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JROPERTY OP
Vnivmt^Of
1817
A1.T E S S C I H N T . \ ^KRJ TA_8
Hl ■ ■» I
llm's Janbel im Mittelalter.
Sin Beitrag jur deutfclien Städte* und IDirtf^oftggefffiiifiti
von
^itgett 9lftl»Iitt(|.
meint «tiSplie bott Ulm'S ßaufi|ati« im mittüalttt.
Ulm.
Drud unb S^eYlag oon Gebrübct Stabllng.
1900.
^ I
HF
Dos Ueberletungsrc^t in frcmbe Sprayen »icb oorbe^alteit.
OnE^altspcrsetdjms.
6eitc
Sonoort VII
©nleftung IX
I. Ueberfid^t über bie SnttuidfungSgefd^id^te ber SBelt«
^anbefeiücflc i
1. Die 5<Knbel0iDeae bei rSmif^en ftaifcqeit ... 1
2. Die ^anbebioege bet Sranlenjeit 28
3. Die ^onbebiDege ber Saillenjeit 45
4. Die ^anbebmese ber 6alier3eit 57
5. Die ^onbeteioefle ber etaufengeit es
6. Die ^anbetoioege bes 13. 3<4r(unbecto .... si
7. Die ^anbeteoege bes 14. So^^unberts ... 133
a) Z)ie ßanfa 133
b) Shiglanb 135
c) 9lmnDcgen, Sc^ioeben unb Dftncmarf 137
d) lAt 9HcbetIanbe unb ber 9{^ein 140
e) Spanien unb Portugal 144
0 C^glanb unb gfrantrei^ 146
g) Sübfranlrci^ unb bie ßeoanie 152
h) (Englanb als $(usfu^tgeiDetbe|taat 156
i) $reu6en unb Oftelbien 164
k) 2)er italienif(^nieberlftnbi[4e e^iffotctsoerlel^r . . 168
1) Der S(|>cn9erte)r unb 6Ubbeut|4Ianb 173
m) atallen 179
n) eübbeutf^Ianb 184
o) !Die IDonauUlnber 199
p) Die 84wei3 unb goc^burgunb 202
q) 6(|n)aben>l9iaRitteIpuntt bes aBfttoerte^rs ... 207
8. Die ^anbebioege bes 15. 3a(r(unbeits . . . 26i
a) SRuftlanb 261
b) Die ganfeftäbte unb bet beutfd^e iRotbcn .... 263
c) Die 9Weberlanbe 266
d) (Englanb 269
6ette
c) Der 6{(g btr liberalen $anbelsgrunb|ft^e .... 274
f) Surgunb oIs 9RütelpunIt bes n)efteurof>&t|(l^cn gan»
belsoerfe^rs 290
g) ä^enebtg unb bie fieoante 297
h) !D(utf<^1anbs june^^menber S^erfe^r mit Sfranfrei<^ . 298
i) Oberbeutf^Ianb 300
k) 2)ie ßanbelstocge beim (Eintritt ins 16. 3o^r^unbert 360
II. Ulm^S ®ro6t)QnbcI im SRittcfaltcr 363
1. (Etnsellaufleute unb donbebsefellfilaften .... 363
2. Die eintelnen Ulmec (Brog^nblerfornilien . . .364
a) !Die 6tr5Iin 364
b) 3)ie CEJinger 367
c) J)ie eeffercr 369
d) Die Koten 372
e) Die ©55Iin 375
f) Die «Beljer 377
3 Der Ulmer (BroManbel bes 15. So^r^unbeits . . 386
a. Die j^unlpiggeleUfdHt 3B6
b. Der Santbru^ ber ganbelsgefelllö^aft bes 9Rariin
£ouginger unb (Senoffen 388
c) Der Sonfbrud^ bes SRott^Sus 3immermann ... 404
d) Die 3e|be mit 9lifoIaus Ofi^Ier 406
c) Die SanbeIsgefen{(^oft bes SSalenlin Dietmar ... 405
III. S)ic SBcrtvaltungöcInrid^tungcn bet U(mcr ®rct . 406,
IV. Die Ulmer Saufteutesunft 417
1. Die Sinri^tunflen ber 3unft 417
2. Der (Brobtooren^nbel ber ftaupeuiesunft ... 430
V. S)ic Utmer Ärämerjunft 448
1. Die eitiielnen ^anbelsgegenftinbe bes Aromioaren'
lonbels 448
a) Die Scinirfimerei 449
b) Die (SrobIrSmerei 453
c) Die fiongiDorcnlrfimerei 457
2. Die Sinrii^iungen ber Ulmer ütrimeriunft . . . 460
a) Die 6treitig!eiten ber ilrämer}unft mit ben anberen
3finften 460
echt
b) Die Stteitigleifen bct rtnacincn Rt5mct^nbiDcr!e
unfec fi4 487
c) t>tt 9lo^|toffauftauf , ... 606
d) tDie (5eiDecbepoI{}ei . . * 6J0
e) 7>as Ce^IingtiDcfctt 515
f) Das ®c[eneniDc|«n 519
g) t>o» aReifteriDefen '. . 525
h) Scrfi^te ^[ngc^drlge btr iltfimet}unft 530
VI. ®ic Ulmer ©rautu^mac^crjunft 535
1. Der (BenKinbf^nitt ^36
2. Die 3ufommenfe^une bcr (groulud^mod^criunft . ^38
3. Die (Einrii^ttingen ber (Sraulu(|ma^erjunft ... 541
VII. 35ic Ulmer SBeberjunft 555
1. 3uY (B(f4i4te bes fieiniDanb« unb Sar^etiilonbels 555
2. Die Sinri^tunflcit ber SBeberjunft 566
a) Die 3uri4iung bcr 9{o^|toffe 566
b) Da» SBeben 567
c) Das gftrllgmo^ljen ber ©fiDebe 587
d) Der SJertrieb ber lü^er 597
^otwoxt
Die ootliegenbe 9r6eU bes Serfaffers ifi ein Su^gug
ous bfifett grögenn SBetle „Ulm's ftouf(ou0 im SRittel*
alter." Seit oielett Sauren Qat fi<!^ ber Setfaffer mit ber
^anbete« unb (Semeibegel^i^te bes 9RiUeIaIter« fibet^aupt unb
mit berienigen feiner Sderftobt Ulm im Sefonbertt bef^igt
unb bos (Ergebnis [einer 6ommIungen unb llnterfu^ungen in
einer 9lt\ftt oon Sinjelbarfiellungen niebergelegt. Srf^ienen
finb im Su4|anbel ab foI(|e Sinjelbarftellungen Srbeiien Aber
Ulm's gfif^ereitoefen, Sleifd^ergeioerbe, fiebens-
mitte Ig etoerbe (SRfiller, SSder unb SRer3ler),9Bein9anbeI
unb lllm'0 Aauf^aus. Vlle biefe Stbeiten erf^ienen ju«
niil^ft in ber gform oon Sinjelbarftellungen in bem ab
Seilage jur „Klmer 6cbneIIpofi'' eif(|einenben „Ulm er Sonn«
iagsblatt." Sie lourben nic^t ab ^ufammen^ngenbes Su^
gef^rieben» fonbein ber Serfaffer |at oon 9Bo((e ju SBo^,
geioiffermogen oon ber $anb in ben SRunb lebenb, bem Se^er
einen Sbf^nitt na^ bem onbern sufammengefiellt. 9ta4 bem
WAiuä im „Ulmer Sonntagsblatt'' mürbe bann ber 6a^ {u
einem Sonberabbrud benfi^t unb fo augerli^ menigftens ein
aufammen^fingenbes gtogeres SBetl gef^affen unb fOr fiieb|aber
fold^er Stubitn in einer Ileinen Vnja^I oon Sbafigen ^rgeftellt.
Diefes grbgere SBerl trägt nun freili^ namentli^ no<!^ ber
Seite ber Snorbnung bes Stoffs unb ber formolen Durcharbeitung
olle SRigftSnbe einer berartig allmfi^Ii^ entftanbenen S$ö|?fung
an fi^ unb mug biefelbe an \i^ tragen. Um biefem Uebelftanbe
abju^Ifen, ^t bcs^alb m^ SoIIenbung ber Arbeit ber Set'
fajfer eine 3ufammenfa[fung bes Sn^alts oorgenommen
unb biefe ift es, ipel^e ^iemit ebenfolb bem ^ublilum fiber-
geben mirb.
Das 3BerI befielt aus iwt\ Zt\kn, einem allgemeinen
Xeil, ber eine Ueberfi(|t Aber bie (Entmidlungsgef^iil^te
ber ganbelsmege bes SRittelalters oon ben 3^it<n ber
romif^en Aaifer bis gur (Entbedung Smerilas bietet, unb einem
befonbern Xeil, ber eine Ucberfi^tfiberbie Sntmidlungs«
^otwoxt
Die ootliesenbe 9r6eU bes Seifaffers ift ein Susgug
aus btffen siögerm aBetfe „Ulm's ftauf^ous im SRittel«
alter/' 6eit oieleii Sauren (at fi^ ber Setfaffei mit ber
ganbels« unb Gemeibegef^iilie be« SRiitelaltev« fibei^upt unb
mit berienigen feiner Saterjiabt Ulm im Sefonbem bef^öftigi
unb bas (Ergebnis feiner Sammlungen unb llnterfuil^ungen in
einet Steige oon OHnjelbarftellungen niebergelegt. (Erf^ienen
finb im Su^^nbel ab foI(|e (Einjelbarftellungen Srbfiten über
HIm's gif^ereioefen, Sleif^ergeioerbe, fiebens«
mitte Ig ererbe (anflller, SSder unb 9Rer2ler),9Bein^anbeI
unb Ulm 's Aauf^aus. Wie biefe Xtbeiten erf dienen ju«
nS^ft in ber gorm oon Sinjelborftellungen in bem als
Seilage jur „Ulmer 6<bneII|)oft" eif^einenben ,,UImer 6onn«
tagsblatt.'' 6ie würben ni^t als gufammtn^ngenbts Su^
gefdbrieben , fonbem ber Serfaffer ^at oon SBo^e ju SBo^e,
gemiffermagen oon ber $anb in ben 9Runb lebenb, bem Se^er
einen ^bf^nitt na^ bem anbem sufammengefteHt. Slaii bem
Xbbrud im „Ulmer 6onntagsbIatt'' »urbe bann ber 6a^ in
einem €onberabbrud benfi^t unb fo fiugerli^ »enigftens ein
jufammen^ngenbes gt5geres 9Berl gef^affen unb ffir £ieb(aber
folc^ Stubicn in einer Ileinen Snja^I oon Sbgfigen ^ergeftellt.
3)iefes größere SBerl trägt nun freili^ namentli^ na^ ber
6eite ber Snorbnung bes 6toffs unb ber formalen Dur^atbeiiung
olle SRigftSnbe einer berartig allmS^Iiil entftanbenen 6$3pfung
an fii!^ unb mug biefelbe an fi^ tragen. Um biefem Uebelftanbe
ab^u^elfen, ^t bes^Ib na^ SoIIenbung ber Srbeit ber Set'
faffer eine 3ttf<^inmenfaffung bes Sn^alis oorgenommen
unb biefe ift es, wtliit ^iemit ebenfalls bem ißublilum Über-
geben mirb.
Das SBerl befte^t aus iwt\ Xeilen, einem allgemeinen
Zeil, ber eine Ue ber fi(|t fiberbie Sntnidlungsgef^iil^te
ber 6<^nbels»ege bes SRittelalters oon ben S^ü^n ber
romifc^n ftaifer bis aur (Entbedung Smerilas bietet, unb einem
befonbern Seil, ber eine Ueberfid^t fiberbie (Entn)idlungs«
gef4i4<< ^^ Ulmil^eit ^onbeU giebt. (Et geigt uns
ben Setrieb bes Ulmet (Brog' unb ft lein^onbels, erbringt
bie Sefc^i^te ber Ulmer ^Snbleifamilien unb ßan-
bel0ge|eIIf(|often, er fc^ilbert bie (Einri^tungen bes Hinter
Aottf (oufes, ber fogenonnten „<Bret", er lernt uns bie SSBoren
lennen, mel^e in Ulm ge^anbelt »mben, er nennt bie Ur*
fprungsISnber biefer SBaren, er bringt bie G^ilberung ber
(Einri^tungen ber ftaufleutegunft unb ber Arimerjunfi,
ber SBoIIenioeber« unb ber Seinen- unb SountiooII«
tDebergunft u. f. id.
3ft [i4 ber Serfoifer au^ bei biejer SCtbeit »o^I bemüht,
bog [ein SBerl no^ ffoim unb Sn^olt man^es UnooIKommene
an [i^ trfigt, |o gloubt er bo^, bog bermtige Seitrige jur SBirt'
f(|aft0ge[(|i$te bes aRiitelalters , [o unoollftfinbig |ie na$ ein«
seinen Seiten ousfallen mSgen, bem 9otf(|er gute Dienfte ju
leiften oeimogen. 3li ^^ 9^'^^^ ^^f ^^ Gebiete ber SBirt«
l^aftsgefc^i^ie no4 f^ augeroibenllid^ oiel na^ju^olen. SRit
9{e^t [agt ber gfronjoje Sourquelot in [einem SEBerl Aber
bie e^ompagnermorlte bes 12. bis 14. G^^^^unbertf,
bie Unterfu^ung bes oollstoirtf^^tfilic^tn Sqltems bes
aRittelalters, bes Stanbs unb ber Sortf^iitte ber mittel*
atterli^en SBeltmarltgemerbet^ätigleit unb ber ^an-
belsbejie^ungen jener Aulturperiobe gehören }u ben bebeut*
fomften (Begenftanben ffir bie heutige gforfd^eit^atigteit. Die[em
3toede itt bienen, ift ou4 bie ooiliegenbe Sammlung beflimmt
unb ber Serfoffer ^offt, bog ber greunb ber ^onbels« unb
®e»erbegef$i$te mie ber Sermoltungsmonn unb 3uri[t in ben
oon i^m oer3ffenlIi(|ten Orbnungen, (Befe^en, politif^en l^onb*
(ungen u (. id. monc^e $erle mittelolterli^er Stootslunft unb
SRe^tsrDiffenf^oft , ber Serle^rsbeomte »ie ber (Bel^aftsmonn
borin mon^ien oorteil^ften 9BinI über bie Sebeutung ber einjel*
nen notfirli^en S er le^rs mittel, ber aReeresteile, Sinnen»
feen, StromlSufe, 9Ii)enpaffe,u)iebernatfirIt$en9{obftofff$age,
bes Srubenrei^tums, bes Slderbobens, ber SBeiben finben merben.
So bittet ber Serfofler, ouc^ bie oorliegenbe Srbeit ebenfo
freunblic^ oufsune^men, mie bies bei [einer im Z^^^t 1890
er[$ienenen er[ten Arbeit fiber „Ulm's SoummoIImeberei im
aRitteloIter" ber Soll mar.
Ulm, im Oltober 1900.
I>r ^ttfiCtt l(Ü0ntt0.
fittteitung.
SRU Sle^t lobb (eute immei me^c g^tabelt, bag bie alten
C^Ditiff^ieibet ni^to Bcffeies su <§un geoult (oben, ob mit
me^ ober neniflet SeijtSnbnis bie gefd^i^tli^en Xbotfo^en
iDiebersttgeben, bie \U^ auf bem Gebiete ber R\x^e unb i^rer
^Sieiter unb auf bem (Bebiete bes 6taat6 unb feiner Settteter,
ber ASnige unb i^rer Sfamten, abfpielten. 6ie melben un«
»0^ oon ben S^Ia^ten gut Sb^Itung bes iugent Sfeinbf
unb Don ben ICufftInben unb Jl&m|ifen im 3nnem; ober fie
emi^nen laum, auf oel^e SBeife bas 8oIl0Derm3gen ber
einielnen Stationen |i4 bilbcte unb gerltört mürbe, mie bie fianb*
»trtfi^aft, bas ®emerbe unb ber ^anbel ji^ entmidelten unb ju
®runbe giengen, mie bie gemeibli^en Serbinbe unb ^anbete«
gefeüfi^aften entjtanben. Um ^ierfibcr eimas ju etfa^ren, genfigt
es bes^Ib ni^t, lebigli^ bie C^ronilen unb (Bef^t^tsbfi^er su
lefen; man mug an ben Duellen [elbft fd^Spfcn, inbem man bie
6taat0gefe|e, bie Crbnungen ber ISrperfd^ftlid^en Sereinigungen
u. [. m. prfifenb jur ^anb nimmt. 9lur menn mir auf biefe
SBeife ber SBecbfelmiilung im\\ättn polltif^cn unb mirlf^aftlic^en
Creigniffen, VD\\^tn ben großen nationalen Sbealen ber SSHer
unb i^rem nfi^ternen ptaftif^en Streben na^ (Ermerb unb
8e|i^ na^fpfiren, belommen mir ein ri^tiges 8ilb oon bem
SBefen frfi^erer Seiten unb biefe Sibeit ift bes^alb au4 bas
intereffantefte Problem ber (Bef$i<|te. 3>iefe aufgäbe ^at fi4
au4 bte ooiliegenbe Arbeit geftellt. Son ben (Einri^tungen
unb Segeben^iten ber 6tabt Ulm ausge^enb greift fie meiter
au9 unb ma^t ben Serfu^, auf (Srunb einer Unterfu^ung ber
^anbebgegenftSnbe unb ganbebmege bes SRittelalters ben SiU'
flug biefer mirtfi^ftlicben Dinge auf bie politif^en Sreigniffe
iener S^Ü barjulegen.
Son ben beiben Zeilen, mel^e bas SBerl umfaßt, giebt
ber elfte allgemeine Zeil eine Ueberfi^t über bieSef^i^te
ber aSelt^anbeUmege bes SRittelalters. Der mi^tigfte
— X —
ganbebgegenftonb ffii Ue SSIIer ift oon je^ec bic Sil^afiDoIIe
gevefen. Der (Srunb liegt no^e: Snfolge ber SfS^igleit ber
Silier, fi4 berori {u mehren, bog bie nSd^ftliegenbe Um«
gebuitg nt^t me^r im[tanbe ift bem loa^fenben Bebarf geregt
gu »erben, fpielt bie Sef^offung ber nStigen RIeibung
noturgemil eine ougerorbentlid^ mistige StoHe, fobalb mit bem
nw^ienben Sebarf an (Betreibe unb SI^M4 Me SBeibe-
fli^e fi$ minbert. Die Sd^aftooIIe ^at bes^olb auc^ oon
je^er ben Silioerpunft bes (Brog^anbete gebilbet. G^ofmoIIe
iDurbe f4on in ben itteften 3<tten ouf bem 9lfiden oon 3i^8<n
au0 ber fc^eic^en SRongoIei Aber Xibet nnb ben ^imalaqa
nac^ 3nbien gefd^idt, e^ofmolle unb gftac^s polten bie ftauf«
leute oon SRilel unb onberen grie^if^en StSbten in ftol^is
am Sipmxitn SReere, bem 3i<^^ ^< ^^4 ^^^ „golbenen
Sliege" Iflftemen nrgofa^rer, in $er{ien unb Vegqpten, bis
ber SBoIIfiberflug biefer £inber ju Snbe gieng unb |i^ hos
Sebfirfnis ergab, bte SBolIe in ber enfgegengefe^en 9BeIt*
ri^tung, bei ben 5teItenoiI!em ber ^rooence, Spanltm, Sei*
giens unb Britanniens, ju $oIen, fo bag an ber Stelle bes
S^QMnjen SReers unb bes Bftli^en SRittelmeers bas »eftli^e
aRittelmeer jum SRittelpunlt bes SBeltoerlerle^rs nmrbe unb
9{ 0 m , ber Srbe Zrofas , mt bas p^önicif^e ftarl^ago eine
SBeltroIIe 3U fpielen begannen. Seit 600 0. CE^r. bebedten fi4
bie Ufer bes »eftlic^en SRittelmeers bes^alb mit griei^ifc^en
ftolonien, beren bebeul|am|te bas p^oläif^e SRarfeille »urbe
bis feit 850 0. S^r. bas macebonif^e 3eitalter bas
alte SBell^anbelsooH ber Grieben 00m Slbenblanbe erneut
ablenlte unb »ieber na4 ber fieoante ffi|rte. SBS^renb im m^U
lid^en aRittelmeer ber romifd^^fartl^gif^e Arieg als politif^es
SBa^qei(^en mirlf^afili^en 9liebergangs bie grie^if^e ftultur«
bifite U)ieber jerftorte, brangen bie (Briefen auf brei SBegen
na^ ber £eoante oor, Aber Vegqpten, $etfien unb Snnera|ien.
Vber au4 biefe bittte Verlobe bauerte nur menige Z^t*
lunberte unb eine oieite 9Birt|(|aftsperiobe braute mit bem Be*
ginn ber ^riftlic^en 3<Ure$nung bie römif^e Aaiferaeit.
9{om unb bie Seoante Ratten [i(^ mirlf^aftli^ unb politifc^ geeint,
bie lomif^en Smperatoren begannen, in (Brie^enlanb i^re ftopfe
auf bie Wexonbergulben fc^Iagen ju laffen, loie feiner 3^U ftdnig
$§ilipp oon SRacebonien ben Aopf bes Darius oon $erfien auf
— XI —
bem SRUeter (Bulben burd^ fein eigenes 8ilb erfe||t ^Me, unb
nunmehr foIUe au^ bos bem freien commercium unb connubium
bes rSmifd^Ieoaniifc^en SBeltrei^d nod^ ni^t erf^Ioffcne (Bebtet
be0 nSrblt^^n CEutopa ben gemeinfamen 3nlere[fen bienfi«
bor gemalt toetben. Dabur<| entftonb ahtt bet SBoIIeniDeberet
eqrienf unb ber fß^Snider ein geffi^ili^ei SBettbeverbet in ben
Aeltenlfinbem. Die SBoIIftoffe (Balliens unb 8ritomiien0 toon'
beiten no^ bem 9RtUeImeer unb ber fieiwnte unb neue groge
SBell^nbetoltragen erf^Iojfen fi4 bur$ bie S^meig unb bos
ffibli^e 3>eutf4Ianb no^ bem Kleine unb ben Donaulinbem.
Der limes am SRaine teilte (Bermanien ni^t nur in atoei
politif^e, fonbem qu4 in imei getrennte ßonbels« unb SBirt*
l^oftsgebiete. Sr unterbanb bos commercium bes ffiblic^en mit
bem nSrblid^en Deutf^Ianb unb glieberte baffir bos [flbli^e
Deutfi^Ianb ob rSmif^efl 9lei$dlanb bem grdBen r9mi{^n
SfreifKinbebgebiete an, bos fi^ |eitH< in ungeheurer Kusbe^n»
ung oon SBeft na^ Oft, Joon Spanien bis jum Sallan, bem
6i^r]en SReere unb ben Sup(ratI8nbem ]og, unb es ent'
oidelte fii( ein leb^ter $robultenaustauf<9 gmif^en SRorgen«
lanb unb nbenblanb.
Sei biefer ^nbelspolitif^en (Entmldlung mir&e bas aus ifl*
bif^en Srunbbegriff en (erausgeoa^f cne C ( r i f t e n t u m bef timmenb
unb umftflrjenb auf bie 9leugeftaltung ber ^anbelsgrunbffi^e ber
3eit ein. 3n itonffquenj feiner £e^re uon ber Sl&c^ftenliebe
}erft9rte es bie feit^erigen nationaI))oIitif4en unb portilulariftif^en
Snf^auungen ber ein}elnen SoIIer unb oerlongte, bag au^ bem
poliüfc^ Sfremben, bem barbarns, bas commercium unb connu-
bium augebtlligt merbe. @o bahnte es ben SBeg, bag bie polit*
if^en (BeuMlten, menn auc^ erft miberftrebenb, fi^ mit bem (Be«
banlen uettraut matten, bas commercinm, ben gfrei^nbel,
«eiteren ftreifen }UiUgefteQen, als mon feit^er gemöbnt mar.
Dabei gab es aber oon Knfang an imi 9{i4tungen: bie Sn«
Ringer $etri, bie nur ben {fibif^n (Blaubensgenoffen, ber bie
$fli^en eines 3uben flberna^m, als 9lS#en gelten Heften,
alle anberen SRenfc^en aber als fte|er betrachteten , unb bie
gfreunbe $auli, meiere als Aosmopoliten alle aRenf<|en als
4riftli$e Srfiber aufnähmen mollten. Seiben Hnf^auungen aber
mar gemeinfam bie üusbe^nung bes feit^er eng begrenjten
notionaliflbif^en 9lS4ftenbegriffs unb bamit bes freunbfd^ofili^en
— XII -
freien ^anbelsoette^t^f bes commercimn unb connubiam, auf
»eitere Areife. Stur b i e groge »ar eben flreiiig, toie meil biefer
Segriff fi^ erftreden follte. 9Ron oerlangle no^ einer Venber-
ung ber fett|erigcn engen Sei^Itniffe, mel^e bie eingelnen
6taoi0gebi[be mit alleilei 64ranlen umgaben unb fo ben freien
8u0tauf4 ber ^anbeberjeugniffe bef^rinlten, unb man fa| in ber
Serbrfibeiung ber ganjen SRenf^^it bas fixere SRittcI, ben
Srieben auf Srben iu fc^offen, na^ bem bas Slenb ber 3^it
oerlangte. SRan »ollte ein einleiilii^es ^anMsiMü gum
fiiebli^en Serle^r, aber bie etflen (E^riften ftrebten na^ einem
aBeltfriebensreic^e, bie ftriitere 3eit ibentifiderte biefes 3beal
mit bem r5mif(|en Xei^e, fie mollte es bef^tfinlt fe^en auf bie
(Brengen bes römifc^n 9lei(|«oeibanb9 unb bas (Bebiet inner^Ib
ber erweiterten rSmif^en nei^sjollmauer ; ber limes foIIte bie
Srenje bes ^iftli^en commercium unb counubinm bilben.
Unauflfaltfam erweiterten [i^ benn au4 danb in ganb
mit biefen fiBeiftesIompfen bie Bahnen bes SBeltoerle^rs unb
ein £anb nad^ bem anbern glieberie fi<l^ bem römifi^en S^ei«
^nbetegebiete an. ^lanmagig beuteten bie italienif^en unb
fQrifc^en ^finbler bie 9lo§ftofff(|age ber neuen Steii^sgebiete
jenfeiis ber Serge aus. Die Aeltenifinber im SBeften, oor allem
Stitannien, »ie ber 9i^ein unb bie Donaulinber boten ein
reifes Sf^Ib fflr bie 9{o(|toffgeminnung, wi^renb in Serien unb
9Re[opotamien, in Armenien unb $art§ien ein entmideltes (5e«
metbeleben blühte unb [eine Srgeugniffe na^ bem SBeften f^idte.
SRargenlanb unb !(benblanb bilbeten bur^ bas politifc^e Sanb
bes römif^en SBeltrei^s einen SBeltgoKoerbanb, ein ein^eitli^es
9Birt|(^aftsgebiet gum gemeinfamen friebli^en SBarenaustauf^,
mie CS bie äBeltgef^i^i^ nur in ber 3<ii ^^ ftreuggfige mieber
eilebte.
Die grogen danbelsftragen, auf benen fi(^ ber SBarenaus*
tauf4 biefes ^anbelsgebiets bewegte, blieben oorerft bie alten. 3n
Setra^t lam gunfid^ft ber innerafiatii^e ^anbelsgug. Die
aRongoIen brachten bie aEBoIIballen unb C^inamaren nad^ Zurle«
ftan unb bie :€erer ober tflrlif^en l^unnen fpebierten fie weiter
na^ bem Jlaspifee, ber ben aRittelpuntt biefes ^anbelsgugs
bilbete; oon (ier aus giengen bie SBaren auf bem Slraxes
unb V^lis ins 64warge 9Reer ober fiber SrtQsata na^ Alein«
afien unb dem aRittelmeer. Die 33IIe ber $art^rI9nige unb
— XIII —
bie Snbeffetung ber @ecf<|iffa(rt bemittten inbeffen, bog fi^ bet
6tfom b€t S^inaoHircn oIIm5(U<l^ 2U S^iff na<^ Ceylon }og
unb oon ^ier cntioebet no^^ bem ®oIf oon ^ti^itn ober bem
Koten SReere gieng, |o bog bem itinetofiotif^en ^onbebiug ob
]iDeiter gonbelsjug bec inbif^e ober 6ee^onbel0{ugab 93ett«
beoetber jur 6eite trat unb bie Werfer unb Vortuet mie bie
SRongoIen unb S^inefen }u (Begnem mo^te. Ute bonn meitcr
bie SRomer in tluger 9uftnfi|(ung biefet Set^Itniffe \i^ in bie
leimntif^en 6trcUigIeiten mifil^ten unb fi$ ber part^if^en $IS^e
bemfi^igtcn, entftonb ein neuer^ brilter $anbel9}ug, ber balb
ein gefS^rlii^er gfeinb ber beiben onberen »erben {ollte. SRon
begonn, bie £eoonteiooien oom itaspifee bie SBoIgo ^inouf no$
ber Oflfee unb ben norbif^en fiSnbern in fiteren, unb bos
KSmerrei^ geigte fi^ unfQig, feine SRo^t ou^ Aber biefen britten,
ben gotil^en ^onbelssug, au«aube(nen, [o bog fid^ bie
mirtf^Iid^en Ser^Itniffe bes 9l9menei40 immer miglid^er g^
ftolteten unb ^erfer unb Xegppter \\^ in innerm gober be*
biegten. Sin ftonol oom 9loten SReere 3um 9RilteImeere er«
iet^terte Serien ben Sejug ber Ieoontif(|en 9Boren Aber
Xeg9pten, ein limes f^iiSte bos ferne Sritonnien oor ben
€coten unb ftoi|er Zrofon oerbonb Sponien loie bie 9lieberIonbe
bur^ eine groge Xei^sftroge mit bem 64mor}en SAeere, um
einen bur^ ben Umes gefc^fl^ten itonlunensmeg gegen ben
norbif^n ^nbebjug gu idsioffen, \o bog eine fteigenbe SRenge
oon abenblSnbifc^en 9Boren bur^ bos eifeme X^or no^ 6flb«
ruglanb unb 3nnero|ien »ie fiber Xropegunt no4 Verfien
gelangte. 60 eiferten (Boten unb Körner, bie fieoonte mit i^ren
Srgeugnitfen {u oerforgen, unb fe me^r es ben KSmern gelong,
^erin ben (Boten ben Kong obguloufen, um fo erbitterter flflrmten
bie KorboSHer gegen ben limes. Sobolb bie Komer ober ben
(Boten Jtongeffionen motten, erhoben fi^ im Often bie Steuperfer
^mten ben Serle^r unb monopolijierten bie 6eibeneinfu9r
ouo ber fieoonte berort, bog lein Seibenboüen me^r no^ bem
Kbmeneif^ gelongte, ber nic^t in i^ren 3onftattcn Urtoxoto,
Kifibis ober ftollinilum oerjollt morben mor.
Die Soge bes römif^en Kei^s mürbe boburd^ immer be«
bro^er. Um ben $ofIug in i^re $anbe }u bringen, be|fen
64iffa^rt ben Serle^r oon (BoIIten no4 bem S^morgen SReere
ouf ber Zra{and|trage fi^bigte, befehlen bie gfconlen unb We«
— XIV —
mannen SRailonb unb Oberitalien unb oon bet Oftfee lotnmenb
lubetten bie (Boten ben Dnieftr (htunter in bas S^^ioaqe
aiteer unb loeitei na^ bem Sftli^en aRittelmeet, »o fie Areta
unb (£9pecn in 8efi^ nahmen, bie $auptftapelpia|e bes rSmi'
fi^n fieoonteoerie^rs, fo bag lein anbetet Susn^eg ilbtig blieb, ab
fie ebenfalb in ben 9{ei4fioetbanb aufgunebmcn. Diefet mitete
gtoge Sieg bet gtei^anbebgtunbfS^e führte ju einet oSUigen
Betlegung bes SBeltbanbebf^toetpunlts. Det Setle^t bes loeft*
liefen SRitteImcets gieng inxäd; 9{om oetbt feine Stellung ab
Si^ bet Slei^sgewalt unb bet 9{(einltnbet (lonftantin ma^te
bas glfidli^^ S^s^^ng am Sd^maijen SReete }um Slei^smiüel'
punite unb »utbe fo sum (Btflnbet bes etften bteinif^en ftaifet«
tum0. Det ^tiflli^e SBeltoetbtflbetungsgebanle toutbe mit bem
9Iomanbmu0 ibentifigiett unb itonftantin ma^le fid^ jum 8BeIt«
(ettn, inbem et bie nei^egemalt teilte. Dem Stteben bet 83Ret
na4 bnftitutbnelkn (Batantien nad^ebenb »utb€n aUml^Ii^ bie
oom Solle geoSblten 8if49f e unb Solboetttetungen ab gki^bete«^«
tigte SRegimtnbfaHoten anetlanni ftaifet, Sif^of unb (Bemeinbe
follten bie btei Stalt^altet Sottef auf (Etben fein unb beffen
bteifa(^e Sigenfc^aft ab Sätet, So^n unb ^iliget (Beift but^
i^te SBitffamleit sum Vusbtud btingen. Die 9tamen bet 0x1^^
in benen biefe mic^tigen gftagen ibten SIu»ttag fanben, SlfcSa,
Zriet, Stb0, SRailanb, Selgtab, $(iIi|q)opeI, Satbica, Setufabm
unb Vlesanbtien, jeigen uns bie bebeutfamften ßanbebmittel-
punlie {enet 3<it. 9lom unb Untetitalien ftanben im ßintet«
gtunbe, Sallien, bet !R^ein, bie $oebene, bie DonauISnbet,
jtbinajien unb Sqrien moten bie SRiitelpunIte bes meftöftli^en
Seiferts gemotben unb bet (Bbn} Aonftantino|)eb flbetfttailte
benjenigen oon 9lom, tllexanbrien unb Xntioc^ien, toeil bet Set'
Ie|t oom Raspifee mie oom ^etfif^en (Bolfe na$ bem S^mat*
ien 9Reete, ben DonauISnbetn, (Ballien unb Stitannien obet flbet
Dalmatien nac^ Oberitalien unb Spanien bebeutfamet gemotben
mat, ab bet SBeg burc^ \m Kote 9Reet nacb bem SRittelmeete
unb 9{om.
Denno^ follten mit ben ftonjeffionen Honftantins
bie ^anbeboet^Itniffe in i^tet Sntmidtlung gum 9BeItftei^nbeI
ben ^5(|flen ^untt no4 nicbt tmiäft ^ben. Die t3mif<^-
(at^olif^e 3bee Ronftantins mie bie ^ibnifcbe Zoktansibee bes
aufgeilärten Despoten unb Stomantilets 3ulian mutben fibet«
— XV -
trttnqift oom IosmopoHti|d^*pauIinifd^cn Sriaittomus ber (Boten
unb bun^ ben fin^Hi^nbecalen Viianbmiid ma^it bec aßelt*
^nbel immer loeitere gfoitfi^rttte, meil grei^nbel unb freie
9leIiaion«BbunB ftete ftinber berfelben SRutter geioelen |inb. Sber
biefer 6ieg bes S<ei|anbel0 ^e oud^ bie wenig angenehme
Solse ffir bie Stationen, baft fi^ ber meliöfUi^e Serte^r alljufe^
oerSftelte, fo bog f^Iieglii^ ber Vnteil bes einjelnen ganbeb*
megf am SBelt^nbel tu flein mürbe. Die fteigenbe Kusfu^r
namentli^^ oon abenbI8nbi[i|en Sergoerlserseugniffen auf bem
Seemege na4 ber fieoante fd^bigte ben Serle^ ber inner-
afiati[<i(en itaraoanenoSRer, mel^e ben bortigen 9)erle|r oer*
mitteQen ober bef^fi^tenp berart, bog t» ju meitge^enben
83I(eroerf(|iebungen lam, bie i^ren Vuegang oom innem Sfien
normen. Das ^Interafiatif^e aRongoIenooIt ber l^unnen über-
Ic^rilt 375 bie SBoIga, eroberte mit genmltiger Sauft in ra|(^em
Siegesläufe bas Sotenrei^ oon ber Oftfee bis 2ur Donau unb
f^ttf babur4 bem Sbflug ber afiatif^en Srieugniffe freien Sauf
na^ bem SBelten.
Die golge bie{er (Er{(|He6ung Sucoims fflr bie (Erjeugnilfe
S^inas mar, bog li^ bie Sergmerbei^eugung bes Slbenblanbs
bem ^robuHenrei^ium 3*vnera|iens nl4|t mefir geoacbfen seigte
unb ber mangeinbe Xb|o^ na^ ber fieoante {u neuen äBirlf^afts«
gepflogen^eiten imang. Der 8ergmerlslna|ipe unb ber 6(^mieb bes
Sbenblanbs traten in ben ^intergrunb unb ber Sifi^tt, gla^s«
bauer unb SBeber mürben immer Bfter gefe^ne (Be|talten ; benn
es feblte an ftleibem, feit bie fieoonte nid^t mc^r i§ren aBoIlen«
unb SaummoIIfibecflug gegen bie SRetalle (Europas }ur Ser«
ffigung ftellte. Dieter ^od^malb unb SBaiben bedien bas fianb
unb ftatt (Betreibe bilbeten 9{inbpieb, S^ofe unb (Beflfigel aus
6i^maben VusfuIrgegenftSnbe ffir 3talien. ^orte Slot lag auf
ben SSnbem bes Slbmeneidbs unb mllbe Aimpfe um ben
(Blauben unb bie poIili[(^e SRa^t bur^tobten bas 9lei4. Die
frei^biblerif^arianif^n Sritannen unb bie Iat(oIii4*teaItionSren
6|ianier ftritten fid^ um ben 8efi|| Slailaubs unb ber ^oebene,
meil auf ben aSaffern bes ^ofluffes |i(b ber gauptoerfe^r iml\^tn
ftonftantinopel unb ben fteltenifinbem oollaog. 3n Vntio^ien
unb Slea^anbrien oerbot man bie liberalen Sfisprieftergefellf^aften
als ftaatsgeffi^rli^, bis bei Vquileia am Ufer ber fCbria ber
Spanier Z^obofius mit ^ilfe ber ^unnen ben Sieg errang
- XVI —
unb ba0 aRorgenlonb unb Sbenblanb erneut utdet eine gpauft
brockte. 3um Iel|ten 9RaI tourbe 494 no4 einmol na4 ber
gintic^tung bes Sonbalen etili^o allen SBeftrömecn ber freie
3ttfl nad^ Srie^enlanb unb ftleinaften geftotteti aber bie Xren«
nung betber Xeile mar unoemteibli^. Seit 500 ^atte bas neft-
li^e aRittelmeer lieber feine eieUe ab SRittelpunlt bes SBelt'
oerfe^rs erobert unb ber 9BeU^nbeI fanb [einen ftempunit
oieber in Start^go unb Sqrene, »o unter ben Sanbolen ein
neues V^iniden erblaßte. (Es fanb [eine »eitere ^anbelsetappe
im 9Beftgotenrei<l^e oon Zouloufe, »e^es ben Huttaulil^ ber
leiKintif^en Srjeugnilfe aus ülesanbrien unb Xunis mit ben
norbif^en (Erjeugniffen aus Srttannien unb ben Xieberlanben
fibem(^m, bie fiber £a Stoc^elle, Sorbeaus, Xouloufe unb KiS'
mes bas aRittelmeer unb bie fieoante enei^ten. Aonftantinopels
Sormad^tsltellung f^ien erf^fittert unb bie Sinie Seflon—VIe«
xanbrien— Zunis—Xouloufe mar bie ^rr|$enbe ^anbelsftrabe
ber 9BeIt gemorben. Vergeblich ftrebten bie ftaifer oon fton>
ftantinopel, mit ^ilfe ber gunnen bas me|tli<l^e Suropa i^rer
j^enf^aft ju erhalten; bie Sd^Ia^t bei Colons im 3a^re 451
ma^te bie (Boten frei oom 3o<^ ber j^unnen unb bie (Brfinb«
tmg Senebigs als ^o^burg gegen bos gunnentum bebeutete
ben elften Stritt jur $erftellung unmittelbarer Se^ie^iungen
imif^en ber Vbria unb Slegqpten.
Diefe Z^at f(|uf bes^Ib au^ fflr bas S^mabenlanb eine
neue 3eit; fie ftellte neben bie Zrajansfirage unb ben 2>onaU'
oerle^r als neue (Belegen^eit fflr ben Sejug oon Seoantcioarett
bie Serbinbung mit Senebig Aber ben gfem unb ben Srenner
fiber Serona, fo bog oom 9{^ine ^er ga^Irei^e (Bfiter fiber
(Cannftatt (Grinario) unb Aempten (Campodaoam) nac^ ber
Vbria giengen ober oon (Benua fiber SRallanb i^ren 9Beg na^
S^ur unb Aonftanj fanben. Die beiben Kei^sproointen C^ur
unb Vugsburg, beren febe unter einem m&^tigen Sifi^of ftanb,
oaren bes|alb au(^ fe(r belebt unb au^ Ulm mar oiellei^t
bamals fi^on bur^ bie Süerfiafferei ein bebeutfamer ^oli^nbels*
pla|| in einer 3^iit ^^ f<U ber SSIfermanberung unenblit^e 9BSI'
ber ben Soben bedien. Der Srud^ mit ftonftantinopel mar ooK«
sogen unb bos Sbenblanb ^e fi^ mirtf^aftlic^ auf fid^ felbft
geftellt. Das Sotentum ^tte ben S^merpunlt feiner ^olitil
aus Sluglanb in bas Donaut^al unb an bas SUttelmeer oer«
— XVII -
Itfll utib bic Solen, toelc^e im Suftroge Ofiroms bas oeftrS'
mif^ 9{ti^ erobert Ratten, enoiefen |i4 ob Mle^te Qfreuttbe :
iie beuflten \iii bem jtot^olictomus unb ben 3nteteifen sntroms
unb ftelUen bie OfMmec auf fi^ (elbft. SBa^cenb bie Seiben-
ftoffe bei fieoante Aber bas Stote SReer mit Umgebung ^erfiens
na^ Wexanbrten unb bem SRittelmeec gelongien, nmren bie
Aaufleute oon Jtonftontino)»! oSIIig in ben ^inben bet Werfet,
\o bab ber oanbolif^e ^anbebgug fibet Zunis unb Xoulon oie
bet of^otif^e gonbelsiug fi5er 9laoenna unb gfloteng ober Aber
Senebig unb Serono nod^ S^oniben i^nen f^j^o^eien Stoben
brauten.
Das olternbe Oftrom |u(^te bes^alb einen neuen 6tem
am poIUil^en ^immel unb fanb biefen in bem aufftrebenben
Scan fe meiere am 9{^ine, beffen Solbbaft feinen 3ntete|fen
SU bienen geeignet etf^ien. SSie ftbnig Dietri^ oon Waoenna
unb Setona, fo (anbette auc^ JtSnig (£§Iobtoig oon gtanlen als Se»
auftragter Öftroms, als et bie filnber an bet (Baronne unb Xou-
loufe ben lo^olif^ gemotbenen SBeftgoten abnahm unb bem oft«
romif^en 9{ei(|e sutQdgab. 9bet bie gfteube Oftroms umt m^
biesmal eine lutge; benn bet fibmenteil bet Seute blieb ben
Stanlen unb bet Untetf^ieb »ar nur, bog bie (SefSIIe fflr bie
6eibenftoffe unb ®eofir2e, n>eI4e aus 69rien unb Üeg^pten Aber
Zunis mit Umgebung ftonftantinopels na^ Xouloufe, ben 9lie<
bctianben unb Stitannien gelangten, nunmebt bem S^anlenrei(^e
zufielen.
Die Jtaufleute oon ftonftantinopel oerfu^ten bes^Ib, bie
€eiben]u4t im oftrbmifc^en Steige felbft beimifc^ ju ma^en,
unb bet Setfu4 gelang sum leb^ften tierger ^etfiens betart,
bag bie Oftrbmet bamit gtoge Summen oetbienten unb »iebet
ium Vngtiff Abetgeben lonnten. Sie entciffen 534 Untetitalien
ben Sanbalen oon Xunis unb eroberten bann mit f^H\t I o m «
batbif^et Sbibnet oon bet Oftfee bas oftgoiifc^e Sxarc^at Sla-
oenna. Do4 enoiefen fic^ au4 bie Sombatben als bie gleiten
ttAgerif^n greunbe mie bie (Boten unb Qfranlen. Sla^bem fie
Aber ben (Bott(atb|Kig in Oberitalien eingebrungen moren unb
bie Oftgoten Abeno&Itigt bitten, matten fie ft4 felbftftSnbig unb
gtAnbeten mit $i(fe bet ationif^en ICoaren oon bet Donau
bas JtiSnigrei^ fiombatbien mit bet gauptftabt $ a o i a am Zi«
(tno, beffen (Blans raf4 9{aoenna oerbunlelte unb sum SRittel'
II
— XVIII —
punite be0 ^ooeile^rs imVli^tn bem gftanlenrei^e unb ber fie*
oante »utbe. 9lut Senebig unb Slooenna unteiftanben no^ ben
OftiSmcm ; ober bic Aaufleitte biefet 6tibte mugten fi^ be«
quemcn, bie fieoanteoKiren na(| $Qoia 5U bringen unb baffir
ben gfronlen bie (Eqeugniffe Solliens, Spaniens unb Srttanniens
objulaufenp mü^ blefe auf Saumtieren Aber benSRont (Eenis
(erfiber f^offten. Der ßanbebgug oon Kaoenno na^ Slorenj
unb ®enuQ trat oor biefem Serle^r auf bem sur S^iffa^rt oor*
Ireffli^ geeigneten $of(ttffe oSIIig in ben ^intergrunb unb fanb
eine mS^tige Sbrberung, feit bie aiionif^en £ombarben {um
Aot^olicismus flbertraten unb bem Bistum Mom toi^tige lanbes«
oSterli^ 9tt^it fibertrugen.
So bebeutete ber Hbfall ber fiombarben oon Oftrom
erneut bie ^nbebpolttif^e unb lir^Ii^e Zrennung bes
Sbenblanb« oom SRorgenlonbe. Der Sruc^ mit itonftanttnopel
Dolljog fi$ auf ber ganjen fiinie unb bos Ststum Slom
grfinbete einen neuen SSIIeroerein, ber nid^t nur ein
{ir^Ii^es, fonbern ein (anbelspolitifcbeo Sanjes bilbete, inbem
er feinen Sebatf unab^Sngig oon ftonftantinopel unmittelbar in
Serien unb Vegqpten bedte unb fo bas gftanlenreic^ gum mS^
tigften Staat (Europas mo^te. Senn nid^t me|r ftonftantinopel,
fonbern bas Sranlenlanb bilbete nunmehr ben SRittelpunK bes
SBeltoerfe^rs unb bie gf^anlenlSnige fibernabmen bie tiufgabei
bie »iberftrebenben Staatengebilbe ben 3ntereffen bes neuen
uxftrSmifcben SSKeioereins bienftbar gu ma^en. Sie SReffen
oon St. Denqs bei $aris begannen bie SReffen oon $aoia
in ben ^Intergrunb ju brSngen, fo bag bie fiombarben fi^ be*
quemen mußten, bie bQjantinifi^en Seibenftoffe unb (Seo^fiije
m^ gtanlrei^ ju bringen, voo fie i|nen bie gfriestSnber unb
SRatinet gegen norbif^e SDoIIftoffe abnahmen, fo bog bie Strage
bur4 Surgunb bie »i^tigfte Serle^rsftrage f Qr ben oftioeftli^en
Serle^r lourbe.
fiitt fo bie Sebeutung Aonftantinopels er^bli<| bur^
ben unmittelbaren Serlebr ber SBeftromer mit Serien unb
SegQpten, fo fa( es fi4 ni^t minber bebrSngt bur^ bie
»a^fenbe SRac^t ber Werfer, bie ben ßunnen mit ßilfe ber
Xfirten ben ftaspifee abnahmen unb baburc^ erneut ben inner»
afiatifc^en ^anbel monopolifierten. Siegestrunlen [(^leppten
fie bas (eilige ftreuj aus 3^<ufalem na^ $erfien sum 3^i4en,
- XIX —
bab i^t Stog^en ber $en ber C^riftenleit fei. UUt bie Oflrdmev
fanbeit in biefer neuen 9loi eine ^üfe an ben Vrobern. 3m
3a^re 614 normen fie mit $ilfe Mefes Solls ben $etfem bos
^llifle ftceu3 »ieber ab unb brad^ten es na$ ftonftantinopel unb
S a g b a b fiel ab ojttSmii^es fielen in bie $5nbe ber 9rabec.
Vbet au4 biefes Soll enoies fi(| ab f^Ie^ter ffreunb
ber OfttSmer. (S» behielt bie eroberten fiänber felbft unb feit
620 las ganj Slffopotamien, $erfien, Serien, ^alSjtina unb
f(eA9pten in ben ^onben ber VnQSnger ber dalbmonbsrelifiion.
Die Sfolge ber Susbreitung bes Sslam mar feit bem Sa^re
700 eine oollftfinbige Senberung ber politif^en unb Serfe^rs-
oer^aUniffe ber aRittelmeerlfinber. 3>ie 3uben, mel^e fi(b burd^
bie (Boten in ibrem ^anbelstreiben gel^inbert laben, riefen bie
Araber ^rbei unb biefe jerftorten 711 bas lat^olif^e (Boten*
regiment in 6ixinien unb bebro^ten, bie VqtenSen fiberf^reitenb,
bie Srooence unb Squitanien. 9ta|(^ mürbe nunmehr ber 3slam ber
$err bes ganzen SRittelmeers unb unter bem 6d^u^e bes ^alb'
monbs oermittelten auf bemfelben bie 3uben ben SBarenaus«
taufcb 3vif4(n Sbenblanb unb 9RorgenIanb. 2>ie 3cU ber ^^i»
nider Jtartbagos f^ien aufs neue gelommen unb als 752 fi^
bie Sraber ber 6tabt Xrapejunt in Simenien bema^tigten,
WM au4 Aonftantinopel bebro^t unb bie 3ntereffen ber gan}en
(E^riften^it erfcbienen gefa^rbet.
aber f4on 759 fielen bie 6tabte Xouloufe unb Star*
bonne »ieber an bas granlenrei^i fo bog bie Serbinbung
Soif^en Stlantif^em Ocean unb SRiltelmeer mieber in ^rift-
li^en ^Snben loar, unb innere ASmpfe — ftets bas 3^i4^n
finfenber SRa^t — begannen, bie Slfite bes S^Iont in 2erft5ren.
Der Stent oon Damastus erblei^te oor bem aufftrebenben
Sagbab. Zigris unb (Eup^rat »urben bur^ einen Aanal
oerbunben, fo bog bie SeQlontoaren »ie bie Sr}eugni[fe ber Su-
^ei mit leider Viä|e na^ Sqrien, Aleinafien, Arabien unb
9eg9pten gelungen lonnten, unb na^bem feit ftarl bem (Brogen
bie gfranlen unb Vraber fi^ ju freunblicbem Serle^r geeinigt
(otten, giengen biefe SBaren in fteigenber SRenge fiber bas SRit*
telmeer na^ (Senua unb SRarfeille, |o bog ber Serlebr oon Sag-
bab na4 Xropejunt, Aonftantinopel unb Senebig bur^ bicfen
frfinlifc^-fvrif^en Serle|r erlgebli^ notlitt.
Die Oftrbmer »ehrten fi^ gegen biefen »a^fenben
ir
^ I
— XX -
Slittelmeeroeile^t in b e t SBeife, bag fie 813 i^ten Aauf«
leuten ben unmittelbaren (Einlouf in 69rien ttnb IIe09|iten
oetboten unb fie sornngen, i^ren Sebatf ausf^Iiegli^ in
bem iDieber gurflderoberten Xtapejunt gu beden, auf
beffen 850 gegTflnbeten SReffen fi4 feit|er Vraber, Xfc^erieRen,
(Briec^en unb titmenier in bunter SRenge sufammenfanben, um
(Bolbbrolate unb aßollfioffe out ftonftontinoiMl ober Semftein
unb 9{o(ooIIe Don bcr Oftfee eingutaufd^en. 6ie ftfi^ten auf
biefe 9Beife i^ren $anbel faft aus[(|liebli$ auf bie 3ufu|r, ml^
au0 Snnerafien bur^ (Beorgien unb ben Aaulafu0 nac^ Xra|>e2unt
gelangte. Z)o4 erhielt f^on bamals neben Zropegunt ein 2t»ei«
ttr oftli^er ^lal^ tx^i^tt Sebeutung, bie Sulgarenftabt Stil an
der SBoIga. Die Snbien* unb CE^inamaren, oel^e oon 6amar«
I^nb unb Sol^ara ober Xc^ran na^ bem itoepifee gebraut
mürben, gelangten oon bort bie SBoIga hinauf no^ Stil, n>o
bie Vraber fflr biefe SBaren ^tl^t unb SBoIIe oon ben C§afaren
eintauf^ten, tD&(renb biefe bie eingel^nbelten Seibenftoffe unb
(Bevfirje naä) bem 2)on unb ICffom brauten unb bort an bie
Aaufieute oon ftonftaniinopel oerlauften, oon mo fie bann loei'
ter na4 Senebig, 9><^^i^f ^^ SRontccnis, bem granlenreic^e
unb CEnglanb giengen. 9u9 ben Sfunben oon orabif^em 6ilber«
gelbe ou0 ber (Begenb jenfeits bes Oxus, aus Storbperften, oom
Aur, Sup^rat unb Xigris, bie in ben Oftfee> unb Storbfeelfinbem
gemacht »urben unb bie aus ber 3^U oon 760 bis 1020 ftam*
men, ge^t 9<roor, bog in jener 3tit bie Sraber oon Sagbab
groge 9Qßarenmengen im germanif(|en Slorben fauften unb mit
i^rem Silbergelbe beia^Iten, unb es f^einen biefe SBaren nament*
(i^ ^olle gemefen su fein, wel<|e bie SBeber SRefopotamiens
oerarbeiteten unb bann Aber Ceylon na^ Snbien meiter beforberten.
Den ftaufleuten oon Sagbab lag an biefem inbifi^-ruffifd^en Ser*
Ie|r fo oiel, bog fie ben oon ben OmmajaDen oon Damaslus
gef^affenen ftanal oon A^olfum mieber juf^fitteten, um bie Sin*
fu^r oon Snbienioaren Aber ülexanbrien na^ Damaslus ober bem
iDeftIi(|en 9RitteImeere la^m }u legen, unb fie brauten es babur^
in ber !Qat fertig, bag ber SBaren}ug oon Snbien nad^ bem
Verfif(^en SReerbufen, bem fog. „(E^inefif^en SReer", unb oon
(ier bur$ bas Sup^ratt^al Aber Zrapegunt na4 Aonftantinopel
ober mit 9lomgorob ber u^i^tigfte $anbeIsoerfe|r jener 3<ii
mutbe.
- XXI -
3>iefef SBibetftreiien bet Sniercffen oon Domotfus unb Sogbob,
oon Sqiieti unb SRcfopolomien, jerftSrte obet bic SRo^t be« Sslom
im Sfili^eti SRittelmeer ebenfo, mit bie 6tr(tteYeicit bet A|oK«
fde Sofbooo unb Sorcelono bie SRo^t bei Hrobcc im mcft*
li^en SliUdmeet untcrgrubcit. Sie bemirfteit, bog 777 bie $err«
i^er oon Sorcelono bic S^onlen in ^oberborn um ^ilfe an«
giengen unb fo bos Sh^onIenrei<| Aorls bes (Btogen in bie fpo«
nif^e Sfroge unb in bie 93eItpoIiliI §ineinsogen loucbe. SBuibe
bos 9lei4 bes 3^Ittin immet me^r ein reines Semerberei^, fo
orgonifierte bos Oftonlenrci^ bie Susfu^r oon Ko^ftoffen unb
öffnete boffii feine (Brenjen bet geoeibli^en (Einfuhr ber
£eoonteIfinber.
Do^ wtx biefes Unternehmen oorerft ein bebenlli(|es.
Dos Kotleiben bes See^onbelsgugs oon Veg^ten fiber Xunis
na^ Sponien bur^ bie 3ufc^fittung bes ftonols oon A^Ifum
unb bie Vnfnfipfung unmittelbarer Sejie^ungen mit ber £eoonte
bttr4 Senebig j^ibigte ben Serte^r im meftli(|en SRittelmeer unb
mo^te bie ^onbelsplfi^e besfelben, namentli^ ouf ber afriloni'^
f^n 6eite, {u 6eer8uberneftem. tlu^ bos mourij^e Sorbe«
gfroisnet on ber Slioiero unb bie ^riftli^en gofenpIS^e Solerno*
Vmolfi» Sleopel, Qoeto unb ^olermo looren Sllooen^onbelsjen*
tren; benn bie gemerbefteigigen SRouren brausten S(rbeitsIrofte
unb oerf^fften fi^ biefe auf bem 9Bege ber (Bemolt, too fi4
i^nen bagu Gelegenheit bot. 60 lom es, bog tro^ bes Entgegen'
lommens ber gtonlen bos »eftli(|e SRittelmeer oorerft lein geeig-
neter 8erle§rsmeg mor unb bie gfronlen, loenn fie nod^ ber £e«
oonte 3vm Cinloufe reiften, ben fionbmeg Aber ben SRont
Senis unb Xurin no^ Sari unb Srinbifi oorgogen, oon mo ous
bos Sftli^e SRittelmeer unter bem S^u^e ber Sbbofiben oon
Sogbob beffere @i^r^it bot.
Diefe Scoor^ugung bes Sonbmegs ^tte benn ou^ 3ur
Solge, bog ber Serbefferung unb Serme^rung ber 9Ipen>»
fibergonge eine er^o^ie Sorgfalt jugenenbet mürbe. S^r
Sloute be lo 64)mige bei 9li}}0 unb bem Ileinen @t. Sem^orb
trot nunmehr eine fo^tbore Stroge fiber ben SRont (Eenis, auf
ber bie Aoufleute ous (Englonb unb ben Slieberlonben nod^
Zurin, $ooia unb Srinbifi reiften, fo bog bie Seefo^rt fiber £0
Ko^elle unb Sorbeoua^ no$ Xouloufe unb SRotfeiKe unb meiter
fiber Genua unb £ioomo fe^r oemod^Iäffigt mor. Diefer Strom
— XXII —
oon 69rienlQufIeui€n unb frfinlif^en 3^nifal(m0)rilg(nt braute
bett {tolienif^en StSblen ntues, jeit^er nt^t gelanntes £eben
unb ma^ie bie $ofenpIfi|e Soti, Xrani unb Srinbifi }u n^i^ligen
Umfd^IagspIS^en für ben Seoanteoetfe^r. Sbec btefer Seile^rsgug
f(||SMflte Qu4 in ^obcm (Brabe ben Seifert auf bem ^ofluffe,
ouf bem bie (Erjeugnijle gfranlreit^s, Surguubs unb £ombarbiens
feilQec nod^ ber Qbfia unb Senebig gef^wommen OKiren, um oon
|ier »eiier na^ ftonftantinopel ju geben. 3e me§r bes^olb bei
$Qpft bei feinem Semflben, 6i^ei^eU fSr ben Serlebc im oeft-
li^en aRittelmeer gu l^offen, ^ilfe bei ben gfronien unb ®enuefen
fanb, um [o mei^r neigten fi^ bie fiombatben in ^asia unb
Senebig ben OftrSmem }u unb es gelong i^nen mit ßilfe ber
SoQern unb OftmSrIer unb ber o{tiömi[(^en Äaifer in ber X^t,
bie aRo^t bes $Qp[tes berart ju erf^fittern, bog biefer \ii^ na4
Soiffons in ben 6^u^ gftanlreid^s f (flutete, bos i^m benn oud^
bie ^errf^oft über bos dxax^at 9iooenna mit ber SRarlgraf-
f^oft Sncona erneut fid^ede, fo ba| ber ¥opft bie ®effiUe ber
^anbelsfirage jvif^en Sbria unb bem X^rbenifd^en SReere »ieber
[ein (Eigen nennen lonnte.
Ser|(ble4tette [i(b fo bas SerbSItnis stolf^en gronftei^
unb ben fiombarben, fo erneuerten fi^ bafflr bie Sejteb*
ungen smif^en Snglanb unb ber £ombarbei. SBS^renb bie
Sronlen ibre Srgeugniffe bem SRittelmeer anvertrauten, bc«
gann fi4 ber englifcbe 93erle|r mit ber fieoante, ber feitber fiber
$ari0, Xurin unb Seneoent gegangen mar, ben nb^in b^rauf
burcb Deutf^Ianb unb bie e^meij no4 9RaiIanb unb Senebig
iu jieben. Das granlenreicb fanb es bes^alb in [einem 3ntere[fe,
fi4 au(b biefer £5nber gu bema^tigen, unb fo enlftanben bie
großen Sroberungsjfige ber gfranlen nod^ SIemannien. Sataoien,
SBeftp^alen, Saufen, Saqern unb Schwaben mürben [amt ben
ßenfcbaften !ln{ou unb Slormanbie bem granlenrei^e einoerleibt
unb ber Aatbolidsmus in ibnen burc^geffl^rt, fo bog ibre ^nbeb*
politif^e Slbf^Iiegung gegen alle ni^tlatbolifiben fianber erfolgte.
$alber|tabt, ^aberborn, Slinben, Serben, Sremen, aRfinfter
nnb Osnabifid, gfulbo, Sorme^ unb ^etfurtb mürben latboIiHe
^enfcboften. Dur^ 2)ecentraIifation ber politifiben 9ied^te ser«
fplitterte bas gfronlenreicb bie äRad^t bes (Banjen unb f^uf unter
fränlif<ber Oberbo^eit einen großen lontinentalen ^anbelsoerbanb.
3n Sarbemif bei £finebuig, in Sranbenburg, in (Erfurt, 6d^|-
- XXIII —
lac in S&lmen, Sionffurt q. b. Ober, gor^i^etm, Sombcrg,
Kegensbtttg unb in Sns in 6teiennarl vurben groge internationale
Xtutauf^mblte mit 6tapeI(N:iDiIegien eingerid^tet. SRit bem
Salt ber Sresburg in i>t^tn trat an bie 6teIIe bec germanifd^en
3nnen|SttIe bos ^^ftlid^e ftreu] ab SRoiHf^u^ei^en unb ber
Seile^r gvil^en bem gfranfenrei^e itnb Hlemannien geftaltete fid^
freier ab [eitler unb ]og |i^ oom Steine ben SRain unb 9tedar
^rottf unb oon ftonftan} im Silben bis hinauf na^ bem norb«
if4en gomburg fnfi)ifte ber fot^Iif^e Slaube einfKitlit^e Sanbe
bed Serle^rs. Sie feit^er loenig bea<|teten Sergf^^e Deut{4'
bnbs »urben bergminnif^ in Angriff genommen unb bie 6alj>
loger oon j^alle mit bas (Bolb unb 6ilber bes ßoi^es oon
fleißigen ^finben gewonnen. Der SenebiHinerorben öffnete oon
Bfulba aus ganj 6a4fen, Sägern, Spanien unb S^toaben ber
$(9fioIratie unb bem fiiberalismus, inbem er tiderbau unb (Be^
»erbe in freiere Sahnen leitete, abec mit feinen ftlofter^ofgrog»
betrieben freili^ aud^ bem ftapitalismus bie Sa|n Sffnete unb bie
Suben in i(nU<|er SBeife ins £anb jog, mie bies beute bie gobtil^öfe
unferer 3^ iu ftanbe braibten. Ku^ bie norbif(|en Steige ergriff
biefe Hberole Sevegung. Dinemarl mugle bie Ctbergrenje aner«
lennen unb fi^ bem frSnlif^en ^anbelsfqftem onbcquemen,
Konoegen unb 6(|oeben folgten unb bie Singlieberung (Eng-
lonbs in bas neue neftr3mif<^ ' frSnf il^e SBirtfd^oftsgebiet mar
nur no§ eine gfrage ber S^it SIu^ in (Englanb oerf<|n)anben
mit im granlenrei^e bie felbftftinbigen ^erjogtilmer unb an i§re
Stelle trat ein geeinigtes Jt5nigrei(b 91ngelfa<|fen mit frei^nb«
lerifd^en (Brunbffi^en, xoü^t einen fiieblid^en ganbeboerlebr
mit bem 8[ranlenrei(|e bes ftontinents ermogli^ien unb feit 900
ctoMi gur jtat^olifietung Snglanbs fflbrten.
Der ^anbelsoerlebr (Englanbs mit bem gfranlemei^e über
Slanbem ourbe infolgebeffi n ein [o reger, bag bie normannifcben
Dänen unb 9lufien fi^ babur^ in i^ren 3ntereffen gef(|fibigt
fa^n unb |i4 butd^ (Einfalle in Snglanb baffir rS^ten, bog bie
(EngUinber ni^t me(r in ben OftfeelSnbern unb an ber SBoIga
fauflen, fonbem ibre Sagbabmaren fiber bas SRittelmeer unb
Statten fiber bie Wpen unb burd^ bas 9{^eint|al bejogen. (Banj
(Englanb, 9lorbgermanien , Slanbem, SBeftfranlrei^ unb bie
Sl^inlanbc [euf^ten feitber unter ber (Beigel ber ruffifcb-bSnif^en
eeerSttber, loel^e auf ibren „Dramen" bie Ober, bie (Elbe, ben
— XXIV —
fl^xfif bie 6eine, bie £oire unb bie (Batonne ^oufful^reii unb
bie UferbeiDoIntr branbl^a^ten, namentli^ grauen unb Siel
roublen, unb biefe 3uf<8nbe befferttn |id^ (cfi, ab bei 3>8nen«
9er}og bie Slonnanbie als frfinHf^^s fielen erhielt.
9lut lurje 3eit aber tonnte fid^ freili4 bas «benblanb biefen
fiuxus eines 9Io^floffau6fu(rgebieto leifien. Ratten feii^r nur
bie S^iefen in bin Sflieberlanben als gef^idte Xu^mad^r unb
S&rber bunte äBoIIftoffe erjeugt, fo mürben nunmehr au4 fonft am
Steine, namentli^ in A3In, in fiombarbien, Spanien unb ber $ri>*
oence, oiele Xfl^er geuioben unb ganb in ßanb mit biefem (Entfielen
eines Sigengenerbs am Sl^eine ftrdmte infolge ber freien l^on«
belsgrunbf&^e jtarls bes (Broten aus ben SonauISnbcm gum
6$aben ber ergeugenben 6tAnbe in gfranlen unb ber St^im
ISnber ber Sergfegen unb bie Sobenerjeugnilfe biefer (Begenben
nad^ £ombarbien unb Wemannien ^rein. Seit 530 fi^on Ratten
fi^ bie Sulgaren frei oon ben tartarif^en SCoaren gemalt unb
Sejie^ungen sunt äBeften angelnilpft unb feit 700 (atte fi^ in
83(men ber Sbbau oon Sifen unb Silber, oon (Bolb unb
3innober mie bie (Erjeugung oon (Betreibe, SBein, 9Ba(|s, VBoIIe,
fieinuianb unb fieber er^bli^ enimidelt. Der j^auptftrom biefer
Srjeugnijfe manberte in ffibli^er Kid^tung ber !Donau gu na(|
9legensburg unb bie SBenbenlanbe enoarben babur^ eine fol^
aRod^lftellung an ber Donau, bag fie tro^ bem 9Biber{tanbe ber
Sofern allmä^Ii^ }u Ferren ber Oftmarl ourben. 9ta4 fieg*
reifem Kampfe gegen bie Soaren entftanb ein felbftftSnbiges
Siebenbürgen unb bas grojjpolnifd^e Sleid^ bes 3uben Samo.
Die griffen brauten (ier^r SBoIIftoffe aus ben JRieberlanben
unb lauften baffir bie fianbesergeugnifle unb biefer Serle^r mürbe
fo bcbeutfam, bog AatI b. (Br. ft^ emftli^ mit bem (Bebanlen
trug, bie ^erftellung eines Donau^SRainlanals ins SBerl ju
fe^en, unb ftbnig tlmulf oon Aarnt^en ben ^affauer Saljjon
aufhob, um Deutf^Ianb bem Salg ber Donaulfinber (u erf^Iiegen.
Vber nur furje !it\t lonnten fi^ bie gfranlen im Often
be^upten. Die DonauISnber unb Slemannien riffen fi4 mieber
los unb bilbeten ein neues {Rei^ , beffen ^auptftabt feit 856
iRegensburg mürbe, meil (ier bie 9{o(ftoffe SB^mens unb Olfi^*
rens, namentli^ ber (Ertrag ber (Eifengruben SB^mens unb ber
Cberpfal}, oon gef^&ftigen ^inben gemerblid^ oerorbeitet mürben,
mie fi^ aud^ bie eifenrei^e Steiermarf mit arbeitfamen Deut'
— XXV —
f4en ffinie. «eben biefem 9ei!ebr Deulf^Iaiibs mit bcti
Donaultnbent eittioidelte fi^ abcc ni^t miitber bet itnmittelbare
9B«r€ttaittlattf4 mit bcr fiomborbei. Keben bcn SRalofa, 3ttHn
ttnb £iidmanier troien Sotimirfabc fiber bcn epiflgtn itnb 6ott'
^cb unb bcr ^Qitirtaxicctiittfl gicng oon Aonftonj am Ocncbigcr
6cc, mic man bcn 8obcn[cc nannte, Aber 6t. (Sallcn unb C(ur
na^ bcm ScibcH, (E^iaocnna unb bcm (Eomctfcc, »eil ouf bicfct
6trcdc bie iurfid^ulegcnbc fianbftrcdc oom aBallcnfec gum
Somcifcc bic ffirifftc mar unb bos bif^öfli^^urifd^c (Beicit ab
fc^r 2ttocrUffig galt. Som Somctfcc gicng t% bann bcm $0 }u
unb auf bicfcm »citcr na^ Scncbig, ftonftantinopcl unb bcr
Scoantc unb SifyoDeibtn »urbe babur^ gcrobc^u jum Vlittclimntt
bcf abcnblinbifi^cn Serless unb bcr rbmifd^c ftaifcr mo|ntc am
SobcnfcCp bis bas cifcnrci^c ftiint^n bcm 6^QNibcnIanbc bcn
9lang ablief, ab um 893 bic ftSm^c mit bcn Stormannen unb
$oIcn Dcutfd^Ianb bcmcgtcn unb bic ASmt^nct im Sunbc
mit Ungarn bcn $apft gegen bic fiombarben oon SRailanb unb
glorcns f^filtcn. 6tcts gab eben basfenige Soll bcm Slcid^c
bcn ^crrf^cr, bas bcn SRitlcIpttnlt bes gemeinfamen ^anbeb*
gebicts bilbctc.
Ratten bie (Brunbbgc bcr ^nfdftcnbcn Stcüung bes frinlifc^«
rbmif^n Steigs bic aRctallf^S^c bcr 9{^lnlanbc abgegeben, fo
enci^tc biefcs frSnlif^ Sifenicitalter feinen ^O^epunH mit bcm
3abrc 900. Die Cifenid^c ber 9?^cinlanbe gingen auf bie
Steige, an i^e Stelle traten ab oome^mftes Sricugnis bes Sbenb-
lanbs hü» Silber Sa^^fens unb bas (Bolb unb (Eifen bes ^arje«
unb ^anb in l^anb bamit gicng bic Sormaibt im Vbcnblanbc
oon bcn SBeftfranlen auf bic Sacbfen^erjögc fiber. SIei(|3eitig
na^m bas freunbli^e Ser^Itnb Dcutf^Ianbe ju bcn Donaulfinbcrn
unb bcn 92ormannen in Sluglanb, Dinemarl unb Slorbgallien ein
raf^ (Enbe unb an feine Stelle trat bebeutfam bie Sfreunbf^afi
mit Snglanb. SRSd^tig bebnien bic Sad^fen^crjSgc mit ^tlfc ber
Silberigste i^re$ fionbs i^rc öecrfi^oft fiber Dcutf^Ionb aus.
Sic Sranbenburger SRarl, Sd^Icsmig, $ommern unb 9{figen,
Selgien unb ^ollanb fomie Dfincmarl bb ]um fiimfiorb unb
83(men lamcn unter bas Sceptcr ber Sad^fen^rjSgc unb ibr
$of in Wcifcburg mürbe ber gISnjenbfte bes Xbcnblanbs. Der
SBibcrftonb bcr 9{|eintonbc, Bayerns unb S^mabens, bie fi^
im Sunbc mit bcn Surgunben unb fiombarben ftrSubten, blieb
- XXVI -
oergebens^ unb unter bcm Sanner bes Eiligen SRi^tiel geftaUc'
ten bie 6od^feiiffitftcn Dcutfd^Ianb {um aRtttelimnfte bes SBett«
oedc^rs, »o }o^Irei4ie j^änblet unb 3uben einen guten Snoerb
fanben. Die SRittelpunIte biefes ^anbelstreibens nuiren bie
Stabte aRag be bur g unb Scf u 1 1. Cifteres u)ucbe bet »ti^tigfte
6t(q?eIpIo|( für bas betreibe bei oftelbif^n fianbec unb dolens,
unb le^teres bei SRiltelpunIt bcs beutfiien 9Baibbaus, ber »i^
ligften Sfirberpftanse ffic bie SBoIIftoffffirbung. SRogbebutgs
(Bfitec Voten soUfrei im gonjen Steige mit üusno^me bei 3oU'
[tatten Aöln, aRoin}, Sarbeuiig unb Xoul, fleißige Soffen loaii*
berten in bie ofteIbif<|en fiinber, 2et|4ilugen be||en (Bfitec unb
legten |id^ bort auf bie j^etftellung monnigfa^ec (Bemerbeeqettg«
niffe. SRfi^tig aber bläßte 9or allem ber g^nbel bes ßafens
3umne ober Sineta auf ber C|tfeeinfel SBoIIin, »o bie engltf^t
3BoIIe unb bas ruffif^e (Betreibe unb $eli»erl i^ren Hustaufil^
pla^ fanben, »ie aud^ Snglanbs SBoIIe [<|on bamab uon ben
ftaufleuten oon Aöln na^ grtanlrei^ gebraut »urbe, bie baffir
Pfeffer, S|{ig, (Brautu<|e unb ^anbf^u^ nad^ Snglonb lieferten-
£ag [o im Kbenblonbe ber politifd^e unb oirtfd^aftlii^e sil^mer«
punit im golb« unb [ilbenei^en Sadjifenlanbe, fo oerlegte er fi^
im 9RorgenIanbe allmalli^ oon Aon|tontinopeI na^ Aieu). 9Bo^
^tte ftonftantinopel no^ immec eine bebeutfame Stellung. X>ort
lauften bie Jlaufleute oon Senebig, Sari unb SCmalfi Seiben«
ftoffe unb (Bolbbrolate unb brauten [ie na^ fiombarbien unb
bem 9Be|ten. Senebig fi^idte bafflr na^ ftonftantinopel bas
Sifen Steiermaite unb Aantt^ns, 6<!^iffbau^oI] aus Dal«
matten unb (Bolb unb Silber aus 85(men, Siebenbfirgen unb
Saufen ; bo^ ftanb biefec Seile^r nur no^ auf [<|QKi4l^n Sfigen.
Sei ben Z^ronftreitigleiten in Aonftantinopel (ielt Senebig gu
bem oerfagten Aaifer, oie es in Italien bei bem Streite um
bie lombarbif^e Ärone gum A5nig ^ugo oon ^rooence, bem
S(|miegeroater bes entthronten oftromi|4en itaifers gegen ben
SRarfgrafen oon 3orea (ielt, unb lam babun| in Streitig*
leiten [ooo^I mit bem Jtaifer Otto oon Saufen mie mit ben
9enf(!(enben o[tr9mif(|en ftreifen, |o bog ]Hf \^on bamals bie
erften Aeime bes (Begenfa^es 5»i[4en Senebig unb (Benua,
Smif^en SBelfcn unb (B^ibellincn, entmidelteUp inbem bie Oft«
romer ber Siabt Senebig mit Aflnbigung ber ^anbeboertrfige
bro^ten.
- XXVII —
2>et (Bcunb bes Vergers bet OftrSmei fitgcn Sc neb ig loar,
bog bie 8ene}ianer immer me^r i^ren Sebatf unmittelbar in
69rien unb Segqplen gu beden begonnen. Der £5ipe bes
(eiligen SRorlus, bes S^riftenopoftete ber VegQpter, ipurbe bot
einnbilb bes unmittelbaren Seile^rs bes Sbenblanbs mit ber
£eoante. 9Rit (Beumlt fiuberte Senebig bie Slbrio oon ben
JDftrSmern unb befe||te bie balmatintf<(e Aflfie bi9 9lagufa, fo
bag ber 9Beg {um SRittelmeer frei tourbe. Dann gtflnbete t9
galtoreien in Xlei^po, Damaslus, Aoiro, Aairioan unb Palermo
unb imang burdb ^^^\^ Aonbtnen] bie Oitrömer, bie ßafen«
gebfi^n unb 3^ttt in Aonftantinopel (erabsufe^en. Den meiften
e^oben aber fflgten bie iiombarben ben £){tr9mem babur^ 5u,
bag fie in Sergamo, Breicia u.f.tD. groge gla^s* unb 6eibe«
tttUuren anlegten, fo bog fie biefe Segenflinbe ni^t me(r in
Aonftontinopel ober Aber £emberg in ftieo ju laufen brausten,
fonbem i^erfeits Aber bie W^n na«^ Deutf4|(anb f^idten.
3t me^r eben bie Seneiianer auf biefe SBeife i^re 6tabt gum
SRUtelgliebe bes Setle^rs 2»if4ien Deulf^Ianb unb ber Seoante
geftalteten, um fo me(r litt ber Seilest 3nnerafien0p iRuglanbs,
Jlonftantinopel« unb ber Donaulfinber. Der Sövenanteil bes
Setle^ mit ber fieoante fiel bem 6ee»eg über (Erqlon na^
bem ^rfif<|en ober 9loten SReere {U, »S^renb ber innerofiatif^e
8etle|r Aber ben Jtaspifee na(( ber Oftfee unb bem S^maraen
SReere notlitt, meil bie Senebiger bas Sifen ber Donaulfinber
na4 Gprien, 9eg9pten unb SRefopotomien brockten, mo man
feit^r fibirifc^ Sifen oom Ural oeroenbet (atte.
Die Solge biefer (Entioidlung mar eine Semegung ber
SSIfer Snnerafiens. Das ifibif<|*taitarlf4e SergmerlsooII ber
C^faren fiberfi^ritt bie SBoIga unb oerttieb bie an berfelben
nw^nenben $elfi(enelen nai^ bet 9BaIIo4iei, mobur^ loieber
bie in ber SBalla^ei mo^nenben Ungarn na^ SBeften gefd^oben
tourben unb feit 908 Soqem, Sd^maben, X^firlngen, bie lR^in>
lanbe, 9lieberlanbe, Surgunb unb bie fiombatbei bur^ eine Kei^e
oon Ariegqfigen oerbeerten, bis fie enbli^ 955 oon ben Qüifitn
auf bem £e<^felbe enbgiltig gefi^Iagen unb neue Ser^filtniffe
in ben Donaulfinbern gef^ffen mürben. Die OftmatI mürbe
ab $er}ogtum Oefterrei^ mit Deutf^Ianb oereint, bie Ungarn
aber traten jum Aatbolicismus ilber unb f^Ioffen mit Deutf^'
lanb einen Sreunbfc^ftS' unb j^anbeboertrog, mel<|er bem Ser«
- XXVIII -
fe^ mit Jtonitaniinopel bur^ bie Dimaulinbet erneut bie 8a(n
frei mo^te.
6eil^r (ob fi^ bie (Einfuhr bet Donauffinber na^
3>eutfd^Ionb ougerorbettili^. 6a^fen0 Stern erMei^te unb on
feine Stelle trat Soqem, beffen ^auptflabt Kegensburg um
bo0 3o^ 1000 bie gröfite Stobt Deutf^Ionbs loar, »eil ^ier
fotoo^I Don Aie» ab oon Aonftantinopel unb Senebig ^r bie
fieoanteerjeugniffe iufammenftrSmten. $anb in ßanb mit
biefem Serle^ beenbete hat 3a|r 1000 bie Slationallrfege
Smij^en I^eutj^Ionb unb ben 9lormanncn unb Ungarn, »ie
bas 3a(r 900 bie Slationalhiege mit S^anhei^ beenbet
^tte, unb es entftanb ein meites mirtld^aftlid^ Sanb ber
ftontinentalftaaten mit (Brogbritannien unb ben flaoif^en unb
Donaulinbem. Der Si|merpunlt bes fieoante^nbeb aber ni^te
feit bem Stnbrud^e ber O^faren in Sluglanb. Die Stabt 3til
an ber SBoIga georann bur<| bie Srfd^Iiegung SiUrfens eine
[teigenbe Sebeutung. Das neue ^errf^roolt ber (£^|aren
bulbigte liberalen (BrunbfS^en, feine ftaufleute bra<|ten Salj unb
^elgioerl nad^ Aonftantinopel unb lauften baffir Seibe unb
Srolate, bie fie bann na^ JRomgorob unb ber Oftfee oer*
trieben. Die i}etf<|enelen aber Ifimpften ab oftrömif^e Solbner
gegen bie Ungarn unb Sulgaren unb entnideUen unter Umge^'
ung Ungarns einen fteigenben Serle^r über fiemberg na^ Slegens«
bürg, fo bag fii!^ ber SBarengug oom ftaspifee immer me^r oon
ber Oftfee ab na<6 bem Don, SCffom, ftieio unb ftonftantinopel 2og.
Dies oeranlagte bie SRuffen oon Slomgorob sum Sorbringen
na^ Sfiben. Sie nahmen ben ^etf^enelen bie Stabt ftie» ab,
bauten eine gflotte im S^marjen SDteere unb ettro^ten 941 bur^
eine Selagerung Aonftontinopeb einen gfinftigen ^onbeboertrap,
ber engere Sejit^ungen ju ben Oftrdmern ermSgli^te, bas Vus«
bleiben ber ftaufleute oon Sagbab in 9lomgorob u)ett mad^te
unb bem unmittelbaren Serlt^r Senebigs mit Damasius bie
Spi^e bot. SRit bem Uebergang jum S^iftentum erfd^bl fi4
bas geeinte Sluglanb bem Serle^r mit ben Donaulanbem unb
Aonftantinopel unb bie Xuffen oon Aiem trugen ]\^ emftli^
mit bem Gebanlen, i(re Slefibenj no^ ber Donau ju oerlegen,
mo Rumänien rcid^ an (Bolb, (Betreibe, Obft, SBein, £eber unb
SBoIIftoffen mar, Silber aus S5|men, ^ferbe aus Ungarn,
donig, 9Ba<l^s, SRetl unb tbbeiter aus Slaoonien ju bejie^n
— XXIX -
QKircn utib ruRif^e $el]e unb SBaltobjalne legten 96fQl| fanben.
Sine ruffi[4ie (Bc|anM{4iaft oer^nbelte 959 borfiber in SRegens'
bürg mit Aoifec Dito von 6o^fen bo^ oereitelie bie Sertrcib«
uns bei SBotQger ben ¥Ion 9lu|Ianb«.
3)ie (Einftt|c X>eul[4lQnb0 iDtt<|0 bur(^ biefe CErfc^Iieb'
itng 3nnerafien0 unse^euer unb es eniftanb eine ^tit
»üben fpehilatioen ganbebtreibens , meli^e ben lelbftfiin«
bigen 9RitteI[tanb ocmid^tete. (Es entoideüe fi^ eine 3eit
Qit9gebilbet|tec 9Rini|teriaIitQt , in ber es neben toenigen
Steileuten nui no^ Seamte unb tlibeiter, ministeriales unb
servi, gab. Pr bie ®oIb« unb Silberf^ä^e Deulli^Ionbs [trbm«
itn SRengen oon £uxu6gegen|lfinben no^ Deulf^Ionb |erein,
fo bog bie fiebens^altung ber Deuif^en augerorbentli^ wuifyt,
Die ftleriler, 9{Mter unb Seomten prägten um bie SBeite mit
ben Grog^nblem ber 6t8bte, bie ob Sefi^er ber xti^tn
(Bolb' unb 6iI6erminen, ber Sifengruben, SRilllen unb 9B5Iber
fi^ ju Srei^nen mit politifi^en 9ltiiUn ouff^mangen unb i^re
(Bfiter oon ber ftii^e gu fielen nahmen, um [teuerfrei ju »er-
ben, mo^renb ein aRittelftonb fehlte.
Diefes Softem ber (Brog^ofcDirlfd^aft, »ie es bem 10. Sa^r«
(unbert mit [einen Si|en% ®oIb« unb Silbergruben, [einen gfitten-
merlen unb SRii^Ienbeirieben enilpra^, erreichte mit bem 3o^re
1000 [einen ^S^epunlt unb an (eine Stelle trat bie ftlein^of«
iPirt($oft. Die 8erg[^&^e bes Slbenblanbs maren bur^ ben
Raubbau bes 10. Sa^r^unberts unb bie oa^ienbe SRenge oon
SRetallld^^en, mtUiit aus 3nnera[ien na^ Suropa ^ereinitrbmteni
[o unrentabel geworben, bag [i^ bie aRetoKerseugung Deutfc^'
lanbs er^ebli<t minberte unb [o bie aRögli^Ieit f^oanb, fflr bieje
9Retan[^|e ben Sebarf an ftleibem u.[.u). im Suslanbe einju*
tau[^n. Die Deul[4en mußten (i^ bes^alb ent[4Iie6en, bie
Srgeugung i^rer ftbiber[toffe [elb[t in bie ^anb ju nehmen, unb
fo ent[tanben in ben ein}clnen Sro6|ofn)irtf<9often ganbmerb«
jpedali[ten, »el^eaberlebiglid^ ffir ben 6o[bebaif umfio^n Dinge
aller Xrt, namentlt^ (Beoebe, (er[tellten, mel^e bie gol^erren [eit*
^ oom Suslanbe gelouft polten. Statt nur bie glatte fieinmanb
unb bie ungefStbten SBoI^toffe [elb[t ju fertigen, bie bunten Stoffe
aber in ben 9lieberlanben ober in Qf^anlrei^ ju laufen, lernte
mon bos BSrben [elb(t. Die gScber ober SRamer oon Srfigge,
Dortre^t u.[m. [a^n bes^alb au$ bie[en 9Bettbemerb ungeme,
- XXX --
entfc^Ioffen [t^ ober nx^i, bie Srjeugung einjufd^rfinlett, fonbent
»aren U]ixtit, but^ Steigerung bet (Erjeugung ben SetDinnous«
fall ^ereinjubtingen, ben i^nen ber ^reisbrud braute, unb ba
ibnen bie aOoIIe ber Slieberlonbe, Sflbfranlreid^s unb ber Slor«
manbie §ie3U nid^t me^r genfigte, begonnen fie, englif^e SBoUe
ju i^ien Stoffen ju oeioenben unb bur^ beren (Einfuhr ben
$reis ber ein(eimi[^en IBolIe 3U btfiden. Do bies ober loieber
bie Sd^Sf^teten ber grogen notmonnifd^en ^ofbetrieie [^Sbigie,
eroberten um bas So^r 1050 bie Stormonnen bie engltf^e 3nfef,
beren SBoIIe i^ren Sitrfigniffen bie (Brunbloge geraubt ^tte.
Die Sfolge biefer gefteigerten SBoIIftofferjeugung loar nun aber,
bag |i4 feit bem SoQre 1000 in ben leltif^en SBeberlanbein ein Heber*
flug an SBoIIftoffen einftellie, unb bie Solge (ieoon oar toieber bas
(Entfielen ja^Ireid^er SReffen, bie ab Sereinigungspunlte fQr ben
(Brog^anbel (Belegenigeit boten, bie fibetf^uffigen Srjeugniffe bes
leimij^en (Seioeibefleige« an ben SRann 3u bringen. Seither
loaren berartige SReffen oon Sebeutung namentli^ bie SReffen
oon 9{om, ^aoia unb 6t. Denps bei ^aris gemefen. 9lunme(r
traten 2u i^nen feit 1002 bie SReffe oon Senebig unb oor oKern
bie 9Re|ren ber oier SQampagnerftfibte fiagnq, %xoi)ts, ißrooins
unb 8ar, oel^e na^ SerbrSngung ber $ari[er SReffe ben 9RH'
telpunit be9 n)eileuropSif$en (Brogoerle^r^ ju bilben anfiengen.
Sranlrei^s 9BoII|toffe unb 3i(tltens Seibe unb (Smixit fanben
(ier i^ren nalflrlic^en Kustauf^. ft5(n unb Aonftan} brachten
beui[((e fieinioanb unb lauften normannif^e unb niebeil&nbif^e
SBoIIftoffe, Seibe, (Betoflrje unb SBeine unb fcne $u^' unb 9Robe«
U)aren, fflr toelfte bae iRormannenooIf fc^on bamals tonangebenb
mar. Der ^iebut^ gefteigerte SBeile^r oerlangte aber bringenb eine
beffere Si^er^eit ber Serle^rsioege unb biefe [c^uf bie ftird^e feit
1050 bur^ (Errichtung be« (Bottesf rieben«, ber oont SRittmod^
abenb bis SRontag morgen alle Sleifenben in ben Cßeleitf^u^ ber
rSmifc^en ftir^e [teilte unb {eben £anbfnebensbru(^ ftrafre<|tl!4
belangte. Die (Einrichtung gieng oon ber Slbtei (Elugnp aus unb
in' Deütf^Ianb ffi^rte fie bas (Erzbistum ftBIn juerft burd^.
fiag fo in ben (E^ampagnerme|fen ber Sc^ioerpunlt auf bem
Zesttigebiete, fo oerlegte fic^ ber aRittelpunIt bes SRetallmarlts
na4 bem 0|ten unb ben Donaulönbern, benen bas 11. 3a(r'
^unbert na^ biefer Stiftung gehörte. Die ^errf^er bes oftfrSnlifdben
Scmberg, bie Sefi||er ber Sifengruben ber Oberpfalj, janiten fid^
— XXXI -
mit bcn r^inifd^en 6ct}9gen oott SBeftfranlett um bie Sifenloflci
ftSmtliens unb bet Sctle^r mit Ungom geftaltete fi^ tmmec
bebeutfamet. Die Hefter Aoufleule grflnbeien Stlebeiloffungen
In Slonftatttinopel, 9lom unb Setufalem unb motten i^re 6tQbi
itt einem SRitielpuntle für ben Serfe^t mit ber £eoante unb
2uni ICerget Senebigs fiel bot mistige Dalmoiien bem Ungarn«
tri^ }u, auf bellen Strafen bie gänbler unb $ilger na^ Sa«
lonit^, £>ftrom unb Aleinafien jogen, bie feiltet i§ren SBeg but4
Stallen genommen ^Uen. Hui^ bie Zraiandftrage lam mieber
{u t^Tem alten Siebte, bos eijerne X(or etfifilog |i(| unb bie
SBiler norbli^ ber Wpen fe^en fi^i jum Graben bes SRittel-
meers unb Staliens erneut In unmittelbaren Serle^ mit Oft«
lom unb 6fibrublanb, obglei^ ^apft fieo IX. 1054 Brgerli^ bie
6c|etbung 9{om$ von Aonftantinopel ousfpra^.
Ki^t minber lebhaft ob Ungarn entoidelte fi^ bei»^I6 au4
nuglanb feit bem ^a^xt 1000. ßanbeldoertrSge mit Sagbab
unb 5lairo ermSgli^ten ben ftaufieuien oon Riem bie Umge^'
ung ftonftanttnopeb unb leiteten ben UBarenftrom SRelopotamiens
unb Sfegqptens über Hffom in ben Don unb na^ ber SBoIga unb oon
^tet nad^ 9lomgorob unb ber £>ft|ee. 60 gelang et ben ruffif^en
9{ormannen mie in (Englanb au^ im e^narjen aHeere, i^ren
^nbel }tt mehren, unb es mat ein neuer großer (Erfolg ffir bie«
[elben, ab fie au(^ bie 3nfel 6tcilien im URittelmeer in i^re
^anb brauten unb bobur^ bie S^He ffir alle jene Dinge in bie
$anb belamen, bie n>ie 6fibfrfld^te, Ko^rjuder, Datteln, geigen,
aBeine, gfifd^e, Semftein, Vmbra unb SaummoIIe in SReffina,
Catonia unb Spralus iron ben Saltoreien (Benuas, Senebtgs
unb flmalfis ongelauft unb in alle 9BeIt oerf^iclt mürben unb
ben Serle^r mit Serien unb Segqpten einerfeits loie mit SBeft*
italien, Sfibfranlrei^ unb Spanien anbererfeits ju einem fe^r
regen geftalteten. Ste treue Diener 9loms belSmpften bie 9tor>
VMmntn auf biefe SBeife fiberall bie Vla^t ber 0[tr5mer unb
2)etttf^en, fo bag Deutf^Ianb unter ben Saliern feine SBelt«
ma^tftellung bebro^t unb [id^ jur nationalen $oIitit gejioungen fa§.
3e me^r fic^ aber auf biefe äBeife Deutf^Ianb 00m Uuslanbe
burd^ S^K^ffung einer eigenen fio^ngemerbet^fitigfeit ffir ben ei«
genen Sebarf frei }u mad^en fu^te, umfome^r maren bie 3ta*
Kener bemfi^t, bur^ Serbefferung ber Wpenmege fid^ bas alte
Xbfafigebiet gu erhalten. 60 mürbe namentlii^ feit bem So^re
— XXXII —
1000 b€r Stennec faltbar gemai^t unb et entmidelte fi4 info1||e
belfen Aber beit gfernpog ein reget Seilest na^ beut 3IIeit^(e
unb Ulm, ber feine 8forife|ung burtl^ St^mobtn m^ ben Sl^in«
lanben fanb, toie qu^ feit 996 bie Strafte vom 9in{termfin]pa{fe
na^ bem Sngabln oerbeffert »urbe. Die bur<^ bie Sri^Iteftunt
Snnerafiens aber f Or bie 3toIiener erjeugte S^oierigleit, Sb|a|
fflr bie leoantifi^en ffiaren in SBefteuropa ju finben, f(^arfte ben
feit^er meniger ^vorgetretenen SBettbeoerb gtoifi^en ben beiben
großen ^anbebftSbien bes SRittelmeem, {oif^en Senebig unb
(Benuttp meil eben trofi oller ^ilgeifa^rten, Straften« unb ^ospi]«
bauten bas (Befc^ift ni^t me|r re^t il^n »ollte. Senebig
f^Sbigte bas nebenbu^Ierifi^e Genua namentli^ babur^, boft es
bie SRauren gu dtaubjflgen an ber Stiolera oeranlaftte, loöbrenb
Senua fi4 in immer engere Se}ie|ungen 3a ben $anbeIspU|en
6fibruftlanb0 }u fe^en »uftle unb baburd^ bem 8bfal| ber 8en^
tianer Hbbru^ i^t.
Sntioidelte bof 11. S^^^^unbert bos fiobngetoerbe gur
Slflte, fo begann mit bem Snfang bes 12. 3a^r(unbert9, bat
Sigengemetbe, b. (. bie ^erftellung ber Semerbeergeugniffe
auf Ke^nung unb (Befa^r ber (Beoerbetreibenben , ha» fio^n*
geverbe gu oerbrängen. SBas feit^er nur in ben 9lieberlanben
Srau^ geoefen mar, geuierblid^e (Ergeugniffe fflr ben freien
SRatIt (erguftellen, bas lourbe nunmehr au4 bei ben anbeten
Sbllern bes SIbenblanbs Sitte. Der SRangel on Bef^igung,
Aber ben bie fio^n^nbverier Ilagteni oeranlaftie biefelben, auf
eigene 9{e<|nung (Bemetbeetgeugniffe aller Hrt im Sorratc gu
ergeugen unb auf bie freien SRStIte gu ffi^ren, mo fie oon ben
(Broft^nblem aufgelouft unb na^ ber fieoante uertiieben
mürben, fo baft SRorgenlanb unb Sbenblanb in unmittelbare
mirtf^aftli^ Segiebungen traten. Da fi<^ aber bas SRorgen-
lanb ni^t freimillig bereit geigte, feine 9RStIte ben gemerblii^n
Srgeugniffen bes übenblanbs gu öffnen unb bafflt feine no^toffe
bem tlbenblanbe gu fiberlaffen, beburfte es gu biefem 3*0^ <<ner
$oIitif ber gemaltigen Sauft, bereu (Ergebnis bie ftreuggfige
maren. SBie alle 935IIerbemegungen mitüen au4 bie ftreuggflge
als $anbelsunteme(mungen groften Stils unb ber Sammel*
punit ffir bie abenbUnbifi^en gemerbli^en (Ergeugniffe, oon bem
aus biefelben na4 ber fieoante oetfrad^tet mürben, bilbeten bie
S^ampagnermeffen. Son ^ier aus mürben bie Zu^e oon
- XXXIII —
JUHn, Va^eti, Sifigge, fporto uitb W^ime filier aRailonb unb
Senebig ober Aber (Senua unb Palermo nai!^ ber ficoante ge«
bro^t, fo bag man [eit^r in 69iien unb ttegpirten meift frSnl-
tf^e SBoKItoffe ftait bcr inbifd^en unb pet{i|^n 6e»ebe trug.
Die crften Areuufig^ giengen bes^olb au^ oon Sranlrci^ aus bur^
Deulff^Ianb, Ungarn unb Bulgarien na<| itonftantino|iel, Sna«
iolien unb Sqrien, »obei man fiberall bie 3uben totf^Iug, benen
man bie 64ulb an Un fi^le^ten 3ctten juf^rieb, unb etft im
Saufe ber u>ettern Snfaoidlung beteiliglen fid^ au^ bie anberen
85Rer be$ Sbenblanto, namentlid^ bie 9Iormannen Cngbnb«,
um gemeinfam mit ben gfranlen bie fieoante gu erobern. SRit
9BaffcngemoIt mürben Sidlien unb Sqrien erobert, ben Oft*
rSmem mürbe CCqpem entriffen unb ber 6raf oon (E^mpogne
}ttm JtSnig oon 3^<^I<^ eingelegt ; bann mürbe mit f}il]t
Senuas unb $ifas bas öftH^e SRittelmeer oon ben Oftrdmem
unb Strabem gereinigt unb ben fran}5fi{<(en unb englifi^en 993aren
ber 9Beg nad^ Sqrien unb SegQpten er|<|Ioifen» ben [eitler Aon»
ffantinopcl, Senebig unb SBien als i|r SRono)>oI betrautet Ratten.
Sabur^ entftanben neue 9er|8Itniffe ffir ben 3BeUoerIe(r. Die
SlorbooOer mie bie 6fibo3IIer Ratten fetter i^ren Sla^men gehabt,
fiber ben leincs ^Inauogegriffen ^Ue, unb bie Strafe oon (Gibr-
altar ^alte bie (Brenge gebilbet, bie feiten fiberf<|ritten mürbe, Da
man ben 9Beg fiber aRarfeille, 34)uIoufe unb Sorbeaux oorgog.
Die Snmenbung ber SRagnetnabel fprengte biefen Stammen feit
1150 unb ent}og einen großen Xeil bes (Bfiteroerlebrs ben Slfiffen
unb Sinnenfeen, fo bog fi^ bie 3ntereffenten biefer Strogen
mieber gu Serbefferungen gcnbligt fa^en. Hn bie Stelle ber
{teilen grablinigen Slomerftragen traten gemunbene, meniger fteile
Stragenanlagen mit Auroen in ben X^SIem ber gluglSufe; ber
Sfu^annsmagen mit $ferb unb Aummet erfe^te ben Oi^fenlarren
unb ba man auf biefe 9Eeife tro^ beo langem 9Begs rafd^er oon
ber Stelle lam, litten bie Heineren SurgpIS||e b€r Sad^fengeit
not unb ein 3^8 ^^ ben grogen StSbten entftanb. Die be*
feftigte Srogftabt ab Srfiden« unb Anotenpunit erfe^te bie I2nb«
lid^ 9litterburg, bie ein Opfer bes Su^rmannomagens mürbe.
(Brunbfa^ mürbe tbunli^fte Sermeibung ber fianbmege unb Slus*
nfitjung ber Slfiff« unb Sinnenfeen fomie beo gollfteien SBeltmeero.
So ftanb bas 12. 3a^riunbert im 3<iblter ber Sinnen«
oerfe^ooerbefferung, ber gemerbli^en Arbeit ffir ben aScItmarlt;
III
- XXXIV -
es nmi Sugctli^ alfin}enb, innerlti^ aber faul, toeil es ben 6e-
genfoll soif^^n «tm unb Kei^ mehrte. Des ftetgenbe 8ede|i
fd^uf oenifle Steige in ben 6t&blen, benen ein oeratmtes fianb-
9oR segenfibetftanb. 3>ie gute Sitte serfiel unter bem loa^fen*
ben Aopitdismus. Sie aRinnefSngerieit seitigte ben 3erfan ber
eteüung bes SBeibs; bos aBeben, [eitler «ufgabe ber gatufraUp
nurbe lum ft&btif^ < gemerbli^en Sigenbetrieb unteme^menber
epesialiften. SRit bem Siitterburg^f als aRitlelpunlt ber Wth
t^igfeit gerfiel bie Stellung ber Surgfrau ; aus einem nfili'
li^en aSeib »urbe fie ein 3{ergc[<l^opf , bas btr Sunler t&nbelnb
an ben Slrm ^ngte. Die Sfrauenminne tourbe gu eitel £ieberli4*
leit unb ber fippige SBoIQanbler ber (Brogitäbte fibertrumpfte ben
atitter, Seamten unb ftleriler bur^ Hufoianb, Sei^tfinn unb
3u41Iofig!eit 9lorbi|4es Velgoerl aus ftiem unb norminnif<^
SRobetanb aus ber Champagne gierte bie (Beftalten ber 6tabter
nie i^e Zafeln oon ben aBeinen unb (BartengeoS^fen Stt^
gunbs, Spaniens unb ber (E^ampagne ftro|ten unb oon Sene«
biger aBfirgmaren unb Spegereien. Statt ber fieinnmnb^mben
trug man (BemSnber aus inbif^er 8aumn)oIIe, ftatt braunen unb
grauen aBoHIoben bunte Stoffe aus gflanbem unb Srabani ober
gar IRdde aus Sammet mit ütlasfutter unb Qiolbftiderei.
Sie estenfioe Sobenbenfi^ung burd^ Sf^rftung uno S^f^Itung
oer|c^»anb; an bie Stelle ber aSSIber unb aBaiben traten Obft«
gfirteit, aBeing&rten unb ^opfenlulturen, u)el<^e oon ben belie^enen
VargeIIen6e|i|em bes (Brunb^errn eifrig beftellt mürben, [o bog
an bie Stelle ber (Bro^Bfe bie 3mergmitt|4aft trat. aBer oer«
filulbeten 93oben ^tte, jtellte fi^ in ben S^ufi ber ftir(||e unb
na^m oon biefer feine ^argelle gu fielen, um bie S^ulben los
gu metbeUp fo bajj bie Ciftergienfer unb Suguftiner f^nell rei^
mürben unb bie (Bfiter in 8efi| bcfamen, bie feit^r ben 3uben
Untertan gemefen maren. 3n gang Oftelbien namentlii^ fe^en fidft
immer me^r r^iniffl^franlif^e Aleinbauern auf ben oon ber ftir^
enoorbenen Sroggfitem feft unb pflegten bort ben aBeinbau unb
anbere Singe, oon benen man feil^er nid^ts gemußt ^tte, mie
fi^ Oeftenei(| unb Ungarn mit baqerifd^en tiusoanberern fflllten.
(Bieng fo bie fianbmirtfd^aft gum Kleinbetrieb Aber, fo pflegte
umgehört bie Stabtmirtfc^aft ben (Brogbeirieb. 3n ben ftidftem
mürben bie Slaturalabgaben ber 3insleute an aBolle, gfla^ unb
topfen bur^ Sereblung mertooüer gema^^t, fo bog man ni^t
~ XXXV -
umlotift bie Si|ter}ien[et bie aBebermSn^e unb bie Vuguflinei
bie Sietbrauer aenotint ^t. Su^ bie aSeiitie^nten ber AUfter
fonbcti bun^ einen regen SBein^nbel fluten Sbfa^, inbem bie
{Q^IieU^en Sn^isnieberlaffungen bes Oibene ben Setlcieb
Qugerorbenlli^ erleltl^tecten. !i^\xt\S^ 3uben [orflten im Si^u^e
ber Alofter ffir beren 9b(a||. Slber ou(| bas mtMift (B^
oerbeleben eniioideUe [i^ lebhaft; bie jlaufleute ber einjelnen
Stationen bilbeten in ben flrogen SRarltorten fianb^mann«
lüften unter SRarttoSflten (capitanei) unb SRarltri^tem
(consales) unb fiafler^u|er erm&fllid^ten bie fiagerung ber
SBaien. Der ®egenfa| imVfi^tn £)[tiom unb SBeftrom ober
»urbe burd^ bie Areujjfige immer f^Scfer. 3e me^r \vSi ber
SBeg bur^ Ungarn unb Aleinafien bem Serie^r erfc^Iog, um fo
me^ fammelte 9{om mit Senebig bie unjufriebenen (Elemente
gum Kampfe gegen bie £)|tr9mer unb Suben unter ber Bfbigge
bes SBelfentums. Z)er treuefte S^eunb be^lelben mürbe bos
m|f if^^englifi^e 92ormannentum. Die fteigenben ünfprfi^e
ber 6taotsbiener mürben babur^ bei^tSnl^ bog ni^i nur bas
Air^en« unb S^ttlmelen, fonbem au^ bas ^eermefen auf ber
Srunblage ber C^Iojigfeit organifiert mürbe. Dabuc^ fiel bie
Sorge ber 3ffentli<l^en Diener für 3Beib unb Ainb meg unb es
mürbe ein aRini|teriaIen|tanb gef^affen, ber leine anbere Aufgabe
lannte ab bie SRe^iung bes (Einflu||es ber ftir^e.
Sine Solge bes ermeiterten Seeoerle^rs mar namentli^,
bag ft$ Vaoia unb bie 9}o[tSbte, bte feit^er ben Setle|r gmif^en
granlrei^ unb Venebig oermitlelt (atten, in bo|<nt Grabe ge«
WMi^ \o^ix buri( bie (Einri^tung eines unmittelbaren 8er>
le^s oon (Benua Aber 6icUien na$ Serien unb Kegqpten.
Diefe Sntmidlung ber Afi|tenfee|4iffa(rt fteigerie ben Serle^r
mm 9RaiIanb na^ (Benua fiber Üllelfanbria mie ben Setle^r
(Benuos mit Spanien, firagonien, 6aragof|a, Barcelona unb
SRontpellier. Diefe fpani|(|-proDen^aIif4ien Stäbte, bie Öauptfi^e ber
£)rbensr{ttei{4|af t , mürben namentli^ ffir bie aSoIIftofferjeugung
SloMtofflinber oon größter Sebeutung. ganbler aus Ueg^pten
unb 69rien, aus C&rie^enlanb, Palermo, fßifa unb (Benua
fauften bort üren Sebaif mie au^ auf ben S^ampagnermeffen
bie ^rooen^alen halbfertige belgif^e unb frans&fift^e SBoIIftoffe
^lien itnb in SRontpellier, gflorenj u.|.m. mit itermesIBrnern
rot färbten unb bann als Purpur na^ 9lHon, Xqrus unb Tripolis
— XXXVI —
in 69rkn Dttlauften. Der rei^e Colbregen, ben biefet ^anbcl
in bet ^tooence eqeugte, ma^te 6fibfranlrei4 ium fianb bei
Siebet unb (gefänge unb bies Xreiben erteilte feinen ^S^eimnlt,
ob SeutWanb in unmittelbaren Serle^r mit ber ^rooence unb
Sponien trat unb bie ftSnigsIrone oon Vrles an bie ben Oft-
rbmem loo^lgefinnten ^o^enftaufen fiel.
60 i^were 9Bunben biefe ma^fenbe Sebeutung 6panien9
unb (genuas bem ^anbel Senebigs [tl^Iug, jo oer»
ftanb es biefes bo^, fid^ su be^auirten unb einen loefent*
li^en Xeil ber oftr9mifd^en Srbf^aft ju ermerben. Ate nabm
an ber Eroberung 9ntio^ien6 but^ ben (Brafen oon SoutOon
leb^ften ünteil unb na^m ben Ofttbrnent bie 3nfeln
9{|obU0, (E^ios, SamoSf fiesbos unb Vnbros »eg. 60
^tte ber aSibeiftreit Senuco unb Senebigs, ber fi^ alo ftami^
ber etaufen unb Sßelfen in bie ^olitil |inflberfpielte, eine Stei*
gerung beo Serfe^ro 2^^ Solge, bie namentli^ 6<|maben ju
(Sut lam. Der ma^fenbe Serle^r Aber ben Srenner nnb Sfem
na^ A3In unb Snglanb braute namentli^ fOr Ulm eine fteig'
enbe Sebeutung unb feit 1170 maten bie SReffen oon Sogen
ber 2RitteIpunft bes Dur^fu^t^anbebf oon Senebig nai!^ Sfib-
beutf^Ianb, mo namentli^ SaumvoIIftoffe au« 69rien foioie
6eibe unb Spejereien in großen SRengen ge^anbelt mürben,
fo bag bie SoummoIIe immer me|r bie fieinmanb oerbrfingte.
Hud^ fiber bie Bfterrei^ifc^en $8{fe tamen Pfeffer, (BemilrjneKen,
3ngmer unb C^alanga nac^ IRegensburg unb Böhmen unb
mürben ^ier gegen &onig, 9Bad^0, Hermelin, 3obeI, Sif4<>ttem unb
993anro6}ä(ne au0getauf(|t, meldte bie 9{egensburger aus SRos'
lau fiber Äiem unb fiemberg (erausbra^ten. (Ebenfo maren fie
in 9B i e n eifrige ftSufer. Sli^t minber aber als fiber $oIen
fanb eine belebte (Einfuhr fiber bie Oftfee aus JRuglanb ftatt,
namentlid^ entmidcite fi^ SBtsbq auf ber Oftfeeinfel (Botlanb,
inbem bie Jlaufleute oon SBisbq na^ 9lomgorob unb SRosIau
reiften, boit ^elje aus 9{ublanb unb Srofate aus Aonftan-
tinopel polten unb fiber $alle ober Sraunf^meig na^ bem
6fiben unb SBeften meiter ^onbelten.
Der SRangel an 6<!l^ofmone, oeI<^en bie ma^fenbe VusfuJ^r
oon SBoIlftoffen na^ ber fieoante mit fi(| braute, ffi^rte feit
1200 2tt einer feit^er ni<|t gelaunten Sntmidlung ber S^afju^t
im Sbenblanbe, bie ffir bas 13. 3a^r|unbert 4<ttalteKiftif(|| mürbe.
-^ XXXVII -
Die &Qtt)rt(t}euset biefer 64afQ>onmenfleit loaren bie Aloftcr^of'
»idf^ofteit, namcnili^ in Snglonb unb Sfranbei^ ; biefen lauften
nomentli^ bie 3uben i^re SBoIIe ab unb oeclauften fle an ben
SBebet unb bie Ueberffl^rung bes aBeUntatflB mit SBoIIftoffen
lourbe bur^ biefe gefteigerte 64l^f2U(|t eine beraitige, bag bie
SBebet na^ einer gerobfe^ung bet 9lobitoffpreife ftreblen.
(Es oaren bie fransSfif^en Zu^ma^er, oeI<|e suerft biefen 3<o^
but4 ein Setbot bet Sto^itoffousfu^t su etreid^en fugten.
Sie nKiten Stgetli^ barfibet, baj^ bie 3talienet auf ben S^m«
pognetmeffen nut no$ bie ^albfabtilate obet gat nut no4 bie
Ko^ooIIe !auften unb bas Spinnen, 9Deben unb gatben in
gloten} obet SRaihnb u.f.». beforgten, tto^bem abet i(te Stoffe
bann in bet £eoante als eibte panni franchesci oetlauften.
Die gfolge btefet 91o^fioffau6fu^n>etbole auf SfioIIe, Arapp,
SBaib unb Aattenbifteln »at nun alletbings ein 9BoIIptei»abfd^Iag;
abet bie 3talienet blieben tro|bem oon ben Cbampagnet*
meffen »eg unb lauften i^re SBoIIe mit Umgebung Stanbeicbs
in ben Stieberlanben, bie [ie flbet Zouloufe, Sotbeaux unb fia
Modelle erteilten. So jetti^ bos miclf^aftli^e 8anb goif^en
Stanltei(| unb Italien unb mie bie SioHenet |elbft i^re SBoII«
tfi^t ^etftellten, fo begannen bie Stanjofen i^etfeits, bie feitet
oon ben 3talienetn gelieferten Seibenftoffe felbft au fertigen.
Den $auptf(|aben oon biefen 9lo|ftoffau6fu^toctboten (atten bie
ftan39{i[4en AI9ftet, mel^e bes^alb bie gtimmigften gfeinbe bet
9BebetgiIben nmten, beten fefiet Otganifotion bie Dut^fflbtung
bet Sttsfu^toetbote in Stanlrei^ gu oetbanien mat. Um ibie
SBoIIe an ben 9Rann su btingen, gtflnbeten bie ftloftet flbetall
in ben großen Xu^matlftetfiSbten ftloftet^ofe gum Huffpei^etn
unb Kbfetien bet SBoIIe unb forgten $anb in $anb mit bet
Obrigleit baffit, bag bur^ genaue Suffi^t flbet Sänge, Steite,
S&benaabl, Sirbung unb Spptetut bet Xfi^et bie Sluofu^tioare
feinen guten fieumunb behielt.
^anb in ^anb mit biefen (Einnistungen f^Iog fi$
gtanbei^ immet me^t ab. (Es oeilrteb bie 3uben unb 3talienet,
entjog i^nen ibte aRfin}« unb Sanlprioilegien , ffibtte ben
Silbetgti^^en oon Zours ab 3Bfibtung ein unb [u^te ben
fQdf^en, SmpiWifytn unb luncfif^en SRatft but^ militatifd^e
(Expebitionen mit (Bemalt fefiju^Uen. Ku^ jwang es, um bie
[eiterige Blute bet (£|ampagnetme|fen gu et^alten, bie ftanj&f«
— XXXVIII —
if<l^en Snbuftrielleti, olle i^re Zfi^et oot bcr 9ttsfti|t eine be«
ftimmte 3eit auf biefen aReffen feilaubteteit. ®efien bie Um'
ge^ung ber (E^ampognetmeffen burd^ bie Stoliener ober loe^
\i^ Sranbeid^ babuti^, bag es bie (Botonne mit (Bemalt in feinen
Sefili braute unb biefen Sefit| bis 1303 be^aiqrtete. Zro^ben
blieb biefet Serfu^i bie 3talienet oon ben Stiebeilanbcn fem
3U ^Iten, mirliing0lo0, meil es ben 3t<>Iient gelang, fibec <Benf,
£qon unb burd^ bas n^ini^I in Serbinbung mit ben Sliebei«
lanben gu tteten, fo bog feit 1296 bie Slorentinet i^ren Seboif
an englifilier SBoIIe in £9on beden lonnten, bos (ieburd^ au^
ju einem @eibe^nbebpla^ etftet Sebeutung mutbe, ioi|rei(b
bie SRailfinbet Zu^ma^er unb bie oon SRongo unb <£omo f^n
aSoIIbebatf Ober A5In, Safel unb ben Sott^atb ^Iten unb
bie Senebiger Aber Ulm, ben S^^npag unb ben Brenner.
60 förberte ber nationale Vbf^Iug granlrei^ ben Serle^r jmi«
filmen (Englanb unb Sialien bur^ 2>euif4Ianb unb Surgunb unge*
treuer unb ffi^rte 1235 gur Vusfö^nung gioif^en ben SBeIfcn unb
(Blibellinen, gur 6d^affung bes SBelfen^ergogtums Sraunf^meig
unb 2ur Uebertragung ber oreIatif(^*burgunbif4en Ainigsirone
an ben ^o^nftaufen gfriebrid^ II. SBas unter ben 6taufen ni^t
gang buri^effilit merben lonnte, bie greima^ung bes SQeinftroms
Don ben SinnenjöIIen, gelang ber Srei^anbebpolitit ber beulf^en
A5nige SBil^Im oon ^oHanb unb 9lt<tarb oon Snglanb. Der eng*
lif^'Iombarbifd^e Dur^fu^roerle^r nad^ SRailanb unb Senebig fonb
feinen freien 9Beg unb ma^te Sfr an ff urt jum anerlannten
(Erben ber (E^mpagnermeffen unb bie oberbeutfd^en Keii^ftibte mie
SRaina, 6tragburg, Sofel, Ulm, 9lfimberg unb Xugoburg }u
$anbebipI8i|en erften Kangs , oor beren (Blans bie Slfite Slegens*
burgs unb ber Sonauft&bte me^r unb me|r gerfiel.
Den grbgten 9lui|en oon biefem englift^-Iombarbifi^en Dur^
fu^roerIe|r fiber bie Wpen ^tten bie S^wtii unb beffen grigter
(Beleits^n, bas ^aus ^absburg, ber 3nl^ber ber (Botl^bftroge,
mie Saqein unb Zirol unb beffen (Beleite^err, bas ^aus SBittels-
ba^p fo bag ber ftampf ber^^Sufer 3BUtebba4 unb ^absburg
in le^ter £inie ein 9BettIampf bes Srenner gegen ben (Botl^b
mar. Der Srfolg bes Goti^buntetnelmers reigte gu »eiteren
Slragenbauteni beren mi^tigfte bie ntut 6impIonftra6e »urbe,
ber es freili^ nid^t gelang, ben (Boit)arb ausguftei^n. Kfa^t
»eniger bebeutfam als ber Seile|r fiber ben (Bott^b aber mar
^ XXXIX -
bet Seile^r über bf n Wont (Ecnis» beffen SRittelpunn bie (Bern
fer 9R(|fe toutbe. !Da biefer 2)ur^fu^roerfe^ dbtt nur babun^
m9gH4 mar, bog bie (Stlettgelbec unb 3iittt ^tiabgefc^t »urbeii,
fo^n fid^ bie Geleits^erm Qitf bett (Bntnbfd^ angeoiefen, bog
bie SRenge ben 9ttt^en bringen mflife, unb bies ffi^e fd^Iiegli^
3tt einet Serarmung beifelben unb gu ben 61finnen bes
3ntenegnttm£F.
!Den Aaufleuten im oflelUfc^n Slorben tmir biefer englifd^*
Iombarbif((e Serle^r bur^ ha» 9l^int^I unb Oberbeutf^Ianb
menig eifreuli^. Sie ffird^teten ni^t mit llnre<l^t, bog baburd|
i^re feit^ecige X^Stigleit ber Serforgung Cnglonte mit ben CEr«
{eugniffen ber fieoonte fiber Aonftontinopel notleiben IBnnte.
eine [teigenbe SRenge uon nieberlSnbif^en unb fronjofif^n
Xiti^en unb Cifenmoren begonn, fiber Srounf^oeig ffiblici ber
Siber no^ £fibed, 9{{ga unb 9loi9gorob gu fttSmen, feit bie
3taliener ben gfranjofen feine Xfi^er me^r ablauften, unb fo
lam ber ^onbel ber Oftfee mit bem europtif^en 9Beften
itt einer feit^er nicbt getannten Sebeutung unb fanb feinen
SRiltelpunlt auf ber 3nfel (Botlanb in ber Stabt SBisbQ,
fo bag 3>finemarl ab Se^rrfd^er bes 6unb0 bi^bur^
gtogen 9Iu^en ^tte. 3n Srflgge unb Sntnerpen entftan«
ben Aomptoire ber StSbte Hamburg, Sremen unb fifibed unb
es ftrbmte eine fol^e SRenge oon SBoIIftoffen fiber bie Oftfee
»ie oom 6fiben ^er fiber bas Si^xxmit SReer nad^ 9lublanb
unb 3nnerafien, bag bas S^afjfi^teroolf ber SRongoIen fi^ (ie-
bur4 emftlid^ in feinen 3niereffen bebro^t fab unb burdb 6ibi*
rien fiber bie 9Bo(ga nod^ nuglanb unb bem beutfc^en Often
oorbrSngie, feit bie !RieberISnber im Sunbe mit Senebig fi^ in
ben Sefi^ itonftantinopels unb ber S^fa^rtmege na^ 3nner<
ofien gefegt ^tten unb bie »ettbewerbenben (Benuefen ab 9)er<
fiufer ber aus fpanif^r SBoIIe gefertigten bunten Xu^e ftd^ mit
ben Senebigem um ben leoantif^en SRarft janiten. Spanien
»ie Snglanb »urben bur$ biefen lebhaften Sege^r na^ i^ren be*
beutfamften 9?o^ftoffen bie »id^tigften fiSnber fener 3eit unb »ie
es mit genuefif^em Selbe ben Spaniern gelang, fic^ oon ben
SRauren frei ju ma^n , fo fcbfittelten bie Snglänber mit bem
(Selbe ber ^anfen bie ^errfdbaft ber JRormannen ab. Dem
freunbli^en ^anbebaustauf^e aber 3mif<ben Seoante unb $onente
entfpra^ es, toenn 1274 in fiqon bie Sereinigung ber grie^*
- XL —
if^n unb rSmif^en ftir^e fcieili^ (eWoffen iDttvbe. Srfiggc
unbSotcelona nmreti bes^alb au^ Me Mben f}Ifi|f, loeU^ bft*
molf ben SRittelimnlt bes abenbISiibif<|Kn SBoII^anbels btibcten
unb mit bie (Benuefen iire Galeeren nad^ itonftantinopel unb
jtoffa fanbten, fo fteuerten bie $on[en oon fiflbed no4 Sisliqa
unb ittffid fibei Srfigge na§ Danjig, 9lifla unb Koiogorob.
Wie bie £ombaiben feii^er bie franjölif^e ftrone finangiert
^tten, fo befotgten fie bies (Bef^ nunmel^c in ben Rieber*
lanben unb (Englonb unb bos Ie|tere Sanb f(^ fi^ infolge biefcr
Sb^ngigleil oon ben 3toUenern 1213 gejvungen, fi^ unter ber
Dber^o^eit bes ^opftes }u ftellen. KunmeQr traf biefen gro^
artigen SBeltDerleQr ab gewaltiger Gd^Iag bas ßereinbre^n ber
SRongobn, »el^e in rafc^em Siegesläufe bos in 10 Srfliftentfimer
jerriffene 9iu{|Ianb eroberten unb bie bann »eiter oer^eerenb na4
Ungarn unb 6$Iefien oorbrangen, um bie englifd^-oenebif^
3nterejfen gu f^ibigen. X)ie f^Iimmen Solgen biefer Sinffide
»aren aber nur oorfibergef^enbe. Sie SRongoIen ^ulbigten übe*
ralen (Brunb|%n unb Begfinftigten nad^ ibrer Seftfe|ung ben
ßanbeboerle^r mit 3nnerafien bunb mSgige 39H< unb fixeres
(Beleite, fo ba| Sloogorob »ie SRosIau, ftieu) unb Zana ba*
bur^ 2U ^anbebpli^en erften 9{ang$ mürben.
Wit ber Sebeutung bes nuglanbbanbeU aber ^b fi^
mfid^iig bie Stellung O ft e I b i e n & ab 2>urd|fu(rlanb für
bie (Ergeugniffe $obns unb Si^itni unb es ertBnten
baburtb mie guerft in Sranlrei^ au^ in ber SRorl
unb im übrigen Deutf^bnb bie Jtbge ber Seioerbetreibenben
über ben Slo^ftoffmangel unb ffl^e gu Slnli^en Sto^ftoffauf«
fu^roerboten oie in granlreid^ unb gum »irtf^aftltd^en Vbf^Iug.
Die Deutf^ierren, feit^er bie bebeutfamflen S^ü^tx be$ Ser*
(e^rs mit Sqrien, oerliegen bos £anb unb fanben ein neues gelb
für i(re Z^Stigleit in Dftelbien gegen bie SRongobngefabr unb
loi^renb bie (E^ampagnermeffen oerbbeten, blfl^ten granffurt
unb bie oberbeutfd^en $I8||e mie bie ofteIbif(|en 6tabte unb bie
Sonaul&nber m&dbtig empor.
$anb in j^anb mit biefen 8er|SItntffen erreii^te au^ bie
Ulmer aBoIIenmeberei feit bem 13. 3a^i(unbert i^re (ö^fte
SnttDidHung unb bie ^erftellung oon Geomnb befd^fiftigte g(^I'
reid^e $&nbe in ber f(|iDfibif<|en ^ouptftabt an er Donau. Der
Ko^toff ftamm^e in erfter fiinie aus bem fianbe felbft, aus
- XLl -
€4»a(eii, ufib Ulm ftenb bur^ beffen Stfocbeittiiifl im WHü»
imitlte be« SBeUoerlels». SBie in Stoitlrei^ bie lombcubif^cit
IBoIQinblet i^cn Sebaif in bcn AI5|ient einbmflen unb bie|e
finoiqierten, fo entftanben au4 in Ulm feit bem (Enbe bts
13. 3Q^f)unbert0 |o|Irei4e ftIo|ter^3fe, oo bie gtogen Aloftec-
mitif^^en ber Umftegenb i§re Ko^toffe aufitopelten unb on bie
6tob(inMer oerfouften. Wer es »ot nic^i nur ]^wWA\^
SBoIIe, bie ^ur Serarbeitung fam, fonbem über Aüln unb SRains
ftrSmte in fteigenbem SRage englif^e unb niebeil&nbi|<|e SSBoUe
ottf bem SBege na^ bem Sempag unb Senebig ober SRailanb
no^ 6^^(en (erein unb fanb in Ulm einen geeigneten Ort
{ur Serorbeitung, toos mieber boju f flutte, bag ou^ bie fflb-
beul|4e 64afitti|t [i^ beftrebte, bie eblere flonbiif^ SBoIIe ju
jfl^ten. 2)ie politijc^e Serbinbung SoQems mit ^ollanb unter
Aaifer £ub»ig bem Saqem begfinftigte biefe ^anbetebejiel'
ungen unb [eitler »uibe SBoIIe aus Srfigge unb üntmerpen
in Ulm gejubelt, bis feit bem 17. 3Q(r|unbett on bie 6teUe
ber flonbrif^en unb englif^en SBoIIe bos (Erseugnis ber Donau«
Ubiber trat.
93ar bas 13. So^r^unbeit eine 3eit bes gefteigerten Sin*
nenoerle^rs infolge ber Scfil^Iiebung 3nnerafiens, fo erhielt bos
14. 3^r^unbert fein (Beinrage bur«^ bie Serbefferung
ber $o4feefa^rtstunft unb ber S^merpunlt bes politif^en
unb mirtf^oftn^en Xreibens verlegte fi^ baburd^ aus Ober«
beutf^Ianb unb ber Sil^meis nad^ ben oftclbif^en £&nbem,
ber Slorbfee unb bem Vtlontif^en Oceon, mo bie beulfc^e ßanfa
ab Sermittlerin bes 6eeoeTleQrs smif^en Spanien, ben Slieber«
bnben, Snglanb unb 9iuf|Ianb i^t f^infte Slflte errei^te. Die
SRtttelpunfte biefes unter bem @4u||e bes Deutf^orbensmeifters
oon Vreugen jte^nben norbif^en SBeltoerle^rs omren bie neue
donforefibens £flbed unb bie ^anfaquartierftabte Aoln, Sraun«
f^ioeig unb Dansig. 3<i&i^ Mefes Ser^Itnis feinen $ö|epunlt,
folange es galt, ben beutf^en Often gegen bie SRongoIenein«
fiOe 3tt f^filen, fo mürbe es immer miglid^er, als es ben Sa*
tetnem gelang, flbfa^ fflr i^re äBoIImaren im fflbli^en Sluglanb
ju finben unb ben innerafiatif^en SBarenjug, ber feit^er oon ber
SBoIga na4 iRomgorob unb 9liga gegangen omr, na^ SRosIau
unb bem S^nrarsen SReere ju leiten. Der finlenbe Slufien, ben
^iebunl bie norbif^e SBolIenioeberei braute, ma^te ben SBett«
— XLH -
Uwtxb ber notbif^en SBeieroilter immer fi^rfer. 3n Betrai^t
tam liebet oot ödem bie fteigcnbe (Enimidlung bes SBoüenge'
merbf in (Englanb. 3nfoIfle bec SeDöIIerung^jund^me unb einer
f(|rQn(enIofen 9lo|ftoffou6fu|t maren in (Englanb bie fiebens*
miiiel fo feiten geworben, bog fi^ bie Sngifinber me^t ab feit>
^r auf ba9 (Eigengemerbe verlegen mugtenp um ffir bie ousge*
ffi^rten SBoIIftoffe (Betreibe im Vuslonbe loufen s^ ßnnen.
3)ie9 ffi^rte sunSd^lt gu [^»eren 8em)idlungen mü bem Zu^*
ma^erlanbe gfranlrei^, bem Snglanb burd^ bie fiamif(|e Sesper
um 1303 bie Stabt Srfigge entriß. Xro|| feiner 9?o§ftoffauS'
fu^roerbote gieng eben in Sranlreid^ bie Zu^ma^rei immer
m^r gurfid; es lam 2U ICrbeiteraufftSnben unb ganje 6^en
oon franjöfif^en SBebern manberten na^ ^ollanb unb Snglanb
au», beren Zu^e bann oon ben |an[ifö^en €d|iffen in nra^fenber
SRenge na^ £)ftelbien, $oIen unb SRuglanb oerfra^tet »urben,
bie baffir Snglanb mit (Betreibe oerforgfen. Vis DanI ffir biefe
(Betreibeiaufe mugten fi^ freiließ bie oftelbif^en fianber ent<
f^Iiegen, ben englif^en Zfi^rn ben 9RaTlt au öffnen, fo baft
bie ein^eimif^e 3nbuftiie ber 5<^nfQfiSbte fi^ burd^ biefe ogra«
rif^e greiianbebpolitif ftati beeintra^tigt fa^, feit SRarfgraf
Walbemar 1307 bie Setreibeauefu^r menn au^ nur bebingt frei«
gegeben ^tte. SBe^rten fi^ bie ^anfaftabte gegen biefe englif^
Zud^einfu^r, fo antmortcte Snglanb fofort mit 9lepreffoIien.
9li4t minber ^art als bie Deulf(|en traf ber englif<^
9Bettbemerb bie nieberianbif^en SBeber, beren Stgeugniffe oon
ben CEngianbem fiberad im Suslanbe oerba^tigt lourben, um
bie ganfcn ju jmingen, i^re Zfld^er in Snglanb }u laufen. Um
befielen in fönnen, oer}t$teten bie flanbrif^en SBeber bes^Ib
oielfa^ auf bie Scraibeitung englif^er SBoIIe unb oerarbeiteten
fpanif^e SBolIe, meldte bie Raufen oon Sisloqa nod^ Siflgge
brauten. Snglanb unb gfranfrei^ ab bie beiben 3ntereffenten
ber (Baronneftrabe fa^en biefe (Ermeiterung bes (anfifd^en 6ee«
oerfe^rs freilii^ nic^t gerne, meil fie forsteten, bie 3)etttfd^en
»erben i^ren 9erfe|r bur^ bie Strafte oon (Bibraliar meiter
ousbe^nen. Da^u lam es nun freili^ ni^t, loo^I aber oer«
anlogte ber engli|4«fran25fif4e Arieg um Sorbeaus bie ^anbeb«
republilen bes Sflittelmeers, (Bcnua, gbrenj unb Senebig,
unmittelbare (Baleerenoerbinbungen bur4 bie Strafe
oon (Gibraltar nad^ ben 9tiebeitanben ^erjuftellen, bie feit
— XLIII —
1312 2tt einet regelmSgigcn SerUnbuno mit Stfigge unb
Xntaoerpen ffi^rien, toeld^ bem Setle^ ouf ber ®äionne
no^ Sotbeoiix mit bem Sinnenoerfe^r fibet bie 9Ipen grogen
64aben braute, fo bog fi^ bie einielnen fllpenpaffe ei«
bitlert um ben Setle^r saitlten unb nomentli^ bos ^ous ßabf «
butg immer eiferffl^liger ouf fein (ScIeUsmonopoI ffir ben
Wpenoerfe^t tourbe, bos es feit bet Stmeibung Xirob befa^.
Jtein nipenpag moi bomate belebter al« ber 8 r e n n e r
unb ber Sfern unb bie etroge oon Vleran fiber ginfter«
mfin] unb £anbed no^ SRemmingen unb Ulm ober na^
Kugdburg, fo bag biefe 618bte ben d^nlopfel gmif^en ben
gabsburgcm unb SBittelsboi^ern bilbeten. 2)er Brenner mar
ber beliebtefte Sßa^, meil er ollein folrbor mar. (Es 30g
fid^ ber Seile^r oon Senebig ilber bie 9Ipen , ber frfii^er
mt^r na^ Siegeneburg, $rog unb Stu^Ionb gegangen mar,
nunmehr immer mebr na^ tlugsburg, SRfinc^en unb 9lfimberg,
meil bie (ßolb* unb 6ilbergruben ber Cberpfalj unb Soi^fens
bie b9^mif(^en Sergmetle an (Ergiebigleit 3U fibertreffen began-
nen, ttnb Aarl IV. fuc^te oergeblic^ burd^ Suf^ebung ber 9RoI«
bau' unb Slbesblle unb Aanalbauten ben Seile^r mit Si^men
aufregt ju ^Iten ; ber Seite^r lief ber 9iinne na$, meldte bie 9?o^«
ftofffi^fi^e aus^o^Iten, unb mochte an 6teIIe ^rags SRfirnberg
ium SRittelpunIte bes Serle^rs oon ber Sbria }ur Oftfee, »eil
bie Golbabern bes gfi^telgebirgs (ier iQren (Ertrag ablieferten.
Sli^t »eniger bebeuienb ftanb besbolb au$ Of^^inlf urt a. SR. ba,
bie ^eimot bes r^inifd^n (Bulben, beffen SReffen mie bie 9Ifim»
berger feil 13(K) fteigenbe Sebeutung erlangten unb an bie
6teIIe ber S^ampognermeffen traten. Diefe Stabte fomie SR fi n •
1^ e n , beffen 6teIIung fid^ namentlf^ bur^ fein Saljftapelmo'
nopol mfid^tig ^ob, feit bie neue Stroge oon 6iraubing na^
(Ebam unter Umgebung fRegendburgs es mit Sd^men oerbanb,
mucbfen immer mebr gu ßanbeI$pUt|en erften Xangs ^txauB.
Zro^ oller liberalen Sotle^rungen ber binnenlönbifc^en (Se-
lettslenen gelang es i^nen ober ni^t, ben großen Sur^fubr«
gfiieroerle^r ouf il^ren Strogen feftjubolten, feit bie oerbefferte
6eetec9ntl bie 8ef5rberung jur See erleichtert ^otte. Die fiom«
borben, bie feit 1300 bie Sonticrs ffir gonj (Europa geworben moren,
benfi|[ten bie WpenpBffe in ber ^ouptfad^e nur no^ für ben Ver-
fonenoerfe^r sur Dur^reife no^ bem 9{§eine unb.ben Slieberlonben,
— XLIV —
»S^rcnb [ic^ ilft ®fitfi9erie|r meift bur^ bie etroge von Sibraltat
obet Aber Zouloufe unb Sorbcaus oolliog. Den Obctbeull^en
blieb bes^Ib ou4 ni^ts fibrig, als [i^ i^nifeito auf ben SBeg
3tt machen, ibre geioerbli^en (Erieugniffe fibet bos (Bebiige no4
Senebig 2U fd^offen unb baffir leoantif^e Sfikr, namentli^
8oum»oHe, ^rau0}ubiingen, na^bem 1304 ein beuil^es Aouf*
l^us obet Aomptoic in Oenebig gegtfinbet »ocben «oat. 6ie
llogten babei ober freili^, bog es bie Senebigec i^nen gerabe fo
mad^n mie bie Dangiger ben dollfinbem mit SRuglanb unb fie
ni^t na^ SQtien }um (Einlaufe meitei reifen laffen, fonbem ein
Stopelinioileg beanfimicben unb fie gtoingen, i^cen CdSs in
Senebiger Sut umjufe^en, »ie man i^nen au4 SU ^o§( 3bne
ouflege. jtaifei fiubioig fperrte bes^alb ben Seneblgem fo lange
bas Selette, bis bie 331'^ (erabgefe|t muiben.
SBac alfo bec Sinlauf bei Senebiget in Obcrbeulf^Ianb im
14. 3<^§(bttnbert ein geringer, fo pflegten fie um fo eifriger ben
Setle|r mit Serien, inbem fie namentli^ in Sqpem Sagbaber
SaummoIIe polten. 3^^^ ßauptioettbemerber, bie (Benuefen, aber
f^&bigten fie baburi^p bog fie i^nen bie Zfirlen auf ben 5^1«
feiten, mes^alb bie (Senucfen, ba i|nen ber Serle^r mit Aon*
ftantinopel immer f^toieriger mürbe, fi^ unter ben 64u^ ber
SRosIomiter ftellten unb ben S^i^erpunft i^rer XQStigleit mebr
na^ jtoffa unb SRosIau oerlegten, inbem fie ben 9{u|fen bas
(Selb }um ftriege gegen bie SRongoIen oorflredten. Unb oie bie
Senetianer Aber ben Srenner unb Sern na^ ben 91ieberlanben
reiften, fo errei^ten bie l&enuefen ftaffa unb 9RosIau Aber 92flrn'
berg, Sreslau, £emberg unb Oppeln ober bur(b Ungarn. (£» ent«
brannte bes^alb auft ein heftiger Jtompf gmif^en Senebig unb
Ungarn um ben 8efi| oon Dalmoticn, meld^es als Sur^fu^r«
lanb na4 bem G^marten SReere ffir bie Italiener oon (bdftfter
Sebcutung mar, unb er|t ber Scriuft Dalmatiens burcb bie 9ttß
publif Senebig im 3a$re 1368 gab ben (Benuefen freien SBeg
no^ bem Often.
3|re etopelprioilegien ma^rten au4 bie aßiener. 6ie
liegen leinen Kaufmann na$ Ungarn meiterreijen, fonbem
i»angen alle ^inbler, i^en Sebarf an Unganooren in SBien
2U laufen. Kud^ bas rei^ entmidelte (Bemerbe 3taliens aber
honite feit ber Stf^Iiegung Snnerafiens an bem Umftanbe,
bog bie Sbifer nSrbli^ ber Sllpen bie feit^er oon ben 3talienern
— XLV —
ab 6p<atontat (eitieBenc Verarbeitung ber leoantif^en Ko^
ftoffe, namentn^ oon 6eibe unb SourntDoIIe, nunmehr [elbft in
bie ^anb tio^men unb ben Stalienern nur no^ ben 9lo|ftoff*
{»if^en^anbel liegen. SBI^renb Sfranbeid^ fic^ namenllii^ ouf
bie 6eibeniDeberei legte, begann Oberbeut[<^Ianb unter Sfi^rung
Ulms bie SoumooIIveberei, \o bag bie Stoliener fi$ me^r auf
bie 6(^afQioI(»eberei unb Sammelfabritalion gu legen begannen
unb i|xe Slo^ftoffe in ben 9lieberlanben unb in (Englonb me|r
ab in ber fieoante polten. Dobei Ilagten aber bie SRailänber
unb (Benuefen, bag i^nen bie Habsburger tm Slfab bie 3)ur<l(«
fu(r fiber ben ®ott(orb bur(| 39ne erf^ioeren, unb Sofern unb
Oefleneid^ »ugten genau, marum fie fi<^ fo |eftig um ben 8e[i|
ber SRarlgraff^aft Burgau stotfi^en tCugsburg unb Ulm unb
um bie f^vSbif^e ^erjogslrone janlten, nmr biefe (Begenb bo^
ber SRitlelpunlt be6 nieberlSnbifd^'Iombarbif^en Sinnenoerle^rs.
3)ie Solge biefer Almpfe nmr, bag in S^mabtn unb ber Sifwtli
bie 6tSbte ab lad^enber Dritter ben 9tu|en Ratten, fid^ oon ber
Sfirftengenmlt frei matten unb bem gfrei^nbel bie 8o^n ebneten.
Sin Seioerbeftaat fpannte bem anbem ben 9BeItmai(t ab unb
bie bebeutfamften SBelt^nbebftragen {euer 3<it; fiberall gab es
infolge ber Xrbeltslofigleit Unru^n unter ben Sirbeitern unb in
bem 61reben nad^ neuen lo^nenben (Bef<i8fts3oeigen lieg man
Seibenoeber unb Saumo^^Iioeber aus 3talien lommen, um
beren 3nbuftr{e in Oberbeutl^Ianb |eimi|$ ju ma^en, wi^renb
gan}e SBarenjüge mit SBoIIe jur 6ee ober auf bem Kbeine,
ber ICare unb 9{eug oon ben 9liebetlanben na(( SBelfd^Ianb
gelangten.
ftein Haar beffer ab ben Oberbeutf^en gieng es ben !ERorb'
beutfd^en. 6ie fa^en {i^ fd^oer gef^Sbigt babur^, bag Snglanb
ibnen nur no^ bie (Einfuhr oon (Erjeugniffen gejtattete, bie in
Hanfoftabten gefertigt omren, bog es 1336 bie SBoUausfu^r unb
bie SEud^infu^r oerbot unb in Dberbeutf^Ianb unb granlceid^
eine notionale 6eiben»eberei fd^uf. Sie fa^en, bag (Englanb,
wtli^tB im Vuslanbe fiberall ben Sf^ei|anbebgrunb|a^ geltenb
ma^te, im eigenen £anbe eine rein nationale (Seioerbepolitil
trieb unb bog burd| bie f^ranlenbfe Kolftoffausfu^r SRangel
an ben nbtigften fiebensmitteln entftanb, fo bog Hungersnot unb
tpeft bie fiSnber oet^eerten. Ueberall auf bem ftontinent f^Iug
man bes^Ib bie 3uben tot, bie man nid^t mit Unre^t ab bie Sfiter
— XLVI —
ber liberalen 3been betta^tete, unb ein finfterer Seift oetioei'
feinber 9lot lam Aber bie 935lfec unb erf^fittette bas Stertrouen
}u ben liberalen offentli^en Seioalten. !Die imtifAx^tn unb
^anbelsunterne^mungen maren bur^ bie Unfid^er^eit ber Ser«
(e^rsoese unb bie $reid|4iDanIungen mit fold^en (Befahren oer«
bunben, bag nur no^ ganj lopitallrSftige Serb&nbe mit bie
englif^e Stapelgefelli^aft ber merchant-adventnrers ober bie
^anfagenoffen unb ber 64»&bif4e Sunb \iäf behaupten (onnten,
unb biefe (Befellf^aften biltieiten infolge beffen bur^ i^re gafto*
reien unb 3iDeiggef$afte in allen SSnbern bie greife jum
Stäben bes Serbrau^ers. 9Ilan loar enlrflftet fiber bie liberalen
englanbfreunbli^en 9Biüebba$er, oelc^e bie freie Aornausfu^r
aus ber SRarl begfinftigten, bamit bie bortigen (Broggrunbbeii|er
gute gfrui^tpreife |atten, unb mit 6pott unb Glaube mugte
ftaifer Aail IV. oon 3firi<^ unb Ulm abjie^en, mo ber onge«
[effene Gemetbeftanb bem liberalen Susemburger mit (Erfolg
SBiberftanb leiftete.
Sinen -neuen \iiwtxtn S^Iag erhielt namentli(^ ber lllpenoer«
le^r, als 1358 Snglanb ben Oftangofen erneut bie 6tabt Sorbeaus
unb bie (Baronne abnahm unb biefe 6tabt jum SRittelpunlte bes
abenblSnbif^en SBoIboaren« unb 9Bein^anbete ma^te. äion ^ier
aus giengen bie abenblinbif^en SBoIIftoffe na^ Sp^efus, Sqpem,
Sleg9pten unb Sagbab, tofi^renb ruffifiies (Betreibe, IBa^^ unb
Wann aus Aonftantinopel fomie Pfeffer, 3nbigo unb 9{eis bafür
naii (Englanb laanberten, fo bog ber 3nbigo ben Sßaib, ber Sto^i-
3uder ben ßonig gu oerbrangen begannen. Vis bann 1360 gftanl*
rei^ au$ no^ Calais an bie (Engldnber oerlor, mugte es fein
fianb ebenfalls bem fiiberalismus offnen unb auf feine natio'
naie Slbf^lugpolitil oergi^ten.
Unterbeifen aber f^&bigten ber itrieg Deutfd^Ianbs mit
SRailanb im 3a|re 1367 nie bie Kriege ber ^anfa mit
DSnemarl ben beutfd^en ^anbel unb menn aud^ ber griebe
Don Stralfunb 1370 ben ^anfen bie 6unbj3lle unb bamit ben
Sd^Ififfel sur Cftfee oerfi^affte, fo fefiten \i^ bie Snglänber ben<
no(^ in Stormegen unb fonft im SRorben fiberall feft unb f^fibig»
len bos Sef^äft. Der ås(anbel, bem fi^ bie ganfen im*
mer me§r Eingaben, feit ber dSringsjug fi$ oon ber 3nfel Kfigen
nad^ bem fd^mebifd^en 64onen gebogen ^atte, brad^te bie ^an\tn
in immer fc^Iimmere g&nbel mit Dinemarl, meines ben SBeg
^ XLVIl -
}toif4(n bcr 9l0cb[ee unb D\i\tt mit Sollen [perrte, unb führte
{tim ftampf um bic 3ii|el (Botlanb unb um bie 33Ue oon 9Bis(9,
mit im 6fiben [t^ bie 6tabte mit ben Surften um bie
SoIIburgen X^olm unb ^o^cnftaufen ftciiten. Die Strogen
»arben bur^ bieje enbIo|en Ariege fflr ben Sinnen^anbel
\o gefSIrü^, bag mon bie (Balflenftrafe auf ben Strafen«
raub fe^te. 2)ie Sroerbung ber SRatl. S^Iefien» unb
ber £aufi| bur^ bos 9lei4 ffl^rte ju folgen 6teuerla|ten,
bag bie et&bte ]i^ gegen bie nei^sgcnMiIt auflehnten,
»a^enb ber Arieg {mif^en 6)Nmien unb Portugal Sef^Iagna^«
men beuif^et Skiffe bra^ie, mel^e ben Spaniern ftriegsbebarf
gttffi^rten.
So oaren es |<l^mierige Ser^Itniffe, unter benen na$
Aarb IV. Zobe fein So§n A3nig 3BenjeI bie j^enf^aft antrat.
3toei $8pfte in 9{om unb Voignon, bie fi^ um ben (eiligen
Stu^I ftxitten, bereiteten bie Spaltung ber S^riften^it oor unb
bat Sttbentum (atte ben 9lut|en baoon. Der Kfidgang ber
Sefi^ftserlrigniffe oeranlagte bie ^anbebnationen bes Sbenb-
Ianb0, namentli^ Snglanb, jur Hebung ber eigenen K^eberei
iebe Ilu0fu|r bur^ frembe Sfalrjeuge ju oerbieten. Ueberall
ipurben groge Stapelplfi^e im 3ntereffe ber Stationalifierung bes
Crog^anbeb eingeri^tet unb namentli^ mürbe Calais ein großer
Stopelpla^ ffir ben norbif<|en SBoII^anbel, auf bem nunmehr
bie rttjlif^e unb polnif^e 9Bare eine fteigenbe Sebeutung ge-
QMinn. 3e me^r es am barem (Selbe ju fe^bn begann unb ber
fieilfa^ ftieg, um fo ftrenger (ielt man barauf, bog lein bares
Qelb ium £anbe hinaus geffi^rt mürbe, fonbern bie (Einfuhr-
(inbkr i|ren (ErI3s in gemerbli^e fianbeserjeugniffe um«
taufc^ten. Sie Se^ aber mie bie Sinnenfiragen mürben immer
unfic^erer. So mar bie Oftfee fortmä^renb bur^ bie „Sitalianer"
gefa^rbet, bSnif^ Giraten, mel^^e bie Danaiger Skiffe bef^bg-
na^mtett unb fo sur See bte 9loIb ber SRaubiitter fpbllen, inbem
fie bie 3nfel Gotbnb mit (Bemalt in Sefifi nahmen, bis i^nen
Vreugens Orbensritter 1397 biefelbe mieber abnahmen. Slu4
bas mlttelianbif^e SDleer mar in feiner meftlic^en 5&Ifte namenilid^
re^t unfi^r unb es btaifit nur ooifiberge^enb bem Wpenoerfebr
einigen 9lut|en, ab 1390 bie «raber bie Strage oon (Sibraltar
fperrten, fo bog bb £eoantemaren in ben 9liebeibnben plö^Ii^
im greife ftiegen. SRaibnb unb gbrenj maren baburc^ genötigt,
~ XLVIII —
lic^ erneut übet bie Vlpen mit 9lieberianber SBoIIe ju oetfe^en.
aber biefe fifinftige ftoniunitur mar nur ein oor&(erge|enber
Stoif^enfall ; balb mürbe es wieber [^limmer ab fe unb Wieg*
li^ flirrte om 9lbeine bie bauetnbe Unjufrieben^it mit ben
befte^enben Ser^Itniffen jur «bfetiung ASnig SBenaels oon
S5bmen unb gu feiner Srfe^ung bur^ ben ißfalsgrafen Slupre^t
bei n^etn, nac^bem 1385 bie Subenf^ulbentilgung unb aBa^rungs*
Snberung oergebli^ einen Vusglei^ oerfu^t unb Iebigli<^ jum
6t8blelrieg Qon 1388 geffi^rt $atte.
3>i(fe allgemeinen Ser^Itniffe loaren fflr bie (Eniwldlung
ber Ulmer BaumvoKmeberei beftlmmenb. 1346 mürbe in Ulm
bem fieineoeberlanbmeti betoilligt, eigene fieinmanbrneffer unb
£eintDanb|d^auer aufjuftellen, um eine glei^mSgige 9Bare für ben
SBeltmartt ju gema^rleiften. Die gfranjofen fettigten bamals
9iel 9leffeUud^, mobur^ ber Vbfa^ no^ S^anlreii!^ notlitt. Um
billigen Slo^ftoff su ^ben, begann man, SaummoIIe aus Senebig
ein}ufO|ren. unb fi^Sbigte bamit ben ein^eimif^en fS^aä^bau,
ebenfo burcb bie Sinfulr oon ruffifi^em gla^s Aber bie ^anfe^
ftabte.
3Bar bas 14. 3<4t|unbert bas 3<UaIter ber SaumooIImeberei,
fo mar bos 15. 3a^t|unbert bas 3a^r(unbert bes Spegerei'
^anbels. ^atte bas 14. 3<K(t^unbert bie Sntmidlung ber ^ofy
feefc^iffabrt gebraut, fo }og bas 15. S^^'^unbert bie mirtf^ft*
li^en Solgerungen aus biefem le^nifi^en So^f^ritt, inbem es bem
englif^en gfre ibanbelsgrunbfa^ oollenbs enbgiltig sum Dur(^
bru^ oer^alf. Die Obfefiung Abnig SBenjels braute bie erneute
«uf^ebung ber S^^eingBIIe, ba es ben 3ntereffenten bes
Sinnenoerle^rs nur babur^ mbglid^ erf^ien, ber ma^fenben Se«
beutung bes 6eeoerIe(rs einigermaßen bie 6tange gu ^Iten.
Die Serbefferung ber S^iffsinftrumente ^tte bem SBeltmeer
einen meitern großen Xeil feines S^redens genommen unb bie
ßanbebpiaiie bes SRittelmeers, Senebig, Slorenj unb (Benua,
unterhielten nunmebr einen regelmäßigen (&aIeerenoerIe|r einer>
feits mit Slesanbrien, Beirut unb ftoffa, anberetfeits mit fiiffa«
bon, Sorbeaus, Sfrfigge unb Sout^mpton, inbem fie Saum*
molle, 3nbigo, 6eibe, Spejereien, Cßetreibe unb lUaun nacb
ben 9lieberlanben brauten unb norbif^e e^afmolle baffir na^
6oufe nabmen, um bie baraus gefertigten bunten SBoIIftoffe na<^
Damaslus, Sagbab unb ben ^ontuslinbem abjufelen. 3m
- XLIX —
Stttibe mit beti ßollfinbern gelang es ben (Benuefen, bie Dor«
banelienftiQge oon ben Xfiilen ftet {u galten, fo bag bie (ol«
ßnbtf^e Sflogfie 9on Sliga bis Sbeffa loe^te unb bie ruffif^
Snt^t ben ^reis ber Oftelbier in Sonjig beeinflußte.
gffii ben eutop&i(4en Sinnenoetle^r max biefer enividelte 6ee«
oeile^r oon »eitge^enben gfolgen. Der iRfidgang bes feit^rlgen
Dut^f tt^ipeile^s m^U [ic^ immer glimmet geUenb, ^onbel^ (Be-
oerle unb fianbmirtf^ft litten ungei^euet not unb bie Si^erlieitS'
SuflSnbe auf ben Strogen mürben immer bebenüi^er, je me^r
fic^ orbeildlofcf (5ef inbel auf benfelben iufammenfanb, (o bag ber
fpelulatioe Crog^nbel fi^ nur bur^ S^ffung immer grSgerer
^anbeblompagnieen oor ben Gefahren beden lonnte, »el^e bie
Unternehmung bes Sinfu^r« unb Kusfu^rmeiens mit fic^ brachte.
8m f^Iimmften mitite ffir ben oberf<^&bi|iten 8erle|r ber Arieg
Jtttifer 6igmunbs mit ber 9{epublil Senebig, inbem bie 9{t\iß»
gennilt {eben Serle^r mit Senebig bur(( Zirol oeibot unb oer«
langte, bag bie beutf^en Aaufleute ibren Sebarf in (Benua ober
fiber Ungarn im genuefiji^en ftaffa am 6d^QHirien 9Reere beden.
!Die Ve^tung ßerjog gfriebri^s oon Zirol follte ben ^anbete«
benen oon ®enua, Senebig, 9RatIanb unb Sflorenj jeigen, bog ber
Ittsemburgif^e SRailgraf oon Scanbenburg unb ftönig oon Ungarn
mistiger mar ab bas ^aus Oeftenei^, unb es (am ju blutigen
(Bifed^ten, menn bie Aaufleute bem Serbot jumiber auf Siflti^^
megeit ibre Senebiger 9Baren fiber bas Sebirge bringen mollten.
Srft naft bem Zobe ftaifer Sigmunbs im Z^^ 1^37 mürbe
bie 6tra6e mieber frei, bod^ b<^tte ber 6eeoerIe(r inamifi^en bem
Sinnen^nbel ben 9{ang oBIIig abgelaufen unb bie oberbeutf^
Snbuftrie fa^ [i^ me|r als [eitler auf ben !Cbfa| na<lb bem Slbein
unb ben 9lieberlanben ober na^ ben ^anfefttbten angemiefen.
S){e oier ^auptmittelpunlte bieies obetbeutl^en Serle^rs
maren bie 6t&bte gftonifurt a. SR., 9Ifimberg, Kugsburg unb
Ulm unb febe biefer oier StSbte pflegte ibre gemerbli^e Se«
fonber^it: gc^^nlfurt ben Gelbioe^fel unb bie SRaflerei, 9lfirn«
berg bas $u^' unb ftunitgemerbe, Vugsburg ben Spejereibanbel
unb Ulm bie SaummoIImebeiei. granifurts gfinftige fiage,
|ioi|^n Si^in unb Donau ma^te [eine Vlejfe jum bebeut|am|ten
SRartte bes fibenblanbs unb alle Semfi^ungen anberer Stäbie
i|m biefe Stellung }u nehmen, waren oergebens. 3< f^mie«
r^er fi(^ ber t[b|a^ ber oberbeutfd^en Semerbeei^eugnifle ge«
IV
— L -
ftaltete, um [o erbiitectet ftritt man fi^ um bie aRegprtoi'
lefiien unb 6trogenbannrc<lbte, ba es nut bui(^ fol^e (Bemalt-
mittel no4 m9gli(^ f^ien , bie feit^ge Slfite eingelner Set*
le^rsftStten unb SecIe^rsiDege {u er^tten. Set bebeutiamfte
Streit biefer Krt umt bie ffe^be ioif^en fieipjig unb ^Wt um
bie aReffen biefer Orte. SBoren im 14. Sa^b^nbert bie £om*
barben bie Sanliers unb aBe^sIer ber aanjen 9BeIt fleoefen, [o
flieng im 16. 3a(rbunbert biefe Stellung m bie Oberbeut{<ien
Aber. Wd^t umfonft nannte man im fernen ftönigsberg 9lfim'
berg ben SRittelpuntt daxopas unb mit gutem Siedete meinte bas
6prfid^Iein oom SRflmberger Pfennig mit ilreua unb ö^nb:
M^lfimberger ßanb ge^t burcb alle fianb" unb oom Ulmer
^filier „mmtx (Selb regiert bie SBelt''. Oberbeutf^Ianb, bas
feinen 8b|a^ nad^ Stalten infolge ber Snttoidlung ber ^oi^fee^
f^ifffobrt an bie Snglinber unb ^ollSnber oerloren ^e, fanb
nunmebr ein neues Hbfa^ebiet in gf^anfrei^, Surgunb unb ben
Kieberlanben. 2>ie grofien gfinansgefellf^ften Cberbeutfi^Ianbf ,
bie aSelfer, Selin unb gfugger, fibema^men nunmehr an Stelle
ber fiombarben ober mit biefen bie Snleben ber fransBfif^n
ftrone unb Saufen, SB^men, Zirol, Oefterrei^ unb bie Ober«
fifalg f4#en bas (Ebelmetall für biefe Sarleben. Oberbeutfd^e
SBe^felagenten unb Sfaflore oermittelten biefe (Befi^fte in allen
grbgeren ißlä^en gftanlrei^s unb ber 9lieberlanbe. Sagegen
batte bie Gemebeausfu^r Oberbeutf^Ianbs feit 1400 mit fteigcn*
ben S^micrigleiien ju lampfen. (Es feblte infolge ber (Entoid-
lung bes Seeoerlebrs unb ber Zttoler Sperre an leoantif^r
SaummoIIe, fo bag man lieber gum 9tigaer 8fIo(bfe griff, ber
Aber £flbed unb bie neue fieipiiger 9Reffe na^ S^waben bmt,
unb »erarbeitete biefen mit qprifd^er SaummoIIe gu Sar^ent
ffir bie Sfranifurter SReffe, oon mo er nad| ftSIn, SrUgge, Spanien
unb Snglanb ging.
Senno^ geigte es fi<b immer mebr, bag bie gemerblicbe
Slusfttbr Oberbeutf^Ionos mit S^micrigleiten gu Kmpfen ^tte,
mel^e in ben gegebenen Ser^Itniffen lagen unb mel^e bie (Ein*
fubr frember (Bemerbeergeugniffe bur^ bie großen ^anbelsgefell'
f^aften immer f^Iimmer geftalteie. $atte bas 14. Sabr^unbert
bie freie 9{o|ftoffausfubr gebraut unb baburd^ bie iRo^ftoffpreife,
oor allem bie Sebensmittelpreife, gefteigert, fo fehlte es je^t ber-
art an 9{obftoffen, bag bie (Einfuhr frember (Ergeugniffe immer
— U -
mt^t wuit» unb bie Sbclmetallfi^^e bes beutfi^n Boben9 ba*
ffir ins Suslanb iDoiibeilefi, fo bag eben nur bie iDenigen 8erg«
iDetbbefi^et unb beten Untetne^mci (Beminne maifUn, lol^renb
bas Solf oetannle, unb es entfianb foI<(ec Unville, bog es oiel*
fa<t gu blutigen tCufftSnben lam.
Xio^bem gelang es aber ben Snglanbem immer me^,
t^ren gfrei^anbebibeen auf bem kontinente Sellung ju oer<
V^tn. 3n Surgunb, in Slonoegen, in ^reugen fogten bie
engli|4en Aaufleule jum Serger ber beut|4en bui^ ßanbels«
vertrage feften Soben, mS^enb bie (Einffl^rung oon 6tapel«
be|timmungen in $arls, in Sislaqa, in 9Iiga, in Donsig unb
anberen Orten ben ^anfelaufleuten ein fcembes ^anbelsgebiet
nacl^ bem anbem oerf^Iog. 9Be|rten [i4 bie !Deut[4en bur<9
Sinfu^roerbote ouf englifc^e Xfi^er, fo rieten fi^ bie (Englinber
imit 3ntriguen im Suslanbe, namentli<t in iRuglanb, gegen bie
beutf^e (Einfuhr, inbem [ie bie 3>euti(^en bef^ulbigten, bog [ie
ben SRongoIen Reifen unb bog l^re Srgeugmffe no4 9Rog, ®e«
miijit unb Sef^offen^it minbenoertig feien. 60 fa^en fi^
bie beutf^en Äoufleute bolb in Stuglanb, Snglanb, gfranlrei^
unb 6|Kinien i(rer feit^erigen d^nbebprioilegien beraubt unb
Dte bie anberen ^anbelsnationen auf ben Sinlauf in ben Crenj«
unb Stapelorten, in Kiga, fionbon, $aris unb Sislapa ange*
miefen, mo fie fi<^ in bas ®ef(^ mit ben ^ollfinbem, (EngMn«
bem unb fiombarben gu teilen ^Iten.
Die ffolge biefes englif^en SBettbemerbs mx ein fort«
oi^renbes Stnien bes beutfften (Befd^Sftsoerle^rs im Sus«
lanbe, namentli^ in Stuglanb, unb meil biefes (Bef^Sft au«
tfidgiengp fani aucb ber (Einlauf ber beutf^en ftaufleute
in ben Slieberlanben , 00 bie ganfen feit^er namentli^
i^re SBoüfloffe unb SaummoIIftoffe für bie Slusfu^r na^
Kttglanb gelauft Ratten. Dies veranlagte bann mieber bie
Slieberianber baju, felbft auf bie Steife ju ge^en unb i^re (Er«
i^ugniffe felbft ju oettreibeUp fo bog fid^ beren !R^eberei mS^tig
^b unb fortmS^renbe 6treitigleiien namentlicb mit Danaig ent«
Itonben, beffen ftaufleute bie ^Snbler aus ber SRorbfee unb ben
Kieberlanben an ber SBeiterfabrt na^ Kiga ^inberten unb a^m
6tapel in Danaig aoMingen. Smmer fd^ärfer geftaltete \l^ auf biefe
SBeife ber SBettbeoerb ber norbifd^en $anbeIso9IIer unb bie ^ol«
Qnber traten (4^H^BIi4 ous ber ^anfa aus, meldte oetlangte, bag fie
^ I
— LH -
i^r (Betreibe lebiglic^ in beit ^anfafiSbten laufen, unb loperten
ßanb in $anb mit ben (Englänbein bie beutf^en Skiffe, oo fie
fol^e enoif^ten, fo bog Stmfterbom fein rofd^es Vufblfi^en locfent-
lid^ feinem Sntgegenlommen gegen ben englif^en fiiberolismus
oerbantte. 3< m^^v fi4 f^^^i^ ouf biefe SBeife in Snglanb unb
doOmib bos ®etoetbe ^b, um fo Qb|8ngifier würben biefe £fin«
ber oon bei (Setreibeeinfu^r bes lluslanbs unb i>on ben 9{o$'
ItoffUnbem strengen, $oIen unb Sluglanb. Slamentlid^ ^reugens
Stellung trat in (Englanb immer mistiger in ben Sorbergrunb ;
es oermittelte iioif^en ber ßanfa unb Snglanb unb frSftigte ]i^
burc^ ^anbelsoertrSge mit $oIen, toS^renb Snglanb bur^ ben
6ieg Sranlrei(|9 im Z^^^ 1^36 feine lontinentale Stellung «er«
lor unb nur mit 9Rfl|e Salais be^uptete, na^bem fi^ gfrani'
rei^ mit Surgunb ausgefS^nt ^tte.
Die beutf^e Stei^sgenmlt ^atte auf bie Sntmidlung
biefer norbif^en Ser^aitniffe xoenig (Einfluß. 9la4 Aaifer
Vlbre^ts lurjem Regiment begann bie lange Kegierungs*
geit ftaifer J$riebri^0 ni. oon Oefierrei^^. Der Serluft oon
Seigrab unb itaffa an bie Xfirfei unb ber Kfldgang ber 6iel*
lung ®enua0 am S^margen SReere fflmmetten i^n ebenfo oenig
als bie inneren SOfS^rigen ftfimpfe ber beiben iRofen Snglanbsi
»0 fid^ fianbmirlf^aft unb ®emerbe in harter S^be um bie ßerr«
Id^aft ftrilten. 3e mc|r aber ber $onbeI na^ Senebig bur(|
Xirol fi(| burd^ 39ne gehemmt fa^, um fo me^r fteigerte fi<| ber
englil^e Ueberlanboerle^r burd^ bie 9liebeclanbe unb Surgunb
na4 fiqon unb SRarfeille unb au4 bie oberbeutfc^en Aaufleute
genö^nten fid^ me^r unb me|r baran, ben SBeg ftatt Aber Xirol
na^ Senebig Aber Safel unb fiqon na^ SRarfeille unb Sarce«
lona 3u nehmen, fo bog bie SReffen oon fiqon unb Sienne bur^
bie englif^'franjbfif^en Kriege, mel^e ben Se[u(( ber Champagne
gefä^Ii^ matten, eine {teigenbe Sebeutung ffir ben oberbeutf^en
^anbel erhielten unb bie SReffen oon Genf in ben ^intergrunb
br&ngten. Dod^ matten nod^ immer Srfigge unb Hamburg ben
fionboner SBe^fellurs unb bie burgunbif^e Spotte loar fo mi^»
tifli bog fie bie oereinigte englifd^'franjdjifi^e glotte fibertrof, bis
ber Iluge fiubvig XL oon gf^anlreic^ feit 1462 bie SRa^t ber
Surgunben niebenoarf unb fi(^ mit Defieneid^ in bie Slieber«
lanbe teilte, fo bog bas $aus $absburg ben mefteuropäif^en
Aontinentaloerlebr mieber be^enf^te mit bas $au$ Stomanom
ben ofteuropäif^en ganbel in feinen ^nben l^ielt.
— LIII —
3m Ofteit Suropaft nmi feit bei Sertteifeung b€t SRoti'
goleit au0 ftofan unb beit SBoIsaUnbem im 3^< 1^69
SRosfou ber unbeftcittene aRittelpuntt bes oftcuropfiif^en
^anbeboeilc^vs unb ba« ^aus Stvoganoff» bie Suggetei
bcs Oftens, leitete bie (Er2eugniffe bes Ural unb Sibiriens
no^ SRosteu unb ben Donoulanbem. Dos Sei^SItnis
ber ganfo ju Cnglonb nuibe bur4 biefen Slfldgong bes Oftfee«
l^nbehi immer f((|Iei!^ter unb $onb in ^anb mit bem (Erftorlen
be9 gfrei^nbels giengen bie notiDnalen (Befi^tspunlte in Deutf^
lanb immer me^r oerloren. SRit innerm ^aber bef^iftigt fugten
bie einzelnen 9{ei(^{t8nbe mie bos $<IU9 ^obsburg eine mbg-
li^ft fiuie ^auepolitif gu ma^en, fo bag ber ftampf gegen bie
ittgeren geinbe in ben Sintergrunb trat, ma^renb Snglonbs ®e>
iDcrbe immer me^r etftarlte unb Iteigenben Slbfa^ no^ Sluglanb unb
eionbinaoien fonb, ob ber trieben oon Utre^t 1498 bem freien
^anbel bie 8a|n no^ u^eiter dffnete. Saut Ilagten bie Raufen,
bog ofi^renb bie Snglänber unb ^oll&nber i|re (geoerbeerjeug«
niffe unge^inbert in bie ^onfeftabte ffi^ren, bie Deutf^en in
(Englonb ^iloniert »eibeUi fobolb fie (Semerbeerieugniffe ftott
9{o§ftoffc bringen. Snglonb oerftonb eben ben Srei^onbel ftets
bo^in, bog bie onberen £&nber i^m t^unli^ft billig bie nStigen
no^toffe befd^fften unb ouf beren geverbli^e Serarbeitung
oersi^teten. Xro§ aller Srei§anbetegrunb|8^e soang man bie
Detttf<l^n, bo« (Selb, bos fie in Sonbon ffir i^r preugif^es (Betreibe
ISften, in englifd^e Zfi^er umsufe^en, unb bie fortiDä^renb unter
ben ni^tigften 8oru)Anben erfolgenben Q^\Wsbt\i^Uiinü^mttt
fanben i|re (Erlebigung meift in b e r SBeife, bog ben beutfil^en
Aottfleuten erft i§re $rioiIegien in ben ganbeb^fen ju £on-
bon, Soften, £9on u.f.m. gelfinbigt unb bann nur unter ber
Sebingung erneut mürben, bog bie Deutf^en auf Sntf^ibigung
Serjiilit leifieten. Den (5runb }u ben Sef^Iagno^men ober gab
bie peinlii^e Seftimmung , bog bie $onfen nur fol^e (Erjeugnilfe
einfahren buiften, bie in ^anfeftfibten gefertigt moren. 9li^t uiel
bcffer ob bie Sngianber moi^ten es ben Deutf^en freili^ bie $oI«
Bnber unb bie S^Ige biefer Ser^Itniffe mar ein immer fd^Iimmer
H geftaltenbes Slotleiben bes beutf^en 9uftfu|rgemerbs, bos
]oieber «rbeibbfigleit jur gfolge (atte unb groge Unfi^er^eit auf ben
etmgen erjeugte, meli^e in Dberbeutf^Ionb erft nod^Iieg, ob
mit Susgong bes 3a^^unberts feit 1488 ber S^mäbif^e Sunb
— LIV —
als SctUnbttitg bet Stittn unb ^rSIoten mit ben Slei^sfttbfen
etfolgtei^ bem 9{&u(cnDe|en entflegenotbeitete, inbem er ein ein-
lettli^es SoH' unb aRfin2»e|en anbaute unb fo ben ^uptfitunb
iu ben fottiD&Qrenben (6atxht\i^\^nc^mtn »egen 3on(interiie(«
nngen aus bem äßege riumte.
SQIe blefe Stereinbocungcn oenno^ten ffeili^ bie f^Hm«
men S^Igen ni^t aus bem 9Bege ju rtumen, »el^e ber
gtiebe gu littest »ie bet englifil^flanbinaoif^c i^anbelsoertiag
oon 1490 unb bie ruffif^-banif^e Vllians oon 1493 ffit ben
beutl^en £)|tfee^nbel bta^ten. 2)ie Seifu^e, bie 3nlecei|en
Donjigs unb Smfterbams ausiuglei^en, blieben uergebli^ unb
feit 1496 Hefeite ein englif^er ^nbelsoertrag mit Stiga biefe
6tabt, in melier bie IDeutf^en feitet Zaufenbe oetbient ^en,
ebenfalls bem englif^en 8|rei|anbel oollenbs gang aus, mie au^
bie 6etab|e|ung bes englifil^en aßollftapelgelbs in (Eolais bem
beutf^en ^anbel Mabete. Sa bi^c immet me^ tuifif^ SBoIIe
geftapelt mürbe, brd^e |i4 bas Servituts um unb ruffifd^e SBoIIe
unb rupc^e Xfl^er begannen, na$ bem äBeften gu ftrbmen, [tatt
bag bie SRieberlanbe unb bie Dberbeuif^en ben ruffif^en SRarlt oer-
[orgten. Die Sngl&nber mehrten biefen Stoben babur^, ba^ fle
bie Cinfttbr oon Sorbeauimeinen unb SBaib nur no<$ auf eng-
lifi^en Skiffen bulbeten unb i^re SRarine babur^ berart ^ben, bag
i^re ftauffo^rer balb als bie beften unb gmedmi^igften ber SBett
galten, melden bie beutf^en S^iff^ ni^t me^r gema4f<n maren.
6o mar bas (Ergebnis ber perfib einfeltigen englij^en gret'
^nbebpolitil bes 15. 3a^r§unberts ber 9luin bes beutf^n
Vusfu^rgemerbs , aber au4 ber Untergang bes burgunbij^n
Slei^s, mel<lb^s ben (Englinbem ben @4Ie|ipcr auf bem Aonli'
nent gemalt |atte. Seine SRa^tmittel giengen an granlrei^
unb Deftenei^ Aber, mibrenb bie oberbeutf^e 3nbu|trie mie ber
norbbeutf^e ^anbel mit ben oberbeutft^en (Bemerbeergeugniffen
einen oollmertigen (Etfa| in ben oftelbif^en Ko^obulten ni^t
fanben, mcil bie Sngl&nber bie St^eberei mit biefen (Ergeugniffen
felbft in bie $anb nahmen. Die (Entbedung bes Seemegs nad)
3nbien im ^a^re 1487 unb bie (Entbedung Umerilas erfi^Iogen
ber 9lo|ftoffgeminnung neue SSnber in (Begenben, meld^ ben
9BeItoerIe(r oon Deutf^Ianb ab in neue Sahnen leiteten, mel«
<^n bas beutfi^ gemerbli^e Vrbeltermaterial »o(I ober Abel na4«
gie^n mugte. Die SRogli^Ie it ber ^robultenoermebrung loar
— LV —
bamit ins Ungcmelftne gefteigert, »orf \i^ ober {unS^ft oor«
itemli^ auf bos (Bebtet ber (EbelmetoIIgeiDinnttng unb f<)uf ba«
bttt^ eine ^teli|teigetnng ffir olle fonfligen Sobenetseugniffe, wtl^
ben fBo^Iftanb bes fianbioicto mehrte, obet bie fiebens^Uung
bes ni^t gtunbbefi|enben (Beverbetreibenben unb bet bienen*
ben 6tfinbe in 6tobt unb £anb oerteuerte unb nomentlid^ bie
oberbeutfd^e SBebeiei buri) Sr^S^ung bei Ko^ftoffpieife fi^ver ttof.
Die oUen Sinnen^anbebfttogen, ook aHem bie Zirolef Sinie
nod^ Senebig mit ber 6eefQ^ na^ Sqrien unb SegQfrten,
oetloren buri^ ben 6cen>eg na^ Z^hitn unb Umerila einen
grogen Xeil i|ter Sebeuiung, mie au^ bie 6tenung aRosIous
unb bie Sebeutung ber inneraliatif^en 3ttfu(r boburd^ bebeutfam
bo^inf^mol]. Stellten bod^ bos »eftli^e gelegene Vmertia »ie
bie uon 9Be|ien erfolgenbe 3ufu|r om ftop oorbei Ro^itojf'
mengen jur Serffigung» mit benen bie fieoante ni^t me|r Ion*
furrieren lonnte, fo bog ber Serte^r über bos SRitielmeer, bos
S^monte SReer unb bur^ 3nnerofien |i4 me|r ouf bie
Serforgung ber lotolen SRSrfle befil^rSnlte , mS^renb ben
Sto^m bes neuen Serle^rs mit Oft« unb SSeftinbien bie
^ofenpIS^e £if[obon unb ümfterbom ob}u{43(rfcn begonnen.
!Die[e meftlid^e Sufu^r mor es, meldte uor ollem Sronbet^ feine
feit^rige Stellung oIs bebeutlomftes Sinfu^rt^or oerfc^offte. 9Ron
gemS^te |i<^ immer me§r boron, ben Seborf ni^t me|r in
Senebig, in SOln, Srflgge ober fifibed su beden, fonbem mon
reifte no4 fi9on ober Xouloufe, mo mon bte 3nbiennmre aus
porlugiefif^er ^onb om billigflen bejog, unb bie gobsburger
folgten lebiglid^ bem neuen aBelt^onbelsguge, »enn fie ben
@4mei)mnlt i^rer gouspolitil feitber oon 9Bien unb 3nnsbrud
no^ SRobrib verlegten, »ie fie bem SBelt^onbel ou4 no^ ben
Kieberlonben folgten, immer mit bem Seftreben, bie 3n|ober
ber ergiebigften SoIIftatten bes SBeltoerle^rs au bleiben.
%u^ Snglonb empfonb biefe Sebeutung ber neuen Sto^ftoff«
quellen in unongene^mer SBeife. Seine SRoc^tftellung in ber 8e<
^4ung bes aBoIl^onbels gieng bo|in unb 1558 oerlor es ben
SBoIIftopel 2u (Eolois on bos glfidlt^ere Sronheii^, beffen Rubels»
l»Iitif<l^r Stern nunmehr bouemb emporftieg. (Eine neue 3eit
mor ongebro^en unb 3o|r|unberte moren erforberlid^, um bie be«
fte^ben Ser^Itniffe biefer neuen 3eit onjupoffen. 9im f^mecften
mürbe bies bem oberbeutf^n gemerbli^en ^robugentenftonbe, uor
— LVI -
ollem bei aOeberct. (Et ^tle feine Slfite bec Z^atfai^e oer-
iKinn, bag et feinen 6t^ an ben ^ii|itfSd^Ii(^ften Umf^Iogs« nnb
Stopelplfi^en bes oftioef tli^en Duri^fu^tDerle^is gehabt ^tte. 9lttn«
me^r oerloc er biefe (Btunbloge unb bei neue loeft-oftli^e Dutd^fuir«
oerie^ f^uf in ben 6eepI8^en SBefteutopos neue Slfitten bei
aBieberoerorbeilung, feit bie SaumvoIIe ftatt Aber Senebig übet
aRotfeUIe ober Srnftetbom no^ bem kontinent gelangte. Der
ein^eimif^e Slod^0 unb bie ein^imif^e @^a\wo\lt oermo^ten
baffir lein ouerei^enbe^ (Erfo^mittel ju bieten, oenn fie au4 im-
merhin eine geioiffe fiebensl^Itung ermögli^ten unb (Brog-
^bler laufen, bie \lify mit bie S^SIer unb ^ermann gu
Grafen unb gtei^rren auff^uMingen, inbem fie bie SpanienooIIe
oerarbeiteten unb bie baraus erjeugten 993aren no^ Sf^anhei^,
nad^ 3<ttUen unb ben Donaultnbern oerfanbtcn.
Der ßauptfibelftanb bei allen biefen (Bef^Sften mar eben,
boj^ bie ungc^uren Ko^ftoffmengen bes Vuelanbs fo oiel frembe
(Bemerbeer^eugnifle auf ben SBeltmarlt unirfen, bag bie ein^im«
if^en £9|ne su teuer maren, um einen »o^r^ft ertragrei^en 93ett-
bevetb mit ben 9lieberlanben unb 3talien ju ermbgli^en. Diefer
Uebelftanb ffi|rte auf ben Sebanlen, bie menf^Ii^e ^anb bur(^
Ifinftlii^e SRitiel ju erfe|en unb bie bo^nbreil^enbe (Errungenf^Kift
auf biefem (Bebiete bilbete bie Srf inbung bes Spinnrabs unb
bie (Erri^tung gemeinfamer 6pinnftuben, oeb^e bie Vneiferung
unb fortm&^renbe Beauffi^tigung ber Slibeiter geftattete. Dabur^
f^vanb feit 1500 ber f^Bnfte mirtf^ftlid^e 3eitabfi(nitt Suropas,
bas 3<i^<^H^i ^ ^ausgemerbfli, unb bas 3<it<tl^<^ ber SRanu-
faiiur begann. 9Ran entriß bie erjeugenben ginbe ber gNimi*
lienveilftfitte unb oereinigte fie in gemeinfamen Srbeitsftotten 5u
^ofbetrieben, mel^e eine billigere Srseugung mittelft ber
Vnioenbung bes Spinnrabs unb ber ürbeitsteilung ermSg*
listen, }erfi5rte bamit aber au^ bie feit^erige intenfioe
gamllienmirtfd^aft unb bie bebeutfame Stellung ber beutf^en
Hausfrau. Das 3<itoIt^K ^t ^ofoirtf^aft §aite feit bem 3a|re
1000 bie Stellung ber ßof^nin ma^tig gehoben, bie 3eit bes
l^anbmerlB feit 1300 unb bes gouf geoerbs feit 1400 einen immer
»eitern ftreis felbflftonbiger »eibli^et (Exiftenien ermögli^t.
9{unme|r bahnte bie SRanufaltur eine 9lMUfyc jum ^ofbetriebe
an unb oeningerte babur^ ben Jtreis ber im eigenen $eim oal'
tenben grauen, bis feit 1700 bie ffabrif bie «nja^l ber felbft*
- LVIl -
fffinbigen ^ousfroufn no^ miitt otifleinerle. Sin uitgc^ures
SBo^en bes ftopUaltomus idoc bie unaiisUeiUi^ Solgc unb
bie Ketijett mit i^er S^offung eincf oufloebUbeten Seomten*
[tonbs obb no(^ lange bebfiifeit, bis bas ^aiugeiDCibe mit
Silfe bcr cleltri|4en Jtroflleituns wMtx au einer (Enoeiterung
ber felbftftänbigen ntibli^en Osiftensen ffi^ren mitb.
So lann man furg fagen, bag mit bas 10. 3a|r§ttnbed
ein 3^iittH<i ^* beutf^en Sifen« unb Silbetbaus mar, bos
11. So^r^unbert bie fieinemeberei , bos 12. 3a|r(unbert bie
SBolIenmeberei, bo0 13. ^a^unbert bie SSrberei in Seutfd^knb
entmidelte, mi^rcnb bas 14. So^^unbett feine Signatur bu»^
bie SaummoIIoeberei unb bas 15. Sa^i^unbert bui^ ben
Spegerei^nbel erhielt. Unb mie jebes 3<t|<9unbeit eine anbere
Stommes^ygogsfamilie als neid^sobec^aupt s^igt, fo bilbete ben
^nbelsmitlelfmntt bes 10. 3o(r|ttnberts bas filbenei^e Saufen,
bes 11. So^r^unbeits bas flad^rei^e 0|tfran(en, bes 12. Salt*
(unbexts bas mollemei^e S^oMiben, mt^renb im 13. 3a^r*
^unbert, enlfpte^enb ber gune^menben Sebeutung bes beuif^en
SBellDerletrs, fi^ bie Prften bes Suslanbs, bie ^ollinber,
Sngianber unb Spanier, um bas Sle^t auf ben beutf^en X^ron
[Iritten, ber f^Iiebli^ n<^4 ^^ A&mpfen bes 14 3a^r|unberts
{oif^en ben Saqem unb bS^mif^en £usemburgern mit bem
Seji^r ber ®eleitored^te bes fllpenoerle^rs, bem Saufe $abs«
bürg, im 15. 3<t^^unbert biefem oerblieb. Deutlid^ aber jeigt
ber oerglei^enbe Uebeiblid Aber bie politifd^en aRa^toer(&Itni|fe
unb bie Kolftofferjeugung bes aRitteklters , bag bie Snlmid^
lung ber politif^en äRac^t eines beftlmmlen Solls ab*
bBngig ift oon bcr Snlmidlung ber SBelt^anbelsmege, bag
biefe Sntmidlung ber ^anbelsmege aber mieber oon ber natflr*
Kellen Sntmidlung ber 9to^ftoffer]eugung abfängt unb bog
bie Verarbeitung ber gewonnenen SRo^ftofff^^e bort i|ren
natfirli^en Soben finbet, mo i^r bie Serbaltniffe ein billiges
Srbeitermaterial auf bem SBege oon ben Sloiftofflfinbem
nad^ ben Serbrau^ffinbern in geeigneter SBetfe gur Serfflgung
ftenen.
2)er itoeUe ober befonbere Xeil giebt erftens eine S^H«
bentng bes lUmer ®ro6§anbeIs, junoi^ft bes Ser^tniffes
oon Sinsellaufleuten unb $anbelsgefellf(^aften. Die
9nge^rigen bes Ulmer (Broblanbels bilbeten ben ffinflen Stanb,
~ Lvm -
toi^renb bet etfte bie Geiitli^en, ber {oeite bie SliUer» ber bvitte
bie Stabibeamten, bet oiertc bie Slentner baiftellte. Die 5oupt'
(anbebpli^e ffir Ulm wattn um 1490 SHexonbrien unb Aieo,
3>amaslu0, Settut unb ZripoHs, gfamagufta, Aonftanlinopel,
Aoffa, Senebig unb Genua, Genf unb fiQon, Adln, gfronffutt,
9lfitnberg unb tCugsbutg. Die Sliebctldnbe unb bie ^onfaftibte
lomen ffit Ulm ni^t unmittelbot in Setta^t. Die Aaufleute
iDaten bet oi^tiglte otonb Ulms, i^te oii^tigften Sertretec
loaten um 1490 bie gfomilien bet ^unftSttet, Stotengdtet^
^ommetflfitlet, (Buffenfitbtet , SBiitenberget, fiieb^tb, $u|,
fiupin, 64Ieid^et, 6itempflin, Stern, Kod^bauet, Of^eimer,
91311, (Sriefinget, Aobolb, aBeitmonn, (Setft, 9Ii||, £3fi^nbtanb>
Atafff, X^Ifinget, SBiebetfafi unb $fan||elt.
SBaten biefe $etfonen leine Stobtebelleute obet ffiefd^Ie^tet,
fonbetn geptten bet Aaufleute«, fttimet> obet SBoII^nbletjunft
on, ie na^bem [ie mit Sal] unb (Eifen, mit fieinmanb«, Spejetei*
unb SIIeniDQten obet mit SBoIIe unb SBoIInHxten Baubeiten, fo
nKtt bet eigentliche (Brog^bel im Sefi^e bet gtogen ^on*
beUgefellfd^aften , oon beten Dioibenben bie Stobtgef^Ie^tet
unb 9littet menigjtens feit bem 15. So^t^unbett ju einem guten
Zeile lebten. Diefe befogten fi^ namentlich mit bet Saum-
oolleinfu^t unb Satd^entausfu^t. :iü^\xt\itt (Sef^Iei^tet finb
auf bem ftomptoitftu^I in i^ten 6tanb getitten, nit^t auf bem
Sldetpfetbe. Die 3ünfte befeinbeten biefe ^anbelsgefelU
f^aften feit 1429, oeil fie ben SBag^ausjioang be» ftauflKiufes
umgiengen, unb man bestätigte fie teiln)eife bes Settats oon
Aaifet unb neid^ an bie Stanjofen. Sb bie gtSgten ^anbete,
gejellf^often galten feit 1513 bie Sfuflfi^^i SB^Ifet unb Saum*
g&itnet oon tlugsbutg. Det (Btog^nbel wat bis 900 in ben
^Snben bet Suben , feit^et goben fi^, oeil fi^ bie Unm3g«
li^Ieit immet me|t etgab, bie sa^Itei^en Ainbet bet Seamten*
gef^Ie^tet obet ÜRiniftetialen alle in Seamtenftellen untetju«
btingen, au^ ja^Iteii^e Seamtengef^Ir^tet mit bemfelben ab,
mS^tenb fie ben ftlein^anbel als ni^t ftanbesgemSg miebcn.
Die ftteu}3flge me^tten biefe Sepflogen^it, abet feit 1200
mutben bie (EittSge Iteinet unb bie eingelnen ftauf^etten oet>
einten fid^ 2^ 6<tnbeIsIompagnien. 6eit 1300 ttat bie (Benoffen*
f(^oftsfotm jutfid unb bie Setbänbe geftalteten fi^ immet lapi«
taliftif^et. Slls ftanbesgemtg ffit ben Seamten unb Slittet bet
- LIX —
6ttbte galt 1496 bcr (Bro|^nbeI mit (Barn, 310114 unb Sein*
nMRib, mU Sbelftehi, 6iI6er, (Bolb, Rom, 9Bein unb 64mieb^
oaten; au4 buYfte er (tili (Selb einem 3&nft^<n ab ftlUer
Zeillaber geben. SRo^ auaolrts burfte ber ^atricier oerlaufen
wa er iDoIIie, in ber 6tabt felbft aber burfte er nur im Grollen
ganbcl treiben.
Die baufrtfS^Ii^ften ^^nbebgeMIe^ter tllms OKiren bie
6 1 r 0 1 i n , ein altes (Befcble^t aus @t. Sallen. 6ie nwren
f^on um 1100 in Ulm, befolgen bie Raifer^yfol} im 6tabel^fe
unb ^tten ^o^itsre^te in ben Dbrfem Sbftngen, S^nürt^«
lingen, 9leu^u{en, ^ola^im, gfinningen unb fCuf^im, bie |ie
oon bem Ulmer 9man (praetor) Aonrab oon SBeiben^rn ge«
lauft ^tien, fomie bas ^o^^onat ber jtir^e su €t. 3abb auf
bem Zaubenpli^le , ein 9{c4t, bas erft 1465 an ben 91at
brni. 1292 maren [ie capitanei ober Stobtoögte. Die Ulmer
gerflorten i^re 8urg 9Ieu^u|en unb ber ^Ifidgang i|rer Ser»
^Itnilfe ma^te fie aus Beamten unb (Brunbbefi|em ]u (Brog*
b&nblern, als toeld^e [ie 1348 S^^nnbriefe für Sopern, 8ran-
benburg unb Xirol enoarben. flu^ bie S^inger trieben (Brob*
banbel. 6ie serfielen in }oe{ Zeile, bie Q^inger oon £)e|terrei(^
unb bie (E|inger oon SRailanb. Die C^inger oon SRailanb
moren urfprfingli^ ^elfenfteinif^e , bie Sbinger oon Oefteuei^
bambergil^e £e^ensleute unb fpSter praefecti unb capitanei in
Ulm. 1290 [tifieten |ie bas itari^uferHofter, 1292 »aren fie
3unfimeifter ber (Bevanbfil^neiber, 1348 erhielten [ie mit ben
6ti5Iin Qeleitsbriefe in SoQern. Sranbenburg unb Xirol. Um
1500 bra<^ten fie jtflif^nenoaren , Sord^ent, £eintoanb unb
äBoHnwren auf ber Donau na(^ SoQem, Oeftenei^'Ungam,
ber SBallo^ei, Bulgarien unb ber Xflr!ei. Sie maren Aom^»
manbitaire ber großen $anbelsge(en|4aften jener 3(U unb oie
bie Se[ferer namentli^ beiber$untbigge[en[<lbaft inXaoenS'
bürg beteiligt. Die $untbig toaren Alter als bie Selin in
SRemmingen, ber ÜReiting, gfugger unb 9BeI[er ; bie aRottelin in
Slaoensburg grfinbeten bieje (Se[eII[4aft 1337. 3u i^r gehörten
bie Seifcrer, Dif^Ier, (Seltrei^, SRontpratt, 9liebegg unb 9nfen«
reut. 6ie ^betten als „groge (Be[enf4aft" na^ ber fiombarbei,
9leapel, Salemia, Aoftilien, Aatalonien, £flbed unb ben ^anfe»
fttbten, gerieten aber 1456 in 3<K|Iungsf(!bivierigfeiten. Die S^inger
unb Sefferer (amen babur^ in Streit mit bem Ulmer 9{at, ber
- LX -
i^re 3lni^n ntU Sef^Iog belegte, unb bie Sa^e fübtte ju ehter
grogen S^^be an bet obent Donau unb in Xirol. 3>te 8 ef f erer,
bie in biefet (SefelQ^aft eine groge Stolle fpielten, »aren oielfad^
oetf<|iDagert mit ben SRöttelin, ben ^untbig, Oelin, SBelfeti
fiangenmantel, 9Iot unb anbeten grogen ffibbeutf^en j^anbels*
familien, mit benen fie i^r loittf^oftn^es 3ntereife in Besieg
ungen fe||te.
WIgemein galten bie ^anbebgefellMaften ni^t ab (Bemeinbc
ange^ocige , fonbem als eigener Keid^sftanb, bei ju ben Sbel-
Icuten ge|5rte, mesb<^lb fie \\^ gum Unterfi^ieb oon ben „8fir<
gern oon ber Semeinbe'S bie fid^ eigentli^ nur {u Unre^t bur<|
bie SReooIttiionen bes 14. So^r^unbetts ben Stamen MSflrger''
beigelegt b<^tten, „Sflrger lion ben Sfirgem" nannten, loä^renb
ber fianbobel bie Semeinbebfirger „Sauem" ober ,,$Iebeier''
nannte. 3)ie )>atricif<^en ^anbebgefellfd^often beforgten bem
Steige feine großen Knieten unb be^nf^ten namentli^ ben
Qi^il\\i^n Sunb unb ben Ulmer 9{at sum Serger ber 3finfte.
2)00 (Belb jtt i^rem (Befi^aftsbetrieb geborte grojtenteito ben
{abbeizen Slittem auf bem £anbe, ibre (Sefibifte oolljogen fi<b
oielfa^ augecbalb ber Xei^sgrenjen ; fie liegen fi^ besb^idb
au4 ni(||t gcoingen, (Selb bem 9{eid^e gu f(benlen, fonbem mollten
nur bie SRittel bur^ Snleiben befd^affen. 1513 oerlangten bie
Ulmer 3finfte, ber 9Iat folle allen Bflrgem oerbieten, SRitglieb
einer ni^t in ^ Ulm onfSffigen ^anbetegefellfibaft ju fein. Die
(Srfinbung einer gfuggerei in Stuttgart bur^ bie Sefferer unt
Sleibbarb (atte ben Sniag gum Streit gegeben unb bitter flagten
bie 3finfte, bog biefer Setrieb ni^t na4 Ulm unb in ben
Steuerbereiilb ib^^ (Bemeinmefens oeilegt oorben fei, ba SBirtem*
berg ni<bt jum 6^n>Sbif4en Sunb gehöre.
@4on 1389 »ar in Ulm febe ^anbelsgcmeinf^aft mit
gremben oerboten norben unb feit 1400 geftalteten fi4 bie ffib«
beutf^en (Brogb^^nbeboerbiltnlffe immer f^oieriger. Die ^anbefs«
gefellf^aften (omiten oielfa^ ni^t mebr jablen unb bie Som*
barben belegten besb^Ib ibre (Sflter mit Sefiblog. Sitter Hagte
1418 Senebig bei Ulm, bog bie Ulmer ben Senebiger ßanbeb«
baufem oiel (Selb f^ulbig feien. 1419JebIte es om Sard^ent«
abfafi unb 1420 Ilagte Senebig fiber bie Sirma Dieter in Ulm.
Um biefelbe 3eit bef4n)erte fi<b Senebig auib Aber ben SRibbrau^
bes beutf^en Jtaufbaufes burd^ Ulmer Aaufleute. 1425 lorrefimn*
- LXI -
Mnt Stnebig wt^tn 3<^|(un8eit bes Ulmeis ßermonn Kot unb
ber (Sefellfi^ften 9lomm€l in ^tumberg unb Oqt in Ougsbutg.
1427 muttt bQ9 6ut bes Ulmet« geinri^ 6d^Ici<^er oon Senebig
mit Sef(bla0 belegt unb 1431 banite 9}enebig bem Ulmec Kat ffir
bie 5ilf< g^^n eine {a^Iungeunffi^ige Slrma. 1432 befd^merte es
fi4, bog ber 9ltttei oon ^o^nftoffeln 4 oenejianifile 9Bagen mit
S^4I<>fl idegt ^be, bie bann noib Ulm geffi^tt toorbcn feien ;
man möge bie Senebiger f^oblos (olten unb bie Sad^e oor einem
italientf^en Ceri^t oustcagen. 1433 Ilagte Senebig, bo^ bec gfriebe
mit Raifec Sigmunb ni^t be|timme, bog ben Senebigem i^r
Sttt ausgefolgt merbe, no^m ober Wi^bli^b bes ftoifers 6<^iebs«
{pnt$ an. 1441 nmt ber Ulmer $ans 9Rau<^ ben Senebigem Selb
f^ulbig unb n)uibe bcs^Ib oerdagt. 1442 »uibe ein Sflrger
oon Sifigge auf ^o^cnf^mangau gefangen gefegt unb auf Ser*
langen ber 9{efmblit Senebig beftStigt, bag er lein Senetianer
fei. 1462 »erbot bas Sistum üugtburg ben ßanbcl mSf
SReran unb 1463 flagte Senebig gegen Die {^anbelsfirma
fiauginger in Kugeburg unb Ulm, loos 2U einem langen
Vro]eg flirrte, ber erft 1486 gu Snbe gieng. 1475 oerHogte
Senebig ben Ulmer ftaufmann 9Rat§. 3imineimann megen
Ki^tbeia^Iung unb 1484—1497 fpielte eine langmierige gfe^be
gnrifcben einem &einrt(^ Saible in Sern unb bem Ulmer Aouf*
mann 9IifoIaus Sfi^Ier oon Ulm.
(Eine »eitere $anbel0gefell|<^aft mar bie ber gfamilie 9{ot.
Die 9lot »aren eine alte Ulmer aRinifterialenfamilie, bie aber
1482 ebenfalls ßanbel mit Senebig trieb. Die Sloten maren
oerf^igert mit ben Saumgartner, SBelfer, Selin, (Bregg unb
(Sfingburger unb maren namentlt^ beteiligt an ber fieipgigec
^fefferbanbelsgefellfc^ft, bie um 1574 Serbinbungen mit Xanger
unb Sllgier anftrebte. SBeiter lam in Setrad^t bie gamilie
Selin in Sugsburg, Ulm unb SRemmingen, bie oiellei^t bas
erfie f^mfibif^e Seinmanbpapier nai( gf^^^ntfurt gefi^idt büt. Sie
mar ocrf<|m8gert mit ben fiauginger unb Sugger. Cnbli^ lebte
in Ulm ein Xeil ber gfamilie SB elf er, beren (Befellf^aft mit
ben Selin eng oerbunben mar unb 3meignieberlaf[ungen in Snt'
merpen, (Eabiar, Senebig, Vad^en, Xegensburg, 9{aoensburg, Vugs-
bürg unb Ulm |atte. 1502—1507 trieben bie SBelfer nament«
li^ bas SBarengef^äft, feil 1516 mtbmeten fie fi<^ neben bem
SBaren^nbel bem Q5elbgef(^fift, inbem fie fi4 an ben 6iI6er'
— LXII —
gtuben in 641adennmlb in S&§men beteiligten unb bie Snle^en
bes 9{ei$9 mit fibema|men.
!Dle SeriDoItung bes Ulmec ftauflaufes, ber foge'
nannten „Scet", b. |. bes 5ffentlii(en fiager« unb fflag^aufes
f&c ben i^Hf^^i^n !Duf(|fu(ioeiIe(r bei 6tobt ftanb untet bei
Huffi^t bes Sretmeifteis, bem bie (Btetlne^te unb Stet«
Sieger sui Seite ftanben unb bec ben (Bcetf rieben ^nb^obte.
2)ie Sinci^tung bes ftauf^aufes snk bemrt, bog ein SBag-
amang ffir die im (Bro6icinbeIsoerIe(r flbec 25 $funb ftottfin-
benben Umtobe be|tanb unb ein SBaggelb fomie ein Cb ret-
gelb ober fiagergelb unb ein $f unb 30 II ober UmfoHteuer für
olle Don gftemben abgef^Ioffenen Cbefi^fle in SRengen oon Aber
25 $funb erhoben »urbe.
Der aitefte unb »i^tigfte ^anbelsjoeig ber 6tobt loar ber
6 aI}|onbeI. Die (B ef <)i<)te bes uralten Ulmet Salg^onbels
geigt uns, oie bie Stabt jur 3eit ber ftarolinger i(r 6ali nii^t
eiuM aus S^nSbifd^ ßall, fonbern aus ben Donaulinbern,
aus Siegensburg unb $ia[[au, begog, oie |i4 babiird^ bie
Sejie^ungen Si^nrnbens {u ben DonauIAnbem in fteigenbem
SRoj^e (oben, u^ie fi<b neben bie|em Oerle^r im 11. So^rbunbett
ßonbelsbejielungen Ulms mit Seron a unb bem 9le^pla|e
8ns in 6teiermarl entioideUen, n^ie (eit bem 13. 3<4'|ttnbett
ben 64mabenlaufleuten ber ^mM mit Ungarn oerbotenunb
9Bien jum 6topeIpIa|e fOr ben Serlebr mit Ungarn gemarkt
»urbe, mie im 14. 3abt§unbert 6treUigfeiten goiftben Sägern
unb bem (Etjbittum Salgburg megen bes 6al](anbels auf
ber Donau entftanben, inbem Saqem ni^t bulben oollte, bog
[eine 6tragen}9IIe bur^ bie Donauf^iffo^rt notlitten, bis f^Iieg*
Ii4 bie Serfd^iffung bes Salzes auf ber Donau freigegeben
»urbe unb bie Ulmer Aaufleute ha§ ^affauer €ali in groger
SRenge na<b IBfirttemberg, bem Clfag unb ber Sc^mei]
oeiteroertrieben. Der Ulmer Sali^anbel mar feit bem
15. 3abt9unbert ein $rioiIeg ber Aaufleutegunft, inbem
ben 6enoffen biefes ^anbmerls allein bas 9{e^t iuftanb, 3oi'
f^en^anbel mit Salgf^eiben in ber 6tabt ju treiben.
Stile 9Ri4tIaufIettte}finftigen burften nur 6al} in SRengen Aber
10 6^iben oerlaufen, mfi^renb bie flnge^brigen ber SRer gier-
gunft bas $rioiIeg batten, 6al2 in geftogenem 3ttftanbe
mit bem SRe^en ausjumelfen.
- LXIII —
Der 3ioeile Sonbelsgcgenftanb ber Ulmer ftoufleittejunft, büs
(Eifen, ftammte ebenfalte an» bett Donaulanberit, aus ber
Oberpfal), Söhnten unb itirnten» oo fd^on bie Körner
i^r Si[en |oIten, fo bag bie S^ronilna^ri^ten ni^t unglaub*
»firbifi erf^einen, baft f^on lur Kömerieit in Ulm eine Snfieb.
lung beftanb unb um bas 3^^^ 600 |ier eine i^riftü^e 5Ur(|e
»ar. Die 3uf u^r bes in Ulm ge^anbellen (Eifens ber Donau-
linber s^f^^^ ^^f ^^^ fotcnannien „Saqerj^lffen'' ober
„t^mtauttn" , grogen gflugla^nen, bie bur^ Venfitiuns ber
„e^nmllen" ober (BegenftrSmungen unb bes ^ferbejugs bie
Donau ^eraufgefd^afft mürben; ber Sertrieb etfolgie ebenfalls
meift na^ SBiirtlemberg unb ber S^meig. Suf alles in
Ulm oeilaufte Sifen »uibe ein SBertgoII oon 26 $roj. er«
^ben unb ber ftleinoerle^K mit ®robeifenn>aren in
Setragen unter 6 6d^iningen mar mie ber ftleinoerle^r mit Salj«
j^etben ein Sorre^t ber Aaufleutejunft, loS^renb bie
Verarbeitung bes Sifens mitteilt bes Jammers ber
e^miebesunft }u|tanb mie bie Verarbeitung bes 6^eiben-
falges ben 3Rer}Iern gehörte.
Die ^anbelsgegenfttnbe ber ftrimcriunft maten bie Aram*
maren, b. $. bie 9Baren, mel^e oon ausvSris eingeffl^rt mürben.
Der ftrSmer mar ber Spegialift ffir bie Sinfu^rmaren unb biefe
gerfielen in bie fiangmaren, fturgmoren unb (Semii^tsmaren.
£e^tere teilten [i^ bann mieber in bie 6 p e j e r e i e n ober Qfeinlramer«
maren, mie 3uder, Pfeffer, Sngmer, Semfirgnellen, SRusIotnug,
3immt» Safron, unb inbie®robIrimermaren, mie S^ii^efel,
Salpeter, Wann, ga[tenfpei|en (aRanbeln, S^igen, SBeinbeeren),
Stets, Galangamurgel, SDIioenoI, Sennesblotter, (5rfin|pan unb
SrafiQoIj. 3» ben fiangmaren gehörten Seibe, @ammet
unb ^Ifif4, bas Coibuanleber unb bie fremben 9BoII|toffe,
SaummoUftoffe unb fieinmanb. iteine eigentlii^en Aramer-
maren, [onbern ilaufmannsgfiter maren bagegen bas (Bel^meibe
ober bie SRetalle, mie 3inn, 9Re|fing, flupfer, Ski unb 6ta(I,
meiler bas 3entnergut, mie gla^s, $anf, fieim, S&rberröte,
Stellare, aBeinftein, ^otafd^e, Oel, fieimleber, ftceibe, S^malg,
bann bas 6tfldgut, mie fiamifi^e aSoIle, Sild^e» S^marjbranb,
ß&ringe, 9Be|fteine, Sad[teinl&[e , SaummoIIe, ein^eimifi^e
Sord^ente unb aßolltiid^er, fiorbeetblätter , fieinbianb, 58ute,
(Bios, fiafurftein, 9Baib, (Elfenbein, SRu^Iiteine, Rapier, 64neden,
- LXIV -
Spinbelti, 6<iiten, Splellorieit, j^ottig, ^flte unb Rauben, Sbben«
eqeugniffe unb gfeitoaten. Do^ mürben ou^ biefe (Erjeugniffe
OI0 „freie (Sfiter" Dielfod^ oon ben ftrimem im ftleinen unb
(Stogen ge^onbelt.
Sie Sinrii^tungen bes Ulmer ftramiDoren^nbeb waren
berart, bog bie ArSmerjunft in bie eigentli^en ftrimer {erfieL
melile Sang« unb (Bemi^tsmaren na^ ber Slle, be}to. in SRengen
unter 25 $funb oerlauften, unb in bie ftrimer^anbmerle
bie fturimarcn oller fltt oetlauften unb teilmeife felbft fertigten.
Die llnge|5rigen ber Aramer}unft (alten bie üblichen 6a|ungen
iDie bie onberen 3flnfte betreffs ibrer ^fd^ten gegen ben 9Iat
unb gegen ben S^Ibbauptmonn betreffs bes SBebrbienftes, bes Sin*
ftanbsgelbs, bes Zotentragens u.f.m. ferner gab es Seftimm*
ungen betreffs ber Seiertogsru^e, bes Serbots oon Silialbetrieben»
bes $Ia|es auf ber SReffe, bes SBegf^nappens ber ftunbeni
ber Sorlabung oor bas ^anbmerl, bie siSanberlager. Sugerbem
batten bie Spejereibfinbler, fiangnmren« unb AurjmarenIrSmer
mieber ibre eigenen Sorfd^riften; fo bie Spejerei^nbler betreffs
ber geftogcnen Semfirje, bes SBa^s, bes SBei^rauibs, ber Seifent
bes 6d^^ieRonfeIts, ber SaummoIIe, bes Äleinmagre^ts, ber
6ibaufen|ter. Die einjelnen fturjnwrenbanbmerler maren bas
SRaler*, Silbbauer' unb Cblafer^onbu^erf, bie Sattler unb Stiemen*
f^neiber, bie jtorbmad^er, bie Anopfmai^er, bie Sfirtler, bie
SBeifigerber, bie $ergamentmo((er, bie Sedier, bie SReftler, bie
Stabler, bie Seiler, bie Aammma^er, bie 3uderboderp bie
^uppenma^er unb Sfltftenbinber, bie in Sejug auf bie fie^r*
lingS', (Befellen- unb SReiftene^te ibre eigenen Sorf^riften ffir
jebes ßanbmetl batten.
Die britte ^anbelsjunft oar bie Srautu^ntarbergunft.
Das (Bemanb ober Sd^afn>oIItu4 ftammte teils aus bem
3nlanbe unb bi^6 bann „linbifibes (Bemanb'', teils aus bem
Vuslanbe unb (ieg bann „ Vbenteuergemanb". Der H u s | ^ n i 1 1
bes 3nlanbgemanbs naib ber (Elle mar ein ^rioileg ber oerei«
nigten aRarner* unb CBrautu^erjunft, b. b- ^^ ®enoffen
bes SBoIIf^Uger' unb SBoIhoeberbonbioerfs ; ber Husfibnitt bes
fremblonbif^en Seoanbs geborte ber Jlrimerjunft, bie bas
^rioileg auf ben Alcinbanbel mit aller Sinfubrmare ^e.
9Bas bem SBoIIgeoerbe oon Vnfang an feinen Sb^atter
a(s ftfibtifd^es (Bemerbe oerlieb unb bas (Emporblü^en ber
— LXV —
6ifibte (egflnltigte, loor Ux im Serglei^ gum £ein oer^It-
nismSftiB ^o^e SBett bes 9lo|itoff0. 2>ie aBoIIfd^iager unb
SBoIIenoebet kauften me^t ftapttal ab bie fieineioeber unb
biefes fanb fi^ nux in ben 6iSUen. Das Sebi^t bc0 abto
gennann oon 9?ei<^enau Aber ben itampf gmil^en SSBoIIe unb
Sein aus ber 3^t um 1050 seigt uns, wit bamals au^ in
e^vaben bie Zu^eni aufsublfl^en begann, freilid^ {unä^ft nur
in Seftalt ber ^erftellunfl oon ungefStbien fioben unb (Brau-
iuc^n. SRit bem 18. 3a^^ttnbert aber entftanb aud^ in Ulm
eine g&rber' ober aRamer}unft| »el^e um 1300 bie mäcbtigfie
3unft ber 6tabi mar, meil ber gMiit ^anbel ber 6tabt oon
i^ obiieng, unb bie in ben Atmpfen um bie 9iei<^Irone gmi*
f^en Saqent unb Oeftenei^ treu jum ^aufe ^absburg bi^It.
Die 3ttiift ^atte i^r eigenes $aus, eigenen Zurm unb SBappen
unb mar eifrig beftrebt, in ber ferneren 3<it mI4< feitber
ffir bie aSBoKenmeber ^reinbrac^, bie3ntereffen berjelben su magren.
SRan begann {eitler, namentlUb au<b in Ulm, na^ franjöfif^em
unb englif^em Sorbilbe genaue Huffii^i fiber bie fiänge, Breite
unb gfSbenja^I ber SBoIUfi^er 2U fiben, um burd^ Si^erung
ber (Bfite ber 9Bare bem junebmenben aBeitbemerb bie 6pi|e su
bieten. Zro^bem erf^eint aber im Ulmer 64mbrbriefe oon 1397
bie Ulmer SRamergunft nur noc^ als bie britte 3unft hinter
ben ftrimern unb ftaufleuten; aber bie berfi^mten Ulmer aSoIlen«
mebeifamilien ber gfingerlin, Slenj, £5f^enbranb unb fiebjelier
unb fjptter ber ^ermann matten no^ lange 3<K gute ®ef(^8fte.
Die Ulmer SRornerjunft umfalle alle SBoIIe oecatbeitenben
CBemerbe ber 6tabt, boi^ ftanb i^ren 9nge^5rigen nur ber Uus«
ffbniit oon felbftgefertigtem Zu(^e }u, ni^t oon Sinfu|tttt(^en,
beren Aleinoertrieb ben ArSmern gc^9ite. 3(rer urfprfingli^en
Sntmidlung enlfpre^enb gerfiel bie Ulmer SRamerjunft in bas
SBonfc^ISger* unb SScber« unb in bas aBoIIenmebet^anbmerf. moju
no4 bie gutma^er unb bie SBoIItu^bfinbler lamen. fffir bas
6^en ber gefertigten 6toffe mürbe ber (Brautu^erjoII erhoben.
(Ein 9le4t bes ^anbmerls nmr feine SlBoIImage, an melier alle
fBoinaufe unter 50 $fb. abge[(^Io[|en merben mugten unb bercn
(Beb&^en bem aRarnet|anbmerI gehörten. Das Stoppen unb bas
SBallen gef^ in einer gemeinfamen SBallmfi^Ie, meli^e bie
SRomer auf ibre eigenen Aoften eingetii^let b^ttten. 9lll)uftraffes
6pannen ber Zfl4|er umrbe beftraft; aud^ bas ftarten, SSrben
V
- LXVI —
unb Qi^ttttn tourbe Beauffi^tigt. 3^*" SfiiBen biente ber SSßdib.
6eit bem 14. Sa^t^unbett ftritten \i^ bie (Brautu^mo^ct
Ulms in immer heftigerer 9Beife mit ben fieinemebern um bie
SoumiDoIIoerarbeiiung, loeil immer me^r SBoIIentoeber in bie
fieinetoeberjunft eintreten molltenp um Saumu^oIIe »eben gu
bfirfen, toes^olb ber 9?at ben Ueberiritt pon einer 3unft in bie
onbere oerbot, bas SaumtooUiDeben ober ab eine freie Aunft
erllSrte, bie {eber ousfiben burfte. 9to4 1405 ober loaren bie
SRamer nt$t bei ben ®rautu^»ebem, fonbem bei ben ftauf*
leuten, bis i^r Ueberiritt gu ben SBoKeniDebem erfolgte. Siel
Streit gab es feit 1506 mit ben 6of(inger SBebern, bie gefonbert
Quf bem 9RatIte feil^aben mußten. 1607 vurbe bie @^au oer«
fi^firft, um bem notletbenben Seioerbe oufju^Ifen. Die Sin«
laufsfumme ffir bos 3unft' unb SRfi^Ire^t ber SRamer lourbe
auf 12 (Bulben ^erobgefe^t unb mer nur grou unb meig ober
fioben Vitien unb ni^t aus bem SBaib fSrben oollte, ^tte nur
no4 8 Sulben ffir bas 3unftre4t s^ geben. Sis 1518 ergog
ber 9iat ein U)a^res SflII|om von Serorbnungen fiber bas äBoII«
oeber^anbmetl unb oIs au(^ bies ni^ts ^If, »urbe 1514 no^
lombarbif^em 9Ru[ter eine Sommetfabril, bie fogenannte 64S-
lerei, ttxläiM, bie aber nur nenige Z^^xit^ntt blühte. SRod^
im 17. Stt^t^unbert gieng bas Ulmer SBoIItud^ no^ ber S^neig,
Sorarlberg unb Z^ciitn unb no^ 1765 fahrte man 100 Sollen
SBoKoaren ins üuslonb; ober mit bem (Enbe bes 18. 3obr-
^unberts gieng biefer blfi^enbe (BemerbejiDeig rof^ bo^in. Die
melfd^e, lomborbifd^e unb nieberlSnbifc^e SBore oon SRei^eln,
Vmfterbam unb fieqben jerftörte bie ein^eimif^e Snbuftrie unb
(eute ^ot biefer einft fo bHi|enbe Ulmer (Beoerbe* unb ^onbels«
}u>eig oöllig oufge^ört.
Vis oierte unb le^te 3unft, loel^e ober feine ^onbelssunft
oor, fonbern (ebigli^ oIs ^tlfsgetoerbe biente, enbet bie 9Iei(e
ber Dorftellungen bie 3unft ber Seinen- unb Saumvoll«
oeber. 0u4 in Ulm f^eint bie (anbverlsmSgige ^ousmeberei
aus bem ftlofter^ofgrogbetriebe ^erousgeoad^fen gu fein. Ulms
Stocks bau mar uralt. Sd^on im 8. So^r^unbert mürbe an
ber Donau gtoi^s gebaut unb bie (Bebfi^ren ber (Bemebefc^ou
gebbtten bem Senebtltinerllofter 9{ei$enau, oon bem fie an bie
9?oten lamen. Die ftloftermeberci bes frfi^ern 9RitteIaIters,
nomentli^ bie ber Ciftergienfer, mar |o(^berfl^mt, bef^Sftigte
- LXVII -
[id^ aber lebigli^ mit ber Snarbeiiung ooit fclbftericugitt @4<Kf«
volle unb felbft fiebautem ^aii^. S^on feit 1100 inbes er*
iDu^s bem ein^imif^en SM« ein SBeitbeioerb in bet Saum-
oolle, inbem fertige SaummoIItfi^er infolge ter ftreuj}fige
aus Senebig iinb (Benua nod^ Deut(<|Ianb Tomen. SCbcr erft
feit 1300 ouibe bie Srjeugung oon (Beioeben aus BourniooIIe
in e^QHiben felbft 6Ute unb bie ^etftellung oon Sat^ent bet
bebeutenbfte Sonbete}meig bei 6tabt Ulm ; bo$ gieng bie £ein-
Deberei noil^ »ie oot baneben §er. Sd^on 1292 gab es in
Ulm eine fieinemebequnft, 1298 muibe oon ftonftans fieinmanb
na^ Sofel, ^aris unb Srflifel ausgeffl^rt unb feit 1300
gieng oiel £einnmnb Aber ben Spifigen unb (Bolt^arb na^ bec
£ombatbei.
Die Senebiger Sau mm olle, bie in Ulm oerarbeitet »urbe,
!am aus 3nbien unb SIegqfrten. 9us $|5nicien unb Aart§ago
Men bie SRauren bie SaumooIIe um 800 mii 6panien,
6icilien unb 9loibitaIien gebraut. Seit 1200 (anbelte man in
Sorcelona unb Slotenj, feit 1300 in Senebig mit £eoantinei«
molle, bie fibec C^pem importiert unb na^ Cberbeuif(|Ianb oer«
fragtet mürbe, mo bie Verarbeitung biefer üeinarmenif^en unb
Xlfoioer SaummoIIe i^ren 9RUteIpuntt in Ulm §atte. Der
3:iNmsport ber SBolIe gefd^a^ auf ber fl^\t, im Sebirge auf bem
Saumtier. Die (Erjeugung unterlag oerf^iebener Seauffid^tigungi
bie ro^e SaummoIIe paffierte bie Saummoüf^au unb bie ^tu^U
[d^u. Die 3ubereitung ber SaummoIIe, bas 9Baf$en, Huf«
loden unb S^I^gen beforgte ber 9ßonfd|ISger, meift aber ber
9Beber felbft. Das fertigen bes Slalts mar Sa^t bes oereibigten
SUtterfeliers, ber fein aReilterjei^en unb ben Stabtf^ilb auf
bas Slatt ju mai^en ^tte. IIu^ bie 3uri$tung bes gfla^fes,
bos 9ü]ttn, Sre^en, Si^mingen unb ^ed^eln mie bas Spinnen
gef^a^ im $aufe, morauf bie SBeber bas (Barn fauften, mobei
es oiel Streit gab. 3eber 3iolf4en^anbeIp {ebes Sonoeglaufen
mx babei oerboten ; nur bie 9Beber burfien Garn inner^Ib
4 SReilett 9Begs laufen, alle anberen Sfirger nur jum ßaus«
braud^e unb no<^ 1746 burften bie Aauberer ober (ßarnjmif^en-
ISnbler nur auf bem ®arnmarlte oerlaufen, ni^t in ben 3Beber<
Rufern. 97ad^ bem Spinnen lam bas ®am jum (Bamfieber, ber
nur mit Slf^e, SBaffer unb Solj fieben burfte unb unter 9luffi$t
ber (bomfiebeifd^au fianb. Das gefotlene (Barn erhielt fobann
- LXVIII -
ber 9Bepfenma<^er obet 3^^!^^ ^^ Mntn fremben mffifö^en
gflQ^Sp fonbem nur inlinbifil^es (fcqeuflnto oerarbeittn buifte.
Das 9B eb en felbft nmi So^e ber ftibüfi^cn aBeberjunft unb
berfionbtDeber, bie fortoS^renb in Sttcitigleiten mit etnanber loaren.
Die SBebei waxtn oon ben SBoIIiDebem oBIIig getrennt unb
fertigten lebigli^ Seinioanb unb SoumiDonftoffe; fie {erfielen in
Sor^entmeberp 9{egentfi(|ers fieinwanb' unb gemif^te OSeber.
Die Wmer SBeber fertigten nur ben üeinften Xeil ber ge^«
belten Zfii^er, bie aRe^rgo^I berfelben matten bie fianb« ober
(Bäu»eber, mes^Ib bie 3unftn)eber bos Sonbioer! (ogten. Sie
fogten, ber Sord^ent gehöre ben Stobtvebem, nur biefe follten
an bie S^au »eben bfirfen. Den Aaufleuten ober nmren bie
fianb»eber Heber, »eil biefe nebenbei ben Selbbau trieben unb
bes^olb minber reoolutionär unb anipruc^ooll »aren ab bie
Stablveber mit i^rer teuren fiebens^Itung. Der 9iat mar be«
^alb beflrebt, bas flnoad^fen ber 9Beber}unft t^unlid^ft ju be*
fi^rfinfen, lonnte aber tro^bem nU^t oer^inbem, bag bie 6tabt*
»eber fid| immer »eitere ^rioilegien erwarben.
Die Ulmer aBebcrjunft mr bie ftSrtfte ber 6tabt unb
latte bet^alb 3 Sbgeorbnete im grogen 9lat unb ben 3unft«
meifter im Ileinen 9{ait; bie Sefellen bilbeten eine Srflberf(|aft ;
Diele SBebermeifter trieben ben £einmanb« unb Sar<^ent§anbel
unb maren uermSglit^e £eute, fie maxien bes^Ib auc^ groge
Stiftungen unb nahmen es an gefellfc^aftlic^er Stellung mit
mand^em Zestilfobrifanten unferer 3^tt ouf. 1404 ftifteten bie
SBeber mehrere Settftellen im ^ofpital ffir arme SBeber; au^
Ratten fie eigenes aReggeumnb unb eigene Aeqen in ber Airc^
unb eine £eid^enlaffe. Die Ulmer aBeberbtfiberf^ft ^at fi<^
als SReiftetfSngerjunft bis auf unfere Sage erhalten. 9u^ bas
993ebgef$8ft xoar genauer itontrole unterworfen unb bie SBeber
^tten ft<^ 3ur Sin^altung ber Sorf^riften eiblid^ gu oerpfli^ten.
Das Simfen, bie £ange unb Sreite unb bie glabenja^I mürben
genau beauffi^tigt. Der 8aum»oIIausmurf mar bem ^&nbler
gurfidsugeben unb unterlag ber Susmurff^au. Vu^ bie ftorter,
Xui^f^erer. gfirber, Sleid^er unb SRanger maren genau beauf*
fic^tigt. 9t(nit bem SBeben lamen bie Zfli^er an bie Slo^r^ent*
fd^au, mie es aud| eine (Bolf^enfd^u ffir bie ju bleii^enben Sein«
manben gab. Dabei mürbe oon ben SBebem um ben Vortritt
fleloft, menn {u oiel SBeber glei^jeitig lamen. Stetigen gab es
— LXIX —
7, 2 fieiiHDonb' uitb 6 Sar^entUei^n, mit firBgeren SBoIlen. 6i€
nxurcn ftSbtif^^s (EiReititim unb an Unierne^mer oerpa^tet, beneit
ein gf^Ibmeifter jur 6eite ftonb» ebenfo omr bos Saferen,
ftoituniercn unb gfSiben bet (Bcivebe genau beauffi^tigt buril^
Me IBeig« unb 6(|ioar}f<^u unb bos Slfitten unb SRangen
imr^ bie SRongf^au. !DeY Set trieb bes Sat^ents jeitigte in
Ulm bie fogenannte 81ei4f|)elulati(m, inbem bet Satd^ent ab
fpefulatioer Vnlagewert belrad^tet unb mit ben Sifferenjen smi«
l^n bem ^reis bes 9lo^bar^nt9 unb Sleii^bar^ents ein (BIflds-
fpiel getrieben i9Uibe, fo bog namenilid| feit 1601 ®efe^e gegen
biefen SBuc^et eifolgten. !Die Vermittlung bes Sinlaufs beforgten
bie Üu^Iäufel unb UnterlSufel, beren (Befd^Sftsbelrieb ebenfalls
Aefet|Ii^ georbnet mar. Die Seifenbung gef^a^ in Sallen na<|
bet gfranlfurter SRePe.
Das (Bemebe, bas man bamate J^ftellte, mar inbes ni^t
aus reiner Saummoüe, fonbern aus SfM^ unb SaummoIIe
gemifd^t unb (ieg ber 8ar<^ent. BaummoIIe }u ftettengam }u
oerfpinnen, oerftanb man nod^ ni^t; nur bas Sd^uggain mar
aus SaummoIIe. Der ftrieg gegen Aarl IV. bebeutete ben
53^e|mntt ber Ulmer SaummoIIjeU ; feit 1400 gieng es abmärts.
6treitereien SQ>if<^<n ben fremben unb Ulmer Saummoüblnblem
flirrten ju Sef^ranlungen ber Saummofleinfu^r unb bie ma^'
jenbe Sebeutung bes (Eigengemerbs ber {eit^erigen 9usfu|rlanber
lieft |i^ bur(| bas Verbot ber Vusfu^r oon ungebleichter unb
ungefärbter 9Bare ni^t aufhalten. Die Unfi^er^eit ber Serle^rs'
mege unb bie f^Ie^ten 9{e^i0guftanbe fi^abeten bem Ulmer Vus-
ftt^r^anbel immer me^r. aRan pf&nbete ben Aaufleuten in
3<alien megen uneinbringli^er gorberungen an anbere beut|4e
ftaufleule i|re SBaren unb namentli^ bie 5<tnbeIsoerbi)te
Aoifers 6igmunbs mS|renb feines fttiegs mit Senebig unb
beffen Semfi^ungen, bie 64maben jum (Einlaufe in (Benua ober
in Jtaffa unb Subapeft ju beftimmen, f^abeten bem Serle^r
auftetorbentlii^. Das eifrige 6treben, bas notleibenbe Sard^nt*
gemetbe bur^ oetbefferte (Einri^tungen aufredet gu erhalten, oer«
modele bie Ser|iltniffe nii^t }u beffem. (Es legten fi$ immer
me^r $Ia^e, mie Sibera^, SRieblingen, ftonftan], (Egiingen unb
9liünberg, auf bie Sard^entmeberei unb oerbarben ben Ulmem
bas (Befc^Sft. (Es entftanb ein Jol^er SRangel an SaummoIIe,
baft bie aBeberjunft felbft in Senebig auf ben (Einlauf gieng.
~ LXX -
9Re(tfo(| matten lllmer BaumtDoII^Snbln Sanlerott unb Me
Senesioner oerbten oiel Selb in Obetfi^tooben, ab bet ffieg
gut gfranffurtet SReffe bur^ bie VfSnbungen bet lueftp^if^n
fianbgeri<|te immer gefa^roollet mutbe. Set Sertrieb bes lOmet
Sar^ente gieng urfprfingli^ meift na^ Sronifurt auf bie 3Dle{fe
unb oon bort m^ Snglanb unb Spanien unb erft fpiter au^
in bie Sonaulfinber ober fiber S^onfrei^ na<^ Spanien.
3nfoIge biefer er^ö^en SBebt^tigleit begann es nunmehr
aui^ an gla^s ju fehlen, |o ba^ fi^ bet Sbi^sbau in S^maben
feit 1450 mieber ^ob, unb 1456 ourbe, um ben 0bla^ ni^t }u
erf^weren, in Kugsburg bas Seintoanbumgelb aufgehoben.
£etntoanb gab es feit^r im Ueberflug; ganje ^li\it mit Ulmer
fieinmanb lamen auf bet Süet nad^ lUm unb »utben, mit bem
6^au3ei(^en oerfe^en, oon ^ier na^ Sftanlreid|, 3talien unb
ben Doriaulinbern meiteroetlauft. Um bet SBare ein belferes
9nfc|en im Suslanbe 3U geben, »urben 1497 bie fieinmanb«
f^aubeftimmungen in Ulm, 9Remmingen, Siberac^, aßeigen^om,
fifinjburg unb SRinbel^im oerf^&rft. Die Sermenbung oon
Xigaet gfla^s, bet fibet Sfibed, fieipsig unb Slfltnberg na^
Ulm lam, mürbe oerboten, tro^bem aber mürbe ber ^ai^ immer
me^t bet |en[4enbe 9{o^ftoff unb oetbtängte bie SaummoIIe.
6eit 1457 burfien bie (Btumeber nur no^ mit 2 6tO§Ien an bie
Sar^entK^u meben unb bas 6<^augelb mürbe er^d^t unb 1467
mürben in SRemmingen unb Sibera^ bie (ßäumeber abgetrieben,
1497 in Ulm bie (Boifi^enf^au oerbeffett unb 1498 eine Kegen«
tflil^erf^ou eingerichtet. Die Ulmer 9Beber oeriangten bringenb
bie Vttp^ebung ber liftigen 8e|timmungen gegen bie Sremben unb
festen f^liep^ in ber 2^t nic^t nur bieg bur^, fonbem er*
reii^ten ou<^, bag 1478 ber äBeberjunft bas SRonopoI bet fii^
fetung oon Solf^en, b. ^. oon Xfi^etn aus ungefottenem ^a^,
unb Xegentfi^ern aus minbermerter SaummoIIe an bie @^u
fiberttagen mürbe. SDie 1498 bas Sonett ber Sfirger bei
Tanten unb bie Serf^ieben^elt ber ßollgebfi^ren aufgehoben
»urben, fo mürbe au^ ber 3n'i|(6<n|anbel an ber Sio^bar^ent«
f^au immer me^r eingef^rSnlt unb feit 1500 ergog fi^ eine
Sfille oon Snorbnungen jur Hebung ber Sor(^entmeberei fiber
bie 61abt, als bie ^anbelsgefellfc^often i^re fiut^ben bei ben
aSebem nic^t me(r erhalten lonnten. 1512 ffl^rte ber ftrieg
Smif^en bem jlaifer, bem ^apft, granbeii^ unb Senebig gur
— LXXI —
Serteuentng btr SouimDoIIe unb es !am gum Vufrult bet
SBebequnfi, »eld^e bie oollftanbige Sbf^ffung bei fianbioebec
oeilangte. !Dei 9{ot verbot benn aud^ in ber Z^t ben fianb«
loebem bie (BoI[^n[(^QU unb Heg nur bie feit^erigen SReifter
no4 mit 1 fieinmanbftu^I bis gu i^rem Xobe oeiler orbeiten.
Den Sari^ent aber gab ber 9Iat ni^i preis, obglei^ die 9Beber-
gunft bis Dor ben Aaifer gieng unb es ju SlufftSnben unb f^in^
ri^tttngen (am. 6ieigenbe 9Rengen oon Ulmer fieinoHinb giengen
fibet ben 8fem{>ab unb Brenner na^ Serona, Senebig mie na^
(Benua, fi^on unb SRatf eitle, feit 1568 ben Ulmer fieinornnb'
^nblern ge|taitet mar, i^ren Sebarf }u laufen, oo fie n>oIIten,
unb ni^t blos bei ben Ulmer 3utiftn)ebem. (Es ftrömte nun*
me^r [4Ieft|(|e SBare in SRenge na^ S^^nmben, ourbe ^ier
gebleii^t unb gejtempelt unb gieng bann als Ulmer Sd^aulein-
nwnb na^ 3talien meiter.
6eit 1522 begannen meitere 61reitig(eiten ber Ulmer SBeber
mit ben SBeigen^orner SBebern n>egen bes Sarc^ents,
na^bem bie Ferren ffugger 1521 in 3Beigen^om eine Sar^ent«
f<|au eingeführt Ratten. 1530 mürben bie Sugger (Brafen unb
Sefifier ber ^errf^aften äBeigen^orn unb ftirc^berg. (Seitber
begannen bie SBeijjen^orner felbft gu bleii^en, gu färben unb gu
(attunieren unb mad^ten namentli^ bem Ulmer (Export na^
(Englanb leb^ften aSettbemerb unb oergebli^ mehrten fic^ 1532
bie eoangelif^cn gfirften in S^mallalben beim englif^en ®e*
[anbten. Die S^gger verboten i^ren SBebern ben SaummoÜfauf
in Ulm unb es begann an SaummoIIgarn gu fehlen, mes^Ib
man ben £anboebem »ieber 2 (Bolfi^enftfi^le geftattete. Sber
etft 1555 lam ein Sergleic^ mit ben gfuggem guftanbe. (Ein
anberer unangenehmer SBettbemerb mar ber Siberad|er Sar«
(|ent, ber bur^ feine Silligleit gern gefauft mürbe. Die Sibe«
ra^r liegen i^n in Ulm fSrben unb oerfauften i^n bann als
Ulmer Sar^ent. Seit 1554 mürbe baburd^ au<^ ber Ulmer
Sor^ent immer f^Ie^ter unb ba ^iebur^ ben Ulmer SBebern
bie SBare liegen blieb, erhielt 1558 bie fieinmebergunft bas
SRonopoI auf ben £einmanb- unb 8ard|entausf(^nitt. Um ben
SaummoIIpreis ^erabjufe^en, mürbe 1572 au^ bie amerilanifi^e
SaummoIIe gugelaffen, bie Aber 9RarfeiIIe na^ Ulm fam. 9ber
feit 1650 mürbe Vmfterbam ber miAtigfte Saummollpla^ ber
SBelt, bis an Deffen Stelle feit 1750 Sonbon trat, unb mit ber
— LXXII —
Ulmet Satd^entQU0ftt|r mat es bamit halb gonj ooriKer. 1597
[(^idteit bie S^ermac no^ Suftone, mit bie &an[en ben Sot^etit
nannten, na^ Snglanb unb lauften baffic Seibenf toff e ; abet um
1660 xxm hat (5en>erbe ganj ittialltn.
Det (Brunb biefes 3^^<^II^ I^fl in ben oerSnberten gan«
belsoesen, ber Sufftnbung bes Seemegs nac^ Oftinbien unb ber
Sntbeduna SImerilas. 6ett 1604 |^on entftanben in Stalten felbft
Slcid^en unb bie fiomboiben lauften in 6^oa(en ftatt ber ge*
Neigten bie ro^e fieinioanb {ufammen, wo jie biefelbe erhielten, unb
ffiliten fie ungeftempelt in i^re Slei^ereien, |o bag 1648 unb
1697 ben Ulmer 3unfttDebern bie 9Bate liefen blieb. 6eit 1700
fa^n fi^ au4 bie Ulmer ftaufleute veranlagt, 3Q'^i8A^f4'^^
in (&fin3burgp Dieten^eim, SBeigen^orn, 64tDenbi u.f.m. gu
erri<^ten, lauften bort bie fieinmanb beim fianbtoeber auf unb
l^idten fie ebenfalb ungeblei^t unb ungeftempelt na^ 3talien
fo bag bie Ulmer fieinmanbfi^au erneut ba« 6^<^ugelb herunter«
je^en mugte, unb feit 1800 fehlte es infolge ber [teigenben
Srui^tpreife unb bes baburc^ june^menben gfru^tbaus beratt an
SMs, bog 1823 bie Ulmer fieinn>anb[4au auf|3ite. Die
(Brflnbung einer SHiengefellf^aft, um im 9n|(^Iug an bie r^einif^
»eftinbif^e AomiKignie in SIbetfelb ber Ulmer fietnvanb
lUfo^ but^ bas St^eint^I [tatt Aber Italien unb Sabix na^
Xmertia gu oerfd^affen, blieb oergebens, »eil es an ber j^aupt«
fa^e, am S'o^s, fehlte, ben bie Saumioolle unterbot, fo bog au^
ber feit 1500 fo bifibenbe fieinnanb^anbel, na^bem er fi^ bur^
bas Sinlen ber grui^tpreife unb bas Steigen bes Slai^S'
baus enttoidelt unb feit 1600 feine (Blangjeit gefeiert ^atte,
namentli^ burd^ bie S^Iefier« unb bie irifd|e fieintoanb unb
bas Vuflommen ber lombarbifd^en Sleid^ereien gerftSrt lourbe.
Das Sigengenerbe bes Vuslanbs rid^tete au^ biefe Susfu^r gu
(brunbe. Ulm ^tte eben feine Slilte unb bamit fein Sliinfter
feiner gef<l^idtten £age im 9RitteIpunIte ber Sinnen^nbelsftrage
oon ber Sbria gur Slorbfee gu oerbanlen unb bie SaumooIC'
inbuftrie ^t l^on oor 500 Z<^ffxtn in Oberf^maben eine oer*
^altnismigig ebenfo bebeutenbe 9{oIIe gefpielt »ie ^eute in
(Englanb. Die Kfidf^I&ge, oelc^e bie Senberung ber 5<ntbels«
n^ege (Englanbs SaumvoIIioeberei bringen merben, |inb bes^Ib
attdl in fi^nli^er SBeiie Oberf^nmben burc^ bie (Entbedung
Vmerilos unb bes inbif^en Seemegs gu teil gemorben.
I. Uetetfi^t fiber bie enttoitfluitgSsefii^i^te Ut
^anbetöioege.
1. 5Dic ^anbcUttJCflc bcr römif^cn Äaifcrjctt.
Ss siebt iDo^I loum ein befferes Sqftem, bie treibenben
(grünbe ber ^o^n ^olitil in ber (5t\ä)iifit ber SöKer aufju«
finben, als bie Silenntnis ber äBelt^anbelstoege. SBelt«
^nbel unb ^olitif finb Don {e^r in engfter Sejie^ung ju einon«
bei geftonben, fie ftei^n gerabeju in ooKftänbiger SBec^feltDirlung.
SRon lonn bes^olb ebenfotoo^I ber ®ef(^i4te ber ^olitif noc^fpfiren,
inbem man bie äBett^anbelstoege betrachtet, toie man ben Sd^Ififfel
ytr (Sef^i^te ber SBeU^nbelsiDege baburc^ in bie $anb befommt,
bag man ben poIiti|<^en (Ereigniffen na<^e^t. !Die großen 2BeIt«
^nbelsioege, auf benen fi^ feit ben SIteften 3^iten ber $anbels:c
oerle^r bemegte, ergeben fi^ aus ber Setra^tung ber Strafen»
auf benen bie entfd^eibenben ilriege ber maggebenben Sößer
ausgefoc^en würben, benn eine £anbf(^aft , um bie ]\^ jtoei
Stationen ftritten, fyd avaS) eine ^eroorragenbe ^nbelspolitifc^e
unb bamit [teuer« unb jol^iolitif^e Sebeutung, unb loenn ein
SoR eine frembe fianbf^oft in 93efi^ nimmt, fo gef^ie^ bies
ftets, um [i(^ baburd^ mirtf(^aftli^e 93orteiIe ju oerfc^affen, es
min bie (Ertragni|fe biefer fianbf^aft für [i(^ befi^en, roeil biefe
eine fteigenbe Sebeutung erhalten b^ben.
3ft alfo ein $auptbilf$mittel, mie man ber ®efd^i(bte ber
SBelt^ an belstoege auf bie Spur fommen lann, bas
Sielbemu^e Stubium ber politifi^en (&e[(bi^te, fo ift loeniger
lei^t bie S^ftfteltung ber ® e f (b i (b t e ber $ a nb e Is«
gegenftfinbe. $ier bebarf es einge^enber QueÜenftubien, eif «
riger Xnbaufung unb Slusnfi^ung oon Sammelmaterial; ffxtt
betritt man ein (Sebiet, auf bem es an Vorarbeiten nocb oielfa^
in bobem ®tabe febli Smmerbin Ia|fen fi^ au^ auf biefem
Gebiete ^eute f^on geioiffe allgemeine (gefi^tspunlte f eftftellen. !Dte
Q^a^woUe ift oon Sllters ber ber (Begenftanb gemefen, melcber
ben Scbtoerpuntt bes ®robb<^nbeIs gebilbet b^t, längft ebe bie leb«
baftere (Entioictiung besSBeltoertebrs bie fiebensbaltung fteigerte unb
1
- 1
— 2 —
iciSjUxti^e anöere (Erseugniffe unb ®ebilbe sufu^rte. Seit es
eine inen|d|Ii(^e Aultur giebt, t[t es bte Sro^rt na^ bem goIbenenSIieg,
ber 9B 0 1 1 ^ Q n b e I, gemefen, bet bte treibenbe Urftaft für olle miti-
f^oftli^en unb poIiti[<^en Setoegungen abgab. 6(^on int frü^efien
Sntertunt jogen Aaramanen mit ^unberten oon 3^^^^ ^^^
6(^afen, bie als £a[ttiere in Aaf^mir unb Xibet gejü^tet n>aren
unb Sd^afmoIIe unb SBoIItüd^er auf bem iRfiden trugen,
iiber bie eifigen ®ipfel bes ^imala^a. Um S^afoDoIIe ju
^ben, jogen bie (ßried^en mä) Aold^is^nad^ ^erfien, bem
fianbe ber $ammel, na^ ^ e g i| p t e n jum 3upiter 3[mmon, Ms
ben leoantifi^en £änbem bie Wollt ausgieng unb ftatt biefer \id)
bie £&nber bes SBeftens, bie ^rooence, Spanien unb
Sritannien ben 9{ömem als SBoKenlönber erf(^Io[fen.
SRan fie^t fc^on aus biefem erften Seifpiel, ba^ bie Sigenfd^
ber fiSnber als 9to^ftoffI&nber großem äße^fel unterworfen ift. 3Bie
ber einjelne Slenf^ ^t anä) bie Aultur ber S5Rer i^re £ebensalter.
Der f^önfte, glfidli#e 3uftanb eines ä^oRs ift bie 3eit ber
f orglofen 3ugenb, bie 3^it ber SBalb« unb äBaibioirtf^aft,
toenn bie forgenbe SRutter 9latur bem SoRe feine Sebürfniffe
in rei(^fter SRenge bietet unb ber SRenf^ biefelben Iebigli(^ in
Sefi^ 5u nehmen ^at. Die 3^^^ ^ ^derbaus ift bas reife
SRannesalter; bie 3^it besSlusfu^rgemerbs ift bas (Greifen'
alter, in roeld^em in ber Stidfluft ber $anb©er!sftätten bas Solf
ein Ane^tesbafein friftet im Dienfte bes (grogfapitals. Z^\>tm
SoRe ift in ber SRegel bas 6(^idfal beftimmt, biefe brei dnU
loidlungsftufen bur^jumac^en, um bann n)ieber oon oome anju-
fangen, unb fo ergiebt ]iä) für ben (Sefd^ic^tsfd^reiber bie interef*
fante %(ufgabe, biefem Kreislauf ber einjelnen SöRer im Cin«
jelnen na^jufpfiren unb feftsuftellen, auf roel^e SBeife in ben
oerf(|iebenen 3^i^^It^nt bte oerfi^iebenen 935Rer t^re fiebens^ unb
fiuamsbebürfniffe befc^afften, feftsuftellen, wo ber gemeine SRann
fein (Betreibe, fein jjletfc^, fein Salj, fein ©fen, fein ©eroanb
^olte; benn nic^t bie £uxusgegenftanbe, bte Sr^brilate, unb il^e
Sefi^affung ftnb es in erfter £tnie, n>el(^e bie treibenben Ar^e
ber SBirtfi^ftsmelt bilben, fonbem bie in großen SRengen noti«
gen C5ebrau^sgegenftänbe bes tagli^en fiebens, bie (SegenftSnbe
jur Sla^rung unb Aleibung. Son biefen nun gebeizt bie S r o t<
fru^t in ber Siegel suna^ft fiberaR, wo SRenfc^en fi<^ unter
geoS^nRi^en SSer^Itniffen nieberlaffen. Slber u)o fie gebaut loirb,
— 3 —
[(^inben SBalb unb 9Ba{be. 9Rtt bem Uebergang jur iify
tem Sevoßerung jioingt ft(^ ein fianb ju tmmei ausgebe^nterem
adetbau, untergräbt fi^ aber au(^ bte ÜRogli^foit, fi^ »renn«
ftoff, jUeibung unb SIet|(^ ju fi^offen. Ss mug ftatt $oI} unb
SBaibeote^ Crfa^ftoffe loie jto^le unb Gtalbte^ oermenben.
!Diefe Srfa^ftoffe ge^n aber aus, benn Ao^Ienbau unb Stau«
futterung finb ein 3^^^^ ^om Jtapital, »eil bte Jlo^Ie nid^t
na^vfii^ft unb bie Stallffitterung ben SieJ^ftanb aümfil^Iid^ oer«
[d^Ied^tert. Sin [ol^es Soll mug bes^Ib mit ber 3^tt ins Slus«
binb leiden, um SBrennftoff, Sl^if^ unb SBoIIe ju (olen, ober
es mu^ gar als reiner (Sen)er6eftaat auä^ feine gnid^t no^ im
Slttslanbe faufen.
Heber bie alteften ^anbelswege Unterfu^ungen anjuftellen,
ift ni^t 3°>^^ ^M^^ Arbeit. Die 3^it mit melier |ie fi^
nfi^er ju bef^oftigen ^t, beginnt erft mit bem Uebergang 9loms
jum Aatfertum unb es ift bes^Ib junä^ft bie gfrage ju beant«
iDorten, roelc^es ber Staub ber $anbeIsu)egsoer^äItnif[e
um biefe Stxt xxxa. Seit ilönig Slexanber b. C5r. hörten um bas ^ai^x
330 0. (Bft. bie Solfer Srie^enlanbs auf, i^re (Erjeugniffe im
SBeften ju ^olen. Das u)irtf(^aft(i^e Sanbjmifc^en Sroggried^enlanb
unb 3talien loderte \\ä) unb bie (&rie(^en jogen [tatt oie feit«
^r ncüSf 3toli^u unbSflbgallien na(| ber Seoante, naä) jllein«
afien, Serien, Segq^en, Z^hkn unb (Sfyxna, um iRo^ftoffe biefer
fiSnber ju ^olen. (Es maren brei SBege, auf benen bies
gefii^: 1. bas iRole 9Reer ober ber ag9ptif^e 6ee«
veg, 2. bas $erfif(^e 9Reer ober ber mefopotamif^e See«
»eg unb 3. 3n^^^<^fi^n ober ber Aarau^anenroeg. Den
Slittelpunlt biefer 9to^ftoffaufIaufe bilbete bie S^afio olle unb
ber ^auptmarUpIa^ berfelben loar 9leg9pten, bas £anb bes
Supiter Slmmon.
SBaren fo bie ®ried^en bie QEinlSufer in ber fieoante,
fo u>aren bagegen bie fiatein er bie (Einläufer im3Beften unb
es uHir oor allem Pallien, bas als fiieferant oon Sd^of«
iDode ffir bie lateinif^en fianber in Setra^t lam. 92ad^ SfKi«
nien, £)ber« unb äRittelitalien bis ^infiber na^ C5rie(^enlanb,
JUeinafien unb Sqrien trugen bie Sallier i^ren Flamen als n)eit«
oerbreitetes ^anbelsooll, i^r Soben mar ni^t nur beraumt u)egen
bes^irfes unb ber ®erfte, bie auf i^m gepflanjt lourben,
fonbem au^ \^on jur 3^^^ bes ^linus n>ar bas ^aibefraut
.-. 4 —
bet SlaAonnaife bos berfi^mtefte SBaibfutter für bte SBoII»
f c^af e unb bei ben oon ben Kömem 5U 9tei^sftäbten (coloniae)
eihätten galltf^en Stobten gab es flberall groge Gemein-
toaiben, tDO Xaufenbe oon langtoolligen 6d^Qfen foiote oon
3tegen, S^toeinen unb Sltnbem teilioetfe burc^ berittene unb
ben)affnete Wirten gemaibet u)urben unb in benen bas römtf^e
®rogIapitaI fein (Selb fpefulatio anlegte. Die [d^mad^e Seoöl«
lerung toenigftens bes plcAttn £anbs in Gallien ermögli^te biefe
extenfioe Sobenn)irtf(^aft, meldte bama^ ftrebte, mit moglic^ft ge«
ringem Slufmanb an men[(^Iid^er SIrbeitsIraft ju n)irt{4aften. 3^^
3eit be$ jtaifers ^robus loat Gallien berühmt u)egen {eines
9Beins, feines äJSaibeoie^s unb ^oljes, megen feiner
6^afe unb 6(^Q>eine, ^ferbe unb $unbe, feiner Serg«
merfe mit Golb, Silber, Sifen, Slei unb Salj. SRan
legte bort Strajjen unb Aanäle an unb bas ganse Silb bes
Gallien jener 3^it ift basjenige eines fi(| immer reifer ent«
faltenben Sto^ftofflanbs.
9{ei<$ entmidelt maren femer f^on bamals oor allem bie
91 i e b e r I a n b e. Die 9lieberlanber Jlaufleute führten i^re 3Baren
oom 9Q)tm md) ber Donau, q)o fie bas Sataoerlager ($affau)
am linten Snnufer gegenüber ber alten Sojernftabt Bojcdunim
anlegten unb Saffano (castra Batavoram) ober 3BeIf^paffau
beiSenebig grünbeten, ^n beiben Orten tauf^ten bie 92ieber>
länber Aaufleute i^re &5eugnif)e an bie Saqem aus.
