feht roar 
nichts mehr hiippppifügen — : in biefem Pugen- 
blid oerftanb er fie gan3, ohne 3U fragen. Pis 
er bie halb 23 emuhtIofe meiterführte, ihrem 
Stöhnen, ihrem S<hlud)3en, ihren mirren, taum 
oerftänblichen Klagen laufd)te, gab er ihr füll 
entfdjloffen, mas er einer Frau 3U geben hatte. 
Sr hatte nur ein Mort unb bas oerfd)entte er. 
Sin Kuh auf ihren glühenben Munb befiegelte 
bas 33 ünbnis. F^ht erfannte Pnnette, bah fie 
oor bem anbem, ber ihr alles gemefen, gerettet 
merben muhte. Philipp Pominger oerfant. 

. Pm nächften Pbenb mar Klementine fd)on 
3ur Puhe gegangen, als es an ihrer 3 iatmertür 
pochte. Sie richtete fidj entfett tm Sette auf. 
Seit ihrer Mitmen3eit neigte fie 3U namen- 
lofer Diebesfurcht. Die einfame Frau hatte 
immer einen gelabenen Peooloer neben fid) 
auf bem Paddtifd). F^h* öriff fie banad) 
unb fragte mit- bebenber Stimme: „Mer ift 
benn ba? ... Mer ift ba?..." 

„Fd) bin es! Feh-' Ptad) auf, Mama!" 

Das mar ^Ph^ipps Stimme. Hub in 
meid)ent Ton rief er nach ihr! Sie eilte mit 
nadten Fühert 3ur Tür, fdjtoh auf unb lieh 
ihn ein. Fn $ut unb Mantel ftanb er oor ihr, 
oerftört, oermüftet in jeber Binie, jebem 3 ag, 
unb ftierte fie an. 

„Pber Kinb! Pber Sin3iges! Mas ift bir?!" 


„Du haft einen Peooloer in ber £anb, 
Mama!" 

f>Fa, Ph^ipp, id) fonnt's bod^ nit ahnen, 
bah bu fo fpät noch —! F<h glaubte, bah ein 
Verbrecher —!" 

„F<h bin nichts Sefferes! Sd^ieh mid» 
nieber!" 

„Philipp!!" 

„Schieh mich nieber!" 

„Deine Mutter! Sift bu oon Sinnen! Bah 
ben Peooloer los! Bah los! —— So! — Pun 
fomm, tomm her, mein Steiges — mas ift 
benn bloh gefchehen? Mas haft bu?" 

Sr fünfte oor ihr nieber unb umtlammerte 
fie. Sie fah auf bem Sett unb fühlte bie 3uden- 
ben Prme ihres Sohnes an ben laum ©er¬ 
füllten Knien. Puher fidE) ftammelte er 3U 
ihr empor: „F<h bin oerloren! F^) tann ni<|t 
mehr leben, Mama!" 

„Pit mehr leben?! Du? Marum?" 

„Sie betrügt mich!" 

„Die Fäger?" 

„Sie betrügt mich ^nit F^ceman! Mit 
bem Snglänber! F<h meih es!" 

„Das ift ber, mit bem fie immer Tennis 
fpielt?" 

„Fd) habe einen Vrief aufgefangen — ber 
fagt alles! F<h tonnte fie heute nicht mehr 
erreichen — ich tonnte fie nicht mehr faffen 
unb totfdjlagen, bie beiben —!" 

„Philipp!" 

„Sie finb fort!" 

„Mohin?" 

„Pad) Sdljanbau! Sie hat bie ^Penfion im 
Süd) gelaffen! Piemanb meih mas oon ihr! 
Unb ich bin lächerlich! Bäd)erlief)! Der Fsraelslp 
hat eine Vemertung gemacht — ich habe ihm 
Dhof^ig^Ti angeboten!" 

„^Philipp — bem alten Mann?" 

„Mir ift alles egal! Pber ich muh fie 
mieberhaben! F<h tann ohne fie nicht leben!" 

„Philipp — bu muht bir bod) fagen — 

mein Kinb, beruhige bid) bod)-bu meiht 

bodf) —" 

„Mas meih id)?" 

„Mas fie für eine ^Perfon ift!" 

„Feh o^eih nur, bah i<h fie nicht entbehren 
dann! Pie, nie, Mama!" Sr fdjmiegte fidE) 
an fie unb meinte. 

„Mirflid), P)ilipp?" 

„Fa, Mama!" 

„Dh, i<h meih, ooas fd)ön an ihr ift — bas 
ift mas (gemeines, bu, mas gan3 (gemöhnliches!“ 

^Philipp fprang auf. 

„Mo millft bu hin?" 

„F<h ntuh — i^ mill — bu oerftehft midi 
ja ni%t — bu oerftehft mich gar nicht — bu 
bift mir gan3 fremb, Mama — id) muh Pnnette 
mieberhaben!" 

Pöhlid) fdjien ihm eine böfe Srleuchtung 
3U fommen. Sr lief mit groben Schritten 3m 
Tür. Ver3errt mar fein fonft fo glattes, be¬ 
häbiges Pntlih, bunfel unb ohne Farbe. „Fe^t 
meih i<h ; s!" 3if<f)te er mit hoch erhobener Fauft. 
„Sott fei Danf! Fetjt meih ich, mas ich ?n tun 
habe!" 

„Philipp, ich befd)mör' bi<h — jag mir's 
mach leine Dummheit!" 

„Dummheit?! Pein, Mama! Vis jeht mar 
id) ber Dumme! Sr foll menigftens miffen, 
men er erobert hat!" 

„Pfui, Philipp!" 

„Feh glaube, iä) merbe mahnfinnig, Mama!" 

Sr füeh fie 3urüd unb lief baoon. — 

Pm nächften Tage begab fid) Klementine 
in aller Frühe 3m Penfion, mo fie ratlofe 
Verfügung oorfanb. ‘ Fräulein Fäger mar 
nicht 3urüdgelehrt. Doch als Klementine eben 
in Philipps 3 intmer fah unb aus bem Per- 
ftodten, ber nur milbe, fd)eue Vüde um fidE) 
marf, herausbetommen mollte, mas für eine 
PadE)e er geübt habe, pochte es heftig, unb 
ohne ein § er ein ab3umarten, ftanb bie hagere 
(geftalt Mifter Freemans oor ben Srfchrodenen. 

Philipp fünfte fidE) nid)t auf ben Peben- 
buhler. Sr retirierte oielmehr hinter feinen 
Sd)autelftuhl unb martete bort 3ttternb, mas 




1911. 5Rr. 48 


Über £artb xinb S0leer 


1235 


ber ©nglänber jagen mürbe. ^reeman t)ielt 
einen ©rief in ber §anb. ©tit tonlofer 
Stimme unb furd)tbare ©lide auf ben jungen 
©ominger merfenb, begann er: 

„Sie tjciben mir einen ©rief gefchrieben, 
SCRifter ©ominger? Diejen hier?" 

„©emih," flüfterte Philipp unb fah jid) 
nad) einer ©erteibigungsmaffe um. 

„©leiben Sie auf 2 >h*er Mitteilung flehen?" 
„©olltommen!" 

^reemans klugen irrten auf Klementine 
hinüber, bie fpradjlos oor ©ntfetjen neben 
ihrem Sohn jtanb. ©r fah fie mit einem 
langen, unheimlichen Sltd an. Dann manbte 
er jich 3U ihrer tiefften Hberrafd)ung ber Dür 
3U. „3hte Butter ift hier," flüjterte er, inbem 
Dotenfarbe auf jein fd)males ©ntlih tarn. 
,,3d) oerfd)iebe, mas id) oorhabe. ©s joll 
Sie erreichen, menn 3 h*e Butter nicht babei 
ijt. ©s toirb Sie erreid>en." 

?Rarf) biejen ©Sorten oerjchroanb ber ©ng= 
länber. Philipp jtanb mit hängenben ©lie* 
bern unb blöben, entfehten ©ugen oor Kle* 
mentine. 

„©Sas hajt bu benn getan? ©Sas hojt bu 
ihm gejchrieben?" 

,,©ur bie ©Sattheit, ©tama. (Er meih je^t, 
mie jie gelebt hat." 

„Das ijt ein ©erbred)en, Philipp ! £os orme 
©täbdjen! §ajtbu jienit in alles hineingeheht?" 

„©ein! Sie hat 
mich in alles hinein* 
gehest!" 

„Mein ©ott, mein 
©ott — bu barfjt 
ja nit hierbleiben! 

Keine Stunbe län* 
ger! Ejajt bu ihn 
nit o er jtanb en? (Er 
toill bid) — um* 
bringen! Philipp!" 

„©tama!" 

Sie umtlam* 
merte ihn. „©lein 
•»Philipp! ©r barf 
bir nichts tun! (Sr 
barf bir nit auf* 
lauern! 3<h o^erbe 
bie Poli3ei —!" 

„©ein, ©tama!" 

„©ber mas joll 
benn gefächen ? 

Komm, tomm! 2 >d) 
reije mit bir! Mir 
machen, bah mir 
forttommen! ©an3 
heimlid)! ©iemanb 
joll es merten! ©ie* 
manb joll mijjen, 
mohin!" 

„Das ijt gegen 
meinen Stol3, 

©tama!" 

,,©d), Stol3! 

©Senn ber rajenbe 
©tenjd) im hinter* 
halt liegt? 3$ mill 
mein Kinb bei)al= 
ten! PhiüPP, Phi= 
lipp — marum hajt 
bu bas getan!“ 

2>eht tarn auch 
Schmähe unb ©eue 
über ihn, unb mit 
ber ©eue befiel ihn 
bie Dobesangft. 3 u 
jebem©Sintel glaubte 
er3reeman3ufehen, 
ben ©eooloer auf 
ihn gerichtet. (Sr 
brach mie ein trän* 
fes, millenlofes Kinb 
3ujammen. ©nblid) 
tonnte Klementine 
mit ihm mähen, 
mas jie mollte. Sie 

padte bas ©ötigjte ©einh 1 


3ujammen, holte ihre Sahen aus bem £jotel 
unb fuhr mit Philipp 3unt ©ahnhof. ©s maren 
fürchterliche Stunben. ©ud) Klementine jah 
ben Iauemben $einb an jebem Ort. Sie 
jhlug ihrem Sohn ben ©tanteltragen hoch, jie 
bedte ihn auf Schritt unb Dritt mit ihrem 
Körper. ©an3 erfd)öpft unb aneinanber ge* 
jhmiegt fuhren jie im Sd)nell3ug baoon, ohne 
eine Spur 3U t)int erlaffen. — 2 h Sübtirol, in 
einem einjamen jjjrelfental, enbete ihre f^luht- 
£>ier tonnte niemanb erjheinen, ben Kiemen* 
tines ©lutteraugen niht tommen jähen. Das 
einige ©ajthaus beherbergte oöllig ungefähr* 
liehe ©äjte. Unb um gan3 jid)er 3U fein, gemann 
Klementine jid) eine richtige Sd)uhmad)e an 
ben Diroler ©auern, ©tännem, bie ben jtärtjten 
©nglänber nid)t in Philipp* ©ähe tommen 
liefen, ©tutter unb Sohn blieben ben gan3en 
Sommer in tröjtenber ©injamteit bei* 

jammen. Doch Klementine erlebte nod) bie 
jhmerjte 3eit. ©Sohl jhiert fjjrreemans ©ad)e* 
burjt erlojhen 3U jein, benn es tarn eine 
©ad)rid)t, ^ie ihr ©eruhigung brachte: ber 

©nglänber hotte ©nnette 3ä9er geheiratet. 

Dod) 3ugleid) ftieh jie Klementine in bie 
jd)limmjte Sorge 3uriid. ©Is Philipp bas ©r= 
gebnis all jeiner Kämpfe erfuhr unb jich be= 
jiegt jah, ben ©nglänber oorurteilslos troh 

allem — ba tarn ber gan3e 3ontmer jeiner 
©erlajjenheit über it)n, unb er wälzte fid) in 




furchtbaren Qualen. Dag unb ©ad)t jdjrie er 
nach beroerlorenen ©eliebten. Schlaflos, macht* 
los jtanb bie ©tutter oor biejer Selbjt3erjtörung. 

„©ber Philipp!" rief jie, ihn umtlammernb. 
„Dent bod) an bas, toas es fonft noch auf 
(Erben gibt! ©icht nur bas ©Seib, id) fd)mör' 
bir's, unb jold) ein ©Seib! ©ei ©ott nicht! 
Du bijt bod) ein ©tarnt! Dent an bas Seben, 
an bie Kunjt, an bie ©Sijjenjd)aft!" 

„©tama, ©tama!... 3<f) tonn nur an jie 
benten. 3 < 3 ) weih ja nichts anbres. 3$ hob' 
ja nie ettoas anbres gemuht." 

,,©ie? ©ie?!" 

„©ein, ©tama! Solang id) lebe — jolang 
ich ein ©tarnt bin — jdjon in $riebrid)sburg — 
bas mar eure ©^ietjung, ©tama! 3h* hobt 
mid) jo aufmad)jen lajjen! ©eiernt hob' id) 
nichts — nur immer alles betommen — unb 
jeben Dag — jeben Dag hob' i<h's erjehnt, 
hob' id)'s gebraud)t — unb tonnte nicht leben 
ohne bas — bas ©Seib, ohne ... Dt), &as ijt 
furchtbar! ©ure Sd)ulb, ©tama..." 

(Er bäumte jid) noch einmal in Qualen auf, 
bann lag er jtumpf unb füll. Sie aber jah 
an feinem Säger, bie ©tutter, unb jann jeiner 
fd)redlid)en ©ntlage nad). Sie nidte. ©r* 
jehauernb 30g jie ihr Dud) um bie Schultern. 
Der$erbftabenb mar talt. So lüjtem unb feinb* 
lieh Budten bie Sterne brauhen am bleichen 
$immel. Klementine neigte jid) über Philipp 
unb betrachtete ihn. 
^_ ©r hotte nie fold)e 

©hnlidddt mit ©ta* 
rion gehobt. Der* 
jelbe ©tunb, biejel* 
ben bürjtenben, leib* 
oollen, unglüdlidjen 
Sippen, ©n ©Ijas 
©tunb erinnerte jie 
jich nicht, unb Karl* 
mann hotte ihn 
anbers. Karintann, 
bejjen Sinne bod) 
nicht minber mach 
unb begehrlich ma= 
ren. ©r, ber Doni 
hatte, ein ©Seib mie 

Doni?-©ber 

biejer muhte es ge* 
geben jein, mas bas 
©rlöjenbe mar: ber 
©eift in ber Siebe. 
Klementine bad)te 
plöhlid) an 2>ufünus, 
ben ©räutigam, ber 
oft oor ihrer Seiben* 
fd)aft geflohen mar. 
©Simmernb ftüt)te jie 
ben grauen Kopf in 
bie ferner geaberten 
$änbe. 

(gortfetsung folgt) 


)Olb ©egas t- Pajtellfl^e nah bem Seben oon (Emanuel ©roffer 


W|>ur um toenige 
J v Dage hot ©ein* 
holb ©egas bie ©oll* 
ettbung feines acht* 
3igjten Sebensjahres 
am 15 . 2 >uli unb bie 
©m an biejem Dage 
getoorbenen©hrungen 
überlebt. ©m 3 .©uguft 
ijt er bahingegangen. 
Da mir in biejer ©um* 
mer einen ©fjat) oon 
grih Stahl oeröffent* 
liehen, ber jein ©Sirlett 
bemertet, befhränten 
mir uns hier auf bie 
©0Ü3: ©egas mar 
1831 als Sohn bes 
©talers Karl ©egas 
in ©erlin geboren unb 
hat ba aud) bie meit* 
aus meijte 3eit feines 
Sehens 3ugebrad)t. 











1236 


Über ßanb unb $01 eer 


1911. 9tr. 48 


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Süborientalifd)e Dächerform (Darfus) 


3srrtib. Sauart bes türfifchen Sprad)bereid)s 


3U einem weiten, weiten, hoben* 
los tiefen Abgrunb. 3 Bie toin^ig 
nehmen 3 lleranbers bes Alale» 
bonen Eroberungen fid) aus neben 
betten ber Araber, jenes Omar, 
ber oon Ateffa mit geringer 
Druopenmadjt bie gäben Ienfte! 

Die Araber haben bas Sereid) 
bes Orientgebantens ammeiteften 


2Bas ift ber 
Orient? 

(9Jlit Originalpbotograpbien 
unb einent Kärtchen bes 
Aerfaffers) 




■***Ct4 < &CtSt3JZJ • 


O- ein 3 Bort flingt wohl 
VV 3auberifd)erunbbe» 
raufchenber im Obre bes 
granfen als „Orient". 

Unb bod) möchte man 
toenige geographifche 
3 lusbriide finben, bie 
nod) bis oor tut^em fo 
mtfid) er, f o unb eftimmb ar 
erfdjienen. Die meiften 
oerftanben, ber Über¬ 
fettung aus bem £a» 
teinif<5 en entfpredjenb, 

„bett" Often barunter, 
gewöhnlich Sprien unb 
oielIeid)t Agppten, nebft 
bem, roas barum berum liegt, manche 
glaubten fd)on in Neapel orientalifches £eben 
3U ftubieren, unb roas ben Sd)muf) unb 
überhaupt bie allgemeine Dieffultur angebt, 
batten fie nid)t einmal fo unrecht. Kurt, 
bie Anfidjten fd)wanften ungemein, niemanb 
meinte mit biefem anfcbeinenb nur poetifcb 
bered)tigten ABortgebilbe roas anfangen 3U 
tonnen, unb bie wiffenfd)aftlid)e Äänber» 
tunbe berüdfid)tigte es besbalb überhaupt 
nid)t. Sei tieferem Aad)benfen läfet ficb 
aber bod) ein Aefultat herausholen. 

Das 3 Bort Orient als geographifcher 33 e* 
griff mar bem tlaffifdjen Altertum nod) 
fremb, ba Sübeuropa unb Sorberafien ein 
einl)eitlid)es Kulturgebiet [bilbeten. 

Erft feit bem ©egenfah ber Körner unb 
ber Sartber im Doppelftromlanb öffnete fid) 
3mifd)en bem Of3ibent als ber Kultur weit 
unb bem Orient als ber Sarbarei eine Kluft, 
an beren Serbreiterung bie nacbfolgenben 
Oftrömer unb Aeuperfer nid)t oergeblid) 
meiterarbeiteten. Unb bann plöhlid) jagten 
bie toilben Steppenreiter Arabiens unter 
bem grünen Sanner bes Propheten baber, 
überrannten bie Aeuperfer unb machten 
fie fid) 3U eigen, trieben bie d)riftlidjen 23 p» 
3antiner 3U Saaten unb ermeiterten fomit 
bie Kluft 3mifd)en Abenb» unb Aiorgenlanb 


/*' 60 *&'-£(■ 




Süborientalifches Strafjenbilb (Damastus) 


ausgebreitet, menn aud) feine Sertiefung unb 
Serfed)tung anbre, 3äl)ere, roeniger geniale Sölter 
übernahmen, in erfter £inie bie fiibuberber Aorb» 
afritas unb bie 3ßerfer. 

Es ift eine ber ©runbtatfachen ber ©eograpbie, 
bah bas 3 ufammentreffengemiffer phpfifalifd)er 23 e» 
bingungen, gemiffer geographifcher Erfd)einungen 
gerabe3u Dppen er3eugt. Um ein Seifpiel an3U= 
führen, erregt bie Sertnüpfung bud)ten3erfchlitjter, 
infelge3ierter Küften an 
ber ©ren3e Sübeuropas 
unb bes afiatifdjen 
Orients unb 3mifd)en 
bem Schmalen unb bem 
Atittelmeer einen regen 
Sertehr unb bie 23 or* 
ftufe tultureller Entwick¬ 
lung. ©erabe bas ©egen» 
teil begegnet uns in 
Aorbafrifa unb 23 orber= 
afien. Ausgenommen bie 
SBefttüfte Anatoliens 
fpielt hier bas Ateer nur 
eine geringe Aolle, ein¬ 
mal, meil bie £anb» 
ftreden in meift un¬ 
geheurer Sreite ent» 
midelt finb. Dann, ba 
bie Küften wenig fjafen» 
freunblid) unb infelarm 
finb. Diefer oerfeljrs» 
armen Seranlagung ge» 
feilt fid) bie burd) bie 
Ateerferne bebingte Dro» 
denheit, ber fid) eine un= 
gemein hohe grühlings», 
Sommer» unb $erbfthihe gefeilt. Die golge 
ift bas Sormiegert bürrer Sflan3enforma» 
tionen: bie Steppe ift bie Eharatterlanb» 
fchaft bes Orients! Unb 3toar nid)t allein 
in ber Sahara unb Arabien, fonbern ebenfo» 
gut in ben bergigen Aegionen bes Atlas, 
Kleinafiens, Armeniens unb grans. SBalb 
ift aud) hier gan3 befchränft unb gewöhnlich 
in ber Sufd)form ber Atacchie oertreten, 
bie nid)t oiel mehr ift als eine mannshohe 
Steppe. 33 ielenorts mirb felbft ber bürre 
Krautmuchs ber Steppe oerbrängt burd) ihre 
ins Dobähnliche gefteigerte Abart, bie fahle, 
fo gut mie pflansenlofe 3 Büfte. SBeibe, Steppe 
unb ABüfte, mögen über brei Vierteile bes 
Orients einnehmen. 

Eine Eigenheit ber Steppe ift bas 
gehlen bauernb fliejjenber ASafferabern. Sie 
hat entmeber gar feinen ober bodj nur 3eit= 
lief) befchränften Abfluß 3um Ateer. Solche 
©ebiete fönnen [ich gewöhnlich blojj unter 
hohen Koften mit ber Außenwelt in 33 er» 
binbung fe^en, bas heifet, menn ihre Eigen* 
probuftion unb ihr 33 ebarf gering finb, über¬ 
haupt nicht. Da nun biefe Deile ungefähr 
neun3ig 3ko3ent bes Orients umfaffen, fo 
mirb erflärlid), bah fie ein ungemeines 
<r>inbernis bilben 3um fulturellen Auf» 
fd)wung. 















**;*'*'«;* 1 




23 ebuinen aus äRütelmefopotamien 


Osmanlifrau aus ber 9 tbana=(£bene 


: Sold)e ßänber roie 

| bie eben ffi33ierteu finb 
: orientbolbe Zäunte. 3n 
| ihnen finbet ber Orient* 
: gebaute, unterftütjt oom 
1 3flant, feinen beften 
: 9 täbrboben. §iet oer* 
| mag ber 5 lderbau unb 
. bamit bie Sefebaftigteit, 
J[ beibe bie Sorbebin* 
: gungen ber Kultur, nid)t 
| 3u ausfd)liepd)er £jerr= 
: fd)aft3u tommen roie 3um 
| 23 eifpiet;beiuns, fonbern 

• bas unftete 9 tomabentum 
| tritt ihnen ebenbürtig, 
: roenn nid)t überragenb, 
[ immer aber ftari ein* 
: flufjreid) an bie Seite. 

Deshalb f)at bie 9 teli= 
: gion 9 Jtol)ammebs audj 
| nie lange rou^eln tonnen 
: in Legionen, bie roefent» 
| lief) anbers geartet, ftep* 
: penarmer finb. Dabin 
| gehören in erfter JÖinie 
: Europas 23 e 3 irte, inner* 
I halb bereu ber Seftanb 
: bes 3flam trob aller 
| jungtürtifeben ftrebfe* 
: reien nur nod) eine 
[ grage ber 3eit ift. Da* 

* bin audb bie turanifdje 
| Sieberung, in ber bas 
; Suffenelement mit bem 


eimjeimxiajen uuruuyuuj ~ 
aufräumen toirb, babin | 
gleichfalls Sorberinbien, i 
too bie 9 Jiobammebaner, | 
abfolut 3toar ungemein ; 
3al)lreid), bocb in einer | 
fed)sfad)en |jinbuüber* i 
macbtoerfdiroinben. Son | 
einem Snfcbluf} ber i 
3erftreuten Stoflemin | 
Kbinas unb ber Sunba* ; 
infein tann roegen ber | 
Entfernung nidt)t mehr ; 
bie Sebe fein. 

3 m Suban aber über* i 
roiegt bie auf ©oben* | 
beftellung geftütjte Sefe* i 
baftigteit fd)on 3U fet>r, | 
unb ber natürliche • 
©egenfatj gegen bie | 
oben $Iuren ber Sahara • 
tritt 3u augenfcbeinlid) | 
beroor, als bafj man bie • 
Segerlänber noch als | 
orientalifd) empfänbe. ; 

So bedt fid) alfo | 
ber geograpbifcbe 23 e= • 
griff Orient burd)aus j 
nid)t mit bem religiofen • 
bes 3^™» toenn aud) | 
immerbin biefer ber • 
augenfälligfte kulturelle | 
Susbrud bes orien* ■ 
talifdjen ©runbgeban* I 
fens ift. Vielmehr be= • 


3 smib, eine norborientalifdje Stabt 


Die Steppe, bie cbaratteriftifd)e £anbfd)aft bes Orients 


Die allgemeine Dradjt Sübtoeftafiens 























1238 


Über £anb unb $Reer 


1911. 9lx. 48 



Hleppo in Horbfprien 

fd)räntt er fidj (man oergleiche bie Karte) auf 
Horbafrita nörblid) ber faharifd)en Sübgren3e 
unb auf Vorberafien füblid) bes armenifchen 
Horb* unb bes iranifchen Horb* unb Oft» 
ranbes. 

Dtefer fiänbertompler, einbreioiertelmal fo 
groh als (Europa, ift ber größte Ürodenraum 
unfers Planeten unb eines ber am bümtften 
befiebelten ©ebiete, benn auf einem Quabrat* 
ülometer fitjen burd)fd)nittlid) nur 3,47 9 Henfd)en 
(in (Europa 43 , in Deutfd)Ianb aber 1121 ). 

Had) ben ©rfd)einungen bes Vobens 3erfäIIt 
ber Orient in oier grofee Legionen. Von ben Htlas* 
länbern, beren meift gebirgiger Untergrunb burd) 
Haltung ber ©rbrinbe emporgehoben tourbe, fo 
bah fie ben oom HtlantifchenHteer toehenben See* 
roinben alle fteudhtigteit entstehen tönnen, hrt>t 
fid) fdjarf ab ber niemals gefaltete, alfo in t)ori= 


Saharifd)e ^ßalmenoafe (Tripolis) 


Horborientalifd)er Vauftil 

3ontaIer ©efteinsfd)id)tung befinblidje Schollen* 
tomplex ber Samara, beren oon ©ebirgen unb 
Srodenäffen 3erfurd)ten glädjen ber oorlagernbe 
Htlas unb eine talte Hteeresftrömung an ber 2 Beft* 
lüfte alle $eud)tigteit oertoehren, fo bah fie troden 
unb sum Seil roüftenhaft baliegen. 

Veiben Hegionen, bie man als afritanifchen 
Orient gufammenfaffen !ann, ftef)t ber afia* 
tifd)e gegenüber, in bem fid) basfelbe ©egen* 
fpiel 3eigt. Oie l)ori3ontal gelagerten Sdjol* 
len Sübroeftafiens unb bie gefalteten 3 üge 
Horboorberafiens. 5 RäI>eres ©ingehen oerbietet 
ber Haurn, unb id) oertoeife auf meine 1910 
erfd)ienenen brei Vänbe: „Oie Htlaslänber", 
„Oer arabifdje Orient", roorin ich bie Samara 
unb Sübtoeftafien 3ufammenfahte, unb „Oer 
arifdje Orient". 

©roalb Vanfe, Vraunfd)toeig 


35oter reift. Hon ©manuela Varontn 90lattl*£ötDenfreu3 


ie Sommerfrifd)Ier oon ^rrtebed gemährten 
außerhalb bes Oorfes eine 3ierlid)e Villa in* 
mitten ausgebeljnter ©emüfeanlagen. Kohl unb 
Kartoffeln, Hüben unb ©urten rourben auf bem 
Selb ge3ogen, unb fpäljten bie $remben über ben 
fiigufter3aun, ber bie £iegenfd)aft abgrenste, tonnten 
fie eine Stau emfig graben unb jäten fefjen. Oie 
Srau Ijatte ein rofiges ©efidht unb barte 3 üge; fie 
trug oiolett geftreiftes Orud3eug, bas in oielen 
Salten oom |>als 3U ben Knöcheln bing unb burcb 
einen ©ürtel um bie Hlitte gebalten rourbe. ©in 
großer Sd)uhhut barg Stirn unb Singen. 2 Bie eine 
Säuerin fab fie nicht aus, unb auch nicht roie eine 
Htagb. itnb bie neugierigen Sommerfrifchler er* 
fuhren, bah bie grau eine ©räfin fei, bie ficb unb 
ihre Kinber mit einer befcbeibenen Heute unb bem 
©rtrag ihres ©emüfebanbels erhielt. Seben Sams* 
tag fuhr bie ©räfin auf einem tleinen 2 BägeIct)en 
ooll Körben nach ber Station. Sie beftieg ein 
©oupe erfter Klaffe, bas ©emüfe rourbe ihr als 
irjanbgepäd oom jungen Kutfcher bwaufgereicbt. 
(Es benutze hier niemanb fonft biefen Hbteil, ber 
hätte Vefdhtoerbe führen tönnen; ber Stationsdjef 
legte oft felbft mit $anb an, um ber ©räfin 3u 
helfen, unb falutierte ftramm, toenn fid) ber 3 ug 
in Vetoegung fefcte. 3 n ber benachbarten Stabt 
oertaufte fie bas ©emüfe an einen ^jänbler, ber 
bie Körbe in ©mpfang nahm, prüfte unb aus* 
be3ahlte, bann fuhr fie toieber heim. Hm Sonn* 
tag fahen bie Sommerfrifchler bie ©räfin in ber 
Kirdje. Oa tniete fie unter ihren oielen Kinbern, 
bie im HIter je um ein 3 ahr getrennt fein mochten, 
in ber erften Vant ber ©piftelfeite. ©in rotes Oud) 
mit gelben Seibenborten hmQ henrfdhaftlid) über 
bem Vult; toenn ber Htesner 3um Santtus bas 
Ourmglöddhen läutete, bas mittels langen Seiles an 
jenem Vult getnotet toar, mad)te er einen ehr* 
fürdhtigen Krahfuh unb nahm bie Hidelmün3e in 
©mpfang, bie für ihn bereitgehalten tourbe. Oie 
©räfin trug toieber nur ein tunftlofes Kattuntleib, 
bod) toar es am Sonntag ftets toeih, unb im 
©ürtel ftedten ein paar bäuerliche Vlurnen. Oie 
Kinber toaren frifd) unb berb unb tonnten eben* 
fotoenig 3ur Huhe unb Sammlung angehalten 
toerben als beim Hltar bie Oorfjugenb, bie fid) 
oertraulich tid)emb nach ihnen umtoanbte. Oenn 


in ber Schule fahen fie nebeneinanber, unb täglich 
führten fie Iärmenbes Spiel in ber Oorfftrafte auf, 
nur am Sonntag gab es eine Trennung. Oie ©räfin 
lieh bie Vertrautheit 3toifdhen ihren Kinbern unb 
ber Oorfjugenb ruhig angehen, nur mit ben 
Sommerfrifd)lern burfte teines ber 3 h r ^n oertehren. 
Spradh jemanb eines ber Kinber an, flohen fie 
fd)eu unb ftanben nicht Hnttoort. Sßinter unb 
Sommer belohnte bie ©räfin mit ben Kinbern, 
einer Htagb unb bem jungen Kutfdjer bas Heine 
©ütdhen. Hie tarn Vefud), unb feiten trafen Vriefe 
ein. Oer Vertehr mit ber Huhentoelt fchien faft 
oolltommen abgefd)nitten. Hber es toar taum je 
anbers auf bem ©ütdjen getoefen, unb bie £jaus= 
frau toar ftets munter unb guter Oinge, nur bah 
fie eben feiten ruhte, benn immer gab es 3u fdhaffen. 
Oie Villa toar ein fctjlichter Vau mit §ol3oer* 
fchalungen unb glich einem Vlodhaus. Sie toar 
mit mancherlei Komfort eingerichtet; im Kinber* 
3immer baufd)te fid) über jeber fiagerftätte ein Vett» 
himmel aus frifd)em, Harem 9 Huf felin; ber Salon, 
ber abgefperrt unb oerhängt toar, hatte äierlidje 
rofa Seibenmöbelchen; im Speife3immer rourben 
bie einfadjen, träftigen Speifen auf 3 mngefci)irr 
ober bäuerlichem Steingut aufgetragen, aber oor 
jebem ©ebed ber Kinber ftanb ein filberner Oauf* 
bedher mit ben groben, prächtigen SBappen ber 
Voten. ollen 3 i mT oern gab es antite Koft* 
barteiten, bie V 3 änbe hingen ooller Vilber. ©in 
Vilb roieberholte fidh in jeber Stube — jenes bes 
Hausherrn, ber nie hier roohnte, unb beffen ©egen* 
roart bodh bas gan3e £austoefen Ientte. Oie 5 rou 
toar es, bie oon früh b\s fpät arbeitete roie eine 
Vauernmagb, um bie Kinber 3U erhalten, unb hoch 
hieb es bei jebem Kleib unb jebem Schul): „Oas 
fdhidt eud) ber Vater!" Oer Vater, ber nie gefehen 
toarb, an ben fidh i>ie älteften Kinber nur buntel 
erinnerten, toar in biefem §aus allgegenroärtig 
roie ber liebe ©ott. ©r übte aud) bas oolle Hid)ter= 
amt aus, belohnte unb ftrafte. 2 Benn eine Huf* 
gäbe roader gelernt rourbe, bad)te bie Vtutter gar 
nicht baran, bie eigene 3 ufriebenheit ausßubrüden, 
fie fagte: „Vater toirb fid) freuen!" Oie armen, 
befdjeibenen ©eburtstagstifche ber Kinber, bie Öfter* 
eier, bie 3 udertauben 3u Vfingften, ber Krampus, 
ber aus einem Vetfianermuff h^^Ö^ftellt roorben 


toar, enblid) ber 3 Beil)nadhtsbaum mit ben Hüffen 
unb Hpfeln oom Obftgarten — alles toar ein3ig 
unb allein ©abe unb ©üte bes fernen Vaters. 
Hie bantten bie Kinber ber Htutter, bie in einem 
feltfanten Orang ber Selbftentäuherung bie eigene 
3 ärtlid)!eit h^ter bes Vaters Vilb oerfd)an3te, 
bas ftrahlenb unb glän3enb roie nidhts am Kinber* 
himmel ber 3 hren ftanb. Oie Kinber befchäftigten 
fid) aud) mit nichts fo gern als mit ihrem Vater, 
ber für fie ber legenbare 3 n&egriff alles ©uten unb 
©rfreulidjen ihres fiebens toar. Oie Hiutter muhte 
Sonntags ftunbenlang oom Vater er3ählen, oon 
feiner Kinber3eit, toas er gelernt, roeldje Spiele 
er getrieben. Hun malte bie Htutter biefe fernen 
Vilber aufs Iieblichfte aus, bah bie Kinber oor 
Staunen fid) oft nicht faffen tonnten, mit groben, 
Ieud)tenben Hugen Iaufd)ten unb auf ihren Vater 
überaus ftol3 toaren. Höheres über Stanb unb 
Vefchäftigung bes Vaters erfuhren bie Kinber nie. 
fragten fie einmal, antroortete bieäftutter: „Vater 
reift." Sie gaben fidh bamit 3ufrieben, forfd)ten 
nicht toeiter, um fo mehr bie SHutter ihnen gefagt 
hatte, einmal toürbe er tommen. „VSann?“ fragten 
fie fehnfüd)tig — aber barauf rourbe ihnen teine 
Hntroort. 

Stets tourbe bes Vaters Stube inftanb gehalten, 
bah er jeben Hugenblid hätte eintreten tönnen; 
bie fd)önften Vlurnen befanben fid) auf bem Oifdh 
in ber 3 i r o i ^ennitte, unb 3toifd)en ben Vlurnen, 
bie altarartig aufgebaut toaren, lauter Vilber oom 
Vater, ©s toaren bie fd)önen Vorträte eines fd)malen, 
melandholifchen ©efid)tes mit Hugen, toie fie bas 
jüngfte Kinbdjen hatte. Oarum liebte bie Htutter 
biefes mehr als bie anbern, obtoohl fie es teines* 
toegs 3eigen toollte, nur manchmal fal) utan fie bas 
Kinb mit einer 3 ärtlidhteit an fid) fdjliehen, bie 
beinahe Hngft ausbrüdte. Oabei oerfielen bie 3 üge 
ber SHutter, bah fie fummerooller ausfah als bie 
ärmfte, brefthaftefte Oorfbettlerin. Ood) gleich 
3eigte fie ben 3 h*en toieber ihr ruhiges, lädjelnbes 
Hntlih unb umgab fie mit einem fd)ühenben SBall 
oon S^ohfinn unb ^eiterteit, bamit teine Sorge 3U 
ihnen bränge. 

Hn einem S'mhlingsabenb fahen bie Kinber im 
2Bohn3immer um ben nmben Oifd); bie SHutter 
fah bie fran3öfifchen Hufgaben ber ©roheren burd), 






















1240 


ttBer £artb unb 9fteer 


1911. ttr.48 


bettn fie trieb mit iljrtert Klaotet unb frembe 
Sprachen, menn fie oon ber gelbarbeit heimfam. 
Oft mar fie tobmübe, ihr zarter Körper fchmerzte 
in jehern ©lieb unb ©elent, aber biefe grau befafe 
eine ungernähnliche Seelentraft, bie it)r alle Opfer 
als felbftoerftänblidh er)c£)einen liefe. 

„Mon pere a vendu ses deux cheveux,“ ftanb 
in ber 2 h'ete bes gröfeten Stäbchens. Oie Stutter 
lachte hellauf. „Chevaux foll es beifeen!" torri* 
gierte fie, unb in biefern 3 lugenblid brachte bie 
Stagb bie eingelaufene Soft. 

„©in ^ 3 atet?" fragte bie Stutter erftaunt. 

„Unb für mich!“ jubelte bas gröfete Stäbchen, 
bas neugierig bie 31 breffe entziffert hatte, „zu 
meinem morgigen ©eburtstag, unb fidler oom 
Sater!" Oas Kinb toar ganz tot bör ©lüd, öffnete 
jebodb bas $afet nicht, benn bas füllte erft am 
geftmorgen gefdhehen. 'über als es zu Sufee ging, 
nahm es zärtlich bas Sätet in fein Seit mit. 

Oie Stutter fanb feinen Schlaf in jener Sacht. 
2 Bie oft batte fie fd)on bie fromme Komöbie auf= 
geführt, ben gljren ben Oifd) in bes Saters Stauten 
ZU fd)müden, unb jefet bad)te er felbft baran, benn 
es roar feine Schrift... 3 lm anbern Storgen, als 
bie breizebn Siebter im ©eburtstagsfneben brannten, 
mürbe bas ^ßafet geöffnet, ©s enthielt eine foft= 
bare Suppe. Oas Stäbchen trieb fchon lange nicht 
mehr Suppenfpiel, trofebem blieb bie ©abe ein 
©reignis für oiele SBochen. ©s lag fein Stief in ber 
Sd)ad)tel, hoch bie Suppe batte ben Sater gefehen, 
feine £)änbe hatten fie berührt — in fefeeuer 3 ln= 
bacht mürbe bas Spielzeug im ganzen $aus be= 
munbert, niemanb oon ben Kinbern traute [ich es 
anzugreifen ober gar bamit zu fpielen, enblich tat 
man bte Suppe mitten auf ben Oifcfe in Saters 
Stube zmifdhen Slumen unb Silber. 

Sun oergingen einige Stonate, es mar bereits 
Sommer, ba erhielt bie Stutter mehrmals hinter* 
einander Sriefe aus ber Schmeiz, unb einmal, als 
mieber ein folcher eintraf, ftürzten ber Stutter bie 
Ordnen aus ben Singen, fie zog bie Kinber eng an 
ficb heran, bafe fie alle zufammen nur ein Körper 
maren, unb fagte: „gefet fommt ber Sater." 

Oie Kinber fafeten biefe Sadhridht als ganz felbft* 
oerftänblid) auf, man batte fie immer gelehrt, auf 
bes Saters ^eimfebr zu bauen. Sater reifte eben 
nur, unb einmal mirb er zurüdfommen. Oas mar 
für fie ganz flar unb ganz ficber. Hnb er mar in 
ihrer Shantafie, ihrem Stolz, ihter Oanfbarfeit 
unb 3 ärtlid)feit fo fehr unter ihnen, bafe er es 
faum hätte mehr fönneu. Ourdj ber Stutter Se* 
mühen, ben Kinbern bas Slnbenfen ihres Saters 
Zu erhalten, mar ber Sater eigentlich nie aus ihrer 
Stitte fern gemefen. So tonnte er jefet audh nicht 
erft zurüdfommen. ©r mar immer fchon ba. Oie 
lefeten Oage oor bem angegebenen Oermin ber 
Slnfunft erfüllte bann bod) eine gefteigerte Span¬ 
nung bas i^aus. Oie Kinber tonnten meber zur 
Suhe noch zu irgenbeiner SefdEjäftigmtg angehalten 
merben. 31 m liebften fafeen fie am Kartoffelader, 
mo man bie Sahn oorüberfahren fehen fonnte, 
unb riefen ben 3 ügen ein Singfang entgegen, 
bas in lauten gezogenen Oönen bas SBort „Sater" 
enthielt. So überftrömenb quoll ber gubel aus 
ben jungen, zärtlichen Kerzen. 

Unb enblid) mürbe bas Sferbcfeen an ben 
SBagen gefpannt, ber fonft bie ©emüfeförbe führte, 
unb man rollte zur Station. Oer ©räfin Slntlife mar 
toeife mie ihr Kleib, mitten unter ihren Kinbern fah fie 
plöfelidh jung unb hilflos aus; bie beiben Sllteften 
maren ihr über ben Kopf gemachfen mie mutmillige 


Springmellen, bie über ben Steeresfpiegel hüpfen. 
— Sinn nahte ber 3 ug. 3 mei frembe Herren ent* 
fliegen ihm. guerft ber eine> ber grofe unb ftarf 
mar, berbe ©lieber hatte unb ftarre, ftedjenbe, böfe 
Singen, beinahe einem Serrüdten glich er. Slber 
bas mar nur ber Oiener. Oer anbre mar mie auf bem 
Silb, fah man ihn länger an. Überaus fein, blafe 
unb zart, unb |jänbe hatte er fo lieb unb munber* 
fchon mie ber liebe ©ott, bachten bie Ktnber. Sie 
fd)arten fi<h um ihn; als er jebes füfete, brüdten 
fie bie Slugen zu,- hörten bes Saters irjerz pochen 
unb fühlten ihren Sater. 

Oer Sater mar fehr ruhig, nur ber Oiener 
machte oiel £ärm, befahl, mie ber Sater fahren 
rnüffe, mo er zu fifeen hätte, unb immer gehorchte 
ber Sater. Oann fuhr ber Sater nach Saufe, aber 
meil ber Oiener mit im Sßagen fifeen mollte, 
fnufeten alle 5 tinber zu gufe hinterhergehen. Sluch 
in ber golge traf ber Oiener alle Slnorbnungen im 
Saufe, bie Siutter hatte gar nichts mehr zu fagen. 
©r fchÜef mit bem Sater in beffen Stube, unb nie 
maren bie ©Itern allein, bie itinber maren zmifdhen 
ihnen, ober ber Oiener mar ba. Hnb ber Sater 
toar ganz fo, mie fie fidh ihn oorgeftellt hatten, fo 
gut unb freunbüefe, unb oiel oornehmer als fie alle; 
er trug auch gemählte Kleibung, oiele Schrnud* 
fachen, bie bie itinber bemunberten, ba fie Singe, 
betten unb Stabein mit blifeenbert Steinen noch 
nie gefehen. Sie betafteten bie hübfdhen Oinge, 
ftedten bie Köpfe zufammen, ba lächelte ber Sater 
unb fdjentte ihnen alles. Slber ber Oiener nahm 
es ihnen meg, unb am anbern Oag trug ber Sater 
bie ©egenftänbe, ohne meiter barüber zu *eben. 

©s maren bereits einige SBod)en oergangen, 
ba fuhr ber Oiener nach ber Stabt, um ein Siebi= 
tament bereiten zu laffen. Slm felben Slacfemittag 
ftieg über griebed ein ©emitter auf. ginfter mürbe 
es am hellen Oag, babei träufelten fidh out ©e= 
mitterhimmel meifee, bampfenbe Schmähen über 
ben buntein Süttergrunb unb fahen bebrohlich aus, 
Oie £uft mar brennenb unb troden. Slngftlid) 
flatterten bie Oauben. Oie Sühuer budten fich 
unter ihrem Serfd)Iag, ber Saushunb mar auf bas 
Oad) feiner Sütte getrochen, fo bafe ihn bie turze 
Kette mürgte, unb zitterte an allen ©liebem, 
^piöfelid) praffelte ein Sagelfdhauer nieber. Silberne 
Schnüre, mie Saiten eines gnftrumentes, fpannten 
fidh oom Siutmel zur ©rbe, oibrierten, unb es gab 
einen feltfamen, faufenben Klang. Oie Kinber 
maren ins $aus geflohen, aber ber Sater blieb 
mitten im £jof zurüd unb hob bie Slrme nach bent 
Fimmel. „Sater, tomm bodh!“ riefen bie Kinber, 
liefen bann baoon unb oerbargen fidh im §aus, 
mo es am buntelften mar. Slofe bas ältefte Siäb= 
dhen blieb an ber Sdhmelle unb gemährte, bafe 
bes Saters Slntlife fid) mehr unb mehr oeränberte 
unb oerzerrte; babei trümmte fidh fein Körper in 
grotesten Sprüngen unter ber 2 Bud£)t ber £>agel* 
fdjlofeen, bie ihn fchnterzhaft trafen. „So fdhlagt 
bodh nicht! SBer fdhlägt mich benn?" rief ber Sater 
tläglict) unb tanzte mitten im §of. ©nblidE) ging 
fein SBimmern in ein langgezogenes beulen über. 

gm felben Slugenblid mürbe bas Kinb oon ber 
SJiutter ins |jaus gezogen unb bie Oür hiuter ihm 
oerfperrt, bie Siutter eilte hinaus zum Sater. 
Oas Kinb tonnte nichts mehr fehen, bodh eine 
gräfelidhe üngft erfüllte es, fo lief es in eines ber 
3 immer unb fah alles burch bas genfter. 

Unten im £>of rang bie Siutter mit bem Sater, 
unb er rief immer noch: „So fdhlagt hoch nicht! 
SSer fdhlägt mich benn!" Seine fdhönen meifeen 


$änbe, bie bie Kinber fo oft Iiebtoft unb getüfet 
hatten, mürgten bie Slutter. 

Oa fprang bas Stäbchen aus bem genfter unb 
taumelte auf bie Stutter zu. 

Oie zarte, tleine Slutter mar bärenftart; ihr 
Körper bäumte fidh, fdmeltte mie eine geber, fo 
fdhob fie ben Stann oor fidh h^ unb brängte ihn 
in einen Schuppen, beffen Oorflügel fie oerriegelte. 
Slit ber 2 Bud)t ihres geftrafften Körpers lehnte 
fie bagegen unb fdhlofe bie klugen. 911 s fie fie öffnete, 
fah fie bas Kinb oor fidh flehen. 

„ 2 Bo tommft bu her?" 

Oas Kinb fdhmieg. 

Oa [agte bie Stutter unb zmang fidh zu lädheln: 
„Sater ift tomifd), mir haben gefpielt, Sater unb ich-" 

Sei biefen SBorten begriff bas Kinb, bafe bas 
©räfeliche, bas oorging, fchon früher oorgegangen 
fein mod)te, unb bie Stutter alles aufgeboten 
hatte, um es ben Kinbern zu oerbergen. Oie 
©röfee feiner Stutter ftanb mie eine munberbare 
Sifion oor feiner miffenben Seele, hiugertffen 
marf es fid) in ihre kirnte unb meinte hellauf. 

„ 2 Bas? SSas ift?" forfdhte bie grau, bie bas 
mühfelige ©ebäube ihrer Slngft unb Sorfidjt 
nieberbredhen fah- Ratten bie Kinber oerftanben? 
Sollten bie brohenben Sorgen ihr junges £eben 
mit oerbüftern? Sie fpähte nad) ben genftern, 
teines ber anbern zeigte fidh; uur bie £lltefte lag 
in ihren Firmen unb meinte. Sollte fie ihr erzählen, 
mie alles getommen mar: mie bie ©Itern oor ber 
Serbinbung mit bem fdhönen, melandhölifchen 
Stann gemamt, mie fie nicht hatte hören mollen, 
meldh glüdfelige gahre fie miteinanber oerlebt, 
bis plöfelidh bas Hnglüd, bas fie fchon oergeffen, 
mirilid) hereinbradh! ©r, ber beinahe oolltommen 
bem ebeln Silbe glich, bas fie ihren Kinbern unb 
fidh felbft in Iiebenber ©rinnerung gezeichnet, be= 
gann plöfelid) in feltfam unfinniger SSeife ihr 
beiberfeitiges Sermögen zu oergeuben. Kurz 
nachher erlitt er ben erften Oobfuchtsanfall unb 
mufete in eine 51 nftalt abgeführt merben. £lls 
oöllig geheilt mar er entlaffen morben, morauf 
man fie ftets oertröftet hatte — nur oorfid)tshalber 
gab man ihm einen Sßärter aus ber ünftalt mit — 
unb nun mar bodh ber 91 üdfall eingetreten! 

Oer ioagel hatte nadhgelaffen, fahle Slifee 
leudhteten. 31 m Sdhuppentor trommelten bie 
gäufte bes Darren, ba hob bie g*au mutig bas 
baupt; nein, fie mollte es allein meitertragen, ihren 
Kinbern bie Kinblidhteit erhalten, mit ztttetnber 
Stimme fagte fie: „Oasift alles blofe zum Scherz^—" 

Unb mit ber gleichen entfdhloffenen Stimme, 
bie zitterte, entgegnete bas Kinb: „gdh habe nichts 
gefehen, ber §agel hat midh blinb gemacht!" 

31 m anbern borgen reiften ber Sater unb ber 
Oiener ab. Son nun an gab es ein feltfames Ser= 
ftedenfpiel zmifdhen ber äRutter unb ihrer Ülteften. 
Oenn bas Siäbdjen trug eine fefeeinbare 3 Ihnungs= 
tofigteit zur Schau, bie 3 ug um 3 ug ber fdheinbaren 
Sorglofigleit ber Siutter glid). Sur menn es fidh 
unbeobad)tet mähnte, fiel feine Kinblidhteit oon 
ihm mie ein abgetragenes Kleib, unb es gab fidh 
feinen grübelnben ©ebanten htu, bie um fo 
quälenber maren, als es fidh nicht offenbaren 
burfte. ga, zu jener 3 eit begannen fidh Siutter 
unb Oocfeter immer ähnlicher zu merben, fie hatten 
biefelbe mutige Stirn, basfelbe rührenbe £äd)eln. 
2 ßenn bie Heineren Kinber nach bem Sater fragten, 
rnarum er meggefahren fei unb nicht bei ihnen bliebe, 
bie Stutter blafe mürbe unb zögerte, ba fagte jefet 
ihre ältefte Oocfeter befdhmidhtigenb: „Sater reift.“ 






1911. 5Rt. 48 


Über £anb unb SOleer 


1241 





«Paul Gdjeund) gcj. 



Die Slomantif ber Släber 

Der Schübel ruft: „3<h bin Slmbaffabeur, 

3d) bin Saron, unb idj »ermittelte 
Den fyrieben 3 tmjd)en Dänemar! unb §o!lanb " 
Das büft ihm alles nichts. 3ljn überfdjrett 
Der erfte «Pfiff ber neuen (£ifenbal)n. 

'TNie SJtabame be SJtontefpan oertreibt fid) bie 
/iJ 3 eit, fedE)S SJtäufe an ein fleines SBägelchen 
oon filigran 3U Spannen unb läßt fid) oon ihnen 
in it)re fdjönen £änbe beiften.“ ©s ift 
bie SJtaintenon, bie foldje luftige fn- 
bisfreüon bes Vouboirs ausplaubert. 

Sie oerrät uns bamit mehr als bie 
3ufällige £aune einer galanten Dante; 
fie lüftet ben Schleier oon einer ber 
unfterblichen Set)nfüd)te besSJtenfd)en. 

Die fd)önfingrige SJtäufefreunbin ift 
nur ein Spmptom für unfer aller Ver- 
gnügen an einer Stomantif ber Staber. 

Das rollenbe Stab, biefe Ubertoinbung 
ber Sdjroerfraft, biefe Verleugnung 
ber Diftan^, ift eines ber SBunber, bas 
man als felbftoerftänblid) pinnimmt 
unb bas man bod) immer roieber als 
ein feltfames Spiel mit Vemufttfein 
geniest. SJtan empfinbet bas Stab 
als eine ^ßräbeftination gur Vetoegung, 
als bas oollfommenfte 2Berf3eug, ben 
Staum 3U befiegen; man glaubt, baft 
bas Stab, bas einig flüchtige, bie 3 ett 
einholen fönne. Slls ein Stab rollt 
jeben SJtorgen bie Sonne empor; 

Ireifenb unb rollenb empfanb nod) 
jebe SJtetaphpfif ben SIblauf bes 
fahres unb bes £ebens. Den Sitten 
ift bas Stab eine $ierogtt)phe bes 
Slbfoluten; bie ftinber treiben es 
als Steif in ber gebanlenlofen §aft 
eines inftinftreinen Spiels. Das Stab trägt uns 
burd) bie SBelt. 9 Ber fid) it)m oertraut, roirb 
frei oon ben engen Stubenoorftellungen unb ben 
ftarren ©rennen bes Seins; bas Stab läftt uns bas 
eroige SBerben unb bie Unenblid)feit erfüllen. 
Das Stab ift ber Stl)ptl)mus, ber nie abbred)enbe, 
ber ausgeglid)ene; mit bem Stab fann bas C 5 efüt)l 
alle Sfalen unb Temperaturen burd)laufen. Das 
Stab ift bie grofte Hexerei, bie uns aus Sölblingen 
3U Herren mad)t, bie uns in romantifdjer Trunfen- 
l)eit.mit bem Sturmtoinb roetteifern läfet. — — 
Sd)on SIriftophanes pries bas Vergnügen, bas 


fdjaften ber 5 \inbl)eit. SJtan fuhr mit ©lias im 
feurigen SBagen; man fuhr mit 3 ld)ill, brohenb, 
polternb, baft bie Speid)en fid) bogen. Unb bann 
tarn ber Tag bes großen ©lüdes, ba faß man l)od) 
oben auf einem ©rntetoagen unb hörte burd) bas 
Staufchen unb itniftern bes ftornes bas 5 treifd)en 
unb £iuietfd)en ber Staber, man füllte bas Sd)xoan= 
fen, bas glatte Dahinrollen, bas abenteuerliche Sin* 
3iehenunbbenTriumphbes3ur-Sd)euer=.ftommens. 
.Ober ein anbermal — unb bas blieb nid)t roeniger 
im ©ebädjtnis — mad)te man bie 
erfte Drofd)fenfat)rt. ©s toar Stacht, 
unb ber Stegen pfiff gegen bie Sd)ei- 
ben. SJtan fat) bes 5 tutfd)ers fliegen- 
ben SJtantel, bas gelbe fladern ber 
SBagenlaternen. SJtan fal) fdjroarge 
Vferbe feuerfchnaubenb burd) bie 
finftemis jagen. SJtan hörte aus bem 
©eraffel ber Staber ein feltfames 
Trommeln, bas Sd)reien ber f einbe; 
man hörte aber aud) ben Sieg ber 
Stäber, toie fie baoonfupren, roie fie 
Stettung brachten. Unb bann tarnen 
anbre 3 eiten, ba fangen bie Stäber 
oon taufenb SJtelandjolien unb fenti- 
mentalen Süftigfeiten. Die ^ßoft* 
tutfdjenromantit oerführte bas träume* 
rifd)e ^erj, baft es £enau las unb 
allerlei imaginäre Steifen burd) ben 
Vöhmertoalb unb burd) bie blül)enbfte 
ber Reiben machte: 

gerne, Ietfe hör' id) bort 
(Eines ^Joftborns 5tlänge, 

^lötjltcb roirb ntir's unt bas £er 3 
Stun nodj eins fo enge, 
fiuftig rollt ber SBagen fort 
Uber Stein unb Srüden; 

Stanb nid)t toer an feinem Sd)Iag 
9Jtit oenoeinten Vliden? 

Sie rollten ins Vlaue, immer gerabeaus, 
einerlei rool)in. SJtan roünfd)te, baft ihre SJtufit 
nimmer aufböre unb ber füllen 3u>edlofigteit ihres 
Steigens fein ©nbe toerbe. Sold)e fentimentale 
£uft an ber £prif ber Stäber blieb roirffam, bis 
bah eines Tages bie 3 lutomobilpfi)d)ofe fomplett 
tourbe. Von ba an betete man im Stabe ju bem 
gelben, ber ben Kilometer überroanb. SJtan 
operierte mit ungeheuerlichen 3 iffern für bie Um- 
brehungen, bie folch ein oon SJtotoren gehegtes 
Stab in ber SJtinute 3U oollßiehen habe; man fal) 
bas abenteuerüd) ausgeftattete Stab ben Staum 


ben ftinbern ein höl3emes 2Bägeld)en bereitet, 
©s bürfte feiner unter uns fein, ber als Sechs¬ 
jähriger nicht für fein fieben gern bie Senfaüonen 
bes &utfd)ers ausgefoftet hätte- 9 Vas hat man 
bod) alles in Vferbe oerooanbett, toas hat man 
alles rollenb geglaubt! ©in ftummes Vrett, auf 
oier Vauflötjdjen gelegt, 3auberte einem ben 
fd)nellften SJtärd)enroagen. Sßenn man aus einer 
3igarrenfifte unb oier 3^ttnrollen, bie man bem 
Stähfaften ber SJtutter ftahl, eine richtige Veroeg- 


5 taroffe in einem feftlichen 3 ug ßubroigs XIV. 

lid)feit 3ufammenl)ämmerte, mar man felig. frei¬ 
lich, man beneibete aud) bann nod) bie fungens, 
bie auf ben mit ftiften unb fäffern übertürmten, 
burd) bie Straften bonnernbeit Stollroagen hodten 
ober gar oorn auf bem Vod faften unb bem Sluf 
unb Slb ber fdhroeren ^ferbe 3ufehen fonnten. 
Das alles aber oerblid) oor ber bloften ©rtoartung, 
bie ©ifenbaftn 3U feften, bas bampfenbe unb 
3ifd)enbe Ungetüm, bas funfen ausioarf unb 
beffen Stäber fid) fo fchnell breftten, baft man fie 
als mächtige graue Scheibe empfanb. Die fllu- 
fionen bes Stabes bebeuteten bie roilbeften fieiben- 



§ollänbifd)er Vauerntoagen 


Statsherrmoagen unb Stollfarren (um 1750) 



















1242 


Übet Cartb urtb TOeer 


1911. 9lr. 48 



Von ^aris nad) St. ©loub (Sine gaftrt ins blaue £anb: immer gerabeaus 




oernid)ten. Der SBegriff ber (Entfernung fd)ien auf= 
gebraucht. Die Leiber, bie im SBirbel über bie 
Straften jagten, batten enbgültig bie prämoberne 
SBelt ber Veharrung in bie moberne ber C£nttoicf= 
lung oeränbert. Durch bie unerhörte 
Scbnelligteit ber gortbemegung lem= 
ten bie 9Renfd)en anbers |el)en; Jie 
mürben rüdfid)ts!ofer ;unb unenblidh 
elaftifdjer im itampf mit ben ©in* 
brüden. Sie mürben gegmungen, 
bas SBefentliche im fyluge 3u erhaben 
unb aus allem Vorüberfliegenben bas 
©emeinfame 3upadenb ljeraus3u= 
reiften. Die Stomantif ber Voftfutfd)e 
manbelte fid) in bas heroifdje Pathos 
bes Automobils unb in bie SRonu= 
mentalität bes D<3uges. ©ine 2Banb= 
lung, bie bas ^ßrin3ip bes Stabes, ben 
Vetrug an ber ©raoitation, als eine 
fpe3ififd)e ftulturfraft 3U nuften begann. 


Alle Kultur ift ^Befreiung bes $rin= 

3ipes uon feinen Hemmungen. Das 
Vrin3ip bes Stabes ift bies: mäftrenb 
eines SRinimums oon 3eit ein ÜRinimum 
ber ©rboberfläche als Dangente 3U bulben. 
©s fommt barauf an, biefe irbifdjen, bie 
Schmerfraft oerbeutlichenben unb übenben 
Dangenten möglid)ft rafd) med)feln3umad)en. 
Die ©efd)id)te bes Stabes unb bamit bie ©e= 
fd)ichte ber gahr3euge treift um bas Problem, 
bie Steibungsflädje 3mifd)en bem peripheren 
Steifen unb ber ben Drud bes ©efäljrtes 
aufnehmenben ©bene möglichft 3U oerringern. 
SBobei freilich 3U beachten ift, baft aud> foldjer 
©ntmidlung ©ren3en gefeftt finb. Sold) eine 
©ren3regulterung Ieiftet bas ^ßneumatif, bas 
ben raptben, bie Stabilität gefährbenben 
SBedjfel burd) eine gemiffe Verbreiterung 
ber Dangenten paralpfieren mill. Doch änbert 
fold)e Umbiegung bes Vrin3ipes nid)ts an ber 
Datfächlid)teit ber ©tappe oom Ochfenfarren 
3um Selbftfutfthierer im Vlumenforfo. Der 
SBagenbauer gröftte Sorge blieb bie ©nt= 
materialifierung ber Staber. Der SBagen füllte 
ein Spmbol für bie fieidhtigfeit ber SBegüber« 
minbung fein. Der SBagen ift ein beutlidhes 
Spiegelbilb bes 3eitlid)en ©mpfinbens für ben 
Drtsmechfel. 

* 

fiangfam mahlte ber alte Steifemagen ben 
Sanb; unter bem Drud ber fiabung äch3ten 
unb ftöhnten bie ^ßlanmagen, bie bas Äauf= 
mannsgut oon SStarft 3u SJtarft trugen. Der 
Fuhrmann tonnte getroft nebenhergehen, unb 
oft genug muftten bie itnedjte in bie Speidjen 


maren [chmere ©äule, bie in fernerem ©efdjirr 
unter einem gemaltigen, mit £eberfd)nüren unb 
tlirrenben SSteffingpIatten behangenen 5tumt 
gingen. Das blieb fo lange 3^it, blieb in oer* 
laffenen fianbesteüen bis auf ben 
heutigen Dag. Die gmhrleute halten 
feft an ber Väter ©emöhnung; fie 
oerachten bie Steuerungen, ©s ftedt 
etmas Ariftofratifdjes in biefen fnor* 
rigen Vurfdjen, bie ihre langfehnürigen 
^0eitfdE)en luftig burd) ben SJtorgen» 
minb fnallen. Aud) fpäter, als ber 
Vertehr 3unahm, lieft man bie SBagen 
gern fo, mie fie nun einmal liefen; 
man tonnte bie ^oftfutfdjen nicht fo 
rafd) mechfeln, mie bie SBeiber es mit 
ihren ? Kleibern taten. So tommt es 
mohl, baft 3u 3eiten, bie fonft f<hon 
gan3 manierlich finb, bas gdhrseug 
ausfd)aut mie etma bie „Schmalbe“, 
mit ber SRabame Vooarp aus Doftes 
nad) SJonoille £'Abbape gefahren tarn: 
„©s mar ein plumper, gelbladierter 
haften auf 3mei mäd)tigen, manns= 
hohen Stöbern, bie ben 'ißaffagieren 
bie Ausfid)t oerfperrten unb ihnen ben itot 
auf ©efid)t unb Kleiber fpriftten. Die tleinen 
Scheiben ber SBagenfenfter flirrten in ihren 
©infafJungen, folange bas ©efährt in Ve= 
megung mar, unb 3eigten ba unb bort 5tot- 
flede auf ber biden alten Staubfd)id)t, bie 
fie über3og unb ber felbft ber tlatfd)enbe Stegen 
nichts mehr anhaben tonnte.“ 

Allerbings 3ur gleichen 3^rt unb fd)on 
früher gab es $uf)rmerfe, bie allen ©lan3 einer 
höfifdjen Kultur auf3umeifen hatten. Die 
Staatsfaroffen bes Varod unb bie ber fran= 
3öfifdhen £ubmige maren rollenbe Schaft* 
häufer. Sie maren bis 3u einem äufterften 
©rab ber 3erbred)lid)teit oon allem fiaften* 
ben befreit. Sie glitzerten in ©olb. Auf 
bem gefd)toeiften Dach, bas über gemölbten 
SBanbungen fchmebte, fcftaufelten Strauften* 
febern. ©ine gülle bes töftlichften Scftnift* 
merfes loderte bie Stabilität in eine gleiftenbe 
SBoIfe; Vlumengirlanben bufteten, Jütten 
tletterten auf unb nieber. Die ^ßferbe gingen 
als ftol3e Stoffe 3U achten unb 3U 3mölfen, 
umhüllt oon foftbaren Schabraden; bie ftut* 
fd)er unb Diener mehrten ben $arbenglan3 
unb ben metallifd)en Steid)tum fold)er Driumph* 
3üge. Der leudjtenbe, bliftenbe Speere fdhüt= 
telnbe Sonnenmagen raufd)te burd) bie Stra* 
ften oon ^ßaris, unb alles Volt umjubelte bie 
Stäber, bie aus £id)t unb Diamanten ge= 
fponnen fdhienen. Vis bann eines Dages ein 
höftjerner £eitermagen, ber 3toeiräberige Sarg, 
über bas ^Pflafter polterte, um fiouis ©apet 
aus bem Demple 3u holen. Die Staatstaroffen 


jreifen. Sold) eine 5al)rt oon Verberge 3u 
Verberge, burch bie ©infamfeit mnfidjerer §enri Daumier: ^arifer ^iacre 


Straften gehörte 3U ben Abenteuern unb ben 
©reigniffen bes bamaligen £ebens. Oft maren 
bie SBege grunblos, oft hört gefroren; bie Stäber 
brachen, bie Vferbe oerloren bie ©ifen. ©s 


Abenteuerlid)e ^ohrt (nad) ber Steoolution) 



Stalienifche Staatsfaroffen aus bem Anfang bes neun3ehnten ^ahrhunberts 
















Über £anb oon ©erlin nacfe ©otsbam ( 1830 )' 


©ug. £ami: ©tailcoadfe 


rourben oerbrannt; bie ©epublit fcfeuf 
fid) halb 3um Symbol imb f)alb 3ur 
Karitatur etrt anbres ©efäfert: eine 
groteste, fealsbrecfeerifdfee ©torb» 
mafcfeine, bei beren ©efteigen bie 
Damen 3U Sansculotten rourben unb 
bie blutigen Kaoaliere oft genug il)re 
Scferedensfeüte oerloren. Docfe toar 
folcfee ©urlesfe nur ein Anfang. ©s 
fam jefet bie 3ett, ba bas ©ürgertum 
bie ©tobe ber ©Sagen beftimmte, es 
tarnen bie prattifdfeen unb monbänen 
Dppen, bie 3umeift aus ©nglanb irnpor» 
tiert rourben. Cabriolet, Dilburp, 


©Seldfe eine probuttioe £eiftung, 
toeldfe eine ©ntlabung an Energien 
liefe aus ben fünf3efen Drofcfefen, bie 
g-riebrid) ©Silfeelm I. 1739 ber Stabt 
©erlin erlaubte, bas feeutige ©efe ber 
clettrifcfeen Strafeenbafen toerbenj.toie» 
oiel geiftiger Arbeit beburfte es, um 
aus bem Dampftoagen, ber 1833 'oon 
£onbon nacfe ©irntingfeam fufer, ~ben 
Automobüparf einer mobernen 2Belt= 
ftabt toerben 3u laffen; meiner ©Seg 
oon jener flapprigen erften ©ifenbafen 
3toifcfeen ©tancfeefter unb £ioerpool 
unb bem eifemen £>eer, bas feeute 
~ ' ' Unb in all biefen 


MH bie ©rbe eroberte! 

©ntroidlungen unb Kämpfen, bei all 
~ 1 biefen Siegen roaren bas ©ab unb 
beffen ©Sanblungen, beffen ©efreiung 
oon ©rbenfd)toere, beffen ©eflügelmtg 
bas notroenbige unb entfcfeeibenbe ©tebium. Das 
©ab lodte ben ©oftillon, ein romantifdfe £ieb 
3U blafen; unb feeute gibt es eine ©omantit bes 
Kursbucfees, nacfe ber un3äfelige ftäfelerne ©äber 
ben ©aum oerneinen unb bie 3eit befiegen. 

©s oerlofent fid), einmal barüber nad)3ubenten, 
roas bas eigentlich bebeutet, mit 100 Kilometer 
©efcferoinbigteit ober aucf) nur mit beren 80 in 
ber Stunbe über bie Schienen 3u rollen. 
100 Kilometer bie Stunbe, bas feeifet 1,6 Kilo* 
tneter bie ©tinute ober 26 ©teter bie Setunbe. 
3 dj nefeme meine Ufer feeraus unb beobacfete ben 
tleinen, flinfen 3 eiger; roäferenb er oon Stricfe» 
lein 3u Strid)lein fpringt, bin id) um 26 ©teter, 
fünfmal um bie £änge meines 3ünmers, uor» 
roärts geflogen. ©So gab es in ben ©tptfeologien 
ber oerroegenften ©ölterbie ©orftellung einer äfen» 
lid)en Scfenelligfeit! Die ©äber rollen. Sie ge» 
feorcfeen bem ©Sillen eines 

-Cannes, ben idfe nie 

tennen lernen toerbe. Der 
ftumme ©ertrag 3toifcfeen 
.. r , * . bem Kotomotiofüferer unb 
K öeit 3afergäften oerlangt 
eine Dreue, oiel gröfeer unb 
ööt; roaferer, als fie je burcfe eine 

__ £>etatombe oon ©ittern unb 

Sängern geleiftet tourbe. 

Robert ©reuer 


©ug. Kami: ©nglifcfee ©oft aus ber ©iebermeier3eit 


feäufiger; ftatt fürftlicfeer Scfeau3üge pflegt man feat fid) füfelen gelernt. Die ©äber, bie oor 

bes Sportes, ©tan fäfert feinen ©eicfetum unb ben Käufern ber Kaufleute fealten unb ifere 

fein Selbftbeomfetfein auf ben Aoenuen fpa3ieren; flinten Spuren in bie ©feauffeen graben, finb 

man fäfert 3 u feinem ©ergnügen über £anb. Diefe eine Demonftration ber neuen, bie © 3 elt ge» 

©ntroicflung ooltyefet fid) auf bem gan3en Konti» toinnenben ©efinnung. (Es bauert nicfet lange, 

nent; in ©erlin nid)t roeniger als in ©aris be» unb ber ©rofetaufmann fäfert oierfpännig eine 

ginnt ber ©ürger in bem felbftgeleiteten ©ab, in Attelage ä la Daumont. 

ber oon ber Dprannei befreiten ©eroeglkfeteit, einen 3nbeffen, bie ©tiffion ber ©äber follte ficfe in 
Deil ber neuen ©Seltanfcfeauung 3u acfeten. An nocfe entfcfeeibenberer ©Seife erfüllen. Die Demo» 

ber Kalefcfee redt fid) bie Autonomie berer, bie tratifierung bes ©ertefers fanb iferen eigentlicfeen 

aus eignem ©elb auf ben toeicfeen Kiffen fifeen: Ausbrud erft in bem ©Siener Stellroagen, bem 

s ~ A ©erliner Dorroagen, bem Kremfer, bem ftiater 

2ßa5 Sendt?^ n9C b0< ^ Q ^ rt * ^ nb Ct 6anölst blc unb ben Drofcfeten. ©un erft, ober nod) einige 
Sefer gut nimmt bas Kütfcfecfeen ftdfe aus, bas neue, be= .jofersefentefpäter, als bie ©ferbebafen tarn, 
quemltcfe mar i>te ©omanttt ber ©aber 3ur ©rfullung 

Säfeen niere barin unb auf bem ©ode ber Kutfcfeer. Ö^tommen. ©un erft 03 ar bas, toas einft ©ben» 

teuer unb fefenfücfetiger Draum, ettoas Selbft» 
©Sie einft ber golbene Krönungsroagen, jeben oerftänblidfees. 

Stofe 3U meiben, 3toifdfeen 
ben ©äbern feing, fo roiegt 
jefet ber £anbauer auf ge» 
bogenen Gebern, ©ur bafe 
bie ben ©lan3 oer» 

loren unb nid)t mefer pur» 
purn jubilieren, oielmefer 
ben ©fearatter ber Scfeufe» 
färbuttg gegen ben Staub 
unb gegen bas Auffällige 
annefemen. Der ©ürger 


Die erfte englifcfee ©ifenbafen ( 1835 ) 


©ug. £ami: ©ferberoedfefel 


Der Dampftoagen oon £onbon nacfe ©irmingfeam ( 1833 ) 










Aeinbolb Aegas t 

ABir fel)en heute ben Aenaiffancismus, ber ficf) 
im lebten drittel bes neun3ef)nten gahrtjunberts 
austobte, mit böfen klugen an. Unb es ift uns 
faft eine greube, bah es ein [o I)äfelid)es ABort ift, 
bas biefe Aemegung be3eid)net; eine Aemegung, 
bie überall bie gute Xrabitton gerftörte unb alle 
Äunft in ein Aiefenformat unb eine Uppigteit 
3errte, ber meber bie AAittel ber Auftraggeber noch 
bie ^Begabungen ber Äünftler gemad)fen roaren. 
So bah am ©nbe alles in einen unleiblich leeren, 
finnlofen unb falfdjen ^runt auslief. ©s mar 
grohe Arbeit, oon biefer Art 3U einer oerftänbigen, 
ed)ten unb einfad)en 3urüd3ufinben. Unb in ber 
3eit bes Kampfes hatte man meber AAuhe nod) 
Buft, feine Unterfd)iebe 3u madjen, 3u unterfudjen, 
meld)e Äünftler ihr Xemperament fortrifj unb meld)e 
nur fo mitmad)ten, ober mo bei bem ein3elnen bie 
©ren3e mar 3toifd)en impulfioem Schaffen unb ge= 
miffenlofer 3eitbienerei. 

©rft feit tur3em t)at man, ba nun ber falfdje 
ABeg enbgültig oerlaffen 3u fein fd)eint, bie Aul)e 
unb ben Sinn basu, and) biefe ©poche unb ihre 
AAeifter unb il)re ABerte objettio 3u meffen, and) 
t)ier nad) bem ABert unb nid)t nur nad) ber Aicf)tung 
3U fragen. Unb fd)on betommen Aarnen, bie 
fal)r3el)ntelang nur in ©egnerfd)aft genannt 
mürben, einen anbern Älang. ABobei es freilid) 
d)aratteriftifd) ift, baff bie neue Schätzung fid) nicht 
an bie ABerte [erliefet, bie ben großen „Aul)m" 
biefer Zünftler gemacht haben, fonbern an bie 
tleineren, früheren, t>alb oerfchollenen. 

gn foId)en ABerten, in Silbern etma oon 
AAatart, in Statuen oon Aegas, bemunbert man 
nid)t nur bie tünftlerifdjen Qualitäten ber Arbeit, 
fonbern nod) etmas anbres, etmas, bas bei allem 
unleugbaren gortfdjritt bes ABiffens um Äunft, 
bes ©rnftnehmens ber Äunft oerloren gegangen 
ift: eine fd)önf)eitsfrol)e Sinnlid)feit, eine frei 
fd)öpferifd)e ^ßljantafie, einen unbetümmerten 
Sdjmung. ij 3 erfönlid)teit: bas fd)mere, etmas 
tünftlid) gebilbete ABort pafct nid)t gan3, bas ftel)t 
unfern 3eitgenoffen beffer. Äerle, Äerle, bei 
benert Äunft unb Beben in einem Xraum unb 
Aaufd) 3ufammenfloffen, benen bas „gute AAobell" 
tein Atelierrequifit, fonbern bas fd)öne ABeib ein 
©rlebnis mar. Aegas, ber fpäter bie üblen unb 


Reinhold Begas: Susanne im Bade 


flüchtigen Dentmäler bes neuen Aerlin fd)uf, mar 
in feinen frühen AAannesjahren ein foldjes Xem= 
perament. Unb biefer junge Aegas mirb als einer 
ber erften Ailbl)auer bes neun3et)nten gahrt)un= 
berts in ber ©efd)id)te ber Äunft fortleben. 

Der Sproh einer rt)einifd)en Äünftlerfamilie, 
in ber ftrengen Schule Aaud)fd)er Steinbild 
hauerei er3ogen, in bem Aerlin bes ernft mahr* 
haftigen AAen3el ermachfen, in Aom oon 
greunben mie Aödlin ins Ahantaftifd)e mit» 
geriffen: bas ift in oier Sähen bie ©efd)id)te 
unb bie ©rtlärung feiner Äunft. 3eiQt> bah 
er ben Älaffoismus 3erftören muhte, unb 
marum er fid) an bie 3ugleid) realiftifd)ere 
unb bemegtere iJMaftit bes Aarod, bes Aarod 
ber fpäten Antite unb ber fpäten Aenaiffance 
anfd)loh- Aegas mar nid)t einfeitig, aber man 
tann bod) fagen, bah er am ftärtften unb am 
meiften er felbft ift, menn er bie Schönheit 
bes grauenleibes preift. AAan t)at it)n „unfern 
ARidjelangelo“ genannt, masgan3 gemihfalfd) 
ift; er l)at aud), abgefel)en oon ber ©rohe 
biefes £jeros, bie überhaupt jeben Aergleid) 
ausfd)lieht, nid)t einen 3ug mit il)m gemein. 
ABenn man einen Aarnen 3ur Orientierung 
gebrauchen mill, fo fann es nur ber bes 
Aubens fein, an ben bie AAifd)ung tempera» 
mentooller Sinnlid)teit unb nobler tünftleri» 
fd)er Haltung erinnert. Aur: er mar tein 
g-Iäme; fo ift fein Sd)önt)eitsibeal ein anbres 
gemorben. Seine ©öttinnen unb Apmphen 
finb gra3il bei aller Uppigteit, fie t)aben feine 
©lieber unb fd)öne Aemegungen; eher etmas 
Aomanifd)es, trobbent man fie bod) mieber 
nicht 3U ben ©efd)öpfen eines romanifchen 
Zünftlers als Sd)meftern ftellen tonnte, aud) 
nicht eines 3eitgenöffifd)en. Sie finb gan3 
unb gar Aegas unb mad)en ihren Schöpfer 
3u bem ©inielfall, ben jeber ftarte Zünftler 
bebeutet. 3d) Tagte fd)on, bab eines ber ent= 
fcheibenben Alomente in ber ©ntmidlung bes 
AAeifters bie Berührung mit Södlin mar. Aber 
man muh, um biefen Sab recht 3U oerftehen, 
baran beuten, bah tünftlerifche©harattere einen ©in* 
fluh nur auf fid) mirten laffen, mo fie innere 33 er= 
manbtfdjaft fpüren. ©s ift eben fd)on be3cid)nenb, 
bah 23 egas, ber als junger A$ilbl)auer nad) Aom 
tarn, ficf) nid)t 30 feinen 3unftgenoffen hielt, fonbern 
3 U ben AAalern, bie ber §ertömmlid)teit gegenüber 
fid) frei an bie grohe alte Srabition hielten: geuer= 
bad), A 3 ödlin, Benbad). ABas ihm Södlin gab, 
mar ber Stofftreis, bie Belebung antiter AApthen 
aus bem eignen ©efühl heraus. 
A 3 an,berbietnofpenjunge s Ufi)d)e 
tröffet ober ein Apmphdjeu lehrt, 
bie $löte blafen, ber3entaur, ber 
einer Apmphe galant auf feinen 
Aüden hilft, Aenus, bie ficf) 

| fpiegelt ober ben Amor ftraft, 
§ermes, ber bie ^fpdhe in ben 
Olpmp trägt, Sufanue, bie im 
A 3 abe tauert: bas mürben feine 
AAotioe. 3 n ber gorm blieb er 
gan3 frei, finb hoch aud) A 3 öd- 
lins ©eftalten biefer Art faft 
immer nur Staffage geblieben 
unb niemals auf Schönheit ber 
Binie gebad)t. 

A 3 egas blieb 3uerft nod) ber 
ftrengeren grorm ^er tlaffißifti^ 
fdjen Schule treu, ©rft allmäh* 
iid) brad) fein Xemperament 
burch, mürbe er freier, üppiger 
unb realiftifcher. X)ie plaftifd)e 
Sd)ulung burdh Aaud) mar fein 
©lüd. ©r oerbantte ihr nid)t 
nur bie ©efchmeibigteit ber §anb, 
fonbern auch bas ©efühl für bas 
AAaterial, bas feine Aeroe in ben 
rechten ©ren3en hielt, ilm, nid)t 
für immer, aber bod) für lange, 
baoor bemahrte, auf untünft* 
Ierifd)e Aßeife ben Stein 3U oer= 
gemaltigen, il)n 3m „^Ilufion 
bes gleifdhes“ 3U missbrauchen. 

Aeben ihrer Sd)önheit ift bie 
Art ber Arbeit bie grohe Qualität 
feiner frühen ABerte. Sie ift 
niemals ängftlid) unb troden, 
aber hoch in jebem Augenblid 
beljerrfd)t unb ficher. Aie artet 
bie ftmheit, mit ber er aus bem 
oollen fd)öpft, in Oberfläßlich 3 


teit aus. ©ine Sfigur, mie 3um Aeifpiel bie Sufanne, 
gehört baburd) 3U ben beften plaftifdjen ABerfen, 
unb aud) Ailbhauer, bie gan3 anbre ABege gehen, 
merben fie auf bas I)öd)fte bemunbern. 

Der Baie glaubt gern, bah es auf biefe ©igen= 
fd)aft, bie 3U erfennen ihm fchmerfällt, nid)t fo 
[ehr antomnte. ©r ift im 3 n:tum. Das 5 tunftmert 
ift eine ©inheit, unb bie ©igenfdjaften, bie er liebt, 


Reinhold Begas: Bismarckbüste in der Königlichen 
Nationalgalerie zu Berlin 

hängen mit biefer, um bie er fid) nicht tümmert, 
eng 3ufammen. Der freie Sd)mung ber Binie, bie 
©rhebung feiner ©efd)öpfe über ihre AAobelle, 
gerabe bas, mas biefen Aßerlen ihren Duft gibt, 
finb nur burch eine fold)e Arbeit 3U erreichen. 
Ober anbers gefagt: nur ber grohe Steinmeh 
tann ben ©infall bes groben Zünftlers oertörpern, 
unb beibe müffen biefelbe ‘ijßerfon fein. 

A 3 e gas in A 3 erlin mar ein menig anbers als 
A 3 egas in Aom. Äontret ausgebrüdt, mürbe bie 
gormel lauten: in Aom übermog bas A 3 ödlinfd)e, 
in A 3 erlin bas AAen3elfd)e. Dotument bafür ift 
3unächft bas Sd)illerbentmal, in bem eine gan3 
anbre Art oon Aealismus 3utage tritt als in ben 
nn)tl)ifd)en ©ruppen berfelben 3 ett. Aud) in ben 
3 bealfiguren am Sodel ift hier jeber 3 ug, jebe 
3'alte bem AAobell nadjgebilbet. AAan tann fid) 
mol)l oorftellen, mie bie AAenfd)en oon bamals 
oor biefer Xlnerbittlid)teit erfdhraten. Sie fühlten, 
bah hld ber entfeheibenbe S^lag gegen bas tlaffi* 
3iftifd)e ©pigonentum geführt mürbe. Unb aus bem= 
felben ©runbe frohlodten bie ^reunbe. Aiemanb 
ahnte, bah biefes ABert oerein3eIt bleiben mürbe. 
Unb fo notmenbig bas ABert mar, fjjdeube mad)t 
es uns nicht mehr, ©s ift tein grober plaftifcher 
3ug barin. 

Die ABerte, bie ben berliner A 3 egas für uns oer= 
treten, finb feine Porträte: bie Aüfte bes dürften 
Aismard, bie erfte aus ben adliger fahren, bie 
fabelhafte §albfigur AAen3els, bie Äöpfe ber Äaiferin 
griebrid), ber luftigen grau toopfen. Sie h^^n 
ihre Äraft behalten unb merben fie nod) meniger 
oerlieren als feine römifdjen ©öttergeftalten. 

Dann hat Aegas ben |>alt oerloren. Aielleid)t 
lag es in feiner ©ntmidlung, bah öie Hemmungen 
feines Xemperamentes, bie eine ftrenge ©r3iehung 
unb ber Aertehr mit hod)ftrebenben Äünftlern ge= 
fdjaffen hatten, fdhmä^er unb allmählich unmirt= 
fam mürben. Sid)er ift aber, bah &er neue Äurs 
mit feinem Drängen auf ftarte ©ffette, auf prunt= 
oolle Häufungen, auf fd)nelle Arbeit biefe ©ntmid= 
lungminbeftensbefchleunigthat. ©s fehlte bie Aul)e 
ber Durcharbeitung unb erft red)t ber Ausführung. 

Der alte Aegas muhte betämpft merben mit 
aller Schärfe, fein©influh brotjte alles plaftifdje ©e= 
miffen 3U 3erftören. Das hinbert nid)t, bah man bie 
ABerte bes jungen Aegas liebt, ©r bleibt als AAenfd) 
unb als Äünftler, als abüg fchöne ©rfd)einung unb 
als fchöpferifche Äraft mit bas Aefte, mas mir in 
biefen 3 e iten erleben burften. grih Stahl 




















gennp non ©uftebt 

( 3 u ißrem ßunbertjäßrigen ©eburtstag, 7 . Sept.) 

flpine Xocßter 5 tönig gerömes unb tjierburd) eine 
9 Zicf)te bes großen Napoleon, eine ber ©er* 
trautesten im ©oetßefcßen Greife, jüngere greun* 
bin Ottilies, ©efäßrtin unb freimütige £eßrerin 
oon Ottilies Äinbern ©Solf unb ©Salier, ber bas 
$aus ©oetßes jeber^eit offen ftanb. gßre Äinbßeit 
unb gugenb hat ©oetße felbft mit moßlmollenber 
©üte, Später mit ©emunberung für it)re ftraßlenbe 
Schönheit unb reiche ©egabung oerfolgt. Sie 
mar ©efpielin unb lebenslängliche greunbin ber 
nachmaligen erften beutfcßen ftaiferin ©ugufta 
unb blieb bem (Erbgtoßl)er3og tfarl ©lexanber 
gleichfalls bis ans £ebensenbe in treuer greunb* 
Schaft oerbunben. ©ermanbt, oerfcßmägert unb 
befreunbet mit einer gan3en Reiße oor3üglid)er 
unb ßeroorragenber ©tenfcßen, mar fie unter anberm 
aud) eine ©roßnid)te oon ©oetßes £ili — all biefe 
Umftänbe allein mürben genügen, um bas regfte 
gntereffe für gennp oon ©uStebt, geborene oon 
©Oppenheim, 3U rechtfertigen. ©ber, fo mie bie 
junge gennp in ihrem £agebud) über ©oethe 
Schreibt, „menn er nid)ts gefd)riebcn hätte, mürbe 
er hoch in bie erfte Reiße ber größten ©lenfcßen 
gehören, ©r mar gut, neiblos, einfad), half unb 
förberte gern, leine £ocßfd)äßung ber ©Seit hat ihn 
eitel, feine ihrer £julbigungen hat ihn anmaßenb 
gemad)t“, fo barf man in bemSelben Sinne über 
gennp oon ©uftebt bas Urteil fällen: aud) menn 
Sie gart3 gleichgültiger §erfunft gemefen märe, 
menn ißr bas Sd)idfal nid)t oergönnt hätte, mit 
ben ©roßten ihrer 3 e U in ©erüßrung 3U treten, 
menn nichts anbres uns ©eranlaSfung böte, uns 
mit ihr 3U beschäftigen als bas menige, mas an 
©riefen unb £agebud)blättern oon ihr erhalten 
blieb, fie oerbiente bennoch ein bauernbes ©e= 
benfen als eine ber oortrefflidE)ften grauen an 
©eift unb ©emüt. Sie mar eine „fcßöne Seele“ im 
oornehmiten Sinn, il)r meiter ©lid, ihre ©tenfcßen* 
liebe unb ©iütterlid)teit befähigten fie, alles unb 
alle 3u oerfteßen: bie Sd)toäd)en unb grrtümer 
ihrer greunbe unb ihrer Stinber, bie Kämpfe unb 
bie ©olitiü ihrer 3eit, bie £eiben unb gorberungen 
ber (Enterbten, bie Rotmenbigteiteu ber ©nt* 
midlung unb bie ©orboten ber 3 ufunft. Oie 
geistige (Srbfd)aft bieSer ungemößnlid)en grau, 
bie einen Schah an £ebensfcßilberungen aus 
großer 3 ett unb an mertoollen Urteilen über So 
oiele bes ©Seimarer Greifes (bie ganße gamilie 
©oethes, bie großßer3o gliche gamilie, Sied, 
©tenbelsfoßn, Raßel, ©ettina, goßanna unb ©bele 
Schopenhauer, §oltei, Xßaderap unb artbre) 
hinterlieh, hat ihre ©nfelin, £ilp ©raun, geborene 
oon 5 Xretfd)man, oor bem Untergang bemahrt in 
ihrem (Erinnerungsbuch „gm Schatten ber XU 
tanen“,*) einer ber bemertensmerteften Literatur* 
erScheinungen ber lebten gahre. (Es ift oon hohem 
pfi)d)ologiSd)em gntereSSe, 3U oerfolgen, mie [ehr 
£ilp ©raun nicht nur bie (Erbin ber Schriften unb 
Dofumente gennp oon ©uftebts, fonbern aud) 
bie ihres ©elftes gemorben, mieoiel oermanbtes 

*) Deutfche 33erlags=91nftalt, Stuttgart 1910. 


©mpfinben unb Denfen, troß oöllig oerfcßiebener 
gorm, 3utage tritt in ben ©riefen unb iagebucß* 
blättern genni) oon ©uftebts unb in £üp ©rauns 
„©temoiren einer So3ialiftin“. gennp oon 
©uftebt, fie, ein rnaßres ©emüt ber ©tiitterlicßteit, 
hat an ihren heißgeliebten ftinbern bennod) bie 
gan3e Oragöbie ber grembßeit 3toifd)en 3mei 
©enerationen, biesmal aber im Sinne ber rüd* 
läufigen (Sntmidlung, burchgemad)t, erft in bem 
(Enfelfinb erfannte fiemieber fich felbft, „mie mein 
bas 5 Unb ift, fönnt ihr nicht glauben“, fd)rieb 
fie. Oer iperangemachfenen gab fie ihren Reid)tum 
an Überlieferungen, an ©ebanfen, an Schrift* 


©tatßilbe Rapp 

§anb3etd^nung ber gennp oon ©uftebt 


gennp oon ©appenheim 

©us ben £)rtgtnal 3 eid)nungen ber genug oon ©uftebt 
(im ©efitje ber grau £üp ©raun) 

ftüden, leiber maren Stiften intereffanter ©riefe, 
oier ©änbe Oagebüd)er fcßon oernid)tet. ©ber 
bas, mas blieb, gibt nicht nur ein ©ilb gennp oon 
©uftebts unb ihrer gebt, fonbern auch eine (EI)ren= 
rettung ihres ©aters, Rapoleons oiel oerläfterten 
©rubers geröme. Oer £iebe, bie ihn mit ber 
Schönen, jungen, an einen oiel älteren, fränfliehen 
©atten oennählten Oiana oon ©appenheim oer* 
banb, entfproffen 3mei Oöd)ter, gennp, bie erft 
mehr benn breiig gahre Später ihre rnahre §er* 
funft erfuhr, unb ©auline, bie, heimlid) in einem 
fran3öfifd)en5tloSterherangemad)fen, alsmere©tarie 
be la (Eroix bort lebte. Sie mar es, bie gennp bas 
©ermäd)tnis ber ©lütter, ihren ©ater 3U lieben, 
übermittelte unb einen regen ©riefmecßfel 3mifchen 
ihrer Schmefter unb geröme einleitete, ber uns ein 
§er3 ooll ©aterliebe, (Sntfagung unb Oreue 3eigt. 
* 

©m meimarifd)en §of mud)s gennp in faft 
gefchmiSterlid)em ©erßältnis mit ber fleinen ©rin* 
3eß ©ugufta auf, ihre erften Stinbßeitseinbrüde 
maren ber ©roßßer^og Siarl ©uguft, feine ©e* 
mal)lin £uife, (Erbgroßßer3ogin ©iaria ©aulomna, 
„bie lieblich mürbige“, ©oetl)e, ber fich ber Siinbet 
in unermüblicßer ©üte annahm, (Ernft ©uguft oon 
©ersborf, ber energifeße liberale ©Seimarer 
©linifter, gemtps trefflidjer Stiefoater. grüh 
3eigte fiel) ißr ßerootragenbes 3ßiä)entalent, bie 
©ier3el)njährige erhielt auf ber ©usftellung ber 
meintarifd)en 3ei<h e rrfcE)uXc eine filbeme ©tebaille, 
unb Später, menn bie anbern jungen 9 Jtäbd)en fid) 
im ©efellfchaftsfreife mit Stidereien beschäftigten, 
nahm fie Sfi33enbud) unb Stift unb fd)uf fleine 
©orträte, oon benen nod) eine gan3e ©eil)e er* 
halten finb. grüf)reif, literarifd) unb fünftlerifd) 
hod)begabt, glich fie einer „glül)enben ©lume bes 
Sübens". ,,©ar fo fd)ön, fo unbemuf)t anmutig,“ 
nannte fie ©oethe. gtjre 1837 mit SBerner oon 
©uftebt gefchloffene ©h e führte fie aus ber oer* 
feinerten Kultur ©Seimars auf ein abgelegenes 
meftpreuhifches ©ut, inmitten einer halb polni* 
fchen ©eoölferung. §ier, in ©erührung mit Orunf 
unb ©ermahrlofung, ©rmut unb ©erroljung, er* 
ftarfte ihr fo3iales güt)len unb Oenfen. ©tit llbel* 
mollen unb ©tihoerftehen nad) oben unb nad) 
unten fämpfenb, bemühte fie fich, auf ihrem 
©ute bie ©eligion ber Xat aus3uführen. Sie 
grünbete üinbergarten unb Schule, ein |>eim für 
oermahrlofte ilinber, forgte für ftranfe, für ©reife 
unb (Elenbe. ©eglüdt burd) bie eigne ©tutterfd)aft, 
oerlor fie als fchmer3enreid)e ©tutter 3mei üinber 
burd) ben Oob, unb aud) bie brei anbern bereiteten 


ihr oiel ilummer unb (Snttäufchungen. gm gahre 
1848 fanbte fie „gbeen 3ur ©eorganifation bes 
Staates“ ihren greunben, bem (Erbgrofchersog 
oon ©Seimar unb ber ©rin3effin ©ugufta oon 
©reuten. „©Ile Regierungen Sollten bal)in Streben, 
(Einrichtungen 3U treffen, bah ohne übermäßige 
©rbeit jeber ©tenfeh feine £ebensbebürfniffe auf 
bie einfachste ©Seife befriebigen fönnte, unb baß 
bei felbftüerfd)ulbetem (Elenb ber ©Itern bie ftinber 
gerettet merben.“ Sie felbft oertaufte einen großen 
Oeil ihres Sd)mudes, um für ben ©rlös ein ©et* 
tungshaus für uneheliche 5 tinber 3u grünben. 
Oreiunb3man3ig gahre lebte fie auf bem £anbe, 
uttermüblid) tätig für bie ©erbefferung ber 3n= 
ftänbe, ftets in gühlung mit allen ilulturfort* 
Schritten. ©Is ©Sitme, ba bie ermadjfenen ftinber 
ihrer nid)t mehr beburften, 30g fie mieber nach 
©Seimar, bas im 3 eitalter £if3ts unb ©Sagners 
eine neue ©lüte3eit erlebte. gl)re greunbe, unter 
anbern ©roßher3og 5 Sarl ©leianber, ©Solf unb 
©Salter oon ©oethe, brad)ten ihr bie alte £iebe 
entgegen, noch einmal blühte fie auf in einer 
geiftigen ©tmofphäre, bie ihr eigen mar. ©llen 
(Errungenschaften bes ©Siffens, allen ©hafen ber 
ftunft, allen ©ßanbluttgen ber ©olitit folgte fie 
bis in ihr hohes ©Iter; mit über fünfunbfieb3ig 
gahren las fie bie ftenographifdjen Reichstags* 
beridjte „mie einen fpannenben Roman“. gl)re 
©nfeßauungen über ben idrieg, über maßres 
©ßriftentum, ©Siffen unb ©lauben, bie ©flid)ten 
ber ©efißenben unb bie Rechte ber (Enterbten, 
£urus unb ©infad)l)eit unb anbres finb oon munber* 
barer Klarheit unb greißeit bes Oentens. Sie 
ftanben aber in ebenfo feßroffem ©egenfaß 3U ben 
ianbläufigen ©nfidjten bes tonferoatioen ©bels 
mie ber ©eift bes ©oetßefcßen ©Seimars 3um 
guntertum ©reußens nad) 1870 . Rod) einmal gab 
bie alte grau ißr langerfeßntes §eim in © 3 eintar 
auf, fie tat es fd)mereu §er3ens aus ©lütter* 
liebe, um bei ißren Äinbern leben unb meßr 
oon ißren ©litteln für fie aufmenben 3u tönnen. 
©ber 3u groß mar bie illuft ber ©Seltanfcßau* 
ungen, fie blieb innerlich fremb in bem oft* 
preußifeßen $aufe, beffen ©äfte fid) ftunbenlang 
oon Rennen unb ©ferben unterhielten, für ftnute 
unb ©rügelftrafe feßmärmten, benen bie ©rmen 
fd)mußiges ©ad maren, mäßrenb bas §er3 ber 
©reifin meßr unb meßr blutete unter ben fo3iaIen 
llngerecßtigteiten, bie in ißr ein förmlid)es Sd)ulb* 
bemußtfein mad)ßielten. gßre tieffte Seele, ißre 
lüßnften ©läne unb ©ebanten ftrömte fie in ißren 
©riefen aus, gan3 befonbers in benen an bie ißr 
feelenoermanbte ©ntelin, ber ja auch Später bie 
gan3e grembßeit mit ißrer Sippe fo unüberbrüd* 
bar 3um ©emußtfein tarn. 

gn einer guninad)t bes gaßres 1890 ent* 
fcßlummerte fie; niemanb mar bei ißr in ber £obes* 
jtunbe, aber ber £ob hatte fie fanft mit fid) ge* 
nommen. „Rientanb feßentte ißr ben Ießten Ruße* 
plaß, bort mo ißre £jer3ensßeimat mar.“ gern 
unb einfam liegt ißr ©rab auf einem armfeligen 
X)orftircßhof in £egitten. ©ber bie (Entelin, bie 
aus bem gamilientreife ausgefeßiebene So3ialiftin, 
ßat bafür geforgt, baß fie ein unoergänglicß Dent* 
mal erßielt, ein ablig Dentmal, an bem Xaufenbe 
unb aber Xaufenbe Stunben ber ©rßebung unb ber 
©Seiße abßalten. ©bele Schreibet 


greberit Rotberg 
3 eicßnung ber gennp oon ©uftebt 


1911. 9lr. 48 


Hber ßartb unb SCReer 


1245 





1246 


Über £anb unb 9Jleer 


1911. 9tr. 48 





Die Dogge 

33on 

(Emil eigner 


'TN er Same Dogge ift eigentlich als eine Sarnmel* 
be^eirfjnung für alle träftig gebauten, fur3= 
haarigen §egi)unbe mit 3iemlid) großem Kopfe 
unb oorn red)twinflig abgeftumpfter Schnake 3u 
oerftehen. 3 u biefen Kenn3eid)en treten nod) eine 
[ehr tief hetabhängenbe Oberlippe unb ein träftig 
entroideltes ©ebib- Unter Dogge finb bie beutfd)e 
Dogge, bie Sullbogge, bie Dogge oon Sorbeaur 
unb bie alten Sullenbeiher 3u oerftehen. 

2 Benn man ben Urfprung ber heutigen Doggen* 
formen oerfolgt, fo muh man bis 3um beginn 
ber d)riftlid)en 3 eitred)nung 3urüdgehen. Sei 
ben alten Ütgpptem roaren noch leine ed)ten Doggen 
oorhanben; bagegen finben roir bei ben Sffprern 
eine [ehr tompatte, fd)werfällig gebaute, fur3* 
haarige $lrt oon Kampfhunben, bie oiel $hnlid)ieit 
mit bem plumpen Sullenbeiher haben unb auch 
in ber t$rorm, nicht aber in ber Sehaarung an ben 
Serghunb oon Dibet erinnern, auf ben ich im 
fiaufe bie[er Sbhanblung nod) 3urüdtomme. 

Seltfamerweife tannten bie alten ©ried)eu 
ben affprifd)en Kampfhunb nid)t, [ie hatten ebenfo 
roie bie alten Sömer nur fpihfdjnau3ige Kampf* 
hunbe mit hohen fiäufen unb tu^em §aar. Der 


Deutfd)e Dogge 


§unb oon Sioloffis, ber häufig fälf<hlid)erweife 
als bas 3 beal aller Doggenformen betrachtet roirb, 
war ein toolfartiger $irtenhunb wie ber heutige 
£mnb ber römifchen ©benen. 

Sm früheren roohl ermähnt ©ratius galiscus 
3U Som boggeuartige $unbe; [yaliscus, ber im 
3toeiten 3 ah^hunbert nad) ©hriftus lebte, hebt 
gan3 befonbers ben s JSut unb bie Kraft ber aus 
Sritannien eingeführten breitmäuligen fimnbe 
heroor, bie bei ben bamals in Stöbe ftehenben 
3 irtustämpfen bie $unbe oon Sioloffus befiegten. 


©efledte beutfd)e Doggen 


roar es SBürttemberg, bas oon jeher in ber 3 ud)t 
beutfd)er Doggen auf hödjfter Stufe ftanb, oor 
allem bie Stabt Ulm 3üd)tete oor3üglid)e ©rem* 
plare, fo bah bie Se3ei<hrtung „Himer Dogge“ 
nicht gan3 ungerechtfertigt ift. Sei ber ra* 
piben SBeiteroerbreitung ber 3 ud)t biefer 
Ijunbe ging man fdjliehlid) 3u ber Se 3 eid)= 
nung „beutle Dogge“ über. 3 n ftranfreid) 
ift bie Se3eid)nung „Grand Danois“ gang 
unb gäbe unb in ©nglanb „Great Dane“. 
Diefe Senennung muh als total fatfd) an* 
gefehen werben. £>b urfprünglich bie Saffe 
aus Dänemart ftammt, mag bahingeftellt blei* 
ben; jebenfalls hat bie heutige beutfd)e Dogge 
mit Dänemarf nid)t bas geringfte 3u tun. 
1897 unb 1898 [ah man auf ben §unbe= 
ausftelhmgen 3U Kopenhagen gan 3 grobe 
Doggenfoloffe, „Danste £junbe“ genannt, bie 
fid) 3 U unfern Doggen roie ber belgi[d)e 
Karrengaul 3um ebeln Araber oerhielten; 
roas bort an guten Doggen 
3u fehen war, ftammte — aus 
Deutfd)lanb. 

Die beutfdje Dogge oereinigt in 
ihrer ©efamterfd)einung Kraft unb 
©legans toie taum eine anbre 
§unberaffe. Sie hat nid)t bas 
Slumpe unb Schwerfällige bes 
Staftiffs, nod) bie 3U fehl ante unb 
leid)t an ben 2 Binbt)unb erinnernbe 
fyorm; fie hält bie Stitte 3toifd)en 
beiben ©rtremen. Sebeutenbe 
©rohe bei eleganter unb träftiger 
Sauart, weiter Stritt unb [tol3e 
Haltung, Kopf unb £>als hoch, bie Sute 
in ber Suhe abwärts, im Riffelt geftreeft 
ober mit möglidjft fd)wad)er Siegung 
nad) oben getragen. 

Der garbe nad) unterfcheibet man 
3 unäd)ft bie geftromte Dogge; bie ©runb* 
färbe berfelben oarüert oom l)en[tert 
©elb bis 3um buntelften Sotgelb, immer 
mit fd)toar3en Querftreifen geftromt. ©s 
folgen einfarbige Doggen, beren $arbe 
gelb ober grau in ben oerfd)iebenen Sb* 


arten, entroeber gan3 einfarbig ober mit bunteint 
Snflug an ber Sdjnauße, ben klugen unb mit Süden* 
ftreifen; aud) einfarbige fd)toar3e Doggen tommen 
oor. Sei ben geftromten unb einfarbigen Doggen 
ift bie Safe ftets fd)toar3, klugen unb Sägel buntler; 
weihe Streichen finb nur auf ber Sruft, an ben 
Sorberläufen unb allenfalls nod) auf ben Pfoten 
geftattet. 

Sei ben grauen Doggen finb hellere klugen, 
aber teineswegs ©Iasaugen suläffig. Die ©runb* 
färbe ber gefledten Doggen ift weih mit unregel* 
mähig 3erriffenen, aber über ben gan3ett Körper 
möglichst gleichmähig oerteilten fd)war3en ober 
grauen Rieden. Sei biefer garbenart finb ©las* 
äugen, fleifd)farbene unb gefledte Olafen fowie 
helle Sägel nid)t fehlerhaft. 

Der männliche £unb foll 3um minbeften 
76 3 <mtimeter, möglid)ft 80 Zentimeter groh fein, 
bei ber Sünbitt muh bie j ©rohe 3wifd)en 70 *unb 
75 Zentimeter betragen. 


©nglifdjer SCRaftiff 


Die beutfehe Dogge 

Uber ben Seginn ber 3 u<f)t biefer 
Saffe läht fid) fd)wer etwas feftftellen, 
fooiel nur ift betannt, bah fie, natürlich 
unter anberm tarnen unb in gröberem 
Sau, fdjon oor oielen hunbert Zahlen 
exiftierte. Suf alten Kupferftid)en unb 
Slgemälben finben wir grohe, träftige, 
tur3haarige §unbe, bie mit unfrer mo= 
bernen beutfd)en Dogge oiel $hnKd)feit 
haben unb wohl als ihre Soreltern an* 
3ufet)en finb. 

Diefe groben £unbe würben bamals 
nicht allein aus ^ßaffion, fonbern aud) 
3unt perfönlichen Sd)uhe ihrer Sefiher 
gehalten unb mit Sorliebe für Sd)war3* 
unb Sotwilbjagben benuht. 

Die in früheren 3 eiten gebräud)liehe 
Se3eid)nung „§ahrübe“ ftammt wohl 
aus biefer Serwenbung t>e*- Die' ur= 
fprünglid)en Doggen waren grobe, maf* 
fioe irjunbe; bie eigentliche Sereblung 
biefer 9 ?affe batiert erft feit ungefähr 
fünfunb3wan3ig Zähren. ©an3 befonbers 



©nglifdje Sullbogge 


Der SKaftiff 

Dah ber Staftiff ber mobernen 3 ^it 
3 uführung fremben Slutes hat, fteht 
auher allem Zweifel; mit oielem ©r* 
folg würben I)ier3u tur3haarige Sanft* 
Sernl)arb=£junbe oerwenbet. 

Der allgemeinen ©rfdheinung nad) 
ift biefe £junbeart oon grobem, fräfti* 
gern, fpmmetrifdjem unb wohlgepflegtem 
Sau; in ihr repräfentiert fid) eine Ser* 
einigung oon SBürbe, ftartem Dempera* 
ment, Stut unb ©elehrigfeit. Der Hm* 
ri| bes Kopfes erfcheint oiereefig. Der 
Körper ift maffig, breit, tief unb lang 
unb ruht auf breitgeftellten fiäufen 
mit ‘ [djarf ausgeprägter Siusfulatur. 
©in gan 3 befonberes SZerfmal ber 
SRaffe ift bie fur3e, unterhalb ber illugen 
unb bis 3ur Safenfpihe 3 iemlich gleich* 
mähig breit bleibenbe Sd)nau3e; biefe 
ift oorn ftumpf unb oiereefig abgefd)nitten 
unb bilbet fomit einen rechten SBinfel 
mit ber fiinie bes Safenrüdens. Kleine, 



















1911. r. 48 


Über £anb urtb 9fteer 


1247 


fid) bünn anfühlenbe Obren finb an ben I)öcf)ften 
Suntten ber Seiten bes Sd)äbels angefetjt. $tls 
garbe liebt man 9 tötli<hgelb ober Silbergrau ober 
bunteigrau geftromt. 3n jebem galt finb bie 
Schnake, bie Obren unb bie 9 tafe fd)war3, ebenfo 
befinben fiel) fd)war3e Stellen rings um bie klugen 
unb zwifdjen benfelben aufwärts. 

Oie englif d) e Sullb o gge 

Oie englifebe Sullbogge tann man toobl als 
9 taüonalbunb ber ©nglänber bezeichnen. ©an 3 
irrig ift bie 5 lnfid)t, bah bie Sullbogge ein falfd)er, 
binterliftiger Surfte fei, bem man am beften 
meilemoeit aus bem SBege gebe. Oie blutigen 
Sullboggen finb äuherft gutmütige, anhängige, 
liebe ©efellen, bie bei richtiger Sehanbhmg in 
Oreue unb %d)änglid)teit oon teinem anbern 
§unbe übertroffen roerben. Oie Sullbogge ift 
im allgemeinen rul)ig, fd)werfällig, unb es ift baber 
eine gan3e Portion Anregung notwenbig, um fie 
aus ihrer Sut)e berauszubringen. ©inmal in 2But 
oerfebt, oerteibigt fie ihren §errn bis aufs »lut. 
Seim Eingriff gebt fie, teine $urd)t tennenb, ihrer 
5traft beraubt, offen unb ebrlid) auf ben $einb los; 
für ftinber ift fie ber befte unb 3uoerläffigfte ©e= 
fäl)rte, fie ift „tinberlieb“. Oie Slbftammung ber 
Sullbogge ift fdjroer auf3utlären; bie einen be* 
baupten, fie ftamme oon bem alten britifd)en £unb 
ab, beffen fid) bie Ureinwohner Sritanniens in 
ihren Kämpfen gegen bie römifeben ©roherer be* 
bienten. Oie anbern meinen, fie fei aus ber 
gröberen unb furd)tertoedenben fpanifchen Süll* 
bogge gezüchtet, zu ber man and) bie Oogge oon 
Sorbeaur rechnen muh- £>ie gröbte 2 ßal)rfd)ein* 
lid)teit bat febod) bie Annahme, bab bie 91 taftrffs 
unb Sullboggen gemeinfamen Urfprungs finb. 
Seibe follen oon bem 9 llaunt ber alten Schrift* 
fteller abftammen, ber 3ur 3agb auf £öwen unb 
Sären benubt tourbe. Um bas 3 abr 1500 herum 
fprid)t man zuerft oon ber Sullbogge; im fed)Zel)n* 
ten äabrbunbert tourbe ber §unb 3U Stier* unb 
Särentämpfen benubt. s Un folgen Seranftaltungen 
beteiligten ficb felbft bie erften Greife unb fanben 
©efallen baran; ftürftlid)teiten halten fid) ganze 
Leuten foldjer ilampfbullboggen. 

Oie Sullbogge bat bas 9 tusfel)en eines glatt* 
haarigen, unterfebten §unbes oon etwas niebriger, 
aber breiter, mächtiger $igur. ^luffallenb fchwer 
unb umfangreid) ift ber 5 topf im Serl)ältnis 3ur 
©röhe bes §unbes; bas ©efid)t ift au ber orb entlieh 
tur3, bie Sdjnauze breit, plump unb aufwärts ge* 
richtet. Oer ilörper ift gebrungen unb woblgeformt 
unb bie ©liebmaben ftämmig unb musteireich. 
3 m Umfang foll er fo oiel meffen, als bie Sd)ulter* 
höbe beträgt. Oie Sehaarung ift fein, tur3 an* 



§unb aus Oibet 


liegenb unb glatt, hart nur infolge ihrer ftürze unb 
Oidjtigteit, niemals brabtig. Oie [yarbe muh ent* 
weber einfarbig ober einfarbig mit fd)war3er SJlaste, 
jeboeb rein unb beutlid) fein. Oie färben finb, 
wenn War unb unoermifdjt, wie folgt 3u bewerten: 
geftromt, 2 ßeib mit feinen Spielarten, Sotgelb, 
fahlgelb unb fo weiter, ferner buntfd)edig unb ge* 
mifd)tfarbig. 

Oie fran3öfifcbe 3 w e r g b u 11 b o g g e 

Oiefe £junbe waren lange 3 ert bie fiieblinge 
ber franzöfifdjen £junbefreunbe unb in noch höherem 
s dRahe bie ber 9 tmerifaner, bie alles £unbe* 
material in grantreid) auftaufen unb in ihre 
$eimat bringen. 

Oie tleine franzöfifdje Sullbogge ift ein leb* 
bafter, intelligenter unb fetjr mustulöfer §unb 
oon fefter Sauart unb tleinem 5 tnod)engerüft. 
Oer 5 topf befißt bebeutenbe Stärte, ift breit unb 
oieredig, ber Sd)äbel beinahe flad), bie Saden* 
mustein febr entwidelt, febod) ohne Sorfprutig; 


breit, oieredig unb mächtig ift bie Schnauze. Oer 
Untertiefer ragt über ben Obertiefer oor unb um* 
gibt ihn, bie Schnauze barf niemals fpißig ober 
Zufammengezogen fein. Oie £ippen finb bid, bie 
untere muh bie obere in ihrer TOte treffen unb 
bie 3 äbne oollftänbig oerbergen. Oie klugen finb 
bunteifarbig, ziemlich grob, nicht 3u tief liegenb, 
aber auch nicht febr beroortretenb; fie bürfen 
teine Spur SBeih fet)eu taffen, wenn fie bem Se* 
flauer 3ugewanbt finb; fie finb tiefgeftellt, ziem* 
iid) entfernt oon ber fRafe unb befonbers oon ben 
Obren. §elle klugen finb fd)led)t unb ungleich* 
farbige ein ©runb zur s Ubweifung. Sefonbers 
d)aratteriftifd) finb bie Ohren, unter bem tarnen 
glebermausol)ren betannt; fie finb mittelgrob, 
unten breit unb an ber Spitze abgerunbet, h°d) 
am ftopfe angefeßt, nicht zu nabe beieinanber 
ftebenb unb müffen gut getragen werben. Oer 
Süden foll breit, tur3 unb mustulös fein; tief an* 
gefetjt ift bie Sute unb oon bider 3°*™, an ber 
Spiße fid) oerjüngenb, gerabe unb fet)r turz; es 
gibt ftnoten* unb Scbraubenruten; eine aufwärts 
getragene Sute gilt als f<hled)t. Schönes, tur3es 
unb bid)tes §aar 3eid)net bie Saffe aus; als garbe 
ift buntelgeftromt am beliebteften. 

Oer Oibetbunb (Oibetbogge) 

2 Benn aud) ni<bt ben eigentlidjen Ooggen* 
formen red)nenb, hot bie Oibetbogge boeb eine 
fold)e $tmlid)teit mit ber Oogge, bah bie Se3eidh* 
nung „langhaarige Oogge“ ober „Oibetbogge“ 
wohl am Stoße ift. Sd)on 3ur 3 ^it bes affprifdjen 
Seid)es exiftierte bort eine £>unbeform, bie bem 
nod) beute in Xibet gezüchteten SBacbtbunb bis 
auf bie längere Sehaarung bes letzteren täuf<henb 
ähnlich fiebt. Oiefe §unberaffe ift febr feiten nach 
©uropa gebracht worben. 3hre ©röfze entfprid)t 
ungefähr ber eines ftarten langhaarigen kühner* 
bunbes, bod) finb fie fihwerer; aud) ber &opf ift 
gan3 bebeutenb ftärter unb ber $als mäbnenartig 
bid behaart. ?ln diuntpf, $als unb 91 ute erfd)eint 
bie Sehaarung lang, bid)t unb fd)Uc^t herab* 
bängenb ohne SSellenform. Unten am Saud)e 
nnb hinter ber fteule bilbet bas oerlängerte §aar 
eine geber, biefe fehlt febod) an ben Sorberläufen 
auf ihrer ganzen £>interfeite, unb ebenfo finb bie 
£interläufe oom gufee bis eine §anbbreit über bas 
Sprunggelent hinauf tur3 behaart. Oer üopf 
erfd)eint tur3 unb bid)t behaart. Oie fd)Ied)t an* 
liegenben furzen Ohren finb nur gering behaart; 
bas fleine 9 Iuge ift blin3elnb unb überhaupt ber 
ganze ©efid)tsausbrud mürrifd) unb mihtrauifd). 
Oie Sorbe bes §aares ift ein tiefes, glän3enbes 
Schwarz mit ben befannten bad)sl)unbartigen 
Abzeichen, febo(h in geringerer 'ittusbehnung. 


gta^rf 6urc^> bie 'gßenbei 



OTbfeits oon ben großen §eerftrahen unb un* 
vt berührt oon jeglichem Oouriftenoerfehr liegt 
in ber wenbifdjen fiaufiß auf fd)lefifd)em ©ebiet 
bas fleine, nur etwas über 2000 ©inwohner 
Zählenbe ßanbftäbtchen 2 ßittid)enau. Oie ©hronif 
befagt oon ihm, baß es fd)on 940 als befeftigte 
Stabt erwähnt wirb, unb bah es zunäd)ft 3U 
Söhmen unb bann zu Sa<hfen gehörte, ehe es an 
Sdjlefien fiel. Ood) biefes Filter fieht man heute 
bem Stäbtchen nid)t mehr an; benn es würbe 
im 3 ahre 1827 bur<h eine grohe Seuersbrunft 
oollftänbig bis auf ben ©runb zerftört. ?fls ein 
einfaches £anbftäbtd)en, beffen Sewohner neben 
^tderbau oornehmlid) Sieh3nd)t betreiben, prä* 


Slusfteuerwogen einer wenbif(hen Sraut 


fentiert es fid) bem Sefdjauer. Still unb ruhig 
ift es in ben Straften, unb nur an ben Sonn* 
unb Seiertagen, wenn bie ©loden ber alters* 
grauen fatf)oliJd)en 5 tird)e 3um ©ottesbienft 
rufen, änbert fid) mit einem Schlage bas Silb. 
3n bunten SRengen brängt es fid) 3U ben 
Ooren hinein, belebt bie Strahen unb fammelt 
fid) auf bem weiten ifirdjplah. Oas äBenben* 
oolf ftrömt aus ben umliegenben Oörfern 3ur 
Äirihe. 

©eht bas ganze £eben bes Sßenbenoolfes 
oon ber SOßiege bis 311m ©rabe aud) in uralten 
©leifen oor fid), fo gibt es bod) eine fReihe 
Momente in feinem £eben, bie unfre 93 ead)tung 
lohnen, hierher gehört oor allen 
Oingen [bie ©hef<hliehung. ©ine 
wenbifd)e §od)zeit ift ein ©reignis, 
an bem bie ganze Umgebung teil* 
nimmt unb bas bie weiteften Greife 
3iel)t. Unb bas ift aud) naturgemäß 
Oie Sauemgehöfte in ben wenbi* 
fd)en Oörfern finb meift fahr* 
hunbertelang in einer Familie, oer* 
erben fidh immer auf ben älteften 
Sohn. 9 Jlit bem ©el)öft fteht unb 
fällt ber wenbifche Sauer, ©s ift 
beshalb überaus wichtig, bah ber 
lebige Sauer unb ©rbe fidh eine 
tüchtige Säuerin in fein £jaus holt, 
bie ihm in ber ©rhaltung bes ©rbes 
unb ©ehöftes treu unb tatfräftig 
3ur Seite fteht. £iebesf)eiraten 
gibt es im eigentlichen Sinne bes 
äBortes bei ben Sßenben nid)t; bas 



2Benbif^es Srautpaar 
















1248 


Über ßartb unb SWeer 


1911. 9lr. 48 



unb Sad)[en, toie man aus ben oerfd)iebenen 
Säuberungen bes Spreemalbs roeiß. 2 Bie fremb* 
artig mutet bod) biefes Deben oieler JBenben „3u 
2 Baf [er unb 3u Daube" ober oielmehr mehr 3uSSa[fer 
als 3U Daube an! 2 Bie man ba bie <ood)3eits= 
gefellfdjaft in 5 täl)ueu beförbert, [o tragen lange 
Soote aud) bie Daufgefellfd)afteit auf bem 
2 Bege 3u unb oon ber 5 Hrd)e; [o fährt man aud) 
bie Deid)eu im Soote ober 3 ur 2 Binters 3 eit auf 
oon Sd)littfd)ul)Iäuferu begleiteten Schlitten übers 
©is 3ur letjten 91 ui>eftätte. 

Deiber ift biefes uralte, intereffante Söltcßeu 
ber SBettben im ^usfterben begriffen; 3um min= 
beften il)re Spradje infolge oielfad)er Serbiu« 
bungen oon SBeubeu mit Deutfd)eu, aud) ber 


Süube aus alten 2 Benbengräbern 
bei 2 Bittid)enau 


S 3 eubifd)e Saueruhod)3eit 

Srautpaar mirb oon ben (Eltern nadj oorl)ergegangener langer Serhaubluug 
über bie äRitgift ber Sraut unb ben SBert bes Sräutigams 3 u[ammengegeben. 
Diefer Stanbpuntt lommt aud) bei ben oerfd)iebenen ©ebräudjeu, bie bei einer 
roenbifd)en §od)3eit bead)tet roerben, 3um Husbrud. ©ine große toeubifche £od)= 
3eit bauert oft 3ioei bis brei Sage, über füufhuubert §od)3eitsgäfte finb teine 
Seltenheit, unb eine ftattliche 9 lu 3 al)l SKiuber, Sdjtoeine unb Kälber müffen ihr 
Debert babei laffen. Deu Stol3 ber toenbifdjen Sraut bilbet ber Vorrat an 
Srautbetteu, bie auf hochbelabenem unb mit bem Spinnrab gefröntem ÜBagen 
feierlich oon bem §aufe ber Sraut 3u ihrem neuen 
£jeim gefahren roerben. 

2 ßie in eine anbre SBelt oerfeßt fühlt man [ich, 
roenn man bie einfamen, füllen Dörfer ber 2 Benbei 
burchfdjreitet, bie ftrammen Surfd)eu, bie brallen 
Säbels, bie gelaffenen Säuern beobachtet unb ben 
fremben 5 Haug ber toeubi[d)en Sprache immerfort 
im Ohre trägt. 9 tid)t roenig liegt bies aud) an ber 
höchft eigentümlid)en S3enerie eines großen Deils 
bes oon SBenbett betool)nten ©ebiets in ißreußeu 


SBenbinnen im ^eftgetoanb 


3 Bittid)enau in ber Daufiß 

TOitärbieuft fpielt hier eine roid)tige 9 loIIe 
unb bie 9 totroenbigfeit bes Sertehrs unb 
§anbels mit Deutfdjeu. Derart geht bie 
3 ahl ber nur toenbifch [precheubeu Deute 
in beibett Döuigreid)eu ftänbig 3urüd, in= 
bes bie ber beibe Sprad)en beherrfd)en= 
ben ober bas 2 Benbifd)e aufgebenben 
Serool)uer ber SBenbei roöchft. Daraus 
erflärt fid) ber ftatifüfd)e 91 ad)roeis, bah 
aud) bie um 2 Bittid)enau herum lebenben 
-.r r ^ . ^enben oon 3 al)r 3u 3 ahr an 3 al)I 

roemger merben. Hm fo 3al)er burfte bas 2 Benbenoolf, fo fd)eint es nad) längerer 
Seobacßtuug, an feinen alten ©ebräuchen feftl)alten. Hnb bie finb großenteils ebenfo 
mtereffant unb liebenstoürbig roie bie Deute felber, mit beiten es fid) gut umgehen läßt. 
3 eber ber uns Segegueubeu, fei er groß ober flein, grüßt ehrerbietig; bas ÜBeiblein, 
bas bort auf ber Danbftraße gegangen fommt, fniet oor einer am SBege ftel)enben 
fleinen Kapelle nieber, um anbäd)tig ein ©ebet 3u fpred)en, unb el)rfurd)tsooU 
3tel)en uuuüllfürlid) aud) mir ben $ut oor bem am gelbrain fid) erl)ebenben hohen 
5 treu 3 utit bem fterbenben ©hriftus. 5 lllerbiugs befennen fid) bie SBeubeu größtem 
teils 3um eoaugelifcheu ©lauben, nämlid) 3u etrna elf 3 mölfteln ber ©efamt3al)l. 

Sehen laffen fann fid) bie Diteratur ber 2 Benben; fie haben einige treffliche 
Dichter unb mand)e Sollsbid)ter heroorgebracht. Unb recht intereffant finb bie 
Sammlungen ber menbifchen Sagen unb fonftigen Soltsüberlieferungeu. 

Dod) nun heißt's s übfd)ieb nehmen oon 2 ®ittid)enau. Die Sonne oerfinft im 
SSeften unb oergolbet ben Durmfnopf ber tfirche, bie aus Säumen, Sü[d)en unb 
gaufern in bie b!auoerfd)Ieierte Duft fticfjt, im Dornfelb 3 irpen bie ©rillen, eine 
yjtagb fingt beim 5 Ueefid)eln ein fdjmermütiges toenbifd)es Soltstieb, unb ein Sauer 
3 teht mit feinem müben ©aul füll bem £eimatborfe 3u. 


Siomalj unb baS ^orabieS. 


£ätt’ ‘Hbam ^iomalj gefannf, 

‘JBär’ er in$ Hngliicf rtidf)t gerannt. 
Vereitelt mär’ ber Schlange Diff, 
c 2öetl 93iontal3 ba3 93e(fe ift. 

^luch ©oa hätte ficherlid) 
t^ür 93tomal3 begeiftert ftrf>; 

Sie hätte 93iomalä gedurft 
Hnb nach bem 9^9«^« 




bat fidb bei meiner grau unb beiben <3öl)nen norjüglid^ bemätjrt, 
ja fein gelten ^at fogar bei bem Silieren SRad^teile bei ben Ser» 
_ bauungSoorgängen gejeitigt. <Sanität§rat Dr. grei^err oon 93. 
gd) ermöcf)tige Sie, ju fagen, bafi idE) mit Siomalj redit jufriebenfteHenbe Sfefultate 
erjielt ^abe unb e§ ftänbig in meiner Siünif »erroenben merbe. ©et). ÜDtebiünalrat S^of. Dr. S. 

Sie roünfdjen ju roiffen, reelle ©rfaijrung i<^ mit ben Siomaläbofen, bie Sie mir p Ser« 
fud)§sroecfen gütigft jufanbten, gemalt ^abe. gef) fann gfjnen fürs unb bünbig antworten: 
9?e^t gute! ®e§megen f)abe id^ e§ auc^ jweimal nacf)beftellt. 3mei SKitglieber meiner 



r 


Sie mär’n im ^arabieö geblieben 
Hnb oon bem ©nget nicht oerfrieben. 
So mär’ geworben ^iomalj 
93erhinberin be^ Sünbenfallö. 

Doch 'Biomalj, ba$ baut noch h c «l’ 
©in ^arabieä für Huge Deut’, 

< 2BeiI eS ©efunbheit, Schönheit, 5^raft 
Hnb frohen Sinn im ioaufe fchafft. 

%x. Coremjen. 

-X 

gamifie gebrauchen e§ jefet noefj unb roerben e§ nod) auf SJtonate lang gebraud)en, ba i* 
feftgefteüt habe, bafi e§ ihnen beiben ungemein gut tut. Dr 1 8 1 

9J)an erhältJ. 1 SM. bie Heine, f. 1,90 2». bie große ®ofe inSlpoth-, ®rogenhanbI. it. «Reform« 
häufern. (gn ßfterr.«Ung. K 1,30 u. 2,50.) SRandhe SSieberoerfäuf. empfehlen au§ eigennühig 
«Dtotio. etroa§ anbere§al§ angeblich „ebenfo gut". Sßiefeltfam! Sßenn eip belieb. anbere§ Sro« 
buft „ebenfo gut" roäre, warum nehmen bann Srofefforen u.trjte, ÄgL ftlinifen, Sloiatifer 
«Rennfahrerufro. Siomalj u. nichts anbereS? Srofp.nebftßoftprobe oerfenb.oöaig foftenl.: ©hem’ 
gabnf ©ebr. ißatermann, $eltoro«Serlin 109, bie auch bie nächfte SejugSgueQe nachroeift. 















