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Full text of "Ueber gesta Theodorici. Beigabe zum Herbstprogr., Grossh. Gymn. zu Heidelberg"

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Ueber 



gesta Theodorici 



von 



August Thorbecke 

Dr. phil. 




"■»■v J 



-«■*. -t ►•»,.-- 



Beigabe zum Herbstprogramm des Grossh. Gym- 
nasiums zu Heidelberg, für das Schuljahr 

1874/75. 



Heidelberg. 

Druck von Georg MUJm 
1875. 



UL. 



f- 



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den nach einer nun wieder erschlossenen Handschrift die 
Valesier edirten, die Anfange sagenhafter Berichte; bald 
werden solche Keime weiter gebildet, und noch bevor die 
Dietrichssage, deren Existenz im 8. Jahrhundert das Hilde- 
brandslied uns verräth, das rein historische Andenken des 
genialsten der alten Germanen überwachsen konnte, müssen 
die aus ihnen entsprossenen Traditionen einen gewissen Ab- 
schluss in sich gefunden haben. 

Denn wie die geste dem altfranzösischen Heldenepos vor- 
ausgeht, das in »Werin von Lothringen« gern zu Zeugen sie 
aufruft, so schlagen mit Dichtung und Wahrheit gemischte 
Erzählungen die Brücke von dem festen Boden der Geschichte 
zu den freieren Gebilden der deutschen Heldendichtung. Auch 
diese dürfen wir nach den Worten der Quellen selbst mit 
dem Namen »gesta« belegen und neben »gesta Francorum« 
von »gesta Theodorici« reden. 

Von einigen solcher Sammlungen in zusammenstellender 
Weise Bericht zu erstatten, ist die Absicht der folgenden 
Blätter: sie machen nicht den Anspruch, Abschliessendes 
geben zu wollen, möchten nur einen kleinen Beitrag liefern 
zu der Arbeit, durch welche wenigstens eine Seite der histo- 
rischen Entwicklung der Dietrichssage 3 ) zu erkennen sein 
dürfte. 

Das Material, das sagenhafte Traditionen über Theo- 
derich enthält, ist theilweise in weniger beachteten Stellen 
einiger Schriftsteller zerstreut, theils erst aus unedirten 
Handschriften zu erschliessen. Auf solche führen die reichen 
Verzeichnisse handschriftlicher Schätze, die in den 12 Bänden 
des »Archivs der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichts- 
kunde« niedergelegt sind. 

So weit ich sehe, sind folgende Handschriften mit gesta 
Theodorici daselbst angeführt: 

1) Nach Archiv III, 430 und XII, 803 ein Sammelband 
der vatikanischen Bibliothek, aus der Bibliothek der Königin 



3) Vgl. Koberstein „Geschichte der deutschen Nationalliteratur", 
ed. 5 Ton Bartsch I, 46 und die daselbst Anm. 10 angeführten Werke. 



8 

Christina von Schweden stammend, Nr. 692 (olim 815, 785, 
653), mb. f. s. XII., darin eine uita Theoderici regis mit Ante- 
mio beginnend, mit expers schliessend. Bethmann bemerkt 
dazu, dass die uita genau übereinstimme mit der einer Brüsseler 
Handschrift 487 4 ) und von Peringskiöld edirt sei 1699 5 ) (=Y ± ). 

2) Nach A. XII, 288. 9 ein Sammelband der vatika- 
nischen Bibliothek, ebenfalls früher zu der Bibliothek der 
Königin Christina gehörig, Nr. 549 mb. f. s. XII ; er enthält 
den grössten Theil der historia miscella, gesta Francorum 
und gesta Theoderici, die mit Theodericus natione Macedo ex 
permissu beginnen, und mit ipse disponit abbrechen (= V 2 ). 

3) Nach A. VII. 135 und 241 ein Sammelband in Ley- 
den, Vulcanü 46. mbr. s. XII. Die uita Theoderici desselben 
habe ich abgeschrieben; die Beschreibung der Handschrift 
lasse ich, obgleich sie A. VII, 241 gegeben ist, folgen, weil 
sie einiger Zusätze bedarf. Die äussere Aufschrift des ganzen 
Bandes verspricht: epistolae Theoderici regis, didascalon hu- 
gonis. Auf dem ersten Blatt ist von einer Hand des 15* Jahr- 
hunderts eingeschrieben: iste über pertinet ad monasterium 
beatae Mariae uirginis extra muros oppidi fuldensis, scriptum 
per manum Johanni decani anno 1482 bonifacii. Auf fol. 1. 
folgt das Bild des Königs Theoderich : er ist dargestellt, auf 
einem Throne sitzend, in königlichem Gewand, den Scepter in 
der Kechten, in der Linken eine Eolle,* welche die aus Cas- 
siodorii Var. L 5 genommene Inschrift zeigt: nam et medendi 
peritus inuitum frequenter saluat egrotum. Auf der gegenüber- 
stehenden Seite (fol. 2) findet sich: »Cassiodorus Senator«, auf 
einem gleichen Thronsessel sitzend, aber nur ein Kissen unter 
den Füssen, während die des Königs ein Schemel stützt ; er trägt 



4) Muss heissen 4877—4886 nach Archiv VIII, 493. 

5) Das ist geschehen in dem nicht gerade häufig sich findenden 
Buch : Vita Theoderici, regis Ostrogothorum et Italiae, autore Joanne 
Cochlaeo Germano, cum additamentis et annotationihus opera Johannis 
Peringskiöld. Stockholmae 1699. p. 171— 184, und zwar: ex codice 
msto membranae in folio antiquissimo charactere, incerti autoris, in 
bibliotheca S. R. M. Christinae Alexandrae, JRomae suh. num. 315. 
(siehe oben olim 315.) 

1* 



über einem hellen TJntergewand einen rothen Mantel ; auf 
seinem Schoss liegt ein von der linken Hand gehaltener 
Band, auf dessen aufgeschlagenen Seiten die Worte zu lesen 
sind: cogi debet, ut sit quietus, qui suo uitio renuit esse paci- 
ficus (ebenfalls aus Var. I, 5). Eine sehr späte Hand hat auf 
das erste Buch der nachfolgenden epistulae verwiesen. Fol. 3 
folgen die auch im Archiv abgedruckten Verse: 

Jussu Kuoggeri 6 ) liber alte materiei 

Is meruit fieri matris et esse dei, 

Quem, si quis uendat uel fiirtim tollere tendat, 

Multetur penis acriter igniferis. 

In hoc uolumine continentur Gesta Theoderici Kegis, et 
epistolae eiusdem numero trecentae et una, Liber etiam, qui 
intitulatur Didascalon. Dann: 

Bugger prepositus, morum summa redimitus; 

Me iussit scribi, uirgo Maria, tibi. 

Cuius sit merces cum sanctis gloria perpes, 

Quam non inueniat, me tibi qui rapiat. 
Darauf beginnt relatio secundum fidem chronicorum, quis 
fuerit Theodericus ille, cui sequentes epistolae sunt annotatae 



6) Dieser R. ist Ruggerus II., der 1176—7 Abt von Fulda war. 
(cf. Schannat, hist. Fuldensis p. 182.) Er war, bevor er zur Leitung 
des Klosters Fulda berufen wurde, praepositus S. Mariae in monte 
episcopi, uulgo Bischoffsberg, prope Fuldam (cf. Schannat, dioecesis 
et hierarchia Fuldensis p. 118 — 124). Unter seinen Verdiensten 
wird besonders seiner Fürsorge für dieses Kloster gedacht. Das 
ältere breuiarium Fuldense eines Mönchs Cornelius (v. 744 — 1461) 
rühmt besonders von ihm (bei Schannat, liber probationum historiae 
Fuld. p. 10) cap. 39: B. Virginis monasterium quoad disciplinam 
reformauit et quoad ruinpsa aedificia pulchre instaurauit. Biblio- 

thecam ualde auxit et omnibus benefecit scribi aut describi 

iussit hie uaria uolumina pro actuario bibliothecae ; dasselbe rühmt 
ein späteres breuiarium aus dem 17. Jahrh. im codex probationum 
hist. Fuld. p. 28 und die historia Fuldensis p. 61. Noch im 16. Jahrh. 
gedenkt Georgius Wicelius in seinem „Chorus Sanktorum omnium", 
Cöln 1554, in der Vorrede der deutschen Uebersetzung seines Ha- 
giologium, dass er in Fulda 5 tomi gesehen habe, Heiligenbücher, die 
durch „den thewren mann Ruggerum Probst" geschrieben gewesen. 
Es ist demnach unser codex jedenfalls noch vor 1176 geschrieben. 



(fol. 3); diese endigt mit fol. 9 v.: explicit uita Theoderici 
regis, sequuntur epistolae eiusdem. Auf fol. 10 r. : Magni 
Aurelii Cassiodori Senatoris Variarum libri numero duodecim, 
ex quibus in hoc uolumine sex et semis continentur. Dann 
nach 8 Zeilen Zwischenraum: 

Jure Senator amans offert haec dona Magistro, 
Cui plus eloquio nulla metalla placent 7 ). 

Auf der folgenden Seite beginnen die uariae ; 8 ) sie reichen 
bis 1. VII, 41. Die Worte sind angefugt: Finiunt epistolae 
Theoderici regis numero trecentae et una; reliquarum exem- 
plaria longe lateque requisita reperire non potuimus. Auch 
das nächste Werk ist durch das Bild seines Verfassers einge- 
leitet. Der magister Hugo erscheint in Mönchstracht (weisses 
Unterkleid mit weissem Mantel), auf einem Stuhl sitzend, 
vor sich auf einem Pulte ein aufgeschlagenes Buch, worin 
zu lesen : Omnium expetendorum prima est sapientia, in qua 
perfecta forma consistit. Auf der folgenden Seite: incipit 
prologus magistri Hugonis in librum didascalon. Duae prae- 
cipuae res sunt, quibus quisque ad scientiam instruitur : lectio 
uidelicet et medidatio, e quibus lectio priorem in doctrina 
obtinet locum, et de hac tractat liber iste dando praecepta 
legendi (ich bezeichne diese Leydener Handschrift mit L.) 

4) Nach A. VIII 43 und 493 ein Sammelband der Brüs- 
seler Bibliothek 4877—4886. 8. s. XIII (Liber S. Mariae 
de Villari in Brabantia). Auch aus diesem habe ich die uita 
Theoderici, noch bevor mich die Notiz Bethmanns im 12. 
Bande des Archivs über die Uebereinstimmung mit dem ge- 
druckten V 4 aufklären konnte, abgeschrieben 9 ) (= B). 



7) Dieselbe inscriptio findet sich in einer Handschrift des Cassio- 
dorius in Wien Nr. 352 bei Endlicher, im catalogus codi cum manu- 
scriptorum bibl. palat. Vindobonensis pars I, Codices philologici latini» 
Vindob. 1836, p. 253 ; da sie jünger ist s. XV, als die Fuldaer, so muss 
sie entweder von ihr oder aus dem gleichen archetypus abgeschrie- 
ben sein. 

8) Dieser codex liegt zu Grunde den „symbolae criticae Ludouici 
Trossii in Cassiodori uariarum libros sex priores", Hammone 1853. 

9) Im Jahr 1869; übrigens sind zwischen beiden Handschriften 



5) Nach A. X. 467 ein Sammelband der k. k. Hofbiblio- 
thek zu Wien bist. prof. 230, dann 57, bei Endlicher 10 ) 
Nr. 428. Derselbe (membr. fol s.XIII) enthält f. 1— 185 r 
historia misscella, f. 185v — 202 gesta Prancorum (cf. Archiv 
V. 115) und f. 203—207 gesta Theodorici regis. Diese 
Fragmente (denn eine zusammenhängende Erzählung stellen 
sie nicht dar) sind von Mone im »Anzeiger für Kunde der 
teutschen Vorzeit« Jahrgang 7. Karlsruhe 1838 p. 355—9 
herausgegeben worden. Sie sind untermischt mit von Mone 
erkannten Theilen aus Fredegar; von ihrer Provenienz, wie 
von ihrem Inhalte wird weiter unten die Bede sein (= W). 

6) Nach A. X, 623 und 4. ein Sammelband der Univer- 
sitätsbibliothek in Gratz : fol. 42, 59 mb. s. XII ex., aus S. 
Lamprecht. Wie das Vorsatzblatt angibt, ist er aus ver- 
schiedenen historiographi zusammengesetzt, die ein gewisser 
Hartwicus in uno uolumine, sed sub 24 (corrig. 23) librorum 
distinctione comprehendere proposuit. Neun der Geschichts- 
schreiber werden angeführt, darunter für unseren Zweck von 
Interesse die historia romana und Jordanis; leider ist die 
Zeile, welche die letzten Namen enthielt, ausradirt worden. 
Unter einer hystoria romana, gesta Francorum, einer hystoria 
Francorum finden sich gesta Theoderici regis: sie beginnen 
Theodericus natione Macedonum ex permissu Leonis und 
schliessen a Buccellino uictus nomen uitamque amisit (= G). 

7) Nach A. VIII, 766, vielleicht ein Sammelband der 
Handschriften des Sir Thomas Philipps zu Middlehill 4632 
(ex bibliotheca monasterii de Alna), der uitae sanctorum 
enthält, unter denen eine Theoderici genannt ist; freilich 
könnte auch ein anderer Theoderich als der Amaler gemeint 
sein (= M). 

Dazu - würde dann noch 

8) ein Handschriftenfragment der Karlsruher Hofbiblio- 
thek kommen, das Mone in dem schon angeführten Anzeiger 



in Stellung der einzelnen Theile, wie im Text Abweichungen vorhan- 
den. Darüber weiter unten. 
10) A. a. 0. p. 30&. 



(Jahrgang 4, 1885, p. 10—15) veröffentlicht hat Es ist 
im 12. jahrh. geschrieben und diente nebst einem Fragmente 
der gesta Francorum einem Buch von 1557, das vielleicht 
in Posen gebunden wurde, (s. Mone p. 10) zur Decke (= K). 
Von diesen 8 Handschriften kann eine (M = Middlehill), 
die überhaupt nach den vorliegenden Notizen nicht mit Sicher- 
heit hierher zu ziehen ist, kaum in Betrachtung kommen, 
da jede Angabe über den Text fehlt ; fünf (L, V lf B, W 
und K) liegen mir in Abschriften oder im Druck vor, von 
zweien (V 2 und G) sind wenigstens die ersten und letzten Worte 
bekannt, die einen gewissen Anhalt für die Bestimmung der 
Familie geben, zu welcher diese gesta zu rechnen wären. Es 
lassen sich nun nach genauer Vergleichung 3 Gruppen unter- 
scheiden, von denen wieder zwei eine so merkwürdige, fast wört- 
liche Uebereistimmung mit fränkischen Chronisten zeigen, 
dass die Ableitung aus diesen als sicher anzunehmen ist: 
W, K, V 2 , G stimmen (kleine Abweichungen abge- 
rechnet) mit dem chronicon des s. g.. Fredegar, 1. HI, 
c. 8 u. fg. 11 ) überein, 

Y t und B (mit demselben Vorbehalt) mit Aimoini, 12 ), 
monachi Floriacensis, de gestis Francorum lib. I, 9 und 
10; II, 1. 