Diefe beiben £anber blieben inbes nid^t beim 9)o^ftoffbau {teilen,
fonbem es entftanb berfqrif^enSBeberei frü^e ein bebeutfamer
SBettbemerber im gallif^^nieberlönbifc^en SBebgea)erbe. 9lament«
li^ SBoIlenftoffe mürben bamals in großer SRenge unb in
grojjer SoÜfommen^eit in Gallien gefertigt, oor allem im Sanbe
ber Santonen in ber £angueb'oc bei Sorbeaux, mo bie
3taliener ben fräftigen Stoff für i^re DberHeiber polten, unb
bei ben 9?eroiem unb Sltrebaten an ber S^elbe in Slemetocenna,
bem heutigen 9lrras, wo man tote überhaupt im Sei*
gi erlaube bie bunten ^ra(^tgemänber aus SBoKe fertigte^
wtlä^t bamals einen Flamen in ber gansen 9BeIt Ratten
CCöfar fyitit bie 9leroier an ber Sambre unb bie Strebaten faft
ganj oemid^tet unb in Üournaq (Tarnacum), in 9{^eim$,
Ürier, 3)1 e^ unb Aoln Grojjmebereien eingerichtet, beren (Er«
träge ber r5mif^en 9{ei^s!ammer geborten unb für biefe eine
— 5 —
gel^^te (Einnahme Bilbeten tote fpSter bie toiferlic^en Seibeii'
iDebereten in itonftonttnopel. über ntd^t nur 3Bontfid|er ourben
in groger SRenge in ffiollien gefertigt, fonbem ebenfo entioidelt
nrar bafel&ft bie fieinetoeberei, filr toel^e ber gfla^sbau bes
fianbes ben notigen Ko^ftoff in rei<^er 9Renge lieferte. 6<^on
um bas 3<^^ ^ n. dSjit, xxHXttn bie norbmeftli^n £anber (Eu*
ropas ber SRittelimnft bes gflo^sbous unb ber fieineioeberei ffir
ben SBeltmorft. 9u(^ bie Söller jenfeits bes Steins in Germanien
bauten leb^ ^aäfs; ber 6tol5 ber Germanin nmr ein ftets
blenbenb loeiges fieinenlleib mit ^urpurfaum. Ueberall fagen
bie Stauen u^ebenb in i^ren unterirbifc^en Dunlen, mo^renb bie
SRönner bie pra^toolle Purpurfarbe aus Aermeslomern bereiteten,
mtläft fie auf ben (Eichen i^rer ^eimatli^en SBälber genmnnen.
9li^t umfonft berietet barum Xadtus, bag bie (Sermanen oor
allen (Sottem bem IRertur unb bem ^erfules opfern; als
reifenber ^anbler unb jtriegsmann bur^ftreifte ber (Saltier unb
ßermane fd^on bamals bie ^albe 2BeIt. Xaufenbe oon Ieltif<l^en Sein»
loanbpaden giengen in alle IBelt unb bie Sqrier fertigten baraus
Kapuzenmantel, fogenannte caealli ober (Sugler, na^ gallif^em
6(^nitt, roie au^ im ganjen lIRittelmeer bie Sd^iffe Segel aus
fteltenlein unb germanif(^em (5eu)ebe trugen.
Se^en toir al[o bamals bie Germanen, Gallier unb
Slieberlanber als ein enfaoidfeltes Geioerbeoolf, meld^es ben
italienifc^en 9Rartt mie bie fieoante mit feinen Srjeug^
niffen an SBollftoffen unb fieinmanb oerforgte, fo lag
gerabe barin ber Grunb, bag biefes fulturell oorgef(^rit«
tene Soll [xif ben fiateinem unterorbnen mugte. SBar es bo(^
gerabe ber römi[^e SRilitSrftaat, melier biefem Soße feinen (Er^
Seugnisfiberf^ug abnahm , ber auf biefe 3Beife ben umtriebigen
Sölfem am 9{ieben^ein, an ber fioire unb an ber Garonne
bie £ebens^ltung ermöglichte. Sls am Anfang ber
neuen 3^i^^^nung \\ä) bie IRömer binnen furser 3^^ ^^
9l(ein, in ber Sd^oeis, in Graubünbten, Sorarl^
berg, im heutigen Sc^roaben, in Sägern, Defterrei^,
in Steiermar!, Äarnten, Äroin, Üirol, Saljburg, in
Ungarn, Siebenbürgen unb an ber untern ^Donau feft«
fe^en, als bie römif^en gfelb^erren Aber ben St. Sern ^arb unb
benSrenner ^eerftragen anlegten, enttoidfelte fid^oon älofta
aus über ben St. Sem^arb loie oon Sero na aus über ben Srem
— 6 —
ner naäf Sßilten unb ^artenütd^en unboon SRoilanb über C^uc
unb S r e g e n 5 bis naä) Slugsburg ein lebhafter ^anbeboetle^r.
3tDi[^en Z^alkn unb ben beutf^en £&nbem ffibß(^ bes SRoins
lant ber®tunbfa^ bes gfrei^anbels jur Jlnerfennung, nKtl^
renb ber SSerie^r mit ben notbli^ bes SRains gelegenen fianbem
burd^ eine 3o Hm au er, ben limesr in ä^nlic^et äBeife unter«
brocken n^urbe, xaie bies bie c^inefifc^e 9Rouer no^
l^eute gegenfiber ben innerafiattfd^en £anbern beroer!«
fteüigt. 9Iur ber 9lnge^5rige bes römifd^en SBeltreic^s ober
SBeltjoIIbunbs follte freies commercium unb connubiam ^ben;
mer auger^Ib bes limes mo^nte, mar barbaras unb bes^alb
oon biefem grtei^eit$re(^te ausgefd^Ioffen ober mürbe nur unter
beftimmten Sebingungen jugelaffen, mie 3. S. bie norblii^ bes
(Srensmalls jmif^en SRain unb Donau mo^nenben $ermun«
buren bie 9R&rIte ber ^rooinjial^uptftabt Augsburg be-^
fuc^en burften.
SBurbe (ober S er le^r mit ben 9lorbo oller n unterbrod^en, fo
entmidelte fi^ baffir hinter bem 6^u^e ber lang geftredten 9{eid^s»
joümauer mit i^ren großen (Eingangssonftätten, ber porta West-
phalica, bem Slotenturmpag, ber porta Medica u.f.m. ein um fo
entmidelteres $anbelstreiben, als feit Aaifer Xrofan eine gro^e
Stei^sftrage aus (Sallien unb 00m n^eine ^er an bie
Donau ffi^rte unb oon ^ier meiter l^inunter bis an ben Stranb
bes G^marjen 3Reers.
®an3 Sflbbeuif^Ianb mar um bas 3^1^ 70 n. G^r.
in ben Rauben ber SlSmer, meiere bie Swxtitaift jmif^en ben
nörbli(^en unb ben ffibli^en Stammen benähten, um fid^ immer
feftere Stfl^unfte in Sflbbeutfd^Ianb 3U f^affen. 93on ^af>
fau gieng eine Strafe bur^ bas 3nnt$al über ben
Srenner nad^ 3BeIf(^bem ober Serona, na^ $aoia unb
bem äBeften, eine anbere ffi^rte bie Donau herauf ilber iRe«
gensburg na^ £auingen unb burd| bas Srenjt^al fiber
31 a I e n (Slquileja) an ben 9{ ^ e i n unb oermittelte ben S^ustauf^
ber (Erjeugniffe bes Oftens mit 3talien mie mit Deutfd^Ianb
unb ben 9{ieberlanben, beren ä}er!e]^r bamals immer me^r eine
SloIIe ju fpielen begann. Die bebeutenbften $anbelsmittelpunlte
6d^mabens ober 9l^fitiens mürben C^ur unb Slugs«
bürg, lieber Dillingen lamen bie bena^barten $ermun<
buren auf bie 3RarIte oon Slugsburg unb brachten bort oor
— 7 —
Quem bk ausbeute t^ret ^tltgen Saljquellen sunt Setfauf,
loegett bereit fie mit ben Statten in fortoS^renbem Streite lagen»
femer t^re 9linber^5ute, i^re ^elje unb Settfebern.
60 rDor es bie Crfc^Iiegung ber £anber n9rb«
li^ ber SIpen für bie SRittelmeerlfinber , loel^e ben
9Begen unb ^itltn bes ^anbelsoerle^rs feit ber (Seburt
bes ^eilanbs einen neuen Stempel aufbrüdte. Seither
be50gen bie bem romif^en SBeltjoIIbunb ange^5renben
Solfer bes 9RitteImeeer9 bie Sebflrfniffe bes tagli^en £ebens,
bie Srotfru^t, bas S^Ioc^toie^, bie 6d^afn)oIIe, bos fieber, bas
(Eifen, bas 6al5, bas ®oIb, bas Silber, bas Aupfer fibenoiegenb
aus ben £finbern jenfeits ber Sllpen ftatt aus %(fien unb
afrila. ^ferbe, D^fen, Sd^roeine, $unbe, §ü^ner,
(Eier, Srot, Sier roaren bie ©egenftönbe, in benen bie 8He»
mannen ben 9{ömem ben 3^^nten beja^Iten, unb betreibe
Sfleif^tiere, ^aute, ^^l3^» S(l^afn)oIIe unb Salj
nxiren bie (Erjeugniffe, wt\ä)e aus 9)^ätien na^ Z^alkn geflirrt
mürben, nac^bem bie 9{9mer bie Sllemannen oeranlagt Ratten,
bie feit^rige 3BaibeiDirtf(^ft aufsugeben, bie Stallfütterung ein«
jufü^ren unb }um Sau oon italienif(^em Spelt ober Dintel
übersuge^en. S^tittn anfangs belgif^e unb f^mäbifd^e Sären*
]d)\rdtn t>telfa<^ bie !lafeln ber reichen 9{ömer, fo mürbe bies in
furjer S^ii anbers. Die großen 3BäIber unb SEBaiben oer»
f^manben unb an iffttt Stelle entftanben groge Slderfelber, beren
jungfräuli^er Soben rei^e (Erträge lieferte. Sd^maben mürbe
immer m^x ein ^oii^entmideltes 3(derbaulanb, fo bajj um bas
3a^r 350 bie 9{omer (S e t r e i b e in S(|maben polten, meil in
3talien Xeurung ^errfc^te.
fiieferte S(^maben ben 3tcilienem alfo oor allem (betreibe, fo
maren es bie Donaulänber, meldte bie 3taliener mit Sifen
oerforgten. Ratten bie Slegqpter bas Sifen [d^on jur !^txt bes
Wofes, ^tten es bie Hebräer unb bie Griechen f<l^on 3ur 3^ii
bes Zrojerlriegs benfi^t, obglei^ i^re SBaffen no^ ausAupfer«
bronce maren, fo trug f^on im 3^^^ 202 0. {S)t, ber römifc^e
Solbat feine Sroncemoffe me^r, mie er fie in 3to(ien felbft er^
jeugen lonnitf fonbem er trug eifeme SBe^r, mie fie in ®er*
manien oor allem gefertigt mürbe. Die Simbern unb 3:eutonen
mie bie Surgunber trugen fd^on 100 Z^^x^ 0. (£^r. oollftänbige
Sifen^elme unb als fie erftmals in 3talien einfielen, l^atte i^re
— 8 —
9{eiteret oon 30 000 ^ferben Stflfiungen, ]oeId|e mit X^ierfiguren
funftooll oetjiert looren unb bie allgemeine SeiDunberung ber
3taliener ^eroomefen. Dtefen gefteigerten (Sfenbebarf 3taliens
lonnten bie (Stuben ber 3njel SIba, bas alte Si|enlager ber
Strusfer, ni^t me^r beden, unb fo begannen feit ber Aaiferseit
bie romif^en (6ro^änbIer bie neu erf^Ioffenen (Eifenlager oon
ASrnten ausjubeuten.
Da$ (Ergebnis biefer Sntioidlung toar, bag feit ber Geburt
bes $eilanb$ ben feit^erigen SBejugsISnbem 3nnera[ien unb
9fr ila als gefS^rlic^er SBettbemerber in ber Slusfu^r oon
9{o^ftoffen na^ ben aRittelmeerl&nbem bie fionber 9{orb>
europas entgegentraten. (Es gab einen lebten SBettfanqif,
ber fi^ allmä^H^ ju einem grogartigen äßarenaustaufd^
3oif(^en aßorgenlanb unb Slbenblanb geftaltete, bei bem
bie fieminte oonoiegenb bie Suamstoore gab, bas Slbenblanb
bagegen bie SBebfirfniffe bes t&gli(^en £ebens lieferte unb bei
bem erft 9lom, [pater aber jtonftantinopel unb fd^Iiegli^
Sinti o^ia am Örontes ben SRittelpunft bes Serle^rs bilbeten.
SRan lann babei als sroetfelbs annel^men, bag es bas S^rift e n«
tum mar, meines mit feiner Setonung ber 9lä^ftenliebe auf
bie ^anbelsgrunbfS^e ber 3eit beftimmenb unb umftflrjenb einmirlte,
inbem bie neue fie^re bas commercium, ben grrei^anbel, weiteren
Greifen jubiüigte, als man feit^er gemo^nt mar. ü)abei moren
allerbings oon Slnfang an jmei Parteien inner^Ib ber neuen
fiel^re oorl^anben, bie 9lationaIiften ober $etrus(^riften, mel^e
nur ben Skubensgenoffen als 9la#en gelten laffen mollten,
unb bie ilosmopoliten ober ^aulusc^riften, mel^e atleSJlenfc^en
als Srüber erflörten. 3Bar alfo bei ben religiofen Slnf^auungen
gemeinfam ber 9Bunf^ mä) einer Slusbe^nung bes Slä^ftenbegriffs
unb bamit bes freunbf(^aftli<^en freien ^anbelsoerie^rs, fo mar bie
eJfrage, mie meit biefe Slusbe^nung ge^en follte, eine burd^aus
ftreitige unb ä^nli^e Slnf^auungen bemegten au^ bie mirtfd^«
li^en 3ntereffengrup))en. Smmer meitere Areife oerlangten na^
Sluf^ebung ber alten römifi^en 9lei(^soer^aItniffe mit i^rer ja^t
lofen SRenge oon einjelnen 9{ei(^steilen, mel^e \>mä) unjo^Iige
3oIIf^ranIen unb Dpferbienfte abgefd(|Ioffen ben Serie^r beeim
trä^tigten. 9Ran mollte (Einheit in biefen Ser^Itniffen , ober
bie einen ftrebten biefe (Einheit lebigli^ innerhalb bes 9lei^
oerbanbs an, bie anberen modten au^ bie gro|}e r9mif^e 9lei4s«
— 9 —
jollmauer, ben limes, 9om (frbboben iDegräumeit. Unouf^oltfam
ober enoeiterten ]xäf unter biefen (Seifteslämpfen bie Sonnen bes
SBeltoerle^TS. ^lanntfigig beuteten bie ttalientf^en ^anbler
bie neuen ^roüinjen bes 9{ei(^$ aus. Sritannien unb bie
5teltenlanbet bereicherten bos römif^e (Sroglopitd im
SBeften, lofi^renb im £)ften 9lom feine 9lrme na<i^ bem $ar»
t^erlanbe unb Armenien, naäf ÜRefopotamien unb
$ a I Q ft i n a ousftredte. 3n allen gfSIIen ober brachte bie Slusbe^nung
ber )M>litif(^en SRad^t Sioms auf immer neue fianber bie (Einffi^rung
bes gegenfeitigen freien commercium, bes ^rei^anbels^
grunbfa^es auf biefe neuen 9tei(^sgebiete. üus einem euro»
pöifi^en So^I^^^^^^n^ mürbe burd^ bie Sf^ftfe^ung ber
romif^en Kei^sgemalt in ber £eoante ein SBeltjoIIoers
banb.
Der SRittelpunlt besinnerafiatif(^en$anbels5ugs
mar ber Aaspifee. Die SRongoIen unb Zataren ixai)ttn bie
SBarenbisna^ Xurle[tan, mo fie bie 6erer ober tfirlifd^en $un^
nen in (Empfang nahmen unb mäf bem jtaspifee brauten. 93on i^m
ffet lamen bie (E^inamaren 3U 6^iff na^ bem Slraxes unb
ben $^afis hinauf ins S^marse 9Reer ober fiber Slrta^
2 ata na^ Aleinafien. Die Sc^mierigleiten inbes, mel(^er
bas $art^errei(^ bem $anbeIsoerfe^r mit 3ni>i^n
unb Sl^ina auf bem innerafiatifd^en £anbmege be^
reitete, oeranlagten bie C^inefen, bie äBaren bis nadd (Ee^^
Ion ju bringen, mo fie bie SRefopotamier unb Sleg^pter
polten unb na(^ bem ^erfifd^en SReer ober nac^ bem
9{tiitn SReere meiterbeforberten. Unb als bie ^art^er, um
bies 3u oer^inbem, ]\ä) ber S^IIftatten SRefopotamiens
bemfid^gten, lam es ju langi&^rigen Kriegen 3mif(^en bem
Slbenblonbe unb bem ^artl^enei^e. 9la(^ feinem Zriump^ fiber
bie $art^er \ä)idtt bes^alb jlaifer SRarlus 9[urelius (Befanbte
3U SBaffer nad^ (E^ina, um einen $anbeIsoertrag mit biefem
fianbe 3u ftanbe 3u bringen, mö^renb bie ^art^er i^re äBaren
bie 9BoIga hinauf na^ bem 9lorben f(^idten, fo bog biefer
norbif^e $anbel53ug eine 3une^menbe Sebeutung erlangte
unb ben ffibli^en ^anbelsoerfe^r 3mifd^en Often unb 3Beften
fd^bigte.
3ntmer fd^ärfer tobte feit^er ber SBettbemerb ber bei=
ben SBelt^nbeisftragen, mel^e (Europa unb Oftafien oerban«
— lo-
ben. Das romifc^e 9{etd^ no^m ^ari^ien bie 6tabt 91 r tax ata
am 9ra3tes ab , bie $aufrtftabt (Brogarmentens , wüi^t bie
^art^er auf ben 3i(ä bes ^^önicier$ $annibal ^ier erbaut
^tten unb beten Se[i^ feit^er ben ^^öniriem bas ^anbelsmono*
pol inber £eoante gefiebert ^tte, unb 9{om machte Armenien
5ur 9tei(^5proQin3. Die 3^^iSning oon Seleucia am Xigris
gegenüber oon Ätefip^on am 9laarfaresfanal, beffen 3on^ ^n
Serfe^r 5iDtf(^en Xigris unb Cup^rat lahmlegten, giebt uns einen
Süd in bie Serfe^rspolitif jener erften ^eriobe ber römifc^en
ftaiferjeit. äRan erf^Iog bem römifc^en Srog^nbel ben See«
©eg na^ 3wi>i^n. Die sune^menben Sollbebrüdungen, ©elc^e
ber ^anbelsoerfe^r oom Aaspifee na^ bem Sc^ioarsen SReer 5u er«
bulben ^atte, oeranlagte bie [üblichen SoRer, einen anbernSBeg
nac^ 3 tt l> i c w ju [u^cn, unb fie erreid^ten biefen 3^^^*» «wbem fie
Aleinafien, Serien unb SRefopotamien in i^re (Setoalt brauten. Die
ganje 9lömerpoIitiI jener 2age erflärt [id^ ms biefer ®runb«
urfa^e. Der romif(^e Sunb geftaltete fic^ ju einem äBeltreic^,
beffen Slnge^orige i^re äßaren jollfrei oon CeQlon über ben
^erfifc^en ^Reerbufen unb SRefopotamien na^ Serien, Alein»
afien, (Sried^enlanb, 3talien , (Pallien unb Spanien , naäf ben
Donaulänbern, 6^n>aben, bem 9{^ein unb Sritannien f^en
fonnten. 2Ber au^er^alb bes Sunbs n)o^nte, bem mar bie
9{ei^$gren5e burc^ bie groge römifd^e @ren33oHmauer,
ben limes, gefperrt, mä^renb inner^Ib bes SRei^s groge
^anbelsftragen oon Spanten unb (Pallien bis jum Sd^toarjen
SReerc führten. Unb als biefe aBeltoerfe^rsanftalt in i^ren
Sfugen fragte, alsimSIorben bie gotifc^en Solle r ben $an<
bel$3ug oom Aaspifee bie 3BoIga herauf na^ ber Oftfee, ber
3ttfel ©otlanb unb bem 3ütenreid^e immer lebl^ofter
geftalteten, brauen im römif^en Steige innere Streitig«
leiten unter ben Sefi^em ber einjelnen mettbemerbenben
^anbelsn^ege aus. (Segen ben Serfe^r oon Ceylon na<!^ bem
^erfif^en 3Reere unb über 9Refopotamien unb ^erfien na^ bem
Aaspif ee, ber 3BoIga unb bem Saitenmeere baute man einen SB e 1 1 >
bemerbs!anal oom 9{oten 9Reere mä) bem SRittel«
m e e r. Ss toaren ^anbeIspoIttif<l^e äRagregeln größten Stils, bie
im Ser^öltnis jener 3^it ö^nlic^ einf(^neibenb mirften toie ^ute
bie Eröffnung eines Suejfanals ober einer SRontcenisIinie. SRan
mugte bem perfif^^fcqt^ifd^en ^anbelsjuge bie Spi^e bieten, roenn
— 11 —
bie iDirtf^oftli^e Slfite bes 9i9meneic^9 unb bes aRtttelmeers
ni^ auf immer jetftört fein follte.
Diefe SnttDidlung bes 9tömerrei^s als fflbeuropäi|^4eoan>
tifi^er 3<>nbunb f^fibigte freiließ in ^o^em (5rabe alle Sdlfer,
loeli^e auger^alb ber großen 3onmauer biefes Sunbs, bes limes,
iDo^nten, alfo bie norbeuropaif<^en Soller in Sd^ottlanb, 9lor«
iDegen, S<iimt\^n, Slorbbeutfc^Ianb unb Sluglanb, lurj bie
ganje germanif^e SSIfergruppe, loel^e bie 9IIten unter bem
Slamen ber ® o t e n jufammenfa^ten unb welche bie groge $an«
belsftrage Dom Saitenmeere, b. ^. ber O |t f e e , über ben Saboga«
unb 3Inienfee unbStomgorob ober 9teuengart na^ ber 2BoIga,
bem Aaspifee unb 3nbien als i^r Eigentum betra^teten.
3ebenfans ift bringenb 5u mfinf^en, bajj gerabe bie Sigem
art ber (Sotenoöß er als unteme^menbe C&rog^anbelsleute
ebenfo in ber ftritif i^rer epif^en £itteratur unb Gef^i^te Se^
Ortung finbe als i^re X^itigleit als 6eerauber. Denn in ber
9{egel finb bie 6eeraubemationen aus feefa^renben ^anbelsoölfem
entftanben in S^^^^t ^o ber frieblid^e $anbel ni^t me^r lohnte.
3)iefe ®oten ober 9lorbmannen, beren SRittetpunlte bie
banif^en Z^]t\n 3ütlanb unb (Sotlanb toaren, fa^en fid)
bur^ ben 30llabf^lug bes 9{omerrei(^s unb bur^ bie einfeitige
Segfinftigung ber fflblic^en See^anbelsmege ]ä)wtx gef^öbigt
unb es toaren oor allem bie 6^ifferoöRer ber 9lieberlanbe,
loel^ [eitler bie nSrbli^en SReere befal^ren unb ben Serfe^r
jioifd^en btefen unb ber iberi[(^en itfifte ober Portugal oermittelt
^tten, toeld^e ju biefer Segflnftigung bes SJlittelmeer^anbels
loenig gut [a^en, meil fie feit^er bie 3nbienn)aren über ben
ftospifee unb bie SBoIga oon 9lorben bejogen unb m^ bem
Sfiben weiter beforbert Ratten.
Der gef o^Iid^e Slufftanb ber S a t ao e r unter ben gflctoierlaifem
im 1. 3oi^t^uttbert n. C[^r., bie (Eroberung Britanniens burd^
bie Slomer, bie (Erbauung ber großen IRei^smauer unter ben ^la^
oiem unb 9leroiem oom SRain na^ ber Donau unb an
ber fi^ottifd^en (Srenje 5ur Slbtoe^r ber 9lorboöI!er, bie 9ln»
legung ber grogen SBeltoerle^rsftrage oon Sallien nac^
bem et^morjen SReere, oom 9t^ein na(^ ber Donau burc^
ben Sponier Xrajan, ben erften Sli^tlateiner auf bem
romif(^en ilaifert^ron, ben feit^erigen Statthalter ber 9lieberlanbe,
bie SSßteber^erjtenung bes alten ^tolemäerlanals oon 5^oIfum na^
— 12 —
Aairo, bes Sueslanals ber alten SBelt, ftnb (Eretgniffe, loeld^e mit
biefcr „SlufroIIung ber orientalifd^en grage" in jener
alten !itxi sufammenpngen.
Dos SSer^ältnis Woms 3U bem Sd^iffer» unb SRciter=
oolt ber Sataoer war urfprfinglid^ ein fe^r gutes; erft
unter 5taifer Sespafian empörten fi(^ bie Sataoer unter
SIaubiu$ Cimlis unb nötigten ben Jtaifer jur (Erfüllung
i^rer 9Bfin[(^e. SBar ber mirtfd^Ii^e (Srunb biefes Sufftanbs
gemefen, bag bie 9l9mer bie Sataoer ju fe^r mit ^gaben unb
3önen belaftet unb fo i^ren ^anbelsuerfe^r gehemmt Ratten, fo
fd^eint fd^on bamal$, mellei(^t $anb in $anb mit ber fteigenben
STbfd^IugpoIitil ber Stomer, eine 5une^menbe 9lu$Q)anberung
oon 9lieberlanbern nad^ Sritannien ftattgefunben
3u ^aben, fo bag Britannien, bos feit^er me^r als 9{o^«
ftofflanb gebient ^atte, je^t jur C&eroerbet^atigleit äbergieng,
inbem namentlid^ 5a^Irei<^e Stnge^örige bes SoHs ber Wxt*
baten aus ben Slieberlanben na^ Sritannien ausmanberten unb
fid^ bort an ber !I^emfe in bem Sc^oftoaibenlanbe Dorlfl^ire feft»
festen, n)a^rf<^einlic^ um bie SBoIIentoeberei ausjuuben, bis
bie 9{dmer aud^ Sritannien ooKenbs in i^re ®en)oIl brachten.
Seither beftanben in ^orlf^ire groge romifd^^belgif^e (SeQ)erbe«
ftöbte neben ben grojjen 6d^af= unb iRinbenoeiben unb ben
Sifen=, Silber» unb Aupfergruben ber bort too^nenben ^arifer
unb oon ^ier aus giengen bie Srseugniffe ^Britanniens nad^ bem
SDlittelmeer.
2Bie ^ier in ben 9{ieberlanben unb Sritannien, fo ftrSubten
fid^ an ber gansen meitgeftredten übrigen fiinie bes 9lomerreid^s
bie (Srenjooßer, beffen abfd^Iiegenbe S^HpoI^til anjuerfennen,
unb man ma6)t babei bie Semerfung, bajj toenn bas rSmif^e
9{eid^sregiment auf ber einen Seite burd^ 92a<^giebigleit bie
Strafte bem $anbel freigab, auf ber anbem Seite bafür bie
Smpörung losbrad^. Die einfalle ber ^ermunburen, äRorfman«
nen unb Darier in ben Donaulänbem, ber Slraber in lunis unb
Tripolis, bie (Empörung ber 3uben in ^aläftina unter Kaifer
Sntoninus erHären fi(^ aus foI<^en roirtf^aftlid^en (Srünben
mie bie Sitte bes Solfs ber 3berer am Sfibfaufafus unb ber
an ber SBoIga roo^nenben Sojt^en , i^re fiänber in ben 3on«
oerbanb bes römif(^en Siei^s auf5une^men. Oeffneten ^ieburc^
bie Mömer if|r ÜJlarftgebiet ben $änblem Sn^^^^^fiens , fo ©ar
— 13 —
Ues ben oftI{(^en SRittelmeerlänbent in ^o^em C5rabe f^äblid^
unb es bebuxfte ftocfer C&arnifonen in ben Stäbten Sqriens, in
Sbeffa im (Eup^rott^I, ber alten Seleuribenftabt, u. f. w., um
bte 9lu^e aufredet ju ^tten.
Unter Äoifer SRotfus Slurelius marf(^ierten benn qu^
bte O&ernianen erneut in 3t<tlien ein, Q)ä$renb bie
3RarImannen bie Donaulfinber bis jur SIbria befe^ten
unb bie (Boten bie Sleic^renje am S^n^arjen 9Reer
bebro^ten, fo boj) ber SrenjuKin oon S^ottlanb bis
jum Sc^orjen SReer mefentli^ uerftärlt toerben mugte. Der
@runb biefes immer heftigeren Drängens ber SlorboöRer, roelc^e
am SBolgo^nbelsjug beteiligt Omaren, noc^ bem Silben max lebig«
Ii(^ bie fteigenbe Sebeutung, loeld^e ber 6een)eg nai) 3nbien
feit bem Z^ffce 200 getoann. Der ^anbel oon Seqlon hmä)
bos Sup^rott^I mi) Serien unb Jlleinafien ou^s bamals im«
mer me^r unb f(^uf bie groge 3^^^ SQriens. Seit 218 mar
ber SRittelpunIt bes fieoante^anbels neben Smefa am Orontes
bie groge SBfiftenftabt ^almQra, bie oom 3ubenlönig Salomon
angelegte, [poter Don ben Syrern neubelebte Aaramanenftation
jmifc^en Damaslus unb bem Cup^rat. $ier enffßtdelte fi^
ein Stapelpla^ für ben äBarenaustauf^ Smij^en 3n^i^n unb
bem 3RitteImeer, ber bie ^errf^erin biefer Stabt an Sebeutung
ben romif(^en itaifern gleic^ftellte. Der (ßlanj bes ^art^errei^s
ber 9rfadben, roel^es [eitler bie n>i(i^tigen 3^1U bes innerafia.
tif^n $anbels5ugs na^ bem Aaspifee unb illeinafien bejogen
^e, lofte fi^ auf unb an [eine Stelle trat bas 9leuperfer«
rei(^ ber Slrianer ober Saffaniben, beffen Sommer^auptftabt bie
alte SReberftabt Sfbatana mit i^rem Sonnentempel, beffen
9Binter^uptftabt bie Stabt SRabain am Üigris, bas alte Ate«
fip^on, bilbete, toeil im Sommer ber äBarensug über Sfbatana,
im SBinter aber ben !Iigris herauf gieng. Unter Aai[er Seoerus
(235) u)urbe 9li|ibis am SR^gbonios, feit £ucullus (67) ber
3anfapfel jioifd^en 9?om unb ißerfien , romif^e 9{eid^sftabt, aber
mit ber Sebeutung bes romifd^en 9{ei^s im Orient mar es oor«
bei unb fein 3ollbunb jerfiel immer me^r, u)eil bie $anbelsinter«
effen ber einjelnen Kei^steile immer oerf^iebenartigere tourben.
Durc^ bie ®rünbung bes Saffanibenreid^s mar es $ er f ien ge«
lungen, bie Seibentransporte ausC^ina naii bem 3Beften
}u einem $anbelsmonopol ju mad^en, fo bajs ie^t bie
— 14 —
^ctfer DoIKg bie §crren ber ßcoantc ©aren. Äcin Stfid
6etbe fam me^r aus C^ina na^ bem SBeften, o^ne eine per»
|if^e 3on|tatte pafftert ju ^oben. 9luf bem 9Bege vom itaspi«
fee no^ betn Slraxes unb Slrmenien toar ber Stapelort Slrta»
xata, auf bem SBege oom ^erfif^en SReerbufen nad^
Sbeffa bie Station Slifibis unb auf bem SBege nac^ ün«
tio^ia am Orontes bie 6tabt Hallinilum. 9Rit aller 3(n«
Itrengung roe^rten \xä) bie gfütften oon ^alm^ra gegen biefes
9RonopoI ber ißeuperfer. Sie eroberten SRefopotamien unb lourben
oom 9{ömenei^e ju Jtaifem ber ^rooinj Orient ernannt. SIber
oergeblic^ fämpften bie Äaifer im Sunbe mit ben ^art^ern gegen
bie ^erfer. X)iefe befe^en erneut SRefopotamien unb oerlangten
in 9lom bie 9lil(igabe aller perfi|(^en ^rooinjen , fo baj} bie
9{omer fro^ fein mußten, als im 3^^^^ 233 ein SBaffenftidftanb
3Q)if<$en ^erfien unb ^art^ien ben Jtrieg beenbete. Xro^bem
bra^ f^on im 3a]^re 241 aufs neue ber Arieg joif^en SQrien
unb ^erfien aus, bis ber Äaifer ^^ilipp ber Araber gfrieben
mit ^erfien f^Io^.
3e mcbr freili^ [eitler bie 9?omer ben freien §anbel mit ^er*
len begfinfftgten, um [o unletblid^er u)urbe bas 9}er^altnis 5u ben
9lorboöI!em Suropas. 9lm r^eini[^en £imes gießen bie romift^en
®amifonen aus SRaroffo, Sqrien unb Slrmenien nur mit 3Rfi^e
nod^ einige 3^ii i^^e 9{u^e aufregt; balb fehlte bem römif^en
3oIIbunbe ^ieju bie Araft unb bie oerbfinbeten 3 taufen unb
Sdemannen marinierten in Oberitalien ein unb befe^ten
SRailanb, mä^renb bie (Soten auf i^ren Dra^engaleeren,
bie fie aus bem ^olj ber ftarpat^en am Donauftranb gejimmert
Ratten, oon ber !Dnieftermflnbung bas S^u^arje SReer
unb bos 9RitteImeer bis na<$ itreta unb Supern be«
unrut|igten. 3m 3a^re 270 roar faft ganj (Ballien unb
Oberitalien im 5Befi^ bes itonigs Arofus oon Sllemannien
unb es gelang bem Aaifer ^urelian nur baburd^, ben römif^en
3oIIbunb 3U retten, bafe er bas linfc Donauufer ben ©oten
überlief unb bie aufftönbif^en Solfer SQriens, Slegqptens,
Aleinafiens, 3Refopotamiens unb ^erfiens bur^ eine fieg»
rei^e Sd^Ia^t gegen bie itaiferin 3cno^i<^ ^^^ ^alm^ra sur
9{u^e 5n)ang.
9Bar bas SDlittel, toomit es bem romifc^en Steige unter Jtaifer
Slurelian unb ilaifer $robus gelang, ben Slnfturm ber S(ie«
— 15 —
mannen, (^ranlen, Sutgunben unb Sanbalen juriid»
ju^Iten, bte ^lufno^me ber loe^rfö^igen 9Rann|^<tft btefer Sot
fer in ben 9{ei^bienft, fo beraubte fi^ bas romifd^e 9lei4 ba«
mit, bag es einem Xeil biefer SoRer bie 6t^erung ber (Sttn^
joKmauer gegen ben anbem üeil fibertrug, juglei^ feiner mert»
ooniten (Einnahmen. 9Bo^I gelang es ben SRömem iuti) biefes
SRittel, 3^i^tra^t im £ager bes (^einbs ^eroorjurufen unb bie
Alemannen unb SRarfmannen oorflberge^enb aus Gallien Aber
ben St^ein bis on ben 9ledar jurüdjuxDerfen, aber fd^on im ^^ofyct
284 erfolgte ein neuer CEinfall in (Salti en. Die Sllemannen
eroberten bie 6tabt fiangres unb brangen bis na(^ S(rles oor,
bie Sr^ont^n befe^en Srabant unb bie gfriefen pifinberten
StorbgallienunbSritannien. QErft feit bem3o^re292 ge^
lang es bem rdmif(^en SRarlgrafen ilonf tantin oon Xrier, einen
neuen Sieg bei £angres über bie Sdemannen baoonjutragen unb
im ^afyce 305 mürbe unter Jtoifer Diofletian bie mid^tige Srfide
über bie Donau bei (Sunjburg erneut oon ben 9{omem befe^
unb mit $ilfe bes aItbeQ)ä^rten äRittels gelang es toieber^olt
hen 9?ömem, aud^ bie Sllemannen i^ren 3ntereffen bienftbar ju
ma^en. SRan na^m einen großen 3:eil berfelben in ben röm^
ifc^en 9{ei^sbienft auf unb oerlie^ i^nen Sieder unb SBiefen,
^Sufer unb $ofraiten in Sritannien, bas man mit $ilfe ber
SHemannen erneut bem 9{omerreid^ untenoarf.
$atte Aaifer Xrajan (79) ben ®oten unb Verfem bas
SRonopoI auf ben ^anbel mit 3nbien unb (S^ina babur<^ ent^
riffen, baj} er na^ Sid^erung ber nörbli^en 9{ei^sgren5e eine
9{ei^sftrage oon Sallien unb oom9{^ein nad^ ber
Donau unb bem Sifvoatitn 9Reere geführt ^atte, fo ^atte
ftaifer SRarfus ?lurelius (160) nad^ Sefiegung ber ^ort^er un-
mittelbare Sesie^ungen 5U 3^^^^^^ ^^"^ (S^xna auf bem See»
©ege über ben ^erfif^en SKeerbufen unb Ceylon ^er*
geftellt unb biefe beiben Strogen Ratten ben Staaten bes
romifd^en 3onoerbanbs ben Sejug ber fieoantetoaren foioo^I über
ben itaspifee als über bas ^erfifd^e 9Reer gefi^ert, bis
bas neuperfifd^e Saffanibenreid^ beibe SBege ben 9{ömem
oerf^bffen ^e.
Die golge biefes SBorge^ens ber ?Perfer njar benn au^,
ha% feit Äaifer Äonftantin (325) ber (5egenfa§ jioif^en bem
romtf^en 3^11^^^^^ unb ^erfien fi^ immer me^r oerf^örfte.
— 16 —
SRon sanfte fi(^ immer heftiger um ben Sefi^ bet beiben 3^*
fQ^rtsftragen aus ber SeDonte, um 3(tmenten unb SRefopo«
tamien, unb es enegte bie fteigenbe Erbitterung ^erfiens, bag
9?om fi4 im »efit) ber roi^tigften 3oII[tatte jener 3eit, ber
6tabt 9li|ibi$ am SRQgbonios stotf^en bem ^erfif^en SReer»
bufen unb Sbeffa, behauptete. Da bur^ ben Sefi^ biefes Pa^es
ber römif^e SoHbunb bie (ögeugnilfe 3«Mens na^ ber neuen
9{ei(^$^uptftabt jlonftantinopel führen lonnte, o^ne per«
fif^es Gebiet ju beräi^ren, toaren bie ^erfer auf ben Serfe^r
mit ben gotifd^en 9)öIIem an ber äBoIga angeroiefen unb es
loaren namentli^ ya>tx ^anbelsmege, meiere \iif in bie Ser<
lorgung (Europas mit fieoanteroaren teilten, ber Seemeg ilber
3nbien, Ceylon, ÜRefopotamien unb?lrmenien na^ Äonftanti*
nopel unb Don ^ier bie Donau herauf na<^ St^en unb (Sallien
unb ber £anbn>eg oom Aaspifee bie äBoIga herauf nac^ Sloio«
gor ob, bem Saitenmeere unb (Sotlanb. Der erftere $anbels-
5Ug mar ber römifc^e, ber jmeite ber gotif(^e.
Seit Aoifer Äonftantin matten fi^ in ber gr^age ber
Air(^engeQ)aIt unb bamit bes 9led^ts auf ben Sesug ber Üem«
pet unb StaatsgefäKe entgegengefe^te 9ii(^tungen geltenb.
Die eine Stiftung ^ielt am Selbftoenoaltungsrei^t ber
einjelnen Siempelftätten feft, Q)a^renb bie anbere iRic^tung
bas gefamte Üempelgut als 9{ei^sgut betrachtet unb ben 9[ugu«
ftus au^ als oberften Sif^of ber Air^e angefe^en iDiffen n^ollte.
Snan [tritt [i^ um bie Sered^tigung ber einjelnen Steic^steile jur
Sr^bung oon 3Bnen unb Steuern. (Sott unb ber ^eilanb
unb bamit beiber Stelloertreter auf (Erben, ber romijd^e Aaifer
unb bie 8if(^ofc, follten mif ber fie^re ber 3lrianer nur ©efens*
a^n(t(i^, bie 5tird^e oom SBillen bes Staats abhängig fein,
U)a^renb nad^ ber oon Aonftantin begünftigten £e^re bes Slt^»
nafius Staat unb jtir(^e loefensgleic^, ber SBille ber Sifd^öfe
bem bes Äaifers gleid^ fte^en follte. Die Sln^ngcr bes St^ana*
fius hielten alfo am Selbftoenoaltungsre^t ber Airc^engemeinben
unb bamit an bem Sefteuerungs« unb 3<>ner^ebungsre^t ber«
felben fe[t, bie SCn^önger bes Sirius aber untren ffir ben
Sfrei^anbel unb bie Slufbebung ber SelbftoenDaltung ber
cinjelnen Sistümer. Die Slrianer roollten au^ ben fianbbeioo^
ner, ben paganus, als Sruber n^ilßommen beigen unb mit i^m
commercium unb connubinm pflegen, bie anbere Stiftung ber
— 17 -
Si^nafioner forberte ben Hti^Ii^en unb iDirtfd^n(|en SCb*
f^big bet c^riftli^en SBistfimer. 9htr oer ju ben Soften be$
Sistums fteuette, follte Sfteunb unb Sruber ^igen. 60 mar
bet 9[riQnif(^e Streit, ber langer als 50 3a^re ben Orient
unb einen 3!eil bes 3Beften$ erregte, nt^t nur oon bogntotif^er,
fonbem mi) von ^roorragenb tDtrtfd^afts« unb ^anbelspolttifd^er
Sebeutung. 2)ie 9{ei^spoIitii bis ouf 5tonftantin verlangte einen
Stnflug auf bie Sfeftje^ung ber Orbnungen unb (Sefe^e ber
einjelnen Sistflmer unb auf bie 3^11^ ^^^ Steuereinrichtungen
berfelben; jlonftantin bagegen mar bereit, ben Sifd^ofen unb
i^en Sprengein ein beftimmtes SelbftoeriDaltungsrec^t mit
eigenen 3^11^^ unb Steuern einjuröunien, unb erlaufte bantit
bie Stellung als ^errf^er auf iloften ber Siei^sgemalt.
Sin oermittelnber StanbfmnU [teilte enblid^ ben(Sotte$begriff
unb bamit au(^ bie roirtf^aftli^e gfrage, m er als Statthalter (5otte$.
auf (Erben bas 9le^t ^abe, in beffen Slanten Opferbienfte, b. ^.
Steuern unb 3&ne, feftjufe^en unb einjujie^en, entgegen ben
[eiterigen Slnf^ungen, nad^ benen ber romifc^e Sluguftus ber
Stelloertreter bes ^npxitt unb bamit ber Slllein^en über alle
Steuern unb abgaben mar, bo^in feft, (Sott offenbare |i(^ in
breifad^er 9QBeife, als Sater, So^ unb ^eiliger C5ei|t,
b. ^. es gebe brei geheiligte SBillensfiugerungen, bas 9Bort bes
Aaifers, bes fianbesbif^ofs unb ber (Semeinbe.
Diefer £e^re trat ber Sif^of Don ^lexanbria ent«
gegen r toes^Ib i^n ber bortige Stabtpfarrer ^rius, ein
S^filer ber Slscetenfc^ule uon Slntiod^ia, belämpfte. Sr
etffiSrte, C5ott unb ber $eilanb, unb bamit Jtaifer unb Sif(^of,
feien oon oerf(^iebener 9rt, ber $eilanb fei iwax burc^ einen
SBillensaft C5ottes gefd^affen toorbert, fei (Sott yanit an äSoIKom*
men^eit a^nlid^, aber oerönberlic^, ein (Erjeugnis ber Sd^öpfung
unb lebigli^ ber SRittler jur Serfö^nung bes aRenfd)en mit
(Sott. !Dies ^iej) alfo, ber Stfd^of fei 00m jlaifer beliehen, bem
ftaifer ö^nli^, aber eine lebiglic^ bur^ 9Ba^I gefd^affene {[mts»
petfon, um ben Serfe^r ber (gemeinbe mit bem Aaifer ju oer=
mittein. 400 SBifc^öfe ^eg^ptens unb fiibqens oenoa^rten fi^
gegen biefe £e^e bes Sirius unb festen benfelben ab. %[rius flo^
na^ 9li lom ebien unb ba bie Spaltung polttifd^ gefa^rlid^ mürbe,
berief 5taifer Aonftantin ein Aondl na^ 9{icaa, an bem 2000
Seiftlii^ ber ^roninj Orient fomie Slbgefanbte bes Sif<^ofs oon
2
— 18 —
9lont teilnahmen. Der Aaifer ffi^rte ben Sorfi^. Die bif^Sf«
li^e gartet, an beten Spt^e SU^anafius ftanb, mehrte fi^ unb
es fant ein Serniittlungsantrog jur STnna^nte^ iDeld^er bte
SBefensglei^^eit (gottes unb bes ^eilanbs fefiftente
unb ben Stiu$ oerbammte, [o bag bec Aaifer unb bie Sif(^öfe
als gleid^bere^tigte Vertreter bes p^ften SBefens erflfirt mürben.
3R\i $ilfe ber 6^Q)efter ilonftantins fc^Iug aber allmfi^^
lid^ bei $ofe bie Stimmung ju C&unften bes Sirius um; ber
Sifrol ^t^nafius Q)urbe na^ Xrier oerfe^t, ^rius muxhe
in 3erufalem mieber aufgenommen, aber in Slntiod^ta
mieber^olt abgefe^, vorauf in Sllexanbria ein blutiger
Sufftanb entftanb, ber ben Slt^anafius }ur Slud^t na<^ 9t o m
jioang. Die abenblonbifi^en Sifc^öfe bef^Ioffen in Sarbica
bag Slt^anafius 9{e(^t ^abe, möi^renb bie morgenlanbif^en Si^
[(^öfein ^^ilippopel bem Sirius beiftimmten unb burd^ laifer«
(ii^en 3Rad^if|ftuc^ ^ed^t behielten , fo bajj [eitler bie Sifc^öfe
als unter bem jtaifer fte^enb galten, worauf bie Sqnoben oon
Seigrab, Slrles unb 3RaiIanb bie £e^ren bes Sirius be«
ftfitigten.
Die 92a men ber Orte, an benen biefe lirc^enpolitifci^en
Streitigfeiten ausgeglid^en Q)urben, jeigen uns gleichseitig bie
bamaligen 3RitteIpunIte bes 9Beltoer!e^rs«
Die golge bie[es ^abers im d^riftlic^en fiager mar
ber oorüberge^enbe Sieg bes Slltromers 3ulwn. Das
(I^riftentum unb bie 3Ra^t ber oon ben (Semeinben ge«
loälilten, 3u t^atfä^Iic^en fianbes^enen unb ^ö^ften 91ei^s«
beamten ^erangetDa(^[enen Sifc^öfe rourbe unterbrfidt unb bie alte
93erfa|fung mieber eingeführt. 3uli^n W^^t oon $aris lommenb,
an ben Saisquellen, ma^rf^einli^ bei $ a 11 , ^rieben mit ben
Sllemannen, eilte burd^ S^maben na^ ber Donau unb
|(^iffte |id^ ba, voo biefelbe f^iffbar mirb, alfo nm^r»
f^einlid) in Ulm, naä) Seigrab ein, um ben ilampf
mit ben (Soten unb Da eiern aufsune^men, meiere bie ge«
fa^rii^ften Serieibiger ber ariani[(i^=(^riftli^en Slnfprild^e nmren.
aber biefer Sieg ber SRittcIpartei , ber 2oIeranjibee , ber
Vielgötterei unb Selbftoenoaltung ber Selenntniffe mar nur ein
Dorfiberge^enber unb balb [iegte ber SIrianismus ober bie ^rift«
li^e Staatsür^e oollig über bas alte Üoleransftiftem. 9Ran
^ielt baran feft, bag ®ott über bem ^eilanb, baj^ ber Staat über
— 19 —
ber Airc^e fte^e, bog bie Aitc^e i^re Vla^i oom Stoote ju
£e^en tröge unb bag bie Keic^sgetDoIt allein bo9 Ste^t Aber
bie Slei^sgefalle befi^e.
9Rtt betn Slliitelpunfte ber {Reid^sgemali ^atte fi^ ou^
ber 9BeIt$anbel5initteIpunit oon !Rom no^ jtonftontinopel
Derlegt, toeil ber ^ou^yttDorenjug ni(^t me^r oon Sleg^pten
nüi) 9{otn gieng, fonbem oon 3Re[opotamien ober
Qon ben Sarmatenlänbern m(S) Aonftantinopel,
ben Donaulönbern , Si^I^^ft, SaKien unb Sritannten.
Die ^anbelstoege ber alten 3txi fa^en \i^ aus i^rer
Stellung oerbrangt, toeil neue Sahnen i^nen jur Seite
traten, beren CntiDidHung ber ^errf^enbe frei^anblerifc^e Stanb-
punft roeiteften Spielraum gab. X)ie(e (Ereigniffe beeinflu|}ten
bie Sfrage be$ ^anbelsoerle^rs benn au^ in ^o^em ®tabe.
Sieben ben SBarenbejug aus ^erfien trat ber Sesug aus ben
|armatif(^en fiönbern; SIexanbria unb %(ntiod^ia
ja^n fi^ bebrängt oon bem immer glönjenber [tra^Ienben
Aonftantinopel.
Sür Sd^maben mar biefe SSerlegung bes 9BeIt^anbels^
mittelpunfts uon 9lom nac^ Aon ft antin opel oon größter Se»
beutung. Seit ber groge ^anbelsjug oon Aonftantinopel über
Dalmatien na(^ Saloni^ fli^ng, um |i^ oon ^ier aus roeiter
ju oerjioeigen, mürbe bas S^mabenlanb einer ber 9?aume,
bur^ mel^e fid^ einer ber $auptö)te jenes $anbel$5ugs legte.
9li4^t nur bie X r a i a n s [t r a g e oom 9lieberr^eine na(^ ben Donau^
länbem f^nitt S(^maben auf i^rem SBege mif ben Aarpat^en
unb Obeffa, fonbem au^ oon Sa Ion i^ 30g fi^ je^t eine
Strafe fiber Serona unb ben Srenner unb gfern noc^
Sd^maben herein unb oon ^ier meiter na^ bem 9?^eine.
Sbenfo 30g fi^ fiber bas aufblfi^enbe A 0 n f t a n 3 unb bamals
bie ^rooin3iatl^upt)tttbt (£^ur ber ^anbel mif 9Railanb
unb ®enua.
9Io4 meit einflugreidder auf bie (Seftaltung ber ^anbels«
mege enoies fid^ aber bie Crf(^Iiegung 3nnerafiens.
Sin Soif trieb bas anbere, [eil ber 9BoIga^anbeIs3ug
ber C&oten ben fcit^erigen SBcgen gleichberechtigt 3ur Seite
trat unb ber limeM feine Sebeutung als ßrenssollmauer
oerlor. Das tariarif(^ « türlifc^e 3Rif(^ooIf ber ^unnen
ma^te ben Einfang; es überfd)ritt bie SBoIga, befe^te bas
— 20 —
Sllanenlanb jtotf^en 9EBoIga unb Don unb bos Oftgoten«
ober (gceutungernreic^ jioif^en X>on unb ^t\^ , Donau unb
Oftfee fomie bas äBeftgotenrei^ n)eftH^ ooni Dntepr bis
5u ben ftatpat^en. Die SBeftgoten btangen bogegen in bos
romif(^e Serbien unb Bulgarien, n)urben Slrianerc^riften
unb traten in ben römifd^n 9iei^soer6anb ein. Sllle
biefe SoRerbemegungen aber ftörten ben $anbel mit 3nner«
afien in feiner SBeife, fonbem oerme^rten im (Segenteil ben
93er!e^r bes 9{ömerrei(^s mit ben SBoIgalänbem. Den flaoi«
f^en eingeborenen Sormatiens uKir biefer Vorgang nur ein
9Be<$feI in ber ^ercf^oft, inbem an bie Stelle ber Sllanen
unb (goten bie Xartaren traten. Die $unnen liegen ben
Sarmaten i^re feit^erigen Cinrii^tungen unb ®ebrau^; fie
machten lebigli^ bie 935gte bes £anb$ unb erhielten baffir einen
Xeil ber (Sefölle. SRan tonnte au(^ unter ber ^unnen^errfd^
ebenfo bequem roie unter bem ®otenregiment bur<^ Sarmatien
unb Sibirien in bas ^erj CP^inas gelangen, toenn man nic^t
oor5og, über Xrapesunt unb Aleinarmenien, ^erfien, (£eqIon unb
3nbien }u reifen ; beibe SBege matten einanber lebhaften SBett^
bemerb. 33or allem gab aber berSinfall ber^unnen in basffioten«
xüi) 9{uglanbs ben Aat^olif en bie 9RogIid^feit, ben oerl^gten %ria«
nismus nieberjumerfen unb bem Aat^olicismus jum Siege ju
oer^elfen , inbem baburd^ bie 9Ra^t ber (Boten ober 9{uffen erft
in Sarmatien, bann an ber Donau unb f^liejjli^ in (Sallien
unb Oberitalien gebrod^en Q)urbe.
92ur mit Slufo^enbung ber äuj^erften 9RitteI gelang es bem
römif(^en Steige no(^, bie (SrensjoHmauer, ben fiimes, ju f^fi^en,
inbem bas 9{ei^$Ianb am äRain an Solbner aus Surgunb ab«
getreten n^urbe, bie baffir beftimmte 3^nten an (Setreibe, 9{inbem,
S^afen, Rauten unb SBoIle ju leiften Ratten, im übrigen aber freie
Serfügung über bas fianb belamen. Der ganje £imes jeigte je^t
ein buntes (Semifc^ römifd^er (Samifonen : 3^ Donaun>ort^ lagen
Sl^tier, in Günjburg Spanier, in ginningen, loo bie ^oKanbifc^en
Schiffbauer no(^ ^eute i^r Cic^en^olj ^olen, lagen gfriesiän«
ber, in äBeigen^om unb jtelmünj n^ieber anbere fianbsleute.
3m 9{ei<^e felbft aber tobte ber Jtampf ber tird^Iic^en unb
mirtf^aftli^en Parteien unb mit bem ilam|if jmifd^en bem
ftaifer unb ben $re$bi)tem einerfeits unb ben bifd^5fli^n fianbes*
Ferren anbererfeits gieng $anb in ^anb ber jtampf bes liberal
— 21 -
frei^nblerifd^tn Slbfolutistnus gegen ben IbnferoatiiMibl^Iiegen'
ben ftat^olidsmus unb bie Stf^ofslirc^e.
6c^u)Qben jerfid bamals in jioet 9{et^9prootn5en, in Rbae-
tia prima mit bet ^auptftabt S^ur unbinRbaetia secandamit
ber $au)rtftabt Augsburg. 3n beiben ^rooinjial^uptftäbten
[tanb feit bem Siege bes S^riftentunis ein 93i|(^of an
ber 6pi^e ber ^rornnsialoenoaltung unb {ebe itir^e bilbete
eine gefriebete SRarftftatte, mo fi^ ein reger Serfe^r oollsog.
(Ein Seltenen Ulms in jener !itxi \]t laum onjujioeifeln,
loenn au^ S^bris Slo^rid^t, bag Ulm [^on 2000 Z^i^xt
t). (SSft. bun^ Cimimnberer aus (Ep^efus gegrünbet morben fei,
felbftoerftönblid^ ni^t 3U ermeifen ift, ebenfo r^ie feine 9tai)ni)t,
^h W 3^ii Aaifer Jtonftantins bie Ulm gart er oom Stranbe
ber SBeid^fel, alfo bie X^eroinger ober 9Beftgoten, Ulm befe^t
^ben. Sobri txi&fß eine feltfame C&ef(^i(^te Don einem ale^
mannif^en ftriegsmann, ber in {ener 3^^^ ^i^e Surg am
Ku^et^alberg bei Ulm befeffen, bann aber lange in fremben
fiönbern genieilt unb 5urudgele^rt toegen ber Untreue feiner
Srrau bie Surg niebergeriffen unb auf bem Ulmer 9Beinl|ofe ober
Stobet^ofe an ber Slau neu aufgebaut ^abe, unb es mare möglich,
bag biefer Ariegsmann ein Parteigänger bes Sllemannenliaupt^
lings Ärohis toar, beffen geroanbter Äriegfü^rung Äaifer fton=
ftantin ben Sefi^ oon Britannien unb bie Arone oon Aonftan=
tinopel oerbanite. 9lu^ ber 9llemannen^auptling 9Bitigau aus
jener 3«t erinnert an bie fpöteren $erren oon 211 bed unb ber
Snemonnen^auptling Sgenrid^, ber in Slrles als (Beitel in bie
3fism9fterien fi^ einoiei^en lieg, oeift auf ^anbelsbejie^ungen
30if<|en Qäfvoaitn unb ber ^rooence ^in.
6inb bie ^anbelsna^rid^ten über S d^ n> a b e n aus ber 3^it
um bas 3a^r 400 feIbftoerftänbIi(^ anwerft fparli(^, finb es nur
geringe Slnbeutungen unb äRerfmale, aus benen fic^ einige
Sd^lflffe sieben laffen, fo ergiebt \ii) aus benfelben bo^ bas all^
gemeine Silb, bog ber ^anbelsoerfe^r Schwabens mit ben !Do^
naulänbern, namentlich mit bem eifenrei(^en Kärnten, mte mit
3talien ein entroidelter geroefen fein mufe. 3)er33e3ug ber (Sx^
jeugniffe bes ^oljrei^en SllgSus mittelft ber 3ur Sflö^erei geeig»
neten ytteXf ber SJerfanbt oon SBaren auf ber in Ulm fc^iffbar
n^erbenben Donau ma<^te bie Stabt 3um geeigneten Umf(^Iag<=
pla^ 00m 9Baffer auf bas £anb für alle äßaren, bie aus bem
— 22 —
®e6irge ncu^ beut Slorben itnb SBeften, aus ber Q^vmi unb
ous ben jenfeits bes 9if)tins gelegenen £änbem nad^ Sofern
unb ben !DonauIanbem ge^en fotlten. Ctne fo gflnfttge Sage
mugte mer fe^r frä^e ate (Srunb ffir ein !räfttges Slufblü^en
btenen unb fo Q)urbe Ulm 3um 6(^ntttpuntt einer Slnjo^I
n^td^tiger ^anbelsftragen, bie fi^ aus allen Himmelsrichtungen
^ier jufammenfanben, menn au^ no^ enbloje 9BaIber bamols
bie SBerge unb Sbenen S^uoabens unb bes Sobenfees bebedten
unb bie SeooRerung nad^ ben großen SoIIetlriegen bes 4. unb
5. 3^^^^unberts eine fe^r [(^ma^e n^at.
Unier bem ^errf^enben S^ei^nbelsf9ftem brfidte bie (Ein-
fuhr oon Sergtoerfserseugniffen aus bem Sluslanbe, oon (Elfa^er
6al} unb gallifc^em Sifen, bie greife biefer inlanbif(^en dt-
jeugniffe unb bie ^l^t biefer Ueberffl^rung bes SRarfts mit
Sifen unb 6alj mar, bag bas (Eifenseitalter, bie groge
3eit bes 93ergtDer{sbaus unb ber Sd^miebetunft , mit bem
3a^te 400 ttwa ju Snbe gieng unb aud^ in G^tooben
bie 3^it bes gfla^sbaus unb ber £einen)eberei begann.
Dem (Eifenjeitalter folgte bas Semebejeitalter, bie
fpinnenbe unb U)ebenbe Hausfrau bes SRittelalters trat, na^»
bem bie SBogen ber Soßenoanberung ]x6) um bas ^^cifyi 450
geglättet Ratten, immer me^r in ben Sorbergrunb ; i^re X^ätig«
feit mud^s aber ben ^ausbrauc^ hinaus unb bas Hausgewerbe
entu)i(feite fi^ 5U ^o^er Slüte. 93on einer (Setreibeausfu^r aus
S^waben ^ört man {e^t toenig mei^r, bagegen melben bie 3lai^
netten oon gutem 9linboie^, bas aus Schwaben ausgeführt
wirb, oon f^wäbif^en SBilbgänfen unb oon ®SnfeIe«
bem, bie als Delifateffen bie S^afeln ber 9{ömer jieren, lauter
Dinge, wel^e 5u einem btü^enben ^derbaulanb wenig paffen
unb bie 93ermutung beftätigen, bag bie äJöKenoanberung bas
bis 3ur Witte bes 4. 3<^^^unberts unter ber 9iömer^errf(^aft
rei(^ beooRerte unb großen ^derbau treibenbe S^waben ent-
oößert unb an bie Stelle weiter Slderfläd^en enblofe ^oät'
wo (ber gefegt ^atte.
3mmer lebhafter aber tobten im weiten Stömeneid^e bie
(&Iaubensfampfe. Rat^olicismus unb 9Irianismus rangen
miteinanber auf !ir(i^Iid^em (gebiete wie auf wirtfd^aftli^em (Sebiete
Sd^u^joII unb (Jfrei^anbel. Der ariantfd^e Sritannierfaifer 3SUau
mus sanfte fi^ mit bem fpantfd^«fat^oItf^en (gegenfaifer Zl^eobofius
f
- 23 ~
um ben Sefi^ ber nrid^tigeti Stobt SRoilanb. Ueberaü
gab es Slufjtanbe gegen bte ^errf^enben orianif^^iberolen
Kegierungsfreife unb i^r Xoleransfqftem. 3^ Voxl, in
6aloni<^, in 9lntio^ia, in Sllexanbria lom es ju
Sufftönben gegen bie geheimen 3fi$P^i^ft^i^g^f^IIf4<>fi^n.
9RQn serftörte bie 6erapiftentem)>el, no^m ber Stobt Sntiod^io
i^re ^rioilegien oIs 9{ei^^ouptftabt unb oerlegte ben 6t^ ber
^rooinj Orient no(^ £oobiceo. Der orionifc^ gefinnte (5oten>
^rjog ^rbogoft ermorbete ben lot^olif^en ftoifer Solentinion Don
Slailonb in Sienne in (SoIIien, ober mit $ilfe ber^unnen
fiegte Aoifer X^eobofius über feine (Gegner bei Slquileio on
ber Stbrio.
9Bte fe^r bei oKen biefen inneren 5tömpfen im rdmifc^en
9lei(^ bie^onbelspolitif mitfpielte, ge^t borous ^eroor, bojj nod^
ber ^inrid^tung bes SSonboIen^erjogs Stili^o (494) ber freie
^onbel mit <&rie<^enIonb unb Aleinofien roieber ollen
SSeftrömern geftottet würbe, ber i^nen [eitler verboten gemefen
iDor. Z^\>t poIiti[^e S^eibung jioif^en Oft« unb SBeftrom ^otte eben
ouc^ ftets einen loirtf^oftlic^en 9bf(^(ug beiber 9{ei^$«
^olften im (Sefolge, bebeutete einen 9(u$f(^Iug ber Aoufleute oon
Aonftoniinopel oom itoIienif(^en SRorft loie ber Aoufleute 3toIien$
oom grie^ifc^en 9Rorft. 9[n bie Stelle ber Aoufleute Don fton^
ftontinopel trot in 3toIien mit bem Slbfc^Iug ber 3i<>Ii^n^^ ^^^
ben S^sontinem ber ^onbelsftonb bes neu oufbtfitienben Siat-
t^ogo. Diefer f^uf, unter bem S^u^e bes 93onboIenrei(^s
Don Sirene ^ier ein neues ^^oniden, beffen ®ren5en bolb
bie jlüftengebiete unb 3nfeln bes loeftlid^en 3RitteImeers, oor
ollem gonj Slorbofrifo, Sübfponien, bie Soleoren, Sorbinien,
Aoififo, Sicilien unb Unteritolien umfojste unb bem oftromif(^en
9{ei^e oon Aonftontinopel bie Serforgung (Europos mit ben
Srseugniffen ber fieoonte ftreitig 5U mo^en begonn. (Ein $eer
ber oerbfinbeten 93onboIen, Sllemonnen unb Surgun«
htn befe^te unter $er5og Mätengeifeel 6 o 11 i e n unb S p o n i e n,
ein SBeftgoten^eer unter §er}og Sllori^ oer^ecrte ® r i e ^ e n^
lonb unb 3t<^Ii^n, um bonn in SübgoIIienunb Sponien
bos groge 9tei^ oon 2:ouIoufe ju grfinben, ouf beffen SBof.
ferftroge, ber ® o r o n n e , fi^ bomols ber ilustouf^ ber (Er«
Seugniffe ber £eoonte mit ben Srjeugniffen ber norbifd^en fiönber
DOlIjog, inbem biefe, Don Üunis lommenb, von 92ismes om
— 24 —
SRittelmeer ju fianb na^ Xouloufe unb oon ^iei auf ber
(Boronne nac^ Sorbeaux, £q ^o^elle, ben hiebet«
lanben unb Sritannien gebracht uiutben.
!t)omit erfc^ien ber Seftanb bes iSmif^en SBeltsoIIbunbs
abermals erf(^uttert; ber $anbel ^e u^ieber neue SBege gefunben,
inbem fü^ ber 9lu$tauf<l^ ber (Erseugniffe jioif<^en Oft unb 9Beft
auf bem äBege über Siegqpten unb entlang ber 6ublufte
be$ SRittelmeers na(^ (Sallien unb Britannien 0011309.
Der Sejug ber (&5eugn{{fe auf ber äBoIga unb fiber bos
Saitenmeer ober über Jlonftantinopel f^manb immer
me^r unb es lag barum na^e, baj} ^unnen, ®oten unb
Oftromer bie gleichen 3ntereffen oerfolgten, bte SBieberein«
glieberung ber ve[tli(^en 9{ei^s^Ifte in ben römif^en Sunbes«
ftaat. Die $unnen jogen erneut bas Donaut^al ^raitf gegen
bie weftlic^en Sölter, bis fie im 3<i^^ ^^^ ^i (£^a=
Ions enbgiltig aufs $au)rt gef^Iagen mürben unb bur^
Oberitalien ^eimjie^en mußten, unb es gef^^ ba«
mals, ha% bie ®oten 3ur Slbme^r ber Hunnen unb Oft^:
römer bie 3nf^Iftabt Senebig an ber Slbria grfinbeten
unb biefe 5um 9RitteIpunft bes Srjeugnisaustaufc^es jmifc^en
Often unb SBeften machten. (Es mar biefe 6(^ö)yfung um fo
notmenbiger, als gleid^seitig inSritannien ber Sbianismus
einen ferneren 6(^lag erhielt, inbem bie fäd^fifc^en Sing ein
fid^ ber $errf^aft in Sritannien bema(^tigten, fo baj; fi<^ ber
Slrianismus nur no<$ in SBales unb in ber Sretagne ju
galten oermoi^te. Der üob bes Aönigs Sittila im Z^xe 453
brad^te freili^ bem gotif^en Slrianertum unb bamit bem gfrei^nbel
neue beffere 3(iten. Die (SotenooKer erhoben fi^ erneut. Die
Oftgoten ober C&reutungerbefe^ten bas heutige Ungarn, anbere
Xeile jogen an bie Saronne, mieber anbere traten in ben
oftrömifc^en Staatsbienft unb führten im Sluftrage ber 9{eid^s*
regierung in Aonftantinopel beren Ariege mit (&rie<^enlanb unb
3talien, bas fie ben ^änben ber ^eruier unb Kugier ent«
riffen. Heber bie julifc^en Sllpen jogen biefe Oftgoten im 3<4te
486 na<^ gfriaul, fd^lugen bie ^eruier am Sfonso unb bei
Serona unb bie Surgunben bei $aoia, fo baj} ber ^eruier«
lonig Oboaler ober Ottolar auf Unteritalien bef^ränlt mürbe.
Das (Enbergebnis biefer politif^en Sntmidlung ber 3eiten ber
Sölfermanberung mar alfo, bag fi^ aber Slegqpten unb ben
— 25 —
Slorbranb Slfrifos loiebtr ein reger ^anbelst^erle^r ent-
midelte, auf betn bte Crjeugniffe ber fieuante tnittelft ber Äüften^
[d^iffart über !£unt$ naä) 6panten unb Subgallten ober
über Senebig nac^ Dberttalien gelangten, unb biefe $am
belsjüge tDaren von ben gotif^en ^anbelsoölfem an ber 9lorb^
unb £)fifee oollig in Se[t^ genommen roorben, |o bag ber 3ßoh
ga^anbelssug na^eju la^m lag. Der Sd^merpunft bes 3BeIt=
^nbelsoerle^rs lag u)teber im 9Rittetmeer unb bie gottf(^en
^anbelsoölter bes Slorbens maren bie Se^errf(^er au^ biefes
Serie^rs geroorben unb Ratten bie ^errf^aft bes 9itorbens ben
Sngeln unb 6a^fen fiberlaffen. Die großen, ein|t für ben
6eiben^nbel ausf^Iaggebenben ßaUftätten bes A a s p i f e e s Ratten
loenig Sebeutung me^r; fie blieben ben Werfern nod^ bis3um
3a^te 487, wo fie an bie ^unnen übergiengen.
Siro^bem gelang es ben Werfern, bas 6eibemonopol
immer no(^ aufrecht 5U galten, fo bag bie Aaufleute oon fton^
[tantinopel oölIig auf ^erfien angen)iefen maren. 93on Aonftan^
tinopel aus gieng bamals bie groge b^santinifd^e 9BeIt^
^anbelsftrage na(^ bem SBeften n)eiter über 6aIo =
ni(^ unb Dalmatien nad^ 9laoenna, Bologna, gflorens
unb Subgallien unb biefer 2Beg befam balb berariige 93ebeut=
ung, baft au(^ ber oanbaIif(^e ^anbelsjug über Aar-
t^ago unb6panien barunter tx^tbliä) litt. Die SJanbalen
verloren Sicilienan bie Dftgoten, bie als Sqjantiner £e^ens=
leute gan3 Xirol, Oberitalien unb bie ^rooence in
Sefi§ nahmen unb SR ao e n n a jur $auptftabt i^res SRel^s unb 5um
9RittelpunIt bes 3Beltoerfe^r$ matten. 3lriani|(^en (&lau^
bens n>aten fie bie fröftigften Vertreter bes gi^^i^^inbels, benen an
SRac^t nur ein Sü^ft glei^ lam, ber feit feinem Siege über
bie Sllemannen lat^olifd) gen)orbene Äonig C^lobroig bes
(Srtanlenrei(^s. 6^mer bebro^t bur<^ bie june^menben (£r^
folge bes (Sotenoolls unb i^rer £e^ens^enen, ber itaifer oon Aon=
ftantinopel, jogen bie grranfen gegen bas ®otenrei(^ oon ü 0 u 1 0 u f e,
nahmen befjen 3ollftätten in Sefi^, ioeld)e ben äJBelt^anbelsoerfe^r
jmif^n Oberitalien unb Spanien unb ber Bretagne unb 8ri=
tannien über Xouloufe unb Sorbeaua^ oermittelten, unb marfen fid^
on beren Stelle 3um Vertreter ber 3nterejfen bes römif^cn
9{ei(^ auf lat^olif^er (grunblage auf, inbem fie ber 3}er=
mittlungspolitif bes oftgotif(^en ^rianeriönigs Dietrich oon 93e
- 26 —
rona ein (Enbe mad^ten. C^IobtDtg übernahm ben 6^u^ ber tDcftli^en
(Srog^anbelsplö^e bes römi[(^en SoHbunbs, ber 6töbte Sor«
beaux, Orleans unb Ü o u r s, jener grojjen SBelt^anbelsmtttet^
punfte, an benen bie f 9 r i [ (^ e n ft aufleute t^re 3Betne, Seiben*
[toffe unb £ebern)aren abfegten, um bofür bie (Erjeugnilfe
3rran!rei(^s, ber 9lieberlanbe unb ^Britanniens mit nad() ^au[e 3u
nehmen. 9la(^bem S^Iobu)ig ber fränfif^en ftrone auf biefe SSeife
ganj 6flbfran!rei(^ untenoorfen ^atte, gieng er baran, au^ bos
^erjogtum ^lemannien ju erobern, müd)ts [eitler unter
ber fie^ensl^o^eit ber (Sreutunger ober Oftgoten geftanben
^atte, unb [0 erlag allmä^li(^ ganj äBe|tbeutf<i(|lanb bem
Cinfluffe bes franfif^en S^t^^^^lf^^h^^iN uni> bedfte feinen Se=
barf an Sluslanbioaren ni^t me^r über 93enebig unb Serona
aus Aonftantinopel , fonbem über Slegppten unb Slorbofrifa in
Sübfranlreic^.
3n ilonftantinopel empfanb man biefen SBett^
ben)erb ber Sran!en, roeli^e bie 6eibe unb bie ^emfirje ber
ficoante unmittelbar in Serien unb Slegppten ober in lu-
nis fauften unb nad^ 6übfranfrei(^ brad)ten, um fo harter
als es ben Werfern unter ber ©unft biefes innem $abers im
9{ömenei(^e immer no^ mögli^ n>ar, ben Sejug oon Seibe
leitcns ber Äaufleute oon ftonftantinopel 5U einem 9Hono =
pol^anbel 3u maci^en. Sitter üagten bie Aaufleute unter
ftaifer 3uftinian (527) barüber, bafe ber Sejug ber Seibe
i^ncn lebiglic^ über bie brei römif^-perfifd)en ©renjftapelorte
SIrtaxata, 9lifibis unb ilallinifum möglich fei, unb
ba es ni(^t mögli(^ mar, mit ben$unnenfürften am jlaspt=
fee berartige ^anbelsoerträge 3U ftanbe 3U bringen, bog eine
Umgebung ^erfiens mit Sorteil möglid^ ©ar, fo oerfu^te
Äaifer 3uftinian, bie Seibe ebenfalls über Sübarabien unb
3lct^iopien 3U besiegen, oon 100 bie 3Baren über Aolfum
(Suc3) mi) Äairo unb 2lle3Eanbrien manberten. i)o^
^atte bie Sa^e oorerft feinen Crfolg. Srft als ben ffiroft^änb*
lern oon Äonftantinopel gelang, ben Seibenbau in Serien
cinjufü^rcn, rourbe bie Sad^e anbcrs. Die alte Seleucibenftabt
Sinti orf|ia am Orontes mürbe baburc^ toieber ein ^anbebmit*
tclpunft crftcn 9langs. Sergcbli^ 3erftorten fie bie fJerfcr,
3uftinian baute fie neu als I^eopolis auf unb fc^lug bie ^erfer
bei 9?ifibis micbcr^olt jurüd unb bie 3)lai)t ber Äaifer oon
5lonftantinopel erhielt bamit erneut er^o^te Sebeutung.
— 27 —
6ie festen ]xä) junöd^ft in Unteritalien immer fefter unb
5erft5rten fobann oon ^ier aus im 3^^^ ^^ ^ 3}anbalen=
iei(^ oonilart^ago, bas i^nen (eitler ben ^anbel mit bem äBef^
ten abgegraben l^atte ; bann toarbenfie Iombarbifd()e Gölbner
aus Germanien unb nahmen mit beren $ilfe ben O[tgoten
ober (greutungem bas Sxar^at ^taoenna loieber ab. X)o(^ mar
au^ btefes Sorge^en ni<^t me^r imitanbe, bas llebergemic^t
Aonftantinopels über ben abenblänbif^en Üeil (Europas
loieber^ersuftellen. Slu^ bie oon ben Aaifern in Aonjtantinopel
jur ^ilfe gegen bie Slbfallgelfifte bes mejtlic^en Steigs ^erbei^
gerufenen £ombarben enoiefen fi^ als unsuoerlöffige
greunbe. SKit §ilfe ber oerbünbeten Sloaren grünbeten
bie fiombarben, bie in immer ftärferen Sporen über
ben burt^ [ie gangbar gemachten ®ott^arbpag in Ober-
itolien einbrangen, ein neues SRei^ in Oberitalien, bc|fen öaupt=
ftabt $ a 0 i a feit^er ben (&Ian5 oon iRaoenna oerbunlelte unb an
be[fen Stelle jum Sßittelpunft bes äBeltoerfe^rs rourbe,
o^ne ben Aaifem oon Aon[tantinopeI fteuerpflic^tig 5u fein. 3}on
ftonftantinopel Stengen nur no^ ab 9)enebig, 9{aoenna,
Aalabrien unb 9{eapel; alle anberen ^anbelsplö^e 3taliens
fonben il^ren 6^tDerpunlt in $aoia am Xicino, bas (eitler ben
Wittelpunft bes meftöftli^en 3Barenaustaufd^es als Stabt ber
cifernen Ärone oon fiombarbien bilbete. $ierbcr brai)-
ten bie Aaufleute oon 93enebig bie 3Baren oon Aonftantinopel,
bie granfen bie ®üter (Salliens, Spaniens, Britanniens unb
über ben SRontcenis enttoidelte [xi) {e^t ein $anbeIsoer!e^r
}iDif<^en bem JJfranlenrei^e unb üombarbien oon fold^er Sebeut=
ung, bag 9{aoenna unb Slorens immer me^r in ben ^intergrutib
traten. Vuxä^ bie ^eirat bes £ombarben!önigs mit einer Üoc^ter
bes ($ranfen!onigs n^urben bie arianif(^en fiombarben bem Aa=
t ^ 0 1 i c i s m u s jugefü^rt, ber |i^ imme v fefter bei i^nen einbür^
Herte, als nai) bem Zobe bes Aönigs Slgilulf bie gi^^^tin !X^eube=
linbe ben öerjog oon üurin heiratete itnb bem mäd^tigcn
Sif^of (5regor bem (Broten oon 9?om mcitge^cnbe
9Ra(^t6efugni{fe einräumte. SIber nid^t nur ^ier, aud| in
6äbbeutf<^Ianb, namentli^ in S a q e r n, gelangte ber Aat^oltcis:^
mus 3u immer festerem Soben, inbem ber Si[(^of oon 3B o r m s
bas ba9ri[(^e grürjten^aus belehrte unb für bie römt|^^frön{i[c^en
3ntereffen getoann.
— 28 —
2. S)ic ^anbelätücgc bcr graiifcnjcit.
Seither oolljog ft^ ber 93ruc^ mit Aonftantinopel
ouf ber ganjen £tnie. Unter ber Sfu^rung bes Sifc^ofs
oon 9{om entftanb ein neuer SSUeroerein, ber oud^ in
l^anbelspolitifc^er Sejie^ung ein (ganses bilbete unb feinen Se=
barf unabl^ängig x>on jtonftantinopel unmittelbar
in ^erfien bedte, unb fo n)urbe bur(^ bie 93erni(^tung bes
Oftgotenrei^s mit §ilfe ber SBifd^öfe oon Wom bas gran*
fenreic^ bcr mä^tigfte Staat (Europas. 3^ 3<^^^ 630
wax gan} Z^üringen bereits in ben $Snben ber gfranfen unb
bcmiit bes ilat^olidsmus. SRöci^tig mirlte überall als Sele^rer
ber l^eilige ilolumb an aus (Englanb als Slpoftel für bas
(£^rt[tentum unb glei^jeitig erhielten überall ber ^lac^sbau
unb bie fieinetoeberei eine feit^er ni<^t gelaunte Sebeutung.
3m 3a^re 614 entftanben bie Älöfter St. ©allen unb
Di[fentis; in fiombarbien grünbete man bas Alofter So bbio
an ber Ürebia. 3^^ 3a^re 638 mürbe bas Alofter gruff en ge=
baut, 645 $ i r f a u , 716 bas Sistum g r e i f i n g errichtet, 674 er=
f^eint 3^f* iw 2iroI als SJerfc^rspunft, 750 roirb Of^i^f^^^in
Aömten Si^ eines C5augrafen, 717 roirb bas Jilofler Weisen«
au geftiftet, 736 entfte^en (gengenba^ unb ^fäffers. 3Ra^-
tig arbeitet unter fränfif^em S^u^e ber 3Ri{fionar Sonifacius
an ber Aat^olifierung Sfibbeutf^lanbs. 740 tnmtf)i bas Alofter
Petersburg bei (Erfurt, 744 gulba, 747 bas Slugsburger
Stift, 748 ©irb »onifarius »if^of oon SR a inj, 750 entfte^en
2lltmünfter unb Fölling, 764 bieÄlofter ^eiben^cim
unb (EllQ)angen. Ueberall bringt ber ilat^olicismus aus
($ranfrei(^ nad^ Sllemannien herein unb mit bem Aat^olicismus
ift es fränli|d()e 9lrt unb Sitte, franjöfif^e 9Bare unb franjöfifc^e
Wfinje, mel^e in Sübbeutfd^lanb jur ^enfd^ft fommt. Seit
bem Z^^tt 600 trat benn au(^ fdj>on bie aReffe o. St. D en 9s
bei $aris an bie Stelle ber ^Reifen oon $aoia als u)i^tigfter
CEinfaufsmittelpunft für bie ftaufleute oon grieslanb unb
aus bem ßanbe ber SR ar in er. §ier oerlauften biefelben bie
S^aftoolle Snglanbs unb polten bafür bie Selbe unb
bas ® e ©Urs ber fieo ante unb ber SRetdj>tum ber Sbteigteng ba*
burd^ fo fe^r in bie §ö^e, bafe biefe jo^lreld^e Sefi^ungen bis
berein na^ S^roaben enoarb, j. S. bie (Befalle ber Stabte
(Efelingen, (Smünb §erbertingen unb Sllbingen.
— 29 -
ni^t minber loi^tig für beit äBeltoetle^r idqi Sutgunb,
bas fett bem 6. 3<x^<^unbert bie $oc^butg bed Aotl^olidsmus
bilbete unb in bellen 6tabten bie Stf(^ofe bes 9{eid^s bis
^rein von <3ä)maitn ju Spnoben jufammentraten.
60 ftanb infolge ber Verlegung ber SBelti^anbelsiDege gf ^^ n I»
rei^ feit bem 3^^ 600 unbeftritten an ber €pi^e oon SBeft«
europo, n>d|renb ^erfien int Cften ben SBorenoustaufc^ be«
^ti^it. 3^ ^cifyct 568 voaxtn bie Seibenl^anbelsplä^e
Qiit Aaspifee ben Hunnen x>on ben Xfirfen abgenommen
oorben, bie bamate erftmols bebeutfam ^eroortraten , unb mit
i^ter §ilfe gelang es ben ißerfem feit bem ^af)xt 600 erneut,
ben Seiben^anbel ju monopolifieren, fo bog ^erfien
auf ben $5^epunft feiner 9Ra^t gelangte unb in ftolser Sieges»
imrtfen^it bie ^erferfonige bos ilreus bes ^eilanbs aus
3erufalem na(^ ißerfien führten 5um 3^^^"» ^^ berSroJS«
fontg oon ^erfien ber ^err aber bie C^riften^eit fei. 60
iDar ber Ärieg unoermeibIt(^ unb feit bem !iai)te 614 mürbe
feitens ber oftrSmif^en Äaifer mit §ilfe ber 9lraber mit (Er«
bttterung gegen bie Werfer gefömpft, bis ganj 93orberafien ben
Reifem oerloren gieng unb Äaifer §erallius ber Slfrifancr im
^liump^ bos jtreu} bes ^eilanbs mif ftonftantinopel
in bie Gop^ienlir^ führen lonnte, mo es feit^er als 9Ba^^
jeii^en ber ^errfd^aft über bie C^riften^eit unb i^re
Setle^rsgemeinf^aft oere^rt mürbe. 3»" 3«^^^ 627 fiel bie
^erferfefte Daftagarb unb 637 bie ^anbelsftabt SRabain
ober Ätefip^on am ligris mit i^ren mertoollen Spejcreilagern
in bie $änbe ber Äaifer oon Aonftantinopel unb bie 93or^err«
f<^aft ißerfiens mar enbgiltig gebro^en.
üuc^ biesmal aber hxai)it bie Sunbesgenoffenfc^aft, mel(^e
[i^ bos Stei^sregiment oon Aonftantinopel mit feinem ®oIbe er»
lauft ^otte, biefem menig Segen. Die 3lr aber benü^ten bie gc«
l^^te Stellung ber ^erfer mie ber Spjantiner unb maä)Un
rt<^ felbft ju $enen jener £änber, um mel(^e fid) bamals bie
^errfc^er oon Oftrom unb ^ßerfien flritten. 3^ ^^^h begfinftigt oon
ben Sranfen, bie 3ni>i^nmaren i^ren 9Beg mäf (Europa über
Atefip^on na(^ Damasius, Slleppo unb Seirut, alfo
Qom^erfif(^en aReerbufenfiberlRefopotamienna^ Serien
fonben, um fo me^r ftrebten bie Slraber, roel^e feit^er ben 2Beg
überbosKote 9Reer noi^Sleg^pten, Zunisunb Spanien
- 30 -
fütteren äBarenl^anbel benü^t Ratten, \\ä) biefes ftirifd^en
$anbcls5ugs 3u bemä^tigcn, unb \o fiel, nac^bcm im Saläre
622 ber Slraber aRo^ammcb bcn rcligiofcn SRittelpunft bcr
Araber oon äRefla md) SRebina oerlegt ^atte, unter ben topf c=
ren A^alifen aus bem $aufe Dmar oon äßebina aus gan}
Serien, ipala[tina, ^erfien, SRefopotamien unb
9legt)pten in bie $änbe ber Slraber unb Damaslus Q)urbe
als 3RitteIpun!t bes leoantifc^en 3Barenau5taufd)es
3ur 9iefiben5 bes neuen il^alifenreid()s. Um ben $er[ern
ben 3Beg na(^ bem ^erfif^en äReere unb ^^ritkn ju oerlegen
erbauten fie bie 3onftatte Sasra am Cup^rot unb fie (teilten,
um bie @etreibe3ufu^r aus 9egt)pten nad^ 6qrien 3u mehren, ben
Aanal oon A^olfum ober 6uej toieber ^er, fo bag ber 93er-'
iel|r 3tDi[^en Slegqpten unb Serien einen neuen $luff(^n)ung
na^m unb bie inbif(^en Spejereten unb 6eibenftoffe, bie na^
granireic^ famen, nur myi) über bie arabif(^en 3<>llf^^i^n ^^
9(egi|pten unb Serien 3u erhalten wattn.
^ie So Ige biefer (Entmidlung wax bas Snbe ber
fat^oli|d(ien (Sotenl^errfd^aft in Spanien. 3^^ 3<^^^^6^1
I)atte bie 3Jlaä)i bes ilat^olicismus in Spanien i^ren
5b^epun!t erreicht. (Es gelang ben fat^olif^en (Erbf5nigen
ni^t me^r, \\ä) mit $ilfe ber R\xi)t gegen bie iübif(^cn
(&rogbänbIer ju galten, mel^e bas £anb oon ilatalonien
oöllig bel^errf^ten ; fie f^Ioffen bes^alb S^neben mit ben
3uben unb n)anbten \\^ gegen bie ilirc^e. 9lber eine Ser^
[(^ujörung ftürjte ben Äönig unb bie Äirc^e fiegte erneut,
bis bie 3uben ]ii) um Q^uij na^ Slfrila u»anbten unb bie
31 r ab er 3U öilfc riefen, bie feit 711 Spanien befe^ten
unb es bem meftrömif^en 9iei^s5oIIoerbanbe entriffen.
So u)u^s bie Waä)i ber Slraber berart, bag i^r ^albmonb
balb ben ganjen 93erte^r smif^en ber fieoante unb SBefteuropa be^
^errfc^te, unb nac^bem fie im !ia^xt 717 por ben aWauem oon
Äonftantinopel ben SRittelpunft bes oftrömif(^en 9iei(^s be^
bro^t Ratten, gelang es i^nen im 3ö^^c 720, burc^ We (Erober-
ung oon 9{arbonne bie ^auptftabt ber ^rooence unb bamit
bie Serfügung über ben $anbels3ug oom SKittelmeer na^
Xouloufe, ©orbeaux, ber 3lormanbie unb (Englanb in
il|re $änbe 5U befommcn. Iro^ ber SRieberlage, roelc^e i^nen
bie granfen im 3a^re 724 bei Xours unb ^oitiers bei»
— 31 -
brat^lcn, gelang i^nen im So^rc 732 bic 3^rftorung oon Sor»
beaux unb 736 bte (Eroberung oon £90 n unb im ^aS^xt 744
jerttorien fie bie groge ^anbelsftabt ^almqra, bas Sinbe^
glieb jmif^en bem Sup^rat unb Damasfus^ |o bag bie gefomte
ganbelsfirage oom Sup^rat bis mä) Sorbeaux ben SolUn ber
arabif<^en il^alifcn bienftbar ©ar unb ber fieoanie^anbel ilber
bas TOittelmecr oollig in i^ren $änben ru^te.
3)ie golgc biefer toac^fenben Stellung ber äraber ©ar ber
immer raf^ere Stt^all ber 8Iüte ftonftantinopels. Die
2f r a n f e n fauften i^ren Sebarf on fieoanteiDaren nic^t me^r in
Aonftantinopel, fonbem unmittelbar bei ben Arabern, roeli^e [ie
über Sprien ober Slegppten na^ Sicilien unb bem
Q)e|tli(^en 3RitteImeer brachten unb i^re Stellung berart
ausnü^ten, bag {i^ allma^Ii^ ein allgemeiner Sturmlauf ber
3nterejfentcn bes römifc^en SBeltsolIoerbanbs gegen bie $crr|^aft
bcs ^Blam entioid elte. Die Regierung oon Ä 0 n ft a n t i n 0 p e I
Dor allem empfanb es f^merjli^, bag ber rDi(^tige Seibenftopel^
ort Irapcsunt, in bem bie Äaufleute oon Sagbab i^re
fieoantetoaren ben Aaufleuten oon itonftantinopel 3um ^ustauj^e
brachten, in ben §anben ber Slrabcr njar, unb no^m bcs^alb ben-
fetten im 3a^re 752 biefe SRarÖftatte ab unb in ä^nli^er 2Bci[c
gelang es im n)eftrömi|(^en Steid^e ben Sran!en, bie roeitere
3lusbe^nung bes Slraberrei^s oon C 0 r b 0 0 a ein jubämmcn. 3"^
Zof)xt 759 giengen bem 39lam bie llmf(^lagspla^e 9larbonne
unb louloufe roieber oerloren, [0 bafe bie oji^tigen S^Hge^
fälle bes ^anbelsoerfel^rs oom SKittelmeere na^ bem9ltlantif(^en
Ocean roieber in ben $änben ber C^riften roaren.
fiangfom aber ft^er oerlor feitl&er ber 35lam [einen 35oben unb feit
750 brad^n infolgcbeffen im 3 n n e r n bcs 9lraberrei(^s emftc 3n=
tereffenfämpfe als !ieiä)tn bes S^^IöHs aus. Der ©lans ber Omma-
jabenbi^naftie oon Damasfus rourbe oerbunfelt oon bem neuen
A^Itfenreic^e ber Slbbafiben oon S a g b a b. Der §anbelsmtt=
te^unft oerlegte fi^ oon Damasfus naä) Sagbab, bem alten
fttefip^on ober SRabain am Xtgris. Der Xigris ©urbe mit
bem Sup^rat bur^ einen itanal oerbunben, auf bem bie 3n=
bienroaren m6) S9rien, Älcinafien, ?lrabien unb
Segijpten roeiterbeförbert roerbcn fonnten, roel^e bie Äauf-
leute oon Sagbab 3ur See in (£e glon bei ben Secd^incfcn
ge^It ^tten ober roel^e aus 3nnerafien huxi) bie S u ^ a r e i
— 32 —
unb $ e r f i e n auf bem AaramanentDege mä) Sagbab gebraut toor^
ben tDaren. Da bte|e Srjeugniffe bann auf bem äßittelmeere
nai) (S e n u a unb 9R a r f e i 1 1 e Q)ettergtengen, litt ber feil^erige
Serle^r Don Sagbabüber Ütapesuni unb Armenien naä^
Jton|tanttnopeI unb 93enebig berart not, bag im 3<^fc
813 Äaffer fieo bcr Slrmcntcr oon Äonftantinopel, um bcn
Xrapejunter 9Rar!tQerIe^r 5U ^eben, allen Aaufleuten
feines 9tei(^s bas Setteten oon Sorten unb Slegqpten
0 erbot, (0 bag bie Aaufleute oon itonftantinopel bte inbifd^en
(geroürje nut no^ oon S^rapejunt besiegen lonnten, bas feit»
^et ber bebeutenbfte 91littelpunlt bes oftlid^en $am
belsaustaufc^s mar. Seit bem ZoS)x 850 etma rourben
^ier, in ber Sfiboftede bes G^matitn SReers, alljährlich
mehrere groge äRejfen abgehalten, wo fid^ eine bunte SRenge
oon Xf(^erfe[fen, äRufelmSnnem, (Briefen unb Armeniern brangte.
§ier polten bie Slraber unb Armenier bie b^santinif^en SBeb*
maxen unb (Solbbrofate, u)a^renb bie flanbinaoif^en 9lu[fen
ober Slormannen oon ber SBoIga Sernftein unb Sd^afroolle
aus bem 9lorben brachten unb an bie ilaufleute oon Sagbab
abfegten.
3mmer u)eniger aber giengen allma^li(^ bie SBaren,
meldft aus 3nnera[ien mä^ bem SBeften lamen, burd^
bas ^ri[tli(^e C5eorgien nac^ bem Aau!a[us unb Xrape«
sunt weiter, fonbem immer me^r rourbe es ©ebrau^, baft
bie CErjeugniffe, XDt\i)t oon Samarlanb unb 8oI^ara ober
oon Ü e 1^ e r a n mi) bem jt a s p i [ e e gelangten unb ^ier auf bie ja^I«
lojcn Skiffe oerfrac^tet n)urben, ©elc^e benjelben um bas3ü^t 900
belebten, bie SB 0 Ig a hinauf in bie ©ajsarenftabt 3t il ©erfragtet
n)urben, vdo bie arabif(^en ^änbler bafür ^elje unb 6(^af«
feile oon ben C5a55aren eintauf^ten, mä^renb biefe bie Snbien-
xoaxtn na^ bem Don unb naä) ^{foto brad^ten, too [ie bie Aauf»
leute oonAonftantinopel polten. äJon jlon[tantinopeI aus
giengen bann bie fieoantemaren über 93 e nebig na^ $aoia
unb oon bort aus o^eiter fiber ben SRontcenis nad^ bem
granlenrei^e. SRid^t umfonft baute barum ftaifer Äad ber
C5rofje ben Dom ju Stachen im b^jantinifd^en Sauftile no<^
bem Sorbilbe ber ^farrtird^en oon SRaoenna unb ?)orf, ben
altromif^en beiben $auptftabten 3taltens unb Sritonniens.
^orf— 8la^en~^aoia— JRaoenna— Äonftantinopel— Sagbab toar
— 33 —
bte groge ^ottbelsftrage jener !^exif oufioel^ec \xä^ bet äBoien^
austauf^ be$ %(6enblanbs mit 3ti)>i^n ^^olljog.
Seit bet Sfejtf e^ung ber Sltober in S a g b a b toutbe benn
auä) bo$ Ser^altnis bes 3^1^^^^ 3U ^etfien ein befferes als
unter ben jl^lifen oon Damctöfus, toeil ie^t beibe Solfer,
bie tlrober toie bie $erfer, i^ren Sorteil im friebli^en Slus«
touf^ i^er ^onbelserjeugnilfe fanben. X)ie 9{ o ^ 1 1 o f f e ,
toeli^e bie Slrober unb ^erfer in ben £anbem jenfeits
bes DxuSf in 9{orbpetfien , ant Aur, Zigris unb (Eup^rat
verarbeiteten y [tantmten ni^t aus ^interafien, fonbem aus
ben norbifc^en fianbern (Europas, aus Schweben
unb 9tortpegen, von ben !Sn\eln ®otIanb unb Oelanb,
aus Sfinnlanb unb 3nnerruglanb, oon ber3n[eISorm
^olm, Snglanb unb 3sl<^nb. Ss mar bies ein Sinlauf,
ber ]\d) bis 3um ^af)xt 914 fteigerte, unt feit 958 raf^i abju^
nehmen unb feit 1020 gans aufju^ören unb bem Sesug in
^interafien loieber $Ia^ ju mad^en. Da [o bie Aauf (eute oon
Sagbab i^re 9{o^ftoffe in ben £anbem Sarmatiens
unb ber O ft f e e einlauften unb bie baraus gefertigten Derarbei«
teten Srseugniffe nad^ 3 n bi e n loeiteroertrieben, um bann bie Sr»
jeugniffe 3nbien$ u)ieber an bie Sarmaten unb Slormannen 3u
oerfaufen, uKtr i^nen im (Segenfa^e ju ben SIrabem oan Da^
mashis ber Aanal oon Aolfum nad^ Aairo ein Dom im
9uge, TDtil es bur(^ biefen möglich mar, bie £eoantemaren mit
Umgebung oon Sagbab oom iRoten 3Reere na^bem äRittel»
meer ju bringen. Cine i^rer erften X^aten mar bes^Ib auc^
bas 3uf<^&tten biefes Aanals; legten fie bamit bo^ ben
Durd^fu^r^anbel SIexanbriens lal^m. Diefer äSer-
U1)x 3mi{(|en Slrabien unb bem 9luffenrei(^e ^atte \\if f^on feit
bem Zafßt 700 atlmä^Iic^ entmidelt. Die 9{uffen brauten i^re
$el3e unb 6^affeIIe oon ber Oftfee na^ 9lomgorob ober
Sulgarb an berSBoIga, mo fie biefe gegen Silber unb fie>
oantemarenanbie Aaufleute oon Sagbab oer^anbelten. Der ge=
mö^nlid^ 9Beg für biefe £eoantemaren mar um bas 3<^^^ ^^0
menigftens bie l^interinbifc^e ^albinfel äRalafla unb bas
„(E^tneftf^e IDleer", mie bie SIraber bamals ben $erfif(^en
SReerbufen bejeii^nenb nannten, ä^nlid^ mie bie S^maben ben
Sobenfee ben „Senebigerfee'' Riegen, meil über biefen bie Se«
nebiger SBoren lamen. Dur<^ ben ^erfif(^en 3Reerbufen ge«
3
— 34 —
langten bann bte fieoontenxiTen no^ Sagbab, ido fie oerebelt
unb na$ Zrapejunt, Kovgorob unb iton[tanttnopeI
loeitet befotbert outben.
UmfaJSte fo bte polttif^ SRa^t be$ !i%lim unb bas freie
^anbelsgebiet beffelben ben ganjen SBorenaustouf^ ym\ä^n
ber fieoante unb bem Sbenblonbe, fo UKtntte biefet Sau bo^
fi^on balb in (einen ffininbfeften. Hu^ ^iec jeigte fi^ oie bei
bem 9tei<^ Wesanbers bes Gtogen, beim 9t9merceid^ unb ben
9{eupeffem, ia% berortige gtoge Sftet^nbelsgebiete notumotmenbig
nur furje 3eit i^r Dafein fciften lonnen, bajt Uft Siiefenlotper in
feine einjelnen Zeile jerffillt, fobalb bie geoattige $anb bes
9BeItgenie$ fe^It, xot^es benfelben jufammenfagte. 9iu^ im
3$Iam tobte be$^Ib fd^on im 8. Oo^i^unbett ein immet
ff^Iimmer oeibenbet Streit im eigenen fiager. 9li^t nur ber
politifc^ C5egenfa^ Sioifc^n ben Käufern Omar unb Slbbas unb
ber mirtft^Iit^ (Begenfa^ ber ^onbelsintereffen oon Damas*
Iu$ unb Sag b ab, oon Sprien unb SRefopotamieUp }errig bas
Keic^ bes ^albmonbs, fonbem im 9itiSfe ber Ommajaben be*
fönqjften fi^ in Spanien toieber bte AJ^Iifen oon Corbooa
unb Sarcelona, fo bog bie ^errfi^r oon Sarcelona im
Sa^re 777 ben Sru^ oolljogen unb bur^ eine (ßefonbtf^^ in
^aberborn bie ^ilfe bes gf^ctntenreii^s anriefen unb im
3a^re 790 oon Aonig itarl bem ®rogen eine (^riftlic^e
fpanifc^e (Srenjmarl errichtet merben fonnte, n)el^e bem
SBarenbejug aus ben jt^lifenlfinbem einen feften Damm ent«
gegenfe^e unb bem römif^en Steic^sjolloerbanb neue Arfiftig«
ung braute.
Seit Aaifer Aarl bem Srogen mar es benn au(^
bem d^riftlic^en 3ni^^^lT^nIretfe erneut möglich, unab^ngig
oom ^albmonbe u)teber eine ^anbelspolitif auf eigene
J$auft 3u treiben. Die ^anbelsbilans ber ^albmonbslfinber
oerfd^Iimmerte fi^ immer me^r, bie Silbermengen, mel^e oom
Aaspifee unb oon Sagbab na^ 9tuglanb, ben Oftfeeianbem,
S^toeben, Slonoegen, DSnemarl unb (Englanb loanberten , ftei*
gerten fi(^ unb loa^renb ber Oslam immer me^r bem reinen
«usful^rgemerbeftaat jutrieb unb eine Äultur erjeugte,
mel^e ben Aeim bes 3erfalls in fi(^ trug, entioidelte fi<^ bas
«benblanb im ffiegenfa^e ^ie$u jum reinen «griluUur-
ftaate, beffen Sobener}eugniife in großen SRengen na^ ber Sc
- 35 -
omite iMinbetten, ml^ biefe {e^t mit ben (Etjeugniffen bes \w\ä)'
peifif^en (Beioerbefleiges unb mit bem C5oIb(egen i^rer Seig«
mrle besohlen mugieti. Die Sroffnung befferet ^anbels«
oerbinbungen jioifc^n bem Slbenblonbe unb ber fietmnte f teigerte
ben gegenfeitigen SBorenaustQuf^ 9on 3talien über 93enebig
mif Aonftantinopel, Xrapejunt unb Sagbab unb
bte Serbefferung unb Setme^rung ber 9IIpenfiber«
gange ermSgli^te einen gefteigerten SBarenaustaufd^ auf bem
fianbn>ege stoiff^en Oberitalien unb bem ^xanUnxtiiit,
Die bitten fyftitn uon ^llpenpaffen 5um 93erfe§r jmifd^en
bem (Sallien oon 9larbonne unb bem biesfeitigen (Pallien nur
ben SBeg an ber Afifte, bie fogen. „route de la corfiiche'' bei
Stisja, unb ben Ileinen 6t. Sern^arb benäht, aber fd^on
feit bem 3<i^^^ 600 ^otte aud^ber 9Ront«(£eni9 in Sapopen
jmif^en 3:urin unb Qi^amberi eine sune^menbe Sebeutung ffir
ben Serle^r jmifd^en ^anfrei^ unb £ombarbien gemonnen unb
feit Aonig $ipin unb Aaifer Roxi bem (&ro|}en mar biefer ^ag
bte gemö^nlid^e Strafe 5a)if(^en S^anlrei^ unb £ombarbien,
beren Senfi^ung bur^ ftaifer £ubn)ig ben (frommen bur(^ eine
Sremben^rberge auf ber ^aj^l^ö^e erlei^tert rourbe.
Der groge Unterfd^ieb biefer ^anbelsmegsDerönberung
beftanb barin, bag je^t an bie Stelle ber Stäbte
SRarfeiUe, louloufe unb Sorbeaux, bie feit^er ben
Serfe^r jiDift^en IBritannien unb ber fieoante
fiber ^loxtni mh 9lar>tnna uermittelt Ratten, bur^ bie Sr«
bauung einer fahrbaren SRontcenisftrage eine neue
ffielt^anbelslinie fionbon— ^aris— üurin— Srinbifi cntftanb, unb
ber Swtd biefer Strafe mar, bafe bie S^^ufalcmspilgcr
unb bie fqrif^en Aaufleute bie bur^ bie arabif(^en
Giraten gefö^rbete Seefahrt entlang ber 9KltteImeerfüfte
fi^ erfparen tonnten. Sie mieben ben 2Beg fiber SRarfeilleunb
reiften burt^ 31<tli^n nad^ ben apulif(^en $afen, um ber
fteigenben C5efa^r ber 6eereife t^unli(^ft aus3un)eid)en,
loeil bie Araber im Sunbe mit ben S^jantinem bas gonse
meftlii^e 9RitteImeer unfi^er matten, unb fo mürben Sari, Iran i,
»rinbifiunblarent groftc Umfd^IagspK^c für bas oftlic^e SKit*
telmeer. 3^ ^^¥ ^^^ $anbelsmege fi<^ oersmeigten unb fic^ gegen,
feitig 9Bettbemerb bereiteten, befto geringer mürben bie Crträgniffe an
St^bereigeminn, an S^Uen unb ®ebü^ren, mel^e ben einseinen
3*
— 36 -
Stapelorten oerblteben. Qo famen namentlt^ bie feefa^rtsfunb«
igen Semo^net bet [fibtoeftlid^en 9RitteImeetfufte immer
me^r in 9bt unb es lag bes^alb ffir fie ber Slusmeg am nad^«
ften, bag fie aus unteme^menben Aoufleuten unb 9l^ebem eben«
fo oenoegene Seeräuber n>urben. 3^ "te^^ aber auf biefe
3Beife feit bem 9lotIeiben bes ^anbelsgugs x^on^tmp^
ttn naäf Xunis unb Spanien bie Sarbaresfenftaten
3U ebenfo oiel SeerSubemeftem tourben, befto me^r jogen bie
Aaufleute bie fi^erere £anbreife burc^ Stalten oor unbfo
mar benn au^ fc^on im 3<4te 871 ber bamalige arabif^e $afen
Sari in Unteritalien allgemein fe|r beliebt ffir bie go^rt na^
Hlea^anbrien. $atte man bo(^ auf biefe SBeife meit gegrfin«
betere 3(u$fi(^t, mit feiler $aut nad^ ber fieoante ju lommen,
als oon SRarfeiÜe ober C&enua aus, mo aüja^rlii^ $unberte oon
(^riftlid^en gfa^rjeugen in bie $anbe ber SOlauren fielen, bie
ebenfo bie (geigel ber Jtfiften« unb gflugbemo^ner bes meftli^n
aRittelmeers bilbeten, mie bie 91 or mannen bie Dftfee, bie
Slorbfee, ben Aanal unb bie SBeftlfifte bes grtanlenrei^s beläftig«
ten. Seit bie 9Rauren fid^ ber feften Surg(&arbeSi<^isnet
an ber 9{ioiera bemad^tigt l^atten, mar ^ier lein Sd^iff me^r oor
i^nen \xä)tt unb feit ber ^anbel ber <^riftli^en Stäbte Saler«
no, ^malfi, Sleapel, C5a6ta unb Palermo unb anberer
Stäbte bes Xqr^enif^en SReers notlitt, mar bie idSfixti^t brot«
lofe S(^ifferbeo9lferung biefer Stöbte lein $aar beffer als bie
femitif^^islamitif^e SeoöRerung oon Xunis; fie trieb ben See»
raub unb ben Sllaoen^anbel mit C^riftemoeibem genau
fo mie bas ^irateneoll ber Sarbaresfenftaaten unb ma^te fo
bas meftli^e SRittelmeer 5U einer $5^Ie bes S^redens unb ber
Serbred^en, in meldte 5u fteuem fi(^ !ein jlauffarteif^iff me^r
getraute.
^otte ben 9lu^en oon biefen fd^Ie^ten Sic^er^eitsjuftänben
im meftli(^en 9RitteImeer bie fiombarbei, f(^mammen auf ber
langen SBafferltnie bes $o bamols ^unberte oon f^merbelabe«
ncn Ää^nen mit ben (Erjeugniffen bes granfenrei^s,
Surgunbs unb £ombarbiens hinunter mä) ber
^bria unb Senebig unb oon ^ier 3u £anb meiter nad^
jt 0 n ft a n t i n 0 p e I, fo mar baf ur bas Serl^ältnis jmif^en bem
^apfte als Sc^ü^er bes meftrömifd^en (Bottes*
friebens unb ben ASnigen oon $aoia ein june^menb f(^Ie(^
— 37 —
tes, iDfi^tenb ber ^opft bei feinen Seftrebungen , im oeftli^en
SRittelmeei oiebei georbnete ^anbebjuftanbe ju fc^affen, ffyA*
frofiige Unterftfi^ung burc^ bie Ädnige besS^^^nlenreic^s fonb.
3mmei nie|r gelang es mit $ilf e bes ^etjogtums S a q e r n als Se«
fi^ets ber beutfc^n Dftmar! unb ber Äaifer oon itonftant i no»
pel feit bem 3<^^^ 700 ben ^enfc^m oon ^ooia, fid() gegen ben
$opft unb bie $ei^e oon Seneoent unb Spoleto ni^t
nur erfolgreich ju be^oufrten^ fonbem auc^ bie $errf^^ bes
$apftes berart ju erf(^iittem, bag ber ^apft aus 9lom na^
Soiffons flfl(^tete unb bie $ilfe bes gfranlenreii^s anrief.
Diefe u)urbe i^m benn aud^ 5U Zeil; ber $apft ernannte ben
Aonig oon ($rantrei(^ jum 6(^u^oogt ber Stabt 9iom,
moi^renb grtantrei(^ i^m baffir feine Siebte auf ben fogenannten
Airi^enftaat, bas ehemalige oftrömif^e Sxar^ot 9{at)enna
mit ben aRarten unb Stäbten 9nIona, Genagallica, ^anOf
$efara, SRimini» Sologna unb Sferrara beftötigte» b. (.
auf olle bie £anber, roel^e ben $ anbei jn>ifd()en ber 3lbria
unb bem Xifr^enif^en IDleere uermittelten.
3e me^t fid^ auf biefe SBeife bas gfranfenreic^ mit 9{om
uerbunbete, um fo enger mürben bie Sejie^ungen smifd^^en ben
Sngelfa^fen inSritannien unb ben fiombarben. SBä^renb
bie ^erjSge oon Seneoent unb Spoleto 5um grtanfenrei(^e unb
bem $apft hielten, l^eiratete im 3a^re 690 eine angelfa(^fif(^e
Jtonigstod^ter beren (Segner, ben ^erjog oon 9RaiIanb. Statt
aber ^aris, Xurin unb Seneoent gieng ber englif^e ^anbels-
jug je^benSt^ein herauf bur^ bie G^meij nad^ SRailanb,
bis bas ^xanlenxtiä^ \xi) au(^ biefer äBettbemerbsIönber be»
m&(^tigte. 3^ 3«^^^ 719 eroberten bie gfranfen 8ata=
oien unb 9Beftp^aIen, 724 mürben Xeite Sa^fens,
Saperns unb Sd^mabens, 729 9leuftrien, b. ^. Ünjou
unb bie Slormanbie, bem gf^anfenreic^e einoerleibt. ^ÜQte ji^
ein SoO ni^t gutmillig, fo mürbe ®emalt angemenbet, mte 3. S.
im 3a^e 741 ber ^ersog oon Sllemannien in Cannftatt
^ngerid^et nmrbe unb im ^ofyit 743 in Sägern unb Qa(S)\tn
bie Vufftänbe gegen bie (Jfranlen blutig niebergefd()Iagen mur«
ben. Üeberall brang feit^er mit ben gfranlen ber Jtat^oIicis=
mus unb bamit bie ^anbelspolitifd^e Slbf^Iie^ung
gegen alle nic^ttat^olif^en fianber ein. 3)as ^erjog^
tum 6^maben mürbe im Za^x 747 aufgehoben unb mit ber
— 38 -
fränftfd^en Rxont oerbunben, bte feit^ bos fianb butd^ £anb«
oögte unb 3^iAn^o^^n oenoalten lie^; ebenfo gef(|o^ es mit
Sägern tm3<^te 753. 6eit 789 mußten \xif aud^ bie €a^
f e n unb bie £änber j en f e it s ber CI b e ootfiberge^enb unter bas
fronfifc^e 3^^^ beugen unb überall mürbe bas £anb in Jlir^n»
prooinjen serteilt, fo bag balb bie Sifc^ofe oon ^alberftabt,
^aberborn, SRinben, Sterben, Sremen, 9Run|ter unb
Ösnabrfid mk bie Siebte oon gulba, CoriDe^ unb $er«
fürt bie eigentli^e 3Rac^t in biefen £&nbem als fionbesl^rren
in Rauben Ratten unb bie u)eltli^en C&rogen 3U blojsen Vus«
ffi^rungsbe^orben bie[er jtir(^enffirften ^erabfanfen.
Das ganje 9{eic^ aber [teilte einen grojsen eini^itli<l^en io n t i n en«
taten 3ont)erbanb bar. SBie in (Erfurt, fo legte an ber ganjen
9?eid()S3ollgren}e, in Sarbemid» in Sd^esla, in Sranben«
bürg, in ($tan!furt, in gforc^^eim, in Samberg, 9ie»
gensburg unb (Ens in Steiermarf jtaifer Aarl ber ®roge
groge internationale ^lustauf^marfte mit Stapel«
prioilegien an, wo fid^ ber 9lustauf(^ ber SBaren oollsog.
9Rit ber (Eroberung ber alte^rroürbigen (Eresburg in Reffen
traten feit 772 fiberall an bie Stelle ber 3(^^nfSulen unb t^res
SRarltfd^u^es bie Aapellen unb gefriebeten 3RarItftätten ber h*
i^olifd(ien Siixift, SBenn im 3a^re 816 bas Sistum 3Bfir3>
bürg entfte^t, u>enn biefem 822 bie SRartinsKr^e in £auffen
am 9led[ar juföllt, fo jeigt bies eine fteigenbe Sebeutung bes
Serfe^rs jtoifd^en bem 901 a ine unb bem 9ledart^ale, jtoifil^n
9Bär5burg unb $eilbronn, es jeigt, miebie Sejie^ungen
Sioifc^en e^ranfen, Schwaben unb bem 9{^eine oud^fenunb
ben Sejie^ungen ber öftlit^en Xeile Deutf(^lanbs ju ben Donau«
länbern lebhaften SBettbetoerb bereiteten. 9Benn ber Slbt
$atto oon ber 3nfel Keid^enau im Sobenfee (Erjbif^of oon
aRains ^^^^t ti'^nn im Z^xt 839 ber Sif^of Salomo 1. oon
ftonftanj bie Sistfimer Hamburg unb Sremen ju einem
neuen (Erjbistum oereinigt, fo 1^ man ^ier eine geograp^if^
£inie oom Sobenfee über SRainj nac^ Hamburg, bie
nid()t nur für bie (5t\(S)\ä)tt bes ftat^olidsmus, fonbern auc^ ffir
bie (&ef(^id^te bes 393elt^anbels oon Sebeutung ift.
3mmer enger (nflpften fi(^ benn aud^ bie oirtfc^aft«
li(^en Sesie^ungen ber ^ontinentalftaaten fett bem
3a^re 8(K), n^ie bies mannigfa^e Seifpiele jeigen. 6eit bem
— 89 —
3a^ 806 f<$on 3. S. ge^Mt bie fflr ben.@al}l^anbel
iDi^e 6iaM ^olle 0. b. 6ooIe jum fcfinfif^en Arongut unb
ebenfo flog ber rei^e Sttrag an ®oIb unb 6i(ber, ben bie
Setgverfe bes ^arjes bomab lieferten, ni^t me^r in bie
ftommer bet f8^fif(|en ^eisöge, fonbem in bie fränfif^e 9iei^
fammer. 6d^n im 3o^e 779 ^nf<^te auf ber 6trage Don
SRain} nai^ Srfurt ein leb^fter Serle^r burc^ bie Glaoenlauf*
leute, ipelt^ fiber Srfurt i^ (ErjeugniRe nad^ bem 9{l^ein
brauten, unb feit bem 3a^re 805 erhielt bie 6tabt Srfurt oon
jtoifer Aarl bem Großen ba$ 6tapelre<^t fflr alle forbift^n
Srjeugniffe, bie oon ^er nac^ gfranifurt unb bem Steine
giengen. 6eit^r arbeiteten in 6a^fen, gfranten unbSo^ern
mte in Si^oaben bie Senebiltiner, um bemp^9fiofrai{|^n
9Birtf(^aftsf9ftem bes grtanfenrei^s ben 9Beg ju 9ffnen. Das
neue iUofter gfulba mürbe ber SRittelpunlt biefer X^tigleit unb
balb entftanben mie feit^r in 6^maben, in Sägern, am
9{^ein unb SRain, in Xpringen, an ber SBefer unb in
Oftfrieslanb ja^Irei^e Alifter, meld^ ben Kderbau unb
bie (Bemerbet^Stigfeit Deutfd^Ianbs in neue freiere Sahnen
lenften, aber aüerbings au^ ber 3ufammen3ie^ung be$
Kapitals in immer meniger ^änben in &|nli(^r SBetfe bie
So^n ebneten mie bie gabrif^ofbetriebe ber heutigen 3^it.
Diefe Semegung machte leinen ^alt auf bem ^^ftlanbe,
fie griff mit S^nelligfeit au(^ auf bie norbif^ien ^albinfeln unb
3nfeln über. 3m Z^^tt 811 mürbe DSnemart jur Sner«
lennung ber Sibergrenje gejmungen unb babur^ genötigt,
ebenfalls ben Uebertritt jum Aat^olidsmus oorjune^men unb
]i^ bem fräntif^en Aontinentalftaat ein}ugliebem. Seither
brangen mit ben Iat^oIif(^en (glaubensboten bie fränfifc^en itauf«
leute in immer grSJteren SRaffen in Dänemarf, 9lormegen unb
6<^meben ein unb fo mar bie Singlieberung Snglanbs in
ben franfif(^n SoHoerbanb unb beffen Uebergang jum lat^olif^en
Glauben nur no(^ eine gfrage ber 3(it. Su^ ^ier oerf^manben
bie einjelnen felbftftSnbigen ^ersogtfimer unb an i^re Stelle trat
ein geeinigtes itSnigreid^ Sngelfad^fen mit frei^änblerif^eu ®runb«
fS^n, fo bag au<!^ in biefem fianbe bem gegenfeitigen 3Barenaus'
taufi^ mit ben Aontinentalftaaten fein ^inbernis mel^r im SBege
ftanb. grriebli^e $anbeIsoerl^Itni[fe bahnten fid^ jmifd^en (Eng«
lanb unb bem Stanlenrei^e an unb im 3^^^^ 900 mar no^esu
— 40 —
9an3 Snglanb fat^olif^ utibbet ^onbelsDetfd^ btefes fioit*
bes mit bem grtanlenteid^e unb gflanbetn loucbe ein fo
reger, bag bie Dfinen unb Kuffen fid^ babtin| in i|ren
3ntere|fen ^art betroffen fo^en unb bur(^ (Einfalle in (Eng«
lanb |i(^ bafür rösten, bag Snglonb bie $anbetebe}ie^ungen
mit ben b[t[eelänbern unb ber 9BoIga abgebro(^en ^tte
unb feine Ieoänttf(^en 9Baren Aber ho» Slittelmeer, Xou*
loufe, Sorbeaux unb £a 9ioä)tllt bejog. Sie omren
oon ber neuen Drbnung ber ^anbelsoer^öltniffe bes europaif^en
greftlanb$ toenig erbaut, umgcAen boc^ biefe gotifc^en ober bfini«
|(^en SöRer oie eine 9{ie|enf(^(ange bas europäijd^e Seftlanb
unb oermittelten ben äBaren^nbel besfelben }ur See.
(Sanj (Englanb, g^onbern unb äBefifranfrei^
feufgte [eitl^er unter ber®eigel ber ruffif^«bani[(^en See«
rfiuber, n>eld()e bie Ober, bie SIbe, ben JR^ein, bie
Seine, bie £oire unb bie (Saronne hinauffuhren unb bie
Uferbevo^ner branbf(^a^en. Ueberall mußten Stranbfeft*
ungen angelegt unb bie gflotten vermehrt n)erben, um
|ic^ ber bänif<^en (ßiraten ju eru)e^ren. 9luf i|ren leichten
flai^en Si^iffen, ben [ogenannten „Drachen", ruberten bie 9tox*
mannen müt bie Ströme hinauf in$ ^nntxt be$ £anbs,
plünberten bie Stöbte unb Dörfer unb raubten bie grtauen unb
93ie^^eerben unb mas i^nen fonft oon SBerten in bie ^änbe
fiel. 3ni Z^^^ ^1 nahmen |ie iRouen ein, 842 brannten
fie Hamburg nieber, 876 festen fie fi(^ an ber äRaas feft
unb plünberten bie Stäbte 9la(^en, Aöln, Syrier, SRe^,
Singen, SRains, SBorms, [a [elbft bie S^toeis mar nic^t
oor i^nen fieser. (Erft bas 10. 3a^r§unbert brachte einen ^Kus*
gleich, nail^bem ilönig jtarl ber Sinfa<^e oon S^antrei(^ feine
Xo^ter mit bem Dönen^erjog oermä^lt unb biefem bie 9lox*
manbie als fränlif<^e$ fielen abgetreten ^atte. Die 9lorman*
nen mürben je^t franfifc^e £e^ensleute unb Aat^olifen unb
bienten als Q^uijmaäft gegen ben öugem gfeinb.
9lic^t meniger feinblt(^ ftanb bem römif(^«fr&nfif^en 3oH'
bunbsgebanfen bas S^^i^f^noolt gegenüber. 3nt Sunbe
mit ben oon ben Slngelfac^fen aus Sritannien oertriebenen
Semol^nem ber Bretagne unb 9lormanbie, ben Semo^nem
oon 9i^eims, ^aris, Orleans, Xours unb 9{ouen,
mehrten fie ]\d) gegen bie gfranfen oon Soiffons, Slawen
— 41 —
imb ftöln. 3m 3a^re 716 pifinbertett [te Adln unb matt
funkte (ie ebeitfo mie bie Slormotiitett. Sie iDe^rten fi^
um t^T iDtrtf^oftlt^s £ebenp um ben Seftotib i^rer ^o^
etttmtdeltett, für ben aBeltmoift orbeitenben Xud^ma^eiet.
Aaufte bo^ nod^ jlmfer jtarl ber (Sroge oon Sranfret^ bos Xu^ für
feine 3)ienftmannen in gneslanb unb oerf^idte bie friefif^en
Xüd^er als Ofürftengefd^enfe in bie £eoanie. 9ieiften bo^ um jene
3eit lonaft bie friefifd^en jtaufleute in flrofeen Sd^aren bie
(Hbe ^rauf in bie SBenbenlanbe bis jur $aoeI loie nad^
gronfrei«^ unb Snglanb )um 9lbfa^ i^rer SBebftoffe, meldte fie
f^on imSa^re 629 auf ber bamals ^o^berü^mten SReffe Don
6t. Denqs bei $aris an bie £ombarben, Spanier unb
^rooengalen gegen bie Jloftbarteiten berfieoanie austauf^ten,
bis biefe bie SBoIIeraDeberei [elbft begannen unb nur nod^ ben
SRo^ftoff in 6t. 3)eni)s ein!auften.
Xro^ biejes SBiberftrebens ber 9lormannen unb (Briefen aber
enang ber itat^olicismus unb bamit ber römifd^^franKf^e 3onbunb
immer n>eitem S3oben im 9lorben unb Often !Deutfd^Ianb5 unb
ber Cinflug bes ^anfenrei^fs auf bas 6(^idfal (Europas ftieg
bomit in {ebem 3^^^^- 3^ gefä^rlit^et burd^ bie unfi^eren
Ser^Itniffe auf ber 6ee ber SBalferrDeg für ben $anbel5=
oerfe^r lourbe , um fo mfi^tiger entmidelte fi^ ber 93 i n n e n »
i»erle^r burci^ Deutf^tanb. 93or allem maren es bie Donau^
lanber, in benen unter bem frönfifd^en 9{egiment ein leb^af^
ter $anbelsDerfe^r blühte. 6eit bie 6türme ber 93ölfenDanbetung
unb bie großen europöifd^en 93dl!erfriege vorüber toaren , gieng bie
Ccfi^liegung ber Donaulänber immer mel^r i^rer 93enoirflt^ung
entgegen unb biefe begannen, ben alemannifd^en unb italieni^
l^enäRarlt jum großen 6c^aben ber^robujenten ber 9t^etnlanbe
unb Srranbei^s mit i^ren Crseugniffen ju überfluten. 3^1 Z^l)tt
630 f^on machte fi(^ Bulgarien oon ben türiifd^en, b. f).
^unnifi^-mongolifd^en, Sloaren frei unb er^ob fid^ huxi) einen
Arieg mit 6erbien ju einem felbftftanbigen 6taate. ^ud[)
in »ö^men entftanben feit bem 3a^re 677 Cifen^ütten,
feit 714 trieb man bort ben 6ilbers (Solb* unb 3i»inbau
loieaud^ bos (betreibe, ber SBein, bas 3Ba(^s, bie SBoUe,
bie fieinroanb unb bas £eber biefes £anbs in großen SRengen
na^Stegensburg ausgeführt tourben unb bie Q)enbtf(^en ^önbler
auf ben bortigen SRSrften i^re 6(^ulbig!eit mit 6ilber, Cifen
— 42 —
ober Seinioanb beglti^en. Sö^mif^e (Eifengetite unb ^anb«
loettdjeuge, etfeme Slabretf en unb fiemiDanbpSde begonnen fett bem
3Q^te 700 im (gto^anbel eine june^menbe JRoIIe ju fpielen unb
oerf^afften ben bodigen SeiDo^nem foI<^en SBo^Iftonb, bog bie
Slooen bie $erren ber Oftmorl tourben, obgleid^ fi^
So9ern in ^ftigen Artegen ^iegegen loel^rte. (Erft mit^Ufe bes
Sfronfenrei^s gelong es, in ben Donoul&nbern bie feit^erige
9RQd^t ber Slooren unb Söhnten ju bred^en, ben Jtot^oltcis«
mus einsuffi^ren unb ou^ bos X)onouIonb bem römifd^n SBelt*
jollbunbe lieber onsugliebern. 3n Siebenbürgen unb
$oIen, im olten Docierlonbe, entftonb fetter unter bem ^n^
!en Somo ein neues 9ttxi) (Srogmo^ren, bos oon ber Xotro
bis 5U ben 6looen on ber Soole unb SIbe reid^e. $te^r
lomen bie jtoufleute ousgrrieslonb unb ous bem 9RorinerIonbe,
bie größten ^onbler jener 3^it, inbem fie bie SIbe unb
$ooeI ober ben 9l^ein ^erouf bur^ 6d^n)oben noc^ ben
X)onouIonbern jum Sinloufe fuhren. 3n SBimpfen johlten
fie ben Srüdenjoll, ber f^on unter jt5nig Dogobert
bem (Jronfenreid^e gehörte unb im 3<^y^ ^^ ^^s 9{ei(^
le^en bem Sistum SBorms sufiel. Seit 740 lourbe
hos 60I3 oon 9lei^en^oII fiber fiouingen bis nod^
gfulbo gebro^t, loo^renb bie Donoul&nber mit SBoIl*
ftoffen 00m 9lieberr^ein oerfe^n lourben. 60 logesno^^
bog mon fd^on unter Aorl bem (Srogen emftlic^ boron bod^e,
bem 93erte^r ber oftfränIif(^en fionber mit ben Donoulfinbem
boburd^ oerme^rte Sebeutung 3U geben, bog mon einen Aonol
oom SRoine no(^ ber Donou plonte, ber freitid^ nid^t jurHus«
ffl^rung lom, fo bog es bobei blieb, bog mie (Sift^la, Sorbe*
wxdf SRogbeburg unb (Erfurt für bie oftelbif^en Sfinber bie
(grenjftöbte gforc^^eim, 9{egensburg unb Sns in Steter*
mort oIs Stopelplo^e für ben SBeltoerfe^r erflfirt u>urben,
on benen fein ^onbler oorbeifo^ren burfte, o^nt feine SBore eine
beftimmte S^it bofelbft 5um Aouf ousgeboten ju ^oben, tote oud^
im 3o^r 898 Aonig Slmulf oon dornten ben ißoffouer
30II ouf^ob, um bie ^usfu|r bes Soljburger Solses no(^
SIemonnien ju ^ben.
Solb jeigte \i^ jebo($, bog ou($ ber frönfifd^ (Brog<
ftoot tro^ feiner mächtigen Srme ni^t in ber £oge toor,
bie Donoulonber bouemb }u be^oupten. Sie riffen
- 43 -
fi^ oom 9caitfenret(^e los unb bilbden mit Hlemonnien
ein eigenes Slei^» feit im 3<t^^ ^^ ^^ junge Jtöntg
£utoig feinen $of in Stegensburg atiffd^Iug. X)ie 9Bie«
bereroffnung ber I)onauftra|ge , bie }u ben 3^^'^^ Aaifet
Zrajons ben SBelloerie^r be^«rrf<^t ^aite, trot immer nä^t.
9{egen$burg mürbe bie bebeutenbfte ^anbebftobt SHemanniens.
X)ie 9lo^ftoffe oon So^men unb SRä^ren fanben ^ier i^e
elfte Serai^iiung in ben grojjen (Eifenioerlen ber Umgegenb unb
eine oortreffli^e SRorttgelegen^it bur^ ben reic^enttoidelten
Donauoerfe^r. ßolb, Silber, Sifen, SBein, fieinioanb unb
6c^arla(^5euge aus SaumiDoIIe niurben bort in groger 9Renge auf
bie 6^t1Te oerlaben, ein ftoljer Aonigspalaft, 3ioei ftattli^e grtauem
iir^n, jo^Irei^e JUöfter, eine SRenge oon prä^tigen ^anbels«
^fem gaben ber €tabt ein prad^tiges 9usfe§en. 6eit bem ^dSfit
848 loor gonj Sö^men bem Sistum 9iegen$burg unter»
iDorfen, bei bem es bis jum 3<^^ ^^ oerblieb, n)o es fi($
felbftftfinbig machte.
9(ber ni^t nur in Siegensburg ^rifd^te ein entmideltes
Serle^rsleben ; ebenfo lebhaft gieng es in ben übrigen Sanbem
berDftmar! ju. Ganj 6teiermarl ffidte fid^ bamals mit beut»
f^en jlnfieblem, bas £anb niurbe in ein}elne (Sroff^often 5er»
f^Iagen unb mit in 5Bö^men unb ber Obeipfals erblühte au^
in ben alten CBifen- unb Saljtoerlen ber 9limtx in SBa^em, Steier«
morf, Aämten unb bem Salslammergut u)ieber neues £eben, fo
bog bem ^anbelsoerfe^r oon Surgunb ^er Aber bie fiombarbei
auf bem $0 nad^ gfriaul unb bem Dften in biefem Serlel^r 00m
n^eine burd^ 6d^n>aben nac^ bert Donaulanbem ein gefo^rli^er
SBettbeioerber tmnifs,
$ob fid^ fo ber 93erfe^r Slemanniens mit ben Donaulanbem,
fo nxir au4 ber Serte^r !Deutf(^Ianbs mit £ombarbien um bas
3a|r 850 bereits lebhaft entmidelt. Qä)on unter itarl bem
(Srogen nrnr Aber ben Sott^arb ein Saumpfab ober 9leitu)eg
eingeri($tet morben unb neben bie alten Slomerftragen über ben
SRaloja unb 3ulier mie aber ben £udmanier waitn ber
Simplon unb ber Spifigen als $auptoerIe^rsf trage getreten.
9lan reifte 00m Sobenfee fiber Aonftanj ober 9{orf($ac^ nad^
6L Q&allen unb S^ur unb oon ^ier burd^ bas Dber^albfteiner^
t^al nad^ bem Sergen, C^iaoenna unb bem Someifee. Seine
Seliebt^eit oerbanite biefer 9Beg oor allem ben langen äBaffer^
— 44 —
fahrten, bte er ermSglic^te, inbem nur bk 6irede oon 9lii)0
am SBoKenfee bis Slioa am Somerfee }u fionb auf Saumtieren
5U mad^en loar. Diefe Strafe mürbe bur^ ben Sifd^of oon
C^ur im 6tanbe geilten ^ bem bas Geleite unb bte Strafen»
poitjei auf biefer Strede geborte. %mSoben[ee wax je^t ber SRittel«
punft bes politifd^en unb $anbel$leben$ oon ganj 6ubbeutf^Ianb
unb ^ter ^ielt in Ue 6 er fingen ber %Iemannen^r3og5lonrab fc^on
im 3<^^ 615 fein ^oflager ab. Unb ba ftet$ basjenige fianb,
bas an (Erseugniffen am rei^ften unb mirtf^aftlid^ am ftfirfften ent«
wxitli x]if (Europa ben römif^en Aaifer 5U geben pflegte, meti
in i^m ber aRittelpuntt bes SSBeltoerle^rs OKtr, fo roar feit ber
erften $alfte bes 9. 3<^^^unbert5 ni^t me^r ber Stieberr^ein mit
^a^en ber $anbelsmitte^)untt äBefteuropos, fonbem ber So*
benfee mit bem ^o^ento^iel unb bem RIofter Slei^enau, benn
l^ier lebte Aaifer Aarl ber Dide. Slm Cnbe bes 9. 3a^r^unbert5
aber ftellte bas (Eifenlanb Aörn ten ben römifc^en Aaifer, ber 891
bte 91 or mannen bei fiotoen in ben ÜRieberlanben unb im 3<^^^
893 mit Ungarn im Sunbe bie SRö^ren unb ißolen f(^Iug,
roie er aud^ im 3o^te 894 bem $apft 5U ^i^e gegen bie fiom«
barben jog, äRailanb eroberte unb {Jflorenj belagerte.
äBar fo ber Aönig 3(mulf oon Aomten ber Xrager ber ta<
t^olifc^en ^olitif jener 3^i^ ^^il in ASmten ber SRittelputdi
bes Sßeltoerfe^rs mar, fo mar unter feinem So^ne ilonig £ub«
loig bem Ainb bas $efjenlanb ni^t minber bebeutfam. 9Bar
es bo^ ber WA $atto oon 9{eid^enau am SJobenfee, ber als
Srjbif^of oon aRains bie C&ef^äfte ber 9{etd^slan5lei unter Aonig
£ubtDtg führte. Der S o b e n f e e l^ieg nt^t umfonft lacus VeneticoB;
er mar ber große SBerfc^rsmittclpunft für ben fc^mäbifd^en §an=
bei mit 93enebig, Jlonftantinopel unb ber £eoante. Sng
3ufammen mit biefer Sutmidüung ^ieng bes^alb <mi) bas Slufblfi^n
oon Ä 0 n ft a n j. 3m 3a^r 780 erft^etnt es alsStabt, im 3a^r 950 ift
l^ier ein groj^s Xumier, mo ®raf £ubmig oon Reifen ft ein
mit bem Sc^maben^erjog erf^eint. 881 ermirbt bas5tIofter 91 ei»
(^enau eine große Slnsa^I Drte am Somerfee mit ja^Ireic^en
$öfen, öäufem, Äir(^en, Aneckten, SRagben, Oelgarten, SBein»
garten, Seel^afen, gfa^rjeugen, gfifd^enjen, äBöIbem unb 3^nten,
um bie iloften feiner Slltöre unb Simpeln 3U beftreiten. Da Ulm
ebenfalls reiii^enauif^ mar, ^ob bies bie Sesie^ungen Ulm 's
}u 3talien. Um bas 3ö^r 870 mcrben alemannif^e $engfte
— 46 —
oon itonftanj nac^ Srescia ausgeffi^rtp ebenfo 3agb^unbe,
fogenannte £eit^unbe, bte boppelt fo oiel galten als ein gea)5^n»
li^es $ferb. Vui) Ulm toitb bamals, im 3^^ B54 er[tmals
uriunbltc^ enoo^nf . Die $au|)tftabt Sllemanniens ift um jene 3cit
9{egensburg unb bet beutfd^e Aönig f(^Ii(^tet in Ulm einen
Streit bes Sistums Aonftanj mit ber 96tei 6t. (fallen.
Xu«!^ im So^t 883 etfd^eint Ulm in ben Utfunben, inbem
ftatfer Aarl berDidk ^ier eine 3uri(i^er Slbtei in ben 9{ei(^$»
f^ut| nimmt. 3m 3a^r 889 ift 5tonig S(mulf oon Aarnten
nac^ feinem Sieg fiber bie Stormannen in Ulm unb im ^aiyc
895 bricht er Don f)kx mit bem alemannif^en ^eere nad^ ber
fiombarbei auf. Sine groge Sebeutung gemann enblid^ feit
bem 3a^re 861 für ben Serfe^r mit 3talien bas Älofter
Sinfiebeln, ba$ eintraf oon ^o^ensollern geftiftet ^atte
unb bas im 3<^^^ ^40 oom Sistum Strasburg oollenbet
umrbe, um f eitler als SBallfa^rtsort für ganj S^inioben unb
bas Slfag }u bienen.
3. S)tc ^anbcUn?cgc ber ©ad^fcn^eit.
Xro^ allem SBettberoerb bes SBoIga^anbelsjugs , ben bie
(Eif(^Iiegung 3nnerafien$ feit bem Z^^^ ^^ ^^^ ungeheuer
belebt ^tte, \tanb no^ um bas 3a^r 990 jlonftantinopel im
SRittelpunIte bes SBeltoerle^rs unb in ben ^önben ber bortigen
großen ^anbels^öufer ru^te na^eju ber gefamte SBarenaustaufd^
jmifc^n ber fieoante unb ber ^onente. (Einen Sigen^anbel mit
bem SBenblanbe ju ffl^en, Ratten bie jlaufleute oon itonftanti«
nopel ni^t n9tig; bie jtaufleute oon 93 e neb ig, oon Sari
unb Slmalfi mu^en ju i^nen lommen, um Seibe unb
Srolate ju ^olen, unb mujjten fro^ fein, menn fie bie ge»
fugten 9Baren in geoflnfi^ter 9Beife belamen.
Sc^on feit bem 3<^^ 300 erlangte inbes bie Stabt Sen ebig
immer grSj^ere 5Bebeutung als äßelt^anbelsmittelpunft. Der
9{ei^tum feiner ^interlfinber mar es oor allem, ber 93enebig
biefe Sebeutung gab. Das (Eifen ber Steiermarf unb
Kärntens, basSlu^oIj Dalmatiens, bas (Solb unb Silber
SS^mens unb Siebenbilrgens fanb ^ier feinen natfir^
liefen aRorft unb bies forgte ffir lebhaften $anbeIsoerIe^r unb
fu^e frembe äupufer ^erbei. SBie bie Karolinger aus bem
frSnfifd^en Stamme, fo beftätigten aud^ bie brei föc^fifd^en Ottonen
bie gfrei^eitdbrtefe ber jlaufleute oon 93enebig, bie biefen ben
^ I
— 46 —
Weid^fd^u^ auf ollen dffentltd^n Strogen unb (SetDoffem
in fiomborbien {ufic^erten. I)te oenetionif^en ®o(eeten
befolgten ou^ ben ^oftbtenft yB\]^m Deutfc^Ionb
unb Aonftontinopel, fo bog es im 3o^re 956 bes»
^16 5um Streite lont. Vus So^ern^ God^fen unb
fiontborbien nmren ^oc^oerroterifc^e 6^riften bur($ bie Sene«
biger ^oft nod^ Aonftonttnopel gebrod^t iDorben, bur^ weU^
5um Aompfe gegen Äoifer Otto 1. oon 6o($fen unb ben ftoifer
oon jlonftontinopel unb jur ^orteino^me ffir ben äRorlgrofen
Sem^rb oon 3o^^o oufgeforbert n)urbe. Seibe S>^^^i^» ^^'
fer Otto mit ber äRortgrof Sem^rb, ftrebten na($ ber eifemen
itrone oon fiontborbien, meldte boburd^ erlebigt mar, bog
Worfgrof Sem^orb ben Äönig $ugo oon ^rooence, ben
Sc^viegeroater bes Jtoifers oon itonftantinopel , oergiftet ^tte.
Der 9{at oon Senebig ^ielt 3u ber Partei bes SRar^rafen unb
mar mie ber Serfaffer ber aufrii^rerif(^en Sd^rift ein entf($iebener
Segner ber fad^fifd^en aßeltreic^spolitif, bie ber ^onbels-
ftellung Senebigs eine emfte ffiefo^r bereitete. Die Regier«
ung oon ilonftontinopel bro^te bes^lb ber 9{epublil Senebtg
mit jtfinbigung ber ^onbelsoertrage, menn berlei Dinge nod^
einmal oorfommen.
Der auffteigenbe Stern Senebigs mar ben (Srog^anblem oon
Aonftantinopel ISngft ein Dom im 9luge. SBar es bo^ Sene«
big, beffen Aaufleute bamals immer me^r jene fteigenben 9Rengen
oon Droguen, (Semfirjen unb SeibeoKiaren ber fieoante nad^
bem SIbenblanbe, oor allem nad^ Deutfd^Ianb, f($afften, mel^e
in jener 3t\t bie Ueppigleit ber reiben fieute fteigerten,
ma^renb bas Soll barbte. 9Bar bod^ Senebig bas mi^tigfte
Sinbeglieb smif^en ber fieoante unb SHemannien gemorben.
nis im 3a^r 949 ber Sifd^of fieibranb oon Cremona als
»otf^fter Äaifer Ottos na^ Äonftantinopel reifte, begleitete
i^n ein beutf^er (Brog^anWer aus SR a in 3 unb bie 9?eife bes*
felben gieng oon ^ier über C^ur unb ben Septimer, bas 9tx^
gell unb C^iaoenna na(^ Como unb Senebig. Die im
3a^re 958 erfolgte smeite «eife bes »ifc^ofs jeigt uns bie
^o^e »ebeutung bicfer 93otf(^aftsretfe für ben §anbelsoerfe^r. 3Ran
oerbot bamals bem »ifd^of, eine anja^I oon i^m erfaufter mert*
ooller Seibenmufter mit mi) ^aufe 3U nehmen, meil bas
Zragen biefer Slrt oon Stoffen als ^rioileg ber oberften $of«
— 47 —
(eMenten Don itonftaittinopel betrautet ourbe. iSs lag ein
[ol^es Serbot um fo n%r, ab man bamals mit (Erfolg ft<^
bemühe, in Oberitalicn We Seibenftoffc Äonftantinopeb
nac^jua^men, inbem in Sergamo unb Srescia ipie
fibei^ufit an ber Slbba neben ben großen %Ui)stnU
tuten auc^ 6eibelultuten angelegt iDorben ju fein f^einen.
SRan betommt ein Silb ber bamaligen Sejie^ungen }u
Aonftanttitopel , loenn man ber ®rilnbung ber ^eiligtreuj«
ür^en na^fpfirt» bte bamate als Sinnbilb ber Sor^nf^t
ftonftantinopels Aber bas Sbenblonb in ja^Irei^n abenblänbif^en
6tabten entftanben. 60 brad^te 3. S. im Z<^fyct 1030 ber
(Braf SRaitgoIb oon Di Hingen Don einer Sotfc^sreife na^
ftonftantinopel unter jlaifer jtonrab 11. ein Stiid 90m ^eiligen
Streu] jurfid unb ftiftete in Donaumort^ eine ^eiliglreujfir^e
unb au^ in Ulm f^eint bamals bie 1256 erftmals urlunbli«^
enoiefene ^eiliglreuslapelle im Stabel^ofe ober SBein«
He entftanben 3U fein.
3m 3a|r 976 ^tten bie Senetianer bem ^eil. SRarlus
eine ftir^ geioei^, bem ^eiligen, beffen Sinnbilb, ber 2bn>t,
bie SerI5rperung SfrifaSf ben^anbelmit %eg9pten oer^errli^ite.
3)ie griotten Senebigs fSuberten bie Slbria Don ben hootifd^en
Seeräubern unb untenoarfen Dalmatien bis nac^ 9lagufa,
fo bog ber feit^er ben Senetianem oftmals oerfperrte 9B e g nac^ bem
SRittelmeer enbgiltig frei mürbe; bannf^log Senebig aReiftbe»
gfinftigungsoerträge mit ben Sarajenen. Die golge biefer un«
mittelbaren Serbinbung smif^en Senebig unb Slegi^p«
ten mar freiließ, baft bie §anbeblinie Sag bab— Irape junt—
ftonftantinopel er^ebli($ notlitt, ja es !am balb ba^n, bajg
Senebig na<^ Arabien, na($ Aleinafien, na^ Sqrien unb auf
bie Zn\A Areta 3Baffen aus Steiermarl unb 6(^iffbau^ol3
aus Dalmatien 3um Ariege gegen Aonftantinopel lieferte, fo
bag im 3^^ 971 ber ftaifer 3o^annes 2:3imisces oon Armenien
ben Senetianem mit ^(njfinben i^rer gflotte bro^te. ^m Z<^^^t
991 f<^log Senebig Sertrfige mit ben arabif^en ^ersogen
Don 9l(eppo, Damaslus, ftairo, Aaireman unb Palermo,
burd^ mel^ ben ftaufleuten oon Senebig ber freie ^anbel
in ganj @9rien, 9lorbafrifa unb Sicilien einge«
iSumt mürbe, unb biefe ^rioilegien benfl^ten bie äJenetianer
ob mirlfames Srpre{f ungsmittel , um in Aonftantinopel für i^re
— 48 —
6^i[fslabungen ebenfalls günftigeie Xartfe ^erousjuf^Iagen. €ie
iDurben t^nen betoilligt unter bet Sebingung, bag fte leine 9Bare
oon 3uben ober oon jtaufleuten au$ Sari unb Slntalfi an
Sorb normen, benen bie Sfiegierung 3U ilonftantinopel biefe
Privilegien ni(^t einräumen n^ollte.
3ntnter lebhafter geftaltete fic^ infolge biefer befferen un>
mittelbaren 93erbinbungen Senebigs mit Sprien unb Xegqpten
ber Slbfa^ ber 93enetianer mi) Sübbeutfd^Ianb. Z^
3a^re 908 f(^enft ber Sifc^of oon Slugsburg bem WAt
Qon 6t. (Ballen buntgen)ebte Stoffe jum SeHeiben ber
SBönbe, Züi)tx mit roter Stiderei, appretierte £einn)anb unb
Aömme aus Slfenbein mit eifemen jtett(^en. Serjierte Jtreu^e
aus ®oIb, (Bolbf^alen, Cnix!el(^e, Srolatftoffe unb ^urpur, oon
benen man bamals lieft, Ratten mo^I aus jtonftantinopel
über jtietD unb bie Donau herauf ben 9Beg nac^ 9legens«
bürg gefunben. älllen biefen Sejie^ungen ju ilonftantinopel trat
nunmehr immer geroaltiger bte unmittelbare Serbinbung mit Sene*
b i g entgegen. Der SBarenaustaufc^ jn^if^en Stlemannien unb fiom«
barbien u)ud^$, als im Z<^^^ ^^1 A^nig Otto I. oon 6 a ^ f e n aus
über bie Sllpen jog unb Jlonig oon fiombarbien mürbe.
3m 3a^re 983 mirb In Äonftanj Ultramarin ober fiofur
aus SJenebig jur Air^enmalerei oenoenbet, n>el(^e als (Sef^nf
aus 3talien gelommen Q>ar, ebenfo f(^idt ber 93if(|of oon
Srescia 2RönteI aus gelbem, rotem unb blauem Stoffe, Xaf^en^
tü(^er, $el5e, ^almenjmeige, äRanbeln, (geniflrge unb SIrjneimit»
tel als (Sef^enfe nad^ ilonftan} unb oerfpri($t ben Aonftansem
freie Verberge, menn fie nad^ SRom reifen.
3mmer me^r maä)\t bie (Einfuhr unb bamit bie Ueppigleit
ber befi^enben Alaffen. 9li^t nur in Italien ge^t bamals bie
Alage, bajj bie ben oome^mften unb elften Stanb bilbenben
®ei{tli^en i^re^Ra^Ijeiten mit inbifc^en Spejereien mflrjen unb
babur^ bie Sinne reisen, [onbern auä) oom jllofter St
(Ballen loirb getabelt, bag bie SRön^e toftbare Sübioeine
trinfcn unb i^re 2fif(^faucen mit ^Pfeffer ©firsen. Dabei
mehren fi^ bie Alagen, bag ber gefunbe SOtittelftanb fe^Ie,
bag ^rm unb 9?ei^ fic^ immer fi^roffer gegenflberfte^n.
3n ben großen §anbels|täbten Deutf^lanbs, 3. S. in 9t t»
gensburg, giebt es rei^e (Brog^önbler, n^eld^e fi^ babun^
ben Srrei^ermftanb unb bie grrei^eit oon ben Steuerloften oer»
- 4Ö -
fd^affen , bafe fte i^re grofeen fiiegenf^oftcn ber Äitd^c fc^enfen
unb oon biefet ]iäf toieber ju £e^n geben laffen.
Der gefamte bamdige (gtog^nbel ober fonb feinen
^roorragenbften 9Riitel)mnft immer me^r in bem SBeltmarlte
Senebig, obglei($ bem ^anbel ber 6tobt Senebig fd^on
bamals bun^ bie SBeltreif^spoIitil ber Sac^fenlaifer ein leb^er
SBetfbetDerb bur^ bie 5laufleuie oon ®enua enouc^s. ^m
3a^re 935 ^en bie «r aber, too^I auf «nftiften Senebigs,
6emiQ erobert unb ausgeplfinbert unb n)aren bann beutemod^nb
bt$ in bie loelf^e S^xotii eingebrungen, ober im Zeigte 958
ioar es au^ ber Stobt (Senuo gelungen, \xi) jur Slei^sfrei^it
aufsuf^ioingen unb ffir i^re Aoufleute fi^n(i<^e ^rioilegien 3U
enoerben, roie fie bie Senebiger Äoufleute befogen. S$ ^ieng
biefes Sufblfi^n enge jufommen mit ber er^o^ten Sebeutung
ber n)eftTi<!^en Sdpenflbergange ffir ben beutf^»itoIienif<^en
Serfe^r, wtl^ ben Stfibten an ber Splugen« unb Srenneiftroge
et^bli^en Stoben brod^te, toeil fie ben 93erfe^r me^r nod^ bem
SBeften obleitete. Die ^olfl^ lx^i>on ift 3. S., boj} uns bie Stobt
Ulm feit bem 3o^re 900 nur u)enig me^r in ben Urfunben entgegen«
tritt. 3^ So^re 912 fd^enft jlSnig Aonrob oon gfronfen in Ulm
bem Sif($of Solomon oon ftonftons^St. (Sollen eine Slnjo^l
(5fiter; bann lommt 100 3<^^^ lang fein beutf^ier Aoifer me^r
nod^ Ulm. Der 9RitteIpunIt be$ 9{eic^$ oerlegte fid^, Ulm xoax
fein geeigneter $Io^ ffir iRei^stoge me^r. SBenn bie Soc^fem
foifer no^ bem Sfiben lomen, reiften fie bur^ ba$ 9i^eint^al.
6tott oon SRoinj Aber Aomten unb Squilejo noc^ 5ton^
ftontinopel ju reifen, fu^r mon je^t oon SRoinj burd^s 9l^ein«
t^I nod^ 3ünd^, fo bog Ulm feito^ärts liegen blieb, n)ie 3. S.
952 Aoifer Otto ). über 3firi^ burc^ bos eifog nod^ Soffen
^imreifte. 3ntmer neue Strogen öffneten fid^ fiber bie
81p en, ber St. Sem^b, ber fiuhnonier troten oIs weitere
Sinbeglieber ouf. SBegebouten > Alofter^ unb $erberg$onIogen
forgten ffir Si(^er^eit unb Verpflegung ouf ber 9{eife 3mif^en
Snemonnien unb fiomborbien. Seit im 3o^r 929 fi^ bos
^erjogtum Surgunb 00m ($ran!enreid^e oblöft unb ein felbft^
ffSnbiges 9{ei^ toirb, er^filt ber groge St. Sernl^orb in
3Boni$, an ber (Srense bes Sloftot^ols oon $iooe, mo bie
Seroger beretnft ben ^enninus oere^rt unb bonn bie 9{omer
bem 3^>i^<^ ^^^ Opfeiftotte erbout Rotten, bis Aoifer ftonfton^
4
— 50 —
tfit fjütt eine AopeKe baute, eine fteigenbe Sebeutung für ben
SBeltoetfel^r. W^i bas 3^^ 1000 erbaute man auf i^m ein
jtloftet unb immer me^r tourbe bie Sd^meij ber 9RitteI|mnIt
bes aSelt^bete. 6tSbte mie 6t. Gallen unb 3ilrt4 mürben
befeftigt unb in ben 6^u^ bes beutf^en 9lei<^9 genommen.
3)er ^erjog ^ermann oon SHemannien mürbe ®augraf oon
(£^ u r unb feine SBitme mürbe in 3 S^i 4 begraben. Z^ So^re
965 mürbe ber 9Beg über ben £ulmanier Derbeffert unb
immer größere SBareiQflge giengen oom fiangenfee
nai) Clioone unb Siasla unb oon bort Aber ben fiuf«
manier unb (Braubfinben na^ (Sfyxx, 9lei(^enau, ^eirns«
^eimp SBorms unb SRainj. 9leben biefen neueren pfiffen
mürben aber auc^ bie alteren ^äffe ni($t oergeffen; oor
allem bie 9ßege i^r ben Srernpag unb ben Srenner ei^iel«
ten er^^te Sebeutung. 6eit bem 3a^r 900 tritt bas Oller -
t^al mit ben St&bten SRemmingen unb Aempten mieber
me^r in ben Sorbergrunb mie 5ur Sldmerjeit. Seit bem 3<^
996 etma |teigt bie Sebeutung bes gfinltermflnjpaffes unb
bes 3ßegs bur^ bas Sngabin unb es seigen [\i) bie erften Gpu*
ren bes Xiroler Serle^rsp inbem Aaifer Otto U. über Srisen
nai^ 3talien reift. Sollenbs aber feit bem 3a^re 1000 tritt
ber Srenner oöllig an bie Stelle bes @e{rtimers als be»
ooQugter Uebergang na($ 3talien. Die Sebeutung Seronas
mfic^ft; 983 ift bort ein großer Stei^stag, auf bem ber $er}og
^e|el oon Aärnten jum $erjog oon Surgunb ernannt
unb ein Selbsug gegen 5tonftantinopeI unb Slrabien mie
bie (Eroberung Siciliens bef^Ioffen mirb, ^löne, benen ber
rof^e Zob bes Aaifers in 9lom ein (Enbe mad^te.
3ßas biefe fteigenbe (Erbitterung im Sbenblanbe gegen bie
$errf(^er oon Aonftantinopel mie gegen ben $aIbmonb
^eroorriefp mar bie sune^menbe 6(^terigfeit für bie abenb-
iSnbifc^en (Befi^fiftsletdep Xbfa^ ffir i^re Semerbeei^eugniffe ju
finben. Xro^ aller Semfi^ungen, 5. S. bur($ Pilgerfahrten
tt. f. m.p mürbe ber Slbfa^ immer f(|merer. 3^1 Z^^ 9^0
mad^t ber Sifc^f Aonrab oon A 0 n ft a n 3 jmei ^ilger*
fahrten nai^ 3 ^ ^ u f 0 1 e m unb ftiftet na^ feiner SlfldIdEir ein
6pital für piger in itreuslingen bei Äonftans, um ben
bun^reifenben pilgern unb jtaufleuten beffere Verpflegung ^u
f^offeit
- 61 -
Die gemerblit^e (EnttDidflung bcs Slbenblonbs ^e für {ene
3eit t^ren ^o^unft enei^t utib begann i^ten 9fliebetgang an*
iutreien. Der SRittelpunft biefer Sntoidlung nKtren bte ^i^ein*
anbe. 6eit bem 3a|re 900 toat ftoln bie m&^igfte $on«
beteftabt Deutf^Ianbs als ^aiqrtftabt oon Ober« unb Kteber«
£oi^ringen. Der bortige Srjbifi^of, ein Sa^fe, bes jlaifers
Otto ). Sruber, lenfie oon ^ier aus bie ^olitil bes gfronlenrei^s
iDie ein Aonig. Die $errf<^aft oon gfranlen in Deutf^Umb
mox 3u Snbe. Sn i^re Gtelle nnir Sad^fen getreten, beffen
reiche 6^|e an ®oIb unb Silber, loie fie bie (gruben oon
Soslar im ^orj lieferten, ba$ fianb sunt SRittelpunIt bes
9Belt^be(s matten. (Ebelfteine, Onixfeli^e, loftbore ^^elje unb
^erbe mit golbplattierten (gef^inen fi^entte itaifer Otto I. ber
(groge f einer e n g I i f (^ e n S r a u t ; benn ben Sngelfo^fen lag
alles baran, gute Sejie^ungen jum Sa^fenlanbe ju er^lten.
Xber ni^t nur (Englanb fuc^e [eine politif^en Sejiel^ungen jum
So^fenlanbe bur^ gfontilienbanbe 5U haftigen, auc^ ilonftan«
tinopel \(ä) feinen Vorteil barin, eine Xo^ter [eines Aaifer«
^es auf bem fac^i[($en 2:^rone ju [e^en, unb als Aai[er
Otto 111. [tarb, mar es bie jtai(erinmitme X^eop^no oon Si^jan},
mel(|e mit bem Si[^of oon 9ß a i n 3 als 9{ei^sfan5ler bie ®e«
[i^ide bes Sad^fenlanbs, Deutfd^lanbs unb 3toliens lenlte.
Die ^o^ofen, bie (S^meljereien unb Gießereien bes $ar«
jes oerforgten ^alb (Europa mit i^rem £i[en unb über bie
(Elbe ^tnilber be^nten bie Sac^fenfürften oon ®o$Iar i^re $en*
!^ Aber bie preu^i^en fianbe aus. 3m3a^re 927 fiel Sran«
benburg in bie $änbe ber 6a($fen unb im 3^^ 931 mürbe
bas £anb oon 6tenba( jur 3RarIgraf[(^ 9lorb[a(^[en unb bas
£anb bis an bie (Eiber jur 3Rartgraf[(^aft 6($Iesmig um*
gebilbet 3m 3a^r 963 lam ganj Sommern [amt ber 3n[el
9lfigen an bie Saufen unb [eit 968 mürbe SDlerfeburg als
9iei(^ftabt bie 9le[iben5 bes Aai[er$ofs. SIIs mächtige JReic^s»
furften lenlten bie Sifd^ofe oon ^ilbes^eim unb dalber[tabt
bie ®e[(^ide bes 9{ei(^s unb matten es ben 3ntere[ien bes ^eil.
Stuhls ju 9lom bienftbar. Der Si[<^of oon ^alberjtabt mar es,
ber ben Jtonig ^einri^ I. jmang, [eine (E^e mit ber SDlutter
bes ^erjogs Dantmar oon S^Iesmig au^uI3[en unb ber ^0«
litS bes 9let^ eine neue 9li(^tung ju geben. 93ergebli(| mehrte
d^ bas aßejtfranfenlanb am 9l^ein gegen biefe Senberung
- 52 —
ber beutfd^^n Stetc^spolitif: na^ ber Crfi^Iagung bes ^erjogs
X)antmQt unb bem Serluft ber (Eres bürg loor ber äBiber*
[tonb ber ^ersogtfimer Sägern unb &i)xx>ahtn gegen bie
Soffen oergebens unb $anb in $anb mit ben köpften ju
9lom be^enf(^ten bie ^erjoge Don €o(^fen bas ganje 9benb«
lanbals römif($e Aoifer. DerSunb Sc^toobens mit ber
Provence unb fiombarbien lonnte biefe Cnhoidlung
nid^t me^r auf^Iten; nod^ ber (Ermorbung bes ^erjogs
Surf^b oon S^ooben mu^e $er5og Vmolb oon Sägern
na^ Ungarn flie^n unb ^erjog ^ermann Don Oft«
franfen erhielt 6(^u)Qben, u>a^renb ^erjog ^einri^ oon
Golfen Sofern belam unb ^ersog 9{uboIf oon Sad^fen,
ftaifer Otto's 6o^n, ^erjog $ermonns S^iegerfo^
unb (Erbe tourbe. fiot^ringen »ie gflanbern unb Sro«
baut n)urben bem beutf($en 9{ei^e einoerleibt unb in Sfron!»
r e i ^ bie inneren 6treitigfeiten 5n)ifd^en bem englanbfreunbli^n
Aönig fiubmig bem Ueberfeeifc^en unb bem normannenfreunb*
li^n ^erjog $ugo oon gfrancien gef^Iid^tet.
eine ^eroorragenbe Stolle als $<inbeIspIo^ fpielte feit^r
oor allem Sflagbeburg, bos ber 6i^ eines mäd^tigen
Stjbistums tourbe, mit au^ SRerfeburg unb 3^i6 3u
Sistfimem gemacht mürben. Die jo^lrei^n 3 üben unb
ftaufleute, mel^e in SRagbeburg mo^nten, genoffen im
gansen Steige 3^IIf^^i^^it mit ^usna^me oon Adln,
9Rain3, Sarbemif unb Xoul. Slls Solbaten, ®eiftli<^, Säuern
unb itaufleute fiebelten fi^ so^Irei^e 6a($fen in Oftelbien an
unb bie C5fiter biefes fianbs mürben in Heinere $ofe seifc^Iagen.
Sbenfo bitbete Crfurt einen mid^tigen SDlittelpunlt f fir ben $an«
bei jmif^en SRainj unb bem Sorbenlanbe. SSBie bie $ertf^ft
ber grranten unb bamit bie Sormac^tfteüung ber Stabt iloln als
$anbelsm ittelpunft ju (Enbe mor , fo trat mit ber $enf^aft ber
Sac^fen in Deutf^tanb an bie Stelle Adlns eine Steige oon an«
beren ^lö^en. t)en SBebereten oon Aoln entftanb ein SBettbeioerb
in ben ©ebereien 3flanberns, oor allem Srfigges. 3^"
3a^re 932 rourbe bie alte SBeberftabt 9 rr a s ber C5raff^ft Sflan*
bem einoerleibt unb im 3a^re 959 sogen ja^lreid^e tfl^ltige SBeber
aus Deutfd^Ianb nad) gflanbem unb grfinbeten bafelbft Xu(^ma<^
eien, meil i^nen ^ier ber 9{o^ftoff tn®eftaltber englif<^en
Sd^afmoIIe billiger 3ur Serfügung ftanb als in Deutfd^Ianb.
— 63 —
3ininec neue Sefi^ungen iinb Ke^te enoorb fetter
bie Rh^ im 9lorbeii. 3m 3a^re 937 er^elt bos Si$«
tum SRagbeburg Me Saline oon ^alle an ber Soole,
im 3a^i:e 946 nmrbe ^aoelberg unb im 3a^re 949
Stauben bürg ju einem eigenen Sistum gemalt unb im
3a^te 947 gelangte IDanemarl bis 5um fiimfjorb unter beutfd^s
Regiment unb mürbe ber latbolifi^en SÜxäft gemonnen, mie
au<^ bie mi<^tigen SunbsöIIe bem beutfc^n Weii^ jufielen.
Daburc^ geftalteten fi($ bie ^anbebbesie^ungen jmif^n ben
bänifc^en Jtaufleuten unb ber Stabt Sumne, bem Sineta
ber Sage, bem Sorlaufer fifibeds, immer leb^fter unb sa^Ireic^e
ftaufleute oon 9Ragbeburg, Sarbemil unb Hamburg fuhren
nad^ 3uTnne, um bort rup($e $el5e ein}ulaufen, 5U mel^r
Sa^rt fie 8 Xage gebrauchten.
3e mebr Snglanb fi^ entoöllerte unb an bie Stelle bes
SCdeAous bort groge SBeiben traten, beren Sc^fe eine fe^r
brou^bore SBoIle lieferten, umfo me^r mud^$ bie SBoHausfu^r
biefes £anb$ nac^ ben 9lieberlanben unb ®elb in IRenge ftrömte
bobur^ nad^ Snglanb b^tein. Die 9Ra^t ber englif^en Aönige
tne^e ]x^, ganj 3^I<Knb unb Stormegen mürben ber englifc^en
Aione Untertan, ^m 3abre 979 geigen \id) bie erften Spuren ber
beutf^en ^anfa in Sonbon. 3^^^^^^ beutf^e Aaufleute,
namentli^ aus ftöln, lamen bamals auf i^ren Schiffen na^ fion^^
bon unb erhielten bie (Erlaubnis, in i^ren Schiffen freien Aauf unb
Serlauf ju treiben, menn fie ffir biefe Skiffe ben ^afenjoll be»
johlten unb an Oftem unb SBei^na^ten eine %[bgabe oon smei
Stfid (grautu^, 10 $funb Pfeffer, 5 ^aar ^anbfd^uben
unb 2 gfagd^en Sf f ig entri^teten. X)agegen follte i^nen ber jtauf
unb Serbiuf auf bem äRarlte oon Sonbon oerboten fein. SRan
ftebt borous, baft ber $afen oon fionbon fc^on bamals ein grei«
bafen war unb bag bie beutfc^en Aaufleute Snglanb mit SBoII«
^n<^em, ^anbfd^u^n, Pfeffer unb Sffig oerfa^en.
%udf 9 Olimen ffigte fic^ feit bem 3a^r 900 bem 5lat^oIi«
jismus unb fc^Iog fic^ bem römif^en Weid^ssoIIoerbanbe an, fo
bog bie $oIen bort ni^ts me^r 5u fagen ^tten. Die(£rmorb«
ung ber Abnigin fiubmilla im 3a^re 920 lonnte ben Sieg bes
Aat^olijismus fo menig aufhalten mie bie CEtf^Iagung bes Aonigs
Sttbmig bes ^eiligen im3<i^re 935. Die Saufen eroberten bie
$auptftabt ^rag unb feit bem ^(ä)xt 950 mar gonj So^men
— 54 —
unter ffi^fifd^et ^o^it Der (Bninb biefes SBe^els nmr, bag in
SS^men tro^ i^ 9{ei<^tum$ bes fianbes on (Bolb unb Silber,
Qield^ bie Q&ruben be$ fianbes lieferten, 9lot unb (Elenb ^rrfc^e.
Der (Ertrag ber bö^mi[<i^en Sergmerfe flog in bie %a\^n wtnu
ger Seoorjugten, OMi^renb bos Soll barbte unb Neuerung unb
Hungersnot im fianbe ^errf^te, ba bos ®elb burd^ ben lieber«
fing an (Ebelmetall feine Äauffraft oerlor. So blieb nichts üb«
rig, als na^ SJerjagung ber feit^erigen Vlac^t^aber eine neue
SBirtfi^aftsmet^obe ju beginnen, inbem mon an bie Stelle bes
Sergbaus ben Sderbau fe^te.
3e nte^r fi^ auf biefe SBeife bur<^ bie ^anbels« unb !^olU
politif bes ^rrf(^enben Sa^fenlanbs ber unmittelbare
Serle^r mit Cftafien fiber Segqpten, Serien unb
3ta(ien fteigerte, umfome^r litt ber feit^rige Serfe^r mit
ben Donaulanbern. Die Strage oon Siegensburg na<^
Ungarn, Serbien, Bulgarien unb Jlonftantinopel
mar f^on feit bem 3a^re 800 etma oerobet. Deutf^lanb
taufte feinen Sebarf on (Betreibe, SBolle unb fieoantemaren
immer me^r im äBeften unb Sfiben, in (Englanb, in ben Slieber«
lanben, in gfranbei^ unb St^Ken unb meniger me^r in ben
Donaulönbem, Sluglanb unb Jlonftantino|)el unb fo omr bie gfolge
biefer Slenberung ber (Einfaufsl&nber unb ^anbelsmege, biefes
8(usf(^luffes bes oftromifd^en 9{ei($steils oomcommer-
ciam, eine fteigenbe Serfeinbung mit Ungarn unb Stug«
lanb. Die meiften beutft^en Aaufleute, bie 9lieberlänber unb
Srranjofen reiften feit bem 3^^^^ 900 ni<^t me^r na^
Ungarn, Serbien, Sulgarien unb ftonftantinopel , fonbem i^re
9ieife gieng na^ Italien unb bie Sage ber Ungarn unb 9{uffen
mie ber jlauf[eute oon ftonftantinopel mürbe eine immer be*
brangtere, ie me^r bie Sebeutung bes ^anbete oon Senebig,
D^maslusunb jlairo als 9Belt^nbelsmittelpunIten mu^s.
3e me^r fi<^ bie Sebeutung S9riens unb Xegifpiens
^ob, um fo mei^r oerf(^lei^terte fi(^ bas Ser^tnis ber $errfi||er oon
9lu^lanb unb jbnftantinopel ju ben Sultanen oon Damos«
fus unb jlairo unb es lam unter bem macebonifd^n
jlaifer^fe balb 3U emften Streitigleiten, in beren Serlauf bie
$errf<l^er oon Aonftantinopel ben Slrabem jtreta unb Sqrien
abnahmen, unb biefe gfeinbfeligfeiten fteigerten fi^, als nad^ ber
Sergiftung bes itaifers 9iomanus 11. bun^ bie Äaiferin X^
r
— 65 —
p^aito ber ftaifet SlQep^or erneut beit ftrieg an fixahitn unb
Sulgarien etfläcte.
Die Solgen btefes Slotletbens bes innetafiatifc^en
^anbeUjugs bun^ ben oenne^en Sejug ber Stnanttß
matn auf bent Seewege über Seqlon, bos perfifc^e ober rote
SReer, Serien ober flegiypten unb Senebig toor eine grojje
SöIIerbeioegung im Often unb bamit eine (Erf^liegung
Snerofiens. Die (Sajjaren an ber 9BoIga über«
[^ritten ben gflu| unb loarfen fi^ im Sunbe mit ben
l^en unb Rumänen auf bie $etf($enelen» wtWft i^rerfeits
nrieber bie lOratne tn Sefi^ nal^men, ganj Seffarabien, bie
SRoOhiu unb bie SBaüa^ei befe^ten unb bie bort loo^nenben
Ungarn in bie Xoarenlänber an ber mittlem Donau trieben.
Unter bem @<^tt^e ber (Sajjaren entftanb fobann an ber 9BoIga
bie groge ganbebftabt 3 1 i I , loo [i^i balb eine fteigenbe SRenge
oon {übifc^en, ^riftlt(^en unb mu^mebanifd^en ^änblem ju«
fammenfanb. Son Sfom an ber SRflnbung bes Don in bas
S^QHirje SReer reiften biefe ftaufleute mit Saljfi^eiben unb
^eljioert na^ Aonftantinopel, wo fie ffir ben (Erlös
Seibeunb Srolatftoffe einlauften unb nad^ bem 9{orben unb
Often vertrieben. (Ebenfo freunbli^ mit 5U biefen Gajjaren ge,
ftoltete \i6f hos Ser^ältnis ber $errf<^er oon Äonftantinopel ju
ben ^etfd^enelen. Diefe traten als Solbaten in bas grog*
^lid^ $eer ein unb beoo^rten fi<^ in ben Kriegen gegen
Ungarn unb Bulgarien als brau^bare Ariegsleute.
Der groge ^anbelsmittelpunlf biefes neuen tnnerafiatif($en Ser«
fe^ aber mürbe bie 6tabt itieio, bie ^eilige Stobt ber
SormatenodDer, bie SBiege bes ^olonismus, fo bog au($
bie beutfc^en, nieberlänbifi^en unb franjöfif^en ftaufleute began«
nen, oon Siegensburg aus ftatt mit frfi^r fiber Ungarn unb
Jbnftantinopel je^t fiber fiemberg in (Balijien na^ Rim jum
einlaufe ju reifen.
Die Ungarn rateten ft($ ^iefür babur^, bog fie in
Deutfdflanb einfielen. Das Servituts 3U Ungarn,
mt^tB bis jum ^xt 900 nodf ein oer^ältnismägig
freunblic^s geoefen u)ar, litt feit biefer 3eit augerorbentli^ not,
loeil bie unmittelbaren ^anbelsbejie^ungen joif^en Sllemannien
unb fiontborbien bie Ungarn er^(i<^ fc^äbigten , unb im 3<>^(e
908 lam es ba^in, bog Ungarn an Slemannien ben Arieg er«
— 66 -r
Karte unb Sägern, e$<<^n!ett, Ü^uringen, 6a(^fen unb
S^ioaben oon ben ungarifil^n beeren geplunbert lourbeit.
9lad^ ben Ungametnf allen oon 922 bis 924, bie einen großen
Xeil Sa^ems, bie Sobenfeegegenb, ben 6|>e{|art, bie SRainlanber,
springen unb Sac^fen trafen, gelang es bem Aönig ^einrid^ r.
oon 6a(^[en mit SRä^, einen neunio^rigen SBaffenftitlftanb mit
Ungarn juftanbe ju bringen, ber freili<l^ Deutf(^lanb ein |<^im))fli(^
3Q^rgelb an Ungarn auflegte. 3m 3a|r 933 gelang es fobann
ben Deutfd^en, ben Ungarn an berUnftrut bie erfte 9lieberlage
beijubringen, aber f(|on im 3<^^^ 9^7 brauen bie Ungarn erneut
in X)eutf(|Ianb ein, oer^erten gfranlen unb Qä^wahtn, na<
mentli^ bas Sledart^al, bie 9i^etnlanbe unb bie Slieber-
lanbe, unb lehrten bur^ Surgunb unb bie fiombarbet
^eim unb erft als im 3a^ce 954 ein neuer (Einfall ber Ungarn
im Sunbe mit ben aufftänbifd^en Qifmb^n unb £ot^ngem er*
folgte, gelang es bem Äönig btto 1. oon Saufen, biefelben im
3a^re 955 auf bem £e(^felbe enbgilttg ju f^Iagen.
6eit^r bahnte fi(| aud^ in ben Donaulänbern n)ieber ein
georbneter ^anbelsoerle^r an. Die C [t m a r i u)urbe mit bem
Aönigrei(|e Deutf^Ianb oereinigt unb Ungarn mürbe in ben
3onoerbanb bes römifd^en Steic^s aufgenommen. (Es oertrieb bie
3uben unb gieng jum Jtat^olijismus fiber, 3a^Irei(^e beutfc^e
jlaufleute, (&emerbetreibenbe unb Slderbauer fiebelten fid^ im
£anbe an unb ^oben bie Aultur besfelben, loa^renb Defter«
xtxif in ein [elbftftanbiges 3um beutf(|en S^ei^ gehöriges $er«
jogtum oenoanbelt [lourbe. 2)abur^ ^ob fic^ bie (Einful^r oon
6a I3 unb Sifen aus Deftenei^ unb So^men nac^ Deutf^
lanb in getoaltigem aRage unb oertrieb bie r^einif(^en (Erjeug«
niffe unb auc^ bie ungarif^en (Erseugnijfe Ratten feit 5lonig
Slcpab, bem 3ubenfeinbe, freie 9$a^n in Deutf^lanb.
3Iu(^ bie Saljmerle in $all bei 3nnsbrud unb in Weisen«
^all be^nten \x6) aus unb f(|idten i^re (Erjeugniffe fiber $affau
m^ X)eutf($Ianb herein. Slegensburgs Sebeutung ftieg aufs
neue unb es enttoideite fid^ ^ier ein aRittelpunIt ffir ben $anbel
mit Salj unb Sifen, mit Silber, mit SBad^, mit $onig unb
SRet^, inbem bie Aaufleute oon 9{egensburg So^men mit 6al5
oerforgten unb Sifen unb 6ilber bafflr }uruder|ielten. So^fens
6tem erblei^te allmö^Iid^ unb immer glänsenber er^ob fi^ an
feiner Stelle ein neues Geftim in (Beftalt bes mä^tigen Saqer«
— 57 ~
lanbs, btffen ^erjog f^on im ^aJ^tz 983 na<i^ ber beuifc^en
Arone ftrebte.
4. ^ie ^QiibelSiuege bcv ©atierjeit.
SBüc bie Sfolge ber engem unmittelbaren Serbinbung
prifc^n Senebig unb Damaslus eine [^mere S^&bigung bes
SBoIga^onbels smif^^n Koiogorob unbSagbab, loeil bie
orabif^n AauPeute, bie fetter i^ren Sebarf inSlotogorob ge»
becft ^tten, benfelben je^ in Senebig ober in Hieto l^olten,
fo blieb ben rupd^normonnif^en ftaufleuten t>on 9loQ)gorob ni<^ts
iibrig, als bie 6tabt Aieto jum äRittelpunlte i^rer X^tigleit
}u maäfen, inbem fie i^e Slorblanbtoaren ebenfalb an biefen
$Ia^ führten. Sie jogen na^ Sfibruglanbunb nahmen biefe$
£anb ben ^etfc^enelen ab. Sann erbauten |ie eine gflotte auf
bem Sc^marsen äReere unb belagerten im Sa^re 941 bie
Stabt Aonftantinopel, meiere i^nen aber mit $ilfe bes
„grie^if^en gfeuers" erfolgreid^ mibetftanb. 3^^ Sunbe mit
ben ^etf<|enefen griffen fie barauf im 3<^^re 944 Aonftantinopel
3um jioeitenmal an unb erjioangen einen ganbeUoertrag,
ber i^nen in 5lon|tantinopeI 3oIIfrei^eit 5ufi(^erte. Seit^r tönten
immer lauter bie Alagen ber $errf(|er oon Aonftantinopel über
ben Solbburft ber 92ormannen ober Muffen, bis enbli(| buc^ bie
^irat bes (Sro^rften SBIabimir oon 9loa)gorob mit einer ^rin»
jeffin Don Aonftantinopel , ber 6(^u)efter ber CSema^Iin Aaifer
Otto's U. oon Saufen, friebli(|ere Sejie^ungen 3tDtf<^en 9luglanb
unb Jtonftantinopel juftanbe famen. Stu^tanb gieng pm Aatl^o»
Ii}i$mus fiber unb unter (Srogffirft SBIabimir bem Großen, bem
9pofteIgIet<l^n, trat au^ 9{uglanb bem römif^en SBeltjoIIbunbe
bei. Die einjelnen ^ei^ogtfimer oereinigten fic^ 5u einem (&e>
famtrei<|e unb ein ^ertfi^enoiKe maltete oon 9lon>gorob bis
na^ Rieio, oom £abogafee bis jum Dniepr unb ber Drina.
SRtt bem Sintaufe ber arabifi^en Aaufleute oon S a g b a b
in Koiogorob unb Sikm u^ar es je^t oorbei. Die Aaufleute
Arabiens lamen nur no^ bis in bie Gajjarenftabt 3 1 i I » ni^t
me^ na^ Sulgarb unb 9{on>gorob, unb bie 9legierung in Aon^
ftantinopel loar eifrig beftrebt, ebenfo bas gute Sinoemel^men
mit Kuglonb n>ie basjenige mit Deutf^Ianb aufregt 3U erhalten.
92ac^bem im Z^^xt 945 ber Grogffirft 3fio^ ^on Stujjlonb im
ftanqife gegen bie Dremlier am Sug gefallen mar, erfolgten
tm 3a^r 946 unter (Brogffirft @n)fitoslaus in 9{uglanb weitere
— 53 —
(Efnriumungen an bie römifc^e Air^e imff irie Serttetfoiitg bec
3Hben unb Slormonnen unb unter ber (Srogffirftin Olga eni*
mxitlit fi^ mif einem gelungenen Slai^egug gegen bie DreoHet
eine 3«it gefteigertfter^anbelst^gleitinStttglanb. 3o^It^i<^ neue
Sttajjen unb neue SenDaltungsgrunbfo^e fteigecten ben Seifc^r unb
bie (Sroftffltften bel^nten i^re $enf^ fiber bie flooifc^n SB ä t i t •
f^en an ber Oht unb fiber bie (Sajsaren an ber SBoIga
aus. 3Rit $ilfe bes (Solbs ber großen Sonlen in ftonftanti'
nopel iDor 9luglanb beftrebt, bie oon ben Sulgaren be^rrfc^'
im ®etreibegegenben an ber untern Donau ju erobern, unb
es »urbe bereits feitens ber Stuffen geplant, bie ^auptftabt bes
3ltiäfs oon Aiem mif ber Donau ju oeplegen, Q)eil bort bas
oon ben Sluffen lebhaft begehrte (Solb toie unerfd^opfli«^
S^ö^e an betreibe, Obft, 3Bein, fieber, Saffian unb
SBolIenftoffen aus Aonftantinopel aufge^uft maren, nm^renb
Silber aus Söhnten, $ferbe aus Ungarn, $onig, SBac^Si
SRet^ unb Arbeiter aus Slaoonien billig ju bef^ffen nraren,
Q>ie au^ ber Slbfa^ ber ruffifi^en Srjeugniffe, namentli^ ber
$erntelin', 3^^^!^ ^^^ gfif^otternpelje unbSBalrog«
3ä^ne, na(^ Jlonftantinopel 9on bort aus leichter ju beoerl«
ftelligen war. Sine ruf|if(^e ®e|anbt[^aft, bie im 3a^
959 bei Jlönig Otto oon Saufen in 9legensburg erf^ien^
fc^int wegen bie(er S^age oer^nbelt }u ^ben , mel^e bie 9le«
gierungspolitit in Aonftantinopel babur^ oereitelte, bog man ben
mieber^olten Angriff Stuglanbs auf Jlonftantinopel abf^lug,
worauf bie ^etf^enelen ben Weft bes ruffild^n $eers am
Dniepr oollenbs aufrieben. Seither jerfleif^ten innere
Aampf e bas rupd^ 9lei(^. Die (SroftfOrften oon Aiew ftrtt*
ten fi^ mit ben (Srogffirften oon 9lowgorob , bis es ben legieren
gelang, fi^ ber Stabt Äiew ju bemächtigen, bie bortigen 9Ba«
rSger, b. ff. bie aus f(|webif(|em Slut entfproffene ^err"
f^enbe Seamtenllaffe , ju erf (plagen unb bas gried^if<(e (Qriften«
tum allgemein bur^juffi^ren.
$atte namentli^ bie 3eit oon 900 bis 1000 fiir bie (Bfiter^
^rjeugung bas 69ftem ber $ofmirtf<^aft unbbamit bie 3^«
fammenballung bes Kapitals in immer Q>eniger $Snben bemirfti
\o geigten fi^ feit bem Z^tt 1000 bie erften Spuren eines Ue«
bergangs jur ®enoffenf4aftsmirtf(|aft. Die (Sfitererjeu*
9ung war in (Europa berart unrentabel geworben, baj} au^ ber
— 59 —
rdi^e $ofbefi^et nic^ me^r iNis Verlangen jeigte, auf eigene
Sied^nung ben Unlerne^mer ju moi^n, {o bog bte Setbrouc^et
ft<( iDo^I ober fibel enifd^üegen mugien, bte ffifitererjeugung felbft
m bte ^aitb ju ne^mett, ittbem fte ft^ ju btefetn 3v^<t^ genoifen*
f(^(t(^ jufammettl^Ioffett. SIs gfomt ^iefflr btettte bte^aus«
genoffenfc^afi, tDte fte titben ftloftet^of« unb 6tift6«
^ofbetrteben beftanb. (£tite 9{et^ oon Untente^mem » eine
[ogenannte $ou9geno|fenf<^, [ionb on bet 6pt^e eine$ folt^en
dofbetrtebs unb nm^Ite ben Sorftanb wie bod jtopitel ben St«
fi^f obet 9bt tvo^Ue. Vus biefen olten Ofotmen bet $ofnitrt«
l^oft ^raus enttDidelte fi^ je^t langfant eine berufsmäßige
geioerbltc^e (Eigen erseugung an Stelle bet feit^erigen
(Etnfaufsgenoffenfclaft. 9Ran loufte bte Sebfitfniffe bes ^of^ous*
^Ite ni<^t nte^t anbeimärts, fonbent f teilte bie[e [elbft ^r»
nietl bie SRittel f^ioanben. Slan [teilte ^anbioerfsfpesialiften
auf, iDel^e bie Sebfirfnilfe bes itlofter* obet (Ebel^ofs ^erjuftellen
^en, unb es ma^te f i(^ anif in SBefteuropa vteber ein ^ö^eres
Seburfnis an (Segenftanben bec SBiebetoerorbeitung, einer er^5|ten
iUtItur, einer gefteigerten fiebens^Itung weiterer SeoöRerungs*
f^i^ten geltenb, beren Sefriebigung fi^ nur als ntögli(| erwies^
»enn man auf bie feit^rige (gebunben^eit oersic^tete, wie fie bie
$ofiDirtf<^oft auferlegte. f}aHt \\äf 3. 93. bie gewerbli^e X^tig«
UH in ben ^erren^ofen unb AUftem [eitler auf bie ^etftellung
oon £ ein wanb unb ungefärbten SBoIIftoffen befc^ronlt, fo
tDurbe es je^t immer me^r Srau^ ber oome^men £eute, SBoII«
tfi^er oon bunter garbe 5U tragen. Die ^eimat biefer
Xfic^rioarenbieSlieberlanbeunb (Jf^<^nlrei^. 3n2)eutfc^«
Ionb oerftanb man no^ ni<^t , berartige griine unb bunlelblaue
Zü^t 3u fertigen wie in (Jrlanbem, ober bie gerabeju färben«
)n:a(^gen roten unb anberen ^errenlleiberftof fe , wie fie ^anl*
rei^ lieferte. Slur in ftöln am St^ein wußte man leichtes
ff^ioarjes SBoIHu^ ^rjuftellen, wie es bie Sflön^e unb 92onnen
trugen, unb in S^waben, 3. S. in Ulm, fertigte man ro^,
n\^ in ber SBoIIe gefärbtes Xu(^ unb in 9tegensburg natur«
farbenes wafferbi^tes fiobentu<^.
$anb in $anb mit biefem oerme^rten Sebarf an gefärbten
SBoIIftoffeit in Deutj^Ianb wuc^s 3unä^ft bie groggewerblid^e
!l^at^tt in ben Slieberlanben feit bem 3a^r 1000 in ^o^m
Srffbe. Ueberall würbe in ben jtlofter^öfen unb SurgftSt«
-Bo-
ten bie Sd^afiDoIIe gef^Iagen, geförbt, gefponnen unb ge«
iDoben unb bie jtoufleute uon Scügge, I)orbre^t u. f. id.
oerttteben biefe (Erjeugniffe na^ Sac^fen, S^maben unb
Sägern. I)ie[e oermd^rte gen>etbK<^e X^ättgfett bec 9tieber
lanbe brachte e$ aber mit [ic^, bag allmapcl SRongel an 91 of)'
ft offen entftanb, bag bie S^fmoIIe ber Slieberlanbe , bes füb^
li^n grantrei<l^ unb ber Kormanbie ni^t mel^r genfigte unb
bie Slieberlänber SBeber roie bie SBeber oon itoln i^re 6^»
molle in Snglanb lauften. Da infolge ^ieoon bie (Ertrage ber
@(^fereien ber Stormanbie notlitten, eroberten im 3^^ 1040
bie 92ormannen bie englifc^e 3nfel unb oerbröngten ben
angelf(ic^fif(|en Slbel aus feinem Sefi^. Der SBibecftanb Dane«
marls mar oergebens; im 3a^re 1080 eroberten bie Kor
mannen erft $aris, bann na^ einanber ganj Snglanb,
6<^ottIanb, SBallis unb 9lort^umberIanb unb be^up*
teten |i(^ [eitler im Sefi^e biefer £anber.
Die gfolge biefer sune^menben ^erftellung oon gemerbli^n
(Etjeugniffen im Sluslanbe mar nun aber, bag fic^ feit bem 3a^re
1000 etma in SBefteuropa ein bebenllii^er Ueberflug an ®e-
merbeerjeugniffen geltenb moil^te, fo bag bie Sefi^er ber«
felben nid^t mel^r mußten, mie fie biefelben an ben SRann
bringen foHten. Die gfolge biefer Ueberei^eugung mar be$^Ib
ba$ Cntftel^en einer Steige oon großen Steffen , mel<l^e als
regelmäßige Sereinigungspunlte für ben (Sroj^nbel ben 3ii>€d
Ratten, ben übfa^ ber C&emerbeerjeugniffe ju beförbern. Solc^
aReffen maren feit^r fc^on bie großen 3a^resmeffen oon Korn
unb ^aoia gemefen; je^ trat 3U i^nen feit 1002 bie mistige
9Reffe oon Senebig. ®(ei(^5eitig entftanben in ben Orten
fiagnq, Xroqes, ^rooins unb Sar in ber (5raff<^
Champagne oier aReffen, mel(|e balb für ben aSeltmarit eine
audf^Iaggebenbe Sebeutung erhielten unb nac^ Serbrfingung ber
alten aReffe oon Saint Denis bei $aris ben aRiitelpunft
bes mefteuropaif^en ^anbelsoerte^rs bis 3um 3a^r 1350 bilbe*
ten. Snglanbs Si^afmoIIe unb 3tüliens Seibenftoffe
unb £eoantemaren manberten ^ier oon einer $anb in bie
anbere unb Aaufleute aus (Jftantrei^, Snglanb, Sc^ottlanb, Stor^
megen , (^lanbem , Srabant unb bem ^ennegau, Saooqen , 3ta«
licn unb Dcutf^Ianb be«en ^icr i^ren »ebarf. »on Deutfi^n
maren es neben ben itölnern namentlich bie ftaufleute oon
~ 61 -^
Aonftan}, loel^e i^re fieintDanbftoffe auf bte SRotfte bet
(£^mpognebro<^teT! unb boffir fran39ftf(^e unb nieberlänbifc^ 3Bon«
ftoffe, fieoüntetDaren unb allerlei feine ^ufy unb SRobetDoren
3tttfidbra^ten ; benn f^on bantols iDor ^^<tn^^^i^ I&ng|t bos
tonangebenbe £anb für ade?, ums $u^ unb 9Robe betraf.
Diefer gefteigerte Serfe^r legte benn au<l^ bas Sebfirfnis
no^, bie ^errfc^enbe Unfitl^erl^eit ber Serle^rstoege }u
oerbeffent unb bent reifenben (ßef^aftsntann bie nSttge €td^er«
^it 3u geiDfi^en. Seit 1050 be|orgte biefen ^votd ber von ber
Air^e eingerichtete ®ottesf riebe, ber beftintntte, bag oom
Slittmod^ abenb bis 5um 9Rontog morgen unb an allen ^o^n
gfefttogen unb ben DItaoen unb Sigilien fooie 5ur flboent«^ unb
Softenjeit {ebe gftiebensftörung mit (Selbftrafe bis jum Sermo«
genseinjug, itird^enbonn unb fieibesftrafe gea^nbet iDurbe unb alle
jum aderbau n9tigen ®egenftSnbe, alle (Seiftlii^en , 9teifenben
unb gfrauen n^fi^renb biefer Stxt in ben fir^Iiii^en C5eleitf^u^,
in bie ®raff^aft$auffi^ (comltatas) ber ftirt^e gefteüt tourben. Der
Sriebe war ein SBerf ber Sluniacenfermönt^e unb begann
in Surgunb, mo bas Slotleiben ber fianbn)irt[^aft eine beben!»
li^ Sermel^rung ber Unfi^erl^eit ^eroorgebra^ ^atte. 3^
3a^e 1041 tDurbe er in ganj gfranlrei^ geboten, 3tcklien, Spa*
nien, Snglanb unb Deutft^Ianb folgten, wo i^n unter ben falif^en
ftaifem bas Srsbistum Äöln juerft einffi^rte, unb im ^afftt 1095
untenoarf ein pSpftli^es ®ebot bie ganse (E^riften^eit biefem
Sottesfrieben.
^anb in $anb mit biefer Sicherung ber 93erfe^sioege gieng
na(^ ber Seenbigung ber großen europSift^en Slationalfriege
eine gefteigerte Srf^Iiegung ber Donaulänber oor fid^.
$atte bas 3a^r 900 bie beutf^franjofifc^en Ariege beenbet, fo
^e bas 3a^r 1000 ben ftriegen mit ben ruflif^en 9{ormannen
unb mit ben Ungarn ein (£nbe bereitet. 2Bie am 9{^eine fo
^rrfc^te nunmehr auc^ in ben Donaulönbem feit bem Sa^re 1000
eine regere C5emerbet^atigleit. Sor allem loar es bas an (Ersen
rei(^ jlarntnerlanb, u)el(^es im $anbel unb bamit au^ in ber
^olitif eine ^eroonagenbe Äolle fpielte. Die §erjoge oon 9Beft«
franfen ftritten fi^ mit ben §er5ogen oon Bamberg ober
Oftfranlen um beffen Sefi^. Som aufblü^enben % q u i le j a an ber
abria, wo 1041 bie groge grauenfird^e entftonb, !amen bie ita«
lienifi^n Sinfäufer ^rauf na^ 3Reran, ftrainburg, (Eill^
- 62 --
unb Sfriefa^. 3m 3o^re 1052 nwtben bie (Bebeine bes
^iliflen 3^^^ o^n Serona mi) U l m gebraut unb im ^i^xt
1054 mürbe ein (Sraf oon $ e l f e n ft e t n bei Ulm, na<|bem e^
in ^aris fiubiert |atte unb in ben 9{ei(l^9bienft getreten iDor^
jum Srjbif (^of oon 6 a 1 3 b u r g ernannt , OMl^renb ber greifen
$anno oon Steuglingen bei Ulm Srjbifi^of oon itöln
murbe^ unb oon Cano | f a teerte itaifer ^einric^ IV. fiber dornten
na^ Kegensburg ^im, louter geograp|if(^t Cinien» bieouc^fiir
ben ^anbelsoerfe^r eine SioIIe [pielten.
Sieben ftämten erhielt anif Ungarn eine fteigenbe
Sebeutung für ben SBelt^nbel als Slusfu^rlanb erften
9longs fflr bei) 9Beltmaift. Die ungarif^en jlaufleute
grfinbeten 9tieberla|fungen in Aonftantinopel, 9iom unb
3eru[alem unb ber 9Beg oon gfranlrei^ unb 3talien
nad^ ber fieoante gieng ie^t über Ungarn unb jtonftanti«
n 0 p e I unb ni<l^t me^r fiber bas SRittelmeer , n>ie au^ bie f^ri«
]i^n ^Snbler über Ungarn ^rausiamen. 3nt 3^^^ 1^^ erober*
ten bie Ungarn Dalmatien unb bie Sroffnung be$ Do*
naun>egs bur^ Ungarn unb Sosnien Q)irfte berart auf ben
$anbe($oerIe^r , bag im ^^xt 1054 $a))ft £eo IK, bie Kr^
Ii<l^ S^eibung 9{om$ oon Jton[tantinopeI oolljpg, loeil
\\^ Stdien burc^ biefe 9Bieberaufna^me ber Xrafan [trage
für ben 9B e l toerle^r fc^mer gef^äbigt |a^.
Shif leb^fter al$ ber ^anbel Ungarns entmidelte fi^
ber ^anbelsoerle^r 91 u g I a n b s feit bem 3a^r 1000. Der
bortige C5ro^rft f(^Iog ^anbelsoertrage mit ben it^Iifaten
Sagbab unbAairo, bur(| toelc^e biefe \\d^ oeqjflii^eten,
bie fieoanteoiaren mit Umgebung ftonftantinopels un*
mittelbar an ben Don na^ Siforn unb an bie SBoIga ju
leiten, unb bur^ biefe Xbatigfeit gelang es bem normannifc^
Ranbinaoifi^en SoIIsftamm, ben SBelt^nbel, ben er burd^
bie Eroberung Snglanbs im 3<4^^ 1060 in ber Korb»
fee unb Oftfee fi^ ju eigen gemad^t b^^tte, au^ im
Si^marsen Sleere unb huxif bie (Eroberung Siciliens im
3a^re 1072 au^ im SRittelmeere odllig in bie ^anb
3U betommen. Da bie 9lormannen bie bebeutenbften Sin«
laufer in (Englanb, auf Sidlien unb in ber fieoonte maren,
|o erlangten fie au<^ lei^t bie ^errf^aft fiber bie SeooRerung
btefer £&nber. SBar es in Cnglanb bie S^afiooIIe
^ 63 -
ber QitgelfS^fif^n Suisbefi^er, loel^e bie normanntfi^en
^blec {auften, fo toor es auf ber 3nfel 6iciUen jeneSfide
oon Srieugniffen bei ^oi^entoidtelten Soben« unb ®eiDerbeiDirt-
|<|aft ber St ober, ml^e bie Kormannen als Vusfu^gegenftänbe
oiiffouften. no^juder, Dottelit, Seigen, 9Bein, Sif^e,
SaumtDoIIe, Seibe, Del, Sal], ftoratlen, Sern*
Hein, Smbra gab es es ^ier in reicher SRenge, fo bag In
9le[fina, Sotania unb SQralus eine 9lei^ oon gattO'
reien ber großen ^anbelsgef^fte 9on ®enua, Senebig
unb Vmalfi enifianb, »el<^ biefe 9tieberIo|fungen als SRittel«
glieber ffir ben 6eeoerfe^r oon Gfrien unb üegi^pten mäf
ffleftitalien, Sfibfranlrei^ unb 6ponien benähten.
2)er freie ^anbelsoerle^r enei^te unter biefemruffifc^^nornian«
nif^en SBeltregiment in ^anbelsfa^en feitbemSo^re
1000 feine ^o^fte SnMdtlung unb lahmte immer me^r mit
5ilfe ber Jlirc^e bie feit^rige SRoi^tentfaltung bes beutf^en
5anbels unb beffen Uebergemit^t auf bem 9BeItmar(te,
|o bag Deutf^Ianb unter ben |ali(<^n Aai|em bem oon ber
ftir^ begfinftigten freien ^anbelsoerle^r nationale 3^11«*
[(^ranlen entgegenfe^e.
Deutf^Ianbs Stfibteoefen ^tte feinen SlfltepunH er«
rei^t. 3e me^r fic^ bie !DonauIfinber mieber erf^Ioffen unb
ber Si^ioeqmnft bes Serle^rs fi^ loieber mel^r na^ Öften neigte,
um fo me^r blfi^te mit Samberg, SBfirsburg unb Sl^ugs*
bürg au^ U (m mächtig empor unb Q)urbe immer me^r ein 9RitteI«
puntt ffir Sfirftentage, ^eeresfammlungenu. f. n^. Ulm
oerbanfte fein enbgiltiges Suffommen oor allem ber (Erf^Iiegurig
bes gernpaffes infolge ber er^ö^ten Sebeutung bes ^anbets
mit Senebig. Seither ma^te fi^ bie Sebeutung Ulms immer
me^r gettenb. äJon £onbon gieng ber Durc^fu^r^nbel über
itoln unb ben X^ein nac^ S^maben unb ^ier überSai^in*
gen, CConnftatt, Solingen, $lo<l^ingen, Göppingen unb (&eis<
lingen na^ Ulm unb oeiter über SRemmingen, Kempten,
£anbed, 3nnsbrud, Sojen, Zrient unbSerona nad^ Senebig.
Der erfte Aaiferbefu^ in Ulm mäf langer Unterbrechung
erfolgte bur4 ilaifer ^einri^ II. , ben ^eiligen (1005) , ben
teilten So^en, ber ^ier einen gffirftentag |ielt, an bem ber ^erjog
^ermann oon 6(|maben unb ber Xbt SBerner oonKei«
i^enau teOna^en. Z^ 3a|r 1019 fanb [obann in ber 91%
— 64 —
ber 6tabt ein ^treffen jiotfc^en ben betben ^erjagen ^tonrob oon
SrQnlenunbbem^etjog albert oon 91 (etnfelben um benSeft^
bes ^ersogtums ÄS ritten ftatt, in bem bie Spanien fiegten.
3nt 3a^t 1027 wox in Ulm ber gffirftentag, öuf bem Aonig Aon«
rabll. oonSf^<inIen ben ^erjog 6mft U. oon6(^iDaben abfegte.
Ulm tDor bamols bereits ein f e[t er ^Iq^ (oppidam) unb \(ä) ben
Jtaifer im So^r 1036 loiebei^olt in feinen aßauem. Die 3eit
feit bem ^q!I)xz 1000 iDor qu^ für Ulm unb S^oMiben eine
nxifi nur politift^ fonbem ou^ loirtfi^aftn^ fe^r bemegte. iSs
gab ni^t nur im 9?ei(^e fortiDöl^renb (5egenf9nigep fonbem oui^
in ollen Sif^offtSbten C5egenbif^5fe unb Ulm ftanb inmitten
biefer Seioegung. 9lo^ öfter als Aonig Aonrab 11. mar fein
6o^n $etnri^ 111. als $er3og oon 6^Q>aben unb Aaifer
in Ulm, Augsburg unb auf ber Kei^enau. (Er
meilte in Ulm loieber^olt in ben Sauren 1041 bis 1043,
mo er ^ier nad^ bem jtriege mit Sö^men unb Ungarn
ein fianbfriebensgefe^ erlieg. 3^ 3^^^ 1^7 beließ
er in Ulm ben (Srafen oon SBittelsba^ iitit bem $erjogtum
6 ^ m a b e n unb im 3a^re 1052 ben trafen Dtto oon 6 ^ lo e i n«
f u r t mit ber SRarl Sranbenburgunb feine itaiferreifen, bie au^
als äBelt^anbelsIinien ju betrauten finb, giengen oielfat^ oon
9?egen$burg fiber Ulm na^ 3ü^i4 ^^^ umgele^rt. 3m
3a^re 1052 fanb in Augsburg ein groger 9tei(^stag ftatt
unter Zeilna^me bes ^opftes fieo IX., auf bem man loegen
bes Sd^u^es gegen bie 9tormannen ober Stuffen unb
gegen bie Ungarn beriet.
9to<^ me^r ftanb Ulm im Sorbergrunbe unter Aaifer ^ein*
rid^ IV. 3m 3o^te 1066 reifte er oon 9{egensburg fiber
$lugsburg unb Ulm naif ber 9?ei^enau, im 3a^re 1070
eroberte er Augsburg, im 3a^r 1077 fanb in Ulm ein gü^tem
tag gegen ben Jtaifer ftatt, an bem bie ^erjoge iRuboIf oon 9{l^ e i n «
felben, 9BeIf oon Sägern unb Sert^olb oon Aärnten
fon)ie ber (Ersbif^of oon SDlains unb bie 93if^9fe* oon äBfirj'
bürg unb SRe^ teilnal^men, bie Vbfe^ung bes Aaifers be«
f^Iolfen unb $er}og 9{uboIf als (Segenfönig auffteKten,
morouf am ^almfonntag Jtaifer $einn(| IV. Geriet über bie
aufrfi^rer in U I m l^ielt unb fie abfegte. 9lad^bem ber Sif^
oon 9lugsburg als ^atriarc^ oon Hquileja $einri^ IV.
als ben rec^tmfigigen jtaiferanertannt^tte, fe^e ^einrid^ ft^ felbft
— 65 —
bte jtrone auf . (ErteiftefobannnQd^berSlei^enau unbAonftans.
Der papftli^e (SegenI5nig l^atte bos ^eqogtum Sc^toaben
bem i>txj0i Sert^olb oon Aärnten uberirogen, bem bie Stabt
Ulm ebenfoUs ge^ulbigt l^oite, loä^tenb in Stege nsburg
Aaifer $einri<l^lV. biefes $er}ogtum ben ^o^enftaufen ju«
geteilt ^atte. Seither tobte in SipsxAtn ber Jlontfyf um bie
£anboogtei Ulm unb oergeblii^ oerfu^ten bie Staufen, bie
6tabt Ulm ben S a 9 e r n 3U entreißen. 3m ^^afyit 1098 mug«
itn bie 6taufen auf einem gffi^ftentage in Ulm auf bas $er«
jogtum Sc^woben oei^id^ten unb biefes blieb ben $erjogen Don
ftamten.
Ulms iDirtf^aftli^e fiage enltoidelte fi^ butc^ ben leb«
^en (Jrtembenoerle^r , melden feine Sigenf^aft als $aupt«
jtabt Si^mabens mit fid^ bra(^te, augerorbentli^ unb bie
Siebte Don Stei^enau, meiere bas 3Raxli*f Tlixni' unb
SoUgeffill in Ulm als 9{ei(^sle|en inne ^tten unb bas
9le^t jur SBefe^ung ber Ulmer £anboogtei fovie beten
(Beri^tsgefälle unb Umgelber befagen, ^en babur(|
groge (Einnahmen. Son ber (I5eftalt Ulms in jener 3^^ giebt
gelix (Jfabri eine genaue Sefd^reibung. Die Stabtmauer lief oom
CSriinen $ofe bur^ bie £anggaffe herauf bis 5um £on>ent^or an
bie Stau. Kings ^erum aber waren ä^orftäbte, too bie (Bef^äfts«
leute tDo^nten. 9ln ber Donau u)o^nten bie Sfif<|^r, 9BoI!er unb
(gelber, bur^ bas Srmbruftt^or gieng man na^ ber ^farrlirc^e 5u
Snier^iligen. 3enfeits ber Donau ftanb bie Sorftabt 6(^n)eig»
^ofen, mo bie Sfirger i^ren Oelonomiebetrieb Ratten unb
3a^lrei<^e SBirte unb SRe^ger mo^nten. Der 9lbt oon 9lei(^enau
beftellte als 3mmunitatsl)err ben 6tabtfyfarrer , besog ben grojjen
unb fleinen ftir^enje^nten, ernannte ben 6^ult^eigen, bie $err«
f<^ftspfleger , bie X^rma^ier, ben 6tabt^irten, alle ^o^en unb
nieberen Slmtleute, besog bas äBaggelb, bas Umgelb, bie Se«
ri^tsgebfl^ren , bie ®ebaube« unb bie C&runbfteuer.
5. Die ^rtubeldwcgc ber Staufcuäcit.
9Bas ]xi^ feit bem 3al|re 1000 in SBefteuropa oorbereite
^atte, ber Uebergang oom Slderbau« jum ®eu)erbeftaat, f anb feit
bem 3^^^ 11^ f^in^ meitere ^usbilbung, inbem ber Uebergang
SBefteuropas oom ®en)erbe jumfj C&roggeioerbe erfolgte.
Ratten es bie Staaten SBefteuropas feit bem ^Qf)t lOOOba^inge«
bra<^t, ben eigenen Sebarf an Semerberjeugniffen felbft ju beden,
5
— 66 —
fo arBeitete Sßefteuropa feit bem 3o^re 1100 etoHi für ben ge«
iDerbßc^n SBeltmotlt unb bie fteigenbe llnmdgli<|lettp bie ge«
{^offene SRenge feiner geioerbli^n Scjeugniffe an ben SRann ju
bringen, ffi^rie juc Einleitung bet Jtreujsfige, loel^ but^
bie unmittelbare Serfi^ng , in Q>el(^e fie bie europaifdglen SöI*
ler mit bem SRorgenlanbe brachten, einen grogen (Einfluß auf ben
Xbfa^ ber gen>erbli(^en (Erjeugniffe berfelben ausübten. 9Bie
alle SSQerbemegungen unb jtriegsjfige ^ben au(^ bie Areujjfige
als ^anbelsunteme^mungen großen Stils gewirit, inbem fi^
mit ben Pilgerfahrten na<l^ bem ^eiligen £anbe ber t(b{a%
gemerbli^er Crjeugniffe nac^ ber fieoa nte er^Iid^ mehrte.
3)er 9RitteI|mnIt biefes Xbfa^es ber abenbianbifd^n (Beoeibeer«
jeugniffe naA ber fieoante würben bie oier aRaiB^Me Xroves,
Sar, £agn9 unb ^rooins in ber Champagne, gier^r
fanbten bie großen aiMltu^efefen oon RilUf Sa^en,
SififlS^f $Qris, nieims unb ber anberen 9Bontu<l^ma^er'
plä^e Sranlrek^, ber (£|ampagne unb ber Srie i^re (Er^eugnifTe,
um fie an Me £ombarben abjufe^en, bie ^ier^er jum Stn*
laufe turnen unb bie äBoÜenftoffe, Xeppid^, Solange, fieimoanben
8. f. m. naif £ombarbien unb 6icilien brauten, oon ido
fie bann weiter nac^ 3[eg9pten unb SQrien oerbmft würben, ido
man feit^er allgemein europoifi^e SßoIIen' unb fieinwanb*
ftoffe anftott ber feit^erigen inbif^en unb perfif ^en
®ewebe trug.
Die n)irtf<|aftli(^en Sei^ältniffe ber wefteuropäif^en fiänber
waren bei biefer Arbeit für ben gewerbli^en SBeltmarft freilii^
leine glönjenben. Ueberall me^de fid^ ber Segenfa^ jwifc^n
9ltxif unb Slrm, ber 9RitteIftanb f^wanb unb ^anb
in $anb mit ber rafd^ fteigenben 9lot 9B^teuropas im jtanqyfe
ums Dafetn fteigerte fi^ ber enge 3ufammenf<^Iu|S ber
einjelnen SoIIer unter bem S^u^e ber römifc^en
Air^e, welche biefelben jum jtampfe gegen bie gerrf^
oon jtonftantinopel unb gegen biefenigen inneren
(Elemente ffi^rte, welche bie Sejie^ungen ju jtonftanti«
nopel aufregt ju er^Iten fui^ten unb bie im ®^ibel«
linentum ber ^ol^enftaufen i^re Ir&ftigfte 6tfi|e
fanben. Der 9RitteIpunIt bes Sßiberftanbs gegen biefe
g^ibellinifc^en Seftrebungen war bas mit 9lom oerbfinbete
9lormannentum. 3nt normannifc^en (Englanb würbe bos
-- 67 -
£dnb bur^ bie ^irat ber Aonigin oon Sttglotib, ber SBitioe Aönig
^etnrii^ V. oon Ofiftanlen, mit beut (Srofen oon ^ n i o u intnter
me^ bem Aat^olijismus entgegen geführt unb bas latl^olif^e
3rlanb, bas bis jum 3<i^r 1100 5um Aonigreit^ 9loriDegen>
!DanemacI ge|5rt l^e, fielfeit 1154 bem normonnif^en Sri«
tannien 3u. 3^1 3a^ell99 ^tten es bie 9lormannen im
Sunbe mit gtonlrei^ unternommen, bie (Eroberung
6 9 r i e n s ins 9BerI ju fe^en , aber bie Streitigfeiten um
ben Seft^ oon Sicilien ^atte bie 9lormannen oeranlogt, fi^
mit bem franjofenfeinbli^n 5ldnigrei^ 9} a o a r r a 3ur
SBa^rung i^er Sn^^^^^n im SRittelmeere 5U oerbinben unb
fi(| ber 3nfel Supern ju bemä^tigen. Ss mar bies ein 6<i^ntt,
ber namentli^ bie ^errf^ier in Aonftantinopel ^eftig er«
bitterte, meiere bas (Erfd^einen ber normannift^en flotte
im SRittelmeere nur ungern fa^en. 9lo^ bem 6treit um
bie jtrone oon S^^uf^^^^» mel<|e Sritannien auf ben Aopf
bes burgunbif^n (Srofen oon SRontferrat, l^anfreid^ aber
auf ben ftopf bes ^erjogs oon ^ q u i t a n i e n fe^en mollte,
gelang es ben Sroberem, im 93unbe mit ben Surgunben 6 1) --
rien ju erobern unb ben trafen oon Champagne 5um
Jlonig oon 3eru|alem ju ma^en, bis bie (Gefangennahme bes
Aonigs 9li(|arb fiomen^ei^ auf bem ^eimmege 3mif<i^en Slqui^
leia unb 99Bien burc^ bie erbitterten O e ft e r r e i d^ e r bas bri«
tonnifil^e £anb in neue Senoidlungen ftfirjte. Üro^bem gelang
es ben 5tauf(euten oon ®enua, $ifa u.f.m. mit normonnif^er
$ilfe immer me^r, bas SR i tt e l m e e r oon ben arabif^^b^santini»
fd^en Seeräubern ju r ein i gen unb ben 9Beg x^xxi) bem öftli(i^en
SRtttelmeer freijumac^en , ber feit^er nur ffir bie €<i^iffe ber
iloufleute oon Senebig unb 5ton[tanttnopeI fahrbar gerne«
fen mar. Seither lag ben unmittelbaren ^anbelsbejie^ungen
jmif^en Sijrien unb Genua, SRarfeille, Sorbeaux
unb Sri tannien ni^ts me^r im SBege, fo bog bem $anbels«
oorrec^t ber itaufleute oon Ronftantinopel unb Senebig ein Snbe
berettet mar.
2>ie %A^t biefes 3Bettbemerbs mar bas gegenfeitige Se«
ftreben ber abenblfinbif^en ^JöIIer, bur^ Sinretgen au^ no^ ber
le^en Sc^raitfen bes freien ^anbelsoerle^rs einanber bie Spi^e 5u
bieten. Der ®fiterflberf lug, ber fi^ im Slbenblanbe geltenb
mo^e, medte immer me^r bas Seftreben, bur(^ SSerbefferung
5*
— 68 —
bet Serle^rstoege unb bet Seförberungste^ntl ben
Serbtuf bet (Erjeugniffe ju erlei^tem. Seibe Dinge lagen nix^
ougerorbentlic^ im SIrgen. Scfi bie Ateuijfige bcad^ten neue
gortf^ritte int Seemefen, ober bie gtigeten 6eefa|(ten
boten berarKge etnfte C5efa|ren unb beanfpru^ten eine fo ^o^e
(Befa^renprämie ffic ben re(|nenben ftaufmann, bag ber Geeoec«
fe^r {[i(| nteift ouf ben Sinnenoeile^r beft^rSnlte unb allgemein
eine nationale ffilieberung unb 9(b[(|Iie6ung ber K^betei ftott«
fanb. Die Slocboößer l^atten i^re beftimmten Stammen, fiber
bie [ie nic^t hinausfuhren, ebenfo bie SRittelmeeroöRer. Die
flippen oon (Bibraltar bilbeten eine ffirenje, bie feiten fiber«
f^ritten xourbe unb ber man ben 9Beg fiber SRarfeille unb
Xouloufe auf ber ®aronne nat^ Sorbeaux oorjog.
3m 3#^ 1150 erft erfolgte bie erfte Stmoenbung ber Korb*
nabel. 3m (Bansen aber n)ar ber ^anbeboerfe^ meift £anb«
oerlel^r unb 3Iu|}f(^iffa|rt unb felbft bei biefem Serie^r
mar man gehemmt, meil bie 6tra6en ft^Ie^t, bie Srfiden ge*
brec^Ii^ unb feiten unb bie Sef9rberung»mittel ^öd^t einfad^
maren. 911$ ^auptoerle^rsmege bleuten no^ bamab bie alten
SRomer {tragen unb erft feit bem 3a^re 1100 etnm erfolgten
neue gro|}e Stragenbauten; bie ^ilgerorte, bie Surgen,
bie Air^en unb ftlöfter oerbejferten i^re SBegonlagen, bie gfu^r*
mannsmagen mürben tec^nifc^ oerooIRommnet, inbem man
ftatt mit Dc^fen mit $f erben fu^r unb bos itummet
ftatt bes So^s, ftatt ber ilarren aber 9Bagen mit Sorben
ac^fe oeroenbete. 9Ran baute leine grablinigen SBege me^r,
mie foI(|e ber £afttrager unb bas Saumtier liebten, man
oermieb ]ebe$ rafi^e (Befall unb fu^r lieber längere Streden,
menn fie bequemer maren. SRan fui^r nid^t me^r in ber $9^,
fonbern im X^al, bem glugbuf folgenb in sa^Ireid^n Arfim*
mungen, mie fie bas Selanbe erforberte, unb iam tro^bem
oiel raf^er oon ber Stelle, fo ba^ bie Reinen Serle^rs-
punüe notlitten unb ein june^menber 3ug in bie großen
Stöbt e ab 93er{e^rsmittelpunlten entftanb, mie in unferer 3<H
mieber feit (Erfinbung ber (Eifenbal^nen. Das ganje Serle^rsleben
erhielt ein großartigeres (Bepräge; an bie Stelle bes Surgftalb
ab Sergungsort, mie man fold^e feit bem 10. So^i^unbert ge-
baut ^atte, trat bie befeftigte Stabt ab Srfiden« ober Ano«
tenpunft. Die Iänbli(|e Slitterburg mürbe bas Opfer bes
- 69 -
gftt^rmannsoagens, w\t in unferer 3^^ ^i^ Slfite
bet JUeinflfiMe beut Kou^ bet fiobmotioe jum Of^er fiel.
Zio^bem blieb bie fi<^etfie (Jfo^rgelegen^eit no(^ imnier ber
fc^iffbare glug unb ber Sinnenfee unb allgemeiner Serlel^rsgrunb«
[0^ ber jtaufleuie war bie mogli^fte Senfi^ung ber 9Baffer«
oege unb bie ^unlid^fte SlbfArjung bes fianboerfel^rs. 2)ie
gfolge biefer fteigenben toirtf^aftU^en Sebeutung ber Stfibte
aber loar eine er^S^te 6umnte politifd^er iRec^te, toelc^e
biefe auf n<^ Dereinien. Xn ber SBefer 3. S. flbema^nt im
3a^ 1199 bie 6tabt Sremen bos (Seleitoefen ber beiben
Kei^ftrojsen, toeli^e auf ben beiben Ufern ber 3Befer giengen
unb ben S^ul ber 9Beferf(^iffe.
SBirften ausf^Iaggebenb für bie Setle^sentmidHung bie
Areujjfige, fo berührten biefe freili^ in ber erften !^t\t nament«
Ixif !Deulfd^Ianb oieniger. Die erften Areusjflge trugen oieIme|r ein
Dormiegenb f r anjSf i f 4 es (5 epr a g e. Ss maren franjofifc^e Zrup»
pen getoefen, bie imSo^re 1096 erftmals bur$ Deutf^Ianb^Un«
garn unb Sulgarien mif Aonftantinopel gejogen unb in
ben Siibten bie 3uben totgef plagen Ratten, bis fie in
Ungarn unb Bulgarien ju ®runbe giengen, mo man von ben
Sronjofen ni^ts me^r n>iffen mollte, fonbem feinen Sebarf an
^u^umren u. f. m. in Äonftantinopel unb 3erufalem laufte.
Srft feit bem 3a^re 1150 ettoa gelang es ber @tabt 3Rat*
f e in e, in unmittelbaren ^anbelsoerfe^r mit 3 e r u f a I e m 5U
gelangen, unb feit bem 3a|re 1152 erljielten bie Aaufleute
Don SRarfeiUe 3^^'' unb Quartierfrei^eiten in 3erufalem.
Der Jtat^olijismus 9loms begfinftigte biefe Unterioerf«
ung Syriens, inbem er jebem , ber bas ftreu5 na|m,
6tunbung feiner 6^ulben oerf(^affte unb bur(^ bie geift«
li^en Kitterorben einen praftif^en Slusioeg f(^uf, bie
bun^ (Erb teil ung entftanbene traurige Sage ber 9{itterf(|aft
ju beffem. Sr bel^nte bas S^euerbot ber ®eiftli(|en auc^ auf
bie 9?itterf^aft aus unb f<^uf fo einen leiftungsfo^igen Kitterftanb,
o^e ber Sege^Itil^feit oer|eirateter Dienftmannen ausgefegt
ju fein, uoel^e bie C5eu)8^rleiftung einer gefi^erten
3ttlunft ffir SBeib unb 5linb verlangten.
6eit bem 3a^re 1100 ^ob fi^ ber $anbel (Genuas immer
me^r unb bie 6^iffa^ oon ^ier na^ Sisilien, Slntiod^ia
unb SIeianbria ftieg ganj gewaltig. Die lombarbif^en
- 70 —
Stfibte^oor allem $aota, Sremona, fiobi, Sergamounb
Conto, fo^en biefe fteigenbe Sebeutung (Senuas ungern, mes'
^16 [ie int 3<^c^ 1193 ntttbem 9Rarl^rafen oon 3Rontf errat,
bem fpotem ftdnig oon Salontc^, einen Sertrag bo^in ab*
{^loifen, bag biefer oerfpra<l^, bie Strafe oon SRailanb na^^
®enua unb Saoona ju fperren. (Eine fteigenbe Sebeutung
erhielt femer feit bem 3<^re 1 100 für ben 9BeItoerf e^r oor allem 6 p a»
nien. 6eitlll8n>ar 6arago||a bie ^auptftabt oon Slrago*
nien unb es xoar nd^ baron, bagbasganje fianb ben 9litterorben
fiberla[fen tourbe, als ba$ Xeftament umgeftogen unb bas fionb
mit 5t a t a 1 0 n i e n oereinigt Q)urbe. Seither ftanb bie 6tabt 8 a ^
c e 1 0 n a in jlatalonien im äRittelpunIte bes SBeltoerle^rs. $ier
loie in aRarfeille, Xoulon, Slrles, 9lis, (Sraffe unb
Xarascone fanb ein lebhaftes grog^nblerif^es Xreiben ftatt
unb man fanb auf ben SRfirlten oon Barcelona ftaufleute nid^t nur
aus bem benachbarten (ßeuua, aus ißifa unb Sicilien, fon«
bem aud^ aus (Sriec^enlanb, Serien unb SCegqpten.
3lxift minber bebeutenb toar ber ®rog^anbel ber Stabt SRont*
pelUer. $ier toar oor allem bie Gerberei ^o^ entvidelt
Die ilauf(eute oon iDlontpellier brauten bas Corbuanleber
biefer Stabtnac^ ben SRarften ber Champagne unb l^olten baffir
halbfertige norbfransofif^eäBoIItuile, bie bann in SRontpeUier
ober in gflorenj mit Jlermes rot gefärbt unb als ^urpur
na^ ^Ilon, Xqrus unb Tripolis in SQrien oerf^ifft lour*
ben, 0)0 bie grojjen Slusfu^r^ufer oon SRontpellier eigene
9lieberlage^au[er Ratten unb unter eigenen Aonfuln ober 6^ult'
feigen eine (Semeinbe, C&ilbe ober3unft bilbeten. Seit im3<4re
1113 bie ganje ^rooence bur^ (Erbf^aft an bie ®raff(^aft
Sarcelona gefallen mar, geftaltete ftc^ ber gcmbelsoerle^r jn^if^n
SRontpellier unb Barcelona immer lebhafter unb bie ^rooence
ento^idelte [ic^ unter bem Cinflug bes ®oIbregens, ber \i^
bur^ biefen 93erle$r fiber [ie ergog, 3U bem £anbe ber SefSnge
unb £ieber, als bos |ie ]xif feitl^er jeigte. Slls bann veiter
burc^ bie ^eirat itaifer gfriebri^s bes 9iotbart$ bas SBurgunber*
reid^ oon Sir I es an ben Zräger ber Jlrone oon 9lom, Deutfd^
lanb unb £ombarbien fiel, enttoidelte \\^ oon SRarfeille unb
Slrles fiber fiqon na(| (Senf ein fteigenber SBarenaustaufd^
3iDi|(^en Spanien unb Deutfd^Ianb unb es varen namenli^
bie neuen 3Ref[en oon (&enf, auf n)el(^en fi(^ ber gegenfeitige
— 71 —
Crjettgitisaustauf^ oollsog. ^rooen^olen unb fiomfiorben er*
f^tenen ^ec in großer 9Renge jum (Einloufe ber beutfd^en (Er*
jeugniffe , ml^t im 6^u^e ber ^etjoge oon 3&^<ingen
burd^ $o(^burgunb über Solot^urn, 9oend^e$, Seoe9,
9lurten unb SRilben mäf Senf gebraut tourben.
3ltitn ®enua ober ^ielt [id^ Senebtg auf [einem alten $5^e«
)mnlte. fSs ^If im 3a^re 1100 bem ^erjog ®ottfrieb oon Souillon
fröftig bei ber (Eroberung ^aliftinas, inbem es i^m 200
Galeeren jur Serffigung [teilte ; es ^alf im 3a^re 1124
bei ber Srfturmung oon Zqrus unb na|m auf bem
^imiDege bie 3nieln K^obus, (£^ios, 6amo9, fies»
los unb Snbros ben ^errf^em Don Aonftantinopel ab,
bie bamals bereits fo \^tDaäf waxtn, bag fie im 3a^re 1126
tro^bem erneut ben Aaufleuten oon Senebig ben toegen bief er (Setoalt'
t^en ent}ogenen freien $anbel inJtonftantinopel n)ieber ein»
rSumen mußten. Z^ 3a^re 1198 mx bas Ser^ältnis 3U Senebig in
Aonftantinopel berart jugefpi^, baJS bie Senetianer einen neuen
^anbelsoertrag nur burc^ bie Drohung erjioingen lonnien, bei ab«
f^ISgigem Sef<^eib einen ®egenlaifer aufsuftellen, unb im 3a§re
1204 matten bie Senetianer biefe Drohung jur SBo^r^eit. Sie
oerbrongten ben genuafreunbli^en ftaifer 3faf 111. unb festen
an beffen Stelle ben Grafen Salbuin oon gflanbern ein,
loa^enb ber ®raf ®uibo oon 9Rontferrat Jtonig oon 6aIoni(^
tourbe. 9lur bas^ersogtum (Epirus blieb ben Aomnenen unb
bamit ben ®enuefen ffir i^ren $anbel erhalten, ebenfo toie
9licaa unter bem ^erjog X^eobor fiaslaris unb Xrapejunt
bem ^anbel ber (Senuefen erf^Ioffen blieben.
Urfir Ulm mar oon n>irtf(^aftli^er Sebeutung feit bem
3a^re 1100 oor allem ber fteigenbe Serle^r Aber ben
S renn er, n^el^er Ulm immer me§r 5um Srennpunit ffir ben
Serfe^r oonben 9lieberlanben unb 5loInflberbenSfstn«
pag nad^ 3nnsbrud unb 33enebig ma^te. 3m 3<^^^
1128 iDurbe in 3nnsbru(! bie 3nnfä$re oerbe|fert, fo bag fi^ ber
Seriell lei^ter oollsog unb biefe Strafe m^ 3talien immer beleb«
ter Q>utbe. 3^ 3a^^e 1137 ftarb auf biefer Gtrajje in S r e ite n<
man g bei Sffiff^n auf bem ^eimoege oon 3talien ber Gaffen»
iaifer fiot^r unb in ben Sauren 1154 unb 1155 benfi^te bie
Xiroler Strafe Aaifer gftiebri^ oon 6^0)aben. Diegfolgeba«
oon toor benn au(^, bag fi^ bie Sebeutung ber an biefer Strajge
— 72 —
liegenben 6tabte immer me^t ^ob. 3m So^re 1179 muibe bas
Sistum Sosen jum ret(^$unmtttelbaren grurftentum erhoben
unb feine aRe[(en tDutben immer me^r ein Stapelpla^ ffir
ben Sur^fu^r^anbel oon 93enebig na^ Deutf^Ianb,
an bem SoumiDoIIe, 6eibe unb 6pe5ereien in groger
anenge ge^anbelt mürben, bie ous Senebig ^ier^erfamen, um
bann fiber ben Srenner nad^ Slugsburg ober fiber ben
Sernpag na^ Ulm toeiterjuge^en.
SBar fo bas Sugere Silb {ener 3eit ein äujserft
glänjenbes, fo mar bo^ ba$ innere mirtfd^aftlicl^e Serl^Itnis
jener 3eit fein glfidli^es. Der fteigenbe Serfe^r ^tte menige
9{ei(^e in ben Stäbten unb ein oerarmie$ £anbooIf gefd^affen.
Die gute Sitte 5erfie( unter bem (Einfluß eines june^menben
jtapitalismus. 6^on bie SRinnefängerjeU ber 6<i^mabenfaifer
5eitigte in i^rer Sntmidlung Srf^einungen, utel^e einen SerfoH
ber meiblic^en Stellung belunbeten, unb es ift bejetd^nenb, bog
biefer Sntmidlungsgang seitlii^ genau übereinftimmt mit bem ju*
ne^menben hervortreten ber SB o 11 e n m i r I e r e i oIs gemerblid^em
$anbmerlsbetrieb. Ratten bie klugen bes beutfc^en $ausl^rrn bes
10. unb 11. 3<^^^^unbert$ ein jo nfi^li^es ®ef^5pf, mie i^m
feine fpinnenbe unb toebenbe (Ehefrau mar, mit anberen, t^u
furc^tsoolleren ^Mtn betrautet, fo mar bas 3^txiz\^dp^, bas fi^
ber 9iitter bes 12. 3a^r§unberts an ben S(rm ^ngte , toenig
gef^ö^t unb bie grauenminne begann in eitel fiieberli^Ieit
aus3uarten. Ratten feit bem 3a^re 1100 ber Slufmanb unb bie
Ueppigleit me^r nur an ben 9{itter|ofen unb in ben Jlloftem
eine SioIIe gefpielt, fo trat ^anb in $anb mit ber Sntmid«
lung bes Stöbtemefens unb ber 3ufammen3ie^ung
bes S e r I e ^ r s in menigen ^Snben bie U e p p i g*
I e i t in ben S t ä b t e r in ben Sorbergrunb unb ber
ftäbtif (^e (&ro6pnbIer übertrumpfte ben iRitter , Seomten
unb Aleriler bur^ £ei^tfertigfeit unb ju^tlofe Sitte. Die
fiebens^altung ber ftöbtif^en (Einmo^ner mü^s in ^o^m (Srabe.
Slorbif^es ^elsmerl, mie fie bie C&rog^önbler aus Aiem, unb
^u^maren, mie fie biefelben aus ber S^ampagne nad^
Deutf^Ianb ^ereinbrad^en, jierten bie ffieftalten ber Stabter mie i^re
Xafeln oon ben SBeinen unb (Sartenerjeugniffen Sur«
gunbs unb Spaniens ftro^en, bie in ber Champagne gelouft
mürben, unb oon ben SBfirjmaren unb Spejereien ber
— 73 —
fieminte, bteous Senebig ^rubergeffl^rt mürben. DieiUeiber
ber Stabtittitler unb i^rer grauen jierten S^^^k^t detnteline,
Seile iH>n f^ioarsen Surfen unb SRotbem ober (Sxawoom,
ab fieibiDäf^ begann man |tatt ber ein^eimif^en fieinuKinb
BaummoUftoffe ous ber fieoante 5U tragen. 9Baren
bte ftleiber im 3a(re 950 no^ lebiglii!^ aus naturfarbenen
£obenftoffen» mei|t grau unb braun ober [$iooq, geme[en,
l^itte man feit bem 3a^re 1050 bunte aOBoIIftoffe
aus gflonbem unb gfranlreii^ an beren etelle gefe^, fo
trugen je^t bte SRfinner SIMe aus 6ammet, bie mit 9tlas
gefüttert unb mit (Bolbftidereien oersiert maren. DieS^u^e
fertigte man aus ruffif^em Su^tenleber, bie $anbf(|u^e
aus arabif^em Saffian.
Daju trat j^anb in $anb mit ber ftSbtifc^ geverbli^en
SntmidSung eine anbere Serteilung bes (5runbbefi^es.
ffiar biefer no^ im 3a§re 1000 in n^enigen Rauben oereinigt
gemefen, fo oerjic^teten bie großen (Brunb^erren je^t auf bie
eigene Semirtf^aftung bes Sobens, toie |ie biefelbe feit^er
mittels Xufforftung unb S^af^Hung getrieben Ratten. t>it
Seooßerung n>u^s unb oerlangte eine einge^enbere Seoirt«
f(^aftung bes Sobens. Die SBälber lourben Heiner, bie 99ßaiben
oeif^anben. 9n i^re Stelle traten Obftgärten unb 9DBeinberge
in Deutfi^Ianb unb Seibenfulturen in Stauen, ml^t oon ben
Keinen ^arjellenbefi^em unb $a(^tem mit oiel Sorgfalt ange*
baut mürben. 9ln bie Siede bes lanbmirtfi^aftli^en (&rog«
Betriebs ber ^ofmirtft^aft trat bie 3v^<9Q>i^M<^<^f^ i^
Sobenbau. ganb alfo im Sobenbau eine 3^rt^ilung in Keine
Setriebe ftatt, fo oolljog fi^ $anb in $anb bamit ber Ueber*
gttng 3ur Selbftoenoaltung im (Semerbebetrieb, aüerbings
iun&^ft in ber gform bes Grog« ober ^ofbetriebs, unb fo
entftanb mieber ein eigenes nationales (ßemerbe. Seit bem
3tt^r 1100 entftanb au(^ in Deutfi^Ianb ein eigenes Gemerbe, oor
aUem auf bem Gebiete ber SB e b e r e i. aRan f anb es ju loft«
hrielig, bie moüenen Stoffe aus ber S^ampagne unb aus $ari$
}u bejie^en, unb begann , biefe felbft anzufertigen. 3^ fd^merer
es ben iUofter« unb ^enen^ofmirtf^aften mürbe , ben Srtrog
i^er Umbli^en (ßrogbetriebe an ^olj unb SBoIIe geminn«
bringenb ju oermerten unb ji^ baffir bie fiedereien ber fieoante,
bie $el)e bes 9lorbens unb ben SRobetanb ber Srtanjofen ju
— 74 —
laufen , um fo me^t begann au(^ in Deutf^Ianb toiebet eine
eigene (gemerbet^ätigfeit ; man entf^Iog fi(^ aus 97ot jur SBiebec«
oeratbeitung ber aufgefpei^erten 9{i)^[toffe.
Der (S tun b biefer gemetbli^en X^fitigleit ber JtIofter^9fe
war ein nal^eliegenber. Seit es ben fianbmirten nid^t me^
mögli^ mar , i^re 3in[^n ^^ ^^^ Darlei^ in (EbelmetoII ju
beja^Ien mujsten \xä) btefe mit bem Srtrag ber Grunbftüde be-
gnügen unb ba biefer nic^t bur^meg in bem ^aus^alt ber Selb«
geber SBenoenbung finben lonnte, fa^en fi$ biefe genötigt, beren
3Bieberoerarbeitung oorjune^men, bamit fie einen SRorft ffir
ben W>\a^ fanben. 60 lam es, bajg feit bem 3<^^te 1100 eima mit
bem SIufl^Bren bes geminnbringenben Verlaufs ber ro^n SBoIIe
bur^ bie jtlofter« unb $enen^öfe bie eigene Verarbeitung
ber SB olle bur^ Silagen, Spinnen unb äBeben trat. SRon be*
f^fiftigte ja^Irei^e fiaienbrüber, bie fogenannten Sonoerfen^ mit
biefer Slrbeit unb es maren namentli^ bie neuentftanbenen S i ft e r «
5ienferm9nd^e, mel^e ffir bie SBieberoerarbeitung ber in ben
Alofier^ofbetrieben gewonnenen 9{o|ftoffe, oor allem ber S^af*
molle, ein ^eroorragenbes (ßef^id befunbeten, fo baj} fie oon
Slnfanganalsbieeigentli^enäBebermond^e erf^einen. SB&^renb
bie üBenebiftiner unb bie SRon^e oon (Tlugn^ prägten unb ben
S^mer} fiber ben 3^^^^ i^rer (Einnahmen beim jtruge SBein
oergagen, maren bie Siftei^ienfermönc^e jmar feine 3Rfinner ber
miffenf^aftli^en !I^eone , aber um fo praftif^ere Sefi^fiftsleute,
meiere mit Ilugem Sinn beftrebt waren, bie mirtf^aftlic^en Ser«
^öUniffe i^rer $ofbetriebe 5U förbem. Sie waren eben fo gute
C5ärtner, SBeinbauer unb3mler als SBeber unb Stlb»
^auer unb fo tann man mit 9{e(^t fagen, bajj (Englanb i^er
2:^ätiglett feinen Uebergang jurXu^ma^erei ebenfo oerbanfie
wie Deutf^Ianb, Spanien unb Portugal. Sor oTlem
aber oerbanite i^nen bas fianb öftlit^ ber SIbe feine ftarfe Se*
DoHerung unb ^arsellierung bur(^ beutf^e SCnfiebler, wie bie
Saufunft bur^ fie ben Uebergang 00m Slomanismus jur
(5ot§if fanb. (Es war feltif^er unb grie^if^er (Beift^
ber mit i^nen ben Sieg fiber ben r5mif<l^n Sinn
baoontrug. 3n Portugal allein befaj} ber Orben ums ^dfyt
1258 1800 9lbteien. Die ftlofterorbnungen ber (Eifterjienfer
enthielten befonbere Seftimmungen ffir bie £aienweber unb
einen bebeutfamen . Xeil ber Stonoentsoer^anblungen bilbete ftets
— Ib —
bie Huffic^t über bie Orbenslaufleuie, benen ber Sedrieb
ber Q^eugniffe bet einjelnen Aloftet^öf e in bie ganje 9BeIt oblag
unb btnett aufs bringenbfte S^rli^Ieit in Sejug auf bie
Se f $ a f f en ^e i t ber Abftererjeugnlffe empfohlen wuxit, bamit
berSIbfa^ ni^t notlelbe. Der Seririeb biefer JUoftenDaren n>urbe
ougerorbentlic^ erlei^ert bur^ bos 9le^, u>el^ eine fol^e
Orbensgemeinf^oft mit i^ren Xaufenben von 3Q'^i9nieber'
laffungen iiber bie ganje S^riltenwelt unb u>eit hinein in bie
^eibengegenben oob. Ueberall in biefen Aloftern gab es fe^t
eigene Srfiber SBebermeifter (fratres textores), iDeI<^e bie
SBebt^iigfeit ber Alofterle^ensleute beauffi^tigten unb n>el^e
bas fertige Srseugnis fobann an bie Orbenslaufleute 5um 9lbfa^
in alle SBelt übergaben. Die Slufmerlfamleit unb Gewiffen^oftig«
feit, mit ber biefe SBare angefertigt n)urbe, machte biejelbe loeit
unb breit beim faufenben ^ublilum ebenfo beliebt mit i^re
feinen unb reinen fpanif^en 9DBeine unb Öbftforten unb biefe
Seliebt^eit unb bamit ber Sbfa^ ber jllbfter fd^ivanb erft, als
es bie Orbenstaufleute mit ber ^etftellung nxifi me^r fo genau
nahmen. 60 »urben bie Sifterjienferllofter feit bem !i(xf)tt
UOOgetoerbli^elgrog^ofbetriebe ffir bieSlusf u^r; fie
]fitütn biefelbe n^irtf^ftlic^e Stolle , wit ^eute bie grofgen (5e*
fellf^aftsbetriebe unb es lourbe biefer Sertrieb n)a^rf(^einlid^
baburd^ beforbert, bajs sa^Ireic^e 3uben ]\i) im Sc^u^e biefer
Orbensoerbfinbe nieberliegen unb ffir ben Slbfa^ ber Alofter*
erjeugniffe forgten.
aRan iann biefen Uebergang oon ber Ifinblic^en ffiro^ofoirt«
f(^ 3um Ianbu)irtf^aftli^en Kleinbetrieb unb 5ur gen) erb liefen
(^rog^ofmirtf^aft aus mannigf a^en 9laiyAdfttn oerfolgen
3m (Erjbistum Hamburg 3. S. fiebelten fi^ bamals ^oI<
ISnbif^e Sauern an, oeld^e bie Sfimpfe ber Slbnieberung
ottstrodbteten unb baraus ein banfbares Slderlanb mad^ten. ^m
3a^ 1196 entftanb toeiter im Dammfleden oon $ilbes^eim
eine ftonbrifi^e Aolonie. So fanben bie äBoIIje^nten
ber AlSfter auf biefe äBeife nfi^li(^e Sermenbung, inbem aus i^nen
oortrefflici^es 9BoIItu(^ ffir ben (Srog^anbel gefertigt n^urbe,
bas oon ben aRbn^en gef(^aut unb genau geprüft mürbe unb ba^^
burd^ befonbere Seliebt^eit genog, unb gfeliae gfabri berid^tet, bag ber
(Ertrag berUImerC&emebef^au bereinft bem jllofter 9{ei^enau
ge^rt ^be unb erft fpSter an bas Ulmer (St\i^U^i ber 9{oten gelom«
- 76 -
meti fei, von bem bann bie Stabtgemeinbe bie Gemebefc^u getauft
^abe. 9Iu$ Ulms gfla^sbaunmr utalt, benn f(^on ab bet £om*
barbe $aulu$ !D{afonu$ um ho» Zofyc 750 an bie Donau lam, glSn}*
ten i^m bie gfla^sfelber an ben Ufern in uollem Q^mui ent*
gegen. (E$ Q>at bes^alb au(^ bie fieinmanb bos altefte Xus«
fu^rerjeugnis ber Stabt Ulm unb toie flberall unter ä^nliil^n
Ser^Itniffen gieng au^ in Ulm bie geu^eiAsmfigige 9Beberei als
%(usfu§rgemerbe aus bem flofterli^en (Sro^^fbetrieb |eruor.
Den SRittelpunft biefes £einn)anb^anbels fd^eint bie Stabt
ftonftanj am Sobenfee gebilbet 3U ^aben unb ber Hbfal|
fd^eint oon bort ausnamentlii^na^granlreid^ auf bie 9R5rtte
ber (E^amiKigne erfolgt ju fein. Diefe ftonftanjer £einuKmb !am
ber beften £einu)anb ber9SBeIt^ berfenigen von 91^ ei ms, glei^
unb mürbe roo^I oielfa^ als fold^e oon ber Champagne aus
Aber Senebig na^ SCegqpten beforbert.
(Srunblage ffir biefes entioidEelte üusfu^ro^geoerbe auf bem
(gebiete ber Sßeberei Q)ar alfo bie oon ber itird^e oor*
trep^ organifierte Sicherung ber Slbfa^gelegen^it, u>ie fie eben
nur eine SBeltlörperfc^aft, eine internationale Drganifation
mit bie itir^e, bieten fonnte. Das 9RarItn)efen entoidtelte
fid^ feit bem 3a^re 1100 immer grogartiger. Die Jtaufleute ber
oerf^iebenen Stationen bilbeten in ben aRSrIten eigene £anbs*
monnfd^en, bie einen äRarltoogt ober ^anfegrafen (capita-
nens) unb einen 3RarItri(^ter(conBal) mahlten. SBaren bie Sn*
gehörigen eines Orts in ju geringer 3o^I oor^ben, fo f<I^Ioffen
fie fi^ an bie ftaufleute eines anbem Orts an, mie 3. S. bie
Ulm er (Srog^anbler auf ben SRärften oon (Ens in Steiermorf
fi^ unter ben SRarltoogt ober ^anfegrafen oon 9{egensburg
fteOten unb in ber S^ampagne u^a^rf^inlid^ fi^ ben jlauf*
leuten oon S a f e I beigefellten unb gemeinfam mit blefen bort i^re
fieinmanbftfide, i^r £eber, i^re ^else, i^r 6al3 unb i^
Sifen feil boten. Da man Ueberfulle.an gen»erbli<l^en (Erzeug«
niffen ^otte, entftanben in ben $auptftapeIorten groge £ager«
Käufer, fogenannte ftauf^aufer, in benen bie SBoren gegen
Sntgelb soHfrei niebergelegt unb oerfauft wtthtn lonnten.
SreiK^ trat f^on bamals ber £einQ)anb (ad^UKibens unb Stanl«
reid^s ein gefS^rli^er 9Bettben)erber inberSaummoIIe gegenfiber.
Die Servenbung oon 8aumn)ongeu)eben ju 3v>eden aller Vrt
feitens ber abenblonbifc^en S5Rer mcx eine ^olge bes gefteiger«
— 77 —
teil 9Barenousiaiif^9 stBif^en ben abenblänbif^en iB5Hem unb
ben ^onbelsnotionen ber fieoante, mie i^n bie Areujjflge
anbahnten. Die erite SriDä^nuitg ooti SaumtDoIIftoffett in
Deutf^tanb finbet ft<^ etnm fett bem So^re 1100. 3m 3a^re
1114 lagt bet Sif^of oon Samberg, ein C5rof oon Zirol,
ber £cf flieget Pommerns ffir ben Seifert mit 93 enebig, auf ber
SReffe oon 6 alle feltene SaumiooIItüi^ec einlaufen, bie ernad^
Sommern an bie bortigen dürften ab ®ef(^enle f^idt, eine WA
SRufterfenbung, wtl^t als Smf^e^Iung fflt biefes Ieoantif(|e Sin«
ftt^rerjeugnis bienen {ollte. 3m 3^te 1140 mirb in C&enua
SounuDoIIe aus Sicilien, 9llexanbria unb Slntiod^ia
gejubelt unb im 3a^re 1141 wxx\> SaummoÜe aus Se nebig
auf bem fied^ na^ Siegensburg geführt. Die (Erfc^Iiegung ber
innerafiatifii^en SanbeIsQ)ege feit bem 3<{^ie 1200 befotberte
biefe Senoenbung an Saumu^oIIftoffen in Suropa augerorbentli^;
bod^ bef^ronlte fi^ biefelbe oorerft no(^ meiit barauf , bog man bie
fertigen SaumooIQtoffe in ber fieoante laufte. Die ^erftellung
Don SaunupoIIftoffen in Deutf^Ianb [elbft begann in grögerm
Umfange erft um bas Zo^fft 1300 namentli^ in Ulm unb
itonftans, n>a]^enb es j. S. in 9lfirnberg bis 5um 3a^re
1488 anftanb, ba| bort eigene SaummoIImebereien entftanben.
Die gfolge biefer gansen Sntniidlung oom länbli^en <Srog<
betrieb jum lanbli^en JUeinbetrieb unb 3um geuyerbli^en
Großbetrieb unter £ettung ber Air^e xDax benn au^,
^b fi^ iebermann, ber es fiber^aupt no^ machen lonnte,
in ben Qäfulj ber Air^e flfic^tete, um ^iebur^ bem
mirtf^oftlic^n SIenb bes Dafeins ju entgegen. 9Ran
\^n1tt feinen (Brunbbefi^ ber Airi^e unb na^m einen
Xeil baoon als £e^en mieber jurfid, um bie brfidenben
^fli^ten gegen bie (gläubiger unb ben 6taat los ju
merben, fo bog bie SBif^öfe nur ju t^un Ratten, um alle bie
Kr^Hc^n Stiftungen in (Empfang ju nehmen unb bie n)irt*
f^ftlti^e £age ber C5e|<^enlgeber neu ju orbnen. 3Bo^I ben
grd^ten ünteil an biefer grojsgemerblii^n Cntmidelung unb an
ber bamit oerbunbenen er^9§ten $anbeIst^otigIeit Deutf^«
lanbs, namentli^ ^ mit bem reid^en 9lo^ftoffIanbe Spanien,
^e ber neugegrfinbete Orben ber (Eifterjienfer. UeberalT,
iDo Aldfter biefes Orbens ober bes Orbens ber Suguftiner
entftanben, UKir es namentlich ber 93au oon ^anbelsgen^a^«
— 78 —
feit, GattenerseugniffenunbäBein^berneBenber 6d^of«
i\ii)t unb berSBoUentDeberei inSuff^ung lam unb beiti
Seifert mit Spomen bie So^n Bffnete. %u^ bie Stobt Ulm
ift in biefer Sejte^ung ein ^eioorragenbes Seifptel, inbem es
namentlich bie neuen fpanif^en unb butgunbifd^en Orben
wann, meiere feit bem 3<i^ HOO neben anbeten Orben 9lieberla|f-
ungen inG^toabengrflnbeten. 3ni3<4i^ll26entftanb inSloggen«
bürg bei Ulm in einer an SBoiben reichen (Begenbein ^rSmonftra*
tenfeifbfter^im 3a^rell28 fe|tenfi^bie Senebilttner in SIc^ i n g en
bei Ulm feft, im 3o^re 1134 en^tanb bas ftlofter ftaifers^etm
bei Ulm, bie f<^önfte Sifterje !Deutf^Ianbs femer bas Jlbfter
^eggbac^ bei fiaup^eim, ebenfo oie im G^ioarjoalbe u. f.».
bie AI3fter !DenIenborf, Sbelftetten, gftauenalb unb
CSutenjell gegrfinbet würben. 3^" 3a^rell83ftifteteninUIm
felbft bie 9(uguftiner bas SBengenllafter jum Eiligen SRi*
^el, in Salmannsmeiler bei Ueberlingen entftonb eine
groge Sifterje, in 65flingen bei Ulm bas Alarifferinnenflofter
unb balb galt Ulm bur(^ bie SRenge feiner jtlBfter unb Alofter«
99fe als ein Xummelpla^ ber 9R5n<|e, als agellus monachonun.