1911. 9tr. 48 


#bet £attö urtö 9Jleer 


1253 


Schach (Bearbeitet von G. Scbaliopp) 


Aufgabe i$ Auflösung 

«011 BI. H. Bin« tn «HOBO (Stal) jjj |? 

Sctjtnara (2 Steine) 



Eogogrlpb 

Die Dugenb, bie bu übft mit ftarler £>anb, 

Hm (dpnere, feltne Siege 3 U gemimten, . 
äBetttt bu ein 3 e i^en milberft nur barinnen, 
SBirb in ein bäfeHd) Üafter umgemanbt. R3. 



Die ©ucftftaben obiger gigur finb berart %u orbnen, bafe 
bie 6 3 infenreii)en (oon oben nacE) unten gelefen) in ber 
Reihenfolge 3Börter oon folgenber Sebeutung ergeben: 
1 . £änblicf)er ©eruf; 2. Raturereignis; 3. $rud)t; 4. Diet= 
gattung; ö. C£igenfcb)aft; 6 . SBalbgebiet. Die Hammrücfenreihe 
nennt eine müßige $flan 3 e. R. £. 


ergänzungsaufsabe 

Rtn..ein, Sdf).*ler, (Hs..ben, S<f)*-Ibe, Spe..art, 
Rnb.. fen, $uf.. ten, $la • • ein, 23af.. He, Scf).. fei. 

Die unten angeführten ©uchftabenpaare finb an Stelle 
ber fünfte berart 3 U fet;en, bah befannte SBörter entftehen. 
Die richtig eingekeilten 23ud)ftabenpaare ergeben bann, ber 
Reihe nach im 3 ufammenf)ange gelefen, ein Spridjroort: 
ef, er, il/Ie, nb, fi, ff, ft, ti, toa. §>■ o. b. RL 

Auflösungen der Rätselaufgaben Seite 1206 t 
Des Rogelrätfels: Papagei, £er<he, Sßachtel, Scptoan, 
Rlööe, Sterd), ißinguin, Specht, ^ßetifan. — ißechoogel, 
DerStreidj* unb Srgängungsaufgabe: 2Binb= 
fpiel, Rlpertpf lange, Gcfjuigljaus, RUttelalter, Rmimann, 
Rebelhorn, (Sifenoitriol, Rofebadj, gelbgug, Rnnaberg, ^irfch- 
läfer, Ritterburg, (Sisoogel, Rabelgelb, Rtonbfee, Hhrtoerf, 
Seehunb, SegeIfdE)iff, Rtutterfprad)e, Rbenbftern, Rächt- 
lampe, ©ürgergaxbe, (£ilanb SBrrmemeffer, Rblerorben, 
§ofmeifter, Rabfdjuh, Crntefeft, Rotroehr. 

„9Bas man erfahren, muh rnan betoahren.“ 

Des 2Be<hfelrätfeis: Suban, Soben, Sibon, Seban. 
Richtige Söfungen fanbten ein: ißaul Riecfljoff, §antburg 
(2); ^oh- Stoppel, Hamburg (2); Shetla ®itler, jurjen 
Ronnenborn (2); ^onftantin ©Eu#oph jun., St. Rnbrae o. b. 
■gagentbale bei Sßiett (l); 8uliu§ ©suetfooits, 93ubapeft (3). 


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W. H. Mielck, Frankfurt a. NI. 15. j 


beim Einkäufen ist immer angenehm. Man kann dann 
nach seinen persönlichen Empfindungen und Verhältnissen 
wählen und braucht sich nicht für das nächstbeste An¬ 
gebot zu entschließen. Wählen Sie deshalb, bitte, unter den 
mannigfachen Empfehlungen in „Über Land und Meer“ 
u. beziehen Sie sich bei allen Zuschriften auf die Zeitschrift. 




OrJardanUlllaEniilia 

Heilanstalt für Nervenkranke 

Blankenburg 






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Nährsalz- 

CACAO 

Chocolade & Extract. 

Allein. Febril. HEWEL&VEITNEH, Cola u.Wien 

Kaiser!. König!. Hoflieferanten. 


F 


iranzös., 33 Jahre, verh., aus g. Fam., 
sch.franz. Ausspr.,vorzügl.Klaviersp., 
spr. engl., würde m. ihr.Fam. i. gr.Stadt 
Deutschi. od.Osterr. gehen, s. Stell, als 
Lehrerini.Fam., Pens., Instlt. I.Ref. Off. 
i. Ricaud 42 R. Senac, Marseille, Frankr. 



y ? aäl * ttoei&make 
































1254 


Xtber £artö ttrtb SOleer 


1911. $Rr. 48 


(Ükfdjäftlulje jpitteUmtgflt 

©djott feit einer eil)e non 
faßten fpielert in ber Slrjteraelt bie 
lünftlicßen SRäbrpröparate eine nicE)t 
unbebeutenbe SRoße. S3ei ber bunten 
3lu§wai)t berartiger ©rjeugniffe ift e§ 
für 2lr*t unb Saien fet)t fcßwierig, bie 
engere SBaßl zu treffen, benn tagtäglidj 
taucßen neue Präparate auf. ®esf)alb 
gilt ber alte Uluäfprud): „Stur ba§ 
®ute bxic^t fid) 33at)n" befonber§ non 
Dr. SißetnßarbtS Präparaten fpqgiama 
in ißuloer* unb Sablettenform für Kin» 
ber non zwei fahren aufwärts unb 
©rwacljfene, fowie ^nfantina (Dr. Sßein» 
IjarbtS Kittbernaßrung) für Säuglinge. 
Sie enthalten alle für ben Slufbau unb 
bie ©rßaltung be§ menfcßlicßen Drga» 
ni§mu§ .notinenbigen Stäßrftoffe in 
möglicßft fonsentrierter unb außer» 
orbentlidj leidjt »erbaulicßer gorm. 
®ie günftige pßtjfiologifcße Söirfung 
ber Dr. SE^einbjarbtfctjen Spezialitäten 
ift wäßrenb ntebr als 22 fahren in 
einer 9ieiße non UnioerfitätSllinilen 
öielfad) beftätigt worben, ®ie ©üte ber 
Präparate bat ficb fojufagen non SOtunb 
ju SRunbe getragen, unb §ggiama ift 
beute in. nielen gamtlien, befonberS 
audß in SÜrztefamilien, als regelmäßige^ 
grüßftü(f§* unb Slbenbgetränf ein* 
geführt. „§t)giama*£abletten" ßaßen 
fiel) bereits ttad) gnoei fahren bie ©unft 
be§ fportlid)en PublitumS erworben, 
aber aud) ©efd)äftsleute, SSeamte, 8eß* 
rer unb Stüter, ferner £ßeaterbefucßer 
unb fo weiter bebienen ficb ihrer mit 
Porliebe als fraftfpenbenbe, angenehme 
^wifcßennaßruug. ^nfantina bat fidb 
auf ©runb ber günftigen ©mäßrungS* 
refultate in träniert unb gefunben 
Sagen als ®auernaßrung ber ©äug* 
linge nieler gamiliett ihren pia| ge» 
fidbert, wenn eS fid) barum geßanbelt 
bat, einem tleinen SBeltbürger bie na* 
türlicbe Stabrung (SRütterbruft) zu er* 
feßen. ^ntereffenten für Dr. Sßein* 
barbtS Probüfte belieben in Slpotßeten 
unb Drogerien ober non ber Dr. &ßein= 
barbtS SEäßrmittelgefeEfcßaft m. b. £>., 
@tuttgart*©annftatt, bireft gratis bie 
febr lehrreichen 33rofcßüren: „Statgeber 
für bie ©rnäbrung in gefunben unb 
trauten Sagen" |>t)giama unb „®er 
jungen Sltutter gewibmet", ^nfantina 
betreffend einzuforbern. 


S3ab Stennborf bei fpannoner 
bietet für Staturfreunbe ben hoben 
nuß, fid) im großartigen Kurparfe zu 
ergeben, ber auS ber furfütftlid)en 3eit 
flammt, fidb oon ben 93abeßäufern bis 
über ben ©alenberg hinauf erftredt 
über 20 §eltar umfaßt unb mit geroal* 
tigen iöäumen, einer jJüEe feltener ©e* 
wädjfe unb entzücfenber promenabem 
wege feineSgleicben fud)t. 2lucß bie 
nähere unb entferntere Umgegenb gibt 
Zu Spaziergängen reidjlicß ©elegenbeit. 
2Ber Sftufit liebt, lann täglidh zweimal 
ben Klängen einer ausgezeichneten Kur* 
tapeEe laufcben, SDiilitärfortgerte finben 
faft wöcbenilid) ftatt. SenniSfpieler 
finben einen großen, tabellofen Spiel* 
plaß, Kinber tummeln ficb auf oerfcßie* 
benen Pläßen bei Stingfpiel, Suftfegel* 
fpiel, Schaufeln unb fo weiter, ©in 
porzüglicßeS Sommertbeater, ein SSa* 
riete, SanzgefeEfdjaften, Konzerte oon 
Sirtuofen, ^Euminationen, Kinberfefte 
unb anbre Sferanftaltungen ergänzen 
baS abwed)flung§reid)e PergnügungS* 
Programm. 


„ bet IfUt&alf ÜHolTe, 
SlnnoncemGsppebttion für fämtt. Bettungen 
®eutfd)lanb§ unb be§ SluSlanbeS, 
in SBerlin, SreStau, Sßemntß, ®re§ben, 
$üffetbovf, fjranffurt a. 9E., fäalle a. ©., 
Hamburg, Stöln a. Seipjig, Sftagbe* 
bürg, URüncßen, iRürnberg, tgrag, Stuttgart, 
SBten, Qürtd). 

3ttferitottö-®ebülirett für bie fitnfgefpal* 
tene StonpaveiUe» Seite 9Jt. l.so, für bie 
Schweiz, QtaUen unb grantretd) fjr. 2.26. 


©werter %txx ^Ijjctljblibr! 

SSiit Sbrer „9tino = Salbe" bin ich 
feßr jufrieben. Qdb habe fdjon oieleS 
oerfudbt, aber nichts half, nach ®e= 
brauch Sbrer 9tino=Satbe aber ift bie 
Scbuppenf(ed)te ganz fort, geh fann 
fte bat)er alten nur empfehlen. 


bin, 21./9. 06. 


O. Besser. 


®tefe 9tino = Salbe wirb mit ©rfotg 
gegen Söelnteiben, flechten unb 6aut= 
leiben angewanbt unb ift in Sofen 
ä fDlt. 1.15 unb 3Ef. 2.25 in ben Slpotbeten 
oorrätig, aber nur echt in Original» 
padung weiß »grün»rot unb g-irma 
Schubert & So., SBeinböbla»Bresben, 
ffälfdjungen weife man zurüd. 



Sie füblen $ici> 

sofort wieder frischt 

wenn (Sie ein ©Ia§ .gucEerroaffer mit ein paar Stopfen 

„Rfcqlcs-lHinzeitgeisf“ 

Alcool de Menthe de Ricqles 
getrunfen haben! 

Stefe§ föftlict) atomatifche ©eträn! ift feine Slrjenei, fonbern ein 
altbemährte^ angenehme^ $mn§mtttcl! ©§ oeruid)tet bie Kran!» 
heitSerreger oon ’^nftuenza, ®tphtt)erie, Spphu§ unb ^ 

quieft lounberbar, löjcfjt ben Surft, reinigt unb be§infi§tert Sfiunb 
unb fHachen unb oerleiht bem Sltem einen fpmpathifchen Suft,. 

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Seittateffenbanbiurtgen, fßarfümerien unb Slpotbeten. SluSfübrlicbe sBrofcbüre 
unb ©ratiSmufter btrelt bureb: „SRicqleS»®epot", grantfurt a. 2 Jt. 




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München, Holzstr.4. Kacliweis. 
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Überflüssige Haare werden 
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Ich übersende jedermann gra¬ 
tis das Geheimnis, mittelst 
welchem ich mich selbst geheilt 
habe. Meine Freundinnen sind 
ganz entzückt. 

Seit meiner Kindheit war ich durch 
einen lästigen Haarwuchs auf Gesicht 
und Armen entstellt und iühlte mich 
dadurch stets beschämt und erniedrigt. 

Ich probierte Pulver, verschiedene 
Flüssigkeiten, Enthaarungs-Cremes 
und alle anderen zu diesem Zwecke 
empfohlenen Produkte, aber ich er¬ 
zielte nur eine Verschlimmerung des Übels. Wochenlang erduldete ich 
die Qualen der elektrischen Nadel, ohne dadurch von diesem Schön¬ 
heitsfehler befreit worden zu sein. Ich gab Hunderte von Mark umsonst 
aus, bis mich zuletzt endlose Versuche zur Entdeckung einer einfachen 
Methode führten, welche da Erfolg hervorbrachte, wo alles zuvor ge¬ 
scheitert hatte, und die mich vollständig und für immer von jeder Spur 
überflüssigen Haares befreit hat. Ich sende allen jenen, welche mit 
diesem Übel behaftet sind, vollständige Auskünfte, .welche es den¬ 
selben ermöglichen, auf diskrete Weise die gleich guten Resultate 
bei sich zu Hause zu erzielen. Ich verlange nur eine 20-Pfennig-Brief- 
marke für die Antwort. 

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ißebaltion unb Verausgabe oerantmortUd): '.Robert SRoßr in 2Bten I. 35rud unb SBerlag ber SeutjcEjen 9?erlags=2lnftalt in Stuttgart, ißapier non ber 'Papierfabri! Saiadj in Salami (üßürttemberg). Sriefe unb Senbuttgen, bie ben 
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S'io.G 

ÜXX 


Jahrgang 53 


Nr. 49 


UBERLÄND UND MEER 


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Über £anb unb 2Reer 


B6ot. SR. 3fu<§8, Oerlin-SBümtrSborf 

SRiefenftatue eine? Snbianer? 




Ufer be§ Dregon tm Staate 
noi? ergebt ficti feit furjem auf einem 
tjoljen 3 e lfeit ein “ ' " " - -- 


für Maschb., Elektrotechn., Heizung u. 
Lüftung. Eintritt Jan.. April, Juli,Okib. 
Direktion: Prof. Graf und Ing. Lohmar. 


.— in? Sanb flauen» 

be?, 48 3u£ tjot)e§ Stanbbiib be? 
ötanerfüljrer? SMacffjamf, bet oor turn» 
bert Sauren »ergebtidj oerfudjt batte, 
bie 2tufreibung feine? Stoffe? butci) 
heftige ©efätnpfung ber it)anfee§ auf» 
sufjalten. ®ie Statue, au? Sfeton ge» 
fertigt, ift ein äBerf be? SBÜDbauer? 
Storeb? Saft. 


Hoch bau fj Maschinenbau) 


Elektrotechnik 


Mod.Neubau. 


Palindrom 

(Ein .§elb ber alten Sagen; 

Unb nocf) in unfern Dagen 
Dort an ber SBüfte Pforten; 

Hnb ferner allerorten 
3 n feinem <r>aus 311 mifien, 

3Bo ©tlbung rool)nt unb SBtffen; 
SOtan fieljt's mit funb'gen §änben 
Die Scfjnetbe-rin oertoenben. 

5Run lies bas SBort oon hinten, 

So roirft bu barin finben, 

SBas für bie müfo'gen Stunben 
Die 9 feu 3 eit hot crfunben. S IB. StR. 

Rätsel 

Dtecbetl mir leben, 

Sinb tuir's eben 
3 ur 3 eit nod) nicht. 

Doch weil mir leben 
Stnb rotr's eben 
93on 5lngefid)t. 

Die finb's, 

Die mir 3 U (5rabe tragen. 

Doch eben biefe 

Sinb es nicht. (E. St. 

Auflösungen der Rätselaufgaben 
Seite 1232» 

Des ftorfurätj eis: 2lnna, 
fiaoa, fturt, 3far, Stiel, Ofen, Oafe, 
Sabi Die beiben oberftett wage* 
rechten £etternreil)en 3 eigen: 9lift= 
noos — fRaufifaa- 
Des£ogogript)s: Hilfen, 9lfen, 
5tjien 

Sttdjtige Söfungen fanbten ein. 
3ot)ann Seibecfer, granffurt a. 9R. (3); 
©arl (Eolbe, 2Sie?baben (2); St. SBecf, 
Siegen (6); Sßaul Stiecftjoff, Hamburg 
(B), $ob- fß. Stoppel. Hamburg (3), 
Silara 3)iHer, 9tegen?burg (3); SLonrab 
Sßolfter, SReumarft in Steiermart (2) 
2Bara?btn, SBien (1), 3uliu? (Sjoetfo-- 
oit?, öubapeft (3) 


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fidfer burd) bie meltbefannten Unter» 
richtsbriefe nad) ber Original=9Jletl)obe 
Sou[famt*fiangenfdfeibt. Saufettbe hoben 
nad; biefer 9Rett)obe ftubtert unb ihre 
fiebeusftellung baburdf) oerbeffert. (Es gibt 
; für bie freie 3eit feine nützlichere unb an» ^ 
jj. genehmere Ü3efdjäfttgung als bas Stubium 1* 
' tch biefer ilRethobe. Schrei» 
eiche Sprache Sie 3ntereffe 
t Sie umfonft unb poftfrei 
foroie bie fjodjintereffante, 
tenmaterial, ftatiftifchen Sa» 
f)lreid)en3lIuftcationen aus» 
Srofchüre „greinbe Sprachen 
1 (Erlernung". □ Sangen» 
fdjeiBerlagsbuchhanöluttg 
rof. (5. Sangenfcheibt), < 
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mungen und angeborene Hüftgelenkverrenkungen. X- und O-Beine, 
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106. Band. Dreiundfünfzigster Jahrgang 

OKtober 1910—1911 
erscheint jeden Sonntag -$> 


DeutTcbe JlluTtrierte Zeitung 

Copyright, 1911, by Deutfdie Verlags »Anltalt, Stuttgart 


Preis oferteliahrlicb 4 mark 

Heim Postbezug 4 marK 2$ Pfg. ohne Besteilgeld 
ln Österreich*Ungarn Kr. 4.S0 


Der Kampf ber weiften 
unb ber roten fRofe 

Momart 

oon 

©eorg $it[d)felö 

(gortfeftuttg) 

VII 

OlTn eine berufliche Dätigfeit Philipps war 
oorläufig niefttgu beuten. Seine miibe 
fBillenlofigteit »erlieft ihn nicht, unb er brauchte 
nad) ber tReroentrifis eine befonbers teure, 
forgfame pflege. Doch wieber wuftte bie 
HRutter IRat. Den Ieftten Schaft, ben fie befaft, 
opferte fie für ihren armen Sohn. Gs roar 
ber alte gamiltenfcftmud ber Grumbadjs, jene 
groften, gelblichen, leibensoollen perlen, bie 
Klementine ‘SRominger einft als leudjtenber 
tlRittelpuntt ber grtebrtcftsburger gefte ge* 
tragen hatte. Bange faft fie über bem Käftdjen 
unb nahm meinenb 9lbfhieb baoon. Doch 
entroürbigen tonnte fie ber Stritt nid)t — 
fie tat ihn ja für ihren Sohn. 2ßenn bie (Seifter 
ber tdhnen jeftt um fie herumftanben, tonnten 
fie ben toten ©efift unmöglich höher bewerten 
als ein junges, lebenbiges 3 utunftsreis an 
ihrem Saum. Der Grlös bes Perlenfhirmdes 
genügte, um 'Philipp auf brei gatue fidt)er= 
guftellen. biefer 3 eitfpanne muftte er ben 
©eweis liefern, ob er gefunben wollte unb 
mit bem .Beben fertig werben ober nicht. 
Sie gab ihm bie Ieftte, grofte Gelegenheit — 
töniglid) wie immer, nur ihrer Mutterliebe 
folgenb. 9Iber um ihre alten Dage ftanb es 
fdhlimm. ©on Keffelbach hatte fie fid) enbgültig 
getrennt, nadjbem ber hantier fie burd) »er* 
fehlte Spetulationen um ihr Vermögen ge* 
braeftt hatte. 9Iuf eigene gauft oerfud)te fie 
noch Heine Gefdfäfte — aber ihre Erfahrung 
reichte bafür nicht aus. 3h* bitterfter Gram 
blieb, baft ©raumüller, ber ihr fo oiel hätte 
nüften fönnen, fidE) gegen jebe gefhäftliche 
©erbinbung mit ber Schwiegermutter oer* 
fdjloft. 

9lls fie ben Perlen) hmud oertauft hatte, 
brachte fie Philipp in ein ^eibelberger Sana* 
torium. Philipp machte fid) leine Gebanten 
barüber, woher feine Mutter bie ©Uttel nahm. 
Gr umarmte fie unb fah 3 um erften totale 
wieber heiter unb gufrieben aus. ©Sie er* 
quiäte fie bas — fie fühlte barin ihren gangen 
£ohn. 3 nnä<hft blieb fie in ber tftähe unb 
»erfhob ihre tReife nad) ©erlin. ©iegenaus 
erwarteten fie, benn GIfa war in Umftänben 
unb hatte fehr 3 U leiben. Der tRittmeifter 
war aufterhalb bes Kaufes ftart in 9lnfprud) 

1911 (Sb. 106) 


genommen (woburct), tonnte Klementine nicht 
recht erfahren), unb bie 9Inwefenheit ber 
Schwiegermutter war ihm gum erften totale 
erwünfd)! 9tls fie oiergehn Dage bei Philipp 
in ^eibelberg gewefen, rebete ihr ber Sohn, 
ber fid) mertwürbig fdEjnell erholte, gu ihrer 
Uberrafcftung gu, nad) 93erlin gu fahren. Gr 
geigte eine mertwürbige Teilnahme für GIfa. 
Klementine würbe argwöhnifd). Soweit tannte 
fie ihren Philipp fd)on, um einen Grunb gu 
wittern. Sie ftörte ihn in < 9 eibeiberg — er tonnte 
fie nicht mehr brauchen. Dod) beoor ihr §erg 
fid) in 2Beh unb Gnttaufchung gufammengog, 
übergeugte fie fi<h, welche tRebenbuhlerin ihre 
tOtutterliebe gefunben hatte, Philipp ging 
oft in einem Part fpagieren, ber eigentlich 
Prioatbefift war unb 3 U einer tRaä)baroitla 
gehörte. Gine neroenleibenbe, gang gurüd* 
gegogen lebenbe Dffigierswitwe war feine ©e= 
fifterin. Klementine hatte oon ber feltfamen, 
ber Xheofophie unb 9lftrologie ergebenen Dame, 
bie einen wunberlichen Kreis oon §eib eiberg er 
$ftheten in ihren halbbuntlen, feierlichen tRäu* 
men um fich oerfammelte, fdfton oiel gehört. 
Sie galt für reich, bo<h alles fprach in lächeln* 
bem tötitleib oon ihr, wie oon einer tRarrin. 
Ungefunb im ^anerften war ihre 9ltmofphäre, 
unb borthin, gu biefer oiel älteren, träntlihen 
grau, fühlte Philipp fich hwgegogen. Gr, ber 
enblich auf bem 9Bege ber Gefunbung war 
unb fein glattes, rofiges 9lntlift, feine leuch 5 
tenben 9lugen wieber hatte. Mar hier nur 
^Berechnung im Spiel? Seine Sinne tonnten 
oon einer berartigen grau nicht entfacht wer* 
ben, wenn er nicht entnerot ihrem tünft* 
liehen Dreibhausbuft erlegen war. Kiemen* 
tine fühlte ein Grauen. Sie wagte nicht, 
fid) üon ituem fd)önen Draum gu trennen, 
wieber ben gum Beben gewonnenen Sohn gu 
oerlieren. Sie fragte ihn nicht, fie fügte fich 
feinem immer bringenberen tRat unb oerlieft 
ipeib eiberg faft in berfelben l^lixcht wie einft 
Dresben. 3n Berlin erreichte fie ein ©rief, 
ber alles betätigte. Gs hieft barin: ,... 3h 
weift nicht, ob Du bemertt haft, liebe ©lama, 
baft ich enblich mein wahres unb Iefttes, 
eingiges Glüd gefunben habe. Gigentlid) 
hätteft bu es als meine Mutter bemerten 
müffen. 3h liebe Dftea oon Streift unb 
werbe fie heiraten. Deute nicht an ben 
trioialen 911tersunterf hieb gwifhen uns, an 
bas, was ber Philiftermob hier über meine 
93raut gu Hatfhen wagt. 2t)ea ift eine herr* 
licfte grau — ih weift es! Sie hat mich bes 
Segens inbifher ©Seisheit unb ber Kenntnis 
meiner aftralen Grifteng teilhaftig gemäht. 
SRiht begehrenb nahe ih mid) ihr unb bin 
boh jung genug, um ihr bas Glüd. bas einer 
fo hohfiehenben grau würbig ift, gu geben. 
Sie gibt mir bafür auf immer ein forgenfreies 
Beben. 3h bleibe in §eibelberg, äRama. 


SBunbre Dich nicht, baft ih Dih biesmal niht 
um Deine 3 u ftimmung bitte. Diesmal ent* 
fheibe ih aus eigenem 9BilIen. 3h habe 
guoiel gelitten unb habe jeftt meinen 9Billen 
über jebe 9Jlaht hinaus, aud) über Dih, OJlama. 
£abe Dant für alles unb bente in Biebe an 
Deinen glüdlicften Sohn ?ßhilipp - 4 

Gang oerfhroben tarnen Klementine biefe 
3 eiten oor, gefpreigt unb tünftlih, als hätte 
Philipp fie bittiert betommen. 3 n berfelben 
Stunbe aber erreihte fie bie tRacftridd bes 
9tustunftsbureaus, beffen Dienfte fie nah ihrer 
Gewohnheit in 9tnfpruh genommen hatte. 
Der 93efd)eib lautete fo bebentlih, baft Kiemen* 
tine oon einer fhredlidjen Unruhe ergriffen 
würbe unb in ihrer 9lntwort forberte, baft 
Philipp feine 9Ibfi<hten auf grau oon Streift 
fallen tiefte. ,93ub!‘ fhrieb fie hm mit flie* 
genber geber, ,Du bift ja wieber gang oer* 
bienbet! Du weiftt ja niht, was Du tuft! 
Gs wirb Dir weh tun, aber nimm's als Kur 
hin, was ih h^te authentifh über biefe grau 
erfahren habe. 3 anäd)ft ift fie 9CRorpl)iniftin. 
URorphiniftin! Dann foll fie fhredlih tränt 
fein unb einen Stubenten ins grrenhaus, 
einen gähnrid) oor bie piftole getrieben haben! 
Philipp! 3h, Deine äRutter, flehe Dih an, 
ih tnie oor Dir, ih alte grau: Baft bie oer* 
riidte 93ettet! 3a, bas ift fie! Sie fhaut in 
bie Sterne, oh, in Mahrheit fhaut fie woanbers 
hin! Sie füttert Did) mit inbifeftem 93ücfter* 
tram, unb man hat bie gotigften Shunb* 
romane bei ihr gefehen. Philipp ! 9[Rein ein* 
giger 93ub! Du weiftt boeft, wie ih's mit Dir 
meine!..Unb fo ging es weiter. 9lber 
Philipp blieb hart, unb feine nähfte 9Intwort 
Hang fefton nidjt mehr ftilifiert unb feierlih* 
Gntweber war bas jeftt fein eigener Don, ober 
man tonnte auch anbers bei Dftea oon Streift 
reben. ,tlRama, ih erhielt Deinen ©rief — 
er ift einfach tattlos, unb ih wollte ihn Dir 
erft gurüdfhiden. Dann aber unterlieft icft's, 
benn Du bift meine äRutter. ©leib es, ih 
rate Dir gut! Stelle Dih niht gwifhen mih 
unb Dftea! Soll ih biefes 3bealweib oerlaffen, 
ih, Philipp tRominger, um wieber für hunbert 
©lart monatlih Klerereien gu oertaufen? 
Stedt bas bahinter, hinter Deinem eblen 
Drängen gur 9Irbeit, gur Gefunbheit? 3h 
brau he niht gu arbeiten, in Deinem Sinne 
niht, wenn id) bas Glüd für eine Dftea be* 
beute! So! Das ift mein Stanbpuntt! Unb 
nun genug baoon! gür immer!' 

3roei Dage trug Klementine ihren bitteren 
Gram in fih herum. Dann aber würbe fie oon 
ihren 9Jtanid)äern hart bebrängt — in ihrer 
9Ingft lieft fie ein Delegramm an Philipp los: 
,9Benn Du jeftt fo reih öift unb mid) nid)t mehr 
nötig haft, tu was für Deine Butter, aber 
fofort. Sd)ide mir taufenb URarf. StRein 
pertenfhmud hat Dir breiftigtaufenb oer* 


167 













1256 


Über Kanb unb 9©eer 


1911. ©r. 49 


f©afft.‘ hierauf Jam bie ©ntmort: gebaute 
berglidE). Daufenb f©iden unmögli©. 3 ^ Dir 
mit bre©unbert gebient? ^ßljtlipp.' Diefes 
Delegramm zeitigte eine febr lur3e, fonber* 
bare Erwiberung aus ©erlin: ,©Seifet, was 
ein Kump ift? 9 Jlama.‘ Philipps ©ntmort 
lautete: ,©Seife biefen ©nwurf entfliehen 
3urüd. SSierbunbert unterwegs. Dein Sofen.‘ 
3 fer <Dobn! Sie wollte no© einmal per Drabt 
ibr Eift na© irjeibelberg f©leubem — ba Jam 
bas weinenbe Dienftmäbd)en ber ©iegenaus 
unb melbete, bafe bie 3rau ©ittmeifter foeben 
oon einem toten Knaben entbunben roorben. 

©un beJam in ber Jatten, unbebagli©en 
©Sobnung $u ©Seftenb ihre 9 Jlutterforge oollauf 
3u tun. Eifa roar gaip gebrochen, unb ber 
©aron ging mit einer böfen, ©erlegenen SDJiene 
umber. ©Is Klementine ihre Do©ter enbli© 
als bleidje ©eJonoalef3entin oor fi© batte, tat 
fie einen f©redli©en Einblid in bie ©iegenau= 
f©e Ehe. Es roar eine §ölle, unb Karlmann 
roar einft $u 3riebti©sburg ein treuer ©darb 
getoefen. Dief 30g ber .*ßferbemenf©‘ bas 
©omingerlittb herab. Sie batte als roerbenbe 
©lütter an feinen Mächten teilnebmen müffen, 
an ben SeJtorgien mit ihren roüften Erregungen 
unb ,KuftigJeiten‘. 3 br bulbigte man, um fie 
ins ©erberben 3U f©iden. Sie roar — es 
Jlang toie ein f©rilles gingerftreichen über 
©las, als bie farblofen Kippen ber 2Bö©nerin 
es ausfpra©en — fie roar eine Kebebame 
geroorben. ©uf bem ©ennplafe batte fie fid) 
erJältet. ©fax, ber 3 aoorit ©res ©lannes, 
geroann ben erften ©reis, aber bas Kinb, 
bas fie gebar, roar tot. „Ob; ein finnlofes 
Keben," flüfterte Eifa unb f©Iofe ©re klugen 
na© ber ©ei©te. „©ber Ernft toill es fo. 
Sage um Eottes willen ni©ts 3U Ernft." Die 
©lütter nidte unb betra©tete ©re Do©ter. 
©Sie eine roelJe £erbftblume lag ©r £jaupt 
auf ben Kiffen. Sie f©lummerte nur, aber 
oieles an ©r roar tot. 

Klementine fab fi© no© einmal im Keben 
um, bas fie bo© fo geliebt batte, ©irgenbs 
me© ©egentiebe? Der ©Sille eines feurigen, 
mutigen §er3ens, tonnte er es ni©t 00m 
Fimmel berunt e^wingen, bas SonnenteiI©en 
für fie? ©ur ein Deil©en! Sie wufete ja 
bamit 3U rou©em, Klementine oon ©rumba© 
aus ©Jain3, ber alten Stabt, roo ber Karneoal 
3U $aufe roar. ©ber ©re ijänbe roaren roelJ 
unb ohne Kraft. Sie lagen ©r bleiern im 
S©ofee. £©, ©re Kinber, ©re Kinber! ©Sarttrrt 
roanbten fi© alle oon ©r? ... Philipp? ©Ifa? 
©larion? #©u© ©larion! $ran3 Otto 23 rau* 
müllers Eattin tonnte nur bann eine gute 
Do©ter fein, roenn fie fi© glüdli© fühlte, 
©ber no© lebte ber Kommer3ienrat — roober 
follte ©r bas ©lüd Jommen? 

immerhin — mit 23 efrtebigung Jonfta* 
tierten es ©lütter unb Do©ter: ©raumüllers 
KebensJraft f©toanb. Er roar 3U arg barauf 
losgerannt — 23 erlin roar ftärJer getoefen als 
er, unb fein Eelb rourbe fein ©erbängnis. 
©lit bebentli©er ©tiene betra©tete ©n ber 
$ausar3t — er tat es faft auf ©Sunf©, benn 
er moäjte ahnen, bafe bie nieberf©mettembe 
©Sirtung feiner Diagnofe auf bie ©attin ni©t 
e©t roar. £ierfafeen ©aben unb warteten. Die 
Speife war ifenen gern©, aber fie tonnte no© 
lange am irjimmel hängen. ©raumüller roar 
3äfe. Er wufete, roas für 3 uf©auer er batte, 
er Jannte bie füllen, lauernben 23 lide, unb 
bafe man fein Dafein ni©t na© ber Känge 
mafe, roar ©m in biefer liebeoollen Umgebung 
gewife. Die S©wiegermutter roar milb unb 
3uoortommenb. ©Sie einen ,f©toerert‘ $a* 
tienten bebanbelte fie ©n- ©ber er fefemor 
es fi© 3U, fo robuft er no© roar, ber gübrilant 
aus bem Often: ©or bir, bu ©Ite, geh' i© ni©t. 
Hub toie in einer unbeimli©en ©eant wortung 
©rer $rage an bas S©idfal ma©te er eines 
Dages plöfeli© beim ©otar fein Deftament. 
©on biefer Stunbe an lie% Klementine ©rer 
Dod)ter Jeine ©i©e. Sie füllte, fie rnufete in 
©raumüllers S©reibtif© bliden — ber 3 ^* 
halt feiner ©erfügungen mufete ©nen betannt 


roerben. Es roar gan3 Jlar — er fühlte fi© als 
Sterbertber, trotj ber Jeden, Iäd)erli©en 3 ugenb' 
li©teit, bie er fi© anmafete — roie Jam er fonft 
plöbli© barauf, fein Deftament 3U ma©en? 
©raf KÜ©berg roar als 5 fS©©oIoge berfelben 
©nfi©t unb fab je^t roirtli© in ber ©rau* 
müllerf©en ©Sobnung roie ein alter, lauentber 
©auboogel. ©üt ©ugurenbliden oerftänbigten 
fi© bie ©lütter, bie ©attin unb ber hoffenbe 
3reunb — es tonnte unmögli© mehr lange mit 
bem Kommer3ienrat bauern. Sie festen fein 
Dobesbatum für ©litte Ottober feft. ©ber 
bas Deftament, bas Deftament! „Das roär' 
roas für ©biüpp,“ meinte Klementine mit 
3ornigem ©©fel3uden. „Der Philipp bätt's 
f©on lang aus ©m heraus!" 

Sehr f©roer nur übertoanb fi© bie 3agbafte 
©larion. Sonft roar fie niemals ©rem ©lanne 
gegenüber 3agbaft getoefen — aber ber ©elb* 
puntt blieb ©r empfinbli©. Sie roar ©m 
als grau f©on 3U fern, um erforf©en 3U 
mögen, roas er für ©re 3utunft getan batte. 
3n ©larion blieb no© ein reiner ©eft bes 
©omingerftol3es. Dro^bem — bie ©lütter 
horte ni©t auf, 3U quälen. Da ging fie 
eines ©henbs roie Delila an ©ren ftarten 
©lann b?ran. 3am erften ©tale Ablüfter, 
roartete Klementine im $intergrunbe. Unb 
Simfon oerlor fein §aar — jetjt bilbli© au© — 
er fagte ber plöbli© liebeoollen ©attin alles. 
Do© roas ©larion erfuhr, roar erf©redenb 
unbefriebigenb. Erft bie empörte ©lütter 
Härte bie ©ef©äftsuntunbige gan3 barüber 
auf. S©on batte ©raumüller feine ©a©e 
genommen, ©larion roar ni©t als Hnioerfal* 
erbin eingefet© fonbem follte nur jäbrti©e 
©panage erhalten — au^erbem roar ©r bie 
©ef©ung in ©Sannfee 3ugefpro©en roorben. 
3 ür ben 3 aII ©rer ©Sieberoerbeiratung aber, 
fagte eine Klaufel, oerlor fie au© bie ©e= 
fi^ung unb rourbe mit fünf3igtaufenb ©tarl 
für immer abgefunben. Dann fiel alles anbre 
an bie £jaupterbin, bie 3ran3 Otto ©raumüller 
eingefet© batte: an feine ©aterftabt ©erlin. 

Da baft bu's!“ rief Klementine aufeer fi©. 
„So roeit baft bu's gebra©t!" 

„3©!" f©rie ©larion unb hob fi©, ooie 
immer im 3om, auf bie gufefpiben. 

„ 3 aroobl!" 

©Sie raufenbe Hübner ftanben fi© ©lütter 
unb Do©ter gegenüber. 

„ 3 © bin Jeine Erbf©lei©erbt — bab bu's 
roe©t, ©lamal" 

„©in i©'s etxoa? ©ber bu baft beine ©e©te 
nit geltenb gema©t! Du lebft hier in Kug 
unb Drug, bu budft bi©, bu läf© bi© mit 
Enaben füttern! Das fag nur bem Kil©berg, 
bem alten 3ik>u — er ift f©ulb, bafe ber ©rau* 
müller uns alle übers £©r gehauen bat!" 

„©larna, je^t mif©ft bu bi© 3um lebten* 
mal in meine Sa©en!" 

„Se^t bu mir au© ben Stuhl oor bie Dür?" 

„ 3 © ©ab' mit bem Kil©berg ni©ts — 
ni©ts, roas bi© angebt — benn ber einige, 
ber ein3ige, mit bem i© —" 

„©larion, fab bi© bo©!" 

„Der ift fort! Denbab' i© nit mehr! Den 
habt ©r oerfagt!" 

91 a© biefen ©Sorten ftür3te ©larion tränen* 
überftrömt in ©r 3ürtmer unb riegelte fi© ein. 
Ein ftumpfer S©mer3, roie oon einem Jammer* 
f©lage, blieb in Klementine 3urüd. Dann 
oerlieb fie bie ©raumüüerf©e ©Sobnung. 3 br 
lebtes ©eife3iel roar oorge3ei©net — na© 
©lün©en 30g fie roieber, bie 3erfabrene, fülle, 
tobmübe §^au. 

Karlmann roubte, fobalb er bie ©lütter 
toieberfab, roas gef©eben roar. 3u feiner 
raf© entf©loffenen unb liebesftarJen Drei* 
einigJeit, mit $rau unb Kinb, forgte er für 
fie. ©Sie toobl bas Klementine tat! ©Särme, 
©Särme. Sie fühlte fi© tief geborgen. £ier 
Jonnte fie enbli© an fi© felbft beftJen unb 
brau©te ni©t mehr an ben 3ntereffen anbrer 
3u meffen, roie freunbli© man fie aufnabm. 
©lütter unb Erobmama, bas roar fie in Karl* 
manns bübf©em |jeim. Er Jam ©r gealtert, 


emfter unb gefebter oor — bo© au© gtüdli©er 
mo©te er fein als 3uoor. Kopff©üttelnb hörte 
er fie erbten, roas fie bei Philipp, bei Eifa 
unb bei ©larion leibenb erfahren batte. Er 
fab an ©rem 23 ett unb fytlt ©re 3ittembe 
§anb feft. „Das finb ©!enf©en, ©lama," 
fagte er f©liebli© mit geprebter Stimme, „bie 
benJen halt nur an fi©." 

„3a, nur an fi© . . . . 21©, roenn i© mir 
ba bie Doni anfebe! ©ber lab fia nur nit 
3UoieI arbeiten, Karlmann. Sie ift gan3 bla| 
unb mager." 

„£> nein, fie ift aber gefunb. Unb bann 
bat fie ©ren rounberoollen ©eruf. Die ©n* 
ftalt mubt bu bir anf©auen, ©lama. Die 
neue ©nftalt für Jrüppe©afte Kinber — ba 
ift Doni oberfte Kebrerin. Si©erli© roirb fie 
au© no© DireJtorin roerben — ber Dber* 
bürgermeifter ift begeiftert oon ©r." 

„Unb roomit bift bu je^t bef©äftigt?" 

„©©, i© penble roeiter fo bin unb her, 
©lama. 3 © fammle. 3 n meinem S©reibtif© 
liegt alles 99 lögli©e aufgeftapelt. ©Senn bie 
Keute jebt no© ni©ts oon mir roiffen roollen — 
bas ift mir egal. Ebrgei3 f©enJe i© anbem 
Kenten. 3 © roill mi© oor allen Dingen felbft 
finben unb oor mir felbft befteben." 

„ 3 a, Karlmann, ©ber über einen Ueinen 
äußeren Erfolg tät' i© mi© bo© fo innig 
freuen. Deinetwegen unb Donis roegeru 
Die 3 abre oergebn." 

„Doni ftebt 3U tief im praJtif©en Keben, 
©lama — bie läfjt mir 3 ^ii* ©Senn i© nur 
arbeite, fagt fie, unb in ber ©rbeit glüdli© 
bin. Das ift bo© ein rounberooller StanbpunJt.. 
©ber bu, ©lama, bu roünf©eft es natürü© — 
ja, für bi© mö©t' i© f©on ein Korbeerblatt 
aus irgenbeinem geringsmaul b^rausbolen." 

„Karlmann — S©er3 beifeite... 3 © 

roar immer 'ne eitle ©lütter, nit toabr. 3© 
bin eitel auf eu© unb bafür roerb' i© hart 
geftraft. Der Philipp — ben Philipp mufr 
i© je^t aufgeben — ben Kausbub. ©ber bu — 
bu baft ben ©amen beines ©aters ... ©©, 
es ift ja fo füll um mi© geroorben—i© Jornm' 
mir f©on faft roie oerrounf©en oor — auf 
'ner roüften 3afel... Unb roas batt' i© mal 
in 3riebri©sburg — roas batt' i© mal!..."' 

„©lama..." 

„©ein, nein. 3 © roill nit an mi© benJen.. 
§aft ja re©t. Der Kebensftil gehört au© ba3u — 
mir haben nie wie bie S©elmen gelebt — wir 
Iiefeen's uns was Joften — DanJ ift StanJ — 
a©, Karlmann—was ift DanJ! Der Philipp — 

„Kafe bo© ben ^©ilipP-“ 

„Unb bie ©larion —" 

„Ka^ bie ©larion." 

„Du bift mein Einiger." 

„Sag bas au© ni©t wieber, ©lama. Dein 
Einiger bin i© bo© wirJIi© ni©t." 

„ 3 br fülltet fo Joloffal glüdli© werben, 
©r Kinber — alle, alle, ©ber wer oon eu© 
ift fe^t glüdli©?" 

„Elüd ift ein trügerif©es ©Sort, ©lama. 
9 ©an Jann nirgenbs biaeinfeben. ©Ser fi© 
für unglüdli© ausgibt, ift es im Erunbe oft 
gar ni©t." 

„©leinft bu? — ©ein, ©r habt alle fooiel 
3U leiben." 

„Du leibeft in uns, ©lama!" 

„©Senn i© nur nit umfönft auf ber ©Seit 
gewefen bin." 

„©Sie ift bas mögli©, wenn bu fooiel für 
uns gelitten b<© ? “ 

Sie f©Io^ ©re ©ugen, liefe ©m ©re §anb 
unb f©wieg eine ©Seile. ©a©mittagsfonne 
lag füll auf ©rem ©ntlife. Dann fragte fie 
flüfternb: „©Soran arbeiteft bu am liebften, 
Karlmann?" 

,,©m liebften nefem' i© wieber ben Krieg 
ber weifeen unb ber roten ©ofe oor. Das ift 
bie ©rbeit meines ©nfangs — 3ob«nnes ©oll* 
finJ bat mi© ba3U ermuntert — baran will 
i© fef©alten." 

„©Seifee unb rote ©ofe? ... Das ift wohl 
foI©e Di©tung?" 

„©Sie man's nimmt... au© bas." 



1911. 9tr. 49 

„ 3 a, tote man's nimmt." Sie jah mit 
großen klugen 3um grenjter hinüber. „© 3 er 
jiegt benn ba? — 3© hab' als junges SDläbel 
auf jebem ©all toeifee ©ojen getragen... 
Sie ftanben mir |o gut... Die £eute haben 
mi© manches ©tal entjefet angej©rien: ©ber 
Kinb, Sie tragen ja Dobesblumen! Unb ba 
hab' id) |ie immer roieber auslad)en fönnert, 
benn meine meinen ©ojen, bie Ratten im 
Kel© einen rötlidjen Schein, einen feinen, 
rötlichen Schein — meifet, Karlmann — |ie 
roaren nie gan3 rneife. So t)att' id) jie am 
liebjten." 

,,©s hanbelt’ ji© bei meiner Arbeit..." 

„©ote ©ojen mag i© oiel roeniger. ©ber 
bie haben's gut. Xtberall toad)|en |ie — unb 
immer träftig, immer gejunb. © 3 ir haben im 
©rumba©j©en ©Sappen 'ne toeifee ©oje. 
Das i|t unjer ©bels3eid)en, bas ©ornehmjte 
bei uns. ©Seifet btt bas?" 

„©ernife, ©tama. ©lein Spe3ialgebiet i|t 
ja bie ©ej©i©te unfrer Familie, unb unjer 
3u|ammeni)ang mit ©nglattb im a©t3ehnten 
3afert)unbert bemeijt mir —" 

„Ob bas ben DobJbebeutet,$j©liefeli© unb 
enbli©?" 

,,© 3 as, ©tama?" 

„Die toeifee ©oje." 

„ 3 © bente ni©t an bas Spmbolij©e." 

„© 3 ot)I bir ..." 

„Du j©einjt bir aber ni©t tlar 3u fein, 
©tama, roas meine ©rbeit eigentlich befeanbelt. 
3 © |d)reibe eine Kulturgejd)id)te bes grofeen 
englijcfeen Krieges — 3toij©en ber roeifeen unb 
ber roten ©oje — ©orf unb £anca|ter — 
erinnerjt bu bid) ni©t mehr?" 

„©© jo — ad) bas — ja, ja ... ©Sas türm 
mem mid) benn bie ©nglänber? ©Senn id) 
nur nit — umfon|t... Das feeifet bie toeifee 
©oje, bie innen ein bifel rot ijt. .. bas tann 
bod) ber Dob nit fein?" 

Sie |d)auberte plöfelid) unb umflammerte 
©n mit beiben ©rmen. ©ntjefet jah er in ©re 
angjtoollen, roeitgeöffneten ©ugen. „©ber 


Über £anb unb ©leer 

©tama!... Sei bod) ruhig ... Sei ruhig ... 
Du I)a|t toofel immer gan 3 3 um £eben ge» 
feört ..." 

„3© toeife nit, Karlmann ... 3h* Kinber — 
ifer Kinber! Dein ©aulale — bie ijt halt anbers. 
Doni... Die ©auern am 3pfepl)sberg ... 
3mmer roaren jie hinter uns her... Seit 
1525 — bas haben |ie nit oergejjen ... £m ... 
Du bijt ein $ijtorifer... Denf mal über jo 
etroas nach • • • Die ©auern!... ©ote ©ojen? 
... 3 toiebeln!... Kartoffeln ... pah •.. jol© 
j©toar 3 es ©ejinbel. ©ber ber ©runtba© — 
roeifet — bein Urahn, Karlmann — ber ijt 
ein 3 reunb oom Florian ©eper getoejen unb 
hat ben ©eper ausgeliefert unb ijt 3 u ben 
©bltgen 'nübergelaufen ... Das tut man nit... 
So ober jo ... 34) bin rnübe." 

Sie hatte im £jalbj©laf 3 U phantajieren 
begonnen. Karlmann erhob jid) leije unb 30 g 
bie 3en|teroorhänge 3 U. ©ber ber Schlaf 
ber ©tutter toar trügerijd) — abenbs er» 
machte jie mieber unb hatte |tartes lieber. 
© 1 s Doni an ihr ©ett trat, jah jie etmas in 
Klementines ©ugen — ber Dob mar im 
3 immer. ©r mar 3 U jeinem milbejten, jtörrij©» 
jten Kinbe getommen, 3 U Klementine © 0 » 
minger, bie immer mieber ben betrauten 
©ofal gegen ihn gej©menft hatte. 3 h* £eben 
erloj©. 3 efet hatte ©re lange ©eije nur menige 
Stationen mehr. Der ©r 3 t gab feine Hoffnung. 
,,©erbrau©t," flüjterte er Karlmann 3 U. ,,©s 
mirb ©r mohl fein." ©erbrau©t! ©Sie ein 
Sd)rei tönte es in Karlmann, aber lautlos, 
hart 3 urüdgebämmt — bann ging er mieber 
3 u jeiner ©tutter. Doni jafe bei ©r. ©u© 

‘’jSauIa — jo mollte es bie Sterbenbe. 

„ 3 © benf' jefet nit an ben 3 ©tinus," [tarn* 
melte jie, „i© bent' nit an eu©, Kinber — an 
feinen benf' i©! — ©ein... 3 © benf' nur 
an bas Kinb." Sie legte ©re ma©sfarbene 
£janb auf Paulas golbenen S©eitel. „O bu 
mein ©olbföpfle ... ©ta©'s bejjer," flüjterte 
jie bann. „$ür©t bi© nit... Sag's mal ber 
alten, bummen ©rofemama — jie mö©t's jo 


1257 

gern no© mijjen — jonjt ijt's 3U j©mer, nit 
mahr, bas S©eiben — mer hat mi© benn 
lieb?..." 

£aut aufmeinenb janf ‘jßaula an ihrem 
©ett nieber. 

„©ring bas Kinb fort," flüjterte Karlmann. 
„Um ©ottes millen, Doni! 3 ft bas ni©t 3uoiel 
für bas Kinb?" 

„ 3 © glaub', es ijt nit 3uoieI, Karlmann. 
Die meijten befommen baoon 3U menig," 
ermiberte Doni, ©re bunflen ©ugen fejt, 
aber ooll S©mer3 auf jeine ©tutter ge» 
ri©tet. 

,,© 3 ein nit, ©aulale," begann bie je mieber 
mit 3udenben £ippen. „Sag mir's bo© — 
i© oerjteh' bi© ja nit: ©Sie? ©Ser hat mi© 
lieb?..." 

„©ber alle bod), ©rofemama! ©Ile." 

Klementine lächelte. „Das jagt bas Kinb. 
©un ja. Dann mö©t' i© aber mijjen, mas 
bie anbern na© meinem Dob jagen." 

So lauteten Klementines Iefete ©Sorte. Sie 
lebte no© bis 3um ©torgen, aber ni©ts ©er» 
jtänbli©es mehr fam oon ©ren phantajierenben 
£ippen. S©ein ber 3 n©jonne mürbe 

jie ruhig, ©aula lag längjt im ©ett, unb Doni 
mar am £ager ber Sterbenben eingej©Iafen. 
©ur Karlmartn hielt ©Sad)e. ©Is bie Kamin» 
uhr jieben j©lug, erloj© ber ©tem jeiner 
©tutter. Sie lag mie eine ©Sijjenbe, mit 
ruhiger unb etmas harter ©tiene ba. Stol3 
unb oerj©Iojjen. Karlmann beugte ji© über 
jie. ©s mailte jefet ein Danf in jeiner j©mer3» 
erjtidten ©rujt empor, nur Danf für alles, 
mas er oon ©r erfahren hatte, ©on biejer 
3 rrenben, S©ulbbelabenen, beren Greuel © re 
£iebe mar. Unb ein ©Sunber offenbarte ji© 
©m: bie ©tutter mar mieber gan3 jung, als 
bas £eben, mie es nun einmal gelebt merben 
mufete, oon ©r genommen mar. ©in Kinb, ein 
©tenjd)enfinb, 3um ©lüd bejtimmt, oom ©lüd 
getäuj©t, mar Klementine, ©erhängnis unb 
Segen. ©titleibs©öre aus allen Sphären 
riefen ©re Seele empor. 



9ia<f) einer üinitlerij^en «Photographie oon «U!ax «Plag 

©ol!monbna©t auf §elgolanb 


1911 (®t>. 106) 


168 














1258 

dritter Seit 
I 

Aun maren cs Kare, gelbbraune Herbft* 
tage, bie Karlmann in feiner Heimat ^riebridjs* 
bürg fallen. (Sine ferne Sonne überleuä)tete 
bas emig fdE)öne Xal, unb auf ben bergen 
ringsum feierte man bie ABeinlefe. So mar 
Klementine Aomütger oor roenigen Xagen in 
bet redeten Kraft ihres alten Aßtrlungslreifes 
beigefefet toorben. (Sott hatte mit ihrem 
Keben eine fcfemere, überreife Xraube ab* 
gepflüdt, unb ber ABein, ben fie gab, follte fidE) 
in ber Kelterung ber 3 eit ermeifen. ,EXu 
einiger Atoft eines alten Kinberhergens/ badete 
Karlmann, als er blafe über bie ^ügelroege 
roanberte unb ben Völlerfhüffen ber ABinger 
taufhte, ,mirft bu nod) Haren Kebensfaft 
geben? EXoh nah? Atir?‘ Unb Xoni fagte: 
„ABoran bentft bu jefet, Karlmann? An bie 
Atama?" 

©r nidte. ,,©s ift fo fhredlidj fhmer," 
begann er bann leife, „bamit fertig gu toerben, 
bafe fie nun nid© einmal me© mein EXurc© 
bringen erlebt hat. Sie toar bodE) ein Atenfh 
bes Kebens unb bes Sieges, Xoni. Sie hätte 
i©en Ko©t oerbient Unb ich —es ift feit* 
fam — ©lange fie lebte, hat fie mich oiel 
gequält, id) füllte mid) eljeroon if)r beljinbert 
als oormärtsgebrac©. Dilles fafete fie bei mir 
an, aber immer an ber falf dfeen Stelle. Xrofebem 
— jefet meife id) erft, mieoiel fie mir bocl) 
Anfporn geroefen ift. Aßenn ich an fie benle, 
Xoni — an folchem Herbfttage mie fytu te — 
an i©e gute 3 üt — fie toar bie Peitfd©, ber 
3 ünbftoff, ber Sauerteig für uns alle. Aun 
ift fie nid© me© ba. Unb oiele Hoffnungen, 
3 llufionen oielleid©, aber bod) Hoffnungen 
habe icE) mit meiner Atutter begraben." 

„ 3 h glaube, bas ift jefet nur beine Stirn* 
mung," fagte Xoni nad) einer ABeile. „ 3 © Xob 
hat bod) all bas, toomit bu nie fertig toerben 
lonnteft, oon bir genommen. 3e© I)aft bu 
fie roieber gefunb unb träftig, als 3ahe griff 
oon aller Kebensfreube oor bir. EXas roirb it)r 
Vilb für bidE) bleiben. (Sang fidjer, Karlmann." 

„AReinft bu? ... EXas roäre ja munberooll. 
Ac© id) möd)te bas, Xoni. 3 h oerfpredje 
bir t)ier — fo, roie bu es eben ausgefprodfen 
©ft, genau fo foll i© Vermächtnis in mir 
roirten. 3 $ fühle bie Kraft für bas ©rofee, 
bas Aßa©e, bas mir i© ©influfe im Keben 
immer getrübt hat.... 3a — jefet roill i<©s 
erreichen!" 

Sie ftanben auf einem oorgefhobenen 3 els= 
plateau, ein roeites, buntes Kanbfdjaftsbilb 
gu il)ren grüßen, unb Karlmann nahm, oon ber 
Abenbfonne beleuchtet, eine lühne Stellung 
ein. Xoni betrachtete ihn, erroiberte aber nichts 
unb näherte fid) einer Sani, bie auf ber 
Ausfic©sl)öl)e ftanb. Als er eine ABeile auf ihre 
Antmort geroartet hatte, liefe er ben Arm 
finlen unb roanbte fid» nad) ihr um. Sie fafg 
fhon unb fagte mit etroas mübem Käd)elrt: 
„Sefe bid) gu mir, Karlmann. Hier broben 
ift's munberooll." 

(Sr gehord)te, inbem er bie empfinbüche 
Ab!ü©ung, bie 5 er' empfanb," gu überroinben 
fu<hte. EXann meinte er, neben ihr fifeenb, 
ben Kopf in bie §>anb geftüfet: „ABie fcfeabe, 
bafe roir Paula nicht ©er haben." 

„Siehft bu! £>u roollteft fie ja nit mit= 
nehmen!" 

,,3d) fürdhtete — ber (Sinbrud bes Se= 
gräbniffes — nein, EXoni. Sie h«t es bei ben 
iftollfinls fo gut." 

EXoni fchtoieg. . X)ie roahre Urfadhe, bah 
Karlmann bas Kinb nach Ulmmerfelb gefd)idt 
hatte, lannte fie. ör fürdfetete, bah ^ 3 aula 
in 3nebrid)sburg ein gu ftarler Parlamentär 
groifchen ihm unb ben Xränlles toerben fönnte. 
iRodE) hatte bie Serföhnung nicht ftattgefunben, 
no(h roar Karlmann nicht in bem alten Häuschen 
am SCRarltplah erf^ienen. EXoni rouhte, bah 
er einen Konbolationsbrief oon ihren (Sltern 
erhalten hatte, ber ihm tief ins Herg gegriffen. 
SBogegen er fid) nod) mehrte, mar nur bie 


Uber Kartb unb $0teer 

Kapitulation bes ERomingerftolges, ber auch 
gu einem gmeiten Schritt nicht gu bemegen 
mar. SIber Xoni martete — fie mollte ihn 
irn richtigen Ülugenblid bitten, unb bann oer* 
fagte er es nicht. 

„3ch bin nur froh," begann er nach einer 
2 Beile, mit bem Spagierftod bas Familien- 
mappen ber ©rumbad^s in ben Sanb geichnenb, 
„bah bie Sraumüllers unb bie Siegenaus fort 
finb. 3<t) uoeih nicht, ob es bir auch fo gegangen 
ift, ober ob es nur bie fchmargen Kleiber 
maren: mie (Sefpenfter, gar nicht mie lebenbige 
SOtenfd)en, ftanben fie immer oor mir. Ober 
mie Verbrecher — bie oier..." 

„Karlmann!... 2 Bie lannft bu fo mas 
oon 9 Rarion fagen!" 

„Vein, 9 Jiarion nehm' ich aus. EXas arme, 
unglüdliche SDSeib! 31 ber ber Sittmeifter! 

Unb Sraumüller! ED er ift übrigens ein EXobes= 
lanbibat — meiht bu bas?" 

„Phtüpp fagte fo mas. 2Iber ich lann es 
mir gar nit oorftellen. (Sr ift bodE) leben 3 Ibenb 
im Hotel IRopal gefeffen unb hat fchmeren 
9 totmein getrunlen bis gmei Uhr in ber Pacht?" 

„ED>as ift es ja eben! EXas gehört gu feinem 
3 uftanb! (Sin gid)tgerfreffener SDtenfdh unb 
Ineipt bis gum Ptorgen!" 

„Sleibt benn ber PhtKpP uodh lange hier?" 

3 um erften EDtale nah bem EXobe feiner 
SJlutter brah Karlmann in ein lautes (Se= 
lähter aus. EXoni erfhral — ihr mar bas ßaheu 
nod) fremb. (Sr Hopfte ihr auf bie Schulter: 
„ 3 a, ja! Vin gang beiner 31 nfi<ht! (Sr ftört 
mir fd)on lange bie Kanbfhaft! Sdlit feinem 
Shuterbauh! 3 Iber er mirb ja jefet ein reicher 
äRann — bu haft's erreicht, Oltaoio — er 
lauft in 3riebrid)sburg Shähe gufammen — 
bie teuerften Stoffe unb Antiquitäten —" 

„ 3 h ftttbe bas einfach unerhört !" rief EXoni 
mit einer heftigen Hanbbemegung. „EXer Simpel 
brauht bod) bas nit hter gu tun! Herum* 
laufen bei alle £euf unb ben Prot) fpielen 
oier Xage nah bem Begräbnis feiner SCRutter! 
... Ah ©ott, unb heute abenb follen mir 
mieber bei Aiemann mit hm foupieren! 2Beiht, 
Karlmann, geh bu hin — icE) fag' ab!" 

„EXas ift unmöglih, EXoni!" ermiberte Karl* 
mann erfdhroden. „So barfft bu ben Philipp 
nicht Iränlen! SBirllih niht!" — 

Am Abenb faften fie in einem feinen 
ASeinreftaurant bem fünftigen Villenbefi^er 
unb Prioatier aus Heibelberg gegenüber. Phi* 
lipp mar mirllih fehr in bie Vreite gegangen, 
feitbem er mit 3^au oon Streif oerlobt mar. 
2 Bie ein Schtoamm, ber lauter ©utes in fih 
aufgefogen, fah er aus. 9 ERit penibler ©legang 
gelleibet, lerngefunb, geigte er boh eine fülle 
Schmermut, liefe fih oon bem Dberlellner 
lonbolieren unb fah mit grofeen Augen, bie 
bebeutenb fein füllten, oor fih hm. 3ür ein 
erquifites ©ffen hatte er nah langer Über* 
legung Sorge getragen, unb Karlmann einigte 
fih mit ihm über bie VorgügltcE)leit bes fiolals. 
Sie maren mieber bie alten Kenner. Als ber 
Vurgunber lam unb ber bremtenbe Pubbing, 
feuhteten fih Philipps Augen. Seine Hartb 
gitterte, mährenb er ben rubinroten SBein in bie 
Kriftallgläfer gofe. ©r ftiefe mit Karlmann unb 
Xoni an. EXann fagte er halblaut: „ 3 hrem 
©ebähtnis .... 3h möd)te nur eines miffen." 

„ASas, Philipp?" fragte Karlmann. 

„3ft fie in ^rieben mit mir geftorbert?" 

Karlmann fah EXoni an. (Sr las bie Ant* 
mort aus ihren Augen unb ermiberte: ,, 3 a, 
Philipp ... Volltommen ..." 

Philipp nidte. „EXas ift gut... EXas freut 
mih • • 3a, fie mar eine merlmürbige grau. 
ASenn fie bie inbifhe Philofophte gelannt 
hätte, bann märe ifer mohler gemefen." 

„Pteinft bu? EXie Atama unb tnbifhe 
Philofophie?" 

„ 3 h lann bir nur bringenb raten, Karl* 
mann, oerfente bidE) auch in Vubbha." (Sr gofe 
bie ©läfer mieber ooll. „Kies EXahlmann, 
lies Shulge. EXas ift ein grofees ©ebiet für bih-" 

„3h meife niht reht." 

„EUEnb bie Sterne ..." Philipp hatte fhon 


1911. 9tr. 49 

eine fhmere 3 mtge. EXer ASein mar gu ftarl 
gemefen. „EXie Sterne!... EXa erfäljrft bu 
bis an bein ©nbe, mas bir für ein Sd)idfal 
beftimmt ift." 

„Elim ©ottes millen niht! EXafür banf id© 
EXann lann ih mih ja gleich erfhiefeen." 

Xoni rüdte unruhig auf ©rem Stuhl herum. 
„3h meife alles! 3h tenne ben itrfafe: 
,Aid)ts gefhie©, mas niht gefhehen mufe!' 
Übrigens, meldjen 3 ahosang hat ber Amts?" 
„EXu meifet alfo boh nid)t alles." 

„Scfeerg beifeite, Karlmann. 3 h oerbanle 
meiner Vraut bas höhere ASiffen ... ich meine, 
ber Aftralleib... ber Aftralleib lann... es 
lommt ja nur barauf an, unter melhem 
Planeten man geboren ift —" 

„ 3 a, barauf lommt es an. Sage mal, 
Philipphen, mann millft bu benn eigentlich 
heiraten?" 

„ 3 u Aeujahr! Veftimmt... 3 a, Karlmann, 
ih merbe fehr glüdlih • • • Sehr glüdlih • • •" 
„Vrauhft alfo gar nichts mehr gu fhaffen?" 
,,©ar nihts mehr!.. •" 

„Aa, Iah boh md© bie Keute fhaun ja 
her — beben! boh, mie mir ausfehn —" 
„Xoni fhläft... ASaferhafüg ... Xonete! 
Aa fo mas! Xonele!..." 

Um brei Uhr morgens manberten gmei ge* 
räufhoolle 3 ^h^ mit einer tobmüben EXame 
burh bie 3 mbri<hsburger Strafeen ihrem 
Hotel gu. 

Philipp reifte am nähften Xage. ©in 
Xelegramm ber Vraut aus Hübelberg be* 
orberte ihn gurüd. Als Karlmann moljlge* 
launt oom Vafenfeof bdr Stabt gufhntt, um 
enblih einmal ben immer mieber hmaus* 
gefhobenen Vefuh bei feiner ©rofemama, ber 
3 rau oon ©rumbah*EXelorme, gu mähen, fah 
er gufällig hinter bem Kabentifcl) eines 3igarren* 
gefhäfts einen Atann ftehen, ber hm belannt 
oorlam. ©r blidte nochmals hm. 3 m nähften 
Augenblid oerbeugte fih ber 3l0arrenhänbler 
unb lam, bie Hänbe reibenb, auf ihn gu. 
3a, mirllih — biefer gang ergraute, giemlih 
unanfehnlihe unb heruntergelommene Aienfh 
mar EXemmler, Karlmanns ehemaliges 3 al= 
totum. ©r lub feinen ,Herrn 4 , mie er ihn plöfe* 
Iih mieber titulierte, in ben Kaben ein. ©r 
oerlaufte ihm Haoannagigarren unb gab ihm 
3 euer, mas er in anbrem Sinne auh früher 
fhon, in tollen, längft oerllungenen Xagen, 
getan hatte. Heiter mar er noch immer, ge* 
fprääpg, poll ^laufen, aber Karlmann fah 
boh bemegt, melhe tiefen 3 ur hen bas Keben 
in bas ©efiht biefes Sorglofen gegraben 
hatte, ©iniges erfuhr er — bas anbre reimte 
er fih gufammen. EXemmler hatte geheiratet, 
Atife 3 öa, eine ehemalige Varietefängerin. 
AH fein im Herrenbienft ©rfpartes hatte er 
für fie hergegeben. EXas mar feine grofee 
Kebenstorheit gemefen. EXer Stil, ben er 
feinen Herren nahgeafemt, hatte ihn bctgu 
getrieben, einem gang merttofen ASeibe ©hre 
unb 3^eiheit gu opfern, ©mft hatte er bas 
Keben nie genommen — am menigften aber 
bie Vegiehung gmifhen Atann unb ABeib. 
ABie follte er es auh, öer alte Keporellö? 
Aber bie ©he, bie ©he. X)ie ermifhte ihn, bie 
gog feinen hod)9 e muten Sinn in bie Alltags* 
mifere hmab — er mar Vuchmacfeer auf 
Aennpläfeen gemorben, Kosoerläufer, 3 igarren* 
hänbler. 3 efet mar ifent fein ABeib baoon* 
gelaufen mit ber Kabenlaffe —- fein ABeib. 
Aun mufete er auh hier halb heraus, bertn bie 
Aüete lonnte er nid)t mehr begabten, ber alte 
©fei, ber leid)tfinnige EXemmler... _ Karl* 
mann hörte ihn an. ©r fah ben Verftörten 
im ©eifte mieber als Kutfcfeer auf feiner ftolgert 
©quipage thronen, Kucie Aaumann im gelb* 
feibenen 3 cmb. Unter Xränen lähelnb gab er 
bem alten Kerl ©mbert Atari (er brauhte fie 
eigentlih felber nötig) unb oerliefe bann fhaell 
ben Kaben. Xemmler mar überrafd)t. ©r trat 
in bie Xür unb fah Karlmann Aominger 
nah : »3a, ja," flüfterte er mit feinen blanlen, 
ftarr gemorbenen Augen. „3a, ja ... EXen 
haÜS auh fhon!. . ." (3-ortfe^ung folgt) 



1911. Wr. 49 


Aber fianb utib 9Jleer 


1259 






Jititdfdiölc kx pndjtier iof- nnö Sfflitfsfitlü'iölljcli 


r> 


Orufommerlid) ergießt fid) aus naß unb fern 
vi ein nad) £junberttaufenben 3 äl)lenber grent= 
benftrom nad) äRütußen, ber Kunjt» unb Sier» 
metropole Deutßßlanbs. Stenn aud) bas näcßfte 
3 tel für oiele bas $ofbräußaus ift — and) bie 
Sinatotßeten, bas Sationaltnufeum, bas Deutfcße 
Slufeum unb anbre Kunftfammlungen in erben 
gern aufgefueßt. Sur ein ©ebäube gel)t leer aus, 
unb bod) follte tnan meinen, baß es burd) bie F ™ 3 
pofanj feiner Faffabe, feine Sage näd)ft bem 
3entrum ber Stabt unb feine Kunftfd)äße ben 
Fremben roie ben ©inßeimifchen anloden follte: 
bie §of» unb Staatsbibliotßet. 

Fßr geht es roie oielen unfrer Klaffiter: man 
lobt fie, aber teinem Stenfcßen fällt es ein, fie 3 U 
lefen be 3 ießungstoeife fie 3 u befueßen. Stau meiß, 
baß fie bie größten Sd)äße an §anbfd)riften unb 
SHegenbruden in Deutfcßlanb birgt unb an 3dhl 
unb Sebeutung ber Sterte nur oon gang roenigen 
Sibliotßeten bes (Erbballs übertroffen toirb, aber 
man glaubt mit biefent patriotifeßen Stolj ißr 
genug ©ßre erroiefen 311 haben. S3oßer bas tommt? 
Steil man oon ißr roie oon äßnlicßen Silbungs» 
inftituten eine gan 3 falfd)e Sorftellung hat. Stan 
ftellt fid) Süd)er oor, nid)ts als Süd)er, in allen 
Sprachen unb aus allen 3al)rl)unberten, oiel 
Steisßeit unb nod) mehr Drodenßeit entl)altenb. 
Das ift 3 um Deil ja richtig, aber ni<ßt erfeßöpfenb. 

Ster fid) an ben Sterten eines Rubens ober 
Di 3 ian begeiftert, l)at feiten genügenb ßiftorifeßen 
Sinn, um nad) ben Stellt biefer Kunft ^u 
fragen; er begnügt fid) mit ber gebotenen£>errlicß» 
teit, bie nod) ba 3 U leid)t 3 ugänglidj in großartigen 
©alerien ißm munbgereeßt gemad)t roirb. Fragt 
man aber nad) ben Quellen biefer Sleifterfd)öp» 
fungen, bann toirb ber Kunbige auf bie Stiniaturen» 
ßanbfchriften unfrer Sibliotl)efen ßintoeifen. Sber 
nid)t nur tunftbiftorifd)es Jmtereffe 3 U befriebigen 
finb fie geeignet, aud) äftßetifcßen ©enuß oer» 
mögen bie Keinen Sucßmalereien bem Sefd)auer 
in reid)em Staße 3 U getoäßren. Sn ber Kntenntnis 
biefer Datfacße in roeiten Kreifen liegt bie Ser» 
nad)läffigung ber nur oon roenigen ©eleßrten 
gehobenen Sd)äße. 

SIs nad) ben Stürmen ber Sölterroanberung 
im Sbenblanbe faft alles geiftige unb tünftlerifcße 
fieben erftorben roar, gemährte ben oor bem 
SSaffenlärm * geflogenen Stufen allein bie fülle 
Klofter^elle Sfpl. F n ben Dagen Claris bes ©roßen 
unb feiner näcßften 9^ad)foIger aber roar bereits 
bie Silbung ber ßö<ßften Stadftßaber ßinlänglid) 
fortgefeßritten, baß fie felbft mit ftartem Srnt unb 
offener §anb bie Sterte bes griebens unterftüßten. 
Damals rourben toieber bie erften großen $rad)t» 
merte in fürftlid)em Aufträge gefeßaffen, unb jene 
ftarte, roenn aud) tünftlicße literarifcße Strömung 
feßte ein, bie mit bem Flamen ber farolingifcßett 
Senaiffance benannt roirb. 

Der feßönen Schrift auf heute nod) munber» 
bar meießem unb roeißem Pergament, bem 

*) Sämtliche Sbbtlbungen finb nad) Sufnaßmen bes 
§ofpßotograpßen Deufel inSRüncfjen bergeftellt. (benannte 
Firma ßat uteßrere tauienb Sßotograpßien ber bebeutenb» 
ften Kunftooerfe ber Staatsbibliotßet aufgenommen. 


heiligen ober bod) aufs ßöcßfte oereßrten 
Fuß alt ber Kobi^es aber follte aud) bie 
Susftattung entfpreeßen. Damals ent» 
ftanben bie erften lunftoollen Stinia» 
turen, oon benen roir eine ber toftbarften 
oer öffentlichen. Sie ftellt Kaifer Karl 
ben Kahlen bar unb barf fogar Porträt» 
roert beanfpruchen. F^ Ieucßtenben, 
tounberbar frifeßen Farben 3 eigt fie ben 
Kaifer auf bem Dßrone fißenb, fimlbi» 
gungen entgegennebmenb, über feinem 
§aupte fd)toebt bie §anb ©ottes. Das 
Statt ftammt aus bem berühmten 
Codex aureus, ber in ©orbie an ber 
Somme, einem fräntifdjen Klofter im 
nörblicßen f^antreidb, auf Sefebl bes 
Kaifers als eines ber größten 9Jieifter» 
roerte feiner 3 eit gefdt)affen rourbe. gaft 
ein 3 ab r t Q ufenb rourbe er als loftbarftes 
Kleinob bes berühmten Klofters Sanft: 
©mmeram in 5legensburg beroal)rt, bis 
er, roie bie meiften Kunftfdjöße ber 
Sibliothet, bei Sätularifierung ber bat)» 
rifdjen Klöfter im Einfang bes oorigen 
3al)rl)unberts nad) 5Ründ)en tarn. 

SBürbig ber Malereien im Sutern 
finb bie ©olbfd)miebearbeiten bes 
Dedels. Karolingifd) finb nur bie über» 
fd)lanlen Figuren. Der mit ©belfteinen 
unb Filigranarbeiten ge 3 ierte 9tanb 
rourbe ums Fah^ 1000 in 91egensburg 
hergeftellt. Diefes s dReiftenoert altbeut» 
fd)er ©olbfd)miebe!unft ift nid)t nur oon 
hohem Fntereffe burd) Dedjnit unb 5luf» 


Corr» r .n»r>vl. 






•nUuiT.eum 


nmopc cjWltt 


Seifpiel einer tarolingifdben Feber» 
3 eid)nung mit ftarter 9Ra<hooirtung 
ber ?lntite 


Sudßbedel bes Codex aureus 


faffung ber bibtifeßen Sßenen, oon 
enormem materiellem 2 Berte burd) bas 
maffioe ©olb unb bie ©belfteine, es be» 
fißt auch ben Sorßug, ein Hniftim 3 U 
fein. Denn ähnlidje, aber nicht gleiche 
Arbeiten exiftieren nur mehr auf einem 
2lltaroorfaß in EtRailanb unb am Elitär 
Kaifer Arnulfs in ber heießen Kapelle in 
äRüncßen. 3n bem furchtbaren SRiebergang 
Deutfd)lanbs nach bem ^lusfterben ber 
Karolinger, roäßrenb ber Normannen» unb 
Hngarnftiege, roar aud) bie Kunft naße 3 u 
oöllig erftorben. 2 ßer am 5lbenb nid)t 
roeiß, ob er ben anbern borgen nod) im 
Sefiße feiner ^abe ift, roirb ein feßarfes 
Scßroert ßößer fd)äßen als bie tunft» 
geroanbtefte F^ber. So lommt es, baß erft 
naeß einer $aufe oon faft anbertßalb Faß ^ 3 
ßunberten, als unter ben traftoollen fädtjfi» 
feßen §errfd)ern bie äußeren unb inneren 
Störenfriebe befiegt, als Kir<ßen unb 
Klöfter gegrünbet unb reich befeßenft 
ojurben, emfiger SRönchsfleiß fieß toieber 
frucßtbringenb betätigen tonnte. Damals 
— im erften De 3 ennium bes elften Faßt 5 
ßunberts — ftattete §einricß II., ber ^eilige, 
feine ©rünbung Samberg in großartiger 
2 Beife aus. ©ine 9töße pradhtooller $attb» 
feßriften, aeßt Faß^ßunberte bort forgfam 
geßütet unb bei ber Sätularifation ben 
ÜRüncßner Seftänben einoerleibt, unter» 
rießten uns 00 m bamaligen Können. ^luf 
leueßtenbem ©olbgrunb prangen bie färben» 
reießen Silber, lauter S 3 enen aus bem 
Sud) ber Sücßer illuftrierenb, in ©olb 


Dan 3 ber Salome unb ©ntßauptung bes Däufers 
(?lus einer $anbfßrift ums Faßt 1000 ) 


Porträt Kaifer Karls bes Kaßlen (9. Faßißunbert) 


unb ©Ifenbein ftarrt bie toftbare £>ülle. Seiber gibt 
aueß bie befte ^Ibbilbung teine Sorftellung oon ber 
eigenartigen pompöfen Scßönßeit biefer äRalereien, 
bereit naioe ^luffaffung unb unbeholfene Sinienfüßrung 
in ber 9teprobuftion 3 toar 3 ur ©eltung tommt, toäßrenb 
ber malerifd)e 9 lei 3 ber Ieucßtenben ungebrodhenen 
Farbentöne fortfällt. Hnfre 5tbbilbung 3 eigt ben Dan 3 
ber Salome, ein Dßerna, bas fid) in genau gleicher, 
in allen ©in 3 elßeiten übereinftimmenber SBeife in 
mehreren Sterten biefer fübroeftbeutfeßen Sialftßule 
toieberfinbet. Futereffartt ift bas Silb ber gebedten 
Dafel, bas fi<ß aud) in ben folgenben Faßtßmtberten 
toenig änbert. ©s betoeift bie (Einfachheit unfrer Sit» 
oorbern im täglichen fieben. ©ra 3 iös finb bie Seme» 
gungen Salomes, nicht oßne Dramattt bie Haltung ber 
in ißren äRietten allerbingsftarrenDafelrunbe. ©erabe 3 u 
töftlid) ift bie Saioität, mit ber bei oölligem F^ßlert 
























2lpril Sluguft 

SBIätter aus einem illuftrierten Kalenber bes ausgefjenben fünfzehnten 2>af)ri)unberts 


1260 Über £attb urtb StReer 

bad)s Pargioal! Die £anbfd)rtft, eine ber 
toftbarften ber Sibliothet, ift bie ältefte unb 
be[terl)altene unb gleich ber reid) illu* 
ftrierten Driftanhanbfchrift, bereit tolorierte 
3eid)nungen leiber ftart oermifcht finb, halb 
nad) ber Sollenbung ber un[terblid)en 
Did)tung gefd)rieben. Die 9lbbilbung geigt 
im oberen Streifen ein üppiges Mahl, 
barunter ben Kampf gtoeier Witter in 
ihren fchönen Lüftungen unb ferneren, 
für bas breigehnte 3ahrl)urtbert fo d)aratte* 
riftifd)en Dopfhelmen. Die Proportionen 
finb noch oft fehlerhaft, perfpettioifche 
Kenntniffe fehlen, unb aus ben Säumen 
bes unteren Streifens ift gu entnehmen, 
toie fern man nod) ber üftatur ftanb. 
hin ift aus biefen illuftrierten Mtterromanen 
bie profane, naturaliftifd)e Malerei ber 
golgegeit erroadjfen. 

Die bisherigen Malereien toaren in 
ber foftbaren unb geitraubenben Dedfarben* 
technif (®ua[d)) ausgeführt, bei ber bas 
Pergament überall unter ber garbe oer= 
fdjminbet. Seit bem groölften 3al)tf)unbert 
lieh ntan mit ber gunehmenben Nachfrage 
nad) §anbfchriften, befonbers feit bem Cer* 
machen unfrer romantifd)en 9litterbid)tung, 
gur Serbilligurtg unb Sefdjleunigung ber 
Probuttion bie Dedfarben fort unb be= 
gnügte fiel) mit ber 3eid)mmg, bie bann 
bisroeilen, toie auf unfrer Slbbilbung, mit 
SBafferfarbe getufd)t tourbe. Daburd) oer* 
Sudjbedel in Elfenbein, ©mail unb ©olbfchmiebe* loren bie Miniaturen oiel oon ihrem 

arbeit. (Hms 3ah r 1000) malerifdjen 9?eig,oor allem ging bie mwtber* 

jeber perfpettioifdjen Kenntnis im unteren 
Silbe bie Stabt, bie toieber bas $ortleben 
antiter Elemente betoeift, angebeutet ift. 

Die (Enthauptung — rotes Slut ftrömt aus 
bem abgehauenen Stumpf — foll natürlich 
in ber Stabt oeranfehauiieht toerben. Slber 
bas tüill abfolut nid)t beffer gelingen, ©in 
©oliath toürbe nidjt mehr pialg einnehmen 
als hißt ber Käufer. Das Mittelalter tonnte 
fid) übrigens in ber Ausmalung graufiger 
Sgenen gar nicht genugtun. 

SBürbig bes 3 n halts finb bie herrlichen 
Sud)bedel. Die ©Ifenbeinfd)niherei gehört 
gum Seften, toas roir aus bem Mittelalter 
befitjen. Die grohartige Kompofition mett* 
eifert mit ber Reinheit ber ted)nifchen Durd)= 
bilbung. Die beften ©Ifenbeinarbeiten haben 
fidh ja faft ausfchliehlid) . auf Suchbedeln 
ober als ©inbänbe oon 2ßad)stafeln (Diptt)* 
d)on) erhalten, ©erabe bie 3eit $einrid)s II. 
fällt neben ber ber ausgehenben Karolinger 
in bie Slüteperiobe biefer Kunft. Das gilt 
auch non ben ©mailmalereien. Slllerbings 
finb bie Köpfe bpgantinifdjer §ertunft, hoch 
hat auch Deutfd)lanb in biefer Ded)nit recht 
Süchtiges geleiftet. Die Sereinigung oon 
©Ifenbein*, ©mail* unb ©olbfchmiebearbeit 
an biefem Dedel bürfte halb nad) bem 3ahre 
1000 in Sübbeutfd)lanb erfolgt fein. 

©rötere Sdjähe nod) birgt bie Münchner 
Sibliothet! ©in 2ßert, bas als Seifpiel für 
bas geidhnerifd)e Können Seachtung oer* 
bient, überbies aber burch feinen Inhalt 
gu ben bebeutenbften Schöpfungen ber beut* 3ef)an ftouequet: ftatsfifcung 

fchen Literatur gählt: Molfram oon ©fd)en* («us einer Soccaccioüberfefcung bes 15. 3abrhunberts) 


1911. $Rr. 49 


Kolorierte 3eid)mmgen aus ber Münchner 
Pargioalhanbfchrift 

bare Farbenpracht oöllig oerloren, bafür 
getoannen fie aber an Kebenbigteit. ©egen* 
über ben oerfd)menberifd) ausgemalten 
liturgifdhen £>anbfchriften, bie tonferoatioen 
©haratter betoahrten, finb biefe flott fyn* 
getoorfenen Filtrationen Stusfd)nitte aus 
bem Alltagsleben ber Minnefinger, bie burch 
Kebensroahrheit unb tulturgef<hid)tlid)es 
3ntereffe für bie ©inbuhe an tünftlerifd)em 
SBert entfdjäbigen. 

Den ungeheuren $ortfd)ritt, ben bie Ma* 
lerei im oiergehnten unb fünfzehnten Fahr* 
hunbert befonbers in Söl)men, ben Slieber* 
lanben unb ^tantreid) machte, tönnen mir 
in gasreichen §anbfd)riften ber Sibliothet 
oerfolgen. Son bem berühmten, etma 1415 
geborenen unb um 1480 oerftorbenen Feh<* n 
Foucquet ift bas pradjtoolle Silb in ber 
Soccaccioüberfetpmg, eine tönigliche Aats* 
fitjung barftellenb, auf 1458 batiert. Die 
blaue Sapete unb Sobenbefpannung bes ©e* 
mad)es, bas Ornat bes Königs, bie Koftüme 
feines $offtaates haben eine nicht gu über* 
bietenbe £eud)ttraft. Die grortfdhritte ber 
Perfpettioe ertennen mir an einem Salba* 
d)in. Unfeh ähbar ift bie toftüm* unb fitten* 
gefdhidhtlidje Sebeutung biefer fd)led)thin 
oollenbeten Malerei. 

Proben ber gleichzeitigen flämifd)en 
Malerei, bie im Breviarium Grimani in 
Senebig ihren 3enit ertlomm, finben fid) in 
einem illuftrierten Kalcnber; jebe Seite oer* 
anfd)aulid)t bie mid)tigften Sefchäftigungen 
bes betreffenben Monats. Das Aprilbilb 
geigt eine Stabtanfid)t mit fchönen gotifdjen 











































1911. STCr. 49 


Über £cntb unb äfteer 


1261 







geringere Talente ber Sucf)malerei mib» - 

meten. Sud) bas Sdhmelgen in ben neu (Sin Statt aus ber ©hronif ber ^rin 3 en oon 5Ueoe 
____.__ (15. 3a^rt)unbert) 


©otifdjer Sud)bedel. Seginn bes 15. Fahrhunberts 

©ebäuben, ben teimenben ©arten, 1 ^. 

Sfauen, ein ©hepaar unb ein £iebes= " WmtB Bä 

paar am Srunnen, bie ^Ranbleifte bes 
ftalenbers aber unten einen Schäfer mit ('■ 

iöerbe. Die 3eid)nung ift oollenbet, bie S 

3 artt)eit ber Farbengebung burd)aus h* Q 

ber FrüI)Iings)timmung angepaht. Dah .V i 

bie 5tunft f)ier einen in ber eingefdjlagc» | 

nen Sichtung nidf)t tneljr 3 U über» j 

bietenben £jöt)epuntt erreid)t hat, ift jebent 
SefdEjauer fofort tlar. Sollenbeteres auf ■ 

Keinem Saume hat leine ©poche heroor 
gebracht, nur bie Dafelbilber, bie in 
meit größerem Siahftabe Susfdmitte aus 
ber 2 ßirtlid)teit geben, maren ber 9luf= 
märtsentmidlung noch 3 uaänglich. Sicht I '' 
minber rei 3 enb roie bas Sprilbilb ift bas ■( . 
bes Suguft: 3m Sorbergrunbe Säuern | - 

bei ber ©rntearbeit, im §intergrunbe eine R H 

meite liebliche £anbfd)aft. Die ©ntmid» jgjf ^ 

lung ber fianbfd)aftsmalerei roäre ot)ne jö ^ 

Setanntfdjaft mit ber Suchmalerei oöllig 
unoerftänblid). §ier bereitete fid) oor, 
mas erft oiel fpäter auf Dafelbilbern ber 
Sollenbung 3 ugefüf)rt roerben füllte. 


ben 3 aI)Ireid)en Steiftermerten nur einige 
toenige (Stichproben hier herausgreifen 
tönnen. 

Die Dage ber Slüte ber Sudjmalerei 
mären aber ge 3 ählt. 2 ßenn and) noch 
in ben folgenben 3 ahrhunberten oer» 
ein 3 elt Schönes gefchaffen mürbe, fo 
manbte fid) hoch h^fort bie itünftler» 
fd)aft neben Dafelgemälben lieber bem 
§ol 3 fd)nitt, ftupferftich unb ber Sabie» 
rung 3 u. Such tarn ber Suchbrud einer 
manuellen 9lusfcf)mücEung feiner ©r 3 eug» 
niffe nid)t entgegen. Unb bodh finben 
fiel) auch noch irc gebrudten SBerfen fdjöne 
Stiniaturen. 2 Bir fd)Iiefeert mit einem 
Seifpiel oon ber ifjanb £utas ©ranadhs 
bes jüngeren. Die Sbbilbung 3 eigt 3 mei 
Porträte, £utt)er unb Stelanchthon bar» 
ftellenb, oom 3al)*e 1561. 3«tereffant ift, 
bah bie hebräifdjen unb gried)ifd)en 
Sdhrift 3 eidhen auf ben aufgefchlagenen 
Seiten oon 90teland)thons eigner §anb 
herrühren. Dr. Star ftemmerid) 


£utas ©ranad): £utl)er unb SteIand)thon 



Id crcÄafactaftuitnmuö:^ 
ij mummamöommcfcKtfan 
afe tatuöo:m loummomcDiml- 
ölouapatncrCImtpffona* 
S. ^WRtmptÄ c inarw m cdiim 
cuuiixuc atigcti laufHtncce Ck 
v? r ncDiültöommü- 3)unp^onu 
% - Horte - 

\ WM ötnfrttc iko omme kp 
w:fmiiKt>ominow (e 
" v* tirta- SntroiKttuöfpcttu# 

« iitfimcrultanöe-Scuotcqup 
tuam Domiiuw ipiccfr&cuo: 
^ t ipicfcaciiop.ftnoitipjinoe- 


©ine Seite aus ftaifer Staiimilians I. ©ebetbudh 


1011 (Sb. 106) 


entbedten ©efe^en ber £inearperfpe!» 
tioelähtfich genau foinbenSOtiniaturen 
mie auf großen ©emälben oerfolgen. 

3ßof)I eines ber toftbarften SBerte, 
bas bie gan 3 e beutfd)e ilunft aufsu» 
meifen hat, ift bas ©ebetbudh ftaifer 
Starimilians I. mit Sanb 3 eid)nungen 
oon Wibrecht Dürer, §oIbein unb Surgt» 
mair. Stit ihm oornehmlidh mirb bie 
Senaiffance in unfrer Stalerei inaugu» 
riert. 3u Orlanbo bi £affos 51ompo» 
fitionen hat $ans SOtielid), ein auch 
als Dafelmaler heroorragenber Äünft» 
ler, in 3 mei riefigen Foliobänben in 
ber Stitte bes fedl) 3 ehnten 3 ah ^ 3 
hunberts töftlid)e Stiniaturen in au her» 
orbentlid) großer 3 ahl gefchaffen. 
?lrd)itettur, Ornamentit, Äoftüme unb 
Stalmeife lehren, bah toir es mit 
einer Schöpfung ber reifen Senaiffance 
3 u tun haben. Dah in biefer ^Periobe 
— es fei an Samen mie Di 3 ian, 
Saolo Seronefe, Dintoretto, 91tid)el» 
angelo erinnert — bie Dafelmalerei 
ihre hödhften Driuntphe feierte, be= 
fonbers in Italien, ift fattfam betannt. 
Dah aber bie befdjeibenere Such* 
malerei bahinter nicf)t ober taum 
3 uriidftanb, lehren bie Arbeiten oon 
Siielidhs §anb. 

Übrigens befinbet fid) oon biefem 
heroorragenben Stünchner 51ünftler 
noch ein anbres fd)ön auf Pergament 
gemaltes Such in ber Staatsbibliothek 
mie ja überhaupt nicht nadhbrüdlidj ge» 
nug betont merben tarnt, bah mir aus 



£jans Stielidh: Stiniatur 3 u Orlanbo bi fiaffo (16.3ahrh.) 

169 




























1262 


Uber £anb unb $9leer 


1911. Sttr. 49 


5>anS t)ott ^öl)lenberg: ftarte 


£) ft e r i a 

s gibt ein £anb, too bie 3ttronen bliibn. Über 
bies £anb, toeldjes ber Deutfhe im grüb* 
fahr auffud)t, finb feb>r oiele nü^lictje unb lebrreid)e 
Bücher getrieben toorben, 3um SBeifpieX ber 
Bäbeter. Seine grau befht natürlich ben Säbeter, 
fie gebt begeiftert, aufmertfam unb emfig feinen 
gingerseigen nach: fehlt uns abfolut noch bie 

Kapelle Sant' 5 Inna. gh habe bas Scaligerbentmal 
nod) nid)t gefebn. £>ber bie ftrppta in Suftadjio. 

Sr folgt ibr, manchmal unb 3u Anfang nod) 
gutgelaunt, bann toirb er bösartiger. Sr be* 
groeifelt bie Shheit bes 9 tHered)teften, Urantiten. 
„Das tann jeher fagen!" höb«* er unb bobrt 
mit bem Stod in irgenbeinen autbentifdjen 
^orpbprblod ber Mauer bes SRemus, 9 ?omuIus 
baute auf ber anbern Seite — feine grau refer* 
oiert ibnt bie Sefidjtigung für morgen. Sr äußert 
gotteslästerliche 9 lnfidjteu über 5 tird)enbauten unb 
überlegt bie Bertoenbbarteit ber ebrroürbigen 
Dämmerböblen für inbuftrielle 3 mede, im gall, 
toie er für tobfidjer hält, eines Dages ber Staat 
oon ber 5 tird)e fid) trennt unb bamit biefe gn* 
ftitution bantrott toäre. Bor einem grestü* 
gemälbe, bas fie bimmlifd), allererfte idunft, ©iotto 
unb Simabue unb ©reco im Bubiment unb in 
reiner Srtjabenbeit finbet, behauptet er efelftörrifd), 
überhaupt nur nod) £>tfleäen 3U feben, jebe feuchte 
Mauer in einem Sd)öneberger Neubau böte juft 
genau biefelbe Mittung. Sr roill nicht feben, 
er tut fo, als ob er fd)ted)te Bugen hätte ober fid) 
ben <£>ols oerrentte — er ift oon abftofjenbem 
Materialismus! t 

©egen Bbenb tommt eine milbe §eiterteit 
über ihn, er bat oerbältnismäbig gut gegeffen — 
bas ift fein Departement, unb nicht nah bem 
Säbeter —, er finbet bie greimaurergeidien unb 
©efätjrten, irgenbtoie weife er Hummern, gifh 5 
fuppen, Bwtfdj creme, leiber aud) baprifdjes Bier 
unb Bollmöpfe auf^ufpüren — feine grau be* 
bauptet, es ift gnftintt, er nennt es Crientierungs* 
oermögen, gür ben Bbenb oerfprid)t er ihr eine 
befonbere ©enugtuung. Sr bat etroas gan3 
Sbaratteriftifd)es, Sigenartiges, italienifdjes £otal= 
tolorit mit ftünftlererinnerungen, Romeos £aus 
ober bie Saracallatbermen. 

gn Romeos toaus nämüd) trintt man meinen, 
blumigen Mouffierenben, in ben Saracallatbermen 
gibt es einen geroiffen bunteloioletten ©bianti* 
artigen, oon bem man mit fdjweren Beinen auf* 
ftebt. Unb im buntlen Werter ber Beatrice Send 
fließt wieber fonnengolbener grascati, ober bie 
Mönche unb gnquifitoren oon San Sulpicio 
fpenben jefet für alles Slut unb geuerbränbe bas 
milbefte geuerblüt felbft. 

Sr roirb toabrbaft poetifd) in ber Sefdjreibung 
biefer Orte, fhleid)t ficb nächtlich m Sbplods 
ftneipe burd) bas ©affengeroirr am Bialto unb 
finbet £ifa, bie autbentifhe Mona £ifa, bunter 
muffigem £äfe unb Mattaroni. Ss toirb fhwierig, 
ihn aus ben ftommetserinnerungen oon Bologna 
3U entfernen, unb bei Sater Sifulco in Neapel 
fhwört er, bah nur ber gaiemer ein ©ötiörwein, 
ber Befuoio trofe feiner Diiden ber befte alte 
Dränenbeilige oon gan3 gtalien unb ber ©briften* 
beit fei! . / ^ 

Seine grau tlomm inbes treulid) ben Sefuo 
hinan, toas mübfam ift unb ein fanboolles Ser* 
gnügen bebeutet. Man tann es fid) febr beutlid) 
oorftellen, inbem man einen fentredjten Schutt* 
häufen, oon 3toei Kerlen, für 3ebn £ire, an Siemen 
ge3errt, fid) hinauf fcfeldfen läfet! Sie ftarrte auf 
bie £umpenanfammlungen bes Palatin, wo einft 
bie ftaifer wohnten, unb atmete ben 'Staub ber 
uralten Sömerd) auf feen in ebrroürbigen Sumpel* 
brofdjten, fie briet auf bem Spomeogipfel unb 
fror in blauen, grünen unb fdjtoefelgelben ©rotten, 
atmete bie entfpred)enben Dünfte unb probierte 
Sluttourft mit Sd)otolabe, ^ammeltöpfe in 
ftürbisternen unb Domatentud)en mit 3 wiebelgufe, 
ba3u las fie ©oetbeunb ©regorooius, las Biefefhe, 
gerrero unb Sabatier. Sr behauptet, bafc es nur 
einen ewigen Sahoerftänbigen über gtalien 
gibt: §ans Sattf). tiefer §ans Sartb bat ein 
Such „öfteria“ gef<hrieben, toeld)es eine rettenbe 
Dat bebeutet, bie Settung oor Äircbentoänben, oor 
Snglänberinnen unb brödelnbem ilaü. 

§ans Sartb oerläfet feine Dafd)e nie. Ss ift 
ein bünnes Sud), bas auf feinem dmfd)!ag einen 
ben Sfel reitenben, beträn3ten Silen trägt. Die 

*) Siebe „Über £anb unb äReer" Sr. 43, 45 unb 47. 


£)rte, oon benen §ans Sartb weht fpridjt, toerben 
umgangen ober auffallenb fhnell abgemacht. 3um 
Seifpiel fanb £>ans Sartb in Sffifi unb S^ugia 
nichts Drintbares, er liebte aber grascati unb 
gefiel ficb lange in ben Slbanerbergen. §ans 
Sartb oerflud)t ©enua unb preift Dorino. 2Bir 
tennen bie Sftigrotten rings um £ugano, unb 
irgenbtoie treibt's ihn nah £ugano immer toieber, 
alltoo Saprino unb bie Santina roffa toarten: 
„Du toeifet, £ugano liegt fo bequem als Susgangs* 
puntt an ber groben £inie! Stau tann ba alle Soft* 
fachen bfrtbeftellen!“ 

©ott fei Dant, lebt $ans Sartb in Som, unb 
lebt unb b^bt nod) ba, toie er ficb burd) Seher* 
antlang über3eugen burfte! 

2Iuf biefe 2Beife fab feine grau toenigftens ben 
Sapft unb fab and) bie Siftina unb bie Senus 
oom itapitol. 

Hm ber 2 Babrbeit bie Sbre 3u geben, bie Senus 
befab er mit ihr, er befab fie mit äßoblgefallen 
fogar, oon hinten unb oon oorn. 

„Der herbe SBeibe oon Santi Spoftoli ift ber 
befte,“ fagte er bei ber Sbfabrt 3U feiner grau, 
„grüber toar ber in ber Scdontbella am Santbeon 
beffer. Das Senetoreftaurant ift toirtlih ein gort* 
fhritt. Da hoben fie mal toas ba3u erfunben! 
3 u ben ollen Drajart unb 5 tonftantin!“ 

Seine grau anttoortet ihm niht. Sie bentt 
an ©oetbe unb an Siharb Soft, an bie Qlbenb* 
mufif auf bem Sincio, ja, unb an eine römifhe 
Serlentette, an ben üupferftid), ben fie für nur 
fünf3ebn £ire getauft bot, unb 3U £aufe toill fie 
fagen, bab er 3toeibunbert getoftet bot. 

gn Sbto e f enb eit 
Ss ift für feine grau eine furchtbare Sorge, 
bab er fo allein geblieben ift! „Sin Siann ift ja 
fhümmer toie ein ftinb,“ er3äblt fie ihrer greunbin 
Slbertine. „Hnb ih roar fo alles im <5aus! ©ott, 
toer toedt il)n nur bes Borgens? 2Ber siebt ihn 
orbentlih an? Sr bot fid)er fein grübftüd niht. 
Hnb Srot tonnte er nie fhneiben!“ 

grau Slbertine möhte anbeuten, bab er früher 
boh immerhin einige fehsunb3toan3ig bis breifjig 
gabre als alleingebenbes Hnfhnlbstourm in ber 
2BeIt gelebt batte, ab, tränt unb aufftanb. grgenb* 
toie unterbrüdt fie bie Semertung. Suh 
Siann ift allein in ber 2Bol)nung unb mit ben 
itinbern. SBie foll er fi<h b^Tt ? 

Raum geniebt fie felbft bas bequeme, gut 
eingeölte Sabeleben. Herbert bot fo gar teine 
roirtfhaftlihen Dalente, bie 5 Hnber gebord)en ihm 
niht. Sr oersiebt fie enttoeber ober er fhnau3t 
fie an. „©tauben Sie mir, SOtänner, meine £iebe, 
finb bie fhlehteften Sr3ieber oon ber 2 Belt! Steine 
5 Hnber, toenn es nah ginge, toären alle mib= 
raten. So half ih ftßi ben Shnlarbeiten, ih 
beobahtete Sofis ©efunbbeit, ber kleine tränt 
nur oon mir erft getoftete SOtilh-" 

Selbe grauen finb forgenooll. Ss ift leiht* 
finnig, einen Staun fo allein 3U laffen! „gh 
habe 3toar meine Sdjtoefter beauftragt, nah h m 
3u feben," ergäblt feine grau. „€ber Helene 
ift .aud) fo toufhelig nnb nah oben hinaus. Die 
nimmt ihn böhftens in ein Seftaurant mit, unb 
fie fhiden mir oon ba eine SXnfihtstarte." 

grau dHIbertine toeib: „gn ber SSirtfhaft 
brauhen fie immer bas Doppelte, toenn ih niht 
ba bin. Die £eute betrügen ja fo 'n Staun red)ts 
unb lints. Die fiieferanten natürlih auh- Sa, 
ih toerbe, toenn ih bdmtomme, eine fhöne 
Sefherung oorfinben!" 

Sßenn er reift, ift bas gan3 toas anbres! 
Stau bot bie 3 ^it, um fid) aus3urubn. gür ©rob* 
reinemahen unb Sparen. Die itinber finb nod) 5 
mal fo artig ohne ihren Sater, unb ber Haushalt 
gebt am Sd)nürd)en. 

„gh glaube niht, bab & fein geuer3eug felbft 
finbet," reflettiert feine grau, „gh holte es 
ihm immer, ih mähte nah ^ifh ben itaffee, 
bib ihm bie gigorrenfpi^e ab." 

Sin toenig, mit tleinert klugen, fiebt grau Silber* 
tine über fie bintoeg, fie ift älter unb erfahrener, 
ift Stutter oon breien. „Stau bürfte fie niht 
allein laffen, toenn man niht felbft manchmal 
bie £aft los fein toollte! — Dab junge Stäbchen, 
bie bie Sbe niht tennen, heiraten unb um jeben 
Sreis fih oerbeiraten toollen, rounbert mich ja 
niht! Sber eine Sßittoe 3um Seifpiel, bie ihre 
ftinber unb Sermögen bot, toirb ntir unbegreiflid), 
toenn fie toieber heiratet." 

Selbe Damen begreifen bie SSittoe niht. 
„Hnb toenn man alles oorber fo roübte, toie gut 


bat man's boh ols Stäbhen 3U §aus — im 
bübfhen, 3ierlihen Stäbhenftübhen, bei ben guten 
Sltern — unb geflirtet toirb, bie Setoerber 
tommen —“ 

„Die Setoerber hören eines Dages auf," finnt 
bie prattifhe grau SIbertine. „Sa, unb biefe 
Sefürhtung entfheibet bann toobl. Sud) toar 
meine Stama unerträglih betrfd)füä)tig, man 
tonnte es als ertoahfene Do hier bei ihr im $aus 
taurn ausbalten. gd) bebauerte immer Sopa." 

Die Mama feiner grau . bie gute, füge 
Stama — toar ebenfalls unerträglih berrfhfüd)tig 
getoefen, unb aud) h*e Dohter hotte Sapa oft 
bebauert. „Die grauen haben teine groben Sus* 
fihten in ber SSelt, fo ober fo!" fagt -fie rnübe. 
„Die Stänner leben boh toenigftens in ihrem 
Seruf." 

grau Sllbertine meint: „SSiffen Sie, fo Dag 
für Dag 3m felben 3 dt aufs Sureau ober ins 
Kontor, auf ben Srer3ierplats unb ins ©erid)t 
toürbe mir auh toenig Spafe mähen. Stan muh 
baran getoöbnt fein. Die Männer finb's getoöhni" 
„gh möhte febr gerne ©elb oerbienen." 
,,©elb einnebmen, meinen Sie? £> ja! ©elb 
tann man nie genug hoben!" 

„Hnb ih bin über3eugt, bab bie grauen eines 
Dages gerabefo oiel ©elb toie bie Stänner befiben 
unb oerbienen toerben!" 

„Sie toären bumm. Ss ift angenehmer, bie 
Stänner für fih oerbienen 3u laffen." 

„Sber ebrenooller ift, felbft 3U oerbienen!" 
„Sab, ebrenooll!" 

Seine grau meint: „Sigentlid) ift boh mert* 
toürbig, too bie Sbe ihnen nur Sadjteile, Ser* 
minberung ihres Sintommens, Sorge unb £aft 
bringt, bab Männer überhaupt nod) heiraten unb 
eine grau, niht ein Sermögen, heiraten!" 

„Das ift auh merttoürbig." 

„Hnb toenn es toabr ift, bab fie polpgam oer* 
anlagt finb — Sfher itebr behauptet boh fogar, 
bab toir grauen es finb — bab fie uns treu bleiben, 
ift bas ^lllermerttoürbigfte!" 

„ 3 lh> Dreue!" grau Üllbertine gähnt, „üluh 
fo ein Segriff!" 

„SSie? Sie glauben niht an Dreue?" 
„Serubigen Sie fih! gm Sin3elfall immer, 
gm allgemeinen — für bas grobe ©an3e —“ 
„Ss gibt oiel £ieberlid)teit in ber SSelt. — 
Sun, ©ott fei Dant, brauche ih bas niht 3 U 
befürchten!" 

„gn bem $untt ift Herbert niht an3utippen. 
Sr langweilt mih fogar faft. gh hätte ihm gern 
mal ein Srlebnis, eine Srfhütterung 3u oergeben." 
„Die grauen fangen immer an." 

„Sber alle grauen finb treu." 

„©etoib finb fie bas! gh meine auh mehr 
imaginäre grauen, bas SSeib als Segriff — bie 
Sßeiber, fold)e SSeiber." 

Über bie abfolute Sertoerflihteit „folher“ 
SSeiber einigen bie Damen fih leiht. 

Hnb er toirb fih langtoeilen!" grübelt 
feine grau. „Stänner finb fo unergiebig aus fih 
felbft. Sr tommt nie mal auf eine Heine 3 ^= 
ftreuung, auf einen Sbenbbummel." 

„SSenn man fie mal barauf gebraht bot, 
genießen fie grünbliher als toir unb hören fhroer 
toieber auf." 

Ss ift troftlos. Seine grau ftellt ihn fih immer 
über bie Shreibtifdjplotte gebeugt, grau unb 
fhleht rafiert oor. SSarum er fhleht rafiert ift, 
ba fie ihn boh nicht rafiert, toeib fie niht, oiel* 
leiht gehört es 3ur ’pbpfiognomie bes ©rams; 
bas 3 immer ifttübl ober überbe^t, unb tein Staub 
tourbe feit ad)t Dagen abgetoifht. „gh fh*dbe 
ihm täglih- Sin Siann braucht Anleitung, gür 
bie ift boh bie Sbe gerabe3u eine Sottoenbig* 
teit, mit ihrer Shroerfälligteit unb ^ßbontafie* 
lofigteit, teinem SBlidfür Sauberteitunb Behagen! 
gh bin fid)er, er toeib niht einmal, toas er ibt, 
unb gobanna mäht alles auf ihre gaffon." 

Da tommt ein Brief oon ihm. Sr fhreibt 
unb er rühmt, bab es ihm ausge3eid)net gebt, 
gobonna ift überbrao, er ift mit Helene int „Slou" 
getoefen. 

„Sr will mir nur teine Sorge mähen," fagt 
feine grau, „gh höbe hm gefagt, toenn ih 
fterbe, foll er Helene heiraten. — Sr ift brei3ebn 
gabre älter als ih, ih bin fiher, ih fterbe nah h™-“ 
„Das ift getoöbniih fo* Hnb ältere grauen 
tönnen boh nihts ntebr reht anfangen bann. 
Darin liegt ein Susgleich-" 

„ittber glauben Sie — glauben Sie ernftlih, 
bab Männer allein fein tönnen?" 




ber 6d)enfe* 9Zad) einem ©emälbe bon Söityelm 6ctyreuer 
















1264 


Über ßartb unb Sfteer 


1911. 49 


„Aßir würben's irrten nie erlauben. Deswegen 
tönnen fie es nid)t.“ 

„Aßir tönnen's bod) aber?“ . 

grau Albertine lächelt, unb feine Stau fängt 
wieber an, non ihren großen Sorgen 3U fpr ed)en, 
bah gohanna ibn beftieblt unb Helene oberflächlich 
ift.,..... Ais ber £err Dottox tommt. Der Derr 
Dottor ift ein netter- unb intereffanter AZann. 

Sitelteit 

Aßir wiffen alle, bafj grauen eitel finb — fie 
ftehen oor bent Spiegel, fie fhmüden ficE) mit 
Aßagenrabhüten, mit Durbanen ober Dofenröden, 
fie taufen Aüfhen, Ael 3 iaden unb Seibenftrümpfe, 
fie ruinieren ihre Seemänner unb bemogeln ihre 
■fiiebbaber,. unb flagen bei feiner Schwiegermutter. 
Aßü tarnen alle unfre Aßihbtätter unb kennen t)in, 
wenn Stauen nicht eitel roären? Unfre Diebe 
tonnen it)re $erlenl)alsbänber fteblen, unfre 
, Dichter oon ihren fpitjenbefehten Unausfpred)liefen 
fd)wärmen, unfre AZaler fie entliehen, unfre, 
Sittenprebiger fie oerbammen. 

Der Derr ber Schöpfung ift nicht eitel, über 
alt ÖiefemiKeintram fteht er erhaben, in Sd)open* 
hauerpofe. 

Sr hat nur manchmal bie gbee, bah abfolut 
nur: ein graublauer Sdjlips ihm fteht— jener 
beftimmte graublaue, aus bider, gerippter Seibe, 
engtifd) natürlich, ber fünfgehn AZart toftet. Seine 
grau hat mod) , nie mehr roie gtoei AZart fünfstg 
für „ein Snbhen Seibeubanb fd)ltehlid)“— aus* 
gegeben, fie entfinnt fich breier geräumiger 5Zom= 
mobenfhubfäd)er, bie, mit ähnlichen Seibenftreifen 
oollgepfropft, ausberften. Sie wirb belehrt, bah 
biefe oierhuubertfünfgig eben nicht mehr mobern, 
- nicht fd)id, fonbern unmöglich unb tommishaft finb. 
Sie- batf fich nid)t wunbern, toenn nah gan 3 
turger 3eit (braublau ihm nicht mehr fteht — poer 
hat bas gefügt unb wo würbe es feftgeftellt? ■— 
©raublau ift Dorffhulmeifterfarbe, aber es ift ba 
jener tntereffante, unbefinierbare, getoäfferte unb 

oerfd)lungene -Sr bleibt 3Utoeilen oor Aus* 

lagen ftehen: es ift unmöglid), bah £eutefo etwas 
taufen, erbsgelb unb tataobutterfarben, unb wein* 
rot unb ölfledig ober ohfenäugig — Der ©efhäfts* 
inhaber muh bod) fein Aublitum tennen! Unb bie 
tluge Sattin fchtoeigt, toenn fie unter feiner Aßäfd)e 
apfelgrüne Seibentritots, toenn fie Strümpfe mit 
lila 3uüdeln ober ©igerltragen AZarte Snob 
$iff*Aaff entbedt. 

Sr ift über jebe Sitelteit erhaben, nur be= 
unruhtgt ihn lebhaft, toenn fein Sattoan3ug 3 toei 
9Zäl)te ■ im Aüdert hat, toährenb bie AZobe eine 
oorfdjreibt, ober feine Aßefte im U ausgefdjnitten 
bleibt, too im lebten Sportberiht gürft gürftenberg 
ober ber $er3og oon Dutt)erlaub fd) On ein V trägt. 
„Das oerftehft btt nicht!“ fagt er argerlidt), weil 
fie es wirtlich nicht oerftehi. Sr tarnt nicht aus* 
fehen toie ein Armenhäusler, tote ber ©emeinbe* 
oorftanb oon Altliehegöride! gerner gibt es ein 
Kapitel ber ©reeches, es gibt Breeches, 5tnie* 
hofen unb Aßideigamafd)ert., 3u allen breien ge* 
hört eine Aßabe — — Dies ftapitel umgeht er, 
inbem er farboitifd) über Sdjlitjröde,burchbrodjene 
Seibenftrümpfe unb ^ßuntps toirb. 

Aon tniffligfterüpeinlichleit ift er in begug auf 
Stiefel. Stiefel machen ben ©entleman. Sin 
unblanter Stiefel tarnt ihn oerftimmen, ein Aiefter 
ertoedt Selbftmorbgebanten — bagegen hebt ein 
Aatentladierter entfd)ieben,bas Dafeirtsbewuhtfein. 
All biefe Aufgaben erlebigt er nicht ettoa gern, 
gefd)äftig unb gefdjroähig toie feine grau ■ —* 
bie Aerhanblungen werben heimlich geführt, plötp 
lief) langen Stiefel an, bann tommen bramatifhe 
Dete*a=tetes mit bent Sd)uhtünftler, oh, oon einer 
Dramatit! ' Auch fein . Sdmeiber ift ein gbiot, 
ein Schafstopf, ein - „$ol 3 tned)t! Sie erinnert 
fid) gern, ber angenehmen Stunben bei ihrer 
Aiabame Seline, bes groufrous unb bes munteren 
©eplaubers bort, ber bistreten Anfragen unb 
Aoti 3 en. — Ss muh artgenehmer fein, Sdjneiberin 
3 U fein als , Sd)neiber. Aber oielIeid)t bringt bas 
lehtere mehr ein? 

Seine Aedjnungen 3 ählen nicht, bie be 3 ahit 
er felbft unb ohne Aanbbemertung. Seine grau 
fartb ihn einmal fehr,- ernftlich oerftimmt, toeil er 
ein toeihes £>aar in feinem Schopf entbedt hatte, 
fein §aar tourbe feitt>er toieber erfreulich bräunlich, 
mit feinem grifeur fteht er immer auf gutem guhe. 
Das ift eine Aertrauenspcrfon, er gibt fportlid)e 
Dips. Aloh folche? s 

9Bir ermähnen nicht, bah -.er feine SBruft ebenfo* 
gern mit einem Sternchen ober 5treu3<hen behängt 
toie fie ihre mit einer ^erlentette. Sr be3ahlt 
unter Amftänben für eine 5tonfuis= ober Senator* 
uniform gan 3 anftänbige Summen, feine ^h°to* 
graphie im Drnat ift nicht übel! Unb toenn 


hübfd)e jüngere Damen ihm Schmeicheleien über 
feine jugenbliche Slaftisität, fein forfthes Ausfehen 
lagen, fo ift ihm bas gleichgültig, ebenfo gleich 3 
gültig, toie toenn Dante ©ift 3 ahn meint: „ga, 
ja, mein Alter, toir beibe finb alte £eute, toir 
lönnen nicht mehr mit, bürfen unfern Sarg beim 
Difd)ler beftellen !“ 

Sr ift nicht eitel, ©ott betoahre ihn! Seine 
grau ift es, er bulbet ihre Sitelteit, er hätfchelt 
fie fogar barin. ©laUbt er, bah feine barüber 
nid)t bemertt toirb? 

Seine grau , ift gutmütig. Die grauen finb 
toirflid) gutmütig — er oerbirgt fich fo gefdjidt! 

Seine©efunbheit 

gür feine 3urüdhaltung auf bem einen ^ßuntt 
tann er fich too© auf bem anbern eine Keine 
menfehüche Sd)toäd)e geftatten: er ift nämlich 
toehleibig. 

Sr beftreitet es lebhaft. Selbftoerftänblich 
toürbe er toagen, ben Sötoentäfig 3 U betreten, er 
toürbe fich auf bem gelbe ber Shre totfehiehen 
laffen ober audj in einem Duell — ©ott erhalte 
ihn uns! — ficher nicht tneifen. geh tann ihn 
mir bei Aorbpolerpebitionen oorftellen ober Süb* 
roeftafrita fet)r toader oerteibigenb — — 

Aber fagen toir 3 um Aeifpiel: 3 ahnf<hmer 3 en! 
Sr oerfucht fofort, bir begreiflid) 3 U machen, bah 
fein 3 ahnf<hmer 3 anbers ift als eurer, befonbers 
ägrierenb, ungerecht tüdifd), nieberträchtig. Sr 
ift ein SÖiärtprer, er erträgt ihn mit ber Staub* 
haftigteit eines Surtius — Sr ift unerträglich, 
er brüllt, er tobt, er fd)Ieubert hanbliche ©egen* 
ftänbe — 

c 2 Bir toiffen, er häugt nicht am £eben — 
nicht er! Sr oerachtet es fogar, ihm ift betannt, 
bah toir alle fterben müffen, ber eine früh, ber 
anbre fpät, manchen lieben alten greunb oon 
ihm hai es f<hon hmgerafft, unb mancher toar 
auch fo gar alt nod) nicht. 

Sr ift. toehmutsooll geftimmt, er empfiehlt 
feiner grau, halb toieber 3 U heiraten, befiehlt 
feine 5tinber ©ott, bem Aalet ber ASaifen, unb 
einer Aklt, in bie fie nid)ts als Aeblidjieit unb 
ben Abfd)iebsfegen ihres Aaters mitbringen. Ss 
geht 3 U Sttbe mit ihm, er toeih es. Ss ift fein $er 3 . 
ASertn er fich ben Aiagen oerborben hat, hat er 
nämlich Aiagenlrebs, auf geheimnisoolle Aßahr* 
nehmungen hm oermutet er Aieren. Auch fein 
©ehirn ift oft fchon affi 3 iert — er hat tür3lid) 
eine Arofchüre gelefen, bah ©eiftestrante immer 3 U 
fpät eingeliefert toerben. gm übrigen toäre ja 
feine Aflld)i öetan, ba liegt bie Üebensoerfi^erung, 
bort bas Deftament! — Diesmal alfo ift's fein 
§er3! 

„Aber bein §er 3 ?“ fragt bie ©attin erftaunt. 

And) fein Ontel Sbuarb ift am §er 3 en ge* 
ftorben. unb bie Dante £ordj en. „Dante £ord) en 
ftarb fehr qualooll, fie erftidte — (er oerbirgt 
eine' Dräne). Aerfprid) nur, bah ih* mich nicht 
lange leiben Iaht! Atorphium! — 3eine Drauer 
um mich ! gh mag bie fhroar 3 en Kleiber niht, 
bu tannft bie Aßohnung sum güli fünbigen.“ 

Sr lennt bie Spmptome. Sie toaren immer 
ba. Die Argte finb Sfel. Aßas ooeih bies ©efhleht 
oon ggnoranten unb Aiehgern? 

* Sr bereitet fid) in dtiriftlict) er Aßeife, grobe 
Sünben hat er fih nicht gerabe oor 3 utoerfen — 
merftoürbigerroeife rehuet er immer nur — unb 
bies ift eine pfphologifhe Aterftoürbigteit — 00 m 
§oh 3 eitstage ab. „Sage mir, bah bu im gansen 
3 ufrieben toar ft, bah ih bir niht roiffentlih Aöfes 
tat?“ 

Sie oerfihert es ihm, fie fiht an feiner Seite. 
Sr toirb fhtoäher unb fhotäher — felbft bas 
Sffen fdjmedt it)m niht mehr, auh bas Fähnchen 
niht, obgleich, er es bod) oersehrt, um fte niht 3 U 
tränten, er tonnte fogar Apfelmus hinterher unb 
eine glafhe Aottoein oertragen. 

Das §er *3 ift ein geheimnisooller Apparat. 
Daoon toeih nämlih niemanb etroas. Alle anbern 
©ebiete finb 3 iemüh burhforfhV Bum Aeifpiel 
£ungenangeiegenheiten ober ber $eftba 3 illus. Aber 
bas £jer 3 ! £eute toollen gerabe Ar oft fagen unb 
heben ihr Aßeinglas — futfh! finb fie fort! Sr 
hat einen älteren §errn gelaunt, ber austrat 
unb nihtftPiebertam. 

ltnterbes ftubiert er bie Aubrit $er 3 im 5ton* 
oerfationsleriton, er hat eine Aibliothet über ben 
©egenftanb. Dntel Sbuarb toar fhtiehlih feines 
Aaters Amber, unb obgleich ber Aapa am ©ehirn* 
fhlag — 

Aein, er toirb nid)t tämpfen! Ss ift boh oer* 
gebens. Da ft|t es ihm, er 3 eigt oon ben Shultern 
bis an bie §üften hmunter, auh ba, im 5treu3 
hinten! Xlnb er fpürt's an ben Schläfen, am 
Appetit, in ben Aronhien. geht huftet er fogar. 


Die Aermutung, es tonnte bloh gnfluen 3 a fein, 
regt ihn auf. Als ob er einer gewöhnlichen gn* 
fluen 3 a fo nahgäbe — hanbert gnfluen 3 en 
hat er gehabt unb überftanbert! Da — ba ift 
gieber! 

Sntfhieben ift er bleih getoorben. Sr miht 
unb 3 ählt. Auh feine grau muh meffen. Sr 
fhlieht bie Augen unb legt fih im £ehnftul)l 
3 urüd. geht ift er bereit, man foll ihm niht 
nahfagen, bah er am £eben hmg — niht hm! 
Aßas ift bas £eben? Aßie fagt fhon ber Afalmift? 
„Anb ih habe bid) ja!“ fügt er mit wahrhafter 
unb fhöner gärtlihteit hiu 3 u. „Du fiheft neben 
mir, toenn es fotoeit ift. Sin bihhert wirft bu beinen 
alten £jans ober Otto (beliebig) boh oermiffen! 
Sr tonnte bir niht alles fein, was er fein wollte. 
Sr muhte halb bahin —“ 

Der Ar 3 t tommt. Sr ift ein jooialer Atann, 
ber mit einer bröhnenben unb aufmunternben 
Stimme fprid)t. 

„£ah mih allein mit ihm!“ befiehlt er nod) 
ber ©etreuen mit fhwaher Stimme. 

Sie finbet ihn nah einer halben Stunbe 
entfhieben aufgeräumt. Sr fprid)t oon einem 
luftigen Abenb im Aeftaurant, er wirb Seit 
fpenbieren. Der Dottor hat eine faftige ©efhihte 
er 3 ählt. 

Sr ift gerührt, er ift weih, er ift freigebig. 
. Das §er 3 war's niht, fein $er 3 ift terngefunb. — 
Die Srbe hat üjtt wieber! 

gn Amerita 

Sr hört täglih, bah man hn in Amerita niht 
mehr mag. gn Amerita ift bie grau einfah ton* 
angebenb, eine grau tann in Amerita alles werben, 
Schiffstapitänin, Knioerfitätsprofefforin, 3mil* 
Ingenieurin, Druftmagnatin. 

„Auf bie lanbesüblihe Aßeife, inbem fie einen 
Druftmagnaten heiratet?“ 

„Aitte fehr! Ss gibt grauen, bie felbftänbig 
fpefulieren, auf bie Aörfe gehen, ein Delephon 
nah öer Aörfe auf hrem Sd)reibtifd) ftehen haben. 
Sie finb Atultimillionärinnen. gn Amerita wirb 
jebes ©irl mit bem 3epter im Stehtiffen ge* 
boren, Keine Knaben bebienen bort ihre Shweftern, 
Aiänner 3 iel)en ihren grauen bie Shuhe aus, 
ber Atann beforgt bas Daus, er loht unb fegt.“ 
„Die Abwehflung wäre gan 3 annehmbar, 
wenn fie bafür in bie gabrit ober in bas itohlen* 
bergwert ginge.“ 

„Bless my soul ! So was würbe eine ameri* 
tanifhe grau nie tun! Sie ift Detoration, ift 
Derrin, ift bas Aftbetifdje in Amerita.“ 

„gn Amerita weinen gungens, wenn fie ge* 
boren werben fhon, bah fte niht Atäbhen finb. 
Dreijährige, bie man in £ofen fteden will, Kam* 
ntern fid) 3 eternb an bas 5 KtteIfd)ür 3 hen. Ss 
gibt bloh Ailbung, 3toilifation, ©efhmad unter 
grauen. Der Atann, ber eine grau ftöht, beleibigt 
bie Atajeftät — bas Aablitum Ipnht ihn. Stöht 
ihn eine grau, fo hat er fih lebiglid) 3 U ent* 
fhulbigen, bah er in ihren Aßeg lief. 3um Aeifpiel 
täme es niht oor, bah ein AZann fähe unb eine 
grau ftänbe. Auh wenn bie grau alt unb hähltd) —“ 
„itnb ber AZann gleihfalls hählth unb alt 
ober lahm wäre. Das ^ublitum Ipnhte ihn!“ 
„Aßertn ein AZann feine grau haut, wirb er 
gelpnht. Aßenn er ein AZäbhen tüht, Ipnht 
man ihn. Sin Shemann, ber ohne Shering am 
ginger ausgeht, oerfällt bem Stanbgeriht ber 
Shwiegermütter wie ^ßentheus. ga, ein AZann, 
ber nur in ben Aerbaht tommt, eine grau 3 wei= 
heutig angefehen 311 haben—“ 

„Ss gibt teine grauen, bie wieber 3 wintern?“ 
„gn Amerita fuht fih bas junge AZäbhen 
ben AZann aus. Sr |at nur ein Sinfpruchsred)t. 
Ariht er fein Deiratsoerfprehen — unb fhon 
ein Du, ein Aorname bebeutet bort eine Aer* 
loburtg —“ 

„£i)ncht man ihn!“ 

„Die grau tann fid) jeber 3 eit wieber fheiben 
laffen. Sie brauht oor bem Stanbesbeamten 
nur an 3 ugeben, bah ho AZann ihr niht mehr 
genügt, bah er hmter ihren Anfprühen 3 urüd* 
bleibt.“ 

„Aßenn er angibt —?“ 

„Aatürlih Ipnd)t man ihn! Der Aid)ter felbft 
würbe 00 m Stuhl fteigen unb ihn überlegen. Sr 
würbe mit höfliher Aerbeugung bie Aeitpeitfdje 
feiner grau anbieten. Hub fie bebiente fih ber* 
felben!“ 

„Aßenn aber bie grau in offenbarem Knreht 
ift — felbft in Amerita?“ 

„Sine grau tut eben tein Knreht — in Amerita. 
Sine grau hat immer recht. Aßeü fie ein höheres, 
feiner organifiertes unb fittlid) beoorrehtetes 
Aßefen ift. Amerita hat bas Kar ertannt unb ihr 



1911. 9tr. 49 


Uber £anb uttb $0leer 


1265 


besmegen bie §errfd)erftellung im öffentlichen 
fiebert eirtgeräumt. (Elegante fieute bet uns finb 
eben Ameritaner. (Elegante Haushalte leben 
ameritanifdh." 

„Unb menn 51tüber ba finb?" 

„Ameritanerinnen betommen nur Kinber, menn 
fie felbft meld)e mollen. Das ift in ihrem Beirats* 
fontraft aufgenommen. Überhaupt regelt biefer 
§eiratsfontraft alles. And) bie 3 rdtiatioe in ber 
©he." 

„$m. — Du hältft nicht mal einen Streif 
ber Alänner für möglich?“ 

„Alan roürbe bie Streifenben lynchen! Die 
Atatronen in ASyoming haben einen Aiann ge» 
teert, ber feiner grau miberfprodhen Ijatte. — 
©ib bir feine Atül)e, mein Armer! 3h* habt 
feine filusficfjten mehr in Arrtetüa. Amerita 
benft man mobern!" 

„gnbes batte aber bod) urfprünglid) Kolum* 
bus —" 

„Kolumbus, toenn er heutgutage lebte, toürbe 
einfach ausgeladht toerben. Sein ABih mit bem 
(Ei ift uralt." 

Seine 3ufunft 

(Es gibt fieute, bie fid) barüber ben Kopf 3 er* 
bredjen, toas aus ben gerben toirb, toenn toir 
nur nod) Automobile haben; anbre erregen fid) 
um bie Sermenbung oon Kird)engloden, nad)bem 


bie lebte Kirche gefd)Ioffen tourbe, ober toer trinft 
bie ©hampagneroorräte in ©pernay aus, toenn es 
blofc noch Abftinenten gibt? 