Nur L steht für sich. 

Dieser Umstand macht zunächst eine Betrachtung der 
betreffenden Geschichtsschreiber nöthig ; es wird sich darum 
handeln, zu untersuchen, ob bei ihnen bestimmte Quellen 
nachzuweisen sind, etwa fremde, aus denen sie ihre Fabeln 



11) Vgl. Canisii, antiquae lectiones Ingolstadii 1602 II, 651 fg.; 
ed. Basnage. Amstelaedami 1725, II, 188 fg. (ich citire nach dieser Aus* 
gäbe; Basnage weicht in der Kapiteleintheilung von Canisius ab.) 
Die hierher gehörige Stelle ist übrigens in neuerer Zeit abgedruckt 
worden von Herrn. Grimm, „das Reiterstandbild des Theoderich zu 
Aachen und das Gedicht des Walafrid Strabus darauf*, Berlin 1869, 
p. 24 — 29. — Für die aus Gregor von Tours entnommenen Bücher 
citire ich nach Bouquet, rerum gallicarum et francicarum scriptores 
tom. II, p. 391 fg. 

12) cf. Bouquet III. 83 fg. 



8 

entnommen haben könnten, es wird ausserdem von Bedeutung 
sein, sich zu erinnern, wo und wann sie selbst geschrieben 
haben. Dabei steigt unabweisbar die Frage auf, ob nicht schon 
Gregor von Tours Aehnliches, wie die gesta, von Theoderich 
zu erzählen wisse. Gregor lebte bekanntlich 13 ) in dem Jahr- 
hundert, dessen erstes Drittel Theoderich mit dem Euf seiner 
Thaten erfüllt hatte ; er ist 538 geboren, 594 gestorben, die 
Theile seiner fränkischen Gedichte, die hier in Betracht 
kommen könnten, sind um 577 entstanden. Und doch weiss 
er von Theoderich so gut, wie nichts zu erzählen 14 ), ja, was 
er von Beziehungen zu dem Gothenreich in Italien meldet, 
hat auf dem weiten Wege von jenseits der Alpen bis ins 
Frankenreich schon ganz das Gewand der Sage und zwar der 
aus kirchlicher (katholischer, d. h. antiarianischer) Partei- 
tendenz gefärbten Sage umgelegt. Es ist die Erzählung vom 
Tode Amalasunthas 15 ), über den uns freilich auch Pro- 



13) cf. "Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter 
ed. 3. Berlin 1873. I. 76 fg. ; Teuffei, röm. Literaturgeschichte, ed. 3» 
p. 1155 fg. : Ebert, allgemeine Geschichte der Literatur des Mittel- 
alters im Abenlande I. p. 539 fg. 

14) Trotz der mannigfachen Berührungen, die zwischen Chlodo- 
vech und Theoderich bestanden (vgl. Cassiod. uariarum lib. II. 40. 41, 
III, 1.2.3). 

15) Gregorii hist. Prancorum III. 31 (BouquetIL 200 und 201). 
Theoderich hat seine Wittwe, eine Schwester Chlodovechs, mit einer 
noch unmündigen Tochter zurückgelassen. Als diese herangewachsen 
ist, verschmäht sie die Heirathspläne der Mutter und lässt sich von 
einem Sklaven, Namens Traguila (man denkt unwillkürlich an den 
Gegner des Boetius, Trigguilla — philosophiae consolationis lib. I, 4 
— der freilich praefectus regiae domus war) entführen; sie flüchten 
in einen festen Platz, hinter dessen Mauern sie sich zu vertheidigen 
hoffen. Die Mutter versucht es erst mit Güte, dann als die Tochter 
nicht ablassen will, ihr königliches Geschlecht zu entehren (ne humi- 
liaret dintius nobile genus), gebraucht sie Gewalt. Ein Heer rückt 
aus; Traguila wird getödtet, die ungehorsame Tochter unter Schlägen 
zur Mutter zurückgebracht. Aber sie will sich rächen. Da die Gothen 
arianische Ketzer sind, scheiden sich beim Abendmahl Könige und Volk ; 
sie trinken aus verschiedenen Kelchen (ich habe nirgends einen Anhalts- 
punkt für die Wahrheit dieser Notiz finden können). So kann die Tochter 



kop 16 ), der fast Augenzeuge war, zwei verschiedene, aber doch 
in Einklang zu bringende Kelationen überliefert. Aber in den 
Fabeln Gregors ist auch kaum ein Eestchen Wahrheit ge- 
blieben ; so rasch (von 534—577) hat die Sage schon ihr 
Uebergewicht über die Geschichte erhalten. 

Ausführlicheres weiss die Chronik, die wir nach Frede- 
gar 17 ) zu benennen pflegen, über Theoderich zu berichten. 
Woher sind ihrem Schreiber die Erzählungen gekommen, die er 
in der schon angeführten Stelle (lib. III, c. 8 fg. ; Basnage II, p. 
188) mit: »sicut huius libri gesta testantur« einführt ? Wann er 
geschrieben, steht] wohl fest : c. 660 ; auch wo er gelebt hat, 
möchte in soweit zu ftxiren sein, als wir seinen Wohnort mehr 
nach dem mittleren östlichen Gallien verlegen dürfen, sei es nun, 



die Mutter vergiften. Hätte sie die richtige Vorstellung von der Trinität 
gehabt, meint der orthodoxe Gregor, so würde ihr das Gift nicht gescha- 
det haben. Die Italiener, über das Geschehene empört, machen den Theo- 
dad, regem Tusciae, zu ihrem König; der lässt die Muttermörderin im 
Verein mit einer Dienerin im Bade durch heisse Dämpfe ersticken. Dann 
muss er aber an die fränkischen Könige, die sich plötzlich der Ver- 
wandtschaft erinnern, ein hohes Wergeid zahlen. — Hier ist nichts von 
der Geschichte geblieben, als die Erinnerung, dass Theoderich eine Toch- 
ter hinterliess, die einen ihrer wenig würdigen Sohn besass und später von 
Theodahad oder doch mit Zustimmung desselben auf einer Insel des Bol- 
sener Sees, wohin sie ihr Mitregent verbannt hatte, getödtet wurde. Nur, 
dass ein bestimmter Name für den Buhlen genannt wird, muss er- 
staunen; sollte der Fabel vielleicht ein rechtfertigender Brief des 
lügnerischen Theodahad an die Frankenkönige zu Grunde liegen? 
Fredegar schreibt nach, was Gregor erzählt, lib. 4, 38 (Basnage IL 
206) aber mit solchen Auslassungen, dass seine Worte ohne das Ori- 
ginal eigentlich unverständlich bleiben. 

16) De hello gothico I, 4 (ed. Bonnae II. p. 25) und dagegen 
historia arcana c. 16 (Bonnae ed. III. 98 und 97). Der Zusatz, welcher 
Prokops zweiten Bericht erklären soll, dass er aus Furcht vor der 
Gemahlin Justinians den wahren Sachverhalt verschwiegen habe, ge- 
nügt vollständig, um jeden Widerspruch zu heben. (Vgl. Dahn, Kö- 
nige der Germanen, II, 195.) 

17) cf. Wattenbach p. 83 fg., Teuffei p.1186, Ebert I, 571, Bahr, 
röm. Literaturgeschichte IV, 1, 286. Ueber den Namen cf. Monod, 
revue critique d'histoire et de litterature 1873, 2, p.256— 7. 



10 

dass wir uns mit Brosien 18 ) für Genf oder mit Monod 19 ) für Cha- 
lon entscheiden und Fredegar dann einem bestimmten Kloster 
vindiciren. Aber welche Quellen er benutzte, möchte, zumal 
für die ersten Theile seiner Chronik, nicht immer im Ein- 
zelnen zn bestimmen sein. Wir haben bekanntlich von ihm 
selbst eine Notiz, die der Prolog zum sechsten Buch 20 ) ent- 
hält, und die uns über die Hauptschriftsteller, aus denen der 
Kompilator schöpfte, aufklären soll. Aus ihr hat man ge- 
schlossen, dass die Bücher des Hippolyt v. Porto, (diesen in dem 
sapiens quidam zu finden ist eine ziemlich allgemein acceptirte 
Hypothese) der Hieronymus, Idatius, Isidorius, Gregorius der 
Arbeit Predegars zu Grunde liegen. Aber ein Blick, zunächst 
auf das für unseren Zweck allein in Frage kommende 3. Buch 
und eine nur oberflächliche Vergleichung desselben mit der an- 
gegebenen Quelle beweisen, dass wir mit dieser Notiz allein 
nicht auskommen können. Denn es ergibt sich leicht, wenn 
man des Idatius Chronik 21 ) und seine Fasten mit Fredegars 
gleichzeitigen Angaben zusammenhält, dass noch mancher 
Satz übrig bleibt, der sich weder bei jenem spanischen Bischof, 
noch bei den anderen citirten Gewährsmännern findet. Idatius 
schrieb über die Jahre 378 bis 469; seine bald abgerissen 



18) Kritische Untersuchung der QueUen zur Geschichte des frän- 
kischen Königs Dagobert I. Göttingen 1868, p. 25. 

19) Monod, a. a. 0. p. 257. 

20) Denn 6 Bücher werden wir doch (s. Archiv, VII, 254) an- 
nehmen müssen, und zwar in der Eeihenfolge, wie sie schon des 
Canisius und Basnage Ausgaben bestimmen, wenn sie auch nicht alle 
Bücher zum Abdruck gebracht hahen. Die betreffende Stelle lautet 
übrigens nach dem Claromontanus (aus saec. VII. cf. Archiv VII, 252 und 
VIII p. 13, auch Brosien a. a. 0. p. 6 Anm. 3) : itaque beati Hieronymi 
Ydacii et cuiusdam sapientis seu et Isidori, immoque et Gregorii chro- 
nicas a mundi origine percurrens usque decedente regno Guntchrammi, 
his quinque (die sog. epitomata Gregorii sind dabei nicht eingeschlos- 
sen) chronicis huius libelli nee plurima praetermissa sigülatim con- 
gruentia stilo inserui. (cf. Ahel, Einleitung zu seiner Uebersetzung 
der Chronik in „Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit. VII. Jahrh." 
p. 4; Wattenbach p. 84.) 

21) cf. z. B. in du Chesne, historiae Francorum scriptores I, 
182 fgd. 



11 

kurzen, bald ausführlicheren Zusätze zu den einzelnen Be- 
gierungsjahren der Kaiser sind meist wirklich beibehalten, 
wie ja auch ein Theil seiner praefatio in das Sammelwerk 
des fränkischen Geistlichen überging 22 ) ; aber das dritte Buch, 
das nach der unbezweifelten Ueberschrift 23 ) aus Idatius ent- 
nommen sein soll, enthält noch Berichte, die über 469 hin- 
ausgehen und sich weder bei Isidor, der allerdings bis 615 24 ), 
aber mit wesentlicher Berücksichtigung westgothisch-spanischer 
Dinge schrieb, noch bei Gregor finden. Die Notiz von den 
Unglücksfallen des zweiten Jahres des Kaisers Anthemius 
(468) schliesst ab, was der spanische Gewährsmann bot. Was 
nun folgt bis zum Ende des Buches, also cap. 8— 13 25 ), muss 
seine besondere Quelle haben. Sie ist nur ganz im Allgemeinen 
durch das schon angeführte : sicut huius libri gesta 26 ) testan- 
tur bezeichnet ; eine weitere Angabe aber ist nirgends beige- 
fügt, so dass wir vermuthen müssen, dass hier Fredegar 
entweder aus mündlich fortgepflanzten Traditionen 27 ) seine 



22) cf. Basnage IL 183. 

23) (CoUectio historico*chronographica) ex Idacio. Basnage a. a. 0. 

24) In seinem chronicon. 

25) Basnage II. 188—194. 

26) Wie Fredegar gesta versteht, spricht er in der praef. zu 
lib. VI (Basnage II, 219) aus : chronicis (uerbo huius nominis graeco, 
quod in latinum interpretatur gesta temporum), wo Buinart (nach 
ihm Bouquetll. 413) besser liest chronicis, uerbum hoc est graecum, 
quod latine interpretatur gesta temporum. 

27) Schon der Uebergang zu diesen gesta weist darauf hin, dass 
der Kompilator etwas nur sehr lose mit dem Vorausgehenden Zusam- 
menhängendes anfügen will. Er hat eben (Ende von cap. VII, Bas- 
nage II, 188) von. des Anthemius Begierung gesprochen. Nun fährt 
er plötzlich fort (noch der letzte Satz stimmt wörtlich mit Idatius): 
temporibus imperatoris Honorii (er geht also über 50 Jahre zurück,) 
regnum Gothorum post captam Roraara (also 410) bifaria diuisione par- 
titur. Und nun wird statuirt, die Westgothen seien nach Aquitanien 
gezogen unter Ataulf, wie es früher schon berichtet worden, (ut supra 
gesta confirmant) die Ostgothen seien in Italien zurückgeblieben, zum 
römischen Reiche gehörig, und über sie sei mit Zustimmung des Kai- 
sers Leo Theoderich König in Italien geworden. Dann folgen cap. 8 
die sagenhaften Berichte über Theoderich. Was sich daran anschliesst, 