SIber ni(^t nur bies mar bie Stabt, fonbem i^r entmidelter
^anbelsoerle^r, ben i^re gfinftige SBelt^anbelsIoge mit ft((
brachte, geftaltete fie jur Slefibenjftabt ber ^ol^nftaufen, bie ^ier
faft alljährlich längere 3^<t meilten, um bas ^ofgerid^t ju ^tten
unb ben gütlten« unb 9{ei^stagen oorjufi^en. 6o mar ^ier im
3a^re 1150 ftoifer gtiebrid^ ber 9iotbart längere 3^it, |ier oer»
^anbelte man fiber bas 6(^idfal ber X^ronfolge in SaQem, ^ter
gieng bas ^erjogtum S^maben mit ber ^erjogsbutg Xed von
ben 3fi^nngem an bie ^o^enftaufen über, ^ier mürbe 1156 bas
fianb £)eftenei(^ Dan Saqem abgetrennt unb ju einem eigenen
dei^gtum gemacht, ^ier mürbe bie Si^einpfalj an bie SBelfen
abgetreten, ^ier mürbe ^erjog $einn(^ ber £3me abgefe^.
9leben bem Xreiben bes ^oflebens, neben ben ^eeresmojfen,
bie ^ier jufammengejogen mürben, reiften ja^Ireii^e 3 er ufalem*
pilger ^ier bur^, fanben fi^ Aaufleute aus 92 fi ruber g ^ier
ein, um mit gehabter 9laft na^ SRailanb metterjureifen, ober
^önbler aus ben Slieberlanben unb o^m K^ein, um ju
(Einlaufen nac^ ben Donaulänbernsu fahren, beren Sebeutung
als Slo^ftofflfinber immer me^r mu^, ober fiber ben ^ttn
m^ Senebig.
— 79 —
Wm ni^t nur in S^iooben fanb biefec Sortfi^rttt ju
etnge^enbetet AuHui ftoit, oud^ nStbU^ be$ SRoins gieng
man immer me^r in ^d^ren jhtlturjuft&nben über. 6eii
im 3a^re 1134 ber (grof Slbrec^t oon %nfyiü bie 9lorb«
mar! Sranbenburg fibemommen unb bie toenbifi^en (Srog«
grunbbefi^er gelnebelt ^otte, festen [i(^ ^ier in sune^menber
SRenge i^inlanbif^ Aleinbauern feft unb bebauten bas
fianb in einge^nberer SBeife oIs f eitler, inbem fie 3. S. in
Sranbenburgunb^ommern SBeinberge anlegten, mie bie$
wk^ in Ulm um jene 3^tt gef^a^. 9lber nic^t nur in biefen
SBeltgro^nbebpIö^en enttoidelte fid^ ein leb^er Serle^r, aud^
in jo^beid^en Heineren ps^en mehrten fid^ ber ^anbel unb bas
CSemerbe gonj er^ebli^. 60 jet^nete (i(^ 3. S. bie 6tabt
8raunf^u)eig bur^ i^ren großen llmfa^ in SBoKtfii^em,
fieinoKinb unb Reisen aus unb es galt babei bie Siegel, bag auf
ben bort abgehaltenen SRSrIten bie angefeffenen jträmer lein 3RarIt«
gelbjubesa^Ien^atten. Slu^ bie Stabt$aIIe an ber Saale war ein
bebeutenber Grog^anbelspla^ für alle (&uter, welche oon SRagbe«
bürg na(!^ Samberg ober umgele^rt giengen. $ier taufte berSifd^of
oonSamberg,(BrafOttooon9Reran,n)ertooneSaumn)onftoffe,
um fie naä^ Sommern als ®efd^enfe 3U fd^iden, unb biefe
Stoffe mürben bann auf ber Saale, SIbe unb ^aoel na^ bem
^ommerlanbe beforbert. Slu(^ gans Sommern unb bie 3nfel
Slfigen, bie [eitler 3um jlontgrei^e ^olen ge^5rt ^tten,
mürben bur^ ft5nig fiot^aroon Saufen bem Deutf^en 9?ei(^e
einoerleibt Den 3RitteIpunft bes norbifc^en $anbeIsoerIe^rs aber
bilbete bie Stabt SBisbp auf ber 3nfel (Sotlanb in ber Oftfee,
inbem bie Aaufleute oon SBisb^ na^ ber 9luffenftabt Slomgorob
am 3Imenfee unb auf bem SBoI^om nad^ 3Ro5fau reiften
unb bort bie Srseugniffe 9{uglanbs, 3nbien$ unb Aonftanti«
nopete einlauften.
(Ebenfo ^ob fi^ bie Aultur in ben Donaulanbern. 9Bie
^erjog 9Ibre^t oon Sln^alt in ber SRarl Sranbenburg,
|o fibergab $einri^ ber fibme oon Sraunft^meig bie
ben flaoifc^en Seamten abgenommenen Aammergfiter oon
Defterrei^ unb Ungarn an baqerif^e Seamte, mel^e bort
abbalb eine lebhafte Aulturt^ätigleit entfalteten unb eine IDtenge
oon (Erjeugniffen auf bie 3RfirHe f^afften , mel^e oon beutf(^en
^finblem aufgelauft unb na^ bem äBeften geführt mürben.
— 80 —
Unb nic^t allein bie (Erjeuftniffe ber Donaulfinber [elbft Idmen
auf biefem aßege na$ Deutf^Ianb, Sonnten unb bent Sterben,
au^ bie (Erseugniffe 3taltens unb bet fieoanfe, tote Pfeffer,
aRu${atnilffe, (Bemfirsnelten, 3nSQ>^^f ^^^longamur*
sein u,\.vD., lamen iiber gfriefai^ unb Galjburg ober Aber
Augsburg unb £e(^9gmfinb na^ Slegensburg unb Q^ur*
ben ^ier loeiter nad^ So^men unb bem Storben beforbert, fo
bab im 3<^t^ 113^ Segens bürg eine Sonaubrflde erbaute,
um ben fteigenben Serfe^r beffer ju bewältigen. Kegensburg toor
benn au(^ feit bem 3^^^^ 11^0 meitaus bie ooHreid^fte
6tabt Deutf^Ianbs unb oar grSger als SCugsburg unb
9lfirnberg unb bie SRegensburger Jtaufleute reiften jum &n«
!auf i^rer SBaren fiber £emberg bis na^ Stitw unb SRos*
lau, oon wo fie namentlii^ &ontg, 3Ba^s, $ermelin,
3obeI, gif^ottern unb SBalro^sa^ne brauten, wo^renb
aus So^men Silber unb $ferbe in bie Stabt
beförbert »urben unb oon Oefterrei(!^ unb Ungarn neben
9linbs^äuten namentlii^ ftupfer, SReffing, (Erj unb gi*
ringe bie Donau ^eraufgefd^idt unb baffir 9BoIItfl(^er aus
Aöln, SRaftri^t unb Slawen gelauft u^urben.
3m 3a|re 1192 f^lojs bie 6tabt Stegensburg
mit bem 5^^30fitum Oefterrei^ einen neuen gfinftigen
^anbelsoertrag ab, ber namentli^ ben ^anbel mit
äBoIItfl^em genau regelte. Serlaufte ein Slegensburger
Kaufmann ein 5erf(^nittenes Stfld unb bef^n^or, bajg er ni^ts
baoon gemugt ^abe, fo blieb er ftraffrei, menn er ben Stäben
erfe^te. (Es wax ben Slegensburgem geftattet, Solb unb Winbs*
pute ausjuffi^ren, nur fein Silber burften fie mitnehmen. 3^r
C&emanb fam in $&den oerfiegelt oon ASIn in ganjen 9Bagen«
labungen nac^ äBien, n^urbe aber au(^ in falben unb Siertels*
n>agenlabungen ge^anbelt. 2Bas fie hinaufführten, »aren nament'
li^ SBa^sf Reiben unb ^elje. 3onftätten an ber Donau
maren in 9Bien, aRobling, 6t. gölten unb XuII, in
Stein unb 9Rautpufen. 9lud^ 3U fianb fam oiel Xud^
na^ SBien. 3ugeri^tetes ^eljmerl unb ebenfolc^e Sf^lle maren
jollfrei , ebenfo itupfer , SReffing , (Slodenfpeife unb ^oringe.
9{egensburger C5ut, bas na^ ftieto gieng, jaulte 2 $funb,
fott^es, bas aus Siuglanb lam, nur ^ 2 $funb 30^* ^ ^'
belte fi(^ babei namentli^ um ^elje, Seibenjeuge unb
- 81 -
Solbbrolate aus AonftatttinopeL AieiD xoie SRosIau
Ratten bamate ffyct golbene 3<U* l^&Ö ^otte man bie
ieifi|mte golbene Pforte am Jlreml gebaut unb Aaufleute
aus oller fetten £finbet tummelten fi^ auf ben bottigen SRelfen^
iDobet bie 9legensburger itaufleute eine ^eioonagenbe Stolle
gelten, mit benen ber 6^ottenm5n^ SRorion aus Ritm
(eimteifte.
6inb bie ^anbelsuetbinbungen ber G^maben mit Der
Champagne feit bem 3^^!^^ HOO jtoeifel^, fo fte^t es anbets
mit ben Sejie^ungen bet S^wahtn }u ftbln. Seit bem
Zc^tt 1100 gieng f^wäbif^es Aaufmannsgut oon Slugsburg
unb U I m an Riln oorflber, n>obei bie SBaren in ildln bem
Stopeljmang unterlagen, b. ^. anlegen, ben ^funbjoll be*
Sa^kn unb auf Jtölner Skiffen »eitetfa^ren mu|ten.
6, ®ic ^aiibeUwegc bcS 13. 3al}rt)unbertö.
SBaren bie ^anbelsbejie^ungen S^ioabens fowo^I 5U 9{ug«
lanb wie ju gfranfreic^ im 12. 3^^4unbert fe^r entoidelt , fo
toar bies im 13. 3a^r^unbert no^ me^i ber gfall. 9Bas ber
3eit feit bem 3a$re 1200 oor allem i^ren (SfyxtaHtx oerlie^,
toor bie (Eroberung Stuglanbs buri^bie SRongoIen, bas
Mefe oon 1250 bis 1450 behaupteten. Der (Srunb biefer (Sx*
oberung toar wk berfenige aller Ariege eine Seränberung ber
^onbebmege. 6eit bem 3a^re 1200 begannen bie (Europäer,
benen bas erftarlenbe Sigengen)erbe Syriens unb tKegqp«
tens ben 9bfa^ i^rer Gemerbeerjeugniffe in ber £eoante unb
bamit ben (Einfauf oon Sto^ftoffen in Serien unb Sleg^pten
oetf^Iogf ou^ i>^^ £anbmeg burd^ 3nnerafien na^ Snbien
oorjubringen. (Es gef^a^ bies, inbem jtoei neue 9BeItoerfe^rs«
fttagen gebaut n)urben: bie eine Strafe gieng fiber ftonftan«
tinopel unb Zrapejunt bur^ Aleinarmenien na^ $er»
fien, 3n)>^^it unb C^ina, bie anbere bun^ Gflbruglanb
unb 3nnerafien unmittelbar nad^ C^ina. Die gfolge biefer
CErSffnung neuer $anbel$n)ege wax ein er^ebli^es 9lotIeiben
bes Serle|rs jmif^en C^ina unb 3nbien bur(^ bie SRon«
golei unb Xartarei. Da bie ^anbelsgefäüe ber SRongolen
bur^ bie neuen Straßen notlitten, bemä^tigten biefe fit^ biefer
Straßen, toi^ i^nen ^alf, bag 9{ußlanb bamals in 10 oon
einanber unab^Sngige Sü^t^ntfimer jerteilt wox. Unter bem
^erjog Df^enfis brad^en unenoartet bie SRongoIen über bas
6
— 82 —
tufftf^e £anb herein unb untenoorfen but($ ben 6ieg am Rqf
lep beim Xfotofc^en 9Reer über bie ^oloiojer unb fiber bie
Sfiiftett oon Stitro unb Xfi^ernigotD in taf^em Siegesläufe
ganj 6flbmgIonb. 3m ^cifyct 1237 oenofifteten bie ÜRongoIen
unter ^erjog Satu bie 6tabte Stqafan, SRo$!au. 9BIabi«
mir unb 3atO0lau, 1240 X[(^ernigotD,ftie(D unb runb 1000
anbere Stäbte unb X)örfer; bann jogen fie na^ Ungarn unb
6(^Iefien, brannten bie Stabt S res lau nieber unb bebrol^ten
Deutf^Ianb. 3in3a^rel241 inbes mürben fie bei £iegni^4»on
ben ^olen unb Sd^I^fi^^n mit^ilfeber Deutfc^^etren ge«
[(plagen unb von ben Sö^men oollenbs oertrieben^ fo bag fie
bur^ SR&^ren unbUngarn na^Stuglanb ^urfidfd^renmugten,
mo fie bas 9ltii) ber golbenen $orbe ton 5tiptf<^af griinbeten,
bas oom Ural bis jur Dnieprmfinbung reit^te unb beffen
$auptftabt Sarai an ber 9BoIga mar. Seither beließ ber
®rog^n oon Sarai ben (grogffirften unb bie 10 Xeilfurfien oon
Kuj^Ianb unb oerpa^tete bie StaatsjSIIe unb Steuern an
frembe 3uben unb (BeneralpS^tergefellfi^aften. So erftredte ft^
bas Xei^ ber äRongoIen^ane Don S^ina unb Xibet bis naä^
(Europa. Die fianbesgefe^e mürben oon i^nen nirgenbs gefinb*
bert, bie gfirften geborten na$ mie oor bem f^mebif^en gaufe
9luril (oif trugen aber i|r fianb oon S^ina su Selben unb
mürben oom Aaifer oon (O^ina abgefegt , fobalb fie fi^ miber«
fP^nftig ä««fl*«n-
Diefe SRongoIen^errft^aft mar inbes nid^t nur fein Hemmnis fflr
ben ^anbel, f onbem begfinf tigte benfelben in ^o^em Grabe unb erft bie
Q^tbedung bes Seemegs nat^ Oftinbien mad^te biefem Serle^
bur(^ 3nnerafien ein (Enbe, ber Stäbte mie S res lau unb
£emberg xa\^ }u ^anbetepIS^en erften 9langs empotblfi^n
lieg unb oon ^ier aus einen blfl^enben Serle^r mit Aiem unb
Sana am Sd^marsen SReere ins £eben rief. Slemannifc^
Sinmanberer oerbrSngten bie Slaoen in Sreslau unb bie Strage
oon jliem naif ber großen Zartarei belebte fi$ mit Houfleuten
aus Aonftantinopelp Senebig, (Benua, ^ifa unb Hva-
gonien, aus fiombarbieUp $oIen, ^reugen, S^Iefien
unb Oefterreid^, bie bort (Einlaufe matten , mie au^ bie Sir«
menier unb Zartaren jum (EinTauf nad^ ftiem unb £em*
berg lamen.
Diefe (Erfd^liejsung 3nnerafiens mar in erfter £inie oon
I
-^ 83 -
io(er Sebeututig fflt bie (Entmidlung bcr $an[e|t$bte an ber
Oftfee unb 9torbfee. Seit bem 3a^re 1200 tt^klt ber (Sro|«
(anbei ber ^anfeftabte nod^ benOfifeelinbern unb 3nner*
afien eine et^o^e Sebeutung. 9RU Umgetuitg 3)&neinarte
unb be$ 6unb6 giengen oon ben 9HeberIanben unb bem di^eine
^r burd^ SBeftp^aleu/ $oI|tein, JQauenburg unb 9RedIen«
6ttrg namen^IU^ bie SBoU|toffe ber Slieberlanbe unb bes
9ß^\m, aber au$ }a^Iret^e anbere (Bitter na^ ber 3n|el
Xugen unb ben OftfeelSnbern, fo bag ]\^ bos Aönigreid^
Danemart burd( biefen fteigenben ^anbelsoerlel^r ffibli^ ber
Ciber er^eblt^ in feinen SoOfl^f^nen gef^bigt \a^. 2>fine«
mod befe^te bes^alb bie fiSnber , m\^ biefen Serl^t beforg«
ien, inbem es fi$ in rafc^er ^olge sunt ^erm opn SRedlen*
bürg, ^olftein, ,£auenburg, Sommern unb Sftlanb
ma(|(e, fo ba^ lein r^inif^es ®ut me^r na^ Stuglanb gelangte,
o§ne in Sleoal DSnemarl ben 3oil 3U sollen. Dinemarl
oar freili^ nid^ im Staube , biefe (Eroberungen bauemb ju
behaupten. !Die (grafen oon 6d(Q)erin normen ben JtSnig
SBalbemar bun^ einen liil^nen ^anbftrei^ gefangen unb jvangen
t^ SRedlenburg unb ^olftein mieber bem beutfi^en Kei^
jurfid^ugeben , fo bag bie 6tra|se nai| bem Often menigftens
mieber frei oom bfinif^en 3^^ n>urbe. 3 m 3a$re 1227 n>ur«
ben bie Dänen oon ben 9lieberfad^fen oollig gefi^Iagen unb
mu^en auf alles fianb ffibli(| ber Siber oerji^ten, fo bag bie
Uebermat^t 3)änemardEs gebro^en oar unb bie ^anfa^errin
ber Oftfee ourbe unb fi^ meiterna^ Often ausbe^nen lonnte.
Rotten bie ßo^nftaufen, bur^ i^re italienifi^e SBelt«
ma^tpolitil im Sfiben feftge^Iten, bie Stellung 3>Sne«
maib in ber Oftfee anerfennen mfiffen, fo gelang es na^
bem Ser}t(^t Deutf^Ianbs auf ben italien{f(!|en SRartt ber
beutf^n 9Ra^t immer mel^r, bie ^errfd^aft fiber ben
@ttnb unb bie (äringsreid^e SReerftra^e jmif^en ben
Snfeln Seelanb unb 6^onen in bie beutf^e C5en)alt ju
bringen. Vux^ bie Slaubfif^erei vertrieben sogen \i^ bie ^ö«
ringe na(!| ben (Beftaben ber 3nfel !Rfigen unb obgleit^ Dane«
marl im 3a|r 1168 fi^ ber 6tabt Slrfona bemfi^tigte , u:o
^ ber ^irings^nbel einen neuen SRittelpunlt gef^offen ^üt,
blieb benno^ bie $anfa $errin ber SDftfee, bis im 3a|re 1300
ber gSringsiug als „Strafe Q5ottes" oieber oon ber 3nfel Slugen
6*
— 84 —
nad^ S^ontn jutiUSe^e, ido er bis gum 3<4te 1600 Hieb.
Den gtSgten (Brunb jum $abet abet gab ber Streit um
ben ruffif^en aRartt. Seit bem Sa^re 1200 tobte ^ier ber
itampf smif^en bett normannif^en JRuffen unb ben S^m eben.
3n ben 3<t^^^n 1240 unb 1242 ourben bie f^n^ebif^en Sc^mert»
ritter oon ben 9{uffen an ber 9ltma unb am ^eipusfeege«
f^Iagen; ein ^anbelsoertrag bes jtonigrei^s fii trauen mit
ber Stabt 9liga erleichterte feit 1253 ben Serle^r beiber ßan*
belsgebiete, ber SRittelpunlt bes Serless jtoifd^en ben Kl^ein*
lanben unb 9{uglanb aber mar bie Stabt aSBisbq auf ber
Oftfeeinfel ®otIanb. 3m 3a^re 1255 gab bas ^erjogtum
^olftein ben jlaufleuten ber f^mebif^en Stabt SBisb^ ab
SRitgliebem ber $anfa bas Sttäfi jur joHfreien Durc^fu^r; 1260
erteilte bas ^erjogtum ÜRedlenburg ben ^anfe{tabten &|nlt<|e
9{ecl^te unb im gleid^en 3a^re u)urbe auf bem erften großen
$anfetag in £flbed bef^Ioffen, in Slomgorob am 3Im^nf^<
in Kuglanb auf Aoften ber ^anfa ein großes fiager^s gu er«
bauen , um \o zintn feften SRittelpunlt für ben ^anbel jvif^n
ber Oftfee unb aRosIau ju erhalten. 3m 3a]^re 1288 ge»
lang es ferner ber Stabt SBisb^, na^bem bie 6tabt fifibed
im 3a^e 1284 bie gru^rung ber ganfeflotte er^Iten l^e,
fi^ gegen bie fianbbemo^ner ju befeftigen, mie an^ fc^on
im 3a^re 1271 bie ^anfeftabt 9{iga 9on 6c^n)eben ben
jollfreien $anbel jugeftanben erhalten ^e unb 1295 auf Sitte
bes Aaifers fllbre^t oon Deutf(^Ianb alle ganfeftäbte» bie naif
9lon)gorob Rubelten, oon S^ioeben 3onfrei^ett eingeräumt be*
lamen. X)ie ^onfelaufleute polten bort fteigenbe SRengen 6 c^af*
molle unb gfla^s, gfelle, 3ud^tenleber, ^eljmerl,
SBa^s, Seife unb Aupfer, bas fie fiber 9{eoaI na^ bem
9l^eine ffi^rten, um baffir £einu)anb unb aßollftoffe, SRe»
tallmaren, Slei unb S^Q)efeI, Salj, äBein, Sierunb
Pergament na<!^ Stuglanb ju ffi^ren.
9Bar es biefer Serle|r ffiblic^ ber Si ber, ber bie Stabt
fifibed jum natfirlid^en 9RitteIi)unfte bes ßanfebunbs ma^e
unb bem bie Stabt i^re oirtf^oftlid^e CßrSJse unb il^re politffd^
9Ra(^t oerbanite, fo litt biefer ^anM eben bo<l^ babur^ an einem
natürlichen Segler, bag bie ßanfen als ^aufrtausfu^rgegenftanb
ein (Semerbeerjeugnis babei benü^ten, beffen 9{o^ftoff bamals in
fteigenben 9Rengen in 9{u|}Ianb felbft auf ben SRartt !am. 3e
— 86 —
me^r Stuglanbs G^Sferei \i^ ^oi , . um fo me^r Begannen bie
Kuffen, felbft bie SBoIIemDeberei ousjuliben unb {i$ ber toeft'
fi(6en SBoÜtu^^nblet }u enlfi^Iogen. Xrot|bem ma^t obet
ooretft noc^ biefer enliDtdIelte Seriell gwif^en ben 9l|einlanben
unb 9iuglanb bie Strage oon Sfibed fiber SBeftp^oIen na(^
ftoln suroi^tigfienetrageberSBelt. 6eit 1241 bilbeten $am«
b u Tg unb fi fibed einen Sunb sunt S^u^e ber Strogen unbi^rer
^belspriuilegien gegen bos oelfif^e ^erjogtum Sraun«
f^oeig. Die 6tabt $ilbes|eint mit i^ren so^Irei^en flonb»
nfd^ Aoufleuten trot ber gonfa bei, erhielt 1248 ein eigenes
6tabtgeri(^t unb u)ttrbe 1291 Stei^sfiabt. Die 6täbte £ilneburg
unb Srounf^oeig f^Ioffen |i^ on unb legeres u^urbe ber
groj^e Sustauf^pla^ f&t ben immer me^r unu^fenben Serle^r
jotf^n itoln unb £fibed, feit e$ im 3a^re 1247 fi^ mit $ilfe
ber ^anfa frei oom ^erjogtum unb jur 9lei(^sftabt gemalt
lotte. 9u4| bie 6tSbte an ber Oftfee, namentli^ SBismar,
9lo\tod, (Stralfunb unb (Sreifsmalb, traten aümfi^Ii^ ber
$anfa bei, ebenfo bie oftfrSnlif^e 6tabt jlfirnberg, bie feit
ber Srf^Iiegung 9{uglanbs eine er^o^te Sebeutung für ben
SBell^nbel geioann. Dur^ gef^idte S}er|anblungen oerftanben
es feit 1252 bie Sunbes^uptftSbte £fibed unb $am«
bürg, mit gflanbern unb bem ^ennegau ^anbels*
oertrSge ju ftanbe ju bringen, mel^e bie feit^erigen 39ne
oefentlid^ ^erabfe^ten, unb bie &bouung eines eigenen Aauf*
(aufes in Srfigge auf Jloften bes Sunbs gab bem ^anbel
mitben 9lieberlanben eine feit^er nicbt gelaunte Organifation.
3m 3a^re 1266 gab bas ^erjogtum fiot^ringen ben jlauf«
leuten oon Hamburg bas freie ^anbelsre^t in gans fiot^*
ringen .unb Srabant unb bas 9lieberlagere(^t in
Sutmerpen unb im 3<^c^ 1263 erhielt Hamburg fflr fid^ unb
alle anberen ^anfeftabte in fie9ben unb ber ganjen ®raff^ft
^ollanb bos joüfreie ^anbelsre^t gegen bie Serpfli^tung,
bei bem beoorfte^enben Ariege stoif^en Deutf(^Ianb unb ^ollanb
Keutralttfit ju beioa^ren.
Cs max in erfter fiinie bie SRa^t^oIIanbs meli^e bur^
bi^e Cnloidlung ungeheuer mud^s. (Eng oerbfinbet mit
bem ^apfttum ftellte es biefem feine gflotte oon 300
Sd^iffen gegen bas ®^ibellinentum ber $o^enftaufen 5ur
Serffigung, um ben ^anbel mit Jlonftantinopel unb
— 86 —
Senebig 5u unterbrfiden, unb jum DanI baffir ftellte
ber $dpft ^Qtib in ganb mit bem (Erjbistum koln ben
(Srofen oon $oIIonb als beutfi^en (Segenlönig auf. Sre*
men, 9Ragbtburg,^aIIe, (5osIar traten bem $anfabunbe
bei, als biefer oon JtSnig 9tuboIp( oon ^absbutg Sfrei^eit
oon allen 9{(ein3dnen er^iett, fo bag im ^ol^xt 1300 ber
Sunb bereits 23 StSbte stoif^en bem 9{^eine unb ber Oftfee
umfaßte.
SRit fernerem innent (SroII fa^ bie alte $anbelsftabt 51 8 1 n
biefe QM^fenbe Sebeutung bes ^anbelsoerfe^rs burd^ bie Oft*
fee, loel^e feine SRad^tftellung in IDeutfd^tanb in fteigenber
SBeife bebro^te. (Es lourbe ben SBoKentoebereien om 9{l^ine
immer fd^ioerer, i^re Srjeugniffe an ben 9Rann }u bringen , ba
bie (Braffd^oft Champagne bie ftSIner Srjeugniffe oSIIig oon
i^ren IBeltmfirlten ausf^Iog, feit bie ganfa fi^ in unmittelbarem
Serle^r mit Xuglanb befanb, ftatt bies ben fiombarben
unb bem Seeoetfel^r fiber Äonftantinopel jtt über«
laffen. (Eine blutige S^Ia^t gegen ben n)elfifd^en Srjbif^of
nmr bie Slntmort ber Kölner 9Bonenu>eber auf biefen Slbfi^Iug.
Denn ni^t nur in ber Champagne, fonbem au^ in fionbon
oerlor JlMn oöllig feine feit^erige ^rrf^enbe Stellung an bos
mSd^tigere £flbed^ u>eI4es es oerftanb, bie Serforgung 9t u^
lanbs mit englif^en SBoIIft offen in bie^anb ju nehmen
unb ben $anbeIsoetfe^r mit Slußlanb bur^ gftanfrei^ , 3talten
unb bas S^marje SReer oSIIig la^mjulegen. Statt i^re SBoII'
ftoffe auf ben SRärlten ber (£^pagne an bie fiombarbenju
oerlaufen, mußten je^t bie Aolner fe^n, baß fie bie«
felben fiber fifibed na^ 9{iga unb 9loiogorob abfegen.
9Bie fi(^ auf biefe SBeife bie StSbte ber Slorb* unb Dftfee
Sur SBal^rung ber gemeinfamen 3ntereffen oerbflnbeten, fo be«
traten bie r^einif^en StSbte benfelben 9Beg bur^ Srfinb'
ung eines r^einift^en StSbtebunbs im Z^W 1^^ unb ber
Serle^r mit -Rnßlanb entvidelte fi^ berart, baß im 3a^
1282 bie Jtaufleute oon SRfinfter unb Soeft in 9Beftp^Ien
ein jt auf (aus in iRiga grunbeten.
SBirtte biefer gefteigerte Setfe^r fiber bie Oftfee na^ 9luß>
lanb alfo f^Sblid^ auf bas 9(usfu(rgemerbe ber ^inlanbe, fo
begflnftigte er um fo me^r bas (Emporlommen ber oftelbif^en
fiänber. 3n Setra((t lommt^ier in erfter fiinie bie Slarl
- 87 -
Sronbenburg. Seit bem 3<i^tc 1200 trat Sranbenburg in
ben SRiltelpuntt bes äBeltoerte^rs inbem es bec natfirli^e
Dut^fu^tpla^ für bie Crjeugniffe S^Iefiens, Sö^mens
ttitb bet fiauft^ no^ ber Oftfee unb Slorbfee tourbe. Die
ilauflettle oon $rag (Rafften bie Srse biefer £anber in bie
ftouf^&ufer oon Salsmebel unb Zongermfinbe, wo fie
oon ben jloufleuten ber $onfeftabte angelauft unb na^ bem
9}orben meiterbeförbert stürben. 3Reift giengen bie bö^mifd^en
SBoren auf ber Clbe nat^ Hamburg ober auf ber Ober nat^
ben Oftfeepla^en unb faft alle Stabte an ber $aoeI unb
6pree, an ber Ober unb £(6e maren bes^alb SRitglieber ber
^onfa, um beren Qäß^ ju genießen. 93on £fibedober $ant»
bürg 0U9 giengen bann bie Silier jur 6ee weiter no$ Sfl^^n«
bem unb Stabant, na^ ^ollanb unb Seelanb, loobie
^anfataufleute flberall meitge^enbe Sinfu^rprioilegien genoffen,
fo bag namentlid^ Srügge mit bem $afen 6IU99 ber groge
9iieberlagepla^ ou^ ffir biefe bö^mü^^branbenburgifc^en 9Iu5«
fu^gfiter würbe. SBaib jum Slaufärben ber Xfid^er, ber
bamals nod^ immer ben 3nbigo oertrat, topfen unb bo^m«
if^es Sier, namentlich aber Sifen unb Sta^I, itupfer,
Slei unb 3inn, eifeme Aeffel unbXöpfe, Si^en« unb
Xannen^ol} ju S&ffern, gefögte 5Bretter, $e^, Z^eer
unb $otaf(^e, bonn gro^e SRengen äBetjen unb Sloggen,
SBein unb SRet^, Zierfiäute unb gfelle fotDie 6al5»
fleif^, Spect, 6(^meer, (Jfett unb Sutier, bann gefal-
jene ^äringe unb ^äringsfett, metter bie (Erjeugniffe ber
6(^8ferei, Staffelte, S^afmoHe, äBoIIengarn, ro^e
SBoUtüt^er, Seinen garn unb fieinmanb, Saum«
moUgarn.Sar^entunbßiDillidd, alle biefe Dinge mürben,
meift aus Sö^men, 6^Iefien unb Sad^fen fommenb, in Zaufenben
oon 6egelfd^iffen fiber Hamburg nad^ Srfigge unb anberen nieber«
ISnbif^en ^ofen gebraut, wogegen aus gflanbern (5oIb« unb
6tlbergefaffe, Sarrenfilber, fein gefärbte unb iu»
bereitete SBoIIftoffe unb SaumwoIIftoffe unb See«
falj in groger 9Renge über Hamburg nac^ Sranbenburg lamen.
9Bie Serlin, bas im 3a^re 1240 jur 9{eid^$ftabt
würbe I blfl^en bas gegenüberliegenbe Aöln an ber 6pree,
gfranlfurt an ber Ober, Sranbenburg, Stenbal, Sal}»
webel, Cßarbeleoe, See^aufen, Ofterburg, SBerben, (golnow,
— 88 —
SRfigeniDalbe, Stettin , SnHant, IDemmin, 6toIberg, 6toIpe unb
9leuftatgatb mfi^tig empot unb traten bem ^onfabunbe bei. Seit
1236 fpielte namentlid^ bet ^onbel mit Salg^iringen eine
gefteigeite SloKe in bei SRort, fo bog im 3o|re 1243 bie 6tabt
Stettin bas ausf^Iieglid^e Ke^t auf biegif^erei in bet Ober
enootb unb i^te Äaufleute in gan} ^ommein gfcei^it oom
3on unb oom Umgelbe erhielten, als in ßambutg ben mfid*
\]ä)tn itaufleuten bie gleiten ^rioileglen oetlie^n ourben oie
ben aRitgliebem ber Hamburger Aaufleutejunft unb in fifibed
ben Aaufleuten oon $er lebet g unb anbeten St&bten ab
^anfagenolfen Srtei^eit oom S^H bewilligt nutbe. Die Stobt
$ti3u>aH ^tte bas Sle^t, {eben jtaufmann, bet ®fitet oon
Steslou na^ Hamburg ffi^rte, justoingen, bie 3onft&tte oon
^tijvall 3u paffieren, unb bie Stabt Stettin ^e bas $ti*
oileg, bas (Ettid^ten weitetet S^Hbutgen an bet Obet jiDif^n
Stettin unb bet Oftfee mit ®eo)aQ ju oet^inbetn.
aRotlif^et 9Bein fotoie 9Baib jum S&rben bet Xfi^
unb topfen, bie in bet SRad in SRenge gebaut o^ut*
ben, fon){e bie ja^Iteit^en Xut^ftfide, u>eI4e bie mSrI»
ifd^en aBoIImebeteien fertigten, mürben um bas Sdfyc 1285
auf bem SRarHe oon Stenbal lebhaft ge^anbelt. SBie
es in Stenbal 600 SBebermeifter gab, fo mar au^
in Serlin unb itoln an ber Spree , in S^anlfurt an ber Ober
unb in Saljmebel ber Si^ beril^mter SBoIIioebereien, mo groge
SRengen oon SBoKftoffen, gfiljfiaten, SBoKftrfimpfen unb Kaf^n
gefertigt mürben, bie bann über Hamburg ober £fibed na^ ben
Slieberlanben ober nad^ ben Oftfeeprooinjen giengen.
Die Solge biefer lebhaften groggemerblid^en Z^tigleit mar
benn aud^, bag es fd^on feit bem 3a^re 1200 au^ in ber SRatI
Sranbenburg mie in (grogbritannien unb in ber (E|ampagne
immer me^r on ben jur SBoIIenmeberei nStigen Ko^ftoffenr
oor allem an Sd^afmoIIe unb an SBoHgam, 3U fehlen begann
unb bie SBebereien bes^alb bei ber Regierung bur(|fe^ten, bag
ben 3 üben ber 9lufIouf unb bie Susfu^r aller jur äBeberei
bienenben 9{o^ftoffe oerboten mürbe. (Eine gfolge biefer ^roo^
ragenben mirtfc^aftlid^en Sebeutung ber SRarlgraffd^aft Sranben*
bürg mar aber femer aud^ eine ftetgenbe politif^e 3Ra41fteIIung,
inbem bie ÜRarlgrafen oon Sronbenburg bie SBurbe oon Rur«
ffirften erhielten. Die 2:eilung bes £anbs im Sa^re 1258
- 89 —
«folgte in ber SBeife , bag ber eine Zeil feinen 9Bo^nfi^ in
Stenbal, bet anbete in Satjmebel no^m, oo^renb bie fianb*
oogtei fibei bie ^au)rtftobt Sronbenburg unb bie (Erboogtei
über bie Sistfintet Sianbenburg unb ^ooelberg gemein*
[am blieb.
^anb in $anb mit Sranbenburg blfi^te ber ^anbel
8 Samens. 3e mebr bie fflbbeutfd^en ^o^nftoufen \iä) an-
fc^idten, (Ecoberungen in 3t<tlien ju matten, inbem |ie SRai*
lanb ben ilrieg ernfiiten, bie 6tabt Sre$cia belagerten unb
bie ftrone oon 6arbinien ffir [i^ in Xnfpru^ nahmen, um«
fome|r entfrembeten fid^ i^nen bie norbbeutft^en fianbe. Sö^-
men UKir bamab bos $eru bes 13. 3a^r^unbert$. Ungarn,
SS^men, $oIen, SKo^ren unb SReigen oer[orgten feit
bem 3a^e 1100 (Europa mit ®oIb unb 6ilber unb es
loaren namenili^ alemannif^e Sergleute, mel(^e ben Serg*
bau bort ins £eben riefen unb berartige 9Raffen ans Zages*
Ii(^ förberten, bag eine SRorltiiberffi^ng mit Sbelmetall
unb bamit eine ^reisfteigerung aller £eben$bebfltfniffe ein«
trat. Unmaffen oon ®oIb unb Silber Rauften [i^ in ben
6^a^fiaufem ber S9^menI3nige. @eit 1295 fteigerte fid^ ber
QErtrag in Auttenberg unb auf ber (Eule berart, bag man
bie SRflnjen oergrSgerte. SBfi^renb anberQ)arts bie (Bolb*
unb Silberbergmerle erf^opft maren, fibeiftrSmte Sö^men
alles mit feinem Stetd^tume unb ber Sergje^nten, ben bas
9{ei^ forberte, brad^te SRiKtonen ein unb bereicherte bie
6taat$gläubiger, an meldte bie (gruben oeipfSnbet maren.
Diefer Sergfegen fteigerte benn au^ bie politifd^e
SRa^t So^mens augerorbentli^ unb oerf^offte t^m
bie ^enfd^aft fiber bie Donaulänber. Die ^erjbge oon
So^men erhielten ben itonigstitel unb oerlegten i^ren
SBo^nfi^ na^ SBien, n>o unter ben $o^enftaufen grog»
ortige 9{ei^stagsfi^ungen ftattfanben , feit mon ben ^erjögen
oon Samberg bas £anb entriffen, Cefterreid^ jum SRetc^sIanbe
erHSrt unb ben 3uben bie 93enoaItung ber Staatseinifinfte ent-
3ogen fyiüt.
^anb in $anb mit biefer Sebeutung 93o ^mens oerbreitete
fic^ meiter ber (Einfluß ber 6tabt Senebig unbbes Deutf^«
^errnorbens im Of ten. Seirebig unb ber Deutf^^ermorben
oeqi^teten barauf, ben f^rifd^en SKarlt I&nger bem ^al^«
— 90 —
monbe unb ben mit t^nt unter einer X)ede ftedenben
©enuefen |treitig ju ma^en, unb ©anWen fi^ gegen
bie fc^Iimmere «6efa^r , ©el(^e bem toefteuropSif^en Ausfuhr*
gemerbe bur^ ben (Etnbru^ ber 3;artaren in $oIen unb
Sd^Iefien brojte. SKufete eine unmittelbare politif^e »er«
binbunfl swift^en C^ina, «ufelanb unb ^olen bo^ bie unmittel«
bare tDirtfd^aftlid^e unb l^anbelspolitifd^e Serbinbung biefer
fianber, mußte fie bo(| eine (Erfd^Iiefeung 3nnerafiens
für ben aBeItoerIe|r jur golge fjabtUf mußte bod^ bur^ ben
jteig enben (Bfiteroerf e^r oon C ^ i n a über Sibirien unb 9{ u g*
lanb nad^ ber Ober unb SB ei (^fel bie feit^erige SBelt^anbete»
(trage Aber Damosfus na^ bem SRittelmeer unb Sene«
big er^ebli^ gcj^abigt werben. Der (Ertrag be« Deutf^orbens
an (Seleitgelbem in Serien fd^oanb mit bem bortigen Ser»
le^r unb ber Orben jog be$^oIb nai) bem Durd^gangsgebiet ber
3iAtnft, na^ Preußen, mie bie Sol^anniter na^ Spa*
nlen. 3m 3a$re 1216 grflnbeten bie Deutf^^enen eine
»ieberlaffung in Ulm, 1230 eine fo^e in SRarienburg,
1291 verlegten fie ben ^auptfi^ uon 9(fIon na^ Senebig
unb 1303 oon ^ier nad^ 9Rarienburg.
3e me^r bur^ biefe june^menbe Srfd^Iießung Snnerafiens
fi(^ bie 3<)neinna^men ber feit^erigen Durii^fu^rl&nber minberten,
um fo mefir entbrannte ber Aampf um biefe ^efSIIe unter ben
einseinen beteiligten £anbem. Cs toar oor allem ber Sefi^ ber
Steiermarl, ber nad^ biefer Stiftung in Setra^ tam unb
um mel^e fic^ S9^men unb Ungarn ^eftig janiten, bis bos
£anb burt^ einen Sddiebsfpnu^ be$ ^apfts jiDif^en betben
fifinbem unter 3uftimmung bes im englifd^en ^anbels«
inte reffe ^anbelnben beutfd^en Aonigs 9lid^arb oon 5torn«
mallis geteilt tourbe. Zro^bem gelang es Ungarn erft bann,
\\ä) in ber 6teiermarl bauernb feftsufe^en, als ber neu }um beuifd^en
^nig geiDS^Ite, im römif^en 3ntereffe l^anbelnbe fd^meijerif^e
®raf 9{uboIf oon $ absburg ber wtitttn Slusbel^nung ber VS^m*
if^en 3Rad^t in ben DonauISnbem einen Damm entgegenfe^te
unb es ba^in braute , baß Söl^men auf feinen gefamten Sefi^
in Oefterreid^, Steiermarf, ÄSrnten unb Ärain oer»
ji^ten mußte. Die ^auptftü^en biefer Sen)egung gegen bie
großbd^mif^e SRad^tausbe^nung toaren ber romif^e 6tu^l unb
bie fturfflrften von SR a ins unb ^falj, toS^renb Snglanb
— 91 —
mit ben Stöbien Aölttp 6iroputg ünbSafel beti Söhnten
^If. (Es uDot ein Ramfl\ bes ^anbelstoegs von £onbon über
Aoln, etrogburg unb Sofel nai) ®enua gegen ben ^onbels*
oetle^ Dom 9{^eine bur^ bos SRoini^d naä) Sonnten,
^olen unb Sixtm.
6eit bem So^re 1200 [tieg bie Sebeutung Sö^mens ffir
ben SBeltoerfe^r immer me^r, mS^renb Ungarn surfldgieng.
SBie im Solare 1158 Deuifi^Ianb bas ^erjogtum S ö^men als
felbftftSnbiges ftSnigrei^ ^tte anerfennen mflffen, fo fani bie St*
beutung Ungarns er^eblic^. Site im 3<^^^ H^^ Aaifer Scieb*
ri^ ber 9lot6art auf bem 9{u<toege aus Saufen na^ 9{e«
gensburg fom, traf eine Solfd^aft ber Ungarn bei i^m ein,
bamit er bie 3:^ronftreitigIeiten in Ungarn entf^eibe. 3m 3a^re
1166 fi^ritt u)eiter bas ^ersogtum itarnten mit bemaff neter
$anb gegen bas Si^bistum Saljburg ein, loeil biefes in bem
Aampfe bes 9lti^s gegen bie Aird^e jum $ap[te l^ielt. 9Is im
3a(re 1200 ber $er}og Ottofar oon 6teiermarf ftarb, erbte
$er}og £eopoIb oon Oefterrei^ bas ^erjogium Steiermart,
fo bag beibe Staaten feit^r ein ein^eitlid^es (Sebiet bilbeten. Die
grogen SReffen oon Sns in Steiermarl loaren feit^er noc^
me^r als oor^er ber SRittetpunIt bes3BeItoerfe^rs fQr bie Donaulan»
ber. Unter bem (Seleitft^u^e bes9iegensburger $ansgraf enamts
fanben f i(^ ^ier bie grd^ten ^anbelsfirmen aus S a q e r n , 6 d^ m a«
benunbben 9{^einlanben, namentlid^aus$a[fau,9{egens«
bürg, atugsburg, Ulm, Aöln, Slawen unb 9Raftri^t
ein, um i^re SBoIIftoffe bort abjufe^en unb baffir
bos (Salj unb bos Sifen ber Donoulfinber ein^utaufc^en.
Diefer ^ansgraf, ber [ogenannte capitanens ober negotia^orum
praepositas, ber Aaufleutepropft, u^ar ber Stabtoogt oon 9{e«
gensburg, ber aber nur in Dingen rieten burfte, mtl^t ni^t
bie Stabtgemeinbe berührten, fonbern bie aWeft« unb SWarft*
angelegen^eiten, bas grtembenreÄt.
9{egensburg unb Sägern [tauben bamals oollig
im aRittelpunIte bes SBeltoerfel^rs. SRit bem 3a|re 1200 mar bie
6tabt 9{egensburgauf bem ^ö^enpunlte i^rer SRad^t angelom»
men. Seit bemSa^re 1207 ^atte bieStabtbas3?e(|t, i^ren§ans«
grafen felbft ju mahlen unb alle 3uben, Oeiftlid^e unb ftauf»
leute, bie ]\^ bort nieberlieften, um (Bewerbe ju treiben, waren
biefem ^ansgrafenamt fteuerpfli^tig. 3ablrei(^c 3 üben unb
- 92 —
fiombarben mo^nten in bet Stabi, nomentlid^ loaten es Aauf«
leute oon Sie na, bie \x^ bort }um (Einlaufe nieberliegen unb
mannigfad^ in SireUigleiten mit bem Sif^of als Slegierungs«
prSfibenten gerieten. 9Bar hoi) iRegensburg bos Sinbeglieb
3U)if(^en Z^alitn unb S dornen, bem ^eru bes SRÜtelalters.
3m 3a(re 1198beft&tigte jldnig^einri^ VI. von Deutf^Ionb,
fiombarbien unb Sidlien mit Simoilligung bes ^apfles (Eoleftin 111.
bem$er}og fieoll. oon3[rmenien biebiefem oomCBrafeng^inrid^
oonC^ a mpagne alsASnigoonSerufalem erteilteftSnigsoficbe.
(Sraf geinrid^ oon (Champagne toar ber 6<|n>ager bes Jtonigs
9{t(^arb £otoen]^er5 oon Snglanb unb ber 6^rsog Aonrab oon
9ßitteldba(^ oon Sa9ern flberbra^te bem neuen A5nig oon
Armenien bie ASnigsIrone famt ber Seftätigungsurlunbe nad^
Z^arfus in (Eiliden. 3m 3<^^^ 1200 fanb meiter in Stegens*
bürg ein groger Sfürft^ntag megen ber jtoiefpSItigen ASnigsioa^l
ftott, auf bem ber Uebertritt bes Srjbiftlofs Jtonrab oon SBit*
telsbad^ oon äRainj ju ben ^o^nftaufen bie Knerfennung
bes ^erjogs ^^ilipp oon 6<|u)aben ^erbeiffi^rte. Seither aber
gieng bie Sebeutung 9{egensburgs immer me^r surfid unb ber
$anbel ber Stabt jog \i^ admfi^Ii^, menn auc^ langfam, nad^
Sugsburgunb 9lflrnberg. !Der 9lildgang bes ^anbete ber
Donaulanber seigt fid^ 3. S. in bem Streit, ber im 3<4t^ 1201 poU
fd^en ben Stabten $a[fau unb 9{egensburg wegen bes ^o^en
6al33 0 IIs entbrannte, ben $affau auf bas 6al3burger 6al} legte,
bas na^ Kegensburg gieng. Der (Brunb ^iefflr loar ber er^ebli^
9lfi(Igang, ben bie (Erträge bes ^affauer 6al33ons aufliefen,
feit fid^ ber SBettbemerb oon Sd^io&bif^ ^all in Sd^UHiben
immer me^r geltenb mad^te. ^all mar um bas 3<4t 1250
bereits einer ber mid^tigften ^anbelspunfte S^mabens ; 42 Stobt«
gefd^Iet^ter Ratten ^ier i^re feften ^Sufer ober Surgen unb
führten bas ^Regiment ber Stabt unb ber SBo^Iftanb ber Stabt
ioi [i^ burd^ ben [teigenben (Ertrag ber Saisquellen berort, bag
ber in ber Malier äRfinje gefd^Iagene Pfennig, ber filier, feit«
^er bie (errf^enbe S^eibemflnse in gan3 S&bbeutf(^Ianb lourbe.
3mmer m&(^tiger aber enttoidelte [i^ ^anb in ^anb mit bem
mad^fenben SRangel an 9{o^[toffen feit bem 3a^re 1200 bas (BemeAe
Ung a r n s. Seit ft9nig Sela IV. fiebeßen fid^ sa^lreid^e Deuif^
in Ungarn on unb trieben C&emerbe in ben StSbten ober bauten
$anbelsgeu)ad^fe auf bem £anbe, fo bag fid^ bie ilultur bes
— 93 —
Sanb$ eileNid^ fteigerte. Singetoanberte itumanen beoSI«
fetten bie Stiebeiungen ber X^eig unb 3Q^Irei(|e £ombatben,
Senetianet unb 9{agu[Qner lamen übet ben Sentmer-
ring na^ SBiener 9teti[tabt jum (Etnfaufe ber (Erjeugniffe
Ungarns unb besohlten biefe mit Spejereien aus ber
fieoante, loeld^e bann bie Aaufleute 9on SBiener 9leu«
{labt mleber an bie jlaufleute Don 9Bien, 9legensburg,
$rag unb Sreslau oerlauften. T>a biefer Serle^r ben
^anbel Oeft erreich s er^ebli^ fd^fibigte, fo oerbot im Z^^
1198 bie 9{egierung biefes £anb$ allen fremben Aaufleuten
aus $affau, Stegensburg unb St^toaben bie ^cifyA na^
Ungarn unb juning fie, i^re Sinfäufe bei ben ftaufleuten oon
SBien ju ma^en. Seither fauften bie itaufleute oon 9legen$«
bürg, Sa^en, 3Re^ unb 9Raftri^t u.f.to. bie Srgeugnilfe ber
!DonauIfinber unb ber £eoante im SBiener Stapel^fe, too fie
frei oom ^ßfunbjoll, b. 1^. ber Umfa^fteuer, vDottn unb lebiglid^
bas £agergelb, bie Surgmout, ju beja^Ien ^en. Die SBaren, bie
fie mitbra^ten, mußten fie inbes auf bem fianbioege nad^ SBien
bringen; bie S^M' <^uf ber Donau mar ifinen oerboten, bamit
bie StragenjBIIe bes ^erjogtums nid^t notlittenp ein Strafen«
juKing, ber etft nac^ oielen Ser^anblungen fiel. £finger als
jmei 9Ronate in SBien 3U bleiben» n>ar ben fremben jlaufleuten
verboten. SRit bem (Blanje ber SR&rite oon Sns in 6teier>
mar! aber toar es feit^er oillig oorbei, ber fteiermirfift^e (ßlanj
erblei^e oor bem neuen Schimmer bes SBiener (Srog^anbels. 9)on
ft^merer Sfolge UHir inbes, bag feit bemSa^re 1270 au(^ biegemerb«
li^e ftusfu^r Ungarns er^blit^ notlitt. Die national toirtfd^aftenben
jt u m a n e n lamen ans ^uber unb l^emmten bie 9{o^ftoffausf u^r bes
fianbSybis ber SRannsftamm ber Slrpaben im 3a^re 1300 erlof^ unb
toieber bie frei^finblerift^en C5runbf8^e ans iRuber lamen. Die
Aanfleute oon Stegensburg erhielten feit^er mieber bie alten
5anbelsprioilegien unb man fd^affte bie oon ben Aumanen ein«
geführten iRo^ftoffausfu^rjjone toieber ab, fo bag bie ftaufleute
oon SRegensburg u. f. lo. erneut fd^toeres (Selb bur^ ben Sin«
lauf in Ungarn oerbienten.
Sbenbfirtig jur Seite fiellte fid^ Sö^menunbUngom ber Silber*
reicbtum SR e i g e n s. (Es waren oor allem bieSilbergruben oongf r e i«
berg , meiere ben ^erjogen biefes fianbs i^re Zfirme ffillten
unb einen berarttgen 9{eid^tum mit fi^ brauten , bag bie Xur*
- 94 —
tiitxt bet ^erjoge oon aReigen als bie fd^önften bes 13. 3<4^
^unberts galten. Spoitenb rühmten [t^ bantals bie äReignec,
mit bem (Ertrage ber grreiberger ®ruben lönne man bas JlBnig«
rei^ So^men laufen. 3n ganj Sfranlrei^ unb 3talien
ftaunte man fiber ben (Ertrag bi^er (gruben unb beounberte bie
Serfd^n)enbung ber 9Reigner ^of^altung. Das beutf^ Kei^ oer«
langte ft^on unter Aontg Slubolf von ^absburg mieoonS5^
men au^ oon UReigen ben Sergjel^nten unb ftonig Slbolf oon
Reffen ma<^te, als i^m biefer oenoeigert iDurbe, bem Streite
bur^ genaltfame Sefi^no^me ber (gruben für bie Slei^sgeoalt
ein (Enbe.
93on n)eiterer großer SBebeutung ffir ben äßelt^nbel loar
bas iturfurftentum 9R a i n 3. Der totd^tiglte Sefi^tanb besf elben oMir
bie 6tabt (Erfurt. STIs eine ber oolfrei^en 6t&bte Deutf^*
lanbs Q^ar fie ber 6i^ einer [tattlid^en Kolonie oon ^ollan«
berUf bie bort eine entQ)ideIte SBoIIem unb fieinenmeberei
betrieben, meil (Erfurt ber 3RitteIpunIt bes beutf^en SBaib*
baus nmr unb |o fflr ben SBoüen^nbler einen 9<^^(ftoff'
marlt bot, mie er laum anbersmo gefunben n)urbe. Die tlus*
fu^roerbote bes beutft^en 9{eid^s Ratten bes^alb au$ ^ier bie
Solge, bog fi^ bie (Broggeverbetreibenben aus ben 9lieberlanben
in (Erfurt nieberliegen unb ben n^ertoollen SRo^ftoff an Ort unb
Stelle verarbeiteten , bis es i^nen (pater gelang, im 3nbigo
einen (Erfa^ftoff ju finben, ber [ie frei 00m (Erfurter SBaibmorft
mad^te. (Ebenfalls fe^r bebeulenb wox Srfurt burd^ feinen ent«
u)idelten 9RarIt ffir Saflor unb Sin is, bie in ben (SSrten
Z^firingens in großen 9Rengen gebaut unb na$ ber ^Iben
9BeIt oer[<^idt n>urben. So vurbe (Erfurt ber SRittelpunlt fflr
ben Dur^fu^roerle^r oon 9lieberbeutfd^Ianb unb
Sraunfd^meig nad^ Oberbeutfd^Ianb, ben %lptn unb
Italien. Aaufleute aus ^ollanb unb Sraunft^meig , aus
Sfranlfurt a. 3n. unb 9Rain}, aus 9lfimberg unb Augsburg unb
aus ganj Saqem , Oefterreit^ unb S^maben trafen fid^ |ier
3um einlaufe unb jum Slustaufd^e i^rer C&üter. Diefe ^eroor«
ragenbe Q)irtf<|aftlid^e Stellung oerf<|affte bem X^flringerlanbe
benn audb eine ^o^e politifd^e aRad^tfteüung, fo bag es ber fianb«
graf $einri<!^ 9{aspe u)agen lonnte, als Parteigänger Stoms ben
$o^nftaufen als (Begenlonig gegenüberjutreten unb biefen bei
S r 0 n I f u r t eine 9lieberlage beibrai^te, bis ber Sc^ug eines
— 96 —
Uhnec Sogenf^fl^en feinem 2^fKn oor ber 6tabt Ulm ein
Snbe bereitete.
Stapfte fo bie Scf^Hebung Snnetoftens reges £e6en in ben
unmittelbaren Serle^r jiDifd^en Muglanb, Snglonb, 9lorbbeut|(^*
lanb unb ben X)onaulQnbem , fo f<|abigte fie in ^o^m (Brabe
bie 9RitteImeerianber unb SSBefteuropa, b. ^. bie ganje
romanif ^e fianbergrun'e, unb biefe 6(^bigung ffi^e in i^ren
Solgen ollma^Iit^ ju einem ooIIftSnbigen Urnfturj ber feit^rigen
Serle^rsoerboltnijfe. 9Im fd^verften traf bie Srfd^Iiegung 3nner«
aftens bie fehler foblfi^nben 9RarIte ber Champagne. SBel^es
£eben noc^ immer um bas 3a|r 1200 in ber Sbampagne ^errf^te,
jeigen ja^Irei^e Kod^ri^ten. Sie (I^ampogne nmr ber anittelpunit
bes »efteuropaifd^en ^onbeb. 3n ^rooins 3. S. gab es im
3a§re 1270 9 bffentli^e aBoUioagen unb bie Sluflfiufer ber
^ier ge^anbelten Sd^ftooIIe »aten ni^t jum oenigften beuif^e
(Befi^ftsleute unb es gab bort eine eigene Snemannenftrage. ^u^
in S ar oede^rten oiele Deutfd^e; es gab bort einen Alemannen-
^of mit Srembenjimmem unb ftattli^em AeKer, wie es in
Xr oqes einen Sosler $of gab. ftamen bie Sosler unb Q^ma»
ben oon Often, fo lamen bie 9{^ ein I an ber meift bur^ gflan«
bern, Slrtois unb ben ißag oon Sopaume na^ ber (Sfym*
pagne, um bort i^r Silber, i^r $el3n>erl unb i^re Zfid^er
3u oedaufen. Diefe ^anfelaufleute brauten bie SBoIIe aus Sng«
lanb ^rilber nad^ ber (E^mpagne unb festen fie bort an bie
Schaben unb fiombarben ab, bis ben Aolner (Srog^nblern
im 3a^re 1260 ber Sefud^ ber SRarUe ber (E^ampagne oon
granfrei^ verboten rourbe. 93on beutf<^en aOBoIIjtoffen stürben
namentlid^ bie 9Rarlen (Eifenbraun unb bas Didunbbfinn leb^ft
gejubelt Sieben ben 6(^maben unb 9tieberlänbem maren es
loeiter bie 6 panier, meiere bie 3RarIte ber Champagne eifrig
befuc^ten. Sud^ fie bilbeten loie bie Sd^oHiben im Sa^re 1238
eine eigene Semeinbe in ^rooins, mS^renb fie in Zroqes
mit ben jtauf leuten oon £angueb'oc eine gemeinfame Aorper^^
f<l^ft bilbeten, u)ie au^ in Sagnq im ^a^xt 1292 bie Aauf*
leute ber £angueb'oc unb ber ^rooence eine (Bemeinbe unter einem
C5emeinbe^uptmonn (capitaen) Ratten. Sieben ben Aaufleuten
oon £9on toaren es oor allem bie Aaufleule ber St&bte Slont*
pellier unb Xouloufe, u>eld^e biefer (gemeinbe angehörten.
3ebe biefer StSbte mfi^Ite i^ren Pfleger (consal) unb bas AoKeg
— 96 —
btefei itonfttln oetfontmelie |t^ bann unter bem Sotft^ bes (5e«
meinbel^Qtipimanns (capitaen). 60 gab es 3. S. einen JtonfuI
ber fieber^Snbler oon fietiba inSlragon, oon Sarcelona
in Aotalomen unb von SRonipelliet unb biefeftonfuln verteilten
mit einanber bie 9RarItft$nbe on bie einjelnen £eber^nbler
ber Provence unb fiangueb'oc. Xu(^ bie Jtaufleute oon 91 a*
oarta unb SRaUorla feinen bi^er (ßemeinbe angehört gu
^en unb bie Segie^ungen biefes fionbs jur Champagne untren
fo enge, bag hos ASnigreid^. Staoana fd^Iiep^ burd^ Beirat
an ben (Brafen von (£^mpagne fibergieng, bis Sranlreid^
iDieber feinerfeits bas Srbe ber ®raff<!^oft Champagne ünb bes
Aönigreii^ SRaoana antrat, äßeitaus bas toi^tigfte Soll auf
ben (E^ampagnermeffen aber tooren bie 5tauf(eute aus Italien.
Die erften italienift^en ^anbelsgefetlfc^aften Ratten bort i^re
91ieberlagen im 13. unb 14. 3a^r(unbert, 5. 93. bie SRebid, bie
9ticorbi, (Buabagnabene, Sapponi, Satbi, Slufttga^gi, ^nguiffola,
SRagalojji, ^erucci, Scogjip äRojji u.f.m. Sfloren}, fiuaa, Genua,
nom, (Eremona, SRailanb, ^iftoja, 9fti, 6iena, $arma, Pa*
cenga, Senebig, Urbino fi^idten i^re Aaufleute. Son ißiacenja
maren im Sa^re 1248 allein 50 itaufleute auf ber SReffe unb
1278 oerfammelten fid^ 23 jtonfuln aus Sombarbien unb
Xoslana infiagn^ jur gemeinfamen Seratung i^er 3nte>
reffen. Diefe Staliener brat^ten namentli^ feine SBoIIftoffe,
6eibe, (&oIb, Silber, ^elje unb fieoanteoiaren unb
polten bafur englifd^e SBoIIe unb franjSfif^e
91 o^t fidler aus ber CC^ampagne unb gflanbern fomie fieber
aus Spanien. !Diefe Sejie^ungen n)aren fo bebeutenb , bag }.
S. im Saläre 1222 bie (Sraffd^aft Kampagne einen eigenen
Vertreter in Sremona ^ielt, um bie ^anbelsbegie^ungen mit
biefer Stabt gu er^Iten. Die 9Bege, auf benen bie ^Snbler aus
6aoo9en unb ^iemont, aus fiombarbien unb Sene*
t i e n nad^ ber Champagne einf^Iugen, xoattn oerf (Rieben. Die
einen lamen ju Sanbe, bie anberen gu S^iff Aber Sign es«
mortes. Son Deutf(|I anb lamen große SRengen oon 9BoII«
ftoffen, Silber unb Sid^^ornfellen fiber £ot(ringen na4
ben SDlfirtten ber Champagne ; au^ über Neuenbürg brauten
beutfd^e Aaufleute fieinu>anb, Silber, Sic^^omfelle unb ^t^^^^
nac^ ber (£^ampagne.
3m 3a^re 1283 ^iraiete bie (Erbgr5fin oon (S^mpagne
— Ö7 —
mh 8rie ben Jtinig ^^iliw oett Olranlrei^, toobur^ 6eibe
Stttff^en an bie ftroite oon gfronbei^ lameii. Sianlrei<|
fuc^te bie SR&itte bei G^tniHigne, bie f<(on bomals notjuleiben
begannen, babur<^ gu et^Iien, bog es ben 17 $au|rtiu$'
planen Simbei^s befo^I, i^re Zfi^er eine beftimmte 3eit
in ber S|ani))Qgne f eiljubieten , e^ iie biefelben auger
£«nb$ flirten butften, unb man verbot im 3^^^ 1392 allen
Slemtem, bie Aaufleute biefer 17 6t&bte oegen ber Sd^ulben
i^rer l^errf^aften pi (yfinben. Do^ ^If bieies Sorge^en
oenig mel^; es trat ein raf^er 9{äd|^Iag bes ®e[<|fift9
in ber (E^ampagne ein, inbem bie italienifd^en Sluffaufer
ausguUeiben b^annen. 7>\t gfolge toaren Vrbe iter au f {t änbe,
namenfli^ in ^rooins, benen ein Stfldf^ilag mit S^reden
folgte, inbem grrantrei^ bie Aoften biefes Vufftonbs ber Zud^ma<|er«
junft in (BeftaU eines Suggelbs oon 4000 $funb auferlegte,
fo bab feit^er allgemein Aber bie übgabenoerme^rung unb ben
Steuerbrud gellogt lourbe. Um ben (Brunbbefi^ern guten
Serbienft s^ f^ffen, geftottete gfranlreic^ ben Serlauf engli«
[(^erSSBoIIe nur no^ bann, menn |ie ber inlänbif^en SBoIle
glei^am; bo$ mugte |ie aud^ bann ausbrfidlic^ als englifd^e
ober VbenteuerooKe be3ei<^net loerben.
6o begann ber 3^^<^n \^on feit bem 3a^re 1250 unb
feit bem 3a^re 1296 (teigerte er fi^ babur^, bog [eitler bie
Florentiner na^ fipon }ogen, beffen SRarlte ber Champagne
einen lebbaften SBettbemerb bereiteten. 3mmer mei^r }etgte
es fi^, bog ber Vbfa^ na<i^ 69rien unb Stegppten
nii^t me§r geniigte, um bie jteigenbe SRenge ber abenb«
I&ti^if^ C5en)erbeer3eugni|fe aufjune^men, unb fo mar man
immer me^r beftrebt, neue Sbfa^gebiete ffir bie Sr|eugmf[e
ber 9RitteImeerIanber lu erf^Iiegen. 3n Setra^t iom (ier in
erfter £inie ber ruffifi^e SRarlt. Diefen Ratten fei^r faft
ottsf^Iieglic^ oon Storben ber bie ^anfelaufleute mit ben
CErjeugniffen ber 9tieberlanbe, Sranlreic^s, Sranbem
bnrgs unb Snglanbs oerfeben; je^t traten ibnen oonSfiben
ber bie (Benuefen unb Senetianer mit ben (Erjeugniffen
ber fiombarbei unb oon Slo^^n} entgegen, fo bag fi(b bie
SBebereien ber Stieberlanbe, Sranlreid^, Snglanbs unb I)eutfd|«
fambs me|r als feit^r auf ben 3nlanbsabfa^ angemiefen
fob^n, mfib^enb ber ruffif^ SRorltju einem großen 2:eil in bieganbe
7
- 98 -
berStaltencr, Dor allem berfficnuefeit, gelongte, bte fett 1200 ben
93enetianem < immer tne^t ben griet^if^en ütib xufftjd^en 9RatIt
ftrettig mad^teit. Um bas 3o^ 1250 fuhren bie ®eirflbet ^olö
Don Senebig ous erftmols mi) Aonftontinopel unb 9(t*
menien, tote ciud^ bie ®enue[en ^anbelsnieberlaffungen in
St^en, 6aIoni^ unb Aaffa (SebaftopoO grfinbeten unb ben
$anbel mU ilonftontindpel immer me^r in i^re $Qnb jogen,
inbem fie bie 93eif orgung Aonftantinopels mit (betreibe aus
Sulgarien in bie $onb nahmen, bas fie in Sarna, SRe«
fembria, ain^ialos unb 6o5opolis» ben grogenSBeijem
ftapelp^Ifi^en jener ®egenb, auffäuften! Die i^ren 3ntereffen
bienfibaren ^aiaolegenfaifer ftrebten nad^ ber äJerbinbung
ber grted^ifc^en unb r8mif(^en Rxtäftf bie im 3a^r 1274
auf einem Aondl in fiqon bef^Ioffen, aber nie 5ur SBa^r^eii
gemoddt tourbe.
Aonftantinopels ÜDIa^i unb SBebeutung f(9QHinb bamals
ungel^euer. 3^^^^ fc^toerer litt ftonftantinopel unter bem ®egen«
fot ber ^anbelsintereffen ber aSBettbeioerbsft&bte (genua unb
Senebig. 9Burben bie Senetianer $err in jtonftantinopel
ünb unterbonben ben ®etreibeabfa^ Serbiens unb S u l«
gariens nac^ ber 2BeIt{tabt am golbenen $om, fo rildten bie
Bulgaren unb Serben bro^enb oor i^re äRauern, n>urben
bie (Senuefen 5^rr, fo l^e^ten bie Senetianer ben Sla^^abern
in Aonftantinopel bie vilben Osmanen auf ben ^als. 3nt'
mer Heiner mürbe inbes in Aonftantinopel ber Sn^ang ber fia-
teiner, b. ^. ber Stabt Senebig unb ber mtt i^r uerbfin*
beten flanbrifd^enSBoIIentDeber; unb oon Sticfia aus gelang
es ber f einbüßen ^alSoIogenb^noftie unter Sei^ilfe ber <Be<
nuefen, fi^ 3um $erm von 5lanftantinopeI ju machen.
6o mürbe ber 3ntereffenfampf immer fd^ärfer; benn bie ®enuefen
begnfigten fid^ nid^t mit bem 9Rarifte naif ben £änbern bes
S^marsen SReers, fonbem fie begannen/ bie Senettaner
au4 Quf i^rem ureigenf ten (Sebiet, in Serien unb Heg qpten,
3U bcfriegcn. Eine genuefif^e ©efanbtf^aft mtt mertoollem
€arfenet,mtt(SeierfaIfenunb3agb^unbengtenganbiearobt«
fc^en 5lonige bon Sleg^pten nadd Aair o ab, um einen neuen $an«
belsoertrag mit biefem fianbe 5uftanbe ju bringen, unb traf bort
mtt jmei meiteren (Sefanbtf^aften ber 9ffad^t^ber ooit Aon*
ftantinopel unb bes ftSnigs Slubolf bes Habsburgers oon
Deutfc^Idnb sufammen, bie fi^nltd^e 3^^^^ Derfolgteit. Die
Solge oller btefer Seftrebungen mar inbes nur, bag bie SRad^t«
ftellung ber obenblänbifd^en SReii^e gegenüber ber fieoante au^
in Segppien DoIIenbs oerloren gieng , na^bem ber Krieg oon
1244 ben Arabern ben 93e|i^ oon 3eru[oIem, 9If!on,
Zqrus unb Seirut oerf<^offt ^otte. Son einer gemein«
famen 93ertretung ber 3niereffen bes Sbenblanbs gegen*
Aber ber £eoante, loie es bie (Einigungsbeftrebungen ber
r3mi|(^n ftir^e gegenüber Aonftantinopel in £9on am
geftrebl Ratten , mor unter biefen 93er^altni[fen balb feine
9lebe me^r. Seit bie ffirofen oon SRontferrot^Üurin Ferren
in jtonftontinopel maren , war an eine 33ereintgung mit Senuo
ni^t me^r 5u ben!en. Son einer äBieberaufrii^tung ber (|ri[tli(|en
Aird^e in 69rien mar nid^t me^r bie 9?ebe; es ionnte fid^ nur
noi) barum l^anbeln, bur(^ Unterl^anblungen mit ben orabifd^en
äRai^t^abern bem europaif^en SRarfte ju retten, idqs ju retten mar.
Um fo f^ärfer entmidelte fi^ bes^alb aud^ ber ftampf um
ben ru[fi|(^en SRarft. Seit im 3^^^^ l^^O bie C&enue|en
bie Ferren oon Aon|tantinopeI getoorben maren, mar es mit
ber $err(^aft Senebigs am Schmor jen 9Reere enbgiltig 5U
Snbe unb oon i^rem 3RitteIpunfte Aaffa ober Sebaftopol aus
beforgten bie grogen ^anbelsgefellf^aften (Senuas ben ganzen
Serle^r oom SRittelmeer na^ Sfibruglanb, inbem fie auf ifiren
Sd^iffen bie SBoIIftoffe bes ^benblanbs nac^ Siuglanb führten
unb (Setreibe bafilr juriidbra^ten ober bie äBaren ^met*
afiens ben itaufleuten ber Xartarei in ftaffa ablauften,
ftamen biefe Xartaren bamals bo^ mit ben Srjeugnilfen 3n»
biens unb (Elinas bis na(^ fiemberg in ®ali5ien unb
9lomgorob am S^n^^nfee. Die $an[eaten mehrten fid^
biefem gefä^rlid^en SBettbemerb Genuas unb ber Stäbte bes
meftli^en SRittelmeers gegenüber babur^, bog [ie ben nieber«
lanbifi^en SEBoIIenftoff en bur<^ gemalt|ame Oeff nung ber S u n b«
[trage unb ber £anbmege nac^ ber D{t|ee bie SBa^n nai) 91 ov^
gorob unb ber SBoIga freier mad)ten, mä^renb bie Senetianer
über ben Srenner, Slugsburg unb Stürnberg ben ganbel
mit 9{uglanb über fiemberg in (Salisien aufregt ju ersten
luvten. So öffneten fid^ bem SBelloerle^r oollig neue £inien.
SBfi^renb bie SRSrite ber Champagne 5U oeroben begannen, ba
[i<^ ber franjöfif^e "Zud^^anbel oom 92orben na^ bem Süben
7*
— lÖO ^
30g, belebte f{(^ um \o gemaltiser bie Siennerltrage unb ber
^onbelsoeife^t jmif^en Senebig Aber Slugsburg unb 9lflm«
berg na^ Slarienbutg in ^teugen. 3um ilampfe gegen bie
Xartaren mürben bie IDeuifd^orbensritter oon 91 ton in Gpcien
ilber Senebig na^ SRatienbutg in $reugen oerlegt, wo
fie 1237—1240 bem weitem Sorbringen ber Xartaren ein
feftes 3iel festen, fo bog bie SRo^ ber Xortoren auf 6fibru6«
ianb, anoelau unb RUw beft^rSnit blieb, nieou^ in Ungorn
bur^ beutf^e Sintoanberer ben Xortoren ein fefter Damm ent«
gegengefe^ mürbe.
SCudf^Iaggebenb ffir bie meltftfirjenDe Umumnblung, mt\^
ber SBettoerlel^r feit bem Sa^re 1200 erfuhr, mar ber Durd^bru^
neuer 9{egierungsgrunbffi^e in gronfrei^. Sranfrei<|, fetter
ber SRittelpunft bes gfi^eibanbels , mar am mirtf^aftlid^en 3^«
fommenbru^e angelommen unb begann , 3U einer nationalen
S^u^SoIIpoIitil iiberjuge^n. SRU ber Slustreibungber
3uben au$ Sfranlreid^ im 3^^^^ 11^^ begann eine neue
mirtfd^ftli(^e ^eriobe ffir biefes fianb. gfrantreiil^ bra^ oBHig
mit ben feit^erigen frei^änbledf^en , liberalen (Brunbfä^en unb
[teilte fid^ auf ben Stanbpunft einer nationalen SBirtfd^afts*
politif. SBie (Englanb 00m oerfd^menberif^ mirtfd^ftenben
p^9fioIratif^en Wirten« unb $5nblerftaat, ber Sni<^t ber
9lormannenpoIitif bes 11. 3a$r^nbert9, bes 3^ii<^Iter9 ber 9lo«
mantif, 5um nationalen (Bemerbeftaat fibergieng, fo lam au^
in granfreid^ ber nationale ®ebanle me^r als feit^er jum Dur^
bru^ unb fo begann feit bem 3<^^^^ 1^^ in (Europa bas neue
3eitalter ber 9lationaIIriege. Snglanb, gflanbern,
6a(|fen unb Sraunfd^meig, bie eifrigen Vertreter bes reinen
ffiroggemerbeftaats , menbeten fi^ emp5rt gegen gfranlreid^,
bas es magte, ben gemerblii^en (Erjeugniffen biefer fifinber feine
anfirfte ju entjteben.
Den (Brunb ju biefen 3Ragregeln gfranlrei^ gab biefem
fionbe bie sune^menbe Sebeutung, meli!^ feit bem 3a^
1200 bas (Eigengemerbe berjenigen SSnber errei^te, bie
feitber ifiren Sebarf an Semerbeerseugniffen in Sftonhei^ unb
in ber Kampagne gefauft Ratten. Da in allen £8nbem (Europas
eigene Üuc^ereien entftanben, trat eine erbeblid^e Ueberfflbning
bes Xud^marfts ein, meldte nid^t nur Deutf^Ianb unb
glanbern, fonbem oor allen bie Sfiampagne IfyneqjjR^
— 101 —
empfanben. 3ebe9 £attb oeifotgie ben nationalen SRarlt unb
fo H^nb ber fett^rige leb^fte freie ^nbeboerle^r unb mit
i^m bet (Ertrag ber 3i^ne unb Steuern. (Es blieb ben einzelnen
£änbem nichts äbrig als ber Uebergang pm nationalen 6<^u^«
}oHf9ftem. SRan fu<^te burc^ Sr^o^ung ber (Bebfl^ren tro^ bes
oerminberten Umfa^es ber SReffen unb äRirlte ebenfooiel ^aus*
3uf(|Iagen oie feit^, inbem man eine Umfa^fteuer, ben
fogenannien ^funbjoll, einffi^rte, b. ^. eine (Sebfi^r, bie
jeber gfrembe, ber einen (Srog^nbelslauf ober 8er(auf ab«
l^log, na^ bem Gemixte ber SBare ju bejo^Ien ^tte, »oi^renb
bie 3nlanber oon biefem 3one frei blieben.
3e me^r ben inlanbif<^n SBoIItu^reien ber alten (Brog»
geioerbelanber ein SBettbemerb in ber Sigenerjeugung berjenigen
£anber entftanb, meli^e [ie (eitler mit i^ren 9Bontu(^n
oerfel^n fyMtn, um |o me|r ftrebten fie, burc^ befte Se«
((^affen^eit biefem 9Bettben>erb bie 6|>i|e ju bieten. 60
entftanben in ben beutfi^en Stfibten, in ben 91ieberlan«
ben, in Snglanb, in gfranlrei^, in3taIieneine9{e^Don
Xud^ma^erorbnungen. 3n Strasburg, Ulm, Slegensburg
u. f. to. orbnete man bie Slnfertigung ber £oben» unb (Srautui^e,
bas gfarben unb 6<^eren ber Xfii^er, man verbot bie Ser-
n>enbung minbermertiger SbfallmoIIe ber Xu Af euerer bei
allen Zü^tn aus Ungar mo II e. 9Bie in Ulm im 3a^re 1292
eine blfi^enbe Zud^erjunft, eine Semaubf i^neiber- unb eine 9Beber<
junft beftanben, fo mürbe im 3a^re 1323 in Dinlelsbu^I
beftimmt, bog olle gur Serfenbung na^ ausmfirts beftimmten
Xfi^r mit bem Gtobtmajje gemeffen merben follten, unb bos 9lei$
oerorbnete, bog bas Slac^meffen berartiger Zäd^er auf ben fremben
SRfirften bann nic^t me^r geforbert merben bfirfe.
9Rit bem june^menben Slbfi^Iu]} ber nationalen Staats^
gebilbe gegen bie ausIönbif(^en9{o$ftoffaufIaufergieng$anbin
$anbeine6c^eibung bes inlSnbifi^en (Bemerbebetriebs
in 3m ei Xeile, in eine Srjeugung ffir ben3nlanbmarlt unb
eine fol^ fflr bie tlusf u^r. :Die S^mierigteit bes Slbfa^es im
üuslanbe ma^te es fflr bie einjelnen (Bemerbearten jum bringenben
Seburfnis, bag eine öffentliche Stelle bie ®em&^r fflr bie gute
Sefi^affen^eit ber ffir bie fremblönbif^en SRSrtte beftimm«
ten (Eijeugniffe fibema^m. ßatle biefe Sluffid^t Aber ben SBelt«
martt feit bem 12. 3o(r^unbert bie Rix^t mit &Ufe berOr«
— 102 —
ben gefibt, fo fibema^m biefeSufft^t feit bem 13. 3a^r^unbert
ber Staat auf nationaler (Sninbloge. !Der internationale SBelt«
^anbelsgefi^tspunÜ ber Air^e^ mdä)t bie [amtlichen lat^olif^en
6taat$gebilbe be$ Srbfreifes als eine tDirtf(^aftIi(^e 3ntereffen*
gemein[^aft beira^teie, erfd^ien für bas prafti|^e Sebfirfnis bei
Slusfu^rgemerbetreibenben ju tDeitumfa[fenb unb an t^re Stelle
trat bes^alb ber nationale ^bfc^Iug ber einseinen Staats^
gebilbe ber S^riftenl^eit in Sejug auf bie freie ^o^ftoff ausfuhr
unb führte fo in einer IRei^e oon fiönbern ju einem er^ebli^en SRan«
gel an ^o^ftoff en. Sie 6taatsregierungen begfinftigten bes^alb $anb
in $anb mit ber Srf^merung ber Slusf u^r oon 9{o^ftoff en bes eigenen
fianbs bas Sntfte^en oon Sinfaufsgenoffenfd^aften, ^anfen, 3unften
ober C&ilben, b. ^. oon Sefellfd^aften, ioeI(^e ben Swtd oerfolg«
ten, unter gemeinfamer Ueberna^me ber (Sefa^r 9{o^ftoffe im
Sluslanbe aufsufoufen unb nad^ bem 3nlanbe 311 fc^affen unb
baffir bie ®eQ)erbeer}eugniffe bes eigenen fianbs na^ bem
9luslanbeju oertreiben. 6oI^e®iIben waren 3. 8. bie SR am er»
ober aBolIfärbergenoffenf^aften. 3n ffinglanb, granfrei^, fiombat»
bien unb Sflanbern mie in S^ioaben unb Sägern entftanben eigene
aBoIIfärbergenoffenf^aften, loel^e bie oon i^nen gefertigten ©oII*
ftoffe na^ bem Sluslanbe , namentli^ ben ibonauISnbern, oer«
trieben unb baffir (Setreibe, 6al3 unb Sifen aus biefen £5nbetn
jurüdbra^ten. Der 3lusf(^nitt oon fremblänbif^em (Semanbe im
Aleinen ftanb biefen SBoIIffirbersunften ni(^t 3U , fonbem bies
beforgten bie Ärämer.
3n Selra^t lam in Se3ug auf ben Uebergang 3um
Sigengetoerbe in erfter £inie 3talien. Die bebeutenbften
Slbne^mer ber fransofif^en SBoIIftoffe , bie S ^ 0 r e n t i n e r,
tauften nunmehr ij^re %üä)tx ni^t me^r in ben fransöfif^en
Zu^ereien, fonbern polten nur no$ bas ^albfabrilat unb
fpöter nur no^ bas 9{o^materiaI, bie äBoIIe, ben 9Baib,
ben ftrapp, bie Aarbenbifteln; bas SDoIIf^Iagen, SBirfen,
Sarben, 9?au^en unb S^eren beforgten fie felbft unb führten i^re
Xu^er felbft hinaus in alle SBelt. Die SBoKe aber lauften fie
mit Umgebung (Jfran Ire i^s, um bie ^o^en SJlarftgebfi^ren ber
Champagne unb bie ^o^en fran3ofif(^en l^bllt 3U fparen,
unmittelbar in ben englif^en Aloftern. Dos ^albfabrifat,
bas fie auf ben SReffen ber Champagne oon ben Xu^mat^ern
oon ^rooins, Xroi)es unb S^alons lauften, appretierten
— 103 —
fie in Sfloreit} ju pannl franceselii di Kalimala, fo bag bie
Srianjolen bilter fiber biefen unloutem SBettbeioerb unb bie
Stattenfölf^ung bec 3tonener Ragten unb enbli^ bie SIus«
fu^r alier ^albfabrilate unb 9Bebereiro^[toffe um fo
me^c verboten, als anäf bie (&enue|en leine Xfi^ec me^r in
(Sfydons, Zro^es unb ^rnoins polten, jonbem i^re felb|tgefertigte
SBare naä) bem $eloponne$ unb bem S^ioarjen SDleer
füllten.
UeberoII begann man feitber bie SBoIItfic^ec unb anbere
mistige Ceroerbeerjeugniffe [elbft ju ma^en; jebes £anb
[teilte (i^ auf eigene PB^. Die Sr(tn3o|en lernten 6eibe
machen, bie 3t aliener fertigten [elb[t SBoIIftoffe unb [o
fanben bie SBoIItüt^er oon ^rDoins, Zropes unb Cbalons
unb bie Xen>i(^e unb fieinmanben oon Sib^ints in
3talien,6icilienunbbem Orient immer [(^oerer^bfa^ ; an bie
Stelle ber Sranjofen traten bie Florentiner 3Beber, beren
Aunft }u immer b&^erer Slusbilbung gelangte. 3^9^^ H^
bie Slufföufer aus 9leg9pten unb Sqrien infolge biefer
nationolen $anbetegrunb[a^e oon gfranfceic^ surüd unb be^
[orgten i^re Sinl&ufe an engU|(ber SBoIIe in 93enebig,
n>o^in (ie bie Snglanber entu)eber auf ber (&a rönne über
£a 9{o(^ene, Sorbeaus, Zouloufe unb aRar|eiIIe
ober auf ber Sl^einftrage bur(^ S^ioaben unb fiber
ben gfernpag fanbten, fo {trebte bafür gfranlrei^ bama^
unmittelbare Sesie^ungen mit ber fieoante ju ge«
«»innen. Die ^Pilgerfahrten fran5o[if(^er (£^ri|ten bur^ Ungarn
unb Sulgarien na^ itonftantinopel unb über jtlein«
afien na^ Serien u>aren ber Slnfang bi^ju geioefen, bie
ftriegdmärfi^e gftanlreic^s unb Deutft^Ianbs mi) bem Orient
auf bemfelben SBege Ratten [obann mit (Seioalt 3U errei^en
gefugt p mos gutmillig ni^t gelingen oollte. Dann maren mit
ber Geefabrt Abnig 9{i^arb$ fion^enberj oon Snglanb
fiber Gibraltar unb 9RarfeiIIe na^ Sqrienunb Aonig $bi'
lilips oon Sranlrei(^ oon (Senua aus bie erften 93erfu(be gefolgt,
mieber unmittelbare 93erbinbungen jur See jioif^en (Englanb,
Sranfreid^ unb Serien ^erju {teilen unb ben gegenfeitigen Sr-
}eugnisou5tauf(^ mit Umgebung 33enebigs, Oefterrei^s unb
Jtonftantinopels ju beioirlen. Sis äRittet, um bie Srotfru^t
ber £eoanteein5utau[(ben,bienten nunmehr, ba es mit ben 9BoIN
- 104 -
ftoffen «nein nid^ tne|r ce<|t gc^ »odie, bfe iiiafiiii|^ri|^ 9at|'
nnb 9t 0 begegenftfinbt, fflr beren {^etftenung bec Sraiqofe imi
ie^r ein gaitj bcfonberes (ßefc^id geigte , oie 3. 8. fait 3a|ce
1300 in ^otis bie bottigen fieb€rgef(tafte]a|Iretd|e9Iniofeit«
t&l^^en na<^ 6ara(enenart für bie 9ndfu|c nac^ bet fieoante
fertigen liejjen, oo^tf^einli^ oon ben ge{<|{dlen ^nben oon
ftlofterfratien.
3mmet me^r ober jeigte ]iif, bog es in etfter £inte ber
Sefi^ ber ®aronne unb ber Stfibte Xouloufe unb Sor«
beaux nrar, loel^r fflr bie 8e^nf<^ung bes ^bel9au9tmif(|<
joifd^en ber Seminie unb bem Korbioeflen ausf^toggebenb loor,
ba bie Strafe vtm Gibroltar burc^ bie 3^\U ber Araber in
S^nlx^tt SBeife gefperrt umr, loie bie Gunbftrojje bur^ bie
Solle ber Danen. Die Se^rrfi^er biefer aBelf^nbelsftroge
bnrc^ 6fibfronIrei(^ nmren bie®rafen oon X 0 u 1 0 u f e, bie Slo^folger
ber alten SBeftgotenlBnige , ein liberales ®ef<^Ie^t, meines feine
SBafferfiroge gerne ben Aaufleuten aller Stationen gegen mSgige
®ebfi^ren 3ur Serfügung ftedte. 3^en gdt bes|aI6 au^ bei
grimmige $ag bes franjdfif^en SSoRs, bos fie bef<|ulbigte , bag
fie ben fran}5fi|^en Sinvo^nem bie 9{o^toffe entffi^ren unb
baburd^ bie ^eife fteigem.
Seit bem 3a^re 1240 n>u^s in Sf^^^nlrei^ ber aSBiber^
ftanb gegen bie liberale 3BeItpoIitif bes beutf^en ^o^enftaufen«
ret^s immer me^r. 3m Z^^ 1^46 omrbe ^aifer gfriänri^ 1).
auf ber 5tin|fenoerfammIung in fi^on für abgefe^ erllfirt unb
an feiner Stelle ber fianbgraf ^einrid^JiospeoonX^ü ringen
auf ben X^ron gehoben. 3m ganjen 9lei<^ arbeiteten bie
Settelm5n(|le im nationalfransofifc^n 3ntereffe gegen bie tuben»
freunblii^ liberale ^o^enftaufenbvnaftie unb ber Ctnflug Deutfil^
lanbs auf bie (gef^ide bes itönigrei^s Surgunb f<^QNmb
immer me^r. Der f^rofffte ®egner bes fiiberalismus unb ber
eifrigfte Sorifimfrfer fflr ben nationatoirtf^Ii^en W3l^lu% ber
^riftli^en S5Rer gegenüber ber £eoante umr ber SBoIleniDeber-
orben ber Sifterjienfer. 9Iuf fein Setreiben oor allem be«
gann gf^anheic^ ben Semi^tungsfrieg gegen bas fubenfreunbli^l^
liberale SBatbenfertum unb bie Sllbigenfer. Serteuerte bo4
bie oon ben Wbigenfem begfinftigte freie aBoIIenausfi^r aus
Sftttnlrei^ na^ Italien ben auf ben (Ertrag t^r SBeberefen an«
geRTiefenen Siftersienfem i^ren Sto^ftoff, bie 6<^afiDolfe. IRif
— 105 -
Cenwlt fe^ es Me Jitquifition Iwi^ , bojs bie Wusfn^coetMe
bnrilgef^ct ottrben; mit GetiKitt iDUtben ber liberalen ®rof*
f^ Xouloufe sioei Drittel i^res Gebiets obgenommen unb
mit (BeiMlt mürbe bie 6t<ibt Stoignon, mü^ beim beutfd^n
Steige oerNeiben mollte, ber fransöfifd^n ftrone einoerleibt. 9tit
(Serntttt «rntbeii bie Sufftinbe ber liberalen ^Bnblerlreife in £a
Slo^elle nnb ber Sretagne niebergef^Iagen unb ber ganje
^beboerfe^ von SR^rf eilte Aber Xonloufe nad^ Sor>
beaux ttnb fia Wod^elle ber fransofifc^en 30ll^o^<it unter*
fteKtr fo bag leine 6c^iffslabung me^r oon SRaifeille nac^ fion«
bon gelangen tonnte, o^e ^ranfrei^ ben fi^ulbigen 3^11 ju
entrid^ten. 60 mar ber mid^tigfte ^anbebmeg jmifi^en ber
Seoante unb bem Slorbmeften in ben Rauben gfranlrei^s unb
alle SBoren, bie aus 69rien, Stegppten, Xunis u. f. m. fiber
Sejiers na(| Xouloufe gelangten, mürben in fransofifi^em
(Meitf^u^e auf ber ®aronne na^ Sorbeaux gebraut, um
oon ^er fiber £a Xoc^elle na^ Srfigge, £onbon, $am^
bürg unb fifibed 5U ge^n, mie bie norbmeftli^en CErjeugniffe
in Xouloufe bie (garonne oerIie|}en unb 3U £anb na<^ bem 9Rittel«
meere monberten. 3m 3a(re 1274 ftellte ]\^ bos (Erjbistum
£9on in bie Si^u^oogtei ber fran5öfif<^n itrone, meil bie libe«
rde Sfirgerfd^oft ber Stabt bie Siedete bes (Erjbifc^ofs f<|mer be«
bro^e, unb Aonig Kubotf oon ^absburg mar nid^t möd^tig ge^
nug, biefen Serluft ju oet^inbem.
60 erflfirt es fi<^, menn es gerabe bas £anb ber ®aronne,
bos alte, oielumftrittene 9(quitanien mar, um meines fi^ feit|er
bie ^unbertjS^gen ftimfrfe smifd^en gtanfreii^ unb (Englanb
bre^en, unb man fie^t bie Sebeutung biefer ^anbelsftrajse fQr
Snglonb 5. S. fe^ beutli(^, menn im 3a^re 1272 englt{<^es Sinn
unb Aupfer in großen SRengen in bem bamals englif^en
Sofbeaux auf grluglö^ne gebraut unb ftromauf na^ Zon--
loufe gebraut mirb, oon mo es auf Saumtieren na^ 9lar«
bonne beförbert mürbe, um bann auf fransdfifc^en 6d^{ffen über
Sicilien na^ 9(Iexanbrien oerfrac^tet ju merben. ^udf
bie flof^f^e SB 0 He Tarn auf biefem 9Bege na^ bem SRütelmeere
2>ie 3SII< ^^ ®aronne Ratten besl^alb bie größte Sebeutung ffir
giaidreid^ unb es mar eine groge SRad^teinbuge, als ftbnig £ub«
«rig ber ^eilige fie an Snglanb flberlaffen mfugte.
3m Sol^ie 1294 bro^ ber ftrieg smifi^en (Englanb unb ^ranl»
— 106 —
rei(^ tDegen Stquitomet» erneut aus unb e$ gelang ben (Jfranjofett,
bie Stabt Sorbeaux in Seji^ 5u nehmen, morauf fofort ba|elb|t
bie (Einfuhr aller engltf(^en, [^ottif^en unb iri|d^en
SBa ren ftreng[ten$ oerboten n^urbe, toä^renb ben beutf^en ^anfe*
laufleuten oon fifibecf, 9Bisb9» SRiga, Aampen, Hamburg,
3Bi0mar, 9to]tod, Stralfunb unb SIbing, loelt^e fein ge<
färbte franjöitf^e SBoIIftoffe ingrogen SRengen na^ 9{uglanb
oertrieben , bie freie Slusfu^r biefer geverblii^en (Er]eugni[|e im
3a^re 1294 gerne bemilligt mürbe, gfranlrei^ lag eben alles
baran, ben june^menben ^anbelsoerte^r sioifc^en Xouloufe, Sor*
beaus, Sr&gge unb £onbon möglid^[t ju unterbinben, toeil biefer
bie fran}o[ii(^e Slusfu^r aus ber Champagne über itö In na^
Sraunfd^meig unb ber Dftfee in i^ren £ebensintereffen be«
bro^te. Selbftoerftänbli^ max bes^alb au^, bag bie anbauemben
Kriege jmif^en (Englanb unb gfranlreic^ um bas £anb an ber
Saronne ben SBeltoerfe^r in ganj erheblichem (Srabe f^abigten.
9Is SInimort auf bie franj. Sinful^roerbote gegen £ n g l a n b
unb auf bie Segfinftigung ber ^anfa bur<^ bie franjofif^ jlrone
bebro^te Cnglanb jebes 6^iff mit Se[<^Iagna^me, bas ben gftan«
jofen £ebensmittel unb itriegsbebflrfniffe juf flirte, unb f&mtK<]^e
$anfe|(^iffe, bie mit betreibe ober S^iffsbaumaterial na^ £on«
bon famen, mußten iro^ aller iprotefte ber Steii^slanjlei JlSnig
Slbolfs oon 9laf)au i^re £abung löfc^en, bamit biefe ^anbels«
gegenftönbe ni^t na^ Sfranirei(^ gebraut mürben. Z^ Z^^^
1303 gelang es benn au4 ben Snglönbern , bie Stäbte X o u «
loufe unb 9$orbeaus famt ber (Sraff^aft (Suienne bauernb
an Snglanb 3U bringen. Der mirtfi^aftli^e Xüdgang Srronf«
rei(^s mar bamit bauernb befiegelt, aber aud^ feiner ^olitil ber
nationalmirtf^aftli^e (Srunbfa^ ein ffir allemal aufgejmungen.
^ygrranlrei^ ben gfranjofen'' mar feit^er ber (Brunbfa^ ber
franjSfif^en äBirtfd^aftspoIitif. Seit bem 3<^f^ 1286 gieng
man in gftantrei^ immer t^atlräftiger gegen bas frembe (grog«
l^nblerooll oor, meines bie mertooKen SRo^ftoffe bes £anb$
auflaufte unb nac^ bem Sluslanbe ffi^rte, fo bag bas franjöfif^e
93oR unter einer fteigenben ^reisteuerung aller fiebensmittel
unb £ebensbebilrfniffe litt. Die (Erbitterung bes SSoIfs gegen bie
Aaufleute aus ber englif^en ^rooence, aus Zoslona unb
£ombarbien mud^s; biefe fa^en fi(^ me^rfa<!^ SRig^anblungen
ausgefe^ unb Ilagten bitter bei ber ilrone über bie Verfolg«
— 107 —
ungeit, bie fie ju erbulben Jfahtn. 9to^ bitterer ober Kagte bos
SoR über bie beuff<^en 3uben unb bie fiomborben, mel^
als nötige Slutfauger im fianbe Ruften. !Die Kegiening iDor
in ben gfinben bei Iombarbif(^en Sont^oufer unb alle prften bes
2anb$p Slbel, ber itleru», bie (Betneinben, bie ®ef^aft$leule toaren
i^nen fd^toer oerfc^nlbet. Die $erjöge oon Surgunb unb fiong«
res , ber Stf<^ot oon Serbun, ber ^ersog oon fiot^ringen, fo
tbgen bie 3^<t9^no{Ten , fielen im Sänne biefer Srogfinanj
ipeli^e in Sar, $rooin$, fiagnq unb Siro^es in ber C^ampog«
ne i^re SQ'^ignieberloffungen ^abe unb mtttelft biefer Unjummen
aus bemfianbe f(^leppe.
Die 9Ra^t unb ber Slei^tum ber £ o m b a r b e n unb
3uben in grranlrei^ ^tteft um bas 3fl^r 1200 eine gerobe«
SU fur(|tbare $ö^e enei^t. Die xoa^fenben Slusgaben ber
Gtaats^aud^ltungen Ratten biefe in fteigenbe (Selboerlegen^eit ge<
ira^t unb bie 3uben steigerten fi^ entf^ieben, meitere Darlehen
]u ben^illigen. Die Sfolge baoon mar, bag [id^ bie fronjofifc^e
Arone auf fi^ felbft geftellt fol^. grranfreic^ na^m bes^lb unter
itönig $^ilipp bas Slilnsre^t unb bie feit^erigen Sanlprioi»
legten ben 3uben ab unb übte biefe in eigener Seroaltung
aus, inbem es ben Cbelmetallge^alt ber SRunjen ^erabfe^te, bie
3ttben unb £ombarben aus bem £anbe trieb unb ben Staats»
bebarf bur^ ^o^e Steuern bedte. 3n Setra^t lam Riebet
als geeigneter Steuergegenftanb oor allem bas groge
®ut ber Air^e, namentli(^ ber Alofter unb 9iitterorben,
bas als romifd^s Kei^sgut lebiglic^ ber Steuerpfli^t an
bas romifc^e iRei^ unterftanb unb niäjfi ber Sejteuerung
ber einjelnen £anbes$enen. Der SBiberftanb ber Äird^e gegen
biefes Sorge^en mar oergebens; obgleid^ ber $apft im 3a^re
1296 allen Äir^en unb Älöftern bie £eiftung ber i^nen oon
8franlrei(^ auferlegten Steuerlaften oerbot unb auf bie 3mmu-
nitätsred^e berfelben als 9{ei^5gut ^inmies, gelang es ber Air^e
benno<^ ni^t, i^re 5prioilegien oor ben (Eingriffen ber franjo«
ftf<^en £anboögte ju betoa^ren. gfranfrei^ oerbot als (gegenmag^
legel jebe 3insleiftung an bie 5lir(^e, na^m ben ^apft in
9 n a g n i gefangen unb ernannte einen (Segenpapft in 91 o i g n o n,
loie es auc^ ben mS^tigen Üempelritterorben gemaltfam
ottf^ob unb beffen iBut mit ber franjofifilen jtrone oereinigte.
3^ geringer \>uxi) biefe . nationale Slbfi^lugpolitil bamals
— 108 —
^r Setfe^r tDut)>e, um fo f(|orfer toUe ter Aampf um Me
[c^mfiler gemorbene Seute; es jeigt ftd^ bies namentlu^ an ber
fteigenben Serfc^tfung bei ®egenfa^e jmtf^n gconfreti^ uitb
Spanien mie gtoifc^en grtanfreii^ unb bem englif^n Sui»
gunb. (Ein £anb fu^te bem anbem ben Seefest abjuiogen.
Hm bec QKid^fenben Sebeutung bec burgunbif^n Stabt
SRontpellier bie Spi^e 5U bieten, ma^te Sianlcei<^ bie
^äfen wn Kiguesmortes unb Sltsmes ju gftei^fen unb
bie gfolge baoon nmr, bag obbalb in Slismes eine italienifile
Aaufleuielolonte unter einem eigenen capitano fooie eine SBed^fel-
banl entftanben. 23 Vertreter (consnlea) ber 6töbte Slom,
Genua, Senebig, ^tacenja, £uaa, ^iftojo, Slfti, SUbi, gflorenj,
6iena unb äRailanb , bie [eitler bie Champagne befugt
l^ten, oer^anbelten barfiber mit ber fransofifii^en 9{egierung. Da*
gegen loaren bie n>eiteren Unternehmungen ^anlrei^ gegen bie
Sarajenen in Xunis vergebens unb es mu^e ouf feine
SRittelmeerbefi^ungen mieber oerji^ten. (Ebenfo n^^rte fi^
Srtanlrei^ oergebltc^ gegen bie fteigenbe Sebeutung bes fpiin«
ifil^en Slusfu^rgemerbs für ben SBeltmartt; feine SRad^iftellung
mar in biefer Kic^tung unrettbar oerloren unb 90m (&ram nieber«
gebrfidt ftarb itönig fiubmig ber ^^iüs^ nac^ ^in^ni verlorenen
SMtQt gegen bie Spanier auf bem Kiidtjuge in $erpignan.
3>a» Seftreben bes Abnigs, unmittelbare ^anbelsbejie^ungen
mit 69rien unb Seg^pten ^erjuf teilen, mar oergebli^ ge»
blieben unb bie (Eroberung ber $afenpl&^e ibamiette, Xqrus
unb (Eäfarea blieb umfonft. Der Vbfa^ nac^ ber fieoante
nmr ffir (^ranlrei^ fo gut mie ganj oerloren unb bas fianb fa(
fi(^ borauf ongemiefen, fi^ mirtf$aftli(^ auf \xify felbft gu ftellen
unb ben Serle^r mit bem Sluslanbe anberen Stationen 3U
fiberlaffen.
6et|ten fi^ bie Cnglänber feit bem 3a^re 1300battemb
in ben Sefi^ oon 9lquitanien unb ber (Saronneftrage, fo
gelang es i^nen ebenfo, au4 bie $rooence unb bamit bie
9{^oneftrage in i^re C&emaU 3U bringen. Den Deutf^n mar
es nur lurje 3^it befc^ieben gemefen , bie ilrone oon Surgunb
3u ^Ilen, unb na^ bem Xobe ber $o|enftaufen gieng bie $ro«
oence an bas englij^«n>elfif(^e $aus Kujou fiber. Die
englanber fa^n i^re ^anbelsintereffen in Surgunb bunl^
Deutfi^Ianb ni(^ in b e r 9ßeife gema^rt , mie fie es für i^ren
-~ 109 --
^oitbel tofinfc^ten, unb fie normen iesfyilb ba$ £anb in
€eItftoeTiiMkItuiig. 6oBaIb ober bos ^oits Hnjou in ben
Sefi^ oon Surgunb unb ber ^rooence gelommen loar,
fanben bort bie gftei^nbelsgrunbfS^e überall Snerfennung. 3n
Star feilte eniftanb eine Aobnie oon Jldufleuten au$ Sene«
big, bte eine Slieberlage grie^ifd^er unb KibniPi^er SBoren ein«
ri^ete unb boffir flonbrif^e 9BoUe nac^ Senebig f^idte. Se»
neb ig entoidelte fid^ babur<^ immer me^r jum ^auptmarlt ffir
bte flonbtift^e SßoKe, mie ouc^ Zi^tt aus CEnglanb , gflonbem,
Sronlreic^ unb Italien ^ier in Stoffe gejubelt Q>urben. Vlle
3Baren, bte aus ber fieoonte, Slomanien ober Sluglanb ftammten,
burften oon ^ier aus jollfrei nac^ SRarfeiüe, SRontpellier, Wgues«
mortes u. f. w. ausgeffi^rt werben , n>enn bie Äaufleute baffir
fianbrifc^e SBoIIe brauten. (Ebenfo n^urbe oon bem $aufe Slnfou
ben jtoufleuten oon 9RontpeIIier geftattet, in ganj Sicilien
freien $anbel ju treiben.
Dos rei^e 6i(i H en uKir feit bem 3a^re 1280 ber aRittel«
imnltf(^rer A&m)ife. 3la^ bemXobe ber^o^enftaufenffim^rfte ^ter
^erjog 9Ranfreb oon Xarent mit^ilfeber Garajenen gegen
Megenf^oftbes^at^tes, eroberte gansSleapel unb 6icilten
unb lieg f{(^ ht Palermo IrSnen, bis es bem ^opfte mit $ilfe
9ran!retd^s, Surgunbs unb ber gflorentiner gelang,
Sicilien bem $aufe ^njou ju oerfd^affen, bas es bann Q)ie«
ber an^lragonien abtreten mugte.. Diefer Uebergang bes
ifönigrei^ Sicilien aus ben Rauben ber Vnjous an 9lra*
fionien na(^ ber fidlianif^en Sesper ma^te freili^ bem bortigen
fret^nblerifd^en Xreiben ein gen^altfames (Enbe, ba ber Kad^e«
M^ gfranlrei^s gegen Katalonien unb tlragonien oer<
gebens blieb unb es ben (Jfranjofen ni^t gela ng, bie i^nen oom
$a{)ft fiberlaffene 3nfel ben Spaniern absune^men; ber ftrieg
^e aber bie Sfolge, bag bie roirtfd^af tli(^e £age ber franj5ftf^en
9{egterung no^ me^r als feit^er gefc^ura^t würbe. Die ^err«
f^t ber 9(nious in 3talien ^atte bie Sinffi^rung ber
fran}5fif(^en 9Robe in btefem £anbe mfid^tig geforbert; bie
alte Sinfad^^it in ber Aleibung f^manb unb franjöfif^ bunte
iUeiberpra^t, £uams in ber Zxaäfi unb im <&er5te u.f.o). Rieften
i^ren @n}ug in Stalien, df)nt inbes bem Ueberflug gfrant
i^ an verarbeiteten S^eugniffen ^inreic^enben Sbflug
p Qetf<l^ffen. So mat es lein SSBunber, n>enn ber
- HO -
^onbelsoetle^r mit bei fieoante immer mel^c unter bem Heber«
angebot t>on gobritden litt unb bte eiiijelnen gemerbetreibenben
Stobte Streit befomen. T^ie aRarfeiller ftaufleute in 9{IIon
in ^aläftina lamen in Streit mit benen oon SRontpeUier
unb ber Streit fibertrug fi(^ auf bie 9Rutter[tabte , inbem bos
Aönigrei<| Siragonien Sef^merbe führte r bag bte jtaufleule
oon aRontpellier i^re Zflc^er [(|Ie^ter fSrben als bte
Jiaufleute oon SRarfeille, ®enua unb fiucco unb baburd^
bem C&Iauben ber fieoantiner an bie ^retsofirbigleit ber abenb«
I5nbi[i^en Srseugnijfe (Eintrag t^un.
X)er gefö^rlii^te Gegner ber englif^n Slo^ftoffeausfu^r
mürbe bamate immer me^r Spanien» be|fen ^oi^ent'
midelte S^Sferei ber englifc^en Slusfu^rl^Sttgteit auger«
orbenttidd f^abete, feit bie SBoIIenmeberei bort eine fteigenbe
Sebeutung erlangte, ^atte feit^er Aaftilien bte Srjeug«
niffe feiner Schäferei no(^ ben SRörften ber S^ampagne
gef^iÄ f mo fie na$ bem Korben loeiterge^anbelt mürben, fo ma<^«
ten fi^ nunmehr bie ftaftilianer frei oon ben SRauren unb normen
i^nen (Eftramabura^ bie(gerberftabt Sorbooa, Seoillaunb
Cabix ab. Die SRosIems manberten na^ Slfrila, (Sranaba,
SRurcia aus ober fie nahmen bie Steligion ber (£^ctften an
unb mürben fpanifc^e Sbelleute. Aonig Sllfons , ber So^n ber
Xod^ter jtönig ^^ilipps oon Si^maben unbbeutfc^er ftonig
gegen ilönig 9liä^axi oon Sornmallis, na|m mit Stragonien,
itatalonien unb SSalencia ben aRauren3£ eres,9Rebina< Sibonia,
San fiucar unb einen Xeil Sllgarbiens ab unb f^Iug 9Rurtia
}u Aoftilien. Die 9Rauren untermarfen fi(^ gerne, meil bie
S^riften oiel bei i^nen fauften, ber 9lQdgang bes röo^Iftanbs
ber fpanif(|en (E^riften oeranlagte bes^alb au^ neue ftriege ; benn
reiche Solter fuhren feine Ariege. 3oIant^e, bie Gattin
bes Aonigs, empörte fi(^ gegen ben Aonig unb feine
maurif(^jflbif<^en gfi^eunbe. Seit ber Serireibung ber SRosIems
aus Spanien mar ber ^riftltc^e $errf(^er^of oon Siragonien
ber aRiitelpunft bes mefteuropäifc^en Kulturlebens. Aunft unb
9Biffenf(^aft fanben rei^e Untetftfi^ung am fpanif^n A5nigs^fe
unb bie Grog^anbler unb Slusfu^rgemerbetreibenben bes £anbs
ftellten bie SRittel 3ur Verfügung , um prunloolle Seftli<^lettcn
}u oeranftalten , bei benen bie Xroubabours ber ^rooence i^re
Sieber 3um iRuJ^me Spaniens erfc^allen liegen. Um ben 9lb^|
— 111 —
ber fpanlfd^en CßetDerteetjettfliiiffc m^ ber fieoonte ju fl^m,
eroberten bie gflotten linb^eere^agoniensiilfl^titiirbieffibli^eit
^rooin 3en 6ponieit9, fonbem oud^ bie 3nfel 6arbt n ien aus
ben dSnben ber 9Rou reit unb fc^Ioffen gunftige ^anbeldoertrfige
mit ben Vraber^erjogen oonXunis, jtotro unb Damaslus.
2>te Sermittler biefes übfo^es ber 6pQnier noc^ ber £eoonte
nmren urfprfinglt^ bie Aaufleute oon C5enuo, meiere bie fpan«
if(^n (Erjeugniffe in Sarcelono ober Valencia ouftauften
unb Aber SRorfeille unb (Benua no<^ 69rien unb
SegQpten brad^ten. Der (Einfluß (BenuQs in Aatolonien
mar bes^b aud^ im 13. 3<^r^unbert \o |tatl, bog, ab
famtli^e ftoufleute aus fiombarbien, gfloren}, Sienaunb
£ucca QU9 Sarcelona unb 9RontpeIIier ausgemiefen
mürben , es nur nod^ ben Aaufleuten oon Genua geftaitet
blieb, 9Boren aus biefen beiben Stfibten ausjuffi^ren. d mar
biefes mistige ^rioileg ber Danf ber fpanif^en Regierung ba«
ffir, bog bie gflotie oon (5enua gemeinfam mit ber fpanifi^en
bie S>^ti^^c^ ber avtouren auf ben Z^\tln aRallorfa unb 9Ri«
norla fomie in Valencia gebrochen fyAit. Aein frembes
S^iff , fo lautete ein (Sefe^ ber 9legierung oon Slrogonien, follte
me^r in Sarcelono SBoren ffir Serien ober Seg^pten
auffaufen unb megfü^ren bQrfen ober frembe SBaren im Aleinen
in Sarcelona oertaufen ; ber ganje 6(^iffa^risoerfe^c. mit ber
£eoante foIIte oielme^r ein $rioi(eg ber Streber oon Sarcelona
fein unb nur menn lein ein^eimif^es 6d^iff oor^onben mar,
foKten frembe Schiffe ben Serle^r mit Serien oermitteln bfirfen.
Diefer mirtf^afilid^e 3ntereffengegenfa^ jmif^en Spanien unb
(Eng (an b fanb feinen beutli(^en politif^en Slusbrud in bem
Streite beiber £Snber um bie beutfc^eÄaifer frone.
Die 9(bf^Iu^oIit{f (Jfranlreii^s l^atte i^ren ^auptgrunb
barin, bog bie äRärfte ber Champagne immer me^r
in ben ^intergrunb gebr&ngt mürben bur(( bie SRSrIte oon
Srfigge in Sflonbem, beffen $Qfen SIuqs fi(^ mit ber ftei*
genben Sebeutung bes Seeoerfe^rs ffir ben SBelt^anbel
immer me^r belebte. Srflgge mürbe oor altem ber ^aupiftapel«
pla^ ffir bie englifc^e S^afmoIIe. Die ^anfeatif^en
€(^iffe brad^ten biefes (Erjeugnis in Xaufenben oon Säden
oon Snglanb herüber , bas oon ben Sliebertönber Xui^ereien
^ier oufgelauft unb ju aßollftoffen oerorbeitet mürbe ober
~ 112 —
loettet naif äBelf^Ianb utib Deutfc^Ianb sieng, Xmi{en^
oon 9Bon[^I&gem unb SBoIIenioebem in gflanbern unbSm«
bant maren beftrebty aus bec engltfc^en mie aus ber [pani i^eit
SBoIIe, meldte in Srflgge fi^ jufammen^ufte, oogiiglii^cs
SBoIIgom unb treffli<^e itammgamftoffe }u fertigen , bie fi^
namentlt($ burc^ i|re gute gfStbung eines gonj befonbem V[n*
fe^ns erfreuten, ^o^berfl^mt sparen Dor allem bie Xuc^ereien
oon (&ent unb Kqffel bur^ i^re gefärbten ®enHmbftoffe unb
foft in jebem $aufe mürbe bie 6)rinbel ge^nb^ ober foufte
ber aBebftu^I.
Sieben ber SSBoIIf^ISgerei, 9Bonenn>eberei unb gStberei
mar es meiter ber Sfifc^fang, ber bie (Srunblage bes
^anbelsoerfe^rs ber 9lieberlanbe bilbete. VIH biefen bei*
ben fianbeserjeugniffen , SBoIIe unb %x\^ , ^en bie
Slieberlfinber jmei gefuc^ie Xaufc^mittel, mit benen fie i^ren
SBeltoerfe^r oermittelten , unb fo n^ar es lein äBunber,
menn man bamals in Srfigge alle Aoftbarleiten ber (Erbe
laufen fonnte. 9lus Snglanb brachten bie $anfalauf(eute
lia^ Srügge S^afmoüe unb £eber, SBIei, 3inl» fto^Ien unb A&fe,
@4ottIanb lieferte 6(|afn>one, fieber, ASfe unb Xalg, 3r«
lanb Sd^afmoIIe unb fieber, 9lormegen9ltnbsIeber, Sodleber,
Sagbauben, Sutter , gfett unb Xalg fovie gfallen }ur ^\> für
bie Sbelleute. D&nemarf f(^idte iRinbsIeber, Sutter, gfett uno
Xalg, treffli^e eichene gf^tjsbauben, Sßt^ unb ißotaf^, olfo (Er«
Seugniffe ber SBalbioirtfd^aft unb SSie^sud^t. Sc^meben nwr
£ieferant in Sutter, gfett unb Xalg, $otaf^ unb trepc^n $e(}en,
9{ Urlaub mit feiner entmidelten Smierei unb feinen unge^uren
3agbgrQnben fanbte namentlich 9Boc|s 3ur Aerjenbereitung unb
feltene $el5e; Ungarn mit [einem entioidelten Sergbau unb
feinem Sienenreid(|tum f(^idte (&oIb* unb Silberbonen fon>ie
SBa^s, Sö^men neben (Bolb* unb Silberbarren unb 9Bo^
oud^ no^ groge SRengen gefud^tes 3inn; $oIen neben (&oIb*
unb Silberbarren fe^r oiel Tupfer fomie SBo^s unb ^(je;
Deutf(^Ianb auger (Eifen unb Sto^I, gagbauben unb $otaf(^
grojje SRengen C5etreibe unb bie gefud^ten 9{l^iniDetne. Son ben
DonauISnbern lieferte Sulgarien ben loertooHen Hermelin
unb ben 3obeIpeI|, wS^renb aus ftonftantinopel namenili^
Sllaun na(^ ben 9lieberlanben gef<(iÄ Q>urbe. Serien unb
Hegqpten fanbten Spejereien unb Droguen, namenttid^ SIou«
- tl3 -
(0I3, Firmen ien nomentl^ Spejereien, toö^renb ousber !£ar>
tat ei neben loeduollen freiten unb ^eljen in erfter fiinte 6eiben«
[toffe unb Srofate nod^ ben Sttebetlonben gebraut iDurben. SSon
ben SDIittelmeerlönbem [^idte Sarbinien $el3e, 9lQOorra
ißelje unb Sodleber, ÜRonbeln, SauntiDoKsorne unb SaumtooK«
tu^er. ^rogonien lieferte biefelben (Erjeugniffe; baneben aber
nod^ 9{ei9, Safran jum <&elbfätben unb jtermeslörner jum 9lot«
färben ber SBoIIenfloffe. Jloftilten fanbte Stfen unb Qued»
ftiber, ißeljverl unb 3Ba^s , Sodleber unb (JfettiDaren , S^af'
n>oIIe, SBountmoIIgarn, Aennes unb Irefflic^e SRanbeln, fieon
biefelben Srjeugniffe mit Susna^me bes (Eifens; aus SInba«
lüften, Dor allem ben 6iabten Seoilla unb Sorbooa,
famen Sodleber unb ipeljnmren, SBa^s unb $onig, Sf^igen
unb Sloftnen; ®ranaba f(^idte Seibenftoffe unb SBai^s, gfci'
gen, 9tofinen unb 3RanbeIn, ®ati5ien Sodleber unb Ws^
Quedfilber, Qäfa\molk unb treffli^e SBeine, ißortugal Sod«
leber unb ^eljoerl, SBad^s unb $onig, ^tiit unb Olioenöl^
Aermes, Sf^igen unb 9{ofinen ; 3^5 in Slfrifa lieferte Sodleber unb
^eljioerf fotoie 9Bad^$, SRaroilo neben bie|en brei (Erseugniffen
oor allem ben gefugten 9{o^rjuder, ber bamals als Sfigigleits»
ftoff ben teuren $onig immer me^r 3U oerbröngen anfieng, Xunts
fanbte Sodleber unb Slloun, Sleis unb feigen, Tripolis unb
91g ier Waun unb Datteln, bie 3nfel aRallorfa neben Sod^
leber unb Sllaun namentli^ 9{eis unb gfeigen.
Son allen biefen ^anbelsgegenftönben maren bie ausf^Iag«
gebenbf ten bie feinen gefärbten SBoIIftoffe unb bie eleganten
Sifen^ itupfer« unb Sbelmetana)aren, mte man fie in
(Jflanbern unb Snglanb fertigte, bie feinen äßeine fomiebie
6(||arIac^I5rner oon £a 9io^tUt unb aus ber C5ascogne,
bie teuren ^elje ous Ungarn foioie beffen ®oIb» unb
Silberbarren, enb(i<^ bie loftbaren Seiben« unb Srofat«
ftoffe aus bem fianbe ber Serer, ^^önijier unb Slttafer, b. ^.
aus Sßittelafien, C^ina unb 3nbien. (Ein groger Xeil
biefer 9Io^toffe mürbe bann in ben 9lieberlanben felbft oer-
arbeitet, oor allem fertigte man in fifitti^ treffli^e, gefärbte
Zfic^er unb meltberfi^mte Slrbeitenaus getriebenem Aupfer, ®oIb,
Silber unb Sta^I. Der größte Xeil biefer 9to^ftoffe aber
mürbe in ben 9lieberlanben einfa^ oon ben Segelf^iffen
auf bas fionb ober auf bie Slugfä^ne umgelaben unb gieng
8
— t14 —
bann metter na^ anbeten £&nbem. 60 mx es lein
SBunber, oenn [i^ in Sriigge (Srog^nbler aus allen fionbeni,
oor allem aber aus bem ftSnigreic^ gfranfreic^ unb aus ben
(Braf[^aften ißoitou unb ®ascosne einfanben, um (Einifiufe
3tt machen, unb man aUgemein barfiber einig umr, bag leine
jmeite 6tabt ber SBelt einen berartigen Serle^r aufioies.
Seforgten bie (Bascogner me|r ben 9la(oerIe]^r, fo nmren
bie großen 9{^ebereien, »el^e ben gfemoerfe^ mit ben Slieber«
lanben »ermittelten, bie jtaufleute ber ^anfeftabte. !Die
Skiffe ber Stäbte fifibed, Sremen unb Hamburg fuhren
bis na^ Sorbeaux, San 3ago unb £iffabon, um bort
bie S^a^e Spaniens unb granlreic^s ju ^olen unb nad^ ben
9lieberlanben ju führen, voo fie anbere ^nfifc^e Skiffe in (Em«
pfang nahmen unb na^ (Englanb, Stanbinaoien, 9lorbbeutf<!^Ianb
unb 9{u|^Ianb brachten, um baffir bie (ErjeugniJTe SluglanbSp
dolens, So^mens unb ®(|Ie[iens, Slanbinaoiens unb Cnglanbs
ju ^olen.
3e me^r biefer norbmefteuropSif^e Seeweg bie
Ober^anb geoHmn, um fo me^r mugte freili^ bie Sebeutung
ber iDl&rfte ber Champagne als Sustaufi^pla^ jmii^en bem
norbIi(^en unb [flblid^en SBefteuropa oerlieren; bas SRittelmeer,
oor allem Aonftantinopel, ber Slustauf^Ia^ ffir bie Srjeug«
niffe 3nnerafiens unb ber SRittelmeerlanber, oerlor babur^
einen grogen Xeil feiner Sebeulung unb es voac ein
^anbelspolitif^er Xriump^ erfter Sebeutung für bos ftreb«
fame (BemerbeDoII ber Seigier, als im 3a^re 1203
bie fiegrei^en Xruppen ber (Braffi^aft gflonbern ben
golbenen Dramen ber 6op^ienIir(^e oon Jtonftan«
tinopel, bas äBo^rjeii^en für bie ^errfc^ft fiber bie CSoIb*
f(^ä^e ber SBelt unb bie (Solbioa^rung, fiegesjubelnb naäf (Sent
brad^ten unb auf bem Seifrieb biefer Stabt aufftellten. 3)ie
^rioilegien, mel^e bie ma^tigen jtaufleute oon SBrfigge
feit biefem mirtfd^aftspolitifi^en Üriump^e in aller 3BeIt
genoffen, maren benn au^ fel^r groge. 60 erhielten
fie 3. S. in Snglanb nunmd^r bos SRed^t, mie bie £omba^
ben unb IDeutf^en ebenfalls in ganj (Englanb äBoIIe au^«
f auf en unb aussuf Q^ren, mas i^nen feit^er ni^t gugeftanben ^tte ;
ou4 mürbe il^nen bas 9{ed^t eingeräumt, mie bie fiombarben unb
Deutf^en bei allen englif^en (gerieten bie (Eintreibung i^rer
— 115 —
Sorberungen im iRe^temege }u oerlangen. (Es max bies ein
gioger Sifolfl : benn (Englanb pflegte nur ben Slnge^örigen feiner
etapelgefellf^oft bie|e 9{e^te einjurfiumen. Sllle anberen
ilaufleute nxtren genötigt, bie englif^e SBoIIe in!Dorbre^tan
ber SRenoebe in Sflb^odanb 3u laufen, n>o bie gauptnieberlage
ber englif^en etapelgefellf^aft ivor. Dorthin mürbe bie englif(^e
SBoDe fiber 9iotterbam gebracht unb oon Dorbre(^t aus ffi^r»
ten {ie bann bie großen 9{^ebereien oon ftöln weiter m^ biefem
elften beutf^en Stopelpla^, xoä^renb fie Sifen unb Stc^I, (St*
treibe unb SBetn na<l^ 3)orbred^t brachten. I^ie SnglSnber oer«
langten freili^ als Segenleiftung für biefe (glei^fteüung ber
flanbrifc^en (Srog^nbler mit ben (Eingefeffenen bas gleite Ked^t
ffir bie engltf(|en Staatsbürger in gflt^nbem unb bie belgifc^en
$änbler fa^en alsbalb mit 9leib, bag in SCntmerpen an ber
S^elbe eine 9{ei^e oon englif^en gfirmen entftanb, mel^e ben
feit^rigen flanbrif^en ^fiufern gefa^rli^en SBettbemerb bereiteten,
inbem fie bie englif^e SB olle auf eigene Sle^nung unb ®e«
fo^r na^ Slntroerpen brachten unb ^ier an bie Iombarbif(^en
^finbler meiteroerfauften , bie fie bann bur^ bie ^rooence
über SRarfeille, 9RontpeIIier unb Sliguesmortes na^
Senebig brauten.
9[u(6 biefes 9le<^t ber £ombarben jum unmittelbaren
Cinlauf in Srfigge mar ein neues. Seither mar bie
englif^e SBoIIe oon Srügge bur^ bie ganfen na$ ben
9Rdrften ber Champagne gebraut morben, mo fie erneut einem
Stapel 3m ang unterlag unb oon ben £ombarben aufgefauft
roerben tonnte, unb bte £ombarben enei^ten bas SRed^t 3um
unmittelbaren (Einlaufe in Brügge nur baburd^, bag fie ]ii) er«
boten, bie (Einifinfte ber (&raff(^aft Slanbern gegen eine bie
feit^rigen reinen (Einnahmen ber Aammer meit fiberfd^reitenbe
Summe inlSeneralpa^tju nehmen, menn man i^nen geftatte,
inCSenteinAauf^aus mit Stapelprioilegienjuenii^ten unb i^re
Crjeugniffe in ganj Sfl^^nbern im trogen 3U oerfaufen unb an«
bere fi^eugniffe bafür einjulaufen. Die Cneid^ung biefes 3iels
mar benn au$ ber erfte 6tog ffir bie 9RärIte ber (E^ampagne.
gonb babur<| in granlreic^ feit bem 3a^re 1200 allma^Ii^
ber Uebergang jur nationalen ®emerbepo(itiI ftatt , fo mar bie (£nU
midlung ber Ser^Itniffe S|nli^ in (Englanb. Die june^menbe
mirtf^aftli(!^e üBebröngnis ber Arone bur^ bie 3 üben unb
8*
— 116 -
fiombarben oeranlagte bie SlomtannenbpnQftie bes fianbes,
fi(^ um $ilfe on bie fal^olifc^e Aitc^e 3U toenben unb im Sa^te
1213 i^r £anb 00m ^opfte 5U fielen }u nehmen. Xro^bem
gelang es im ^ciftt 1214 ben oereintgten (Engifinbern unb 9Bet
fen 9on Sraunfc^metg ni^t, ftd^ gegen bie oerbfinbeten grlanbret
unb gftanjofen 3U behaupten. Der englifd^e Sigen^anbel nnit um
bas 3Q^r 1200 no^ fo gut toie gar nt^t entn)idelt; eine eng«
lifd^e ^anbelsflotte gab es ni^t, fonbern ben SSerfe^r Snglanbs
mit bem ilontinent beforglen bie $anfeftäbte, wel^e in (Eng*
lanb groge ^rioilegien genoffen , inbem i^nen bie 9?egierung
uöllig freien $anbel unb geric^tli^en @(|u^ gemö^rte toie ben
3nlänbern. ^n ber 6pi^e biefer beutfd^en ganbelsgefellf^aften
ftanben bie grogen ®efc^afie oon ft ö I n, meiere in £onbon eine
eigene (Silben^alle ober einen 6tabeI|of grQnbeten. Sieben i^nen
Itanben ebenbürtig bie $anbler oon Hamburg unb fifibed
mie au^ 5a^Irei^e (Sef^äftsleute aus 93raunf(|meigf Atel,
SBisbt) unb anberen beutf<^en ^anbelsftabien foioie gftangofen,
92ieberlanber, ^ortugiefen, 9laoarrefer, ftatalonier aus Sarcelono,
^rooen^alen aus Zouloufe unb Sa^ors, 9lquitanter aus Sor»
beaux, £ombarben aus 9RaiIanb unb Xoslaner aus Slorens, bie fi^
alle in Sonbon aufhielten , um Sc^afmoHe, Slei unb
3 i n n gegen bie (Erjeugniffe i^rei fiänber einsutaufd^en unb na<^
$aufe 5u führen , u)ä(renb sa^Irei^e Sra^rjeuge aus grieslanb,
^ollanb, Seelanb unb Qfl^nbern ben reiben (Ertrag ber englifi^en
unb f^oitif^en Afifte an ^örirgen na^ ben 9lieberlanben
flirrten , um gans (Europa bamit 3U oerforgen. X)ie ^errf^enbe
Silbermö^rung (Srogbritanniens erleichterte biefe iRo^ftoff«
ousfu^r ungeheuer unb als aRunjpö^ter bes A9nigrei(^s Z^lwn^
be^enf^ten bie ^anfelaufleute ben irif^en SRartt uollftonbig.
Diefer f^ranlenlofe Slusfu^roerfe^r beraubte freiließ bas fianb
feiner mi^tigften 9{o^ftoffe unb fteigerte in augerorbentli^em
SRafee bie ?Preife ber fiebensmittel unb Äo^ftoffe unb fo mar
aud^ biefe 2^^\i einfeitigfter p^t)fioIrati|^er grei^anbelspolittf feine
glfidlii^e für Snglanb. Das 93oIf ^atte eine fc^mere 3^*^ unb
bie 9{egierung geriet immer me^r in bie $änbe ber Aird^e, {e
me^r ber fteigenbe 3RangeI an 9?o^ftoffen ben Uebergang jur
(!&eu)erben)irtf4aft ^erbetfu^tte. SRit bem Steigen ber SRo^
ftoffpreite oerliefeen bie fransofifd^en Sluffäufer famt ben 3uben
unb Slormannen bas £anb unb es entbrannte ein heftiger Jtrieg
— 117 —
jiDifc^en Snglanb unb Sranfrei^ um bte ^errf^oft $oitou mit
i^ren retd^en Sc^o^en an S^fiooIIe. 9Rtt bem (Ertrage [einer
3inn« unb Sleibergmerle ^atte ft^ bes Aonigs Sruber, (Brof
Slt^arb oon AorntDoIIid, ni^t aHein bie beutfc^e
Sietd^strone fonbem an^ bie ^errfc^aft $ottou gelauft
unb bomit ben lebeten 3(erger ber (Jftanjofen unb bes
C&rafen fieicefter von Sorbeaux ^eroorgerufen. $atie ein
romi[<^er Aorbinol bie 9iegierung bes £anb$ für ben minber»
jährigen A5nig beforgt unb bie Stnoerleibung G^ottlanbsin
bas englifi^e Aonigreid^ ^erbeigeffi^rtp [o entfpra^ bie innere £age
bes 9lei(^s leinesioegs biefem äußern SRac^tjutDac^s. Die
fil^ranfenlofe 9{o^{toffau6f u^r ^atte jur Neuerung aller fi e b e n s<
mittel geführt unb iebe aRigernte ^tte bei bem SRangel jeglicher
Sto^ftoffreferoe eine f(^redli<^e Hungersnot im (Befolge. Die ge*
loerblic^e SeoSIterung in ben Stöbten würbe unjufrieben unb
oerlangte eine )Ienberung ber 9{egierung im 6inne oon 91 us»
fu^roerboten fflr 9{o^ftoffe, bamit bie greife für bie £ebens«
mittel loieber heruntergehen.
Dabur^ trat eine neue 9tid^iung in Snglanb ins fieben. Das ge>
merbli^e Unternehmertum ber Stäbte begann bie erfte
9iolk im Staate ju fpielen unb mö^renb man ber eng»
lif^en 9{o^ftoffausfu^r bie (Brenjen Wo^, mat man bur^
ausroartige Ariege bemfi^t, ben 9lb|a^ ber engli|(^en (Benerbe«
erjeugniffe nad^ ben fremben iRo^ftofflanbern ju f)Atn unb für
ben (Ertrog biefer (Beoerbeerseugnilfe Srotfruc^t einjutauf^en.
Die fieigenbe SRac^tftellung (Englanbs in Deutfd^Ianb, oor allem
bie mit ^ilfe ber ilir(^e, namentli^ bes Srsbijc^ofs oon ftoln,
^rbeigeffi^rte gteima^ung ber 9{^einftra|e nad^ ber G^toeij,
Surgunb unb ber ißrooence machte (Englanbs Stusfu^rpolitif
unab^ngig oon üquitanien unb [c^uf in ber 9i^ein«9t^one'
[trage eine gef o^rlid^e SBettbeioerbsIinie für bie (B a r o n n e »
[trabe oon £a JRo^elle— 33orbcaux— louloufe— SRismes, [o ha^
ber 3n^ber ber 3ongefaIle biefer Strome, ber (Braf £eice[ter
oon Sorbeaus p jum Slufru^r gegen ben ilönig ^^inric^ 111.
unb bie mit i^m oerbfinbeten Sran3o[en [c^ritt.
9n bie Stelle bes grei^anbels trat auc^ in (Eng^
lanb nunmehr eine nationale 9Birt[^aftspoIitif. Unter Aönig
(Ebuarb ourben bie 3 üben aus bem gonjen Aönigtei^e
oert rieben, uieil [ie ben Selbtoert oerminbert unb [o bie
- 118 —
greife ins SRoglofe gefteigert Ratten, bie nun bur^ bie
®Ieid^fteIIung bes 6ilbers mit bem ®oIbe loieber in Sinflang
gebrockt iDurben. Unb oIs bie gfolge baoon toai, bag bos
6ilber int greife flieg unb aus bent fionbe loonberte, oer«
bot man bie Slusfu^t oon ungemfinjtem 6ilbet ob unoei«
arbeitetet 9{o^ftoff. ^m gansen Staatshaushalte mürbe grS^e
Sparfamleit eingeffi^rt. 9Ran verbot ben 9lnlauf weiterer Suter
bur^ bie tote $anb unb beftimmte, bag bie alljä^rlii^ bem
$apfte als £)ber(e^ns(erm (Englanbs 5u jal^Ienbe 3^^^
fteuer, bas Atongelb, in englif^er 9B Sprung an bie eng*
lifd^e jlaufleutejunft 3U jaulen mar, bie es bann mittelft SBe^«
fein nad^ 9{om ju übermitteln ^atte unb ni^t me^r in (Bolb
mie feit^er 9In bie Stelle ber feit^erigen frei^önblerif^en
®runbfa^e trat eine ftreng nationale f^u^jollnerif^e Sßo^
litil, bie balb 3U einer immer gemaltiger fi^ entmidelnben Cr*
oberungspolitit ffi^rte. !Die Sinoerleibung bes Sfitften*
tums SBallis in bie englifd^e SRonard^ie mar ber erfte Sd^ritt
mif biefer Sli^tung, bem balb meitere folgen follten. Die
ftari filber^altigen SIeigruben oon SBallis, Derbpfl^ire, Slorb*
^umberlanb unb Cornmallis machten ben Sefi^ biefes £anbs fflr
bie englif^e Arone fe^r begehrenswert.
Das immer ftrenger bur^geffi^rte Serbot ber 9lusfu^r oon
iRo^ftoffen unb bie barin liegenbe Segfinftigung bes englifc^en
Cigengemerbs führte sunS^ft 3U einem heftigen Streit mit ben
^anfeftabten. 3Ran mar in £onbon namentlich erboft bar*
über, bag bie ^anfeftöbte in Cnglanb bas 9{ed^t beanfpru^ten,
alles nac^ (Englanb eingeffi^rte (getreibe 40!Iage im$anf^
lornfaften oon fionbon oerlaufen 3U bfirfen, unb ma<l^te ben
Serfu^, biefes ^rioileg aufju^eben. Dies ffl^rte ju heftigen
Streitigfeiten mit ber gfreiftabt Bremen, meli^e an biefem
Sftuc^t^anbel mit Snglonb am meiften beteiligt mar. (gleiil^jeittg
mit bem Srmerb ber $errf<^aft Üouloufe burd^ bie Sngt&nber
entftonb in fionbon eine groge neue englifc^e Stapel*
gefellf^aft (carta roercatoria) 3um 3n>^ bes Sertriebs ber
fi^ ^ufenben englifd^en (gemerbeerjeugniffe na^ bem {luslanbe.
Die (&efeUf<^aft erhielt oon ber englif^en Slegierung bas 9{e^t,
in allen Stöbten bes fianbs 3^^i9nieberlaffungen 3U
grfinben , benen aber ber Verlauf oon SBaren im Aleinen nur
geftattet mar, fomeit es fi^ um ben Vertrieb oon JtrSmermare
- 119 -
unb 6pe}eTei ^onbelle. fianbeserseugniffe burften nur im (Biogen,
b. ^. in SRengen über 25 $funb ober in gonjen Stfiden, ni^t
ober nac^ (Elle, JUeinvoge unb Aleinmag oertouft loerben. Die
(Befeüfc^aft ^e bos 9{ti)t, betreibe, Slinboie^, $ferbe , l^ar«
Rf^^ SBoIlftoffe, no^feibe unb Seibenftoffe, Droguen unb 6pe«
}ereien oollig jollfrei na<^ (Englanb einjufii^ren , nur für SBein
mugte ein (Einfu^rjoü bejo^It irerben. 9lusffl|ren burfte bie (&e*
fellfc^aft e^ffeUe unb e^oftDoIIe, SBoIItfi^er, fieber unb 9Bq^s.
Die anilglieber ber Sefellf^ft nraren ^nge^örige oller £änber,
bie erften gfirmen Deuif^Ianbs , gfanlrei^s, Spaniens, $ortu»
gds, fiomborbiens, Slaoonos , Xoslanas , Aataloniens unb ber
^rooence, SCquitaniens, grlonbems, Srabants, Xouloufes u. f. n>.
ge^Srten berfelben an , benn nur berjenige Kaufmann , beffen
9lame in ber carta mercatoria fionb, genog bie ^rioilegien ber
etoplergefeüfi^att.
üe^nli^e nationale Sefi^tspunHe ^enfc^ten in ber Serte^rs«
politit Sran!rei$9. Die f Warfen Susfu^roerbote 9ranfrei(|8 ht-
gflnftigien itoat bas inlfinbif^e (Seioerbe biefes £anbd in ^o^em
(grabe , inbem fie ben franjöfif^en 9lo^ftoffntailt ben gfranjofen
fi^erten, aber fie [^nilien ben franjBfifd^en (Setoerbetreibenben
au^ ben 9?o^ftoffeinIauf imSlusIanbe unb bieSusfu^r oon (&e«
roerbeerseugniffen nad^ bem Suslonbe ab. Dabur^ litt aber au^
in er$ebli(^ent ®rabe ber Dur d^fu^roerle^r Sftanlrei^s; bie
Dur^fu^ ber englif^en 9{o^|toffe, oor allem ber britanni»
fc^ unb nieberlSnbif^^n Sc^aftooIIe, nac^ fiombarbien
ooKsog \i^ weniger me^r Aber gfranfreic^ ober fiber bie (£^ampagne,
fonbern ous ben Slieberlanben ben 91^ ein herauf fiber Aoln,
aRains, Strasburg, Safel unb ben (&ott^arbna^9Rof«
lanb, SRonjaunb Somo, ober oon SRainj aus auj bemSRain
fiber Sflflrnberg unb ben Srenner na(i^93enebig,Q)o fie in ben
bortigen 3a^Irei<^en 2:u(^toebereien ju SBoIItu^enoerarbeitettDurbe.
Diente ber ®ott^arb oor allem bem engIif(^>Iombarbi[(^en
Serie^r, fo toar ber Spifigen me^r ber $og ffir ben Sinnen^*
oerle^r unb es toar namentlid^ bie Aonftanser fieinioanb,
mel^e fiber biefen ^ag i^ren SBeg na^ 3toIi^n fanb. Diefer
nationale 9bf(^Iug gfranlrei^s fteigerte in (o^em (grabe bie
nirtf^oftli^en unb politifc^en Sesie^ungen sioifd^en Snglanb
unb Deutf^Ianb. Der (Begenfo^ ber englanbfreunbli(|en
9BeIfenpoIitiI unb ber franjofenfreunblic^en (g^tbellinen [(^manb.
— 120 —
SBelfeit unb (&^ibcllinen fo^nten fid^ im Z<>^^^ 1235 aus. ftatfer
Sfriebri^ 11. heiratete eine englifcie ^rinsefftn unb ber SBelfe
Otto erhielt bos neu ecri(^tete d^Qogtum Sraunf^toetgunb
feierlid^ flberfonbte bie englanbfreunblic^ ^rooence bembeut«
fc^en Äaifer bie iltone Don 8lrles m^ SRains. Cine neue
Slrage öffnete fi^ oon fionbon über Srounf^meig, 9Rain3 unb
SIrles ffir ben englijc^^oftinbifd^en SBeltoecte^r unb fc^tgte in
^o^em Grabe ben $anbel 93enebig$, inbem fi^ ber SBeltoer«
te^r oon ber SIbriaunb bem $o na^ bem loeftlic^en 9RitteI'
meer unb Sicilien oerlegte.
Die beutfd^en Surften voattn freili<^ ffir biefe englifc^'popiftii^e
Stei^anbetspolitil junäc^ft n)enig em|yf&ngli(^ ; bebrol^te fie bo^
i^re 3oIIpnoiIegien in ^o^em Grabe. 3m 3<^^^^ ^^^^ edlirten
[i^ in Sger bie beut[(^en gfirften offen gegen Snglano unb ben
$ap[t unb erft na^ bem Xobe bes Aaifers grtiebri^ 11. im
3a^te 1250 gelang es ben englif^en äBelt^anbelsbeftrebungen,
au^ in Deutfc^lanb haftigen gfu6 3U faffen. Gegen ben
G^ibellinenfonig itonrab Itellte bie papiftif^e Gegenpartei in
SR a inj ben Grafen SBil^elm oon ^ollanb, ben Gatten
ber ^rinseifin oon Sraunfc^iDeig, als Gegenlönig auf, ber
im 3a^re 1251 ben Aonig Aonrab oor Oppenheim fc^Iug,
aber im 3a^re 1256 im Aampfe gegen S^i^fiIon)> fi^L
Seinen meitern Ausbau erhielt biefer Dur^fu^roerfe^r bur(^
Deutfd^Ianb na(| bem Susfterben ber ^o^enftaufen burcfi ben
Aonig Ki^arb oon Deut(c^(anb. Stic^arb oon Cornioallis,
ber Sruber bes Aönigs oon Snglanb, n>ar bur(^ feine Gottin
jugleid^ Sefi^er ber ^rooen ce unb burc^ [eine ioaIIi|i[(^en SI ei«
unb 3inngruben ber rei^|te ^üx\i ber (£^riften|eit. Gr be*
trottete es als feine Hauptaufgabe, bie ja^IIofen 3<>Uf<l^<^nI^n,
nelc^e [eitler nod^ ben freien £>anbeIsoerIe^r auf bem 91^ ein«
ftrome gei^emmt Ratten, burc^ SSerorbnungen aus ber 2Belt }u
fc^affen. 3^ 3<^^^^ 1260 erlieg er bes^alb ein Steid^sgefe^
gegen bie geroaltfame 93e[(^Iagna^me oon Gütern bur^ bie
3n^aber ber 3onburgen megen 3onunterf(^Iagungen ber jlauf«
leute unb f^uf fo ben neuen Segriff ber 9{aubritl^r. 1268
mürbe auf bem Steic^stage 5u äßorms ber erfte fogenannte
fianbfriebenam 9{^eine juftanbe gebra(^t, f nbem man alle neu er«
richteten 3^11^ ^u^<6 9{ei(^£ge[e^ ab [Raffte unb nur bie alt^er«
brauten Slei^sjöUe ju SBopparb unb ftaifersmort^ noi^
— 121 -
in C&iltidfeit bleiben lieg. 60 fielen bte K^einsöIIe, iDel^e
fett^er ben freien ^onbelsoerle^r ge^inbert ^iten, unb bie Si»
|<^öfe oon Speyer unb SBorms forgten bofflr, bojs bei £anb«
frieben am K^ein unb int untern Sledatt^le oufre^ter^olten
blieb, inbem fie bie 3oIIburgen bes fianbabels genmltfam brod^en.
3m 3a|re 1271 iDurben olle 3oII^u[er oon 6trapurg bis
Adln bur^ bie 9{et(^ftabte unb mit $ilfe ber ftir(^e unb bes
englif^en Selbs gebrochen unb balb ftonb bem jollfreien Seriell
ber Snglänber burd^ bos Si^eint^al ni^tsme^r im äBegejum Serger
Sranlretc^s. Site bann ftonig Sli^arb im 3a^re 1272 ftarb,
var lein 9la(^f olger itönig 9?uboI|>^ oon ^absburg ebenfalls
I beflrebt, bem freien $onbeI am 9i^eine ben 9Beg 3U bahnen.
3m 3<i^^^ 1277 »urbe ber Sunb gegen alle violatores sanctae
pacis, bie neue !ii\U angelegt Ratten, in ^agenau erneuert
unb lebiglii^ geftattet, jur Sefireitung ber Sic^er^eitsloften oon
allem (Suif bas ben Strom auf« unb obfu^r, in SR a inj unb
Sopparb eine Sbgabe ju ergeben. 9Bar es namentli^ eng«
Iif(^e 9B 0 1 ( e unb englif^s 3inn^ bie ben 9l^ein ^erauflamen,
fo giengen bofflr namentli^ bie 9{^einu)eine, bie Slfäljer
unb ißfäljerroeine lotoie 6al5 unb £einu)anb fiber
SR a inj ben 9{^ein ^inab. Dber^alb £anbaus u)u^s ber
Sljäger SBein, unterhalb fianbaus ber Speqergauer, ou^ ber
SBormsgauer unb Dppen^imergauer 3Bein mürbe oiel nad^ ben
Slieberlanben oetfanbt, mie auc^ in SRainj im 3^^^^^ 1263 ein
lebhafter ^anbel mit Pfeffer, 3ngn)er, (Semürjnelfen,
Softus unb (Balanga aus 3nbien getrieben mürbe.
Den gröjslen Cinfluj) fibte biejeengltf^«beut{(^e Sfrei^anbelspo«
litif auf bieCBntmidlungberDberpfalj, oor allem ber 6tabt 91 fi r n»
berg. Dur^ bie 9uf Hebung ber ^^einjölle lam auc^ bas SR ain«
t^al ju er^obter Sebeutung als Dur^f u^rlanb unb bie gfolge
baoon mar, bag ber ^anbel 9lürnbergs bie feit^erige Sebeut«
ungSRegensburgs mefentlid^ beeinträchtigte. Die ^od^jeit Jtonig
^einri^s oon Deutf(|Ianb, bes unglüdlic^en 6o^ns 5lat|er Sfrieb»
ri^ IL, mit ÜRargarete oon £)efterrei^»Samberg in Mm«
berg mar ber erfte glönjenbe Zag ber jung aufblü^enben Stabi,
bie f eitler mit ja^lreic^en anberen Stabten (Jfrei^anbelsoer«
trage obf^Iog, na^ benen bie Aaufleute gegenfeitig gegen 9lb«
gäbe oon 1 $funb Pfeffer unb 1 $aar ^anbf^u^en u. f. m.
oom ^funbjoU, b. ^. ber Umfa^fteuer, befreit mürben. 3Borms,
— 122 —
Sombetg, Speier, Sfronffurtp 9{egens6urg, Aoln,
Strasburg, ^eilbronn, Sojel, 6t. (Solle n f^Ioffen mit
9lfimberg fol^e SertrSge , fo bog Slfimberg bolb ben $onbel
jioifd^en SßoUn unb Sö^meit einerfeits unb bem 9?^e{n
unb SRoin onbererfeits toie jiDtfc^en bem Sßorben unb
3toIien 3u einem großen Zeile in feine ^onb befom.
Um bod 9?e^t bes 9iei4$f^uIt|ei6enomts ouf bie S^llt ju
XDo^ren, erhielt in benjenigen Stobten, in loel^en bie 3&ne ouf*
gehoben u)utben, bos Slei^sf^ult^eigenomt oKifi^iIi^ uon ieber
sollfreien Stobt eine Slbgobe oon 1 fßfunb Pfeffer in einem
GiÄerbe^er, 1 $oor n^ollenen $onbf^u^en, 1 filbemen Stöberen,
1 SRoberoIbus unb 1 (Bolbgulben bejm. einem Sfilj^ut. Pfeffer,
SBoII^onbf^u^e , OrilsPte unb ro^s unb oerorbeitetes Sinei
unb (Solb moren bie $oupt^onbeIsgegenftanbe jener !^t\t Diefe
STbgobe entri<^teten in gfronffurt o. 9R. no^ im ^(i^xt 1785
bie Stobte 9lfirnberg, 9Borm$ unb Somberg.
SBö^renb mon ouf biefe 9Beife in Deutf^flonb in [teigenbem
SRoge ben gfrei|onbeI$grunbfö^en juftrebte, fo befolgte mon in
(Jfronfrei^ gerobe bos entgegengefe^te SQftem unb ben
größten 9lu^eit oon biefer obfi^Iiegenben 3<>IIp0lWI ^tmh
rei^s ^otte bie S^toeis. Seit bie 9Reffen bet S^om«
pogne ben fiomborben ni^t me^r biejenige 9RorItgeIegen^eit
boten, mel^e |ie [eitler geo^o^nt Q>oten, ttoten on bie Stelle ber«
felben bie SDleffen oon C5enf. Diefe Stobt lourbe je^t bos
X^or (janua)» ^urd^ meines bie englif^en 9Boren i^ren (Einjug
no^ 3talien hielten. $ier fonben fi(^ bie Aoufleute ous £9on
unb SRorfeille, ous fiomborbien, Sponien unb Sil«
gerien ein, um bie englifc^en unb niebetlonbifd^en (Erjeugniffe
gegen bie SBoren ber fieoonte ousjutoufd^en. 33on ben Slip en»
paffen fpielte bes^Ib ouc^ je^t no<^ ber SRontcenis loeitous
bie bebeutenbfte 9?one, ober er toor längft nic^t me^r oKein.
Der £ufmonier mor ebenfolls ein beliebter Slpenubergong
geworben, feit im 3o^re 1176 Äoifer gfricbri^ 1. ber JRotbort
no^ ber unglfidli^en Sc^Io^t Qon £egnono über biefen ^og
ben Stfidfsug no^ Deutf^Ionb ongetreten ^otte. Do ber 9ßeg
Dom fiufmonier nod^ (£^ur ober einen bef^u^erlic^en Ummeg
borftellte, brong mon t^oloufmorts unb entbedte |o im St. (5ott>
^orb bie gerobefte unb üirsefte j?inie m^ Stolien, toesbalb mon
biefen $og bejfer oIs feit^er erfc^Iog, fo bog ber neue $o| oIs*
— 123 —
iolb bem aRontcenis einen gefo^rIi(^cn SBettbeoerb bereitete.
!Die ®ef^i(^te biefes Joffes, ben bie 9{dmer ni^t tonnten, be«
ginnt erft mit bem aRitteloIter. ms bec ^og im Oo^re 1198
na^ SoIIenbung ber Xeufelsbiüde bem offentli^en Serte^r
fib^geben lourbe, beftonb ber ^q% aus einem 3,5 SReter breiten
6aumpfabe, ouf bem mon bei gutem SBelter von gfluelen
bis SSellinjona minbeftens 3 Xage brauste. Den 9Beg
motten bie Steifenben, bie von 9iom no^ jlbln reiften, in
ber Slrt, bag fie bei Somo bie 6e|rtinerftrQge oerlie^en unb
fiber Sarefe, Suinounb ben SRonte Senere m^ Sellin«
3ona, 5BiasIa unb Hirolo reiften, vonwo man bos ^ofpis
unb bie $ab^5^e erllomm, um bann fiber ^ofpent^al,
^luelen, Sujern unb3of ingen na(| Safel ju lommen, oon
wo mon JU Schiff no^ Jlöln fu^r. Der ndrbli^e (ßott|arb
ffit^ moE8 ElvelinuB , fiioinenberg ober ^elfenberg ober ou^
mons ürsare, Urfenberg, Sluffenberg ober 9{eugenberg. Dos ift
er au^ bis auf 6un)arou) geblieben , n)ie flber^aupt ber 9Iame
ber 9iuffen ober £ombarben no^ ^eute in ber S^^eij unb in
6d^nKiben in jo^Irei^en Crts« unb gflugnomen erhalten ift mit
9lu|fenf<^bg unb 9{eugenftein als (Erinnerung an bie 3^it, als
bie £ombarben über ben ®ott^arb no^ fßaoia sogen, um
bort bos „Ulmbarbenrei^" ju grunben.
9Bar fo ber Sott^arb ein SBettbemeiber bes Wonlcenis, inbem
er ben englif^en SBarenjugna^ aRailanb oongranlreic^
unb oon Surgunb ableitete unb ber SRittelf^mei} ;(uffi^rte,
fo lebete er ebenfo bem altern Srenner unb bem Septimer
unb nmr fo ein Slusbrud bes fteigenben9Bettbeu)erbs ju^ifi^en
Genua unb Senebig im fieoante^anbel. (Salt als Sorjug
bes Srenner bie geringe ^ag^o^e, mel(^e i^n jum ange»
ne^mften , meil burc^aus fahrbaren SIpenfibergang f fir ben
^erfonenoerle^r geftaltete, fo mar ber groge 93or5ug bes
Septimer biefem $affe gegenüber bie lange 9Bafferfa^rt
gemefen, meiere biefen ißag 3um geeignetften $ag ffir ben (& fiter»
oerle^r geftaltete. Diefen Sorjug gemö^rte nunmehr ber neue
9Beg fiber ben 6t. (Sott^arb minbeftens in bemfelben 3Rage.
aRon enei^te benfelben augerorbentlii^ bequem in fiocarno
am nSrMic^en Ufer bes fiangenfees unb lonnte in gfluelen
bereits mieber bie (Bfiter auf bas S^iff beförbern , um fie auf
biefem unumgeloben fiber ben Siermalbftöbterfee in fiusern
— 124 —
auf bie 9?eug 3U bringen , oon mo bie (&üter auf ber Stare
in ben 9l^ein gebraut iDurben, auf bem fie bis Rbln oer«
blieben. Dabei toar ber Sergioeg oon Sellinjona bis
($ I u e I e n, ber ni^t mittels bes 9Bagens, fonbern auf bem Saum«
tiere jmfidjulegen max, Iflrser als bie lurjefte £inte jioif^ien
S a| el unb 9R a i I a n b. Unter biefen Ser^Itniffen mar es lein
9Bunber, o^enn ber 6t. C5ott^arb jiDor bem Srenner ni^t feinen
$erfonenoerfe^r rauben lonnte, aber um fo me^r allmfi^Ud^ ben
fiömenanteil bes SBeltgfiteroerie^rs über bie Sllpen an fid^ rij},
[0 bag ber Septimer unb ber SpHigen immer me^r in ben
gintergrunb traten unb bie Seliger ber Geleitsgefalle biefer
$S[[e in fteigenbe 9lot gerieten. 3m 3<^^^^ 1^78 oer[u<^te aus
biefem ffirunbe bas Sistum (£^ur, ben abne^menben 93erle^r
fiber (£^ur babur^ feftsu^alten, bag es ben Aaufleuten oon £u'
Sern 30nfrei^ett einräumte^ unb im 3a^re 1291 mochte es bie«
felbe (Einräumung ben Aaufleuten oon S^^i^- '^^^ Semfl^
ungen loaren inbes oergebens; im Z^f)xt 1296 toar oon einem
Serfe^r sroifc^en CT^ur unb fiujem ni^t me^r bie Siebe unb
ber 6t. ®ott^arb ^atte glfinjenb gefiegt.
SBas biefe ungeheure Durc^fu^roerfe^rsfteigerung , melr^e
bie abf^Iiegenbe franjofifc^e 30llpolitil ber 6<^oei3 braute,
für ben SEBo^Iftanb ber f^ioeiserif^en $anbe(s|tabte bebeutete^
erlieft man aus ja^Ireid^en Sla^rid^ten. 9Ran [ie^t bie neue
9ii(^tung bes SBelt^anbelsoerfe^rs unb ber gauptmaren, menn
bie 6tabt Sern im Z^^^xt 1191 bei i^rer (Einoerleibung in bas
beutfc^e 9iei(^ bas 6tabtre^t oon gfreiburg im Sreisgau unb
5töln erhalt, roenn im ^^ofyct 1291 bie Sleid^sftöbte Safel unb
£u3ern gemeinfam ben 6(!^u^ ber 9{ei(!6s|tra|e oon Safel na<^
fiujern fibeme^men, u)enn im ^a^^xt 1294 einigen Aaufleuten
aus SRonsa bei 9RaiIanb auf bem SBege fiber ben gauen*
ftein na^ bem Urfenert^ale 2 Sallen mit SBoUe beft^Iag«
na^mt loerben, menn im 3a^re 1295 ber lebhafte SBerfe^r oon
Safel über ben untern $auenftetn na^ Sujern gerühmt
unb bie neue Srüde über bie Slare bei Ölten ermahnt mirb.
es mar unter biefen SSer^altniffen fein SOSunber, wtnn ]\^ Jtonig
SRid^arb oon Deutf^lanb^dornmallis mit ^erjog Aonrabin oon
6(i^maben=6toufen um ben Se|i^ ber 6tabt 3 ü r i ^ janfte unb im
3a|re 1262 biefe Stabt ebenfalls jur beutf<^en SReid^sftabt erHarte.
Ss mar bei biefem glanjenben Srfolg bes ®ot t^arb'
— 125 —
Unternehmens be$n)etfem fe^t na^Iiegenb, bog berfelbe 3U mei*
teien Strogenonlagen reijte. SRon begann, oud^ über ben 6 i m p I o n
einen neuen beffern 6oumpfab oon Srteg no^ Domobof*
(ola unjulegen; bos Sieium 6itten (Sion) na^m bas Unter«
nehmen, aufgemuntert unb u>idf(^aftlt^ geftfi^t uon einigen großen
^anbelsgefellfd^aften in 9RatIanb unb ^iftoja, in bie
gonb unb baute ein ^ospi} auf ber ^iag^o^e. Sber au^
biefes SBettberoerbsunteme^men oerfnollte, bie Unternehmer famen
nic^t ouf bie Aoften unb ber (Bott^arb mo^te basfelbe DoIIig
tot 60 lam bur^ bie Q^^Iie^ung bes (Sott^arbs bie gräflich
^absburgif^e £anboogtei Uri urpIö^H^ in ben SRittel«
punft bes SBeltoerfe^rs unb gab ber jeit^er menig bebeutfamen
®raff<^aft ^absburg einen Q)irt|^aftli^en $intergrunb, ber (ie
balb an bie 6pi^e eines SBeltreid^s [teilen follte. 3m 3o^re
1231 entsogen bie neibif^ getoorbenen $o^en {taufen ben^abs*
bürgern bie Sogtei fiber bas Urnerlanb unb erHärten bas
fianb als 3um beutfd^en 9lei^e gehörig» mie im 3^^^^
1240 aui) bie fianboogtei 6^U)i)3 3um beulf^en Sfeic^e ge«
[(plagen würbe. 9(ber ber Untergong ber $o^en|taufen fe^te
au(^ bie Habsburger erneut in ben Sefi^ biefer n)i^t!gften unb
eintrögli^ften C&efalle i^rer (&raf)^aft unb erft nac^ bem Zobe
Adnig Slubolfs oon $absburg gelang es ben £änbem 6(^0)93
unb Uri erneut, im Sunbe mit Untertoalben unb ber
6tabt 3&ti4 |t^ n)ieber rei^sunmittelbor 3U machen.
3m 3a^re 1298 smang fie 3mar Aönig Sllbrec^t oon ^abeburg
erneut, feine fianboogteirec^te ansuerlennen, aber burc^ bie
Srmorbung bes ftdnigs bur^ ben $er3og 3o^ann oon 6(^roaben
bei SBinbifd^ an ber3Iar im 3a^re 1308 unb bie X^ronbefteig*
ung bes S^ibellinenlaifers $einri^ oon fiuxemburg gelang
es ber S^ioeis mit $ilfe bes ^teirf^en 9Ittentats erneut , bie
9let(|sunmittelbarfeit unb bamit bie Sid^erung i^rer Cinffinfte
gegenüber ben 5fterrei<^if^en SRa^tbeftrebungen 3U erringen.
3n ber £ombarbei sanften fi^ inbe||en in SRailanb bie
Sisconti unb bie bella 3:orre (Zum unb Xaxis) als baqrif^'eng*
lif^e unb fransofif^öftetrei^ifc^e Partei. 3m 3a^re 1237 u)urben
bie !£ume (Erbfd^ult^eigen (poteBtates) oon 9RaiIanb, im 3^^^^
1262 brannten bie Sisconti fiocarno nieber, im 3a^re 1263
mehrten bie Zorres ben Sisconti ben eintritt bes Srsbistums,
bie fi^ ber ?tabt Srona am £angenfee bemöd^tigt Ratten.
-' 126 —
etft im 3a(re 1277 [iegten bie Visconti enbgtittg in aRmlonb,
na^bem fie 1270 bie 6tabt domo, ben celeberrimos introitus
Italiae, in Sefi^ genommen Ratten. 3"^ So^^e 1294
touiben bie Sisconti Steid^soifare oon £om6arbien mit $i(fe bes
A3nig6 Slbolf oon $ e f [e n* Sloffau. Die Habsburger ober oerfc^aff'
ten toieber ben Xone bie Ober^anb unb erft bie £usem6urger
brauten 1311 bie Sidconti toieber ans 9luber, loel^e (£omo,
$aoia, Sergamo, ^iocenjai $arma, Verona, 9Rantua, 9Ie|fan,
bria unb Xortona eroberten.
Die 2:^tigleit ber Snglänber unb £ombarben jur beffem
Srf^Iiebung ber Sllpenpaffe er^ö^te bie Geffille bes
Kaufes ^absburg in (eitler ni^t belanntem SRa|e unb bie
SRittel, toel^e biefe C&etalle ben $absburgem oerf(^afften, br»!^«
ten bieje auf ben (Sebanten, ben gefamten Sllpenoerle^r
)u einem 9RonopoI bes Kaufes ^absburg ju mo^en.
Die[er (Srunbgebanfe ber ^absburgifd^en ^auspolitif führte benn
au(^ in erfter golge sur (Eroberung Xirols, ber Srenner«
[trage unb bes S^^np^^ff^^ i^ur^ ^^ f>^^ ^obsburg.
3e me^r burc^ bie abf^Iiej^enbe ^anbelspolitil gfrantrei^
ber SSerle^r über bie 9Ipen roud^s, um \o me^r seigte fi<^ aud^,
bag für biefen S3erle^r, [oneit es \\i) um ben ^erfonenoer«
le^r ^anbelle, ber Srenner eine unoenoflftli^e fiebensbaft
befag, unb {e me^r bie 3^1 ^^^ 9{eifenben tou^s, bie jiDif^en
Senebig unb Oberbeutf^Ianb oerle^rten, um fo me^r
n^ud^s auc^ bie Sebeutung Xirols für ben SBelt^nbel. Seit
bem 3o|re 1250 bilbeten bie 3Reffen oon Sojen einen toi^
tigen 2Barenaustau|(^pIa^. Son meit ^er famen bie ^finbler
nac^ bem burd^ feine SBeingelanbe, feine SRaisfelber,
anaulbeergärten, Sfeigen^ ^firfi^* unb {ßomeransen*
gärten berühmten Ziroler $anbelsmittelpunft , ben bie ®raf*
f(|aft Xirol bem Sistum Ürient abgenommen ^atte unb beffen
rei^e ®efalle bamals ben 9leib aller gfürften^äufer erregten. 6o
lag es na^e, bajj als im 3a^re 1281 ftönig 9{uboIf oon $obs«
bürg, ber jum ^errf^er Deutfd^Ianbs gcmorbene Iluge Sc^ioeiser«
graf, feinen 6o^n Sllbre^t mit bem ^erjogtum £)efterrei(^
unb bamit mit ben Gefallen bes Sem mering paffes belehnte,
er biefem So^ne glei^falls bie CBrbgrSfin oon Zirol, bie gifid«
li^e Sefi^erin ber (gefalle bes Srenner paff es, als Sraut
}ufü^rte. 9Burbe bo^ bamit fein Streben nad^ bem Sefi^ aller
— 127 —
SlpenfibecgSnge oollenbs uenDirlli^^t unb bem $aufe $ab0«
bürg bos 3oIIinonopoI fut ben beutf(|HitaIient|(|en Sefamtoerle^r
enDorben.
Sine 3n>etle ntd^t minber bebeutfame Stolle erhielt bur^
biefeti gefteigerten Srenneroerfe^r bie alte 9BeU[tabt Se«
rona. Su^ biefe Stobt lam [ett bem 3a(re 1250 mS^tig
empor unb bie Srbottung eines grojsen off entließen Jlauf^aufed,
einer Sret ober easa dei mercanti, oIs SBarenlagerungsItätte
ffir bie burd^reifenben Aoufleute unb ben Zronfitoerle^r
jeigt bie er^o^te Sebeuiuna biefes ipio^es ffir ben
Sßeltoerle^r. ^]t alle loi^tigeren ^eeressuge fe^en mir
benn ou^ im 13. 3<4^^unbert no(| i^ren SRarf^ über
ben Srenner neunten. 6o jie^t itn Z^xt 1251 ftonig
ibnrabin oon S^n^aben über ben Srenner nad^ 93erona, um
bann.oon tßola ous 5U 6(^tff Aber Siponto Spulien ju
mti^ttif nnb imSo^re 1267 jie^t berfelbe oon Sregenj aus
über ben 9trlberg unb Srenner na^ Serona, oon mo er
über $aoia no^ Saoona an ber 9{ioiera reift, um bort auf
pifanifd^en (Baleeren bie Stabt $i[a 3U erreid^en. Z^ 3(^te
1313 enbli^, too in 2)eutf(^Ianb gro|e Hungersnot ^errfd^t, toiib
(Betreibe n)a^r|(^einli^ aus 9leg9pten über 6icilien unb
ben Srenner nad^ Oberbeulf^Ianb eingeführt.
allgemein aber [teilten fid^ bie 3oII^^nen fe^t auf ben
StanbpunK, bag es bie 9Renge bringen muffe. 6ie fteigerten
ben Serle^r bur^ billigere 3oIIfS^^ unb fugten \\^ gegenfeitig
burc^ berartige (Einräumungen an bie ^anbler ben Serfe^r toeg>
3ttf<|nappen. 6o gab 3. S. ilonig 9I(bred^t oon ^absburg nar^
bem CErmerb ber ®raffc^aft Xirol fofort ben ilaufleuten ber
großen ^anbelspla^e allerlei loeiige^enbe ^rioilegien für bie
Xirolerftrage unb brang auf beren Slnregung in Senebig auf
Slbf^affung ber ben Aaufleuten löftigen iß 0 solle, inbem
ei bofür ben Aaufleuten oon Senebig in gan3 Deutf^Ianb oolle
6i^er^eit unb oollftfinbige 6(^abIos^aItung 3u[i(^erte, falls einer
berfelben auf feinem 9Bege bur^ bas beutf^e 9{eid^ na^ ben
9{ieb erlauben überfallen unb beraubt roeibenfollte. Sbenfo er«
hielten im 3a^re 1309 bie ilaufleute sa^Irei^er 6tabte bas
Siecht 3um freien 3ug bur$ Kärnten unb Üirol unb als bie
(Erben bes ^ropfts oonSnnsbrud einen 9{e^tsftreit mit einigen
Äegensburger Sürgem Ratten, rourben fie angea)iefen, i^ren
— 128 —
Streit Dor bem 9{egen$6urger Stabtgerit^t als suftänbigem (St*
lid^t Qusjufe^ten unb bie Sef^Iagna^me oon 9{egefi$burger
^anbelsgut bur^ ^Raubritter ju unterlaffen.
$anb in $anb mit bem fteigenben ^erfonenoerte^r bur^
Üirol enttDtdelten fi^ aud^ bie 3ufa^rtsftragen 3um Sren«
ner unb ^txn. Sine Q)i(i^tige Stolle fpielte babet oor allem bie
alte 9iömerftabt Slugsburg. 3m Sa^re 1264 ftellte fie fi<l^ in
baqerif^en S^u^, nobei Sapern fid^ oerpfli^tete, ben fie^*
50II unb bas Umgelb nic^t meiter 5U {teigern, feine weitere
Strafe jioif^en gf^i^i^^^^S ^^^ Augsburg 3U bauen unb bie
Slugsburger in gfriebberg frei oon ber 3onoifitation unb »eiteren
ßallbelaftungen ju la[[en, mie aud^ im 3^^^^ 1^72 ben jtauf«
leuten oon S(ug$burg in Sat|em ber freie ^anbelsoerle^r ein*
geräumt iDurbe. 6eit bem Regierungsantritt Aönig Slubolfs
mar es freili^ mit biefer baperifc^en S^^unbf^aft Augsburgs
oorbei. Die Stabt ^ielt feit^er treu jum $aufe ^abi^burg, bas
fi(^ beftrebte, bie an ber 9{eid^sftrage oom Se^ 3um S renn er
befinbli^en 3onftatten mit Semalt nieberjulegen, unb im 3a^re
1292 lam es 3um offenen Streit jcoifc^en Saqem unb ber Stabt
unb bem Sistum Augsburg. Seibe meigerten fi^ , geftfl^t auf
i^ren fianboogt, ben 3RarIgrafen ^einri^ oon Surgau, bas
baperif^e 9iei(^soiIariat anjuerfennen , unb als bie Sägern in
gfüfien ein Sperrfc^lo^ bauten unb fein Slugsburger (But
me^r burc^Iiegen, brauen bie ^ugsburger basfelbe mit SBaffen«
gemalt unb legten fii^ 1295 oor bas baperifc^e gfriebberg.
Sbenfo eifrig matten fie |i^ im 3<t^^^ ^^^ namens bes Siei^s
auf Sefe^l bes $absburgeis ^Ibre^t baran, bie 6perrf(|I3ffec
S^ongau, Si^mabed unb Donaumört^ ju bre^en»
meldde Saqern aus ber Aonrabin'f^en Srbmaffe übernommen ^atte.
Sieben bem £e(^t^al eif^log fid^ feit bem 3abre 1200
au^ bas 3fart^al immer mebr bem Serte^r. 3^ 3a^re
1218 mürbe Straubing }ur Stabt gemalt nnb im 3a^re
1255 oerlegten bie Saqern^ersoge i^ren $of oon 2)onau'
mört^ na<^ SR fluiden. Die 3^^^^^^ ^^ Serfe^rs aber ben
gern fteigerte namentlich bie Sebeutung oon Z^\^t ^^^ 1^82
bas Stabtre^t erhielt, mie au^ ber grinftermflnspag unb bie
Stabt Sanb^d am 3nn feit^er eine june^menbe 9{olle als
Serbinbung 3mtf<^n bem £n gabin unb 3nnsbrucl geman«
nen, mä^renb ber 9lrlberg er{t im 3Q^re 1309 fahrbar gemacht
- 129 —
utib (etiler für Ue Serbinbung mit Aonftonj oon Sebeuiung
otixbe. (Ein StootsDettrog 3tDif<f|en Dt\ttnti^ unb ASnig fiub»
nrig bem Sofern fic^tte ben j^absburgem ben freien Sug 9on
ginftermunj Aber ben Srlberg na^ bem Sfterrei^if^en
6^10 ab en. Oefterreii^ ourbe bos Ke^t suerlannt, jeberjeit
unge^tnbert burd^ bas Snnt^ol gu giel^n unb ber
Snrggraf }u fianbetf mugte ab (ßeleife^n fd^mören, bie Oefter«
reicht hieran nii^t gu ^inbem. gfOr ben eigenili^en Steifeoer»
le^ aber !am biefer $a^ nur mnig in Seiro^t, fonbem biefer
beioegte fi^ foft audfilliep^^ ouf ber 6tMge oon Ulm fiber
Slemmingen, Äempten unb ben gern m^ 3nnßbru(!
unb es gieng biefe Ueberlegen^eit fo meit, bog no^ im 3a|r
1500 bie Jtoufleute oon 6t. ® allen ben SBeg mi^ Se nebig
ni^ fiber ben Sriberg, fonbem über Aempten unb ben
Srenner ma^en, oeil fte eben ju 3Bagen reifen »ollten unb
ntc^ im Sattel auf bem 6aumüere.
Sli^t minber bebeutfam als ffir Sovem »ar ber gefteigerte
Ser!e^}mifd^n Oberbeut((|Ianb unb fiombarbien für 6 ^ma ben.
3n erfter £inie mu^s ber Serle^r gmif^en Ulm unb flugs«
bürg unb ber Serte^r jmif^en Ulm unb Aempten ganj
OttberorbentH^ ; fa es jeigte fi^ bas Seftreben, bie Serle^rs-
mege t^unli^ft absulfirgen, infofern oon ungfinftigen gfolgen
ffir bie 6tabt Ulm, als ber birelte ^erfonenoerle^r
joiif^n Slieberf^maben unb Augsburg bie Stabt Ulm
jtt metben begann. Der $erfonenoerle|r gieng nSmli^ oon
bem |elfenftetnif(|en Geislingen, ber gerabeften £inie na^
flugsburg folgenb, fe^ fiber bie 9llb unmittelbar no^ 9llbed,
mm ^ier nod^ bem raf^ aufblfi^enben fiangenau, bas
im 3a|re 1300 bas Ulmer Stabtre^t erhielt, unb oon |ier
über bie Donau nad^ fieipb^i^» Surgau unb Slugs«
bürg, fo bag Ulm auf bie Seite gefe^ umr.
9lo$ me^ ober als biefe Sblfirjung fc^abete bem Ulmer
Serle^r ber fteigenbe ®ebrau<!b ber Srenjt^alftrage. Son
SBetnsberg in 9liebecfi|maben gieng ber (Sfiteroerle^r,
ebenfalls ben gerabeften 9Beg oorjie^enb, über ®mflnb unb
Xalen na^ bem ^lfenfteinif(|en $eiben|eim unb oon ^itt
m^ fiauingen an ber Donau, bas f^on 1270 jur Stobt er^
^tibtn morben toar. Diefer neu oerbefferte Serle^rsmeg fd^a«
bigte bie Serbinbung fiber Göppingen unb (SeisUngen, beten
9
- 130 —
33ne bet (&raff(|oft SBirtemberg ge^Scten, berott, bog
SBdtbeiDetb&ftrageii \ii) bur(^ (Bebu^ren^erabfe^ungen ben Slong
absulaufen fu(^en, bis im Za^tt 1272 ein Setglei^ bei (Brof«
fc^often gelfenfietn unb SBirtembetg bie ffiebfi^tenfrage in ber
9lrttegelte, ba^ man ein^eitli^e 6a^e einfüge unb es bem
9{eifenben freiftellte, meieren SBeg er ne^en toollte. Der (e*
meinfame JBeggelbtarif gieng bo^in, bog bas Seleitgelb ffir bie
GtSbtefQufleule ffir einen jtDeirabrigen Xu plärren mit brei
sterben auf 15, mit jiDei $ferben auf 10 unb mit einem $ferb
auf 5 Shilling f eftgefe^t n>urbe. Aarren mit Zi erbauten, bie m)n
ber Donau ^eraufgeffi^rt mürben, jaulten nur bie Raffte ; groge
oierrabrige ^u^tmannsmagen mit 10 unb me^ $f erben jaulten
15 6(^ininge , unter 10 ^feiben bie gfilfte. (Eine Steigerung
biefes larifs mar bis jum Z^tt 1277 au$gef<f|Ioffen. 9Ran
fie^ baraus , bog ber Xarif ben gfu^rmannsmagenDerle^r ber
großen ^anbels^ufer er^eblicb gfinftiger be^anbette als ben bem
Sinnenoerte^r bienenben Serfe^r mit ^meiribrigen ftorren. Der
ftolje Sierfpänner , Sec^sfpanner , 9^« ober 3<^nfpanner bes
(Srog^nblers jaulte meniger als ber breifpSnnige ftarren bes
einbeimi|(^en Alein^änblers. Die (Bebfl^r oon 5 6<f|ining ffir
jebes SRog mürbe ^ier ni(^t me^r erhoben, fonbem mon bere^
nete ben SBagen als folgen, o^ne befjen grögern 3n^alt in 8e»
trai^t 5U jie^en. Die gfolge baoon mar benn auA, ba^ ber jmei«
röbrige Aarren, ber um bas 3a^r 1270 no^ bie Kegel gebtlbet
^e, ma^renb ber oierr&brige (Jfu^rmannsmagen bie Slusno^me
mar, feit 1350 etma bem gfu^rmannsmagen ben erften $Ia^ ein*
geräumt batte* Der ^auptausfu^rgegenftanb aber, ber oom
Sl^eine burd^ Sd^maben na^ ben Donaulänbem gieng, mar bas
3Bontu4 ber 5<iupteinfubrgegenftanb, ber oon ber Donau ^
bur^ e^maben na(^ bem ^ine gieng, bie Xier^aul.
Geinen Sbaralter erbalt bas 13. Sa^r^unberi in mirtfc^«.
lieber Sejiebung bur(^ eine feit^er ni^t gelaunte (Entmidlung ber
S^öferei unb SBoIIenmeberei in SBefteuropo. Seit 1200
entmidelte fi<^ bieSBolIenmeberei ffir bie Vusfu^r an^ in
Deutfc^Ianb ungeheuer unb $anb in $anb bamit giengjeine fetter
nicbt getonnte Cntmidlung ber beutfc^en 6 1 8 b t e. SBas bie Serferiig«
ung ber aBoKtu^er oon Anfang cot mebr als bie £einemeberei jum
Stabtgemerbe mai^te, mar ber ^o^e 9Bert bes 9{o^toffs. S^f<
molle ift tDertooIIer als ßein; bie aBoHenmeber brauchen me^r
— 131 —
fMb als Me fieineiDebec unb es ift ein gefo^roolles Unternehmen,
SBoIIe auf}ttlaufen unb |<^Iagen unb ju (5arn fpinnen ju Ia|fen.
SDtan finbet 9la^r^ten über bas ftabtifdfte SBoIIgetDerbe um
bas So^r 1200 in großer 9Renge. UeberoU |inb bie 9BolIf(|Iägereien
bes leisten Betriebs wegen am SBaffer bei ben SRüHem, n>o
iie i^e SGBaRereten errieten. 3n 9{o uen 5. S. sDO^nien J 199 bie
SBodlammer unb bie S&rber om gfing, mo |ie bei ^o^ooffer
mit ben SRfinem bie (Sefo^r abjunienben Ratten ; in Ulm
8H>^nten fie meift in ber Sorftobt Sdftmeig^ofen (Sleu^UIm.)
Die ^aufrtousfu^r in 9BoIIftoffen ^iten bie 6töbte Slawen,
SRe^, jt9In unb SRaftri^t, bie unenbli^e SRengen oon
SBoIIftoffen ollja^rUc^ auf bie großen SReffen na^ Sns in
6teiermarf brauten; ober anif aus S^maben unb
Saqern, oor ollem aus Ulm unb SRegensburg, gieng
eine SRenge oon 9BoIl[toffen nac^ Steiermarl nnb ben Donou«
lanbem unb gemeinfam mit ben ^onblem ber Slieberlanbe unb
00m 9{^ein befu(|ten bie Ulmer SBoIIftoffausfu^r^nbler bie
SRSrite oon (Ens.
Die (Befahren biefes (Broggemerbs aber brachten es
immer me^r mit \i^, bag fid^ bie einjelnen Unternehmer
}tt grogen (Befellfc^aften jufamment^aten , unb biefe
SBoIR&mmergenoffenfdftaften fpielten balb bie erfte Atolle im po«
littfc^n £eben oon gan] SSefteuropa. Ratten feit^er nur bie
eigentlt^n (gro^^finbler bas 9{e(^t gehabt, eine ®ilbe ober
3ttnft 3tt bilben, b. (. frei 00m 6<i^ult^ei|}enamt bes C&runb«
|erm ju fein, |o erwarben biefes Sle^t je^t fiberall au^ bie
SBoHgewerbetreibenben. 60 erhielten 3. S. im Z<^xt 1231 bie
gorber oon SRfi^I^fen in X^uringen oon ber bortigen Stabtoogtet
unb wm 6tabtf(^ult|iei6enamt bas iRe^t, eine (Bilbe }u bilben roie
onbere ^anbelsleute. ^m 3a^r 1253 t|t in Ulm bie fiobenweberei
ttilunbU^ erwiefen unb 1291 nmr bort eine Srautu^erjunft oor^an«
ben, wel^e bie möd)tig{te 3^nft ber Stabt mar, weil ber ganje
Srog^bel oon i^ ab^ieng, unb bie in ben Aompfen jmifc^en
Sapern unb Oefterrei^ um bie SReii^sIrone bas öfteneid)«
if^ Sntereffe in ber @tabt ganb in $anb mit bem Slitter
von (Erba^ unb bem (trafen oon Serg* Stellungen häftig
dKi^e. ®ie ^e ein eigenes 3unft^aus unb einen befon«
bem Stobtteil jur Sewa^ung, beffen Xurm i^r 3Bappen, ein
rirter £oioe mit (BoIUrone unb ^alsbanb, f^mudte.
9*
— 132 —
Streit 9{o(ftoff bejogen bie iDefteuropSif^n 9BoIIf8m1tte^
genoffenfdiaften faft ousfd^Uegl!^^ oon ben großen Jtlofter^of*
iDtttf^^aften. (Enblofe SBatben bebedten bie lo^fen, al^e|oI}fen
Setge bes fianbs unb Zaufenbe oon 6^ofen fanben auf btefen
ben großen ABfiem ge^rigen Xriften i^te 9la^rung. 3n gf I o*
renj gab es SBeÜ^anblungen, loel^e mit 200 britonn{f<^en
Alöftem in ®e[(^iftooeibinbttng ftanben, ebenfoioargftonfrei^
ein fianb , ha» eine oortreff(t(|e SBoIIe fflt ben (Srog^bel He«
fette; bie SBoII^nblungen in ^rooins in ber (Bioff<l^
(Champagne s. S. fieberten fi^ bie 9Bare boburd^, bag fie ben Vl5m^n
Sotf(^fl[[e goben. CBbenfo lagen bie Ser^Itniffe in Spanien
unb in Deutf^^Ianb. Ueberall reiften bie Suben unb fiom<
bar ben bei ben ftloftem unb 9iitterorben ^erum unb teuften
oon SBoIIe auf, wca ju befomnten Q>ar, um es ben lombarbij^n
SBebereien loieberjuoerfaufen.
Sereid^erte biefer üusfu^r^nbel bie 3uben unb Sombarben,
bie SRon^e unb 9liiterorben, fo empfanb bie Seoftllerung biefe exten«
f ioe SeiDirtf(baftung augerorbentli^ bart unb in aKen vefteurop&if^n
£anbem gieng mon bes^alb aümällitcb baran, ben 3uben unb Vus*
ISnbem ben Vuftauf unb bie Vusfu^r oon Sto^moüe unb ®am }u ver-
bieten unbfobemein^eimif^en (Seoerbemieber einefiebensmSgßdbleit
3u oetf^affen. 60 gieng 3. S. imSa^re 1296 bie StariSran«
benburg mit einem berartigen SCusfu^roerbote oor unb man
[orgte baffir, bag bie JUofter^ofioirtfi^en ben (Ertrag i^r (Sfltet
im Snianbe abfegten. !Die gfolge biefer Gefe^e owr benn ou^,
bag in ben grbgeren Stäbten Dberall jtlofter^bfe eniftanben,
in melden bie ftlofter^ofioirtf^aften ben Setrag i^er Setriebe
an (Betreibe unb 9Bein, an ^laijjs unb SSoKe nieberlegten nnb
an ben Serbrau^er abfegten. S^hti^ JUdfter aber maren ba*
mals bereits berart in ben $Snben ber 3uben unb ^Snbler, bag
fie einen großen Xeil i^rer fiiegenf^aften an biefe oeifaufen
mu^en.
9u(b in Ulm bilbete bie iBoUenmeberei feit bem 3o|re
1200 ben ausfi^Iaggebenben Xeil bes ftSbtif^ (Beoerbs unb
bie entmidelte @(^8ferei ber Umgegenb bot ^ieffir einen tieff«
Ii(^en 9lo^ftoff , xDtnn fi^ biefer au$ ni(|t mit ber fbmbrif^n,
englif(^en ober fpanif^en SBoIIe meffen lonnte. Ulm ftanb bamals
auf bem (Blanjpunfte feiner (EntmiAung mitten im 9BeItoecIc|r
als SRittelpuntt ber 9lei4sfira6e oon Ab In n«| bem gfern
— 133 —
uRb Senebig unb um ben Sefi^ bei 6iabt Ulm unb ber be<
mi^bcirten SRarlgraff^aft Surgou biegen m ht^^oJb au^
bte großen itriege, mtU^ bie beiben mfi^tiglten ^^noften-
Ü^U^ttt leitet 3^itf ^t< Raufet SBitteUbo«^ unb ^abs«
bürg, mit einanber ffl^rten. 3nt 3a^re 1274 UKir ber neue
Adnig Slubolf oon i>ab»burg erftmob in Ulm unb oerlie^ ber
6iabt bie $rioiIegien ber 9lei<l(i$ftQbt e^Iinfl^nr ^^^ er i^c in
5a genau feierlii^ bef tätigte. S(n ber 6pi|e ber Stabtoenoolt'
ungf bte in 10 3unftgemeinben jeifieli ftanb ein Ober«
junftmeifter ober Stobt^auptmann (capitaneiiB) , an ber
6pi^e i^res 6tabtgeri<^t0 ein 6tabtaman, ber alle Sioit
ftreitigleiten mit ben Sefugniffen eines fianbri^^ters entf<^ieb,
mobei i^m ber ObeQunftmeifter 5ur Seite [ag. (Es gab eine
3itnft ber 64miebe, 6al}^bler, Sfider, aBoIlen^anbler, SRelger,
64ufter, SBeber, SRerjIer, 6<^neiber unb fionboirte, beren d^nft«
meifter bie SefugniHe eines S^I^It^iben Rotten , mS^renb ber
Obersunftmeifter als Oberamtmonn Aber famtli^en 3finften Ftanb.
3>er C5runb bes Aufenthalts bes Aönigs 9{uboIf in Ulm mar
fein Streit mit ben f^ofibif^en fianbes^enen. Um bem eng«
lifil^Iombarbil^en Dun^fu^roerle^r bie Sa^n frei gu ma^en,
galt CS, bie 3^ngere<^tigleiten ber einjelnen £anbes^ert[^aften
S^nxtbens absuldfen, unb bies ffi^rte ju ben heftigen Streitig*
leiten jener 3^^-
7. ^te i^anbeUmege bcS 14. Sa^r^unbertd.
a. 2)ie $anfa.
SBas ber 3ett i>on ISOO bis 1400 i^r beftimmtes (Bepräge
oerlie^, n>ar oor allem bie ungeheure Serbeffening , loel^ bie
go^feefa^rtstunft bur^ bie im Zofyct 1302 erftmals er«
folgte Snioenbung ber SRagnetnabel fflr bie S^^iffo^rt ec«
^ielt. Das 14. So^^unbert gehörte infolge bes meitem
SBirfungsbeifes , me^er ber go^feef^iffo^rt babur^ erf^Ioffen
vurbe, nid^^ me^r bem 9RitteImeer unbgfranlrei^, [onbem
ben ^anfeaten. Um bos 3<4t 1300 u^arbieSRo^t unbbos
(Betoerbe bes ^anfabunbs aufs ^B^fte geftiegen. Die $anfa toor
es, loeld^e bie ganje norbif^e ^olitil not^ i^rem laufmannif^^en
Selbftintereffe orbnete unb oel^e leine (Bemaltt^at [(^eute, um
ben ^anbel anberer $IS^e ju oerberben , bte [i<^ meigerten, fi^
ber $an{a jn fflgen. !iwtd bes Sunbs loar bie gemeinfame
Serteib^ng, bie Sicherung ber Strafen ju SBalfer unb ju
— 134 -
fionbe, bie f^iebsriii^lern^e (Entfd^eibung oon StreUigleiten bei
Sunbesglteber , bie (EnDerbung unb (Ei|altung oon ^onbebnor«
regten im Suslonbe.
Die Sunbes^Quptftabt mat fiflbed unb ber
ganje Sunb serfiel in 3, fpfiter in 4 Ouattiere, mit bet
f^tDfibif(^e Sunb in 3 Quartiere eingeteilt mor. Das erfte
Quartier beftanb aus ben jmei jtlaffen ber loenbtf^n unb fiber*
menbif^en Stäbte unb bie Sunbes^auptftobt £Obed mar jugleii^
ber Sorort bes erften Quartiers unb benm^rte bas Kr^io unb bie
Aaffe. 3u ben menbif<^en ober {laoif^enGtSbten gehörten: fifibed,
9Bisniar,{Roftod,6traIfunb,(&reifstDaIb,^ieI, (goInoiD
unb 9lfige nmal b; ju ben fibermenbif^en t> (^ inbu rg , Srem en ,
fiüneburg, Stettin, Snllam, RUn a. b. 6pree, 5toI*
berg, Stolpe, Sleuftargarb, SBisb^unb Demmin. Dos
2. Quartier umfaßte bie nieberr^einif^en unb toeftp^S*
lif^en 6tabte mit bem Sororte Aoln. Daju ge^rten
9tt)mtDegen, Daoenter, ftempen, S^oUt, 3fitp(eni
Slrn^eim, Sommel, Ziel, ^arbermil/ S.taoern,
(Groningen, Solsmarb, 9{5rmonb. Senloo, Doib«
r e^t, Smfterbam, Snl^uifen, 3irilfee, Sriel, Slib«
belburg, 93Iiffingen, $arling, Dinant, SRaftrii^i,
Raffelt, SR^ffel, Smben, 9rnmunb, SIburg, 9lfidt*
felb, Senba unb bie mef^^Iifd^en Stabte €3ft, Qsna«
brficl, Dortmunb, Duisburg, (Emmerich, Stunfier,
3Be|eI, 9Rinben, ^aberborn, ^ermorb, fiemgoio,
fiippftabt, Sielefelb, Unna, $amm, Damburg, 8In»
bernadft unb Aösfelb. 3unt 3. Quartier ge^5rten bie fä^»
fif^en Stäbte. Quartierftabt mar Sraun|<!^ioeig unb SRit«
glieber toaren bie Stäbte aRagbeburg,$iIbes^eim, (Bos*
lar, (göttingen, (Elmbed, ^annooer» ^amtln, Stabe,
Suxte^ube, ßolberftabt, Queblinburg, Slf^ersle*
ben,9(lorb^aufen,SRä(I^au[en,$eImftabt,9lorb^eiit,
3erbft, Duber[tabt unb Sreslau unb bie märlif^en
St&bte Stenbal, Saljtoebel, (Barbeleoe, See^aufen,
Qtterburg,2Berben, Sranbenburgunb 9ranIfurta.D.
Dos 4. Quartier ^atte 5um Sorort Dang ig. 3^ i^m ge^r«
ten bie St&bte 2:^orn, Slbing, Königsberg, Aulm,
Sraunsberg, SRalmid unb bie preugif^en 6ttbte;
ferner 9{iga, 9ieoaI, Dorpat unb ^ernau, bie lioi*
— 135 —
\iftn unb einise ruffifc^en etobte. Sieben biefen mu
gliebem jB^Iten jur ^onfo jo^Irei^e xotütxt Stobte, bie nxd)t
regelmSbig {S^ilt^ fteuetten unb ni^t förmltt^ oufgenommen
nraien, fonbem nut bei Xotfillen fteuetten. Diefe ooren 9 m *
fterbam, Dorbte^t, SRibbelburg, Utre^t, ^oUe,
erfurt, etod^olm, £if[abon, SetUn, Saljoebel,
Breslau, (Emben, Aiel, Rrofau, 9Barburg, aRfi^I'
Raufen i. S. unb fionbsberg. Sine britte Sruppe ftanb nur in
^onbelsoerbinbung mit ber ^onfo, obne am 6taalsbfinbnts teil«
june^men. 3)asu geborten oor allem Srflgge unbüntmec-
pen, ßaore, «otterbam, Oftenbe, Dfinlir^en,
fionbon, Salois, Slouen, @t. SRoIo, Sorbeaux,
Saponne, 9RarfeiIIe, Sabix, 6eoiIIa, Sarcelona,
£iffabon, fiioorno, Sleapel, SReffina unb Stodbolm.
Bonbon mar ber 3RatItpIa^ fiir (Englanb, S^ottlanb
unb 3rlanb, Sergen für 6(|Q>eben, .Florwegen unb
Danemari, 9lomgorob unb fpfiter 9larn)a ffir Sluglanb,
fiiolanb, ^reugen, $oIen, fiitt^auen, bieXartarei,
^erfien unb ftleinafien, Srfigge unb fpiter Uni«
»erpen fflr bie 9lieberlanbe, Oberbeutf^Ianb, Sran(>
rei^, 6panien, Stalten, fßortugal unb Ungarn. 8e*
f^fi^er oar ber Deutf^orbensbo^meifter in $reugen; mit
ber Xrennung oon ^reugen jerfiel au<^ bie $anfa.
b. 9iug(aiib.
Son grSbter aBi^iigfeit mar oor allem bie ^anbelsoerbinb^
ung ber gonfaftfibte mit ben 6tfibten ber Sftfeeprooinjen
unb 9Iu|Ianb. Der (Brunbgebanlef, ber bie ^anbelspolitif^e
Sntmidlung bes 14. 3a|rbunberts bemegte, mar bie m eitere
Srfddliegung 3nnerafien9 unb bamit bie ma^fenbe Se«
beutung Sluglanbs ffir ben leoantif^en ^anbelsoerlebn Die
3etten ber S^inefen^errfcbaft in Sluglanb maren mit i^rer
Segfinftigung liberaler $anbel5grunbfa^e biefer Cntmid«
lung 9?u|Ianbs augerorbentlitb gflnftig , fo bag 9lugtanb immer
mebr ber SRittelpunlt groggemerbli^er Cntmidlung unb eines
grogb^inblerifcben Treibens mürbe. Seit bem 3abre 1300 trat
bie Stabt SRosIau obllig in ben Sorbergrunb bes 3BeIt«
oerlebrs. Die 6tibte Xmer an ber SBolga, ber Umf^Iags^
pla^ oom Sabogafee auf bie SBoIga, unb SRosfau ftrilten
fid^ leb^ft um bas Slo^tofflanb 9BIabimir (SBoIbqnien),
— 136 —
bis im 3o|re 1319 bie 6tabt aRoslau mit ^tlfe ber SRon«
golen fiegte unb Zmtt enb^ittig in ben ^inietgninb bifiitgte.
Setter entmidelte \iSi SRosIou ungel^euer. Der itreml ent«
ftanb unb bie Stobt mürbe ber SRittelpunft bes mffifc^n fyxn*
bete unb eines leiftungsfä^igen SBoIIgemerbs. Der Serle^r
Deutf^Ianbs mit SRosIau gef^o^ inbes ntd^t fiber Slotogorob
burc^ bie^onfa, fonbemfiberSinomomSil^marjen 9Reere
bur4 bie 3taliener. 93on ^ter giengen bie (Erjeugniffe no^
S^tna unb boffir lamen aus 3nnerajien Seibe, SaummoIIe
unb Spesereten na(^ SBenebigunb 3toIien. Die 6tra^
no^ C^ina gieng oon Slffom no^ ffftrad^on, Sara,
@aratf(^id, Urgena, Otoor, Slrmalecco, Aamtf^id
unb Quinfaif mo man bas mitgebrad^e Silber in ^inefif^
SBa^rung umfe^te unb bamit in Sambalu (^efing) bie ge*
mfinj^ten SBaren einlaufte. Ss mar ber alte [cqtif^e $an«
belsmeg. ber \x^ feit bem Sa^re 1300 mieber erneut entmidelte
unb bie (Erf^Iiegung 3nnerafiens für ben fieoante^bel
bis 3um 3<^^t^ 1^00 mefentli^ oerme^rte.
Son einf^neibenber Sebeutung mar biefe <l^inefi|^*ruffif(^
italienif^e SBelt^anbeteltrage in erfter £inie ffir ben feit^ertgen
blfi^enben 9b[a^ ber norbbeutft^en unb nieberlSnbifi^en $ a n f a*
lauf le Ute auf bem ruffif^en äRarft. inbem er biefem bie Sr«
geugnilfe Italiens unb Sübfrantrei^s ate gefi^rlid^n
9Bettbemerb sugefelUe. 3m3a$rel301ge(enaus6oeft inSBeft«
p^alenC&flter na^ ber Oftfee, im3a^el312 ^bt 6 darneben
ate ^en in ben Oftfeepromnjen ben 9tema|tranbion ffir
ade ^nftf^en Skiffe auf, bie auf bie 9Re[fe nad^ 9Iomgorob
am 3Imen[ee fahren; im 3a^re 1331 fibemimmt Dfinemarl
bie (SmSfyc ffir bas fixere (geleite aller ^anfelaufleute 9on
neoal na^ 9lomgorob; im 3a^re 1332 f^^iden Aanfleule
aus Dortmunb 2Baren na<^ fiiolanb; im So^re 1336 f^Itegt
fifibed namens ber $anfa einen ^anbeteoertrag mit Sc^oe*
ben, Slormegen unb S^onen unb im Z^^xt 1340 merben
ben Aaufleuten ber ^anfa alle 3^ne in gang S^meben unb
9lormegen erlaffen [omie benfelben bie joüfreie go^ auf ber
9lema btena(^ Slomgorob gugef i^ert. 1341 giebt bas Bistum
9liga allen ganfen bas iRe^t, jur Slusbefferung i^rer Schiffe
^olj }u fallen, unb 1342 erhalt bie 6tabt 9liga bas 9le^t. o^ne
Sin[pru<^ bes Sistums Serorbnungen ju erlaffen.
— 137 —
c. ftotwt^tn, 64«Mben uitb Dftnemart.
nid^t minbet bebeulfaitt ab biefer Sette^r bet ^anfa mit
Sltt|(anb wat berSedt^rbet^anfamitStorioegen. Slo^umldOO
QHiren es bte 91 0 r iD e g e r, i0eI4e auf i^ren 64tff en itQ^ 5 <t ni b u r g
fugten, bort Sutter, SU4< unb ^elge oetfauften unb
Getretbe, Sier, Spegeteien unb Sßeine fowie ge«
munjtes 6ilber bofflt na^ ^aufe nahmen; benn bie 9B8|t«
uitg bcs filberatmen StonDegen beftanb bamab lebtglii^ aus
Atpfemen unb eifenten S^ibemunsen, oeil es im fianbe felbft
leine Silberbergmecle gab, loie au^ Däne matt fein 6tlber
ausf^liegli^ t^^^ ^n Sethiuf feiner fianbeserjeugntffe in £fi«
bed enmirb. 6d^on im ^ofyit 1316 flagte inbes bie nonoegif^
Regierung, es werben aus9torQ>egenStf<^e unb Sutter in
foli^en SRengen na^ ben ^nfeftoblen ausgef fl^, bag bie greife
biefer Srjeugniffe ffir bie fianbeseinmo^ner ungebfi^rli^ geftiegen
feien. Der Srifo fflr biefe notooenbigen fiebensbebflrfniffe bes
Solb oerbe in ber SBeife oenoenbet, bag man ben ^anfe*
ftSbten beren Spejereien, loftbare (Seoanber, namentli^
ober beren S i e r ablaufe, mas ooIbtDtrtf^aftli^ ni^t ofinfd)enS'
mert fei. Die nonoegif^^e Regierung gef tattete bes^alb bie SIus-
fu^r oon gfif ^ , Sutter unb gfettnaren nur no^ unter ber
Sebingnng , bag bie betreff enben 3(usfu^r^nbler SR e^ I ober
SRal} baffir einf (irrten, bamit bas in Stonoegen getrunlene Sier
im £anbe felbft erjeugt merbe, unb führte jiemli^ (o^e SIus>
f u ^r 3 0 de auf alle mistigeren 91 o^ft off e bes fianbs ein^oor allem
auf etodfifd^e, £a^s unb X^ran, auf SIeif<^, Sutter,
unb Xalg, auf SBa^s, Xbeer, ^arj, ^e^ unb 6d^me'
fei, auf 9Roos unb grobe Zfi^er, ebenfo auf SDlarber^,
3obeI^ ftaftor«, fiu<^s«, Sd^afs^ 3i^9^n', Aa^em
unb Sfirenfelle.
Die gfolge biefer Serorbnung mar benn au(^, bag bie Slusfu^r
ber normegifc^n ^änbler ein (Enbe no^m unb bie ^anfeaten,
beren Slbfa^ na(^ Slormegen ftodte, fi^ felbft 5ur S^tff«
fa^ noi^ Sergen entf^Iiegen mußten, um i^ren ^anbel
ni^t ]erftört ju fe^n. Sie grfinbeten eine SRieberlage in
Sergen bei (£(riftiania, um einen aRittelpunlt ffir i^ren ®roj}*
(anbei ju ^ben, ftiegen aber Riebet alsbalb auf einen lebhaften
SBettbemerb feitens ber englift^en ^Snbler. S^on im
3a(re 1313 beHagte ft^ bie englif<|e 9iegierung bei ber nonoeg«
— 138 —
ifd^en, bog auf Antrag etniser ^anfetaufleute ein 6^tff mit
englif^en ^äijingen Dom S^^^^ntt in Sergen 6ef<!^Iagno^mt
»otben fei, fo baj} bie noroegifc^e 9legierung es im 3o^re 1317
geraten fonb, eine genaue SBerorbnung Aber ben (Befi^Sftsbetrieb
bed ^anfeatif^en ftomptoirs in Sergen ju erlaffen.
Diefelbe .beftimmte, bie $anfelaufleute follen Ifinftig alles oon
i^nen eingeführte Setreibe, SRe^I, 9RaI}, alles Sd^meine*
fleif^ unb alle $äringe nur in i^rer Zranfitnieberlage an
ber See auslaben bflrfen, bagegen foUte i^nen bie £agerung oon
äBein, Sier unb SRoft, oon $onig unb gfif<l^en, oon
Sut ter unb Xalg au^ auf ißriootlagent geftattet fein, ftäufe
unb Serläufe oon 9Baren, bie na^ SRag ober (Bevi<bt ge^n*
belt tourben, oie Spesereien, frembe Xfid^er unb SBad^s,
burften nur in ben SBitten, b. ^. in ben 5tomptoiren ber be«
treffenben (5ef$afts^ufer, oorgenommen Q)erben. gfflr 12 Xon«
nen beutfd)enSiers me^r als 1 9RarI6Uber juoerlangen, mar
oerboten. 6amtli^e oon ben $anfelauf(euten eingeffl^en
SEßoKftoffe unb fieinmanbtfi^er burften nur in gonjen
Sallen oon 100 SKen abgegeben werben, ieber 9usf^itt nad^
ber (Elle u)ar oerboten ; ebenfo oar ber Serfauf oon engHf(|^em
gef(^orenen Saumvollseug (6<l^arla(^, S^eerladen) unb
o^nii^en Xfi(|em nur in gonjen Stfiden geftattet. SBein unb
$onig burften nur in ganjen Xonnen, SBeijen unb SHalj
nur in ganjen Soften, Sier nur in SRengen oon minbeftens
1 Du^enb Xonnen abgegeben Q)erben; ebenfo Semmelmehl
nur in gansen 6fiden, SBa(^s in ganjen Xonnen, 6p ed in
ganjen Saften. SHIe oon ben $anfeaten eingeführten SBaren
aber maren oon biefen bem Stapelre^t }u gfolge 14 Xoge
lang ben Sfirgern oon Sergen 5um (Einlaufe ju fiberlaffen. 3<n
3a(re 1319 bra(^ie es inbes bie 5<tnfa ju ftanbe, bog bie oon
ber norioegifc^en 9{egierung eingeffl^en HusfulirsSne n>ieber
abgef^afft n)urben.
(Ebenfalls fe^r entniidelt uHir ber Serle^r ber ^anfa
mit 6(^0 eben, [eit um bas 3a^r 1300 ber $ärtngs*
jug in ber £)ftfee fi^, n^ie bie C^roniten melben, loegen
ber Sfinben ber Sommern, oon ber 3nfel Kfigen na^
ber gegenfiberliegenben f^mebif^n 3nfel S^onen 30g. 3^
3a^re 1343 erhielten bie 5tauf(eute oon fifibed bie joüfreie
Stusfu^r aus gans 6(^meben sugebilligt unb im So^re 1361
— 139 —
iDurbe btefes ^rioileg ouf fämtli^e $anfefttbte ausgebe^nt. ÜRan
gefiattete fanttlt^n ^anfelaufleuten bie (EnDerbung fogenonnter
SBitten ober Serfoufsbuben auf ben ÜRSrnen oon Slanor
unb gfoIftetbS. Sie ^tten bos 9ie^t, einen ^ansgrofen ober
ftqntfin m^ freier 9Ba^I ouf}ufteIIen unb in i^ren SBitten
SBoIlf loff e unb fieinmonb nai!^ ber (Elle au0}ufd^netben unb
Sier 9om 3<M>f<n ju l^enlen. Diefer Uebergong bes SRorlt«
oerle^rs oon bent bSnif^en Stfigen na^ bem fi^mebifi^en S^onen
erregte inbes ben leb^ften Verger 3>5neniarls, fo bag es
no^ lurjer 3eit ju leb^fiien gfeinbfeltgleiten stoif^en !Danemarf
unb ber $anfa tarn. 3m 3<4te 1360 fiberfielen bie Danen
o^e iUiegseiflarung bie f(^ioebif<^e 3n[el C5ot(anb, normen
bie 6tabt 9Bisb9 ein unb pifinberten bie bortige Stieberlage
ber $an[a, fo bag \iäf feit^r ber ^anbel ber Stabt nie me^r
oon biefem Schlage erholte. Sergeblid^ wehrte fi(^ ber $an[a»
bunb gegen bie banif(|e Ueberma^t. 3m 3abre 1363 erlitt bie
$anfa unter ber grfi^ng bes Surgermeifters SBittenborg oon
fifibed eine ]dfa>txt 9tieberlage, beren gfolge ein 9BoffenftiII«
ftanb roar. Die Raufen mußten auf jebe (Entf^^äbigung für bie
oon ben Dinen gelagerten Spanienfa^rer ber ^anfelaufleute
oerjt^ien unb ben oon Danemarf eingefiibrten SunbsoII an«
erlennen. 6o toar es lein 9Bunber, menn es im 3^4^^ ^^^
erneut jur itriegserllSrung lam, bie ber bfinif<^e Aonig ipottenb auf«
no^. Das ^anfelomptoir unb bie Slieberloge in ber nonoegif^en
Stabt Sergen erhielt ben Sluftrag, fi$ jebe Stunbe 3ur ^eim^
fa^ bereit ju ^Iten , aber ber Susbruc^ ber gfeinbfeligfeiten
erfolgte erft im 3a^re 1367 , nat^bem [Smtlit^e 6tabte im
SBenbenlanbe unb in ^reugen fomie in 9RedIenburg
unb $oI(iein fi$ ber ftrtegserllSrung fiflbeds angef^Ioffen
^en, n>fi^renb Hamburg, Sremen unb A9In neutral blie=
ben. SRit ^eeresma^t fuhren bie ^anfelaufleute no^ ber
[4n)ebi[<^en 3nfel S^onen unb beforgten unter bem S^u^e
i^rer Xruppen ben Sinlauf unb bas (Einfalsen ber $a rings«
ernte unb mit $ilfe ber 6 (^m eben gelang es biesmal in ber
X^at, bie DSnen ju befiegen.
Die Sfolge biefes Siegs wax^ baj} bie banift^e ^Regierung
jmei Drittel bes (Ertrags ber S^He oon SfanSr, gfalfterbS
SRalmö unb ßelfingborg auf 15 ^affxt pfanbmeife an
ben ßonfebunb abtrat unb bag Aonig SBalbemor oon Dänemarf
— 140 —
aus bem Sanbe nad^ 9lortoegen fliegen mugte. SRit gilf e bei 903 i «
t a U a n e T, einer oeriDej^enen ® efeUf (^ ooit Schiff sfapttAnen , ben
^Raubrittern ber £)f tf ee, je^te inbes Äonig SBalbemor ben ürieg oon
Slonoegen aus fort. DieäBitalionerbefagenausber Seitbesf ^oe*
btf^en(ErbfoIgeIrieg9}iDtfd)enI>anemarIunb9loriDegen
Aaperbriefe bes Deutf^^ermmei|ters oon ^reu g en unb fu^en,
geflutt ouf btefe re<|tli^e (Srunbloge, fort, alle Sfa^rjeuge ber nt^t
5u ben Dänen ^altenben 6täbte 3U lapem unb }u piflnbem.
6(^on im 3a$re 1359 ^tte bes^Ib bie beutfd)e Sletcbsregienutg
ber Stabt Hamburg bas Stecht erteilt, gegen alle SBitalianer
mit beiDoffneter $anb oorjuge^en, o^ne bag es ^ieburc^ gelang,
bie Cfifee 5U [äubern; oielme^r eroberten im S^^re 1389 bie
SBitalianer bie Zn\ü (Sotlanb unb beunruhigten oon biefem
Stu^punlte aus nomentIi(^ ben ^anbel ber 6tabt Dan 3 ig ab
Su|<^nepper ber Seeftrage. Die feierliche 3utfidna^me ber
i^nen ausgeftellten Aoperbriefe burc^ bie preugif^e 9{egier*
ung in SRarienburg ourbe einfa^ ni^t beamtet unb oon
9Bts69 aus flberfielen fie anjfi^rli^ bie Aaufleute ber ^onfa«
ftSbte, menn bie[e jum ^oringslaufe unb jum (Einfaljen na^
ber 3nfel S^onen fuhren, |o bog im 3a^re 1394 ber ^irings«
fang für bie ^anfeftabte oöllig oerettelt lourbe unb ernftli^e
ftlage ber $an|a bei ber preugif^en Regierung erfolgte. 3m
Sunbe mit ber ^anfa gelang es benn au(^ im 3a^<< 1397 ben
$reu|}en, bie 3nfel (Botlanb mit aBoffengenwIt einjune^«
men unb nai^ einem fur^tbaren Slutbabe unter ben SBitalionem
bie 3n[el bem preujjift^en Drbenslanbe einjuoerleiben. Sergeb*
li^ oerfu^ten im Z^^^^ 1«^98 bie brei oereinigten Staaten
Dfinemarl, €^n>eben unb JRoroegen, ffiotlanb jurfid«
juerobern; sprengen ^tle \\^ fo feftgefe^t, bag bies ni(^t
me^r gelang.
d. t>\t Sliebetlanbe unb bet 9{^eiit.
Damit ^atte bie $an|a inbes i^re ^o(^fte 9Ra$t«
[teil ung errei(|t. Xaufenbe oon $&rings|(^iffen fuhren nun>
me^r allio^rii^ fieser aus ben $an[e[tabten na^ ber 3n{el
S^onen jum ^äringslaufe unb lehrten mit ja^IIofen Salj'
fif^en jurfld, um i^re gäringstonnen unb 9{inbs^&ute
in alle SBelt 3U [c^iden, unb immer weitere 6tabte grfinbeten
bort eigene 92ieberlagen, mie 3. S. im 3a^re 1391 bie Stabt
Antwerpen bort einen eigenen itonful fflr i^re Angehörigen
— 141 —
oufftellte. Dabei ober mo^te fi^ freiließ ber mM^ifo^li^ 9lfid['
gang bet 9lieberlanbe, ber [<^on Jett betn 3a^re 1300 be*
gönnen ^e, no^ me^r als feit^er gettenb. Cnglanb ^otte
mit feiner (befe^gebung fiberbos SRag unbbteSef^^affem
^eit ber SBoIItfl^er bem Vusfu^rgemerbe ber Kieberifinber
einen f^oeren 64Iag oerfe^t. X>ü man in ben Slieberlanben
feine genfigenbe SCuffit^t fiber 3Rab unb Sef<^affen^e{t ber
Xfl^er führte mit in (Englanb, fo würben bie flanbrif^en Xfi^er
balb als bie geringfte SBore oerf^rieen unb bie 5<^nf^I<^uf«
leute Rotten immer größere ÜRfibe, mit biefen Zfit^em ben
englif^en 9Bebem bie Spi^e ju bieten, ba bei ber fiberbanb«
ne^menben SRenge ber Srjeugniffe ber Kaufmann nur burd^ bie
®flte ber (Erjeugniffe bas gf^Ib be^upten lonnte. Die betrfi«
gerif^e flrt ber ganfen, an ben 2fi^em bur^ SCbIfirjen einen
unlautem (Seoinn ju nehmen, mürbe oon Snglanb gef^idt aus«
genfi^, um ben Raufen ben ruffifd^en 9Rartt ftreftig ju
ma^en, ber bos ^auptabfa^felb ber $anfen für flanbrifc^e (Se>
oebe bilbete. Die (Engifinber brauten es bur(^ gef^idte Z^ixU
guen am ruffifc^en $ofe ba^in , baj} im Z^^xt 1369 ber (5rog«
ffirft Demelrius bie gefamten Sonate ber §anfa in 9lon)go<
rob am 3Imenfee mit Sef^tag belegen lieg, meit man falf^es
9Rag gebrouc^t ^t. Die $an[en f(^oben freili<^ bie Sd^ulb
Quf bie flanbrtf^en SBebereien unb oerlegten i^ren Stapel
unb t^ jlomptoir oon Srfigge nai^ Dorbrei^t in $oHanb,
aber ber Sieben oar f^on gef^e^en.
Die ftanbrif^^en 9Beber maren bur$ biefen Sifidjug
ber Raufen f^^mer gefc^bigt. ^o^exfc^redt fanbte ber
9?at oon Srfigge eine Sotfi^aft nad^ fiflbed unb bie $anfa
entf^Iog ]i^ in ber 2fyA, einen Xeil bes Stapels mieber na(^
Srfigge jurfldauoerlegen unter ber Soraus|e^ung, bog tfinf«
tig ber 9tat oon Srügge genaue 9Iuffi(^t fiber bie fiänge ber
flonbrif^en Xfi^er ffibre, bie oon ben SBebem on bos ^anftf(^e
Jtomfitoir geliefert merben. Die jtomptoiroerlegung oor eben
boi^ ein jmeifd^neibiges 6(^n>ert ffir bie $onfa; benn 1374
nmrben oon fifibed 4 Soten na(^ Srfigge gefd^idt, um erneut
bie Streitigleiten soif^en ben ^onfefoufleuten unb bem 9{at
oon Srfigge ousjuglei^en. ^m 3obre 1385 no^ mürbe ben
^onfen freigefteW, in Dorbrei^t 5u bleiben ober toieber not^ Srfigge
ju ge^n, unb erft 1387 rourbe berCHnlouf ber$onfa inglonbem
— 142 —
enbgilttg oBgebroi^en, als erneut fc^ioere jtlogen entftanben.
Snien OfteeftSbten loutbe ftrenge oerboten, in gflonbern
einjulaufen , unb bie Aaufleute mugten gflanbem oer«
laffen, neu bie flanbn[<^en Se^örben bie 3B(tten ber ^onfa'
iaufleute in (&ent, SrQgge, SIuqs u.f.m. mit Sefc^Iag belegten
unb einjelne jtoufleute verhafteten. 3)er $eQog oon Surgunb
unb bie flanbrif(|en Stäbte fcbidten barouf^in loieber eine Sol<
fd^ft nac^ fiäbed unb oerfprac^en 6^abenerfa^, morauf ber
6tapel erneut jurildoerlegt nuibe unb 1391 in Hamburg ein
Serglei^ ju ftanbe lam, na^ bem bie grinsen oon Surgunb
perf5nli4 in Hamburg mit (Befoubten oon (&ent, Srfigge unb
$pem [i^ oenoenbet Rotten, gflanbern erneuerte bie $an|a«
prioilegien, jaulte S^abenerfa^ unb 100 oome^me gflanberer
leifteten SIbbitte; 4 berfelben Ratten jur Strafe na<^ $ala«
[tina, 41 na(^ 9{om» Aonftantinopel unb 61
3 a g 0 bi (Eompoftella in (Balisien in Spanien }u reifen. Die
6traffumme ourbe inbes ni^t besohlt unb bie Xfi^er na^
n)ie oor in f(|Ie^tem SRoge geliefert unb als bie ^nfen er«
neut SSorftellungen mad^ten, erllarle gfl^nbem, fo lange bie
^anfen ni^t ben Cinlauf in (Englanb abbre^en, tonne ni^ts
meiter ge|(^e^en. 6o ma^te fi(^ bas engltfi^e Srojjgemerbe mie
bie englif(^e S^iffal^rt für bie SRieberlanbe mie für bie $anfa
immer me^r fühlbar.
6eit ber (Erfi^fltterung i^rer Stellung im SRittelmeer unb
in 6fibfranTrei(^ lag ben Snglönbem alles baran, fi^
ben ruffif(^en 9Rarft für ben %Cb|a^ i^rer (Beverbeerjeugniffe
ju [i(^emy unb fo mürbe i^r Ser^SItnis jur $anfa immer f(^(im«
mer. 1388 murDe buri^ einen allgemeinen ^anfetag infifibed oer«
boten, ^anbel mit 91 o m g o r o b unb 9iuglanb }u treiben, morauf Kuj}*
lanb einen 93erglei(^ ba^in eingieng , bag bie $anfa genauefte
(Einhaltung ber Slfi^erlSnge unb ^aftbarteit für alle Betrügereien
i^rer Aaufleute oerfpra^. Do(^ litt ber Sbfa^ ber nie ber*
lönbif^en Xu^e bur^ biefe 3urfidbr5ngung bes beutfd^n
$anbels in Stuglanb er^ebli^.
Diefer 9{üdgang bes nieberlanbif<^en äBoHtuc^gemerbs
burc^ ben SBettbemerb (Englanbs erjeugte benn aud^ leb^fte
innere 3®if^i9f^i^^n in ben Stiebe rianben. 1380
erf^Iugen in fiömen bie äBebergefellen mehrere Kats^erren,
morauf ^erjog SBenjel oon Srabant, ber Sruber jtaifer ftarl IV.
— 143 —
0011 SS^meitf Me 6iabt mit 6tunit eroberte. Die gfolge loar
bos Slußioanbem jo^Irei^et SBoIIenioeber nQ<^ ^ollanb unb
Snglanb unb ber }une^menbe S^^^n bes Soioener Getoerbs.
1381 fteUte fid^ ber {fingere 9rteoeIbe an bie 6pi^e ber ttuf'
rubrer oon®ent, mS^renb Srflgge iinb $pern fi^ unter bie
(Brafen oon gflanbern beugten. Die 9H^itx Srteoelbes ourben
^ingeri^^et, ber ^ranjie^enbe (Braf fiuboig 111. gef(^Iagen, bis
bie Q^liüiSfi bei Kofebeque ]u (Bunfien ber Grafen entf^ieb.
1384 fiegten bie 6tabte inbes erneut mit englif^er $ilfe bei
Dfintir^enunbgfranlrei^ oermittelte bengfrieben. 1383 ftarb
d^<}og SBenjel oon £uzemburg«Srabant ; [ein Srbe marb ber $er«
]og $^ili)ip oon SaloiS'Surgunb, ber Kei^soeroefer oon Sranl*
rei(^, ber Gegner berOrlean«. SlonbernunbSurgunb lamen
babutc^in e i n e ^anb unb bie j^anbebftrage SrQgge— C^atiKon
a.b. Seine— *(E^aIons a. b. 6aone— fiqon— Slrles unb berenSr-
trfigmffe gehörten einer ^enfd^oft.
Son größter Sebeutung mar biefes politift^e (Ereignis ffir
ben ^onbel ber 9l^einlanbe, inbem es ben 9ttebergang bes
r^inifc^en ®en>erbs oerurfat^te. 9lod^ im 3a^re 1200 Ratten
bie Aaufleute oon ftBln, 9Raftri(||t unb V,a^tn einen (Eigen«
^nbelbis na^Sns in Steiermorl unbSBien geführt, um t^ren
Uebeifc^ug on Gemerbeerseugniffen on ben Wann ju bringen. Über
feit 1300 (atte ber 9{fidgang bes geoerbltc^en Slbfa^es in Jtöln
jdimere innere Afimpfe ^roorgerufen. Die Aaufleute oon Aöln
bis Strasburg moren unter englif^er $ilfe mit Srfolg be»
ftrebt getoeien, bem bur^ 3oIQ^^<^n'^n notleibenben K^ein«
^nbel ben freien SBeg ju bahnen, unb fo war [eitler
jtöln ber Sn'if^^npla^ ffir alle (Bfiter geoefen, bie aus
bem Sfiben teils bur$ bas 9l(eint^al fiber Strag«
bürg, teils bur<^ bie Champagne nac^ bem 9lorben [trebien.
9lunme^r oerIorA9Inbie[e Stellung, als feit 1200 aus 3nneraf ien
oon ber SBoIga ^er bur^ iRuglanb unb bie 6(aoenIan<
ber bie Srjeugnifie ber fieoante na<l^ Suropa gelangten. Der gegen*
jeitige 9Bettbemerb ber feit^erigen ^anbelsoege oom SRittel*
meer na^ ben ;fianbem ien|eits ber «Ipen fteigerte fi(^ bur<|
biefe Serl^rseinbube auberorbentlic^ unb ber 93erle^r fiber 5loIn
litt namentli^ babur^ , bag feit 1300 oon ben großen Orient'
^anbelsftopelpl&^en Genua unb Senebig ber Seftlanbo^eg
fiber bie Sllpen 5u Gunften bes neu einger loteten Seeoer»
— 144 —
le^ts bttt^ bie Strage oon (Bibtoltat nai^ Srfigge itnb
£onbon aufgegeben mürbe. Dabur^ log bos (Brobgeioeibe ber
t^mif^n Xu^reien fett 1350 \äfmx bomteber. 6eit 1381 richtete
3. 8. Slawen in faft allen großen ^anbebftfibten , doc ollent
in SntiDerpen unb Senebig, eigene 9lieberlagen ein.
Huäf in Siegensburg unb Ritw, auf ber 3ei^er SRi^b«
me{fe, flberall fanb man feit 1300 bie Xuc^Iaufleute oon
ft9In unb Ha^en. Xro^ allem SBettbemerb ftanb eben
Riln ab alte ^anbebftabt nik^ immer mistig ba.
Sb ^nfifd^ Quartierftabt unb ^ouptftabt bes r^inifi^en
StSbtebunbs nmren i(r SRag unb i^e Slfinje maggebenb
fflr einen meiten Serf ^rslreis ; i^r See^nbel na^ CEnglanb,
i^r Serfe^r mit ben meftp^aiif^en 6tfibten, mitberSBet'
terau unb (Erfurt na^ bem Often gaben i^ einen Kfid«
^It. 1349 beftatigte 5laifer ftarl IV. aHe ^rioilegien ABlns,
erllfirte bie 6tabt frei uon allem 3on unb Stapeljornng in
ganj Deutfi^bnb unb beftimmte, bag lein Aaufmann, ber mit
SBaren aus Ungarn, So^men, $oIen, Saqem, 6^n)aben,
Saufen, Z^flringen unb Reffen n«( ftdin lam, veiterreifen
burfte ober bag bie glanbrer unb fiomborben oon ber 9Roas unb
00m 9lieben^ein r^einaufvfirls weiterfahren burften, o^ne um*
julaben. Aoln ^atie babur^ ganj fi^nli^^e Stapelprioilegien
»ie bie aBelt^anbebftabi Senebig.
c. Spanien unb fottugol.
9liAt minber rei^ entmidelt »ar ber Serk^r ber $anfe*
faufleute mit ftaftilien. 3>ie ^aupt^nbebgegenftSnbe, meld^
bie $anfef(^iffe bort polten, Q>aren fpanifd^e Sd^af volle,
Sifen, 9Beine unb 6fibfrfl$te. (Es maren runb 40000
6ade fpanif^er aßolle, ioeI(|e allfffi^rli^ auf ^nfeatif^n 6<^iffett
na^ ben 9lieberlanben gef^afft mürben, unb menn biefe
Seifubr au^ ni^t bie ^filfte ber englif (^en Seifu^r mit runb
100000 €aden S^afmoIIe enei(^te, fo mar fie bod^ re^t be*
beutenb unb ffir (Englanb ^ö^ft Srgerlid^, meil fie ben IDIarft
flberffi^rte unb babur^ ben ^reis brfidte. Die S^inbf<^aft ber
Snglanber gegen bie ^anfa mu^s bes^alb auc^, {e me^r fi^ bie
^anfefoufleute auf bas fpanif^e (Sef^fift legten. Vb im 3a^
1373 ber Arieg smif^en bem bamab baqerifc^en ^ollanb
unb (Englanb ausbrach, mar bie eigentli^e Urfai^e bes Streits
ber june^menbe 6(|u^, ben bie ba9erif4«bon5nbif<|e Regierung
— 145 —
bem f|Mimf(^nteberI&nbif(|en Serle^r angebettelt lieg. Die (Eng*
lanbec bt^rtett bettn au^ (ofort 7 ^attfeatifi^e 6(^tffe, toelt^e mit
S^oftDoIIe oott Aaftilien nod^ bett 9lieberlanbett untenoegs Q>aren,
iDi^renb bie Aoftiliotter bie tnfic^ttge portugtefif^e
$atqrtftabt £if[abott erobertett unb olle portugiefi|(^ett Aauf«
fairer toegito^men , votxl Portugal bie englif^en Seflrebuitgett
gegen Sponien untecftfi^le.
(Ebenfo fe^r ab ber ^anbel bet ^anfelaufleute litt
freiliA unter biefem [panif4«englif(^en jtriegsoer^oltnis ber
feit runb 1300 neu gef^offene ^onbelsoerfe^r ber 3 1 a*
liener fiber (Sibraltar nai^ ben iRieberlanben.
(Es nKtrb i^nen faft unmogli^, bie in Srfigge einge«
laufte englifd^e St^afmoIIe ju 6d)iff na$ bem SRittel«
meer ju bringen, roeil bie Spanier fi^ [agten, bie Italiener
follen i^ren SBoIIbebarf in Spanien beden unb ni^t Aber
£iffabon na(^ ben 9lieberlanben fahren. (Englanb ^tte bes^alb
au^ allen (Brunb, bem im 3<^i^ 1373 oom ißapfte ausge»
fproc^enen 9Bun[d)e geregt ju »erben, bie (Sema^r baffir ju fiber»
nehmen, bag bie SBoIt unb <&eioanbf^iffe ber ^anbels»
gefeüf^oft Sllberti ingfl o r enj fi^er Aber £iffabon oon Srtigge
na^ ^ifct gelangten, oie an^ Senebig im 3a^re 1375 5
(Galeeren mit englif^en Raffen nac^ ben 9{ieberlanben
f^idte unb im 3a^re 1385 (Englanb bie (Eroberung $ortu«
gals bur^ bie Jla|tilianer bur^ eine ^ilfsflotte vereitelte.
Diefer mSd^tige Sd^u^, ben bie englif(^e ^Regierung bamals
bereits in ben portugie[if(^en (Senaf|em unb im SRittelmeere
ausjufiben oermo^te, ermögli^te es i^r benn au^, ber $anfa
i^re feit^ertge SRac^tftellung au^ in bief en (ßeixySffem ju nehmen.
Sli^t nur in ber Dftfee unb in IRutilanb begann bas eng«
lifd^e 3BoIItu^ bas ^anfeati[(|e (Erseugnis aus bem gfelbe 3U
fotogen, fonbem au(^ in Spanien manlte bereits bie 3Sla^U
ftellung ber $anfa ganj er^ebli(^. SRit allen 9RitteIn toar man
in £fibe(I!be|trebt, bie getoinnbringenbe Serbinbung mit Spa«
nien aufrei^tju^alten, mit 5. S. bei Seenbigung bes Streits
jiDil^en ber ^an|a unb ber Stabt Srugge oertragsmagig
feftgeftellt u^urbe , bag 4 flanbrifc^e ^erfonen uon Stanb eine
9?eife na^ 3^^u|alem unb 41 nac^ Aonftantinopel,
9iom unb San Z^o bi (Eampoftella in Spanien
unternehmen follten; bo^ Ralfen bieje SKittel roenig me^r,
10
— 146 -
meti fie ber natfirli^en (EnttDtdnung entgegen nmren. Die
inneten 6treittgletten in Spanien minberten ben Sto^
ftopberf^ug bes fianbs (mgerorbentIi(|. Der longiö^rige ftrieg
ftaftiliens mit ben SRauren im Silben braute im ^a^tt
1340 bie Sefe^ung oon (Branaba bur<!^ bie 5la[tilianet
unb im 3^^^ 1369 bie (Eroberung oon Sorbooa, mel^e ber
blü^enben Aulturt^&tig!eit bes ^albmonbs in biefen fifinbem ein
(Enbe bereitete.
Daju traten bie Ariege mit ejfranlreid^. 3e me^r
bie fta[tilianer i^re Srjeugniffe au^ bem Seeioege fiber
San ^a^o unmittelbar auf beutfd^en Sd^iffen na^ ben
SRieberlanben abfegten, um fo me^r wu^s bie (Erbitterung
granlreid^s fiber i^r SBegbleiben oon ben SRörlten ber (E^am*
pagne unb ber fpanif^«fran}öfif^e Arieg oon 1364 wat bie
poIiti|4e (Jfolge biefes mirtf^aftlid^en Sd^abens, ben bie oerbefferte
S^iffa^rtste^nif ben Sinnenftragen unb Sinnen»
marlten bereitete. 9leue, n^eit entfernte SRo^ftofflänber eröff*
neten fi^ ber Senugung ber europSi{(^en ftontinentalftaaten unb
brfidten bort bie tßrei|e ber ein^eimif^en (Erjeugniffe. 3m 3a^re
1292 Ratten bie (5enue|en eine ftolonieauf benlanarifc^en
3n|eln gegrünbet unb im 3a^re 1341 Ratten bie $ortU'
giejen mit englifd^er $ilfe ftd^ biefes mertooüen Sefi^es be*
mac^ligt unb benfelben feftge^atten, obgIei(^ ber $ap|t im 3a^re
1344 ber ilrone oon Aaftilien biefe 3nfeln jugefc^ieben
^aite. (Erft im 3a^re 1391 gelang es ber laftilianif^en Ärone,
bie Z^\tln ben ^orlugiefcn absune^men.
f. (Englanb unb Stanfreid^.
(Europa jeigte bur$ biefe (Erf^Iiegung neuer ganbelsgebiete
einen Slo^ftoff übe rflug^berjur genfer bIi^en(&roger3 eug-
u n g ffir ben 3BeItmarIt reiste unb bem f olgenben 16. 3a^r^unbert feine
Signatur gab. 3mmer möc^tiger trat neben bie £einu>anb bie
Saum 0)0 11 e, ber beutf^e £anbmann oerji^tete auf ben S(a<l^s«
bau unb ma^te Sieder aus feinen gla^sfelbem, um bie ftei«
genbe Slac^frage nai) Srotfruc^t ju befriebigen. 9Ran trug
SBoIIftoffe aus englifc^er SBoIIe unb SaummoII«
ftoffe aus C9prif(^em 9{o^ftoff unbbeja^Ite biefe mit bem
5Rinboie5 bes eigenen fianbs.
SBas mit bem Sa^re 1200 begonnen ^atte, ber offene 3©««
fpalt smifc^en granlrei(^ unb(EngIanb, fteigerte \x^ feit bem
— 147 —
3a^e 1300 in er^blid^em SRalje. Die fifinber an ber (Baron ne
Mlbeten ben 3<^I<M'f^I jtDifd^en beiben SReid^en unb lahmten ben
^onbeboeite^r ganj SBefteuropas , [o bag aud^ bie Slieber»
lanbe infolge i^rer £age stoif^en ben beiben Iriegffi^renben
Stationen linieren Serben erlitten. 3"^ 3a^re 1299 enbete
ein Serglei^ }n)i|^en Snglanb unb gfranlrei^ ben Arieg beiber
Kationen auf furje 3^U. SRan fu^te ben Haffenben 9)ig burd^
eine Serbinbung ber beiben $errf(|erfamilien aus}uglei^en.
itonig Sbuarb 1. oon Snglanb wat bereit , in bie Sin*
nexion gflanberns mit bem ^anbelsmittelpunlte Srfigge
bucc^ gftanfrei^ gu roilligen unter ber Sebingung, bag bie
Srbto^tec bes Aonigsoon Sranhei^ [i^ mit [einem 6o^ne oer»
mahlte. Der ißreis für ben Slusgleid^ voax alfo bie Opferung
ber Selbftanbigfeit Belgiens. 3Rit (ßetoalt na^m alsbalb gfi^anl«
reic^bas flanbrif^e ®ebiet ein unb bos rei^eSrfigge omrbeine
franjSfifc^e 6tabt. Slaunenb beiounberte 3^9 an na oon 91 a«
oarra, gftanlrei^s Adnigin, bie flppigen Toiletten ber ÜBfirger»
frauen oon Srflgge, inbem [ie meinte, in gfranfrei^ gebe es nur
eine Aonigin, in Srügge aber ^abe [ie beren 600 gefunben.
Vbtx tasfran3o[i(^e 9{egimentfanbinSeIgien[^(e^tenSoben.
Die brfldenbe Se[leuerung machte bie fran3o[i[^en Seamten oer«
fyi^ in glanbem unb ber grojje 9Iuf[ianb ber Xu^ma^er»
junft oon Srfigge, bie [ogenannte „flami[^e 93esper", ba$
6eiten[täd jur „[i3iliani[^en SSesper" , fo[tete Xau[enben oon
Sran3o[en bas £eben. Unter bem 9{ufe „^al\i) i[t, was „v>al\i)"
i[t; f^Iagt bie 9BaI[^en tot!" erlagen in ber 6poren[^Ia(^t oon
dourtra^mit ^ilfebes Aat^olijismus bie fran3ö[i[^en 6ölbner«
^eere ben Streiken ber flanbrij(^en Xu(^ma(^er unb bie golge
biefer !9tieberlage toar ein 69[temn)e^[el in gr^anfreic^. 3^ 3a^re
1303 oerbot ein allgemeines (&e[e^ Aönig ^^ilipps erneut bie
9usf u^r aller jur SBoIItu^erei bienenben 9{o^|toff e, nament«
li(^ oon S^afiDolIe, SBaib, Arapp unb Aarbenbi[teln,
unb na^bem [o ben berechtigten S^rberungen ber Üuc^ma^er
oillfa^rt u)orben mar , gelang es im 3a^re 1304, bie ^ufftön«
bigen ju be(iegen unb im 3^i^^ 1^05 einen annehmbaren gfrie«
ben mit gflanbem 5u [tanbe ju bringen. 9lur mit SRü^e frei«
Ii(^ gelang es be r (Srof [^aft glanber n , biegrei^afenftellung
ber Stobt 93 r fl g g e unb bes bagu gehörigen $af ens oon 6 1 u q s bem
neibtf^enSnglanb gegenüber gu magren. Snglanb loar namentU^
10*
— 148 —
ärgetlt^ barfiber, bag in fetnem ftriege mit S^ottlanb bie
aufft&nbif(^ett 6^otten oon Sragge aus mit fttiegsbeborf oer«
feilen tourben, unb verbot bes^olb ben flanbiif^n Aaufleuten
biefe$ Xreiben. 3)ie flonbrif^e Slegierung etll&rte tnbes bem«
gegenüber fotoo^l im 3o$re 1300 loie im 3a^re 1319, bie ®raf«
f^aft lebe ausf(^liegli^ oom ^anbel unb oom Sludfu^rgeoerbe
unb bie flanbrif^en ftaufleute ^aben oon Sdters l^er bos ^«
oileg, freien ^anbel ju treiben, mit n^em fie niollen. gf^anbem
fei bes^alb aud^ ni^t in ber Sage , ber f^ottiji^en Stegterung
ben Sluflauf Qon Ariegsoorrfiten in Srfigge 3U oerbieten, unb
lonne bos !Re$t ber englif^en 9{egierung ni<l^t gueriennen, bes*
^alb ben flanbrif^en ftaufleuten ben Sluffauf oon englifd^n (Er<
Seugniffen ju unterfogen.
Zro^ aller Slnftrengungen, fi^ in Selgien feftjufe^eUp ^en
inbes bie gfranjofen bort bauernb lein (Slfid , oeil man eben bie
Steuerlaften ber fran jBfifd^en Arone 3U brfidenb fanb. 3n Srfigge
gab es fortoö^renb 6treitig!eiten jioifc^en ben großen 9BoII>
ftoffoerlegem unb ben 9Bebereien, u^eil bie Serleger ben SBebent
nid^t biejenigen ißreife beja^Iten, mtli^t bie 3Beber bei ben (o^n
Arbeitslöhnen unb 9{o^ftoffpreifen fotoie bei ben f4Q>eren Steuer*
laften ffir ongemeffen erad^teten. !Die SSBoKenwebei^unft uxir ber
9RitteIpunIt aller jener Slufftänbe gegen bas ^errf^enbe €tabt«
regiment, mtlä)t bamals in ben flanbrif(|en Stfibten fptelten, unb
als bie SBebermeifter fo^en , ba^ man i^en jtlagen fein 6e^5r
fd^enfte, oerliej; einer um ben anbern bie Stabt mit i^ren britden*
ben Steuerlaften unb 30g aufs fianb, 00 es billigere Arbeits*
fräfte unb mäßigere Steuerfö^e gab. Unb als biefer 3ttg aufs
fianb anii auf bem £anbe bie greife unb Steuerlaften fteigerte,
oerliegen ja^Ireid^e SBebereibefiger bas fran}9fif(^«f(anbrifc^ ®e*
biet unb fiebelten fi$ in Srabant m, mo fi^ infolge beffen
namentlid^ in ber 6tabt £ömen unb beren Umgebung bie
SBoIIenmeberei ungeheuer entmidelte unb ein 99Bonenn)ebetpIa|
erften 9{angs entftanb. S^eili^ n>ar au<^ l^ier bie gfolge na^
furjer 3^tt ein Steigen ber 6teuerlaften , ber £ö^ne unb ber
Siobftoffpreife ; es gab au(| ^ier infolge beffen Mutige AufftSnbe
ber gereisten SBebermeifter unb als bie brobantif^e Regierung
mit ftrengen Strafen einj^ritt, oerliegen n^ieber ia^lxti^t SBeberei*
befi^er au^ biefe Statte i^res (ßetoerbfleiges , um fi^ in $ 0 1
lanb, in Seelanb, in Öftfrieslanb ober Oberpffel, in
- 149 —
ber Kegel ober in Snglonb eine $eimft&tte ju grfinben. 60
oetallgemetnerte [i^ bos 9BonentDebergeiDer6e oon Selgien am
immer me^r unb es ^ielt infolge beffen fflr bie belgifd^en SBoII'
tiu^Derleger immer ]ijmxtt, 9Ibfa^ für i^re Si^eugniffe ju finben.
!Diefe Verallgemeinerung bes IBebgenierbs ((^abete oor
ollem ben Wlaxlttn ber Champagne in ^o^m Grabe. (Es
^Q au^ fflr bie bortigen Serleger immer fernerer, bie
SBoie an ben 9Rann ju bringen, unb {ie f^Iugen bes^Ib
ben SBebermeiftem mit ben greifen ab, bie mieber i^rerfeite,
um ben S^ben ousjuglei^en , tfon i^ren SEBeberlneii^ten
eine längere Srbeiisjeit forberten. Die (Jfolge baoon »ar
mu^ in ber (£^ampagne im Sa^re 1315 ein bluliger 9 uf*
itonb ber äBeberlne^te in ber Stabt ^rooins, ber fic^ erft
legte, als bie fronjSfif^e ^Regierung ben Serlauf flanbrif^er
SBoIIentud^r auf ben SRortten ber (Champagne verbot, ^xtlliii
oridte btefe SRagreget ffir bie franjSlifc^e 9{egierung als jmei«
l^neibiges S^ioert. Sie fieberte wo^l ben inlänbif^en SBebereien
ben ^imif^en 9Rarft unb belferte fo bie greife ber franjofifd^en
Zfii^er unb bie (Einnahmen ber 9Bebermeifter unb 9EBeberfne^te,
ober fie na^m au^ ben SRärlten ber Champagne oollenbs ben
Ke|t i^ Sigenfd^aft als SBelt^anbelsmittelpunite. Diefe IRoIIe
fibemo^ nunme^ enbgiltig ber 9Rarit oon Srugge, auf bem
P4 ber Sustaufd^ ber (Erjeugniffe oon 92orb unb 6flb ooKjog,
[eit bie SRo^t gfranfrei^s in Selgien gebro^en mar. 9Rit ben
ÜTogortigen 9RarItgeIbeinna]^men , mel(^e [eitler bie franjifif^e
Regierung in ber Champagne be}ogen l^tte, mar es oorbei unb
bie Regierung ^tte alle 9R{l^e , no^ einige 3^^^ ^^ 9teft ber
Qiten Slflte ju erbalten. 3m 3a^re 1349 oerorbnete granlrei^,
bog aus leiner ber 17 $auptmoIIenmeberftSbte S^anlrei^s ein
SBoütui^ aujjer fianbs geffi^rt merben burfte, bas nid^t eine be«
ftimmte 3sit auf ben SRSrfien ber oier S^mpagnerftSbte 5um
feilen ftaufe geftapelt gemefen mar, unb feinem Aaufmanne aus
Bfianbem toar geftattet , Zfi^er auf biefen HRärlten feilsubieten.
Die 9R8rtte ber (£^ampagne maren leine SBeltmärlte me^r, fon-
bem Serfaufsft&tten ffir bas nationale franjölifdb^ Susfu^rgemerbe.
60 lange bte franjbfifclen SBebereien in ber £age maren, ben SBelt«
moritpreis ein}u^alten, lag barin freilid^ fein ®runb ffir bie fremben
Kttfibifer, bie 9RarIte ber Cbampagne ni(^t ju befud^en. !Snur mar
eben ber gfall infofem f^Iimm ffir bie franj&fifd^en 9Beber, baj;
— 150 —
Mefe feitlicrigen aufffiufct fi^ immer me^r entf(|Io|fen, jelbft Me
9Be6eret ju betreiben unb lebigli^ ben Sto^toff einsuloufen.
§iefflr toar aber granfrei^ lein geeigneter ^Iot| me^r, benn ber
franjSfif^e Sto^ftoff burfte nid^t ausgeffi^rt toerben, [onbem mar
jur Serffigung ber franjofifd^en SBebereien gefteüt, unb fo sogen
es namentlich bie fiombarben oor, mit Umgebung Sfranlrei(^s
nad^ Srfigge ober unmittelbar nac^ fionbon ju reifen unb
bort bie benötigten SorrSte anS^aftooIIe, SBaib, ftroppunb
Aarbenbifteln einjuloufen.
$atte es ber agrarifc^e fiiberalismus in (Jftantreiii^ am Sn«
fang bes 14. Sa^rbunberts oerftanben , bie Slusfu^roerbote f&r
9?o§ftoffe roieber ju ^U 3U bringen , fo gelang es na^ bem
^Regierungsantritt bes Honigs $^il^p V. ben fflbfrani9ft'
fc^en (Srogtu^ereien unb (Jf&tbereien unb i^ren S^nftoerbfinben
ober itartellen, namentlid^ ben d^infi^n oon (Earcaffonne,
9larbonne unb Sesiers, erneut bei ber Regierung ein Vus«
fu^roerbot fflrfransofif^e 6(^afu)one, 9Baib, Aroppunb
ftarbenbifteln fomie ffir 9lo^tu^e burd^5ufe^en. ilein
SBoIItu^ , feine £einn)anb unb lein SaummoHtuc^ burfte me^
ausgeffi^rt roetben, bas nic^t geffirbt ober gebietet roar unb
jebes ausjufü^renbe Xu^ mujjte ein amtli^es 3^i4€n f^^*
gen, bas feine £änge, 33 reite unbgffi^^f^S^^t 9^°^^I^ift^^
unb fiir beffen Anbringung ber (Jfislus eine beftimmte ®ebfi^
er^ob. fo bag ^iebur(^ bemfelben rei^e Sinna^men enouc^fen.
(Es §ielt \\ä) biefes ®efe^, n)el^es ebenfo im Sntereffe ber Re«
gierung als bes (Senierbs loar, aber ben (grunbbefi^em ein
grojjer Dom im Auge toar, bis jum Sa^re 1360.
Diefe Segfinftigung ber 3nbuftne bur^ Abnig $^ilipp V ., ben
(Bema^I ber ^rinjeffin 3o^anna oon Surgunb, fanb freilid^ ge*
ringen 93eifan bei ben JtIBftern unb bem £anbabel, beren (Ertragntffe
ffir S^ofmoIIe babur^ fe^r notlitten, bajs man bie Ausfuhr oon
e^afmolle oerbot. Als Aönig ^^ilipp im 3a^re 1320 Sfrie*
ben mit ejflanbern f(^Iog, Q)eil er fi^ fagte, baj; bie franjSfifd^
3nbuftrie bie (Einfuhr frember 6^afn)oI(e bebfirfe, roar es wofjH
bas 3ntere{fe ber ftird^e unb bes £anbabels, bas i^m im 3^^
1321 (Sift beibrachte, um feinen agrarif^ gefinnten Sruber Jlarl IV.
als legten ftapetinger auf ben Ü^ron ju bringen. Der Ie^e:e
regierte bis jum Z^^W 1328 , !am aber ebenfalls ni^t in bie
£age, eine entf^ieben agrarif^4iberale ^Regierung ju ffi^ren, loeil
— 151 --
bod (groggeioerbe oSIIig bas fianb be^rrf^te. 6ein Zob im
3a^re 1328 entfeffelle bie (Segenfa^e aufs neue unb brockte einen
Streit um bie ABnigsfrone. ^erjog ^^ilvpp VI. 9on Salois
unb ASnig (Ebuarb 111. oon Cnglanb erhoben gleii^mägig 9In«
fprid^e auf bie franjöfif^ie ittone. Das ganje fionb fpaltete fi^
in ein englif^es unb in ein [ponif^es ^eerloger. Um fi^
ber ^nif^'loti^olif^en $ilfe gu oeift^ern, oerjic^iete $^tlipp oon
SBaloi« auf feine SRe^te ouf 9taoarro, n^ogegen Spanien bie
Seretnigung ber (Braff^aften S^ampagne unb Srie mit ber
frongöfil^n Arone geftattete.
«u^ ffir Selgien ^e biefer fransofifc^e Z^ronftreit
liniere folgen. 3Bö^renb ber ®raf unb ber £anbabel ffir eine
Sinoerleibung glonberns in ^xanlxtxii nmren, »eil |ie auf
biefe ilBeife für i^re S^afmolle bas mid^tige franjofifc^e Kb[a^«
felb eröffneten , agitierten bie äBoIItu^er unb gfirber in ben
Stfibten für ben Xnf^Iug an (Englanb, bas i|nen billige
SRo^ftoffe 3ur Serfügung ftellen fonnte. 3m 3a$re 1328
fam es jum offenen äufru^r ber 6t&bte gegen bie 9{egierung.
Der (Brof mugte nad^ granlrei^ fliegen , tourbe aber mit $ilfe
franjofif^er Zruppen mieber eingelegt , bis im 3a^re 1336 ein
neuer Sufftanb gegen bie Regierung unter Sü^rung bes Sier»
brauereibefi^ers 3<t'<>^ ^on flrtefelbe losbra^. 3Rit gilfe
bes Grafen Stöbert oon Strtois mürbe ber (&raf Qon ^lari'
bern erneut aus Selgien getrieben unb oon ben Slufftanbif^en
bie ®raff(^aft Slanbem bem ißrinjen Sbuarb oon SBales über'
tragen. 3m 3^4^^ 1^36 ^^^4 infolge be|fen erneut ber ftrieg
Sioifc^en 9ranlrei(| unb Snglanb aus. Slber ber (Einfall granl*
rei^s in bie (ßuienne oerunglüdte unb bie unglfidid^e 6ee«
f^Ia^t bei SIuqs, bem $afen oon Srügge, jmang gftanfrei(^
ju einem jmeii&^rigen SBaffenftillftanb unb braute bie (Englänber«
partei in ben SRieberlanben mieber oöllig ans 9{uber , bis es
ben Spaniern unb gfranjofen gelang, im 3a^re 1345 einen
neuen Slufftanb in ben SZieberlanben ju enegen , bei bem ber
mä(|ttge englanbfreunblic^e Sierbrauer Slrtefelbe erfc^Iagen
nmrbe. Die |<^ioere 9lieberlage gfranlrei^s unb [einer S3er*
bfinbeten bei Crec^ braute (Englanb erneut ben Zriump^
über alle feine gfeinbe unb bie maggebenbe Stellung in ben
Slieberlonben. Der ABnig Zo^ann oon SBö^men^finxem*
bürg unb ber (Sraf oon Oflanbern fielen, bie SBolIem
— 152 —
loeberftabte Srfigge unb(Sent Ifinbigten bem fungen (Srafen
Don Slonbem unb bem Aonig oon gftanfret^ erneut ben ®e»
^orlam unb bie (Erjbistflmer SOtoins, ftoln, Xiier «nb bti
£&nber Sad^fen unb Sö^men [teilten ben Sö^menlSntg
itarl IV. Don finxentburg al$ Segenlöntg bem äBtttelsba^er von
SoQern gegenüber.
g. @Qbfrantce<4 unb bie Beoante.