2 Bas finb biefe ©eringfügigteiten gegen bie 
toeit gröbere Sorge ber ganzen Atenfd)heit? Alan 
bat fo lange nach bem pthecanthropus, nach bem 
Sinbeglieb 3 toifd)en Atenfd) unb Affen gefudjt — 
ftebert toir toieber oor einer Ubergangsperiobe? 
ASirb man halb bas lebte männliche ASefen in 
einem Atufeum geigen mit bem Ißorgellanetifett 
oom 3 abre gtoeitaufenbgtoeibunbertgroeiunbgtoangig 
ober fo ungefähr? 

Sor mir liegt eine Srofdjüre, angenehm 
himmelblau eingefd)Iagen: „Der Untergang bes 
männlichen ©efd)led)ts in pflangen*, Tier* unb 
Atenfd)enmelt." A3ir erfahren, bah bie Saud)eria* 
aigenarten unter mangelhafter (Ernährung blob 
männliche ©efchIed)tsprobufte, bei befferer ©r= 
nährung auch toeiblidje, bei ber beften enblid) 
nur toeibliche ausbilben. Dartoin machte ähn* 
liehe (Erfahrungen am Pfaffenhütchen, fiälbebranb 
an ber ©felgurte. Sei Spinat unb Singelfraut 
nennt §offmann bie männlichen gnbioibuen 
Kümmerlinge, inbem fie auf einer getoiffen Stufe 
ihrer frühen embryonalen (Entroidlung ungenügenb 
ernährt tourben. 

Das gut gefütterte ASeibdjen bes Säber* 
tierd)ens legt nur toeibliche, bas fd)led)t gefütterte 
blob männliche (Eier. 3m ber Satur finb fiebern 


unboiergig Srogent ber gröfd)e meiblid), burch 
befonbers intenfioe Fütterung gelang es ©mile 
3ung, bie 3af)l ber toeiblidjen Tiere bis ad)tgig 
unb fogar gtoeiunbneungig Stogent gu fteigern. 
Son breihunbert Schafen gaben h^nbertfünfgig 
gutgenährte ad)tunbfed)gig S^ogent toeiblidje Aach* 
fommen, hunbertfünfgig fd)lechtgenährte blob oier* 
gig ^ßrogent SBeibchen. 

(Europa hat einen gtauenüberfdhuh oon fünf 
Atillionen. Unb er ift in fteter Sermehrung be* 
griffen, ©ine Atännerübergahl exiftiert nur bei 
öfonomifch unterbrüdten unb tiefftehenben Sölfern, 
toilbe Stämme, befonbers foldje ausfterbenber 
Saffen, geichnen fid) burch Atännerreichtum aus. 

Auf faft allen Altersftufen ift bie Kinber* 
fterblid)feit ber Knaben gröber als bie bes toeiblidhen 
©efd)Ied)ts. grauen finb langlebiger als Alänner. 

„Die Auslefe ift bie Austoahl ber beffer ©e= 
nährten," fagt irjugo be Sries. 

„Der Atann toirb untergehen unb bie 
grau toirb fidh gur Synthefe beiber 
©efdhledhter, gum Hbermenfd)en, ent* 
toideln. Der Aiann ift oergänglid), aber 
bie Atenfchheit ftirbt mit ihm nicht aus. 
Die grau ift eroig." 

Armer greunb! Sein Sdjidfal ift in ber Tat 
traurig. So lange haben toir ihn gebraudht unb 
gemibbraucht. Unb nun ... 

©r ift überflüffig. 





Die Snftrumente 


bes Seemanns 


OTuf einem mittelgroben grad)t= 

Vf- bampfer füllen toir nach einer 
ettoas abfeits oom allgemeinen Saffa* 
gieroerfehr liegenben §afenftabt 
mitgenommen toerben. Das Schiff 
ift gtoar nur ein gradjtfahrgeug, hat 
aber einige, toie aud) bie oer* 
toöhnte fianbratte gugeftehen muh, 
recht elegante Kabinen, in benen hin 
unb toieber einige Seifenbe unter* 
gebracht toerben. Der fooiale alte 
Kapitän unb bie liebenstoürbigen 
Sd)iffsoffigiere, benen bie paar neuen 
©efichter an Sorb eine angenehme 
Abtoed)flung gu oerfpred)en fcheinen, 
laffen halb ben Schauber oor ber 
©intönigteit ber beoorftehenben Seife 
oerfdhtoinben. Schnell, toie man 
auf bem ASaffer greunbfdhaften 
fdjiiebt, toerben audh toir noch am 
Abenb oor ber Abfahrt heimifd) an 
Sorb, toogu nicht gum minbeften ber 
oortreffliche ASeinteller bes Kapitäns 
beiträgt. — Am anbern Atorgen 
gibt's oiel gu fehen; oor allem 
gilt unfre Aeugierbe ber Komm anbobrüde unb 
ihren ©eheimniffen. Der Kapitän gibt einen 
liebenstoürbigen ©rtlärer ab unb geigt uns alles 
aufs eingehenbfte. „ 3 a, bie gührung eines mo* 


Der 3eitball gum Segulieren ber ©hronometer auf einem toeithin 
fidhtbaren Turm 


bemen Schiffes ift tein fo einfaches Ding, toie Sie 
glauben! (Es gehört oielerlei bagu. Der Seemann 
oon heute braud)t ftänbig feine gaftrumente, 
toenn er fein gahrgeug fidher leiten toill. Dort 
fehen Sie gum Seifpiel ben 3eitball auf bem toeit* 
hin fidhtbaren Durm bes großen Speidhers im 
§afen. ©enau gur 3 eit bes ©reentoidi)er Aiittags 
fällt ber Sali, ber oon ber Aormaluhr ber be* 
nad)barten Sterntoarte eleftrifd) ausgelöft toirb. 
©in Kanonenfchufe tünbigt fein galten an. ©r 
bient gur Kontrolle ber Sd)iffsuhr, bes fogenannten 
©hronometers, ber bie genaue 3 eit bes ©reen* 
mich er Aieribians angeigt unb gur Seftimmung 


ber geographifd) e ^ fiänge bes äugen* 
blidlid)en Sd)iffsortes toährenb ber 
Seife benuht mirb. — Dann hier 
bas midhtigfte 3uftrument bes See* 
fahrers, ber Kompaß, ©r befteht 
aus ber Sofe unb bem Keffel (®e* 
häufe). Die Sofe mirb heute mög* 
lidhft leidht gemad)t mit großem 
Trägheitsmoment, bamit fie bei ben 
Semegungen bes Sd)iffes möglichft 
ruhig bleibt. Sie breljt fidh auf einer 
feinen Stahlfpihe. ©enau genommen 
füllte fie gerabe nad) Sorben geigen. 
Der ©influfe ber ©ifenmaffen unfrer 
heutigen Sd)iffe ftört aber bie Sicht* 
traft bes erbmagnetifdhen gelbes, 
fo bah man gum Ausgleich foge* 
nannte Kompenfationsmagnete unb 
Kugeln am Kompajghaus unb in 
feiner Sähe anbringen muh- Troh s 
bem bleibt nod) immer eine ftets 
medhfelnbe Abmeidhung oon ber ge* 
nauen Sichtung oorhanben, bie mir 
„Deoiation" nennen unb beren Se* 
ftimmung ftänbig unfre midhtigfte 
Sorge ift. Der Kompah toeift uns unfern Kurs, 
bas heifct bie gahrtridjtung. Sie mirb mittels 
bes Parallellineals in bie Seefarten eingetragen. 
Dies befteht aus gmei fiinealen, bie burd) gmei 


braudh bes AarallelUneals im Karten* 
haus 3 um Abfehen ber Kurfe 


Schiffstompah in tarbanifd)er Aufhängung 


Der ©ebraudh bes Spiegelfextanten'an Sorb: 
Aufnehmen ber Sonnenhöhe 















1266 


Über £artb unb SIReer 


1911. 9lr. 49 



Hanblog unb £ogg!äfer 



Patentlog 


Hanblote unb £ot 3 m Dljomasfdjen fiotmafdjine 


gleicEjIange 3 u>ifdEj englieber ftets parallel geführt 
werben. Hält man bas eine feft, fo !ann man mit 
bem anbern Pewegungen oollfüljren; es bleibt 
bem elfteren, bas auf bie betreffenbe ftompafc 
ridjtung eingeftellt ift, ftets parallel. 

DurcEj biefe Hilfsmittel beftimmen mir bie 
Saljrtridjtung. Das £og gibt uns bie 3 urüd= 
gelegte PSegftrede an. grüner oerwenbete man 
bas Hanblog, ein treisfeftorartiges bleibefdjwertes 
Prettdjen, bas, an einer £eine befeftigt unb über 
Porb gemorfen, gewiffermaftenbenruljenben ^unlt 
barftellte, non bem aus bie PSegftrede febesmal 
gemeffen mürbe. 3m Peftimmung ber 3 um 9lus= 
laufen ber £eine nötigen 3 ^it biente bas £ogglas 
ober, mie es bie £anbratten nennen, eine Sanbuljr, 
bas 14 ober 28 Setunben an 3 eigt. Diefe 3al)len 
Rängen mit ber £änge einer Seemeile, bes fo= 
genannten Knotens, 3 ufammen. Heute oerwenbet 
man bie Patentloge, Schraubenflügel, bie fid) 



Höl 3 erner Spiegelottant 


beftänbig, je nadEj berSdEjiffsgefdEjwinbigteit fd)neller 
ober Iangfamer, breljen unb bie Dreijung burdj eine 
getlöppelte £eine auf ein 3eigerwert am Sdjiffs* 
ranb (Geling) übertragen. 3 u ber Sftälje ber 
ftüfte bietet uns Ejäufig bas £ot ein einfaches unb 
bequemes Orientierungsmittel. ©s befteljt aus 
einer £eine, an ber ein tegelförmiges PleigewidEjt 
oon oerfdEjiebener Sdjwere, je nadEj ber PSaffer* 
tiefe, befeftigt ift. Unten befinbet fiel) barin eine 
Hötjlung, bie mit Dalg gefüllt mirb, bamit groben 
bes Pieeresgrunbes baran Ijaften bleiben unb uns 



ÄompaftEjaus mit ftompenfationstugeln 


PuffdEjlufc über feine PefdEjaffenljeit geben, ©rötere 
Paffagierbampfer Ijaben Ijeute Häufig fdbjon £ot- 
mafefjinen, in benen bie £eine bes £otes burd) 
einen polierten 5Uaoierfaitenbral)t erfe^t ift, ba* 
mit bas £ot möglidjft fdtjnell 3 U Poben fintt 
unb bas SdEjiff nidjt erft feine Satjrt 3 u floppen 
braudjt. 

Dies finb unfre Hilfsmittel für bie fogenannte 
terreftrifdje Paoigation. ©ine abfolut genaue 
güljrung bes SdEjiff es ift aber mit itjnen allein nidjt 
möglich- Pielmeljr müffen mir aftronomifdjePeoba 
adjtungen 3 U Hilfe nehmen, um ben genauen 
Ort bes Sdjiffes 3 u ermitteln. Da 3 U bienen uns 
bie PSintelmefeinftrumente, bie Ottanten unb Ijeute 
meift bie Sextanten, ©rwäljnen möcfjte idj noctj 
bas Barometer, bas uns über ben jemeiligen 
£uftbrud Puffdjlufj gibt. — Sie feljen, eine gan 3 e 
ftolleftion oon Suftrumenten!“ 

Dipl.»3ng. 9ti dj ar b be 3 o n g e 



äRoberner Spiegelfextant 


Der Sommerteutnant 

ie Patrouille trabt, trabt — mie fdEjon feit 
mehreren Stunben. Durchaus oorfdjrifts- 
rnäfgig — ber £eutnant, in biefem ffalle b. 91., mit 
einem 9Jiann als Spitje ooraus — ein ©efreiter 
führt bie 3 mei Hufaren nad). 

©in Päuerlein tommt bes PSeges. — „Sagen 
Sie mal, befter 9Jiann, geljt's hier nad) ©mmborf ?" 

,/s is fdljo recht — jo, jo!" tlingt's hinter ben 
Drabenben Ijer. 

Plfo weiter! ©in Dorf tommt in Sidjt. 

„Der ©efreite!“ 

„Herr £eutnant?“ 

„Das mufe moljl ©mmborf fein, mas? — Puf 
ber oerfl... Starte ift mir bie Orientierung 'n 
bifedEjen abljanben getommen!“ 

„3u 5Befet)l! — Das mirb moljl ©mmborf fein.“ 
„Dann reiten Sie mal 'rüber, mäljrenb ich Ijier 
bie 93telbung fertigmache. Pber oom $einbe ift 

ja bod) nichts ba!“ —- 

Um ©mmborf, ben Sdjlüffel ber feinblid)en 
Stellung, getjt es Ijeife her. Stnattembes Stlein* 
gewehrfeuer oom Dorfranb, gegen ben ber Hödjft= 
tommanbierenbe PSelle auf PSelle eigner SdEjü^en= 
linien anbranben läfct, ohne bah es 3 um lebten 
Sturme tommen tann. Pergebens fpringt immer 
unb immer mieber ber bumpfe Don ber ©efdjjütje 
hinein in bas unaufhörlich ratternbe ©eräufdj 
ber feinblichen ©emeljre, um feine Pegelmäfcigteit 
3 U unterbrechen unb es 3 u bämpfen. Pngeftrengt 


fpäljen bie Offi 3 iere bes Ijödjften Stabes über ben 
tjartbeftrittenen Plan, ber ficfj oor ©mmborf 
breitet. 

Sdjwihenb, auf fdjweifjbebedtem ©aul, galop= 
piert ein Hufar heran: „Plelbung an ©eneral 3- l M 

„Hierher!“ 

Unb gemäh ber Petruteninftruttion brüllt ber 
Praoe, auf ben Stab losfprengenb, ben 3uljalt 
feiner 9Jieibung: „©egenb bis ©mmborf oom 
Seinbe- frei!“ 

„Das mufe 'n oerfappter Sriebensengel fein,“ 
meint ein junger Orbonnan 3 offi 3 ier. 

„9tee,“ fagt traurig ein 91ittmeifter, „bas ift 
einer oon meinen Sterls unb eines oon meinen 
Pferben, bie mit meinem 9teferoeontel auf Steifen 
finb.“ 

* 

So tann es tommen — im fd)limmften Salle! 
9tber gro^e ©reigniffe roerfen iljre Sdjatten betannt= 
UcH ooraus, unb bie äftöglidEjteit einer fürd)ter!idEjen 
Plantage ift ein redEjt finfterer SdEjatten, ber lange 
SBodEjen oor Peginn einer Übung ber Petätigung 
bes 9 leferoeoffi 3 iers in feinen freien Stunben eine 
beftimmte 9tidjtung gibt. — jene Keinen blauen, 
grünen unb braunen PüdEjer, bie, Ijerausgegeben 
oon ber Hofbudjljanblung Piittler & Soljn, bie 
Porfd)riften ber ein 3 elnen SBaffen entljalten, er= 
fe^en fogar bie £ettüre oor bem ©infdEjIafen. Unb 
roas 3 uerft nur ber allen Solbaten fo rooljlbetannte 
„Drud“ toar, o?irb halb 3 U einer toieberenoadEjenben 
Paffion. Diefe in trodenem unb tlarem Don ge= 
Ijaltenen Peftimmungen oerljinbem, roas mandEjes 


UnterljaltungsbudEj oljne Sdfjtoierigteit 3 uroege 
bringt: bafe fein £efer einfdEjläft. 

Oljne Paffion ift ljeut 3 utage nid)t nur ber 
attioe, fonbem audEj ber 9 leferoeoffi 3 ier unbentbar. 
9Ber nur aus gefellfdEjaftlidEjen ©rünben nad) 
Portepee unb 9ldjfelftüden greift, toirb gar halb 
eine 9Jtenge £aften 3 u fpüren betommen. PtöglidEjft 
rafdje SIudEjt in bie weniger anfprudEjsoolle £anb= 
roeljr ift bie Solge — tool)in mandEjen paffionierten 
9 leferoeoffi 3 ier fdjonbie Unmöglidjteit 3 toingt, fidEj in 
bem für ben Dienft notxoenbigen 9Jia'Be oon feinem 
bürgerlidEjen Peruf freimaetjen 3 U tönnen. 

Unfre 9 teferoeoffi 3 iere gel)en, abgefeljen oon 
benjenigen H^ren, bie fidEj aus bem aftioen Heere 
in ben Peurlaubtenftanb übertoeifen Iaffen, aus 
ben ©injäEjrigen Ejeroor. So gibt es 3 um Peifpiel 
in allen Regimentern ©injäljrige, bie perfönlidje 
Pe 3 ieljungen 3 um OffHiersforps Ijaben unb in 
iljrem Auftreten oon oornl)erein einen aus= 
gefprod)en militärifdEjen ©inbrud madEjen. Das 
finb biejenigen, bie „werben tönnen“, wie ber 
9letrutenleutnant fdjon bei ber erften, womöglid) 
nodj in 3^il erfolgenben Porftellung ftill für fidEj 
bemertt. 9lber oft genug fdEjeitern gerabe biefe 
jungen £eute, weil fie fidj fidjerer füljlen als iljre 
ftameraben. ©s gibt betanntlicEj 3 um minbeften 
ben 9Kann lints unb Hinter bem ©injäEjrigen, unb 
gerabe biefe £eute Ijaben feljr oft bie Reigung, 
„auf 3 ufallen“. Deswegen foll ber ©injäljrige felbft 
fi<H oor jeher 3 ured^tweifung Ijüten, bamit man 
nidjt „ben gan 3 en Pormittag ben ©injäEjrigen 
nennen Ijört“. 





















1911. 9tr.49 


Über üartb unb 50leet 


1267 


Soweit fte nicht burh rollige bienftlidje Un= 
br and) barfeit ober gar burh eine Beftrafung hre 
geringe Eignung 311 m Borgefeßten ertoiefen hoben, 
fontnten alle Einjährigen in ben oon einem älteren 
£eutnant erteilten „Unterricht"- Diefer enbigt 
am 21 bfd)Iuß bes Jahres mit einer heoretifhen 
unb praftifhen Prüfung, oon ber bie Beförberung 
3 um Unteroffi 3 ier abhängig ift. 

2Bie behaglich fd) reibt jidj's ba im Speifefaal 
bes Unterofftpersfafinos über „bie Ruf gaben bes 
Batrouillenführers“, ober „bie Ridjtmittel ber 
gelbhaübihe"! — Unb wie furchtbar ift es, fid) 
auf bem -ftafernenhofe angeficßts fo unb fo oieler 
Borgefeßten einer Solbatenmißhanblung fhulbig 
3 u machen! Denn ba ßodt nun bie unglüdlidje 
9Jiannfhaft fhon feit fünf Minuten in Kniebeuge, 
unb bie ftommanbos — unter ihnen aud) bas hier 
in $rage fommenbe Erlöfungswort — .entfhlüpfen 
gleich feitenweife bem ©ebädjtniffe bes §errn 
Unteroffi 3 iersafpiranten! 

Das aftioe Dienfijahr macht ben Einjährigen 
mit feiner SOßaffe befannt. Die erfte ad)twöd)ige 
Übung A als Unteroffizier fowie, falls biefe aber* 
mals mit einer erfolgreichen ^Prüfung abge|d)Ioffen 
hat, bie Übung B als Bi 3 ewadjtmeifter ober 
»felbwebel bienen im wefentlidjen ber praftifchen 
Rusnußung bes heoretifdj ©elernten — unb finb 
troßSem ooneinanber fehr oerfdjieben. Denn als 
„Bi 3 e" mad)t ber Rfpirant eine Rrt FähnrichS 3 eit 
burd), inbem er, allein fd)on burd) bie Teilnahme 
am Dffhpersmittagstifh, in enge Fühlung 3 U 
feinem Dffhjterforps tritt. 

S<hmiffegefd)müdt unb meift fchon mit einer 
ftattlichen „dürfte" oerfeljen, 3 ieren bie Herren 
bann meift bas untere Enbe ber Dafel — unb ber 
jüngfte £eutnant fann es fid) nicht oerfagen, fein 
©las 3 U heben: „Die Herren Bi 3 e!" — Betreßte 
Rrme reifen ihre ©Iäfer an fid), Stühle bonnern, 
unb bie alfo ©eeljrten machen SOtiene, „empor 3 U* 
flißen". Erft ein befänfftgenbes: „Rber bitte, 
bleiben Sie hoch fißen unb trinfen.Sie nidjt aus!" 
giefet Dl auf bie erregten 9Bogen. Rber nid)t immer 
folgt biefe Mahnung 3 ur Enthaltfamfeit, unb gar 
mancher Sßi^e fann bas Blaß feiner Beliebtheit an 
ber 3af)l öer geleerten ©Iäfer rrteffen. 

Das. aftioe £>ffi 3 iersforps muh fih einen ent* 
fdjeibenben Einfluh barauf fichem, wer „brauhen", 
bas heiht in allen möglichen Deilen bes beutfchen 
Baterlanbes unb noch über feine ©ren 3 en hinaus, 
bei beftimmten Rnläffen in ber Regimentsuniform 
auftritt. — Die entfdjeibenbe 2Bal)l 3 um Referoe* 
offisier aber fteht ben Herren nicht 3 U. Die 3u= 
ftimmung 3 m Aufnahme in ihren ftreis geben bie 
Offnere bes B e 3 irfsfommanbos ber £>eimatftabt. 

Es muh — fhon um feine trennenbe £Iuft 
3 wifd)en ber 3ufammenfehung bes Referee* unb 
aftioen Dffisiersförps 3 U fdjaffen — nach gemein* 
famen ©runbfätjen bei ber 2BaI)I 3 um Offizier 
oerfahren werben. Ridjtnur bie bienftliche Düdjtig* 
feit, fonbern auch bie perfönlichen 33erhältniffe 
bes Rfpiranten oerbienen babei Berüdfihttgung. 
Diefe aber finb an feinem 99ßohn[iß bebeutenb 
leichter nadjsuprüfen als in ber oft recht weit ent* 
fernten ©arnifon bes Regiments. 

irjaben bereits bie aftioen Dffßpere währenb ber 
Übung B ben Einbrud gewonnen, bah es fich hie* 
um eine wünf<henswerteS3ereicherungihres Steferoe* 
offisiersforps nicht honbeit, fo wirb ber Rfpirant 
[heitern. 2IIs 5 tenn 3 eidjen bafür, bah er bie Übung 
nicht nur wegen feiner bienftlidjen Untüchtigfeit 
„baneben gemacht" hat, fann es bem £>errn 23i3e* 
wad)tmeifter b. R. gelten, wenn er nicht ben 2Binf 
erhält, bie Übung B noch einmal 3 U machen. Ruh 
beim „5tommiß" gibt es, genau wie in ben Röten 
eines Staatsexamens, bie SCRöglichfeit, bas „23er* 
paßte" burd) einen erneuten Berfudj wieber gut* 
3 um ad)en. 

Es ift ein recht tiefer unb erleichternber Rtem* 
3 ug, mit bem §err X. bie ihm fdjriftlicf) mitgeteilte 
Datfache begrübt, bah er bie Prüfung beftanben hot. 
Du lieber ©ott — in feinem Beruf, ba ift man 
bod) mittlerweile wer geworben. Rber beim 
ftommißü — Rls man bas Rbiturium hotte, fah 
in ber Dertia ber £eutnant, ber einem jeßt immer 
bie SJielbeforten 3 urüdgab mit einem fopffhütteln* 
ben: „Blann ©ottes, ift bas ’n Unfinn!" — Ra, 
nun hotte bas ein Enbe! 

3a, bas hot es. Ein wenig fpäter — unb alle 
Rnfhreiben bes Besirhdommanbos tragen fchon 
äußerlich fo höflich oerfölmenb bie Ruffdjrift 
„$od)wohlgeborcn“. Sämtliche — auch bas, in bem 
irjerr X. nah 3 wei 3af)ren aufgeforbert wirb, an* 
3 ugeben, ob er 3 U einer achtwöchigen Übung 
bereit fei, be|fehungsweife wenn nicht, welche 
©rünbe ihn heberten, feine bewährte Äraft in 
ben Dienft bes Baterlanbes 3 U ftellen. 

Herrgott, üben! — icjerr X., feines 3etd)ens 


93anfbeamter unb £eutnant b. 9t tut gelbartillerie* 
regiment 9lr. 84, ift ein auf ber Depofitenfaffe 
wegen feiner freunblihen Umgangsformen bei ben 
£unbert beliebter 9Jiann. Entgegenfommenb, faft 
fanft ift feine SBefensart 3 U nennen. 9Bie hotte fein 
IBatterieführer noch als 93 i 3 ewad)tmeifter ju ihm 
gefaßt? — „itommanbos, X., £ommanbos — unb 
feine £iebeserflärungen! — 3oI)*en Sie mal 
3 wifdjen bie 23anbe!" 

§errn 3t.s 9tntliß' oerfinftert fich; — oho, bas 
fann er auch! „23erflud)te £erls!" murmelt er 
energjfh oor fid) hw* 

„9Bie meinen Sie?" fragt erftaunt ber £unbe, 
ber eben 3 U ihm tritt. 

Der ifunbe wirb heute fehr rafh abgefertigt, 
unb $err X. beftellt eiligft per Delephon ein 2ßaar 
oorfdjriftsmähige 9teithofen unb =ftiefel. £aum in 
ihrem 23efih, erfteht er auch fhon bas ba 3 ugef)örige 
dieitabonnement. 

Die Dagesorbnung bes armen £jerrn X. ift 
oon tun ab empfinblich geftört. 3ut „9Jiorgen* 
grauen", wenn er fonft gerabe ans Qlufftehen bähte, 
fleht man ihn hoch 3 U 91oß bie Datfahe feftftellen, 
baß menfhlihe 3 utelligen 3 unb tierifd)er 3 nftinft 
nicht immer biefelben 3 *ele oerfolgen. — 9ta<h 
unb ngh ober fühlt er fich fidjerer — nicht umfonft 
würbe er oon feinem SRefrutenleutnant ohne 5BügeI 
unb 3ügel burh ben Sprunggarten geheßt. 

Ein wenig fpäter fteht §err X. oor feinem Shnei* 
ber, um bie fehlenben Uniformftüde nad) 3 ubeftellen, 
oor allen Dingen aber, um f<hüd)tern nah 3 ufragen, 
ob biefer 9ietter in ber 9iot niht „bas ba" ein 
wenig fortbringen fönnte. 

Unb oorfichtig 3 eigt §err X. auf eine Heine, 
freunbttdje, aber gar fo unmilitärifhe 9lunbung 
unterhalb feines Sruftfaftens. 

Der Shneiber .tut fein möglichftes — unb an 
bem Dage, ba $errX. fid) in „$BIehh°fen" unb 
„£no_helbechern“ bei feinem 23e3irfsfommanbeur 
3U einer ahtwöhigen Übung abmelbet, fühlt 
er fid) als ein gan 3 er Solbai 

21 ber bie oben angeführten 9iequifiten bleiben 
$errn X. nur fur 3 e 3eit treue ^Begleiter. Er fief)t 
bie aftioen ifameraben in 23reedjes unb 9töl)ren= 
ftiefeln fhlonf unb felbftoerftänblih 3 u Sterbe 
fißen, unb er möhte es ihnen gleidjtun. So fheut 
er bie großen Äoften niht, unb oft erhält fhon nah 
oier 3 ehu Dagen fein Sdjueiber ben 3 weiten Auftrag. 

§eutigestags werben im übrigen foldje Herren £. 
immer feltener, benn bie wedjfelnben 23e3iehungen 
3 wifhen ben aftioen -Offneren unb ben itame* 
raben bes 23eurlaubtenftanbes haben fih wefentlih 
oermehrt. — Sportluft hat fih als 9iüdmirfung 
ber neroenaufreibeitben SBerufstätigfeit weiter 
Greife bemähttgt; heute mehr benn je trifft ber 
aftioe X)ffi 3 ier auf biefem Selbe mit feinem £ame* 
raben oon ber 9ieferoe 3 ufammen. Sportgeübte 
©eftalten, Srühauffteher mit luftgewohntem 21 nt= 
liß finbet man heute niht mehr nur in ben Leihen 
bes ftehenben feeres. 

Daneben finb es bie 3*oeige ber Dedjnif wie 
Slugfunft, 21 utomobiIismus unb basf 3 ngenieur* 
wefen im allgemeinen, bie militärifh s taftifhen 
3 weden bienftbar gemäht werben müffen unb 
ben Offner an ben 3 ioiliften, unter biefen natür* 
lih am liebften an ben Äameraben oon ber 9ieferoe, 
weifen. — 2 tuh wenbet fih in oielen Regimentern 
ber £ommanbeur mit ber Sitte an einen igerm 
ber Referoe feines Regiments, ben aftioen£)ffi 3 ieren 
über ein wiffenswertes allgemeines Dhema, bas 
ihm aus feiner 23erufstätigfeit befonbers gut be* 
fannt ift, einen Sortrag imDffigiersfafino 3 U halten. 
Diefe oon obenljer fehr unterftüßte Riaßregel hilft 
jener früher fo oft behaupteten ©leihgültigfeit 
bes Offi 3 iers gegenüber ben Dingen bes täglichen 
£ebens ben 23oben abgraben. 

Rnberfeits finb es wieberum bie 23e3irfsfont* 
manbos, bie bie aftioen Herren 3 m Rufflärung 
unb militärifhen Er 3 ief)ung ihrer Referoeoffi 3 iere 
heran 3 U 3 iehen fuhen. 9Jiit sweimaliger itontroll* 
oerfammlung im 3 oh*e unb einer ahtwöhigen 
Übung alle 3 wei 3ah*e fann fih heute ber Referee* 
ofp 3 ier niht mehr auf bem laufenben erhalten. 
Die Riilitärwiffenfhaft ift genau wie- alle anbern 
Dif 3 iplinen ein ftets fortfhreitenbes ©ebiet ber 
Sorfhung geworben. DBieoiel oon biefen t|eoreti* 
fhett Errungen [haften in bie Praxis auf genommen 
wirb, 3 eigt fih insbefonbere bei ben arülleriftifdjen 
unb tehuifhen 2D3affen jebem, ber nah längerer 
93aufe wieber in bie Sront fommt. 

Das 93 e 3 irfsfommanbo will ein möglihft enges 
23anb um alle hm unterftellten Cffi 3 iere fhlingen. 
Es wirb hm bas niht immer leiht bei ber großen 
3 <hl unb Serfdjiebenartigfeit ber ißm Unterftellten. 
Denn bie Hnterfhiebe, bie im aftioen $eere je 
nah Dbienft, Überlieferung unb 3 ufammenfeßung 
bes Offi 3 iersforps 3 wifd)en ben ein 3 elnen Regi* 


mentem hefiehen, finb auh unter ben Referoe* 
offneren oorhanben — ja, es foll Herren geben, 
bie noh „aftioer" finb wie bie 2 lftioen. 

2Bas feine Sifitenfarte mit „©arbe" ober 
„£eibregiment" fhmüden fann, fühlt fih in Stol 3 
gehoben, ©ar mancher junge Dach*, bem Saters 
©elb bie üaoallerie unb felbft im fhnöben 3 loi= 
liftenbafein einen ©aul ermöglicht hot, fdjreitet in 
„leiht marfierter" Reiterhaltung einher. — Hub 
£>emt X. fällt es erft hinterher ein, baß er bet einer 
famerabfhaftlidjen Segrüßung burh feinen jungen 
Eßef, £eutnant b. R. ber 2llbant)füraffiere, niht 
anbauernb hätte ftramm 3 U ftehen brauhen. — 

21 ber eine Rtutter fann auh [trafen — unb auh 
bas 23e3irfsfommanbo muß hierfür bie Rlittel 
haben. Ratürlih roirb ba 3 u nur in ben feltenften 
fällen gefhritten werben, benn brei Dage Stuben* 
arreft pflegen meiftens in ben 3toiIberuf bes baoon 
23etroffenen fehr ftörenb ein 3 ugreifen. 2lber was 
foll fhließlih ein armer 23e3irfsfommanbeür 
mähen, wenn ber £eutnant b. R. 2 öilhelm Füller 
burhfhuittlih tut URonat breimal in einer Stabt 
wie Serlitt fein 3 iotmer wehfeit, ohne bem £om* 
mattbo baoon 2 tn 3 eige 3 U mad)en? — Die Rfobil* 
mahungsorber bürfte biefen §errn am 2 lusgang 
eines fiebenjährigen Krieges fnapp erreihen! 

Ein anbres Strafmittel befteht aus ben bem 
ftommanbeur unterftellten, aus 5tameraben 3U* 
fammengefeßten Eßrengerihten, bie für ben 23e= 
3 irfsfommanbeur weit mehr eine Quelle bes 
Kummers finb als für bie hm untergebenen Qffi* 
3 iere. Denn im allgemeinen finb auh in bem großen 
Streife ber Referoeoffi 3 iere eines 23e3trfsfommanbos 
23ergel)en feiten, bie eine ©efährbung ber Stanbes* 
ehre barftellen. XInenblih groß aber ift bie 3 <*hl 
ber 23ieberen, bie im bürgerlihen £eben bem Re* 
feroeoffi 3 ier aus feiner Stellung einen Keinen 
Strid 3 U brehen oerfuhen, um ihn gefügig 3 U 
mähen. Unb wenn bie Drohung nichts nußt, 
bann fhreibt wohl bie würbige 23ermieterin einen 
Brief ooll fittliher Entrüftung an bas 23e3irfs* 
fomntanbo, baß ber ^err £eutnant ihr noh bie 
23ebienung fdjulbig fei, unb baß er fo oft „Damen* 
befuh" empfangen habe, unb baß er überhaupt 
nießt tue, was fih [dpete. Der $err Stommanbeur 
fieht fih bann in ber rtähften Qffisieroerfammlung 
genötigt, feine Herren bringenb um Borfiht in 
hrem Bertehr 3 U er fuhen, bamit er niht immer 
mit „folhen Sahen" behelligt werbe. 

Es geht ein ©erüeßt um, baß bas Be 3 irts* 
tommanbo eine allßu fürforglihe Riutter gewefen 
unb fih auh um bie ^Srioatangelegenheiten feiner 
bod) immerhin erwahfenen Söhne — fo 3 um 
23eifpielum bie böfe 2 ßolitit — getümmerthaben foll. 
Es wirb fih in biefen fällen wohl aber meift nur 
um eine in fhroierigen 3 eitläuften all 3 u eifrige 
unb einfettige Betonung bes monarhifhen unb 
nationalen ©ebantens gehanbelt haben, beffen 
natürliher Dräger ber Offner auh im Be* 
urlaubtenftanbe ift. ©erabe Sie Einrichtung bes 
Referoeoffhders hat fih in einer $ittfiä)t auh ohne 
3 utun ihrer einzelnen Biitglieber auf bas befte be* 
io ährt. 2 Bennes irgenbwo im neugefügten beutfdj en 
Reihe galt, bie 3 aubernben, in hrem ^ßartitularis* 
tttus Berleßten mit bem Einheitsgebanten aus* 
3 uföhnen, fo hat fih als eine Berfuhung für bie 
junge ©eneration noh immer ber ©ebante be* 
währt, eintreten 3 U bürfen in bie Rehen ber beut* 
fhen ©feiere. Die englanbfreunblihen 2Belfen, 
bie hanfeftabtlihen 9 Patri 3 terföI)ne, bie mit bem 
Rahöarlanbe liebäugelnben EIfaß=£othringer haben 
im unwillig geleifteten ^eeresbienft Einblid getan 
irt ben Streis jener frifhen, fportfreubigen jungen 
Riänner im Sdjmude bes farbenfrohen Dud)es. 
unb gar oft haben fie bie ihnen gebotene 9Röglid) s 
feit benußt, Dffoier 3 U werben — wie unfre Rang* 
lifte 3 eigt. 21 us biefem an fih bodj nur gering¬ 
wertigen 21 nlaß finb Sem Reihe 9Jiänner geworben, 
bie mit bem Sinn für ihre hiftorifhen Überliefe* 
rungen ein über 3 eugtes Deutfhtum oerbinben. 

Sie.wie ihre altpreußifhen Stameraben mögen 
bie Übungen niht miffen, fo wenig, baß es manchen 
ergrauten £errn gibt, ber freubig feinen Ritt* 
meifters* ober ^auptmannsbienft tut, weil h^r 
gemeinhin bie £aufbahn bes Referpeoffi 3 iers 
ettben muß, währenb feine aftioen Rltersgenoffert 
längft Reghuentslommanbeure finb. Denn Ser 
Referoeoffi 3 ier, ber, mit einigen Slenntniffen oer* 
fehen, 3 U feiner Druppe tommt, genießt mühelos 
alle fo oft gerühmten Shönheiten bes Solbaten* 
lebens. Er fpürt ben Etnft nicht, ber biefem wie 
jebem anbern Beruf h*ut 3 utage innewohnt unb 
ben ber 3ioiüft genugfam aus feiner eignen Dätigieit 
tennt: ben 2 BiIlen, oorwärts 3 utommen unb bas 
3 u erreih^u, was eben unter oielen nur wenigen 
21 userlefenen guteil werben fann. 

993alter Baron 




w^m 


Orodenes Sett bes ©rohen gijchflujjes 


©roher gijdjfluh bei niebrigem SBajjerjtanb 


Oftefanntlidj oerfügt Sübmejtafrila nur über jährlichen Regenmenge, ift jdjrner 3u jagen, mal)r» 
3mei jtänbig SBajjer führenbe ^Iüffe, bie fcheinlid) tommen beibe gattoren in Setrad)t. — 
aber jo unglüdlich gelegen jinb, bah es bis jefct 3 um Serftänbnisbafür, bahbie jübmeftafritanifchen 
nur toenigen RSeihen oergönnt getoejen ijt, jie gluhrioiere je nach ber Rusgiebigteit bes Rieber» 
jefjen ober in ihren gluten jogar ein Sab nehmen jd)Iags nur noch 3 eitmei[e RSafjer mit jid) führen, 
3u tonnen. Sn biejer ©rtlujioität merben jie ooraus» oergegenroärtige man jidt) bie Söhenunter jehiebe 
jid)tlid) aud) noch lange 3 eit oerharren, benn ber 3toijd)en Sinnenlanb unb Küjte. Rehmen mir 3um 
eine biefer glüjje — ber Kunene — ijt unjer Seijpiel ben Smatop an. ©r fließt bei SBinbhut 
nörblichjter, ber anbre — ber Oranje — unjer in einer |jöbe oon 3irfa 1700 Rtetern über bem 
füblichjter ©ren3flujj; beibe getrennt burd) mehrere Rieeresjpiegel, bie Känge jeines gluhbettes mag. 
taujenb Kilometer Kaubfläctje, unb trohbem meijen höchjtens 400 Kilometer betragen, es fommt aljo 
beibe biejelbe gijchart — ben Sarjd) — auf unb auf ein Kilometer 4,25 Rieter ©efälle. ©s ijt 
in beiben ijt nod) bas f^Iufepferb an3utreffen. — baf)er oerjtänblich, bah bie gluten ber £ochgebirgs» 
Roch oor tnapp 3mei Rtenfchenaltern hatten oiele bäd)e, bie jeine majjerloje gluhrinne anfüllen, 
oon ben jetjt nur oorübergehenb SBajfer führenben pfeilgejchminb bas jteil abfallenbe Sett hinab» 
gluhrioieren jtänbig RSajjer; ber Smatop jtrömte jagen, bem Rleere 3U. ©benjo jdjnell mie bie 
inbenRtlantijdjen03ean,ber©oanquibimSüben, glutmelle heraneilt, ebenjo jdjnell ijt jie oer» 

ber toeijje Rojob im Ojten, ber grohe Omuramba laufen, unb Ruhbetten, bie für ben Reijenben 

im Rorben, alle hatten jtänbig fliefjenbes 

SBafjer. Seht ijt es eine Seltenheit, menn JiL 


joeben nod) ein unüberminbbares $inbernis bil» 
beten, jinb binnen menig Stunben pafjierbar mie 
3uoor. SBehc bem Odjfenmagen, ber inmitten 
eines abfommenben Rioieres oon ber glutmelle 
gepadt mirb! Sajjierte es bod) im Sanuar 1898 , 
bah üieräig Sferbe oon einer Kompanie, bie 
mährenb ber Rächt an ben Ränbern eines glüh» 
bettes meibeten, oon ben plöhlid) abtommenben 
©emäfjem erfaßt mürben unb 3iigrunbe gingen. 
Unb jofort, menn ber trodene Sanbboben bes 
gluhbettes nach bem Verlaufen ber mächtigen 
erjten glutmelle genügenb burchfeuchtet ijt, arbeiten 
jid) aus bem tiefliegenben gluhjd)Iamm Sarjche 
an bie Oberfläche bes RSajjers, bie mieber mit 
bem ©runbmajfer oerjchminben, menn bas Rioier 
jeiner Rustrodnungsperiobe entgegengeht. RSann 
bie je eintritt, hängt oon ber Rusgiebigfeit ber Regen» 
3eit ab. Oieje Unbejtänbigteit in ben RSajjeroer» 
hältnijjen macht jid) gan3 be[onbers un» 
angenehm bemertbar bei Reijen in ©e» 
birgsgegenben, bie entlang eines Rioieres 
führen. Oie tiefeingejchnittenen gluh s 
täler merben 3U beiben Seiten oon 
jteilen geljen begleitet, bie oft jo bicf)t 

I an ben glüh herantreten, bah jie 3U 
unfreimilligen Ufermed)jeln 3mingen, bie 
oft jchmer aus^uführen jinb. ©an3 be» 
fonbers im . äuherften Süben unjrer 
Kolonie macht jid) bieje Orodenheit be» 
merfbar. Kein Saum, tein Strauch ijt 
in ben milbge3adten Sergtetten ber 
Oranjefluhhöhen, tein fiebemejen, nicht 
einmal ber Saoian ijt hier an3utreffen. 
©s ijt, als ob ber Obern bes Kebens in 
biejer ©inöbe oerjagt hätte. 

■ Oer Oranjefluh utuh jid) mährenb 

JJjl bes gröhten OeÜes jeines Kaufes burd) 

Hjfl geljengebirge t)iuburd)jd)Iängeln. ©rjt 

bei jeinem Unterlauf treten bieje 3urüd, 
jie merben im ©ebiet ber Küjtengegenb 
erjefct burch haushohe Sanbbünen, bie 
ihn in gleid)mähigen RSellen 3um Rieere 


mie in Rgppten bas Steigen bes Rils. 
Rber nidEjt nur burch bie Überlieferungen 
alter Säger unb ©ingeborener mijjen 
mir, bajjunfre fübmejtafritanijche Kolonie 
in früheren 3 eiten über perennierenbe 
glüjje oerfügte, jonbern aud) häufige 
gunbe oon Uberreften grober Säuge» 
tiere, mie 3um Seijpiel bes ©lefanten unb 
gluhpferbes, an jefct oegetationslojen 
unb trodenen Stellen jpredjen für bie 
Ridjtigteit biejer Sehauptung. 2 ßie es 
getommen jein mag, bah jid) ber ober» 
irbijdje 2 Bajjerreid)tum bes Kanbes oer» 
ringert hat, ob burch $ebung bes Konti» 
nents ober burd) Serminberung ber all» 


Spiegelbilb im ©rohen gijchfluh 


Rtünbung bes ©rohen gijchflujjes in ben Oranjefluh 


Oranjefluh 




















1911. Wr. 49 


Uber fianb unb Süteer 


1269 


(Ein £)d)fenroagen burdjquert ben ftunene 



Sieger burdjroaten ben ftunene 


Deil eines Äunenetataratts 


begleiten. Der glüh felbft, ber eine SBreite 
non mehreren Kilometern annimmt, 
ift bis an ben Oßean heran bid)t mit 
Bäumen unb Büfdhen beftanben, bie 
oon ben nieblid)en flehten Seibenaffen 
beoöltert roerben. Bud) biefer Deil ber 
ftiifte hat unter ber unfrer fübroeftafritani- 
fcfjen Kolonie eignen fd)toeren Branbung 
3U leiben. SBenn ber Beifenbe, oon Often 
tommenb, bie erften hohen Dünen, un¬ 
gefähr noch fünfzehn Kilometer oom Bleer 
entfernt, überroinbet, fo erblidt er be¬ 
reits oon t)ier bie in eroig gleid)mähigem 
Bl)t)thmus gegen bie Küfte jagenben 
Bred)er mit ihren roeihen Sd)aum- 
tämmen, unb ber Donner ber Branbung 
fd)Iägt toie ©efd)ühfeuer an fein £>l) r - Die 
ftiifte felbft bietet ein Bilb ber 3 erftö= 
rung. Bngefd)toemmte Schiffstrümmer 
aller Brt, ba3tDifd)en bleichenbe ©ebeine bes SBales 
geben 3 eugnis oon ber ©efährlid)teit ber SdE)iff s 
fahrt an ber roeftafritanifchen stifte unb oon ber 
©eroalt bes Bteeres. So troftlofe Streden ber 
Dranjefluh auf feinem toeiten SBege 3um Bieere 
burchflieht, fo fd)öne ©ebiete, ooller £eben unb 
grud)tbarteit, berührt unfer nörblid)er ©rensfluh, 
ber Kunene. (Er betritt bie beutfdje Kolonie in 
einer ojeiten ©bene, bie oon ilym in ber Begen3eit 
meilemoeit überfd)toemmt toirb. Sin biefes Über- 
fchroemmungsgebiet fdjliefjen fidh immergrüne SBal- 
bungen an, bie ben größten Deil bes Ooambolanbes 
bebeden. Die gluhränberbesüunene finb mit hohem 
Schilf beroachfen, in bem 3al)llofe SBafferoögel ihre 
Brutplähe haben. 3 im gluffe felbft ift bas ürotobil 
häufig oertreten, ebenfo bas glujfpferb, bem bie 
Buren mit Borliebe nachgehen. Sie unternehmen 
Sagb3üge oon ihrer in Bngola Iiegenben Bieber- 
laffung ©hibia aus, fetjen fid) am Äunene feft 
unb fdfpehen alles nieber, roas ihnen oor bie 
glinte tommt. Das gleifd) unb namentlich ber 
Sped bes gluhpferbes t n i an g e bünne 

Streifen gefd)nitten unb an ber £uft getrodnet. 
Beid) mit gleifdh beloben lehren bie Säger in ihre 
Heimat 3urüd. 3e ran3iger ber gluhpferbfped 
fchmedt, mit befto größerem Sßohlbehagen roirb 
er oon ben Buren genoffen. Die |jaut bes gluh= 
pferbes roirb oon ihnen 3U BeitfdE)en oerarbeitet. 

©efährlid)e Beroohner bes gluffes finb bie 
ftrotobile. Sin ben roenigen gurten, bie ber 9 ?ei= 
fenbe 3unt Übergänge mit bem Dchfentoagen 
benutzt, halten fie fid) feltener auf, ba fie fehr 


fd)eu finb, unb ber §öllenfpeftalel, ben bie ©in- 
geborenen oollführen, roenn ein SBagen burch ben 
glüh geht, genügt, um fogar ein ftrotobil 3U oer¬ 
treiben. Dagegen fonnen fie fid) in Sdjaren 
auf einfamen Sanbbänten. Sehr gefährlich 
tönnen fie bem ein3elnen Beiter roerben, ber ben 
Strom paffiert. Um bie in ber Bähe ber Über- 
gangsftelle befinblicjhen ftrotobile 311 oertreiben, 
roerben einige Schliffe in bas Dididjt bes Ufers 
abgegeben. Slnbers oerfahren bie bortigen Bor- 
tugiefen. Sie fdjiden, um Biunition 3U fparen, 
ftets erft einige ©ingeborene burd) ben glüh, 
ehe fie felbft ihr £eben roagen. Den ©enuh 
eines Babes im ftunene barf man fid) nur unter 
Borfichtsmahregeln geftatten, nur im flad)en 
SBaffer in ber Bähe bes Ufers unb an einer mög- 
Iichft freien Stelle. Sn unmittelbarfter Bähe 
muh ber eingeborene Snnge mit bem ©eroehr 
ftehen. Sehr häufig ereignet es fidh, bah SÜere, 
bie an ben glüh 3ur Dräute gehen, oon ben ge- 
frähigen ftrotobilen beim 5 topfe erfaht unb in 
bie Diefe gezogen roerben. Selbft £>d)fen bühen 
auf biefe SBeife ihr £eben ein. 3 u feinem Unter¬ 
lauf hat ber ftunene einen ferneren SBeg 3U 
übertoinben, um 3um Bteere 3U gelangen. ©e= 
birge treten oon beiben Seiten an ihn heran, burd) 
bie er [ich feinen £auf bahnen muh- Slus bem ftill 
bahinfliehenben gluffe ift ein raufd)enber ©ebirgs- 
ftrom geroorben, beffenSBaffermengen unter Über- 
roinbung oon impofanten Kataratten bem Bleere 
3ueilen. Bis roeit auf bie hohe ®ee hinaus trüben 
feine lehmgelben gluten bie garbe bes Cfteans. 


Bodj auf 3roet eigentümliche ©Mei¬ 
nungen in Sübroeftafrila möchte id) hiu- 
roeifen, bas ift bie Sal3pfanne beiSlminnis 
an ber ©ren3e ber Kalahari unb bie 
©tofhapfanne im Borben ber Kolonie 
3toifd)en bem Damara- unb bem Doambo- 
lanbe. Beibe finb ein Betoeis bafiir, bah 
oor unbenüidhen 3eüen ber afritanifd)e 
Kontinent oom Bieere überfchroemmt ge= 
roefen ift. Die Bf amte bei Slminnis I)at 
3irta 3ehn Kilometer im ©eoiert. Sie ift 
faft ohne Betoad)fung, ihre Dberflädhe 
ift mit einem feintömigen Sal3 bebeett, 
bas ber fal3haltige Boben na^ jebem 
Begenguh auslaugt. Die ©tofhapfanne 
ift fehr oiel größer. Sie ift oielleidjt 
100 Kilometer lang unb 50 Kilometer 
breit. Söte Bütte ift ftets oon un- 
ergriinblichem Sal3fdhlamm bebedt. S^ber 
§alm bes auf ber Bfanne üppig road)fenben ©rafes 
ift bis in feine äuherfte Spitje hiuauf mit triftalli- 
fiertem Sal3 iiber3ogen. Die ©tofhapfanne roirb 
baher oom 2Bilb gern aufgefucf)t, fie ift ber Dreff- 
puntt oon unge3ählten Bntilopen aller Brten. 
Stredentoeife fehlt ihr jebe Betoachfung, bie roeihe 
Sal3fd)icht liegt bann offen 3utage. Sh 1 ^ Bnblid er¬ 
innert in ihrer ©införmigteit an bas Bleer. Der 
grelle 2 Biberfd)ein bes Bobens unb ber Busgleid) ber 
fchroeren, burchlälteten Bad)tluft mit ben fidh uad) 
Sonnenaufgang fd)nell ertoärmenben höheren £uft= 
fdhichten ruft in ben auf ber Sal3fläd)e lagernben 
ßuftmaffen ein fortgefehtes BSogen unb glimmern 
heroor. ©s entftehen fiuftfpiegelungen, bie oom 
SBinbe beroegte BBafferflächen oor bas Buge 
3aubern, aus benen Bäume, Sträucher unb ©ras- 
flädhen auftauchen. £>ber man roähnt ein Bubei 
Bntilopen gerabe auf fid) 3ulommert 3U fehen, 
unb plöhlid) 3erfliehen bie oermeintlidhen ©e- 
ftalten ber Diere in Bebelfdhroaben, bie ein leifer 
2 Binbhaud) in ein Bidhts auflöft. 

Sübroeftafrila ift ein £anb, arm an ober- 
irbifchen SBafferabern, bafür aber reich an unter- 
irbifdhen. 3 Bie in biefem £anbe alles, roas ber 
garmer erreidjen toill, bem ftlima unb bem Boben 
in harter Brbeit abgetroht roerben muh, genau fo 
oerhält es fidh *>em unterirbifdhen SBaffer, 
bas oielleidjt erft nai^ oielen oergeblid)en Ber- 
fuchen in ber Diefe erboI)rt roirb, bann aber, 
roenn es 3utage tritt, auf bem jungfräulichen 
afritanifdhen Boben SBunber beroirtt. 

Bf rilanus 





Die ©tofhapfanne Die Sal3pfanne bei Bminnis 










1911. 91r. 49 


llpwif 

C/)ie C/CuCtur der.C/eaenmavt 

mgm 






CSiteratut — 



gm Hod)[ommer erlernt fo gut rote nichts 
Sd)öpfcri[d)es; ba ift bie 3 ^it ber Uber f ©au über 
allerlei £>ergejtelltes aus beu anbern £iteratur* 
gebieten: beniertensroerte neue Ausgaben guter 
alter ©üdjer, Streitfd)riften, ©ü©er „über". An 
bie Sp©e [teile id) bie An3eige ber neue n 
S©illerausgabe bes in ben lebten 3e©t 
3a©en 3U immer größerer ©ebeutung gelangten 
Klaffiferoerlags non War §effe in £eip3ig. Unter 
Witroirfung non Karl ©erger, ©ri© ©albenburg, 
X© 4 ©ngert, Gilbert Käfter, Ulbert £ei©nann, gratis 
Wunder l)aben Otto ©üntter, ber rool)lbefannte 
Stuttgarter £eiter bes Warbad)er S©illermufeums, 
unb ©eorg Witforosft) in £eip3ig, beffen f©öne 
Ausgabe ber na©gelaffenen Dramenbru©ftüde 
S©illers jüngft ©er ange3eigt rourbe, in 10 Doppel* 
bänben bas ©efamtroert Schillers bargeboten. 
Wirflid) bas ©efamtroert: an ©ollftänbigfeit roirb 
biefe Ausgabe oon feiner früheren, aud) nid)t oon 
ber großen ©otta[©en gubelausgabe, übertroffen, 
unb für i©en roiffenfd)aftlid)en Wert bürgen bie 
Namen ber beiben Herausgeber unb i©er Wit 3 
arbeiter. Die ©or3üge ber Klaffiferausgaben bes 
Hef[e[©en ©erlags: grojje ©illigfeit bei anftänbiger, 
ja gefälliger Ausftattung; roiffenfd)aftlid)e 3 u* 
oerläffigfeit, gute ©Ölleitungen unb nüt)li©e, ni©t 
3U rei©Iid)e Anmerfungen finb befannt. Die 
neue S©illerausgabe bes ©erlags 3eigt bas ©e* 
ftreben, alle jene ©igen[©aften auf bie äuherfte 
erreid)bare Höhe 3U fteigern, o©te oon bem leiten* 
ben ©runbfatj ber ©illigfeit ab3uroei©en: bie 
gut gebunbenen 10, eigentlid) 20 ©änbe foften 
nur 20 Warf. gunerhalb ber ein3elneti Schaffens* 
gebiete finb bie Werfe Sd)illers na© ber -Keinen* 
folge bes ©ntftef)ens georbnet, eine Nid)t[d)nur, 
bie glüdlid)erroeife je© me© unb me© für neue 
Klaffiferausgaben angeroanbt roirb, bie einige, 
bie f©on an fid), ohne jebe roeitere ©rflärung, 
ein ©ilb oon ber inneren ©ntroidlung eines 
Künftlers gibt unb oon ber man fid) nur rounbert, 
roie fpät fie fid) burd)gefetjt f)at. 3u einem be* 
fonberen £esarten= unb Negifterbanbe roirb bem 
gor[d)er alles bequem geboten, roas er 3ur roiffen* 
fd)aftlid)en Arbeit braue©, unb in ben ©inleitungen 
3u ben ein3elnen ©nippen ber Werfe Sd)illers 
erhält ber nic©gele©te £efer einen roa©haft be* 
le©enben Wegroeifer. 3 um erftenmal in einer 
©efamtausgabe Schillers roerben bargeboten: bie 
X©aterbearbeitung bes Don ©arlos in einer bis©r 
ungcbrudten, oon Sdjiller felbft burdfgefeljenen 
Raffung; bie ©ü©ieneinrid)tung bes ©oetl)if©en 
©gmont auf ©runb ber Hanbf©riften bes Wann* 
©itner unb bes Weimarer 2 ©aterarc©os; bie 
erfte ©eftalt ber ©riefe über bie äft©tif©e ©r= 
3iel)ung bes Wen[©en; bie [pahigen ©rflärungen 
Sd)iller5 3U ben §uberfd)en, für Körner ge* 
tufd)ten „Aoanturen bes neuen Xelemadjs". —• 
3 © ©be mid) fd)on in ben Ie©en Wonaten burd) 



Schiller zur Zeit der Räuber. Gemalt von Höflinger 


©ufigen ©ebraud) biefer Ausgabe überzeugt, 
bah fie burd) i©e ©ollftänbigfeit unb §anblid)feit 
alle anbern in ben Sd)illerfädjern meiner ©üd)erei 
in ben Nu©ftanb oerfe©n roirb, mit ber einigen 
Ausnahme bes mir nod) bequemeren einbänbigen 
Sd)iller ber Deutf©en ©erlags*Anfialtin Stuttgart. 

Unter ben £ebensbarftellungert Sd)illers ift 
mir bie Hebfte bie oon £ubroig ©eller* 
m a n n (©erlag oon ©. A. Seemann in £eip3ig), 
unb id) freue mid) ber neuen Auflage, bie in oöllig 
oeränberter ©eftalt unb Ausftattung erfd)eint. 
grü©r roar's ein bih©en 3u fe© ©ilberbu©. Der 
©ilbfdjmud ift je© in befd)eibene ©ren3en ge* 
brängt, er ift eben Sdjmud geroorbett, ftatt roie 
ehemals beina© bie Hauptfa©e 3U fein, ©oran* 
geftellt ift ein fo gut roie unbefanntes gugenbbilbnis 
Sd)illers oon gatob griebri© Wederlin, geroife 
ein me© S©illerfd)er S©iller als bie allbefannten, 
gar 3U jüfeen unb roei©en ©über oon ©raff unb ber 
Spmanoro©. Sc©be, bah ni©t aud) ber Höf* 
Iingerfd)e Sdjiller aus ber Näuber3eit beigegeben 
ift, bas ©Ub, bas 1782 für Dalberg gemalt rourbe 
unb bas fid) je©, bem Kaifer gefdjenft, im Won* 
bijoupalaft 3U ©erlin befinbet. Wir ift es bas 
liebfte oon allen Sdjillerbilbern; bod) bas ift ©e* 
fdfmadfac©, unb ber £efer felbft möge urteilen. — 
©ellermanns S©illerbu© be©uptet feinen ©Iah 
aud) nad) bem größeren Werfe Karl ©ergers. 
©erabe burd) feine ftraffere 3ufammenfa[fung 
alles Wid)tigften, nid)t sum roenigften aber bur© 
feine glän3enbe unb bo© ruhige Spraye roirb es 
nod) auf lange ©naus in ber oorberften Ne©e 
ber £ebensbü©er über Schiller ftehen. Wir roill 
(©einen, als ob 3roei bide ©änbe über einen ein* 
3elnen Didjter, unb ©efce er Stiller, bod) me© 
gefauft als gelefen roerben. 

* 

©ei S. t^ifd)er in ©erlin erfdjeinen bie erften 
brei©änbe ber gefammelten Werfe ©jörnfons; 
bie 3toei roeiteren abfd)lie©nben ©änbe follen nod) 
im Herbfte biefes 3a©es folgen. Herausgeber ift 
ber befannte liebeoolle ©jörnfon*gorf©er Julius 
©lias. Die Hberfe©ngen ber ^rofaroerfe finb aus 
einer grünbli©en Dur©fid)t unb ftiliftifd)en Um* 
geftaltung ber älteren beutf©en Ausgaben ent* 
jtanben. ‘ gür bie lt)rif©en Dichtungen finb oor* 
neljmlid) ©läre Wföens unb £ubroig gulba als 
feinfinnige Uberfe©r 3u nennen. Die neue, oon 
allen ©orbilbern unabhängige beutfc© ©earbei* 
tung ber 3el)n ‘ifßrofabramen rü©t oon bem Her* 
ausgeber ber ©efamtausgabe ©r, eben© bie 3u= 
fanunenfaffenbe Arbeit über ©jörnfon, bie ben 
fünften ©anb abfd)liefeen roirb. Hiermit haben roir 
enbli© bie ©jörnfonausgabe, bie nottat, bas 
roürbige Seitenftüd 3U ber fd)önen 3 bfenausgabe 
besfelben ©erlages. * 

© b o l f W e © ^rofeffor am Hamburger 
3ol)anneum, lä© bei ©. H- ©ed in Wünd)en ein 
©ud) über grieberife ©rion erfcheinen, 
bie er „eine neue Darftellung ber ©efchid)te in 
Sefenheim" nennt, Neues habe id) barin nie© ge* 
funbeit, roas ja beim gehlen neuer Quellen er* 
flärlid) ift. £eiber ift aber bie ©efjanblung bes 
©Iten, Wol)Ibefannten burdjaus nid)t auf ber Höhe 
ftrenger Wijfenfdjaft, unb bie 5 frt, roie meine Dar* 
ftellung ber grieberifentragöbie (in meinem ©udh 
,,©oet©, ber Wann unb bas Wert") 3U roibertegen 
oerfud)t roirb, ift auffallenb oberfIäd)lid), p©afen* 
reid), barum ohne jebe Uber3eugungsfraft. Dah 
fidh roä©enb bes Ie©en, befrembettb langen 
Aufenthalts ©oethes im ^Sfarrhaufe 3u Sefenheim 
ein qualoolles Xrauerfpiel ooll3ogen hat, barf heute 
als unbe3roeifelbar gelten, unb oon feinem einigen 
heroorragenben ©oetl)eforfd)er ift meiner ©eroeis* 
fü©ung bisher roiberfprodjen roorben. Dennod) 
fte© id) nicht an, biefer Schrift oon Abolf Weh ein 
geroiffes ©erbienft bei3umeffen: er hat bie An* 
griffe bes oerftorbenen groihheim auf grieberifens 
Wäbchene©e in i©em £eben nad) bem £iebes= 
oerl)ältnis 3U ©oethe mit unerbittlicher ©in3el* 
fritif 3unid)te gemadht, unb id) bebaure um ber 
roi[[enfd)aftlid)en Wahrheit roillen, bah groihheim 
burd) feinen Xob biefem roohloerbienten fritifdhen 
Strafgerid)t entzogen rourbe. Die faft unfühnbare 
Sd)ulb bes einunb3roan3ig}ä©igen Jünglings 
©oethe an grieberife ©rion fte© unerfd)ütterlid) 
feft; aber aus ber Qualenfülle feines reueoollen 
Sd)ulbberou©feins ift ihm unb ber Wen[d)heit bie 
©retdhentragöbie entfproffen, unb roenn bur«h 
nid)ts anbres, bann ©erburd) ift bas ©erbrechen 
feiner 3 ugenbleibenfchaft an einem reinen Wenf<©n= 
finbe hod) h^ausgehoben über ben Ai©erftu© 



Björnstjerne Björnson 

Letzte Aufnahme (Mai 1909) von Erwin Raupp, Berlin 


ber Wit* unb ©adjroelt. ©iemanb aber foll es 
me© roagen, gegen grieberife ©rion bas oöllig 
beroeislos gebliebene oerIeuntberifd)e ©efdjroät) 3U 
erneuern, fie habe bie Heiligfeit ©rer fd)mer3en* 
rei©en £iebe 3U ©oethe burd) ein Ieid)tfertiges 
fpäteres £eben entroeiht. 

* 

Die 9Jlär, bie roir erneuen, 

Die fagt oon groben Xreuen, 

Aon 2BeibIicf)feit auf reihtem Afab, 

Aon Wannes Wannljeit, feft unb grab, 

Die fid) oor feiner Härte bog, 

Aom Wann, ben nie fein Wut betrog, 

Dab, ooo fid) ©nt ein Streit entfpann, 

Sein Stahlarm nidjt ben Sieg gewann 
Wit manchem I)£>hen greife. 

Der Kühne, fpät erft Weife, 
gd) feh' ©n oor mir, ftarf unb milb, 
gür Weibes Aug' ein fübes Ailb, 
gür Weibes Her? ein fehnenb £eib, 

Do© rein oon Wafel alleäeit. 

Den i© 3 um Helben mir erforen, 

(Er ift im £ieb no© ungeboren, 

Aon bem in bunten S©ilberein 
Wan© Wunber roirb 3 U fünben fein. 

So beginnt in ber meifterli©en Überfettung bes 
^ar3ioal Wolframs oon ©fdjenbad) burd) Wil* 
heim Herb bie tieffinnigfte mitteIhod)beut[d)e 
Di©tung, bie foeben in einer oerbilligten ©olfs* 
ausgabe bei ©otta in Stuttgart erfdjeint. A©t= 
lid)es roie jüngft oon ber ©olfsausgabe bes Xriftan 
in ber He*bfd)en Neubearbeitung ift oon biefem 
©erfu© ber roirflidjen ©inbürgerung unfres 
älteften ^ar3ioalgebid)tes 3U rühmen: erft in 
biefer erneuenbett Umf©öpfung fann Wolframs 
rounberli© fdjönes Wert 3u me© als blofjer 
Namenberühmtheit gelangen. Neinen Kunft* 
genuh roirb man allerbings bei roeitem me© aus 
©ottfriebs Xriftan unb gfolbe fd)öpfen. ©ottfrieb 
hatte fi© einen flareren, enger begren3ten Stoff 
mit glühenbem gqtnenleben ausgefudjt; Wolfram 
feine" gro© ©egabung an einen oiel fpröberen, 
abenteuerlidjen ©egenftanb geroanbt, unb bah er 
biefe fcf)on in ber altfran3öfif©en ©orlage bis 3ur 
Unoerftänbli©feit roirre gabel 3U einem Werfe 
ooll feelifdjen unb fünftlerifd)en Nei©tums ge* 
ftaltete, roirb gerabe für bie Kenner ber fran3öfi= 
fd)ert Quellbid)tung immerbar Wolframs Nu©u 
bleiben, für fo treffenb roir aud) bas fdjarfe 3eit= 
genöffifdje Urteil in ©ottfriebs Xriftan unb gfolbe 
über Wolfram halten müffen: 

Die aber in Wären ooilbern 
Unb roilbe Wären bilbern, 

Wit Aiegeln unb Ketten flirren, 

Kur 3 e Sinne oerroirren, 

Unb ©olb oon f©le©ten Sa©en 
Den Kinbern fönnen madjen, 

Die Aü©fen f©ooingen unb rütteln, 

Statt perlen Staub braus f©ütteln. 

Die finb's! — 

Diefelben ojilben Säger 
Die müffen Wortausleger 
Wit ©reu Wären laffen gehn: 

Wir fönnen fie ni©t fo oerjfebtt. 

©bu arb ©ng e l 
















Durd) bie öffentlichen 3ettungen ging oor nid)t 
langer 3ert bie Stotig, bah es bent frattgöfifdjen 
Biologen ^rofeffor ©arrel gelungen fei, außerhalb 
bes £eibes in geeigneten Stährflüffigteiten tierifd^e 
unb menf©li©e ©ewebe für fi© weiter3U3ü©ten. 
©ine wunberbare, gang gewaltig wid)tige Tat» 
fad)e, an beren 91i©tigteit ni©t 3U gweifein ift, 
ba bie Slefultate uns berliner bürgten oorgefi©rt 
würben. !JRan güd)tet alfo heute menf©li©e 
3eIIen genau fo wie Batterien auf geeignetem 
23oben unb bei gang beftimmten Temperaturen, 
bie ber Körperwärme natürli© möglidjft nahe» 



Rudolf Virdiow 


liegen müffen; wenigftens würbe bur©aus felb» 
ftänbige gortentwidlung unb ÜBadjstum gewiffer 
3ellert fogar fol©er aus Krebsgef©wülften beob» 
ad)tet. 21lfo losgetrennt oont £eibe, aufjer Könner 
gefegt mit ber ftänbig 9Räb)rfaft fpenbenben Kana» 
lifation bes Körpers, bem 23lutgefäh©ftem unb 
ohne 2Inf©Iuh an bie energiefpenbenben Drähte 
ber elettrif©en ßentrale bes Organismus, bem 
Steroenfpftem, tönnen bie eingelnen ^Bürger ber 
Körperrepublit, 3eIIen genannt, ein felbftänbiges 
£eben führen, wenigftens eine gang beträ©tlid)e 
3eit lang! Das ift ftaunenswert für ben £aien, 
für ben Biologen nid)t gang fo überraf©enb. 
2Buhte man bo© fdjort feit langem, bah bie tleinen 
Kampfgellen unfres Körperftaates, bie weiten 
23Iuttörper©en, fieutocpten genannt, audh au her» 
halb bes £eibes in ber warmen Kammer unterm 
SJlitroftop über brei SBodjen lang ihre 23ewegungs= 
fähigteit behalten, nämli© ihre eingeborene, 
wunberfame 9JtögIi©teit, aus fid) felbft, je nad) 
23ebürfnis, Organe he^oorgugaubern. 21n fid) 
treisrunb wie ein Tröpfchen Ol, tönnen fie ge» 
gebenenfalls gühler, 0rühe, $angarme, Saugrüffel 
bilben; fie fd)affen anbre Organe, je nad)bem 
es gilt, ein Batterium ober ein garbtörnd)en, 
ein Sonnenftäubd)en ober ein ©lasfplitter©en gu 
bewältigen, fie tönnen fidj reden unb ftreäen 
unb fabelhafte formen annehmen, wenn es I)ei§t, 
eine wingige £üde gu bur©trie©en ober über 
einen Süefenberg — ein foldjer ift für fie f©on 
ein Seefanbtörn©ert — hütweg gu gelangen. Stur 
ber elettrif©e Schlag gwingt fie, ficf) mitroftopifd)en 
3gel©en gleid) gang in fi© gum gierlidhften Kügel» 
©en aufgurollen. Diefe ©igenf©aften haben fie 
gemein mit ben tleinften formlofen £ebewefen, ben 
Slmöben, ja fie finb fold)e, unb ihre Bewegungen 
nennt man baher amöbenhafte, amöboibe. §ier 
ftedt eins ber hö©ften philofophifd)en Probleme, 
bie ja fo häufig erft im Reiche bes Kleinften unb 
©infa©ften, öfter am Sauftein als am fertigen 
©ebäube bie 3auberl)üllen fallen Iaffen. 3n 
biefem 3elld)en waltet nämlich bie gange plaftif©e 
3bee bes £ebens, bie menf©li© unerforf©bare 


gähigteit bes fiebenbigen, fid) gu wanbeln unb man hat bie 23eoba©tung gemalt, baf 3 beim 

angupaffen aus einem unertlärli©en urfprüng» Stneinanbernähen gweier Kaninchen (Sauerbruch 

lidjett Ürteil hetaus, aus einem faft mpftifd)en unb $epbe) bergeftalt, bah ©*e geöffneten £eibes= 

SBiffen unb Sßillen heroor. Das eingig f©on höhten miteinanber in Kommunitation blieben, 

unterbleibet alles £ebenbige oon ber äRaf©ine, nur bann bie Tiere am £eben blieben, wie Sia» 

bie nur automatif© arbeitet, aber niemals fid) ntefifche 3uütftuge, wenn fie gleichen ©ef©led)tes 

felber Stöber, gühler, Stränge unb Sänber fdjafft, waren; eine fonberbare Seftätigung Strinbberg» 

um ftänbig we©felnben Aufgaben gu genügen. fcher 2tnf©auungen, bah es etwas £ebensf einblich es 
Oie oon Sßrofeffor ©arrel entbedte Tatfache, gibt, aud) rein p©)fif©, 3 wif©en SStännlein unb 

bah fold)e unb anbre 3ellen in eignem Slutfafte SBeiblein! So gwedlos an fid) berartige ©xpe» 

(Plasma) ihr £eben unb ihre gähigteiten erhalten, rimente bem £aien erf©einen müffen, fo wichtig 

beweift eben ben alten Sah 23ir©ows, unfres ift bie Tatfa©e ber 2lneinanbemäl)barteit oer» 

beutf©en §eros ber Siologie, bah fchliehlid) jebe fchiebener, oerwanbter 3nbioibuen für ben for» 

3elle ihre eigne Seele unb ihren eignen felb» f©enben Siologen. 9Häht man gum Seifpiel gwei 

ftänbigen £eib habe, gur ©oibeng. 2Bas wir alle hatten mit ber Slüdenhaut gufammen unb gibt 

geahnt unb gefud)t, jener grangofe hat es uns bann einem Tier 2ltropin, fo erweitern fid) auch 

oor bie 2tugen geftellt: jebes £eben ift, aud) an bie Pupillen bes anbern, unb bur<h 3ujettionen 

tleinfte 3ellen gebunben, ein 2Bunberwert für fid) tann man beweifen, bah ber 23lut= unb Saftftrom 

unb enthält alle Slätfel aud) bes gröhten, gewaltig» burd) beibe Tiere gemeinfam geht. Da tönnte 

ften Körpertomplexes. ©in ©lefant birgt tein experimentell erforfd)t werben, ob nicht unb unter 

gröberes ©etjeimnis als bie weihe Slutgelle, ja weld)en Sebingungen bas gefunbe Tier bem an» 

fein unb unfer ©efamtproblem ift bas ber tleinften genähten unb tünftli© tränt gemachten gur ©e= 

3eIIe! 21ud) oon ben fylimmerepithelien, ben nefung oerhelfen tönnte, weil nunmehr gwei Or» 

feinen Sefahgellen ber Sd)Ieiml)äute oon ber gamsmen mit bem Krantheitsgifte tämpfen, unb 

Stafe bis in bie tleinften £uftröhr<hen hiuab, wuhte gang oon ferne wintt bie 9Stögti©teit, ein geliebtes 

man fd)on, bah fie adhtgetjn Tage lang ben £ib= trautes 2Befen bur© bas hetoif©e Mittel einer 

fchlag ihrer 2BimperI)är©en in ber mitroftopif©en geitweifen 23ereinigung oon 23Iut unb £eben, etwa 

SBärmetammer behalten (^Buffe), unb nad) ©rol)e berSRutter mit bem Kinbe, oomTobe gu erretten! 

bleibt audh bie Knod)enl)aut nod) 100 bis 192 ißrofeffor Dr. ©arl £ubwig Schlei© 

Stunben entwidlungsfähig, bas h^ifet fie tann 
aud) auherhalb bes Körpers ihre gäl)igteit, 

Kno©en gu bilben, bewahren, ©s war ber geift» 
oolle unb überaus finbige unb tonfequente Ser» 

Iiner ©hirurg ©lud, ber fd)on in ben a©tgiger 
fahren baranging, auf ©runb biefer Tatfachen ©s foll hier einiges über bie beutfd)en Kunft» 
tühnfte Itberpflangungen oon Sehnen» unb gewerbef©ulen berid)tet werben. Da ift fürs 

Knod)enftüden gu unternehmen, grunblegenbe erfte gu fragen: Kann Kunft überhaupt gelehrt 

Serfud)e, bie burd) ^ßrofeffor £exer nunmehr werben? Das tann fie nid)t, fi©er nicht in bem 

gu ftaunenswerten 91efultaten ganger ©elent» Sinne, bah Künftler burd) ben Sd)ulbetrieb er» 

überpflangungen oon äJienfd) auf älienf© erhoben geugt unb gemiffermajgen aus bem 2ii©ts ge» 

worben finb. £ange oor beiben jebo© gelang es f©affen werben, ©s gibt nur geborene Künftler; 

9teoerbin unb Thierf©, auf grojge, fonft unhcil» genau fo, wie es nur geborene Ittrgte ober Pfarrer 

bare ©ef©würflä©en §autftüdd)en gu überpflan» geben tann. ©s ift oie!Iei©t mögli©, bah fi© be= 

gen, fogar aus £ei©enhaut auf £ebenbige, bie ftimmte ^anbgriffe unb 2ttrobatentunftftüde jeber» 

anwud)fen unb bie Defette oöllig fd)loffen. Selbft mann artbreffieren Iaffen; es ift aber unmögli©, 

ber £aie weih h e utgutage, bah um bas gwölfte felbft für ben raffinierteren s Uiagifter unb Siegel» 

3ahrl)unbert arabifd)e 2lrgte fd)on Slafert aus 2trm» pauter unmögli©, einem blinben 23urf©en blante, 

unb Stirnhaut gu bilben oermo©ten, unb i© felbft wunberfeüge 2tugen, einem ftumpfen ^tjlegmatiter 

habe, wie gewih oiele ©hirurgert mit mir, ein auf fd)wingenbe unb fingenbe Steroen einguoerleiben. 

ber äRenfur abgef©lagenes Slafenftüd, bas auf Die Kunftfd)ule tann gewih fein: wen fie ni©t als 

ben 23obert flog, mit oollem ©rfolg bur© ein paar Künftler betommt, wirb fie nur als einen 2tuto= 

Slähte wieber an feine naturbeftimmte Stelle maten für 3et©nen unb Unfein entlaffen. Sßeldjer 

placiert, na©bem ber immer fprungbereite an» 2lrt ift nun aber ©re £eiftung? Denn irgenb etwas 

wefenbe Korpshunb glüdlid) baran oerhinbert müffen biefe Slnftalten mit ber gülle ©rer Klaffen, 

war, es feinerfeits gu oerfd)Iuden. man hat mit ben ehrenwerten ^3rofefforen, mit ihren 
abgef©Iagene Ringer no© nad) Stunben glüdli© Prüfungen unb Stbgangsgeugniffen ber Kunft bo© 
wieber gum 2tnheilen gebra©t. gu geben haben. Dem ift fo. Die Kunftf©ulen 

S©Iägt man gähnen bie Sporen ab unb näht finb 21nftalten für ©eburtshilfe. Der Künftler ift 

fie in bie Kopfhaut ein, fo hetfe n fie ni©t nur ba, er lebt; aber er muh erft in bie SBelt hinein» 

mit allen ©efäh= unb Sleroenoerbinbungen ein, geboren werben, in ben 3ufammenl)ang ber ©nt» 

fonbern wad)feti fogar. 23ert bra©te S©wänge widlung, in bie Konoention, in bie Stürme ber 

unb gühe oon Slatten,na©bem er bie losgetrennten ©egenwart. Dagu foll bie S©ule helfen. Sie 

©lieber enthäutet hatte, unter bie Slüdenhaut bes» foll bem Slooigen ben Slohftoff oermitteln, ein 

felben Tieres unb fah fie wa©fen unb gebe©en, wenig beffer georbnet, ein wenig mehr ins Spftem 

freili© ohne bah bie armen Tiere weiteren ©e» gebrad)t, als er ©n felber finben würbe. Sie foll 

brau© oon ihren beplacierten ©liebem ma©en bem 3^9en geigen, wie bie 2Ilten gur Klaffit 

tonnten, ©ben gegogene 3äh«e — es tommt oor, tarnen, fie foll ©n hwteinbliden Iaffen in bie 

bah Qang gefunber 3ah^ oerfehentli© ber £eibenf©aften oon geftern unb heute. Ob fie ihm 

3ange na©geben muh — tön» 
nen glüdlidjerweife foglei© wie» 
ber gurüdgeftopft unb gum ©in» 
heilen gebra©t werben; Stüde 
ber menf©li©en Hornhaut tön» 
nen auf anbre 2tugen über» 
pflangt werben unb behalten 
©re ©lashelle, burd) bie bie 
gange 2BeIt ihr 23ilb in unfre 
Seele pflangt. Stilen biefen 
Xtberpflangungen, wie aud) 
benen oon Slut unb £pmphe 
(Transfufion), ift aber oon ber 
Statur eine ftrenge ©renge ge» 
gogen, fie gelingen ohne S©aben 
nur bann, wenn bie ©ewebe 
unb ^lüffigteiten berfelben Tier» 
fpegies entnommen finb, alfo 
nur oon SJtenf© auf SRenfcf), 
oon Kanin©en auf Kanin©en, 
oon SDleerf©wein©en auf SReer» 
f©wein©enunb fo fort, grembe 
3eIIarten unb frembe ©ewebs» 

flüffigteiten oerhalten fi© ge» Arbeiten aus dem Seminar für Handarbeitslehrerinnen 

rabegu feinbli© unb giftig. 3a, an der Bielefelder Handwerkerschule 











1272 mi. $Rr. 49 



babei BSerturteile oermitteln barf, Iäfet fid) leidet 
bestreiten; 3umei[t mirb [old)e Blüp aud) unnütj 
[ein, benrt bie Starten, unb auf bie allein tommt 
es an, toerben alle oorgebad)ten Bleinungen unb 
alle oorempfunbenen ©mpfinbungen oerIad)en 
unb nur auf ben eignen Dämon pren. Da aber 
ift es nun bie Sdjule, bie, mas biefen Dämon be» 
trifft, eine ^elbentat 3U oerridjten l)at. Nid)t, 
bah fie ip etma totfd)lagen [oll; im ©egenteil, 
gerabe au biefem Dämon, an biefem innerften unb 
eigentlidjen 3 d) bes Sd)ülers [oll bie Sepie ipe 
©eburtsl)ilfe leiften- Sie [oll bem jungen Blenfcpn 
baju plfen, fid) [elber 3U entbeden; [ie [oll mit 
3arter hanb bie Hemmungen, bie bes Dämons 
[ylügel binben, ab3u[treifen [udjen. So [oll bie 
5 tun[t[d)ule burd) negatioe Arbeit bas pofitioe 
leiften: bie Befreiung bes geborenen ftünftlers 
oou ben ©ierfd)alen ber Knficprpit unb non ben 
Sd)laden fauler ©emöpungen. Das märe bas 
erfte, mas bie 5 tun[tgemerbe[d)ule als ip ©efetj 
an3uertennen l)at. Das peite aber ift: bah [ie 
eigentlich mit 5 tun[t gar nichts 3U tun pbe. BSie 
aud) bas 5 tun[tgemerbe meniger ein tünftlerifcps 
als ein tulturelles Problem ift. 

BSenn man bas, mas Nobler mad)t ober mas 
Nembranbt tat, 5 tun[t pip, [o tann man unmög» 
lid) bie herftellung eines guten unb frönen 
Stuhles, tann man fclbft bie Probuttion eines 
muftergültigen unb d)aratterfe[ten 2 Bopl)aufes 
nid)t ber gleichen geiftigen Prooin3 3ured)nen. 
Die 5 tun[tgemerbe[d)ule aber [oll nid)t ben ©p= 
gei3 pben, fleine Nobler unb Nembranbte 3U ent» 
taffen; [ie tat genug, menn es ip gelang, ber 
Blöbelinbuftrie tüchtige, inftinttreine plfsfräfte 3U 
liefern. Dennoch gilt für [ie mit nicht geringerem 
©ruft bas Bßort oon ber ©eburtsplfe. Die Aunft» 
gemerbefdple [oll ben geborenen £iebl)abern ber 
ted)ni[d)en £ogit, ber tulturellen ßebensfüpung 
unb bes guten ©e[d)mades in bie Praxis pnein 
unb in bie Bielfältigteit bes Alltages plfen. Sie 
[oll ben TifPer, ber 3U ip tommt, anfpornen, 
bah er ein Nuherftes tue, [eine [pe3ielle Ted)nit 
3U oerfeinern unb 3U burepeiftigen. Sie [oll bem 
Blann, ber BSopiftätten entmerfen möchte, bie 
Sinne unb bie ©ejinnung öffnen für bie Notmenbig» 
teit einer alle ©in3elarbeiten 3u[ammenfa[[enben 
©emeinfamteit neubeutfdjer Kultur. Sie [oll 
benen, bie Farben 3u empfinben, Proportionen 
3U fepn unb Np)thmen 3U fül)len oermögen, bie 
©nergie unb ben Taft oermitteln, [old)e ©oben 
in ben Dienft ber größten unb ber Keinjten Nuf» 
gaben 3U [teilen. Sie [oll bas alles nid)t burd) 
BSorte unb Dottrinen tun; fie [oll bas 2 >Pal [id) 
aus ber täglicpn Arbeit beftillieren laffen, aus 
ber Arbeit an ber ^obelbant unb am Sd)raub[tod. 

BSenn es pute rtod) Stunftatabemien gibt, auf 
benen 3um ©rempel bie Bilbhauer brei gefd)lagene 
3 ape mit bem kneten oon Ton oergeuben, ope 
je an ein reelles Blaterial, meber an Stein, nod) 
an Bron3e, nod) an §ol3 3u gelangen, [o [oll bie 
5 tunftgemerbe[d)ule folcpn patentierten Berfüm» 
merungsinftituten benton[trieren, baf3 5 tunft oon 
können tommt. fyreilief), nid)t oon einem können im 
[d)ulmei[terlid)en Sinne, [onbern oon einem können, 



Aus der Hamburger Kunstgewerbeschule: 
Klasse des Professors C. O. Czesdika 


mie es fid) burd) bas B3erf3eug an bem Noptoff, 3üd)ten [ie bod) nod) pnlänglid) Berirrte unb 

burd) bie Drganifation an bem ©l)aos bemäpt. Untaugliche. BSas fid) befonbers an ben Damen, 

Die ftunftgemerbefcpile mill im Prin3ip nur £eute, bereu bie 5 tun[tgemerbe[d)ulen meift 3U oiel haben, 

bie eine prattifcp £epe burd)gemad)t haben, an leid)t bemeifen liep. Robert Sreuer 

bie 3 eid)entifd)e t)eranlaffert. Unb [ie mill biefen, 
bie hoch mof)l begriffen haben müßten, um mas 
es fid) bei ipem “Beruf hanbelt, nid)t etma einige 
billige 3eid)nerifche ©eften angemöpen; [ie mill 
oielmep, bah jeber Blei[üft[trid) unb jeher Pinfel» 

3ug ein Stüd BSertftattarbeit [ei. Der Ti[d)ler §ei3bare Teppidje, bas ift bod) fid)er etmas 
[oll, aud) menn er eine Blume 3eid)net, meiterpn bleues. Unb ber ©ebante ift nicht übel. Nieps 
ti[d)lern; bas pip: er [oll, menn er bie Nb» tann ber Blenfch pied)ter oertragen als talte 

$üp. Deshalb pben unfre ©roheitern bei län» 
geren gapten mit ber Poftfutfcp fid) grohe 
bidgefütterte guhfäde mitgenommen. 

Der pi3bare Teppich befitjt nun ben befon» 
beren Bor3ug, bah er nur ebenfo ftart ermärmt 
mirb, als es für einen guhbobett angenehm ift, 
bas pijjt auf etma 18 ©rab ©elfius, märmer mirb 
er nicht. 

BSie bie §ei3ung erfolgt? Nun, lieber £e[er, 
bas ift mop uid)t ferner 3u raten: unfre be* 
mäpte Daufenbtünftlerin, bie ©lettrptät, muh 
auch Per helfen, ©inen Deppid), nod) ba3U einen 
foId)en aus Stoff, tann man nicht mit $ol3 unb 
5 topen ober mit ©as hei3en. Pb er menn man 
feine, bünne, biegfame elettri[<he §ei3törper nimmt, 
bann geht es. Der Stromoerbraud) [oll oerl)ältnis» 
wähig gering [ein, ein Keiner ieppid), mie er 
mohl als Borleger oor ben Sdjreibtifd) paht, 
benötigt etma über h^ubert BSatt Strom, bas 
mürbe h^ipTt» bah bie bauernbe ©infdjaltung 
[tünblid) runb 3mei bis [ed)s Pfennige tojtet, je 
nad) bem Strompreis, ben bas ©lettrptätsmert 
beredjnet. 

©ine anbre Steuerung ift bie elettrifche Brenn» 
[epre. Äein Brenn[d)erenmärmer. Die gibt es 
[d)on [eit längerer 3 ^it, [onbern eine Sdjere, 
beren Scheutet unmittelbar ermärmt merben. 
Unfre Damenmelt mirb bas fidjerlid) [ep freuen, 
benn es ift ungleich angenehmer, bie oieie nun 
einmal unentbehrliche Brennarbeit ohne Unter» 
bredj ung burdcjfüpen 3u tönnen. 

©in anbrer, gleichfalls elettrifd) 3u betreibenber 
meffungen unb bie Biufit ber Blüte erfühlt, oon Apparat für ben Doilettentifd) ift ber §aartrodner. 

foldpm ©lüd unb folgern ©rieben etmas in fein Bei ihm mirb ber Strom einerfeits 3um Betrieb 

Berufsgemiffen, etmas in [eine 9 Bert[tattgefinnung eines Keinen Bentilators, anberfeits 3ur ©r» 

unb [ein 9 BertgefüP eintragen. Unb genau [o märmung ber £uft oermenbet. “Kuf biefe 2Bei[e 

[ollen ber Sd)lo[fer, ber Bud)binber, ber Btetall» ift eine Drodnung felbft oon [ep oollem unb 

treiber, ber B 3 eber ober Stider oerfapen. Sie bichtem haar in tur3er 3 ^t burdjfüpbar ope 

[ollen alle miteinanber barauf Gereichten, fid) bie grohe ©inrid)tung, bie hierfür in ben grifier» 

einen blöben Borrat oon Naturalismen unb falons bisher für notmenbig erachtet mürbe. 

Planieren an3utrapn; [ie [ollen nichts anbres Unb es ift nicht leicht, haar 3U trodnen, benn 
lernen, als Berl)ältniffe [eben, harmonien fühlen, biefes befip betanntlid) eine [ehr grohe Nn» 

NhRtl)men empfinben. Sie [ollen ferner burd) 3iepmgsfraft für SBa[[er. Nus biefem ©runbe 

fold)es 3 urüdgepn auf bie opü[d)en Prin3ipien mirb es ja als Btaterial für geu^tigteitsmeffer 

bie ©inheit alles äftptifchen Schaffens ertennen mit Borliebe benup, bie in neuerer 3 eit fid) in 

unb erleben. Damit fie nun aber nicht etma in [teigenbem Blähe neben Thermometer unb Baro» 

ä[theti[d)er ©efül)Is[eligteit ober tultureller ppafeo» meter einbürgern, ©in bünnes Bünbel Btenfdpn» 

logie ertrinten, hat bie 5 tun[tgemerbefd)ule bas l)aa^ oorfichtig gefpannt. Unter bem ©in» 
3miefach mirtfame ©r3iehungsmittel ber 9 Bert» fluh bes mep ober minber groben geuchtigteits» 

[tätten. geholtes ber £uft bept unb oerlür3t es [i^ unb 

hier, beim 5 Kang ber Sägen, ber häfftuter unb bemegt babei einen 3 eiger, ber uns ben Sättigungs» 

ber pun3en, [oll nicht nur bas, morauf bereits ber grab ber £uft ertennen läht. Unb biefes BSiffen 

3 eid)enunterrid)t 3ielt, bie Durdhgeiftigung bes ift [ep mertooll, benn oon ber relatioen geuchtig» 

hanbmertlidhen, erreid)t merben; in ben Schul» teit ber £uft hängt unfer SBohlbefinben [ep [tart 

mertftätten [oll auch bas Detail ber Te<pit bis ab, unb nebenbei geminnen mir baraus einige 

3ur Birtuofität ausgebilbet merben. Nnhaltspuntte für bie SBetteroorausfage. 2 ßir 

Bßenn fold)es gemeinfam bie Unterrichts» brauchen nur baran 3U benten, bah unfer 5 törper 

ab[id)t aller 5 tun[tgemerbefd)ulen ift, [o ergeben fortgefeP BSärme abgeben muh, unb 3mar bebient 

fid) bod), unb bas [elptoerftänblid) unb mit Ned)t, er fid) 3U biefem 3u)ed 3u einem beträd)tlid)en 

an ben oer[d)iebenen Nnftalten mandjerlei Ba» Teil ber fogenannten Berbunftungstälte. Durch 

riationen. Die Nrt ber £el)rer unb bie £otal» bie Poren mirb SBaffer abgefepebert unb bei ber 

forberungen änbern ni^t nur ben Stunbenplan, Berbunftung biefes Sßaffers bem üörper 9 Bärme 

[ie beeinfluffen aud) bie Nuffaffung oon ben ent3ogert. Die[e Berbunftung ift jebod) oon bem 

ein3ctnen Dif3iplinen. 3 n 3 'icusburg [pürt man 3 Ptanb ber uns umgebenbert £uft in h^h^ui 

bie Näl)e ber Sd)iffsmerften unb bie Trabition Blähe abhängig, ©in ftubitmeter £uft oermag 

bes Pefels. 3 u hauiburg, mopn oerfdjiebene nur eine Pftimmte Blenge SBaffer 3u oerbunften. 

BSiener berufen mürben, entmidelte fid) eine BSieoiel, bas hängt oon ber Temperatur ab. 

beutlicp Tenben3 3U jener fpe3ifi[dpn, tapri3iö[en Bei 10 ©rab ©elfius 3um Beifpiel etma 7 ©ramm, 

Blanier berer um hofmann unb um ilolo Blofer. bei 20 ©rab ©elfius 3irta 14 ©ramm, bei 30 ©rab 

©s tönnen eben aud) bie£eper, [ofern [ie mirtlidp etma 30 ©ramm. Sobalb [ie [o oiel 3 teud)tigteit 

51 ün[tler [inb, [elbft menn bas, mas [ie lehren, hat, [prid)t man oon iper Sättigung. Blit geud)tig» 

eigentlich gar nid)ts mit ftunft 3U tun hat, bod) teit gefättigte £uft oermag tein BSaffer mep 3U 

nur [ich felber geben. BBoraus folgt, bah and) oerbunften, im ©egenteil, bei ber gering[ten 

bie 5 tun[tgemerbe[d)ulen teinesmegs, mie 3 beali[ten Temperaturerniebrigung [d)eibet [ie BSaffer in 

etma oermuten tonnten, ©r3iepngsin[titute in 5 orm oon feinen Tröpfchen aus; bas betannte 

Neintultur [inb. BSenn [ie aud) 
bem Prin3ip nad) (mo3u Blu» 
tpfius bas Befte beigetragen 
hat) Kar gebaut mürben, [o 
haben [ie bod) nod) genug ber 

Blängel, ber ©infeitigteiten, [o Elektrische Brennschere 




Flensburger Kunstgewerbeschule: Einfaches Schreib¬ 
zimmer, ausgeführt von drei Schülern nach dem 
Entwurf des Direktors Huber für die Reichsbank 
in Sonderburg 












1911. 9Jr. 49 1273 



Vefdjlagen oon ©efäfeen, bie, mit taltem Eßaffer 
ober ©is gefüllt, in roarme, feudjte Zäunte gebracht 
roerben. EBenn unfer Körper alfo frei ausbünften 
foll, fo ift es notroenbig, bafe bie uns umgebenbe 
£uft möglidhft troden ift, ober man mufe.burdj oer* 
ftärtten fiuftgug bie Verbunftung tünftlid) be= 
fd)leunigen. hierauf allein beruht auch bie füljlenbe 
angenehme EBirtung oon gädjern unb elettrifdjen 
Ventilatoren, bie man richtiger medjanifche Sädjer 
nennen mürbe, benn oon einer £üftung, §erbei= 
fd)affung neuer £uft !ann bei biefen ERafd)ind)en 
ja teine Elche fein. Elber bie ftarte £uftberoegung 
genügt aud), oorausgefefet, bafe bie bemegte £uft 
nod) nicht ben Sättigungsgrab erreicht hat, benn 
bann ift natürlich aud) alles Vemegen nutzlos. 

Die Etufftellung oon Verbunftungsfchalen im 
EBinter mährenb ber $ei3periobe mufe als eine 
gang oertel)rte SRafenahme belämpft merben. Ells 
3uträglid)e geucfetigteit tonnen im allgemeinen 
40 bis 60 ^Pro3ent angefet)en merben, unb menn 
man fid) bie ERühe nimmt unb bie £uftfeudjtigteit 
mit $ilfe eines ber befdjriebenen Snftrumente 
nachprüft, fo mirb man faft niemals finben, bafe 
ber 3 ^ 9 ^ unter 40 'tßrosent fintt. Der ERenfd) 
forgt ja felbft bafür, bafe fortgefefet geud)tigteit 
in bie £uft gelangt. 3 ™ einem Vureau ober in 
einer Sdiultlaffe, mo eine größere Eln3aljl ERenfchen 
oerfammelt finb, ift es gar nicht bentbar, bafe bie 
£uft troden merben tonnte. Sdjeibet bodj jeher 
SOtenfd) ftünblidj in ber iRuhe 20 bis 60 , bei müt* 
lerer Arbeit 70 bis 200 ©ramm EBaffer aus, je 
nach ber Temperatur. Da mir biefe geudjtigteits* 
entmidlung nid)t Ijinbern tönnen, ja fogar erleid)* 
tern follen, bleibt uns bie ^ 3 flid)t, bafür 3U forgen, 
bafe nicht burd) anbre Hrfadjen überflüffigermeife 
geudjtigteit er3eugt mirb. Vefonbers fd)limm 
ftel)t es in biefer Ve3ieljung mit unfern Küchen. 
Sehr prattifd) ift bie englifd)e ©inridfetung, bie 
über ben irjerb einen Elb3ugsfchlot oorfieljt, burd) 
ben alle Dämpfe, bie beim Kod)en oon Speifen 
entfteben, entmeidjen. 3u unfern normalen 
beutfdjen Küchen geht ber gefamte EBafferbampf 
in bie Etaumluft über unb er3eugt ba eine unmäßige 
geudjtigteit. EBirb auf ©as getodjt, fo tommt bei 
ben meiften ©asherben, bie ohne Sdjornftein 
brennen, nod) bie namhafte ©r3eugung oon EBaffer* 
bampf burd) bas Verbrennen bes ©afes l)in3u, benn 
©as oerbrennt betanntlidj teilmeife 3u EBaffer* 
bampf. 3 ut 3 utereffebes 2 ßol)Ibefinbens ber Äüd)en* 
bemoljner mufe baher auf eine gute £üftung ber 
Küchen meit mehr EBert gelegt merben, als es 
bisher nod) gefd)iel)t. S. $artmann 



Eluch ber Sportan3ug — fomeit es fid) nidjt 
um Eltljletit hanbelt — ftet)t gänzlich unter bem 
befpotifdjen 3 epter ber ERobe, einer ERobe, bie 
if)te eignen EBege geJE)t, eng ge3ogen, feft begren3t, 
aufgebaut burd) bie oerfd)iebenen Sportarten 
felber, bei beren Ausübung, bie fid) 3umeift in 
Klubs oor 3 ufd)auern abfpielt, man nidjt gern 
auf ©itelteit oer3id)tet. Selbftrebenb erforberte 
es einige 3 ah*e, ehe für bie neuen Vebürfniffe bas 
^Richtige gefunben mar, bas nicht immer für alle 
Sportausübenben erreichbar ift, ift bod) bie ©e* 
mohnheit, an gemiffen Sportarten teil3unet>men, 
bis in bie breiten Voltsfd)id)ten eingebrungen, mo 
bie 3 rage bes Eln3uges aus prattifdjen ©rünben 
gän3lid) in ben £jintergrunb treten mufe. 

©benfo unangebracht, als es in biefem $alle ift, 
über nid)tfportmäfetge Elbjuftierung ein EBort 3U 
oerlieren, fo berechtigt ift es, Vemittelte aus biefem 
Etnlafe 3u tritifieren, benn ber falfdje Ebt3ug ift in 
biefem galle nur ERangel an ©efdjmad, ber fid) 
in allererfter £inie baburch geltenb macht, fid) an 
unrichtiger Stelle 3U „pufeen". 

EBenn oon Sport bie Etebe ift, hanbelt es fid) 
im Sommer in erfter £inie um © o 1 f = unb 
Tenntsfpiel. ©olf* unb Tennisan3ug beden 
fid) im großen unb gan3en. Vei erfterem tommt 
es fehr barauf an, in meld)er ©egenb unb 3cd)tes* 
3eit gefpielt mirb. Da für Deutfd)Ianb eigentlich 
nur bie im Sommer benufeten £ints in Vetradjt 
tommen, bebarf es teines ft r e n g fportlidjen 
Eln3uges, nur bie ^ujjbetleibung oerlangt 
?Iufmertfamteit. Sie befteht, ba man kläffe nid)t 
fdjeuen barf, aus gelben, berben Sdjnürftiefeln 
mit halbhohem £eberabfah unb paffenbem Strumpf. 
Der $R o d reicht bis 3um Stiefelranb unb ift 
meiter gehalten als jener bes ftreng mobernen 


„Trotteurtleibes". Die ©nglänberin beoor^ugt 
3U biefem 3^0^^ nach mie oor ben fedjsteiligen 
$Rod, beffen Vähte fehr breit aufgefteppt finb. 
31 uch trägt fie iRöde, benen feitlid) ober hinten 
galtengruppen eingefe^t finb. 3o^t im §od)= 
fommer tann ber iRod fehr mol)l mei^ fein, fogar 
aus fdjmerem VaummoIIftoff, gegen ben Sjerbft 
3ieht man, ber geudhtigteit bes ©runbes megen, 
buntle, melierte Stoffe oor, aud) ©ooert ©oat mirb 
mieber oiel gemäblt. Die ©Iegan3 bes iRodes brüdt 
fid) burd) bie Stoffqualität aus, bie Qualität ber 
Näharbeit, bie matellofe gnfd)^- Vlufc ift 
aus meinem ober buntem VaummoIIftoff, aus 
glanell ober £jalbflanell. 9 Jtan geftattet ihr in 
lehter 3 oi^ etmas mehr Vhantafie, bas h^ifet alfo 



Gestrickte Jacke aus Cordonettseide 
und gehäkelte Mütze 


5Rüdenfd)Iuj3, eingearbeitete Stidereien unb Spitjen 
unb Sabots, ftets unter ber Vorausfehung, ba§ 
fie bas ©efid)t ber einfad)en £ingerieblufe mahrt. 

ÜBäljrenb ber iRod bes Stra^entleibes fo* 
3ufagen ausnahmslos halbanliegenbe Vtieberform 
3eigt, fd)Iiefet ber Sportrod oft im Taillenfchlujj 
ab unb erforbert bann einen ©ürtel. Diefer ift 
einheitlich meife, fd)mar3 ober bunt, mit Vorliebe 
aus £adleber, halb burd) einfache Schnallen unter* 
brochen, halb geftreift — fdjmar3rot, blaumei^ 
unb fo meiter —, halb befteht er aus feibenem 
iRipsbanb, bas geftattet eine gute, aber unauf* 
fällige Sdjnalle an3ubringen aus ©maille, Stahl, 
SCReffing, Silber, Tula ober Vron3e. 

IXnerläfelid) ift eine 3 a d e. Diefe ift ent* 
meber 3um $Rod gehörig, ober in Strid* ober 
§ätelarbeit hergeftellt. iReuer unb allerbings fehr 
oiel toftbarer als bie VSoIIjaden finb jene aus bider 
©orbonettfeibe geftridt, unb 3toar in ber 
fehr einfad)en, aus 3toei gerabe, 3mei oerfeljrt ge* 
ftridten 9 RafcE)en gebilbeten SRufterung. Diefe 
bilbet ben gan3en Sadentörper, ber ringsherum 
oon einer etma fed)s 3 ontimeter breiten Vorbüre 
umgeben ift, bie eine etmas abmeidjenbe 9 Rufte= 
rung 3eigt. Die $rmel finb lang unb eng, gan3 
gerabe, mie an einem Smeater. Die hier abgebilbete 
Sadenart ift bas SReuefte, mas es auf biefem ©ebiet 
gibt. Viele ber neuen berartigen Saden finb !ur3 
gehalten, ftets halbanliegenb. 

©ine fehr moberne ftopfbebedung finb bie 
meid)en Stoffhüte, bie 3um 9 lod mög* 
lidjft paffenb gemäl)It merben, mit runbem Kopf 
unb ringsherum gleidjbreiter Krempe, bie nach 
Velieben herauf* ober heruntergefd)lagen mirb. 
Kotetter finb bie auf bem Vilbe erfidjtlidjen ge= 


hätelten runben 9 R ü t) e n , bie man nur in ber 
bargeftellten ?lrt tragen tann. Sür eine $rau, 
bie fid) nicht entfdjliehen tann, bie 9 Rühe über ben 
§intertopf 3U 3iehen, ift biefe Kopfbebedung nicht 
geeignet. äRan trägt fie in VSeijj ober Duntelblau, 
auch Vraun ober Dunteloliogrün, fofern bies 3um 
31 n 3 ug fehr gut pafjt, aber es erhöht burchaus nidjt 
ben „Sd)id“ — im ©egenteil — biefe 9Rüt5d)en in 
leudjtenben Farben 3u tragen. Der geringsten ©e= 
fahr, fich im Sportan3ug 3u entftellen, fet^t man fid) 
aus, inbem man ben „ÜRatrof enhut“ mäljlt, ber 
3u jebem Sportan3ug pafet unb fpe3iell in biefem 
Sommer in fehr tleibfamer $orm geboten mirb, 
mit gefällig großem Kopf unb 3iemlid) breiter 
Krempe, ©r mirb augenblidlid) natur* unb oer* 
nunftgemäh in ben Kopf einfallenb getragen; 
burd) jebes Sdhieffe^en, 9 Ius*ber=Stirn=Sdjieben, 
burd) Vügelerhöhen unb fo meiter mürbe er bem 
Kopf eine gän3lidj altmobifd)e Silhouette oerleihen. 

3 um Sportan3ug geftattet ift auch ein einfacher 
großer, Ieid)t glodenförmiger ijut, umgeben oon 
einem fd)mar3en Samtbanb, bas unter fladjer 
Heiner Schleife abfd)liefet, ober oon einem aus Stroh 
gebilbeten Vanb — lefeteres ift ber „grand chic“. 

Das Sdjuhroert ift meife, ebenfo ber Strumpf; 
mirb mährenb bes Spieles ein bunller Strumpf 
getragen, fo ift bas nur bamit 3U entfd)ulbigen, bafe 
ber Tennisfdjuh oor bem Verlaffen bes Klubhaufes 
mit einem buntlen Strafeenfdjul) geme^felt merben 
foll, mas in fehr oielen Klubs Ufus ift. 

Vlufe, ©ürtel unb Sade anbelangenb, gilt bas* 
felbe mie bezüglich bes ©olfan3uges. Der mähren 
©legan3 fd)eint es felbftoerftänblid), bafe man beim 
Tennisfpiel nicht mit ,,©legan3 profet“ unb über* 
transparente Spifeenblufen trägt, bafe bie 3um 
?ln3ug gehörenbe Hntertaille nidjt bis 3um halben 
iRüden belolletiert ift unb etma nur Sldjfelbänber 
3cigt! Sie ftaunt, menn fie fieljt, mie Damen, bie 
mit ben VSorten „fein“ unb „bemimonbemäfeig" 
oft gar flint bei ber £>anb finb, mit bermafeen gän3lid) 
un3ulänglidher Vetleibung auf bie Strafee gehen, 
anftatt fid) an ben Schnitt ber feinen fran3öfifd)en 
Untertaille 3U halten, bie gemäfeigten 51 usfd)nitt 
3eigt, unb oor allem in ber 5 ld)felhöhle fo genau an* 
fdjliefet, bafe fie bas Einbringen ber Elrmblätter ge* 
ftattet, bie mittels eines fchmalen Vanbes mit 
Sd)Ieifenabfd)lufe ober eines ©ummibanbes am 
Elrm feftgefealten merben. 9 Rarg. oon Suttner 



Reisekleid aus weiß und grau ge¬ 
streiftem Cheviot und Reisekapotte 
aus dunkelgrauem Stroh, mit hell¬ 
grauem Band garniert 
























1274 


Über £artb urtb 90teer 


1911. 9tr. 49 




SCRit ©rüdenbaumaterial belabene Pontons 


©riidenfcßlag im äftanöoer 

(SOUt oter Slbbitbungen nad) pbotographifd)en Slufnaßmen) 

Ql"!! bem gluffe, ber in anmutigen SBinbungen 
3tt>ifd)en Hügeln unb Dälern bem großen 
Strome 3u burdßs Sanb eilt, beginnen fid) bie 
©torgennebel 3u teilen. Durd) bie Stille bes fonft 
nod) oon teinem Saute geftörten Spätauguft* 
morgens hört man jeßt ben ©leichtritt oieler 
$tenfd)enfüße, bas Sollen oon Stöbern unb Huf* 
fdfjläge bem Üfer näI)ertommen. ©leid) barauf 
finb fie „3ur Stelle": ein S®agen3ug unb eine 
größere Abteilung Pioniere, etroa eine bis anbert* 
halb Compagnien ftart, beauftragt mit rafdjer 
Herftellung einer ©ontonbrüde für ben Übergang 
ber „blauen" Slrmee. Die Drainfahrer leiten bte 
©efährte bidt)t an bie üferböfdhung, fpringen aus 
ben Sätteln, fträngen bie ©ferbe ab unb führen 
fie ein Stüd roeg, too fie niemanb im 2 Bege 
fielen. Die Pioniere feßen bie ©etoeljre 3ufammen, 
legen bas ©epäd mit bem tragbaren SBert* unb 
Sd)an33eug ab, tleiben fidf) an Stelle ber fd)toeren 
SBaffenröde in bie leichten Drillid)jaden. Silles 
geht beljenb oor fid). 3 u>ei Settionen ungefähr, 
fe^3el)rt ©tann ober einige mehr, sieben aud) bie 
Stiefel aus, frempeln bie DrilIid)|ofen bis über 
bie Cnie auf unb begeben fid) unter Rührung eines 
ünteroffoiers ins feid)te üfenoaffer. Schon haben 
in3roifd)en emfige Hänbe eine Sln3al)I ©alten oon 
ben Silagen herabgeholt unb reichen fie nun hurtig 
ben Cameraben im SBaffer 3u. Unter beren ge* 
fd)idten ©riffen unb mit Hilfe einiger am Sanbe 
auf unb ab laufenber ©ioniere entfielt im unb 
am SBaffer binnen roenigen ©linuten ein tleines 
feftes ©erüft, ber biesfeitige ©rüdenbod. ©tittler* 
ODeile trugen unb tragen bie übrigen Seute bie 
oon roeiteren Silagen herabgel)obenen, aus ©led) 
gefertigten großen Cäl)ne, bie Pontons, ans Ufer 
unb ftoßen fie in ben $Iuß. ©1)e fid)'s ber 3u* 
flauer oerfieI)t, finb aud) bereits brei, oier baoon, 


je oon 3toei bis fedßs ©tann — je nach Starte ber 
Strömung — gerubert ober burd) Staten beroegt, 
auf bem Sßege 3um Hol3gerüft; roeitere folgen; 
jeber nächfte treibt roeiter auf bie $Iußmitte 3u. 
2>eßt langt ber erfte oor bem ©ode an; in ©nt* 
femung einer mäßigen ©altenlänge quer baoor 
oerantert man ben 3toeiten unb ebenfo roeit oon 
biefem einen britten Ponton unb fo roeiter. 

Cur3e 3 eit oor ©eginn ber Slrbeit roaren je 
eine Strede ftromauf* unb abroärts auf fdjtoim* 
menben ©f erben ober mit Hilfe mitgeführter 
3ufammeniegbarer ©oote mehrere Caoallerie* 
Patrouillen aufs jenfeitige Ufer „gegangen" unb 
hatten fid) brüben ins ©elänbe 3erftreut. 3eßt 
fenben fie ©leibereiter an ben gluß 3urüd, bie 
il)re ©eobadßtungen einigen feitbem in einem 
Ponton ans anbre Ufer gefolgten Offneren mit* 
teilen. Sie haben offenbar oom „roten" ^feinbe 
nichts ober nichts ©efährlid)es bemertt; ein Über* 
fall toährenb bes Srüdenfd)Iags ober halb nad) 
beffen ©eenbigung ift nicht 3u befürchten; benn 
nunmehr beförbern auf ein h er übergegebertes 
Reichen bes älteften ©enieoffi3ters roeitere ©io* 
niere auf 300ei nebeneinanber oertoppelten ©on* 
tons bas ©altenmaterial hinüber, bas fie bort 
für ben anbem ©rüdenbod braud)en. ünb alsbalb 
entfielt ba ein ©erüft gleicher Slrt roie biesfeits. 

©iitunter, um bas nebenbei 3U bemerten, 
ftellt man, unb 3toar befonbers bei genügenber 
Süaffertiefe am üfer unb fdjtoadher Strömung, 
bie ©erbinbung oom Sanbe 3um fdjroimntenben 
©rüdenteile ohne ©öde burd) ©ohlenftege het; 
folche oermenbet man auch oielfad) für bie aus 
Raffern unb bei ©tangel an anberm ©taterial ober 
bei beffen Ünoenoenbbarteit in flachem, 3umal 
auch in fumpfigem StBaffer aus Strohfäden her* 
geftellten ©rüden. 

SBeitere fd)Ieunig nachgefolgte Pontons legen 
fid) nunmehr auch brüben oor ben ©od, gehen oor 
Sinter unb erhalten burd) ©altenbelag ihre ©er* 
binbung mit bem Stege unb untereinanber, 
roie bas aud) oom biesfeitigen Üfer aus gefd)ieht. 


Stuf bie £ängsl)öl3er legt man ©oI)Ie an ©ol)le 
quer nebeneinanber; an ben beiben äußeren ©nben 
erhalten biefe burd) je einen in ber ©rüdenrid)tung 
barübergelegten unb in regelmäßigen 3n>ifd)en= 
räumen burd) Schraubtlammern mit bem äußer* 
ften Dragbalten befeftigten ©altenriegel Sicherung 
gegen ©erfd)iebungen. Diefe Clammern langen je 
3roifdjen 3n>ei ©ohlen burd) an beren ©nben 
angebrad)te ©interbungen hinburd). Das ©rüden* 
gelänber ftellt man aus in halber ©tamteshöhe 3U 
beiben Seiten ber 3 ral)r* unb ©angbatjn gesogenen 
Seinen her; aus jebern ©onton ragt ein ©foften 
hart neben ben ©ohlentöpfen in bie Höhe; um 
feben baoon fd)Iingt fid) bas Setl. üntereinanber 
erhalten bie ©ontons nod) ©erbinbung unb Siche* 
rung burd) 3toei ftarte Stride. s Jiun nimmt in beiben 
Steoen jebes ©ontons je ein ©tann ©laß, ber 
einen langen Staten hält unb baburdj oerßütet, 
baß bie Strömung im ©erein mit ben ©rfdßütte* 
rungen beim Druppenübergange burch ©er* 
toerfung ein3elner ©ontons bas ©efüge ber 
©rüde lodert. Der im ftromaufoDärts gerichteten 
Steoen ftehenbe ©ionier unb einige ünterofft3iere, 
bie fidh in gleichen 3 uüfdhenräumen in eine Sln3al)I 
©ontons (teilen, haben aud) barauf 3U achten, 
baß bie ©eranterung nict)t nadhgibt. 9 tun tann 
ber Übergang beginnen. ünb fcßon tommen 
lange ©tarfdhtolonnen heran ... 

©tag bie Decßnit bem SBaffenhanbroert ftänbig 
neue Hilfsmittel 3uführen, mögen insbefonbere 
glugfd)iffe unb glugmafd)inen oüe auch Sluto* 
mobile fo mandhes fehr intereffante ©toment ins 
neu3eitliche Criegstoefen hineinbringen, fo behält 
bie uralte ©tethobe bes Sd)iffbrüdenbaus bod) 
immerfort eine beträchtlidhe Sln3iehungstraft für 
jeben äRanöoerbummler, ber ftets gern 3ufiel)t, 
roenn SJiilitär irgenbtoo eine ©rüde fd)Iägt, über* 
fdhreitet unb nad) ©ebrauch abbrid)t ober gar 
oor bem nadhrüdenben geinbe eiligft baburdh 
rettet, baß man fie unter ©enußung ber Strö* 
mung in gan3er Sänge ans anbre üfer hinüber* 
fd)o?enten läßt. ©rnft Slrnolb 


SInlegen unb ©erantern ber ©ontons: Herftellung ber ©ang* unb ft-aßrbahn 


©ioniere unb Caoalleriften beim gemeinfamen ©rüdenfd)lag (©ohlenfteg) 












1911. s Jtr. 49 


Xlber £artb unb SWeer 


1277 


Schach (Bearbeitet von 6. Scballopp) 

Partie Dr. 22 

2lu§ unfertn ßorrefponbenjturnter 
SJttt bem britten greife für beftgefpielte Partien auSgejetd&net 
©efptelt non Slnfang gurti 1908 bi§ Anfang 3Jlat 1910 

Unregelmässige Eröffnung 

aBetß: Sanbgericf)t§rat a. $. SS. Scfjroan, Sitij a. SRI). 
Sdjroarj: ©ugaj, ©enf. 


aöetB 

@d)roarj 

17. 

Sf3-e5 

Ld7—e8 8 

1. f2—f4‘) 

d7—dä*J 

18. 

C3—C4 

f7—fe 

2. d2—d4 3 ) 

e7—e6 

19. 

C4—Cö 

Ld6xc5* 

3. e2—e3 

Sg8-f5 

20. 

Lei—b2 l0 ) 

f6xe& 

4. Lfl—d3 

Ci—Cä 

21. 

Lb2xen 

DC7 —h7 

6. C2—c3 

SbS—C6 

22. 

Sh3—fä“) 

Th8—fe 

6. Sbi—d2«) 

Lfs-d* 

23. 

Sf2xe4 

b7—b6 

7. Ddl—f3 

Lc8—d7 

24. 

Setxcö 

b6XC5 

8. Sgl^h3 

Dd8—C7 

25. 

b5—be ia ) 

Kcö— b7 

9. 0—0 

g7—g6 5 ) 

26. 

Le5—ei'«) 

Le9—c6 

o. Dfs—e2 

0—0—0«) 

27. 

De2—c2 ls ) 

Td8—da 

1. d4xcö 7 ) 

Ld6xc5 

28. 

Dc2—C3 

g6—gö *«) 

2. b2—b4 

LC5—de 

29. 

boxa7f l7 ) 

Kb7xc7 

3. b4—bö 

Sc6—aö 


Dc3xa6-J- 

Kc7-d6 1 

4. Sd2-f3 

h7—he 

31. 

Tbl—b3 

Dh7—g8‘ 

16. Tal—bl 

Sfe—e4 

32. 

e3—e4 

Tf8xbs*> 

.6. Ld3xe4 

döxe4 

33. 

a7xb8Df 

Dg8xb8 


34. e4xd6 äl ) 

eexds 32 ) 

41. Tel—e7f 

Kc7—b6 

35. f4—fo 

Db8—es 

42. Df5—bif 

Kb6—a6 ä ‘) 

36. Tfi—el 

De8—b8 

43. Te7—e6 

Df8—C8 

37. Das—C3 

Db8—f8 2S ) 

44. Dbl—e4 

Ka6-b5 

38. DC3—eöf. 

Kd6—d7 

46. De4xcef 

Dc8xc6 

39. fö — f6 

d5—d4 

46. Te6xc6 

Kböxce 

40. De5—fo-j- 

Kd7—c7 

47. f6—f7 

aiufgegeben. 


Sie Slnnterfungen ftnb oom Rubrer Der raeißen Steine. 

') Sine gute ©vöffnung, bie freutet) auct) bem ©egner etn burdjavtS 
fixeres ©egenfpiet geftattet. 

2 ) Ober e7—es (ftrotnö ©arnbit). 

3 ) hiermit entfdjeibet ftd) Söetß für ben ©tetnroaU. 3lud) e 2 —e3 
nebft b 2 —ba tft angängig. 

4 ) Söeim Stetnroatt tft e4 ber ftrategifcbe SJSunft. ©etingt e§ SBeife, 
biefen mit e3—e4 ju belegen, Öffnung oer e*Stnte ober Vorgang be$ 
ÄonigSbauern nach es ju erjroingen, fo pflegt er bamtt ba$ beffere 
Sptel ju erlangen. 35er ®estjug madjt bie 93efefcung oon e4 burd) 
ben ©egner unmöglich unb bereitet etroaigen eignen SBorftoß oor. 

5 ) ®iefer 3ug ift niept empfehlenswert. Seine Übeln folgen jetgen 
fid) fpäter. 

B ) ®tefer fepr geroagte 3«9 geftattet eine ungeroöpntidje Sluflöfung 
ber SteinroaüfteUung. 

7 i hiermit leitet Sffieiß einen nachhaltigen Eingriff ein, ber, burd) 
oerfdjiebene elegante Opfer »erftärtt, jum fcbließUdjen Siege führt. 

K ) S3ei Ld6xe6 rotrb burd) 18 . f4xes nicht nur bie f=Sinte bem 
®urm, fonbern (nad) c3—c4) auch bie ®iagonale ai—h8 bem Säufer 
geöffnet. ®ie Scproäcpe be§ 9.3uge§ oon Scproarj tft jept unoer* 
fennbar. 

9 ) Stuf f6xe6 folgt 20 . cöxd6, auf Ld6xe5 folgt 20 . f4xe5. 

10 ) hiermit roirb ber Ses jum Opfer angeboten. 2>ie Sragroette 


ber atnnapme be§ DpferangeboteS tft oon Sdjroarj anfdjeinenb unter* 
fdjäpt. 

“) SBeiß oerfepmäpt e§, ftep burd) SJeptnen ber Qualität puantitatto 
einigermaßen fcpabloä ju palten, unb beitupt ben ®etnpogeroinn jur 
.^erbetpolung ber jur 3>urd)füprung be» Angriffes et f orberlichen 
§igur. 

‘p §ierburd) rotrb ber ®ame baS ^etb a6 jugängltd). Stuf 25 ... 
Dh7—b7 ^ber Sas-b7; folgt 26 . bexa7; auf 25 ... a7xbe folgt 
2 «. Tbixb6. 

n ) ®er ßöntg läuft in ben Söroenradjen pinein. Stber roaS foll 
er tun? 

1J ) SBeniger, um ben fo roertoollen SXngriffsläufer gegen ben SEurnt 
ju taufepen, alS otelmepr, um Stcperung ber gegnerifdpen Stellung 
burep a7xb6 ju oerpüten. 

13 ) sßerptnbert g7—gfi nebft Dh7—e4 ufro. unb greift ben Bes an. 

18 ) Scproarj ergreift fcpleuntgft bie ftep ipm bietenbe ©egenangriffs* 
tpance (Dh7—e4 nebft etroaigeni Tds—d -2 ober dt). 

1? ) SStet ftärter als 29 . Dc3xa5, toorauf ftep Scproarj burep a7—a6 
flcperfteat. ®Jte leiept erftcptlicp, ntuB ©d)toarj ben Säufer nehmen. 

“) Stuf Kc7—d7 st. Tbl—b8 Dh7—e4 tann einfaep 32. Tb8xf8 
folgen. 

,9 ) Stud) jept füprt Dh7—e4 ju nichts. 

20 ) Stept ber Tds, fo folgt 33. Tfi—ci. 

21 ) Stun pat SOBeiß bte Qualität tn ©eroinnftellung erobert. 

--) Sängeren SBiberftano pätte. roopl Lc6xds ermögltd)t. Sept 
muB ber freie flauer bte ©ntfepeibung batb perbeifüpren. 

33 ) @8 bropte $amenoerluft burep 38. Des—esf ober Dc3-g3f. 

34 ) Stuf Lc6—bs gept burep 43 . a2—a4 ber Säufer oerloren; auf 
Kb6—as folgt 43 . Te7—a7 matt. Stunmepr gibt ÜBeiß bte geroonnene 
Qualität jurüd, baburep ®otalabtaufcp unb alöbalbtge ffintfepetbung 
erjrotngenb. 



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Moment seines Leidens bifdet, zu ersetzen. Für werdende Mütter und Kinder in der Ent- 


die Hauptquelle Wildungens und steht in ihrer über- ■ aus glücklichen Zusammensetzung 
einzig in der Welt da. Man überzeuge sich hiervon selbst durchVergleich der Analysen 
und begegne allen Empfehlungen von Ersatzquellen oder anderen Ersatzmitteln mit 
der im eigenen Interesse durchaus gebotenen Vorsicht. Neueste Literatur frei durch 
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ich nicht anstehe zu behaupten, 
daß es das Beste ist, was Ebers je 
geschrieben. Man scheidet von 
diesem Buche mit der Überzeu¬ 
gung, einen wirklichen großen 
und reinen Genuß gehabt zu 
haben. Dieser Roman gehört zu 
denjenigen Büchern, die man 
öfter als einmal lesen muß, um 
ihre ganze Schönheit kennen 
und würdigen zu lernen.“ 
(Norddeutsche Allgem. Zeitung, Berlin.) 


„Ein Kunstwerk ersten Ranges. 
Denen, die in der Vergangenheit 
eines uns Deutschen so ver¬ 
wandten Volkes eine ruhmreiche 
Episode an der Hand eines kun¬ 
digen Führers durchleben wollen, 
rufen wir zu: Wer ein Buch lesen 
will, das ihn auffrischen und 
laben, ihm einen hohen Genuß 
bereiten soll, der säume nicht, 
mit der ,Frau Bürgemeisterin* 
Bekanntschaft zu machen.“ 

(Fränkischer Kurier, Nürnberg.) 


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terialien jur auswärtigen tßolittf. 3. 2lufl. 8.—10. £aufenb. 
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ber §ilfe) @. m. b. £>., 8erlin*8cßöneberg. 

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^roniter unb fein SBerf. 3. Seit. tßreiä SW. 2.—. SBerlag 
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grequenj beroeift, baß ba§ ßerj* unb neroenftärfenbe Klima ben 
SHuf be§ Kurort§ ftänbig aermeßrt. 2)te 3<*ßt ber 33etucßer belief 
ficß ton Anfang SWai bi§ SWitte Uluguft auf über 8000 ober 1200 
meßr al§ im gleichen 3eitraume be§ SorjaßreS. Slucß für bie 
Stacßfaifon fteßt nodß ftarfer SSefucß betör. 

8cf)Iangenbab. ©roßfürft SJJauI ton SRußlanb nebft feiner 
©emaßlin, ber ®räfin ton ©oßenfelfen, brei Kinbern unb ©e* 
folge traf SWitte Sluguft ton 38ie§baben*au längerem Jiurgebraucß 
in ©cßlangettbab ein. am §otel Sittoria oom Kurfommiffar £>aupt* 
mann a. %. Saffert empfangen. 2>ie§ ift bereits ber acßte Slufentßalt 
in Scßlangenbab, ben ber ©roßfürft unb feine Familie neßmen. 

SRaga* (Sdßttei-)). 8eit Slnfang $ult fteßt SRagaj im 3eicßen 
ber §ocßfaifon. 8cßott in ber erften 2Bo<ße be§ SWonatS waren 
binnen weniger Üage bie meiften £>oteI§, unb ßauptfäcßlicß bie 
großen, bis unter ba§ 2)acß gefüllt. Son fleinen Scßwanlungen 
abgefeßen, bietet SRagaj ßeute baSfelbe S3ilb : tollbefe^te bis über* 


füllte $otel§ unb spenfionen, toUftänbige Sefcßlagnaßme aller 
terfügbaren SPrioatlogi§. S5iefe ^»odßflut weift übrigens bie amt* 
ließe §rembenftatiftif jiffernmäßig auS. 8o ergab beifpielSweife 
bie 3äßlu n 9 ber ©äfte in ber Wacßt tom 23. auf ben 24.9)uli 
bie SUnwefenßeit ton 1375 Kurgäften unb 177 Sßaffanten. 2>ie 
3aßl ber abgegebenen Sßermalbäber überflieg bis ©nbe 3«Ii 
biefenige ber leßten 8aifon, bie aueß reeßt gut war, um naßeju 
4000. ®a§ |>auptfontingent ber Kurgäfte liefert ba§ S)eutfcße 
9Reicß, boeß ift baS Sabepublifum burcßauS international. SRacß 
abtüßlenben ©ewitterregen blauten aueß wieber flare Slugufttage 
mit tüßlfrifeßen SWorgen unb Ulbenben, unb bie Saifon ßält fuß 
in ber biSßerigen feiten erreießten .§öße. 


3tüetn. 3nferaten*9tnnaßme 
bet fUtbolf JlUolTe, 
'Jtnnoncen * (Sspebltion für 
fämtlicße 3ettungen ®eutfcb* 
tanb§ unb be« 9lu§tanbe$, 


Mm 


Sttferftone - ©ebüßren 
für bie fünfgefpaltene 
Slonpareiae=3eUe SBt.i.80, 
für bte Scßroeis, Italien 
unb ^rantreieß ftr. 2.26. 


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ftaüe a. ßamburg, ßöln a. 31ß., Seipjtg, SUtagöcburg, SJJiüncßen, 
Nürnberg, ©rag, Stuttgart, äöten, 3üricß. 


Dr. Hommel’s Haematogen, 

vorzügliches Kräftigungsmittel. WARNUNG! Man 
verlange ausdrücklich den Namen Dp. Hommel. 