12 

Kenntniss nahm, die den in Burgund Wohnenden leichter 
erreichen konnteu, oder ans einem Sammelwerk von Sagen 



ohne alle Verbindung, ist die Erzählung eines Vorspieles des Krieges 
zwischen Alarich und Chlodovech, in dem Theoderich die Stelle des 
klugen Schiedsrichters spielt. Die Erzählung ist übergegangen in 
Aimoini I, 20 (Bouquet III, 41) schon mit einigen Veränderungen, die 
noch zahlreicher werden bei Rorico, Anfang des 1. IV seiner gesta 
Francorum (Bouquet III, 14 und 15). Die Notiz über das Ende Theo- 
derichs steht ohne jeden Zusammenhang neben diesem Bericht über 
ein Ereigniss aus dem J. 507 ; die Fabel vom Feuerpfuhl mit Anfüh- 
rung der auch bei anderen fast nie vergessenen Quelle darf nicht 
fehlen, neu ist nur der Zusatz : Theodericus . . . . a germano suo Gai- 
sericus interficitur. Von Theoderich auf die Vandalen : den eigentlichen 
Verlauf der Ereignisse ganz entstellende Erzählung von 409 bis 533, 
eine Geschichte des Volkes enthaltend ; sie findet sich in der Haupt- 
sache bei Gregor I, 30, 32 ; II, 2 und 3 (cf. Papencordt, Geschichte 
der vandalischen Herrschaft in Afrika, p. 388—90, der übrigens nicht 
merkte, dass die einzelnen Stellen aus Fredegar bei Bouquet II, 464 
auch in Canisii lectiones ed. Basnage II, 191 sich finden, und dess- 
halb zwei verschiedene fränkische Schriftsteller annahm). Von den van- 
dalischen Königen, die hier, mit Auslassung des Gaiserich und in der 
Reihenfolge ganz umgestellt erscheinen (Crocus, Trasemundus, Hyneri- 
cus, auch Hu- und Honericus, Childerich und Childemer) zu Justinian : Wie 
er und Belisar ihre Gemahlinnen finden, die hier Antonia und Antonina 
heissen und Schwestern sind, wird zunächst erzählt, eine Geschichte, 
von der Papencordt a. a. O. p. 390 mit Recht sagt, dass der Verfasser 
der Geheimgeschichte, Procop, den Schriftsteller darum beneidet haben 
würde. Wie Belisar im Perserkriege sich auszeichnet, wobei Gelegen- 
heit ist, den Namen der Stadt Darea zu erklären, wie der verdiente 
Feldherr in Ungnade fällt, aber sich bald retablirt, indem er mit 
Hilfe seiner Gemahlin dem Vandalenreich ein Ende macht und den 
König Tildimer, wie er jetzt heisst, nachdem er eben erst Childimer 
genannt worden, in seine Gewalt bringt, welche Schicksale dann 
dieser Tildimer zu erfahren hat, bis er Eunuch und ein grosser Feld- 
herr wird, wie Belisar zum zweiten Male von den Verfolgungen seiner 
Neider zu leiden hat, aber sich durch die Niederwerfung des Flo- 
rianus, der sich zum Kaiser aufgeworfen hatte, den Justinian versöhnt, 
wie er endlich, der immer Sieger gewesen, in Italien einem Franken, 
dem Bucelinus, unterliegt, — das Alles wird in zusammenhängender 
Weise berichtet (auch das ist theilweise in Aimoini lib. II, 5 und 6 
(Bonquet III, 42 und 48) übergegangen). Ich führe das Alles an, 
um zu erweisen : 1) dass Fredegar schon im dritten Buch den Gregor 



13 

schöpfte, wie es einige noch zu besprechende Stellen eines 
anderen fränkischen Chronisten annehmen lassen könnten. 

Aehnlichen Stoff wie Fredegar behandelt, freilich über 
drei Jahrhunderte später, Aimoinus 28 ) von Fleury 29 ) — er 
hat zwischen 988 und 1004 30 ) geschrieben — nur dass er 
nicht so weit zurückgreift wie dieser, nicht eine Weltgeschichte 
schreiben will, wie der burgundische Mönch, sondern nur 
eine Geschichte der Franken, vom Auszug derselben aus Troja 
(denn schon längst ist diese Fabel als unumstössliche Wahr- 
heit recipirt worden) bis zum Eegierungsantritte Pippin des 

benützt, 2) dass jene Angabe über die Quellen in der citirten praefatio 
nicht genau zu nehmen ist, 3) dass in ganz äusserlicher Weise Sagen 
über die verschiedensten Persönlichkeiten nebeneinander gestellt wer- 
den, ohne jede geschichtliche, zeitliche oder örtliche Verbindung, 4) dass 
diese verschiedenartigen Dinge ursprünglich nicht aus einem Schrift- 
steller entnommen sein können, sondern aus mehreren zusammen- 
geschrieben sein müssen. 

28) In seinen gesta Francorum, wie sie in den Ausgaben heissen, 
denn er selbst hat sie in der epistola ad Abbonem (Bouquet III, 21) 
res gestae gentis siue regum Francorum genannt. Ueber die Aus- 
gaben und Erläuterungsschriften cf. Potthast, Wegweiser durch die 
Geschichtswerke des europäischen Mittelalters p. 108; über ihn und 
seine Werke Wattenbach I, 88, 303 und besonders 304; über sein 
Leben und seinen Bildungsgang enthält wichtige Notizen seine uita 
Abbonis (bei Mabillon, AA. SS. ordinis Benedicti saec. VI 1, tom. 
VIII, 33-51). 

29) Oder Benoit-sur-Loire ; als Floriacensis monachus gibt er 
sich auch in seinem Geschichtswerk zu erkennen, das wohl das erste 
Werk war, welches er schrieb II, 22 (Bouquet III. 58). Odo uenera- 
bilis abbas huius Floriacensis monasterii, und vor Allem cap. IV, 42, 
welches de fundatione coenobii Floriacensis handelt (Bouquet III, 139). 

30) Denn 988 wurde Abbo Abt von Fleury und 1004 wurde er 
erschlagen; der 13. Nov. ist der Tag des Heiligen; jedenfalls liegt 
aber die Zeit, in welcher Aimoin schrieb, dem Jahr 1004 näher; 
nach den Notizen der uita Abbonis möchte ich schliessen auf Ende 
des s. X. Darauf weisen auch die ältesten Handschriften : in Kopen- 
hagen, alte kön. Sammlung Nr. 599 mbr. fol. s. X, XI, welche nur bis 
IV, 41 reicht, also das Kapitel über das Kloster Fleury und seine 
Gründung, wie die translatio s. Benedicti nicht enthält (Archiv VII. 
554. 5) und in der Vaticana zu Eom : Nr. 708 der Bibliothek Christina 
aus dem s. X, dem jene Zusätze, wenigstens die translatio und dann 
auch wohl die fundatio, nicht fehlten (Archiv XII. 304). 



16 

Gregor von Tours, Fredegar, die gesta regum Francorum, 
die gesta Dagoberti, Paulus Diaconus, Fortunatus, die gesta 
pontificum, und vielleicht die historia miscella ; daneben die 
Geschichten der Heiligen, des Benedictus vor Allem, dessen 
Leben er selbst beschrieb, dessen Gebeine ja in seinem Kloster 
ruhten, dessen translatio er am Schlüsse des 4. Buches seiner 
fränkischeu Geschichte in fliessenden Hexametern dargestellt 
hatte ; auch zieht er heran, was die Kirchenväter, vor Allem 
Hieronymus 39 ) und Gregorius 40 ), geschrieben. Er liebt es 
gerade nicht, seine Quellen anzugeben, nur selten hat er sie 
genannt, 41 ) aber er hatte ja in dem Briefe an Abbo gestan- 
den, dass er nicht aus eigener Kenntniss seine Stoffe genom- 
men habe. Was für die gesta Theodorici in den 4 Büchern 
in Betracht kommt, findet sich in den schon angeführten 
Stellen (1. I, 10 und 11; II, 1), es stimmt nicht wörtlich 
mit Fredegar überein, zeigt vielfache Ueberarbeitung, geht 
aber doch mindestens auf die gleiche Quelle zurück, ist 
wahrscheinlicher direkt aus Fredegar genommen. 

Nicht viel später als Aimoin hat ein gewisser Mönch 
Korico, 42 ) der irrthümlich als Moissiacensis 43 ) bezeichnet 



historiae; II, 5 u. 6, nachdem die schon oben berührten schönen Ge- 
schichten von Justinian und Belisar eingeflochten sind: sed ad ordi- 
nem reuertamur historiae; II, 10 nosautem ad rem coeptam uertamus 
articulum; II, 13, als über die Anfänge und gesta der Langobarden 
nach Paul. Diaconus I. berichtet werden soll: hie locus nos admonet, 
intermissa paululum coeptae rei serie, exordium nos huius pandere 
gentis et praeterita retro tempora retraetando repetere, maxime cum 
praeclara quaedam Francorum gesta in historia contineantur Lango- 
bardorum; ähnlich: 11,22; 11,28; III, 1 de qua (Metz) quid in uete- 
rum reperimu8 libris, panlulum intermissa re coepta, in medium pro- 
feramus; ähnlich III, 9; III, 10; IV, 5. 

39) Z. B. II, 10. 

40) II, 12; III, 73. 

41) Z. B. ausser den in Anm. 12 u. 13 angeführten Stellen I, 18: 
Gregorius v. Tours; II, 22: Üdonis, uita Benedicti; I, 11: gesta Pon- 
tificalia; III, 13, 16: Fortunatus; IV, 17: gesta Dagoberti. 

42) cf.du Chesne I. 799—817; Bouquet III, 2—19; Wattenbach 
I, 88. 

43) Nur desshalb hat er diesen Namen erhalten, weil die Hand- 



17 

Worden ist, eine Geschichte Chlodovechs geschrieben und darin 
dieselben Fabeln über Theoderich zu erzählen gewusst, welche 
Fredegar und Aimoin berichten. Was wir über ihn wissen, 
wissen wir nur von ihm, und das genügt kaum, seine Zeit 
und seinen Wohnort zu bestimmen. Da bestimmte Jahres- 
und Ortsangaben fehlen, so sind wir nur auf Vermuthungen 
angewiesen; sie führen, wenn wir zugleich den Stil des Au- 
tors berücksichtigen, ins 11. Jahrhundert 44 ) und weisen in 
die Gegend von Amiens. 45 ) R. schreibt in eigenthümlich 
affektirter Weise, sowohl im Einzelausdruck, wie in der 
Einkleidung, die er für seinen Stoff herrichtet: er gibt sich 
für einen Schäfer 46 ) aus, der anderen Schäfern die Geschichte 
ihres Volkes erzählen wolle, und vertheilt, ohne aus der an- 
genommenen Bolle zu fallen, was er von Chlodovech weiss, 



schrift, nach welcher Ciron eine Abschrift fertigen Hess und Du Chesne 
edirte, ans dem Kloster Moissac in Aquitanien stammte. 

44) Diese Zeit war schon früh von Le Long in seiner hibliotheca 
historica Franciae und von Anderen angenommen worden, als Legendre 
de St. Aubin in seinen antiquites de la monarchie francaise p. 257 und 
im Mercnre de France. 1741. pag. 2188 sich für s. VI, Eorico für 
einen Zeitgenossen Chlodovechs erklärte ; ihn widerlegte Lebeuf in den 
memoires de litterature tires des registres de l'academie royale des 
inscriptions ei» beUes-lettres. Paris 1751. t.XVII, 228—241. 

45) Lebeuf macht a. a. 0. p. 241 dies wahrscheinlich : es ist aller- 
dings auffällig, dassClodio, nachdem erCambray eingenommen, nach 
Amiens geht, dass er daselbst residirt, daselbst stirbt, dassMerovech 
an demselben Orte zum Könige gewählt wird, Childerich hier Hof 
hält. Es scheint fast evident, dass sich der Schreiber diese Verän- 
derungen zu Ehren seines Heimathsortes erlaubte. Lebeuf sucht auch 
die Persönlichkeit Roricos genauer festzustellen, denkt zuerst an einen 
gleichen Namens, der 1080—1090 Bischof von Amiens war, zieht 
dann vor, anzunehmen, dass der Sohn eines Edelmannes Rorico, der 
das Kloster St. Denys bei Amiens wieder aufbaute, später Mönch in 
diesem Kloster geworden, unser Schriftsteller sei, führt dann noch einen 
dritten R. an, der 1178 Abt im Kloster Vezigneul war: lauter Hy- 
pothesen, die zu einem sicheren Resultat nicht führen. 

46) Es ist nicht nöthig, an eine besondere Erklärung zu denken, 
wie Lebeuf sie versucht, indem er a. a. 0. p. 244 vorschlägt, den R. 
in Vezigneul zu suchen, und dann in der weissen Kleidung der Chor- 
herren dieses Stiftes die Idee zu dem Schäferspiel findet. 



18 

anf vier kurze Bücher, die in zwei Tagen 47 ) vorgetragen 
werden und je einen Prolog, der eben jene Fiktion der 
Schäferei festhalten soll, an der Spitze tragen. Es ist 
ihm dabei gelungen, ein zusammenhängendes Ganzes her- 
zustellen. Seine Quellen sind offenbar in einzelnen Stellen 
Gregor, meist Fredegar und die gesta Francorum. Er be- 
zeichnet sie nur im Allgemeinen, 48 ) nennt keine derselben 
mit Namen. Nur einmal führt er Idatius an, und zwar 
gerade an der Stelle, an welcher er die Fabeln über Theo- 
derich verwerthen will; 49 ) ein klarer Beweis, dass er die- 
selben aus dem 3. Buch Fredegars, dessen Ueberschrift auf 
diesen Chronisten hinweist, und nicht etwa aus Aimoin, den 
er gar nicht gekannt zu haben scheint, oder gar aus der 
ursprünglichen Quelle genommen. Allerdings will er das 
Letztere glauben machen : er spricht von opuscula uicinarum 
gentium, aus denen er zur Abwechslung erzählen wolle, und 
er wiederholt diesen Ausdruck, als er nun wirklich auf Theo- 
derich, zu reden kömmt. Aber auch das ist nur eine Affek- 
tation, der wir ebensowenig zu glauben haben, wie dem 
angenommenen Schäfertitel des Schreibenden und der Hörer. 



47) 1. 1, (p. 2) aliquantulum diei superesse uidetur, 1. II. (p. 5) ad- 
huc solis exspectamus occasum, Ende von 1. II. (p. 10) sed prius quieti 
modictun inembra locantes resuraamus flatum, quo facilius die crastino 
materiae nostrae ualeamus referre sequentia; prologos zum lib. III. 
(p. 10) fuhrt dann auf den nächsten Morgen, bis zum 1. IV ist der 
Mittag nahe: hora diei decursa iam tertia (p. 14). 

48) Prolog zum LI (p. 2) quaedam meae gentis opuscula, sicut 
nostri priores retulerunt; 1.1 (p. 2) quantum ad nos ueterum moni- 
menta transmiserunt. 

49) Schon im prologus zum 1. II (p. 5) hat er geäussert: precor 
etenim, ne uobis onerosum uideatur, si ad supplendam historiam .... 
aliqua ex opusculis uicinarum gentium elate tetigero. Nam is qui 
propriis semper delitiis affluit, etiam cum externas tetigerit delecta- 
tur. Im Anfang des 1. III (p. 10) kommt er darauf zurück: er will 
über Theoderich sprechen; is igitur Theodericus quis fuerit uel unde 
originem duxerit, si modicis uerbis euoluero, non uobis onerosum ha- 
beatur, praesertim cum heri pTomiserim, me aliqua relaturum de 
opusculis uicinarum gentium. Theodericus igitur iste, ut Idatius 
refert u.s. w. 