3e me^r Snglanb (einen Serfe^r mit 3tciHen t>on ^canh
r ei^ ablentte unb überDeut f d^Ianb ffi^rte.um fo me^rfc^eft^
ber ®egen[a^ 5tDi|4en!Deut[(i^Ianbunb gfranfrei^unbbie
grransofen niaren be[trebtp il^r £anbergebietam SR Ittelmeer guoer*
großem. 3^ 3<>^<^ 1349 n)urbe bas Delp^inat ber franjofi«
fc^en Arone einoerleibt unb jum (Erbieten bes ien)eiligen X^n*
folgers beftimmt unb im Saläre 1352 »urbe feitens ber Stobt
SRontpellier ben ftoufleuten oon Senebig geftattet, i^re
SBoren oon SRontpellier aus in ganj gfranbei^ ju oerlaufen,
o^ne bem Gtopelsmang ber SRärfte ber S^ampagne unter»
vorfen ju fein. Suf JtSnig $^ilipp VI. oon gfranireic^ folgte
im 3a^re 1355 Aonig Sodann 11. Unter i^m bra^ im 3<^
1358 in $oris eine SReooIution aus, beren !imed ba^in
gieng, bie Arone oon grranlrei(| an Snglanb ju bringen.
(Englanb unb Slaoarra führten bie gaben ber Semegung, an
beren 6pi^e ber 93orftanb ber ißarifer Aaufleutesunft ftanb.
SBa^renb ber Sürgerlrieg im 3nnem grtanlrei^s tobte, pifin*
berten bie Sngifinber unter bem l^marjen ißrinjen bie fron«
jofif^en £anb[(^aften Sluoergne, £imoufin unb $oitou
unb als Aonig 3o^ann gegen bie Cnglinber ju gelbe jog, tourbe
er im 3^^^^ 1356 bei äRaupertuis gefangen genommen unb
nac^ £onbon gebracht. (Englanb befe^te gans 9qttitanien
mit ber (guten ne unb bie 3ongefane oon SorbeauxoKiren
[eitler in ber $anb bes f^ioarjen ^rinjen, ber als englifd^
Statthalter in btefer Stabt refibierte.
Seit^r enttoidelte [id^ in Sorbeaux, begfinftigt
oon ben grei^anbelsgrunbfa^en ber (Englanber, ber bebeut*
enbfte SBein^anbelsmittelpunft bes SRittelaUers, mit
anif ber (Ertrag ber [panif^en unb [fibfranjofif^en 6(^af|eerben
ber £angueb'oc ^ier eine lebhafte SBoIIenioeberei be*
gfinftigte, fo bag Sorbeaux [eitler ber Q)i(^tigfte ^anbels*
mittelpunft ffir ben 93erle^r jioif^en £onbon unb ber £e*
— 153 —
OQitte mürbe unb ja^Ilofe 64iffe bie (Erseugnijfe ber Stiebet«
lanbe 9on §iet auf bet ®aronne na^ Zouloufe befdrber«
teit, iDoioie in 9larbonne, $erpignan, Satcelono, C^a«
Ions unb SRoilanb eine lo^entmidelte SBoUenmeb^ei blühte.
SBeitaus bie überioiegenbe 3<4I ^i^f^c Srjeugniffe ber 9Bebereien
ber £angueboc unb jtataloniens giengen Aber SRontpel«
Her, 9larbonne unb Barcelona mit i^ren so^Ireid^en
Färbereien no^ Froren}, 00 bie aSoIItud^er, bie
SB eine unb 6eifen n>ie bie Silberarbeiten oon Xou«
loufe, 9taxhonm, ißerpignanu.f.Q).oonbenbortigen(&rog'
^nblern namentli^ na^ Sp^efus unb Aleinafien toeiter«
beforbert tourben, mä^renb betreibe aus (Sübruglonb,
SBac^s, 9teis unb gfla^l^ foioi^ S(Iaun aus itu^abia oon
'bort ab ![Rfl<ifra^t ^eimgebrad^t n>urben.
ein mistiges 9lbfa||f elb ffir 9Bontfi(^er mar nantentli^ bie 6tabt
6 ata Ha in Aleinafien, mo bunte unb gefrorene SBoIQtoffe aus
(E^alons, 9{arbonne, ^erpignan unb SDlailanb oiel
gelauft mürben , ba bie Xu^färberei unb Sc^eererei in ber fie«
oante bamab fe^r [d^Ie^it entmidelt mor. 3n großen SRengen
bra^ften meiter bie Äaufleute oon Slarbonne unb 9RontpeI«
(ier i^re SBoIIftoffe unb fieinenjeuge nac^ ber 3^*fcl
Cqpern, um bort 3ngn>er, Pfeffer, Snbigo unb 3tof)x*
]uder aus Sagbab bagegen einjufaufen, fo bag namentli^ ber
9lo^uder immer me^r ben ein^eimif^ien ^onig unb ber ^n*
bigo ben ein^eimif(^en SBaib ju oerbrängen anfiengen unb 3uder
unb 3nbigo aus Sagbab fiber Supern unb bie 3n{el 6i>
cilien in fteigenben SRengen nad^ 92arbonne unb 9Ront-
pellier unb oon (ier ilber Zouloufe na(( Sorbeauat,
Srfigge unb £onbon }u manbem begannen. Die 5taufleute
oon jtonftantinopel Hagten bitter, bag bie Jlaufleute oon
Sejiers bei Üouloufe ni^t me^r fo sa^Irei^ mie [eitler i(r
betreibe, i^re 9{inbs(aute, i^r SBac^s unb i^ren Sllaun
in Aon|tantinopeI (olen, bag ilonftantinopel niAt mefir mie
frfi^ ben äRittelpunIt für ben (Einlauf oon 3nbienmaren
bilbe, fonbem bie [fibfranjöfifc^en Aaufleute (ier nur no(( bie
Srjeugniffe Stujslanbs unb ber SaHanlanber laufen, ma(»
renb man bie 3nbienmaren unmittelbar in (£9 per n ober in Sag«
bab (ole. Den größten 9lu^en biefes gefteigerten Serle(rs mit
bem Sftli^en SRittelmeer (atten bie Schiffer unb bie grogen
— 154 —
9{(ebereten wm SReffina, tpd^ beti gaiqeR S^iffa^cfs«
va^Ufyc 0011 fBoIItvi^erii ans Korbonne, ooit Sein«
loanbftoffen aus 91^ et ms, oon gcblet^^ ZiU^eni aus Sa«
leitet a, oon &^(BÄa^ nnb gcf^ienen SBoIttiU^ern auf t^ien
6i4tffen na4 bem Cfien füllten.
Die Unjufriebenbeit nnb 3ctriffen^ bei 3ntereifen in ^mtctii^
wm^ info^ebiefer Serlegnng bes ^^nbelsmittelpunlts
na^ bem Gilben Jett bei grnebe oon Sretignq im 3a^ie 1360 bte
grei^eit itonig 3o^<ntns nnb ben Seiji^ (Englanbs ouf bie fron«
3ofif(^ ftione babur^ ermogli^i §atte, bog gfionlrei^ jeine »i(^
ttgften $Ifi^e unb Sanbf^^en, namentlii^ ben ^afenpla^
Calais fovie ®uienne, ^oiton unb bie gonse
®ascogne an Snglanb abgetreten ^e. Um bie (Sninb*,
befiel unb 9BoDeniDebeT auf bem £anbe jufriebenjufiellen,
|dte Aonig 3o^n im 3a^re 1360 bas feit 1316
befte^nbe Serbot bei Susfu^r oon ungefitbten SBoüftoffen unb
9{o^tü(^ern aufgehoben unb ^e bamit ben Groll ber gpotber,
Sleid^r unb 9I|i|nreteure bes fianbs in ^o^m Grabe erregt
unb bie Sinoerleibung ber Graff^aft Champagne im ^olfytt
1361 unb ber Xob ftonig 3o^nns im 3^^^^^ 1364 oermo<^ten
bie Uniufrieben^eit nt^t ju bannen.
€o maren es f^roierige Ser^Itnijfe, unter benen ber So^n
ftSnig 3o^nns, Aarl V., bie fronjöfif^e ftrone antrat. 3m
Sunbe mit ben Snglönbem jettelten in $aris bie 3flnfte
ber flusfu^rgetoerbetreibenben eine Sleoolution um bie anbere
an, ma^renb auf bem platten £anbe bie Sauempartei,
bie Vraguerie, ebenfalis gegen bie ^Regierung fid^ auflehnte.
3a^nofe oermilberte Sanben oon ehemaligen Serufsfolboten,
luel^en ber 3"^^^ bas Srot geraubt l^tte unb benen
bos notleibenbe Susfu^rgemerbe leine Slrbeitsgelegen^it me^r
gevo^rte, burc^jogen bas £anb unb ftörten ben frieblic^n
^anbelsoerte^r. Aönig ftarl V. gieng entf^ieben baran, biefen
9Rigftanben abju^elfen, inbem er [i^ u^Hig auf bie 6eite ber
Groggrunbbefi^er (teilte. Die erneute JtrtegserKfirung an
Cnglanb unb Aaftilien gab Gelegenheit, bie juc^tlofen
£anbsfne^tsbonben unb i^re auf ^albfolb gefegten ^fi^rer
u)ieber bem Arieg6^nbn)erl jurfidjugeben. Gemaltfam mürben alle
SinnenjoIIe ber einjelnen £anbes^erren aufgehoben, bie
^usfu^r oon allen 9{o^ftoffen mürbe freigegeben unb
— 155 —
als bie SBebereien ber Sietogne, ber £angueb'oc unb
gflanberns bes^alb Slufftanbe anjeitelten, mürbe bur^ Ser«
f^ärfung ber fionbfriebensgefe^e btefe Seioegung mit
geiooltiger gfouft erftidt. gfranlret^s ^olittt fc^mamm »teber
oöllig im ^äSjima^tc ber ^^^fiobatte, b. ^. einer groglopitalifti«
fd^en Sgrarpolittf, unb ^ielt biefe ®runb[a^e bi$ }um Xobe bes
itonigs im 3a^re 1380 feft.
Der 9{egierung6iintritt bes unmflnbigen A9nig$ itorl VI.
brachte bas J&onb in neue Senoirrung. Die ^Regierung führten
als Sormunbfd^aftsrat ber ^erjog oon Surgunb unb bie
Grafen oon Slnfou unb Serri. SBä^renb ber $of bos (Selb
in glcinsenben gfeften unb grojjen mtlitärif(^en 9tfi[tungen gegen
bos 9uslanb, gegen Cnglanb unb 6<^ottIanb, oergeubete,
folgte in $oris infolge bes f^Ie^ten Sef^öftsgangs oon ®e«
»erbe unb $anbel eine iReooIution auf bie anbere. Das 3^^^
1385 braute bie Sßerma^Iung bes Aönigs mit ber ^rinjeffin
3fa&eIIa oon Sägern, auf beren SSeranlaffung alsbalb ein
SBoffenftillftanb mit Snglanb 3U ftanbe fam. Die (S)e war
inbes !eine glfldli^ie unb im 3a^re 1392 oerfiel ber jtonig in
unl^eilbaren Sßa^nfinn, morouf alsbalb bie ^erjöge oon Sur-
gunbunb Serri bie 9{egentf^ft mieber an fi^ riffen unb im
ograri|(i^*IiberaIen englanbfreunbli^en 3ni^^^ff^ meiieneiiierten,
wä^renb ber gemerbefreunblid^e fd^u^jöllnerif^e $er5og oon
Orleans oon ber 9{egentfc^aft ausgefc^Ioffen mürbe. Die ber
SRo^ftoffousfu^r gfinftige liberale ^grarpolitil jerftörte jmor
bas fran3ofif(||e (ßroggemerbe, [omeit es fi(^ mit ber ^erftellung
oon ffiemerbeerjeugntlfen aus ausl&nbi[(^en 9{o^ftoffen be«
fagte^ aber fie jerftorte leinesmegs bas fcanjofif^e (geioerbe
übetfynxfi; oielme^r giengen na^ mie oor fransSfifd^e 2Beb«
moren in großen 3Rengen na(| ber fieoante, menngleid^ 0er
Slbfa^ [d^ioieriger toar als fett^er. 6o riet 3. S. ein fransöfi«
fc^er Sbelmann aus ber $icarbie, ber im Dienfte bes Sultans
ber Xfirlei toar, nad^ ber unglüdlid^en Sc^Ia^t bei Slilopo*
lis, ber oon itaifer Xrajan erbauten berül^mten Stabt, ber fran«
jofijc^en Arone, bem 6ultan ein (&ef(^en! oon gebleichten
fieinenftoffen aus 9i^eims 3U machen, bamit bei ben Xurfen
3ntere|fe für biejes ffieioebc cntfte^c. SRailanb mad^tc bomals
ein o^nli^es (gefc^enf unb tiefe 3Rufterfenbungen [(feinen [e^r
boju mitgetoirit ju ^aben, bog [eitler auf ben großen SRäilten
— 156 —
in Aonftantinopel unb in gamagufta auf ber 3nfel
Cqpern neben ben abenblänbifc^en SBoIIftoffen nomenili^
ou^ fieintoanb lebhaft 9on ben abenblänbif^en Jlaufleuten 5U
SRorlt gebcad^t, oon ben mu^ammebanif^en $anblem gelouft
unb fiber Serien nad^ 6flbiu6Ianb unD nad^ Kegqpten,
Arabien unb 3nl^i^n u>eitetgeffi^rt rourbe. Die fran3o|if<^e
^anbebpolitif brachte e$ ju ftanbe, baj; in Sllesanbtien unb
Äairo eigene Xu^mejfen eingerichtet mürben, bag bie Sg^pti«
f^en gftauen begannen, i^re SaummoIIfleiber abjulegen unb fi^
in 9{beimfer £eintDanb ju Ileiben, mel^e bie großen Se«
neb ig er ^usfu^r^Sufer in f(Iexanbrien unb Aairo ju SRoitte
brad^ten, toie oud^ ffir bie figqptif^e Hrmee fogenannte Sene*
bigermintel aus fcanjofifd^ent 6toffe eingeffi^rt vurben.
h. (Englanb als 9[usfu^rgeiDetiie[taot.
äBas fi^ fd^on im 13. 3a(r^unbert vorbereitet ^tte , ber
Uebergang (Englanbs 3um Slusfu^rgenyerbeftaat, oollsog
|t^ ooKenbs gonj fett bem 3a^re 1300. Der C5runb ffir biefen
in bie ®efd^ide oon ganj 9Befteuropa tief einfd^neibenben
SBe^fel n)or bie als gfolge einer liberalen (Sefe^gebung einge«
tretene SeooIIerungsjuna^me bes fianbs. SRan ^atteim
3ntereffe bes normannifd^en Slbels bie 9{o§ftoffausfu$r freige«
geben unb baburd^ bie greife ber fiebensmlttel berart gefteigert,
baJS ben ntinber bemittelten Sinmo^nern bie fiebens^altung nur
babur^i m5gli(^ mar, baj; fie {i<^ auf bie SBieberoerarbeit«
ung ber Srjeugnijfe legten. Der munbe $unlt (Englanbs mar,
bag burc^ bie fapitaliftif^e 3ufQmmen3ie^ung bes (Srunbbefi^es
in mentgen Rauben, oie bies bie liberale Slgrorpolitil
ber 9lormanneQ§errf(^aft mit fid^ gebraut ^atte, ein er*
^ebli^ier (Betreibemangel eingetreten mar. Der june^menbe
lieber f lug an Sd^afmoIIe auf bem SBeltmarfte, ber bur(|
bie (Erf^Iiegung immer neuer fiönber eintrat , ma^te fi^ ffir
Snglanb empfinblid^ ffi^Ibar. (Englanb mar nic^t me|r bos reid^e
£anb , bas ru^ig sufe^en lonnte, mie bie f remben ^finbler lamen
unb ben englif(|en 9to^ftopberfIug polten. Seine 9{o^ftoffe
maren fnopp gemorben unb Cnglanb mujjte bes^alb jur gemerb*
lid^en Si^eugung ffir ben SBeltmorlt flberge^en, S^l^ffe bauen
unb fid^ am SBettbemerb ber SöRer auf bem 93eltmarfte betet*
ligen, menn es [eine Seo5I!erung meiter ernähren mollte. Sng«
lanb mar fein f^mai^ beoöllertes £anb me|r, mo bie normanni'
— 157 —
f^eit Groggrunbbefi^et bie @^e iDoiben laffen unb bann bie
9BoIIe betjelben oerloufen lonnten. Ss fehlte am Scoilom, bie
Srni^t^nreife fttegen unb bie angeboute Srla<|e mu^, ber Srunb-
(efi§ bes normanifc^en ^oi^bels jertetlie [t(^ unb bie (Einnahmen
ber ®to|sgtunbbe|i^er nahmen ab, »eil ber SBoIIpreis fanl.
60 gab es nur smei 9QBege jur $tlf e : Snglanb ntugte ento)eber ein
notionaler Slderbauftaat ober ein internationaler , beut SBeltoer«
le^r lebenber, aber in ft^ abgefc^Ioffener (groggemerbeftaat werben.
(Englanb entf^Iog |i^ jum le^tem : es [teigerte feine Seo9I(erung
meiter, oerarbeitete mit gilfe berfelben feine S^afmoIIe 5U SBoII«
t fiebern unb taufte mit bem (Ertrag biefer Zfl^er Srotfruc^t
im Sluslanbe. Die £ieferanlen für biefe Srotfru^t maren
ißreugen unb bie £)ftfeelanber unb berSerie^r mit biefen
£finbem fteigette fi^ bes^Ib feit bem 3<4^^ 1300 augerorbentli^,
n>a^renb freili^ bie fiebensmittelpreife babur^ in ^reugen unb
in ben Cftfeelanbem allmä^lic^ er^eblid^ gefteigert ourben. 911$
C&egenioert ffir bie gelaufte Srotfru^t gab Snglanb ben ißreugen
unb SDftfeelanbem ®oIb, Silber, SBoIIftoffe unb aBeine
unb bem inreugif^en (ßroggrunbbefi^ erwu^s aus biefem $an«
bei großer 9lu^en. 9Benig erfreut fiber biefen Uebergang (Eng«
lanbs 3ur SBoIItu^erei maren freiließ biefenigen fifinber, meiere
feit^er bie ä^erarbeitung ber englif^en SBoIIe ju aSoIItu^en
vorgenommen Ratten, oor allem bie 9lieberlanbe, gfrant*
rei^i Stauen unb bie ^anfeftöbte.
6(l^on im ^^t^re 1189 maren in Snglanb feitens ber (6t*
oerbetreibenben SBerfuc^e gemo^t toorben, ber Serteuerung
ber 6<i^afn)olIe ffir bas inl&nbifd^e 9Bebgemerbe bur^ bie
normannif^en (Broggrunbbefi^er babur(| ben Soben abzugraben,
bag manfpanif^e 6^afQ)one in (Englanb einfache. Dieben
Srunbbefi^em freunblic^e 9legierung mar biefemSeftreben aber fof ort
babttr4 entgegengetreten, bag fie bieSinfu^r oon 9BoIIe oerbot, ba*
mit bie (Einnahme ber 3BoIIbarone ni^it gef^äbigt mürbe. (Erft feit
bem 3^^^ 1300 etma bra^ man mit biefem agrarifc^'f^u^söllner'
if^en Stanbfmnlte, meU ein berartiger Ueberflug an äBoIIe auf bem
SBeltmarft ^errfd^te, bag mit (Einfu^roerboten bem 9BoIIpreife
ni^tme^r aufsu^Ifen n>ar. (E8^anbeltefic^nunme^rbarum,bieeng'
lifd^e Wollt um feben $reis los 3U merben, unb man geftattete
bes^Ib bur$ bie carta mercatoria ni^t nur allen fremben
Aaufleuten ben 9BoIHauf in (Englanb, fonbem grünbete au^ im
« :
— 158 —
3a|re 1308 unter ilSnig (Ebuarb 1. einegroge etapelgefell«
fd^aft jum 3^^ ^^^ 3lu9fu^r ber englifc^en SBoIIe unb
onbeter fianbeserjeugntffe. Slufgabe btefer mit toeitge^nben
Siebten oon ber Regierung ausgeftatteten ^onbelstompagnie mar
ber Suflauf oon S^afiDoIIeunbSBoIItfic^erny oon9linbs«
Hüten unb fieber, oon 3inn unb Slei u. f. m. in ganj
Snglanb unb ber Sertrieb biefer Srjeugnilfe im Suslanbe. 8Is
(Begenmert Derfo^ bonn bie itompognie (Englonb mit ben (Er«
jeugniffen ber fieoante, namentlid^ aber mit 8rotfru(^t aus
^reu^en unb ben Oftfeelanbern.
9Bie alle ^anbelsgefellf^often bes aRittelalters bilbete
aud^ bie englifd^e Stopeßompagnie eine anerfannte C5ilbe
ober 3unft unter einem gemöl^Iten jtapitän ober 3Raier,
bem fiorbmafor, bem als Pfleger jmei Aonfuln,
Sfl^fenmeifter ober Sllbermfinner jur Seile ftanben, »ie
bem romlf^ien gfelb^erm (Imperator) bie betben Stabt*
Pfleger (coasules). Der $auptfi^ ber Aompagnie mar Son*
bon, mä^renb in aUen Xeilen ber SRonar^iie !imt\^nxt\>ti*
laffungen unter beftelßen £ager§erren ober gfaftoren
eingerichtet mürben. !Die[e lauften im ganjen fianbe bie
Don ben (Bemerbetreibenben gefertigten geffirbten unb ungefärbten,
gefd^orenen unb ungefc^orenen aSoIItfi^er , bie S^afmoüe , bie
Kinbs^äute , bas Seber , bas Slei unb bas ^Xwx u. f. m. }u«
[ammen unb fanbten e$ bur^ i^re ^u^rleute an bie einjelnen
Stopelplo^e bes fianbs, mo fie ber SerjoIIung burd^ bie
Arone unterlagen unb bann beliebig an ein^eimif(|e ober frembe
^anbelsleute oerlauft merben lonnten, meiere bie englifi^en
9Baren na(^ ben Seehafen unb ins Sluslanb brad^ten.
Rotten biefe Hu s f u^ r bis }um 3<^^^ 1300 etma bie ftaufleute
ber $ an je [tobte beforgt, fo begannen [eitler bie CEngISnber felbft,
biefen Zeil bes ^anbels in bie $anb ju nehmen. Sie be«
gönnen, felbft Skiffe ju bauen, beluben biefe mit ben englifd^en
(Erjeugniffen unb führten fie in bas Sluslanb, mos alsbalb ju
grojsen Sie ib e r eten mit ber $ a nf a ffi^rte. 3m 3a^re 1309 {.S.
mürbe bie engli[(|e 9{egierung in Sl^ni^^i^n oorftellig, ba| bie
Oefterlinge, mie man bie $an|efaufleute nannte, bem ftonig'
rei^ Sd^ottlanb fd^meren Sd^aben jufflgen, in ben 3a|ren
1310 unb 1313 Ilagte Cnglanb in 9lormegen, bog englif^
ftornf^liff e auf bem Stüdhoege aus ber Oftfee in einem nor«
— 169 —
xDegifii^it öafen auf Antrag ber ^anfa bef^Iagna^mt wothtn
leien, unb erft im !Sa^xt 1317 lam ein Sergleii^ sioij^en
Snglanb unb bet ^onfa }u ftonbe , na^ bem bie ^anfa eine
Sntf^bigung an (Englonb ffic bie gelopeiten 6(^iffe ju leiften
^tte unb baffir i^re $rtoiIegien in (Englanb auf eniige Seiten
oerlängert erhielt.
Zro^bem aber mürbe bos Serl^öltnis jmifd^en Snglanb unb
ber ^anfa intmer fc^Ie^ter. 3^1 So^re 1320 mürben einigen
Aoufleuien aus 6oeft in 9De|tp^Ien in Sout^ampton i^re
6ta^In>aren befd^Iagna^mt , meil biefe €ta(In)aren nic^t in
einer ^onfeftabt gefertigt maren. (Englanb ^otte furj oor«
^r ein (Befe^ erlaffen , na^i bem es ben $an[eftabten nur no^
erlaubt mar, felbfterjeugte aSBaren na^ Snglanb einjuffi^ren
unb bie Don i^nen bafflr gelauften englif<^en 3Baren nur no^
nai^ ben ^anfeftöbten ausjuffi^ren, Seftimmungen , bie fSr ben
^anfe^bel allmö^Iic^ gerabeju oemi<|tenb mirtten unb bie
eigene 9{^berei (Englanbs mad^tig ^oben. 2)ie meitge^enbfte
(Jforberung aber erfuhr bie englif(^e SBoIIenmeberei burd^ bie unju«
friebenenflanbrif^enSBebereibefi^er, meiere entrtl|tet über bie
bur^ bie Sfranjofen eingeffi^rten ^o^en abgaben ber $eimat
na$ (Englanb ausmanberten unb i^re 9Bebereien na^i (Englanb
oerlegten, um unmittelbar an ber Quelle i^res 9lo^ftaffs ju
fi^en. Die mi^tigfte gigur unter biefen SBebem mar ber (grog*
^nbler 3o^nn Aemp. 3)ie englif^e ^Regierung begfinftigte
biefe Sinmanberung in jeber SBeife unb bas Parlament bef^Iog
ein eigenes (Befe^, bur^ melc^es bie ^eiftellung einer bauer^aften,
na^ 9Ra6 unb Sef^affen^eit muftergiltigen 9Bare bem ilSufer
gemfi^rleiftet merben follte. (Es mürbe eine fönigli^e äBoII«
tu^fc^au eingerichtet. 9n ber 6pit|e berfelben ftanb ber !5nig«
Ii(|e eilenmeffer, beffen Aufgabe mat» alle im £anbe ge«
fertigten unb jur ausfuhr beftimmten 9BoI(tfl^er ju mef|en , ob
fie bas gefep^e 9Rinbe|tmag nac^ fiönge unb Sreite unb bie
uorgefc^riebene Sef^ffen^eit Ratten; alle ni(^t Dor{(^riftsmagig
gefertigten ungefärbten ober gefärbten aBoIIftoffe maren bem Sis«
bis perfaUen.-- Dur^ biefe ftrengen SRoferegeln gelang es ben
Sngifinbem in ber 2^t , ben anberen Stationen ben SEBeltmarlt
ablagen. Um bem englif^en ffigengemerbe eine fefte ®runb«
läge 3U geben , mürbe im 3a$re 1336 oon ber ^Regierung bie
3BoIIausfu]^r ganjlid^ oerboten unb ebenjo iebe Sinfubr
— 160 —
»Ott fremben aßollt fiebern untetfagt. jtein engltf^et l[1tte^
ifyxn burfte me^r ein Aleib ou$ anberm ab englif^em Stoffe
tragen, nur bie SRitglieber bes löniglid^en Kaufes unb bte Se«
amten burften Aleiber aus fremben Stoffen ^oben. XOen (&e-
ntetnben mürbe bie Sluf tage gemail^t, frembe Xu^mad^er, bie fi^
in (Englonb nieberlaffen mollten, baburd^ ju unteiftfi^en, bog man
i^nen 9Bo^nungen unb 9Ber(ftStten [eitens ber (Bemeinbe loften«
frei 3ur Serffigung (teilte, SEBalfer unb gf&rber [oKten biefelben
(Erleichterungen genießen. !Das oeranlogte in* ber Z^at go^I«
reid^e mallonif^e Sßeber, bie 9lieberlanbe 3U oerloffen, n)o
man fie mit Steuern unb abgaben brfidte, bie in feinem Ser«
^Itnis JU ben niebrigen greifen ftanben, meiere t^nen bie ^anfe«
faufleute oon Srfigge unb bie 3taliener ffir i^re Xfl^er bejo^Iten,
jo es sogen ja^Ireid^e Seibenmeber aus ben SHeberlanben
na^ Snglanb unb macbten au^ biefen ®en)erbe3n)eig bort (eimifd|.
SBurbe |o in (Englonb bas Sigengenierbe ungeheuer geft&rlt
unb oerme^, inbem man eine einfeitige (Bemerbef^u^Iitif
trieb , fo fiegte unter Aonig (Ebuorb Ul. erneut ber Sfrei^nbel
ber Agrarier. 3m ^c^xt 1337 lam eine neue Stapelorbnung
heraus, loel^e ben üuffouf, ben SBieberoerlauf unb bie SCusfu^r
aller 9to^ftoff e unb (Bemerbeerjeugnilfe , namentli«^ oon 6 e«
treibe, ^Ux]äff^i]iftn u. f. u). fon)ie oonSBoIIe, Seber
unb SBoIIftof f en alten Stn^eimifd^en unb gfremben freigab mit
alleinigem Slusfc^Iug bes SB eins. Den ^anfebufleuten unb
gflamlanbem oiurbe erneut geftattet, aud^ ni^t in ben ^anfeftSbten
gefertigte 3Baren einjuffllren ; nur rourbe bie (EinrSumung biefes
^rioilegs ben einjelnen fremben Staaten gegenüber oon ber
Sebingung abhängig gemalt, baj; lein frember ^anbelsmonn auf
einmal me^r einlaufen follte, als er binnen 6 SRonaten oerarbeiten
!onnte, unb bog ben englifd^en Staatsange^Brigen bas gleiche
9{e^t bes freien SCuflaufs unb Serlaufs in ben betreffenben
£anbern jugebilligt mürbe. 5l9nig Sbuarb 111. erRSrte fic^ femer
bereit, feine Xo(|ter bem (trafen oon Qflanbern }ur ^H^m
JU geben. So fd^ien ein ausglei^enber Stanbpunft gefun«
ben; bo^ mißlang bas ^rojelt jum SIerger bes ilonigs.
Die Serlobung mürbe rfidgängig, fo baj; Snglanb entrfifiet
oon feiner Stapelgefeüf^aft bie Sluf^ebung i^rer Slieberlage in
Srflgge forberte unb ben Serlauf ber englif($en Sd^afmoOe
u. f. m. nur no^ in ben englif^en Stapelplat|en SBeftminfter,
— 161 —
Sonterburq, 9?o4efteT, Szeter, SBin^efter, Sriftol,
£incoIn, ^orl, 9totwiäff 9leiDcaftIe unb ^ull unb in
ben irifc^en 6ee{tabten Dublin, Sorf, SBoterfotb unb
Drog^ebe geftottete. Sllle bem StopeljiDang untenootfenen
englifc^n CErjeugniffe butften erft bann ousgeffi^rt merben, oenn
fie in einer bie|er Stibte ben gefe^Iic^enSusfu^rsoII besohlt
^tten. Die Vusfu^r buri^ Snianber tourbe ftrenge verboten
unb ben ^usISnbem stürbe fie nur unter ber Sebingung ge«
[tottet, bajg fie fi^ eibli^ oer^^ii^teten, leinen ousISnbifi^en
6tapeIort mit ben oon i^nen gelauften englifi^en SBoren su be*
fu^en. Die gonse SRo^regel ^atte ben ausgefprot^enen 3^^^»
bas entmidelte flanbrifi^e 9Bebgen>erbe 3u Dentisten jur Strafe
baffir, bag gflanbem ju gtonheic^ unb ni^l ju Snglanb ^ielt.
Der englif^franjSfif^e jlrieg ma^te inbes fflr CEnglanb bie
Sef<l^affung weiterer Sinna^men notig. Die 9{egierung geftat*
tete bes^alb im ^cifyct 1354 allen fremben ftaufleuten auf brei
3abre, gegen 3Q^Iung be$ feit^erigen Susfu^rjolte o^ne iebe
toeitere Slbgabe englifc^e (Erjeugniffe ausjuffi^ren. Den englifd^en
3onbe^9rben lourbe bas feit^er Abliefe geioaltfome SBegne^men
oon SBaren, o^ne fie ju jaulen, ober ju einem aufgejiDungenen
greife ftrenge oerboten. ü^max fO^rte no^ um bas Z<^^ 13^8
bas ^anfacomptoir in Sonbon j&^rlic^ runb 100,000
SBoIIfade 3u 26 6tein ju 14 ^funb na^ ben 92 ieb erlauben
unb Italien, namentlid^ na^ 93enebig, (Benua unb Slo"
renj ous, boc^ n^urben bie englif^en ,,9l ben teurer" (mer*
chaod adventarer8),n>ie man bie ^usfu^rlompagnie nannte, immer
mfic^tiger. Sie grfinbeten Qfoftoreien in ben 9tieberlanben
unb in Deutfi^Ianb unb vertrieben bie englif^en Srseugniffe
felbft bis m^ 3toIien unb 9{uglanb, fo ba^ bie $anfeaten
bobei bas iRa^fe^en Ratten. Die beutf(^e Slegierung jtbnig fiub«
migs bes Sägern, bes mSi^tigen 99Bittelsba^ers, beffen Stirne
bie Jtionen oon Deutf^Ianb, 3talien unb $oIIanb
f^mfidten , unterftfi^te bie Snglanber babei jum grogen 9lerger
ber $anfegefenf(iaft Die englif^e (Befeüfd^aft ri^tete eine
9lieberlage in Srfigge ein unb mürbe balb fo ma^tig, bag fie
basflanbrif(^e unb beutfc^e SBoIIgeioerbe na^eju ju ®runbe
ri<|tete.
3m 3^^^!^^!!^ ^^^ (Sroggrunbbefi^er ber su SoQem gehörigen
Starf Sranbenburg, meiere Snglanb mit Srotfrud^toer*
11
— 162 -
forgten, öffnete er ber englifc^en SB olle, ben englif^en SBoII«
Itoffen unb ben anbeten englif^en (EQeugntffen bte ® renken
^olUnbs unb !Deut|<^IanbSp fo bog bi: englif^en SBoren
unge^inbett bur^ bas 9{^eint^al ober bte SRarl Sronben«
bürg no^ S^toaben ober Sägern unb über bte Q^mtxi
ober Xtrol na^ Italien gelangen lonnten, fa feine ($reunb«
f^aft 3U Snglanb gieng fo loett, bog er im ^oSfxt 1343 ben
ftöntg Sbuarb Hl. jum Stjefönig ober 9?et^80tldr oon (SalHen
unb Slteberbeutfd^Ianb ernannte, nac^bem ber (5raf 9BtI'
^elm IV. oon ^ollanb geftorben unb biefe fianber babut^ an
bas beutf^e 9{et(^ jurfidgefaHen maren. 3m 3a$re 1346 beließ
er feine (Bema^Hn mit ben ®raf|^aften ^ollanb, 6eelanb,
gfrteslanb unb ^ennegau in erbli^er SBeife unb 30g biefe
fi&nber bann nac^ beren Xob als perfSnlic^es fie^ensgut an fi^
Srantrei(^ fa^ fi^ burd^ biefes beutf^^englif^e Sfinbnis f^oer
bebro^t, bo^ blieb fein Serfu^ erfolglos , fi^ im 3a$re 1347
mit Defterrei^ gegen basfelbe }u oerbfinben.
60 mar es lein SBunber, menn fi^ bie SRai^tfiellung (Eng*
lanbs immer grogartiger entfaltete. 3m Z^^^^ 1378 erfolgte
eine neue Serorbnung, bte allen ftaufleuten aus gf ran fr ei 4,
Stalten, Spanien unb Portugal bie 9Iusfu§r englif^er
Srjeugniffe nad^ ben Oftfee länbern oerbot, ba (Englanb biefe
3Rfi^emaItung als ein feiner eigenen ^anbelsfCotte 3ufte^nbes
$rioiIeg betrachtete. !Die Solge mar ein neuer Ärieg mit Sranl-
rei^, ber ben $anbeIsoer!e^r erneut er^ebli^ beeinträchtigte«
Die englif(]^en ^anbelsfa^rjeuge maren auf i^rem 9Bege na^
ber Dftfee leine 6tunbe fidler oor ben fransofifd^en ilaperfi^iffen
unb Snglanb legte einen ^o^en Soll auf alle Sd^iffe , bie na^
6d^ottIanb fuhren, um bie Soften ber Sid^rung biefer
Sd^iffe 3U beftreiten. Sitter Hagten bie jlaufleute aus $ reu gen,
S^meben unb 9lormegen, bie (Betreibe na^ G^ott*
lanb ffi^rten, bag Snglanb auf {ebe £aftftorn einen 3on oon
8 61fiber lege, bo(^ maren alle ftlagen oergebens. 3nt Zt^tt
1381 erlieg bas englifd^e ^Parlament eine Serfügung, na<^ ber
fein englif<|es Srseugnis me^r anbers als auf englif<$en
Skiffen ausgeführt merben burfte, unb oerlangte oon ben
englifd^en SR^ebern ben 9}a(^meis, bog bie 9Re^rja^I i^rer
S^iffsmannf^aft aus englif^en Staatsangehörigen befte^. 3>er
3med biefer äRagregel mar einmal bie geranbilbung einer tfi^«
— 163 —
iigen aRannfd^aft für ben fronioftf^en Krieg uttb bann bie Ser«
btongung bet ^nfi[(^en Streber ats bem öctnbelsoerle^r snifi^en
(Englanb unb SRu^Ianb.
Die Urheber aller biefer ÜRagregeln toaien bie
englif^en ^onbelsleute , toel^e e9 mit fteigenbem Unmillen
fü^en, iDte bie fremben ^anbebgefellj^aften bie eng-
Kf^en 6taal9ange]^origen mit Sluslanbrnaren altec SIrt, nament«
Ii$ mit SBeinen, Spejereien unb anbeten fiebensmit*
teln, mit 6eiben[toffen unb Veljioerl oerforgten. Sie
oerlangten, bie 9legiening {olte ben Suslanbern ben SJetlauf
folf^er Dinge unmittelbar an ben Serbrau^er verbieten unb bie
fremben ganbelsleute }Q)ingen, i^re Sßare ausl^Iiegli^ on bie
englif^en ArSmer ju oerlaufen. 9Iu^ jollte allen üudlänbem
verboten »erben, S^afn olle ober anbere englt{(^e Srjeug«
ntffe aus bem fianbe 5U führen. Die 9legierung gab biefem
XnbrSngen na^, aber bie greife ber 9[uslanbn>aren giengen
olsbalb berart in bie $o^e, ba^ man ben englifc^en Stapel
planen i^r Sorfaufsre^t im 3a§re 1383 ent}og unb ben ^xtm*
ben ben unmittelbaren Sinlauf in allen ®egenben Snglanbs
uneingef^ratdt geftattete unb babei bie Susfu^r^SIIe mefentli^
er$5^te. Der englif^e SBoIIftapel in Calais würbe aufgehoben
unb ber (Einlauf ber engltf^en (Er3eugnt[fe bur^ bie Öf^emben
in gonj CBnglanb freigegeben, mobei bie fremben Aaufleule ge«
jvungen n^urben, für bas oon i^nen ffir i^re eingeffi^iten
äBoren erlSfte Sargelb jur Hälfte englifd^e 6^afn)oIle
unb SBoIIftoffe, 9{inb$^äute ober £eber, Slei ober
3inn, Sutter unb ftafe ju taufen.
Dies gab bem ^anbel ber ^anfelaufleute neue ftraft. Der
^fifc^e Stabel^of ober Stal^of in fionbon ourbe er^eblii^
enoettert unb tourbe aHma^Iid^ ein oollig abge!$Io|fenes S ^ e i»
^anbelsgebiet mit jal^Irei^en (Baf|en, eine beutf(i^e Srtemben«
folonie inmitten ber SBeltftabt £onbon. Den URittelpunft bilbete
bos 9{at^us, bie Olb^II, bie burd^ eine [tarfe SRauer mit brei
3:^oren gegen bie Angriffe bes £onboner $öbels gef^fi^t mar.
9la^s nrnrbe bas ganje ilnmefen feft oer|(]^Ioffen, benn ungeheure
SBerte oon SBaren aller SIrt lagerten in ben (Seioolben bes
6tabeI^ofs, um oon §ier aus an bie Aaufleute oon £onbon,
SleiDcaftle, Scarbouroug^, $ orl, 9lormi^, £9nn unb
^ttll abgefegt jumerben, mel^ebaffir äBoIIenftoffe, £eber,
11*
— 164 —
3inn, SIet unb ^firinge an bie ^onfen Derlauften, oielfa^
ober au(^ gegen bat einfauften. Diefe ÜRad^iftellung wußten bie
^anfelaufleute in fionbon ouc^ unter ftonig ^einri^ IV. (1399 bis
1413), bem erften englifc^en Asnig aus bem $au[e fiancofter, ju
ermatten. SRit $einri(^ IV. tarn bie rote 9iofe, bie $ortei ber
SBoIIfSrber, in (Englanbans Ruber» bie ber Setreibeeinf u|r ber
$anfen ni^t ungiinfiig gegenfiberftanb. Smmer^in lourbe bos
$an|eprit)ileg oon ber Sebingung abhängig gemalt , baft bie
$an[agenoffen nur [ol^e ^erfonen in i^re !inn\t aufnehmen
follten, meiere in einer ganfeftabt geboren maren unb ein
3eugnis ber betreffenben gan[e|tabt ^ierfiber oorlegten.
€o gelang es ber englif^en $olitii im Saufe bes 14. Z^x*
^unberts, bas (Eigengemerbe unb bie Sigenf^iffa^rt
Snglanbs berart ju ^eben, bag feit bem ^ü^xt 1350 ber englif^
r u f f i f (^ e Serfe^r ben ^anfeatifd^*ruf|if(^en $anbeIsoerIe^r fiber*
fiflgelt ^atte unb feit bem 3a^re 1400 (Englanbs ^anbel mit
Spanien unb Portugal ebenfalls mä^tiger gemorben loat
als berjenige'ber ^anfa. S^on bamals redte (Englanb feine
Slrme bis na^ bem SRittelmeere aus, inbem in ben Sauren
1857 unb 1370 aus Sniag bes englif^^fran^bfif^en ftriegs bie
flanbrif(^en Stfibte bei ber englif^en 9{egierung um Sebedung
unb fidleres (geleite ffir i^re na^ Spanien, ®enua unb Se*
neb ig beftimmten Galeeren na^fu^ten, mit au<| bie 9{epublif
Senebig ffir i^re 6$tffe englif^e ^affe ermarb.
i. ^reugen unb Oftelbien.
3)on ^o^er Sebeutung mar biefe £nta)idlttng Snglanbs
3um C&eu)erbeftaat oor allem ffir bie oflelbif^en
£ an ber. 6eit bem 3a§re 1300 begann ffir 8 rauben«
bürg unb ^reugen nad^ langen 3^Uen bes ^anbelsnieber*
gangs eine neue glanjenbe ^tii burc^ ben !Dur$fu^r«
^anbel, ber fi^ jmifc^en $olen unb Snglanb entmidelte.
Durd^ ^anbeboertrage gelang es ben (Engifinbem, bie gfa^rt oon
9teumarl fiber Stettin nad^ ber Oftfee ffir ben SBeltoer*
fe^r frei ju ma^en, unb bie (ErtrSgniffe, mel^e namentli^ bem
2)eutf(^^errnorben aus biefer Serf e^rsenimidlung enou^f en,
»aren gan} ungeheure. 6<i^on jtaifer gfti(bri(^ 11. oon ^o^n*
ftaufen ^e um bas 3<^^( 1250 bem Deutf^^rmotben bas
SRonopoI auf ben Sernftein^anbel in ^reugen oerlie^n,
bas feit^er bem Drben allein in Srfigge, mo^in ber preugif^
— 166 -^-
Seinftcin nomentlt^ ge^nbell lourbe, jS^rli«^ runb 2000 SRatI
6tlber eintrufl. Site im 3a$re 1308 bie 6tQbt Danaig oon
Sranbenbutg an $ceu|^en flbergieng, ma ber ^onbel oon
Dansig no^ oer^Itnismabig f^oo^ entoidelt. Die StSbte
Aulm unb Z^orn moren n>e|entli(^ bebeutenber; es gab bott
eine 9tiebedoffung ber englifd^en Aompagnie nnb bie
64tffe beibei 6tSbte fahren bis no§ Danemari unb
Sd^ioeben, na^ grieslanb, ^ollanb unb (Englanb.
3m Za^xt 1307 ^e bie preugif^e 9{egierung ein ein^itli^es
SRog unb (&en)i4t für alle ftauf|ausgflter etngeffi^rt unb no^
englif^em Sorbilb offentU^eSBarenfc^S^er, Aufterer ober
64iauer bejtellt, mel^e alle für bie Slusfu^r beftimmten
(Bfiter gu prfifen unb fie mit einem amtii^ Stempel als
SBä^rungsgut 5U beglaubigen ^tten.
Die 9RarI Sranbenburg gehörte um bas 3<4t
1300 no($ bem ^aufe 9lsl an ien unb im 3a^re 1317
befreite ber le^te üslanier, ber SRarlgrof SBalbemar, bie
ftaufleute ber 6tfible Serlin unb jt51n an ber Spree
oon ber Serpfli^tungp i^re $anbelsgfiler in Oberterg
eine beftimmte ^tlt aufjuftapeln unb ben bortigen ftaufleuten
ium Aaufe angubieten, mie er au<!^ im 3nteref|e ber (Brogigrunb«
befi^er geftattete, bas in ber 3Rad erjeugte (betreibe auger
£anbs gu filmen, wenn in bem betieffenben 3a^re eine ffir ben
3nlanbbebaif genfigenbe SRenge C&etreibes genm^fen toar. 3nt
3a^re 1319 nnir [obann bie 9RarI Sranbenburg na^ bem
S(us|terben ber Xslanier an bas beutfd^e iRei^ ^eimgefalten
unb ftSnig £ub»ig oon SBaqern ^atte fie im 3a^re 1323 [einem
6o§ne £ub]Dig gu fielen gegeben, unter beffen 9{egierung bem
£anbe neue f^ere 3^Uen be[4ieben toaren. 3m 3^^^ l^^^
erUdrlen fpoten unb Sitt^auen ber 9RarI Sranbenburg ben
Arieg, »eil fie fidft bur^ ben gune^menben ^anbel berfelben mit
8a9ern er^ebli^ gef^&bigt fa^n; bo^ oaren fie ni^t in ber
£age, bie (Entioidlung bes branbenburgif^n Serle^rs ^intangu*
^Iten. SRorlgraf fiubmig gab ben baqerif^en unbf^wabi«
f 4 e n $anbelsgefenf<l|aften meitge^nbe ^anbelsprioilegien, niel^e
namentli^ au^ oon ben Ulm er ^anbels^nen lebhaft ausge»
nfi^t ourben. aßat^tig enlioidelte fi^ bie ^usfu^r ber 9t eu«
marL Die ßo^rt bur^ Stettin in bie Sftfee n>urbe frei unb
(Eilen, Jtupfer, Slei, Sta^l, Salg, ^Sringe, anfiel-
— 166 —
fteine, (Srautfl^er, bunte Xfl^er, Sor^ent.Getteibe,
$anf, topfen, 9l5einiDeine,8ter unb TOet^, S^meer,
XoISf V^4i S^ofiooIIe unb Sernftein ourben aus
$ reuten mit aus Sronbenburg in großen SRengen na^ Sng<
lanb ob€i ben 9lteberlanben geffi^p mobei in bei 9legel
Dons ig. Stettin unb Sonbsberg ab Stopelpl&^e bienten.
(ET^5§te Sebeutung erhielt biefet $anbel namentlich , fett im
3a^re 1372 A5nig Aail IV. bie aRatIgraff(|aft Sranbenburg
von SoQem an bos beutf^e Stei^ jurfidgelauft |atte. Die
englif^en Aaufleute oon A ingftone, Upom unb ^ull erhielten
bamals oon ber englifd^en 9{egierung bie (Erlaubnis, bie oon t^nen
gelauften ^l^eintoeine, beten Vusfu^r feit^r oerboten ge*
u)efen n>ar. nad^ $ reu gen ausjuf fixten, falls fie fid^ oerpfli^
teten, bafilr Sajgbauben jur gerftellung oon 9Beinfaffem aus
^reugen jurfidjubringen. 3m ^affxt 1386 f^idte ferner bie
preugif^e Regierung bes beutf(^en Orbens auf 9Bunf(^ ber
preugif^en StSbte eine glänjenbe (Sefanbf<^aft nod^ Cnglanb,
um einen neuen 5<^nbeIsoertrag mit ber engltfc^en Regierung
abjuf^Iiejgen.
9Bar fo bas Ser^&Itnis s^ifc^en ißreugen unb (Englanb
ein }une^menb freunbli^es, fo galt bies u>eniger für bie eigent«
li^tn ^anfeftfibte. Aurj na^ bem Mf^Iug bes preugifd^ng«
lifd^en ^anbelsoertrags lam es jmifi^en (Englanb unb fifibed
2u heftigen Streitigteiten megen eines Vorfalls in ber normeg*
if^en ^anfeftabt Sergen. (Englanb bef^ioerte fi^ ^fttg,
bag man englif^e Staatsangehörige feitens ber ^anfanieberloge
in Sergen oergemaltigt ^abe, fanb aber lein Sle^t; oielme^r
oerbot ber $onfetag in £fibed allen SRitgliebern ber ^anfa ben
(Einlauf englif^er Xfi^er, ffi^rte einen ^o^en Sinfu^rjoH auf
englif^e 3Baren ein unb befd^Iagna^mte alle englif^en
Sd^iffe, bie na^ ben 9lieberlanben fuhren, fo bag bie SBoHpreife
in ben 9lieberlanben ungel^euer ftiegen. (Englanb rS^te fi<^ ffir
biefes Sorge^en bamit, bag es infiQon bie ^anfeatif<^e 9lieber«
läge mit Sefd^Iag belegte, unb eine englif^e (Befanbtfi^aft gieng na^
$r engen an ben beutf^en Orben ab unb bat biefen um
feine Vermittlung, bie benn au^ erfolgte unb einen Serglei^
ju ftanbe brai^te.
Der Vorfall mar fe^r geeignet, bie preugifd^e 9Rad^t gon}
er^ebli^ 5uftär(enunb basgreunbl^aftsoerl^SItnis smifd^n
— 167 —
(Enslanb unb ^reugen nod^ mc^r 3U triftigen, fo bog im 3Q|te
1390 in ^reugen bereits eine englifdfte Aolonie ober ®ilbe
unter eigenem Pfleger (contul) beftanb. (Ein neuer Sertrag
jnrif^en Snglonb unb ber $an|a oom ^^t 1391 ^b die
oon Snglanb neu etngefC^rten Vu$fu^r}5Ue ouf 2 3a^re ouf,
fo bog bie ^anfeloufleute mieber unge^inbert bie (Erjeugniffe
t^rer ginterlfinber nod^ Snglonb führen unb baffir englil^e dt*
}eugntffe jurfidbringen fonnten, unb bie Vusfu^ oon ruffifi^em
gfla^s unb ^anf, 9on Zouverl, SBoIIgarn unb £etn«
»anb, oon 6ta^I unb Sifen, oon SBadfts unb $&rin«
gen, oon ^e^ unb ^arj, oon ^otof^e, 9Roftb&umen,
eignen Sretiern unb Dielen, oon Sfagbouben unb
Saufte inen aus Deutf^Ianb na^ (Englanb fi$ erneut leb^ft
entfaltete. Sin [(^toerer S^Iag toar babei freili^» bog Snglonb bie
einfuhr oonpreugif^em 9B eisen, 91 oggen unb®erftenurno(^
bonn geftottete, toenn bos Siertel SBeijen me^r ob 6@<^ining 8 $ence,
ber 9loggen me^r ote 4 Shilling, bie(5erfte me^r ob 3 Shilling loftete.
Diefes (Befe^ traf bie preugif^e Stusfu^r no^ Snglonb in
^o^em (Srobe unb im 3a^re 1393 o)urbe ber ^o^meifter iton*
rob oon 3ttngingen bes^Ib bei ber englifc^en Regierung bo^in
oorftellig, bog er erllfirte, ^reugen fei SRitglieb bes $anfebunbs
unb milffe bed^olb borouf befte^n, bog bie ^onfeprioitegien ou^
ben |n:eugif(^n 6taat6onge^örigen gegenüber ooll unb gonj jur
Smoenbung gebro^t n)erben. 9Is biefes Sorge^n erfolglos
blieb unb im 3o^re 1394 Snglonb ben preugij^en 6t5bten
i|re (Einfuhr noc^ Snglanb no^ m^r erf^merte, gieng ber
beutfd^e Orben jur Z^ot fiber unb toies f&mtlid^e englif^e Staats«
ange^örige aus ^reugen aus. Diefes Sorge^en ^reugens uiirfte
enbli^. 9Iuf eine Sefc^oerbe ber ausgen)ie|enen Snglänber bei ber
englifd^en Regierung ASnig ^einri^s IV. im 3a^re 1399, bog mon
in f&mili^en 6tabten bes goc^meifters oon ^reugen foote in Sil*
betf,9Bismar,9{oftod, 6trQlfunb, (gretfso^albunbanberen
»enbif^en 6t&bten i^nen Unred^t t^ue, forberte ftönig $einri^ IV.
bie ^onfo unb ben 5o<^mei{ter ouf, oor feinem ^ofgeric^t in
fionbon 3ur Serontioortung ju erf^einen. (Englonb ^obe ber
^onfo unb ^reugen i^re Stobel^ofprioilegien nur auf ®runb
ber®egenfeitigleit oerlie^en unb menn man bie englif ^en Unter*
t^nen aus fßreugen unb ben $an{eft&bten oustoeife, loerbe
(Englonb ou^ bie ^onfen unb $reugen aus Snglonb fort|<^affen.
— 168 -
6e{i^er loutbe bas Sei^SIinis immer unleiUi^r unb bie
gegenfeitigen geri<|tlid^en 6<!^iffsbef^Iogno^men arteten ollmS^Ii^
in gemeine Geetäubetei ous. 3^ 3a^re 1400 foperten einige
Skiffe aus 9{o[tod unb SSBismar ein englijd^ 6<^iff » bos
mit (golb, gemfinjtem Silber, 9t^einn>einen unb äBoIl«
Ifi^ern oon 9temcaftle no^^reugen fu^r, unb bie Wa^t
ber ^anfa mar [o gef fir^tet, bag Snglonb i^r nid^t me^r ]u tro^n
magte. Unbe^inbert fuhren nunmehr mieber bie ^nfeotif ^en (Baleeren
bisnad^fiaSlo^elle unb Sorbeaus jum (Einlaufe franjSii«
fd^erSBeine ober nad^ ABIn 3um (Einlaufe oonSt^einmeinen,
moffir fie Salj aus $alle unb ^ßelje aus aßoslau, SBa^s
aus $oIen, fiill^auen unb Sluglanb, 6ta^I aus 3Be|t.
p^alen unb S^meben na^ gftanlreii^ bradftten. Die Raufen
in £fibed, Hamburg unb Sriigge be^nfd^ten ben gonjen
norbmefteurop&ifilen $anbel unb (Englanb mugte fi^ ben $reis*
feftfe^ungen ber ^nfeatif^en ^anbelsgefeüf^aften unb i^rer
Sfaltoren ober 9(genten mobi ober Abel ffigen. (Bab es bo^
o^ne biefe beuif^en ^anbelsgefeUf^aften lein (&ef(^ofL
k. 2)er hoHenif^nieberIfinbi|<^e e^iffo^ttsoextelr.
Die sunebmenbe Sd^mierigleit unb (Sefo^rli^leit, mel^e ber
ißerfonen« unb ®fiteroerle^r auf ber alten SBelt^nbelsftrage oom
9RilteImeere über Xouloufe unb auf ber (Baronne na(^
Sorbeaux, 2a Stod^elle, Srfigge unb fionbon mit
[id^ brad^te, b^tte unterbe|fen ben grojjen ^anbelsrepublilen
bes SRittelmeers, namenlli^ (Senua, SlorenjunbSenebig,
ben (Bebanlen nabe gelegt, auf bie ^erftellung eigener Se^
binbungen mit ben 9lieb erlauben beba^t^ 2^^ Mn* ^^
für ben $er[onenoerlebr ^iep ber S renn er unb Sern
fflr Senebig unb ber (Bott^arb ffir ^loitni unb
(Senua fe^r geeignet, [o mar es anbers mit bem eigentlid^n
grogen (Bfiteroerle^r. gfflr bie[en nuir ein t^unlid^ft langer
SEBaflermeg mit moglid^ft [eltenem Umlaben burd^us erforbe^
lic^ unb bies gab ben ünlag , bag feit Seginn ber Seinbfelig«
leiten amifdben (Englanb unb granlrei^ um bas3o]|rl300
etma bie 6tfibte (Senua unb Senebig einen regelmäjjigen
(Baleerenbienft burd^ bie SReerenge oon (Gibraltar fiber
fiiffabon na^ £a Slo^elle, Srfigge unb tintmerpen
einrichteten, [o bag ie^t bie englif^e 6(^afm olle auf ita»
lienif^en Sd^iffen o^ne Umlabung auf bem Geemege oon
- 169 —
gflan be rn unb S rabant bte na^ bem SR i tte Im eere gelangte.
$otte oI[o bie (Eroberung ber 6täbte Sorbeaux unb
Xoulottfe buri^ bie %xanio\tn feit bem 3a^re 1200 etnm
ben ttolienifd^nieberlfinbif^en^anbeboerfe^r mifberCaronne
in bie $&nbe ber fronjSfifc^n SoH^o^it unb ben Sron-
3o{en einen Srfa^ fiir ben Xfldgang ber SrtrSgniffe ber SRarfte
ber S^ampogne gehockt, \o wat bur^ bie 6^|fung ber
unmittelboten Ualienifdft-nieberlSnbil^n Gibraltorlinie granlreid)«
$en[(^ fiber biefen Serle^r erneut aufs ^d^fte geffi^rbet.
gfreili^ lag in biefer neuen SBeltoerle^rsIinie au^ eine grobe
Sefo^r für bie Sebeutung ber9lieberIonbe ab Sustauf^pla^
2mtf(|ien (Englanb unb Stauen, wtil es nur eines S^^tts
weiter beburfte, um unmittelbare (Saleerenoerbinbungen jioif^en
Snglonb unb Stalten bersufteüen. S^on feit bem 3a$re 1200
^en bie (Benuefen begonnen, regelmäßige Saleerenoerbinb«
ung obet $o[tf<^iff(^rten fiber Sarcelona na^ SSalenciaein«
iuri^ten unb bie j^anfeft&bte ^tten gleichseitig i^re ga^rten
Aber Srfigge unb £a Xod^elle hinaus bis na^ £t|[abon aus«*
gebebt , bas bur^ biefen beutf^^portugiefif^en ^oftbienft raf^
eineet^ö^le Sebeutung ffir ben äßelt^nbel erhielt. 92unme^r maren
bie 3t<>Iiener mutig no^ meiter gegangen unb Ratten i^re ®a«
leeren unmittelbar bis nadft ben 9lieberlanben gefanbt, um
bie immer f^uierer 5U befc^affenbe englif^e Sd^afmoIIe
billiger als feit^ bur^ Umgebung ber fronjöfif^en ober beutf^en
unb f^oeijerif^en 3n)i|4en^onbe aus erfter ^anb ju belommen.
3)iefe Steuerung mar bes^alb aud^ für ben entmidelten franjbfi'
f^n unb beutf^n 3o>if(^en^nbeI mit flanbrifc^r e^afmolle
na$ Stolien ein fernerer 64lQg » mie fie aud^ ben ^anbel mit
inbif^en 6pe3ereien unb Droguen bur^ Deutf^Ianb ober Ofranl'
rei^ f<|oer beeintrS^tigte.
Die erften 6)mren biefes italienif^-nieberlänbif^en 6(^tff«
fa^oerle^rs finbet man im 3o(^e 1304. 3n ^^ bamaligen
Ariege jroif^en glanbern unbj^ollanb f^idte bieSlepublif
Senua ber (Braff^aft ^ollanb eine Slnja^I ftriegsgaleeren
Sur llnterftfl|ung. Diefes Ser^Itnis entmidelte fi^ raf$ ju
einem frieblid^en (Bfiteraustaufc^. 3n ben 3a^ren 1309, 1311
unb 1314 finb genuefif^e Galeeren in 6Iut|s, bem $afen oon
Srflgge, na^geroiefen unb im 3a^re 1340 erlagt (Senua eine
ausffi^Iic^ Serorbnung fflr ben flanbtif^en (Baleerenbienft.
— 170 —
Senebig wat urfprunglti^ mit feinen (Erfolgen in gflon«
bern loenig jufrieben. X)ie n^ber flagten 9on 1312—1317,
bog man i^nen in Stfigge 5u ^^e g^^engebii^ren onfe^eunb
moiflpolijeilid^e Soif<|riften mo^e , ivel^e ben freien ^onbeb«
oetfe^r be^inbem, unb bo mon in %rfigge ni^t n«l^ab, jt^tfften
bie Senejioner im So^re 1318 furj entfAIoffen in ben SBeit«
bemerbs^fen Viniwttptn, fo bog bie Srfiggener coftl^ xoti^ out*
ben. Seii^r fiberboten fi^ Srfigge unb Vntoerpen unb beiber
fianbes^nen , bie (Brofen oon gflanbem unb Snibont, in 8er«
gfinftigungen on bie Senetioner. 6(^on im 3<^|i^^ ^^^^ ^iMtr es
ber Stobt Kntmerpen gegifitft, bem ^onbel oon Srfigge eine
er^ebli(|e Galoppe beijubringen , inbem e$ bem 9{ate oon Vnt*
oerpen gelungen mor, eine 9lieberlage ber englifd^en
6tapelgefellf^aft gu erhalten Q>ie Srfigge. 3m 3a^re
1315 erhielt biejer engltf^e SBoIIftopel meitem tlusbou, inbem
bie Regierung oon Srobant einen $anbeIsoertrag mit bet
$anfa j^Iog, bur(| wtliftn ber ^ofen oon Sergen op S^^^
ben Gd^tffen ber ^anfa geSffnet unb in Snttoerpen eine
9lieberIoge ber^anfa eingeri^tet mürbe. Die 3Q>^i8ni^^^
loffung ber ^anfa ^otte bas Ke^t, ein ilauf^aus mit SBog*
amt in eigener Sermoltung einjurii^ten. Der pfleget, ®ret*
meifter ober ftonfui biefes Aauf^aufes fomie alle Seamte,
gfa^btnber unb 6odträger beffelben follten Seamte ber ^anfa
fein unb ber gefamte gausbrauc^ ber im ^anfetouf^ufe mo^
nenben gonfefoufleute mar frei oom Umgelbeffir SBein, Siet
unb Srannimein. gfir ben Setrieb i^rer Sier brau er ei, i^rer
SSdereiunbi^resSiftualien^anbels ^en fielebigli^ bas
Sann gelb mte bie übrigen 6tabtbemo^ner ju jaulen unb es
ftanb ben ^anfeloufleuten frei , alles , mas {ie moIUen, gegen
Selb ober SBe^fel ju faufen unb ju oerfaufen mie ieber
fianbesange^örige. gur alle in Srabant ober auger fianbs ge*
lauften SBaren ber 5<^n[elaufleute maren fie mie bie (Ein^imi*
f^en frei oom !io\\, oom Srfldengelb, oom SBerftgelb unb oom
SBaggelb. 9lur in Dieft unb in Vled^eln mar beim (Einlaufe
oon SBaren bie b^rtömmli^e (Sebfi^r ju eniri^ten. Sei einem
Ariege smif^en Deut{d^Ianb unb Srabant Ratten bie ^anfefouf*
leute 40 Zöge gfrift 3ur Sbffi^rung i^rer SBaren ; nad^ geenbe*
tem ftrieg lonnten fie jurudte^ren. Die (Einfuhr ber 5<ntfeaten
beflanb namentli^ in Slinbs^uten fomie in $irf<l^, 3^^
- 171 —
8 e n- unb anberrn ro^en S e n e n, in gegerbten S 0 d f e 11 e n, 6 d^ af >
feilen, Grauioerl unb Hermelinen, bonn mSetttoaren,
X^eer, Oel, Aöfe, 9Bq(^0, $onig, Slei, Sifen, 3inn,
Quedfilber, @ta^I, Aupfer, Uloun, SRenning, Sern:*
fiein, Joggen, SRais, S^arla^lornern, ^otof^e,
6al3, Sier, dUi]it, 9lum, ^Sringen unb anberen (Jftf<|en,
G^a^wolU, Hanf, fieinengorn, Selbe, 6ami[(^Ieber,
SBoIItfii^ern, geblei^ter unb ungeblei^ler £etnioanb, in
geronnen unb glotten gfuttertfic^ern, Kleibern unb $tt^
tDaren, in 3<nbQlen, Soleiern, geraupten £einen«
mfinteln, Aopu^en, (Bolbborten, 6^nfiren, ®oIb«
broloten unb Seibenftoffen, $ofen, Stiefeln, ^fiten,
ro^n unb jubereiteten Spejereien, namentli^ in Safron,
Sngmer, Pfeffer, Jtonellen, (Bolgont, 3iitQ)er unb
ftubeben. 6(^on im 3Q^re 1317 Ratten bie ftoufleute von
Srabont einen ^anbeboertrog mit (Englanb ju Staube ge*
bra^t unb im 3o(re 1349 enoarb bie Aoufmannf^ft ber Stabt
9ntn)erpen burc^ bie Srabanter SuIIe biefelben loeit«
ge^nben 9?e^te in Deutf^Ionb mie Srfigge, bie [i^ no^
oerme^rten, ab im 3a^re 1355 Srabantmit fiusemburg oer*
einigt unb [o bem bo^mif^'beutf^en 9iei(^e Aarls IV.
no^r gebracht u>urbe.
gfanben bie erften (Baleerenfo^rten Senebigs no^ ben
Slieberlanben unb Snglanb oon 1312—1316 ftott, fo begann
ber regelmöbige ^oltbienft im 3a^re 1317. 1320-21 , 1332
bis 1333 unb 1356 mürben neue Serorbnungen erlaffen. Kod^ 1332
fc^monlte Senebig jmift^en Srfigge unb Vntmerpen, bis Srügges
reid^erer SRarlt ben Sieg enang. Sntmerpen ^ielt bes^alb um
|o me^r }u ben (Senuefen, benen es 1315 ein $ anbei s«
priuileg gab, unb 1324 mad^te ber 9{at neue Snftrengungen.
Sber au^ für ®enua blieb Srfigge Sieger unb ebenfo giengen
bie Florentiner toieber oon üntmerpen ab, fiir mel^e bas
Haus Sarbi, Salbucci unb fßegolotti 1317 ein ißrioileg in Slnt*
loerpen ermorb.
3>ie C&ef^fifte, mel^e bie St^I^^ner in ben 9lieber«
lanben trieben, maren bas Selbgef^äft unb ber 9Baren«
^anbel. Sie 9erlauften Seibe unb Spejereien unb lauften
englif^e Sd^afmoIIe unb flanbrif^^ 3iof)tüä)et. ^m
3a^e 1375 j. 8. braute ein S^iff aus Genua Zitronem
— 172 —
[oft, eingema^ten 3ngtoer, 9egutnette, 9{oftnen,
gebönte 3Q)etf^gen, 3uäerlanbel, 6(^iDefeI, SBaib,
64retbpapter, leere Aiften, 9iti9, 3i<nmt, Spot^eler«^
toaren unb 6etbe. 3nt 3^^^ 1318 lomen 5 6<^tffe aus
Senebig mit IeoQnti|<|em $el5iDert unb Stpot^Ienooten na^
Sntioerpen, 1325 no^m (Benua ein Senebiget 6(^iff u>eg,
ba0 aus ben Slieberlonben §eimle|rte.
Der Umf^iDungr ben biefer ttoIieni[$«nieberIfinbif(^ (Ba«
Ieerenbien{t brockte, oor unge^uer. Die ^anbebftragenS^^n!*
rei^sunbDeutf^Ianbs erhielten baburc^ ben fd^Iimmften
aSettbeiDerber, ben fie fiber^upt er^Iten lonnten, unb bie 3on«
einno^men beiber £onber litten oufs [(^merfte. SIber au<^ bie
Slieberlanbe litten, als bie 3taliener oollenbs unmittelbar na^
Snglanb fuhren. 9m meiften [(^abigte biefer unmittelbare
^onbeteoerle^r benarabi{4en3ioif^en§anbeIim toeftl. Wt^
telmeer. Die Sbaberfflrften fperrten bes^db bie Strafte Don® ibr al«
tar burdb Aaper f^iffe unb erhoben 3911«, bis 3talien fi^
roe^e. (ßemeinfam eroberten im 3^^^ 13^0 ®enua unb
Sfranlreii^ bie 6tabt £1 3Re^bia, um fi$ ber 3öne biefer
6tabt ju bema^tigen, benn bie|e 3öne maren fo ^inberli^» baft
bie 3Baren aus Damaslus, ftairo, 9Iexanbrien, Se*
nebig, 9leapel unb ®enua in gflanbern eine 3^^ ^^^8
3U mangeln begannen unb ber $reis ber 6pegereien unge^uer
l«cg.
Die gfolge biefes neuen 9BeItoerIe|rs bur^ bie 6trage
oon Gibraltar oar benn aui^, baft bis jum 3^^
1400 no^ ber 6tabt Srfigge i^re feit bem 13. 3a^r'
^unbert ermorbene Stellung als SRiftelpunlt bes oefteuropaif^en
^anbelsoerle^s unbeftritten blieb, n>S^renb ber ®Iang ber SRfirtte
ber Champagne feit bem 3<^^re 1300 oollenbs raf^ Der*
bleibte. äBel^es rege ^anbelsleben nod^ um bas 3a^r 1400 in
Srügge b^rrf^le, ge^t aus ben 9la(^ri^ten ber }eitgenoP<|en
Sd^riftfteller ^eroor. Sieben ber 92ieberlage ber ^anfa bitten
bamols 15 ber größten ^anbelsgefellf^aften i^re eigenen
ftomptoire ober gaftoreien unb baneben gab es ^unberte Don
fremben Sinjelfaufleuten aus allen £onbem, bie bort mit i^ren
Samilien ftSnbig mo^nteUi um bem (Einlaufe unb Serlaufe obju«
liegen. Snglanb^Deutf^Ianb, 6(^ottIonb, gfranlreii^,
Portugal, jtaftilicn, Siragonien, jtatalonien unbSta*
— 173 —
Iten ftelHen bas ^ouirilonitngent unb es gob Aaufleuteaus fion«
bon, Sbtnburg, $ari$, £tffabon, SRabrib, SJalcncio,
Sorcelona unb Sislofa, Senebig, ®enua, gflorenj,
£tt€ca, 9RotIanb, $ifa unb ^iacenja in groger SRenge
m Srflgge, toel^e ber 6tobt ein !i)$inopoItttf<^es (5epr8ge gaben.
$ttnbede oon Galeeren aus 93e nebig, (Senua unb ${fa
badeten bie Seibe Chinas unb bie 6pe}ereien 3^^^^^$
na^ Stugge, wo fie biefelben an bie ^anfelaufleute ab«
festen unb oon biefen bafur englif^e S^afooIIe tauften,
ofi^tib bie Si^eugniffe ber fieoante oon ben $an[e!aufleuten
teils auf bem 9{^eine na^ £)berbeutf(^Ianb, teils auf ber
See na<4 fionbon, Hamburg, Bremen unb £flbed
gebrai^ n)urben.
1. !Det Snpenoerfe^ unb 6Übbeut|f^Ianb.
Der feit^ge ftatfe £anboerIe^r gmifc^en Deutf^«
lanb unb Stalten Aber bie SIpen erlitt bur^ biefen leb«
^ften Seeoerfe^r eine ftarte Sinbuge unb je fc^m&Ier bie
SoügeffiKe tourben, um fo me^r entbrannte ber SBettbemerb
Smiftl^en ben einjelnen SIpenpSffen. Der gefamte Sllpenoerle^r
»ar f^on feit bem 3a^re 1300 na^ baran, ein SRonopoI bes Kaufes
Sabsburg ju n)erben, unb oollenbs feit bem 3abre 1350 nmr
bas ^ous ^absburg ber 3<>n^^ bes gefamten beutf^^Iombarbi«
fd^en ^anbelsoeite^rs. Stolj rfi^mte ftc^ beffen ^erjog 9luboIf
oon Oefteneid^ in einem Sriefe aus 9oi^n na^ Senebig;
ber (Bottl^arb, Gteiermar!, bie ASrntner unb Ziroler
$S|fe, f^rieb er, gehören i^m. Dabei ma^te man aber
Me Semerhing, bog ber $anbel, ber [eitler oon 93ene«
big aus me§r nad^ Segens bürg unb Sd^men gegan«
gen uKir, fic^ immer me^r meftlidb na^ 9(ugsburg, 91 Arn«
berg unb Sranbenburg 30g unb [0 biefen beiben Stfibten
oie ber Cbeqofalj unb ber SRarl Sranbenburg erboste Se«
beutung oerfc^offte, mo^renb 9iegensburg unb SS^men eimas in
ben ^intergrunb traten. Die golge biefer Serle^rsentmidlung
loar bie june^menbe Sebeutung Xirols als Dur^fu^tlanb unb
bie ftaufleute ftrebten bes^Ib eifrig nacb $rioiIegien unb C&eleits«
briefen ffir 2iroI. 3m 3a^re 1320 erhielten fol^e bie ilaufleute
oon üugsburg, 1335 bie Aaufleute oon 9{egensburg.
Der 6o^n bes $errf<|ers oon SS^men unb £usemburg bi^It
es ffir geraten, fid^ bes Sefi^es oon Xitol 5u oerfi^em inbem
— 172 —
(oft, eingema^ten Sngmer, Sleguinette, 9loftnen,
gebönte 3iDetf^8en, 3ucierlanbel, S^ioefel, SBaib,
64reibpapier, leere Sü]itn, Stets, 3i*nmt, Spöttelet*
waxtn unb Seibe. 3m 3o|re 1318 lomen 5 64tffe am
Senebtg mit leoatitif^em ^eljioerl unb $l))ot^IeiiDaren na^
Sntiaerpeti, 1325 na^m (SenuQ ein Senebiger 6^iff »eg,
bas aus ben Stieberlonben (etmle|rte.
Der Umfc^iDung, ben biefer italienif^'nieberlSnbifil^ (Sa*
Ieerenbten|t brad^te, mar ungeheuer. Die ^anbelsflragengfranl*
rei^sunbDeutf^Ianbs erhielten babur^ ben f^Iimmlten
SBettbenerber, ben jie flber^pt er^Iten lonnten, unb bie 3on«
einnahmen beiber fiSnber litten aufs f^merfte. Xbei au<l^ bie
9{ieberlanbe litten, als bie 3taliener ooHenbs unmittelbor na<^
Snglanb fuhren. 9m meiften f^Sbtgte biefer unmittelbare
^anbelsoerle^r ben a ra b i f ^e n3iDif ^ en^a nbel im meftl. 3Rit«
telmeer. Die 9raberfflrften fperrten bes^Ib bie 6tra|)eoon®ibraI«
tar bur4 ftaperf^iffe unb ei^oben 390^1 ^ Italien fi^
mehrte. ®emeinfom eroberten im 3q§'^ 1390 Genua unb
Sranfrei(j^ bie 6tabt £1 SRe^bia, um fi^ ber 3oae biefer
Stabt ju bemS^tigen, benn biefe 39ne maren fo ^inberli^, bog
bie äBaren aus Damaslus, Hairo, Xlexanbrien, 8e^
nebig, 9teapel unb (Benua in (Jflanbern eine 3^ ^^S
3U mangeln begannen unb ber $reis ber 6pe]ereien unge^uer
ftieg.
Die Solge biefes neuen SBeltoerle^rs burdft bie Stroge
oon Sibtaltar mar benn au^, bag bis jum ^cfyct
1400 no^ ber 6tabt Srflgge i^re feit bem 13. 3a^r«
^unbert enoorbene Stellung als SRittelpunIt bes meftettropaif<|cn
^anbelsoerle^s unbeftritten blieb, mfi^renb ber (Blan) ber SRirlte
ber Champagne feit bem 3^^^ 1^00 oollenbs rof^ oer^
bleibte. SBel^es rege ^anbelsleben no^ um bas 3a^r 1400 in
Srügge ^errl^te, ge^t aus ben Slad^rid^ten ber }eitgen5{fif<^
S^riftfteller ^eroor. Sieben ber Slieberloge ber ^anfa ^en
bamals 15 ber größten ^anbelsgefellf^aften i^re ebenen
ftomptoire ober Saltoreien unb baneben gab es ^nnberte oon
fremben (Einjelbufleuten aus allen £änbem, bie bort mit i^n
(^milien ftanbig mo^nten, um bem (Einlaufe unb Serfaufe obju*
liegen. Snglonb, Deutfd^Ianb, S^ottlanb, granlrei^,
Portugal, Aaftilien, Sragonien, jtatalonienunbSta*
— 173 —
lien fiellien has &att)rtIonttngent unb es gab ftoufleuteaus Som
bon, Sbinburg, ^ßoris, Siffabon, 9Robrtb, Solcncio,
Sarcelona unb Bislaia, Senebig, (Benuo, Slocenj,
Succa, aRoilanb, fßifa unb ^tacenja in groger 9Renge
in Srügge, loel^e ber Stobt ein iosmopolitifi^es Gepräge goben.
^unberte oon Galeeren aus Senebig, Genua unb $ifa
brachen bie Seibe (£^ina« unb bte 6pe5ereten 3nbien9
nai^ Srfigge, oo fie biefelben an bie $onfeIaufIeute ab«
festen unb oon blefen baffir englifc^ @<|afn>oIIe lauften,
iva^renb bie (Erjeugniffe ber Seoante uon ben $anfelauf(euten
teils auf bem 9l$eine nac^ Oberbeutf^Ianb, teils auf ber
See na(^ fionbon, Hamburg, Sremen unb fifibed
gebradftt u)urben.
1. !Dec 9((pent>eife^r unb Sflbbeutfcl^Ianb.
3>er feit^erige [tarfe fianboerle^r jvtfd^en Deutfc^«
lanb unb 3talien Aber bie SCIpen erlitt burdft biefen leb«
Soften Seeoerle^r eine ftarle (Einbuße unb je f^maler bie
SoIIgef&IIe mürben, um fo me^r entbrannte ber SBettbemerb
jiDtf^en ben einjelnen Slpenpfiffen. Der gef amte 9lIpenoerIe^r
nmr f<^on feit bem 3a^re 1300 na^ baran, ein SRonopoI bes Kaufes
^absburg ju »erben, unb uoüenbs feit bem 3a^re 1350 ma
bas ^aus ^absburg ber ßo^^^^^ ^^ gefamten beutj^*Iombarbi<
f^en ^anbelsDetle^rs. Stol} rfi^mte fi^ beffen ^erjog Stubolf
oon Oefterrei^ in einem Sriefe aus Sojen nad^ Senebig;
ber Gottl^arb, Steiermarl, bie Aärntner unb Xiroler
$&ffe, f^rieb er, gehören i^m. Dabei ma(^te man aber
bie Semerfung, bag ber $anbel, ber feit^er oon Sene«
big aus me^r na^ SRegensburg unb S5^men gegan«
gen nntr, f{(^ immer me^r meftlid^ nac^ Vugsburg, 9lfirn'
berg unb Sranbenburg 30g unb fo biefen beiben StSbten
nrie ber Obeipfalj unb ber SRarl Sranbenburg er^ö^te Se«
beutung oerf<^affte, u)ä^renb 9{egensburg unb 85^men etmas in
ben ${ntergrunb traten. Die (Jfolge biefer Serfe^rsentmidlung
UKtr bie 3une^menbe Sebeutung Xirols als Durc^fu^rlanb unb
bie Jtaufleute ftrebten bes^alb eifrig na^ ißrioilegien unb Geleits«
briefen ffir 2:iroI. 3m 3a^re 1320 erhielten fold^e bie jtaufleute
oon Sugsburg, 1335 bie Raufleute oon IRegensburg.
Der So^n bes ^errfc^ers oon S3^men unb fiuxemburg ^ielt
es ffir geraten, fi^ bes Sefi^es oon Zirol 5U oerfi^em inbem
— 174 —
er bie Gräfin biefes Sonbs heiratete, unb gemährte ben Aouf«
leuten oon Slugsburg unb 9iegen$6urg unb beten 6d^offnent,
Sfi^rern, Soten unb Anetten freien 9BanbeI in Xirol. grtomme
Stiftungen oon 9{egensbutger Sflrgern forgten im 3a^re 1325
ffir bie Slusbefferung ber Strome bei 9{eutte unb immec
me^t mürben ber S renn er unb ber gern bie befu^teften
Serbinbungdftragen jioif^en 2>eulf4Ianb unb i?ombarbien unb
ber SRittelpunIt bes SBerlel^rs oom 9{^eine unb oon ber Oft-
fee burc^ !Deutf(^Ianb naäf IBenebig »urben bie St&bte
So^en unb SReron. ^on Senebig ous gieng berSBorenjug
fiber So^en unb ben Srenner ober fiber 9Reron bur$ bos
Sintf^gou, bie SRalfer^aibe unb ben gfinftermiinspag
mä) Sffiffen unb Augsburg, basbobur^ mieber mächtig roie
jur 9{ömer5eit emporblfi^te.
SBi^lig ffir ben Vugsburger Serle^r toor oor ollem
bie Strage bur^ bie (Sraff^aft SBirtemberg. Da» toirtem«
bergifi^e (Seleitsre^i begann in Göppingen ffir bie Stl^t^^tl'
[trage oon Ulm ^er unb in tHalen ffir bie Slemst^Iftroge unb
enbete in SBrui^fal. 93on ®5ppingen aus ^atte ba$ (Beleite
bie Craff^aft ^elfenftein unb [pfiter bie Stabt Ulm, oon
Slalen aus bie 9{eid^sftabt Salen, beren 9{eiter bie Strafe bis
na^ (Smfinb bemalten. Ws (&eleitsre(^t galt babei, bag
ber (Seieitgeber feine $fänbung bes in feinen G^u^ gegebenen
®uts geftotteie, au^ loenn bas beireffenbe C5ut bur<^ (&eri^ts«
bef^Iu^ roegen (Selbforberungen unb S^ulben in bie ^^t erllort
mar. gffir Unikaten, mel^e ein ®eleitne^mer, fein 2>iener ober
gfu^rmann begieng, burfte nur ber Uebelt^&ter [el^t in Snfprud^
genommen roerben , jebe ^aftbarma^ung anberer Angehörigen
berfelben ^errfd^aft ober Stabtgemeinbe mar ausgel^Ioffen. Die
®eleitslfinbigung mar an eine oiermöc^entli^e grift gebunben.
3m Gebiete ber 6täbte Solingen unb (Bmfinb gob bie
Stabt Sgltngen feine Seleitfi^erbeit, ebenfo fibema^m bie (Sraf*
f^aft SBirtemberg feine (Semä^r gegenfiber Angriffen oon Amt*
leuten unb Anetten bes Aaifers, bes $eqogtums Saqem unb
ber faiferli^en Somilie ober bes (Segentonigs (Bfintl^er oon
S^marjburg.
3m engen Sunbe mit ben bat)erif^en (g^ibellinen (atte
bie 61abt Augsburg |eit 1316 i^re Stellung ab
unoer&ugerli^es 9{ei^sgut jugefi^ert er^alien unb
— 175 —
jebem Sfirget oon Augsburg ftanb ber ^nMtt }u allen
Xet^ftbeamtenfteUen ju tote ben Sbelleuten unb Sbelfne^ten.
Diefe Sebeutung 9lugsburg0 {teigerte fi^ noc^ unter Amfer
Aarl IV. pon Sö(men*£usem6urg. 3*n 3a^re 1347 mürbe
oon Sofern ber ^anbeboertrog oon 1315 beftötigt unb allen
üoufleuten oon Sugsburg fixeres Geleite bur^ ganj Sofern
jugefagt. 3m 3o^re 1349 f^Iog bos 9lt\^ einen 5<^nbeI$Der«
trog mit ber Stabt Sugsburg, burcb melden ben ftaufleuten oon
Sugsburg in allen 9{ei(l^sft8bten ber 3oII erla|jen würbe, ebcnfo
omrbe oon ben (Braff<fiaften ^elfenjtein*®et9ltngen unb
SBtrlemberg ein neuer glei^Iautenber ganbetooertrag mit ber
6tabt Slugsburg oereinbort. Dur^ benfelben [tigerten beibe
Qraff^often allen Surgmannen unb AauPeuten oon iKug^burg
unb beren Dienern unb gfu^rleuten für i^ren £etb unb i^r (Sut
gegen Seja^Iung ber fiblid^en !iilh unb ®eleitgelber Si^er^eit
auf bem SBege oom 9l(eine mi^ ber Donau ju. Die Se«
bfi^ren mürben erhoben ffir jeben 9Bagen be5m. Aorren unb jebes
Vfunb ie auf ber Vnfangsftation. Slugerbem mar nur in
Sai^ingen no^ bas ®eleitgelb ju jablen. SButbe bas (Se«
leite innerbalb bes mirtembergift^en besm. ^elfen|teinif(^en (Beleit*
gebiets gebro^en , \o maren bie beiben Regierungen oerpfli^tet,
bem (Sef^btgten su Kojj unb ju gfujj na^ oollen Aräften auf
i^re Soften beijufte^n , bag er [ein geraubtes ®ut mieber be«
lam, mie fie ani^ für jeben Schaben einjulte^en Rotten, ber bem
oerftc^erten ®ute untermegs juftiels. 3ebo^ mar SBirtemberg
für etmaige 6(^bigungen auf b^Ifen|teinif(^em (Bebiete unb um*
gelef|rt ni^t eifa^Ii^tig , [onbern beibe Xeile oerpfli^teten \x^
nwCf ft<^ na^ Ärfiften gegenfeitig beijufte^en , bog eine Seftraf«
ung bes S^ulbigen erfolgte.
ffli^t minber mistig für ben Sugsburger $anbe( als
bie €trage bur(^ bas ^elfenfteinifd^e unb SBirtemberg na^
bem 9i|eine mar bie 6tra|je mä^ Aaufbeuren. 5ier
mar es namentlich bie gflöjjerei auf ber SBerta^, mel^e
ben Serle^r oermittelte, feit biefe gflogfa^rt freigegeben
QKir. Die oon S fl ff ^ ^ lommenbe SBerta^ ermogli^te
ben (bfiteroerle^r fiber ftaufbeuren na^ Augsburg unb bilbete
eine fflr Sägern fe^r Srgerli^e SBettbemerbsIinie färben 93er«
le^ auf bem £ed^, feit im 3Q§te 1301 Slugsburg bie legten
^emmniffe ffir ben Slogperfe^r in $fer[ee unb ^Igamang
— 176 —
iDeggfrottint ^otte mib ht Sfauiftautn uiib $f0C|^n tccitt
Sbbfloffni an ben bocttgeii aSe^cen gAank umbcn mmn.
Aldi an ben Wäfiitn }u fBerf^ bei Äoufbemen «ib |u
T^JI^tn unb Stodbeim nmrben gioge 3>ai^a^den gef^offen,
fo bog ber Seif ^ mii^t me^ g^eimnt loar. Dagegen umt
bte Giragenoogiri Sngsburg mtt ben 6iattonen SSgginsen,
Snningen, Sobmgen , Stangen , 9tttngen , SRen^ngen imb
Srtingen oont Stetige fett 1346 an bos Stsium Hsgsbutg
oerpfSnbet, was eine Queue oon etteitigfeiten abfege. Seffec
ftanb ts augei^Ib biefer Gtragenoogtei. 6eit bte ^o^n 3^Vit
in ber Sftenetd^ifd^en aRorlgraff^ Snrgau gefcillen oMien,
bemegte ft^ ber Serle^r mit Ulm, Otemmingen unb
ftaufbeuren in freieren Sonnen unb bie Stteberretgung ber
3onburgen Srenj unb 6to^ingen befeitigte bie legten
^emmntffe }um freien Serle^r mit bem 9Beften.
3m 3a^re 1351 jerftorten Sugsburger fianbsfne^te bos
9{aubf<I^Iog SiIIenba4 int 3a^te 1356 f^Iog Sugsburg einen
^anbelsoertrag mit S dornen unb $oIen, ber bem ^anbd
mit $rag einen ftatfen Suffi^mung oerlie^, 1360 tarn ein
^anbelsoertrag ber 6tabt Augsburg mit ber ®raff^ Zirol
3u Staube, 1361 mit Oefterreic^, 6teiermarl unb 5t&rn«
i^tn fovie mit ber HRarl Sranbenburg, in ber 9?egel ab
®egenlei[tung boffir, bag üugsburgs rei^e SDrgerfi^aft bie
SRittel bef(^Qffte, um bie jur Gi^erung bes fianbfriebens
nötigen IReifigen unb fiQnbsfnec^te onjumerben. 3m 3a^re 1367
mürbe ber ba^erif^^augsburgifc^e ^onbelsoertrog oerifingert unb
im 3a^re 1374 ben Aaufleuten oon Sugsburg in ganj Sa9em
ber tHuffauf oon 6 als freigegeben unb bie neu eingef (irrten
Vusfu^rjaile mürben mieber abgef^offt. (Es ^nbette fi^ babei
namentli^ um einen 8 ie^ soll, ben bie ftaufleute oon «ugs-
bürg auf ber fie^brfide au bejahten ^en unb ber 1378
enbgiltig fiel. Die Stabt mar megen biefer SoHfragen 3a^
lang in lebhaften Streitigleiten mit SaQern [omie mit bem
S{0tum «ugsburg, me^em bie 35IIe ber Straße 9ug0*
burg*9flffen gehörten. 1388 mürben biefe Streitigfeiten fo
lebhaft, bag bas Sistum bas (Seleite Ifinbigte unb alles «lugs>
burger <5ut in 8ffi{fen mit Sefc^Iog belegte, mas bie 6tabt
bamit beantwortete, bag fte bie 5if^5fKd^e fjfala, bas X)rfanat
unb bas SRuns^aus nieberreigen lieg.
— 177 —
9laijittm enblic^ olle biefe Serfe^rs^emmniffe befeitigt mmtn,
gogen ni(|i nurbie ftauf leute bes 9t o r b e n $, fonbem ani^ bie 9{ ^ e i it«
I&nber, ja fogaibieSasIeru. [.»)., für bieber CS ott^arbunbber
Septimer ber gevtefene 9QBeg toar, Aber ben Srenner, wtW
mon ^ier allein im SBagen bi0 nad^ Stolien fonnte, mü^--
bte anbeten $&ffe nur ffir Saumtiere gangbar xoaren, bis enb*
n4 im 3a^re 1387 au^ ber Septime r fahrbar gemalt mürbe.
$anb in f^mh mit biefem ma^fenben Seite^r fiber ben
Srenner trat feit bem 3a^re 1300 an bie Stelle ber Stabt 91 e g e n s«
bürg immer me^r bie Stabt 9Rfin(^en. 3um S(|aben 9le«
gensburgs 30g {i<| ber ^anbelsoerfe^r smif^en S3^men unb
Senebig grogenteib auf bie Strage oon ^ rag fiber St r au«
bin g nac^ anfingen. 3m 3a^re 1329 befreite bie (Braff^aft
Xirol bie 5taufleute oon SRfind^en oon ber feit^erigen Ser«
pfli^tung, bas oon i|nen mitgeffi^rte Silber ber aRfinjeoon
an er an jum Aaufe anjubieten; nur bie getoerbsmfijjigen Silber«
^nbler follten noc^ basu oerpfIi<^tet fein. SRamentli^ aber mar
Aontg £ubn)ig ber Satter eifrig beftrebt , ben itauf (euten oon
9{egensbttrg bie Serforgung So^mens mit ^affauer Salj
abjufagen unb 9Rfin(^en jum SRittelpunlt be$ buQeri«
f(!^en Salj^anbels ju ma^en. 3m S^^re 1344 muibe ju
biefem !^rDed 00m ^ersogtum Sai)ern eine neue Strage oon
S^am na^ Straubing gebaut unb man gieng ben Strafen«
rSubem bort i^atlr&ftig 3U £eibe, menn fie biefen 93erle|r ftören
roollten. Srojsen Stäben brat^te bem JRegendburger ^anbel
neben biefem Serluft bes Salj^anbels naä) So^men namentli^
ber Streit Sa^erns um bie (Sraffd^oft Xirol. Sägern oer»
bot infolge biefes Streits ben äBafferoerfe^r auf ber 3f<>t unb
tro^ aller Sitten bei ben Slegierungen oon 3ngoIftabt unb
anfingen mürben alle 9legensburger Aaufleute, bie auf biefem
SBege i^re Senebiger 9Saren na^ ber Donau f^affenmoll*
ten, ange^Iten, feit Xirol an Oefterrei^ gefallen mar unb
ber Rrieg um Xirol jmif^en Saqetn, Oeftetreii^ unb Saljburg
tobte p fo bag bie IRegensburger bitter Aber bie Se^anblung
nagten, meldte bie botjerif^en SoIIbeamten i^ren äBaren in
Sc^ongau, fianbsberg am Sjtä), 9Bafferburg, Su^*
borf unb 3ngoIftabt angebei^en liegen.
SBie fBlünö^tn ber SRittelpunlt bes Salj^anbels gemor«
ben mar, an bem au^ bie Ulm er Sala^änbler i^ren Sebarf
12
— 178 —
bedien, fo mar es, feit im 3a(re 1255 bie Stejibens bet ^ttfigt
oon So^ettt oon Donauioött^ na^ SRfltK^en oerlegt vor«
bett mar, au^ poUii]^ ju loa^fenber Sebeutung gelangt. Z^
3a^re 1301 l^e bie Stabt neue gfeftungsmauem erhalten, um
bie 35ne ber 6tabt ju [i^ern , 1316 loaren alle Surgmannen
betfelben frei oon oller fieibeigenfd^aft unb allen Segens*
oerpflit^tungen gegen bie baperif^e ftrone erflfirt oorben.
3m Sa^re 1319 tourben bie ®emeinbe unb bie @tabt 9Rfln^n
frei oon allen S^Hen ecllfirt, niel^e neuerbings erri<^tet loorben
varen, fie motten in ber Stabt ober ausmarts ju 9Ba[fer unb
3U £anbe eingefe^t morben fein. 3m 3#« 1325 mürbe in
anfingen eine neue 3farfa^re eingerichtet, mobei bie ftauf«
leule oon negensburg Befreiung oom S^k^oII bafur erhielten,
bajj fie einen er^ebli^en Seitrag leifteten. 3m glei(|en 3<^^^
räumte bie ofterrei^if^e ^Regierung ben Aaufleuten oon
aRfinc^en bie $rioUegien ber 5taufleute oon Siegensburg ein
unb eine baqerif^e ^rtnjelftn oermfipe fi^ mit bem ^er^og
Otto oon Oeftenei^.
$anb in $anb mit ber SeDeutung 9Rfin^ens ^ob fi^ ber Ser«
lebr auf ber 3f<t(unb bie 9iegensburger mußten ebenfalls biefen
SBeg ju nehmen. 1314 erbielt 9{egensburgoonber baperifcben
9{egierung ben freien ^anbel tnganj Saqern unb Xirol bis
na^ Senebig jugefic^ert. Die Jtfinbigung mar gegenfeilig eine
jmeimonatlic^e unb bie ftaufleute oon iRegensburg erhielten bas
die^t, falls fie untermegs angefallen mürben, (Bemalt mit ®e*
malt abjutreiben. 3m 3a^re 1315 mürbe bas C5runbru^r«
re^t auf ber ganaen 3f ^^^ oufge^oben ; im 3a|re 1322 mürben
in 3ngoIftabt bie Solle ffir bie SBaren ber Aaufleute oon
Stegensburg auf bie ^älfte ^erabgefe^t unb feit bem 3a^re
1392 mutbe 3ngoIftabt bie IRefibenj eines iRebenjmeias bes
Kaufes SBittelsba^, bas es bis 1447 blieb. 6eit^r mar
bas 3f<irt^al eine ber $auptabem ffir ben 9BeItoerle^r jmif^en
93enebigunb Oberbeutf^Ianb, mie 3. 8. im 3abre 1338 ber
6tabt Ulm ein Urteil bes 9{ei^s^ofsgeri(^ts mitgeteilt mürbe
betreff enb bie Alage eines £anbs^uter Jtaufmanns, ber aus
93enebig ^imgejogen unb im (gebiete biefer 9lepublit beraubt
morben mar, mie im 3a^re 1362 93enebiger (gut auf ber 3far
nat^ IRegensburg gieng unb 1365 bas ^erjogtum SoQern«
Straubing einen ganbelsoertrag mit ber 6tabt Slurnberg fd^Iog.
^ 179 —
Dei nationale Slbf^Iug (Jfrantreid^s inxö^ bas Serbot bec
9{o^[ioffattsfu(r fc^uf beraitige 3on^ ^"^ 93etle^r$[4ranlen im
3ntere|fe bes fron3o[t|d^en Sigengemetbs» baJS bie 3taliener feinen
(Brunb me^r ^tien, Gefd^äfte mit granfrei^ ju ma^en, unb fie
luvten bes^alb ein neues unb ausgiebigeres Selb für i^te gef^aft«
Ii(|ie Z^tigleit in ben D onaul&nbern. Sie maren feit 1200
aus ormen fieuten (Selbfflrfien gen)orben , bie (Bolb in SRenge
befagen, bie Darleiher unb SanKers füc ganj (Europa. Sie mollten
nid^t me^mur i^re Sonate an (&oIb mehren, fonbern biefe geoinn«
biingenb anlegen. Der gl^^^ntiner (Bulben unb ber Senebiger
Dulaten liefen burc^ bie ganje 2BeIt, aber ber bo^mifc^e,
ungarifc^e unb r|eini|(f|e (Bulben IteKten \i^ i^nen all*
mal^Ii^ ebenbürtig an bie Seite.
So ift es begreiflich, loenn man bie fiombarben immer me^r
in ben oftli^en £anbem finbet, nad^bem [eit bem 3a^re 1300
bie Silbergruben unb (SoIb[(^a^e So^mens, Ungarns
unb SReijjens eine fteigenbe SRoIIe für ben SBeltoerfe^r
fpielten. Die 3taliener fanben fi(| in biefen £anbem ein, um
bas (Ebelmetall ber[elben gegen bie (Erseugniffe ber Ceoante
einjutaufi^en. Diefes 93er|altnis brad^te es mit fi^, bog fi^ bie
3ta(iener immer me^raus S^^nlreic^ unb ben 9tieberlanben
jurfidjogen unb fic^ me^r ben oftli^en £änbern jun^anbten.
Slegensburg, JRürnberg, $rag, SBien unb $e[t be^er»
bergten bes^alb sa^Ireid^e £ombarben, bie bort i^re Seiben|toffe,
Spejereien unb SaumvoIIftoffe abfegten unb bas baffir erlöjte
Silber mö^ Italien flirrten, es bort auf i^re Schiffe brachten
unb in ber fieoante, in SIegqpten, Serien unb auf bem
$eIoponnes, bem logenannten SRomanien, u)ie in Slpulien
unb Sicilien, in Xunis unb in ber Serberei bie (Erjeug«
niffe biefer £anber baffir lauften.
gfu^ren alfo immer nod^ sal^Irei^e ftaufleute Don Se«
nebig, (genua, SRailanb, gflorenj u. [. u>. burd^ bie
S(^n)ei3, burc^ Xirol na^ bem Sobenfee, bem 9?^ein
unb m^ ben 9Ii eberlanben, oor allem na^ S^^n«
bem unb Srabant, bas {ie über Sa[el ober
fiber SRfirnberg unb rl^einabmärts enei^ten, [o mürbe
bo^ biefe S^brt bet 3taliener immer [eltener, feit bie
regelmäßige Seefahrt burd^ bie 3Reerenge oon (S i b r a N
12*
— 180 —
tot no^ gflanbent ouffatn. SRon fa| fett^er oiel toeniget 3^0'
liener in Deuif^Ianb, ob Deutf^e in 3talien. Der Senebiget
blieb lote einft ber SQjantiner jtols ju $Qufe unb mattete, bis
bie Slotboölfet i^re fieoaittetDoren bei i§m polten. 3^^^^^^
iDirb noi) 1307 Senebiger (5ut bei Konftanj geraubt unb 1317
unb 1319 mirb in aRfinc^en einigen Senebigem i^r ®ut
bef^Iognabmt.
Diefer gfa^rt ber Staliener na^ bem (Bolb unb Silber
unb ben 9to^ftoff en ber Donaulanber unb Obeibeutf^Ianbs
enifpra^ aber naturgemäß eine gf^^rt ber Semo^ner ber Donau«
I&nber unb Cberbeuif^Ianbs na$ t>tn 91 ol^ft offen unb oerar«
beiteten Srseugniff en ber 3taliener. Seit bem Z^xt 1300
liegen [id^ in fteigenber 9nenge beutfc^e jtaufleule aus Ober*
beutf^Ianb namentlich in SBenebig, aber au(^ in anberen
italienifc^en Stabten nieber. 9Ran finbet 5tauf(eute aus
SRainj, aus $a[fau, aus SHemannien, bie Sflrger*
briefe auf 25 3a^re erhalten; man finbet galtore, b. (.
Slgenten, ber großen Slaoensburger Sanbelsgefellfc^aft
an ben oerf^iebenften $Ia^en, unb im 3a^re 1304 mirb
in S)enebig ein beutfd^es Aauf^aus, ein Stabel^of ober
fonticam nad^ 9Itt bes £onboner $anfeftabels, errietet. SBte im
£onboner Stabel^ofe fanben boit bie Aaufleuie, S^^ltore unb
£ager^enen aus £)berbeut|$(anb Unterfommen fflr SRann, 9{og
unb ®ut. (Bef^öftsleute aus 9legensburg, Slümberg, Augsburg,
Ulm, ftonftanj , 3Bien unb A5In reiften in groger 3<4I ^^ift
mit barem Silber mä^ Senebig unb lauften baffir SaummoKe,
Spesereien, gfarbioaren unb Seibenjeuge. Slugsburg unb Ulm
lauften namentlich Saummoüe, 92firnberg bagegen Spejereien.
3Bie in £onbon, fo gieng aber aud^ in Senebig bie Alage
ber beutf^en (gefd^fiftsleute ba^in , bog man i^rem (Sef(^afts«
oerle^r eine SRenge oon Sd^mierigleiten bereite. Sei ber (Ein*
unb Slusfu^r oerlange man oon i^nen ^o^e 3öII(» tnan oerbiete
ibnen, ben Deutf^en t^of bei Slad^t ju oerlaffen, man joinge fie,
bie mitgebra^ten ÜBorrote binnen einer .beftimmten grift ju oer«
taufen unb ben (Erlös mieber in Senebiger SBaren anjulegen,
man oerbiete i^nen, (Selb ober 9Baren einjuf^iffen unb na^ S9 r i en
weiter 3u führen, bomit bie ftaufleute oon Senebig bos Sonett auf
ben $anbe( mit ben oftli^en aRittelmeerlanbern nic^t oerlieren.
ftaifer £ubtoig ber Saper fa^ \\^ benn aud^ veranlagt, auf bie
— 181 -
Alagen ber beutf^en ^anbetemelt über bie ^o^en SenebigerjöHe
auf bem SReic^fttage ju Slugsburg im 3af)xt 1346 in allen
9lei(^s3oU|tfilten ö^nlic^e ^o|e 35ne auf alles Senebiger unb
anbere nmli^ (But ju legen, loie Senebtg fol^e oon ben
Deutf^en et^ob, loos in Senebig [old^en Sinbrud nta<^te, ba|t
na^ 4 9Bo(|en Senebig feine 3one toefentli^ (erabfe^te.
3e me^t fi^ inbe$ bie obeibeutf^en Aaufleute baran gevö^nten,
i^ren Sebaif in Senebig felbft ju ^olen, um fo me^i legten
\\äf bie Senetianec auf bas Cßefc^ft mit ber fieoante. Ratten
feit bem Stui^ bes lateinifd^en Aaifertums bie ftaufleute oon
Genua bie SJetforgung oon Aonftantinopel mit bulgar«
if^em (Betreibe }u einem SRonopoI gemoi^t, fo gelang es feit
bem Z^^^ ^300 etroa ben Aaufleuten oon Senebig erneut,
ben Senuefen einen er^eUi^en Xeil biefes (Bef(^fts3meig6 abju«
jagen, unb bis jum 3o^re 1330 etma gifidte es ben Senetianern,
bie (Benuefen oollig aus bem Si^nrarjen SReere 5U oertreiben.
Die er^ebltc^e Sd^Iappe, mtl^t bie Xepublif (Benua i^rem
9lebenbu(Ier 93enebig baburc^ beigebra^t ^atte, bag es bie
tonangebenbe Stellung in ftonftantinopel unb im S^var«
2en 3Reere errungen (atte, fu^te 93enebig babur^ SBett ju
ma^en, bog es fi^ um |o fejter auf ber 3nfe( Cqpern feft«
fe^te. Ss braute es ba^in, bog feit bem 3a§re 1321 ein birel«
ter jtaromanenoerle^r joif^en Sagbab unb bem 9Reer*
bufen oon 3ffu$ eingeri^tet mürbe, fo bag bie Sagbab»
laraoanen ni^t me^r nad^ Xrapejunt unb bem Gd^marjen
SReere giengen. 3n S^pe rn nahmen bann bie Senetianergaleeren
bie Sagbabmaren, namentlid^ bie tnbif^e SaummoIIIe.
in Smpfang unb brauten biefe nac^ Senebig, too fie bie (Brog*
^nbler oonSenebignamentli^ an bte £)berbeutf(^en oerlauften.
3ni grogen (Banjen mtrb man fagen !onnen, bag um
bas 3^^< 1^00 etma bie (Benuefen na^eju ooIIig aus ftonftan»
tinopel mieber oeift^munben maren, mas ber Strafe (Benua—
SWailanb— Ulm— JRürnberg— Obeffa fdjmcrcn Stäben
brad^te. Sbenfo maren aber au^ feit bem Z^^^ 1^00 bie
Senetioner aus S5^men unb ißolen oerf^munben unb
es maren oor allem beutf^e (Bef^öftsleute, loel^e bie Gtrajje
Slflrnberg— Augsburg— SBenebig belebten, wie j. SB. um
bas Safyt 1387 ja^Irei^e Aaufleute oon ^Breslau, $rag unb
£emberg auf biefem S3ege na^ Senebig reiften.
— 182 —
SBte oI(e mefieuropäifc^en StSbte, fo war freiltd^ ouA Sene-
btg bomols oon inneren SerfQffungsftreittgleiten 5er«
riffen. :Das 3^^^ 1355 brodele bie $inri^tung bes ^erjogs
SRanno gfoltero unb bie Sinfegung Don Decemoim. (ßonj Dber*
italien jitterte unter ben Äämpfen bes g^ibeüinil^en Serjogs
Sisconti Don SRailanb mit bem mlfifc^en Senebig unb
bem £omborbif(^en 6t5blebunb unb mit Herger fa^ man in
SR 0 m , wie ber finge Äönig Äarl IV. oon fiuxemburg— SBo^men
fi^ tro^ feines in K^enfe gegebenen Serfpre^en«, fi^ nie in
bie ilolienifd^en ^Snbel ju mifd^en, ben gerieben ju (Bunften
ber (S^ibellinen oermiitelte. Xro^ aller fiiebesmerbungen bes
r5mif(^en Stuhls unb bes ^erjogs oon Senebig mar ber Aaifer
ni^i 3u oermogeUp beim Aampfe jmifc^en Senebig unb Un»
garn um ben Sefi^ oon Dalmatien fic^ auf bie Seite ber
3BeIfen ju [teilen. Der ftaifer beantu)orlete bie ftriegserllfirung
Senebigs bamit, bag er allen jtaufleuten oon Senebtg ben
SReid^sf^u^ in gan} Deutfd^Ianb unb in So^men entjog
unb i^n erft im 3<^^^ 1358 erneut jugeftanb unter ber Sebing«
ung, bag bie beutfd^en unb bS^mifd^en Aaufleute in Senebig
bie gleiten SRe^te erhalten follten, mie bie äSenebiger felbft unb
Senebig bie balmatinif^e ftfifte enbgiltig an Ungarn
abtrat. 9la$bem bies gef^e^en mar, erfolgte feitens ber Steigs*
regierung an Augsburg, SRfimberg, itonftan} unb bie anberen
SRei^sftöbte eine biesbe}flgli^e Serorbnung.
9Baren fo bie 93er^8Ilniffe in Deutf^Ianb ben Aaufleuten
oon Senebig menig gfinftig, fo mar ebenfo f^mierig i^re Sage
gegenüber S^^nfrei^. SBo^I eri^ielten fie im Sa^re 1361
oon ber franjofif^en 9{egierung bas Ke^t, mit i^ren SBaren
in bas fianb 5U fommen, o^ne auf ben 4 SNärlten ber (Cham-
pagne ben feil^er Abliefen 6topeI 3U galten, aber bie june^«
menbe SRadfit ber g]^ibeninif(^en Sisconti oon SRailanb
mad^te i^nen bie SReife auf bem Sßo na^ granfreii^ immer
befd^merlid&er. Seit 1337 be^en|(^te SKailanb bie ganje £om«
barb ei. 9lm in Sremona Ratten bie Senetianer no^ einiger^
mögen bie 9Rad^t in ^anben unb fogar bie mid^tigen $Ia^e
Sologna unb Genua ftanben unter ÜRailanbs 9{egiment, fo
bog nit^t nur ber fianbmeg nad^ gfranfrei^, fonbern au^ ber
9Beg auf bem SRittelmeer fflr bie 5laufleute oon Senebtg ein
ni^t unbebenllid^er mar. Sluger bem für ben $erfonenoerfe^r
— 183 —
iDfttig angenehmen Seemeg bur^ bte Gttoge oon (Sibral*
tar fibet £{|fabon, Sorbeoux unb Sa 9lo^eIIe na^
Stfigge, ben bte Senetioner feit bem 3Q|re 1390 ffir i^ren
(SütetDerie^t mit Sorliebe tpä^Iten, ftonben i^nen eben nur brei
SBege na^ ben ^lieberlonben offen: einmal bie Strafte
bur^ Saoo^en unb Sf'^^nlrei^, bann bie Strafte über
Safel unb ft5In unb britttens bie Strafte fiber Stfirnberg
unb Serlin.
Uebergab man bie groften (Bfitertransporte mit Sorliebe ben
Sibraltor^Saleeren, fo mar es onbers mit bem $ er fönen« unb
bem mertooKem (5fiteroerIe^r. Diefer oolljog fi(^ in erfter
fiinie auf ber Strafte fiber ben St. Sott^arb fiber Safel
unb jlöln. 9lber au^ auf biefer Strafte matten bie Senetianer
fd^Ie^te (Erfahrungen. 3m 3^^^ 1352 erfolgte Alage beim
Steige, baft einigen jtaufleuten oon Senebig auf bem 9Bege
über Sa fei naif 3 lanber n 32 Sollen mit mertoollem 3n^alt
bef^Iogno^mt morben feien. SIs 6runb ourbe angegeben, baft
bie SöHe biefer Strafte in ben §änbcn einer groften 3«^! «««•
jelner (ßeleits^enen feien, fo baft es fortu)a^renb ju Xarifftreitig«
feiten lomme. Senebig roar besl^alb beftrebt, entmeber fiber
Saooqen unb (Jfranlrei^ ober fiber Slfirnberg-Serlin
unmittelbare Serbinbungen mit ben 9lieberlanben einsurid^ten,
bo^ fa^ es auf beiben Straften junä^ft ebenfo ungfinftig aus
mie ouf ber fiinie Safetftöln. !Die Strafte fiber 9lfimberg mar
in febr f<^Ie^tem 3uftanbe unb ber 9Beg bur(^ Saoouen unb
gfrantreic^ unterlag berariigen S^nfö^en, baft ber 9}u^en ber
Aaufleute ein ^ö^ft getinger mar. Senebig fd^idte bes^alb ju«
nä^ft auf itoften ber beteiligten (Broft^anblungen einen SeooII«
mod^tigten an ben SRarlgrafen oon S ran ben bürg mit bem
Suftrage, ffir eine Serbejferung ber Strafte Senebtg^Serlin
Stimmung bei ben betreffenben (Seleits^errf(^aften }u machen,
inbem ein er^blii^er Seitrag bes ^erjogtums Senebig 5U biefem
Smed in 9(usfi^t gefteüt mürbe. Sbenfo mürbe ein oenetianif^er
SeooIImac^tigter an ben Sif^of oon Sitten (Sion) im obern
9{^onet^aI unb bie anberen Seleits^nen Saoopens fomie an
ben fraujbfifi^en $of na(^ $aris gef^idt, um biefe jur $erab»
fe^ung i|rer Xarife unb 3ur Serbefferung i^rer Straften 5U oer»
anlaffen. Die ftoften biefer Sotf^aften fomie bie 3ufd^fiffe 3u
ben nötigen Straftenbauten mürben in ber SBeife aufgebraßt,
— 184 —
bag man Susf u^rjölle ffit alle oenettonif(^en (Suter einführte,
loeli^e biefe beiben Strajjen benu^tett. SBieber^oIte Ser^nb«
lungen im 3a^re 1358 jvtf^en Senebig unb 9lfiinberg ^en
benn aut^ einen gfinftigen (Erfolg: bie Strajje loutbe in 6tanb
gefegt unb bie Aaufleute oon Senebig gaben [eitler bos caminiun
Basle unb ben 6t. (Bott^atb auf unb Derle^rten mit ben SHeber*
lanben nut no^ auf bem camino de Norimbergo fiber ben
Srenner, 9Ifirnberg unb Serlin, o^a^renbbie SRailanber
Jtaufleute bet Sanier 6trage unb bem 6t. (Bott^b treu
blieben. n. eübbeutf^ianb.
Selebte fi^ bur$ biefe internationale Vereinbarung bie
6trage Senebig— Slfimberg— Serlin in feit^r nic^t gefannter
SBeife, fo gab biefe Seranftaltung bem Serle^r jtoifd^en Senebig
unb ^rag Aber 9{egen$burg ben legten ftarfen 6tob. SRan
gab fi(^ no^I in Sö^men alle SRii^e, bie Senejianer bei guter
Saune ju erhalten, u^eld^e [eitler burd^ i^re (Einlaufe in Sö^*
men biefem £anbe fo reiben Serbienft oerf^afft litten; aber
ber (Erhaltung biefer itunb|(!^aft ftanb ber Umftanb |inbemb im
SBege, bag bie Soben|(^a^e S5^men$, namentli^ an eblen (Erjen,
immer me^r f^manben, fo bajj bie Sergbau* unb üderbau-
mirtf^aft So^mens immer me^r [anl unb bas bo^mif^e Soll
bas Seburfnid füllte, 5um Slusfu^rgemerbe übei^uge^n.
6eit^er begannen bie bo^mifc^en ^(inbler, oon $rag aus bie
(Erjeugniffe bes bö^mif^en (Semerbefletges über S raun au
na^ Senebig auszuführen, unb ber Sergbau ber £anber
6a4fen, Ungarn unb Xirol begann, benfenigen Sb^mens
3U fiberfifigeln.
6(^on im !ial)it 1309, als ber ®raf 3o^nn oon £usem«
bürg bie bö^mif^e Aonigsirone übernahm, (atte bie ausbeute
ber 6ilbergruben biefes £anbs i^ren ^5$|ten6tanb erreid^
unb es galt, auf eine anbere SBeife ben SBo^Iftanb ]u erhalten
als bur$ ben Serlauf oon 6ilbererjen. 6o begann au(^ Sö^men,
fid^ ben Sahnen eines freiem ^anbelsoerle^rs anjupaffen, unb
unter Röntg itarl IV. ^errf^te bei bem erheblichen 9lad^Iaffen
ber Sergmerfsausbeute eine um [o einge^enbere erjeugenbe
X^ötigfeit auf anberen Gebieten. 3m Sluftrage bes ilaifers lieb
bie 9{egierung SBeinreben aus Surgunb fommen, um ben
äBeinbau im £anbe felbft 3U pflegen. 3Ran begann, bie großen
unbur^bringlii^en SBatber bes fianbs ausjuroben, oerlaufte beren
— 186 —
Seftodung ote gefugtes ^olj in anbere SSnber unb {(!^uf ouf
bem frcigelesten C&elänbe groge $opfeng&;ten,aB eingarten
unb SBiefen, um bie eifotberlii^e 9Renge an fiebensmitteln
im eigenen £anbe 3U einengen. 2)ut(^ ünloge oon SU^'
teilen fu^te man bem Sebflifnid an Stf^n 3u genfigen,
burd^ Setbefferung ber maf^inellen (Einri^tungen in htn Serg*
metlen beren Srttag ju fteigem unb eine Stfpamid bet Arbeits«
lo^ne ^erbeijuffi^ren. Den $au{>tna^biu(l aber legte bie bo^mifc^
Regierung auf bie Hebung ber bS^mifi^en SB eb er ei. Sin
fianbtsgefe^ regelte bie £ange, Sreite unb gfibensa^I ber fiau«
fi|er Züi^er, um ben übfal ber bS^mif^en Xu^er im Vus*
lanbe ftärfer als f eitler ju geftalten. Slllen Aaufleuten oon Uugs«
bürg unb Stflrnberg, bie jum (Einlaufe nad^ Sö^men famen,
omrbe in allen bS^mifc^en Stäbten mie in ganj 9R5^ren,
$oIen unb fiuzemburg oolle SRe^tsglei^^eit unb freier
Äauf unb Sertauf in glei<f|er SBeife mie ben Üuslänbern juge-
fi^rt. Slamentli^ gab Aonig Aarl IV., um bie Aaufleule
oon Stntmer{>en ium (Einlaufe in feinen £anbem anjuregen,
bur^ bie „Srabanter SuIIe" ben nieberlänbif^en Aauf«
leuten meitge^enbe ^rioilegien in allen feinen fiänbern, bie 5u
einer Quelle eu)iger Streitigfeiten mürben, inbem fie be|timmten,
bag für bie Aaufleute oon Srabant in allen i^ren $nDotftreitigfetten
nur bas brabantift^e ®eri(^t juftänbig [ein unb lein beutfi^es
ober bSImtf^es (Seri^t bes 9le^t ^ben follte, ein Urteil megen
Sforberungsrerlten gegen einen Sfirger oon Srabant ju fallen
ober 3U oolljie^en ober eine Sefc^Iagna^me oon Srabanter ®ut
ober eine Ser^aftung oon brabantif^en ^interfaffen oorjune^men.
60 mar es fein SBunber, menn e« feit bem Zc^xt 1353, mo
Aarl IV. bie Oberpfalg bem ^erjogtum Sägern abnahm
unb jum 9{eid^slanbe ma^te, in $ r a g Aauf (eute aus 91 fl r n b e r g ,
Hamburg, 9(ntmerpen, £fibed unb Senebig in großer
Stenge gab, menn bie SenoirfIi(|ung bes grogen ^anbelspolitifc^en
(Bebanfens bes ilaifers na^e ju liegen f^ien , ben leoantif^en
ßonbelsjug oon ber fiinie JBenebig— (Bibraltar— fiiffa-
bon— Srugge abjulenfen unb an feine Stelle bie Strage
»enebig— ?Prag — fiübed— Jlntmerpen ju [e^en. lü^^
tige 3ngenleure maren auf Sefe^l bes Äaifers eifrig bef^afligt,
bie Vorarbeiten jur Slusffi^rung eines Donau— SIbefanals
ausjuffi^ren, um bie9leife oon Senebig fiber Sraunau un^
— 186 —
^rog ttQ(^9tieberbeutf(^Iaitb unbber Oftfee t^unli^ftabju*
ffirjen unb eine ffic ben großen (Sfiteroetfe^r geeignete Strafe ju
fd^affen, auf ber monbie (Erjeugniffe ber fieoante unb Ungarns
billig unbrofd^nod^ Si^men unbbem 9lorben leiten lonnte.
5B5^men, 6d^Ie[ien unb bie fiaufi^ follten ^ieburc^ }ttm
9RttteIpunfte bes Seiferts jmif^en bem SRitt einte et unb bei
Oftfee gemo^ merben, inbem oon $tag aus bie giogen
C&fltertransporte enttoeber auf ber (Elbe über Xangermfinbe
na^ ber 9lorbfee ober auf ber Ober fiber granlfurt o. b.
Ober nad^ ber Oftfee gelangten. 3n Xangermünbe wlt in
gfranifurt rourben groge bö^mifi^e Slieberlags^Sufer fflr ben
Dur^fu^r^anbel eingeri^tet, um ben Aauf(euten oon fiflbed,
Stettin u. f. rx>, (Selegen^eit jum Sinfaufe ju geben. Die
S{bf(^affung aller SinnenjoIIe auf ber 9RoIbau unb SIbe
von ^rag bis Hamburg f^uf bem Sc^iffsoerfe^r auf biefem
6trome ein Arbeitsgebiet, bas im 3a^re 1365 bur(!^ Srri^tung
einer mit befonberen Xarifprioilegien ausgeflatteten 9iei^s<
meffe in Hamburg unb bie IQnftli^e Vertiefung bes grlug*
betts ber SRoIbau no^ er^5^t mürbe, mie au(^ bie Siegelung
bes Stromlaufs ber Ober unb bie (Erbauung einer großen
fteinemen OberbrSde bei gffi^ftenberg foioie bie Sicherung
biefer Stabt burd^ Sefeftigung ben Serfe^r mit $oIen er^b*
li^ fteigerte.
Sieben SRegensburg mürbe baburc^ Slürnbergbie bebeutenbfte
6tabt Oberbeutf^Ianbs. Seit 1324 beforgten Vugsburg,
9ifirnberg unb 9^egensburg regelmöjsig bie gfinanjierung ber
fran3ofif(^en unb burgunbif^en Slnle^en, bie fetter
gemo^nlid^ bie fiomborben fibemommen Rotten. Die Sr*
f^Iiegung ber rei(^en C&oIbf(!^ä^e S5|mens unb Ungarns
gab i^nen bie 9Ra(^t baju, bie Italiener aus biefem (5ef^fift ju
oertreiben. 3mmer gtogartiger geftaltete fi^ $anb in ^anb
mit biefem Sorf entreiben ber groge 3ug bes SBel^nbels oon 3 1 a I i e n
herauf überbieSIIpen bur^ Sapern na^ber Oberpfalj unb
So^men. Slfirnbergs Au^en^anbel entfaltete fi^ hfiftiger. Die
Stabt lam rafd^ empor unb bas Silbergelb ber bortigen
9tei(^smfin}e mit bes Aaifers ^^anbfd^u^ als 3ei^n
gieng bur^ alles fianb. 3m Z^^'^xt 1300 mor ^ier ein
gifinsenber $oftag Aatfer Sllbred^ts , an bem ber ftdntg oon
S 5 i^men teilnahm, unb 1313 erhielt bie Slabt bos 9it^,
— 187 —
in ollen ®tabten grtei^eit oom 3oTI unb SBeggelb ju bean<
fin:u4en, benen gegenflbet 9lflm6erg ebenfdib ouf bie
CeM^en oei^i^tete. 1314 oereinborte fi^ ba^er 9Ifirn»
beig mit Sern, 1318 mit Stegensburg, 1319 mit
S^om am Siegen, mo ein groger $anbel mit $oIj, fila^s,
fieinmanb, (betreibe unb Sie^ aus 83^men ^rou6
lerrfc^te. 1318 erhielt 9tämberg eine Oftermeffe unb bas
Red^t beftätigt , SRarlt« unb öanbeboerorbnungen ju erlaffen.
1322 oeretnborte es 3oIIfrei|eit mit $eiIbronn, 1323 erhielten
bie aRflnt^ner bas Sle^t, su9Bo|fer unb ju Sanb jollfrei na^
%firnberg ju reifen, »ie qu^ bie 9lflmberger in anfingen 30II'
frei fein follten, unb es mürben gegenfeitig Vbfinbungen jur Snt«
f<^abigung ffir bie SoIIp&c^ter vereinbart. 1326 erhielt Mmberg
3onfrei^eit in $rag unb gans Sd^men unb 1332 ftanb es
bereits in joüfreiem (Segenfeitigleitsoerle^r mit 70 Stabten.
1333 vereinbarte es SoIIfrei^eit mit e^m. (Smfinb unb 1336,
1357 unb 1364 {(^log es ^anbelsoertrfige mit Ungarn.
Wo mirtf^oftlii^e (gfiter finb, i|t mirtf^apd^e SRad^t. 60
oerbanite au^ 9tfimberg fein Smporlommen oor allem feinen
rei^n $interlänbern, feiner geeigneten fiageals $anbelsmittet
punft ffir ben 96fa^ ber öftli^en 9latuif^a^e nad^ bem 9lorben,
9Beften unb 6üben. 9lings in ber Sla^barf^aft ftanben id^l*
xtU^t S^meljlfitten unb Sifen^ämmer in regem Settiebe. ^m
Sfid^telgebirge, bei Solblrona^, bei ber €tein^eibe
mürben reiche (Bolbabern unb ftupferfelber eröffnet. 3nt
3a^re 1323 erhielt Slürnberg bos Siedet, in 9lörblingen unb
Donaumort^ mit SROrnberger SRfinje (Selb einjumec^feln unb
ben ®elb^anbel ju treiben, unb ben Surggrafen aus bem $aufe
^o^enjollern oer^If ber (Ertrag ber C&ebfi^ren unb 3Sne
unb namentli^ ber SDftünje oon 9lürnberg ju fteigenber mixU
f^Iid^er Sebeutung, feit im 3a^re 1325 i^nen jtonig £ub«
mig ber Sai^er bas (Bolb-, Silber« unb ilupferbergmerl
auf bem $Iaffenberge bei itulmbac^ in Oberfranfen unb
•bie SBerfe oon ®oIbIronad^ im Mittelgebirge oerpac^tete, too
namentli^ bie Senetianer i^r Sbelmetall louften. klaffen«
berg ^atte urfprfingli^ bem gaufe SR e ran gehört, lam um 1300
an bie ffiroffc^aft Orlamunbe unb mürbe erft fpöter, um 1400,
ri^iges (Eigentum ber Surggrafen oon 9tämberg. (Es mar oon
1398—1595 ber 393o^nort ber SRarfgrafen oon Sai)reut^<
- 188 —
AuImbQ^ 3m 3Q^re 1363 (eftötigle ftotfer ftorl IV. ben
Surggrafen oonSlfirnberg bos 9{e(^t auf alles ®oIb, 6t 16er,
Aupfer, Sifen, Slei unb 3inn, bos in i^ren fianben
gefunben lourbe.
Sta^bem nai^ bem Xobe itönig SubiDigs bes SaQent im
3al^re 1347 JlatI IV« oon Söhnten ber 6tabt 9{firn6erg bie
oben enoa^nten 3onpriDiIegien beftatigt ^ite, fic^rte
9lumbetg bur^ SertrSge mit ben (Seleils^enen feinen SBocen«
bejug. 6o ft^Ioffen im 3a^re 1351 9luntberg unb 9{egens«
bürg einen Öeleiteoertrag mit bem Sistum SBflrjburg, bem
Surggrafen oon 9lfirnberg, ben (&raffd|aften 9Bertbeim unb
^o^enlo^e. Wie biefe Ferren oerf)n:a(^en bann ben 9tflm*
bergem fixeres (ßeleit unter 3ufttge bes 64abenetfa^es. ftein
Slfimberger (gut burfte mrgen Vergebungen ber gfu^rleute unb
SBagenfnec^te befc^Iagna^mt merben. 1858 f^Iog 92fimberg mit
ber (Braffd^aft SBirtemberg einen (BeleUsoertrag ; bas grofli^
mirtembergif^e (Beleit begann na^ bemjelben an ber gfutt^ ^^
Fialen. 1360 oerfpra^ Sö^men ben Xflrnb ergern
unb Slugsburgern fixeres (geleit in ganj Sö^men, SRfi^ren
unb $oIen unb 1361 eroarb 9lfimberg bie 3oIIf^^i^^it '^^
Stanifurt a. 9R. unb erhielt u)eitge|enbe ^rioUegien in
Cent, Srfigge unb $pern bur^ bie C5raff(^aft Slanbern.
Diefe ^rioilegien entfpra^en nabeju bem 5an|aprioi(eg oon
1315 unb Srgerten bie ^onfen in foI(^em Srabe, bag es fet^r
heftige 6trettigfeiten svifc^en ber ganfa unb 9lfirnberg
gab, bie [(^liegli^ ben $anbel oon Srflgge gu (Srunb ri^teten.
Der Sertrag fid^erte ben ftaufleuten oon 9l&mberg ben freien
Sanbel in ganj glanbem ju. 3on, Umgelb, 9Baggebfi^r, 9Be^eI<
red|t, (Semölbemiete , Unterfaufsgebfi^r, 6^iffslo^ne, Aontrafte,
3a^Iungsre4t maren genau in 50 SIrtifeln geregelt. Die 9lüm*
berger Aaufleute bur{ten in gars gflanbern (Beve^r unb SBoffe
tragen, Serfammlungen galten, Ratten eigene (Seri^tsbortett in
allen bürgerlichen unb anberen 6treiligleiten mit Stusf^Iug oon
fold^en Dingen, auf mü^tn fieib« unb £ebensftrafen ftanben*
9ber au$ oenn megen folc^er Vergeben ein peinli^es Serfo^ren
gegen fie eröffnet vurbe, burfte megen biefer Serge^n lein 9lflm*
berger (gut bef^Iagna^mt nierben. ftonftanj ^ebes^Ib 1415
gar 2U gern in ben 9lieberlanbenbie ^anfaprioilegieit ober
loenigftens biejenigen ber9lürnberger unb ftolner ge^M.
— 189 —
1363 na^m Oefterrei^ ebenfalls bie Stflmberger ftouf-
leute in feinen 6<!^u^. 6ie etJ^ielten freien $anbel ju SBaffer
unb 3U £anb gegen bie fibli^en 39ne. SBurbe in Ariegsseiten
bei Setitag geffinbigt, fo Ratten [ie 7 SRonate 3^^ 3um Serlaffen
bes fionbs. 9la4 Seenbigung bes Jltiegs trat bos ^tioileg loiebet
in Araft. gffit Serge^en bet ^anbeldbebienfteten, Su^rleute unb
9Bagenfne(|te toaten [ie ni^t ^aftbat. Sine Set^aftung SRfimbetger
ftouf leute oar nur geftattet, nenn 92firnbetg ni<!^t f ilt bie3a^Iung bet
(Jfotbetungen forgte, mel<!^e oftenei^if^e ^interfaffen bei ben Slfint'
bergetn leiten. 1364 würbe bie 3^^! bet Xu^e , bie als SBagen»
labung gete^net mürben, genau geregelt, ba bie (Einfuhr oon 9li e«
betlanbet Xfi^etn fibet 9lfltnberg na<!^ Oe|terreid[| eine
fteigenbe StüIIe ju fpielen begann. 1365 erhielt 9lfimberg freien
^anbel in $oIen gegen ben ^ergebra^ten 3on; na^ bem be«
treffenben Vertrag toaren alte 3c>(Iungen in polnif^er SB&^rung
3u leiften. 1366 beftatigle Defterrei^ bet 6tabt SRtlmberg
i§te i^olh unb ^anbelsftei^eiten unb 1375 fi^ette 3R&f)*
ten ben SRfitnbetgetn ben freien Raubet. SIuc^ ^ier burfte lein
9lfimberget ffit einen anbetn gepfanbet toerben. 1378 erteilte
ftarl IV. Kfirnberg neue 3olIprioilegien. 3n »afel, ÜRatns,
ftoIn,9Borms, 6peier, Strasburg unb ja^Irei^en anberen
Stäbten mar nunme^t bie 6tabt jollfret. 1379 reiften bie 9lflm«
berget in fteigenbet SRenge fibet Setona noc^ 93 e neb ig,
1380 otbnete bas $aus ^absburg i^ren Serle^r übet Saufen«
butg am SR^ein, wo fie ben ubli^en 3^^ unb V2 (Bulben uom
grübet SBein gaben. 1383 trieben fie femer einen lebhaften
SBeinl^anbel Aber 3ngoI[tabt na^ 9R untren, 1385 ftritt
fic^ Slfimberg mit Sa fei u)egen ber 3Bne, bie mit ^ilfe
bes Sd^mabif^en Sunbs auf bie $aifte ermäßigt u)urben. 1387
Deteinbatte9lutnberg3onfrei^eitmit6t. (Sallen unb 1390^oIten
fie Safran in Slquileia. !Da$ caminnm Norimbergense max
{e^t ffit bie fiombatben bet meitaus u)i(^tigfte SBeg nad^ bem
9lotben; bie Sebeutung bes caminam Basle trat oor bemfelben
©eit jurfid. Die fiinie SRumberg— Slugsburg— Snnsbrud—
Srennet— Senebig n^at bie bebeutenbfte Setle^tsfttage ju^ift^en
9lotb« unb 6fibeutopa gemotben.
Jlaum meniget bebeutenb als 9turnberg ftanb inbes bie
Stabt gtanlf urt ba. Seit 1300 ftieg granffurts TOat^t immer
me^r, na^bem es feit 1152 erftmals 9Ba^Iftabt ftatt
— 190 —
Sla^ens getootben mar. 1240 ^atte es bereits [eine ^txb\U
meffe ah olle (Einri^tung. ^lle Aaufleute, toel^e biefe bt^
fugten, ftonben im Slei^sf^u^e. 1245 xxm granffurt 9{ei^s«
jtabt geiDorben unb ber ^opft tDies bem Gegenfonig ^einrt^
9{a5po in X|firingen 25000 3RarI 6tI6er auf bie Sani Don
Senebig an, toelc^e bann bie Summe na^ S^^^nlfurt
fiberf^rieb.
SBie Slugsburg, fo begfinftigte ftönig £ubmig ber SaQer
au^ granlf urt in ^o^em Srabe. 1324 gab erber Stabt ba$
9{e^t, 35 He ju ergeben, unb 1329 gab er i^ren Sürgem bie
Srei^eit oon allen Stei^sjöIIen ju SBajfer unb ju £anbe. 1330
oerbot er bie Einlage weiterer 3onburgen am 3Rain im Umbeife
oon 10 Stunben oon Sranffurt unb gab ber Stabt bas 9Ie<^t,
Sünbnilfe ju [^lieben. 1330 erhielt gfranlfurt eine jioeite SReffe,
bie ($<^fi^nmeffe, mit 9{ei(^$f rieben, bie balb an bie Stelle ber
C^ampagnermeffen trat unb ber mi^tigfte g^nbelsmittet
punit (Europas u)urbe. Aönig jtarl IV. gab i§r meitere stsei
9ne[fen unb bas 9{e4t auf ben (Ertrag ber aRfinje. Sie burfte
bie oerpfänbeie Stabtburg mit bem S^ult^eigenamt
auslöfen unb roieber ^erftellen. Slber [(^on 1349 löfte bie {Reichs*
lanboogtei $anau bas Sd^ult^eigenamt mieber für bas SRei^
ein unb 1366 mürbe an allen Stabttboren ein neuer 9{eic^$}oII
eingefe^t. 911s aber furj barauf bie Sfirger mieber $err mürben,
mürbe ber 3on mieber abgef^afft unb man regelte bie Ser^Itniffe
oon 9{at unb (&eri(^t erneut, als bie Stabt bas S^ult^eigenamt
mieber geiauft ^atte. 1356 mürbe bie Stabt be{tänbige Aonigs*
ma^Iftabt unb mugte ben 2Ba^Iaft f(^irmen, mie [ie au(^ bos
SRe^geleile fclbft beforgte unb bie Aaufleute gegen ben 9bel
ber Umgegenb (^ü^te. 3n ben Sauren 1362—1374 erfolgten
allein 12 Singriffe auf bas S^anffurter SRarlifd^iff unb ja^I«
rei^e Se^bebiiefe oerlangten auger[te Sorfi^t unb bie Srüarung
bes Selagerungsjuftanbs mo^renb ber SRelfe. 3)er SRain mürbe
na^ts mit Aetten gefperrt, Patrouillen ftreiften in ber Umgegenb
unb eine ftanbige $auptmad^e mürbe eingeri^tet. Die Sonntags^
ru^e, bie ^oIi}ei|tunbe unb alle gf^ftengebote maren Aber bie SReffe
aufgehoben. 1381 erbaute bie Stabt jmei groge Stetnlra^nen
unb braute meitere 3<)ngefaIIe ber Umgegenb in i^re §anb.
2)er3oI( mürbe qu$ bierna^ ber ^ferbeja^I beregnet unb
nad) bem SBert ber Sobung. (r>emanbmagen ja^en 1340
- 191 —
ffit bos $ferb 6 6^., At am et wogen 3 6<^. t377 jol^tte
jebes Silber aBein auf bem SRain 1 (Sulben, anbete SBote na^
bei 9RatI}(i^I, b. ^ bem 9Bett;ebenfo in SRoinj unb Oppen-
heim. 1379 etlietten IRoins, aBotms, 6peiet, gftieb«
betg, ® eln^ouf e n nnb SB e ^lot tos Siecht, iebe3on[tatte niebet«
{tttetgen, bie jmif^en S<an!futt unb SRoinj, in &od^[t,
AoIIetbo^ obet anbetsioo angelegt metben foUte, fo bog es
faum eine onbete Stabt gab, mit bet bie ^^nbelsoetbinbung
betatt eilei^tett wax, mit mit Qrtanlfutt.
SBenig etfteut flbet bief es (Empotlommen bes92fitnbetget unb gftani«
futtet ^anbete toaten bie Aauf leute oon 9{ e g e n s b u t g, bie [id^ ba>
but(^ in i^tet feit^etigen Wa^tftellung gef^Sbigt fa^en, loeil es
namentli^i ben 9liltnbetgetn oon 3<^t ju 3a^t 6e|[et gelang, fi^ in
So^men, bem (Btunbpfeilet bet SRegensbutget SRai^t, fefljufe^en,
in bem £anbe, belfen (Etjeugniffe bamals ben ganjen eutopaif^en
SRoift be^ettf^ten. 6^on im Z^u 1305 toutbe ben SRegens«
bürgern ber (Einfauf in Sö^men nur no^ untet bet Sebingung
geftattet, bag (ie lein to^es (5oIb obet Silbet, fonbetn nut
fraget Silbermfinjen ausffi§tten , toas füt i§ren $anbel einem
^^nSlusfu^tsoII gleic^fam, inbem bie Slusfu^t oon Sbel«
metallen bie Kegensbutget in er|tet £ime nat^ So^men trieb.
Zto^bem abet mat bas Sitoetbslebcn 9?egensburgs ou^ noc^
feit 1300 ein augetotbentlic^ eniioideltes. 1312 [teilte in
®ties bei So^en jlonig ^einti^ als den oon £uxem<
bürg, So^men, ißolen, 3Rä^ren, Rötnten, Zitol unb
(&öt3 ben Aaufleuten oon SRegensbutg jum IDanI ffit ben
fleißigen Sinlauf in feinen £anben ein ^tioileg aus, na(|
bem bie $et{onen unb (ßfitet bet 9{egensburget in feinem 6^u^e
ftonben unb oon SRei^smcgen ni^t gcpfSnbet n)erben butften.
91ttr wtnn ein 9legensbutget Ilagte, butflen i§te (&üiet in ben
9{ei<!^s{tfibten angehalten oetben obet wtnn ben Untett^anen
bes Aönigs in Xegensbutg bas 9{e4t oetQ)eigett mutbe.
SBie Vugsbutg unb gftanffurt bei bet ftteitigen jtönigsn)a^l
im Z^^f^xt 1315 fiel au(^ 9{egen$butg bem ®egen(önig fiubmig
bem Saqetn ju unb glei($ im 3a^te 1315 50g ftonig £ub«
nrig in 9legensbutg ein. 6^on ftü^er, nämlt(^ im 3^^^^ 1313,
jetgten fi(^ bie etften jteime bet (Begnetf(^aft jmif^en bem
alten mo^tigen Slegensbutg unb bem jung aufftrebenben 9iutn«
betg. !Det 9legensbucget 5<^nbel litt bamals großen 6(^aben
— 192 —
bur^ einen Streit jiDif^en bem »fltgermeifter «E^renfel« ©on
«egenrturfl unb ber gamilie ©feilet »on SRflmberg. 3)lc
Sa^e fom mt bas Jlümberflet fianbgeri^t unb auf ffirunb eines
Urteib besfelben ©urbe überall ba» «egensBurger ffiut be-
f^Iagna^mt unb beut iRegensburger ©anbei um fo me^r
iebntögli^er Wibtu^ getrau, ab man in 3lfimberg treu
3u Oefterrei^ ^ielt, bi« ber Kat eine CBefanbtf^ft na^ ffiien
f^idte, beren ftoften für (5ef(^en!e u. f. m. ^ölb bie Stabt ^alb
bie Äaufleutejunft aufbraßte. Die 6tabt legte jur «ufbringung
ber ftoften auf jeben Saum, ber 5U SBaffer ober ju fianb na4
Oeftenei* oerlaben würbe, einen «uftfulrjoü oon V« ^Jfunb
«egensburger Pfennigen. Seit bem Sa^re 1318 »urbe biefes
»erl&altnis 5Regensburgs ju Mmberg wieber beffer unb bie
Äaufleute oon «egensburg erhielten bur^ Vermittlung ber ©err«
fd^aft So^enlo^e oon ber ©enf^aft $anau fixere» ©eleit
auf bem X auberf lufe bis lauberbif^ofs^eim. 1317 fd^bg weiter
ber «egensburger ©ansrat Si^er^eitsoertrage mit bem Sbtum
Speier, ben (Sraffd^aften SBirtemberg unb öelfenfteln,
ber aRarIgraff(^aft »aben nnb ben §errf^aften ffiberftein unb
aSai^ingen. Der »erfe^r ber SRegensburger gieng bamab
oielfa^ na^ bem SRurgt^al unb Strasburg, «egensburg
erhielt femer ffieleitsbriefe für bie ©raff^aft fieiningen unb
3©eibrüden. (£5 war barin ooller S^abenerfo^ oerfpnK^eni
toenn eine Seraubung oorlommen follte, unb 9lflrnberg
oerfprat^ ben 9{egen$burger Aaufleuten oollftonbige Strafen*
fi^erbeit unb gutes ©eleit oon 9lürnberg bis na^ Oppenheim
in Slb^in^effen jioif^en 3Borms unb SRainj wie burc^ bie
©enf^aft SBeinsberg, wobei JRümberg für jeben Stäben
gutftanb, ber ben Slegensburgern bort erwad^fen foIIte. Die
SRegensburger Aaufleute l^olten am Kleine namentli^ flanbrifc^
9BoIItü(^er unb oerfra<^teten bagegen ©fiute, SBadb^i
Aupfer, 3tnn, (Eifen, llnfi^Iitt, Si^meer, $e^ unb
SBein na^ bem 9{^ein.
S^on im 3a^re 1319 braute inbes ber ftrieg um bie Rei^s*
frone 9iegensburg neue ©anbebftorungen. Die £)eft et reifer
jogen mit ben Xruppen bes Srjbistums Saljburg oor Slegens*
bürg unb oerlangten bie SInerlennung bes oftenei^if^en HBnigs
gfriebri^s bes S^önen unb ab fie ni^t eingelaffen würben,
na^m man in SBien bie [Smtli^en SBarenlager ber 9Iegens«
— 193 —
buTger ftoufleute in Sef(^Iag. 3m 3o^re 1320 gob bie (Stof^
f(^ 9{(etned»9lotenfel9 beit 9{egensburgem (5eleit|t(^ei^eit
auf bet Staube r. 1321 tourbe in bei (graff^aft 6<4eni tn83|::
men bem 9{egen6burger ^anbels^us ^ermann 9RaIIer unb
anbercn Slegensbtirgetn ein äBagen mit Seoanb unb anbere
Kegensburger Saumtiere unb fiaftmagen mit Sef^Iog belegt. 1 322
erneuerte inbes S5^men ben Surgmannen unb ftaufleuten oon
Kegensburg gegen 3<^^Iung oon 300 $fb. i^r feit^eriges (Jfrei»
^belsre^t unb ber SRat legte biefe Summe auf biejenigen
jtaufleute um, bie na<!^ So^men ausffi^rten. 3m i^a^xt 1324
erneuerte bie Surggraff^aft SRfirnberg, bie^enf^aft go^em
lo^e fomie bie (&raf}(|afl SBert^eim ber Stabt jtrgensburg
i^n (Seleitsbrief, wogegen fic^ bie Stabt Siegensburg ouf
bie Sitte Slfimbergs bei ber itrone grantreid^, ber ^ropftei
Zourna^ unb ben fronjoiif^^brabantif^en SRünjamtern ffir
9tfimberg oervenbete. (Einige 9lümberger ftaufleute Rotten
tiomlic^ groge Cut^ben in biefen £anbem unb babei großen
Stoben gelitten. Stümberg f^rieb bes^alb an SRegensburg, ba
in aiegensburg ebenfalls uiel $anbel na^ g ran fr ei d^ unb
S r ab an t ftattfinbe unb bie IRegensburger itaufleute biefen $am
bei am beften uetfte^n, fo ^abe man in Siegensburg roo^I ebenfalls
oiel Stäben burd^ bas „6tr e id^en", b. §. bas 6^Ie^termad(|en,
ber fran}3fif(|en9B&^rung erlitten. Slflrnberg f^Iug bes^Ib
oor, Stegensburg, Slugsburg unb Slärnberg als bie
bret ^au)rtbeteiligten Stabte mögen gemeinfam bei ber fran«
jofifd^en ilrone oorge^en unb Sd^abenerfa^ ermirlen. Die brei
6t&bte lauften alfo in Stanlret(| unb ben 92ieberlanben
fe^r uiel ein. 3m 3a^re 1326 erneuerten bie (graffc^aften
Kaffau, 6a9n unb ^o^enlo^e mieber^olt bie 9legens=
burger (Seleitsbriefe unb Sd^ablosDerf^reibungeUp ebenfo erhielt
im 3a^e 1331 9{egensburg (Selettbriefe oon ben $errf(^afien
9laffau, Sai^n, üDie^ unb S im bürg, fo bag feine ftaufleute
Don £ippe bis Aaftel am 9{§ein |i(^er ganbel treiben tonnten.
Dagegen ^atte 9legensburg im 3a^re 1332 einen großen Streit
mit ber (Broff^aft S^aumberg jmild^en $affau unb £in3,
loeil bie festere gu Sf^a bie 3öne erlgo^t unb iRegensburger
(But bef^Iagna^mt ^atte. Der Sieben n>ar fe^r grog unb
Kegensburg oerlangte bes^alb S(^abenerfa^ auf bem ^ege ge»
ri^tlid^r ftlage. 3n ber I^at rourbe bie (Broffd^aft ju 500
13
— 194 —
SRotl verurteilt, xotliit in b e r 9(rt beja^It nmrben, bog man
fo lange in Slf^a nur ben alten 3on oon 32 $fg.p 2 $fb.
Pfeffer, 2 Sturml^auben unb 2 $ut[(^nfiren er^ob, bis bte
S^ulb bejo^It toar.
Sei biefem lebhaften Serle^r ivar es lein SBunber , loenn
bte großen Stegensburger $anbel$^u[er bomals fe^r rei^ nmien.
SBie in gfranfreii^ unb ben 9lteberlanben ben fiombarben nxiren
i^nen in Deutfi^Ianb no^eju alle gffirften^Sufer unb ^errfd^aften,
Sistfimer unb Sbteien CSelb f^ulbig unb i^re (£rebitgef<^e
mad^ten ben fiombarben in gfranfrei^ unb ben Slieberlanben
er^bliil^en SBettbemerb. Die 9Ri1teI Saperns toaren unter
Aonig £ubn)ig beim Huftreien Aarfe IV. fo erfi^opft , bog bte
Cßelellf^aft Steid^ unb ®en. in 9{egensburg 20— 30$funb<
n)eife ben 6o^nen bes Aaifers ben fiebensunter^U uorftreden
mugte. Da mar es lein SGBunber, u>enn bie 9tt\äf bei biefen
(gef^äften groge (Sutsbefi^er n)urben , n^o^renb bie ^ausfleim
obien ber Käufer Cua^emburg unb Abensberg in ben $an«
ben ber 3uben u)Qren, n)enn ber (Ertrag bes {Regensburger
Ofriebgert^ts unb ber bif^ofU^n AS mm er er in ber $fanb»
[(^aft ber S^milie 9{ei^ ftonben.
Diefer aRo^ellung StiffiiirihrTgs als Sanlplal| ffir bie
^albe SBfft vtxmiße es bes^alb au(^ junSi^ft wenig Sin«
trag 3» f^mr, als Ungarn unb So^men ftrenge Ser«
Me gegen bie Susfu^r oon ungemfin5tem (Ebelmetall er*
liegen. 9lur gef(^o^ [eitler bie Slusfu^ f^dadüf mittels
bes S^muggels. X)ie[er ei^ifh^anbeloar es benn au<l^, ber
bie Stabi Stcgerrsburg in immer f^arfem (gegenfa^ ju i^ren
Sfac^barn brachte. 3*" 3a^re 1337 lam 9{egensburg in ferneren
Streit mit ber bai) er if(^en 9{egierung. Sägern bejic^tigte
bie 9?eg6nsburger mo^I ni^t o^ne Sered^tigung, bag fie im <B^
Reimen bie S 0 ^ m e n unterftfi^ten, n>eld^e bamals ganj Slteber*
baqern oerQ)u[teien, unb oerfud^te oergeblii^, bie 6tabt bur^ einen
rs^nen $anb|trei^ 3U nehmen. 3loi^ f^Iimmer gieng es ben
9)egensburgern im Z^f)xt 1343. Die Stabt 30g {i<^ bamals
bur$ i^r Ser^alten bie 9{ei$sad^t ju unb ba ^iebur^ ffir alles
9tegensburger (Sut bas (geleite hinfällig tourbe, fo mürbe flberalt
bas 9{egen6burger Aoufmannsgut auf ben Strafen gepf&nbet
troö aller Befc^roerben beim (fojbistum Wains, bei Slaffan
unb in gfranlfurt, beiber gerrfd^aft (Eppenftein unbanberen
I
- 195 —
^enft^ften , bog man i^ren Aoufleuten 2 SBagen mit 9B o I h
tfid^ern gei^anbet ^obe. Ueberoll lautete bte able^nenbe ^nt.
iDort, bannigen fieuten verbe fein SRed^t ge[pro(|en. Die Siegend»
bürget ^Ifen fi^ infolge be|fen babur^, bag fie feit bem 3a^re 1344
me^ ben ^anbel na^ £)eftenei(^ pflegten. 6ie führten i^re (Bfiter
burd^ bos ^ersogtum Oefterrei^ übet ben ^freimberg
nac^ 2Bien unb oon boit nai^ Sö§men, [o bag |ie ben
^fonbungen in bet Obeqifolj entgiengen. SoQern empfanb
bies fe^r ^rt on feinen 33nen unb j^idte bes^alb eine Se^
{^loetbe nad^ Kegendburg, fonb obei fein ®e^5r unb etft im Sa^re
1345 übernahm bie ®raff(^aft S^aumberg erneut bie 6i<^er«
ung für oHes Gut, bas bie Aaufleute oon Aoln, Smfinb unb
Hugsburg ju SBaffer ober ju Sanb na^ ben Donaul&nbem
fü^en.
Slu^ bie 6treitigteiten jtoif^en Saqecn unb SB^men
um bos fianb Ziiol voren fflr Xegensburg Don f^ioeren Solgen.
Die 9(bna^e bes Srltags ber bo^mif^en Silbergruben
unl> bie fteigenbe Srgiebigfeit ber Ziroler Setgn^etfe legten ben
So^men immer me^r ben SBunfd^ na^e , biefes £anb in i^ien
Seft^ ju bringen, unb bie 3Biener Ser^anblungen oom 3^^^^
1346 gmifd^en £)e(terret4, Ungarn, Sranbenburg unb
Sägern breiten jt^ in erfter £inie um ben Sefi^ oon Xirol.
Slegensburg ftellte fi^ babei fofort auf bie 6eite ber 93B^men.
3m 3a^r 1347 gieng Siegensburg offen 3u ben £uxemburgern über
unb fiel, fobalb ber $apft ben SRarfgrafen 3obft oon 9D2ä^ren
unb na^ beffen !£ob ben ftonig Aarl oon Sö^men als (6egen«
fSnig gegen £ubmig ben Saqern aufgeftellt ^atte, fofort in
bos bcqerif^e Sebiet ein. 9lls bann bie 3laiS)xiä)\ oon bem
plo^Iiilen Xobe Aönig fiubmigs 1347 in Kegensburg eintraf,
nntiben fofort Eilboten na^ allen Orten gefenbet, um bte Sie«
gensburger Aaufleute ju n^amen, bag fie i^r ®ut in Si^er^eit
bringen. Die Sermo^Iung ftbnig ilarls IV. mit ber ^lo^ter
bes mütelsbo^ifd^en ^foljgrafen bei Sl^ein oerf Raffte Sö^men
einen Xeil ber Oberpfal} unb trieb ben erften ileil in ben
baqerif^enSefi^, ber bie SRarf Sranbenburg, 2;iroI unb
^ollanb als »td^tigfte Dur^fu^rplö^e jener 3eit umfagte,
unb ben ber Zo\> fiubioigs in 10 Zeile rig. Der SBo^lftanb
Slegensburgs gi^ng feit 1347 fi^tltc^ jurudf. 3Ran bef(|log, um
bie grogen itoften für bie Sotf^often ber Stabt an ben ein«
13*
— 196 —
seinen $ofen erttfigli^er ju ma^en, bem Sflrgermeifter, bec ab
Sotf^ter reifte, nic^t nte^r ah 6 $ferbe , einem Xats^enm 4,
bem 6iabt[^reiber 2 ^fetbe in ber ktt gu enlf^Sbigen , bag
man filt iDlann unb $ferb tfigli^ 32 ^g. beja^Ite. SBeitere
$ferbe ^atie ber Solfc^ofter felbft 3u jaulen. 9Ran Ilagte bitter,
bag bie öffentU^en Slusgaben einer grogen ^anbeteftabt mte
9{egensburg faum me^r 5u erfi^oingen feien , ba bie Seiroidel*
ungen mit ben Seleiis^erren immer f^Iimmer merben. 3in
3a^re 1351 mürbe in Trabant 9{egen9burger ®ut gepffinbet,
au^ mar bie Strafe na^ SB ü 13 bürg unb fiber ben^unbs'
rild unfii^er, fo bag f(^Ieunigft (Eilboten na(( Zrier unb Sin t-
merpen, na^ ^c<tg» SBfirjburg, Slugsburg, SBert^eim
unb iRfirnberg gefanbt mürben, um bie ftaufleute ju mamen.
(Ebenfo f^idte man im 3a^re 1354 9legensburger Soten na^ ® 5 r 3,
Stein, SBoIfftein unb gfteiburg unb na^ 9lfirnberg an
ben 6i^ bed ftanlif(^en £anbfriebensbunb$, um bafflr 6orge }tt
tragen, bog bie ganbelsfpene aufgehoben merbe, mel^e mon fiber
bie Stabt oer^ängt ^atte. Aaum mar inbe^ biefer Streit aus*
geglichen, als im gletd^en 3a^re ein neuer Streit jmif^en n egens«
bürg unb iRfirnberg ausbra^. Kegensburg flagte beim 3lti^t
gegen JRümberg, bag biefe Stabt bie 9{egensburger ®emanb»
mögen aufhalten laffe, unb 9lürnberg gab barauf bie Srfl&rung
ab, es fei hieran lebiglii^ bie 9{egensburger ftaufmannfc^aft felbft
f^ulb. (Einige Mrnberger itaufleute ^ben nämli^ eine gfor«
berung an einige $ r ager gfitmen unb laffen bed^Ib bas $trager
(gut bef^Iagna^uien. 9lun Reifen fi^ aber bie $rager bamit, bag fie
i^r ®ut auf Siegensburger 9lamen burd^ Slflmberg fähren.
iD2an oerlange bes^alb oon allen Slegeneburger SBagenleuten
bie eiblii^e Serfi^erung, bog fie fein ^rager ®ut fübren. ^thtx
SBirt fei bered^tigl, auf ffiiunb einer Siegensburger 3onbeflaratton
biefen 9la(^meis 3U führen , fo bag bie 9{egen$burger fic^ leicht
Reifen lönnen.
SBie fe^r bei biefen Streitereien bie perfonIi(^e (Eiferfu^t
ber (ßrog^änbler beiber Stöbte ^ereinfpielte, bemeifen bie Strei*
tigleiten im gefeiligen Serfe^r ber beiberfeitigen Jtaufleute in
Senebig. Heber bie ganje iRegietungBjeit ftarte IV. jantten
fi$ beiber Stöbte jlaufleuteum ben Sorfi^ im Deutf^en ^ofe
ju SBenebig. Wegensburg erflörtc, es fei eine „freie Stobt".
Slfirnberg aber nur eine 9{ei(^sftabt, unb ab man bies ni<l^t
— 197 —
als audfc^Ioggebenb gellen Iof|en toollte unb bie gonbels«
bebeutung in ben Sorbergninb [teilte, f^tdten bie Biegens«
bürget eine groge Summe Solb on einem Zage no^ Senebig
fouften ebenfo oiele SBaren gegen bor, als bie Slümberger
gegen SBe^fel unb auf Sorg im ganzen legten 3o^re getauft
^tfen, unb gevonnen fo in ber ^at ben Streit. SIber unter
ftonig SBenjel gieng ber Streit s)ieber los unb es fam f(|lteglic^
im 3>eutf4en ^ofe beim gemeinfamen SRittogeffen ju einer großen
6<^Iägerei, bei ber beibe ^adeien mit Stdden auf einanber*
Rieben, fo bag bie (er}ogIi^e 9legierung einf^reiten mugte unb
erneut ju (fünften 9{egensburgs entl^ieb.
9leue Unruhen braute in bie Stabt , als im 3a^re 1355
bas 9{ei4 bie %t]it Don au [tauf bei Kegensburg in feinen
Sefiti braute unb bort §3^re doKe einführte. 9lo^ f^Itm«
mer aber virfte ffir ben Kegensburger ^anbel bie gfe^be
ber Slabigemeinbe mit bem Sef^Iec^te ber 3<>n^ ^^ ^i^ ®^'
fille bes Sc^ult^eigenamts ober Stabtamansamts. Ss
toar ben 3<>nben, geftfi^t auf i^re 9{e^ie, gelungen, SoHftredungs«
befehle gegen bos 9{egensburger C5ut in betrS^ilic^er $9^e ju
eimiiten, unb fo max erneut nirgenbs me^r bas Slegensburger
Aaufmannsgut fi^er. 3n Salzburg lourbe ftaufmanns»
gut unb 93 ie^ gepfänbet, in Straubing mürben bie
Xegensburger Skiffe bef^Iagna^mt , bie Strafe na^
Senebig mar gefä^rbet. Srneut giengen (Eilboten nad^
Senebig, gff<^nffurt unb^rag an alle jtauf fetten unb gfu^r:>
leute, bie untermegs moren, ^ur SBarnung, aber erft im 3a^re
1360 gelang es iRegensburg micber, ^rieben mit Saqern ju
f^Iiegen, bos fi^ bes bena^tetligten S^uli^eigen oon 9{egens>
bürg angenommen ^ite , fo bog bie Strome oon 9{egensburg
fiber C^am na^ $rag toieber fidler mürbe. Dafür bef^Iag*
normten aber im 3a^re 1361 bie 3<inbe in Reffen« St äff au
unb in S^aumburgbte9{egensburger 9Bein« unb®emanb>
f^iffe unb im 3a^re 1362 mürbe bas 9{egensburger (Sut auf
ber Smfe, in ^omburg auf ber gö^e unb auf bem $unbs^
rficf erneut gepfänbet.
(Ebenfo f^Iimm mirlte im 3a^re 1363 bie gfe^be jmifi^en
bem 9legensburger (&ef4Ic(^ter !Rei(^ unb bem$er5og o. Zecf.
9{ei(| ^tte ben Domldeirn Aonrob o. Sraunau erf^Iagen unb
beim Steic^^ofgeri^t mareinSoIIftre(fungsbefe^I gegen bie Stabt er*
— 198 —
enotTlt morben, auf ben geftQ^t auf bem gunbsrfidbte Stegensburget
gebronbf^a^ würben, obglei^ Sa9ent bte Slegetisbutget f<l^fl^e.
(Erft im So^re 1864 !am etnSertrag Sa^etn^^oIIanbs mit
Kegensburg ju Stanbe, nai^ bem alle 9Bägen auf ber Sene*
biger Strome mittrodener jtoufmannf^aft, mit8f<^ften*
fpeife, 9RaIoafier tinb griei^ifd^en SBeinenoonSaffano
an fi<!^er fein follten, loie au^ Sefterrei^ unb bie n^ein*
pfalj erneut mieber ber 6tobt bie Si^er^it bes (Seleits ge«
iDä^rleifteten. 9l6er f^on 1365 braute ber Streit um Zirol
bie Stabt Siegensburg in neue Serlegen^eiten. 3n ^offau
mürbe ben iRegensburger iloufleuten eine grojje fiabung 6 d^ mal 3
mit Seft^Iag belegt, in (E^am n)urben Kegensburger Aaufleute
oerl^oftet. Die ^txitn mürben bobei immer fd^Iec^ter.
Die Aaufteute Hagten, bag i^re ®e|4aftsreifen lebensgefä^lt^
unb mentg geminnbringenb feien, meil bie (Seleitgebfi^ren oiel
5U ^o(^ feien. Die 6täbte maren ni^t me^r in ber £age, für jeben
einseinen Sfirger einsufte^n ober fi^ für Seleibigungen berfelben
(genugt^uung 3U fc^affen,unb ber Slegensburger 9iat machte be$*
^Ib befannt, Ifinftig möge jeber fc^en, mie er feine angelegen*
§eit unb Aaufmannf(^aft felbft auf feine jioften oustrage o^ne
Stäben ber 6tabt, es betreffe (Erbe ober (Eigen; bie Stobt
fonne nur no^ ben Sotenlo^n jal^Ien. (Erft als im 3^^^^ 1369
bie Ztroler $anbel enbli^ beigelegt mürben unb Saqem Xirol
gegen eine (Selbentf^äbigung anDefterreid^ abtrat, mürbe es
etmas beffer; bo<!^ gob es aud^ je^t no4 SBibenoartigfeiten in
SRenge.
3m 3a^re 1370 mugte Siegensburg bie Steuer er^ö^en.
Die (Braff^aft Ortenburg legte bamals Sefi^Iog auf
einige SIegensburger Sd^ijfe, auf benen mehrere Rramer fo-
mie einige Sd^u^- unb iRiemen^önbler ju SRartt fuhren.
3m 3a^re 1374 befam 9tegensburg Streit mit $affau, meil
man ben 9?egensburgern bort ben Serlauf oon SB e i n oerboten
^atte, ben fie aus Cefterreid^ herauf bra<^ten. Kegensburg be«
tonte, bog man bo^ in IRegensburg ben $affauem ben SalS'
Der lauf ebenfalls geftatte, unb Ilagte bitter, bog $affau ben
3oII aui) für fol^e Üüd^er ergebe, bie unoerlauft aus SBien
na^ 9{egen$burg surfidge^en, ebenfo ffir SB eine, Salj unb
(Betreibe, mie au(^ ber SRegensburger (Belbmei^fel in
$affau eingef^ronft motben fei. Dann belam 9{egensbuig 1375
— 199 -
einen Streit mit bei ^enfd^aft Abensberg. SRan fd^idle
iDiebei^oIt Soten nad^ Sffitt^, um bie von Slawen ^eimle^«
renben Kegensburger Aaufleute ju marnen, ba ^{egeneburg
erneut burc^ eine Jllage bes (Srog^önblers Spengler in bie
Stei^sQ^t gefallen n)ar. Dos ^erjogtum Seltnen legte
fofort namens bes iReid^s^ofgeri^ts Se[(^Iag auf bas
i^ui, bas bie 9legensburger Jtaufleute oon ber 3Re{[e in
Sfranlfurt unbSresIau heimbringen roollten, [o bag bie
Slot berfelben eine groge »ar. 1378 Ilagte SRegensburg bei
ber 9{egterung in anfingen, bag bie (&raf[(^aft (gros ben
Soll in Xobla^ er^S^t ^abe, unb ertoirlte mit ^ilfe Saqems
Sbftellung biefer Sef(^ioerbe. (Eben|o Ilagten bie iRegensburger,
als im 3a^re 1389 bie 6tabt $ äff au oom 9tei^e bas Sta-
pelre4lt auf alle SBeine erhielt, bie aus Oefterreid^ bie
Donau ^erauffamen, unb auf alles Sal}, bas ben 3nn herunter«
gebraut mürbe, fo bag alle biefe SBaren an bie ^affouer Aauf»
ieute oerfauft unb oon biefen erft Q)teber erioorben oerben mujsten
vte bie Slieberlfinber SBaren oon ben ftölnern. Sllle biefe
Dinge minberten ben IRegensburger Serle^r unb man Kagte
bort immer me^r, bag bie 93 e nebig er je^t nic^t me^r na4
Siegensburg lommen, fonbern umgele^rt bie Stegensburger Aauf»
Ieute nac^ Sologha unbSenebig reifen muffen, um (Sefd^öfte
5U ma^en. 6o laufte 3. S« 1386 bie girma SRaller ein eigenes
$aus in Sologna. Sin bie Stelle 9iegensburgs traten eben
Senebig unb bie Sombarbenftabte, an bie Stelle ber
Donoulänbet bie Slbria als 9RitteIpunfte bes SBelt^anbels.
o. Die Donoulönber.
9lo<^ um bas 3a^r 1300 reiften bie f(|n)äbif(|en ftaufleute
in groger 3q§I nad^ 9Bien unb bie bortige ^erjoglid^e 9{egier»
ung Aönig Slbrec^ts gab \xi^ alle aRfi^e, ben ganbel ber Stabt
3U er^lten ; leiber oergeblii^ , benn bie Donaulänber traten 5U«
rüd Dor bem aufblü^enben Stern Zirols unb ber S^meis,
loel^e bie 93erbinbung mit 3^<^Ii^n oermittelten unb ben
äBarenbejug aus ilonfta ntinopel in ben ^intergrunb bröngten.
Das ^aus ^absburg fa^ bies aud) ein unb bie (Erwerbung ber
Slarlgraffd^aft Surgau unb Oberf^mabens oar ein StQd
beougter ^absburgifd^er $anbelspolitif. Slber au(^ in 2B i e n
vm mon bobei ni^t laffig. derjog Wbxt^i gab ben S^maitn^
laufleuten folc^e ^rioilegien, bag fie ben hai)xx\ä)tn ^rinjen
— 200 —
Otio, ben oon ben Senebtgern aufgeftellten ungaitf^en
X^ronbetoerber, fpottenb ben ,,ftramet oon Senebig" nannten
unb ber 6tabt SBien treu blieben. SRan §telt in U I m ju
Oefterreid^ unb (Senua unb ^ogte Sägern unb Senebig
unb in ber Z^at mugte im 3o|re 1307 Aonig Dtlo ber Soqer
in Ungarn bem ^erjogitorl SRoberi oon 9lniou«6iciIien
meinen, melier in Ungarn alsbolb franjöfif^e Sitten einffi^e,
SRacebonien eroberte unb ftiieg mit ^uglanb begann,
bos Ungarns S^He [d^Sbigte, inbem es in Serfe^c mit Senebig
bur^ bie Slieberlanbe trat. 1305 erhielten bie Slegensburger
Sic^er^eit in Oefterrei^ unb 3uIoffung oor Seri^t wie bie
Sin^eimifi^en , llagten aber f^on bamals, bag man i^nen
i^re ^lioilegien nehmen molle. SRan oerlange ffir bie Se*
bedungsmannjd^aft ebenfalls 3on unb in SBien ^te man
es ebenfo mit ben (5eioanbQ)agen, bie [ie herunterbringen,
au<| bei Rauten, SBaci^s unb 9{iemen oerlange man me^r
3oI( als (eitler, ebenfo beim 9Bein. 3m 3a^re 1318 gab
Oefterrei^ ben iRegensburgem erneut (&eleitfi(^er^eit unb oer«
fpra^, bag fie oor allen öfteneic^if^en (Berid^ten ffir alle gfor«
berungen an ö|teneid^if(^e Staatsuntertl^anen ober an bie
9Biener aRfinse i^re 9{e(^tsan{prfi(^e follten geltenb machen
bfitfen. 1320 nennt bas SBiener Stabtre^t bie 6(^maben
neben ben 9legensburgern, mie 1191 bie Xud^ma^er oon Sod^en,
Aoln, SReg unb aRafttii^t. 6ie finb frei oom ^funbjoll unb
jaulen nur bas itaufl^auslagergelb. 1330 giebt Oefterrei^i ben
IRegensburgem ein ^rioileg, bas {ebe SSerle^ung eines Segens«
burgers mit bem Zobe bebro^t, unb 1331 f^idt ber Stegens*
burger ^anferat eine Solfd^aft na<^ SBien unb er^It baburd(^ feine
^rioilegien erneut, roobei ein Srfigler Xu^ als f^impfli^es
®e[d^enf abgeviefen mitb. 9Iu(^ bei ber Teilung Oefter*
reid^s im Z^^^xt 1379 loirb ben iRegensburgern bas Kieber*
lagsre^t in SBien beftäligt.
Ss mox bie june^menbe Sebeutung bes unmittel*
baren 3}er!e|ts mit Ungarn, ber biefe Ser^Itmffe in
SBien ^eroorbrat^te. 1312 oerbot Oeftenei^ ben fremben
i^Qufleuten jeben Sinfauf bei 9li(^tmienem , 1322 erhielt
SBien bas 6tapelre(^t unb L349 mürbe allen grtemben in
SBien bie SB eiterreife nad^ Ungarn oerboten mie in Aoln,
loeil man in Oefterreit^ mit ma^fenbem Slergec fa^, mie unter
— 201 —
bem Snjou Submig bem (Srogen von Ungarn (1342) [i^
ber unntHtelbore Sextett Ungarns mit Umgebung Oe|lenei^
^ob. 3m Z<^^tt 1350 lourbt $oIen erfd^Ioffen unb 1358 oer-
lor Senebtg !DaImatien mit Siogufa on Ungarn, 1357, 1364
unb 1370 f^Ioffen bie 6täbte 9lflrnberg unb Slegeneburg
gfrei^onbelspertrfige mit Ungarn, in melden beftimmt ourbe, bog
bie 3<>^Iung in beliebiger SBä^rung erfolgen Ibnne unb bog
eine 7»34i3e Afinbigung bes ^onbeboertrogs in AriegsjeUen
Itottjufinben ^be.
Slber es blieb nid^t bei ber (Erf^Iiegung Ungarns.
6ett 1300 trat Serbien ebenfalls in ben Areis ber Sto^«
ftoffbejugsISnber. 9Ran Ilagte bort, bog bie Senuefen
nunmehr itonftontinopel mit bulgarif^em (Setreibe
oerforgen, unb fu(|te bes^olb bie ferbifi^en (Erjeugniffe in Se»
nebig anjubringen. Z^ 3<t§<^ 1320 empfahl [id^ Serbien
ben Aaufieuten oon Senebig als Dur^fu^rlanb nad^
bem S^oarjen SSleere unb oerfprac^ benfelben oolle
Si^er^it; nur [oute bie Steife nac^ Sulgaiien oerbofen
bleiben. Huä^ im 3a^re 1323 mieber^olte Serbien in Senebig
feine (Empfehlung, o^ne bog jebo^ bie Senebiger ju lebhaften
Siniaufen fi(^ entj^Iiegen lonnten: Die Senuefen f^äbigten
bur4 i^te Sinf&ufe in Bulgarien bie Xfirlen in Srme«
nien in ^o^em Grobe unb biefe eroberten bes^olb, oon Sene»
big ermuntert, Sulgarien unb bie Donaulfinber. Seit 1350
brongen bie Xfir!en immer Ifl^ner oor: 1356 befe^ten fie als
erfte euTopfiif^e Stobt (gallipolis, 1361 ^brionopel, 1362
^^ilippopel, 1365 gonj Serbien, 1375 Sulgorien,
1382 Sophia unb 1389 n>urben bie Serben unb Sul»
garen ouf bem Slmfelfelbe berort gef flogen, bog es mit i^rer
Selbftftänbigleit oorbei vor. %uif ber Areujjug Aonig Sig«
munbs oon £uxemburg»Ungarn*Sranbenburg im 3a^re
1396 lonnte biefes S^idfal ni^t aufholten unb bie fd^mere
Kieberloge bei 9liIopoIis t ig bie unteren Donaulänber bouernb
oon ber politif^en unb ganbelsoerbinbung mit bem 9lbenb«
lanbe los.
3Bor fo ber freie ^anbelsoerle^r bes Slbenblanbs mit fto n ft a n^
Itinopel bauernb ba^in, fo fteigerte fi^ um fo me^r ber 93er«
le^ nad^ Ungarn unb $oIen. 3in 3a^re 1349 eroberte
er Rbnig Aafimir ber (ßroge oon $oIen ganj 9BoI§qnien
— 202 —
unb oon ®örlt^ unb Sauden aus entcoldelte fi(^ ein leb»
^after ^anbel m^ fiemberg unb beut Sfirftenhim Oppeln
unb oon ^ter nac^ Xono (Dbeffa) unb Aoffa (Sebaftopol).
Diefe Strajje benfi^ten mit Sorliebe bie genue|if^en
Stoffeitenreiter, 6oIbQten unb ftobniolbeamten , menn fie no^
Gfibruglonb reiften, feit bie Xfirlen ben SBüffetoeg ge*
f^Ioffen Ratten, mit man au^ oon l^ier na^ ber Dftfee reifte.
Diefe ^anbeboerbinbung mar es benn ou^, n>el^ uor oKem
bie Slfite 9lfirnberg9 seitigte, bas f^on im 3a^re 1360 ber
$auptflapelpla^ ffir bie SBaren aus Semberg unb Dbeffa
roar.
p. t\t 6<^iDet3 unb {^ot^burgunb.
Slfi^te ber ^onbel biefer ®egenben in feit^er nii^t gefann*
ter SBeife, fo litt, mit fiberall im Sbenblanbe, ou^ in £ombar«
bien bas Susfubrgeioerbe feit 1300 immer me^r unb es traten in>
folge beffenVrbeiterunrul^enunb innere politif (^ Streitigteiten
^eroor. 3n 9RaiIanb tobte ber Streit 3tDif(^en ben (B^ibellinen
unb SBelfen weiter wk feit 1200. SRailanb toor in ben ^an*
ben ber g^ibeilinif^en 93tsconti; 1327 Ralfen fie A5nig fiub*
n^ig bem Sägern 3ur Arone oon fiom bar bien, ber i^nen ba«
für bas SRei^soifariat Aber fiombarbien oerlie^, bas i^nen noc^
1380 Aönig SBensel beftatigte. Sis 1384 eroberten fie Serono,
Sicenja, Xreoifo, ^abua, ißifo, Sieno, Perugia unb
S 0 1 0 g n a, f 0 bag fie feit^er bas möd^tigfte (5efd^Ie<|t in Dberitalien
maren. 3n ^ooia janften fi(^ feit 1300 bie g^ibellinifcf^en See»
caria mit ben u>elfif(i|en fianguesco, bis 1356 bie Sisconti
fi^ auc^ biefer 61abt bemä^tigten unb fie bur<!^ (Erbauung ber
Xicinobrfide, einer Stabtburg unb Unioerfität oerf^ön«
ten. 3n ber Seibenoeberftabt fiucca ^atte fiubvig ber Sa^er
1327 ben (Srafen Surl^arb als £anboogt eingefe^t, bis bie un»
beja^Iten 6^u)ei5erfned^te bie ^erjogsmfirbe um C&elb bem
reiben (5enuef en Spinola fibertrugen. 1331 trat biefer, oon
Sloren] ^art bebrangt, feine ^lec^te bem A5nig 3o^nn oon
So^men ab, ber bann bie 6tabt bem ^aufe Woffi in
$arma oerpfänbete, bis 1339 bie 6cala oon Serona bie
Stabt an bie Florentiner oerlauften, benen fie 1342 bie
$ ifaner lieber megna^men.
6$on 1314 jogen infolge ber fd^Ic^ten 3^^^^^ sa^lrei^e
6eiben« unb SaummoIIioeber aus fiucca na^ Deutfc^
— 203 -
laitb, um ^tet i^re Autift toeiter ausjuQben, fo bog feit 1341
nur no^ in SRoi lanb gtdgere Setbenioebereien u)Qten, mä^renb
in Deutl^Ianb nunmehr beroitige Sßebereien in groget
SRenge eniflonben. 3)er ®tunb biefes !DomiciIn)e^|eb toaren
bie franjöfil^en (Einfuhrverbote unb bie Iombarbij(|e
9BebiDQreninbu|trie befferte ftd^ bes^olb erft »ieber, als Aönig
Aarl VI. t>m gfranlrei^ erneut bie (Einfuhr lombarbif^er
äBebooren geftoitete. Do^ erholte jtd^ bie SauntmoII* unb Sei«
benoeberei tro^bem ni^t nte^r }ur alten ^errlid^feit, meil i^r bie
franjSfif^e Seibeninbuftrie ebenbfiitig jur Seite getreten war; boffir
ober bläßte [eitler in Cberitalien bie SBoIIenmeberei berart
empor, bog man in Sfranlrei^ faft nur no(^ Florentiner unb
SRailänber äBoIIftoffe tiug. 3n gonj Cberitalien fauften
{eitler ja^Irei^e SBoKenroebflü^Ie. 3n ber So m bar bei,
namentli^ in aRailanb, SRonja unb Como, bläßte feit 1330
bie Zu<|ioeberei ungeheuer unb ganje SOBagenjuge mit SBolIe
manberten aus glonbern burA bas 91^ eintrat über Stras-
burg unb ben (gott^arb mä) 3talten. Um 1370 max aber au^
^ierber ^ö^epunlt erreicht unb ber Florentiner SBoIIIammer«
aufftanb oon 1378 seigte, bag aucb bie italienif^e 3BoUen*
inbuftrie i^ren Sifidgang angetreten ^atte.
$anb in ^arit mit ben Unruhen in £ombarbten entftanben
ou<^ in ber S^veis innere ftömpfe. Unter Führung ber 4
SBoIenftöbte begannen bie Sdiioeijer, bie 3^ll\^xanUn ber
Habsburger 5U beieiligen , xoiiä^t i^ten 3)urd^fu^r^anbel
lähmten, unb mit ^ilfe ber fiuxemburger unb C&^ibellinen er«
lämpften fie bei 3Ror garten bie 9{ei$sfrei^ett. 1327 f^Ioffen
bas Sistum ilonftans, 3^^^^» iBern, £inbau, lieber«
lingen, St. (Ballen unb Staoensburg unb bie £&nber
Uri, Sd^»93 unb Unterroalben einen großen fianb»
friebensbunb. 1328 traten 93a|el unb fiujern erneut in
(Segenfeitigleitsoede^r, obglei^ Safel ni(^t me^r rec^t bei loollte.
Die Sauern begannen, i§re (Brunblaften ab}ulö|en, unb feit
1400 mar bas $aus ^absburg in ben fiänbern ffibli(^ oom
9l^in oerbröngt.
Der ^auptoerie^r gieng noc^ um t>as 3o^t 1300 über ben
(goit^arb. Der3onin £u5ern unb bie Strafe oon^ospem
t^al bis 9{eiben bei 3<)fingen geborten bamals no^ ben $abs<
bürgern, bis bie Stöbte 3üric()unb£u3ern benfelben ermarben.
— 204 —
!X)QS (Seleite auf bem Sienoalenftfitfenfee oon Sluelen an oer«
loc ber fianboogt SBenter oon ^omberg an Uri. 1341 oer-
^onbete Oeftenei^ ben 3on unb bie gf&^re oon £u}ein an bie
^errfc^aft ^alliDeil unb 1347 mugte ftSnig fiubiDig in 9Run<
^en ju fünften ber $enf^aft 9(tting^aufen auf ben 3<>n
ju Sluelen oetjii^ten. Son ben (Beleitsrec^ten jenfeitfi ber
9I(pen oeTpfönbeie Aontg £ubmig ber So^er 1329 bie £anb«
oogtei unb $f(egf^aft im tieoentinert^ale fantt ber SaUem
leilgebtt^r unb ben Suften an bie $enen oon 3Roos in Uri.
1400 gehörte biefes ®eleiie ben &enen oon 6ax«3Rafoz in
S e 1 1 i n 3 0 n a ; f pätec ermarb U r i au^ bies (Seleite. SBeiler |fiblt4l
geborte olles ben Ferren oon Sis conti ab 3n^bem ber £tnte
ÜRailanb^Senua. 6^on 1309 flagten bie ftaufleute, bog
bie SBalf^en in Sellinjona, fiocorno, Somounb SRai*
lanb fo oiel 3oU forbern, bog bie Sinfu^r nt^t me^r lo^e,
ebenfo fei es auf bem $o unb in Se neb ig. Vber erft 1329
fi^erte SRailanb ben oier SBalenftatten Serle^frei^it auf ber
9{et^s{troge na^ SRailanb gu.
Smmer^in vor bis jum 3o^re 1348 ber Serte^r
auf ber (Bolt^arblinie no<^ fe^r entcAdtelt. Srft |eit bem
Siegierungsantriti itaifei Aarls iV. rourbe es oorfiberge^nb an-
bers. Aarl IV. roor ein heftiger (Begner ber (&olt^rblinie , fo
bog er 1359 in Sreslau ber 6tabt 3firi4 oerbot, bog
femer i^re Aaufleute bie neue 9leugt^alft rage benfi^ten,
unb oerlangte, fie follen mie feil^er Ober (£^ur fahren, Q>eil ber
6iragen}n>ong bes Sistums Q^ur für ben Septimer gang
(Braubünbten umfaffe. Diefe 3n>angsmagregel nfi^te namentlid^
bei Stroge aber Difentis unb bie Oberalp. 3ni 3a^re
1332 gerieten bas Urfenert^ol unb Uri mit feiner ^errf^oft,
ber SIbtei Difentis, unb ben Sraubünbtnern in fol(||en
6treit, bog fie fi<^ ein (&efe<^t auf ber Oberalp lieferten.
9ieugt(al unb Sorberr^eint^al fämpften bomols mai^tig
um ben Serle^r unb bie 6lrage (S^ur— Difentis— Stalten
me^ite fi^ gegen bie 6trage bur^ bas Keug« unb Urfenert^I.
3m 3a^re 1374 erflellte fobann bie Slbtei Difentis auf bem
(gott^arb ein dospij mit einer itopelle bes ^eiligen
(5ott|arb, um ben SBerle^r oon C^ur ilber Difentis bur^ bas
Sorberr^eint^al nad^ öos\itn\f)al noii leb^er ju
geftalten. Seither gemann ber (Sott^orb immer ^ö^ere Se»
— 205 —
beutung. 3nt 3a^re 1366 Ilagien bie Aoufleute von 9R a ilonb,
bog bes Jtai(er0 S^oiegecfo^n, ^er^og SRuboIp^ oon Oeiter*
xtiäf, ah Slet^slonboogt im Slfa^ einige Äoufleute ab ®e«
fongene na^ Srugg, an ber 6troge oon Sarau no^ 3un4
^be bringen unb i^re SBaren mit Se[(||Iag belegen loffen, obglei(^
er bem SRailonbifd^en (ßefonbten ffir alle fiombarben freien ö^nbel
jugefagt ^be. X)ie lomborbif^en Aoufleute feien bobur^ fo
eifc^redt, bag niemanb me^r bieje Sixtdt befo^ren m3ge. Die
SRailSnber Aaufmannfcliaft bitte bes^olb bie otobt Strasburg»
beim ^erjog. 9luboIp^ einen $0^ ffir eine SRoilonber Sefanbt«
f^oft 5U ernitfen. 3m 3Q^re 1361 mürbe benn auc^ ollen
Aaufleuten Don aRailanb, Senebig, Qflorens unbanberen
Zeilen fiomborbtens, bie nad^ Dttmars^eim lomen, freies
(geleite für bie 6trede Cttmors^eim— Sofel sugefid^ert. 1370
erliegen meiter 3fi<i<^f Bujetn, 3ug, Uri, Sd^m?} unb
Untern>alben eine gemeinfame Serorbnung jur Sid^erung
ber Slei^dftrage Ober ben Sott^arb, wtl^t {ebermonn von
ber olfiubenben Srfide bis 3 fi r i ^ oollen 64iim jufi^erte.
Sin ftarier Strom oon fianbsfnec^ten ober 9leifeläufern
ergog |i^ bamob aus Deutfd^Ionb no^ Jitolien unb belebte ben
(Botl^Qib. Die enbbfen gelben ber itoIieni|d|en Stäbte unb
gfiiften [d^offten ftorle Stad^froge unb guten 6oIb, [o bog olle
SBonberoerbote oergebli^ blieben. Die Uebetf^memmung (£u>
ropas mit Suslonbetseugniffen ^otte oIImS^Ii(|| bie £onbmiit[^oft
famt bem (Bemerbe er|d^uttert. Der oetoimte Sbelmonn ober
Itöbtij^e $anbler 30g bes^alb ob fo^renber 9titter, ber Slibeiter
ab Solbot no^ fiomborbien, um bort fein Slut gegen (gelb
}u »erlaufen, unb es sogen me^r \o\^t 9{eifeläufer über ben
Urfernberg ab Aoufleule. Sollenbs feit bem 3o^re 1373 toar
ber Serfe^r bas Sleugt^al obmötls ie^r [^mo^i, loeil ber
$apit ber Sc^meij bie iRfldbeiufung i^rer 9tei|eläufer oer«
[agte, um bie ^enen Sisconti iu [^äbigen, unb bie Q^wtxi
iebe Ariegsjufu^r gegen 9RaiIanb ^inberte. Slb bann oollenbs
im ^ü^xt 1374 Aaifer Aarl IV. bie Ferren 93isconti oon iDlailanb
mit ber 9{eid^sa(^t belegte galt olles SRoilonber (gut ob
gute $rife. Strasburg erhielt ben Sefe^l, olb äRoilonber
9iei|enbe unb (&fiter onju^olten, [obolb aus fiusern bie 9uf*
forberung ^ieju erfolgte. C&Ieii^jeitig 50g ein fron^olif^es
$eer oon 40,000 SRonn an Softl oorbei über ben ^ouen»
- 206 —
ftein unb ben Slargau no^ 5^IeinBurgunb unb fperrte bie
norbmeltlit^e 3ufo^Ttsftrage 5um ®ott^orb. 3m 3a^c 1376
enblt<j^ [d^öbigte bie fogen. Sasler gfaftna^t ben ^onbel.
grreili^ nmr oud^ bamols no^ biefer ganje ®ott§arbt«
oerle^r ,,65umerei", b. ^. Seförberung auf beut 9Ratt(tter'
rüden; eine fQ^rbore Strome »or ni^i oor^anben. 9Bqi
bis sunt 3^^^^ 1000 bei 6eptimer ber beoorjugie lieber«
gang na^ 3talten gemefen, [o toar [etiler ber Sren>
ner bie Strage ffir bie ftaiferfa^rten na^ Kont als ein} ig
fahrbare Strafe geworben. (Eift 1387 Q>uU)e aud^ ber
Septimer fahrbar. 1386 unb 1390 lamen einige Vertreter ber
Vi a i I fi n b e r ftaufleuiejunft nac^ A o n |t a n 3, um bof fir ju forgen,
bag bie 3Bege na^ Deuifc^Ianb 5ug&ngli<j^er, fixerer unb soll*
freier gemalt tourben. Slorenj oerfolgte SU^nlx^J^t !iw^dt unb
\o Durbe in ftonfianj 1392 eine (Bret ober ein ftauf^aus
eingerid^tet, um im SBoIen oon SRailanb unb anberen
fremben £euten i^re ®fiter fi(^er auf3ubeu>o^ren. Der Spifigeni
bie via de Cblavenna loie ber fiulmanier famen babei in
SrtDägung unb ber (Sfiterueife^r gteng oon Sias!a am Xtcino
fiber Difentis am fiulmanier bur^ bas Stellenburg'
ifd^e na^ ftonftanj.
Die ei^er^eii auf bem Splfigen ^alte feit 1350 fe^r
not gelitten. Der (Sraf oon 9Beibenberg*6argans tourbe
auf i^m ermorbet, obglei^ er mit großem (Befolge ^eimjog;
namentli^ bei $Iurs n^ar es [e^r geffi^tli^. Srftna^bem ber
$er5og fieopolb oon Oefterr ei^ bei 9läf eis oon ben £anb«
l^aften (glarus unb 6^0793 gcf^Iagenoar, Ratten bie Sleid^s*
itöbte 1389 in 3uri^ einen 7ia^rigen aßaffenltiKftanb giDifil^en
ber Cibgenoifenjc^CLft unb Oeftenei^ oetmittelt, fo bog ber
(Bott^arb fi^ Q)ieber etmas belebte, ^m 3a^re 1392 erhielten
3oei 9RaiIönber Aaufleute mitSefinbe mieber fidleres (Beleit
ffir 1000 9BoU[ade unb Xfld^er gegen Sesa^Iung bes 3oIIs oon
6trapurg bis IRailanb; bie Seförberung fonnte in ein«
seinen Slbteilungen gef^e^en. 3m Zo^xt 1386 gab bas 3^^'
amt ^Rotenburg ben Sfirgem oon fiusern eine 3^11' ^^^
SBaggelborbnung. 6ie nannte als $anbelsgegenftanbe 3BoII«
(ade, (BeQ)anbfarbeI, Spesereifarbel, Sroiat«^ unb
Geibenftoffballen aus fiombarbien, Sar^entfar«
bei (Sd^urli^en), Bein, Aorn, 9Ru^lfteine, Siaf)\'
— 207 —
fieber, @al3l<^ei(en, eaumpferbe, S^afe, (Brau«
tu^e in Siumen unb 6tfiden, SBaib unb SSrberröte,
Oel fotDte Sentnergut in Stüden unb @aumen.
SBo^renb [o bie Oltf^toeij unb bie fiombarbei not*
ItMen, muc^s bie SBebeutung ber 2Be|tfc^n)ei} unb Sur*
gunbs. Sor otlem fpielte eine Stolle bie 6tQbt Cqon. S^on
im 3^^^^ 1174 ^Ite ft^ bas bortige (Ersbistum in ben 6(^u^
Sranlreii^s geftellt, 1207 folgte bie Stabtgemeinbe unb
1213 mo^te gf^anltei^ bie $enf(|Qft fi9on jut (6xa\*
l^ofi. Sbenfo blfl^te bec ^anbel mit (&enf empor.
3m 3<4^^ 1308 mürben einigen ftaufleuten oon Senebig
i^re 9BolItfl<^er am (5enfer[ee bur^ ben (Brafen
oon Vtontfort meggenommen. 3m 3a^re 1332 erhielt
Slfirnberg feine SoHfrei^eit 3U Sern im Ue^ilanbe, 3u
6^0)93 unb 6oIot(urn beftfitigt. 3m 3a^r 1338 nennt
bie 3<>IIor^nung oon ^^iHmeil bei fiusern ab Genfer
(But 9Baib unb gf arberröte aus 6flbfranfrei^, SBoII«
ballen, (Beioanbballen in Säumen, mä^renb Sfidlinge
unb geborrte Sif^e oon fiusern na^ 3ialien giengen.
SRan finbet 3oII[&^e für 1 6ölbner mit Vferb, 1 reifigen
Ö^ngft, 1 großes Stog. 9lu<^ Seguinenbrfiber unb
Sd^meftern u.f.to. sogen in groger SRenge über 9{otenburg,
Qtmpa^f 3ur3ee na^ bem 6üben unb im 3a|re 1398
fanbte bie JRailänber Rauf man nf(||aft erneut eine (Be^
fanbtf(||aft na^ Deutf^Ianb, um ffir Sefferung unb äBieber*
^erfteüung bes SBegs nac^ Deutft^Ianb Sorge 3U tragen, unb
Strasburg mürbe oon biefen um einen Seiirag, mo^I ffir ben
(Bott^arb, angegangen.
q. S^ioaben als IKRittelpunlt bes SBelloerfe^s.
SBas fid^ feit bem 3a^re 1200 f(^on langfam oorbereitet
batte, bie Seftaltung Sd^mabens sum 9RitteIpunIte bes
SBeltoerle^rs, mürbe feit bem 3a^re 1300 sur oollenbeten
Z^aifa^e unb es maren oor allem bie Slabte Slugsburgunb
Ulm, roel^e oon bem Solbregen, ben biefe Stellung mit fi$
braute, ben fiömenonteil abbelamen. SBie entmidelt ber f^mä«
bif^e ^anbel bes 14. 3a^r^unberts mar, seigenuns 3a^Irei(^e
Seifpiele. 9ßieim3a^re 1315 ben Arämern oon Slleman»
nien im ^ersogtum Srabant unb in ^ntmerpen erlaubt
mürbe, einen ftapitän ober ftonful 3u mä(|len, bamit biefcr o^ne
— 208 —
ein Sin|pru<j^sre(^t ber Srabonter Geriete i^te aRQrftftreUigfeiteti
ent|(||etbe, fo finbet man im 3^^^^ 1320 bie Jlaufleute oon
Sd^toaben in SBien mit ben ^änblern oon Slegensbutg,
^a^tUf SRe^ unb aRoftii^t frei Dom fPfunbjoII unb lebtg«
It<^ bem SurgjoII ober Sagergelb untenootfen. Die ^üvoft'
gegenftSnbe, toelc^e bie SAtoaben in ben Donaulfinbern
polten, varen Solj unb (Etfen. SBie in ben Salären 1158
unb 1191 SqI} aus 9lei<|en^aII bur^ Sofern naS^
Sd^ioaben, ber Sd^ioeij, bem iR^eine unb granfrei^
gieng^ fo ^atte |id^ SRiln^en immer me^r ju einem Wüth
punlie fflr ben |fibbeutfd^en Salsmorlt entiridelt. Vu^ oom
fd^vSbif^en Solje aus $all finbet man feit bem 14.
So^r^unbeit me^rfa^e Sla^rtd^ten. Sis }um "^ofyct 1307 ge«
^orle ber Saljjoll in $all bem franjofif^en Zempelorben in
$ariSp loas auf lebhafte Salsläufe ber gfranjofen in @(|o&bifd^
^oll fii^Iiegen lägt, unb bie fteigenbe Sebeutung (Si^mabif^ ^alte
mar es too^I au^, meldte Satjern oeranlagte, ben Saljlfiufem
ben Sejug feines Saljes me^r als fett^er ju erleichtern. X>a es
am Sbfa^e fehlte, begann man, bie Seförbeiung bes Saljes ntd^t
nur auf bem £anbn>ege, fonbern andf bie Donau l^rauf oor*
june^men. Seit 1323 ftieg infolge befjen bie Salaeinfu^r über
IRegensburg nad^ Schwaben, toobur^ \iif Sägern unb
SRfind^en fe^r benachteiligt ffi^Iten. Sagern fa^ fid^gejoum
gen, ben Aaufleuten oon Slugsburg ben birelten (Etnfauf oon
Salj in an andren ju geftaiten, unb f<i^Sbigte babur^ bie Oefier*
reifer berart, bog biefe na<i^ ber Eroberung ber SRarlgraffd^oft
Surgau bie Durc^fu^r bes 9R0nc^ner Saljes na^ Si^maben
^inberten. Sägern beantmoitete bies enbli^ bamit, bag 1332
A5nig £ubn)ig ber Sager bie Saljjufu^r oon $ äff au na^
9{egensburg oetbot, bamit bie bagerif^en SanbjöIIe nid^t
notleiben. Der fpätere Serni^tungslrieg 3n>if4en Saljburg
unb Sagern im 3a^re 1388 f^eint mit biefem ^anbelsmett*
ftreit in engem 3ufammen(ang geftanben ju fein.
SDSie unter Äonig SRuboIf 1. oon ^absburg (1273—1293)
unb ftönig Slbolf oon Stafjau (1293—1296), fo mar no^ me^r
unter ftSnig ^Ibre^t I. oon Oefterrei^ Ulm ber SRittel-
punit ber 9{ei^spoIitif. 3a^lrei(^ befuc^te ^oftage in ben
3a5ren 1298, 1299 unb 1300, oor allem aber bie mistigen 3u<
fammentünfte bes Aatfers mit bem ber Sleid^sgemalt feinbfelig
— 209 —
geftenfiberfie^nben (Srafen Sber^rb bem Srlauc^ten oon SBit*
tembetg in ben Sorten 1303 unb 1304, »eld^ebie Kbtietuitd
iDi^tiger Sleid^sieile an SBirtemberg burd^ bos ^au$ Oefteneid^
mit fi^ bto^ten, enbli^ ber üufent^dt bes 5taifers in Ulm im
3a^te 1306 brad^ten leb^oflen Seilebr unb guten Serbienft in
bie 6tabt. Der Snlouf bet 9RaTfgioff<J^aft Surgau unb ber
^errf^oft Sd^elllingen bur^ bos $aus Oefterreic^ unb
bos Streben bes Aaifers, feinem Sobnegriebri^ bem @<b5nen
bas ^erjogtum Si^wabtn 5U geben, erregten ben leb^ften
SBiberftonb ber f^n^ibif^en (Brofen unb Sliiter , benen i^re
Rei^sunmittelbarleit (ebboft am ^erjen lag unb benen oor ber
fteigenben SRad^t ber 9lei<bs[t&bte bangte, bie |i^ immer
mebr ju freien 9{epublifen emporarbeiteten unb fi^ i^rer
fianboogte ju entfd^Iagen mußten.
3m 3abre 1298 erhielt bie 6tabt Ulm bas $rioiIegium
ber 9{ei4sf tabt S|}Iingen, bos Umgelb gieng an bie Sfamilie
ber Arafft om 6tege unb ber Srädfen-, 3Beg« unb Xb^r«
}oII famt bem 2fi^erf(^augelb an bas (Befd^Iecbt ber 9{o*
ten ab Steid^enauer fielen unter Q>irtembergif^er
Sogtei über. SBirtemberg fab es be$balb nic^t gerne, al$
bttr(b ben £anbf rieben oon @peier im Zo^xt 1307 ber
(5raff<baft ^elfenftein ganj 6d^maben als fianbfriebens«
bejirl fibectragen unb baburd^ bie 9Rad^t SBirtembergs |d^a>er
gef^Sbigt mürbe. 9IIe unebrli^en Serben, alle Sergeben
loegen Xotf^Iags, 9{aubs, Sranbftiftung unb unerlaubt
ter Sreibeitdentsie^ung, ebenfo bie (Einffi^rung neuer
Solle o^ne Sleic^serlaubnis [ollten {e^t ber lanbes^errli^en
Sogtsgemalt entjogen unb einem oom Steige eingelegten
fianbfriebens^auptmann unterftellt fein unb blieben e$,
bis bie (Ermorbung bes ftaifers Sltbre^t bur^ feinen Steffen,
ben ^ei^og 3obann oon S^maben, bei Pinbifd^ an ber
Sleufi biefen Seftrebungen ein vorläufiges (Enbe fe^te unb ju
neuen ftSmpfen um bie iReicbsgeioalt fflbrte.
Stobt unb Sistum üugsburg unb Ulm oerbanben fi^
fofort na^ bes ftaifers Xobe bis jur Vufftellung eines einmäb«
ligen Abnigs im Sabre 1308, nac^bem bie Einrichtung oon
7 Ulmer 3unftm ei ftern burd^ ben Sürgermeifter 9{ot bie
6tabt in f^toere innere Aämpfe gebracht b^tte. SBie bie 9BobI
bes Habsburgers, fofanb au^ bie 9BabI bes (ßrafen ^einri^
14
— 210 —
oon fiusembutg fettens aBirtembergs ben Ieb|ofteften
SBibeiftonb unb führte gu einem folgenreid^en Sinfall ber 9{et4s*
armee in bte (ßroffi^afi aBirtembetg. Kniet bem fianboogi
oon SRieberfc^toaben, ftonrab oon SBeinsberg, jeiftorten
bte Xnippen bec 9{eid^sfiSbte 70 blü^enbe n)trtembergif<^e Orte,
oor Quem SBaiblingen unb SeuteUba^, mo man bie
SomHiengräber be0 trafen f^änbete, fo bag f^Iiep^ nur no^
Ura^, 9leuffen, SBittlingen unb Seeburg bem $Qu[e
aBirtembetg blieben unb Graf Sber^orb ber dülau^tz flbet
SIsperg mif Sefigl^eim ins Sabi|<j^e p^ten mu^te. 3n
ben Stäbten mürbe bos mirtembergifc^e ^Regiment geftürgt unb
an feine Stelle traten bö^mi[(|ie $arteig&nget, mie ]. S. in Ulm
bie $enen oon $all bas S[mt bes Stabtamans oorfiber*
ge^enb an ba$ ®e[^Ie<^t bet Jtungelmann abtteten muljteit
unb es et[t im 3a|te 1312 na^ l^metem Aampfe bem mittem«
betgild^enStabtoogtDietbegenoon Caftel— Difd^ingen,
einem Senoanbten bes bamaligen SIbts oon 9{ei^enau, bem
Zo^termann un^ Crben bes legten ÜRarlgtafen oon Sutgau,
unb aRit^elfer bei ber (£rmorbung bes Aaifers SHbtec^t oon
Defteireic^, gelang, bem (5ef(^Ie($t ber ^all mieber bas Slmt
bes Stabtamans ausjufolgen.
9Io^ bemegter mürben bie !it\ttn für Ulm unter bem Aonig
£ubmig bem aSaqern (1314—1347). Sofort nac^ bem Zobe
Aaifer ^einri^s in Z^ditn ftellten fi^ Ulm, Aempten unb
9Remmingen bis jur (Ernennung eines neuen laiferlid^n
aSogts in ben S<i^u^ Oefterrei^s, meines Ulm bas oon ber
Stabt auf beftimmte 3^^^ oomSIeic^e enoorbene Stabtoogts*
unb Stabtamansamt auf biefe 3^il gemS^rleiftete unb oec*
fpra^, ben Soften bes Stabtoogts nur mit SinmiUigung ber
Stabtgemeinbe gu befe^en , mie au^ bie ^o^ ber 91 e i $ s«
fteuer bem Selieben ber Stabt fiberlaffen mürbe. 3m 3nnent
bet Stabt tobte untetbeffen ber Aampf ber Sefi^Ie^ter unb ber
3ünfte meiter unb oor allem mar es ber Aampf um ben
Donau 50II, ber bem (&ef^Ie^t ber 9loten als rei<^enauif4'
mirtembergifc^es £e^n geprte , ber bie 3&nfte in Semegung
gegen bie (&ef<^Ie^ter fe^te. Da bie fteigenbe (Einfügt oon
SaummoIIe unb flanbrif^er S(^afmoIIe bie greife ber
fieinmanb unb ber S^afmoIIe brfidte, entftanben in
9{egensburg u. f. m. leb^fte Streitigleiten jmif^en ben
— 211 —
S^oftDoIIioebetn unb fieineioebern , toetl beibe Slrteit
DonäBebemfi^ bet SaumooIItDeb erei }u bemS^tigen fugten,
unb ber 6tceit lonnte nur baburc^ gefc^H^tet toerben, bog man
bie SaumtooIIveberei atefteies, unjflnfligesSeiveibe
etilotte, bas iebermann betreiben burfte. 3e me^r ber 9Rarlt
mit fremben billigen Sto^toffen fiberfd^memmt
ourbe, um |o [(^mieriger geftaltete fi^ bie innere Sage.
3)0$ 3al^r 1315 braute bie Sermo^Iung bes ®egen«
!5nig$ gfriebri^ oon Oefterrei^ mit ber Vrinjeffin oon
Sragonien. Aönig gfnebri^ unb fein Sruber fieopolb
sKiren bamate [elbft in Ulm unb oerpf anbeten ber (Sraf«
f^ft ^elfenftein ben u^ertoollen 3oII ^^^ Spieen»
berg bei (Beislingen unb bem Stabtaman $einri(^ oon^all
bas Ulmer Zufy unb Srotumgelb, fo bog Ulm mte Aon*
ftanj ben £>e|terrei<i^ern treu blieben, mS^renb Solingen
unb Augsburg ju SoQern übertraten.
Der Ueberf all Ulms bur^ bie Saqern mit $ilfe ber
boQrifi^en Partei unter bem abgefegten Stabtaman Aungelmann
unb einem 3 üben blieb oergebliil; ber Ulmer fianboogt Surf«
^arb oon Srba^ unb ber Stabtoogt ®raf Serg oon 6^eII>
lingen »arfen mit $ilfe ber Ulm er äßollenuieber bie
Sapern mieber hinaus. Der 9Baffenftinftanb oon 1319 bra<i^te
n>ieber fixeres Seleit in ganj Sd^maben, Saqern, Oefter«
rei^ unb Steiermarl ju SBaffer unb 5U fianbe unb bie
9bf4affung ber u^fi^renb bes Kriegs errid^teten ^o^en (Beleii'
gelber unb 3Bne. Die langiä^rtge, bem $anbel au^erorbentIi(^
f4l^bli<|e Stragenfperre smif^en Slugsburg unb Ulm,
9lugsburg unb SRemmingen unb Slugsburg unb itauf«
beuren ^5rte auf, feit ber baperifd^'öfterreii^if^e
Arieg um bie lReid||sIrone fid^ me^r in bas (ßelfinbe jtol«
fc^en Strasburg unb 6pe9er 30g, unb in Ulm gelang
es ber ofterrei(|if^mirtembergif^en Partei, fi<| bis jur 6d^Ia^t
bei SRfl^Iborf im 3a^re 1322 im Stabtregiment ju behaupten.
(Erft bur^ bie Gefangennahme bes 5lonigs Sriebri^ unb feine
Xbffi^ng na^ ber Surg Xrausni^ in ber baperifd^en Ober«
pfal] oerlor bie bfteirei^ifd^e Partei i^re SRad^i auc^inUIm. Die
einjelnen Siei^sftSnbe traten ju Sapern fiber unb au$
Ulm mugte fi^ ^ur 3^^lvng ber SRei^sfteuer an Saqem be«
quemen. Siber bie unglfidli^ie Selagerung oon Surgau
14*
— 212 —
fi^fibigte erneut bie Stellung ber SaQem unb ber ft treten *
bann, ben ber $apft in Voignon gegen ftonig £ubioig f^Ieu«
berte, brad^te alle ju Sopem ^oltenben @tSbte in groge Set«
legen^eit, ba lein uon i^nen gefälltes ®erid^tsurtetl me^ als
giltig onerlonnt tourbe unb bie ju Sofern ^Itenben gfranji&bmec
ni^t oeimod^ten, ben Dominilanem unb Suguftinern SBibeiv
ftonb ju leiften. Der erbitterte Aantpf joif^en 8a 9er n unb
£)e|terrei^ um bie Stfibte Surgou unb fiauingen zeigte
babei bie ^o^e viitf^ftli^e Sebeutung ber no^ ^ute ab
Soliftrage bejetd^neten 3ufa(rtsftra|}e ffirbos ^affauerfal]
na^ Q^xoabtn.
(Erft im 3a(re 1325 lam es jum gfri^en jmif^en SaQem
unb Defterrei^ unb fiutaoig ber Soqer reifte na^ Korn jur
Arönung, roas ber $opft bamit beantwortete, bog er 2um
Areujjug gegen ft9nig fiubmig aufrief. Die Sebrfingnis Adnig
£ubu)ig$ benfi^te bas ftlofter SRei^enau, um fi(^ 1827 erneut
in ben Sefi^ber Ulmer ^farrfir^e ju fe^en; bagegen erhielt
im 3<4^< 1327 fieip^eim oon Sägern jum Herger bes
oftenei^-freunbli^en Ulm einen eigenen 9RarIt unb oon bort
ffi^rte man bas 9Rfin<|ener 6al3 fiberbie Donau na^bem
9Berbenbergif(^en fiangeuau, na^ Xlbedt unb Geislingen»
o^ne Ulm ju berühren, ein Serle^r, ber fo }una^m, bag Aaifer
jlarl IV. bas Doif Sangenau sur 6tabt mad^te. Die 6tabt
Ulm u>ugte barum gut, u>es|alb fie alle biefe Orte f^ltejsli^
um ^o^e Summen enoarb.
Um jene 3^\t enttoidelte \x^ in Ulm als vi^tigftes <&e«
merbe S^oabens bie SaummoIImeberei feit bem 3<^(^^
1314 ettoa jum erften unb ausf^Iaggebenben Groggemerbe ber
6tabt unb i^rer Umgebung, inbem man begann, bei ber $er«
ftellung ber fieintoanb nur no^ bie ftette aus gflo^s ^rju«
ftelten, ben (Einf^Iag aber aus SaummoIIe ju fertigen. 9Rog*
It^, aber nid^t na^gemiefen ift, bog 9Beber aus £ucca in
Stalten biefes ffieoerbe in 6^u)aben aufbraßten. Der Ulmer
9{at betraßtete bie ^erftellung biefer Stoffe als fein (Eigentum,
b. ^. als eine freie, feinem 3unftmonopoI unterliegenbe ffiemerbe»
t^fitigleit. So entftanb ber $errfßaft ber fieinvanb in
Sßa)aben feit bem 3a^re 1314 ein ftorler 9lebenbu^Ier in ber
teoontifßen SaumrooIIe oon (E9pern.
Vud^ biefe geoerbsmfigige 9Beberei gieng in Ulm aus bem
— 213 —
Alofter^anbmerf ^roor. UeberoII ^tten bie ftßfter bes
aRUlelalters [eitler 9Bebereien für ben SRarft erjeugi 3u ben
Aotioetfeit ber Ciflerjienfer ge ^9rten bie fratres textores, bis tnon
allmo^Iid^ ilber bie Ocbensfaufleute Ilogte, idcH [te nid^t auf bie
6oIibttät bet aSBore ^Ilett, loeld^e bie Aloftereqeugniffe {eitler fo
beliebt gemalt ^be. 60 fauften mo^I auc^ im iReic^enauei Alofter«
(fofe in Ulm bie SBebfifi^Ie unb man eqeugte bort 9RarItIein
»anb , iDel^e bie SRon^e {nrfiften unb oetlauften. 3ebenfalto
ge^5rten bie (Einno^men ber Ulmer ®eiDebe|d^au urfprfinglid^
bem Alofter 9iei<|enau, giengen erft [pftter an bie Somilie SRot
unb oon biefer onbie6tabtgemeinbe Aber. Die fteigenbe SRenge
9on 9Bon ftof f e n, »eld|e auf ben SRorft lam^ serftörte ben Alofter*
^fbetrieb im ®ro|sen, inbem fiberall eigene SBebereien entftanben.
^otte es in Solingen unb Ulm oiellei^t im 3a^re 1000
f(^n blfi^nbeffirautud^ma^ereien gegeben, fo gieng feit 1250
biefes C&eioetbe surfid »ie in Aoln , ido 1288 bie 64|Ia^t bei
SBoiingen bem SDIigmute ber Zu^ma^er Susbntd gab. 60
fonb bas 3a(r 1300 bie SBoIItuii^mad^erei fiberall im innem
Serfall. 3n »egensburg führte im 3a(re 1314 ber 6treit
ber SBoIIIfimmereien unb SBebereien ju einer S(b&nber«
ung ber SBeberorbnung oon 1259, noc^ ber bie Xu^^nbler ni^t
jiuglei^ Zuift fertigen burften, ebenfo litt in Safel unb 6tra^'
bürg bie SBoIIenoeberei. Ueberall ftrebte man infolge ber
6i^ierigleit bes Sbfa^es bamad^»burd| gute Sefd^af f en^eit ber
SBoIIefoioieburi^ri^tigeSabenaa^I.fiänge unb Sreite gute
greife )u erzielen. (E nglon b mar hierin unter ftSnig Sbuarb 111.
bur^ Sinffi^rung eines fönigli^en 3BoIItu^f<^auamts oor»
angegangen, Deutf^Ianb, S^^^nlrei^, bie Slieberlanbe
unb Stallen folgten unb oerbriefte Orbnungen [id^erten bem SBeber
ben ^imif^n SRartt bur^^ Susfd^luft ber fremben 9Bare, mo^renb
mon anbererfeits beftrebt mar, bie gemerbli(^e Slusf u^r in ferne San»
ber t^unlid^ft gu ^eben. 60 erlieg ber9{at oon 9R Andren 1290
ausfu^rli^e Seftimmungen Aber bas SBeben unb Zu^mad^tn, {0
ffi^eum biefelbe3<it 9lArnberg groge 9Rengen oonSBoIItui^
nad^ So^men, mo bie £uxemburger i^re Aa|fen mit ben Sin»
ftt^IIen ber gfremben f Allten.
Unter biefen hitifc^en Ser^filtniffen bes SBoIIengemerbs mar
es lein SBunber, oenn ja^Ireid^e äBoIlenmeber begannen, bie
^erfteüung oon aOBoIIftoffen fibet^aupt ein^uftellen unb fid^ auf
L
— 214 —
bte SaummoHiDeberei gu legen, ber bie 3^^^ fteigenbei
SRengen oon SaumtooIIe aus Senebig na^ Deutfd^Ianb ein
notflrli^e« SBidungsfelb f^uf. Seit bem Sa^re 1320 etnia
bilbete benn au^ bie SaunuDoHioebetei in U I m bos viij^ttgpe
(Betoerbe unb bie beglaubigten Stad^ric^ten gel^n bo^tn, bog
»o^renb Slugsburg eine9lei|e einttäglid^er ftoufmannsgeioerbe
^tte, Ulms (Srog^anbel feii|er völlig vom Settrieb feinet Saum«
moltftoffe ab^ieng unb mit biefem (Bef<(fiftsbettiebe [tonb unb
fiel Die (Einfügt oon efibftfi^ten unb (Benugmitteln
bet fieoante, oon polveres unb species aromaticae, nie [ie
Augsburg betrieb, obet bie ^erftellung oon ^u^vaten,
Aun[t[a(|en u. f. u)., mie [ie in 9lfitnbetg ben SRittelpuntt
bes Serfel^rs bilbete, lannte Ulm meniger. Stft feit 1488 etma,
mo man in 9lfitnberg bie SaummoIImeberei \mx^ f^mSbifd^e
SBeber ins £eben rief, marf man fi§ umgele^rt in Ü I m auf
»eitere ®en)erbe3meige.
DerKbfati berlllmerSaummoIIftoffe gieng in elfter
fiinie nod^ betgfranlfurterüReffe, veniger no^ 9 ugs bürg,
n)ie feit^er bas Ulmer fiobentu<^ aus SBoIIe, bas aberau«^
ie^t no^ lebhaft bort^in ge^anbelt u)urbe. Die SSBoIIenmeberei
bes 14. 3#^unberts (atle eben i^ren ^auptfi^ in ber fiom«
barbei, loo bie XuiJ^ioebereien in 9RaiIanb, SRonja unb
Somo i^ren p<i^ften Slfiteftanb enei^ten. gflr ben f (^mSbif <^en
SBoIleniDeber mitfte biefe Selbftei^eugung ber £ombarben eben«
fo f ^abli^ toie fpSter il^r Uebergang jurSeinmanbbleid^erei;
man laufte i^nen feit^r beftenfalls bas ^albfabrilat ab
unb appretierte unb fStbte es in 3talien. Daburc^ n^urben
benn au^ auf bem Sebiete bes SBoIIlanbels unb ber SBoKen«
meberei im 13. S^l^^unbert immer nt^ Sef^Sfte in Sd^umben
gemalt. 9Ran ^olte 9lieberI5nber SBoIle in granlfurt
ober Ungarmolle in SRegensburg unb oerlaufte fie ge*
lammt ober als $albfabrifat nad^ SRail an b u.f.m. fßt bie
feinere SBare lam babei me^r bie 9lieberl&nber SBoIIe in Se«
tratet, bie 9{egensburger 9BoIIe gob me^r bie geringen Stoffe.
Son biefen beiben X^ttgleiten ftammte mo^I aud^ bie Unter-
fd^eibung bes Ulmer (5efd^Ied^is ber S Ringer in (langer*
Oefterreid^er unb (E^inger*9RaiI5nber. Das eine $aus
Rubelte mit SBien, bas anbere mit 9RaiIanb.
3m Saläre 1330 mürbe oon Sägern ein allgemeiner
— 215 —
obetf^tDSbtfd^'baqertf^er £o nbfri eben juftonbe gebracht,
beut bet ®rof oon 9leuffen«®rQi0ba(l^«3florftetten, bas
Ststum 9ug$burg, bie Sraffc^aft Oettingen, ber (Braf oon
SBerbenbetg als Kei^slonboogt oon Ulm unb Ober*
f^toQben, ber (Braf $eter oon ^o^ened ob Stei^slanboogt
oon Vugsburg unb bie 9iei^ft8bte Augsburg, £onbs«
berg, S^ongau, gfuffen, ftaufbeuren, SRemmingen,
Siberoc^y Ulm, fiauingen, 3>iIIingen, ÜtSrblingen
unb DonQUobrt^, alle baqerifd^en IDienftmonnen unb bie
Saqernfiabfe SRfin^en, Sngolftabt unbSBeil^eim bei*
traten. (Ein ®eri^t oon 9 Seifigem, befte^enb aus bem (Brof en
Keuffen unb ben beiben (Srofen Oettingen, 2 baqerif^en
SbeKeuten, 2 Sugsburger Xats^erren, fowie je 1 Kotd^rren oon
Ulm unb Sibera<| ^tte ben Sorfi^.
Die grinonsen bes 9{ei(|0 gerieten unterbeffen in [teigenbe
Unorbnung. 3^" Z^^^ 1331 mürben bem (Brofen 9leuffen
bas Ulmer Subengemeinbe^aus unb beffen Sinffinfte
oerpfSnbet, bas feit^er bas ®ef(^Ie^t ber ftunjelmann ju
fie^n ge^bt ^aite, ebenfo oerpf&nbete 5tai|er Submig bem Grafen
oon 9leu^en als 3a^Iung ffir 10,000 ißfb. $Ir. , bie er i^
namens bes 9{ei^s für geleiftete Xruppenjtellungen u.f.m. f^ulbig
geworben mar, ben (Ertrag ber Ulmer SReid^sfteuern unb
1332 bie Sugsburger iReid^sfteuer. 3n Ulm gab es
bes^Ib aufru^r, ba bie 9{ei(^sfteuer biefen 3Bert ni^t barftellte,
unb bas 9{ei(^ oerpfIi<^tete [i^ barauf^in, bie Ulmer Steuer
ni^t me^r ^o^er ju oerpfanben o^ne 3uftimmung ber (Bemeinbe,
mie au^ ber Stabt ber Srirag bes SReii^sumgelbs auf un«
beftimmte 3t\i fiberlaffen mürbe, bamit fie i^ren Serpfli^t«
ungen gegenüber ben (Srafen oon 9Ieuffen na^Iommen fonnte. (Es
fönte eine oollftfinbige SusfB^nung ber äußeren unb inneren
Sfirger eintreten unb beibe Zeile mieber mie frti^er eine
(Bemeinbe bilben.
X>iefem gfriebensf^Iuft folgte bie Slusfb^nung smift^en
Oefierreid^ unb Sägern, ^erjcg Dtto oon Oefter«
xtxtfy mürbe jum 9{ei^soermefer ernannt, fobalb berftaifer
fiber bas (Bebirge ober ben Xpringermalb jog, mes^Ib
bie Stabi Ulm bem der3og ffir biefen gfall Xreue gelobte, unb
alle 6<^uIboerf4reibungen , bie ber abgefegte Sfirgermeifter
ftunjelmann o^ne (Bene^migung bes 9?ais ov?ge|fent ^otie
— 216 —
tDurben ob hoftlos erKStt, bie gefongenen Ulmei bt SRfin^n
entlolfen unb il^t Sermigen freigegeben. Dann tourbe ein ntvm
iwt\\Sfyt\itx fianbfrieben iotf^en Saqetn unb G^toaben
abgefd^Ioflen , bem bie Slei^dlonboogteien 9liebetf^tDoben
(SBirtemberg), Slfo^ (^o^enberg), Oberi^moben (SBerbeR'
berg«SnbedO unbSugsburg (^o^ened) in Ulm bettniten.
3nt !Sdfyit 1332 iDUtbe loeiter in DonouiDott^ bie Ulntet
Vfanbf^aft bes (5rafen 9leuffen in eine Selet^ung auf
fiebemfjett bes Aaifers oenoonbelt unb bem (Brafen 92etiffen bie
Ulmer 9i e i d^ s |t e u e ( ouf biefe 3eit bouernb 2uge|i(|ert. S)ie gfolge
^ieoon maren neue Slufftänbe in Ulm, bas 1333 bos ftloflet
Snier^iligen inS^aff^aufenin fein Sfltgened^t aufgenommen
^atte. (firafSReuffen unterbrfidtebenSCufftanb|bieUImet3unft,
bie feit 1218 beftanben |atle, vuibe gemaltfam aufgeloftunbbem
trafen 9leuffen ab Stei^spflegec oon Ulm bas 9)e$t fiber«
tragen, bie 9li<i^ter unb 9{atgeber oon Ulm gu ernennen. Der
Pfleger erhielt bas SRed^t, eine Surg in ber 6tabt ju bauen,
beibeStabtt^ore ju befe^en unb Aber bie 6tabtf(^Iflf fei unb
bie Sturmglode gu oerfugen. Die 5 Srflber (Sranegg, bie
^iupler t^s Slufftanbs, mugten Urfe^be fd^moren unb bie ^a*
milien 9{ot, ^all, Strölin, (Soffolb, Slammingen,
Obfer unb jloprell Surgfd^ft für ben grieben ber 6tabt
leiften. 1334 gelobten ber 9{at unb bie (&emeinbe ber Slrmen
unb SR e i 4 e n bem SReic^spfleger bie 3<t^Iung einer Slei^sfteuer
oon750$fb. $Ir. unb es mürbe beftimmt, bog bas Stabtamans*
amt mit feinen 3^^^^^^^^^^ ^^ 3um Xobe bes Aaifers bem
Grafen 9leuffen oerbleiben follte, ebenfo nad^ besAaifers Xob
bis jur SBa^I eines einioo^Ugen Aönigs. SBeitere Slnforber*
ungen aber burfte ber ®raf oon Sleuffen an bie 6tabt unb
bie ®emeinbe nid^t me^r ftellen.
Der fd^mäbtfd^'baperifd^e £anbfrieben OHir nod|
im 3a^re 1333 bis 1335 oerlängert morben unb bie 6tabte
jtempten, Sunbelfingen, (Biengen a. S. , Sopfingen,
Dinlelsbfl^I unb mehrere Sbelleute ^tten fid^ angefd^Ioffen,
ebenfo ber neue iReid^sIanboogt oon Oberfd^maben, Ooffonn
Zru(||fe|} 0. SBalbburg. Aaum mar aber biefer £anbfrieben
abgelaufen, fo fam es in Ulm ju neuen Unruhen, toeil ber
iReid^spf leger ber 6tabt, (Braf Sert^olb oon 9leuffen, feinen
nalfirli^en 6o^n, ben ^Ritter Aonrab oon SBeigen^orn, ber
— 217 —
1S29 inCEremona oomAotfer legitimiert tDorbentoor, sunt 6t ab t'
am an oon Ulm ernannt ^atte. 1336 oerotbneten bes^olb ber
neue Stabtaman, ber 9{at unb bie (Bemeinbe oon Ulm, ieber,
ber Ifinftig bem Aaifer, feinem ißfleger ober bem 9{at entgegen
Vttfioerfungen, Senberungen ober Giige ma^en mfirbe, foKe
geartet n)erben unb fein SermBgen 5ur ^filfte bem Aaifer, feinem
Sogt unb ber (Semeinbe 2um gfeftungsbau oerfallen fein follte.
So blieb bem ftonrab oon SBeigen^orn bos Stobtamansamt
bis jum 3a^re 1342, bem Xobesjo^re feines Soters. Die
iSfytfcan bes Grafen Sert^Ib oon 9leuffen mar bie (Brifin
Hgnes o. 9Berbenberg«tIIbed unb fein SBo^i^ mar ber
Salmansmeiler $of beim Aronprinjen, ben 1346 ber Wtaman
itomob oon SBeiljen^orn jur $eter« unb ^aulslir^e um-
manbelte, um baburd^ bas (But ^eimsugeben, bas fein Sater ber
ftir^ geraubt ^tte.
3>ie 3^Uen maren bamab gans fd^redli^e gemorben.
3>as 3nterbilt bes ^apftes laftete auf bem fianbe unb
ftatfer fiubmig ^attefi^ fc^Iie^H^ bereit erllSrt, Arone unb Sjepter
nieberjulegen, nur um bem fianbe ben Sfrieben ju f^affen. Ser*
geblid^ mahnten bie SR^fti ler jurSerfB^nung unb £iebe; fru^tlos
prebigten SNonnermieXauIerinftoInunbStra^urg, 6ufo
in Ulm, ber Aart^Sufer £uboIf unbber Sluguftiner 2:^oma0,
es gebe gm ei 6^merter auf Srben, bas ^riftlic^e unb bas meltli<i^e,
unb beibe fommen unmittelbar oon ®ott. 9Ran folle bes^alb nic^t
gan^e fifinber, St&bte unb Dörfer bannen unb ben Aranlen ben legten
Xroft oerfagen. Der $apft lonne ben etmä^lten Aaifer nt^t
abfegen, er möge lieber ISmpfen gegen bie Gelbflfu^t, bie $of'
fart ber gfrauen, ben 9RutmiIIen unb ben Uebermut ber genen,
bie Ungu^t ber Settelorben, Seguinen unb fioll^arben unb bie $ab<
fu^t ber Sfirger, gegen bie Afimmernis unb aRiggfinftigleit ber
^anbmerler, gegen bie 6^1e<j^tigleit unb 9?o^l|eit ber Säuern, ben
Sreoel unb bie f^amlofe ftleibung ber aOeiber. 3^re £e^ren
maren oergebens, ber $apft in Sloignon eiferte raftlos gegen
biefe Se^ren ber Seifo^nung unb bie (gemitterfd^file in (Europa
iDurbe immer brfidenber.
Ulm mar es ni^t mie ber 9{eid^sftabt 3firi(i^ im 3a^re
1836 gelungen, bas Stecht sur freien iBa^I bes 6tabtamans
iurfl(f}uer^lien unb erneut bas «e^t jur (Einri^tung einer
3ttnft neben ber ^anbmerlsgemeinbe ju erlangen. SBS^renb
— 218 —
in 3^^^ f4^^ i^ 3«^^^ 1336 bos ,,bfirgermeiftorltil^e Stegtmfnt"
erneui jut Dur^ffi^rung (am unb ber Sfirgetmeiitet Sraun
bie bortige Stobtgemeinbe in jtoei Ztxlt teilte, in bie Aon«
ftafel ber 9{itter, (Ebeüeute, 9{entner, Aaufleute, Zu^^bler,
(gelbioe^dler, (golbf^miebe unb Soljf^eiben^nbler ab Vetren*
junft unb in bie Semeinbe ber 13 $anbu)eris3unfte,
blieb in Ulm bie Sinric^tung einer folii^en 3ttnft ftrenge verboten
unb nMl^renbim 3a^rel343inSibera^ bie bfirgermeifterli^e
9legterung lieber jur Sinffi^rung fam, gab in Ulm no^ im
3a^re 1346 ni^t ber Sfirgermeifter, fonbem ber 6tabtaman
mit bem Xat unb ber C5emeinbebem Seinemeber(anbn>er(
eine neue Orbnung. Srft im 3a^e 1349 na^ bem Xobe bes
Aaifers unb bem Srlof^en ber 9lec^te bes ®rafen 9leuffen ouf
bie Ulmer ^flegf^aft erf^eint erftmak mieber ein Ulmec
Sflrgermeifter, fiuboig Jtrafft, unb im 3a^re 1351 ab
erfter 3unftmeifter mieberber (Srautuc^eriunftmeifter.
mie aud^ ber groge unb f leine 9{at bamab erftmab vor«
(ommen.
3)er unermartete Zob Aaifer fiuba)igs auf einer Soreniagb
bei SRfinc^en brod^te erneute fii^mere 9Birren. Sofort f<!^Io{fen
auf einem 6tabtetag in Ulm 21 9{ei(|s|iabte einen S unb bb
jum 3uftanbe(ommen einer anerlannten Aonigsma^I jur SBo^r*
ung i^rer Ked^te. Aorl IV. flbertrug abbalb ber i^m oerbflnbeten
(Sraff^aft Reifen ft ein bie fianboogtei über bas Abfter
Clc^ingen, bie Aonig £ubmig biefer (Braffd^oft genommen
^otte. Sluf bem 9let$dtage ju SR fluiden gelang es i^m, bie
beiben (ßrafen oon SBirtemberg um bie Summe oon 70000
(Sulben unb gegen Uebertragung bes Steid^sjolb juCSoppingen
ouf feine Seite ju bringen; basSlngebotSoperns mit 100000
(Bulben (om ju fpöt. 2)em (Brafenoon ftir(||berg mürben bie
Senfd^aften Air^bergunb Sleu^aufen beftöttgt, bie Sanb>
Dogtet 9{ieberf4imoben erhielt 9Birtemberg, bie £anb«
oogtei Oberf^maben bie (Brafenoon Reifen ftein, bie Sanb>
oogtei Slugsburg ber ^erjog oon Zti, Der Sili^of Pfeffer«
^arb oon Aon|tan5 trat ebenfolb ju Jtarl IV. fiber unb ber
Sifc^of griebri^ oon S^oned oon 9(ugs bürg, ber Sapem
treu blieb, mürbe abgefegt unb bur(^ ben f^ropft SRar>
quarb oon Stanbed oon Samberg eife^, ber obbalb oon
Hoignon aus benSefe^I erhielt, alle iRei^sftänbeoom Sänne
— 219 —
jtt befreien, bte ft^ von ben Sofern losfofiien. Zro^beni jSget'
ten bie tneiften 9lt\i)^\ti\>Uf ben neuen jlonig onjuerlennen.
9l0 eine bei erften etSbte trat Ulm 1347 |u ftarl IV. Aber
unter ber Sebingung , bag i^m bos 1331 oon Adfer fiubvig
enijogene 9{e$t jurfidgegeben »urbe, feinen 6 tobt am an felbft
3u loS^Ien unb gegen Serji^tauf bie Stei^^fteuer bis jum
3a^e 1361. 1348 lam fobann Aarl IV. Ober 9{otenburg o.
b. Xauber no(^ Ulm, um 9on bort iiber Geislingen na^
(Bmfinb toeiter ju reifen. 23 Stäbte ^ulbigten in Ulm bem
A5nig unb mürben alsbalb feierli^ oom ftir^enbanne befreit, fo
bag vur no^ Aonftans, 3flti4» ®t. (Sallen unb Schaff-
Raufen ju ben Saqem Rieften, ftarl IV. verlief fof ort bos Ulmer
Stabtamansamt famt ber9{ei(^0fteuer ber (E^riften* unb 3uben«
gemeinbe, bemSbeinumgelb unb bemSleii^sjoII berngf^ei«
(erm 9Ibre$t9on9{ed^berg ote mirtembergifc^^reid^enauif^es
£e(en in erblicher äBeife. 9Is fobann im gleid^en 3a^re 1348
bie Sapern ben Grafen (5 fintier oon S^marjburg«
9{ttboIftabt ab (Segenibnig auffteüten , f^Iog Ulm fofort ein
Sfinbnis mit Sugsburg unb 9ldrblingen jum 6$u^e feiner
VriDtlegten , bis ber Gegenlbnig im 3a^re 1349, oon einem
3ubcnai3te oergiftet, ftarb.
Die 3eit ftontg Aarls IV. oon Sö^men braute bie 91 e«
oolutionsfa^re unb ben Sieg bes Parlamentarismus.
Die 3ttbenlrau>alle oon 1348 mit i^ren Sranblegungen unb
Xoif^Ifigen, bie Xoge ber $e|i unb ber (Seigelbrfiber lei*
teten bie neue 3^it bes Slufru^rs ein. 3n Dresben be«
ftatigte Jtaifer itarl ben Sertrag ber etabt Ulm mit ber Graf«
fi^ ^elfenftein als ber 9{ei^sIanboogtei oon Ober»
|(^maben unb bie neuen £anbfriebensgefe^e ber Stabt, bur$
mel^ fie ben 3ubenf^u^ gegen Slbtretung ber 3ubenfteuer
namens bes Wei^s iibema^m. 1349 fam erneut ein Qi^malU
f^er StSbtebunb ju ftanbe, ber bis 1365 bauern follte unb
an beffen Spi^e 23 Vbgeorbnete ftanben. 3m gleiten 3a^re
erfolgte bie Xeilung Saperns in fianbsberg, bei ber bie
boprif^en 9{e<9te in Ulm an bieSranbenburger fiinie fielen.
Die 3a5re 1350—1353 hxai)ttn ben Streit ätoif^en »apern
unb SS^men megen ber Susfolgung Des 9{ei^sguts an
So^men, melc^er ju Gunften Saperns entf^ieben mürbe , fomie
ben Streit 3ioif<|en bem ^faljgrafen Slupre^t unb ben
— 220 —
9?ei^sftöbten einerfett« unb SBittemberg onbeierfeits um beit
fiabenburger 3on. Sin Sunbestog in U I m oec^nbelte
erneut toegen bes £anbfriebens unb im 3<4re 1351 tarn
infolge bejfen ein neuer (Bebfl^rentarif ber Sroffc^ft Reifen«
ftein ffir bie Sunbesloufleute ju ftonbe, nod^ bem Reifen*
ftein bie uoHe (BeioS^r ffir olle Seroubungen innerl^Ib bes
Sunbesgebiets fibemo^m. 3m yä/tt 1352 trat biefem £anb*
trieben au$ bie (Braff^oft Settingen bei, boc^ begann f^on
bamals erneut ber (Streit ^mifd^en ben @tSbten unb i^ren £atib*
o5gten, loeil bie fteigenben Slnforberungen bes 9lei(^ an bie
eteuerfroft ber 6t&bte biefe jum SBiberftanb reijte. Son 1350
bis 1353 bemfi^te ft$ bie neid^sarmee oergeblt^, bie 9{ei(^'
ftabt 3firi4 mieber in bie Sogtei bes Kaufes Oefterret^
aurfidjubringen. 3m 3a^re 1353 traf ber itaifer fibec 9l5rb«
lingen unb Giengen o. 8r. in Ulm ein unb reifte fiber
nugsburg unb Kempten na^ itonftang oeiter, ido er
einen £anbfrieben ju ftanbe bro^te, ber 1356 oerUngerl
»urbe. 3tnx bie bro^enbe Ungnabe bes Aaifers oermo(|te ba«
mals ben (Srafen Sber^arb oon SBirtemberg» fi^ erneut in
biefe 6$malerung feiner Sogteiret^te ju ffigen, unb ein offener
Slufru^r, ber in ftonftonj n)5^renb bes jlaifers Snmefen^it aus*
bra^ , geigte bie 6$niä(^e ber SReii^sgenmlt. (Ein (&efe^ gur
Si^erung bes 6tabtefriebens befttmmte bes^Ib, loenn in
einer Stobt ein Streit ousbre^e, follen bie nSc^ftgelegenen
Slfibte oermitleln unb menn bies ni^ts ^fe, ber U I m e r
Stobtetog bie 6a^e ent|<^eiben. Der Streit ber Oefter«
reifer unb Sc^ooben, u^el^em oon beiben Xeilen bie
91 ei^sfturmfo^ne gehöre, oereitette inbeffen bie (Eroberung
oon 3ü^i4 gur Sc^onbe bes 9lei^s.
9la$bem fobonn no$ im So^re 1353 Jibnig Aorl IV. bie
Oberpfolg on fi^ gebrockt ^otte, gog er im 3o^re 1354, be«
gleitet oon go^IreiÄen Ferren ous S(|maben, no^ 9t om
gur Aronung. 3m gleid^en Z<^xt erfolgte ein Sergleiil^ ber
(Broffc^often ^elfenftein unb SBirtemberg betreffs etn^ett*
lieber 3oIIfä^e im Srengt^ole unb 9iUt|oIe. 3)en
Krönungen in Sloilonb unb 9tom folgten im 3o^re 1355
glSngenbe Sefte in 9Iärnberg unb bie Steuorbnung bei9lei<^<
oerfaffung bur$ bie golbene SuIIe.
3m 3o|re 1356 u)urbe ber f4u)abif4e fionbfriebe
— 221 —
Ks 1358 oetlängert unbber e^toabifd^e Sunb noA Vrt be5
5anf ebunbs in 3 Hauptquartiere eingeteilt. Das etjte Quor*
tier bilbeten bie StSbte Augsburg, Ulm, 9Remmingen,
Aempten, ftaufbeuren, DonauoStt^, Slörblingeti,
Dinlelsbfi^I unb So pftngen,ba0gn>eite Quartier Sibera^,
Siaoensburg.fiinbau, Su^^orn, Ueberlingen.^fuIIen«
borf, ftonftan}, 6t. Sallen, 6^aff§aufen, fieutlir^
unb SBangen, bas britte Quartier bie nieber|(^Q)äbi[§en Stfibte
Sglingen, ^Reutlingen, (ßmiinb, ^all, $eiIbronn,
Stottioeil, aBeil, SBimpfen unb aSeinsberg. «nii&^rli^
follten {e|t regelmäßig goei Sunbestage in Ulm ftattfinben
unb ber Sunb jeigte nai^erabe eine Waifi^ toeld^e bie Surften
mit @^rrden gu erffilten begann. 3m 3a^re 1367 erRarte ber
Sunb ben Arteg an Saben unbbra^ bie babif^e Surg Sei}
unb auf Slnrufen ber ®raf[^ft SBirtemberg bie Surg Sber*
{tein. !Dann fom ber Sunb in Streit mit Sägern, n)eil
^erjog 6tep^n mit ber ^afte bem Ulmei Qef^Iec^ter Otto
Sefferer ein !DorIe|en ni^t ^imbega^It |atte. X)o^ !am biefe
@ad^ 3um gfitlid^en Serglei^.
2)00 Sa^r 1358 braute ben Zoh bes ^ergogs tllbre^t oon
Oeflerrei^ unb bie Uebema^me ber Regierung bur^ bes
Aaifers S^ioiegerfo^n, ben $er}og Slubolf oon Oefterreid^.
Der ilaifer f Ord^tete biefen prften, u^eil er i^n im Serbac^t ^atte,
bog er ni^t nur bas feit bem Xobe d^Qog Aonrabins im Sa^re
1266 aufgehobene ^ergogtum Sc^maben »ieber neu errieten
unb ffir fidb in Seft^ nehmen molle, fonbern bog er aud^ naä^ ber
Kei^slrone traute, bie Aarl feinem 9Rannsftamme er^Iten
U)onte. Die gune^menbe mirtf^aftli^e Sebr&ngnis bes 9teid^s oer«
anlagte 1359 ben Aaifer, bi^ Uebernabme ber gefamten9iei(^s»
f ^ u I b bur^ bie 9{ e i d^ s ft 5 b t e gu beQ>erfftenigen. Die 6tabte
ßften fämili^e 9{ei(l^spfanbf^aften oon i^ren 3n^abern ein unb
bie 9{ei(^sregierung oerpflic^tete |id^ bagegen, feines ber eingeßften
Gcffille me^r gu oerpfinben. 9lls ®egenleiftung o^urben alle
35Ue, bie feit 1347 oom Steige eingeführt morben maren, oom
Steige abgef^afft, morauf fimtlid^e eingeI5fte Sogteien oom 9leid^e
nad^ bem Sorf<|Iage ber Stabte neu befe^t mürben. Die (Brafen
oon $elfenftein eibielten infolge beffen im ^idfixt 1360 gu
ber £anboogtei Qberf^maben no$ bie Sogteien über bie
Sieid^sHifter (Ellmangen unb SI fingen.
— 222 —
SBirtembetg loai mit biefem Sntoidlungsgang irenig
einoecftanben. Aaum wax bte neue 9legiment0orbnung beenbet,
|o ertönte bie Alage ber 6t&bte beim Kei^e, bag bie (Sraf*
f^aft SBirtembetg ber 9Ibma<^ung jumiber neue 3^11^
eingeffl^rt ^be unb {eben, ber [i^ loeigere, biefe ju bt»
jaulen, bur<| feine Seamten pffinben laffe. (Sraf Sber^atb
ber (Breiner tDurbe infolge biefer ftlogen oom Aaifer oor
ben 9{ei$stog }u SRflrnberg gelaben, blieb ober tro^ig
au0, unb ah infolge beffen bas 9{ei^ ben Sann gegen
ibn Qusfpra^ unb bie Stei^sarmee aufbot, f^Iog er ein Sfinb«
nis mit Oefterrei^ unb rfiftete ebenfalte, lieber Sopfingen
rfidten barauf bie Sö^men in äBirtemberg ein unb belo*
gerten bie Stabt 6(^ornborf, n^o^renb bie £anb»f neckte ber
6tabte jtonftanjp 6t. (Ballen, Ueberlingen, £inbau,
Slugsburg, SRemmingen unb Aempten |i(^ in Ulm
fammelten unb oereint bie Stabt Göppingen gu belagern
anfiengen unb ein britter $aufe unter bem ißfal}grafen
Kupre^t bie @tabt SRarlgröningen einfd^Iog. 6o blieb
SBirtembetg nichts flbrig, ab nac^gugeben. 3^ Sertrage oon
6<^ornborf oerfpra^ (Braf Sber^arb, bas Sflnbnis mit
Oefterrei^ fofort s^ Iflnbigen unb bem Stobtebunb megen
ber (Boppinger 3<>nftreitigteit oor bem SRei^sgeri^t SRe^t ju
liefen, mie SBirtemberg aud6 auf bie beiben Sleid^sburgen
Sld^Qlm unb $o^en[taufen mit ber baju ge^brigen £anb«
oogtei Slieberf^maben Serjiclt leiften mugte. SBirtemberg
übernahm ferner bie Auflage, feine fämtli^en Strajsen ffinftig
allen ftaufleuten bes Sunbs loftenfrei offen ju ^Iten, bie neuen
3bIIe abjuf^affen unb bei Streitigleiten um fiiegenfd^aften mit
$erfonen, bie im S(usbflrgerre((ft einer Sunbesftabt ftanben,
fi^ bem Urteil bes juftanbigen Stabtgeri^ts ju fflgen unb
oon jeber Alage beim fianbgeri^t abjufe^en. i>xt 91 us*
manberung aus SBinemberg burfte nur ben leibeigenen
verboten merben unb bie in mirtembergif^er Sogtei fte^enben
AI oft er burften nur mit ber oertragsmägtgen Sinquartiening
belegt ©erben. Jlllen ÄUftern unb flEbelleuten, bie in roirtem»
bergifc^er Sogtei ftanben, blieb femer unbenommen, i^re SBalb«
ungen an eine 9{ei^sftabl ober fonft jemanb ju oerlaufen,
aucb menn ber SBoIbbann oon SBirtemberg ausgeübt mürbe.
3)agegen würbe SBirtemberg frcigeftellf, alle 8feften unb ftofe,
— 223 —
Selajfe, wtlift oon bei 9{ei(^0annee jerftort morben toaren, auf
feine 5to|ten neu ou^ubauen, unb enbli^ mürbe SBirtemberg ber
Xei^sfteuetertrag ber in SBirtemberg angefeffenen 3uben
belaffen. T>tn ^auptgrunb ßu biefen 6treUigteiten ^atte gegeben,
bog im 3a^re 1359 bie fd^iDobifd^en 9{ei^dft&bte bat Siecht er»
langt ^tten, leiner Sorlabung oor ein ausofirtiges $of«,
£onb« ober Stabtgeri^t me^r folgen ju m&ffen, fonbem
nur oor i^rem eigenen Stabtgerid^t 9le^t fielen ju mflffen,
moffir fie bie ipfli^t flbemommen latteUp ffir alle re^tsfriftig an>
erlannien 6^ulben i^rer Slnge^drigen bie äSoIQtredung 5u Aber-
nehmen. Die Solge baoon loar, bag je^t lein Hinter Sut me^r
auf ber fianbftrage bur^ gebingte SRitter gepfänbet werben burfte,
fonbem bog ber S^ulbner ffir gorberungen nur no^ oon feinem
6tabtgeri(^t belangt werben lonnte. Die Stei^slanboogtei
9ii eberfd^maben enblic^ gieng SBirtemberg oerloren unb würbe
bem fianbfriebensl^auptmann Slubolf oon ^omberg über*
tragen, ber 1361 alles oom 9{ei^e an SBirtemberg oerpfänbete
Stei^tgut namens bes 9{ei^$ einßfte.
JRa^bem auf biefe SBeife ber alte Streit ber 6tobte mit
9Birtemberg ju Ungunften bes festem beigelegt mar, mugte |i^
®raf Sber^orb ber C5reiner ni^t anbers s^ Reifen, oIs burc^ einen
Staats ftrei 4 Sr na^m feinem Sruber (graf Ulrid^ ]. bas
SRitregiment geioaltfam ab unb ma<^te fi^ jum SUein^erm bes
£anbs, worauf aber Ulric^ fofort illoge beim Kei^e er^ob unb
biefes bie Trennung SBirtembergs erneut gewaltfam bur^»
ffi(frte. jtoum war biefe grrage eilebigt, fo tlagte bie 9{ei^$ftabt
Solingen weiter beim 9lei<^e, bag SBirtemberg ga^Ireic^e £eib«
eigene, bie na$ Solingen gehören , bei fid^ jurfidi^alte, w&^renb
SBirtemberg einwanbte, es ^anble fi^ ^ier um Pfahlbürger,
bie oon SPngen aufgenommen worben feien, obglei^ fie
no^ in wirtembergif^er JQeibeigenfd^aft geftanben ^aben. Sin
Sertrag beenbete enbli^ au^ biefen langjalrtgen Streit babur^,
bog SBirtemberg auf alle na$ Solingen gejogene fieibeigenen
oer}id^tete , beren fieibeigenfc^aft ni^t genau na^juweifen war,
w&^renb Solingen oerfprac^, leinen wirtembergif^en fieibeigenen
me^r als ^fa^Ibfirger aufsune^men. 3m gleiten Sabre 1362
findete ®raf Ulri^, bes(&reiners So^ in Donauwörth
bie ^rinjeffin Slifabetb oon Sägern, Xo^ter bes gerjogs
£ubwig oon Sranbenburg unb äBitwe bes im 3abre 1359
— 224 —
ermorbetett Qftei^rm (Eongronbe 11. bella Scala oon Serono.
Die golge biefet Setmä^Iung qkit, bog ber-ioperil^e Se*
fi^ in Ulm eineui oon Sofern on SBittemberg jurfidfiel
unb feit^ bei biefem oerblieb.
3n iene Stit emigen innecpolitif^en $obet6 fielen {c^ioere
innere loirtl^aftH^e ftSmpfe unter ben 9nge(9rigen bes
bomol n)i<^tig[ten Sewerbegmeigs S^mobens, bes
9Bebgen)erbs. 3m Ravxfife ums 3)o|ein erfi^oerten ft^ bie
einzelnen Setriebe bos £eben bur^ ftetgenbe Seoormunbung
unb Seouffi^tigung ber geverbliii^enSrseugung. SBie
genou man es mit ben Sefc^offen^eitsunterf^i^ben ber SBotle
no^m, ge^t borous ^roor, bog im 3^^^ 13^8 ^
SBoüeniDebem oon Siegensburg ftrenge verboten mürbe,
ungorifc^e SBoIIe ober S^eermoUe, b. ^. ben ffbfoH ber
Zu^f^erer , in bie belferen Stoffe 3U mif^n. SRon ^ielt ouf
gute SBoIIe fo oiel. bog mon Sd^ofe ous Slonbern lommen
lieg, um bie inlänbif^e 6^ferei in Sofern gu ^ben. Die
Kegensburger SBoüfämmer lauften gonje j^eerben fol^r
Xiere unb fibergaben bie Ziere i^ren £onbf(^Qfem, benen fie für
bos ^unbert S^ofe 1 Steffel Stoxn, Vs Steffel $ober, 1
Sterling ftfic^enfpeife unb 1 Solgf^eibe bego^Iten unb i|nen
femer bie $alfte ber SBoIIe oon 300 6^afen fovie bie ^Slfte
ber ouf bie 9BeIt ge!ommenen fi&mmer fiberliegen, oi^renb olle
»eiteren Sc^fe unb beien Sttrog bem Aouf^erm oerblieben.