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Geheftet M 8.— 


Von K. Th. Zingeler 


In Halbfranz 
gebunden M 10- 


Eine fesselnde Darstellung des Lebens des auf so vielen Gebieten hervorragenden Fürsten 
von der Jugend bis zu seinem 1885 erfolgten Tode. Für die Allgemeinheit sind von 
besonderem Interesse die Abschnitte, welche die Jugendzeit, den Studiengang, die Ab¬ 
tretung der hohenzollernschen Lande an die Krone Preußen, die zahlreichen Beziehungen 
des Fürsten zu Kaiser Wilhelm I. von 1831 bis 1885 und zu vielen hervorragenden Männern 
der Politik und der Wissenschaft schildern. Von ganz besonderer Wichtigkeit aber sind die 
Schriftstücke über die spanische Thronkandidatur, die den Anlaß zu dem Kriege von 1870 71 gab. 


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den verschiedenen Stadien der Schwerhörigkeit angepaßt 
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wiedcrherzustellcn, 
o wie dio Knochcn- 
irünge des Halses 
ler Schultern zu be¬ 
seitigen, indem sie 
der ganzen Büsfe 
eine graziöse Fülle 
verleihen, ohne die 
Taille zu erweitern. 

Die Pilulea Orien¬ 
tales bestehen haupt¬ 
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trakten and sind, da 
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mit der irgend eines anderen, ähnlichen 
Erzeugnisses, zum inneren oder äusseren 
Gebrauch, verglichen werden. — Ein über 
zwanzigjähriger Erfolg hat den Ruf der 
Filules Orientales bestätigt und erwiesen, 
dass dieselben für die Frau sowohl wie 
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Gs mürbe Gins = 3 03 ei lange fdfon 
3u Gins im eignen 3 ro ei; 

Drum fucfjte aud) irt ferner 3o n ' 

Sief) Gin5 = 3®ei neues 3 10 ei. 

2IIs man bie 3 tt) ei = Gins meggebradjt, 

Da freute fid) Gins = 3 tDe i, 

Denn fur 3 marb ii)m ber 2Beg gemacht 
9lad) feinem fernen 3 10 ei. 3 - 9Ji- 

Auflösungen der Rätselaufgaben Seite 1253: 

Des £ogogripf)s: <»elbft 3 ucf)t, Selbftfud)t. 

DesÄammrätfels: 2Btn3er, £amtne, SRelone, ^nfeft, 
Dugeub, ^Reoier. — ÜBalbmeifter. 

Der Grgänjungsaufgabe: Stille 2Baffer finb tief. 

Süchtige Söfungen fanbten ein: 3oh- "fS. Stoppel. §am* 
bürg (1); '^aul Sitecfijoff, Hamburg (2); äöilhelm ©rimme, §am« 
bürg (1); SUara Diüer> SiegenSburg (2); 2t. SU., 9temich in 
Sujremburg (3); ^eanne @acfs§, SSrüffel (3); Sionrab Sßolfter, 
marft in ©teiermarf (3); SBaraSbin, SBien (1); Stonftantin 
Ghmftoph jun., ©t. 2tnbrae»9Börbern (3). 


Dreisilbige Scharade 


Schach (Bear bei 
Aufgabe 19 

Sßon Samuel Eovd (t) 

Scbroarj (0 Stein?) 


e. scbaiiopp) 

Auflösung der 
Aufgabe is 


60 Hein fie finb, fie finb »oll fieben, 
Sßoll ©lut unb uoll 23ef)enbigfeit; 

Sie fteigen, hüpfen, tan 3 en, fd)toeben, 
3 ur Unl)eilftiftung ftets bereit. 

Gin 2Iugenblid nur — unb fie fterben! 
2Birb aber itjre Drohung mahr, 

So bringen fie nielleid)t 33erbcrben, 
Dod) feiner ift mehr, roas er mar. 


<3. 1. Kf8-e7 
3S. 2, C7—C8T 
S. 2. Ke7—e6 
SB. 3. Tc8-e8 matt. 


1. Kf8-e8 
SB. 2. c7—c8S 

2. Ke8—f8 

SB. 3. Tdi—d8 matt. 


Der SBeife mag brin £eljren geben, 
Das Ijeirge Sud) aud) tut btr's funb; 
$>aft ober Freiheit, Dob unb £eben 
Sringt es aus bes Serufnett SOiunb. 


UmliJ'cI 

Süchtige Söfun* 
gen &u Sir. 17 gingen 
ein oon 33. %. in fpebe* 
roigenfoog, ^tjriftian 
Pfeiffer in Hamburg. 


2 Bas finb bas moI)l für 3 auber 3 ei<hen, 
Die, oon gemohnter Sal)n befreit, 

So ficher bod) ihr 3iel erreichen 
Unb überroinben Saum unb 3eit? 


SBeife (7 Steine) 

3ßet& ütebt an u.feßt mit bem britten 3uge matt. 


Ideale Büste 


für Eheleute 


(Entwicklung, Festigung und 
Wiederhersteilg.) durch preis- 
gekröntes, garantiertun- 
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„Sinulin“ in ganz 
kurzer Zeit. Viele Dank- 
”‘1 schreiben. Gold. Aled. 
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Else Biedermann, 
v J Dipl. Spezialistin, 

\7 Leipzig 23, Barfufigasse. 


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Frankfurt a. M. 86. > 


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Waldiuftbäder und Lufthütten. 

Illustrierter Prospekt frei. J>r. Mosler. 


finden in dem bei der Deutschen Ver¬ 
lags-Anstalt in Stuttgart erschienenen 
Buche „Das Haar“ von Dr. J. POHL 
(geheftet M 2.50, geb. M 3.50) viel¬ 
fach erprobten wissenschaftlichen 


Heilanstalt für Nervenkranke 

Blankenburg(seh l, w»r i , n «°I 








































106. Band. Dreiundfiinfzfgster Hahrgans 

OKtober 1910—1911 
erscheint jeden Sonntag -9 


DeutTcbe JlluTtncrtc Zeitung 

Copyright, 1911, by Deutfcfie Verlags ^Anltalt, Stuttgart 


Preis oiertcljäbrlicb 4 lllark 

Beim Postbezu« * marK 25 Pf«, ohne Besteiiaeia 

ln Österreich»Ungarn Kr. 4,80 


Der ftampf bet roet^en 
unb bet toten 9tofe 

SRontan 

»on 

©eorg $tr[cf)felb 

(gortfe^ung) 

atlmartn fd^ritt 311m 3ofxphdberg hinauf, 
©s mar ein altoertrauter ©Seg. Vis et bie 
feine, efeuumranlte Villa feiner ©rohmutter 
betrat, hatte er bas ©efül)t eines Stir©hof= 
befu©ers, ber ein ©hrengrab f©müden mollte. 
Wter toar lein fieben ntei)r. Stiles roar füll 
unb bämmerig, mie mit Spimtmeben über* 
3ogen. ©r fanb bie ©reifin in bemfelben 
3immer, in bemfelben £el)nftut)l unb oiel* 
Iei©t mit berfelben Wälelei befetjäftigt mie oor 
feiner 3Iu©t aus 3riebri©sburg. ©ine ägpp* 
tif©e Sphinx, bie alle ©ef©Ie©ter überbauert 
unb ben unergrünblauen ©lief über ©re 
ßeiben unb fjjreuben fanbte —fo faff fie oor 
©nt. Der Dob ©rer Do©ter f©ien ii)r nur 
mie eine ferne Votf©aft am fünfter oorüber* 
ge3ogen 3U fein. Do© plöt©© manbte fi© 
bas gelbe 9Mi3eIgefi©t in ber Sp©enlraufe 
au© 3U bem ©nlel hin, unb er hörte bie ©roh* 
mutter mit ©rer f©arfen, beutli©en (Stimme 
fagen: „Du f©auft bir jameine ©iöbel fo an, 
Starlmann.“ 

„ 3 a, munberooll, ©rohmama. Du ©oft 
bie feinften Viebermeierfa©en, bie id) lernte.“ 
„©Sas für Sa©e?“ 

„Viebermeier.“ 

„©Sas is ’n bas eigentlich?“ 

„Vber fo nennt man bo© ben (Stil ber 
3 eit, roo bu jung gemefen bift, ©rohmama.. 

„So? Viebermeier mar bas? — Daoon 
hob id) gar nix bemertt... 3a, erben tuft aber 
nix, Starlmann. Stommt alles in S©toei3ers 
©htfeurn. Deinen ©elbanteit, ben t)aft natür* 
li©. Vber i© fag ; s nit, mieoiel es ift.“ 

Startmann errötete unb tnüpfte ein anbres 
Dhetna an. 

„3© mö©te am liebften oon ^ter aus eine 
Steif e an b en 9 © ein hinunter ma © en, ©ro ffmama. 
3 n beinen ©Seinbergen. Da bin i© ja nur als 
ftinb gemefen. §o|ened unb ©tilarsthal —“ 
Die Sttte nidte. „foofjened unb ©iüarsthal... 
©Senn fie nur no© ©Sein brä©ten f Vber f©eene 
Verge — fetjr f©eene ©erge.“ 

„Die 9 Mne Reifendem folt ja munberbär 
fein.“ 

„Die Mine? $m. Vber lein ©Sein. 2 Be©t, 
toie alt i© im 3anuar rnerb'? Verneig 3af)r'. 
tlleunsig 3ahx ; .“ 

„©Sie f©ön, baß bu no© eben© rüftig hift, 
©rohmama, mie beim a©t3igften.“ 

1911 (33b. 106) 


„ 2 © bat) — fag fo mas nit. Das fage 
bie £eut' bei einer Staffeeoifit'. Du mufet 
anbers fpre©e. © 3 art', i© merb' bi© f©o 
rebe ma©e.“ 

Sie erhob fi© unb humpelte 3m: Seroante 
hinüber. Dort Iramte fie eine ©Seile hexum — 
bann tarn fie mit einer oerftaubten 3 ©ein= 
meinflaf©e mieber unb goh 3m ei ©Iäfer ein. 
3 hxe 5 )anb 3itterte mie bürres £aub im © 3 inbe, 
aber fie oergoh oon bem loftbaren ©ah leinen 
Dropfen. „©tei ßebenselixier,“ fagte fie bann 
unb oerfu©te mit Startmann ansuftoffen. ©r 
näherte raf© fein ©tas bem ©ren. „Profit 
©eft! ©0© brei $läf©le .'©ab i©. Solang 
mie 's £eben rei©t. 3a, .ber ©erg ift geftorbe, 
Startmann, ©ber beffer, als bah ntan ©ffig 
aus ©m 'nausbrudt. ©it? 3)t fi© treu ge* 
bliebe . ..“ 

Sie fenlte ben mellen Stopf unb oerfanl 
eine ©Seite in tiefes Sinnen, ©etrunlen hatte 
fie no© ni©t. 

„©ber mü©e benn bas ©oll ben ©Seim 
berg jetjt ni©t bearbeiten?“ fragte Startmann 
in einer plöt©i©en ©ingebung. 

Die Sttte richtete fi© auf unb fat) ©n mit 
©ren eingefunlenen Stugen bur©bringenb an. 
„Das ©oll? — ©em©, mei ©ub, bas ©otl. 
Itnb mir finb bran 3ugrunb gegange, bah 
mir fetber nit gearbeitet hd^ unb faulere 
mottte auf unferm ©erg. ©afne ohne ©rtrag — 
bas gibt's nit. ©Sie geht's benn beiner Doni?“ 

,,©ut, ©rohmama 

„Die hut bod) alt ©re £eut I)ter? Die 
Dränltes? Sinb braoe £eut. 3 d) hob fie im 
Dienft gehabt. 3 © unb bei ©rohoater. ©Sie 
fteht's benn? ©ift jet© mit ©ne einig?“ 

„©0© immer ni©t, ©rohmama ...“ 

„©0© immer nit? 3a, bu halsftarrer ©ub 
bu! ©e© f©leunigft ©u 3U ben Dränlies. 
Stannft babei nur profitiere, ©otbädig finb 
bie, hübe oiet ©Sein, ©iel ©Sein. Steine ©uine. 
£ah bir's f©mede!... Den ©Sürmern brunte 
f©medt ber Steenig au© egal!“ 

Startmann lam mie beflügelt oon feiner 
©rohmutter 3U Dorti 3urüd. ©r nahm ©xeu 
Stopf in beibe $änbe, lühte bie ©erbut©e, unb 
fie moltte ©ren £©xen ui©t trauen, als er 
fie fragte: „©Samt gehn mir benn eigentti© 
3um ©tarltptah 'nunter? Sinb beine ©Itern 
heut na©mittag 3U $aus?“ ©or 3xeuben 
Ia©enb unb meinenb umf©lang fie ©n unb 
banlte ©m taufenbmat für biefe ©egung grober 
©üte. — 

©m 9 ta©mittag faffen fie mirlli© 3U 3meien 
in ber Dränltef©en ©Sohnftube. Doni mar 
gegen ©re fonftige ©rt einfilbig, mährenb bie 
anbern f©mahten. Sie fat) mit brennenben 
©ugen 3U 3utianes ©itb empor, bas ftor= 
umrahmt an ber ©Sanb t)iug. Der ©ater 
hatte h^ute eine ©usnahme gema©t unb mar 
3U ber ungemöhnli©en Stunbe aus ber Stü©e 
in bie ©So|nung gelommen. Der alte, af©ma= 


tif©e Sto©, ber bur© feinen ©erte©r in groben 
Käufern etmas ©ßettmännif©es belommen 
©atte, fanb ben ertöfenben, Iei©ten Don 3m 
erft. ©r lernte feinen S©miegerfot)n in biefer 
Stunbe erft lernten, unb bie Situation mar 
peinti© gmug. ©arbara mar f©euer — fie 
fühlte bie ©eilige ©erpfti©tung, um bes lieben 
3riebens millen je© gan3 oerföhuli© 3U fein, 
aber bie plöhli©e ©egenmart bes jungen 
©ominger in ©rer ©Sohnung f©nürte ©r bas 
§er3 3ufammen. Sie hotte im ©runbe N no© 
ni©ts oer3iehen tmb fühlte Ji© bo© na© 
altem S©meren, mas fie erlitten Imtfe, 3U 
jeber ©er3e©ung geneigt. £>ilba ftanb mit 
©efare Datmatino, ber immer no© ©offnungs= 
ootter ©räutigam mar, am ffjenfter. ©eibe 
hatten mieberholt 3U li©ern unb f©ielten 
babei 3m 3'lurtür hiu, hiuter ber fie einen 
f©mereren Slonflilt muhten, als alle in ber 
Stube ©nmefenben bur©3uma©en hotten, 
©rohmutter S©meilert hotte fi© borf oer= 
ftedt. Sie lonnte fi© no© ni©t überminben, 
,bem ©ominger ©rüh ©ott 3U fagen*. ©Is 
er fo plöhli© gelommen mür, hotte bie alte 
fyrau berartig f©netl bas 3immer oerlaffen, 
bah ©x ein Pantoffel oom 3uh geflogen mar. 
Der lag nun mitten im ©aunt unb mar ein 
neuer ©nlaff 3U unterbrüdter Weiterleit für 
Datmatino unb Wilba, ba fie Slarlmanns mih= 
billigenbe Seitenblide auf biefes 3 ^i©w bex- 
Hnorbnung fahen. 

Der erfte ©efu© blieb unergiebig unb 
oerging in oerlegener. Slonoerfation. Dies 
mar bie ©rt, bie Doni ni©t froh ma©en 
tonnte, ©ber fie tröftete. fi© mit ben ©Sieber= 
©Ölungen unb hotte re©t. Der fteife, immer 
no© trotpge Startmann mürbe oon ben einfad)en, 
her3li©en ©tenf©en allmä©li© genommen unb 
aus ber ©orten S©ale gellopft. Sein Stern 
mar mei© unb füh — bas hotte Doni immer 
behauptet, unb nun erlannten bie ©Itern, 
bah fie re©t gehabt. Der 3 uitfer mürbe 3um 
3 üngling. Der 3 xembe liebte ©r Stinb mie 
lein 3meites ©Sefen auf ber ©Seit. Unb er, 
ben fie ©rem Stamme am fernften geglaubt 
in feiner patri3if©en ©Sürbe, er hotte ©nen 
bie Iiebli©fte ©nletin gef©enlt, bie ©ater unb 
©Mter Dränlle fi© erträumen lonnten. Sie 
beftürmten Startmann mit Sitten, bah ©aula 
na© 3xiebri©sburg lommen liehe, unb er 
erfüllte ihnen ben W^ensmunf©. ©Seniger 
lei©t oerftänbigte fi© Starlmann mit ©roh« 
mutter S©meilert. WM muhte Doni be= 
ftänbig als ma©fame Vermittlerin ba3mifd)en= 
ftehen. Die ©Ite irrte immer no© bur© bie 
Stuben, menn ,ber ©ominger* anmefenb mar. 
Sie f©ien in jeber ©Mute ©robheiten 3U oer« 
f©luden, unb bas erftemat, als fie fi© über* 
manb, mit Starlmann am Staffeetif© 3U f©en 
unb ©m felbftgebadenen Stu©en oor3uIegen, 
märe fie faft bur© einen böfen3ufolI fofort mit 
©m auseinanber gelommen. Doni bra©te 


171 














1280 

ein altes, in fdjmale ©olbleiften gerahmtes 
Bilb an ben Difdj. Sie geigte es ftarlmamt. 
„Da, fd)au — bas fallen tair hatten! Das 
hat uns bie ©rofemutter gefchentt!" 

Jdarlmann ftellte bie 5laf feetaffe I)in unb 
liefe ben ausgezeichneten 5tud)en, toäferenb 
er burd) ein Lorgnon bas Bilb betrachtete, 
©s ftellte einen alten Bauern bar — in ber 
Reibung ber Napoleonsgeit, ein taunberooller, 
beutfcfeer 2Bettertopf, ben ein SNeifter gegeichnet 
haben mufete. ftarlmamt taar entgücft. (5 er ab e 
fo etroas gefiel ihnt. „©ntgüdenb!" rief er. 
„Das freut mich i a toloffal! Solche Sachen 
fud)' ich toie Stednabeln — bie roerben jefet 
aufeerorbentlich feiten!" 

„Die triege Se nimmer unb nirgenbs," 
meinte ©rofemutter Schmettert topffchüttelnb 
unb fcfeon etmas ergrimmt. 

„2Bo hatten Sie benn bas her?" 

„Nit aus 'm Bäderlabe." Sie rücfte auf 
ihrem Stuhl herum. 

„Das ift bocfe —" beeilte fich Doni gu 
erflären — bod) 5tarlmann unterbrach fie. 

„Der 2Iusbrud! Diefe 23auernfd)Iauheit! 
Den 5terl glaubt man perfönlid) gelaunt gu 
haben!" 

3efet fd)Iug ©rofemutter Schmettert mit 
ihrer harten Sauft auf ben Difd) unb erhob 
fid). Stile fahen erfdferoden hin* „Das is tei 
5terl, Sie! Das is mei Batter felig!" 

* Larlmarm fdjmieg oerbufet, unb bie 3^me 
bes Hochmuts tarn gum erften SJtale .mieber 
in feine 3^ge. Dann fagte er läctfelnb mit 
etmas nafaler Stimme: ,,2ld) fo ... Karbon ... 
3h* Bater... 3a • • • £>as tonnt' ich ja un= 
möglich miffen." 

„2Iber fd)ön ift's bod), nit mahr," marf 
Doni rafd) ein. „2Bie bas famos in unfre 
SBohnung paffen mirb!" 

„Hm... 3^ bein 3tatmer, nicht mahr? 

Stls Nhnenp orträt?" 

Doni fdjmieg erft unb errötete in tiefem 
21rger. Dann begmang fie fich, lachte trofeig 
unb rief: „©emife! Du triegft es nit! Das 
ift mein Urgrofeoater! Schau — ba hauten 
liegt fein 3elb unb am Stall lehnt bie 9Nift= 
gabel!" 

Die anbern lachten leife, unb ftarlmann 
mar tlug genug, mügulachen. „©igener Ntift 
ftintt nit," meinte ©rofemutter Schroeitert, 
erhob fich anb ging aus bem 3intmer. 2ln 
ber Dür prallte fie aber mit Benjamin 9JtoI)r gu» 
fammen, ber feinen Nndftafius hereinführte. 
So mürbe fie um ben trofeigen ©ffett ihres 
Abgangs gebracht. 3n boppeltem 3om oer* 
fchmanb fie. Dntel Ntohr trieb bie Neugier 
in bas Haus am Ntarttplafe. ©r mufete fid) 
einmal perfönlich überzeugen, mie ein Nominger 
bort als Sdpoiegerfohn mirtte. Sein Bor* 
urteil mürbe oon 5tarlmann fcfenell befiegt. 
üarlmann intereffierte fid) für bie Dragtt bes 
armen 21naftafius. Nad) langer 3eit fanb ber 
Bater mieber einen 3ut)örer, bem er bie gange 
Leibensgefdjid)te feines Sohnes erzählen unb 
feine p äb ago gif d)en Prinzipien aus ein anb erl¬ 
iefe en tonnte. „3ntereffant — mie?" htefe es 
noch immer am Sd)lufe oon Dntel Ntofers 
©rläuterungen. 

21m beften oerftanb fich itarlmamt mit 
23ater Dräntle. Den nahm er hamoriftifch 
unb hatte als fffeinfdjmeder oor feiner 5tod)' 
funft ben höchften Nefpett. Ntutter Bar* 
bara gehörte nun einmal gum Dunfttreife ber 
,9Tcutter‘ — niemals hatte .Startmann fid) bort 
mohl gefühlt, ©r lebte gu eigenfüdjtig unb 
mufete im bunflen Gleich guoiel auf feinem 
Derbholz- Nur Sporte ber Hochachtung, nicht 
ber Herglichteit fänb er für Donis Butter. 
2Inbre für ben alten Stoch- Da fpielte er ein 
menig ben Ieutfeligen Pringen, ber feinen 
Stüd)enmeifter Leibgerichte machen liefe. 2lls 
Doni eines 23ormittags glaubte, bafe Starl* 
mann in ber Hofbibliothet über englifcher 
Nedjtsgefchichte fafe, tarn Httba gu tt)t unb 
ergählte lachenb: „Nat mal, men ich oorhin 
beim Bater in ber Stüdfee getroffen hab'!" 

Doni tonnte es nicht raten. 


ttBer £artb unb 

„Den Startmann!" 

„Unmöglich!" 

„Deinen oornehmen Startmann! 2lm Herb 
ift er geftanben, gang trebsrot oor 23ergnügen, 
unb hat ©ingemachtes gefdjledt! Der Bater 
mar gang närrifd) oor $reub! ©r macht 
ihm alle Büdjfen auf unb läfet ihn aus 
feber nafd)en, meil ber Herr Nominger gar 
fo begeiftert ift!" 

„Ünfimt, Httba!" 

„Sluf mein SBort! 3efet hat er bas Herg 
oom 23ater erobert!" 

Ntittags tonnte Starlmamt nichts effen unb 
machte ein meland)olifches ©efid)t, als ob ihn 
ber Silagen brüdte. 

,,3d) meife f<hon, mas bir ben 2lppetit oer» 
borben hat," fagte Doni mit luftigem 2lugen* 
blifeen. Dann plafete fie aber heraus: „Du 
haft ja beim 23ater in ber Md)e geftedt! 
Hilba hat mir's ergählt!" 

©r geriet abfolut nicht in 23erlegenheit, 
benn bas Dfeema mar bem jungen Slominger 
oiel gu mid)tig. ©rnfthaft ermiberte er: „3a, 
Doni — ich mufe bir offen fagen — bein 23ater 
ift als 5lo<h einfach ein ©enie. Seine Drüffeb 
paftete gum Seifpiel ift bas ftoloffalfte, mas 
ich in meinem gangen Leben gegeffen habe. 
Unb bas Pfirfiddompott!" ©r blidte gum 
Himmel. Dann ftrid) er mit ber Hanb über 
bie Stirn unb fügte heiterer hiugu: „©r gibt 
uns Slegepte. 23or allen Dingen fd)idt er uns 
alles, ©r mill uns eine gange Speifentammer 
einrichten. Darüber freuft bu bi<h — gelt?" 

„©emife, ftarlmamt. 3<h freu' mich aber 
noch mehr, bafe bu..." 

„Sßorüber?" fragte er etmas mifetrauifd). 

„Sla, über eure gange 23erföhnung." — 

2lm näcfeften Sllorgen tarn Paula in $rieb= 
rid)sburg an, unb nun gab es einen 3efttag 
nach bem anbern in bem alten Dräntlefeaufe. 
Die ©rofeeltern mufeten gar nicht, toie fie 
ihre 23emunbermtg für bas ©nteltinb aufeern 
füllten. 23ater 2tuguft biente ihr, mie ein 
alter 3 rofd)tönig feinem blonben pringefedjen. 
Ulles hütete, alles beobachtete, alles pflegte 
nur Paula. Das in Donis ©influfe frei unb 
felbftänbig aufgemad)fene 51inb mufete fich fo 
ftürmifcfeer Liebe faft ermehren, aber fie fah 
hoch halb ben mähren 203ert unb geigte nad) 
ihrer 2lrt ein gütiges 23erftänbnis, lein eitles 
23et)errf cfeen. Die treffenbfte Bezeichnung 
für Paulas ©rifteng im Haufe Dränfle fanb 
©rofemutter Schmettert, ilarlmann fpifete bie 
Ohren, als er fie hörte: „Dasilinble, bas is 
ja mie ein Sonneftrahl im 2®einteller!" 3 a , 
fo mar es. Doni freilich, bie Paula am beften 
fannte, hatte auch etmas ^rernbes, Üteroöfes 
in ihrem 2Befen bemertt, bas im 2lnfang ftart 
heroortrat, je länger aber bas ilinb in 3rieb= 
richsburg mar, fi§ mieber oerlor. ©s mar, 
als hätte Paula bie helle 2lufeenfeite ber Dinge, 
bie ihr bisher bie 2Belt bebeutet hatte, gum 
erften 9Hale an einer Stelle abgefcfeabt unb 
mit brennenben 2lugen gefehen, mas bahinter* 
lag. 2Iber mas lonnte bas fein? Doni befragte 
fie eines Nachmittags, als fie auf bem Sägers¬ 
berg fpagierengingen. ©in Schatten flog 
über bas ftinbergefid)td)en hin — fie fchmieg. 

„Du marft mohl nit gang gern in 2Immer= 
felb, Paula?" 

„O bocE), 9Uama!" ermiberte fie eifrig. 
„Ortfel 3°hannes unb Dante ©oa — bie finb 
ja fo gut!" 

„©eit, bas meife ich — barum hab' id) 
mich eben gemunbert, bafe- bu fo menig oon 
ihnen ergählt haft. itonnteft bu bict) oiel* 
leicht nit brau gemöhnen, bafe ber arme Ontel 
blinbift?" 

„2lber Nlama! Das mufet' id) ja hoch! 
Das ift hoch — nein — ich hab' ja Ontel furcht* 
bar gern! 2Bir finb auch immer fpagieren* 
gegangen! Bis Nefeachhab'ich ihn geführt!" 

, „So, fo. Unb Dante ©oa?" 

„3a, meifet!... Die ift auch fehr gut — 
ebenfo gut mie ber Ontel Spannes — aber — 
ich hab' immer gebaut..." 

„2Bas, paulale?" 


1911. Nr. 50 

„Dafe fie fo froh ift — seit? Sie lacht 
immer fo gern? Unb eines 2tbenbs —" 

„©ines 2lbenbs?" 

„Da bin ich mal gang leife in bie Laube 
getommen, meifet, in bie 2[Beinlaube, um ihr 
einen Schabemad gu fpielen — unb ba fafe 
fie — gang fo, mie bie arme 3rau mal auf 
ber 3farbrüde — erinnerft bid), Sülama — 
bie fo geftöhnt unb gejammert hat — fo furchte 
bar—" 

„So hat bie Dante ©oa—?" 

„©enau fo. Uber leife. ©ang leife. Unb mie 
fie mich gefehen hat, ba ift fie aufgefahren — 
unb meife ift fie gemorben mie ein Difchtud) — 
unb bann ift fie ins Haus gelaufen..." 

Doni ftarrte oor fich hin. Nach einer 
2BeiIe fragte fie: „Hat fie benn jemals mit bir 
baoon gefprodjen, Paula? Hat fie bid) nachher 
gebeten, bafe bu nit brüber nadjbenten unb 
niemanb baoon ergäben follft?" 

„Nein, Nlarna. Nie ... Nachher — am 
nächften SNorgen — ba mar fie mieber mie 
fonft. ©ang luftig. Ball hat fie mit mir ge* 
fpielt. Nur ein bifel blafe mar fie, aber Ontel 
3ohannes tann bas ja nit fehn." 

,*Nein, nein. Der tann bas nit fehn." 

Doni fragte Paula nichts mehr. Sie er* 
Zählte auch Larlmann nichts oon ihrem feit* 
famen Bericht über bie Nollfints. 

Leiber follten bie 3riebrid)sburger Dage 
nicht fo harmonifd) enben, mie fie fich ent* 
midelt hatten. Httba hatte oft Streit mit ihrem 
Bräutigam. Doni fah es, unb ihre Sorge um 
bie 3atunft ber Schtoefier oerfiärtte fid). 
3efet fd)Ieppte fid) bas Ntäbdjen, bas bebeutenb 
älter mar als ber Bilbhauer, fd)on brei 3atüe 
mit bem Saulenger herum. Sie hatte ihre 
©rfparniffe für ihn hergegeben unb fogar ein 
törperlidjes Ntartprium um feinetmillen auf 
fich genommen. Sie mufete, bafe Dalmatino 
oon ihrem Keinen 2lugenfehler geftört mürbe 
unb hatte fich h e ttnft<h operieren laffen. Da 
ihre Nlittel nic|t ausreichten, einen bebeu* 
tenben 2Irgt gu bezahlen, mar fie an einen 
Pfufdjer geraten, ber ihr ©ntgünbung auf ©nt* 
günbung als Lohn für ihren Liebesmut brachte. 
3mmer mar fie beljinbert, eine nid)t fehr 
appetitliche Ntmofphäre oon 23erbänben unb 
Nlebitamenten umgab fie, unb oft mufete fie 
ihrem Bräutigam gemeinfame Unternehmungen 
abfdjlagen. Die ©efahr nahte immer bebroh= 
lieber — ©efare Dalmatino hatte auf eine lufti* 
gere Braut gerechnet. 5tlingenben ©rfafe tonnte 
fie ihm auch Tttd^t bieten, ©r oernachläffigte 
fie, er gog fid) Iangfam oon ihr gurüd. Httba 
mollte bas, oon jagenber 2tngft ergriffen, nicht 
glauben. 3^öe marnenbe 2Inbeutung mies fie 
fdjroff gurüd. ©ines Nlorgens aber fanb!Doni 
fie in einem 3uftanb, ber leinen 3aoeifei übrig* 
liefe. Der Italiener mar oerfchmunben. ©in 
furger 2Ibfd)iebsbrief mar getommen — 2ßorte 
eines launifchen, oermöfenten Lnaben, ber bie 
Srucfet nad) halbem ©eniefeen fortmarf unb 
eine ihn fchöner büntenbe pflüdte. ©r mar 
nad) Paris gefahren, aber nicht allein, ©s 
gab lein SBieberfeljen. Httba meinte unauf* 
haltfam. Das fchabete ihr fehr, unb angftooll 
bemühte fid) Doni bis gum 2lbenb, bie Sdjmefter 
aufgurichten. ©üblich gelang es ihrer Hergens* 
traft. Httba lehnte ben oerftörten Ltopf an 
ihre Schulter. Die immer Stühle unb etmas 
Spifeige tonnte auch jefet ben erlöfenben Schrei 
nicht aus ber Seele fenben. Sie fpradj nur 
harte, äufeerlidje Dinge aus. Sie fagte: „Der 
Spifebub ... Das hab' id) ihm nit gugetraut..... 
Das nit... ©ib mir meinen Spiegel, Doni... 
Na, gib bod)! -.. Herrgott, mie id) ausfehau'!... 
Na, bie 3uli hat's htttter fjd) — id) mufe 
leben!... ©laubft benn, bafe id)_toerb' arbeiten 
tönnen, Doni?" 

,,2lrbeit' noch nit, liebfte Httba! 9Nir gu 
©efallen! 3<h geb' bir, mas bu nötig haft ! 
Die Pufemacherei — ber Staub — bas feine 
Nähen - - 51inb, bu richteft bid) gugrunbe!" 

„Nein, Doni! Arbeiten mufe id)! 3u= 
grunbe gerichtet hat er mich- Nber ith fag' 
bir's jefet — id) roill arbeiten. 3d) roill midi 



1911. ©r. 50 


Über £anb unb ©Reer 


1281 


betäuben. 3h mill bereuen, bah id) jo fau* 
bumm toar unb alles geglaubt hob'- ©d)! 
©Bas braucht man benn überhaupt 3U glauben! 
Unb mas mill benn eigentlich fold) ©tarnt! 
©njpuden — bas gehört ihm! ©Bir finb ja 
gar nix, jolang mir uns nit auf uns jelbjt 
bejinnen!" 

©aul) hatten bie lebten ©Sorte getlungen. 
©ber bod) anbers, als bie fühle irjilba jonjt 
gefproctjen. ©an3 anbers. Xoni laufdjte auf 
bie Grfenntnis ihrer älteren Sd)mefter. Sie 
hatte 3um erjten ©tale oon ber Qual einer 
beleibigten Seele gelernt. 

II 

3 m Spätherbft traf Startmann mit prau 
unb Stinb mieber in ©tünchen ein. Die 
©Sanbertage auf ben Priebrihsburger ©Sein* 
bergen hotten ihn gejtärft — er horrte mit 
frohem Gifer feinem oerlajjenen ©rbeits* 
3immer entgegen. Dod) als er bie jaubere, 
bel)aglid)e ©Bohnung betrat, fanb er einen 
©rief auf bem Sdjreibtijch, bejjen ©uffhnft 
pran3 Otto ©raumüllers 3 üge trug. 3 U 
Startmanns Gntjehen mar es fein oon ber 
^Sojt gebrachter SBrief; ber Schmager muhte 
aljo in ber ©ät)e fein. „D. ©.! Die ©ull* 
bogge!" fnirjd)te Startmann mütenb. „©tuh 
ber einen mieber anfallen! Gr hätte auch 
D. G. ober D. O. fhreiben fönnen! ^aht 
ebenjogut." Dann las er. ©raumüller hotte 
ihn am oorigen Xage befud)t, moran jid) jeht 
aud) bas Dienjtmäbd)en erinnerte. ©tit feltjam 
oermirrten ©Sorten, ohne eine Starte 311 hinter* 
lajjen, mar er mieber fortgegangen. Sjeute hatte 
ein ©ote ben ©rief gebraut. Der Sd)toager bat 
Startmann unb Xoni barin, gegen ©benb im 
„©aprifhen §of" mit ihm 3U jpeijen. Droh 
ihrer ©eifemübigfeit mühte er jo rüdfid)tslos 
jein, jie um ein ©enbe30ous 3U bitten, ba er 
um 3ehn Uhr 3el)n fd)on nad) 

©erlin 3iirüdfahre. Gs ginge 
ihm nid)t bejonbers, unb ein 
3ufammenfein mit ben ,lieben 
£euten‘ (bies mar ein oiel* 
gebraud)ter ©usbrud ©rau* 
müllers) märe ihm jehr an* 
genehm. 

„ 3 h gehe nicht in bas 
Sjotel!“ erflärte Startmann 
energifh- „ 3 h nid)t, Xoni! 

Seitbem ich meih, mie biejer 
©tenfd) meine Schmejter be* 
hanbelt!“ 

„Daran braud)jt bu bod) 
heut nit 3U benfen. Überhaupt 
— mer jief)t benn ba hinein! 

Unb menn ber ©rme jid) 
j<hled)t fühlt unb uns bittet—" 

„Geh bu bod) hin! ©itte! 

©eh bu hm! 3h hmbre bid) 
nicht! ©tid) entfd)ulbige! 3h 
fomme ja bod) im ©Sinter 
nad) ©erlin, um meinen 
©ofenfampf, ber bann enb* 
gültig fertig ijt, an einen 
©erleger 311 oerfaufen! Dann 
merbe id) aud) ben ©or3ug 
haben, £jerrn ©raumüller 
mieber3ujehen! ©ber jet)t 
nicht! 3eht toill ich arbeiten! 

©rühe ben £jerrn Stom* 
mer3ienrat!" 

„Du brauchft bid) ja gar 
nit jo 3U ereifern," ermiberte 
Xoni ruhig. „34 mad)' mir 
auih nit oiet aus bem ©rau* 
müller, aber er ijt nun einmal 
©tarions ©tarnt, unb id) finbe, 
bah ntan ©üdjiht nehmen 
muh- 3 h geh' Oljo hin 3um 
»©aprifhen £>of‘, um fieben." 

„Ginoerjtanben." — 

©Is Xoni bie ihr [frembe 
©tmofphäre bes oornehnten 
Rotels betrat unb jid) juchenb 
im ©ejtibül umfaf), fam ihr ein 


alter §err im Smofing, jehr elegant, aber frumm 
unb gebredjliih, entgegen. Grjt als er bidht 
oor ihr jtanb, erfannte jie ©raumüller. Gin 
fahles, aufgebunjenes ©ejidht, bejjen 3üge nicht 
mehr beherrjdjtmaren unb auseinanber3uget)en 
brohten, bie ©Iahe fpiegelblanf, fein jd)ühenbes 
,SarbelIenbrötd)en‘ mehr barauf, ©ugen, bie 
nur fd)einbar jähen unb bie matte Opalfarbe oon 
toten pifhaugen hatten, ba3u auf einen Stod 
geftüht — jo jtanb ber Stommer3ienrat oor ber 
erjdjrodenen Xoni. ,,©rüh ©ott," jagte ber 
©erliner, offenbar meil er in ©tünchen mar. 
Gr reichte ihr eine falte, fchmamntige Sjanb. 
,,©ei3enb, bah bu gefommen bijt, Xoni. 3 a , 
mir haben ja ©rüberfhoft getrunfen, ©rüber* 
jehaft getrunfen — jo mas oergeh ih nid), 
©ber mo is benn Startmann?" 

Sie beftellte bie Gntfcijulbigung ihres 
©tannes. 

„©a — bann nehm' id)'s aljo hoppelt hod) 
auf, bah bu gefommen bijt. ©Birflidj, Xoni. 
3<h mache feine ©ebensart. £atte oon je 
ein paible für bid)! ©a, nu Iah bid) mal 
3U Dijd) führen —" 

„©ein, Otto. Danf jd)ön. 3 h muh mit 
Startmann ejjen." 

„So? ... ©a, bann mirjt bu bod) menigjtens 
einen Xee genehmigen. ©näbigfte prau! 
3h bitte!" 

Gr führte jie burd) bas ©ejtibül unb gab 
jid) frampfhaft Gattung. Seine Gitelfeit, jich 
mit ber hübfhen jungen prau oor gleich 5 
gültigen ©eifeenglänbern 3U 3eigen, hotte 
eigentlich etmas Stläglidjes, bod).?Xoni jpürte 
oiel 3U oiel ©titteib mit ihm. Sie jah ihn ernft 
oon ber Seite an. 

„©Sunberjt bid) moht, bah id) am Stod 
humple? 3 o, Dunnermetter — bie ©id)t hot 
mid) ermifht. 3nm erjten ©täte, Xoni. 3mi s 
jd)en ©erona unb ©tünchen. © 3 irb mieber 


bejjer. ©Sirb mieber bejjer. Seh bid), bitte, 
©tir gegenüber. $m ... 3h fomme nämlich 
aus ©om. pöbelhafter ^Slah- ©tuhte bir 
auch mal anfehen, Xonichen. Stomm. ©Sir 
fippen einen Ghartreufe 3ujammen. Du liebjt 
bod) 'n Sd)näpsd)en — nid)? ©Ijo projt! 
©uf bein ©Sohl! Unb auf Paulas ©Sohl!“ 

„Unb auf Startmanns." 

,/n bihehen oiel für jo 'n ©läsdhen. 
©ber aud) bas. ©a, nu er3ät)t mal. ©ijte 
nod) immer jo glüdüd)? S^h bir's an, brauihjt 
gar nichts 3U jagen, ©ijt 'tt ^ßrahtmenjh, 
Xoni. ©h, mir get)t's gar nih prima." 

„Das alte £eiben, Otto?" 

„©Ites, altes fieiben, neues £eiben. 
Shmamm brüber. ©eben mir nih baoon." 
Gr 3ünbete jih eine 3l0otte an, nad)bem er 
jih burh einen ©lid auf bie Stifte nod)maIs 
überseugt hotte, bah jie 3mei ©tarf fojtete. 
„©ber reben," japjte er meiter, „reben — bas 
is eigentlich bod) nötig. Sonft erjtidt man 
nämlih — Son3 reell — mie 'n pijh ouf 'nt 
Xrodnen, Xoni." 

„Du jiehjt nit gejunb aus, Otto." 

„ 3 h? — ©teinjt bu? Ob ih ^toh ; ne 
©ahtfahrt risfieren barf? So ’n Sd)lafmagen 
is für mid) tote ’n Sarg — mahrfjaftig. £ege 

mih nieber-unb bann meih ih md)> 

ob id) am ©torgen mieber aufjtehn fanm" 
„©ber 11m ©ottes mitten — bann reift bu 
jo gan3 allein?" 

„©tit mem jolt ih 'n reifen? ^f! ^f! Soll 
ih oietleid)t mit ©tarion reifen? ©ee! ©Sir 
bebanfen uns. Die hot ja ihren £>aus= \mt) 
§ofmarjhall- Stellner, ; n Sobamaffcr! ©ieh s 
hübler! ©Bas Se mollen! ©e — ih hob' mir 
jeht noh mal alleined)en be ©Belt angejehn. 
pIoren3 unb ©om! ©erfluht feine ^ßflafter! 
©Bas joll man ba jagen! Du haft mih mohl 
immer für ’n elenben ©anaujen gehalten, Xoni? 

Ungebilbeter §ertngsoerfäu= 
fer? ©Bas? irjaben bir bie oor= 
nehmen ©omingers mol)l bei= 
gebraht? ©in ih ober nih* 
Durchaus nih- Wlipp 3um 
©eijpiel—bas is 'n fontpletter . 
©ffe gegen meine Stunftfennt= 
nijje. 3 h hob' aud) brei Se* 
mejter 3us jtubiert. ©Billjte 
noch 'n Ghartreufe, Xonihen?" 

„Danfe, Otto! Du follteft 
aber aud) nit jooiel trinfen. 
3h glaube, bu fieberjt." 
„Steine Spur..." 

„ 3 h hob' mirflid) immer 
meine ©teinung über bih 9 es 
habt. Das möd)t' th bir fd)on 
einmal jagen." 

„So! ©a, unb ih über bih! 
3 a, 3um Deibel nih n °ü) mal 
— 3iehn mir benn am Gnbe 
an einem Strange? Das mär 
bod) —! ©Bie ih ausfehe unb 
mie bu ausjiehjt!" 

„3h meih nit, mie bu bas 
meinjt, Otto. ©Senn bu's oiel* 
leiht barauf be3ief)ft, bah bu 
immer ehrlid) gearbeitet fjajt 
unb ih—bann bin ih f hon mie 
bu. ©emih- Da haben mir mirf* 
lid) 'ne ähnliche ©uffaffung." 

Gr lieh 3 tQ 0 tre unb 
Schnapsglas jinfen unb jah 
jie über ben Xifh mit jeinen 
oerfhtoimmenben, leblojen 
©ugen lange an. ,,©an3 jid)er," 
flüjterte er. „Die ©omingers, 
bie arbeiten nih- Segen ber 
©rbeit heif# es ja moht in ber 
©ibel ober fonjtmo ... Die 
fennen ihn nih-" 

3n Xoni mailte es auf. 
„©uf Startmann Iah ih bas 
aber nit jagen, Otto!" 

,,©a, ih meih nih • • • Sd)ide 
ooraus, bah ih beinen ©atten 
oon ber gan3en ©efeltfhoft 



Porträt einer ©merifanerin 
23ilbpI)otograpI)te Don Citoin ©eamc, Souti) Stenfington 








1282 


ant meiften fcßäße — is 'n anftänbiger Menfch, 
’n burcßaus anftänbiger Menfdß, unb bas is 
and» ’n Vermögen ßeutgutage. Mer mas er 
fo treibt, is bas nid) alles ’n biß<ßen Spielerei, 
Doni? Herrgott, nimm mir's nid) übel — 
id) oerfteß's ja moßl nid) — aber — aber er 
läßt fid) bod) oon ieiner grau ernähren. Mie 
lange fdßon? 3 dßn 3 aß*e unberufen. ©a, 
meiste..." , 

Doni gmang iid) gur ©uße. Der Eingriff 
mar gu fcßnell unb aus bem $intert)alt ge* 
tommen. Mer iie mußte, mas iie gu ermibern 
hatte. „Otto, id) glaube, t)ier liegt ber große 
llnterfd)ieb gmifdßen uns beiben. 3 1 * bieiem 
©unlt gießn mir ßalt gang unb gar nit an einem 
Strange. Mas bu ba fagit, bas iinb bloß nadte, 
roße Datfacßen. Mer id) oerficßere bir, mir 
1 fönnen froß iein, menn mir für ein feineres 
unb oorneßmeres Mefen, mie Larlmamt ober 
mie Marion, arbeiten bürfert. Dann gilt ja 
unire Arbeit erit mas. Dann mirb fie gu 
einer Lebensaufgabe. Laß bem Larlmamt 
ieine geiitigen ©läne gelingen, unb Marion — 
na — id) meine — id) mein' halt, man' mu^ 
miüen, mofür man arbeitet! Das ift bie L>aupt= 
fache. Sonit iit bie gange Arbeit leinen Schuß 
9 $uIoer mert." 

grang Dtto itarrte mit fcßmerem ©idett 
oor iidf) hin. „$m .... 3 <ß uerfteß' bid) fdßon... 
©raucßft gar nichts meßr gu iagen... 3 1 * 
bieiem ^Buntt ßab' id) ntid) eben oerplempert, 
Doni... Mas ftedt bei beinern Lebensmut 
baßinter? Mas heißt überhaupt Lebensmut? 
... ©inen Mengen Itebßaben unb bafür 
arbeiten... 3 5 bod) io ~ nid) maßr? Das 
is bie Formel... 3 ® • • • 3 <h dann bir's 

nid) näßer ertlärert — aber Marion ts 'ne 
grau — für bie arbeitet 'n Mann nid) meßr..." 

„Otto!..." 

„Stille, ©s tut mir meß. 3 d) tann nid) 
baoon reben. Du Iiebit beinen Larlmann— 
unb außerbem, mas is bein ©eruf? Lranle 
Linber feilen. 3 d) fabrigiere bloß Linoleum. 
Mer aud) bas — £>oIgmoIIe ober Linoleum, 
Doni — am Mtfang mar's ood) ibeat. Ms 
id) Marion — na — Scßmamm brüber... 
Mir iinb eben bod) nid) gu Dergleichen. 3 V 
ftede bis hierher — im — na ja — bie glafdßen 
jinb immer bredig! Lettner, mifcßen Sie bod) 
gefälligit oorßer bie glafdßen ab!" 

„©arbon, $err Lommergienrat. Soll iofort 
geilet)en." 

„ 3 a, mas id) iagen moltte : —mir is nämlich 
gang feltfam gumute, Doni. ©ang feltfam. 
Meil id) mal mit bir fpredje. Meißte, marum? 
Du biit mal mieber 'ne anftänbige grau • • •" 

. „Otto . 

„'ne tabellos anitänbige grau... 3 ^ 
fcßmärme nämlid) für bas ©eure. Menn id) 
aud)... So ßatt' idß's aud) am Einfang bei 
Marion gemeint. Deine Mmofpßäre. Die 
iollte iie haben. Deine Mmofpßäre. Stoß 
nod) mal mit mir an, Doni! ©ib mir einen 
Orben! ©ielleid)t bin idE)'s nid) meßr mert! 
Mer id) mar's mal! SDatiädjIidt)! 3 <h toar's 
mal!" 

Doni fdßmieg, ißre klugen itanben oolt 
Dränen, unb mit mattem flirren trafen iid) 
il)re ©läfer. 

„©u bin id) 'n erlebigter Mann," fußr 
©raumüller in fieberheißem ©ebeftrom, mit 
einem gang Keinen unb oerguollenen ©efid)t 
fort. „Siel) mal, meine Sdßutb is — bas 
erlernt' id) jeßt gang Kar — id) bin nid) bei 
ber Stange geblieben. 3 $ hob' mid) benebeln 
Iaffen. Mas heißt benn überhaupt ©orneßnt* 
heit unb.geinhe.it unb alte gamilie? 3 ^ ber 
©egenmart muß es baiein. Lurs muß es 
haben. Sonit is es mie ©apiergelb oor ßunbert 
3 aßren. 3 cß foga bir, io ’n plumper Drofcßlen* 
lutfdßer, fo ’n Viel) ba braußen, menn er iid) 
auf 'm ©od rumlümmelt, ber is Dielieidßt hoch 
mehr als ’n ©raf ober ’n großer 5 tünitler. 
Menn er ehrlich is, menn er mirKidh bas is, 
monadß . er ausfieht. 3 lber — mir Mbeits= 
tiere — mir ^aroenüs' — io hot mich meine 
grau ©emahlin mal tituliert — mir tragen's 


Ubtt £artb urtb $0teer 

eben in uns, bas Xtbel, mir iinb io leicht gu 
rerführen. Vielleicht ts bas nid) unire id)led)* 
teÜe. ©igenidhaft. Mir glauben's gu leicht, 
mas uns imponieren ioll, meil mir recht gut 
mißen, mas fd)ön is unb oornehm unb . . . 
menn mir's auch ielber nid) iinb. Die Mte! 
Die Mte, bie hat midh guerß eingefeift. 
31 ber nu is ße bodh oor mir abgetraßt. ©ei 
mißermaßen hob' id) ße beßegt, Doni. Die 
Mte — hm ... Die hot mich nämlich gehoßt. 
Die mußte, baß id) ße tenne. Unb ba gab 
es nßdht mehr auf ber Melt, mas uns gm 
iammenhielt. 3 <h hob' es ihr nie gefagt, aber 
ße las es mir oom Munbe ab: ©anbe! 3 d) 
pfeif' auf eure Mm en > auf eure gepußten 
gingernägel! Mo hobt ißr benn's |>erg ge= 
laßen? krempelt eud) um! Seib beid)eiben! 
Arbeitet! §>kx auf mßrer Melt, ba is lein ^ 3 Iaß 
für Sd)maroßer! — ?Iber Marion is meine 
grau. Daran oerblut'ich- . Daieß' idß's immer 
mieber, momit ße mirten bürfen. Da tann' 
ich nicf) fagen, mas mir 's L>^g abbrüdt..." 

©r icßmieg. Seine $änbe lagen id)mer 
unb gitternb, mte rötliche Llumpen auf bem 
Dßdhtudh. Doni betrad)tete ßarr biefe oer= 
gmeifelten, ratloien Mbeitshönbe. Sie Ijielt 
bie ihren icßeu im Sdhoße. Dann gmang 
ße ßd) gu iagen: „Du Marion tein Unrecht, 
Otto! Sie iß aud) nit glüdlid)." 

„könnte alles hoben, mas ße braucht," 
murmelte 23 raumüller. „könnte alles hoben. 
tRa... Das is oorbei. 51 ber menn id) ißr 
tein Unrecht tun ioll, io iei bu io geidheit, 
Doni, unb tu ihrem ©ruber nid) guoiel 91 ed)t." 

„Mas ioll bas heißen? —" 

„So meit tann ber dppel nid) oom Stamme 
fallen, duf ber Lut mußte fein, Doni. Menn 
bu auch Imnbertmal mehr biß als id). Menn 
bu auch ücm ^ßfälger ©auern abßammß unb 
id) aus ber tfteuen itönigßraße ... Du ßoß 
aud) mas 91 omingeri<hes geheiratet. Du biß 
auch ouf 'n Leim gegangen. Mio — iei oon 
einem, ben's getnidt ßot, gemarnt." 

„Otto — mir müßen bas ©eipräd) jeßt 
aufgeben. Marnen —’marnen laß ich mid) 
abiolut nit oor Startmann, ©r gehört mir — 
unb id) ißm. ©emeiniames Leben unb ge= 
meiniamer Dob. Das iß gang mas anbres 
bei uns als bei eud). Daoon mißt ihr nidjßs — 
Ieiber. Unb id) iag' bir's jeßt nochmals — fürs 
©bie im anbern arbeiten, bagu iß man auf ber 
Melt. ©erßid) bu's.aud) noch, Otto. Menn 
bir auch i e tß olles oerfahren oortommt — am 
©nbe tommß bu bod) bamit hinauf. 3 <h meiß 
ja nit, mie's innen bei bir ausßelß — ich rat' 
ja nur — aber oielleicht tannß bu mit meinen 
Morten bocß mas anfangen." 

Doni oerließ bas' Lotei. ©r begleitete ße 
eine Strede. Mie fie es bei ihren Keinen 
Patienten gemößnt mar, gab ße bem müh* 
feligen Sdfmaget ihren Mm. 

„Leut is mir mal mieber rnoßler," flüßerte 
©raumüller. 3 h re ©erüßrung burdhßrömte 
ißn mie ein reiner, marmer Ouell. Dann 
blieb er oor bem Sdhaufenßer einer ©ärtnerei 
ßeßen. „Sdßöne ©ofen ßnb bas — ßm? 
Die meißen?" 

„ 3 <h finbe bie roten fdßöner." 

„©inen Migenblid." 

©r ging in ben Laben unb tarn mit bem 
gangen ©ufdß toßbarer, feurig roter %ßen 
gurüd. Die legte er ißr in ben Mm unb fagte, 
nod) einmal mit einem langen ©Iid ißr ©ilb 
in fid) aufneßmenb: „ 9 tu abjö, liebße Doni. 
Lab taufenb Danf. ©rüß Lar Im amt unb 
fkmla." 

„©rüß Marion." 

©r ermiberte nichts, gog ben Lut unb. 
macßte lehrt. 

- Sie rief ißm nadß: „Mtf Mieberfeßen!" 

©r grüßte nodß einmal, aber mieber oßne 
Morte — bann oerfcßmanb er an ber näd)ßen 
Straßenede., Doni ging Iangfam burcß bie 
©riennerßraße nadß Laufe. Lmter ben ^ßro= 
ppläen glüßte ein mächtige* Menbhimmel. 
Die junge grau, bie ißre munberoolle ©ofen= 
laß mie ein Linb am L^rgen trug, hatte ben 


1911. 9k. 50 

Miberfcßein bes Sonnenunterganges im Mittiß. 
Scßön unb aufrecßt, ein Spmbol ber golbenen 
©efunbßeit, aber mit fdjmerent Mißen belaben 
fdßritt fie baßin. — 

Ms ©raumüller in ©erlin angefommen 
mar, mußte er fofort aufs Lrantenlager. Mie 
3 eicßen beuteten barauf, baß er es nicht meßr 
oerlaffen Tollte, ©in leifes, gefd)äftiges Dreiben 
umgab alsbalb ben ßerbenben Mann, ©r 
hatte gu feinem fytxl nidßt meßr bas fcßarfe 
Oßr bafür — aber es mar nicßt gu leugnen, 
baß ber ßerannaßenbe Dob, bes Lousßerrn 
gum erften Male mieber etmas Leben in bas 
Leim am Lurfürßenbamm brachte. ©raf 
Lilcßberg mürbe jeßt ein ©rfunbigungsbefucß 
oon rüßrenber ©egelmäßigleit unb Deilnaßme. 
©r mar gu feßr oon ber ©ebeutung bes Mgen= 
blids erfüllt, er faß gu Iiebeooll fcßon bie 
guten Dinge bes ©rauntüllerfcßen Lousßalts 
als fein lünftiges ©igentunt an, als baß er 
bemerten lonnte, mie Marion fid) ißm gegem 
über oeränberte. Der Dämon ißrer Mutter 
mar oon ißr genommen, grei unb befonnen 
ßanb Marion mieber oor bem Manne, ber 
ißr Leben in feine ©emalt gebracht unb nun 
burcß ben Dob bie ©emalt oerlieren füllte. 
Sie füßlte nichts meßr für ißn, aber fein 3 u= 
fammenbrud) lenlte ißr beßeres ©emußtfein 
unaufßaltfam auf bie allgemeine ©ot bes 
irbifdßen Dafeins. Das eble ©lut .ftieg ißr 
noch einmal ins oerßärtete Lerg unb regierte 
ißr Lunbeln. Die ©omingertocßter faß enbltcß 
mieber ben einfachen Meg ber Menfcßlicßteit 
oor fid). Sie pflegte ißn Dag unb ©acßt. Mit 
ftummem Staunen, fomeit es feiner Dämme= 
rung nodh bemußt mürbe, füßlte es ©ram 
müller. ©s bradßte ißm grimmige Qual, unb 
Marion glaubte ißm moßlgutun. Mer als 
er ißre plößlicße Mtnäßeruug fpürte, ermacßte 
aucß noch einmal fein Sebnen nadß ißr, oer= 
nicßtenb, unerfchöpflid), unb er mußte er= 
lennen, baß nur fein lommenber Dob fie gu 
ißm rief, baß fie alles, mas fie jeßt für ißn 
tat, für bie ©emißensruße eines künftigen 
Lebens oorbaute. ©ergebens mollte er ficß 
einreben, baß Doni oielleicßt unter bem ©in= 
brud bes Münchener ©efpräcßes einen ©rief 
an Marion gemagt unb feine leßten Stunben 
ißrer Menfdßicßleit empfohlen hatte. Mer er 
glaubte es felbft nicßt, es faß ber fcßeuen Doni 
nicßt gleich, folcße ©eeinflujfung noch 
meniger ber ftolgen Marion, ©r banlte aucß 
eigentlich ©ott bafür, baß es nid)t fo fein 
lonnte, benn an einem Käglidßen ©ettler= 
'mitleib mollte grang Qtto ©raumüller nicßt 
fcßeitern. ©odß faß er fein einft ermäßltes, 
fcßönes Meib oor fid), nodß lebte er unb erlannte 
bas Leben. So oergeßrte er ficß benn, eim 
farner als je, unter ißren pflegenben Ldnben 
in milber ©ier. 

Die feelifdße Miebergeburt biefer Dage ließ 
Marion halb einen Sdßritt bereuen, ben fie 
nadß ©raumüllers L^iwleßr in ber erften 
Mfregung unternommen hatte. hatte 

fie ficß oor bem 3 uf<mrnmTtbrucß ißres Mannes 
entfeßt unb nidßts fo gefürchtet mie eine Mn 
näßerung in ben leßten Stunben. ©in Mirbel 
oon Sorgen mar über ißr unerfahrenes Laupt 
gelommen. Sie ßatte in ißrer Mtgft an 
Vßilipp telegraphiert, oon bem fie einen 
,männlichen ©eiftanb‘ erßoffte. ©ßiltpp darrt, 
©r faßte aber, mie alles im Leben, aucß feine 
brüberlicße ©efcßüßerrolle eigenartig auf. 3 n 
feierliches Scßmarg gelleibet, als ob fdßon 
Drauer irrt Laufe bes Lommergienrats ßerrfcßte, 
fdßlicß er mie Dartuffe umßer unb beunruhigte 
bie: ratlofe Sdjmefter mit ©ßdofopßemen, bie 
er in L^ibelberg aufgefcßnappt ßatte. ©in 
milber, moßlgenäßrter Seelforger, ber aucß in 
Lüdße unb Letter gut ©efdjeib mußte — fo 
ungefähr rnirlte er nadß außen ßin, unb bie 
Dienerfcßaft refpeltierte ißn oolllommen. 3 m 
geßeimen aber faß ©ßilipp feine Miffion 
anbers an unb glaubte ber Scßmefter baburcß 
meßr gu nrißen als mit allen Droftmorten. 
Das Deftament ©raumüllers ftedte ©ßilipp 
im Sinn. Daß es in ber Dobespefn nocß um* 




1911. 9tr. 50 

geflogen merben muhte 311 äRariotts ©unften 
— bas ersten ihm als größte Slotmenbigfeit. 
©r I)atte in £>eibelberg fein Sd)äfd)en ins 
Drodene gebraut. 

Dod) tote füllte er an ben fterbenben üom* 
nter 3 ienrat ijeranfontmen? 2 Bo fanb er bie 
Stelle, ben üeil feiner Diplomatie ein 3 U* 
treiben? ©raumüller fat) ^3l)ilipp nid)t an, 
roenn er in fein Simmtx trat, gefdjmeige benn, 
bah er ihn anhörte. 9ftit ftarren, 3 m Dede 
gerichteten klugen lag er in ben Riffen. Un* 
aufhaltfam freifte fein armer, oerlöfdjenber 
(Seift um bas ©rbe, bas tein Deftament enthielt. 
Seine grau ... 2ßo mar feine grau? ... 
Sie trat tn jeber Stunbe 3 U ihm, fie brachte 
ihm üompreffen, fie ermunterte il)n, ©r= 
frifd) ungen 3 U nehmen, fie lächelte ihn fogar 
an, lächelte mit ihren großen, blauen, unoer* 
gepöben klugen — aber fie mar il)m bod) 
meilenfern. Sie grüßte nur aus einer befferen 
SBelt — aus bem genfeits — ja, bas mar 
bas genfeits, bas ein 3 ige, moran 53 raumüller 
glaubte: bas mirflid)e fieben mar es, in bem 
ein Sterbenber fein SBeib 3 urüdlieh- ©r felbft 
oerfd)manb im fd)mar 3 en 5ticf)ts. Das mar 
bie £öfung — fo log unb trog, mas fid) als 
äRittler 3 mifd)en (Sott unb < £Renfd)en brängte. 
grau!... Sie tarn 3 U ihm, um if)m 3 U 3 eigen, 
bah fie fid) oort il)m entfernte. Das mar ib>re 
9lad)e. Das mar feine Strafe unb bie tetjte 
golter oon (Sott. — 3Benn jeßt 5linber an 
feinem 23ett fielen tonnten ... gugenb, oon 
il)m gefd)affene gugenb, 51ad)melt — feine 
ftinber. 5 Iber nichts als l)artes ©olb umgab 
it>n, leblofes ©igentum. kleine 5Ünber. Hub 
bod) — er hotte meld)e. grgenbmo braunen — 
meit fort — in pommerfd)en Heftern oerftedt 
unb ohne feinen Flamen — ba fcljleppten 3 mei 
Söhne, bie er ge 3 eugt hatte, ihr red)tlofes 
Dafein l)in. ©r fannte fie taum, er floh oor 
ihren 9Rüttern, er be 3 af)lte nur für fie. ©ine 
Kellnerin — eine SSertäuferin — tleine, em* 
pörte 9tad)egeifter, bie nur noch gtud) für il)n 
Ratten. Das maren bie SCUütter feiner Söhne. 
23erfd)menbet, oerfdjleubert fein Heftes. 9Rarion 


1911 (Sb. 106) 


Xlber £anb unb SUteer 

batte tein 5ünb betommen. SJtarion nid)t. 
Skrborrt mar ber ßooeig, ben er oom Saum 
ber 9tomingers geriffen. 91ad)bem er it)n mit 
feiner Slütenpradjt betrogen batte — oermeltt, 
oerborrt 

Sraumüller richtete fid) im Sett auf. 
5lngftfd)meif3 trat auf feine Stirn, unb er griff 
mit ben £änben um fid)- ©in < 5 alt, ein §alt — 
mo auf ©ottes ©rbe gab es für ibn nod) einen 
<rjalt? ©r fab fie märten — er muhte fo gut 
Sefdjeib! 9fber fein Deftament mar tlug — 
bas überliftete fie alle, gm ©elbfcbrant lag 
es, mobl oermahrt. Das 2ßeib, bas fd)on nach 
£eben gierte, beoor ber Dob im §aufe mar, 
biefe brünfüge 5lnofpe, bie unter ber horten 
Schale ihres Schmedes bas £eud)ten einer 
neuen Slüte feben liefe, fie mar gebunben für 
unb für, fie mürbe nicht tonnen, mie fie rnollte, 
aud) menn er nid)t mehr ba mar. gtoiefad) 
mu|te fie erfahren, mas es hiefh m it bem 
£eben eines gran 3 Otto Sraumüller gefpielt 
3 U hoben. 

So frah er fiel), um oor ben ©efpenftern 
3 U fliehen, in neuen £jah hinein. ^od) ober* 
mals mürbe biefer £>ah 3 erftreut, benn bie 
Dür ging auf, unb äRarion tarn, bie 9Rarion 
biefer Sorgentage, oermanbelt, milb unb ehr* 
liefe mitleibsooll. Da bäumte fid) ber ftrattfe 
auf. 5Ils fie fid) über ihn neigte, um feine 
Stirn 3 U fühlen, oerfud)te er fie in rafenber 
£eibenfd)aft an fid) 3 U reihen, unb fie, in namen* 
lofem ©ntfehen, lieh bie 2Bafferfd)üffeI fallen, 
fo bah bas eifige 51ah über feinen fieber* 
brennenben ftörper lief. Dann rannte fie 
hinaus. Drauhen ftanb Philipp- umarmte 
9Jtarion, beruhigte fie unb hörte mit burd)* 
bringenber fünf nt erff amfeit an, mas fie ihm 
jammernb er 3 äf)lte. geht hotte ber äRenfdjen* 
fenner einen Tinholt gefunben. geht mußte 
er enblich, mie allen 3 U halfen mar. Unb 
gegen 9lbenb, als Sraumüller ruhiger ge* 
morben, ging er leife 3 U ihm hinein, ©r magte 
es, rüdte einen Stuhl an bas Sett, fefete fid) 
unb betrachtete mit gefalteten §änben bas 
£eibensbilb feines Sd)magers. 


grife Serfd): „51a benn profö&tl" 


1283 


„5lrmer Otto,“ fagte er, als Sraumüller 
bie 5lugen auffd)lug unb ihn anftarrte. 

XRod)te ber Aranfe ihn nur halb erfennen 
ober chon in jeber trohigen Unterfd)eibung 
gefnidt fein — bie SBorte mirften gemaltig 
auf ©n, er fd)lud) 3 te plöfellcfe, er oerfiel in ein 
erfd)ütternbes, finbifd)es SBeinen unb ftam* 
melte: „StRarion!... s IRarion!“ 

„Denfft bu jefet an fie?...“ 

„ s IRarion! gd) fann ja nid)t fterben!..." 
„Sei beffer 3 U ihr — fei liebeooller, Otto ... 
Die arme grau ...“ 

>/ga, ja .. . 2 Bas foll id) benn tun... id) 
mill ja alles tun... mir is ja alles gatt 3 
egal.. . 2 Ber is benn eigentlid) hier? ^3fetlipp? 
Philipp?" 

„ga.‘.. geh fomme oon 9Jtarion.“ 

„äch, marum is fie benn nid) felber ba? 
gd) fterbe ja. geh frepier' ja mie 'n §unb. 
gd) fann ja nid) fterben.“ 

„Du ©r nur nod) ©utes, Otto. Vergelte 
ihr alles, mas fie für bid) getan hot, mas fie 
um bid) gelitten hot. §örft bu? Dann mirb 
fie fomnten.“ 

„gs fie böfe auf mid)? 9Rein ©ott! öob' 
id) ©r meh getan?“ 

„Sie oer 3 eif)t bir alles. Sie ift fo gut, 
Otto 

„So gut! ga, Philipp! 5td), id) baut' bir, 
bah bu bas gefagt häft!“ 

„Denfe aud) bu nur gut an fie. Das ift 
es. Das fann bir grieben geben. Sonft nichts 
auf ber $Belt. 2Bie bu äRarion 3 urüdläßt — 
fo Iaht bu bein £eben 3 uriid, Otto. Unb 
alles oerföhnt fid) mit bir — unb bu bift mit 
allen oerföhnt —“ 

„ 2 Bas meinft bu benn eigentlid)?“ 

„geh höbe bir gefagt, mas ich meine. 91un 
überleg es bir, Otto. Überleg es bir. Solang 
es nod) 3 eit ift.“ 

„ 3 eit!... geh fann nid) überlegen!...“ 
Der giebernbe ftarrte oor fid) hin. „ga, ja ... 
2 Benn ich an Doni benfe ... 3Beifet bu oiel* 
leicht, mas bie mir raten mürbe? £ah Doni 
fommen! Doni foll nad) Berlin fomnten!“ 






1284 


„Das.ift ja nicht möglich- 3h fiho I)ter als 
Kartons ©ruber." 

„i5m ... Du rebeft gan 3 oernünftig ... 
£ab' td) bir gar ntcf) gugetraut. Du bift bod) 
ber «Philipp?" 

„^|tltpp — ja. Du fjaft mir immer unrecht 
getan, Otto." 

,,©er3eih mir... §m,... 3h banf bir 
jd)ön. 3h glaube, es is halb aus mit mir. 
Unb ©tarion —" 

„©larion bleibt als arme grau 3 urüd." 

„Hein! ©tarion fall alles haben! ©larion 
foll alles haben! 3nleht fag' id) ©tarion! 
Dred ober Draum!" 

„3h oerfteh' bicE) nid)t.. 

„Clarion füll alles haben... ©ur Paulas 
£egat — bas bleibt ... Da nimm... bie 
Sdjlüffel... fchliefte ben ©elbfdjrant auf... 
Dred ober Draum ... id)... Das innere ga<h 
noch .. • Siehft bu nid) bas Deftament?" 

Philipp hatte fdfarfe Singen. Sofort 
brachte er ©raumüller bas Deftament. ©r 
reihte ihm aud) feine güllfeber. Unb ber 
Sterbenbe ftrid) unb änberte an bem herum, 
mas er für etoig Jeftgelegt hatte. Marion 
mürbe Unioerfalerbin in biefer Stunbe. ©Is 
©raumüller fertig mar unb nochmals untere 
fdjrieben hatte, fragte er leife, mit erlöfdjenbem 
©erftanb: ,,©ßas is benn nun? Du? ©Bann 
tommt fie? ©eh hin • • • • Du h a ft mir oer* 
fprodjen!.. ." 

Stuf leifen Schuhen ging ber fiegreidje 
Philipp hinaus, ©r fagte ©tarion niht, mas 
er erreicht hatte, aber er erfhütterte fie im 
3nnerften burh eine ©otfhaft, bie er ihr oon 
ihrem fterbenben ßuälgeift brahte: ©bfctpeb. 
Der Slbfhieb mar ba. 

Sie nidte, gab bem treuen ©ruber bie 
5>anb unb erfdpen im nähften ©ugenblid in 
©raumüllers 3intmer. fiangfam trat fie $u 
hm heran, millenlos, oom Sdpner^ gebeugt unb 
fragenbe, grohe Singen auf hn gerichtet. 

„Du miltft mih fprehen?" fragte fie. 

„Da," murmelte er unb ftedte ihr bas 
Deftament in bie £anb. Sie marf feinen 
©Iid hinein unb legte es beifeite. Diefe eine 
hoheitsoolle ©emegung übermältigte ihn. 3a, 
fie mar es, fie mar es bod), troh allem, 
trbh allem, bas ftolge 3beal feiner Dräume! 
Sitarion ©ominger! Unb einftmals hatte fie 
hn um feiner felbft millen genommen, nicht 
um bes ©ermähtniffes, bas auf, .bem oer* 
achteten Rapier ftanb. Das bandte er ihr — 
biefen ©emeis! ©nbltd) einen im Dobe errun¬ 
genen ©emeis! ©r ftanb nun auf ihrer £ohe ! 
©licht mehr oeradjtet, nicht mehr lädjötlih! • • • 

„Du blonbes, fhönes, fhönes —" 

©rftarrenb hörte fie feine glüftermorte. 

„5tomm her — erbarm bi<h • • • Sitarion! 
3h hab bih bod) fo lieb." 

Da neigte fie fidf über hn* Da lieh fie 
fih umKammern, nieberreihen, füffen, ohne 
©Sib erftanb unb ohne ©rauen. Sie fdjenfte 
hm bas let|te ©efhenf. Sie hielt ben regungs* 
lofen, frembartigen, erglühenben unb erfal* 
tenben itörper mit ihren meihen Slrmen feft. 
Sie fühte hn fogar. Sie mollte hm bie ©Beg* 
gehrung nicf)t oerfagen. Unb als fie fih nah 
einer langen, fürchterlichen Stunbe fanft aus 
feiner Umflammerung loslöfte, fah fie, bah 
er an ihrem 5tuh geftorben mar. 

III 

Der De^embermorgen graute, ftarlmamt 
unb Doni näherten fih ©erlin. Sie trafen 
am Dage ber ©eftattung ein. Slls fie ben 
Sdjlafmagen oerliehen unb nah einem (Sepäd* 
träger Umfdjau hielten, fam ©hüipp auf fie 
3 u. Uberrafht umarmte üarlmann feinen 
©ruber. ©hiüpP ftedte in einem biden ©Sel 3 = 
rod unb mar baburd) mie ein meiher Sad an* 
3ufühlen. „3ange!"riefStartmanngerührt. „So 
früh öift bu aufgeftanben! Unb bei ber 5tölte!" 

„3h bin fo fhredlih neroös," ermiberte 
^Philipp etmas fur 3 atmig. „3h tarnt gar niht 
fdjlafen. ©Sit haben entfetliche Dage burh 3 
gemäht, 5tinber." 


Uber £anb unb SÖteer 

„Das glaub' id)/' fagte Doni mitleibig, aber 
etmas 3 erftreut, benn fie mufterte immer 
mieber Philipps foftbaren ©el 3 oon ber Seite. 
Slud) 5tarlmanns Slugen rihteten fih allmählih 
barauf. ©r tonnte ftd) niht irren — er fannte 
biefen «ßel 3 . ©in echter 3obel! Den befah 
bod» Philipp niht? ©ein, nein, es mar bas 
minterlihe ©runtftüä bes toten 5 tommer 3 ien* 
rats, beffen ©rbfhaft Philipp fhon heute, am 
Dage feines ©egräbniffes angetreten hatte. 
5tarlmann traf Donis ©Iid, bie eben be= 
griffen hatte. Da gefhah ihnen bas ©ein= 
Iid)e, bah he an ber Seite bes in oomehmer 
Drauer hinfhreitenben ©hüipP in ein erftidtes 
©elädjter oerfielen. ©©fiPP merfte es niht. 
©r fühlte fih 3 u fehr in ber mihtigen Stellung, 
bie er jeth einnahm, unb er 3 ät)Ite oon Sitarion. 
Da mürben bie beiben mieber emft. Dod) 
Doni ftaunte, mie halb ber Schlager oon 
Sitarions Seelen 3 uftanb auf ihre pefuniäre 
£age überging. 5tarlmann ging ebenfo eifrig 
barauf ein. Die ©ahriht oon ber Umftohung 
bes Deftaments mar i|m neu, unb er fhmelgte 
mit Philipp; melhe Summen enblih mieber 
einmal burh ©omingerfhe $änbe gehen 
mürben. Das ©efpräd) ber ©rüber oerlehte 
Doni ein menig — noh mar 3 ^an 3 Otto 
©raumüller niht unter ber ©rbe. ©eine, oom 
©elbe abgemanbte ©ebanfen taten not. Sie 
bähte feinen Slugeitblid baran, meihen ©or= 
teil fie oon Sitarions ©eid)tum 3 iehen fönnte. 
©uh 5larlmann niht. Der mar mieber bas 
alte ilirtb, bas fih an groben ©egriffen be= 
geifterte, niht meil fie fein, fonbern meil fie 
grohe ©egrlffe maren. 

©Is fie in ber oom feuhten Duft ber 
5 lran 3 e erfüllten SBohnung ftanben unb in ber 
unheimlichen Stille Sitarions fd)mar 3 e ©eftalt 
erblidten, mürbe es ihnen erft bemüht, mas 
gefhehen mar. Philipp hatte 3 uoieI oom ©rnft 
ber Dinge fortgeplaubert. ilarlmartn erfh^af, 
benn er glaubte, burh bie Unterhaltung mit 
bem ©ruber oerlodt, niht mit ber nötigen 
Drauermiene 3 U Sitarion getreten 3 U fein. Der 
©nblid feiner Shmefter rührte ihn tief. Sie 
hatte biefen ©tenfh^u alfo mirflid) geliebt — 
troh allem. Die arme, arme Sitarion! ©icht 
©efreiung, mie er es fid) gebäht hatte, fonbern 
ein gramoolles Uberbliden oerlorener 3 ah^^ 
bebeutete ihr ©raumüllers ©nbe. ©r umarmte 
fie, unb fie fühlte feinen Droft. 3 u 3 mifh^u 
befhäftigte ^ßhiüpp fih bamtt, einen fyody 
feinen Sherrp 3 U entforfen unb bie beften 
3igarren bes 51ommer3ienrats aus bem Schreib 1 
tifh heraus 3 uhoIen. 3 m rehten ©ugenblid 
erfhien aud) ©aron ©iegenau mit feiner 
,©Ifa‘ — er oerfdpnähte, nahbem er ber 
s JBitme fonboliert hatte, bie eblen ©enüffe 
ebenfalls niht- Doni mürbe fehr neroös, als 
fih bie 3 immer allmählih mit feierlihen ©e= 
ftalten füllten, unb bie ©rüber mit bem ©itt= 
meifter niht aufhörten, fih burh Sh^rrp 3 u 
ftärten. ©s mar ein peinliher ©nblid, alle bie 
oerlegenen Drauergäfte an SJtarion oorüber= 
befilieren, Unoerftänblihes murmeln unb mie 
fhulbbelaben fih 3 urüd 3 iehen 3 u fehen. 5tarl= 
mann, ^PhiKpp unb ©iegenau bilbeten in 
ber entgegengefehten ©de bes 3 ^mmers, ihre 
©läfer in ber §anb, eine minber traurige 
©ruppe. 

3etjt mar es 3eit, in ben Salon hinüber 3 U 
gehen, mo 3^ati3 Otto ©raumüller aufgebahrt 
morben. §armoniumtlänge riefen bie Drauern= 
ben. üarlmann führte Sitarion, Philipp bie 
ein 3 ige ©ermanbte bes ©erftorbenen, bie fih 
eingefunben hatte — Fräulein ©hriftine ©rau= 
müller, ein altes SJtäbhen, bas mit fühlen, 
mürrifhen ©ugen Umfhau htelt. Die übrige 
©ermanbtfhaft bes 5 lommer 3 ienrats mar in 
5ßommem unb 'pofen geblieben. Sltit ©e= 
friebigung fonftatierten bie ©omingers, bah 
bas Drauerarrangement im Salon fehr fhön 
mar. Der Sarg, oon gelblich Ieudjtenben 
SBahsfersen umgeben, ruhte in einem $ügel 
erlefener ©lumenfpenben. 3m Sinne bes 
©erftorbenen, ber nie eine ©hrung banfenb 
abgelehnt hatte, maren bie breiten Seibern 


1911. ©r. 50 

fhleifen mit ben golbenen 3 nfh^ifi^n reht 
fihtbar nah tmrn gelegt. So fah man noh 
einmal alle ©rfolge, bie ber arme ©raumüller 
fih tu feinem ©rbeitsleben errungen hatte. 
2 Bie hätte er fih gefreut, menn er ben |>errn 
S©inifterialbireftor gefehen hätte, ber in $erfon 
erfhi^uen mar, mieber mit feinem 5lronen= 
orben erfter 5Uaffe, mie einft in Sßannfee. 
©erlaffen lag je^t ber ftol 3 e ©efh am mär= 
fifd)eu Sßalbe, bas Sinnbilb oon ©raumüllers 
Streben 3 ur höheren' SBelt. Doni tat bas 
§er 3 meh, als fie fo hanbgreifüd) ben toten 
SJtann in feinem Schrein oon all bem hinüber 
umgeben fah, ber hm mehr gemefeu mar 
als ein ehrliches £eben. Sie fah hu mieber 
iu ber ©illa umhermadeln, berühmte ©afte 
anpreifen, £aus oon ^epben mit ©efdjenfen 
überfhütten. 2 Bo mar benn eigentlich öer 
anbre päger auf fein 2 Beib? $atte ©raf Md)= 
berg fih uiht 3 ur Drauerfeier eingefunben? 
Suhenb hielt Doni Umfhau unb fragte bann 
flüftemb Aarlmann nach bem ©rafen. Der 
fhüttelte ben 51opf. ,,©iht ba." 2Bie feltfam. 
Unerhört rüäfihtslos gegen 3©arion. 

©un begann ber hiuter ©Iattpflan 3 en oer- 
borgene ©hör fein etmas gefhäftUhes, aber 
mohlflingenbes Singen. 9©and)e grauen 
fd)luh 3 ten, namentlih bie Dienftmäbhen, 
bie ihren §errn ob feiner ©enerofität fehr 
liebgehabt hatten. 9©arion blieb ftarr unb 
rührte fih niht an 51arlmanns ©rm. Der 
©ruber muhte, bah es ihr tief ging — fie 
tonnte nur oor ben oielen Sltenfhen nid)t 
meinen. Sie hatte ben Dob biefes Sltannes ge=^ 
fehen — fie mar oielleiht fein Dob gemefen — 
je^t ftanb fie gan 3 in fih allein unb ftarrte 
burh bie lügnerifhe ioülle ber ©lumen fein 
buntles Shmeigen an. Der ^rebiger fprah — 
mie flogen bie mohlgemeinten, etmas fühen 
3Borte über ©larions £jaupt fort! Sie bad)te 
an hr tünftiges £eben — aber fie muhte niht 
barin ©efdjeib. ©Is fie nah einer ©Seile, bie 
ihr mie eine ©migteit erfhien, aufblidte, fah 
fie, bah öer ^Srebiger niht mehr fprah, fonbern 
©r 3 ellen 3 Schute, ber ©tinifterialbirettor. ©rau* 
müller, hätteft bu bas gehört! Dann trat 
$err Steuer an ben Sarg heran, ein £ogen* 
bruber bes ©erftorbenen unb Opernfänger oon 
©eruf, ber baritonifh ,bem entfhlafenen 
©rruber ©beh fagte'. ©uh §err ©tidjelfohn, 
ein Keiner, oiel befheibenerer 3 ubuftrieller 
als ©raumüller, aber 3 ehnmal fo reih unb 
©eheimer 5 lommer 3 ienrat, fprah uod) oller* 
hanb Shmeroerftänblihes. Dann tarn ber 
Shluhh^r mit ^armoniumbegleitung, unb bie 
fhroar 3 en Dräger Iuben ben Sarg auf. 

51arlmann unb Doni fuhren mit ber ©Sitme 
3 um griebhof hiuaus. ©ud) ©hWpP tarn mit, 
oon ©raumüllers ^Sel 3 gemärmt, mährenb 
©aron ©iegenau feine grau allein nah ©Seftenb 
fahren lieh* ,,©lfa, ih merbe mih bod) ba 
braunen nih ertälten!" fagte er fo laut, bah 
©tarion es hören muhte. „ 3 h habe ja eben 
erft 'ne 3*ippe Jehabt! Dah ih ü u 00 ^) 
noh 'nb £ungenent 3 inbung hol en foll, bas 
dann boh ber felige ©raumiller unmeehüh 
oon mir oerlangen!" Die arme grau, bie oiel 
empfinblidjer mar als er, muhte nun mit ben 
anbern im Sdjuee ftehen, bis bie ©rbfhollen 
auf ©raumüllers Iehte ©ehaufung gefallen 
maren. 

5tarlmann, ber einige 3ah*e niht in ©erlin 
gemefen, bemühte ben Dag, um in Aunftfamm* 
Iungen lange niht ©efebenes mieber 3 ufehen. 
Doni blieb in 3 mifd)en bei ©tarion — oon ©Ifa, 
bie gan 3 an ihren ©lann gebunben mar, tonnte 
man teinen ©eiftanb in biefen Stunben er* 
märten. ©Is 5tarlmann gegen ©benb 3 um 
üurfürftenbamm htoaustam, begegnete ihm 
auf ber Dreppe gräulein ©hriftine ©raumüller,. 
einen Keinen 5!offer in ber §anb. 5larlmann, 
ber bie Dame honte erft tennen gelernt hatte, 
grühte nur höflih nnb betrat bann bie ©Süh¬ 
nung. 3nt Salon fanb er phtßpp — Doni fah 
noh an ©tarions SBett. ©r ertunbigte fih 
bei bem ©ruber nah ©raumüllers Sdpnefter. 
(gortjehung folgt) 



1911. 9tr. 50 


Über £ant> unb Sülcer 


1285 



Dan 3 enber ©loron Dän 3 erin ®ried)ifche Salletteufe 


3 nt 3&hre 1907 fließen griechifd)e Saud) er, bie 
unroeit non S07af)bia im Dunefifdjen Steere 
ber Schtoammfifcherei oblagen, plö^XidO auf em 
feftes £>inbernts, bas ihnen tote eine 2ln3ahl im 
Schlamm lagernber großer 5Xanonen oorfam. Die 
halb oorgenommenen Sad)forfd)ungen führten je= 
bod) 3 u bem überrafdjenben (Ergebnis, bafe es ficf) 
um bie Xtberrefte eines römifchen Schiffes I)an= 
beite, bas bort offenbar oor mehr als 3 toeitaufenb 
fahren mit feiner Labung an iXunftfdjähen gefunlen 
toar. 

Das tunefifdje 2lltertumsamt nahm halb bie 
Hebung biefer Aunftgegenftänbe in Angriff unb 
hat fie nad) oierjähriger mühfamer Arbeit fo roeit 
geförbert, baf} Direttor 21. Sterlin in einem füglich 
in ber Stabt Dunis gehaltenen 23ortrage einen 
Hberblid über 2lrt unb Sebeutung bes fyunbes 
geben tonnte. Seinem Iiebenstoürbigen (Entgegen^ 
Xommen oerbänfen mir bie hier roiebergegebe= 
nen Silber einiger befonbers bemertensroerter 
iXunftroerte. 

Der XjiTi^Titerfteigeube Däuser fiet)t 3 unäd)ft 
etroa 60 Starmor faulen, bie in fed)s 32 Steter 
langen Seihen aufgeftapelt finb. Singsherum 
finb bann Starmorteile oerfdjiebener 2lrt bunt 
burcheinattber gefd)id)tet, unb ba 3 roifd)en liegen 
3 ahIlofe Derratottafd) erben, 23rud)ftüde bes 
^(hifföefdnrrs, Amphoren unb anbre ©efäfce, 
bie offenbar Sorräte an Öl, 2Bein, Sßaffer 
unb Lebensmitteln für bie Sd)iffsbefatjung 
enthielten. 2lm Sübenbe liegen bebeutenbe 


:: Llntife ‘Bronjen :: 


junger Satpr 


Sleimaffen, bie am Sd)iffsbug befeftigten 
2Xnter, oon benen ber eine (oon mehr als 600 
Kilogramm ©eroidjt) ans Dageslid)t gebraut 
roorben ift. 

Sßenn man unter unb 3 toifd)en ben Säulen 
3 U graben oerfucht, fo trifft man halb auf eine 
mehr ober toeniger oerfaulte ^ol 3 fchid)t oon etroa 
20 3entimetem Dide, bas Ded bes gefuntenen 
Skiffes, ©rft barunter liegen bie feineren 5Xunft= 
gegenftänbe, Sron 3 eftatuettenunb Srudjftüde fünfte 
lerifd) ausgeführter Stöbet. Das roohl 3 U fchroer 
belabene Sd)iff muh unoermittelt gefunten fein, 
fehte fidO mit feiner gan 3 en Staffe auf ben Steeres= 
hoben auf unb bebedte fid) halb mit einer biden 
Sd)lammf(^icht, bie alle JXunftfdjäbe in ooller 
$rifd)e erhielt, greilid) finb bie oon bem Daudjer 
heraufgebrachten ©egenftänbe faft untenntlidj, 
unb erft nad) ©ntfernung ber Sd)muhfd)id)t mit 
ben allenthalben haftenben Stufd)ein tritt bas 
iXunftroert roieber in urfprünglid)er Schönheit 
3 utage. 

Sach ber oon Direttor 21. Sterlin aufgeftellten, 
roohl begrünbeten Dheorie hobelt es fich um 
ein Sd)iff, bas oon ben Sömem nad) ber ©in= 
nähme bes ^iräus burch Sulla — im 2>ahre 86 
oor ©hrifto — aus 2lthen nach Italien, unb 3 toar 
roohl bireft nad) Som, mit reicher Seute an 
5Xunftfd)ähen abgefanbt, anfdjeinenb burd) roibrige 
2Binbe nad) Sorbafrita oerfd)Iagen rourbe unb 
bort'unterging. 

Dr. 2X1 f r e b ©rabenroifc 




2lmor 


irjermesbüfte 


Statue bes ©ros 







Euch Kindern dieser sonnenfrohen Erde, 
Den Wiegensegen euren 3ugendtagen, 

Dafo aus dem Knospen holdes Blühen werde. 


Der Cag verblich. Im UJesten fortgezogen 
Ist all sein Glanz. Die Bienen, die euch summten, 
Die Jalter, die euch küfrten, sind verflogen. 

Die Drosseln, die eud) sangen, sie verstummten. 

Schlaft ein, schlaft ein. Cräumt süfc die ganze 
Dacht. 

Uom wundersamen Sternenhimmel nieder 

Bält Gottes Engel segnend seine Wacht.- 

Und morgen scheint die liebe Sonne wieder. 

Bans von Boflenstbal 


Ober fianb unb SReer 


1911. 9lr. 50 


3afof> Söaffermamt: 3)er ^nec^t 




3 u ©ren©en in ber S©mei 3 lebte ein junger 5tne©t, ber bie 
Tochter eines reifen ©ütlers liebte, jahrelang marb er tjoffnungs* 
los, bis enbli© bei ber £jeimtet)r non einem Sd)ühenfeft, mo er ben 
^reis errungen hatte, bas ftol 3 e 9ftöb©en fi© ©m 3 uneigte. gn ber 
Aad)t, mätjrenb er in itjrer Kammer meilte, bra© auf bent $of, mo 
er bebienftet mar, treuer aus. Alle maren beim £öf©en beteiligt, 
unb er tarn erjt, als S©eune unb <rjaus niebergebrannt mären. Sein 
oermirrtes, ja beinahe berauf©tes Setragen bejtärlte ben Serbad)t, 
ben [eine Abmefenheit erregt hatte, unb er mürbe befd)ulbigt, bas 
geuer gelegt 3 u haben. §ätte er fid) entf©liehen tonnen, an 3 ugeben, 
mo er bie Aa©t über gemeilt, jo hätte niemanb an feiner Unf©ulb 
ge 3 meifelt. Aber er mollte ben Auf feiner ©eliebten fdjonen, er 
muhte, mie fel)r fie bie üble Aadjrebe fürd)tete unb bah fie ©nt ben 
Serrat nidyt oer 3 iet)en hätte. Seine ^Beteuerungen maren umfonft, 
unb ba er bie Austunft barüber oermeigerte, mo er fid) aufgehalten 
mäl)renb ber 3 eit, mo bas geuer entftanben mar, fo mürbe er 3 u 
fünf gahren Werter oerurteilt, ©r tonnte es taum glauben, bah 
©m bies gefd)el)en, beim er mar ein SRenf© oon angeborener Aeb* 
lid)teit, unb bah er einen männli©en unb ebelrt ©haratter bejah, 
Ieud)tet ja burd) feine irjanblungsmeife ein. ©r fafj nun im 3 ud)t= 
haus unb martete. Seine ftärtfte Hoffnung mar, bah bie geuers= 
brunft auf eine natürliche Urfadje merbe 3 urüdgefüt)rt merben tonnen. 
Dies gef©al) nicht. Sobann meinte er, ber mat)re Sd)ulbige merbe 
fid), oom böfen ©emiffen angetrieben, melben. Dies gefd)al) aud) 
nid)t. Unb f©liehlid) magte er 3 U benten, bah bie ftol 3 e Säuern* 
tod)ter Alitleib oerfpüren mürbe, bah fie fo oiel Unheil nid)t auf 
©re Seele merbe laben mollen, bah fie mutig fid) 3 U ©nt betennen 
mürbe, aber bies gef©ah am allermenigften. Als nun bie fünf 


galjre um maren, tarn er als gebro©ener 9 Aenf© in bas heimatlid)e 
Dorf, unb bie erfte Aeuigteit, bie man ©nt mitteilte, mar, bah 
feine ©eliebte unterbeffen längft geheiratet unb au© f©on 3 mei 
ftinber hohe. Da oermanbelte fi© fein ftummer ©ram in §ah unb 
3orn; eines SRorgens ma©te er fi© auf, betrat bas $aus ber Säuerin, 
unb als er ©r gegenüberftanb unb fie ©n fragte, mas er begehre, 
benn fie ertannte ©n ni©t, ba übermältigte es ©n, unb mit ge* 
bobenen gäuften fd)ritt er auf fie los. gn bem Augenblid trat bas 
ältefte 5ünb, ein 5tnabe, 3 ur Dür h ere i n * ^i e ®äuerin mar bleid) 
gegen bie Sd)melle gemi©en, jeht muhte fie, mer er mar; fie ergriff 
ben 5tnaben, h°b © n ew wenig empor unb jagte: „Sd)au ©n bir 
an!“ Unb er fab, bah ber tfnabe ©m ähnli© mar an ©efi©t unb 
£aar unb klugen unb bah er auf ber SBange ein grobes blutiges 
geuermal hotte. S©meigenb tel)rte er um unb oerlieh bas §aus. 
Son ber Stunbe ab mar es aber um bie Auhe ber Säuerin ge= 
f©ehen, fie tonnte ben Slid ©res ehemaligen Liebhabers ni©t oer* 
geffen. £aus unb $of gerieten ©r in Unorbnung, alles ging einen 
fd)iefett 9Beg, ber gan 3 e Sef© tarn in 2Bu©erert)änbe, ber Sauer 
muhte fid) entf©liehen, aus 3 umanbern; unb nad)bem ein gat)r oer* 
gangen mar, lief oon Srafilien aus ein Srief an bie ©erid)tsbel)örbe, 
morin bie feltfame grau ni©t etma ©r mirtli©es Sergel)en betannte, 
fonbern fi© be 3 i©tigte, bah fie bie Sranbftifterin gemefen fei unb 
bah *>er 3ne©t teine Sd)ulb trage. Sie gab bie ein 3 elnen Umftänbe 
©rer Dat, bie fie aus einem unfinnigen Drieb na© £i©t unb ©r* 
regung ertlärte, mit fol©er ©enauigteit an, bah wort ©r ©tauben 
f©enten muhte; aber ber 3ned)t, ben man gern für bie erlittene 
Unbill entf©äbigt hätte, mar oerf©munben, unb fein Aufenthalt tonnte 
bur© teine Semühung entbedt merben. 





















































1288 


Über £anb unb 9Jleer 


1911. 9tr. 50 




©leftroftahl 

Von 

grit) fterns 


Wechfelftromofen für 8000 (nad) Vöd)ling=9toberhaufen) Kilogramm, geüppt 


ie Decfjnit ift in ber Beherrfdjung ber ©Iettri 3 i= 
tat nun (djon fo roeit fortgeschritten, bafe 
fie biefer oortreffIid)en Wienerin nicht nur bie 
feineren, eleganten Arbeiten übertragen barf, 
fonbern and) in ber £age ift, fie mit ganj robuften 
ftraftleiftungen 3 U betrauen. 3u ben mäd)tigften 
Vorgängen, bie es in ber Ded)nit überhaupt gibt, 
gehört bie Bereitung bes ©ifens unb Stahls. Unb 
aud) in biefes ©ebiet, bas bisher ausfd)liefelid)er 
Bereid) ber brennenben ftohle toar, bringt bie 
©lettri 3 ität. Md)t ihre befonbere ©igentümlichteit, 
im umfloffenen ©ifen Magnetismus f)eroor 3 urufen, 
roirb hier oerroenbet, fonbern ber eteftrifdje Strom 
bient hier einfach als $ei 3 material. ©r hat ja bie 
gähigteü, beim Übergang 3 toifd)en 3 toei oon- 
einanber entfernten ©lettroben burch bie £uft 
in 3orm eines £id)tbogens unb beim ^affieren 
oon £eitungsftüden mit ftartem Wiberftanb au feer- 
orbentlidh hohe Wärmegrabe I)eroor 3 urufen. 

Die ©Beugung bes SRoheifens unb bie £>er= 
ftellung bes Stahls baraus gefdjel)en oon jeher 
burd) bie Wtmenbung fetjr ftarter $ifee. Die in 
ber Statur oortomntenben ©ifener 3 e roerben mit 
5tot)le 3 ufammen in ben £od)ofen, einen riefen- 
haften, mit fchlechten Wärmeleitern umfleibeten 
Sd)ad)t, getan, es roirb geuer barin ange 3 ünbet, 
unb biefes läfet man bann lange 3eit brennen, 
inbem man 3 ur Steigerung ber Wärme nod) 
mittels ungeheurer ©ebläfemafchinen heifee £uft 
forttoährenb burch bas ©emifdh oon 5tot)le unb 
©T 3 en fd)idt. Salb fd)eibet fid) bei biefem B^fe 
bas ©ifen oon ben übrigen Beftanbteüen, ber 
Sdjlade, ab, unb man tann es burd) eine im 
unterften Deil bes Ofens angebrachte Öffnung in 
flüffigem 3uftanb herausrinnen laffen. 

Doch biefes fo gewonnene ©ifen, Voheifen ge- 
nannt, ift für bie meiften 3ooede ber Ded)nit nicht 
ohne meiteres oerroenbbar. ©s ift infolge bes £jod)= 
ofenpro 3 effes fehr ftart tohlenftoffhaltig, unb bie 
©egenroart oon oiel üohlenftoff macht bas ©ifen 
fpröbe unb rnenig roiberftanbsfäl)ig gegen 3ug 
unb Biegung. ©s ift in biefem 3uftanb audh nicht 
fchmiebbar, fonbern mürbe fofort 3 erfpringen. 

Hm nun fchmiebbares ©ifen 3 u erhalten, mufe 
man bas 9tol)eifen faft oöllig oon feinem 5tol)len- 
ftoffgehalt befreien. Das gefdjieht baburd), bafe 
man es flüffig mad)t unb fehr ftart mit bem 
Sauerftoff ber £uft in Verbinbung bringt. Vis- 
bann oerbinbet fid) ber ftohlenftoff mit bem Sauer - 
ftoff 3 U 5tol)lenfäure ober ftohlenorpb unb 3iel)t in 


©asform ab. ©in ©ifen, bas in fehr hohem ©rabe 
oon 5tot)lenftoff frei ift, nennt man Schmiebeifen. 
Seine beften ©igenfd)aften 3 eigt bas ©ifen jebod) 
mertmürbigermeife, menrt es nod) 0,5—1,5 ^ßro 3 ent 
51ohlenftoff enthält, ©s ift bann am meiften miber- 
ftanbsfäl)ig gegen alle Beanfprud)ungen unb hat 
and) nod) einige befonbere ©igentümlid)teiten, bie 
bem Dechniter fehr ermünfd)t finb, fo 3 um Beifpiel 
bie gähigteit, fid» härten 3 U laffen. ©ifen in biefem 
3uftanb nennen mir Stahl. 

Die §erftellung bes Stahls aus VoI)eifen ge- 
fchah in neuerer 3eit faft ausfchliefelich unb ge¬ 
fehlt nod) heute im allergröfeten Umfang in ber 
Beffemerbirne unb im Siemens-Martin-Ofen. 
Vamentlid) ber Beffemerprosefe hat bie allermeitefte 
Verbreitung, ©s mirb hierbei in ein fehr grofees, 
birnenförmiges ©efäfe, bie fogenannte Beffemer- 
birne, flüffiges Vofeeifen getan unb burd) biefes 
heifee £uft fo lange hiuburchgeblafen, bis ber 
5tol)lenftoff bes ©ifens auf ben gemünfd)ten 
Bro 3 entfatj herabgefefet rnorben ift. Durd) bie 
fehr umfangreid)en ©ebläfeeinrid)tungen, bie hier* 
bei unterhalten merben müffen, ift ber ^ßro 3 efe 
nid)t billig, unb in ber Ded)nit mürbe fd)on feit 
langem ein Veinigungsoerfahren für bas ©ifen 


begehrt, bas geftatten mürbe, ohne bas ©inblafen 
oon £uft 3 um 3id 3 U gelangen. 

Wie fo oft, brad)te auch hier bie ©lettri 3 ität bie 
©rfüllung. Der Urheber bes erften ©ebantens für 
eine Metfeobe ber Stat)ler 3 eugung auf elettrifdjem 
Weg ift ber grofee Werner Siemens gemefen. 3m 
3ahre 1878 bereits tonftruierte er 3 ufammen mit 
feinem Bruber Wilhelm ben erften elettrifchen 
Sd)mel 3 ofen. ©r hatte fid) babei 3 ur Aufgabe ge¬ 
teilt, ben Stahl in einem einigen ^5ro3efe bireft 
aus bem ©r 3 3 u gemimten, ©r benutzte hter 3 U 
einen Siegel aus 5tot)le unb er 3 eugte bie $ifee ba= 
burd), bafe er bid)t über ben ©r 3 en einen £idjt= 
bogen 3 mifd)en 3 mei ©lettroben aus Äofele über- 
gehen liefe, mie bies noch heute in jeher Bogen- 
lampe gefdjieht. Die oon einem folgen £ichtbogen 
er 3 eugte trjifee beträgt 2000 ©rab unb mehr, unb 
fie ift mot)l imftanbe, ©r 3 e auch ohne 3ul)ilfeuahme 
oon ©ebläfen nieber 3 ufd)mel 3 en. Siemens hatte 
aber mit feinem elettrifchen Ofen einen grofeen 
Mifeerfolg. Denn fomohl in bem Material bes 
Siegels mie in ben ©lettroben befanb fid) ja 
5toI)lenftoff, ber in bas glüfeenb-flüffige ©ifen hm= 
einmanberte unb es für praftifche 3mecfe gan 3 
unbraudhbar madhte. 

£ange 3 e ft bad)te banach niemanb mehr an 
bie Stahlgeminnung auf elettrifchem Weg, bis 
bas 3aht 1000 bie enbgültige £öfung bes Problems 
brachte. Unb 3 toar mürben faft gleid) 3 eitig brei 
oerfd)iebene Methoben ber ©Beugung bes ©leftro^ 
ftal)ls erfunben. 

Der italienifd)e ©enieoffi 3 ier ©rnefto Staffano 
erzeugt ©lettroftahl baburd), bafe er in ein feuer= 
feftes ©efäfe, auf beffen Voben fid) bas 3 U reinigenbe 
©ifen befinbet, 3 mei magered)te Äofelenelettroben 
einführt, 3 mifd)en benen ein gan 3 ungeheurer 
£id)tbogen oon nal)e 3 U einem Meter £änge über¬ 
geht. Den oon Siemens gemad)ten 3tehl cr oer- 
meibet Staffano baburd), bafe er bie 5toI)len= 
elettroben fo t>od) über bem ©ifenbab anbringt, 
bafe fie mit biefem unter teinen Umftänben in Be¬ 
rührung tommen tönnen. Das Verbrennen ber 
©lettroben mirb baburd) oerhütet, bafe fie in ihrem 
3nnern ftänbig burd) Waffer getühlt merben. Wif 
bem flüffigen ©ifen fammelt fid) aufeerbem eine 
Schladenf<hid)t, bie es oollftänbig bebedt unb oon 
ben 5tot)Ieeleftroben trennt. 2luf biefe Weife er- 
3 eugt Staffano, ber allerbings fein Ofenmobell 
aud) erft nad) langem ©rperimentieren gefunben 
hat, einen fel)r guten Stahl. 

Der elettrifche Stahlofen bes 3^un3ofen §eroult 
3 eigt oon bem eben befchriebenen nur eine 9tb= 
meid)ung in ber itonftruttion, nid)t im ©runb- 
gebanten. ^eroult führt bie beiben fehr ftart 
bimenfionierten Äohlenelettroben fentred)t in ben 
Ofen fo meit hinein, bis fie in bie auf bem flüffigen 
Metall fchmimmenbe Schladenfd)icht tauchen. Beim 
©infchalten bes Stroms entftehen nun 3 mei £id)t= 
bogen, inbem oon jeher ©lettrobe einer ausgeht, 
ber burch bie Schlade 3 U bem Metall bur^ 3 u- 
bred)en fud)t. Vud) hier mirb burch bie Sdjlade 
eine Berührung 3 mif«hen ftohlenelettroben unb 
©ifen oermieben. 


5tnfid)t eines ©lettroftahlofens nadh bem Spftem ftjellin. Das gefd)mol 3 ene ©ifen befinbet fid) in 
einer fchmalen Mnne, bie unterhalb bes im Vorbergrunbe fichtbaren Dedels liegt 
















1911. SRr. 50 


Über fianb unb äfteer 


1289 



Slusfliefeen bes fertigen Stafjles aus einem (Sleftroftaljlofen 


(Einem gan 3 anbern ©ebantengang ift ber 
Sd)toebe Rellin gefolgt. feinem Ofen gibt es 
teinen £id)tbogen mef)r, fonbern er benu^t bie 
2Bärme, bie ber eleftrifdje Strom beim £>urd)gel)en 
burd) einen SBiberftanb erzeugt. 3™ 5tjellin= 
ofen toirb bas $u reinigenbe Metall in eine ganß 
fdjmale, freisförmige SRinne gegoffen. Um biefe 
9tinne I)erum toirb burd) eine ftarte 5tupfertoidelung 
ein fef)r träftiger 2Bed)feIftrom geführt, ber nun 
burd) bie betannte (Erfdjeinung ber ^nbuttion in 
bem fd)maten eifernen 9?ing ebenfalls einen träf'- 
tigen Strom eräeugt. £>as (Eifen oon geringem 


Querfd)nitt bietet bem Strom nun einen fei)r 
ftarten 2Biberftanb unb toirb aufoerorbentlid) ftart 
erlji^t. 23ei biefer 9Jietl)obe ift eine 93erun= 
reinigung bes (Eifens burd) 5toi)Ienftoff bereits 
oöllig unmöglid), toeil gar feine 51oljle mei)r 
gegentoärtig ift. 

£>ie (E^eugung bes Statjls auf eleftrifdjem 
2Beg breitet fid) immer mei)r aus. (Es finb fjeute 
bereits ungefähr 120 Ofen biefer idrt im betrieb. 
3n it)ren ftonftruttionen finb fie oft fel)r oon» 
einanber oerfdjieben, ba 3 toar bie gefamte (Eleftro= 
ftaf)Ier 3 eugung auf ben brei oben gefd)ilberten 


ättettyoben beruht, bie 9lusfül)rungsformen ber 
Ofen aber oft fet)r toeit ooneinanber abtoeidjenb 
gerodelt toerben. 

(Es gibt t)eute etroa 20 oerfdjiebene (Sleftro= 
ftat)lofenfpfteme. 3jt)nen allen gemeinfam aber 
ift bie Lieferung eines feljr reinen, fetpc gleid)= 
mäßigen ^robutts, beffen gefügfeit bem beften 
£iegelftal)l faft gleidjtommt, oljne jebod) fo 
toftfpielig $u fein toie biefer. So ift eine immer 
roeitere Ausbreitung ber elettrifd)en Stal)lbereitung 
3 U erwarten. 



Sefdiidung eines (Eleftroftaf)Iofens mit 9lof)eifen. 9tus bem ©iefetiegel redjts fließt bas 9?oi)eifen in bie 9tinne bes (Eleftroftaljlofens 





















1290 


Über £anb unb Söleer 


1911. 5ttr. 50 




9 ^atürli<J) gefd)ütjter Quellteid) in ber üüneburger §eibe, 
oon VSadjolber unb §eibenrösd)en umfäumt 


Srora-} int 33 al ba Scarl. Vtotio aus beut fd)wei3erifd)en 
„Aationalpart", Val ©luo3a int Unterengabin 

Veften 3u 3ehnten, aber mir haben 3ugleid) aud) 
bie heilige Pflicht, nid)ts rüdfid)tslos aus3urotten, 
fonbern bas $armonifd)e in ber Aatur, bert Hos= 
mos, toie es ber grohe Alexanber oon §umbolbt 
nannte, nad) Vtöglid)teit 3u erhalten, foweit es fid) 
irgenb mit unfern 2 mtereffen oerträgt. Völlige Aus= 
rottung irgenbeiner Tierart, unb wenn fie fcheinbar 
nod) fo fdjäblid) roäre, hat fid) nodj ftets früher ober 
fpäter bitter geräd)t. Deshalb tonnte ber Aaturfd)utj= 
gebante in feiner urfprünglid)en gorm aud) nid)t recht 
ooltstümlid) toerben unb nicht in weiteren Greifen 
2Bur3eI fd)lagen, weil er auf bem fogenannten Aühlid)= 
teitsprin3ip aufgebaut war. So wollte 3um Veifpiel 
bie frühere Dichtung im Dier* unb Vogelfdjutj nur 
biejenigen Vögel befd)üt}t wiffen, bie bem 9 Tienfd)en 
nütjen, währenb fie bie uns fcheinbar nad)teiligen fd)o= 
nungslofer Verfolgung preisgab, ja noch burdj Ausfetjen 
oon Prämien 311 ihrer Vernichtung anfpornte. Aun 
finb fid) aber jetd alle einfid)tigen Aaturtenner barüber 
tlar, bah es in VSirtlicbteit weber ein abfolut nühlid)es 
nod) ein abfolut fd)äblid)es ©efd)öpf gibt, fonbern bah 
jebes, felbft oont Stanbpunfte bes menfd)lid)en 
effes aus gefprod)ert, m be3ug auf Auheu ober Staben 
je ttad) £>rtlid)teit unb Verl)ältniffen ftart abänbert, 
unb bah int groben §ausl)alte ber Aatur überhaupt 
jebes ©efd)öpf feine gan3 beftimmte Stellung irtne 
unb gan3 beftimmte Aufgaben 3U erfüllen hat, fo bah 
feine Ausrottung biefelbe VSirtung haben mühte, als 
wenn man aus einer groben Vtafd)ine ein Aäbd)en 
herausnehmen wollte. Aud) bas oielgehahte Aaubtier 
3um Seifpiel hat eine grobe unb wid)tige Aufgabe 311 
erfüllen, inbern es träntlidje unb fd)wäd)lid)e 3nbu 
oibuen befeitigt unb nid)t 3ur 0rortpflan3ung tommen 
Iaht, fo alfo eine natürlidje Auslefe bewirtt unb 
inbirett bie (Erhaltung ber oon U)m oerfolgten Art in 
befonbers träftigen (Exemplaren oerbürgt. Sd)on biefe 
fur3en Anbeutungen 3eigen, bah bas Aühlid)teitsprin3ip 
unb natürlich aud) ein auf ihm aufgebauter Aaturfdmh 
oerfel)It finb. Seit einigen Salden ift man beshalb 
3U bem Stanbpuntte gelangt, etwa einen Vogel nicht 
nur beshalb 311 fd)üben, weil er oielleidjt ob)tfd)äblid)e 
Büfetten friht, fonbern in erfter £inie aud) feinen 
äftl)etifd)en Sßert 3U berüdfid)tigen, alfo ben Vogel um 
feiner felbft willen 311 fd)ühen, weil er uns als ein 
herrliches ©efd)öpf, als ein Did)tergeban!e gewiffermahert 
ber fchaffenben Aatur erfcheint, weil ohne bie lieblichen 
©efänge unb anmutsoollen Vewegungen ber Vögel unfre 
Fluren unb VSälber tot, öbe unb traurig fein würben. 

Von biefen (Erwägungen ging ber ©ebante aus, 
befonbers hart bebrohte unb bem Ausfterbcn geweihte 


Die Aaturfdmhparfbeiuegung 

(Altt brei Abbtlbungen unb rner £>rtgmal 3 etcf)mmgen oon Hermann Vellguth) 

OflfJ-ancherlei neue äfthetifdje Vierte I)at bie Kultur ber ©egenwart geprägt, 
unb ber Vaturfdmhgebante ift baoon wohl einer ber eigenartigften 
unb be3eid)nenbften. (Es ift ja nur eine natürliche Aeattion, bah in unferm 
Zeitalter ber Ded)nit unb £jt)pertultur auf ber anbern Seite bie Sehnfucht 
nad) freier Aatur um fo ftärter erwad)en muhte, unb in ber Dat ift aud) 
in feiner 3 ^it bie Stopfung ber Aatur fo brutal gefd)änbet worben wie 
gerabe in bem oielgerühmten 3 eitalter ber Aaturwiffenfd)aften: wahrlich eine 
grimmige 3*onie menfd)licher Hulturgefd)id)te. 

©s ift gerabe3U furd)tbar, wie bie Vtorbluft unb ©ewinngier bes 9 Jlenfd)en 
in wenigen 3ah^3ßh n ^ n unter ben an3iehenbften ©efd)öpfen unb Iieblichften 
Hinbern ber Aatur aufgeräumt hat. 3 d) braune ja nur an bas Sdjidfal 
bes amerifanifdjen Vüffels 3U erinnern, ber nod) oor nicht all3ulanger 3 eit 
in gerben oon Daufenben unb aber Daufenben bie weiten Prärien feiner 
Heimat burd)ftampfte unb heute bis auf einige Heine Drupps in gefehlten 
Aeferoationeu 3ufammengefd)mol3en ift, bie burd) ben ©influh ber 3n3ud)t 
nun aud) fdhon langfam, aber ficf)er bem Untergange geweiht finb. Aber wir 
brauchen unfre Veifpiele gar nid)t aus fernen Säubern 3U holen, fonbern 
uns nur 3U oergegenwärtigen, was aus ben gewaltigen Seeoögelfolonien 
an unfern Hüften, was aus ben Hormoranfolonien unfrer Vinnenfeen 
geworben ift. Der Vlifent, ber näd)fte Verwanbte ber altgermanifd)en 
Auerod)fen, fommt nur nod) an einem fünfte Deutfd)Ianbs I)iuter Schuft 
gattern oor, unb aud) Vßobans geflügelter Vote, ber ftattlidje Holfrabe, ift 
fchon faft oollftänbig aus Deutfchlanb oerfd)wunben. Aid)t beffer ift es 
unferm Sd)wimmarber, bem wegen feines foftbaren Vd3u»erfes unerbittlich 
oerfolgten Aer3 gegangen, rtid)t beffer bem Sdjwimmfünftler unb Vurgem 
bauer Viber, bem redenl)aften ©Id), ber nur nod) ben äuherften Aorboften 
unfres Vaterlanbes bewohnt, bem Vogelfönig Steinabier, bem giufterling 
Uhu, bem fchönen Sd)war3ftordh unb fo oielen, oielett anbern. ©el)t es fo 
weiter, fo wirb fchon in wenigen 3ahr3ehnten 311m Veifpiel ein Aaturforfdjer, 
ber eine Aaturgefd)id)te unfrer Aauboögel fchreiben will, nur nod) einen 
einigen groben Aefrolog ab3ufaffen haben. Unb wie ber Dierwelt, fo ift 
es aud) ber Vflan3enwelt ergangen, namentlich feit ber 3 eü> too man anfing, 
überall einförmige VabeIl)ol3beftänbe 3U fd)affen, bie wohl bas £jer3 eines 
§ol3hänbIers, nun unb nimmer aber bas eines Vaturfreunbes 3U rafd)erem 
Sd)lage 3U bringen oermögen. Soldjeit einfeitigen Übertreibungen gegenüber 
muhte mit gerichtlicher Votwenbigfeit eine Aeattion einfeijen wie einft 
3u Aouffeaus 3eiten. 

Das ©ntftehen 3ahlreid)er Dier= unb namentlid^ Vogelfdmhoereine war bas 
erfte 3 ^id)en bafür, bah ber Vtenfd) fid) wieber auf feine ?ßflicf)t gegen 
bie Aatur unb gegen beren ©efdjöpfe 311 befinnen begann. 2ßir haben 
freilid) bas Aed)t, bie Aatur aus3unuhen unb ihre ©efcf)öpfe 3U unferm 


Der P3 












1291 


1911. 9lr. 50 


Über ßartb unb SETCeer 



ältere unb ^flartäen oßne atüdfid)t auf ißren angeb* 
lid)en SRußen ober Stäben als fogenamtte atatur* 
benlntäler wenigftens an befcßränlten £>rtlicß leiten unb 
in oerein 3 elten ©remplarcn für bie atacßwelt 3 u 
erhalten. 

©ewiß oerbient biefer ©ebanle ben Seifall 
unb bie wärntfte Unterftüßung aller ataturfreunbe, 
aber in praltifcßer 23e3ießung I)at es fieß bod) oielfad) 
nid)t als ausreid)enb erwiefen, hier einen aiauboogel* 
ßorft, bort einen ginblingsblod ober eine ©ruppe 
feltfamer Säume unter Scßuß 3 u [teilen, unb nament* 
lid) oerfagt bie ataturbentmalpflege gegenüber fo 
freisügigen ©efeßöpfen, toie es 3 'um Seifpiel bie 
Sögel finb. Selbft in botanifeßer 23e3ießung reicht 
fie nießt aus, roentt roir uns ein ge[d)loffenes £anb= 
fdjaftsbilb unb in it)nt bie tppifd)en aUlan 3 engemein= 
feßaften erhalten unb fießern roollen. £>ie 21 merilaner 
roaren es, bie feßon oor mehreren gaßrseßnten burd) 
bie tod)affung ihres großartigen ajellowftoneparls 
ben richtigen 2 Beg roiefen, aber es hat lange ge* 
bauert, bis biefe meiteitgehenbe 2 lrt bes atatur* 
feßußes, bie 3 toeifeIIos bie Krönung bes gan 3 en 
ataturfcßußwerles bebeutet, auch bei" uns ©tngang 
gefunben hat. 

SOtit un 3 ulänglicf)en Siitteln unb 3 U ungünftigen 
3eitpunlten früher gelegentlich unternommene 23er= 
fud)e finb als oerfrüht gefd)eitert, bis in bem oor 
anbertßalb fahren gegriinbeten „Serein aiaturfd)uß= 
pari“ in Stuttgart eine mäd)tige £>rganifation ge* 
fd)affert würbe, bie mit sielbewußter Xatlraft bie 
Sacije in bie $anb genommen hat. Um allen wieß* 
tigen £ier* unb Sflansenformen, bie für ben beutfdhen 
ÜRaturfreunb in 23etracßt lommen, eine bauernbe 3u= 
fln<f)tsftätte 3 u fichern, rourbe oon oornherein bie 
Sd)affung breier großer ataturßßußparle ins 2luge 
gefaßt, roooon ber eine als Sari für bie gönnen bes 
Pjodjgebirges in ben fteiri[d)en 2 tlpen, ber 3 toeite als 
aRittelgebirgsparl in Süb* ober Scittelbeutfd)Ianb 
unb ber britte für bie gönnen ber Tiefebene in 
atorbbeut[d)lanb 3 U liegen lommen [oll. Einesteils 
müffen biefe Sarle, roenn fie ihren 3 tf>ed einigen 
maßen erfüllen [ollen, 3 ientltd) umfangreich fein 
(minbeftens brei -Quabratmeilen), unb anbernteils 
ift mit unfern befchränlten mitteIeuropäifd)en 
9?aumoerßältni[[en, bem ßoßen 33Sert unb ber 
roeitgehenben 3 crftüdelung oon ©runb unb Soben 
3 u red)nen. 2 Iber nad)bem es felbft ber lleinen 
Sd)roei 3 [cßon ein gaßr oorher gelungen toar, 
fid) im 23al ©luo 3 a infolge ber opferwilligen Unter* 
ftüßung ber ©emeirtbe 3 enm 3 einen ataturfeßuß* 
pari oon 25 Quabrattilometern 3 U [cßaffen, in 
roeld)em fogar nod) Sären oorlommen, lann man 
rooI)l aud) auf bie alteingerour 3 elte aiaturfreube 


21us einem amerilanifchen aiaturfcßußparl: ©in Slid in bas 2)ofemitetaI 


unb Saturliebe bes beutfeßen Solles reeßnen, 
barauf, baß es burd) rege unb roerltätige Unter* 
ftüßung bie 23erwirlUcßung bes großsügtgen planes 
ermöglicßen werbe. Übrigens ift biefe in ber 
Üat aud) nießt ausgeblieben. 9Benn anfangs ber 
s UIan oon oielen für eine fd)öne Utopie gehalten 
würbe, fo hat bie 2 Jtacßt ber £atfad)en fd)on nad) 
laum 3 af)^esfrift unwiberleglid) bewiefen, baß ber 
ataturßßußparlgebanle aud) in Deutfcßlanb un* 
gemein oollstümlid) ift, baß bie ißnt innewoßnenbe 
gewaltige Stoßlraft alle [icß entgegentürmenben 
^inberniffe über ben Raufen 3 U werfen unb bem 
groß 3 ügigert ^Blane 3 um oiege 311 oerßelfert oer* 
mag. ©s ift ja aueß ßöcßfte 3 ^it, baß ßier in leßter 
Stunbe etwas gefeßießt, ja es ift ber Ießte klugen* 


blid gelommen, wenn nid)t ein oerßängnisoolles 
„ 3 u fpät“ uns entgegenfcßallen foll. ^ 93 ei ben 
meiften ftulturaufgaben, bie unfre gegenwärtige 
©eneration 3 U erfüllen hat, genügt es, wenn wir 
oorarbeiten unb anfangen unb bie 23oIIenbung 
unfern Sößnen unb ©nleln überlaffert. §ier 
aber ift es umgeleßrt, ßier müffen wir etwas 
mit rafeßer ©ntfcßiebenßeit bureßfeßen, beffen 23or* 
teile in ber §auptfacße erft unfern s Jiad)lommen 
3 ugute lommen werben, bamit biefen nid)t nur 
bie Silage um etwas unwieberbringltcß 23er* 
lorenes übrigbleibt, bamit fie uns nicht bereinft 
troß all unfrer ßod)entwidelten Xecßnil 23ar* 
baren [dielten, Barbaren, weil wir mit bem 
Öeiligften, was uns überlommen war, mit 



SRotio aus bem aiaturfcßußparl in ber fiüneburger £eibe bei SBilfebe. ataeß einer 3 eicßnung oon Hermann 23ellgutß 















1292 


Uber £anb unb 9Jteer 


1911. 9lr. 50 



Hünengrab bet SBilfebe 


©ebauung gu retten unb bolb barauf auch 
ben überaus romantifd)en Xotengrunb 3 U 
erwerben, beffen XRotioe burd) bte ©ilber 
ber 2Borpsweber 9ftalerfd)ule ja weiten 
Greifen beiannt unb oertraut geroorben 
finb. Snstmfdjen finb nod) weitere 9In= 
täufe erfolgt, unb auch bas nod) nicht in 
ben ©efih bes Vereins übergegangene ®e* 
länbe ift burd) Voroerträge gefiebert. 3ur 
Durchführung berfelben gehört freilich ©elb, 
oiel ©elb, unb es ift beshalb hocherfreulich, 
baff 311 m ©eifpiel etroa 250 beutfdje Stabte 
bie ©ebeutung bes Unternehmens burd) 
Beitritt 311 m herein ober 3 etcf)nung oon 
Suboentioncn anertannten, barunter 
Hamburg allein mit 10 000 Vfart jährlich- 
Unb and) bie preufeifd)e Regierung blieb 
nid)t 3 urüd. 91ad) forgfältiger unb grünb* 
lieber Prüfung ber Angelegenheit bereinigte 
fie bem Vereine eine Lotterie, bereu 
5Reinerträgnis in ber höl)e non anbertljalb 
SLUillionen 9Jiart in Verbinbung mit ben 
laufenben Dtitgliebsbeiträgen unb ben 3 U 
erroartenbeit Suboentionen genügen wirb, 
um ben norbbeutfd)en ©art fd)on in Inzer 
3 eit als ftol 3 oollenbete Datfache bafteljen 
3 U laffen. Ellies foll bann bort bem ur= 
wüdffigen ^Balten freier 91atur überlaffen 
werben, tein hol 3 barf gefällt, tein 2BiIb 


ben Schäden ber I)eimif<f)en Vatur, utd)t 
um 3 ugel)ett oerftanben, fonbern fie in blim 
ber ©ewinngier oernichtet unb 3 erftört 
unb nichts baoon für unfre 9tad)tommen 
übriggelaffen haben. hier barf tein tlein- 
ntütiges 3 ögern ©Iah greifen, benn es 
hanbelt fid) um 2Berte, bie niemals wieber 
erfettf werben tonnen, wenn fie einmal 
oerloren gingen, es hcuibelt fid) um eine 
©h*enfd)ulb, bie bie ftultur unfrer 3 eit 
ber mihhanbelten 9tatur gegenüber ein= 
3 ulöfen oerpflid)tet ift. 

(Erfreulicherweife hat benn aud) bie 
9taturfd)uhpartbewegung bereits greifbare 
(Erfolge 3 u Bezeichnen, unb insbefonbere 
ber rtorbbeutfd)e ©art barf l>eute fd)on als 
gefiebert gelten, ein 9iefultat, auf bas ber 
herein mit 9?ed)t ftol 3 fein barf. tiefer 
norbbeutfdje ©art wirb in ber ßütteburger 
frjeibe entftehen unb uns fomit bauernb ein 
weites Stüd fetter fagenumwobenen §eibe= 
Ianbfd)aft erhalten, bie mit ihren grojf 3 
3 ügigett £irtiett, ihren enblofen X 5 r^ rnen » 
ihren wuchtigen Farben fo recht ben 3 äl)en 
unb fchwermütigen, etwas melan<holifd)en, 
aber burd) unb burd) bid)terifd)en ©haratter 
bes eblert nieberfäd)fifd)en Voltsftammes 
wiberfpiegelt. Schon im oorigen $erbfte 
oermodjte ber herein ben Vtittelpuntt bes 
tüuftigen ©artgebietes, ben allen ttorb^ 
beutfdjen Xouriften woI)Ibefannten 9BiI= 
feber ©erg, im lebten 9Iugenblid t>or ber 



2Bad)oIber am SIbenb. 9Jlotio aus 2BiIfebe 



erlegt werben, tein Sd)uh unb tein 9Irtf)ieb 
ertlingen, fo bah in einigen 3ah*3ehnten 
bort eine altgermanifche ^eibelanbfchaft 
oon neuem entftehen unb bem ©efud)cr 
oon ben geheimnisoollert SBunbern ur= 
wiiehfiger 9tatur cr 3 ählen wirb. Vom §irfd) 
unb Abler an bis 311 bem 9Jtoos unb ber 
glechte herab, bie ben oerwitternben fyels 3 
blöd umtleibet, foll fid) lp-t ber Schuh 
ber 9tatur erftreden. 

Schwieriger wirb ber fiibbeutfdje ©art 
burch 3 uführeu fein, hoch finb and) h^r 
fdhon Verbanblungen im ©ange, unb nod) 
beffer ftet)t es um ben geplanten 9Ilpen= 
part, weil biefem gegenüber bie öfter= 
reid)ifd)en ©ef)örben in gerechter 2 Bi'trbi= 
gung ber Sache bas größte ©ntgegenfommen 
befunben unb weil Iper umfangreiche ©e= 
länbe 00 m ©roffgrwtbbefihe gegen rnäffü 
gen ©rbpadft 3 ur Verfügung gestellt wur= 
.beit, fo bah es nur noch einiger 9Irron= 
bierungen bebarf, um ein gefd)loffenes 
©an 3 es mit natiirlid)en ©ren 3 en 3 U bilben. 
hoffentlich erlebt alfo bie gegenwärtige 
©eneration in abfehbarer 3 eit bie ©nt* 
ftetjung aller brei ©arte unb hwterläfft 
bamit ben 9?ad)tommen ein Vermächtnis, 
beffen er 3 ieherifd)e, äfthetifdhe, wiffem 
fd)aftlid)e unb patriotifd)e ©ebeutung gar 
nid)t hoch genug oeranfd)Iagt werben 
tann. 

Dr. Äurt ^loeride 


Sdjafftall in ÜBilfebe 




23on lints nad) red)ts: 3e einmal im grül)jal;)r Xäfet fidj jeber Werfer etwas 23Iut burd) Sdjröpfföpfe ober 2lberlafe ab 3 apfen, um ben frifdjen Säften 
9iaum 3 U fd)affen.— 23olt oor einem 23ogelI)änblerftanbe, bem ©efange „23ülbüls", ber perfifdjen 9tad)tigaII, laufdjenb. — Sdjreibenber perfifdjer ftnabe. 
Oben lints: X)as malerifd)e 3nng=^3erfien. Oben redjjts: ©in I)ot>er ^rieftet, aus bem mit ^eiligen Steinen oom ©rabe bes ^roptjeten befdpuerten 

ftorait oorlefenb 


Über £attb unb SJleer 


1911. 9lr. 50 


©ine perfifd)e ©feltararoane 


Ausritt oomeljmer ^3erferinnen mit Dienerfdjaft auf ©fein 


"Persien 


bas £anb ber 9tofen, ber £eppid)e unb ber 91ad)ti= 
galten, ber nid)t enbenben politifdjen Hnrufjen unb 
ber religiöfen Kämpfe, bas burd) bie 9tiidtef)r bes 
feines £t)K>nes entfetten Sdjafjs aud) in ber lebten 
3eit toieber bas 2lbenblanb oon jid) reben mad)t 
























1294. 