19 

Was Fredegar von Theoderich uns zu berichten wusste, ist 
also von Anderen in späterer Zeit nacherzählt worden ; Aimoin 
und Eorico sind nicht die einzigen, welche diese Sagen aufge- 
nommen haben; lateinische, französische und deutsche Werke 50 ) 
haben sich auf sie wenigstens in einzelnen Theilen bezogen. 
Für unseren Zweck genügt es, jene angeführt zu haben. Es 
erhellt daraus, dass die Erzählungen der genannten drei 
Chronisten auf eine einzige Quelle zurückgehen ; es ist wohl 
wahrscheinlich, dass nur Fredegars Bericht diese Quelle un- 
mittelbar benützt hat. Er schrieb in einem Theile der frän- 
kischen Monarchie, der Italien, wo doch die ersten Keime 
dieser Sage sich gebildet haben müssen, nahe stand, in der 
Lage sowohl wie im Verkehr; darum mag ihm bekannt ge- 
worden sein, was bis zu Gregor von Tours nicht dringen 
konnte ; er schrieb, wenn wir seine Heimath mit Kecht nach 
Burgund setzen, in einem Volke, das mit den Gothen durch 
mannigfache Beziehungen enger verknüpft war, denn die 
Franken; auch nach alamannisehem Lande, in dem die Er- 
innerung an Theoderich, der einmal einem Theile hilfreicher 
Ketter gegen fränkische Eroberung geworden war, 1 ) so tiefe 
Wurzeln schlug, gingen von seiner Heimath nahe Wege. 
Die Zeit, in der seine Weltgeschichte zusammengestellt 
wurde, führt in ein Jahrhundert, in welchem das ostgothische 
Keich längst den byzantinischen Waffen erlegen, vielfache 
Veränderungen über Italien hingezogen, die Erinnerungen an 
den grossen Amaler zur Seite gedrängt waren ; der Geschichts- 
schreiber der Langobarden hat später von ihnen keine Kunde 
mehr, im 7. Jahrh. aber haben sich bei den einstigen Nach- 
barn Theoderichs noch sagenhafte Eeminiscenzen über ihn 
erhalten. Die Quelle Fredegars können gesta gewesen sein, 
wie er solche anzudeuten scheint, aber auch Sagenreiche 

50) Wie z. B. Walafridus Strabus, bei H. Grimm a. a. 0. p. 30, les 
chroniques de St. Denis nach Aimoin in Bouquet III. 162 (livre 1, 11), 163 
(1,12), 164 (I, 13), 179-80 (11,2) und die Kaiserchronik: Zeile 13843 
bis 14212, dazu Massmanns Anmerkungen III. 932 fgd. 

1) Vergl. die Anm. 1 angeführte Abhandlung von Unland; auch 
K.Meyer, die Dietrichssage in ihrer historischen Entwicklung, Basel 
1868. p. 17. 

2* 



20 

Lieder können sein Ohr erreicht haben, über den König, der 
mehr cantabilis 2 ) war, als alle anderen Herrscher der Gothen. 
Wohl dürfen wir mehr zu der ersteren Annahme neigen: 
denn fast möchte es scheinen, als ob alle Geschichten, die 
den letzten Theil des 3. Buches »exldatio« bilden, aus einer 
Quelle, in der die verschiedenen Sagen zusammengestellt 
waren, hervorgegangen seien. Jedenfalls eigneten sie sich, 
als ein Ganzes abgetrennt, für sich abgeschrieben und mit 
besonderem Titel bezeichnet zu werden. Es ist so zu erklären, 
dass zwei der oben (p. 2. 7) angeführten gesta (V 2 und G) 3 ), 
deren genauer Wortlaut nicht vorliegt, das Ende des ge- 
nannten dritten Buches aushoben, wenn auch der Titel gesta 
Theodorici dann nicht mehr auf alle Erzählungen passen 
mochte. 

Treten wir nun diesen gesta des 12. und 13. Jahrhun- 
derts näher, so wird es sich eigenen, den Textesunterschied, 
d. h. die verschiedenen sprachlichen Redaktionen an einem 
Beispiele zu zeigen und dann die Darstellung des Leidensis, 
der textlich für sich steht und nicht bekannt ist, besonders 
zu verfolgen. Dabei ist Gelegenheit geboten, inhaltliche 
Abweichungen der einzelnen gesta zu berühren und schliess- 
lich den Stoff zusammenstellend zu betrachten. 

Ich wähle als Beispiel, die einzelnen Redaktionen zu 
erkennen, den Anfang der gesta, der eine besondere Geschichte 
für sich bildet und an einzelnen Stellen, in der Brüsseler 
Handschrift (B) mit besonderer Ueberschrift, als natiuitas Th. 
bezeichnet wird. 

Ich beginne mit Fredegav und den aus ihm hervor- 
gegangenen W 4 ), K, V 2 und G: 

2) cf. Cassiodorii uar. 1. VIII. 9. 

3) V2 reichte bis ipse disponit, d. h. bis in das Drittel der Ge- 
schichte von Justinian, cap. 13 bei Basnage II, 132, Z. 5 von unten; 
da dann mehrere Blätter in der Handschrift fehlen, so war offenbar 
der ganze Best des 3. Buches von Fredegar abgeschrieben, wie es der 
Fall ist in G, welche Handschrift bis Basnage II. 194 reicht und mit 
a Buccellino (bei Basnage: ab Ucelino) uictus (nämlich Belisarius) 
nomen uitamque (Basnage: utrumque) amisit schliesst. 

4) Sonderbarer Weise hat Mone nicht erkannt, dass W und K 



21 

Theodoricus natione Macedo permissu 5 ) Leonis Irop. 
principatum assumpsit, 6 ) sicut huius libri gesta testantur. 
Nam ille alius Theodoricus, 7 ) Theodori regis filius, natione 
Gothus 8 ) fuit. Natiuitas Theodorici regis ex genere 9 ) Mace- 
donum ita fuit, qui in Italia 10 ) Gothis et Komanis regnauit. 
Idacius 11 ) patritius et uxor eius Eugenia, cum sine liberis 
essent, et habuerunt 12 ) in ministerio creditorium 13 ) sibi pue- 
nim nomine Theodorum et puellam nomine Liliam: quos 
cum comperissent 14 ) diligentes se, coniugium permiserunt 
copulare 15 ); erantque ambo natione Macedones, unde parui 
captiui erant adducti. 1 ") Eugenia iussit puellae 17 ): cum ad 
uiri coitum accesseris, quodcunque eadem nocte sopore 
somnii uisaueris, mihi in crastino 18 ) narrare non sileas; quia 
creditür ueritate 19 ) subsistere, quod nubentes prima nocte 
uisauerint. Qui cum cöniugati eadem nocte fuissent, uidit 
puella somnium, quod natus 20 ) ille fuisset arbor exiliens de 
umbilico uentris tarn excelse, quod nubes penetraret. 21 ) Nar- 
rauitque uiro somnium, 22 ) iussionem dominae suae et uisio- 
nem, quam uiderat; dixitque ad eam uir suus: cum steteris 
in conspectn dominae tuae, eo quod sine liberis est, sie dices 
ad eam: uisaui 23 ) hac nocte equum et equam, ambos pul- 
cherrimos eunetorum et comam nimia pulchritudine 24 ) ha- 
bentes; sequebatur eos tertius equus paruulus eorum consi- 
milis et 25 ) ambulabant in domo dominorum meorum 26 ); quod 
cum dixeris, inuenies gratiam in conspectu eius. Surgensque 
Lilia omnia, sicut 27 ) uir praeeeperat 28 ) , protinus nunciauit 



fast wörtlich mit Fredegar stimmen, um so auffallender, als er W 
unter Fragmenten fand, die er als aus Fredegar genommen erkannte. 

5) K ex permissu, s. auch V 2 , G; Can. II, 651 beginnt cap. 9. 
6) E assumit. 7) K Theodericus, K lässt Theodori aus. 8) W Go- 
thicus. 9) K gente. 10) K Ytalia. 11) K Idatius. 12) K statt et h. 
nur habebant. 18) K creditorios. 14) K reperissent. 15) W copulari. 
16) Canis. II. 651 beginnt nach addueti cap. 10. 17) K nach puellae 
dicens, W vor iussit: autem. 18) K crastinum. 19) K ueritati. 20) K 
nata. 21) E nubibus aequaretur. 22) Bei E fehlt somnium. 23) E uidi. 
24) E nimiam pulchritudinemque. 25) E hi nach et. 26) E suorum; 
E quae. 27) E ei nach sicut. 28) E nach praeeeperat: d.s. nuntiat. 



22 

dominae suae. Eugenia, cum audisset, uiro narrat 29 ) : putaue- 
runt liberum esse futurum; repleti 30 ) gaudio Tbeodorum et 
Liliam liberos esse iusserunt et per tabularura scriptionem 
firmantes etiam rebus plurimis ditauerunt. Conceptum Lilia 31 ) 
peperit filium nomine Theodericum, qui diligenter nutritus 
est. Idacio et Eugeniae praesentatur cum puero, quem secum 
esse iusserunt, tanto eum amplectentes amore, ut ipsum sibi 
adoptarent in filium. 32 ) Crescensque puer decorus ualde cubi- 
tum super aliorum staturam effectus est prudens et fortis 
ualde. 

Aimoin (I. 10, Bouquet III. 33) und mit ihm V x und 
B 33 ) stellen diese Erzählung so dar: 

Erat autem 34 ) quidam inter primores imperialis aulae, 
Theodoricus nomine, uir spectatae prudentiae. Cuius pater 
Theodorus 35 ) Macedonia genitus, cuiusdam Idatii 35 ) patricii 
dum esset famulus, quandam 37 ) conseruam suam nomine 
Liliam amare coepit ardentius. Quod agnoscens dominus, 
coniugis 38 ) Eugeniae consilio usus, eam Uli tradidit coniugem, 
sciens eadem de gente esse 39 ) prognatam, Cuius domina, 



29) K nimm narrans; es ist nicht nöthig, mit Mone 4, 15 eine 
Lücke hier anzunehmen. 30) W putauit. K repleta. 31) K c. Lil. 
filium nomine Th. nutritus Id. et Eug. praesentat, quem secum u. s. w. 
32) K in filio. 

33) Dabei ist zu bemerken, dass Vi (Peringskiöld p. 171) mit Aim. 1. 
c.IX, das überschrieben ist de Antemii imperio et prodigiis sub eo, 
beginnt. B trägt als Ueberschrift : de uita et regno theoderici et 
quomodo symmacum et boecium et iohannem papam occiderit, unde 
et dicitur uulgo theodericus de inferno, ad incuciendum pudorem bis, 
qui prae timore temptationis ad matris uterum, id est ad uitam se- 
cularium, refugiunt; es beginnt aber B nicht mit der natiuitas, sondern 
bringt diese mit Umstellung der chronologischen Reihe erst auf p. 134, 
nachdem vorher das eigentliche Leben Theoderichs erzählt ist. Hier 
findet sich nun der Titel de natiuitate eiusdem regis. Voraus geht, wie 
bei Vi, das 9. Kapitel von Aimoin, nach Eugippii, uita Severini c. 7 
und etwa historia miscella XVI, 9., beginnend : Antemio Bomam gu- 
bernante etc. 

34) autem fehlt bei Vi und B. 35) B Theodericus. 36) Idacii V, 
und B. 37) quondam Vi. 38) Y t und B c. suae nomine. 39) Vi eam 
nach esse. 



23 

quae se fructu uentris dolebat esse priuatam, haec ille in 
mandatis dedit, ut quod 40 ) prima nocte iugalis thori 41 ) in 
somnis uideret, id sibi nuntiare 42 ) curaret. Ea igitur nocte, 
qua primum cum uiro 43 ) secreta petiit cubiculi silentia, uidet 
mulier ab umbilico sibi procedere arborem, usque ad tecta 44 ) 
domus excrescentem. Terrore uisionis expergefacta, narrat 
uiro uisionem, simul et dominae iussionem. 45 ) Ille mirari 46 ) 
uisum, dominaeque coepit laudare praeceptum: sed timens 
pueri interitum, mutare 47 ) iussit somnium taleque dedit 
mandatum: Dum, inquit, ante 48 ) dominae ueneris conspectum, 
et iussa fueris pandere somnium, dices uidisse te equum et 
equam pulcherrimos omnium obambulantes, aliumque par- 
uulum pone eos sequentem. Farens illa uerbis uiri, refert 
dominis ficti 49 ) uerba somnii. Gratulantur illi pro auspicio 
nascituri pueri, famulos übertäte donant 50 ) : natumque puerum 
sibi adoptant in filium. Post haec Idatio 1 ) et eius coniuge 
uita decedentibus, iussu Leonis imperatoris 2 ) Theodoricus 
castris imperialibus miles est ascitus 3 ) : qui cum ceteris pro- 
ceritate corporis esset eminentior, fortitudine quoque mem- 
brorum, uirtuteque animi 4 ) erat praestantior : unde ipse 
imperatori multisque senatoribus charus 5 ) habebatur. 
L dagegen berichtet, wie folgt 6 ): 



40) Vi und B quae. 41)*V t tori. 42) Vi nunciare. 43) Vi und B 
suo nach uiro. 44) V t tectum. 45) V t praeceptum. 46) Vi u. B coepit 
nach mirari. 47) Vj mutari. 48) Vi in. 49) V, facti. 50) V t donat. 
1) Vi Idacio. 2) Y t und B imperatoris fehlt. 3) B adscitus. 4) V t aliis 
statt animi. 5) V t und B carus. 