Die politif^e Serbinbung Soqerns mit ^ollonb feit jtonig
fiubmig bem SoQern roirfte bobei ougerorbentlic^ fSrbernb, inbem
bie iungen So^ne ber reichen nieberlonbifc^en ^SnblerfomiHeH
in Sofern mit (o^en Staotsftellungen oerfe^en ourben.
Die Aloge ber Stäbte fiber bos Stoubritterunmefen
no^m inbeffen fortmo^renb gu. 6o fielen 1357 bie Kitter oon
Od^fenberg unb Sillenbo^ in Uugsburg ein unb gfin*
beten bie Sorftobt Steffingen an unb bo fortmS^renb etngelne
Sfirger biefen 9{ittetn Rolfen , oerbot ber Sugsbuiyer Slot
im 3o(re 1361 ollen Sfirgern emftlid^, mit bem Sillen«
bo^er gemeinfome 6o^e su motten. Slugsburg bot bomob
bringenb bie Stobt Ulm, biefe m5ge bo^ ben SRitter $Iettg
freiloifen, ben bie Ulmer gefangen polten, u)eil biefer ber Stobt
Augsburg insgeheim gegen ben Sillenbod^r ^Ife. 3m Z<^fyn
1362 mugten benn oui| bie Stiller iRtfoIous, illbrec^t unb
— 225 —
ilonrab oon VxlUniaä^ unb ^ ans Sudler Utfe^be {^toSten.
Zio^bem iDor bie 9Ra(^t bei 6tabte btefem Zieiben ni^t gema«^-
fen. 3in ^idfyct 1363 oerorbnete bes^olb Sugsbutg, toennein
Sfiiget Qttf ber fionbftrage beraubt toerbe unb ^ttfe 90m iRate
verlange, folle biefe nur auf Aoften bes beroubten Sfirgers
itmSfyct oerbeUp toie au^ Ulm fan 3a|re 1364 feftfe^te, bag
fflnflig alle jtoften für Sotf^en nacb ausmärte oon benen ju
trogen fein follen, bie [ie forbem.
Das 3a^r 1363 braute als für ben fd^mabifc^n ^anbelsoer«
le^r äugerft n)t(l^tiges (Ereignis benXob ber(&r&finaRargaret|e
SRauItafi^oon Zirol, ber SBitme bes ^ei^ogs £ubmig oon
Saqern^Sranbenburg, mel^e bie (Broff^aft Zirol telta*
mentarif^ bem ^erjog 9{uboIf oon Oefterrei^ bem ge-
ffir^leten gegnerif^en S^roiegerfo^n bes Aaifers, oerma<^t ^atte.
Die golge biefeiS Si^ronn^ec^fels toar, bog bie grage ber (Erb-
folge in Sranbenburg erneut ins Stollen lant. 3m Sa^re
1365 reifte bes^Ib jlaifer ftarl IV. Aber ^eilbronn unb
Sraden^eim na$ Soignon jum Sefuc^ bes ^apftes
Urban V. unb beibe oerabrebeten ein gemeinfames Sorge^en.
3m Z<^xt 1366 mürbe ber ^erjog SBenjel oon Suxem«
burg^Srabant, bes Raifers Sruber, 5um JRei^soilar ernannt,
loS^renb ber ftaifer im 3abre 1367-68 bem SBunf^e
bes ^opftes folgenb na(| 3tctlien }og, um bie äRa^t bes
^erjogs Sis conti oon SRailanb ju bre^en, ber $anb in
ganb mit ben Sägern bem itaifer unb ißapft ben meiften
aBiberftanb entgegenftellte.
3n S^waben mar unterbeffen im 3a$re 1366 ber (5raf
Ulrii^ oon äBirtemberg geftorben unb ®raf Sber^arb ber
ffireiner mürbe babur<^ erneut $err oon gang 9Birtemberg; bo(^
gelang es i^m oorerft no(b ni^t, bie mistige fianboogtei 9lie«
berf^maben mit ben gfeften $obenftaufen unb Sl^alm
mieberjuermerben, biefe mürbe oielme^r bem ißfalsgrafen
9lupre(^t bei Sl^ein als 93ogt bes (Er^.bif^ofs (Serla^ oon
l^o^ienlobe oon SR a inj fibertragen, mos ben (BroII bes äBirt»
tembergers gegen ftaifer Aarl lY. um fo me^r fteigerte, als
biefer fortmS^renb feinen 92ebenbubler, ben trafen Ulri^ opn
Selfenftein, begfinftigte. ®raf Ulri^ bes Slellern Sbefrau
mar SRaria oon Sosnien, bie 6(^mefter ber ASnigin Sli«
fabei^ oon Ungarn, ber (Bemablin ftönig Submigs bes
15
- 226 —
CSrogen, ber in etftet S^e bes Aoifers Gc^mefter ge^bt (otte.
Seibe Srflber oenoalteten gemeinfont bte fionboogtei Ober«
f^moben unb bosSlmtbes fianbfriebens^auptmonns in
(S^wahtUf bis int 3o^re 1366 (Sraf Ulri^ an ben $of na^
^regburg in Ungarn 30g unb ®raf £ubmig oon Oettingen
als fianbfriebens^auptmann aufgeftellt n)urbe. 3)0^ o<tr bie
mirtf^aftli^e Sage au$ ber (Braffc^af t $elf enftein eine rec^t bebent*
li^e. 3m 3a^re 1367, als (Sraf Sber^b oon 9Birtemberg
oon feinen Bfeinbeit, ben Vetren oon Sberftein, im SBilbbab
fibeijallen tombe, mugte (Braf Ulri^ berSfingere oon Reifen«
fiein bie6tabt 3Bie[en[taig oeipfänben, um Selb ju f(^en,
unb fett^ lam eine 3uben|^anb{d^aft ju ber anbem unb bte
»irt[<^n^ Sage ber (Braff^aft mürbe um [0 bebro^Iic^r, ab
bte fteigenbe Unfid^er^it ber politif^en Sage ^anbel unb SBan*
bei jt5rte unb bie (Befalle ber ®raff^aft minberie.
3n }une^menbem SRage entftanb bamals bie Vngft
oor einem ®nfal(e ber gfrangofen in S^maben. Seit
bem SMebensf^Iuffe jmif^en gfranfrei^ unb (Englanb oaren
in Stttulrei^ bie großen internationalen Sölbnerbonben brot«
los gemorben, bie feit^er unter bem 9lamen „®ugler"
ober ,,(EngIänber" in englif^em Solbe geftanben ^ten.
Sfranlrei^ ftieg biefe Sanben i^unlic^ft ab unb fo jogen
fie pifinbernb na^ !Deut[(^Ianb herein unb begannen im
3a^re 1365, bie Stabt Strasburg regelrecht ju belagern.
9tur mit SRfi^e gelang es biefer 6tabt mit Silfe oon Ulm
unb Augsburg, f i^ biefer Seutema^er su enoe^ren. IDaittben
mürbe feit ber Sbf^affung bes ^ffinbungsrec^ts auf ben £anb-
ftragen unb ber (Einführung ber fianbfriebensgefe^gebung bas Ser*
^Rnts jmif^en ben StSbten unb ber Xitterfi^aft immer
gefponnter, meil bur(| bie fianbfriebensgefe^e ber mic^tigfte <£►
merbssmetg ber Slitterfc^aft hinfällig gemorben mar. 3m 3o^re
1366 entftanb infolge biefer mirtf^aftlii^en 9lotIage bte erftc
f(^mabif(^e9{ittergenoffenf^aft, ber6^1eglerbunb,bem
balb bie (Befellf^oft ber SRartinsoögel unb bie (BefeUfi^aften
mit bem Schmer t unb mit bem SBoIfen folgten. (Es moren
27 SRitglieber 00m Spiegel, bie fi^ jufamment^en, ni^t um
3U rauben unb gegen bie fianbes^erren unb StSbte, fonbern um
e^rlid^e 3Ba^rung i^rer 3ntere|fen.
3m 3^^^^ 1368 na^m Slugsburg ben $einri(^ oon
— 227 —
gfreiberg oon Sngelberg famt belfen @o|n negen fianb*
friebensbcu^s Befangen, ber ober bur^ ein Vblommen mit bem
Grafen oon Cettingen unb bem KUter ^erbegen oon^
Jta^enftein »ieber frei ourbe. „9Ber xoiK bleiben oon ^fim
beln rein, ber pt'fic^oor SRe^berg, Sreiberg unb6tein",
^ieg es feit^er in ben Stfibten Sc^toabens unb man begrflgte
es mit S^euben, ab im Zcfyct 1369 bas 9{ei(^ in S res lau
ben neuen f^ioabii^en fianbfriebensbunbbeftitigte, ber bem
ru^eftbrenben Xreiben ber 9{ittei|^aft ein (Enbe bereiten fodte.
Der 6i^ bes 8unbs omr Ulm, mo ja^rlitl oiermal 6(|tDur*
geriete fiber alle 9{aubanf&ne , SRorbt^ten , Sranbftiftungen
unb unre^te (Jfe^ben geilten metben [ollten , beren Strafe ber
[i^imiyfli^e (ßalgen loar. (Blei^ im 3a^re 1369 lourbe ooc
biefem Ulmer fianbfriebensgeric^t bie Jtlage bes Aonrab £o«
ren} oon Kugsburg gegen ben (ßrafen jtraft oon $o^en«
lo^e unb (Benoffen oegen Slaubs oer^anbelt unb es entftanb
baraus bie groge gfe^be bes Sif^ofs äBalter oon $o^|^Ii^<
ftir^^im in Augsburg gegen ben Slugsburger fianboogt, ben
^ei^og oon Xed, ber bamil enbete, bog ber (Biaf oon SBerben*
berg'SIbed bei SRinbel^eim ben Si[<|of im Aampfe erf^og.
3m 3aire 1370 trieb ber Kitter 3enger bie beerbe ber 6tabt
Augsburg meg , loes^alb i^n bie Stabt löpfen lieg , unb ber
Slitter Sfitci^ na^m ben $eter itunjelmann unb Den
X^omas 9{appoIb in Augsburg felb|t gefangen. Das gleich
3c^r 1370 brad^te femer ben Streit bes 6(^o)äbii(|en Sunbs
mit bem SRitter SRerl oon Battenberg unb (ßenoffen unb als
Strafe ffir bie Xeder gebbe nahmen Saqern unb äBirtem«
berg im Sunbe mit einanber ben Gittern (Bfig oon (ßfiffen'
berg mit (Bemalt bie Stobte Surgau unb Seip^eim ab.
Ueberall ^rrf^te ftrieg unb Unglücf. SBo^renbJbie Donau rings
bas £anb flberf^o^emmte , brannte man gegen|eitig bie Dörfer
nieber, raubte fieute unb Sie^ , [fite Senf auf bie Selber, ^teb
bie Dbitbfiume unb SBeinftöde ab unb trieb bie 3i^&^n in bie
SBeinberge, fo bag Hungersnot unb $e[t entftanb.
(Bieng es fo auf bem £anbe brunter unb brüber,
fo fa^ es ni^ meniger traurig in ben S tobten aus.
Bier saniten fi^ immer erbitterter bie 9{ eichen unb bie
Armen unb an ber Spi|e ber Aufftanbe [tauben gea)o^nIt^
bie mä^tigen 2BoIIpnbIerfa milien. Die SRod^t
16*
— 228 —
ber aBoI^Snbletfamilien fenet 3eit jetgt fic^ 3. 8., mnn im
So^re 1368 in Sfranlenberfl in X^firingen alle 3flnfte
D e r b 0 1 e n »erben, aber bte SBoII^nblersunft ^eoon ausgenommen
mirb. 3nt Z^^^ 1^67 mürbe bie £anboogtet Dberf(|maben
ben ®rafen t>on ^elfenftein abgenommen unb bem Sutggrafen
Sfrtebrid^ oon Slflrnberg übertragen, ber im 3a^e 1370 an
Ulm bas Serlangen ftellte, bem 9{itter Slbre^t oon 91 e 4'
berg inSBeigen^orn bie (Befalle bes Ulmer Stab tamans«
amts ausjufolgen. Ulm lam biefem Sefe^I nic^t na^; ber
9lat ftellte ben Sinjug bes Umgelbs ein unb bef^Iog in einer
gemeinfamen Si^ung bes alten unb neuen 91 ats, fi^ um {eben
$reis im Sefi^e bes Smanamts, bes Umgelbs, ber (Ein*
ung unb ber aRflnje su er^Iten unb beren Xusfolgung an bie
^enf^aft 9le^berg ju oenoeigem. 9l5|ere 9la4ri<i^ten Aber ben
etreitfall feblen leiber.
9la^bem ftai[er Aarl IV. im Sa^re 1368 bie ^erjog«
tfimer S^Iefien unb fiaufi^ enoorben ^atte, gieng
fein le^tes Streben mif bem Vefi^e ber SRarfgroff^aft
Sranbenburg unb ab Sägern [i^ niifi baju ^erbeilieg,
biefen mertoollen Sefi^ abjutreten, lam es 1371 ju emften
ä}ero)idIungen mit bemfelben, bie inbes babunl^ geloft
mürben, bog ber Aoifer [einen (Erben, ben 10 3a^re aüen ^er«
30g SBensel, mit ber $rin3effin 3o(anna oon Saqern, ber
Xod^ter bes $er3Qg5 Sllbre^t 1. oon Sranbenburg-Sa^em , oer>
mahlte. €^on im 3a(re 1370 ^atte ber jtaifer ben baqerifi^n
fianbfriebens^auptmann (Brafen Soris oon9{iefenburgaIs
9tetd^9beoonmad^tigten naif QäfXDaltn gefanbt, um bort einen
neuen fianbfrtebensbunb 3U ftanbe 3U bringen. (Ein fol^r
lam in ber X^at 3U ftanbe unb 31 St&bte oer3i4ieten erneut
bis 1375 auf i^r gfe^bere(|t unter ber Sebingung , bag i^en
fianboögten febe Steigerung ber 9{ei(^s[teuerforberung mfi^renb
biefer 3^ii oerboten fein follte. 9Ran teilte ben gan3en fianb*
fnebensbesirf in bie StSbte ob ber Hlb mit bem Sororte Ulm
unb in bieSt&bte unterberSIIbmitbemSororteSglingen
unb beftimmte , bog famtli^e 9Ibteien , CSraff^aften , gfrei^n«
f^aften, 9titterf^aften unb (Ebelfned^te ebenfalls bemfelben bei«
treten follten. 3um fianbfriebens^auptmann mürbe (Braf Ulri^
ber 9(eltere oon $e{fenftein ernannt.
äBtrtemberg fa^ biefe neue Sef^ranfatng feines S^be«
— 229 —
re^to menig gerne. Es ^tte 1371 Me fiontoogtei Slieber
\^wahtn }utfidenDotben unb mit ber 6tabt Strogburg ein
Sfinbnis gegen bie $enen oon (E&etftei n unb (Benoffen ge*
f^Ioffen, um ben UeberfoU im SBilbbob }u rS^en^unb bos
9?e{^ ^e bies genehmigt, inbem es SBirtemberg beoufttogt ^e,
oneRfiubet unbbSfen £eute, namentli^ ben ^aljgrofen Slupte^t
bei 9l^ein, ]u behiegen. 9ber qu^ bie 9{ eid^sftSbte moren bies«
md oon bem fianbfrieben »enig erbaut, ftaum Omaren nSmli^
bie 6tlbte gebunben, fo trat bas Weid^ ber Slbma^ung entgegen
mit neuen Vnforberungen ^eroor. Die Sbfinbung Sägern s
für bie Sbtretung Sranbenburgs an bas 9lei^ ma^te unge«
^ure ffnforberungen an bie Sleid^staffe, bie um fo ungemer
besohlt ourben, oIs ben 6t8bten f^on oor^r groge £aften
oblagen. @o ^tfe 3. S. bie 6tabt Hugsburg bem
Srei^rm Aonrab oon greiberg aioei DSrfer nteber«
gebrannt unb SBirtemberg (atte bes^Ib als Segens«
^n mit Arieg gebro^t, bis bie Stabt einen Sd^abenerfa^
oon 4000 ®ulben geleiftet ^e. 9li<^t gelinben 6<^reden
oerurfa^te es meiter, als 1872 unter Sfi^rung bes bittetften
geinbes ber Ulmer, bes gfrei^etrn Slbre^t oon SRe^berg
in SBeigen^ornp eine neuelRittergefellf^aft jur Arone
entftanb. SBirtemberg mar ben Stfibten gram, bag fie bei ber
Selagerung oon (Eberftein i^m ni^t fo beigeftanben galten,
mie es nbtig gemefen mire , unb unterftfi^te bie Aronengefelt
f^ft, bis bie 6täbte beim (Brafen Soris oon Stiefenburg bie
geoMiItfame Vuflöfung ber ftronengefellf^aft bur^fe^ten.
Der Verger ber nitterfc^aft fiber biefe (Semaltt^tigfeit bes
fianbfriebens mar fo grog, bag brei mirtembergifi^e 9litter, 5<^ns
oon Jtlingenberg, $einri$ oon 9leipperg unb Hlri^
oon Sternenfels, ben fianbfriebens^auptmann (Brafen Ulri^
oon ^elfenftein auf ber ^eimreife oon ^eibelberg,
mo er ben ^falsgrafen 9{upre$t befugt ^atte, gefangen
na^en unb na(^ bem gfallenftein'f^en Schlöffe Kam*
ftein bei S^ramterg brauten. Da bie brei 9{itter,
mel^e ben $anbftret(^ ausgeführt Ratten, mirtembergif^e
6taatsange^5rige maren, fa^ man fofort ben (Srafen Sber^arb
als an ber €a^e beteiligt an unb ber 33erba<^t gegen ben
(Srafen oerftirfte fi^, als bie gfreilaffung bes gefangenen fianb«
friebens^uptmanns tro^ ber inftanbigen Sitte oon 12 Sunbes«
— 230 —
ftAbten in Sluttgott oermetgett murbe. 9Is [i^ be$^Ib oollenbs
Me Jlunbe oecbreitete, ha% bem Gefangenen in bet Sutg 9{anu
ftein bet $oU obgef^nitten tootben fei, lam e$ sunt %u\'
tu^x unb 3U lauten Störungen gegen ba$ ^aus aBiitem«
berg unb ber 9lat fa^ fi^ enbli^, bem 3>r8ngen ber SRenge
folgenb, veranlagt, an SBictemberg ben ftrieg ju er Karen.
9Rit fiarfem Soll jogen bie Ulmer, oeiftorlt bur^ bie itimtin«
gente oon SRemmingen unb 6t. (Ballen, bie 916 hinauf,
um bort mit ben üugsburgern jufammenjuftogen unb bann
gemeinfam gegen (53ppingen ju jie^n. Slber ein ^o^iMffer
rig an bem fritif^en Xage bie Donaubrfide bei £eip(eim
toeg, [o bag bie Vugsburger ben Sflug ni^t palfieren lonnten,
unb bie SBirtemberger benfi^ten biefe 64oS$e bes (Segners,
um ben Stabtem jmif^en Sllt^eim, 3Beibenftetten unb
69 gl in gen mit 1200 9{eitem in bie gflonle su faHen. 250
6tSbter blieben lot auf bem $Ia^e, barunter ber Sunbes^uiit«
mann^einrii^ Sefferet, unb 300 6t5bter mürben gefangen.
6o fa^ man \\i^ in Ulm 3ur SRSgigung beioogen. 3>er
9lat oerbot alle aufrfi^rerif^en SReben gegen bie (Sraff^aft
SBirtemberg unb beren 6tabtaman Slbrec^t oon 91 e^«
berg. Sluf {ebe innere gfe^be mürbe ftrenge 6tiafe gefe|t
unb beftimmt, bag {ebe abgefonberte geheime Serbtnbung
oerboten unb nur bie offentli^e Seratung im State geftattet
fein follte. 3^^^^ Surger ourbe oerpfli^tet, 3uu)tber^nblungen
gegen biefes (gebot bem Sinungsamt ansujeigen, meines
bann bie Uebelt^äter bem 9{ate 5ur Seftrafung fibergeben foIIte.
Sllle Sürger, mel^e ba$ ®efe^ bef^moren fyxütn, au^ bie nii^t
jum SRote ge^örenben, [ollten biefer Ser^anblung anmo^nen.
SIu^ rourbe allen Sfirgent ftrenge oerboten, in mirtembergifc^
ober anbere frembe Dienfte ju treten. Der Sriebendf^Utg mit
aOirtemberg beftimmte, bag bem SRei^ bie (Entf^eibung Aber
ben bunleln Sorgang fibertragen merben foltte, unb bas 9{et4
oerlie^ fofort bie bur^ ben !£ob erlebigte £anboogtei über bie
SRei^sftabt Donaumort^ ben beiben Slteften 63|nen bes
ermorbeten (grafen. Die Unterfud^ung ergab benn au«!^ bie
Unf^ulb bes (Srafen (Eber^arb fomie ber Ferren (Egiof
unb (Erwarb oon gfallenftein, bie oonberprftin 9Raria
oon Sosnien, ber SBitioe bes C5rafen ^elfenftein, offentli^
oon aller 6^ulb freigefprod^en mürben.
i
— 231 -
Der 2. DÜ, besfelben Sq^ts 1372 braute bie feiedi^e Selei^ung
ber VrinjenäBenjel unb Sigmunb^ber 65^ne bes ftoilers,
mU bem Aurffitftentum Sconbenburgin^rog. Die Suf Ireib«
ung ber jut 3<^Iung biefer Sieid^setmerbung erforbetli^en (Belbet
[tieg inbes auf groge S^wierigleiten unb es gelang ben mit
ber (Ein}ie^ng ber an Sägern f^ulbig geworbenen (Selber
beauftragten beiben Stei^bmmiffäre, bem baQerifc^en £anb*
friebens^uptmann Grafen Soris oon 9{iefenburg unb bem
Grafen Sber^arb oon SBirtemberg, nur mit grbgter SRfi^e,
bie Gelber bei ben einjelnen Stabtoenoaltungen einjutreiben
unb re^tseittg an bie Kei^s^auptlaffe na^ SRflrnberg abju*
liefern. 3» Ulin lam es am 11. Slooember 1372 bes^alb jum
offenen Sufftanb. 3uben unb (£^ri|ten f^impften unfägli<| fiber
eine berartige „unbillige 6(^a^ung". Die Stabtoermaltungen
tonnten i^ren SBerpflid^tungen [d^Iiegli^ nur babur^ nac^fommen,
bag fie Kententitel mit 20 o. ^. 3ins an bie 3^^^ ausgaben^
für n^I^e famtli^e reiferen 6tabtbflrger unb alle Gbelleute
ber Umgegenb, bie im Susbflrgerre^te ber 6tabt ftanben, Sfirg*
fc^aft na$ Geigelre^t fie^n mußten. Z^\>tXf ber [ilbeme ober
goibene Gerate ober S^mudftfide ^atte, mürbe oerpfli^tet, bte|e
auf bem 9lat^u{e abjuliefem, |ämtli<|e $fleg[(|aftsgelber n)ur*
ben in S^ulboerf^reibungen angelegt unb bie 9{eid^s|teuer ber
Sürger oerboppelt. Gs u^aren runb 300000 Golbgulben, oel^e
auf biefe SBeife oon ben 9{ei4sIommi[|aren Ximot|eus oon
Colbi^ unb Graf Soris oon Sliejenburg aus 6^ma*
ben unb oom GIfag na^ 9lfirnberg gel^Ieppt »urben.
9la4 bem Kaufbriefe erhielt Sägern als (Erfa|| far bie SRarl
Sranbenburg bie 9leid^sIanboogteien iDberfc^maben, Slugs«
bürg unb Glfag a^etreten, u)ö(renb SBirtemberg mit ber
Ueberlaffung ber fianboogtei SRieberfd^maben begütigt mürbe.
Zro^bem fa) SSBirtemberg biefen ungeheuren aRa4t}uu)ac^s
SuQerns in 6fibbeut[(|Ianb nur ungeme unb es [4Io§ bes^alb
im Zafftt 1374 ein Sfinbnis mit ber Grafj^aft ^o^enberg unb
1375 mit ben 14 9leid^$|tobten lERieberfc^ombens, ma^renb S a9 ern
1375 |ic^ oon Oefterrei^ 9leutralitfit oerfprec^en lieg, |o bag
ber Arieg jmif^en Sägern unb 3Birtemberg oor ber X^fire ftanb.
Die So Ige biefer 3®<ingsrei^sanlei^e mar eine no(!^
allgemeinere Serfcbulbung, als (ie fc^on ooi^anben mar. Die
barlei^nben 3uben brongten unb oerlangten Seja^Iung. 3m
— 232 —
3a^ie 1374 ocrfu^ten fie bie ^fSnbung bes mit einem nrii^tigen
3o^nnorft0re^e begabten 6t. StilolQUsfpitals bei Sllbed
Do<^ iDies fie bas suftfinbige (Beriet, bie fianboogtei Giengen,
ab, meil bie Sogtei biefes Spitate ni^t bem Sogte bedfelben,
bem ®rafen 5^inri^ oon 9Berbenberg— Sllbed erblich ge*
^orte, gegen ben bie 3uben getlagt Rotten, fonbem bem (Bottes*
^ufe 6t. (5 allen bie freie Secfflgung fiber bie Sogtei gnftanb.
Die ]fibi[(^en Gläubiger f^Ioffen bes^Ib im 3a(re 1375 einen
Sertrog mit bem ^falsgrofen griebri^, na^ bem fi(^ biefer
oer{ifIi(^tete, gegen Ueberlaffung ber falben Sotbening ber (Braf*
[^oft SBerbenberg— 9Ibed ben itrieg }u erllacen, bis
f^liegli(^ bas 9?ei^ bie Slbedif^en 6^ulben gegen Serpffinb*
ung übernahm.
3)asfelbe 3<>^^ 1S7& braute bie erfte Vmoenbung bes
6(l^iegpuli)ers ffir bie Ariegffi^rung unb f^uf eine neue
3eit fflr biefelbe. Sli^t me^r, toer bie tafiferften 65Ibner ^e,
geioann ie|t ben ftrieg, fonbem mer bos meifie Selb jum 5lano'
nenlauf ^atte. Dagu erfd^redte ein neuer (Einfall ber e^maligen
SngISnberfdIbner im Slargau unb im Slfag ganj 6d|iDaben.
3mmer no^ aber toollte in Ulm unb ganj 6^Qmben bie Se*
Sic^tigung nid^t jur 9{u|e lommen, bag <Braf Sber^rb bei (Breiner
oon SBirtemberg ben Grafen Ulri^ oon $elfenftein
9abe ermorben laffen, toes^alb im ^iii^tt 1376 ber erftere fi^
oom (Brafen 3o^ann oon $eIfenFtein, bem 6o^ne bes Qr*
morbeten, Srief unb 6iegel geben lieg, bog er nii^ts (j^ren*
rfi|riges gegen i|n ausfagen lonne. Die SBitme bes (Brafen,
bie einft [o rei^ begüterte gffirftin SRaria oon Sosnien, geriet
feit bem 2:obe i^res Gemahls mit i^ren 6 65§nen unb 3 254'
tern in june^menbe uiirlfd^oftli^e Sebrfingnis, fo bag im 3<4^^
1375 bie £)rte Stellingen, Dietienba^ unb SBibber«
ftall an bas ftlofter Slaubeuren oerfauft u)erben mußten.
jtaifer Aorl IV. lag feit ber (Erwerbung Sranbenburgs ffii
feine 6o(ne nur no^ e i n 9Bunf4 am ^erjen, bie SBa^I feines
6o^ns SBenjel jum rimif^en Ä5nig. 9Birtemberg unb
Sapern Ratten i^m 1374 i^re 3uftimmung gegen entfpre^nbe
Sntf^abigungen gegeben unb im 3a^re 1376 n^urbe benn aw^
ber 15iö(rige ^rinjaBensel ingranffurt sumAönig gevfi^lt
unb in Slawen gehont. Die 6täbte eilten inbes mit i^er
Mncrfennung wenig. 6ie erneuerten ben 64o&bifc^en
— 233 —
Sunb unb beltimmteti, Ulm unb ftonftans follen je 2 96*
georbnete, bie anbeten 6tabte \t 1 Kbgeotbneten ju ben Sunbes«
logen no<^ Ulm leiden. I)er (Brnnb ber 398erung nmr,
bog Aatfer ftorl IV. bec (Scoff^ SBirtemberg {um
DonI filr bie Vnertennung SBenjeto bie S^ult^eigen«
chnter SBeilp Sjslingen unb (Bmfinb fooie bo« fianb*
geriet Stottmeil oetlie^n unb t|i bos 9led^t gegeben
^te, nieiteie beliebige Kei^spfonbl^often in 6<I^QKiben
auf feine Aoften einjuldfen. Ulm [teilte \\i) on bie
6)ii|e bes SBibeiftanb0 , oeronlagt buri!^ ben Ulmer ffirogiuben
3 ad I in, bec [i(^ u^eigerte, bie oon i^m belie^enen SReic^d«
pfonbf4aftenan993tttembergous3ufoIgen, mo|I loeil i^m bet neue
3n^abet ein menig listet S^n]tt f^ien. SBittembetg flogte
infolge beffen beim Stei^^ofgeti^t gegen Ulm unb 3idlin unb
geu^onn ben Stec^tsftteit, fo bog gegen bie 6tabt unb 3Sdlin
SoIIfttedungsbefe^Ie etla|fen iDutben.
Dos Set^ltnisi jXDij^en SBittembecg unb bem immet
mo^tiget oerbenben Ulm umt boburc^ bos benibot f^Ieil^tefte
geu)otben. 6^on im Z^xt 1372 |olte man in Ulm mfyctni
bes fttiegs gegen SBirtemberg oetboten» »eitere 6&u[er
in bem oirtembergif^en Sorort 6<^u)eig(ofen (9leu«UIm)
3U bauen, wo äBittemberg bos (Einquortierungsrec^t
lotte, fo oft in Ulm bos fianbgeri^t gegolten »urbe,
fomie bo0 64ult^eigengeri<^t befog, unb man gieng
immer me^t botan , bie Sef ugntjfe bes $aufe$ SBirtemberg
unb feines Simons, bes grei^erm Slbre^t oon 9{e^berg,
in Ulm biefen ju nehmen. äBoltenb etft im 3a^re 1368
in Augsburg bos jflnftige Sflrgermeifterregiment
3ur Dur^ffi^rung gelommen toor unb ber iReic^sIonboogt öerjog
3riebri<l^oonXed ber 61obt erlaubt ^tte, 3unfte na$ Slegens«
bürget 9{e(^t aufjutiil^ten, ^tte Ulm biefes IRe^t f^on im 3o|te
1349 enootben. 3e^t mollte bie Stobt oollenbs gonj ftei oom
£anbuogt, fie mollte i^t eigener fionboogt, b. ^. eine
9lepublil, werben. Die SBeigetung Ulms, ben Aonig SBenjel
onjuerlennen , ffi^rte im 5^rbft 1376 jur Belagerung ber
6tobt bur^ ben Aoifer. Der jloifer , ilSnig äBenjel, ber Crj»
bif^of von aRains, bie Si|(^öfe oon Somberg, Si(|ft&bt
unb aßfirjburg unb (Sraf Sber^orb oon SBirtemberg loger«
ten |i4 bei SI fingen unb bie bo^mif^en Söller plänberten
— 234 —
bie ganse Umsegenb, tDä^renb Ulm, oerftfirtt bur^ eine ftattli^e
Sa^l aRemtitinget 6oIbner, mehrere neue 6ef(^fl^e auf bie
3Bane pflanste unb fd^Iieglic^ bei einem glfidli(|en XusfaK bei«
na§e tie Hoiferin gefangen in bie 6tabi führte. 60 ^ielt bec
Aaifet nie 00t 3flrid^ im 3a^re 1351 einen aBaffenftill*
ftanb ffir geraten. (Ein fro^Ii^es Xurniec oereintebie beßen
6te$ec beiber Parteien jum Reitern 6piel unb ber Ulmer Slitter
Ulr i^ 6 tro lin ^ob babei alle loifetli^en Slitter aus bem 6otteL
3)er 9{ei$9tag 5U 9lfirnberg follte ben Streit bes
»ei^s mtt Ulm enif^ieiben. 3>ie (Btaff^aft Slbed ei^ielt fflt
ben erlittenen Stäben bie (Erhebung £angenaus 3ut Stabt
unb Ulm follle fi$ oerpfli^ten, bie ^fanbf^aft ber Srafen oon
Wbed bei bem Ulmer 3uben 3&<lHn einjulftfen, oeigerte fi^
aber unb blieb in 9tfimberg aus, obglei^ SBirtemberg {i^ gum
Serglei^ bereit erilfirt ^atte. Die gfolge »ar, bag Saqern
erneut Ulm ben ftrieg erflfirte, vorauf bie Ulmec jur So<^ bas
»irtembergif^^re^bergif^e äBeigen^orn piflnberten unb bie
Sägern unb ben Srafen Don Sllbed in bie gfluc^t f fingen
unb beren Sanner eroberten, oä^renb bie 91 eutling er benSBir«
tembergem bei ber Vd^alm eine f^vere 9lieberlage beibrad^ten.
Die gfolge biefer 6iege oar, bog 1377 au$ bie Stabt Qg'
lingen bem 6$a)8bif4en Sunbe beitrat unb bie fianboogtei
Ober|^G>aben enbgiltig an Saqern fibergieng.
Ulm [tonb auf bem $}^epun!te feiner SRad^t.
Die neue Ummallung mar ausgebaut, im (Bries oor
ein neues Siertel an 6teIIe bes abgebrod^enen oirtem«
bergif^en Sororts 6d^Q)eig^ofen {enfeits ber Donau
entftanben. Die 6tabt |alte ben Umfang enei^, ben fie
bis 3um Sa^re 1865 behielt, unb eine fieberhafte Sau*
t^ätigfeit ^ertf^te in berfelben, ein neues 9{at(aus, bos ftatt«
li^e Aauf^aus, oor allem ber SRfinfterbau unb ja^Ireic^e
$rioatbauten be|(^fiftigten XaufenDe fleißiger $anbe. Die jflnf*
tige Demoiratie mar genin ber Stabt gemorben; man
verlangte oon ben Stabtge[^Ie<j^tem, bog fie \li^ nxifi me|r in
ben itlöftern begraben laffen, fonbem bem (£entraIifations* unb
(&Iei<^mad^ungsgei[te ber 3<tt folgenb i^re £ei$en in ber neuen
gemeinfamen Seerbigungsft<e, im SRänfter, bergen, beffen
£iegenf haften bem ^aufe 9Birtemberg genmltfam entfrembet
morben maren.
~ 235 —
SBä^ienb in DinfeUbfi^Ibie 7 nieberMioS&if^en 6<8bte
«alen, ®mfinb, 9Bein$berg, 9Bimpfen, ^all, 5eil«
bronn unb Sopfingen {i<^ auf bie 6fite oon ftaifer unb
neic^ [teilten, führten bie 18 StSbte Oberft^niabens ben
ftompf gegen bie Kei^sgetiKiIt im 3niete{fe i^tet 3uben fort.
Sie erftfirmten bie 6tabt Xuttlingenunbbie Surg £upfen
unb brannten bie Alöftet !Denfent^aI unb 9BeiIer bei (Eg«
Hngen nieber. Ulm eroberte SRAnfingen, Srnegg, $errlingen^
Sranbenburg , Seilenberg , $o$borf, SRagob^im, Waoenftein,
eto^ingen mit Ulmer Sef^fi^, fo bag ein äBiberftanb SBirtem«
bergs ben St&Uen gegenüber ausgef^Ioffen vor unb ber Aaifer
unb bas 9lei4 enbgiltig verloren Rotten. Sluf bem 9lei$0«
toge 5U Rotenburg ob ber Xauber mürben bie StSbte
Oberf<|maben$ aus ber Sl^t entlaffen, bie (Broffd^oft äBirtem«
berg oeqid^tele ouf i(re9ln[prfi$eanbeit 3uben SSdlin, ber
Ulmer Stabtoman ülbre^toon Sle^bergauf feine Alage
gegen bos fianbgeri^t SRemmingen. Stmtli^e (Befangenen
mürben gegen Urfe^be freigelaffen unb bie 9(^t gegen alle C^riften
unb Guben ber 18 61&bte binnen Sa^resfrift für ungfiltig
ern&rt. 2)as !Rei$ oerpfli^tete [i$, bie Slei^sgefälle leiner ber
18 Stftbte me^r 2U oerfaufen ober ju oerpfSnben, mibrigenfalls bie
StäUe bas Siedet bes bemaffneten 3Biber|tanb0 gegen bas
9{ei4 ^ben follten; au(^ bie Sld^t gegen 9Remmingen unb
Sibera^ mürbe aufgehoben, ebenfo gegen UIri$ 91 ot oon
$oI}^im unb $eter 6tammler oon Ulm, bie ^ans ür«
noib oon 2)inlelsbfi^l gegen fie erflagt^atte, unb gegen ben
3uben SSdlin oon Ulm. Die Stammler mürben 3um Danf
baffir oon ben Ulmern ins (Bef^Ied^t aufgenommen, meil [ie bie
Parteien ausgefö^nt Ratten. Die gfolge mar, bag nunmehr au$
bie Stäbte 9ldrblingen. Sopfingen, $all, ^eilbronn,
DinleUbfibI, SBeinsberg, 9alen, ®mfinb unb 9Bimpf en
bem S^mfibifdiien Sunbe bettraten. Sin 93 er trag mit SBirtem«
berg beftimmte, bog biefes alles 9{ei$$gut ausjufolgen (otte unb
ber Sd^mäbif^e Sunb baffir bie S^ulb ber C&raff^aft
^o^enberg übernahm. 9Iu^ Oefterreicb Jamt bem Slfa^,
Sreisgau unb Sunbgau f^Iog |i(^ bem Sunbe wi. 3m
3a^re 1378 tam fobonn ber gfriebe Ulms mit Aonrab oon
SBeigen^orn unb 9BiIbeIm oon SRe^berg su ftanbe, bie
bas Ulmer Stabtamansamt bis 1383 ber Stabt abtraten.
— 236 —
tEBittemberg lom (ieburd^ in bie größte Kot, es oer>
fe^te fianb unb £eute um (gelb bei ben 3uben ju 20 o. $. unb
tarn babur<| fo jurfidp baj} es f^Iiep^ bie S^^Iu^S ^
3infen oerioeigette unb ben gotberungen ber rei<|dft&btifc^
SBu^erer tro^ige (ßetoaU enigegenfleüte. Da bie offentli^e
Silbermfinje, in »eitler bie Steue rn be}Q|Il ourbeUp immer
f^Ied^tet geprägt ourbe, mußten bie mit (S^ulben belofteteit
9{ei$6ftänbe, mie bie einjelnen Witt er, Sauern unb onberen
^(^ulbner, beren 6d^ulben auf ®oIb lauteten, immer größere
Summen sohlen. SBieman innugsburgmegenbieferSRünjoerfitle^-
terung ben bif$öfli(^en Surggrafen (Sngte, fo bef(|ulbigte man
benlSrofen^elfenftein ä^Iid|er Serbre^en unb braute feinen
2:0b mit einem Urteil bes »eflp^Iifd^en Senats in Serbinbung.
(Ein fteigenber äBed^felbisIont ^at eltn oon {e^r jum
&ag gegen 9{egietung unb 3uben geffi^rt.
Das 3a|r 1378 braute ben %oh bes Aaifers Aarl IV.
Aönig äßen je I mar nunmehr ein Sflngling oonl7 3a|ren unb
feine Snerfennung fanb o^ne ttnftanb ftatt. Die Ccrbteilung ber
£anber jlonig Aarte IV. erfolgte in ber «rt,bag iUnig aßen*
sei Deutf^Ianb, Sö^men, Sd^Iefien unb bie fiaufi^
erbte, ber jmeite 6o^n 6igmunb bas fturffirftentum Sran*
benburg, ber britte 6o^n $ans ffiorli^ unb bie 9leumarl
unb 3obft, bes Aaifers 9Ieffe, bas ^erjogtum SRS^ren. Die
Ser^ältniffe lagen für ben begabten {ungen ^enf^er inbes menig
gflnftig. Unfrieben ^enf^te an allen (Enben unb bie Aird^e
mar in jmei £ager gefpaUen, beren iebes feinen $apft als ben
geredeten etUfirte, bie Sßelfen ben don Sloignon, bie (S^ibel«
linen ben oon Korn. Aonig SBenjel unb mit i|m (5raf (Eber«
^rb oon SBirtemberg gießen jum ^apfte Urban in 9lom,
Oefterreic^ unb granireid^ famt ben 6t&bten 6^iiKibens
3um ^apft (Elemens V]]. in Sotgnon. Der grunblegenbe Xren*
nungspunit ber Parteien mar bie ^a^t bes 9{ed^ts fiber bie
ftlofteroogteien. Die Parteien in ben 6tabten oerlangten,
bag bie ftobtif^ien JllSfter aus bem Stoatsoerbanb i^rer lanbes*
^errli^en Sogte austreten, fi^ in bie Sogtei ber 6tfibte bege«
ben unb i^re Steuern an biefe abführen mie bie anberen (Sin*
mo^ner ; bie S3bgte aber fa^en barin eine fernere S^bigung,
maren boil^ bie ^interfaffen ber Albfter i^re fteuerb&ftigften
Unieri^anen. Diegrogen $fanbf^aften,mel^e bieSt&btebfirger,
— 237 —
nomentlt^ bie rei^n 3ubenfamil{en, in $Snben Rotten,
Boben biefen inbes ein fol^es politifd^es Uebergen^i^t Aber bie
fianbes^nen, bajs febei äBiberftanb ber leiteten oergebli^ et<
fdfien. So ge^5rte 3. 8. ber 6tabt Ulm bie ^fanbfc^oft auf
bie veibenbergif^en $enf(^en Klbed unb fiangenau mit
bet Ulmer 9Bengenoogtei, beren Uebema^me bur^ bie
Stabt bos SBengenllofter 1378 unter ber Sebingung gut^ieg,
bag Ulm bem jtlofter ben 3^^nten bes Dorfes $ol3lir$
obtrot. Der Ulmer 9Rfinfter|^oner UIri(| (Regler |atte gegen
bie Verlegung bes SBengenllofters in bie Stabt Seruxt^rung
eingelegt, oeil er ni^t no^ me^r 9R5nd^e unb 9lonnen unb
meitere Aird^^ofe in ber 6tobt ooHte, bo^ ^tten bie Vuguftiner
mit $ilfe ber gomilie S^inger i^re aufnähme in bie 6tabt
bur^effi^rt.
3n SBirtemberg ^f^te fiberall 3<^ntmer unb
SIenb. Die 65Ibner ber fianboogtei Oberf^ioaben,
Oefterrei^s unb Saqerns, meift ehemalige englif^
fianbshte^te, Ratten fiberall bas Sie^ geraubt, bie Anette oon
Sglingen unb 9{eutlingen lagerten oor ben 3Rauem oon
Stuttgart, rilfen bie 9Beinft5de aus ben Sergen unb Rieben bie
ObftbSume nieber. Oeftenei^ f^ien feinem alten $Iane nfi^r
als je, bur^ Serni^tung SBirtembergs bie f4Q)5bifd^e
$erjogsIrone enblid^ in feine $anb ju belommen, als
ber ßerjog oon Xefc^in, bie Sifö(^öfe oon Samberg
unb A 0 n ft a n 3 fooie bie Silbner ber r^einif^en
St&bte 9Birtemberg 3U $ilfe lamen unb bas £anb retteten.
Der f d^u>&bifd^ e Stfibtebunb mehrte fortmä^renb feine
aRa^. 1378 trat bie Stabt 9{otenburg ob berXauber bem«
felben bei. (Ein großer Stäbtetag in Ulm orbnete bie
Sireitigleiten ber £finber Sppensell, ^unbmeil, Um«
fif^en unb Zaufers unb ein Serglei^ bes St&btetags mit
SBirtemberg beftimmte, bag bis 1388 gegenfeitig gfrieben
bleiben follte. Sller Stäben, Sranb unb Zotf^Iag, alle S^ulb
follten gegenfeitig oergeffen fein, bie SRei^sIanboogtei 9lieber«
f^vaben mit ben Sogtsburgen ^o^enftaufen unbSI^alm
aber oon 9Birtemberg an Sägern fiberlaffen unb baffir bie
^elfenfteinif^e fianboogtei (Biengen a. b. Srens an SBir«
temberg fibergeben merben. So sa^e bie virtf^aftlii^ am
meiften gef^ofi^te (&raff<^aft ^elfenftein sunä^ft bie 3e^e.
— 238 —
Unterbeffen me^en fi^ bie 6trettigleiten bet (&r unbl^ er cen
unb i^er fie^enstrager infolge bes Steigens bei Sobem
3infe ungeheuer. Die Seifd^fei^tetung bec 9Ba|ntng mit bet
fie begleitenben Steigerung bec fiebensmUtelinretfe ntail^te ^iiKir
bie f^ulbenfreien fionbioitte tei^, seiftorte obei ooUenb$ bie
oerfc^ttlbeten SsQtengen. Die Cninb^nen loeigerten fi4> 6et
ber foctioa^renben 8etfd^Ie<|terung bet SUbenoS^ning, bie S^^^'
ung i|rer 3infen in 6ilber anjune^en, unb verlangten
®oIb, unb ba biefes nur mit (o^m Sufgelbe ju bef^^offen
nmr, blieben bie S^ulbner ben !ilns f^ulbig unb bie Srunb^rcen
nahmen bes^Ib i^reliCBflter an [i^ in eigene Senoaltung. Da
nun bie Stfibtebfirger gto^e (ßelbfummen auf bas oirtemberg«
if^e £anb gegeben Ratten, n^urben (oU^ (Brunbftfide, »enn
beten Sefi^ in bie &5nbe uon Stäbtebfirgem geriet, bet mittem«
betgifd^en Steuetpfli^t entzogen. (Ein Alofter, ein fianbebel'
mann um ben anbem Ifinbete ben n>irtembergif(^en 6taatsoer'
banb unb trat in ben Sfirgemerbanb ber Stfibte. 60 mürben
1378 SBoIf oon 6tein in itlingenftein, ^einti^ oon €to|-
ingen, 9Ratgatete oan Siammingen, bie 34>^tet bes (&er<
mig oon Sulmetingen, Sfirger oon Ulm. 1379 folgten ber (Sraf
oon itir^berg unb ber fianboogt IDri^ oon SRaf^e mit
(einer (Ehefrau SIgnes oon Xed; bann Sber^arb oon fiain*
berg, ber $faffe ^einri^ oon 9[ff elfingen, ilir^^n oon
äBefterftetten, 1382 Slsbet Sefferer, 1382 Urfula oon
Gunbelfingen, alle auf 5 3a^re; bann gfriebri^ Sbmtot
ftnötinget oon ®uttenftein, 1385 äßalter 6tein oon
Slei^enftein mit SRargarete Se^er unb Jtonrab oon Serg
3U £)epftngen, alle auf 10 3<^^te. 3^ nte^' [i$ baburd^ bie
SogteigefSne ber Stabte mehrten, um fo me^r f^Stfte fid^ ber
Aampf um ben Se(i^ ber Sogteigebiete. 60 jtritten ji^ oor
allem bas 9{ei^ unb SBirtemberg mit bem ^er^ogtum
Oefterrei^ um ben Sefi^ ber fianboogtei (Biengen a.b.Sr.
3m 3a^re 1380 ei^mang enbli^ SBirtemberg ein 9leic^'
gefe^, meines allen 9lei^9[täbten oerbot, etSbte, anarüe, Dörfer,
SBeiler ober 3uben oon fianbes^erren , in i|ren Sfirgeroer«
banb aufjune^men. 60 entftanb bie [glimme !itH ber Steuer*
tampfe. 9{{ng9 um bie Stabt Ulm 3. S. lagen eine 9tt\Sft
oon Srei^9f en, befeffen oon (Ebelleuten, JUöftem ober Suben,
bie (eitler in mirtembergif^er Sogtei geftanben unb biefem £anbe
— 239 —
Steuer gejop Ratten, ^t^t »erlangte Ulm bte Sin6e}te|ung be$
3uben^of6p ber jtlofter^öfe oon 9{et(^enau, Seben^aufen, Solem,
SBengen, bes SBeilerd S^moig^ofen (^leU'UIm) in ben Sogtet*
f^u^ ber Stobtgemeinbe. 9Ber aRorltre^t in Ulm ^oibtn unb an
ben Sinri^tungen ber Stabtgemeinbe Zeil ^aben toollte, follte
au^ (Bemeinbefteiier jaulen, benn bte StSbte brou^ten bas (Selb
fo nSligtoiebie fianbes^etren. Sie Ilagten bitter über Sägern,
bas i^ren ^anbel babur^ ferner beeinträd^tigie, bag es fort«
iDi^renb feine S^He unb (Beleitgelber in bie $ö^e {^raubte,
unb Deranlagten bas Slei^, bied ben Sopem ju oerbielen. 2)ie
ba^erif^e 9{egierung antwortete aber bamit, bag [ie allen Sli^t'
baqern ben Se|u(| ber baqerif^en 3<t^^>nfirlte oer»
bot unb alles (Sut ber Stei^sftäbte, bas in Donaun)5rt^
unb ^ot^ftett lagerte, mit Sef^Iag belegte, fo bag bie ftauf*
leute oon 9iegensburg, Augsburg unb Ulm f^roeren
Stäben Ratten. SRit SRü^e rourbe ber Streit bur(^ ein S^iebs«
geriet beigelegt, inbem Sägern fid^ ^erbeilieg, bie 3^0^ ^on
Si^ongau, 9Bafferburg, Surgborf, 3ngoIftabt, 9leu«
|t ab t unb SI i bl i n g ^erabjufe^en.
Slle biefe Dinge trugen ba}u bei, bas Serpitnis bes S^mfib'
ifc^en 6unbs jum 9lei$e, ju ben gffirften unb jur Stitterf^aft im-
mer geinter ju ma^en. SorbemSranIfurter9lei^stage im
3a^re 1379 mo^e bie Sunbes^auptftabt Ulm bie StSbte Slorb*
fingen u. f. w einbringli^, bem 9?ei$e, Sägern unb SBir»
temberg gegenflber feft ^insufte^en. Der junge A5ntg SBenjel
^3re ju oiel auf bie ^ix\Un unb ge^e bamit um, ben Sd^mfib*
if^en Sunb au^uldfen, fo bog ber ilrieg unoermeibli^ etf^eine.
SRan mfiffe fu^en, bur^ ein iBflnbnis mit Sägern, Saben
unb ber (Braffd^aft ^o^enberg« Tuttlingen einen Kfid^alt
gegen SBirtemberg ju erhalten unb bie Stabt SRegensburg
ebenfalls jum (Eintritt in ben Sunb ju oeranlaffen. 911s inbes
Sägern fiA ni<^t barauf einlief, u>anbte man fi(i^tro^ig gegen
basfelbe. Die fianbslne^te oon Slugsburg unb Ulm fielen
unter bem Ulmer gfelb^auptmann SRarquarb S^inger oon
Salj^eim in SBoQern ein, eroberten bie Surg 99lö^ringen
bei Surg^ufen unb befriegten bie SRitter Aonrab ^erbegen
unb SBi^Im oon $firn^eim oon 9lieber^aus, bie einige
Ulmec Aaufleute geri(^tli4 gepfSnbel Ratten, ben 3obft $ all oon
9lo^r unb ben ftonrab 9{iemer oon C&rumba^ fotoie beniRitter
-~ 240 -
$an9 t)on fioup^etm, ber gesmungen muibe, feine gforberungs*
te^te gegen $ans Stammler oon Ulm oot bem Ulmer
Stabig et id^t geltenb ju mac^n unb feine ftlage beim £anb«
geriet juriid^ie^en. !Dabur4 tou^s bie SRa^t bes ((^tofibif^n
Sunbs immet me^r, loo^tenb bie SRod^t ber gfirften ind
SBanlen geriet, meil i^nen bie ^Rogli^Ieit genommen imtrbe,
i^re Susgaben unb (Einno^men in bos rt^tige Ser^SItnis ju
fe^en. So mugte fi^ }. 93. bie (ßroffi^ft ^elfenftein im
3a^re 1379 ber Stabt Geislingen an ber Steige gegenüber
oerpfli^ten, lünfttg bie 3<4Mteuern nid^t me^r ju fteigem,
unb ein Sfinbnis jtDifd^en $elfenftein unb SBirtemberg loac
ni<|t imftonbe, ber ^errfd^oft ^elfenftetn biefenige SRa^t jfi
oerlei^en, um fi^ bauernb ju be^aujrten, feit im Z^^ ^381
ber S^mSbifd^e Sunb fid^ mit bem9l$einifc^en Sunbe
)tt einem großen Serbanbe gegen bie Surften }ufammenget|an
^atte.
Der einjige SRa^tf (dtor, ber in Sflbbeutf^Ianb ben StSbten
gegenfiber no(^ IrSfttg baftanb, mar bas ^ausÖefterrei^ unb
es mar ein fernerer Sd^Iag ffir ben Stfibtebunb, als im 3a|re
1381 Cefteneii^ bie ganje ^errfd^aft ^o^enberg* Tuttlingen
mit ben Stäbien Cbernborf, ^orb unb 9lottenburg na«
mens bes 9lei$s aus ber ^fanbf^aft bes Stfibtebunbs lofte
unb öftenei^if^ ma^te. Sergebli^ befpra^ man bie Sac^e auf
bem Stäbtetage ju Stfirnberg unb auf bem Rei^stage ju
gfranifurt; bec St&btebunb ^atte bas 9lad^fe^en unb mugte
Sufe^eUp bajs er fid^ im Sa^re 1382 bur$ Sfinbniffe mit SBir*
temberg unb mit ben St&bten Kegensburg, Sugsburg,
Strapurg unb SRain] Iraftigte. 9Re^r (BIfid als mit bet
^errf^aft ^o^enberg ^tte bie Stabt Ulm mit ber ^errfc^
^elfenftetn. 3^1 3<4^^1382 mußten bie Grafen i^re ^err*
f^aft an bie Stabt Ulm oerpfSnben, mel^e bie 9leglerung ber*
felben fiberna^m, ben (Srafen eine Slpanage ausfegte, allifi^rlii^
abregnete unb ben Slbmangel ber ßauptf^ulb guf^rieb, für
meiere 10 fßrojent 9Bu(^ergebfi^r beregnet mürbe.
Das 3a^r mar ein neues ferneres 3a|r fflr bie
Samilie ^elfenftein, braute es bo^ ben Zob bes ilSnigs
£ubmigs bes Großen oon Ungarn unb $oIen, bes
S^magers ber oermitmeten Gräfin 9Rarie oon ^elfenftein unb
bamit ben Slreit bes Aurfürften Sigmunb oon Sranben»
— 241 —
burgp bes S^miegetfo^ns bes ftSnigs fiubvig, unb bes ftonig
itorl oon Sniott-Steape^Surajjo um bie ungarif^e Acone,
in iDel^m ber polntf^e unb ungorifd^e 9bel feft ju ben SBelfen
9on Neapel (ielt. tUIgtntein gieng bamals bie ftloge bo^in, bag
bas 6ilbetgelb immer f^Ied^ter toerbe unb bie SBorenpreife
babur^ in bie $o^ ge^n, |o bag bie fiebens^attung teurer
iDerbe. Dos 9itii^ erlieg bes^Ib [eine erfte fd^rfe Serorbnung
gegen bie minberroertigen Silberpfennige unb oerbot
ollen SRflnj^en beren SusprSgung bei ftrenget Strafe. 3mmer
^Srter empfonben bie S^ulbner ben Drud ber fialten, »el^e
i^nen bie ^^en SBu^ergebfi^ren ber ifibil^en SISu biger
auflegten, unb bie Slei^sregierung erioog, »ie ^ier ilb^ilfe }u
[Raffen vare. Sertroulii^ beri^tete bie Stabt $all an Speier,
Jtonig aßenjel ^be einige [einer ffie^eimrSte an bie r^eini[(^en
it urffir[ten gef^idt mit bem Sor[<^(age, ben 3 ubengemeinben
bes ^ei^0 eine 3a^resDermögendfteuer oon 10 o. $. ouf}uIegen.
Den oier r$eini[4en Aurffirftentfimem [ei bie Sllternatioe ge(tent
oorben, bie(e Steuer enimeber guttoillig bei i^ren ifibij^en
Untertanen einjutreiben unb an bos SRei^ absufübren ober
fid^ auf unmittelbare (Eintreibung ber Steuer bei ben einseinen
3uben burd^ bas Slei^ gefaxt ju mo^en. Die 9{ei4d[täbte
[o^en 2U biefem Steuerprofeft bes Steigs »enig gut; [orgten
|ie bo^, bag babur^ i^re be[ten Steuerzahler aus bem IRei^e
getrieben werben Ibnnten. 9[eng[tli(^ f4Ii>lf^n [i(| bes^alb im
3a|re 1383 aud^ bie Slei^dftabte SBeigenburgunbaBinbs«
$eim bem S4tD&bi[4en Stabtebunb an, ber alle (eine SRa^t
aufbieten mugte, oeil 9Birtemberg (i^ geQ)etgert ^atte, ben
3uben oon CEjjIingen, Slalen unb Reutlingen bie [^ul*
bigen SBu^ergebfi^ren }u entri^ten. 9Rit 9Ru§e braute ber
£anbf riebe oon Kfirnberg ben Streit in Orbnung unb
erll&rte ben 91nlauf ber an ben Sd^ioabifd^en Sunb oerpfSnbeten
ßerrf^aft Vlbed mit ber S^fte, ber (&eri(^td[tatte unb bem
Sau^ofe, bem SBalbe (Engelge^äu unb ben Dörfern biesfeits
ber £one bur(^ bie Stabt Ulm ffir re(^tsgtlttg.
aSo^renb ber Streit um ben ^eiligen Stu^I ju IRom bie
abenbl&nbi[4ie 9BeIt fortge[e^t in imtl £agec |(^teb , in bas bes
Aonigs SBenjel unb ber 9{ei$9|tabte, bie ju ^opft Urban VI.
in Rom hielten, ofi^renb granlrei^ ben (&egenpap(t Sie«
mens Vll. ober9{upre$t oon (Senf in ^oignon aufredet ^telt,
16
— 242 —
(rodete bos 3a$r 1384 ben toi^tigen äBaffenfttllftonb oon
$eibelberg jmf^en ben Sutften unb bem 6täbte6unb. Diefer
fönte bis 3utn Z^^^^ 1387 bauem unb er hkic bosu be|ttmmt,
3eti ju geioinnen, bamit bie S^uIboer^SItniff e ber fletneren
Stei^sftSnbei nomentli^ bec 9{it terfd^of t, geoibnet toerben lonn,
ten. i)te gfolge baoon nmr eine groge Hnjo^I oon Ser-
Ifiufen, bur^ mel^e eine Kei^ toi^tiger ^fanbf^often in ben
bauernben Sefi^ ber St&bterepublifen ilbergieng unb
bie SRa^t ber 9{eid^9ffir|ten erneut gef^toS^t mürbe. 6o oer*
faufte im 3a^re 1384 bie )lbtei Slei^enau bas Ulmer Stabt*
Pfarramt mit bem SRegner« unb 64ulmeifteramt an bie Ulmer
Stabtgemeinbe unb [teilte i^r gefamtes no^ übrig bleibenbes
Ulmer ®ut in bie SSogtei ber 6tabtgemeinbe unter ber Sebing-
ung, bag baffir leine Steuer erhoben werben burfte. 9Birtem*
berg mürbe babur(| ob feit^eriger Sogt bes Keii^enauer ®uts
3U Ulm \^mx gefi^äbigt. Sbenfo oerlaufte ber ®raf geinri^
oon 9Berbenberg»9l I b e d mit feiner (Ehefrau SCgnes oon ^tl^tti'
ftein oor bem iRottm eiler $ofgerid^t ben Xeft ber ^errf^oft
Silbe d mit ber Stobt fiongenou unb bie Sogtei über ben
Seji^ be$ jllofters Solem bei Ueberlingen ju Slc^ingen
unb Sllbedf mobei bie Ulmer Stobtgemeinbe femer bas Sle^t
enoorb, olle fonfttgen oerpfonbeten Sefigungen ber $enf(^aft
Sllbed elnjulofen unb olle gforberungen biefer $errf(^afl geriet«
Ii(^ einzutreiben.
9lu^ mit Sofern gob es erneute Sireitigtetten.
3m !iofyct 1384 fperrte Soqem erneut ben Saljb anbei
auf ber Sonou unb jmong olle ^Snbler, bos Salj auf
ber ^äfiz no^ S^iooben )u fuhren. Dos 3a^ 1385 bra#te
ben Stobtetog oon Ulm unb bie Uebemo^me fSmtli^r
S^ulben ber %nge^5r{gen bes 6(^mabif^en SBunbs bei
ben Sttben bur^ bos 9{ei(|. Sin groger Subenlromall in
ber Xei^dftobt SRörblingcn bilbete bie (Einleitung unb ffi^rte
gu meiterm Sorge^en gegen bie 3uben in Slugsburg, bie man
bef^ulbigte, bog [ie ben r^einifi^en Aurffirften gegen bos 9ltx^
unb ben Stobtebunb Reifen. 3Ron belegte bie 3ubengemeinben mit
^^en Strofen toegen fionbesoerrots, 30g [omtIi(^e 3uben gefSngli^
ein, bef^Iogno^mte i^re Silber unb no^m ju Steuerjmeden eine
genaue tlufno^me i^res 3}ermogeus oor. !Der SBiberftanb
ber3uben ffi^rte ou^ in Ulm ju ernften 6cenen. 9la^bembte
— 243 —
Sermögens' unb ^etmotooei^SItnifle fämfli^ei 3ubenbflrger bek
StSbtebunbs feffgeftellt looren, toutbe allen 3uben oerboten, bin«
nen Sauren i^re fionbesjuge^Brtgleit ju loe^feln, unb eine
(&tunbf(^ulbentegelung in folgenbet SBeife uotgenommen:
9IIe 3ubenforberungenf bie ni(^i alter als ein 3a^r waren,
tDurben unter Gtrei^ung ber SBu^ergebfi^r, b. $. bes beireffenben
Sa^reftjinfes oon 10 ober me|r $ro}ent, als oollgiltig er»
Ilart. Slleit ölteren (Jforberungen mürben bie rildftänbigen
9Bu(^ergebfiQren mit 10 ober me^r o. g. pro 3a^r jugel^Iagen
unb bann 26 o. 5- ^^^ Sorberung geri^tli^ ffir ungiltig er«
Ilart. 38 Sunbesftibte in S^vaben unb gftanfon führten bie
SRagregel imnlili^ burd^, nfimli^ bie gfreiftabt Safel unb bie
9{ei4sftSbte Slugsburg, Stfimberg, Ulm, ftonftanj, Solingen,
Reutlingen, 9{ottn)eiI, 9BeiI, Ueberlingen, SRemmingen, Siberad^,
9?aoen9burg , £inbau, St. (Ballen, VfuIIenbotf, aRfi^aufen
itempten, Slaufbeuren, fieufitrc^, 3^n9, SBangen, ÜRörblingen,
Rotenburg o. b. Xauber, (5mfinb, gall, geilbronn, Dinletobfi^I,
SBinbs^eim, SBeigenburg, SBimpfen, SBeinsberg, (Biengen,
flalen, Sopfingen, SBeil, 93u$|om unb Stt(|au. Aönig SBen-
}el beftätigie bas Sblommen auf feinem 6^Io|fe Seraun bei
$rag unb befteüte ate S^iebsmfinner bei ber Sboidlung bes
(Bef^fts ben £anbgrafen oon £eu$tenberg unb ben Sflrger
^fin^ing oon Rfirnberg. Die Sefriebigung ber einseinen
jfibifi^en Gläubiger, [omeit fie ni^t in einer Stabt bes G^wab«
if^en Sunbs mo^nten, erfolgte bur^ bas Slei^ in ber S(rt,
bog biefes jeber 9{ei(|sftabt, bei loelt^er ein folc^er {fibii^er
(BISubiger mo^nte, feine gorberung anioies. Der Setrag ^ieffir
ma^te 40,000 (Bulben, Q>el(^e ber S^wäbif^e Sunb an bas
Reid^ absuffl^ren ^atte. Die einseinen 6täbte bes Sunbs aber
regneten loieber unter einanber ab unb jaulten fic^ gegenfeitig
i^re Differenjen heraus unb enbli(^ befriebigte {ebe 6tabt i§re
3uben mit 75 o. 5. unb fiberna^m baf iir alle $fanbf^aftsre(^te
berfelben, mobei ben S^ulbnern i^re Kapitalien bis jum 3a^re
1388 pelfinbigt n)urben unter gfeftfe^ung einer SBuc^ergebfil^r
oon 10 $ro3. 9ßer ffir biefen Reft ber gforberung oon 75 o. ^.
feine Si^er^eit ftellte, gieng bes 3{tä)ts auf ben SIbjug oon
25 0. $. oerloren unb mugte bie ganje (Summe Q)eiteroer3infen.
Srfolgte leine geimsa^Iung bis 1388, fo flanb es ber betr.
Rei^sftabt, mel^e bie geimja^Iung berS^uIb an ben iQbifc^en
16*
— 244 —
(BlSubiger fibentotnmen ^e, frei, bte Sfrift ju oetföngcm obec
bas $fanb ju oeifteigem. tlls (Begenleiftung fflt biefe Saften*
abnorme fi&erlieg bas 9{ei4 bem Stfibtebunb ben oolleit (Ecttog
bet Stet^efubenfteuer bis }um 3<k^^€ 1388 unb oon ba ab bte
dSIfte beifelben.
3#tei^e S^ttlbner etllScten f i<^ inbes fofoct äuget 6tanb, btefen
Sergleid^ anjune^men; fie meinten, betfelbe fei ido^I im 3ntereffe
ber Stabte unb i^er 3uben, aber ni^t im 3ntere|fe bet S^ulbner.
allein bie Ulmet 3uben Ratten fiber 100 S^ulbbriefe ber etabt*
gemeinbe gum Sinjug fibergeben, beien SusfteHer faft bur^oieg
bem ritlerf^aftli^en Sbel ber Umgegenb angehörten. Die (Brafen
oonSBirtemberg, ftir4berg,Oettingen unbftirc^^eim,
bie Qfrei^enn oon greiberg auf £eip^eim, auf Sleufteu^
fingen, 3I(^ftetten unb 9lieberangelberg, bie gftei^erren
Don Stein auf Slei^enftein, Jllingenftein, Srnegg
unb Sllerba^, bie Ferren oon SBefierftetten, Onien, 6pat|,
®fiffenburg, Ufenlo^, ^omftein, SBemau, Sillenba^, bie Ulmer
Cßef^Ie^ter ber S^roarj, ^untfug, Soffolb, Aopred, Streid^er,
(Segler, Sffiffinger, Sitterlin, Stammler unb ftraft, bann einige
(Bolbf^miebe, ftflrf^ner unb Sabbefi^er ber 6tabt geborten
barunter.
!Die Stfibte beforgten bie (Eintreibung biefer (Selber unb be«
f^Ieunigten babur^ ben 3u|ammenbru(^ bes f4mSbi|(|en (Srog«
grunbbefi^es. $anb in ganb bamit gieng bie (Einffl^rung einer
neuen 9B5^rung. 6eit bem 3<^^^ 1^300 f<!^on ^te ber
SRangel an Silber }u einer fteigenben Senoenbung bes
®olb$ als 3;auf(^mtttel imSerfe^r geffi^rt unb feit bem3^<e
1340 ^otieman inSfibecf begonnen, (So Ibftficlenad^gloren«
tiner S^Iag in prägen unb alles (Srobfilber fiber 6 Splitt»
Pfennigen abgef^afft. Die golge biefer Serbrangung bes Sil*
bers aus feinem mi(^tigften Senoenbungsgebiet loar ein
raf^er Sturj bes Silberpreifes gemefen, mfi^renb ber (Solbmert
in einer SBeife ftieg, bog bie Solbma^erlunft unb bie
Salf^ung ber (Solbftfide alsbalb in lebhafte Slfite geriet,
oeil bie ^auptgolblanber Sö^men, S^Iefien, bie Ober*
pfal} unb Ungarn nii^t imftanbe Q)aren, bie Sla^froge n«^
(Solb ju befriebigen. Die ungel^eure 93erme|rung ber (Selb«
menge, wtl^t bie fteigenbe SSenoenbung bes (Solbs als 3o(^'
ungsmittel mit fi^ braute, fteigerte bie greife unb brfldte
— 245 -
ben Didlont in ben (Bolbrnfi^niitflslonbern bes Slorbens,
»dlrenb es im 6fiben an Selb fehlte. Sitiet Ilagte bos
Soll in 9?egen0burg, bog es an negensburger Pfennigen
fe^Ie, in benen alle 3o^Iungen gefe^Ii(^ ju erfolgen Rotten, fo
bag ^etfonen, bie 3<^^Iungen mad^en toollten, ein (o^es Kuf «
gelb geben mfiffen, um fi(| mittelft Sortoe^fels gefe^Ii^e
Sanbesmfinje ju oeifd^affen, ba foft nur SBfirgburger Pfennige
in bet 6tabt umlaufen. SDlan oerlangte, bas ^erjogtum
Sägern folle ab 3n^aber ber Surggraff(^aft unb ber
Slegensburger SRflnje toeniger S^Iagfa^ uon ben 9Rfin}pS^
tem nehmen, bamit bas ^ublilum fid^ mieber entf^Iiege, Silber
3um Slusmfinjen auf bie SRfinje ju geben, unb SoQem erlaubte
infolge befjen aui^, bie Stegensburger SBä^rung fd^Iei^ter aus«
juprSgen, bamit mieber geprögt rourbe unb bie SBflrsburger
^Pfennige aus bem £anbe getrieben mürben. 60 ma^te ein
äRflnjl^n bem anbern bos Serft^Ie^tern ber Silbermfinse na^
unb bie (Jrolge mar, bag au^ in Sflbbeutf^Ianb eine allgemeine
Serf^Ie^terung ber Silberftfide eintrat, mel^e bie greife aller
Segenftfinbe er^ebli^ fteigerte, oor allem aber ba« Slufgelb
ber Solbftflde ungeheuer in bie gö^e f^nellte.
Diefen 6$5ben absu^elfen, mar ber ^wtd bes Ulm er
Olfinjgefelies itSnig SBenjels oom 3a^re 1385. ftönig
SBenjel fd^uf ffir alle 9lei^sft5bte einen etn^eitli^en
Slei^spfennig, ber im (Bebtet bes 6^m&bif$en Sunbs nur
no^ an ben 3 aRfinjftatten Ulm, Augsburg unb $all fo«
mie in 9lfi ruber g geprägt merben foHte. (ferner mürbe fe|t«
gefegt, bag alle 3^9Iungen fiber 60 9{ei^spfennige ober V2
$funb ^Sller Ifinftig nur no^ bann geric^tlid^e (giltigleit ^aben
fönten, menn fie oor ber in ieber 9{eid^sftabt neu erri^teten
Keid^sgelbf^au geleiftet morben maren. ^tht anbermeitige
3<4Iung fiber btefen Setrag mürbe fiberbies mit einer Strafe
oon 10 0. $. bes Setrags belegt. Som 22. Spril 1386 follten
olle S^ulben unb £eibgebtnge nur no^ in biefer neuen Slei^s«
filbenoS^rung gejaP merben bfirfen unb ni^t me^r in (&oIb>
gulben. Pr bie Umrechnungen Siterer gforberungen galt babei
oIs (Bntnbfa^, bag ni^t ber am SöIIigleitstage befte^enbe ®oIb«
gulbenpreisftanb maggebenb mar, fonbem ber (Sulbenlurs bes«
ienigen Xags, an bem bie S(^ulb eingegangen morben mar.
3>te nen^ ^ei^smflnje mürbe in smeierlei Stfiden ^ergeftellt,
— 246 —
ob netc^spfennig unb ob Sletc^ft^&IIer. Vb 3^^^
trugen betbe 9Rfinjen ein itreu] unb eine ^^nl^ f^oie bos
SBappen ber 9Riln2|eirf(^aft. Der 9lei4spfennig beftanb
gur ^aifte aus eilber, gur ^ilfte au6 ftupfer, fo bag 25 eOä
aus 1 Slflmberger fiot g^f^^iflt u>urben; ber Xeic^s^Ier bo-
gegen enthielt nur ein Drittel Silber unb goei Drittel 5bipfer.
Slk l^lec^ter geprägten 6tüde »aren gu gerfil^neiben. Der feit«
^rige »e^felnbe ^reisftonb gmifd^en (Bolb unb Silber aber
nurbe aufg^oben unb beftimmt, bag f^bermann oerpfIi<^tet fein
follte, 1 ^funb neuer Stei^s^IIer ober 240 Sind für einen
gutenungarif ^en ober bo^mif ^en Golbgulben gu nelmen»
o^ne ein üufgelb oetlangen gu bfirfen. Damit ^atte bie Dop-
pelmS^rung enbgiltig gefiegt. Die (Bläubiger erhielten i^re
alteren gforberungen na^ bem ^reisftanbe ausgego^It, ffir db
neuen gorberungen aber voax eine fefte Xaxe ffir Den Solb«
wert gef^ffen.
Slber au4 ffir bie äugere $oIitiI OKir bas 3a^r 1385
oon Sebeutung, inbem bie Xei^sregierung oon Sern aus ben
Q)iberfpenftigen @^oeiger|tSbten befahl, ben $apft Urban VI.
ab re^tmSgigen $apft anguerfennen unb bem (Begenpapfte in
Soignon abgufagen. Die Sfolge baoon mar, bag fi^ auf bem
6t&btetag guAonftang bie S^meigerftabte ebenfalb bem
9l§einif4'f^n)äbif(^>fr&nlif4en Stfibtebunb an|(^bf«
[en, mie auä^ bie elfagif^e 6tabt aRfi^I^aufen bemfelben
beitrat unb im 3^^^^ ^^^ ^<^ ^ergogtum Oeft erreich in
Soben in ber 6 ^m ei g gu einer Vereinbarung mit bem
Sunbe gegmungen mürbe. 6o ^tte ber im 3<^^^ 1385 neu-
emannte Slei^dbnbDogt ffir gang Ober* uub Slieberf^maben
SBi^elm o. {^rauenberg einen [d^meren 6tanb. S(uf bem
Ulmer Stäbtetag im 3a^re 1386 bef^bg man, fi$ gegen
bie brfidenben gelfeln, voüi^t bie 3BIIe unb (Beleitgelber
bem $anbel ber Stäbte auflegten, entf^ieben gu mehren. Die
Abgen giengen biesmal namentli^ gegen Defterrei<^, bas
einigen Aaufleuten oon ^Rotenburg o. b. Xauber i^re ®uter
bef^bgna^mt ^atte. Die 6tabt ^Reutlingen befd^merte |i4,
bag ber olteneid^if^e fianboogt in ^ttiintif ^ans o. ßolen*
berg, einigten Steutitnger Aaufleuten in (Ehingen bei ^Rotenburg
a. 31, i^re Sfiter genommen ^atte ; ä^nlid^e Abgen brauten bie
StSbte 9iottmeiI, SRaoensburg unb Aonftang oor. SRon
— 247 —
eiüortf , btes olles gef^e^ nur, toeil bte Stäbte bem Sefe^Ie
ftonig äBenjeb folgenb ni^to oom Seflenpopfte in VoiBiton
iDiffen tDoUen, [onbem an 91 o m fe|t^Hen, unb oerianste, bag
bte i^einif^en SiSbte ebenfalls segen Oeftenei^ mit }u
gfelbe jie^en. Dabei oerftanben es bie Stibte , immer loeileie
fianbebelleule unb Aloftet in i^ren 64u^ ju bringen, mie j. 8.
im 3o§re 1385 bos Rh>\ttx (Ebelftetten unb bie ^enen ^ans
oon Sern^eim unb ^einri^ oon ^firningen (^enlingen)
unb im 3a^ce 1387 ^ans oon SBert^eim mit bet 6tabt
Neuenbürg a. b. D. auf 10 3a^re ins lUmet Sfirgene^t eim
traten. SBiberftanb gegen ben 61Sbtebunb oetmo^te nur noc^
eine Sinrii^tung gugemo^ren, basSe^mgeri^t ober ber ,,^im'
lid^e gfaim'', ein fianbfriebensoerbanb, ber oon SB e |t p^alen aus«
ge^enb , sa^Irei^e Grafen , gfrei^enen , 9litter unb Sbellnet^te,
6täbie unb GSubauerf^aften ((Beburen) als (Benolfen jfi^Ite. 9ln
ber 6pi^e jebes Sejitls ftanb ein gaintgraf , unter be|fen Sor«
fit ^i^ S^imri^ter Alagen , rnel^e man an |ie brai^te, in einer
SBeife entf^ieben, mel^e [i(^ bur^ gefunben Sinn unb fittli^en
Smft ausgei^nete. Stuf ber Hblc^nung eines Urteils bes Saim«
geri^ts ftanb bie Serfaimung bes SBiberfpenftigen unb |o balfen
bie ^rioilegien ber SlSbte, bur^ meiere biefe fi^ oon bem (£do>
Itttionssmang ber Soimgeri^te gu befreien [ud^ten, in ber Praxis
menig.
Das mi<^tigfte (Ereignis bes !S6fyit9 1386 mar bei ber
9Rac^t[teHung Oefterrei^s bes^Ib auc^ bie Slieberlage ber
Oefienei^er bei 6empa4, toeld^e bur^ ben Dpfertob bes
64mei)ers Smolb SBinlelrieb aus 6tang bas ^ergogtum
Oefterrei^ na^egu feinen gefamten Sefit; in ber 6d^meig unb
in Oberf^maben, oor allem bie mistige 6tabt Slotte n«
bürg' (Ehingen am 9ledar loftete. Dasfelbe 3a§re 1386 brachte
eine neue Auflage bes Streits ber Stfibte mit Sägern megen
erneuter 3^ner(o^ngen in S^ongau, £anbsbergam £e^,
9Bafferburg, Su^borf, 3ngoI|tabt unb SReuftabt, ber
mieber gur Solge (atte , bag man gegenfeitig ben Sefu^ ber
3a$rmfirlte oerbot. (Es ^anbelte fi(^ biesmal namentlich um
einen ben 9{ei(|sft&bten loftigen Dur^fu^rgoII ffir lebenbes
Sie^ aus ben Don'aulinbern, ber bei bem fteigenben
gfleif^preife jener 3eit in ben St&bten läftig empfunben
nmrbe.
— 248 —
(jgin loetteret Streit fpielte im 3a^te 1386 sivtf^n ben
etfibten unb aBirtemberg. 9Btitemietg lag mit be( Strid^ftaM
Sglingen im Streit um bie Sogtei Stellingen, nmbei P^
Ulm unb bie 6tSbte nib ber 915 s^ Solingen hielten. !Dami
fpielte ber Streit bes &er}ogtums Xed mit ben Sttbten Sugs*
bürg, 9l9rblingen, ®mfinb, üRemmingen unb ftauf*
beuren, femer eine Se^be ber (Brofen wn Oettingen mit
ben Stei^dft&bten 9l9rblingen, IDinlelsbfl^I, Sopfingen
unb Slalen, ein Streit ber Surggroffc^ 9lfirnberg mU ben
9{eic(»ftibten 91 fi r n b e r g , ^Rotenburg unb aBinbs^eim
unb enbli^ eine gfe^be bes Sistums SBfirsburg mttben
Wei^ftftabten Kotenburg o. b. X., äBinbs^eim,
S^ipeinfurt, $oII unb geilbronn, bur<|meg Strei*
tereien »egen ber 3uben[^uIbenabI3|ung oon 1385. (Ein beob-
fid^tigter St&btetag in ftonftang {am ni^t ju [tanbe, ba«
gegen gelang es, bie meiften biefer Keinen Serben burc^ Stj^iebs»
geriete ju erlebigen. SineSbma^ung in SRergent^eim oer«
I&ngerte }un8d^[t bie fog. ^eibelberg er Stauung (SBaffen«
ftinitanbserllarung) , morouf Adnig SBengel auf bie Jttage
SBir te m 6e rg ft ben Kei^sltabten Ulm, CEfilingenunb
9{eutlingen ben ftrengen Sefe^I erteilte, bie SRergent^imer
9bmad^ung genau einju^Uen , alle feit 1384 aufgenommenen
mirtem^rgif^en ^fa^Ibfirger biefem fianbe ausjulief em ober
Sntfi^fibigung baffir }uletften unb fi$ ben erge^enben Sd(|ieb9«
[prägen 2u ffigen. 3n etfter £inie mürbe fobann ber Streit
ber Stabte mit Sägern bur^ Sc^iebsfpru^ in Augsburg
bo^in erlebigt, bag Sägern auf (Brunb eines Vertrags mit bem
Sflrgermeiiter Aonrab Sefferer oon Ulm bie neu erri^teten
3oUe abfi^affte, bie S^^^ntarlte u)ieber frei gab unb bie
£ei?tung oon 3<^Iungen in Kei^smflnje geftattete, mä^renb
bie Stabte bie baqerift^en S i e ^ 5 o ( I e anerlannten.
X>0S 3a^r 1387 braute in elfter £inie ben gffirftentag ju
SBil^Sburg, bereben[ou)ieber9ifirnbergerStabtetag unter
bem perfönlid^en Sorfi^e itonig SBenjete ftattfanb. Ulm mar in
9lflmbergbur^ ben SBfirgermeifter S Ringer unb ben 9lats|erm
unb SaummoIIengro^anbler S (^ I e i d^ e r oertreten. SBS^retdi in
£>fe n, bem SRittelpunfte bes bamaligen SBeltoerle^rs, ber {fingere
Sruber Aonig aBenjels, Aurffirft Sigmunb oon 8 ran bem
bürg, f eierli^ jum Aönig oon U n g a r n gehont mürbe, geftotteten
— 249 -
\U^ Vit beuil^en Ser^Itttiffe immer oenoorrenet. Reffen unb
bie $f Ol} gicngen boroiif aw, ben 5t9nig objufeleii, ber gegen
biefe SRai^enfd^tlen ^ilfe bei ben 6tabten fu^te.
!Die Sei^blungen bes neic^siogs {u 9lfirnbergiD0ten
ein Ie|tec SesftSnbigungsDerfud^ be95t9nig9, bec fi^ rebli^ beftrebte,
einen gete^ten Slusgleii^ ber 3niere{f en oon Stobt unb fionb ouf
®tnnb ber ^eibelberger 6toIIung juftonbe ju bringen, ober fd^Iieg'
li^, weil lein Xeil no^eben loollte, erbittert fiber ben (Eigennu^
beiber Xeile ben 6i^ungsfaoI oeilieg unb noc^ Rotenburg ritt
mit ber Drohung, feine bö^mifi^en Xru{ipen in Seuifi^Ionb einrflden
SU loffen. Den SRittelpunlt bes Streits in 9lfimberg bilbete ber
3Q)iftsmif<^n9Birtembergunbben@tabten.Die9leninger
Sogt ei iDurbe junfic^ft ob 9)eid^$gut erllirt, olle (Befongenen
iDurben gegenfeitig toftenfrei ousgeliefert, fimtlic^ Siei^^eerben
unb onberen $f Snbungsgegenft&nbe , bie ber Sc^nSbif^e Sunb
SBirtemberg obgenommen ^te, »oten äBirtemberg lieber ous*
jufolgen unb ber Deutfc^orbensmeifter in SR erg entkeim unb
^einri^ 3um Sungen in SRoin} ourben beouf trogt, bie $5(e
ber »irtembergif(^n Stootsf^ulb bei ben Slnge^origen bes
Si^oAbif^en Sunbs feftsuftellen. Diefe mar fobonn oop
Ifittfig oon SBirtemberg bem Si^ioibifd^en Sunb mit 5 oom
^unbert 3tt oeqinfen, o^ne bog irgenb loeH^e mtitttt fieiftung
oon SBirtemberg oerlongt »erben burfte. Snblid^ »urbe
bie ^eibelberger StoIIung bis jum 3o^ 1388 oerlSngert.
Sonn mürbe bie Sogtei 9t e 11 i n g e n mit ben Drten
^lo^ingen, S^orn^oufen, 9{uit( unb ^eumoben,
no^bem fie oon ber Sleid^sftabt Solingen bem 9lei4ie
obgetreten morben mor, oon biefem an SBirtemberg jurfid«
gegeben, mä^renb ber S^mfibifc^e Sunb oerf)n:od^, bie StSbte
Ulm unb Solingen in bem Solle fd^oblos ju polten, bog
biefen aus ber oon i^nen fibemommenen Sflrg|d^aft für bie
S^ulben ber Stobt Giengen o. b. Srenj irgenb melier
Stoben enoQd^fen follte.
Der Sunbestog ju Solingen mar ein Slo^fpiel biefer
(Ereigniffe. Die ^ouptbef^Ififfe, bie bort gefogl mürben, rillte«
ten [t$ gegen bie 3 üben, mel<|en man bie $au|>tfd^ulb an
ber befte^enben (Selbllemme juf^rieb. SRon o erbot ftrenge
bie fluoftt^r oon (EbelmetoII no^ 3talien bei einer
Strofe oon 26 o. ^. bes mit Sef^Iog belegten Setrags ; man
- 250 —
unterfagte, ®elb (ei Z^htn einjutoec^feln ober biefen Wit^\dr
briefe ju oerlaufen; mon oerbot ollen Sunbeslaufleuten, bie
gfronlfurtet aReffe oor Ofuli unb 3ubica 3u befu(^n;
man unteifagte ben 3uben bos galten (^riftli^er Dienft«
bot en. Sin biefen unb onberen Sef4|(flffen bes (Eglinger 2xigs
Seigte inbes namentli^ Slflrnberg toenig gfteube. (Es flogte bor*
Aber, bog bie Sunbesglteber anfangen, ^etfonen ab SCosbuiger
auf}une^men, bie ganje StSbte unb gfeften befi^en, fo bag
beren Spiele unb SBe^rhafte bem Sunbe oerloien ge^n. 60
^abe bie 6tabt ftonftanj ben bottigen Sifi^of als S&rgec
aufgenommen, o^ne bog man biefer 6tabt bie Spiegeja^I ent*
fpre^enb et^ö^t ^abe. 3)ann oerle^cen immet noc^ einjelne Sunbes*
glieber unmittelbar mit bem 9{ei$e ftatt mit bem Sunbesoor«
ftanb; fo ^6e 3. 8. na^l bem 9lorbIinger SubenlraioaU
biefe 6tabt bie ^interlajfenf^aft ber erf^kgenen 3uben un»
mittelbar bem SReid^e jur (Erlebigung fibergeben, ftatt fie bem
93unbe auszufolgen. 3)as ge^e nid^t, benn bie betreffenben
3uben geboren bem Sunbesgebiet als Staatsangehörige ju
unb i^r Sermogen l^obe an ben Sunbeslaften mitjutrogen.
ferner gälte bie 9{eid^sftabt fiinbau jum (ßegenpot^te in
Soignon, mSgrenb bo^ ber Sunb ber $ariei bes ^plopfles in
9{ 0 m beigetreten fei. £angft !önnte ber ^rieben bes Sunbs
mit ben ^üx\kn ^ergeftellt fein, benn bie gfirften tofiren ju
jebem billigen Slusgleiii^ gerne bereit, »enn man ni^t in ben
6täbten meinte, man mflffe auf jeben ^filier ginauffi^en unb bes*
galb Streit anfangen. :Die oielen 9{itter, AI5fter unb anbere Slus«
bürge r, »eld^e bie 6töbte aufnel^men, bringe biefe fat eioig
neue Streitereien mit ben baburd^ gefd^&bigten grfirften unb
bies ffi^re ju flblen Slac^reben. Statt bag man fid^ ben Dom
Sunbe eingefe^ten Sd^iebsgeric^ten ffige, reiten^bie Stfibte*
boten, bie man baju aborbne, im ^Ken llebermut muhoillig
nad^ $aufe. Sbenfo meigem fic^ jaglreid^e St&bte, bie bur^ bie
oerme^rte 3a^I i^rer Slusbfirger leiftungsffil^iger geioorben feien,
fi^ oom Sunbe bie Spiegesa^I enlf)n:e^nb ergS^en ju laffen.
Statt oom Sunbe in £)rbnung gebraut ju oerben, ^ben ber
Streit jiotfd^en ber Stabt 9{eutlingen unb SBirtemberg
unb bie gfegbe ber Stabt 9{otenburg a. b. Zauber mU bem
Sistum SBfirjburg oom Steige gefc^Ii^tet »erben ntfiffen.
tlu^ bei ber Orbnung bes Streits ber Stabt S^Hngen mit
— 251 —
SBirtemberg fei es ni^t ber Oibnung getnig {tigegangeit
erft ^abe C^glingen bie unnötige SDlelbung an btn Sunb gefanbi,
ha% SBittemberg rfifte, unb baburd^ unnötige SRobilmo^ungs*
loiten oentifa^t, bann feien bei ben SBerl^nblungen loegen biefer
Sac^ auf bem Solinger Zage bie Sglingec Sunbesabgeorbneten
ru^ig im 6aale geblieben, ftatt ^inausjuge^en. Sbenfo ^be ber
Sunb in bem itriege ber SBalenftabte mit Oefterrei^
bem le^tem nid^t bie fd^ulbige ^ilfe geleiftet, fonbern ben 6<^ioei*
2em geholfen. SBenn man fortfahre, iebem äBu^erer, ber 20
oom ^unbert oerlange, bie Sunbe0|iIfe gu geioi^ren, Mos loeil
er Sunbesange^öriger fei, wie bies bei ben ffibifd^en Sorberungen
on äBirtemberg gef^e^en fei, fo oer^inbere man mutwillig
ben Serglei^ mit ben Prften unb ber Slitterf^aft.
3n3tDif^en ^atte ber (Eintritt ber (&raf[(^aft SBert^eim
in ben Stäbtebunb beffen SRa^it erneut oerftfirlt. Aaum ^atte
inbes ber SRergent^eimer Slusgleid^ ben ^rieben loieber
gefi^ert, ba erfolgte mit ein S^Iag aus ^eiterm ^immel bie (Be«
fangenna^me be$ (Erjbij^ofd $ilgrim oon Salgburg burc^eine
buQerifd^e Slbteilung bei 9loten^a0lad^ unb glei^}eitig
begann Sa9ern ben jtrieg o§ne AriegserK&rung, inbem ts^ einige
Kflrnberger Spejereioiagen mit Sef^Iag belegte, Aauf«
(euteaus9lfimberg,9{egendburg, Augsburg, SIRemmingen
unb (&mflnb gefangen fe^te unb allen Slnge^origen bes 6täbte<
bunbs bie Strafe fperrte, bas (geleite unb bos 9{e(^t oerfagte.
Sofort belegte bas Salsburger ftapitel gan} Sofern mit bem
jtir^enbann unb (Eilreiter giengen oon 9{egen9burg na^ Ulm,
um bie 6a<|Iage ju melben unb 5ur 3nftanbfe^ung ber geftungs»
loerle ju mahnen, mö^renbSlugsburg ben Slnftifter bes ganjen
9nf(^lag6, ben fi^toer ben 3uben oerfi^ulbeten gfrei^erm Aon«
rab oon B^txbtxq, überfiel unb in Slugsburg gefangen fe^te.
Unter bem (Srafen Ulri^ oon gelfenftein bra^ fobann im
3anuar 1388 ba$ Sunbes^eer in Ulm auf, oereinte fi^ in
Augsburg mit weiteren Kontingenten unb bur^jog pifinbernb
ganj Sapern bis na^l Siegensburg.
Die Solge biefes Sorge^ens ber 6tabte oar, bag f id^ Die grurften
immer enger gegen ben 6täbtebunb jufammenfi^Iojfen. ^erjog
6tep^n oon Saqern unb (&raf Ulri^ oon äBirtemberg
flberfdSirilten gemeinfam ben &t^ unb plfinberten bie (Segenb
oon Slugsburg bis Aaufbeuren unb nur mit SRü^e gelang
— 252 —
es bet Siabt SugsBurg, Me oom Slitter Vtat^H oon
SiberbQi^ geraubte derbe ber 6tabt mit Aber 2000 etfld
Stel^ iDteber in i^re $anb ju befommen. 9(u(^ in 9{egen$'
bürg gelang es ben Saqern, ber Stabt bie 3ufu|r abp*
f^neiben, unb »ergeben« oerlangte bos Sleid^ bie Sfreigobe bes
(Erjbif^ofs oon 6ol3burg , toa^renb bie fy>^n SBeinsoIIe bie
SBetnjufu^r aus Zirol oer|inberten. über au^ bie 6t8btet
sparen niil^t mfigig; i^re Sd^aren fielen oereint mit ben babi*
fc^en Xrufipen in 9Birtemberg ein, verheerten bie gfelbet,
riffen bie SBeinftöde ^rous unb Rieben bie Sfiume ab, bis es ben
SBirtembergem gelang, bei DSf fingen unb SB eil bie6t5bte
3U befiegen unb bis ber ^faljgraf Stupre^t ben 6tSbten oom
9{l^ein unb ber SBetterau eine f^ioere SRieberlage beibrachte.
Srcili^ lagen ffiraf Ulri^ oon SBirtemberg unb Aonrab Sefferer
oon Ulm tot auf bem Jtir<l^|ofe oon !D9ffingen, aber ber Hebet«
mut ber Stäbte wax gebro<l^cn ; fie ^tten gefe^n , bag i^rec
SRa^t eine (Srenje geftedt mar.
Aonig äBensel fa^ \i^ ge}mungen bie 6t5bte faden lu
laffen unb ben Qffirften 3U SBillen }u (ein. Der Sffirftentag ]if
(Eger lofte alle Sonberbfinbe in S^maben, gfranten,
Sägern unb am 91^ ein auf unb erjmong einen allgemeinen
fianbfrieben, b.^. einen gemeinfamen Sunb ber gffirften,
9litter unb 6tabte, bis 1394, gu beifen $au(rtmann f fir 6 d^ m a b e n
ber (Braf oon Oettingen befteüt mürbe. SBS^renb fobann
ftbnig 9ÖBen}eI , oerbittert burd^ bie SRigerfoIge feiner reblic^n
Semfi^ungen, fi(^ oon ben 6taatsge[^fiften }urfi^og, um feinen
Slerger beim Sedier unb auf ber ^a^h in ben b9^if<^en 9B&I'
bem ju oergeffen , erfolgte in S^wahtn bie Dunl^ffl^rung ber
Sfriebensbebingungen. Die $eibelberger Uebereinfunft
2mang bie Stöbte, i^re üusbflrger mieber gu entlaffen unb
SBirtemberg 6d^abenerfa| gu leiften, unb ber 3:ru^feg oon
SBalbburg trat infolge beffen ans bem Ulmer Sfirgeroerbonbe
aus. 9tur mit Sägern gieng ber Streit no(^ einige 3eit
meiter. Die Stabt Ulm ^atte einigen itaufleuten ber re^
bergifd^en Stabt SBeigen^orn eine £abung Salg unb
Sifen meggenommen unb bie 9{e^berg ^Iten bes^alb ein
Sflnbnis mit Sägern gefd^Ioffen, um (Erfa^anfprfii^ geltenbgu
mad^en , bo^ lam man aud^ biefer^Ib in Orbnung unb eine
Stabt nac^ ber anbem ^ulbigte bem neuen £anbfriebens^u|i(*
— 253 —
mann ^erjog oon fieui^tenberg bis auf bie 7 Sobenfee«
ftfibte fiinbau, jtonftan}, 6t. (Sallen, Su^borit,
Kaoensburg, Uebeilingen unb SBangen, bie |i(^ mit
(Erfolg meigerten, beut fianbfrieben beijutreten. 3)ie 6tabt
Stugsbucg geriet bun!^ ben unglfldli^n Arieg in fol^e
6d^ulben, bog fie ein neues Um gelb einführen unb ein ®efe^
erkffen mu^e, no(^ bem es oKen Sfirgern verboten ourbe,
vor bem Z^ffy^ 1399 aus ber Steuerpfli^t ber 6tabt ausju*
f<^iben.
3m 3a^re 1389 oerlieb Aönig SBenjel ber 6tabt
^affau bos 9led^t, alles 6al] unb allen 9B ein, bie ben
3nn ^inaufgebra^lt mürben, jum Stapel ju ndtigen. Sie
Salsac^ hinunter giengen bie Saljf^iffe in ben 3nn unb
nac^i $affau, oon mo gan}e Galjsfige, leiloeife mit 40 ^ferben
befpannt, basfelbe bie 3>onau herauf na$ 9{egensburg,
!Donaun)ort^, fiauingen unb Ulmf^Ieppten. Son £au«
ingen ous ffl^rte fobann bie Saliftrage über SRieberfto^«
ingen, Stabelftetten, SSrsIingen, Sleenftetten,
9EBeibenftetten, Sttlenf^ieg unb Geislingen meiter.
2)iefe Strafe (ieg au4^ bie Scheiben« ober bie SBeinftrage.
tlu^ in Giengen a. b. Sr.vurbe einGc^eibensoH erhoben
unb man flirrte (ier mie über Göppingen burd| Sd^ioaben bas
Donaufal] meiter nad^ ber S^lioei} unb gfranlrei^.
SBaren {eitler nur bie SOr[ten unb Sbelleute bur^ i|re
64ulbenlaft 5U Grunbe gegangen, fo lam je^t bie Steige an bie
St&bte unb ein erneutes Sinfc^reiten bes iReid^s erfd^ien baburd^
unerlipd^. £aut erfc^U bieftlage, bag bie 3 üben bur^ i^ren
^o^n 9Bu(^tfa^ na^eju ben gefamten beutfc^en Sbel, bie S&iften,
kitter, Sbellettte unb Gbelfned^te oon 5<^us unb ^of ju jagen
im Segriff feien, unb ein neues 9{eid|sge[e^ ilinig SBenjels
beftimmte besi^alb im 3abre 1390, es folle oon fe^t ab im ganjen
Steige leine mit einem 3uben eingegangene 64ulb
mebr geri^tli^e Giltigfeit ^ben unb nur no^ barer
Rauf unb Serfauf mit 3uben iulöjfig [ein. Wie 3uben
»urben erneut oerpflic^et , i^re ^fanbbriefe bem 9{ei(^e ausju«
folgen unb oon biefem fi^ abfinben ju laffen, unb bas 9{ei^
fibemabm bann ben Sinjug ber oon i^m erworbenen uneinbring«
li^n 6<^ulbf<^ine, inbem es ben S^ulbnem Gelegenbeit gab,
i^re 6$ulb im Dienfte bes Steigs allmäbliill abjuoerbienen.
— 254 —
3üminemb lieferten bie 3uben i^re $fanb|<!^tne ob, foioeit man
|te basu stDingen tonnte, ntetft aber oetfd^Ieppten fie biefelben in
bie Sfteiungen unb gaben [te nic^t heraus , obglei^ man fie mit
$ausfud^ungen unb (Befangenfe^ung baju 5u }oingen jud^e.
Qlei^jeitig erfolgte in 9tflrnberg eine neue Slfinjorbnuns
betreff enb bie $r8gung ber 9{ei(^epfennige unb bie CEinrii^t*
ung oon SRfinjfc^ au amtern.
3nfoIge biefes neuen rei^sgefe^Iidften Sorge^ns gegen
bie 3uben gelang es benn au^ enblid^, ben langerftreUen
Sergleii!^ 3U)if^en ber Stabt Ulm unb SBirtemberg
SU ftanbe ju bringen. 9Birtemberg oerji^tete 1390 auf
febe (Entfd^Sbigung ffir ben Stäben, xoüi^n bie Xruppen
Ulms auf ben (ßfitem ber ^erjogin (EIifabet| oon Sägern
ber äBttroe bes Grafen Ulri^ oon SEBittemberg, unb ber
gfrau 9(ntonie Siscontt oon SRailanb, ber (Sema^Iin bes
Srafen (Eber^arb bes SRiiben , bes 6o(ns Ulrid^s , angeri^tet
latten. Ss oerjid^tete femer auf alle feine Sefi^ungen in Ulm,
namentlid^ auf bie fiiegenf^often ber gamilie 9lotp auf beren
$Ia^ bie Stabtgemeinbe i^r neues ft auf (aus unb i^r
aRflnfter gebaut (atte, auf bie il^m ge^Srenben Käufer unb
itramiaben bei ben alten Starren, auf ben 6tabtf<(reibergarten,
auf ben ^erbbrOdenjoII, auf ben (E^inger^of an ber Donau
unb auf ben 9BeiIer 6((maig(ofen ober 9leu«U(m, lauter
Sefi^ungen, bie fid^ Ulm angeeignet ^tte, o^ne SBirtem*
berg baffir 5U (ulbigen. SBirtemberg oei^id^tete auf eine
Sntfd^abigung baffir, bog bie Stabt Ulm ben $of bes ftlofters
Seben^aufen in Ulm unb bie Dörfer 9(rnegg unbfiauter«
bürg gepifinbertp bas 9B e n g e n f 1 0 f t e r auf bem Slumenf <!^tn
niebergeriffen unb bie bort beftnblic^ie SBerbenbergf^e (jfami*
liengrabftötte jerftSrt ^tte , [omie ba^ es bie fiBoenritter«
gefellfd^aft befriegt (atte. 9lur bie (ßeorgslir^e auf bem
S^u^^auspla^e follte »irtembergifd^ bleiben. SBirtemberg lie«
ferte meiter bie in feinen Rauben befinbli^ien $fanbf4eine bes
9?itters ®raglin oon 9Ieunegg unb ber Snna 9{ot oon
^olj^eim aus, mS^renb es bie ^fanbfd^aft auf bie freibergif^e
Stabt fie tp beim behielt. Daffir fibema^m bie Stabt Ulm
bie Sefriebigung fSmtltd^er in Ulm mo^nenben mirtembergif^er
Staatsglaubiger unter IBersi^t auf jebe »eitere (Einrebe SBir<
tember^s gegen bie SBegna^me fetner Ulmer Sefi|re((te. SBir
— 265 —
temberg würbe burd^ biefen Seritag, ben bie Ulmer mit 9le^t als
guten Srief rühmten, erneut fd^mer gefi^abigt unb f^Iug bes«
^Ib bem ittben« unb ItSbtefreunbli^en $cipft bie Steuer ob,
mtl^ biefer auf bas in mirtembergif^er (Erboogtei fte^enbe
(EifterjienferKofter S ebenda ufen legen mollte.
Dos 3Q^r 1392 brad^te ben Xob bes Grafen (Eber«
^arb bes Sreiners oon 9Birtemberg unb fein (Entel
Graf Sber^arb ber 991 übe trat bie 9legierung an. Sr
mar nic^t mie fein 93ater; er beugte fi((^ cor ben Ulmem
unb i^rem itapital unb Qerbanb {i(^ mit i^nen gur Sernid^t«
ungberKitterf^aft. Prften unb St&bte pifinberten ab oer-
bfinbetes (Sroglapital ben SRittelftonb. 3m gleid^en 3a(re 1392
f^Iob bie etabt Ulm gfrieben mit bem 9{ei^e. ftdnig
SBenjel na^m bie 6tabt milber ju (ßnaben an unb $ob bie
fiber fit oerfflgte iReid^sa^t auf. Das 9{eid^ trat ben (Ertrag
ber Subenfteuer gegen Slblieferung bes ^Iben (Ertrags unb
besCpferpfennigs berfelben, b. ^. ber 3ubenfopffteuer, an bie
6tabt ab. Dabei mürbe beftimmt, bag menn ein Ulmer 3^^^
fi«! meigern follte, einem 6<^ulbner ein $fanb ausjufolgen
unter bem Sormanbe ^ er fei fflr feine Sforberung ni^t oollauf
gebedt morben, ben Eigentümern bas Stecht jufte^en follte, i^n
bei Sfirgermeifter unb 9{at ju oerllagen. Sllle gforberungen,
meldte bie 6tabt Ulm no^ an einjelne (Ebelleute auf (Srunb
oon ^fanbbriefen ^otte, bie fie im 3a^r 1385 gegen Seja^Iung
Qon 40,000 (Sulben oom Steige ermorben ^atte, moren oon ber
fianbes^rrf^aft ber betreffenben Sd^ulbner ber Stabt Ulm 3U
erfe^en. Snblic^ fiberlieg bas Sleic^ ber 6tabt Ulm ben (Ertrag
bes Sieid^sumgelbs bis jum 3#^ 1^02. 3u biefen
6d^ulbnem ber Stabt ge^Srten 3. S. bie Witter Surl^arbt oon
gfreiberg 9on SRietingen unb ftonrab unb ^einric^ Don
gfreiberg, bes SBalters 6ö^ne, bie ber 6tabt Ulm no<^ 2400
(Solbgulben fd^ulbig maren. Surl^rb, oon bem ®elb auf anbere
SBeife ni^t ju belommen mar, sa^Ite biefe 6(^ulb in ber S(rt
^eim, bab er gegen ein 3^f9^Ii> ^on ^^ Gulben auf 8
3a^re in ben Dienft ber 6tabt Ulm trat unb ^ieoon jä^rli^
300 ®ulben ber 6tabt ^imja^Ite. Dafür ^atte er ju
forgen, bag ber Stabt oom IReiäe ni^t me^r als bie gemö^n«
lid^e 9{eid^sfteuer oon 750 $]unb ^äller abgenommen mürbe ;
bie Stabt aber übernahm bafiir bie Se^a^Iung feiner jübtf^en
(^laubiger auf (5runb bes Slblofungsgefeges oon 1385.
— 256 -
Xro^bem fo^ es in bet 6tabtinm ebenfalb »enig tröftlif^ ous.
(&Iei^ bos 3a§r 1392 bta^te einen 9 uf ftonb bei fieineveber,
bie \xäi bagegen »ehrten, bog bie SB ollen oe bet anftengen,
SaumiDoIIftoffe ju meben, oie es ou^ bie 17 3un^eifter
ber 6tQbt bur(|fegten, bag i^nen bie SBcd^I ber 14 Slois^nen
oom (Bef^Ied^t fibedaffen lourbe. Seit 1891 mar au4 bie
Stabt 9{egen9burg 9RitgIieb bes iPanbfriebens geoocben
unb im 3a$te 1393 [B^nte fi(^ biefe Siabt mit SaQern aus
»egen bes 3^0^ nad| Aeppenbac^ unb Slaubeuren,
oä^tenb Ulm mit^ilfe SBirtembergs eifrig mit ber 3^^t5rung
bet 9{itietburgen ber SRa^barf^ft bef^igt mar. 6o mürbe
2. 8. 1393 bas Staubf^Iog 9tammingen bei £angenau }er«
ftbrt unb bie 6treitigleiten mit bem 9{itter CEber^rb mm
fiaimburg 3u (Biengen megen bes Orts (Bruibingen
gfitlic^ beglid^en.
3m gleiten 3^^^^ 1393 begann infolge ber Z^htn»
fd|uIbenabIo[ung ber groge Slufftanb ber bS^mif^en
8if45fe unb (Ebelleute gegen ftonig aSenjel unb bie 6t&bte
unb Ungarn, SRfi^ren unb Oefterreii^fd^Ioffen in 3naim
ein Sunbnis jur Sbfe^ung SBenjels. aBenjel lieg im
3om l^iecflber ben Sif<^of 9lepomuI oon $rag in bie
aRoIbau merfen, mürbe aber oon ben bS^mif^en (Ebeüeuten,
bie i^re oerpffinbeten £iegenfd^aften i^ren (BISubigem ni^t aus«
folgen mollten, 1394 in ^rag gefangen, fo bog er es nur
[einem Sruber $ans, bem^erjog oon ®3rli^, ju bauten ^te,
bog er mieber frei mürbe.
etf^merenb für bas o[terrei<|if4e SBongefd^oft mit
3talien fiber Ulm mirlte bamals bie gune^menbe Sebeutung
bes (Bott^arbs, bie ben 8er(e§r aus ben Slieberlanben
burd^ bas SR^eint^al na^ fiombarbien mfi^tig ^b. 6o
giebt 3. S. im 3a^r 1392 Oefterrei^ als Sn^ber ber fianb«
oogtei Slfag jmei aSoU^anblem oon SRailanb fid^res (Be>
leit ffir 1000 eSde »ieberlanber 9BoIIe unb Zfl^er,
bie gegen (Entrid^tung ber lanbesfibli^en 35Ile in beliebigen
£ieferungen auf ber 9teid^9|trage (In publica et vera via) über
Strasburg na^ SRailanb gebrai^t merben (outen. 6oI(^
(Beleitfi^eine maren ein mertooller (Begenftanb unb brod^en
ben 9{egierungen ferneres (Selb ein. Xro^bem mufite aber im
3a^re 1395 Oefterreic^ bas (Beleitamt ju Saben im tiar-
— 257 —
gou mit ben 6htionen ^Balbs^ut, ^mettingen. «TaraUf
Sfiigg unb3ofingen infolge bes ungiad(t<^en ftriegs mit
ben Si^eiiem um 2600 (Sulben oerpffinben.
Son bem gefelligen fieben ber bomaligen 9BoII>
^blet giebt ein Seifpiel , menn man fie^t , mit im 3^^^^^
1397 bie SBoIIfdftlägergefellen in Xugsburg eine
eiDige Srfibetf^aft grfinben. 9Ran ftiftete 8 jtetsen an
ben tlltar ber Srflbecfi^ftf oon benen 4 ati ben fogenannten
lir^Iii^en ^od^jeiten, b. f). am SDIaiientage in ber gaftenseit,
ben 4 SRarientagen, am ipalmfonntag, Ofterfonntag, am ^eilig'
Ireujtag, an ber 5treu}erfinbung, ber aRfinftenoei^e, am SBei^tag
bee $einglreu3altar0, bem 6eoeru0tag, an ben 12 üpoftelfeier*
togen, an Himmelfahrt, an $fingften unb gftonleid^nam gebrannt
iDerben follten jur S^re C5ottes unb bes Sifc^ofs 6eoeru0
bes äBonfi^ISger^eiligen. Semer oaren beftimmt 2 fterjen,
oä^renb ber Sleffe, 2 ab SBanbellerjen am Öfronleid^namstage,
4 ab fieid^enlerjen für {eben Ungehörigen, ber miija^Ite. gfrem«
ben armen SBoIIfc^Ifigern mürben bie fterjen Io[tenfrei gefiellt.
Diefen lird^Iic^en Seftimmungen folgten fol^e, bie bos $anb«
m e r f betrafen, ftein SBoIIfc^Iiger, er mo^te 9[nge^Briger ber
Srfiberf^oft fein ober nic^t, burfte einem fie^rling SBoIIe jum
6^Iagen Übergeben, bie er felbft 3um 6<^Iagen um £o^n er^al«
ten ^otte, fonbem bie flrbeit bes fie^Iings mugte an einer
SBoIIe oorgenommen merben, bie bem £e^rling felbft ju eigen
g^drte. Rein fie^rling burfte Arbeit als (Seielle er^Iten, e|e
ni^t bie fterjenmeifter erlannt Ratten, bog er bie Vrbeit mo^l
oerfte^. Safflr follte ieber5tne(^t2 $funb Wiaä^s an bie Sruber*
f^ttft, bem fterjenmeifter 9 $fg. unb bem Sruberf<^aftd{ned^t
3 $fg. geben, feber 9Rei{ter aber 1 $fb. SBa^s unb bem Aer}en-
meifter 6 $fg. jlein 5lne^t burfte femer einem SReifter aSoIIe fd^Ia-
gen, bie ni^t biefem gehörte, gfrembe Anette japen 3 fßfg. (Ein«
trittegelb. 9lud^ fonft finbet man um jene 3ett mand^erlei Slod^rid^*
ten Aber bas SBoIIengem erbe. 3m 3a(re 1386 }. 8. erlaubt
Sapern ben (Bemanbf^neibern ber fcbmSbif^en 6tabte
erneut, auf ben baperifd^en So^t^S^Iten bas (Beraub
na^ ber (Sie ju f^neiben, unb im 3a^re 1399 befreit
ber Jtonig SBenjel oon SS^men bie Xud^^änbler
oon Kfirnberg oom Umgelbe ju ^rag. 9Iu^ bie Ulmer
itoufleute Rubelten oiel na^ S9^men, mas fid^ bar in seigt,
17
1
— 258 —
bag man in Ulm nad^ bo^mifd^en Bulben unb Srofd^en red^nete,
bie mit ben Ungargui ben feit 1300 bcs lonbläufige Ulmec
(ßrobgelb maren unb erft feit 1450 bur^ ben r^einif^en
®ulben na^ gfl^'^ntinet 6<|Iag oertcieben mürben.
3n Ulm ftanb 1897 beim Slbf^Iug ber 3unftlampfe bur^ ben
6^m9rbrief bie (grautu^mat^erjunft als britte 3unft hinter
ben fträmern unb ftaufleuten. Sie ^atte auger bem 3unftmeifter
im fleinen 9lat 3 Vertreter im großen 9lat, mie bas nur 6 3unfte,
bie 3 genannten, bie Sd^neiber, SSder unb S^ufter Ratten,
toS^renb bie SRe^ger, SBeber, Serber unb Sauleute nur 2 , bie
Sifd^er, ftfirfd^ner, 6(^neiber unb iDlerjIer nur 1, bie Saber,
9lfiIIer unb Sinber gar leinen Vertreter im großen 9lat
Ratten. 3m 3a^re 1361 mirb ber Xud^ma^er SBalter U^
uon jlempten Sfirger oon Ulm, 1394 erf^eint ein Xu^
ma^er $ans SRofer, 1401 ein Xu^mad^er $eter Sronner,
1413 ein Xu^mac^er i^ans Sed beim 3ubenturm, ber im frfi^em
$aufe ber 6troIin n>o^nte, 1490 merben bie gfamilit» Ken},
fiSfc^enbranb, fieb}elter unb fienbenfrofc^ ab aße Srautu^er*
familien genannt. SDle^rfac^ f^MN H^ bebrongte Seamten^
gef^Iec^ter ber SBoUf^l^dgerjunft an, n>enn man [ie m» bet
6tabt oerbrängin sollte, fc bie Ulm er, ab ein Angehöriger
biefer gamilte einen anbern erfi^Iagen ^te. 6ie verloren i^re
Seamienre^te unb mürben bes^Ib äBoII^anbler. 3m 3a^re 1390
lebte ber Slats^en Ulriii^ gf i n g e r I i n , ein reifer 9BoII^nb*
ler; fein @o^n ^ans mar au^ (Srautud^r unb ber (Enlel
1485 Oberric^ter, (Be^eimrat unb itiri^enpfleger. (Sie Ratten
Xonnen Solbs im 93ermögen, traten in bie ftaufieutejunft fiber
unb oermä^Iten fid^ mit ben Seamtengefi^Ied^tern ber Sefferer,
6(^ab unb Salbinger. (Erft 1666 oerungifldte i^re ^anblung
unb 3o^- '^^n. Singerlin flo^ in bie gfreiung na^ Aird^berg,
bann na^ fii)on.
^anb in ganb mit SBirtemberg fuhren unter*
beffen bie 6 1 ä b t e fort, bie 9{ i 1 1 e r f 4l a f t oollenbs ju
(Srunbe ju richten. 1395 mürbe ber S^Ieglerbunb ber
Ferren oon (Enjberg unb bes 9BoIf oon 6t ein aufgehoben
unb im 3a^r 1395 giengen bie oereinigten £anboogteien Ober*
unb 9lieberf^maben erneut an Sapern Aber, bem Ulm
atobalb bulbigte. 3n U I m jmangen 5 3ünfte bie 12 anberen, bie
Seamtengefd^Ied^ter i^rei9{e^te ju berauben, unb bie Stabtgemeinbe
- 269 —
faufte einen großen Xeil ber oerpfSnbeten ^ertfd^aft Reifen«
ftein. Die (trafen erhielten bie 6tabt 9Bie|enftetg surfidf,
iDa^renb bie gfefte $elfenftein mit ber 6tobt (Seislingen
unb bem Spi^enberget 3oII ^^n bie 6tQbt Ulm oerSugert
ourbe unter Sorbel^alt bes SRfidfoufs bis jum So^re 1411.
3mmer lauter ober ertBnte feit 1394 bie ftlage» bag es an
6 über gelb fe^Ie, U)eil bie ArSmer bie gute neue Ketd^smfinje
bem 93erle^r entjie^en. Da man für bas umlaufenbe frembe
Selb bei ben Stei^smed^slem nur menig Sleid^smünse belam,
leifteten bie S^ulbner i^re 3<^(Iungen nid^t beim gej^morenen
SBe^sIer, fonbem unter ber $anb, moburd^ immer größere
SRengen oon fremben SRfinjen in bie Stabt lomen unb ber
SRflnimert in ^o^em ®rabe ge|(^tDa$t tourbe.
Das Z^¥ 1396 braute ben erften gro|en SRfinioerein
ivoi\^n Oefterreid^, 3Birtemberg, bem Sistum Slugsburg
unb Dettingen. Samtlid^e oertragjd^Iiegenben Xeile nahmen bie
Sleid^smö^rung ftönig SBenjels an unb beftimmten bie SlOnjen
Don (Bdppingen, 9{otenburg a. 91., Dillingen unb
Oettingen als neue SereinsprageftStten. Sllle Slei^smfinjen
[ollten freien Umlauf ^aben unb mit ftreu] unb $anb fon)ie bem
SBoppen bes aRfinj^erm geseic^net werben mie bie SRfinjen oon
Ulm, Sgiingen uub (&mflnb. Das ^uslefen, Cinf^meljen
unb Slusffi|ren fold^er Keic^smflnsen u^urbe oerboten. Sin
3Rfln3f(|reiber oertoaltete in jeber ^errfc^aft bie (Solb«
unb Silberioage unb nii^t nur febeS^^Iung über Wg $funb
Söller, fonbem auif jeber Serlauf oon altem (Solb« unb Silber*
gef^in ufo., oon Aorallen unb perlen u)ar oon biefer Se^örbe
oorjune^men , mo^renb neue fi&olb« unb Silbenoaren au^ oon
ben ®olbf^mieben ausgewogen werben burften. Slu^ ber (Selb*
wedelet burfte nur oor bem 3Rün3|(^reiber ober Bffentltd^en
Solbf^mieb ftattfinben, wie bei i^m (Solb unb Silber bis jum
SBert oon 100 (Sulben in Depot gegeben werben lonnte,
wä^renb ^S^ere Seträge bem Steuer^aufe ju fibergeben waren.
Das wid^tigfte 3<4^ ^^ 1^- Sa^r^unberts aber war für
Ulm bas 3a^r 1397. Cs brad^te bie Erwerbung ber &en[d^aft
ülbecl unb bamit ber SBengenoogtei. Cin neuer Schwor«
brief ftellte bie (Eintratet }wifd^en ben (Sefd^led^tern unb ber
®emeinbe ber S^^U^ unb ^anbwerle ^er. Das Stecht
ouf bie Sewerbung um bie 8 eamten [teilen ber Stabt würbe
17*
— 260 —
enbgiltig geregelt. 3)en Seomtengefd^Ie^tem blieben bie Surger*
meifterftelle unb 15 iRats^enenftge im Keinen 9lat ber 32 offen,
fo bog ber üeine 9{at qu9 15 ®ef(^Ied^tem unb ben 17 3unft«
nteiftem beftanb. 3>ie 9Ba$I ber 15 6iabtrSte aus ben Se<
omtengefi^Ied^tem aber erfolgte bur§ bie 17 3unftme{fter. Der
gro^e 9iat ber 72 bogegen beftanb ous ben 32 oom Keinen Kat,
10 toeiteren fKngel^Srigen ber Seomtengefd^Ied^ter unb 30 C5e«
meinbegenoffen.
9u(i^ ber Streit um bie gfefte 91 ud mit ber 6tabt
SlQubeuren unb (& erlaufen mürbe im 3<4te 1397
entj^ieben. Ulm gelobte als 3n^aber ber falben ^fonbfd^oft
biefes Sefi^es bem $erjogtum Oefterrei^ bie fie^enstreue
unb betraute ben nitter oon fiaimberg mit ber Sogtei. Sin
loeiteres ftreitiges (Bebtet , bie Stobt 05 i e n g e n o. b. Srenj,
trat SBoQern im 3a^re 1397 an 9Birtemberg ab. Daneben
[pielten einige meitere Streitigfeiten in ben Sauren 1396 unb
1397, }. S. ber Streit ber Stobt Ulm mit bem 9{itter Stilen«
bod^ oon Aleinlöl unb beqenige bes (Beorg falber mit
ben itrofft unb ben9tot oon ^fi^H^^^int, bie ebenfoKs bei«
gelegt n)urben. Stets ^anbelte es \\äi babei um rfidfjtanbige
(Brunbsinfen unb fieibbinge , beren 9lbI5fung in ®elb oon ben
Sereii^tigten oerroeigert morben mar.
Der 9lei(i^stag oon gfranffurt im Z^xt 1398 brad^te
erneut eine Verlängerung bes £anbfriebens ju [tanbe unb
ber $anbeIsoerte§r begann »ieber in gflug ju lommen,
na^bem \xäi bie Sßogen einigermaßen geglättet Ratten. 3^*"^^
me^r aber trat neben bem Serfe^r ber { ^ U) & b i f d^ e n,
boperifii^en unb frSnlif^en Aaufleute mit Senebig unb
Aonftantinopel ber Serle^r mit (Benua unb Sarcelono
in ben Sorbergrunb unb man mar beftrebt, burd^ ^anbeteoertrfige
mit Senua u.f.m. gQnftigere 3onf&^e nad^ bem Sfibmeften ju
erhalten. 3"^ 3a^re 1398 mürbe meiter ber Stabt UI m oom ilBntg
SBenjel auf 10 Sa^re bas 9{ed^t beftatigt, ^Sller mit ftreu]
unb $anb 3U {(plagen, ebenfo traten mieber ja^Ireid^e SCus«
bürge r in ben S^u^ ber Stabt Ulm , 3. S. 1398 ber Kitter
3opp oon Stabion [omie bie (Brafen i^ans unb ^einri^ unb
bie (BrSfin ^nna oon Xßerbenberg-9(Ibe(I, ferner $ans
9{ e m oon Augsburg unb 1399 Jlonrab 9{ e (^ 1 1 a u s. Der
[$mabif(||e Canbabel gieng feiner Sernid^tung entgegen unb bos
— 261 —
riSMtf(|e (Sroblapital Uie5 6ieger. Sin beftanbifier etSbte-
bunb oon 11 9{ei^$|tabten enlftanb erneut 2U bem 3^^^f ^^^
Seieitigung bes £anbabels unb [einer So^burgen
bur(^3ttffi|ren unb babur^ bem gftei^anbel bie 9Bege ju
ebnen, unb bie Slbfe^ung itönig SBensels im 3<4'^ 1^00
bebeutete ben enbgiltigen Sieg ber Demolratie in Sd^oa«
ben unb bes mit bem [töbtif^getoetblid^en ®ro|lopttal oerbfin»
beten gf^^fi^ntums fibec ben iitterf(^oftIi(^en fianbabel.
8. 2)ie ^onbelStoege bc^ 15. 3at)ttjunbertd.
a. 9tublanb.
9Bar ffit bie ^onbetoentoidlunB Der 3eit feit 1400 ent«
f^elbenb bos 8luf^5ren bes |eit(erigen freien ^anbels«
oerle^rs mit Aonftantinopel bur^ bie S^ftfe^ung ber
Xfirlen ouf bemSalfan, fo mor biegolge bieFer poliiifd^en
X^tfai^e bie fteigenbe Sebeutung ber 6tabt SRosIau. SRit
bem (Brobffirften 3 m a n lU. oon SRodlau begann ein neuer
Sbfd^nitt rulfifd^er (Sef^i^^te. Unter i^m eroberten bie 9lu[[en
1469 jtafan unb SRosIau ourbe unter i^m jum SRittelpunlt
bes 9ftli(^n ^anbete. 3n SRosIau [trSmten, feit Aonftantinopel
ben Zfirlen ge^örte^ bos (Betreibe ber ruffif^ien SRittelgonoeme'
ments, bie aRetalle bes Ural, bie ^dljer bes Slorbens,
bos $el2merf, ber Zaig Sibiriens jufammen. Sie^unb
gelle lamen ausbemOften, SBoIle aus bem Süben,
Seibe unb gfarbftoffe ous bem Aaulafus unb $erfien,
Setnniaren aus ben SBoIga* unb Oftfeelänbern, (Be«
ofirje unb !Droguen, Sfibfrüd^te unb SBeine aus
Spanien fiber Steoal unb bie fieoantiner Spejerei gieng
Don Slftrad^an auf bem Don ilber bas Sc^ioarje Sfleer
na^ Senebig. SRosIau ourbe ber Sammelpla^ ja^IIofer
frember Aaufleute unb aHe SBinter lamen groge SRengen
tfirfif^er unb morgenlSnbifd^er Aaufleutemit Spe3erei,
Ko^feibe, Seibenjeugen unb anberen Seoantinenoaren unb
polten Seile, 9leitfattel u.f.n)., wk aud^ bie 9{u[fenlaufleute
ja^Irei^ nad^ Slftrad^an, ber Zortarei unb ^erfien jum
(Einlaufe reiften.
Der geiftige Ur^ber biefer gansen (Entmidtelung toar ein
einsiger äRann, 91nilii Stroganom. gfugger, SBelfer
unb Stroganou) finb bie brei $anbel$fur[ten bes 15. 3a^r«
(unberts geioefen. 6troganon> ftammte aus ber„goIbenen"3ig^uner»
— 262 —
^oxit Don itiptfd^af. Seine Ureltem imiren oon )>efi Xar«
taten untgebra^t tDorben, bie Sltem iDurben felb|t Zattaren,
getauft unb loegen i^res Siei^tums ju SEBojvoben emannt, jogen
na^ StotDgorob unb [Rolfen 9tuglanb bos (Selb jui Vus«
lofung bes (5ro6für{ten Safilius aus ben g&nben bet Xartaren
oor. 3in Z^fixt 1498 ernii^tele ^anntfel Stroganon) in 60 1*
ioit{(^gobsI groge 6al3ftebereten am äB^tFi^egbafluffe,
baute 3Bege na^ bem Ural unb 6ibitien unb beftimmte ben
Aaifer 3iDon 11). }ur (Eroberung Sibiriens. Sr ffi^rte groge
ftaraoanen na^ bem £)b unb taufte bort bafür $el}e ein.
9Rit feinem (Beoinntaufte er bann groge® fiter mit jo^Ireic^en (Eigen*
(euteUp boute Airi^en unb Alöfter unb jaulte ber ftrone fo oiel Steu«
ern, bag oon feinen Setrieben allm&^Ii^ ber 9ßo^I{tanb Stuglanbs
ab^ieng. 2)er 6o^n ^ax ^toans lU., S<^x 3(oan IV., ber S^redltc^e,
nfi^te d^nnilel Stroganoio ebenfalte fe^r aus, mugte Vfym aber
bie CeblSnber an ber Aramaio, oon ^erm bis Spla unb ien>
feits ber Zf^iuffitoa^a überlafjen. Site Z^o^ l^- ^^^ ®^o6'
fflrften oon Sit trauen, ber feine Xo^ter ^iratete, bas gffitften*
tum Setoer erhielt, fam es jum Streit unb im Sunbe mit
bem Orbensmeifter oon fiiolanb bebrSngte ber fiitt^uer
Bluglanb, fo bag bie (Selbmittel ber 6troganoto immer notDen«
biger mürben.
3tDan 111. mar oermo^lt mit ber ^rinjeffin Sophie
oon ® r i e 4l e n I a n b unb biefe Serbinbung mar bem
gefteigeiten $anbeteoerIe^r gmif^en (Brte<^enlanb na4 Xug-
lanb entfprungen. 3n>Qn 111. mar lein gf^eunb bes Qfrei*
^anbete; er oerfd^Iog fein £anb ben gemerblii^en (Erjeugniffen
bes ^(uslanbs, fo meit bies irgenb gieng, unb mar beftrebt,
in 9{u|Ianb ein eigenes nationales ®emerbe ju f Raffen.
3u biefem 3^^^^ ^^^<^f ^^ abenblanbifc^ie ftfinftler unb $anb*
merfer na^ SRosIau, mo oon ber ^rinjeffin Sophie bos imati'
tinif^e ^ofceremoniell eingeführt mürbe. (Er nannte fi(^ Selbft*
^ertfd^er aller Sieugen unb na^m bas grie^ifd^eSBappen,
ben I)oppelabler, an, in bas er bas SRosIauer 9Boppen,
ben ^eiligen 3örg, einfügte, ben Sc^u^patron ber Kiiterf^oft
oor bem ISnbli^en iproletatiat. Den SRittelpunft biefes gan-
bete jmifd^en SRosIau unb (Sriei^enlanb bilbete bie genuefi*
f(^e Stabt ftaff a ober Obeffa om Si^morjen SReere. (Es lam
neben ftonftantinopel, Äairo, Damaslus, Beirut,
— 263 —
Xripolts, [Jfomafiufta, Slifofia, Senebig, ®enua,
®enf, £9on, Aöln, Sfranifurt, 9lficnbetg, ttugs*
bürg unb Ulm für ben fieoante^nbel in elfter fiinie
in Setroi^t. Son Dbeffa ober Raffa gelangten bann bie
tnnerofiati[d|en ®fiter burd^ bie!DonauIanber nad^ bem SBeften,
wtsfyäb bem JlBnig 6igmunb oon Sö^men unb Ungarn
alles baran lag, ben $anbel mit Dbeffa }u ^ben. Die preug«
if^n 6tibte iDurben erfüllt, in Dan} ig fid^ mit ber grage 3U
befc^ftigen, loie man in unmittelbaren Serle^r mit Dbeffa
treten I5nnte, unb 1420 mürbe auf einem 6t8btetag in SRarien-
bürg na^r Aber bie grage oer^anbelt. Senebig, bas ben
^anbel mit Damaslus unb Vlexanbrien be^nfd^te, mar
^ieoon menig erbaut unb ftrebte bes^alb bamad^, ben Serlebr
mit Sagbab Aber Zrapejunt unb bas S^oiarje SReer
la^m 3U legen, m&^renb (Benua beftrebt mar, bie Serbinbung
mit bem od^marjen 3Reer tro^ ber Xflrien aufregt ju er^Iten.
Dod^ gelang bies nic^lt. 1346 oerlor (genua bie 3 ^ II ^ ^^^
Dbeffa an bie 6t. (ßeorgsbanl in SRosIau bur^ $fanb'
f^aft unb Sluglanb bemS^tigte [id^ ber 6tabt Obejfa.
b. X)ie SanfeftAbte unb ber beutf<^e 9{orben.
Segann fo in ben $anfe|tabten eine S^it fteigenber S^
brongnis , fo ^ob {i^ um fo me^r bie Sebeutung berjenigen
fiSnber, mel^e ben Serfe^r mit bem Sqjanj bes 15. 3a^r«
^unberts, mit SRoslau, oermittelten. ötQu geborte juna^ft
bie 9RarI Sranbenburg. Diefes fianb befag feit 1375 ber
aRarlgraf 3obft oon SRä^ren, ber SReffe ftaifer Aarte IV.
von So^men, unb unter i^m erhielten 1419 bie 6tibte Ser«
lin unb Ao In an ber Spree bas 9{ed^t, i^re SBaren in S ^ ^i ^ ^^
malbe unmeit ber alten Dber an ber 6trage Sleuftabt—
(Ebersmalbe— 9Bri|en unb in gfinom jollfrei au$3u(aben.
9laä^ bem Xobe be$ SRarlgrafen 3obft ^atte bann ber lluge unb
rei(|e Surggraf gfriebrii^ oon 9lfirnberg bie[e$ £anb als
9{ei^pfleger oerioaltet unb berartige Sluslagen ffir basfelbe ge»
mai^t, Oog i^m basfelbe 1415 oom !Reid^e als ^fonbfc^aft
unb 1417 als fielen fibertragen merben mugte. Smmerftfirler
belebte fid^ ber $anbel auf ber Dber. 1433 Q)urbe benStäbten
Serlin unb ftoln berSoII ju Ireben unb ber Ueberfa^rts«
soll 3U Sarmunb feftgefe^t. $ferbe, bunte unb einfarbige
Ifii^er, Pfeffer, »urgent, »leifif^e, fee^te, «ale,
— 264 ~
fiefc^iltenes (Bemanb, ^ofen, 9Ifl|en, Si^elit, £eber,
etüdftfd^e, 6t9re, 9Bein, äBoIIe, gonig, Aeffel,
Stfen, £einioanb, ArfimeiiDore, ^firtnge, 9Ru^I>
[teilte, SU^ß, Öonf, Sto^I, SBad^s, Xalg, 3^ntner<
gfut oller Sit finb bie SBoren, toeld^e bet SoOtatif
in buntem (&emi[4i nennt. (Beioonbf^neibeY, ftiöntet
unb Aeffelffi^rei iDoren geleit« unb }oIIfrei, [obolb fie
ouf einen mäilif^en Sa^tmorlt jogen. Sbenfo ei^ielten
1433 Serlin unb JlSIn bie 3oIIfrei|eit in $ lauen a. b. (Elfter,
an bei Areujung bei Strafen na(|| fieipsig, ^of, ®eiaunb
Sgei; nur Koggen unbSRe^I blieben no^ jollpfli^tig. 3ii
£iebenbeig unb aRfln<^beig gaben bieSeiliner benSiog»
goll, in $öIi^unbSiie|en ben Deic^felpfennig. (Bfiter,
bie pei bie £)bei ober auger £anbs giengen, loaren }onfrei,
menn |ie in Cberberg bie 9liebeilage hielten. 6onft nioreit
bie Serltner in ber gan}en SRarf zollfrei. 1434 lomnten jo^I*
reid^^ Aaufleute oon SRiga junt Cinlauf nad^ Sranbenburg,
loä^renb bie Aaufleute oon Sranbenburg gan] Dfinemart,
S^n^eben unb SRuglanb mit Xfid^em oerfa^en. 6o
würben }. S. 1434 einige JRigaer Aaufleute in Surften*
»albe bei ^Berlin megen unbego^Iter gorberungen oon Aauf-
leuten aus Serlin, A9In a. 91^. unb Sranifurt a. O.
angehalten. 1465 erhielten biefe 3 6t&bte für i^re eigenen C&fiter
bie gfrei^eit oom SBaffergoII in greienmolbe o. D\ nur
£o|nfu^m)eiIe Ratten biefen ju jaulen. Stac^bem 1470 Slbreil^t
Stcdilles oon Slnsbad^^Sa^reut^ Aurffirft oon Sranbenburg
geworben mar, erhielt bie 6tabt Berlin Befreiung oom
Oberberger Stapel unb bas 9ie<^t, o^ne Suf entölt bie Ober
hinauf bis nad^ granff urt a. £)., SBri^en, Sreienioalbe
unb £anbsberg 3U [(Riffen. Diefer mSi^tige Ober^nbel bc*
bro^te freilid^ in ^o^em(Srabe ben ^anbel Berlins Aber Slfirn*
berg na(^ £ombarbien, bo<6 mürben bie Bejie^ungen
jmifd^en ber £ombarbei unb Branbenburg babur(| aufredet
erhalten, bag bes SRarlgrafen Xoc^ter ben SRarlgrafen oon
SRantua heiratete. 9lu<^ Ulms Berle^r mit Slorbbeutf^Ianb
mar oor unb nad^ 1400 rei(^ entmidelt. Sie ^rioilegien ber
6tr5Iin unb S^inger für Branbenburg oon 1348 finb
boffir ein Beleg. Der SBeg gieng Aber £angenaU| 915 rb-
lingen unb Slürnberg.
— 266 —
6t{eg (o in ber SRoiI Sranbenburg bte Sebcutung Sei«
lins, fo flieng es venifiet sfinjtig bei otten 6oI]^nbebftQbt
^olle on ber 6aale. XBo^I max um bos ^^x 1400 bie
9Reffe oon ^alle no^ fe^i bebeulenb; bie (Erseugnifle So$-
menSp €<^Iefiens unb fßolens n>utben icü^htii^ (ter jum
Serfaufe gebraut unb giengen bonn tmx^ bie fiaufi^ unb
9Reigen m^ 9Ragbeburg unb Sranbenburg ober nad^
Oberfoc^fen unb ben nieberbeut|4ien 6ee[täbten. 9Iod^ immer
oerforgte ^alle einen großen Xeil Söbmens mit Sal},
bos fiber 6(I^Iudenou, £eipa unb bos 9lieberlanb ober
Aber bos Srjgebirge oerfroc^tet mürbe, (o bafi ber Soljjoll
SReigen großen C&eminn brad^te. 64lon [eit bem Sa^re 1450
ober trat an bie Stelle oon ^alle ab neuer 6tem bie 6tabt
fieipjig. Der 6algab(a^ lieg nai^ unb bie $er}3ge oon
SR eigen, benen [eit 1423 Jlur(a(|||en ge^Srte, oerlegten 1458
bie SReffe unb ben SRei^sItapel oon ^alle na^ fieipgig,
obglei^ fi^ ^alle entf4iieben bogegen oermo^rte. 3m ^dfyit
1466 erhielt fieipjig feine Sleuia^rsmeffe beft&tigt unb ber
(eit 1468 {<(mebenbe $ro}eb jmif^ien $alle unb fieipjig ^atte
3iDar jur 8f<^Ige, bag ^alle feine Sleufa^rsmeffe beftatigt unb
bie (Einftellung ber £eip}iger Sleuja^rsmeffe befohlen mürbe, aber
bie Ilugen £eip}iger ^Ifen fi(|| bamit, bog fie bem Sistum
Naumburg bie SRic^aelsmeffe oon 3^i^ i^ 3a^^e 1484
abfottften unb fie m^ fieipjig oerlegten, unb im Sa^re 1497
erhielten fie bas 9ie(^t beftatigt, bag innerhalb ber Sidtflmer
SRagbeburg, ^alberftabt, 9Reigen, SRerfeburg unb
9laumburg leine meitere SReffe me^r eni^itet merben burfte.
3Ran ^tte alfo ben gleiten Sorgang mie 1387 in Ulm, mo
bie Stabtgemeinbe bie Slilolausmeffe oon Sllbed ber
^enfc^ft SBerbenberg ablaufte unb nad^ Ulm oerlegte.
Diefe feine Sebeutung oerbanfte fieipjig feiner fiagealsSerle^rs»
mittelpunlt. Ueber C^emni^, 9Rariaberg, Commoiau, fianna
unb Spilan gieng es oon ^ier nacd $rag unb über (Eulenburg,
Sauden, ®$rli^, £iegni^ unb Sleumarlt nad^ Sreslou; fiber
£ii§en, SBeigenfels, SRaumburg, ^tna, iRubolftabt, Coburg,
Slattelsborf, Samberg, gford^^eim unb Srlongen na4i Slfirn«
berg, $rag unb Sreslau. Ueber (Eulenburg, 2orgau, ^erj«
berg, SBallersborf , 6anb unb SRfillrofe m^ gfranlfurt a.b.C,
Aber £fi^en, aSeigenfels, 9laumburg, (Erfurt, (Sot^a, Sifenad^,
— 266 —
Salmfinfter, (Seln^oufen unb ^^nau no<^ Sfranlfurt a. SR.
SRagbeburg war oor ollem ber 6topeIort für bos notb»
beutfd^e (Betreibe, mit bem es Hamburg verfaß unbbeffen Ser«
f d^iff ung bie (Brunblage bes Slboetfe^rs bilbete. (betreibe,
SRe^I, Stet unb SB ein tourben in etfter fiinie Don SRagbeburg
aus Quf ber (Elbe in unenblid^en SRengen nad^ Hamburg ge>
brad^t unb $aringe unb SBoIIgeioanb lamen boffir bie (EI6e
herauf. (Ein toeiterer mid^tiger ^anbelspla^ blieb aud^ feit 1400
nod^ bie 6tQbt (Erfurt. Sein ^anbel toor no^ immer bebeut«
enber ob berjenige SRogbeburgs unb mad^te bie Stobt ju einer
ber belebteften Stibte 3)eutf^Ianbs.
c. !Die 9lieberlanbe.
Die Serinberung ber ^onbeUioege burd^ bosSor«
bringen ber Üfirlen brod()te benn ou^ gon^ (Europa in anbere
Sonnen. Die nS^iite gfolge toor bos ollmo^Ii^ie Serbrfingeti
ber ^onfoloufleute ous Slotogorob, fo bog biefe fi(^ be«
quemen mußten, ni(|t nur auf ben unmittelboren Sinfouf
bei ben Xortorenloufleuten in Sloiogorob fßttii^t gu
leiften unb i^re $el]e unb 3nbienQ)oren aus jmeiter ^nb bei
ben Siuffen in Sligo unb Sleool ju laufen, fonbern bog fte
oud^ noäi biefen ^onbel mit ben ^ollfinbern unb (EngISn<
bem teilen mußten. Sbenfo bebeutfom ob für bie ^onfen
mat bes^olb au(^ bas Slufblfi^en SRosIous für bie Slieber«
lonbe unb (Englonb. SRit bem 3a^re 1400 Rotten Srfi gge
unb gflonbern ben gö^unft i^rer Sntmidlung eneic^t. Die
Aoufleute glonberns genoffen in oUen europoifd^en fiSnbent bie
meitge^enbften ^onbebprioilegien. So gob }. S. im ^ci^xt
1414 bos Deutf4ie Sieid^ ber Stobt Srügge bos ^rioileg,
bog teinem ^onbels^erm oon Srügge me^r fein Sermbgen
inner^olb bes Deutf^en 9{t\ijs bef^Iogno^mt toerben buifte.
Sieben bem ^onfofomptoir gab es bort 15 5<^nbels<
gef eil f Soften mit eigenen ftomptoiren unb jo^Irei^ ^aU
toreien unb (Einseltoufleute mit i^ren SamUien aus ollen
europ&ifd^en fiänbern. Aoufleute ous (Englonb, S^ottlonb,
($ranIreid^,3toIien, Portugal, itoftilien, 9lragonien
ftotolonien unb Sistojo, oor ollem ous ben StSbten
Senebig, (&enua, ^lorenj, fiucco, SRoilonb unb
{piocenjo Rotten ^ier i^ren 6i^. $ier oor ber gouptfiopel
SBefteuropos ffir fieoonteiooren, inbem bie Galeeren Sene«
— 267 —
bigs, (BetiuQs unb $i[as bie morgenlänbif^en SBareti na^
Scfigge brad^ten» oon oo fie bann auf bem 9{$eine nai)
Cberbeutfd^Ianb ober auf ben ^anfefd^iffen nacd bem
9ti)iben gebrad^t »utben. SEBa^renb man bie (&uter ous 93 e-
nebig }ur 6ee nod^ ben 9lieberlanben bra^ite, reiften bie
5anbel9^erren Aber ben Srenner ju £anb ber getmat ju,
meil bie (Bfiterbeforberung auf bem fianbtoege ju gefS^rli^ unb
2U teuer loar.
^reugen unb bie $anfen f^idten na<| Sriigge
®etretbe, Sier , Xalg , 6ped unb Ssmunb , Aupfer, Stab^olj,
6ta^I, 9Bad^9 , ^eljoerl , ^ti), Z^eer, $otaf<^e, Sfagbauben,
Sifenoaren, <$la(j^9, $anf, Sldergeräte, Aolner 9boIIengame,
Sar^nt, Svoili^ unb Gd^eden, b. ^. bunte SaummoH*
ftoffe, unb polten baffir bunte äBoIlftoffe, SUbemmren unb
Sarrenfilber. Spanien braute SBein, feigen , 9{ofinen,
Datteln, Sfig^olj, iDel, ftrapp, Seife, Waifys, Slfen,
SBoHe, Safran, 3i^fi^nf^II^ unb Quedfilber nnb ^olte feine
bunte SBoIIftoffe, Sai^nt unb fieinn)anb; Portugal braute
SBeine, £einn)anb unb dot'illid^f Oberbeutfd^Ianb lieferte
Aupfer, Sta^I, Sifen, SReffing, fieinioanb, ganf, SaumtooIIftoffe,
3iDiebeIfamen, Salpeter, S^iegpuloer, 9i^einn>eine, $amif^e,
jlelfel . Pfannen unb 9lflmberger Aurjoaren. Die loftbarften
SBaren aber f^idte 3talien, namli^ ftammgamftoffe (Aame»
loben), 9lo^fe{be, Silber« unb Solbfäben, Seibenjeuge, 3utDe(en,
Staune, Sc^mefel, 8aum9I, Aanbiamein unb Spejereien. (Benua
^atte bort eine ftänbige Slieberlage oon Sro!aten, Seibenjeugen,
Rapier, SBaib , fpanifd^er aBoIIe. Oel, SaumtooIIe, Sllaun unb
(&oIb. Senebig unb gflorenj brauten Spejerei unb C&eiofir},
ffige 9Beine, Aurjtoaren, Spielfa^en, Srjneien unb 3uder unb trie«
ben aBed^felgefddäfie. Die 92ieberlanbe [elb[t erseugten nur
SBaib, Aropp, Anoblau^, 3tDtebeIn unb Sal5fifd()e. gfranf»
rei^ fanbte Salj, 9Iot« unb SBeigtoein Rapier unb Del, Sng»
lanb SBolle, Stei, 3inn, Sier unb leidste SBollftoffe unb ^olte
CFiemfirje, Selbe unb 9Ifirnberger Aurjoaren, S^ottlanb f^idte
^afenfelle , Staffelte unb SBilb^Sute , Sd^afiooUe unb SRinbs^
^te unb ^olte baffir namentlid^ Slürnberger Auigmaren. 3r«
lanb brai^te S(^af volle, £etnmanb, 9{tnbs^&ute, 9Btlb^aute,
gfifc^. Aamen jur See me^r bie groben SBaren, fo erfolgte
bie 3ufu$r ber foft baren SBaren, loeld^e bie Spanier
— 268 —
Snglanb, 6(^oltIanb, 3^1<^nb, gf^antret^ unb fiombarbien in
Srfigge lauften, ju äBoffei oon )Kugsburg unb Kürnberfl,
fiber A9In obet auf ber K^feflbet Scaunf^metfl ober but^
Surgunb.
Sßeitaus bie »i^tigften (EiniSufet in Stfigge tooren au^
noäf feit 1400 bie $an|en unb es f^abete bes^Ib ben Sei«
giem in ^o^em (Srabe, oIs biefe in fteigenbem SRoge begannen,
i^ren Sebarf in £nglanb 3U beden. Det Stcalfunber
gf riebe oon 1370 ^atte bem ^anferegiment in fiflbed bie
^errfd^aft fiber ben 6 unb unb bie 6unb}3ne oeif^affL Sie
$anfa befag bamit ben Sd^Ififfel jur Dftfee unb jur ^firings*
fif^erei in Schonen. Do^ Üagten bamate f^on bie »eft*
Ii4ien ganfen er^eblid^ Aber bas Heb er gemixt fifibedsunb
ber iDenbifd^en Stabte in ber ^onfa , »eld^e bie 6unb}one unb
bie $Sring9ftf4ierei im 3nt^^^lf< ^^ Dftfee^anfen, oor allem
3>an3ig£(, ausnfi^ten. 9lamentlid^ Ilagten bie gfif^^nbler
oon Xmfterbam unb ^ollanb, bag bie $an{a i^nen oer«
bieten loolle, (Betreibe aus anberen ab $anfeftfibten ausiu*
führen. 6ie traten bes^alb aus ber $anfa aus unb }u DSne«
mar! fiber, fo bag bur^ bie enblofen Streitereien beiber 3>ile
eine june^menbe 6eerSuberei in ber Storb* unb Oftfee
entftanb.
Sieben biefen SerbrSngungsoerfud^en ber Oftfee^anfen ouf bem
Gebiete bes grtf4^onbeIs [teigerte bie fdfton im 14. 3<4r^unbert be»
gonnene gro^geioerblid^e Z^otigteit (Englanbs auf
bem (Bebiete ber SB e b er ei bie Serftimmung soifd^en ben SUeber«
lanben unb ben gonfen. !Die Raufen nfi^ten bie SRöglü^Ieit»
i^ren Sebarf an SBebmaren na<^ Selieben in ben 91ieberlanben
ober in Snglanb ju beden, na^ Kräften in i^rem 3ntere|fe ous.
Seibe Seile mußten fi^ beftreben, bie befte SBare ju liefern,
unb bie ^änbler oon Srfigge oerlangten bes^alb oon ben f fib«
beutfd^en Stäbten, bie i^re (&en)erbeerj|eugni|fe fiber gfi^anl'
fürt unb Aoln na<^ Srfigge oerlauften, ftrengfte Siedet«
li^ieit in Sejug auf fi&nge, Sreite unb Säbensa^I bec
Xfic^er. 9Bie [tets bei june^menbem Angebot ma^te fi^ au^
in biefem ^allt ber Sefd^affen^eitsn^ettbewerb immer
me^ geltenb. Die SHenge mar |o grog, bag nur bur^ befte 9r«
bett no4l 9Ibfa| erjielt »erben ionnte. Seit 1401 lieb bie ^anfa
alle Zfi^er aus §lanbem auf bem bortigen Aomptoir oor bem
— 269 —
Sidoufe befi^tigen unb um jioeifeQafte Qfirmen fentgu^Iten,
burfte nur no^ gegen bat unb ni^t mebt auf Sotg gelauft
Q^erben. 9(u<^ burften bie 6(l^iffe nid^t me^ fo fpSt im Z^^^^
unter Segel ge^n. Snfolge biefer genauen üuffti^t nwr benn
att^ bas f{anbrif<|e (Begebe , txis oon {e^er wegen feiner guten
gffirbung beliebt geoefen »ar, audb n^egen feiner fonftigen (Eigen*
fc^aften in gutem Unfeinen unb be^uptete fid^ nod^ eine 3<it
lang neben ben Stofftapeten unb (Semilben ber Slieber«
länber, i^ren $ferben, i^rem SRinboie^, ibrer Sutter unb
unb ibrem Aife toie i^ren Seefifi^en in gutem Snfe^n.
3)a3u lam »eiter, bag feit 1380 etwa in Srfigge ein neues
oorteil^ftes Serfabren erfunben »urbe, bie gfiringeeinju»
faljen unb in gffiffer einjupSdeln, \o bag feit^er iSbtlii^
oft me^ als 500 6^iffe in Srilgge einliefen, um foldbe ^bdel«
fif^e 3u ^olen unb in alle SBelt ju ffl^ren.
aßeitere gilfe in ber Selampfung ber ftaufleute oon !Dan«
jig unb fiflbed auf bem ruffif^en SRarlte bot ben jtauf'
leuten oon Srfigge einmal Dänemari unb bann bas Staub*
rittertum ber Oft* unb 9lorbfee, bie ^iralenf^iffe ber Sitali*
an er. Diefe verfolgten ben 3®^» ^^^ Sinfubr oon gewerb«
li^en Srjeugniffen aus Snglanb nad^ ^reugen unb IRug«
lanb gu oerbinbern. 6o nabmen 3. S. im 3a^re 1400 bie
Sitalianer ein ^anfaf^iff meg , bas Sarrengolb, Silber*
gelb, SBoIIftoffe unb SBeine oon 9len)*eaftle nadb
$reugen ffi^rte. Seit man an ber Aflfte ber 3nfel (Bot*
lanb, mo es frfi^er bie meiften ^Sringe gegeben ^tte, berart
auf bie griffe ^ineinge^auft baue, bag ber ^äringssug fi^ na(b
ber 3nfel Sd^onen gejogen fyiütf gab es in SBisbp unb auf
ber 3nfel ®otIanb eine 9Renge oerlorener gifcberexiften*
}en, bie fi^ in Serjmeiflung bem 9{auberleben ergaben unb
namentli(^ in gfrieslanb unb bei ben Srüggenern lebbafte
Unterftfi^ng fanben. Sie maren bie grimmigen gfeinbe (Eng*
lanbs unb Danjigs unb ju febem oenoegenen ^anbftrei^e
bereit , fo bog bie ^anfa bie gh^efen jmang , i^nen leine Huf*
na^me me^ ju gemäßen.
d. (Englanb.
ilro^bemftieg aber ber ganbelsoerle^r joif^en (Englanb
unb Danjig immer me^r unbfd^fibigte bie Aölner unb Srfig*
g e n er u>ie bie Oberbeutf(b^n in ^obem (ßrabe. (Englanb
— 270 —
fe^te ft<^ an immer toeiteren ^{fi^en feft^ bie fetter bte
Sifiggener oerfotgt Ratten, namentlif^ befud^ten bie englif(^ett
gifd^^anbler bie ^Sringsm&rlte oon Sd^onen unb
Sergen unb lauften bort ben anberen ^anblem bie Srnie oeg
unb ^einrid^ IV. erteilte dien (EnglSnbern , bie fi^ in ben
$anfe[t&bten, ^reugen, fiieolanb unb Simonen befon*
ben, bos ^rioileg, Sinungen ju bilben unb ftonfuln ju befiel«
len; fie loderten Skiffe, bie nad^ Ktga giengen, unb erzeugten |o
eine fteigenbe ftlage über bie Seerouberei ber Snglfinber in berOftfee,
meil allmälli^ nid^t nur bie Srfiggener, fonbernaud^bie^on*
fen in ber Oftfee felbft ben unmittelbaren ^onbel ber Cng-
länber mit IRuglanb als ferner fd^fibigenb empfanben. Sitter
bef^oerte fic^ bes^Ib $reugen in £onbon namens ber
$anfa bei 5lönig geinrid^ IV. , o^ne inbes einen (Erfolg ju er*
iielen.
60 max es feit bem ^afyct 1400 nid^t nur mit ber
Slfitejeit ber ^anfaftäbte, fonbem aud^ mit berjenigen
gflanberns unb Srabants enbgiltig oorbei; an bie Stelle
ber $anfa traten bie (Engl önb er, oel^e namentlid^ ben €(^iff'
fa^rtsoerle^r mit (5enua unb Senebig oollft&nbig an fid^
riffen, unb an bie Stelle ber belgifd^en unb ber fflbbeutfi^en
3nbuftrie [e^te ft(| bas englijd^e Susfu^rgeverbe im
Sunbe mit bem ^oIIänbif4ien $anbel, inbem Snglanbauf
SInraten ber ja^Irei^en 3uben, bie es bamals beherbergte, bie
Aontinentalftaaten ju gfrei^anbelsoertrfigen beftimmte.
!Der Serle^r fuc^te anbere SRittelimnfte unb fanb einen
foI(^en namentlid^ in bem ^oHänbif4ien ^afenpla^e Vmfter«
bam, ber {ic^ baburd^ 5u einer f eitler ni<!^t gelaunten 9Ra^t«
Itellung ^ob, bag er fid^ ben Srei^anbelsgrunbfS^en ber
(Englfinber ni^t mit Srügge ^rtnfidig oerf^Iog. ®erabe
meifter^aft oerftanb es (Englanb, freilid^ ftets auf ftoften feiner
ein^eimifd^en Qanbmirtfc^aft, burd^ feine ßanbelsoertr&ge
feine unmittelbaren Se}ie|ungen 3u ben oerf^iebenften £finbem
ju ^ben, unb bies ^atte jur Solge, bag ftc^ feit bem 3a^re 1400
ber ^ärings^anbel immer me^r oon Srfigge nad^ Vmfter'
bam 50g. Die ^aringe unb bie Saljf^eiben oonHmfter»
bam begannen biejenigen oon SrOgge in fiieolanb, (Eft^Ianb
unb 9{uglanb ju oerbrfingen, unb ftatt ber Raufen brauten
nunmehr bie Sdjliffe oon SImfterbam Sifen unb Aupfer,
~ 271 -
^anf unb Sflci^s foioie Sau^ol} in fteigenben 9Rengen ju*
rfid m^ ^ollanb» |o bag bort ein fe^i gunfügec 3Rarft }um
Sinfauf biefer Srjeugnilfe entftanb. Sbenfo wie ber gfifc^^anbel
gieng bie SBoIIeniocberei in Srfigge ,wräd, loeil bie W>'
iattn in ber 6tabt ju grog mürben. !ia!l3llxti^t SBeber oer«
liegen Srfigge unb sogen na^ $pern unb Serben, |o bog
balb bie Xü(|er biefer Stfibte me^r gelauft lourben als bie»
ienigen oon Srfigge. Z^ 3<>(^^ 1^01 tarn ein ^onbels-
oertrag jioif^en Snglanb unb grieslanb juftanbe unb
1403 ermorb gollanb in Dänemorf als Danl ffir bie ^ilfe
gegen bie $an[o loi^tige Stei§Qnbetere(^te, fo bag Sflbedfid^
oeronlogt [d^, [trenge ®efe^e gegen ben ^ollänbift^en ^atii'
bei ju erlaffen.
Die (Srunblage bes engßj^en 9uf[^Q)ungs aber bilbete
bas 3uftonbebringfn eines billigen ^anbelsoerle^rs mit
fiombarbien fiber Surgunb. 3m3a^rel404 |^id!teit5nig
$einri<^ IV. oon Snglanb eine ®e[anbtf^aft naif Srfigge mit
bem Sori^Iag, }mifcl^en Snglanb unb Slanbern alle 3onf^ranIen
aufju^eben, o^ne aber bort (Erfolg ju §aben. Dagegen
lom im 3a^re 1407 in 9{nt»erpen in ber X^at ein
englifd^«burgunbif<^er ^anbeUoertrag 5u ftanbe,
bur^ melden bie englifc^en Aaufleute bas Siecht ber joll»
freien Durt^fu^r burd^ alle befeftigten Orte gflanberns
erlangten, beiberfeitig bie Sif^erei in ben bena^barten (&e*
mfiffem freigegeben unb ben ftoufleuten von ^ollanb, See«
lanb unb Italien ber freie Sefuc^ bes englifd^en tDSoII«
[tapels in Calais 5uge[tanben lourbe. Vud^ ane|d^otti|(^en
ftaufleute erhielten oon ^ersog 3o^ann oon Srabant 1407
bas freie ^anbebre^t in Snttoeipen, boc^ blieb baneben Srfigge
in Sflanbem na^ wie oor ber [4|ottif^e $au)>t|tapeIort. 3m
3a^re 1404 ^atte na^ bem Zobe ^erjog $^ilipps bes ftfi^nen
oon SaloiS'Surgunb [ein So^n 3o^ann ber Unerf^rodene
bas $er}ogtum Surgunb übernommen, bas ben ÜRittelpuntt bes
bomaligen abenblänbif^en SBeltoetfe^rs bilbete, unb fein Segner,
ber Sersog £ubn)ig oon Orleans, bas $aupt ber Sourjignons
unb 9rmagna(s, ber bie 9{ei^soertt)eferf(|aft ffir ben roa^n«
finnigen Aonig Aarl VI. oon gfranhei^ fü^tte, mar oon $er}og
So^nn im 3a4re 1407 in $aris ermorbet morben. Seither
mar ber gfrei^anbel fiegreid^ in ben 9lieberlanben. Der eng^
— 272 —
lifi^en Stegierung gelong es mit $flfe Sutgunbs immec me^r,
bur<^ ^onbelsoecttage ben Vbfa^ bei englif^en SrieugnQfe
im Suslonbe ju fidlem. Sber es ritt ft^ babut^ ^^4 ^^ 3"*
lereffe feines ^onbledums unb ber Subenfc^oft immer me|r in
einen ungefunben Snbuftrialismus hinein, ber bie eng«
lifd^e fianboirtf^aft 5U (Brunbe richtete unb fo (Englanb ob^gig
oom Suslonbe, namentlid^ Qon ißr engen unb 9t u glaubt
mod^te, bis fernere innere Aampfe einen Umf^mung ^rbei«
fahrten.
!Den fd^verften 6tanb ^te (Englanbs Qfrei^nbelsl^re gu-
nid^ft in 9lorn)egen. 3>er Serle^r mit ber ^anbe(s^u|rtftttM
Sergen brod^te ber ^Cin]a reid^en (Beminn. Sie $anfen oer«
[d^ifften bort^in i^re aBoIIftoffe, £einioanb, eal}, SBetn,
8ier, ÜRalj, (Betreibe, 6ilber unb itupfer unb polten
bafflc ^elje aller VM, namentlid^ ÜRarber*, Sohth, SSrem.
9BoIfS', ftaftor- unb fiud^s^fiute, Sd^af« unb 3i^S^n*
feile, Sleifd^, Sutter, Zaig, Z^eer, X^ran, öorj, ^e^
Sd^vefelf SRoos, Stodfif^e, fia^fe, namentlid^ aber grobe
SBoIIftoffe als $albfabrifate , bie fie bann appretierten unb
meiter^anbelten. Die ^an]tn roe^rten fid^ bes^Ib er^eblid^ gegen
bie 3ulaffung ber Snglänber in Slonoegen. 1405 oerbot bie
$anfa ben Serfe^r mit Sd^ottlanb, bis biefes fianb Sntft^«
bigung ffir oerurfad^ten Sd^aben geleiftet ^be , fie unterfagte,
englifd^e SB o II t fidler ju bufen ober Sfifd^e aus Ser«
gen na$ Snglanb ju bringen, unb fie }mang gflan*
bern unbSrabant, fi^nlid^e Serbote gegen Snglanb in
Srfigge unb tHntnerpen ju erlaffen. Slls bann bie Sd^ot*
ten benno^ aus Sergen gfif^e na^ (Englanb brauten, |o fd^idte
bie ganfa oon Sergen aus 500 SRann nad^ SBinbfor ^inflber
unb lieg bie betreffenben fd^ottif(^en ftaufleute in bie See mctfen.
Sd^abete biefe Snüoidlung ber englifd^en Snbuftrie in
^o^em (Brabe ber Stellung oon Srügge, fo vor nid^t
minber fd^ablii^ filr bie feit^rige 3ufammenfaffung bes (Brog«
oerle^rs in Srfigge bas (Entfielen ja^Ireit^er neuer Stapel«
prioilegien an anberen Drten, meil biefe ben ^nbel
bejentralifierten. So mürbe }. S. im ^a^re 1409 in ^aris
ber bortigen Aaufleutejunft bas ^rioileg eingerSumt, allen SB ein,
ber unter ber Seinebriide burd^geffi^rt mürbe , eine beftimmte
3eit lang auf]u|alten unb bem alleinigen Kntaufe burd^ bie
— 273 —
3uiiTtsenoff(n audjufe^ert, tf)t bie SBeiterbeförbening ge|iottet
outbe. Dabut^ gieng ber beuffd^en ^onfa ber gtS^te Zeil
i^res {eitler ab Vlonopol betriebenen ^anbeb mit fronjBfi«
f^en 9Beinen toie mit 6al3 unb (Betreibe oerloren.
2>ie $anfen ^tten fett|er bas 6QI3 in S ist 090 ge^t unb
nac^ granltei^ gebraut, mo fie bosfelbe jollfrei einffi^ren
burften, mi^renb bie granjolen eine ^o^e Soljfteuer jaulten, unb
\o lam e«, bag bie ^anfenfd^iffe bidioeiien lebigli^ mit Salloft
naäi Siscoqa fuhren, bort 9Bein unb 60I3 (olten unb mi^
gfranlrei^ unb bem 9lorboften ffi^en, bis Sf^onfreid^ btes im
3a$re 1409 baburd^ unmSglid^ mod^te, bog es ben Äaufleuten
oon $Qris bos ausf^Iiegtid^e IRec^t erteilte, SBein unb Salj
in $aris ju lagern unb loeitersuDeilaufen.
3ttm üetger ber $an|en mehrte fi^ namentlich bie
englifd^e Slusfu^ von SBoIIftoffen na^ !RugIanb unb im
3a^re 1409 lam ber erfte $anb eis vertrag 3n)if4en $reu«
gen unb (Englanb ju ftanbe, ber (Englanb bas 9{e^t ein*
roumte, in X)an3 ig ein ftauf^aus einjuric^ten. Sergebens
Sagte im 3a§re 1411 bie 6tabt 3)an3ig beim ^od^meifter
gegen biefe 9lieberlaffung ; ber Sertrag roar gef^Ioff^n unb
mehrte bie gegenfeitigen Streitereien. SBa^renb bie Raufen
in fionbon Ober bie englifd^e Seerauberei tiagten, bef^tverten
\iä^ bie Snglanber in Sfibed Aber bie oon !Danemart unb
Srfigge begflnftigten 9}italianerf(^iffe unb im 3^9^ 1^11 ^^^
ts in Sergen in Storioegen ju einer grogen Schlägerei jtDi«
jd^en ben Raufen unb Snglanbern. Snglanb Ifinbigte ben
ßonbelsoertrag mit ber $anfa, legte Sef^Iag'auf alle ^anfenfc^iffe,
bis biefe ben 3oH beja^It unb Sntf^abigung fflr bie Sergener
6c^I&gerei geleiftet ^tten , rofi^renb im 3^^^^ l^^^ i^te $anfa
febe 9lieberlage oon englifc^en 9BoII|toffen inSIorogorob
verbot. Da gleid^}eitig ißreugen fi^ immer me^r ben Sng<
ISnbern suneigteunb auc^fiieolanb einen 5<>nbeIsoertrag mit
Snglanb f^Ioftf stürbe ber Streit 5n)i[^en Cnglanb unb ber
^anfa um ben ruffifd^en SRarlt immer [c^Iimmer. Die $anfa
oerbol ben fiteolänbern, ruf|if(^e ftaufleute auf3une|men, bamit
biefe bie englif^en Xfid^er nic^t in 9{ i g a ^olen , unb gf r a n I<
rei d^ erKirte ben ftrieg an Snglanb, bas i^m feinen 9b|at| nac^
Sluglanb immer me^r ftreitig machte.
9t«| bem Siege (Englanbs bei Qjincourt in ber
18
— 274 —
Kormanbie im 3a(re 1416 mürbe ber englanbfveunb'
Ii(|e (Braf Sern^otb 9on Vtmagnoc, bie Seele bes
fiiberalismus , fSr einen gfeinb bes rdmifi^en SBeUjolI-
bunbs erllärt, aber bie (Eroberung Don ^aris bun^ bie
S urgunber im ^a^tt 1418 mo^te biefen Sannfpru^ ju einem
Sd^lQg ins SBofler. Die grronsofen ermorbeten jOHtr ben Ittt^
litenfeinbli^en (Brofen XrmagnaCp aber (Englanb mürbe 5en oon
Sranlrei^ unb be^enf^fe $anb in ^nb mit ben fiombarben
erneut gon) granlrei^. Die Srmorbung bes ^erjogs V^ilipp
ouf ber Srfide oon 3Ronterau bonb bie Surgunber niH^
me^r an Snglonb unb f^Iiegli^ gab Aonig Aorl VI., um
mieber gute Sejie^ungen }u Snglanb 3U er|alten, feine Zo^er
ftat^arina bem englifc^en jtonig jur grau unb erOfiiU i^
3um franjofij^en X^ronerben, inbem er btn Dauphin ftarl VU.
abfegte. 1420 f^Ioffen bie itSnigin Sfabella oon ^oHanb unb
Sranlreic^ ^rieben mit (Englanb unb 1422 befag ber Dauphin
Aarl Vll. nur no^ bie 6tabt Orleans.
e. T>tx 6t€d ber Uberalen ^nbctefitunb|&t^.
gonb in $anb mit granfreid^ unb (Englanb gieng in ber Pflege
biefer frei^anblerifc^en Seftrebungen bas £)rbenslanb $ r e ug en, fo
bag im3<t^^^ 1418 bie ^onfa bem preupd^en Orbenslanb mit
(Stmalt bro^te, o^ne inbes oiel ju enei^n. 3ni 3a^ce
1420 mar ber $anbel mit Aaftilien fflr bie ^nfa fo gutmie
oerloren. Aaftilien errid^tete in Sisfapa ein etapelprioi*
leg unb oerbot allen fremben S^iff^n bie £anbung im übrigen
Spanien. Seither mußten bie Raufen bie fpanif^n (Eqeugntffe
in Sistaqa abholen unb lonnten fie ni<l^t me^r mie feit^ler
beliebig in ganj Spanien auflaufen, fo bag i^re Stöberet er^
li^ notlitt. Sie oerfu^lten jmor, mit (Bemalt Wollt in Spa-
nien ju ^olen f aber bie Spanier f^Iugen fie glinsenb unb
erbeuteten 48 reid^belabene ^anfafd^iffe. 8Cuc^ binter biefem
Sorge^en gegen bie ^anfa ftedte (Englanb, meines fi^
beftrebte, mie fiberall, ben Raufen bas Spiel au^ in
Spanien ju oerberben. Die (Engifinber laperten alle ßanfe-
fd^iffe, bie aus Spanien mit SBoIIe, (Eifen, Sfibfrfii|ten
ober aBein untermegs maren, fo bog bie 3ufu^ oon fBoIle,
bie f eitler in Srugge oft 40,000 Sfidfe Spaniermoüe betragen
^atte, immer me^r in bie $Snbe fpanifd^er girmen fam. Die
^anfen oerkingten bes^Ib , bog bie Stieberlanbe ben Spaniern
— 276 —
bos Stapeltest fo Icmge nehmen, bis fie ben gonfen bie £onb'
ung in Qjfonkn »iebet etlauben; unb in bet X^ot mürbe 1441
bet [panifd^ Stopel in Srfigge loiebet oufge^oben.
Sbenfo glfidlt^ idoi Snglanbmii feinen Sefttebungen in Kug*
lanb. 6Son im ^ofyct 1424 itlann es bort ben SnglSnbem,
loel^ 3)eutf4ilanb in iRuftlonb ob gfteunb (Elinas unb ber
Zartoren (insuftellen mugten , bie ru[ftf<^e Regierung }u 9eran«
loKen, bag fie bos gefamte ßonfelager in Slotogorob mit
Sef^Iag belegte , alle ganfelaufleute gefangen fe^te unb einen
DenSterif^en KuRen am 3:|ore bes beulfd^en Aauf^Kkufeft auf^ngte.
Die $anfa Icoftüt barauf 2ur Strafe alle ruffif^en Sd^iffe in
ber Oftfee unb oecbot allen gremben in £ieoIanb bie (Erlern*
ung ber ruffifd^en Sprad^e, um ben (ollanbifd^'englif^en
6d^Ietd^^bcI nad^ 9{u^Ianb su oerl^inbem, aber oII bies blieb
oergebeuB, obgleid^ ^reubengejmungcn mürbe, ben ^ an bei s*
»ertrag mit (Englanb 3U Ifinbigen unb bie (Einfuhr aller
englif^en SBoIIftoffe ju oerbieten.
ilU^ allein bie CnglSnber unb 6fMnier aber begannen feit
bem 3a^re 1400 bie Sigenfd^iffa^rt, au^ bie 3 tali euer legten
fi4 niK^ me^ ab früher auf bie eigene 9l^eberei. Suger (Benua
unb Senebig richtete im So^re 1425 au^ bie Stabt Slorenj,
na^bem fie ben ßofen fiiuorno angefauft ^tte, einen unmit-
telbaren Saleerenbienft na^ glanbern mie na^ SQrien
unb Xeg9pten ein. Seibe £inien griffen bann ineinanberp fo
bag tiiit Sermeibung feber Sv^fS^n^ni^ ^i^ Florentiner ben
Vustaufc^ von inbifc^en Spejereien unb ^eimifd^er Seibe
gegen 9lieberlinber aSoIIftoffe felbflftfinbig beforgten. !Dle
®runblage biefer ganjen groggemerblid^en ^onbebentmidlung im
ariittelmeer bilbeie ber Slo^ftoffüberflug im 9lorben.
Seit bem 3#€ 1400 |enf(|te in ^ reuten, $oIen unb
Sluglanb ein ungeheurer Heber flug an Setreibe unb
SB olle. 3m Sa^re 1408 3. SB. lagen bie (Setreibelager^fiufer
be0 beutfd^en Orbens berart ooll mit Srolfrud^t unb S^afmolle,
bag bie Regierung nid^t me^r mu^U , mos fie bamit anfangen
folite, obglei^ fie bie (Betreibe* unb 9BoIIaudfu^r iebermann oSIIig
freigab. 3n Unmaffen manberte biefes (Betreibe bes^alb um
Spottpreife na^ (Engl an b unb unteme^menbe ^önbler f(^idten
g'anje gbtten 3um ttb^olen ber oon i^nen erlauften ^^ij/it noc^
ben £>ftf ee^en (erfiber, fo Dag bie englif<^en£anbu)irte Uuf*
18*
— 276 —
ftfinbe enegfen , mtil \lt bei ben gebtfidten Sfntd^fiiieifeii i^
3infen ntd^t me^c bejo^Ien loitnten. Der 9{ei<^tuin bes Seutf^
orbens wox bamals unter bem Orbeitsmeifter ftonrob oon Sungtngen
[o grog, bag bos prunloone Silber gerfit unb bie (Saftereien
ber Orbensritierfc^oft meit unb breit gerfl^t »urben.
SBor fo ^reugen immer me^r bem gf'^i^^^nbel ent«
gegengetrieben, oeil beffen Regierung, (Broggrunbbeji^ertttm unb
Orbensrittetfd^aft bur^ ben tlbfa^ oon Srotfru^t mit
S n g I a n b grogen ^^en oon bem englif4ien ^anbeboertnige
ge^bt Ratten, fo trat es 1434 ebenfalls ber ganfa
bei, meil es ffipe, bag i^m bie feit^erige preisgäbe ber
geoerbetreibenben ^^^nfeftSbte me^r 6(^ben brad^te, ob ber
Serfebr mit (Englanb nfi^te. ^reugen fud^te, bur^ (Befanbte
bie Streitigletten ber $onfa mit S^^^ben, Korioegen,
Dfinemarl, (Englanb unb ben Stieberlanben )tt oer«
mittein, unb Abnig ^einri^ VI. beftStigte barauf^in erneut
bie englif^en ^anfeprioilegien, meigette fid^ aber entf^ieben,
Sd^abenerfo^ ffir bie feit^erigen englif(|en Aapereien gu leiften,
vorauf ber ^od^meifter alle Sngifinber aus ^reu^en
ausmies. 60 gieng ber Streit aufs neue los. tllsbalb
fiberfiel 1435 eine Vnja^I englift^er ftopeijd^iffe einige
liolfinbif^e Sd^iffe, meiere nad^ SBeften fu^en, im 9ligaer
Sufen unb ffi^tte beren 99Baren nac^ (Englanb. C^nfo
mad^ten es bie (Englönber ben preugifi^en Skiffen, bie
nad^ ^xanlxtxii fuhren, bis auf bie Alage ber ganfa in Co«
lais bei Aönig 5einri(b VI. (Englonb eine Selbentfd^bigung
bewilligte, bie aber nid^t bejoblt würbe, fo bog 1437 ber offene 8 ru^
ber $anfa mit (Englanb erfolgte. (Englanb ^ob (ofort bie
^anfeprioilegien auf unb $reugen, Hamburg, fifibed unb
Dan 3 ig mußten fro^ fein, einen Sergleid^ ju eqielen, bun^
ben Snglanb bie ^anfoprioilegien nod^mals beftfitigte gegen bas
8frei^anbelsred^t für (Englanb in berOftfee. Muf (Brunb biefes
Sertrags Ilagte bann Cnglanb 1440 erneut bei ^reugen Aber
oertragsmibrige 3oIIe in Stettin unb Dansig.
3n o^nlid^er SBeife mie im Serle^r mit CEnglonb
gieng es ^reugen im Serle^r mit $oIen; aud^ ^itt
fiegte ber fi i b e r a I i s m u s. 3m 3abre 1435 f^Iog ^u«
gen einen ^anbe Iso e rtrag mit $oIen ab, toel^
bie (Einführung ^b^rer ober neuer 3onfa||e auf 12 3aire
j
— 277 -
oerbot unb bie oicdtige Se|timmung enthielt, bag bei 3<>II'
unteif^Iagungen ni^t me^r ber Serfenber, fonbern ber
Su^rmanti ju ftrofen iDor. 8h bonn ^reugen bolb borauf
einen ^funbjoll, b. ^. eine llmfo|{teuer auf ode in ^leugen
abge[^Io|fene (Srog^anbeMSufe unb Seriaufe oon gftembeni
einf&^rte, Deima^rten [i^ $oIen unb Danjig gegen biefe
Steuerung ob bem ^onbeboertrage oon 1435 iumiberloufenb.
SBS^renb bie norbBftli^n fianber [i^ au^ g e m e t b l i d^
leb^ft entmidelten p iteltte {i^ int geu)erberei^en 9Iorb»
xoeften (Europas bie SRad^t bee ^erjoglums Surgunb mit
feiner ^auptitabt Slntmerpen oöllig in ben Sorbergrunb
bes 9erle^r9ireiben0 unb oerbrongie Srfigge oollenbs g&n}*
Ii<^. 3m 3a^re 1420 laufte bas ^erjogtum bie Stabt
Slamur, 1430 erbte es ganj Srabant unb £im«
bürg, 1436 na^m es ber C&räfin 3<dobäa oon ^ollanb—
Srabant gan] ^ollanb, Seelanb unb ^ennegau ab unb
1443 enoarb es bie (groff^aft £usemburg. Die Sinoo^ner
fügten fi<| gerne, waren bo^ bie Aaufleute oon Sntmerpen i^re
beften Slbne^mer. Den Stfl^unlt biefer Sntvidlung %(ntQ>er>
pens bilbete [eine Serbinbung mit ber porlugiefif^en ^auptftabt
£i|fabon. Die SBeber oon Slntverpen polten bort bie 6 (^af*
molle für i^e (Erjeugniffe unb ben A5nigen oon Portugal lag
alles baran, biefes Ser|ialtnis ju er^Iten. Dies Ser^filtnis
fonb feinen Kusbrud in ber Sermä^Iung bes Sierjogs ^^ilipp
oon Surgunb mit ber Su^i^in 3l<^^^na oon Portugal im 3a^re
1430. ^ersog V^ilipp {tiftete sur Seier bie|er Sermä^Iung mit
ber ^ortugiefin ben Örben oom goIbenenSIieg als Sinn*
bilb bes (Solbs, bas bie S^afwoIIe Portugals in Slanbem
unb Srabant ^olte.
6o war es lein SQSunber, menn um bas Z^^i 1448
bas ^erjogtum Surgunb eine [old^e äRenge ge»eibef(ei|}iger
6tobte {ö^Ite, bag fein SRei^tum fpri(|Q>örtIi(^ wuxbt unb fein
ritterlicher ^of als ber glansenbfte in Suropa galt. Z^ 3a^re
1435 mugte Sranlrei^ burd^ ben Sfrieben oon SIrras auf
ben Sefi^ oon Surgunb oerji^ten unb bas £anb an ber 6a'
one an bas ^erjogtum abtreten. Aonig Aarl Vll. orbnete bie
(Belboer^Itniffe granlreid^s mit $ilfe bes jäbif^en Sinans»
manns 3<tIob Coeur (^erj) in Sourges unb enbete ben
Vufftanb ber$raguerie baburd^, bog er aus bem orbeitslofen
— 278 —
(Befinbel oon geioerMi^en Vrbettern, büs im fianbe fte^Ienb
^tuntjog, ein fte^enbes geer bilbele. Aoum nmt febo^
fein 6o^n fiubioig XL Salois int 3o^e 1440 auf ben X^ron
gefommen, [o loucbe mit biefen iubenfreunbli<^en SrunbfS^en
oiebet gebrochen. itSnig SubtDig XI. trat auf bie Seite bei
^taguere fiber unb (teilte fid^ unter Slnle^nung an bie ®elb-
mittel bei lombarbif^en (ßro^ttnan] on bie Splint ber
(Sroggrunbbefi^etpartei. 6^on im 3a^e 1442 ffl^rte er als
itronpiinj Ariege gegen Snglanb unb bie Sd^vei] unb
im Z^tt 1444 mar Sf^anfrei^ fflr (Englanb enbgiltig oerloren.
Smmer eifriger aber ftrebte man feit^er im ffiblid^en gfranbeic^
mie in ben 9lieberlanben, benSBeg ntt(ii bem Sd^mar} en SReere
unb ben itornlammern Silbruglanbs freijulegen, ba es in
9Befteuropa in june^menbem SRage an (Betreibe ju fehlen b^
gann. Sis^r ^tte Genua [id^ ab alleinigen Sogt im G^vm>
jen SReere betrad()tet unb es oerma^rte fii^ bes^alb leb^ bei
ber burgunbi|(|en 9{egierung, als im Z^xt 1443 eine (ol*
lanbifd^e gflotte bas Sil^mat^e SReer oon ben tfirlif^en
Kaubfd^iffen gu reinigen unb ben 9Beg no^ Obef fa freizulegen
begann. Slber bie ^ollfinber fa^n, bog i^nen ber SBeg
burd^ bie 0|t[ee au teuer fei unb ju oiel Opfer oerurfac^,
unb liegen fid^ nid^t abtreiben. 3^ me^r auf biefe SBeije
bas (Betreibe ber S ospor usISnber eine 9?one
in ben 9tieber(anben ju fpieten begann, um fo me^r fanlen
freiließ bie gfruc^lpreife in Oftelbien unb es mar namentlii^
ber $anbel oon SDanjig , ber barunter er^bli(|| ju leiben ^e.
(Energifd^ oerlangte bes^alb im Sa^re 1440 bie 6tabt Danjig oon
$ reu ge n bie Slbfd^affung ber gftembenumfa|f teuer, bes $ f u nb*
jolls. Die Dansiger jtaufmannfd^aft proteftierte bagegen, bog
bie preugif^ie 9legierung felbft 3ii'if4^n^nbel unb Kaufmann*
f^ft treibe, inbem fie ben (Einmo^nem oerbiete, i^r betreibe auf
bie SRärfte oon ^Canjig u.f.m. }u ffi^ren unb allen fremben ^finblem
ben Rauf unb Serfauf auf ben SRfirlten unb auf bem platten
£onbe geftalte , ber bo^ ein ^rioileg ber ein^imifd^en Haufleute
|ei. Die Alage blieb inbes- erfolglos; bie Orbensregierung er-
nerte, ber ^funbjoll miberftreite in leiner SBeife ben $rioiIe-
gien ber preugifd^en Stfibte unb ber (Betreibesmif^n^anbel ber
preugifdden 9legterung fei e^er geringer als me^r gegenflber frO^en
3Q^en. Daraufhin [d^Ioffen im Sa^re 1441 bie 6tibte Don«
— 279 —
}ig, ftönigftbetdf Z^oxn unb SIbing einen 9unb gegen
^reugen unb oerbfinbeten [i^ mit $oIen unb ^ollanb,
bds inbes im Z^ 1^1 i>^n preugif^en ^funbjoll im Ser«
glei<|e {u ftopen^ogen onerlannte.
^oHonb Qerfianb es flber^upt gerabeju meifter^ft, qu0
bem ftriege ber ^anfo mit Spanien im 3^^^ l^^l
rei4Ii<^en 9ltt^en ju gie^n. S0 [teilte fi^ auf bie Seite ber
Spanier unb feine jtaperf^iffe normen in ber Sucbt oon
Sislafa 23 Danjiger Skiffe toeg, fo bafi bie !Dansifler
nail^geben mußten unb bie glotte Seelanbs f eitler alle
SReere be^^te. Diefe Slieberlage Danaigs jmang bie
Slabt im 3<k^^^ 1^44 Sum Hbfd^Iug eines ^anbeU«
Vertrags mit $oIIanb, ber ben ftauf (euten oonSlmfterbam
au^ ben vicbtigen $afen von Danjig jum Sinfaufe unb Ser>
laufe eröffnete. Der le^te fefte $ort, ber na(^ biefer Sertreib«
ung ber ^anjeaten aus 9luglanb unb Spanien no^ bem ^an[if(^en
^anbel blieb, mar bie Stabt Sergen in 9tormegen mo ben
^anfelaufleuten im 3a|re 1444 uon ber bfinif^en 9legierung
geftattet nmrbe, [ic^ bauemb nieberjulaffen, n>fi|renb [ie [eitber
oä^enb bes SBinters ^tten (eimfe^ren mfiffen. Sud^ biefe
gfteube bauerie inbeffen ni^t longe, benn f<^on im 3^^^^ 1^^^
lam es in Sergen ju einem heftigen Streit jmif^en bem $anfe*
lomptoir unb bem bSnifd^en Souuerneur , bei bem bie Raufen
ben (Bouoemeur, ben Sif^of unb 60 Dönen erf^Iugen. (Es mar
ein a^nli^er (Bemaltaft, mie ibn bie englif4ien ^aufleute
glei^jeitig in 3$Ianb ausflbten, um i|re bebro^te Stellung }u
magren, unb beibe Semalit^aten mad^ten bie SteHung ber be>
treffenben ilaufleute ber bänif^en 9?egierung gegenüber immer
unjialtbarer.
Den regen Serle|r Surgunbs fiebt man aus ber im
3a^re 1446 ffir bie Stabt Dorbre(^t erla|fenen burgunbifd^en
Stapelorbnung. Diefelbe gieng ba^in, alle auf ber 9Rer»
mebe unb bem fied anlommenben Schiffe mit (Bet reibe,
^filfenfräc^ten, ^opfen, SBein, Salj, $ol3,AobIen,
Jtalf, SRfi^Ilteinen.Sc^meljtiegelnaber Da^f<^inbeln
foltten ben Stapel ^Iten. 9lur bas $0!} ffir bie (Beiftlid^en oon
Dorbre^t mar frei unb alle^ollänber unb SeelSnber
Skiffe, bie auf ber $|fel meiterf u^ren , {0 meit [ie lein Salj
außer fianbs fahrten, (onbem eigene (Bfiter auf ber SR aas
— 280 —
bro^ten. Vbti aud^ biefe 64iffe mußten ben Stopel polten,
fobalb fie frembe Hütte ffi^en.
3n Snglanb ffi^ite unterbeffen bec Uebergong iuni
®to6gen>erbe|taat gu einer fteigenben Aufregung ber £ a n b «
beoöKerung. !Det Aaibinal oon SB i n ^ e [t e r , bet
Vertreter Snglanbs auf bem itongil S^ ftonflanj
im 3<^(c^ 1415 p lotte als Sormunb bes minberiä^rigen
Adnig« geittri^ VI. fianca|tet oott ber roten Stofe Stieben
mit Stanlrei(^ gemacht unb burd^ 93erma^Iung bes Aonigs
mit SRargarete oon SI n i o u , ber Zoster bes SBelfenlonigs
IRenatus oon Sicilien, Sleapel unb fiot^ringen, bie Sin-
Iprfii^e bes Kaufes Union auf bie Sogtei im aRiitelmeerfflr
(Eng I an b gu erwerben gefu(^t. Die inneren Aämpfe , bie in
Cnglanb ausbra^en» ^inberten inbeffen bie Slu»f Sprung biefer
»eitge^enben $Ione. Unter S&^rung eines Urlaubers rädten
bie Slngelfad^fen oon Aent gegen bie 6tabt£onbon
oor unb in 30ia|rigem ftampfe befe^bete bie neige Xofe unter
bem ^ergog oon $orI bie 9lormannen^errf<j^aft in
Snglanb unb bra<^te ben Sderbau unb ben Aonleroatismus
lieber gur (Bettung. 3m 3a^re 1446 f^Iog febo^i bie rote
9{o|e unter Aonig^einri^ VI. einen neuen ^anbeUoertrag
mit ben Stabten (&ent unb $pern [ooie mit SI<Knbern
unb Trabant p nad^ bem gang Snglanb famt S^Ianb
unb CEalais [oioie gang gflanbern unb Srabant ein
ein^eitlit^es grei^anbelsgebiet bilben follten. Den
beiberfeitigen ^inter[a|fen lourbe in allen ^afen ber freie Jlauf
unb Serlauf [ooie bie freie 9if<^erei in ben beiberfeitigen (6t*
sDoffern guge[tanben unb nur ber Serle^r mit Sd^iegmaffen
unb6d^iegpuIoer n)urbe oon bem freien SRarlte ausgef d^Io|f en.
So trieben bie |errf^enben (&runb[a^e ber roten Koje, bes
liberalen 9lormannentums , gang 3Be[teuropa immer raf<^r bem
grei^nbel in bie SIrme. 3m 3a^re 1447 befag aUein bie
Stobt gloreng 7 64|iffa^rtslinien unter consnles maris, bar*
unter oor oHem bie fiinie £ioorno'6IU9S-6arbtDi(^*
Sout^ampton» loel^e einen regelmäßigen $o|tbien{t oermittel*
ten unb beren (Saleeren an beftimmten Scalen ober $afenplä|en
regelmogig anliefen. (Englanb [teilte auf Stootsloften oon (£a«
lais bis (Breoelingen eine geplafterte ^^^^itrage ^r, um
bie engli[(^en aSarenballen oon (Calais bequem na^Sflanbern
— 281 —
mb Sraboni )u V^tn, iDS^enb Surgunb ffic bequeme
Verbergen für bie engliMien Aaufleute in Slanbetn, S rabant
ttnb SR e 4 ein forgte, bomit ber gegenfettige Seriell ein
re^t teget nmrbe. Diefe leb^fte Serie^rsentvidlung freute
in ^^m (Brabe bie großen ^finblec in £ o n b o n , ooi
ollem bie 5 ^ n f a I a u f l e u t e, bagegen nHiren booon wenig
eibout bie so^Irei^en SBebeceibefi^ec inben 9lieber«
lonben. ^m 3a9re 1448 entfianb bes^alb in 6 1 u 9 s , bem
^ofen oon S r fl g g e, ein groger SBeberaufftanb, ab
einige (Brog^nbler aus ben ^anfeftäbten eine groge Partie
SBoIIftoffe englif^er ^erlunft auf ben SRarlt toarfen,
\o ba| ben belgif^n SBebern i^r Srjeugnis liegen blieb. 40
^nfeotifi^e ^Snbler mürben er|4|Iagen unb bie Aufregung mar
eine berartige, bag bie Regierung oonSrabant infiflbed
bas bringenbe Srfuc^en ftellte, ben Sertrieb englif<^er SBoIIfloffe
ben ^anfefaufleuten ju verbieten. !Die Regierung in fifibed lam
benn auc^ biefem SBunf^e na^, morouf aber Snglanb fof ort allen
feinen ^interfaffen ben Sertrieb oon (Ei^eugniflen nieberlänb«
i filier ^erlunft bei ^o^er Strafe unterfagte. Da bie ^anfe«
laufleute auf biefe SBeife vie imif(^en jioei aRu^Ifteinen einer«
feits oon ben Snglänbem , anbererfetts oon ben SlieberlSnbem
gerieben lourben^ jogen fie f^Iiebltiii oor, lieber auf ia» (Bef^iaft
in S r fl g g e 3u oerjii^ten. Sie boben t^r (Eomptoir in Srfigge
auf unb oerlegten i^ren Stopel für SBebmaren no^ 9 n t«
0 e r p e n unb i^ren Stapel für ^ 0 t a f (^ e, X ^ e r, $ol3
unb $e^ na4 SRibbelburg, mie fie oud^ in Utre^t eine
Sioeignieberlaffung grfinbeten.
3m3a^rel448 nahmen bie Danjiger 70(oIIänbif<^e
S^iff^ v^8> mu|)ten fie aber lieber freigeben, ^reugen flagte
bes^alb beim Slet^e gegen bie 61abt 3)an}ig unb bie Stabt
fiel in bie 9lei4sad^t, bis ein 93erglei(^ ba^in juftanbe iom, bag
^ollanb ben IDonjiger 3^11 3» sohlen oerfprad^ unier ber 8e«
bingung, bog bie ^oll&nber Sd^iffe in $reugen bauen unb
im Slrtus^ofe in Danjig einlaufen burften. Un«
terbeffen bra^i im 3a(re 1452 jiotfd^en 2) a n e m a r I
unb 6<l^meben ber (Erbfolgelrieg aus. Aonig
(E^riftian oon Dänemarl^OIbenburg fiel in Sc^veben ein^unb
oertrieb ben ®egen{3nig Aarl, bes Aanut 6o^n, na<^ bem
f^mebenfreunblii^en Danjig, 100 fid^ ber ftrieg auf beutf(^em
— 282 —
Soben feit bem 3a^re 1453 als ftrieg ber preuf|if^en 6taMe
Sanjig u.f.to. unb dolens gegen bos preugifd^e Orbeiu«
regiment In SRorienbutg fortfe^ie unb ben ^anfe^bel ool«
lenbs oemii^tete. Unter gfü^ning Danjigs traten bte StSbte
Oftpreugens itnb fiteolonbs aus ber ^m\a oon fifibed
aus, um no(^ nie oor unge^inbert bas polnifd^e Cßetreibe
nadb Snglanb ffl^ren unb englif^e aBoIIitoffe baffimo^
Deutf^Ianb unb $oIen vertreiben ju fBnnen. 9tur Jtontgsberg
unb einige lieolfinbifd^e Stöbte biteben ^reugen, 9luf|«
lanb unb ber ^anfa treu, toS^renb Donaig im 3a^ 1462
erneut feinen Sustritt aus ber ^anfa feftftellte unb allen 6^if*
fen ber $anfa bie Qfa^rt na^ Kiga, Sernau unb 9RemeI
n>e^rte, weil es ben ^anbelsoertrag uon 1435 ni^t aneriennen
tDoIIte, nie au(^ $oIIanb bem preugifcl^en Orben ben
^funbjoll in 9{tga oertoeigerte, fo bag ber preugif^n 9tegier«
ung nichts fibrig blieb, oIs ben SBad^s* unb ben^feffergoll
gegen 3 $funb Pfeffer ia^rli<|e fie^ensgebfl|r an bie 6tabt«
gemeinbe iRiga abjutreten. Drei Dan 5 ig er Ariegsf<^iffe
oel^e fiieolanb bie 3ufu^r abf4ineiben follten, na^en tro^
bes äBtberftanbs ber bSnifc^en, preugif^en unb ^anfi>
f^en gflotte eine SRei^e oon Skiffen aus $oIIanb, Dane*
marl, Sommern unb fifibed »eg, meldte oerfud^t ^en,
ben Stapel ju Dans ig ju umfahren unb unmittelbar über
^illau unb SDlemel nod^ 9{iga ju fegein, unb jvangen fo
alle Skiffe, ben Stapel in Donjig ju (alten, uras namentli^
ben Aaufleuten oon Smfterbam f (beeren Sd^aben braute.
(Slet^seilig erf ärien D a n 3 i g unb bie anberen preugifd^n @t&bte
ben Arieg an ip reuten unb ftellten fi<| unter bie Sogtei
dolens, bas barauf^in fofort biefen StSbten als polnifd^n
^interfaffen bie gfrembenumfa^fteuer ober ben^funbgoU in
ganj $oIen, ^ommerellen unb im 6unbe erlieg unb
i^nen bas freie Stieberlage« unb ^anbelsre^t in allen polnifil^n
Stabten einräumte, üu^ bie Stabt X^orn erhielt sum Danf
ffir i^ren Uebertritt in bie polnifc^e Sogtei bas Stapelret^t
für alle gu fianbe burd^gef Otiten 9Baren, fo bog^reugen
tro^ ber $ilfe DSnemarls gegen bie oereinigten Dan*
giger, $oIen unb ^ollfinber einen f^n^eren 6tanb ^te.
3m 3<^l)re 1457 n^urbe fobann oon ber poInif<^n 9legier<
ung ber Stabt Danjig bas Cberfommanbo jur
- 283 —
See im ftriege gegen ^reugen unb bie ^anfa fiberttagen
unb beut Stabtrote 9on 2)an}ig bos Privileg oerlie^ti , bag
HitfHg fein Slfiinberger, fiombarbe, Sngltnber, 5oI«
lanber, gfl^nbret ober 3ube me^t o|ne Sriaubnis bes 9tai»
foTIte 5<^nbel in 2>Qn}ig treiben bficfen.
2>ie|e SoIIm(u|l »utbe benn ou^ oon Donjtg fofort
ausgenfi^t» vorauf bie fiflbeder aber mit (Beioolt ant«
iDorteten. Sfibed lieg alle Sanjiger 6$tffe, wtldft es in
$ 0 n a n b ober untermeg$ finben lonnte , aufbringen unb
macbte mit (BeoMlt bie Oftfee bis SRemel unb itonigs*
berg unb bas ^aff frei unb in Aönigsberg, mo bamob ber
preugif^e Orbensmeifter refibierte, würben olle bort befinblt<^en
X)an}iger tolgef dalagen , n>eil fie ben Aaufleuten oon £flbed
unb 9liga ni<^t geftotten wollten , ganbel na$ 9{eoaI unb in
ber Oftfee 3U treiben, o^ne ben ^ofenftapel in Donjig ju ^h
ten. Die 6tabt 9liga bemfi|te fi^ nad^ ftrSften, bie guten
Seiie^ungen jmifi^en £fibed ttnb9luglanb]u er^Iten; fle
gab ben Aaufleuten ber $anfa ben guten 9lat, bo4 fa bei ber
Sinfu^ oon SBoIItfi^ern ober bei ber ^usfu^r oon ^lai)s
feine unreblic^en $anblungen me^r ju begeben, unb war erb5tig,
oS^enb bes Ariegs jwlf^en S^mthtn unb Donemarl bie
@eepoIi]ei in ber Oftfee gu fibeme^men, loenn man i^r ben
genauen S^b^It ber ruffifd^en ^anbelsoertrSge mit £ü«
bed unb aBisb9 mitteife.
3n Brfigge ^üt unterbeffen ber Sbjug ber $anfea>
ten eine fd^Iimme Sage gef<|affen ; ber ^anbel unb bas ®e>
loerbe lagen obllig bamieber , ba felbft eine 9{eife bes ^erjogs
von Surgunb unb oon tibgefanbten ber oler flanbrif^en $aupt-
pU^e auf ben ^anfetog na^ fifibed feine Vienberung ^atte^er«
beiffi^en Ibnnen. Srft im 3a(re 1457 gelang es ben Srfig*
genern , bie Raufen ]ur 9lfidfe^r mäf glanbern ju oeranlaffen,
na^bem i^nen bie flonbrif^e Stegierung bie eigene® er id^ts*
barfeit gugefagt ^atte. 3^ gfei<|en3a^re 1457 oereinigte bie
Union oonilalmarbiebrei9leid^oon@<^n)eben,92ormegen
unb Dinemarl unter einem Scepter unb fil^affte mieberfrieb'
liiere Ser^Itniffe in ber 9lorb« unb Oftfee. 3)abur^ erhielt benn
ottcl^ bie Stellung Srfigges erneut eine er^eblt^e ilr&fiigung
unb es QKiren in ber X^t no(^ bis gum 3abre 1487 bie Aouf«
bute ber 6tSbte Srflgge unb Hamburg, wtl^t bie Xages*
— 284 —
ptt\\t in S 0 n b 0 n matten. !Die flotte Surgunbs toac im
3a^re 1467 fo mad^tig , bag fte bie oereinigten grlotten 9oii
Snglanb unb ^xanUtiäi an Sd^iffsso^I flbertraf.
6o iDutben bie $ a n [ e o t e n immer m^t aus i^en Gebieten oer»
brängt. i>\t neue ^onbebgefellf^oft ber 36la nbf a^rer, bie 1458
entftonb, arbeitete in erfter fiinie mit eng li feiern (Selbe. 3slanb
[tanb unter einem bfinif(^en fianboogt unb bie bSnifc^e Regier-
ung »ar menig geneigt, ben bortigen Sfif^soII berart ^ob«
gufe^en, mie es bie englifd^en ^finbler mflnf^ten. (Es bm bes«
^aI6 ju einem Sufftanb, bei bem ber fianboogt erf^Iogen nmrbe.
DSnemarl bef^Iagna^mte barauf^in oier englif<^e Äauffo^rer, bie
aus $ reu gen na^ Sonbon (eimfu^ren, im Sunbe; bie
(Englänber f^oben aber bie 6i^ulb auf bie ^anfataufleute,
meiere bie Ga^e veranlagt galten, liegen ben ^an|i|^n Sial«
(of in fionbon militSrif^ befe^en, befc^Iagna^mten alle bort
befinblid^en beutfd^en (Sfiter unb liegen bie beutf^en ilaufleute er«
ofirgen. £ubed vurbe ber Arieg etllftrt unb ber 6tal«
H ber etabtftoln übergeben, ber alten Nebenbuhlerin fiflbeds.
aSa^rfc^einlid^ Ratten bie jtolner bie englif(be 9{egierung gegen
bie fifibeder aufgebest unb Ratten fo mitgeholfen, bie $rioiIegten
ber ^anfa allmSbli^ in bie ^anbe ber englif^en Stapelgejeüfcbaft ju
bringen, bie 1458 bereits ber negierung einen 3on oon 68000
ißfunb Sterling, ablieferte. Die 9{egierung ftönig (Ebuarbs IV.
(1461) mar gerne bereit, bte[e (Einnahmen 3u Seamtenge^I'
tem 3u oenoenben, menn au4l ber englif<be SBoptanb babei ]u
(Brunbe gieng, meil bie Stapler ben einbeimifc^en (Beoerbetrei*
benben ben mertoollen 9{o^|toff gum £anbe hinausführten.
(Erft im 3a§re 1462 beftatigte Abnig (Ebuarb IV. erneut bie
$an|epriDt(egien, als SRargarete oon Hnjou« fiamafter oor bem
C&rafen oon SBarmid flfii^ten mugte unb $einri<^ VI na^
bem Xbrone [trebte. Der Aampf ber ringeln unD Stormonnen
entbrannte heftiger als je unb 1469 nabm ber (Braf oon SBanoid
bie Stobt Calais ein unb na^m im Sunbe mit bem 9Iei<b9'
oifar oon 3rlanb , bem ^^rjog oon $orI, ben Abnig gefangeut
um ber meigen 9{ofe jur $cnf(baft 5U (felfen, mürbe aber ge*
fangen unb trat 1470 }ur roten 9{ofe unb $einri(^ VI. fiber.
Der ^erjog oon ^j)otI eroberte inbes mit ßilfe Surgunbs
1471 erneut bie Stobt fionbon , no^m ben Aönig ^inrii^ VL
gefangen unb ^If ber meigen 9{oge mieber gum Siege. Diefcs
— 285 —
ftrieg (rad^te bem $anfe^bel ferneren @^ben. Die Slfidgabe
ber ^onfepttoilcgien Derj&gerte \x^, fo bag 1470 bie $onfa olle
englifi^en SrseugniFfe aus ben $ati[eftabten ou$f(^Iog. 9Is Jt5In
^tegegeit ^roteft er^ob, mürbe es ausgefd^Ioffen unb im Sunbe
tntt ber roten 9lofe bem A5nig (Ebuarb IV . ber 5trieg erflfirt.
Die fifibeder ontoorteten ouf bie etiglif^e jbriegsertlfirung im
3a^re 1467 fofort mit einem Serbot alles ^anbelsoerle^rs mit
Snglonb unb fperrten ben englif^en 6d^iffen bie Cftfee.
3m Z^^^ 1471 iDor eine 9us{9^nung ber ^anfa mit
Srfigg.e etfolgt, nac^ ber alle ^anfegfiter, bie fflr bie Stieb er*
lonbe unb Oberbeutfd^Ianb beftimmt toaren, lünftig loieber
nod^ Srfigge auf ben Stapel ju bringen unb in Hamburg
unb @Iu9S bei Srfigge jeberseit Ariegsf4|tffe beteitsuftellen
umren, um bos (Beleii gegen bie englif^en Kaubfc^iffe
3U |i^m. Xro^bem geriet im 3a^re 1472 ein £fibeder
®e(^axiber, bos flanbrif(|e Skiffe geleitet fyiiit, in bie ßinbe ber
Cnglänber, oas bie $anfo oeranlagte, mit einigen gfa^jeugen aus
Hamburg, Bremen unb Danjig in Snglanb eine £anbung
gu bemerfftelligen unb bie Afifte }u oermflften, benen es gelang,
bas groge 6<^iff 6t. X^omas ben pra^Ienben SngISnbem oeg«
)une^men. Ws bann einige Aaufleute aus Sflorenj in
Srfigge ein S^iff unter burgunbif^er gflagge mit eng«
lif^er SBore abgeben liegen, normen bie Danjiger biefes
S^iff loeg , oes^Ib bie Florentiner im Sunbe mit ben Sur-
gunbem fiber ben Sru^ bes Solferre^ts Ilagten. Wie bie[e
SorgSnge ^tten inbes nur ben Srfolg , bag fic^ ber Seile^r
Snglanbs mit ^ollanb gans er^blii^ mehrte, obglei^ bie
^ a n f a feben ^anbelsoerle^r mit ^ollanb 1472 oerbot. 3m
3a^re 1472 u^urbe ben ftaufleuten oon Dom bürg in See«
lanb ber freie Sinlauf in allen j^Sfen Snglanbs unb 3^"
lanbs geftottet, nur bie Stopetoaren 3inn, 8(ei, aBoIIeunb
£eber burften nur in Calais eingelauft »erben. D8ne«
marl ^ite j^on 1469 ben $anbel mit $ o 11 an b oerboten.
Sd^on bet oerberblic^e 5trieg 3n)if(|en Sd^ uneben unb
Dfinemarl um ben Se(i^ oon Sieolanb unb Sft^«
lanb im ^cifyct 1469 ^atie benSerfebr ber ^anfen mit9lomg'o«
rob in bo^em (Brabe geftSrt, fo bog man in £fibed oorjog, bas
^nfelomptoir in 9Iomgorob oorfiberge^enb aufjubeben. 911$
bonn oollenbs 1471 Slonigorob in ruffif^e Sogtei geriet,
- 286 ~-
oecbot bie $anfa 1476 olten i^en Jtoufleuten , Iflnftig no4
aSBacen auf Sotg m^ Sluglanb }u fenben, (&flter aus fitfo«
lanb ouifrjufa^ren ober ungeftempelte Zfi(^r no^ SRosIou
3u oeriQufen. Diefe unfieflempelten Xfld^ ftommten metfi ans
Snglanb. Die $an[elauf(eute f^fdten SRaftoie^ unb 6e«
treibe na<| Snalonb unb ^Iten baffir englif^ Xfi^er, bie
fie bann na^ Xuftlanb ausführten. Da bie $an|ehiufleiite
biefe Zfii^er [eitler meift in ((lanbetn unb Srabant etnge«
lauft ^tten , fa$ man bort ju biefer Senberung in ber Scjugs«
quelle menig gfinftig unb bot allem auf, um bie ^anfefunbf^ft
gu ermatten. Die d^nfeiaufleute ^ttenaber leine gej^ibigte
9Beber|4aft hinter fi^ wie bie Srabanter jtaufleute unb |ie
[agten fi<^ bes^Ib, als ber gonferat in Sfibed auf Setretben
ber 91ieberlänber bie Dur^fu^r englifc^er Züd^tt ocr»
bot, [ie tonnen i^re Xflc^er preisQ>erter in (Englanb faufen unb
fe^en ni<^t ein, oarum man i^nen bies verbieten woOe. Die
$an{a beftimmte bes^Ib , (Englanb mSge »egen ber Hnge«
legen^eit S e { a n b t e na^ £ fi b e d [enben, bie Xu^infu^r
aus (Englanb aber foKe [o lange ru^n, bis bie gfrage entf^ieben fei
Xio^ biefem SBettbeoerb ber (EngUnber erhielt fii^ bie S^
beutung Srfigges nod^ fiber 100 3a^re lang berart, bog %. 8.
im 3a^re 1468 an einem Xage 150 6<^iffe im fyi^tn wn
6Iu9s einliefen unb bie Surgunber fi^ rill^men tonnten, fein
£anb lomme an 6(^on(ett, Slei^tum unb gfru^tboilett ben
Slieberlanben gleid^, fie feien bie glfidli^ften SRenf^n ber Srbe,
bie i^ren Slei^tum in ruhigem Sfneben oerje^ren Ginnen. Z^
Safftt 1474 flirrte ber Sertrag ^ollanbs mit Dangig, ber
ben $on&nbem ben 93erlauf im Slrtus^ofe oerbot , gu neuen
6treitereien , fo bog 1476 ^ollanb aus ber ^anfa austrat unb
gum Serben ber ^anfa begann , ben ^anbel mit Aramoare
unb Spegerei na(|^ Sergen in Stonoegen felbft in bie ^onb
gu nehmen, was f^Iiegli^ DSnemarl gugeben mugte unter
ber Sebingung , bog biefer Serlebr auf Sergen befi^rSidt Hieb.
3m 3a(re 1473 fiegte in (Englanb bie meige
9t 0 f e , weld^e alsbalb eine neue mirtf^aftlii^ Sliil^tung ins
£eben rief. (Ein Sertrag mit $ r e u g e n unb ber $ a n f o
oerf(^affte Snglanb ben freien ßanbelsoerle^r mit biefen Staaten,
Q)orouf im3a^rel475 Snglanb erneut an gf^^nlrei^ benftrieg
erllaite. 3m Sunbe mit Surgunb fielen bie (Englinber oon
J
— 287 ~
(Ealaie cm in gftanlrei^ ein unb jONingen biefes fianbjur
3o^Iun8 einer Sa^resfieuer an bie englifd^ ftrone. 3m So^te
1476 mürbe beftimmt , bofi olle engliWen SBoIttfi(^er no^ ber
®flte ber SBolIe, ber Sibenja^I, ber fiange unb Breite oor bem
Serlaufe gemeffen loerben foHten , unb ef »urbe ein »eiterer
Sertrag mit ber ^anfa oereinbart, buri^ oeI<^n gegenfeitig
ber ^anbel mit SBein in Snglanb, ^reugen unb ben l^anfe'
[tabten freigegeben »urbe.
9u4 mit bem ruf|i[<|en ^anbel mad^te bie ^anfa
immer [flimmere (Erfahrungen. 91» im So^ie 1477 ber
3flx 3mk, bes Safilius 6o^n, bas aufftinbif^ 9lomgorob
eroberte unb ben 9lat gefangen na^ SRosIau ffi^rte, »urbe
bos neu eröffnete bortige ^onfelomptoir oon 9{uglanb erneut auf-
gehoben unb bie gefangenen ^anfefaufleute »urben nur gegen
^o^e £i[egelber freigegeben, n>o(I meil man |ie im Serba<(t
^tie, bog |ie mit C^ina unb ben vertriebenen Xartaren lieb'
äugeln unb babur^ bie laum errungene 6elbft^rrli(^leit 9lug<
(anbs bebto^n. 1478 mürbe Slomgorob enbgiltig ob Seftanb*
teil bes rupfen 9{ei<^9 erK&rt unb er|t 1487 auf (ßrunb einer
Vereinbarung mit Sfibed bie SBiebereröffnung bes ^anfifd^en
6tabel^of0 in Stomgorob genehmigt. Der 9Ibf (^lug einer r u [ f i f (|<
bSnifd^en Klliansim 3a(re 1493 machte inbes bem guten Ser«
^linis 3]oif<^en9tugIanb unb ber$an|a balb »ieber ein Snbe. 9Iug*
lanb belebe fiieolanb unb ginnlanb unb lieg auf 9n|tiften
Dänemarls 49 jgonfelaufleute in Stomgorob oer^ften unb i^re
SBaren bef^Iagna^men, meil in Keoal feitens beutj^r ftauf«
leute bro^enbe 9eu|erungen gegen Xuglanb gefallen maren.
3eber Serfuil^, bie (Befangenen )u befreien, [^eiterte; fie [tarben
meift im C&efingnis unb bie $an|elauf leute fa^en fi(^ feit^r gend«
tigt, auf ben birelten (Einlauf in Slomgorob ober SRosIau ju
oer}id^ten unb benfelben bis 1560 in Kiga unb 9{eoaI aus
jmeiter $anb ju oolljie^en, mo \\^ [eitler au^ ber Slbftog ber
^anfemaren an bie iRuffen ooKjog.
Der Stiebe oon Utre^t oom 3a$re 1478 [teilte fQr
olle beteiligten Staaten ben (ßrunbfa^ bes gfrei^anbeU auf
unb ri^tete bamit bie [eit^erige SRa^tltellung ber ^^nfa
ooHenbs ganj )U (Brunbe. SRit bem einfeitigen $anbel
ber ganfen mar es nunmehr oorbei unb [ie mußten
fi^ }um mec^felfeiligen iPo[iio|anbeI bequemen. Die englif^en
— 288 —
Aaufleuie erhielten bas 9le4t, t|re (Erjeusniffe felbft in bte
$on|aft&bte ju bringen , d^ilanierten ober bie 5^nfen bei ieber
Gelegenheit , loenn fie sen)eiblii^e Sraeugniffe ftatt JRo^offe in
Snglanb einffi^rten, inbem fie oerlangien , bog bie ^onfen bos
ffir bie (»eu^if^en 9{o(ftoffe gclofte Selb oiebet in englif^
(BeiDetbeei2eugni|fe umfe^en. (Englanb oerlSngerte but^ biefengfrie«
ben, ber namentli^ bun^ bie $ilfe Surgunbs ju ftonbe lom, ber
^onfo joor i^re ^rioilegien, nomentlid^ i^r ^o^its« unb CigentumS'
xeä*i auf bie 6tabel(3fe ju fionbon» fiQon unbSofton, aber
nut unter bei Sebingung, bog bie ^^nfa gegen bie Srlaffung oon
100,000 tßfunb «bgoben auf bie (Entf^bigung ffir 70 oon ben
Cngianbem geraubte $anfef4|tffe oerjii^tete. 3m Sa^re U78 f^Iofi
£ n g I a n b bes meitem einen ganbelsoertrag mit ber ^erjogin SRaria
oon Surgunb unb i^rem (Bema^I, bem der^og SRaximilian
oon Oefterreid^, in meinem fi<l^ beibe £finber ben gegen(eiti'
gen Srei^anbel gegen bie feit^erigen 39ne unb Vbgaben ein«
räumten. Die Susfu^r oon 9?o^ftoffen, namentlich fiebens*
mitteln, mürbe gegenfeilig freigegeben unb es mürben bie beiber-
feitigen ^Sfen allen Giraten aus S'<>nlrei(^ unb gflan*
bem ffir ben 0b[a^ ber erbeuteten Srjeugnilfe gefperrt.
3m 3#^ 1479 lam enbll^ ein Serglei^ gollonbf unb
Smfterbams mit ber $anfa ju SRfinfter ju flanbe, ber ben
gegenfeitigen oollen gfret^anbel jugeftanb. Da biefer 8e^
trag ben Raufen ober großen 6^aben brail^te, fo mürbe 1486
ouf 9Bunf<^ Danjigs erneut ben ilaufleutenoon Vmfterbom
ber $anbel na^ Dänemarf , 6^meben unb 9lormegen
oerboten, bis 1490 ein neuer Serglei<| biefen 5anbel mieber
jugefte^en mugte. 3m gleiten 3a^e 1490 lam ein ^on«
belsoertrag Snglanbs mit Slormegen unb Dänemari
3u ftanbe , mel(^er ber ganfa ebenfalls großen 64^ben
braute, inbem babur^i (Englanb bas Ke^t erhielt, bem gfi)^
fang an ber normegif^en ftfifte bei Sergen o^uliegen
unb eine Sif(|nieberlage in Sergen einjuriilten. Dobei
bebrfidte (Englanb bie ^anfen in fionbon babur^, bog es
beftimmte, alle Züä^tx, bie Ifinftig ins «uslanb giengen, fönten
gefi^oren [ein unb alle ^Bringe unb Stodfif^e foHen
umgepadt merben, unb inbem fie bie Raufen jmang, nur
(Bfiter ein}uffi|ren, bie in ^onfeftfibten gefertigt ober auf*
getauft maren.
]
— 289 —
Wie biefe Sorgtnge f^mSIerten ben $on{e|anbeI in %o^tm
®rabe unb führten 3um fteigenben 3<n9fitfnt6 imifc^en ber ^onfa
einetfeits unb ben Sngifinbern unb ^ollänbern onberei«
feite. Ser^nblungen inSnttDerpen {m3<^^te 1491 [Rafften
febie bauembe üb^Hfe , bogegen regelte ber ^onfeabf^ieb ooit
1494 ben $onbeI mit Sergen in Stonoegen burd^ eine neue
(Eonqrtoirorbnung. 3)an3ig aber gab tro^bem niil^t nat^ unb ou^
im 3a|re 1494 blieb ber Serfu^, Dan j ig mit Smfterbam
ausjufö^nen, oergeblii^ ; oielme^r lourben in Dan^ig erneut alle
goKfinber ausgef^Ioffen unb ber englifc^-burgunbif^e
^anbeUoertrag oon 1495 gog Oel ins S^uer, fo bajj ber
Streit ber ganfa mit $oIlanb unentn^egt »eitergieng. !Der
englif^'nieberlfinbif^e ganbeUoertrag oon 1496,
ben ber Srjtlerjog ip^ilipp oon Oefterrei^ ols Statt^Iter
abf^Iog (magnas intercursas), gab gcgenfeitig ben ^anbel mit
St^afooIIe, fieber, fiebensmitteln, ^ferben, SBof'
fen unb Sbelfteinen oSIIig frei unb n^urbe aud^ oon ben
Stabten £fibed, Hamburg, ^Danjig, Srflgge, fionbon,
Sergen, !Dortmunb, !Deo enter unb ftempen anerlannt.
(Ein Sertrag Snglanbs milber 6tabt9{ ig a oom Z^^^^^98
lieferte biefe 6tabt, in melier bie Raufen f eitler Xaufenbe
oerbient ^tten , oSIIig an Snglanb aus. 3m f olgenben 3a^e
1499 lam fobann ein neuer englif<^-nieberlinbif(^er
^anbelsoertrag ju ftanbe, meld^er ben ftaufleuten ber Slieber«
lanbe bas fiogergelb im englif<^en 6tapeI|ofe ]u Salais um
eine ^Ibe SRarl für ben SBoIlfad (erabfe^te. (Englanb ftei-
gerte bur(| biefe ffiebfi^ren^erabfe^ung feinen Umfa^ in Calais,
n>o namentlii^ aud^ bie S^afooUe ^reujjens unb ber Cft«
feelanber einen ^eroorragenben 3Rartt fanb, bis auf 60000
Dulaten io^rIi<(. Dafür mußten |i<^ fretlid^ bie 9lieberlanbe
bequemen, i|ren 9EBoIItu^3oII ben Snglinbem gegenfiber um
1 Culben ^erabgufe^en unb ouf alle 6d^au gebühren unb
6 tempelgelber in Srilgge unb Slntmerpen ju oerjii!^-
ten. Snglanb beftimmte aber augerbem no<^ »eiter, um feine
n^eberei ju ^n, bag fransöfifc^e 9Be ine unbfranjof-
if^erSBaib sum Slauf&rben nur nod^ auf englif(^en Sd^if«
fen eingeführt uierben burften, unb baute auf Staatsloften beffer
eingerii^ete unb grSgere itauffa^rteif^iffe, als fie bie ^anfeftäbte
befagen.
19
— 290 —
f. Sucgunb als 9RttteIpuntt hta iDe|teuropfil{4«n ^nbetooerte^.
Diefe Sebeutung bes burflunbif^en SRet^^s, ber
£tnte iSnttDeryeit'SRQrfeille, für ben toefteuiopftif^eit 5<ni«
bei jetgte jid^ aud^ in [teigcnbem Seriell Q^mabtns mit
biefem 9leid^e unb es nmr nid^t oenounberlt^ , bog mit bem
Siege Scanlrei^s aber bie burgunbif(^en (grogmo^tsbeftteb-
ungen biefes £anb aud^ 6(^toaben gegenfiber an bie (Stelle ber
Surgunbec ttot. 3)as ganje 16. 3<^(^unbert ift bie S^^ 1^
Siingens {CDtf^enSranlr ei4 unbSurgunb um bie Sor*
ma^tftellung in äBefteuropa. 3m Z^^it 1462 ^otte ber
^erjog ^^ilipp oon Surgunb ben R5nig fiubmtg XL nac^
$oris ouf ben X^ron geführt, ober ber Iluge ftSnig Snberte
ro[d^ bie fioge; er bemfitigte ben ^erjog oon Surgunb loie bie
Sretogne, bie fi^ bes^Ib im 3a|re 1465 gegen i|n oer>
f^moren unb ben ftönig gefangen normen. Sin oon gfronlrei^
ongejettelter Sufftonb in fifittid^ mürbe blutig niebergef^Iagen
unb immer gemoltiger entfoltete \xi^ [eitler bie 9Rad^t ber Su^
gunber. 3m 3^^^^ 1^69 laufte 6eqog ftotl ber ftfi^ne bem
goufeOefterrei^ basSIfog ob unb oerfu^te, fiot^ringen
ob fielen oom beulf^en Steige ju erhalten unb fi^ }ttm 5t5nig
erflären 3U loffen, mobei ber ^lan auflauerte, ben ^rinjen SRox
oon £)efterreid^ burd^ ^eirot ber burgunbif^en (Erbto^ter Slario
5um JRoc^f olger ju motten. (Eifrig ftrebten bie Surgunben, gute
grreunbfc^ft mitDeutfi^Ionb au ^Iten, bos i^re SBoren brnfte,
unb burd^ Unterftfi^ung Snglanbs bie Stonsofen im G^if
ju polten. 3m ^cifyct 1472 oerbonb fi^ Surgunb mit bem
ftSnig Sbuorb IV. ^orl oon Cnglanb, um gronlrei^ ju e^
obem, mogegen Stonheic^ fi^ bie 5Uf^ t^< Sd^meij unb bes
derjogtums Sot^ringen fid^erte. 9tod^ ber Sefe^ung oon
Gelbern unb Sfi^p^en lom im3arre 1473 ber ^erjogRorl
ber ftfi^ne in Ürier mit Aoifer gftiebri«^ 111. jufammen, iDor
ober oergebli^ bemfi^t, bie Stobt 91 e u|) fomie bos Öbermallis,
Sern unb Sujern 3U befiegen, ob |id^ 1474 oud^ bos (Elf og
gegen i^n empirte unb bos 7>tui\^t 9{ei<| [id^ rflftele, um bos
bebro^te ABIn ju retten. !Die 9Ieid^0fturmf«idrne filmen ab*
med^felnb bie Stöbte ft ö I n , Strogburg, gfronlfurt, 8ugs«
bürg, 91 fi ruber g unb Ulm, bis im 3<4re 1475 ber Sftitbe
3u ftonbe lom. 1476 befehle Surgunb fiot^ringen, ober
1477 fiel ^erjog Aorl bei Sloncq, nod^bem er oor^r bei
— 291 —
® tan f Ott uttb SRuitett f^ioece 9liebetlagett erlittett ^atte. Die
6<^iDei2 ^ite 1476 i^il^t oottt Steige gegett Surguttb
octlottgt, aber Ceftenei^ |iatte abgetna^ttt, ba gfriebri^ lU.
bie ^eirot ber ^rittjefftn 9Raria tnit feinettt 6o(tte 9Rai pn
Segtfitibuttg bei 9BeItina(^tfteIIuttg bes Kaufes gabsburg unb
3ttc CriDcrbuttg ber S^^^ ^< Slieberlattbe ttebett bettett
Xirols uttb ber Sd^ioei} brittgettb nbtig f^ien. Do^ lonttte
er nid^t ^ittbertt, bag 1477 Qfrattlreid^ bie @tabt 9(tttiett£i,
bie ^icarbie, SCrtois, gflattbertt uttb ^ettnegau
fatni Surguttb befe^te uttb bas Surgunberrei^ vernietete,
obglei^ ber Sftenei^ifd^ « burgunbif^ < englif<^e 9BeItma(!^ts«
gebanle einen neuen gforberer in bem ßaufe Orleons unb
feinem gfü^rer, bem (Brafen oon Urmagnac, bem geinbe ber
fransbfif^en Sourbonenpolitil fanb. Seine $inri(|tung
im Öo^re 1480 (alf ben Sourbonen 1482 gum Se|{||e
9on Knjou, ber ^rooence, SRaine unb Srtois, mS|renb
1494 fiubvigs So^n AatI vm. bie Sreigraffc^oft an
Oefterreid^ abtreten mugte.
Diefe lebhaften Aam)ife um Surgunb »urben oer*
anlagt bur^ feine [teigenbe Sebeutung als SRtttelfmnlt bes
gefamten mefteuropSif^en ^anbelsiierl e^rs. ttui^
ber oberbeutfd^e Serle^r mit bem SBeften unb 6flb«
loeften taurbe nunmehr neben bemfenigen mit bem 9t orbmefte n
immer reger unb UI m na^m baran ^eroorragenb teil. Der Serle^r
jmifc^en Ulm unb Strasburg mürbe immer leb^fter unb
es entftanb ein Staffettenbienft mit beftimmten Sö^en. Zäglid^
mürbe im 3a(re 1397 1 Ungargulben IReitgelb ffir 2 $ferbe ge«
geben. Son Ulm giengen 6taffetten ilber ben 9l^ein na^ 6trag'
bürg, 6peier unb in anbere frembe fiänber, moffir 1 $funb
9fg. bego^It tpurben. Soten o^ne itne^t erhielten bie ^Ifte.
Der SBeg oon Ulm nac^ Strasburg gieng fiber Slau«
beuren, (Ehingen unb Xfibingen. 3n Stra^urg
brnien bann bie (gfiter auf ben 91^ ein. 3^lxti^t (Bfiter
lamen aus bem buQerif^en 9lieberlanbe, namentlich aus
9legensburg, unb giengen Aber Ulm unb (Ehingen nac^
bem S^iDarsmalbe, bem Sreisgau, Offenburg unb
bem Oberr^ein, mie au^ Aaifer S^iebrid^ Hl. fiber Slugs«
bürg, Ulm unb Strasburg m^ Zrier ju ^erjog Aarl bem
Afi^nen oon Surgunb reifte. Daburd^ mürbe Strasburg ein
19*
— 292 —
Setle^tsmittelpuidt erften 9{angs. Son (ier reifte man über
^agenau, aSBetgenburg , (SermecB^eim , Speyer, ^eibel*
berg, 9Betn^eim, Sbeis^etnt, S^ingenberg unb Daimftabt
nai) gftonlfutt; ]o5|renbman oon ftonftan)übet Stedbom,
6tein, Diffen^of en , 6d^off^aufeit, Keuit!ir<^, SB albs*
|ut, fiauffenburg, 9l^tnfelben, Safel, Sn|tft^eim, Jtolmar,
64Iett[tabt unb Senfelb na^ Stra^urg gog. 6e$rrege
nmr au^ ber Sede^ Don Soloibum fiber Salftaü, £ie^
ftall, Solei, Sant^en^etm, ftolmar unb 6(|tettjtabt nm^
Sttagburg ober oon Sfreiburg im Sreisgau über Sret'
fa^, 6c^Iettftabt unb Senfelb no^ Strasburg.
$04 entoidelt wat oor ollem feit 1400 ber Serle^ ber
Ulmer mit Sofel, inbem fie 60I3, 3iDi(4> fieinmonb
unb Sord^ent (6(^ficli^, Sd^orlo^, 6<^rladen) (ineinfii^cten ,
ma^renb ous S^<tn{reid^ fronjöfifi^e SBoIIftoffe, fpanif^
SBoIIe, fieber unb 6ofran fiber Sofel ^erouslomen. !Dte
Stroge no4 Sofel gieng meift fiber Sibero^, Soulgau,
6ti)(Ia(^, (Engen, Slobolfsell no^ itoiferftu^I, 00 bie
9Bore ouf ben K^ein lom, unb tin groger Zeil bes (Beleits
mar in ben $&nben ber Ulmer. 60 reiften 1437 bie ^uffiten«
obgeorbneten ou9 So^men fiber (Bungen^oufen unb 9l5rb'
lingen na<^ Ulm im Oettinger Geleit, mffl^renb Ulm bos
Seleit oon Ulm über Sibera<l^ bis Soulgou beforgte, ber
Xru^feg 0. 9BoIbburg bis 6toda4, ber Aonjiboogt ^erjog
9Bi(beIm oon SoQern bis Sofel. 3m 3o(re 1380 ge^n
(Bflieroon9tfirnberg no(^ Si^offboufen, 1386 mirb Sifen
oon Ulm no^ Q^a^^^an\tn oerfauft. 3n S^off^ou*
fen, Stobolfsell unb ftoiferjell mar (Beleitgelb }u jo^Ien.
T>xt ^enfc^oft aSerbenberg-SuIg erhielt ffir bie SBogen*
lobung 40 Ar., für ben ftorren 20 Ar., bie (ßroff^oft Kellen*
bürg 1 (Bulben ffir ben SBogen, >/s (Bulben ffir ben Aorren,
6to(I, (Eifen unb 6alj johlten bie olte Xoxe. 9nsC5egen«
leiftung ^tten bie (Beleits^errn bie 6tro6e fo^rborlju ^Iten.
2>er 3on 3u Saufen bürg bei S^off^ufen gehörte 1380 bem
goufe Oefteneid^ ^Der (Beleitsbote, 6(^ffner ober Aonbufteur
erhielt 15 Ar., ffir {ebe 3ReiIe mar ju jo^Ien 1 85^mergrof<^n.
(Entmidelte fi^ f4|on feit 1300 immer leb^ter ber Seri^r
oon Ulm noi^ (Benf, fo gieng (Benf oIs 9RegiiIa| feit 1400
jurfid unb an feine Stelle trat feit 1443 £90 n. !Die SReffen,
— 293 —
loel^e bort jS^rii^ on (Epip^nien, ^ßfingften^ im Vuguft unb
an SHerleUigen obge^otten tourben, erhielten feit 1600 eine
iDo^fenbe Sebeutung. !Den 9Beg normen bie Ulmer bur^ bas
ßegau fiber ®enf mif fiqon unb Sienne. Sent^te bie
Sebeutung Senfs auf bem €ee unb bem nirbli^ fi^ dffnenben
^figellanb, bie es gum Serle^r Aber bie Slpen unb 3ura«
pfiffe geeignet ntoil^ten unb i^m feit 1200 iene großen SReffen
oerf^^offt ^ittn, mo bie 3talienei unb beutf^en Sd^n^ei«
jer i^te Srjeugniffe oustouf^ten, fo ma fiqon burd^ ben
9l|onefIug ido^I jum Serte^r mit bem SRittelmeer geeig«
net, aber Don 1200—1400 no<i^ menig blfl^enb, loeil iRar«
bonne unb SRontpeUier ben^anbelno^ Sorbeaus unb
no4 ber Champagne gelenft Ratten. Srft ab feit 1400 ber
^unbeitjS^ge ftrieg jxoif^en Snglanb unb gr^^^nfreic^ gang
Slorbfranlrei«!^ unfi^er ma<^te, jerfielen bie SReffen ber
S^pagne unb bie SR&rlte oon fipon erfe^ten fie. Die
gfolge baoon n^ar freilid^p bag fi(^ bas ^erjogtumSaoo^en in
feinen Geleitgelbem gefd^fibigt fa^, bie i|m feit^er bie SReffen
oon ®enf eingetragen Ratten. Suf bie gfteibriefe granlrei^is
für £9on antwortete bes^alb Saoo^en mit gfteibriefen ffir bie
Aoufleute, bie (Benfs SReffen befugten unb Q)el$e an ja^Irei^e
f4oSbif4ie Stfibte ausgeftcllt u)urben. Die S^oaben führten
nad^ <5enf unb fiQonnamenUi^fieinmanb unb Saumvoll»
Seuge, ^eljeu. Sbelmetalle unb Rollen baffirSpejereien,
Seibenjeuge unb SBoffen. Der SBeg gieng Aber Sern
ober bie 3urapfiffe ober oon SBallis bem 9torbenbe bes
(Benfer Sees entlang na(^ (5enf.
Die erften beiben fiqoner SReffen ftammen
oom 3o(re 1420, wo 5ianig Aarl Vll. als 3n^ber
bes Delp^inats bie Stabt fi^on mit jtoei 3<t^nnarlten
begabt ^e. @c^on im ^<äpt 1441 u)uiben einige Ulm er
Raufleute oon ^einrid^ o. £upfen, 9{ein^oIb o. Sd^iltac^«
UrsIingen'Spalato unb anberen (Beleits^erren am Unter*
fee fiberf allen unb na^ ber Surg Jörnen gebraut, als fie oon
ber Genfer ^fingftmeffe auf einem Sl^einf^iff in ben Unter-
fee na^ ftonftan} fuhren. Die 3<tsMc^^^ ^^^\^^ ^^^^^ (o^^n
bies fd^on mieb^^olt get^n, Ulm befd^Iog bes^alb ben Arieg
unb 30g unter SBalter (E^inger mit 22 Stfibten gegen biefe
Siitter mit (Eifolg aus. 3m 3#c 1^^^ ^^W^^ ]oiam fi^on
- 294 —
einen britten SRarlt unb 1445 oerbot gfronlrei^ iebermaiin
bte Vuflful^r nad^ ®enf unb ab bie franjSfif^en ftoufleiite
Genf unb fi^on in einer 9{eife befu^teUi iDurben fie bejtraft.
3)ie gfolge toor benn anif, bog [id^ bos ^eqogtum Sanoven
im So^re 1450 bittet bellagte, bo^ feine 3oneinno^me }urfld*
ge^e, a>eil bie 9lfirnberget ausbleiben^ bie oegen t^lres
Ariels mit Vnsbad^«So9ceut$ bie Steifen ni^t befud^
lonnten. 1453 unb 1487 reiften Aaufleute aus Ssn^ fibec
Sern nod^ fi^on, w&^enb bie ffir ®enf nid^tigften Slegbe*
fu^er, bie fiombarben, feit 1450 ausblieben, ba fie bie
franidfifd^en Ueberfälle ffird^teten. 3m Saläre 1462 oerBoi
8fr an Ire i(^ allen feinen Untert^en unb allen giemben,
aBein bur^ (Jfranlrei^ na^ ®enf }U führen, unb bies mehrte
bie £9oner SReffe berart, bag 1463 eine oierte SReffe boit
eingerichtet Q)erben mugte. 3ebe SReffe bauerte 14 Xage, gleid^
zeitig mit (Benf, fo bag bie jlaufleute entmeber na^ Senf aber
m^ fi9on mußten.
Seither out^s bie Sebeutung fipons gang unge^uer
unb Genf gieng bur^ gfranfreic^s nationale SBirtf^aftspoIHil
immer me^r jurfid, mit au^ SaooQen unb bie Stb«
genoffen i^re beften 33^^ oerloren. Sern gab \i^ ab
Seleito^err alle SRfl^e, bie Sfibbeutfd^en auf ber dten
Strafe feftju^lten, aber eine (Sefanbtfc^ an ben fran}5fift^n
$of mar erfolglos, wes^Ib man ju Segenma^regeln f^ritt
1463 mürben bie beut|<^en Jtaufleute, bie na^ £9on reiften,
oon ben Saooqarben unb bem Sifc^of oon Genf fiberfaüen,
bb Sern »ieber freien Durc^jug enoirlte unb bies Ulm ob
Sunbesl^aufrtjtabt freubigen ^erjens anjeigte. 3m ^dfyit 1464
na^m f{(^ Sern einiger Ulmer an, bie in ftloten bei
3flri(i iu oiel 3on bitten bejablen mflffen, unb im 3a^re 1467
fanb in 9RontIueI bei fiQon eine Tagung fransölif^er, faooQorly
ifd^er unb Genfer Gefanbten n)egen ber SReffenfrage ftott. 3<an I*
reid^ fd^lug oor, joei SReffen in fiqon, bie jmei anberen aber
in Genf ju b^^Iten; bann molle es nieber ben Sefuc^ 9on
Genf erlauben, aber Genf oerji^tete nic^t, »orauf gfranlrei^
bas Serbot erneuerte. Cbgleic^ 6aoo9en ben Deutf<|en erneut
bas Geleit na(( £9on sugefagt ^atte, fo »urbe barauf^in t^r Gut in
Genf befi^Iagna^mt unb ab Sern bes^alb gegen Saoopen
ruflete, oermittelte gr ei bürg ben ^rieben unb bie I>eutf<^
— 295 —
ei^ieften »iebec (Beleit ooti C5enf no^ Spott unter ber Sebittg«
uttg, lein fiombarbengttt bo^itv ju bringen. 2)ie Sd^toaben
^en alfü molfi bie tlufgabe fibernommenf bas gefperrte Iom<
borbif^e ^anbebgut unter falf^er gflagfl^ na<^ fipon ju
bringen. 1464 unb 1468 reiften 9{aoensburger ftauf-
leute Aber Sern na^fipon unb 1467 tooren auf bem Zage
in 9RontIueI neben 20 fiponer ttbgeorbneten, St^Ii^^^^n
unb iRorbfranjofen auf^SIemannen erf^ienen, ma^rft^ein«
li^ bie gfaftoren ober Agenten ber Srogen ^anbelsgefell*
f<^oft in 9{aDen9burg. 3m gleiten 3a^re loar einigen
Aemptner Aaufleuten unter^Ib Senfs oon ben Saoopar»
ben ibr Silber befc^Iagna^mt loorben, »offir X)eutf<|lanb bie
Stabt Sern als (Beleitsberm haftbar machte, ebenfo loie für bas
Aentptner (But, bas 1489 an ber Srfide bei 69f|el in ber
£anbf<|aft S reffe sioifd^en ®enf unb fipon geraubt lourbe»
unb bie9lfirnberger, Ulmer unb tlugsburger l^atten eben«
falte Schaben. Sern fu^te oergeblid^, 1471 unb 1373 ben Säfa»
ben iurfldjuer^Iten. (Es bat besbalb gfranlrei(^,basben ftauf«
leuten ber oberen beutfc^en fianbe erteilte ^rioileg 3um Sefud^
ber SReffe in fipon ju oerbriefen unb bies bem 3onamt fipon
mitjuteilen, ba eine heftige Qfe^be 5toif(^en Aonrab o. fiaufen
unb ber Stabt ftempten megen Sfiterbefd^Iagna^me ausgebro»
^en mar.
3){e grbgte StSrung für ben Sinlauf in fipon aber
braute ber Surgunber ftrieg im 3al^re 1474—77. Ss
f^abete babei loeniger ber (Einfall Surgunbs in bie Si^toei}
oon 1476, ate bas Sfinbnis Saooqens mit Surgunb gegen
bie Si^ioei}. 3^ 3^^^^ 1^74 lourben bie f^ioeiserif^en
<&efanbten auf ber Rfidfebr aus Sranlrei(^ in ®enf oer^af«
tet, meil man fie ffir beutf^e itauf leute ^ielt, bie ^eimltd^
bie aReffe oon fiqon befud^t Ratten, unb 1475 fragten bes^alb
bie D eu tfc^en in fi 9 o n ängftlic^ in S e r n an , ob 6 a«
0 0 9 e n eine feinbli^e SRo^t fei. Sem antioortele barauf, ber
Srud^ fei no4 ni(^t erfolgt. Wsbalb nahmen tro^bem bie
6aoo9arben in 3Rorges 2 Slfirnberger gra^t^
Q)agen a)eg. gfreiburg unb Sern proteftierten bagegen unb
erüfirien ben Arieg. S(u(^ in (S e n f vurbe 9lfirnberger
SBare weggenommen unb bie Schaffner unb Susri^ter tourben
gefangen gefegt. 1476 touiben in 9{ 0 1 1 e ya>i\^tn äRorges
— 296 —
unb S 9 0 n ®fiter aus 92 fi r n b e r g unb 6 1. ® a 11 e n
bef ^lagna^mt unb nod^ 6 a o o 9 e n geführt , ives^Ib Sern
(ei (Branfon unb 9Rurten befonbets leb^ gegen ftarl
ben Aü^nen eintrot. Z^ 3uli 1^76 fragte Slaoensburg
in Sem an, ob ha» (Beleite »ieber fielet [ei, iDotauf Sem auf
ben beoorfte^enben griebenstag gugreiburg oertrBftete. 3n
bemfelben gen>a§ite benn au<^ Saoo^en ben ge(d^&bigten Attuf«^
leuten Snt|d^abtgung unb bte freie Duri^fo^rt na^ £ 9 0 n
unb Der(|9rad^, bie 3oUe ni^t me^r ju er^^en, fo bag ber SBefl
oon Senf na^ Sxfon oieber frei mar. 1477 bat (5 e n f bte
(E i b g e n 0 li < n, bei granir ei d^ ein gutes SBort einjulegeiit
bamit bos Serbot bes Sefuc^s ber (Benfer SReffe auf«
gehoben merbe, tro^bem aber blieb granlreid^ fe[t. 1478 laufleii
Z fi b i n g e r ftaufleute auf ber (genfer SReffe ein.
ytait bem Xobe ^erjog Aarls bes ftfi^nen oon Surguitb
ffird^tete bie Sc^ioeii, bie 9{egent[<^aft oon Surgunb loerbe
bie beutfd^e 3)unj^fu$r nad^ fiqon oon ber Sd^nieij ab nail^
Xransiuranien loden. Die Sibgenoffen oerabrebeten bes^Ib,
bie oberbeutf(^en unb [(^oabif(^en Aaufleute follen au^
ferner hwcäf bie S d^ 0 e i 3 nad^ fi 9 0 n reifen unb nur bie
ABIner unb 9lieberbeut[4en einen anbem SBeg
mad^en büifen, ba ffir biefe ber SBeg burc^ Surgunb ber natür«
li^e fei. Die ^erjogin SRaria oeif^Hc^tete \iif, es foUe ben
Aoufleuten aus Surgunb, 9{(einlanb, Sc^ioaben
unb SD b e r b e u t f d^ I a n b fein anberer SBeg na^ <B e n f
unb fi 9 0 n erlaubt [ein, als ber jenige bur<^ bie 6 ^ oei], eben*
fo Aönig aRoximilian im 3a§re 1478. 3m 3a^re 1479 enb<
lid^ entftanb Streit jtDi[4en Sern unb ber 6tabt 8 i*
b e r a ^ unb im 3a^re 1487 bis 1497 [pielte eine ge^be
3vi[^en Sern unb Ulm. Der Kaufmann SB e r n e r
£ a u b I i oon Sem §atte (Selb bei A I a u s S fi <^ I er in
Ulm gut , ber ni<^t jaulte. Sern Ifinbete allen Ulmem bes«
^alb bas (geleite unb er[t als £auble [tarb, erhielten [ie »ieber
bas (Seleit, ba £aubles (Erben leine Semer Sfirger »aren.
92a^bem 1485 6aoo9en emeut ben Se[u<^ oon £ 9 0 n
oerboten ^atte, m^m ni^t ooi^er (Benf be[u^t »orben toai,
unb ben Susful^rjoli nad^ £9on erl^ö^t batte, erhielt 1489
ber U I m e r Aaufmann Sonntag bas Serner
(geleite auf bie Q&efa^r, oon ben ge[^morenen geinben
— 297 —
ju Sie^t niebergeooifen }tt loerben. 1495 normen fifiublis
Siben bie Ulmer Äaufleute Stern, 6onntag unb
$fan^elt in 6aoo9en joefangcn unb führten fie nod^
8 e t n DOC ben S^vlt^eig nnb ben 9lat. 3Ran gab i^nen bort
i|c (Bttt jtttud unter ber Sebingung, bog fie [i<^ no^ Vfingften
in Sem ooi Gericht [teilen. 1496 erhielt $fan^elt Senter (Be-
leit no^ fiqon unb jurfid unb 1498 empfahl Sooo^en bur«^ Kunb«
[(^reiben ben beutf^en Stöbten erneut bie (genfer SReffe» n^orauf
Slaoen sburg, Siberad^, Ulm, 6 trag bürg,
Safe I, Aon [tan}, aRemmingen, Augsburg,
Slfirnberg iufogenb antioorteten.
g. SBenebig unb bie fieminte.
3) er ungeheure Suff^wung ben feit 1400 bie Serbefferung
bes Aompaffe« unb ber nautif^en ^o^eninftrumente ffir bie
Seefd^iffabrt mit fi<^ bro^ten, loeil fe^t bas SBeltmeer einen
großen Zeil feines S^redens oerlor, lom in erfter fiinie ber
@tabt Senebig ju gute. 3m 3aQre 1434 giengen in Sene«
big an einem Zage 10 (Baleeren ab, 4 nacb ülexanbrien,
4 na$ Seirut, 1 nad^ Tripolis in Serien unb 1 noc^
Aaffa ober Obeffa. 3^^^ ®<^iff W^^ ^^^^^ capitaneas, ber
mit feinen (BefeÜen, (S^iffsoffijieren) bas Si^iff na^ ber Aarte
unb ben 6temen lentte, unb einen Steuermann, um bas 9Bo|fer
mit Slei unb 6(^nur 5U meffen. Die SRuberbänfe loaren mit
je 150 Anetten befe^t unb 50 6<^fl^en forgtfn ffir bie Si^er«
^eit ber £abung. Die 9{etfe na<| Seirut gieng über $oIa ,
3ara unbAorfu, bann fiber 9Rebon unb Aoren na<^
9{(obu0 JU ben Deutfc^^enen, meiere bas fDleer oor ben
Reiben fi^erten, unb bann na<^ Seirut. Son bort gieng bie
SBare auf ber großen Aaratoanenftrage mi) Damasius, loo
ein oene}ianif((er AonfuI refibierle, unb oon (ier loeiter na^
ißerfien.
1420 ^te Senebig 3340 Skiffe mit 26000 SRatrofen.
Die Florentiner ^axhtx, bie beften gärber unb Appreteure
oon aß ollft offen, lieferten allein fä^rlic^ 16000 Zfl^er m^
Senebig, bie nad^ Sleg^pten, Serien, (Srie^enlanb,
SRorea, Aanbia, Sl^obus unb C^pern abgefetzt mürben,
toas freilid^ gegenfiber ben 60000 Stüd Sar (Renten, bie
Ulm ift^Iid^ na^ gfranifurt u.f.n>. fd^idte, menig jubebeuten
^tte. Qfreilid^ mürbe es fd^on feit bem 3<(^c 1350 Senebig
~ 298 -
immer f(^n>er(r, feine SRac^iftellung }u (e^upten. Der Arieg
mit Ungarn brad^te il^m im 3o$re 1358 ben Serluft oon
3) ol motten, bos oIs popfili^es £e^n an Ungarn Aber«
gieng, fo bog fi(§ Senebtg im Sunbe mit Sried^enlanb unb
ftonftantinopel gegen ben $apft toanbte, unb ab im 3a^re
1433 bie alten Iroatifc^en Dqnaften oon Dalmatien ous*
ftorben, mad^te Ungarn erneut (Erbanfprfic^e geltenb, Us eine
Teilung ben Streit beenbete.
Seither bilbete ber Sefi^ bes ßerjogtums gf 1 1 a u I
mit Ubine, GSrj unb (Srabisla famt bem £anbe
am 3fonp unb Xagliamento, mit ber Serjonerllaufe, ber
fjflitfc^erllaufe unb bem $affe oon Xolnino ben eioigen
3anfopfeI jtoil^en Ungarn unbSenebig. Xxis £anb loar
im 3a^re 1077, bem Sa^re oon Sanoffa, oon Aaifer g^in«
ri<^ IV. 3um Verger 9{om9 bem Matriarchat oon Squileja
jugemiefen oorben, bas nur longfam feine Siedete an 9lom ab«
trat, bis 1421 S3enebig |i(^ ber gerjogsre^te in 9<i<>ul be^
mäddtigte unb baburt^ bie 6t5bte (Senua unb 9Rai(anb aufs
f(§arffte bebröngte, inbem es bas (geleite nac^ Aonftantinopel
an fi«^ rig. 1431 erflStte bie C&bi^Hinenpartei ber Sisconti
oon SRailanb mit $ilfe ber gfelb^auptleute ober condottieri
Sfranj Sforja unb SRifolaus ^icdnino ben Arieg an Sene*
big unb bejiegte bie ^oflotte ber Senejianer, aber bie Se*
nejianer fd^Iugen bie C5enuefen an berÄfifte oon fiigurien
unb 1441 mugte SRailanb bie ganse fiombarbei, oor allem
Srescia, an Senebig abtreten, mie audb nad^ bem SrI5f<^n
ber Sisconti ber ^erjog Sforja oon SRailanb 1454 C r e m a
an bie Senejtaner oerlor. Die SBelfen bitten enbgiltig ge«
fiegt; Deutf^Ianbs Serle^r mit Z^aMtn fc^mol] jufammen,
laufte es bo<^ nur menig me^r in biefem fianbe, toar bo(( feine
^anbelsbilanj mit ^ialitn eine berart aftioe geoorben, bog bie
Italiener ft^ bem beutf^en 3o<^e nid^t me§r ffigten, fonbem
3talien für bie 3taliener beanfpruc^ten unb ber beuif^en Hus*
fubr S^mierigfeiten bereiteten.
h. :Deutf(^Ianb$ june^menbet 9)erle(r mit 3ron!cei<(.