1911, 5»lt. 50 



üftuv der, C/eqenwaii 


mtm 



Der Sommer ift bert Dramen ni©t t)olb. 
Setbft bte l^freibiltette [träten. Sei meinem grtfeur 
liegen [eit einer Ste©e „Sorzugstarten" für ein 
ganz gutes Xheater. 9Jtan tann für eine 9)tart, 
benf t©, auf einem “Aartettfitj Sßlat? nehmen, ber 
an ben Litfahfänlen für fünf 9Rart fünfzig an* 
geboten roirb. Den gremben angeboten. (Den* 
[eiben, bie in ben Xanztotaten bieber ©ntree er* 
legen, was bie ©tnt)eimt[©en au© ni©t tun.) 
Die Leute taffen ft© rafieren unb ben Stopf mit 
©tswaffer waf©en, aber bie Sorzugsbiltette taffen 
fie liegen. Der Fimmel ift rootfentos, bas Xhetmo* 
meter ma©t Sttetterübungen, ber glühenbe Afphatt 
in ben Sier*„(Särten" ftintt über bie 93tahen 
fommerlid) — ba finb Xheater, ©ehpelze unb 
5ta©elöfen entbehrt!©. 

93tan geht nt©t t)inein, aber man rebet oom 
Xheater. (So, roie juft bie gunggefetlen gern oon 
ber ©t)e fpred)en.) Unb man ift einig, baff man 
großen gäten entgegengeht. Sßieber einmal, ©s 
ift eine Anregung auf ben oielbemüt)ten „guten 
Soben" gefallen, ber in Xheaterbtngen immer ba 
ift. Stenn für gar nichts (Selb aufzutreiben ift in 
23erlin — für ein Xt)eaterunternehmen finben fid) 
immer begeifterte Leute, bie roas [pringen taffen. 
Araf© unb bas ©oett)ett)eater, Sdjmieben unb 
bas 9teue Xheater, ©ettte unb bas ^ebbetttjeater — 
vestigia terrent? £> nein! Seinharbt mit groei 
guten SBintern, mit S^atefpeare, girtus, Operette 
[©webt oor. 931an hofft unb glaubt. Unb fet$t ift 
gar no© eine Sühne angemetbet, bie — fagt fie 
in Sornotizen, unb Sornotizen finb betanntti© bie 
Steifheit in reinfter, [©tadenlofer gorm — auf 
materiellen ©ewinn ni©t ausget)t unb ni©t an* 
geroiefen ift. Diefes einzigartige Unternehmen 
|at griebri© Stai)hier auf bem ©ewiffen. 

griebrid) Stag Bier ift einer oon ben ho©gebiI* 
beten Sdjaufpielern, ben feine Sitbung nicht 
hinbert, gut zu fpieten, unb ben feine bar fielt erifd)en 
(Erfolge ni©t abhalten, ernft unb et)rli© bie bra* 
matifche Literatur zu oerfolgen, au© roo fie ihm' 
perföutid) teine Sombenrotle oerfpri©! gn einem 
Auffatg in ber „©egenwart" hol er ausgeführt: 
Dur© bie beftehenben Xheateroert)ältni[fe würbe 
manchem Di©ter, ber ein gutes 9te©t barauf hätte, 
auf geführt zu toerben, ber Steg oerfperrt; unb 
wenn er f©tiefeti© fi© bo© bur©[ehte, feien fo 
oiete gat)re oergangen, bah aus bem „jungen 
Di©ter", ben bas ^ubtitum nun tennen lernt, 
inzroif©en ein alter 931 arm getoorben fei. ©r tonnte 
hinzufügen, bah bann au© bereits bas Stüd bie 
gei©en bes Atters trägt, bie oiettei©t nur no© 
Lo©a©tung erztoingen, upo einft zur (Entftefmngs* 
Zeit ©nthufiasmus ben Soeten gefreut, geftärtt, 
geförbert hätte. Stag hier s Sorf©lag ging nun 
bat)in: eine offizielle Serfu©sbüt)ne zu grünben, 
unabhängig oon alten beftehenben Xheatern; 
neutraten Soben, aber unter Anteilnahme aller 
Dheaterteitungen, benen bie ©ntwidtung ber Stunft 
roahrhaft am Kerzen liegt. „Stemm,“ fo fährt er, 
oon feinem ©egenftanb hlugeriffeu, fort, „tonnte 
bie , greie Sühne' ni©t in neuer ©eftatt er* 


toa©fen? SSäre es bie 3utunft unfers beutf©en 
Dramas ni©t roert, mit einer fot©en Ser[u©s= 
bühne oon Stunft unb 9te©ts wegen offizielle 
Sref©e zu [©tagen in biefe ©inefif©e Stauer 
alttährti©er Senfationsforberungen, mit ber bie 
öffentti©e 93taffe bie freie unb natürli©e ©ntwid* 
tung beutf©er Sühnentunft mehr unb mehr zu 
umttammern brot)t?" ... Sofort greift eine be= 
geifterte günglings[©ar ober ein ehrgeiziger 
Sttünget, ber ob feines (Ehrgeizes ni©t getabelt fein 
folt, ben ©ebanten auf unb tünbet: $ier finb toir! 
Ober oietmehr um[tänbli©er: „(Einer Anregung 
griebri© Staghters fotgenb, hat fi© in Sertin unter 
bem 9tamen ,Sertiner greie Sühne' eine Serfu©s* 
bühne für u n aufgeführte Autoren tonftituiert. 
Die Sertiner greie Sühne erftrebt bie Färber urig 
ber bramatif©en Di©ttunft unb forbert alte bie- 
jenigen, benen bie ©ntroidlung bes beutf©en 
Dramas am Sterzen liegt, zu reger 931itarbeit auf. 
Alte unaufgeführten Autoren toerben erfu©t, ihre 
Sühnenwerte ber unten angegebenen Abreffe 
einzurei©en unb eine turze S©itberung bes 
Lebenslaufes beizufügen." Unb man oerfpri©t: 
„Die Sertiner greie Sühne rnirb, ohne eine be= 
ftimmte Aid)tung zu pflegen, ben, Unaufgeführten' 
©elegenheit geben, in einem erften Xheater oor 
ber Striüt zu Sterte zu tommen. Die Sorftellungen 
toerben teils in Sertin, teils in SHen unb 93tün©en 
oor getabenem ißubtitum ftattfinben. Sämtti©e 
Stilette gelangen unentgettti© zur Ausgabe, gür 
bie tommenbe Saifon finb zlrta zroanzig Auf* 
führungen oorgefehen." 931an tann in toenig 
Sterten ni©t mehr oerfpre©en. Aber — bie gaft* 
na©t ift no© toeit — wer beftreitet bie Stoften für 
Saalmiete, Darftelter unb alt bas Drum unb Dran? 
3um Striegführen — au© in ber Stunft — gehört 
©elb, ©etb unb no©mats ©etb. gaft Hingt's toie 
ein oerfrühter gafdpingsfpah: „Sämtli©e Sillette 
gelangen unentgeltli© zur Ausgabe" unb „alle 
unaufgeführten Autoren toerben erfu©t, ihre 
Sühnentoerfe ber unten angegebenen Abreffe 
einzurei©en.“ Da betommt bie Aei©sp.oft zu tun! 
Denn es gibt ni©t fo oiete Offiziere in ber Armee, 
ni©t fo oiete 3ahnärzte in Ofterrei©, ni©t fo 
oiete 93tater auf ©apri, ni©t fo oiete Hoteliers in 
ber S©toeiz, toie es unaufgeführte Dramatiter 
in Deutf©Ianb gibt. Unb ooer roirb bas am 
gef©toemmte Dramaüf©e tefen? Ster oon Anfehen 
unb ©ef©mad unb Sühnentermtnis oerbirgt fi© 
in bem geheimnisumwobenen Laus am Stur= 
fürftenbamm, in bas ber 9ß<Uetpo[tbote alt bie 
hoffnungsoolten Dramen — eingef©rieben unb 
roertoerfi©ert — hineintragen barf? 

S©on einmal erlebten toir eine „greie Sühne". 
931ir [©eint, es roar eine größere 3<üt, bie fie gebar 
unb notroenbig ma©te. gür 3bfen toar no© zu 
tämpfen. Lauptmanns ftartes Dalent toar ben 
©etreuen betannt unb fu©te feine Stätte. Spinter 
ihm f©ien eine Stämpferjugenb zu brängen. Unb 
Samen toie Otto Srahm, SjSaut S©Ienther, Lub* 
toig gutba fafeen in bem bur©aus ni©t anonpmen 
AusfdpuB- Der ttuge Otto Srahm — ber au© 
als Direttor bes Leffingtheaters (toennf©on „Das 
Stonzert" fein te^tes Laffenftüd toar) ben Dra= 
bitionen ber ehemaligen greien Sühne, bie längft 
entf©lief, am treueften geblieben ift, hat bamals 


im S. gif©erf©en Serlage, ber bur© bie neu e 
Setoegung ©o©tam unb in bewußter unb pfiffige 1 
©infeitigteit feine Autoren toählte unb lancierte' 
bie gleichfalls „greie Sühne" genannte 3eitf©rift 
begrünbet unb geleitet. Unb es ift intereffant, 
fi© heute, ba eine neue Serfu©sbüt)ne ben alten 
unb ehrenootten Samen toieber aufnehmen toill, 
ZU erinnern, toas er bamals als Spre©er ber 
gungen bem neuen Unternehmen als ©eleitroort 
mit auf ben Steg gab. ©r tünbete zuoerfi©tti©: 
„©ine freie Sühne für bas moberne Leben [©tagen 
toir auf. gm 93tittelpuntt unfrer Seftrebungen 
folt bie 5Xunft ftehen; bie Lunft, bie bie 933irtti©teit 
anf©aut unb bas gegentoärtige Dafein, ©inft gab 
es eine 5tunft, bie oor bem Dage austoi©, bie nur 
im Dämmerf©ein ber Sergangenheit Eßoefie 
fu©te unb mit [©euer ASirtti©teitsftu©t zu jenen 
ibealen gernen ftrebte, too in etoiger gugenb blüht, 
toas fi© nie unb nirgenbs hat begeben. Die 5lun[t 
ber Leutigen umfafet mit ttammernberi Organen 
alles toas lebt, Satur unb ©efeltf©aft; barum 
tnüpfen bie engften unb bie feinften Ste©fel= 
roirtungen moberne Lunft unb mobernes Leben 
aneinanber, unb wer jene ergreifen will, muh 
ftreben, au© biefes zu bur©bringen in feinen 
taufenb oerftiehenben Linien, feinen fi© Ireuzem 
ben unb betämpfenben Dafeinstrieben. Der 
Sannerfpru© ber neuen Lunft, mit gotbenen 
Lettern oon ben führenben ©eiftern aufgezei©net, 
ift bas eine Stert: 2Bahrt)eit; unb S3at)rheit, 
2Bal)rheit auf jebem Lebenspfabe ift es, bie au© 
wir erftreben unb forbern. Si©t bie objettioe 
SJahrh^it, bie bem Slämpfenben entgeht, fonbern 
bie inbioibuelle Stehrheit, wet©e aus ber innerften 
Überzeugung frei gef©öpft ift unb frei aus= 
gefpro©en: Sie S3al)rheit bes unabhängigen ©eiftes, 
ber ni©ts zu bef©önigen unb ni©ts zu oertuf©en 
hat. Unb ber barum nur einen ©egner tennt, 
feinen ©rbfeinb unb Dobfeinb: bie Lüge in jeg= 
ii©er ©eftatt..." Dies ftanb in ber erften Summer 
oom 29. ganuar 1890 zu tefen. 

©in Salon ber 3urüdgewiefenen, bas ift jebe 
greie Sühne. Sternit gewih no© ni©t gefagt 
ift, bah bas 3urüdgewie[ene (oft au© an fatf©en 
Stellen oon ilntunbigen eingerei©t) au© bas 
Unbrau©bare ift. Aber au© eine greie -Sühne 
wirb zurüdweifen müffen. Si©t alles, was ber 
Softpatetbote als umfangrei©es S3ertpatet in 
bas geheimnisootle Laus am Lurfürftenbamm 
trägt, wirb au© als Stertobjett empfunben werben 
oon ben Lettoren. Das hat alles feine Orb= 
nung, entfteht, dämpft, oergeht na© ben glei©en 
©efehen. Setämpft anbers. Dentenbe, nimmt 
fi© wi©tig, h^fet fi© bie „gutunft" unb geht 
fanft über in bie alten ©teife. Denn bas Subli= 
tum rebet mit unb [©tiehli© — Xtpeater finb ©e= 
[©äftsunternehmungen; unb, wie 931agba in ber 
„Leimat“ tühl zu Xante granzista bemertt: 
„Se©t hat immer bloh ber © e b e n b e." Unb 
wenn ein gewiffes Luriofitätsintereffe oorüber ift, 
tehrt bas 93ublifum bo© zu feinen alten ©öhen 
Zurüd ober [©wentt minbeftens in ber Si©tung 
na© bem alten ©öhenbienft oon ben ©rperimem 
ten ber Seutanbentbeder ab. ©s fieht fi© heute — 
betehrt unb erzogen — im Leffingtheater ben 
(gortfetjung [. S. 1297) 


Schön fein, ^ei^t gefunb fein! 

Die ©efunbheit ift ber Urquell aller @©ör©eit, ba§ t)axmonifc©e ®tei©gen)i©t 
ber, Satur. Si©t ©alben, ^ßuber, ©©minfeii ufro. tonnen ein 
geftörteS @lei©geroi©t toieber £>erfteUen, b. f>- alfo f©öner 
ma©en. Atel oernünftiger ift e§, bie bur© Alutarmut, AIei©= 
fu©t, Seroofüät, AerbauungSteiben, grauenleiben ufto. oer= 
borbenen ©äfte gu regenerieren, ba§ Alut beffer, bie Seroen 
fräftiger ju nta©en unb bie Aerbauung gu regeln, bantit bie 
©laftigität be§ Körpers unb’ be§ ®eifte§ oerntehrt unb bie 
SffiiberftanbSfähigteit ber Seroen gefteigert toirb. Sur fo toirb 
eS rnögli© fein, biejenigen Aef©toerben gu beheben, bie bem 
Anti© eine neroöfe Prägung geben unb e§ oorgeitig 
altern taffen. . 1 

Um aber oon innen heraus bur©bringenb, auf ben gangen 
Organismus eintoirten gu fönnen, bebarf eS einer AerjüngungS= 
unb Auffrif©ungSfUr, toie fie bie Aiomalgtur in ber angenehm* 
ften, gtoedmäfjigften unb billigten Söeife bietet. 

Aiomatg ift getoiffermahen fongentrierteS ©onnen* 
ti ©t unb ftrahtt feine Söirfungen in bie oerborgenften gellen 
auS. X)ie Aerbauung toirb mä©tig angeregt, Alut unb ©äfte 
oerbeffert, bie Serben geträftigt. 

Sa© bem Aerbrau© mehrerer Xofett ma©t ft© bie SSirtung beS Aiomatg* 
genuffeS naturgemäß au© äuherti© bemerfbar. gnSbefonbere toirb bie ®e* 


fi©tSfarbe frif©er unb rofiger, ber Xeint reiner. Aei mageren 
ober in ber (Ernährung heruntergetommenen ^erfonen ma©t fi© eine L e b u n g 
beS Appetits, beS ©etoi_©tS unb eine mäfsige Sunbung ber gormen be= 
mertbar, ohne bap überflüffiger unb täftiger gettanfap bie ©©önheit ber gormen. 
beeinträ©tigt. 

Aiomatg hat feine fieghafte, oerjüngenbe Straft 
bewährt bei allen, bie auS irgenbwel©en ©rünben ber Sträf* 
tigung unb Auffrif©ung bebürfen. gür 2 öö©nerinnen unb 
ftiHenbe grauen ift eS ebenfo unentbehrti© wie für atternbe 
Aerfonen. teinber, namentli© blaffe unb fol©e, bie ben An* 
ftrengungen in ber ©©ule ni©t gewa©fen finb, nehmen Aio* 
malg mit oorgügli©em ©rfotge gur ©tärtung fowie gur Ae* 
förberung beS Stno©enwa©StumS. 



(V) * f. ift oon A^ofefforen unb Aergten gtän* 

2 nlDTllCll^ 3 e ab beguta©tet unb in ftänbigem ©e* 
(J brau© gahtrei©er tönigti©er Limiten, 
gürftti©teiten, berühmter Aoiatiter, Sennfahrer unb Langer* 
fünftter. Xofe 1 9Rt. unb 1.90 in Apothelen, Drogenhanbtungen 
unb Seformhäufern. (gn Ofterrei©*ttngarn K 1.80 unb 2.50). 
SSan taffe fi© ni©t Sabenhüter, minberwertige Sa©* 
ahntungen unb ähnli©eS atS angebti© „ebenfo gut" auf* 
reben. Aiomatg ift in feiner Art ni©t fo tei©t erfepbar. 
AegugSqueüen, auSführti©e A^ofpefte unb ^oftproben oötlig foftenloS bur© 
©hem. gabrif ©ebr. Aatertnattn, Xettoto*Aertin 109. 


















Dr Dralle's 


[B&d5ommeretem Thürinq. Broachfrei. 


Maschinenbau und Baufach. 

Großherzogi. Baurat Dir. Klücher. 


r f. Einjähr., Prim.-, Abit.-Prfg. 
)r. Harangs Anst., Halle S. 66. 


Grand Prix.Brüssel 1910 


Bpung unübertroffen. 


1911. s Jlr. 50 

3bfen3ptlus an; aber ben mid)tigeit, mal)rl)aften 
ftaffenerfolg bereitet es bem Val)rfd)en „5fon3ert", 
bas bei aller aufgepinfelten Vtobernität oiel mel)r 
in ber behaglichen Dichtung Vertebi* liegt als in ber 
Dichtung 3bfen ober £jauptmann. 

9 ßenn in ben Suchern neuer 3 been auf brama= 
tifd)em ©ebiet, ben ©rürtbern neuer Büfyrten nicht 

— gut uerftecft, aber finbbar für bie, bie's angeht 

— ber ©efd)äftsmartrt ftedt, ift auf bie Dauer 
nichts 311 holen. 3 n ber Seele Otto Vratjms, ber fo 
fd)ön bas ßeben itleifts fd)rieb unb feine Stüde 
nid)t aufführt, taltuliert neben bent ftritifer unb 
Zünftler ber ruhig roägenbe ©efd)äftsmanrt. 3n 
SBoläogen, beffen Hberbrettlibee ein t)übfd)es, nieb= 
liches Votmm, eine roertoolle Verfeinerung ber 
ftleinfunft bebeutete, ftedte er rtid)t. Der hielt bie 
Pofe, 3U ber eine anfängliche Hberseugung merben 
muh, nid)t aus unb taltulierte nid)t mit ber nötigen 
5 tül)le. So lautet benn in feiner amüfanten fleirten 
Selbftbiograpl)ie, ben „Verfert 3U meinem £eben“ 
beigebrudt, ber Schluhpaffus biefes ftapiteld)ens 


Hber £artb unb StReer 

gan3 logifchertoeife alfo: ,,3<f) aber mit meiner oer= 
rud)ten ©f)rlid)feit, meiner troftlofen Unfähigkeit, in 
einer roenn aud) noch fo roirtfamen Pofe 3u oer= 
harren, fühlte mid) burd) bie Votmenbigfeit, tagtäg* 
lid) für ©elb 3u bluffen unb 3u pofieren, heillos 
proftituiert. Unb bann tarn als meliere unerträg» 
lid)e ©rfd)merung nod) ber Umftanb I)in3u, bah mir 
bas ©efdjäftsintereffe bie ftete Berührung gerabe 
mit fetter 9 Venfd)engattung, bie id) am meiftett 
hahte unb verachtete, 3ur Votmenbigfeit machte: mit 
all ben ffrupellofen Profitjägern, ©efd)äftd)en= 
titachertt, Schmeichlern, Schleid)ertt, £äd)lern uttb 
£ügenbo!ben, bie in jeber ©rohftabt fid) mie bie 
©eier um bas Vas alsbalb um febes tünftlerifd)e 
Unternehmen fd)aren, folange es profperiert.. 
Vicht höflich gefagt, nicht liebensmürbig ausgebrüdt, 
nid)t einmal oon bem angenehmen £>umor bes fonft 
fo gröblichen oergolbet — aber lehrreich für bie 
3bealiften. £el)rreid) für alle, bie in einem Dl)eater= 
unternehmen, roenn es nur mit ben träftigen 
Phrafen ber Unentmegten, mit ber Beteuerung ber 


reinen ftunftliebe einfe^t, eine Vereinigung oon 
§ol)eprieftertt [eben mögen, bie nur ihren t)imm= 
Iifd)en ©ingebungen 3ugänglid) finb. git München 
(nid)t in bem oielgefdjoltenen Berlin) hatte 9 Bol= 
3ogen ©nbe bes oorigen gahrhmtberts eitt Dheater 
ber Vtoberne gegrünbet. ©r hätt's a u d) „greie 
Bühne“ nennen tönnen. ©r begann mit bem Vfa= 
bemifd)=bramatifd)en Verein, bann mit ber oon ihm 
gegrünbeten £iterarifd)en ©efellfdjaft. Das ©nbe? 
„Das ©elb unb bas irjaus für bas neue Drama betam 
irjerr 3 faaf ©ebalfe Stol3berg aus 2 Bogrofd)in in 
2Beftgali3ien.“ Vad) VSol3ogens eigner Vusfage. 

3 d) bin fein VÜesmacher unb mill feiner fein, 
geh freue mich aller guten Anfänge, auch menn id) 
betrüblid)e Vtufter mittber guter gortfehuttgen, 
traurigen ©nbes fenne. 3<f) bin bereit, belehrt, 
über3eugt, 3U fauch3enber Vnl)ängerfd)aft ge= 
3mungen 3U merben. Vber id) habe rul)ig unb ohne 
Vorfd)uhefftafe märten gelernt auf föftlicher Ver* 
heihungen lieblid)e ©rfüllung. 

Vubolf Presber 


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1298 


tfber £anb unb 9fteer 


1911. 9ir. 50 



(Ein BafiivJdjauJ'ptcI 

bejonberer 21rt bot jürtgft bet Seeburger See 
äiuifd)en 33ern§baufen unb Seeburg, jtoei 
Dörfern be§ @td)§felb§. SRitten im SBaffer 
ftob ficf) am 19. 2luguft ber Seegrunb berart, 
baft eine in ftetem äBacftfett begriffene, au» 
nädjft etroa 25 SReter lange unb 4 Sieter 
breite ^nfel entftanb, bie in fjorm einer 
Sieben bt§ ju 35 Zentimeter fteroorragt. 
33or furjem batte man an biefer Stelle nod) 
3 bi§ 4 Sieter SÖafferticfe gemeffen. $a§ 
mertroürbigfte an ber ©rfcbeinung aber ift: 
$8or gerabe 258 .Sauren, am 18. Sluguft 1653, 
mar ^roniftifdjen Stutjeicftnimgen zufolge an 
ber gleiten' Stelle eine foldje $ttfel auf- 
getaucht unb nach furjer 3<dt fpurlo§ roieber 
oerfcftrounbert; ja, man batte barnali hinter» 
brein bort bi$ über 20 Sieter üefe feftgefteüt. 
2)er Soben ber jetzigen ^nfel ift ettoaS 
fcbmammig, aber bocft betretbar unb meift 
in ber Stitte eine tiefe Spalte auf. 3af)ltetcl)e 
Slufcbeln unb Slufcbelfdjalen bebecfen ihre 
Oberfläche. Seim Sacbgraben ftöftt man 
unter ber Slu,fcbelfcbiäbt auf oerroitete§ §oIg, 
Salten, äBurjeln ober Säume. 



SGBieber aufgetaud)te $nfel im Seeburger Sec 


©Ej^äftlid^ Mitteilung 

$ie Samt» unb Seibenmobe für 
£erbft unb SBinter 1911. $ie Sltefelber 
Seibenroeberei Seibenbau§ SRicfteB & &o., 
Serlin, Seipjiger Strafte 43/44, ift mit ihrem 
neuen §erbft» unb Sßintertatalog auf bem 
Slan erfcbienen. S3er bie Sßaftl eines Staut», 
SaU», ©efeüfcbaftS» ober StraftentleibeS treffen 
min, ber fann fid) über b»e geeignetften unb 
oon ber Stöbe beoorjugteften ßleiberftoffe unb 
ßleibungSformen, über ^utterfeiben unb Se» 
faftartifel au§ biefem mit jaftlreicften Stoff» 
abbilbungen oerfebenen praltifd)en Stobebeft 
beftenS unb foftenloS unterrichten. 


UmvaIaam Staetntge3nferaten»9tnnabme 

/inzeigen bet £t«b*if monv. 

Annoncen »Stpebttion für fämtltdje Bettungen 
®eutfd)lanb£ unb be§ 2lu§lanbe§, 
tn Serlin, '-Breslau, Sbemntft, ®resben, ®üffel= 
borf, ftranffurt a. 2JI., &aüe a. Hamburg, 
fföltt a. Sb., Seipsig, SDlagbeburg, Siüncben, 
Nürnberg, Srag, Stuttgart, SBien, 3ürid). 
Jtjtfcrtion«-ö5ebüljven für bie fünfgefpattene 
Sonparetae=Beile Sl. l.so, für bie ©cftroeij, Italien 
unb fjrantreicb 3?r. 2 . 26 . 



Oetker’^ Rezepte 


undptakiijcfj hejfenj ben)äf)t£ 
d£)e£\pn und ‘Tdtoge'&ien, 


-U Parfüm. Bäder-U 

Bad nur 10 Pf. 

erfrischend, anregend 
nervenstärkend 
u. Fussschweiss vertreibend. 
Zarte Haut, blendend weißer Teint. Damen 
und Herren, deren Oesicht und Hände 
empfindlich und Seife nicht vertragen, 
sollten nur unsere milden, stark parfümierten 
Mandelkleie-Bäder benützen. Probekarton 
mit 10 Paketen in 10 verschiedenen Gerüchen 
nur M. 1.— Nachnahme. Porto extra. 

Postkarte genügt. 
neubeiten.Uertrieb, 

Berlin $. 61 , Bneisenanstr. 6 *n. 


bie Sajiden non Influenza, Diphtherie unb typl)U$, inbem ©ie 


©efir Geehrte* ^err! 

§d) habe oon öftrer Stno»@albe 
3 ®ofen ä SU. i.i6 mtt gutem @r» 

a oerbraueftt. ffür mein tranfeS 
r habe ich fcftoit fo oerfefttebene 
Slittel angetoanbt, aber aüe§ bat mtr 
ntcftt fo gut gefallen, als Sftre »or» 
jüglttifte ©albe. 

$od>acbtung§ooU 
F. Sommer. 

Serltn, b. n./i. oe. 


Gewürz-Kuchen. 

Zutaten: 250 g Butter, 375 g ( 3 /4 Pfd.) Zucker, 6 Eier, 
das Weiße zu Schnee geschlagen, 500 g Weizenmehl, 
1 Päckchen von Dr. Oetker’s Backpulver, 1 Teelöffel voll 
Zimt, 1 Messerspitze voll gemahlene Melken, 50 g Sukkade, 
125 g Korinthen, 3 Eßlöffel voll (50 g) Kakao, Vs bis 
V* Liter Milch. 

Zubereitung: Die Butter rühre schaumig, gib Zucker, 
Eigelb, Milch, Mehl, dieses mit dem Backpulver gemischt, 
hinzu und zuletzt den Kakao, die Korinthen, Sukkade, Zimt, 
Melken und den Eierschnce. Fülle die Masse in die ge¬ 
fettete Form und backe den Kuchen in rund \ 1 / 2 Stunden. 

Anmerkung. Man gibt zu dem Teig so viel Milch, daß er dick vom 
Löffel fließt. 


Alcool de Menthe de Ricqles 
gebrauchen. 

Bestes Uerdauungsmittel nach reicher maltlzeit! 


®rbältlicb tn glacon« ä ®t. 3.65, 9Jl. 1.95, äll. 1.35 unb ®l l io tn ®rogerten, 
®eltfateffenbanblungen, Sftarfümerten unb 9tootfffefen. 2tusfüt)rlicbe sörofebüre 
unb ©ratisimufter btrett bureb; „9ttcqle§=®epot", granffurt a. SDl. 


®tefe 9ttno»Salbe wirb mit erfolg 
gegen Setnlelben, ftlecftten unb £>aut= 
leiben angetoanbt unb ift in ®ofen 
ä 9Jlf. i.i6 unb 9Jlf. 2.26 tn ben Slpotftefen 
oorrätig, aber nur eebt in Original* 
paefung toelft» grün »rot unb ^irma 
©Hubert & ®o., a®etnböbla=®re§ben. 
g-ätfdjungen roeife man xurüd. 


Deutfcfie Verlags^Anftalt in Stuttgart 


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Verlobten und Neuvermählten 


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fei empfohlen das in neuer, 
5. Auflage erfchienene Buch; 


beim Einkäufen ist immer angenehm. Man kann dann 
nach seinen persönlichen Empfindungen und Verhältnissen 
wählen und braucht sich nicht für das nächstbeste An¬ 
gebot zu entschließen. Wählen Sie deshalb, bitte, unter den 
mannigfachen Empfehlungen in .Über Land und Meer“ 
u. beziehen Sie sich bei allen Zuschriften auf die Zeitschrift. 


Amalie Baifch 


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(Praktifdie Ratfehläge für Brautzeit und Ehe. Elegant gebunden M 6. —> 


in dem von einer vielerfahrenen Frau alles behandelt wird, was die Braut 
für ihren künftigen Beruf als Frau willen muß: Verlobung, Ausfteuer, 
Wohnungseinrichtung, Hochzeit, Flitterwochen, Dienftboten, Budget, 
Einkäufe, gute Küche, gefellige Pflichten, Hygiene des Haufes, Familie 
des Mannes, Frauenfreundfchaft und vieles andere mehr. 


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1911. 5Rr. 50 

mubfyaug bet „Kaffee 
lag“ 

D ie Kaffee * §attbel§ * SlJtiengefeßfcljaft in 
SSremen ßatin gefcbmacfooKetSluSftattung 
eine intereffante 33rofd)üre IjerauSgegeben, 
bie wir wegen iljre§ überaus anregenben 
SttßaltS au§ bem ©ebiete beS Sports jur 
SeEtüre empfehlen mosten. ®er Sdjrift* 
fteHer Stlfreb SBaiter §egmel, SUtündjen. 
bringt barin einen längeren Sluffa^ „Über 
bie görberung beS ©portS burd) Klub* 
ßäufer", in welchem er. in geiftooKen 3lu§* 
füßrurtgett barlegt wie früher ber Sport ein 
58orred)t ber begüterten unb ber wirtfcßaft* 
lieh Unabhängigen gewefen unb wie er heute 
glüdlid)erweife junt ©emeirtgut ber ganzen 
Station geworben ift. ®er Sport ftärle unb 
förbere im garten Kampfe umS 2)afein, aber 
er bilbe auef) in glüdlidjfter SBeife ein ©egen* 
gewidjt jum SDtaterialiSmuS, inbem er ben 
Kampf um immaterielle ©üter auf feine 
Sjaßne feßreibe unb unS jutn „fair play“ er* 
jieße. ©ine wießtige Stoße bei ber ©infüß* 
rung beS Sports in möglicßft weite Kreife 
fpielen bie Klußßäufer unb bas barin jur 
©eltnng fommenbe ©efeflfcßaftsleßen; auf 
biefeni ©ebiet haben unS ©nglanb unb Slme* 
rtfa wertooße Seifpiele gegeben. Sn einem 
jweiten Slrtifel feßilbert in SBort unb ©ilb 


1299 


bie SlrcßiteJtenfirma SUnnge & Scotlanb, 
Bremen, baS oon ber Kaffee*6anbelS*2l£tien* 
gefeßfeßaft auf ber „§t)giene*Slu§fteßung" in 
SreSben erricßtete.Sportllubßau§, baS burd) 
©efäUigfeit beS Siußeren, ©ebiegenßett ber 
@inrid)tung unb nid)t pleßt burd) ben bißi* 
gen ^reiS als eine glüclließe Söfung ber oon 
•giepmel gegebenen Stnregungen su betrachten 
ift. 3fn einem ScßlußartiJel ergreift bie 
Kaffee * §anbelS * SUtiengefeßfcßaft, bie ben 
weltbefannten foffeinfreien „Kaffee §ag" in 
ben £anbel bringt, felbft baS Sßort, um 
einige Slngaben über bie Verbreitung ißre§ 
VrobuttS unb beffen befonberen SBert für 
Sportleute su machen. @S wirb unter an* 
berm barin ßertwrgeßoben, baß ber Umfaß 
ber girma troß ber Jurten 3eit ibreS S3e* 
fteßen§ jeßt feßon jäßrlicß über 7 SStißionen 
beträgt unb oon Sag gu Sag wäcßft. ^n 
erfter Stnie ßaßen bie Strgte bie große 1)9* 
gientfeße Vebeutung beS Joffeinfreien Kaffees 
erJannt unb ißn aßen Verfonen oerorbnet, 
benen au§ irgenbeinent ©runbe ber Joffein* 
haltige Kaffee nicht juträglicß ift. Sie fdjon 
burd) itjre SluSftattung oorneßm wirJenbe 
Srojcßüre wirb aßen ^fntereffeuten oon ber 

Kaffee*£anbelS*2lJtiengefeflfcbaft auf Sßunfcß 

gugefteßt. VefonberS Sportliebhaber feber 
Slrt finben barm Slnregungen oon größter 
Tragweite. 


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< 23 raut- unb ‘SaUfleiber; für ©efeHfdßaftö--, Strafen* unb ^rauerfleiber; für 33 lufen, 3 upong, ‘Juttersmecfe unb Q 3 efäße. — Samte, Sülle unb Spißett; halbfertige 
9 tobcn, fertige feibene Kleiber, stufen, ^oftümröde, Seibenjupong, 93 olant$, SDiorgettröcfe, l 3 Jiatinee$. Scßmarje feibene StSßürsen, feibene ©amen* 
ftriimpfe, Sabofg unb Soleier, feibene ^errenforfen, ©afcß entließ er, ©aeßenes, abgepafjte Seibenmeften, Slratoatten, Cibertt)* trätet: ^lügelbecfen; 
9 ?ußettffen für Salon, Sperren- P*aU /%|4 non Seibenffoffen aller 31 rt merben bei näherer ‘Beließ* 

unb QBohnjimmer. Katalog unb rlvUvIl nnng beg gemünfehten <Hrtifelg ( 3 wed, 3 arbe, °preig ufm.) l»vMvIlllvl berfanbt. 


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bildet für die Damen kein Geheimniss 
mehr, seitdem die wunderbaren Eigen¬ 
schaften der Pilules Orientales bekannt 
— Diese Pillen bo- 
. in der Tat die 
keit die Büste za 
iekcln, zu festigen 
wicderherzustellen, 
0 wie die Knochen- 
irünge des Halses 
ier Schultern zu be¬ 
seitigen, indem sie 
der ganzen Büste 
eine graziöse Fülle 
verloihcn, ohne die 
Taille zu erweitern. 

Die Pilules Orien¬ 
tales bestehen haupt¬ 
sächlich aus orienta¬ 
lischen l’flauzenex- 
trakten und sind, da 
nämlich frei von 
A rsenih, der Gesundheit stets zuträglich. 
Ihre Wirksamkeit darf durchaus nicht 
mit der irgend eines anderen, ähnlichen 
Erzeugnisses, zum inneren oder äusseren 
Gebrauch, verglichen werden. — Ein über 
zwanzigjährig T Erfolg hat den Ruf der 
Pilules OricuLales bestätigt und erwiesen, 
dass dieselben für die Frau sowohl wie 
für das junge Mädchen das einzige, 
wirklich zuverlässige Mittel bilden, einen 
üppigen und festen Busen zu erzielen. 

Leichte, diskrete Behandlung. — Dau¬ 
ernder Erfolg nach uncefähr zwciMonaten. 
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sind mit 20 Pfg., Postkarten mit 10 Pfg. 
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das sehr interessante Heftchen “ lieber die 
plastische Schönheit des Busens”, welches 
kostenfrei eingesandt wird, zukommen 
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bedeutet auf dem Gebiete des Massentransportes einen ersten Wurf, und er ist durchaus 
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zweckmäßiger Anlage und ausgezeichneter Darstellung ist.“ 

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Herrn W. S. Rice (G. 3120), 8 & 9, Stone- 
cutter Street, London, E.C., England, der 
sich sein ganzes Leben lang mit dem Stu¬ 
dium von Unterleibs-Brüchen befaßte, hat 
eine Methode erfunden, durch welche jeder 
Bruch vollständig und andauernd geheilt 
werden kann, wie kompliziert und veraltet 
das Leiden auch sein mag. 



Herr August Hoyer. 


Es wäre schon eine güte Botschaft, wenn 
er seinen Patienten nur sichere Besserung 
würde versprechen, die Tatsache aber, daß 
seine Methode alle Brüche gänzlich und 
andauernd heilt, dürfte genügend sein, 
selbst dem verzweifeltsten Bruchleidenden 
neuen Mut und neue Hoffnung zu bringen. 

Er hat über dieses Leiden ein Buch 
geschrieben, in dem .seine Methode aus¬ 
führlich erklärt wird und ist bereit dieses 
Buch jedem der es wünscht kostenlos zu¬ 
zusenden. Einer seiner geheilten Patienten 
ist Herr August Hoyer, Wettinstraße 71 pari, 
Zwickau i/Sachsen, welcher 18 Jahre lang 
an einem doppelten. Hodenbruch litt und 
nun 59 Jahre alt ist. Er sagt, er würde es 
niemals geglaubt haben, daß irgend eine 
Methode eine derart rasche Heilung könnte 
bewirken. Er wurde von einem Arzt unter¬ 
sucht, der über die Heilung sehr erstaunt 
war und kaum begreifen konnte, daß ein 
solcher Bruch ohne Operation geheilt wer¬ 
den kann. Herr Rice erhält täglich Dutzende 
von Dankschreiben aus allen Teilen der 
Erde, die alle beweisen, daß seine einfache 
Methode in der Tat die wirksamste ist, die 
je einem Bruchleidenden geboten wurde. 

Zögern Sie daher nicht, an Herrn Rice zu 
schreiben, damit er Ihnen dieses Buch 
schickt, es wird für Sie von großem Werte 
sein und wird Sie endgültig davon über¬ 
zeugen, daß Bruch geheilt werden kann. 



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| „Das ist in der Tat der zoologische Garten im Hause .. . Plastische, 
t auch die höchsten Ansprüche voll befriedigende Darstellungen von 
monumentaler Wucht. Und die gegenüberstehende Textseite ist jedes¬ 
mal ein Meisterwerk für sich. “ (Blätter für Volkskultur, Berlin-Schöneberg.) 
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SRadjbrud aus bem 3nl)alt Diejer 3eitid)nft rotrb ftrafrecfttlid) oerfolgt. 93erantroortIicf)er 9Jeba!teur: Dr. SRuboif ißresber tn SBerltn. Söerantroortlid) für beit 3nferatentetl: SRidjarb SJteff in Stuttgart. 3n Öjterreid)=Ungam für bie 
9?eba!tion unb Verausgabe perantroortlid): 'Robert 3Jiof)r in Sßten I. Lrucf unb ©erlag ber Eeutjdfjen ©erlags=2lnftalt in Stuttgart. Rapier oon ber ©apierfabtif Salad) in Salad) (2Bürttemberg). ©riefe unb Senbungen, bie ben 
rebalttonelien 3nf)alt biefer 3eitf<f)rift betreffen, nur an bie Seutfdje ©erlags^SInitalt, Stebaftion, Serlin SW, ftöntggräfter Strafte 99 (oftne ©erjonenangabe) erbeten. 
























Leonardo da Vinci: La Gioconda (Mona Lisa) 


1911 (35b. 106) 


177 
















1322 


Miittilnn$m au# frier ^tf|atf|ftr;elf 

®er Kötner © <h a ch f l u b feierte in biefem Sommer fein 
fünfgigjät>rige§ ©eftefjen burch grofte internationale 
furniere mit greifen im ©efamtbetrage ton etroa 4000 SRart 
unb burcl) ©eranftaüung eines minbeftenS gleiche Unfoften terur* 
facbenben SS etttampfS groifchen ben Schachmeiftern K. © <h le « 
ter=2Bien unb Dr. ©. Tarrafch«Nürnberg. ®er SSetttampf 
begann am 3. guli unb enbete am 12. Sluguft als unentfdjie« 
ben; feber ber beiben SReifter tjatte 3 Partien gewonnen, unb 
10 Partien butten StemiSfdjluft ergeben. ®ie Turniere nahmen 
bie 3eit nom 17. guli bis 12 . Sluguft in Stnfprud). 2lm Turnier 
A — gemifct)teS SReifter« unb £>auptturnier, offen für Spieler 
aüer Sauber — beteiligten fid) 16 Kämpen, ton benen £err 
21. So w ft Ep «Seipgig ben erften, auf 500 SRarE bemeffenen ©reis 
unb bamit bie SBürbe eines SReifterS beS Teutfcften SchadjbunbeS 
errang. ®aS Turnier B — offen für beulfdje Dauptturnier« 
fpieler — mürbe bei 26 Teilnehmern gunäcftft in 3 ©ruppen (9, 
9 unb 8 Teilnehmer) auSgetämpft; bie 3 Sieger jeber ©nippe 
traten gu einer ©iegergruppe gufammen, unb als erfter Sieger 
(260 SRarE unb ©hrenpoEal) ging fcbüeftlid) £err K. ©arlS« 
©remen hertor, ber bamit gleichfalls gum SReifter beS Teutfcljett 
SchgcftbunbeS ertlärt mürbe. 

Über baS internationale Schachturnier ton ©an 
©ebaftian im gebruar unb SRärg 1911 erfcbien im ©erläge ton 
Dr. SSebeEinb & ©o. in Berlin baS ton g. SRiefeS unb Dr. SR. 


Über £anb unb SWeer 


Seroitt b^uuSgegebene Turnierbud), baS eine tollftänbige 
Sammlung ber im Turnier gefpielten Partien mit turgen unö 
treffenben StnmerEungen unter Einfügung gasreicher Diagramme 
enthält unb fidb namentlich burdb fein frühgeitigeS ©rfcheinen tor 
ähnlichen ©üchern über frühere furniere unb Kongreffe roofd 5 
tuenb auSgeicftnet. Stuwer ben fonft üblichen Beilagen — ©ro« 
gramm, Turnierbericht, Überficbt ber Spieleröffnungen — ift bem 
SDßerfcben audh ein intereffanteS Siegifter ber ©nbfpiele, beren fich 
tiele lehrreiche ergaben, beigefügt morben; aud) ein wohlgelungenes 
©ruppenbilb ber Teilnehmer giert baS ©ud). 


( %M}tx unb SxJirtffrn 

fBespredwta ein; ein er merke Vorbehalten. — Rücksendung findet nidit statt) 

Singeigenfteuer unb treffe, ©ine Eefterifdfte Stimme aus gn« 
buftrieflenfreifen. ©reis 30 ©f. Steuer ©erlag Teutfcfte 3u« 
lunft, Seipgig. 

StriftibeS, Ter Kaifer unb bie Nation, ©reis 40 ©f Steuer 
Verlag Teutfcfte 3 u( mttft, Seipgig. 

©emer, SJtap, Sieber aus ber Eleinften £ütte. günfte termehrte 
Sluflage. SR. 5.—. ®öethe«©erlag, Seipgig. 

©lennertjaffet, ©hartotte Sabp, Streiflichter. ©reis SR. 5.—. 
©ebrüber ©aetel, Berlin. 

©loetn, SBatter, ®aS jüngfte ©eridht (®er ©aragraphenlehrting), 
fRoman. SSita TeutfdheS ©erlagShauS, ©erlin. 


1911. Sflr. 51 


©orbfini, 21. ton, Dr., ®ie ©ftfucftt unb ihre ©etämpfung ton 
gtorace gleicher. Teutfdje SluSgabe. ©erlag §olge & ©fahl, 
©erlin. 

©rabp, ©h* äRuub, ®ie moberne ©he unb raie man fie ertragen 
fott. ©erlag ©riet) Steift, ©erlin. 

©raun, geli£ ®iü ©ulenfpiegelS Kaifertum ©ine Komöbie in 
tier Sitten, ©erlag ©rieh Steift, ©erlin. 

©rehmS Tierleben, 2l3gemeine Kunbe beS Tierreichs, ©ierte. 
toüftänbig neubearbeitete Stüfläge. §erauSgegeben ton 
Dr. Otto gur Straften, ©ögel. ©rfter ©anb 13 ©änbe, 
in fjalbleber geb. gu je SR. 12.—. ©erlag ©ibliographiftheS 
gnftitut, Seipgig unb Sßien. 

©rifcher, Kart SR., ®eutfd)öfterreid)ifdhe Siteratur ber ©egen« 
wart, ©reis SR. 2.—. grang ®eutide, SBien, 

©üloro, g. ton, Dr. jur., Künftlerelenb unb «Proletariat, ©in 
©eitrag gur ©rtenntniS unb Slbhilfe. SRaritima, ©erlagS« 
gefeUfchaft m. b. £>., ©erlin W. 


Huflösungen aer RätselaufgaDen Seite 1276: 

Des ©altnöroms: Sltlas, Salta. 

D e s 9R ä t f e I s: ©erfdgiebm. 

Süchtige Söfungen fanbten ein: ..Klara ®iüer, SiegenS« 
bürg (1); ©aul Stiedhoff, Hamburg (2); guliuS ©gtetfooitS, 
©ubapeft (3); goh- ©. Stoppel, Hamburg (l). 







































DeutTcbe JUuftrierte Zeitung 

Copyright, 1911, by Deutfche Verlags = Anhalt, Stuttgart 


io<j. Han«. Dreiunflfunrzfgster Jahrgang 
Oktober 1910—1911 
erscheint jeden Sonntag -to 


Preis nierteiiährlieh 4 lllark 

Heim Postbezug 4 mar« is Pfg. ohne Bestellgeld 

ln Österreich«Ungarn Kr. 4.S0 


Der Garnpf der meinen 
unb ber roten Zofe 

Vornan 

Don 

©eorg £>ir[<Jjfcn> 

(^rortjetsung) 

dp bas ift ]a eine gan3 bumrne, orbinäre 
$erfon,“ ermiberte Philipp giftig. 

„Dumm? So fieht fie eigentlich rtidEjt aus. 
SBarurrt meinft bu —" 

„Za, fie muhte fein anftänbiges Z 3 ort mit 
uns Zugehörigen 30 fprehen. Sie £)at uns 
behandelt, als ob mir ©rbfdjleiher mären, als 
ob mir fie um mas gebracht hätten." 

„£>at fie benn mas geerbt?" 

„Das meih td) niht. Das meih ih bo<h 
nicht!" 

„ 2 Bas ift fie benn oon 23 eruf?" 

„ßehrerin, glaub' ich- 3 ™ Stratfunb an 'ner 
Ztäb henfdjule." 

„Düd)tig fieht fie aus." 

„Za ja ... Du hntteft immer einen $ang 
3um Gehrperfonal!" 

.„^hiltPP •• •" 

„£afj gut fein, Gornnt! 2Bir effen je^t. 
Ziatton unb Demi merben auch gleich tommen." 

„Steht Ztarion auf?" 

„©emih-" 

Speife3immer mar gebest mie 3U ben 
beften 3 eiten bes Gommer3ienrats. 2 Beine 
unb Delilateffen maren in ftfütle oorhanben. 
Der 93 raten buftete fchon oom ©ange herein, 
unb über ber Dafel lag eine milbe, gefeftigte 
fiebensftimmung. Philipp rotes bie piä^e 
an, Philipp tommanbierte bie Sebienuug, 
Philipp füllte bie ©läfer. ©r entpuppte fid) 
immer mehr als Hausherr. Ztarion mar 
anfangs apathifch, aber fie liefe fief) allmäi)li<h 
bodf) 3um ©ffen ermuntern unb lächelte fcl)on 
ein menig, als man ihr mit ©urgunber 3u= 
trän!. 

ptöph plante Garlmann mit ber $rage 
heraus: „2Bo fteeft benn eigentlich ber Gild)* 
herg?" 

©in Schmeigen folgte, bas Philipp mit bem 
eigentümlichen £äd)eln eines 2Biffenben begleit 
tete. Dann fagte Ztarion mit aufblitjenben 
Zugen unb 3 °rnesröte in ben Sßangeu: „Der 
lommt nit mehr ! Der hat mir mas übel* 
genommen!" 

„Hb eigenommen?" 

„^Philipp, menn bu Iachft, oeriah ich fofort 
ben Difdj!" 

Philipp be3mang fih erfdjroden. „Zber 
Ztarion — 33er3eihung — ich — na, es tft hoch 

1911 ( 330 . 106 ) 


eigentlich auch grotest — es ift fo nieder* 
trächtig, bafe es fdjon grotesf ift —" 

„ 3 a, mas benn, Ginber?" rief Garlmann. 

„3h merb' bir's fagen, aber bann !ein SBort 
mehr oon ber ©efd)id)t'," ermiberte Ztarion, 
mit 3itternben Pmnben ihren 23 raten fdjneibenb. 
„Der £jerr $ofmarfd)a!l hat mir eine Stunbe 
nad) Ottos Dobe einen ^eiratsantrag gemacht." 

3e^t gefdjah etmas für<ä)terlich Seltfames. 
Die gan3e Dafelrmtbe oerlor bie Raffung unb 
lachte, lachte heftig, anhaltenb, mie unter 
einem fd»mer3enben 3 mange. Zud) Ztarion 
lachte. So mürben bie Dobesf hatten oerjagt. 
Ztinutenlang mährte biefes üdjernbe, Hang* 
lofe, mühlenbe Sachen. Die Zomhtgers mollten 
fid) nicht faffen, unb fie faxten fid) niht. 

Philipp roar plöfelidt) mieber glüdlih unb 
fügte hitt3u, mas Ztarion niht mehr er3ählen 
tonnte, ©raf Gilhberg hatte bie ©ebulb oer* 
loren. Ztit ungefhidtem flattern mar ber 
lauembe Zauboogel niebergegangen unb hatte 
fein biplomatifhes Gartenhaus 3erftört. ©r 
holte fih fhon einen Gorb oon ber reichen 
©rbin, als fie taum ©rbin gemorben mar. 

„Der ift ja aud) oiel 3U alt für bih, Ztarion," 
meinte Doni. 

|>alb meinenb, ha© lacheub brüdte Ztarion 
ben geröteten Gopf an ihre 23 ruft. „Sed)3ig 
is er!" 

„ 3 h mein' bas gan3 emfthaft," fuhr Doni 
fort, bereu naioe Hber3eugtheit in folchen 
Zugenbliden gefährlih mar unb nur nod) 
mehr 3um Sahen refete. „Du bift boh noh 
'ne junge 3 rau, Ztarion. So 'n alter Graher 
mie ber Gilhberg..." 

Zeues Sah^Ti — bas ^ausmäbhen ging 
mit hohge3ogenen Schultern hinaus. 

„Sraoo, Doni!" rief Philipp- 

„9Bie' ein Uhu fhaut er aus!" 

„Drin! niht mehr, Doni," marnte Garl* 
mann. „Sie triegt immer gleih 'neu Shroips." 

Zeue Weiterleit brah los. „Unb ber 
©iegenau!" rief Ztarion plöfelth mit fhriller 
Stimme. 

„Der Siejenau? ZIfa? ZSas is benn mit 
bem? Ztit biefem ©hrenmann, ben ih liebe?" 
So äußerte Garlmann fih jetjt träftig. 

„Der ift — frag nur ben Philipp — der 
möd)t gern erben!" 

„ 23 iegenau? 3 ft er blöbfinnig gemorben? 
Das ift ja unmöglich!" 

„3a — unb meü er bas meih — unb meil 
er feinen 2Bunfd) nit merlen laffen möht — 
mäht er immer ein beleibigtes ©eficht, menn 
er mich fieht, bamit ih ihnt mas anbiet'! 
Damit id) oon felbft brauftomm, hm ein paar 
Daufenber 3u ftiften!" 

„Ziarion, bas ift ja mirtlid) —" 

„3ragnurben Philipp l ^h, diefe Ztenf hen! 
Diefe Ztenfhen! 3 ^fet lernt man die SZenfdjen 
tennen!" 


Ztarion marf fih in den Seffel 3urüd unb 
prehtebas©efihtinbie$änbe. Zllefhmiegen— 
man muhte niht recht, ob fie meinte ober 
Iahte. Dann fragte fie unter ihren §änben 
tonlos: „§abt ihr benn ben Gran3 aus roten 
Zofen gefehen?" 

„Den großen?" rief Garlmann eifrig. „ 3 a 
gemifj! Den mit ber meinen Sh©ife!" 

„2Biht ihr, oon mem ber ift?" 

„ 3 h tonnte bie 3 nfhrift nidjt lefen. Du 
üielleid)t, Doni?" 

„Zein." 

„©r hatte leine 3nfh^tft. $ans hat ihn 
gefhidt." 

Zah biefen SBorten erhob fih Ziarion unb 
oerlieh mit fdjleppenben Schritten, mie eine oon 
©ottes ipänben Ziebergebeugte, bas 3 t mr aer. 

Garlmann unb Doni fprachen, als fie in 
ben 23 etten bes 3^^roben3immers lagen, noh 
lange über biefen feltfamen ©inblid in Ziarions 
Seele. Sie Hämmerte fih alfo noh iromer 
an ,ben ZtenfchenS an §ans oon $epben, 
unb mas hatte er ihr angetan ! Der Gran3, 
ben er bem Doten gefanbt hatte, in einer 
3ufälligen Zegung ber Zeue oielleid)t, mar ihr 
ein Siebes3eid)en.. So arm mar biefe reihe 
3rau. — 

Doni lonnte es niht lange in bem oben 
$eim bes toten Sdpoagers aushalten. Zuh 
mürbe ihr Philipps Stellung barin immer 
mibermärtiger. Ziit einer fo naioen Unoer* 
fhämtheit trat er bie ©rbfdjaft an, für bie 
Ziarions feinere, fd)mer3erfüllte Sinne noh 
niht reif maren, bah Garlmann über biefen 
unergrünbliheit 23 ruber ftaunte. ‘ptpUpP 
bähte niht baran, 3u feiner ,©raut‘ nah 
Ejeibelberg 3urüd3ulehren. ©s genügte hm 
oorläufig, in Berlin ben ©ranbfeigneur 311 
fpielen, unb man lonnte allmählich baran 
3meifeln, ob bie §eib eiberg er ZSitme mirllih 
feine Sraut mar. Ziit fhmer3lihem Zeib 
fah Doni, mie Philipp Sd)ähe an fih raffte. 

Garlmann errang fih auf anbre SBeife 
Sympathien — mie ein l^ürft oerlieh er bas 
|jaus, mo er 3U ©aft gemefen mar. ©r oer* 
teilte Drinlgelber, bie eine auherorbentlid)e 
Zleinung oon feinem ZSohlftanbe ermeden 
muhten, in ZSahheit aber nur einen tüchtigen 
Zih in bie Zeifelaffe mähten. — 

äBährenb ber Zaddfahrt nah Ztünhen 
hatte Doni einen feltfamen Draum. Sie mar 
feit ihrer Ginbheit an bas 23 ilb einer Greu3igung 
gemöhnt, bas am §od)aItar ber 3 ohcmnis!irhe 
3U 3riedrict)sburg hmg. ©s mar oon einem 
fhmefeerifhen Zteifter bes fieb3ehnten 3 <h rs 
hunberts unb geigte eine eigenartige Zuf* 
faffung bes großen Urmotios, bie es fo ein* 
prägfam machte. Zuf einem Zahthiromel oon 
bunller Purpurfarbe mar ber ©elreu3igte 3U 
fehen, ber eben oerfheiben mollte. Zus bem 
unteren Zanbe bes 23 ilbes aber mud)s ber 


174 



1302 


Über £anö unb 9Veer 


1911. Vt. 51 


Dberförper eines getarnt fdjten Cannes auf. 
©r toar mohl ber genfer gemefen unb fiarrte 
nad) oollbracf)ter Arbeit $u ©hriftus empor. 
|jalb fat) man nod) an ihm bie (Ster bes Kriegs- 
tned)tes, ber um ben ^eiligen Vod gemürfelt, 
halb fühlte man, baß biefer Vtenfdh gebannt 
roar oon Furcht unb feimenber Vljnung, als 
er mit bem §eilanb ber SBelt allein mar. (Sr 
tjatte bie Vugen eines Vlinben— es maren 
feltfame, große, aber glanglofe klugen. Unb 
plößlidh, im Sdhmanfen bes Traumes, oon bem 
unt)eimlid)en Stampfen unb Surren ber Vadjt* 
fahrt umfungen, bemertte 3bni, bah bie alt* 
oertraute ©eftalt am Jdreuge fid) oeränbert 
hatte, unb als fie fd)ärfer hinfah, mar aud) 
ber ©eharnifdjte ein anbrer gemorben. 91m 
Strebe hing jeßt, oom Vtonb mit einer Silber* 
Itftie umfd)immert, ein VSeib. ©s mar ein 
fdjönes, bunteihaariges VSeib, bas Doni tannte. 
V3er mar es hoch? V3er hatte fo feud)te, ins 
©lüd oerlangenbe Vugen? Vur ©oa. ©oa 
Vollfint htttQ am 5treug. 3P fließ enb es ©e* 
manb mar oon ihr genommen. 3 üm erften 
Vtale fah 3mni fie im munberbaren ©ben* 
mah ihres teuften Körpers. Der ©olbton 
ihres Vntlißes bebedte aud) ihn. Sie mar fo, 
gan^ fo mie ihre treue, leiberprobte Vüene. 
V3er hatte fie gefreugigt? 9Bar bas bie 2Bal)r= 
heit? Sah fo tp ©eheimnis aus? 3 a , ^Saula 
mar tein iiinb, bas ©rträumtes oorbrachte 
unb mit ben Schmerlen ber ©rohen fpielte. 
Vie hatte 3oni oergeffen, mas Vaula ihr in 
Friebridjsburg oon ben Vmmerfelber Dagen 
erzählt hatte. 3a Vmmerfelb alfo ftanb ©oas 
itreug. Unb ber ©eharnifd)te, ber gu ihr 
emporftarrte, blinb unb ahnungsooll, aus ber 
Diefe sur £>öp oerlangenb, mar 3ohamtes. 
3oni erfannte ihn. V3o mar fein ftiller Sieg, 
mo blieb feine Iäd)elnbe 2 Beisi)eit? ©r hatte 
bie Mächte bes Dafeins nie gezeigt. 3^ßt 
fah bie erfd)ütterte Doni, bah auch er bort 
ein anbrer mar, auch er. ©r fühlte fid) 
als Verbrecher, er hatte feine ©ottpit ge* 
treu 3 igt unb ftarrte 3 U ihr empor, in folcßer 
Vad)t mit feinen bünben Vugen fehenb — nur 
in folcher Vadjt. Sie aber ftarb am itreu 3 — 
ohne ©lüd, ohne $reis unb nie ertannt. 3 hre 
blühenben Vrüfte meltten unb bie halben 
Füße fpürten ben burchbopenben Vagei halb 
nicht mehr. Vber ein Vtann tonnte es oer* 
fdjeibenb fagen: 3ob, mo ift bein Stadhel? 
$ölle, mo ift bein Sieg? — ©in VSeib? — 
©in Vßetb blieb Vntlage, folange nad) ihm' 
noch menfchlidhe Sinne mach maren. 

3onis Draurn ging in §albfd)laf über. 
Draußen tämpfte fchon ein grauer borgen* 
fchimmer mit ber ummölften Vacp — es 
ftampfte unb raffelte, es tobte mütenb über 
bie betauten gelber hin, ein Vaudhfdjmall er* 
ftidte bie fel)nfüd)tigen iteime ber Frühe. 

itarlmann mar ermacht unb beugte fid) 
aus bem oberen Vett bes Scftlafmagens in 
bie enge Diefe nieber. ©r fragte, mas ihr fei. 
Sie erzählte ihm ihren Draum nicht, fonbern 
tlagte nur über itopffdhmerg. ©r tröftete fie. 
Dann oollführte er mit nadten Füßen bas 
Vfrobatenfunftftüd, pnünter 3 utlettern, tühte 
3oni unb trat, nad)bem er fid) rafdj angetleibet, 
in ben ©ang hinaus, um itaffee 3 U beftellen. 

Der erfte 9Jtünebener Dag mit feinen 
Pflichten unb Paulas VSieberfepnsfreube lieh 
Doni ben fonberbaren Draum ber Vadjtfapt 
rafdh oergeffen. Doch es ftanb noch in mittel* 
barem 3 ufammenhang, baß fie abenbs plöß* 
lidh 3 U £arlmann trat, ber am ftlaoier phan* 
tafierte, unb, ben 5topf an feiner VSange ber* 
genb, flüfterte: „Vcß t- mir ßaben's hoch am 
beften." 

©r fpielte leife meiter unb fragte: „V3ie 
tommft bu barauf?" . 

„3ch mein' nur — bas üeibenfcE)aftlicE)e 
unb bas £eib überhaupt, bas bie Vtenfd)en 
umeinanber haben — Herrgott — oiel Seele 
ftedt nit bahinter. ©in itampf oon milben 
Dieren mit Vtenfdjengefidjtem ift es halt — 
tein 9lufhören, tein Vufhören — nur 3agen 
unb dauern — nur Verbluten ...“ 


Startmann fpielte nicht mehr, ©r 30 g fie 
an fid). „Sage mir bod) beutlid), mas bu 
rneinft.“ 

Sie fah ih^t nid)t an, mährenb fie ant* 
mortete. „ 3 a, Liebling — menn's geht.,. 
3 ch mein' nur — bie Vuhe — bie menfgliche 
Vuhe — bie tut not. 3aoifdhen Vtann unb 
3rau... VSas foll man benn immer an bie 
Vad)t benten? 9Jlan lebt bei 3age. 9Jlan 
arbeitet bei 3age. 9lud) ans Stirtb mirb nur 
bei 3age gebaut. 9tber beine Deut', Starl* 
mann — bie finb mirtlid) bloh Va^tgefchöpfe. 
©arftige Vad)tfd)metterlinge finb bas. Sie 
hei 3 en unb gieren immerfort — nie tommen 
fie 3 ur Vuhe. Viag ja auch fein Schönes 
haben — bie Unruhe — gelt — mir miffen's ... 
9lber mas man aufgibt, geminnt man für bie 
3utunft mieber — unb fürs Vlter, Startmann." 

Seine Umarmung loderte fid) ein menig. 
„ 3 ürs 9llter?" fragte er halblaut, mie in 
leifem Sd)red. 

Doni lächelte. „23raud)ft noch nit baran 
3 u benten! 3 <h auch nit! §ab nur ebensolche 
Stimmung gehabt. 3ut mohl — tut mirllicf) 
gan 3 mohl — ein tleiner Vusblid..." 

Starlmann fragte nichts mehr — er fah 
fie nur noch einige Vtale in befangenem Stau* 
neu an. Sein ©utenad)ttuh hatte etmas 
Scheues, 3tabifelnbes — mehr ^odjfchähung 
als 3 ärtli<hteit lag heute barin. Doni über* 
legte lange, ob er fie richtig oerftanben hatte. 

3 lm nä^ften Vtorgen tarn ein Vrief oon 
©oa Vollfint. 3u 3onis Uberrafd)ung mar ber 
Vrief nicht aus Vmmerfelb batiert—er lautete: 

„3oni — ich bin nicht mehr in 9tmmerfelb, 
unb 3ahannes ift bort geblieben. 3<h> Deine 
©oa, nod) immer Deine ©oa, id) bin hter mit 
Vemb Vübiger. Vun mei^t Du, mas bie 
VSur 3 el oon allen Dornen ift — tief finb fie 
mir in bie Stirn gebrüdt morben unb tun 
entfepd) meh — aber aud) Vofen machfen,- 
Vofen, blutrote Vofen, 3oni. Vift Du meine 
3reunbin? 3a, Doni! Du haft midh immer 
gefannt. Du häft gef eben, mo anbre ftumpf 
oorübergehen, Du haft begriffen, mo anbre 
oerurteilen. 3oni! £af) mich bei Dir aus* 
ruhen! — SOlir fchmillt ein 2 Beh im §er 3 en — 
unermeßlich! Vier 3 ehn 3 a Pe habe icf) es 
getragen, oier 3 ef)n 3 ah^e, Doni — jeßt bin 
ich 3 meiunbbreißig. Das ift noch i^g! Vod) 
immer jung! Du ftarrft mich an, Du fragft — 
nein, nein, Du fragft es bod) nicht „.. £iebft 
Du 3ahannes niht? — VSenn Du es fragft, 
fo laß Dir fagen, 3oni: idh liebe ihn mie ben 
©rtöfer, ben uns bas Dafein nur einmal 
fd)enft. 9lber bie ^eitfdhe bes Vüßers hat 
mir ©ott nicht mitgegeben, unb ich mill fie 
auch itidjt, id) tafteie midh nid)t, id) meiß, 
ich ehre, mas ©ottes SBille ift! Vlühen, 3^udht 
tragen, Doni! Dann erft melten! Dann erft 
m eiten !... 

Stennft Du Vernb? — Du haft ihn mohl 
einmal in Vmmerfelb gefehen. Damals gefiel 
Dir fein Sdjmetgen. Dl), er hat mit mir ge* 
fdhmiegen — bis ich ihn rebeit hieß! Vis er 
mir fagte: ,Du bärfft es nicht! 3 ut) tet haft 
Du bem Vlirtben fdhon gegeben!' 3u*nel? — 
3a, Du! 3a! — ©r fagte mir, baß ich 
feße, 3^oni... Vegreifft Du bas? — Füßling! 
Vraufenber ^riihling tarn ! fieudhtenbe 3effel* 
Iofigteit! — 

Unb 3ohannes trat, mie bie Vbenbfonne, 
groß unb füll 3 U uns hinaus unb fagte : ,©el)t!‘ 

3 dh bat ihn, i<h umtlammerte ihn — aber 
er mies midh fgnft 3 urüd unb fagte: , 3 dh habe 
Dich bod) nie gefehen. Doch nie. ©ibt es 
einen StRann, ber Didh fieht unb oon bem Du 
gefehen fein millft — mohlan benn — manbert 
hinaus, ihr beiben, manbert! 3 $ habe meine 
Stille!‘ 

Doni, auch in meine Vlüfte fam Uber* 
fchmemmung unb Sturm. 3ch Keß mich fort* 
tragen, ©in VSirbelminb oon Staub all meine 
Vorföße. Die 3 u 0enb trüg midh- 9ld), bte 
arme, blutjunge, holbe, unfd)ulbige 3 ugenb! 
3 eßt fißt fie unb brütet unb tlagt midh an: 
idh hätte fie fdjulbig gentadht. So geht es 


ben Flüchtlingen in ©hnoalb, 3oni. Unb 
ein ©ttbe mirb tommen. ©in ©nbe muß 
tommen. VSas mir bürfen, genügt uns nicht. 
Unb mas mir molten, bas müffen mir uns 
oerfagen. Unb fdhulbig bin ich- Denn ich barf 
3oßannes nicht oerlaffen, unb Vernb dann 
nicht leben ohne mich. Vicht leben ohne mtd). 
Vun meißt Du alles, ©ine SUage,' ein Vätfel 
umtreift brei Vlenfdjen! Sie tennen fidh gan 3 , 
fie lieben fid) gan 3 unb hängen einfam bod) 
an ihren itreu 3 en! 3 ohannes fagt, er tann 
midh entbehren — ich glaube es ihm nicht. 
Vernb fagt, ich foll 3U il)tn 3 Ürüdgehen — 
ich glaube es ihm nicht! Der Dob ftetjt 
bienftfertig in ber Välje. 3<h mill bas £eben 
um bie Dual bes £ebens! 5lein ftumpfer, 
finnlofer Schluß! Staub merben? VSürmer* 
fpeife? Vfut! VSir Vtenfchen müffen lachen! 
VSir müffen lachen lernen! 3<h ooill mir's 
überlegen, mas am beften ift für 3 ohannes 
unb Vernb. ^öffentlich o^erbe ich ttid)t mahn* 
finnig babei. Denn ich höre Vernb f<hlu<h 3 en, 
unb 3ohannes fehe ich in bie rote Sonne 
ftarren. 3oni! VSenn Du einen Vat meißt — 
ben ri^tigen Vat — oerfeßmeige ihn mir nicht! 
Vber frage nicht Startmann! Ver 3 eih mir — 
Du meißt, baß ich ih^t liebhabe — aber ich 
tomme nur 3 U Dir. Deine ©oa." 

Drei Dage fd)leppte Doni fich mit biefem 
Vrief herum. Unb als fie ihre munberfame, 
erfd)ütternbe Pflicht nid)t länger hinausfdjieben 
tonnte, oerfiel fie auf eine Votlüge. Sie gab 
©oas Vetenntnis nid)t preis, fie fagte, baß fie 
fidh erfeßöpft fühle unb mit ^aula eine tleine 
©ebirgsreife unternehmen molle. So plößlid) 
biefer ©ntfdjluß unb fo ungemohnt er bei ber 
ftarten 3oni mar — Starlmann munberte fidh 
nidht barüber unb mar fogar gan 3 froh, einmal 
allein in ber Vtünd)ener VSohnung 3 U herr* 
fchen. VSarum fie $ßaula nach ©hrmalb mit* 
nahm, machte fie fid) nicht gan 3 tlar. Diefes 
Stinb h^tte ben hellen, beherrfdjenben ©eift ber 
VSahrheit. Von ihm, ohne fidh ihm ausfpredjen 
3 U müffen, mollte 3oni jeßt begleitet fein. 

Vis fie in ©hrmalb antam unb ©oa S>anb 
in |>anb mit bem hodjgemadjfenen, helläugigen 
Dänen fah, mantte ihr 3 uerft bas Sjer 3 . Dann 
aber besmang fie fid) unb medhfelte mit ©oa 
einen fdjeuen, lädhelnben Vlid: bie Vugen 
beiber Flauen maren auf ^Sauta gerichtet. 
Sie mar fdhon 3 mölf 3ape alt. Sie mußte 
inftinttio ertennen, marum bie Dante ©oa 
nicht mehr in Vmmerfelb mar, unb marum 
ein frember Vtann hier an Dntel Johannes' 
Stelle meilte. Vber merten ließ fie nichts. 
Sie mar oiel ftiller als fonft, bodj leuchtete 
aus ihren reinen blauen Vugen begreifenbe 
©üte, fd)eues Veifeiteftehen unb eigenes Vach s 
finnen, menn bie ©roßen um ihrer Diebe 
millen 3 U leiben hatten... Vernb Vübiger 
trat plößlidh auf Vaula 3 U unb tüßte ihren 
golbblonben Scheitel. Dann fdjentte er ihr 
feinen ©amsbart, feine Vbterfebern, ©bei* 
meiß, einen Vergftod, Vutomatenfdhofolabe, 
unb ratlos faß er fid) um, mas er ihr fonft nod) 
fchenlen follte ... 

Vis es Vbenb mürbe unb ^Sauta 3 U Vett 
gefdhidt morben, als 3oni Vominger ©oa 
Vollfin! unb ihrem Freunbe unter ber $änge* 
lampe bes ©afthofftübdhens g'egenüberfaß — 
ba fdhmiegen fie fidh mit ihren großen Fragen 
an, unb fummenb 30 g an ihren Open ber 
rätfeloolle Vßelttauf oorüber. Stunben faßen 
fie fo unb tränten einen fchmeren, gelblichen 
VSein. Sie fpradjen faum ein VBort. ©rft als 
es 3 mölf fdjlug, richtete ©oa mit bebenber 
Stimme bie ©ntfdheibungsfrage an 3oni: 
„Vßas ift nun beine Vnfidjt? ©eßt es? Deilft 
bu Johannes ober Vernbs Vleinung? VSoßin 
foll idh gehen — morgen?" 

3oni flüfterte mit halbgefchloffenen Vugen: 
„3(h glaube, 3U 3ohanrtes, ©oa," SieJ)orte 
ihre eigenen 2 Borte nicht. 

Da fepudföte ©oa auf, 311 m erften Vtale, 
in milbem 3ammer. „Du bift alfo auf ber 
Seite — Vernbs!?..." 

Die anbem fdhmiegen. Der Däne -hielt 





1911. Wr. 51 


Über ßartb unb 9Weer 


1303 


feinen tobesmutigen, unbeirrbar ernften Slid 
auf ©oa gerietet. (Sr nidte. Da erhob fid) 
gohannes ^HoXlfinfs grau unb fagte: ,,©ut.“-— 

Der feimenbe grül)Iing fai) gohannes unb 
©oa Wollfinf mieber im Wmmerfelber ©arten* 
häufe beifammen. Still, mit bem alten, 
freunblid)en ©rnft ging ber Slinbe umt)er 
unb fann über ferne, tranfgenbentale Dinge, 
©oa, mit etmas roelten 3ü9en, TiidE)t gealtert, 
aber am gub ber Seele gefeffett, forgte im 
£ausf)alt unb bebiente traulid) il)re ©äfte. 
Diefe ©äfte, bie fie nid)t mehr oon fid) lieb, 
maren Doni unb ^jßaula. ©ines Wbenbs mürbe 
aud) Sarimann aus Wlünchen ermartet. Die 
grauen gingen ihm 3ur benachbarten Sahn* 
ftation entgegen, ^auta blieb bei £)nfel go* 
hannes. Das mar ein geft für fie, menn fie 
einmal mit ibm allein mar unb if)m oorlefen 
tonnte, ©r lieb fid) am liebften oon ibr oor* 
lefen, bas hatte er immer mieber oerfid)ert, 
unb bie febmierigften Dinge, oon benen fie 
mirtlid) nichts oerftanb, tarnen Dag für Dag 
oon ihren roten Sippen. Sie hatte eine fo 
feine, tlare Stimme — mod)te fie oft aud) 
falfd) betonen — es büntte Johannes Wollfinf, 
bab er nur bureb biefe Sorleferin ben reinen, 
unoerftimmten Saut ber 2 Beisf)eit hören tonnte, 
©r mad)te ficb leine Sebenfen, ob bie Settüre 
auch für ^ßaula geeignet mar — bie grauen 
beftätigten es ihm, bab er fid) besmegen teine 
Sebenfen 3U mad)en braud)te. So gab er 
ihr Schopenhauer, Wiebfdje, ©oethe. ©oethe, 
ertlärte $aula, fei ihr ber Siebfte. Da tat 
ihr Ontel Johannes heute, an biefem Dage, 
ber megen Sarimanns Wnfunft ohnehin ein 
gefttag mar, einen befonberen ©efallen. ©oethe 
burfte $aula aus ber Sibliothef in ben ©arten 
holen, ben SBeftöftlidjen Diman las fie ihm oor. 
Sie oertieften fid). Sie oerfpannen fid) ber* 
maben, ber blinbe, Iaufdjenbe gohannes unb 
bie mit reinem geuer 
betlamierenbe 'paula, 
bab fic gar nid)t 
mertten, mie bie 
©artentür fid) öff* 
nete unb Sarimann 
mit Doni unb ©oa 
hereintrat. Sie blie* 
ben an ber Pforte 
ftehen unb beobachte* 
ten Iäd)elnb, ohne fid) 

3U rühren. 

IV 

Sarimann blieb 
nur einen Dag in 
Wmmerfelb. Sein 3 u* 
reben half — er be= 
hauptete, 3U tief in 
ber abfdjliebenben 
Arbeit an feinem 
Wofenfampf3ufteden, 
unb nahm in aller 
grühe haftig^lbfchieb. 

Doni mar beforgt — 
er machte einen ner* 
oöfen ©inbruef, unb 
fein gan3es Dradjten 
mar auf einen un* 
betannten 2Beg ge* 
richtet. Siefd)ob alles 
auf bie unglüdfelige 
Arbeit, bie ihr nun 
fd)on in einer langen 
Weihe oon gahren 
oiel oon Sarimann 
fortgenommen hatte, 
gnbriinftig bat fie 
bas ©efd)i<J barum, 
bab ?)ort unb San* 
cafter enblid) ausge* 
fämpft haben möd)= 
ten. Wls fie aber mit 
Sarimann auf bem 
Wmmerfelber Sahn* 
hof ftanb unb feinen 
Sub fpürte, ber eine 

1911 (33b. 106) 


oerlebenbe glücfjtigfeit hatte, ba mailte es in 
©r auf, unb fie ftieb ihre Sorfäbe um. Son 
©rem geliebten Wtann lieb fic fid) fo nicht 
lüffen. SSas hieb benn bas? Diefe böfe, oer* 
fummelte £jiftorie! 

„Sarimann,“ fagte fie unb hielt ihn am 
Wrm feft — es maren nod) 3ef)n Wlinuten bis 
3ur Abfahrt bes 3u9es — „bu gefällft mir gar 
nit. Streng bid) hoch blob nit fo mit ber 
Arbeit an, ©eliebtes.“ 

©r richtete mieber nid)t ben Slid auf fie, 
fonbem fr amte nach feinem Sillett in ber 
Dafd)e. 2Bie blab unb bebrüdt fai) er in biefer 
grühlingsmorgenfrifche aus! Sie begriff ihn 
nicht. 

„gef)lt bir benn mas, Sarimann? Sag es 
mir bod)! 9 Jlir nubt es bod) blob, toenn id) 
alles meib, mas bu —“ 

„Wber gar nid)ts, gar nichts,“ unterbrach 
er fie haftig, faft barfch- „geh rnub übrigens 
einfteigen. Die Arbeit ift fo höllifd) fdjmer — 
na, nun bin ich i a halb erlöft oon bem Sanb* 
murm.“ 

„ga, ©ott fei Danf! Wber meibt, Sari* 
mann — id) halt' es für bas befte, menn mir 
morgen auch nach Wtündjen fommen, bie 
"^aula unb id) —“ 

„Wber feine Spur! 2 Bas foll bas heiben? 
geh bin hoch fein SBicfelfinb! Du bift je^t 
hier, um bich 3U erholen — bas haft bu bringenb 
nötig! 9Bo3u haft bu bir benn mit foldjer 
Wlühe Urlaub oerfd^afft? gns alte god) fommft 
bu nod) immer früh genug!“ 

Doni fcfjmieg ein 2 Beild)en — ein Sd)atten 
flog über ihr ©efid)t, unb im gnnern tat es 
ihr irgenbmo meh- „Du bift furios — ich hott' 
gebad)t, bu rnirft eine WZorbsfreube hoben —“ 
„<?>ab' id) ja aud)! 3 Benn ihr mieber ba 
feib! gn oier3ehn Dagen! So mie es oon 
oomherein projeftiert mar!“ 


„Dann finb mir 3toei Wlonate fort, geh 
tat's um bie ©oa —“ 

„©infteigen, mein $err!“ 

„gd) mub — ber 3 uq geht ab — abieu, 
mein £er3 — id) fomm' ja in3mifd)en nod) mal 
heraus —“ 

„Sag menigftens, bab mir nädjften Sonn* 
tag mieber in Wlündjen beifammen finb!“ 
„Wächften Sonntag —?“ 

„©infteigen, mein §err!“ Der Saf)nbeamtc 
mollte grob merben unb bie ©attertür fd)lieben. 

Sarimann fübte Doni — etmas inniger als 
3Uoor. „gd) telephoniere!“ rief er. „®rüb 
bas Sinb!“ ©in SBinfen noch, unb ber ge* 
mäd)li(f)e Sorort3ug bampfte in ben Wlorgen 
hinaus. — 

gn einem Sd)mabinger Saffeehaufe, ber 
Stätte, mo oiele fd)idfaIsoolle Sefanntfchaften 
angefnüpft mürben, hatte Sarimann bas ©he= 
paar SBachtel fennen gelernt, ©r hotte bie 
jungen fieute 3uerft in einem gröberen Sreife 
getroffen, 3toifd)en WZalern, fiiteraten unb 
anbern Sunftbefliffenen. Sie maren ihm fofort 
auf gef allen, benn in ber tiefen Serfdjiebenheit 
ihres SBefens oerfehrten fie anbers mit ben 
Sünftlern, als 3U ermarten gemefen märe, 
fjerr 2 Bad)teI, ein hagerer, unfeheinbarer 
Wienfeh, unterhielt fid) aufs eifrigfte mit ben 
Difchgenoffen unb urteilte, als ob er felbft 
ben gan3en Dag im Dienft ber Sunft ftänbe. 
gngeborg, feine grau (fchon ber Warne mar 
merfmürbig), trat bagegen aus einem oiel* 
heutigen Sdjmeigen nid)t heraus. Sie fog 
nur 3umeilen an einem ©isgetränf — fonft 
fab fie ftumm hintenüber gelehnt unb lieb 
ihre feltfamen grauen Wugen über bie WZienen 
ber Sünftler gleiten. Sie fpi^te bie rötlidjen 
Sippen, menn fie an ihrem Strohhalm fog, fie 
lieb, bas Söpfchen mit bem breiten gebernhut 
gefenft, ihre Wugen oerftohlen umhermanbern. 

Das gab ihr etmas 
fd)mer3lid)gronifches. 
SarImannbeobad)tete 
fie, aber gngeborg 
2Bad)tel fah ihnnid^t 
länger an als bie 
anbern. gf)r ©atte 
be3ahlte — gehorfam 
erhob fie fid), nidte 
mit mattem £äd)eln 
unb ging bann fdjme* 
benben Schrittes an 
feiner Seite hinaus, 
gebt erfunbigte fid) 
Sarimann, ©r erfuhr, 
bab £>err 2Bad)tel Se= 
amter an ber 23 apri* 
fd)en §ppothefenbanf 
fei, oon feiner grau 
miffe man nur, bab 
fie Sd)aufpielerin ge* 
mefen fei. Der reiche 
junge Wlenfd) habe 
fid) gemib in fie oer* 
liebt, bie Pjeirat gegen 
ben 2Billen feiner 
©Itern burchgefebt 
unb feine grau ge* 
3toungen, oon ber 
Sühne ab3ugehen. 
Diefe Wadjrid)t oer* 
febte Sarimann in 
©rftaunen. Sdjau* 
fpielerin mar gnge* 
borg 2Bad)tel? Sah 
fo eine Dame oom 
Dheater aus ? ©r 
hatte feit Sucie Wau* 
manns Dagen feine 
Sdjaufpielerin mehr 
fennen gelernt. 2Bas 
ihm aus biefer gu* 
genb3eit in ©rinne* 
rung geblieben, mar 
ein rafch burd)fd)auter 
glitter, eine h^bfehe 
Süge, bie fo offen* 

175 


Sauernreüer. 9Zad) einer Slabierung oon fteifferfcheiö 





1304 


funbig war, bah fie ritfjrenb würbe. Schnell 
genoffen, fdjnell oergeffen — bas war bie 
Sd)aufpielertn £ucie Naumann. Sber gnge* 
borg 2Baä)tel? — ©s war ettoas grrenbes, 
£ilftofes in ihren märchenhaften Gingen. gns 
£eben oerirrt fdjien fte — ja, fo muhte es fein — 
aud) bie Stunft hatte fic nicht froh gemacht, 
unb als fie ihren Segen eben erfahren follte, 
toar biefer brutale Kaufmann getommen, 
hatte fie aus Schimmer unb Sehnfudjt in feinen 
trodenen£iebesbienft ge^toungen. Sie gehorchte, 
aber fie erfannte, muhte es erfennen, bah fie 
gefangen toar. Nun fah fie fich um — laut 
|jilfe irgenbroo her? £itt irgenbwo eine oer* 
roanbte Seele? Ster jdjleppte biefelbe Not 
.um unbegreiflich niebere unb herrliche Dinge 
in fich herum? 

Die erfte-Sefanntfdjaft mit ben 2Bad)tels 
fanb noch im SBinter ftatt, beoor Startmann 
unb Doni 3U Sraumüllers Seftattung nach 
Serlin gefahren waren. ©ine feltfame Set* 
fettung ber Umftänbe — fo oerfuchte Start* 
mann es fich felbft 3U erflären — hatte ihn baoon 
abgebracht, Doni oon biefen Slenfdjen 3U er* 
3ählen. 

©rft als fie mit Paula oon Smnterfelb 
nach München 3urüägefommen roar, fah fie 
bie neue Sefanntfd)aft. Sie begegnete eines 
Nachmittags in ber £eopolbftrahe ihrem (Batten, 
ber 3toifcf)en einem £>errn unb einer Dame ge* 
mächlich bahertam. SIs er Doni plöt$lid) oor 
fich faf), errötete er — fchneü gefaht aber 
ftellte er feine grau ben 2Bact)tels oor. 
Doni rounberte ficJ) noch immer über bie Se* 
gegnung unb blieb einfilbig, mährenb fie 
bie merftoürbige Staf f e ef)ausbetanntfd)aft oon 
ber Seite betrachtete. §err S 3 ad)tel, ber Start* 
mann fo roenig fpmpathifd) roar, geroann ihre 
Neigung 3uerft. ©r fühlte fich rrtd^t roohl babei, 
roenn feine grau mit £>errn Nomtnger,fprad), 
unb atmete auf, als enblich auch bie ©attin 
bes fchönen SNannes erfchienen roar. gn feiner 
nüchternen fd)lefifd)en potterart unterhielt er 
fich mit ihr, unb Doni, bie oon ber Schönheit 
ber fremben Dame bebrüdt roar, seigte fid) 
für bie £iebensroürbigteit ihres (Batten baut* 
bar. 3 um erften State hörte Startmann fie 
Stonoerfation machen. Stfo bas tonnte fie 
auch — er hatte es ihr nicht 3ugetraut unb 
mißtraute ein bischen ihrer ©hrlidjfeit. Stenn 
grauen roie gngeborg unb Doni fich begeg* 
neten, muhte es Schlingen unb heimliche 
Stacheln geben. Sud) roar er in ber peinlichen 
Situation, bah Doni allmählich nterfte, roie gut 
er bas Paar tannte. Doni roollte fich nur 
teine ©efränltheit anmerfen laffen — beshalb 
fprach fie fo leicht unb mit falfchen, Hebens* 
roürbigen Sugen. Dah Startmanns SNihtrauen 
recht hatte, follte fid) fofort nach ber beglichen 
Serabfd)iebung erooeifen. Staunt hatten bie 
S 3 ad)tels ben Nüden geroanbt, als Doni fd)on 
mit erheblichem (Bift in ber Stimme fagte: 
„(Befallen bir bie fo gut ober bift bu nur 
höflich gewefen?" 

„Dasfelbe roollte i<h bid) fragen/' erroiberte 
Startmann geregt. „Du roarft ja gan3 fonoen* 
tionell. So lernte id) bi<h 0är nicht." 

„Sitte, was fömtert fie benn oon mir be* 
anfpruchen? geh fernte fie ja burchaus nit fo 
genau roie bu!" 

„Stenn bas ein Sorwurf fein foll — ich 
habe bir ettt3ig unb allein besroegen nichts 
oon ihnen et3äl)it, roeil ich mir fetber erft flar 
über fie roerben roollte." 

Doni fd)wieg eine Steile. Sie fühlte 
buntel, bah fie irgenbeiner Unwahrheit auf bie 
Spur getommen roar. Sber bas ©an3e erfdjien 
ihr bod) 3U lächerlich — es reifte fie auch, 
einmal Iiftig 3U fein unb nicht wie fonft mit 
plumper ©hrltd)feit ihre harten aufsubecten. 
So lentte fie ein unb fragte nach 3 >errn S 3 ad)tel, 
währenb fie auf ber £auer blieb, bah er über 
grau S 3 ad)tel Steinungen äuherte. Doch 
Startmann war oorfichtig — mit freunblidjer 
Dbjettioität er3ät)lte er ihr, was er oon $ein= 
rid) Sktd)tel wuhte. Non gngeborg erwähnte 
er nur, bah fieStünftlerin fei. Doni horchte auf... 


Über ßartb unb 9fteer 

„SSas für 'ne Stünftlerin?" 

„Sie war Schaufpielerin ... Sber fie traut 
fich gar nichts 3U. Unb bann ber unfelige 
©influh ihres Stamtes..." 

„gnwiefern?" 

,,©r ift fehr reich, er glaubt ihr alles ,bieten* 
3U tönnen unb — na, fie war ein armes, 
hilflofes Stäbel, 'ne Steife — ba hot fie fich 
'rumtriegen laffen unb getan, was er wollte. 
Stitten aus bem erften ©rfolge, als fie eben 
bie gulia fpielen follte in SNagbeburg — ba 
ift fie oom Dljeater fortgelaufen unb grau 
SBachtel geworben." 

„Das ift ja jammerfdjabe. ßann fold) SNann 
bas oerantworten? £eibet fie fehr barunter?" 

„gürchterlich! Sie träumt bei Dag unb Nacht 
oon ihren Nöllen." 

„Das arme Ding..." 

Sie waren in bie 2 Bohnung hiueingegangen, 
unb Doni machte mit ruhigen §änben £icht. 
©r fah ihr 3U. Nuf ihrem oon ber 3udenben 
glamme geröteten Nntlih lag ein £äd)eln. 

„NSorüber lächelft bu?" fragte er, inbem 
er fich eine 3i0 a rre an3ünbete unb in bem 
griebridisburger 5 Uubfeffel ^piah nahm. 

„Sd), id) benf nur baran, wie grunb* 
oerf(hieben bie 3wei eigentlich finb. 3»h muh 
immer lachen, wenn ©heleut' fo gar nichts 
ähnliches hoben." 

„N 3 iefo? 2 Benn (Begenfähe fich berühren?" 

Sm nächften Sbenb fagte ßarlmann 3iem* 
lieh unoermittelt 3U Doni: „Die Spachtels 
laffen bid) grühen." 

„§aft bu fie fdfon wieber getroffen?" 
„©ewih — ich fehe fie bod) täglich im 
©afe. ©in angenehmer Sufenthalt ift bas 
allerbings nicht, biefes 3ufammenhoden. 2Bär 
es bir nicht recht, wenn fie mal abenbs 3U uns 
fornmen?" 

„Natürlich — wenn es bir recht ift." 

„ 2 Bas finb bas für Antworten, Doni! Sage 
hoch beutlich ja ober nein! 9 Nir ift es gan3 
egal." 

„SIfo ja — labe fie nur ein. gür morgen 
oietleidjt. 2Bir hoben ja bie ©nten." — 

.So fahen fid) 2 Bachtels unb Nomingers 
fchon am nächften Sbenb gegenüber. Doni 
ftaunte, wie I)übf<h bie Heine junge grau 
ausfal). Sie fc^ien es heute auf einen befon* 
beren ©inbrud abgefetjen 3U hoben. Mnft* 
lerifd) unb foftbar war jebe £inie an ihr, jebe 
©in3elheit hotte fie auf bie rein persönliche 
NSirfung ihres mertwürbigen 2 ßefens angelegt. 
Das ©igentümtichfte war ihr (Bang. Ntan 
hörte fie nie, hö^ftens ein leifes Seibefniftern, 
bann ftanb fie fchon oor einem, unb ber fchwere, 
fd)öne Nirenblid ruhte auf bem Gegenüber, 
gm nächften Ntoment hotte ein lautlofer 
Schritt, ein Schweben beinahe, fie fd)on oor ein 
33 ilb gebracht, bas fie mit tur3fi<htigen Sugen 
gan3 nahe betrachtete. So gefefjah es, bah fie 
bei Doni ftanb unb ihr innige, bas Bjers be* 
rüdenbe NSorte fagte, alles leife, alles 3art, 
wie ein tiefes 93 efenntnis: „3hr 9 Nann hot 
mir fo üiel oon gtmen er3ählt, gnäbige grau. 
So oiel. geh tonnt' es gar nid)t erwarten, Sie 
perfönlich 3U fehen. SNögen Sie es -glauben 
ober nicht — ich fühle mich f° entferlich orm= 
felig oor ghnen, Unb bas, gerabe bas tut 
mir wohl. g«h höbe nie eine greunbin gehabt, 
eine richtige greunbin, oon ber man nur bie 
2 Bahrl)eit hört. Seim Dheater — mein (Bott — 
ba gibt es bas nicht. Steil id) mich bort an* 
geetelt unb surüdgeftof3en fühlte, barum bin id) 
natürlich gan3 einfam geworben. Unb ben 
(Blauben an mid) hot mir niemanb geftärtt, 
5 tein SNenfch auf ber 2Bett. Sertümmert bin 
id) ~ fchon als junges Niäbel. Niemals, nie* 
malshabeid) tun tönnen, W03U id) mich berufen 
fühlte. Unb ich Hebe bie Straft, id) liebe bie (Be* 
funbljeit, bas ©rohe, ghr (Batte hat mir gl)r 
Silb ge3eigt — ba wuht' ich 93 efd)eib. ©s burch^ 
fchauert einen, wenn man plöhlid) fein gbeal 
oor fich fteht- Nein, wenben Sie fid) nicht ab. 
Sitte, bitte! £affen Sie mid) bas fagen. 
Dulben Sie mich hier, gef) bin fo namenlos 
unglüdltch oft r^ichhobe fo upettblid) oiel baoon,: 


1911. Nr. 51 

wenn id) mid) ghoen ausfprechen barf — 
ghnen!..." 

Dränen tarnen Doni in bie Nugen, unb 
fie antwortete leife: ,,©ut, gut... NSenn id) 
ghnen wirtlich was fein tann — bann mit 
greuben, grau 2ßad)tel. gd) oerfteh' Sie nod) 
nit gan3 — aber id) werbe Sie hoffentlich 
immer mehr oerftehn. Sagen Sie mir nur 
alles." 

Da erwiberte gngeborg 2 Bad)tel 3U ihrer 
Uberrafchung nichts, fonbem fchwebte 3U einem 
Silb hmüber, bas auf bem glügel ftanb. ©s 
war eine Photographie oon gohanrtes Nollfint, 
bie ein3ige, bie es oon ihm gab. Ntit großen, 
gebannten Nugen ftarrte gngeborg bas Silb an. 
„Ster ift bas?" fragte fie leife. geht traten 
aufjer Doni auch Startmann unb irjerr 2 Bad)teI 
hinter ihre fchlante (Beftalt. „gohannes Noll* 
fint," fagte Startmann feierlich- Da weinte gnge* 
borg. Ntit Staunen unb Sd)reden fah es Doni. 
©in trampfartiger, neroöfer Nnfalt fcbjüttelte 
ben tinblichen Störper,funb fie muhtetm Neben* 
3immer auf einen Diwan gelegt werben. 
Nllmählid) erfuhr Doni, bah gngeborg 2Bad)tel 
teinen 9 Nenfd)en fo bewunberte wie gohannes 
Nollfint. Doni fühlte fich in ihrem greunbe 
faft felbft geehrt — halb hielt fie nicht mehr 
bamit 3urüd, bet eifrig £aufdjenben 3U er3ählen, 
welchen ©influh ein Stert bes Smmerfelbers 
auch ouf fie gehabt hatte. ,S 3 ie rafft' id) mich 
. auf..gngeborg tannte bas Such nicht, 
unb Doni war gtüdlid), es ihr leihen 3U tönnen. 

So ergab fid) bie natürliche ©ntwidlung, 
bah SSad)tels faft jeben Sbenb mit Nomingers 
beifammen waren, halb in beren SSohnung, 
halb in ber Penfion, wo bie noch nicht feh= 
haften jungen £eute wohnten, ©in weiterer 
Schritt auch glüdte gngeborg — trotj Donis 
Sebenten fragte Startmann in Smmerfelb an, 
ob ihr nädjfter Sefu© in Segleitung oon 
greunben, beren fehnlichfter SSunfch es fei, 
gohannes Nollfint tennen 3U lernen, will* 
lommen wäre. Nod) niemals hatten Start* 
mann unb Doni foldje Sitte gewagt — fie 
waren nun einmal bie einigen, bie in ben 
oerfd)ioffenen ©arten ber Smmerfelber ©in* 
fiebelei gelangen burften. Die golge baoon 
war, bah gohannes unb ©oa bie erfte Sus* 
nähme nicht weigerten. Stit einiger Spannung 
fogar erwarteten fie bie befonberen greunbe, 
bie Startmann unb Doni ihnen 3ufüljren wollten. 
Sts fie aber ba waren, an einem hellen Siai* 
fonntag, laufd)te gohannes auf bie Stimmen 
ber beiben gremben unb hielt oergleichenb 
ihre Stäube feft. Sie gefielen ihm beibe 
nid^t. S 3 as gefchah aber plötzlich? gnge* 
borg büdte fich fd)nell, als Nollfint ihre 
irjanb fefthielt, unb brüdte einen Stuh auf 
bie feine, geht war auch 3 tmi abgetühtt. 
Dheater, fuhr es ihr burd) ben Sinn, unb 
auf ©oas £ippen war basfelbe SSort 3U 
lefen. £äd)etnb fahten bie greunbinnen fid) 
unter unb gingen in bas £>aus. Starlmann 
aber, ber ihr Urteil nicht oerftanben hatte, 
folgte ihnen mit leud)tenben Sugen, als wollte 
er fagen: Nun? Das ift bod) eine Natur! — 
gohannes war etwas oerlegen geworben. Sls 
er fpürte, bah bie ©äfte ttn §aufe waren, 
wanbte er fich 3U Paula, bie ben < 5 anbtuh 
mit ftummem ©rftaunen beobachtet hatte. 
„Nun, Paula," fragte er halblaut, „wie ge* 
fällt bir bie neue Dante?" 

„Sber Dnfel gohannes — bas ift bo<h nicht 
meine Dante!" 

„©ntfchulbige!" — 

Der gemeinfame Susflug nach Smmer* 
felb würbe, nicht wieberholt. Dod) als ber 
Sommer ba war unb bie geriet eit, tarn 
Startmann eines Dages mit ber gbee nach 
§aufe, bah man fid) mit ben 2Bad)tels 3U 
einem zweimonatigen Sufenthalt in Dirol 
oerbinben follte. Doni war anfangs oon biefem 
langen unb intimen 3 u fantmenfein nicht fo 
erfreut wie Starlmann. Doch wagte fie nid)t 
311 wiberfpred)en. Sie wollte feine Sbneigung 
gegen gngeborg, bie fonft einer ©iferfud)t ge* 

. glichen hätte, zeigen— auch fürchtete fie nichts 



1911. ©r. 51 


Über £anb unb ©leer 


1305 


fo, als bah Starlmann, mit bem fie in ©ilbungs* 
unb ©ef hmadsfragen ja bod) nid)t Schritt galten 
tonnte, in ber geriengeit bei ii)r Sangemeile 
empfinben tonnte. 

gn Starning gehaftete fid) anfangs alles 
fo, bah Doni roieber gang ruhig unb glüdlid) 
mürbe. Die grojge unb 3 ugteid) liebliche Statur, 
bas primitioe Beben in bem alten SBirtsijaufe, 
bas il)r, bem ©auernfpröhling, fo milltommen 
mar, and) angenehme ©etantttfdjaften, bie fie 
machte — alles oerbanb fih, um ihr ben 
©lauben an einen befonbers fronen «Sommer 
3 u geben, ©in 2Biener ©hepaar, einfache, ge* 
bilbete ©tenfhen, unb £err Heinrich 3Bad)tel 
bilbeten Donis 33erfel)r, mährenb 5larlmann 
ficb meiftens gu gngeborg hielt. Diefe ©tuppie* 
rung entftanb oon oornberein fd)on burd) bie 
©ebirgsmartöerurtgert, an benen Startmann, 
ber etmas torpulent getoorben, ni(bt teil* 
nehmen tonnte, toäbrenb gngeborg behauptete, 
ba| ihrer ©lutarmut anftrengenbe Douren 
oerboten feien. Da ©aula ihren tleinen 
griebrid) hatte, ben blaffen Steffen 2Bad)tels, 
ber oon feiner greunbin begeiftert roar unb 
gang nad) ihrem ©efallen lebte, ergab es fich 
oon felbft, bah Starlmann unb gngeborg 
täglich mehrere Stunben für fid) hatten. geht 
führte er fie erft oöllig in fein ©eiftesleben 
ein. 30ßas er nie einem ©tenfhen gegeigt 
hatte — oor ihren Stugen breitete er es aus. 
Sie gingen gemöhnlid) gu einer bequemen 
2lusfid)tshöhe im SBalbe, bie einen munber* 
oollen ©lid auf bas Dal ber©ifad gab. 3luf biefer 
Slusfid)tshöhe fafeen Startmann unb gngeborg 
jeben Dag. ©r las ihr oor, toas er bisher ge* 
f(baffen hatte. Stein Dorfo, tein ©ntrourf blieb 
ihr oerborgen. Unb ber erften ©emunberung, 
bie ihm entgegengebracht mürbe, erlag er jetjt 
gang. Sie tarn fo freigebig oon einer fchönen 
jungen grau, bie ihn unentrinnbar in ihren 
©annfreis gog. SBenn gngeborg nad) ber ©or= 
lefung in ftummer Slnbetung oerharrte, menn 
fie ihm bann mit leudjtenben Slugen hulbigte unb 
ertlärte, meld)e ©ebeutung fein Schaffen habe, 
fo mifchte fich trt all bas ©lüd, bas er empfanb, 
ein bohrenbes SBeh, eine Stlage, eine Slntlage 
gegen Doni. Silles, mas ihm jeht mohltat unb 
enblid) einmal fein Selbftgefüljl fteigerte, hörte 
er oon grauenlippen — niemals aber batte 
Doni ihm bergleid)en gejagt. ©löhlih, eines 
Slbenbs, als fie mieber ben ©Salbljügei erfliegen 
hatten, begann feine greunbin tmn Doni gu 
fpred)en. 

„3<h möchte Sie etmas fragen, S>err Starl* 
mann. Sie tonnen fich nicht oorftellen, mie es 
mich oft erfdjüttert, Sie fo bemütig, fo in ji<b 
felbft oerbannt, fo befheiben gu finben. gh 
lerne ja täglich 2Berfe oon ghnen tennen, bie 
Sie neben bie erften ©elfter ber ©egenmart 
ftellen. ©itte, bas ift meine fefte Übergeugung. 
Unb Sie, Sie meichen immer gurüd, als ob 
Sie es gar nicht gefdjrieben hätten. ghr ©ater 
foll audh fo namenlos befcbeiben gemefen fein, 
biefer berühmte ©taler. Slber idh merbe bie 
Slngft nicht los — lieber ©ott, einen Ungeheuern 
©laubeit an fid) felbft müffen Sie bod) haben! 
SBenn Sie beit nicht hätten — mas foll ich bann 
jagen? Dann mühte ich mir ja fofort eine 
Stugel oor ben Stopf fhiehen. Stein, §err Starl* 
mann — jagen Sie es mir, mie hängt basgu* 
fammen? grgenbein Sdjidfal hält Sie nieber, 
nicht mahr? grgenb etmas hat ghnen ben 
frifd)en Sebensmut genommen, bas freie 33e= 
tenntnis gu fich felbft? ... Sie miffen, mie lieb 
ich ghre grau habe. gh bemunbere fie auf* 
richtig, 3Iber follte fie ghnen gegenüber nicht 
fehlgehen? Stennt fie Sie, oerfteht fie Sie? 
— £> 5err Starlmann, ich münfd)te bas fo 
oon bergen ... Denn ich — es läjgt fich fo 
furchtbar ferner jagen — ich möchte' nur, bah 
Sie giüdüch finb — bah Sie alles erreichen, 
mas Sie erreichen müffen .. 

©r fchmieg unb ftarrte in bie 3tbenbferne 
hinaus. 

Sie fah ihn erfcpoden an. „Dl), habe ich 
ghnen mel) getan? Sinb Sie geträntt? 33er* 
geihen Sie mir! Das mollte ich nicht!...“ 


Ohne fie angubliden, ftieh er haftig atmenb 
heroor: „3^h habe 3hnen ja alles erzählt — in 
9Jtün<hen fdhon — mie bas getommen ift — 
gmifchen mir unb meiner $mu —“ 

„3Bas? ... 303as, §err Äarlmann?!“ 

„Stun, ihre $ertunft hoch gunächft..." 

„3Ich ja ... Sie ift eine ©äuerin, nid)t mahr, 
fie flammt oon ©auem — nun — es gibt ja 
.reigenbe ©äuerinnen —“ 

•©r lachte Ieife. 

„ßahen Sie mich aus? £>ab' ich toas 
Döri^tes gejagt? ©in ein fo törichtes Ding 
— o meh • • . SBiffen Sie, mas Johannes 
5tolIfint mir gejagt hat? 3n 3lmmerfelb ba* 
mals, als ich oon ihm 3lbfd)ieb nahm? — 3<h 
fragte ihn, id) fonnte ihn fonft nichts fragen: 
,2Bie foll ich merben, 9Jteifter?‘ — ba ftarrte 
er mich an mit feinen blinben 5>omeraugen 
unb ermiberte: ,©leiben Sie fo, mie Sie 
finb .. 

„Das hat er 3hnen geantmortet?“ 

„3a ... Seitbem bin ich ruhiger .... 3111 
meine; 3®iberfprüd)e, bas Dobenbe, ©ärenbe, 
©efährtid)e in mir — es muh toohl alles fo 
fein, §err Äarlmann. So bin ich • • • 3h toill 
niht mehr barunter leiben. 3teuen mill ih 
mich barüber — Iahen — langen! 3Barum ift 
ber liebe ©ott niht üorfidjtiger gemefen, als 
er mich fh^f ! ?“ 

Sie brehte fih toieber, einer DBalbgöttin 
gleich, in ber flammenben 3Ibenbröte. 51arl= 
mann betrahtete fie mit oergehrenben ©liden. 
3e^t tobte ber alte, längft nid)t mehr emp* 
funbene üampf in ihm. Siebe, Siebe! ©r be* 
munberte 3°hannes' 2Borte, ohne über fie 
nahgubenten ober einen Doppelfinn aus ihnen 
herausgufpüren. Sie muhte fo bleiben . . . 
Die alte Scheu oor Doni oerlieh ihn — er 
mollte miffen, mie 3ttgeborg über fie bähte. 
Unb plöhlicfb mit ben ©efütjlen 3Ibams, ber 
ben 3Ipfel nahm, befragte er fie. 

Dänbelnb fhtitt 3ageborg meiter, ber $öhe 
gu — aber fie antmortete babei. „3h*e §rau 
ift fehr tühtig. £>eilt fie niht tränte Rinber? 
3lber als ih fie barum bemunberte, antmortete 
fie: ,3hm ja, ich hab' mas gelernt in ber £jeil* 
gpmnaftit.‘ 3lls ih ho jagte, mie munberooll 
es fein muh, Sicht in fo arme ftinberfeelen gu 
bringen, fie gu tröften, Hoffnung gu geben — 
ah — Id) hätte fie faft gebeten, mih mitgu* 
nehmen in ihre 3lnftalt, mir auch ben herrlichen 
©eruf gu geben — ba hatte fie nur bie 3Int* 
mort: ,3h hab' bie ftinber gern unb mih bie 
ftinber.“' 

Sie maren auf bem £>ügel. Das 3!ßunber 
bes abenblihen Dages lag oor hnen. 3Rit 
fdjarfen, flimmernben 3lugen ftarrte 3ngeborg 
in bie gerne hmaus. „3h glaube, man barf 
nicht gurüdbämmen, mas fid) entfalten möchte/' 
flüfterte fie. — Sie blieben lange auf ber 3tus* 
fichtshöhe. Sahen bie ©rbe unter bem Spiel ber 
lebten Sonnenftrahlen erglühen, fahen fie er* 
grauen, ermatten, ertalten. ©egungslos hodten 
fie nebeneinanber auf einer 3lafenbant. Die 
Unoerftanbenen, fih 33erftehenben. Dann mar 
es 3eit, burh ben oerbuntelten 2ßalb abmärts 
gu fhreiten. ftarlmann ftühte 3dgeborg auf 
bem fteilen, oon SBurgeln erfhmerten 3©eg. 
©in grünlicher Sh ein umrahmte it)r feines, 
blaffes 3Intlib, ber Silbertamm auf ihrem 
bunteln Köpfchen bli^te in magifhen, oer* 
irrten Strahlen — fie trug ben i$ut in ber £>anb, 
unb 5larlmann tonnte fhmer atmenb auf ihr 
buftiges, mäbd)enl)aftes §aupt heoabfehen. 
„©iärhenpringeffin,“ flüfterte er. 3afammen* 
gudenb ftarrte fie gu ihm auf. Sie gab auf ben 
2Beg nicht acht unb ftraud)elte. Da fing er fie 
auf, unb plöpdj 3og er fie an fih, unb plöph 
hatten feine Sippen ihren heilen 3Runb be* 
rührt. Sie fhmiegte fih an ihn. Sie gab fih 
ihm mie ein 2Bilb, bas er lange gejagt unb enb* 
lid» erlegt hatte. 3to<h eine Stunbe blieben fie 
in bem buntel oerfhmiegenen 333albe. Dann 
fchraten fie auf. 3Bie 5linber, bie Strafe fürch¬ 
teten, eilten fie £janb m §anb gu Dal. — 
Doni, .&err 2Bad)tel unb bie 3!Biener ©e* 
tannten, ein gefprähiger 3tbootat mit feiner 


grau, maren längft in 3Rengingers SBirtshaus 
unb marteten mit bem ©ffen auf bas fäumige 
^3aar. 3ioh niemals maren bie fo lange aus* 
geblieben. Doni mürbe gmar oon ben anbern, 
auch uon bem rätfelhaften §errn 3®ad)tel, mit 
Schergen oon ihren ©ebanten fortgelodt, aber 
fie empfanb bie ^ein ber Situation immer 
ftärter. Sie bereute ihre große Dulbfamteit, 
ben Seihtfinn, ilarlmann mit gugeborg ge* 
laffen gu haben. Sie mah fid) felbft bie Shulb 
bei. 2ßelhe Shulb?! SBoran? — Das magte 
fie niht ausgubenlen. Doch als bie ©er* 
fpäteten enblid) tarnen unb mit forcierter 
Weiterleit empfangen mürben, blieb Doni 
ftumm. Sie ah nichts, fie ging fhou um neun 
m>x fdhlafen. 3Ils üarlmann etmas fpäter gu 
ihr hiuauftam, tleibete er fih aus, jagte gute 
91ad)t unb fragte nicht, mas fie bebrüdte. Das 
mar ber erfte ©emeis für Doni. Still, mit 
großen, offenen 3Iugen lag fie bie gange 3tad)t, 
ihre fiebernben §änbe in bas ©ettuh getrallt 
unb ben furchtbaren ©aft ber ©iferfud)t im 
pochenben Bergen. — 

itarlmann mar niht gu ihr gurüdguführen. 
©r mollte es niht. ©r fpürte Donis Qualen. 
3lber er mar gu fehr feiner ©lütter Sohn, um 
niht nah öem eignen ©ebürfnis guerft gu 
fragen, ©in ©rlebnis! ©r fühlte fid) an ber 
3lltersgrenge bes ©tannes, er hatte oergihten 
gu müffen geglaubt, unb nun mar es über ihn 
getommen mie grühlinpsfturm, bas ©rmacpn 
feines ©eiftes unb auch feines überträftigen 
ilörpers. 3a, es mar nicht anbers möglih — 
er muhte ber armen Doni meh tun, fehr meh- 
3©as eine höhere ©eftimmung ihm in ben 3©eg 
fhidte, er burfte es niht oerjagen, fich niht 
burftig meiterfhleppen, menn bie golbene 
grucht an feinem ©lunbe hiug. 2Bar gugeborg, 
biefe halbe, befchroingte, märheuhafte gnge* 
borg, niht betlagensmerter als Doni? Sie hatte 
tein 3inb — auh um biefes grauenglüd hatte 
ber gämmerlihe fie gebradjt, nahbem er bie 
itunft mit plumpen §änben oon ihrem bergen 
geriffen hatte, ©lenb, oiel elenber mar gnge* 
borg als Doni in ihrer ftolgen Straft unb Selb* 
ftänbigteit. Unb bennodj hatte bas garte, ger* 
brechlidje 3Befen eine gemaltige Siebestraft. 
§ier ftanb fie Doni in ihren beften Dagen nid)t 
nah> ©ein, Startmann tonnte fih barin niht 
täufchen — meit lagen Donis erfte Stüffe gurüd, 
ein grauer Schimmer legte fih fhon auf ihre 
bunteln Schläfen — aber füher tonnte ihre 
junge Seibenfhaft niht gefhmedt haben als 
bie Umarmungen ber tleinen Shaufpielerüt. 
©ur Donis Störper mar fhöner — bas muhte 
Stgrlmann halb erfahren, ©egen ihr gefunbes 
©benmah unb bie ©einheit ihrer £aut mirtte 
gngeborg etmas fhief unb edig, faft un* 
fauber — turg, er muhte mit feiner ©ominger* 
empfinbtihteit gar manhes überminben. 

3lber er tat es. ©r mar gum Sceroentum 
aufgelegt, ©tmas §öllifhes hatte fie ohnehin 

— fo gehörten auch ihre gehler bagu. Unb 
mas ihr Störper nicht bot, erfehte bas feine, 
liebliche 3lntüh, manbelbar mie ©ebirgsmetter 

— er tonnte fich niht fatt baran fehen. ©üd* 
fichtslos genoh er fie Dag für Dag. ©r hatte 
bas ©efühl, bah alles fd»on offentunbig fein 
muhte. 3tber mohte es nun heute ober morgen 
ans Sicht tommen — gleihoiet — er mar ihr 
©ott, ihr ©rtöfer, ihr Dichter. Der einft ge* 
fürchtete ©atte mürbe lächerlich•. Unb Doni? 
Doni muhte fid) abfinben... 

Doni tämpfte ben jchreülihften Stampf bes 
3toeifeIs. Sie ahnte oiel, fie muhte manhes 

— aber ©emihheit!... ©ein. Die fud)te unb 
oerbannte fie gugleid). ©ine namenlofe gurht 
erfüllte fie oor ©emihheit. 

©in ©bfhiebsfeft an einem fd)mülen 3lbenb, 
ber oon 323etterleuhten geheimnisooll erhellt 
mürbe, befhloh ben gemeinfamen 3lufenthalt. 
Die naioen SBiener, ein §of* unb ©erid)ts* 
abootat mit feiner ©attin, bie oon ihren 
Sommerfreunben gleihmähig entgüdt maren, 
gaben ein geft oor ihrer 3lbreife. Sie hatten 
aus ©ogert Sampions tommen laffen unb 
gmifhen ben Qbftbäumen hmter bem 3P3irts* 



1306 


Über £anb unb 9Jleer 


1911. SRr. 51 


häufe würben bie farbigen Kugeln befeftigt. 
Der mufifalifhe <rjerr 2Bad)tel aber h°dte 
auf einem ^ähhert unb fpielte ©itarre. 
Spanifdje Xän^e waren es, aus „©armen" 
meift, unb 3 ugeborg tankte fie, in einem roten 
3 igeuner!oftüm, bas fie oom Dheater her be= 
fab unb feltfamerweife auf bie Sommerreife 
mitgenommen tjatte. Karlmann I)ielt fid), bas 
Seftglas in ber £janb, bie 3^9 arre 3 roifd)en ben 
3äf)nen, im £intergrunbe, fo baff Doni il)n 
nid)t fehen tonnte, ©r oerfd)Iang bie Sängerin 
mit feinen klugen. Sie tankte für ibn, ja nur 
für ibn. 2Ber wuhte bas? Der Sboofat aus 
2 ßien roar begeiftert. ©r applaubierte fid) bie 
$änbe tounb, unb feine forpulente ©attin, bie 
immerfort protegierte, bat ibn inftänbig, bod) 
ein Sßiener ©aftfpiel oon 3 ngeborg 2 Bad)tel 3 U 
arrangieren, im Surgtheater ober minbeftens 
im Deutfdjen Solfstheater. Sei feinen Ser= 
binbungen mache bas gar teine Sdjroierigteit. 
©s fei ja eine Sünbe, roenn fold) Dalent nid)t 
3 ur ©eltung tomme. 

„Sinbe?" fragte $err 2Bad)teI, auf feiner 
©itarre tlimpernb. „Das finb' id) nu gar nid). 
Das oerflud)te Dheater is fe ja glidlid) los. 
3Bas, 3*tgeborg? Das toar bod) 'n Segen?" 

©r fragte es breit, im Sewuhtfein bes £>errn 
unb einen faft fhabenfroljen Susbrud in feinen 
Keinen Sugen. Sie aber fuhr geregt empor, 
fdjritt auf ibn 3 U unb fd)Iug ibn mit bem 
Dambourin auf ben Kopf, ©s gab einen lauten 
Knall. §err 2Bad)tel fuhr roie ein 3 orniger 
£junb auf. „Sa, toas foll 'n bas?! S3as is 'n 
bas?! £ah bod) bie Dummheiten!" 

Sie fürchtete fid) nid)t, fonbern mah ihn, 
bid)t oor ihm ftebenb, ben Srm in bie Seite 
geftü^t, mit höfpufhen Süden. „2Benn bu fo 
bumm bift, lieber $reunb, gehört bir bas! 
3 ofe, 3 ofe, roas bentft bu! ©armen tann man 
nid)t einfperren! Sud) roenn man fie mal am 
Sein gepadt bot! ©armen gebt toieber in bie 
SSelt hinaus! 3ur Sühne, mein fiieber, 3 ur 
Sühne!" 

Sad) biefen SBorten lief fie Iad)enb baoon, 
in ber Dunfelfjeit oerfdjrüinbenb. Dod) als 
fie auf einer SBalbwiefe atemlos haltmad)te 
unb in ben $immel aufftarrte, wo ein 3 id 3 ad= 
blib bas f^toar 3 e Dud) ber Sad)t 3 errih, fühlte 
fie fid) am Srm ergriffen. Karlmann ftanb oor 
ihr. ©r hotte bas bleiche, entftellte Sntlih ber 
©iferfud)t. Stit bebenber Stimme fragte er fie: 
„2Bar bas bein ©rnft? Du roillft fort? Du 
roillft 3 ur Sühne?" 


„Komm bod) mit!" 

„Kann id) benn bas?!" 

„3a fo! Du bift ja J^amilienoater!" 

„ 3 ngeborg!" 

,, 3 d) tann {ebenfalls in bem entfehlidjen 
3od) nicht bleiben. Stein Stann ift mir efel= 
haft, unb bu tommft 3 U teinem ©ntfhluh- Du 
3 eigft nid)t, bah bu ein Stann bift. ©Iaubft bu 
benn, es ift 3 U ertragen, beine 3 rau immer oor 
fid) 3 U fehen, roie fie ringt unb fid) roinbet mit 
ihrem Sufpafferblid? Stit biefem Sorrourf?! 
3a, toas benn? S3as tu' ich benn?! Du hoft 
ja freie 2Baf)I! Ol), tote fd)ön roär' bie SBelt, 
roenn bie Stenfdjen nicht fo jämmerlich roären! 
Sieh bod) ben ^jimmel! Die Säume! Dürfen 
roir bas hoben!? Dürfen roir bas? 2Bir finb 
ja fd)on 3 U feige 3 U uns felbft!" 

„3ngeborg," ftammelte Karlmann, ,,mad) 
mich niht oerrüdt. Du weiht, ih folge bir 
überall, umhin bu gehft. Stein fieben ift an 
bein fieben gebunben. Du hoft nur ben 
orbinären Krämer 3 U oerlaffen —" 

„Oh; 2Bad)tel ift ein anftänbiger Stenfh!" 

„3h meine, id), ih gebe taufenbmal mehr 
auf! Um beinetroillen, 3ngeborg! 3h tu' es 
jetjt — um beinetroillen!" 

©r umhalfte fie, er roarf fie auf ben Safen, 
er füfjte fie unaufhaltfam. Stunben oerftridjen 
— bann erroahten fie, bann hämmerte es 
ihnen: bas 2 feft, bas $eft! Sßas mod)ten bie 
anbem benten! Sie rafften fid) auf unb 
taumelten, Srm in Srfn, 3 um SSirtshaus 
3 uriid. Doh auf einem buntein 2 Bege 3 roifd)en 
§eden trafen fie ein ipinbernis. ©ine regungs= 
lofe ©eftalt ftanb oor ihnen, lieh fie niht burd). 
©s roar Doni. Sie hatte Karlmann fie fo ge= 
fehen. £ebte fie nod) ober roar fie fhon an 
ihrer ©ntbedung geftorben? 

„2Bir tommen," flüfterte er finnlos. „S3ir 
tommen ja!" Die ©rbe fhroantte unter ihm. 

Sie antwortete: ,,©s ift nit nötig ... Das 
3 eft ift aus ..." 

Sd)toeigenb ftanben fie fid) gegenüber. Dod) 
als 3 n 9 eborg etwas fagen wollte, bie £>änbe 
3 U ber beleibigten $rau erhoben, ba fuhr bie 
©rftarrte auf: „©eben Sie!" 

„3rau Doni — hören Sie mid) an —" 

„©eben Sie!" 

Da entfloh bie 3igeunerin. 3b* Sflitter tlirrte. 

„SBas foll bas?" fragte Karlmann herrifd) 
unb talt. 

„2Bir reifen . . . Storgen ..." 

„borgen?!" 


„SSenn bu niht willft, bah ih mid) an ben 
näd)ften Saum hänge unb unfer Kinb ba 3 u —" 

„Du bift wahnfinnig —!" 

„ 2 Bas bift bu?!" — 

Sie reiften wirtlich am nädjften Storgen. — 

3n Stünd)en folgte nun eine ‘jßeriobe bes 
Shmeigens. Die 2Bad)tels würben 3 wifdjen 
Doni unb Karlmann mit teinem 2Bort mehr 
erwähnt. Doni wuhte, bah er mit 3 n geborg 
torrefponbierte. 5lber fie tonnte troh aller Se= 
mübungen bie Stelle, wo er ihre Sriefe ab= 
holte, niht entbeden. ©s war ein fhredlihes, 
wüblenbes fieiben. Unb wie oon £jänben, bie 
in eine SBunbe griffen, berührt, 3 udte Xoni 3 U= 
fammen, wenn ihr Kinb fie anfal). Paulas ©r= 
barmen, ihr reiner 2BilIe unb ©Iaube, helfen 
3 U tönnen — wie furhtbar war er in ber wüften 
9tadjt, wie fern fühlte fie fid) baoon, bem Kinbe 
eine Dräne, eine ^tnbeutung 3 U 3 eigen. 5lber 
^ßaula war boh h r ftärtfter Reifer in ber 9tot. 
3 h* unfreiwilliger ©influh besänftigte Doni. 
Karlmann war ber Serführerin niht nahgefolgt. 
9Jlonate fd)on hotte er fie niht mehr gefehen, 
tonnte fie niht mehr gefehen hoben, benn 
3 ngeborg 2 Bad)tel, bie fih oon ihrem 9Jtamt 
getrennt hotte, wirtte als Soubrette in Düffeb 
borf. Das hatte Doni burh ben tl)eater= 
tunbigen Sßiener 5lbootaten, an ben fie fih 
gewanbt hotte, mit Seftimmtheit erfahren. 
Sriefe? 3Bas waren Sriefe? Sie beobad)tete 
Karlmann ben gan 3 en Dag — er fd)*ieb faft 
teine mehr. So tarn etwas 9lut)e in Donis 3 er= 
riffenes ©emiit. Sielleid)t oergah er fie boh- 
Sielleiht entwöhnte er fid) unter ihrem ©in= 
flufe, bas unfd)ulbige Kinb oor Sugen, oon 
biefem 5Ilp. ©s war am ©nbe nur ein 
Sommerraufh- ©in Spul, eine £aune. Doni 
glaubte fo gern, was fie glauben wollte. — 

©ines Dages 3 eigte Karlmann ihr einen 
Srief aus Nürnberg oon einer wiffenfd)aft= 
liehen ^rioatoereinigung, bie einen Sortrags= 
3 ptlus oeranftaltete. 3 n einem ber Sbenbe 
würbe Karlmann aufgeforbert. ©r füllte über 
ben Krieg ber weiten unb ber roten Sofe 
fpred)en. Dies war fd)on ber 3 weite Srief, her¬ 
aus Nürnberg getommen war — bie Suf= 
forberung würbe bringenber — Doni freute 
fih über Karlmanns ©rfolg, ber in bem 
großen 3 ntereffe lag, unb fie riet ihm, ba er 
nod) fd)wantte, bie ©inlabung an 3 unehmen. 
Sie rebete ihm fd)lieph ooll ©ifer 3 U. Da 
mähte er fid) benn auf ben 2 Beg. 

(Scfjlufe folgt) 


Die Sterne lügen nid)t. 23on ©arl Siebu^r 




OfTJallenfteins ©eftalt fteigt oor uns auf, fo 
oft oon Sternbeutung bie 9lebe ift. Der 
eifengerüftete $*kblänber unb fein itaüenifher 
§ausaftrolog Saptifta Seni hoben fih gleihfaor 
ein befonberes Serbinbungsfenfter nah ben Stellen 
bes Rimmels htn gefhoffen, oon wo aus bie irbn 
fhen ©efd)ide georbnet unb geleitet werben, unb 
an bem Sertrauen auf foId)e Kunft gel)t ber fonft 
fo argwöl)nifd)dluge Kriegsfürft fhliefelid) 3 ugrunbe. 
£ogen ihm bie Sterne bennod), ober hatten bie 
beiben eifrigen Seobad)ter etwas oerfehen? 


§immel unb ©rbe burh bie £uft (©ott Shu) getrennt 
^lltägpptifhes Original 


Durd) ShiH^*s Dramen ber Iebenbigen Sor* 
ftellung einoerleibt, wirft ber ©eftirnglaube 2 ßallen= 
fteins, ben feine oom Dihter gefd)Uberte Umgebung 
gar niht 3 U teilen fd)eint, wie eine perfönlihe 
Sd)wäd)e. ©s ift wal)r: biefer gdbberr ift einer 
ber lebten Stornier oon gefhid)tlid)er Sebeutung 
gewefen, bie ber 9lftrologie ©influh auf ©re ©nt= 
fd)lüffe gewährten, unb ficherlid) trug bas unglüd= 
Iid)e ©nbe bes Stannes ftarf 3 ur allgemeinen 
s ttbwenbung oon ber Sternbeuterei bei. s tlber ihre 
3 eit war ohnehin erfüllt; fhon wanbeite bie 
Saturwiffenfhaft auf ben 
Sahnen neuer ©rfenntnis 
unb nad) einer Sichtung, 
bie ben Sloneten feine 
mpftifhe ©eltung mehr 
einräumen fonnte. 

©ine uralte unb grofje 
©ebanfenwelt ging bamit 
3 U ©rabe, was heute felt= 
fam flingen mag. Dod) muh 
man fih oergegenwärtigen, 
bah ber fid)tbare §immel 
für unge 3 ählte Stenfdjem 
gefhlehter fein enblofer 
Saum, fonbern nur ein 
Stodwerf über ber ©rbe 
gewefen ift, bie wieberum 
für eine Scheibe galt. Da 
30 g bie Sonne nah h* e * 
himmlifdjen Dagesfabrt 


nadjts in bie Unterwelt, bas Kellergefhoh ber 
Sdjöpfung, unb in anbern 3u>ifhenräumen 0 er 5 
fanfen auh gewiffe Sterngruppen borthin, uut 
fpäter wieber empor 3 utauhen. 