6) Ich lasse zur bequemeren Vergleichung auch die bezügliche 
Stelle aus Rorico (Anfang des lib. III, BouquetUI, 10.11) ahdrucken: 
Benachbarte, ja auch weit abwohnende Völker suchen die Freundschaft 
und Verwandtschaft des mächtigen Clodoueus. So erbittet und erhält 
Theoderich, Italiae rex, qui in Italia Gothis imperabat et Romanis, 
Landechildem Clod. sororem, zur Ehe. Is igitur Th. quis fuerit uel 
unde originem duxerit, si modicis uerbis euoluero, non uobis onero- 
sum habeatur: praesertim cum heri promiserim me aliqua relaturum 
de opusculis uicinarum gentium. Th. igitur iste, ut Idatius refert, ex 
Macedonum descendit origine, illorura uidelicet, qui summa sorte de 
Troia cum nostris aufugerant, et Macedoniam armis domuerant, in- 



24 

Regnante Leone imperatore Augusto Macedonia Romanis 
rebellauit. Qua subiugata, exercitus romanorum multos no- 
biles pueros eiusdem prouinciae dicioni suae subdens abduxit. 
Inter quos Theodomer, frater Walameriis, regis Ostrogotho- 
rum, captiuus cum arliewa quadam puella ualde speciosa 
ducitur et Idatio patricio atque uxori suae Eugeniae, romanis 



super et pernaserant. Haue inseetantes Romani, sicut et ceteras na- 
tiones, multis eam praeliis attriuerunt, captiuos secura adducentes et 
spolia multa ferentes. Adductus est inter reliquos puer quidam Th. 
nomine et puella quaedam, quae Lilia uocabatur. Hi sorte militaris 
praedae deuoluti sunt in partem Idatii patricii et fideliter seruiendo 
domini sui gratiam pleniter sunt adepti. Erat huic Idatio uxor nomine 
Eugenia decora ualde, sed sterilis. Ob hanc causam adoptaueruut sibi 
in filium Th., Liliam in filiam et singulari dilectione excolebant. 
Quos cum amandi lege consueta nutibus et sibilis, iocis et amplexibus 
ineubare conspicerent, coniugio copulari permiserunt. Et aduocans 
Eugenia puellam dixit ei secretius: cum ad uiri coitum accesseris, 
quaeeunque tibi nocturna uisione oecurrerint, in crastino mihi referes 
uniuersa. Putabantenim insani et uaecordes uniuersa prouenire, quae 
prima nocte copulationis somniasset mulier desponsata. Hanc consuetu- 
dinem ab insipientibus et rusticis adhuc etiam conseruari quasi uera- 
cem, cum ex toto inanis sit et abiieienda, plurimi asseuerant. Abiit 
mulier et obdormiuit et tarnen ei in somnis fictitia quasi praesentia 
demonstrata sunt : uiditin somnis quasi de umbilico uentris sui exire 
arborem excelsam et sublimem, ita ut pene nubium altitudini coae- 
quari uideretur : filium uidelicet signans, qui ex utero illius generandus 
erat. Et euigilata prae pauore narrauit uiro suo somnium, insuper et 
secretum dominae suae nil morata nudauit. Quae cum mane surrexisset, 
edoeta a marito, non ut euenerat, sed fallens dominam suam, ei 
aliter est locuta. En, inquit, domina mea, tua uerba rememorans, 
iuxta uirum hac nocte obdormiui, et uidi per somnium quasi equum 
etequam omnium pulchriores ingredi in domum dominorum meorum; 
quos subsequebatur pullus habilis et lasciuus, sua pulchritudine su- 
perans omnes greges equorum. His auditis, Idatius et Eugenia pu- 
tauerunt sibi sobolem adfuturam et ob hanc gratiam Th. et Liliam 
libertate donauerunt et multis muneribus ditauerunt. Conceptum pue- 
rum Lilia peperit et uocauit eum nomine patris sui Theodericum. 
Creuit puer et ablactatus est et adoptans eum Idatius in filium, cum 
omni diligentia eum enutrire praeeepit. Fuit enim decorus aspectu, 
statura procems, seculari prudentia et calliditate munitus, et corporis 
nimia fortitudine circumseptus. 



25 

ciuibus, traduntur. Quibus adultis tanta dilectione idem 
Theodomer praedictam puellam amplectitur, ut manifestis 
indiciis id ab Idatio simul et uxore eius Eugenia cognosce- 
retur. Itaque cum eadem matrona sterilis maneret, marito 
suo de eisdem pueris suggessit, et ut coniugio copularentur 
assensu eiusdem effecit. Deliberauit siquidem animo, si par- 
tum dignum suae generositati proferret, heredem sibi fieri 
et dominum rerum suarum haberi. Mutauit autem nomen 
uirginis, quam Liliam uocauit. Igitur, nuptiarum nocte in- 
stante, praecepit eugenia liliae, ut quicquid uisu noctis ani- 
mus ipsius eonciperet, de mane sibi referret. Erat namque 
in uotis antiquorum, nubentibus prima nocte uera occurrere 
futurorumque causam concipere. Circa medium itaque noctis 
uidit lilia natam fuisse de umbilico uentris eius arborem 
tantae celsitudinis, quae nubes penetraret. Quod uisum ma- 
rito suo Theodomeri statim retulit et quid sibi iniunxisset 
domina ipsorum insinuauit. Qui timens, ne in suspicionem 
dominis oriretur, aliud somnium finxit, quod ipsis referre 
in mane praecepit. Reddita die dominis suis rettulit : equum 
et equam, ambos pulcherrimos omnium et comam nimiae 
pulchritudinis habentes, in domo sua deambulasse, quos 
poledrum admodum speciosum secutum fuisse. Haec cum 
audissent, futurum puerum et ipsos libertate donauerunt et 
per tabularum scriptionem firmantes rebus pluribus ditaue- 
runt. Peperit igitur Lilia filium. quem uocauit Theodericus. 
Qui alitus in domo dominorum suorum maxima cum cura 
fouetur et adoptiuus illis factus heres omnium rerum suarum 
creatur. Post haec Theodomer, quia libertate donatus .fuerat, 
patriam remeabat, relicta Eomae Lilia cum Theoderico filio. 
Interiecto uero breui spacio mortua Eugenia atque Idatio, 
Theodericus iura adoptionis matri liliae optulit ipseque patrem 
suum Theodomerem repatriando requirit. 

Ich fahre fort, den Text des L. zu geben, in den An- 
merkungen auf inhaltliche Abweichungen der anderen Re- 
daktionen verweisend und behalte es dem Schlüsse vor, über 
den Sagenzusammenhang zu referiren. Was zunächst sich 
anschliesst, ist mit einzelnen Veränderungen aus der historia 



26 

misc. XVI, 13 fg. (ed. Eyssenhardt Berolini 1869. p. 345 fg.) 7 ) 
entnommen. Denn der Verfasser dieser uita hat sich überall 
bestrebt, die historischen Berichte herbeizuziehen. Wo völ- 
lige Uebereinstimmung mit der hist misp. vorhanden ist 
oder nur ganz unbedeutende Veränderungen eingetreten sind, 
citire ich nur die betreffende Stelle nach der angeführten 
Ausgabe. 

Eodem tempore mortuo attila 8 ), rege hunorum, Walamer 
huniseisdem, quibus tributa persoluebat, propter insolentiam 
attilae regis ipsorum dominium auitae libertatis 9 ) excussitet 
ardericum, regem gepidarum, ceterasque gentes hunis sub- 
iectus in 10 ) eadem facienda prouocauit. Huni itaque, dolentes 
Walamerem haec fecisse, ut fugitiua mancipia ipsum cum 
suis insequentes, ad seruitutem pristinam armis aggressi sunt 
reuocare. Igitur Walamer conglobatis suis, duce Theoderico 
fratrueli suo, super hunos irruit, tantaque cede in eos gras- 
satusest, ut dereliquo qui superfuerunt huni ostrogothorum 
arma förmidarent. 11 ) Illiricum deinde gothis uastantibus 
Zeno imperator occurrit, multosque ex eis captiuauit. Quibus 
pacificatis praedictus imperator Theodericum obsidem accipit, 
aliis Walamere relictis. Postea a cyris (Scyris) Walamer 
occiditur et Theodomeri, eius germano, regni diadema impo- 
nitur. Von hier an stimmt mit geringen Abweichungen L 
mit h. misc. cap. 14 — 16 (Eyssenh. p. 347 Zeile 12), dann 
ist eingeschoben: Eadem hora legati romanorum superuene- 
runt, qui prae defensione rei publicae Theodericum Ulis in 



7) cf. dazu Oechsli, a. a. 0. p. 33 fg. 

8) Es war ursprünglich attala geschrieben. 

9) Dazu aus hist. misc. XVI, 13. memor. Daselbst heisst es nur, 
dass Ardericus und die andern dasselbe gethan hätten, hier erscheint 
es als eine That der Aufreizung des Yalamir. 

10) Manus II hat ad korrigirt. 

11) Hier beginnt in der h. m. c. 14. Eine Probe der Umarbeitung 
zu geben, habe ich die Stelle folgen lassen. An die Stelle von Leo 
ist Zeno getreten, ausserdem ist wohl zu bemerken, dass die schliess- 
liche Bezwingung der Hunnen in unserer uita dem Theoderich zuge- 
schrieben wird. 



27 

patriciatus dignitatem ordinari postulabant, eo quod impor- 
tunitate hostium amplius eandera tuen non possent. 12 ) Mit 
taliaZeno audiens wird die h. m. in c. 16 wieder aufgenom- 
men 13 ) ; ihr folgt der Kompilator bis Ende c. 19 (Eyssenh. 
p. 348 Zeile 20) und schaltet dann ein : ea res (der Ueber- 
gang des Tufa zu Odoachar) Theodericum in tantum per- 
terruit, ut se simul et exercitum suum cum matre et cum 
sororibus suis apnd Ticinensem urbem muniret. Accidit 
autem die quadam eundem Theodericum impari manu ad- 
uersus hostes exire, unde uietus compulsus est fugam inire. 
Qui sie fugiendo cum ad matrem suam ingressus fuisset, illa 
timens filio et suis, ne capti ab hostibus mortem aut, quod 
eo grauius est captiuitatis et afflictionis erumnas ineurrerent, 
dixit ad filium: non est, ubi fugias, fili, nisi leuem uesti- 
menta mea, ut iugrediaris uterum, de quo natus es. Quod 
ille audiens in tantum uereeundabatur, ut mortem mallet ineur- 
rere, quam post modum hostibus cedere. Dieselbe Erzählung 
findet sich in allen gesta, am meisten im Einzelausdruck ver- 
ändert bei Rorico (Bouqu. III, 11), während sich z. B. bei Frede- 
gar hie und da dieselben Worte finden, wie im angeführten L. 
In allen Versionen, ausgenommen der unseres L., macht der 
Sieg, der sich an diese Scene mit der Mutter anschliesst, 
den Abschluss der Kämpfe mit Odoachar, in allen flüchtet 
Theoderich zunächt nach Kavenna, Schutz vor den Heruleru 
zu suchen, wie sich an die Besiegung des geflüchteten Geg- 



12) Bei Jord. c. 57, der Hauptquelle der hist. misc, ist natürlich 
von einer Gesandtschaft aus Italien, die Th. sich erbittet, nicht die 
Rede, dagegen bei Fredegar (Basnage II. 188) und danach W (Mone 
VII. 355), ebenso bei Aimoinus I, 9 und 10 (Bouquet III. 33) und 
danach B und Vi (Peringskiöld p. 173), ebenso bei Eorico lib. III 
(Bouquet III. 11). 

13) Hier ist auch erkenntlich, dass sich der Verfasser der uita 
nicht der Bearbeitung des Landulfus Sagax bedient, denn er nimmt 
das sacri uelaminis dono an, kennt aber nicht den Zusatz id est 
per prandeum sacratum; aber auch der Zusatz der h. m. des Paulus: 
per pragmaticum findet sich nicht, es heisst einfach Italiam ei tribuens. 
(cf. Oechsli a. a. 0. p. 35 und 36.) 



28 

ners das rasche Ende anschliesst. 14 ) Der L. aber hat nur 
vor Anfang des cap. 20 (der h. m. lib. 16) diese Episode 
eingeschoben und fährt dann mit talium rerum uarietates 
(Eyss. p. 848, Zeile 22) fort, um den ersten Satz wörtlich 
beizubehalten (bis Zeile 26 abduxit) und dann wieder eine 
andere Fassung zu wählen : congregata igitur innumera mul- 
titudine gentis herolorum (m. IL herulorum) aliarumque 
gentium Odouacer exercitum Ticinum mouit. Cui occurrens 
Theodericus nichil dubius de Epiphanii uiri sanctissimi fide, 
qui uictoriam ei spondebat christi gratia, cum expeditis 
armorum (= Zeile 29 armatorum) cuneis bellare coepit. Cesis 
uero illa die utrobique multis fortium uirorum milibus, tan- 
dem Theodericus licet sera potitus est uictoria, fugato Odo- 
uacre usque Kauennam. Dann stimmt, kleine Abweichungen 
abgerechnet, Alles mit bist. misc. 16, 20 und 21 bis (Eyss. 
p. 349 Zeile 18) : adeptus est dicionem. Damit verlässt L. die 
bist, miscella. 

Es folgt die Geschichte der ersten Vorladung nach 
Constantinopel, des ersten byzantinischen Attentates gegen 
Theoderich, von dem er nur durch die Freundschaft des 
Ptolomaeus, 15 ) (so Fredegar, W, L, während V t Tolomaeus, 

14) Fredegar (Basnage II. 189): Odoacrum cum uxore et liberis 
uinctum interfecit, gentemque et regnum Herolorum deleuit; ebenso 
ßorico, die Situation ausmalend : Th. ist durch der Mutter Worte be- 
troffen, er sammelt wenige Kämpfer, entschlossen lieber zu sterben, 
als in Schande zu leben, er überfällt die Feinde, als sie zum Beute- 
machen sich zerstreut haben, ueluti uulgus ignobile superauit; er 
tödtet den König, wie dessen Gemahlin und Kinder, und solche Reich- 
thümer gewinnt er, ut Chroesi opes superasse se crederet. Aimoin 
etwas natürlicher, fast mit Kenntniss des wörtlichen Sachverhalts: Th. 
besiegt Od., nimmt ihn gefangen, tödtet ihn nicht lange nachher und 
macht Italien frei von der Herrschaft der Heruler. 

15) Bei Fredegar und den direkt von ihm genommenen Ableitungen 
erscheint Ptolemäus (oder Ptolomeus) schon früher : als Th. in Ansehen 
bei Leo kommt, erwachsen ihm sofort Neider: post triennium sagaci inui- 
diae morbo aduersns eum dolore fremebant, inuestigantes, quali iussu im- 
peratoris interiret. Schon damals rettet ihn Ptol., der ihm dann seine 
Freunschaft usque diem obitus bewahrt hat. Auch Eorico rühmt das 
Verhältniss zu Ptol., aber er führt nichts von einer Gefährdung des Th. 
vor seinem Zuge nach Italien an. Aimoin, also auch B und Vi, und 



29 

B Ptholomaeus schreiben) gerettet wird. Im L wird der 
Uebergaog so gewonnen: Quibus constantinopoli auditis emuli 
Theoderici tantis properitatibus inuidentes suaserunt Zenoni 
imperatori, ut pro eodem mitteret et pro petita Italia quid 
annuatim persolueret decerneret. Vocatus itaque Theodericus 
collegit XII milia uiroruni omnium Gothorum fortissimorum 
lorica, galea, arcu, diligentissimo instructos ascensisque na- 
uibus, descripto comitatu, prosperoque comeatu constantino- 
polim uenit. Quod ut perlatum est in aula regis, emuli 
Theoderici, ut isdem cum paucis ad imperatorem pro collo- 
quio ingrederetur, ex consensu ipsius imperatoris mandauerunt, 
quatenus ex itinere illum occupando interficerent. Interfuit 
antem huic consilio unus senatorum, nomine Ptolomeus 
Theoderico amicissimus. Hie, coneepta uoluntate eorum, im- 
peratorem a sententia deduxit consiliumque illorum irritum 
duxit dicens: non esse romano imperio gloriosum uirum rei 
publicae utilissimum, tum in agendis bellis, tum in conser- 
uandis amieieiis, per omnia iussionibus regis obtemperantem, 
fraudulenter interfici, ne forte obiceretur a suis, locum iusti- 
ciae in reddendis rationibus deesse Uli, ingenioseque separa- 
tum a suis alio modo non posse Ulis resistentibus interimi. 16 ) 



ebenso L nennen Ptol. erst nach dem Zuge des Th. und nach der 
glücklichen Eroberung von Italien. Eorico gibt nach seiner, einen 
natürlichen Uebergang suchenden Weise diesen so : hoc (nämlich die 
Ueberwältigung Odoacris) cum relatum fuisset imperatori, extimuit 
protinus, ne similiter aduersus eum aliquando arma corriperet, eteum 
uita priuaret et imperio. 