Bar (o bie Slusfu^r Deutf(^Ianbs na^ Stalten feit 1400
fe^r f^ioierig geoorben, fo ftrebten bie beutf^en ftaufleute,
um fid^ ben Vbfa^ i^rer (Er^eugniffe }u erhalten, fi^ onbere
£änber ju öffnen 6o lam es, bog bie Deuifd^en oor
j
— 299 --
ollem in ^tanUtii^ m bie 6tene ber fiombarben
traten. SRon rfl^te oon i^nen, fie feien in ^onbetefo^en
bie rebli(^[te unb oufric^tiflfie Station bet SBelt, fie oerneiftem
ni(6i0 unb ftellen but^aus bet Silligfeit entfprei^enbe Vreife,
fo baj^ ber ilfiufer ni^t fibemommen toerbe loie bei ben fiom*
toben, unb es gelang i^nen babur<$ in bet X^t, fi<^ ben
fianiSfif^en 9RatIt geraume 3<U offen gu (alten. (Erft ab
bie Deutfil^en feit bem 3a(re 1600 etwa biefe (Brunbfe^e
ebenfads oerliegen, gieng au^ i^r ^anbel rafd^ ju Srunbe.
60 ftanb 3)eutf4Ionb um bas Sol^r 1500 auf ber $5^
feiner toirlf^ftli^en (Entvidlung. Wie 3^Ug^noffen rfi^mten
feinen 9{eid^tum an Qbelmetallen unb meinten, Stobte mie S e*
nebig, ®enua,gIoren3 unb 9leapel l^aben mo^I groge Sor«
jfige, aber fo }ierlid^ unb angenehm nie bie beutfd^en 6tSbte
feien fie ni^t eingerii^tet. ft 5 1 n f ei bie prS^tigf te 6tabt Deutf^-
lanbs, Srfigge ber aSarenl^anbetemittelpunlt bes Sbenblanbs,
Strasburg bos beutf^e Senebig, Vugsbu rg bie reic^fte
6tabt ber SBelt unb ber SBec^sIerpIa^ ffir ganj (Euro)Ki, Dan«
3 ig fei fo mic^tig, bog es 50,000 fianbsine^te (alte unb fifi-
bed fo bebeutenb, bog fein SBinI bas e^idfal oon 7>ant'
marl, Sd^meben unb 9lorwegen beftimme, unb toenn aud^
£fineburgs Sal}^ anbei allmi(li(( 3erfaIIe, fo jeien baffir
(Erfurt unb 9 ran Ifurt a. 9R. bie Slustauf^plä^e 3ioif((en
Storb unb 6flb.
Sine groj^e Sebeutung bei ber Husfu^r ber Deutfc^en
na^ 9^anlrei(( fpielte bie Xusfu(r oon (Ebelmetallen.
6eit bem 3a(re 1400 nmr ber 8 e r g b a u oon
Sa^fen^SReigen, Oefterreid^ unb SBö(men ber ent*
»ideUfte ber ganjen SBelt unb bie beutf^en Sergleute maren fo
gefugt, bag 1452 Snglanb fold^e fommen lieg, um in Sc^ott-
Ianb na(( (Erj ju graben. Sieben ben alten bö(mifd^en (Siu*
ben lieferten bie Sergioeife bes Stamelsbergs in Sad^fen
unb oon S reib erg in SReigen, oon Sull^urn unb im
(Erzgebirge unerf4öpfli(( erf((einenbe S^a^e oon ®oIb unb
6ilber, »ieau^ in befterrei(( am 3nn, in Steiermarl
3U Sns unb 6t. £eon(arb unb in Ungarn gu (£remnt^
nie ous ben griuten bes 9{(ein$ Unmengen oon (5oIbftaub
geoNifi^en mürben. 3n S 5 ( m e n Q)uf(( man (Bolbförner aus
ben Slfiffen ber Zaboriten nie mon bort (Eifen, SR ef fing
— 300 —
unb itupfer in SRenge oiBouie. Der 9lei<|1uin Deutfi^Ianbs
an aRelonj<^o|en mot fo grog , bo^ in gftanfrei^ bie beuif^n
Dorlei^er bie £ombatben oollig ous bem gelbe gef^Iagen Rotten.
Deutf<|e Wt^iltx »o^nten in foft aHen franjSfif^en 6t8bten
unb naren boit fe^r beliebt , Q>eU fie nur 6 bis 8 o. $. ob
üufgelb nannten , »o^renb bie fiombarben [eit^r 50 bis 100
0. $. oetlangt galten. So wax es fein SBunbec , mtnn gonj
Stalien, gfconfreid^, Sponien unb Snglonb i(r 6ilbet
auf bem 9Bege fiber bie 9tieberlanbe, Dinentaif ober
Slormegen bur<^ bie Vermittlung ber $an[eoien aus Ober*
beutf(^Ianb betamen.
6el^en nir no^ biefer Ueberfid^t fiber biepoIitifi^enS^
eigniffe bes 15. 3o^^9unbcrts nad^ ber eigentlidden ßonbels*
läge, fo ooKjog ]i^ ber ffibbeutf<!^e (Brog^nbel ber ßtü
von 1400—1500 in erfter £inie in ben 4 6täbten SranI«
fürt, Ütfirnberg, SCugsburg unb Ulm. Sf^^^ntfurt oer«
bantte feine JBebeutung feiner £age im SRittelpunhe smtR^n
ben Slieberlanben unb ben Donaulinbern, ioeI<^ es
3Utn bebeutenbften SRarltpIa^ bes übenblanbs moi^te.
Sranlfurts Sinmo^ner waren benn au<^ beftrebt, btefe
gflnftige £age t^unli^ft oorteil^aft aussunflt|en, unb fo gaben
bie granlfurter SRarlteinric^tungen manigfad^en Knlaj^ gu
Sefc^merben. gfranlfurt b^tte 5. S. im Sabre 1420 eine neue
fe^r löftige 3Rar tto rb n u ng ffir bie Un t erlauf el erlaffen, loel^e
bie etäbte regelmogig mit auf bie SReffe f^idten. Ulm ftellte
bes^alb namens bes S^toabif^en Sunbs ben Kntrag, biefe Orb*
nung absufc^affen. 3m Z^^xt 1440 mürbe femer bei Sis*
lingen im grilst^ale ber Ulmer SBarenjug, ber oon Qh^mlfurt
lam, bur«^ ben iRitter 6et)frieb oon 3in^n^'i> befd^Iagna^t
mie au(^ S^i^^n<^ oon 3tn^n|arbt oon ftIein«SisIingen einen
pipftli(^en (Sefanbten gefangen no^ 6teined im ^agelfpieg
gebra<|t (atte unb il^n erft freilieg, nac^bem SBirtemberg
bies befahl.
Der SDSeg ber Ulmer ftauflcute, wdift bie gronl«
furter SReffe regelmäßig befui^ten. gieng auf ber ^iti^ixajjit
fiber (Geislingen, Göppingen unb Solingen bur^ bos
SRedart^al na^ ^eilbronn unb ber $f alj, m&^nb bie
9lugsburger über 3usmars^auf en, Surgau, ftn9'
- 301 —
rttisen, (Bfinjbutg, fieip^eim, fiangenau unb 9Be{«
benftetten mit Umgebung Ubnsna^ (Seislingert, Sfigen,
Göppingen, Sj^Iingen, (Eannftott, Keperg, Sietig^eim, 83it'
nig^im, Sroden^eim, 6tetten, Kei^n, SngeliM!^ unb SBiesIo^
na^ ßeibelberg, SBeht^im, Sene^eim unb 3®ingenb€rg
unb über Damfiobt na^ Sranffurl teiften. 6ie mS^Ikn
biefen 9B(g (talt bes SBegs burcb bos Xaubert^al, mll fie
unier ilBnig SBenjel bei Zauberbifc^of steint namens bes
9{ei^s no^eju gtpfSnbet werben »Sren, ab fie ]iäf meigerten,
bte bem 9lei^ auf (Brunb bes Keic^gefe^es betr. Ueberno^me
ber Sttbenf^ulben fc^ulbig geworbene Sbßfungsfumme ffir bte
Vugsburger Subenf^ulbner ju }aQIen. 9Iur mit ÜRfl^e ^tte
unter $roteft bes iRei^s ber (Ersbifi^of oon SRainj bie
^f&nbung oer^inbert unb als (Beleits^rr bas SCugsburger (gut
bis Dintelsbfl^I gebraut, fo bag bas 9lei4 bos 9la<^fe(en
^e.
aber auc^ Sranffurl fpfirie feit 1400 ben SBettbeiDerb
onberer aRirfte unb bie Ueberffi^rung ber aRorfte mit (Bemetbe»
erseugniffen immer empfinblii^er unb es fuc^te fi<^ babur^ ju
^Ifen, bag es bie X)auer feiner SReffen oerl&ngerte. !Die gfranl«
furter SReffen bauerten feit bem 3a(re 1400 immer länger, fo
bog ben 3a(tmfiriten anberer StSbte baburd^ groger Sd^aben
entftanb. Jlbnig SBenael befc^rBnlte bes^Ib bie 3eit ber Sfranff urter
aReffe buri^ ein befonberes (5efe^ 9lo^ im 3a^re 1519 galt bie
granifurter aReffe in ganj ^xanlitii) als bebeutenbfter Stapel«
pb^ nicbt nur Sermaniens, fonDem ber ganjen Crbe, meil f^itt
bie jtaufleute aller bebeutenben $Ia^e jufammenftrSmten }um
Xustaufd^e i^rer Srseugniffe.
3m Z^xt 1415 ^alte U I m eine jmeite 9lei<^smeffe, im
3a^re 1424 91 fi r n b e r g eine fold^e eingeri^tet unb ba ge«
rabe bie Aaufleute oon 9lfirnberg, Augsburg unb Ulm
bie ^aupflfiufer in Shtanifurt maren, fa^ man biefe neuen aReffen
in gfran^nrt fe^r f(^eel an. Steiften im 3a§re 1428 Die Sugs«
burger über Sinsl^eim nai^ grranifurt, fo nahmen fie 1466
ben aOeg na<^ granlfurt Aber Ulm unb reiften oon bort im
Ulmer Geleite bisCBbppingen, mo basmirtembergif^e
Geleite begann. 3eber (Beleitstne^t erhielt babei 12 bo^mif^e
Srofi^ unb es gefci^o^ biefer Ummeg, meil fi^ bie Slugsburger auf
bem 9Bege bur^ bas Zaubertet btesmal oor Saqern nic^t fi^er
— 302 —
ffl^Iten, mit bem bie Stabt in gfe^be lag. Xu^ bie Kfitnbetger
maren auf bem SBege but^ bos SRoint^l monnigfml^en lieber«
fäHen ausgefe^ loie g. 8. ber Kittet ®ö| oonSerli^ingen
auf bem Slaine bie 91 firnb erger Griffe toegna^m, ab
er Streit mit 9lürnberg ^atte, unb bie ftauf ieute gefangen fe^te,
bis man i|n befriebigte. ^m So^re 1461 ^en ferner au^
bie Aaufleute von Sachen oom ^ergog Kuiire^t einen Se»
leitsbrief na<^ gfranifurt er^Iien.
Son ben oberbeutfc^en Stfibten »ar ffir ben
^anbelsoerle^r ber 3^it feit 1400 loeiter Don Selang bie 91 ei (^ 9*
meffe von Slörblingen. 6ie n>urbe namentli^ att<$ oon
ben Ulme rn lebhaft befugt. Ulm beforgte bosSeleite
na<^ biefer 9Ref{e unb bie 9l3rblinger 9Re{fe mar ber allgemeine
Ulmer Slbre^nungstermin. Den feftli^en Wittelimnft
bie|er IDleffen bilbeten bie 9lörblinger 91 e n n e n, bei benen ber
Sieger ein 6tfid 6<^arla(|tu<^ geuMinn. Die Strafe au(^
na^ bie [er 9Re|fe mar fibrigens ebenfalb mannigfach gefü^bct.
6o mürben im Saläre 1423 im 91 i e 0 einige 6ilberf(^mteb e
aus Slugsburg beraubt, bie i^re (Ergeugniffe na<^ 9l9rbUngen
auf bie 9Reffe bringen moKten. Der SBeg ffl^rte Aber bie
ulmifc^n, frfl^r ^Ifen|leinif<^en 3onftitten ^o^enmem*
mingen unb ^eiben^eim nad^ bem Valbu^ unb meiter
fiber Dif^ingen unb jteffingen na^ 9t9rblingen. 8on
91örbltngen reifte man bann Aber Oettingen, Jtno|a,
®un2en^au|en, 9Baf[ei§etm unb6^maba(^ na4 9lfirn*
berg. Die £ a g e 9lflmbergs mar ffir ben ^anbekoerle^ f^r
geeignet. 92a^ aHen 9{id^tungen gtengen oon |ier Stragenjuge.
lieber 9{9tenba^ , Slllersberg , Seiingries , 9leuftaM , $f^en«
Raufen unb SBeinmii^ei lam man oon (ier nai| £anbs^ut
unb oon ba über 9leumarlt, 6(§arbing, Oeting, ßo^nrot, 8urg«
^ufen, Silj^ut unb £auffen nai) Salgburg. Ueber Vlkn«
fürt, 9{eumarft , Sasberg , fiaburg , (Ettecs^ufen gieng es na^
Kegensburg, Sarbing unb Straubing, SISttling, £)fter*
^ofen, SiljHen , ^alfau, aBeigenlir^en unb fiin}. Heber
(Erlangen, Saiersborf, gforil^eim, ^irf^^eibe, 3Im<n<nt
unb Smftabt nac^ Scfurt, Sangers^ufen , 9RannsfeIb, 6lo^
fürt unb 9Ragbeburg; fiber Sriangen , Sor^^im, 8 am«
berg, Aoburg, Salfelb, 9luboIftabt, 9Iu^(a, 3ena,
9Iaumburg, SBei^enfels unb £fi^en m^ ^tipii^; fiber
— 303 ~
(Ef^iiau, (SrSfenberg, Sernfels, Saqteul^, Semedf ^of,
ißlauen, 3^i<'AU, (El^emni| unbSf^^i^^'fi nac^ X)resben;
über Stlangeiif Saier»borf, gfor^^im, Somberg, (Ebera^ unb
gSm^ilb nQ<^ SReiningen, SBajungen, 6u(I unb 9{oten«
buig na^ iloffel; fibei Sfirtl^, Smsfir^, SReuftobt, Sibe«
ra^ unb Ailingen nod^ SBfiisburg, fiongenfelb, 9 {Raffen«
bürg, Stoditobt, 6eligen{tabt unb gfranff urt o. SR. lieber
SfOrl^, fiangenjenn, gorbac^, SBins^im, Sibra unb Slergent«
^etm, S^nmigern, Serlin, 9{otenburg, S^aflang, SRosbo^,
unb 9ledargmfinD na(b ^etbelberg, Speyer unb SBorms;
fiber 6<^n)abo$, Si4l^nba$y DinteUbfi^I, Sllvongen,
®mfinb, €((ornborf, Cannftatt, Di^ingen, 9Belffa4 n(u|^
aBormsberg, ^forj^eim, 9{a|tatt, fii^tenau unb Strag*
bürg; fiber Sud^, Xennelobe, Saierborf na^ gfor^^etm,
$^xx\äf^th, Bamberg, 9latteI$borf, Aaltenbrunn, iloburg, (Eis*
felb, Sngelftetn, jur grauen auf bem SBoIb, 3Inienau, Slmftabt,
(Erfurt, SBeigenfee, Ainbibrud, Sangers^ufen , SRannsfelb,
Srmersleben unb ßalberftobt na^ Sraunf^meig.
Zro^bem (atte Mmbergs Serle^r mit bem 3a§re 1400 eben-
falls leinen $ö^epunlt eneic^t. Sein Serlebr litt namentli^
baburd^, bag oon Senebig aus fiber Xu gs bürg eine unmit«
telbore SBerle^rsftra^e na<^ bem Xo überträfe eingerichtet ourbe,
bur^ meU^e ber Serle^r fiber Stumberg febr notlitt. Die golge
biefes Straßenbaus mar eine june^menbe Serfeinbung jioifi^en
Kfimberg unb ber 6tabt Siot^enburg an ber Xauber, fo
bag im 3^^< 1^08 eine gfe^be imi\^tn ber Surggrofjd^aft
Nürnberg unb ber Stabt 9{otbenburg ausbra^, bei melc^er bie
Keicisftabt Sugsburg 9lfimberg mit 2 Stfiden unb 80 $aden-
fc^fi^en }u ^ilfe lam. Stfimbergs C&eoerbe beftanb oor allem
in ^u Omaren, 5t unft fachen unb anberen Ileinen (Begem
ftanben; eine SSeberftabt mie Ulm unb Vugsburg nar es
nie, etft 1488 begann es megen feines iRfidgangs, SBeber aus
Sd^maben aufjunelmen unb ebenfalls SaummoIIweberet
ju treiben. Doffir gab es aber bort bie beften 9Rat(ema«
tiler, ®eograp^en, Sri^itelten, Silb^auer, TOaler,
SWuIlter, ftupferfted^er, SRobelleure, »offierer,
Steinf^neiber, Crgelma^er, 3nftrumentenma4^er,
Dreilsler, SKebailleure, 3ifeleure, SRec^aniler unb
anbere Aunftarbeiter. $ier fertigte man im Sa^re 1^30
I
L
- 304 —
bie elften 9Binb&fl4fen unb erfonb bie etfteti U^ren unb
bte 6tabt beförberte biefe (EnttDicflung bur4 Bffentli^e Unter*
ftfl^unsen unb Vnftolten.
Wu<^ in 9lfimbecg fpielten feft bem 3a^e 1400 mit ber
Sune^menben ®efo^t ber gro^l^nblerif^n Unternehmungen bie
^onbelsgelellfd^Qften eine fteigenbe Sebeutung. 60 trieb
im 3o^re 1428 bie ffiefellfd^aft bes ®eorg 6t romer einen ^onbel
bis nad^ D&nemarl unb im ^al^xt 1430 baute bie Stobt aus
5ffentli(^en SRitteln ein grojses (Bewanb^aus, b. §. ein SBon*
tuf^loger^us mit eigener £)rbnung , um bem aßoIQu^^bel
aufjubelten. 3m 3a^re 1434 befreite ftaifer 6igmunb bie ftauf*
leute 9on Slflmberg oon febem Gtragensvang, fo bog es
i^nen überall freiftanb, benjenigen 9Beg einjuf^Iagen, ber i^nen
beliebte, unb im 3<4re 1409 gab Staifer aRoximilian ber 6tabt
bie (Erlaubnis, gefSl^rlu^e gfeinbe als £anbfriebensft3rer
5u beftrafen. SebenfaKs mar aber bie Stabt 9lflmberg feit 1400
neben A 0 1 n bie oorne^m|te 6tabt Deutfi^Ianbs. Sis na<^
Königsberg hinauf galt 9tflmberg ab ber Slittelpuntt
(Europas unb bie $ra(^t unb ber 9{ei(^tum ber Slflmberger
^anbels^nen bilbeten bas (Erftaunen ber SBelt. X)er $apft
erllarte, ber Aönig oon 6<^ottIanb mac^e lein |oI^ ^aus
mie man^er oornel^me Slflmberger Sflrger, beren ßiufer iionigs«
palaften glei<|en unb beren (&oIb« unbSilbergertite alles
anbere an ^rai^t fibertreffe. Die Serfaffung 9Ifimbergsmar
berjenigen von Senebig na(|gebilbet. Vud^ Oefterreic^ be*
ftStigte 9lfimberg feit 1400 bie alten ^rioilegien unb im 3a|re
1424 erhielt bie Stabt bei ber ^eiltumsoormeifungp b. ^
bei ber Sormeifung ber 9tei<^sreliquien , eine neue 9leid^s<
meffe oon 24 Zagen , bie es mit groger Sf^ierli^Ieit belannt
machte unb über meldte jebermann 3on* unb Seleitsfrei«
^eit na^ ber 6tabt genog. Die 6t&bte gftanlfurt unb 9l9r)N
lingen ffird^teten oon biefer aReffe ein 9lotIeiben ibrer eigenen
aReffen unb mirften bei $ofe bo^in , bag Slfirnberg fein ^[Moi*
leg mteber oerliere , ol^ne inbes bamit (Erfolg ju (oben. 3m
(Begenteif manbte Aaifer 6igmunb 9lfimberg im 3o^ 1431
bas meitere ^rioileg ju , bag bie aiümberger aReffebefuc^r
freies (Beleite ^en follten, am^ menn fie in ber 9Iei(^
a^t maren.
Diefe }une^menbe Serle^rsentmidflungburt^Dberbeutf^
^ 305 --
lanb butc^ Serbeffet ung ber £anbtoege unb 3on^etab"
fe^ngen ber oberbeutf<|en SBofferftrogen j^abete feit bem 3<t^<^
1400 ben $anfeftabten in ganj er^ebli^em Grabe. 3mmer
moffen^fler gelangten allmS^Ii^ bieSeoanteiooren enta)eber
burd^ 9{uglanb unb $oIen auf bem fianbioege unb ben
gfififfen ober auf ben oenetif(^en, genuefifc^en, pifani«
f^en unb florentiuifd^en (Baleeren na(( Srflgge unb
üntmerpen unb bann auf gerabem SBege auf bem SR^etne
nac^ A5In unb £)berbeutf(^Ianb ftatt na(^ Hamburg unb
fifibed, fo bag bte Jtaufleute aus £)berbeu<f(^Ianb aUmä^Ii(^
bie ^anfeaten in ben 9tieberlanben oerbrängten. 60 erhielt
nomentli^ 9Ifirnberg feit 1400 ju ben alten gftei^eiten in
Srfigge, Sntoerpen, gfl^^^^^^n unb Srabant neue ißti,
oilegten, im 3o^re 1436 f^Iog 9lärnberg einen ^anbelsoerlrag
mit bem ^erjogtum (Eleoe unb bie (Erbitterung ber Raufen
gegen Slflmberg n>u^0 babur<^ berart, bog bie ^anfen im Z^f^xt
1447 beftimmten, lein Cnglänber, ^oll&nber, Seelanber,
glamlänber ober 92ilrnberger folle Iflnftig me^r bur<^ fieben«
iS^rigen Hufentl^alt in einer g^^nfeftabt bie ^anfeprioilegien er«
merben, Q)as 1449 beftatigt tourbe. 9Bie bebeutfam biefe 6tel«
lung 9lflrnberg$ oar, ge^t baraus ^eroor^ bag im 3^^^^ ^^^7 bie
6täbt 5tonftan} ben ftaifer Sigmunb bat, enta>eber mit bie
Oefterlinge in gflanbern in ber ganfa fein }u bfirfen
ober loenigftens i|nen bort bie Siechte oon Aoln unb 9lürn«
berg einguräumen, was ber Jlaifer aber entf^ieben abf(^Iug.
fßi^tig mar 9lfirnberg oor allem für bie 3taliener unb Sc^oaben
ab aRittelpunlt fflr bie Steife na^ ber Oberpfal}, So^men
unb 6 (Rieften. Der SBerlebr 5n)if(^en Ulm unb 9lärnberg
oar feit 1400 fe^r rege; bie 3ntereffen 9lfirnbergs^ Ulms
unbSugsburgs mürben immer me^r biefelben; bennin9{urn«
berg, 9l5rblingen unb Sinleldbfl^I lauften namentlich
bie lUmer SDlerjIer i|re gfettmaren ein, m&^renb bie Ulmer
ftaufteute Slfirnberg mit Safran oerforgten, freiließ manchmal
fo fi^Ie^t, bog er oon ber Safranf^au in Slürnberg oerbrannt
mürbe. Ss fanb ein lebhafter JSerle^r mit 9lürnberger unb
Ulmer ®ut bur(^ bas Slfag nac^ gfranlreii^ ftatt, ber feit
1515 burd^ Sef<^Iagna|men notlitt, bie erfolgten, meil man ba«
rin eine Segilnftigung bes franjöftfc^en (Begners fa^. !(u^ bie
^Reffen oon (Erfurt unb fieipjig befu(^ten bie Ulmer ge«
20
— 306 —
meinfom mit ben 9lflmbeigem, Ssnqetn unb onberen fübbetd*
|(^en Aaufleuten, wtil bei (Beleitft^u^ bur(^ ben Ü^üttngex
äBalb na^ fieipsig ufto. babur^ billiger lam.
Ulm jtanb feit 1400 nie iRiimberg auf bem dS^unSe
[einer TOo^t. 3n ben 3a^ren 1398 unb 1401 ^e bos Ket^
ber 6tabt i(r [eiteriges ^rioileg, 5 aller mit ftreus unb $onb
3U f^Iagen, auf 10 3a^re oerifingert, unb feit 1404 butfte Ulm
au<^ 3w^i^nerftfid(e ober Pfennige fi^Iagen unb fein ^anbel
gieng nad^ allen 9{i<|tungen. Son 9{^einftäbten befuc^ten
bie Ulmer namentli^ 6 p e i e r, 9B o r m 9 unb SRaing, mte
3..S. im 3a^re 1415 bie Stobt Strasburg in einer Streit«
fa(^e einiger ilaufleute oon Ulm gegen biefe brei Stfibte ab
Sd^iebsri^ter t^&tig mar. Den 9Beg ba^in nai^men fie Aber
Sannftatt, Sradenl^eim unb bas 3<^^<Y9'i^ ^^ 3^<
1417 er^ö^te 9Birtemberg bas Sraden^eimer CSeleit«
gelb na<| Speier unb bas Ulmer 9littgelb, bas ber SUA ben
SRetigern fQr bie Sriefbeförberung beja^Ite, betrug f&r 2 ^ferbe
1 Ungargulben, na(§ Speier ober Strasburg 1 ^funb
Pfennige ober ffir 3 ^ferbe 1 1% (Bulben. Da bie Sd^maben
Riebet mannigfa^ ben ^f orj^e im e r 3on abfuhren, enoirlte
Saben bas 9led^t, aud^ in biefem gfalle ben Soll ju erl^n.
Die ^o^en Ro]Un ffir 351 le unb (geleitg eiber bilbeten
flberl^oupt $anb in gonb mit bem 9lfid(gang ber (Bef^ftsgeminne
bur^ bie fteigenbe aRarttflberfü^rung mit gemerbli^n Crgeug«
niffen bie ft&nbige ftlage ber bamaligen Aaufmannfi^ unb ftei*
genbe (Einf^rönlungen im Serle^rsleben maren bie gfolge baoon.
So faxten im 3a^re 1429 bie fi^oiabif^en StAbte in Aon*
[tanj unter Ulms fieitung ben Sej^Iug, allen Aaufleuten ben
Sefu<^ ber gfranifurter SReffe auger^alb ber SRej^jett
ju oerbieten. 9liemanb follte fiber einen SRonat oor^r in gfranf«
fürt ober 10 SReilen barum ^erum $anbelsgef(|fifte abf^Iiegen.
fteine ScSfiunitxt, bie auf bie SReffe fällig maren, burften o^e
SBillen bes 9lots gemalt merben unb (ein Stufen bur^ bSIbere
3(i^Iung erjielt merben. Jtein sfinftiger itaufmann burfte auf
gemeinf^aftlic^e (Befa^r mit einem anbern SBaren auf bie 9Reffe
na(^ Sranifurt ffi^ren. 9lur fianbfa^rer (Sibenteurer , SBanber«
lager), bie eigene SBaren na^ Ulm brad^ten , maren ausgenom*
men unb bie Spene foltte fo lange gelten, bis fie oom Sunbe
miberrufen mürbe. SRe^rere Ulmer Sflrger, bie gemeinfame (B^
— 307 —
f<j^Sfte mit fjfranifurtei Aaufleuten ma^hn , erllSrten borouf, (ie
loerben i^r Sttrgerre^t ffinben, toorouf i^nen ber 9lat mit Slus«
fd^Iug aus bem Sunbesgebiet brol^te. ^m ^a^xe 1490 oerocD*
neten bie Ulmer Sfinf Irenen, bie fiabtif^en Seleitsreiter na^ gh^onN
fürt f ollen Iflnftig ffiri^r eigen (Selb jel^renunb ber Stabtpfleger
bann in (Segentoart bes (Begenf(^reibers barfiber 9le(^nung ob*
legen, ^m 3a^re 1492 befugten bieSlugsburger gemeinfom
mit ben Ulmer Aaufleuten bie gf^anffurter gfoftenmeFfe unb
lauften jufammen ffir 30,000 (Bulben iBoren ein , flagten ober
bitter barfiber, bog eine Verlegung biefer SRelfen ftottgefunben
^obe.
Ulm foufte in (Jftonifurt nomentlii^ 9lieberlanber
SBoIIftoffe, Slrrostü^er unb ^olbfeiben*
3 e u g e , fogenonnte gforftote unb Surf^ote, bie bonn uon
Ulm aus no^ Oefterrei^ »eiteroertouft mürben. Dafür
brauten fie i^re S Oriente noc^ gfronlfurt. 6o mürben 3. 8.
1431 SBoIItfic^er aus Aoln, ![Ra[tri^l unb ^a^tn über
Geislingen no^ Ulm geffi^rt unb bie Ulmer (5emanb>
fc^au l^otte no^ jeber gfronffurter SRelfe in bie Käufer berCSe«
vonbfd^neiber, b. ^. Üud^ttetn^änbler, 3U ge^en unb olles Semanb
in Sesug auf (Befo^r unb Setrug burc^ folf^e £Snge ober breite,
auf bie gforbe ber Stoffe unb bie gfobenjo^I 3u beji^tigen unb
falls fie ungere^tes Xu^ fonb, bofur 3U forgen, bog foId)es
meber in ber 6tabt no(^ in bes SRots ^enfd^oft unb ®ebiet oer«
lauft mürbe.
X)ie aibfe^ung jl9nig äBenjels oon Sö^men in Deut{<|«
lonb mar ein Slfitf englifc^er SBelfenpoIitif gemefen. Se-
nebig unb £onbon Rotten es gemeinfom ju ftonbe gebroc^t^
bog ein SRonn 00m Z^rone gefturst mürbe , ber bie (^omilie
Sisconti unb bie SRoilänber gfrei^eitsbeftrebungen gegen
9{om unterftfl^t ^otte, ber ben guffiten unb 3uben 3ur
£osretgung oon 9{om bie $onb geboten ^otte, um bie
9Ra^l bes 9{ei(^s ber Aird^e gegenüber 3U mo^ren. Die brei
getftli^en jlurffirjten oon aRoins, Aöln unb Zrier unb ber
$fol3graf bei JR^ein Rotten bas Urteil gemeinfom oolljogen
unb es mar oufs neue Hoffnung oor^onben, ben 9{^einftrom
mieber 3um freien Dur^fu^roerle^csmege oon ber Slbrio
nQ<j^ gflonbern unb Snglonb 3U mo^en. Der Srsbift^of
oon 9Rain3, ein (Srof oon geffen^Sloffou, moc ber Ur«
20*
— 308 —
^6et bieffs Staateftrei^s. (Et ffaiit mit gilfe bes ^fal}«
grafen Slupre^t betn fronjofenfreunbli^en ®iafen oon £etn«
ingen ben SRatttjer Stu^I eitiri|fen unb tourbe oIs Si^fanjlec
bes neuen ftonigs SRupre^t, bes Vfaljgrofen bei 9{^etn, bet
^erif^enbe SRann in !Deutfd^lQnb. SRilb, einfic^tig, t^ig unb
ooll guten äBillens, aber Iraftlos max iRupre^t eine sweifel^afte
Srrungenl^aft für X)eutf4Ianb, aber ber getoflnfi^te 310^ mürbe
enei(^t. Die ^o^en 9{^e insolle, meli^e SBenjel eingeführt
^otte unb bie ben Sngifinbern ein f(^atfer Dorn im Suge
Q^areUp fielen erneut unb roenn baburc^ au^ bie Sleii^sfinonjen
mieber oor ein unfiberioinblic^es Deficit geftelU »urben, lonnte
bo^ ber englifc^e Durd^ful^roerleQr na^ Senebig erneut feine
Strage bur(^ bas JR^eint^al nel^men unb bie 6tapel^5u[er ber
Aurffirften n)ieber mit S^a^en fQUen. 9tupre^t ^atte fid^ in
ber SBaPopituIotion i)erpfli(|ten mfiffen, alle oon äOBenjel neu
eingeführten 9{^ein}öIIe abjufd^affen unb biefe mie bie oon
jlaifer $tarl IV. unb SBenjel abgef^afften 35ne ni^t loieber
einsufü^ren. Dogegen follten fämtli(^e 7 Aurfürftentfimer, anif
935^ men unb S rauben bürg, bas 9le<l^t ^aben, i^rerfeits
o^ne (Einfpnu^ bes Sieit^s na(^ Selieben 3311^ einjuffi^ren-
60 war bie äRarfd^rii^tung für ben neuen beutf^en ftonig auf
bem u)i(^tigen Sebfete ber 3<>I(fl^f^^S^bung genau oorgejei^net.
Das ganje iR^einlanb unb gfranfen fielen benn ou<^ bem
neuen ftonig, beffen (Erhebung ben SSeltmittelpunft oollenbs
au^ no^ äußerlich nad^ S^<tnlfurt unb $eibelberg oer*
legte, [ofort oollftanbig 3U, namentlich Speyer unb 2Bflr 3*
bürg maren einoerftanben ; belam boc^ ber 9Rain^anbeI ba«
bur(^ neue Hoffnungen, Si^mahtn unb £)e|terre{<j^ aber
jögerten unb bie Sauber nörbli^ bes SRains ^ben ben
^faljer ous bem ^aufe 2BitteIsba<^ nie anerfannt.
SRit 9Rü^e erhielt 9?upred^t bie Snerlennung burd^ Oefter*
rei^ baburd^, bog er oerfprac^, [ofort ben ftrieg an HRai*
lanb 3u erÜSren. Das 9{ei^ oerfpra^ Oefterrei(^ ein ftontin*
gent oon 5000 Sleitetn unb 25000 (Solbgulben Suboention
fomie sollfreien Dur^jug ber ofterrei^if^en Gruppen bur$
Zirol. Gelang es baburi^ Deftenei^, in ber fiombarbei
StSbte unb 6d(|I3|fer ju erobern, fo follten binnen 3 ^dfyctn
gegen SSerpfönbung biefer SBertgegenftSnbe ober oon 9?e{<^«
f tobten unb iRei(|$iIöftem im Slfag ober in Sd^ioaben,
— 309 —
bie unter Bftemi^ifd^er £onboogiei ftonben, oeitere 100000
Golbgulbeit oom 9lei^e jur Serffigung Beflellt loetben. Defter«
rei^ oerlangte toeiter, ber Sruber bes ^erjogs oon Oefterrei^
folle ASnig Kuprei^to Zoster ^etroten unb (einer Braut bie
Slei^slanboogiei S^maben als SRitgift oerpfänben. T>odf
»urbe bies oon Dejterreic^ unb ben SRei^sftinben ab gegen
bie $rioiIegien ber f(^(oobtf<^en @tabie oerftofienb abgefc^Iagen
unb ber Srautfd^o^ ftatt beffen teils burd^ bie fd^vfibif^en Steigs«
ftabte geoKi^rleiftet teils oon Stupred^t ouf pfiliif^e S^iaffer in
64n)aben fii^ergeftellt.
3m 3a^re 1401 lam Ji5nig Slupre^t erftmals Aber
SonnigMini, Sjslingen unb Göppingen nadf
Ulm, »0 er bie ^ulbigung ber 9{ei^{iabte Ulm, Sb'
lingen, 9leutlingen, S^il^tonn, Smanb, SBeil,
aialen, 9lörblingen, Sibera^, fßfullenborf, 3)in»
lelsbfi^I, Sflemmingen, ftempten, jtaufbeuren,
3sn9, fieuttir(^, Sopfingen unb (Biengen a. b. Sr.
anno^m. (Er mugte babei geloben, teine biefer 6täbte {emals
namens bes 9{ei$s 2u oerpfänben ober ju oerlaufen unb ben
StSbten bos SRe^t einr&umen, {i<^ gegen {eben mit bewaffneter
$anb 3u fd^fi^en, ber i^re $rioiIegien oerle^te. Ulm fpegiell
(Kktte f^on oor^er in (Göppingen bas ^rioileg beftfitigt er»
^Iten, bag ber jeweilige regierenbe Sfirgermeifter ber
Stabt als 9leid^sIanboogt berfelben bem Stabtaman ben
Slutbann oerlei^en burfte, wenn er wollte, unb lein Ulmer
Sflrger ber £abung eines fremben (Berichts S^lgeju leiften
(otte. «udft erhielt bie 6tabt bas 9{e<l^t beft&tigt, Malier unb
Pfennige ju [plagen unb 3 üben in i|ren 6d^u^ ju nehmen
gegen SIbgabe bes falben Sd^u^jolls unb bes £)pferpfennig$
an bie SReid^sIammer. (Ebenfo würbe ber 6tabt ber Se|i^ ber
^errf^aften «Ibed unb ^elfenftein beftötigt.
Die 6tabt Augsburg würbe oon ber 9lei(^sa(^t frei*
gefprod(|en, bie ber gfrei^en oon Sftonsberg beim ^ofgerid^t
gegen fie erwirlt l^atte, unb erhielt ebenfalls bas (Seri^ts- unb
3ubenprioileg beftötigt, ebenfo (E^lingen, beffen 6tabt'
oogtei als einem (Eglinger Sfirger sugeprig anerlannt würbe.
!Dann fammelte fi^ in Slugsburg bie 9{ei^sarmee gegen SRat*
lanb unb )ur 9{omfabrt unb bie Gruppen traten ben SRarf^
na^ ber £ombarbei an. Do^ fiel ber Selbjug wenig gfinftig
— 310 -
am. Die Qäjilai^i M Sredcto hxa^it bem Stetd^^er eine
fc^iDeie Aieberlage burc^ bie (B^ibellinen unb na^ bem unru^ni'
li^en 93erglet(^ oon $abua mujjte bei 9BeIfenf5ntg .»(Bogget
mann" mit leerer Xof^e einen f^impflic^en 9{fld5ug antreten.
Die IReic^sIanboogtei Oberfc^maben tourbe mit bem C&rofen
oon SBerbenberg, bie von 9lieberf$Q>aben bur^ einen
pfäl3{f(^en 9{itter befe^t; bann 30g ber ftBnig unter bem
Spott ber Slugdburger nad^ bem 9t^eine jurfidl.
60 mar es lein SBunber, menn mon inSranlrei^ Ififtem
mä) ber Arone oon Sllemannien mürbe. Der 9legent ber fran»
3ofif<!|en Arone, ber^erjog oon Orleans, begann bie fluffaf>
[ung geltenb ju machen, ba^ Slemannien oon iRed^tsmegen }ur
franjolif^en Arone gehöre, unb fanb Seifall oor allem in Sa«
ben, wo man nur ungern ben £usemburger l^atte [Reiben fe^n-
3n Saben entftanb eine lebhafte Semegung für bie SBieber«
ein[e^ung Aönig SBenjels unb ffir h\t SBlebereinfii^rung ber
abgef(()afften 91 ^e inj olle, bis auf bie itlage bes 6t&btetags
oon Sru^fal im 3a^re 1403 bas SRei^ ber (Braff^aft 993 it'
temberg unb ber Stabt Stra^urgben Sefe^I erteilte, gegen
S a b e n mobil ju ma^en , meil es in unerlaubter 9Bei[e neue
3öIIe eingefühlt ^abe. Slber au(^ l^ier oermo^te 9tupre^t feinen
äBillen ni^t bur^juje^en; ein S^iebsgeri^t in SBorms gab
Saben iRe^t unb bie 3öIIe blieben beftel^en. ilonig 9BenjeIs
Sruber, ber SRarlgraf Sigmunb oon S ran ben bürg, ^atte
unterbcffen ben $oIen unb Sleapol itanern jum Xro^ fi^
in Ungarn ooIIftSnbig feftgefe^t, Sosnien, (Serbien unb
Dal matten erobert, gegen bie Xflrien ni^t o^ne Srfolg ge*
[tritten unb bem Ungarlanbe eine liberale Serfaffung gegeben, bur^
mel^e ben ungarif^en Stabten unb bem ritterf4aftli(|en Kbel
als 6 tan betafei eine Vertretung in ber Sinanjoermaltüng
bes fianbs neben ber SRagnatentafel bes ^o^abels unb ber
^räloten eingeräumt mürbe, unb im 3a^re 1402 lieg er fi^ für
ben angebltd^ am 6äuferma^nfinn leibenben Aonig 9EBen}el jum
Slei^soenoefer oon Sö^men ernennen.
Diele Streitigleiten oerfepen nid^t , i^re SBellen bis nad^
S^maben 3U merfen. Sinjelne Stäbte, oor allem 91 oten*
bürg an ber Xauber , erllärten f id^ für 9Ben}el unb mit 92ot
ma^rte ber fianbf rieben oon ^ ei b eiber g im 3al^re 1402 auf
einige 3eit bie 9{u^e. Die Stäbte Ulm, 9lorblingen, 9leut*
— 311 —
Ungen, ßeilbronn, (Brnfinb, Sibera^, DinleUbfi^I,
Atufbeurcn, $fuIIenborf , Sopfingen, (Biengen unb
Salen {(^loffen einen 8unb unb ber £anbfrieben oon SR er«
g entkeim oom 3a^e 1403 befefiigte bie frieblic^en 3uftanbe
um fo nte^r , als bie Rxiäft fiberall |i$ fd^aif fflr ben ^fäljer
in» 3ettg legte. 3nt 3a^re 1404 traten bie 9{et^ftSMe ^all,
ftonftang, Ueberlingen, £inbau, Sflemmingen» 9ta«
vensburg, 6t. Gallen, Kempten, 3sn9, fieutlir^,
SBangen unb Su(^^orn bent Sunbe bei unb im Sa^re 1405
lam ber SRarba^ier Sunb jioif^en SRain], Saben, SBir«
temberg, Strasburg unb 17 [(^loabifd^en 6tabten bis 1411
gu 64u^ unb Xru^ gegen iebermonn auger bas 9{ei^ ju ftanbe,
oobft aber beigefe^t ourbe, bag ber Sunb au^ gegen bos Xei^
gelten follte, falte biefes einen Serbfinbeten an feinen Siebten
IrSnIen »firbe. SRan t^at bie£f, oie es audbrüdlid^ im Sunbes«
uertrage ^ieg , »eil bie ftaufleute ni^t mel^r fidler rei-
fen lonnten unb auf bem SBege na$ S^^nlfurt unb ben
^errenlSnbern unertr8gli(^en 3oIIpIttd^^^i^n ausgefegt
amren. Slan flagte bitter Aber bas Kei^ ^h ^^ ^i^f« 3u[t&nbe
bttibe unb lein Geleite gur gfaftenmelfe unb gur ^erbft*
meffe mel^r gugefi^ert ^be.
9{ufitt^t oerfu^te biefem Xro^ gegenüber , ben Sunb auf«
gulöfen, o^ne ouf ben SRainger Slei^stagen oon 1405 unb
1406 bies gu erretten , mie au^ ein SRa^nfi^reiben an bie
6täbte oon 1407 ni^ts ausri^tete, [onbem Oel ins S^uer gog.
3m ^tt 1407 traten erft bie SiSbte 6pe9er, SBorms unb
bann auf bem ^eilbronner Sunbestag SaQern, 3ngoI«
ftabt, 9{otenburg o. b. Z., Slugsburg unb SBangen bem
SRergent^eimer Sunbe bei unb unter bem fortroo^renben 2)rangen
ber bb^mifd^'frangöfif^en S^ibellinenpartei n>urbe oerfu^t,
ben A9nig äßengel erneut auf ben X^ron gu je^en. Diefer
$Ian mürbe inbes bur^ ben melfenfteunbli^en Grafen Sber^rb
ben SRilben oon äBirtemberg oereitelt. Diefer ^tte fi(^ na^
bem Zobe feiner Gattin SCntonie Sisconti im 3a^re 1406 mit
ber Surggrfifin Slifabet^ oon ^o^engollern oon 9lflrnberg
oermfi|It, einer Xoil^ter ber S^mefter JtSnig SBengete, bie aber
feft gum $fSIger ^ielt, unb braute es burc^ einen 3ug gegen bie
etabt Kotenburg o. b. Xauber ba^in, bag 9lupre(^t Aönig
blieb. 2>en SRittelpunlt ber politifd^en 6treitig!eiten in 6(^ioa«
— 312 —
ben btibeie oom So^re 1402 bis 1408 ber Streit ber Sbtd
6t. ® allen mit bem fianbe nppenjell. Die Sppenjeller
Qerlangien bie SReid^sunmittelbotleit unb bos 9ie((t, i^teit äan*
besä man felbft frei 3u noblen, ftatt \\d^ benfelben oom fianb«
Dogt bes Alofter^ @t. (Sallen fe^en 5U laffen unb biefem 6teuem
boffir 3U 3o|Ien. (Sans Oberfd^ioaben toar im Segriff, fi^
biefer Setoegung anjuf^Iiegen. 3m Sa^re 1401 f^Iojfen bie
Sppenjeller einen 8 unb mit ber Stabt 6t. (Ballen, bieSSgte
ber Slbtei mürben aus bem fianbe gefagt, bie Steuern mit $i(fe
ber £änber Gi^rorji unb(BIaru6 oermeigert. Cin S^i^
geriet unter Sfirgermeifter $an9 6tr5(in oonUIm braute
ni(^t9 3U ftanbe. Die Sippe nj eil er erllarten, fie fielen ber
Slbtei nur no$ oor bem eibgenoflifc^en Sanbgeii^t 3U Sle^t, unb
ba leine Cintgung ju ftanbe lam, mad^te enblid^ bas 9{eid^ mobil
unb bie Stabte Aonftanj, Ueberlingen, Slauensburg,
Sinbau, 6t. (Ballen, SBangen, Sud^^orn, SRemmingen,
jtempten, 3sn9 unbfieutlir^ mugten ebenfo mie Oefter*
rei(| unb SBirtemberg gegen ^ppenjell ju gfelbe sie^n,
gegen bo9 ber Air^enbann gefc^Ieubert lourbe. Ulm fanbte 200
3Rann unter $ans 6trDlin naäf fiinbau, mo fi$5000 9Rann
ftarl bie 9{ei^$armee fammelte, bis [iebei 6pei(^er bur(^ben
(Braf en 993 e r b e n b e r g, ben Sffi^rer ber ^ppenseller, ben g e i n b
ber 6 tobte unb bes Kaufes Oefterrei^, eine fc^mere 9)ie»
berlage erlitten, fo bag 1404 gfriebe mit Sppenjell gefd^Ioffen
merben mujjte.
(Erft im 3a^re 1405 mor es unter biefen UmftSnben
bem $er5og gfriebrii^ mit ber leeren Zafd^e oon Oefter«
r e i (^ möglid^ , 9 p p e n j e 1 1 erneut ben Arieg ju er*
Ilfiren, unb im 3o^re 1406 lam ju 93 regen 3 ein
Sunb 3U)if(^en Oefterrei^ unb ber Sraf{<l^aft SRontfort*
Xettnang 3U ftanbe. SIber ber (Sraf oon aBerbenberg«9{^ eine d
fiegte erneut am 6 1 0 g unb on ber 9BoIfs^aIbe, befe^te bas
9{^eint|al, bie ^ertf^aften SBerbenberg unb 6ox unb
bie Unterm arl bis 3um Süt\Sitx\t^f serftörte bie Surg
Sfirglen, be|iegte ben (Brafen Zoggenburg, 30g 1406 im
Sunbe mit ber 6tabt 6 t. fallen fiber ben Sli^ein, befe^te
bie gan3e (Braff^ft 9Rontfort^ benSregenser 9BaIb, bas
nigou unb aßontafun, 30g Aber ben Slrlberg (Sbleitog),
f^lug bie Defterreii^er bei fianbed unb 3mft unb lieg \i^
— 313 —
bur^ bo0 gonae 3nnl^oI unb Stf^t^ol ^ulbigen, \o bag
bos £anb Ziiol ffltOefterrei^ Derloren f(^ien. ®egenben
„Siinb um ben Qtt" eni^tele Sippenseil beti ,,Sunb obbem
6ee'\ fo bog im 3a|re 1406 £)efterrei(^ [id^ 3um 9BQffen«
itinftanb oon Slrbon bequemen muJSte, iDo^renb bie Sppenjeller
ben itrieg gegen bie 9lei(|sritter[d^aft meiterffi^rten , bis
im 3a^re 1407 bas Alofter 6t. (Ballen auf bie Sppenseller
Sogtei Serji^t leifttn unb [ie bem (Srofen SQBerbenberg Aber-
loffcn mugie. 9Bie alf o * bie t^eini|(^en ftuiffliften gemeinfam
bie 9l^einf$tffa^rt Don ben 39Ilen unb SBoggelbern ber
9{et^sritterf^aft befreien mollten, bie ouf i^re alten Siebte pe^^
ten, fo [ttebten au(^ bie fd^u^Sbif^en Sflrften Ve^nli^es an, um
ben jollfreien ^anbel unb i^r 3oll' unb (Seleitstei^t ju oa^ren.
3m3a^rel406beftatigteDefterrei$ber 6tabt Ulm i^re
all^rgebra^ten^onbelsprioilegieninSnnsbrud bis jumS^^tre
1412, bo^ nur füi bas eigene ®ut ber Ulmer, ni(i^t für
ßfiler oon Ulmer £o^nfu^rleuten. !Der Ulmer 3ube 3<^lob
S i g e l i n , bes ^erjogs fieibarjt, erioirfte biefes ^ißriDileg. 3^ Oe|ter«
rei^, bas |$on feit 1386 in bie fiänber 2irolunb6teiermari
geteilt mar, bemühte [i<^ ber ^erjog Srnft Don Steiermarl, bas
£anb Xirol feinem Sruber gfriebri^ mit ber leeren Zafc^e ju
entreißen, inbem er bie Sippen je II er gegen biefen ^e^te. 3m
3a^re 1407 mürbe ein Sunb jmifi^en 6teiermarf, Slugs«
bürg unb Sa ben gegen S^irol gefd^loffen, bem SBirtem«
berg tro^ ber Vereinbarung mit Xirol gegen Sippen jell fofort
beitrat. Die Stabt Aonftan} trat ebenfalls bei unb vereinte
fi^ mitber9iittergefellf(|aft ber 8 ^auptleute Dom3örgen*
heu 3 gegen ben „Sunb ob bem See'' unb bie Sippe nje Her.
Sa^lrei^e fd^mabifd^e Slei^sritter , 7 trafen unb ber gerjog
oon XedE traten mie bie Sif^öfe oon Slugsburg unb Aon>
ftanj ber Sereinigung bei. 6o maren bie Slppenjeller ben oer«
einten ArSfien nic^t me|r gema(^fen ; fie mußten bie Selagerung
oon S regen 3, ber Slefibenjber ^errf^aftSRontfort, aufgeben
unb mürben 1407 unb 1408 oom 3ötgenbunbe berait gef^lagen,
bag i^re Sad^e oerloren mar.
Ulms $anbel mit 3talien litt burd^ biefen Sippen jeller
Arieg augerorbentlii^. Sluf bem U l m e r 6 1 ä b t e t a g oon 1407
mürbe belannt gegeben, bas U eberlin ger SRaritfc^iff
ge|e {finftig jeben greitag regelmäßig unter guter Sebedung
- 314 -
mi^ Aonftait}, fonft mSge tnon alle ®fiter über Sud^^oiit
(9riebri(^0^Qfen) {pebieren , batnit fie ni^t in bie ^nbe bei
Stppenjeller fallen. Crft ber Stiebe mit üppettjen iwm 3c^ce
1408 (Raffte Sefferung. Slppenjell mu^tt feine (Eroberungen
loieber herausgeben unb bie SlableSugsburg unb Ulm unb
beren Sunbesftäbte erhielten in ben £5nbem an ber (Et [ 4 unb in
Zitol bis 6(^Io gberg unb SRittenoalb, jur S^renber ger
Alaufe, 9te[feIiDang unb pfiffen bos 9{terrei4^tF$e (^elette
gegen 3ct^Iung be$ feit^erigen SoHs gegen breimonatlidfie Afinbig«
ung gugeji^ert. t>tx 6tabt £inbau aber tourbe bie gilfe on
bie Üppenjeller oom Steige oergie^n, ber „Sunb ob bem 6ee''
u)urbe aufgeloft unb aller 9laub, SRorb unb Sronb follte oer*
geffen [ein. I)ie (Befangenen ourben o^ne £5fegelb unb Sranb»
f^fi^ung }utfidgegeben , Slppenjell au0 ber 9Iei^(|t entloffen
unb i|m erloubt, {eine 6^Iö[fer aufgubauen. Dagegen lourbe bie
beanfpru^te (Jlrei^eii oom £anboogte bes Alofters 6t. Gallen unb
bie (Eiteilung ber 9lei^sunmittelbarfeit ben Slppengellem in
5eibelberg im 3a|re 1409 erneut oerfogt.
Die grojjten Dienfte ^atte ben 6t5bten iu btefem (Erfolg fett
1408 bie et. 3örgengcfeIIfd)aft gu SBalbfee geleiftet. 6eittl^rem.
Sunbe mit ber 61abt Aonjtans unb ben Sunbesftabten fi^de
[ie bie SBege burd^ Cberf^maben unb m^ Xirol. 3ut
3a|re 1409 Ratten 3.S. Xiroler Sbelleuteeine Xnja^l Jtauf*
leute aus Ulm, Slugsburg, 9lfirnberg, SRemmingen,
Ronltanj unb ^Rotenburg 0. %. an ber (Etf^ im (ßebirge
angebalten, als [ie aus Italien lamen, unb i^r (But tro^ bes
b^rjogli^en Seleitsbriefs be[d^Iagnabmt. Die 5<^uplleute bes
6t. 3örgen[^ilbs erflärten infolge beffen fofort Dt\ttnt\^ ben
Aiieg unb btes bemirftep bag 1409 ein 64i^bsgeri(^t in 6 1 ut t*
gart unter bem ^erjog oon Xed unb bem (Brafen Sber^b
oon SBütttemberg in bem 9{e^ts(treit jmif^en bem $er}og
Sfriebri^ oon De[tenei4 mit ber leeren Xafd^e unb bem Slorf*
grafen Sern^arb oon Sa ben unb (Benolfen erfolgte. Die
6tabte oertrat babei $ans Se[[erer oon Ulm. Oefter*
rei^ gab an, bie ®eleitsreiter ber 6tabte ^ben öfterreid^ifc^
3oII6eamte erfc^Iogen unb es bobe [ic^ bes^Ib ni<l^t m^r an
[eine (Beleitsbriefe gebunben erachtet. Dem derjog würbe bo«
rauf aufgegeben, entmeber bies ju be[^oren ober 6^abeneifa|
3u Iet[ten, unb bie|er 30g bas le^tere oor. Vugsburg unb Ulm
— 315 —
Hegen bie be[4|Iogfia^mte 9Bare Oefterreic^ }uitt Senebiger
Hnfaufspreife unb £)e{tenei<| Deipfinbete baffir bie ßerr*
f^aft ^o^enbeig ün bie 6tobte, gu ber natnentlid^ Stoten»
bürg Q. 91. nebft $orb, S^ötnberg unb Sinsborf gc*
^orte, »le au<4 bie 6tibte erneut fixere» Geleite in Steier*
marf unb Xirol erhielten.
9(te JtBnlg nupre^t im So^re 1410 auf bem G^Ioffe
fianbsfron bei Oppenheim oerfd^ieb, »aalten bie iturffir[ten
ab feinen Sla^folger ben mSi^tigen Adnig Sigmunb oon
Ungarn y ben joeiten 6o^n Aoifer Aorte IV. oon Sö^men«
£usemburg unb ber (Elifabet^ oon Sommern. Seine
XfirleniSmpfe ^ten tro^ ber Stieberlage oon 9{ilopolis im
3a|re 1398 bem t^tlroftigen Sfitften einen großen 9lamen g^
mad^t unb feine S^ftfe^ung in Ungarn, bie (Eroberung Don
Soenien, Serbien unb Dalmatien Ratten bem 9Rar(«
grofen oon Sranbenburg au(^ in ben Zofyctn 1402—1404 bos
Xmt eines Sleid^soermefers oon Sö^men oerf trofft. (BIei$*
too^I ^Ite er es bei ber 9Ba^I nur gur Stimmenglei^^eit mit
bem SRarl^rofen 3oboIus oon SRä^ren gebraut unb er[t ber
Zob biefes Stlrften im 3o^re 1411 ^atte il^m ben Sefi^
ber 9{e{4sIrone oerf^fft. 9Bas ber Kegierungst^tigleit
itonig Sigmunbs i|ren ^aupt^aralter oerlei^t, i|t [eine ent-
fc^iebene Stellungncü^me ffir (Benua unb feine fjreinbfd^aft gegen
bie nepublif Senebig. 2)er (Brunb ^ieju mar feine Stellung
als ftönig oon Ungarn unb bie erften 3a^re feiner ^Regier'
ung oon 1400 bis 1403 maren bes^alb au^ bem ilampfe mit
Senebig um ben Seji^ oon Dalmatien gemibmel. (£rft im
3a^re 1414 fam Sigmunb nad^ Deutfi^Ianb, mo man bitter
llagte, bag man 3 ftaifer unb 3 topfte, aber leinen ^rieben
^be. Die Stimmen oonXrier, ^folg unbSranbenburg
oHiren ffir Sigmunb gemefen, SRainj, Äoln, Böhmen unb
Saufen ^tlen ffir bie ®egner geftimmt. (&Iet(| na<^ ber
9Ba)I ^tte jl9nig Sigmunb oon feiner gauptftabt Ofen aus
ben nieberfd^mäbifd^enStfibten Solingen, 9{eutlingen,
9{örblingen, $all, 9{ottmeiI, SBeil, deilbronn,
SBimpfen unb Heinsberg i^re ^rioilegien bef tätigt, ma^renb
bie oberf^mäbifi^en St&bte mit ber ^ulbigung jogerten unb
einen ofterrei^ifi^en Aaifer oerlangten. Ulm, 9{ottmeiI,
Slorblingen, SRemmingen, ^all, (Bmfinb, Siberac^,
— 316 —
jlaufbeuien, ^fullenborf, Z^ntf, %altn, fieutftr^l
unb SBopfingen tooten nur \^wtx ju betoegen, oom $aufe
De|terrei(^ ju loffett unb ben Sranbenburgec qIs i^en
A5nig onsueilennen , unb Sigmunb ^e es lebtgll^ bem
(rafttgen Sluftteten bec Aurfurften oon Girier unb ^falj, hts
Grofen Sber^orb bes SRilben oon SBittemberg unb ber
6iabt ^{flrnbergju banlen, bag er allm&(yli(^ Snerfennung fanb
unb im 3a^re 1414 in Slad^en }ur ftrönung fommen lonnle.
3um 9{ei(^0lanboogt oon Dberfd^moben ernannte er ben (Srafen
oon SRontfort^Zettnang, ben Strafen« unb Stabtef^u^
oon 9lieberf(|tDaben fibemo^m SBirtemberg. Den itlagen
ber Stabie über ben mongel^aflen Strajjenfc^u^ auf bem SBege
na(^ ber gfranlfurter SReffe ^If er boburd^ ab, bag er ber
3RatIgraff(^of t • %[ n s b a $ unb ber ® raf f (^aft SBirtembergbte*
fen 6(^u^ fibertrug, bte bes^alb in SRerg entkeim ein genfi-
genb ftarles ®eleit$retterbeta(^ement ju untei^Iten ^en unb
baffir bos 9{e<^t erhielten, oon allen m^ gfranlfurt burc^
reifenben jtaufleuten unb i^ren (gütetn mSl^renb ber Öfter* unb
5erb|tmef[e eine (Beleitsgebfi^r 5U ergeben. 9lad^bem im Z^^
1418 bie 6tabte Ulm , 9ieutlingen , 9{otenburg, SRaoensburg,
Siberac^ , (gmfinb , Äempten, Dtnfelsbu^I, SBeil, Aoufbeuren,
^fullenborf , 9Beigenburg , 993angen , Ssnq, fieutliri^, Giengen,
aalen unb Sopftngen einen Sunb auf 5 3a|re gef^Ioffen
Ratten , nahmen fie Aonig Siegmunb an unb erl^ielten barauf
oon SR er an aus i^re ^rioilegien beft&tigt. ^m So^re 1414
erfolgte bann in^eilbronn bie allgemeine ^ulbigung unb
ffir Q^waitn n)urbe bort ein £anbf rieben beraten tPie
für gfranfen.^bas Slf ag unb bie Si^einlanbe ein folget
3U ftanbe gefommen n»ar.
Das erfte groge SQBerl Sigmunbs in Deutf^Ianb, na^bem
er als einu) adliger ftönig anerlannt UKir, galt ber Sefe^«
ung bes popftlii^en Stuhls mit einem einm&^Iigen $opft
Die jtonfl an 3er ftir^enoerfammlung bef<|aftigte fi^ in ben
Sauren 1414—1418 mit bie|er fc^roierigen jjrage. Die Äird^em
[paltung ^atte;burd^ bie proteftierenben Seigren ber Sö^men
SBillef unb $ug er^ebli^e Sottid^dtte gemad^t. 3m 3a|re
1409 Ratten 5000 beutf^e $rofe|foren unb 6tubenten bie 6taM
$rag oerlaffen unb i^ren 9Bo^n|i^ in fieip^ig oufgef^Iageit
unb 3a^Irei(^e Aaufleute unbSuben maren mit i^nen an
— 317 —
biefen neuen SBeli^anbebfi^ ansogen» bet nunmehr on bie Stelle
$rag0 treten follte, unb erft nad^bem im 3Q|re 1415 $apft
(Bregor Xll. freiioinig obgebonlt ^tte unb bie fßäpfte
3o^nn XXlll. unb Senebtlt Xlll. obgefe^t loorben maxtn, loat
eine neue Drbnung ber Dinge miglid^. lieber Sugsburg
reifte ASnig Sigmunb im Sa^re 1414 in Segleitung feiner
(Bemollin, ber Aonigin Sarbaro oon Sillq, ber gerjogin
Slifabet^ oon Sopern unb ber (Braftn oon SBirtemberg
bur^ bo6 Sßirlembergtf^e na^ it o n ft a n 3 , loa^renb ber
bo^mifd^e ^rofeffor $ug oon iß rag fiber 9lfirnberg mSf
U I m lant, bort im (Baft^ofe 3ur Jtrone flberna^tete unb bonn
no^ Aonftan] meiterreifte.
Die 9Bo^I bes ^apftes 9Rartin V. ffi^rte 3U ber gflu^t
bes ^apftes 3o^nn XXlll. ou0 ftonftons. 3o^nn
^tte ben ^ersog Sftiebrid^ 111. oon Xirol in 3Reran
3U feinem gelb^uptmann ober 64u^oogt befteüt unb er*
teid^te mit beffen $ilfe bie na^e öfterrei^if^e Stabt 6^ off«
Raufen, wo il^m ber SRarlgraf Sembarb oon Saben eben«
falls 3ur Seite jtnnb. Die Sntioort ftönig Sigmunbs hierauf
mar bie Se^tung bes ^tti^is grriebri^ , bie jur gfolge ^atte,
baJS an einem 3^age 4000 Slbfagebiiefe an Zirol in 6<^aff«
^ttfen einliefen. SBürjburg, Äonftons, 6t. Sollen, Sberftein,
aSBerbenberg« Stargans , (JQrftenberg , fiupfen , gobenjollem,
SRontfort , SIellenburg , $elfenftein , $all , Cgiingen , (ßmfinb,
Ulm, Siberai^, 9{aoen$burg , Sui^^orn , ätottioeil unb oerfi^ie«
bene anbere Slei^sftanbe eillörten X i r 0 I ben Arieg. Slu^
bie Sibgenojfen ber 6 d^ 0 e i 3 matten ]\ä) bie 6a(|e 3U
92u^en unb eroberten bas ganse 9 a r g a u mit ber § a b s«
bürg, loa^renb bie Surggrafen oon SRfirnberg mit ben
StSbten ftonftan3, Staoensburg, Sibera(| , Ueberlingen, ^füllen«
boif. 3snq unb ftempten bas $egau unb ben X^urgau in
ibren Seft^ bxa^itn. Stein, Diffenbofen, gfrauenfelb,
aBintertbur, 9{appersn)9l, Sd^aff^aufen, bas Sisium.
S^ur, £inbau, SBangen unb gelblird^ nourben mit $ilfe
ber neu ionftruieiten Aonftan3er 9Burfmaf(binen erjtfirmt.
OberboQern unb bie Sifd^öfe oon 9(ug$burg unb C^ur
erbielten ben Auftrag, Xirol 3U erobern, worauf Slugsburgbie
S^renberger ftlaufe erftflrmte, mö^renb ber $fal3graf bei
9?^in bie Stfibte Snfisbeim unb «Uli r^ mit &ilfe ber
— 318 -
StSbte $ agenau, Strasburg, Solmar, G^ltiU
ftabt, Safel unb aRfi^I^aufen be|el|te. 9luc bie oorbe*
ten Sanbe am oberen 9ltdat ttnb smiftl^en Sobenfee unb
Donau blieben oeif^ont, »eil fie oetfifinbet toaren, unb nur bie
6(l^n>at3Q)albIanbe unb bas Sreisgau oermod^ten, fianb*
l^aft bei Oefterrei^ au0}u^alten. ^erjog Sriebri(^ 111. ntugte in
ftonftanj alle feine Sefi^ungen in S^maben, im Slfag, am
SR^ein, im Sreisgau, im Xixol bem Steige abtreten unb
oerfpre(^en, ben $apft 3o^nn XXI IL, ber ingreiburg oeilte,
bem 9iei(^e au0}uliefem. 9la$ bem gfu^fall bes 5er}og9 er-
Ilörte ber ftaifer ben (Befanbten oon Senebig, (Benua,
9RaiIanb unb gflorenj, bie neben i^m ftanben, Ke mbgen
baraus erfe^en, ba^ er mfic^tiger fei ab bie oon Oefterreic^.
Seither ^atte gfriebri^ ben Spottnamen bes ^erjog» mit ber
leeren Zaf^e. Aaifer Sigmunb erflSrte barauf bie Stfibte
gfreiburg, SnbingeUp Aenjingen, Dieffen^ofen unb
Siabolfsell 3U Xei^sftäbten, ebenfo im 3a^r 1417 Kapper««
mql, 9EBintert^ur, Sd^aff^aufen, 9l|einfelben,
Sreifa<( unb 9!euenburg.
Xro^em gab Sfriebrii^ feine Sac^e nid^t oerloren. (Er fIo( ^imli^
aus Jtonftan} nac^ Zir ol unb Ifimpfte mit t>ilfe feiner Säuern gegen
ben ^erjog (Emft oon Steiermarl unb ben Xiroler Slbel, o^ne
auf ben Sann ber ftonftanjer ftird^enoerfammlung unb bie Sefe^Ie
bes Sleid^s au a^ten. Das 9{ei$ entjog ^erjog gfriebri^ alle feine
9iei4|sle^en ; bie fianboogtei Aber ben Sreisgau erl^ielt bie
SRarlgraff^aft Saben als £o^n baffir» bog fie gfriebri^ untreu
»urbe, unb ein gfiliftengerii^t fprac^ griebri^ 1419 in ilon-
ft an 3 bes SBortbrucbs fd^ulbig. Damit umr aber ber Sogen
oon ben Ungarn 3u ftraff gefpannt morben. Die St&bte seigten
menig fiuft, ben Arieg gegen Xirol fort3ufet|enp aud^ $apft
SRartin V. unb $er3og Srnft oon 6teiermarf, 5^r}og
Sriebri(^s Sruber, traten auf bie Seite Tirols, etllSrten bem
9{ei4 ben ftrieg unb belagerten bie Stobt ftonftans. So
^ielt es ftöntg Sigmunb ffir geraten, milbere Saiten auf3U3{^n,
unb er erllärte fi^ 3U einer 3ufammenlunft mit $er3og Sn^bri^
bereit. Die (graff(^aft SRontf ort fagte bem $erjog oon Zirol
fi(^eres (Beleite na^ Xettnang unb SR e e r s b u r g 3u, oo
fi(^ Sigmunb unb 8friebri(^ trafen, unb S e n e b i g erilfirte fid^
bereit, bie Xiroler ^fanbfd^ulb 3u übernehmen, um ben
— 319 —
(Benuefen unb ben mit i|m oerbflnbeten Ungarn, So^<
men, ^tanio\tn unb fiuxembutgern Ztrol unb bie 5fter<
rei^if^ien Sotberlanbe toieber ju entreijsen. Sber von ben (Se«
nuefen unterftfi^t loetgerten ft^ bie Sunbesgenoffen , bie fionb*
oogtei fiber ben Hargau an Defterreid^ toieber ausjufolgen^
unb fo blieben Saben in ber S^oeig, ft^burg, 6(|aff<
Raufen, SBalbsl^ut, Sfidingen, StappersiD^I unb SBin*
tert^ur fovie bie fianboogiei Aber ben X^urgau ffir Xirol
oerloren.
Sie gfinanslage bes 9{ei(^0 mürbe unter biefen Ser^SItniffen
immer trauriger. Das 9{tii^ na^m Selb auf, mo es fol^es bt*
lam. 3^ ^^W 1415 perfekte ba$ SReii^ bie fianboogteien
Dber« unb Slieberfd^maben on ben Xru^feg oon 9BaIb«
bürg, ber beibe bis 1486 behielt, unb im 3<4^^ 1^17 oer«
pfSnbete bos 9{eid^ bie Ulmer Stabtfteuer an ftonraboon
9Beinsberg. 3laä) Senbigung besitonsils reifte bannJtönig
6igmunb im 3a^re 1418 von ftonftan} Aber Sreifad^,
Saben^Saben, (Ettlingen, ^forj^eim, SBeil, Sg«
lingen, SBeingarten unb Donaumört^ mä) Ulm, xoo
er längere Stii oermeilte. Ulm mar bamals auf bem (&ipfel
feiner 9Ra^t angelangt. Die Sorftöbte maren in bie 6tabt«
mauer eingesogen , bie Ulmer Ratten fid^ oon 9{ei(^enous $err'
{<|aft na^e^u befreit unb Ratten felbft $errf(^aften etmotben. Die
6tabt nmr fo mS^tig mie ein Prftentum. 3n ganj Deutf^Ianb,
in Sapem , in Oefterrei^ , Sranbenburg, Saben, 9Bittemberg,
Ratten i^re IReiter bas iRe^t, Ser^aftungen oorsune^men, au^
Sbelleute }u oer^ften unb in Ulm Aber fte ju ri(!^ten. 3<^I^
reiche ^enfd^aften unb ftI5fter ftonben im 6(^u^e ber Stabt,
3. 8. bos Dominifanerllofter 9RöbIingen bei £auingen.
$anb in ^anb mit ber Supern SRai^tentfaltung gieng bie innere
SIAte ber 6tabt. Die 3a^I ber Sbelleute , 9{ei(^en . Firmen,
Öonbroerler , SRon^e , SBeltpriefter , Stubenten, ber ganbels«
oerle^r muffen. Der ftouf ber ^errf^aften §elfenftein unb
«Ibed bereicherte bie 6tabt, bas Kapital ber »Arger mud^s,
bie 3a^I ber CEinmo^ner oerbreifaddte fid^. 1420 no<^ gab es
in Ulm nur 2 SAftbäder, 2 (ßolbfc^miebe, 2 »aber, 1 ffiirt, 2
luc^fc^eerer, 1 «rjt, 1 Stabtpfarrer , 1490 aber 20 SAftböder,
20 ©olbf^miebe, 10 »aber, 20 SBirte, 20 lu^f^eerer. 30 «erjte,
unb 10 9BeItgeiftIi($e. Vu^ ^atte Ulm huxä) feine $ 0 d^ f (^ u I e
— 320 —
einen gead^teten 9lomen. Um 1420 würben in Sus^bucg
bui^ einen baiin beioQ^cten Ulmer SReifter na^ Dem Ulmec
Soibilb SBafferrö^ren aus gford^en^olj in bie Strogen ge*
legt unb bie 3i^|6^unnen in Ulm burc^ laufenbe 9)o^ren«
brunnen erfe^t, beren fd^5n|ter ber |eute no^ befte^enbe gif^
toften Sqrlins am SRarf^ta^e mar.
Unterbeffen jogen fi^ bie 6o^mi[(^en Sloubens«
!ampf e immer me^r au^ na^ X) e u t f (^ I a n b herein. Die
3 u b e n [gurten ben Streit unb festen bas proteftierenbe
puffen tum bem papftli<|en Stuhle entgegen. !Der SufTtanb
ber Stabt Sreslau gegen bos jubenf einbüße Siegiment Äontg
äBenjeb unb bie b3|mi[<|e (Empörung oon 1419 ^en bem
£eben bes unglfidli^en aRonart^en bun^ einen S^Iagflug ein
Snbe bereitet. Son 1420-1431 ftSite ber duffitentrieg
neben ber Xiroler Sfe^be in l^o^em ®rabe ben 5^^!^
perle^r. 3m Sa^re 1419 leiftete U I m erftmate gilfe gegen
bie Sulfiten unb 1421 mürbe Sraf 5^^ntann oon S u I g jum
Stabte^auptmonn gegen bie S5^men ernannt gegen einen Saures*
[olb oon 300 (Bulben ffir jeine ^erfon unb 100 (Bulben ffir
jebes geftellte $ferb. 9Birtemberg fieUte 20 (Slefen mit
100 ^iferben, Saben 10 ®Iefen ober 50 ^ferbe. SBonte ein
Slei^sltanb bie ftriegs^ilfe ni^t in natara leiften , fo ^tte
er 1 ^rojent oom Sermogen ju fteuern. Der 3ug lam inbes
nii^i 5u ftanbe unb erft 1423 erfolgten neue Slfiftungen.
Siitere ftlage ertönte freili^ ilber bie einfeitig genuef ifd^*
g^ibellinif^e $oIitiI bes »ei^s. Der Arieg gmifi^en Sene-
big unb Ungarn f(^öbigte ben Setfe^r bur<|| Xirol unge«
^euer. Die 93erorbnung Aonig Sigmunbs oom 3<^^^ l^l^i
toel^e ollen oberbeutf^en Slöbten ben (Einlauf in Senebig
oerbot, toar eine ^orte £aft ffir ben ^anbel biefer Stfibte unb alle
Sitten beim Steige, bos Verbot auf }u^eben, bejmedten lebiglii^ eine
Serlfingerung im 3^^!^ l^^^ unb 1420. Sigmunb oeilongte,
bog Deutfc^Ionb feinen Sebarf entmeber Aber Ungarn in bem
genuefif<|en Raffo (Obeffa) beden ober Aber Aon {tan 3 unb
SRoilonb in (Benno. Sin ^onbelsoertrog jmif^n fton*
ftons unb (Benno beftimmte fe^r madige üusfu^rjölle in
(Benno unb fogte bef^ere Slusmo^I als in Senebig ju, »ie ou^
borouf ^ingemiefen mürbe, bog bie genuefif^en (Boleeren me^r
SBoren foffen. (Eine Sinfd^liejsung ber ftaufleute im ftouf^ufe
— 321 —
bei Sla^t [ollte nic^t ftaltfinben mie in Senebig, bie mitgebra^»
ten SBoren mugten nid^t binnen einer geioiflen l^tit oerfauft
iDerben unb ber Sriös xoox ni^t in SBacen anjulegen; aud^
loat bie 9BeUerfQ^rt no^ ber £eoanie erlaubt. (Ebenfo oerfproi^
SRailonb mäßige Dur^fu^rsöIIe ffir alleSBaren na^ (Benno.
tlro^bem oaren bie oberbeutf^en 6t&bte ni^t jum Sin«
laufe in (Benua ju beioegen. Dringenb bat Ulm im 3^4^^
1417 um Kuf^ebung bes ^anbeboerbots mit Senebig,
aber erfolglos ; oielmel^r ffi^tte bas 9{ei<^ 1418 bie ^anbete*
]ptnt no$ ftrenger bur^, inbem t9 alle ^affe militfiti[(^ befe^en
lieg unb alle ilaufleute, bie ben 9Beg tro^bem loi^Iten, ein*
fperrte unb i^re 9Baren bef(^Iagna^ie. Cinge^enb bef^ftigte
[i^ befi^Ib im 3a^re 1420 ber Ulm er Stäbtetag mit ber
@a$e, meil ber SBaffenitillftanb abgebro^en var unb bas 93er«
fe^rsoerbot erneut mutbe. T>vix^ (Eilboten rief 9Ifirnberg
alle feine Aaufleute aus Senebig ^eim, ebenfo oerbot Ulm
ftrenge bie 6tra|se notl^ Senebig unb ber Stfibtetag in
9lflrnberg bef^äftfgte fi(^ ebenfalls mit ber Sad^e, mie aud^
Ulm beim Sleid^e geltenb maii^te, bas Serbot merbe bo$ ni^t
refpeltierty fonbern bie Aaufleute braud^en Gewalt gegen bie 3^11«
beamten unb erjmingen bie I)ur4f o^. Xro^bem ^ielt aber Aönig
Sigmunb gfi^e an bem Serbote feft unb es »urbe im 3a^re 1426
obermab erneut, mtil \l^ 1425 Senebig mit g I o r e n 3 gegen
SRailanb oerbfinbet fyiiU. Ueberaü loaren bie SBege mieber
militSrif^ gefperrt unb bie tlugsburger niaren ungiadlt^, bog
namentlid^ ber iRitteroon Sillenba^ ben ftaufleutenan fieib
unb ®ut griff, menn biefe |id^ erlaubten, nad^ Senebig ju reifen.
(Erft ab im 3o^re 1428 aRailanb loieber Stieben mit glorens
unb Senebig f4IoB unb an Senebig bie StSbte Srescia
unb Sergamo fomie bie 6eptimer3oIIe abtrat, lam ein
funfia^riger aBaffenftillftanb bis 1433 gu ftanbe.
X)iefe poIitif(^en (Ereigniffe f^abeien Dem ^anbeboerle^r in
(o^m (grabe, mit me^rfa^e 9la4ri<|ten jeigen. 60 lourben }. S.
imSo^te 1420 einigen Aaufleuten ausStaoensburginSelluno
i^e aBaren namens bes gerjogtums Snailanb gepf anbei
unb oer^aftet , meil bie 6tabt A 0 1 n , einen Kaufmann aus
SRailanb l^atte pffinben laffen, unb erft lieber freigegeben, ob
bie Aolner ben SRailfinber gießen liejjen. Sitter Ilagte im 3a^re
1419 bie Ulmer Sar^entfi^auorbnung über ben fi^Iec^ten 916^
21
— 322 —
fo^ unb otbneie [trengffe Vufmt über bie für bie Slusfu^r be«
ftimmten Sard^ente on , bamtt bei 9lame bes Ulmer (Erjeugntffes
ni<|t notleibe. 3ntmer [c^Iimmer brad^lebie Xiroler Sperre
ben gonsen ganbelsoerle^r auger 9{anb unbSonb. 1418QQg(e
Senebig, bombte gfirnta Donatus unbSalob Superantto
bei einigen Ulmern größere Summen gut (abe, unb bat um Sin*
treibung. Das (6t\^a\t, namentli^ ber S ar^enUbfa^, ftodte
[eit 1419, es n^urbe ju mel Si^unbware gefertigt, fo bog ber
9?uf bes Ulmer Sar^ents notlitt. Der Ulmer 9tat oerfd^Sifte
bes^alb bie S^auoorfd^riften. 1420 tlagte Senebig er*
neut ; es mies auf bas [eit^erige f ieunb|4oftIi(^e Serl^SItnis unb
auf bie Z^atfacbe ^in , bag in Senebig ben Ulmern [tets bie
(Beriete geholfen b<^ben, unb bot um (Begenfettigleit. Dann mel«
bete es bem Surgermeifteramt Ulm, bie gfitmen ißetro
unb fiorenj gfoscari unb Aarl unb $ans oon SRoItne
boben bei ber Ulmer (Jfitma gans Dieter unb So^ne oiel
Selb gut. SBenn leine Sejo^Iung erfolge , fei 3u befüri^ten,
bag bie (gläubiger auf bos na<|fte befte Ulmer (But , bas nai^
Senebig lomme, Sefc^Iag legen. (Es ^anbelte \\^ um nii^t ganj
1000 Dutaten unb ber Slnmalt Sin ton oon (£orabo aus Se>
nebig ^aite bie Vertretung ber Sa^e.
(BIei(i^faUs 1420 Kogten bie gftrmen ^ans oon
(garganibus unb Sertucius ^ifani bur^ benfelben
S(nn)alt megen einiger Ulmer SIccepte. 1425 bef<ieinte
neuer ber gftei^rr Slnton Sis conti hmä) bie Sani
oon SInbreas oon ißriolis unb (Bebrfiber bur^ ger*
mann 9it^ namens ber ^iima SBil^elm unb $ans Küm-
mel unb (genoffen in 92ürnberg unb burd^ $ans $erbotb
namens ber gfirma ^ einriß Sir 3t unb ®enoffen in 9ugs>
bürg }u|ammen 4500 Dulaten et^alten ju |aben. 1427 f^rieb
9Jenebig, ba ber Ulmer Sfirger ^einri^ S^Ieid^er ge«
ftorben [ei, ber als guter (gef^aftsmann feit^er ftets aufs 3iel
gejablt ^abe, bitte man, ba er bem $aufe ^ans $ifani unb
(genoffen runb 5000 Dulaten f(^ulbig fei , \&t bie Sejablung
biefer Summe aus ber ^tnierlaffenf^aft ju forgen. Die %(epte
liegen bereit. Die S^Ieii^er ftammten aus Sc^oeig^ofen
(SteU'Utm) unb maren eine ber erften ^anbelsfarnüien. Urfprfint«
lid^ £anbn)irte toaren fie feit 1350 Aauf (eute geworben unb blieben
bies bis etioa 1500, mo fie fi^ me^r ber (gele|tfamleit otbmeten.
— 323 —
3in 3o^re 1431 bonftc 93eneb{g für ben Seiftanb.ben bei
Ulmer iß et er SlanI einigen Senebigem geleiftet ^atte, benen
ber Aaufmann fiorenj Scarfelarius aus Srfigge miliaren
SBaren buti^gebrannt loor. 1432 melbete ber ^erjog gronj
gfoscari, einige Senebiger JJfirmen foioie einige ®ef<^te in
6iena unb fiucca l^aben fi<( bef^ioert, bag i^nen auf offener
9{ei($sftrage 4 SBagenlabungen oon bem Surgoogt $ einriß
oon $o^enftoffeIn im gegau bef^Iogna^mt iDorben feien.
Die 3Remminger ^ben snmr biefem bie SBogen loieber ob«
genommen, aber man ^obe bas ®ut in Slemmingen namens
bes 6 d^ 10 ab. Sunbs erneut ief^Iagna^mt unb auf 9Bunfd^
bes $einr{(^ ^abt nad^ Ulm geffi^rt. 93enebig bat bes^alb,
bas ®ut ausjuliefern. Salb barauf Ilagte bann Senebig , bog
einige Ulmer (glaubiger ben SRitter oon $o^en|toffe(n oer»
anlagt ^aben , biefe Se[<|Iagna^me oorjune^men, unb man er«
marte bes^alb, bag Senebig fein (5ut lieber erl^alte. Ulm ant«
mortete, bie Sef^Iagna^me ^abe in einer fianbf^aft ftattgefun*
ben, wo bem Ulmer Kat fein (Beleitsred^t sujte^e, vorauf Senebig
1433 gurfldf^rieb, es fei bann nur oertounberlid^ , mie Ulm be«
fertigt gemefen fei , bie 4 993agen oon ÜRemmingen nad^ Ulm
}u bringen. $einri<^ oon 6toffeIn ^abe bie (Sfiter na^ Angabe
Ulms namens bes romif^en Abnigs bef^Iagna^mt ; bies
(alte Ulm oor^er melben follen. 9Ran (abe fi<^ barauf oerlaffen,
bog bie Sleid^sftrage im 6d^u^e bes S^roab. Sunbs
[te^e. Ulm fei greift abt unb (abe als foI((e einem Sefe^I
bes romif(^en Königs nid^t ju ge^ord^en, es möge alfo bie Sfiter
an Senebig unb ni^t an ben rdmif(|en Aönig Sigmunb
ausliefern. 9Benn bie Auslieferung nii^t erfolge, »erbe man \x^
in Senebig am Ulmer (gut [(|abIos (alten. Ulm f^lug barauf
oor, es ooKe in ber Saift Senebig oor einem beliebigen beut«
f^en 6tabtgeri<(t iRe^t fte(en ober oor bem (Beriet bes
^erjogs 2Bil(elm oon Sägern. Oenebig erll&rte aber,
biefer Sorfc^lag tbnne nl^t angenommen metben. (Es befiele
barauf, ba^ Ulm bei einigem guten SBillen xt^t gut (aite fflr
bie 6^abfos(oltung ber Senebtger forgen lönnen. (Es fei ein
feltfames Serlangen, n^enn bie Ulmer im Sene}ianif((en 6id(er«
(eit ffir i(re Surger erwarten, mS^renb fie ben Senebigern
fol^e n\^t geva^ren. Als (5eri((tsftanb fei es lebigli^
bereit, ben Ulmern oor einem italienif<(en 6tabtgert<(t
21*
— 324 -
etioain $abua, Sologno, Qfloreit}, ^etugiaoberSiena,
9{e^t 3U [te^eit, loo bie [(^oSbift^en 6tubenten i^te ftenntniffe
^olen. Aonig 6 i g m u n b mtiltt bamab behufs A 1 5 n u n g jum
tomif<^enAaifertn92om. Senebig f^iieb bes^alb, es aniiDotie
nur, xotll Aaifer Stgtnunb je^t einen Stieben mit Senebig
gefd^Ioffen (abe, in bem ni^to baoon fte^ei bog ben SeneHonem
i^r in S^maben bei^Iognolmtes ®ut ausgefolgt »erbe. Ulm
m3ge bes^alb cnbli^ forgen, bog bies ge{^^, fonft lonne
Senebig ben Ulmern {ein (Geleit me|r geiofi^rleiften. Der 9iai
gob fi^ borouf^in olle 9Ru(e, beim 9lei<^e ffir Sc^oblos^ottung
ber Senebiger 3u forgen, unb bet Aoifer empfieng bie Senebiger
So^roolter. Senebig erlläiie, Ulm l^obe |i<^ menig freunbf<^ftltd^
in ber 6o(^e benommen, bo^ [ei Senebig bereit, ftd^ bem
!oiferIi(^en 6(^iebsfpru^ im Sorous gu fflgen.
£s mor mo^I eine gfolge biefer Sorlommniffe, bog 1435 in U ( m
ber betrfigli^e Serlouf }um Sloi^teil re^tmSgiger
(gläubiger bei Serbonnung verboten mürbe. T>i>ä) Rotten 1437
bie Senebiger i^r (ßelb no^ nic^t erholten unb es tlogten bes^Ib
oieber^olt biegirmen^ons oon $rtoIis unb $ons ${foni;
fie loben ben ftonrob Um gelter in Ulm mit ber Setreibung
i|rer 6od^e betrout, bo^ meigere fi$ Umgelter, bte Summe
obguliefern, meil fie bereits onberu^eit bef^Iogno^mt fei.
1439 mürbe bemSefe^ betr. bos Sorjugsrei^t ber Sfirger
beigeffigt, menn ein grember $fänber einfloge, follen
er[t bie Ulmer befriebigt merben; bo(^ menn ber ($rembe ein
$fonb in SSnben lobe, folle er bomit no^ bem 6tobt*
re^t oerfo|ren bfirfen.
Rotten im 14. 3<t|i^|unbert bie Aou^eute oon Senebig
bie inbif^e SoummoIIe in Supern geholt unb bonn in
SSenebig on bie Sc^moben ous Slugsburg unb Ulm oer«
fouft, bie fobonn biefelbe mit gloi^s gemif(!|t ju Sorben t
oerorbeitet unb biefes (Erjeugnis ouf bie SReffe nod^ gronl«
fürt gebro^t Rotten, oon mo bie 9Bore meiter no<| Jtoln,
ben Stieberlonben, Snglonb, 9{ugIonb unb 6ponien
gieng, fo mürbe es infolge ber Xiroler 6perre immer me^r
Sitte, bog bie Ulmer ftoufleute ftott bes ein^eimif^n Sflo^fes
Sligoer gfIo<|$ über Aoffo (Obef{o) bejogen unb in i^ren
Sord^ent oerorbeiteten , ben [ie bonn fiber (Benf unb fiqon
no(| SRorfeille unb Sorcelono metter oerlouften, um bo*
— 325 —
fBr über Senebigioiebet 6flbfrfl<^te u.f.io. aus Vragonien
jurfldjubringen.
Die fieigetibe Sebeutung biefcs Serle^r» mit Senua unb
jtatalonien ((^dbigte freiließ Senebig in (o^m (grabe unb
biefes lonnte nur no^ bm^ 3ii'<tng4mabregeln feine Sor rechte
im anittelmeer be^ufrten. 3m 3a^re 1446 Ilagten bes«
^alb bie f^ofibif^en Stäbte unter Sfi^rung Ulms beim ^er«
sog grranj Ufoscati em|tlid^ Aber bie (o^en 3911 e Senebig».
Sie ffi^rien aus, bie Saltore ber f^mSbif^en ^anbelsgefell«
fc^aften in ilatalonien, neli^e bott fianbeserjeugniffe aller
fittf namentli^ |panif(^e SBeine unb Safran, auflaufen unb
ouf bem Seeoege nac^ (5enua oerfra^ten unb biefe teils auf
bem £anboege teils ben $o ^inab na^^ Senebig brauten,
um fie oon ^iet fiber ben gfernpab na(^ S^omben }u {<^en,
mfilfen in Senebig oon biefen Srjeugniifen einen aBertjoII oon
6 0. $. be}a|Ien als Sntgelb fflr ben Sdiaben, ben bie Aata«
lonier Senebig oeruifa<^en. Da mfiffc alfo ber Unfi^ulbige
fflr ben 6<!^ulbigen leiben, mas ni^t billig fei. Die Senetianer,
bie na^ Si^mbtn lommen, loerben bod^ au^ auf ben 9RfitIten
e^bar geilten, man mbd^te i^nen bes^alb bie alten ^rioilegien
erneuern.
Ratten fid^ bie Ser^Itniffe einigermaßen gebejfett, als
im Sa^re 1431 Aönig Sigmunb fiber Augsburg,
Sfelbtirc^ unb Xirol na^ SRailanb gejogen mar,
fiil^ bort }um Aönig oon £ombarbien fr5nen lieg, als
im 3a^e 1433 bie Aaiferfr5nung in 91 om folgte unb
ein ($tie))e jmifi^en bem $apfte unb bem Sasler AoncH
}u Staube {am, fo trat eine rii^tige Sefferung erft
mit Sigmunbs Zob ein. (Erneut öffneten fi(^ fe^t mieber bem
beutf4^n d<in)><I bie altgemo^nten Sahnen unb Senebig mürbe
loieber $au|rtftapelpla^ ber beutf^en Aaufleute, neben bem
Genua erft in imtiUx £inie ftanb. SRit bem Siege Senebigs
mürbe bie Strajje burc^ Zirol bie mt^tigfte Serbinbung smi«
f^n Stalten unb bem 9lorben. Die meiften fieoantemaren
giengen oon Senebig fiber 2iroI naä) S^maben, Un«
garn, S^Iefieii unb $oIen unb ber allgemeine SBelt*
^nbelsmeg mürbe ber g e r n p a g fiber Kempten na<l^ Stalten >
mS^renb 9lugsburg feine 9Baren Aber ^artenlird^en,
an ber Srifa^ bei äBeil^eim, bem ^aitanum ber 9ibmer,
— 326 —
erl^telt. Die SEBoren gietigen jtoifd^en £e^ unb 9niiner uUx
ben So^engetgenberg nod^ S^ongou am £e^, bem 6tamm<
gut ber SSBelfen, 00 1407 Saqern bos Slugsburger (&ut toegen
eines 6treii6 ber 6tQbt mit bem Sistum anfielt.
SReift trugen freili^ bie Aaufleute felbft bie
6^ulb an ben jQ^Ireic^en (&filerbei<^Iagne^mungen, inbem
fie, um bie Solle ju fparen, bie SQier ouf verbotenen
S^Iei^roegen fiber bie $äffe brauten. 60 tourben
3. S. im 3Q^re 1453 bem Ulmer itoufmann Salt^afoi
Sfflfinger im (Bebirge bei ber 3i>nburg gfernftein jmij^en
9la|fereit unb f}aittxwanQ feine (Bfiter toegen SoIIabfc^rens bef^Iog*
nol^mt unb olle Sitten Ulms beim ^erjog 6tgmunb von Xitol
blieben erfolglos. Sbenfo loarf im 3Q^re 1455 ber IRitter grtebri^
0. Sreiberg bei ftempten einige 3Bägen Senebigergut
nieber, toeil bobet 1 SaKen, 2 gforbel unb 2 Sffiglein Sglin--
ger C5ut loaren, auf beffen Sefd^Iagno^me er SoIImoc^tsbriefe
^Qtte, unb im So^re 1458 nurben (Bfiter aus Ulm, Smunb
unb Kempten an ber (Et[(^ oon benSoüftellen befdSiIagno^mt.
Die[e lebhafte Snttoidlung bes SBerte^rs oon Ulm fiber
ben Sernpag nad^ Xirol unb Senebig mar fretlt<^ ein
fil^merer 6(!^abcn ffir bas (Sraubünbnerlanb, oor allem ffir
bie Stabt C^ur, unb ber SIerger berS^toetjer gegen basglud^
li^e fionb Xirol fanb feine Sfil^ne in ber fiegrei^en @(!^Ia4t
ber (Braubünbner über bie 2iroIer auf ber SRalfer^aibe im
Sintf^gau im ^oU^xe 1499, toie au$ bie ASmpfe ber 9ppen«
geller mit Zirol biefem Slerger f<|on frii^r Slusbrud oerlie^n
Ratten. Der geio5|nIi^e 9Beg, ben bie Senebiger Sfitet nad^
S^maben einfi^Iugen, gieng über Saffano na<^ Xri ent unb
ooK ^ier über 6t. SRid^ael, 6alurn, Zramin, Soan unb
Zerla no^ SReran, Xetf^, SRals, 9loubers, ^funbs,
fianbed, 3mft, ißaffereit, ^aitertoang, Srla, iReute,
92effelmang, Aempten, 9Remmingen unb Ulm. &
maren oon Ztient bis Ulm 48 SReilen. Die 6tra|3e bienle ni^t
nur bem (Sfiteroeth ^r, fonbem in erfter fiinie aui) als SBeg ffir
bie ao^Iretc^en ^alaftinafa^rer. 60 gieng }. S. im 3o^re 1490
bie 9{ücfreife ber 6ionspiIger aus bem Eiligen Sonbe oon
ft e m p t e n auf gf I ö g e n bie Sller ^inab na^ UI m, bort lanbeten
fie am S^mall gegenüber bem ^rebigerllofter unb jogen in bie
Slnbreaslapelle bei ber 6(^iegptte, um fid^ bort urnjulleiben-
— 327 —
3)onn gieng es in ^rojeffion no^ ber 9I(er^e<Iigenfo))eIIe unb
beut $rebigetIIofter.
SBie mit Kempten, fo ftattben bes^Ib bie Ulmer oielfa^
QU^ in (Bef^ftsoerbtnbung mit Aaufbeuren, xod^ln oon Ulm
OU0 Diele SeirtiDanbfarbel giengen. Sine Sinbuge erlitt
bieje Serbinbung gioif^n Ulm unb Senebtg erft bur^ bie
Cntbedung 9[merila$ unb bie Sluffinbung be$ Seetoegs
no^ Snbien um Slfrila. Seibe Dinge jerftörten bie Sliite
Senebigs, tnbem nomentli^ bie QanMsTottboit S{a\\tx VlatimU
lions I. oegen bes Ariegs mit Senebig ä^nli^ toirften nie bie
Serbote ftoifer Sigmunbs unb ben Seriell über (Senua unb
Spanien ju leiten fuil^ten jum grogen llerget ber 3uben,
loelc^e fid^ namentlid^ in 93enebig |eimif<^ ffi^Iten.
I)iefer gegenfeitige ftrieg bei ganbehiDege flirrte fd^on feit ber
jtpeiten SSIfte bcs 14. 3<)^t^unberts ju einer [teigenbenUnjic^er«
^eit bet 93erle|r $u)ege. 6^on im 3a^re 1393 erliegen bie
^enen Visconti oon 9RaiIanb oon $ a o i a aus ein 6trQf'
monbat gegen olle StragenrSuber. (geroo^nli^e 9töuber
iDoren an einen {ßferbejd^tDeif gebunben auf ben Stid^lplo^ 3U
ffl^ren unb ju ^Sngen , ^aubmorber bagegen toaren aufs 9{ab
3U flehten. 9lod^ f^Iimmer ourbe es freilid^ feit bem 3a^re 1400.
SBas in erfter £inie jur (Entoidlung biefer 6tra^enräube«
reien beitrug, maren bie ja^Ireici^en SoIIltredungs befehle
ber beutf^en fianbgerid^te, n^elc^e bem (Gläubiger, ber oon
einem Stabtgeri^t abgemiefen oiorben n^ar unb an einem fianb«
geriet mit (Erfolg Serufung einlegte , bie Sefugnis oerf^afften,
in gan] Deutf(!^Ianb bie (Bflter ber Slnge^origen bes betreffen*
ben Gtabtgetii^lsbejirls pfonben ju laffen , bis er feine grorber»
ung er^Iten ^oite. Die bebeutenbfte iRoIIe fpielten in biefer
Stiftung bie veftp^aiifd^en (ßerid^tebes gfoim. Sie Ratten
bas 9{e(^t ber Soolotion in allen Cioilfad^en , aä^itUn ben Se»
flogten auf 9li(^terf(i^einen unb Giengen ben Serurteilten an ben
no(^ften Saum. 6d^on im 3a^re 1428 erhielten bie otöbie
Ulm, SPngen , ^Reutlingen , JRaoensburg , 9{ottmeiI Sibera^,
^fullenborf, 3sn9, fieutfird^, SRörblingen, ©mflnb, SRemmingen,
X)infel$bfi^l, Aaufbeuren, ftempten, (Biengen, Fialen, Sopfingen,
SBeil unb 9{otenburg o. Z. oom ^apfte SRartin V. bie Se*
frciung oom toeftp^fil. (geriete. 3nt 3a^re 1430 befummle bie
Stabt 9lugsburg, allen Sflrgern, vel^e anbenoärts gefangen
— 328 —
gefegt ober angeflogt lofirben , follen bie Aoften erfegt werben,
ba bie Stabt bie Serpfli^hing %aU, i^re Sfirget oor bem toeft«
p^älifd^en (Berid^t su fc^figen, unb als im 3a^re 1432 ob «nt»
tDort lierouf ber Sfoim bie Stobt Sugsburg felbft oot (Beriet
lub, Ilogte bie 6tabt beim 3lt\ä^ ge^en ben gfaim unb ermirfte
ebenfalls ein ^rioileg gegen bie äJorlabungen besfelben. 1430
fiengen bie Uugsburger 65Ibner bei 6al2burg ben Slttter
Seboftian o. Saber, einen gef^morenen Stabtfeinb, ber ben
Seon^arbt 9{ot beraubt unb gefangen |a(te, unb nur mit 9Rfi^
gelang es bejfen Seroanbien, ben 9{itler felbft oom f4im|;flt^n
Zob auf bem iRabe ju retten, no^renb feine Spi^lgefeUen ge*
löpft unb gelangt vurben. 3m 3a|re 1431 Giengen bie flugs«
burger ben 9titter 6$n)inbelin in Stiefeln unb Sporen foml
feinen (Sefellen megen Strajjenraubs auf unb im Z^^^ 1^32
fanb in 9Rfin(!|en ein allgemeiner Stäbtetag megen ber gu*
ne^menben StragenrSuberei ftatt, an bem fi4 namentli^ S(ugs<
bürg, Ulm, 9lilrnberp, 9{egensburg unb fianbs^ut leb^ft betei*
ligten, unb im 3a^re 1463 führte au^ bie Stabt U I m bts
flugsburger 9{e^t gegen ben Straßenraub ein. Sla^
bemfelben Q)ar jeber »egen Straßenraubs Ser^aftete 2 Surgem
gegen Sflrgfi^oft jur 93era^a|rung }u fibergeben. Selannte ber
9lngel(agt( bie Si^ulb ni^t, fo mußten 6 ehrbare SRanner i^n
oerurteilen. Som Strafgelbe erhielten bie !Ri(|ter ni(||ts. Der
Später mar na(| bem SRei(|sre(^t unb bem flugsburger Stabt*
re^t ju rieten, bie flnilage eifolgte nai^ bem Slugsburger Stents*
bu4 9lls „ubIer Straßenraub" goß lebigß^ bie Seraubung oon
^rieftern, ißilgern unb Aaufleuten, auf ber Seraubung biefer
3 Stänbe ftanb ber f(|impfli(|e (Balgen, fonftiger Straßenraub ourbe
nur mit Aopfabfd^Iagen beftraft. 1440 oerbot ferner Sugsburg bei
Strafe bes (Ertran!ens feinen 9RitbQrgern, jemanb oor ein
frembes (Beriet ju laben, rneil fi(| bie tDeftp^iöIifc^en (Bertolte
im Steige fo oiel herausnehmen. Seither gieng es mit ber
aRad^t ber oeftp^Iifc^en fianbgeri^te abmfirts unb i^re 8^
beutung f^oanb. als im 3a|re 1441 itaifer gfriebri^ JU. ein
Serbot gegen bas meftp^öUfi^e (Beriet erließ unb ben fianbfri^
ben auf neue (Brunblageit ftellte. SBie f(|n)er freili^ bie 95*
fc^affung biefer (Beriete mar, erfie^t man baraus, baß nodf in
ben 3a|ren 1468 bie Stabt Augsburg Sfirger ^inric^ten lieg,
bie anbere Särgec oor bos loeftp^Iif^e (Bericht geloben ^tett.
— 329 —
9Bac bas ntalgebenbe (Element in ben tDeftfi^älif^en
Gerieten bie 9lei40rittet[d^oft, fo l^toonb beren
SRo^t oft bobut^, bag ft^ fett bem (Enbe bes 6tabte«
Iriegs bie Piften unb 6tabte oereinigten gut gemeinfanten
Oecni^tung ber nei^stitterf^oft. !Das Set^aitnis bet
^{ei^sfianbe ju bei 9{ei^0iittetf4)aft tourbe [eit 1400 immer
f^Hmmer, bas Ser^SItnis ber 61abte ju ben gfirfien beffer unb
es toar namentli^ bie {töbtefreunbli^e ^olitil bes Grafen (Eber-
^arb bes SRilben 9on äBirtemberg, bie ju biefer (Enloidlung
beitrug. Ws 1417 (Srof (Eber^oib ber SRilbe in (BSppingen
ftorb, mar freili^ (ein £anb bur^ 9nlei|en unb Serj^finbungen
berart i)erf(!||ulbet, bog [ein (Erbe [(^Iiegli(| gu (Bebietsobtretungen
f^reiten mugte. Sein 6o$n (Braf (Eber^arbt ber 3fingere, ber Se-
liger oon 9R5m pe Igar b , bos er erheiratet ^atte, roar im ^ol^xt
1415 mit A5nig 6igmunb in Katalonien geoeien, oerlieg
ben ABnig aber in $erpignan o|ne 9b|(^ieb. (Es ^anbelte
fi^ bamals um ben Slfidtritt bes $ap[tes Senebift XIU. oon
Sloignon, ber in ißifa unb Ronftang abgefegt oorbentoar
unb im Z<^^^^ ^^23 in Spanien ftarb.
(Eine IReii^e oon Streitigleiten tobte bamals im l^erjogtum
6 <^ 10 oben. Die erfte berfelben loar bie ge^be ber grtei^enen
oon 9B eins ber g mit ber Stabt SBeinsberg. Diele Stabt
meigerte [i^ 1417, bie Sogtei ber Ferren oon SBeinsberg no$
ISnger anjuerlennen, unb es lam bes|alb }ur Alage oor bem
£anbgeri<^t SBilrsburg, bas aber ber ^enf^aft SBeinsberg
9le4t gab. Die Stabt SBeinsberg rief infolge beffen ben
Stabtebunb um $ilfe an unb 33 Stäbte unter p^rung
oon Sugsburg, Ulm unb Aonft anj erllarten \\^ alsbalb
bereit, bie ^rioilegien ber Stabt SBeinsberg gegen i^re ^err«
|d^ft }u Omaren, obglei^ $ap|t SRartin V. \\^ gegen bie Stfibte
ausjpra«^. Das Sitsum äBfirjburg unb bas bortige ^ofgeri^t
fprad^n 9$t unb Sann gegen bie Stabt aus, o^ne bamit oiel
aus}uri(^ten, bis im 3o^re 1428 Aonrab oon 9Beinsberg mit
gilfe bes Vfaljgrafen Otto bei 9{^etn ben SBagenjug ber
Sunbeslaufleute, ber auf bie gfranifurter SRefje 50g, bei
Sinsheim angriff unb 135 5tauf(eute famt 10000 (Bulben
als gute Seute ^eimffi^rte. (&raf griebrii^ oon ^elfenftein,
ber S^nrager bes SBeinsbergers, ^atte gegen 2000 (Bulben bei
biefem großen ,,9lom'' geholfen, ber mit 500 9{eitern bur^igeffi^rt
— 330 -
iDurbe unb bte Stäbier fur^tbor f(^5bigtf. Sin Sergletc^ oon
1429 orbnete bett 61ieU bo^in, bog Aonrab oon SBeinsbetg
gegen eine Sbfinbungsfuntnte oon 30000 Sulben bte 6tobt
SBeinsberg aus ber 6teuer|iflt(l^t an i^n freigab unb als 9lei$S'
ftabt anerlannte, unb eine 9luinberger Zfibigung oon 1430
befttmntte meiter, bag filr bte 30 000 ffiulben, toel^e bte Stäbte
bem SBeinsberger ju bejahten galten, bie 9lei^s[tettrni oon
Ulm unb & all, mel^e fett^er bent ftonrab oon SBeinsberg
oom 9iet(^e oeq^Snbet maten, int 9Berte oon 16000 (Bulben
abgesogen oerben butften unb an ben S^väbif^en Sunb
fibergiengen. Ulm löfte bann abbalb biefe ißfanbf<^afi loteber
oom 6(^u)äbif(^en Sunbe ein, vä^renb $all bis jum 3a^
1802 feine Keid^sfteuer mit 400 ®ulben on bie SunbcsfiBbte
fottbeja^lte.
3m 3a^re 1447 geriet bes meitem (Braf Sber^rb bei Sfingere
oon 9B i r te m b e r g in Streit mit bem ^ifaligrafen Otto ju 9R os«
haäif bem fpfanb^errn oon ^o^enjollern unb ^e^ingen,
oegen ber gegenfeitigen ^o^eitsrec^te fiber ben trafen griebri^
oon So^ensoIIein— Dettingen. S(usglet(^e oon 1418 unb 1419
orbneten enbli^ biefe Streitigleiten. Die StSbte fteigerten bamob
i^re 3Ra^t erneut burd^ Sünbniffe. So traten bie Stfibte
Ulm, SRemmingen, SRaoensburg, Sibera^, ftempten, itaufbeuren,
S^nt}, fieutfirc^ unb (gingen 5U gegenjettigem Seifionbe gegen
{ebe $rioiIegienoerIe^ung auf 3 3a|re jufammen. Sollte bas
iReii^ ein Serlangen ftellen, fo burfte feine Stabt o^e bte
anbere biefes erffillen ; Untert^anen oon fianbes^rren burften nt^t
als Pfahlbürger aufgenommen »erben. 3m 3a^re 1417 f^Ioffen
fi$ Slugsburg, (Bmfinb, 3BeiI unb Salen an, n)8^tenb 3$nq
austrat. Die aufnähme erfolgte bur$ Stimmenme|r^it. 3m
3a|re 1419 ecfolgte fobonn ein neuer Sunb bis 1422, too ber
Sunb »iebet^oltoerlängert murbf. 9?ottn)eiI unb3sn9 traten loieoer
bei unb es tourbe beftimmt bei ben Sbfttmmungen folle SlugS'
bürg 3, Ulm 2, bie anberen Stäbte je 1 Stimme ^aben. S<^on
im 3a^re 1417 ^atte ^Birtemberg unb Stuttgart mit
biefem Stäbtebunb eine Sereinbarung 3u m(!^felfeittger ^iffe
auf 3 3a^te abgef^Ioffen, nod^ ber feine Stabt einen SBtrtem*
berger als ^fo^Ibilrger aufnehmen follte, o^S^renb SBirtemberg
bem Sunb alle feine Soften öffnete unb oerfprad^, feinen Sie^ns-
Ferren, namentli^ bem Aönig Sigmunb oon Deutf^Ianb unb bem
— 331 —
Aonig SBenjel oon SBo^men, ntd^t gegen bie 6tfibte ju ^Ifen,
fonbent biefen gegenüber Sleutralitat ju bema^ren. 9lur bie
Se^bepflif^t lollte in biefem galle ni^n, bogegen follten bie
etabte in biefem Salle ftoft unb 6i^er^eit im SBirtemberg*
tfd^en loben. 9lur venn ein 9{e(|teetfenntni0 bes ftutffiiften«
lollegiums no(| biefet 9{i(!^fung etlonnte, [ollte SBirtemberg bem
Mei^e gegen bie 6tabte Reifen mfiffen, bo(^ foIUen bann eift bie
Sd^ulben SBirtembergs unb feiner llnted^onen berii^tigt unb ber
ftrieg erft na(| nä^rer Snfroge eröffnet »erben.
SRan [ie^t boraus , mt {ämmerli^ es im 3o|re 1418
um bie 9{ei^0gen)aU ftonb, ote Aönig Sigmunb Aber
DonautDort^ nod^ Ungarn reifte unb ber SRarlgrof
Sriebrii^ oon ^o^enjollern Don Sranbenburg als
@tatt^Her bes beutf^en 9{eid^s waltete. 91s im 3o|re
1419 ®rof Sber^arb ber Silngere oon SBirtemberg an ber
$eft in SBaiblingen ftarb, mürbe feine SBitme Henriette oon
SRompelgarb, mit ber er f(|Ie^t gelebt |atte, bie Sormfinberin
feiner @o|ne fiubmig unb lllri^. Dos Cinoeme^men mit ben
€läbten blieb au<i^ unter Ulri«! ein gutes. Das Sflnbnis SBir«
tembergs mit Sjslingen, Ulm, 9{ottmeiI, (5mQnb, Siberoc^, ftauf*
beuren, Aempten, 9BeiI , ^fullenborf , (Biengen unb 9(alen ]u
gegenfeitigcr Ariegs^ilfe mürbe erneuert, mobei aber SBirtemberg
au^ Defterrei^ oon ber Se^bepfli^t ausnahm. Der Streit
3Birtembergs mit ^einri^ oon (5eroIbed ju 6ulj a. 91. unb
®enoffen gab alsbalb Gelegenheit , bas Sflnbnis 5U erproben.
SBolf 0. Suben^ofen, ein mirtembergifi^er 3ube, fonnte oon biefen
9littem lein Selb belommen unb gieng bes^alb SBirtemberg um
5ilfe an, bie i^m au^ ju teil mürbe. SBirtemberg mit fiber
100 9{ei^srittern fomie bie Stabte Ulm , iRottmeil , (&mfinb,
Sibero^ , SBeil , ^fullenborf , Kempten , fieuttirt^ , (Biengen,
S(oIen, 9ieutlingen Ralfen bem 3uben, mä^renb auf ber
6etie bes Suljers 60 IRitter unb (Ebelleute unter (Sraf gfrieb^
ri(| oon ^o^enjollern Cettingen ftanben. SRit 11,000 ^ann
befe^te im 3a|re 1420 bie (grafin Henriette bie 6tabt 6 u 1 3,
morauf fofort C5raf gfriebrt(| oon go^enjollern ben itrieg an
bie Suben^fer'j^ie Partei ettlfirte, aber SBirtemberg unb 9{eut^
lingen ausnahm, meil er fielen biefer SRei^sftSnbe innehatte.
(Brunb bes 8treits mar bie Serpfanbung ber genft^aft ^o^en«
berg an ben 6täbtebunb. Der ^o^enjoller fiel fofort in 9{ott«
— 332 -
wtil ein, toeil biefe$ 3 ^o^ensollerifi^e Steifige qIs 9?5u6er ge^
iijpm unb beffen fianbgerid^t i^n gu 2000 $funb Stäben«
erfa^ oerurtetit ^oite. 9{oltiDeil flogte barauf fofort 6ei
äBirtemberg. Do(^ gab ber ^olenjollem bet <&T8ftn t^tn*
rtelte eine ^o^nif^e 9(ntvort. «kbalb umff^Ioffen 1420
bie 6 t ä b t e im Sunbe mit ber (Btfifin Henriette wn
SBirtemberg unb bem (Srofen Siielfri^ oon $o^ en>
gollern, bem Sruber bes (Brofen gftiebrid^ pon ^o^enjoHern«
Oettingen, bie Surg So^enjoIIern in bei €tarle oon 40,000
9Rann. 3^ n^^^n Alofter 6tetten entioidelte ftd^ ein munteres
£agerleben unb man Hf^^t binnen Iur5em ben mibeifpenftigen
(Brafen unb feine ft^one Su^Ie aus SDt5 {fingen ju fangen.
Sber mani^e fteineme ftugel flog, bis bem Oettinger bas $uh>eT
ausgieng unb feine Su^Ie bei bem Setfu^ gefangen »uxbe,
Siuloet in bie Surg ju f^muggeln. Dtei gefangene Stottmetler
^atte ber ®rof fiber bie SRauer merfen laffen , je^t mugte er
Urfe^be f4n)ören, flo^ aber tro^ feines Sibs na<^ Saben unb
bat ben gerjog oon £ot ^ringen um ^ilfe, als i(n bas $of«
geriet ju 9{ ottoeil megen Xreubrud^s am Sruber oerurteilte.
1422 gelang es bem S^ei^errn fiubmig oon fiti^tenberg , ben
Srafen S^iebric^ erneut gu fangen , n)orauf er gefangen gefe^
u>urbe. Die Surg go^enjollern ergab fi^ 1423 an bie 6tabt
Ulm mit 30 ailann, morauf Ulm las Slei^sbanner aufpflanjte
unb bie Surg als 9{aubneft gerftbrte. (Erft 1424 nurbe (5raf
Sriebri^ Q)ieber gegen Urfe^be entlaffen unb ba er biefe erneut
brad^, u^urbe er 1425 in SBafferburgbei Aolmar belagert.
Der 3ug foftete Slugsburg allein bie Summe oon 18,000
(Bulben. 1426 fö^nle fi^ ber Oettinger mit bem Stetige aus
unb 1429 fc^Ioffen SBirtemberg unb go^ensollern einen
Srboertrag , na^ bem ^o^enjollern beim finberlofen Xbfterben
bes (Brafen gfriebriil^ an SBirtemberg fallen follte. 1430 oer*
eitelte üugsburg ben 9Bieberaufbau unb 1443 ftarb ®raf Srieb«
ri(| ^o^betagt auf einer aSallfa^rt in ^aiaftina. (Erft 1453
n)urbe ber Sleubau ber Surg ^o^enjollem oom 9{ei^e mieber
geftattet.
3li^i loeniger Sefd^verbe als biefer (Braf gtiebri^ oon
^o^enjollern machte ben 6tabten ber SRarlgraf Sern^rb oon
Saben. Silter f tagten bie 6tabte, bog er als 9{eid(^Ianboogt
oon Sreifac^ bie Strage bur(^ ben Sreisgau mit ^^n
— 333 —
3onen belaftei ^o&e unb bie (Sfiter bef^Iogna^me , nenn bie
Aaufleute fie iti^t bega^Ien. 3m 3o|te 1422 [^loffett bes^Ib
bie gfreiftabi Sa fei unb bie Sunbesfifibte in 6(^ooben unb
im Slfag einen Sunb gegen SB oben, bem bie (&raff(!^aft 3Bir«
temberg, ha» Sietum Speier unb ber VfQljgraf fiubmig
bei iR^ein als Kei^ftlonboogt bes Slfaged beitraten. 96er
etft im 3a^re 1424 begann ber Arieg, ber 1429 bur^ Sermitt*
lung bes (Ergbifttums 9Rain} beigelegt mürbe.
ein anberer f<|iDerer 61reit »ar bie ge^be bes Steigs mit S a 9 e r n
um bie Sogtei Aber bie 6tabt D 0 n a u m 3 r t ^. Der ^ergog fiubmig
im Sart oon Sa9ern'fiauingen, ber in bem jung aufblitzen«
htn IDonauftabt^en fiauingen mo^te unb biefes 1413 erweitert
unb bur$ eine Strafe bur^ ba» Donaurieb mit ®unb'
remmingenunbSurgau oerbunben ^tte, erllfirte, bie Sogtei
gebore i^m ju, u)orauf im 3^^^^ 1^33 auf bem Aonjil bas iReid^
Alage gegen Sägern er|ob unb ben ftir^enbonn unb bie 9Iei40'
ad^t gegen ben $erj|og ausfpre^en lieg, bi» 1434 Sapem bie
Stabt gegen 13,000 (Bulben als Slei^sftabt anerlannte.
3um legten 9RaIeQ)arftai[er@tgmunb inlllm im3a^el430,um
einen neuen 3ug gegen bie §u [fiten guftanbe ju bringen. (Es
würben 50,000 IReif ige auf gebrad^t. U I m unb U u g s b u r g f teilten {e
2 groge ^auptbfid^fen, 4 ftommerbfi^fen unb 6000 ^feilf^fi^en.
Die gamilie Ar äfft oon Ulm 30g mit bem $faljgrafen aus
mie bie SRei^sgrafen. SBirtemberg fc^Iug oor , bas SRei^ folle
bem 6t. 35rgenbunb ber Slei^sritterf^aft bie Ariegsleitung
fibertrogen unb ber Slfirnb erger SReiil^stog oon 1431 orbnete bie
erfte Slei^smatrilel gegen bie ^uffiten an ; aber bie SIrmee
fIo|, o^ne ben S^inb gefe^en ju ^aben, bis 1434 bei SS^mifi^«
SrobbieXaboriten befiegt mürben unb bie beiben $rofope
fielen unb 1438 na^ einem neuen Sfelbjuge na^ 6igmunbs
Xobe bos Sasler Aonsil ben ^uffitenftreit ausglid^.
Ws im 3a§re 1437 ber fiitenlofe Aaifer 6igmunb oon
Ungarn in 3naim in SRö^ren [tarb, mar fein einjiges
Ainb oon feiner (Bema^ltn Barbara oon (£ill9 feine Zoä^itx
(Elifabet^. Dur^ bie 93erma|Iung biefes legten 6proffes bes
Kaufes Qusemburg'So^men mit bem (Erslerjog Sllbre^t 11.
oon Oefterreid^ mürben bie Habsburger enbgiltig bie
Ke^tsna^folger bes Kaufes £uxemburg. 3m Sa^re 1438
fanb in granifurt bie einmütige SBa^l bes neuen öerrf^ers
— 334 —
ftatt. (Eine bur^ous <^riftIi(!^<fonferoattoe 9latuc trat Slbre^t bem
fii6eta(tsmu0 ber 9BeItgeiftli(^{eit, bem 3ubentum unb bemftq)^
toltotnus ji^atf entflegen, o^ne fi^ ben ^Spfien gegenüber eliDos
5U oergeben. 3m Sitette jmlf^en bem $apft unb bem ftonsil
9on Sofel erllarte er \x(S^ famt bem fturffirftenlollegtum ob
neulrol, loä^renb feine Sd^oiegermuUer Sorbara oon Sillp nat^
bem Xobe i^res (bemalte » bes ftaifers 6igmunb, ben 5er}og
Aa|tmir oon $oIen gc^eiiatet unb fid^ ben Utraquiften Qng^
f<^!offen ^aite, um Sö^men on bie polnifc^e ftrone su bringen.
Um ftriege Defterrei(!^s unb bes SRarfgrofen Sc^UIes oon
^o^enjolletn 'Sranbenburg gegen $oIen unb So^men
lonnie er nur no$ furj Slnteil nehmen; im 3Q^re 1439 ftarb
er im Ariege gegen bie Ziirien. Aurj oor [einem Snbe ^Ite
er im Z^^xt 1438 no(^ als fein loii^tigfte« SBerl auf bem 9{ei(^'
toge 3u 92flrnberg bos beutf^e SRei^ in 4 ffei^slreife
geleilt, wel^e bie 9Cufre(^t(aIlung bes fianbfriebens bur^ ein
gefe^Ii^ georbneies g^^beoustrogs« unb S^iebsgerid^oefen
orbnen unb ber mo^fenben SRa^t berSlei^sffirften einen
!Domm entgegenfe^en follte, mel^e bie gfrei^eit ber 9lei(|s«
ftSbte immer me^r bebro^te. 9luf einem 6tSbietag in Ulm
^Qtlen bie {(^mobif^en 6tabie biefen Sef^Iflffen bes SUrnbeiger
Keid^dtags gegenüber enifd^ieben Siellung genommen.
So wat im ^a^xt 1439 bie beutfc^e ftrone erneut oenoaift.
Das einzige 6ö|n$en Aonig Wbre^ts, £abislau9 ^oft^umus,
iDurbe oon ben Ungarn ni^t anertonnt unb lam bes^olb au(^
für Deutf^Ianb ni^t in Setra^t. SBa^enb bieXfirfen 1440
Sei grob belagerten, toa^Uen bie Ungarn ben Abnig fiabislous
oon $oIen unb erft als biefer 1444 in ber Si^Ia^t bei Sarna
fein Seben gegen bie Xfirlen oerlor, mürbe Klbre^ts 6o^n ABnig
unb ber Slitter gunqabes jum 9{ei<^doermefer beftellt, bis biefer
1448 auf bem ümfelfelbe gegen bie Ungarn fiel, ülbrec^ts
9la4f olger inDeutf^Ianb mürbe ber ^ersog Sfriebri^ 111. oon
Oefterreid^, ber 6o^n bes gerjogs Smft bes (Eifemen oon
6teiermarf unb berSffirfttn Cimbaila oonWaffooien. 3m
3a^re 1405 ju 3nn6brud geboren toor er feit 1424 ^erjog
oon etetermarf, ASrnten unb Arain unb |atie bie Xo^ter
bes gerjogs oon SRafooien geheiratet. (Er mar mebr ab feine
Sorgänger ben Senetianern unb beren gfreunben, ben %üv
fen, jugeneigt, benen er im 3a^re 1433 bie 6tabt Seigrab
— 336 —
abgetreten ^tte, ofyit einjufd^ceiten. 3m Z^tt 1435 ^cttle er
für feinen minbetiä^rigen 9leffen, ben $er}og 6tgmunb, bie
Senoeferei Don X i r o I unb 1438 bie 9{egentf(^oft oon Oefter«
rei<^, Ungarn unb Söhnten fibemomnten.
Sriebri^ 111. nmr ber le^te in 9{om gelrinie römil^e
ftatfer ainb |eine lange Stegierungsjeit toar bie gl&njenbfte 3^it ber
Stabt Ulm, bie unter i^m 1446 jur greift abt mürbe unb i^ren
innernSlusbau burc^ (Sefe^e ooUenbete. 9lamentli(^ toutbe 1442
feftgefe^t, ber Stabtaman ober Slabtf^uli^eig folle Iflnftig
ni^t me^r ein (Bemeinbeangeboriger [ein bfiifen , fonbem mie
ber älugsburger Stabtoogt er|t bas Sfiigerre^t aufgeben
mfilfen. (Ebenfo buifte fein (&a{tn)irt me^r in ben 6tabtrat
geivo^It metben. 3m 3a^re 1446 würben bie 9n{pru(^e ber
Vbtei 9?ei(^enau auf bie Ulmer fianboogtei abgeloft unb
fo Ulm }ur S r e i [t a b t gemacht. Seither toar ber regierenbe
Silrgermeifter oon Ulm ber £anboogt ber 6tabt unb ^atte
mit bem Stab trat bas Ht^i, alle [trafre^tKi^en gf&ne ju ent*
fi^eiben unb [elbft bas Urteil ju fallen, na^bem ber oon i^m
ium Stabtoogt etnannte Stabtaman ober Gd^ult^eig bie
Umfrage geftellt ^tte. dt» war bies ein großer Unteri<^teb;
benn (eitler ^atte umgefe^rt ber Surgermeijter als 6tabt«
aman ben armen 6finber beim Stabtoogt mit 7 Stabtraten
angellagt unb biefer boite bann felbitflänbig bas Udeil gefillt.
(Es mugte bes^Ib au^ oerboten merben , bab ein Sfirger oon
Ulm Ifinftig no(^ jum Stab t aman ernannt merbe, meil ber-
fenige, ber bas (Ergebnis eines Sluiurteils namens bes Aönigs
feftftellte, fein 9Inge(origer ber (Bemeinbe fein burfte.
2)ie fteigenbe SRo^t ber Xfirlenp^el^e, begfinftigt oon ben
Sene^ianer n unb ber lömifd^en ftir^e, immer toeiter in bie Do-
naulonber i^et aufbrangen, na<^bem fie A o n ft a n t i n o p e I in Sef i^
genommen Ratten, foftetc bie (genuefen bamals ben Sefi^ ber
Siabt jtaffa ober Obeffa, meldte an bie Sani oon St.
(Beorg in ®enua oerpfanbet mar, ebenfo mie bie 3nfel
Aorfila ben (ßenuefen oerloten gieng.
Die JUage fiber bie fteigenbe Unfic^er^eit ber 93er«
(e^rsft ragen wni^B unter Aaifer griebii^ in ^o^em (grabe.
3m 3a§re 1440 3. S. mürbe ber Ulmer aßarenjug auf bem
^eimmege oon gfranlfurt, als bie Ulmer fiber Darmftabt,
SBein^eim, ^elbelberg, »radenjeim, »onnig-
- 336 —
(eint, IBiettg^eim unb (Eannftatt in bas gfilst^al
gelangten, bei Stslingen oon ben 9{ittern 6<(iIItng unb
3iUen(arbt angefoHen unb i^r Gut weggenommen. Die metften
9ieibereien gab es für bie ftaufleute Ulms aber auf ber Strafe
no4 Senebig. 1441 oor bie Ulmer Sfinna $ans SRaud^ber
(Jfirma^ans $rioIis unb (Benoffen in Senebig eine gro^e
6umme fi^ulbtg geblieben unb SSenebig flagte bes^alb unb 1442
(alte ber 6^iDab. Sunb bie gfefte bes $ons oon $o(en-
[((n^angou an ber Senebiger Strafe eingenommen, meil
man oon |ier aus oieber^olt ftaufmannsgut mibene^tlic^ be*
f^Iagna^mt (otte. Dabei loar ben 6t5btent in ber Surg ber
gefangene Aaufmann $ans Sartier aus Srfigge in bie
^änbe gefallen unb fie (atten i(n m^ ftempten gebrad^t
unb in $oft bebalten. Sartier proteftierte inbes (iegegen unb
erllörte, man (atte i(n jurfid, »eil man i(n fflr einen Sene*
biger (alte. 93enebig f^rieb bes(aI6 na^ Ulm, biefer Sartier
[ei lein Senebiger, unb Ulm |((rieb barauf, man (alte ben
Cartier jurfid, um i(n als 3^ugen jur 5<>nb ju (aben, toorauf
Senebig mit beftem DanI fflr bie Suslnnft antwortete.
Um biefelbe 3eit teilte 93enebig an Ulm mit, es
|te(e ben Ulmer ftaufleuten jeberjeit frei , bas
ton da CO tedescho ober ben beutf^en 6tabeI(of }tt
be|u(!(en; nur ge(e es ni<(t an, bog ein (Bef((&ftsmonn , vie
). S. ber $eter Kueg, ftanbig barin 9Bo(nung ne(me
unb fein 3intmer felbft mSbliere, weil anbere ßef^oftsleute
ebenfalls 993o(nung (oben »ollen. Slueg Ilagte barauf beim
Ulmer 9lat auf (Erfa^ feiner aRobilien, worauf 1453 Senebig
erwiberte, es fei bem 9iueg, wie bie Unterfu((ung bes Siitums
ergeben (abe, ni((ts weggeifommen. Dur(( (Befe^ fei beftimmt,
bog ieber Sewo(ner bes Aauf(aufes fein 3^^^^^ na^ (Eilebig*
ung feiner ®ef((äfte 3U räumen (abe.
%>^ f(!(Iimmer als auf ben Strogen nad^ granlfurt unb
Senebig fa( es auf ber Strafe na^ Safel unb (Benf aus.
3m 3<^(te 1441 würben bie Ulmer im ^egau flberfallen
unb i(rer 9Baren beraubt. Sin 6t5btetag, ber {u Aonftanj
wegen biefer Sef$Iagna(me auf ber Sasler 6trage gufammen
fam, (otte jur gfolge, bog ein größeres Aufgebot oon fianbs*
Ine((ten ber 6tabte Ulm, SRemmingen unb Xaoensburg
unter bem jweiien Ulmer Sürgermeifter ober 6tabt(auptmann
— 337 —
SBdtet C^inget in bie Seegegenb 30g unb bie Surgen SBaffer«
bürg bei (Engen unb 6 4^0 aber g bei Stabolfsjell jerftörte, toie
au^ bie Sef^Iogna^men auf ber gfronlfuitet Stroge jur 3^^'
jiSrung ber Surgen 9l8fels an ber ftu^ifer unb 9Raien'
fels beiSBeinsberg f flirten, meiere allein 20,000 $funb
$uIoer erforberten. SRil ben gefangenen 9{tttem mad^ten bie
St&bte menig gfeberlefens. Dem Xitter Sem^rb oon aBe|ter>
na^ bei Siberad^ vurbe 1441 in Ulm ber Aopf megen Strogen*
raubs abge|<^lagen ; ebenfo topften bie Slugsburger einen 9{itter,
ben (ie mit einem Aufgebot uon 400 fianb$Ine(^ten joif^n
Donaumort^ unb ^all gefangen Ratten. 1442 f<^Iugen bie
Ulmer bem Kitter ^artioig Don Stammingen an ber Strage
oon Ulm nac^ ^^i^^^n^eim unb 9lürnberg ben ftopf ab
unb 1448 mürbe eine joeite „'Sit\\t'* ber Ulmer fianbsfned^te
unter SBalter (E^inger na^ bem $ e g a u unternommen, mobei
Sofern famt üugsburg fi(^ jur Slusttlgung ber Strafen«
rSuber beteiligte.
3e geringer bie (gewinne im $anbeIsoerle^r »urben,
um fo [d^ninbel^after entmidelten fi^ bie (Brogbetriebe. 3m
3a^re 1445 n)urbe in Zflbingen auf ftlage ber 6tabt
Augsburg ein SBe^felfSIf^er aus 9lflrnberg enthauptet.
3m3o|rel443 oetfui^ten bie (Benuefen, ben Senejianem i^re
Stellung inS^maben erneut ftreitig 2U ma^en. !Die6ouber«
ung ber Sasler Strafe oon ben Stragenraubem unb bas
Sejtreben, bie SoHfä^e auf biefer Strafe lerabjufe^en, oaren
geeignet, ben Setle^r oon 6<^maben na^ SDlailanb unb
® enua me^r ab [eitler ju beleben, unb eine IReife oon Ulmer
Kotsboten fiber 9RaiIanb na(^ (Benua (otte ben S^^^t gfln[tigete
ganbelsoeitroge ab [eitler mit ben (Benuefen 5u f^Iiegen. 3>n
3a^e 1444 gelang es ber f^meiserifd^en Sibgeno|fenfd^aft,
bur^ ben 6ieg bei 6t. 3 ^ (ob an ber Sirs, |i4 oon ber
£anboogtei Oefterreid^s ju befreien, obglei^ gfranfrei^
unb Surgunb ein ftarfes $ilf6^eer oon Sanbsine^ten unter
bem Dauphin gefanbt ^aite, bie es no<^ Seenbigung bes Kriegs
gegen (Englanb fibrig ^atte. Stur mit 9Rfl(e umr bie Stobt
6tra|}burg mit ^ilfe ber l^ioabij^en Stfibte, namentli(!^
UIms,oorbiefenfogenonnten (Englänbern ober Ur mag na es
gefi^fi^ loorben.
3m 3a$re 1445 löfte Adnig griebri^ VU. bas
22
— 338 —
Sasler ftoncil ouf ben SBunf^ bes ^o^ftes auf, ber i^m
(ieffir bie ftaifetfrönung unb bte Sejo^Iung oon 220000
Duloten sufagte, unb im gleii^en 3cifyct be|ttmmte bie 6tabt
Ulm, bag ffinfttg bie falliten Seute ni^t me^r gefangen
gefegt merben, fonbem lebiglic^ fo lange Stabtuerbot ereilen
follten, bis bie Gläubiger befriebigt maten. 3m 3a^e 1446 ftfirmien
bie Stbgenoffen bieoftertei(iif(^e2fe|te9{^einfeIben unb nur mit
3Rfi|e gelang es bem 3i)^annitermei|ter (Brafen $ugo 9on !Dlon>
fort mit ^ilfe ber StSbte Sugsburg, 9tfirnberg, Strag«
bürg, jlonftans unb Ulm bur^ 6Aiebsgeri4tsfi^ungen in
ftonjtans, Sinbau, Saben unb Aaifcrftu^I bengfrieben
3u oermitteln. 3m glei(!^en 3a|re flagte Ulm bitter bei
9}enebig fiber bie (o^en 33(1^ jmif^en Barcelona unb
Senebig.
Der ((^merfte 6(^Iag ffir ben |Qbbeutf<^en ^anbelsoerfe^r
bes 15. 3<>9^^unbert$ aber mar ber Arieg bes 6 tobte*
bunbs mit bem aRatfgrafen Sl^illes oon Vnsba^, IDeutf^i«
lonbs Sfu^s, mie man i^n nannte. 3nt Z^x^ l^^^
be{am bie 6tabt Stürnberg 6tr(it mit biefem dürften,
meil ber SRarfgrof [eine Siebte auf bie fianboogtei Kfim-
berg als Surggraf surfidoerlangte , unb SlBmberg rief bes«
^alb, bie $iife bes Stöbtebunbs an. 17. Prften, 15 Sii^öfe
40 Grafen unb ja^heic^e Sbelleute i^Ioffen fi(| bem $o^en<
jollern an, als biefer 1448 ben Qfe^bebrief nad^ Slfiinberg f<|idte,
mS^renb auf ber Seite 92fitnbergs 72 Sunbes|iabte unb bie
S^mei] [tanben. 3(uf einem Sunbestage in SlBrblingen
mürben 5 Gefriedeter aus Slugsburg, Sfifirnberg, Ulm,
unb 9n e m m i n g e n }u Sunbes^uptleuten ernannt
unb [ofort begann ber Atieg. Da 3Birtemberg }u bem
$o^en5oI(ent bielt, befe^ten bie StSbter fofort bie mirtemberg«
if^e Surg unb Stabt Seip^eim bei Ulm unb brannten bie
mirtembergif^en Alofter Vn^aufen unb 5erbre<!^ttngen
nieber, ebenfo sfinbeten bie Ulmer bie Sorftabt oon GSppin*
gen an, ma|renb bie SBirtemberger i^rerfeits bas Sfil^t^^ bis
herauf na(^ Geislingen pifinberten. Ueber 91 f (^ sogen bonn
bie 6^ meijer fianbslnec^te ber 6tabte Ulm unb Slugsburg,
na^ Sglingen, mürben aber oon ben SBtrtemb ergern,
bie man bei ^eiben^eim oermutete, auf ber Sliens*
^albe unoermutet fibeifallen, toobei ber Grof Georg oon
— 339 —
®ero(bsed }u 6 u 1 3 in bie gätibe b<r SBirtetnberger fiel unb
ber Ulmer Stabt^uptmann 9BQlter C^inger umlom. Die £anb6*
Inerte ber Stabt Slugsburg pifinbeiten unterbe{fen bie Se«
getib Don 9B e i g e n b u ( g in bei ^falj, oerproDiantierten bie
6table im 9{ i e 6 unb ftritten ii(^ mit intern Stf^üf ^ecum,
ber 3u bem SolenjoIIem ^ielt. Z^itx 6tabtebüiger erhielt Se*
fe^I, feine Haushaltung mit ^rooiant ju oerfe^en, unb ein ^o^es
®etreibeumgelb ouibe jur Sef^affung ber notigen ®elb«
mittel eingeführt. 9ber aud^ ber SRarlgcaf toar unieibeffen nii^t
[oumig. QEr bejog eine fefte Stellung bei 91 e r e s ^ e i m unb
mad^te oon ^ier aus Sorfto^e gegen Ulm bis in bie Steige oon
Sfibed, fo bag bie St&bte oorjogen, lieber gfrieben ju machen.
3m 3q^i^ 1^^7 geriet ferner bie groge $ u n t p i g *
gefellfc^aft in ÜRaoensburg, bei ber na^eju ber
gefamte [(^mabifd^e fianbabel beteiligt loar , in
3a(Iungs|(^tDiecigfeiten. (Einige Ulmer Nagten Deshalb beim
9{at gegen bie S ^ i n g e r unb S e f f e r e r ; biefe u>eigerten
fi$ aber, ffir bie S^ulben ber Sefellfd^aft einjutceten, unb oer-
liegen bie Stabt, toorauf Ulm auf beren (&runbjin|en Se»
fd^Iag legte. Die S^inger unb Sefferer flagten barauf beim
meftp^Iif^en Seric^tp vorauf bos Sistum 91 u g s «
b u r g bie 6a^e oergli^. 3ni Donaugebiet unb in Xirol,
in Ulm, (&mänb unb Kempten aber lourbe Se|$Iag
auf alles ^untpiggut bur^ gebungene Sieiter gelegt, morauf bie
(Sefellf^aft in Ulm ben »itter 9B 0 1 f oon 6 1 e i n auf Alingen»
ftein unb ben A 0 n r a b IR u e g oon Ulm megen Seraubung
anllagte unb 9{ a 0 e n s b u r g ben Alingenfteiner befe^beie unb
feine Seibfinbeten jum trieben jioang. Ulm mugte 3 Saiten
fiein»anb (erausgeben , bie SBoIf oon Stein unb Aonrab
ÜRueg ben $untpi[|en auf offener 9{ei<^sftrage abgenommen
^tten. 1459 eiKarte bos 9{ei^ ben Alingenfteiner in bie Sl^t
unb Aonrab 9tueg ourbe gefangen unb eijt 1488 lieber be»
gnabigt, na^bem ei oetfpro^en (atte, bie Stabt Ulm ni^t me^c
3u befe|ben, fonbern ins ftlofter ju ge^en.
Der gfriebe mit bem äRarfgrafen Sllbre^t oon 91 n s b a ^ mar in«
belfen ein fauler unb [ollte ni^t oon langer Dauer fein. S^on im
3ai^re 1458 begann ber Streit um bie 9{ei^slanboogtei 92 fi rnb erg
unb beffen £anbgeri^t aufs neue unb gieng biesmal ^anb in
$anb mit bem Streit um bie Stabt Donaun?ort( unb
22*
- 340 —
bereit Sogtei. $er5og fiubtoig ber Sleiii^e oon Saqettt*
fi Q n b s ^ u t , ber (gemo^I ber reiben ^rtnjeffitt Vmolie oon
6 a ^ f e n , ber bamate ben prunloonften $of in ganj Deutf^«
lanb ^atte, flagte bitter barfiber, bag bie fteigenbe Sebeutung
Donouoort^ bie fianbs^uter 39n« [^^^ig^f unb machte Sit*
fprfic^e ouf bie Sogtei über ^Donauvort^ geltenb. Das Kei^
Derlattgte be^^alb oon ber SReic^sftabt üugsburg oon (Bros,
ber Slefibenaftobt Aotfer gftiebric^ 111., aus Seri^t Aber bie
Sac^e unb erhielt ben Sef^eib, bie £anboogtei Donaumortb
^abe ftfi^er eine eigene (Broff^oft gebilbet, bis [ie Aonig Aonmb
an Sägern oerpfönbet ^abe, unb biefes fyxht bann bie (Braf«
l^oftsre^te in Donaumörtb ausgeübt, bis ilaifer 6igmunb bie
^fanbf^aft mieber f ar bas 9lei(^ eingeloft (obe. Seit^r |ci bie 6tabt
loieber eine IRei^sftabt. Das iReicb gab barauf^in fofort
ber SRarlgraffc^aft SInsbacb unb f&mtli^en 9lei^s|tabien ben
Sefe^I, bie 6tabt oor jebem 3ugriff ber Sofern ju fd^ü^en,
unb fibertrug bem Slei^slonboogt oon Augsburg, 9Dlarf<^n
oon $ap ))en^ eint, bie 93erteibigung oon Donaum5rt§, ber
|i^ aber fo venig feiner Slufgabe gemo(^fen jeigte, bag na^
furjer3^it bie Sägern $en oon Donauvört^ loaren, iD&(renb
bas Domlopitel oon Augsburg unb bie SBertinger Sorftabt, ber
6i^ ber Slugsburger fianboogtei, [^»eren 6^aben litten.
6o blieb ni^ts übrig als ein 9)erglei$, nac^ bem Sapem bie
6tabt Donaumdrt^ n)ieber bent Steige audjufolgen ^atte, unb es
gelang ebenfo, bei biefer (Belegen^eit einen neuen Sertrag jioif^en
ben 9{et^sftäbten unb bem 9RatIgrafen Slbre^t V^ilks oon
Slnsba^ 3u [tanbe 3u bringen. Der ^o^ensoller oerjic^tete
auf en)ige 3citcn auf bas 9{e<^t, einen Sfirger oon Slugsburg,
Ulm, 9lörblingen, 5aII, (Bmünb, SRemmingen, Do*
naumort^, Siengen, Salen ober Sopfingen oor bas
£anbgerid[|t ber Keic^slanboogtei Slürnberg 3U laben, unb
in a^nli(^er SBeife brachten ber Aarbinal Seffarion unb ber
ftarbinalbifc^of $eter oon Slugsburg einen Serglei^^ jnii*
fi^en Sapern^fianbs^ut unb bem Burggrafen tl^illes
oonSlfimberg ju [tanbe, na^ bem alle Sofern ebenfalls oom
9lfirnberger fianbgeri^te befreit ourben. Ss loar ein S^nli^er
Streit mie in (Benua, beffen fianboogtei im ^c^xt 1458 oon
($r antrete in flnfpru^ genommen vurbe, bas bie Stabt als«
balb burcb ben ^erjog oon fiot^ringen militSrifd^ befe^te.
— S41 —
Unb mie im 3a^re 1461, ob ber ^^^jofl ^^^ fiol^ringen einen
3ug gegen Sleapel im Suftroge granfrei^s ousffi^ite» bie
gtonsofen loiebec aus Senua oeiltieben »urben, fo bog im
3a^re 1464 Oftanlreii^ bie 9lei(^9lanbDogtet Genua an bas
^erjogtum SRailanb abtreten mugte, bem es bann h\» jum
3a^r 1499 oeiblieb, (o gieng ebenfalb 1461 ber Arieg bes
3itiiß unb bes SRarlgrafen Sl^illes oon 9Iärnberg mit
SaQern-fianbs^ut erneut los. Das £anbgeri^t 92firnberg
^Me abermals ba^erift^e ^inlerfafien oorgelaben unb SaQern ba«
gegen Senoabrung eingelegt. i)as 9lei4 »erlangte oon ben
Stabten, bag |ie bem ^o^ensoUern Reifen, biefe bitten basu
ober leine £u[t, fonbern [teilten auf ben Stobtetagen oon 91 ö r b*
lingen unb Cgiingen bie Sitte, man m5ge fie mit biefer
3umutung oerf^onen. Dos 9iei^ gab ober ni^t nocb unb fo
blieb nichts übrig, als jur Sejtreitung bes gfelbjugs bie Steuern,
3bne unb Umgelber 5u erböten, ^m ^a^xt 1462 erfolgte bie
9lb[age an Sofern unb bas oerbunbete Sö^men, morouf
ber 9Rarlgrof Sl^illes fofort auf bas 5u SoQern ^oltenbe,
ouf preugifi^e Slrt neu befeftigte Slugsburg los5og unb ben
(Brofen oon Cettingen bei £auingen gefangen no^m. Dos
Zreffen bei (Bunbelfingen jmang bie Sofern 3um 9{fid}uge
no^ £auingen unb bie Stäbter eroberten SRon^eim, (grois«
bad^ unb ^eiben^eim unb belagerten (ßunbelfingen,
too^renb bie Soqern SBertingen belebten. 9Rit 3Rü^t
vor es ben Slugsburgern gelungen, i^r unterwegs befinbli(bes
Senebiger (Sut in 6id^er^eit }u bringen unb bur^ fräftiges
®ef<bü^feuer bie SRailgräfler unb 9{ei^s[tabler fem 3U b<tUen,
bie ober 9{o[enau unb^ferfee plfinberten unb oiel Sie^
toegtrieben. Die SBirtemberger b^^tien bei ber ^Belagerung in
(&unbelfingen mitgebolfen, [i^ ober aber Ulm jurfidge*
jogen, als bie Sofern £anqenau mit feinen 900 Sor^ent«
Q9ebern nieberbronnten. 6iegrei^ gogen bie Sapern no^ bem
9t ies, mo fie ben SB irtem bergern, Oettingern, Ulmern,
Rollern unb 9lorblingern erneut eine 9tieberlage bei^
bra(^ten. Soperns Serbünbeter, ber ^folsgrof griebricb,
f^Iug unterbeffen bie mit ben ^obenjollern oerbfinbeten Sa^
benfer, SBirtemberger unb SRe^er bei Sedtenbeim
am 92e(far unb braute ben öerjog gefangen na^ ^eibelberg.
din Zog in Ulm beriet besbolb, ob ber Arieg fortgefe^t
— 342 —
merbeit folle, unb noc^bem bies befo^t war, gieng es enteut an
ein leb^ofte? 9{fiften. SRan begann, bie Sfirger iuxif fa^Iun*
bige Slitter unb Anekle im Saget« itnb SBagenburgfi^Iagen
fflr ben Selbbien|t aussubtiben , um bie ^o^en ftoften ffic bie
fremben 9{etfelfiufer ju erfparen, unb 30g bann mit biefen erneut
gegen ben gfeinb. Die Sägern |atten $eiben^eim befe^t
unb matfc^ierien auf älugsbuig ju, überall bos Sie( loeg'
treibenb unb bie Dorfer anjfinbenb, »urben aber »ieber auf
(Siengen a. b. 8r. surfidgetDorfen, wo e« 1462 jur Sntf^ib«
ungdj^Ia^t lam. Die SBirtemberger flogen suerft, am
ISngften ^ielt \ii) nod^ bie Vugsburger SBogenburg unter
ber Sfi^rung Iriegserprobter S^meijer unb ber SRarlgraf
{((^illes flo^ na^ Sllbed unb Ulm, oo^renb bie gufftten
unb Sapern bie Umgegenb oon Augsburg ausplflnberten
unb fiter 600 S^foffer unb Dörfer nieberbronnten, bis ber
9lfirnberger 3BaffenfttIIftanb ber Ser^eerung ein Snbe mochte.
3m Za^xt 1463 eifolgte ber gfriebensf^Iug joif^enSCns«
ba^ unb Sägern unter 93ermittlung So^mens. Sugsburg
ourbe oon Sofern bie zollfreie fie^f^iffa^rt unb Ulm bie
grei^eit 00m Air^enbann eiteilt , ber feit 1449 ouf ber
@tabt gelaftet ^otte. 9leue Streitigleiten bro^ten, als im Z^^
1464 ber SRarlgrof »^illes bie $errf(^aft Saqreut^ erbte.
Slugsburg, 9lorbIingen, Dinlelsbfi^I, Donautoort^,
Sopfingen unb 9alen f^Ioffen fofort ein Sfinbnis, bas aber
ber Äoifer alsbalb auflöfte , um Q)eiteren Sf^^ben ein (Enbe ju
bereiten. 9lber alle 93erfu(ie besfelben, auf ben SRei^soetfamm*
lungen in Ulm, 9lorbIingen unb Slfirnberg unb auf ben
Stäbtetagen in Donaumört^ unb ftonft anj einen neuen
fianbfrieben ju ftanbe ju bringen , waren oergeblid^. Die
St&bte hielten nac^ wie oor gange Sataillone oon 6oIbnem
unb jaulten biefen rei^e gfangprömien , nenn fie einen 9lattb'
ritter gum Aöpfen einlieferten. (Enblid^ lam bann im 3<t^
1467 in anilbenftabt einfianbfriebe bis gum 3a^r€ 1472
gu ftanbe unb bie St&bter erhielten loieber einige 9{u^e oor
bem fianbabel.
Unterbeffen tobte im Often ber Arieg gQ)if<|en bem
fe^ertfd^en Sö^men unb bem p&pftli^en Ungarn, ber
babur^ für bie ftiri^e günftig oerlief, bag es i^r gelang
bie ^uffitif^en Siaboriten oon ben ftalixtinern gu trennen.
- 343 -
Die Zoboriten befehlen unter (Seorg ^obiebrob bie 9Rarfgraf«
f^oft 9Rfi^ren, mt^tten i^re eigenen Sif^ofe unb liegen biefe
ftoU oon 3{om Don ben SBalbenfetn meinen, bis im Z^^^
1466 ber ASnig SRot^tos Sotmnus oon Ungom ben jtönig
®eorg ^obiebrab befiegte unb [id^ felb[t mit ber bö^mif^en Arone
f^mfidte. Ueberall prebtgten [eitler bie loi^olif^en (Beiftlidgen
ben Areu33Ug gegen S5^men unb oibeiteten gegen bas $au5
^Qbsburg.
9Iad^bem im Z^^xt 1456 derjog 3o^ünn ^un^a*
bo6 oon Ungarn bie Zflrien bei Seigrab gISnjenb
gefd^Iagen (atte unb im Sa^re 1457 Aönig fiabislaus oon
Ungarn geftorben »ar, [trebte Jtaifer S^i^i^i^^ Ul* oergebens
na<^ bem Sefii^e oon Sb^men unb Ungarn. (Beomltige
Slufftänbe in 9B i e n oereilelten feine (&rogma(^t9beftreb<
ungen unb etft bas 3a^r 1463 brad^te [eine Slnerlennung
in Oe|t erreich. Die Sbbmen arbeiteten gegen ben Raifer unb
^Ifen ben Ungarn unb griebri^ 111. freute fic^ bes^Ib gerabeju,
ate bie Zfirfen, bie 1360 Slbria nopel unb 1421 ganj Sieben*
bflrgen befe^t galten, 1453 fton(tantinopeI eroberten unb
fiberall über bie Zflrfennot gellogt mürbe. Die 9benteurer}fige,
bie unter bem Flamen oon Areujsiigen oon Slugsburg aus
unternommen mürben, enbigten Hogli^ in Senebig unb auc^
ber Stei^stag oon 92 fl ruber g im ^a^xt 1467 f(^uf leine
^ilfe. (Erft ber SRei^stag oon Siegend bürg braute einiges
3u jtanbe. inbem man bie Sammlung eines $eers bei Donau»
mSrt^ bef^Iog. Da aber bie (Erhebung einer Sermögens|teuer
ju biefem 30^^^ abgef^Iagen mürbe, fehlte es am notigften unb
im 3a^re 1472 fielen bie Xfiifen in Oefterrei^ ein. Der
9Iei^stag oon Augsburg im 3^^^^ 1473 unb bie StSbtetage
oon gfranifurt unb Sglingen bemilligten enbli^ einige
SRtttel, aber erft 1478 lam es ju größeren Zruppenfenbungen.
93on (Bras lam ber ftaifer na^ bem Sugsburger
Zurlenreic^stage bamols nac^ Ulm unb reifte fiber
®5ppingen, Sglingen, Stuttgart, fieonberg,
^fors^eim, Sabeu'Saben, ftenjingen, Sreiburg,
Strasburg unb Safel meiter na^ Xrier jum ^erjog
Aarl bem fifi^nen oon Surgunb. Der llja^rige ^^rinj
aRaximiliatt mar bei i^m , ebenfo bie Sjö^rige ^rinjeffin Auni*
gunbe unb ber gefangene 2:flrlenprin3 Salixtus Osman. Das
— 344 —
(Sefolge max 6000 $fetbe {tat! mit 14 Zrompetenf, 1 ^eerpaufec
unb 6 ^eiolben. Der Autffitft oon 9Ratn} unbberSif^of von
Si^ftSbt »oien bobei. !Dte9(us$burger9{eid^sfteueriDUibeooit200
ißfb. Soller 6ilber in 400 (Bulben untflerDanbelt, morouf ber
eqbi[(^of oon SRainj bas 9{ei$sgeri(^t ^ielt. Ulm fünfte
1000 (Bulben, 12 Säifer SCBein, ^aber, £)(^(en unb
S^afe. 3)er Aaifer n^o^nte imDeutf^en ^oufe unb betete in
allen itir^en. SBirtemberg toutbe bomab gef(^ilbert ab £anb
DoII SBein, Xrauben unb SU^^fti ^^^ 6(|Iöffern unb
6 1 äbten. 3n Stuttgort lieferten bem Äaifer ju S^ren bie SBetn'
bouern nieige unb rote Zrouben ; bos Xofelfilber, bie C5obeItns
ber SeltboUf ber itirc^gang, bie ^afenjagb mit $unben nxiren
groge Seronftaltungen. Gtrogburg fibeneid^te ein oergolbetes
6ilbergef<^in mit 1000 (Bolbgulben. 3m So^re 1474 lam bann
ber Aaifer jurfid fiber Slugsburg, um no^ bem fianbfrieben
}u [e^en. Die r^eini[^en, elfolfif^en, metterouifc^en , fa^iif^n
unb t|firingi[^en Stobte fagen auf ber einen Seite, bie Id^mb*
if^en unb fränltf^en auf ber onbem. Der S^mibjunftmeifter
erhielt lein (&elb unb mürbe bes^alb fo grob, bog i^n ber 9lat
jur Strofe jog.
SBirtemberg mor im 3^^!^^ 14^2 na^ bem Xobe
ber (5räfin Henriette o. 9RömpeIgarb gegen eine Slbfinbung
oon 40,000 (Bulben an beren jioei 65$ne gefallen unb
bie (trafen fiubmig 1. unb Uliid^ V. Ratten bie (&raff(^aft nad^
bamaliger (Erbteilungsfitte mieber in bie Serif (^aften Üra^l unb
Stuttgart geteilt. 9lad^bem bonn 144ö (Braf Ulridf^ oon
Stuttgart bie ^linjeffin (Elijabet^ oon SoQern, bie Xoi^ter
i>ttioQ ^mii^si bes 9{eid^en, geheiratet ^otte unb U50 (Brof
fiubioig oon Ura^ gefiorben max, max (Braf UIri<^ oon Stuttgart»
Steuffen Sormunb fiber bie Ura^er £tnie gen>orben, bis (Braf
(Eberiarb im Sart 14 3a^re alt im 3<^^^ 14^9 ^^ Urac^
Xeil fibema^m. 1468 reifte (Braf (Eber^arb oon Ura^ 21 3a^re
alt na^ ^aläftina, 1474 heiratete er bie ^rinjeffin Sorbara
oon ariantua unb 1477 ftiftete er bie Unioerfität Zfibingen.
3nt ^aS)xt 1480 fiberno^m ber ausfd^meifenbe (Braf (Eber^rb VI.
bie (Braffi^oft Stuttgart unb 1482 lam ber SRün fing er Ser*
trag ju ftanbe, ber bie genfd^aft Ura^ mit Stuttgart vereinigte
uni bie fibeitommilfarif^e Ünteilbarleit bes fianbs unb ba$
üRajoratsrei^t mit ber (Erbfolge bes flelteften einffi^rtt
— 345 —
Qo toutbe (Brof Sb€r|otb V. 9on Ura<^ Xegent bet ®e{omi'
latibs unb na^m na$ Snoerbung bec ^ergossburg Z ed im 3otl^^
1495 ben Zitel eines ^erjog» an.
Dos 3<4i 1470 mod^te ben aRarlgrafen Slc^illes
oon Sndbo^— 8o9reul( 3um glfidlic^en (Erben oon
Sranbenburg unb im Z<^xt 1469 ^otte bos 8is«
tum SCugsburg bie SRarf^taffd^oft Sutgou oon Oefter*
rei^ in ^fonbf^aft er^Iten. 3m 3Q|Ye 1474 fam loeitec mit
fiangöfif^er ^ilfe ein Serttag stDif(^en Sefterreic^ unb
ber S^veig gu ftonbe^ nod^ »eifern bie fionbfd^often Unter«
toollis, 9 igle unb Sex, bie |i$ burd^ bie S^Io^t bei
6ilten oom ^erjog oon Saoopen freigemacht Ratten, bem
Ranton Sern gufielen.
£angfam jnmr, ober bo^ in june^menbem SRoge
gelang es, bem Strogenroub unb Sfe^bemefen ollmo^*
It4 (Einölt au t^un. 1475 3. S. lieg ber Augsburg er 9{ot
bem bortigen aRe^gergunftmeifter ben jlopf obfc^Iogen , meil
feine 9Re|ger, bie im Kriege um bas 92fim(erger £anbgeri(^t
unb DonoutoSrt^ bO0 8u|^ileppem gelernt Rotten, einige 91 Arn-
berger Aaufleute beraubt Rotten. Zro^bem errang bos 3 anf-
üge (Element immer grögem (Einflug in ben Stobten. 60
[e^te 3. S. im 3a^re 1477 ber flugsburger (gemeinbebfirger«
meifter, ber 3uglei^ 3iinmerleute3unftmeiiter mar, bur^, bog
ber (Be^eimrat, ber [eitler nur ous 3 (Be[(^Ie(^ter, ober
Sfirgembeftonben (atte, no(^ bur^ 8 ^onboerler oerftärft unb
bog ber innere 9{at, ber [eitler aus 15 Se|(^Ie^tern bejtonben
lotte, aus nur 12 (Bef^I^^iem unb 18 gonbmerlem sufammen*
gefe^ mutbe.
Xrautig |o^ es in ben Donaul&nbern aus Dos
Xei(^ lieg bos $aus Oeflenei^ im Ariege gegen bie Um
garn oSIIig im Sti^, meil ber Aoifer mit ber ftirc^e auf ber
6eite ber Zfirfen ftonb. Die Stellung ber 9{eid^s(ontingente
erfolgte »ibenoillig, mie 3. S. 1479 bie €enbung oon 300 blau
uniformierten S^fl^en feitens ber 6täbte Slugsburg, Ulm
unb 9lorbIingen nur ungern ge|^Q^. äRon bot ben Jtoifer
1480 bringenb, mit Ungarn ^rieben 3U machen, unb erjt als ber
9lfirnberger ^{ei^stag oon 1481 tro^bem eine Ungarnl)ilfe
oerlongte, u)urbe eine [ol^ie feitens ber Slet^sftäbte bemilligt
unb es gelang, bei S r u d an ber £eil^o einen Heinen (Erfolg
— 346 —
5u etringen. Der Aoifer etloubte jur Selo^nung ben beteiligten
Släbtefd^ii^enp ben !RitterttteI 3U fuhren, falls i^nen t^re
loittfi^QftHc^e Sage ben 9iilteiftanb ju fuhren geftotlete. 3m Z(^^
1484 oeilangte bas 9{ei^ erneute $ilfe gegen Ungorn, noi^bem
bie ungarif^en Sroggrunbbeftgec ben ftotfer griebticl als (Begem
I5nig aufgeftellt Ratten. SIbec SRat^ios (Eoroinus befe^te SBien
unb ganj 9lieberöfterreic^ unb ber Aaifer entlam mit 9Rfi^
aus fiinsflbec 3nnsbrudna^ 9(ug$butg,tPoernur beiber
6tabt ein tKnle^n oon 6000 (Bulben gegen bas erneute ^rioi«
leg et^ielt, im gonsen IReic^e ieben 6tragenrauber oufjugreifen
unb o^ne Sinfpru^ bes 9{ei^s ju ri^ienp was ber Slfimberger
»ei^slag oon 1486 beftattgte.
Siel Serbrug bereitete bamals ben StSbten ber ju»
ne^menbe Slbf4|Iug jn)i[(^en £anbabel unb 6tabtgef(|(e4«
tern. 1414 ^atte bas Aonftanser ftoncil beftimmt, bag nur
no^ $er[onen eine Dom^errenftelle follten erhalten bfirfen,
bie 4—34 eble Sinnen ^atlen. «Is nun 1481 bie (Bef^Ie^ter
ber gfugger unb Srjt in Slugsburg eine Dom^ermfteHe
oerlongten^ mürbe i^nen bies abgefd^Iagen, fo bag es jum $rojeg
unb Stro^enanföUen lam. Die 6tabt tom bes^Ib in bie Sl(f)t
unb mürbe erft 1485 mieber oon berfelben frei. 9u^ |onft gab
es ollerlei [glimme Streitereien in ben 6labten. 1482 lourben
in Slugsburg bie 3unftmeifter ber Säder, 3i<nin^^^^ute,
Staffier unb Sierbrauer in Sifen gelegt unb gefoltert, bis fie
geflanoen, bie Stabt unb bie Spitalfaffe betrogen ju ^ben,
inbem |ie bie [töbtif^en Slemter gegen ®elb oergeben unb bie
Seiftli^en unb (Befc^Ie^ter fiberfallen ^aben. 3Ran l^Sngle fie
in i^ren iRatsIIeibern auf unb fe^te bie 3unftmeifter ber Sd^ufter,
6(^neiber, 5lramer, Sals^änbler, S^miebe, SBeber, $9der unb
SRe^ger foioie 2 (Bef^Ie^ter ab , vorauf bie Gegenpartei mit
StragenrSubereien anla)ortete.
SIu^ in Ulm gab es neue SBibermörtigteiten. Das illofter
9teid^enau Hagle erneut mit ^^^fe Dejterrei^s gegen bie
Stabt toegen äSergemaltigung , mürbe aber 1480 bur^ 3<^^I'
ung oon 25,000 ®ulben abgefunben. Ss ^anbelte fi4 babei
namentlich um (ßeleitsre^te, mie 3. S. 1484 bas Sistum
9lugsburg oon ber Stabt ben (BeleitsjoII ber 3ur 915 rb«
linger SReffe reifenben Aaufleute oon Aettenbac^ bis jur
Donaumört^er Srüde oerlangte, fo bag bie Stabt bie Strede
- 347 -
Qom Stabtoogt miIH&rif$ befe^en loffen tnugte. Dabei Raufte
bte $eit fottiDo^rcnb im fianbe, |o bog 5. S. 1484 bie do(^
seit bes Sergogs 6igiitunb oon Oeftetrei^ mit ber Zocktet
be6 ^ei^ogs Wbtt^i oon Saufen bes^alb in 3nns«
Brud ftott in Sugsburg ftottfinben mugte. 3nt Sa^re
1485 touibe bie 3RatIgraff(^oft Surgau bur^ Sinlöfung
ber $fanbf(^oft baQeiifc^. Ulm (atte biefen ftauf
^ausgelaffen, loeil es i^m am (Selb fehlte, unb ba Ulm au4
bie ^enfd^often Air^becg unb (Erba^ ben Saqern Aber«
laffen ^atte, mar bie 3Ra^t Ulms fe^r bebenlli(| geiiott. Diefe
^errf^aften toaren alle 5fterrei(^i[^e fielen unb Oefterrei^
ptle ben Ulmem gerne Surgau gegen IRfidfgabe ber ^errf^afi
^o^enberg gelalfen, menn fic^ Ulm ni^t geweigert ^e.
9Iun ^te Oefterrei^ Surgau an Saqem flberlaffen unb mit
bem Selbe ^o^enberg ausgeloft , fo bag man bie SaQem un«
mittelbar auf ber 9Ia[e ^e.
1485 »ar ftaifer griebri^ Ul. in Ulm, um Aber
9{aoensburg, Aonftanj unb Ueberlingen weiter ju
reifen; ebenfo mar ber itaifer in Ulm im 3^te 1487,
IDO er Aber Sibera^ unb SRemmingen nac^ Kempten
jum 6tSbtetag megen besfianbfrtebens rei[te. Der Slufent«
^olt bes Aai[ers mit bem grinsen Vlox braute oiel £eben in
bie 6tabt. 3um legten üRale mar Aaifer gfriebri^ lU. in Ulm
im 3a|re 1488, mo er mieber oon |{er nadg Aempten reifte.
Der gfranifurter 9?e!4stag oon 1486 braute einen fianb«
trieben auf 10 3a^re ju ftanbe unb ^rinj Sias, ber 6o^n
bes Aaifers unb ber ^rinjeffin (Eleonore oon Portugal, mürbe
auf i^m jum beutf(|enAonig gemS^It. Der Xob bes Si[<^ofs
trafen SBerbenberg oon Augsburg ffi^rte 3um 6treit um
biefen 6i^ smtf^en Saqern unb ^o^enjollern, mobei aber
ber ^o^enjoller Sieger blieb. 3m 3^^^^ ^^^^ mürbe bagegen
Saqem als fianboogt ber Stabt SRegensburg anertannt
unb erhielt bas 9le^t 3ur (Erbauung einer Surg in ber Stabt
unb bie Abtretung ber gfefte Donauftau f. Das 9{eic^ prote>
ftierteunb erf {arte, 9{egensburg fei 9{ei$s|tabt unb leine geiftli^e
6tabt me^r unb brauAe bes^alb leinen Sogt ; 1489 erfolgte eine
itlage megen Abfalls oom 9{ei(| gegen bie Stabt 9legensburg unb
bie 6tabt mürbe in fiins 1491 geachtet unb ber 64i mabif ^e
Sun b beauftragt, gegen S a qern mobil 3U ma^en. Die Xrup^
— 348 —
pen lammelten ft(| in Vugsbiirg. 20,000 Aned^te oon äBii*
temberg, Ulm unb bei (Seorgsrilterfc^aft im ^egau
fornmelten fi^ unb erhielten bas 9leid|sbonnet ausgepnbigt unb
man 30g gegen fianbsberg, bis Aontg 3Rqs mit ^tlfe eng«
lanbs unb Spaniens ben Qfrieben oermittelte. Der SRarl*
graf V^illes oon Sranbenburg no^m mit bem 8tf(|of oott
Samberg bie ^ulbigung in 9iegensburg entgegen unb bie
Stäbte Augsburg, Slfimberg unb Ulm nahmen bie £rb*
nung ber Stabtf^ulb in bie $anb.
3m !iü^xt 1487 bewilligte bei 6t&btetag ju 6peiet
erneut $ilfe gegen bie Ungarn unb ber IRei^stag oon
9lärnberg beratf (plagte Q)egen bes S^u^es ber Strafen
gegen bie Saqern. Slugsburg »ollte ni^t onfte^en, um ben
mächtigen ^erjog (Seorg nti^t ju beleibigen, bis bas Sieid^ mit
Sntjug ber ^rioilegien bro^te unb Aetten in ben 6tragen on«
bringen lieg, um biefelben bei Slufläufen ju fperren. (Eine 3^*
[ammenfunft in Cglingen mar erfolglos unb bie ftlage omr
grog, als eine Slnjo^I ulmi[(^er itaufleute }mif4en Giengen
unb Sangen au unb am 91^ eine bei SRann^eim oon ben
Sägern beraubt mürben. 3n Ulm traten bes^alb ^a^Irei^
9latsmitglieber, bie es mit ben Sägern nii^t oerberben iDoItten,
oon ben SBfirgern unb ber 3unftgemeinbe aus bem State ous,
mes^alb ber 9tat be[^Iog, ein 9(usiritt aus folgen ®rünben [ei
nur angängig, menn bie Setreffenben mit i^rem eigenen $ab unb
®ut beteiligt [eien , nidft aber bei frembem (But einer ^anbete*
ge[ellf(^aft ober menn i^re Ainber, i^r 93ater, 3llutter, Sefd^mifter
ober na^e Slnoenoanbe babei beteiligt [eien.
3)er gfran!furter Sieic^stag oon 1488 braute einen
neuen 6 4iDabi[^en Sunb auf a^t 3a^re ju ftanbe.
Cs mürbe ein Sun bes rat mit einem Aolleg ber $rfilaten
unb SRitter unb einem AoUeg ber Stobte, al[o 2 Aollegien
oon je 9 Sunbesräten, ge[4|offen. ^mti ^auptleute [tanben
an ber Spi^e, einer oon ben Ferren, einer oon ben Gtäbten.
^auptleute maren ber (graf oon SB erben berg unb ber Sfirger*
mei[ter SBil^elm S e[[erer oon Ulm. Die Sunbesfa^ne mar bos
rote Areuj im meijjen gelbe bes ^eiligen 3org. 3lu(^ Slugsburg
trat bei unb es gelang bie[er Stobt enbli(^, bem S ist um
bas (gerieft über bie Gtragenoogtei SDleni^ingen mit (Erfolg
[treitig ju mo^en unb mit ber Siabtoogtei gu oereinigen.
- 349 —
3m3Q^tel489 mx A9ntg SRax etftmalsols itStitg in Ulm.
Sr fant mn $all über Geislingen unb reifte nac^ Rtmp*
ten toeiter. 1490 lam er oon SRfln^en Aber tlugsburg
mieber m^ U l m. SBa^renb itBnig SRox na^ bem Zobe bes
5lonig0 SRatt^ios Coroinus Ungorn eroberte, ma^te ber
&dfmiix\^t Seorgsbunb erneut mobil gegen SaQern.
Ulm [teilte 400 fionbslnei^te, 67 ^ferbe unb bas ,,ftat^erle'', ein
Dortreffltc^es Sef^fi^ , fornt 6 gfelbji^Iongen. !Do^ legte Abnig
3Rax ouf einem Sunbestag in Ulm ben Streit bei. Ulm Ilogte
gegen SoQern loegen ber (Stltii^, 8fi|(^erei« unb 3agi>te^te ber
^rfilatur SRoggenburg im Slott^ale unb in Surgau unb
Aber bie baQeiifd^en 3onbeomten, bie ben Ulmer Aoufleuten,
menn fie auf bie 9törblinger 9Re|fe sogen, bos (Beleite fi^on
Don SRemmingen im 3Uert^aIe ab geben wollten, n)ie au$
bie baiierif^en Salj^Snbler unb SSie^treiber im Ulmif^en
felbft geleiten mollen. !Die Stabt Ilogte, bie Sidgerung bes
(Seislinger 3^119 gegen SoQern Io[te fie 500 Sölbner.
votil bie Sofern bie Ulmer bis fiongenau unb Siengen
berauben, {a SoQern ^ege ben $Ian, bie 311 er abjugraben,
um bie Sonau un|(|iffbor ju ma^en. Der Sifi^of oon (&\fy
Itabt unb SBirtemberg oermittelten bann in Slugsburg ben
Streit megen bes Alofters SRoggenburg. 3m 3a^re 1491
loar ftönig aRox loieber in U I m , als er oon Slugsburg lam,
unb 1492 lieg er f{$ alsne^tsna^folgerin Sorberofterreii^
in ben Sc^mabifc^en Sunb aufnehmen. £r ^attebie äRatI«
graff(^aft Surgau n>ieber oon Sofern ausgeloft unb ben
(grafen 3o$<^nn oon fianbau>9Birtemberg jum fianboogt
oon Surgau gemalt.
Dos Bistum unb bie Stobt Slugsburg mit bie Stöbte Ulm,
9Remmingen unb DonaumSrt^ Ilagten aber alsbalb, bog
biefer einige üugsburger Sflrger inC&finjburg gefangen gefegt ^be.
9u^ 1493 lam Aönig SRaxoon Sugsburgnai^ Ulmunbfton>
[ton 3. AonigSRoxmar f(|on mit 153a^renlöngere3eitin Dil«
lingen beim Sif^of $an9 oon SBerbe nberg«9Iugsburg
3u (gaft gemefen unb bort oon bem SRitter Diebolb 00m Stein
}u Steife ns bürg in ber eblen SBaibmannsIunft unterri^iet
loorben. „SBer mill bleiben oon ^änbeln rein, ber ^fit' fic^ oor
gfreiburg unb Sle^berg unb Stein" , ^ieg es bamals bei
ben Stabtem in Sc^n)aben. Der (Brunbgebanfe einer SBelt«
- 350 —
tnad^tspolitil, loie t^n [ein Saier Don fiinj aus fiepPegt
^Qtte , bie Setonung bec 9laturiDt|fenf4<iften ab Urgiunb ber
Crlennints an Stelle bes Sumantemus fanben au<| in ftatfer
aRox i^ren Pfleger. 93on Snnsbrud aus iam ftatfer SRox
glei^ im 3a^re 1494 jtDeimal fiber Sfiff^n, ftempten unb
SRemmingen naii Ulm, mo bamate bie fiuftfeu^e unb
bie $ eft [(^redlic^ Rauften, unb reifte nac^ (Egiingen n>eiter.
1496 wat er nieber in Ulm unb 1498 Iam er über 8füf|en
na^ Ulm unb reifte na^ Ura^ unb 9leutlingen weiter, mit
er 1499 oon ^Reutlingen über Ulm na^ fiauingenunbüugs'
bürg reifte unb 1603 oon Augsburg fiber Ulm nai^ Slau«
beuren, 1508 oon Uro(^ Aber Ulm na^ Dillingen, 1508
joon (Ehingen Aber Ulm nad^ Sannftatt, 1509 oon 6tutt'
gart Aber Ulm na$ Aaufbeuren, Aempten unb Steffel«
mang, 1511 oon ^Reutlingen na^ Ulm unb ftaufbeuren,
1513 oon Slugsburg na^ Ulm unb Stuttgart, 1515 oon
9lug$burg fiber Ulm nac^ SRemmingen 30g. Diefe ja^lreid^n
ftaiferauf enthalte brauten in bie ^auptftabt bes S<!^Q)&bt*
f^en Sunbs reges Seben unb fteigerten bie Slad^froge na4
fiebensmilteln berort, bag bie greife bes Srl<if(^$, ber 8rif<^f
5fi^ner, oon ^aber, ^tu unb Stro^ er^ebli^ in bie 53^
giengen. Das 93er§altnis Ulms ju 9Birtemberg nmr unter
derjog Sber^arb im Sart ein ganj oorsflgli^es. Sie Stobt
lub ben ^erjog gu i^ren Saftna^tfpielen ein unb biefer f^idte
jum (giug ein StudE SBilb, mie au4 bie ^ergogin Barbara,
eine geborene $rin}e|fin 0. äRantua, mieber^olt im ulmtf<^n
Sabe X^alfingen jur Teilung meilte.
k. :D{e ßanbetetoege beim (Eintritt ins 16. 3<4^4unbert.
Die Sntbedung bes Seetoegs na^ 3nbien im 3a^re
1498 mad^te ooUenbs ber $errf^aft ber SRongolen in 9{ug>
lanb ein Snbe. Sine neue Stxi begann burd^ ben oerme^rten
3uftrom oon 9{oMtoffen na^ (Europa. Der ge»erb«
lid^e 3Rittelftanb mar ni^t me|r in ber £age, ben oeran*
betten 3^itoer^altniffen 9iec^nung ju tragen, unb fo fd^manb feit
1500 bie f^onfte n)irlf4aftli(^e 3eit Deutf^lanbs, bos 3eit»
alter bes ^ausgemerbs, unb bas 3^italter ber SRanu*
fa!tur trat an feine Stelle.
Diefe neue 3^tt ber SRanufaltur, beren Signatur bie
Srfinbung bes Spinnrabs mar, serftorte oer^<nismagig
— 351 -
raf<l^ bie ibeole, ed^t germanifile Steüung ber norbif^^n
Hausfrau. 6eit bie europaij^e 6<nisfiau nid^t me^r ols
oberfte fietteiin be9 ^usli^en (Sejc^aftsbetriebs, ols Suffe^erin
fiber bie Du^enbe oon fpinnenben unb mebenben 9Ragben, oon
[d^neibemben unb f^uftetnben Anetten bes gerien^ofs omtierle,
iDte es bie go^enflaufenjeit bes aRinneltebs mit fi^ gebrod^t ^aile,
feit mit bec }une|menb(n 5<inbiDerIsteiIung, mitbemSntet«
regnum, mit bem SReifterfang, erft bas jünfttge ^onboerl, bonn
feit 1500 bie 9Ronufa!tur unb [pater feit 1700 bie Sabril ent«
ftanben, fc^iDonb immer me^r bie |e^re Stellung ber altfreien
beutfd^en Hausfrau. 6^on bie Hausfrau x>on 1300 bis 1500
^tte ni(^t me^ bie ibeole Stellung ber frühem 3^U ge^bt,
no^ me^r aber litt bie Stellung ber gr^au feit ber SerbrSngung
bes jfinftigen ^anbioerls bur^ bie SRanufaltur.
Setreffs ber 9BeIt^anbeIstDege jeigte fi<^ ber (Eintritt
neuer Ser^öltniffe jun&c^ft im enbgiltigen Uebergang bes
SBelt^anbels oon Srfigge nac^ !lntQ)erpen. (Er ooll*
sog fi^ ^onb in $anb mit ber fluffinbung bes Seemegs
no<^ 3nbien bur^bie^ortugiefen feit bem 3<t^te 1500 etoa
baburc^, bag bie ißortugiefen Slntioerpcn als ^auptmarH für bie
Aoftbarleiten bes Orients loä^Iten, loeil bie 3tQliener fie in
Stfigge aus Srobneib ni(|t auflommen liegen. !Die lapital'
frSftigen Hintermänner ber ^ortugiefen bei biefem Unter»
nehmen gegen bie fat|oIif(^fpani|<^«itaIienif4en 6&nblerlreife
OKiren bie grogen (ugenottifc^^proteftantif^n, oielfa^mit Guben«
gelb arbeitenben fübbeutf(^en ganbels^aufer, oon
benen nur bas $aus gf u g g e r eine Slusna^me machte.
2)ie SBelfer in Slugsburg unb bie 9lot in Ulm festen
fic^ in Serbinbung mit Portugal unb j^idten eigene Skiffe
um bas Aap ber guten Hoffnung, bie bann bie SBoren, oor
allem Pfeffer unb C&emfirse, no^ SIntoerpen brauten unb
fo ben fiombarben im SRittelmecr i^r feil^eriges 3n)if4en«
§anbeIsmonopoI raubten. Seither gieng es mit bem lat^olif^en
S I a n b e r n immer rafc^er abioarts. Die Serfanbung
bes Hafens oon 6Iut)S, bie politifd^en Unruhen in ben
9lieberlanben, S^anbem unb Srfigge trieben ben ganbel in
anbere Sahnen, ber £usus unb bie Ueppigleit ber Sinmo^ner
brad^ten bie Stabt in 3erfaII unb ber Hanbel 30g \i^ binnen
lurjem nai^ Kntmerpen unb oon ^ier na^ Smfterbam, fo
— 352 —
bog bie ftaufl^ute oon Srobant, Seelonb unb godattb
bie 9Re|fen oon Srugge ju metben begannen. Setgebltc^
unter^onbelte ftoifer URoximilion mit bei $Qn[a loegen bes
toettern Sefu(|0 oon SrQgge ; bie jur Sirofe bei ber Selagetung
unb (Eroberung Srfigges bur<| Aaifer ^Jfriebri^ erfolgte
ißlflnberung unb Sinfif(^erung ber ganfonieber*
löge oertrieb lebiglic^ aud^ no^ bie StoHener na^ Vnt«
merpen , bie nunmehr ibre fieoantetoaren aus S e n e b i g ,
(Benua unb Sncona ebenfalls jur See unmtttelbot
na^ Slntoerpen brachten unb Srugge miebelt. 9Is nad^
bem Zobe ^erjog ^^ilipps bes S^onen, bes 60^
Aaifer 9RaximiIiQns, Surgunb 1526 im SDlabriber ^cie«
ben erneut on itarl V. fiel, tonnte es biefer nur lurj be^u|iten
unb 1520 fiel es roieber an gfranlrei(^.
3mmer ^ö^ere Sebeutung erhielt bagegen mit ber fteigen*
ben Sebeutung 6poniens unb Portugals als Um*
f^lagsplö^e für bie 3nbien« unb Smerilaoaren
ber binnenlänbif^e 9RarIt oon fiQon. Um 1512 motten
bie (genfer juior no^mals ben oergebli^en SerfuA, bie
(S e n f e r SR e f [ e neu 5U beleben, aber es loar De^
gebli<(, fiqon ^atte längft gewonnen unb ®enf oerbrangt,
fo bog um bas 3a^r 1500 ber $anbe( ber Ulmer bunl^
bas (Elfag ober bie S^toeij nai) ber 9tormanbie, (E^am*
pagne unb Daup^ine, na<^ $aris, 9louen, Sienne
S^on unb Xouloufe ein fe^r lebhafter mar unb man ABIn
unb bie bliebe rianbe ju meiben begann. Die f<^toSbtf^en
Sunbesftibte erhielten 1515 bas Steigt , mie bie f^metjerij^en
Sibgenoffen 9Baren aller Urt na^ allen franjöfif^en aR&rften
3U oertaufen unb franjofif^e SBaren bort einjutaufen, [eit ber
liberale ft5nig IJfranj 1. ^err oon gfranlrei^, (Senuo unb
SRailanb gevorben mar. Oefterrei^ fo^ {mar ^ie}u menig
gut unb beiAIognabmte 1515 im Slfag eine SRenge Ulmer
C5 u t mit ber Segrfinbung , es toetbe mit biefem gonbel ber
Sunbesftfibte na^ IJfrantrei^ ben Gegnern b(s Steigs
Sorfd^ub geleiftet, hoi) mar bas 9{ei^ nid^t in ber fiage,
ben Serle^r ber S^maben mit Stanlreii^ ju unterbinben
unb mfi^renb bie entmiddte (grautu^mac^erei 6((moben$
i^re Slusfu^r na(| ber S^meij, nad^ Vorarlberg unb
3talien ri^tete, gieng na^^ Sranfreid^ namentlid^ ber Se^
— 353 —
lanbt ootiSoti^ent unb Sammei. Das SHtporlommen
oon SBoIHu^ma^etfamilien mit berienigen ber '$ ermann,
»eitle |i4 bamab oon 8e|H|em bes allen Ulmer ®aft»
Kaufes sum Sau m [tat I }u CKroglobenioebem unb [(^lieglii!^
SU firogen j^anbels^erten in Senebig unb ffei^sfrei'
fetten auff Zwangen , unb bei Samilie ber S^eler, vklift
€9 oont 6antmelfabri(anten bis junt Srofen* brachten,
geigen bie Sebeutung biejer (bewerbe. Sine SRenge oon
iDoüenen Saugen, aBoIIIoben, Qflanellen, Sor^tn
u. f. ID., mollenen Sfinbeln, 9lefteln unb S^nilren
mürben in Ulm gefertigt unb gtengen in ja^ofen Sollen ins
Suslanb. Die groge 9laoensburger ^unbpiggejellf^aft ffi^rte
groge Soften GpanierrooIIe ein, bie fiberSranlreid^ unb
Sajel na^ 6 d^ »oben lam, boi| lam ber ^auptteU immer
no^ aus ben 9lieberlanben, iDenigftens mar in Ulm ftets
nur oon flSmif^er SBoIIe bie 9{ebe, bie ebenfo gut aus 6panien
mie aus Cnglanb ftammen fonnte, ba beibe Stationen 9lnt'
merpen mit ^unberttoufenben oon SBoIIfäden oerforgten.
Der Dur(|fubroerre^r [ol^er SBoIIe na^ 3talien
{c^eint fe^r bebeutenb gemefen gu fein, ^thtt SBoIIfad , ber
oon SIntmerpen na^ Ulm !am unb in ber (ßret gelagert muibe
gab um 1500 3 $fg. <&retgelb. Der 9Beg oon Sntmerpen ift
ni^t genau feft}ufteIUn. Sin ber Ulmer 3oUftatte in Reiben«
^im a. b. Sr. sohlte jebes SRog mit 993oIIe 18 ^Ir., 1 3entner
8 ^r. 3n Slatt^eim mürbe 1 SifHl erhoben, in 3^^I6^^fl ^om
SBogen 2 Q^xH, , in (Geislingen machte ber bortige Doppeljoll
oom 3^ntner 16 $lr. , menn bie SBolle in Geislingen gelauft
mar, nur 5 ^Ir. 9lm Ulmer ^erbbrficfent^or jape ber SBogen
SBolle 8 $lr., ber Aarren 4 £)lr. , es lam alfo au^ baperift^e
SBolle. Der ^funbsoll unter ber (gret, bie (5rogumfa^|teuer
ber Sfremben fflr 9Bollob[4lfiffe , betrug f fir flömif^e SBolle
1 $fg. t)om (Bulben. 3^i^^nfalls lauften bie Ulmer groge $o|ten
SBolle in Slntmerpcn unb f^idten fie na(| £ombarbien, [o
ba6 ber ^auptoerlebr ber Ulmer na^ Oberitalien gieng.
1518 na§m S^anlrei^ am Comerfee Ulmer SBolle in
Sef^lag unb 1520 grfinbeten bie Ulmer bie erfte beutic^e
Sammetfabril. Die SBolle ber Donaulänber lam erft
Ip&ter na^ Ulm. Sla^bem 1550 Sägern bie freie Salj«
i(|iffa(rt auf ber Donau geftattet ffoite, trat feit 1600 etma
23
— 354 -
in Ulm an bie 6teIIe ber loef tilgen aSBoIIe bod Stjeugnis bcs
Donaulänbetf bie toalloi^ifd^e unb maceboniid^e SBoIbp
iDoffit bie Ulmer fieintoanb in bie Sonaulanber f^i<tten.
9lod^ 1558 aber erhielt Spanien Ito^ bes S^rfoII« oon
Srfigge bie bottige 9lieberlage ber fpanifi^n SBoIIe <mf>
te^t, fo bab immec nod^ 60,000 6ade iSfyclUt na^ ben
9liebetlanben giengen. Seit Snglanb 1558 Salats
oetlor, iDUtbe fobonn au^ ber englif^e 6iapel noi^
Srfigge oerlegt. Srfigge ^atte bamab 68 Sfinfte unb {telUt
mitielft Sigeninbuftrie, loeilber 3iDifd^en|anbeIs'
g e m i n n immer geringer n)urbe , ganje 6^iff$Ia6ungen oon
^olbfeibenen , feibenen unb SaummoKjeugen , SBoIItfif^rn unb
SBoIIteppii^en ^er , bie bann in alle SBelt oertrieben tourben.
9}on Ulm ous ^nbelte na^ ben Slieberlanben namentli«^ bie
gfirma6((Iei(^er, n)eld^e eines ber er|tenfieinmanbgef<(Sfle
in Ulm bilbete^ mfil^renb bie S au mtDoIImeberei Ulms immer
me^r jerfiel. 9ns 1525 auc^ anbere Sc^mabenftSbte fi<^ bicfcs
ganbels bemächtigten, inbem fie (eitlere SBaren fertigten unb
billiger oeifauften, [c^affte Ulm ebenfalls feinen S^ougmang
ab, |fi§rte i^n aber [päter mieber ein. 1530 iä|Iie man 70 unb
1611 80 Weifter, 1746 42, 1782 46 unb 1825 nur niN^ 5
9Reifter, bie nur oom $anboerlaufe lebten unb laum ein poar
Du^enb Sollen oerfanbten. 1825 mar nac^ Ulmer SBoIIbSnbem
in Defteneid^ feine 9la$frage me^r, Aamelotmad^er gab es
nur noi) 3. Die (Bemanbfd^neiber lauften i^re Zflc^er nunme^
meift in ber 9la(^barf(^aft, bie meiften aber am K^ein, in ber
£aufi^, in Saufen ober in S9^men unb oerfauften fie bonn
als Ulmer SBare nac^ Stalten. Das ff^mibif^e Sigen*
gemerbe ^atte feine Sebeutung oerloren, meil bie SBelt*
banbelsmege neue gemorben maren.
M««»»«l I
II. Ulms ®rogi|anbeI im SRUtelalter.
1. (SinjelEaufleute itnb ^anbeUgefellfc^aften.
nötige 9la$ri€^ten über einen loeüerge^enben ^anbels*
oetle^r Ulms ^ mon erft feit bem So^re 1400* Sinen Sin*
Nid iit bos bontoltge Bto695nbIetif<|e Zreiben ber6tabt
giebt und junfid^ft bet UInter Dominüonetleltoi Sfelix gabri,
ber feinen UInter Xroltotus um bas So^r 1490 obfagte.
Den etften 6tanb bilbete ncä^ ^aM bie Seift li^f ei t, ben
joeiten bie 9{itterf<|aft, bos VlxMx, ben btitten bos (St-
f<|Ied^t, b. (. bos Seamtentum, ben Dierten bas 9{entner*
tum, bie S^rborleit, ben ffinften bie Aaufmonnfdftaft. Sie
bilbete ben SRittelpunft bes fiebens unb Treibens ber 6tabt
Ulm, meil faft olle onberen 6t5nbe oon i^r ab^iengen. 9Rit ben
Kittern unb Seamten Rotten bie Aoufleute bos Snfe^en unb
ben 9Ieid^tum, mit ben nieberer geftellten 5<tnbn)erfsleuten bie
Hrbeit unb URfi^fal gemein. 9Benn ein 9{itter ober
(Sef^Ie^er ober 9{entner in feinen Serm3gensoer^fiItni|fen surfid*
fam, iDenn einer oom fe<^ften Stonbe, ein Arfimer ober
^onbioerler, in bie $3^e lom, morf er fi^ auf ben (Srog-
^nbelp um no<^ meiter ju lommen. ^Des^alb oerfc^mä^ten es
aud^ bie 9litter unbSeomten niifi, mit ben ftoufleuten als ftille
Zeil^aber in gef^Sftli^e Serbinbung ju treten unb baffir einen
Zeil bes ganbelsgeminns ffir fid^ einjujie^en. 9lie, meint
Sabri, ^tte Ulm feinen SBeltruf ermorben o^ne feine Aaufleute.
Die oier anberen StSnbe, meint er, ISnnen nid^t in
fremben fiSnbem einlaufen, u)eil fie nichts baoon oerfte^en,
ben (Seifilii^en fei ber $anbel oerboten, fQr bie iRitler
f^ide er fi$ ni(^t, ben Seamten paffe er ni^t, ben
SonbiDertern fei er nid^t erloubt. Siele Srog^anbler
Ulms, erjS^It er, feien ebenfo geartet roie bie Stent n er, mannen
fei es fogar fd^on gelungen , in bas ftäbtif^e Seamtengefd^Ied^t
einjubringen, wmn fie bie SRittel unb bie nötige Silbung
boju befagen.
28
— 354 -
Vb^aupt^anbeUftäbte, bieffit Ulm in Setra^t lamen, »
wS^nt Öfobrt ttlesanbcten unb ftairo, Samasfus, Seirut
unb bosfQrif^eZttpoIiSfSamagufta unbXitofia auf (£9*
pem, Aonfiantinopelunbftaffaomf^iDatjcnOteeTefSene«
big unb (Benua, (Benf unb fiqon, $t5(n, gfronlfurt,
Stfitnberg unb Augsburg. Siamberg mat nai^ i(m bds
Aauf^aus ffii gtonlen, Sugsburg fflr Saqern, Ulm ffit
Q^wabtn. Vis angefebeneUtmer^ an bels firmen feiner3ett
nennt Sfobri bie ^unftStter, nottengalter, ftammer*
ftein, <Bu[fen{tattet, aBirtembeiger , £ieb^ocb,
5u^ , £upin, 64Ietd^er, 6tempfUn, Stent,
9la(bbouet, Of^eimer, 9iiU, (Briefinger, ftobolb,
SBettmann, (Berft, Sti^manUf S3f<^enbronb, ftrafft«
Z^alfinger, SBiberfa^ unb $fanl|cli Wie biefe
(Befd^Sfteleute nmren entmeber SRitglieber bet ftauflcute,
ober ber ftrSmer» ober ber SRarnergunfi, fe na<l^
bem fie mit Salg unb Sifen, mit 6pe]erei', Sllen- unb
Aurgoaren ober mit bem SB olll^ anbei (Belb oerbienten,
mfi^renb bie SoummoIIeinfu^r unb bie Sorben tausfu^r
meift in ben Rauben ber ^anbelsgefellf^af ten log.
SBaren bie aRitglieber ber JtrSmerjunft bieftlein^finbler,
benen 00m 9lote bie Viifgabe fibergeben mar, bie von ausmfirts
Sugeffi^rten (Ergeugniffe mittete Slle unb A leinmag e unb
nod^ bem AIein|tfid ju oerlaufen, mobei ni^t ausgefil^Ioffen
mar, ba^ man^er biefer Alein^Snbler neben feinem Äram*
loben ein leb^ftes (Broggef^Sft mit Spejerei, Sllen*
maren ober jturgmaren betrieb, fo lag ber S^merpuntt bes
Ulmer ^anbetelebens, ber (Bro glaube I in feiner Sebeututq
als (Einfuhr« unb Susfü^rbetrieb, in ben ^Snben ber gro^
danbelsgefellf^aften. SBie ^eute bie Vltiengefell*
f^af ten, |o beforgten im SRittelalter bie $anbelsgefenf<!^en
ben 3BeItoerte§r, moneben aber eine 9{ei^ uon Cingel«
laufleuten ebenfalls jum Xeil fe§r bebeutenbe (Bef<^fie mochte.
Die Seteilig ung an biefen (Befellf^aften mar urfprfinglii^ bie,
bog bie Zeilne^mer mit ij^rem gangen SermBgen hafteten.
Srft fpöter lam , um bie Sefa^r ber Xeilne^er ^a^fe|en,
bie bel^ränlte Haftung auf. Seit bem 3a§re 800 oNir ber
ausmirtige $ anbei inDeutf^Ianb ausf^Iie^Iic^ in ben^Atben
ber 3uben gemefen, bie benfelben o9IIig be^nfd^t ^en.
— 355 —
mo^renb ber eingeborene (Sfi^imonn feinen Untei^olt im
Sienfie ber Sfirften ab fttiegsmann, Sogt ober Sraf«
f^afisbeamter fttd^te. (Erft ob feit 900 bie G^affung
loeiterer SRinifterialenftellen loirtfd^Qpd^ unmögli^
iDurbe, begann auc^ ber germonif^e gfreimann, fid^ bes
Q^rolS^onbels 5U bema^ügen unb bie 3uben ju oer«
br&ngen. 9Ran fanb, bo^ ber oustoärtige $anbel fi^
gut mit ben {riegerifc^en Sitten »ertrug unb beffer ab ber
£anbbau su 8nfe|en unb 9{ei($tuni oer^alf , fo baj^ ber Qfrei'
mann nur nod^ ben Sinnen- unb itlein^anbel ab ni<^t
ftanbesgemSJS ben Söhnen ber gfreigelaffenen, ben Suben
unb fiombarben ilberliej}. Seither galt ab (Brunbfa^, bog
nur ber Setrieb bes Alein (anbei 9 ben Sbel gefo^rbe, ni^t
aber ber ®ro|}^nbeI, unb man unterf^ieb ftrenger joifd^en
negotiatores ober ^anbeb^erren unb mercatores ober ArSmem,
bie m^ SHe unb AleinuKige oerlauften. Sei biefem 3ntereffe
ber oorne^mften beutf^en 6t5nbe ffir ben $anbel n>u^s feit bem
3a(re 1000 ber Serle^r in Seutfd^Ianb ungeheuer burd^ ben
Seife^r mit ber fieoante unb no^ me^r, ab feit 1100 ißalS«
ftina unter abenblänbif^e gfürflen lam unb bie Donaulänber
\Ui eri<|toff en. Die ftauf bule oon SR a ft r i ^ t, 51 o I n, 9t e g e n 9«
bürg unb Ulm reiften bamab in @4aren jum Sinfaufe auf
bie SReffen oon Sns in 6teiermarl| geführt oom AonfuI ober
ganegrofen oon Ke gen» bürg. Seit bem ^^dfyxt 1200 mürben
tnbes bie Seminne immer Heiner, bie ®efa(r bes Serlufts wnifB
nnb fo entftanben bie erften ^anbelsgefellf^aften, 3. S.
1282in(Benua bie groge fieoantifc^e ^anbeUIom"
pagnie unb bie fßarifer gflug^änblerlompagnie 3um
Setrieb ber 6einef((iffa(rt.
Seit bem 3a||re 1300 bilbeten fi(( ffir biefe
^anbeblompagnien neue gformen. Die genoffen '
fil^oftli^e S^^w ^^"^ jurfid unb bie Setriebsunter-
nel^mungen erretten einen me^r mobemen S^aralter. Die am»
ffi^renben ißerfonen maren leine (Senoffen me^r, bie am (Beminne
Anteil ^ten, fonbem angefiellte Diener bes Unter«
ne^mers; bas Silb mürbe tapitaliftif((, inbem bie Unter*
ne^mnng mo^I auf SRe^nung unb Sefa^r einer Slnja^I tapi«
taliftifd^er ^efellfc^ofts^enen gieng , aber ni((t oon biefen felbft
me^r beforgt mürbe. 60 mar au^ in Ulm bie eigentli^e (Brog*
23»
— 356 —
(anbebgunft anffingli^ nid^t bie fpStec fogenannte iUiuffaite'
iunftp fonbent bie (Bef^le^tetjunft, bie t^ren polttif^
9usbrud in ben Sflrgem oom (Bef<|^Ie(^, t^ren gefellj^^Uic^ii
Susbtud in ber S firgerged^e fanb, bie man fpfiter na^ ber (Eid«
fte^ung einer itaufleuteftube um 15ü0 au(^ bieobece6tube ^ieg.
(Er(t ab um 1400 ber (Srog^nbel feine SintrSgli^teit oerlor,
]ogen |i4 bie Sef^Ied^ter oon i^m gurflct unb mürben ous ®rog«
^nblern SRfifttgge^er ober 9lentner , patricii mit erblichem
Seomten^arafter inlofern, als |ie auger^Ib ber®emeinbe-
oeifaffung, ber civitas, flanben unb i^nen bas ^rioileg jur 8e«
merbung um beftimmte üemter julam, bie nur mit 9nge$5rigen
ibrer 0>ilbe befe^t merben burften, [o namentlich bes S Ärger«
meifterpoftens, ber feit bem 14. 3a(r^unbert ben Stabt*
oogt oerbiangt ^atte, unb ber Sanboogte bes g^nf^tS'
gebietfl. Die Zrfimmer ber Sfirgerje^ bagegen mürben als
6al3« unb (Eifen^Snbler jfinftig unb im (&egenfa||e ]ttr
ArSmergunft als Aaufleutegunft organifteri
Diefem (Entmidlungsgeitraum im 14. 3^^^unbert ge^ren bie
elften befannten Ulmer ^anbels^errenan. Dei Serle^r Ulms
gieng bamals t>or allem na^ Defterrei^ unb £ombarbien.
Ueberall entftanben ganbelsgefellfcbaften, fo 1325 in
Sie gens bürg bie girma SR aller unb (Benoffen, bie ab
y^SKasIopei" jum Setrieb bes (Srojs^anbeb gegrfinbet mürbe;
meiter bie Sefellfd/aft oon iRei<|^ unb (Benoffen in Sie gen S'
bürg , mel^e bas $aus 3Bittebba<|^ finangierte. 3)!e Sorftanin
fd^aft biefer (Beiellf^aften ru^te in ben ßtnben einer Der^ält*
nismalig tieinen 3^(1 oon gfamilien. Um 1400 maren fol^e
®ro6^nbebgef<^Ie(^ter g. S. in Aonftangbie Ai(<^|err unb
bie SRuntprat, bie Ulm unb bie SRaqfer^bie ben^anbelfo
leb^ft trieben» ba^ 1429 bie Sftnfte ein (Befej} bur<|brfidten, bas alle
ftaufmannsgemeinben oerbot. tlb aber anbere 6t8Me
nic^t folgten unb bie ilonftanger (Befd^Ied^ter bro|ten, aus Aon«
ftang meggugie^n, mürbe erneut geftattet, mit Sflrgem ober
(B&flen ®efellf(^aften gum gemeinfamen Setrieb ber
Aaufmannf^aft gu grfinben. 9lur follte bie Sa^e ehrbar
betrieben unb bas Aauf^ausgeffill bega^It mer«
ben, mie fi(( gebfi^ite. 6eit 1464 Ratten bie Kflrnbergec
^anbebbutetro^ alles SBiberfprud^s bas$riDilegei^Iten,(Bef ell-
f(^aften mit befd^rSnlter Haftung gu errieten, unbfeit(er
— 357 —
beteiligien f{d^ bie tneiften Seotnieitflef^lcd^terfamilfen be r StSbte
»ie }o^Irei$e Sonbebelleute mit grdjjeren Summen on berartigett
ßanbcUgefellf^often. SRon foufte meift im Suslonbe Speje*
reien, (BeiDfirje unö 6eibenftoff^ utib ocifaufte fie in
6^10 oben manchmal mit folgern Seoinn, bog auf bem
JtDmptoir|tu^I mancher in ben Sbebftonb titt. Site ftonbes'
gemäßer ^anbel ffit 9l{tter unb 8eomtcngefd^Ie<^tet galt 1495
in ftonftanj ber Srojjeintauf unb Seriauf oon (Barn,
Smild^unbfieinoanb in ftonftan} felbft ober ausmärte.
6onft follie ein ^atrijier in ber Stabt ni^is auflaufen
unb oieberoerlaufen. SBo^I aber butfte er ausmfirts taufen,
000 er oollte, unb in itonftonj mieber oertaufen, nur nid^t in
Seträgen unter 30 (Bulben. 3n ber 6tabt laufen, aber ni<^t
roieberoerlaufen burfte er (Ebelfteine, perlen, Silber,
Solb, Aorn, SBein unb garnif^e. 8ud^ burfte er fein
(Selb einem jfinf tigen (Sef^öftsmann gegen einen Sn«
teil am (Sefil^äftsgeoinn leiten. Xe^nlii!^ burfte in
Stberac^ ber (Bef^Iec^ier (Brog^nbel mit (Blodenfpeife,
Aupfer, 3tnn, Slei, Sta^I, (Ei[en, 9Bad^0, 6pe<
gerei unb SBoIIftoffen treiben, o§ne sunftpflid^tig ju
metben.
Seit 1500 trieben es inbes bie ^anbebgefeüf^aften immer
bunter. Die 3ünfte Ragten, bie eoangelif^en ^anbetegefell-
f^aften oenaten bas beulfc^e 9tei<i^ unb bie fat^olifd^e Sa^e an bas
^ugenottif^e gronlrei^, unb 1513 Üagten bie Ulm er 3finfte
bitter fiber bieneuenSlieberlaffungen bergfugger, SBelfer
unb SaumgSrtner in Ulm unb üugsburg, an benen bie Ulmer
Seamtengefd^Ie^ter ober fßatrijier mit Aapital beteiligt feien.
Sie ^Ifen ben gfeinben bes ftSbtifil^en illeingemerbs, inbem fie
frembe (Bemerbeerjeugniffe einführen, unb fie mochten ben Aaifer
giDingen, bog er bas beutf^e C5emerbe }um Sorteil bes italien*
if^en SusfuJ^rgemerbs ju (ßrunbe rid^te, nurbamit fie i^re
Sinftt^ beffer treiben ISnnen.
Seit bie gefe||Ii<|ie Suläffigleit ber Sef^ranlung ber
Haftung auf bie (Einlage im ^alftt 1464 ben Aaufleuten oon
9lfirnberg burd^ laiferlic^es ^rioileg geftattet morben o^ar,
mud^fen fid^ bie $anbetegefellf4aften benn au^ immer me^rgu einem
gefülirli^en Arebsfd^aben für bie beutfd^e 3nbuftrie aus.
9uf bte Sebeutung ber ^anbetegefellfc^aften feit 1500
— 358 -
lotrft ein intereffotites S^Iagli^i oor ollem i^re finangpoli'
tifd^e 6teIIung gegenfibec beut 9let<^e unb ben Xet^S'
ftabten infofentp ob fie [eitler immec tne^r bie Gtobtgemetit«
ben in ber Aufgabe ber Sefd^offung bei für bas 9{et$ nötigen
(B e I b m i 1 1 e I ablöften unb auf bief e SBeife allma^H^ eine o f f e n t-
Ii€^«re(^tli(^e Stellung ernmtben. So trat 3. S. im 3Q|re
1507 bas 9lei4 mit ber Uebema^me neuer Knieten an bie
Kei^sftSbte ^eran, vorauf aber biefe ein foI(|es Unfinnen runb-
neg abfd^Iugen mit ber Segrflnbung, bie sunftigen ftoufleute
ber Stabtgemeinben ^en (ie}u leine SRittel; bas 9lei4 mBge
bie nötigen Summen nur bei ben $anbeldgefell[<^aften
aufnehmen, bie in bur^aus ungenfigenber SBeife an ben Steuer-
laften ber 9leid^sftSbte teilnebmen. Diefe Sef^Ie^tergefeH-
f^aften Oben einen ^anbelsjnang aus, ber ben ber 3i^nft*
gemeinbe ange^örenben (&e[4&ftsleuten unb ben ein^elfte^n'
ben ganbels^enen fd^mer fd^abe. !Das Ket^ erllarte borauf^in
ben Stäbten Sugsburg, Ulm» SRemmingen unb^laoens'
bürg, bei benen es n^egen eines Knle^ns angeHofyft ^atte,
bie ^anbelsgefenfd^aften ber (Beld^Ied^ter feien Ieine(Bemeinbe'
ange^örigen; fie bilben uielmel^r einen eigenen Kei^S'
ftanb, ber ju ben Sbelleuten gebore, unb ^ben biefelben
Steuerprioilegien mit ber ritterfi^ftli^e fianbabel. Doi^ blieb
bem ftaifer SRaximilian ni^ts anberes flbrig, oIs in ber
2fyA bas betreff enbe Xeic^sanle^en gur Seftreitung ber
ftoften feiner 91 0 m f a ^ r t bei ben 5anbelsgefel(f(^en auf«
june^men, bie fid^ uergebens mit ^ilfe bes S^m&b. Sunbs
unb bes Ulmer Ileinen 9{ats, in bem bie Seomten-
gef<||Ie^ter bie SRe^rja^I ^ten, bagegen »ehrten. X)er Kat erOirtei
bie 3flnfte flberfe^en oSIIig, bog bie Ausfuhr ber ^anbels«
gefellf^aften einer SRenge oon Arbeitern in Stabt unb fianb
Srot f^o^e. 9uf bas Setreiben bes an ber Spi^e ber Se lin^Se*
fellf(|aft in SRemmingen fte^enben (Befi^Ie^tersSefferer
fanbte berSd^o^Sbifd^e Sunb ben S$u)ager bes Sefferer,
ben (Befc^Ied^ter 9teib^arbt Don Ulm, on ben Aoifer^of , ber
bort auseinanberfe^te , bie Seamtengefi^Ie^ter ber 9lei(J^sftSbte,
me^e SRitglieber oon ^anbelsgefellfi^ften feien, galten ffir
i^re $erfon unb i^r ^rioatoermögen i^re Steuer unb bas
Um gelb ebenfo mie jeber anbere Sinmo^ner unb mfiffen
augerbem i§re gefamte fa^renbe ^abe boppelt oerftcuem.
— 359 —
Das Selb htx ßanbebgefellf^often aber geübte nic^t mis-
f4|ltegli^ Un in ben SlAbten too^nenben (Befriedetem,
fonbem neben biefen 6tabtgef((Ieriem ja^Iiei^^n fianb«
cbelleuten, bie in leiner SBeife £ttft ^ben, bem 9lei(( eine
Hnlci^ 3U gemS^Ten. Die ®ef^fte ber Sefellf^ften DolU
sielen ]\if meift in aBelfd^Ianb unb jenfeits bes 9EBeIt'
meers unb es fei bes^olb nid^ angängig, ben Sef(^Iu| bes
9lei(^stags ju jtonftanj fo baijuftellen, ab ob bie ^anbete«
gcfellf^aften ju einet 0nlei|e gegioungen oecben foliten;
es fei nur bef^bffen »oiben, fie gut SevS^ning einer Vnlei^e
gegen genfigenbe Vfanbfi^ei^it anfguforbern.
2ro| biefer Hnlei^en lam inbes bie So^e nic^l gur !Ru^.
Sin ftSIner 9{ei4stagsabfcbieb oon 1512 braute erfintals
ein Sorge^en gegen bie ^anbelsgefellfd^aften im 3ntereffe ber
3finfte. tluf bem 6 1 fi b t e i a g )u SR e n g e n Kagten bie 6töbte
erneut unb 1513 oerlangten bie Ulmer 3&nfte oom Siate
aufs entfc^iebenfte, es folle aUen Sfirgem oerboten werben, 9Rit>
glieb einer nid^lulmifd^en ^onbelsgefellfi^aft ju fein,
unb ein Ulmer Sfirger foIUe nur unter ber Sebingung
ber A n e (^ t , b. §. bec Vertreter ober Beamte, einer nicbtulmifc^en
^nbelsgefellf^aft merben bfltfen, n>enn er auf ben eigenen
9iau<^ oerjid^leteunb imSaft^ofe vo^nte. Die Sefferer
^tten bamals im Serein mit ben 9lemboIb unb Keib^art
eine Suggerei in Stuttgart gegrfinbet, morauf man, ba in
ben gfinben bitfer brei gamilien bamals bie brei Sfirgermeifter-
poften wattn, bie brei als Sflrgermeifter abfegte, oeti fie i^re neue
gfuggerei ni^t na<^ Ulm oerlegt Ratten. Sine Sef^merbe ber
3flnfte beim jloifer f flirte aus, Sefferer fei HR it glieb bes
64iD5b. Sunbs unb bfirfe bes^alb fein (Befd^äft ni^t in Stutt-
gart treiben, morauf ber Aaifer ben Sefferer batflber tabelte,
baft er gmei ^enen biene. Dies oerbrog ben ftolgen $at«
rider; er !finbigte mit feinen S^nKigem 92eib^rbt unb
9temboIb bas Ulmer Särgerre<^t unb jog nadji Stutt«
gart, mas bie Stabtgemeinbe aber nur unter ber Sebingung
geftattete, bajj er eine breifa^e Z^^xt%\Uutx als Stapft euer
beja^Ite. 9Is Sefferer fi^ beffen meigerte, befd^Iagna^mle Ulm
ben (Brunbbefi^ ber Sefferer, fo bog fie 1514 jaulen
mußten unb 1515, ba bas (Sefd^tft in Stuttgart ni^t na^ (Er.
märten gieng, oorjogen, mieber ins Ulmer Sflrgene^t einju-
- 360 —
tteten. Do^ 30g Se|feter ni^t me^r nad^ Ulm, fonbem Heg
fi4 in (Bfinsiurg nieber.
9Rit bet 2:^on6e[teigung Aails V. erhielt ts ben Vnf<i^tn,
als ob man bem 9Bun[(|e ber 3finfte nai^ Untecbrfidung ber
gio|S(apitaIifti[$en SustDU^fe bei ^anbetegefellf^ften ernftK^
}u £ei6e rüden mollte. Die 9Ba§IlapituIation Äarls V. wm
1518 beftimmte in i^rem Slrtitel 17 , ber Aaifer gebe bos be«
[timmte Serfpre^en, bag er ben großen ®efell[4>aflen ber
ftaufleute unbgemerbetreibenben ^erfonen, biefeit^r
mit i^rem (Selbe ju i^rem Stufen regiert, einen eigeniDU«
ligen $anbel getrieben unb baburc^ bem Sleid^e grojje leurung
unb groge Unbequemli^feiten oerurfa(|t ^oben unb |eute nik^
tSgli^ jum 9{a<|^teil ber Sefami^eit oerurfa^en , mit bem Rot
unb ®utod^ten ber 6tanbe miberfte^n unb bie nixl^ unooll-
jogenen 93erffigungen gegen [ie oollitreden merbc. Xrofi*
bem be|a|g fogar Aarl V. bei ollem guten SBtllen ben Stfirmeit
ber oon ben ^anbelsgefellld^aften unb ben hinter i^nen [te^nben
3uben herauf be[(||iDorenen 9leooIution gegenüber ni^t bie
SRac^t, bem touc^ernben Xreiben biefer (Befellfd^often ju [teuein.
1520 erllSrten Ulms Vertreter auf bem 6tSbtetag ju Hebet«
lingen, ben grojjten 9lu|en 00m Sd^m&bif^en Sunbe
^en bie $anbelsge[ellf^aften unb es [ei na^gerabe ba«
^in gelommen, bog berSinjelfaufmann je^t oSIIig auf bem
2:rodenen fi^e. Aatfer Aarl V. fa^ bie Sere^tigung biefer Jtlage
oöllig ein unb liej} bes^alb auf bem Steigs tage gu 91 Arn'
berg oon 1524 be!annt geben, bajj ber 9{ei((sfistal bereits
oerf^iebene ^^^nbelsgefellf^aften , bie \iä^ bas SRonopol aber
ein}elne ^^nbelsgegenftänbe angemaßt |aben, beim Siei^s*
regiment belangt ^abe. Der § 27 bes 9{ei(||sabfd^iebs mies ba*
rauf |in, ber Aaifer ^abe in ber Staatsanmeifung (eine 9Cnfi(|t
Aber biefe SRonopoIbeftrebungen bereits ba^in feftgeftellt, bojs in
biefer 6a(^e {trenge nac^ bem Sn^It bes 9led^ts unb ber ge-
ri^tlic^en (Erlenntniffe verfahren merben folle , mie er bies aui^
in feinem Sd^reiben an bie Staube }u ertennen gegeben ^abe.
Sa er nun oerne^me , bag bie Stäube megen ber Qoi^t befon«
bere Xrtilel entworfen ^aben , fo fei oon t^m an feinen 6tatt-
^Iter unb Sefanbten ber Sluftrag gefielen, biefe }u unterfu^fen
unb hierüber na^ Silligleit mit ben 6tanben ju untetbatideln.
Diefe »erben bann mit ben einjelnen fturffirften, Surften unb
~ 361 —
Kei^tSnben baffir fotgen , bo^ btrgleiil^eii SRoiUKpoIteit nad^
intern SermSgen etligft bis jui granlfuitet J$a|tenmef|e
in ge3iemciibei 9Bei|e obgeftellt mrbcn. (Bef^e^ bo0 ni^i , fo
mfigte er no4 ber Crbnung bet Iatfefli<|en 9tt^tt unb auf
(Brunb b€S ftdiner Keic^stogBabf^iebs Don 1612 oorge^eit iinb
ble Sef4»<>ben obf^offen.
Suf bcm 9{ei(^9to8e }tt Speier im So^re 1525
ourbe femer ein ^^aragrq)^ 26 oerobf^iebet, ber bo^in gieng,
bog bie SRonopoIien unb großen ^onbelsgefell*
f haften als eigennfl^ige unb unleiblid^e 6<^nblung ni^t
oeiter befielen bfirfen. Sie feien laut gemeinem faiferlti^en
9{e^ bei ^o^ Strafe oerboten unb ber laiferlid^e gislus folle
bes|alb gegen fie emftlid^ verfahren, bomit fie obgef^afft oerbe.
Der K e i 4 0 a b f 4 i e b pon 1 629 brad^te in ^aragrap^ 34 eine
o&rtIi(^e SBieber^oIung biefes übf^iebs oon 1526. Xroftbem gieng
bie 6a4K nt^ig i^cen SBeg weiter unb fo mugte ber 9{ ei d^ sta g s«
abf^ieb oon Sugsburg oon 1680 im ^oragrop^ 136 er-
neut nadbbrfidlic^ gegen bie 9RonopoIe oorge^n. (Es (eigt ba«
rin, nac^bem immer me^ grojje $anbelsgefell|<|iaften im Kei^e
unb oerf^iebene einzelne ißerfonen fi^ unterfongen ^ben, aller-
lei 9ßoren unb Cflter, namentli^ ober bie Spegereien unb
SBoIIentud^e, ausf^ü^p^ in i^te 5<^nb unb (Bemalt ku
bringen, um bamit Sormeglauf ju tieiben unb bann biefe
SBoren su il^rem Sotteil ]u einem millffitli^en SBett mieber 3u
oerfoufen, mobur^ bem 9lti^ unb feinen SiSnben ein merHic^er
Sieben jugefiigt unb gegen bas gemeine gef<^ciebene laiferlid^e
Sle^t unb bie ^olijeioorf^rifien gefehlt merbe, fo (obe ber ftaifer
jur Seförberung bes gemeinen 9lu^ens unb aus Slotmenbigleit
oerorbnet, baj} fol^e fc^äblid^e Hantierung ^iemit abgefteltt unb
oerboten unb niemanb me^r erlaubt fein follte , fie meiter 3u
treiben. Die Uebertreter follen mit ber Sinjie^ung oon ^abe
unb (But oon i§ren Obrigleiten beftraft unb folc^en Aaufleuten
unb $anbelsgefeiq<l^ften fein (Beleitsre^t me^r im 9{ei(^e
gegeben merben. Do(( foIIe l^ieburc^ niemanb oermebrt fein,
eine (Befellfc^aft gu errichten, um SBaren, mo es i^m ge-
faOe, IVL laufen unb }u oer^ntieren; nur foIIe fi$ eben nie-
manb unterfangen, bie SBaren in eine $anb ju bringen unb
i^en einen milKfirli^n unb felbftgefailigen SBert beigulegen
ober bem Aaufer ober Seriaufer an}ubingen, ha% er biefe SBaren
— 362 -
nicmonb anbt» als i^m fiberloffen ober fie feKft bellten ober
fie niemanb billiger geben follte, ob er mit i^ flbei^
eingefommen fei. Sofeme ober bie, benen es gemattet fei, auf
fene 9rt ftaufmann|((aft ju treiben, fi<!^ unterfte^n mOrbeti,
i|re SBoren ungiemli^ ju oerteuem, fo folle bie Obrigfeit ein«
greifen, bergleiu^en Sertcuerung abf^offen unb einen rebli(!^
billigen Kaufpreis bafflr feftfe^en. Sollte eine Obrigfeit ^iebei
na^laff ig fein, fo liabe ber loif erlid^e gf isf ol barOber Sotftellungen
3U t|un unb fie ju ermahnen, biefe bef^o^tlic^e i^onblung
binnen SRonotsfrift objuftellen unb }u beftrafen, unb loenn es
bennoil^ unterbliebe, oon Vmtsoegen }u oetfo^ren. 3m 3obn
1681 erf<|ien ein weiteres Slei^sgefe^, meines in »eitlSufiger
unb ouoffl^rli^r SBeife f i$ gegen ben flllein^bel, ben Sonoegbuf
unb Vuffauf ber Aoufleute, ^Sder unb ^onboerler in ben
Wieb erlauben menbete. Ss uiar bie 3^tti oon veli^ ber
grranjofe $eter fioupoant, ber im 3<4'^ 1^31 bur^ Ulm
lam, berichtete, in gan} (Europa mai^e man nid^l fo otel 8ar«
^ent (fataines) oie in biefer Stabi
3)ie SBa^lIapitulation bes r3mif(|en ftbnigs Sferbi*
nanb L oon 1632 jeigt uns tro^ aller biefer Serorbnungen inbes
erneut, bog in Deutfd^lanb bie Gefe^e gegen bie j^anbelsgefell'
f^aften ni^t fo burc^effi^rt nurben, oie es Reitens gemefen
»ire. Die (Stelle lautete bort ebenfo mit bei feinem Smbet
unb im 9ieid^9abf<biebe oon Kegensburg oon 1632 be-
ftfitigte ber Zitel 8 bie Serorbnungen ber 9?ei<^abf^iebe oon
1612 unb 1630 unb fe^te bie SRonopoliften in eine ftloffe
mit ben SBu^erern, 3 üben unb benen, bie unbillige
ft 0 n t r a 1 1 e eingeben unb unbillige Hantierung treiben. 3^ 3<^^^
1640 erneuerte ber ftaifer in ben Stieberlanben bie
frfi^ere Serorbnung gegen bie ^anbelsgemerbe unb oerf^^irfte
biefelben unb bie 9{ei€^0poli3eioerorbnung oon 1648 be*
ftimmte in 2itel 18 § 1 ff, obglei^ bie betrfigtiAen, geffi^rli^
unb ungebfl^rlid^en SoroegISufe ber SRonopoUften ni<^t allein
im gemeinen gef^riebenen 9ie<bt, fonbem auc^ in ben Kei^s*
abf^ieben bei Strafe bes Serlufts aller ^ait unb (Bfiter unb
ber fianbesoenoeifung oerboten feien, fo fei bo^ biefen Sa^n*
gen, Vbj^ieben unb Serboten feit^er ni(^t nac^elebt oorben,
fonbem es feien oor turjer S^it erneut fe^r oiele groge SefeO«
l^aften in ftaufmann«gef(^aften unb oetf^iebene einzelne ^'
— 363 —
fönen, ^ontimr unb ftaufleute im Steige aufgetreten, bie
aOcflet 9Boren unb Aaufmannsgfiter, namentli^ 9Betn, Aorn
unb anberes, uom (Soften bis jum niebeiften, in i^e $anb unb
(Benmlt allein su bringen fid^ erbreiften, oon oeI(^em fie gute
ftunbf^aft unb (Erfa^ng im fianbe befi^n. Siefe (Befell«
fd^en miffen genau , »enn bie SBaren oerberben ober fonft in
Vuffd^Iag lommen , ^ anbere ftaufleute es gema^ toerben,
taufen biefelben oonoeg unb geben i|nen einen mill(firli<^en
aBert ober nötigen ben JtSufer ober SertSufer, berglei^en SBaren
niemanb anbers ju verlaufen ober felbft ju bellten ober fie
nit^t billiger ober anbers }u geben , als er mit i§nen fiberein«
gelommen fei. Ss »urbe bes^Ib oerorbnet, bog foI($e fc^bli^e
i^antierungen, SorQ)eg(8ufe unb gemad^te (Bebinge, Sereinigungen
unb Sertrage verboten unb oemid^tet fein follten unb niemanb
»eber ffir fi^ felbft no($ burd^ anbere fold^ felbft treiben ober
burc^ anbere ausfiben loffen follte. Die Uebertreter »arett oon
ber Obrigfeit, bie mit ber peinlichen (Beri^tsbarleit betraut mar,
mit bem Serluft ber ^abe unb (Bfiter unb ber Sanbesoenoeif»
ung 3U belüften unb leine foI(|e (Befellf^aft unb lein fol^er Aauf«
mann ober ^antierer burfte oon einer Öbrigleit (Beleite et^Iten.
2)0^ foIIte ^iebur^^ bie (Srfinbung oon ^anbelsgefellfi^aften gum
(Einlauf unb Sertrieb ber SBaren ni^t verboten fein , fomeit fie
ben gebadeten Serorbnungen nid^t entgegen l^anbelten. Der
ftammergeri(^tsfisfal ^iMt bie nod^Iiffigen Obrigleilen an bie
Seoba^tung i^rer fßflic^t }u erinnern unb auf ben gall binnen
SRonotsfrift biefe i^re 64ulbigfeit nid^t beoba^teten , gegen bie
Serbre^er mit Sorbeige^ung aller Susflfld^te vor bem 9{ei<^s*
lammergerid^t gu oerfa^ren unb febe faumfelige Obtigleit mit
100 SRarf IBtigen (Bolbs in 6trofe ju nehmen. 3eb«r Kngeber
erhielt ein Sieitel ber oermirtten ®fiter als fio^n, mas aber meg*
fiel, menn er felbft an ber Soc^e teilgenommen \^it. 3^ biefem
galle foIIte er nur oon Strafe unb (Entehrung freibleiben. Dos
Kec^tsoerfa^ren in biefen mie in anberen Sa^en mar ju b^
f^Ieunigen unb eine Serufung unftatt^aft. Die Serffigung mar
jebermann im 9{ei4e, ber eine Hantierung treiben mollte, befannt
}u ma^en unb alle gfüi^ftentfimer, 5<nfd^ften, 6t8bte unb (Be«
meinben maren oerbunben , ben Ueberlretern bos Seleite , ben
S4u| ober bie (Jf^ei^eit bauemb }u oerfagen unb mit bem SoII-
3ug bes <Befel|es in 3met ÜRonaten ju beginnen.
— 364 —
Der Stti^sabfi^ieb Don 1655 enbli^ gebot angemem,
bog leiner betn anbent ben fteien 3^<^n8 3^ ^^ £ebeiw*
mttteln , jur 9la(tung unb jum (Beioerbe obftrideit uiib
entstein follte, unb bie SBa^IIapituIationen ftaifer
gfeibinonbs I. oon 1558, SRoximtlians U. oon 1562 unb
Kubolfs ][. oon 1575 bettelten bie unoerSnbeite (Befiolt
biefes (Befe^es betreffs ber ganbetogefellf^aften bei. 6ett
1576 be^nte man loeiter biefe ftrengen slei^sgefe^ , bie feit^
nur gegen bie großen $anbel0gefeIIf<l^aften in S^wahtn
unb Dberbeutf erlaub gegolten Ratten, nantentlid^ 1576, 1582
unb 1597 noi^ einer Steige oon Slei^tagsoer^nblungen ou^
auf bie englifcben ^anbelsgefellft^aften ber 6tapler
unb aboenturer in Deutf^Ianb aus, oollftredte fie aber ax^
gegen biefe f^Ie^t !Die 9{eif^dpoIi}eierbnttng oon 1577
oieber^olte bie alte Serorbnung unter berfelben Suff^rift unb
Xitelja^l »ortlii^ Aber bie ^anbebgefellfd^aften unb bie^anfa
ma^te in i§ren Stfibten 1598 ebenfalb einen %nf<^lag gegen
ben Sorveglauf ber Husifinber an Joggen, ®erfte.
SBeijen, S^afooIIe u. f. o. betannt, ba bie SngUnber immer
me^r bie Sru(^t jum fianbe ^inausffil^rten. Sie ßanbebgefeü'
fehlten trieben namentlich eine gerabegu fd^amlofe Slusbeutung
in ben brafilifd^en Kolonien Portugals. Segli^r (be*
Q>er bebe trieb mar bort oerboten, fo ba^ bte Semo^ner nii^t
einmal bie geringe baumm olle ne Äleibungffiri^ren $aus«
brau^ anfertigen burften, fonbetn biefelbe aus ben fiiff aboner
SRagajinen beaie^en mußten. (Es ift bies ein beutlic^es
Seifpiel , mie fe^r bem pra&if^en aRiltelalter ber Unteif^ieb
Smijd^en 9{o^robuH unb Sabrilationsprobult , sn^if^^n ®runb*
befi| unb ftopital Nor mar. Dos Serbot ber 3nbuftrie galt als
glei^bebeutenb mit ber Unterbrfidhtng ber Aultur unb bies mar
gerabe bejmedt.
2. S)ic einzelnen Ulmer ®ro6I)änbIerfamiIicn.
a. Die Strölin.
6ie^t man na^ ben einjelnen Ulmer ^Snbleif omilien , fo
mar bie filtefte belannte (bro^^nblerfamilie bas (Bef<!^Ie4t ber
etrblin. gfabri erllSrt fie als bas Sltefte Ulmer ®efd^I«^i
Die S<^milie foll aus 9{om na^ @t. (Ballen ge}ogen fein,
mie flber^upt alle Cbelleute na^ Sfabri aus Korn ftammten,
— 365 —
b. (. clTes romani umreit, ^n Ulm oo^nien fit f^ott oor
1140, e^ bie 6tabt bas (Bemeinbered^t (civilitas) ti^ielt. 6ie
^tten bort eine groge 8urg an bei Slott, bie no(( 1490 bet
6tt5lins§of liejs unb ber aRittelpunIt bes etabeIH« ober ber
ftaiferpfala nrnr, 00 bie Aaifer obftiegen. Son fiiegenf^often
befugen fie 1364 Si^ingen unb 6(|nir^ingen 0. b. 9Bei^ung,
bas fpiter bie Sefferer lauften, bann ob Uugsburger Sistuntf'
Ie|en Steu^ufen im Kott^ale unb $ol5^im. 9on bem ^rfitor
ober 6tabtooat Aonrab oon SBeigen^orn fauften fie ginningen
unb üuf^eim, bas i^nen 1377 bie (E^inger abtauften, gemer
ge^rte ibnen bas $atronat ber 6t. Safobslir^e, bas fie 1468
bem 6tabtrat fiberliejjen, looburc^ biefer bas 6öflingcr Sfilre^lt
cnoarb. 1208 erf^eint als laifeili^er 9lotar ber ^faljgraf Ulrid^
in Ulm als 3«U8^ <tuf ^o^nftoufen , 1244 oetlauft Ulri^ oon
iPffifflingen ober 89fingen mehrere $&fe unb beten Sigenleute.
Siefer UIri(( oon Sdfingen lann alfo ein 6tr3Iin gemefen fein,
ba ber gfamilie au(( bie Söfinger SBiefe, bie untere 8Iei<|^e ober
gfriebri^sau, ge^Srte unb snar als 9iei<|enauer fielen. Das
2)tenftgut bes JtSnigsmaiers oon Ulm, ben 6tabeI^of, SBein^of
ober Sleuenbau, Ratten bie 6tr3Iin ebenfalls oon JRei^enau gu
Se^n. 1292 oar Ulri^ 6ttolin Oberjunftmeifter (capi-
taneas) ober Gtabtoogt oon Ulm unb na^m als fol^er bas
ftlofter Seben^aufen als Sflrger auf, 1296 fiegelte er einen
Kaufbrief, 1300 UKir er als vir discretos unb civis oon Ulm
Üe^nsmann ber grei^erren oon 9Beinsberg unb ber (Brafen oon
jlir<|berg. 1300 mar ®uta (Sttölin) aebtif[in in fiinbau, Sn-
baberin bes 3e^ntens oon Offen^aufen. 1307 mürben im 6trölin*
He 7 3unftmeifter ^ingeridbtet, bie fi<^ gegen bas (Befc^Iec^ter»
regiment aufgelegt b^^tten, unb feit 1322 mar $eter 6tr3lin
bas ^aupt ber ofterreii^if^en Partei in Ulm gegen bie
S^ibellinen unter A un j e Im ann. Damals mürbe i^re Surg
Steu^ufen oon ben Ulmem niebergebrannt, mobur^ bie gforniHe
ben gröjsten Xeil i^res SermSgens einbfiftte.
Ss mar mo^I biefer »fidgang i^rer Ser^iitniffe , ber
bie Somilie oeronla^te, fi^ bem fpetulattoen (Srog^anbel
gu mibmen. 6ie borten auf, in erfier fiinie Siegeufd^afts^»
befilier unb 9{entner gu fein, unb mürben ^anbels^erren;
menigftens mürben bem $eter 6tr5Iin unb ben Sbingern
in Saqern, Zirol unb Sranbenburg S^irm«
— 366 —
hxitU fOf i^re ftattfmattnsgfiter 1348 aufgeltellt. 1342
nmt $eter QixSlin ^ifitor ober 6tobtooflt oon Iflni ab Slo^
folger bes Aontob ooit 9Be{|en(ont, bes mMtliittn 6o^n9 bcs
nei^Ianboogts Grafen Sert^olb oon (Brafsba^*9lettffen, bem
er bie Sogtsorte gtnningen unb Vuf^im obtaufte , bie er 1377
ben (E^ingem Qbtrot, noi^bem fie (Brof 9teuffen 1384 ben ftuit'
gelmann abgenommen l^atte. Sben(o enoarb $eter 6trBIfai mit
4 anberen Ulmern bie Sogtei bes Jtlofteis Ursberg im Qfin]*
t^Ie. 1380 [tarb er unb feti|er fonnte fein Sfirger me^
Stabtaman merben, ai»!^ menn er bas Sflrgene^t onfgiÄ.
1358 oar femer $eter 6tr5Iin, bes $ons 6o^, Vflegcr bec
Ulmer ^forrtir^ Aber gfelb.
Sin 3meig ber 61r9Iin maren bie Srlabus, bie 1250
ab 9Bengenpr8p[te erfi^inen unb bis 1309 ab Winter
unb Ratgeber. 1354 enoorben fie ben lUmer 9Raier«
^of unb beffen Ke^te mit bem ^ritorium ober ber 6tttbt*
oogtei. 1361 laufte bie ffiraff^ ^elfenftein ben aRaier-
^of ben Sriobus ab unb ermarb fo bie lUmer Gtabtoogtei
unb bas fianbgeri^t im 6tabeI^ofe. Das öofgut
Dellmenfingen laufte benStrblin bas Abfter Söflingen
ab. 1364 oergli^en fie fid^ mit ber Sogtei bes Hbfters 903 ib*
fingen, ber (Braff^aft ilir^berg, fiber i^re Siebte in (53gg'
lingen. 1364 mar (Buta 6tr3Iin Slebtiffin oon j^eggba^.
1365 ermarben bie etrblin Sofingen; 1369 befagen fie ein
mirtembergif^es fielen in Dieten^eim unb 1377 ]ei<l^nete [i<^
Ulri^ Strblin ab tcqif erer Kitter bei ber Sebgerung Ulms aus ;
femer ge^Srte ibnen bamab bie 6tro|senmfi^Ie gegenfiber ber
fiangmfi^Ie. 1376 ftritten fie fi^ mit ben Koten um bie
Sfonei ^olg^eim, 1379 um bie 9Baibe bei Donauftetten.
1386 tauften [ie ben gfreiberg auf Keufteuglingen i^
Ke^te auf Sc^mie^en ab unb 1392 morgans 6tr9HnSfit-
g e r m e i fte r inlllm. 1400 erf^einenfiemieber ab^farrlir^enpfbger.
1384 oerfauft ®uta6tr3Iin i^reiBfiter bei(B3ggIingen anbiegamilie
Sfirgermeifter oon Deisisau. 3§r $aus |tanb am 3uben*
tunup i^r SItar im 9Rfinfter neben ber Keibbarbtfopelle ;
i^ 6treit mit ben 9toten gab ben «nbg 3ttm 9R<ln[te^
bau, i^ SBappen finbet fi^ im Kei^enauer^ofe an ber
derbbrfide. 3n ^anbelsgefellf^aft finbet man 1434 ^ons
etrSIin mit ben SRbttelin, Kot, Afirbler unb Seiner. 3^ Ser-
— 367 —
iffBgen ftcdte bomoto nut no^ teilmeife int (ßrunbbefi^, metft
aber in ßanbebanteilen, bie mie bet (Brunbbefi^ menig (Beoinn
bro^ien, |o bog bie gfamilie adma^Iti^ ins ftl öfter unb in bie
iRitterorben flfi^tete. 1465 oerloren fie bas $atronat ber
3aIo6ftIirc^e on ben Slot, 1484 »urbe S^riftine Strolin ob
%ebtif|in oon 65flingen toegen Unju^t abgefegt unb 1490
lebte nur no^ ein olter Ounggefelle, ber 1506 ben Stobel^of
an ben 9lot oecloufte, »orouf biefec bort 1585 ben ,|9teuen
Sau" erftellte.
Sine iDefentn^ onbere Sntmidflungsgefc^i^le ob bie urolte
Seomtenfamilie 6tr5Iin }eigt bie mit i^r im ^anbeboerbonb
fte^nbe gfamilie S Ringer. 6ie nnir jebenfolls oiel (pSter
nadii Ulm gebmmen. gfobri ift borfiber im 3n>^if^I> ^o^^ ft^
ftammt. Die einen meinen, [ogt er, fie [tomme ous Sger in
ber £oufi^, onbere fogen, fie fomme aus üegeo in ®rie<^en«
bnb, oieber onbere, fie bmme ous S(ug0burg unb fei mit
ben bortigen Qgen oermanbt; bie meiften ober gbuben, fie
ftommen ou» (Ehingen in ber 64n>ei}. 3^^nfalb, f^Iiegt er,
genießen fie bO0 grSgte ünfe^en in gonj S^OQben, fie leben
oie bie oome^rnften (Ebelbute, feien Iluge ^au^^ntt, gemonbte
9lebner,.rei4 unb freigebig, mfi^tig unb ^umon, Iur5, fie ^oben
olle (Eigenf^often ri<^liger SbeUeute. SRon fie^t, bie e^ilber«
ung f^medt ftort noc^ SBo^Ibienerei gegen bos mSd^tige 6tobt«
gef^Ied^t Die gomilie }erf iel na^ S^^bri in joei Xeile ; ber eine
Xeil ftammte no^ S<tbri ous (Ehingen in ber S^oei}. Die ftriege
^ben fie in ben 5<nenbienft getrieben unb fo fei ein (E^inger
Rriegsmonn berSroffc^ft Reifen ft ein gemorben unb ^be i^r
mit feinen Anetten gebient. Sr ^be ein (Ebelfriubin ge^irotet
unb ein ^elfenfteiner fie^ensgut bei ^erbred^tingen bemirt«
f^oftet, mes^Ib bo» (Erbbegräbnis ber gfomilie oon 1200 bb
1240 im bortigen Abfter gemefen fei. (Ein Vufftonb ber Reifen*
fteiner Seomlen gegen ben (Brofen ^obe bann bie S^inger oon
5erbre4tingen gestoungen, gu fliegen, meil fie jum Xobe oer*
urteilt mürben, unb fo feien fie na^ 9RaiIonb gejogen unb in
ben Dienft bes bortigen ^erjogs getreten. Som Aoifer begno»
bigt feien fie jurfldgele^rt unb ber Aoifer ^be bie (Filter ber
Sfomilie in ben 64u^ ber 6tabt Ulm geftellt, mo fie fi^ mit
ben Sloten oermS^Iten unb i^r (Erbbegr&bnis bei ben ^rebi«
— 368 —
gern ouf betn (Brfin|ofe eingetid^tet ^ben. SRon ^dfee ^
itsffaVb bie (E^tnger oon SRailonb genannt. aBo^if^einfic^ nrar
es jtaifer ^eimi^ HL, bet ben S^tngem bos Ulmec ^olrider«
re^t (^enlte.
2)er avDeite Xeil bet gfamUte, bie (E(ingec«£>efief«
reicher, (iammte nod^ S^bri aus bem Sistum 8 am*
betg, beffen Beamte fte nmren; bort bur^ ben itricg
pertrieben jogen fte erft nac^ 9lfirnberg unb bann nai^
Ulm als fie^ensin^aber ber ® fiter bes Sistums Samberg in
ber Ulmer (&egenb. 6{e oerbfinbeten fi(^ mit ben SRoil&nbem
unb nmren feit 1290 bie mii^tigfte unb rei^fte Ulmer Samtite
unb ftets mar (eitler ein S^inger praefectus (praetorio) ober
capitaneuB (praefectns urbis) oon Ulm. 1290 ftifteten fie bos
Aatt^ujetllofter unb mürben SEBodtu^^nbler. 1292 nraren He
3unftmei|ter ber ®emanbf<|neiber unb 1294 (ßroutu^er, auc^
Sädersunftmeifter. Stets maren fie treue SCn^nger ber Jtir^e
1313 ober 1325 ftifteten fie mit ben Sefferern, ftrafft, 9tot unb
(ßregg bas Senebittinerltofter 3um Eiligen Rreuj, 1332 bie
SRarienlapelle unb mit ben Arafften bie DreiiSnigsIiri^e. 1344
moren fie in Oe Hingen begütert unb 1348 erhielten fie mit ben
6tt3(in ein danbelsprioileg ffir Sägern, Xirol unb Sranben«
bürg. 3^re jtenntniffe ber italienifd^en Spraye unb Ser^SItniffe
Ralfen i^nen mo^I bei i^ren ^anbelsunteme^mungen unb fo et«
QKtrben fie burd^ Sinfu^r oon SaummoIIe, mos fie als Sanboirte
oerloren Ratten.
Das (Enbe ber fc^ioäbif^en (Srog^anbelsblfite um 1388
machte inbes mo^I aud^ biefen 6ef<^en ein (Enbe. €eit
1350 fteltte fid^ bem ^anbel bur<^ Xirol na^ 8ene«
big ber ^anbel fiber SRailanb na<^ ®enua entgegen unb fo
teilten fie fi^ in 9RaiISnber unb SBienerp mie bie Hamburger
(Brog^anbler in gflanberer unb Snglänber. 1353 mar ein @o^
bes $ans bes (Xuc^*) 6(^eerers oon S^ingen SRBnd^ in ^tx*
bred^tingen. 1354 unb 56 ermarben fie Zeile oon (ßrimmel*
fingen oon ben Arafft unb bas bortige 9{et^enauer fßatronot.
1366 maren fie Sfirgermeifter, 1367 ermarben fie (5ro|«
unb Aleinfo^ oon ben (Brafen oon ÜReuffen als mfartemberg*
if<|e Sogte bes Sistums 9Bfirjburg. tlu(| 3IIerrieben ^iten
fie oon SBirtemberg ju fielen. 1369 bauten fie bie 39rgen«
lapelle als Samiliengrabft&tte, bie fpfiter ins SRflnfter oerlegt
— 369 —
»urbe. 1370 gegarte leiten @iein^eim. 1875 ftritfen fie fi^
mit bem 9{itler 6<l^illing loegen allerlei fie^nsied^ten. 1376
leiteten fie ob Sfirgermeiftet mü (Etfolg bie Setteibigung ber
6fabt gegen bie SS^men. 1377 legten [\t ben aRfinftergrunb«
ftein, Ralfen ben Sluguftinem jum SBengenfloftet unb er»
oatben bie $fanbf<!^oft auf bie oivtembergifi^e fioi^mfi^Ie
oon ben 9ti)ten. 1878 loaren |ie ritterbfirtige fieute unb ftifteten
bie Dreifaltigfeitdlopelle auf bem (Srfin^ofe. Sine OBaffe (ieg
na^ i^en bie SRailänbergoffe. 3^nen gehörte bas ^atronat
Don !X>omborf unb bei (E^ingeraltar im ^rebigerfloftei 1393
tötete ein ftrafft im Streit einen S^inger. 1399 legten fie ben
Srunbfiein sur SBengenKr^e, 1441 beforgten fie in Safel ben
Aauf ber Slei^enauer Sflter burc^ bie Stobt Ulm unb feit^r
trifft mon fie ftanbig ab Sflrgermeifter. Sie befagen Pfaffen*
^ofen, iDoren Sled^tsbottoren unb Sonbodgte (praefecti comita-
tnnm). 1431 erhielten fie einen SBoppe nbrief als ritterbfirtige
fieute; 1440 oerlouften fie an bie Stobt ben ilir^berger
SrfidenjoII, ben 9BiIbbann unb bie gfifi^ens. 1441
mürbe ein (S^inger bur^ einen Sflrger oon Ueberlingen fiber«
faden unb in ^ornberg unb in fteppenboc^ gefangen gefegt.
1464 maren fie 9Ben genpropfte , 1504 Sfirger-
meifter unb fionbpfleger. Slo^ 1550 unb 1568 xoarenfie
Sfirgermeifter. Sie trieben bamols einen lebhaften (ßrog^onbel
mit Veljen, Sord^ent, fieinmonb unb SBein auf ber Donau no^
SoQern, Oefterreic^, Ungarn, ber aßollad^i, Bulgarien unb ber
Xfltlei unb polten Sto^I, Sifen, Unganoeine, D^fen^äute unb
Solj. Die guten 3a^re moren oorfiber unb bie S^inger beteil*
igten fi^ bes^alb nur noi!^ paffio an ben großen ^anbelstom*
pognieen als Aommonbitore, inbem fte ben Setrieb jflnftigen
$erfonen ober ben {fingeren Söhnen flberliegen, mfi^renb bie
ilieren ^rren ob CbeKeute lebten.
c. !D{e Sedeter.
(Eine meitere ffir bie gonbebgef^i^te intereffonte gfoniilie
ift bie ber Sefferer. Die Sefferer gehörten ebenfalls ju ben
alteften Ubner gomilien unb 3ei(^neten fi^ burt^ Serftonb, IRei^»
tum unb SRod^t mie burt^ ^eroorrogenben S^arotter aus. Sie
opferten millig i^r fieben im Dienfte ber Stobt. 1212 merben
fie erftmab ermahnt; 1292 unb 1296 finb fie oeroonbt mit ben
Stein, 9iot unb $all oon Stabion, 1294 lommen bie Sef«
24
— 370 —
erer oon Ueberlingen ob Se^sleute ber ^enf^ten oon
Slufron, Sunbelfingen unbiRei^enau DOC. ISOSomren
fie Siabipfleger unb oertwmbt mit ben Smers^ofen,
S^inger, ^ooensboif, Sa$, Slrolin, Stbis^ofen
unb JRotenberg. Sie befogen 3lot, Sd^nfirpf lingeti«
Sugmanns^aufen, Salmerts^ofen, bte Sonaufifil^,
ens an ber 6tabt unb in ber Slau. 1318 erfc^einen fie ob
9ebte oon 6(^uffenrieb. 1830 Rotten fie oon Sägern ob
3n^ber ber fianboogtei Ober fd^ 10 oben bo0 Dorf Seuren
im fiebensbefi^. 1339 biegen fie Sefferer oon Seffeiftein
unb befogeit mit ben itrofft, 91 ot unb6tr3Itn bleftbftei*
oogtei Ottobeuren, 1358 oeroKtlteten fie bie Sürgermeifter*
ofirbe in Ulm, 1372 fiel geinri^ Sefferer ous ber
oierten fiinie Sefferer«$oIl oon Gtobion ob Ulmer gelb^iit*
monn bei Slltbeim gegen bie 9Birtemberger. Sie looren ba«
mob oenoonbt mit ber ifinftigen Aouf^ermfomilie ber Cr egg,
Rolfen 1376 gum Aoifer gegen bie (Ebinger unb bie Stobt unb
mußten bes^Ib 1377 Urfe^be f4im5ren. 1377 waxtn fie 6 1 obt*
^ouptleute unb oenoonbt mit ben (E^ingern. 1378 moltelen
fie ob Si^iebftleute im Streit {»if^en Sg fingen unb SBir*
temberg, 1379 im fie^ensftreite SBidembergs mit bem Xeut«
fing er (Bef^Ie^t ber SB erb er. 1380 »oren fie oero^onbt mit
ben 5<rren oon $o^ene<f unb bem Sef(^Ie(^t ber fiSmen.
1388 fiet ein Sefferer bei Dof fingen gegen SBirtemberg.
1403 mieber Sfirger meifter ftifteten fie 1408 bie Somilieii'
lopelle im SRfinfter unb mon trifft |ie bomols ob SeroMinbte
ber S^enl oon SBinterftetten , ber iRem, SIrlobue, g^H
oon Stobion, (Eoprell unb Sorg, ber SBei^bed, Sitt erlin,
SBerlmeifter, 3ii'ider, ^oljmort, 9{emboIb, Steben*
bober, (Bregg, geinjel unb Unj^ofen foioieben Atppen*
ftein unb SRettelin oon Stooensburg, ber Durnou,
ftrofft unb S^inger. 1411 oertouften fie bo$ Ulmer Rorgen«
bob unblouften bos Dorf Soutro<b, bo0 fie 1427 ben ^enen
oon fionboU'SBirtemberg obtroten. 1415 30g ein Xeil ber*
(Sfomilie gong no(^ Slooensburg unb trot in bie gro^e gan«
belsgefellf^oft ber gunibig ein. Die Ulmer Sefferer
bogegen moren 1414 ftorl om ftoufe ber ^errfc^oft Reifen«
ftein ffic bie Stobt Ulm beteiligt. 1429 unb 1459 looren fie
Sfirgermeifter unb in oerwonbtfc^oftlid^en Sejie^ungen ju
— 371 —
ben itunselmann, Dteten^eimer, (E^tnger unb 9tem,
ben SDeigbed unb (Segler.