Sls aber bie älteften fd)riftlid)en Suf 3 eid)= 
nungen begannen, fhon oor fünftaufenb 3 oh*eu 
ober noh früher, ba war bie Snfhauung in ihrer 
Srt bereits entwidelter. Die Sabplonier unb 
©re Sorgänger, bie Sumerer, teilten bas $immels= 
gebiet ja in mehrere £agen ein. Stahgebenb war 


§oroffop Sntiohus' I. oon Kommagene (70 o. ©l)r.) 
auf ber Sßeftterraffe bes Semrub=Dagb 



1911. Dir. 51 


Ober £onb unb $ieer 


öafür ber Diertreis, bie gefhtoffene Beil)e 
ber 3 toölf Sternbilber, innerhalb welcher 
bte Sonnenbahn unb gugletd) bte ber 
Planeten fid) bewegt. Seitbem bies feft* 
geftellt war, tjatte man bie Biöglihteit 
gewonnen, ber göttlichen 3eitorbnung 
na^ 3 ugehen, bas -heißt» ■ einen fortwäß 5 
renben Äalenber burd) Berechnung unb 
Bahptüfung ber Umlaufsfriften her 3 U= 
[teilen. So weicht bas alte Bionbjahr 
— bie SBtebertehr bes Begetations* 
roedEjfels nach brei3ehn Bionbwed)feIn — 


' .- . ~ -1 - 3. 3anuar 1571 roar ber üurfürft, am 

^3..:.T,.”.“T. ......'..... ' 13. Januar ber Biartgraf tot. Bis Biagel 

S Ä n S fl Ä H haes 3 ur ersten Srbumfeglung rüftete, bat 

■Jp ^fJtL M . I .M 1 S er [einen Biathemattflehrer galeiro, ihn 

Wlia vffl MS M ß als Shiffsaftronom gu begleiten. Doch 

JT ■ tät /fffr llr Mir■flir /Pfl graleiro.lehnte ab, SrIefeinbenSternen, 
ff Kjjf IlSsS! jl ! U I M U - n&y baß ber teilnehutenbe Bftronont unter* 

^ s aM- . ~Ma f pl wegs [terben werbe. Biagelhaes gewann 

1 . g <snr^f sipi^ \uu ben Seoillaner San 5 Biartin für ben 

JJTjlSuzT^f Boften, unb auf ber 3ttfel 3eba er* 

morbeten ben (Eingeborene. Bochjmmer 

-—„-—- — — berühmt geblieben finb bie Borher* 

bplonifhen Blanetengötter auf beut Reifen oon Bialtaja [agungen bes Biicfjel Bötrebame, ge* 

wöhnlih Boftrabamus genannt. Sr fagte 
tofaqen intereffant, benn bie Sternbeutung bie Bieberlage ber $ran 3 ofen 1557 bei Saint 


oor bem am Fimmel offenbarten rid ) 5 Die babplonifhen Blanetengötter auf bem Reifen oon Bialtaja [agungen bes Büchel Bötrebame, ge* 
tigen Blanetenfahre mit gwölf Bionaten _ wohnlich Boftrabamus genannt. Sr [agte 

unb Schalttagen am Schluffe. Das Bßert ber [o 3 tt[agen intereffant, benn bie Sternbeutung bie Bieberlage ber $ran 3 o[en 1557 bet Samt 

©ötter entfhleiert [ict) noch roeiter. Bn bas roanbelt [ich 3 ur ©eheimwiffenfhoft. BSacler Quentin geraume 3eit ooraus unb eben[o ben 

£uftreid) ber Srbe [töfet alfo bas woltenhaltige halfen bie chriftlichen itaifer in tfonftantinopel gewaltfamen Doö £önig Heinrichs II. ©s heißt, 

2Ba[[erreich bes Rimmels, über ihm ftefjt ber unb in Baoenna ba 3 u; ein ©efeß bes Jrjonorius bie Königin hätte [ich non Bo [trabamus unter 

Diertreis als ,,£ämmelsbamm“, barüber folglich befahl einfach, alle „Biathematiter" aus ben falfhent Bauten bas £>oro[top ihres ©emahls 

bas hi'OtTaüfäje £uftreid)- Büßt genug bamit, Stabten bes Beides 3 u jagen, nadjb ent ihnen * oerfchafft unb bar in gefehen, baß ber B r °Phet 

[inb bie Stagen bes Äthers noch vermehrt unb bie aftrologifchen $anbbücf)er 3 m Verbrennung ein Srtbe beim Duell antünbigte. Sie h^lt 

ausgeftaltet toorben; roenn ber Boltsmunb bis abgenommen roaren. ben itönig über [old) einen SBafjengang er¬ 

beute oom „[iebenten §immel“ [pricht, hält er Der 3ftam ertoies [ich toohlmollenber. Seine haben unb ladhte barob. Bber ^einrid) II. tourbe 
bamit eine hä<hft altertilmlidje Bor[teIlung road). dürften begün[tigten [otoohl a[trönomi[d)e nie 1559 bei einem B*ad)tturnier burch einen £an 3 en= 

2Ber ben hier im lo[e[ten Umriß angebeuteten a[tro!ogi[d)e Stubien, unb bie arabifche §imntels= fplitter ins Buge getroffen unb [tarb baran. 

©runblagen, auf benen bie Beligionen ber heib= funbe genoß im Biittelalter mit Be<ht einen Boftrabamus’ Sohn, ber bes Baters ©efcßöft als 

haßen Buf. Die Stabt 51airo tourbe 969 nach Sternbeuter fortfeßte, tarn bamit freilich 3U 

. .. .- - umftänblidher Befragung ber Seftirne angelegt, [d)impflid)em Untergang. Die Sterne trogen ißn 

n 7 unb feit ben 5 treu 33 ügen fängt man auch im unb erfüllten ben gegebenen Spruch ttid)t, baß 

f (\. /j /CfvTx d)rt[tlichen Bbenblanbe roieber an, ben Sternen bie Stabt Bou 3 in abbrennen toerbe. Snblid) ging 

Ti 3 tt oertrauen. Schon ber bp 3 antini[d)e Slaifer 

| Xwy ^ n, Bianuel I. (geftorben 1180) führte ihre Sähe in 

L J^rVjL / einer Streitfhrift gegen mönhifhe Angreifer, II 

'J yX I boh [Oll er oor [einem Dobe ben Irrtum toiber= yT 1 

)» \J 1/1 ßTfTy ( rufen haben. Unter ben Br 3 ten, bie ebenfalls 

1 \ \ \ / '/ '■"-"'i \ oiel oom Qrient 3 u lernen hatten, toirb es [eit /CT* 

' __\ \ \\sliFWmfy) jr M vyß { 1400 etroa ©ebrauh, [ih 3ugleih Bftrologen 3 U / '**' ** 

C 3 \ nennen unb ihren Betrieb banah ein 3 urichten. \ 

oT — l&w* / fiubtoig XI. oon $tan!reid), [on[t ein büfterer / ..'"‘'"'" «f 

1 lWy\ ff / U fraTi / Dprann, [taub in größter gurht oor [einem / jf/Ir 1 Ji ifl 1 K - 
1 ■ (( J I f\ I groben unb erprefferifhen £eibar 3 te Sotier, benn IjMH ms fU _ 1 

( iM. (? *4 ^ | ■ |j |ly 'I j»J biefer Bfiff^Uis hatte am Fimmel gelefen, baß l!ß : mVr MSf 1 

\ IV) Jl'7 / LirTmiil ber 5tönig ihn [elbft um 'genau aht Dage über= ===$rB^d 1 i 

\ T jUq 1 \(m gr-i leben toürbe! Diesmal ermannten [ih bie Sterne W f| | 11 

ll XO/ \ I unb ftraften ben ©aunerÄügen; er mußte ßubtoigs *1 ^ gM f I 

(J- Dob mit anfehen. Son[t fehlt es niht an fällen, 1/1/ m\ <S) I 

F ^in benen gerabe bas Xobesbatum nah ber §oro[top= 17 fl 

I *sx redjnung eingetroffen i[t. Btartgraf Johann oon \ 1/1/ I \\ *19' 

/ if JX, ^ / Mftrin (1513 bis 1571), ber große,Blhimift unb 

l Äi4V>T § Bftrolog unter ben §ohen 3 oIIern, hatte 3 u feinem \ ff Jy 

PÄÜ Seni ben gelahrten Betrus Snemianber enoählt. l 

XvV/ / gür jeben Dag mirb eine Borausfage getroffen, V^U 

unb 3 toar in §orm fur 3 er 3 en[ur; beifpielsroeife \ X 

/ß ei ßt es 3 um 5. 3uli 1553: „Bicßt gut Br 3 nei *y 

. \ l nehmen unb auh ln anbern Dingen toenig ©e= x 

/ fälle“ — 3 um 6 .: „£u[tig unb roohlgefhidt 3 U 

Ü - ::r: --- U Xierfceisunb2Beltenlemausgnec£)t^et3 e 9: 

»abDiomfd,« ©reii 3 (tein mit ptimitiocn Siet= „ffiin topfet? märtnlid) ©emüt (Sttmmung), ge« Supte »b todjftet im Jtotbpuntt, SBuItanus, 
ftetnbtibern fc&tDtnb unb giiicnict) in Sttegsüänbeln“ - 3 um , SK“ 5 - ® c,:lur - ®" e W c ® emme 

8 .3uli: „Sin lebiger unb müßiger Dag.“ Diefe 

nifhen 5tulturoölter ertouhfen, ins ein 3 elne nah 5 Daten, oom funbigen Biarfgraferi oielfah rtah 5 [ie boh uoh in 3 'Iammen auf, burd) Branbfüftung, 


©runblagen, auf benen bie Beligionen ber heib= 


Babplonifher ©ren 3 [tein mit primitioen Dier= 
[ternbilbern 


Diertreis unb Bßeltentern aus griehifher 3 e tt: 
Jupiter als höd)[ter im Borbpuntt, Bultanus, 
Btars, Biertur. ©riehifh^ ©emme 


nifhen 5tulturoölter ertouhfen, ins ein3elne nah 5 Daten, oom funbigen Biartgrafen oielfah nah 5 [ie boh noch in 3'Iammen auf, burd) Branbfüftung, 

gehen toill, toirb aus bem BSerte oon Blfreb oerglihen, erinnern mit oft brolliger ©enauigteit unb man ergriff einen ber Däter nod) beim Bn= 

Jeremias: Das Blte Deftament im £ihte bes an altägpptifhe Borbilber; beftimmt boh ein 3 ürtben. Ss toar Boftrabamus junior [elbft, unb 

alten Orients (£eip 3 ig, 3- §inrihs), reihes um 1200 oor Shriftus ©erfaßter Bapprustert gan 3 er büßte [einen Sifer mit bem £eben. 

Biaterial fhöpfen tonnen. entfprehenb: „Bm 21. Sßoiat niht lufttoanbeln“, £ießen [ih bie ©eftirne alfo bistoeilen lumpen, 

©alt aber ber Diertreis als hiuimlifhes Bor= ober an mehreren Dagen, bie Unheil bergen, „gar [o brachten [ie manchmal bod) ein übriges fertig, 

bilb ber bewohnbaren Srbe, bann mußten auh nichts tun,“ toofür ber 24. Dpbi ein ©lüdstag ift, too man es am toenigften erwartete. Btco bella 

bie bort fid)tbaren Borgänge ihre Sin 3 elbebeutung „man [oll ^onigtrant genießen“. Bber Snemianber Büranbola (geboren 1460), einer ber beften £öpfe 
für bas irbifhe BSefen hoben. Die täglich ober hat feinem £errn ciud) oertünbet, biefer toerbe [einer 3eit, hotte bem neuen Bnfehen ber B[tro= 

oielmehr nähtlih toehfelnben Bilber gingen toeit 3ehn Dage nah [einem Bruber, bem iturfürften logie burd) eitte lateini[d)e Bbhanblung fhtoeren 

über bie rein talenbarifhe Bertoertbarteit hinaus, 3oahim II. oon Branbenburg, [terben, unb am Bbbruh bereitet. Drei Sternbeuter [ollen ihm 


unb babei hotten Btonb, Sonne, unb bie fünf 
betannten Bbmeten [hon längft göttlihe Sigen= 
[hoft empfangen. Biithin offenbarte [ih burh 
jene Stellungen, bie man [hon früh oud) für 
Dagesftunben berehuen lernte, ber BSille ber 
©ötter. Befeelt tourbe biefe 5taltulation burh 
bie gan 3 natürlihe §erein 3 iehung bes © ötter= 
[agenfhoßes, ber Bipthologie. Sie tenn 3 eihnete 
er[t ben Sinn bes ©efhauten unb oerfhoffte ißm 
prophetifhen ©eßalt. Ss gefhoh burh bie Shaf= 
fung bes Begriffes oom §oroftop, nämlih ber ge= 
nauen Blonetenftellung in ber ©eburtsftunbe bes 
Betreffenben. Daburh glaubte man bie gattoren 
ermittelt 3 u hoben, toonoh [ih olle toihtigeren 
£ebens[hid[ale bes £inbes int ooraus errechnen 
ließen. 

3ahrtau[cnbe hinburh war bie BJtrologie alfo 
eine oolllommene unb mit ber Beligion [o gut 
wie ibentifhe BSiffenfhoft. Sine unerfüllt blei= 
benbe Sternenprophe 3 eiung oermohte [o wenig 
gegen ben ©Tauben wie heute ein niht erhörtes 
©ebet. Das Shriftentum fanb bie Bftrologie 
noh höhft lebenbig, aber bereits oöllig befiegt 
oor; es oerbammte bie abgötttfhe 3'ertigteit, 
unb oon biefem Bugenblid an wirb bie Sähe 

1911 (23b. 106) 


einhellig oertünbet haben, er [ei im beoorftehenben 
breiunbbreißigjten £ebensjal)re 3 U gewiffer Stunbe 
oom Bloneten Btars töblih bebroht; ob nun 
Bico bei [einer Shrift oom Berbruß über bas 
unfreunblihe Berbitt noh angefpornt würbe, ober 
ob bie ©egner [ih erft bamit rächten, wäre ber 
$rage wert, ©enug, ©raf Bico [tarb im fe[t= 
gefeßten Bioment! 

©erabe bamals fängt bie Sternbeutung an, 
[ih oorübergehenb bie ^ohfhulen 3 U erobern. 
3n Bologna unb Bobua gab es £ehr[tühle bafür, 
irt BSittenberg aber hot tein ©eringerer als Bhi^PP 
Blelanhthon über Bftrologie gelefen unb ben 
oier 3 ehnten Bers bes erften Bibeltapitels bahin 
ertlärt, ©ott höbe bie Sterne niht nur gefhoffen, 
uns Bionate unb 3al)re, [onberrt auh „3cichen“ 
3 U geben. Bßenn ©ott bas [o wollte, bann höbe 
er uns auh erlaubt, auf bem BSege ber Srfahrung 
3U ermitteln, oon was für Sreigniffen bas gelte. 
Der Beformator geht [o weit, eine Steile bei 
Seremiah (10, 2) : „Bor ben 3eichen bes Rimmels 
erfhredet nicßt“ als Beträftigung ber Bftrologie 
hin 3 u[tellen, währenb ber tlare Sinn nur [ein 
Büttelalterlihe Darftellung ber Sinwirtung bes !ann: ahtet niht auf bergleihen. Bioberne Bei* 

Blanetenfpjtems auf benmenfhlihen Organismus [piele oon bamals werben nicht oerfhinäht. 5Tai[er 


176 






1308 


Uber £anb unb 9Jleer 


1911. 9tr. 51 


griebri© III. (geftorben 1493) wollte, fo erzählt 
Ntelan©tßon, bei alter großen 9Jtad)t fid) in leinen 
Krieg mit König Ntattßias non Ungarn eirilaffen, 
roeil er beffen angeborenes ©Iüd fannte unb bazu 
tourte, bat? bei feiner eignen ©eburt Ntars eine 
übte Stellung xoies. Darum 30 g ber Kaifer ttuge 
Krtterßanblungen oor, unb auf gleichem 2Bege 
überroanb er bie burgunbif©e Nla©! 

Stad) Noftrabamus trat ber Norweger Dt)©o 
Braße an bie Spiße ber £immelstunbigen. 2Bir 
f©äßen ißn t)eute als Aftronomen, für feine 9Iiii= 
weit aber ift er einfad) ber gürft aftroXogifdEjer 
S©idfaIsoertünber gewefen. Unb toie einen dürften 
t)at ißn fein Banbesßerr, griebri© II. oon Däne* 
mart, auf ber 3 nfet ^oeen im Örefunb unter* 
gebradjt. SNan barf ni©t ableugnen, baß Braßes 
Ijoroftope ber bänif©en Königsfamilie großenteils 
au© ©rfolge feiner Kunft barftelleu. Brofeffor 
DroeIs=£unb in Kopenhagen, ber fi© näßer hier* 
mit bef©äftigt hat, fagt, es wäre ni©t leidet, 
felbft mit Kenntnis oon bem 1648 abgef©lo)fenen 
Befren ©ßriftians IV.., biefen £jerrf©er in wenigen 
ÜBorten beutli©er zu geidmen, als es 3©©o Braße 
bei beffen ©eburt tat: „Kriegsluftig, Nßeiber* 
freunb, Iebenbigen Sinnes für ©eredjügteit, mit 
Untereffe für geiftH©e Angelegenheiten, was ißm 
aber (im Dreißigjährigen Kriege) große ©efaßr 
einbringt, oon gutem §umor, tunftoerftänbig, 
prad)ttiebenb, mufitalif©, glüdli© im Bergwerts* 
betrieb, bocO großer ehelicher 3 wietra©t ausgefeßt.“ 


Den ftärtften ©inbrud inbeffen machte elf SNonate 
nad) SBtah.es -£obe bie f©Iagenbe ©rfüllung feines 
^oroftops über ©ßriftians Sohn, ben jungen 
grinsen Sans. Darin wirb eine bräuenbe ©efahr 
für bas achtzehnte ga©c ßeroorgeßoben. Deils 
ftamme fie oom äRars, teils oomNieere, hoch erfreue 
■fid) ber Neugeborene einer günftigen Stellung 
ber Benus, was als S©uß infofern genügen möge. 
Nun aber brohe nod) Saturn, unb zwar am meiften. 
©r oerurfache tatte, feuchte, melan©olif©e Krant* 
ßeitsanfälle, begleitet oon feelif©en Beiben unb 
allgemeiner Depreffton. Dur© ©ottes ©ingreifen 
nur würbe ber Brinz um fein ad)t 3 eßntes gaßr 
bem Unheil entrinnen. — ©efpannt warteten bie 
©ingeweihten auf Nad)richten, als $rinz Sans 
1602, im tritif©en gaßre, erft na© Belgien fuhr, 
um bort bie Belagerung oon Oftenbe mitzumadjen, 
bann aber heimgerufen würbe, um mit einer 
flotte oftwärts zu reifen, ©r füllte na© Ntostau 
gehen, wo il>m bes garen Do©ter zur grau be* 
ftimmt war. Na© bef©werli©er Neife langte ber 
Jüngling bort an, würbe jebo© hutgehalten, 
ertrantte unb ftarb am 28. Dttober, ohne bie 
Braut nur erblidt zu haben. 

3©©o Braße aber hatte f©on 1597 Dänemart 
oertaffen unb fi© na© Brag zu Kaifer Nubolf II. 
gewenbet, ber, eine trantßafte Natur unb aller 
Ntpftit ergeben, ben fremben Nteifter wie einen 
Nteffias empfing. Als nä©fter Vertrauter bes 
menf©enf©euen Kaifers, bem bie Sterne ganz 


gewiß logen — fein Beben, feine Neigungen unb 
fein S©idfal erinnern oft minuziös an Bubwig II. 
oon Bapern —, oerlebte Braße feinerfeits bie 
leßten gaßre in ©lanz unb Nei©tum. Am 24. No* 
oember 1601 ftarb er unb hintertieß fein Amt einem 
größeren £jintmeIsforf©er, Johannes Kepler. 

Diefer war es, ber Anf©auungen über bie ©efeße 
ber Stutmelsbewegungen herbeiführte, benen alle 
Aftrologie notwenbig erliegen mußte, unb benno© 
zwang au© ©n bie 3eit, Soroftope zu ftellen, 
als fei ni©ts gef©eben. 2Bir befißen eine foI©e 
„Natioität“ oon feiner irjanb etwa aus bem gaßre 
1605, unb fie betrifft ben bamals zweiunbzwanzig= 
jährigen SBallenftein. Kepler geht fi©tli© über 
ben Sternenftanb oon ASallenfteins ©eburtsftunbe 
(Saturn unb guptter im ©genannten, erften Saufe, 
als „Saus bes Bebens“ gelten© hinweg in pft)= 
©o!ogif©e Beurteilung über, wenn er meint, biefer 
junge äRann habe ein unruhiges Serz unb laffe ni©t 
alle feine ©ebanten laut werben. ©rtradjtena© 
Neuem bur© neue StRittel, unb bie Befähigung 
hierzu mangle ©m ni©t. ©ßrfu©t unb Verwegen* 
heit tonnten ©u lei©t weithin oerführen; oiele unb 
große gehtbe werbe er fi© f©affen, aber meiftens 
obfiegen. Seiner ©eftirne Konjunttur fei bie glei©e 
mit ber Königin ©lifabetß oon ©nglanb — — 

Alfo lautete Keplers Neifefegen auf 2BaIlen= 
fteins Bebensweg, unb bamit wären wir wieber 
am Ausgangspuntt unfrer Betra©tung. „Baß 
es jeßt gut fein, Seni. Komm herab.“ 


Der ^rofpettor 

S ü b m e ft a f r i t a n i f © e St { 33 c 

OOTt 

Bjans Ötrtcf 

er blante Knauf bes flehten 3eltes, bas im 
gelben Kleib fi© taum oon bem Neoierfanb 
abhob, wetterleu©tete weithin. 

Di©t bei ber ©ingangstür faß ber Brofpeftor 
Bleets unter bem Kamelbornbaum, oon beffen 
na© S©Iangen unb Beiz bünftenben Aften bie 
blutgierigen Sanbpannen glei©mäßig wie Negen 
3 u Boben praffeiten, unb f©aute aufmertfam in 
bie alte Konferoenbüdjfe. ©r bebauerte tief, baß 
ber Keine Kaffernföter, ber, wenn er ©n an 
S©wanz unb Kragen zuglei© zog» Jo fmbf© bie 
Sarmonitä erfeßte, aus Berufsmübigteit ein= 
gegangen war, unb baß er nun, um ben gäßnenben 
Stumpffinn z.u oerf©eu©en, fi© bie 3eit mit weit 
gefährlicherem Spielzeug oertreiben mußte. Dabei 
hatte er f©on fo oiel Steine gebreht, baß ©n ber 
Arm f©merzte, unb bo© nur ztoei flägli©e ©rem= 
plare bes fd)warzgrünen, frebsähnli©en Kn= 
geziefers erbeutet. 

Das eine, oermutti© ein Ntänn©en, war mit 
refolutem ©ntf©Iuß ©fort in bie befferert ©efilbe 
hinübergewed)felt, bas anbre, bas er fpäter ein= 
gefangen hatte, f©ien fi© nod) eine ÜBeile befinnen 
Zu wollen. Aber wenn er etwas na©half, tonnte 
es au© ni©t‘me© lange bauern! ; 

Knb wirfli©, als ber fpiße 3 roeig in ber raffeln^ 
ben BIe©bü©fe herumfto©erte, fal) ber Storpion 
faffungslos bie platten ASänbe feines Kerfers an, 
bann trümmte er ben lanzettförmigen Sinter= 
leib unb beförberte fi© mit bem Sta©el zu feinem 
oorausgefprungenen ©enoffen hinüber. 

2Bie ein Kinb, bas feine glüdli© zerbro©enen 
Spielfa©en teines Blides me© würbigt, rollte 
Bleets bie Konferoenbü©fe mit bem guß beifeite 
unb fro© unter bie Segeltu©beden zurüd. Be= 
hutfam, als für©te er, mit einem ber hcimtüdif© 
aus bem Berfted auftau©enben Nägel Betannt- 
f©aft 3 u ma©en, nahm er auf bem aus Kiften= 
bedeln znre©tgezimmerten gelbftuhl Blaß unb 
fpie oera©tungsoolI naffe Dabafstrümel©en auf bie 
Zerftreut umherliegenben Nequifiten feines Berufs. 
Der grobe, mafJige Sammer unb ber 3 ierli©e 
SCReißel erhielten je einen, bie gerippte 3innf©üffei 
bagegen zmei na©brüdli©e ©rüße. Aber bie hatte 
©n üud) am meiften betrogen ! 2 Bie oft hatte er 
f©on an ber Bfüße ben Kies ausgewaf©en, man©* 
mal au© bas ©efi©t in bie S©üffel getau©t, aber 
bas Nefultat war ftets bas gleiche geblieben. Drüb, 
man©mal. fel)r trüb, hatte fi© bas SBaffer gefärbt, 
auf bem buntlen ©runb jebo© war niemals bas 
fo fe© erfehnte glimmern ber golbgelben Büntt* 
©en zu fehen gewefen. 

Unb in £überißbu©t fanben fie Diamanten, 
bei ©unpas Kupfer, jeßt ©gar fübli© oon Berfeba 
Brauntoßlen; es war für ©n bie I)ö©fte 3^© öaß 


er au© mal etwas anbres als 3 eden unb Daufenb* 
füßler fanb! 

Auf ber Splzpritf©e ausgeftredt, f©abte er mit 
bem Nteffer eine Blatte Dabaf na© ber anbern 
Kein unb überlegte bie ©ntwidlungsmögli©teiten 
feiner ©riftenz* Als bie Klippba©fe fi© aus ben 
gelsfpalten herauswagten unb bie Knorrhälm.e ben 
Abenb ausriefen, war ©m eine erlöfenbe gbee 
getommen, unb er ma©te fi© ©fort an bie Aus* 
führung feines glänzenben ©ebantens. Die Bor* 
bereitungen nahmen allerbings no© oiel 3 eit in 
Anfpru©, er mußte lange ©rumfu©en, bis er 
bur© bie zerriffene Daf©e bas leßte Bfunbftüd 
aus bem mulmigen gutter herausgeangelt hatte, 
bann aber ging er mit boppeltem ©ifer ans BSert. 

Die Büleubreher, bie ©re in ben Kuge©äufern 
f©lummernben gungen mit ben Sanbtiffen zm 
gebedt hatten, wollten fi© oon ber Arbeit erholen 
unb prallten in fummenbem ging gegen bie ftraff 
gefpannten Segeltu©laten. Aber teils oon bem 
Auff©Iag, teils oon bem quietf©enben, treif©enben 
Bärm, ber aus bem geltinnern brang, halb be* 
täubt zu Boben geworfen, f©Iugen ©re glügel 
halb eine anbre Ni©tung ein. 

StRit fd)weißüberftrömter Stirn hodte ber Bio* 
fpettor auf bem S©emel unb feilte unb hämmerte 
an bem ©olbftüd herum, bis es fi© immer mehr 
in ein $äuf©en funtelnber Atome zertrümelte. 
©nbli© legte er bie gehe beifeite unb atmete er* 
lei©tert auf. BSohlgefällig betra©tete er ben ©r* 
folg feiner Arbeit unb rüdte bas fdßwelenbe £i©t= 
ftümpf©en näher heran, um ben gltßernben ©lanz 
Zu oerftärten. Als feine Augen fi© enbü© fatt 
gefehen, entnahm er bem©Ragazin feiner Donner* 
bü©fe SNobell 7 eine Batrone, biß bie 5XugeI 
ab unb f©üttete etwas oon bem f©Warzen Buloer 
aus, bann ließ er ben gleißenben Staub in ber 
AReffingbü©© oerf©wiuben. 

©twas wehmütig war ©m bo© zumute, als 
er bie ©nberbare Kaffette, bie fein leßtes, auf* 
gelöftes Bfunb barg, mit bem Bapierpfropfen feft 
oerf©Ioß unb bie loftbare Batrone in bie Daf©e 
f©ob. Do© er beruhigte fi© halb. Sein Opfermut 
bra©te ©m fid)erli© noch 3mfen, ein S©uß 
mußte in ber menf©enleeren ©egenb ungehört 
oerhallen, unb wenn bie golben©attenbe Klippe 
etwas gef©wärzt ausfah, © war halt ber liebe 
Sortnenbranb baran f©ulb! S©ließli© tarnen 
au© no© genug Beute ins Banb, bie bie Augen 
Zu unb bie Daf©en offen hielten, einen würbe er 
f©on zu töbern wiffen! ■ 

Na© einer Biertelftunbe genügte ©m ein 
©impel ni©t mehr, ©s mußte glei© eine ganze 
ARenge, eine ©efellf©aft mit bef©ränfter §aft* 
pfli©t fein, bas 30 g mehr unb bedte ©m beffer ben 
Nüd 3 ug über bie ©renze. gm Anfang bes Dia* 
mantenfiebers waren au© öfters 3 Wei, brei ©e* 
fellf©aften auf ein unb benfelben Sanbhaufen 
gegrünbet worben, unb im Banbe ber gata 
Ntorgana, wo felbft bie Berge einem etwas oor* 
fpiegeln, tarn es auf etwas mehr ober weniger 
Sd)winbel au© ni©t an. 

So fiegesfi©er fühlte er fi©, baß er f©on über 
ben Namen, ber bas neue Unternehmen 3 ieren 


©Ute, na©zugrübeln begann. Bang blieb er ni©t 
im unKaren. „£>phir" — natürli© „Ophir“ mußte 
bie ©efellf©aft mit bef©räntter $aftpfli©t ge* 
tauft werben, bas ro© nur © na© Niillionen, unb 
wenn er bas fabelhafte ©olbparabies na© Deutf©* 
Sübweftafrita oerlegte, fo war bas eine patriotif©e 
Dat. Knb für ben gall, baß tein Nienf© bas ,,©olb* 
parabies“ finben würbe, fo lag bas Be© eben an 
ber betannten Hnerrei©barleit aller wirKi©en 
Barabiefe! 

So weit war alles alfo f©on reifli© oorbeba©t. 
Niorgen in ber grüße hotte er nur no© ben 
„Brofpettorenftein“ ßerzuftelten, fonft war alles 
in Orbnung. 

Aber ber f©öne 3utunftstraum ließ ©n ni©t 
3 ur Nuße tommen. ©s faß ja au© oiel beffer aus, 
wenn man neben bem toftbaren gwtb au© einmal 
ein Keines Bopier bistret zum Borf© ein bringen 
tonnte, bas, mit geßeimnisoollen 3 rl©ru bebedt, 
fi©erli© eine aufreizenbe BSirtung auf pßantaftif©e 
©emüter ausübte. 

Knb mit oieler Niüße ftellte er fi© bie S©reib* 
utenfilien her, goß Kaffee in bas ausgetrodnete 
Dintenfläf©©en unb begann, mit einem zu* 
gefpißten ^ölz©en in ber bläuli©gelben Brühe 
rüßrenb, bie Stiz 3 e bes „©olblanbes Opßir“ auf 
einen geßen Bodpapier zu zei©nen. 

Aber bie Arbeit tarn ni©t 3 U ©nbe. Als er ge* 
rabe beim zweiten Cluerftri© angelangt war, er* 
Iof© bas blatenbe Bi©t; flu©enb Kröpfte er ben 
Nod zu unb budte fi© unter bie Kamelßaarbede ... 

Als bie Ntorgenfonne in bas 3rK trat, um ben 
S©läfer 3 U weden, wußte fie ni©t, ob er f©on 
wa©e ober no© träume. 

BSenigftens faß ber Brofpettor mit blin 3 elnben 
Bibern halb aufgeri©tet auf ber $o!zpritf©e unb 
fußr fi© mit ber Ne©ten |©Iaftrunten über bie 
Augen. 

Aber ber Steinbod, ber, tnapp oor bem ©in* 
gang fteßenb, bas grltinoentar ftubierte, f©wanb 
ni©t einer Bifion glei© aus feinem ©efi©tstreis. 

Breitfteßenb wie eine S©eibe äugte er ben 
Brofpettor oertraut an. 

Da f©oß in bem §albwa©en bas ßißige gäger* 
blut auf, inftinttio griff feine Ne©te in bie Daf©e 
unb f©ob eine Batrone in ben Bauf, bann flog ber 
ÜRaufer mit einem Nud an bie Bade. 

„Böff!“ — ©ine ©arbe golbig flimmember, 
glißernber Stern©en fprüßte über ben Bod ©in* 
weg in weite gerne. 

Berbußt faß Bleets ber entf©winbenben Bra©t 
na©. 

„.Pjornoieß!“ brüllte er bann mit ßeroor* 
quellenber Stirn unb gab fi© einen berben Stoß 
3 wif©en bie Nippen. 

Der Steinbod, ber na© bem S©uß immer 
no© rußig oerßofft hatte, glaubte bas ungewohnte 
Kernwort auf fi© gemünzt unb fprang in meter* 
ßoßen glu©ten über bie Büf©e. 

„©fei!“ fagte ber Brofpettor no© einmal mit 
bem Bruftton ber Kberzeugung zu fi© felbft, bann 
ging er 3 um geuerplaß unb ßängte mit f©merzli© 
ßerabßängenben Ntunbwinteln ben Kaffeeteffel über 
bie praffelnbe Stiege bes „©olblanbes oon Ophir“! 




ßeottfjarb 6anbrocf: &©f)lett netymettbe ßofomottoe 


















1310 


Über £anb unb SCReer 


1911. 9tr. 51 



Raftion einer ber fieben toten itönigftäbte nm Delhi 


n §ote ^aiferffäbte. Ron ^ar( ^igbor 



s ift beute für uns, bie roir nun fd)cn lange ber 
unbebingten Defpotie entroad)fen finb, einiger* 
mähen fd)toer, ben Regriff unb bie Dragtoeite ber 
3 ufammenfaffung aller unb jeglid)er SCRacfjt in ben 
£jänben eines einzigen ©ipfelpunftes einer Nation 
aus 3 ufd)öpfen. Die 5traft einer Saune, Sehen unb 
Xob 3 U geben, gan 3 e Älaffen unb Riaffen oon 
Rienfchentoefen glüdlid) 3 U mad)en ober 3 U ftrangu* 
lieren, erfd)eint uns heute toie faurn mehr möglid) 
unb toaf)r unb nur in Sagen fernfter Ferne 3 U 
Recht beftehenb. Unb bod) ift in mand)en 3onen 
Sultur nie anbers möglid) getoefen als unter ber 
‘sßeitfdje ber Furcht, fo füfjn bies Hingen mag. Der 
gan 3 e Orient, ein ungeheures Referooir oon Sehe* 
toefen mertig felbftäubigerSXrt unb mit benFuftinften 
ber Rtaffe, bat nur bieferart aus ber ftarfen Re* 
barrung feiner Drägheit aufgeriffen roerben tonnen. 
Unb toie es bei mand)en “^fla^en oortommen foll, 
bah fie nur gan 3 feiten unb oielleid)t in hunbert 
fahren einmal Rlüten treiben unb ben gan 3 en 
Saft, bie gan 3 e Sraft unb Sd)önbeit ihres langen 
Sehens in biefe einmalige fd)öne unb färben* 
prächtige ©fftafe peitfd)en/fo mag auch bas träge 
oibrierenbe Seben bes Oftens manchmal bie lang 
in Sd)Iaf gelegene Sraft auf einem feltenen £>öf)e= 
punft 3 ufammenfaffen, unb es toirb öann ein faft 


rounberbarer, fraftooller unb feltfam fd)öner StRenfd) 
baraus. Die groben 3eiten inbijcher ©efd)id)te oor 
allem finb Reifpiel bafür. Das aufgerüttelte ©enie 
einer begabten Nation bat bort oon 3 eit 3 U 3 ett 
Ubermenfd)en gebilbet, benen taum etroas 3 ur 
Seite geftellt roerben tann, bas anberroärts er* 
toudjs. Fut ©uten toie im Sd)led)ten toaren fie 
ungeheuer, ihre gren 3 enlofe Riadjt, ihr unerhörter 
Reichtum geftattete ihnen einen Rrunf, ein ©r* 
füllen ber Sd)önf)eit, toie es oorbem nie getoefen. 
Ror allem bie ©robntoguln finb toie ©eftalten aus 
Rtärd)en unb §elbenlieb. Äaifer Rabar tann faft 
einem RIexauber an bie Seite geftellt roerben, 
Rfbar toar ein Sucher nad) ben lebten ©eheim* 
niffen ber üflklt, ber Seele unb ©rfenntnis. ©r 
träumte baoon, bas Rolf glücflid) 3 u machen, unb 
toollte ihm fogar einen neuen Fimmel bauen, ©r 
oerfammelte um fid) bie Anhänger unb ^ßriefter 
aller Religionen unb forberte fie auf, bie Über* 
legenbeit ihrer eignen Sel)re über bie anbern 3 U 
betoeifen. ©in feltfames Rilb muh es getoefen fein, 
als in ber £jalle ber 2 Beisl)eit Rubbhiften, Rrah= 
manen, Rtoflems unb 51athoIifen, ißantheiften, 
Feueranbeter unb anbre für ihren ©lauben ftritten 
unb Sogit um Sogit, F**en um F^en gegenein* 
anber ins Dreffen führten. Rn jebem Donnerstag 


3 ur Rad)t oerfammelten fie [ich, unb immer beiger 
rourbe ber Streit, ©s gab fein ©nbe, unb bie ftlein* 
lidf)feit aller rourbe immer mehr unb mehr offen» 
bar. Rfbar ertannte enblid), bah nichts bes heute 
Reftel)enben ben Rtenfchen bas roahre §eil 3 U geben 
oermöd)te. So nahm fein Draum oon einer alle 
umfaffenben Religion bes feiles immer feftere 
Formen an. 2Bof)l fab er ein Stücf 2BahrI)eit in 
allen biefen ©lauben, aber teiner oon biefen fd)ien 
ihm ber Sdjlüffel 3 um ©toigen 3 U fein. „Oft fah 
er, ber Äaifer, in ben erften Stunben bes Rlorgens 
auf einem Stein im £jofe feines ^3alaftes unb beob* 
achtete ben Rufgang bes Dagesgottes unb fann 
nad) über bas Rtpfterium bes Sehens.“ Roch 
immer 3 toeifelte er unb lieh fein OI)r ben Fefuiten* 
prieftem unb allen ben anbern, bie an feinem §ofe 
um ben ©influh fämpften. ©nblid) entfd)Io| er 
lid), biefe herrfchfüchtigen ^riefter fämtlid) falt* 
3 ufteIIen unb fid) felbft als bas $aupt einer neuen 
51ird)e 3 U protlamieren. 3um erftenmal ftanb er 
an einem Freitag bes F<*h*es 1580 in ber groben 
Rtofchee oor bem Rolfe unb begann als Rriefter* 
ftönig bas Rittgebet. „Rber bie ©rregung bes 
Rugenblids, ber Rnblid ber Rlenge, ber ©ebanfe 
an fein hohes Rmt toaren 3 uoieI für ihn. ©r ftocfte 
unb brach bann 3 ufammen..." 



Fürftengrab bei Delhi Rite ©rabmofchee bei Delhi 





















1911. 9lr. 51 Über ßanb urtb äfteer 1311 


baff fic noch mehr fd)am!os finb." ©ine 
anbre^Slrt oon Unterhaltung ift, Juwelen 
unb tocf)mudftüde 311 prüfen, bie in großen 
Wruhen oon ©olb gebracht toerben. 93on 
Ungeheuern Schäden wirb berietet. Wie 
grauen tragen Sänber oon guwelen auf 
beiben Schultern, um ben Hals. SRitten 
auf bem Kopfe ift ein 23üfd)el perlen, bas 
ihnen bis in bie SRitte ber Stirne herab* 
hängt, gn ben Ohren, an ben Firmen, 
Hanbgelenten unb guhtnöd)eln finb gleicher* 
roeife oielfache 33änber großer perlen, unb 
um bie Kenben haben fie einen ©ürtel oon 
3 w eifingerbreitem ©olbgewebe, bas über unb 
über mit großen Steinen bebedt ift. „ghre 
Kleiber," heifet es, „finb wunberoolt unb 
foftbar mit Slofeneffen 3 parfümiert, geben 
Wag toed)feln fie fie 3 U oerfd)iebenen Skalen, 
roegen ber im SRogullanbe häufigen SBitte* 
rungswechfel... Stile grauen in gnbien 
haben bie ©ewohnheit, ihre Hänbe unb 
güfje mit einer Strt oon ©rbe rot 3 U färben, 
berart, bah es ausfieht, als ob fie Hanbfdjuhe 
trügen. Sie tun bies, toeil fie roegen ber gro* 
hen <rjihe toeber Hanbfcbuhe nod) Strümpfe 
tragen tonnen. Sie müffen auch barum fo 
bünne Kleiber anlegen, bah ihre Haut burd)* 
fieht. gn ber Siegel tragen fie 3 toei ober 
brei übereinanber, oon benen jebes nicht 
mehr als eine Un 3 e roiegt unb oierßig bis 
fündig Slupien roert ift. Ohne bas ©olb, bas 
als glitter barauf angebradit ift. Sie fchlafen 
©ingeborenenborf in einer oerfallenen Stabt in öie J. en Kleibern unb erneuern fie, unb 

legen fte ntemals toieber an, fonbern fd)enfen 
fie ihren Wienerinnen." 

©tn anbrer, oielleicht nod) |tral)Ienberer biefer ihre befonöeren «Pflichten, fei es in ber «Wartung «Bon folgern Keben muh man fich bie Höfe er* 
gürften war Scha=gahan. ©r hat SRärdjen in ben bes Königs, feiner grauen, feiner Wächter ober füllt benten. Wa 3 U tarnen $unberte oon «Prisen 
Stein gebannt, feine «JRarmorträume leuchten feiner Kontubinen. Um unter bieferx lederen $Be* unb Waufenbe oon Vornehmen unb ©bien, Wienern, 
heute noch fo wunberfam unb fd)ön xoie je. Sion fehlgebung unb Orbnung aufrechterhalten 3 U Kriegern, ©unud)en, ©lefanten unb gerben, jebes* 
feiner Hofhaltung er 3 äblen 3eitgenoffen bie un* fömten, ift jeber oon ihnen ihre Sleihe oon Släumen mal eine gan 3 e Stabt. SBertn man heute burch bie 
glaublichften Winge. So gab es im Serail bes angetoiefen unb SRatronen finb über fie gefegt. leeren, fdjallenben Hallen roanbelt, burch bie toten 
Herrfchers eine Slrt oon toeiblicher Siebenregierung, Hberbies hat jebe gewöhnlich 3 <dm ober 3 toölf «Paläfte unb fchlafenben Höfe, bie all ihren ©Ian 3 
ein nötiges SRinifterium, burch beffen SRunb, fo weiblidje Wienerinnen, bie aus ber 3ahl ber oben* wie burd) ein SBunber bis auf unfern Wag bewahrt 
oft ber König unter feinen grauen war, «Befehle erwähnten grauen gewählt finb. — Unter ihnen haben, bann faßt einen oftmals bas «Bebauern, 
unb ©ntfchetbungen ergingen. SRanucci er 3 äl)lt: finb einige, welche bie $rin 3 effinnen ßefen unb bah folrfje 3eit oerfd)oll. Slber nicht nur «paläfte 
„ jn ber Siegel leben im Serail ßweitaufenb grauen Schreiben lehren, unb in ber Siegel finb bas, was unb «Burgen, fonbern gan 3 e Stäbte fchlafen heute 
ber oerfchiebenften Slaffen. gebe hat ihr SImt ober fie ©neu bittieren, £iebesgebid)te. Ober bie grauen fo. ©s fdjeint, als ob fie eben erft oerlaffen worben 

3 erftreuen fid), in* feien, als ob eben juft ber letzte Slaufch unb Klang 
bem fie 23üd)er oerflog. Un 3 ählig ift ihre 3 ahl, unb oft finb faum 
lefen, ,©uliftan ( ober mehr bie Stauten ber Könige ruchbar, bie fie er* 
,25oftan‘, oon einem worben. Um Welhi allein liegen Heben foldjer 
Slutor, ber Sec Sabi gürftenrefiben 3 en. Wie groffe Stabt oon Stmber 
©hiragi hetht, unb bei geppur erfüllt im Wöbe nod) ein ganßes grobes 
anbre S3üd)er, bie Wal unb ben Slüden eines 23erges, auf bem bie 
oon Jßiebe hanbeln, alten paläfte ftehen unb herabfehen auf fünftlidje 
ungefähr in ber Slrt gnfeln unb Seen, auf Straffen unb Wäd)er, in 
unfrer «Romane, nur benen längft alles füll geworben ift unb in benen 

























1312 


itber £artb unb 9fteer 


1911. 9tr. 51 





Das ©rab bes Jlaifers Albar (roter Sanbftein, gan 3 oben meißer Starmor) 


beute taum je ein oerirrter §irte 
ftreift. Die fcßönften biefer Störchen 
aber finb int 9?eid) ber ©roßmoguln, 
nabe Agra, ihrer prunfreiesten Stabt. 

So Silanbra uni) oor allem jo ga^ 
tebpur Sitri. Diefe Stabt roar Albars 
9 ?efiben 3 . ©r bot fie um 1570 ge= 
grünbet unb nad) ein paar galjren 
mit feinem gan 3 en £jof unb Soll oer- 
lallen. Sie liegt nod) heute, nad) 
breibunbert 3 ah*en, ebenfo ba, als 
ob ber ©xobus erft geftern gefd)el)en 
roäre. Über bie Urfad)e meiß man 
nid)ts. Standje geben an, baß es 
einem ^eiligen 3 u lärmenb geroorben 
fei unb er bem ftaifer feinen ©ntfd)Iuß 
funbgetan bobe, unt 3 U 3 ieben, toorauf 
ber Aaifer erroiberte: „Dann 3 iel)e 
lieber id).“ Aud) bei ihrer ©rünbung 
Jpielte ein heiliger Staun bie $aupt» 
rolle, toabrfcbeinlid) mar es berfelbe. 

©s mirb barüber er 3 äl)lt: Albar mad)te 
einmal, oon einem feiner genüge 
3 urüdfel)renb, am guße bes £ügels, 
ber beute bie Stabt trägt, halt. 3u 
ber 3 eit maren er unb feine ©emablin, eine 
§inbuprin 3 effin aus 3 eppur, tief betümmert über 
ben Serluft ihrer beiben 3uüüing$linber. 

£>ben auf bem irjügel nun lebte ein febr be= 
rübmter heiliger ©remit, Shell) Salem ©I)ift)li, 
unb biefer oerfprad) ihnen einen Sol)n unb ©rben, 
menn fie ihr §eim hier auffd)Iagen mürben. „Sie 
fagten 3 U, unb entroeber burd» bie $eilfamleit ber 
ßuft ober burd) bie geiftigen Semül)ungen bes 
heiligen Saters lam es mirllid) 3 U ber ©eburt 
eines Sohnes, Salem genannt, fpäter Kaifer 
3 ehangir.“ 

©inunb 3 toan 3 ig Steilen oon Agra entfernt 
fd)lummert biefe tote Stabt, bie größte aller auf 
biefer ©rbe. 3f) re dauern haben eine Sänge oon 
fed)s teilen unb ftehen nod). 3h r e Straßen finb 
mit llugem Sebad)t gelegt unb heute nod) gangbar. 
3 I)re ^Paläfte märten auf ben, ber in ihnen toohnen 
mill. Stau hat oftmals bas ©efühl: nun lommt 
mit einem Sud ber ^rins unb medt mit feinem 
3auber Dornröschens unb bes gan 3 en §ofes 
Sd)laf. Aber alles ift ftill mie oorbem. Aid)ts 
regt fid), nur über bie oon ber Sonne gebörrten 
Steine rafdjelt eine Sd)Iange ober fd)leid)t bes 
Abenbs ein Sdhalal ober ein Panther. Über 
ben Soben eilen kneifen in langen Scharen, 
unb ©eier unb anbres Saub 3 eug flattert fdjrner 
in ber Suft. Die brütenbe Stille mirb burd)' 
faft nid)ts geftört. 


Sieben bem Tore ift eine große ilaramanferei, 
irgenbmo anbers einStarttplaß. Sille Sebürfniffe 
einer großen Stabt finb oorgeforgt unb nod) ba. 
3n ber SHtte, auf bem ©ipfel bes Plateaus, liegt 
bie Surg, unb ringsherum finb bie ^aläfte ber 
©bcln angeorbnet, bie fallen ber Aubien 3 unb 
Sed)tfpred)ung, bie öffentlid)en Sauten, bie Wa¬ 
fern en für bie Dienerfdjaft unb für bie ftrieger 
unb bie Ställe für bie gan 3 en Sd)aren $ferbe unb 
©lefanten. Son einer Sebenftraße lommt man 
an einen füllen §of, um ben rings lüßle unb halb 
im Dunlei liegenbe Stänbe für bie Söffe bes 
£jofes ftehen. 

Sod) finb bie §alter für bie betten ba, aber 
bie klaffen finb längft nicht mehr. Sur eine 
riefenhafte heilige ftuß irrt burdh bie Säume unb 
tritt einem aus ber Schmähe mie ein Schemen 
entgegen. Scfjmimmbäber unb türlifdje Säber, 
nod) heute benußbar, finb in einem anbern Seil, 
^aoillons für bie lühlen Abenbe unb unterirbifche 
Säume 3 um 3ufammenfißen, menn bie Sonne 
brannte. 

Sdjaßtammem finb hier unb oielftödige ©e* 
bäube mit hunbert Säulen unb einer Seftimmung, 
bie längft oerfd)ollen ift, un 3 äl)lige ^aläfte oon 
Städ)tigen, 3 ierlid)e §äusd)en unb Türme für ben 
Aufenthalt geliebter grauen, unb Un 3 äl)liges, bas 
leinen Samen hat. 

Stunbenlang irrt man burdh bie Straßen. Stau 


lommt 3 ur Äönigsburg. ©eßt burdh 
ein ftol 3 es, ftodhohes unb tiefes 
Tor unb ift auf einem großen, in 
meißen ©lan 3 getauchten $of, ben 
ringsum eble Sauten umgeben, 
©egenüber liegt bie Stofcßee bes 
heiligen Salem, eine ber fd)önften 
in gan 3 gnbien. 

©ine gnfeßrift belehrt, fie ift bas 
Duplilat bes heiügften paßes in 
Stella. 3u il)ter red)ten Seite, ein 
©egengemid)t ihrer brei fdjönen, 
harmonifd)en Dome, liegt bas große 
nörbüdhe Tor, ber munberbarfte 
Triumphbogen, ben bie 2 Belt gebar. 
Aud) ihn hat Albar erbaut. 

Auf ber anbern Seite bes Slaßes 
liegt bas ©rab bes heiligen Salem 
felbft, in ber Sonne ftrahlenb. ©s 
lieht aus mie aus Sorhängen ge= 
mobenen Starmors gebilbet, ber 
3 ierlidhfte unb lieblidhfte gumelem 
fd)rein, unb feltfam genug als bie 
Regung eines toten, hageren unb 
oermilberten $äretiters. ©in nie= 
briger, oierediger Sau, 3 u bem ein paar Stufen 
hinaufführen. 

©ine ftuppel Irönt bas leichte, teilmeife ab= 
gefd)rägte Dad), unb bort, mo bie ©ingangstiir ift, 
feßiebt fid) ein Heiner Sorbau, oon oier Säulen 
getragen, nad) oome. Die SSänbe beftehen gan 3 
aus biefen burdjbrocßenen, Ieud)tenben glatten, 
unb man oermag ringsum burd) fie Ipuburd)° 
3 ufehen. 

Das überragenbe Dach tütrb oon Stüßballen 
meißen Starmors getragen, bie in ben feltfamften 
SBinbungen gefdßnitten iinb unb bie geinßeit ber 
Steinmeßarbeit geigen. Das gnnere, ftets in 
teid)tes Dämmerlid)t getaucht, trägt bas ©rab bes 
^eiligen, oon Salbadjinen überfeßattet, in ^3erl= 
mutter gebid)tet. Sings an ben Sßänben hängen 
oiele §unberte oon fchmußigen Streifen, gaben 
unb Säubern, Opfergabert unb ©rinnerungen 
linberlofer grauen, bie hierher beten tarnen, auf 
baß noch ber unoergänglicße ©eift bes heiligen 
Stannes nun für fie basfelbe täte, mas einft 
fein ©ebet für Albars 2Beib, bem es ein 5ünb 
gemann. 

Seltfam, benlt man nad) biefem allem, 
baß bie 3 eü oon heute fo gan 3 traftios, 
fdhmach unb mübe gemorben ift nad) fooiel 
3eugniffen unb Taten oon Schönheit, greube 
unb Tätigleit. 



Die tote ftönigftabt oon Amber. See unb gort 























1314 


Über £anb unb älleer 


1911. 9lr. 51 



©efäprlidper Sturj beim §inbernisrennen 




'^ftenmmfcüle 

Tyr Starter Ijat bie flagge gefenft, unb im 
©alopp fegt bas ^ferberubel über bte 
crften Ijinberniffe. Vod) finb Voh unb Leiter 
bicpt beifammen unb biegen um bie crfte ©de, 
bem 2 Baffergraben 3U. Vi<pt alle lommen 
glatt hinüber. (Einer t»on ben Vierbeinern ift 
3U früh abgefpruttgen unb hat fid) felbft unb 
feinen Leiter 3U galt gebraut. 2Bäprenb bas 
Vferb halb roieber aufftept unb bem baoon* 
ftürmenben Selbe nadjfept, frümmt fiep ber 
Leiter am SBoben oor Sd)mer3cn, unb halb 
fehen bie Xribünen3ufdjauer, wie an ber Un= 
fallftelle eine ^apnenftange I)in unb her ge* 
fcpwungen wirb. Das ift bas Signal für einen 
ernften Stur3. Schnell wirb eine Dragbapre 
an ben oerpängnisoollen Sprung pingebracpt, 
unb wäprcnb bas übrige Selb fcpon Iängft bas 
3iel paffiert hat, wirb ber geftür3te Leiter in 
bas Rrantcn^immcr gefcfjafft unb bort oom 
Vr3t unterfud)t. 

Stür3e im §inbernisrennett, mögen fie auf 
einer öffentlid)en Vennbahn ober auf freiem 
Sagbgelänbe hinter ber toilbcn £unbemeute gelaufen 
werben, finb auherorbentlid) häufig. (Es gibt nicht oiele 
$ürbenrcnnen ober Steeplecpafes, in benen nid)t irgenb* 
ein ftartenber ©aul fopfüber gegangen ift unb feinen 
Veiter abgeroorfen I) Q t. 2 lbcr ber gewöhnliche Stur3, 
bei bem ber Steuermann oft nur fanft bie (Erbe füfrt, 
hat roeber für ben 9 Jtann im Sattel nod) für bas ^ 3 ferb 
etroas ©efaproolles an fid), benn in ber ftunft, bie 
Sturßgefapr burcp (SefdE)id= 
lidjfcit 3U paraphieren, 
haben es unfre Veiter, 
mögen fie VroMfionals 
ober Vmateure fein, fepr 
roeit gebracht. 21m häufig* 
ften tritt ber Sali ein, bafj 
ein ipferb bas §inbemis 
nicht richtig taxiert, 3U früh 
ober 3U fpät fpringt, beim 
fianben auf bie ftnie fommt 
unb im Vogen feinen Veiter 
über ben Äopf hinweg ab* 
roirft. (Ein gefcpidter Veiter 
hält fid) am 3aum3cug feft 
unb läpt firf) bann fo fanft 
roie möglich 3m (Erbe gleiten, 
namentlid) bann, wenn bas 
Vferb felber gleid) toiebcr 
auf ben 23 einen ftept. Unb 
es ift paffiert, bah ber ab* 
getoorfene SJtann ftd) fcimell 
roieber in ben 23 ügel 
fdf)tDingt unb bem Venn* 
felbe nachgaloppiert. 3a, 
es hat braoouröfe fieute ge* 
geben, bie fo ein Venncn 
mit $inberniffen noch 3U 
guter fiept gewonnen haben. 

Vteift aber ift ber Stur3 
gleicpbebeutenb mit ber 


bas gefallene ^ 3 ferb oon feinen furchtbaren 
Qualen. 

Der Veiter braucht gar nicht ungefdjidt 3U 
fein, um fdjlecpt 3U fallen. (Es genügt fcpon 
ein unfanftes Streifen bes 23 obens, unb ber 
Vrmbrud) ober ber Sd)lüffelbeinbrucp ift ba. 
©an3 3U fcpweigen baoon, bah §uffd)läge 
oon hinterperfommenben ^ßferben, bie nicht 
fdjnell genug in einen anbern fturs gebracht 
worben finb, ben auf ber (Erbe fiiegenben 
böfe 3urid)ten fömten. Oft fommt auch ber 
Veiter unter bas ^Pferb 3U liegen, unb bie 
gan3e Schwere bes Vferbeleibes brüdt auf 
ben Ütrmften, ben erft pin3ufpringenbe 23 apn= 
Wärter heroor3iehen müffen. Ober ber Steuer* 
mann fommt aus bem Sattel, bleibt in ben 
23 ügeln hängen unb wirb eine Strede weit 
mitgefchleift. Sür bie 3uf<pauer ein entfep* 
lieber Vnblid. 

3 ebes Venncn, befonbers aber ein $inbcr= 
nisrennen, wirb erft ant 3ral entfliehen. 
Die Sälle finb 3aplretch, wo ein ©aul 
mit bem „Sieg in ber $anb" an ben 
lebten Sprung fam, aber h^r in bie 23 riicpe 
ging, ober wo ein ^Pferb gerabe nod) bis 
3ur lebten §ürbe marfd)ierte, bann aber oor 9 Jtübig= 
feit fiel. 

Sin unb wieber müffen bie Veiter aud) ein unfrei* 
williges 23 ab ausfoften, wenn es bem Venner gefällt, 
gerabe an einem 23 ad) ober an einem 3U burcpquerenben 
See einen Vumpler 3U machen. So ein Stur3 pflegt alle* 
mal an ben Dribünen ©eläd)ter aus3ulöfen, beim ber 
Veiter fiept nach bem 23 abe niept gerabe falonfäpig aus. 

Seltener unb fepr ge* 
fährlich pflegen Stü^e 
auf flad)er 23 at)n 3U fein. 
(Ein Vferb tritt in ein £od) 
ober es faramboliert mit 
einem fionfurrenten, unb 
ber 3o^ei fliegt ab. 3« ber 
flotten ^ 3 ace, bie auf ber 
glacpbapn eingehalten wirb, 
ift bann ein Unfall bop* 
pelt ängftlid), unb bie 
Durfcpronif weih oon man* 
epen Dobesftür3cn biefer 
2lrt 3U erzählen. 

23 öfe fiept es auch für 
ben Veiter aus, ber an 
bie Vails, an bie ©itter, 
bie ben fturs abgren3en, 
gebrängt wirb. (Ein 3er* 
fepmettertes 23 ein ift mit* 
unter bie golge. 

So fiept gerabe im 
peiterften unb bunteften 
Vennbapngetriebe Jöeib unb 
Sreub bicpt beieinanber, 
unb wer heute noch auf 
ftol3en Voffen fah, fann 
morgen 3um ftrüppel ge* 
fcplagen fein. 

Vrno 2 Irnbt 


SturiJ auf flacher 23apn 

2 lufgabe bes Vennens, benn bas ipferb pat fid) irgenbwo 
wep getan. Selbft ein für bas 2 Iuge bes Vennbahn* 
befuepers gan3 unfepeinbarer Stur3 fann einem ipferbe* 
förper unheilbaren Schaben 3ufügen. 

©enidbrüepe, $effelfiffuren unb Scpulterbrüdje, bas 
finb fo bie Sauptgefapren, bie Vennpferben bropen, 
unb eine ©nabenfugel, bie auf bem grünen Vafen 
gleid) an ber Unfallftelle abgefepoffen wirb, erlöft 



Hnglücf auf ber ^ßarforcejagb 


Vermittelte fiage 


3Ius beut Sattel! 



















£)et Scfyat} im 9Jleer (etn ftampf ber £erf)rtt! mit bem 9Jteer um 20 SRilltonen) 

1 Der grofce Saugbagger in Dätigfeit — 2 SRücHehr eines Tauchers — 3 Das uerfuntene (Srf)a^f<f)tff „ßutine" — 4 «Beobachtung bes Saugers burd) bas Unterfeefernrohr 

5 «Hnficf)t bes auf bem Seichter montierten fiebartigen Raumes 


CVJ-or mehr als hurtbert fahren, in ber 9tad)t oom 9. Ottober 1799, fdjeiterte an einem ber (Eingänge ber 3uiberfee eine Fregatte ber briüfd)en 
Marine, bie „ßutine“. Das )tol 3 e Schiff, welches 32 ftanonen trug, befanb fich auf einer ftahrt oon ©reat 9)armouth nach Hamburg unb hatte 
einen Schah oon 1217000 ^ßfunb Sterling teils in gemümtem ©olbe, teils in Sarrett an Sorb. 3u oerfchiebenen 3eitert fitib ein 3 elne Xeile biefes 
Schafes, 3 ufammen etwa im SBerte oon 2Ö0000 ^funb Sterling, gehoben worben, unb 3 war ber §auptteil biefer Summe bereits im 3ah re 1800. Dann 

hatte man ben Ort bes gefuntenen $ahr 3 euges oerloren, unb erft für 3 lid) i|t er wieber entbecft worben. Nunmehr geht man mit ber größten (Energie 

baran, bem äfieere feinen Schah 3u entreißen. (Ein großer Saugbagger ift bamit befchäftigt, ben Sanb unb Schlamm 3 U entfernen, ber fich im ßaufe 
ber 112 3al)re am £ed bes gefuntenen gah^euges angefammelt I)at. Der burct) ein 20 3oll weites ftohr angefaugte 2Bafferftral)l wirb in einen mit 
Sieben umgebenen Staunt eines ßeichters geleitet, aus welchem bas ÜBaffer IeidOt wieber abfliehen tann, wäbrenb bie feften Seftanbteile, Steine unb 
fo roeiter, Uegenbleiben. So hofft man ben Schah 3 u heben. ®fcher waren aber alte Serfuche oergeblich, unb auch bie Xaucher oermod)ten noch 

nid)t aus bem nur etwa 30 ftufc tief liegenbeit Schiffe auch nur bas tleinfte Stüddjen ©olb ans 2ageslid)t 3u bringen. Unfre Silber 3 eigen einen an 

bie SBafferoberfläche 3 urüdfel)renben £aud)er, ferner bie ^Beobachtung eines £aud)ers mittels eines Unterfeefernrohres fowie 3 wei Sinfichten bes am 
gefaugten 2ßafferftrat)les unb bes ben fiebartigen Staunt enthaltenben ßeid)ters, oon welchem bas äBaffer in breiten Strömen abläuft. Das Sftittelbilb 
enblid) gibt eine Stbbilbung bes gefuntenen Schiffes felbft nach einem älteren Stiche wieber. R. de J. 











1316 


1911. m- 5i 



KyFdJurwis/cnjcfiaß Q 


gn biefen Sagen ging bie auffehenerregenbe 
Kunbe burd) bte Breffe, bah es gelungen [et, un= 
befruchtete grofcheier burd) blohe nted)antfd)e 
Weisung 3 m teilroeifen Sntmidlung 3 U bringen, 
tiefer gans erftaunensmerte Befunb, ber immer 
noch etroas oom Btirafel an fid) bat — XjartbeXt es 
[ich bod) um Siere, bie uns Btenfdhen burd)aus 
nid)t mehr fo fern fteben — legt es nabe, bem 
Problem ber oaterlofen 3 eugung ober gung» 
ferngeugung, Bortheuogenefis, roie es 
bie Büffenfdhaft nennt, etroas eingehenberes guter» 
effe 3 U toibmen. 

5CIs oor mehreren gabr 3 ebnten bie erften Bad)» 
richten oon ber Sntftehung oon £ebemefen aus 
unbefruchteten (Eiern auftaud)ten, unb als es 
fcbliepd) mit gugnid)t mehr be 3 meifelt merben 
tonnte, bah bei gemiffen Tierarten bie B3eibd)en 
oielen (Generationen oon 9tad)tommen bas £eben 
[dienten tonnen, ohne bah [te mit einem Blänn» 
eben ihrer Brt 3 u[ammengetommen mären, ba 
bemächtigte [ich ber rx)i[[en[cE)aftlicXjen SBelt hödhftes 
Srftaunen, gerabe 3 u eine getoi[[e Konsternation. 
BSar bod) bas gan 3 e £ehrgebäube über Beugung 
unb Befruchtung in allen Buuften y 0 feft funbiert, 
unb er[d)ieuen bod), roie ber berühmte Bhbft°l D S 
unb Anatom Bf lüg er [ich ausbrüdte, biefe Be» 
funbe gerabe 3 u als umftür 3 lerifd)e Neuheiten, bie 
geeignet er[d)ienen, ben rafdjen ging miffenfchaft» 
liehen Srfenntnisfortfdhritts 3 U hemmen! 

Sie 2Bi[[en[d)aft bot fid) mittlermeile nod) mit 
roeit unbequemeren Satfad)en abfinben müffen; 
immerhin muh 3 ugeftanben roerben, bah bie grage 
nad) Sinn unb Bebeutung ber 3 to e i ge[c£)XedE)tig« 
feit, eine grage, bie unfern mobernen So 3 ioIogen 
männlichen roie roeiblicben ©ef<hled)ts auch in 
anbrer Be 3 iebung heihes Kopf 3 erbred)en macht, 
burdh bas unerfcbütterlidje gaftum ber oaterlofen 
Bachfommenentftehung eine [djroierige Kompli» 
■tatton erfahren bat, bie bie miffenfdf)aftlidhen Sr» 
flärungsoerfudhe auf bas (Gebiet mehr ober minber 
„grauer" Sheorie brängte. 

3 uoörber[t roollen roir baran erinnerft, bah 
all bie 3 ahlreid)en gälle unge[d)led)tlid)er gort» 
pflan 3 ung bureb Knofpung unb Teilung, bie 
man oon nieberen Sieren her tennt, mit ber echten 
Bartbenogenefis gar nidhts 3 U tun hoben. Bßemt 
ein gnbioibuum unfres allbetannten tleinen Süfc 
roafferpolppen ober etroa ein im Bleer lebenber 
Borftenmurm, roie ber hier abgebilbete Butolptus, 
burd) [eitXiche Sproffung ober Querteilung neue 
gnbioibuen heroorbringen, fo finb bies einfache 
Bßad)stumst>orgänge, bie nur toegen bes anher» 
orbent!i<h einfachen (be 3 iebungsroeife für bie Quer» 
teilung günftigen) Körper auf baues biefer Siere 3 ur 
Bblöfung oon Bad)f ommenftüden führen tonnen. 
Ss bängt biefe einfache gortpfIan 3 uugsart innig 
mit ber großen Begenerationsfähigteit fold)er ein» 
fachen Qrganismen 3 ufammen, Sie ja imftanbe 
finb, aus fleirten Stüden ihres ^erteilten Körpers 
mieber neue fomplette stiere he* 3 uftellen ( 3 U 
regenerieren). 

(Gan 3 anbers bei ber echten gungfern 3 eugung! 
Hier entfteben bie jungen aus unbefruchteten 
Stern, alfo aus ed)ten roeiblicben ©efd)Ied)ts» 
3 eIIen, bie eben nur bie Stgentümlid)teit haben, 
bah fie bes männlichen Sinfluffes entraten tonnen. 
Btan fragt fid) nun 3 unäd)ft mit BecE)t: gft 
biefer 3 uftanb ber ur[prünglid)e, normale, 
unb [teiltbie Heranbilbung eines männlichen 
(Gefd)led)ts mit all feinen tr)pi[d)en ©boraf» 
teren, geraten, Schmudfarben unb fo 
roeiter, oieIIeid)t mehr einen im B*nt 3 ip 
nublofen £urus bar, ben [ich bie Batur 
auf höheren Stufen ber Sierheit geftattet? 

— Schon bie oor einiger 3eit an biefer. 

Stelle gepflogenen Srmägungen müffen 
uns 3 eigen, bah bem nicht fo fein fann. 

B3ir erfuhren bei (Erörterung Ser grage 
nah ber biologifcben Hnfterblid)feit ber 
einfadhften ßebetoefen, bah bie Ber» 
mifchung ber Srbmaffen — bei ben 
höheren Steren ber ©efd)ledhts 3 ellen — 
oon ungemein grober, mahrfdheinlidf) fogar 
entfeheibenber Bebeutung für bie bauernbe 
(Erhaltung lieber Sierart ift; es muh alfo 
für jegltd)e Sierfornt gerabe 3 u eine £ebens» 
unb gortbeftanbsfrage fein, bah Ster unb 
Samenfäben er 3 eugt unb burdh bie ilo» 
pulation 3 ufammengebra<ht toerben. ■— 


2 Barum bie Batur bie Sräger biefer beiben 3eIX= 
[orten mandhmal fo oerfctiieben geftaltet unb aus» 
ftattet, roarunt fie enblid) auch häufig beiberlei 
©efchIed)tsprobutte in einem unb bemfelben 2mbi= 
oibuum entftehen läht (gan 3 e Sierfamilien unb 
Qrbnungen finb hermaphrobitifch!), bas Jinb anbre 
bod)tüiä)tige fragen, bie mir fpäter hter 3 u er» 
örtern hoffen. 

2Bir tehren 3 u unferm B^oblem 3 urüd. deines» 
falls ift alfo bie freimillige, nicht tünftlich er 3 eugte 
Sntmidlung unbefruchteter Sier bie urfprüngliche 
Borm, fonbern fie ift eine auf toenige Sier» 
gruppen befd)räntte Ausnahme. 2 Bir finben fie 
nur bei einigen 2 mfettenfamilien, bei ben all» 
betannten u,nb als „lebenbes f^ifchfutter" beliebten 
SBafferflöhen (Saphuien) unb ihren nahen Ber» 
manbten, bei Btufcheltrebsdhen unb enblich bei 
einer (Gruppe auf bem £aroen 3 uftanbe ftehen» 
gebliebener BSürmd)en, ben Bäberüeren. — Bis» 
bann ein anbrer toid)tiger Umftanb: bie partheno» 
genetifchen Sier geigen bei ihrer Beifung alle jene 
Sr [Meinungen, bie ben für bie normale Befru<h s 
tung beftimmten Siern eigentümlich finb; fie ent» 
lebigen fid), inbem fie fogenannte Bidjtungs» 
törperdhen ausftohen, eines Seils ihrer michtigften 
Bererbungsmaffe, ber 5 Xernfubftan 3 , besjenigen 
Seils nämlich, ber fonft burdh ben -Hern bes ein» 
bringenben Samenfabens erfeht mirb. hieraus 
bürfen mir mit aller 2Bahr[d)einlidhteit fchliehen, 
bah oudh bie parthenogenetifdhen Sier urfprünglidh 
für bie Befruchtung beftimmt maren unS bah öas 
Befrudhtungsbebürfnis, mie man miffenf<haftli<h 
fagt, bei ihnen „rüdgebilbet" ift. 

BSenn mir nadh bem 3toed biefer hödhft mert» 
mürbigen Sman 3 ipationsbeftrebungen fragen, bie 
bie Batur min-atgen Ärebsmeibdhen, ©allmefpen, 
Blattläufen, Bebläufen unb anbern „lieben" 
Siermeibdhen auf erlegt, fo finb mir in manchen 
fällen nicht um eine einigermahen plaufible Bnt» 
mort oerlegen. (Gemiffe Sierarten, mie biefe 
tleinen (Glieberfühler, bie hört oon gtinben be» 
brängt merben unb auch fonft oft oon ber Unbill 
äußerer Bert)ältni[fe 3 U leiben hoben, bie aber 
gelegentlich bei günftiger 3 ufollstonftellation ihre 
ßebensbebingungen in gan 3 ungeheurer 3 nbi» 
oibuen 3 ahl ousnuhen tonnen (erinnert fei an Blatt» 
lausepibemien, fomte an bie ben gifd) 3 üd)tern er» 
münfdhten roten Daphuienmolten in manchen 
Sorftümpeln), müffen eben in 3 citeu bes 
BSohlergehens 3 U einer Bermehmngsart greifen, 
bei ber jebes ^nbioibuum probuttio tätig ift. Sie 
Batur „erfpart" [ich gemiffermahen 3 eitmeife bie 
Busbilbung eines männlichen ©efdjledjtes, unb 
fie erreicht fo, mie $effe in feinem oortrefflidhen 
2Berfe „Sierbau unb Sierleben" ausführt, gan 3 
enorme Boltsbeftänbe, Sine Blattlaus mürbe bei 
normaler 3 meigef<hted)tlid)er Bermehrung, menn 
fie etma 3 man 3 ig Surtge auf einmal 3 ur SBelt 
bringt, in fünf (Generationen 200 000 iXinber er» 
3 ielen, bei parthenogenetifdher ^ortpfIan 3 ung aber 
3 200 000 ! 

BSie manche 2 Bin 3 erforge, meldhe Berlufte 
am Bationdloermögen, melcpe Bermüftungen 
blühenber £anbftridje tnüpfen fi<h an berartige 
Satfad)en, bie auch für bie böfe Beblaus analoger» 
meife 3 utreffen! 3 n gemiffen fällen, fo bei bem 
Seetrebschen Soabne, bas in neuefter 3eit burdh 
bie Berliner 3ooIogin Q.iXutter genauer unterfucht 
mürbe, finben mir eine gerabegu unglaubliche 
^Probuttioität, inbem bie parthenogenetifdh er» 



Daphnie, Daphnia pülex 

Sommereier nach 

der Natur (Nach Hertwig) 


Daphnie, 
Wintereier nach 
der Natur 


3 eugten jungen im ^rut» 
raum ber Blutter fdhonmieber 
3 unge er 3 eugen; Blutter, 
Sochter unb Sntelin alfo in 
„einer" Berfon gefunben 
merben. 

BBie es ieboch nach bem 
Borgefagten an 3 unehmenmar, 
tann in all biefen fällen bie 
Batur bes „ftarten" ©efdhled)ts 
bod) auf bie Sauer nicht gan 3 
entbehren. Qh ne hier auf bie 
tompliaierteren f^älle ein 3 u» 
gehen, bie man als (Genera» 
tionsmedhfel 3 mifdhen unge» 
fchledhtlichen unb gefchledht» 
lidhen ©enerationen (§etero» 
gonie) bei oielen ^fetten be» 
obachtet, ermähnen mir nur 
ben einfachen $oIl unfrer ge» 
möhnlid)en Sühmaffertrebs» 
chen, ber Saphnien. Bßenn 
es anfängt, einer ©efellfd)aft 
oon Saphnien recht fdhlecht 
3 U gehen, menn Kälte unb 
oor allem Bahrungsmangel 
ben gortbeftanb ber Brt ge» 
fährben, bann tehrt bie bis» 
her eman 3 ipierteKrebsmeiber= 
fdhaft 3 U normalen She 3 uftän= 
ben 3 urüd. Ss merben parthe» 
nogenetifd) Biännchen er» 
3 eugt; biefe topulieren mit 
ben Bßeibdhen, unb bie fo er» 
3 eugten „BSintereier" finb 
burdh träftige Schalertbilbung 
unb befonbere anbre Sd)uh= 
oorridhtungen für bas Uber» 
bauern ber fdilimmen 3 eiten 
geeignet. Srft im Frühling 
greift bann bie Sman 3 i= 
pation mieber Bloh- 

Sie Srtlärungsoerfudhe für bie fogenannte 
fatultatioe ober freimillige Barthenogenefe^ mie 
fie 3 um Beifpiel bie Bienentöniginnen betreiben, 
unb bei meiner höd)ft mertmürbigermeife bie un» 
befruchteten Sier Btänndhen (Srotpien) liefern, 
finb Ieiber burdhgebenbs noch nicht fpruchreif unb 
müffen baher oorläufig übergangen merben. 

3um Sdjlufc noch ein midhtiger Bunlt. Sin» 
gangs mar oon lünftlidh er Sntmidlungserregung 
bie Bebe. Sah trtan Sier oon nieberen Sieren, be» 
fonbers Stachelhäutern, Seeigeln unb Seefternen, 
burdh chemifche Büttel (Kalilauge, beftimmte See» 
mafferton 3 entration) 3 ur Sntmidlung „rei 3 en" tann, 
mar fchon längere 3ett befonbers burdh Berfudhe 
bes Bmeritaners £oeb betannt. BSas uns erneut 
in Srftaunen fehte, mar, bah fo bochftehenbe Siere 
mie &röfct)e ber Kopulation für ihre (menn auch 
nur teümeife) Sientmidlung entraten tönnen. 
gaffen mir unfre Srflärungsoerfud)e nochmals 3U» 
fammen: 

Beben ber grunbmichtigen Bufgabe, bie Stoff» 
m i f <h u n g ber Srbmaffen 3 U bemertftelligen, 
einer Bufgabe, bie, mie mir bei ben Sühmaffer» 
trebschen fahen, nur periobenmeis 3 uriid= 
treten tann, bann aber immer mieber erfüllt 
merben muh, hot ber männliche 3 cugungsftoff 
noch bie Bebenaufgabe, burdh fein (Einbringen ins 
Si ben Bnftoh 3 ur Sntmidlung 3 U geben, entmid» 
lungserregenb 3 u mirten. Kopulation unb 
Sntmidlung bes Badhtommen finb eben 
nicht urfädhlidh, fonbern, man barf oiel» 
Ieid)t fagen, mehr 3 ufällig miteinanber 
oertnüpft, meil bie 3 um 3 ^>ed ber 
Stoffmifd)ung ifolierten unb frei¬ 
gemachten ©efdhledhts 3 ellen beieinanber 
bleiben unb fidh 3 u gan 3 en Sieren ber 
Brt (eben ben „Kinbern") ausmachfen 
müffen, menn bei ber Sterblichst ber 
oiel 3 eIügen Slternorganismen ber gort» 
beftanb ber Brt garantiert merben [oll. — 
Sie Sntmidlungs anr egung burdh bas 
männliche Slement fann megfallen (rüd» 
gebilbet merben; natürliche Bortheno» 
genefis) ober burd) Kunftmittel erfeht 
merben (bei Seeigeleiem, neuerbings 
audh beim gtofdh); bie Hauptaufgabe bes 
männlidhen 3cugungsftoffes, bie Buf» 
frifdhung bes £ebenspro 3 ef[es burch Stoff» 
mifchung (Bmphtmiris) bleibt prin 3 ipiell, 
fomeit mir heute miffen, überall beftehen. 
Dr. BSilhelm Bernbt 








Pergegenwärtigt man ficß auf ber überreif 
liefen An 3 aßl oon Programmen 3 U ben im fiaufe 
ber lebten Printer [tattgefunbenen fiieberabenben 
bie tarnen ber barauf am ßäufigften wieber* 
feßrenben itomponiften, fo finb es 3 toei, bie immer 
toieber oorfommen: ^ofj’annes S r a i) m s 
unb § u g o PS o 1 f. Als fiieberfomponiften finb 
fie unftreitig am meiften in Ptobe bei ben fto^ert* 
fängern unb ben Hörern. Patürücß toerben 
ältere Pteifter roie gran 3 Schubert, Robert Seßu* 
mann, Robert gran 3 aueß noeß gefungen; gelir 
Ptenbelsfoßn ift faft gan 3 oerfeßwunben. fiif 3 t, 
Cornelius, Abolf genfen begegnet man oerßältnis* 
mäßig [eiten, oon lebenben Donbicßtern toerben 
an erfter Stelle Picßarb Strauß unb Ptar Sieger, 
bann aud) §ugo fiairn, Ptar Shillings, gelt* 
PSeingartner, Arnolb Ptenbelsfoßn unb anbre 
berüdfießtigt. Cs ift inbeffen nid)t 3 uoieI be* 
Rauptet, toenn man fagt, baß goßannes Praßms 
unb §ugo SBolf bie Programme ber fiieber* 
abenbe beßerrfeßen. gaft niemals ftef)t nur ein 
oerein 3 eItes Stüd oon ißnen in bie 9?eit>e ber 
anbern Flamen ßineingeftreut, meiftens werben 
größere ©ruppen ißrer ©efänge 3 u[ammengeftellt; 
oft toibmet man einem oon ißnen ben gan 3 en 
Abenb. Pterfwürbig, baß feiner oon beiben, 
bie bod) in ben adliger gaßren bes oorigen 
gaßrßunberts fid) auf ber oollen £jöße ißrer 
Scßaffensfraft befartben, ben ©ebießten ber bamals 
fid) ftarf betätigenben beutfdjen fiprifer neufter 
Pid)tung toie Picßarb Deßmel, Cannes Schlaf, 
Detleo oon fiiliencron, Stefan ©eorge, ©uftao 
gälte, ftarl Puffe, ifjre Aufmerffamfeit 3 U* 
roanbten, um fie als Deitunterlage für ißre mufi* 
falißßen ©eftaltungen 3 U oerroerten. So oiel 
idß mieß erinnere, f>at Prahms nur ein ©ebießt 
oon fiiliencron: „Auf bem ftircßßof“ fomponiert, 
bamit allerbings bie tief empfunbenen fur 3 en 
Strophen in ißrem 5fern tounberbar angepadt. 
Praßms griff lieber 3 U ben früheren Pomantifern 
toie Died — gilt bodt) mit oollem Pecßt bie Samnt* 
Iung ber Pomansen aus beffen „Scßöner Ptagelone“ 
3 um Peften, bas er gefeßaffen — 3 U £>öltp, piaten, 
©ießenborff, Scßenfenborf, Püdert, Daumer, 3 U 
Paul $epfe, 3 U ben alten Polfsbicßtungen aus 
bes ftnaben PBunberßorn, aud) 31 t Übertragungen 
aus bößmifeßen, ofteuropäifeßen Polfsliebern. Übri* 
gens bilbet bei Prahms bie fiprif, fo 3 aßlreicße 
©efänge für eine Singftimme mit itlaoierbeglei* 
tung er uns aud) gefeßenft f)at, bod) nur ben 
geringeren Prucßteil feiner gefeßaffenen PSerfe. 
gn feiner Äammermufif, feinen Ordßefter* unb 
©ßorwerfen, feiner Älaoiermufif liegt ber weitaus 
bebeutenbere Scßwerpunft feiner mufifalifdfjen 
$interlaffenfdßaft. gdß ßabe immer bas ©efüßl 
gehabt, als ob er fiel) oon ber tiefgrünbigen Arbeit 
feines anbertoeitigen Staffens bei feinen fiiebern 
erf)olt b)ätte. gn ber Art unb SBeife, toie er bie 
Singftimme mit ber dßarafteriftifdßen Pegleitung 
3 u oer[<ßmel 3 en weiß, fnüpft er meßr an gran 3 
Sdjubert an als an Robert Schumann, oon bem 
fonft Praßms, allerbings nur in feiner erften 
Sd)affens 3 eit, ftarf beeinflußt toar. P3äßrenb 
fid) bei Robert Scßumann fdßon oielfacß bie 
ftlaoierbegleitung bebeutenber als bie melobifcße 
Straft ber Singftimme 3 eigt — man benfe nur 
an beffen „Dicßterliebe“ —, folgt Praßms infofern 
meßr bem Sd)ubertfcßen ©enius, als er irgenb* 
ein wießtiges Ptoment ber Situation, aus welcßer 
bas ©ebidjt ßerausgewaeßfen ift, ßerausgreift, es 
mufifalifcß geftaltet unb weiterentwidelt, bie 
Singftimme aber möglidjft genau bem Dicßter* 
toort anpaßt, fo baß fid) ber Jjößepunft ber melo* 
bißßen Steigerung gan 3 natürlich mit bem ber 
©mpfinbung im Dicßterwort bedt. ©ines ber 
befannteften Scßubertfcßen fiieber: „©reteßen am 
Spinnrab“ aus ©oetßes gauft fei ßerausgegriffen, 
um bie Sadße flar 3 ulegen. Aus ber Pegleitung 
ßört man genau bas Schnurren bes 00 m guße 
ber Spinnerin getretenen Spimtrabes ßeraus, 
barüber erßebt ficß bann Icife flagenb bie finnige 
Ptelobie in fd)önfter ©intraeßt mit ben PSorten 
bes ©ebießtes, fteigert fiel) allmäßlidß mit ißnen 
3 u bem ooll erfd^ütternber 5fraft losbred)enben 
©efüßlsruf: „Unb adß, fein 5tuß!“; bie begleitenbe 
Petoegung, bie ßier geftodt ßat, feßt bann aufs 
neue ein,'unb ba, too bis fürs oor bem Schluffe 
Perstoeifeln unb Pegeßren bas 9 Räbd)enI)er 3 burd)= 
toüßlt, erreicht audß bie SRufif ben §ößepunft 


bes 9fusbruds. fieießt fönnte man 3 aßlreidße 
anbre Peifpiele oon djarafteriftifdßer gaffung ber 
Pegleitung unb [iegreießer, an ber £janb bes 
©ebidßtes faft bramatifd) 3 ugefpißter 9ReIobie= 
füßrung aus Scßubert ßeran 3 ießen. Praßms 
ßat fi^ nur feiten 3 U feinen ©efängen Did)= 
tungen ßodßbramatifdßen gnßalts ausgefueßt; too 
er es boeß getan, oerfagt ißm bie prägnan 3 bes 



Hugo Wolf 


Slusbruds, bie ©eftaltungsfraft. 9Jtati oergleidße 
3 um Peifpiel, toie padenb fiötoe ben „Cbtoarb“ 
aus Berbers Stimmen ber Pölfer geftaltet ßat, 
roie toirfungslos bagegen bie 9Rufif 3 U bem näm= 
ließen ©ebidßte bei Praßms geraten ift. Sdjon 
baß bei biefem bie 9febe unb ©egenrebe abtoecß= 
felnb 3 toei oerfdjiebenen Stimmgattungen 3 uge= 
roiefen wirb, feßeint mir ein Ptißgriff, es wiber* 
ftrebt bem 2ßefen ber Pallabe, gn fleineren 
Porwiirfen geigt aueß er, baß er bie Situation, 
bie fid) aus bem ©ebießt ergibt, mit feiner 
Ptufif 3 U treffen weiß, wie im Stänbcßen, wo 
fidE) ber Stubenten brei mit ißren gnftrumenten 
einfinben, in ber „gelbeinfamfeit“, einem feiner 
feßönften fiieber, wo wir weltoergeffen ben weißen 
2 ßolfen nadßfd^auen, in bem ritterlicßen ©infd)lag 
ber erften 9 RageIonenroman 3 e. 9fus ber Pe- 
gleitung ber iRegenlieber ßören wir beutlicß 
genug bas unabläffige 9tieberrinnen ber tropfen 
ßeraus. ©an 3 befonbers weiß er gebanfenfeßwer 
ßinbrütenbe, weltoerlorene Stimmung 3 U treffen, 
aud) fd)wungooll aufftrebenbe, bann aber audß 
wieber ßerbere, fid) gegen bie Außenwelt ab* 



Johannes Brahms 


[d)Iießenbe, gan 3 in ben innerften §er 3 enswinfel 
oerfenfenbe ©mpfinbungen 311 geben. Daß er 
fieß gern unb eingeßenb mit bem Polfslieb be* 
fdjäftigt ßat, bas ift leießt an bem eigenartigen 
Duft 3 U fpüren, ber uns aus maneßer Ptelobie* 
füßrung, maneßer ßarmonifeßen 2 Benbung umweßt. 
Seitbem Praßms, feinem inneren unb äußeren 
SBefen naeß ein eeßter, etwas raußbeiniger 9torb= 
beutfeßer, in 2 Bien ßeimifd) geworben war, tritt 
bie innere ©eiftesoerwanbtfdjaft mit Scßubert noeß 
beutlidßer als bisßer 3 utage. Die ent 3 üdenb ßeiteren 
fiiebeslieberwaßjer, eigentlid) ein 3 RÜus oon ein* 
unb meßrftimmigen fiiebern im 2 Bal 3 errßi)tßmus 
mit oierßänbiger Rlaoierbegleitung, flingen wie 
eine birefte §ulbigung an ben fiieberfönig. 

§ugo 2 Bolf ift außerorbentlicß wäßlerifd) ßin* 
ficßtlicß ber ©ebidßte, bie er in SOtufif feßt, er befaßt 
fid) faft ausfeßließließ nur mit ©oetße, 9Rörife, 
©ießenborff, Paul §epfe in feinen Übertragungen 
ber italienifdßen unb fpanifeßen Polfspoefien. 
©r, ber geborene £)fterreidßer, leßnt weniger an 
Säubert an als oielmeßr an S^umann; feine 
ftlaoierbegleitung wirb nur nodß oiel felbftänbiger, 
feine Deflamation, feine Pßrafierung bes Deit* 
Wortes mit feinftem Sprad^gefüßl aufs engfte 
organifd) bamit oerbunben. irjier ift oor allem 
ber ©influß Pieifter PSagners 3 U merfen, bei beffen 
bramatifeßen SBerfen §ugo 2 Bolf in bie fießre 
gegangen ift. Pufs reießfte, bis in bie fleinfte 
©in 3 elßeit ßinein geßt ber Ptufifer bem Dicßter 
nadE) in ber Ausbeutung, ber Ausmalung bes 
PBortes. Pielfad) wirb bie melobifcße fiinie auf* 
gelöft ber wirfungsoollen Sßortbeflamation 3 U* 
liebe; wo er fie feftgefcßloffen ßinfeßt, wie 3 um 
Peifpiel in ber Scßlußwenbung oon: „Du bift, 
Orplib, mein fianb“, ift fie oon ent 3 üdenber, 
gan 3 intenfioer Scßönßeit. Das mufifalifeße 
2 ßefen biefer fiprit erfcßließt fid) nidßt leidßt beim 
erftmaligen §ören; ßat man es aber erft erfaßt, 
läßfis einen nidjt wieber los. Der intime 3u- 
fammenßang ber Singftimme mit ber Pegleitung 
bebingt ein eingeßenbes Stubium bes Sängers 
mit feinem Pegleiter, 3 umal ber Donbicßter 
ungewößnlicße gnteroallfcßritte in ber Deflamation, 
aud) füßne ^armoniefolgen liebt; ber Sänger 
wirb feinen Part nur ridßtig 3 U geben imftanbe 
fein, wenn er bie gan 3 e Pegleiümg fießer im 
itopfe ßat. So nur fann ein fiieb oon §ugo 
2BoIf 3 U ooller ©eltung fommert. Sie finb alle 
fein empfunben unb ebenfo fein ausgearbeitet. 
Ijumoriftifcßes gelingt ißm ebenfo wie Sdßwung* 
oolles, bisweilen frappiert ein feltfamer Patur* 
laut oon rüßrenber ©infalt, bann wieber flingt's 
ßer wie aus fernem Draumlanb. gn feinem 
gtalienifcßen fiieberbueß feßlt es an bem oolfs* 
tümlicßen, improoifatorifdjen ©runb 3 ug bes ita* 
lienifeßen PSefens. — §ugo PSolf war burd) unb 
bureß fiprifer. 3 ^ar ßat er fid) aueß mit Ord)efter= 
mufif unb einer Oper oerfueßt, aber ba feßlt es 
ißm an ber ridjtigen ©rfenntnis beffen, worauf es 
anfommt. Sein Orcßefterfaß flingt feßwulftig, ben 
Ptotioen mangelt es an tßemati[d)er itraft. Seine 
fomifdße Oper, ber ©orregibor, entßält oiele rei 300 llc 
©in 3 elßeiten, rein mufifalifd) gebadEjt, aber oon 
ber Püßne aus, bie ftärfere garbengebung oer* 
langt, wirft bas PSerf als ©an 3 es matt. P3as an 
feiner Ptufif oon bauernbem PSert ift, ßat er uns 
in feinen fiiebern ßinterlaffen. 

©ruft ©buarb Daubert 



P3ie tief Pewegungen wie bie bes §eimat* 
feßußes in ben ümftänben unfrer 3 ^ wur 3 eln, 
bas 3 eigt febem, ber nod) ßegen [ollte, 

ein ©ang bureß unfre Seebabeorte. Angegliebert 
an bie rei 3 enben alten gifeßerßäufer erßeben fid) 
Scßeußlicßfeiten neben Sd)eußlid)feiten. ©s ift 
gerabe 3 u bef^ämenb, 3 U feßen, wie ber Sinn für 
bie einfad)fte Anftänbigfeit (oon Scßönßeit gan 3 
3 U feßweigen) ben heutigen feßlt unb wie fie in 
barbarifeßer ©efüßllofigfeit bie alte fdßöne Pßelt 
oerberben, bie feßöne P3elt ber primitio ©mpfinben* 
ben, ber gifeßer, Pauem, fianbleute. PBo aueß 
ber „©ebilbete“ ßinfommt, an bie Äüfte, ins ©e= 
birge, in Ausflugsorte, bie alte Pklt wirb burd) 
ißn in eine PJelt ber Sd)äbigfeit unb Proßerei 
umgewanbelt. P3ie entfteßen biefe ©ebilbe? ©in 
Peftaurant wirb gebaut, ein mobifd) auffrifierter 
Pußbau mit glän 3 enben gal 33 tegeln, in bem Pe* 
ftreben naeß ©lieberung v gan 3 3 erflüftet („male* 










1318 


1911. Wr. 51 




Trau & ed)K>ö&, Dresben 

Ortsübliches Fischerhaus auf der Insel Hiddensee 
bei Rügen 


rifd)"), unb mit allen s -DtihoerI)ältniffen, bte fid) 
beuten laffen. (Sin Krämer fchliefjt fid) mit einem 
„Neubau“ an, ben er mit jenen in |)imbeerfauce 
getauchten 3 e m ent 3 iegeln bedt, bie in ber £anb* 
fd)aft gerabe 3 U mie ©ift mitten. Die Regierung 
baut eine Aettungsftation, flaues Pappbad) auf 
3iegeIroI)bau im ©efängnisftil. Dann fiebeln fid) 
toommerl)äufer non Stäbtern an im „ Villenftil" 
ber berliner »ororte, aber natürlid) im Drittel* 
maffftabe. Sdftiejflid) feht ein neuer Sotelbau im 
tod)mei 3 erjtil, jebod) in 3 ement überfetjt, beut 
©anjen bie ftrone auf. Der Ort ift ruiniert, es ift 
in it)m nid^t mel)r ausjutjalten. 

©s gibt jefct Diele, bie einfeljen, bah es fo nicht 
meitergehen tann, unb aus ben köpfen biefer 
Dielen ift eben ber ifjeimatfdjutjgebante entftanben. 
Aur fragt fid), mie er in bie Tat umgefefct merben 
foll. SBie ift an bie £eute, bie I)ier bauen, heran 3 u* 
tommen? Unterfud)t man bie 23erl)ältniffe, fo 
entbedt man folgendes: Der Aeftaurateur, ber 
Alarm aus Berlin mit bem Sommerhaus, ber 
fträmer, ber Hotelier, fie alle finben il)re Käufer 
munberfd)ön. 3 a felbft bie eingefeffenen gifd)er 
ober Säuern, bie in ben alten entßüdenben $ütten 
moljnen, fie feijen in ben ihren Ort entftellen* 
ben Sd)euhtid)teiten etmas Roheres, „Atobernes". 
©reifen fie hoch aud) gierig nach ben Aippfad)en 
fdjunbigfter Art, bie ihnen im ftr amlab eu „aus 
ber Stabt" entgegengebracht merben. Alle »e* 
teiligten finb alfo gang gufrieben. Seim ftönfu* 
menten hat man baher 3 unäd)ft menig Ausfid)t 
auf ©rfolg. 2Bie fteht es mit bem „Probu 3 enten", 
bem Alaune, ber ben Sau ausführt? §ier ift leiber 
3 U beobachten, bah gan 3 ungeeignete £eute bauen, 
gemefene Ataurergefellen, ja oolltommene £aien. 
Die Saupoli 3 ei forgt burd) Seauffid)tigung noch 
eben bafür, bah bie irjäufer nidjt einfallen, oon 
irgenbeinem ©efidjtspuntte ber anftänbigen ©r* 
fcheinung ift gar nid)t bie Aebe. £jier märe bie 
grage, ob nid)t »efdyräntungen entführen mären. 
Die »erfd)anbelung bes £anbes, bie halb nicht mehr 
3U ertragen fein mirb, tann moht 3U Atahnahmen 
nötigen, bie fid) fonft mit ben greiheitsibealen ber 
3eit nid)t im ©inflang befinben. Auf »augemert* 
fdjulen ift neuerbings bas ©mpfinben für bas, mas 
auf bem £anbe not tut, gernedt. Das Seftreben, 
einfad), im Anfd)luh an bie formen ber lanbes* 
üblid)en Saumeife, 3 u bauen, ift lebenbig, unb 
eine oollftänbige Aeuorbnung bes £et)rprogramms 
ift menigftens an ben 25 bis 30 preuhif^en Sau* 
gemertfd)ulen eingeführt. Un 3 meifell)aft merben 
bie fo exogenen jungen fieute, menn fie ans Sauen 
herantommen, in anftänbigen formen bauen. 
Aber bie Atehr 3 al)l ber Sauten mirb eben gar nicht 
oon er 3 ogenert Sauleuten errid)tet. 

©an 3 ausgefd)loffen ift übrigens aud) bie Se* 
einfluffung ber ftonfumenten nicht;'aber fie geht 



<pi)0t. Trau & Srfjronb, Trcsbcn 


Straßenbild auf der Insel Hiddensee 


langfam. Die Auftlärung burd) ben ftunftmart, 
ben Dürerbunb, bie ftunftgemerbeoereine, ben 
Deutfchen Sßertbunb 3 iel)t hi^ r fct)on meitere 
Greife, allerbings bis jeßt ausfd)Iiehüd) in ben 
Sd)id)ten ber mirtlich ©ebilbeten. Alle bie Sdjeuh 2 
licbjfeiten in ben Seebabeorten, oon benen biefe 
Setrad)tung ausgeht, entflammen aus Solls* 
fd)id)ten, an bie bie literarifdje Seeinfluffung nicht 
heranreid)t. Unb bann, mas mürbe fie nutzen, 
menn bie ©^ietjung bes kluges fehlt? §ier ift 
neuerbings oon feiten ber einigen ftontrollftation, 
bie für biefe Sautätigteit oorhanben ift, ber Sau* 
poli 3 ei, hier unb ba eine ©inmirtung oerfud)t morben. 
Allerbings mirb Diele ein gemiffes ©rufein befallen, 
menn fie Don äfttjetifchen Atahnahmen ber ^olisei 
hören. Die ©inmirtung gefdjieht aud) nid)t dou 
ber Spolt^ei birett, fonbern in Serbinbung mit 
Sauberatungsftellen unb ben Atahnahmen, bie 
neuerbings burd) bas ©efeh gegen bie Serunftal* 
tung ber £anbfd)aft getroffen merben tönnen 
(Ortsftatute, Prüfung oon Sauentmürfen 3 um 
3mede ber Serfagung ber Sauerlaubnis bei ent* 
ftellenben Sauten unb fo meiter). Die Aot ift 
eben grob- Unb man muh fid) bod) fd)liehlid) fagen, 
bah ber anftänbige Atenfd) ein Sd)utjred)t gegen 
»erletjung feines Auges hat, fomie ihm ein foldjes 
gegen Serlebung feines Ohres 3 ugeftanben mirb. 
ÜBie bas ©efeh ben Sürger gegen ftörenben £ärm 
fchü^t, füllte es aud) bie ftünblid)en unb täglichen 
Seleibigungen bes Auges oerhinbern, bie bie bau* 
liehe Untultur unfrer 3eit uns 3 ufügt. ©s hanbelt 





Hiddensee. Altes, ortsübliches Haus mit ver¬ 
unstaltenden Neubauten 


fid) hier um mel)r als um bie Aüdficßt auf ben 
ein 3 elnen. ©s hcmbelt fid) um bie ©efährbung bes 
Solfsgefdjmades, ber burd) fd)Ied)tes Sei[piel 
tiefer unb tiefer fintt. Der gute ©efd)mad eines 
Soltes in Dingen ber fichtbaren ©rfd)einung ift 
aber nid)t nur ein ibeelles ©ut mie etma ber gute 
Staub ber Literatur ober Atufit, fonbern ift hanbels* 
politifch unb bamit mirtfd)aftlid) oon äuherfter 
Sebeutung. 3Bir tönnen eine führenbe Stellung 
in ber Probuttion aller jener Dinge, mit benen 
©efchmadsmerte oertnüpft finb (unb meld)e 
enormen ©ebiete tommen hier in Setradtjt!), nur 
erlangen unb behaupten, menn unfer öffentlicher 
©efdjmad fid) auf einem entfpred)enben Aioeau 
befinbet. Deutfd)lanb, beffen geographifdlje unb 
po!itifd)e Sage, beffen Stängel an Aohprobutten 
immer mel)r auf bie S^obuttion oon ©beler 3 eug= 
niffen ©ubrängt, muh gerabe 3 u ein Schmer* 
gemid)t feiner ©r 3 iehungsmett)oben auf ben guten 
©efdjmad legen. 

Die baulid)e Sermilberung unfrer Dage ift als 
bie ©rfd)einung einer ttbergangsperiobe auf 3 u* 
faffen, eines 3 u)ifchenftabiums 3 mif<hen ber alten 
SBelt einer gefd)loffenen lotalen Kultur unb ber 
neuen bes allfeitig geöffneten Sertetjrs, ber bie 
alten harmonifd)en Greife burdl)brid)t unb 3 unäd)ft 
Disharmonien fd)afft. Die neue 9BeIt mirb ihre 
Aufgaben auf neuer ©runblage löfen müffen. So 
fehen mir beifpielsmeife, bah auch mir teueren 
harmonifdhe Sieblungen fd)affen tönnen, menn fie 
aus ben Organifationsbebingungen ber Seu 3 eit 
ermaihfen. Unfre ©artenftäbte, bie Arbeitertolo* 
nien grober ASerte mieftrupp, bie Sieblungen oon 
Saugenoffenf<haften, fie finb es, in benen bie beften 
fträfte unfrer 3eit tätig finb. ©s finb alles Anlagen, 
bie aus ber ©rohorganifation ermadfjfen 

finb. Diefe 3bee funttioniert aud) baulid), mie fie 
fid) taufmännifd) unb inbuftriell als bie A3irtfd)afts* 
form ber Aeu 3 eit botumentiert hat. Die gehler* 
quellen ber ©in 3 eIprobuttion (baulich gefprochen 
bie Hngeeignetheit ber tleinen Sauausführenben) 
oerfd)minben hi^> rtid)t nur bie geeignetfte Sau* 
meife, fonbern oor allem aud) ber befte Sau* 


tünftler tann hier herange 3 ogen merben. Die 
aus bem ©rohbetrieb I)eroo*gegangenen Sieb* 
Iungen finb bie einigen neueren fteiftungen, bie 
fid) mit ben alten harmonifdjen Ortsbilbern oer* 
gleichen laffen tönnen. 

Hermann Stuthefius 



ftür 3 lidf) hot man in ©nglanb allen ©rnftes ben 
Sorfdflag gemacht, bie Dagesftunben 3 U oerlegen. 
Unfer „fteben" beginnt jeht betanntlich im all* 
gemeinen 3 mifd)en fieben unb ad)t Uhr früh unb 
erftredt fid) bis 3 et)n, elf Uhr abenbs. Das ift ficher* 
lid) unmirtfdjaftlid), benn biefe 3 eiteinteilung 3 mingt 
uns 3 U einer meit ausgebehnteren Sermenbung 
bes tünftlid)en ftid)tes, als es bei oernünftigeV 
©inteilung nötig märe. Der Stittag be 3 eidf)net bie 
Stunbe, bie in ber Stitte 3 mifd)en Sonnenunter* 
gang unb =aufgang liegt. 2 Benn mir uns alfo fdhon 
mit ben eigentlid)en Dagesftunben nid)t begnügen 
mollen, unb mer mürbe bas mol)I, fo märe es 
rid)tig, menn mir ben SDtittag aud) in bie 93titte 
unfres ftebenstaaes oerlegten. 9ted)nen mir acht 
Stunben Sd)laf, fo blieben fe^ 3 ehn Stunben 
2ßad)en, mithin ergibt fiel) nad) Abam Aiefe als 
rid)tige Tageseinteilung ein Aufftehen acht Stun* 
ben oor 9Jiittag, bas h^iht um oier Ul)r früh, unb 
ein Sd)lafengehen ad)t Stunben nad) üülittag, 
bas heiht acht Ul)r abenbs. Dann nutjen mir bas 
Tageslicht bei meitem am beften aus unb fparen 
gemaltig an tünftlid)er Seleud)tung. 

$eute beträgt bie fogenannte Seleud)tungs 3 eit, 
bas heiht bie 3al)l öer Stunben, mährenb ber mir 
tünftlid)es £id)t benötigen, runb 2000 Stunben, 
bei ber neuen Orbnung mürbe [ich bie 3ahl auf 
1400 Stunben ermähigen, mobei bie Hälfte auf 
bie 9?iorgenftunben fällt, in benen erfahrungsgemäß 
meit meniger £id)t gebraudßt mirb als abenbs. 
Aed)nen mir, bah tut DurdE)fd)nitt auf 3 mei Deutfdje 
eine £ampe entfällt, fo erqeben fid) jet}t jährlich 
runb 30 000 000 X 2000 = 60 000 000 000 »renn* 
ftunben. Äed)nen mir bie »rennftunbe gan 3 niebrig 
3 u nur 1 »femtig, fo geben mir in Deutfd)lanb jeht 
jährlid) 600 Millionen SCRart für tünftlid)es £id)t 
aus gegen 420 äftillionen bei ber neuen 3^itein* 
teilung. Alfo mürbe bie »erftellung ber Uhr jährlid) 
eine ©rfparnis oon menigftens 180 Millionen 9Jtart 
liefern! 

3 <h barf alfo oorläufig noch auf allgemeines 
gntereffe redjnen, menn id) einige SBorte über 
moberne 23eleud)tungsted)nif nieberfd)reibe. 

Die Petroleumlampe hat ein unglaublich 3 ähes 
£eben. Troh einer gan 3 en Anzahl Dort Untugenben 
oerfteht fie es, fid) bie ©unft ihrer §errfd>aften 3 u 
erhalten. Die Petroleumbeleuchtung ift 3 unädt)ft 
bie teuerfte ber gegenmärtig üblichen $ausbeleud)= 
tungen. ©in 24*£inien=»renner ocrbraud)t ftünb* 
Kd) 0,08 £iter, ein halber £iter reidjt alfo ungefähr 
für eine »rennbauer oon fedßs Stunben. »ei 
einent Petroleumpreis oon 20 Pfennig (oon bil* 
Iigerem Petroleum oerbraucht bie £ampe ent* 
fpredfenb mehr, fo bah baburd) nid)t gefpart mirb) 
ergibt bas reine »rennftofftoften oon 1,6 Pfennig 
ftünblid). Die §elligteit einer folgen £ampe tann 
auf etma 20 fter 3 en be 3 iffert merben, bei fetjr forg* 
fälliger »ehanblung, regelmähigem Dodjtpuhen 
unb fo meiter auch mehr, in feljr Dielen gäUen aber 
aud) mertlid) meniger. 

Da 3 u tommen als Untugenben ber ©erud), bie 
Unreinlicbtät, bie mit ber »ebienung oerbunben 
ift, bie 3 eitoerfäumnis für bie »ebienung, bie 
Äotmenbigteit ber »eobad)tung, namentlid) 311 
»eginn bes »rennens, meil nad) bem Angilben 
burch ©rmärmung bes »renners ein härteres 
Aad) 3 iehen oon Petroleum burch ben Docht unb 
baburd) ein 2 Bad)fen ber glamme h^oorgerufeit 
mirb. Pafft man nicht auf, bann „bladt" bie £ampe. 

SOtan hat nun 3 mar oerfud)t, aud) bem Petro* 
leumlid)! nad) berühmten Piuftent auf bie 
„Strümpfe" 3 U helfen, ©s finb Diele Duhenbe oon 
Patenten unb ©ebraud)smuftern für Petroleum* 
glühlid)tbrenner erteilt morben, bisher ohne burd)* 
d)lagenben ©rfolg. Denn bie gerud)lofe, ooll* 
tänbige »ergafung oon Petroleum ift an fid) fd)on 
d)mer unb mirb nod) fdjmerer baburd), bah fid) iot 
iöanbel oerfd)iebene Sorten oon Petroleum be* 
finben, bie jebesmal eine abmeid)ertbe »ehanblung 
erforbertt. gür bie Allgemeinheit ift ber Petro* 
Ieumgiühlid)tbrenner rnegen Ptangel an ©infad)* 
heit unb »etriebsfidjerheit nid)ts. 









1911. 9lr. 51 1319 


m 









Sin biefer Stelle tönnte man nun aud) einige 
SBorte über bas Spiritusglütilicht Jagen. 23or 
einigen gahren hat man es aus patriotifd)en unb 
anbern ©rünben fehr lebhaft propagiert. Sei 
biefern finb bie tedpiifcfjen 93ert)ältniffe einfacher, 
es ift leid)ter, ben Spiritus 3 U gleichmähiger 93er= 
gafung 311 bringen, bie £ampen befitjen eine größere 
Petriebsficherheitunb geben roeniger 3 U Störungen, 
Serrufeung unb fo roeiter 93eranlaffung. Slber bas 
cjpiritusglüt)lid)t übertrifft bas geroöf)nlid)e Petro* 
leumiid)t nod) beträd)tlid) an Petriebstoften. 

Die 3entralifierung ber Beleuchtung burd) 
©as unb ©lettri 3 ität bedeutet aber gan 3 3 roeifeUos 
einen geroaltigen gortfd)ritt. Sluf beiben ©ebieten 
ift in ben lebten galten 3 um 2 Bol)le ber S)tenfd)heit 
auherorbentlid) oiel prattifd)e, nütjlidje Arbeit ge* 
leiftet roorben. Der ©asfdjnittbrenner unb ber 
Slrganbbrenner finb beute ein überrounbener 
Stanbpuntt. Das ©asglüt)lid)t behauptet bie 
2llleinherrfd)aft unbeftritten. Dabei hat forool)l 
bie Stonftruttion ber Brenner roie aud) bie gabri* 
fatiort ber ©lühfirümpfe bemertensroerte gort* 
fd)ritte gemad)t. Die (Einführung ber Stegulier* 
büfe hat bie immerhin nächtige genaue ©inftellung 
ber ©as 3 uful)r erleichtert. Die Strümpfe finb oiel 
roiberftanbsfät)iger toie früher, ja man hat jet$t nad) 
bent patent oon Bruno ©liihftrümpfe hergeftellt, 
bie fehr ert)eblid)en ©rfcf)ütterungen unb Stößen 
erfolgreich Sßiberftanb Ieiften. Das I)ängenbe 
©asglül)Iid)t ift fo roeit oerbeffert roorben, bah es 
an Stul)e unb ©eräufd)Iofigfeit ben SBettberoerb 
aufnehmen tann, 3 toei ©igenfchaften, bie ihm an* 
fangs fehlten. Damit hat bie ©asbeleud)tung eine 
glömme erhalten, bie bas er 3 eugte £id)t unmittel* 
bar nad) unten roirft, bie alfo befonbers für Difd)* 
beleud)tungen fid) fehr gut eignet. ©asbeleud)= 
tung ift ol)ne 3 a>eifel am roohlfeilften, roenn 
man bie er 3 eugte £id)tmenge 3 ugrunbe legt. 
Sted)net man ba 3 U bie Datfad)e, bah faft jebes 
Haus ber ©rohftabt unb aud) bie meiften Käufer 
ber Stleinftabt ©asleitungen haben, bah bas ©as 
mithin in ben roeitaus meiften 2 Bol)nungen ohne 
befonbere Ausgaben 3 ur Verfügung ftel)t, bah fel)r 
oiele ©asanftalten fogar bie gnftallation, oiele 
aud) einige Seiend)tungsförper unb Stod)apparate 
borgen gegen einen geringen 2 Iuffd)lag auf ben 
©aspreis, bah fd)liehlid) bie Stutomatengasmeffer 
bas Se 3 al)len bes ©afes 3 ehnpfennigroeife ermög* 
Iid)en, fo müffen roir fagen, bah bas ©as mit Sted)t 
Slnfprud) auf ben Xitel einer billigen, allgemein 
3 ugänglid)en, bequemen unb fd)önen Seleud)tung 
erheben lann. ©s ift im ©ebraud) oiel billiger als 
Petroleum. SJian tann bei einem ©aspreis oon 
14 Pfennig pro Stubitmeter bei Berroetibung oon 
tleinen Srennern ntit etroa 30 Stegen §elligteit 
0,8 Pfennig Setriebstoften pro Stunbe red)neit. 

Unb bas eleftrifd)e £icht? gh m gehört, bas 
ift meine Uber 3 eugung, bie fpätere 3ufunft. Slber 
es roirb nod) einige 3 eit bauern, bis es fid) all* 
gemein burdhgefetjt hat. gm Bergleich 3 um ©as 
ift es ettoas teurer, aber nicht oiel, jebenfalls bei 
roeitem nid)t fo oiel, toie es bie rege Propaganba 
ber ©asinbuftriellen gegen bie ©leftrifer glauben 
madjen roill. geh perfönlid) habe auf ©runb fahre* 
langer ©rfahrung feftgeftellt, bah fid) bie ©cfantt* 
toften ber Beleuchtung eines Kaufes bei fad)* 
oerftänbiger gnftallation oon ©as 3 U ©lettri 3 ität 
etroa roie 10:12 oerhalten. ©iner ©asred)nung 
oon lOBtart mürbe bei gleichem £id)toerbraud) 
nad) Übergang 30 m elettrifd)en £id)t eine Strom* 
red)nung oon etroa 12 9Jtart folgen. Der Unter* 
fdjieb 3 roifd)en ©as* unb elettrifdjem £id)t ift alfo 
oiel geringer als ber Unterfd)ieb 3 toifd)en Petro* 
Ieum unb ©as; bem Petroleum gegenüber ift bas 
elettrifche £id)t immer nod) billiger, moberne 
£ampen oorausgefetjt. Dah heute nod) in fo 
oielen Haushaltungen 51oI)lenfabenglül)lampen ge* 
brannt merben, ift oöllig unoerftänblid). Der eiet* 
trifd)en SJietallfabenlampe gehört bas gelb. ©ine 
£ampe oon 25 Stegen toftet bei einem Strompreis 
oon 50 Pfennig ftünblicf) 1,25 Pfennig Strom unb 
hält etma 2000 Srennftunben aus. 

Die geringen SJieljrtoften ber elettrifchen Be* 
leud)tung merben auherbem aufgemogen burch bie 
gröbere Bequemlid)teit unb bie gröbere Sid)erheit 
biefer Beleud)tungsart. Sie ift unbeftritten bie befte 
Beleuchtung für Sttnberftuben unb Stranteii 3 immer, 
aber auch für bie ©efunben. Die allgemeine ©in» 
fiil)rung fd)eitert eben nur barau, bah nur ein Heiner 
Brud)teil oon Häufern mit elettrifd)er gnftallation 
oerfe!)en ift unb bal)er für ben ein 3 elnen Sftieter 
Slnlagetoften ermadhfen, bie man il)m fcf)led)ter= 
bings nicht 3 umuten tann. S. Hartmann 



©erabe in ben lebten Hunbstagen unb in ber 
©luthitje, bie fonft bem Sport nid)t günftig 3 U 
fein pflegt, hat ber Slutomobilismus 3 toei ©r= 
eigniffe oon „SUaffe" fid) entfdheiben laffen: Die 
Brin 3 = Heinrid) = Dour unb ben Automobil * 
©ranb*prir auf bem Sarthe Circuit. Die Dour, 
für bie Prin 3 Heinrich ben Preis geftiftet, mar tein 
kennen, fonbern mel)r eine ©efellfd)aftsreife, aller* 
bings mit einer SBertung auf ©runb oon Straf* 
puntten. 2ßas ber gatt 3 en ^al)tt aber ben Stempel 
bes Ungemöhnlichen aufbrüdt, mar bas politifche 
9Jioment, bas hier in ben Sport hiueinfpielte. 

s dRan meih, bah ^rin 3 Heinrich oor oier fahren 
bem 5laiferlid)en iJtutomobiltlub einen 2 Banber= 
preis geftiftet hat, ber nach breimaliger Douren* 
fahrt in bie Hönbe besjenigen gelangen füllte, ber 
auf biefen brei gahrten am beften abf^)neiben 
mürbe, er muhte alfo minbeftens 3 meimal fiegen — 
anbernfalls füllte bas £os erttfdjeiben. 3 n jeber 
biefer Dourenfahrten, bie halb burch Deutfd)Ianb, 
halb bur© £)fterreich=Hngarn gingen, maren 3 mei 
tur 3 e kennen eingefd)altet, unb Preisträger blieb 
fd)liehlich auf ©runb bes £ofes ber ©emimter ber 
lebten 5 lonturren 3 , ber Ingenieur Porfdje auf 
einem öfterreidhifchcn Daimlermagen. 3u biefem 
3ahre hatte ber ^ 3 rin 3 einen neuen Preis gegeben, 
aber ohne Hiu 3 utun eines Rennens unb mit ber 
SSeftimmung, bah Deutfdje unb ©nglänber fid) um 
ben Preis bemerben füllen unb bah biefer ent* 
meber bem Deutfdjen ftaiferlichen 5lutomobiItIub 
ober beut iRoqal Automobil ©lub oon ©rohbritan* 
nien 3 ufallen füllte. Die JBertung füllte fo get)anb= 
habt merben, bah biefenige Seite, beren SBagen 
mit ben menigften Strafpuntten für Defette aller 
2 lrt bebad)t mürben, fiegreid) fein füllte. 

Prin 3 H^i^trid) hatte abfid)tlid) gerabe bie ©ng= 
länber als ilonturrenten auserfehen, um bie fo 
Ioder gemorbenen ®e 3 iehungen 3 mifd)eu ben 
beiben 33öltern auf bem 2 Bege einer frieblidhen 
2lutofararoane mehr 311 befeftigen. Unb in ber 
Dat haben fid) bie breihtg englifdhen Autler mit 
ben ad)tunbbreihig beutfd)en Sportsgenoffen tarne* 
rabfd)aftlid) oertragen, haben Staub unb Hitie, 
haben bie Düden bes 93totors uub bie ©efahren 
ber £anbftrahe oier 3 ehn Dage lang gebulbig hin* 
genommen, ©s ift üielleid)t 00 m Stanbpuntt bes 
Preisftifters aus gan 3 gut, bah bie ©nglänber bie 
Drophäe gemonnen haben, gemonnen infolge bes 
9Jtihgefd)ids einiger beutfdjer üßagen, bie in bie 
23rüd)e gegangen maren, meil ihre £enter nicht bie 
nötige Porfid)t hatten malten laffen. 2 tber ber 
ilampf um ben Sieg mar biesmal Siebenfache. 
Stuf biefer gahrt maren nur bie Slugen aufsu* 
machen, um ein 9?iefenpanorama auf 3 unehmen. 
Die gart 3 e Strede oon Hamburg über 5töln unb 
fünfter nad) ®remerI)aoeu, bann nach ber Uber* 
fahrt über ben ftanal bie Steife oon Southampton 
nad) £eamington, Harrogate, Sterncaftle, ©bin* 
bürg, SBinbermere über ©heltenham nach £onbon 
mar ein langer Driumpb 3 ug. £ints unb red)ts 
SJtenfd)en, bie Hurra unb Hurrä riefen, bie gähn* 
d)en flattern liehen unb bie SJtühen fd)mentten, 
Äinber, bie fid) bie Stehle heifer fd)rien, unb grauen, 



Prinzessin Heinrich gratuliert in Badminton dem 
Sieger der Prinz-Heinrich-Fahrt 


bie SBIumen in ben SBagen marfen. Die ©ng* 
länber haben auf ben beutfdjen Straffen eine ber 
fd)önften £anbf<haften Deutfd)Ianbs, ein betrieb* 
fames 33olt, reiche unb faubere Stäbte unb Dörfer 
gefehen unb SRenfchert, bie mohler 3 ogen finb unb 
nicht (nad) ber Phantafie mand)er englifcher 
He^er) in H ö hl cn mohnen. Unb bie Deutfd)en 
mieber haben bie oornehmfte englifd)e ©aftfreunb* 
fd)aft getoftet, haben in Her 3 ogspaläften, bei ben 
Dutes of Portlanb unb Storthumberlanb, bei £orb 
Derbp unb bem Dute of Seaufort getäfelt unb 
Schäle bemunbert, bie fonft bid)t oerfd)loffen finb; 
bie Deutfd)en haben ein ©artenlanb unb eine Part- 
tultur an fid) oorüber 3 iel)en taffen, bie mir nid)t 
befihen, unb es füllte munbernehmen, menn bas 
englifd)e SStufterbeifpiel nicht Stachahmer auf bem 
Stontinent fänbe. 

Ob fid) politifd) bie auf biefer Dour ange* 
tniipften 2 te 3 iel)ungen oermerten laffen merben, 
ift fd)mer 3 U fagen. Der Slugenblidserfolg hat in 
jebem galle bem Prisen Heinrich recht gegeben, 
benn nod) niemals ift ber phlegmatifd)e ©ng* 
länber fo ftarf aus feiner Steferoe herausgetreten 
unb hat ben „©ermans“ auf offener Strahe 3 U= 
gejubelt unb ihnen 3 uliebe giaggen herausgeftedt. 
©nglifche unb beutfche Offnere, bie als Un* 
parteiifche, bie einen ben beutfdjen, bie anbern 
ben englifdhen Sßagen beigegeben mürben, haben 



Prinz-Heinridi-Fahrt: Prinz Heinrich beim Start 
in Southampton 


fid) auf biefer Steife tennen unb fchähen gelernt, 
unb nicht ein SStihton ober irgenbein Stl^ibent 
trübte bie Äonturren 3 , in ber nicht etma geraft, 
fonbern nur ein fogenanntes Spa 3 iertempo ein* 
gehalten mürbe. 

Unglüdlid)er mar ber Slusgang bes 21 u t 0 * 
m 0 b i I = © r a n b * P r i r auf bem ©ircuit be Ia 
Sartl)e in ber Umgebung oon £e SStans. Den 
gran 3 ofen ftedte es fd)on lange in ben ©liebem, 
nach langer Stuhepaufe mieber ein Stennen ber 
fchnellften SBagen 3 U inf 3 enieren. Stber ber £od= 
ruf fanb nur geringen Sßiberl)all, unb grantreich 
unb gtalien blieben in biefer Stonturren 3 unter fi<h, 
bie einen italienifchen giatmagen, gefteuert oon 
Hemerp, in gront fat). ©erabe als ber betannte 
Stennfahrer Sltaurice gournier auf einem fron* 
3 öfifd)en Sßagen „Stopf an Stopf" mit Henterp im 
120*Stilometer=Dempo tämpfte, hatte er bas Un* 
glüd, bah itpn bie 23orberrabad)fe brach- Der 
SBagen überfdjlug fid) unb gournier fanb feinen 
Dob, mährenb fein Sltedhaniter ferner oerleht 
mürbe. Dobesftür 3 e biefer 2 lrt finb im Stutomobil* 
rennen fdhon mehrfad) 3 U oerseichnen gemefen, 
menn audh im allgemeinen 3 U fagen ift, bah 
heute bie Stunft, einen 2Bagen im fd)nellften 
Dempo hiirfaufen 311 laffen, bei ber Skroollfomm* 
nung ber SJtotoren nidj)t fo fd)toierig ift, als ber 
£aie annimmt. 

Die groben glugtonturren 3 en ber 
Saifon hatten roeniger Opfer geforbcrt, als be* 
fürchtet mürbe, haben aber mieber beftätigt, bah 
granfreicf) noch immer in ber Sloiatit an ber Spitze 
marfd)iert unb ben 93orfprung, ben es feit fahren 
befiht, 3 äh feftgehalten hat. SJtänner mie ber 
Sd)iffsleutnant Peaumont unb SSebrines, bie 
Paris—Stom, Paris—SJlabrib unb runb um ©ng* 
larib geflogen finb, fehlen uns noch, ojenn auch 
bei uns junge Sträfte auf bem SJtarfd) finb, bie £uft 
3 U erobern, ©s ift merfmürbig, bah gerabe bie 
fenfiblen gran 3 ofen SJteifter eines Sports finb, 
ber bie ftärtften Steroen forbert. 

Slrno Slrnbt 






















; 5 - r 

4VÄV*VVl 


»f)ot. ffie6r. gactfel 


»l)ot. 9JI. ftodjev, »erlitt 


©ine moberne ©rbbohrmaf chine 


Der Sdjimpanfe „Did" auf bem ftrantenlager 


Gfne €rdbobrma$cl)ine 

Die falifornifche C£ifenbabngcfellfd)aft märe ohne 
biefe 9ftafd)ine laum in ber Sage gemefen, ihre ©ifen* 
bafjnftrede ein 3 U 3 äunen. Der ©oben 

ift bort 3 umeift fo auberorbentlid) hart, r- 

bab iebes Stiid ©rbe im mahrften 


Selbstgefertigter Butnadelständer 

Diefer Stänber befielt aus*oier gleichen länglichen, 
oben 7, unten 11 3entimeter breiten Deilen mit etroas 
nad) innen ausgefd)roeiften Seiten* 

-:- ränbern. Der ©oben ift quabratifcf) 

aus fteifer ©appe, 44 3entimeter im 
Umfange. 2>eber Deil mirb für fid) 
mit Seibe, eoentuell ©olbtüli über* 
3 ogen. Den ©oben mattiert man 
ettoas unb befchroert ibn mit einer 
* ©leiplombe. Die £ängsnäf)te näl)t 

man übermenblidj 3 ufammen unb 3 U= 
üMMtM lebt ben ©oben an bie gorm. 

Der „Tlascbenbase“ 

$as Häschen courbc bei §apnau itt 
Schlefien einer iträlje abgejagt, bie es 
C £ en aufgeftöbert butte. Das Dierdjen 
nahm halb bie Sflafche unb gebieb oor* 
trefflich, fo bab es fd)on 4'/? ©funb 
roog, als es, etroa 3 ef)n 2Bod)en alt, 
toieber in Freiheit gefegt tourbe. 

€in eigenartiges Storcbnest 

» $uf einem Haufe in fReuftrelib hatte 

; W) c > n Storcbenpaar fein fReft gebaut. 

' a ' £a ^ as alte S>°us abgeriffen mürbe, 

man jebod) bie Diere aus ihrem §eim 
nicht oerfcheudjen mollte, erhielt man 
ben ©alten, morauf bas fReft ruht, bis 
ber fRcubau uollenbet mar. Die ©au* 
arbeitet mad)ten fid) ben Sd)er 3 , ein 
Sd)ilb mit ber aud) auf unferm ©ilb 
beutlid) lesbaren 5luffd)rift an 3 ubringen: „©eftellungen 
für nä^ftjährige Lieferung hier, Stordj." 


Sinne bes SBortes bütte Iosgefprengt 
merben müffen. Die 9Rafd)ine ift bie 
©rfinbung eines beutfch=ameritanifd)en 
Partners unb bohrt in einer Stunbe 
90 fiödjer oon 80 3entimeter Diefe 
unb 20 Zentimeter ©reite, ©efonbers 
mertooll ift fie auch für ©aumfd)ulen= 
befiber unb fianbroirte. 

„Dick“, der Bettlägerige 

Der Schimpanfe „Did", einer ber 
fiieblinge ber ©efudjer bes fReuporter 
3ooIogifd)en ©artens, brach bas Iinte 
Hinterbein. 3nt ©ipsuerbanb muhte er 
mehrere ©Soeben bas ©ett hüten. So 
oft er etmas haben mollte, febte er eine 
am ©ett befeftigte ftlingel in ©emegung. 

Die alte lUainbrucke in Trankfurt a.ltl. 

fRad) langen Kämpfen roirb man 
nun bie alte SRainbrüde abreiben unb 
burdj einen mobernen fReubau erfeben. 

Das bortige Hod)bauamt hat einen 
SBettbemerb für 51rd)itetten ausge* 
fdjrieben. Die alte äRainbrüde ift eine 
ber fd)önften, intereffanteften, älteften 
unb oom fulturl)iftori[d)en Stanb= 
puntte betannteften ©rüden Deutfeh* 
lanbs. Den fReubau bebittgen roaebfenber ©ertehr 
unb ber neu angelegte Ofthafen. 