16) Fredegar (Basn. IL 189 und W bei Mone 7, 396) lässt Ptol. 
in indirekter Rede sprechen, aber mit demselben Inhalt. Einzelne 
Ausdrücke stimmen völlig und beweisen die Benützung Fredegars 
durch den Schreiber des L. : z. B. ingeniöse separatum a suis — utrum 
capite truncatur an hoötiis deuorandus tradatur u. s. w. Aimoin (a. a. 
D. p. 34) und mit ihm Vi und B haben vielfach geändert. Da hält 
Ptol. eine längere, wohlgesetzte Bede, die den Gedanken illustriren 
soll, dass pietas und fides die Haupteigenschaften der alten Römer 
gewesen seien. Scipio Africanus und Pompeius müssen als passende 
Beispiele gelten. Eine Lücke anzunehmen, in welcher genauer von 
der dem Kaiser von Theod. zugefügten Beleidigung die Bede wäre, 



30 

Ut autem idem Ptolomeus suspicionem emulorum Theoderici 
a se transferret, dedit consilium, ut uinculis alligatus tene- 
retur senatuque ad Gothos transmisso, quia idem reus sit, 
mortis propter traditionem maiestatis ediceretur ; ibi decerne- 
rent, utrum capite truncaretur an bestiis deuorandus trade- 
retur. Interea Theodericus iussu imperatoris superuenit et 
prout decretum fuit, traditur uinculis. Mittuntur statim 
quinque senatores, inter quos Ptolomeus unus fuit, ad decre- 
tum imperatoris Ulis edicendum. At Ptolomeus secretissime 
ante se dirigens puerum suum, mandat, quae sententia data 
sit in regem Theodericum et ad id destruendum addit suum 
consilium. Venientes igitur senatores Gothi audita sententia 
ipsos ligauerunt uinculis cum Ptolomeo, mandantes imperatori, 
nisi uiuum et saluum Theodericum sibi transmittat et romam 
emerito honore dirigat, eosdem senatores uita priuandos et 
impetum greciae secundum suum posse sese inferendos nee 
non romanum imperium post reditum eorum destrueturos. 
Coactus imperator hoc mandato Theodericum absoluit et de- 
bito honore romam mittit. 

Qui, ut illuc peruenit, patriciatus honorem gloriose sus- 
cepit, indeque digrediens plurima bella ciun auaris gessit. 
Tandem Theodericus praeualuit et eandem gentem in tribu- 
tum redegit. Huni eodem tempore Italiam inuadentes, Theo- 
dericum et Gothos superant plurimasque ciuitates uastant.* 7 ) 
Item Auari congregata acie Theodericum nichil minus spe- 
rantem bello inuadunt, quibus ille, paulatim cedens, quousque 
uires reeiperet, locum dedit, postmodum in fugam conuertit. 
Quos cum sequeretur usque pannoniam, tentoria ibidem fixit, 
non enim eam inire praesumpsit. Facta autem nocte Theo- 
dericus rex cum aliis quatuor commilitonibus suis castra 



wie H. Grimm a. a. 0. p. 26 und 27 will, scheint mir nicht nötbiß| 
Der aufsteigende Kuhm Th/s ist der Hauptgrund für den Neid und 
die bösen Absichten der Byzantiner. Unwillkürlich erinnern die Ge- 
fährlichkeiten dieser und der zweiten Heise nach Constantinopel an 
„König Ruother". Rorico sucht, wie immer, so auch hier abzurunden 
und zu erklären. 

17) Dieser Satz stimmt wörtlich mit Fredegar. 



31 

exploratum egreditur, cui Xerses' 8 ) quidam adnersariorum 
sese ad pugnandum offert. Qui duos e suis ad capiendum 
illum misit, quos utrosque praedictus intermit. Secundo 
item duos misit, qui similem sententiam in eos dedit. Tercio 
ipse Theodericus occurrit et diutissime duello confligens tan- 
dem inmanissimum hostem deuieit. Quem eastris inductum, 
ut eundem fortissimum auarorum multis referentibus cognouit, 
multis donariis sibi allicere temptauit. Kennuentem itaque 
haec omnia Theodericus absoluit repatriareque permisit. 
Qui histriam (zweite Hand : Histfum) flumen trausiens Theo- 
dericum retro aspiciens, haec uerba libauit : Liberatus sum a 
dominatione tua, arbitrii propriae libertatis me esse cognosco, 
unde tua beneficia circa me perpendo. Ecce ad te redeo, 
amplius libertate animi mei tibi quam uiolentiae tuae a modo 
seruiens. Ignominiae asscribitur, qui coactus subicitur, red- 
dere michi uicem beneficiis est tui muneris. Quem Theode- 
ricus regressum opibus ditauit, magis dilectum cunctis habuit. 
Cuius fidem animi corporisque fortitudinem insequentibus bellis, 
quae aduersus Wandalos sueuosque per multos annos gessit, 
saepe expertus fuit. 19 ) 

Die folgende Stelle über die Heirathsverbindungen, welche 
Theoderich zwischen seiner Familie und anderen germani- 
schen Fürstenhäusern abschliesst, ist wieder aus Bistor. mis- 
cella XVI, 23 (Eyss. p. 350, Zeile 6—10) genommen. 20 ) Ver- 



18) So auch Fred., während W Xerxer nach Mone hat; Aimoin: 
Xerses, Vi Serses (cf. Peringskiöld p. 177) ebenso B; Borico schreibt 
Xerxes. 

19) Die Erzählung von den Kämpfen mit den Avaren und Hunnen 
ist in L theilweise am ausführlichsten, kürzer bei Fredegar, Aimoin 
und ihren Ableitungen. Einzelnes ist verschieden: bei Fred., der den 
Zweikampf mehr ausmalt, sind es 6 Krieger Th.'s die der Avare zu- 
nächst besiegt, ebenso bei Aim., bei L 4. Ein Seitenstück zu diesen 
Kämpfen wäre Jordanis cap. 55. Uebrigens ist in dieser Episode die 
Benützung Fredegars durch L evident. 

20) Nur eine Notiz am Schlüsse von cp. 8 nach der Eintheilung 
von Basn. (II. 190) findet sioh bei Fred, über diese Verbindungen (euius 
filium Sigismundu8 rez Burgondiorum habuit uxorem). Aimoin, (Bou- 
quet III. 45; II, 1) Vi (Peringskiöld p. 184) und B bringen erat am 



32 

schiedenheiten in der Schreibung der Namen laufen dabei 
mitunter, interessant ist nur, dass der Zusatz zu Eutharicus, 
dem Schwiegersohne Th.'s und Gemahl der Amalasuintha, 
hier lautet ex alanorum stirpe, also wie codex Bamberg. 514 
(= D bei Eyss.) gegen alamalorum oder halamalorum, wie 
Eyss. in den Text aufnahm und auch cod. Bamberg 513 (B) 
schreibt. Auch die Notiz 21 ): Ciuitates Italiae uniuersas, 
quas regebat, restaurare et munire sollertissime fecit, palatia 
quoque splendidissima Rauennae, Veronae, Papiae fabricare 
fecit, erinnert an bist. misc. XVII. 10 (Eyss. p. 352, Zeile 
21—3), während das dann Folgende: laborantibus ipsis Eo- 
manis fame, idem Theodericus aduenit et quia a senatu 
populoque Romano gloriosissime suscipitur, annuatim Ulis 
CXX modios frumenti benigna mente largitur auf Histor. 
misc. XVI, 21 (Eyss. 349, Zeile 18—21) weist 22 ) 



Ende der Erzählungen über Theod. dahingehende Angaben, Rorico 
erwähnt nur die Verbindung mit Chlodovechs Schwester. An verschie- 
denen Stellen hat die Heiraths Verbindungen erwähnt der anon. Valesii. 

21) cf. An. Valesii § 70—72 (Amm. Marcell. ed. Eysa. p. 541). 
Dasselbe am Schlüsse des cp. 8 bei Fredegar (Basn. IL 190). Aimoin 
hat die Notiz nicht. Vgl. Cass. chronicon ad. a. 500. 

22) Dabei hat L offenbar milia ausgelassen; übrigens liest Eyss. 
a. a. 0. centum uiginti sex, codex B 120. Die Angabe geht im Allge- 
meinen zurück auf Cass. chron. ad. a. 500 und anon. Vales § 67, der 
auch die Zahl 120 erwähnt. Fredegar hat die Sache nur im Allge- 
meinen berührt: unum tantum modium plenum terrae annis singulis 
aerariis publicis soluebat, ut diceretur, Theodoricus rex modium ple- 
num aerariis per singulos annos reddet publicis, decretum imperii, ut 
amplius ei nullo tempore quaereretur. Aimoin hat (Bouqu. III. 36 
am Ende von I, 10) die unbestimmte Angabe Fred/s und II, 1, B. 45, 
auch die bestimmte Zahl, ebenso wie V lf während dieser Satz in B 
fehlt : romanis etenim primitiis quotannis offerebat ad subsidium tritici 
CXX modiorum millia. Es hat also jedenfalls Aimoin entweder die 
bist. misc. oder den an. Valesii vor sich gehabt, oder auch eine Ab- 
leitung aus einem von beiden, möglicher Weise auch die Quelle bei- 
der; für Fredegar scheint mir etwas Aehnliches auch annehmbar, 
weniger wegen dieser Stelle, als wegen der Angabe über die Regie- 
nmgsjahre des Th. 



33 

L. fährt fort 2 »): 

His prosperitatibus regnauit pacemque uictis prospicia 
uoluntate concessit. Verum quia inuidia comes est uirtutis, 
haec relata constantinopolim emulos eiusdem Theoderici ad- 
uersum se suscitabant, qui, ut e medio fieret, imperatori 
Zenoni suggerebant. Euocatus itaque secundo constantinopo- 
lim inforti manu ueuit et tentoriis e regione fixis, legatum 
ad Ptolomeum amicum suum exploratum misit. Decreto uero 
imperatoris sancitum fuit, ut, si quis secretum consilium 
senatus in Theodericum datum Gothis reuelaret, capite puni- 
retur. Unde Ptolomeus remandare non praesumpsit, sed ut 
idem legatus uice pueri Ptolomei, cum in prandio assideret 
imperatori, a tergo obseruaret, eum iniunxit et quicquid in 
fabulis ab ipso relatis audiret, domino suo regi Theoderico 
referret. Iam data fuit in eum sententia darnpnationis, sed 
uiuebat Ptolomei consiliis.' Residentibus itaque cunctis in 
prandio dixit Ptol. imperatori: Hodie dies festus est, iocun- 
demus in fabulis. Et ait : Leo fortissimus bestiarum omnium 
sententia in regem statuitur, cuius decreto bestiae agrestes 
hora prandii ad hunc conuenerunt. Reuerentiam igitur cunctis 
exhibentibus, ceruus cornibus submissis similiter facit, cuius 
cornu leo apprehendens reficere eodem ipso die se uoluit. 
Qui necessitate mortis cornu reliquit fugiensque siluas cele- 
rius repedauit. Cumque ut reduceretur decerneret, astuta 
uulpis ad id patrandum iudicio omnium dirigitur. Sacramentis 
igitur quam plurimis ceruo datis, sospitem illum recessurum, 

23) Es folgt die Geschichte der zweiten Reise nach Constanti- 
nopel, des zweiten Attentats auf Th. und der zweiten Rettung durch 
• den treuen Ptolomaeus ; sie ist erzählt nach Fredegar c. 8, und aus- 
führlicher als dieser es thut, aher nicht mit solcher Ausdehnung wie 
hei Aimoin; ohwohl sie in den Ausgaben dieser Schriftsteller (auch 
des Rorico) gegeben ist, lasse ich sie doch folgen, weil der sprach- 
liche Ausdruck in L. ein ganz anderer ist. Im Uehrigen verweise ich für 
die Fabel vom Löwen, Hirsch und Fuchs, auf Massmann, Kaiser- 
chronik 3, 803 fg. (wo auch die betreffende SteUe aus Aimoin theil- 
weise in Uebersetzung, theilweise im Urtext sich findet), auf Grimm, 
Reinhard Fuchs, Berlin 1834. p. XL VIII, wo die Stelle aus Fredegar 
abgedruckt ist, auf Oesterley, gesta Romanorum Berlin 1872. p. 410 

und 411 und die Angaben auf S. 725. 6. 

3 



84 

ut accessurum promisit sicque eundem leoni obtulit. Et de 
inobedientia conuictus occiditur, cuius cor a uulpe sublatum 
consunütur. Bequirens leo cor cerui, cum non inuenisset, 
fremuit in omnes et nisi ocius redderent, aut qui furtum 
admisisset, proderent, dixit cunctos subituros mortem. Qui 
super uerba eius trementes tandem uulpem ad medium du- 
cunt, et quia occisioni cerui interfuisset, asserunt. Haec ad 
dicta respondit: Ceruus ille corde caruit; si enim habuisset, 
primo hie afflictus, seeundo uenire distulisset. Sit michi 
igitur ipsa causa in excusationem, cor non habuisse ceruum 
eundem. Haec ut puer ille intellexit, ocius ad dominum 
suum Theodericum rediit ipsamque similitudinem ex ordine 
illi retexuit. Intellexit itaque Theodericus leonem esse ipsum 
imperatorem, emulos suos uulpem, ceruum se ipsum; delibe- 
rans se prius uix euasisse, unde periculosum esse seeundo se 
fidei graecorum committere. Dato deinde non longa habita deli- 
beratione redeundi signo, naues repetunt cursuque ueloci ßauen- 
namtendunt, nee deineeps üenire constantinopolim proponunt. 

Post haec Theodericus uiribus et armis confidens roma- 
num Imperium affeetabat, sed propter finitimos regis propo- 
situm mentis suae exequi timebat. Quos licet, ut in praeceden- 
tibus legimus, affin i täte quam maxima sibi deuinxerat, do- 
minium suum tarnen eos recusare sciebat. Tandem moram 
fecit suae uoluntati, quod maximo commodo cessit illi. Nam 24 ) 



24) Es folgt die Geschichte, die schon oben p. 12 Anm. 27 er- 
wähnt ist. Da sie hier nicht ganz gleich wie hei Fredegar, Aimoin 
und Rorico in den angefahrten SteUen erzählt ist, lasse ich sie ab- 
drucken. In die ausgeschiedenen gesta Theodorici ist sie ausser L 
und W (wohl auch G und V 2 ) nicht übergegangen. Mone, der bei der 
Herausgabe von W. offenbar nur die bei Bouquet II. abgedruckten, auf die 
fränkische Geschichte bezüglichen Stücke des 3. Buches von Predegar vor 
sich hatte, die dort nur in einem ganz bestimmten Sinne als Fragmente 
bezeichnet sind, erkennt hier Fredegar als Quelle (Anzeiger VII. 338) 
und gibt die abweichenden Lesarten an. Hätte er ein vollständiges 
Exemplar von Fredegar vor sich gehabt, so würde er erkannt haben, 
dass W nur ein Theil von Fredegar ist. (cf. G. Kaufmann, die Schlacht 
vonVougle, Sybel hist. Zeitschr. 1873. p. 20.) 