1429 oor ein Sefferec $rop ft oon £)en ingen im 5<gou.
1430 Derfaufte ein meUerec XetI in Ulm SoImers^ofen^Sug-
manns^aufen unb Orfen^oufen on bie Sloten unb sog
no^ 9iaoensburg, um [td^ ebenfalto on bet 9RetteI{n«
^untpiggefellfd^oft ju beteiligen. Sie fpelulatioe
ganbelst^fitigleit [pielte feit^et bie Hauptrolle bei ber gfo*
milie. Sie ^eiroteten bie IRot oon 6^redenftein, bie Sgl off,
tDoren 9{iiter oom golbenen Sporn, ^aupütntt besS^mSbi*
]^tn Sunbs, Sfirgermeifter, heirateten bie Selin oon
gfriden^aufen unb lamen baburd^ in SBegie^ung ju ben Sei in
oon 9Remmingen, heirateten bie 9Bespa(^, S^i^i^S^^i 9Ren^
uub SB elf er unb lamen in Sejiel^ung ju ber Selin-SBelfer«
gefellfi^. 1440 jog ein »weiterer S^^^i nac^ SRemmingen
unb trat 1462—92 ber 3{eIin-9BeI[ergefeipaft bei. Siele Sef
ferer maren Staatsmänner unb ^^li^^^^uptleute unb
oerftanben es meift, bie ®e|ellf(^aftsinlereffen am ilaifer^ofe ju
toasten, mS^renb bie S5^ne bas Sef^Sft trieben.
!Cie Cinlage ber Sefferer bei ber ^untpiggefellfc^aft betrug
3000 (Bulben. 1441 mar ein Sefferer oon IRaoensburg
Stäbte Hauptmann oor SRaienfeU; 1452 marenfie gfrei«
fd^öffen mit bem Xrut^feg oon SBalbburg, 1475 erhielten
jie als Stabte^uptleute oom Aaifer ein laiferlid^es SBappen»
fa^nlein ins9Bappen, 1476, 1480 unb 1482 maren fie
mteber Silrgermeifter, 1488 $auptleute bes neuen
Si^mabifd^en Sunbs ber (Ebelleute unb St&bte, 1484
normen fie bie übtet Söflingen in ben Ulmer Sc^u^, 1489
befagen bie Slaoensburger Sef ferer (Elrigioeiler unb traten
i§res Ifinbli^en ^errft^aftsbefi^es falber ebenfalls bem Sd^m&b«
if^en Sunb bei. 3n SRemmingen, IRaoensburg, Safel unb
Slfimberg tumierten fie eifrig mit ben Sturmfebern unb
anberen (Ebelleuten. Sermo^It maren fie bamals mit ben
$ u n t p i g oon SBalbr ams , ben S ^ i n b e I i n oon Unteneit«
nau, mit ben X^ierberg, ben Setter, ben $f&fflin oon
Sd^menbi, ben Kot oon S^redenftein , ben gutter, iRem»
bDlb, Dtt unb Steib^arbt oon Sauftetten. 9Iud^ maren
fie 2)oltoren beiber 9te^te unb laiferli^e JRäte. 1492
oerlongten fie i§re Sinlage bei ber ^anbelsgefellfc^aft
24*
— 372 —
Selin heraus, erhielten fie aber nur ratenmeife tro| bes itaifets
SatfprQ(|e. 1494 lauften bei i^nen bie 6pät^«9leqipecB
grflnen unb roten Sammt ber Seltn oon SRemmingen. <Etne
gebrudte Slelotion bes SBormler Kei^stags oon 1495 ourbc
oon einem Sefferer unb einem Songenmontel oon Sugsburii
oerfagt. 1495 Ilagten fie in SRaing, bog man ben vtt'
f^oigerten 9}elin unb feinen 63^nen(BeiDanb bei Sollen*
berg als Aolner ®ut befi^Iagna^mt ^be. 1516 erf^einen
fie ab gemanbte Staatsmänner unb Socfi|enbe bei ber Dis*
putation Dr. Sds oon Aarlsbab in 9B i e n. 1540 enblt^
fcufien fie bas Sab X baifingen. Sernmnbtf^aftli^e Sestc§-
ungen bitten fie im 16. 3<tbrbunbert namentli^ gu ben Stoitt*
prat oon 6piegelberg um 1516, ben £u^ oon fianbau«
SBirtemberg, ben Umgelter unb ^untpig oon iRa^eimcb
unb fie gehörten au(b bamals no(^ b^roorragenb jum § anbei 9«
berrenabel bes Oberlanbs.
d. 2)ie SRoien.
93ie bie Strolin, fo ge^brten aud^ bie K o t e n ju ben
alteften Ulmer gfamilien. Sie maren einft bie oornebmfte Qfo*
milie ber 6tabt, befagen ben S^^bbrfldengoII, bas SBag*
gelb, ben XborgoII unb bas Sar(^entf<^augelb ab (EtIn
leben. 3br SBappen max bas Sinbom ber 6tr3Iin unb mon
finbet fie ebenfalb in S^milienoerbinbung mit ben S^gB^i^»
aßelfer unb Selin oon Augsburg, Ulm unb 9lflrnbecg.
Die Sfamilie mar ebenfalb auf bem fianbe begütert unb
(ebte aud^ in Safel unb ^lorenj. 3u i^ren Sefi%«
ungen gebölten bie Orte Sobmenlircb, 6^redenftetn,
^ittisbeim, »eutti, Sfibli Donaurieben unb^ieben
an ber Ro^, ftleinad^, itleinlö|, 3(ben^aufen, ^olj'
fcbmang fomie mehrere ®fiter in 3 angingen unb (El^ingen.
3br I&nblicber S^^^Ü W^i jufammen mit ben (Bflffen oon
fieipbeim, ben 9liebbeim, SBafferburg, gfreiberg,
^appenbeim unb «f^. Um 1250 befag bie Samilie bas
^atronat auf bie Ulmer ^farrlir^e Aber gelb unb bas
9{e^t, bie gfronlei^namsproseffion ju fähren unb ben
Ulmer 9man ju beftellen, bas gf^onbotengut unbjablrel^
9{ei(benauer fieben. 9la(bbem i^re fie^ensgfiter in £(^
ingen oon Slei^enau an bas itlofter Salem oerlauft morben
maren, rourben fie ftati liribbergifd^e mirtembergif^e fiebens*
— 373 -
leitte. 1250 iDaren fie grelb^tiptleute bes ^erjogtums SQQeiit.
1298 enooiben fie bas Ulmer Umgelb, 1299 bie X^or* unb
äRorltiBIIe ab Sleid^enouet fielen ber(Bioff<|Qft Reifen*
fteiit unb ber ^enf^ofi 3IIeiei(^en. 91q(I^ 1317 ge^Srte
i^nen bos Simons am t, ebenfo 1835, 1329 bie ^fonbf^aft auf
bie Sogtet bes ftlofters Ottobeuren. 1370 Daten fie Ob e r«
rietet unb etabtiSte, 1372 ^farrlir^enpf leger, 1388
(Spitalpfleget.
S^te Sfttmilienoetbinbungen bettof en bamab bie teilen
^onbels^ettengef^Ie^tet oon U I m unb 8 u g 9 b u t g, wel^e
mit bem ®rob^nbeI fic^ groge SetmSgen oetbient ^len unb
biefe nunmehr in Crunb unb SBoben nu^tingenb anlegten,
fo 3. S. bie Ulmet (Befi^Ie^tet bei @tt9Iin, bet (Bringet
oon Salj^eim unb 9iem, bet Umgeltet, (Bfinsbutget,
ftatg, Cßtegg, 9{emboIb, 9leib^arbt 9on Sauftetten
unb bet Seffetet, benen fie 1376 einen Xeil i^tes Ulmet
Stunbbefi^es abttaten, ben fie oon SBittembetg ju fielen ^tten
unb ]u bem neben bet £o^mfl$Ie unb einem bffentli^en
Sabe an bet Stelle bes SRfinftcts namentlid^ au<^ ein gto^es
$au$ auf bem ^auptva^pla^, bos fpatete ftauf§au0,
ge§5tte, fon)ie eineKei^e von Seri^ts- unb Setoaltungs«
befugniffen in @c^u)eig^ofen obet 9{eu«l[Im mit bem
Stfiden« unb X$ot}olI an bet Sonau unb bem baju ge«
^Srigen SReicbenauet $ofe.
Die oetQKinbtf<|of tli^en Sejie^ungen jubenSlugsbutget gfami«
Ken bet fiangenmantef, Sd^enl, Sögelin unb 3Ifung
iDte bet Selin oon 9Remmingen jeigen uns, bog au^ bie
Koten fi^etlid^ an ben gtogen ^anbebgefellf^often bes 14.
3a^t(unbetts fid^ beteiligt Ratten, nod^bem bet Sefi^ bet Ulmet
Kei^S' unb 6taatsgefaIIe, ben fie but^ Datle^n an bas
9Iei<!^ unb bie fionbes^itf^aft, bas Aloftet Steigen au, unb
beten Sanboogte, bie (Staff^aft 9Bittembetg, enootben Ratten,
ein immet jmeifellaftetet 5U »erben begann. 1372 ftifteten fie
bie fieon^atbsfapelle unb bie geiliggeiftlit^e am
6pital , nad^bem fie feit 1355 ja^Iteit^e fromme Stiftungen ge«
moil^ Ratten, alles Dinge, bie auf gtogen (Belbfiberflu^ ^inmeifen,
bet f^ioetli^ but^ ben (Stoggtunbbefi^ , fonbetn ma^rfc^einli^
buti^ fpefulatioe gfinanjuntetne^mungen , b. f), butd^ Datieren
an gelbbebfitftige gflilten^ufet gegen SerpfSnbung oon Staats*
— 374 —
botnfinen , butt^ (ßeneiolpäd^lerei, entftonben fein iDtib.
1372 gab es getoaltise Sufftfinbe gegen bos miitembetgifc^
reit^enauif^e 9iegiment unb on bie Stelle SBirtembergs trat bei
9{Qt bet Stobt, on bie Stelle bec aBtitembetgei Srntleute bes
Alofte» 9{ei(^enau ttoten tegierenbe 8 fit ge im einer,
als mel^e man 1350 unb 1375 bie 9?oten finbet. %)^ 1378
befagen (ie ben Uimer $funb« unb SRarltßoII ab Reifen«
f (einer fielen unb es gehörte i^nen um jene !itxt Stten«
beuren, 9leu$au|en, ftleinififfenborf, Donaucieben,
Suffenreutti, Sugmanns^aufen, Srobac^, (Eggi^^
berg, Srbis^ofen unb bos SBirtemberger^aus beim
Sranjislanerflofter. 1363 traten |ie Donauriebeti an
9Birtemberg ab unb erhielten bafür ben »iitembergif^en Se|t|
in Ulm als (Eigentum, abernod^ 1364 mußten fie SBirtembeig
bie Verberge in Sd^meig^ofen geben. 1374 verlor bie
Somilie bas Um gelb unb 1398 unb 1430 ben Z^ot«
Sräden* unb ^funbioll on bie Stobtgemeinbe.
Domit mor au(^ b i e f e gf^^milie in neue mirtfd^oftlic^e
Sonnen gebrangt, ba (ie leine Sinno^men aus offentlid^n
SRe^ten me^r genog. Sie ^otte on beren Stelle Sai*
gelb erhalten unb mugte es geminnbringenb anlegen , oes^alb
fie [id^ unmittelbor am (Enoerbsleben beteiligte. 9hir ber
Ianbli(^e (grunbbefig bergfamilie blieb feit 1400 erhalten.
(&Iö,tt, Unterel(^ingen, SBeiffingen, Surgrieben.
Sugmonns^oufen, Slorb^ofen, Stugbod^, Oben«
Raufen, Cberrot, Dberfimmetingen unb Orfen-
^oufen gehörte i^nen na§ mit oor. Daneben laufte
ober bie gf^^milie (Befellf^oftsonteile, fie grflnbete
bie SRotif^e SBelt^onbelsIompognie unb pflegte
ben Serle^r mit Sfibfronlrei^ unb Portugal unb Me
Begebung oon fronsöfift^en Stootsanlelenjum itriefle
gegen bas d^us ^obsburg. Die Semter aber, bie fie ht
Ulm oermoltete, moren leine fielen me§r, fonbern (E^renSmter. 6te
mürben Oberrit^ter, Senotoren, Sotf^after, 9Rilnfter>
Pfleger, fie bauten eine gomilienlapelle am SRfinfter.
Die gfomtlien, mit benen fie 93erbinbungen eingiengen, nxtren
teils Ulmer Sefd^Iet^ter mie bie Sefferer, £ieber,
9{e;m, Aargen uon doljf^mong, itrofft oon Delmenftngen«
Solbinger, (fifinaburger, (gregg, iRembolb, S^er«
— 375 —
mar, e^ob oon aR{tteIM6ero4, Sleib^orbt oon Soufietien,
(E|iitger oon Sal}^e{m unb 6tr9Iin, leite ausmär«
ttge Anteilseigner ber ^anbelsgefellfd^aften, nie
bie Selin oon SRemntingen unbbie $5riDQrt, bie Sourn*
gartner, ^ortner, 9BeI[er unb Sloten oon ttugsburg,
bie Ke^Iinger, Sngelin oon Sglingen, bie Salis, bie
^o^ftetter unb 9{ingoIb.
1436 »orenPe imftird^enbannu^egen besSlei^enouer
6freit9y 1478 ermorben fie übloggerec^tigleiten für
i^e SR finfierta pelle. Sie ffonben bantob ntilten im SBeIt>
^nbel. 6torb ein tlnge$9riger , (o u^urben große gforber«
ungen aus Senebig geltenb gemacht unb 1469 belogen
fie Sommet ous (Benf. Dos Sab X^If ingen oerfauften
fie an bie Sefferer, baf fir bauten fie ein ftolses $ a u s am
ilorn^aufe unb i^r Gd^Iog SReutti. 6fibfranlrei^,
Portugal unb 3nbien »oren bie S^^^^ i§^<^ $anbetet^ätig<
leit; i^re 6<|iffe [^oammen no^ betben 3nbien, bis ber
^fefferlrac^ unb ber franjöfifc^e Staatsbanlbrud^ ber
Hugenotten i^ren 9{ei^tum oernit^tete.
e. Die mf)lm.
aBeniger bebeutenb ffir U I m ab bie 9loten, aber fonft
ebenfo ^eroorragenb mar bie Samilie 933^1 in. SBo^er ber
9lame lommt ,^ ift unbef annt. Siellei^t oon ber gfamilie
So gelin, bie feit 1200 in Ulm unb «ugsburg kbte. 6ie
iDD^nte in Sugsburg, Ulm unb 3Remmingen unb be*
fog bie ZBpferorte gridten Raufen bei SRemmingen unb Dtto«
b e u r e n. aBo^rf^einlid^ ^aite bas S e I i n p a p i e r ben 9lamen
oon biefer gfamilie unb ber SB^Iingefelljcbaft, bie oiel
nai^ Senebig unbgf^^inlfurt ^onbelte. Siellei^t brad^ten
fie bas erfte fd^mSbifc^e fieinenpapier auf bie granl«
furter äReffe, bas bem lombarbif^en SaummoKpapier
entgegentrat. Seit 1320 oerbrängte ber Sar^ent bie Saum*
molle, kit 1460 bie fieinmanb ben Sar^ent unb bas Beinen»
papier gieng na^ gftanifurt, Aöln, £fibed, Srugge, Conbon unb
£iffabon. 1301 mürbe in Äonftanj bereits IRaoensburger
Rapier oerlauft, 1460 mar man bort leiftungsfabig ffir bie
üusfulr. 1319 b<tlte iRfirnberg feine $apierfabrit , 1407
S^ornreute bei SRaoensburg, 1470 Safel, 1477 Ura^,
1570 ^eilbronn, 1587 ^eiben^eim. 1450 mar,^bas
-- 376 -
f<(iD&Mf<(e ^opieigeioeibe ^eitliotdelt unb t% fanb ein lebhafter
SuBftt^r^anbel mit \^wSb. £einenpapier ftatt.
Die SS^Iin flammten oon Sugsburg unb gogen
oon bort na^ SRemmingen, »o fie in bas (Bej^Ie^ ein«
traten unb 1370 bereits »o^ten. Dur^ i|re Seim^Iung mit
ben heilig grabe r 9on Sugüburg ftifteten fie bie fiinte wn
Sllertiffen unb Unger^aufen. 6eit 1417 loaten fie
gfrei^nen unb ber 6enior i^es Kaufes befog in erblt^r
aSeife bas 9le(^t, ^foljgrafen unb latferli^e KSte ]u
ernennen, üb loiferli^e gfelboberften in 3>eutf^Ionb,
Surgunb unb £ombarbien ^Iten fie uiel ®elb bm^
Xruppengeftellungen uerbient. Serma^It mitben Xegelborff,
9BoIf(arb0f<|n)enbi, Sreiteu'fianbenberg, benfiaug*
ingern uon Augsburg, ben S^n^of oonSliimberg, ben64Qb,
äBelfer, ^Srmart unb 6tog mürben fie 1338 Sugsburger
C&cf^Ie^er, ma^renb fie in SRemmi ngen ab Sflrgermeifter,
Jtir^enbaupf leger unb Slei^stogsboten »träen.
1488 mürbe bas (But ber Sb^Iingefellf^aft bei SRann^eim be-
fc^Iagno^mtunbber Stäbtebunb unter SBil^elm Sefferer
Don Ulm ftellte besl^alb itlage beim (Er}bi6tum SRainj, ba
Sefferer's 6o^n SRitglieb ber (Befellf^aft mar. 9uc^ bei
einem Heberfall jmif^en (Biengen unb fiangenau fd^t
bie (Befellfd^aft bamato oiel oerloren gu ^ben. 3^^ ^^^ mi^
ben Ar äfft oon Soulburg, ben Butter oon Xuggberg, ben
Ulbersborf, ben 3tII<n^arbt oon Dflrnau, bie 85gte
oon £auingen maren, jeigen teine lOrner 9tamen. 1494
befamen fie einen Streit mit ber Stobt SRemmingen megen
3U ^o^er Sefteuerung unb sogen bes^olb naät Xugsburg,
oerliegen ober ou(^ biefe^ Stobt bolb mieber. 1520 tauften fie
Sllertiffen ob Pfleger oon Sunbelfingen unb S^g'
gerf^e £el^ensleute unb oerfoufien griden^oufen an bie
Stobt SRemmingen. Su(^ Nienburg an ber ftomloi^ eniNir'
ben fie unb 1530 mutben fie in ben tludf^uB ^* S^mib.
Sunbs unb in bie Sleid^srilterf^aft oufgenommeni fo
bo^ fie in bie ooine^mften Stifte ouf no^msfi^ig nmrben.
3^re heiraten mit ben Anbringen, ben 9{ugg oonSBefter*
no^, ben Xieb^eim oon Ongelbeigp mit ben Sreiberg
unb Stein, benObelmonn oon Slbelmonnsfelben, ben $04*
ftett'SRittelbronn jetgen fie benn ouc^ buid^meg nur in Set'
— 377 —
binbuiift mit bem £anbabeT. Sie ftifteteit ein ^ibeilom«
miSp lauften ^o^enrounou unb 9liebece^ren6a<|^. Die
®ieifenberg, Xanai oon Xrojbers, bie 6^ioenbi, bie
S^inger oon Solj^im, bie 6eiboIb9botf, Sleibegg,
Semborff in $eel, Raufen in SBagenH^n, bie 9{ot oon
Stt^monnd^ttlen, bie SBelben, bie Sugger, bie Zocttng,
bie 6(^»ar3enberg, bie SBel^, bie 6tein oon Sd^en^ufen,
bie S^^Uing finb lautet eble 9lamen unb i^re Stellung ote
öfteneid^if^e Saione unb ftimmerei oon Surgau mad^te fie
||ie]u geeignet. Sie hielten |i^ meift in gofftellungen duf,
sogen |t4 aus ber Spelulotion heraus unb legten i^r Sermogen
in Biegen f<|aften an. Smmer^in jeigen i§re oielfad^en
Setbinbungen mit ben gruggetn, namentli^ feit 1600, bag
au^ biefe Sinie Zeil an bem $anbetegen)inn bei 3^^^ l<^tte,
iDi^renb bie anbete £inie Unger^aufen im Dienfte ber
Stobt Sugsbutg t^tig blieb unb eoangelif^ mutbe.
f. Die tDSelfer.
Slod^ bebeutenbet als bie S5^Iin mat bie Samilie SBelfet.
2)er SRame 9BeIfer ftammt oielleit^t oon SBalbfee. Sie
rfibmten fi(^, bas Sltefte Stabtgefd^Iec^t 5u fein unb leiteten
i^re Vbftammung oon Selifar ^r. (Ein 9BeIfer, behaupteten
fie, ^be fi^ 620 in (Staubfinbten ^angefiebelt, 814 ^aben
fie bas SSappente^t einölten unb als gelb^auptleute
Ottos bes (Broten feien fie na^ Sd^ woben gejogen,
Dom^etten ju Safel unb Stabtoögte oon Slugsburg
gemorben unb bis 1450 bort geblieben. Set^eiratet ooren fie
um 1000 mit bcnSBilbed oon Srien, ben Sggenburge.roon
SReina^ unb 1140 mit ben 9B att en f ee ; 1196 »aren fie it o n «
fuln oon tlugsburg, oet^eitateten fid^ mit ben Stolj*
^irfd^ unb 1211 mit ben 3Ifung. 1225 Omaren fie ritter*
bfittig» 1243 Deutf^otbensmitglieber, 1237 Dom«
Herten jtu SEBfirjburg, 1244 Stabtpfleger ju Slugsburg.
1244 Q>o(nten fie in Ulm, mo fie feit^er oerf^minben, mo^I »eil
fie oertrieben mürben. 3n Slugsburg maren fieoermS^It mit
ben Sggenburger, Spatl^, 9BiIberger, fiangenman*
tel unb Sart^ unb 1320 moren |ie Stabpfleger oon
Kugsburg, Domherren gu Strasburg, Dompropfteju
9{egensburg, $ropfte 3u gfreifing unb Sei^tofiter
Raifer fiubmigs bes Soi|ecn; 1353 fRid^ter in 3nnsbrud Seit
— 378 —
1346 »oren fie oermi^mil ben fiang(nmantel,9le^ltnger,
SSgelin unb Solman, ben 9liebler, ben 3m(of oon
Slflrnberg, ben Sö^m, ben 8(tr{^einterp £auginger,
®tegg, SRetting, $enlinger oon StOrnberg, benSRot«
ler, ben ^ofmoqer unb ^fifter oon Augsburg, ben Kern,
aRillei, IBo^Hn, (ßoffenbtotp Oe^eim, (ßranbet,
gainsel, Sourngottner unb Sbler oon 3innenboTf. 1488
n)aten fie Stabtamane oon SRemmingen unb turnen fo in
Se}ie^ung gu ben Sd^Iin, mit benen fie onlSfelic^ einer Se*
roubung im X^flringeroalbe großen Groben litten.
6eit 1500 ri(|tete bie groge ^onbelslompognie bet 9BeI«
fer, So^Iin unb (Ben. überall 3iD(ionieberIaffungen
ein, in Slntioerpen , Cobis, Senebig, Vad^en, Stegens*
bürg, Kaoensburg, unb 1505 im Ulmer SRfinj^ufe, loo
ein Ulmer Sfirger, Wi^atl fß flau m, i^r Saitor mürbe. Sie SKiete
bauerte 10 3abre ffir ba$ SBaren^aus unb betrug 50 (Bulben {fi^Ii^.
6ieoeiIauften9Bontfi(^er,6ammete.Iombarbif4eunbanbere
melf(6e Zfi(^er, ntd^t unter 16tfid }u 48Snen, Zfi^er aus
9Re(^eIn,9{mfterbam,fie9ben,f4m5bif^esunb9i(ein«
(finber Xu^ ni(^t unter 3 Studen, Geibengeug aus
9BeIf^Ianb in ganjen Gtiiden, Aammloben, Slrras,
Satin m(^t unter 2 6tfiden. 3ebes Uusf^neiben ober no4
ber Slle mar i^nen oerboten ; bann Spegerei, Sofran in
ganzen Stumpen, 3ngmer, $t^ff^^» Cßemfirgnellen aus
SBelf^Ianb unb ben Slieberlanben in Sfiden, $erlen
aus SBelf^Ianb in ganjen^ Sfarbeln, b. ^. $adeten, SBad^s in
S^eiben, 3unber oon 1 Centner ab. (Bemic^t unb 3^11
Ratten fie mie andere gu jaulen. 3n|ober maren II n ton
3BeIfer in Slugsburg unb Aonrab So^Iin in 9Rem«
m i n g e n unb beren (Benoffen.
Seit 1534 mar SBartl^oIomäus SBelfer Sorftanb ber
(Befellfc^oft, bie feit 1648 fic^ SBelfer & (Co. nannte. 2>ie
Sßelfer maren nac^ ben gfugger bas grogte (Befi^äft feit
1500. Sie Ratten oor ben S^ggern bie eble Vbftammung oor*
aus, als fie 1473 mit ber (Erri^tung einer Aompagnie mit ben
Sopn oorgiengen, bie feit 1490 oiel (Belb beim Xiroler
Sergbau oerbienle unb einen lebhaften Silber^anbel unb
bas SRfinggefd^äft tiieb. 1482 fibema^men bie $oI}'
Au^er unb (Eni el in Slfirnberg bie Silberlieferung ffir
- 379 -
bie aRfinje juSetnunb bie !R emitaten ins (ßef^ift ein; 1493
enlftanb bie SlfirnbergeT gfaltorei butc^ Setbinbung mit
ben 3m(of unb ben Z^urer in Slod^en. 1498 faltigen bie
Sugsburger 9BeIfer mit ben 89pn nomentI{<^ oiel Set-
ner 9lo Ken bo^en mit ^ilfe Aaifet SRox 1., bie obet fe|t
unbeliebt looten. 1502—1617 bto^te bos pottugiefifd^e
Sefd^fift nut 9 o. $. (Setoinn, iD&^renb bie gfugget bomate
54,5 D. S. oerbienten, 1503 enooiben bie 9BeI[et but^ i^ten
SoSor 6ei^ in fiiffabon oid^tige ^rioilegien , auf ®tunb beten
fie 1505 eine gtoge gflotte umbas Aop bet guten $off«
nung na^ Oftinbien fanbten. Sie fteuetten ju bief et Unter«
ne^ung 20 000 (Bulben, bie gf u g g e 1 40 000, einige ® e n u e f e n
unbgflotentinet gfirmen 29400 (Bulben bei. 2)et (Seioinn
betrug 75 o. ^. ; biHJ^ Ratten fie but^ bie S^Mpladtxtitn
bet $ottugiefen folc^e Sfudlagen, bag fie von meiieten betattigen
Untetne^mungen abjagen, ben gtogen gfitmen in fiiffabon biefes
fl&efd^Sft fibetliegen unb [id^ mit bem (Einlaufe bet (Senfltje in
fiiffabon unb beten Setbtingung noc^ ^{ntoetpen unb Obet*
f^imaben begnfigten, loobei fie gute (ßef^fifte matten. 6ie
gtfinbeten 1507 eine eigene gfaltotei in Snttoetpen im
$aufe 3ut (Bolbenen 9{ofe, beren gfoltote 1507 fiulas 9lem,
1521 (Babiiel StSublen, 1525—1530 aiexius (grimmel oaten.
1508 jfi^Ite bie aSBelfergefellf^aft 18 Zeil^abet , bet Sotfi^enbe
be0 Sluffi^tsrats u>at «nton SSelfet, bet ttuflic^tstat beftanb
ous ben fetten Sb^Iin, Ste^^ing , ^fiftet , SBelfet , 3m^of,
fiauginget , ^oin^el , ^onolb , Sei^ unb Wem , n)a§renb bie
Se ff et et f^on 1488 aus bet SelimSBelfetgefellfd^oft ausge«
fd^ieben unb in bie Sfuggerei fibergelteten maten.
%l» Sfamilien, mit mel(^en bie SBelfet but^ ^eitat oet«
bunben oaten, finbet man feit 1485 bie Settet, Sm^of, Sleu^Iin,
ftunjelmann, gbtnart, SRoumann, 9lieblet, Skalier, SIrjt unb
&tüu. Um 1500 tDUtbe bas etlofd^ene SBoppen bet (Soffen«
btob ins SBelfet'f^e SQBappen aufgenommen. Vuc^ mit ben
fiangenmantel, 9lot| 9le^Iinger, ben üRarf^all oon $appen^eim,
ben ^eutinget oon Slfitnbetg, ben (Btanbet, ben ^ainjel, 9{em,
Saugatten, Slblet oon 3innenbotf, ben ^od^ftettet, SDlannli^et,
9{ot, 9tamfped[ oon Ottenfels, Zauffitc^en, SegenmflIIer, 93ie^<
(eufet finbet man bie SBelfet bamals oetbunben, ebenfo mit ben
^onolb, 9le9^ing, Geilet, (Beubet, ^ätlin, gonoatt, 9{emboIb, fiinf.
— 380 —
3«nttf(^, SBeisbtonb, 6ulger, 3Ren^atbt tinb 6eutter. 1504 bis
1512 maren fie Sfirgermeifter oon Slugsbutg unb Sije*
ISntge einer inbifd^en 3n|el. Die SRo^, $a$Ier, 6tamin«
ler, germonn, (BrSgliti, Ce{tenei(^et, bie S^inger oon Salj^einip
(Borb, ^ainjel, Arofft, Solbinger, $onoIb unb 64ab vaten mit
i^nen burd^ 5(i^<^t^n oertDonbl unb bas SBappen ber gimmerlin
würbe pon i^nen aufgenommen.
Site S^ei^nen oon 3innenborf f^uf eine £iitie
ber 9BeIfer ein neues SBoppen. 9Is fpSiere Skibinb*
ungen erfc^einen bie Dill^enp SRajer, SRop, 9ie^Itngei.
^icciolini, bie Dauner, JJfutterer, Vbler, 3m|of, Slömer, ^ars*
borfer, ^oI}f(^u(er, Stfiglin, Sd^miebme^et, Vfinjing, ^oli»
(c^u^er, $ain}Iin, kalter oon ^alierftein, fiauginger, Slauneg,
SU Slamed, ^orioart» SRannli^er, £)elf(^lager , Xe^Itnger,
Sö^m, SRappenftein , £5ffeI^ol3, (Bronber oon ^erolbsburg»
Aieg, SBeig, Sä^ner, 6i^inger, (Bunber, (Ebner, (BrBtfd^, ^elb
unb Diel.
S^on feit 1500 traten neben i^ren SBaren^anbel, loenn
au^ nur nebenbei, groge (Belbgejc^fifte in (Beftalt ber
Ueberna^me oon 6 1 a a t s a n l e M n. Der Setrieb mr
onfongs fe^r (olib, mie bas üRflmberger Srauc^ mar, bod^ galten
no4 1511 bie SBelfer ab bie größten 9lfirnbergerSBorem
grog^&nbler. (Erft [eitl512 machte ber gefS^rli^e K^eberei^
betrieb i^r (Bel^aftsunteme^men bebentlid^er. Die Dan) ig er
gfaüorei mugie liquibiert merben unb bie gfugger traten immer
me^r in ben Sorbergrunb. 3m Unterft^iebe ju ben SBelfem
Ratten bie gfugger nur menige Xeil^ber, ausfc^Iiegli^ Seroanbte,
i^re Saftore maren befolbete Seamte, mS^renb bie SBeQer
meift Of am ilien gen offen ab Sfattore beftellten, fo bag es
oft groge 6treitig{eiten megen ber (Bef^aftsffi^rung gab unb
1517 ein Zeil ber Zell^aber austrat, meil er fid^ fiberoorteilt
glaubte. Dies trieb ju immer gef&^rlid^eren Unternehmungen;
ber SBaren^nbel trat}urfid, bie Ueberna^me ber Habsburger
Keic^s* unbStaatsanle^en begann bie Hauptrolle
2U fptelen. Diel516i)oni^nenflbernommenen3inn* unb Silber*
bergmerle bei Sdbl^^dcnmalb in Sö^men unb bie S^bpf*
ung Don 3 0 a (!b i m s t ^ a I mit ber SRfinae ber (Braff<(aft
Sd^lid \i)u\ ben SBelfern bur^ 6$affung ber neuen X^oler*
mänse gemeinfam mit ben SRii^el ein reii^es (Ertragsfelb.
j
— 381 —
Der neue Sef^afts^roliet jetgte ft$ junS^ft in bei Uebemo^me
bes großen Vnle^ens ffli Durd^fü^rung bet 5tQifertDa$I
S(m\9 V. Sort^oIomSus SBelfet betrieb ba$ igaupt'
gef^tft in Sugs bürg, 3 a lob 9B e If er aber trieb
ein eigenes Sef^oft in Slflrnberg gemeinfam mit $ i e r o«
nQmusgfi^tt^^^^unbSBoIfgang garsbdrfer,
bos nur mnige Xeil^aber jfipe. Das (Befellf^aftsDermögen be-
trug 1527 66 000 Sulben, 1529—1535 92 000 (Bulben , 1543
243 000 (Bulben. Ulrid^ gonolb unb flnbreas unb
£ulas 9lem traten gejmungen aus bem Sugsburger (Befc^aft
aus , oeil fie oon ber neuen 9{id^tung ni^ts viffen »ollten.
6o ouibe feit 1518 bte 3B e I f e re i bas imeitgrögte
Sant^aus unb [lanb gleich hinter ber S u g g e r e i. 1521
befogen bie 2BeIfer gfafloreien in %ntrottptn, fiiffabon,
9lfirnberg, Danjig, Senebig, Slailanb, 9{om, ®enf,
gfreiburg, Sern, 3^t\^, fiQon, 6aragoffa unb Ulm.
(Ebenfo ^tte bas 9lflrnberger $aus gfalloreien in
(Benua, Senebig unb inVquileiain Sfibitalien
jum 6 af ranlauf e, fetner in SRailanb, fiqon^SBien
utib Sc^Iadenioalb in Kommen. Die Ueberna^me ber
SBormfer Slei^sanlei^e oon 1521 unb groge nea*
politantfd^e DomSnenlaufe trieben bas gaus in immer
gefS^rIi<|ere Sahnen, oä^renb bas oon 1525—28 befte^enbe
Aupfermonopol ber 9lfimberger $au[er SB e 1 1 e r unb
(Ebner guten (Beminn brad^te. Son 1526—27 lag bas 9lnt«
oerpener ginanjgef^aft bra^, aber bie Slnlei^e ber nie ber«
lonbifc^en ^Regierung oon 1528 beim $aufe ^o^ftetter
bra^ neue X^ötigleit. Die Slieberlanbe 3a|Iten i^re 64ulb
mit3innoberunb Qued|ilber ^eim, »el(^e fiasa«
rus Zucker in 9lfirnberg mit einem (Beginn oon 18 ^rojent
lieber oerfaufte. Dod^ maren bie SRittel no^gerabe fo ange«
fpannt, bog bas ^avi9 SBelfer oorfi(^tiger mürbe. Die fteigenbe
Sc^ulbenma^erei ber gfinansminifter er^eif(^te groge 9ufmerl«
famfeit unb 3urfl(l^altung, fo bag 1520 ber Sattor ber 9BeIfer
inSIom gefangen gefegt mürbe, meil er ]xi) meigerte,
bem (I. Stuhle »eitere SRittel oorjuftreden.
Dos le^te Unternehmen grogern Stils, bas bie SBelfer«
gefellfi^aft auf fic^ na^m, mar bie (Eroberung oon 93 ene«
jnela burd^ bie SBelfer, gfugger unb Saumgörtner.
— 382 —
ftorl V. f^ulbete ben bret Sfirmen groge Summen unb oeqifanbcte
baffir bod neuentbedte Senejuelo, bas et ben bret ^aufem jur
Shtsbeutung fiberlieg. 1528 fuhren infolge beffen bie erften Skiffe
unter Smbrofius Z^alfinger von Ulm bort^in, um um«
foifenben ^lantagenbau in bem 1498 entbedten fianbe ein*
Juristen, nad^bem biegfofiore ber [panif^en gfirmen Sespucci
unb Ofeba bort vergebens i^r Ölfid oerfu^t unb bie 6tabt
SeneiuelQ (ftleinoenebig) gegrfinbet Ratten. !Der ® o I b e i n«
lauf vor bie ^auptoufgabe bes erften Unternehmens geioefen,
fe^t follte an beffen Stelle ber ^lantagenbau treten.
Vis Stelloertreter fungierte ber £eutnant Sailer oon Ulm unb
bos Aommanbo 3&^Ue 400 SRann. 1529 folgte eine soeite
Sxpebition unter Slilolaus geb ermann über (Benua.
gfebermonn war [eitler gaftor in Arabien gemefen unb
fu^r mit bem Ulmer fieutnannt Sebaftian nem eben»
falls l^inuber, um in bem neu gegrfinbeten 6anto Domingo
Station jn nehmen. 3n St. fiula in Snbalufien fc^iffte fl4
bas ftommanbo ein; ber 9{^eber Ulrid^ S^inger oon Ulm
beforgte bie Skiffe namens ber 3BeIfergefeIIf(i(|aft; 123 SRann
fpanif(^2r fianbslne^te unb 24 beutf^e Sergtnappen
begleiteten il^n. Sodd umr bas Setplinis ber beutf(i(|en Dfftjiere
}u ber fpanifc^en 30lIo^^®<^I^uns v^n Anfang on ein
[(^le^tes unb f flirte jur (ErmorDung Zl^alfingers bur^ bie
Spanier. 1532 fe^rte infolgebeffen Qfebermann mit (Bolb
unb perlen im SBerte oon 70,000 Dulaten l^eim unb 1545
löfte Spanien bie $fanbf(^aft oon ber SBelfergcfellfc^oft ein
unb fiberna^m 1550 bie unmittelbare Servaltung ber Vrooinj,
bie ben 92amen Caracas et^ielt.
Der Schöpfer aller biefei Unternehmungen, Sart^olo«
maus SB elf er, genog als erbli^er SRei^srat bas grSgte
Snfe^en, ni^t minber fiutas SBelfer als laiferli^er Steuer«
einne^mer. Das neue 9lieb erlaubt f^e Unteren oon 1529
im Setrage oon 219,000 fiiores jur Dedung ber Socbetungen
bes gaufes Ofornari in (Benua oar inbes eine neue fiaft
ffir bas 5ou9- Die nieberlSnbifc^e Sinanjoermaltung ftopfle bas
£o4 unb rig ein anberes auf unb fonnte bie neue Kniete ]ur
Dedung ber Slnfprfi^e ber Sugger^ SBelfer unb gormart
nurbabur^ bef(^affen, bag bie Sfinanjbeamten perfonli^
gutftanben unb 21,5 $ro3ent 3tns beja^Iten. Da aber biefe
— 383 -
®tilfte|ec »ieber aRitglieber ber ^anbelgefellfd^ft SB e I f e r
nmren, befc^Iog 1529 bie QefeUi^^aft, fein »eitere« (Selb me^t
an bie Stieberlonbe ouf cinfaAe 9lentmeiflerbriefe, b. (. unter
einfa^er (Butfte^ung ber 6taat9finanjoenDaIlung, ousjulei^en,
fonbem bas perfSnli^e Sfi^fteniDort bes fianbes^errn
unb bie (SeiDS^r feines $rioQti)erm5gen9 ju oerlangen.
1531 »ttrbe in ber 2^ot ftorl V. gejiDungen, in tlntioerpen
ben SBelfern 19,800 fiiores ^eimauga^Ien. Son »eiteren 3a(h
isngen lonnte er |id^ nur retten, inbem er 1530 bie Sugger
unb 1531 bie SBelfer in ben erbitten Vbelftanb er^b,
i^nen bas ^riuileg ber 9{itter unb Sbelleute in S^ma*
ben Derlie^ unb fie »ie biefe in etblid^er SBeife alier fielen«
unb JBeomtenft eilen fä^ig erllSrte. ftein fturffirft ober
fianbes^err follte mebr bos Ste^t (aben, irgenb eine Steuer
oon i^nen ju forbetn ober |te oor Serid^t }u (aben, alle i^re
Sfiter Itanben im Kei^sfc^uiie unb i|t (BrogMnbet
blieb i^nen geftaUet, »eil fie einen Zeil Snbiens felbft
regierten. 911 bies braute es aber mit fi^ , bag bie
Vugsburger gfaltorei bes 9lfirnberger gaufesSBel«
fer balb mistiger mürbe als bas 9lflrnberger gaus felbft.
SBie bie S^gger blieben bei ber Deformation au^ bie
SBelfer lat^olifd^, hielten aber ni^t fo treu jum Slei^emie
bie Sfugger , ba il^re S<iItorei in fi 9 o n fie jur S^aulelpolitil
{mang. 9Ran munfelte, fie unterftfi^en bas proteftantifd^e
Sfranlrei^, bamit biefes ben Soangelifd^en (gelb gegen
bas 9itläi ja^Ie. 1534 gaben fie bem SReid^e bas (Belb,
bas biefes bei i^nen anlegen mollte , jurüd , bamit fie ni^t in
ben Religio nsfrieg oermidelt »erben, unb 1541 oerlongten
fie einen neuen 6d^u abrief 00m iReid^e unb als 1542 bie
9BeIfer*gaItoret ju £9on fi<|| on einer franjöfifd^en
Snlei^e mit 50,000 fiiores beteiligte, um ben SBiberftanb
bes ftaif ers gegen bie Soangelif^en ju bre^en, na|m
man i^en bies am beuif(|en $ofe fe^r fibel , obglei^ fie er*
Harten, bie Beteiligung fei eine erjmungene ge»efen. grtanfrei^
^e »eitere SRittel nur babur^ jufammengebra^t, bog es fämt»
lic^ 9Bit»en unb 9Baifen jmang, i^r Selb ni^t me^r ben
Sanlen, fonbem bem Staate ju geben, unb man ^atte bies
freubig begrfigt , ba ber Staat ftatt 5 ^rojent »ie bie Sanlen
beren 10 bejape. Die 3 in fen für biefe ^upillcngelber bedte
-- 384 —
granlreii^ in ber 3Beife, bog es groge Summen im Sus*
Unbe }u 16 ^rogent aufno^m. Sinige Florentiner Käufer
fibemo^men 200,000 Florentiner (Sulben, einige ^äofer in
fiucco 100,000, bie SBelfer 50,000, ein fronjSfif^es fton-
fortium 50,000, [o bog 400,000 (Bulben gufammengebni^t
Durben. Site man bie unfoliben Finonjplfine gfranlreic^s inbes
butddf^aute, be|(^lo[fen 1545 bie SB elf er, gfranfrei^ ni<|ts me^r
5U leiten , bo^ umr bos (Belb weggegeben.
Seit 1546 mogten audd bie Slfirnberger SB elfer immer me^r.
Sie beteiligten [i^mit benguggern bei 6 großen fpanifd^en
Slnle^en ftorte V. unb fiberno^men 1547 eine neue fran-
3öfi[(^e anleite jur S^ulbentilgung gegen 4 $ro}ent,
fo bog 1548 bie SBelfer in Senebig neben ben Sugger
immer no^ ote größte beutf^e (BefellfiidQft gölten. Do*
gegen toeigerten \i^ beim S^molfalbif^en ftriege bie
SBeljer fofort, bem beutfdden Sieidde meiter gu leiten, vo^r*
I4einli(| ouf S e t r e i b e n ber hinter il^nen fte^nben 3 üben.
SBelfer f orberte oon ttugoburg bos 9le(^t , 3 So^re bie Stobt
3U oeiloffen, inbem er fidd meigerte, irgenb einem ber ftreitenben
Xeile (ßelb ju leiten , unb 30g nodd Sl r b 0 n am Sobenfee.
Sr begrfinbete bies bomit , bog fein (Belb in Spanien unb
Senesueloftede. 1547 ffinbigte$eutinger, ber 9leffe SBelfers,
in Ulm im Hauptquartier bie fponif^e Vnlei^e. Ser*
gebli(b fotberten S r o n 0 e ( I o unb (E r o f f 0 eine neue
Snlei^e gegen S}e rpffinbung berSlieberIfinber
£ i n I fi n f t e. ^eutinger erllorte , bos $ubli(um laufe biefe
9{ente nur ungern, meil fie oon Aoifer unb Slei^ nic^t geioS^*
leiflet fei, unb weigerte fidd entf^ieben, ebenfo nie er febe Se«
friebigung burd^ fponifc^e^fanbf^aften gurfidoies.
S r a f f 0 ^telt i^m borouf oor , bie SBelfer ^aben beim 9{ei(^
f^on fo oiel oerbient , bag SBelfer gut no^ 100,000 Suloten
oorf(^tegen lörtne, unb (B r o n 0 e 1 1 o warf ben SBelfem mit
f^otfen SBorien i^re Sd^aulelpolitit in ber C&Ioubensfiage
oor. 3)ie gugger ^aben ftaifer unb 9{ei$ in ber Kot ni^t
oerlaffen wie bie SBelfer. (Eine Slubiens beim ftaifer oat
erfolglos unb fo bewilligte SBelfer f(i(|liegli^ einSnle^n oon
100,000 Bulben gegen laiferli^e Unterf^rift. SlurmitSRfi^
itaifit SBelfer bas (Belb guf ammen , bitter I(a genb, wie bie lai«
ferlid^en Kate Iei(|tf innig Krieg anfangen, o^ne (Belb unb geeie
— 385 -
3U befi^en. Diefe $t^I5pfe rieten nod^ alle« su <Btunbe. Smmet
me^ iDerbe es wie in ben Slieberlonben Sitte, bie Sanlen ju
!DarIe|en ^u joingen. Der 64otle Ducci |abe biefe
Sitte aufgebraßt; alles oerlaufe bes^Ib feine 9liebetlänber
$api ere unb laufe lieber gfranjofen, bie freiliß min*
beftens ebenfo jmetfel^aft fei^n, wit bie 9HeberI5nber. Ss
fei Q>enig Gutes gu hoffen, loenn man fein ®elb einem fo mSd^*
tigen 9Ranne mie bem ftaifer leiten mfljfe, ber niemanb Sieben«
fc^oft fßulbe.
So gelang es ben SBelfem nißt »ie ben reißs-
treuen S tt g g e r n , f iß auf ber $3l^e ber 3^<t )u ^Iten.
3)ie neue Srfiffeler tlnlei^e oon 1549, meiße $aul
Se^aim , ber Baitor ber girma 3 m ^ o f in 92flrnberg, be«
forgte, Durbe ftillfßoeigenb mit bem (gelbe ber 9BeI[er gemaßt.
3)er Vertreter ber aEBeQer, >tonrab Saper, arbeitete ba«
mols bereits gegen bie SBelfer. Das neue SRetßsanle^en oon
1551 mit Aber 70,000 Carolinen braßte noß einmal 11 ^rojent
ffieminn, als aber bie Slfirnberger aSBelfer erneut 100,000 (Bulben
in 9{entmeifterbriefe o^ne laiferliße Unterfßrift,
b. ^. o^ne SerpfSnbung bes ffliftlißen ^rioatoermögens , bes
Domtneneinlommens, ftedtten, waim Serlufte unausbleibliß unb
1552 trat Sart^olomius SBeI|er mfibe unb abgeforgtoom
®efßift gurfid unb bie gfinanjlrifis oon 1557 na^m bem
$anfe oollenbs ben 9{eft feiner Stellung.
Die SRflrnberger Snlei^e jum SRarfgrafenIriege
oon 1554, roeIßeCSuftao Super in Sntmerpen als $aupi-
perfon beforgt ^tte, ^atte oot^er fßon Serlufte gebraßt. 1561
^rte bie SBaren^nblung oIs nißt me^ lo^nenb auf, 1566 be»
trug bie gforberung an gfranlreiß noß 55 000 £iores, ffir
i^re fpanifßen gfo^berungen erhielten bie SBelfer beim
Staatsbanibruß oon 1557 fpanifße 9{ententitel, an
benen fie 50 ^rojent oerloren. Die SBelfer'fßen Vertreter jeigten
fiß bamals fo gefß&ftsunlunbtg, bog bie gfugger'fßen gaf*
tore ben ftopf fßOttelten. Die 9{entmeifterbriefe auf
Sfranireiß unb bie Slieberlanbe xBQXzn fo gut mie ganj
oerloren, basl^ous oetlor bei beiben Sflegierungen }ufammen
182000 ®ulben. Smmer^in mar, als 1562 bie fßmäbifßen
^anbelsl^Sufer itn erften fßmeren Stog erhielten, ber
SBelferfße Arebit noß beffer als ber gfuggerfße, fo
25
— 386 -
ba6 bas $att0 no^ eine englifc^e Hnlei^e utiterfohtgeii
lonnte. Seither ^tn bie aBeQer freilid^ gntnbf5||Ii4 lein Gelb
nadf Snglanb gegeben, bis i^c neuet Qfaftoc oon bem Sng<
linbec (grafbam genonnen loorben loor. !Dei Didlont ftieg
bei ber ftotaftrop^e auf 20 o. $. unb bie 9Be^|eI auf 6panien
erjielten 30 0. $. , toeil Genua eine [panifdfte Snleibe
auf bie Stieb er lanbe fibernommen ^t, 1580 oeifauften bie
aSelfet i^ren ®runbbefi||; bie oollfianbige Suflol'
ung bec (Befellf^aft wax [eitler unnibgli^ gemejen unb ab es
1587 ernfte 3<^'^Iung6f(l(|Q)ieti gleiten gab, begann man
iDiebet ben SBarenl^ anbei, ber nodd einige 3^it meiter beftanb,
iDie bie Samilie au^ 1603 bis 1606 nod^ bas Sleicbspf ennig«
meifteraml inne ^tte.
3. S)er Ulmer ®ro^t)anbeI beS 15. Sa^r^unbert^.
a. 2>te ßuntpibgcfeUfi^.
Sebeutfam fflr bie (Be(<|i(^te ber ^anbebentmidlung bes
{p&tem SRittelalters finb bie Seronberungen im ^anbels«
r e $ t jener 3^'^- 3Ran l^at barfiber nodd man^erlei Stat^ridbten
aus ben einzelnen Stabtrecbten, bie fi^ namentli^ auf bie
Vfanbung unb ben 8anfbru(b belieben. 6o erhielt }. 8.
1340 bie 6tabt Augsburg bas 9ieibtp oegen unbeitriite'
nen ^orberungen in ganjS^maben unb Sägern bur^
ibren 9{ei(l(|sIanbDogt pf&nben ju laffen, loie au<b Ulm um
iene 3eit bies 9le<bt er^Iten ju baben fcb^int. Seit 1376 |o-
bann burfte bos 8ürgermei[teramt Ulm niemanb me^r
belfen, ber megen rüdftänbigen SBud^ers, oegen $fänber
ober (Bfilten Ilagte, »enn ni^t ber Kat jUDor feine (Benebmig-
ung erteilt b^ite. (Es ourbe alfo bie bfirgermeifterli^ Vtadj/t*
befugnis ju ffiunften bes StaMrals eingefibr&nit 6eU 1349
balte femer Slugsburg bas 9{e(bt,bab beim Gant o er fahren
bie 8flrger ber Stabt ben gf^^<nben oorgiengen, oievtr
bies au4 in U I m finden. 1382 mürbe bes meitern beftimmt,
mer Ifinftig oon ber Stabt fabie unb ben fieuten bos Gut ent«
trage, folle ein flberfagter SRann unb famt feinem SBeibe oer*
bannt fein unb feine Erben foUen barum beredetet oerben bflrfen,
unb 1395 beftimmte man, menn [emanb etmas laufe unb bamit
feine 6<bulb bei einem anbern bede, fo folle bies reibtsungflitig
fein, fobalb bieGIfiubiger bas Gut befiblagna^men, unb es folle
— 387 —
bann {eher naify SRoggobe fetner Qfotberung beja^It toetbert;
feber P^ti&e 3(^ulbner aber foHe in bas Sinungsbud^ ein'
getrogen «Derben.
Die e^to^t bei 3>5f fingen oon 1388 mar ber groge
SBenbepunlt in ber f^ioSbif^en (Brog^onbelsentvidf«
lung. (Es ^en bamob immer me(r frembeSrojS«
g e f (^ S f t e begonnen, Agenturen in Ulm ju errichten,
unb bobur^ benbirelten Serle^r mit Senebig
f^^ioei gef^ibigt. Seit 1389 tourbe bes^Ib oerboten , (B e-
treibe, 9Betn, Gpegerei, SoISi (Eifen, Saum'
iD 0 Ile, S a r ^ e n t u. f. ». Don gf r e m b e n 3U faufen
ober an fol^e su oerlaufen , o^ne bag ber frembe ftSufer besw.
SerlSufer ober beffen Vertreter felbft bobei noren unb in einem
Ulmer (ßaft|aufe too^nten.
6eit 1400 tDurben bie ®ef(|ift6oer^äItnif|e immer f^mie«
riger. Die beutf^en Sinfu^rgefellf^aften, feitl^er bie be«
liebteften Jtoufer in Senebig, gerieten buid^ bas Sinlen ber
SB orenp reife in 3^Iung0fd(|mierigIeiten. Die fiombarben be*
[c^Iogna^mten bes^Ib i^re (Bflter, fo 3. S. 1401 in S e 11 u n 0 91 a«
Dens burger (gut, bos aus Se nebig lam, »eil einige Roh
ner Srog^Snbler in SRailanb (Belb fd^ulbig geblieben
loaren. 1417 beftimmte ber 9lat, ba immer me^r £eule aus ber
Stobt fliegen unb bie fieute um i^re Qforberungen bettfigen,
folle {eber P^tige Sd^ulbner Ifinftig auf eioig oerbannt
bleiben unb er fiberall oei^aftet merben bfirfen. Su^ foIUen
bie erwoc^fenen Ainber biefelbe Strafe leiben, menn fie beteiligt
nmren. Die ^dbt aber, bie bem Surgermeifteramt Aber*
geben nurbe, folite unter bie (Bloubiger im Serbfiltnis i§rer
Sforberungen oerteilt werben.
Die grSgte fd^nrnbif^e ^anbelsgefellf^aft, bei melier
bie (E^inger, bie Sefferer unb anbere Ulmer Q&ef^Ie^ter i^re
Selber feit 1458 fpöteftens anlegten, ftanb unter ber fieitung ber
gfornilie ßuntpig in 9{aoensburg unb ber Sanlbru^ biefer
®efelli^ braute bes^alb biefe Sef^Ie^ter in Streitigteiten mit
benUImer 3finften. Die guntpiggefellfddaft oar Slier als bie
(gefellf^ft ber S e I i n in 9R e m m i n g e n, ber 9Reiting,
8f u g g e r unb 9B e I f e r in V u g s b u r g unb ber SRonli
in 61 (Ballen. Sie ourbe gegrünbet fd^on im 3a^re 1337 uon
Ulrid^ 9RotteIin in SRaoensburg unb neben ber Samilie
26*
- 388 -
5 u n t p i 6 xoaren aRtfgliebet nomentlid^ VngelSrtge ber ^amiß
lienS^inger, Sefferer, Dlf4let,®elbtei4,
aRontptati, Slibegg unbSnIenreut. 6ie ^ieft
meift bie „^xo^t ffiefellf^aft" unb i^re X^gfeit gieng
no^ Somborbien, Steaptl, ttrogontenp Sa«
lencia, ftaftilien, ftataloitien, £flbed unb
bell $ 0 n I e ft a 0 1 e n. Ob bie ®efell|(9aft je etnmol i^cen
aRMelpunlt in U I m ^atte , ift fe^r fragli^. 1400 30g ein
8 e f f e i e r no^ Kaoensburg, 1426 »aren bie Beetee in (Be^
leiq^aft mit ben Se^t unb ben Xeufel oon Keuilinfien
unb ben ^untpig unb S e^t oon Kooensburg, ben
$orn oon Sibera^ ^^ ^^Vl^ ^^^ Sglingen unb ben
aBeill^eimern oon 9Beil. Ob bie Ulmer ßuntfub unb
bie $untpig ibentif^ maren, oeig man ebenfalls ni^ ; bagegen
meig man, bog bie (Sefellfd^aft eigene gfatturiften ober Vgenten
in jtatalonien ^ie, weld^e bort ben Sitdauf beforgten unb
bie (Eqeugniffe über Sarcelona unb Senua, ben $0 unb
Senebig ^etausf^idten, unb bog fd^on 1402 bie Sefferet in
ganbelsbejie^ungen 3U Sern ftanben.
b. Der Sanibrudft ber SanbelsgefenMoft bes 9Rartin fiauginger unb
®enoffen.
Die meiften Sermidlungen }oif(^en Ulm unb 8e ne-
big iD&^renb bes 15. 3<^^^^unbert0 oeruifa(i(|te ber 9anl
bxuäf bes Kaufes oon fiauginger unb (ßenoffen in 9ugs«
bürg unb Ulm, eines ber bebeutenbften SaummoUein-
fu^rgef<|afte 6d^mabens. Seit 1450 »urbe ber SBeg joif^n
Senebig unb Ulm immer gefa^rooKer unb feit 1461 Dud^ bie
Unfi^er^eit ber Strafe burd^ bie Srixener S^^be. Der
AarbinoIbi[$of $eter oon Augsburg oerbot ben Hugsburgem
bei Strafe bes Aird^enbanns, na4 Sosen unb SReran ju
^anbeln, oeil 5<i^og Gigmunb oonXiroI bem ftaibtnd
(£u|ano oon Sr ixen ben 6al3> unb Serg3el^nten oorenf^iett.
Ueberall Raufte bie !ß e ft unb Raubet unb SSanbel ftodHen. 3n
biefer Süi vurbe am (Enbe bes Z^^^* 1^62 ber SaumvoII»
^finbler SRactin fiauginger oonHugsburg ausSenebig
flüchtig unb ba beffen ^anbelsgefellf^aft mehreren Senebiger
$aufem groge (Belbfummen für SaumooIIe fd^ulbig mar, für
xDtlä^ bie fiaugingergefellf^aft SBec^fel ausgefteltt ^atte, [0 teitte
am 5. Zannat 1463 93enebig bem Sflrgermeifteramt in Ulm
— 389 —
mit, bte ®l&ubiger ^oben ben Stugeri Slilolofi oIs be«
ooIImS^itgten KniDQlt in i^ier 60^6 oufgeftdit utib Ux
^erjog bitte, biefem SeooIImiddtigten alle ^ilfe angebci^en ju
loffen, bdmh es i^m gelinge, bei fiougingergefellf^oft bie fd^ul'
bige 6umme loieber abjunelmf n. Siefcm Sd^reiben bec ^ei^«
li^en Aanslei lag ein offenes Susid^reiben bes Aaufleute-
3unftmeifteTs9tilolQU0 6uperontiounbbetAoufIeute}unft
}tt Senebtg bei, in melc^em ollen Seebeben im Xei^e mitgeteilt
iDurbe, bag bie Sbelleute 3aIob SRauroceno, Sllban Co«
pello, äRat^eus Sembo unb Dominilus Sicturi [omt
(ßenoffen am 16 Stooember 1462 ber £augingergefellf(|aft 14
6Stfe mit SaumooIIe jum greife oon 5 !Du{aten 8 ®ro|$en
für ben 3^ntner, 2a|Iboc am 8. 3anuar 1463, oerlauft ^aben. i>tt
®retmeifter (sansarius) bes beutfi^en ftouf^aufes bejeuge, bog
bie 14 ۊde 4730 $funb gemogen ffobtn unb bie gorberung
mit 3uf(l(|(og ber SBerfMdhtng, 9Ro!Iergebfi^r u. |. u). 370 2)ul.,
21 Cbrof^en unb 12 Setonefer Pfennige in (Bolb betröge. 9Im
20. 3anuar 1463 [onbte bie Aoufleutejunft Don Senebig fobonn
eine meitere gforberung ber Sbelleute Slnbreos unb $iero«
npmus Donoto unbCbenoffen on bie Souginger mit 54 Dul,
17 Srof^en unb3 $fg., ebenfalte jo^Ibar am 8. 3anuar 1463. 3ur
Serfolgung biefer gorberung Rotten biefe Gläubiger ben SncDolt
Knton oon Senta ju Senebig beooIlmSi^tigt unb am 21.
3anuar 1463 lourbe bur«^ offenen Srief ber ^eqogli^en Aanjlei
bem Slotor fi o n b 0 , ber biefe Sufftellung bes SInton oon Sento
oollsogen |atte, bejeugt, boj} er ote immottitulierter 9lotar (iesu
bere<|tigt fei.
So bie 6Q4e inbes in Ulm nid^t red^t oora^ärts
gieng, traf om 23. gfebtuor 1463 ein meitercs Schreiben ous
Senebig ein, in meinem bie ^erjogli^e ftanjlei Aloge führte,
bog meber Sftitolofi no^ Sento bisher in ber €o^e etvos
^ben ousri^ten fbnnen, obgIei<^ erioiefen [ei, bog ber 6o(n
bes SRortin Souginger, 9liIoIou6 fiouginger, feine f&mtli(|en
Cbef^ifte in Senebig ote SeooIImQ(|tigtcr feines Soters ous«
geffi^rt unb nur ous biefem (brunbe bort Arebit genoffen
^be. Stifolous fiouginger ^obe mit fiift unb mit bem 93orfo^e,
bte Qlfiubiger ju f(i(|Sbigen, bie SoumooIIe ^eimlid^ ous Senebig
no4 S^iDoben geflirrt unb es feierft in 3RittenmoIb gelungen,
HO @&de im Ulm er Cßeleite oufjufinben, bie 9libIous
— 390 —
£ougingei }uer[t na^ Sugsbutg ouf gegeben, bann ober be*
trügerif^enDeife na^ Ulm gefd^tdt ^obe. Xro^bem bes^
Senebig verlongt (abe, bag man ben Sllfobus fiangtnger unb
feine gobe ser^afte, fei feitens bes Ulmer Sfirge^
meifteramts bos betreffenbe Sut ben Senebiger SISiibtgeni
untertoegs nid^t ausgeliefert loorben, angeblid^ aus bem (Srunbe,
meil Ulm bem9liloIaus £augtnger fixeres Seieitibis Ulm
oerfpro^en (abe unb mehrere Ulmer Sflrger ebenfalls So^
berungen an bie fiauginger ^aben. Senebig enoorte nun,
bag man feinen Sfirgem gleid^es SRed^t mit ben Ulmern
einr&ume, ba man es in Senebig ftets ebenfo ^tte.
3n U I m mar unterbcffen bie Hbmidlung bes Souginger«
i(^en (Santoerfa^rens i^ren gefe^^en SBeg gegangen. Das
Sürgermeifteramt ^alte bie bef(|Iagna^mte ^abe ber (Befellf^oft
teilmeife gu (Selb gemacht unb mar baran, 3un&$ft bie beoor«
retteten gorberungen ber UlmerGIäubtgeriubefriebigen,
unb es mar bamit ein oolles 3q(< »ergangen, ol^ne bag bie Se*
nebiger (blSubiger etmas et§alien galten. 3nfoIge bcffen manbten
fi^ am 25. ^mnox 1464 bie Sbelleute Snbreas Sonata,
$eter Sembo, $an$ unb Of(<^n3 oon $rioIis erneut an
bas Ulmer Sürgermeifieramt , inbem |ie Alage barfiber ffilrten.
bag i§r Slnmalt Slnton oon Senta ben fie treffenben Hnteil
an ber (Bantmaffe ber fiaugingergefeül^aft no^ ni^t er^Iten
fyibt. 6ie ^ben oernommen, ^k% es, ba^ man bie gartet ber
Ferren SRaurocenounb (Senoff en i^nen oorge^en laffen molle,
unb mfiffen ^iegegen entf^ieben Serma^rung einlegen. Vm 25.
Sfebruar teilte barauf^in bas Ulmer Sfirgermeifteramt bem Sled^ts*
anmalt 9licoIo|i in Senebig mit, bajs oon ber in Ulm jum
Santoerfa^ren gebrad^ten $abe ber Saugingergefellf^aft noiS)
Ulmer Stabtre^t in erfter £inie bie Ulmer So^i^^^^ungen
ju beftiebigen feien , mos nod^ ni^t erfolgt fei. SIeibe bann
no4 ein Uebeif^ug , fo ^aben auf biefen gunti^ft bie ^anbeb«
gefeUf^aft oon Ulridd Slrjt in Slugsburg unb bie Sugs«
burger SirmenSRi^ael ^fifter unb 6tep^an (Br&glin9n*
fprud^. Die ^mtn aus Senebig lommen erft an oierter
Stelle. Da bas C&antoerfa^ren aber noc^ nic^t beenbigt fei,
I5nne oorerit au(^ feine meitere Suslunft gegeben merben.
6obalb bie $abe }u (Selb gemalt fei , merbe man f&r bie
Slugsburger Parteien unb bie Senebiger ^enen einen 91 e 4 ü^iS
— 391 -~
anlegen, um ben U(6etf4u|^ unter bie C&l&ttbiger oefe^Iid^ au»}uteileir.
«m 21. aRAra 1464 ieitte bos Sflrgermeifteromt bem Kugeri
SHcoIofi in Kugsburg mit, bog biefer 9l€<|ttag om 17. Vinril 1464
oor bem IHmei Stabtgeri^t ftattfinbe, ooroiif am 24. SRSr]
1464 ber fubjtttuierte 9iiiDoIt 9lkolo|t'0, SBilboIb 9Reden-
lol^er in üugtburg, fd^rieb^ba bie btei Vugsbutger Parteien
bas Sonett (oben, loerbe er ni^t ju lommen broui^n. OEr
bitte nur um SRitteilung, melden SBert bie no^ ber Ulmer gfor«
berung flbrige Sontmoffe borftelle unb ob bie SRBglic^Ieit cor«
liege, bog er in glei^es Ke^t mit ben tlugftburgern
eingemefen werben tonnte. 9RcdenIo(er (otte eine bur^ ben
$of)rftoImeiiter $eter in Ulm begloubigte Hbf^rift ber
i|m oon 92tcoIofi flbertrogenen C^eneralooIImad^t beigeffigt,
oeli^e bos Siegel ber Stobtoogtei fooiebes Surggrofen
oon Augsburg trug, tim 26. aRSrj 1464 teilte borouf bos
Ulmer Sfirgermeifteromt bem SRedenlol^er mit , bog es oorerft
teine ftenntnifi befi^e , mie oiel in ber Sougingerfo^e ilbtig
bleiben merbe.
8(m 17. Spril 1464 fonb fobonn ber JRe^ttog oor bem
Ulmer Stobtgeriddt unter Sorfi^ bes Ulmer Stobtomons
[tott. aRon entf^ieb 3unö#, bog juerft SRiiidoel $f ifter,
bonn Stephan ®r8glin, bonn Ulri«^ Slrjt unb bann bie
Senebiger (gläubiger bos Kec^t (oben follen, i^ren gfflt«
fpredder au9 ben 12 6tablri(!(tern gu mahlen, ba bie Alogen in
biefer Orbnung erfolgt feien. (SrSgltn unb Urjt wS^*
ten borouf benfelben ^x\pxt^x. Stomens ber Senebiger mar
oon ber bur^ 9li(oIo{i bejio. SRedenlol^er oertretenen $ortei ber
genen SRourocenou. (Ben. niemonb er{(i(|ienen, mö^renb nomens
ber ^enen D o n a t o nnb (Ben. ber Snmolt Hu ton oon
(£ e n 1 0 oon Senebig perlbnli^ gelommen mor. Der gflrfiire^er
^fifterd f flirte borouf ou9, ab fein ftitent im 3ol^re 1463
me gen ber $ e ft no(| Ulm gejogen fei, (obe er bort er«
fahren, bog es mit ber fiougingergefellfc^oft ,,f (^flfipfrig fte^e",
unb bo er 70 C&ulben }u forbern gelobt (abe, fo (abe er oIs (ür fter
Aloge beim Sfirgermeifteromt geftellt unb gebeten, Se«
f^Iog auf bie ^obe ju legen; er (abe bes^olb ou^ bos
erfte Sle^t no^ ben Ulmer Särgern. I)emgegenflber erlldrten
bie beiben onberen Vugsburger, bie fiaugingergefellf^oft fei bem
® r i g I i n 10 fJfQtbel Ulmer Slo^bor^ent, ^Ib 0<^f en, (olb £3men,
— 392 —
f(i(iulbig unb bei gonbetegefellfilaft »on 9t} t u. Seit. 600
Dulaten unb [i e [eien es seioe{eit, mtl^ bie ^obe ber Sauging»
gefeüf^oft bem Sfirgermeifteromt fibergeben ^oben; fie beanftmu^n
UsfyAb ba» iltii^t 9{t^t mt Vfifter. 2)et gfficfpre^er bcs
Snlon oon Senta enbli^ erflotte, ob Stilolaus £attgingei
fi^ in Senebtg aufgellten ^e, fei er namens ber (Befellf^^
feines Soiets [einen SoHmai^^ebem on 2000 Duiaten f^ulbig
geiDorben unb ^be mit ber oon i^nen etfouften SaumiooOe
bie Slu^t ergriffen unb fie im Ulmer Geleite na^ DDm
gebra<|t. Die 6tabt |abe i^m bas (Beleite gegeben, oeil er
erflfirtei er bringe bie SBare nur unter ber Sebtngung ins
Ulmer Geleit unb na(b Ulm, loenn man i^m 6t(^er^tt für
[eine gfrei^it unb fein (Sut gebe. Da nun aber bos Gut in
flfl^tiger äBeife enttragen morben fei, gelte ni(^ ber
Sinmanb, bag in Ulm fein grember einem anbem grtemben
etmas mit Sef^Iog belegen bfirfe. Gin flfi<^tig enttrogenes Gut
|ei ge|to^Ienes Gut unb ba es in Senebig gefto^Ien
»orben [ei, ge^bre bas Gut no(^ Senebig, nu> bie brei Sugs«
burger Ferren i^re Steinte geltenb ma^enmigen. $fi[ter erllacte
inbes bemgegenflber, biefe DarfteUung bes Senebiger Slnioalts
fei un}utteffenb. Die SaummoIIe fei buni regelrechten
Aauf an bie £augingergefeU[(|aft fibergegangen unb ni<lbt mebi
bas Gigentum ber Senebiger Ferren gewefen. 8on einem
Dieb(ta^i lönne leine Siebe [ein. (Er aber fei ber erfte Ser«
^after geu)e[en unb ^abe bes^alb au$ ben erften flnfpru^.
Sle^nlidd äußerten (icb bie beiben anberen Sugsburger. Souginger
babe 25 SaumvoIIf ade am l^ellen Xoge auf S^tff unb S^fe gelaben
unb Don einer 3on[tätte jur anbem bur^ Zirol ^erausgefal^ren unb
in SRittenmalb bem jungen 3nartin fiauginger fibergeben.
SRitoIaus fiauginger fei bann no^ 8 Xage inSenebig geblieben
unb ber junge. SRartin l^abe perfbnli^ meber fflr £ecb no^ Gut
in Ulm Geleite begehrt, (onbern lebigliil^ als Beauftragter ber
girma fiauginger unbGeno|fen ge^anbelt. Sentas gffir[pred^r
be[tanb inbes bemgegenfiber barauf, bag bie 9Bare Gigentum ber
SSenebiger fei. 9ltIoIaus fiauginger b<^be bas Ulmer Geleite
blos baburdji erhalten, bag er unter biefer Sebingung barouf
eingegangen fei, bie SBare na^ Ulm ffi^ren gu laffen, worauf
aber ber Surfprei^er ^fifters erflärte, jebenfaüs ^be fein Alient
}uer(t gellagt unb bie 9(uffa[fung ber beiben anberen Sugs«
— 393 —
burger ^orteien |ei [d^on bes^olb unhaltbar, meil ber iunge
aRorlin fiaugingct goi lein Siedet }uc Serffigung flbei bie
Wart gehabt (abe, abgelesen baoon, bag feine SoIImailt
bur^ ben injpDtfiiden eingetretenen Zob feine« Satere erIof(^en
gemefen fei. Jtäufer bei SBare fei Slilolaus fiauginger
geoefen unb nic^t ber alle SRarlin. SBenn 9ltlolou0 bie SBare
na^ Ulm geflirrt ^be, um feine Ulmer unb Slugsburger (gläu-
biger bomit auf Aoften ber Senebiger ]u befriebigen, fo fei bas
gemig ni^t IbHii^ oon i^m geioeien ; aber es fei fc^on oft oor-
gelommen, bag SBebcr unb anbere Beute ausayfirts SaumvoIIe
auf 3i<I gclouft unb bann in Ulm jur Seja^Iung i^rer Säful»
ben oerwenbet ^aben, fo bag bie Setlfiufer fol^er 8aum»oIle
bas SRa^fe^en Ratten. ®r&|slin unb Sr jt er Harten barauf eben«
falb, oon einem !Diebfta^I tonne leine 9lebe fein, ds fte^e
feft, bag bie SaumooIIe regelre^t getauft unb in 3Rttten«
oalb oon 9lilolau0 Sauginger feinem Sruber SRartin fiber-
geben morben fei. Srft fpSter ^aben bie Senebiger, meil fie bem
$oufe £auginger ni(l(|t me^r trauten, ba« ®ut oerfolgt unb i^re
Snlprfld^e in Ulm geltenb gemo(i(|t unb es fei bann ber heutige
Sle^ttag angefe^t motben. Die Uebergabe ber SEBaie an bas
(geriet buriid ben Jüngern IDIarttn fei f<^on aus b e m (Brunbe
giUig, »eil er ^rolurift fetner C&efelllc^aft geroefen fei. Sli^t
ber junge SRartin, fonbem Stilolaus Sauginger ^abe bas (Beleite
enoirtt. Das (6tx\ifi entf<|ieb benn audd am 25. Spril 1464
bo^in, bog ber Ueberf(|u|} ber (Bantmaffe allen oier
Parteien }u glei^em 9{e<^t überoiefen »erben foUe.
6o f^ien ber gfall beftens etlebigt, ba flellte fi^l heraus,
bog ber Senebiger Stc^tsanioalt Sin ton oon Centa oon[einer
9n]a^I ber Senebiger Gläubiger gar feine 9}oII-
ma^lt ^tte, fonbem bog bie SoIIma^t besfelben nur bie gor«
berung ber Ferren Donato unb Senoffen betraf, toä^renb^bie
SoIIma^t ber ^enen URauroceno unb (Benojfen auf ben
Ked^tsonoalt 9{ugeri Sticoloji lautete. Der Ulmer ,9iat
fd^iieb besH^ ^^ 12. SRai 1464 an ben ftelloertreienben 9In-
»alt 9li(oIofis, SBilboIb äRedenlo^er in 9iugsburg, es
^abe fi^ auf bem 9?e(^ttage oom 17. Slpril, iDO>r nxäit oertreten
genefen fei, ein anberer SBälfc^er mitlSlamen SInton oon
Centa mit Genera loollmad^t aus^S e[nebig eingefunben
unb eine Slnja^l SSoUma^ltsbtiefe oon Senebiger (gläubigem
— 394 —
ins 9?e<^t gelegt. Das Seti^t ^be bes^alb angenommen, er
fte^e oor (Beriet namens fomtli^er Senebigec filSubiger
unb [o [ei ein Urteil ju ftanbe getommen, bas Me
na^ Sefriebigung ber U I m e t ®I5ttbiger fibrige (Sant*
majfe ben brei Sugsburger (gläubigem unb ben CBeoalt*
gebecn bes Snton oon Senta }u glei^em iReddte ju*
gebilligt ^abe. Dem Getieft fei bies ganjli^ oerbotgen
geblieben unb ba man ben beften SBillen in Ulm ^be,
leine Partei ju oerifirjen, ^be mon bef(^Ioffen, bas Urteil oom
25. Kpril 1464 smar oollvertig befte^en ju Ia|fen, obetbie 8 er*
teilung ber (Bantmaffe 3u fiftieren unb einen neuen
^{e^ttag anjufe^en. £r alfo möge feine Sollma^t etnret<^eii,
ba bte Sa^e feinen Serjug leibe. SRedenlo^r antwortete
barauf am 14. SRai, er ^abe fi^ Quf bie 3ufi^^itg bes
Ulmer Sfirgermeifteramts oerlaffen, bag er nadd ben brei Vugs>
bürgern ber Sla^ftbere^tigte fei, unb fei besl^lb ni^t erf^ienen.
(£r fei aber gerne bereit ben neuen Sle^ttag mit genflgenber
SoIIma^t 3u befugen.
Die brei Sugsburger (Blfiubiger ooren nun aber mit
biefem neuen 9{e(^ttage in feiner SDeife einoerftonben. Sie
proteftierten am 17. 3Rai entfd^ieben bagegen unb ber 9ug$«
burger 9{at trat für fie in Ulm fröftig ins SRittel. Der Ulmer
9{at liej) fi(^ babur(^ ni^t ine machen unb lub bie ^arteten
ju einem neuen 9{e4lttage auf ben 28. SRai 1464 mit
bem Semerten ein, bag bas 9{e(^t feinen fiauf ^aben »erbe,
einerlei ob bie Parteien erfc^einen ober ni(l(|t. Die brei Sugs*
Bürger blieben aber babei , bas Urteil fei nun einmal ergangen
unb mflffe ooKjogen merben, ba ni(l(|t jmeimal Aber biefelbe
6 a $ e entfd^teben merben tbnne. Xrogbem fanb ber neue Xei^t'
tag ftatt, inbem am 29. üRai 1464 bas Ulmer 6tabtgeri(^t ent«
fcbieb, bie Sollma^t SRedenlo^ers fei ungenfigenb,
loeil in ber SoIIma(i(|t bes 3licoIofi nit|t entölten fei , bajj bte*
felbe flbertragbar fei. (Es mfiffe besl^alb ein britter Sle^t«
tag auf ben 6. Suguft 1464 angefe^t werben. SRedenb^r fam
benn au(^ ber Sluflage, genflgenbe SoIIma^t ju f<^affen, alsbolb
naiid unb am 20. 3uni 1464 ftellten in Senebig bie Ferren
SRauroxeno unb (ßenoffen bte SBoIImac^t ffir SRedenlo^er aus,
bie oom ^erjog beftätigt würbe, worauf am 20. 3uH bie erneute
Sorlabung ber Parteien auf ben 6. Sluguft 1464 erfolgte. Do4
- 395 —
eif^ietieii bie onberen ^orteten oieber ni(|t unb [o mucbe, no^
bem mon ben Parteien breitnal fleruf^n l^otte, ein legtet
9{e(|tto8 auf ben 16. Oftober 1464 angefe^i
(6lt\ii nad^ bem 9{e^age oom 6. flugujt f^rieb inbejfen am
7. 9ug. 1464 bie ^erjogli^e Aanslei in S e n e b i g ebenfalte on ben
Ulmer 9tcA toegen ütii^tausffi^rung bes elften Uiteib unb mahnte sur
üusja^Iung bec (Santmaffe. Ulm anlmoitele , bie £au«
ginger [eien in Ulm ni^t bfirgetlii^ unb man ^be be^^Ib
leinen Serid^ tsjmang Aber fie, fonbem iönne nur auf (ßrunb
bes Sfrembenrei^ts gegen fie oorgtl^en. Der So^oer^alt fei
folgenber: Der {unge SRartin fiauginger ^be f reimillig
feine $abe bem Ulmer Sfirgermeifteramt }ur Stuseinanber'
fe^ung mit ben (BISubigem ilbergeben unb augerbem 25 6ade
mit Saum molle oon aRittenmoIb mä^ Ulm gebraut
unb glei^falte ausgefolgt , aber leinerlei (Beleite begehrt. Srft
fpiter fei bann fein älterer Sruber 9liIoIau6 fiauginger aus
Senebig na4 Ulm getommen unb ^be für feine $er|on unb
feine |^abe bas Geleite begehrt unb erhalten. SPan mflffe alfo
bei bem Siec^ts^anbel ^mif^en ber ^abe besSRartin
fiauginger unb berjenigen be» Stitolaus Sau«
g i n g e r unterf^Kiben. itadf ber freitoHIigen Uebergabe ber
£auginger (abe but^ SRartin ^abe gueift bie gitma $ f i ft e r,
bonn Cbraj^Iin, bann bie Gefellf^aft oon 91 r 3 1 unb ®enoffen
oon Vugsburg i^re gorberungen beim Sfirgermeifter-
amt angemelbet, bann erft fei ber 9{e(bt0anmalt Slugeri Slico*
lofi aus S enebi g mit einem b^rjoglic^en S^reiben er*
fc^ienen unb man ^abe i^m geantiooitet , erft mfitfen bie Ulmer
Sflrger befriebigt reiben, e^e anbere (Släubigcr 9ie(^tsan|pifi(l(|e
geltenb machen bflrfen. Dem Slilolous aber ^abe bas Sfirger»
mei|teramt, ote es ben 6tanb ber Saäft erfuhr, fofort bas Se'
leite gelfinbigt unb i^m basfelbe erft loieber erteilt, ate ber
Senebiger 8n»alt 91 n 1 0 n oon S e n t a ben Xntrag geftellt
^be, ibm jur Qforberung bes Serfabrens mieber (geleite
3u geben. 9UIoIaus fei barauf ber 3utritt na^ Ulm ge|tattet
wotben unter ber Sebingung , bog ber Sle^tsanioalt S e n t a
jeberjeit bas 9{ e ^ t (oben folle, bie Seleiislfinbigung ju
forbem. Z^atfad^e fei, bag bie oon SDlartin nacb Ulm gebracbten
25 6ä(Ie SoummoIIe o^ne (geleite na^ Ulm gelommen
feien, es Iönne alfo oon HO 6aden feine 9{ebe fein. Ulm ^abe
— 306 —
bes|oI6 leine unre^tcn SRiMel in bei Sac^e gebraust, mie man
in Senebig annehme.
%[u(^ mit feiner erneuten Sorlabung bei Parteien auf ben
15. Oltober 1464 ^oite inbes ber Ulmer not menig ®Ifid.
am 21. September 1464 ft^rieb ber Snioalt Stedenlo^er
in Slugsburg, man ^6e i^m tfirjlii^ in Ulm geraten, bamtt
er nic^t unnötig in Ulm bleiben mflfje , feinen bortigen i& a ft*
»irt gur Smpfongna^me ber $abe ju beQoU«
m fi (^ t i g e n. Sc bitte bes^olb um SDlitteilung, ob bie gäbe
oetfouft fei unb }xif ein Ueberfd^ug ergeben ^obe, bamtt er lom«
men unb feinen Anteil in Smpfang nehmen fSnne. 9m
27. September 1464 f^tieb oeiter Senebig, es er«
marte, bag ber Sie^tsanioalt Slnton oonSenta bos gonge
(5ut erholte unb ni^t ben flugsburgern ein Zeil obgetreten
merbe, fonft merbe man fi^ am Ulmer (Bute f<^ablos (al'
ten. Site Ulm ben Senebigern abf^Iagig antmortete, f^riebbie
^er}ogIi(i(|e Aonjlei om 11. Oitober 1464 erneut , man enoarfe
bann menigftens, bajj au(^ bem SBilboIb SRedenlo^er feine
gorberung ganj oerf^afft n)erbe, tnbem man bie beiben fiauginger
geföngli^i eingieße unb fie j m t n g e , bog fie beja^Ien. %m
gleichen Zage erflarten bie^ugsburger Parteien, bog fie auf
ber Suoffi^rung bes erften Urteils be^nen.
SlUen biefen 3}ern)a^rungen }um Zro^ fanb am 15. Ottober
1464 ber oterte 9te(^ttag ftott. Dao Urteil fe^te auseinonber,
bas Stabtgeti^t fei in bem 9{e<^toirrtum gemefen, Snton oon
S e n t a oertrete f S m 1 1 1 (^ e 93enebiger (gläubiger unb ni<|t nur bie
Ofirma !Donato unb ^riolio. Sift nac^irfigH^ ^be fi4
(erausgeftellt, bog Senta für bie geuen SRouroceno, Siduti
Sembo unb Capello teine Sollma^t gehabt ^abe, unb man
(abe bes^alb einen gmeiten Stecht tag auf 28. SRai angefe^t.
So fei babei aber nur äBilbolb 3R€denlo§er olo (Bemolt^ber
bes 9{ugeri 9licoloft erfi^ienen^ ^abe aber alo fold^er ni<^t aner«
lannt merben fönnen, n)eil 9}icolofi ni(i(|t bao 9{e4t |atte, feine
93olIma(|t meiter gu fibertragen. Das 9}erfa^ren fei beo^lb 9
9Bo(^en unb 6 Zage oertogt unb ein Snbre^ttag auf ben 6. Suguft
angefe^t mocben. SRedenlo^er fei babei mit genflgenber Sollmoc^t
erfc^ienen unb ^abe feine Oforberungen geltenb gemacht, bie
2381 Dul. 61 (ßrofc^en unb 69 Semer betrugen. Da aber oon ben
anberen Parteien feine eifc^ienen fei, fo (abe man einen Snb«
— 397 -
re^ttag auf beit 15. Oftober befttmmt» auf ben aber mieber
tiiemanb auger SDtedenlo^er erfd^ienen fei. T>o» Urteil gieng
ba^in, bie erfte (Entfc^eibung [ei erfolgt ouf (Brunb ber (Centa-
'\fyn SoIImod^t, bie au<i ouf Sticolofi lautete. 2)a nm
festerer Sef^Iag auf bie Qabe ISmtli^er Senebiger ge«
legt ^atte, loi^renb bie Vuftraggeber (Eentas »eber eine Seft^Iag«
na^me oerlongt no(^ eine Sorlabung erhalten Ratten, lam bas
6tabtgeri(^t ju ber irrigen Hnft^t, Cento oertrete au^ bie Vuf«
traggeber 92icolo[i0. Das Ceri^l ^abe iiDeifellos bie tlbfic^t
ge^bt, f8mtli(^en Senebiger GUubigern ju iJ^ten Sorberungen
3tt oerlelfen, unb ba bies nid^t erret^t morben fei, ^be man
einen gmeiten !Re^ttag angefe^t unb entfd^ieben, es follen fo«
00^1 bie brei Kugsburger als ffimtlid^e SBenebiger ins g I e i d^ e
Stecht gefegt »erben. Vngemelbet [eien oon ben oon Centa
vertretenen genen Donato unb $rioIts 1966 !Duf., 49 (St,
21 Semer, oon ben oon SRedenlo^er— 9ticoIo|i vertretenen
denen SRauroceno, Siduri, Sembo unb Sapello 2381 !DuI.,
61 ®r., 69 eemer, oon SRi^ael $fifter oon Sugsburg 68
®ulben, oon ber ^rma Ulri^ ^tjt unb (Benoffen 600 !DuI.
unb oon @tep^an Grfiglin 10 ^rbel iRo^bar^ent Ulmer
SBi^rung.
6o vor ber gfalt geri^tli^ erlebigt unb es lonnte
}ur Austeilung ber ÜRaffe gefc^ritten »erben, fobalb bie in
Senebiger SaummoIIe befte^enoe SRoffe oerlauft var S^on
im 6eptember 1464 roor eine Xeilja^Iung on bie 9{e$ts-
anwSlit (Eenta unb 9RedenIo^er oon 100 (Bulben erfolgt
unter ber Sebingung, bog menn Ulm baffir angeforbert »erben
follte, biefe ffir {eben ber 6tabt enoo^fenben 6(^aben aufsulom»
men ^tten. gfemer ^atle (Eenta »eitere 25 (Bulben erhalten.
!Der 6treit lam aber babur^ no^ nii^t jur 9?u^e , ba nun«
me^r bie Augsburger (Blöubtger injvifd^en bie Sere(^«
tigung ber Uebergabe bes (Befellfc^af tsoermogens
an ben Ulm er not bur^ ben {ungen 9Rartin fiauginger an*
3ufed^ten fugten. 9m 8. Dejember 1464 lieg fi4 bes^alb bas
Ulmer Sfirgermeifteramt bur^ ÜRartin fiauginger be-
ftStigen, bog man bem 9{Qte bas Ulmer Gefellfd^aftsoermogen,
befte^enb aus einer Slnja^I Saum»oIIföden, Sar^ent«
farbeln, (Bulben unb gporberungsbriefen famt ben
ȟ^ern ber fiaugingergefellf^aft fibergeben ^abe$u bem
— 398 -
3md, bamit bie (glfiubiger ju beja^Ien. SRottin bejeugte babei,
bog er bies attdbtfidlii^ als SeDoIIm&^tigter ber fiaugingergefen'
f^oft get^n ^obe unb füi feine ^etfott oBIIig auf biefe So^mis
oerjt^te. SRai^bem bies gef^e^en mar, fd^rieb bos Hltner 8fir«
germeifteramt am 3. 3^^^^^ ^^65 ben Vugsburger (BItubigent,
bag aml2.8febrttarbteSertetIung ber (Bontmaffe [taUftnbe;
bod^ eiHfirten biefe abbalb, fie anerfennen bas )i»eite Urteil
ni^t. Die Senebiger ^arteten bagegen legten i|re 9 Sccefite oor
unb es erhielten borouf bie Auftraggeber Sentas 806 (Bulben
unb 3 Dulaten unb bie uon SRedenlo^er oerhretenen Senebiger
300 (Btt&en unb 2 Dufaten. Sm 25. SRai 1465 f<|eint fobann
mieber^olt eine Xeilja^Iung in ber £augingerfa(^e ftattge^abt
2u ^aben. Do(^ erf^ten au4 biesmal lebiglii^ SRe^fenlo^er
unb es u)urbe bes^alb am 29. September 1465 erneut Xagfa^ an>
beraumt unb ber oon Senta oertretenen gartet bie Summe omi
181 (Bulben 3 Ort unb ben oon SRedenlo^er oertretenen 8en^
bigem 52 (Bulben 2 Drt bejo^Ii
Damit n^or bas Serfa^ren oorerft abgef^Ioffen unb
mugte ru^eUp bis bie (Bantmaffe oollenbs ju (Belb gema^
n)ar. !lm 16. 3uli 1465 mahnte bes^alb Senebigp man
folle bod^ ben Ferren Donatounb Sembo, oel^ eben«
falls Sorberungen §aben, ]u ibrem Steinte oerbelfen, ba lebig-
Ii(b ein 3ntum bes 92olars 3u (Brunb liege. Ulm antoortete
aber, bies ge^e nid^t, ba bie betreffenben Soiberungen fpStem
Datums feien. Senebig antwortete barauf im Suguft 1466, bie
Ulmer Sfirger ^oben bo^ ibre Sorberungen er^Iten unb betreffs
ber f rem ben (Bläubiger entfpre(be es ni^t b^m Senebiger (Berid^ts«
gebraud^ , nad^ bem Wter ber gforberungen ju fragen, galb
man ni^t iuftimme, fo möge man ben gfall einigen gafui taten
oorlegen, fonft mfiffe Senebig fe^en , mie es f o n ft iu feinem
(Belbe fomme, unb am 17. Ottober 1466 fcbrieb ein Seorg
jtiel^ofer als Slnmalt ber genen Donato unb Sembo erneut
an ben Ulmer JRat megen biefer Sorberungen an bie fiauginger
unb oerlangte 9uslunft barfiber, ob er benn nid^ aud^ nod^,
etmas er^Iten tonnte.
Ulm unb ber 64m ob. Sunb maren bomals bemfl^
bie f(^mSbifd^en ftaufleule oom Serle^r mit Senebig frei«
guma^en unb anbere Sejugsquellen fflr bie inbif^e
unb CQprifc^e Saummoll e ju finben. 1466 Inupfte bes^Ib
-- 399 -
bet 6(^idS6. 33rs€nbutib Sejie^ttttfien mii (B e n u o an, fo bag
bet@e)»ttmeteine er^ö^te Sebeutung erlangte, oi^renb
ber ^ernpag noilitt. Das ^erjogtum 9R ai lanb forgte itnitr
8rron} Sforja für bie nötige Si^er^tt gegen SBenebig unb Ulm
fi^rieb an (Benua um Snteuerung ber frfl^eren [(^m&bif^en ißri«
Dtlegien. 9m 1. «pril 1466 f^idte Ulm bem Sunbes«
gefonbten am pipftlii^en j^ofe 500 (Bolbbulaten in 3Be$-
fein auf bie Sani ber Sirma SReb i c i in 9{ o m unb im gleichen
3a$re lam es }u einem Streit sioif^en Ulm unb «ugs*
bürg, oeil Ulm feine SaummoIIe nic^t me|r in Sugs-
bürg laufte. Xlle näheren Sta^riii^ten fiber biefe Sreigniffe
fehlen leiber. SBeitere iRad^ri^ten oon bem ißrojeg er^It man
erft im 3a|re 1477, mo bie beiben (Blaubiger in Augsburg,
C&riglin unb Vr]!, Serufung beim Steid^s^ofgeri^t,
loa^rf^einlii^ in 9lottmeiI, gegen Ulm einlegten, nad^bem fie
fid^ mit 9liloIaus £auginger oerftinbigt ^tten.
Die !itHtn oaren in Ulm no^ f(^Iimmer gemorben, niettere
Sonfbrui^e nmren erfolgt unb (atten ben großen Senebiger
gfirmen fd^oere S^bigungen gebraut, fo 3. S. ber 8an(6ru^
bes Ulmer i&anbels^aufes oon SRat^us 3i^^^^^<^nn im
3a^e 1474. Die (Beneigt^it ber Senebiger (Befellf^often, mit
ben fc^QiSbifc^en JJfirmen ju oerle^ren , f(^manb baburd^ immer
me(r unb bie Sfreunbfd^aftsbanbe loderten fi^. Die £auginger*
foc^e ^tte je^t infofem ein neues (Befielt belommen, als ber
eine ber 69§ne bes oerftorbenen SRartin, 9lifoIaus Sau«
ging er, nai^ SerftSnbigung mit ben Sugsburger girmen Slrjt
unb (BrSglin ebenfalls als (BlSubiger ber (Bantmaffe
auftrat unb erOarte, er §abemit ben betr flgerifi^en ^anb*
lungen feines Saters unb feines Srubers SRartin nid^ts
itt f^en. Hm 17. 3anuar 1477 [(^rieb infolge beffen ber Se«
nebiger Hnoalt Vnton oon Senta bem Ulmer 9{at, er §abe
f^on im 3a^e 1464 oon bem Ulmer Stabtgeri^t ein Ur-
teil er^Iten, bag ber Ueberfi^ug ber fiauginget^abe ben gftrmen
Donato, $rioIis, Sembo unb (Benoffen fomie ben Sugsburger
gfirmen Srst, (Braglin unb $fifter im Ser^SIinis i^rer gfor«
berungen ausjuteilen fei, unb es fei bann ein jmeites Urteil er«
folgt, meines au^ ben Senebiger S<^men SRauroceno u. ].m.
bas gleiche Siedet jugefpro^en ^abe. (Begen le^teres Urteil
^ben Vrjt unb (Br&glin in Slugsburg Serufung beim ftaifer
- 400 —
eingelegt, \x^ aber [pSter mit bem 92ifoIaus fiaugtnger in ber
6a(^e gütli^ vertragen. (Er m3(^te aber fetneifeits bie 6a^
ebenfalls georbnet fe^en unb §abe bes^Ib biefe 6ai^ bem
(Erasmus Sogt oon Ulm mit (Beneraloodma^t flbertri^en.
«m 11. 3anuor 1478 teilte fobann bie 6labt $34ftebt ber
6tabt fiauingen mit» ber gö^ftebter Sflrger Sliloloiis
fiauginger ^be mitgeteilt, es fei i^m oon bet gfitmo Vrjt
unb Senoffen in Sugsburg beren 9{e4|t auf bie (Bantma|fe ber
IJfirma SRartin £auginger in Ulm abgetreten vorben» unb ba
Ulm {i^ ujeigere, biefen Slnteil bem fiauginger aussufolgen, tt*
fu^e man , bem Sltlolaus fiauginger unb ben anberen an ber
(ßantmaffe beteiligten $erfonen einen 9Ie(^ttag an}u{e||en, um
3U entfd^etben, wtm eigentlich biefe ®antmaffe iufte^. 5i^
ftebt erfui^te namens bes 5er|ogtums Soqern bie Stabt fian*
ingen, bie oon U(m in ber 6a(^e gu mahnen unb ju forgen,
bog 9liIoIaus fiauginger ^ieju fixeres (Beletle no^
U I m erhalte. 9(m 17. 3anuar 1478 fi^rieb infolge beffen ber
fiauinger 9{at an bas Ulmer Sfirgermeifteromt, unb
Ulm teilte am 23. Sanuar 1478 bem SBilboIb 9Redem
lo^er in Sugsburg mit, bog (Eenta unb Stilolaus fiauginger
bie Serteilung ber fiaugingermaffe beantrogt ^ben. Ulm molle,
bog febem fein ne(|t n>erbe, unb §abe bes^lb ein a u g e r«
geri^tli^es 3noentar ber fiauginger|abe
anfertigen laffen unb ben 91 e ^ 1 1 a g auf 10. aR&r} anberaumt.
S^nli^e fiabungen erhielten bie anberen Parteien. 8m 1. SRSri
1478 antiDortete inbeg 3Rt(^ael $ f i ft e r , er omrte nunme^
feit 14 Sauren auf bie 9tus}a§lung feines Vnteils auf Crunb
bes erftergangenen Urteils; bas {»eite Urteil lomie
er na^ mie oor ni^t anerlennen; in ä^nli^er SBeife f^rieb
(B r a 6 l i n. Zro^bem fonb om 10. 9Rarj 1478 ber Sie^üag
ftalt , auf bem Srasmus Sogt namens ber Sentopmlet
unbStifolaus fiauginger erfi^ienen. Sogt oer*
langte ben Vnteil ber Senebiger Ferren , worauf i^m ober St«
folaus fiauginger erflorte , er fei an ber S^Bbigung ber Sen^
biger gfirmen unbeteiligt; more er babei geoefen, fo (filte nie-
manb Schaben gelitten. SRan be leib ige t^n, menn man be«
^upte, er |obe ben Senebigern i^re ^abe gefto^len, unb er
ftelle bes^alb Alage. Sogt ermiberte , er ^be ben Kilolaus
fiauginger biefer Sa^e ni(^t bejt^tigt ; für i^n ^nble es fi^
— 401 —
lebigli^ banim bag bie SaunitDoIIt, wM^t Kilolous fiau'
gtngex no^ Ulm gebraut §abe, oon Senebig aus bei^Iagno^mt
iDocben fei unb et ben 3Bert ^ieffir je^t beanftnni^e. 9Ib SRilo«
laus tro^bem auf feinerSeleibigungsIIoge beftanb, eillSrte Sogt, loex
bas oor 14 3^^<n ergangene Urteil anfed^ten iDoIIe , nidge es
oerfu^en. 9liloIous ^abe feit^et leinen re^tli^en Slnfpru^ auf
bie 9Raffe geltenb gemacht unb bas Urteil nid^t angefochten,
(glaube et, loeitere Snlprfli^ ju ^ben, fo mSge er feine Srfinbe
oorbringen. 9liIoIous £auginger enoiberte, barauf [ei er
ie^t ni(^t eingerii^tet, unb bas (Beriet fe^fe, ba leine onbere
gartet erfi^ienen nar, einen sioeiten Ke^ttag auf ben 10.
SRai 1478 an. Sod^ blieben aui| ^ier bie anberen ^arteten
aus unb fo mürbe ein britter 9ie(!^ttag auf 23. 3uni 1478
angefe^t , bem aber bie Xugsburger vieber ni^t golge gaben.
$fifter loie ber funge 6tep§an (gröglin — ber Sater xom, in-
giotfil^en geftotben — - verlangten erneut bie SIusffi|rung bes
etften Urteils unb bet9Iugsbutget9{at unteritfl^te
fie bur^ ein @(^reiben, in »eifern er oorf^lug, junä^ft bas
erfte Urteil aus}uffi$ren. (Blaube fid^ bann jemanb be«
na^teiligt, tbnne er ft^ fa bagegen mehren.
6oer[^ienen auf bem britten Sle^ttage lebiglid^ wiebet Sogt als
KmoaltbetSinna 2)onato unb^riolis, 9RedenIo§er atsSn«
malt ber $enen aßauroceno, Siduri, Sembo unbSapello unb
Stitolaus fiaugingetals 3"^^^^^^ bet gfotbetungsre^te ber
Srstgefellfd^aft. SRedenlo^er erflärte, bie Sugsburger
Parteien ^ben jwar Berufung eingelegt, biefe aber nic^t
oerfolgt; er l^ffe bes^alb, bag je^t bie Austeilung erfolge.
Sogt beanftanbete bie SoIIma^t SRedenlo^ers, obne bur(^5u«
bringen. 9tiIoIaus £auginger erllärte, bie ürjtgefenfi^aft
(abe i^m t^re gfotberung flbetgeben , man möge i^m bes^alb
feinen Snteil ausfolgen. Sogt beitritt barauf in leiner 9Bei[e
bie gfotberungstec^te bes 9RedenIo^er , oerma^rte [i^ aber ent'
f^ieben, bog Slilolaus üauginger Snfprfi^e ergebe. $abe bie
Aqtgefellf^ft Seja^Iung oon 9liIoIaus Sauginger erhalten, [o
^abe biefer fein Sle^t me^r auf bie (Bantmaffe. 9Benn eine
fol^e Uebertragung juISIfig m&re, fo m&re üauginger in eigener
6a4e ftlSger unb aSiberfa^et, mos gegen bie (B e*
rit^tsorbnung fei. St fei bes^alb oollig einoerftanben,
bag bie Srgtgefellf^aft i^ren Slnteil erhalte, aber ber Hbtretungs*
26
— 402 —
brief an fiauginger mülfe als ungilltg angefeilt »erben. Süb*
laus £augtnger er»iberte barauf , et |te§e ^ier oor (Sendet oIs
SertretecberSIrstgefellfi^aft, Sogt eidarte i^m
aber, [olange £auginger ni(^t bie Senebtger 8nfprfi<|e aneifenne,
lotbecfptec^e ti ber Uebergabe. Das (Bettet fe|te barauf bos
Uiteil aus, um tbeitere Seto eise r Hebungen anguftellen, unb
fo blieb bie Sa^e oieber liegen.
9Im 6. 3uli 1478 mahnte bes^Ib Sugsburg
erneut bei Ulm in ber Sad^e unb Ulm ontmortete an
10. 3uli, man [e^e bie 6a(^e in Sugsburg nid^t richtig
an; bas Urteil linnt no^ nic^t erfolgen. 6o fd^ob 211m
bie @a4e auf bie lange Sani , bis ® r fi g I i n feine 6o4e
enbli^ bem Sistum Slugsburg übergab. Sm 8. 9ebr.
1479 f(^rieb infolge beffen ber Sugsburger Sifc^of 3o(annes
an bie 6tabt Ulm, er b^be fc^on ifirjli^ megen feines 9Rii n j<
meifters Stepb^n Sraglin an Ulm gef^rieben unb bitte
nunmebr, bag man bas Urteil enbli^ o o 1 1 5 i e b e , fonft
»erbe er gegen bie Stabi flogen. Ulm ontvorlete barauf am
27. gfebruor 1479 ebenfalls, bie 6a$e fei no(^ ni^t entf(|ieben.
SIebnItcb n)uibe bem Sugsburger 9lat gef(^rieben, bis
im Dftober 1479 biefer mieber mabnte unbmit jllage bro^te.
60 mugte Ulm oo^I ober Abel (inter bie 6a4e. 9m
26. Slooember 1479 mürbe ben Parteien oon Ulm angejeigt,
bog auf 8. T^ejember 1479 erneut ein 91 e (^ 1 1 a g angefe|t
fei, um bas Urteil ju eröffnen. Diefes lautete ba^in, bag
bie üusfolgung bes Slnteils ber Slrstgefellfd^aft an
fiauginger untbunlid^ fei.
Seither ru^te ber ^rojeg no^mals bis 1481, 00
Senebig am 30. SRar} mieber mahnte. Ss Ilagte, bag
man ficb in Ulm meigere , bem SRedfenlober ben Vntefl
ber Serren SRauroceno unb Senoffen aussuja^en,
morauf am 18. September 1481 Ulm bem 9liIolaus fiau«
g inger mitteilte, bog auf Antrag S 0 g t s erneut ein 9t e ^ 1«
tag auf 4. Oltober angefe^t moiUn fei. 9Red!enIo|er
ecllörte barauf am 28. September, er tbnne feinen 9{e(^ttag mebc
befugen, ba ibm unb (Eenta bie Santmaffe bereits red^tlid^
jugefprocben fei. Die Saummolle fei oerlauf t unb su
Selb gema(bt unb bie Summe fei in Ulm bei ber gfirma
(Bienger binterlegt. Senta unb SRedenlo^er (oben Sbfc^lags*
— 403 —
jo^Iungett erholten, fe^t folle man enbli^ aud^ n^ ben 9? e ft
oerteilen.
Da bte Sussbiutger ebenfalte outblieben, lu^te bie
6a<|e erneut bte 1482, wo bte Senebiget (Eentos oieber
mahnten. Ulm fe^te barauf einen SRe^ltag auf 1. gebruar on.
!Die Sugsburget etllotten aber »ieber^olt, man foIIe i^nen i|ren
S( n t e i I erf t a u s 3 a § I e n , f ie merben bann jebermann bes^Ib 00t
(Beriet fte^en. Uebiigens fei man auc^ ju einem Serglei cbe
bereit, «m 27. 3anuar 1482 f^rieb femer bie Stabt $9d^«
Hebt an VOm, £auginger fei berjeit gef^Sftlii^ oer^inbert,
man mbge ben Zermin ^inausf^ieben, Ȋs Ulm aber obf(^Iug.
3)ie beiben Slugsburger blieben mieber aus unb fo ru^ie bie
Sa(^e abermals bis SRai 1484, mo Senebig erneut mahnte.
«(m 21. aRai fd^rieb Senebig, es fei nun f^on längere 3eit
^r, bag berSenebiger 3u|tu$ q. Sllbano in Ulm »eile, um
bie Snfprfi^e ber Senebiger ju oertreten, o|ne bag er etvas
erreid^t ^abe. SRan bitte alfo, enbli^ uormfirts gu ma^en.
9b u)ieber ni(!^ts etfolgte, [^rieb am 7. 3uli 1484 Senebig
erneut. Der $ergog wies auf [eine 3uuor!ommen|eit gegen bie
Ulmer ^in unb bro|te mit Öegenmagregeln. Ulm eru)i«
berte barauf, 3u[tu$ oon SHbano ^be bie 6a(^Iage in Senebig
irrig bargelegt. Wbano fu(^e nur immei toieber (Gelegenheit,
ISnger in Ulm 3U bleiben, wo er mit leii^tfertigen ^erfonen
ein luftiges £eben ffi^re, o^ne bag er beftraft »erben bfirfe.
9Ran [olle bem 9{at me^r glauben als bem Slbano.
«m 18. Ott. 1484 teilte fobonnUIm ber^rstgefellfc^aft mit,
bog 3uftus 0. nibano namens ber Senebiger ben Antrag auf
Serteilung ber (Sontmaffe geftellt l^obe. Der 9{at mSd^te
nun enbli^ einmal bie 6ad^e in Siebe ausgetrogen (e^en,
^be bes^Ib einen gfitlicben Serglei^stog auf 3. 9lou.
1484 oor bem Ulmer Kote, ni^t oor bem Stabtgeric^t, onge»
fe^t unb l^offe, bog bie ^Parteien lommen »erben. (6Iei(^e
6i|reiben erhielten $fi|ter, (Sröglin unb fiouginger. fiauginger
in 55<^ftebt fogte 3U unb erhielt Dom State fixeres (geleite ge<
wSfyA. Snbgiltig jum Slustrog tom bie 6o(^e ober erft 1486,
nod^bem bos Sistum Slugsburg bie 6a$e in bie &anb
genommen ^otte. Ulm ontmortete om 2. 3anuar 1486 bem
Sif^of, es Ibnne ouf feinen Sorf^Iog betreffs bes 93 er gleich s
mit bem bifc^öfli^en aRflnjmeifter (Bröglinnid^teinge^en.
26*
— 404 —
Dagegen ^be ^ufttis o. tUbano neuerbtits^ fetteiu f Sm tli^et
Senebiger [id^ bamit einoerftonben etdätt, bag bos eifte Ur-
teil oollfitedtt metbe, unb mon l^be bes^Ib auf 17. geliniar
1486 einen gfitli^en Sergleii^stog anberounit. 6o lam enblU^
ber benfiDfirbige $ro]eg um eine Sttettfumme oon MOO Dulotai
no(| 22ifi|riget X)ouer ^a (Enbe unb bie Sugsburger ei^eBen
ilrem Serlangen entfi^re^nb i^en Knieil ooll ausbeyi^It
loi^renb ben 9Ieft bie Senebiger unter fi^ teilten.
c. Der Oanl^nt^ bes 9Ral(ftu0 3iiRw<i^<'nn. ^
Ku^ in anberer friebli^er SBeife ^tten Ulm unb Senebig
Srunb jum S^riftioe^feL So melbete 3.S. 1461 Senebtg an
Ulm, ber SReifter Xngelo oon Ulm ^abe bas SermSgen fernes
Srubers in Xorois geerbt unb mSd^te bie Srbf^aft antreten,
mos aber nur angebe, oienn er fid^ entfc^Iiege, leinen SBol^n*
fi^ in Zorois ju nehmen. Senebig bitte bes^Ib, bi^em
ulmif^en Untertanen bie Susoanbetung ju geftatten, unb b«*
felbe fd^eint au^ feine (Entladung aus bem Ulmer 6tabtoerbaiibe
erhalten ju ^aben.
93on meiterer Sebeuiung mar ferner ber f^on ermahnte
8 anibru 4 ber ^ixma 9lat§äus3inimermann in Ulm,
ber ebenfalls ben Ulmer 9lat in Sermidlungen mit Senebig
braute. 3nt 3o§re 1475 lam ein SeooIImo^tiflter aus Senebig
na^ Ulm unb tlogte gegen bie|es ^ous; ber 9iat lieg banntf
bur(b ben Stabtric^ter Ulric^ fidm ein 9lef erat in ber 6a^
ausarbeiten unb teilte auf (Brunb besfelben Senebig mit, bog
einige Ulmer Sfirger in biefer 6a<^e mit anerlannten ffox'
berungen bie Sorbanb ^oben. 3bt 3i^I laute auf 7. Scbc
1474, 3i^<nermann babe bamals oon Senebig aus na^ Ulm
mitgeteilt, er lönne ni^t jablen, unb menn man feine ^abe im
3toangsmege oerlaufe, merben bie (Bl&ubiger leine Dednng
finben. Damit aber alle Ulmer Dedung finben, fei er betett,
feine gefamte ^abe ausjufolgen unb fie bur^ jmei 6tabtrate
fiflffig machen }u laffen, unb bie (BISubiger feien barauf eingegangen.
Diefes 93etfa|ren entfinrec^e bem Ulmer ^erlommen unb es fei
leine 9{ebe baoon , bog man , mie Senebig bie 6a4e barfteüe,
bie Ulmer (BISubiger mit Senebiger (5ut bejallt gemalt
labe. 3i^w<nnann |abe im (Begenteile unbejablte Ulmer
993 aren in lodern SBerte na^ Senebig geführt unb in
feiner Sbrnefen^eit laben augerbcm feine ßausfraui feine 63ine
— 405 —
utib ®ef4l^fiftftfreuitt^ no^ So^Irei^e 9Bac(n in Ulm oufgebuft
unb na4aef(|{dt, tofi|tenb 3ifnm^^<tnn 0110 Senebig ni^to
^erausgebrad^i ^be , voos in Ulm jut S^^^I^ng ^Stte bienen
ISnnen. Sla^bem in Ulm btlonnt geiDorben fei, 3^^^^^'
monn {ei in S e n e b i g S^nlbtn ^olbei oer^of tet »otben,
laben feine Hausfrau, feine 6B^ne unb (gefc^fiftsfreunbe in Ulm
raf4 m)4 SBaren aller 9Irt gufommengelau^ , ju ®elb gemalt
unb biefes bem 3ivintennann gef<|idt, bamit er feine SBetbinb«
It^feUen erffllle unb frei »erbe. Dies ge|e fe^t , noi^bem ber
Aonlurd eiflärt fei, nic^t me^r, ba man feine Snoenoanbten ^be
f^iDören loffen, leine Serinbecung me^ mit feinet $abe ooiju«
nehmen. £0 liege bes^alb in Senebig qu4 tein (Srunb sut
Sef(^ioerbe oor. äRan fie^t au^ §ier loieber bie beoonec^tete
Stellung ber Ulmer Sfirger im (Bantoerfo^ren.
d. Die gfe^be mit 9{ltoIaus Sfl^Ier.
SBeitere aBibenDärtigletten braute ber @tabt bie 9 e ^ b e
bes 9lilolau0 »fixier mit bem Sfirger ^einrid^ fiäuble
Mn Sern im Ue^tlonbe. 1485 erf^ien namli^ in U I m
^ tiniii^ ^aa9 aU 9niDQlt bes 3uftus oon Sllbano
oon Senebig unb proteftierte bagegen, bag i^n Sfi^Ier ni^t
ab Slnmalt gelten laffen molle. Diefer ^rojeg l^atte jur
gfolge, bag ben Ulmem im Sernerlanbe bas ®e leite entzogen
nmrbe. Srft als ber alte fiouble ftarb, erhielten bie Ulmer mie«
ber bas (Seleiie. ba bie (Erben ni(^t Seiner Sfirger loaten, fon«
bem \i^ 1495 in fronjdfif^en e^u^ gefteOt Rotten. 9lit
$ilfe ^xanhti^s fiberfielen fie benn andf auf fronjofif^em (6e>
biete bie Ulmer Aaufleute fieonl^arb Srem, $ans Sonn«
t ag, Sater unb 6a^n, unbaRi^ael ^fanbfelt, otebiefenad^
£90 n }ur aReffe reiften, marfen bie Ulmer nieber unb ffil^rten
fie fomt i^rer $abe mä^ Sern oor bas 6iabtgerid^t , bas fie
unb i^r (But nur frei gab unter ber Sebingung, bag fie fi^ na^
ber SReffe loieber ftellten.
e. :Dk ßanbetogeleUfc^aft bes SalenÜn X>itimax.
Den (B^Iug biefer 9la(^rid^ten mag ein (Sefellf^afts«
»ertrag bilben, ben 1491 ber Ulmer ganbeU^err Salentin
Dietmar mit ben ^anbels^erren SBil^elm SBeig^auptunb
^ans Sd^reiber in Siberad^ abf^Iog unb ber al0j9pif(|
ffir beraitige Heinere ^anbebgefellfdbQften gelten !ann. Die ein«
läge {ebes Zeil^abers betrug 1000 (Bulben, bas ®efamtlapital
— 406 —
3000 (Sulben. (Bfioinn unb Setfuft toaren gemeiTtfatn. 7>\t fit*
f^Sftsffi^rung lonnte gemeinfam ober but^ einjelne Zeil^aber
erfolgen. SBeitere Summen lonnte ieber nad^ Belieben einlegen
ünb erhielt baburc^ entiprec^enben (Sefd^ftfisanteil. HUt imei
3a^te wax Sbrei^nung ju ftellett ; bos ®elb oor 1495 {urfic^u«
3ie|en, n>ar verboten. 6i^ ber (Belellf^aft mor Siberod^ unb
bie bortigen (Befelll^ofter Ratten bem 2)ietmor {ebergeit auf 9Bunf4
Ste^nung ju [teilen; Dietmar foIHe bie ausio&rtige Ser>
tretung in X)eutf4Ianb unb 3t<Kli<n be|orgen. Sin on*
beres (geioecbe ju treiben , toar ben Zeil^abem nur mit Gene^
migung ber beiben anberen (gefellf^afler geftottet. SIBeid^atipt
lie^ ber (Befellfd^aft [eine (Seioolbe, bie Stallungen unb bos iB^
[(|afl$3immer, be[teUte bie !Diener unb jlnei^te, unb oerforgte fie
mit Spei[e unb Xxanl , m&^renb ber $aber f flr bie $ferbe auf
(&e[en[^aft0lo[ten be|($offt mürbe. SOs (Ent[d^äbigung ehielt
9Beig^aupt i&^rlii^ 300 (Bulben. Dietmar in Ulm ^e ebenfolb
$au9, Stall unb Semölbe ber ®e[en(c^ offen gehalten unb
erhielt baffir 35 (Sulben jS^rli^ unb (Erfa^ aller Steifefpefen.
SBeitere (5e[en[^after burften nur mit Stimmenein^eit aufge*
nommen merben. Starb ein (Be[eII[4after oor Sblauf bes Ser«
tragSy [o toaren [eine (Erben an (einer Stelle gebunben ; ftarben
2 (&e[enf4ttfter , |o trat fiiquibation ein unb bie ^eimja^Iung
(atte bann in 3 ^^ütm je auf bie 9l9rblinger aRe[fe gu erfolgen.
Sollte ein (Be[en[^after oor 1495 aus ber (Be[en[(^aft oustreten
mollen, (o §atte er 8 Xage oor 3aIobi 1494 gu Iflnbigen , mor*
auf i^m (eine (Einlage auf bie brei näd^ften 9lorbIinger SRefien
^eimbega^It mürbe. Streitigfeiten ber ®e[ell[^fter nmren bun(
bie beiben Sibera^er 9{atmannen Jc^einri^ ^flummern unb
ßans (Sro^inger ausguma^en. SBurben bie[e nid^t einig,
[o ^tten (ie einen Dritten beigugie^en.
III. 3)ie SSetioaltungeeinri^tungen bet Ulmer ®tet.
3n ben $anbete(t&bten bes SRittelalters mar ber gefe|It4e
SRittelpunIt ffir ben freien (Srog^anbel mit itrSmerr unb
ftaufmannsmare, bas gfrei^afengebiet im großen 9Reere bes SBelt«
^anbete ber alten !itit, bas 9Bag« unb fiager^aus ober bie
„(gret". (Sret unbitauf^aus bebeuteten ur[prflngli4 gmeierlei
Dinge. (Es gab nSmlic^ Aauf^äu(er o^ne C5rete unb [olc^ mit
(Breten, b. ^. mit Stapelprioilegien (gradus, Stoff eO. SB«
— 407 —
ein geto9^nIi$e$ »aufkauft lebigli^ ein offetitli^ee fiager^aufi ffit
ben®ro6^anbeI,iDo ieber Seilauf inSRengen Aber 25 ^funb
bei (Bevi^isioaten , in SRengen fiber 1 ganjes 6tfid bei £ang«
iDoren unb in SRengen fiber 1 (Brog (144 Stfid^en) bei ftuq-
maten bie Umfo^|teuer au bejo^Ien; fyMtn, \o mor ein Aauf^us
mit Sretre^t ein [ol^es, ido olles ftauf mannsgut , bos ben be«
treffenben Ort pajfierte, oon SmtstDegen geftapelt, b. §.
obgelaben unbumgemeffenbejn). getoogen oerben mugte,
um bie 9lieberlegungsgebfl^r ju ermitteln. Diefer iRome (Bret
ftnbet fid^ in ja^Irei^en 6t5bten 6abbeutf(^IanbSp 3. S. in 91 e-
gensburg, 3ngoIftabt, ftonftonj, SBeigen^orn im
Surgouifd^en, Geislingen, Aoufbeuren, Kempten^ lieber«
lingen, SReersburg, Slaubeuren, 64ongou, 9Bärj'
bürg unb Ulm. Xeitoeife ftnbet er {i(^ oud^ in Serbinbung
mit ganj beftimmten ^anbelsortileln , 3. S. als Sßeingret
Saljgret, Sifengret. üuc^ bie Sejeid^nung (Bretftabe,
unb Qret^aus fommen oor, ebenfo mie bie Sejei^nungen (Sret*
meifter, (Bretfne^t, (gretlo^n, (Sretbrfide, (gretjoll. 3n Vugs'
bürg Reifet bie bifi^opi^e SegrSbnisftötte bie fin|tere Sret.
Der 9{ame (Bret lommt (er oon gradaa Staffel ober
Stapel, unb ber Slame bebeutete bie Stufe oor bem
mtar, mo bos Opfer niebergelegt xourbe unb bie oie bie
ftird^e unb ber Äird^^of unb ber Areujgang oon bes
Stfc^ofs 9Bei^ umfangen mar. 9Ran finbet bas äBort
namentli(( in ben flaoif^en Sprachen, 00 Ograb fo oiel
als Sd^ranfe, 3<^un, SBainbte, SRarfung, 3e(nien, Stiebjaun
bebeutet. $ograbIa (eigt Qebege, gfreiung, benn mer auf
bie (Bret fommt, ^t grteben unb berbiefen 2f rieben loa^rt, l^eigt
ber (Braf, (Brieoe, (Brefe ober (Breifer. 9(ngelfä<l^|ifd^ (eigt bas
SBort grld. 9Iud^ gofraite, read, rade,9{(ebe, credenza glei^
SRarftgenoffenfd^aft, creda, ftrebit b&ngen bamit sufammen wit
bie 9Borte nsten glei(!( bur^fei^n, greten gleid^ \\^ abmfi^en,
frittelUp bie SBorte Bretten, ^ount, (Berte, grad ober Gorod
bebeutet bie Surg, ben eingejäunten 9{aum ober (Barten, ba^r
Seigrab, aBinbif^grot|, 9lou)gorob, (Brabo, SRompelgarb, Stutt-
gart, Ulmgarb, (Barbmii.
Die Ulm er (Bret Q)ar ein großes (Bebaube mit ^of, in bem
bie grro^tmagen oon brei Seiten bur^ 2:|ore bequem (erein- unb
(inousfa^ren lonnten. Oben too^nten ber ®retmei[ter unb ber
— 408 —
(Brennet, im (Erb^ief^ols tXKitcn bie €<treitftii&fii beibci Sc«
amten mit bet Ileinem SBage, ido bie 93aten 9on 25 ißfunb
bift 3u 1 Sentner gebogen unb beimittt tDucben. ; 3m anben
(BebSube toutben bie großen £aften getpogen unb oufbenio^
1853 bra^ in biefer ®ret, bem ^allomt, ein gefS^di^ec Snmb
ausp ber bos gmtje (Bebfiube gerftöcte. Sin feinet Stelle ent*
ftonb bann bie fe^ige ^uptiDQ<|e, lofi^renb bie Sronboeifi^er«
ungsfumme jut Sibauung ber $oft am So^n^ofe oenoenbet
»urbe.
3)ie $er(onen, oelc^ ben Dienft in bec (5ret befolgten
liegen bie 9lotte. Untet JRottmefen oetftanb man
ba$ $ a d - unb S u M t^ ^ f ^ n in ben ^od^fen unb
fiager^aufem bes ÜRittelalters. Das SBort Kot ift uralt ob
gamilien», Dcts« unb Slugnamen. !Die Germanen fagen in
ilreife gur Setatung jufammen wie bie 3nbianer unb Riegen biefe
^anblung bes^alb rota, 9lob, Staute, ftreis. Hb 9lotte gebtau<^e
man es bed^alb im 6inne oon (gefellfd^fl, ^ausgenolfenfi^aft,
Serein, Snnung, 3unft. 9Ran fpri^t oon SRottoenoanbten ober
Statsoerioanbten, (Senoffen bes Säger« unb SBag^aufes, ber
SRflnje unb ma(|t bann au^ bem Iateinif(^n SBort fflr bie
(Befeüen ber Xafelrunbe (comites stabolae) bas SBort ftonftofeln,
jlonftofler, connetable, (Senoffen ber !Rotte, ^ausgenoffen, Stapel-
genoffen, Xaf eigenoffen, Stallgenoffen, SRarltgenoffen.
Seit bie 3^11 ^^ Serle^rsioege juna^m unb bie Sc*
förberungsmittel oerbejfert stürben, litten ga^Ireic^e Ilei«
nere $Iä^e unb biefe ^fen fi<| baburc^, bag fie bie itauf'
Ieutegmangen,i|re3Barenouf{|ren9RorIteneinebeftimmte
3eit feilju^alten, e(e fie mit benfelben Q)eiienei|en buiften.
So entftanben bas Stapelrei^t unbber Stapel goang. Die
liberalen ^o^enftaufen beftimmten bes^Ib 1232 in Ubine, nie*
manb bfitfe Ifinftig me^r gegn)ungen »erben, einen SRarlt
gu befugen. 1)0$ maren bie !^t\itn ber ^o^enftaufen foum
oorbei , fo bra(|ten bie fd^Iimmen ^t\itn es mit \\^ , bag Me
Prften, ^ralaten unb ^enen, bie loirtf^aftli^ in ben ganben
ber 3uben unb bes ftäbtif^en Sroglapitals oaren , biefen i^
(Befalle oerpfSnben unb oerlaufen mußten. Seit^ me^en fi^
bie Stapelprioilegien unge^uer unb man unterfd^ieb brei 6r abe
bes Stapelre^ts. (Einmal bas Umf^Iagsret^t, mUfes
barin beftanb , bag alle 9Baren , mel<^ an einem beftimmten
- 409 -
Orte onlongicit , oon niemonb toeitei Bf|9rbert tDeiben buifteit,
ab Don ben Stopelgenoflen bes betreffenben llmf(^lag0pla$«».
Dann bos eigenili(^e Siaptlt ti^t (jas stapnlae), bos batin
befionb, ba^ bie 9Baren an bem betreffenben 6topeIorte eine
3<tt lang feilgeboten »erben mußten; enblic^ bae ®retred^t
(jus emporii), bas barin beftanb, ba^ nur bie 61opeIgeno|fen
eine beftimmle 3^U I^^ng ba$ Ked^t ^tten , bie betreffenben
SBaren ju laufen. @o toaren 5. 8. ade SBeine , bie auf ber
Sl^fe na^ ben Kieberknben giengen, in Ortois nieberjulegen
unb einige 3<U feil]ubielen , e^ |ie (n»eiter bef&rbert »erben
burften. 60 butfte i 9. Ra}\tl alle aRinbif^en Skiffe, bie
auf ber gulba anlamen , nStigen , bie ^älfte ber fiabung in
italfel ju oerlaufen , ebenfo muglen aber bie Aagler 6al)f(|iffe
(ei i^er ga^rt auf ber SBefer )u Winben ^Iten. 60 be^nte
£ub»ig ber Sa^er bas SRinbener 6<apelre(^t auf alle (Büter unb
Gddiffe auSp bie 3 Xage ben Sfirgern feilgeboten »erben mußten,
e^ fie »eitergeffl^ »erben burften. 3)er »id^tigite Stapel »ar
ber Saljftapel, bei bem ja^Ireid^e 6tabte ein Sorlaufsrec^t
Ratten , 3. S. U I m. Die Uimer ;ftaufleute lauften ben Sfu|r«
leuten unb Schiffern i^e gange gfra^t ab unb führten fie »eiter,
iDos bas 6alj als 3n>if4en^nb oerteuerte. ^anb in $anb mit
bem Hmf^Iagsre^t gieng bann bie 9iangfo^rt, bie barin«be»
ftanb p ba^ bie (5enof[en ber Si^iffer« ober gu^rleute}unft einer
6tapel[tabt bie grad^t|tfide in beftimmter Slei^enfolge »eiter-
beforberlen. Die 6tapel|ttbte lagen an »tätigen 6 tragen«
Ireu}ungen, bei ber Sinmfinbung »ic^tiger 9lebenflü[fe
in ben ^auptfirom ober im SRittelpuntte eines großen (6 t*
biets ober »0 eine ^aupt [trage bie 6e> ober fianb*
grenge f^nitt ober »0 natflrlic^e (ßrilnbe gu einem 9Be(^feI
ber Sefdrberungsmittel nötigten. 3n Deutf^Ianb »aren
fol^ ^auptftapelpli^e j^on frfi^e Aöln, SRainj, 6peierp Zrier,
gfranlfurt a. SR., aRinben, Sremen» SRagbeburg» Hamburg, Sres«
lau, granifuit a. O. , 3ngoIftabt » 9legensburg , ^ajfau. SBien,
fi^ipSiO' 9taumburgp £fineburg, (Erfurt, Sraun|(^»eigp gteiberg unb
anbere. Sinmfi|Ii4 Raufte ft^ i^re 3a(l immer me^r. 60 erhielten
1312 Sosen, Aempten unb (E^ur bas 6tapelre^tr ^1369 ent-
ftanb bie Sret in Ulm , 1377 bie oon Ueberlingen , 1392 bie
9on Jtonftan} , 1419 bie oon 64ongau unb btefe Stapelred^te
^inberte ben ^nbel {e^r, »eil fie bie SBaren alle Sugenblide
— 410 —
einige Xoge feft^ieltett, noobur^ [ie fpoter unb teurer an ben
ftimntuns^ort gelangten.
(Eng 3u|ammen mit bent Stapelred^t ^ieng ber Strogen«
ga)ang. !U6l218in9Reiben beftimmt tourbe, bag lein SBagen
Iflnftig me^r na^ Sonnten eine anbere Strage ab burc^ ^xtu
berg fahren follte, lourbe gugleid^ bie 9lieberlage (depositio.
exoneratio) unb bie Sa II enteilung (divisio), bas Xusteüen
ber Sallen an bie Saumer, unb bas Slusmeffen be« Salzes
(mensnratio salia, stramen) als 3^<>n9S^inrid^tung bort burc^
geführt. SIls um 1350 etma ja^if^en SBerlin unb Senebtg
eine neue Stei^sfirage errietet u^urbe, Q)urben fiberaü fogen.
Sallen^Sufer entertet unb eine Sallenbinberinnung
(rotta) eingeftellt, um für bas Suf« unb Slblaben 5U forgen.
Diefe SRottftra^e fahrte uon Süffen über S^ongau no^
Sugsburg unb es mürbe bes^alb in Slugsburg ein Slott«
meifter aus ber Aaufleutejunft geQ>a^It, ber bafflr su
forgen b^^^e, bag bie Sfiterbeförberung ri^tig oor ftd^ gieng
unb bem bes^alb bie Sallenbinber, ®utfertiger unb gfu^rleute
unbebingt gfolfi^ 5^ I^iften bitten.
Slu^ über ben ®oltbarb beftanb eine übnlidle Sin-
ri^tung. 1329 mürbe bie Sogtei unb Vflegf^aft fiber bas
£eoentinert^aI unb bie S a 1 1 e n t e i I u n g (distributio) unb bie
6u|te ba[elb|t oerfe^t unb 1363 mürbe in Urferen eine neue
Saumerorbnung erlaffen, na^ berjebes Xuc^farbel, bas
oon Sospent^al ^eruntergebra(!bt mürbe, ju mfigen mar, bamit
ber grul^rlobn rid^tig gejtellt merben lonnte. Der (Bulferttger
(distribntor) im (ßolt^arb^ofpij nummerierte bie einjelnen gor«
bei ober 9Raultierla[ten unb in biefer £)rbnung Ratten {ie bann
bie Säumer ju beforbem. 9liemanb burfte bes^Ib einen anbem
SSumer nehmen unb lein Söumer burfte Aber bie (Brenje laufen,
um SBaren 3U befommen, au(^ menn bie Sefi^er bas 9BaggeIb
unb bie Sorleitungsgebfi^r ju joblen bereit maren. Der Gut«
fertiger erbielt [eine (Stiüf)x er|t, menn bie Sßare in ffiott^b
angelangt mar unb lein Saumtier burfte me^r als 1 Saum
(fardello) tragen.
Seither mar bas 9lottme[en red^t gut organifiert bis
1459, mo bie 5taufleute oon Augsburg unb Ulm bitter
Aber bas 9{ottme|en in Xirol flogten unb namentli^ fi^
befc^meiten, bag bie Sutfertiger (dlBtribatores ballarom)
— 411 —
toilRfali^e Sfu^flo^naRotbe machen unb btcjenigen (Bfiter oitf*
^tten, bereit ßenen i^nen nt^t befonbete Guttaten enoeifen.
3)entt man on bie oben ge[(|ilberien erfolgtei^eti aRagregeln
aSenebigs ]ur ^erftellung einet btielten iReid^sftrobe 8e-
nebig— Sugsburg— Slfirnberg— Serlin» {o ift jmeifellos, bog
ber oonSelixiJfabrigemelbetelllmer Aauf ^ousbau oom Z^xt
1369 mit biefer neuen Senebigei Stxa%t 2u|ommen(ing. SBie
1361 SoQein— Sranbenburg ben 6 als- unb SifenjoII in
Siegensburg ouf 10 3o(re an bie 6tobt Kegensburg oer>
{»fänbete, {o oeiyf finbete 1366 bie (Sraff^ft SBerbenberg — «Ibed
unb Air^berg ber SUbet 9lot in Ulm ben 6al3goIL
1378oerIie( bie (Sroff^aft gelfenftein bem Otto 9t ot oon
^itlifi^eim ben $funb« unb SRarltjoII oon Ulm unb Seis«
lingen, ben biefelbe an ben 3uben Ofi^in oerpfinbet ^tte,
unb 1380 erlieg Ulm [eine erfte SretjoIIorbnung, bie
leiber oerloren ift, unb oerlegte bas Aauf^aus ber Surg unb
Stabt 3llbed [amt bem bortigen 9Bo(^enmarIt na^ Ulm.
aSie um 1368 ber 9{ai unb bie 6(^offen oon gf r a n !f u r t ben
Slet^sbefe^I erließen, neue Orbnun gen betreff enb ben ftlein«
oerlouf ber ^anboeiler 5U erla||en, fo baute Ulm 1369 [eine
Aramgaf [e, [(^log alle ^rioatläben in ben Käufern unb erflarte
bos jlramlabenred^t als [täbtif^es SRonopoI. 1385 oerlaufte
9Berbenberg bie 6tabt ülbed an Ulm; 1398 mutben bie
aSBerbenberger Jlinber ins Ulmer Sfirgerre^t aufgenommen unb
9Ragnu0 Hot oerlaufte ben $funb« unb aRarltjoII oon
Ulm an bie 6tabt. (Es mar toie in 9{egensburg, loo 1388 bas
Sistum ber Stabtgemeinbe auf 20 3Q$t< ^^ griebgeri^t
(C{nung)yben Ileinen 3^11» bieSBage unb (galgen^ube»
bas Sauamt» Saderamt,9Iei(4§aueramt unb^frag«
neramt oeq^f anbete, [o bag bie Stabt bie 9erffigung Aber
bie[e $rioiIegien erhielt unb lebigli^ bem gfriebgeri^t ben
Steuerf^a^ bafflr ju jaulen ^tte. Sben[o laufte 1390 ber
Ulmer 9{at ben 6ammIungs[(|oe[tern ben !Re[t i^rer
Srot« unb i$lei[4b&nle ab; ben anbem Zeil |atte ber9{at
[^on fril^ gelauft.
3nm Setrieb ber ®r et mar ein größeres $er[onaI erforber>
Ii(6. 9n ber 6ptt|e [tanb ber (Bretme,ifter.:: Cr §atte bas
einge^enbe SBaggelb, ben ^funbjoll, bie Unterlaufs-
gebühren u. (. m. einzunehmen unb in bie betreff enben hoffen
— 412 —
ju f^offcn. Sflt iebe ®e6fi$t mürben eigene Sfi^r g^ffi^.
Heber Slai^t burfte er lein ®elb bei fid^ bellten, nur 2 bis 3
6d^UIing 3um ^erousqeben burfte er bei fi^ tragen. 3eben
SRontog wat has ®elb mit ilbre<|nung ber 6tabtre^erei ab«
Suliefem. «Ile SeirSfie für SaummoIIffide unb $fttnb}öne, bie
fiber 1 Sd^illing betrugen, maren einzeln ju bu^en. abgelegte
(Befd^oftdbii^er »oren bent 6teuetl|ou|e oi^uHefem. Die meifte
Srbeit fyiüt ber (Bretmeifter m ben gfreitogen unb 6onistogen,
wo ber SBod^enmorlt er^S^ten Serfe^r brachte. Hu^ ^ttt
er bei ollen Sar^ entlaufen unb bei ollen Unter Ifiufen
ote ®egenf<|reiber (ftontro(eur) unb 3^uge tbAtig gu fein, mobei
er niemonb gu lieb ober gu leib (preisen follte. (Eigene Spdu-
lotionen in 6(|ntol2, 6oI} ober SBerg ju moi^en, loor ollen 5lauf«
^usbeomten oerboten ; bo(| mat bem ®retmeifter geftottei, auf
9Bunf4 ben Sfirgern unb Seimo^em ben (Einfouf oon 64nial}
SU beforgen, mo^renb es \^m oerboten nmr, biefe SRfl^ooItung
fiir eble ober uneble auswärtige, geiftli^e ober »eltli^e fJerfonen
ousgufiben. (Es mat i^m ebenjo ftrenge oerboten, ftöufe ober
Serlaufe fiir bie gfoftore, b. f). für bie Vertreter frembcr ^onbels-
gefellfc^often, ober ffir fonftige grembe ju besorgen. Verfehlungen
ber (gretbeontten b^tte er jur übftrofung ber Stobtrecbnerei gu
melben ; (Selb, SRfi^et , ®obe , S(|enfung, Speife ober Xronf
onjunelmen, mar ollen Sretongefteltten oerboten. Slle ^en
ber Stobt 9lu^en gu fSrbem , |ie oor 6^ben }u nmmen unb
foI<^en obju^olten, vo {ie {onnten , unb bos 9latsge^imnis ja
mobren ibr £eben long. HIs (Behalt erhielt ber Gretmeifter
freie SBo^nung unb Se^olgung unb {fibtü^ 60 $funb ^Iler,
femer on (Beorgi 4 fßfunb Roller ffir Snfertigung ber (Bret'
gei.dben ober^ AouHousmorlen. Die Ceffnung ber (Bret
i^olte im 6ommer um 6 U^r, im SBinter um 7 Ubr gu erfolgen.
Unter bem (Bretmeifter ftonben bie <BretIne^te. Sie b^
forgten^bos Huf« unb ^bloben ber 9Boren unter ber (Bret
unb moren gIei<!bfolIs oereibigt. (Einer oon i^nen umr „SBo^b*
ner", b. |. er fyitit bie betreffenbe SBo^e ben Slo^tbienft
in ber (Bret. (Er mugte im Sommer oon 8 Ubr obeitbs , im
SBinter oon 7 Ubr obinbs bis gur 3Bieber9ffnung ber (Bret ben
92a^in)a<bterbien[t oerfe^en. Dos 9Iuf» unb Sbloben, bos (Ein*
unb auslegen follten bie ®rettne<!bte getreu Gerriten, iebermami
glei(|> bebonbeln unb ni^t me^r als ben oorf^iriftsmfi^en £o|i
— 413 —
oeilongen. Sott ben Salj' unb SrctgeM^ren foIUen fie bcn bei
etabt iufte^enben Anteil olle gfieitage btr Stabtre^nerei ab*
liefetn.
2)09 gansc Aauf^aus ftanb im (5 retf rieben. Wie
gfteoel, bie unter ber (Sret , ouf ber 3)onaubrfide unb gmifd^en
ben XJ^oren begongen mürben ober an ben SRailttagen unter
bem Aorn^ufe unb auf bent SBein^ofe, folange bie go^ne me^te,
iDurben b o p p e 1 1 beftraft unb ben (Bretmetftem unb ben
SoIIenbinbem wox xodü^ttib biefer 3<U ^ Xrogen oon 3Re[fer
unb 3)oI^ geftottet. £)ie go^Irei(|en Diebfto^Ie, Aber bie 3. 8.
1530 gellQgt »irb , mo^lten bies notioenbig. tlte (B e b fi ^ r
erhielten bie ®retlne^te ffir bos Kuf laben 1 3<niners Saum*
loolle, ber auf bas £anb abgeffi^rt »urbe, 1 ^fg. Sluflabegelb»
ffir bos Suflaben einer 9Ba(|»[^eibe 1 ißfg. oom 9lfimberger
3entner, für ba« S(bQ)Sgen einer 6(|eibe 3 il^Slltx. Das fiabe*
gelb ffir 1 einjelne ^äringstonne betrug 3 $fg., für 1 einjelnes
£agel (Zonne) mit etabi 4 $fg., für ein falbes £agel 2 $fg.,
ffir ein Sar^entfarbel, b. §. 45 6tud Sar^ent gu 24 (Ellen, 3
^Sller. Das Sbmfigen baju lolteie 4 ilreujer oom 3^ntner.
alles anbere na(| gf t Q n I f u r t beftimmte 3^n^n^^9ut i/oXßt
ungemogen 1 $fg., geioogen 3 Malier oom 3cntner. Dos Sin»
ben eines Sord^entboIIens (fardello) lofiete 2 Sd^illing (24
^ailer) , bos Sinben eines Salld^ens 10 $fg. (20 Roller).
DosSfi^ten eines SoIIens ins $aus mad^te4$fg.,bas8Ius*
meffen eines oierfp&nnigen SBogens geftogenen Soljes mit ber
Salgpfonne 7 6^ining (84 gSIIer). Dooon erhielten bie ®ret-
Ine^te 1 e^illing (12 ^ailer) iDleggon unb 2 Si^iHing (24
Waller) fio^n, bie 6tabtre^ner 4 Shilling (48 $fi(Ier). Dos
Husmeffen eines gtoeifpSnnigen Solgmogens toftete 5 (Shilling
(3 ffir bie 6tobt, 2 für bie Anette), bos SReffen eines ein«
fpfinnigen SBogens 48 Roller (28 für bie 6tobt, 20 für
bie Anette). p|rte ein Sürger gonge Solgf^eiben in bie
6tabt, fo erhielten bie €tabt 1 6d^iIIing Sretgelb unb bie (Sret«
Intäitt 1 gSIIer ffirs übloben. Dos Susmeffen eingelner 6alg'
Pfannen loftete 1 $&IIer für 2 Soigpfonnen, oooon ^/s ber Stobt,
>/8 ben Grettne^ten geborte ; bos Susmeffen einer eingelnen
$fonne loftete nid^ts. fiogerte ein gfrember Solgfd^eiben in ber
®rct, bie unoerlouft blieben, fo go^Ite er 4 Roller, (3 ber 6tabt,
1 ben Anetten) für bos Slbloben feber 6(l^eibe. 9Burben bie
^ I
— 414 -
e^tVbtn oerlouft, [o gab iebe @(|eibe 3 ^fillet (2 ber 6tabt,
1 ben Ane<|ten fürs 9lblaben). Das Cinftogen uoit Salj tn
ein grab loftele 4 ^Sllet an bte (Btettne^te. Dos Sblaben
eines 9Bagens Aarinet Sifen loftete 6 $fg., bos Sblaben eine«
Sof^ens Stjens 4 ^ßfg., bas Suflaben oon 6(|teneneifen im
SBett oon 1 ^funb fället loftete 2 6d^iIUng, bei me^i sohlten
je 2 Shilling (Eifenmett 1 ^fg. meiter. Das Serbringen oon
aSaren na<| bet SBage foftete 1 galler ffir {eben 3entner. Das
9uf« unb Slblaben einjelner Stfide gr^anlfurtet (But betrug 1
Areujer. Sin Sauen gabem mit 2 Sentnern gab 2 ^ailer
Sib(abegelb; bas Slblaben eines C&fltermagens loftete 1 6(^3«
ling unb 1 Roller für jeben Centner, falls bas (&ut ju nmgen
mar. 1 ungeioogener 6aum (Bemanb foftete 1 Shilling £ab^
gelb, bas Slbmögen oon Semanb loftete 3 ^äller ber Sentner.
Die (Sretlne^te erhielten bies (Selb gegen Seja^lung oon 9
Punb, 6 6d^iIIing, 8 öaller fä^rliil als 3ins.
(Eine Sonntagsruhe gab es im (Bfiteroerfe^r ber ®ret nt^t
Das 9lMaben oon (gfltern max bis jum 3a^r 1574 au<i^ an
6onn< unb gefttagen anftanbslos geftattet; erft feit^er oerbot es
ber 9{at, roeil bas june^menbe SBo^Üeben ber Seamten nac^
9{u|e oerlangle. 1532 n)urbe ben Sallenbinbem bas Xrinlen
oon ^ein außerhalb i^rer SBo^nung an SBerttagen oerboten.
(Es maren 10 (gtetjie^er ober Aarrenjie^er unb 2 Spanner.
mel<|e bas Husffi^ren ber (Solft^en, (Bugler, Sar^ente, bes ®^
manbs unb (Beffills beforgten. Sie ffi^iten bas oon ben gfrem»
ben unter ber (Bret gelaufte (But in bte Verbergen unb gSufer,
wo bie gremben i^re Ufu^rtoogen Ratten. O^ne einen gefi^ioo'
renen ®retlned^t burfte niemanben ein Sallen gebunben loerben,
namentli^ nid^t oon ben (Bretjie^em. Die Seftellung ber
Sretlnec^te erfolgte bur(^ ben (Bretmeifter nad^ Sorfteüung oor ben
Stabtre^nem im Steuer^oufe. Die (Bretjie^er fibema^men oiet
fad^ bie gfremben, n)es|alb fie 1519 oorfiberge^enb na^ altem
Sraud^e mieber in 2 ^Rotten geteilt n)urben unb 1585 bie 3oei'
teilung bauemb burdbgeffi^rt mürbe. 3ebe SRotte ^tte 5 SRonn,
oon benen einer SBot^ner mar.
Die ältefte Ulmer (Bretorbnung ftammte oon
1389, eine anbere oon 1414; eine meitere Orbnung oon
1510 ift eine (Ergfinjung beiber. SIuc^ in Ulm beftanb mte
anbermfirts ber SBag^ausjmang ffir allen (Brogumfo^. (Es
— 415 —
mar {ebermonn ftrenge oer&oten, ^olbe unb gonje 3eitiner unb
^o^ere ®e»i4te behufs hts Serloufs im ^oufe ausjutDiegen,
»eil boburd^ bec 6iabt 3on unb SBaggelb entgieng. 3eber ftauf
Aber 25 $funb toot unter bie (Sret an bie geft^morene SBage 5tt
bringenbei lOSuIben 61rafe. 9ud^ (Sarn, SBerg.SBoIIe unbe^malg
burfte nirgenbs onbersmo gemogen merben bei 1 (Bulben Strafe.
Sr|t 1550 iDurben biefe (Sefetie abgef($afft. 3lu(4 ber £ager-
3 mang beftanb ffir bie (gret. Aein ftaufgut burfte anbersmo
ob in ber (Bret gelagert meiben. 9Is (Entfc^äbigung ffir bie
3)ien|te bes Slbmägens unb £agerns er^ob bie (gret bas
SBaggelb unb bas (Bretgelb. SRan finbet a^nlid^e Seftimm«
ungen au(^ anbermarts. 1352 beflimmte 3. S. Sa fei, niemanb
bfirfe 9Bage unb Semi^t fiber 12 V2 $funb galten, fonbern alles
fei an ber g^onmage 3U mfigen unb bem Sisium \>qs SRarltgelb
3u enlri^ten, bos nur bie ^älfie betrug, menn bie 3<4Iung
ausmarts erfolgte.
Die ftauf^ausgebu^r 3erfielin2 Xeile, in biemensara
ober bas SBaggelb unb in bie depositio ober bie Slieberlage*
gebühr. VHe SBaren maren ins Aauf^aus 3U bringen unb bas
® retgelb mar oon Sfirgern unbSfiften 3U 3a^Ien. Dur^fu^r*
g u t sa^Ite lein (Bretgelb, mer aber langer als 2 Xage blieb,
3ape benno^ fol^es, au(^ menn er ni^lt ablub; nur mas
megen SBagenausbefferung länger liegen bleiben mugte, mar oom
Sretgelb frei. Stimmte bas (Semid^t, bas ber Kaufmann bem
gu^rmann angab , [0 sa^Ite ber gfu^rmann bas SBaggelb ; mog
bie SBare mebr, |o sohlte es ber Kaufmann.
SBeiter mürbe unter ber ®ret erhoben ber ißfunb3oII.
!Diefen mugte nur ber grembe beja^Ien, ber einen ftauf ober
Serfauf abi^Iog, nid^t ber Sinbeimifc^e. Der Ulmer ^funbsoll
ge|5rte urfprfinglidb bem ^bte oon 9?ei4enau. Son ibm mar er
in ben Aam)>fen jmifd^en ber Slbtei unb bem 9lei^e um bie
Sogtei in^anbere $änbe übergegangen. 3m 13. 3a^r(unbert
mar er ein ^elfenfteiner fielen bes ^Ritters oon 3nerei(|en , ber
i^n ben Sfirgern 9{ot, Vrlabus unb Smorlid^ oerlieb, bie 1299
bos Alofter Seben^äufen auf emige 3^it oom Ulmer ^funt^oll
befreiten mit Sinmilligung ber gefd^morenen 9{atgeber. 1398
laufte ber 9lat bem SRagnus 9iot feinen Xeil am Ulmer $f unbsoll
als ^elfenfteiner fielen ab ; ben Zeil bes Ulri^ 9{ot erbielt bie
6tabt erft 1430. 9lu($ alle ftaufmannsmaren , bie oon Ulmer
— 416 —
C5e[<|äft6leuten bis Sitslanb gtengen, mußten ben ^funlqoll bc>
jaulen ; er loac eine Umfa^fteuei für ben (Brog^onbel. %Ut
gfarbel, Sar(|enttfi(|er unb anbete jtaufmannfigfltef , bie oon Sfir*
gern auf Seftellung mäf granifutt u.f.iD. oerlauft oitrben, nMxren
oon ben Sfirgetn ju oeijollen ; qu$ g^embe, bie unter ber (Bret
SQumn)oIIe an bie Ulmer SBebereien oerlauften, ^tten biefe {u
oerjollen. Sejo^Iten bann bie aOBebereien in flblii^r 9Beife
bie SaumtooII^änbler mit Sar(|enltfi<|em unb bie Saum«
moK^onbler gaben biefe Xfld^er auf bie SIei(|e ober Dei>
lauften ober oertauf^ten fie gegen gebleii^te Ifli^er, um
biefe 3:fl(^er bann na^ S^anlfurt ju f^iden ebenfalls pfunb-
jollpfid^ttg mie anbete Sar^enttfi^er unb Sar^entfarbeL (Oenfo
mürben bie ftfit|(|net, bie glaubten, menn fie $eljvaren für
auso&rtige jlunben auf Seftellung fertigen, brauiien fie leinen
^funbioll ju jaulen, gegenteilig belehrt.
Die Erhebung bes ^funbjolls gefd^o^ bur^ ben
$f unb} oller, ber i^n in Segennwrt bes (Bretmeiftets einiog
unb fofort ba» (Selb in bie ^funbjolllaffe }u legen (otie,
namentlt^ am gfteitog unb Samstag, wo bie meiften (&ef(^9'
abfd^Ififfe erfolgten. Heber Sla^t bflrfte er tein (Selb bei ft4
behalten. Z^htn 9Rontag ^atte 9bre(|nung auf bem Steuer*
^aufe 3U erfolgen, ftein S^^Rot burfte einem gremben Salj«
fd^eiben, (Blasliften, Afirtner (Sifen, SIe$, Seoanb, (Semfirs ober
anbete 9Bare oeilaufen ober ablaufen, o^ne es bem ®retmetfter
an}Ujeigen; ebenfo maten alle ^anboertsleute baju oertifli^et
unb bie Aaufleute unb gfaftore ober ttgenten ber fremben
fremben gonbelsgefellf haften. 9la^ (Erlegung bes ^funbjolls
erhielt ber Setreff enbe eine (Bretmarle, bie i^n }ur Xusfu^
burc^ bie Stabtto^re bete<|tigte. Aein ®tetfne(|t ober Sollen«
binber burfte eine foI(|e SRarle an femanb abgeben, beffen Sauen
er ni(^t gebunben ^atte. 9lur Sfide mit weniger oIs 5 Sar^ent*
tfi^em, (Bolf^en ober (Buglem burften na^ tCn^eige unter ber
(Bret felbft gebunben merben. Die Z^ormfirter ^tten jeben
Su^rmann ju fragen, ma er ffi^re, Q>em bie SBote ge^,
oo^in fie ju bringen fei unb mo ber gu^rmann einfteüe.
p^rte ber gfu^rmann (6manh ober fioben, ^e bies ber Z^r«
matter bem (Brautud^erjunftlne^l mit}uteilen, ber bann mit bem
gfu^rmann }um (5retmeifter gieng unb für bie ScrioHung au
forgen ^atte, glei^oiel ob bas Zu^ oerlauft ober auf Bieferung
— 417 —
•
gtbmmeit vm. Sienfo latten es bte 3unftlne<l^te Ut Afirf^iner,
9Ie|Uer, Sedler, 6<^tt^a(|er, S^ntittx unb Setbet ju ^Ben,
iDerni bte gu^tleute i^e S^nft betreff enbc SBareti führten.
8rQ(|ten ^tmit (&e»onb ober Soben an Umer (BeiDonb«
f<l^netber, b. ^. Xud^Iabenbefi^er, bte auf SBagnis ber grcmben
einfleffl^ lourben, fo nar bie» ebenfalls ju DerjoIIen. Aauften
Sbelleuie oon Sflrgern ganje Züäfzt, fo nmren biefe ioUffrei,
oenn fte nad^ (Selöbnis bes itSufers jum ^ausbraud^e bienten.
IV. 2)te Ulmer ßattflentejunft
1. 3)ie Stnrid^tungen ber 3u"f^*
Die Hinter jtaufleutejunft roar feine (Brog^nblerjunfL
(Bro^anbel burfte ieber treiben, er beroegte [i^ au^er^alb ber
Stabtgemeinte, betn poIitif4<red^tIt($en Areife, unb mar nt<|t im
3unftra^men untergebro^t, er loar lein SRonopoI einer Aorper«
|<^aft. (Einfuhr unb Vusfu^r im Srogen roie bie (Bfiterbeforber-
ung über bas Spebitionsgefc^öft tooren nid^t an bte 3&nfl^i N'
bern nur an bie Aauf^ausorbnung gebunben. Site Slufgabe bes
3unflioefens galt, eine moglid^ft groge 3^^! "mittlerer
Ssiftenjen }u getDO^rleiften, inbem es biefen basSKonopoI
auf ben ft I e i n b 0 n b e I übertrug. Die Ulmer Aauf leutejunft mar
bes^alb (eine (Brogb^nblerjunft im Unterfd^ieb ju ben llein^auf
beinben Ar&mern, fonbern |ie untetfc^ieb \i^ von biefen nur
burcEi ben ganbeUgegenftanb. Seibe maten Alein^änbler
unb besbolb }finftig, nur ^anbeltcn bie Arämer mit 6|)e}creien,
Auramaren, 9uelanbtu(|en, fiber^aupt mit allen (Einfuhr*
gegenftänben mit Slusna^me oon Salj unb Sifen, bie
Aaufleute bagegen Ratten bas 9ie<|t auf ben Alein^anbel
mit 9io§ei|en unb 6al}[(4eiben, mie bie SRer^Ier auf
Alein^anbel unb fianbeserjeugniffen, mit S^malj,
}erbro<|enem Salj unb fiebeuBmitteln, unb bie Sr au tu (^ er auf
ben Alein^anbel mit 3nlanbtu$en. Damit mar inbes
nicit gefagt, bajs bie Aaufleute nur mit 6al3 unb (Ei|en Baubeiten.
SBie ber Arimer m^ 93 e n e b i g reifte, um Arammare ju ^olen,
SaummoIIe ober Gpejerei, ober na^ gfranlfurt, um flanbrif^es
Zu(| 3U laufen, fo ^olie ber Aaufmann Salj unb (Eifen in ^e*
gensburg unb CEniS, fo taufte ber ÜRerjhr S^mal} in Storb*
fingen unb Dinlelsbübl, fo |oIte ber Srautu^mat^er S^a\^
molle im Sau ober in ben 92ieberlanben. 3mmer^in aber
27
— 418 —
•
iDor ein Untetfc^ieb i»tf$en beit ftaufleuten unb ftiSmem m^
in 8e}ug ouf bos ^anboeilsgeug unb bie ^onboeils«
fibung infofem ooi^nben, als bie fttfimcr bei offenen Ce«
»olben ^nbelten unb bos Sie^t auf bie ftleinioage bis 30
25 $funb, bie (Elle unb bas Aleinftfld ^tten, »fi^ccnb
bie Aaufleule auger mit 6ta(I unb Stfen bei gef<|Iofjenen
(BeoBIben unb Aammern au<l^ mit 6al}, Schmal), Butter,
6(|afiDone, SaumooIIe, Saumdl» Xu^ u. f. »., aber nur in
SRengen oon 1 3<niner ober 1 Sallen unb me^r l^anbelten unb
i^nen bei offener galle ]u oetlaufen bei Strafe verboten nrar.
Die Slttglieber ber ftaufleutejunft lonnten urfprfinglt^
au(| in bie Seamtenjec^e eintreten, mca i^nen aber 1490
bereits oerboten mar. Die Aaufleute geborten frfiber
ebenfalls ju ben ArSmern unb fonberten fii| erft fpSter ob.
SBann bies gef<|a^, wt\% man ni^t, bod^ beftanb 1397 bie
Aaufleutesunft bereits unb lam als 2»eite hinter ben fti&mem
unb oor ben (Brautui^em. @ie Ratten mie biefe unb bie S^miebe
unb 8&der auger bem S^^^fiineifter, ber im Ileinen Kate fa|,
no(^ 3 Sertreter im großen Siate. Serübmte Ulmer Jlauf'
mannsfamilien maren 1490 namenlli^ bie® reg g, £eins,
SBurm, fiupin, galb unb (Bienger unb 1530 bie (Brcgg,
£eins, £upin, (Bienger, 6<|uler, SBeilmann unb Xottengatter.
Das aOBappen ber ftaufleutejunft mar ein himmelblauer 6(^tlb
mit 2 oerf^Iungenen ^anben. 1452 beftimmte eine Orbnung
ber Aaufleute}unft, mer in ber (Bret ober augerbalb berfelben
ein SReffer jude ober im (Emft ober im 3^^ ^^^ fi^^if^i
[olle 1 ®ulben Strafe jaulen unb mer einen anbem fifigner ober
Unma^rfager freite ober anbere unsiemlicbe SBorte im (Emft ober
3orn gebraute, 10 S(|iinng Strafe geben; ebenfo mer bem
anbem einen ftunben in unrebli<|er Weife abfpenftigmo^.
1491 mar bte ftaffe ber Aaufleutejunft [<^Ie(|t beftellt , mfi^enb
bie Arämer unb 9Beber Ueberflug Ratten. Sei ber Katsma^I,
an Seorgi unb an SBei^naAten, Hagle man, ge^ ju oiel
bei ber 3^4^ barauf , fo bog bie 3unft je^t S^ulben 1^.
aOBegen ber Neuerung unb ^rten 3<it foä< bes^Ib nur no<|
^alb fo oiel gfaftenfpeife mie SRanbeln, S^igen, gro|e unb
fleine SBeinbeeren, aufgetif^t »erben ab feit^er. 8u4 foltte ni^t
übetfififfiger SB ein unb Srot oerbrau^tmerbenunb ber3ttn^«
Ine^t bem SSder bas flbrige Srot micber ^imiAtn. Kur an
— 419 —
SBei^no(|ten follten femer junt neuen SBein au^ neue Seilet
flelauft »erben. Zxat einer oom fianbe ober aus einer anbem
3unft 3U ben itoufleuten über , fo nmr ber Xag bes CEinirUts
unb ber jlinber}o§I unb beffen 9tame bur^ bie Sfld^fenmeifter
ouf3u|(|retben. Die Don ftfi^er oor^nbenen Ainber mulien bann
bie 3unft loufen. Su^ fieute aus anbeten Sänften, bie
frfi^r in bie 3unft fibergetreten nmren unb itinber mitgebracht
Rotten t follten biefen bie 3unft laufen. (Einem 9li(|tlattfleute«
jfinftigen bas £et(|entu<^ ber 3unft auf bie Sa^re su legen,
ipar oerboten ; bo^ nmr jebeimann f reigeftetlt, einem Slic^tjünf«
ttgen oon \\^ aus 2ur £eic^e ober $o<^}eit )u ge^en ; nur follten
ber 3vnft baraus feine Aoften erma^fen.
1508 grfinbden 12 jlaufleute eine Sruberf^aft. 91$
ißatron lourbe ber ^eilige S^^nj crllärt, beffen 3<^rtQB> ^
4. Citober, feierli^ begangen mürbe, um ffir ber Srfiber £eben
unb Zob 2u bitten. Z^hts mit Zob abgegangene SRitglieb unb
belfen S<tmiIienangc|orige follten mit Sigilie unb 6ee(enamt
auf Aoften ber Srfiberf^aft befungen merben. 9b Aird^e für
bie Srfiber lourbe bie Sarffigerlir^e beftimmt. ülle 3a|re
omrbe ein So^^ias ffic ^i^ Srfiber gehalten; o^ne (Entf^ul«
bigung babei Slusbleibenbe {aalten 1 6<|ining 6trafe. Das
(Eintrittsgelb in bie Srüber|(^aft betiug 1 (Bulben , ber Saures«
beitrag 4 Areuier, bie auf Sranjisd ju jaulen oaren. 9leuein-
tretenbe oaren oon ben 4 Srflbermeiftem ju mahlen unb mujsten
|i4 3ur Sin^Itung ber Orbnung oerpflid^ten. Sei ber 9{e^nungs-
abläge tiaten allia^ili^ gioei Stfibermeifter aus ; bie ftaffe oer-
Q>o^tte ber «eltefte , bie 3 anberen Ratten bie 3 St^Iilffel. (Er*
[«dien einer nii^t auf Serufung ber Srfibermeifter , fo jaulte er
1 $funb SBa^s. Dem Ulmer Stabtpfarramt jollte baburc^
lein (Eintrag gef^e^en. Die leitete Se|timmung gef(^^ bes«
^alb, toeil bie aBeltgeijtli^Ieit bas (Entfielen loeiterer Srflbec-
l^aftsgemeinben ber ftidfter ungetne fa^, ba fte ^ieburd^ in i^ren
(Einnahmen gef^fiblgt Q)urbe.
3m 3<4c^ 1524 Ilagte bie 3ttnft erneut , ba^ man beim
gfefteffen anISbIi(| ber 9latsanberung, an (Beorgi unb 9Bei^«
nad^ten mit Seigen, 9RanbeIn, 9Beinbeeien, (Eiern unb ftS|e fo«
loie mit bem Steinalten ber 3unftmeifter unb SRäte unb bem
9teuia|tsgef^enf an SBein unb Stot, bas man bem 3unftmeifter
in feine SBo^nung f^idte, groge Unloften ^obe. Dies alles follte
• 27*
— 420 —
bes^Ib lünftig abgcfitllt unb bie Sa^e fo g^orbnd iDerben, ba|
bei bett !i^^i^lo%tn on bcr StatsSnberuiig , an C&eorgt , SBei^
na(|ten unb Steufa^r olles bnx^ bie Sfi^fenmeifter unb 6tubeR<
^enen jttfammenflere^net unb umgelegt iverbe. 9tnt bcr 3unft'
meifiet jolite freigehalten merben.
1530 grfinbete bie ftaufleute}unft bie ,,untere Stube''
gegenfibet oem Xat^aus 5Ut Xb^altung gefelliger 3tt[amnteiif finfte,
®aftmä^Iet unb 5^3<Uen. SRan laufte ein ^aus um 500
(Bulben. SRit ben 5<^u63infen mürbe ber Stubenfnei^ befolbet.
!Der JRat prote|tierte inbes obbolb unb bie ftaufleute muroeit oor
bie oberen Stubenmeifter gelaben. 6ie erllärten bort, t^ 3^'
[ammenifinfte bienen nur jur gefeiligen Unterhaltung unb
3ur Seratung oon 5anbelsgegenft5nben. 6ie feien
leine gef<|I offene (Befellfd^aft unb out^ Slnge^orige anberer
3finfte feien milKommen. Der Xat geftattete benn ou^ bie
Stube als allgemeine 3unft}e(|e, oerbot aber alles 3^'
trinlen, Sottesliftem unb Spielen. 1548 }og inbes ber 9lat
unter $roteft ber Stubengenoffen bei ber 9legimentsfinberung
bie untere Stube an fi^ unb erft 1566 mürbe bie untere Stube
mieber neu eingerid^tet. Ss ge^dden bamals u. a. ber ftauf«
leutejunft an bie Stabtrate (Bienger, S^Iei^er, S^uler, $f(oum,
gfingerlin, SBeifmann, (Bregg, ftramer, fiebjelter, fiSf^enbronb,
Z^alfinger unb SRilller, ferner 2 Pfarrer, 2 3uriften , 3 SRebi*
jiner, ber Stablaman, ber Stabtfc^reiber, ber 9finf^i^^nf(|reiber,
ber (Berit^tstd^reiber, b€r lateinifii^e unb ber beutf<^e Sc^ulmeifter,
ber Stabt^auptmann unb bie beiben Vpot^efer , . insgefomt 139
$erfonen. 1581 erhielt bie (Befellf^ft oom 9tait eine neue
Orbnung, meldte bie ®efellfd^aft unter 5 Stubenmeifter, 2 oom
IRate, 1 oon ben ftaufleuten unb 2 oon ben anberen (Bemerben
unb ^anbmerlen, ftellte. Die (Beftllfi^aft (atte nur bas Ke^,
unanftanbige 9RitgIieber attS3ttf(|Ueben, (Beri(|tsbefugniffe
fiber (Befe^te unb S($lag^nblungen mie ber obern ober Se<
amtenftube ftanben i^r ni^t ju. 9Re^r als 1 3Ra6 aBein burfte
niemanb oerabrei^t merben unb mer ftofe unb 8rot beftellte,
mugte mit entfpre(|enb mentger 9Betn oorlieb nehmen. 9bu^t«
effen }u (E^ren S'^ntber maren geftattet. Die ßouptbauten be«
}o^lte ber IRat, bagegen mar bie Unterhaltung ber £>efen,
Senfterra^men, Sd^Iiffer, Si^iaffel u. a. Sa^e ber C5efeiq^.
3ur Sc^olaung mürbe ein Seitrag erhoben, ein (Eintrittsgelb {u
— 421 —
fie^men, nKif oerMen. Der SBfart mu^te Ulmer Sflrger fein
unb iDurbe olliS^rU^ neu befteOt. SBer bie ^o^jett im eigenen
^ini|e ober in bem eines Qfteunbes ^elt, burfte auf feine ftoften
bcn f^oÜi^tiMtviitn unb fonfiigen e^elid^en unb lebigen (Befeüen
naäf bem !Ra<^ttanie m^ einen 6(^IaflrunI auf ber 6tttbe rei^n
laffen, o^ne bog bie ®affeno9gie unb beren Anette Sinftnu^
eri^eben burften; bo<| [ollte alles ungebfi^tli<|e (Beftdrei unb
fonftigei Unfug babei oerboten fein. Sonft butfte niemanb übet
bie SBeinglode fi|en bleiben. 1609 iDUcbe meiter erneut feft«
gefteKt, nii^t nur bie Aoufleuie bibfcn in bie Stube, fonbem .
ottc^ bie 2)oItoren, bie beutf(ten unb lateinif^en ^räjefrtoren,
bie ftrimer unb onbere ^erfonen ous ben „Y>omtffm\Un ^onb«
uferten'', ober nur als poflioe 9RitgIieber mit einem 3o|resbei«
trog oon 30 ftreujer.
€e^n iDir na^ ben ^onbelsgegenftänben ber Aauf-
leutejunft, fo mar mobi ber iltefte unb mid^tigfte ßanbelsgegen«
ftonb Ulms bos Solj. 7>tx Ulmer Solj^nbel jerfiel in 3
Xeile, in ben Solsf^eibengrog^onbel, in ben @alj-
[(^eibenflein^onbel unb ben $anbel mit geftogenem
Sal}. Der ^anbel mit 6al3f(|eiben, b. ^. mit unjerbro^enen
@oI}f^eiben in SRengen Aber 10 Stfldf, mar jebermonn geftot-
iet, ber ^anbel mit eiujelnen Soljfd^eiben bogegen mar feit
alter 3^U ^in ^rioileg ber Aoufleutejunft, meld^r ber
9iot bosfelbe oerlie^en ^otte. Wies nod^ Ulm gebraute 6oI}
mufete ber Aaufleute}unft im Aouf^ous unb fpätcr im 6oI}«
ftabel }um Aoufe angeboten treiben, feit im 3<^^^^ l^^l ^^
Ulmer Kot ber ®roff<iloft SBetbenbetg biefes utfpriingli^ bem
ftouf^oufe in Slbed 5ufte^etibe $rimleg ermorben unb no^
Ulm in bos neugebouie Sols^ous beim SRfinfter oerlegt ^atte.
SRe^reie Käufer, bie ber ®ioff$aft SBtriemberg gegolten, moren
2tt btefem l^w^dt gemoltfom obgebro^en merben. (Eift im So^re
1407 laufte ber 9iai ben beutigen Süd^fenftobel unb listete
i^ oIs 6al}^aus ein, bis er im 3^^^^^ 1^^4 ben heutigen
6oI}ftabeI erboute unb bort bie Solsoorrote unterbroc^te.
3)er Ulmer 6oI}f^e{benfIein^onbeI blieb in biefer SBeife bis 1500
SRonopoI ber Aoufleutejunft. 9lur ein aRiigtieb ber Aaufleute»
junft burfte 60I3 unter 10 Sd^eiben verlaufen unb mit Solj'
f(|eiben auf ben SRorH fielen. S^^^^^^^^^ Solsf^iben ober 3U
oertaufen, mar i^m ni^t geftottet, bas burfte nur ber aRerjIer.
— 422 —
6oT3f(|ei6en ^u s^^f'^b^n unb iifaitneniDeife ausjumeffen,
bas 9{e<|t ber 9Ret}Ieraunft, toS^renb Soften über 10 e^eüeii
iebemonn oerlaufen butfte, toeil bies ob (Brog^onbel galt
60 burfte 3. S. feit 1350 in naoensburg nut bei 6qI^
[(Reiben feil ^eit, ber oon ben Surgmannen eine SalsftSite
gu fielen fyküZf unb ade Salgf^iben^blet mugien aufoimmen
am 6am6tos om @al5mailt feil ^oben unb nur bie Scft^er
oon Käufern om Solsmorlt burften inner^Ib ber gousf^^üe
ober oor bem ßoufe feil ^ben, o^ne boffir ben SRotttiins 3U jaulen.
SBfi^enb ber 9Bo^ ober burfte febermonn ou^ inner^olb {eines
^oufes 60I3 feil ^ben. Son ben Strafen erhielt bie Suig«
mannf(|aft bie eine $ilfte, ber 6tQbtomon bie onbere.
Dieinmerftoufleutejunft loor olfo eine 3nHins«8enoffenf<|o(ftiar
Susfibungbes Alein^onbeUmit 60 Ijf (Reiben unb 91 o(*
eifen. $fli(|t ber3unft loorbie SBerforgung ber Stobt
mit biefen X)ingen, 9le(|t ber d^nft ber gemerbsmfigige
itein^onbel bomit iD5^enb ber SBo^e. SRittel ]ttr Sr-
ffillung bie[er $fli$t toor ber eoentuell gemetnfome
Auflauf oon Sd^eibenfols unb Ko^eifen; SRittel jur SBo^r*
ung bes Stetltiü mar ber 8efi| einer SalioerlaufsftStte
im Solj^ufe. Der 9{at als SRorlt^err unb 8efi|er bes
ftauf^ausftapelre(|ts fibertrug bies9le<|ton eine Genof*
f enfd^oft, bie boffir ein Stonbgelb bejo^tte unb bie fJfli^t
^otte, bie Stobt mit Solif^eiben ju oerforgen. Dos »or «r«
fprfingli(| eine fiojt, meil bie Q>enoffenf<|oft i^re Sertreter in
bie fernen DonouISnber jum (Einlaufe leiden mugte ; |piter, ob
es SoI] in SRenge gob, mürbe ein ^rioileg boraus. Seit
bie gfremben Solj im Uebermoge f elbft na(| Ulm ffi^rten, Hogte
man bitter Aber bos Sorloufsred^t ber Soljloufleute
bie ein fiberfififfiges 3^i|<^<nglieb bilben, bos ben 9reis oet*
teuere, unb ber Ulmer 9{at entjog bes^olb 1572 ber Äottfbttl^
}unft i^r Soljprtoileg.
Die oltefte Slo^rid^t Aber bie Ulmer ftoufleutejunft ift oon
1413. Sfirgermeifter unb groger unb Heiner Kot befdbbRen bo*
mobf meil es ber Aoufkute^unft an ehrbaren SRitgliebem fehlte,
olle neuaufgenommenen Sfirger, bie in eine 3unft eintreten unb
' i^ mit bem SBein« , Solg« unb ei[en|onbeI in ben Stengen
befoffen moHen, mie er oon ben Aoufteuten geübt merbe, follten
in leine onbere 3unft ob in bie ftaufleute}unft treten bflrfen
— 423 —
utib borin bletleti mfi|fen. Sfltgetn anbetet 3finfte, bie biefen
^anbel tteiben moHten, jollte o^ne (Einfptu4ste<^t i^tet feit^erigen
3unft bet Uebettrttt ju ben Aaufleiiten fteifte^en , nut mugten
fte fd^oSren, bag fie ni(^t bie 3unft oei^feln , um bet $fli<|t
flbet^oben sa »etben , 3unftme{ftet obet Stobltat {u loetben,
fonbetn vml fie (offten, als itaufleute me^t ju oetbienen. 1442
^tte benn au$ bie Ulmet Aaufleutejunft »iebet |o oiel VtxU
gliebet f bog bet fteie Uebettttit in biefelbe oom 9{ote loiebet
aufgehoben loutbe , obet 1448 mutbe megen erneuten SRangeb
an entboten Aoufleuten bos Sefe^ 9on 1413 hiebet ^etgeftellt
unb beftimmt, niemonb in Ulm folle me|t mit Sal} untet 10
S^eiben obet Sio^ifen im SBett oon oeniget oIs 5 Sd^iU^nfi <in«
sein }u SRotlt fielen bfitfen, bet ni($t in bet ftaufleutejunft fei.
inmet Sfitget aus anbeten 3finften follten lofienftei in bie Aauf*
leutejunft aufgenommen oetben, neueinttetenbe Sfitget abet bos
3unftted^t laufen. Wie abet , bie fi^i mit bem ealgli^eiben*,
SDein« unb Sto^eifenKein^nbel nS^ten, follen in bet Aaufleute*
]unft fein mfiffen. Z^htt Slnge^örige bet Aaufleutejunft , bet
mit 6al3 unb Sifen ^onbelte, mat 3Ut (Einhaltung bet Drbnung
unb 34Iung bei otbnungsmägigen SeittSge oerpflt^tet. Aaufte
ein 9RitgIieb 6al}f<|eiben in Ulm unb ts lam ein anbetes
SRitglieb boju, e^ fie ^alb abgeloben maten unb Iptad^ einen
Xeil baoon an, fo ^atte et biefen bis jut $SIfte abgutteien obet
10 6(bining 6ttafe ju jo^Ien. Aein SRitglieb buifte fetnet
6al}f(6eiben oot ben Z^oten Ulms innet^Ib 3 SReilen SBegs
laufen bei Sttafe oon einem ®ulben.
1470 Q)utbe meitet befiimmt, menn ein 3RitgIieb oon einem
anbetn ben i^m gebfi^tenben Solsfd^eibenanteil anf^nred^e , fo fei
bei Selbftloftenpteis »abr^eitsgemä^ anjugeben unb ju biefem
bet bett. Unteil abjulaffen. 6^ab|ofte 6<|eiben butften ni^i
abgelaben metben. 9tttt bie (Btet(ne(|te butften bas 9b« unb
Kuflaben oon Saljf^tiben befotgen. SButben Salgfö^eiben but^
langes QU^n f^ab^aft unb oaten ni^t me^t faufmannsgut,
fo butften biefe nut mit Stiaubnis bet (Btetlne^te ausgemeffen
metben.
9Rannigfa<| gab es bes oeitetn Unotbnungen in bet3unft but(^
gemeinf(|aftli(^en Salaeinlauf; es toutbe bes^alb but(|
bie 3unft ben SRitgliebetn jebet gemeinfame Saljlauf oetboten
unb jebem aufetlegt, fein @al} allein auf eigene iRec^nung
— 424 —
unb (Befo^c 311 laufen unb gu t>eilattfrn. Aeht SRiigHeb but^
ben gftembeitp bte 6oIi no^ Ulm brad^ten, biefes aUanfen, t^iten
®elb jum 6ol}Iaufe oorftreden ober fle^ime A&ufe mit il^iien
Qb|if|Iiegen, {onbern bei iebem ealjoeilaufe jollte ber Seiiäufcr
gegeiUDörtig fein unb alles offen unb reblt^ guge^n. 1484
»tttbe beftimmt , nenn ein aRiiglieb f^ab^ofte Sal^^eibeit be*
fi^e t folle es biefe nur bur^ bie (greffned^te ablaben unb ein*
fflllen loffen. 9Bet ni(|t in ber 3ttnft fei , foIIe nii^t unter 10
6Ql3f$etben laufen ober verlaufen. Die (Bretlne^le boten baranfi
^in um Ser^altungsbefe^Ie, falls einer 10 Gliben taufe, aber
fie ni(^t auf einmal abnehme , fonbern einjeln, vorauf bies g^totid
ourbe. Die ißfli^t ber aRitglieber gur abgäbe ber 6&lfte
mürbe aber erneut feftgeftellt. SBeiter mürbe eine übtet lung
bes 6al}fd^eibenraums in ber (Bret oorgenommen. Der
eine Zeil, bie eigentli^e ®ret, follte für bie (Srog^finbler
bienen, bie fiber 10 6(^eiben ^anbelten , ber anbere Xeil , bas
ffiötter, filr bie Aaufleutejunft, biemit einjelnen S^eiben
^anbel trieb. Aaufle ein ftaufmann oon einem Srofi^nbler Gofy
fd^eiben jum (Ein}eIoerbiuf e , fo mar bies bem (Brethtei^t onju«
Seigen, ber SBod^ner mar, ber es bann ben 3unftgenoffen umsu«
fagen ^atte. Diefe ^tten bann 24 Stunben Sebenfjeit, ob fie
au^ mit anfte^en mollten. Den (Benoffen , bie in bte <Bret
lameUf ^e es ber Jtaufer felbft mitjuteilen; langer ab 24
6tunben aber mar ber Aäufer ni^t oerpflii^.
1491 melbeten femer bie (Bret!ne(|te ber Aaufleutejunft, bog me|r«
fod^ (Brob^önbler eingelne 6al}f<|eiben oerlaufen. DieSunftbef^bg
borouf, ben Slaum ber Aaufleutejunft in ber ®ret tu oedletnein.
9Ber 6d^eiben in bie (Bret fe^en moIHe, lonnte bies in SRengen
Aber 10 6(|eiben t^un. $atte ein ^iinbler feine Gliben oer*
lauft, fo mar i^m ber Stanbort berfelben 8 3:age au^bemo^ren.
Se^te er in biefer 3^tt I^in^ neuen S^eiben ^, fo gieng er
feines ^lo^re^ts oerluftig. Unter 3 S^iben butfte fein Sunfl*
genoffe abgeben. 8IIe Quotember bitten bie Aaufleute Me
$Ui^e in ber ®ret neu aus}uIofen. 3n t»er (Bret, mo bk
Soufenf^eiben ftonben, foIIte lein ftouffd^Iog ftottfinben bfirfex.
Die Sfl^fenmeifter Rotten barfiber S(uffi<^ gu fiben unb Se^
fe^ungen bem 3^ftmeifter gu melben.
1509 Ilagte bie 3unft über SoIgauffSufe ougei^Ib ber
etobt. SRon beftimmte bes^Ib, menn ein aXitgUeb in
— 426 —
tCugsburg, anfingen u. f. id. 6ol3f<^{ben foiife unb
na4 Ulm bringe, folle es bies nut auf eigene 9iefy
nung unb (Befa^ t^un bfitfen unb nid^t mit ftembem (Selbe.
Sinem gfu^mann ju befehlen, 6al3 3u bringen, unb i^m
bies bann in Ulm abgufoufen, follte geftaltet fein unter ber Se*
bingung, bag ber ASufer bie $alfte ben Cenoffen lieg ober
4 ®ulben Strafe jaulte.
3m 3a^re 1572 entgog ber Ulmer Kat ber itoufleutesunft
bos ^rioileg auf ben Sorioeglauf bes na(| Ulm gebrachten
6alse0, mtxl bie itaufleute allerlei ^raftiten gebrausten unb
fo ben 6al3i>reis fteigerten. Der 9lat gab bes^Ib ben ealglauf
jebermann frei unb eröffnete bies ber 3unft burd^ bas Steuer«
amt. Die 3unft bat, ben Unf^ulbigen ni^t mit bem 64l(fulbi«
gen leiben gu laffen; tro^bem ourbe 1574 bie neue Salglauf'
orbnung eingeffi^tt. 1580 mieber^olte bie 3unft i^re Sitte,
bo^ vergebens, ber 9M 30g ben 6al3^nbel an fi^ unb oer«
faufte i|n erft 1648 mieber an einige Sfirger, um bie {(^Q)ebi|d^en
Satisfaltionsgelber aufjubringen. Sle^nli^ ourbe 1533 unb 1548
in (Egiingen oerorbnet: SBenn ber 9lat Salj oerfaufe, merbe
bies aUen angefagt, bie es ofinf^en. Slle 14 Xage [ollen bie
6aI}^SnbIer bie 6tanbe im Aauf^aufe oeil^feln unb abtreten,
fobalb {ie 10 6d^eiben oetfauft ^aben. 9Ber Salj ni^t auf
S^g gebe, [olle es (i^ gefallen Ia[|en mä[fen, bag ber ftaufer
jum 9I5il^[ten ge^e. Der ^reis [ollte aber oon einem SBod^n«
marlt pm anbem bei allen ber[elbe [ein. 3eber fyiiit femer bas
Ste^t, 6 Centner Sd^mal] ju oerfaufen. Seit 1500 trat an bie
Stelle ber Salsf^eibe ber Saljl Abel, unb bos Salj lam
f^n geftogen nad^ Ulm. 1558 outbe ber Aaufleuterotte Q)ieber
geftattet, einjelne Sal^fag^en ju oerlaufen nad^ (Entri(|tung bes
3ons. 9Ber ober nic^t in ber 9?otte toar, burfte nid^t unter 40
Afibeln oerlaufen. 1565 enbli^ lourbe ber SoIjjoII auf 1 Pfennig
fflr ben ftfibel fe[tge[teUt.
Der 3»eite $au))1^nbebgegen[tanb ber Ulmer ftaufleule«
junft mar ber Alein^anbel mit (grobe i[en. Die $auptet[en<
Ifinber bes 9BeItmarIts maren fett 1400 (Englanb unb S^me-
ben; bo($ lam bas Ci(en bie[er £änber ni(|t bis nad^ Ulm, |on«
bem man oerlaufte bort buri^meg ASrtner (Ei[en. Die 3^'
fu§r biefes (Ei[ens ge[(^a^ auf ben (ogenannien 8at)er[d^iffen
auf ber Donau burd^ 3ngol[tttbter Si^iffleute unb bie Ulmer
— 426 —
S^iffetjunft f)atit an biefen 3iigoIftobter Sd^iffleuten mentg
grteube , »eil [ie ben Ulmet 6d^iffleu<en einen unangenehmen
aBettbemerb beretteten. 60 beüagte fi^ }. S. im 3a^ 1489
bte Hinter gif^ersunft, bie Saverf^iffe laben fieute, Aiftcn,
SB ein u. f. w. ouf i^re 6(|iffe, bfe fonft bie Ulm er 6^iffer
bie !DonQu ^inuntergeflögt ^ben. Sie f(|iden einen
ftne(|t ooraus, e^e {te in Ulm anfornmeHf ber in ben 9Biit«
|(^ften belannt ma(|e, bag ein Saperfi^iff fomme, unb (Bfiter
anmerbe. (Es merbe immer me^r Sitte, bag £eute aus ^ 5 4-
ftett, l&unbelfingen unb fiautngen leere SfIS6^ in
Ulm loufen unb auf bie|en Sleifenbe, Steine u. f. o. bte
Donau hinunterfahren. Der 9lat erHirte inbes , ba (ei bei ben
Sa^eifd^iffen nid^ts {u ma^en; nur bfirfe femanb, ber gflSge
in Ulm mit SBein, Äiften unb Steinen belabe , biefe nur meg«
flirren, menn |ie fein eigenes (gut feien, gfrembes (But
bfirfen nur bie Ulmer S(^iffleute ffi^ren, bas fei i^r $ri>
uileg; S^tffer aus Donauwörth, £auingen unb Gfln}*
bürg [ollen nur ^inabpgen, loas i^nen felbft unb i^rer Stobt
gel^dre. 3m So^te 1613 llagte bie gfifd^ersunft erneut Aber bie
baQerifc^en S^iffsf fl^rer , bie S i [ e n ^raufbringen unb fieute
oorousfenben , um ®flier }u [ammeln. Der 9lat oerbot barauf
biefes Sammeln unb geftattete nur bas SRiiffi^ren oon SBaren,
bie fie oon ungefähr erhielten. Die Donau»3rt|er , fiauinger
unb (Bfinjburger ober burften nur (inunterflSJsen, ohis i^nen felbft
ge|9te. 1515 oerbot feiner ber iRat erneut ben Saiyerf^if*
fern, oor i^rer Knfunft Sgenten ju Gesinnung oon fiabung
2U [enben.
Die Uuffi^t Aber bie (Einbringung bes Ulmer (EifensoIIs
f flirte bas (Eilenamt in ber (Bret ober bem Aauf^ufe. Der
Sttrog biefes SifensoIIs omr ein fe^r ergiebiger. Sotftanb bes
(Eifenamls mar ber (Eifenamtmann ober (Eifen}ä^Ier in ber
(Bret. (Er beQufji(|tigte bie Vbgabe bes (Eifens unb }og ben
(EifenjoII ein. gfiir jebes $funb Malier, bas oon ber Aauf'
leutejunft in (Eifen umgefe|t »urbe, jaulte man 16 gir., oon
benen bie ß&Ifte ber Stabt, bte anbere ^filfte bem (Eifenamt*
mann geborte. (Eifen , bas fonft in ber Stabt blieb, jallie 24
Malier, oon benen 8 ber Stabt unb 16 bem Vmtmonn julamen.
Sugerbem sohlten bte gu^rleute 12 5811er unb bie Sftem«
ben, bie (Eifen in berCBret nieberlegten, jaulten bas ® retgelb
— 427 —
unb Beim Bertouf bcn ^ftinbaoll ober bie Umfa^fteuer Doit
60 j^anetn Quf bos $funb ^Aller, dfo r>on 26 ißrojent. eift
1539 tDurbe be|timint, bog ouger bem S^ienenjoII oon7
ed^illing obet 84 ^inem (60 ^ailer Vfuni^II ttnb 24 Rollet
StfenjoII) lein Siienjoll gu bejo^Ien fei.
3ttt Sicherung bes ri^tigen Singongs biefes (Eifensolte
loaren mannigfache Seftintmungen getroffen. @o buifte lein (Biet'
Ine^i Sifen im 9Berte oon me^r ab 1 G^illing auflaben, bas
unoersollt tDar, unb mannigfa^ ergieng ftlage, bag ber Sifen«
joll bei bet Dut^fu^r oon C&fltem unteif^Iagen nerbe. 9Ran
fefiigte be^^alb eigene SRarlen ffit bas IDur^fu^noefen 3u 1,
2. 3, 4, 5 Schilling unb ]u 1 $funb unb lein gfu^tmann buifte
Sifen bur^ bas Z|oc fahren, o^e ein \ol^ts 3<i4<n oorjuioeifen.
gfemer mat allen $eifonen, bie ni(^t in bet Aaufleutejunft
loaren, oetboten^Sifen ins^aus gu legen, basniii^t oerjollt
nmi. 9Buibe ein (Eifen na^ ausmfiits oeilauft, fo jaulte es
nur bas (Br et gelb unb ni^t ben 3^11 unb al« man im
3a|re 1643 Hagte, bag einjelne $erfonen 7—11 Sifenf^ienen
laufen, aber biefe ni(^t auf einmal ous ber Sret megffi^ren,
loeil 11 6tOd (Eifen 1 Shilling lofteten unb Aaufe unter 1
Shilling üollf rei maren, mürbe beftimmt, mer Aber 6 Sd^ienen
auf einmal faufe, mfiffe au^ ben 3(>II beja^Ien.
9Bie ber 6al3f(^eiben^anbel mar au^ber ®robei(enIIein«
lanbel in Ulm ein $riotIeg ber Aaufleutegunft. SRur
»er CBenoffe biefer 3unft mar, burfte Sifen im 3Bert oon meniger
ab 6 Sd^illing oexlaufen ober mit (Eifen allein ju 9Rarft fte^en.
Der (Bro^^anbel mit Sifen, b. ^. ber Serlauf oon (Eifen im
Setrag oon Aber 2 64ining, mar bagegen frei. SHes auf ber
Donau ober ju £anb na^ Ulm gebro^te (Eifen mugte ben
Aaufleuten ju feilem Aaufe angeboten merben, inbem es
ber (Eifen am tmann allen ftaufleuten umfagen lieg, rotm
eine £abung (Eifen anlam, unb nur bie Aaufleute burften SRab«
reifen, $flugb9ben, 6e(^tftangen, Sruitbb(^e, Sohlen, Kfifter'
ftfirje, 6tege, Heine; S^mielen ju ^flugrSbern, geoierte 6t&be
ober C5&ttereifen, Anoppereifen, breites Stabeifen, Aeffekifen,
$fannenftiele unb $fannenjtfir}e pfunbmeife ausmagen, feit
bie itromer um bas ^o^x 1440 auf biefes Ked^ti oerji^tet
^en.
Die Aaufleutejunft bilbete bes^Ib au4 eine 3Q'on9<'
• — 428 -
geno|feiif((oft }um (Einfaute oon (Brobeifen. Sin
3o^re 1452 befHmmte bie jtoufleuleotbitttng, nenn ein (Beitone
Sifen in ber 6tabt laufe unb es lomme ein anberec Ge*
noffe ober meiere betfelben unb oerlongen bie ^Slfte feines
(Einloufs, fo folle er i^nen biefe geben ober 1 (Bulben Strafe
sohlen mfiffen. Sei jebem fold^n Aoufe mujste ber (Hfenamt«
mann allen itaufleuien umfagen loffen. 9Ber bann !ant,
burfie om Aaufe anfielen. Slad^ie {entanb Knfprfitl^e geltenb, fo
burfte nad^^er niemanb me^r bie $SIfte oedangen. 3n Setrfigen
unter 3 Shilling burfte unter ber (Bret fein (Eifen oerbuft
»erben. 3ni 3a^re 1470 litten einselne Sfirger burc^ (Eifen-
fpelulationen grojjen Stäben gefttftet, inbem fie Sifen nai^
Ulm 6rai||ten, bis nid^t i^r eigenes (But oar, fonbem bereits
meiler oerlauft ober anberen $erfonen jfix Lieferung oerfinrod^
oar. Der 9{at führte bes^alb einen neuen SifenjoII ein,
ber aber bie gfremben no^ me^ begfinftigte als ber feit'
^erige. Der 9{at (ob barauf ben 3t>U »ieber auf unb gab
bem (Eifenamtmann ben Sefe^I, Ifinfiig feinem Sfirger me^r
(Elfen abiugeben, o^ne ba^ biefer^ gelobte, bas Sifen fei nod(
fein eigenes (But unb »eber oerlauft no<( auf fiieferung oer*
fproilien, unb 1477 bejtimmte bie ftaufleutejunft, fein (Benoffe
foIIe me(r (Eifen innerhalb 4 SReilen u^n bie €tabt
laufen ober laufen laffen. 1479 »urbe »eiter barfiber geKagt,
bag einjelne Ungehörige ber 3ttnft gemein fd^aftlid^e (Eifen*
taufe madden, mit bies mit bem 6al) ebenfalls getrieben oerbe.
9Ran beltimmte bes^alb, menn (Eifen gelauft merbe unb es
fielen einjelne ftaufleute gufammen, fo f ollen biefe tro^bem bie
gaifte ben anberen 9RitgIiebem abgeben mfiffen unb nur als
ein Xeil 5&(Ien; au(^ follen fie miteinanber nur einen (Eifen«
laben (oben bfirfen unb ni^t jeber für fid^ oertaufen. Zro^bem
gab es [c^on im 3o(^^ 1^91 mieber ftlagen megen ung5tt<
lieber (Eifenlaufe, inbem einjelne gfirmen i^r Sifen an gfrembe
oerfauften, bie es bann; oieber in Ulm felbft ober in ber 9t%
ber etabt an anbere Ulmer ftaufleute abfegen. Der 9lat be*
ftimmte bes^lb , lein 3ünfttger foIIe me^r einem gftemben
(Eifen anbers oertaufen als unter ber Sebingung, bog biefer es
innerhalb 4 SReilen ni^t mieberoerlaufe. Un^ venu ein 3finf'
tiger (Eifen auget^alb ber 4 SDIeilen laufe, fo fei er ebenfoUs ffk
ftrafen ; er foUe [ein (Eifen lebigli^ im Ulmer Aouf^ufe taufen.
— 429 —
Xro^bem lom f(^on im 3a^e 1497 nrieber bte Möge, einjelne
3unftt9e taufen ouger^olb 4 aReilen oon ber @taU ben 809er.
[Ziffern bos Sifen ob, bos bie Donou (eroufgeffi^rt loetbe, unb
treiben (0 Sonoegtouf. Der Kot verbot infolgebeffen {eben
(Elfen louf smifi^en Ulm unb 3ngoIftobt; oienn bie
So9erf<^iffe fommen, beftimmte er, [olle Aetner oor bo0 X^r
ge^n unb laufen, e(e ni^t ber Sifenjfi^Ier ollen umge*
fogt ^be. «u^ fei 9BaIbeifen unb Slinbeifen ni^t
me^rf^oft, b. ^. lein Roufmonn^gut, ebenfo bos (Eifen mit bem
Stern unb bem SRei^sopfel unb bem Kognogel; biefe
Sorten bfiifen be^^olb nt(^t getauft »erben. 8(u4 fei es ocr-
boten, (Eifen unb Sto^l on gebonnten gf^iertogen }u taufen.
6e|r Ieb|oft oor ber Donouoertelr um bos 3a^ 1500.
Die ®rob^nblung ber (E Ringer (otte bomols eine SRenge
(Eifen in ftarnien. 3n Sauingen 5a|Ile jeber 3<ntner, ber
auf ber S^fe ober bem SBoffer ^rouftom, ben Dur^fu^r«
}on. Der Ulmer (EifenpfunbjoII betrug bomob 2 ißfg.
ffir jeben Soften. Siel (Eifen gieng ou^ bie Donou herauf
bur^ ba0 Valbud^ no^ ^o^enmemraingen ober es tom
über 9{örblingen no^ ^o^enmemmingen , too^rf^einlit^ ous
ttmberg, q>o 1384 Kegensburg fein (Eifen loufte. Sud^
Aber fieip^eim tom oiel Sifen auf ber Sl^fe no^ Ulm. Der
Hlmer Z^orjoII für (Eifen betrug 1440 für ben SBogen 4
ganer, ber Ronen sa^Ite 2 goller. Dos aSBoggelb in ber
(Sret betrug 2 ^fg. ffir ben 3entner, ein 8unb (Eifen jo^Ite
ebenfooiel. Der Sertrieb bes Sifens gieng meift no^ ber
Sc^ioei}, no(^ S^off Raufen unb Sflri^, 00 bie Ulmer
boffir Sflbfrfi^te unb fieber eintauften, ober Aber (Geis-
lingen nod^ Stieberf^oQbcn. 3m 3<4i^ 1511
nmrbe erneut beflimmt, oenn (Eifen ju S^iff ober ouf ber S(^fe
na^ Ulm tomme, fo bfirfen bos nur bie jfinftigen ftoufleute
laufen. SBer oon i§nen taufe, fei ober oetpfIi(!^tet , feinen (Be«
noffen auf Verlangen bie gfilfi^ Qb}ugeben. Segen (Bäfte (Eifen
in bie (Bret unb ein 3ünftiger taufe es binnen 3 SRonoten , fo
mfiffe er ben onberen Aoufleuten auf 99Bunf(^ ebenfalls bie gSIfte
3um 6eIbftIoftenpreife obloffen. Der Afiufer fei bes^olb f^ulbig,
3U fogen , ob er gegen bor ober gegen aSBed^fel auf 3 SRonote
gefottft ^be unb ju meli^em fßreife ; ber Snietlne^mer mfiffe
ober lebenfolls bor bejo^Ien, ou^ oenn ber Aaufer auf golb«
— 430 —
ia|tfrift ober ouf längeres ^iü gelouft (obe. Die Serteilum
fei bann 6a$e ber Slntetlne^mer , iebenfalb ober mfiffe ber
Afiufer fofott in (Bolb ober fianbesrnfinje bar bejollt »erben.
3m 3a(r( 1522 beftimmte ber 9lat »eiter, lein Sflnftiger biirfe
me^r mit einem gremben Semeinf^f^ft mit Sifeti ^ben
ober fflr einen gftemben Sifen ab beffen g^Itor ober Kgent auf*
laufen. Hu^ gieng bie ftlage , bag bie ftSufer bas gute (Eifen
^erausHauben , unb ber 9{at be|timmte bes^albp fein gfinfUger
Kaufmann bfirfe gu offenem fiaben fi^en unb Setd^n, SBerl*
eifen ober 9{abei[en im 9Berie oon me^r ab 2 64in{nfi in
feinem fioben oerlaufen, fonbem nur einjelne Schienen. (Eifen
im SBerte oon fiber 2 Sd^HÜng aber ausdauben ju kffen , fei
verboten. SBer ffir me^r ab 2 Shilling (Eifen laufen oolle,
ben folle man ju einem unausgeKaubten Raufen ffi^en. Ccft
im Sa^re 1549 gab ber 9lat ben (Eifenbanbel frei unb er*
^ob feit^er oon {ebem Sunb Sifen nur no(^ 3 Sa^en ^oü unb
jmar oon bem gfremben »ie oon ben Sfirgem. (Ein negens*
burger $au6 entrichtete bamab einigen Ulmer Sfirgem einen
fiarien 6^uIbpoften mit (Eifen unb bie Ulmer (Eifen^bler
oermo^ten biefen Soften ni(^t ju laufen, mtslffalb ber 9lat ioei
ftrimern erlaubte , basfelbe ju laufen unb bamü ^anbel pi
treiben, fo bag bie ftaufleutejunft i|r Privileg oerbr.
4
2. ^er ®robmaren^anbeI ber 5{auf(euteiunft
92eben biefem piioilegierten ftlein^anbel mitSal]«
f^ciben unb (Brobeifen trieben bie Angehörigen ber
Aaufleuie einen ausgebe^nten ^anbel mit allen ®roboaren,
b. ^. mit 91 ob ft offen aller 9ltt. 3u biefen ^anbebgegen*
ftänben geborte bas SB a d^ s. (Es biente ab feineres Se*
leu^tungsmittel, namentli^ für fird^It^e üwtdt , oes^Ib unb
wegen bes Königs bie 3mferei im aRittelalter eine anbere KoIIe
fpielte, ab ^ute in ber !itit bes 9{flben)uders. SRan ga^Ite bie
3infen in SBad^s unb bie Strafen in Rerjen/ fo bag bie ^anb*
mcrblörperf^aften gerabeju ,|fter}en" Riegen. Um 1050 uNiren }.
B. in iReid^en^all 6al} unb 9Ba(^s allgemein Zaufd^* unb
$reismittel, unb 5onig unb SBad^s bie Stfldfra^t aus ben
Sftlid^en fifinbem unb 1191 lauften ^Snbler oon Xegensburg,
Aoln, Ka^en, SRaftri^t unb Ulm SBa^s auf ben SReffen
oon (Ens in 6teiermarl. 1450 bagegen »urbe in Ulm bos
— 431 —
Wüi^s m^ 9{flrnberger dmiäii getoogen unb nur bet9ldt«
^imer 3oIU^ifr bei ben Setle^t mit Slämberg befteuette, ent<
lieU neben bem (Beisitnger Xarif Vnffit|e für SBa^s , tofi^enb
im Sauinger DonaujoH SBad^s ni^t ootlommt. 6(§on
1318 brockten benn au(^ bie 9{egen6burger ruf[if(|e0
9Ba ^6 Aber Stfirnberg mäf ^o^ento^e, SBert^eim^ SBfirj'
bürg, SRain] unb Oppenheim. Su^ bie ^rooencalen oon 91 ar*
bonne, SRontpellier unb Sejiers polten im genuefif^en
ftaff a ober Obeffa am S^tDarjen SReere i^r 9Bd(|9 im 3o^re
1334 unb besohlten es mit aSoIItfi^ern, Silber, SBein
unb 6eif e. Die SBa^sf^eiben bilbeten benn qu^ in Ulm
einen großen ^onbeborlitel. 1505 ^onbelte in Ulm bie SBelf er«
gefedfi^aft bomit unb 1551 loftete bos $funb 4 Shilling.
(Sro^e Umffi^e erfolgten im Ulmer ftauf^ouFe femer in
donig. Der $funb}oU betrug 10 $fg. fflr bie Zonne, qu^ bie
SBaggebfi^ren maren genou feftgefe^t. 3n ^eiben^eim unb ^att*
^eim betrug ber 3on 6 ^Ir., in (Geislingen 8 $Ir. Der $onig«
oerlouf gef^Q^ auf bem SBeinmarlt, meil man ous ^onig 9Ret(
^teilte. Dos Sblobegelb betrug 4 $Ir. fQr bie Zonne. Der
^onig eiferte ben 3^^^^» ^^< <^I^ 9{o^Quder ein teurer Segen*
ftanb mar. (Er lom aus Slu^Ionb, ißolen, Ungarn unb Srie^enlanb.
6panien , granfrei^ unb Deutf4I<>nb lieferten aber ebenfalls
jientlic^ oiel. (Be[di|8^t toor ber poIni[(^e fiinben^onig; ber
illprif^e $onig f^medte unangenehm unb mar mie ber ungari[(^e
fe|r bunlel. Der pommerifc^e $onig mar [auer, ber italienif^e
bitter, aber mo^Iriec^enb. Der $onig mar eines ber erften mtn\^*
li^en ®enugmittel. 9Ius 9RiI4 unb £>onig bereiteten bie (götter
9mbro|ia ober SRet^ , ber au^ im SRittelalter oiel getrunlen
mürbe. Die Slqmp^e SReliffa lehrte ben 3upiter be|fen Sereit-
ung unb gab i^m babur^ bie 9RögIi(^Ieit , ben 3Rars einju«
fdllfifem unb ungefo^rli^ 3U ma^en. SRofes unb Salomo rühmen
ben donig unb 3o^annes ber Käufer lebte in ber aBfi|te oon
bemfelben. Der erfte donigertrag gehörte bem ^rie|ter. $omer,
Suripibes unb Ooib loben ben donig. Die (Briefen
lonferoierten bamit bie grfi^te unb bie Sei^name, man feilte
bamit Aranl^iten unb oerifingerte bas £eben. Vis giftig galt
ber ponti[(^e donig, beliebt mar ber altifi^e unb ber (ijilianil^e,
mfi^renb ber lorfitanifd^e na^ Zaxus [(^medtte. als bie (Ent*
bedung Smeiilas Ueberflug an Slo^rjuder lxai)U , mar es frei«
— 432 —
It$ mit bem ^onigoerbrau^ unb bamii mit bem SBo^brieit'
ge6rau(| enbgiltig oorbeL
Sieben biefen jmi (Begenftänben bilbete bei (Bcogoede^ mit
(B e f 4 m e i b e, b. ^. mit f<l^miebbarem SDlelall, einen grogen ^onbeb*
gegenftonb in Ulm. Sc umfaßte ttomentli^ ben ^onbel mit 3 ^nn,
SReffing, Seden* unb (Blodenfpeife foioie mit Rupfet,
Slei, Sifen, 6to^I unbSIe^. man ^nbelteben Sta^I
na(^ £ageln ober gagd^n, bas Sifen nai^ Soften, hos
iiupfec unb 3inn nad^ gfSffetn unb ber^funbjoll fütbiefe
2)inge betrug 1 !ßfg. uom (Bulben.
3)00 3 i n n fanb SSenoenbung jur ^erftellung non Se«
raten, (Bef^inen, Aeffeln, )um Serbinnen oon ftuirfer unb (Etfen
(SBeigUed^) , jur ^erftellung ber Sronce bucd^ Serbinbung mit
ftupfer als (Blöden« unb Jtanonengut. Die berfi^mteften 3^nn«
gruben bes SRiltelallers »oren bie oon (Eornmallis in
(Englonb, bie f(|on um 250 o. S^r. S^nn no<^ SRarfeilleunb
Hai ix aus bem fernen Zule lieferten. (Er|t feit 1200 traten
biellaoifi^en (gruben in lebhaften äBettbeoerb. Hm 1318
bro(^ten bie IRegensburger 3tnn über Stflrnbetg na^bem
Silben. Seit 1400 tima begannen femer bie (gruben oon
Sltenburg im (Erjgebirge eine SloIIe ju fpielen, bie 1456
8000 3entner jä^rli^ lieferten. Um jene 3eit führte namentli^
bie 9{aoen9burger ^untpiggelellf^aft bas3inn berDber*
pfals, Sö^mens unb aReigens na^ Si^^Iien, mfi^renbbof
englif^e 3inn ilber SBorbeaus unb Xouloufe no^Kar*
bonne unb bem aRittelmeer gieng. 6<!^on feit 1500giengen
inbes biefe Gruben ber Srjc^öpfung entgegen , fo bag 1512 bex
3innpreis er^eblid^ auffd^Iug.
Das 9Ref|ing, bos feit 1781 aus einer SRifc^ung oon
Aupfer unb 3inf gebilbet mürbe, [tellie man im SRitiel«
alter aus ger5[tetem (Balmei, b. ^. itiefelsinleQ ober Dfen«
galmei, b. ^. Ofenbruc^, ^er. SRan f^molj bies {ufammen mit
Öolslo^lenftaub unb 64mar}!upfer unb erjeugte f o bos
9{ 0 b m e [ f i n g ober 91 r ! o , bas man bann burdb SRifc^ung
mit 3 i n I in eigentliches SReffing oermanbelte. Das (Bai*
mei lam namentli^ aus Zarnomi^ in Gdblcfi^fti aviM
$oIen unb (Balijien, aus SItenburg bei flauen,
aus 3 [ e r 1 0 ^ n, aus SB i e s I o ^ in 93aben, oom 91 a i b I
unb 8 I e i b e r g in ftamten , ausSelgien, Derbn«
— 438 —
f^tre unb mn bet fponif^en Slotblfifte bei 9{eftofa unb
Cumillaf . !Das 8 e d e t ober Sedfenmeffing »oren 7—^19 SRil«
limetei bide SR ef fing tafeln, bie 2ur Sle^« unb fteffelmoi^erei
bienten. 9u5 Ulm giengen um 1440 namentli^ 3(4Irei<^e
$ f 0 n n e n über (Beislingen nac^ bem SBirtembergif(^en. Die
(Blodenfpeife outbe bei ben alten guten (Blöden aus 3
3:eilen ft u p f e i unb 1 Xeil 3 i n n ^ergeftellt. (Ein 3ufa^
oon 6 i I b e i follte babei ben ffilodenton oeibeffetn. 9{at0«
gloden gab e$ f(^on um 650 in Sronfreiife; i^ren ^9^epunft
aber enei^te bie Qlodengiegerei um bas 3abc 1500 , nad^bem
1467 in S^^tnbent bie (Blodenfpiele erfunben oorben »aren.
8u^ in U I m mar f<^on um 1400 bieCSIodengiegecei
leb^ft enttoideli 1418 gog (Seorg Salmet bie (Blode oon
XilrÖeim auf bet Wb , 1420 ®eotg Aaftner bie SRfinfterf rfl^'
glode unb bie (Blode oon Snetflingen, 1436 ^wm gfrauenberger
bie (Blöde oon Uebetlingen.
Das jtupfet oat nfid^ft bem ®oIb unb Silber bem SRenf^en
om frfibeften belannt. Die gf i n n e n unb X f ^ u b e n f^flrf'
ten es im 9 1 1 a i unb fettigten baraus SBaffen unb S^mud*
fa^en, inbem fie 26 o. ^. ^inefif^es 3inn beimif^ten. SIs
inbes um bas Z^^^ 12^0 bie Zartaren bie Xf^uben oer-
trieben, |9rte ber Aupferbau im Wtai auf unb ru^te bis 1673.
Die ipfa^lbautenbemobner Ratten Sroncen mitlOo.^.
3inn« ober Sletjufa^; fie bejogen i^r ftupfer aus SBallis.
Die Xeg9pter oermanbten bagegen f^on um 1600 o. S^r.
S i f e n, mtb^enb bie (Briefen unb Xrojaner ftupfer
aus C9pern gu i^ren SBaffen benu^en. Die (Briefen unb
9I9mer fertigten ibre Silbfäulen , S^mudftflde unb aRfinjen
bnr^ioeg aus ftupfer, bas man in fiaurium in Sittila unb ju
Sb Ollis auf ber 3nfel (Eub9a ober in 6 p a n i e n geioann,
loffl^renb man in Sritannien lein ftupfer baute. (Beringer
QKiren bie ftupferbergioerle oon 9lorb italien , im SB a U i s
bei S9on unb in Deutf^Ianb. Slu^ Sitb^nien, Xbra«
cien, $bSnicien, ber £ibanon, Sibirien, ^aiaftina,
S b 0 m unb ber 6 inai lieferten ftupfer. 3n 31 f r i I a
gab es ftupfer bei SReroe, bei ftart^ago, in aRaure>
tanien, @aba, Serenice, (Elep^antine
unb in Setbiopien. Dos Ulmer ftupfer
ftammte aus ben D o n a u I ä n b e r n. 3in 3a^te 1318 oer-
28
— 434 —
lauften bte 9t egensburger ftupfer über 9lfitnberg, $o^n«
lo^e, SBed^eim, SBuqburg, SRairt} unb Oppenheim nac^ bem
St^eine. 6eit 1400 lieferten bte lei^ften ftupferertrSge bas Sij*
gebtrge unb bie (groffd^aft SRansfelb. gier lauften bie
Sflanbrer Wft Aupfet unb führten es Aber ^reugen nai^
Srfigge. Das Ulmer Aupfer lam bte 3 Her ^rab in
S&ffern ouf gflöff^n unb [tantmte aus Oefterrei^. 3n
fttr^berg unb an btr ^erbbrflde outbe 3on beja^H, e^ bas
Aupfer xßtxitx bonauabm&rts gieng; fiber JBautngen gteng
bos Aupfer vXi^i bonouabn)5rts, bagegen führte es bte Raoens*
burger ^untptggefellf^aft nai|| Stalten.
Das Slei mitrbe gemeinfam ntit bem Silber im $ar],
in iDefterret^ unb ASrnten, in SIeiberg bei StUo^,
in 9{aiblp $r}ibram, aRies, SIeiftabt in Sö^men,
{u Zarnon)i^ in £)ber[(!^Iefien, ju Slolberg, (£ornel9*
mfinfter bei Sa^en, in Aammern bei A5In, in 6iegen,
in 9laf[au an ber fia^n, im Srggebirge, in SBales,
S^ottlanb, Dur^am, Sumberlanb, $orI[^1re,
Derb^flire, S^ropf^ire, Deuon, (Eornoallis, bei
gfinisterre, Sillefort unb Stialleq. in ^esaq unb
3Rarot in (SaooQen unb in Sebuin bei Stamur gewonnen.
9IIs reinftes Slei galt bas oon Silla^, bas filberfreie Gung*
fernblei, bos ^arset unb basfä^fd^e; als loeniger gut
galt bas ft^mebif^e, bo^mif^e unb ungarif^e Slei. 6eit 1590
tima würbe ASrnten ein Hauptlieferant fflr Slei. 3n Ulm
mürbe Slei über ^eiben^eim unb Geislingen ausgeffi^rt, es lam
aus 6(^Iefien, Sö^men ober Sad^fen fiber 9lürnberg nod^
$eiben^eim unb gieng fiber Geislingen weiter.
Der in Ulm ge^anbelte Sta^I [tammte aus ben Donau«
I an bem, mo i^n bas ßaus (E^inger um 1500 ^olte; er
gieng fiber (Seislingen na^ bem Unterlanbe. 6 5 g e n giengen
fiber Geislingen unb ^o^enmemmingen. Sine £SgeI enthielt
runb 3 Sentner Sta^I.
Sieben bem Gefd^meibe Baubeiten bie Ulmer Aaufleute no^
mit einer Steige oon Gegenftanben, bie man lurgmeg in ber
3oIIorbnnng oon 1440 bas Sentnergut nannte, b. ^. bos
Gut, bas na(^ bem Centner oerjollt mutbe. Gs beftanb nament«
lid^ aus J^Ia^s, gemo^nli^em ^anf unb ArSmer^anf,
Seilen, fieim, fieimleber, gärberrSte, Re^^aaren,
— 435 -
aSeinftein, ^otaf^e, Oel unb Ateibe. Des 30!! für
biefes Cenlnergrobgut betrug in ^eiben^eim 8 ^äller für ben
Sentner unb ffit febes $fetb bes SBogens 18 ^Sller. 3n
^o^enmemmingen ga^Ite bas 9{og nut 12 ^äller; fibet
bie 9lBrbIinget unb Sranifuiter SRelfe aber betrug biefer
StoggoII bos bret« bis ffinffo^e; fi^nli^ »or ts in 9latt^eim.
Snbers als bei biefen 3 Ulmer Srenjt^als ollftabten
tDor es beibenbeiben gilst^aljollftibten in ftu^en
unb (Bei düngen. Dort n^ar lein befonberer gfranifurter
SRegjoII, fonbem jebes $ferb jo^Ite 15 ftreujer. ober 1 Ort
unb in ftu^en go^lte ber 9Bagen 9 Sd^illing, ber ftorren 15
Sd^tüing. 3n aRad^toU^eim mürbe lein 3on bego^It,
menn man f^on on einer onbern Ulmer 3<>nitation gejollt ^otte.
3n fi e i p 6 e i m lortete ber SBagen 3 $fg., ber Äonen 2 $fg.
9In ber § er bbr fi de }Q^Iie ber äßagen 8 $Ir., ber Aanen 4 ^Ix,
!Der S I a 4 s b a u i|t alter als bie ftulturgef^id^te. 3n
ben Pfahlbauten am Oben^ein mürben gla^s unb Bei n*
m a n b gefunben, in ben (Ebenen be$ 91 i I unb in ben gflüg«
t^SIem Sorberafiens baute man gfla^s unb bieSIeg^pter,
$^9nicier unb 3uben fertigten aus fieinroonb i^re Äleiber,
3elte unb Segel, gomer lennt ben gfla^s, ^erobot nennt bas
Seinlleib üppig, meibif^ unb pro^ig unb jur 3^ii S&fars galt
in SRom bas Zragen oon fieinmanb als $run!. Hud^ ber
S I a 4 s mar bamols ein gaupterjeugnis ber Ulmer (Begenb,
mS^renb ^eute Ulm nur nod^ S^rannenpla^ fflr Srobfrfl^te unb
Sraugerfte ift, ba ber Sauer fi^ beffer babei |tellt unb ein freier
9Rann ift, mS^ienb ber gflad^sbauer bes SRittelalters ber leibeigene
3insmann bes [täbtif^en ober Ianbli(!^en C5roggrunbbefi^ers mar.
Das 9Bieberauf leben bes gla^sbaus in Slorbbeutf^«
lanb gef^a^ junäi^ft in 6(^Ie|ien feit bem 3a^re 1200.
9lorbf ranjöfif^e SRön^e matten benfelben bamals bur^
einmanbernbe SB al Ionen in S^Iefien ^eimifc^, mas bem
f^mabif^en g(a(|sbau |e^r fd^abete. (Er|t feit 1450 mürbe
au4 in S^maben mieber me^r gfla^s gebaut unb bie
fi^mfibif^e fieinmanb gieng feit^er na^ Stalten, Spa-
nien, S^meben unb 9lormegen. 3n CEnglanb burfte
unter Adnig $einr{(^ IV. um bas 3a^r 1398 beutf^e £ein*
manb, beutfd^er Sar^ent unb beutf^es Xu^ nur eingeführt
merben, menn iebes 6tüd genau 100 englif^e (Ellen lang mar.
28*
— 436 —
Sligaer gflad^s aus fiübed, fieipsifl unb Xfirnberi
umtbe in Ulm 1537 beim 8ai^nlgei9tri oeiboleit.
Der^onf fam aus Werften unb £)fitnbten no^
Suropa. Statt uttteifc^ieb beit 6pttttt6ottf unb ben Kulfen-
obet S^Ieig^anf, bei oiu 9{iga ober ous Soloftito unb
$ie m ont flammte. Um 1450 mürbe in U I m bat Serarieäen
oon $anf in bas Sar^entgemirl »erboten. Damab iom oid
aBerg auf Saumtieren Aber bie g^rbbrfide na^ Ulm. tkm
ftauf^usmeifter unb feinen Anetten unb Sallenbinbeni vor
ber ^anbel mit SBerg oerboten , bos bie enimidelte Ulmer
Seilerei ftarl verarbeitete.
Ulm mit feinen ja^Irei^en Gerbereien mar femer oon Wim
^r eine mistige Statte ffir bie Seimergeugung. 1530 gab
es in Ulm 76 Kotgerbereien, 1782 nur no^ 29. Der ^f unb*
g 0 1 1 f Br £eim betrug 1 '$fg. für ben Sulben. 9lo^ 1825
gab es in Ulm 2 £eimfiebereien, bie i^r Srgeugnis namentlii^
an bie ^utfabrilen unb Seibemebereien in £9on oer«
lauften. Seither aber gerftorte ber fteigenbe S ru^tpiets
namentli^ ber Sraugerfte, bie SBaibemirtf^aft unb ben
Sla^dbau unb bie freigemorbene Kusfu^r na^ granfrei^
litl^tete ben Sie^ftanb beo £anbs unb bamit bie Ciunb'
bebingung ber Gerberei unb £eimfiebere<.
Sin meiterer Sbtilel , bos ftrapprot ober bie 8f&'^<<'
rbte ftammte meift aus S(oignon, aus Seelanb, Sflb^ol«
lanb, Slfag, Sd^Iefien, ber Udermarl, Saufen, ber
Vfal} ober Stalten, mo oiel ftroiip gebaut mürbe. 3b
jlleinafien, SQrien, Sqpern unb Srie^enlanb nannte
man ben Arafip Slisari ober Sigari unb er ift no^ ^ute
unentbe^Ii^ gum 9lotf&rben oon SaummoIIe. ffis 1868
bie Dorftellung oon itunftlrapp aus Xbeer gelang, melHe
bie Slfite bes Arappbaus auf ftoften ber (&flte ber Stoffe unb
bes £anbmanns. Seit 1870 betreibt ein Stuttgarter (Belb^
bie ^erfteüung oon ftunftbapp in 10—12 Sabri!(9fen als 9Ro*
nopol unb in Sranlrei^ unb Snglanb mirb berfelbe nur in je
einer Sabril ^ergef teilt. Dem ftrappbau ber ^rooence unb
bem Sarb^Ij^anbel ber £eoante »urbe babun^ mit einem
Silage ber Soben entgogen unb erft neuerbings gie^ bas Vub*
lilum mieber bie e^ten ihappfaiben bem f^Ie^ten Z^eer*
anilin oor. 3n Ulm mutbe frfl^er oiel ftrapp pa
— 437 —
^etftellung von Sunibar^eni unb Suntletnioanb oer«
(raucht. SRon unlerfd^ieb bobei gemeines 9lot unb tfirlif^es
9iot. SRit erftem »utbe auf ungeöltem (Srunbe gefirbt, mit
le^terem na^ oor^exiget Celbeige. 3)er $funb}oU betrug 1 $fg.,
bcr Seislingei 3on 4 ^Ir. fflt ben 3entner unb 1 Shilling
ffit jebes %>^.
!Der ni^fte (Begenftanb, bos 9le^^aor, biente jum $oI|tent
unb ao^Ue 1 Vfg. 3oII. SBo^r es nomenfli^ ftantmte, ift ni^t
belannt. Der SB ein ft ein ober tartarns, ber SauerloII ber
Sfrfli^te , ber m nontentli^ in ben SBeinfiffem onfe^t unb als
Hbffi^rntittet unb 3<^$npulQer biente , würbe in Ulm in großen
SRengen in ben SBrbereien jur ^erfleüung oon Seijen [omie
3untSIanI[iebeni)on3inn« unb ftupfergef&ffen gebraust.
!Der Ulmer SBeinmarft mit feinem leb^often SBein^anbel bot
lieoon rei(!^e SRengen. 9u<| bie ^otof^e, Sdapotof^e ober
SBaibpotaf^e ourbe no(^ 1808 in einer SRenge oon 1000 S^ntntm
ausgeffl^. 9Ran fertigte fie aus ben Sbfailen ber 6eifen<
fie ber lauge. Sie ourbe in Sllaunfiebereien unbjum Si^ern
bes doljwerfo oor gfeuersgefo^r oenoenbet. Die Uifunben oon
1450—1550 unterf^eiben beutli(^ jmif^en SBaibpo^af^eunb
^olgpotof^e unb bas Sef^fift ft^oanb etft feit 1650. 1788
entftanb bie 3nbuftrie aufs neue unb erft 1808 »urbe fie oon
ber 3onpoIitiI jerftSrt. gfSrbereien , Slei^en unb (glosfobrüen
tonnten biefe @aI}potaf<^e ni^t oero^nben.
Vltberfi^mt UNxren femer bie Ulmer Oelf^Ifigereien
unb Oelmfi^Ien. Der VfunbjoK ffir Oel betrug 1 $fg. , bas
Aouflausgelb ffir bie Xonne 10 $fg. Der jllein^anbel mit
Oel, b. ^. ber Serlauf oon £)el in SWengen unter 25 $funb
loS^renb berSBo^e, ftonb nur ben aRerjIern ju. Sllleanberen
^erfonen burften nur an ben SBo^enmarftstogen £)el im ftleinen
oerlaufen. Dagegen um ber $anbel mit Oel in SRengen Aber
25 $funb jebermann geftattet, menn er bie SBoggebfil^r unb ben
^funb^oll beaa^Ite. Die ^erftellung oon Oel gef(|a^ aus 3lü\-
fen. Der 9lugbaum fpielte im aRittelalter in Ulm eine groge
9IoUep es gab bort ^unberte oon prSc^tigen SSumen, aus beren
Sfrfi^ten man bie feineren Oele bereitete. Der $anbel mit
9lfif[en u^ar bes^Ib au^ ein fe^r lebhafter unb ganje SBagen
unb Aarren mit Slugfaffem jaulten ben SlugjoII am ^erbbrfiden«
l^r ober lamen su äBaffer auf ber ^Iler an, um auf ber Donau
— 438 —
tDeiterjuge^en. 9lfiffe, ^^' unb Spfitlein , $anf , SRo^ unb
Delmogen voaxtn mutige nnbaugegenfiSnbe ber Ulmer fionb'
beDoIIerung. Vte Ulm 1348 ben (ßrfln^of bem Alofttr
9?et^enQU oBIoufte, listete es bort einen Oelmarlt etn; ctft
um 1450 tourbe biefer SRatlt mit bem 9Bo(^enmatIt ouf ben
SRorltpIo^ oerlegt. :Die Ulmet SRocftorbnung befthnmie,
»enn einem fremben Del^onblet nQ<| &^\u^ bes SBoti^enmaTHs
Oel fibrig bleibe, [olle er biefes {roor in ber 6tabt lafjen, aber
ni^t in SRengen unter 25 $funb oor bem na^lten SBod^enmarite
oerfoufen bfirfen. 1414 Ilagte bie äRetjIerjunft beim Kaie
gegen einige Oelf^Ifiger megen Serfe|Iung ^iegegen, iDoranf
ber IRot ein|c|ritt , ebenfo loie 1494. Dagegen verbot ber Kot
1508 ber SRerjIerjunft , Sliiffe unb anbete fiebenemittel ben
fremben ^Snblem in SRengen fiber 25 $funb abzulaufen. Crft
jeit 1513 burften bie äRerjIer au^ ben fremben d&nblem i^
SBaren na^ Warftf^Iud ablaufen ; oor^er mar i^nen in Ulm nur
ber CEinlouf bei ben ein^eimifc^en (Erzeugern ge[tottet geioefen.
Den fe^Ienben Sebarf galten |ie ousmarts auf ben Slarlteii
}u laufen. 1527 mürbe ben 3Rei^Iern erneut ber Auflauf inner*
^alb 2 9ReiIen um Ulm an ben Warlttagen [trenge oerboten;
nur 6al3 burften [ie auflaufen. 3eber anbere Sflrger butfte
bagegen Oel in 3Rengen fiber 25 $f unb »erlaufen. Dos 9 u $•
meffen bes Oels auf bem 9Bo(|enmortte beforgten bie Sioxn*
meljer gegen eine fefte Xaxe. Die 6tabt felbft ^atte groge JDel*
oonSte im Oellajten ober Oelftabel, bie meift oon ben Oet
gfiUen ber |tfibtif(^en 3in0leute [tammten. Dabut^ belamen
bie Sflrger auf billige SBeife i^ren Sebarf an Oel o§ne Smifd^en*
^anbel in reiner Sef^affen^eit. Die g^^t^Iung oon Del g^
f^al in ber Itäbtifd^en Delmfi^Ie unter ben 9if<^em.
Das £eimleber loarbas feinibrnige Sa^eleber ffir leiste
Sommerfo^Ien, Dberleber, Autfi^enoerbede u.fo. Ss ftammte
oielfa^ aus Ungarn.
Die Areibe, bie |on|t in ber Siegel aus (Englanb
unb S r a n ! r e i (^ ober oon ber 3nlel 91 fi g e n ftammte,
lam na^ Ulm meift aus !ß a r t e n I i r 4 e n- SRon
brauste jie als äBafferfatbe , gum $ut|en, polieren unb
}um Slaferlitt unb iux ft r a p p f & r b e r e i. Cs gab
6panienoei6, SBienermeig , Dänif^veig unb bas 9Rarmor'
meig oon Sologna, bas franjSfifd^e Webocmet^ unb ÜroiKS
- 439 -
toetg, bie (E^mpagnetfreibe, bic Aolnec Areibe, bie Crtacanec
unb bie Senebigeilreibe obet bcn Spedftein. Der ^funbjoll
betrug aui^ ^iefflr 1 $fg.
(Einer ber iDi(|tigften ^anbelsgegenftSnbe ber Ulmer <&ret
toar ferner ba« S^malj. (Es (om meift auf ben Saper*
f^iffen ober ,,5Qnouein" aus Subapeft bie Donau herauf.
aRit 10 bis 30 ^ferben ourben biefe fta^ne ^eraufgeft^Ieppt
unb ber alte fiauinger 3ontarif |atle einen befonbem Onja^ ffir
biefe 6^mal}|c|iffe. Sei ber Sergfo^rt ^If ben Si^Ieppß^nen
bie (Einri^tung ber 3a(Irei(^en 6 4 »allen ober S^ioell«
bfimme, bie eine ®egen|tr5mung erjeugten, fo bag bie Serg«
fa|rt o^ne fieine mogliili Q>urbe. Dos Hb» igen bes Schmal«
jes im Aauf^aufe beforgte ba$ 6^ malsam 1. £s fianb unter
Suffi^t bes ftauf^utoorftanbs ober (Bretmeifters unb bes
S^maljre^ners. 3<ber abgezogene SBagen jaulte 2
S5|mergro|<^en , jeber ftanen einen 85|mif4en. Den £euten
in ben ftouf gu reben, mar ben Aouf^ausbeamten oerboten. 9Bie
bie 6tabt ein eigenes ftom^aus , einen 6alj{tabel unb einen
Oelftabel befag , fo ^atte [ie au^ eine eigene 6^mal}tammer,
bas G^malj^ausle, ab meld^es fpäter bie ehemalige 6t.
Salentinslopelle biente. Die auffielt fiber biefe 6ii^maI}Iammer
ffi^rie ber Sd^malj reiner. (Et fa^ alle Quatember na^
bem S^vnal} unb Salj unb med^felte es um. SBd^entli^ ein«
mal gab er mit öüfe feiner grau ben 9 r m e n ber 6tabt
Si^mal} um billigen ^reis ab. Sejugsbered^tigt maren aber
nur bie Sfirger unb (Einmo^ner oon Ulm unb bie Sinmo^ner
oon $ f u ^ I, mel^e in bie 6tabt f^moren , unb ieinem burfte
me|r als m3(^entli(^ 1 $funb oerabfolgt merben. 1513 fu^te
bie SRerjIerjunft biefe mo^It^tige (Einrii^tung au S<^Il ju
bringen , inbem fie be^uptete , es merbe SRigbrau^ bamit
getrieben ; ber 9lat blieb aber feft.
Vuc| ber ftlein^anbel mit 6(^mal), b. ^. in
SRengen unter 25 $funb, ge^Site ber aRer^Ierjunft. 6ie
^atte bie Vfli^t, entoeber bei ben ein^eimif^en £anbmirten
ober auf ben frembcn aRärften in Dintelsbfi^I unb 9>lörblingen
fo oiel Sd^mal} aufjulaufen, boj) bie Sfirger gut bamit oerfe^en
n)oren. 3n Ulm bei fremben ^änblern 64mal5 ju laufen, mar
i^nen oerboten. 1374 mürbe ben 9RerjIern bies oerboten unb
i§nen nur geftattet, fo oiel Schmal} bei fremben ^anblem in
- 440 -
Ulm ju laufen , als e i n SRerjIec bem anbein oMiufeit btnfte.
%xx ^aUx unb 6al2 buiflen bie 9Rei^Icr laufen , fo me( fte
wollten, ba ^iefQc bie ftaufleutejunft su forgen ^tte. 1414
nagten bes^alb bie SRetjIer, fie leiben gto^tn 6i|aben bobur^
bag bie fremben ^änblec immer me^t SRil^i Stinbf^mal},
6<l^meinef4mal3, Unf^Iitf , 64meei unb ^fitinge auf ben SBo^en-
martt bringen unb bort pfunbooeife ausmiegen, unb oerlangten»
man [olle bie gfremben nur no^ in SRengenlfibet 25 $ftuib
oertaufen laffen. Der 9lot ermiberte aber , bie 9Rer)Ier2unft fei
im Srrtum. 3^^ ftlein^anbelsprioiteg gelte amäBo^enmartie
nxi^i, [onbern nur in ber 9Bo(|e. Sm SBo^enmarH ru^ bos S^nft«
re^t. Sbenfo fei es mit bem Cel^nbel ber Oelf^Iager unb bem
Sd^önme^I*, Vlugme^Is $aberlem* unb Seutelme^Iflein^nbel
ber SRfiKer. Die gfolge mar nun , bafi bie SIerjIet fi^ b^
ftrebten, ben fremben ^änblem i^re 3Baren oor ben S^^ortn ab*
gulaufen. 1488 unb 1491 flagte man bes^alb im State, bo| bie
SRerjIer bas S^malj ni^t auf ben 3Bo(|enmarIt tommen laffen,
morattf ber 9{at einen eigenen SRarlt am an einfette, ber mit
[einen Anetten boffir ju [orgen ^atte, bog fein St^if^en^nbel me^
mit ^fi^nern, (Eiern, Sd^malg, $aber, (Erbfen, Werfte, SRe^I unb
£)b[t getrieben muibe. 1506 oerlangten bie SRerjIer bas 9tcil^,
i^r Schmal] au^ unter ber ®ret laufen gu bürfen; aber ber 9{at
blieb feft unb bearbeitete 1508 eine neue SRerglerorbnung, n>eI4e
bie SRerjIer oerpflid^tete, i^r S^molg na^ Q>ie oor in SRfirn'
berg, 9{5rblingen. Dinfelsbfi^I ober fonft ausmfitts ]tt
taufen. 1512 erneuerte ber 9Iat biefe Orbnung unb 1527 be<
[tStigte er ben aRerjIern bas Sie^t, Sc^malg, 6^meinef<^mal|,
SRiI(^, Unfd^Iitt, 6^mer unb $&ringe, bie in Ulm mo^renb ber
9Bo(^e eingeführt mürben, im ftleinen mieber gu oertaufen, oer«
bot i^nen aber ebenfo mie ben Söflinger SRerjIern ben Suflauf
oon S^mal} am JEBo^enmarlle unter ber (Bret. tlu^ ourbe
1565 ben IRe^gernbas !CusIaf[en oon S^ntalj im ßaufe
aus feuerpolijeili^en (Brfinben unterfagt.
Die le^te ^anbelsgruppe ber Ulmer SBag« unb (Bretgelb*
orbnung bilbete eine Steige ber mannigfai^ften ^anbelsgegcn*
ftSnbe, mel^e ni^t bem Semi^t na^ oerlauft mürben, [onbern
na^ anberen eigenen SRagbeftimmungen, unb ,bes§alb nii||t
unter ben Segriff (Eentnergut, [onbern unter ben Begriff 6tfid<
gut fiel. Dajugeprten bie flömif^e äBoIIe, bie Sfif^e,
— 441 —
bei S^mixiitanh, bie^Sringe, 9Be^fteine, Surfen,
bte SaumiDonep bet Sar^ent, bie SQSoIItfii^er, bie
fiorbcerbiatter, bie fieintoonb, bie $äute, bie <&Iq0'
fd^eiben, bie fiofurfarbe, ber SBoib unb ber fieim.
.fgflSmifd^e SBoIIe" nannie man febe tii^ilc^iDabif^e
SBoIIe, bei bet ffir bie Sef^affen^it feine iSmcifyc geleiftet
tDurbe. 6ie butfte in 64outfl^et ni^t verarbeitet toerben unb
lom meift Aber glanbem aus Snglanb, hos bie minbertoertigften
Sorten er}euBte, wS^enb bie SRerino« ober SRametuione aus
Spanien ab befte SBoIIe galt
t>it S i f 4 e »aren bos jmeite »i^tigfle Sliidgut. 6ie
tourben an ben 3onitatten su Slatt^eim unb (geiBÜngen noc^
bent JSa]]t oerjolli. 3)er (Beislinger 3oII ^^^ boppelt» oeil
er ben ^elfen[tetner unb Spi^enberger 3^^ umfaßte; in Ulm
QH» ber gerbbriidenjoll für ^i\^t mii^tig. Sfif^Kufe unter 25
$funb umren auf bem SU^^ <^^tt^ ausjuoägen, fol^e flbei 25
^funb an ber ®retoage. Das SBaggelb betrug 2 $fg. ffir
ben Sentner. ßouptliufer maxtn bie Ulmer SBirte unb bie
AIBfter unb ^errf^aften ber Umgegenb.
Den 6(|ioär2branb brou^len oor ollem bie Zu^-
{ leerer Das SBaggelb betrug 2 $fg., ber ^funbjoll 3 $fg.
(Ein meiteres 6tfidgut, ber $ ä r i n g , ourbe bis 1310
etnm an ber pommerf^en ftfl|te unb bei berSnfel SRfigen
gefangen, bis [i^ ber ^iringsftrom |eit 1318 an bie f^mebif^e
Afifte oon Qi^ontn jog. Der $auptpIot| ^ieffir mar fiflbed.
Seit 1236 faljte man in Sranbenburg bie gif^e ein. 1243
erhielt Stettin bie gfif^ens in ber Ober unb 3oIIfrei^eit in
gan} Sommern mit Slusna^me Don Dtmenom unb Aolberg unb
feit^er mar ber ^firings^anbel bie Grunblage ber ^an>
iifd^en 3Rai^i unb ffi^rte 1358 bie preugift^en unb »enbifd^en
Stfibte 2um Ariege gegen Danemari. Die ^anfen, mit^lus«
na^me oon Bremen , Hamburg unb Adln, oerbanben fi^ mit
9Red(enburg, ^olftein unb S^meben, befe^ten mit ®emalt
S^onen, nahmen es ben D&nen ab unb laljten bort i^re gSringe
ein. Salb aber mußten |ie biefes 3<^S)>S^i<t niit anberen 93öIIern
teilen. 1391 eni^tete ümfterbam ebenfalls auf S^onenein
Aonfulot unb eine goltorei ffir $firinge , gelle unb $8ute, [o
bog um bas 3o^c 1^00 an ber Aufte oon S^onen unb Sergen
^unbette oon beulfd^en unb anberen gif^er^fitten unb Aauf«
— 442 —
mannsISben ftonben unb Xoufenbe oott 6<^iffen ben CErttog in
alle ffiegenben ffi^rien. 1494 oerbot bie ^anfo ollen t§ren SRit«
gliebem, na^ Soilanb ober ben Otlne^'Snfeln juf^iffcn^
ober ®otIfinber griffe als 6to(ffif4e }tt oerfaufcn.
!Die Hinter SoHorbnung oon 1440 enofi^nt ben farbig
ntonnigfa^. 3n $etben^eim ourbe ein XonnenjoII oon bemfelben
erhoben, ebenfo in 92att§eim, 36<I^fflf (Btislingen unb an bei
^erbbrude. 3<^^Iici4< $8ringe würben ouf ber Donau obiofiils
oetfra^iet unb bas fiagergelb unb ber ^funb^oll ouiben bcAei
[teto na^ ber Xonne beregnet. 1508 bejtimmte ber 9lot betreffs
bes ftlein^anbeU ntit^firingen aus ®efunb^itorfid|iilb^i
niemonb folle ffinfitg oon Dftem bis 30. Slooember einen gSting
na^ Ulm bringen ober bott oetfaufen. Das SBaffern bmfle
nur in frif^em reinem Srunnenwaffer gc[(^e^en unb es omrbe
eine garingsf^au eingeri^tet. 6ie mugte feben SRontog,
SRitoo^ unb gfreitog alle ^firinge, 6oI}fif<l^e unb 6todfifi(e
befc^ouen, bie Saden untetfu^en, bie $Sringe Aber ben Kfiden
biegen unb beren gebern unb Obren befe^en, bamit bas ^ubli^
(um gute SBore be!am. SRinbenoerlige 8fif<^e butften nur na4
ousoärts oerlauft »erben , gefunb^eitsf^Sbli^e nmren ju oer«
brennen unb bie Xonnen 3u befc^Iagna^men. Der &&rtngs|vets
mar oom 6(^auomt feftjuftellen unb auf ieben guten Döring
ein Stempel ju brfiden. Slieb eine Zonne langer als 14 Zage
na^ ber S^au liegen, fo wai fie erneut ju prüfen. 6o»o(I bie
gevSfferten oIs bie ungevfilferten gfif^^ waxtn ju befi^uen unb
alle iibera>5fferten 5&tinge ju }erf^neiben unb ins SBaffer ju
metfen. Vini^ bie £a(^stonnen oaren gu prüfen, eben|o bie 6tod'
f if(^e ,1 bie nic^t langer ate 2 Xage gev&ffert »erben burften.
Die Sd^au beftanb in ber Kegel aus 3 , minbeftens aber ous
2 SRann.
Der n8(^fte Segenftanb, bie SBe^fteine aus grauem Z^on*
{(biefer jum SBe^en ber Senfen unb Si^eln, lom aus Sor*
arlberg, oon Unterammergau, aus Steiermarl, Arain
unb So^men fagmeife na<b Ulm, »o^renb man bie 64^Ieif'
fteine ausbem Unterlanbe b^tbeifü^rte. Vu^ ber Su^sobcr
Sadfteinfife lam in $adfaffem, ben 6 i üppigen, aus bem
Wgfiu auf ber Z^Ut mä) Ulm unb gieng meift auf ber Donau
weiter. Sin ber ^erbbrüde »urbe bie 9Bare oeqollt unb ber
Zarif ]^\th ^albe unb ganje gaffer, bie [eit 1578 ben gleiten
— 443 —
3on beja^Iten. Vui^ bur^ öo^enmemmingen unb (Beislinsen
gieng oiel Su$6. Drei »eitere (Begen|tanbe, bie Saum m olle,
ber Sar^ent unb bos SBoIItuc^, loaren bie oome^mften
^anbebgegenftönbe Ulm0 unb bie Ie||teren beiben ^anbeb«
gegenftanbe würben na^ gfarbeln ge^nbelt. Sebes
Sarbel 2<4Ue 1 $fb. ^Ir. 3on, ein einjelnes Sorben!*
lii^ 2 Shilling ^ ein Sog Solf^en ober »eige fieinmanb 15
@4 dli-i ein einjelner ®oIf(^en 3 6^. ^Ir., ein Kegenftiidl^en
aus tlbff^albaumn^one 1 $fg., ein (Buglerftfid^en, b. (. bunte
fieinnmnb, 1 $fg. , ein 3entner 8aumn)oIIe , ben ein Q^u*
wthtt oom fianbe laufte, 15 $fg., falb i^n ein gtember laufte,
1 $fg. oom (Sttiben ber ftauffumme. SBoIIgeoanb ga^Ite 1 $fg.
Dom Sulben, ein (alber Stammet, b. (. $Ifi[4, 4 Areujer, in«
lanbif^0 aSoIItu^ 4 6$. $Ir., ein Ulmer 3iDöIfbfinber 10
$fg., ein Slfbfinber 8 ißfg., ein 9leunbfinber 6 ißfg., ein ^orber,
SReutlinger ober Catoer SBoIItu^ 6 $fg. ober 1 $fg. oom
(Sulben bes SBerts, ein (Bienger SBoIItud^ 3 $fg.p ein 6ofIinger,
Slaubeurcr ober fiauinger fioben 3 ißfg.
Das 5ou|rtgut, bas Sarc^entforbel, gieng meift naii^
Sftanifurt. Die Aauflauslne^ie erhielten ffir ben 3entner
ungeiDOgen 2 filier, ffir bas SBiegen 1 Roller weiter. Das
Aauf^ausgelb betrug ffir ben ASufer unb Set f auf er je 2 Roller
ffir ben 3entner, ber ^fnubjoU 2 ^äller oom (Bulben bes SBerts.
Der na^fte (Begenftanb, bie £orbeerbIStter, lamen aus
Se nebig. Der Lorbeerbaum [tommte aus Sqrien unb Siauris
in (Eilicien unb lam oon bort ans SRittelmeer, in bie S^wetgi
na^ (Englanb, 3rlanb unb 6(^ottIanb. (Er mar bas $aupi§eit
mittel gegen bie Sqp^ilis ; au^ biente er ab Afl^engeiofirj, 5ur
Sereitung oon (£[|ig unb SilSr , 5um Serpaden bes Süg^oljes
unb bergfeigen. (Ein loeiterer (Begen|tanb, berfieinbranb ober
Leinölfirnis , loutbe namentli(|| jur ^erftellung ber ftattune \o*
loie in ben ga^Ireic^en Spielfartenbrudereien Ulms oer«
loenbet. (Ein anberer loitj^tiger thtilel, bie ^fiute, lam in
ro^em 3uftanbe ju S^iff bie Donau (erauf unb würbe in
großen SRengen gelagert unb ge^anbelt. S^on 1192 mürben
£)((fen(äute aus 9Bien bie Donau (erauf oerf rächtet unb 1272
mürben O^fen^äute ab gauptgegenfianb oon Siegensburg (er«
auf bur^ bie (Braff^often $elfen|tein unb 9Birtemberg geffi^rt.
Um 1500 lag biefer ^anbel namentli^ in ben j^änben ber
— 444 -
(E^ingergefellf^Qft. SBfi^renb fo ber beutf<|e 6fiben feinen
borf an ^Sitten in ben !l)onouIfinbent bedte, fo polten bie Stieber«
ISnber oon Hmfleibom u. f. m. i^ren Seborf um 1301 tn
6$ioeben unb ouf in 3nfel 6$onen. Die ^aul}3ne oMiieii
in Ulm no^ bem SBogen georbnet. Um ^eibbtiident^or ^Q^He
ber SBagen, bei (inein* obet ^inousgeffi^rt mürbe , 8 ^It. , ber
ftorren 4 ^Ir. Sinjelne traute a^^Uen 1 $Ir. b» 6ifiA Sto*
mentlii^ lamen oiele $5ute ouf ber 3ner ^erab. Der Seibnif
gef(^o^ na^ Sallen ober Sfinben. $äute, bie in ben Ulmcf
Serbereien oerotbeitet mürben, gaben nur ben KabjoII, ^Snte
ffir ben SBtebetoerlouf goben 1 ^Ir., Sfrembe jo^Hen ben ^funb*
Son mit 1 glr. ffir 2 gfiute unb 5 ^Ir. für 2 ^fiute. Sein
nad^fien Srtifel. bem 6 o um glas, gieng ber Sertoif no^ ber
Xru^e. 3n Statl^eim unb ftu^en betrug ber 3on 6 &Ir. für
jebes 9?og , in ffieislingen 12 ^Ir. (Ein meiterer (Begcnftonb,
ber fiafurftein, 9rmenier|tein ober Lapis lazuli lam aus
Zuron, Sibirien, S^ina, Xibct unb fpSter aus G^ile. Vis
6(^mudftein biente ber fiofurftein ous ber Su^arei, ber nament«
li^ in SRofaiten oiel oermenbel mürbe. Sr mar früher bos etn^ige
SRittel jur Darfteilung bes Ultramarin unb lam als itupfer«
lafur in großen 9Rengen aus Sarmotien , aus (E9pem unb Ar-
menien unb biente als garbe unb Sr^nei. 6$on 983 biente
Senebiger £afur in jtonftanj jur ftirc^enmaletei.
Sin meiterer bebeulenber (Begenftanb , ber 9B a i b ,
!am meift aus X M t i n g e n. Der SBaib oerlangt
ju feinem Slnbau tiefgtfinbigen , lehmigen , lallrei^n Soben
unb fe^r ftatle Dfingung. Der SRittelpuntt bes beutf^tn
SBaibbaus mar bes^alb Zbfliingen , namentli^ (Erfurt,
mo \\^ fol^er Soben finbet unb bos bem IBaib^nbel
feine Sebeutung oerbanite. 1290 flanb es auf bem ßo^^nlte
feiner SRoc^t , bis (Bot^a , Shnftabt , fiangenfalja unb 3enftabt
ebenfalls bas ^rioileg jum SDaibbou erhielten. Sui^ in Slieber*
3[terrei$ an ber Z^aift unb $bbs, in 9Baib^fen, bos
frfi^er Ulmerfelb ober fiomborbenfelb ^iej}, ^Iten bie Iom<
borbif(^en gärber t|ren 9Baib. Der SBoib fonb in Ulm feine
^ouptoermenbung in ben SSi^bereien. Die gotborbnung oon
1531 beftimmte, es folle lein bloues Sor^ntiud^ f<^mor}
gef&ibt merben , bos nid^t in Ulm felbft mit SBoib ober 3nbigo
blou gejorbt unb oon ber e^moi^l^ou be[i<^tigt morben fei
— 445 —
9Boib unb 3nbigo toaren alfo bamals bereits glei^bere^tifi^.
Der 3olI in Geislingen betrag 4 5Ir. ffir ben 3entner. 6eit
1600 ourbe ber äBaib oom 3nbigo oerbrängt, ben bie 3tanener
aus 3nbien breiten, bis bie englif^ §oIIfinbif4'oftinbt[<|e Rom*
IHignie bie 6<u|e in bie $anb na^m. Die ein|eimif<(en SBaib»
förber, bie Ultrontoriner ober SRomerjfinfte, mehrten fi^ aber
entf^ieben gegen beH 3nbigo unb 1577 erfolgte ein Serbot bes
Serlaufs oon 3nbigo bur(^ bas Slei^, bos no^ 1664 beftanb.