»l)0t. 6ugo ftracif, 


Die alte fOtainbrüde in f^ranffurt a. 9R., beren Abbruch in ©usfidjt genommen ift 


<pijot. 91. SOTnöborff 


»l)ot. Jr. 3utiger 


l)3l)ot. »erltncr 3n.»©efeIIfci)aft 


Selbftgefertigter Hutnabelftänber 


Der „glafchenhafe" 


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t&ofrrrne tEedintk in t>tv 
Wätkxxx x 

D ie oon ber mobernen ^Eedjrttf auf allen 
©ebieten heroorgerufenen großen Um* 
wäljungen lieben auch unfer täglid)e§ ©rot 
nicht unberührt, unb jwar weniger feine ©e* 
ftanbteile al§ oornehmlid) bie |>erftetlung§* 
weife. 2>iefe war ja bi§ oor wenigen 3abr* 
jebnten im allgemeinen noch recht primitio. 
Sßenn wir baran beulen, bab bie auberorbent* 
lid) anftrengenbe Strbeit be§ 2eigfneten§ bi§ 
babin ftets oon §anb, ja bei ganj fetten 
Zeigen fogar unter .^ubilfenabme ber ftübe 
gefdfab, fo wiffen wir, bab bie§ ben bP 9 ie* 
nifdjen gorberungen recht wenig entfprad). 
SBeldjen 2Banbel unfer SDtafdjinenjeitalter 
auch ber ©äcterei gebraut bat, ba§ zeigte 
beutlicbft unb anfd)aulid)ft bie jüngft ju Stütt* 
gart abgebaltene 2>eutfcbe 93ä<fereiau§fteUung. 
2>ort waren alle Slrten oon Sftafdbinen unb 
2>ampfbacföfen, beren bie moberne ©äeferei 
jur ^erftedung be§ täglichen ©rote§ in bUSie- 
nifdb einwanbfreier, woblfcbmecfenber unb 
beföntmlicber ©efebaffenbeit bebarf, in größter 
fötannigfaltigfeit ju feben. Slticbt weniger al§ 
3 Wölf Üllufterbäcfereien tarnen im Setrieb 
jur ©orfübrung, unb oon biefen batte bie 
al§ größte Spejialfabrif auf biefem ©ebiet 
in allen Sänbern beften§ betannte girnta 
SSerner & ©fleiberer, ©annftatt* Stuttgart, 
bie mit oierjebn Filialen im 3n* unb s Üu§* 


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Hber ßartb unb 9JIeer 1323 


lanbe arbeitet, allein brei, unb poar befon* 
ber§ treffliche, eingerichtet. 2)amit bat bie 
girma ihre alten guten SAabitionen allen 
§ntereffenten auf§ neue in Erinnerung ge* 
bracht; war e§ bod) ihr oerftorbener ©rünber, 
Stommerjienrat Hermann Sßerner, ber burd) 
Schaffung oon Stnet* unb 39tifd)mafd)inen 
unb ber mobernen 5)ampfbatföfen ben ©nftob 
jur SRobernifierung ber ©ädiereibetriebe ge* 
geben bat. $er grobe Slu^ftellungspaoillon 
oon äöerner & ©fleiberer, ben wir bievneben 
abbilben, erweefte febon burd) feine 2lb* 
meffungen unb gefdjmadooHe unb gebiegene 
2tu§fübrung bie 2tufmerffamteit bet Stu§* 
fteKungSbefüdber. ®ie aDermeiften oon biefen 
nahmen au§ bem Sefucbe be§ VaoiUon§ unb 
oon ber Sefidjtigung ber beiben anbern 
2)tufierbäcfereien bie reidjften Stnregungen 
mit beim, unb ba§ ift burd)au§ oerftänblid), 
wenn man ficb gegenwärtig hält, bab äBerner 
& ißfleiberer an äitafd)inen unb Söadöfen bie 
oerfd)iebenften SDtobelle für ben betrieb eben* 
fowobl ber ganj groben, wie aud) ber mitt* 
leren unb ebenfo ber fleinften Sädereien an* 
fertigen. ®ie S8ef<breibung biefer einjelnen 
(Spfteme unb formen, jumal ber oielerlei 
bie |>anbarbeit faft gan^lid) au§fdbaltenben 
Sllaf^inen jum SUifdjen, Kneten, ÜJBirfen, 
3/eilen unb SLbwägen be§ 2eig§ für ©rot, 
Semmel unb allerbanb Studjenforten mub 
felbftoerftänblicb Slufgabe ber ^-aebpreffe 
liberer mit ©ä<fereimafd)inenau§ftellung unb SJtufterbäcferei auf ber bleiben, weil hier ber 9taum and) nur für 

Stuttgarter ©äcfereiauslfteUung anbeutung§weife Sdbilberungen fehlt. * 


Original und Vorbild 

aller Parfüms ohne Alkohol. 

DRALLE’s 

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im Leuchtturm. 

Blütentropfen ohne Alkohol. — Ein Atom genügt. 

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Veilchen M.4.- u. M. 8.-, Wistaria M. 3.50 u. M.7.-. 

Oberau käuflich. Georg Dralle, Hamburg. 







































1324 


Hber £artö unb 9fteer 


1911. SRr. 51 







Neue gefetzlich gelchützte 
Modelle aus der Abteilung 
für franzöfifcbe Kleider 

Sehr leicht ganz fertig zu (teilen! 

Der Rock fertig 

bis auf Bund, Stoß und Borte 

Die Taille fertig 

bis auf Seiten- und Sdiulter- 
naht und das Verfäubern 
Sehr leicht ganz fertig zu (teilen! 

Kollektion 17 poltfrei 

Nähere Angaben über Farben und 
Preislage erwünfcht. 

Halbfert. Kleider 

für Ball und Gefellfchaft in Seiden- 
batift, Tüll, Wollbatiit, Seide ufw. 


Kollektion n poltfrei 

Nähere Angaben über Stoffart 
erwünfcht 


'Über Xand 

und U/leer“ empfiehlt sich zur 
‘■Veröffentlichung von Qeschäfts- 
Sdnzeigen aller Sdrt. 3)ie vor¬ 
nehmen, kaufkräftigen Xeser- 
kreise besitzen für seriöse Emp¬ 
fehlungen Unter esse, und außer¬ 
dem kommen die Ulnzeigen 
UCunderttausenden von Xesern 
-- vor Ulugen. •- 


w 


3fln|tratioit$pfioto»eriag, SBcrlin 

$a§ oorn Kongreß bev SSereinigten 
Staaten bem beutfdjen SSolfe geftiftete 
@teuben*2)entmal in ißot§bam 


Wenn ich Ihnen sage, daß ich im vergangenen Jahr über 
30 000 (30x1000) Sendungen nach aller Herren Länder ex¬ 
pedierte, so dürfte das der Beweis sein, daß Sie 

echte Straussenfedern 

bei mir ganz außerordentlich günstig kaufen. Aus meinen 
letzt. Einkäufen bringe ich jetzt ca 30000 prachtvolle echte 
Straußenfedern, glänzend schwarz u. schneeweiß, auf Wunsch ( 
in allen Farben, zu nachstehenden extrabiiiigen Preisen zum A 
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45 cm lg. M. 3.—, 50 cm lg. M. 4 —, 18 cm breit, 45—50 cm lg I 
M. 6.— bis M. 8.—, 20 cm breit, 50cm lg. M. 10.—, 25 cm breil W 
M. 20 —, 30 cm breit M 30.—. Pleureusen 30—40 cm breit, I 
30 cm lg. M. 9.—, 40 cm lg. M. 18.—, 50 cm lg. M. 25.-, 55 cm I 
lg. M. 48 —, 70 cm lg. M. 60.—, 80 cm lg. M. 80.—, ICO cm lg. M. 100.-. Stolen von 
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(ifafdjäftltdje Ptttrihtngen 

2>ie ©roßberjogliclje »ürgermeifterei 
tu $armftabt bat auf 33eranlaffung ber 
©ctjulärjte jebem ©djuUinöe einen |>in* 
mei§ an feine ©Itern mitgegeben, ber 
unter anberm folgenbe§ ermähnt: „$ie 
©Item roerben einbiinglicfjft gemahnt, 
bei ihren Stinbern auf eine tägliche 3af)n* 
pflege ju achten, roeil fdjlechte gäijne 
häufig bie Urfacfje oon fdhmeren SRagen* 
unb »erbauung§ftörungen finb." 2lm 
heften ju einer rationellen Reinigung 
be§ 9Runbe§ unb ber 3 ö h«e ift ein in 
jeber $infict)t unfd)äbltd)e§ 3af)npuß* 
mittel, roie ba§ allfeit§ anerfannte, 
beften§bemäl)rte unbmoßlfetle„3arg’§ 
Sbalobont". 3ur fölunbpflege eignet 
fid) befonber§ $ialobont*9)tunbmaffer, 
ba§ einen angenehmen ©efdjmacf ßat 
unb antifeptifch roirft. 

„Sunt finb fdjon bie SBäiber, gelb 
bie ©toppelfeiber." 2)er -g»erbft bringt 
für {eben forgfamen |>au§oater bie 
Mahnung, ber fid) nähernben rauhen 
$atjre§ 5 eit su gebenfen unb alle baburd) 
bebingten Slnfcßaffungen fo halb alö 
möglid) gu bemirfen. 2>afür hat fich 
feit fahren ba§ &erfanb*©efcl)äft 
9)(et)&®b(id)inSeip3ig = if((agroih 
al§ empfehlen§roertetöeäug§gueKe beftenl 
beroährt. ©eine foeben erfdjienene um* 
fangreteße )Brei§lifte bietet reiche 2tu§* 
raaljl in fämtlichen SebarfSartifeln für 
ben f»au§ha(t, baneben aber auch in 
©egenftänben mannigfadjfter Slrt, bie 
fid) oorjiiglich ju ©elegenheit§gefchenfen 
eignen. 2)ie 3ufenbung ber $rei§lifte 
erfolgt foftenfrei. 

$er glänjenbe »erlauf ber 
£>qgiene*2lu3ftellung in ®re§bett 
hat bie ftachfreife nidjt überrafdjt, mar 
bod) oon Stnfang an ju ermarten, bah 
it)r bei ber grofsen, ber fjpgiene heut* 
gutage beigemeffenett »ebeutung aud) 
ba§ ^ntereffe aller Saienfreife nidjt 
fehlen mürbe. 2lud) in ben Sieben* 
abteilungen hat bie beteiligte ^nbuftiie , 
unbeftritten große ©rfolge ersteh. $n | 
tiefer §aüe fällt ber ©tanb ber äßelt* 1 
firma ©eitel & 9iaumann, ®reöben, 
oor allen anbern in§ Sluge. ®ieie be* 
fannte, leiftung§fät)ige ftirnta hat über* 
fidjtlid) aüe3 ba$ au§gefteüt, roa§ fie 
an Snöuftrieerjeugniffen auf ben iUtarlt 
SU bringen hat, nämlid) ihre ftabile, 
leiftungSfähige ^bealfchreibntafchine, bie 
beionber§ für bie Steife geeignete ©rifa* 
fdjreibmafdjine, ba§ SBunberfinb ber 
Sleuseit: bie X mal 3£ Untoerfalrecßen* 
mafchine, ferner ihre weltberühmten 
9iaumann*9iäl)mafd)inen (für Familien* 
gebrauch ■ unb ©rroerb) unb fämtlidje 
©ermania*^ahrrabmobeüe. 


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Jahrgang 53 


820 -& 

Nr. 52 


ÜBERLAND UND MEER 



Im BeRtze der Galerie O. Hermes, Mündien 

Dorffchönheit. Nach einem Gemälde von Franz von Defregger 

1911 (»b. 106) 









2ln utifete £efer! 


ber £anb unb Meer fcßlteßt mit biefer Kummer feinen 53. 3aßrgang. ©S mußte ffetö feinem alten Vuprn einen neuen 
©lang gu geben, unb gmeimal unter ber jeßt gmeijäßrigen £ettung Dr. 9£ubotf cpxtübtx# tonnten mir mit 93efriebigung einen 
neuen großen £luffcßmung lonffatieren. ©er frifcße ©on feiner iltuftrierten unb belletrifftfcßen ‘Slrttfel, bie gebiegene 3luS= 
ffatfung unb einzig baftepenbe ©üfe feiner 9?eprobuffionen, bie ßcß niemals als Vorfpann für irgenbeine furgatmige 
Mobertcßfung pergeben, oielmepr baS ©ufe unter bem 3Ufen unb 92euen gleichmäßig pflegen, paben unferer Seitfcprift gu ipren alten 
niete neue ^reunbe gemonnen. ©aS iff mtS ein VemetS, baß ber 9Beg gut ift, ber eingefcptagen mürbe, unb „Über £anb unb Meer" 
mirb meiter bemüpf fein, bie beffen unb frucptbarffen ©eiffer unter ben mobernen beutfcßen Autoren als Mitarbeiter gu geminnen. 
©er neue 3aprgang mirb mit einem pfpcßotogifcßen Vornan auS ber ©efeUfcßaft 

,,©ie 9lofe oor ber §ür" »o« ©mmi £emalb 

eröffnet, bie befonberS in ber ^rauenmelf fiep einen tarnen gemaeßt paf. ©er 9?oman feßitberf bie ÄergenSfragöbte eines popen 
Staatsbeamten, ber auS feiner fulfitnerfen t^orrelfpeif ben Vkg gu aufrichtiger £eibenfcßaff nidjf finben fann. Mit feinem ©riffet 
ßnb oor allem bie betben ^rauencßaralfere gegetdjmef, gmifeßen benen ber Äelb pin unb per feßmanff. 

Mit ber gmeiten Äätfte beS 3aßrgangS beginnt bann bie Veröffentlichung eines ungemöpnlicß frifcp gefepriebenen 99omanS non 


©Itfabefß ©temerf: „Venebiffa' 


ber baS ©cßidfal etneS jungen, heißblütigen V3efenS barftellt mit all ben gaplreicßen ^onfliften, bie biefeS oftelbifcße Mäbcßen — 
gegenüber tpren an alten ©rabifionen pängenben ©Ifern — mit offenen ©innen, Harem Verftanb unb einem im ©runbe unnerborbenen 
-foergen gu beffepen pat. 

Unter ben £luforen fleinerer Mmellen unb ©ebießfe merben nertrefen fein: £>etnrid) Vterorbf, 3opanneS ©rojan, 9ücßarb Voß, 
£ubmig fSütlba, ©rnff 3apn, 3afob 9Baffermann, Herbert ©utenberg, Hermann ioeffe, ©art Vuffe, ©eorg Vuffe-^alnta, Victor Vlütpgen, 
3opn Äenrp Madap, loanS non ürnffenStpal, Mary Möller, VörrieS ^reiperr non Müncßpaufen, VMlpelm ©eßmibfbonn, £eonore 
9Üeffen--©eiterS, ©oppte Äoecpffetter, &anS £>pan, ibanS non i^aptenberg, ©art ©runert unb niete anbere. 

©er ©rfotg pat unS geleprf, baß unfere populürmiffenfdjaftliöpen iHuffäße ben richtigen ©on treffen, ©ie merben auep ferner¬ 
hin mit gang befonberer Sorgfalt auSgemäßlf fein, um niemals trodene, fonbern im beffen ©inne angemanbfe V3iffenfcßaff in einer 
unferpalfenben, jebenfaüS niemals tangmeitigen f^orm gu bieten, ^ein ©ebief beS öffentlichen £ebenS mirb hierbei unbeachtet bleiben unb bie 
tarnen, bie mir aueß hierfür als Mitarbeiter gemonnen paben, bürgen bafür, baß „Über £anb unb Meer" feftltcp unb bilbticß an 
ber ©piße unferer illuffrierfen Modjenfcßrtffen marfepiert. Vnlpelm Völfcpe, ^rof. Oscar Vie, Vruno Vürgel, Major a. ©. QBange- 
mann, ©ßeobor Mügge, §p. 3elt, Dr. £lbo!f Äeilborn, Herbert ©utenberg, ©eorg ibirfcßfelb, Milpetm Äegeler, 99obert Vreuer, 
Dr. ©arl 5^reufcßner, Dr. 3'riß ©fomronnef, 99egierungSbaumeiffer $lug feien auS ber großen 3aßl peroorgepoben. 

£lm auep bte £lftualität ber fcßnetl unb opne geifraubenben ^unftbrud pergefteEten Sournate in oerebeltem unb oerfieftem ©inne 
in unfer Vtaff mit ptnübergunepmen, paben mir feit 3apreSfriff bereits bie überall mit außerorbentlicpem Veifall unb regfter £lnfeil- 
napme aufgenommene großgügige 99eoue ber 


Kultur ber ©egenmart' 


in „Über £anb unb Meer" eingeriepfef. ©ent ©fabe unferer bisherigen Mitarbeiter paben mir für ben neuen 3aprgang, ba unS 
auS bem £eferfretS bringenbe £lufforberungen gugjngen, ben J^reiS biefer 


ITiSRnraiiS fmmsämM 




14111II Vi l 


11411 L\l 


noeß gu ermeitern, nad)ffepenbe Autoren für fotgenbe ©ebiefe pingugemonnen: ©ep + Sttftigraf ^rof* Dr. kopier: 9lecpf «ttb ©efell- 
fepaft; ^rau ©refe Melfel-^eß unb Fräulein Dr. ©ertrub Vämnev alfernierenb über Dr. ©ruft ©uggenpeim 

für ©rgiepitng unb ©cpule. 

©ie Sulfur ber ©egenmart umfaßt alfo, unfer Verffärlung ber geraben 99ummern um 2 ©eiten, nunmepr fotgenbe ©ebiefe: 


^rof. Dr. £ubft>ig 0cpleid) über ©efunbpeit^fCeöe, 
^rofeffor Dr. ©bwarb über £iteratwr r 
6tapl über 'BiCbenbe 

©ep. 99eg.--9^at 0r.--3ng. Sy. über 

©ep. 3wfüsrat ^rofeffor Dr. 3. SMjler über 
uttb ©efeöfepaft, 

Dr. ©rnft ©uggenpeim über unb 0^ule / 


Dr. 9lubolf ^öre^ber über 

Dr. 'Söibpefm 33entbt über ^aturiuiffeufepaf^ 

9lobert freuet über J^unftgererbe, 

©berirtgenieur ^artmaun über 
‘Srau ©rete ÖÄeifekößf* unb Fräulein Dr. ©erfrub 
bäumet alfernierenb über 
3rau Margarete r>ou 0uffuer über MZobe, 

Slruo ^rubt über 0|>orf. 


©er Vilbetfcßmud oon „Über £anb unb Meer" paf fiep einen Vklfruf ermorben. ©r mirb and) meiferpin, alte Möglicßfetfen ber 
fid) immer oeroollfommnenben ©ecpntf nüpenb, fo oietfeifig unb reieß als möglich geffaltef merben. Meben oortreffliepem Vunfbrud naep 
geitgenöffißßen ©emälben, bie baS 9?efutfat einer forgfättigen £luSmapl auf allen großen beutfeßen i?unffauSffellungen finb, merben 
erffe Zünftler als Slluftratoren mit ©tift unb ffcber ben ©ejf unferer £>effe f(pmüden unb ertäufernbe 9lufnapmen auS allen ©ebieten 
beS mobernen £ebenS unb ber ©eepnit unfere 9luffäße illuftrieren. 

„Über £anb unb Meer" mirb auep ferner eine reiche 3lbmecpflung ber fernen mit moberner, gebiegener unb tebenbiger ^orm ber 
©arffeüung oerbinben. „ 

SleOaftion unb Verlag oon „Über £anb unb 


58«^' ©amif feine Slnterbreä)ung in ber 3ufenbung ber 
Hummern oberÄeffe einfrttt, bitten n>ir, bag ^tbonnement auf ben 
neuen Saprgang bei ber ^egug^ciuelle, bie ben 3<ü)rgang 1911 lieferte, 
gefäüigft fogteidp gu erneuern. 


®er 54. Saprgang oon „Über £anb unb 9Jleec" erfd>eint in 52 tböd>ent- 
tiepen Hummern, ^reiö bierfeliäbrlid) (13 Hummern) 931 4.— , unb in 
26 biet§ebnfäglicpen Äeften gum greife bon 65 Pfennig pro £>eft (Sin 
< 2lbonnementg-- < 23efteUfd)ein liegt gur gefl. Venupung bei. 










BENEDICTINE 


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Sinlü: «Sortiermafcbine — Oben: ®artenIod)tnaf chine — 9fted)t§: Slbbiermafdjine 

VQfiit £oKeritb§ eleftrifd) betriebenen 3äf)lmöfcbinen erhielt ba§jMtamueifungSamt in »erlin 
erhebliche »eamtenerfpami§. 9tad|bem bie Satten tn ber 8oc$maf<$tne Soßungen er hatten 
haben, bie ade «Berte ber barauf enthaltenen Angaben anjngen, orbnet fte bte ©ortierma^tne. 
unb bann erlebigt bie Slbbiermajchine bi§ ju 10000 tn *>er ®tunbe für famtluhe «Rubrtlen. 


-Kip /d&i' 

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Dtz. M. 5.25 
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Dtz «I. 6.60 


GSwjjrter §txv §lpötljekcr! 

«Utit Sbrer „gtino = ©albe" bin td) 
fehr jufrteben. Sd» habe fcbon oieteö 
üeiiucl)t, aber nichts half, nadi ®e= 
brauch £$brer 9Wno*©atbe aber ift bie 
©cbuppenflecbte gaits fort. 8d) fann 
fie baber allen nur empfehlen. 

®ötn, 21./9. 06. 

O. Besser. 


Ingenieur 

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1344 


Über £anb uttb 9Jleer 


1911. $Rr. 52 


(Singegangene ^Iidjer mtb ^diriften 

(Bespr«d)utia »injeltier CQerhe Vorbehalten. — Rücksendung findet nicht statt) 

33lancf, Äarl, £>eitte uttb bie ^rau. 2tu§geroät)lte Sefenntniffe 
unb S8etrad)tungen be§ 2id)ter§. $ßret§ fort. SW. 2.50, geb. 
SW. 3.50. Aerlag ©ugen Aentfd), SWündien. 

S3uf d) an, ©eorg Dr., Aorn Säugling jum SWantt. $rei§ SW. 1.40. 
Strecfer & Sdpröber, Stuttgart. 

Suffe, ©arl, 2te Schüler oon Solajeroo. $ßrei§ SW. 3.—. S- 
©. ©ottafcbe Suc^ljanblung Aa<bf., Stuttgart. 

Sauer, $., 2a§ Altertum im £ebert ber ©egemuart. Au§ 
Statur unb ©eifteSroelt. Sb. 356. $rei§ SSt. 1.25. S. ©. 2eub* 
ner, Seipjtg. 

©ellariu§, Söfung ber midjtigften Stulturaufgaben im 

£id)te oon Auguft £einer§ SBerf: AienfdjlicbfeU fei unfer 
3iel! Selbftoerlag, Ulm a. 2. 

Slammann, Atoberne Senfationiprojeffe. 5ßrei§ 60 $f. Steuer 
Serlag 2eutfd)e 3ufunft, Setpsig. 

2er Freiballon in Theorie unb 5ßra£i3. 1. Sanb. Son betannten 
Suftfdjiffern. Aeid) iUuftriert. Für jeben Sportliebenben. 
^rei§ SW. 4.80. 

SWünjer, Ä., 2er gefüf)luolle Saebeter. Serlag Sita, 2eutfd)e§ 
Serlag§^au§, Serlin. 


25er Atenjd) aKer 3«iten. Sieferung 1. 2)ie £ieferung§au§gabe 
erfdjeittt in jirfa 40 Sieferungen jum 5ßrei§ ton je SSt. 1.—. 
Allgemeine Serlag§=©efellfdja|t nt. b. §., Serlin*9Wün<$en* 
SBien. 

2)er projeftierte F^g be§ Suftfd)iff§ „Sud)arb" über ben Atlan* 
tifdien D^ean. SSt. 1.—, St. Dlbenbourg, SWündjert. 

2)ol)fe, St. Dr., ©efafjr imSersuge! Son beutfdjer Sprache unb 
Art. 3 £>efte. Srei§ ä 60 Sf. Seipjiger SerlagS* unb STorn* 
mtffion§bud)l)anblung, Seip^ig. 

2umde, 2eutfd)er SrieffteHer. 8angenfd)eibtfd)e Serlag§bud)= 
hanblurtg, Serlin=Sd)öneberg. 

©bner = @fcbenbad), Atarie oon, ©efammelte Schriften. 3el)ttter 
Sanb. s Jket§ 9W. 3.50. ©ebrüber Sßaetel, Serlin. 

®idjinger, A., 2ie ^ilje. Au§ Aatur unb ©eifte§roelt. Sb. 334. 
$rei§ At. 1.25. S. ©. 2eubner, Seipjig. 

©mben, Anbreä, 3Sir fudjen Atenfdjen! Serlag Stofenbaum & 
§art, Serlin. 

©ffig, Hermann, Furd)tlo§ unb treu. 2rama. 5ßret§ SW. 2.50. 
Saul ©affirer, Serlin. 

©fcel, 2l)eobor, unb SWufdiner, ©eorg, 2ie Sefe. Siterartfdje 
Leitung für ba§ beutfdje Solf. ©rfd)eint jeben Sam§tag. 
Atündjen. 

Fernanbe§, ©., |>ilba Steidbarbt. Sioman einer Sed^ehnjäl)* 
rigen. Siloa*Serlag, Serlin. 


Fifd)er, S?onrab, ©in offenes SBort au§ 2eutfd)*Sübmeft- 
Srei§ 80 Sßf. Aeuer Serlag 2eutfdje 3uÜunft, Seipjig. 
©attgljofer, Subtwig, ©efammelte Schriften. iSolf§au§gabe. 
2ritte Serie. Soüftänbig in 10 Sänben ä SW. 1.50. Serlag 
Abolf Sons & ©o., Stuttgart. 

©örner, ©. A., ©in glücflid)er F a htilienr>ater. Suftfpiel. ^3rei& 
20 $f. AeclamS UniöerfalbibliotljeJ, Seipjig. 

Auflösung der Scbacbaufgabe 19 

3B. 1. Lgl—a7 A. 

@. 1 . fö—f4 @. 1. Kf3—e4 

9B. 2. Sdö—b6! SB. 2. Dg6—g3! 

@. 2 Kf3—es ©. 2. fB—f4, g7—g5 

SB. 3. Dg6-d3 matt. SB. 3. Dg3xf4, —es matt. 

Auflösungen der Rätselaufgaben Seite 1296 t 

Der breifilbicjen Gdjatctbe: Funfenfprud). 

Des Silbenrätfels: ©nglanb. 

Aid)tige£öfungen fanbten ein: Alice Staufhtann, ©klingen (1); 
2t)efla 2Uler, 9tegen§burg (2); ftarl Stolbe, 9Bie§baben (1); Sß«l 
AiecUjoff, Hamburg (2); ®. S. A., S(^affl)aufen (3); Stonrab 
ißolfter, Aeumarft in Steiermart (2); SBarasbm, Aßien (2); 
©joetfopitS, Subapeft (2); Stoppel, Hamburg (2). 



Bei Anwendung von 

KALODONT 


Zahn-Creme und Mundwasser 

vermeidet 

man am besten Typhus, Diphtheritis und andere 

Infehtions-Krankheiten. 

Heute ist das seit 24 Jahren von Ärzten und Zahn¬ 
ärzten ständig empfohlene KALODONT Zahn-Creme 
und Mundwasser das beste Mittel zur Zahn- und 
Mundpflege, sowie zur Erreichung schöner gesunder 
Zähne und des Wohlbefindens. 

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Der Rock fertig 

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Die Taille fertig 

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Sehr leicht ganz fertig zu (teilen! 

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Preislage erwünfdit 

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störungen und Frauenleiden; auch in den 
ersten Stadien der Trinkernase. Keine 
Salbe, Puder oder Schminke, die nur zum 
Verdecken dienen. Sofortiger Erfolg und 
absolute Unschädlichkeit zugesichert. 
Hergestellt und Versand gegen Nachnahme 
oder Einsendung von M. 3.— nur durch: 

Bianca-Vertrieb, Wiesbaden 2. 


Zur Erlangung 

eines 



Die Kunst eine schöne Rüste zn erzielen 
bildet für die Damen kein Geheimniss 
mehr, seitdem die wunderbaren Eigen¬ 
schaften der pilules Orientales bekannt 
sind. — Diese Pillen be¬ 
sitzen in der Tat die 
Fähigkeit die Büste zu 
entwickeln, zu festigen 
und wicderhcrzustellen, 
ebenso wie die Knochen¬ 
vorsprünge des Halses 
und der Schultern zu be¬ 
seitigen, indem sie 
der ganzen Büste 
eine graziöse Fülle 
verleihen, ohne die 
Taille zu erweitern. 

Die Pilules Orien¬ 
tales bestehen hanpt- 
( sächlich aus orienta¬ 
lischen Pflauzenex- 
trakten nnd sind, da 
Oänzlich frei von 
Arsenih, der Gesundheit stets zuträglich. 
Ihre Wirksamkeit darf durchaus nicht 
mit der irgend eines anderen, ähnlichen 
Erzeugnisses, zum inneren oder äusseren 
Gebrauch, verglichen werden. — Ein über 
zwanzigjähriger Erfolg hat den Ruf der 
Pilules Orientales bestätigt und erwiesen, { 
dass dieselben für die Frau sowohl wie 
für das junge Mädchen das einzige, j 
wirklich zuverlässige Mittel bilden, einen l 
üppigen und festeu Busen zu erzielen. 

Leichte, diskrete Behandlung. — Dau¬ 
ernder Erfolg nach ungefähr zweiMonaten. I 
Ein Flakon “ Pilules Orientales ” ist franko 
und diskret erhältlich gegen Auslands- I 
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markschein & 30 Pfg Marken an Apotheker 
J. Ratiö, 5, Passage Verdeau, Paris. Briefe 
sind mit 20 Pfg , Postkarten mit 10 Pfg. 
zu frankieren. 

Jede Leserin sollte sich von Herrn Ratiö 
das sehr interessante Heftchen “ L'eber die 
plastische Schönheit des Busens”, welches 
kostenfrei eingesandt wird, zukommen 
lassen. 

Diese Pillen sind auch erhältlich bei: 
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Breslau, Adier-Apoth., Ring 59, Leipzig, Dr. 
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Bei Blutarmut 


allgemeiner Körperschwäche und allen mit mangelhafter Blut¬ 
bildung zusammenhängenden Krankheiten, wie auch als vorzüg¬ 
liches Kräftigungsmittel für Reconvalescenten seit mehr denn 
20 Jahren aufs glänzendste bewährt, ist 

Dr. med. Pfeuffer’s Haemoglobiü, 

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106. Band. Dreiundfünfzfgstcr üabrgang 

Oktober 1910—1911 
■ft- erscheint jeden Sonntag 


DeutTcbe JlluTtricrtc Zeitung 

Copyright, 1911 , by Deutfdie Verlags -Anltalt, Stuttgart 


Preis oierteljäbrlicb 4 mark 
Beim Po$tbez«a * mark 25 Pfs. ohne Besteiiaeid 

Tn Österreich» Ungarn Kr. 4.$0 


Der 5tampf ber toeihen 
uitb ber roten ©ofe 

Montan 

»Ott 

©eorg $ir[d)felb 

(Sdjlufc) 

obalb Karlmann fort mar, ergriff Doni bie 
alte Unruhe. Sie mißtraute ihm nicht — 
aber ber Dämon Zweifel blieb madjfam unb 
lentte ihren reinen Sinn auf Stritte, bie fie 
3 U anbem 3eiten oerabfeheut hätte. Sie fdEjrieb 
normale an ihren $reunb in ©Bien. Sie tat 
es biesmal fet)r biplomatifd). Der in allen 
literarifd)en unb gefellf<haftlid)en Dingen be= 
manberte ©tbootat erfuhr oon ihr, baß Karl= 
mann in Nürnberg einen Vortrag hielt, aber 
fie toolle bei aller $reube barüber boef) gern 
miffen, um mas für eine ©efellfchaft es fich 
hanble, melche ©benbe fie reranjtalte unb fo 
meiter. Karlmann fei fo leichtgläubig. TO 
£er 3 tlopfen erroartete Döni bie ©ntmort. Der 
©bootat fhrieb ihr, bah and) er fid) über jeben 
(Erfolg ihres (Satten oon toe^en freue, aber hier 
müffe xooi)I ein Irrtum oorliegen — bie be* 
treffenbe (Sefellfdjaft eriftiere feit einem 3 at)r 
nicf)t mehr, ein ©ortrags 3 ptlus in biefem 
©Binter fei ausgefdjloffen. Sie folte nur Karl= 
mann redhtgeitig oor einer Däufd)ung, ber er 
offenbar gum Opfer gefallen fei, bemahren. 
Die lebten ©Borte fdjrieb ber feinfühlige TOnn, 
ba er bie ©Bahrheit nid)t oerfdEjmeigen mollte, 
um Donis £age ihm gegenüber 3 U erleichtern. 
23alb nad) bem ©rief bes ©bootaten tarn eine 
©ofttarte Karlmanns aus ©Bür 3 burg: „©Reine 
£iebe! %n Nürnberg mar's fein.' ©ortrag 
fehr ftar! befugt unb nach allgemeinem Urteil 
gut gelungen. (Erhole mich jefct in ber alten 
Stabt am TOin. ©ei ©odsbeutel! ©ruh Dir 
unb ©aula. Karlmann." 

Doni 3 ertnüllte bie Karte. (Eine Stüd ihres 
£ebens, ein blutenbes, fd)mer burd)Iittenes 
Stüd ßertnüllte fie. ©aula fah es. Sie hatte 
oergeffert, bah bas Kinb im 3ioimer toar. ©un 
muhte fie es bem Sturm feiner ©hnungen 
überlaffen. ©Sie fd)led)t unb jammerooll, un= 
rpahr, unroahr im 3 nnerften, roar bas £eben . .. 
©ber fie hielt fid) aufrecht. ©od) brei Dage. 
Dann toar Karlmanns Urlaub um, unb er 
trat ihr mit einem §eud)lergefid)t entgegen. 

5lls fie ihn am ©ahnfjof empfing, fah er 
fofort, bah fie alles muhte. Sie fdjmiegen 
mährenb ber Heimfahrt, fie fchmiegen toährenb 
bes ©benbeffens. ©aula, bie fid) fonft auf ihren 
©ater mie auf nichts in ber ©Seit gefreut hatte, 
tourbe plöhüd) oon einem fdfjüttelriben ©rauen 
1911 (93b. 106) 


erfaht- Sie hielt bas Sd)u>eigen ber (Eltern 
nicht länger aus unb rannte aus bem 3totmer. 
Da fagte Doni: „©Barum haft bu midi) be* 
logen?" 

„ 3 d)?!" (Er fuhr auf. „ 3 <h oerbitte mir bas!" 

„©Barum haft bu mid) belogen? — 3 o 
Nürnberg toar lein ©ortrag — ber ©erein 
eriftiert gar nit — bie ©riefe haft bu gefälfcl)t 
— alles — alles — um mit bem 3rauen3immer 
3ufammen3utreffen —" 

„Doni —" 

„©enn meinen ©amen nit ! ©s heiht jeht 
entmeber ober —" 

„Sah mid)!" 

(Er ftieh ben Difdj 3urüd, fprang auf unb 
ftürste in bas Schwimmer. Sie fah erft noch 
eine ©Seile toie gelähmt, bann folgte fie ihm. 
Sie fah ihn bei einer Ker3e auf bem ©ett fitjen 
unb, ben Kopf in bie §anb gepreht, eine ©hoto= 
graphie anftarren. ©Sen ftellte fie bar? — ©eit 
3toei Schritten toar Doni hinter ihm. Da er? 
tannte fie bas ©ilb — er hatte eine ©hoto= 
graphie oon 3 ngeborg ©Sachtei. Sie toar gan3 
feud)t oon feinen Küffen, feucht oon feinen 
Dränen, ©ntfeht fuhr ber UberrafcEpe 3U Doni 
empor. Da fcXjlug fie ihm bas ©ilb aus ber 
£>anb. Da trat fie mit ihren frühen auf bas 
©ilb. ©aferei hatte fie ergriffen. 

„©Sas — toillft bu?! Ungeheuer!" brüllte 
er unb toollte bas ©ilb retten. 

Doni ladhte gellenb. „ 3 ft bas bie ©Bahrheit? 
Dentft bu fo oon mir?! 3 $ banf bir fd)ön! 
Du £ump!" 

„Dutannftmid) beleibigen, mid) emiebrigen, 
fooiel bu toillft — ba bin idh eudh nicht ge= 
toadhfen — ©auernpad! ©her alles nehmen 
Iah id) mir nicht!" 

„©Bas hab ; ich bir genommen?" 

„Doni!" 

„©Bas hab ; ich bir genommen? !" 

„Du haft mich he*abge3ogen! ©miebrigt! 
3 atoohl! Du haft mir bie Slügel gelähmt oon 
©nbeginn! Das toeih id) jeht! Das banf 
ich ihr!" 

„©tie follft bu fie betommen!" 

„Das toerben toir fehen!" 

,,©tie follft bu fie befommen! Du oer= 
blenbeter ©Renfcf), bu! Sie ift bas ©öfe! Sie ift 
bie £üge! Um bi<h »or ihr 3U betoahren, hab' 
i<h ein £eben geführt, bas leine 3rau für bi<h 
geführt hätte! Sie 3ieht bidh bahin, toooor idh 
bidh retten toollte! Dich allein oon eurer gan3en 
©efellfchaff! Dentft bu benn, mein gan3es 
£eben lannft bu hinf«hmeihen für eine Ko= 
möbiantin?!" 

„Du toeiht nidht, toas fie ift! Du oerftehft 
foldhe 3rau nicht —!" 

„ 3 dh oerfteh' fie! Sei unbeforgt! 3 ch 
fenrte fie gait3 genau! '©ber fie foll bid) nit 
haben! ©Senn ich: bich gehabt hab'! ©tiemals, 
Karlmann! ©iemals!" 


„Du bift — bu bift ja toahnfinnig oor (Eifer* 
fudjt — gib mir bas ©ilb 3 urüd — Iah bas 
©ilb los!" 

(Er ftieh fie 3 ur Seite unb griff nach ber 
Photographie. Doch als er fich gebüdt hatte 
unb fich aufrichten toollte, fah er ettoas ©li^em 
bes über feinem Kopf. 3h m freifte alles oor 
ben ©ugen. Sein ©Re ff er hatte Doni ergriffen, 
fein ©afiermeffer hatte fie aufgemadht unb 
brohte thm nun. ©s toar ein unoergehüdher 
©nblid. So hatten ihre ©hnen toohl einft oor 
ihren Dprannen geftanben, bie toilben, oer= 
toüfteten ©auern, mit rohen Dobestoaffen. 
©ine f<htoar 3 e 3ahn^ toehte über bem Kampf 
ber etoigen ©egenfähe. Der ©bei fiel — fie 
blieb bie Dochter bes entfeffelten ©olfes. 

©ufredht unb leithenblah erroartete er, toas 
fie tun mürbe, ©r mehrte fie nicht ab, er gab 
fich preis. Unb biefer ©itterblid ans feinen 
©ugen entmaffnete fie. Sie muhte plötzlich, 
mas fie getan hatte, fie fchauberte, fdhredlidh, 
oernid)tet — bann lieh fio bas ©Reffer fallen 
unb ftürgte hinaus. 

©Is Karlmann, in Schmeih gebabet, fich 
ummanbte, um §ut unb ©Rantel 3 U ergreifen, 
ftanb ^Saula oor ihm. Sie bebte mie eine junge 
©irle im ^rühlingsfturm — mit nadten 3 üfeon, 
im £>embä)en ftanb fie ba unb fragte tonlos: 
„©apa! Du millft fort? So fpät? ©Bohin 
benn, ©apa?!" 

„ 3 ch toeih es nicht! 3 <h toeifj es nicht, mein 
Kiob! ^ier tann ich nid)t bleiben!" 

„©ei uns!?" 

„|jier merb' ich 3 ugrunbe gerichtet!" 

n © ei uns —?" 

„£ah mid), ©aula! 3 <t) foche mir meinen 
©Beg! §ier liebt mid) teiner! Keiner! £ah 
mich!" _ 

Siet umtlammerte ihn. „©ber ©apa! 
©apa! Das ift ja nicht mahr!" 

„Doch, koch 

„Das ift nid)t mahr!" 

Sie lieh ihtt nicht los. ©r tonnte bas |>aus 
nicht oerlaffen mit einem nadten, oer 3 meifelten 
Kinbe, bas an ihn gefdjmiebet fhien. 

V 

Karlmann ©ominger fah ben Sommer 
feines £ebens geftorben, alle ©lätter hatte ber 
Sturm ihm abgefd)üttelt, nadt unb arm ftanb 
er ba. Unb bodj — mas hatte man ihm eigent= 
lief) genommen? ... Dem böfen ©aufdE), bem 
unoereinbaren mit feines £ebens ©au — er 
tonnte ihm nicht lange nachtrauern. 

©r ahnte allmählich, bah er mehr auf* 
gegeben hatte, als er in bem mirren ©benteuer 
jemals hätte erringen tonnen. Doni mar fein 
gemefen, ©aula unb ein ehrlich ernfthaftes 
Streben, beoor 3ogeborg ihm begegnet mar. 
3eht füllte er fich kas einft ©efeffene mieber* 
geminnen. Sein Kinb — fein Kinb gehörte 

178 












1326 

ifem, trofe allem. Slber Fortis SBunbe blutete. 
Sie b>atte fie als Siegerin baoongetragen, ifen 
gebemütigt, für immer gezeigt, baß er über 
iferen SBülen ben $ufe niefet fefeen tonnte. Da» 
burfe nafem fie feinem Stol 3 bie Sftöglifefeit, 
fie 3 U oerföfenen, ifer SBefe 3 u feilen unb auf» 
3 ubauen mit ifer, mas in einem böfen SBafen 
3 ufammengeftürgt mar. 3© Doni featte, fo» 
lange fie fife fannten, einen füllen Strieg mit 
ifem geführt, ©rft als. fie gefiegt featte, oerriet 
fie es burfe iferen Driumpfe. Das mar alles 
£eibens Stern — bas featte ifer fo lange im 
bergen gebrannt. Sie mollte über ifen fiegen, 
Slber ifere SBaffen maren eE)rIic£> Das erfannte 
er. Sin tferer Seite fofet bas fieben unb ber 
£iebe (Seift — er bjatte mit tpranniffeer SBitt» 
für 3 U fiegen gehofft. Dilles gelang it)r — ifem 
mifeglüdte alles. Steibooll faf) er in ifere Sonne, 
if)re reine Sfemergensfonne, mäferenb er in 
bumpfem Sfeatten blieb. 

Slber feine Sinne mürben ruhiger. Die 
.Ejere, bie ifem in ben SBeg gelaufen, entfcfemanb 
allmät)Iicf). Sein Dürft na cf) bem SBeibe er» 
loffe in neuer ©rfemttnis bes SJtenffeen. Sooiel 
featte Startmann Coming er im gangen £eben 
niefet gelernt mie jefet in feinen Dreißigen. 
Der Arbeit marf er fid) in bie ftarfen, unfinn» 
liefert SIrme. (Sr oerfanf in Arbeit, 2m feiner 
Stäfee lebte unb mattete ein SBeib — mas mufete 
er baoon? Slud) Doni rang fid) in raftlofem 
Schaffen frei. Sie featte in biefer 3ett ifere 
größten ©rfolge. Die ortfeopäbifdje Slnftalt, 
oom baprifefeen Staate aufeerorb entliefe er» 
meitert, mürbe unter ifere Oberleitung ge» 
ftellt. grau Doni Corning er mar eine Stapagität 
gemorben, fie ermarb allmäfelid) fo oiel mit iferen 
Sturen, bafe fie Startmann gu einem mofeI» 
feabenben SJtann machte. Seicfetum minfte 
fogar, als ein amerifanifefeer SRtlltarbär in 
SJtünefeert erfefeien unb feine fleine Dodjter ifer 
anoertraute. Dem (Gelingen iferer Sefeanblung 
fefete er ein Vermögen aus. (Es feanbette fid) 
um fein eingiges Stinb. 

SBo blieb oor folcfeen Pfliefeten bie fjjrage 
naefe alten SBirren? Doni oergafe nidfet, aber fie 
oergab. Sie oerftanb, in immer reiferer ©üte, 
bas SJtenfdjliefee. SBerftätiges SJütleib, bas fie 
oor ifjren Patienten erfüllte, liefe fie auefe Starl» 
mann angebeifeen. Sluefe er mar eigentlich) ein 
garier, ber Sefeonung bebürftiger Stranfer. 
SBenn fie ifen jefet betrachtete, ofene bafe er es 
mufete, füllten ifere Slugen fiefe mit Dränen. 
SBte featte bie Dorfe eit eines Sommers ifen mit» 
genommen! SBas mar aus bem leuefetenben 
Startmann oon 2rriebrtd)sburg gemorben? Stein, 
fie triumpfeierte niefet. 2 >fe r Steg mar ein oer» 
roftet Scfemert, bas fie nie mefer gebrauten 
mollte. Sange fafe fie Startmann naefe, menn er, 
ein läffiger unb forpulent gemorbener ©eleferter, 
mit bünnem, angegrautem £aar, eine Sritte 
auf ber Stafe, umfeerging. SBie äfenelte er 
feinem Sater! Sftübe unb ffeptifefe — aber ben 
feuefeten Slid ber Sefenfuefet, bes SBiffens oom 
©rofeen ber SBett noefe immer in ben Slugen. 
|jatte fie gu ftreng mit ifem abgeredjnet? — 

3afere ©ergingen, 2rür Startmann forglos 
unb gleiefemäfeig, in boffelnber SIrbeit, ofene 
reefetes 3t^l- $ür Doni ofene ©lüd, benn gur 
Eingabe an ben, ben einft ifer Sfteffer treffen 
follte, gelangte fie niefet mieber. Das (öefpenft 
jenes Slbenbs ftanb noefe immer gmifdjen ifer 
unb ifem. Das Scfelafgimmer, bas ben Iefeten 
3 ufammenftofe gefefeen, mar in ein menig be» 
nufetes (Saftgimmer oermanbelt morben. Itarl» 
mann fifelief in feinem Stubio, Doni mit Smda 
gufammen. S«ula reifte gum jungen Äbcfeen 
feeran. Sßunberfam lebte Startmanns ablige 
3ünglingsgeftalt mit Donis berber Solfsfraft 
gepaart in ifer auf. 3 fer Slntlitg mar burefe biefe 
ältifefeung nid^t fo feübfefe mie bas ber (Eltern, 
aber es lag eine fo reine SInmut, ein fo leib» 
oertrauter f^rofefinn in Säulas 3 ü 9 <m> in iferem 
elaftifcfeen ©ange unb in allem, mas fie fprad), 
bafe fie mirtlicfe bie oollenbete Spntfeefe mar. 
Scfeön mären ifere tiefblauen Singen, ifer golb» 
blonbes §aar — rüferenb ftanb bagegen bas 
etmas runblicfee SIntlife gurüd. Sie fpenbete 


Hb er £*anb unb 9Jteer 

£i<fet in Startmanns unb Donis £»eim — fonff 
mären bie beiben boefe in Dunfelfeeit erlofdjen, 

So fanben fiefe Startmann unb Doni in iferer 
leibenfcfeaftlidfeen, raftlofen£iebefür bieDodfeter. 
Santa entging niefets, mas iferem Sllter, iferem 
(Seift unb Störper förberlid) mar. Da fie oon 
einer föftlicfe praftifd)en äRutter unb einem 
ebel tfeeoretifdfeen SSater umgeben mar, um» 
f<femebte ifer SJtäbcfeentum ein Duft, ben bas 
SJtärcfeen feat, bas eefete, aus ber (Erbe er» 
madfefenbe. SBofein fie muefes, für men fie be» 
fümmt mar — bie (Eltern erfefeauerten in ^off» 
nung unb (Eiferfuifet. (Erfüllung bodfe 

einmal preisgeben — mufeten fie bas? S^ula 
mar fiebgefen 3(ifere- (Es featte 3^it, es mufete 
noefe 3^tt feaben. Sie fragte auefe naife niefets 
anberm als näd) iferen (Eltern unb bem all» 
gütigen £eben, bas ifere £iebe mar. — 

Die Stulturgefd)idfete ber meifeen unb ber 
roten Stofe mar unoollenbet geblieben. Stie» 
mals mollte Startmann mefer baran arbeiten 
— er feafete biefes SBerf. Sind) für feine Familien» 
eferonit, bie Dragöbie, bie Silber, bie (Effaps 
featte er nur ein £ädfeeln. £eben! — SBas 
butbete bas £eben, mie er es jefet tannte, neben 
fiefe? — ©r befdferänfte fiefe barauf, feine 23ilbmtg 
ins Hngemeffene gu fteigern. (Er mürbe eine 
manbetnbe (Engptlopäbie. Seine SJlittel ge» 
ftatteten ifem, alle 23üd)er gu laufen, alle alten 
Drude unb §anbfdferiften, bie ifem oon ^ntereffe 
maren. Unb ber SJtufil marf er fiefe, menn er 
auefe bie Iäfemenbe ©efafer iferes Staufdfees 
tannte, gang in bie Sinne. Stftfeetifcfe oer» 
fdfemeben, oerrauefeen follte fein mirres Dafein 
gur Sdfeönfeeit empor. (Ein SBiffen um bie 
Scfeönfeeit featte er, ber SJtalersfofen — fonft 
ni^ts. Sd)ledfete ©ärtner maren bei ifem am 
SBerte gemefen — (Sigenmudfes mar feine Sadfee 
niefet. (Er blieb ein IjMient bes Dafeins — 
Doni begriff es. (Er mufete fiefe getröftet, ofene 
bafe fie es ifem ausgufpredfeen brauefete. 

Dennocfe — niefet bie Sdfemädfee, bie Straft 
feiner Stefignation, bies allgu feltene Stöminger» 
gut mar es, bas ifem plöfelidfe bodfe ein ©elingen 
befdfeerte. 

Sein (Erfolg mürbe ein Keines 23ucfe, bas 
(Eoa Stollfint auf Startmanns Scfereibtifd) 
entbedt unb bem ärgerlich £adfeenben fort» 
genommen featte, um es einem Verleger gu 
■geigen. Die Scferift umfafete nod) niefet feun» 
bert Seiten. Sie feiefe „Dante Donis Arbeit". 
Dante mürbe Startmanns $rau in ber Sin» 
ftalt genannt, ifere Pfleglinge gaben ifer felbft 
ben Stamen. Sin einem grüfelingsnacfe» 
mittag mar Startmann in bie Slnftalt ge» 
tommen, um Doni abgufeolen, unb fie featte 
ifen feftgefealten, um ifem neue (Einricfetungen 
gu geigen. Sei biefer ©elegenfeeit featte er 
gum erftenmal ftunbenlang iferen Serfefer mit 
ben Stinbern beobaefetet. Sein oon pfeilofopfei» 
fdfeen unb tulturfeiftorifdfeen Problemen er» 
füllter Stopf featte bisfeer feine 3 e tt bagu ge» 
funben. 3efet braefete fie ifem ber 3ufaII. Unb 
mas er fafe, in feiner gegenmärtigen Stimmung 
fafe, mirfte bermafeen auf ifen, bafe er jeben 
Sladfemittag mieberfam unb erft abenbs, menn 
Doni ging, Slbfdfeteb nefemen tonnte. (Er lernte 
alle ifere Süeblinge fernten, unb bie £ieblinge 
fdjmärmten altmäfelidfe für ifen. Das featten 
fid) bie Keinen Streugträger niefet träumen 
taffen — gu ber oergötterten Dante mar nun 
noefe ein ebenbürtiger Dnfel getommen. 3 U 
§aufe, in gmei Utäefeten, fdjrieb Startmann 
bann fein Sudfe. (Er fd)ilberte nur bie Slnftalt. 
(Er geid)nete gum erftenmal, ofene millfürlicfee 
3utat, ofene Steigerung unb Stomantif, Donis 
23ilb. Unb bie Stinberporträte gelangen Starl». 
mann mie einem edfeten Stünftler. ©s mürbe 
ein golbenes ©efdjenf ber Slnmut, bas er auf 
ben Süd)ermarft marf. Dieferes unb Scfemereres 
rufete barin, als frembe £efer begreifen tonnten. 
Dodfe in bem, mas alten gefeörte, begriffen auefe 
allefcfenell. Das fleine Sucfe fanb einen grofeen 
(Erfolg. Startmann Stomingers Stame mürbe 
berüfemt, man brängte fiefe um feine nädfeften 
Sdjriften. ^freilicfe nur etmas Slfenlidjes mie 
„Dante Doni" mollten bie Serteger feaben. 


1911. 5Rr. 52 


Startmann lädjelte — er gebaefete nidfets Slfen» 
lidjes mefer gu fdfereiben. Slber mit einemSeufger 
fagte er gu feiner „Sdfeabe, bafe bie 

SJtama bas niefet erlebt feat." — 

Staefe f 5 nebricfesburg featten bie 3 afete aud) 
iferen ^rieben unb Slusgleid) gebradfet. Die 
Stürme in Donis £eben maren nidfet fein» 
gedrungen —deinem SDtenfcfeen featte Donts 
feufefeer Stolg fid) anoertraut. SBie fie aus 
eignem SBillen einft mit Startmann geflofeen 
mar, fo fearrte fie eigenmülig aus. Dodfe inbireft 
gemann ber fefemere Sieg, ben fie errungen, 
(Einflufe auf bie afenungslofen (Eltern — Doni 
fafe es unb freute fid) füll Iäefeelnb barüber. 
Stodfe nie maren Sater Sluguft unb SRutter 
Sarbara mit iferem Sefemiegerfofen fo gufrieben 
gemefen. (Es featte erft etmas in ifem gefnidt 
merben müffen, beoor er ifenen als Sofen nafee 
tarn. So mifebeuteten bie guten £eute, im 
©runbe gang richtig beutenb, Startmanns oer» 
änberte Haltung. Donis Sater featte fiefe oon 
feinem Seruf gurüdgegogen. ©r mar ein ab» 
gearbeiteter ©reis unb fefente fiefe nadfe einem 
rufeigen £ebensreft. 3 m ber Stäfee oon ^rieb» 
ridfesburg, in einem ausgebauten SSinger» 
feäusdfeen am Stedar, oerbradfeten bie Dränfles 
iferen f5^t^cibenb. £>ier ftieg ber Sater befeag» 
lid) auf ber fonnigen §öfee umfeer unb pflegte 
Stebftöde, feier fafe bie SRutter, ben finnenben 
Süd ins Dal gerietet, unb bad)te an ifere tote 
Juliane ober fdirieb an Paula, bas £ebens» 
gefefeöpf, einen Srief. Donis Stutter mar 
mübe, eferlicfe mübe gemorben. $ilba blieb 
in gäiebricfesburg. Sie fürdjtete nod) bie Stille, 
fie fanb fidfe am beften in raftlofer Slrbeit gureefet. 
©in grofees mobernes Sltelier für Damenfeüte 
befafe fie unb liefe gefen junge SRäbdjen barin 
arbeiten. Sie felbft blieb augenleibenb, unb 
ifere Srille oerbarg, um mas fie trauerte. 
Sufeerliefe lebfeaft mie früfeer, reifte fie oft nadfe 
Paris, braefete bie neueften SKobelle mit unb 
oerföfente jeben burdfe iferen ©efefemad, ben fie 
mit bitterer %xonxt oerlefet featte. 

©rofemutter Sdimeifert, noefe immer rüftig, 
mürbe §ilbas SBirtfd)afterin. Sie mar nod) 
bei Sträften, bie Sitte. 

Slber bie anbre, oben am 3>ofepfesberg, bie 
Stomingergrofemutter, lebte nidfet mefer. Sie 
mar bei iferer lefeten Stfeeinmeinflafefee ent» 
fd)Iummert. Stun featte Startmann in ber $ei» 
mat feine Sermanbten. ©r gemöfente fiefe 
baran, bie einft gering gefefeäfeten £eute aus 
Donis Sermanbtfcfeaft als bie Seinen 3 U be» 
tradfeten. — 

SJtarion fafe er fetten — fie reifte oiel, fie 
featte ifere Silla in SBannfee oerlauft unb ben 
Serliner §ausfealt aufgelöft. Unbur<fefid)tig 
blieb bas £eben ber rufeelofen, immer noefe 
jugenblicfeen'grau.- SBie fie eigentlich) eriftierte, 
oermofete Startmann niefet gu beurteilen. Slber 
feine alte 3ärtliefefeit für bie Sefemefter begriff 
getröftet, bafe fie mit iferem Steicfetum nur ©beim 
naefejagte. ©iner feöfeeren Silbung mar ifer 
£eben gemibmet. Steue legte fiefe feerbftliefe auf 
biefe lebensburftige Statur, aber fie manberte 
auf Sergen, fie feörte niefet auf, in bie Sonne 
gu fefeen. SBofettätigfeit unb Stunft mürben ifere 
©ötter — fo ffeien es. Stein §ans, fein Stilfe» 
berg begleitete fie. Stur iferen Sruber Pfeiüpp 
liefe fie feäufig gu fife fommen, menn bas Sittein» 
fein fie mit böfen Slugen anftarrte. 

©Ifa bagegen gog fife mefer unb mefer oon 
iferen ©effemiftem gurüd. Sie feielt gu iferem 
SBann, fie featte ifem mit allen möglifeen.unb 
unmöglichen SRitteln eine fportlifee Stellung 
oerffeafft, bie ifen ber Staferungsforgen entfeob. 
Sie pflegte benStränflifeen, fie fanb ifenbauernb 
ffeört, mar ftolg auf ifen, erniebrigte fife mit 
ifem ... ©igentlife mar fie oon allen Stominger» 
finbent bas treuefte... 

3fet Sruber Pfeilipp jebofe mufete in ber 
Speifenfarte bes £ebens beffer Seffeeib. ©r 
mäfelte. Die reifee SBitme in $eibeiberg featte 
er mirflife gefeeiratet, aber es fügte fife munber» 
bar, bafe er meber ifer Starr nod) ifer Pfleger 
gu merben braufete. ©in Serein für Stadt» 
fultur, ben Oüctu oon Streife ins £eben ge» 



1911. Wr. 52 


Über £anb unb 9»eer 


1327 



rufen l)atte, unb ihre öffentlichen »erfud)e, 
mit ben äRarsbemohnern in »erbinbung 3 U 
fommen, hatten fie bie Freiheit getoftet. Sie 
muhte ein lange oermiebenes irjeim auffudjen. 
3 br uerberbli<ber ©influh mürbe in ber »eroen* 
heilanftalt bemalt. Philipp befd)räntte fid) 
barauf, eine höhere Meinung oon ber armen 
Frau, bie uon ber 2Belt oertannt mürbe, 3 U 
haben. Orr tröftete fie jebesmal mit feiner »e* 
munberung, menn er fie in ber »nftalt befud)te. 
3 m übrigen mar er £err ihres Vermögens unb 
ein fo meifer, fparfamer £err, bah man ihm 
nichts ftreitig mad)te. ©in freier, reid)er Vtann 
mar p©KpP »ominger gemorben. ©r mibmete 
fid) halb feiner Sd)mefter Marion, halb er* 
fdjien er bei Karlmann unb fetjte fict), mas 
Doni nid)t angenehm mar, in äRünd)en feft- 
Karlmann oerficherte Doni, bah er jetjt einen 
oiel befferen ©inbrud uon feinem »ruber habe. 
Philipp fei oom Beben entfd)ieben gereift unb 
gefeftigt morben. »Is geborener ©lüdspil 3 
brauche er nur ben Freunb, ber ihn auf bem 
rechten V3ege hielt unb ihn anfpornte, feine 
SOtittel ebel 3 U oermenben. Sooiel Karlmann 
es oermod)te, gemann er ben bid unb glatj= 
töpfig ©emorbenen für ibeale »eftrebungen. 
(Er muhte Donis Vnftalt unterftühen, Frei* 
pläbe für arme Kinber ftiften. »ud) mürbe er 
mobl ober übel 3 um 9Räcenas junger Künftler 
ernannt. Das oerbanb fid) freilief) mieber mit 
manchem Vergnügen. (Er unb Karlmann 3 ogen 
nad)ts mit ben geförberten Talenten herum; 
fo halb entfernte fid) W^PP nicht aus äRünd)en. 

»efonbers eine »etanntfehaft malten bie 
»rüber, oon ber fie gan 3 ent 3 üdt maren. Frih 
Keller, ein junger Ingenieur aus Freiburg im 
»reisgau, mar es — fie lernten ihn burd) ihre 
totaler tennen. Karlmann fanb alsbalb eine 
tiefere »e 3 ief)ung 3 U ihm, beim Frih Keller 
entpuppte fid) als Ieibenfdjaftlicher Anhänger 
Johannes »ollfints — er mar fd)on mieberholt 
bei bem (Einfiebler oon Vmmerfelb gemejen. 
Johannes jehäfcte ben jungen Vtenfchen be= 
fonbers — Karlmann erfuhr es burd) ©oa, bie 
häufiger als früher 
nad) München tarn. 

3 ohannes hatte S^h 
Keller in Dinge ein* 
gemeiht, bie er aufter 
feiner Frau teinem 
Vtenfdjen enthüllte. 

(Eshanbelte fid) um ein 
ted)nifd)es Problem, 
um einen Flugapparat. 

(Eoa tannte Fohannes' 
in oielen 3 a hren ge* 
reifte 3 bee, unb ohne 
©if erfud)t freute fie fid), 
als 3 of)annes einen 
Fachmann feines »er* 
trauensmürbigte. Dem 
»linben mar bie prat* 
tifdje »ollenbung bes 
VSertes oerfagt, amh 
tonnte er fid) nicf)t ba 3 ii 
entfehliehen, feine ©r* 
finbung bem Bärm 
ber »Seit preis 3 ugeben. 

§ätteFrih Keller feinen 
2 Beg nid)t gefreut, 
märe 3 °h a nnes »oll* 
fints Vtobell gemih 
oerftaubt unb ein un= 
brauchbares (Erbftüd 
gemorben. Das ©e* 
heimnis märe mit ihm 
geftorben, mie anbre 
mehr — er hätte ge* 
lächelt, auch über biefen 
Verfud), 3 U fliegen. 

Dod) Frih Keller mar 
einer oon ben Sieg* 
haften bes Bebens. 

Seine Kräfte 3 ogen 
Kräfte an unb liehen 
nid)ts im Duntein, mas 
fiid)t geminnen tonnte. 


©iner ebeln DI)eorie als ^raris 311 bienen, mar 
ihm bie liebfte Aufgabe. Dem »linben lieh er 
feine klugen. »eftür 3 t unb tpngeriffen, als er 
»ollfints $Ian erfuhr, fah er gemaltige Dage 
für ben ©rfinber tommen, (Emigteitstage, unb 
einen »bglan 3 baoon für fein irbifdjes Dafein. 

Johannes fträubte fid) nicht gegen ben 
plöhlidjen Bebensfturm, ben ihm ber Frei* 
burger brachte, ©r hielt bas 3 a unb bas »ein 
bes Bebens auf ber »Sage feiner fegnenben 
§änbe. 2Bas tonnte es ihm nod) bringen? 
Konnte er aber etmas bringen, fo ent 3 og er fid) 
nicht, fo mochte es immerhin fein. »Sarum 
fdjidte ihm ©ott aud) ben naioen, ladjenben 
»oten? ©r lieh ihn gemähten. Bits feine lehte 
Sdjeu nod) ©oa unb Doni befragt hatte, fagten 
bie jubelnb 3u. Sie priefen ben jungen Keller. 

Vtit feinen Bidjtaugen hatte er aud) Karl* 
mann gemonnen. Unb feltfam, bie Sdjmermut 
biefes Vielgeprüften fdjredte ben 3 ngenieur 
nid)t 3 urüd, im ©egenteil, fie lieh ihn ihm nur 
näher tommen. Den Bibel bes ©efühls fpürte 
Frih Keller aus Karlmann »ominger heraus. 
3 m übrigen taugte er nid)t nur 3 U ted)nifd)en 
Problemen — er mar auch ein tüchtiger 3 ec h e r, 
unb feinem »Sedruf ent 3 og fich niemanb Ieidjt. 
Die »rüber »ominger fdjmärmten für ihn. 
3 ohannes »ollfint hatte einmal eine lächelnbe 
»Sarnung geäuhert, als Frih Keller ihm all 3 U 
begeiftert oon Karlmann »ominger unb feinem 
»ruber er 3 ählt hatte. „Biebe mit »eferoe,“ 
hatte er gefagt. „Dicht heran, Frih, aber nie 
3 U bid)t.“ ©oa Iad)te barüber, miberfprad) aber 
nicht. Der oerbuhte Keller erfuhr nach mehreren 
Dagen, mie recht bie befdjeibene »Sarnung ge* 
habt hatte, ©r fah ba mit Karlmann unb 
»hWpP D °U Frohfinn in ber 9Jtünd)ner Dorgel* 
ftube. Die lehte Spröbigteit hatte ihn oer* 
laffen, unb auf Karlmanns Drängen mar 
Kellers 3 un 9 e gemorben — er hatte ben 
»rübern fein gan 3 es 0 ergangenes Beben er* 
3 äl)It. $lud) bittere S<hmer 3 en tauchten in bem 
Bid)tbilbe biefes ©lüdstinbes auf. Kaum 3 U 
erringenbe ©ntfdjeibungen. 5Iber er hatte fie 


Vtutterglüd. Vad) einem ©emälbe oon ©eorg Schment 


errungen, ©r fah als ©efd)öpf feines eignen 
SBillens oor ihnen. Dod) mie erftaunte er, als 
Karlmann unb W^PP tf) re CSIäfer tränenben 
kluges an bas feine führten, unb Karlmann 
feierlich fagte: „Profit, Fnh! 3ch glaube, hier 
fihen brei 91omingers beifammen!" — 

Bange trug ber etmas fd)merfällig bentenbe 
Keller biefen ©hol in fid) herum, ©r oerftanb 
fonft jeben ©mft unb Späh — aber mie Karl* 
mann ba 3 U fam, ihn gleichfam 3 U feinem »er* 
manbten 3 U ernennen, nur meü er oon feiner 
Düd)tigteit über 3 eugt mar, bas begriff er nicht, 
©r hatte fid) ein gan 3 anbres »ilb oon Karl* 
mann SRominger gemacht, »un füllte er fich 
geehrt fühlen, menn nur ein melier »ame ihn 
3 U fid) empor 3 og? Das Seltfamfte, »rennenbfte 
an biefer ©rfahrung mar, bah Karlmanns 
Drinlfprud) eine tiefe E>er 3 enst)offnung in F^^ 
Keller angerührt hatte. Sonft märe fie noch 
lange nicht mad) gemorben. ©emih, er fehnte 
fich banad), er rang mit bem ©ebanlen, Karl* 
mann »ominger oermanbt 3 U merben. 3lber 
in oöllig anberm Sinne. 

»Is er feine Dochter 3 um erftenmal gefehen 
hatte — in 3 ohannes »ollfints ©arten mar es, 
unb bas junge 9Jläbd)en hatte bem »linben 
»ofen gebracht, oon ihr gepflüdte »ofen — 
ba fdjmang es fid) in F^h Kellers tumbem ©e* 
müt lerchengleid), himmelftürmenb empor, ©r 
hatte »mmerfelb mit bem ©efühl oerlaffen, 
eine tiefe VSunbe baoongetragen 3 U haben, 
»isher mar ihm lein Vtäbchen in bie Seele ge* 
tommen — feine harte, frifdje »rbeit hatte ihn 
gan 3 für fid) gehabt, »un aber fühlte er, bah 
alles Dorheit mar ohne bie lehte, fegnenbe 
Krone, »un muhte er, mofür ein ECRenfd), mie 
er, auf biefer munberoollen 2 Belt mar. Scheu 
oerfolgte er Paulas Spuren, mo er fie nur 
finben tonnte unb fich fühlte, bah fie 

nichts mertte, nicht oermirrt mürbe. Solche 
teufd)e Klarheit trüben — biefe emften, in 
jebe Diefe blidenben »ugen auf fid) Ienten, 
folange er ihrer nid)t mürbig mar — unmöglich- 
©r martete. ©r hielt fid) ihr oerborgen. Frei* 
lieh fragte ^ßaula oft 
nach tf)m — bas ahnte 
er nicht, »ud) ihr. mar 
bie »mmerfelber »e= 
gegnung unoergehlid). 
»ber er folgte Donis 
©inlabung nid)t — er 
bef^räntte fich barauf, 
mit Karlmann unb 
feinem »ruberFreunb* 
fd)aft 3 ufchliehen. Unb 
nun?... 

Dod)oerborbenmar 
nichts.? Vielleicht nur 
ein Heiner Rimmels* 
mint gegeben. Frih 
mürgte »rger unb ©nt* 
täufd)ung hinunter. 3 a 
einer ©ntfd)loffent)eit, 
bie ihm felbft ohne 3 m= 
fammenhang fhien, 
ging er am näd)ften 
Sonntag 3 U »omin* 
gers hinauf unb machte 
Doni ben immer mie* 
beroerfäumtenVefucb- 
Sie nahm ihn h^lid) 
auf. Vlsergehenmollte 
unb fid) ftolpernb 3 ur 
Dür 3 urüd 3 og, tarn 
»aulaoon einem Spa* 
3 iergange h^int. ©r 
muhte nod) ein VSeil* 
^en bleiben — es 
machte fich nicht anbers. 
»och einmal auf ber 
©de bes Sofas muhte 
er hoden, ein gebilbetes 
©efpräd) führen unb 
plöhlid) mit Sehreden 
ernähren , bah er 9 «n 3 
nach feinem Schnabel 
fprad).»beraud) ^ßaula 



1328 


taute nun erft auf, unb Doni, bie ©Mfitert gegen* 
über bie bürgerliche Steifheit aus Friebri©s= 
bürg hatte, fühlte fi© erleichtert, Ft© ilellers 
erfter 93 e(ud) enbete bamit, bah ilarlmann er* 
fchien, ©ti als ©Rittagsgaft babehielt unb gegen 
Abenb erft glüdfelig nad) Haufe traben lieh- 
©lun tarn er öfters. Doni lieh ihn nicht mehr 
los. 3>nt ©runbe fühlte fie fi© einfam, toenn Ft© 
nur einen Dag ausblieb — er gehörte f©on 311 
ihrem Heben. ©Bas hfeh benn oerliebt fein? 
©r muhte einfach 3U ihr tommen. Das roar in 
einem höhnen ©lat beftimmt. Unb mit bem 
Droh, bert fie oon ihren ©Itern geerbt hatte, 
baute ^laula ihm täglich golbene 23 rücfen. 

„Das toirb ein Feft, enbli© mal ein pofitioes, 
richtiges f 5 feft 3U guter Het© Doni — bie 3mei 
— toas meinft bu?" fragte ©oa ©lollfint eines 
Dages f©al©aft lächelnb. 

* Donif©ütteltebenilopfunbmurbebuntelrot. 

„©la, ilinb©en," meinte Johannes unb 
nahm mit feiner milben, fühlen Hanb ihre 
heihe, 3ittembe, „toas roillft bu benn feft* 
halten? ©ntlaffen muffen mir alles, mas mir 
flügge gemacht haben . .. ©Renf©en unb ©Berte 
... Uttfre ©ef©öpfe befommen ben ©tuhm ... 
Ulicht, ©oa?" ©oa fchmieg. — 

ilarlmann mar ein a|nungsIofer ©later. 
SBiel 3U oerfonnen unb in einen einfamen 
©Bintelbes Dafeins tra©tenb, lebte er bahin 
unb mertte ni©t, mas in feiner nä©ften Um* 
gebung gefdljah- ©Ion feinem ©ruber ^Philipp 
lieh er mieber ab, ©Rün©en miberte ihn an, 
bie ilneipabenbe mit Ft© Heller mürben ihm 
unbegreiflich- ©t hatte mieber eine grohe, um* 
mäl3enbe ©ntbedung für fein Heben gemadjt. 
©Bas maren ©Beib unb itinb — mas ©ruber 
unb Fteunb — ber ^rieben ©ubbhas, ben ber 
©Renf© mit fi© felbft 3U ©©liehen hatte, mar 
ihm noch nicht bef©ieben. £>f)ne ihn aber gab 
es feine tReife, feine ©emihheit. ©itter mar 
Startmann nicht mehr, bie ©erföhnung mit ben 
Seinen hatte ihn gereinigt — ein fleines bih= 
©en auch ber Auhm, ben er mit „Dante Doni" 
gemonnen. ©r lächelte 3toar barüber, er fchähte 
ihn gering.— aber bas ©udi bebeutete ihm hoch 
mehr, als er eingeftanb. ©r mar baburd) fixerer 
gemorben unb ein anerfannter Teilhaber am 
©Renf©enleben. ©r fonnte fich £©üe ©ram 
ber groben ©infamfeit hingeben. Sein gan3es 
©Befen trachtete nach einem ©inblid in bie ©Bert* 
ftatt ber ©tatur, ber Urmutter aller Fteuben 
unb Sd)meiert. Statur .. Spät näherte 
ilarlmann fich ihr, aber nun gef©af) es mit bem 
rechten ©runbgemi©t, unb fein immer etmas 
feierlicher Sinn fonftatierte bie entf©eibenbe 
©Banblung 3um ©uten. ©r mar fein ^iftorifer 
mehr — er mürbe mit inbrünftiger Über* 
3eugung ^ 3 f)# 0 loge. Au© bie ©otanif lodte 
©n in ihr geheimes ©lei©, bie Diermelt geigte 
ihm ©tätfel über ©tätfel. ©r 30g oon ben ©üd)ern 
in bie Hanbf©aft hinaus, oon ber Hanbf©aft 
3U ben ©ü<hern. Fu ber Stabt mo©te er nicht 
mehr bleiben. Als Doni mit feinem Hieblings* 
munfhe einoerftanben mar, oermirt!i©te er ihn 
fofort. ©r faufte in Ammerfelb ein altes Haus 
mit meitem, in bie Ufermilbnis bes Fluffes' 
übergehenben ©arten, ©s mar ein fd)önes, faft 
märchenhaftes ©ebiet, unb fonberbarermeife 
lag es bem Haufe benachbart, mo ilarlmann 
unb Doni einft ihre erfte 5mheits3eit oerlebt 
hatten, mo ©aula 3m ©Belt gefommen mar. 
Hier häufte ilarlmann, fo oft er ©Rün©en oer* 
laffen fonnte. $ier hatte er feine ©üdfer, 
©Ranuftripte, Fuftrumente. ©ei Johannes unb 
©oa mar er 3umeüen — jeben Samstag be= 
fu©ten ihn Ftau unb Tochter. Ammerfelb mar 
im Haufe ber Fohte fultioierter gemorben — fo 
primitio mie bamals hatte ilarlmann es nicht 
mehr. Fh™ fehlte eigentlich feine ©lequemli©teit, 
unb Doni muhte, bah ©nt bies ben Aufenthalt 
in feiner grünen ©infamfeit erft möglich machte. 

©Bunberfam mar ber Deil bes ©artens, ber 
in bie Ufermilbnis überging. Da ftanben bie 
©ebüf©e bi©t oerfponnen, faft tropif© prangten 
grohe ©Hüten im Halbbuntel, unb bärtiges 
S©ilf oerlodte in moraftige Diefe. Hier toeüte 
ilarlmann am liebften. ÜRit feinen 3arten 


Über £aub urtb 91teer 

§änben 3iinmerte er fid) ein §üttd)en 3ure©t, 
bas oont ©arten aus nicht 3U enbeden mar unb 
faum auf bem SBaffer bemerft merben fonnte. 
Sein Dbferoatorium mürbe es. 2 >n tief ft er 
Stille fah ber 91 aturforfeher hier oiele Sommer= 
ftunben unb beobachtete bas heimliche Heben 
um ©n her. Die iläfer famen, bie SBefpen, bie 
Schmetterlinge — es fprohten neue ©lüten aus 
bunfler ©rbe unb mollten 3um £id)t empor, 
ilarlmann, ber ©ntbeder, fonnte beinahe 3U= 
fehen, mie ©ott entftehen lieh, unb feinen 
SBirren, feinen menfd)li<hen fragen gab es 
einen föftlichen Rieben. 

Am Dienstag mar fein £iittchen fertig ge* 
morben. Drei Dage hodte er fchon barin, unb 
Samstag fam Doni mit ^aula na© Ammer* 
felb htnaus. Ao© er3ählte er ©nen ni©ts oon 
feiner illaufe. Sie follte nur ©m gehören, 
lange, mögli©ft lange nur ©m. Sobalb anbre 
Stimmen in biefer Stille laut mürben, unb 
maren es feine liebften — ba mar ber erfte 
3 auber fort, ilarlmann Aominger muhte auf 
feiner Su©e na© bem 2 Beltgan 3 en immer 
etmas ©efonberes haben... 

„Der gute, geliebte tRarr,“ flüfterte Doni. 
Sie hatte fein §ütt©en beim erften tRunbgang 
bur© ben ©arten entbedt. SCRit Dränen nidte 
fie — fie fanb es munberli©, aber f©ön. ©aula 
ma©te bie ©ntbedung, bah © r ©ater ein 
9 laturforf©er gemorben, no© ni©t. Sie hatte 
©re ©ebanfen bei anbern Dingen. Ober eigent* 
li© nur bei einem — bem harrte fie entgegen 
mit jeber $iber ©rer a©t3ehn 3 afue- Do© 
menn ein anbrer baoon fpra©, mürbe fie trotzig 
unb glei©gültig. StRo©te er fommen ober ni©t. 
©s mar au© ohne ©n fef)r f©ön in Ammerfelb. 

Aber er fam natürli©. Ißünftli© am Sonn* 
tag erf©ien fffrih ileller aus 9 Rün©en. ©r 
hatte bie mi©tigften ©efpre©ungen mit 
hannes Aollfinf. Des Flugapparates megen 
fam er na© Ammerfelb — nur im ^©tereffe 
bes Flugapparates. £ä©elnb fah Dorti Frihens 
Dagemerf mit an. ©ine ©iorgenftunbe bei 
Johannes — bie übrige lange, liebe 3 e tt in 
©rem ©arten, ©r tat Hausarbeit, er 3immerte 
Hühnerftälle — merfmürbig menig blieb er 
eigentli© bei Fohannes' SRobell. Do© ber 
©rfinber mar froh, *>or feinem ©ahnbre©er 
tRuhe 3U haben. Unb ber ©ahnbre©er mürbe, 
mo©te er mollen ober ni©t, Paulas Abfutant. 

Sie gingen oiel feieren. Fat ©arten 
meift — ber mar ja groh genug, unb Sßartbe* 
rungen ins F^eie htuaus, 3U 3meien, bulbete 
Doni ni©t. ©ines Abenbs — es mar ein milber 
unb bo© frif©er Fuliabenb bes H°©Ianbes — 
ftiegen fie tiefer 3um Ftahufer hinunter. Hier 
hatte ber ©arten feine ©lauer — bas muhte 
^ 5 aula. Sie fagte es F^th; unb er f©mieg. Sie 
erf©auerten beibe in bem ©efühl, bah ©nen 
bie ©Seit 3um erften ©Rate offen ftanb. ßange 
blieben fie in ber feu©ten, 3aubertiefen Dämme* 
rung — fehr lange. 

ilarlmann fah um biefe Stunbe in feinem 
Dbferoatorium. ©r hatte fi© heute oöllig ein* 
gelullt, unb bas Summen, bas Flüftern, ber 
lehte ©Siberf©e© ber Abenbfonne 3mif©en 
3ittemben blättern ma©te ©n gan3 felig — 
Anba©t oor bem S©öpfer erfüllte ©n. Hin* 
überf©Iafen hätte er mögen. ©Sas maren ©m 
jeht no© ©Renfd)en unb ©Seit?... 

Aber plöhli© — täte traurig!... ©r mürbe 
bo© geftört. ©r Iauf©te, tieffte ©erftimmung 
in ben taubenetjten Fügen. Unbegreifli©! 
©Ran mar feinem ©erfted auf bie Spur ge* 
fommen. ©r hörte Iangfame, fnifternbe S©ritte 
— er oernahm au© Stimmen. 3 U oerträumt 
no©, um fie 3U erfennen, ärgerte er fi© nur. 
Aber oiellei©t gingen fie bo© oorüber unb 
fahen fein Hütt©en ni©t — bas Dienftmäbd)en 
unb ber ©ärtnerburf©e ... Fet© maren fie 
gan3 bi©t bei ©m — ein natürli©er Äaubgang, 
ber bi©t am ©Baffer entlang führte, oerbarg 
©m bie (Seftalten. Aber plöhli© erftarrte Slarl* 
mann, ©r erfannte bie Stimmen — bur© einen 
Spalt ber Hüttenmanb fah er, men er oor fi© 
hatte. ^Saula... ’ipaula unb F*© Sleller... 

©Rit groben Augen fpähte ber ©laturforf©er 


1911. ©Ir. 52 

hinaus. Sie fühten fid) ... .£) heiliger F^ül)* 
ling ! Sie ftanben aneinanber gefd)miegt mie 
junge ©äum©en, aus einer ©Sur3el entfproffen. 
Sie hatten fi© unenbli© lieb . .. 

ilarlmann muhte erft ni©t, mas er tun follte. 
©r mar ja eigentli© nod) niemals ©ater ge* 
mefert — fo mas man ©ater nannte .. . biefer 
emige Füngling. Aber um bie Aolle bes ©ater* 
tums 3U fpielen — ba3U mar er 31t e©t, unb 
^Saula ©m 3U teuer. Au© Fr©> biefer Aader. i. 
©la! ©r lieh bie ilinber. Aber burfte er benn 3U* 
hören? Siebeobad)ten? ©Bieiläfer, mie ©räfer? 
©Bar bas au© fo rein unb ri©tig? — ©Bas follte 
er benn tun!... ©Benn er fi© ni©t oerraten 
mollte .. . ©r hörte ©re ilüffe — na© ßeiben* 
f©aft felig oerglühenb, hörte er ©r (Sefprä©. 

„A©, -Ftth, meinen ©ater — ben mirft bu 
immer mehr begreifen," fagte ‘paula. Arm in 
Arm manberten fie im ßaubgang umher, 
„©ieles, mas bir feht munberli© oorfommt — 
fieh mal, er hat bo© oiel gelitten. Das 3U grohe 
Selbftgefühl, bas bi© an ©m ftört, bas brau©t 
er einfach, um fi© im £eben 3U halten..." 

»»Fa, ja — feht begreif i©'s,“ meinte Fr©> 
©re Stirn tüffenb. „©Benn bu es fagft, mirb 
mir alles tlar. Du tennft ©n. ©Ran muh nit 
alles f©mer bei ihm nehmen—mie? Ferner ein 
b©l mas fubtrahieren — bann ift's f©on re©t?" 

ilarlmann ma©te no© gröbere Augen. 
Seine Fauft ballte fi©, als mollte er bem 
teden Fr© einen Stoh oerfehen, unb er rüdte 
bebrohli© nahe an ben Auslug heran. Do© 
int re©ten Augenblid ermiberte f©on bie 
Do©ter: „©Ran barf fi© ni©t oerleiten laffen, 
©n 3U Iei©t 3U nehmen, Frih- < 51 © mal, i© 
hab' fooiel bei meinen ©Itern mitangefehen — 
oiel mehr, als meine ©Itern ahnen. Darum bin 
i© man©mal fo füll unb unfreunbli©, mie bie 
Heuf meinen, ©la ja, i© me©, i© Unn’ mi© 
f©on, bu hatteftau© oft über mi© 3U tlagen.. i" ■> 

©la© einer Unterbred)ung bur© mehrere 
ilüffe ging Paulas ©lebe meiter. 

„©Reine ©lütter, bie tonnte immer fd)affen 

— ni©t! — bie ift tätig gemefen ©r Heben lang 
unb hat errei©t, mas fie mollte. Aber me©! 
bu, ber ©runb baoon mar nur ihr ftarter ©Bille 

— ©r unbeirrbarer ©Bille — unb ben hat mein 
© 3 ater au©. ©Bas heifd benn überhaupt er* 
rei©en? Die ©3 efonberften gerabe, bie 3 arteften 
unb ©lornehmften — bie tommen fpät ans Fiel." 

itarlmanns ©lugen mürben feu©t. ©r nidte, 
aber feine Haube ma©ten eine abmeljrenbe Se= 
megung. 

„Der arme ©later... ©la, feht gehfs ©m 
beffer. ©rft hat ©n bie ©rohmama gequält unb 
bann — na mir — mir mollen ©n ni©t quälen." 

„Quälen?! F© banf ©m feine Do©ter. ( 5 e= 
fegnet foll er fein, gepriefen. ©Bas er ift, bift bu. 
Unb beine ©Rutter lieb' i© mie meine ©Jlutter." 

„Die ©Renf©en, F*©> bie ©Renf©en." Der 
Haubgang lag im Duntein — bie Abenbfonne 
mar in einen ©Boltenfaum gefunten. „ 2 Be©t 
bu f©on, mie bie ©Renf©en 3U leiben haben?" 

„F© bente ..." 

„Du 231 onbtopf? . .. A© !" 

„Du bift mohl fol© S©mar3es, Drauriges?" 

„Still! — Artig fein!... ©Bir merben's 
beffer haben." 

„©la, fo mie mir, hals überhaupt tein 
©Renf© auf ber ©Belt." 

©Rit bief em ©rgebnis oerf ©manb en bie beiben. 

ilarlmann aber oerlieh fein Qbferoatorium 
unb begab fi© 3U Doni. Sie fah ©n in einem 
Aufruhr tommen mie feit Fahren ni©t. Als 
fie gehört hatte, mas gef©ehen mar, mas unb 
mo er es beoba©tet hatte, fagte fie: „©tun ja, 
ilarlmann — bas ift bas Heben." 

„F© meihni©t, mie i© ©ott banten foll, bah er 
mir in fol©er Stunbe mein ilinb geseigt©at!" 

Diefe ©Borte ilarlmanns tlangett mie ein 
©ebet. ©in Auff©rei. Sie beugte ben ilopf 

— fie glaubte ©m heute im Funerften. 

„©Bir 3mei mollen's meiter machen," fagte 

Doni Ieife. ©r 30g fie an fi©. „©Bollen mir? 
Dann merben mir au© törmen. Dann merben 
mir miffen, marum mir uns gefunben haben — 
i© unb bu." 




Stabilen fd)on, mit fiäben, mit §anbmertern, 
mit einem Offizier, ber promeniert, aber too ift 
biefe ^ßromenabe? Serfdjmunben. Die ©r= 
martung ber ©ren^e mad)t uns je^t neugierig, 
©ine 5tird)e mit einem feltfamen ©rabmal taud)t 
irgenbroo auf unb oerfintt, rounberoolle Säume 
fäumen bie ‘Wllee ein, unb bai)inter ftet)t bie Sonne 
fd)on tief in ihrem fpätert ©lan 3 , unb mir aber, 
mir lugen immer mieber nad) bem ©renj- 
3 eid)en aus. 

9hm, es finbet fid) teines; bloß eine ent= 
legene alte ©cfyenfe am 9Beg läfjt uns t)altmad)en; 
mir mollen unferm brauen 9Jiotor enblid) 2Baffer 
geben. Der SBirt fietjt uns babei 3 U. 

„2Bo fängt benn eigentlich SOtedlenburg an?“ 
fragen mir ihn. 

„Dattiat all fdjon angefangen!“ ermibert ber 
9Jlann gelaffen. 

So tarnen mir in ftrih Reuters fianb. 


( s Dtit ^eidptungen oon 3- 23 a f) r) 




1330 


1911. 5TCr. 52 


nun haben wir für einige 3eü wieber bie Sahn 
frei. Sinn genießen wir wieber Ü)te gange Köftlid ) 5 
feit. Sidjts gibt es ja, woran ber Sutomobilfaljrer 
mit mehr Dantbarteit bängt, als bie ßanbftrafte. 
Sicht nur tedßnifch befc^äftigt fie ihn, aud) ihre 
Boefie macht er wieber tebenbig. hinter beut 
bünnen SSalb gef)t jet^t bie Sonne unter, unb mit 
ihren lebten gelben Strahlen leucßtetnod) eine 
Sehnfudßt in uns auf: wir ©roftftabtgefangenen, 
tonnten wir bod) immer weiter hinaus über bas 
flaci)e £anb, über bie ©rbe. Starter mit ber Statur 
oerwachen, oon ihren wed)felnben Silbern immer 
meljt in uns aufnehnten unb — bas oor allem — 
es feftl) alten. Die Kanbftrafte ift ja ein Stüd menfcß* 
l)eitlicf)en Gebens, ein Stüd ©e[d)id)te fogar, 
wenn man ben Begriff (5efcb)id)te nicht ausfdE)liefe= 
ti<b in unferm ©roftftabtfinn auffaftt. Die £anb= 
[tragen finb oor 3 ahrhunberten gebaut, finb oer* 
gröftert, finb bauernb im Stanbe gehalten worben, 
unb warum gibt es nun nicht eine ©hronit oon 
ihnen, bie wir lernten? SSarum wiffen wir nichts 
oon ben intimeren lanbfctjafttichen Sdjicffalen ber 
Heimat? 3ft bas 311 m Seifpiel biefelbe ©hauffee 
hier, auf ber Sereniffimus Slbolf ^yrtebrich IV. 
feinergeit „oiere lang" fußt? Diefelbe, auf ber 
bann $rift Seuter, fein Barbe, in ber Siebermeier* 
pofttutfche bem gemütlichen unb nur allgu gemüt* 
liefen £anb feinen Süden tehrte? SSir wiffen 
nichts baoon. Knfer Sirenenfignal gemißt bie 
©efdßicßtsträunterei wieber, unb am fd)attenben 
Horigont liegt bie Hauptftabt. 

©s ift bie leftte heile Siertelftunbe oor bem 
Sbenbwerben, unb wir burdjfliegen erft Sit* 
Strelift, bas Sorftäbtdßen, oon bem t<h nun ewig 
in (Erinnerung behalten werbe, baft es ein Decßni* 
tum hot. Slt*StreIift ift ein SIt*Heib eiberg bunt* 
müftiger Dedßniter. Sßaarweife fie|t man fie unter 
ben Säumen ber Hauptftrafte flanieren, paarweife 
bilden fie aus allen Senftern heraus, unb wo man 
fie oermiftt, hängt minbeftens bie Dafel hetaus: 
Hier wirb an Decßniter oermietet. Unb barüber 
gudt bann neugierig ein braunhaarig Siäbel 
gwifd)en ben ©arbinen ßetoor. Filia hospitalis, 
bid) grüßen wir oon unfrer Kutfd)e. Dati, Data! 
Dann bift bu perfeßwunben. Unb ba wir nun enb* 
lid) Seu=StreIift, bas eigentliche, bas 3entrum, 
bie Sletropole, errei(hen, finben wir in ber Dämme* 
rmtg aud) nur ein länblicßes, ftilles Seft. So* 
genanntes Kaftenbudelpflafter auf ben altmobifdjen 
©affen. Räuschen aus ber guten alten burd ) 5 
laudjügen 3^t- Unb mitten auf ber Strafte, 
etwas entfernt unb erhöht, fieftt man erftaunt 
einen agierenben Staun, einen Sebner; aber wir 
tommeri ßetan, unb bas ift nur ein Dentmal. 
3t g enb ein ©eorg, ben bie Serehrung feiner 
Strelifter in Sronge gegoffen hat. Unb bas ift 
hier nun ber Hauptplaft ober Starttplaft. ©in 
Sonbo mit grüner Einlage unb gwei Spagier* 
gängern. ©in paar fiäben, bie fchon gefdjloffen 
finb. ©ine grofttnoeßige Stabttirdje, florentinifd) 
gebadet, etwas langweilig, ©in antitifierenbes Bat* 
haus, ©in ariftotratifd)es ©afthöfdjen, bas uns 
abweift, weil es feine 3 Fnmer (es finb allerbings 
nur oier) eben ausoertauft hotte. 

SSir tarnen fdjlieftlicß bod) nodj irgenbwo unter, 
unb unfer waderes Sutomoppel fanb fogar ©r* 
löfuftg oon einem tleinen ^eberbrueß, ber es ereilt 
hatte, ©in Sdjmiebegefetle war. fchlieftlich aufgu* 
treiben. SSir felbft aber faßen berweil in ber ©aft* 
ftube unter bem Keinftäbtifcßen ©aslufier, in ber 
es nur 3 wei ©eridjte auf ber Karte gab, Krebfe 
unb Kalbsbraten, aber bie Krebfe aus bem 3ierter 
See finb gan 3 töftlid), unb wenn man 00 m Kalbs* 
braten längere 3 eü hütburd) iftt, wirb man fehlte ft* 
lid) aud) fati. Drauften fdßlief bie fülle Scftloft* 
ftrafte. Der Scßloftpalaft felbft geifterte am 


Über £anb unb 3CReer 

unteren ©nbe mit feiner weiften Saffabe wie eine 
unwirtlich eSSelt. ,• Das ältere unb fimplere Calais — 
ad), bas ift es. ja, basfelbe, wo unfer unfterblidjer 
3'ürft mit feiner Sdjwefter ©hriftel ben ^ßlan aus* 
hedte, fi© 3 U pergröftern — bas brüdt fid) jeftt in 
bie ©de, faft oerfd)ämt. Die Katernen, an 2Banb= 
armen oon ben Käufern oorragenb, leuchten bloft 
einem 2 Bad)tpoften, ber auf unb ab geht, unb auf 
einem Salton, uns fuft gegenüber, erhebt fich ber 
penfionierte §err £anbgerid)tsrat, unb feine ©attin 
mit bem tleinen $äub^en unb bem Stridftrumpf 
folgt ihm in bie SBoljnung, unb man fchlieftt bie 
$enftertäben. Die ©lod' hat Iängft gehn ge* 
fchlagen. 

©in Silb wie ein Siärdjen; nichts aber foll mich 
bagu bringen, ber 2 ßirtüd)feit nachguergählen, was 
man in Seu=StreIift an einem Sommerabenb maeftt, 
wenn man fid) um biefe 3 eit n i d) t gurüdgieht. 
Sie ift tompromittierenb, bie 2Birtlid)teit. Drei 
Slenfdjen ftehen allein, oh, wie allein, in ben 
Stabtanlagen unb entbeden, baft ein leeres 
Keines Srunnenbaffin eigentlich mit einem 3Wus 
^hoüchteit hat. Stan tann hmeinfpringen unb 
auch wieber h^austlettern. lim ben Sanb gar 
herumgugaioppieren, ein nid)t gu oerad)tenbes 
Sergnügen. ©s wirb babei elf, es wirb halb 3 wölf. 
3 roei oon uns gehen nun aud) Jd)lafen, unb bloft 
ber britte ift noch nicht totgutriegen. Kodt nod) 
einen SBirt aus ber Sube, ber ben leftten unb aller* 
leftten Schoppen mit ihm trintt. Der ihm ergählt, 
baft 9Jiedlertburg bo<h noch eine Serfaffung be* 
tommen wirb. Der 9Jtann hat nämli<h Derrains! 
©r meint, baft man ihm bie jeftt abtaufen müftte! 


2Benn man aus ber fd)önen Stabt Strelift hw* 
ausautelt, ift man in turger 3 eit in £ohengierift; 
freiüd) barf man ben Steg bahin nicht oerfehlen. 
©s biegt ba fchon etwas gu früh ein ißfab ab, ber 
fid) als eine giemüct) längliche Sinne ooll tiefen 
Sanbs barftellt. SSenn man bas aber entbedt hat, 
ift es 3 U fpät, umgutehren. Stan tann höchftens aus 
feinem Stegen herausfteigen. ©r geht bann 3 war 
immer noch nid)t. ©r faud)t, unb er heult fchlieftlidt) 
wie ein gepeinigtes Kebewefen, unb wenn man ein 
menfd)lid)es £erg im fieibe hat, bann fdftiebt man 
ihn ein wenig. Drei 9Jienfd)en tönnen ein Suto* 
mobil eine gan 3 anftänbige Strede weit bringen, 
unb nach ^ohengierift tommt man am ©nbe auch 
fo. ©s wirb bloft etwas fpäter am Dage. §ohen= 
gierift heiftt ein anfehnlicfter Sdjloftgarten unb ein 
ftilles, altes Sdjlbft, wo bie Königin fiuife als ^ßrin* 
3 effin oft gelebt hat, wo fie auch fpäter noch manch 5 
mal eingetehrt ift, wo fie fchlieftlich ftarb. Stan 
3 eigt t)tec ihice 3immer, ihre alten Stöbet — „eng* 
■lifch“ waren bie fchon bamals — unb eine feltfame 
Saltontür. Suf ber haben nämlich eine Stenge 
beutfeher $errfd)er mit einem Sleiftiftftricf) ih^c 
©röften martiert. törperlichen natürlich nur. 
Kaifer äBilhetm, ber erft gang türglich m biefem 
£anb unb biefem Schloft feinen erften Sefuch ge* 
macht hat, hat fich oon biefer fiifte nicht aus* 
gefd)loffen. 

Suf ber ©hauffee fahren wir bann wieber gur 
< 5 auptftrede gurüd, unb auf ber ©hauffee geht es 
nun weiter mit Halali nach Seubranbenburg. 
Knfre Sirene fchmettert noch einmal fo hell, ba 
wir burd) bas alte gotifdhe Stauertor in ben reigenb 
am See gelegenen Ort. einfahren. 

5)ier finb wir auf ber tiaffifdjften aller platt* 
beutfehen Dichterftätten. Siggen=Sramborg emp* 
fängt uns mit hellen©efd) äftsftraften; wir tutfehieren 
um ein paar grofte alte Stauertaften herum unb 
halten auf einem Starttplaft: bas hier ift benn alfo 
büs hiftorifche neue Salats mit Dörchläuchüngs 
3 wan 3 ig Sliftableitern, bie freilich bo<h nicht oer* 


hinberten, baft er bei ©ewitter in einen ©lastäfig 
hineintroch- (Such biefer ©lastäfig ift heute noch 
gu fehert.) Dies hier lirtts ift bas alte Sathaus. 
Dies ber Satsteller. eine urgemütlid)e alte 
Keine Stube mit tabatbrauncr Dede, mit Silbern 
unb ©etäfel treten wir ein. |jier fiftt man feftt 
am Sonntagmorgen beim 3'Cühfd) oppen. $ier 
hat be oll giiftmg felber auf feinem breiten alten 
Keberfofa gefeffen, hat ein ©las nach bem attbertt 
geleert unb eine ©efd)i<hte nach ber anbern oer* 
teilt. Das heiftt, bas mit ben ©efchichten, bie man 
im SSirtstjaus gum beften gibt, ift fa oielleicht ein 
Kein wenig Kegenbe, unb nur bas mit ben ©Iäfern, 
bas ift gef<hi<htlidj beglaubigt. 

3 nbeffen, es gibt nun einmal' eine Soefte. bes 
beutfehen SSirtshaufes, unb 3'tih Seuter war ge* 
wift ber leftte, ber fie nicht hod) eingefchäftt hätte. 
Unter bem niebrigen ©ewölbe l)i^ fpinnt bas 
frieblicfte fiidht ber Kleinftabtftrafte. Sn einem 
Stammtifch. in ber ©de fiften bie Siebermänner 
oon heute, nicht mehr Konrettor Sepinus, nicht 
mehr $ofrat Sltmann unb ber unfterbliche Serfifer 
Kägebein, nein, lauter unhiftorifthe junge Kauf* 
leute ober Beamte, bie fich taüm immer noch oon 
jenen „ollen Kamellen“ unterhalten. Knb ber 
SSirt ift gewift nicht mehr jener Kunft, ber in ber 
Stube auf unb ab lief unb 3 u rufen pflegte: 
„Kinner, oertehrt was!“ Knb bo<h ift biefe Keine 
Steif, ohne Sffettiertheit, mit pietätooller §anb. 
ihrem Dichter geweiht. Kber bem Seuterfthen 
fieberfofa, auch wenn es Iängft erneuert ift, hängt 
feine Sfeife- Die mit Silbern behangenen SSänbe 
machen bie 3 aht e wieber lebenbig, wo er in biefer 
Stabt als Hauslehrer lebte, ©roft ift ber Seuterfthe 
Spruch hiugemalt, ber bie gange tiefe — ober 
platte? — Soltsbidjterweisheit prägt: 

SBenn (Einer öaubn beißt, 

2Bat ßei beißt, 

, Dann tann ßei nieß mißr baußn, 

Ws ßei beißt. 

Der wadere SSirt, ber jeftt hier häuft, hat bas 
oolle Serftänbnis für ben ©enius feines Ortes, unb 
er hütet fogar ein Keines Stufeum: am SSanbhafen 
in ber ©de hängt ein ungetümer grauer 3 *)ünber 
unb ein riefeüßafter baumwollener Segenfd)init — 
Seuters leftte Sequifiten. Den Hut ijat ein 
bieberer Siggen * Sramborger angefertigt. Sein 
©ntel, ber bas ©efchäft heute nod) fortfeftt, ftellt 
ihn hier aus. 

Der SSirt weift, auch eine gange Stenge guter 
Dinge 3 U ergäben. Die Siggen=Srambotger finb 
höllifd) helle fteute, finb inbuftriell, finb mobern 
unb machen fidß über bas fd)wefterliche Seu* 
Strelift, bas höfifche Seamtenneft, ihre eignen 
©ebanfen. Sb er wir müffen abbrechen, müffen 
weiter. Der Stotor rattert oor bem altertümlichen 
Haus. Der freunbliche Staun gibt uns noch bas 
©eleit, unb ba er hört, baft wir über Staoenhagen 
fahren wollen, bes Dichters ©eburtsftabt, bie ihm 
jeftt ein Dentmal gefeftt hot, ruft er uns nach: 
„Dann fahren Sie nur auch nach Stald)in unb effen 
bei Sülle!“ 

Hab Dant, freunblicßer SSirt! Dein oerftänbiger 
Sat foll nicht an Knwürbige oergeubet worben 
fein, unb nun abieu, Siggen*Sramborg! SSieber 
rollt fid) bie fianbftrafte wie ein ftlbernes Sanb oor 
uns auf. SSieber Säume, wieber $Kber unb 
hügelige SSalbumriffe; ba unb bort ein feßimmern* 
ber SSafferfpiegel: Stedlenburgs Schönheiten. Die 
ftreliftfche Hälfte ift ja nun allerbings mit ihrer 
©renge paffiert, unb bie f<hwerinfd)e liegt oor uns, 
unb für bie bleibt uns nur noch ein turger, rafdjer 
Slid auf bas Staoenhagener Stonument (es ift 
gang prächtig!) unb — unb bas Stittageffen „bet 
Sülle“. Sun, bas war auch nießt gu oerachten! 



Slfyrbrücfe, 9?acfy einem ©emälbe non Hermann £afd) 








1332 


Über £anb unb Sflteer 


1911. 5Jtr.52 



tfttfre Schulferien 



3 um erften VRale feit langen Sagten hoben 
fid) bie, noxbbeutfcfjen Sommerferien bemüht, 
ihre 3eitXtcf)e Sage 3U rechtfertigen. V 3 enn man 
fonft nach ben »ier bis fünf an ber See ober im 
(Gebirge »erlebten Vegenmochen an ben l)äus= 
liehen §erb surüdtehrte, fd)ielte man mit neibifchen 
Süden nad) ben glüdtidjciren Voltsgenoffen t)in, 
beren äRufeeseit eben anfing, um fi<h bann über 
ben heifeen. ^luguft toeg bis in bie tühle £erbftseit 

hiTÄ toäre es gar nicht fo unangebracht, 
roenn eine groectentfprechenb sufammengefehte 
»Kommiffion einmal bie oerfd)iebene Verteilung 
ber Serien pxattifd) burchprobte. Unb nid)ts 
leichter als bas! Denn faft jebe nur bentbare 
(Gruppierung ift bereits »orgefehen. Unb man 
brauste nur eine fold)e ad hoc ausgemählte 3 at)l 
oon Schülern, ©Itern unb Lehrern nach unb nach 
aus Oftpteufeen oon ^rooins gu Vro»in3 bis an 
unfre Sübroeftgrenge 3U oerfe^en, fo mürben fie 
uns nach etma fünf fahren fchon htulängliche 
Austunft über bie befte Kage ber Serien geben 
tonnen, Aber, höre ich ba einmenben, oermutlich 
merben bie Urteile ber alfo gnftruierten felbft 
meit auseinanbergehen. ©ans recht! So bente 
id) mir ben Ausfall ber ©nquete aud) ungefähr, 
3 um minbeften bei ben ©itern. Unter ben Schülern 
mürbe ja mat)rfd)einiid) ber VBunfd) rege merben, 
in gutunft alljährlich jüft um bie Vtitte ber Som* 
mersseit aus einem Kanbesteil in ben anbern. 
übersugehen, felbftoerftänblich aus einem, mo bie 
Schulferien oom 1 . guli bis 3um 1 . Auguft bauern, 
in einen, mo ber Unterricht oom 1 . Auguft bis 
Sum 15 . September ausgefe^t mirb. Denn am 
lebten ©nbe ftet)t bie Sache bod) fo, bah bem 
6d)üler bie Kage ber Serien siemlich gleichgültig 
ift, mofern fie nur häufig unb in recht ergiebigem 
Umfange gemährt merben. 

gür ben Kehrer liegt bie grage immerhin 
noch etmas anbers. gür ih» tommt ja 3U bem 
gntereffc an ber rechten (Erholung feiner Schüler 
bie Sorge um bie ©rlebigung bes feftgelegten 
3 ahrespenfums. Vün lehrt bie Erfahrung, bah 
mit her Sänge ber Unterrichtsunterbrechung ber 
itenntnisoerluft bei bin Schülern fid) in gerabe3u 
geometrifcher Vrogreffion fteigert, unb fonad) 
ergibt fid) bie Carole: Kurse Serien, menn auch 
freiüd) in häufigerer VSieberholung. Ohnehin ift 
nicht su leugnen, bah acht Dage etma nach ben 
Serien »ergehen, beoor bie Klaffe mieber gans 
im 3uge ift, unb bah »ielfach auch bie le|te 2Bo<he 
»or ben Serien fchon halb unb halt» 3ur Ab* 
gemohnung »on ber regelmähigen Arbeit bient. 
(£s bleiben fomit ungefähr acht bis neun V 3 od)en 
SU ftrammer Dätigteit übrig, unb »iel mehr tonnen 
Kehrer unb Schüler in heutiger 3 eit nicht gut 
»ertragen. So ergäbe fid) benn, ba bie 3 ot)l 
ber fämtlichen gerienmochen ein für allemal auf 
3ehn begren3t ift, eine (Einteilung bes Schuljahres 
in »ier Quartale 3U sehn bis elf V 3 od)en gan3 
»on felbft. ©benfo ertlärt es fi<h leicht, marum 
oon ber ©efamtferienseit nat)e3U bie Hälfte 
3mif<hen bie beiben Sommerquartale gelegt 
mirb. , „ 

Unb noch ein 3meites Vtoment fd)emt mir für 
eine fold)e (Einteilung »on Unterrichts* unb Serien* 
3eit 3U fprechen. Vad) aller (Erfahrung arbeitet 
ber Durd)fd)nittsfchüler immer im £inblid auf 
bie Vuhe, bie ihm nach ber Arbeit mintt. (Er er*. 
lebigt mohl am Dienstag mehr »on feinen Schul* 
auf gaben, als gerabe unmittelbar nötig ift, um 
fid) einen »öllig freien Vtittmochnadjmittag. su 
» er fd) affen, unb »on Donnerstag an liegt ihm 
bie (Entlaftung bes Sonntags »on jeglicher Arbeit 
am fersen. Das gan3e Quartal tpuburch aber 
fdjmebt ihm. bie ausgebehnte Schulfreiheit ber 
gerienmochen »or. Sinb nun biefe gar su fehr 
in bie gerne gerüdt, hat er beifpielsmeife ein 
»olles gahrbrittel »on Anfang April bis Anfang 
Auguft aussuhalten, fo geht ihm gan3 gemifc 
fpäteftens in ben erften Dagen bes guli bie Kraft 
aus, er mirb fchlaff unb tann nur mül)fam 3um 
Arbeiten angehalten merben. 

(Eine 3ufammenlegung »on. Sommer* unb 
§erbftferien, mie fie bie Unterrid)tsunterbred)ung 
»on Anfang Auguft bis »te September reprä* 
fentiert, hat aber noch anbre Vad)teile als bie 
oben angebeuteten. Die lange Dauer ber Serien 
ift nicht bloß in Vüdfid)t auf ben Ausfall ber 
Kenntniffe, fonbern auch an unb für fid) ein 


Schaben. Vicht alle (Eltern, aud) nicht alle »oft 
höheren Söhnen unb Dödjtern, fiitb in ber £age, 
mit ihren Kinbern eine mehrmöd)ige Veife su 
machen ober biefe allein auf Veifen 3u fdjiden. 
Vleiben bie Kinber aber bal)eim, fo merben fie 
in ihrer 93 efd)äftigungslofigteit — unb mit größeren 
Arbeiten follen fie bod) nach Vorfdjrift ber Ve= 
gierung oerfd)ont merben — eine.mahre §aus* 
plage. 3d) bin überseugt, saljllofe äRütter miffen 
ein £ieb banon 3u fingen. Sie rechnen bie geier* 
tage ihrer Söhne unter bie dies nefasti, ftreid)en 
fie im Kalenber fchtoars unb im SBirtfchaftsbucE)e 
bei ben Ausgaben für „Reparatur ^erbrochener 
Viöbel" hoppelt an, reben mohl gar oon gurien* 
ftatt »on gerienseit unb beseugen im gansen nur 
fehr geringes Verftänbnis für bie 2 Bohltat biefer 
Sd)uleinrid)tung. Unb mas nun biejenigen (Eltern 
betrifft, bie im eignen gntereffe unb bem ihrer 
Kinber mit Sehnfud)t bem Dage entgegenharren, 
ber fie in bie gerne siehst läfet, fo fühlen bie meiften 
»on ihnen nach »ier fflßodjen ihre Vörfe gerabe 
3ur (Genüge erleichtert, um bie Viidfehr in bie 
Heimat nicht freimillig hi»aussufd)ieben. (Einige 
freilicE), sum (Slüd für bie Schule nur menige, 
finb es, bie für fid) unb bie Sh^S^ eine längere 
Vusfpannung erheifchen. 

gm übrigen liehe fid) für bie gnftitution ber 
guliferien noch ein unb ber anbre rtid)t »on 
ber Schulräfon bittierte ©runb ins gelb führen, 
gm allgemeinen mag ja ber Vuguft mit Ved)t 
als suoerläffiger für einen ©ebirgsaufenthalt 
gelten; ber guli aber behauptet bafür feine offen* 
funbige Überlegenheit burd) bie längere Dauer 
ber Dage, bie für Vergmanberungen aud) nicht su 
unterfchätjett ift. Stärfer inbes bürfte am (Enbe 
für bie meiften nod) ber Umftanb ins ©emid)t 
fallen, bah allenthalben, iw (Gebirge fo gut mie 
namentlich an ber See, bie Unterfunft im guli 
entfchieben letzter unb billiger ift als im Vuguft 
unb in ben erften Dagen bes September, unb 
tommt bann,; mie in fo manchen gahren, baheim 
im Vuguft bte $i^e nod) nach, nun, bann gibt 
es eben gleich bei Beginn ber Schulseit eine Veil)e 
fr eier Vach mittag e als gar nid)t unmilltommene 
Vachtur fül Schüler unb Kehrer, unb beibe gou* 
tieren bas Vierteljahr, bas tein Vierteljahr ift, 
unb bie Unterrichtsftunben, bie' nicht gegeben 
merben, aufs hö<hfte unb arbeiten in ber benuh= 
baren 3 ^it um fo ergiebiger, gn Vüdfid)t auf bas 
VSetter allein bie Serien »erlegen, bas hiehe ’bod), 
biefem aller Berechnung fid) ent3iehenben (Eie* 
mente mit einem Vtale ein gans unoerbientes 
Vertrauen entgegenbringen. 

£affen mir uns alfo allefamt noch eine äBeile 
unfre gerien, mie mir fie gegenmärtig h a &en, 
gefallen, unb freuen mir uns im füllen, bah mir 
nicht im gansen lieben Vaterlanbe 3ugleid) bie 
(Eifertbahncoupes su ftürmen, bie Rotels 3U »Hu* 
pieren unb bie Babetabinen 3u erobern gesmungen 
finb. So menigftens füllten mir (Ermachfenen bod) 
benten; ben Schüler ficht ja bergleichen meniger an. 
gbm finb bie gerien, mie fchon oben gefagt, 3U 
jeber 3 ^it milltommett, unb bie Schule, mag 


j (Glücf! 

I iöcut toat's, ba{j mit ein ©lüd entflot), 
i Das eine VSeile ich qenoh, 
i So fpurlos, mie nur irgenbmo 
i Sin SBoltenmeih im Blau serfloh- 

e gd) fat) es fchminben ohne ©ram, 
e Das mir betannt fchon unb »ertraut, 
e So freubesitternb, ba es tarn, 
l gd) auch entgegen ihm gefäjaut. 

\ ©lüd ift tein ©lüd, nennft bu?es bein! 
= Vafd) bleicht bas leud)tenbe gbol. 
e ©Iiid ift ein Sehnen: Könnt' es fein! 
i ©lüd ift ein gragen: Kommt es mohl? 


(Ernft 3 «h» 



fie auch nod) fo menige VSochen bauern, mirb 
ihm immerbar als eine unangenehme Unter* 
brechung ber gerien erfdjeinen. 

2Bi<htiger übrigens noch als bie £age unb Vus* 
behnung ber gerien mag manchem bie rechte 
Beratung biefer Viuheseit erf<heinen, bie fid) 
ja freilich in heutiger 3eit bei gefunben unb fchon 
reiferen Knaben unb Vtäbd)en bürd) bie mobemen 
Veranjtaltungen ber 3 Banber»ogel*, Vfabfinber* 
unb ähnlicher Vereine »on felbft ergibt. Vnbem* 
falls bleibt bie Beratung allerbings eine grage, 
beren £öfung bie ©Itern ihre ganse Vufmert* 
famteit 3U mibmen fid) »eranlaht feljen füllten. 
So mühten fie benn beifpielsmeife, falls bas 
Kinb ausgefprochenermahen ber (Erholung be* 
bürfte, fid) unter allen Xlmftänben basu »erflehen, 
ihm bie gerien »öllig frei su laffen, felbft auf bie 
(Gefahr hl», bah es in feinem SBiffen erheblich 
3urüdginge. Denn in biefem galle märe eine 
gelegentliche fpärliche Benuhung ber gerien für 
bie Vrbeit auch nicht oon befonberem SBerte, unb 
bas Kinb mürbe bann hoch nicht einmal erholt 
in bie Schule surüdtehren. $at es »ier ober fünf 
VSochen lang mirtüdj nichts gearbeitet, fo mirb 
in ihm mitunter ein mahrer ^eihhunger nach regel* 
mähiger Dätigteit entftehen, ber immerhin bann 
eine 3 eitlang »orhalten mag. Sd)on um bas 
mögliche Vuftommen eines folchen ©efühls nicht 
gans 3U unterbrüden, follte man bei förp erlich 
fchmac|en Kinbern »on ben geringen, 3umeift 
bod) unsulänglichen Vnfä^en 3ur Vrbeit in ben 
gerien abfehen. - 

Vnbers fteht es natürlich mit bem gefunben 
Kinbe. Das follte allerbings, mofern es nid)t 
gerabe su ben beften feiner Klaffe gehört, »on 3 dt 
3U 3dt' 3um Arbeiten herangeholt merben, unb 
3mar namentlich bann, menn auch ben ©Itern ber 
©inbrud fi<h aufbrängt, bah eine Keine Unter* 
brechung ber langen SOtuheseit gans ba3u angetan 
märe, bem Kinb beren SBert erfit recht 3U ©emüte 
Su führen, ©s tommen mohl im Kaufe ber breihig 
Dage Vtomente, in benen »on ber »erSmeifelnben 
Vtutter bie bange grage an ben Spröhling ergeht, 
ob er benn »on ber Schule aus rein gar nichts 
3U erlebigen betommen habe. §ier tämen bie 
©Itern in bie Kage, ihm je nad) [einem VSiffens* 
ftanbe unb nach feinem Bebürfnis Aufgaben su 
erfinben, aber es füllten mohlgemertt nur folche 
fein, mie fie bie Sd)ule nicht 3U ftellen pflegt. 
Dabei empfiehlt es fid) [ehr, eine einige einheit* 
•liehe Vufgabe 3U tonftruieren, beren Anfertigung, 
auf VSoctjen »erteilt, ein in [ich gefd)loffenes ©an3es 
bilbet, fo bah unfer Kinb »on »ornherein bas 
©efühl betommt, bah es bie einmal angefangene 
Vrbeit aud) sum Vbfchluh bringen follte.: gft 
aber bie Vufgabe etma su meit gefajjt unb fehen 
mir in ber smeifen ober britten gerienmoche 
bie Vusfid)tslofigteit ihrer Beenbigung Kar »or 
Augen, bann mollen mir biefe mitnichten ersmingen, 
fonbern behalten fie uns ftillfd)meigenb für bie 
nächften gerien »or. Denn bie gerien finb ja auch 
für bas gefunbe Kinb sur ©rholung ba. llnb fo 
gilt es aud) biefem Kinbe gegenüber, ihm nad) 
Vtöglidüeit »öllig freie Dage su »erfchaffen, bamit 
es bas Betpuhtfein ber Vusfpannung gans unb 
gar erhält. Alfo laffen mir es heute einmal 
Smei bis brei Stunben an feiner Aufgabe febaffen, 
aber morgen unb übermorgen höbe es bafür 
feinen gänslid) freien Dag. 

$ier ift übrigens bie Vtitarbeit ber Schule 
mohl angebracht, ©s gibt Kehrer, bie ihren Schülern 
bas Schaffen an einer gan3 beftimmten fd)rift* 
liehen Aufgabe empfehlen lebiglich für ben galt, 
bah bie ©Itern gelegentlich eine bat)ingel)enöe 
gorberung ftellen. gmrner aber unb überall 
bürfte es fid) ba eben nur um fd)riftlid)e Aufgaben 
hanbeln. ©ine münblid)e Aufgabe läßt ben Ker* 
nenben im ©runbe genommen nie los, finbet, 
beoor bie Sd>ule mit ihrer Kontrolle eingetreten 
ift, leinen Ab[chluh unb ift gans ba3U angetan, in 
bem Kinbe eine Beunruhigung su er3eugen, bie 
bismeilen jebe gerienerholung überhaupt in grage 
ftellen tann. Alle gerienarbeiten aber, melcher 
Art fie auch feien, fudje man »or ben lebten Dagen 
ber Vtuhe enbgültig 3um Abfd)Iuh 3U bringen. 
Beoor ber Schüler mieber unter bas god) muh, 
follte er unbebingt einige Dage bas ©efühl rolliger 
greiheit hoben, um erfrifd)t unb aufnahmefähig 
in bie Väume ber Schule 3urüd3utet)ren. 

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Tnbalts-Uerzeicbnis 

S a di = £ e it i jl e r 


Uottinne, Hotjtllen, örih’ljlunöcn 

Stlfohotiftin, bie. S3on SE, ©or« 
beau 762. 

Stoiatiter, ber. SSon Stubolf 
SSatpfcp 1076. 

, SSart arole. SSon g. ©arta Schnei» 
ber 1008. 

Zie §o!gfircE)ener tommen mit 
bem Kreug. SSon D-bauten» 
fad 898. 

Sie ©tunbe be§ §errrt Strcpi» 
halb derlei. SSon SS. D- 
Dartwig 788. 

Sie unordentlich oerheiratete ga» 
milie. SSon 8. Siieffen»Zeiter§ 
810. 924. 1053. 1148. 

Srei ©efcpidjten ber SEäfai. 

SSon §ann§ gudj§ 868. 
Zuntle, ba§. SSon @op^ie§oect)< 
ftetter 1102.. 

©ang im SEorgen, ber. SSon 
g. Statterotp 828. 852. 880. 
©ericpt, ba§. SSon Sßaul Dtto 
gorberger 1194. 

©efcplccht, ba§ ftarte. SSon 
Dan§ oon Kapfenberg 1124. 
1169. 1218. 1262. 

©lücE in ben Sünen, ba§. SSon 
8. §ermbftäbt 994. 1016. 

©lüdC, Kurge§. SSon §an§ 
SSetpge 896. 

Kampf ber meinen unb ber roten 
Stofe, ber. SSon ©. ■gnrfdj* 
felb Silr. 29-52. 

Knecht, ber. SSon gatob SGSaffer= 
mann 1286. 

Seutnant Heft, wie ber. SSon 
28, SSaron 1131. 

SEattpieu§ §afe. SSon ©. SSau» 
bip 1336. 

ältein SSetter, ber ©hemifer. 

SSon 28. SSraun 841. 

Dftertjafe, ber. SSon §. Sauten» 
fad 711. 

HSrofpeftor, ber. : SSon §an§ 
Sind 1308. 

9tä<pe ber grau SEurrap, bie. 

SSon Sßierre SEiEe 949. 
9Uoer»SSartp, eine. SSon ©olin 
Stofe 881. 908. 

(Sommerleutnant, ber. SSon 
SBalter SSaron 1266. 
Zouriftenftüdleirt, ein. SSon 
g. Sageber 800. 826. 
Überfahrt, auf ber. SSon St. 

SBeoering 909. 939. 962. 993. 
SSater reift. SSon ©. SSaronin 
2Eattl»8öwentreug 1238. 
SSerirrt. SSon 28. ©raun 1028. 
SSorbitb, ba§. SSon Stbolf SBil« 
branbt 704. 732. 

SBeib be§ SSieptreiber§, ba§. 

SSon D- Sawfon (©pbnep) 974. 
2Bunbe, bie erfte. SSon ©. ©tae« 
fer 742. 

SBunber be§ .heiligen Sftomualb, 
bie. SSon gjobor ©fologub 706. 
gauberutiipe, bie. SSon griebridj 
: Statterotp 1044. 1066. 1092. 

• S&foprapljifdje Artikel 
S3ega§, Steinpolb f. SSon ©ma« 
nuel ©roher 1235. 

S3jörnfon, SSjörnftferne 1270. 
SSrapmS, gop.-1317. 

SSuff, ©parlotte 1009. 

©piaoacci, SSinceng 1180. 
©ommanbon, Dr. 824. ; 

Zeftinn, ©rnrnp 821. 

Zülberg, Dr. grang 1204. 
©wer§, §an§ §einj 770. 
©raefe, oon, Sttbredjt 1087. 
©reif, SEarttn f 779. 

©uftebt, oon, gennp. SSon Stbete 
©Treiber 1245. 

Daafe, griebridj f 729. 

t auptmann, ©arl 874. 

egar, griebritf) 719. 

Heinrich, ^fSring oon SSreufeen 
1137. 

Depp, ©arl 729. 

Derp, 38ithelm 1086. 

Dergtieb, SEindpen 1010. 
DoffenStpal, oon, §an§ 770. 
gaffu, Sibj, ber tünftige Kaifer 
oon Stbeffinien 1056. 
gbfen, ©ufaitne 1009. 
gfraelS, g., fßrof, + 1338. 
Kremnip, SEite 874. 

8e|mann, SiEp 821. 

Sueger, Sßrof. Dr. Otto f 913. 
SEabero, g. g. 1069. 

SEahfer, ©uftao 1039. 
SEa§fcpaert, gohanne§ 1135. 


1180. 

SEottl, gelip f 1225. 

Dcp§, ©iegfrieb, ifSrofeffor 1135. 
SSoegl, ©buarb 1180. 

SSöpl, ©b. 729. 

Siaabe, SBilpeltn 1086. 
9tobenberg, guliu§ 984. 
-Schaper, griebridh, $tof. 1160. 
©epilier gur 3*© ber Stäuber 
1270. 


©dmteplittg« SEara, ©lifabeth 
1225. 

(Schmibt, gelip, ifSrof. 719. 

©tein oon, ©harlotte 1009. 
©tötgel, ©es. 5}Srof. Dr. St. 1020. 
Zaitu, Kaiferin 1055. 

SSircpow, 9tubolf, 1271, 

28agner§ = SEutter 933. 

SBaEot, ißaul, su feinem 70, ©e* 
burtStag. SSon Stöbert S3reuer 

28efenbond, 2Hath«be loio. 
S8ithetm II. unb Königin ©har« 
totte oon SBürttemberg 703. 
2Bolf, §ugo 1317. 

3iet, ©rnft 829. 

lulturbillier, Piffenfdiaft, 
Sitten unb üebräurfje 
SSienenftanb, ein feltfamer 1090. 
©rnte, ameritanifdje. SSon St. 

be gonge 1127. 
gahrt burdj bie 2Benbei 1247. 
greibab. SSon ß. ®. Stnah 1042. 
gürften wohnen, wie. SSon Dr. 

St. oon 2Bi«e 1026. 
§eirat§marft in @cauffinne§ in 
SSelgien, ber 960. 
§erbengIodentäuten. SSon Sffiilh. 
SOtiehner 1129. 

Käfige be§ ^önig§ Subwig, bie. 

SSon ©hartes golep 1157. 
Kultur« ©tatiftit 988. 

SDtajeftät ba§ Stinb, ©eine. SSon 
SBalter $urfsin§tp 869. 
Obpffee, moberne. SSon Stubotf 
SSre§ber 1122. 

SSotiseifchuten 878. 

5ßrei§tegetn, baprifche§. SSon 
Heinrich Sautenfad 1082 . 
Stangen, ißarifer. SSon Dr. 

goachim griebenthat 1151. 
Stomantit ber Stäber, bie. SSon 
' Stöbert S3reuer 1241. 
©djlohfrauen unb ©äfte. SSon 
Sit. oon ©uttner 808. 

©pradje ber Kleinen, bie. SSon 
g. SBöhlbier 1010. 

Sppen, ruffifche. SSon griebrid) 
^ranh 952. 

SSolfSparlament unter freiem 
§immet, ein 1228 . 

S® eg weif er, ein tunftootter 1090. 
S®egweiferimStiefengebirgei090. 

(Sefdjidjte 

©iftorienfchloh, ein öfierreidjt 
fche§. SSon St. g. Stowaf 1079. 
Subwig II. oon SSapern. SSon 
Start gr. Stowaf 948. 
Stapoteon, ber fterbenbe. SSon 
g. D. SSilfe 786. 
ffSarifer Stommune, bie 743. 

3eiteretgni|fe, JluslteUuttgen 
unb feite 

StuSfteßung alter fpanifdher 
SJtöbet 1047. 
©rinnerungSmarte 1045. 
§pgieneau§ftettung in ®re§ben, 
bie internationale. SSon ©. S. 
©thteid) 764. 
gubitäum§au§fteHung in Stom, 
au§ ber 885. 

Stronprht® in gnbien, ber. SSon 
©, SSegener 738. 953. 1002. 
Krönung be§ englifdhen Königs» 
paare§, pr 1014. 
Stunftau§fteHung in Stom, 
®eutfcf)e -Sthteitung 727. 
KunftauSftetlung, internationale, 
in Stom, SIHttetbau ber 777. 
'fSroteftantenpatentS, pr 50jäh» 
rigen ©ebenffeier be§ 727. 
SSoltertSmühte bet ©rünSfelb, 
Sß aff er o erh eer ung en in ber 
1019. 

SBeltauSftellungin Surin, §aupt« 
eingang ber 777. 

fänber« unb plkerkunbe. 
Stäbtebilber 

Sttpenlanb 2lfrila§, ba§. SSon 
Start ©Sieben 1055. 

SSerg ber ©ötter unb ber Stäuber, 
ber (Dtpmp), SSon ®.Stleinll97. 
©hampagne unb ber ©ham« 
pagner, bie, SSon fßaut 3fcE)or= 
tid) 862. 

grau, bie, int Orient 1334. 
©olbtanb be§ Königs ©atomo, 
ba§. SSon 2t. ©pring 1168. 
gnfet im ©eeburger ©ee, auf» 
getaufte 1298. 

Staiferftäbte, tote. SSon Start 
gtgbor 1310. 

Sltatforen, bie. SSon Stlbrecht 
SBirth 980. 

3Jtanito§ rote ©ohne. SSon 
Start ©rnft Stnatj 1105. 
SJtiinchner grauetifirdhe 912. 
SItünbung. ber SBotga, an ber. 

SSon ©ugen gäbet 846. 
Orient, ber atbanifche. SSon ©. 
gädh 765. 


Orient, wa§ ift ber. SSon 
©walb SSanfe 1236. 

SSaimar: §auptftrahe itrt S)orf, 
Sßetteroerheerungen in 1019. 
SSerfien 1293. 

SSfingftfahrt bur^ Söate§. SSon 
■£>. Uhbe«SSernat)§ 892. 
©dhtuchtfahrt. SSon Sltap SSitt» 
ridi 979. 

©ubiaco unb ber SStonte Stutore. 

SSon Sltfreb ©teinifeer 958. 
^heih» unb Sllutamünbung, p>i« 
fdhen. SSon Dr. g. Seiner 1220. 
Sragöbie, bie marottanifche. 

SSon Dr. §. §anbfe 900. 
Sfcherteffen in ®eutfthtanb. SSon 
Dr. Sttbrecht Sßirtt) 1146. 
SSerona: bie SJiajp b’@rbe 833. 
SSiHa gateonieri bei gra§cati. 

SSon Stidharb SSoh 919. 
SSSettftabtwinfet, au§ einem. 
SSon ©rnft ©eiffert 849. 

lutt|t 

öatufchet, §an§. SSon SB. SJtiefc 
ner 838. 

SJronpn, antite. SSon 2t. ©raben» 
Wih 1285. 

geuerbach, 2tnfetm. SSon ®. 
©chur 734. 

§alm, hSeter. SSon 2tlfreb SItaper 
1212. 

Sttingerg Söanbgemätbe, oor. 

SSon SBatter §artan 712. 
^ühne, Sßalter. SSon ©iegbert 
©alter 759. 

Stunftfd)ät 3 e ber SItündjner §of» 
unb ©taat§bibliothef. SSon 
Dr. Sltap ^emmeridi 1259. 
9Itapr§h 0 t e ^ Sitar. SSon 2ttfreb 
SItaper 976. 