35 

non longo deinde spacio, Älaricus, rex Wisigothorum, et 
Clodoueus, rex franciae, arma corripiunt, sanguine et igne 
altrinsecus praedantur. Exhaustis itaque uiribus utrobique et 
opibus Älaricus infirmior factus pacem peciit, et hoc ordine 
concordia decreta fuit, ut, quia Clodoueus intonsus 25 ) barba 
usque in liaec tempora fuit, Älaricus illi eam detonderet, 
et patrinus hoc modo effectus, perpetuam ad inuicem pacem 
seruarent; et ut suspicio omnis subtraheretur, ad hanc con- 
uentionem Gothi et franci inermes uenirent, decretumque 
uotiua manu confirmarent. Tgitür statuto temporis die lega- 
tus Clodouei in assignatum locum iussu domini sui uenit, et 
an GotM permanerent in decreta sententia inquirit. Ubi cum 
Alarico salutem mandaret domini sui, retrorsum aspexit'et 
Gothos omnes sicas pro baculis 26 ) manu habentes uidens, 
Alarico dixit : certum est, quod pacem non queras, cum tuos 
armatos contra legem indictam habeas. Cui neganti consilio(P), 
consilio communi ad regem Italiae Theodericum pactio con- 
cordiae differtur, ad quem legatus Clodouei, nomine pa- 
tenius, cum legato Alarici proficiscitur. Cognita igitur 
legatione consilium dedit, ne haec concordia ad effectum pro- 
cederet, cogitans quod in consequendo sibi Komano imperio 
id utilissimum fieret. Et legatis sie respondit: Älaricus 
prius belli causa fuit, unde modus reconciliationis iste sit. 



25) Fredegar (Basnage II. 130) meldet nur: ut Alar. barbam 
tangeret Clodouei effectus patrinus, ebenso Aim. I. 20 (Bouqu. III. 41) : 
AI. iuxta morem antiquorum barbam Clodouei tangens, adoptiuus ei 
fieret pater. Dagegen heisst es schon bei Rorico (Bouquet III. 14) : 
ut in tondenda barba Cl. patrinus eius efficeretur AI. Man vergleiche 
dazu Paul. Diaconus, de gestis Langob. IV. 40 (Muratori I. 468) nam 
promittens (Gregorius) Tasoni, ut ei barbam, sicut moris est, inci- 
deret eumque sibi filium faceret, und VI. 53 (Mur. I. p. 500) qui (Lint- 
prandus) eius (Pippini) caesariem ineidens, ei pater est effectus. Die 
christliche Sitte wird wohl den Franken zu Chlodovechs Zeit noch 
wenig annehmbar gewesen sein (cf. Waitz, deutsche Verfassungs- 
geschichte II. 120). 

26) Fredegar: buxos pro baculis in manu ferentes; Aimoin: fer- 
reum ostii obicem pro baculo manu gerere persensit. Rorico: ci!l- 
tellos permaximos, quos uulgariter scramsaxos (edit. hantsaxos) 
corrupto uocabalo nominaimis, palliis contexerunt. 



36 

Paternus iste legatus Clodouei regis ante aulam Alarici regis 
in equo ueniat, et erigat hastam quanto altius possit, cui 
tantum denariorum argenteorum gratia reconciliationis cir- 
cumferatur, quousque cacumen hastae non uideatur; hoc est 
meum decretum. Quod pro nostro consilio et suo honore 
utrique ducant ratum. Eedeuntes igitur ad Alaricum legati 
consilium Theoderici referunt, quod propter multitudinem aeris 
fit ab Alarico irritum. Eadem nocte paternus in solario cuius- 
dam antiqui edificii hospicio, 27 ) ubi de nocte cadens, eo quod in- 
teroptum (interruptum) fuisset pauimentum, bracchium sibi 
colliditur ; sicque uix superstes uitae reseruatur. Crastina autem 
die facta, Alaricus paterno uniuersum thesaurum sim» osten- 
dit dicens : hae michi sunt diuiciae, sed unum solidum offero 
domino tuo pro pacis reconciliatione. Quod Clodoueus au- 
diens, referente eodem paterno, arma aduersus illum suscepit 
uictumque interemit, ac regnum ipsius dicioni francorum 
subegit. 

Post 28 ) Zenonis imperatoris excessum Anastasius pur- 
puram induit, qui VIF et XL' (septimus et quadragesimus) 
in regum ntimero extitit. Hie romani decus imperii euticianae 
hereseos illuuie maculauit, et ideo post uigesimum oetauum 
annum regni eius diuino fulmine periii In Ulis diebus, se- 
parate romae pro electione pontificis clero et senatu diuiso, 
ordinati sunt sub contentione Symmachus atque Laurentius, 
Nucerinae ciuitatis 29 ) episcopus. Post qüattuor uero annos 
quidam ex clero atque senatu zelo dueti falsos testes sub- 



27) Hier ist wohl ein Wort ausgefallen. 

28) Der Absatz ist durch eine Initiale angezeigt. Der erste Satz 
aus hist. m. XVII. 1. (Eyss. p. 351, Anm.) und zwar nach D (=cod. 
Bamberg. 514). Der zweite Satz ausser in dem an dieser Stelle von 
Eyss. angeführten D auch in XVII, 15 am Ende (p. 356). Uebrigens 
scheint L. gleichzeitig auch lib. (Anastasii) de uita rom. pontificum vor 
sich gehabt zu haben, denn, was von Symmachus gemeldet wird, 
findet sich theilweise genau in Muratori III. 122 sub uita Sym- 
machi, cf. Oechsli a. a. 0. p. 46 fg. Uebrigens hat einige Notizen über 
diese Verhältnisse auch Aimoin I. 11 (Bouqu. III. 36), der an dieser 
Stelle die gesta pontificalia als seine Quelle anführt. 

29) h. m. XVII, 2 (Eyss. 351, Zeüe 25). 



37 

ordinauerunt et Symmachum papam, qui iuxta equitatis iudi- 
cium decreto Theoderici regis prior ordinatus fuerat, multis 
modis incriminantes apud ipsum Theodericum regem frequenter 
accusauerunt. ünde 30 ) nimirum tanta dissensio facta est, 
ut senatores, partibus Laurentii fauentes, Fausto exconsuli 
ceterisque, qui pro ecclesia pugnabant et Symmacho pontifici 
adberebant, bellum inferrent, multasque cedes et homicidia 
in medio urbis facientes plerosque ex sacerdotali numero, 
multos etiam clericorum ac perplures ciuium romanorum 
extinguerent. Symmachus ergo papa, congregata synodo CXV 
episcoporum, cum se purgasset a crimine falso, dampnauit 
iudicio'omnium episcoporum Petrum Altoiae (am Bande von 
sehr später Hand Altinae) ciuitatis episcopum atque Lauren- 
tium, qui contra canonum decreta uiuente adhuc pontifice 
sedem apostolicam inuaserat. 31 ) 

Per idem tempus Theodericus rex, dum apud Italiam 
pacifice regnaret, per singula quaeque celebriora loca regia 
sibi construxit habitacula. 52 ) Tunc etiam obtulit Petro apo- 
stolo cereostata duo argentea, pensantia libras LXX. 33 ) Quo in 
tempore Hormisda papa, qui post Symmachum constitutus 
fuerat, misit cum consilio Theoderici regis ad lustinum im- 



30) Der ganze Satz grösstentheils wörtlich nachD (Eyssenh. 351 
Anm.), sonst h. ra. XVII, 2. 

31) Der letzte Satz stimmt wörtlich mit uita Symmachi. B hat 
auch darüher eine Auslassung, aher nicht an ihrem Platze. Denn der 
Schreiber hat es gelieht, in seiner Handschrift die chronologische 
Ordnung nicht einzuhalten. Schon ohen ist erwähnt, dass er nicht 
mit der natiuitas Th. Deginne, sondern diese erst nach Behandlung 
anderer Abenteuer einschiebe. Auf die natiuitas folgen nun erst 2 
Seiten Sprüche (uirtutem primam esse puto compescere linguam — 
haec est eximii secta uerenda uiri u. s. w. Dann heist es : de iusto 
iudicio praefati regis theoderici licet arriani und nun folgt mit eini- 
gen Abänderungen, was Aimoin I, 11 (Bouquet III, 36) über dieses 
Schisma erzählt. Theologische Betrachtungen schliessen sich an. 

32) Wörtlich aus hist. miscella XVII. 10. (Eyssenh. p. 352, Zeüe 
21-3). 

33) Der Satz ist genommen aus uita Hormisdae (Muratori III, 
125); er beweist die unabhängige Benützung der gesta pontificum 
durch L. 



38 

peratorem orthodoxum, successorem Anastasii, rogans et ob- 
testans, ut auctoritate sua pax ecclesiarum ad unitatem sedis 
apostolicae redintegraretur et omnes hereses ubique terrarum 
dampnarentur, Interea Theodericus rex quorundam heretico- 
rum falsis docmatibus et uenenatis infectus suggestionibus 
circa fidem catholicam naufragare coepit, sicut insequentibus 
euidentibus iudiciis ista legentibus ista apparebit. 

Anno dominicae incarnationis quingentesimo quinto de- 
cimo Iohannes 34 ), natione tuscus, ex patre constantio, sedit 
romae post hormisdam papam annos duos, menses nouem, 
dies sedecim, a consulatu maximi 35 ) usque ad consulatum 
olibrii 36 ), temporibüs Theoderici regis et Iustini augusti 
christianissimi. Hie uocatur a rege Tbeoderico in Rauennam, 
missus est ab eo in legatione constantinopolim ad Iustinum 
imperatorem orthodoxum, quem audierat ardore et amore 
religionis christianae uelle hereticos extirpare et ecclesias 
arrianorum summo feruore christianitatis catholicas consecrare, 
dans eidem in inandatis, ut redderentur ecclesiae hereticis 
in partibus orientis, quodsi non, omnem Italiam gladio de- 
leret et extingueret. Dum igitur uenisset constantinopolim 
Iohannes papa et una cum eo Theodorus, Importunus, Aga- 
pitus exconsules et alius Agapitus patricius, oecurrit eis ab 
urbe miliario quinto deeimo 37 ) omnis ciuitas cum cereis et 
crueibus in honorem beatorum apostolorum Petri et Pauli, 
quia ueteres graecorum hoc testificabantur, dicentes a tem- 
pore Constantini augusti et beati Siluestri, sedis apostolicae 
episcopi, temporibüs tantum Iustini augusti meruisse partes 
greciarum beati Petri apostolici uicarium suseepisse. Veniens 

34) cf. uita Iohannis (Muratori III. 126), mit welcher vielfach 
wörtliche Uebereinstimmung. Die Zahlenangabe quinto/deeimo ist 
falsch, denn loh. wurde 523 13 / 8 Papst (starb 526 13 / 5 ). Die genaueren 
Daten stimmen theilweise (die Jahre) mit dem bei Mur. gegebenen 
Text, theilweise mit den in der zugehörigen Anmerkung angeführten 
Handschriften. Sonst vgl. für den allgemeinen Gang h. m. XVII. 19 
und anon. Vales § 88—93. 

35) = 523 cf. Cass. uar. X. 11, 12. 

36) = 525 cf. anon. Vales. § 94. 

37) uita loh. im Text XII, A und B XV. 



39 

autem aclportam, quae uocatur aurea, in conspectu omnium, 
qui occurrerent, ei roganti caeco lumen reddidit Iohannea 
papa. 38 ) Quo uiso Iustinus augustus dans honorem humilia- 
uit se pronus et adorauit beatissimum papam. Tunc Iohannes 
et supradicti senatores cum grandi fletu legationis suae seriem 
exponentes, Iusiinum imperatorem obnixis precibus implora- 
bant, ut pro eterni regis amore Italiam liberaret a manibus 
heretici regis Theoderici; cumque uoluntatem imperatoris 
ad omne uelle suum, maxime in his quae ad diuinam legem 
spectant, promptam esse cognouissent, letati sunt plurimum, 
gratias agentes deo et domino iesu christo. 39 ) Kepletus est 
etiam imperator gaudio magno, quia meruit temporibus suis 
uicarium beati Petri apostolici uidere in regno suo, de cuius 
manibus cum gloria coronatus est. Positis igitur apud con- 
stantinopolim Iohanno papa cum predictis senatoribus, quorum 
tarnen unus, Agapitus scilicet patricius, Thessalonicae de- 
functus est, Theodericus rex hereticus tenuit romae duos 
senatores praeclaros exconsules, Symmachum et Boetium 40 ), 



38) Fehlt in uita loh. 

39) In den letzten Anmerkungen scheint L originell, im Folgen- 
den hält sich der Schreiher wieder wörtlich an die uita loh. 

40) Auch hist. misc. XVII, 19 (p. 359) weiss nichts weiter zu 
melden, während bekanntlich anon. Valesian. sich ausführlicher über 
das Ende des Boetius und Symmachus auslässt (§§ 86. 87. 92). Den 
Symmachus allein erwähnt Fredegar III. 10 (Basnage II. 191): Sym- 
machum patritium nullis causis existentibus itemque trucidari fecisset. 
Aimoin II, 1 (p. 45j weiss schon genaueres über diese Vorfällle, aber 
auch er lässt B. nur durch das Schwert umkommen : inter quos Sym- 
machum et B., eius generum, post carceris custodiam, gladio puniri 
iussit. Dagegen kann er einzelne Werke des Boetius aufzählen (arith- 
metica, dialectica, musica) ; die consol. philosophiae ist nicht darunter, 
dagegen das Buch de sanctae trinitatis consubstantialitate, durch 
welches er zeigte: quam eximius suo, si ei licuisset, tempore sanctae 
ecclesiae colonus extitisset. Diese Angaben hat wörtlich Vi (Perings- 
kiöld p. 183) und B. Aber B fügt dann noch Einiges hinzu; nachdem 
nämlich die p. 37 Anm. 31 angeführten Ergüsse über die schisma- 
tischen Unruhen und einen darin sich anschliessenden Vorfall zu Ende 
sind (Ausgang p. 137) heisst es: de Septem nomhtfbus christiani phi- 
losophi, quem rex prefatus occidit et de doctrina ad contemptum 



40 

quos oecidit interficiens gladio. Post haec reuertentes a con- 
stantinopoli Iohannem papam et qui cum eo erant rex Theo- 
dericus cum grandi dolo et odio suscepit, uolens etiam eos 
gladio interficere, sed timuit indignationera Iustini imperatoris. 
Quos tarnen omnes in custodia uehementer afflictos uita pri- 
uauit, ita ut beatissimus papa Iohannes moreretur apud Ra- 
uennam XV kal. iunii, cuius corpus postea inde translatum 
sepultum est Eomae in basilica Petri apostoli. 41 ) 

Omnipotentis autem dei nutu nonagesimo octauo die, 
postquam defunctus est sanctissimus papa Iohannes in custodia, 
Theodericus rex subito interiit et mortuus est, (am Rande 



mundi persuadendum. Das Letztere lasse ich bei Seite, von dem Ersteren 
setze ich Abschrift bei, indem ich auf die uitae Boetii verweise, die 
Peiper seiner Ausgabe der consol. philos. Lips. 1871 p. XXX— XXXV 
vorausgeschickt hat. Einzelnes stimmt mit dem dort unter II u. V 
Verzeichneten, hie und da wörtlich. So gleich der Anfang mit II, 4: 
Dum esset in ergastulo, adhibuit sibi consolationem philosophicam, 
ne nimio dolore aut tristicia aut ira laberetur in desperationem, quo- 
niam perniciosum erat apud ueteres, si quis sapientium facile irasce* 
retur. Duo tarnen filii eius in consulatu perrnanserunt; boetius uero 
profectus in praetorium amicis eius circumstantibus gladio est inter- 
emptus. (I) Boetius ergo nominatus est anicius. Anicii autem dicti 
sunt fabii quasi inuicti ; anicos graece latine dicitur inuictus. (II) Boe- 
tius dictus est manlius a manlio torquato, qui torquatus dictus 
est, eo quod singulari certamine quendam gallum uicerit et torquem 
ei abstulerit et sibi imposuerit; qui et gallos reppulit ab urbe roma. 
(III) Seuerinus a seueritate iudiciaria uel seuerinus fortasse a patre 
dictus est. (IV) Boetius dicitur agraeco boetes i. e. adiutor, eo quod 
multorum fuerit adiutor, maxime symmachi, qui fuit gener eius. (V) 
exconsulis cousules appellati sunt uel a consulendo ciuibus uel a 
regendo cuncta consilio, et exconsules dicebantur, qui uacabantiama 
consularibus officiis. (VI) Ordinarius dicebatur, quoniam in digni- 
tate consulari erat ordinatus uel quoniam gfadatim ad summum gra- 
dum perueniebat. (VII) Patricii dicti sunt, eo quod sicut patres 
filiis prouiderent rei publicae; digne uocatur anicius fortitudine, 
seuerinus grauitate, opitulatione boetius, meritis manlius. Dann folgt 
ein Exkurs über manlius und den Galliereinbruch, also über den man- 
lius capitolinus. Eine Art Predigt über die Verachtung der Welt, 
wie sie oben versprochen war, schliesst sich an. 

41) Schluss der uita bei Muratori III. 127, 



41 

von derselben Hand : anno XXXmo, ex quo regnare coeperat 
initalia, succedente in regnum Alarico [müsste heissen: Athala- 
rico] nepote eius). De quo nimirum Theoderico, ut in dialogo 
(am Rande von einer Hand, anscheinend des s. XV Gregorii und 
oben Gregorii in Dialogorum libro 4, cp. 30) legitur Iulian- 
nus, Eomanae ecclesiae defensor, qui crebro ad beatum Gre- 
gorium adhuc in monasterio positum ueniebat, et cum eo de 
utilitate animae multa loqui consueuerat, inter cetera narra- 
uit, eidem beatissimo uiro dicens: und nun folgt eine wört- 
lich genaue Nachschrift der schon angeführten Stelle in den 
Opera Gregorii Venetiis 1768 (Nachdruck der Benediktiner- 
Ausgabe) VI. 302 bis Ende des cap. : quos in hac uita iniuste 
indicauit. 43 ) 



42) Es ist also gezählt, wie im anon. Vales. §59: cuius tempori- 
bus felicitas est secuta Italiam per annos XXX. 

43) Es ist natürlich von besonderem Interesse, neben dem An- 
fange Theodericbs auch von seinem Ausgang zu hören. Gerade hier 
hat die Sage rasch, und zwar in tendentiöser Weise, angesetzt. Was 
Fredegar III, 10 (Basnage IL 191; anführt, ist schon theilweise 
erwähnt: Einmal die Notiz, die sich meines Wissens nirgends sonst 

findet : Th ira percussus diuina, a germano suo Gatserico inter- 

ficitur. Dann : fertur in dialogorum (die Angabe des lib. und cap. 
scheint in den Handschriften ausgelassen, wenigstens ist nach den 
ausgaben nicht zu erkennen, von wem die Verweisung am Bande 
herrührt) sancti Gregorii a quodam sacerdote uisibiliter ab ipso pon- 
tifice et patricio Th. uinctus trahitur Siciliam in ollam ignis, Die 
erste Notiz ist vielleicht (die Vermuthung ist wenigstens zu wagen) 
herübergekommen aus der westgothischen Geschichte durch eine Ver- 
wechslung des Ostgothen mit dem westgothischen König Theoderich II., 
der 466 ermordet wurde. Darüber hat Fred, selbst III. 7 (Basnage IL 
188) berichtet : per Theudoricum ßalla legatus mittitur ad Remundum 
regem Sweworum, qui reuersus eum a fratre suo Theodorico nunciat 
esse interfectum. Er ist dabei seiner Quelle Idatius (cf. du Chesne I, 
194) wörtlich gefolgt, nur hat er die Namen geändert, statt Remis- 
mundus ßemundus, statt Euricus Theodoricus gesetzt. Diese Verände- 
rung ist eine rein willkürliche, wie eine Vergleichung mit Isidori 
hist. Gothorum (op. VII. 118) oder mit Victor Tun. oder mit Marius ad 
a. 467 beweist. Es ist nun wohl denkbar, dass die Erinnerung an die 
Ermordung Theoderichs IL an dieser Stelle dem Schreiber wieder 
lebendig wurde und Verwendung fand, eine Vermuthung, die geäussert 



42 



Mit der Entlehnung aus Gregors Dialogen schliesst L ab. 
Ein rascher Kückblick auf Inhalt dieser uita überzeugt, dass sich 



werden darf, weil auch der Zusatz a germano suo passt, während freilich 
der Naine gegen sie sprechen könnte. Die zweite Notiz aus den so vielfach 
und so gern gelesenen Dialogen Gregors genommen, ist, wie die weitere 
Ausführung zeigt, mit besonderer Vorliebe nachgeschrieben worden und 
hat insofern einen besonderen Werth, als sie uns einen Anhaltspunkt für 
die Zeit der Bildung dieser Sagen, und wenn diese Fabel in den s. g. 
gesta Th. einen Platz hatte, für die Zeit ihrer Abfassung bietet. Wenn 
es richtig ist, dass Gregor seine Dialoge 593/4 schrieb, wird diese unsere 
Zusammenstellung nicht vor dem Ende des 6. Jahrh. entstanden sein 
können. Aimoin II, 1 und mit ihm V t (Peringskiöld p. 183. 4) und 
B schreiben schon ausführlicher über das Ende: es ist von den ver- 
schiedenen Gewaltthätigkeiten Th.'s die Eede gewesen: Th. autem 
tamimmanis sceleris statim pretium luit; namque nonagesimo octauo 
post hoc facinus die subita morte defunctus, indignam uitam digno 
exitu finiuit; cuius animam quidam solitarius, apud Lipparim (Vt Li- 
paiam, B lyparim) manens insulam, uidit inter sanctissimum papam 
Ioannem et Symmachum ex consule (B exconsulem) deductam, in 
uulcani demergi ollam, eo loco uicinam: quae ideo sie dicitur, quo 
inibi (B quod ibi) mare tarn quam aeneum uas, feruescat ab igne. 
(Damit schliesst B seine direkten Entlehnungen aus Aimoin, indem 
er, von anderen Ausführungen abgesehen, nur noch den eigentlichen 
Anfang, natiuitas Th., hinzufügt.) Hoc modo periit Th., homo in 
suis initiis honestis pollens moribus. Hier hat also Aim. den Fred, 
erweitert, aus der hist. misc. XVII, 20 (Eyss. p. 359), aber wohl auch 
mit Kenntniss des gregorischen Dialoges; möglich ist es, dass ihm, 
was die gesta pontific. oder das liber pontific. in der uita loh. über- 
liefern, bekannt war, wenigstens hat Aim. mit seinen Nachschreibern 
den 98. Tag nach dem Tode des Papstes als den Todestag des Th., 
wie lib. pontific, während hist. misc. oder Paul. Diac. den 99. an- 
geben. Der anonym. Valesii, älter, als alle diese Bücher, (wie Oechsli 
a. a. 0. p. 98 und 99 annimmt, bald na«h dem Tode Theoderichs, vielleicht 
schon 526/7 entstanden) kennt weder eine Notiz, die an die offenbar viel 
später entstandene gregorianische Sage erinnern könnte, noch die 
Zahl der Tage, welche zwischen des loh. und Th.'s Ende liegen. — 
Unsere Brüsseler Handschrift (B) kommt übrigens p. 139 noch einmal 
auf den Tod des Th. zurück. In der schon oben berührten predigt- 
artigen Auslassung, die an die uita boetii sich anschliesst, nimmt der 
Schreiber Gelegenheit, sich über den Aetna und die 7 liparischen In- 
s ein ausführlich zu ergehen. Dann folgt, wie Archiv VIII, 494 schon an- 
fuhrt: de alio rege theoderico, cuius uitam dominus redemit precio 



43 

der Schreiber derselben wesentlich dadurch von den Ver- 
fassern der anderen Kompilationen unterscheidet, dass er mög- 
lichst bestrebt ist, alle ihm erreichbaren Berichte über 
Theod. heranzuziehen, um ein vollständiges Bild seines Kö- 
nigs zu liefern. Seine Quellen sind dabei Fredegar, die 
historia romana oder miscella, die gesta pontificum, Gregors 
Dialoge gewesen. Quellen, die uns nicht mehr zugänglich 
wären, hat er nicht benützt. Und was er, nicht immer in 
korrekter Sprache, aber stets mit grossem Fleisse zusammen- 
gestellt hat, das geht auch, wie alle angeführten gesta, auf 
Fredegars Bericht im 3. Buche, als den eigentlichen Kern, 
zurück. Fragen wir also nach dem noch weiteren Ausgange 
der sprachlich vielfach wechselnden Sagen, so werde» wir 
immer auf des burgundischen Mönchs dankenswerthe Arbeit 
zurückgeführt. In den an die Auszüge und Abschriften aus 
Tdatius sich anschliessenden Fabeln am Ende des 3. Buches 
aber gehört wieder zusammen und steht für sich, was Bas- 
nage in seiner Ausgabe in cap. 8. 9. 10 (II, 189 — 91) einge- 
teilt hat: das sind die ursprünglichsten gesta Theodorici, 
die wir besitzen. Schon oben war ihr Inhalt kurz angedeutet 
worden, möge er zum Schlüsse noch einmal zusammengefasst 
werden : 

1) natiuitas Th., Jugend in Constantinopel 44 ), nach dem 
Tode der Pflegeältern öffentlicher Dienst, Beliebtheit bei 
Hofe, Erwachen der Neider, Freundschaft mit Ptolomaeus. 

2) Zug nach Italien, Kämpfe mit Odoachar, vor Allem vor 
Eavenna (auch hier hat L historisch Eichtiges eingemengt, 



sanguinis de interitu qui ideo theodericus de paradyso, non de 

infermo dicendns est. Rorico hat das Ende Th.'s wesentlich nach 
Gregor (sicut heato papa Gregorio cognouimus) geschildert, etwas 
lebendiger als andere, aber ohne den Sinn zu verändern. Wie aber 
diese Fabel sich weiter und weiter verbreitethat und begierig aufgenom- 
men und ausgeschmückt worden ist, das ist aus den von Massmann, 
Kaiserchronik III, 946—954 gegebenen Zusammenstellungen ersichtlich, 
(cf. auch die Sage bei Procop. bell; goth. I, 1 und gegen alle diese 
Sagen Jord. c. 59.) 

44) L. ändert sofort und lässt Th. in die Heimath zurückgehen, 
um ihn dann wieder nach Constantinopel zurückzuführen. 



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während die Sage Th. bereits nach Rauenna fliehen lässt), 
Th.'s Mutter feuert den Söhn an, Odoachar besiegt, getödtet, 
Italien erobert. 

3) Die Griechen fürchten den Sieger; er wird von Leo (!) 
nach Constantinopel geladen, er kömmt ; schon ist sein Unter- 
gang, in acht byzantinischer Treulosigkeit, beschlossen, da 
rettet ihn sein Freund Ptolomaeus, List gegen List setzend; 
er kehrt ungefährdet nach Rom zurück (nach ausmalenden 
Zusätzen, noch durch ganz besondere Würden geehrt). 

4) Neue Kämpfe, besonders mit Hunnen oder Avaren; 
nach anfänglichen Niederlagen Besiegung der Eindringlinge, 
Verfolgung, derselben bis Pannonien ; Zweikampf mit Xerses, 
aus 3em besiegten Gegner wird ein treuer Helfer in Kriegen 
gegen Vandalen und Sueven. 

5) Den aufsteigenden Ruhm Th.'s fürchten von Neuem 
die Griechen. Zweite Vorladung, zweite Reise. Neues Atten- 
tat, durch die feine List des treuen Ptolomaeus von Neuem 
abgewendet. 

6) Rückkehr nach Italien, glückliche Regierung noch 
25 Jahre lang, Dauer der ganzen Herrschaft 32 (oder 30) Jahre. 
Ausdehnung des Reiches. Freigebigkeit. Bauthätigkeit. Aeus- 
sere Politik. Heirathen. 45 ) 

7) Verhältniss zu den Nachbarn: Th. Schiedsrichter 
zwischen Alarich, dem Westgothen und Chlodovech, dem 
Franken. Th. benützt die Streitigkeiteii seiner Gegner. Chlo- 
dovech siegt (wo, ist genau gesagt) und dehnt seine Herr- 
schaft weit aus. 

8) Gewalttätigkeiten Th., sein Tod und seine Strafe. 
So begleitet die Sage den Amaler in diesen gesta durch 

das ganze Leben ; Einzelnes, was sie von ihm hier zu erzählen 
weiss, hat Weiterbildung in den Geschichten Dietrichs er- 
fahren; diese Bezüge klar zu legen, mag bei einer anderen 
Gelegenheit Aufgabe sein. 



45) Hier sind Einzelangabenr die ein historisches Gepräge haben; 
Manches erinnert an anon. Valesii. 



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