SItontmartre unb fein SItater; 
©teinten. SSon g. grieben« 
that 894. 

SSaEenberg, gofeph. SSon O. 
SSauer 1192. 

©ct)webifd>e ^unft, / SSon 2®itt). 
Sltiepner 714. 

SKiEette, 2lbolphe. SSon©.©. 
©^mibt 813. 

Söaulunft 

2lrd)iteftur. SSon §. 3Ituthefiu§ 
719. 821. 934. : 1039. 1136. 
1225. 1317. 

gtorenp. SSata^o-©trojsi 833. 
■gauptbahnhof- p @agen in 
Söeftfaten, ber umgebaute 1187 
guftipalafte§ in Stom 777. 
äaiferin«@lifabeth«SSab p $ep« 
Iih»@chönau 996. 

Klubhaus ber Staffeehag 1299. 
StoEegienhau§ p greiburg in 
SSaben, ba§ neuerbaute 1187. 
Kötner Sombrüde, SStid auf 
bie 991. 

Krematorium p ®re§ben, ba§ 
oon SSrofeffor ©dhumadher in 
Hamburg erbaute 1095. 
SItainbrüde, bie alte, in grant» 
furt 1320. 

fßatäfte ber Strbeit. SSon 2trtur 
gürft 956. 

2rintbrunnen, moberner 1090. 
'2Bilfon«@onnenobferoatorium in 
©atifornia, ba§ 1223. 
ÖUönertmift 
Söach»©)entmal in Seipgig, ba§ 
1135. 

SSitbenbe Kunft. SSon g. ©taht 
744. 849. 1058. 1156. 1244. 
1338. 

33itbhauer, ein fübftawifdher. 

SSon Dr. SSictor gleifdher 1100. 
SSronjegruppe oon Sßrofeffor 
SSruno Krufe in SSertin 1095. 
®enfmat für ©rnft 2tbbe in 
gena 1251. 

— für Dtto Subwig in ®re§» 
ben 1094. 

— ®entmal für Königin Suife 
p SSertin»9Beihenfee 1345. 

— für ifSrof. Dr. Sttbert SItoo. 
ren in Slüffelborf 996. 

— für Zeitnehmer an ben 
SSefreiungStriegen oon 1813 
bi§ 1815 1163. 

— für SBatter oon ber SSoget» 
weibe 1345. 

©rabbenfmat für Zheobor gar» 
oager p ©atjburg 1252. 
KotumbuSbenfmat für 3Jueno§ 
2lire8 943. 

Siebe. SSon D§car ®aroen§ 989. 
Slteine Sltutter. SSon goan 
SIteftrooic 1114. 

Steiterftanbbitber, moberne. SSon 
tt.bbe«S3ernap§ 784. 
Stiefenbentmat für König SSictor 
©manuet II., ba§ .1064. 
Stiefenftatue eine§ gnbi'aner§ 
1276. 

©tatuen oor bem Zh^ater in 
$h<>™ oon ©rnft Werter 861. 
©teuben=®enfmal in Ißot§bam 
1324. 


SRaterei 

2tbrbrüde. SSon #.8afch 1331. 
Stmapnenfdhladht. SSon Stnfelm 
geuerbadh 1145. 

Strbeit, bie. SSon Soofchen 
1065. 

SSahnfteigfperre, an ber. SSon 
§an§ SSalufdjet 851. 

SSilbniS ber Zoster be§ Künft* 
ler§. SSon SSrof. K. Stitter 961. 
©arita§,SSon S.Schmupter 1295. 
©hriftu§, ein bisher unbetannter. 

SSon Stuben§ 1121. 
gauftina. SSon SltapweE 2trm« 
fielb 1185. 

©ermanenibpE. SSon ©arl §art= 
mann 1061. 

§errfchaften. SSon Söilbelm 
©djreuer 1077, 

•geulanbung auf ber gnfet guift 
(Storbfee). SSon Sticharb SS. 
2tbam 1205. 

^itbegarb. SSon ©. gähn 843. 
gnterieur. SSon SB. ©djreuer 737. 
gphigenie. SSon 2t. geuerbadh 
■747. 

Kinberbitbni§. SSon Subwig 
KirfdEjner 1229. 

Kinber in ber ©onne. SSon S. 
^Sufe 763. 

Kinbertrippe. SSon §. Sit. Sinbe« 
SBalther 1099. 

Kirchgang. SSon D§car ©raf 787. 
Kohtennehmenbe Sotomotioe. 

SSon Seonharb ©anbrod 1309. 
Küraffiere im ©ebirge, eine 
©dhwabron. SSon Zh- StodjoE 

Sa ©ioconba (SItona Sifa). SSon 
Seongrbo ba SSinci 1321. 
Saffet bie Kinbtein p mir fom« 
men. SSonißietro ©abrini 707. 
SIHh Sintep unb ihr SSruber. 

SSon Zt). ©ainSborough 825- 
SItutterglüd. SSon ©. @d»went 
1327. 

Sta benn profdht! SSon grih 
S3erfdh 1283, 

Orpheu§. SSon g. g. 2tuburtin 
807: 

Stheingotb. SSon ©. £arbt 1103. 
Stouget be l’gfle trägt bie 
„SJtarfeiEaife" oor. SSon g. 
2t, ffSilS 757. 

©djente, oor ber. SSon SBilhetm 
©dhreuer 1263. 

©otbaten, gwei. SSon §. §off« 
mann»@aartoui§ 1276. 
©pajiergang, beim. SSon Zljeo» 
.1 bor KteehaaS 1133. 

©tranb oon S3iarrip, am. SSon 
SEap Stabes 1173. . 

Urteil beS ffSariS, baS. SSon 
Sßaul Siteperheim 897. 
SSorabenb ber ©djlachtoottgorn» 
borf,am. SSon ©.©dhöbet 1217. 
SBädjter, ber treue. SSon DS» 
walb Kreffe 1015. . 
SBanbgemälbe in ber 2tuta ber 
ltnioerfität p Seip^ig. SSon 
Sltap Ktinger 712/713. 

SBieb, gürft unb gürftin, mit 
ihren beiben ©öhnen. SSon 
Steinl), ©chmibt 811 . 

SBürfter, bie. SSon K. ©ebharbt 
1195. 

5eid;nungen unb Habierungen 

2tbter unb bie Krähen, ber, ein 
.. 3ulunftSbilb 1032/33. 

2threntef er innen, bie. SSon g. 
g. SItiEet 1051. 

SJauernreiter. SSon •£>. Steiffer« 
fcheib 1303. 

gif^er am ©tranb. SSon g. Sit. 

oon SBpfdjpwalSfp 951. 
§eimtehr. SSon g. gran?oiS 
SItiEet 879. 

Kteinftabtferifation. SSon 9t. 

Kaefer«9tueff 1005. 

Kopf eines alten guben. SSon 
Hermann ©trud 1156. 
SattbSberg am Sech- SSon ©. 

Zt). S)teper»SSafet 1149. 

SItater unb ber Zob, ber. SSon 
§anS SIteper 1239. 
SItödernbrüde in 33ertin, an ber. 

SSon SSruno SSietefetb 1313. 
Stäherin, bie. SSon g. 9topS 841. 
SSappenheim, gennp oon 1245. 
Stapp, SItathilbe 1245. 
fftheittQoIb. SSon g. ©tahen 1125. 
Stotberg, greberit 1245. 

SB er en wag, ©chtoh- SSon ©art 
Seopotb SSofj 1191. 

SKehrfarbige Meprobuttionen 
2lbenb in ber ©djweis. SSon 
§anS Zhoma 975. 

Stbfdhieb. SSon $>. fßeterS 775. 
2tnanaSberg in Züffetborf. SSon 
Sltap ©tern 817. 

SStumen. SSon Z. SBinter 905. 
Zorffdjöhheit. SSon grau* oon 
Zefregger 1341. 

gerienreife. SSon g. SItüEer« 
SItünfter 1139. 


Kahnfahrt nadh ber Kirche. SSon 
. ©art SBithetmfon 723. 
SItohnblumen. SSon ©art Seo« 
potb SSoh 1171. 

SItofel, an ber. SSon g. ©rote» 
metjer 865. 

SSrebigt be§ heiligen SSonifasiuS, 
bie. S3on 2ttfreb atettjet 1057. 
©taubfturm. SSon Zoni ©tabter 
1287. 

©tubientopf. SSon §eta f|Seter§ 
1043. 

SSeit§höchheim, au§. SSon ©arl 
Seopotb SSoh 1249. 

SB albe, im. SSon gerbinanb 
Zorfd) 1091. 

futuEgenierüe 

SSrönjeptatette (©etbftporträt). 

SSon ©rnft Werter 861. 
gtieger at§ gierat eine§ 2ln« 
rid)tefdhranf§, ber 885. 
Kunftgewerbe. SSon St. SSreuer 
771.875. 985. 1088. 1181.1271. 
SItappe be§ tßrager ©hrenbot« 
torbiptom§ für Kaifer SBit» 

. heim 885. 

SSorjeEan be§ achtjehnten gatjr» 
hunbertS, Zhüringer. SSon 
Dr. Dtto SSetfa 1174. 
Staturaufnabmen 

Zerp, ©htothilbe oon, Zängerin. 

SSon Zebfd>ih*Kunow§ti 1159. 
©rabe auf einem Blbenbfluge, 
ber gtieger 937. 
guben au§ bem heutigen geru» 
fatem oor ber Klagemauer 717. 
Siliert 783. 

SItühte im @p eff art 947. * 

SItufchel, bie fchatfe 1211. 
Stadhtmanöoer 1167. 

SSorträt einer 2lmerifanerin 
1281. 

SSoEmonbnacht auf £>eIgotanb 
1257. 

Hatur 

2tugen ber SSflangen, bie. SSon 
Dr. phil. Dtto Zamm 1203. 
Zogge, bie. SSon ©. glgner 1246. 
glafcbentjafe, ber 1320. 
gtugmafchinen in ber Statur. 

SSon K. ©. Knap 790. 
gtüffe in ©übweftafrita — einft 
unb fe^t —. SSon 2tfrifanu§ 
1268. 

©ebirge entftehen, wie bie. SSon 
Dr. Sit. SB. SIteper f 927. 
•Sunbe, eble. SSon Zh. geE 709. 
SIteere§boben unb bie Ziefen 
ber ©ee, ber. SSon Dr. g. 
SBiefe 1154. 

SItilihftrahe, bie. SSon getip 
©rber 844. 

Staturoafe im gimmer, bie. SSon 
Dr. Zh- geE 1080. 
Staturfdjuhpartbewegung. SSon 
K. gtoeride 1290. 
Staturwiffenfdhaft. SSon SB. 
SSernbt 718. 820. 932. 1038. 
1134. 1224. 1316. 

©djimpanfe „Zid" auf bem 
Krantentager 1320. 

©irenen. SSon SB. SSölfche 1172. 
©onnenbaE, oom gtühenben. 

SSon SSruno §• S3ürgel 1108. 
©tordhneft, ein fettfame§ 1320. 
Zatfperren unb ©tauweiher im 
§arg. SSon 21. ©rahtjof 791. 
Ziere al§ SItaffenphänomene im 
8anbfdjaft8bitb. SSon 2t. Dber« 
müEer 1034. 

SSogetuhr, bie. SSon gr. SBöhl« 
hier 816. 

SBafferfäEe ber ©rbe in ihrer 
SSegiehung gut gnbuftrie unb 
gum Staturfchutg, bie großen. 
SSon 9üicharb §ennig 872. 
SBeEen unb SBogen be§ SIteere§. 

SSon Dr. g. SBiefe 1074. 
gähn oon ©onbe, ber. SSon 
SB. »ölf<he 758. 

©efunbljbttspflege. letlrotflfen» 
rdjaft 

@rhotung§heim be§ Hamburger 
„SSereinS für §anbtung§»©om» 
mi§ oon 1858" gu SBatSrobe 
1231. 

@efunbheit§pftege. SSon ©. 8. 
©dhteidh 771. 875, 985. 1087. 
1271, 

„Hamburger gungen" at§ Kran« 
tenpfteger 1068. 

Sungenheilftätten, moberne. SSon 
Dtto ©todhaufen 1059. 

Sntmftrie, lanbel unb JJerfeeljr. 
Cedjntk unb faubiuirtfihaft 
Stmateur»SJtitrophotographie. 

SSon D. ©dheibner 751. 
SSäderei, moberne Zedhnit in 
ber 1323, 

SSebeutung be§ greibaEonS, bie 
bteibenbe. SSon Dtto Zribu« 
nu§ 1006. 


SSergebod, ein neues. SSon St. 

be. gonge 983. ■ 

SSoot im Koffer, ba§ 722. 

Zep efdj enh au§, ba§. SSon Kart 
SSinnen 922. 

©ifenbahnen, ftanbinapifche. SSon 
©buarb ©ngel 1084. 
©tettroftaht. SSon g. Kern§ 1288. 
©rbbohrmafchine, eine 1320. 
gernrolhr.»erlangen tann, wa§ 
man oon einem. SSon Dr. SE. 
SB, SIteper f 1222. 
geuerwehrmann in unoerbrenn» 
barem 2lngug 965. 

§itf§|eiger, gwei SJtonate. SSon 
§an§ ©iegfrieb 902. 
§oEerith»gählapparat 1343. 
§utnabetftänber, f elbftg ef ertigter 
1320. 

gnftrumente be§ ©eemannS, bie. 

SSon 9t. be gonge 1265. 
Kinematographie, mitroffopifdhe 
824. 

Sotomotioe, neuefte amerita« 
nifdje 964. 

Sötfdhbergtunnet, ber. SSon 9t. 
•§>einrieh 744. 

SuftfchiffhaEe inSSarrow,fdhwim« 
menbe 1090. 

SItilitär«2leroptan, oom erften 
öfterreichifchen 942. 
SEoforrettungSboot in Saboe, 

, neues 965. 

ifSapiermühte, eine moberne. SSon 
Zhdobor SEügge 1198, 
ißhotoflruphie mit unfichtbarem 
Sicht. SSon SEap grant 1036. 
hSreffe ber Steuen SBett, bie. SSon 
9t. D- ©chumadjer 818. 
Probefahrt be§ erften SEotor« 
laftfdjip li6l. 

Stiefenlotomotioen, ■ moberne. 

SSon ©urt Klug 1029. 
Stiefenuhr at§ geftmaht§tafet, 
ba§ gifferbtatt einer etettri« 
fdjen 725. 

Stiefenoentit am StiagarafaE, 
elettrifdheS 725, 

Stumforbfdhe 9tiefenfpeftrohelio« 
graph, ber 1222 . 

@^ah im SEeer, ber (Debung 
ber ,8utine‘). SSon 9t. be gonge 
1315. 

©dhreibmafdjiue in ber Uhr, bie 
• 774. 

©prihentotomotioe, amerita» 
nifche 774. 

Zeihnit. SSon ©. Dartmann 721. 

772. 822. 876. 934. 1040. 1088. 
1136. 1182. 1226. 1272. 1319. 

Zetuan§ Zöpfereien. SSon grei« 
herrn oon Ütictjthofen 1110. 
SBafferweg gur Dftfee, ein neuer. 

SSon SSruno gierde 1062. 
SBebftuht ber ©rbe, größter 1115. 

Piliiäv unb Itlarine 
SSefahung be§ neuen beutfdhen 
SSangertreugerS „oon ber 
Zann" gu SSlumenau, oom 
SSefudh ber 887. 

S3rüdenfd)lag im SEanöoer. SSon 
©rnft Slrnotb 1274. 

SSurgen einft unb jept, fchwim« 
menbe 774. 

©ef^üpe, alte. SSon ©. Siebe 767. 
KriegSfcpiff „DercuteS", SSorber« 
bed be§ 774. 

StelfonS nodp heute erhaltenes 
gtaggf^iff „SSictorp" 774. 

Sport unb Sagb, Pobe 
Pauernrenneh in ber SEart. SSon 
©rid) Köprer 1138. 
glucpt oor bem ©onnenftrahh 
auf ber. SSon g. gotowieg 1215. 
©otf. SSon D- 9tofenow 931. 
Döfenrod in SBien oor feepgig 
gahren, ber 1090. 
SEammutjagb am §E)uton, auf 
ber. SSon P. Sttesanber 793. 
SEobe. SSon SE. oon ©uttner 

773. 877. 987.1089.1183.1273. 
Stafen, ber grüne. SSon SS. 

©epaum 1013. 

9tennunfäEe. SSon St. Strnbt 1314. 
©port. SSon St. Strnbt 721. 823. 

935. 1041. 1137. 1227. 1319. - 
©portmotorboote. SSon Zipt.« 
gng. 9t. be. gonge 1177. 

Jfoefte, Upljorismen ufro, 
Stbenb, gum. SSon SS. gedp 1126. 
Stbenteuer. SSon ©. Dagen 1201. 
StpporiSmen. SSon SE. ©otb« 
fepmibt 741. 

StpporiSmen. SSon ©rnft Küm« 
pet 919. 1213. 

Stppori§men. SSon S. Zprol 
1007. 

SSegegnung. SSon Karl Zpür« 
nau 1104, 

Zant an bie Statur. SSon Kart 
©rnft Knobt 957. 

©inft unb jept. SSon guliu§ 
Knopf 1176. 









IV 


$ it!) it 11 0 = p e r ? e i di n i s 


Erinnerung auS ©übroeft. ©on 
Tetloff non ©erg 1219. 
Srage. ©on 21. Supper 895. 
©örtner, ber. SSon Subwig 
Sind!) 1001. 

(gebet. SSon SS. ©cguffen 1025. 
©ebanE'enfplitter. SSon Ernft 
Tümpel 717. 

©ebidgte, brei. ©on SuliuS 
Hauemann 1179. 

©ebidgte in ^Jrofa, jrnei. ,-SSon 
HanS Leiter 121L 
©ebicgte, brei. SSon ®. Schüler 
742. 

©ebidgte, zwei. SSon 2t. St. T. 
Tieto 1196.; 

©ebicgte, nier. SSon HanS §er* 
bert tllricf) 1240. 


©eigen tor bem Tor, ein. SSon 
Toni ©dgroabe 1051. 

©lüd. SSon Ernft Zagn 1332. 
Himmelfahrt. SSon SEugufte 
Supper 871. ; 

Bongert. SSon K. ©erner 766. - 
Sprit, neuere franzöfifdje. SSon 
©igmar ©tegring 1128. 
SRacgbenElicgeS. SSon Dtto ©ront* 
ber 842. 1107. 

SRacgttau. SSon ©. Kopp 1107. 
©age, ber. SSon Sr. 2S. non 
Defteren 1150. 

©age. SSon T. fRefa 1031. 
Schiff, mein. SSon %. §. Kraze 
789. 

©cgulgang, erfter. SSon Seit) 
Zempin 891. 


@dgrueigen, jäheS. SSon ©. K. 
©cgmibt 757. 

©ommernacgtgeiuitter. ©on©u» 
fian ©cgüler 1145. 
©ommertraum, SSon' Tgafftlo 
non ©dg eff er 1085. ’ 

Splitter. SSon £>. ©lafer 837. 
©pricEjroörter beS©torgenIanbeS. 

©on fRoba fRoba 971. 
®prüdge. ©on 2lug. H. gSIinte 
1058. 

Teppidg, ber. SSon Ernft ©er* 
tram 971. 

S®edt eint lang erfülltes ©d)roei* 
gen. SSon K. @. Knag 837. 
SBiegentieb für meine jungen 
©turnen. SSon HanS non 
Hoffen§tgal 1286. 


ÖTfjcater. Ittuftk 
Komöbiantert, roanbernbe. SSon 
Eridg SdglaiEjer 1052. 

©tufü. SSon E. ©. Taubert 718. 

820.932.1038.1135.1225.1317. 
©aganini. SSon £). Köhler 866. 
SRidgarb ber Tritte. SSon E. ©te* 
bugr 812, 

Sweater. SSon 9t. ©reSber 796. 

904. 1112. 1204. 1294. 

3®otogen, non, Elfe Saura, als 
„toeiblidger DrpgeuS" 915. 
Literatur 

Siteratur. SSon ©, Engel 770. 

874. 984. 1086. 1180. 1270. 
Tgaderag, SB Miaut ©taEepeare, 
ju feinem 100.©eburtStag 1085. 


üerfdjietienes 

©enieS, überzählige. SSon gut; 

Hauemann 1333. 

Hanb unb ©eruf 1158. 
HauSfrauennöte. SSon Tomeftica 
769. 

Höhe, in fchwinbelnber 774. 
Hgänen ber ©eifefaifon, bie. 

33on $. Sorm 1184. 
©tenfdgemoerE. SSon Hermann 
Sriebenau 930. : 

SJUenenfpielS, hinter ben Knüffen 
beS, SSon $. SSaumann 1337. 
SRetoa, bie, trinEbar burd) Djon. 

SSon %. 2t. ©teifmer 1338. 
„©dgneiber oon Ulm," ber, ein 
Flieger oon 1811 936. 


©chneüfahrt in Srig ©euterS 
Sanb, eine 1329. 

©dhutferien, unfere. SSon ©tag 
©amter 1332. 

Spaziergang oor bem Tore. SSon 
2trtur Surft 708. 

©pradhe beS Körpers, bie. SSon 
K. E. Knag 1202. 
Stammbaum, ber. SSon Stubotf 
. Kraufj 848. 

©terne lügen nicht, bie. SSon 
. • Earl Stiebuhr 1306. 
Unfterbliche ©eliebte. SSon Her* 
mann Kienzl 1009. 

SBoran man gefc-geite Seute er* 
fennt. SSon JO. 2t. H« ©dgmig 
717. 


iU v h a 1) e f ifd) e s Hi t fl t )!et 

(Tie mit einem * bezeichneten 2trtitel finb ißuftriert.) 


Slbenb in ber ©djioeiz * 975. Eifenbagnen, ffanbinaoifche * 
Slbenfe, zum 1126. 1084. 

Stbenteuer * 1201. EleEtroftagl* 1288. 

Slbfcgieb * 775. ,• Erbbogrmgfcgine, eine* 1320. 

2tbler unb bie Krähen, ber, ein Erholungsheim beS Huntburger 
ZuEunftSbitb * 1032/33. „©ereinS fürHanbIungS*Eom* 

Slgtbrüde * 1331. miS oon 1858" zu SßalSrobe * 

Sigrenlef erinnern bie * 1051. 1231. 

Stlfoholiftin, bie 762. Erinnerung auS ©übtoeft * 1219. 

Stipenlanb 2tfrifaS, baS * 1055. ErinnerungSmarfe * 1045. 
Slmateur * ©tiEropgotograpgie * Ernte, ameritartifche * 1127. 

751. Ewers, HanS Heinz * 770. 

Slmazönenfcgladgt * 1145. Sahrt burdh bie Sßenbei * 1247. 

2tnanaSberg in £>üffelborf * 817. gauftina * 1185. 

StphoriSmen 741.919.1007.1213. Serienreife * 1139. 

Strbeit, bie 1065. Sernrohr oerlangen dann, roaS 

2tr<hiteftur * 719. * 821. * 934. man oon einem * 1222. 

1039. * 1136. * 1225. 1317. geuerbacl), 2tnfelm * 734. 

2tugen ber Pflanzen, bie * 1203. Seuerroehrmann in unoerbrenn* 
2tuSfteKüng alter fpanifcher barem Slrtzug * 965. 

SJtöbel * 1047. Slf<her am ©tranb * 951. 

Stoiatiter, ber 1076. Slafchenpafe, ber * 1320. 

S3ach*®enfmal in Seipzig, baS * S lieg er als Zierat eines 2tn* 
1135. richtefchrantS, ber * 885, 

SSäcterei, moberne S:ed)nit in ber Florenz: ißalazzo ©trozzi * 833. 

* 1323. flucht oor bem ©onnenftrühl, 

SSahnfteigfperre, an ber * 851. auf ber * 1215. 

SSalufchet, HunS * 838. glugmafchinen in ber 2tatur * 

SSartarole 1008. 790. 

SSauernreiter * 1303. Slüffe in ©übmeftafrita — einft 

S3auernrennen in^ ber iötarf * unb jefet — 1268. 

1138. Stage 895. 

SSebeütung beS SreibaHonS, bie Stau, bie, im Orient * 1334. 

bleibenbe * 1006. Steibab * 1042. 

SSegaS, 8teinhoIb * 1235. Sürften mohnett, toie * 1026. 

SSegegnung 1104. (Sang im SÄovgen, ber 828. 852. 

SSerg ber ©ötter unb ber fRäuber, 880. 

ber * (Clpmp) 1197. ©ärtner, ber 100L. 

SSergebod, ein neues* 983. ©ebet 1025. 

SSefagung beS. neuen beutfdhen ©ebirge entffehen, roie bie* 927. 
$ßanzer£reuzerS„üOrtberSann" ©ebanfenfplitter 717. 

Zu ■ SSIumen au, oom SSefucl) ©ebidhte in SSrofa, zwei 1211. 
ber * 887. ©ebidhte, zwei 1196. 

S3ienenftanb, ein feltfamer * 1090. ©ebidhte, brei 742. 
SSilbenbe^unft* 744.849. *1058. ©ebichtc, brei 1179. 

* 1156. * 1244. 1338. ©ebidhte, oier 1240. 

SSilbljauer, ein fübflatoifcher * ©eigen oor bem $or, ein 1051. 

1100. ©enieS, überzählige * 1333. 

SSilbniS ber Sncgter beS S?ünft* ©eridjt, baS 1194. 

lerS * 962. ©ermanenibpH * 1061. 

33jörnfon, S3iörnftjerne * 1270. ©efchlecht, baS ftarte 1124. 1169. 
©lumen * 905. 1218. 1262. 

S5oot im Koffer, baS * 722. ©efchüge, alte * 767. 

©rahmS, Soh- * 1317. ©efunbheitSpflege 771. * 875. 

©ronzegruppe oon SSrofeffor * 985. * 1087. * 1271. 

©runo J^rufe in.©erlin * 1095. ©lücf 1332. 

©ronzen, antife * 1285. ©litcf in ben Sünen, baS 994. 

©ronzepiatette 861. 1016. 

©rüdenfdhlag imSOtanöoer *1274. ©lücf, turzeS 896. 

©uff, ©harlotte * 1009. ©otbianb beS StönigS Salomo, 

©urgen einft unb fegt, fchmim* baS * 1168. 

menbe * 774. ©olf * 931. 

EaritaS * 1295. ©rabbentmal für Sgeobor Sar* 

Egampagne unb ber Eham* nager zu Salzburg * 1252. 

pagner, bie * 862.’ ©rabe auf einem Stbenbfluge, 

Ehiaoacci, ©incenz * 1180. ber Sieget * 937. 

EgriftuS oon SftubenS, ein bis* ©raefe, non, Sllbrecgt f * 1087. 

her unbefannter * 1121. ©reif, SRartin f * 779. 

Eommanbon, Dr. * 824. ©uftebt, non, ^enng 1245. 

®ant an bie Statur 957. Haafe, Stiebrich f * 729. 

®entmal für Ernft Stöbe in Halm, ißeter * 1212. 

$ena * 1251. „Hamburger jungen" als Sdran* 

— für Teilnehmer an ben fenpfleger * 1068. 

©efreiungStriegen oon 1813 Hanb unb ©eruf * 1158. 

bis 1815 * 1163. Hauptbahnhof zu Hagen in SBeft* 

— für Dtto Subtnig in 2)reS* falen, ber umgebaute * 1187. 

ben * 1094. Hauptmann, Earl * 874. 

— für Königin Suife zu ©er* HauSfrauennöte 769. 

lin * 1345. Hegar, Stiebrich f 719. 

— für ©rofeffor Dr. Sltbert Heimtegr * 879. 

SJtooren in Tüffelborf * Heiurich, ©rinz * 1137. 

996. HeiratSmartt in EcauffinneS in 

— für SBalter non ber ©ogel* ©elgien, ber * 960. 
treibe zu Tup * 1345. H e PP/ Earl * 729. 

TepefcgenhauS, baS * 922. Herbenglodentäuten * 1129. 

Terp, . bie Tänzerin Eglotgilbe Herrfcgaften * 1077. 

non * 1159. Herg, SBühetm * 1086. 

Teftinn,. Emmg * 821. Herziieb, SOtindgen * 1010. 

Tie unorbentlidg nergeiratete Heulanbung auf ber Snfet ^ U tft 
Samilie * 810. * 924. * 1053. (SRorbfee) * 1205. 

*1148.. . Hilbegarb * 843. 

Togge, bie * 1246, . Hilf§h«iet, zwei Sltonate * 902. 

Torffcgöngeit * 1341. Himmelfahrt * 871. 

Trei ©efdgicgten ber äftafai * Hiftorienfcglog, ein öfterreidgi* 
868. fcgeS * 1079. 

Tülberg, Dr. Stanz * 1204. HoffenStgal, non, HanS * 770. 
Tuntle, baS 1102. Höge, in fdgroinbelnber * 774. 

Einft unb jegt 1176. . Holleritg*3äglapparat * 1343. 


Holzlittgener fornmen mit bem SÜtainbrücfe, bie alte in Staut* 
^reuz, bie * 898. furt * 1320. 

Hofenrodf in Sßien nor fed^gig SÖtajeftät baS Sinb, ©eine * 869. 

hagren, ber * 1090. Sltaler unb ber Tob, ber* 1239. 

Hunbe, eble * 709. ÜJtalforen, bie * 980. 

Hutnabelftänber, felbftgefertigter SJtammutjagb am HJufon, auf 

* 1320. ber * 793. 

HgänenberfReifefaifon, bie*1184. SRanitoS rote ©Ögne * li06. 
HpgieneauSfteüung in TreSben, SRappe beS ©rager Egrenbottor* 
bie internationale * 764. biplomS für Staifer Sßilgelm * 

Saffu, Sibj, ber fünftige Staifer 885. 

non Stbeffinien * 1056. SRaSfcgaert, SoganneS * 1135. 

^bfen, ©ufanne * 1009. SRattgieüS Hafe * 1336. 

Snfel im ©eeburger @ee, auf* SRaprSgofer, SRap * 976. 

getauchte * 1298. SReereSboben unb bie Tiefen 

i .Snftrumente beS ©eemannS, bie ber ©ee, ber* 1154. 

* 1265. SReine SRutter * 1114. 

Interieur * 737. SRein ©etter, ber Egemifer 841. 

^pgigenie * 747. ' SRerifcgemuerf 930. 

öfraelS, ©rof. f * 1338. SiRerfet, bie ©tunbe beS Hetrn 

SubiläumSauSftellung in SRom, Strdgibalb 788. 

auS ber * 885. SRetfdgnitoff, ©rofeffor * 985. 

Suben auS bem heutigen ^eru* SRienenfpielS, hinter ben Stu* 
fatemoorber®lagemauer*7l7. liffert beS * 1337. 

SuftizpalafteS in s Jiom, Haupt* SRildgftraBe, bie* 844. 

portal beS * 777. SRilitär*2teropIan, nom erften 

Ääftge beS Königs Subroig, bie öfterreidgifdgen * 942. 

1157. SRifj Sinleg unb igr ©ruber * 

^agnfagrt nacg ber Stirdge * 723. 825. 

®aiferitt*Elifabetg*©ab zu Tep* SRöcfernbrücfe in Serlin, an ber 
lig*@dgönau * 996. * 1313. 

^aiferftäbte, tote * 1310. SRobe * 773. 877. 987. 1089. 

Stampf ber tneigen unb ber roten 1183. 1273. 

fRofe, ber 5Rr. 29—52. SRognblumen * 1171. 

Stinber in ber ©onne * 763. SRontmartre unb fein ©Mer, 
StinberbilbniS * 1229. (Steinten) * 894, 

Jdtnberfrippe * 1099. SRofel, an ber * 865. 

Kinematographie, mifroffopifdge SRofztomSti, Sllejanber * 1180. 

* 824. SRötorrettungSboot in Saboe, 

Kirchgang * 787. neues * 965. 

Kleinftabtfenfation * 1005. SRottl, Seit? * 1225. 

KtingerS SBanbgemäIbe,nor 712. SRügle im ©peffart * 947. 
KlUbgauS ber Kaffeegag * 1299. äRüncgner Stauentirdge, Slnfidgt 
Knecht, ber 1286. ber * 912. ' 

Koglennehmenbe Sotomotine * SRünbung ber Söolga, an ber * 

1309. 846. 

KoüegiengauS zu Steiburg in SRufdgcl, bie fdgarfe * 1211. 

©aben, baS neuerbaute* 1187. t 2Rufit * 718. 820. 932. 1038. 
Kölner Tontbrüde, ©lief auf bie 1135.1225.1317. 

* 991. SRutterglüd * 1327. 

KolumbuSbenfmal für ©uenoS Sta benn profegt! * 1283. 

SlireS * 943. fRadgbentlidgeS 842. 1107. 

Komöbianten, mänbernbe* 1052, ©adgimanöoer * 1167. 

Konzert * 766. SRadgttau 1107. 

Kopf eines alten Stuben * 1156. fRägerin, bie * 841. 
Krematorium zu TreSben, baS SRapoleon, ber fterbenbe * 786 
non ©rofeffor ©dgumadger in ©aturoafe im Zimmer, bie * 
Hamburg erbaute * 1095. 1080. 

Kremnig, SRite * 874. ©aturfcgugparfbemegung * 1290. 

KriegSfcgiff „HetculeS", ©orber* ©äturroiffenfdgaft * 718. * 820.* 
bed beS * 774. 932.* 1038. * 1134. * 1224. 

Kronprinz in Subien, ber * 738. 1316. 

* 953. * 1002. ©elfönS noeg heute erhaltenes 

Krönung beS englifdgen Königs* Slaggfd)iff „©ictorp" * 774. 

paareS, zur * 1014. ©eroa, bie, trintbar burdg Dz®u 

Kügne, S®alter * 759. * 1338. 

Kultur*©tätifüt * 988. ©dg§, ©iegfrieb, ©rof. * 1135. 

KunftaüSftellung in ©om, beut* Obpffee, moberne * 1122. 

fd)e Abteilung * 727. Orient, ber albanifdge * '765. 

KunftauSfteüung, internationale, Orient, was ift ber * 1236. 

in ©om, SRittelbau ber* 777. Orpheus * 807. 

Kunftgeroerbe * 771. * 875. *985. Ofterhafe, ber * 711, 

1088. * 1181. * 1271. Sßaganini *. 866. 

Kunftfdgäge ber SRündgner H°f s ©äge, ber* 1150. 

unb-©taatSbibliothet * 1259. ©aläfte ber ©rbeit * 956. 
Küraffiere im ©ebirge, eine ©aüehberg, Söfeph * 1192. 

©dgtngbron * 925. ©apiermügle, eine moberne* 

.Sa©iodonba(SRonaSifa)^ 1321. 1198. 

SanbSberg am Sedg * 1149. ©appengeim, ^enng non* 1245. 
Saffet bie Kinblein zu mir forn* ©arifer .Kommune, bie * 743. 

men * 707. ©erfien * 1293. 

Segmattn, Siüg * 821. ©fingftfahrt burdg SöateS * 892. 

Seutnant lieft, wie ber 1131. ©hotögrapgie mit unfidgtbarem 
Siebe * 989. Siegt * 1036.. 

Silien* 783. ©olizeifdgulen * 878.. 

Siteratur * 770. 874. 984. 1086. ©orträt einer ©meritanerin * 
1180. 1270. ■ 1281. 

Sotomotine,neuefteameritanifdge ©orzeüan beS achtzehnten Sagr* 

* 964. gunbertS, Tgüringer * 1174. 

Sötfdgbergtunnel, ber* 744. ©ögl, Ebuarb * 729. 

Submig II. non ©agern * 948. ©özl, Ebuarb * .1180. 

Sueger, ©rof. Dr. Otto +•* 913. ©rebigt beS heiligen ©onifaziuS,' 
SuftfcgiffgalIein©arrorn,fdginim* bie * 1057. 

menbe * 1090. ©reiStegeln, baprifdgeS * 1082. 

Sungengeilftätten,moberne* 1059. ©reffe ber ©euen S®elt, bie* 
Sprit, neuere franzöfifdge* 1128. 818. 

äRabero, S-* 1069. ©robefagrt beS erften SRotor* 

‘ 9Ragler, ©uftan * 1039.. laftfcgip * 1161. 


©rofpetfor, ber 1308. 
©rpteftantenpatentS zur fünfzig*' 
jägrigen ©ebentfeier beS * 
727, - 

©aabe, S®ilhelm * 1086. 

©adge ber Stau SRurrap, bie 
949. 

©angen, ©arifer * 1151. 

©app, SRathilbe * 1245. 

©afen, ber grüne * 1013. 
©eiterftanbbilber, moberne * 784 
(unb Titelbilb). 

©ennunfäüe * 1314. 

©geingolb * 1103. * 1125. 
©i^arb ber’ Tritte * 812. 
©iefenbentmal für König ©ittor 
Emanuel II., baS * 1064. 
©iefenlotomotioen, moberne* 
1029. 

©iefenftatue eines $ttbianerS * 
1276. 

©iefenuhr als SefMaglStafel, 
baS Zifferblatt einer elettri* 
fegen * 725. 

©iefennentil am ©iagarafaH, 
elettrifdgeS * 725. 

©iner*©artp, eine 881. 908. 
©obenberg, $uliuS * 984. 
©omantit ber ©über, bie * 1241. 
©otberg, Sreberif* 1245. 

©ouget be l’^ySIe trägt bie „SRar* 
feittaife" nor * 757. 
©umforbfdge ©iefenfpettrogelio* 
grapg, ber * 1222. 

Sage * 1031. 

©egaper, Sriebridg, ©rof. * 1160. 
©dgag im SReer, ber (Hebung 
ber Sutine) * 1315, 

©dgente, nor ber * 1263.' 

©dgiff, mein * 789. 

©dgiEer, zur Zeit ber ©äuber * 
1270. 

©cgimpanfe „Tid" auf bem 
Krantenlager * 1320. 
©cgloffrauen unb ©äffe * 808. 
©dglucgtfabrt * 979. 

©dgmehling * SRara, Elifabeth * 
1225. , 

©dgmibt. Selig, ©rof. * 719. 
„©dgneiber non Itlm," ber, ein 
Slieger non 1811 * 936. 
©dgneüfagrt in Srig ©euterS 
, Sanb, eine * 1329. 
©dgreibmafdgine in ber Ugr, bie 

* 774. 

©dgulferien, unfere 1332. 
©dgulgang, erfter 891. 
©egtoebifege Kunft * .714. 
©dgjueigen, jägeS 757i 
Sirenen 1172. 

©olbaten, zwei * 1275. 
©ommerleutnant,. ber 1266, 
©ommernadgtgemitter 1145. 
©ommertraum 1085. 
©onnenbaß, nom glügenben * 
1108. . 

Spaziergang, beim* 1133. 
Spaziergang nor bem Tore * 
708. 

Splitter 837. 

Sport * 721. * 823. * 935. * 1041. 

* 1137. * 1227. 1319. 
©portmotorboote * 1177. 

Sprache ber Kleinen, bie * 1010. 
Sprache beS Körpers, bie* 1202. 
Sprichwörter beS SRorgenlan* 

beS 971. 

©prigenlofomotine, amerita* 
nifege * 774. 

©prüdge 1058. 

Stammbaum, ber 848. 

Statuen nor bem Theater in 
Tgorn * 861. 

©taubfturm * 1287. 

©tein, non, Egarlotte * 1009. 
©terne lügen nidgt, bie * 1306. 
@teuben*Tenfmal in ©otSbam 

* 1324. 

©tölzel, Egzeüenz ©rof. Dr. St. 

* 1020 . 

©tordgneft, ein feltfameS * 1320. 
©tranb non ©iarrig, am* 1173. 
©tubientopf * 1043. 

©ubiaco unb ber ©tonte Slutore 
* 958. 

Taüu, Kaiferin * 1055. 
Talfperren unb ©taumeiger im 
Harz * 791. 


Tedmif 721. * 772. * 822. * 876. 
934. * 1040. * 1088. 1136. * 
1182. 1226. * 1272. 1319. 
Teppidg, ber * 971. 

TetuanS Töpfereien * 1110. 
Tgaderap, SBittiam SRetepeare, 
ZU feinem 100. ©eburtStag * 
1085. 

Tgeater 796. 904. 1112. * 1204. 

1294. . . 

Tgeifs* unb SllutamünbUng, 
Zwifdgen* 1220, - ; 

Tiere als äRaffettpgänomene int 
SanbfdgaftSbilb * 1034. 
Touriftenftüdlein, ein 800. 826. 
Tragöbie, biemarottanifdge * 900, 
Trintbrunnen, moberner * 1090. 
Tfcgerteffen in Teutfcglanb * 
1146. 

Tppen, ruffifdge * 952. 
tteberfahrt, auf ber 909. 939. 
962 993, 

Unfterblicge ©eliebte * 1009. 
Urteil beS ©ariS> baS * 897, 
©ater reift 1238. 

©eitSgödgheim, auS * 1249. 
©erirrt 1028. 

©erona: bie ©iazza b’Erbe * 833. 
©ißa Sulconieri bei SraScati * 
919. 

©irdgow, ©ubolf * 1271. 
©ogelugr, bie f 816 . 
©oltSparlament unter freiem 
Himmel, ein * 1228. , 

©ottmonbnadgt auf HelSoIanb * 
1257. 

©orabenb ber' ©dilacgt non 
Zorttborf, am * 1217. 

©orbilb, baS 704. .732, 

Söäcgter, ber treue * 1015. 
S®agnerS ©lütter * 933. 

S®albe, int * 1091. 

S®aHot, ©aut, zu feinem 70. ®e* 
burtStag * 972, 

SBanbgemälbe in ber Stula ber. 
Uninerfität z« Seipzig * 712 
unb 713. 

S® aff er fälle ber Erbe in igrer 
©eziegung zur Snbuftrie unb 
Zum ©aturfdgug, bie großen 

* 872, : 

aSafferoergeerungen ber ©ol* 
tertSmügte bei ©rünSfelb * 
1019. 

SBafferoergeerungen in ©aimar, 
Hauptftrafse im Torf * 1019. 
SSaffertneg zur Oftfee, ein neuer 

* 1062. 

a®ebftügl ber Erbe, größter * 
1115. . 

SSedt ein flangerfüllteS ©cbwei* 
gen * 837. 

S®egtneifer, ein tunftnoßer * 
1090. 

Sffiegroeifer im ©ie.fengebirge * 
1090. 

S®eib beS ©iegtreiberS, baS 974. 
Söeßen unb S®ogen beS SReereS 
* 1074. 

SBeltauSfteßung inTurin, Haupt* 
ein gang * 777. 

3®eitftabtiuinEeI, auS einem * 
849. 

Sßeremnag. ©cglog * 1191. 
SSefenbond, SRatgilbe * 1010. 
SBieb, Sürft unb Sürftin, mit 
igren beiben Sögnen * 811. 
SSiegenlieb für meine jungen 
©turnen * 1286. 

Söilgelm II. unb Königin ©gar* 
lotte non 3®ürttemberg (zur 
Silberhochzeit) * 703. 

9®ißette, Stbolphe * 813/ 

SBilfon * ©onnenobferoatorium 
in Ealifobnia, baS * 1223, 
SBotf, Hugo * 1317. 

SBolzogen, pon, Elfe Saura, als 
„weiblicher DrpheuS" * 915. 
S®oran man gefcheite Seute er* 
Eennt 717. 

S®unbe, bie erfte 742. 

3®unber beS heiligen ©omuatb, 
bie 706. 

9®ürfter, bie * 1195. 

Sagn pon ©onbe, ber 758. 
Zaubermüge, bie 1044. 1066. 
1092. 

| Zteß Ernft * 829. 






1911. <ttr. 52 


Übet £anb unb $0leet 


im 


Überzählige (benies 

ir merben in biefem3al)te an bas frühe $in= 
Reiben ©rabbes unb ftleifts zu gebeuten 
haben. Das mag uns oeranlaffen, einen Blid 
auf bie ftattlid)e Deil)e ber ©enies zu merfen, 
bie in Deutfdfaub als „überzählig“ oerborben 
unb geftorben finb. 

Unter ben Dienten, ober bocf) für fie, fönnen 
©enies nid)t überzählig fein. 2Bot)I aber im 
Staat unter ben Bürgern, unb ba biefe zumeileu 
oergeffen, bah fie aud) 9Jienfd)en finb, fo mirb 
bann leidet fo ein überzähliges ©enie aud) ein 
unbezahltes unb tommt in eine üble £age. 3 m 
£anbe ber „Dichter unb Deuter“ ift betanntlid) 
aud) ber treffliche 9Rid)el, ber Dtann mit ber 
marmen Dad)tmühe, zu §aufe. Der hat einen 
VSibermilleu gegen bie unruhigen ©enies unb fetjt 
ihuen als „Rocher de bronze“ feine ganze eherne 
Dut)e entgegen, bas heiht : er fnöpft oor ihuen 
feine Dutatentafd)e feft zu unb märtet ab, mie 
lange fie mit nidjts als 3been in fid) merben 
Stanbal machen tonnen, ©in feltfamer, abenteuere 
lieber 3ug ift es, ber ba l)erauffd)mantt aus ben 
liebeln ber Vergangenheit. Dbfonberliche 5täuze, 
bereu mancher unter fold)er Ärufte bie tiefe 
blutenbe 2Bunbe taum oerbirgt. Dann melche, 
bie, oon fern gefehen, büfter unb erfd)redenb er= 
fd)einen, nahebei aber fo turios merben, bah man 
fid) eines £ad)ens nicht ermehreit tann. ©üblich 
bie groben Tragifd)en, bie am £eben nur mürben, 
um am £eben zu fterben. Sonbern mir bie 
heraus, bie ber beutfehen £üeratur angehören. 

Sd)on unter ben ©oliarben, ben oagierenben 
©lerici bes Düttelalters, bie uns bie Schäle ber 
töftlid)en £ieberfammlung bes Jdlofters Beuren, 
bie „Carmina burana“ — nicht aber ihre Damen — 
hinterlaffen haben, bürfte mancher, anftatt in ben 
geiftlidhen ^rieben einzugehen, fold) ein unruhiges 
buntles £os gezogen haben, um feine anrüchige 
unb nur feinesgleid)en unb ber Dad)melt erquid= 
lid)e ©eiftesocrmanbtfd)aft mit Qoib unb §oraz 
fchliehlich im äuherften ©lenb zu oerlieren ober 
gar zu betlagen. Dtit ihuen metteifert ber ftneit- 
linger Bauernfohu, ber „©ulenfpiegel“, ben ftrengen 
Bel)örben unb ehrbaren £euten feinen Sd)abernad 
ZU fpielen, bei: il)m rtod) um feiner felbft millen ge= 
fällt. Dah ber ©eift überlegtere Ausfälle gemad)t 
hätte, um fid) felber £uft zu fd)affen, bazu be= 
burfte es für il)n erft oerheihungsoollerer Dus= 
fid)ten auf eine s JJiad)tftellung in ber 2Belt. Die 
brad)te bie Deformation. Sie reiht einen Ulrich 
oon §utten aus ben immer trüber gemorbenen 
Dieberungen ber ©lerici empor, trägt il)u eine 
VSeile, muh il)u bann aber allzuzeitig ben elenben 
golgen feiner grühzeit bennod) anheimfallen 
laffen. Der Dreißigjährige 5trieg oerfpült aud) 
bas ©enie mie in einer Sturmflut in fid), ohne bah 
es anbers als im tätigen £eben hätte zur ©eltung 
tommen tonnen, ©rft als bie Qrbnung mieber 
ihre 3aune unb ©efeße aufrid)tet unb Sitte unb 
Vraud) ihre engen 2Bege austreten, fangen aud) 
bie ©ignen, bie.Dusgeftoheuen unb Überzähligen 
mieber an, bemertbarer burd)s Seitab zu trotten. 



©hriftian griebrid) Daniel Sdjubart 
Dad) einem Äupferftid) oon ©. §orace unb 3. Ölenhain 3 
CMus Stönnecfes Vilbcratlas) 



Titelblatt ber erften ©ulenfpiegelausgabe (1515) 
)Uu5 Rönnecfes Vilberattas (Verlag ©Iroert, Dtarburg) 


Unb mieber heiht's: ©ntmeber aufhören, zu 
eriftieren, ober aufhören, ein ©enie zu fein, merben 
mie fie alle unb brao in ben Dlltag eingehen! 
Denn Dlidjels Duhebebürfnis ift jetzt ftärter als je. 

9Jtit fartaftifd)em Behagen hört es ber emige 
Stubent, ©hriftian Deuter, ber Verfaff r bes un= 
fterblid)en „Schelmuffstp", unb er holt fid) feine 
„ehrbaren“ Bürger unb Bürgerinnen einmal oor 
feinen Bierrichterftul)!- ©r, ber ©eiftesbruber oon 
Shatefpeares lieberlid)em Sir Tobt) Beld), ber 
ehemalige Stubent ber Theologie, ber es als 
3urift nadjmeislid) erft mit achturtbbreihig fahren 
Zunt cand. jur. bringt, finbet, mie jener feinen 
Dtaloolio, feine gamilie SDülIer, lauter bereu 
Sd)mäd)en unb hohlem Schein er ebenfo unbarm= 
herzig berhehen tann mie „$rau Schlampampe“ 
hinter feinen emig leeren Tafcfen. Diit Söhnen 
unb Töd)tern fd^Ieppt er fie aufs Theater unb in 
fein toftbares Buch, unb als er megen Beleibigung 
in ben harzer manbern muh, feht er bie ©efchidjte. 
bort aud) nod) in Diufit. Durch mächtige ©önner 
aus brohenben iprozeffen herausgeriffen unb als 
Setretär eines Itammerherrn in eine einträgliche 
Stellung gebrad)t, meih er nichts BMdjtigeres zu 
tun, als nun aud) bie $ofgefellfd)aft aufs refpett* 
lofefte abzutonterfeien. ©r muh benn aud) halb 
nad) Berlin flüd)ten, mo ihm mit zunehmenben 
3al)ren ber £>umor ausgegangen zu fein fcheint. 
3uletzt foll er in ©harlottenburg als ©bemann unb 
Vater in engen Verhältniffen unter £inz unb 5tunz 
gefidjtet morben fein. Dod) mir hatten uns au 
feine 3ugenb. 

hinter ihm erhebt fid) ein trauriger Schatten: 
3- ©ht- ©ünther. Dem marb bie 3ugenb nicht fo 
leicht, ©r mar oon anberm Temperament. Dud) 
er fo ein oerlumpter Stubent, ber es zu teiner 
£ebensftellung bringt unb barüber Vater, £iebfte 
unb frühzeitig bas lieben oerliert. Dod) mand)es 
feiner ©ebidjte, aus munber Bruft gequollen, hat 
nod) heute feinen ülang. Stürmifd)er, traftooller 
in feinem unbänbigen Droh ift ©hriftian griebrid) 
Daniel Sdjubart, ber zwanzig 3ah^e oor Schiller 
bas £id)t Schmabens erblidte, bas beiht bas £id)t, 
fo unter Vßürttembergs Tprannen nid)t gebulbet 
mürbe, ber Dtann, ber oon feinem Herzog zehu 
3ahre auf bem ^ohenafperg zunt Bürger gezähmt 
mürbe unb fid) bann bei oiertaufenb ©ulben jähr= 
lid) tatfäd)lid) mie einer aufführte, aber nichts 
©rohes mehr beroorbrachte. Das gettmerben ift 
ben ©enies nie zuträglich gemefen. Dann ift ba 
ber £iolänber 3atob Diichael Deinholb £enz, 
beffett geiftige iPh^fioguomie etmas Tragitomifches 
hat, ein reicher, unruhiger ©eift ooll unreifer, über= 
fpannter 3been, oorzüglid) auf bem ©ebietc 
fozialer Deueruttgen, auf bem er fid) feltfamer= 
meife berufen fühlte, eine Dolle zu fpielen, bei 
oielen genialen 3 ü 9 ^u ein unleiblid)er Dtoralift 
unb ein Quertopf, ber zum Don Quichotte nur zu 
fleinmütig unb mebleibig mar. Dud) er finbet 
itirgenbs bie ihm zufagenbe Tätigleit, Rieben unb 
§eimat unb enbet im VSahnfinn in einer 9Jlainad)t 
in ben Strahen Dtostaus. 

Bei einer Deihe oon ©rfd)einungen merben mir 
uns halb tlar barüber merben, bah es meniger bie 


$on 3ulius $aoemann 

bürgerlid)en Verl)ältniffe als bas Dienfchfein über= 
haupt ift, in bas fie fid) nicht zu finben muhten. 
Bürger, ber Dichter ber „£enore“, mar nur ein 
Spielball feiner £eibenfd)aften, bie recht gemöhm 
lieber Datur maren. Sie zertrümmerten fein £eben, 
mährenb er bas Sittengefeh in frönen Verfen 
pries. So erlagen ber „fd)önheitstruntene“ 
^ölberlin, ber fd)mermütige £enau, ber in munber= 
ooller 3orm fein §errenred)t oertünbenbe unb alle 
Sßerte ummertenbe Diehfd)e tieferen 3u>iefpalten 
als bem zmifdjen ber nur bürgerlichen Dujgenmelt 
unb einer inneren 2BeIt. Did)t ohne ber 9Jlenfd)= 
heit jeber in feiner Drt unoergängliche Sdhähe 
übermadjt zu haben. 9Bemt id) oon problemati= 
fd)en Daturen neuerer 3^it etma ben nod) unreifen 
Stürmer Hermann ©onrabi, beffen ©nbe Duntel 
umhüllt, ober bie überemanzipierte Dret)fus= 
freunbin 3uliane Deri), bie burd) Selbftmorb 
enbete, ober aud) ben oöllig meltfremben Schmär= 
mer i^eter £ille namhaft ntad)e, fo ift bamit gemih 
nid)t jene grohe ringenbe Schar abgetan, bie oiel= 
mehr zahlreicher mirb, je poefieärmer bas £eben 
fid) für bie oielen geftaltet, unb aus ber nur ein 
oerfchminbenber Bruchteil ans helle £eben empor= 
taud)t. 3hrer jebem fd)rieb Drno §olz feine be= 
tannten $l)outafusoerfe. Dn ihrer Spi^e aber 
ftehen recht eigentlid) nach 3eit unb 2Bert ©rabbe 
unb 5tleift. 

©rabbe mar tränt — mie einft §utten. Das 
unb bah er einfacher ©Itern 5tinb mar unb fid) 
über ein gemiffes geiftiges ©rbe nicht zu erheben 
oermod)te, mad)te ihn rüdfid)tslos im £eben, 
fcheud)te ihn aus ben Deinen ber bürgerlid) 
Strebenben. ©r unterftridh feine ©enialität. Unb 
nid)t nur im 2Berfe. 3utmer mehr fonberte er fid) 
oon allen ab, marf tobenb Diefenblöde aus, um 
fie bann zu behauen, unbetümmert barum, ob er 
in feiner Umgebung bamit Unheil anrichtete ober 
babei eine närrifd)e 3dgur machte, unb geriet, als 
er aud) noch in ber ©he ein allertläglidjftes £os 
gezogen hatte, in eine £age, in ber nur noch VSerte 
entftehen tonnten, bie fo felbftherrlid) maren, bah 
es fd)ien, als füllten fie ben groben Raufen birett 
oor ben Aopf flohen. Dennoch ift bas megmerfenbe 
Urteil, mit bem man zumeift biefes „oertommenen 
©enies“ zu gebeuten liebt, gänzlich unangebrad)t. 
Sein £eibeu mar groh unb ed)t mie fein Streben. 

Von bem ©emaltigften oon allen, bem gröhten 
Dichter unter ben ipreuhen, oon §einrid) oon 
5Ueift, bürfte um bie 3 e ^ ber hunbertften 2Bieber= 
tehr feines Xobestages oiel unb ooll Begeiferung 
bie Debe fein. 3u feinen £ebzeiten mar er nur 
„ber oerrüdte 5Ueift“ unb oermod)te bie zwanzig 
£ouisbor nid)t aufzubringen, um fid) als Qffizier 
ausrüften zu tönnen. Balb mar er unter ben 5Uäg= 
lid)teiten bes Tages nidjt mehr hnftanbe, mit ben 
fonft fo f^arfen Did)terfinnen zu erlaufenen, mas 
in ben menigen fd)on immer oernehmlicher mie 
bie Sturmgloden einer näd)fteu ßutunft zu mögen 
unb zu braufen begann, ©r Ipdt feine Träume 
mie fein ganzes £eben für eine Torheit unb griff, 
an einer 3utunft feines Voltes mie feines ©enies 



©hriftian ©rabbe 
Dad) einer 3 c id)oung oon VJ. s Pero 
(Vus üönneefes Bilöeratlas) 






1334 


Über £artb unb äfteer 


1911. 9tr. 52 


oer 3 toeifelnb, an jenem büfteren 9tooembertage 
braunen in ber 9Rad)ttoroer $eibe nnfern bes ba* 
tnals nod) einfamen SBannfees 3 ur j3iftoIe. 

N* ©s ift ja 3 u oerftehen, roenn bie ehrfanten £eute, 
bet benen alles nad) 9Jtuftern gehen muff, unb bie 
bod) fo gierig auf bas lauern, roas anbers ift, über 
bett Sd)htf 3 oon £en 3 ens Drama „Die fyreuttbe 
ma©en ben s j©ilofophen“ ladjten. Dort überläfjt 
ein ©atte feine ©attin bem b^imlid) ©eliebten 
mit ben ebelmütigften Sßorten, um fortan nur 
nod) als Dritter im 23unbe, als „beiberfeüiger 23e= 
f©über“, 3 U figurieren. Denn „bie SBoIluft einer 
grof 3 en Dat roiegt bie SBolluft eines großen ©e= 
nuffes auf“. Sind) mag, roer muffte ober roeiff, bafj 
biefer ©ebanfe bur© einen allerperfönlid)fteu 
SBunf© ge 3 eitigt rourbe, ba £ett 3 bie ©attin eines 
9lbligen liebte, fein befeligtes „51© fo—o!“ nur 
ja nid)t oerfd)luden. Unb roo 3 u rügen, roas eine 
gebanfenlofe, aber um fo berebtere gamüie 3Ri©el 
etcoa berntaleinft über 5Ueift geäußert l)at, uttb 
baf} eine Seele oon Detmolber Spieler an ^reilig* 
ratb ben Dob ©rabbes als eines „unnützen jßhan* 
taften“ melbete! 9CRart tarnt ni©t oerlangen, baff eine 
gemeine Stubenfliege richtige 9lnfid)ten oon einem 
s Ubler tjabe. Sd)Iimmer ift es freilid), roenn 
ein 3 fflanb bie Aufführung bes „ftä©d)ens oon 
<rjeilbronn" ablel)nt, fo bah 5Ueift ben „jkin 3 ett 
oon £ontburg“ lieber gar nid)t erft eittrei©! 91od) 
fd)limmer, roenn ein ©oe©e in feiner ©eheint* 


rätlidjteit bem Did)ter über bie ,,^en©efilea" 
ni©ts 3 u jagen roeiff als: er „oermöge fid) mit il)r 
ni©t 3 U befreuttben“. Aut f©limmften, roenn biefer 
felbe ©oe©e 3 um 23al©orn roirb unb ben „3er* 
bro©enen £rug“ bei einer Aufführung in SBeimar 
in brei Atte 3 erlegt, fo baff er bur©fällt. Au© 
©rabbes Dramen finb oon ^trtmermann in Düffel* 
borf nid© aufgeführt toorben. Der £err Dl)eater* 
bireftor mül)te fi© mit Diedf©en Dramen ab, 
liefe fid) felbft loben unb bad)te baran, ben „91a* 
poleon“ als — „^antasmagorie“ auf 3 ufüijren. 
©lüdlidjerroeife tarn er ba 3 u ni©t. ©r feielt es 
im übrigen für bas ber Literatur 3 uträglid)fte, roenn 
er ein ©enie roie ©rabbe Aollett abf©reiben liefe, 
unb oerlangte bafür Dantbarteit, bas feeifet toeniger 
freimütige idritifen oon ©m. 

2Bas bie Di©ter felbft anlangt, fo fet)en fie 3 u* 
meift red© gut, roas ©neu roürbe Reifen fönnen, 
unb au©, rool)in ©r einfamer 2 Beg fie führen roirb; 
aber fie gehen biefen bo©. £iejf fid) ber junge 
©ün©er in £eip 3 ig no© herbei, mit ben SBölfen 
3 u heulen: 

SR an lügt 3Utoetlen na© ber SRobe 

Unb na© ber SRobe lüg' au© t© — 
fo begehrt fein ©eift bod) immer roieber gegen 
bies Verfinfen in ber SCRaffe auf, unb nur in fold)en 
Stunden fd)afft er Sßertoolles. Aud) ifere fehler 
befd)önigen fie ni©t, ja fie übertreiben fie, fi© 
felbft 3 ermarternb, ins Ungeheure, roie Sd)ubart 


unb £en 3 . ©s finb feine Ubermenf©en, bie fi© felbft 
berounbern, roie bie mobernen ftaffeehausliteraten, 
mag au© bas ftofee Selbftgefühl bes S©öpfers 
fie bann roieber f)o© aus ben büfteren 9tieberungen 
emporreiffen. ©rabbe fprid© im ,,©o©lanb“ bas 
ooral)nenbe, an ©oe©es §arfneroerfe oon ber 
Sd)ulb erinnernbe Aßort: 

Drum, rote fi© au© ber ©bie toeI)rt, um ni©t 
3u fallen — fehlen, fallen mt© er bo©, 

Denn felbft bie Daten feiner Sugenb roerbett 
3u greoeltaten bur© bes <3©icffals Rügung! 

Das f©limmfte Sd©dfal aber roar ©nett allen 
bie Verftänbnislofigteit ber 9ftenf©en, ber oielen 
unb befonbers ber roenigen, ob fie nun ri©teten 
ober f©toiegett. 93tujften in ber Dat alle ©er ©e= 
nannten „Uber 3 äl)lige“ fein? 2 Bären fie es in einem 
anbertt als bem beutfd)en Volte aud) geroefen? 
Sie alle? Das finb fjeifle fragen. Aber Dielleid© 
finb fie nid© gatt 3 unnüt}, roentt jeber fie fid) mit 
©rnft felbft 3 u beantroorten oetfud©. Denn I)aben 
fie fid) aud) im £eben bef©eiben müffen, größer 
geroefen ober Vefferes geroollt 3 u hdben als bie 
oielen, bie 9Rad)roeIt oermag ©nett ben 5 tran 3 ni©t 
me© oor 3 uen©alten. Unb roirb es au© im all* 
gemeinen nie anbers roerbett als es roar, fo roäre 
bo© f©on etroas erreid)t, roenn man fi© bes 
fd)trellen Vßortes über 3 eitgenoffen, bie attbres 
barbieten, als man 3 u fel)en geroöhnt ift, ent* 
halten roürbe. 



3n ben Stabten, in benen bie Sd)ar 
roefteuropäif©er ABeltenbummler neu* 
gierig uii©erläuft, lodt tool© ber oer* 
f©m©te fyrentbenführer 3 tt abgelegenen 
©afes, in benen ber „roirtlid)e, e©te“ 
Vau©tan 3 gegen hohes ©intrittsgelb ge* 
3 eigt roirb, ober ber berüdenbe 3 oüber 
einer arabifd)en gantafia bie nüd)ternen 
©hriftenfinne umgaufeln foll. Droh 
fold)er Sd)auftellungen, auf bie ber 
Orientale mit f©roeigfamem §ohn her* 
nieberblidt, trob ber 9tontane jSierre 
£otis, troh ber Dagebü©er entroi©ener 
§aretnsbamert roiffen roir nid)ts oon 
bent Sßefen bes orientalif©en SBeibes, 
fabeln roir uns irgenb etroas erotifd) 
Seftridenbes 3 ufammen. Denn aus ben 
tiefften Verborgenheiten ber orietttali* 
f©en Seele roirb nie eine 23rüde hinüber 
3 um Ot 3 ibent führen. K. E. K. 


Die $rau int Orient 


3 m 9lbenblanb 9 JH©anbelnbe (oiele 
nt einen: bie allererfte) in ber Dragi* 
tomöbie bes £ebens. 3tn Orient in bie 
bunte ÜBelt ber ©ef©et)niffe tyntin* 
gemalt roie eine fd)öne Deforation ober 
banebengeftellt als 3 ierli©=unnüblid)e 
Attrappe. Der 9Jiatttel ber Vera©tung, 
mit bem ber Orientale feine gnmen um* 
tleibet, ift oerbrämt unb gef©miidt mit 
allen leu©tenben f 5 rorben träumenben 
Spbaritentums. Die 3'*<mett bes Orients 
finb oerborgen in ber geheimnisoollen, 
ftumpfen 9 f iid)tstuerei bes §arems, unb 
roie ihr $tntl© bur© bett S©leier oer* 
hüllt ift für jebes frentbe 5luge, fo toe© 
oon ihrem 911ettfd)entum in £iebe unb 
toafj nur ber eine, ber ©etnal)l unb §err. 


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Die guf 3 toaf©ung 












Hber £anb urtb SJtecr 



















1336 


Über £artb urtb Sfteer 


1911. 9lr. 52 



©eptemberluft, ©eptemberluft 
Söltt ©pinngeroeb’ unb SIpfelbuft 
Unb bem ©eltäff ber SUeute. 

35er ©cbüö in langen ©ttefeln gebt 
3)er Qagbburib in ben ©toppein fietst 
— S)er sroanjigfie ift beute! 

it biefem 3itat meines alten $reunbes, 
Hauptmann Bift aus §]ortl)Dlm, lamt id) 
paffenbermeife anfangen, nicht fo fehr, tuet! bas 
Saturn beute nod) ftimmt, als meil es am lürsejtert 
unb beutlihften bie 3ah re!5 3 e it unb Szenerie an* 
gibt — es mar ber erfte 3agbtag. 

' Stoppelfelder,. meibenbes 25iet), Brombeeren 
an ben Heden unb Dau in ben Bofen, mittelmeer* 
blauer Fimmel unb ftratjlenbe Sonne — groh* 
artig! 

3m Schatten eines Hünengrabs fafe eine Seine 
3agbgefellfhaft unb hielt grühftüäspaufe; bas 
Butterbrot mar oersehrt, bie pfeifen angegünbet, 
unb. bie fdjmeren Dafhertlagen neben ben mühen 
Hurtben. 

: „91ber es fah ja hoch lein Hofe auf bem Sd)ul= 
ader/‘ fagte ber 3ägernteifter, „urtb bas hotten 
Sie uns bod) fo beftimmt oerfprod)en, Baftor 
3enfen!“ 

(Es mar nämlich in ben guten alten 3eiten, mo 
ein ©eiftliher aufeerorbentlid) gut feine Flinte 
gebrauten unb feinen Hunb führen tonnte, ohne 
oon jernanb oerletjert su merben. 

. „Bein,. es mar feiner ba," ermiberte ber 9ln= 
gerebete, „aber id) höbe mahrhoftig ben ganzen 
Sommer hinburch Äampe bort gefehen, .unb id) 
buchte baher —“ 

„91a, er ift heute morgen mohl auch nod) ba 
gemefen,“ unterbrach ©ütsbefiijer Hange ben 
©eiftüchen, „abei SBeber Beter hot oermutlich 
feine Holsfdjuhe angegogen, ehe mirinunfre Stiefel 
gelommen finb." 

„Das ift höd)ft mahrfdjeiniid)/' fagte ber Sohn 
bes 3ägermeifters, ber Heutnant, ber bie 3agb= 
ferien bei bem Bater oerbrachte. — „Das erinnert 
mich übrigens an bie ©efd)id)te mit bem fran 3 öfi* 
fd)en Briefter!“ 

„2Bas ift benn bas für eine?“ 

„Bd), bas ift eine, bie ich oon meinem Bitt* 
meifter gehört höbe.“ 

„91a, bann banle id)!“ 

„3a, es ift mirflief) tein emsiges unartiges BSort 
barin, aber —“ 

„Dann her damit!“ 

J. Der fieutriant fah halb fragenb su Baftor 
3enfen hiuüber, ba ber aber offenbar auch bafafj 
unb auf bie ©efhihte martete, ebenfo mie bie 
anbern, machte er feine meiteren ümftänbe, fonbern 
ersählte folgendermaßen t 

„(Es mar an einem Sonnabenb im Buguft 
unten in einem Seinen fran 3 öfifcf)en Dorf. Der 
Bfarrer, ber braoe Bater 91icoIas, fah ba unb be* 
redete mit feiner alten Haushälterin, mas fie am 
nächften Dage effen mollten, unb fie mären gerabe 
SU bem Befultate gefommen, bah ber betagte Hahu, 
ber im Bugenbltd nod) braunen auf bem Hof lräl)te, 
ohne Unrat 3 U ahnen, in ben fchmarsen iteffel 
geftedt merben folle, als ein junger Bauer erfhien. 

„9fh, bu bift es, lieber 9Battf)ieu!“ fagte ber 
Bforrer freunblidj. „51omm herein, mein Sohn, 
mas millft denn bu?“ - 

3a, S01attl)ieu mollte fehr gern mit Bater 
91icoIaS unter oier Bugen fpred)en, benn es mar 
fo etmas mit 3meifeln unb ©emiffensfragen, mas 
er auf bem He^en hatte. 

Der Bforrer feuf^te, bie Haushälterin mürbe 
entlaffen, unb Biattt)ieu begann: 

„Hm, morgen fängt ja benn die 3agb an!" 
„Herrgott, f<hon morgen?“ 

„3amohh morgen. 3h hab' felbft im Ie|ten 
palender nadjgefhlagen, ben ich mir 3 u 91eujahr 


gelauft habe. Dann muh es mohl fo Jein. — 3a, 
bie 3eit oergeht!“ 

(Es entftanb eine Baufe. 9Battl)icu fah ba unb 
hoffte, bah Bater 91icolas etmas fagen mürbe, 
aber ba ber fich abmartenb oerhielt, muhte ja 
9Battl)ieu felbft heran, unb fo fuhr er benn fort: 

„Blorgen ift ja Jonft eigentlich Sonntag!“ 

Dies mar eine fo unumftöhtiche BSahrheit, bah 
ber Bforrer nur betätigend nidte, aber gar nicht 
antmortete, unb besmegen muhte. 9Jtattf)ieu, ohne 
ba-h ihm jernanb auf bie Sprünge geholfen hätte, 
mit ber fyrage herausrüden, um deren Beantmor* 
tung millen er gefommen mar. Ohne meitere ©in*. 
Ieitung fragte er bann: 

>,©s fann hoch mohl nid)t [haben, menn ich 
morgen einen Hofen fliehe?“ 

„BSas benfft bu bir eigentlich!“ rief ber Bfarrer 
aus unb fefete eine gans empörte SOliene auf. 
„Bm Sonntag fliehen! Bn einem Feiertag Blut 
oergiehen — oielleiht mährenb id) bie 9Jieffe Iefe! 
— Unmöglich!“ 

9Jiatthieu fah [ehr niebergefhlagen aus. „Dann 
geht (Eolin, ber Äerl, hm unb fchieht mir 991otttag 
morgen meinen Seinen Hafen meg, mährenb ich 
in ber Stabt bin — benn ich utuh morgen abenb 
oerreifen!“ 

„(Einerlei!“ jagte Bater 9ÜcoIas. „Du mirft 
boch mohl um eines Hafen millen feine Sabbat* 
fd)änbung begehen?“ 

91ein, bas mollte äRatthieu ja nicht — fehr um 
gern menigftens —, aber es märe bod) fo fchredlid) 
ärgerlich mit bem Hafen — obenbrein hotte er 
Befud) aus ber Stabt ba 3 u auf ben Dienstag ein* 
getaben, unb jeht—“ 

„Befuch basu eingelaben!“ unterbrach ilm ber 
Bforrer inbigniert. „9fber mie fannft bu benn 
überhaupt miffen, ob bu —“ 

3a, meinte 9Jlatthieu, es mar ja bod) gan 3 
fidjer, bah er ben Hofen treffen mürbe, menn er 
nur fliehen burfte, benn ben gansen Sommer 
hinburch hotte er ihn jeben 91iorgen an einer 
Jteinernen SOlauer fihen fehen, unb marum follte 
ber Hofe gerabe morgen nicht ba fein — ber hatte 
ja boch feinen Efalenber! — Der Herr Bforrer fonnte 
ihm bod) gern 9lbfolution für bie Seine Sünbe er* 
teilen. — „(Es ift ja boch nur ein gan 3 Seiner Hofe,“ 
fügte er entfchulbigenb l)msu, „nid)t mahr, Herr 
Bfarrer!“ 

Bater 9ücoIas mar ein guter SOlann; unb Bater 
91icolas lieh Ü<h benn fd)liehlich auch bemegen: 
SOlatthieu befam mirflich (Erlaubnis, ben Seinen 
Hafen su fliehen. 

„BSo fagteft bu, bah er 3 U fitzen pflegt?“ fragte 
ber Bfarrer, als 9Jtattf)ieu fchon halb 3 ur Diir hin* 
aus mar. 

„Unten an ber fteinernen 9Jlauer, bie (Eolins 
3 elb oon bem bes Döpfers trennt,“ lautete bie 
Bntmort. 

„9ld) fo, ba! — 9lbieu, lieber Biatthieu, unb 
glüdauf 3 ur 3 ogb!“ 

Diefer 9Ibfd)iebsmunfch mar nun gar nid)t 
nad) 9Jiattl)ieus Sinn — benn in Oranfreidj ift 
man ebenfo mie hier bei uns ber Hinficht, bah f° 
ein BSunfd) Unglüd bringt — unb als er am 
nächften Blorgen ein but$enbmal ober mehr an 
ber fteinernen 991auer entlang getrampelt mar, 
ohne auch nur eine Spur oon einem Hafen 3 u 
fehen, mar er fich fo siemlich Sar barüber, bah er 
ben letjten BSorten bes Bfarrers fein Unglüd su 
oerbanfen habe. (Er mar fdf)on im Begriff, nach 
Haufe su gehen, als er (Eolin begegnete. 

„©uten Dag, SÜlatthieu,“ fagte ©olin. „BSas 
mach ft bu benn hier?“ 

„9ld), es ift ber Hafe, bu meiht ja,“ antmortete 
Blatthieu. 

„9lch, ber!“ Unb bann lachte (Eolin. 


„ 3 a, bu haft ihn am ©nbe f©on nieber* 
geSiallt?“ 

„3<h? Bein, id) bin gerabe eben erft her* 
getommen.“ 

„9lber mer !ann benn mohl hier gemefen fein?“ 
„ 3 a, bas ift nicht gut su miffen,“ entgegnete 
©olin bebädjSg. — „©s follte bod) nicht etma 
Bater 91ioolas gemefen fein?“ 

„Der Bfarrer!“ 

„3a, ich habe ihn menigftens gleich nad) Son* 
nenaufgang mit einer alten Büchfe in ber Hanb 
hietherfchleidjen fehen, unb gleich barauf fiel and) 
ein Schuh-“ 

„ 3 ft bas möglich!“ 

„3a, unmöglich ift es nid)t — ba fällt mir 
übrigens ein, bah meine 3mu fagte, fie hätte oor* 
hin gefehen, mie bie Haushälterin bes Bfarrers 
einen Hafen ab 3 og. — 9lber ben dann er ja immerhin 
gefhentt betommert : haben,“ fügte ©olin hid 3 U. 
„Du haft ihn ihm mohl bodj nicht am ©nbe gar 
felbft gefhentt?“ 

93tattl)ieu ermiberte tein BSort, fonbern ging 
nah Haufe. Die ©äfte aus ber Stabt betamen am / 
Dienstag teinen Hafenbraten, unb mehrere Btonate 
hinburh grühte er Bater 91icoIas niht, menn er 
ihm begegnete, fonbern tat, als tenne er ihn niht- 
Blatthieu mar inbes ein gutmütiger Blann, unb 
als er ein 3 ahr barauf eines Bbenbs 311 m Bfarrer 
tarn, hatte er bie ©efhihte mit bem Hafen fhon 
faft oergeffen — ober menigftens befdjloffen, niht. 
mehr bar an 3 U benten. 

„9tun, lieber 9Jiatthieu,“ begann ber Bfarrer, 
„mas haft bu benn jeht mieber auf bem ©emiffen?“ 
3a, Biatthieu mollte Bater 9ticolas bitten, ihn 
am nähften Sonntag. 3 U trauen. — Die Bapiere 
maren in Drbnung. 

„©i, ei, bu millft bid) oerheiraten! Das gefällt 
mir! 9lber baoon habe ih ja niht bas geringfte 
gehört — mer ift benn bie Braut?“ 

3a, bas mar ein 9LRäbd)en namens fiouifon, 
aber fie mar nicht hier aus bem Dorf, fie mar 
brüben oon jenfeits bes Süuffes, aus St. 9to<he — 
unb ber Bater mar Blüller. 

„St. 9tcd)e?“ mieberholte ber Bfarrer. „St. 
9todje! 3a, ba bin ih einmal oor oielen 3 ah^en 
gemefen. ©s ift eine fhöne, fruhtbare ©egenb, 
unb ih glaube mahrhaftig auh, ih tann mih nod) 
ber 9Jtühle entfinnen — liegt bie niht 3 ur rechten 
Hanb, menn man oon hier tommt, ein Stüd hinter 
ber 51irhe?“ 

Biatthieu mar gerabe im Begriff, 3 U ant* 
morten; im felben Bugenblid aber burd) 3 udte ihn 
gleih einem Blih ein häßlicher Berbaht, eine 
lange unterbrüdte Bitterleit ftieg in ihm auf. ©r 
fah ben Bfarrer mit einem unbefhreiblidjen, 3 U* • 
gleih bummen unb pfiffigen Blid an, ftanb auf 
unb fagte: „91ein, Bater 9ticoIas — bas ift benn 
bod) 3 Ü beutlih! So bumm bin ih beim bod) 
auh md)t — ih meife nod) gans genau, mie es 
mit bem Hafen gegangen ift!“ r‘ 

Der ©r 3 ähler fah 311 Baftor 3enfen hinüber, 
unb unmilllürlid) taten ber 3 ägermeifter unb ber 
©utsbefiher bas gleihe. 9lber Baftor 3enfen legte 
fein oergnügtes ©eficht in ernfte galten unb Jagte 
mit ruhiger Überlegenheit: „Das ift boh eine oört 
ben ©efhihten, bie man nur aus Jfcanfreid) unb 
niht aus Dänemarl er 3 äljlen lann.“ 

„91a, na!“ murmelte ber 3ägermeifter. 

„9lber ih bitte Sie! — Sagten Sie niht,“ 
manbte fid) 3enfen an ben Heutnant, „bah es an 
einem Somtabcnbabenb im Buguft mar, als 
931atthieu 3 um erftenmal sum Bfarrer lam?“ 

. . „3a!“ 

„Bun, ba fehen Sie felbft: hier bei uns beginnt 
bie 3agb boh erft im September!“ 

(Hluiorifierte Übeijehung oort Blathilbe äUann) 






1911. ütr. 52 


Über £anb unb 9Jteer 


1337 



OfJ-icE)t mit Unrecht t)ot mart bas 
V l ©efid)t bert Spiegel ber Seele 
genannt. 3e fchneller fid) bie ©e= 
mütsbemegungen in unfernt Innern 
ablöfen, um fo fchneller medhfelt auch 
ber ©efidhtsausbrud. kleine ftinber 
tonnen „in einem 3uge" meinen 
unb lachen. Anberfeits lernt ber 
©tenfd) auct) bie ftunft, feinen ©e= 
fichtsausbrud gu beherrfctjen. So 
hat man ben geborenen Diplomaten 
im ©erbacf)t, bah er gang nad) ©e= 
barf ein gleichgültiges ober ein ftart 
intereffiertes ©efictjt machen tönne, 
unb bah er es in ber gertigteit, 
überhaupt teine ©tiene gu oergiehen, 
am meiteften gebracht hätte. — 


Aufmert famteit 
Die Gtirnmusteln gtehen ftd) 
3 ufammen 


Überlegung 
Die Augenrmgmusteln 3 tehen 
fidE) äufammert 


Särrunuskä 


Sdi/äfenmusM 


Sd>mer3 

3Iugenbrauenrun3ler, Augen= 
[(^lieber unb Stimmiger 
betoegert fidj nach oben 


Aasemüdcenm. 


Misemmis/cel 




lierrdifferOberl/fpenm. 


-- Lacfmutsket 

Viereckiger Unterüppenmuskel 
- Draecksmuskd 


Kinnmuskd 


Die Pusteln bes ©efichts, bie bas ©tienenfpiel bemertftelligen 
(Wach bem 2ßalbeperfd)en Atusteltorfo) 


©Beinen 

Der Oberlippenheber fpannt 
fidE); ebenfo bas 3od)bein 


Partien ber ffjaut unb ermöglidhen 
baburd) bie ©limit bes ©efichts. 

Das ©tienenfpiel unfres ©efichts 
hat aber and) feinen ©egiffeur! Das 
ift ber ©efichtsnero, ber fidh oon ber 
Ohrgegenb aus über bie gange ©e= 
fid)tsmustulatur oerbreitet, ©r oer= 
mittelt bie burd) irgenbmeldhe 
äußeren Vorgänge oeranlahten oer= 
fdhiebenen ©inbrüde bes ©ehirns nad) 
ber ©efid)tspartie. 

Die Anatomie lehrt ben ©au 
unb bie Anorbnung ber ©lustel- 
bünbel unb ihre ©Birtungsmeife 
lernten. ©tan meih genau, melche 
©tusteln in Dienft treten müffen, 
um biefe ober jene ©emütsbemegung 



Sachen 


Die großen 2>od)beinmus!eTn 
fpreigen fid) 


r ^ 



©itterlicb meinen 
§ebung ber Wafenlippenfaltc, 
tooburd) bie fog. Dränem 
fnrdje entfteht 


©tan barf bas ©efidjt mit feinem medj* 
felnben ©tienenfpiel mit einer ©ühne oer* 
gleichen. Das £auptrüftgeug für bas ©e= 
lingen bes Spiels liegt hier mie bort hinter 
ben Stuliffen. Aud) bas ©tienenfpiel hat 
feinen „SdEmürboben", eine überaus feine 
©tafchinerie — bas ift bie ©efidhtsmustu 3 
latur, bie fidh uns nadE) ©ntfernung ber 
©efidjtshaut geigen mürbe. Sie ift ein 
Spftem bünner gteifdE)Iagen, bie burdE) 
ihre 3ufammen= ober Auseinanbergiehbar^ 
teit bie ©eränberungen im ©efid)tsaus= 
brud heroorbringen. 

©Bie eine unfrer Abbilbmtgen geigt, ift bie ©tustulatur bes ©e= 
fichts auherorbentlid) oielfeitig entmidelt. Sie befilgt oor ben anbern 
©tusteln unfers Körpers baburd) eine ©efonberheit, bah fie nicht 
oon ftnodjen gu Änodjen geht, fonbern bah fie bie Anfahpunfte 
an ber $aut bes ©efichts tjat. ©Bie alfo bie Störpermustein gmei 
Knochen gur Annäherung bringen, fo oerbinben bie ©efidhtsmusteln 


©eradjtung 

Die Dreiedsmnsteln bes Atunbes 
3 tehen bie Unterlippe nad) unten 


gum Ausbrud gu bringen. Solche ana= 
tomifche Stenntniffe finb gum ©eifpiel 
für ben bilbenben Stünftler unerlählidh- 
Die Anatomie hat es im ©unbe mit ber 
©fpdjologie fogar unternommen, ben ©e* 
fichtsausbrud je nach ber offenbarten ©e= 
mütsbemegung unb ben in Dätigteit ge° 
tretenen ©efiditsmusteln auf ein Sdjjema 
gu bringen unb in feinen dharafteriftifchen 
Sinien feftguhalten. 

3e einfacher bie geidhnerifchen ©littet 
eines ©efichtsmalers finb — man bente 
an ©ßilhelm ©ufdh unb an bie Stünftler 
um fo fidherer muh er bas ©inmaleins ber 
Sinienführung bes ©efichts bet)errfdE)en. 

Unfre Abbilbungen geigen einige ©efidjtsfdhemas, unb ber 
unter jebem ©ilbe ftehenbe Dert begeithnet mit turgen ©Sorten bie 
jemeilige ©lustelleiftung. „ ^ m 

1 ö 1 9 Dr. 3ames ©aumann 


unfrer SBitjblätter 






1338 


1911. 91r. 52 



C/)ie t CJ^Üftuvder ( C/egetiwav 




Jöifdende tarnst 



SD? a I e r i f cf) 

ßieft unb t)ört man herum, rote heute im all* 
gemeinen biefes NSort angetoenbet toirb, fo möd)te 
man fagen: „Ntalerifch heifct, toas nicht gemalt 
toerben tarnt." Damit ift natürlich nicht gefagt, 
bah es nicht jemanb mit Farben auf einer meinen 
gläd)e abfd)ilbern tönne, fonbern nur, bah es tein 
malerifd)es ftunfttoert, fein „Nilb“ im eigentlichen 
Sinne ergibt. 

2Bas ein „Nilb" ift? geh tann mid) hier 
nicht auf Definitionen einlaffen unb muh ntir 
mit einer Umfdjreibung helfen. Dreien mir 
einen Nugenblid auf bas ©ebiet ber Ntufit, 
bas mehr SDtenfchen oertraut ift als bas ber 
bilbenben ftunft! 2Ber ein Sieb in Däne 
feßt, ift nur einen Nugenblid frei. Sobalb 
er bie Donart getoählt hat, bleibt er an fie 
gebunben (ich roeih, bah bas nicht gan 3 ge* 
nau ftimmt, aber brauche barauf feine Nüd* 
fid)t 3u nehmen). Die Ntelobie, fönnte man 
fagen, ift ein ©etoebe aus Dänen einer be* 
Jtimmten Nrt. 3a bernfeiben Sinne ift bas 
Nilb als ftunftform ein ©etoebe aus garben 
einer beftimmten Nrt. Nialerifd) ift alfo nur 
ein Ntotio, beffen Nrt erlaubt ober fogar for= 
bert, bah es in ein folches ©etoebe um= 
getoertet toirb. Nile feine fonftigen SReije 
fommen babei nid)t in Netrad)t. 

2ßer baraufhin irgenbein Nilb irgenb* 
eines echten Nlalers aus irgenbeiner 3eit 
anfieht, toirb fofort begreifen, toas hier ge* 
meint ift. Unb toirb, toenn er 3 U benen ge* 
hört, bie es oorher rtid)t touhten, ettoas gan 3 
anbres fehen als früher, es 3 um erften Nlale 
toirflich als „Nilb“ fehen unb nid)t bloh als 
©egenftanb ober als Stimmung, jeßt erft 
empfinben, toarum ber Äünftler biefes Stüd 
2ßelt gemalt hat. 3roei, brei garben finb ba, 
einmal ftarf unb flar, bann in lebhaftem 
Spiel in fleine Rieden aufgelöft unb burd)= 
einanber gefd)lungen ober nuanciert unb bis 3 um 
Nerflingen abgetönt. Reiche Ntannigfaltigteit unb 
gefd)Ioffene ©inheit fönnen fich auf biefe Nrt unb 
nur auf biefe Nrt miteinanber oerbinben. 

Denft er ein toenig toeiter unb hat er felbft bie 
2ßelt gut angefehen, fo toirb er finben, bah ein 
foId)es Nilb fo gut toie niemals bie Nbfd)ilberung 
eines SPlotioes ift, fonbern bah ber Dealer offenbar 
3 ugunften ber 5tunft oon ber Natur abgeroichen ift. 
Der Sd)affenspro3eh ftellt fid) etoa fo bar: ber 
Natureinbrud hat ihm ein Nilb in einer beftimmten 
Donart entftehen laffert, unb er hat bann alles 
entfernt ober oeränbert, toas nicht 3 U ihr paht. 


Nun fann ich 3U bem Nusgangspuntte 3 urüd= 
fehren. SEBeber ber „Naebeter“ nod) ber ^rioat= 
mann, toenn er eine Stabt ober eine fianbfdjaft 
malerifch nennt, gebraucht bas SBort in bem eben 
be 3 eid)neten Sinne, ©r meint eigentlich nur, bah 
bie ©rfcheinung rei 30 oll ift, unb fragt nid)t toeiter 
banach, toorin ber Nei 3 befteht. 

Nm häufigften toirb bie Ne 3 eid)nung auf alte 
Stabte angetoenbet. Nnalpfiert man aber, toas 
eigentlid) an bem Nnblid fd)ön ift, fo finbet man, 
bah es bie formen finb ober, auf bie gläd)e über* 
tragen, bie ßinien in ihrem Schtoung unb in 
ihren Hberfchneibungen. Unb gan 3 ebenfo fteht 



«JSljot. iöeder & 'JJ!aa|j 


Professor Josef Israels, der berühmteste holländische 
Maler der Gegenwart, starb am 12. August ds. Js. 
im Alter von siebenundachtzig Jahren 


es mit getoiffen ßanbfchaften, gerabe altberühmten 
fd)önen ©egenben, bah bie Umriffe ber Nerge, ber 
2Bälber, ber Naumgruppen, bie Nänber ber Seen 
unb glüffe bas Nuge ergäben unb nid)t bie färben, 
©in anbres Ntal mag es bas reiche Spiel oon £id)t 
unb Schatten fein, bas ben Nei 3 eines Nlides aus s 
macht. 

ginbet ber £efer mich oie!leid)t pebantifdj? 
Nieint er, bah bod) toirflid) nichts barauf anfommen 
fönne, ob man eine fd)öne Sad)e fo ober fo nenne? 
Nun, id) toürbe mir getoih biefe gan 3 e Nuseinanber= 
febung gefpart haben, toenn ich nicht glaubte, bah 
bie irrtümliche Nntoenbung bes SBortes malerifch 


in 2Birtlid)teit eine grohe Dragtoeite gehabt hat 
unb nod) hat. 

Sie ift bem Nerftänbnis für Nialerei ebenfo 
im SBege toie bem Nerftänbnis für bie Sd)toar 3 3 
roeihtunft, fie füllt, ba fet)r, fehr oiele ftünftler unter 
ihrem ©influffe ftehen, unfre Nusftellungen unb 
Käufer mit Nilbern, bie teine finb, bie toeber 
fchmüden noch auf bie Dauer erfreuen tönnen, 
unb fie läht ben Sinn für Nrdjitettur erft gar nicht 
auftommen. Sie enblid) ift es, bie bas Nublitum 
gegenüber ber mobernen Nialerei, bie toieber 
Nialerei fein toill, in allen Nhafen ihrer ©nttoidlung 
ungered)t gemacht hat. gft bas genug?! 

gangen toir mit ber Sd)toar 3 toeihtunft 
an! 2Barum bürgert fie fid) nid)t ein? 
SBeil man fie für eine Nrt minbertoertigen 
©rfaßes bes farbigen Dlbilbes hält. 

3n 9Bahrl)eit ift fie ettoas gatt 3 anbres 
unb hat ihr eignes Neich- Nlles bas, toas mit 
Unredjt malerifch genannt toirb, alles, beffen 
Nei 3 nicht in ber garbe befteht, fonbern in 
ber ßinie unb in ßicht unb Schatten, gehört 
ihr unb mühte oon Ned)ts toegen ober oon 
ftunft toegen ihr allein gehören. Dann toürbe 
fie blühen unb — §unberte fd)led)ter Nilber 
toürben aus unfern Nusftellungen oer= 
fd)toinben. 

Dann toürbe bas „Nilb“ toieber in fein 
Ned)t treten. Das Nuge bes mobernen 
Ntenfchen, bas, toie id) glaube, bie Natur 
fchärfer unb feiner fieht als bas irgenbeines 
früheren, ift für bie Ntalerei baburd) oer= 
borben, bah es fo oiele Nilber anfchaut, 
bie teine finb, bah es getoöhnt ift, jebe be= 
malte ßeintoanb als Nilb gelten 3 u laffen. 
Die moberne Ntalerei geht barauf aus, toie= 
ber nur burd) bie garbe 3 U toirten, fie toill 
nid)ts als ben toloriftifchen Nei 3 ihres Niotios 
Hingen laffen, ben aber mit ooller ftraft. 
Sie ftellt bie 5?unft ber Natur gegenüber als 
ettoas ©ignes, bas feine eignen ©efetje hat. 
2Bie follte fie 3 u Nugen fprechen tönnen, bie 
toeber bie Neinheit nod) bie Nielobie ber 
garbe empfinben, fonbern in ihr nur ein 
SDiittel fehen, ein Nbbilb ber Natur toirt= 
lieber, täufd)enber erfcheinen 3 u laffen. 

Unb toie foll bie Nautunft bas g^tereffe auf 
fid) 3 iehen, toenn man bie SBirtung ihrer 2Berte fo 
oertennt, bah man fie mit bem Namen einer anbern 
itunft be 3 eid)net?! 2Bie foll nur bie Denben 3 bes 
eignen Nauens gefunb unb richtig fein, toenn fo= 
3 ufagen bas Ntalerifd)e als 3t>^al oorfd)toebt?! 
3n ber Dat, bie gan 3 e Nerirrung ber polt)te<hni= 
fehen Nrd)itettur ift auf bie Nertoedjflung ber bau= 
tünftlerifd)en unb malerifd)en NSirtungen 3 urüd= 
3 uführen. 

©s ift alfo bod) toohl recht nötig, bie Negriffe 
3U tlären. g r i h <31 a 1) l 


Die ^enta frinfbar burch Öjon 


Ofjor mir liegen alte Nriefe aus Niünchen, ge* 
fdjrieben, als nod) bie ©holera feine Ne= 
toohner be 3 imierte. Das gurchtbare fd)toerer 
©pibemien laftet auf fonft oon heiterer ßebens* 
auffaffung geführten gebem unb hat felbft ben 
unoertoüftlichen §umor eines ^occi gelähmt. 1854 
fchilbert er bem greuttb bas „fchauerli^e ©efid)t“ 
ber Stabt, „©inem ungefchlachten Dämon gleich 
greift unb tappt bie ©holera in allen Käufern um= 
her. 2Bie hohe §errfh)aften oft lintifche Diener* 
fd)aft haben, bie bie Nifitentarten herumträgt, hat 
ber Nllerhöchfte fich ein gan 3 turiofes 2Bert3eug 
feiner ^räfen 3 manifeftation getoählt!“ — Das 
toar auf ber britten NSeltreife ber Seuche. SBeitere 
folgten, bis fanitäre SNahnahmen ben Nttaden auf 
bas Neich ein 3iel festen, oor allem bie Nerforgung 
mit gutem Drinftoaffer. 9Jian hat beffen Nebeutung 
im 5tampf gegen bie gnfettionstrantheiten eine 
3eitlang unterfd)ät|t. Nettentofers Nobentheorie 
fprach für anbre gattoren. ©rft bie ©ntbedung 
ber erregenben Natterien burch Nobert Äod) unb 


feine Schule, ihr Nachtoeis im SBaffer ftellten ber 
mobernen §t)giene bie Nufgabe, biefen Äanal 3 um 
menfd)li<hen Organismus ber ©holera, Nuhr, bem 
Dt)pl)us unb Niil 3 branb unter allen Xlmftänben 
3 u oerfd)Iiehen. Dah ber 2Beg richtig, hat unter 
anberm 1892 bas erplofioe Auftreten ber afiatifd)en 
Seuche in Hamburg, bereu f^arfe Nbgren 3 ung 
gegen bas gefunbe ©ebiet bes Nltonaer NSaffer* 
toerts betoiefen. 

2Bas oerlangt man nun oon brauchbarem 
Drinttoaffer? ©inmal getoiffe allgemeine ©igen* 
[«haften. Sie be 3 iehen fich auf Demperatur, 5talt= 
geholt ober £ärte, Neinheit, ©eruch unb ©efdhmad. 
Dann aber, batteriologifch, eine Niinbeft3al)l ftrant* 
heiten oerurfachenber 5teime. 3^ einem Äubit= 
3 entimeter füllen ihrer nicht mehr als ettoa 100 
fein. Das finb 100 000 fteime auf bas ßiter; bie 
gorberung erfcheint bal)er mäßig. Sie ertlärt fid) 
burd) bie 2BiberftanbsfäI)igteitbes gefunben Darms, 
bie 3 u erhalten, man aber aud) für Nefeitigung oon 
©ärungs* unb gäulnisbatterien, parafitären 2Bür= 


mern forgen mufe. Nun gibt es Duellen, tiefgeljenbe 
Nrunnen, bereu örtliche Nerhältniffe — unb biefe 
finb t)ter oon größter SBi^tigteit — fie ohne 
toeiteres als ßieferanten eintoanbfreien Drint* 
toaffers d)aratterifieren. Nnbers befonbers bie 
Oberflächentoaffer, Näd)e, glüffe, Seen, in be* 
lebten ©egenben. gaft immer oerbächtig, bebürfen 
biefe meiftens forgfältiger Neinigung. 9Nan er* 
innere fid), bah ftod) in ber Spree oiele äRillionen 
Natterientolonien fanb. 

Die Dedjnit hat bafür oerfchiebene Niethoben 
erfonnen. 2Bo es fid) um Drinttoafferoerforgung 
im groben hanbelt, ift mit Sanbfiltern Nefriebi* 
genbes geleiftet toorben. Nefriebigenbes nad) bem 
Urteil ber §t)giene fdjon bann, toenn bie Äeim3ahl 
bes Nol)toaffers fid) auf minbeftens 3 toei Nt 03 ent 
oerringert. gobeffen töten gilter bie Ärantheits* 
erreger nidjt, halten fie oielmehr nur mechanifd) 
3 urüd. ©s fehlt alfo bie abfolute Sid)erheit bes 
Nrbeitens, bas fid) überbies, oon Schnellstem 
abgefehen, oerhältnismähig langfam ooll 3 ieht, forg* 







1911. 5Rr. 52 


Über £artb unb äfteer 


1339 





famfte Pebienung unb Kontrolle 
f)eifd)t. 

Sei 23etriebsftörungen, abnormem 
Serbraud) — mir haben fürglid) 
erlebt, mie hoch §ihtnellen ben 
ftäbtifd)en Aüafferfonfum an einem 
Tage treiben tonnen — finb fold)e 
Anlagen unjuoerläffig. ©s galt, 
biefem fd)toermiegenben Nachteil, 
aud) bem oft gemaltigen Raum» 
bebarf 3 u begegnen. Das SRittel 
bot bie ©leftrod)emie. 

Unfre £uft enthält oiel Sauer» 
ftoff. ©s ift nun eine alte (Erfahrung, 
bafe biefer teilmeife eine Reränbe» 
rung erfährt, menn man (Elettrigität 
fich unter hohe™ Drud burd) bie 
fiuft entlaben läfct. 2Bas entfteht, 
hat ber ©ntbeder Schönbein bes 
intenfioen ©erudjes megen nach bem 
gried)ifchen 2 Bort für riechen O 3 on 
genannt. 

2 Bohl febem ift feine Silbung bei 
©emittern unb in ber Rähe oon 
(Elettrifiermafd)inen fd)on aufgef allen. 

Das £) 3 on befiht bie ©igenfdjaft, 
aufjerorbentlid) leidet auf anbre Stoffe 3 u mir» 
ten, 3 u orpbieren unb, genügenb ton 3 entriert, 
Kranffjeitserreger 3 U oernichten. Darauf aber 
tommt es an. 9Ran brauste baher nur ein 
Verfahren, es in größeren Atengen 3 U geminnen, 
um bie mirfliche Sterilifierung bes Trinfmaffers 
3 U oerfuchen. 


Klärbehälter (lints), Rohrleitung unb Sdjnellfilter (red)ts) 


fd)aft übernommenen gelten & ©uilleaume=£ah = 
mepermerfen auf bem ungereinigtes Rema» 
maffer liefernben Penfomajamerf ausgeführt. 

Die Äeiftungsfähigteit beträgt runb fünf 3 ig» 
taufenb Kubifmeter täglich, bas ift etrna ber 
fedhfte Teil beffen, mas Perlin am 29. 2>uli oer» 
brauchte. 


©leftrifche 3entrale bes O 3 onmerfes mit Drehftromer 3 eugern (rechts), $od)frequeu 3 umformem (lints) 

unb |jauptfd)alttafel 


Seibes ift nach langjährigen Arbeiten ge» 
lungen. Die ©Beugung bes 030 ns burd) mamtig» 
fad)e Peroollfommnung eines fd)on 1857 oon 
Siemens tonftruierten Apparates, ber bie mit 
§ilfe eines fd)nell feine Rid)tung änbernben 
elettrifdjen Stromes tjeroorgerufenen ©ntlabungen 
als fülle £id)terfd)einung burd) bie 3 U 030 m* 
fierenbe £uft führt; bie Reinigung auf bem 
SBege finnreidjer Kombination oon 
Sorrid)tungen, mie fie uns in neuefter 
$orm einige Silber bes ©nbe oorigen 
Jahres oollenbeten Petersburger 
O 3 onmertes 3 eigen. 

Die £auptftabt bes oon ©pi» 
bemien taum je freien ruffifchen 
Reiches oerfügt über brei SBaffer» 
merte an ber Rema. Rur bas größte 
ift mit Sanbfiltem oerfehen, unb 
aud) biefe genügen heutigen An» 
fprüdjen nicht mehr. Um bes Tppljus 
£jerr 3 U merben, empfahlen heimifd)e 
fjpgienifer bie Anmenbung bes 
030 ns. Sie tonnten fich'auf erfo!g= 
reiche Anlagen in fjranfreid) unb 
©nglanb, in ÜBtesbaben, Paber» 
born, £jermannftabt, oor allem auf 
bie mehrfach geprüften ©rgebniffe 
ber $irma Siemens & Ejalsfe in 
Atartinidenfelbe ftütjen. Diefe hat 
bann aud) oon ber Duma ben Auf» 
trag erhalten unb bie ©inrid)tungen 
gemeinfam mit ber ©ompagnie be 
l'Dflone unb ben neuerbings oon 
ber Allgemeinen ©leftri 3 itätsgefell= 


Das aus bem ftluh gepumpte Rohmaffer gelangt 
3 mtäd)ft in ad)t Klärbehälter, erhält aber oorher 
fdhon einen 3ufah oon fdhmef elfaurer Tonerbe, beren 
chemifd)e SBirfung ber Sorreinigung bient. Rohr= 
leitungen führen es bann auf ebenfo oiele ameri» 
fanifchc Sdjnellfilter mit Rührmert unb einer ftül» 
lung aus Ouar 3 fanb, bie alle fchmebenben Stoffe 
3 urüdhalten. j>eht erft erfolgt bie bafterien» 


3 erftörenbe Sehanblung mit 030 a. Um biefes 3 U 
fdjaffen, hat man in einer eignen elettrifd)en 3 eu= 
trale — fie liefert mit ihren 300 Pferbeftärfen, bie 
Referoe nicht gerechnet, aud) bie ©nergie 3 um 
Antrieb ber oerfd)iebenen Riotorert — R?afd)inen 
aufgeftellt, bie ben oon einer entfpredjenben An» 
3 ahl Dampfbpnamos probu 3 ierten Strom fo 
ummanbelrt, bah er in ber Setunbe 
taufenbmal bie Richtung med)feit. 
Anwerbern erhöhen Transformatoren 
feine Spannung auf 3 irla 7000 Solt. 
Unter biefer 3 erfet$t er nun in mage» 
red)t angeorbneten, je fed)s maffer» 
gefühlte O 3 onröl)ren umfaffenben 
Kalten bie in biefe eingeführte fauer» 
ftoffhaltige, oorher getrodnete £uft, 
unb 3 mar fo, bah fich ttt einem 
Kubitmeter etrna 2,5 ©ramm © 3 on 
bilben. ©s finb 128 fold)er Apparate 
oorgefehen, beren Anorbnung auf 
eifernen ©efteilen eine unfrer Ab» 
bilbungen miebergibt SBafferftrahl* 
pumpen treiben bie o 3 onifierte unb 
in fogenannten ©mulfeuren bereits 
mit bem aus ben filtern tommenben 
ASaffer gemifd)te £uft meiter auf bie 
Sol)ie oon mit Kies gefüllten Sterili» 
fationstürmen. Durch biefe fteigt fie, 
in inniger Serüljrung mit bem ASaf» 
fer, empor unb befeitigt babei beffen 
Satteriengehalt oollenbs. 

Das fo feimfrei gemorbene Rein» 
maffer gelangt enblid) über Kas» 
faben, bei beren Paffieren bie über» 
fchüffige O 3 onluft entmeid)t, in 
Sammelbeden unb oon biefen 3 um 
ßeitungsnetj. 

Das Refultat entfprid)t nad) bem Urteil 
Dr. ©rlmeins*) allen ©rmartungen. Rtart hat im 
Kubif 3 entimeter fterilifierten Remamaffers nicht 
mehr als brei Keime, ©holera» unb Tppl)usba 3 illen 
überhaupt nicht gefunben. Das ift für einen 
Seuchenherb mie Petersburg natürlich bas mid)= 


*) „Ted)ntfcf)e Runbfchau“ 1911, <5. 143. 


Sdjnellfilter mit Rührmerfen 



















tigfte. 9täd)ftbem entftebt bie frage nach 
ber 2 Birtfd)aftlid)leit. 

fn ber ruffifdjen Sjjauptftabt toirb 
man für Setriebstoften, einfd^Itefelid) 93or= 
flärung nnb filtrieren, etroa 1,7 Pfennig 
pro Kubitmeter regnen müffen. 2 ßenn 
baoon annäl)ernb bie Hälfte auf bie 
£) 3 onifierung allein entfällt unb fid) 
biejer Setrag unter beutfcfyen Sert)ält= 
niffen auf runb 0,6 Pfennig ermäßigt, 
fo tritt bie £>tonomie bes Verfahrens 
bamit ber reiner Sanbfiltration gleid)= 
roertig an bie Seite. Der bafteriologifd)e 
©ffett, ben man unter ooller SBürbigung 
aller auf Slaffenerfrantungen folgenben 
Serlufte unb [einer, roie es fdjeint, abfo= 
luten Sicherheit ein 3 ufd)ähen hat> gibt ihm 
fd)on Ijeute ben Vorrang. 

So laffen Anlagen nad) 3lrt bes Meters* 
burger Ojonroerts — ähnliche finb 3 ur 3 ett 
für ^jSaris in Arbeit — unb bie fort= 
fd)ritte ber Dechnit auf biefem ©ebiet, 
toie man fie oor allem oon ber tü^lid) 
unter Vlitroirtung ber beiben großen 
©leftri 3 itätston 3 erne in V erlin gegrünbeten 
£> 3 ongefelIfchaft erroarten barf, l)offen, 
bah bas furd)tbare fernerer fnfeftions= 
epibemien halb nur nod) aus alten Vriefen 
fpridjt, bie ber Sammler forgfam oer= 
toal)rt toie id) meine oergilbten Vtündmer 
Vlätter. 

f. 31. Vteifcner 


haften mit fedjs £> 3 onröhren 


3lnorbnung ber £) 3 onröl)rentaften im ‘tßenfoioajatoeri: 


Sterilifationstürme mit ben barüberliegenben ©mulfeuren 


3lud) eh id) fettf bebeutenb mehr 
3lls früher, unb bas freut mid) [el)r. 
Siel ooller ift je^t mein ©efid)ti 
So rofig roar es früher nicht, 
fd) l)atte Strafen oft im £jals, 

3lud) bas oer[d)toanb burd) Viomal 3 . 
Unb fein ©efdjmad ift aufeerbent 
Datfächlid) äuherft angenehm. 

Der gan 3 en SBelt ift's 3 U empfehlen 
Unb nid)t nur bem, ben £eiben quälen. 
Das Siomal 3 — id) merfs an mir — 
Das ift ein £ebenselixier! 

©lifabetb Valerius, Verlin 


©s freut mid), bah id) fagen tann, 

Dah Siomal 3 mir gut betam. 

©in £ungenleiben, meid)' 9Jtall)eur! 
Quält mid) feit langer 3eit fd)on [el)r. 
Dies 3 toang trttc^ leiber, nichts 3 U tun 
Unb oon ber 3lrbeit au$ 3 urubn. 

3 e^t hab id» toieber 3lrbeitsluft, 

Unb Hoffnung 3 tel)t burd) meine Vruft. 
©rft ooar'n bie Kräfte riefig tnapp, 
Dann nal)m bie Sd)toäd)e balbig ab; 
Dte Sd)toäd)e, bie mid) feljr oerbroh, 
Veoor id) Viomal 3 genofe. 


OTlan bat Viomal 3 lon 3 entriertes Sonnenlicht in 93üd)fen genannt. Unb in 2Bat)rbeit: 

©s ftf»eint biefemS 0 lal 3 probutt eine bem Sonnenlicht oergleid)bare, fiegbaftc, 
oerjüngenbe Straft inne 3 uroohnen. Siomal 3 reguliert bie 3ufammenfetjungber Säfte, 
frifcht Vlut unb Veroen auf, hebt ben Appetit, beförbert bie Verbauung unb erhöht bas 
©etoicbt. Vei£un ge nie ibenben beroirft Viomal 3 nicht nur ©etoid)ts 3 unabme,fonbern es 
trägt auch 3ur Verladung ber Xuberfeln bei, toas für bie ©enefung oon grofcer Vebeutung ift. 


Q3iomal3 ift ein oon 3 ahlreid)en ©rofefforen unb $r 3 ten glän 3 enb begutachtetes natür= 
^ liebes Kräftigungsmittel unb im ©ebraud) oieler Königl. Klimfert, 3loiatiter ic. fn 
Ulpotheten unb Drogenhanblungen erhältlich. Dofe Vt. 1.— u. 1.90. (2>n £>fterr.=Ungarn 
K 1.30 u. 2.50.) 9Dtand)e Verläufer empfehlen als angeblich „ebenfo gut" anbere ©rä= 
parate, fülan roeife Sachahntungen 3 urüd unb oerlange ftets bas e d) t e Viomal 3 . Vro= 
fpefte gratis. ©heoi. f abrit ©ebr. S«termann, Seltoro* Verlin 109. 















1911. 52 


Hber iarib unb SQleer 


1345 



Sftiei intereftante fiijfcrrtjcfie Denkmale 

D em größten $irf)ter Itjrifcßer unb politifcßer äßeifen be§ beutfdjen Sßlittelatterg hat 
man am 20. Sluguft zu ®ue in »ößmett ein ®entmal enthüllt. SBarumV SJiurt, bie 
Siteraturforfcßurtg hat neuerbing§ mit ziemlicher Sicherheit herauSgefunben, baß Sßaltfjer 
»on ber »ogelroeibe nidjt, rote fie bietfjer für geroiß annahm. au§ ber ©egenb non 
iBosen, fonbern au§ ber ttäcßften 9tad}harfct)aft uon 2)ur gebürtig roar. »et ber äßethe* 
feier, bie fid) ju einer großen nationalen Kundgebung ber ®eutfd)böhmen geftaltete. 
Prie8 ber greife bößmifcfje ©iftoriter ©ofrat Dr. ©ermann §aüroict) aßaltfjer als »e* 
tenner ber äBaßrßeit unb £>eimat§Iiebe; ißrofeffor iHubolf Sßolfan. ber ausgezeichnete 
Stenner ber Kulturgefcfjicfjte »öhmenS, fpraeß über SßaltßerS »ebeutung für bä§ beutfeße 
®oIf unb bot babei eine treffliche ©cßilberung beS politifcßen SebenS feinen £eb* 
Seiten in ber erften ©äffte be§ breisehnten SaßrßunbertS. ®a§ oon ©einrieß Scßolz in 
Sßten gefdjaffene Senfmal, baS am sBarbarafee inmitten eines 3tofengarten§ fteßt, geigt 
ben tapferen Sänger in ber angemein befannten, oon ihm fetber in bem für feine 
SBefenSart bebeutungSpoden ©ebießt „Scß faß auf einem Steine unb beefte »ein mit 
»eine" gefennzeießneten Stellung beS s JfacßbenfenS über baS Treiben ber äHenfcßßeit, 
roie fie aueß feßon eine SDtiniatur mit feinem »ilbniS in ber früher zu »ariS, jetzt in 
ßeibelberg befinblicßen fogenannten SKaneffifcßen ©anbfeßrift, ber „©roßen ©eibelberger 
Sieberßanbfcßrift" beS uierzeßnten SaßrßuttbertS, aufroeift. Saß bie Seutfcßen »ößmenS, 
eingebenf ber Mahnung oon SßaltßerS jüngerem ^eitgenoffen .£>ugo oon Grimberg „§err 
SBaltßer oon ber »ogclroeibe, roer beß oergäß, ber tat mir leibe", bem unfterblicßen. 


fifefcSTEft 


Senfmal SBaltßerS oon ber »ogelroeibe zu Suj 


Senfmal für Königin Suife ju »erlin*Sßeißenfee 


'jfäimc' jntyU TfSlöumip 

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Herausgegeben von Ernst Lemberger 

Mit einem Abriß der Geschichte der Bildnisminiatur in Europa,75 far¬ 
bigen Faksimiletafeln u. einem Künstlerlexikon der Miniaturmalerei 

Vornehm gebunden M 30.— 

Wer sich über diese graziöse Kunst unterrichten will, dem 
wird dieses Werk willkommen sein. Die Vorlagen für die 
nachgebildeten Meisterwerke entstammen den bedeutend¬ 
sten Sammlungen; es befinden sich darunter zahlreiche 
Stücke aus dem Besitz des Königs von Würt¬ 
temberg, des Großherzogs von Hessen, des 
Großherzogs von Sachsen-Weimar usw.; auch 
die berühmten Wiener Sammlungen sind entsprechend 
berücksichtigt. Die Ausstattung ist die denkbar vor¬ 
nehmste — die Tafeln stellen unzweifelhaft das Vollkom¬ 
menste dar, was bezüglich der Originaltreue in der Nach¬ 
bildung von Bildnisminiaturen bisher erreicht wurde. 


{/erhindert Hddrausfd// 
Uerhiitefddiuppenbifdung 
Stärkt den tlaarmcns 
Belebt die Nerven 


Nasche 185 und 330 

Überall zu haben. 

Einmal probiert, 


JmmergebnurHt 9souj?)uS' r I&mA^. 


DEUTSCHE VERLAGS-ANSTALT in STUTTGART | 


Die echte Original-Marke. 













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ÜSefdjäftltdje lUtiteilttupn 

5öab 9teid) enftall al§ flimati» 
fd)er Kurort, ^ttt Verlage ber „ s J(rst» 
licften 5Runbfd)au* (Otto ©melitt, 3)iün» 
cljett) erfdjien unter obigem Sitcl eine 
uott Dr. med. iör. 2Uerattber uttb Dr. 
ing. ©. 2llt uerfafttc '-örofcftüre. DaS SBerf 
umfaßt 64 Seiten unb erfreut burcft 
oornetjme Slusftattung unb oor^üglidje 
Slluftrationen. 2)en größten $eil ber 
atbtjanblung nehmen Stufftettung unb 
iöefpredjung ber ftimatologiidjen Daten 
be§ meltbefcmnten Kurortes in ad» 
gemein oerftiinblidi gehaltenen ©djilbe» 
rungen ein. Da§ äBetfcften roirb besi» 
halb nicht nur bem 2tr$te unb Kurgafte, 
fonbern auch bem Douriften unb jebem 
Staturfreunb, ber 9teidftenl)all befudjt, 
eine milltommene ©abe fein. Daft 
tHeidjenhatl feine SBebeutung al§ inter» 
nationaler.SSabeort neben feinen fonfti» 
gen fteroorragenbeit Kurmitteln in 
hohem ©rabe feinen günftigen flimato» 
logifdjen Sßert)ältniffen uerbanft, mar 
längft betannt. ©3 ift aber ein Ster» 
bienft ber iBerfaffer, biefe »ehauotung 
in tontreter &orm bemiefen unb ju» 
gleid) ber ‘■Mgemeinfteit bargelegt gu 
haben, bah hie SBintermonate mit auf» 
fatlenber tütilbe unb reichem ©onnen» 
fdjein bagu bered)tigen, fKeidjenhatl gu 
ben erften 3öinter»Kurorten gu gählen. 

9tabiume@oIbab Kreugnach. 
Über ba§ im Stuguft eingemeihte neu» 
erbaute SSabehauS für iRabtumffterapte, 
baS erfte in Deutfdilanb, ba Kreugnad) 
bis jetgt als eingiger beutfdjer töabeort 
s Jiabiumfalge aus eigenen Quellen ge» 
minnt, ift mitteilenSmert: 3)aS 23abet)au§, 
ein im Slenaiffanceftil erbautes ©ebäube 
oon pradjtooUer SBirfuttg, mit einem 
©äulenoorbau unb Kolonnaben für 
SBerfaufSläben, ift auch im Innern oon 
auSgefud)tem. oornehmenx ©efdpitacf. 
@S enthält 66 Sabegellen, bie in groei 
©tagen in fteUen, luftigen, ben Sicfttftof 
einfcftlieftenben Korriboren untergebradjt 
finb. $n her SDtitte beS ©ebäubeS be» 
finbet fid) ein ©djtnudhof. 2lufter ben 
fetten, bie alles enthalten, maS man 
oon einer ®abeeinrid)tung heute oerlangt, 
gibt eS nod) jRuftefäle für Herren unb 
'Samen foioie einen iei)r elegant ein» 
gerichteten SBarte» unb Sefefaal. Stuftet 
ben neuen tRabiuminhalatorien finb 
aud) neue 3mhalationSeinrid)tungen für 
©ole, eleftrifche SSiergellenbäber unb 
toftlenfaure ©olbäber uortjattben. Ser 
SBefitct) be§ SSabeS ift fo hoch) wie feit 
• 20 fahren nicht, bie greguer.ggiffer hat 
fcfton 11000 s üerfonen erreidjt. 

Dr. med. SahntannS Vegetabile 
SRild) (ißflattgenmild)) ift ber hefte 3u< 
faft gur Kuhmild), um biefe für ©äug» 
linge unb äRagenfchtoadje oerbautid) gu 
tr.adjen. tSefanntlid) ift ber eingige 
einigermaften oollroertige ©rfaij für bie 
äRuttermild) unb roirb eS aud) maßt» 
’tcheinHch für immer bleiben: bie Sier» 
mild) (Kut>» unb giegennttld)). ©ie ift 
aber, menit aud) oerbünnt, für jeben 
Säugling fchtoer unb für manchen taunt 
gu oerbauen, meil ber ©iroeiftftoff (Käfern) j 
im finblicften 9Jtagen gu feften Klumpen 
gerinnt. SaS oerurfacht 3erfe£ung 
bcs SRagen» unb SarminftalteS unb 
mirb fomit bie tßeranlaffung gu unftetU 
roden ©rnähtungSftörungen unb ihren 
folgen, roie 33red)burd)fall, Krämpfe, 
©ngltfcfte Kranfheit, ©frofulofe ufio. 
Stufterbem ift bie bloft oerbünnte Sier» 
mild), toaS ben 9tät)rioert anlangt, na» 
mentlid) toegen iftreS S'ettminbergebalteS 
ber ^rauenmild) niemals ebenbürtig. 
Sie Siertnild) für ben ©äugling gang 
oerbaulid) gemad)t unb gu einem roaftr» 
haft oollroertigen ©äuglingSernährungS» 
mittel erhoben gu haben, ift baS groß» 
artige Verbienft ber Dr. Slaftntannfdjen i 
oegetabilen SDiilcl), ein Slefultat, baS j 
bis jei)t lein anbereS SlftnlidjeS be» 
gioedenbeS ißräparat erreidjt hat. Sür 
ben ©äugling ift ber ©efdjmacf ber mit 
oegetabüer SRild) oerfeftten Siermild) 1 
bem ber üütuttermild) feftr ähnlid), fo 
baft baS Kinb bie Stnnahme biefeS ©e» 
tnifdjeS toohl nie oenoeigert. Sticht j 
ittinber empfehlenSmert ift bie SJerroen» 
bung ber oegetabilen SRilcft gunt 3mede 
ber ©rnährung @noad)fener, namentlich 
auch Kranter, meil ja bie Siermild) 
in frifchem 3uftanbe oielen S.Ragen» 
leibeitben, blutarmen, 8ungenleibenben, 
SteroöS»9SerbauungSleibenben unerträg» 
liehe 58efd)ioerben bereitet. SaS ©teri» 
lifieren jeber SRild) in Sollet» ober j 
ähnlidjen Stpparaten ift, als burdjauS 
fdjäblich, gu oenoerfen, ba burd) Über» [ 
hitgung bie STtild) an Stährroert einbüftt 
unb bie Kinber raeftitifeh macht. 


EPERNAY 


haben ergeben, bafe bie (Erreger oon 

3nfluenza, Dipbtbcrie, Cypiws usw. 

prompt abgetötet toerben, toenn inan bem SBaffer ettoas 


Alcool de Menthe de Ricqles 

jufetjt. Daraus ertlärt fid) aud) bie güuftige SBirfung bei 

SnMgeftiott, f^tcchter Verbauung, 93tähungen, 
neuratgifchcn 6d)tttetsett, Migräne, befonbers bei aller» 
t>anb (Er!ältungs 3 uftänben. 

©rhältltd) in Flacons ü ÜR. 3.65, SSI. 1.95, SOI. 1.35 unb SSI. l.io in Drogerien, 
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unb ©rattSmufler btrett burd): „9ttcqleS»$epot", grantfurt a. 2)t. 


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Staunenswerter Erfolg einer ven 
Herrn W. S. Rice erfundenen Methode. 


Weder Schmerzen noch Operation, dafür 
aber eine vervollkommnet« Hauskur. 

Herrn W. S. Rice (G. 3120), 8 & 9, Stone- 
cutter Street, London, E. C., England, der 
sich sein ganzes Leben lang mit dem Stu¬ 
dium von UnteUpihj-Brüchen befaßte, hat 
eine Methode erfunden, durch welche jeder 
Bruch vollständig und andauernd geheilt 
werden kann, wie kompliziert und veraltet 
das Leiden auch sein mag. 


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Neue Erscheinungen deutscher Erzählungs 

aus dem Verlage der Deutschen Verlags-Anstalt in Stuttgart 


Roman. Geheftet M. 4.—, gebunden M 5, 

Liesbet Dill versteht wundervoll zu schildern und mit der 
feinsten Beobachtung verbindet sie stets eine fesselnde Hand¬ 
lung. Ihr neuer Roman spielt hauptsächlich in Berliner 
Künstler- und Literatenkreisen, in welche die Heldin, die 
Tochter eines hohen Beamten, eintritt und in denen sie Be¬ 
freiung von der Enge provinziellen Kastengeistes erhofft. Die 
Schilderung der Schicksale und Leidenschaften sowie der 
seelischen Konflikte, die sie heraufbeschwören, gestalten die 
Lektüre des Romans zu einer außerordentlich fesselnden. 

Von Liesbet Dill sind früher in 
unserem Verlag erschienen: 

Oberleutnant Grote. Roman. 

Geheftet M 3.—, gebunden M 4.— 

Suse. Novelle. M 2.—, geb. M 3.— 

Das gelbe Haus. Roman. 

Geheftet M 3.50, gebunden M 4.50 


Herr August H( 


Lo’s Ehe. Roman. M4.—,geb.M5.— 
Die kleine Stadt. Roman. 

Geheftet M 4.—, gebunden M 5.— 
Eine von zu vielen. Roman. 

Geheftet M 4.—, gebunden M 5.— 
Unverbrannte Briefe. 

Geheftet M 3.50, gebunden M 4.50 


Es wäre schon eine gute Botschaft, wenn 
er seinen Patienten nur sichere Besserung 
würde versprechen, die Tatsache ah»>r, daß 
seine Methode alle Brüche gänzlich und 
andauernd heilt, dürfte genügend sein, 
selbst dem verzweifeltsten Bruchleidenden 
neuen Mut und neue Hoffnung zu bringen. 

Er hat über dieses Leiden ein Buch 
geschrieben, in dem seine Methode aus¬ 
führlich erklärt wird und ist bereit dieses 
Buch jedem der es wünscht kostenlos zu¬ 
zusenden. Einer seiner geheilten Patienten 
ist Herr August Hoyer, Wettinstraße 71 pari. 
Zwickau i/Sachsen, welcher 18 Jahre lang 
an einem doppelten Hodenbruch litt und 
nun 59 Jahre alt ist. Er sagt, er würde es 
niemals geglaubt haben, daß irgend eine 
Methode eine derart rasche Heilung könnte 
bewirken. Er wurde von einem Arzt unter¬ 
sucht, der über die Heilung sehr erstaunt 
war und kaum begreifen konnte, daß ein 
solcher Bruch ohne Operation geheilt wer¬ 
den kann. Herr Rice erhält täglich Dutzende 
von Dankschreiben aus allen Teilen der 
Erde, die alle beweisen, daß seine einfache 
Methode in der Tat die wirksamste ist, die 
je einem Bruchleidenden geboten wurde. 

Zögern Sie daher nicht, an Herrn Rice zu 
schreiben, damit er Ihnen dieses Buch 
schickt, es wird für Sie von großem Werte 
sein und wird Sie endgültig davon über¬ 
zeugen, daß Bruch geheilt werden kann. 


Liesbet Dill 


W oltsburg. Roman. Geheftet M 4.50, gebunden M 5.50 

Die Geschichte eines Sprossen aus altadligem Geschlecht, dem es gelingt, in reichen 
Industriekreisen Fuß zu fassen und dann mit beispielloser Energie und Skrupellosigkeit 
seinen Weg zu einer beherrschenden Stellung zu finden. Alle Personen sind lebendig und 
ausgezeichnet charakterisiert, so daß der Leser der Erzählerin mit atemloser Spannung lauscht. 

Arthur Oelwein, Adventbriefe • Geh. M 3.—, gebunden M 4.— 

Ein stilles, überaus feines ßnch für literarische Feinschmecker. Einen Wiener Dichter, der 
sich zur Erholung von schwerer Erkrankung in eine kleine Stadt zurückziehen*muß, ergreift 
eine tiefe Neigung zu einem jungen Mädchen, auf das er aber, dem Rate seines Arztes fol¬ 
gend, schweren Herzens verzichten muß. Ein eigenartiger Zauber liegt über dem Buche. 


®nelit.3nfetaten»9lnna$me 
/lll4?iyen bet Htu&crlf JMoITc, 
2lnnoncert=®Epebttion für fämtt. ßeitmtgen 
2)eutfcftlanb§ unb be§ 2tu§lanbe§, 
in ©erltn, SreSIau, (Eftemnift, ®re§bett, 
Tüffelborf, ^ranffurt a. 3)1., ©alle a. 
©aittburg, Stöln a. 9tt).,8eipäig, SRagbeburg, 
3)lünd)en, 9lürnberg, 'Prag, Stuttgart, 
SBien, 3ürid). 

Jnferftoites-ffii’büljven für bte 6 gehaltene 
9lonparetHe»3eile SSI. 1.80, für bie ©eftroeij, 
Italien unb fjranfreid) gr. 2.26. 


9Jad)brucf aus bem 3nftalt btefer 3eitjd)rtft mirb itrafrccfttltiJ) oerfolgt. Serantroortlidjer 9tebaft-:r.r: Dr. fRubolf fftresber in «Berlin. 
«Rebaftton unb Verausgabe oerantwortlirf): 'Robert 9Jtof)r in 2Bien I. Brucf unb SBerlag be: Deutjdien SBerlags=2lnitalt in Stuttgart. 

rebaftionellen 3n!)alt btefer 3eiticftrift betreffen, nur an bie Xeutfcfje ®erlags='2lnjtalt, «ebaftion, Sei 


Serantroortiicfi für ben 3nieratenteii: SRidjarb 'Jleff in Stuttgart. 3n £>jterrei(ft*Ungarn für bie 
fßapier oon ber tpapierfabrif Saladj in Salad) (JBürttemberg). SBriefe unb Senbungen, bie ben 
Hin SW, ftöniggrätjer Strafte 99 (oftne tperfonenangabe) erbeten. 




































28 ir bitten tue < Beftettun$ auf bett neuen Safran*} 
non Übet £anb unb Söleer unoer§ü$lid) auf5u<$eben, 

bamif feine Unterbrechung in ber Sufenbung eintritt 

Stuttgart 3)eutfd)e ^erlagS^nftatt 



Q3ud)t)<tttblung in . 

llnterjeidntete befteUt hiermit 


DeutTche JHuTtrierte 


©rof*foUo-- 2 luggabe 

54* 3<rt)rgang 1912 (öftober 19U bis September 1912) 

erfcf)einenb in 52 wöchentlichen Hummern 


tfmmi Pftpalö Kfmii 9Jolonb> 


^C>reiö vierteljährlich (13 Hummern) 93? 4.— 

unb erfud)t um regelmäßige 3ufenbung ber 9?ummern 
nad) Srfd)einen. 


9?atne unt) Stanb 


QBoftnort 


Strafte unb Hausnummer: 

Um recht beutücfte Scftrift mirb freunbticftft gebeten,