3n 9lfirnberg ftanb Xobesftrofe auf ber Slntoenbung oon 3nbigo ;
erft 1699 geftottetete Solbert in Sranfrei«^ bie Seimif^ung oon
3nbigo jum äBaib unb 1737 etfolgte bie Qfretgabe bes 3nbigo.
9Beiter nennt bie (Bretgelborbnung bie 6)) in b ein.
3>ie 6pinbelnbre|er Ulms bilbeten \^on 1490 ein eigenes
^anbwerl ber Aramerjunft ; au<| in (Ettlen[^ieg oo^nten
no<| im 3a^re 1800 {a^Ireic^e Spinbelnbre^er , beren
9Bare faffenoeile bonauabv&rts gieng. gfemer nennt bie
£)rbnung bie Saiten ffir bie fiautenf^Iöger , mel^e
na^ „Difteln'' oerlauft »urben.
Cbenfo omren bie Spiellarten f^on um bas Z^t 1397
in Ulm ein lebhafter 5<>nbelsgegen|tanb. Der 9{at oerbot ba*
mals bas ftartenfpielen um (&elb. Die Serfertigung biefer
harten gef(^a$ mittels goljtafeln, vorauf bie Aartenmaler bie*
[elben miltels Patronen loloiierten. Um 1434 ftanb biefe Aunft
in lober Slflte. 1441 Kagten bie Aaufleute oon Senebig be*
reits Aber bie ftaile (Einfuhr beutf^er ftarten unb Silber.
1462 ift oon Aaitenmobeln bie SRebe unb 1463 mirb geflagt,
bag ber (Befc^oftsjveig bur^ bie Spieloerbote notleibe. 1482
ge^en Ulmer Aorten na^ Senebig unb ftonftantinopel, 1490
na^ Stauen, Sijilien unb ben fonfttgen 3n|^In bes 3RitteImeers.
Die ^oljtofeln mürben bei Sraunau unb ^artenfirc^en gefertigt
unb oon ben Ulmern C&ef^äfts^Sufern, 3. S. oon ber gfirma bes
Ctto Siu^Ianb, na^ granlfurt oerlauft, bie baffir SlieberlSnber
SBoIItfl^er eintauf^ten. SBoIIta<l|er aus 9Inas unb ^albfeiben*
sengen, Ulmer aBoIltac^er, Senebiger SBoIIftoffe, Ulmer unb
flugsburger fieinuHinb, Sar&ente, Xif^tfi^er, ^anbf^u^e, SRo^«
jinn, Sifen^uben, $elme, SDleffer unb Dol^e oon Kempten,
oirtembergifd^e 9Beine, SoQerföue, $ferbe unb ^aber, Kofen*
bSnge aus ba9eri|$em anispelbolj unb Saljburger ^olgtafeln
b. |. itartenmöbel unb Silbermöbel, maren bie ^anbelsgegenft&nbe
— 446 —
be» $oufeß Slu^Ionb. Sie gienfien in Soglabungen na^ SRittel'
beut|(^Ionb unb bem 9{^etn, au^ Alein^änbUr unb itir^en fauften.
Diejes $ous Slu^Ianb ^tie mit beit &oI}fd^neibem in Zirol
f^tiftli^e fiiefetungsoertrfige, inbem es i^nen ®eIboorf(|fijfe ge*
to&^rie. Senebig unb 3ün4i 9lflniberg unb SBunftebel im
Mittelgebirge moren (Beff^öfisplfi^e ber 9{u(I(mbs, ^aupt^onbels«
plä^e aber oaren Sofel, etro^urg, aSeigenburg, Siieper,
gronffutt a. SR. , SRainj , Adln , SBefel , «a^en , ZoumQ9,
$Qag im SBeften, 9iegensburg, fionbs^ut, Srounou, eoljburg,
SBels, fiinj, 3naim, St. gölten, ftlofterneuburg unb SBien Im
Often. 3n gfranifurt, Slugeburg, SBraunou unb SBien ^tte
bos $au6 3v^i9nieberla|fungen, von benen Srounou ben größten
Umfo^ ^otte. X)Q9 $ou6 tauf<^te SBaren gegen 9Baren ober
gegen Aa|fe unb auf Sorg , bejtellte SBaren gegen Soraus«
ja^Iung unb nabm SBaren oon anberen in ftommiffion. Der
Serlauf gefd^a| meift auf Sorg oon SReffe ju SReffe teils in
grogen $often, teils in Ileinen Soften an Älein^nbler unb
ftr&mer, mobei oielfa^ Serlufte eintraten, bie fi^ bas ^us
bur^ Sel^Iagna^me ber fiiegenf^aften ber S<^ulbner ober ^fonb*
f^eifie bedte. Sie SRittel bes $aufes moren teils eigene, teils toaren
es frcmbe ^erfonen, bie i^m i^r (Selb 3ur d<^nbebfpefuIation an«
oertrauten. Die (Sef^ofte gef^a^en meift bur^ eigene ober
Zrodenme^lel, fogen. „Sriefe", mobei ber Susfteüer o^ne Si^er*
beit SesQ^Iung an einem beftimmten Zage oerfpra(|. Vn bie
Ulmer Spielfarleninbuftrte erinnert no(^ bos $aus SBengen«
gaffe 14 mit feiner S^nfteroffnungen in (Beftalt oon ^erj, Si^tppe,
Stelle unb Sichel.
SBeiter nennt ber Ulmer 3oI(<(^nf bie gflte unb bie
Rauben, b. b- bie Sifen^elme ober Sturmbauben aus Steier*
marl unb ber Dberpfals , bie in Ulm oiel ge^anbelt »urben.
Der SBagen jaulte 4, ber Aanen 2 gir. 3on. 3n (Geislingen gab
jebes Vferb 1 (Bulben. Son ben meiter genannten Soben-
erjeugniffen bes Ulmer 'Sanbs, bie in grogen IRengen in
$anbel lamen, finb oor allem ju nennen bie Samen bes
Ulmer (Bortenbaus, bie Ulmer Krtif^oden unb bie Spor«
geln. Der f(|mabif(^e Sunbestag fanb um bas 3a^r 1500
regelmäßig jur Spargeljeit im SRai ftatt , meil bie gerren bie
Ulmer Spargeln liebten. 9lu^ Sirnfd^ni^e, ^u^eln unb
9t fi ben giengen flogmeife oon Ulm fiber fiauingen bonauabioSrts.
— 447 -
3n (Geislingen fomen oiel Di]U unb Zcaubenoägen aus
bem Unlerlonbe bur^, ebenfo So't^^^IUnten aus Ulm, in
9lait|eim unb C&eislingen qu$ mel itnoblou^. S^rnecgieng
Diel UInter (Bclceibe Aber Xirol na$ 3tQlien, oS^renb man
ben Senf }u @4iff bie SJonou herauf bta(^te.
Den SS^lui ber groben 6tfide bilbeten bie gfeti«
noren, S^meet, Unf^Iitt, Aeffelfleif^ (Se^in*
fleif(^), G^Q'^inef^mal}, unb ftarten|Qlbe. X)a$
^odelfleif^ lam in gfBffem unter 3ufa^ oon 9lelfen,
Pfeffer unb fioibeerblallern. Dos Unf erlitt, iRinberfett ober
ber Xalg fam ou$ Stuglonb, $oIen, gollanb unb
Dänemari ober oon ben utmer SDle^gern unb »urbe
Sur Zeitteilung oon Aerjen unb Seife unb jur fieberbeieit*
ung oeroenbet. 1318 brachten bie Slegensburger Unfc^Iitt
über 9tfirnberg, ^obenlo^e. SBert^eim, SBflrsburg, SRainj unb
Sppen^eim na(^ bem SR^ein. 1509 u)urbe ben aRe^gem bas
9(u9lQffen in ben $Qu|etn oerboten. Der getbbiädensoll nennt
biefe (Begenftanbe ebenfalls. Ilu^ bas Slfenbein ourbe in Ulm
no^ gangen Säffem ge^anbelt. Das Slfenbeingeoerbe mar im
aRiltelalter [e^r in Slfite in Ulm mie namentlich in (Geislingen , fo
bag bie bortigen Seinbre^er in 9Im|terbam unb auf ber fieip»
Siger SRelfe ftarlen Obfa^ fanben. Die aRfi^Ifteine enbli^
fpielten ebenfalls feine Heine SloIIe. Sc^on um 1380 [e^te ber
mal feft, bie aRü^Iftein^änbler follen ieber ffir [i^ oerlaufen unb
feine gemeinfame Sac^e ma(||en, unb ber SoIItarif oon 1440 (atte
6a^e ffir SRü^Ifteine, S^Ieiffteine, Cörabfteine unb ftreuje, bie
man iu SBaffer ober 5U fianbe megfü^rte ober nur bur^ffi^rte.
Die SRfi^Ifteine [tammlen meift aus bem Sfil^i^^^I^ ^^^ Andren.
flu(^ bas Rapier nennt ber Xatif. 9lls eines ber erften
£umpenpaptere würbe 1391 bas Slfirnbergn gefettigt, mo 1390
eine $apiermfi^Ie entftanb. 3n Safel baute man eine fold^e
1470. Seltec oIs Slfirnbergs ^apierma^er aber maren bie oon
91aoensburg, mie anä) bie 93eIim3BeIferge[en[(^aft i^r Velinpapier
oertrieb. Um 1400 faufte Aonftanj fein Rapier in Slaoensburg;
es trug f<^on 1301 ben O<^fenfopf ber gomilie öoljtein als 2Ba|fer-
iti^tn. Dort rourbe bas etfte fieinenpapier gefertigt, toä^-
renb Sa|el fein Rapier meift aus (Balijien, (Börli^ unb Senebig
erhielt Ulm erhielt eine ^Papiermühle etft 1560. Der ?Jfunb.
soll betrug für 1 »allen 6 ^fg. , für 2 Wiffe 1 $lr.
— 448 —
Sin mtütttt ^oupt^bebgegenftonb ffit bie Soitoulonber
iDoren enblid^ bie S^neden, bie in ben 64nedengfitten bec
SI6 ge^fi^tet mürben. 6ie giengen meift bonauabioirto. 3>as
6$nedenplfi^le in Ulm erinnert nod^ an biefen 5<tnbeL
9lo<| 1855 giengen ous Sollingen bei U(m jö^rli^ fiber 100.000
G^neden bonauabio&rts, qu(| in IRflnfingen, Aachen, Ober« unb
Unterfa^I^eim, in C&Iolfen^rb, fieibi, Slerfingenp Si^neden^ofen unb
6ira|} gab es 6^nedeng5rien , bie nt^ na^ 1800 ^anbel mit
aOien trieben. Gänse Sfl^ge mit 6$neden gtengen fiber fiauingev
§inab. 9li<^t su oergeffen ift f^Iiebli^ ber SB e i n. fiber beffen
^0^ Sebeutung ffir ben Ulmer (Brog^nbel f^on frfi^r in
einer eigenen Qrbeit einge^nb berietet mürbe unb betreffs beffen
ba^er ouf biefe Hrbeit (Uims SBein^nbel im SRittelatter)
]u oermeiien ift.
V. 2)ie Ulmet trämerjnnft
1. 2)ie ein^^elnen ^anbeUgegenftäube bed
^ramn)aren]^anbe[d.
(Einleitung.
Unter Arammare oerftanb bas SRittelalter biefenige Sein*
(anbelsmare, mel^e non ausmSrts eingefD^rt mürbe.
7)tx Ar im er (mercator) mar ber 5QN)^n><^[pc3i<tIift ffir ben
Serlauf oon (Einfu^rfeinmcre, mie ber Aaufmann (ne-
gotiator) ber ^anbmerlsfpejialift ffir ben Serlauf oon Sin*
fu^rgrobmare (Salj unb Sifen) mar. SBer bie Sinfu^
biefer Dinge befolgte, mar ben Se^Brben glei^igiltig, boc^ ergab
fi^ babei eine natfirlic^e 64eibung na^ ben Slnlaufs«
lanbern. Die (Einfuhr oon 6al2 unb (Eifen bilbete in Ulm
bie Srunblage bes ^anbete mit ben DonauISnbern, bie
(Einfuhr oon Spejerei unb SaummoIIe bie Srunblage bes
^anbete mit 3talien, bie (Einfuhr oon feinen SBoIIft offen
bie (Brunblage bes 5<tnbel0 mit bem K^tin, gfrantrei^
unb ben 91 i e b e r I a n b e n. ,,9Bie im Sliltelpunlte eines Areifes",
meint ber (E^tonift Selix gabii, „giengen oon Ulm aus bie
etragenjfige na^ allen 5immeteri<|tungen unb es fonben fi^
bes^Ib ^ier ja^Iret^e Sleifenbe jufammen, bie Unterlunft fugten
unb fanben unb beren 3iel in fibermiegenbem SRoge ber
Sernpag unb Senebig mar." (Es mar bes^Ib au^ bie
Arammare, meldte oor allem aus Senebig na^ Ulm
— 449 —
SeKto^t iDUtbe, ber mitaiis »i^tiglte Zeil bef Ulmer ^onbels«
oeriel» feU bem So^te 1300 unb erft feit bem 3a^e 1500
begann biefcr Seifert mtt Senebig feine feit^erige Sebeutung
allmS^Iic^ elniubfijjen.
Die RranuDoren jetfielen guni^fl in gioei ^ o u p t a bi e i I u n g e n
in [ol^e, »el$e ab Spejerei na^ bem (Bemi^t unb in
folc^e, »eld^ ab fiangmare na^ bem fiingenmage an
ben Serbrau^ec abgegeben ouxben. Die Aleinioage, b. %
bie 9Bage untet 25 $funb, unb bie S 1 1 e bilbeten bes^Ib bas
ßanbmetbseug bet Ar&meriunft im engern Sinne unb bie 3n.
(ober biefec ganbmerbieuge (iejjen bie eigentli^en ober bi e
gelernten ftrSmer. Sine britte 9(UeiIung enbli^ bilbete
bieienige ftramoare, mel^e na<| bem Stfld oerlauft würbe,
bie [ogenonnte Aurjoare, unb beten Sertrieb bis ju 12
Du^enb ober 144 6tfid (1 (5ro6) ebenfalb ein ^rioileg
berArfimergunft mar. So ge^tte alfo ber ftr&merjunft
ber gefamte Spegerei', Sang« unb fturjmarenllein'
(anbei.
SBas man alles im SRittelalter }u biefen brei ftrimer«
[pesialitäten regnete, geigt bas oltefte Ulmer 3^noer}ei4'
nis aus bem 3a(re 1440.
a. X\t ^tinMmtxtl
Das SoIIoergei^nis beginnt mit ber feinen fträmerei
ober Spegerei. 3^ ^t ge^Stlen ber S^^^h $f^ff<^ unb
3ngmer, bie (Bemürgnelle, ber SRusIat, bas SBetiJtlom unb
ber 3ti"tnt. Das SBaggelb in ber (5ret b^^ffir bettug je 4
$fg. fflr ben ASufer unb Sertaufer; ber fßfunbgoll betrug
1 $fg. oom (Bulben unb ber 3Beg, ben biefe Spegereten oon
Ulm aus einf^lugen, gieng (auptf&^Ii^ Aber bie 3onft&tte
9Utt|eim bei (Biengen a. b. Sreng na«^ 9lflrnberg. Ulm
QKir urlprfingli^ für ben Spegereibanbel meniger in Betraft
gelommen ab Sugsburg. QErft feit 1450 etma, ab Ulm in
granlrei^ unb Spanien einlaufte unb Senebig me^r in
ben ßintergrunb lam, trat au$ in Ulm ber Spegerei^anbel me^r
in ben Sorbergrunb, mobtenb bis 1450 etma bie Saummolle
unb ber Sar^ent bie gaupttolle im Stogoerlebr gefplelt Ratten.
Siebt man na^ ben eingelnen SBarengattungen, fo lam
ber in Ulm ge^anbelte 3uder in ber Kegel aus (Eqpern.
(Er ftammte meift aus 9{(obtts unb SQiien, mo^l aus Atal am
29
— 450 —
toten SReete, ober VIexanbden unb bie Ulmer polten t^ in
Senebig. M^ere Ka^ric^ten hierüber fehlen; man loeig nur,
bog im 3o|re 1505 bie danbebgefeiqd^oft oon Seife r & (Eo.
3uder in Ulm feil ^a»e.
Der $ f e f f e r , bie Seere bes ^feffetftrau^s oon ber
itflfte oon SRalabar, loor im SRittelaUer fe^r teuer. Die armen
£eute gebrou^ten i^n bes^alb ni^t , fonbern er biente lebigli^
ben Keinen als Dutftreijer beim (Effen , bie bamit i^r gfleif«!^
merl unb i^re gftf^e , i^re 6aucen unb hafteten f^modtNift
matten. 1 191 sohlten bie ftaufleute oon 9R a ft r i ^ t , ft 5 1 n,
Slawen, Ulm unb Siegensburg in Cns in @teiermatt einen
^fefferjoll neben 6ilber, S^u^enunb ßanbf^u^en. SRonboif
alfo mobi onnebmen, bog bomab Pfeffer aud^ oom Steine ^
nacb Ulm gebracht tourbe. 1505 oeilaufte benn au^ bie 9BeIfe^
gefeüf^oft in Ulm »elften unb nieberl&nbif^en Keffer, nie er
ou(^ feit 1450 in fteijenber SRenge oon ben Ulmem in £90 n
unb Sienne geholt mürbe. Sine SRogregel firgerlii^n 3Bett«
be»erb0 mar es mobi , menn um 1550 ber brafilianifc^e
$apti(a als gefunbleitsf^abli^ oerboten mürbe. Um 1500
untetf<|ieb man in S^Q'^^^ngmifd^en grobem, f(^m er em unb
(Sarbelinpfeffer unb gum Öffilf^en oermanbte man oielfa^
bie Seriglorner ober $arigl5mer, mes^alb bies mieber^olt
oerboten mürbe.
Saft ebenfo oerbreiiet mie ber Pfeffer mar im aRittelatter
ber 3n gm er. Sr biente namentli^ jur ^erftellung oon fiat«
mergen, aber au^ gum SBfirgen oon Sl^ifc^* unb 9if<^f))eifen fc
mie oon SBfii^einen. Der Ulmer 3ngmer fam um 1505 eben-
falls teils aus 9BeIf(^Ianb teils aus ben Kieberlanben.
1504 sohlten bie Jtaufleute oon Sglingtn in 6|>eier eine fS^rli^e
SoIIablöfung oon je 2 $funb 3ngmer unb QEanneeljimmt. Der
3ngver 3(rfiel in brei Sorten, oon benen jmei inSnbienmuc^fen,
bie britte aber aus 9Re!Ia fam. SBerboten mar im 16. 3a|r«
(unbert ber Serlauf oon apulif^em 3ngmer, oon Salletin
unb SRarbaf^ ober Dominila. 1549 erlieg bie Stei^sregicr*
ung oon 6 r fi f f e I aus ein Serbot gegen bie june^menbe (Stwütjr
ffilf^ung, bie ficb namentli^ au^ gegen bas gfSrben bei
3ngmer manbte, unb ben Sanbes^erren mürbe bie Qhtricbtung
oon(Bemur3f<|auen aufgetragen gur Seauffi^ligung bes SRarft-
oerle^s unb ber Spejereiläben. Do^ ^alf bas (Befe^ nur menig.
— 451 -^
i 9Cu4 bie (gemfirinellen gt6rou$ten bie SIten f^on gut
ftaroIingerjeU allgemein ab SrsneimMel unb 5um SBflrjen oon
@peife unb Xranl. Die SRei^^Iegaten , missi obet fianboSgie
^ten oon allen Sleid^spfaljen ißfeffet, 3iwntt unb 9>leHen ju
i^ren @peifen an{ufpre4en. Um 1100 xoax ber gauptmarttpla^
ffi( Stellen bei gofen oon Sicco n; fpäter gelongten fie teils fiber
üben, aRelfa, {(lexanbrien unbCQpern, teils fiber Zan»
ris, Sultonia unb Aonftanlinopel na^ (Europa. Sie
loiteten faft breimal fo oiel als ber Pfeffer. Sus ben Stielen
ma^te man St^erifc^e Dele. Die (Seofirjnellen in Ulm ftammten
um 1500 ebenfalls teils aus 9BeIf<|Ianb teils aus ben 9lieber'
lanben. 9uc| bie ®emfir2nellen unleilogen f^on frii^ ber
Saif^ung bur(^ $SnbIer. 3n Slfimberg gab es [d^on 1443 eine
Steltenf^au, in Ulm u)Utbe crft 1551 eine (Bemfirjmfiblen'
f^au eingerichtet. Der (Beofirsrnflller ^te bas C5eiofir3, bas
i^m }um SRa^Ien flbergeben tourbe, oor bem Sinf^fitten genau
2U befic^tigen, ob es unoerfäIf<^t wox; gefSIfc^tes flSemfirs war
bem 8firgermei|teramt aussufolgen. Das Betreten ber SRil^Ie
bur$ gfrembe mat oerboten. Das (Beu^firj mar oor unb nad^
bem 9RabIen genau 3U u>iegen. Sbenfo ri^tete Solingen ba«
mals eine ftäbtif^e SetDfirjmfible mit (Bemfir2l$au ein. Die
3 Stauer ^tten auf bem SRailte unb in ben SpejereilSben ben
GetofirjUein^nbel genau ju beauffi^tigen. Das Serlaufen bes
Staubs oon S^fiio^i^ » $f<ff<< unb ISRellen mar oerboten. Seit
1500 ^atte ber (5emfir|tgenug in Deutfc^Ianb $anb in ßanb mit
bem frei(&nblerif4ien treiben ber ^anbelsgefellfc^aften einen nie
gelaunten Umfang angenommen. Sitter llagte Ulri^ oon Butten
ober bieten Unfug unb f^all auf bie Aaufleute, beren Habgier
bie S^ulb baran trage. (Er [(^ilbeit , mie glfidli«^ Deutfc^Ianb
im 3a^re 100 unb 200 gelebt bobe , mo ber Deutfc^e fflr \x^
auf feinem ^ofgut mo^nte unb fi^ oom (Ertrage {einer SBirt«
fc^aft ern&^cte, o^ne fein Satgelb an bie ^änbler ju oerf^toenben.
(Es fei na^gerabe 3^Uf ^^^ ^i^ Deutf^en bas eu^igegfreffen
unb Saufen auf fteden unb bie loftbaren Aleiber, bie be-
c|uemen (Berfite unb bie fremben (Bemfii^e oerfc^mS^en. Der
oiele $feffer bringe ni^ts als bas ^obagra unb bie S9-
p^ilis ins £anb. „Sunt genier mit bem Pfeffer, bem
Safran unb bem Seibengemanb", ruft ber 9iitter. Sli^t
bas beutf^e aRQUär, ni^t bie 9{tlterf(^aft, fei ber 9l&uber bes
29*
— 452 —
beuif^cn SoIbtDo^Iftonbs geoefcn, fonbem bos faitemattonoh
^inblerooll, bas mit feiner Sinfu^rmare ben fieuten bos
blanle ®elb ous bct Xol^e gebdt |Mibe.
Sie SRusIatnug gelangte erft feit 1400 int Hbenbbnibe
iu meiteiec Senfi^ung, als eine Aolonie anf ber Sanbainfel
angelegt würbe. Die SRualatnug }Spe ju ben feineren 6pe«
jereien, ffir oel^e man mit Sorliebe ben mit me^r fianbbefor-
berung oerbunbenen SBeg Aber Sagbab mS^Ite, an beffen Stelle
fpSter Xauris trat. Zauris, Sultania unb 6amaTlanb oarrn
bie $auptmarltplfi^e für bie SRusIatnug , bo(| mar fte ouA in
üleatanbrien ju ^aben , mo^in fie aus Oftafien fiber Vben ge*
langte, üuf beiben SBegen lam fie na(| VRon. Die frangofiMe
ftfi^e be« 3RilteIaIter6 oermanbie bie aRusiatnug ab aSfirje ffir
Speife unb 9Bein ; auc^ in Deutf^Ianb gehörte um 1650 in
eine gute grfille bie SRusIatblume neben ®algan, Pfeffer, 3ngtDer,
Afimmel unb 9leIIe.
Der 3 i m ^ t mürbe f^on im Sa^re 617 aus bem Slittel*
meere ben 9{^one herauf na(| gr^anbrei«^ geffi^rt unb 750 mürben
3immt f Pfeffer unb ^arffimerien oon italienifil^en (Beiftli^en
mannigfa^ na(^ Deutf erlaub unb oon beutf^en (Beiftli^
na$ £ n g I a n b an befreunbete Stanbesgenoffen gef(^nft,
mie au^ Aarl ber Dide 3intmt als S^rengabe erhielt. 8tt4
bie 9lei^sfammer6oten ober 3<^ntner ber Aarolinger burften
3immt auf i^ren Xafeln in ben ^faljen oerlangen. 3n ben
Xpot^elen mar er allgemein als ^eilmiltel ju ^aben unb in bec
Afi^ mürbe er ju ben 6peifen unb SBflrjmeinen oermanbt. 3n
allen Seeftabten bes oftli^en 9RitieImeers mie in Xauris, Snl*
tania unb Smartanb mürbe 3intmetrinbe ge^anbelt. Vis menigcr
gefft^rli^er ^anbelsgegenftanb mürbe ber 3intmt meift }ur 6€e
befSrbert ; bes^alb mar HIesanbrien ein dauptftopelpla^ fBr ben
3immty mo^in er oon CeQlon ober Sorberinbien hwc^ ben
arabif^en Sfleerbufen unb ben 9li( gelangte.
Der Safran mar eine billigere Spejerei ab ber 3^mmt
unb fein 9BaggeIb ftellte fi<b bes|alb mefentli«^ Heiner bor; es
betrug nur einen ^filier. Der Safran, bie Slfite bes cn^cat
sativas, mürbe im SRittelalter meit unb breit in (Europa unb
llfien gebaut. Um 960 brauten ibn bie Sraber nac^ Spanien,
bo^ mar biefe Sorte meniger gut ab bie oon ftor9{os, Siliden
unb ^erfien, bie tfirlifc^cn ober 3inimtfafrane ; f^b^ter mar ber
— 453 —
engn|(|e unb am f^Ie^leficn ber arasonif^e Safran. Den Safran
braud^ten bie Utfunbenntalet }u i^ren (Bolbbu^fiaben, bie aro'
Uferen 8er}te ab Heilmittel, bie Aöi|e jum Badtoetl {um
„^axlmadttn" bes Ruäftns, ebenfo bie ^atfiimeiire. 6eit ben
^reujjfigen mürbe er allgemein in gfranbeid^, 3tttlien unb Deutfi^«
lanb Qermenbet unb in Italien bis ins Semer Oberlanb mirb
er noc^ ^eute ins Srot gebaden. 6eit 1400 etma mürbe er auc^
in Deutf^Ionb gebaut, namentli^ au^ in U I m an ber SBfinger
galbe am „Safranberge'', mo es no^ (eute ga^Irei^ Srocus«
{yflansen giebt. Sielfai^ mürbe ber Safran gef&If(|t, fo bag f^on
1406 ein Kei^sgefe^ gegen bie SafranfSIf^er erlaffen mürbe.
3n 9lttmberg gab es f^on 1441 eine Safran f^au unb es
nmren namentli^ bie Ulmer, mel^e feit 1450 fpanif^en Safran
in fi9on unb Sienne lauften unb fiber Safel (erausbra^ten.
1430 brauten bie Spanier oiel Safran unb Soba na^ Srflgge
unb lauften baffir franjöfif^e SBoIIfloffe unb fieinmanb, bie fie
na^ Veg9)rten fanbten. 1114 mürbe in Stfimberg gefilf^ter
Ulmer Safran be|(^Iagna^mt unb oerbrannt unb bie ^aoens«
burger ßuntpiggefellfi^ft bra<^te um jene 3<U oiel Safran fiber
Senebig na«^ Ulm.
b. IDie ®robtrfimerei.
91s mcitem ftrammarengegenftanb oerjei^net bie Ulmer 3on«
orbnung bie grobe ftramerei unb bas Serjei^nis nennt in
biefer iRubril bie ^anbelsgegenftonbe S^mefel, Salpeter, Seife,
Wann, Seigen, äBeinbeeren, 9{eis, SRanbeln, 8aum3I, ®alas,
Senit, Spangrfin unb Srifill. Der X^orjoII betrug ffir {ebes
9{o6 1 $Ir., ber HerbbrfidenjoII ebenfooiel. Der $f unb 30 11,
ben feber ffrembe ju sa^Ien ^atte , ber ein (5ro6^anbeIsgef(|aft
Aber 25 $funb in Ulm abf^Iog, mä^renb ber Sflrger pfun^oll«
frei blieb, ba ber ^funbjoll eine gfrembenfteuer ffir ben ft&bt.
S^u^ mar, betrug ffir bie gefamte grobe ftiämerei 1 $fg. oom
SBert unb bas SB ag gelb ffir ben 3entner 1 Pfennig.
SBas bie einjelnen SIrtilel betrifft, fo biente ber S^mefel
fi^on im SUtertum als Släu^er* unb 9Ir}neimitteI. Sr lam aus
Sisilien, ber SRomagna, b. ^. bem ^eloponnes, Kroatien, ben
Aarpat^en, Oberf^Iefien, ißolen, Spanien, Aorfu, bem Aaulafus,
9Refopotamien, ftairo unb Xunis unb mürbe meift in SRarfeiHe
raffiniert.
Der Salpeter !am aus Seqlon, Sengalen, Krabien,
— 464 -
9eg9Pt<n, Reiften, Spanien, Ungarn unb bcr S^toet} unb btenfc
ab Vi^neimittel gegen fieberhafte (Entjfinbungen, gur Closretnig'
ung, als Slugmittel beim SRetallgug, gum Sletf^podeln unb fett
1380 2ur Sereitung oon S^iegpuloer, bas in Ulm fm 3o§re 1490
in einer ftSbti[(|en ^uloermfi^Ie in großen SRengen bereitet lourbe.
Die Seife, bie in ^arle unb loei^e Seife itt^tl, txwSfyä
f^on $IiniU0 als geil« unb j^autoerfc^onerungsmitteL Sie
mürbe bereitet aus 3i<S^ntaIg unb ^otaf^e unb ba bie ger*
manif^en Seifen oielfa^ na<^ Italien ausgeffi^rl mürben, ift es
mo|I mögli<| , bag bie 9?omer bie Seife bur^ bie (Bernionen
lennen gelernt ^ben. Um 1440 erf^eint fie als (Brog^nbels*
gegenftanb im Seislinger 3ontarif, ber ben 3^ntner mit 16 f^lx.
3oII belegte. 3n Ulm f<^eint es bamals oiele Seifenfieber ge*
geben 2U ^aben , ba bie Seife 5um SIei(|en ber ja^Ireic^n in
Ulm unb in leiner Umgebung gefertigten £einmanben unb Baum-
moIl|toffe oiel uerlangt mürbe.
Der 8 I a u n ober Sllanb biente }um greftlegen ber
Sarben auf ben Stoffen unb ma^te bie gr^^rben Ieu<|>tenber.
Aein Sar^ent« ober 9Bo(Itu<b mürbe frfl^er o^ne Wann geffirbt,
fo bag bie gffirber mie bie Sriefmaler ober Urhinbenfc^reiber.
bie 9RaIer unb Sergolber ben Sllaun ebenfo gebrausten mie bie
9Beiggerber jur Saffianbereitung unb bie ^apierma^er jum
£eimen. Seit 1200 entftanben in SmQrna unb in Neapel groge
Waunfiebereien unb feit 1300 gelangte oiel 9llaun über aRallorlo,
aRaroRo (Seb|SeIme[fe) unb Algier m^ gflanbern. Seit 1200,
namentli^ unter ben flniouSp gaben bie SRinen oon 3s<|ia ret<^
Seute, ebenfo bie 9Rinen ber Iiparif(|en 3nfeln , beren Crjeug«
nis aber ben Sfirbem oieIfa<| oerboten mürbe, ferner bas genuefi|(^
Soglia (^boISa) in Aleinafien , mo bie Xud^ma^er oon (Benno,
Sflorenj , granlrei^ unb Spanien einlauften. Der Vlaun oon
Aleinafien , Z^racien unb ben gric^if^en 3nfeln flog in Aon*
ftantinopel jufammen , ber aus Seg^pten , 9lubien unb Srabten
in Slexanbrien ; au<!b SCIeppo mar ein guter tdaunmarlt. 1462
mürben bie Sllaungruben oon (Eioitaoed^ia entbedt, nad^bem man
1469 bie olten Waunmeife oon 38(^ia neu eröffnet ^e. Um
1477 mürben au^ bie Saljburger Waunmerle in ftärtem Se-
trteb gefegt unb im Vinjgau, 3<Uert§at Saftein, ^ongau, in 9la«
mingftein unb gfriefa^ mürbe 9(aun gemonnen. Son bort polten
feitler mo^I au^ bie Ulmer i^ren 9Iaun Aber Senebig.
— 455 —
Die Soften |p ei fen , bos gaftmuefl ober So|tetifiemflfe,
fehlte auf leiner beffern Zofel bes aRitleloUers. Seil 1470 tv
hielten inbeffen bei ben gefteffen ber Ulmer Aaufleute na^ ber
3unfimei|tenDa^I bie (B&|te jufommen nur no^ ^Ib fo oiel J$<ifi<n-
fpeife iDie [eitler, namli«^ nur no4 2 $funb SRanbeln, 2 Vfb.
geigen unb 3 ißfb. groge unb fleine SBeinbeeren. Utm loufte biefe
@fibfrfi<^te ntcift in !iin^t mobin |ie bie fiombarben brauten.
2)ie gfeigen ftammten oue Spiien unb ^aläftina ober aus
(Briecbenlanb , namentli^ Sil^on unb SIttifa , »o oielfa^ bie
Sfeigenousfu^r oerboten mürbe, um ben (Einmo^em bie|elben ni(^t
ju oerteuem. Die beften Aranjf eigen ^ItJ^tn Aolamota ; bie Dal*
matiner unb 3|trianer hielten [i^ ((^le^t, moren ober beffer,
au(^ gfranbeii^ unb Stalien boule oiele gfeigen. Die getrod«
neten SBeinbeeren ober Kofinen tarnen ous 6flbeuropa unb
Aleinofien. Die großen Rofinen ober Ci beben bejog man ous
Smprna, Xf^ifc^me, Suolo, ftarabumu, Ros unb Somos. Die
@uItaniaro[inen maren Hein, flil« unb fleinlos unb jortbfiutig, bie
Domoscener grog unb ausgelernt Die 3taliener unb ^rooencer
9lo|inen, bie beute meift no^ (Englanb geben, mfibrenb Deutftb-
lanb meift Smqrnarofinen ober Spanier aus aRoIogo, Salendo
tinb Sliconte oeibrou^t, giengen oud) im SRittelalter ben gleiten
9Beg. Die Ileinen Slofinen ober Aotintben ous SRoreo,
3onfe, Aepbolonio unb Xbetoli bilbeten mie ^eule bos ^oupt«
ousfubrerjeugnis (Brie^enlonbs unb fonben Senoenoung oIs
Stod^fpeife, in ber Afl^e unb gfeinbfiderei, jur SBeinoerbefferung
unb gur SetfttUung oon Aunftmein. Die SRonbeln in Ulm
ftammten mo^I ebenfalls aus Spanien, Solencia unb Wiconte,
ber $rooence (üprilofenmonbeln), Steopel ober 6i}ilien (Slm*
brofiomonbeln), ous Slorenj ober Vipulfen (tßugliefer) , fpSter
»obl ou^ ous SRoIoga, unb bienten ebenfolls als Sflo^fpeife,
3ur gf^inböderei, jur Oelgeminnung, unb gu ^eiljmeden ; menig-
ftens tourben f<bon um bos Z^^x 960 oon Srescio SRufter
oon SRonbeln unb ^olmlemen no^ Aonftons gef^idt.
Sine meilere SloIIe fpielte ber 91 eis, ber fcbon oor 5000
So^ren in Cbino, in 3nbien unb auf ben Sunboinfeln gepflonjt
mürbe, oon mo er fiber fßerfien nocb SRefopotomien unb bur<!b
Sllexonber ben (Brogen no^ (Srie^enlonb lom. Seit ber (Brfinb«
ung bes äg9ptif(b«grie<bif4cn IRei^s ber $toIom8er trat er oIs
^onbelsmore ouf. Vis Speife mürbe er jur !itlt bes j^oro] in
— 456 —
Italien no^i ni^t beitQ^i; erft bie Araber oeibretteten bcn
Sleisbau unb bamit ben (Bebrau^ bes 9?eife9 ab Solbna^nings*
mittel im SlUhtlta unb fpitet in Spanien, vS^renb in 3talien
erft feit 1630 ber 9it\sbau ein^eimif^ mürbe. (Er ift bie mi^-
iigfte (Betreibeart, benn 750 SRillionen SRenf^en leben oon i^m,
b. ^. Aber bie $aifte ber SRenf^^eit. 3n (E^ina, Sopon, auf
ben Walaien, in 3nbien, $erfien, Krabien, in ber ZMtt, in
9lorbafrifa unb Portugal lebt bie SeQSIIerung faft ausf^Iiep^
9om 9lei0 unb fd^on um 1450 bra<^te man 9lei9 über ben gfem«
pag nad^ Aempten unb auf ber I)onau na(| Ulm, oon oo er
lieber in ganjen gfloglabungen fiber fi a u i n g e n bonaii*
abQ)ärt0 gieng.
(Ein meiterer ^anbetogegenftanb, bie ®aIangomur]e(
ober ber ffialaas, ftammte ebenfalb aus (£^ina, 3aoa unb Sen-
gakn unb mürbe bur($ bie arabifd^en Xerjte bei uns bebtnni
Sie gehörte ju ben ftarl er^i^enben unb reigenben Srgneimttteln
unb mürbe im Mittelalter mit Sorliebe angenmnbt. 3^^ 3^^
Jtarb bes Diden mar fie neben Simmt, Cbemflrjnellen, SRi^tis
unb Pfeffer in ftonftan} no^ eine Seltenheit, feit bem ^tüfyu
800 aber ftanb fie in ben fto^bfii^ern unb mürbe fiber ftonftan*
tinopel, Samagufta, Slflon unb Sdesanbrien nad^ Stalten, Sfib*
franfrei(^ unb Spanien oerfenbet, oon mo man fie bann nod^
ben SRSrlten ber (E^ampagne oerlaufte.
Der nSd^fte ^anbebgegenftanb bes Ulmer 3oIUorifs, bas
Olioenöl ober Baumöl, ftammte aus ber ^rooence, 3talten,
Spanien ober Slorbafrila unb fanb Sermenbung ab Speifeol
jum Sraten unb Saden, ab Srennbl unb Si^mierSI, jum (Ein*
fetten oon SBoIIe unb £eber, bei ber Zfirlifi^rotfSrberct, pa
Seifen- unb ^aarblbereitung, su Salben, $flaftem u.f.m.
t(u<( bas Sennesblatt ober Senit, bie Slcttter ber
9{9^renlaffia, ftammte aus Klesanbrien ober aus Hrabien unb
3nbien unb biente ^auptffi^Ii^ ^^^ Hrjneimittel jur Sereitung
ber belannten SBiener Zrfinllein. SRan untertrieb babei ^mifd^
Hlesanbriner*, SRelld« unb Xripolbfennb.
Der folgenbe (Begenftanb, ber <B r fi n f p a n ober bas
Spangrfin, bie befonnte grfine ftupferfarbe, mürbe namentU^l in
SBeinbaugegenben Sflbfranfrei^s, oor allem in SRontpellier,
^rgeftellt, mo ^eute nod^ jeber SBeinbauer feinen (^rfinfpanleOcr
^. Die SBare lam in fieberffiden ober ge^npffinbigen Sorben
— 457 —
ab Aufttlgrütifpon in beti 5^nbel unb fpielte eine groge Stolle
in ber %ixbetti unb 3^ugbrttdef ei , ob £)el> unb SBaHetfotbe,
}ur ^etftellung oon S^tDeinfutteigrfin^ »ie j. S. um bos 3o^r
1600 bie Hinter 6tabtmaIerorbnung ben (Brfinfpon ob gorbe
eriDi^ni.
3)09 8 r 0 f i I ^ 0 I } ober Sriffil', Srofilier*. 6onbeI ober
Slot^ol] lont in SUMfen ous 3nbi(n in ben ^anbel. (Es biente
|oupif&4K4 ob gfatbmittel )um Xu^f&rben unb beim SRoIen
oon SRinioturen in ^onbf^riften, Ȋ^rcnb mon bos 6anbeI|oI}
p oerbollen S^ieinerorbeiten benfifite.
c. ^ie £angioatenfrfimrret.
Die britte $ou)rtobtei(ung bes Ulmer 3<>ntorifs bilbeten
bie CE 1 1 e n m 0 r e n. 8on benfelben iomen in Betrogt bie
SO^Irei^en ein^imif^en Srjeugniffe, bie glonell' unb Suttertu^e,
bie in Ulm felbft, nomentlic^ ober im no^en 69flingen ous
inlfinbifc^r 6^QfooIIe ^rgeftelU ourben, bie jo^Ibfen geblei^lteUp
gefärbten unb foitunierten Sor^entltoffe ous etn^eimifiler gflo^s«
leite mit (Einf^log ou« Senebiger SourntooIIe, bie ebenfo go^I-
rei(|en geblei^ten ober gefSibten fieinmanbftUde, bie „(Solfi^n"
unb ,,®ugler" unb bie „9iegenftade" ous ber „SoummoKobfil^a-
let". Sor ollem ober [pielten eine 9lolIe bos flonbtif^e, r^ein«
tf^e, fponif^e, fronjöfif^ie unb bmboibif^e „dbmanV*, jene
feinen bunten SBoIIftoffe, mie |tc bie romonif^en Sdller in un«
gejS^Uen SRengen no^ !Deutf^bnb lieferten, um boffir Sein«
monb unb SoumooIIe in ben SBeften, ben 6flben unb bie
£eoonte ju ^olen.
Die mid^tigfte SKenioore bes ftrom^onbeb oar bie € e i b e.
6ie mmht in grojjen SRengen ous (£^ino no^ Deutf^Ionb ge*
bro^t unb oon SRännem unb grouen ob loftbores (Benmnb
getragen. Sts gum 3a(<^ 1^0 o* S^^- n><^^ in S^ino i^re (Er*
ieugung gro|en (gewinn ob, bb eine 4line|i|(^e Aoiferto^ter bie
Seibenjui^t in Aot|on in itof^imir ^eimif^ mo^te. Seither
lonnten bie (Briec^en bie 6eibe ou^ in Aofc^mir laufen unb
bos petfif^e SRonopoI ouf bie 6eibenoer|orgung CEuropos jerfiel,
meil nunmehr ou^ fiber bie ^äfen bes Äospifees grofae SRengen
oon Sto^eibe bur(|| 3nnero|ien no^ S^jonj gebngten, fo
bog Veifiens (glonj ob Dur^fu^rlonb erbki^te, »o^renb bie
Georgier unb 3^^^^ ^^^ Qüht fflblic^ oom itoufofus unmittel*
bar an bas S^OMirje SReer no^ Armenien unb S^sonj bro^ten.
— 458 —
6o entoidelle fi(^ bur^ bte }une^menbe IRenge ber er*
jeugten Selbe ein leb^fter SBettbeioetb ber Riebet beteütgten
£finber. Serien, ba$ |ic^ [eit^et me^r mit ber Seibe-
ioeberei bef^fiftigt fyiiitt toibmete fic^, feit bte 8920titiner i^
ob SBettbetoerber entgegentraten, in er^o^tem SDloge ber SBoII«
tu4|tDcberei, bte (ic^ feit bem 3<k(^< 200 etioa immer me^
entmidelte unb Sqrien }um SRittelpunlt ber SBelt«
^onbeUtHtigt^it ma^te. 3m SDIittelpunlte bes SBelt«
oeile^rs ftanb feit^r bie SRuftenftobt $Qlm9ro. Sus SRe*
fopotamien, oon Sfbotana unb Atefip^on, mie aus 3nner-
afien oom ftaspifee famen ^ier^er Aber Srtasata unb Armenien
ober SRiftbi», (Ebeffa unb 9Intio4|ia, ober oom ^erfifd^en SReere
fiber Aallinifum bie 9Boren be« Often» na^ bem 9RitteImeere.
gür bos ^o^e 9llter ber fprif^en Setoebe fprec^en momiig*
fad^e £egenben. X)ie erften Aleiber Sbams unb flEoos follen
oon meic^em Aetan (Sotton, SaummoIIe) unb S^irntja (per«
fif^ Vbreiem, b. ^. Setbe) getoefen fein. Das SBort fonn
Seibe ober ^albfeibe, b. ^. SReijoIan ober SRouffelin, bebeuten.
Um 150 gab es in Sbeffa jfibif^e 6eiben^nbkr. Sin ^rift*
lieber Seamter mürbe }um Xobe oerurteilt, meil er fic^ meigerte,
bem ftonig bte fc^ulbige 6timbinbe ous (Solbbrofat gu liefern.
3n Satnac bei Sbeffa mar eine groge S^^^^nt^If^f nio bie
gänbler ous 3nbien unb bem 3<u^<nlanbe (Serica), bie Sora*
jenen (serici), i^re S^arla^e (serica) an ben £anbabel oer«
lauften. SBenn an bie 3ungfrauen bas gefirbte (Barn gitm
SBeben bes Xempeloor^angs ausgeteilt lourbe, fo mürbe bte
Purpurfarbe ber ^eiligen Slaria geopfert. Sine fltl^tige (Elften*
frau ftreute gfe^en t^res Seibenfleibes auf ben SSBeg, um i^rem
SRanne ben SBeg ju geigen, unb eine Ioteinifc^*paImfaifd^e (Brab«
fd^rift finbet man in Sout^s S^ielbs in (Englanb.
(Erft fett 550 etma gelang es ben Aaufleuten oon ftonfton*
tinopel, ni^t nur bie Xo^feibe fiber (Ee^Ion, Vrabien unb Vet^
pien mit Umgebung ißerfiens ju er^Iten, fonbem au^ bnn^
Sejug oon 6cibenraubeneiem aus ft^otan in Aafi^mir bie
6eiben}U(^t im oftromifd^en Keic^e felbft einguffl^ren, fo bog 568
Aaifer 3uftintan mit Stolj ben farajenif^en (Sefonbten beren
SoIIbetrieb jeigen lonnte. !Die golge mar ber politifc^e Sru^
imif^en $erfien unb ftonftantinopel. Die ^erfer befe^en Serien,
raubten bas Eilige Areu}, gerftörten üntio^ia am Drontes, aber
— 459 —
i^t aBibevftonb loar oetgebli^, bos Seibenntonopol vor gebrocfien
unb Ronltantinopel oetforgte Aber (Brie^enlonb unb 3ialicn gonj
SBefteuiopa mit @eibe, fo bog ber flbfa^ bei (E^inefen Aber
Ceylon unb Zurleftan ungeheuer notliU. Die Krober brachten
fobann ben Geibenbau no^ 6paitten unb 6i}ilien, oon
wo im 3a^re 850 bur(|| fpanif^e 3uben groge SRengen oon
Seibe unb ürbettern nad^ Slrabten oeifra^tet louiben, fo bag
S^inos Sbfa^ na^ bem SBefien immer me^r f4n>anb. Um 850
enbli^ begannen ou^ noc^ bie 3i<^Ii^ner, ben 6eibenbQu in
fiombarbten einjuf fixten, ooer in Sergamo unb berBltlic^en
$o> (Ebene eine [ol^ eifrige Pflege fanb, bog balb Iomborbif(^e
Seibenftoffe nac^ alten Himmelsrichtungen giengen, fo baj} oon
1050 bie 1250 bie Snarfte ber Sbampagne ben ^au|>iabfa||«
pla^ ffir bie lombarbijc^e Seibe bilbelen. Der ^aupifeibenioeber-
pla| oar namentlich bie Stobt fiucca in Zoslona; (ier war
feit 1050 ber SRittelpuntt ber 6eibenraupen}uc^t unb ja^IIofe
SRauIbeetb&ume forgten ffir ben Unterhalt ber mertoollen Ziere,
bis 1314 bie Stobt eingenommen unb bie Seibeninbufrie ba«
burc^ jerftort ourbe. S^ion feit 1250 ober toatf bie (Etf^ltejs«
ung Snnerofiens unb ber ^incfifc^'ruffifc^cn jtaran)anen|trage
burc^ bie SRongoIen folc^e SRengen (^inefifc^er Seibe noc^ bem
Xbenblanbe, bog bie Seibenmeber in fiucca t% oorjogen, nac^
SRailanb unb Süxi^ ausjuvanbern. Der itolienifc^e Seibenbau
fi^iDonb immer me^r unb feit 1500 trat bas naffe Steisfelb an bie
Stelle ber S^afoieibe unb bes SHauIbeerbaum«, loeil ber Com*
batbe felbft ffir Srotfru^t forgen mugte. 3^^^^ ^^4 ^^^
polten bis gum 3a^re 1450 bie Sfibfranjofen i^ren 9lo^'
feibenbebatf in ^legqpten unb Srabien gegen i^ie SBoIIftoffe unb
fieinmanben, fo bag 1432 bas ^anbels^aus oon Z<'^ldb Coeur
in Sourges, ber (Beneralpä^iter Aarl VII., 300 Ugenten unb
7 (Saleeren in 9Ieg9pten ^atte, bie franjofif^e SBoIIftoffe ^infiber-
brac^ten unb bafur Seibe unb Spejereien eintauf(^ten. Die in
U I m ge^anbelte SBoIIe ftammte no^ um bas 3a^r 1500 aus
IBelf^Ianb. 1505 mürbe menigftens ber SBelfergefellf^aft gc*
ftattet, in Ulm Seibenftoffe aus aBeIf(^Ianb in ganjen Stfiden
]u oeilaufen. Dagegen ffi^rte 1597 bas Ulmer ^anbels^aus
S^ermar , beffen 3n§abei oon Schaff Raufen na^l SRemmingen
unb Ulm gejogen maren, Sarc^ent na^ Snglanb unb polten
boffic Seibenftoffe in fionbon, Q}o es ^iegu eigene Sgenten ^atte
— 460 —
9ti4t toeniget (ebetttenbe $QnM09egenfMnbe nrnren ber
Sommet unb bet $!&{<(. Selbe bejogen bie Ulmer bis
1500 meift aus Somo, bis es i^nen 1515 gelonfl, bie offc
$Ifi[4' ober 6ontmetfab(iI in Deutf4|Ionb ju gtfinbeitp bereit
^Erjeugniffe ein ^Ibes 3<4t§unbert lattg guten 9(bfa| in X>€ulf^
lanb fanben. (Es ourben goei Sorten $Ifl|4l gefertigt, eine
2600 unb eine 2800 Sdben breite; bie £8nge betrug 26 CHen.
Sin weiterer ^onbelsgegenftanb, bas (Eorbuanleber,
lam bis 1400 aus 9{egensburg unb Ungarn, fpäter meift Aber
Safel ous gfranfrei^ unb »urbe oon ben so^Irei^en Sliemen*
f^neibem unb Sattlern in großen 9Rengen verarbeitet. Vu<^
aus 3&^i4 (am lombarbifc^es £eber in großen SRengen no^
Si^umben.
Heber bie ftursoare enbli^ geben uns bie nad^I«
genben Säuberungen ber einjelnen fttSmer^nboerle einge^nbc
Kuslunft.
2. 3)tc (Sinrtdötiingcn bcr Utmcr Ärämcrjunft.
a. 7>\t (sircitldfciten bex Jhfimcrjunft mit. ben anberen Sänften.
2)as $rioiIegium gum Settrieb aller biefer (Segen«
ftfinbe bes Sirejerei« , Sang« unb Aurjoaren^nbels im
Aleinen ^tte bie fträmerjunf t. Die {o^Irei^en ^^nb-
merle ber ftramer ober £abenbefi|er bilbeten 3ufammen
bie erfte3unft oberpoIitifi^eStanbesgenoffengemeinbe
ber Stabt. Sie maren bas, mas ber S^anjofe d^taillenra
nennt, b. ^. bie, oel^e oom gonjen Stfid (erunterfc^nitten, bie
marchandB tailleurs, mercatores ober (Bemanbf^neiber. gäbrts
Definition aus bem 3a^re 1490 ge^t ba^in, }ur ftrtmerjunft
gehören alle, bie in offenen fiiben Spe^ereien unb
(Bemflrje mit ber jtleinoage ober Zfii^er nad^ ber (Elle
oertaufen, femer alle ftursmaren^anbmerfe, nSmlii^ bie
^anboeile ber Sattelmac^er, Sliemenfd^neiber, Sailer, (Bfirtler,
Sedler, 3uderbader, Silbermaler, ilartenmaler, 3intinermaler,
Silb^uer, (Slafer, Sortenoirter, SBeißgerber, Slabler, Surften«
binber, Dre^r, ^anb|c^u§ma<^er unb (Baftgeber. Der (Brunb
^iefflr QHir ber, baß alle biefe 5<tnbioerIe neben i§rer (Eigen*
cQcugung au(|| offene fiSben Ratten, in benen [ie au4 ni^t
felbftgcfertigte Aramenoaren feilboten. 1786 ge(3rten bes^Ib
neben ben Spejerei« unb Xu^IIein^inbletn aud^ bie Sorti«
— 461 —
mentsbut^^Snblev }ut ftrfimetjunff, toeil aui^ bas 8u(^
eine iturjiDore ift.
aRan untetf^ieb babei 6 botmSbige ^anbioecle ober
^Rotten, namli^ 1. bie Sedier unb Keftler, 2. bie Qlofer,
Su^binber unb Aortenmoler, 3. bie 6atiler, 4. bie Gürtler,
5. bie 6ailer unb 6. bie 9labler, unb bie ni^lbotmSgigen
Kotten, nSmli^ bie SBeiggerber unb ^ergamenter, bie Sotten«
ntQc^er, Aammmai^er, Sfirftenbinber, Sarbiere, 3ud<i^^&äcv»
3eugma4er, ^enfiden* unb Anopf ma^er. Diefe festeren maren
nt(^t ftimmberec^tigt unb i^re Seiri^tungen galten als freie
ftunfte wie bie ber Suc^bruder, 64i9nfSiber, Strumpfftrider,
6truinpfn)iiler, ^opietmo^ei unb Stider. Dos We^t ber bot*
ntäjsigen ^anbverle beftanb botin, einen ober mehrere Vertreter
in ben 3unftrat oon 12 9Reiftern gu fenben, ma^renb bie
anberen ^onbmeife lein Stimmtest in ber 3unft ^tten, (onbem
nur ob angegliebert ber G^ult^eigengerii^tsbmleit ber 3unft
unterftanben.
Die Singlieberung oller fenet ^onbmerle in bie ArSmer-
junft, bie offene fiäben Rotten, gef^o^ olfo beft^olb, »eil
biefe ^onbrnerle cbenfolls jo^Ireidjie Setloufsgegenftonbe nic^t
felbft feitigten, fonbern oon ou0»8rts beiogen, toS^renb bie
anbeten 3finfi< ento)ebet nur [elbftgefettigte Srjeugniffe oerlouf*
ten ober loie bie äRer^Ier aus bem 3nIonbe ftommenbe 9Bore
feil Rotten. Der ArSmer oor ber Alein^nt^I^^ ffi< ^H^
(Einfu^rgegenftänbe. Sliemonb Durfte nä^renb ber 993o4e
im Suslonbe erjeugte SBoren einführen ober ouffoufen unb
mit (Seoinn mieberoertoufen als ber ArSmerjfinftigte. Sr ^oite
bos Stonopol auf ben 3i>'U4^n^anbeI mit Sinfu^r«
100 re im ro^en ober oetorbeiteten 3uftanbe. gffi^rte ber Aiämer«
Sfinflige bann nur ben JRo^jtoff ein unb no^m bie Serorbeitung
felbft oor oie ber 6attelma(|er ober Silbermo^er, [o blieb er
tro^bem framerjünftig. Der Qinbler mit tlu0lanb[4u|en oor
borum Iramerjflnftig, ber G^fufterjQnftige ober fyiHt oS^renb ber
93o(|e leinen fioben, fonbern fertigte nur nodd SRob unb oer«
loufte feine fertigen 64u^e lebigli^ on ben URortttogen im
Sffentli^en Sc^u^^oufe, bem (Beno|fenf(f|ofteIoben. Suc^
bie Srjeugniffe ber Qolbfc^miebe, (Bolbfd^lager, Slotfd^miebe,
64Ioffer, Sfid^fenmoi^er, U^renmod^er, 9Binbenmo(^er, Sporer,
Aupfeif^miebe, ^ommerfi^miebe, arte|ferf(^miebe, 3inngie|3cr,
— 462 —
3iTleI[^m{ebe, SSoffenf^miebe, Spengler, Polierer, G^toedfeger,
$an}ermQ4er loaren too^I ebenfalls juetft bur4 ben ^aitbel
na^ Ulm gelommen mit bie feineren Srote, bie genen- unb
Damenlleiber, bos 6<!^u^tDerI nac^ neue[ter SRobe u.f.o.; nur
lag ^ier ber gfall eben fo, bag bie beireffenbe 3unft am Octe
fo leiftungsfo^ig würbe, bog nur ein Zeit ber Cßeioanbf^neiber,
bie ftleinoerlaufer oon Vuslanbtud^, bimersfinfiig blieben, nm^
renb bie Sförber uub 9Beber oon Zuif aus flanbrif^KC SBoIIe,
tie SRorner, oon ben 9Bo(I§änbIem, ben (Brautu^ern unb fioben*
mebern an fic^ gejogen ourben. ®ab es in Ulm 1292 no4l^ ebie
(Beoonblc^neiberiunft, eine Zu^ma^er« unb eine £eineoeberjunfl,
fo maren 1490 bie (Bemanbfd^neiber Irimerjflnftig, bie SBoIIen'
n)eber3unft ober bejtanb aus ben Srautuc^ma^ern unb fioberem,
bie 3nIanbn>oIIe oerarbeiteten, unb ben aRamern, bie Suslanb*
iDoIIe oerf^afften.
Die ICufgabe bes alten ftems ber fträmequnft, ber fogc«
nannten eigentlichen ober gelernten JlrSmer, beftanbaQo
barin, alle Srjeugniffe, mel^e mif ber ftleinoage, ber dllt
ober bem jlleinitfld ge^anbelt »urben, ausodtts ober in Ulm
felbft bei ben Srseugern, ni(^t aber in Ulm bei fremben
®ro6^nbIern, aufjutaufen unb in Ulm im ftleinen nieberju«
oerlaufen. Wie äRengen Aber 25 $funb maren an ber Sret*
00 ge im itouf^ufe ousjumägen, mit bies }. S. bie ftrfime^
orbnung betreffs bes SB o 4 [es oorf^rieb. SBer leinen ftrom'
loben ober leinen SRorftftanb (otte, burfte nur 9Rengen fiber
25 $funb (Beoi^t, beju). oon einem gonjen (grojsltfidf ober oon
1 (Brojs 3U 144 Aleinftfiden oerfaufen unb es mar besbalb ben
Ardmern ftrenge oerboten, i^re ft lein möge unter 25 $funb
ober i^re Slle einem Sti^tlromer gu leiten; beibes maren
^anbmerfsjeuge, bie fie oIs obrigleitltc^es fielen gegen ein
Sntgelb inne ^tten. Sut^ foI(^e (Begenftinbe, beren gonbel ffir
olle Sfirger frei mar, burften gfrembe nur imSrogen oerlaufen,
mie }. 8. ber Verlauf oon Stodfif^en unb ^lottrieslen
Smor ein freier ^anbel mar, ober ben Sgenten frember ^aufer
nur rollenmeife gejtottet mar. Der Aouflausmagjmang
ffir ben (Brolsoerle^r fiel er|t 1C37 ; fo burften }. S. fett
1637 bie Soiler i^re Soile unb i|r Sboerg oucb in i^ren
S&ufern obmSgen.
Die Sfeftfe^ung bes Begriffs ftrimergut gieng bo^in.
— 463 —
bog gtt i^m olles ougetbeutfi^e (But ge^Stte. 60 burficn
bieftifimet 3.8. oon Seifen nut Senebigerfeife fO^ten;
bie i§etni|4e Seife ge^Srte ben merilerjanftigen
Seifenftebetn. Hu^ Soifd^riften im 3nlere||e guter Se«
f^offen^eit unb listigen SRoges gob es ffir bie ftrfimer.
60 buifie 3. S. bie Si^o^tel ftonfelt (®jtobeltonfelt oon
scatola) nic^t untei 20 fiot entgolten unb es toor oerboten,
Xuc^fc^eeret» ober ftorteroolle in bie SoumiooIIe ju
mif^ien Die (Elle ftonb inbes utfpiflnglit^ ben ftrfimern nic^t
ausfc^Iiebli^ iu, fonbem iebermonn, ber bem 9lat iä^rli<^ 4
$fnnb Rollet Atomlobenjins go^Ite, unb eift feit 1558
buifien nut no4> bie Atämer^ äBeber« uub Xuc^fc^eeret-
jfinftigen Seinoonb, (Bolf^en unb Sor<|^ent no^ bec
(Elle ousf^neiben ober in gonjenStfiden feil§aben ober
mit S& ben unb Sorten ^onbeln. 92ur ber gfUi^s iollte
no^ ein freier ganbel bleiben; bo4 foIUen bie S^^Hore ober
Sgenten ^la^si nur in SetrSgen oon über 30 Areu}er ous«
oiegen bürfen.
SBoienbiefes bie ollgemeinen ®runb[o^e, ouf benen [i^
bos Aromcnec^t oufboute, fo tourbe oon befonberem Snterefje
bos (Entfielen go^Irei^er ^onbwerlsbetriebe inner^olb ber
Arömer3unft, loel^ie begonnen, bie (Erjeugniife, mel(^e feit^er
eingeffibrt loorben moren, ielbff ^er^uftellen. Die gfolge
booon, bog innet^olb ber Ar&mer}unft ffir irgenb eine Speji*
olitot ein befonbercs ^onbioerl entflonb, loar scoor ni^t
burc^toeg, ober in ber Kegel, bog bie fibiigen ArSmer
biefe Arämetfpe}ioIit&t }iDor unbe^inbert toeiter ffi^ren butften
aber |ie ni^t me§r ouso&rts einsufoufen bere(^tigt u)oren,
fonbem bei bem betreffenben Ulmer !8e trieb ju loufcn Rotten
So tooren 3. 8. bie 9{iemenf(||neiber, bie 1490 noc^ oor^
^nben »oren, 1511 in Ulm Derf^n)unben. 2>ie h&mersflnftigen
Sottler [o^en es bes^olb ni^t gerne, oIs biefes (Betoerbe
erneut oufget^on »urbe, bo |ie nunmehr i^re Kiemen bei ben
Ulm et iRiemenfc^neibern 3U laufen Rotten. So ourbe
3.8. 1695 ben (Bürtlern unb 9lablern ouferlegt, i^re
Spieen unb Sorten, i^re (BoIIonen unb 8inbel beim
b&mersfinftigen Ulmer Sortenmirler^onbioerl 3u foufen.
Do<^ oor biefer (Brunbfo^ oon ünfong on ftreitig; menigltens
etflärten 1695 bie (Bfirtler unb 9tobIer fofoit, bie Sortenmirlet
— 464 —
feien feine oollberetltigten itiimer, berni fte »erben an Set
f^^it\i ni^t oIs foli^e oeriflnbet, vm ober ber Rat bcftritt
ScK^ Itanb feit ber Steformationsieit menigfiens iiemfii^ feft,
boJS Srjeugnijfe, ffir wüi^t ein leiftungsffi^iger Setiieb am Düt
felbft beftonb, ni^t ouget^olb gelauft n>erben folften. 60 buiftoi
2. 8. bie Sailer nur (Burten unb anbere SBaren, btc nt^t
aus gflac^s beftanben, oujser^alb ber ^errf^ft laufen, nU^
aber gfMsQHiren , ba ber ^anbel ^iemit ben gelernten
ftrSmern gehörte.
9Bie bie 3unft}uge^origteit, fo ri^tete fi<^ auc^ bie ^anb*
oerlsjuge^örigteit na(|| bem $anbn)eri0]eug. SBie ].
8. ein $ergamentma(^er, ber lohgare $5ute oerarbeiten
unb Darmfatten fertigen modte, aus ber ftrSmerjunft aus- unb
ber 9{otgerber}unft beitreten mujste, menn er aber alaungore
Seile oerarbeiten »ollte , bem trfinter}finftigen SBetggerber»
^anbmert anjuge^Sren §atte, mieoir bies 1569 finben, fooMir
es au<^ lieber mit ben einzelnen i^anbmerlen ober llnterabteil«
ungen ber ftrSmerjunft. SRit ber Xeilung ber ftrfimerjunft in
einjelne $anbmerfe entftanb ber (Brunbfa^, bag jebes 5<uibverf
2ur biefenigen (Erjeugniffe fertigen burfte , bie ibm nai^ feinem
danbtoerlsjeug julamen, »l^renb ben anberen ftrSmer^onb»
oetlen ber (Bebrau^ biefes ^anboerlsseugs als eines ni^t me^
freien unterlagt rourbe. ^Dagegen burfte feber ilrämer urfpriing«
ii^ fSmtli^c ftrSmermare oerlaufen, einerlei, ob btefe
am Orte felbft gefertigt maren ober oon ausiotrts na^ Ulm
gebracht ourben; nur mugte t^ber Arimer biefe Segen*
ftänbe, falls er fie am Orte taufte, bei bem betreffenben j^onb-
merl faufen unb burfte fie nit^t felbft fertigen. 60 mürbe }.
8. 1612 einem ftnopfmat^er oerboten, $utf4|nfire }«
fertigen , mo^I aber burfte er biefe bei ben Ulmer Sorten-
ma^txn teufen unb in feinem fiaben ober auf bem SRorlte
feilten.
Do<^ mürbe btefer (Brunbfa| immer meniger beamtet
unb feltens ber botmSgigen JtrSmer^onbmerte allmi^Ii^ ber
Srunbfa^ buri^gebifidt , bog bie ni^tbotmigigen ßanb^
merle lein ftramereire(^t ^aben. @o oerbot 2. 8. ber 9{at
1629 ben 9Beibgerbern, ganbf^u^e, 9Be§rge§&nge,
(Bfirtel, Keftelunb flad^e fiebervaren aus Slens^t ober
anberm I5ftli(^en Seber feilau^allen. Den SBeiggerbem foIUe eiai
— 465 -
qIs nt^tbotmagigen <Beno[fett nur bft $ anbei mit SBeig»
leb er, nfa^t aber ber Ir&mermSbige Sertrieb oonfieberiDoren
geftaitet fein. @o verboten ou4 bie Seiler 1654 ben Za f^en*
magern ben Serlauf oon ^anf ; [ie foIUen fi4 mit bem gfer«
tigen oon $atronto[$en unb SBe^rgelangen begnügen.
!Dogegen buifte na^ ber Sortenoirlerorbnung oon 1604 bas
Sortenoirler^anboerl felbftgefertigte ober oon ousmarts
besogene Sorten aus oeibe ober Krras ju $aufe ober in
einem |t&bti|4(n itramlaben in gangen Stflden, b. §. im (Brojsen,
ober na^ ber Slle, b. ^. im ftleinen, oerlaufen. 9lur bos S e r-
(aufieren mar i^m oerboten. Dod^ bejog fi^ biefes $rioiIeg
nur auf bie SDla feinen arbeit, bie bur$ SRfl^Ie, jtamm ober
6tu^, alfo mit bem danbmerlsjeug, ^ergejtellten Sorten.
S)ie Stabelftriderei, Spaltarbeit, ftegelarbeit unb
Jlnfipfarbeit foioie bie ^erfiellung oon $utf4nflren,
Gelingen, gfranjen unb S5 rtlein aus gebleichtem 3ioint
ftanb jebem ArSmer frei unb golt ab Atamene^t. So mar
meiter bos !Rec^t be« Sürtler^anbmerls ber Serlauf oon
felbftgefertigten ober gelauften (Bfirteln unb anberen Dingen, bie
aus SR ef fing burc^ (Sug ober 6^Iog bergeftellt mürben; au(|
bas Sergolben unb Serjilbern ftanb biefem $onbmerI ju.
3§r $anbmerls3ei(^en mor ni^t ber Sc^miebe^ammer , fonbern
ber Xreibftod unb bas |arte Soraxiot. Dagegen mar bas
ftammat^er^anbmerl, bas {^on 1490 erf^eint unb bas [i^
fe^r lange gegen bie ftembe (Einfuhr ^ielt, meil in i^m bie SRa*
jd^ine nur eine geringe SRoIIe [pielte, ftets eine freie Aunft.
3>as ^rioileg bes ^anbmerls beftanb ni^lt im gf^^ifi^n ber
A&mme, fonbern in bem Stecht, ftamme mö^renb [ämtli^er
SBo^entage im $aufe ober in einem 9ffentli<$en Aramlaben feil*
3tt^ben. Ob biefe Aämme [elbft gefertigt maren ober oon aus*
»Srts ftammlen , mar glel^gUtig. 9Ber Aomme felb|t fertigte
ober fertigen liej^, brau^ite ni^t bem j^anbmerl anjuge^ören^ nur
burfte er fie bann lebiglic^ auf bem freien 9Bo((enmarIt feilbieten.
CEbenfomares bei ber 6 tre^lm ackeret, bie fi<$ feit 1656 als
eigenes ^anbmer! oon ben Aammmac^ern ft^ieb.
Die 3ud[erbader maren urfprflngUc^ ein freies ^anbmerl
Aonbitoren, Semfirsbdder ober £eblfi(^ner erfc^einen |4|on 1292
in Ulm als Soreltern ber ArSmerjunft, bie juerlt eine (Bemfirg«
unb epegereilramerjunft mar. 6eit 1300 maren bie U(mer £eb'
30
— 466 —
bi^n (o^Berfi^mt. ®raf SBerbeitfieig oon Vtbtd^ ein dter 3^118'
gefelkp foll fein SermBflen mit StaloofieriDein unb fieHu^ oe^
brauet ^Ben. Seit 1450 nmr ben fiatehifd^filem oerboteni on
9Bei§na4ten Siebet oor ben 5M^nt ju fingen unb um fiebfu^
3U betteln. Das Suderbaden blieb bis 1653 eine fceie Aunft
unb bilbete leinen gef^Ioffenen gonbmeibbetrieb. 3)ie „^uda^
ba^er" maren bis bo^in einfa^ bie conditores, bos Ceivflri-
^Snbler^nbmerl, loeld^e bcs ^rioileg polten , (bevfiqe im
Xuslanbe ju laufen unb enimebex mit bei SBoge im ftlctnen
im ro^en S^ftanbe ausgumeffen ober ju Sodioetf oerorbeitet ftfid'
meife ober nac^ bem (Betoic^t als Aurgmore }u oeitretben. Set
i^nen erhielt fiö^ besl^Ib ou4 ein bef<|r5nlte0 Spejerei«
§ a n b e 1 0 1 e (( t bis auf unfere 3^tt. 3u Ben „3ttdeiba^em^ ge-
^brten batum ou^ bie SRe triebet, mel^ ein Gelron! ous
^onig, SBaffec unb (gemfirgen mit tUoa 17 o. $. W!o§oI ^«
ftellten, bas (eute nur no^ in (Englonb unb Kuglonb fibli^ ift
Su^bie Sfirftenbinbet (setatores), bie gabri ebcnfallf
1490 nennt, Rotten urfprfingli^ lebigli^ bos 9{e4t, Surften unb
fi^Ii^e AurgoMiren, bie man in Ulm ni^t fertigte, oon ausmärts
lommen ju laffen unb im ftleinen ju uerlaufen. Srft fpStet
fettigten fie bann biefe SBare meift felbft an unb mürben fo
au0 Aurgmaren^nblern gu einem ftrfimer^nbmerl. 9ber aui^
bo0 Sflrftenbinber^anbmerl mar eine freie ftunft, bie febet
fiben tonnte; nur butfte ber nic^t IrSmerjfinftige Sfirftenbinbet
leinen offenen ftiSmerlaben ^aben.
Vnber0 geartet mar ba0 ^rioileg be0 6ciIet|onb'
merr0. Die @pi^« unb Stodarbeit, gu ber au4 bie
grobe 6aitenma(|erei gehörte, mar leine freie Jtunft,
fonbern butfte, mo^I au0 Sic^^t^ii^^tmSgungen, bei ber (Bef<^,
bie bur^ ein \^U^U9 Stil entfielen tonnte, nur oon ben pd»
oilegierten SCnge^brigen be0 Sailet^anbmerte ausgeübt loerben.
!(nber0 mieber bie Dodenma^er; biefe fibten mieber
eine freie ftunft. Sie liegen uifprfingli^ puppen unb anbere
Spielwaren au0 $oIg, bie bunt bemalt, alfo mit einet Atom«
mare §ergcf teilt maren au0 ber gfrembe tommen, bi0 au^ fie
lernten, biefe Dinge felbft gu fertigen. 6ie maren ni^t binber«
gfinfttg mie bie St^reiner unb 3inimerlettte, obglei^ fie oiel
$oIg oerarbeiteien, fonbern Irfimergfinftig, meil ba0 (E^afterift^^
i^ree f^aniwtxh bie Vusftattung be0 $olglörper0 mit Sarbe,
— 467 —
ißairter, Selbe, Sanbem u. f. to. loor. Vitx au4 bas Doden*
tnad^en mar fein $rlDiIeg, (onberit eine freie ftunlt ; nur burfte
bec nid^t jum 5<^nbn)erl ge^Srise Dodenma(^er leinen offenen
Aramloben galten, fonbem feine (Er2^U0niff^ lebigli^ am SomS'
tag auf bem SBod^enmorlt ober auf ben 3a^rmfirl(en feil^aben-
SBieber onbers »ar es mit ben (Bflrllern unb 9lablern.
Sie bilbeten ein priotlegieites $anbn)eil unb bas Slabler^nboert
blühte oon 1300—1500 in Ulm, bis es bie 3eit ber SRanufal'
turen oemi^lele. 1633 oerbot ber Slot ben 9lablern , ein
eigenes ganbioerfsu bilben, »eil er ni^t anerlennen wollte,
bag bie 9labelma4erei ein $rioiIegium lein follte. Su^ bie
Sattler ^tten nur bas ^rioileg auf b€n ICusf^nitt oon
Ungarleber. 3>ies führte 1414 }u einem Streit ber Sattler
unb Spangenma^er, Spängier ober (Bfirtler. Die SpSngler
litten begonnen, allerlei Vferbejeug, 3Sume, Sorberjeuge u.f.m.
ous Ungarleber ju fertigen, toes^Ib bie Sattler Ilagten. Der
9lat enif^ieb benn au(^ 2^ (Sunften ber Sattler unb bejt&tigie
i^nen i§r ^rioileg auf bas Ungarleber. SBoIIte ein Spangen«
ma^er ebenfalls Ungarleber oerarbeiten, fo ^atte er bies bei ben
Sattlern su laufen, bo^ gehörten bie Steigbfigelriemen
ousfd^liejslii^ ben Sattlern. Dagegen mar ben Spangenma<!^em
unb Sflrttem ber Slusl^nitt oon anberem als Ungarleber ieber«
seit geftattet. Seither blieb Siu^e }mif(^en ben gfeinlebergeioerben
bis 1479, mo bie „(Bejeugma^er" ober 91 iemenf^n eiber
Ungarleber erneut oon ausmSrts bejogen. Der 9tot gab ba«
rauf jmar mieber^olt ben Sattlern Siedet, befo^I i^nen aber
ftrenge, bie Stuimai^tt ni^t me^r mit ben fieberpreifen ju Aber«
nehmen, fonbem i^nen bas Ungarleber in reblic^em Aaufe um
ein }iemli4es ®elb ju geben. 1595 f^Iug ber 9lat femer ben
Sleftlern bie Sitte ab, aus bem SedHer^anbmerl ausjutreten
unb ein eigenes ganbmerl ju bilben. Ss follte eben lein toei«
teres gefc^loffenes ^anbmert gefc^affen merben. Se^r eng be«
grenjt mer femer bas jlrfimerrec^l ber no(( fe^r fpat, iebenfalls
erft nac^ 1490, entftanbenen itnopfmac^er, beren Dienft frfl^er
bie Steftler (fibalatores) oerfe^n Ratten, bie gfabri f^on 1490
ntit ben Sedelmac^ern (barsatores) nennt. Sie bilbeten ein
SRittelbing {»ifc^en ^anbmerf unb freier jtunft, fie beachteten
feit 1721 smar olle ^anbmerlsgemo^n^iten, Rotten eine ^anb'
mrlslabe unb Vrtilel mit 4— 5ia^r(ger fie^rjeit unb oerlangten
80*
— -468 —
ein 9Reiffot[tfid unb bie Scfi^S^it, fonnien ober ooit bem Sotten*
lotrler^onbtDerl, ju bem fie politif^ 3&(Uen, ni^t einmal Me
Snerfennung ei^allen , bajs bt» Cremen oon ftameel^oor ji
Anopflö^ern i^nen ausf^liejsli^ gufte^e.
Seftanb olfo boB ^rioileg ber ftrSmer)unft ob
(Banges im ftlein^anbel mit aller SBare, bie na^ ber Sllep
ber ftleinioage bis ju 25 $funb unb bem Alein ftfid unter
1 ®ro6 gu 12 Du^enben ge^anbelt mürbe, fo omrcn bie
Arfimer^anbrnerlsfe^te, b. §. bie ^rioilegien ber ein*
seinen Aurimaren^anbmerterotten ber ftrfimergunft, auf ^erftel«
lung beftimmter ^^^nbelsgegenftSnbe, iebenfalls fiMtern Datums.
Urfprflnflli^ gab es fi^erli^ lein anberes 5<^nbmer(sre4< in ber
Ar&mergunft als bie genannten brei Ke^te auf Slle, Aleinmoge
unb Aleinllfid, mie ber SRerilergunft urfprfinglii^ mo^I ebenfalls
lebigli^ bas SR a g I e ober Aleinio^Imab ge^rte, unb bie
ganbmerlsfertigfeiten ber AurgmarenfjSnbler maren busd^*
toeg freie Afinfte, bie {eber ausfiben burfte. 3)ie meiften finb
bas au^ [tets geblieben, [o namentli^ bie 9RaIer unb Silb^uer,
bie Su^bruder u. f. m., unb nur eingelne j^anbmerle legten fi4
fpater bur4 Vereinbarungen mit ben anberen Arfimertanb«
»eilen ^rioilegien gu.
9Bas nun bie I 5 r p e r f ^ a f t li (( e S e ft a 1 1 u n g
ber ftrSmergunft betrifft, fo ftanb an beren Spi^e oie bei ben
anberen S^^nf^cn ein alljä^rlid^ neu gemfi^Iter 3unftmeifter.
Die 3unftfa||e oeroaltetcn gmei Sfi^fenmeifter, beren
feber 2 3a^re im Slmte blieb, fo baj} jebes 3a^r ein neuer
Aa||ier gemö^It mürbe, gferner ^aile bie 3unft einen Sus-
f^uJS oon 12 SReiftern, beren 3 6it( unb Stimme im
großen State Ratten. Orbentlt^e Sunftfi^ungen mürben
iilrlic^ breimal abgefallen, anSBei^na^ten, an (Beorgi
unb on ber 3unfima^I. Dabei ^atte feber (&eno|fe febesmol
ben 3unf<^itrag oon 2 Schilling gu ga^Ien, falls er ni^t Ironl
ober ausmar|<!^iett mar. Die 3unft, fpater fogar manc^ $anb>
merl, btibete au^ eine eigene Air^engemeinbe, bie i^ren
eigenen Slltar unb (Beift liefen ^tte, fo g. S. bie SRaler
bei ben Vuguflinem gu ben SBengen. Das Sermbgen ber
3unft mar |o grog, bog bie (Einnahmen bie SCusgaben meit
fiber|((ritten unb monier iiergö(|Ii(^e Zrunl" bamit abgelten
merben lonnie. Di€ Aaufleuiegunft galt ffir oome^mer als bie
— 469 —
Arämerjunfi ; biefe ober »ot m artiger utib |aite bes^olb als
ft Stifte 3unft bett Sonong vor beit jtaufleuten unbSBoIIen«
iDebcnt. 1480 lieg bie 3iinft butc^ ben (Blosmalet SBilb bos
pro^toolle mittlere C^oifenfter im neuerbauten SRfinfter malenp
bos ben ftrimer^eiligen 3<^Iob geigt, fonie bas 9Bappen
bei 3unft, eine golbene Arone im roten gfelbe; 1422 [teilte
Ue 3unft gut Selagerung oon ^o^ngollem 20 ^ferbe unb 13
gemappnete 9{eilet.
Die fpatere Serfaffung ber Ulmer Artmer erfie^t
mon genau au0 ber GpegereiIrSmerorbnung oon
1548, bur$ »el^e ber 9lat na^ ber Suf^ebung ber
poHtif(^en Siebte ber !iüt\\it eine neue Orbnung ber
jtoamenotte oorna^m. Die neue Orbnung enthielt gunfi^ft bie
Seftimmungen für olle ^^^nboerle ber Stobt. Die Sr«
loubnis gur Sorno^me ber eingehen Hantierungen in
Ulm oor Iiufli4l. Slottoenbig mar gunS^it, bog berguftanbi«
gen 8e§3rbe bos „aRonnesrei^t'', b. §. bie Stellung oI«
Sfreimonn, unb ber ,,Vb[4ieb", b. §. bie SntIo[(ung ou0 bem
feit^eiigen Stootsoerbonbe, nad^gemiefen mürbe. Der 9teuauf«
genommene legte fobonn einen Sib ob, bentlelt^r^erren,
(daumviri, consnles), bem Sfirgermeifter (advocatas
Stobtoogt) unb bem Stobtrote (senatas), fernerben $anb«
merlft^erren, bem ftSbtif(|enS^I)>4<^uptmann (capitaneos)
unb feinen 9{ottenmei[tem treu, ge^rfam unb gemSitig gu [ein,
ber Stobt unb [eines ^onbrnerb (E§re unb Stufen gu förbern,
beiber Si^oben obgumenben unb alles i^nen 9la(|teil{ge ongugeigen.
Die Honbmerf so rtiiel gerfielen in [olc^e, auf beren
Seile^ung bie Strofe bes Sibbru^s [tonb , unb in [old^e , auf
wtläftn biefe ni^t [tonb. Der ^ontierenbe ^olte einen eigenen
i}axn\\äf unb eigenes Seitengeme^r gu (oben , bie
geitmei[e oom 9?ottenme{[ter be[i$tigt mürben. Serpfänbung ober
Serlouf ber[elben mürbe als Sibbrut^ be[traft. Die Üusmo^I ber
Sfirgerlompognie [tonb {ebem (beno[[en frei. 9IIs (Ein(tonbsgeIb
^tte er bie fibli^e Summe bem 3unftmei[ter, ben 3 3unft«
taten unb ben fibrigen 9 3^9Ifnieiftern gum Sertrinlen gu
geben. Der 3unftlne^t erhielt einen So^en. Z^itt mar
femer oerbunben, falls ein ^onbrnerlsonge^öriger ftarb , ibn gu
Grobe gu tragen, menn bie Steige an i^m mar, ober 15 Shilling
gu galten.
- 470 -
Diefett allgemeinen Verorbnunfien folgten bte ber fiaii|en
ftrSmersunft gemeinfamen Seftimmungen. 6ie siengeii
bo^in : 3^be9 ^^n^verl ber 3ttnft lebte not^ eigenen Sotf^^riften
untet 2 Sorgefe^ten unb bie 6trafgelbet bes ^anbioerb fielen
in bie ^anbioerlsloffe unb ni(|l in bie allgemeine 3^^*
lafie. 2)00 Siedet bes ^anbmeib beftanb barin , bag es eine
eigene ftöipetf^aft mit «itileln unb £abe, b. i Haffe, Ulbele.
3n ber Siegel fanb alle 6 SBoc^en eine orbentlU^e ^anbioer If<
oerfammlung {amtlicher SReijter unb ®ef eilen, gemo^nlU^ mit-
tags 12 U^r, auf ber Verberge ftatt , mie mir bies ]. S. 1656
bei ben ftamma^em finben. Dabei mugte juno^jt ieber CBenoffe
ben Seitrag in bie fiabe legen , ber SRetfter 8 , ber SefeKe 6
ftreujer. 9Ber }u fpät ober gar ni^t erf^ien , jaulte 6trofe ;
ebenfo mer bie Si^ung oor beren (Enbe oerlieg. 3ttm €4(u|
fanb ein XrunI [tatt. Die £abung, bas fogenannte „Umfagen",
beforgte ber iflngfte Qefelle, ber bafkr 6 itreuser erhielt. SReffer
unb Dol^ie maren abjulegen, Spelten unb gflu^en bei geSffneler
Sunbeslabe mar oerboten. gfiir alle fremben (Befellen beftanb
ber ^erbergsimang unbber ^erbergsoater burfte feinem
Slitglieb I&nger ab 6 SBod^en borgen. Sei anberen ^anboerlen
beftanben mieber anbere Orbnungen. @o f^rieb 2* S. bie ftnqif-
ma^erorbnung oon 1722 nur alle 3 SRonate eine Silung iwr.
Ku^ biefes ^anbmeil §atte als Sor|tanb 2 Sorg&nger ober
j^anbmeritegef^morene, oon benen einer bie £abe, ber anbere ben
64lIilff<I oeitoa^rte. Wie 3a$re mar Meinung gu {teilen , mo*
rauf 1 (Befi^morener abirat. Sujserotbentli^e Si^ungen giengen
auf Aoften bes tlntragftellcrs. Heber ben (Bef<(morenen ftanb bos
^anbmerlsamt. Srieflt(^en Serle^r mit ausmSrtigen 3Bnft^
3U ^aben, mar ben Ulmer 3ünften oerboten; biefer ^tte fteis
bur^ ben Stat als Oberamt su etfolgen. Ws ). 8. 1695 bie
92flmberger 3inngie6er on bie Ülmer Sfiitler in einer ^nb»
merlsfac^e f^jrieben, oerbat [ic^ bas ber 9lat em[tli((. Die fianb*
m elfter ber ^enf^oft Ulm maren biefem 3unfioerbanbe inbcs
urfprflnglic^ ni<$t eingegliebert. Srft feit 1571 maren g. 8. bie
JReftler oom £anbe oerpflid^tet, i^re ^anbmerlsflreitigleiten oor
bem Ulmer Sedlerbanbmerl ausjutragen, unb 1654 mürben bie
Seislinger iReftler ins Ulmer 6eiler§anbmerl eingelbrpeii
Das 3unftprioiIeg ber Arimer, bas jtramlabenmono'
pol, mar neuern Datums unb [lammte erft oom Z^^^ ^369.
— 471 —
^ollc feU^er {ebermanti in Ulm ba« Ste^t gelobt, einen jlrom»
laben in [einem $aufe einami^len unb barin no^ Slle, Aleim
tDoge unb ftleinflfld ju oerloufen, fo mo^le ber 9{ot feiler bies
nei^t }tt einem Staotsmonopol. Der 9lat laufie bamob
in ber Qcli% fpSler 64eIergQffe unb am Si|<4in<urlte mehrere
^öufer an unb erbaute bort Sffenili^e ftramifiben, bie er
bann an bie einjelnen Arimer oermieiete. Die Vermietung oon
folgen ftramifiben an Surften, (Brafen, grei^enen , Slitter unb
ftUfter »urbe ab üfleile^n oerboten. @o |<^Iog ber 9lai ba«
mab %. S. mit bem IrSmerjfinftigen 6attIer^anbtDerI einen
Sertrag na(^ bem [ämtlicfie Sattler Ifinftig nur no4 nebenein«
anber in ben oom Kate erftellten @attlerläben im ^at^aufe in
ber neuen 6attlergaffe feil ^aben burften unb nic^t mebr in
i^ren Käufern. Der 3ins ^iefar betrug ia^rlic^ 4 ^fb.; ebenjo
betrug ber JtrSmerjins für ben Sertauf oon Saumoolle unb Sar«
4ent 5 Vfunb. Z^^oi^ gelang bie 9(bI9fung [fimtli^er ftram«
(abenie^te erjt allm&^Ii^. 9la^ 1372 oerlaufte ein Sfirger
einen ftramlaben an einen anbern unb naif 1391 vurbe oon
einer SBitfrau ein itramlabenjins abgeI5|t. 0» burfte alfo
feit 1369 ungefähr niemanb me^r in Ulm einen offenen,
£aben ^ben, b. ^. lein ^anbrnerlsmeifter me^r (Erjeugnilfe
bie er felbft auf Sonat unb nx^t auf Se|teIIung gefertigt
ober bie er oon ausoSits bejogen §atte, in (einem $aufe
roieberoeilaufen, fonbern er mugte bies am 6am»tag auf bem
freien SRarlte ober u)fi^renb ber SBo^e in einem itSbt«
if^en Aramlaben t^un. fDIan fie^t bie oertrag^mSgige Durch-
führung bicfer Steuerung in Ulm beutli^ Qus ber 6attlerurlunbe
oon 1869, in mel^ier bie bamaligen 12 Ulmcr 6attlermeifter fi<|
bem Wate gegenüber oerbinblicfi mad^ten, Ifinftig nur no(( in ben
oom Kate neuerftellten 13 6attlerläben im ftfibtif^ien ftauf-
^u|e am Warlte in ber 6attlergaf|e feil ju ^aben. SEBurben
es me^r ab 13 Sattler, fo oerpflic^tete (i^ ber SRat, weitere
jtramliben ffir bie Sattler }u bef^affen ober blefen neuen
Sattlern freijuftellen, i^re SBare ba ju oerfaufen, oo es i^nen
beliebte, unb bei biefer Uebung blieb es. 1539 louiben ben
Sattlern oorfiberge^enb Suben auf bem ebemaligen 3uben^ofe
eingerichtet; grunb|ä^Iid^ aber blieb bie Sinric^tung weiterer
offener £iben in $rioat^u|ern feit 1369 febermann oerboten
unb es burfte bie gefamte jelbft im Sorrat gearbeitete
— 472 —
oon au9tD&rt0 gcfaufte SBare ni^t me^r int ^attfe,
fonbern nur no^ tm Samstag auf bem SBo^enmarft
ober mS^renb ber fibiigen 5 SBo^entage in ben Aramlfiben
bes 91 ats in ber Aramgaffe unb 6attlergaffe oerlaufl iDctbtn.
SBefentli^ [pStern Datums als biefe Aramlfiben in bex
Sattler« unb in ber Aramgaffe maren bie ASuflerlfiben am
$oI]marfte; fie mürben erft 1611 erbaut unb 1880 niebergeriffeii
unb in ben Statsleller im Steuer^aufe auf bem SBeinH^ ^^'
legt. Die ftSuflerinnen gehörten ni^t jur Ar&mer«, fonbern
3ur SRersIerjunft unb gerieten mit ben Jhimern unb Solbf^mte'
ben oielfa^ in Streit, meil [ie beiben (Bemerben fo gefS^Ii^
maren mie bie 3uben, benen fie an (Bemanb^it ni^ts natl^
gaben. So flagte ber SRat im 3a§re 1400 über groge Dieb-
[tS^Ie, llnteri(^lagungen unb Seirfigereien oon ASuflerinnen unb
1389 oerbot ber 9{at, ben JtSuflerinnen etmas auf Dinge ju lei^,
bie i^nen jum Serlauf flbergeben maren, bb 1510 3 gef^mo*
rene ASuflerinnen eingefe^t mürben unb beftimmt mürbe, bog
nur biefe no(^i^au[ieren, alle anberen $er fönen aber auger
ben ArSmem auf bem SRarltpIa^e feil ^ben follten.
Snie 3ffentli(^en AramlSben mürben ania|rli<l^ na(^ bem
fiofe neu oerteilt. Obgleich 1557, 1658 unb 1561 einige
Sattler bringenb baten, biefe (Einri^tung gu finbern, (ielt bie
SRe^rjo^I ber ArBmer baran feft unb lieg fi^ i|r ^rioileg nit^t
nehmen. SIs 1547 eine Sliemenf^neiberei in Ulm ent«
ftanben mar (ein (Bemerbe bas es feit langer 3«it ni^t me^r ge«
geben ^ite) unb bie Sefi^er einen Saben im $aufe eni^teten, oer«
langten fofort bie Sattl er , bie beiben iRiemenf^neiber foHen i^e
offenen fiSben fi^Iiegen, ba lein Sattler feit 1360 me^r einen offenen
fiaben im $aufe §aben büife. SBenn man ben 9{iemenf4neibem ge*
ftatte, fiiben im $oufe ju ^ben, fo mfiffe mon au^ ben Sattlern
geftatten, i^re AramlSben in ber SatKtrgaffe ju oerlaffen unb
Saben in i^ren Käufern einsuri^ten. flis bes^Ib 1566 no^
ein meiterer 9{iemenf4neiber entftanb, mürbe biefem befohlen,
anji^rlic^ na^ Sltt ber Sattler feinen Aramlaben mit bem anbem
9{iemenfd^neiber ju mei^feln.
SBie fiberall , fo galt au$ in Ulm bas S^nftprioileg nur
mS^renb ber SBo^e. Der 9SB o $ e n« unb ber 3 Q ( ^
m a r f t ^oben basfelbe auf unb gaben au^ bem 9H^i*
afinftigen bas9{ed^t 3umAIein§anbeI. Der8^
— 473 —
0 i n n unb bo0 S n b ( bicfet SRttfte »oren bes^olb genau ge-
regelt. 9Bei im 3uni ouf ber 8 e i 1 0 m e f f e oor bem 6 1 a b t«
t§ore ober on SB ei^na^ ten auf bem Slat^auspla^e
teilhaben lOoIUe, tnugte. um feinen $Ia^ 1 0 f e n ober 5 Si^il«
ling @ 1 0 n b g e I b }o§(en. Der SRarltoeilouf begann unb
enbete mit bem Riffen unb 6enlen ber SR a 1 1 1 f a ( n e unb
bauerte am Samstagsioo^enmarlt bis 4 U^r, an ber
9Bei§na4t0mef|e 00m SBei^na^tstage bis Dreilonig.
1663 mürbe beftimmt, es fte§e jiDar jebem fremben Atufer bas
ne^t 3U, mS^renb ber SRatttjetten freien ^onbel ju treiben,
aber fofort na^ bem Sinjie^en ber 9RarIifa(ne fei bie 3Bate einju*
poden. Seit 1679 mußten alle fremben ftrimer am Samstag
mittags 12 U^r mit bem Sinpaden beginnen, fo bag von 1 U^r
an ber SRaitt gef^Iojfen meiben lonnie. Dagegen mar am gfrei«
tag mittag bas Serfaufen freigefieIH; nur menn ber gfreitag auf
einen Bfeieitag fiel, mar bas Seif auf en oerboien, mfi^renb menn
ber Samstog auf einen gfeiettag fiel, nad^ ber SRorgenprebigt
ber Serlauf jebermann freiftanb. Seit 1679 galt au(^ ber 91 i*
lolausfeieitag als 3a§restag, fo bog bie fremben ftro«
m e r au4 on b i e | e m Zage i^re SBaren auslegen butften.
Hein SpejereifrSmer burfte meniger SBaren einlegen als je 2
$funb Pfeffer unb 3nflio<t unb ein ^alb $funb Safran, SRus*
tat u. f. m.; geftogencs Semfir} ober SBei^raud^ }u milden,
nmr verboten. Sli^toei laufte SBaren burften mS^renb ber SBo(^e
gtoar in ber Stobt gelalfen, a6er [nii^t oertauft merben. 3ur
Slufbema^rung unb 3um Setfoufe berfelben buiften bie gfremben
ffiemSIbe unb (Bemäc^er mieten, ober barin nur in ganjen
Stfiden, b. (. im (ßrogen, felbft ober burd^ feft an«
geitelite ^eifoncn oa^renb ber Sßo^e oerfoufen loffen, unb ni^t
ellenmeife, ni^t mit ber Aleinmoge ober bem Aleinftüd. Aam
ein ArSmer in bie Stobt, ber feit 6 SRonaten ni^t me^r bo ge-
mcfen mar, unb es mar ni(^t gerobe SRarlt, fo fonnte i^m inbes bas
Siirgermeifteramt erlauben, 1 Xog feil 5U ^aben; nur burfte er
nid^t (aufieren. 3^re Staube burften bie gfremben nid^t nur
auf bem SRorlfpIa^e, fonbem au4 an ber „Sflrgerje^e",
b. (. unterm Sogen beim gütigen SRufeum, auffiellen unb
(ier oon SBei^nod^ten bis Dreilönig feil liaben. Slu(^ mS^renb
ber feit 1416 ber Stobt julte^enben jmeiten ober Seitsmeffe
im Sommer burften feit 1667 bie Arfimer i^re StSnbe nod^
— 474 -
freiem (Ermeffen inner^olb ober aiiger^Ib ber Stobt ouf^lagtH
nur bie ^Sfen«, Glifer» unb Xeüer^nbler ^en na^ aUev
8rQU<!^i^ren $Io^ außerhalb ber Stabt ju nehmen. Stets
aber [ollte ben Ulmer (Bef^oftsleuten ber 8 orfton b nor bcn
gftemben ge^Sren.
Setf^ieben oom SBo^enmorlt mit ungebrouc^ten
®egen{t8nben oor ber olte SRorlt, b. ^ ber 9Roitt
ffir gebrou^te ®egen|t&nbe, unb boes oielfoil^ gefc^,
bog mon neue (Begenftonbe ouf ben olten SRorit bro^tt unb bort
oeitoufte, oerbot bies ber Kot entf^ieben. 60 unterfogte er
3. S. 1667, neue £eber^ofen ouf bem olten SRorfte feil ju ^oben.
Durfte on ben SB 0 $ e n m fi r 1 1 e n , bie ouger oon ben
[tobtif^en (Bef<|iftsleuten nur oon ben ®ef4|8ft9lettten ber
^errfd^oftsorte befo^ren »erben burften, jeber nur feine
eigenen Q^geugniffe ober ouger^Ib ber gerrf^oft gefoufte Dinge
feil ^ben, fo burfte on ben 3o(rmorIten jeber feil (oben,
mos er vollte, ou^ Dinge, bie er ni^t [elb|t gefertigt ^te.
60 mürbe s- 8. 1668 ben Sfirtlern bos Kei^t beftotigt on
ben 3Q^tmorIten oud^ fold^e ^ofentroger feil ju ^oben, bie
jie ni^t felbft gefertigt Rotten, obgleich biefer (Begenftonb ben
9{iemen|(^neibern gehörte. 6eit ber Kef ormotions}eit mur«
ben inbes qu(^ bie 3Q(^nt&rIte immer me^r ben nid^t ^f^ofts«
onge^origen ß&nblem oeT|(^Ioffen. 60 mürbe j. 8. 1552 ollen
fremben 9lobIern ber 8efud^ ber Ulmer 3<4nn&r(te erf^mert
unb 1582 benfelben ber SBo^enmotlt o5IIig oerboten. Unb ob
ber 9{ot biefe Serorbnung mieber rfidgongig mo^n moIBe,
boten 1597 bie Ulmer 9lobIer bringenb, {o bo^ feine fremben
9lobIer me^r ouf ben 3Bo(^enmarft gu loffen, |ie feien fonft oer«
loren. 3m gleii^en ^alfit boten bie Ulmer Dodenmo^er
ben 9{Qt, i^re feit^r freie Aunft ju einem ^onbmerlgu mo^n
unb ben Drehern bos Dodenmo^en gu unteifogen. Der 9lot ft^Iug
es ober ob» morouf bie Dodenmo^er i^rerfeils bie Drel^rei ous«
übten unb oIs bie Dreier i^rerfeits llogten, erneut oerlangten,
bonn [ollen bie Dreier bos Dodenmo^en bleiben loijen unb om
9tifoIe{morIte leine Dodenme^r feil |aben. Dos gog benn
ou(| unb beiber arbeiten blieben freie ftilnfte. 9lo4 f^Iimmer
mürbe es in biefcr Segie^ung feit 1600. 1606 Ilogten bie
Dreier, bie SBeiggerber mollen fie ous i^n gut gele*
genen 9RorIt|tonben treiben, unb 1613 me<i^feUen Ulm, 9Reiii«
— 475 —
mingen, Sugsburg unb 9lfirnb<rg me^a^ Sriefe oegen ber
6HmpIer, b. §. ni^t gelernten 5<^U0geioer(etrei6enben, bie
auf ben SRfirften feil (oben. 1614 wuxU ben Ulmet SBeig'
gelbem geftottef, \i^ auf bem Seislinger 9RQtIte nnmitielbot
hinter ben (Bcblinger SBei^getbem ottf]u|ienen. So^ lourbe
bct ®runbfol| Qufgeftellt, bog nur no^ fol^e frcmbc 5&nMet
auf bie Hinter So^rmSrlie jugelaifen tourben, beren gerrfi^often
bie Ulmer ^finbler ebenfalb suliejften. 60 [d^rieb g. 8. 1624
Ulm an bie Steic^ftabt (Biengen, ba mon ben Ulmer 6alt>
lern ben 3a^rmarlt in (Bi engen oerboten ^abe, tonne mon
bie Siengener Sattler Ifinftig ebenfalte ni^t me^r in bie ^err«
[c^ft ^reinlaffen unb mfiffe bes^Ib au^ bie Sitie abf^Iagen,
bie (giengener auf ben 3oi^rmarIt 9on fieip^eim suloffen,
ia 1626 nmrbe fogar ben Sattlern oon 65flingen unb
ben anberen Ulmer fianboitcn ber Ulmer 3<t(<inarlt ge«
fpent unb eine Sorftellung ber 6tabt (Bei0lin.gen im ^a^xt
1635 blieb mirlungslos. 1639 mutbe jogar ber fiebhu^en^onbel
unter ben Stabileren oerboten unb 1654 aHen fremben
Sattlern bas geil^aben auf ben 3a§rmSrIten unter*
fagt unb nur ben fremben 9}iemenf(^n eibern no^ baefelbe
geftattet. 1654 baten bie 9labler erneut, ben fremben 9lablem
ben SBo^enmarlt ju oerbielen unb 1664 mürbe ben Geis«
I ing ern erneut bie 8ii<e abgef^Iogen, ben Ulmer 3a|rmarlt
besiegen gu bfirfen, mie au^ 1655 unb 1667 ben (E^ingem
biefe Sitte abgefd^Iagen mürbe, ba man bort bie Ulmer au^
ni^t }ula||e. ^Dagegen tourbe 1667 einem Sflrftenbinber, ber
£ebjelten feilge^Iten ^tte, bies gmar unter ber SBocbe oerboten
aber am 3a§rmatlte ge|tattet. Seit 1667 bejog benn aud^ fein
Ulmer Sattler me§r einen 3Q(iniarIt in ber 9{a<^bar|(^aft,
fo bog ber ffir bie ^leisbilbung bur^aus erforberlid^e 9Bett«
bemerb grSgerer (Erjeugungsmittelpunne oöllig fehlte unb ^anbel
unb (Bemerbe oerlnS^eiten. 1668 Ilagte Ulm in Augsburg, bog
man ben Ulmer SB eigger bem biebortigen 9Bo(^enmarIte
oerboten |obe, unb im gleiten Z^W oergli^ man [i(^ mit
Sfingburg megen ber 3a^rmSrIte, mie au(^ 1688 ben
SBeiggerbern oon SRemmingen bas Ulmer 93erlauf0re<|t
bemilligt mürbe. Simtlid^e SBaren aber, bie ouf ben SRatH
lamen, mußten gefd^aut (ein, mie g. S. au$ in SBflrttem-
berg no^ im Z^^ 1753 auf ben 3a^r« unb Wo^tn*
— 476 —
mSrIlcit iittT gef^aiite IBaxtn veihiift onben buiflcn.
eine grogcSIoIIe hielte femer fett ber Kefomatirasiett bas
^aufieioerbot ttnbivarnmTbefovo^Ibos Serlttttfenfedtgcc
Stjettgtiiffe wie bos SnfetttQen foUieTtnbeit ^^uf^tK
oetboteit. Der Sef^Sfismann foltte feine IBare !m Xuslonbe
laufen ober felbft in bec 9Bet(fiatt fertigen unb im £aben
oerlaufen ober auf ben 9R ar 1 1 bringen. Won om nod^ b» ins
15. ^a^tfyinitTt mit biefen Dingen menig ftrtnge geoefen;
namentlii^ nrar bos ^oufieren an ben flRa rtftagen jeber'
ntonn geftattet unb nur »S^renb ber SBo^e oerboten. 1541
Nagten bie Hinter 6attler bitfer Aber ben ^ufter^nbel ber
6ottIer oon £eip^eim unb fiangenau; 1652 f^gtKfln*
berg in Ulm an, ob bos ^aufteren mit Kabeln in Ulm ge<
ftatlet fei. Srft feit 1562 lourbe bas f^uj^txtn ou^ an ben
9RotIttagen oeibolen unb es blieb nur no^ geftattet, an btefen
Zogen auf Stftellung in bie ^Sufer ju ge^n. 6o mürbe 3. 8.
1578 ben SBeiggerbernoon 3Bei|en^orn unbSfinjbvrg
bofl gaufieren in Utm unlerfagt ; 1618 mürbe olles goufieren mit
Sattlerarbeit oerboten; ebenfo 1632 bos ^oufieren mit
S firften. 1640 Nagten bie 6e iler fiber ben &aufier(KmbeI mit
Seilermaren unb Aarrenfalbe in ber ^enfi^aft, morauf ber
9{at bies ben fremben Seilern {mar in ber genfd^aft geftattete,
ober beftlmmte, bog fie i^re SBaren in (Geislingen ober fonft'
mo in ber $ert(^aft laufen mfiffen. 1642 mürbe bos ^aufieren mit
$ e 1 2f 4 u ^ e n beftraft. 1658 Nagten bie Seiler erneut fiber bie
Seiler oon S4Ȋb{f^*(Smfinb, mel^e bie $enf(^aft ab^ufierten,
morauf ber 9{at allen $aufiei^anbel mit ungefd^outer IBare oer«
bot. 1664 mürbe bao ^aufieren mit fieber unterfagt; M^
mürbe 1665 ber Serfauf oon fiebfuc^en mit poliseili^er (Erlaub
nis mieber geftattet unb bas 5<^ufieren frember ftrSmer an ben
aBo^enmarften gugelajfen; nur follte nidftt glei^geittg oon bem«
felben (Befc^fte ^aufiert unb in ber Verberge oertauft merben.
Dagegen blieb mo^renb ber 9Boi^e aNes ^aufieren oetboten, fo
bog 1696 eine SfitftenbinbersmUme bur^ bas Ueberf^reiten
biefes Verbots {i^ Strafe 3U}og.
Sumerer als bie Durc^ffi^rung bes ßaufieioerbols ermies
fi(^ bie Durchführung bes Serbots ber Xrbeit auf ber
S 1 9 ( r e , b. ^. im gaus bes SefteNers. ßanb in ^anb
mit biefem Slfldgang ber (Ermerbsoer^SItniffe fteigerte fi^ ber
— 477 —
Aanqif bei Stobtmeifter gegen biefe« „6 1 5 ^ r e n*\ b. |.
gegen bos arbeiten oon (Sefellen im unmtttelbaren ^ofbetrieb
oon Vtioaileuten unb bie Sänfte ruhten nii^t, bis fie biefe
i^rem preisoerteuemben ^rioileg f^iabli^e freie Sef^fiftigung
abgef^afft Ratten. 3m 3obre 1560 Hagte ha» Sattlet«
^anbioerl beim9Iot gegen ben ^atricter 9B alter S^inger,
ber einen 6attlerge[ellen ab „(Stö^rec in [ein ^aus
aufgenommen ^te unb feine Sattlerarbeiten burc^ biefen in
eigener 9{egie bcr|teUen liegp [tatt [i^ ^iegu eines Ulmer Sattler'
meifters gu bebienen. 1657 unb 1658 »urbe allen Sattlern
in ber Stabt unb in ber ^enf^aft bas Std^ren oerboten. 1666
mürbe ein Saitler oon fieip^eim bes^alb angellogt, 1570 er«
tunbigte fi^ 9Remmingen in Ulm, n>ie man ts bort mit bem
Stb^ren ^Ite. 1583 unb 1585 ourbe alles Stöbren unb
ßoulieren ber Sattler oerboten, 1588 mürben erneut Sriefe megen
ber Sa^e mit SRemmingen geme^felt. 1606 flagte man über
Sfliftenbinber, meli^e ben fieuten i^re Sfirften im ^aufe fertigen.
1615 mürbe beftimmt, es [ollen lOnftig bie Sattler in ber $err«
f^aft nur no^ bann auger^alb ber 9BerIttatte arbeiten bflrfen,
loenn [ie ein grember ober ein gfu^rmann in bie 5^rbf rge rufen
Ia[[e. Do^ follte bem Sattlermei[ter in fion[ee gejtaltet [ein
beim $oftmei[ter in 9Befterftetten auf ber Stö^re gu arbeiten.
Sergebli^ baten 1636 bie Sattler ber Stabt (Geislingen unb
ber $err{(|Kkft $elfen(tein, ibnen bo(^ bas alt^ergebra^te Stö^ren
loieber }u geftatten, ber 9lat gab ni^t nac^. 1650 mürbe
ein ®e(eUe megen StS^rens aus ber ^err|(^aft ge[(^afft unb
1664 erneut megen ber Sad^e mit SRemmingen lonefponbiert.
(Eben[o bebeutfam mar bas Silialenoerbot. Hn jmei
Orten gleichseitig feil ju ^aben mor oerboten. 1564
mürbe bes^lb beitimmt, 3uderb8der, mel^e Sebfu^en
am 9RarIte feil ^itn, (ollen m&§renb bie[er 3^it ben fiaben
[fliegen. 1580 mürbe ben 91 e [t I e r n bas üufitellen oon ^tt»
tottfsbuben anf bem 3RarftpIa^e unter[agt, menn fie im ^^^[e
oerlauften. 1611 mürbe ben SBeigger bem oerboten, glei^jeitig
mehrere aRSrfte ju bejie^en. 1614 mürbe ein Sedler beftraft,
ber glei^jeitig in feinem fiaben unb auf bem SBoftenmarlte feil
gehabt ^tte. Jlommiffionsmare feil }u b^^ben mar fd^on
1420 bur$ bie Seilerorbnung oerboten; au<^ bie Vn«
preifung ber fBare bur(^ UusfteUung u.f.m. mar ftreng
— 478 —
geregelt. SBer ebten Ar am laben §atte buifte ni^t in^UU^
auf einem Sc^rogen ober in einem Stanbe oor bem £ob(ii
feil (a(en, mie bies }. S. 1603 ben Aammmac^etn unter«
jagt iDurbe. dagegen burfte {eber Arfimer feine Srtilel an
feinem Saben ausgingen, mie 3. 8. 1628 ben (Bfirtlern
ge[iaitetiDurbe,®firteIau$3u^angen. SRe^r ab einen 64<Ik
au0)u^5ngen, toar ebenfalls oerboten, mie bies g. S. 1560
einem Seilma^er unterfagt »urbe. Strenge beftraft awrbe
jebes Vbfpannen oon Aunben, bur<^ ^erabfe^en anbercr
(Bef^äfte u.ftD. SCu4 bie gfeiertagsru^e mar einfo^ nnb
}medma|}ig georbnet. mie offenen £Sben marenamSams*
tagabenb fomie an allen fibenben oor ben gfeiertagen
oon £)[tcrn bis Slt^aelis um 5 U^r, unb oon SRii^aeltft bis
Dftem um 4 U^r ju {^liegen. Das gf^il^atten, S^aufcnftet
Sffnen, ober arbeiten an 6onn« unb geiettagen loar oerbofen.
Sagegen mar es jeberjeit erlaubt, inberSBo^nung in bet
SBeife feil ju (aben, bog man bie SBaitn bort^in oerbro^e.
9It(||t erlaubt aber mar, mit ben fiabenfc^Ifijfeln oor ben fiaben
ju fitfen.
gfragt man na(^ ben Streitig feiten ber Ulmer ftrSmer*
junft, [0 }etfallen biefe naturgemSg in smei Xeile, in bie
Streitigfeiten mit ben anberen Sänften unb in bie Streitig«
feiten ber ein} einen ^anbmerf e ber thomerjunft. 3>ic
3 fi n f t e maren ein 9RilteI jugemeinfamer äBa^rung bebro^er
3nterejfen unb bie 3unftftreitigfeiten finb bes^alb genau fo alt
mie bie Sänfte, bie ßanbmerfsftreitigfeiten fo alt mie ber Serfall
ber 3finfte in einjelne ^anbmerfe. Die Ulmer Arimerjunft ift
etma um bas 3a^r 1369 entftanben unb bereits im Sa^re 1394
fe§en mir [ie benn au4 im Streite mit ber Sd^miebsgunfi
(Einige Solbf^miebe maren aus legerer ausgetreten unb
fr8mer3finftig gemorben, fuhren aber tro^bem fort, Solb unb
Silber einjuf^meljen unb su oerarbeiten, mes^Ib bie S^miebs«
junft mit (Erfolg ffogte. SBeniger (Erfolg ^atte bie Si^miebs«
3unft 1426, mo |ie flagte, bie CEifenlramer laffen (Bebiffe, Sporen,
Steigbügel, Sd^löffer, 5trapfen, Kinge, 9lfigel unb Striegel oon
ausmSrts fommen unb oerfaufen fie in i^ren fiSben. Der 9?at
etfl&tte ber Sd^miebsjunft, bas I5nne er ben (EifentrSmem nt^
oerbieten; nur ge^e es ni(^t an, bog |ie biefe Dinge im S^ou«
fenfter auslangen, |te mögen es bes^alb (inten im £aben auf«
- 479 —
(Snaen. (Ebenfoioenig gelong es ber ftoufleutegunft, ben
Itramem bcn Srog^nbel mit SaumiooIIegu entvinben. 3)er
9Iol entf(|ieb, wtnn ein itramei SauimDoKe in Senebig
foufe, bfiife et biejelbe ou^ naSi ftaufleuteort gegen Sorc^ent«
iü^tx an bie 9B(ber oerfaufen, nur bas fei ben Arfimern oer«
boten, SoumiDone bei einem Ulmec Aoufmonn ju laufen unb
gegen Sar^enilfi^et an bie SBeber mit Seoinn loieber ju oer*
loufen, ba §iebur(4 ein unre^tm&biger 3n){f^en(anbel entfte^.
SBenn bogegen ein ArSmer SoumiDoUe bei einem Aaufmanne
laufe unb in Olengen untet 25 $funb gegen bares Selb in
feinem £aben lieber oetlaufe, I5nne bagegen ni^ts eingeoenbet
oetben.
Seither eifS^rt man oon Streitigleiten ber Arämer mit
anberen 3Bnften nid^ts me§r bis jum 3#< 1566, mo ben
jtrfimem nod^ einem Streite mit bec 6d^m ie bs gunf t geftattet
»urbe, au(^ ftupferarbeiten im SBerte bis gu 1 Sa^en
feil }U ^ben. Seither mehren fi<^ bie 6treitigleiten er^ebli^.
Die Arfimer butften eben alles oetlaufen, bis fi(^ am Orte
eine leiftungsfAbige (Eigenerjeugung fanb. @o erlUrten
]. 8. 1550 bie fd^miebejfinftigen Ulmer gflittermai^er, bie
bSmerjfinftigen C&firtler bfltfen nur glitter oerlaufen, leine
felbft fertigen, ba bas ^littermoi^en ber S^miebejunft gebore,
unb erhielten mit biefer Xuffaffung Ked^t.
1570 oetllagten bie IrSmerjfinftigen (Bfirtler bie f<^miebe«
}finfiigen ;iixlt\\SimUht, oeil biefe Scbifif feiringe aus*
9Rc|fingb!e4 fertigten. Die S^miebjunft etllSrte aber, bas fei
Sc^miebemare, feine fiBtomre, unb behielt bamit iRed^t. 1583
beftiittcn ferner bie f^miebejünftigen (Bolbf^ntiebe ben
hSmerjfinftigen ®firtlern bas Ke^t, Siegel ju f^neiben,
würben aber abgeu)iefen, ba bie p^rung bes Sti^els eine
freie Aunft fei. (Ebenfo gieng es ber S^miebegunft mit
bem Sergolben ber (Bfirtler. Sergolben unb Setfilbern, er-
Ilfirte ber 9{at, fei ebenfalls eine freie Aunft »ie {ebe anbere
Sfeuerarbeit, bie man niemanb oerbielen lönne. 1591 ftritten fi(^
bie IrfimerjAnftigen Sedler mit ber Afirf^nerjunft unb
1579 unb 1597 rauften bie ArSmer mit ben Xu^f^eerern,
mil biefe fieber f ä rbten. Der 9tat fc^rieb barauf na^ Augs-
burg unb 9l5rblingen unb entf(^ieb enbli^ , nur bie trämerjflnf«
tigen Sedler ^ben basSle^t, mit Srafil^olj ausberXfiilei
— 480 —
ober 6panten £ebet gu fSrben, loeti bie ^dtttietung mit btcfen
fremblSnbif^n gfaibmtttel ber ftrBmequnft ge^Sce. 1602 ftrittcs
[i(^ loeitec bie Iramctifinftigen Sedier, 9t eftler, 9Bei6gerbct
unb $ergamenter mit ber Kotgerberjunft unb ber
64ufter3unft um ben ausfi^nilt oon Sof^ltnlthtx.
Die AiSmer* unb bie iRotgerbergunft ernSrten, es fei ben Sc^u*
ftern ni^t geftattetp ro^e ßfiute aufguloufeit, um fio^ gerben ju
laffen unb 64u§e für ben $ an bei boraud ju fertigen. Sin
Sd^ufter bflrfe nur B^u^ um fio^n fertigen , mojtt man t^m
ba$ fieber liefere. £eber ober ftalbfeüe u. f. to. laufen bfirfe er
nur fo oiel, als er ffir bie 6(^u(e feiner Samilie bebfirfe,
unb biefe gfelle bfirfe er au^ au0n>8rt0 gerben laffen, ni^
aber bas fieber für feine ftunben. Sbenfo foUte es ber Kot-
gerberjunft oerboten fein, So^Ienleber im ftfeinen aus2uf4neiben,
ba ber fieberllein^anbel Sad^ ber Ar&meraunft feL
Dagegen ^Un aüerbings bie himerjfinftigen SBeiggerber
unb bie 91 0 ig erb er au^ bie Vfli^t, bie Sd^ufter gegen bil«
ligen {preis mit ftalbleber unb So^Ienleber genfigenb gu
oetforgen. Der 9{at pfli^tete biefer Uuffaffung bei. 1602 unb
1603 gab es fobann in itempten unb Aonftanj mie 1425
in Ulm Streitigfeiten joif^en ben IrBmerjOnftigen (Bfirtlern
unb ben fd^miebjfinftigen S^Ioffern unb Sporer n, »eil bie
(Sfirtler Sporen oon ausvSrts fommen liegen. Ulm erüfiite
barauf p es §abe {eber ArSmer bas Ke^t, Sporen unb Striegel
ju oerlaufen, nur bfirfe er foI(^e nid^t im Sd^aufenfter aus^ngen.
1604 flagte bte aRerjIerjunft, bab bie fr8mer}finftigen Sei-
ler 9Bagenf4miere oerfaufeUp morauf inbes ber Slat ben
ArBmem mo^I bas Sieben oon Aarrenfalbe , ni^t aber ben
6 a n b e I bamit oerbot. 1608 ftritten fi^ au(( in SR e m m i n g e n
bie Iramerjfinftigen (Bfl rtler mit ben fd^miebjfinftigen 6p o«
rem um bie burc^brod^ene S^miebearbeit unb 1617
tourbe in Ulm in einem Streit ber (Bfirtler unb Sporer
ber S 4 m i e b e g u n f t bas alleinige 9le(^t gemS^rletftetp
eifenbef^Iagene (Bfirtel gu fertigen.
SRit bem Seginn bes breigigfi^rigen 5triegs traten
in bie oorberfte 9lei(e ber ^anbmerbftreitigfeiten bie
^änbel ber beteiligten fiebergewerbe um bie
grogen Slilitfirlieferungen. S^on oor tlusbnt#
bes Aiiegs flagte 1615 bie Arämergunft namens ber Sedler
— 481 —
unb Xaf^enmo^ei gegen bie 6 4 u ft e r j u n f f, »eil ein
64ufter eine fiieferung oon Sonbelieren itnb fieberfelb«
flaf 4en fibemommen ^atte. Der 9tat eilunbigte \\^ avismMs,
lief) es bem 6d^ufler ^inge^cn, unter|Qgie es i^m ober fflr bie
3ulunft. Der ed^ufter gab aber ni^t nad^, ftfit|te \l^ auf eine
Sronifurler Sluftlunft unb Utm erüärte barauf bas fertigen
9on Sanbelieren fQr eine f reie ftun|t, bas lieber«
sieden oonSfelbflafd^en aber ffir Iramergfinftig,
oeil bas (Blas eine Acama)are fei. Der 6$u[ter begnfigie
[i^ aber mit biefer (Erlaubnis nid^t, fonbem oer}ietie
feine Sanbeliere aud^ no<^ mitSfronsen, fo bag 1619
bie 6 edler erneut flagten, oorauf ber 9{at i^m bies
Unterfangen oerbot. 1621 gieng ber 6treit ber SRergler'
^unft mit ben Seilern oegen ber A a r r e n f a I b e er-
neut los. Der 9tat forberte borouf ein (Butadien ber S ollen-
b inb er, ob bos 8 er ei ten oon 9Bagenfd^miere bur^ bie
6eiler gugeloffen toerben !onne , touibe ober belehrt , bog bies
ni^t angebe. Ulm f^rieb borouf in ber 6a(^e na^ 9{ooens*
bürg, ober ou4 oon (ier erfolgte bie flniioort, nur ber 9R e r }-
I e r 3 u n f t fte^e bos Stecht gu, ^orj, ftorrenfolbe
unbfBogenl^mtere gu oerorbeitenunb feilgu-
^oben. 1624 begann in Ulm unb ftoufbeuren ein
anberer 6treit. Die Sedier nagten nomli^, eingelne unter
i^nen loffen ^elgmfi^en bei ber Afirfi^nergunft fertigen
Itnb treiben bomit 3n'i[<^cn^nbel , »os ber 9{at oerbot. 1633
llogte »eiter bie Sd^miebgunft gegen bos tramergfinftige
9labler§anb0erf, meil bie 9labler SReffer oeiloufen. Der
Kot erllSrte aber, bos Ibnne er ber ftrSmergunft ni^t oerbieten ;
nur bos Unfertigen oon UReffern fei ben Slablern oeiboien ;
bogegen oi^urbe 1635 ben 9lablern ber Seifauf oon golbenen
unb filbernen Xn^anglreugen oerboten, meil bos Sbel-
metoll ber Sd^miebegunft ge||9re. 1636 enbli^ n>urbe feft*
geftellt, bog niemonb oIs bie SRobler bos 9it^t ^obe, gof«
ten gu fertigen unb feilgu^oben. 1638 llogten bie f^miebgflnftigen
Sporer erneut gegen bie frSmergfinftigen (Bfirtler, weil biefe
9{ogmunbftfide unb Steigbügel offen im fioben oudge«
ISngt Rotten, oes^Ib ber 9{at bies ben Arfimern oerbot.
(Erbittert ftritten f i^ femer feit 1642 in 9{ e g e n s b u r g , (B fi n g-
bürg unb Ulm m^t nur bie IrSmerganfligen 9le|tler unb
31
— 482 -
9B i I ^itxhtXf fonbent ou^ bie 6 ^ufter« uttb bie 64nef ber-
}unft um bas Ke^t, SeberloIIer ju ma\^tn. 1639 ftengen
bte hSmeriflnftigen (Sfirtlec erneut Streit mit ber 64mieb>
Sunft toefien ber Spore r an. 6ie erll&rten, bie Xnferitgttng
oon Ble^gfirteln fei ^rtgeloteie 91 1^
0 r b e i t unb bed^alb Iramerjfinftig, baboslartefiotben
ftrimem ge||öre. Der 9{at etlunbigte fi$ borauf in &Ua^
bürg, 9lflrn6erg, Sugsburg unb 9R finden unb gab i^nen
[(^lieglic^ ben 3tai, ni^t fo brotneibig ju |ein. Die Sfittler aber
erdirten , |ie feien baju gejoungen ; fie geben ab gefc^eitlles
^aubtoeil bas SBanbergef(^enI an alle (Bfictiergefellen unb
mflffen bes^Ib ftrenge barauf galten, bag lein (Sefelle bei einem
Si^mieb arbeite. 1646 Ilagte bie ftfirf^nerjunft, bie @ed^
ler batten ro^e ^elsioaren feil, mas i^nen ni<^t aufteile, unb
1650 ftritten bie ftrSmer in SRemmingen gegen bie 6<bnet«
berjunft, beren JDlitglieber bas fieberfSrben trieben. 6Iet^
Seitig Nagten bie Ulmer SBeiggerber, bag berVifieter oon
£angenau mit (Elensleber unb ^irf^bSuten ^nble unb
($if(^f(i^mal3 im Aleinen oerlaufe, ums benn au^ ber 9lol
bemfelben untetfagte. 1650 oetllagten mieber bie Sfirtlec,
bie fi^miebejfinftigen Sporer, baß biefe eifenbef^Iagene
fiebergürte I offen ausgingen unb auf ben SRarften feil §aben
unb 1654 fragte gftanlfurtan, obbie®firtIerSe-
fd^ISgeffirAutf^enunb^ferbegefc^irre ma^n
bfirfen, mos bejaht u)urbe. 1670 mucbe femer ber Rotgerbe r«
gunf t erneut ber U u $ f ^ n i 1 1 oon 9B e i g I e b e r oer*
boten unb 1667 Ilagte bie S^miebejunft namens ber
9lagelf(^miebe gegen bie Sifenlrimer, oel^e
9t 5 g c I unb Sd^inbeln oerlaufen, morauf i^nen bies ber 9{ot
unterfagte.
1670 ftritten ii^ in dall bie Xu ^f^eer er mit ben SBeig-
gerbern umbas fieberfcbiofirsen unb fieberfSrben, bos
in Ulm nur ben Xu^f leerem juftanb. 1686 ftritten fi(b bie
9Beiggerber mit ber SRarneijunft megen ber S^af*
tD 0 1 1 e. Der SRat entf^ieb ba^in, bie SBeiggerber ^ben goor
ba9 9le4t, ibre SBoHe ju oerlaufen, an men fie »ollen , mflffen
fie aber juerft ben marnerjfinftigen fiobenma<iern anbieten unb
biefen ab i^ren aRitbfirgern 8 Xage bas Sorlaufsre^t bffen.
1687 »urbe ben Seilern erneut abgef plagen , ft a r r e n«
— 483 —
f a I b e }u oerloufen, obfllei^ fie fi$ oer|»fIi^ien mollten , Mefc
bti ber SRersIerjunft su loufen; 1688 flagten bie Sedier
gegen bie SRarnecgunft, loeil ein SBonttt^ftrber £eber
g e f B r b t ^e, oorouf bec Kat biefem mit bem Zum bro^e.
1689 ftritten [i^ in 91 a o e n s b u r g bie (B fi r 1 1 e i mit
bet 6(^miebegu n f t um bie ßirl^fangeirienten«
bef^Ifige unb t» mürbe immer me^r Sitte, bie JtommiS'
arbeiten an ben 3R{nbe|tf orbernben ju »ergeben, o^ne
bie ^onbtoerfore^te gu berfidfi^tigen, fo bag bie Streitigleitcn
hieraus fi^ erf^redenb mehrten. 6o ftritten fid^ 1690 bie
Sedler mit ber 5tfi;rfd^ner3unft um bie ^atrontof^en,
9Be§rge^nge unb Aarobineniemen.
1691 balgte mon fi$ in V u g 0 b u r g erneut um
ba« aOeigl eber f Srben, 1695 ffimpften in 91 Arn'
berg bie (Bfirtlermitben3inngiebern, wtl^
ben ArSmem bas fertigen oon oerjinntem 9io6}eug unb 3inn'
Inipfen oerbot, nac^bem Ulm geanttoottet ^tte, ben (Bfirllern
fei bies oerboten. 1706 ftritt man fi(^ in 9Remmingen, ob
bos Siegen oon 3RetaIIInöpfen eine freie ftunft fei,
vorauf Ulm erllSrte, biefe Jtunft ge^bre ber Sd^miebejunft
unb ben S^ellengiegein. 3n Orten, mo es leine fol^e
gebe, fei basfelbe aber eine freie ftunft unb fte^e bes^olb
au^ ben 60 rtlern unb 9t ablern ju. 3m gleiten Sa^ie
fiengen bie Seiler mieber on, ftarren falbe feil gu ^ben,
ba bies fturgioare fei Der Kat oerbot es i^nen aber erneut,
ba bie SRerjIer fagten, fie leiben firmer genug bur^ bie neuen
Sinfu^rjoIIe unb bie (o^n greife ber aRerjIereigere^tigleiten.
1719 ftritten fi^ in 9laoen0burg bie (Bflrtler unb bie
Segenf^miebe ober Si^wertfflrben n>egen bes Sergol'
bens ber Degengefige. Ulm erflSrte, bas Sergolben
mit gemahlenem (Bolbe unb Qutdf über im Sfeuer ge«
^re benSfirtlern, bas Sergolben auf bem S^nitt aber
ben Degen« unb SRefferf^mieben; bie SReffetf^miebe
be^upteten aber, bas geueroergolben gehöre i^nen allein, bod^
^be man bas Si^mudgolb {e^t als freie Aunft erflSrt.
1821 ISmpften in $all bie (&fl rtler mit ben Spangen«
mad^ern um bie (Bfirtlerarbeiten, unb bie Sporer,
9leber', Sfigen« unb S^neibfc^miebe um bie unoer»
ginnten Striegel. Ulm erll&ite, feine £atetner be^aup«
31*
— 484 -
tetf, bte (Bef^meibema^et unb bie SpSvfiler feien ge-
ttennte ^onboetle, bod^ gebe es in Ulm fol^e ni^t, fonbem
bie £eibgflrtel, Jtntegfirtel, aSe^rge^finfie, ^itfi^fangeTfle^nae,
gofenttSger, oergolbeten unb 9et|tlbetten SReifingInBpfe, ^att* unb
mii^gtliMzn Slridjeuge, Autfd^engefd^ine, 6(^u(rinfen, f^wx*
nobeln, Stongenbfigel oon ®oIb unb Silber, Rutf^ennfigel aus
3Reffing, ^unbe^otebanber, gontenellUe^e, Su^befd^Ifige, für]
alles, nms oon SReffing buti^ (Bug ober 6(^Iägen gefertigt
»erbe unb oas su oergolben ober ju oerfilbern |ei, gehöre in
Ulm, Solingen, geilbronn unb im ^erjoglum SBirtemberg ben
®firi(em. !Die fiaterner, bie man in 6a<^fen unb Sran*
benburg Alempner ober ftlippner ^eige, ^ben biefe
Dinge nie beanfpruc^t unb bie Cfictler oollen leinen Sefc^meibe«
mad^er (ereinlalfen. Die SReber«, SSgen« unb S^neibfd^miebe
^eige man in Ulm Sporer unb 3i<i<n4intebe unb btefe
fertigen in Ulm allein oerjinnte unb unotrjinnte Striegel
unb Sd^miebarbeit.
1725 Ilagien bie Sedier, bie Stuftet f6rben
t§r fi e b e r felbft; bos ^anbtoerlsamt oerbot bes^Ib
ben S^uftern bas £eberfarben um fio^n unb ben 5<^nM
mit Seberfarben als ftrfimerarbeit. 1730 gab es neuen
Streit megen bes gefärbten fiebers. Die Sedler (alten ben
S^u^mac^ern mit bem ißreife aufgefd)Iagen unb bas £eber
pantoffetoeife |elb|t ausgefi^nitten. Die S^u^macber unb
SBei^gerber Ilagten bes^alb unb ber 9Iat ent|((ieb bonnif,
bas fieberfirben folle Ifinftig »ieber na^ altem Srau^ eine
freie Aunft fein unb ben Sedlem, 9leftlem, SBeiggerbem unb
S^uftem fieifteben; ebenfo follen bie Sedler unb bie SBeig*
gerber gefärbte ^<II< oerfaufen bflifen, bamit enbli^ bie
Allagen ber Sd^ufter fiber bas teure fieber auf^ren. ßoffeni*
lid^ »erben bann bie ArSmer ni^t erft bas fieber oon ausiofirts
lommen laffen mfiffen, fonbem in Ulm laufen lönnen. 1750
ftritten \\d^ ferner in (Ellmangen bie Sedler unb ftfirfd^ner
um bie fieber(anbf((u(e mit ^eljfutter. Ulm enoiberie,
bie Sedler (oben bas Sle^t, bie ^anbf^u^e mit Sfitli }u
ffittern, unb gob biefelbe üntmort 1769 an 9{ a o e n s b u r g.
1756 belamen bie Seiler Streit mit einem f^anhtU'
(errn, ber Oel aus fieinfamen (atle f^Iagen laffen, um
es im (Brogen ju oertreiben. Der ffat entf(|ieb, febermann
— 486 —
Itfirfe Seinfornen unter bcm Jtorn(Qu[e foufen, fo oiel er iDoIIe
£)el baraus f^Iogen unb ben SRe^Iern oetloufen, benn Sein«
famen fei leine res opificiaria, fonbern eine res libera. 92ur
ber Oel^anbel unier 25 $funb gehöre ben SRersIern, in
ÜRengen fiber 25 $funb bfirfe es {ebermonn oertreiben.
6et!^r tDurbe ber Kampf iu)if<^en ben einzelnen 3finfi<n
immer Ileinli^ier, immer erbitterter. 6o brod^ 1764 in SU«
toangen ein 6treit !}tDif((en ben (Emat 11 euren unb
Dofenf allem unb ben (Bfirtlern aus, meil bie Sfirtler
emaillierte ^orjellanbolen gefagt Ratten Ulm er«
Hatte ou^ in b{e|em Streite, bas 3>o|enfa||en [ei eine
freie Au njt. Ss gebore ben (gfirtlern infotDeit, als es |i(||
um bas Saiten mit 9Re||ing, Aupfer unb Zombal ^nble, ma|renb
bie (BoIb|(||miebe in ®olb unb 6ilber f äffen; bo^ bOrfen
bie ®olbf4miebe aud^ mit uneblem ÜRetall faffen , mt ein
(Bfirtler eine trompete mad^en bflrfe, meil bies alles
freie Afinfte |eien. 1773 unb 1782 {tritten iid) bie
fr&merjfinftigen 3 ^ d e r b ä d e r mit ben mer3ler}flnftigen
6eifen|iebern um ben Seifen^anbel, bis bie 3uder«
bSder frettDillig auf bie gemd^nli^ie Seife oerji^teten unb oer-
fpra^en, nur no$ Slegensburger unb Ulm er Seife ju
führen unb bei ben Ulm er Seifen|iebern au laufen. Da*
gegen follte ber Serlauf oon Senebigerfeife na^^ mie Dor
oIs freie Aunft ,,bem Wate gehören", b. ^. jebermann ge«
Itattet [ein, unb leinem Aromer ober 3uderbader [ollte me^r
eine anbere auso&tige Seife als bie SSenebiger Seife oom
GretsoIIer Derabfolgt merben. 1782 Ilagten bie IrSmerjfinftigen
Saltler unb bie Sd^miebejunft, bag man i^re arbeiten
immer me§r oon ausioarts einführe. Sli^tnurbie SBagen*
r fi b e r be}ie|e man oon ausmSrts, |onbern es lommen nunmehr
ganse fertige SBagen, S^aifen unb Sd^Iitten mSi Ulm
unb »erben bann oon ben Sinmo^nern gelauft. 3^)>^<ntann
iDifle, tDie |<|Ie(^t bie 3<U<n für ben ^anbioerlsmann |eien; fie
bitten bes^alb, fold^e SBagen u.f.m. Ifinftig mit Se|<|Iog belegen
jtt bflifen. Der Siot beftimmte barauf, Sfirger, bie leine ganbet
fc^aft treiben, bfirfen einführen, vom fie toollen; bie ^anbel«
treibenben aber^ (aben i^re ^anbelsgegenftfinbe in ber Stabt ju
laufen, fo roeit fie bort ju erholten feien. Daraufhin bef^ioerten
fi^ [ofort bie Sattler, aSagner unb ^uff^miebe Aber
— 486 —
einen 6ottIer, ber feine SBagenteile, namentlii^ CT^aifenlfifl'
lein, in aßeigen^orn foufte. X>tt9lcA unterfoste bies bei»
Qu4, meinte aber, er lönne ni^t febe (Einfügt oerbieten, fonfl
ünnte f^Iiebli^ lein Hinter Sfirger, ber ousiDSrts einen §fib«
f^en Sottel, 3<tum ober € glitten fe^e, bi^cit jn
feinen ^loifier m^ Ulm bringen. Der Koi oerbot bes^Ib nr
bie $QnbeIf<|aft mit (Einfu^rtoare, foioeit bicfelben
(BegenftSnbe in Ulm gefertigt ourben.
1788 ftritten fi^ aud^ in 9?ottioeit bie Stdltt unb
Afirf^ner um bie ^el}^anbfd|u|e mit fieberfiberiug.
U I m^antmortete, bie Afirf^ner bfiifen nur ßonbf^ule mo^n,
bie lebigli^ au9 ^elj feien, ni^t ober foU^e mit £ebe ruber*
Sug. 1796 llogten bie ßonboerle ber Sottler unb ber
f^miebeifinftigen SB.agner erneut, fie feien 11 SBogner,
Don benen 7 bas ^onbmerl treiben. 2)O0 9Bogner|anbi9erf
fei ni^t gef^Ioffen, mie bos ber 9 S^miebe, beren 6 ge-
nug miten ; {ebcr Sfirgerfo^n bflrfe SBagner »erben. 6tatt 7
aSogner mit 3 (Sefellen follten es 3 Sleifter mit 7 Gefellen
fein; ebenfo fei es bei ben Sattlern, ben Sorten,
modern, ben Seilern, S^reinern. Wie f^Sbige bie
frembe (Einfuhr. Die Ulmer laufen i^re SBagen in
(Bfinjburg, Surgau, CE^ingen, 9Beigen(orn, (El^*
ingen, SSflingen unb ^fu^I. Der Kat geftattete borauf*
(in nur no(b bie (Einfuhr oon feiner berartiger VrbeiL
1799 fragte bie SRei^sftabt 9B i m p f e n on, ob bie
S^neiber £eber(ofen ma(|en bfirfen , oorouf
Ulm antwortete, bie 6^neiber bflrfen nur fieber^ofen mit
£einn>anbfutter feil (oben. Die ftrimer loaien bamit
aber oenig einoerftanben. Sie Ilagten, bie nic^tbotmiftigen
j^anbmeile beanfpru^en immer me^r Sterte. Die 9B e i g g e r b e r
§aben fi<( ber üusfu^r oon gefirbtem £eber bemfitl^tigt unb
§e^en bie Sanfter auf, bog fie Aber SRangel an gefSrblem
£eber Ilagen. üe^nli^ omr ein Streit in £a(r. Dort ftritten
fi(| bie Sedler, SBeiggerber unbS^neiber. DieSBeil'
gerber oerlangten , bog bie Sedler i^r £eber bei i^nen laufen,
unb ni^t in ber grembe unb baß bie Sedier lein gefSrbtes unb
ungefirbtes £eber me^r auf Sonat jum Serlaufe fertigen, fon«
bem nur um £o9n färben. SBeiter be^upteten fie, nur bie
9Bei6gerber bflrfen £eber(ofen im Sorrat fertigen unb ba$
— 487 —
^ieju eiforberli^e fieber fitben unbpolieien. Dfe Sd^ncibec
erlUMen bogege n , nut j i e bfirfen fieber^ofen fertigen. Ulm
cntmtitit barouf, bie Ulmer Sedler I9nnen i^r fieber laufen,
oo fie mollen, ebenfo bfirfen fie fieber^ofcn auf Sonat fertigen,
bagegen fei bies ben SBeifigerbem oerboten ; bo^ bfirfen biefe
fieber fitben »ie bie Sedler. Setreffs ber fieber^ofen^be
ber 9lat no^ ^rtem 6treit jvif^en ben Sedlern unb S^neibem
enlf^ieben, bag ben Scdlern bas 9lä^en, Sieppen unb
Sfliden oon fieber^ofen aus SBilb*, Sod-, ftalb* ober
S^afleber in bem gfalle }u|te^e, toenn bas Unterfutter
unb bie 6ide au^ oon fieber feien, ben S^neibem aber, wenn
|ie}tt fieinoanb u. f. to. oeroenbet loerbe. Do$ bfirfen bie
@4neiber ni^t ouf Sonat, fonbern nur auf Seftellung ar*
beiten, »eil fie lein ftrSmerred^t |aben.
b. Die @txeitigleiten bcc ciit}elnen HrSmer^nbioerle unter [id(.
Slidt man na^;;.biefer Seira^tung ber Strettigfeiten ber
Arimerjunfl mit ben anberen Sänften auf bie Streitereien
berftrSmer^anbmerle unter fi^, fo fielen in
in ben g^^nboerlsalten »ie in ben Straf regiftern nur bie $anb>
»erle, »el^e fi^ Uebergriffe ju fi^ulben lommen liegen.
3ufrieben ma^t Sieben. Die Streitigleiten ber ArSmer unter
f i d^ beginnen im großen (&an)en mefentlid^ fpäter als bie Strei«
tigleiten mit anberen 3finf(en. Der iltefte Streit freili^ ift faft
fo alt oie bie 3unft felbft, er ftammt oom 3<t^te 1394 unb be«
traf bie 9(pot^eIer,meI^enagten, bog bie SpejereihSmer
gemif^te Droguen, b. (. 9 r } n e i e n , oertauf en unb bamit in
i^r 9le<^t eingreifen. Son »eiteren Streitigleiten ^ixt man erft
feit ber Xeformationsseit. $atte man feit^er bie ^anbmerfs*
oerri^tungen ber einjelnen ftrSmerfpejialiften bur^oeg ab freie
Aflnfte betrautet, fo gelang es feit^er einjelnen ftrSmer^nb'
»erlen, teils bur^ Sertrag teils burc^ (Bemalt fic^ jfinftige
$rioiIegien angumagen. 9Ran begann allmS^Ii^ }u oer-
langen, bog bei flttiteln, ffir mel^e eine leiftungsfS^ige
CErieugung innerhalb ber ftr&merju nft beftanb,
in erfter fiinie beim 3unftgenoffen am Orte ge«
lauft unb ber Sebarf ni(^t auswärts gebedt ourbe,
ober man mehrte \idf bagegen, bog ein anberes ftrimer^nbmert
biefelben SBaren ju fertigen begann , mit basfenige, bas fi$ im
-- 488 —
fiaufe ber 3<it baron gevS^nt ^tU, eine beftimmte fetter freie
5tttnft als »o^Ierioorbenes 9le<|t 3U betrail^ieti. 60 prdeftieriea
]. 8. 1550 bie 9te|tler, ab bie®flrtler, benen es an Xtbeit
fehlte, ebenfal(9.9le |t el.mit langen Stiften gu fertigen begonnen;
|o fttitten fid^ im gleid^en 3^1^« in Strasburg bie Riemen-
l^neiber unb SifenlrSm'er um bie ^feibslummete, |o
gerieten |td^ 1551 in Ulm bie 6attler unb bie 9? i e m en«
I d^ n e i b e r in bie Saare, |o Ilagte man 1560 in Ulm , bog
einige 6 e i I e r i^re 9B u r ft f e i I e oon ausmärts lommen loffen,
[tatt (ie f (Ib|t gu fertigen , unb baburc^ in bas SZe^t ber g e«
lernten ftrSmer eingreifen.
Das alles maren Streitigleiien innerhalb ber
Arfime rjunft, meil alle Diefe ^anbmetle berfelben
3unft angehörten, unb b i e | e Streitigleiten oaren es, loeh^
in ben enblofen Reibereien feit bem 16. 3a|t§unbett bie
Hauptrolle fpielten. 1568 flagten 2. 8. bie Rabler, bog bie
anbeten Arimerlanbmerle frembe Robe In oertaufen, ftatt bie
Rabeln bei i^nen im taufen , vorauf ber Rat bies unlerf<Qte.
1570 sanften fi^ aud^ in Ulm bie Sattler unb Riemen*
[d^neiber um bas ^ferbsseug; 1572 bie Sattler unb
bie äBeiggerber um bas ungarifd^e Sottelleber. 3ntglet«
4<n 3^^^^ {tagten bie Ringmauer , bag bie Sedler i^re
R t n g e ausmfirts laufen , unb bie SBeigg erber, bog bie
Sedler i^re Steinbilge unb Jtitifelle felbft iuberetten.
3n Rflrnberg ftritten fi^ 1579 bie Re|tler mit ben aSeig«
gerbern um ben fieberllein^anbel, in Ulm bie Sottler
um bie Sattelb&ume unb bie Sflrftenbinber üagten, bo|
anbere ftramei(anbu)erte mit fremoen Sfirften ^anbel treiben.
Der fträmei^onbwerler oergog, bag er [i^ babur^ oom gunfti*
gen $anbn>erfer unterfd^ieb, bog er als ^anboerler lebiglid^ eine
f reie ftunft ousfibe, bog [ein $rioiIegni(|t ber ^anbrnerlsbeirieb,
[onbern ber ftlein^anbel, bos Äramlabenre^t,
mar, unb bog er, menn er ber gune^menben S i n f u ^ r oon
billigeren fremben Sr geugniffen ni^t me^r gemo^fen
mar, eben mieber [i^ ber (Einfuhr gugumenben unb ouf bie
(Eigenergeugung gu oergi^ten ^otte.
Der (Brunb, matum er bas nic^t t^t, mar freili<9 ein
na^Iiegenber. (Er loar bagu meber genfigenb lapitallraftig
nod^ ted^nif^ b e f 0 ^ i g t unb unterlag bes^Ib bem iopital'
— 489 —
ftdilem gelernten Arfimertum, bos fiil^ ni^t mit bec
Sigenerjeugung befaßte unb boburd^ feinen Ar&mer«
i^oratter beffer beva^tl ^ite. Die ^ol^t baoon OHtr, ba{|
bie Aifimei^onboerle in fteigenbe »irtf^aftli^e 9tot
geriekn, bie in einer SRenge oon inneren Sieibe«
r e i e n ber ein]clnen ^onbioerle i^ren berebten Susbnid
fonb. 6a jtiitten \i^ 1596 ber Sotftanb ber JtrSmeraunft
ab [old^er mit ben einjelnen ^anbioerlsrotten ber Sed«
ler, Steftler, 6ottIer. Seiler, (Bfiitler, gfU^en- unb Sriefmoler,
ber Silb|auer, (Blofer, Su^binber unb Kabler, b. ^. ben fogen.
Aurivaren^Snblerrotten. Diefe »eigerten |i<^, ben 6tatttten
ber Arameriunft femer ge^orfom }u fein, unb sogen bie oon ber
3ttnft ongefe^ten Strafen nic^t me|r ein. Der 9{Qt beftimmte
bes^olb, es folle Ifinftig ber gefd^morene 3o5Ifmeifler feber
RrSmeirotte, b. ^. ber tlbgeorbnete ber betieffenben Äotte jum
3ttnftau$[4u{| oon 12 aRitgliebem, bie itaffe, ben @4IfiffeI
aber ein onberer SReifter oufbenm^ren unb alles fiberfiflffige
3«^ren unb S^enlen unterbleiben. 9u4 foilte bie Sbre^nung
ber eingelnen ^onbioerle Iflnftig unmittelbar bem Kat unb nii^t
me^ bem 3ttnftoorjtanbe oorgelegt unb o^ne SBiffen ber $anb*
loeds^nen bie Statuten nic^t me^r oerSnbert merben. Die
Siebte ber (Belamtgunft »urben babur^ a!fo na^eju oöllig (im
ffilltg unb ber Serbonb ber einzelnen ^anbn>erle mar nur no^
ein rein 5ugetli4ier.
Der (grunb aller biefer Streitereien mar, bog feit 1650
immer me^r frembe SBare, namentli^ aus gfranfreid^,
fKtein lam, fo bag bie ftrfimer^anbmerte aümS^Ii^ bas
Selbfterieugen aufgaben unb mieber ju RIeiniSnblern
mürben. Seit 1564 mürbe bes^alb au^ oon ben feit^er
f ^miebjfinftigen ^anjerma^ern ber i^ramlabensins
mte oon ben Irfimersfinfligen ^finblem mit Sinfu^rmore erhoben.
Seit^r mehrten fii^ benn au^ bie &anbmer(s}SnIereien in
ungeaS^Item SRafee. 1602 ftritten fid^ bie Sedler unb SReft«
ler in Ulm unb £inbau mit ben SBeiggerbern um bas
nagfirben oon £eber unb ben Alein^anbel mit gelbem
£eber unb ber gleite Streit fpiette 1697 in Honftang.
1611 gab es Streit jmifc^en ben Sattlern unb Kiemen*
f^neibern megen U9 9it^i» auf bie meige unb f^marge
£eberarbeit. 1612 (abetten in SRemmingen bieSteftler
— 490 —
mit ben ^aftenmail^ern um bte 5 elften. 1613 mes ber
Ulm et 9iot bie 91 o biet q(, wü^t ben anbeten fttSmem bos
^anbeln mit ftemben Slobeln oetbteten »oKten. 1617 entfi^ieb
bet 9lot einen Streit bet Seilet mit ben Satte nma^etn
bo^in, Die Seilet bfltfen lebiflli^ gtobe SB e bet* unb Seilet'
faiten fertigen. 1618 mürbe ein ßabet bet ^etgament-
mai^et unb Siebma^et um basg^genoon Xtommeln
ba^in beigelegt, bag bie Siebmad^et nut ft in bett tommein
fettigen bfirfen. 3m gleiten Z^xt erllStte bet Siof in einem
Stteit bet SBeißgetbet mit ben $etgamentetn, bog au^
bie leiteten alaungate Sd^af' unb Ai^enfelle dusft^netben
bfirfen. 1626 menbete fid^ Ulm an Stfitnbetg megen eines
Stteite bet Xaf^enmad^et unb Kiemenf^neibet um bte
aRilitSttanjen unb SBaibfSde.
1627 Ilogte ba» Seilet^anbrnetl, bog einjelne Seae^
meiftet nid^t blos, mie es geftattet fei, ^fetbsgutten iNm
ausm&rts lommen laffen, fonbetn au^ onbete SetletnMten,
mos bet Kat als in bie Befugnis bet gelernten AtBmet
eingreif enb oerbot. 1630 llagte bas Sfirftennta^tt*
^anbmetl, bag bie geletnten Jttfimet Sfitften oon aus«
mSrts lommen loffen, ftatt fie bei ben Sfirftenma^etn ju laufen,
motauf bet 9?at bies ebenfalls verbot. 1638 mürbe ben Giemen'
|<l^neibetn bas 9le<l^t 3um fertigen oon aSe^tge^fingcn
beftStigt. 1639 beft^metten ft^ bie SBeiggetbet fibet bie
Sedlet unb SReftlet, toeil biefe gelle unb^Iuteoerfaufen.
1633 mutbe ben 91abletn auf bie Alage bet Rnop^ma^tx
bas gfeil^alten oon JtnSpf en oetboten, bagegen bet Setlonf oon
SBe^tge^Sngen geftattet, meil fie lein Ke^t gut ^etfiellung
oon Rnif^tn ^aben , mo^l abet an bet l^etftellung oon aSBe^«
genügen mitarbeiten. 1639 Ilagten bie SB e i g g e t b e t et*
neut, bag bie S e d I e t unb 91 e ft I e t 9 e 1 1 e unb j^fiutc
oerlaufen , morauf bie legieren erliarten , [obalb bie SBeiggetbet
auf i^te feit^erige Uebung oetjid^ten , aus ben ibnen beim
fiebetausf^nUt fibtig bleibenben (Elenslebetftfiden ganbf^u^e,
(Bfittel unb SBe|tge^8nge }U fettigen, metben fie au^ ben
fiebetausfd^nitt einftellen. Sie SBeiggetbet vermieteten botauf
auf biefes (Bef^äft in bet (Ermattung, bog bie Sedlet {|t IBeig-
lebet in Ulm laufen ; bod^ hielten bie Sedlet unb 9teftler i^
Setfpted^en ni^t , fo bog es 1640 neuen. Stteit gab, unb btr
~ 491 —
9lot $alf f^n^dli^ babuK^, bog er ben fieberoerfauf oen
ftt^floeife loiebcr fteigab.
SRan fielt botous, »ie berottige Vrioilesien in ber
Siegel bur<| 8 er trog ber einjelnen ^onbtoeifsISrperf^ften
entftanben unb fc^Iiegli^ bereit un^Itbore Aon|equen}en nur ba*
bur^ abgemenbet toerben lonnten, bog ber not bem urfinüngli^en
$rin}i9 ^t ArSmer^onbiDerle ob freier ftfinfte »ieber
Sur (Beltung oer^If ; bo^ vm biefe Semfii^uTig in ber 9legel oer«
geblii^, bo bos olte ^rinsip nun einmol burc^bro^n oHir. So
flogten 1641 bie SBeiggerber, bog i^r VbfoIIerieugnis, bos
9i|4l4nt<Kl3i ^on oüeilei onberen fieuten oerlouft meibe» obgleid^
nur i^nen bos Me^t suffe^e, fold^s in Stengen unter einer
lolben Zonne ousjuwiegen. 1B42 gob es in 9legensburg
Streit inif^^n ben SBeiggerBern unb ben Sedlern, oer
fieberloller iDof^en bfirfe, unb Ulm teilte ouf Vnfroge
mit, bog bies ein ^rioileg ber SBeiggerber fei. Dogegen
«blieb berfieberousf^nitt oon 1640 bis 1673 eine
f r e i e jt u n ft ber gcfomten ftrfimerjuntt. Sbenfo »urbe 1641
ben 3ttdetb8dern erneut leftStigt, bog fieou^ Spejereien,
9lfiffeunb3Q'<tf4fl^n feil polten bflrfen. 3m grogen
Oonjen ober oerf^ioonb ber olte Srunbfo^, bog bie ftramer*
junft eine (Sefomtf5rperf(|oft bilbe, meld^er Iebigli(| bie dUt,
bie ftleinvoge unb bos ftleinftfid oIs gonboerlsjeug
ge^re , immer me|r unb bie einjelnen ^onbmerle lonftruieiten
bur^ 8 e r t r S g e unter fid^ eine ^rioilegienteilung teils ouf
Srunb bes ^onbuierlsieugs, teils Iebigli(| ouf (Brunb
berSBorengottung, bie immer un^Itborer würbe, je
loeniger i^r ein bur4fi<!btiges S 9 ft e m lu ®runbe log.
1638 ftritten fi^ bie Sottler, Sliemer, Xofd^ner
unb (Sfirtler um bos Sle^t, SBe^rge^finge, b. |. !Degen*
loppeln, SU fertigen, o^ne bog bie So^e entfd^ieben »urbe, 1246
flogten bie (Bflrtler, bie Xof^iier fertigen bled^bef^Io«
gene (Bfirtel unb SBe^rgepnge, toorouf ber 9lot in ber
Sod^e no4 Kugsburg unb Slfirnberg f^rieb unb fi^ 1645
votütx in SRfind^en, negensburg, Sinj unb SBien er-
tunbigte, mer 9RiIitSr rönnen fertigen bfirfe, bie Xofd^ner
ollein ober ou^ bie Sedler unb 9leftler. 1649 Roberten au^
in Stuttgort bie SBeiggerber mit ben Sedlern um ben
fieberottsf^nitt. 1651 Ilogten bie gelernten ArSmer,
— 492 —
bie Kobler fangen an, mit Stfirnberger, fteirif^tr unb
fransöfif^et SBare, wit Seibenfaben« Sinbeln,
Stefteln, fieinioanb, Sar^ent, (Bolf^en unb Auti*
waxtn, gu ^anbeln, iDorauf aber bie Slablei eillarten, bas (et
i^r gutes altes SRe^t als ftf&mer^nb»eif; |ie feien cbenfogttt
ftr&met loie anbete £eute. 3n Strasburg unb in £tegni|
Ilagten bie haften mad^er, bog bie SRabler haften feil
laben, aber ebenfalls o^ne (Erfolg. 1651 jiritten fi^ bie 3ttdct«
bfider um bas ^riolleg bes fieblu^^nbadens, 1652
^berten nieber bie Sfir Her mit ben 6 edlern um bie äSe^r*
ge^nge, 1654 bie.Xaf^ner mit ben Sedier n unb Keft*
lern um bie SRilitirrangen, bie $oI|ter unb ittflcn
fomie bie 6attler, Sedler unb (Bfirtler um bie ^ofen*
tragVr. flu^ mürbe fe|tgeftellt, bag ein ArSmer bem anbcm
a;b laufen bflife, was er molle. 1656 ent|tanb in Ulm unb
fiinbau }mif<|en ben (Bflrtlern, Gedlern unb ^ut«
fd^mfidern ein 6treil um bie 9Be|rge|angfranseit,
vorauf fi^ ber 9lat in Strasburg, gfranifurt, 9lfimbecg, Vugsburg
unb SBien erhinbigte, mo fi^ mie in Ulm, lugsbuig unb
Solingen bie Sattler, Xali^ner unb SBeifigerber megen
bes £eberausf(|nitts janften. 1658 oerbot ber Kat benSBeig-
gerbem etneut. Ungarleber unb ftalbfelle ju oerfaufen.
1664 s^^nlten |id^ in SRemmingen bie Sedler, Sattlet
unb Afirfd^ner um bie SRilitirranjen, ^atrontaf^en
unb SBe^rge^ange unb in Ulm bie SBeifigerber unb
Sedler um ben Ungar leber^anbel. 1666 Ilagten bie
gelernten Aramer, bie 9le[tler loffen 9le|lel oon ausoArts
lommen, bas fei i^en verboten, fie bfltfen nur eigene Keftd
feil^ben , ums aber bie 9leftler fi^ ni^t gefallen liegen. Da-
gegen mürbe auf Alage ber gelernten^S ptitxti^anhltxUn
anberen ftrfimer^anbmetlen ber Spegerei^anberoerboten,
obglei^ biefe [i(^ bagegen . oerma^rten. 1667 oergli^en fii^ bie
Sattler, Sedler unb (Bfirtler mie 1652 megen ber
ßofenträger.
DasSeftrebenber fturgmaren^anbmerle berftramer^
gunft, mieber-gu reinen ^Snblern gumerben, ma^te
feit^er {teigenbe Sortfd^ritte unb erregte babur^ ben SBiber*
[tanb namentHd^ ) ^ber fiangimarenirfimer ober Sllen*
maren^anbler, ber i^auptiepra|entanlen bes fogenonnien
— 493 -
gelernten ArSmertum«, bie leinen ^anbioerls«
betrieb neben i^er ArSmerei Rotten. Diefe festen 1667
ein (Be|e^ burc^, oel^es basSfeil^ben oon SSnbernunb
6pi|en bur^ bie fturjiDorenlrimer ober Arämer^anb'
tD e r I e r oerbot. 3m gleiten 3^^^^ s<^nlten [i^ bie
Sattler, Sedler unb (Bfirtler oicber um bie $o|en'
t r S g e r unb bie Sedier mit ben Sloblern. 1668 beftatigte
ber 9lat ben K i e m e n f d^ n e i b e r n bas JRed^t, $ o f e n «
t r 8 g e r {u fertigen , toobur^ aber ben ®fl rtlern i^r Ked^t
ni^t gef((m8Iert loecben follte , ouf ben 3 a ^ r m fi r 1 1 e n
frembe gofentrager feil 3U galten. 1672 ftriiten ii$ in
Ulm tDie 1677 in Kugsburg bie $ergamentmad!ier
erneut mit ben Siebmad^ern um bie Xrommeln, vorauf
ber 9{at aber kbigli^ bie Sntfd^eibung oon 1618 erneute, nai)
ber bie Siebmoi^er nur Alnbert rommein fertigen buiften.
1675 oeibot ber 9lat ben 91 a b I e r n ben gonbel mit altem
SReffing, tofi^renb ber Streit ber Sedler mit ben aSeig'
gerbern um bie 2B e^rg e^ng f unb bas SB af ^e n
ber fi e b e r ( 0 f e n unb fi e b e r I o 1 1 e r unb ber 9lefiler
mit ben 9Bei[|gerbern um ben fieber^anbel feine Snt*
fd^eibung fonb. 1677 ftritten au(b in 3) i n I e I s b fl ^ I bie
6 e d I e r unb S fi r 1 1 e r um bie 9B e ^ r g e ^ n g e, oo«
rouf U I m erllfirie , b e i b e ^^^nbtoeife burfen fo^e fertigen,
bo^ ^aben bie S e d I e r bie S e f d^ 1 8 g e bei ben ® fi r t*
I e r n 3U laufen. Cbenfo jonlten fi(^ bie Spegerei^Snbler
unb bie 3uderb8der u)ieber um ben Spejerei^anbel.
1671 bellagten fi(^ in SRemmingen bie Sorlenvirfer,
»eil ein bortiger Stabtrat eine Sloretbanberfabrif ge«
grfinbet ffaiit.
3mmer ftrenger galt nunmehr bec (Brunbfa^, bag ber ftrSmer«
jflnftige nur bie eigene frSmerjfinftige $anbQ)erl0fpe3iaIit8t,
bie er feittgte, oon ausoorts lommen laffen foIIte; jeber onbere
IrSmerjfinftige Kctilel, ber in Ulm gefertigt mürbe, aber beim
Qenoffen ju laufen u>ar. 1676 n^urbe ben 8 orten mir lern
beftStigt, bag fie neben i^ren Sorten biegefamteitrSmerei
oufier Spejereimaren, tltlas, Sammet, Xuc^ unb
Seibe ffi^ren burften, meld^ le^tere ^anbelsgegenftSnbe bie
grojje jtr8merei genannt mürbe unb nunmehr als ^lioileg
ber gelernten Ar8mer galt. 1679 entftanb ein neuer
— 494 —
ettcit bet Sedier unb aSBeiggecbet um beit Bebet*
^ anbei, toorauf betfelbe auf (Brunb ber Secorbnung ooii
1640 erneut frei gegeben mürbe. 1684 [trUtcn \i^ bie
Xai^ner unb 6 edler unb fett 1689 »urbe ben Sudtx*
bidern ebenfaüs nur no^ ein befc^ranltes Speierei*
^anbelsre^t iugebiaigt 1690 oerglii^n fid^ bie Sedier
unb 9le[tler mit ben SBeifigerbern megen bes Sfiffel-
unb Vlounlebers unb 1691 oerglii^n fic^ bie Sattler mit
ben Zöllnern »egen ber itontmi^arbeiten oorauf 1692
bie Serligung oon SettfSden neben ben Xal^netn ond^
ben Sedlern {ugeftanben »urbe. Sbenfo oerglic^en \U^ 1692
bie Sedler unb bie Sortenoirler »egen ber Sanbbor*
ten. 1695 ourbe ben (Bfirtlern unb Kablern befohlen,
i^re Spieen, Sorten, (Ballonen unb Sfinbel |teis bei
ben Ulmer Sortenioirlern {u laufen. 3>ie(BfirtIer erfliiten
aber, bie Sodenoirler gelten nid^t ab eigentlitl^e Jtxfimec, ba
|ie bei ber i^o^itlt ni^t ab fol^e oeifflnbet »erben; bo^ gab
ber 9iat ben Sortenvirlem 9{e^t unb e0 blieb bei ber (Ent*
Reibung. 1698sanlten fid^ bie Sedler unb SIeftler in Ulm
unb^all mit benSBeifigerbern umbasgfellf&rben, bos
bie Sedler ab altes Stecht beanlpru^ten. Die SBeito^ber
erllarten aber, bann ^aben bie Sedier i(r SBeifileber au^ bei
i^nen 2U laufen unb nid^t felbft ju gerben, worauf ber Kat ben
Sedlem bas Slaungerben oerbot unb ben Sediem befobl,
i^r niaunleber entoeber in U I m bei ben äBei^erbeni
gerben ]u laRen ober ausioarts ju laufen. 1693 mürbe
ben (gfirtlern unb 9lablern goar ibr altes Xe^t beftStigt, au^
geringe Sortenmirlermare feil gu (aben, bo^ jollten biefe
in Ulm gelauft merben.
Seit bem 3a(re 1700 mehrten ji^ bie inneren Streitig*
leiten in bo^em (Brabe. 1706 janlten fi^ bie Sattler unb
bie Seiler um bie $eit[(|en|teden. Der Kat entfi^ieb,
gemS^nlid^e $eit[Aen[teden bfirfen nur bie Seiler feil^aben, fol^e
mit fieberbefä^ aber au^ bie Sattler. 3m gleiten 3a^
fingen bie Seiler mieber an, allerlei fturgmare unb Aar«
renfalbe feil 2U ^aben. Sie erllarten, [ie feien ebenfogut ftromer
mie bie 91abler, Sedler unb 9le|tler unb bfirfen bes^Ib mie bi^e
neben i^ren |eI6|tgefertigten Spejialitfiten Aurimaren allet Sri
teilhaben. Die Srfinbung berglintenf^Idlfer ^be i^r (Be*
~ 495 —
toerbe ruiniert unb man I3nne i^ncn bes^Ib ni$t jfirncn. 1708
flagten bie 6eiler, bie 6att(er laufen i^re Sattelgurten
nid^t in Ulm. 3)er iRat aber eillarte, bas laben |ie ou^ nic^t
nötig; bie 6eiler [ollen ebenfo billig liefern mie bie fremben
(Bef^&fte, bann merbe man aud^ bei i^nen faufen ; bo4 enparte
er, bag in biefem galle bie URitbfirger berfidii^tigt oeiben.
Die 6attler meinten barauf, |ie n>fiiben bie (Burten gerne bei
ben Seilern laufen; aber biefe fettigen f(e nid^t felbft,
[onbem (aufen bie (Buden in £ e i p | e i m unb (B e i s «
I i n g e n , \m Idnnen [ie f e I b [t beforgen. 1710 er*
lunbigte |id^ Ulm in Sugsburg unb Aonftan} oegen ber Siebte
ber 91 ab I er unb (Bfirtler. Augsburg antwortete barauf, ben
9lablem ge^bre bas SBeigfieben unb Setjinnen, bas Sc^mfirjen
unb bie Dra^tarbeit, ben (BDrtlein bas £öten, Sergolben unb
Serfilbern; ebenfo [ei es in Slflrnberg, SRainj, SBien, $rag,
fieipjig unb St. (Ballen. Aon[tan} erKirte, bie 9labler bfirfen
in ganj Deut[(|Ianb, Oeftenei^, Sö^men, 9Rfi|ren, S^Iefien,
3:|üringen, Saufen, Sranbenburg, $ommem, Sa[el, (Elfag unb
Strasburg ebenfo »ie bie (Bfirtler ftnöpfe ma^en. Ku^ fer*
tigen [ie ungari[4e haften, Spidnabeln, j^aarna«
beln, Sc^u^fd^nallen, Sattlerrinlen unb ftutf^eu'
nSgel. Ulm ^te bagegen bie Suffaffung, bie 9labler bfirfen
nur ^aarnabeln, Spidnabeln, Sauerninöpfe unb SReffingware
fertigen, aber nur mit 3inn löten, nid^t mit So ras. Da«
gegen bfirfen fie mit allen Dingen ftlein^anbel treiben »ie
bie ftrimer. ißfi^nabeln mad^ten bie Ulmer Slabler bamals nur
»enige me^r.
1712 unb 1713 f flirten veiter bie Sedler unb bie 9left-
ler ftrieg mit ben Qi^waxi^&xbtxn unb S(!bonfSrbern
unb Ulm »enbete fid^ bes^alb an Augsburg, 9lfirnberg unb
925rblingen, oon »0 fiberall bie Slad^rttl^t lam, bog bas fieber«
färben ben Sedlern gd^ore, fo bag Ulm {um Aerger ber XBeig«
gerber na^gab. Dies ^tte inbes jur gfolge, bog es alsbalb an
£eber fehlte. 1714 Hagten n&mli<^ bie S^u^ma^tx, bag bie
Sedier unb 9le[tler bie ibnen inm ijixhtn flbergebenen
Sfelle ni^t raf<| genug färben, »orauf aber bie Sedler erllSrten,
ba i^nen ber Ausf^nitt oon gefärbtem fieber oerbolen
fei unb nur ben gelernten ArSmem {ufte^e , |aben biefe ben
$reis in ber ^anb. Der 9{ai gab borauf^in na^ unb geftaltete
I
— 496 -
iitt<^ ben Sedlern unb Reftlem ben Seberousfil^iittf. 2>o4 fon*
ten fie t$re gelle ni^t oon otidioSrls bejie^it bfirfen mit bie
gelernten ftrfimer, fonbern nur eiflencs gfabrilot ausf^neibev.
!Den SBeiggetbem aber würbe bas gttben oon gellen emeul oer«
boten, na^bem fie i^ren fieberoorrat an bie Sedler oerlauft ^ten.
3mmer me^r oeiflanb et tro^bem bie gelernte Ac&mer«
f<toft, ben ftrSmei^onbiDerien i^c JttSmene^t ju entreiß
1714 befiimmte ber 9tat, niemanb bflife funffig me^t bie
,, eigentliche ftcfimerei" treiben, ber fie m<|t
orbentli^ erlernt ^be, wa% bie ^anbioerlstotten
ber itr&mer ober atebalb in b e r 9tt erllSrten, bog biefe
Serorbnung nur für bie Spejer e i^anbler, %u^'
(finbler unb ftIeineifentDoren|inbIer gelte, bie eben
fonft ni4t0 gelernt ^aben al« ben Alein^anbel. 3>te
Slabelmad^er, Sedelma^er, 9lefteImo(|er, ®firtel,
mod^er u. f. to, meinten fie, ^aben mit bem Seffi^igungs'
na^meis ffir i^r ^onbrnerf au^ bas Kei^teimorben, m^t
nur bie felbftgefertiflten SBaren gu oertoufen , fonbern qu^ ben
onberen Ar&met^anb»erlen i^re Sr}eugn{)fe a^ulauf en unb mieber
}u oeilQufen unb bie gefamte ftrfimerei }u treiben. 9Bettem
Streit gob es gunid^ft 1716 babur^, bog ein SB et gg er ber
gelle na(| ousvSrts ffirbte, um« i§m ber 9{at ni^t oer*
bieten fonnte. Stft ote bie SBeiggerber ou^ für bie 6tobt oeiter
f&tbten, Kogten bie Sedler unb Sleftler 1722 erneut, mos ottc|
biesmal bomit enbete , bog bie Sedier ben Sfieiggerbcm loieber
i^rcn fieberoonot oblaufien unb bie SBeiggerber abermals ouf
ben Setlauf in Ulm ocrjitl^teten. Die Sedler Ratten erllart,
o^ne ba0 Seberf&rbepttoileg feien {ie ruiniert, unb ba bie ftrfimer
oerfpro^en |aiien, ffir ben Sebarf ber S(^u|ma<|er Iflnftig
beffer gu forgen, gab ber 9{at erneut na^. Die 933 e ig*
gerber aber erliarten, in gang SBirtemberg, in Binbou,
SRemmingen, ftempten, ber Si^meig, in (Beislingen
unb £angenau fei bas fieberfSrben eine freie ftunft.
Die SBeiggetber feien bie alteften fieberf arber, ou^ bie
S^u^mod^er (i&ben frfi^er i(r £eber felbft gefärbt Die
Sedler feien oiel gu teuer mit i^rem gefärbten fieber unb fiben
fo ein ungefe^Iid^es SRonopoI. Sogar ber Sauer taufe fe^ bos
£eber glei(| gefirbt auf ben Sa^rmfirlten unb SReffen, o^eil man
es bei ben Sedletn nt^t me^r begasten I5nne.
— 497 —
2>a |o bie 6edlet immer f^oem i§r Srot
fonbcn , begonnen 1717 brei Sedier, bie in Ulm neu an«
gefangen ^en » fi$ hirimeg on^ anbere ÄrSmer«
»aren jusulegen, inbem fie fi^ barauf beriefen, bag
lant ber ^o^aeitoorbnung 9on 1706 {eber Sedler bei ber
^eiraisinrollamation in ber ftirc^e ab Vnge|5riger ber Artmer«
gunft oeifflnbet »erbe , fo bog ber 9tat oenig me^ einioenben
lonnle. San] S^nlicb maxien es bie 3uderbSder. 1718
teilte Ulm ber 6tabt g all mit, es fei aud^ in Ulm ftreitig,
ob bie 3ttderb8der fegli^e Urt oon Spejerei ffi^ren
bilffen ober nur ganj beftimmte (Begenflfinbe. Z^ gleid^en 3a9re
lamen aud^ bie (Sflrtler unb SRabler in 6ireit, meil bie
Stabler SReffinglnbpf e mit parier Sotung angefertigt
^tten. 3)ie 6flrtler erliarten, bos fioten foioo^I mit bem ^rten
Soraxiot, mie es bei ber ^eritellung oon äBiber^Ien,
6iednobeIn, ^aarnabeln, ^reisletten u. f. m. in Snioenbung
lommep mie bas fi9ten mit bem loei^en 3innIot ge^bre ben
(Bfi rtlern. SBenn bie Stabler bes^alb fol^e ®egen|t5nbe oer«
laufen loollcn, ^ben fie biefelben beim (Bilrtler^anbroeil 2U
laufen. !Die Slabler aber erllSrten, bie 3 i n n 1 3 1 u n g ge*
^3re ibnen, unb ber 9?at pf listete i^nen barin oollfi&nbig bei.
(Ein fi^nli^er 61reit fpielte in Aaufbeuren. Dort Rotten
einige 9lablerge feilen einem Unternehmer einige 100 Du^enb
aRonturInbpfe geliefert. Ulmteiltebarauf mit, bie Slabler
bfirfen ni^t mit hartem Soraslot arbeiten, fonbern nur
mit 3 in n löten. SRan fie^t au(b ^ier wieber, bas 5<^nb-
loerl unterfc^ieb ni^t bie äBare. Vu^ in Siberac^ ftritten
fi4 1720 bie Sfi rtler unb 9{abler, meil bie Stabler AnSpfe
unb 6$naIIen mit (artem Soraxiot feiligten, ebenfo
1737 in SRemmingen. 1721 mürbe feftgeftellt, bag ben
6edlern, 9leftlern, (Bflrtlern unb 9lablern mie ben
gelernten Aramern feit unoorbenlli^en 3<i§i^n
eilaubt fei, bie ju i^rem 5<^nbQieiI gehörigen SBaren, ftatt fie
felbft iu er}eugen, oon ausvirts lommen ju laffen unb ju
oerlaufen, »ie bies in Vugsburg, SRemmingen, Siberad^
unb in ber Sd^meig allgemein ber gfall fei.
1724 llagten bie Sedler unb 9leftler erneut oergeblid^ gegen
bieSBeiggerber, meilbiefe ebenfalls fieber^ofen fSrbten;
ebenfo ftritten fi^ in Donautoort^ bie Sedler unbSßeig^
32
.^ I
\
— 498 —
gerfiet um bas gfellf $ttt|en unb bos DonautoBri^er €€d(e&
(anbioetl fragte bes^Ib Beim Ulmer Sedlei^anboerl an, moranf
i^m ober mitgeteilt iDutbe, bos fei ni^t guliffig, bie Sedier im
DonouioBrtl m9gen burd^ i^re Ortsbe^orbe beim Ulmer
Slot anfragen. 1725 Ilagten bie (Bfirtler Aber bie ftnopf«
ma^er, bie mit fremben aReffing* unb 3innltiöpfen
^anbeln, nms ni(^t angebe, ba bies nur bie gelernten
Arämer bilrfen unb bie im 9Iate ber ftr&mequnft fi^nben
ßanbmerle; bie Anopfmad^er bflrfen nur flberfponnene
ftnöpfe führen. Der 9{at gab ben (Bfirtlem in bes 3:^
9{e$t. Umgelebrt Ilagten 1739 in Xaoensburg bie ftnopf'
mad^er gegen bie Sortenma^er, dinngieger, (Bfirtler unb
SRabler, n)eilbiefe gebrebtes ftameel^aar oerlauften. Ulm
teilte auf anfrage mit, bag ber Setfauf oon Aameelboor unb
ftameelbaarInBpfen nur ben gelernten ftramern unb
ben Anopfma^ern suftebe, ni^t aber ben (Bfirtlern nnb
9lablern, bie allerbings au^ ein bef^tSnltes Artmeret«
red^t ^aben; bie Sortenioirfer unb 3inngieger aber
bflrfen feine ftameelbaarln9pfe feil b^tben, meil bie(e
(ein eigentlicbes Arämened^t b^^ben.
1731 tiagten bie 3u(IerbS<Ier erneut, bafc bie
(&eQ)fir}(r8mer ibnen ben Spegerei' unb (geour}*
b a n b e I oerbieten loollen. 3m ^oi erflSrte bie eine
Partei, aus ben Qlten fei ber Slnfptud^ ber 3uderb&der auf
ben gefamten Spegerei^nbel unb auf ben <&robb<ntbeI ni^t
3U etmeifen, bod^ fei bie gfrage feit 3a|ren ftreiiig. 1734
ftritten weiter in Kaoensburg bie (Bfirtler unb 91 abier
um bie gegoltenen unb gef^Iagenen Sibnallen unb SRieber«
baften, vorauf Ulm mitteilte, bies bflrfen nur bie (Bfirtler
fertigen, ben 91 ab lern fonne man aber ben ^anbel bamit vMj/L
oerbieten, ba beibe ^anbmerle Irämergflnftig feien unb
promiacae oerfaufen bflrfen. 9(ud^ in Wottmeil batten
1738 bie (B fl r 1 1 e r unb e a 1 1 1 e r Streit, meil bie Sattler
leberne ^ofentrSger fertigten. Ulm antwortete auf
SInfrage, eigentli^ geboren biefe ben 9liemenf4neibern, bie
es aber in Ulm ni^t mebr gebe, unb bes^ fertigen in Ulm
bie Sattler au4 meines, fibioarjes unb rotes 9{iemen2eug.
1739 (amen bie ftnopfmadber unb Sortenmirter erneut
in Streit mit ben 9Iab(ern, (5flrtlern unb 3inngiebern
— 499 -
toeflen bet itM^itn ftameel^aarlnopfe. Vuif ourbe genogt,
bie Slabler begnfigen m ttt^t bamtt, ÄrSmenoaten oon
ausioarts }uoertaufen, fonbem fie laffen ait^ Sle^«
loaren oon oustD&rt« lomnten. 3n 9t 5 1 b I i n g e n gab es
bes^b Stieit jolf^en ben Slablern unb Slec^Iern unb
U I m erllirte auf Knfroge , bie 9tabler ^aben i^re Sled^ioaren
bei ben Ulmer Sled^Iem ju laufen^ ha \>tt ^Qttbel mit f r e m«
benSIe^ioarett ben Siedlern ge|5re. 1740 gab
es bann loiebet 6tteit loegen bes Anopf^anbels imif^en
ben Xud^Irametn unb ben An opf magern, fo bag berSRat
bex Sinfo^^it ^Iber allen fttömer^anbioetfen ben^anbelmtt
9RetaIIIn9pfen freigab, ben ^anbel mit fiberfponnenen
An5pf en aber ab $ r i o i I e g ber ft n o p f m a $ e r er*
n&rte. Die Xu^Irimer oerfprad^en bobei, i^re aRelalllnBpfe
t^unlid^ft in Ulm ju laufen. Ute bies aber nid^t gef^a|, verlang*
ien 1741 bie ftnopfmad^er, bie Xu^frömer follen i^re aRe|fing',
unb 3innln3pfe in Ulm laufen , ba bie reid^en Xud^^nbler \o
mit fo genug oerbienen. Die SRetalllnSpfe oerbrongen oollig
bie fiberfponnenen AnBpfe unb fo gut man ben (Bolbfd^mieben
gu lieb ben Xu^ Irfimern ben ßanbel mit Solb« unb Silber*
Inbpfen verboten ^be, fönneman aud^ ben ftnopfma^ern
gu lieb balfelbe t(un. Sie laffen i^r ^anbmerf bem grei-
^anbeUgrunbfa^e ju lieb nid^t an ben Setielftab bringen.
Die Zu^^nbler erfl&rten bagegen, fie oerbienen gegenariirtig am
Zud§e fo wtxAit bafj fie o^ne ben Anopf^anbel nid^t leben lönnen.
Sie laben Anbpfe oedauft, ISngft e|e es in Ulm einen Anopf*
ma^er gegeben |abe. Die Anopf e feien eine freie ArSmer«
» a r e unb geboren i|nen fo gut »ie ben Anopfma^em. 9Benn
bie Ulmer Anopfmac|er nid^t ebenfo billig liefern mie bie frem*
ben Gabrilen unb SRanufaÜuren unb ber fianbobel bes^alb lieber
b a laufe, loo er bie Sa^e billiger erhalte, bflrfe man i|nen bo^
borous leinen Sonourf ma^en.
1743 fragte bie Stabt 9t o 1 1 » e i I in Ulm an , ob
bie Anfertigung oon SRusIetier patrontaf^ en ben
Sattlern ober ben Sedlern gebore. Ulm erllfirte
barauf, ben Sedlern ge|9re fsm nur bie £ eberarbeit, bie
mit ber 91 a b e I gefertigt merbe ; boi| fertigen foI(|e Aommis«
arbeit in Ulm in ber Siegel bie Sattler unb Sedler gemeinfam.
1743 ftritten fi(| femer bie Aleineifenmarenl&nbler mit
32*
— 500 —
ben (Sflrtletn um ben Settauf ooit unbearbeitetem Stefftng,
mie |i4 fuq oor^ au<( bie 6pe)exeiMnbItrmik
3udetbäder miebei um benSpeierei^anbelge"
ftriiten ^tten. 1743 fi^rieb Ulm on 9R e m m i n g e n, bei i^iiai
^ben bie 6 e d I e t unb ^ u t ft a f f i e i e r 6treit bebmimen
megen ber Hnfeitigung oon gf^^^uenjimmerfammet^anb-
f^tt^en. 3)ie Sammet« unb Xu<!bMnbf^iibe
mad^en bie$ut|taffieret, bie fieber^anbf^u^e
bie 6 e d I e r.
1748 ourbe benn au^ ben Sortenmirletn ber fiong'
maren^bel entjogen. & mürbe oom Rate M^efe|t,
ben f8mlli((en Ar&mer^onbwetlen gebbre lebigli^ ber Scrtriei
oon gemeinem 3^ug, fieintoonb, Sari^ent, Sfinbel*
tabal, Xabotfpfeifen, f rembet Seife, $uIoer, 64i^ot,
ftimmen, aReffern, @trfimpfen, btr] bie gefamte Heine
ftrfimerei, bie grofie ftrSmerei aber fte^e nur ben ge*
lernten ft r 8 m e r n ju. 8te barauf bie R o b I e r
1 1 a g t e n, bie anbeten ftrSmer »erlaufen f^Ieibte ausrnfirtigc
Slabeln, verbot ber 9{at ollen ftrSmem ben Sertauf filierter
91 a b e I n unb ftrafte fofott als erften einen 9labler.
3m gleiten 3abre fragte bas Sedl er^n boe r(
3U 9R i e t a u in Surlonb , befte^enb aus ben Seutlem,
SBatf^Iem, ^anbf^u^mad^etn , SBeig« unb 68mi[4bereitem
unb Seber^nblern , in Ulm on, »ie man es mit ben
Seber^ofen, Deg e n I u pp ein, ^anbfd^u^en
unb anberer Beutlerarbeit unb betreffs bes Sd^vat]*
ffirbens oon £eber ^Ite, ba man einen 6treit mit
ben SB^igg erbern })obt. Ulm antvortcte, in Ulm gelten
alle biefe Singe ben Seutlern unb ^anbfd^u^mai^ern,
ni^t aber ben SBeiggerbern; ebenfo fei es in 9lfirnberg,
Augsburg, Sfranffurt, SRemmingen, Sibera^nnb
6tr afiburg. Ss galt nunmehr als (Brunbfa^, bag bie Ar im er*
^anbmerleber ^errfidenma^er, ftnopfmad^er, Sorten*
ma^er, Sud^binber, 3<ugma^er unb 6eifenf{eber
auger ben in i^rem $anb»erl ergeugten ^anbelsartifcln feine anbercn
ilrSmergegenftfinbe me^r oetlaufen burften. Dagegen oMir ben
3uderbSdern ein bef(4rinfter Speserei^anbel, nSm*
n^ ber Serlauf oon feiner ftrSmerei ober (Semfirjen,
unb ben Sedlern, (Bflrtlern unb Stablern ein bef^rfintter
— 501 —
Aur}iDotett(anbeI ge|tattet. (Ein Sovtenma^ier |otte,
bebringt oon ben 9(n|tfiimen ber lopitolIr&fHgerett Segner, [(^licgli^
ecflSrt» b{e (Sflrtler follen i^m feine fturjn)oien um ben
Uebernalmepieis unb feine S^tbeningen ouf bent fianbe
abnehmen , fonft »erbe er feine ®iirlIenDore fo longe fortführen,
bis feine gforberungen eingetrieben feien. 6ein Sater unb (Srog*
ooter ^ben ebenfolfs ob Sorienma^^i mit S^nupf* unb
Slau^tabal, Pfeifenrohren unbXabalsbofen unbfonfti*
gen AurjoHiren ge^onbelt unb bes^olb ^be ou^ er ein Xe^t
barauf fo gut mie bie (Sfirtler, loel^e olle bie Singe eben au4
oon ousmSrIs lomnten taffen. Der 9{ot erllStte benn ou4, noi^
oltem ßerlommen bfirfen bie (Bfirtler u. f. m. berartige (Beg€n«
ftSnbe oobi oerfaufen, ober ni^t aus^fingen, nur bei ben
9l8geln fei bie« geftaitet, unb ben 5lIeineifenmQrenPnb«
lern ou<b bei ben aRobenfd^Ibffern unb 6(|lfiffeln.
!Do<9 ntfiffen fie befe^t unb in Ulm gefertigt fein. Cbenfo
bfirfen bie Sattler nur S^miebtoaren ansangen, bie fie
bur^ Sinnigen oerebelt laben, anberes (Eifenioerl aber nur
oerlaufen, unb in glei(|e SSeife ^ben es bie (Bflrtler mit
ben 9liemen unb bem fieberioerl ju ^Iten. Die Kn«
fd^Iagf^ISffer unb64Ififf<I^g^g^nge|9renber 6(|miebe«
gunft. Klle anberen ^anbverle ber ilrimerjunft aber follten
lebigli^ oon ibrem ^anboerf ernSbren. SRan unterfd^ieb alfo
ioif^en geoS^nli^em Seilauf unter Serjid^t auf bie 9{e«
(lame bes Sus^Sngens im 64aufenfter unb Serlauf
bur^ Vnpreifung im S^aufenfter. (BegenftSnbe, bie oon
anberen 3flnften gefertigt »urben, burften oon ben Arömem
{oar oerlauft, aber ni^t burcl^ Vusbangen im 6^aufenfter an*
gepriefen »erben.
Das 18. 3a§t|ttnbert fonnte femer breierlei Slrten oon
ftrSmem, einmal bie gelernten ftr&mer, »el^e alle
Spejereif ober Sllenoaren feil Ratten, aber lein ^anbioetl ba«
neben betrieben; bonn bie botmägigen ftrfimerrotten,
»el^e neben ber ^nbvetlsmfigfgen ^erfteüung einer beftimmten
6pe}iQlit8t oon ftrSmereierjeugniffen aud^no^ einen befd^rSnl«
ten Jtlein^anbel mit anberen Aramerartileln trieben, unb
enbli^bie nid^tbotmigigen 9{otten, »el^enur (Erieug«
niffe aus 9?o|ftoffen ber ArSmerbrand^e ^erftellten. 1753
oerbot ber 9lai ben gelernten A r o m e r n ben Alein^nbel mit
I
— 502 —
Zreibl^nfiten, S^u^brS^ien unb Seilen,
ble im Snlonbe gefettigt iDoreit, nur mit £ u n t e n burften fie
^onbeln. 1761 Ilagten bie 91 abier unb SuderbSder, bag bie
gelernten ftrSmer (BaUnteriemoren, AonbitonDoren,
JtnBpfe, e^nollen, SRieber^aden u. f. m., (ilieiiie
Xabalspfeifen, aRunbftfide unb $feif enbedel, gfeuei*
ftS^Ie u.f.o. oeilaufen. 3>er 9lat beftimmte batouf bie 9fct«
fen unb pfeifen bedel follen ben Sloblern unb beti ge-
lernten itrfimern, bas unDerorbeitete 3 i n n unb SBeift*
Mei nur ben gelernten ftrSmem ge(5ren; ber (Bai an*
teriemareniram aber ge^5re ollein ben Mablern. 2>ie|es
fträmereirec^t ber 9labler nmr alt|ergebra(^t unb ane^
lannt. X>xt 9labler maren ni^t nur Slabelma^er, fonbem ou^
ArSmer unb biefes 9{e4t »urbe i^nen erft im Saufe ber 3^
t>on ben lopitoliftif^ beffer geftellten gelernten itrlmem ^$Xb mit
(Benmit abgebrongt. Die Sibera^er itrSmerorbnung b^
[timmte }. 8., bag jornr ben Slablern bur4 ben Serglei^ oon
1738 ber Gpejereilram nur no$ mit Zabal, 3ttnber,
gfeuerftein unb fpanif^em SBa(|0 geftottet |ei; bo^ fei
i^nen erlaubt, neben ber Jlabelma^erei noi^ mit 3 inn , SReff ing,
Snetallf^nallen, Anöpfen unb (Balanterie' ober Xfirn*
bergermaren Alein^anbel gu treiben. Vu^ bfirfen bie Slablcr
ebenfo mie bie 3uderb8der mit Senf Rubeln. 9u4 in SRem-
mingen flirrten 1807 bie 9labler alle Sorten 9lflrnberger.
[teqrif^e, fi^mallalbif^e unb frangBfif^e SBare,
aReffingbra^t, (Ei|enbra|t, fiSffel, SBeigble^, S^wargble^, eng-
Ii[(6e Anopfe, Speeren 9ta[iermef|er, unb fturjnmren aller Srt
1765 ftritten |i^ bie ftnopfma^tr oon SRemmtngen
ebenfolb mit ben Xu^^Snblern, »eil ledere feibene
Anopfe aus Aameel^aar unb SBoIIe oerlauften. 1771 im>
Ilagten bie Ulmer (Bfirtler einen Sorten ma^er ber eine
Sfirtlersmitwe ge^itaiet |atte unb beren (Bfirtler« unb fturjoNiien
meiter ffi^tie unb bie Sortenma^erei aufftedte. X>it (Bfirtler mein-
ten, er bfiife nur fiangmare ffi^ren, ba er ftuqmare ntd^t er«
geugen I5nne. Die Sortenmac^er omfibten aber ein, [ie ffl^
alle fiang« unb Aurgioaren mit Susno^me oon Sammet, Selbe,
^ollSnbertu^en unb (Bemfirg.
So nmren es f (^ I i m m e 3<it<ni ^^^^ ^^^ ^ ^^"^
ftrSmergemerbe in bas 9IeooIution9geitaIter eintrat
— 503 —
StU 1789 no^m bie 3^^! ^^^ Vllmtx ArSmcrgeverbe er^b«
lic^ 2U unb bet Secbienft oufbe babur<| immer larget unb
tii^tte bie Heineren 9Reifier ni^t me^, fo bog fie ben lapito-
n|tif4^n 8e|trebungen bes „gelernten ftrimertums''
oSIIig machtlos gegenfiberftanben. Die Sage tourbe fe^t olut.
S^on bas baqerif^e Regiment oon 1805 bis 1810
riumte mit bem Arimene^t ber eingelnen $anb»erle teitoeife
auf. @o fe^e es }. 8. bie Kabler 2U (Bunfien ber gelernten
ArSmer auf ben Sbfterbe|tanb. Aein neuer Kabler
erbielt me^r ein binglii^es itramereire^t, fonbern nur
no4 bie ißerfonalgere^tigleit jurnftlein^onbel. Die
Ulmer 91abler mehrten fi^ oetgebli^ gegen biefen Singriff in
i^r oo^loerbrieftes ^QnbQ)etf9re4t. Die bo9eri[^e ^Regierung
^Ite 1808 ongefragt, auf oos |i^ eigentli(^ bas ftrfimerei'
tt^t ber SRabler grfinbe unb ob |ie in Debit mit bem Sus-
lanbe fte^n, toie es bem Segriff bes ftrimereire(|ts ent<
flireil^. Die Slabler (alten barauf erflirt, fie ^ben oon
Hlters^er bos 9(t^t ge^t, mit fturjvare aller
Hctsu^nbeln,]. 8. (Blöden, Kinge, Seu^ter, 9R9rfer,
(Bemi^te, ffiagen, 9{eigfebern, 3(^(^1 u.f.a>. oon aus«
lotrts lommen }u laffen unb wieberguoerlaufen. Der 9lat erfliriei
man tbnne biefen 5onbeI ben Slablem ru^ig laffen, ba leine
leiftungsfo^ige Sigenerjeugung f flr biefe Dinge in Ulm befiele ; bie
3irlelf4miebe s- 8. feien lebigli^ (Brobjeugf^miebe unb lauf en
i^re 3irtel bur^meg in 91 flr nb erg. Die 9legierung beftitigte
barauf ben oor^anbenen 9lablern i(r $rioiIeg umfo me^r,
als nac^etoiefen o^urbe, bog in SR finden bie 91 abier eben«
falb mit englif^en, nfirnbergif^en, f^mallalbif^en
unb fteqrifc^en Aurj« unb 9lablermaren wk im ganjen
rimif^en 9lei4e Rubelten. 9Ran erllSrte, fiberall bfirfen bie
gelernten Arämer nur9tabeln, jtlufen unb anbere
SRetallmaren ffi|ren, u>enn fie biefelben bei einem 91 Arn«
berger 9lablermeifter laufen, ebenfo fei bas ^aufieren mit
9{abeln nur an ben 3o(rm8rften geftattet unb alle fremben
^aufierer (oben i^re Srjeugniffe an bie ein^eimifc^en 9labler ju
oerfaufen.
ibi^ ben anberen ArSmer^anbtoerten gieng es an i^re $rioi«
legten. 6o ourbe %. 8. 1810 einem ftaf etier oerboten, 6p e«
jerei^anbel ju treiben. 3nt gleiten 3a§re ftritten fi4 in
I
— 504 —
$fof steint bie Dreier tittb (Bfirtlei umbcn ^onbelmit
^feifettro^teti. Ulm erll&rte, bie (BMei ^bcn mk
KUers ^r mit $fetfenro(ten ge^nbelt, ni^t loetl fie ein ne^t
flcrabe auf biefen beftimtnten Xrtifel laben, fonbent loeil fie
überhaupt bas 9le4t befi||en, Jtrimetei feber Stt {u ffi^rni,
unb bie baperifdie negiemng gab i^nen Xe^t. tlb aber inm
tofirltembersif^ »utbe, gieng t» auit in Ulm ben
epegialinioilegien ber Dressier an ben itragen. 1814
bellogten fi^ bte f^oxtihrti^sUt, baft bie pfeifen-
bt^^Blec unb ftatnmma^ec $feifento^e tommen laffen
unb oetlaufen, loie bie 9lablet, @edlet unb (ßfirtler. Der UM
oetbot be^lalb ben $feifenma^m unb itammmacbent biefen
ßanbel. 1818 enlf^ieb bes »eitern bie neugef(|affene Hinter
ftreisregierung, bie ^enbwetlsrotien ber Arfime^
sunfi {ollen Iflnftig nur ni^ auf fiebensgeit bie Ser«
gfinftigung b^ben, ArSmerei ju ffl^eUp \mt\t |ie es fettber
im (gebraut gehabt laben; bo^ foIUe i|nen ber Sedauf ber
uon i|nen neuerbings zugelegten (BegenftSnbe mie 9B o dft > i
fieinwanb, Sarcbent, €trfimpfe, 8fifc|bein, ge<
blei^tem (Barn, SRanbeln, ftaffee, SorlSngf^IBf'
fern, Letten, Xafibentflcbern, geilen, SIe(|, San««
»ollgarnen, 9{o|{e{be unb Steingut {&nftig unterft^t
fein. SRan bat babei n»obI ju bea^ten, baft biefe llnterbrfidung
ber ftleinbetriebe n i 4 1 bem (Seifte bes mittelalterli^ Ce*
oerbere^ts entfprang, fonbern ein Suswu^s bes lapita«
liftif ^en Sgoismus ber reiben (Broglrfimer nmr. (Es ift
bies um fo bebeulfamer, als gerabe biefe Aneblungsoerfu^le
fpSter in erfter £inie bem 3unf tmefen bes 19. 3<t|<bunberts
[einen gelfiffigen S|aralter gaben. 1824 erlaubte Me
Areisregterung ben 9lablern, Sedlern unb (Bfirtlern ben
$feifenro|r|anbel nur nod^ auf fiebensgeit. 1825 enbli^
bef tritt man ben 3u(terbfiäern, welcbe leine gelernten 6pe«
gerei|Snbler maren, bas Sle^t iura 6pe}erei|anbel. I)en
Streitpunlt bilbete foit»8|renb bie Qftage, mit meil bas Aramerei«
reibt ber jo^eiten Spejies gieng. Ratten utfprfingli^ 3. B. bie
Sortemolrler Seibenfaben unb (Barn feil gebalten, fo ourbe
i|nen in Ulm biefes »ecbt 1828 beftritten, obglei^» in
Stuttgart bie Sorten»irIer einen ausgebeinten Aurparenlanbel
trieben.
— 505 —
3)09 Seflnben betgeleintefi, mttsrBgetetiRa'
p i t a li e n otisgcftottetcit A r 5 m e r, bie ISfHge ft I e i n •
It&metei los ju mrbcit, ffi^e benn au^ im Z<^^^^ 1828
jt» Sprengung bes alten 3unftoetbanb0, mo»
mit bem ftopilolismus bie 8a(n frei »urbe. 3n
Uefem 3a(re [tieften bie gelernten JhSmer|onb»erIe ber Zu^*
Irimer, Setofirilrinter nnb Sifenlrimer bie fSmtli^n
onberen JlrSmer^anbwerle ans ber 3>m\l aus, \o boft biefe bes
9le4t0 Quf ben fiabenoerlauf no^ Slle, SBage ober 3^(1
oerluftig giengen unb nur no^ {elbft gefertigte (Erseug*
niffe feilen burften ; bo^ omrbe ben feit^rigen aRitgliebem auf
£ebens2eit i^r Ke^t gelaRen. Sie neue (Benerbeorbnung
oon 1828 fe|(te an bie Stelle ber alten 3finfte neue Setbänbe.
Sie ftrSmerjunft mit i^ren 5trfimer^bmerlen Idfte {ii^ auf unb
m i^re Stelle trat bie$anblung0innung ab Seibanbber
gelernten itr&mer, bie fi^ ie|t mit Sorliebe ftaufleute nann«
ten. Die frfi^ren l^anbmerle ber JtrSmersunft bagegen bilbeten
eine 9{ei(e oon ^^anboettegfinften unb oerloren bas alt^ergebra^te
fiabenre^t oollenb« ganj. Sie neue (Blieberung »urbe bem
Oberamtsoerbanbe ongepagt, griff alfo ebenfalls Aber ben
Stabtoerbanb hinaus, unb umfogte fämtli(|e ^anbrnerlsmeifter
in Stabt unb £anb, bie fi^ mieber in OrtsoerbSnbe ober Srfiber-
fd^ften glieberten, }. S! bie Sellerbrfibetf^aften fiangenau unb
9lieberfto^ingen. So^ ma^te bie f^roffe aRoftregel oiel b9|ef
Slut gegen bie neue »firtt. Wegietung.
Sie Sleueinteilung f^uf oSIIig oerfinberte Set^Itni|fe.
6o traten 3. S. bie ftnopfma^er gu ben Zu^mac^ern
unb £einemebern Aber, mit benen |ie lebigli^ ni<|t0 gu
(Raffen ^tten, unb bie Sattler unb Sedler f^Ioffenfi^ ber
jtfirf^nergunft an. 3ebe 3unft erhielt 3 3unftmeifter, 1
Oberjunftmeifter unb 1 3unftobmann unb ber (Bef^Sftelreis ber
einjelnen 3>ün\it umfagte bie Sinf^reibung berfiebriinge
gegen 6ebfi(r, bie Kusftellung ber fie^rbriefe, bie Steig-
ung bes SBanbergef^enls wt bie fremben (Bejellen unb bie
Vufbringung bes 5lranlengelb0 an ben Spital, bie SReifter»
prfifung unb bie SReifte rbr ief ert eil ung. Seit
1828 marcn femer ou^ ben 3uben bie 3ünfte geöffnet, oie
t§ 2. 8. 1828 in Ulm unter 13 Anopf* unb Sortenma^ern
2 3ttben gob unb unter 10 Xu^ntac^ein 4 3uben. Sie
— 606 —
»fixtt. Seamtett lonnten inbes bas lllmet (Beiverbere^t nidfi unk
fanten bes^Ib, bofie \i^ ouf ben KImer 6tabtrat ab icgul-
ad^tenbe Se|5rbe oerlicften, ntannigfo^ umi^tige QEntf^ibnngciL
So iDurbe 1847 einem Sortenioiilet bte (Erfoubnb im
6trumpfiDoren9anbeI oetfogt, ber frfi^r benfelbeit ftete suge*
ftanben ^atte. Der Siobird berief fi(^ in feinem CButotlteit auf
ben 8ef(|Itt6 oon 1748, ber ben SorteniDirlein ben Aleinlan bei
u nterfagte. !Die Sitte, no^ Siteren Sften gu fn^n, Hieb nnge*
(5it; bosOberomt eriannte joHiron, bagbieSortenma^l^er
im Wei^i^ftabtoerbanb SRitglieberber Arimerjunft geo^n
feien, meinte aber, es ^nble fi^ im oorliegenben gfalle ni^ um bte
Ar&merjunft , fonbern um ben betreffenbcn Sortenma^er unb
biefer (abe fein SReifteire^t erft unter mfirttembergif^em 9{cgi-
ment erlongt, mo bie 8ortenma(i^er ni^t me^ jur ßan blungs«
Innung ge(5it ^ben. Deshalb bfirfe er ni<l^t mit 6tmm)if'
nmren 3n>if 4^n§anbel treiben. Die 8 u f 1 3 f u n g biefer neuen
3 fi n f t e erfolgte 1862. Die 3 u n f t la b e n monberten ins Ulmer
SIr4i9 ober o^urben oerf^Ieppt. Statt bag man lebigli^ ben
„numerus clausus", bie Sefi^rfinlung bes SReifterre^ts auf
eine Heine 3o|I ^on Unternehmern, abf^affte, nmrf man bie
ganje 3unfteinri$tung fiber ben Raufen.
c. X)ec Ro^ftoffoiiflauf.
üud^ bei ben ftrSmem mar bie S^^age bes 91 o (ft off auf-
tauf 0 genau in b e r 9Beife geregelt, bog bie 3unft bego. bas
betreffcnbe ^anbverl berfelben fi^ ob Sto^ftoffeinlaufs'
genoffenf^aft betra^tete. 3eber (Benoffe, ber Slo^toffe in
ber 6tabt einlouft?, ^te bies [einen SRiigenoffen bur^ ben 3ttnft'
Inec^t umfagen juloffen unb auf Serlangen benfelben bie 6 filfte
feine» Sinlaufs jum 6eIbftIo|tenprei9 abgulaffen.
60 beftimmte s- S. bie 3RüUx» unb Ölaferorbnung uon
1420, menn iReifenbe mit Sorben ober girnis, mit XrinI'
glifern, 6 Reiben ober buntem (Blofe fommen, folle t^en
lein Sleifter fiber 1 (Bulben ablaufen bflrfen, o^ne es ben anberen
SReiftem fogen ju laffen. 9u(| bei ben SB e i g g e r b e r n
mugte {eber SReifter, ber me^r ob 100 S e 1 1 e bei einem Kei«
fenben laufte, bies ben anberen jagen laffen , bamit fie anfte^n
lonnten. Sluger^alb 4 SReilen oon Ulm lonnte bagegen jebet Ulmer
SReifter auflaufen, mos er mollte, o^ne fetnen SRitmeiftem etmos
baoon obgulaffen; aber inner^olb biefer 3one mor bie ^filfte ben
— 507 —
SRHrneiftern Qb]ttlaffen. 1536 Ilogif n bie 91 o t g e c 6 1 r , bie
93 eibfl erbet laufen i^nen bie ß S u t e loeg, loes^Ib bet Kot
beftimmte, e$ bflffeit i^Sute nuc oiif bem fiebetmarlte gc«
lottft »erben. 1550 einisten fi^ bie Sedier unb Kefiler
megen bes fieb er einlauf 0 unb 1554 »urbe ben ftrSmern
ffber Suffauf oon fieinoanb unb Zfl^ern auf bem Ulmer
SBo^enntarlte »erboten, ba biefer für benSerbrau^er
ba fei unb ni^t fflr ben I^Snbler. 1569 ourbe be|timnit, »enn
ein 6edler 2eber gelauft |abe unb es »ieberoerlaufen
»olle, folle er biet oor^r ben anberen 6edletn umfagen. 1571
Ilogten bie9{otgerber gegen bie Pergamente r, »eil
biefe i^nen ni$t umfagen laffen, »enn fie $ S u t e bei Steifen«
ben laufen. 1577 beftimmte ber Kot, bie ArSmer unb j^ut«
ma^er follen fflnftig bie »ei^en Surgunberfil^bfite auf
ben SRarft lommen loffen unb ni^t oor»eg laufen. (Erft
na4 SRarltf^Iug fte|e i^nen frei, ben gfremben i^en 9left
ab}ulaufen. Sbenfo foIUe i^nen verboten fein, »a^renb ber
9Bo4e im Aauf^aufe, in ben SBirtsbittfern u. f. ».
$armefanI8fe, 6fibfrfi<|te u. f. ». oufsufaufen. Srft am
6am»tog mittag oon 4 U^r ab follte bies geftattet fein. 1595
ftritten fi^ bie ft r i m e r unb SB e b e r »egen bes ® a r n«
einlaufe. Der Vuf (auf oon (Barn innet^Ib 10 Steilen um
Ulm jum !imtä be< SBiebcroerlaufs »urbe oerboten; nur ben
^ausbraucb s^ laufen, »ar erlaubt, gfemer follten bie SBeber
nur fclbft gefertigte (Bemeie nad^ ber Slle ausfdbneiben, fonft aber
bie (Elle ben A r 8 m e r n ge^Sren, »ie bics f^on 1558
beftimmt »orben fei.
1573 »urbe feftgefe||t, bie SBeiggerber foIIen
i^re 8 e 1 1 e auf bem Sellmarlte beim oranger faufen unb
ni<|t in i^ren SR a r (t ftSnben ober auf ber (5 af f e. Su^ foIIe
aus (einer SBeiggerberei me^ ab 1 $erfon fi^ mit bem Seil-
laufe bef äffen. 1578 »urbe erneut geflagt, bog bie 9Beig'
g erber 3n'if$enbanb€l mit ßirfcb« unb SBilb^&u ten
treiben, »orauf 1580 bie 9{ot' unb SSei^g erber etnSrten,
»enn man i^nen n!<!^t on ben 9lar(ttagen ben Sormeg«
(auf oon Seilen geftatte, (bnnen fie ni^t me|i befte^n.
1589 oerlangten bie SSeiggerber, ber 9{at foIIe ben ^erga«
meutern oerbielen, ben 9Re|gern ben gonjen 3 ab res«
fti^ im Soraus abiulaufen, aber eift 1598 (am ein äSerglei^
— 508 —
iu ftonbe, bct bcftimmte, hin SBeifigcibec folle me^r einem folgen
9Re|ger ein gell abfoufen, Ux einem Vetgomenier bie f8mt«
Ii<^en S^IIe be0 lommenben 3o(» im Voraus oetlatifc; )Mk|
foIUcnau^ bie SRe|ge( leine beroriige Sereinbaning mit einem
SBeibgevbet machen. Cbenfo mürbe ben ^ergamenlem oerboteni
gelle, bie |ie bei einem Ulmer SRe^ger gefauft ^tten, an einen
IBeiggerber mieber {u oerlaufen, fonbem es follte bies nur bann
erlaubt fein, menn fi^ ein gfell ni^t sur Ö^^tellung mm fter«
gament eignete. Snbli^!^ mürbe allen Slid^tulmern, nomentli^
ben 9Bei|gerbem oon Augsburg, ocrboten, am 6amstog wie
10 IQr ein gell in Ulm au laufen.
1573 einten fi^ bie Sedier unb SBeiggerber betreffs
bcs Cinlaufs oon fti^en« unb SteinbSIgen ba^in, ba^
bie IBeiftgerber bie Sedier baran ni^t ^inbem biirfen; bm|
follten bie Sedler bas (Serben berfelben einen fremben ober
Ulmer SSSeiggerber beforgen laffen. SBoIUen bas bie Sedler
ni^t, [0 follten |ie oor feber granl furter SReffe bieSBeift'
gerber oerftinbigen, mie oiel Stfid fie gebrou^n. Die 9Bei|«
gerber Ratten nfimli^ bie Sedler bur«^ fi^Ie^tes (Serben gef^i«
bigt. 1608 beftimmte ein neuer Serglei^t es foIIe niemanb me^
ein Seil auf bem gleifi^e laufen, unb 1611 nmrbe allen
Sanftem oerboten, 9larbenfeIIe in Ulm {uloufen. 8ber
l^on 1618 mürbe ber Vnlauf ber gfelle auf bem gfleif^e
tro| bes 9Biberfyn:u(^s ber ftfirf^nerjunft erneut freigegeben
unb au^ ber Snlauf oon Slarbenfeüen ben S^ultem gerabe
mie ben Vergameniem unb 9Bei|jgerbem mieber geftattet. 1626
erllitte ber 9lat, er Ibnne ben fremben SBeiggerbcm ni^ oer«
bieten, auf bem Ulmer SRarlt frembe gfelle au laufen,
nur ber Vntouf oon gfellcn unter ber SRe^ig, oQo oon Ulmer
Seilen, fei ben gf'emben oerboten. 1627 mürbe beftimmt,
menn ein Ulmer Sfirger ein ftalb auf bem 9Bo(^enmarIt
laufe unb |4Ia$len loffe, ^abe er bas gell unter ber SRe|tg
auoerlaufen. Dagegen bfitfen bie SRe^ger i^re ^tUt auf bem
SRarlte feil (aben. Stilen gfremben aber blieb ber S^IRauf oor mor*
gens;iO IQr im 933inter unb 9 U^r im Sommer auf bem SRarlte oer*
boten. Ke^nliil^e Streitigleiten gab es 1646 megen ber ßam mel>
feile mit ben Xaf^nern unb 1647 mürbe fcen Sattlern
geboten, ibre gelle auf bem (Baismbrt^ (S4onierpIa|) pn
laufen unb ni^t bei ben fremben SRarlebentern.
— 509 —
1661 begann fobattn ber Stampf ber ftamma^et mit beit
Sngc^Brigfit onbcrer 3flnfte um bie $5rner ber gefc^bu^*
tefen Ziete. Sin ftammac^er trat in bie SReriler«
}unf t fiber, foufte aber tro|bem no^ ^bmer auf, aws i§m ber
9{ot oerbot, ba bies nur ben Aaufleuten unb ben Jtamm«
m ackern geftotttt fei, fo bag er 1652 mieber in bos jtamm*
ma4er(anba)erl surfitftreten mollte , ma i(m aber erft 1656 ge«
ftatiet mürbe. 1657 metgerte fi^ ein ftamma^er, ber 5om auf«
geteuft ^tte, ben SRitmeiftent bie ßSIfte abautreten unb 1660
nagten bie Aamma^er, bie SRe^ger oerlaufen bas gom na^
ausofirts.
1666 mürbe erneut beftimmt, mer me^r ab 100 gl eile laufe,
mflffe bies ben 9Rttmci|tem umfagen laffen. Cbenfo bflrfen feit*
^r bie Seiler ben S1a<^s nurnoc^auf bem SRarlte laufen,
ma9 ber SRat aber balb miberrufen mugte. 1675 flagte man
mieber Aber ben gfelllauf auf bem gflei f d^e, bo^ mürbe biefes
9{e4t 1677 erneut bejtitigt; nur blieb uerboten, oor 10 U^r
unb anbersmo ab auf bem Sellmarlt am oranger einem
Steiger Sfelle abzulaufen; anberen ^erfonen burfte man ba«
gegen ablaufen, mo man mollte. 1685 mugte ein Ulmer ftauf«
mann, ber gorn in 9tflrnberg einlaufte, bie ^ilfte jum
Selbftloftenpreis ben Aamma^ern ablaffen. 1686 beftimmte
ber 9?at, bie SBei^gerber bfiifen i^re Säia]mo\U autl^nai^
ousmSrts oeclaufen, nur ni<it billiger als an bie Ulmer
£ oberer, mobei biefen 8 Zage Sebenfjeit juftanb. 1690 fragte
SRemmingen an, ob ein Sedler basSie^t ^abe, feine Siie*
men ausmSrts lu laufen, ober ob er fie bei ben 9liemen«
fd^neibern am Ort in besie^n babe. 1724 erflSrten bie
Sedler in Dinlelsbfi|l, fie feien gerabe fo berei|tigt, 3 iegen«
feile bei ben Slte||gern su laufen mie bie ftfirfd^ner. 1762
oeriifli^teten fic^ bie SRe^ger, bie $5rner ber ^fiute aus«
jufd^neiben unb gefonbert su oerlaufen. 1789 oer^yf listeten
f{<^ bie Wotgerber, bie ^Bmer ber oon i^nen erfauften
^Sute nur no^ an bie jt a m m m a 4 ^ t unb Sein*
bre^er ju oerlaufen; bie 9Re|ger bagegen meigerten fi$,
bies ]u t^un , meil bie Jtamma^er ju menig jaulen unb nad^
bem Stfid ftott nad^ bem (Bemi^t laufen mollen. (Es ge^en nur
loenige ^Sute nac^ ausmfirts, ba ber 3oII fe^r (o^ fei, unb biefe
toenigen ge^n nai^ (Seislingen, mo bie (Beielinger bie $5rner
— 510 —
»iebei laufen ISnnett. Die ftamma^er bogegen meinten, ba fei
es bo^ oiel einfacher, bie f^itntx oor^t in Hirn attsjttf^neiben,
man I5nne fie tro^bem mit ber 5out atoSgen, in SCugf«
bürg ma^ man es oui^ fo. 2)o4 etllArten bie 9Re|ger, bie
noigerber, mel(^e bie gfiute auf bem Qfteif^e laufen, oec'
langen bie ^Btner ob Jtennjei^en. Zro^bem verbot ber
Kot bie ausfuhr ber gdmer. 6eit 1783 burfte lein 9Bet|-
gerber ii|rli^ me|r als 3 „Btl^" oor SRi^aelis laufen;
fpüter mürbe ber Rauf mieber freigegeben. Die $ e rga m e n t er
bogegen giengen barauf ni^t ein, fonbem erlttrtcn, fie feien Wi»
glleber ber Kotgerbergunft. 9lo4 1807 flofiten bie IKmer
Aammod^r über bie goinousfu^r no^ (Beislingen, mo bie
(Beislinger Sein breast er gut go^Ienbe Sbne|met maren.
d. !D{e 6etDerbcpoli)ei.
Su4 auf boo Sebiet ber Qualttitsprafung erftredte
ii^ bie XbBtigleit ber RrBmergunfi mie auf bie «uf f i^t Aber bie
Sinricblung ber ^anbmerlsft&tten. 6o mar es }. 8.
ben Sattlern oetboten, lohgares £eber gu [<!^mieren nnb
unb als alaungares Ungorleber gu oerlaufen. 3n bie
^Sufer gtt ge^en ober fonft um Arbeit ]u bitten, nwr
f^on um 1420 als f^imfifli^ bei ben SRalern, Silb^auern
unb (Bio lern verboten. (Ebenfo mar ni^t geftattet, Sli^t*
bfirgern Srbeit in Sdlorb ins ßaus }u geben, ober bafi
ein SReifter Vibeiien, bie i§m fibertragen maren, einem anbern
SReijter in atlorb gab; bie gefamte Hrbeit mar oielme^
im ßaufe bes 9Aeifters in fertigen. Die € eiler orbnung
oon 1420 verbot bie Verarbeitung von SBerg als ßanf
ober gla^ pix ^erftellung oon 6 eiler mar en; nur ge*
l^mungener ober ge^e^Iter gla^s burfte (iegu oenoenbet
merben. Seber Seiler mar |ierouf oereibigt. KIte Seile
burften in neue Seile, bie gum £abenoertauf beftimmt axurtn,
ni^t eingcmiift merben, nur bei Sefteüung mar bies geftattet
Serboten mar, alte Seile au^umacben unb neu einiumirlen ober
(Burten aus Qflo^s ju fettigen. Vui^ a^tfSbige Seile
gu fertigen, mar oerboten. 1601 beftimmten bie SD eigg erber,
bie eine gemeinfame SBallmfi^Ie ^ten, mer bort arbeite,
fei ffir bas Stellbrett, bie Zimmer unb bie Steinigung
oerantmortlU^. ffiir bie fti^bilge mar eine befonbereSBalle
Dotbanben. Sin tt n I e b e n gut Sefireitung ber 3BaIIeinri(btungs«
— 511 —
lofien au^une^men, geftattele ber 9Iot ttid^t, ab 1688 Me SBeib*
geriei; bie @pitaIioaIle po^teien, bie fett|€r bie Sommet-
fabril von S^elerunb CSenoffen benfl^t^tte. Uncbles
SRelall in ebles ju octbergeit, toat no4 1504 oeiboten.
6d burften 3. S. 1504 bie (BDrtlet nut mit befonberer Cr«
laubnisein Areuj ber Senebiftinerabtei SBiblingen oergolben.
3)eit »olltoff lieferte ber Sefteller mei|t felbft unb ber
SDReiftex oerarbeitete ibn nur um fiobn. 60 lieferte ). S. 1505 bie
6taM bem 6tQbtglQfer bie (Blasfcbeibeit, bas 3inn
unb bofl SIei. SIu^ bie 3udertDQren unterlogen ber Kuf^
fi^t. 1538 »ar ber Serlauf oon fiebjelten in ber SBei^^
nac^ii^eit nur on beftimmten $I%n geftottet unb 1544 mürbe
ber Serlauf oon 3uderiDaren oetboten, bie f4&bli(^e Stoffe
enthielten. 1554 mürbe ben JtrSmern ber Serlouf oon
3uderIonfeIt oerboten, bos mit ftraftme^I }ubereitet mar,
unb ber (Bern firj 14 au bie ICuffi^t barfiber fibertragen. Die
jtrtmer mürben hierauf t^reibigt.
(Ebenfo mar bie ftabiif^e (Bef u nb^Hspo lisei
betreffs berSnlage ber ganbmerlsftatten t^ig.
6eit 1573 mugten alle SBeiggerber unb ißergamen*
ter i^re Setriebe megen bes Unrats on ber SIou ^ben
unb'fflr i^re Hbf alle mußten fie auf i^reAoften eine Dolle
^rftellen; ja ber 9tai mollte bomals bos (Bemerbe gonj aus
ber 6iabt oerlegen. 3ur Vuffi^t fiber bie in Ulm erjeugte
jtrSmermore gobes in ber \pUtxn 3eit eine iRei^e oon 6d^auen.
1575 mürbe eine Sleftelj^au eingeri^tet, 1611 ein omtli^er
Stempel auf olle oon ben Sedlern gefertigten gonb*
f (^ u b e aus SaifeU', fti^en« unb 6^f (eber eingef fi^rt unb als
1626 bie Sermenbung bes^onfs jufiunten burnl bie
gflintenf^Ioffer ein (Enbe no^m, boten bie Seiler,
mieber ^ o n f in bie Seile oermenben 5tt bfiifen. 1595
mürbe einem 91 e ft I e r bos ^onbmerl gelegt, ber 92 e ft e I aus
ber ^ 0 u t eines ^ingericbtetensu oberglSubif^en 3Q>(den
gefettigt ^atte. 1529 geftottete ber 9{at bos S 5 r b e n oon
Seber mit 8rafiI|ol3, oerbot es ober 1588 erneut.
1585 Ilogte ber 9lot über bie (Bemfirsfolf ^erei ber
fremben ftrSmer. Sllle frembe (Bemfirje moien ju j^ouen, c^e
fie gemif^t mürben. SBeiter mutbe bie (Einfuhr oon fpon*
i{<|emißfeffer oerboten. Qfremben Jltomern unb Saoo^orben
— 512 —
Saflor 3ttm (6eiDflc}faI|d(en ju oeilattfeii, uMir Dedofcn.
1597 gab es ferner Streit itoif^en eingelneit Slitgliebem unb
bett Sorgefc%ten, Süi^fett' unb dvo^Qm^ift^nt ber jt r & m e c «
rotte megen ber Sd^auf enfterauslagett. Der 9M
befttmmte, über bie S^aufenfternut^e bfltfe tii^ts in
bett £uftrauiit ber Stabtgeraeiitbe it^initvotAen.
Heber 3 Bard^ettte burfteit ittt S^ufettfter ni^t atisgelegt
loerbett, ebenfoioenis tne^r ab 8 Du^ettb ^anbfd^u^ 6 1 fi ( I e
ober S 8 n I e juttt VmUgitn oott fBoreit oor bettfiaben {u
(t e 1 1 e tt , loaroerboten. ^Bljertte Sllett burftett tti^t ge«
brau<!^t toerbett, [ottbertt ttur eifertte; }ttr tluffi^t ^erfibtt
lattett ber 6tabtrotf4iitieb, ber 6tQbtf^Ioffet ttnb
eittige oont 9late beftellte ^erfoitett loieber^olt oHe SRoge,
$futtbe, (ßeiDii^te uttb Sllett gu probieren. Aul
tttit bent genauen SRag ber er2eugten SBaren bef<|liftigte \vi^ bie
tlnffi^tsbe^Stbe. 1604 beftimmte ber 9{at , bie oon ben 8 o rt en*
toirlern gefertigten Sirrasborten ^ben genau 40 Süeniu ^
ten unb oon {ebem SReifter fei auf jebes $afet bie ffabri Imarle
(bas SReifterjei^en) mit fpanifclem 9Ba^ aufaubrfic^n. 3m
gleicben 3a(re erlieg ber iRot eine SRetlfieber* unb Ser«
laufsorbnung ffir bie hamerjfinfttgen Seblfiii^ner.
6eit 1604 erlangte bei ber ^rtfd^enben Vrbeiternot bie
SRafc^ine eine fteigenbe Sebeutung au^ in ben ftramer^nb*
toeilen. !Die oad^fenben 9nfprfi<i^e ber(BefeIIen nbtigten
bie aReifter baju, iugenblicbe unb meibli^e Arbeiter
einsuftellen. 1621 »eigerte fi^ bo« Alofter Soflingen, bie
Ulmer SBeiggerber eine SBall in 65flingen bauen ju
laffen, vorauf biefe am 9leuengraben in ber alten ^uloer*
mfi^Ieeingeri^tet »urbe. 1626 »erlangten bie SBeiggerber
eine neue Selltroden^tte, ba man bie feit|erige ^fitte an
ber S^Ieifmfi^Ie imftriege abgebroc^n ^e. 1637 »urbe
ben SBeiggerbern befohlen, bie Seile ri<!^tig in ber SRitie
iu befien unb ni^t bas eine Zeil Aber bas anbete ge^ gu
laffen unb |o bie £eute ju betrügen. 1641 mürbe ben SBeig'
gerbern auferlegt, es glei^ anjujeigen, menni^nen bie aRe|'
ger unreine Staffelte oetlaufen, unb feit 1642 (otle
immer ein SBeiggerber ber S^affi^au anjumo^nen.
Ws 1642 Ulms 9Reifter bas 9Banbe r gef^enl ni^t io^Ieit
»ollten, oerfagteh bie (ge feilen ben (Brug, b. b- fie meigerten
— 513 —
fi^, in Ulm in Hrbett ju treten, mil man bort SR q f ^ine n einffi^rte.
1645 f<^xieb granlfurt an Ulm, einbortigec Sortenmirfer
^be einen neuen SB itlftu^Ip eine fosenannte S^nur mfl^Ie,
erfunben, auf ber man filei4i}eitig 8 6<l^nfite fertigen fonne;
bie Keinen SR eifi er »ollen bem (äfinber aber ni^t ge«
ftotten, bog er benfelben gebraute. Der Stegensburger
Stet^stag oon 1681 o erbot benn aud^ ftrenge alle SRfi^Iftfi^Ie
unb ben Serlauf ber barauf gefertigten 64nfire, |o bag bie
Sortenn>ir!er bie ttrbeit einfteüen mußten, loeil bie ge«
lernten ürimer bie oon ausioSrts eingeffi^rten 64nfire
billiger oetlauflen, ab fie biefelben mit ber ^anb er}eugen
tonnten.
1653 baten bie 9Beiggerber^ i^re gfelle au<^ am
6onntag trodnen ju bfirfen, loas man i^nen aber abf^Iug.
1666 mürbe ben 6eilern i^re Sa^n auf ber Stabtmauer
genommen, 1669 aber mieber eingeiiumt. 1688 »urbe in
Ulm eine eigene SRanjenf^au ffir bie bamals ja^Ireid^ gefer?
ligien aRiIit&rtorni|ter eingeri^tet, ba bei ben SRilitar-
lieferungen, ben fogenannten ftriegelommigarbeiten,
bie 6ottIermei{ter bie SIrbeit in berSRegel gemeinfam Aber«
nahmen. HIs be»^Ib 1696 jmei Sattler bie fiiefening
oon 100 6 4 a b r a I e n mit 6ilber* unb (Bolbgallonen ffir einen
Kiltmeifter unter ber Sebfngung fiberna^men, s^r S^onung ber
6a Honen bie Slrbeit nic^t ausjuteilen, Ilogte bas 6attler(anb
merl. 1731 oerlor inbes ein Ulmer 6 e d I e r ferneres (Selb
bur^ Uebeina|me einer fiief erung ^atrontaf^en, ftup«
peln unb Slintenriemen. 1763 mürbe ber SR fi|I|tu|I
einet Ulmer Sortenmirlers bef^Iagna^mt unb 1786 mürben
fol^^e in Geislingen unb fiangenau Ionfid}iert. Obglei^
ber (Beislinger SReifler 1690 bitter Ilogte, es fei bas, mie menn
man bem Sauern ben $flug ne^me, mürbe i^m ber 6tu^I ge*
nommen, obgIei<^ er [^on 15 3o^te im (Bebrau^ mor. Der 9{at
erllfirte, ba barauf nic^i blos SBoIIenbinber unb ftreujer« ober
^reugenbinbel gefertigt merben unb ber Stu^I 7mal me^r leifte
ab ein anberer 6tu^I, bringe er bie anberen SReifter ins Slenb
SBirtemberg mar ber eingige Staat, ber [ol^e Stühle
bulbete, mes^olb lein mirtembergif^er S o r t e n m i r I e r ein
SBanbergej^ent im ganjen Steige erhielt. Diefe SBirtem-
berger Stuhle Rotten na^ ben Ergaben bes (Seislinger
33
— 514 —
SReifteis 24 (B8n0e, ber (Beislinger aber nur 6, bie aBtrien-
berget 6tfi^Ie lonnle ein itiitb bebienen, ber Ulmec wdlangltt
einen gelernten Scbeiter. 6eit^c toaren bie ^reugen*
b S n b e I meift bur^ 9B e i b e r gef eitigt n>of ben. Der (Beislinger
Steiftet erHfirtep but^ feinen 6tu(I gewinne bec Sauer,
bem er bie 9BoIIe ablaufe, ber Spinner, bei bem er fpin«
nen loffe, ber Zu^ma^er, oon bem er bas (Barn laufe, ber
Sirber unb er felbft. Dos Sortenma^er^anbverf er«
Ilfirle inbes, es fei in einer f^limmen £oge. Sobalb es ben Se*
brau^ foli^er Stfi^Ie geftatle, toerbe ben Ulmer Gefeiten bas
9SBanbergef((enI entsogen unb fie finben aus»Srts feine
Sef^fiftigung me^r, abgefe^en baoon, bag bie oerm^rte SBorc
ben Vreis brfide. (Entstehe man aber bem Seislinger bas
SReifterre^t, b. (. bas 9{e(^t, fie^rlinge unb Sefellen ju ^Iten,
unb fi^Iiege i|n aus ber 3nnung aus, fo arbeite er« oos
man i^m gefe^Ii^ ni^t oeibieten Ibnne, unter Ser^i^tleiftung
auf bas 9{ti^t, Arbeiter ju (alten, allein mit feiner
64nurmfi(Ie vetter unb f^bige bas ^anbmerf erft tt^l
Sflt ben ftabtif^en Sebarf gab es feit 1500 ctioa
eigene 6tabt^onbu)erIer, einen Stabtfattler u. f. w.
Den 9{o(|toff er^ieUen biefe ftibtif^en Hngefteltten meift ge*
liefert ober fie lieferten i(n gegen oereinbarten $rets,
»ie ]. S. ber €tabtmaler bie S^rbe ]um Stx^nta ber
Sar^enttfi^er. Die arbeiten felbft bitten fie gegen ben
flblid^en^reis ju fertigen. (Eine Serbingung fanb nti^
ftatt, fonbem bie 6tabt(anbtDerIer ourbtn barauf oereibigt, einen
„iiemti^en" fiobn }tt nel^men unb bie 6tabt ni^t teurer ju
^en als onbere SefteKer. Der $reis ber SBaren mar
meift bur^ vereinbarte Xaxen geregelt. &äton 1420 gab es
eine 6eilertaxe, 1597 eine neue 9labeltase, 1624 mürbe
bie 6attlertase Mbgefe||t. 1633 gab es eine Keftel'
taxe, 1639 eine ^txiamtnt', eine 6eiler« unb
6edlertase. 9Ber me^r »erlangte, mürbe beftraft Wnen
gorberungen bes 9lats gegenüber, ebenfo billig gu liefern mie
bie ausmärligen (Bef^Sfte, oeibarrten bie ^anbmeile auf biefen
greifen.
Strenge oerboten mor femer in ben Sfinften . boft
bie SReifter einanber gegenfeitig ju (Brunb ri^teten, inbem fie
bur^ ^reisbrfiderei unb Ser&^tlic^ma^ung bec
— 515 —
anbeten (Bef^ifte biefen bie ftunbfAaft abiagten. Segen
biefen Unf ug mnbete fi^S. 8. bie ftnopfma^erotbnung
oon 1722.
e. 2)os JQe^bigsiDffcn.
3)ie Regelung bes fieitlingsioefens im 6inne bei
gütigen 3unfifieunbe i|t neuem Datums. Do9 9RUieK
alter, b. ^. bie 3eit ber gfinfiigen Slfiie oon 1260—1600,
lannte ben SefS^igungsna^toeis ni^t ober nur in feinen
KnfSngen. (ErftbQs|og. ßanbrnerlftte^t ber neuem 3<tt fli^ng
oon bem (Brunbfa^e ausi bag et imtitxUl Srjeugniile gebe,
prioilegierte unb freie, unb bag nfemonb ein (nioilegiertes
Sr}eugni$ »i|renb ber 9Bo^ um £o(n (erftellen 6e}o. oeriaufen
bfirf e, ber bie öerfteUung bes betreff enben (Erjeugniffes ni^t r e b I i ^
erlernt ^be. i>lt (Brunblage biefes l^anbioerbre^i^ bilbete
bes^Ib ben Sefi^igungsna^oei«. SofoIItej 8. nad^ber
gebrudten lofirtt. 6eiIerorbnung oon 1763 lein OelmflIIer
ober fonft jemanb mit Seilen Rubeln, ber bie Spi^ ober
Stodar beit ni^t reblic^ erlernt |atte. Vu^ bei ben gelern«
tenitrSmern, bie lebiglic^ ben 3vif4^n^nbel mit Sinfu^r«
erjeugniffen trieben, owr bie Slbfoloierung ber fie^rgeit
(Bmnbbebingung bes Stents gum (Seioerbebetrieb.
Die erfien Seftimmungen Aber bos fie^rlingsmefen ftammen
au^ in Ulm erft aus ber erften ^Slfte bes 15. ^o^r^unberts
unb lourben mit ber S^x]iixunQ bes^anboerls bur«^ bie
9RanufaItur au^ in ber lllmer Arämerjunft immer peinli^er
ausgeftaltet. Die fllufna^me oon fiebriingen erfolgte bur^
ben fie^rmeifter in fbrmli^er IBeife, »obei ein 3a>5If-
meifter, b. §. ein SRitglieb bes Susf^uffes ber RrSmerjunft,
unb ein SReifter bes betreffenben ßanbioerb anauwo^nen unb bas
Cinoerftfinbnis ber 3ttnft unb bes ^anbmeib ju erllSren ^tten.
9Re^ ob einen Sernlnaben gu (olten, loar {einem bamer«
jflnftigen SReifter geftattet. gfir ben Unteni^t bes Seminaben
erbielt ber fie^rmeifter ein fie^rgelb, beffen $9(e ber freien
Sereinbomng jioifij^en fie^rmeifter unb fiemlnaben fiberlaffen
QKtr, ober fOr beffen Setrag eine bei ben einjelnen $anbo>erIen
ber ArSmerjunft oerfcbiebene SRinbeft^S^ f<ftgefel|t mar. 6o
betrug bos fiemgelb bei ben Seilem um bos Sa^r 1420 min«
b^tens 5 (Bolbgulben, bei ben SRalem um 1496 minbeftens
12 (Bolbgulben, bei ben Sriefmalem minbeftens 6 ®ulben, bei
33*
— 516 —
b€it Sleftlem 8 (Bulben, bei ben aBeiggerbem 8 (Bulben. Vnhect
ganbipetle oieber ^tten bacfiber leine Kotierungen. Die Sc*
jd^Iung bes fiemgelbs erfolgte in bei Kegel (alb beim (Eintritt,
^alb na^ Vblauf bes elften So^rs, fo ]. 8. bei ben Keftlecit;
bei onbeten ^anboerlen loieber oor au^ (ierflbec ni^l« fcft'
flefefet.
Su^ ffic bie fietnseii war eine aRinbefljeit angefe|t.
6o betrug biefelbe %. 8. bei ben 6eilein um 1420 ftet« 2
3a(ie, ni^t me^r unb ni^i o^entger, bei ben IRalent 1496
mlnbeftens 4 3a^re, »eil biefes ^anbmeit ein {e^c («boi^iflc*
QKir, ba bos glfidU^e SRittelalter leinen Unterfi^ieb {»if^cii
ftflnftlec unb ö^tnbwerler ma^te, fonbecn ^^^nboeriei mit artifex
flberfe^te. Sei ben Sriefmafem ober 6<|5n|<|reibem unb ben
ftortenmalem bauerte bes^Ib au(( bie fiem)eit, ba biefe Sbbeit
leitetet mar, nur 3 Sa^re, bei ben Sleftlem 8 3a|re, bei ben
ftommma(|em 1603 4 Z^tt, bei ben 8oitenmirIein 4 3q^,
bei ben 3Beiggeibem 2 3a(re, bei ben 3udecba^m ober (Be«
n)flr)^nblem (conditores) 1653 4 3tt(f<f bei ben ftnopfmo^em
1722 6 3a(re. jtonnte ber fiernlnabe (ein fie^rgelb jaulen,
fo mugte er 3<^(' um 3o(r lernen, b. ^. es beintg bann
feine fiemaeit 2 3o(re me(r, fo }. 8. bei ben SRalem 1496
6 3aire, bei ben 9lefllern 5 S^fire, bei ben ftammmac^m 1601
6—6 3a(re, bei ben 8ortenn>irietn 1604 6 3a^re, bei ben
SBeilgerbern 4 3<4(^- Stoib bet £e^rling ober lief er meg,
fo burfte ber £e(rmeifler f^on um 1420 erft einen neuen fier»
Inaben einftellen, menn beffen fiernjeit abgelaufen u>ar. ftc|rte
ber entlaufene fie^rllng }urfi((, fo mugte er 1722 fo oiel SRonoie
fanger lernen, ab er SBo^en fortgeoefen mar. 64on 1496
oar ferner (Brunbbebingung, bab ber fiernlnabe e^eli^geboren
loor. Sine ^robejeit nmr geitattet, bod^ burfte biefe ni^t
linger ab auf 1 SRonat, fpater auf 14 Xage, feftgefe|t loerben.
Der fiernlnabe ^Ite freie ftoft unb SDo^nung im 5aufe bcf
fie^r^rm unb mugte bas 8ett felbft bef^affen.
(Batt es als (Brunbfali, bab in glei^er 3eit ni^t me|r ob
1 fiernlnabe gehalten »erben burfte, fo »urbe biefer benno(|
teiloeife bur^broi^en. @o ^tte g. 8. bei ben Slalem ber
fie^rmeifler 1496 ba« 9{ed^t, »enn ber fiernlnabe 3 3o^
feiner fiemteit oollenbet (alte, einen sveiten fiemlnaben ein«
{uftellen; au^ muftte bei biefem ^anboerl ber fiernlnabe, falfs
— 517 -
er boi 8unttD€tfen lernen mollte, no^ ein befonberes Serngelb
sohlen. C^elii^eAinberbed aReiftevs, Jtnoben ober Wab*
4en, mürben \^on 1496 ni^t als fiemfnaben im 6inne ber
3ttnftoerfaffung betrod^tet , fonbem burften mitarbeiten^ o^ne
SRitgiieber bes ^anbioerls gu [ein. Dagegen mar es oetboten,
SRSgbe ober Anette, bie ni^t gelernte Arbeiter maren» mit
l^onbmerbarbeiten ju befc^ftfgen.
Seit ber Weformationf jeit mürbe man in biefer Sesie^ung
mie mit ber Sinltellung oon Se^rlingen immer [trenger. 60 mußte
1568 ein 6attler, ber einen meitem Qe^riungen, mie man
nun Itatt £emInobe fagte, einftellen mollte, |i^ Detpfli^ten, erft in
fe^s ^xtn mieber einen folgen anjune^men; ebenfo 1595.
Hui) mürben allerlei neue (Bebfl^ren neben bem fieingelb
eingeführt, ein Seitrag }ur aReifterfaffe, bas fogenante Sin*
f^r eibgelb, eine 6penbe }u einem 9Rei|teTtrunI unb
iu einem XrunI ffir ben 3u*ift'n<4t- ®t^ f^^ng f^on
bamals auf ben Vusf^Iug aller Ki^tberet^ligten geilten
mürbe, ge(t baraus (eroor, bag im 3o(^< 1^81 fi^ ^i^
Sleftler meigerten, ben So^n eines ftSbtif^en Sfittels aufju*
nehmen, ba bie ®3(ne oon ftabtifi^en Seamten lein Sle^t
(aben, einem ^anbmetl beijutreten, meif fie leine (Bemeinbe*
ange^btigen feien. Die Sfrage mirbelte folgen Staub auf, bag
1582 bie Seiler bes^alb neue ^anbmerbiartitel verlangten.
Cbenfomenig burften „une^ili^e'' $erfonen, alfo namentlich un*
e^Iic^e ftinber, als fie^rtungen aufgenommen merben. 9la(^
Seenbigung ber fiernjeii erhielt ber fie^rjunge auf ber 9{ats«
(anilei einen £e(rbrief, beffen üusltellung fofort na<$
SoIIenbung ber fie^rjeii feit 1603 obligatoiif^ oor. Ser*
lieft ein fie^rjunge bie £e(re oor Seenbigung ber £em«
jeit o^ne rechtmäßige Uifa^e, morOber bie 3unft entf^ieb,
fo burfle i^n feit 1604 fein onberer Vleifter me^r einftellen.
Seit 1603 burfte bei ben ftammma^ern ein SReifter, ber
neu anfieng, bie erften 2 3a(re lang leinen £e^riungen ein«
ftellen , außer einen ober 2 SReifterfb^ne. Sbenfo burfte ein
£e^meifter, beffen £ernlnabe ausgelernt ^tte, 2 3^^^^^ ^^^i
leinen neuin £e^riungen annehmen, fo boß oon febem 9Reifter
nur alle 6 3a$re ein neuer £emlnabe eingeftellt merben burfte.
Kur menn ein £em(nabe bur^ ftranl^it, Xob ober Unreb«
li^Ieit obgieng, lonnte bie (Einfteüung eines (Erfo||es ftattfinben.
— 518 -
$ielt ein aReiftet einen fiemlnoien ni<(t rec^t, \o lonnte i^
(eit 1604 bos 9?c^ auf 2 3o(^< entiogen wtxbtn, etnen fi(|r*
ling gu ^Hen. Seit 1612 mußten bes »eUem au^ famflid^
£anbmei{ter ber genf^oft Ulm i^e fientbtoben beim tOrnzt
^nbioerlsamt einft^reiben laffen.
nile biefe Srf^iveningen Rotten obes bie ffolfle, bag p4
nur no4 mnige fie^rlinge me^c fanben, fo bog 1636 bie CB»
fil^reibgebfi^ ^robgefelt unb 1640 beftimmt ourbep ocnn ein
fie^nneiftet fteibe, folle es bem fie^rfungen freifte^en, feine £cni«
}eit bei ber SBihoe bes 9Rei[ter0 )u beenben; nur foltte er bam
ben legten SRonat in einem anbem (Befi^fift gubringen, bo eine
SBitoe feinen Se^rling lebig f|n:e^n lonnie. 6eit 1654 er^ieUcii
bie 6edlerle(rlinge bcs 6errf<|afl0OTts (Beidingen i^re £e^iMcfe
ni<^t me^r oon ber Ulmer ftonglei» [onbem oon ber Ulmtf^
6tabtoogtei in (Seislingen unb 1665 tourbe erneut ftrenge nedkrten,
me^r fie^rlinge einjufteUen ab gefe^Ii^ geftottet mar. 1664
»urbe oerorbnet, bag lein fie^rling me^r eingeftellt »erben bfirfe,
ber jtt iQ>eit oDer ju britt in einem (Bef^fift gelernt ^obe, ba
lein Setrieb me^r ab einen Cc^rling ^ben bflrfe, unb 1682
gab Ulm ber 6tabt 9Rfin4<n bie Suslunft, lein Sortenvirler
im beull^n Kei^e bflife me^r als 1 fie^rling (aben ober fugcnb*
li^ Vrbeiter gur ßanbatbeit einftellen. SBer einen £e^rling
ju balb elnltelle, mfl||e bas nScIftjte 9RaI entfpre^enb Ifinger
nmrten. 1667 »urbe erneut ausgefpro^en, bag bie 65^e wm
ItSbtif^en HngefteUten ni^t £e(ilinge »erben I9nnen, [onbem btes
ein Privileg ber Sflrgersfö^ne [ei, unb ab tro^em 1671 in
Stegensburg ein @tabtInec^ts[o^n ab 9laMerIe$rIing eingeftdlt
mürbe, fiengen bie Ulmer 91abler bes^b gemaltigen Streit an.
Seit 1667 mugte in Ulm feber 3tt<Ierbader, ber fein (Bef^ift
neu anfieng, 3 3a§re märten, bb er einen neuen £e|rnng ein«
[teilen bfirfte. Su^ burften ^anbrnerler, bie nid^t oer^iratet maren,
jmar ba$ ^anbmerl treiben, aber leine £e(rlinge unb SReifier
^Iten. S(u<( bei ben freien ilflnften burften nur bie {finftigen
^anbmerfer Arbeiter galten, mie ]. 8. bie Stabtfolbaten
mo^I felbft 3innfn3pfe fertigen unb oeilaufen burften, meil bics »
mie urfprflngli^ iebes 5lrSmer^nbmerI, eine freie ftunft, b. |.
eine {ebermann erlaubte Hantierung mar, aber leine £e(rlinge
ober (Befellen ^tten burften.
3ur £osfprei^ung ber £e(rlinge mar ein 3^ni^ ^>^ ^'
— 519 —
meiftcrs fibet beffen SBo^Ioer^Iten noiioenbis unb meift ^otte ber
Vusgdentte fett 1700 etM ein 6Uber[(^Hb4en an ben ,,9BiII'
lontm'^ obct ^anbioeibpold gu ftiften. 3n SBflrttemberg H>at
1753 ber Slufiflelemte bur^ ben fterjenmeifter, b. (. 3unft-
meifter, bei nS^en 6tQbt, too eine ^anbioerlslobe vm
lebig 2^ fpre^en unb oud^ (iet butfle bann ber fie^rmeifter 2
3a(re long feinen Gängen me^r einfteüen. 6e(r genau na^m
man es mtt bem fiebigl^nre^en. S0 burfte nur bur<( 3 (Befellen
im Seifein bei ^anboerlslabemeifter gef^e^en. 1743 mürbe
3 S. in SRemmingen ein 6edIerfo^n lebig ge[)9ro((en, ber bei
einer Sedferernttme gelernt (atie. Das fiebigfpre^en ^atte aber
nur ein (BifeHe beforgt, ber gmar bereits bas SReifterftfidt ge*
ma<|t ^e, aber no<| bei [einem Sater arbeitete unb bes^Ib
nod^ lein anerfannter 9Reifter mar. Vis nun ber Xusgelemte in
Ulm Srbett fm|te, mürbe oon i(m oerlangt. bag er {id( erneut
lebig fpre^en lajfe, unb es gab bies (5runb gu lebten
Streitereien megen ber ev^blii^en Aoften smifi^en Ulm unb
Vlemmingen. 9Ran eillSrte in Ulm, in Slflmberg büife eben-
falb lein (Befelle einen (Sefellen ernennen, au(^ menn er am
SBanbergef^enl mitga^Ien ^Ife, unb ^ielt an biefer Vuffa|fung
feft, fo bag bas Setfo^ren mieber^olt merben mußte.
f. ^as (5(|encitti)efeit.
9lo$ ifingem Datums als bie Sotfd^riften fiber bas Se^r*
lingsmefen finb bie Sinfi^rfinlungen Des (Bcfellenmefens. Se»
treffs besfelben gatt als (Brunbfa^, bag nur fol^e Arbeiter
im ^anboerl befi^Sftigt merben burftcn, bie basfelbe 0 0 r «
f^riftsmSgig gelernt liatten unb ab fiernlnaben
lebig gefprod^en maren. Ungelernte Arbeiter aniuftellen,
mar «erboten. 60 burften i 8. bei ben SBe ig gerbe rn
1569 nur fol^e Sefellen bauemb eingeftellt merben, bie bas
ganbmerl na^ jd^mibifAem Sraui^e 3 3a(re erlernt
^ten ; anbere (Be|ellen burften nur 14 2:age lang bef^Sftigt
merben. Srft feU 1677 burften (Befellen, bie nur na^ r^ein*
ifd^er 8rt aibeiteten, fo lange bef^&ftigt merben, bis fid^ ein
&imatt fanb. (Brunbbebingung bes Haltens oon Sefellen unb
fie^rlingen mar bas 9Reifterred(tunbin[)i8tercr 3^itber e^e«
Ii(|e Stanb bes SReifters. 9lo(^ 1589 oerbot ber 9lat bem
Sleftler^nbmerl, einem jungen SReifter bas „ganbmerl ju legen^,
meil biefer unoer^iratet mar. Sin (Befelle, ber bie aReifterprfifung
— 520 —
beftanbcn ^be, ISntie ungc^ifibfii bos {^ünbocil treiben. Hs^
1590 würben einige lebige 9leftlermei{ter enifpreil^enb bef^ieben,
1603 bogegen einem lebigen 9lefitefmeiftet nur no^ ans*
fto^msoeife betDilligt, arbeitet einsuftellen. 8u$ belt^ bei
®efellen ober aS^lten olle ^austinbet nii^t ob Cefellen, arie
i. 9. 1636 feftgeftein tourbe, bog einei Stiefto^iet ni^ oeiiD^
»erben bfirfe, i^rem Stiefooter, einem Sfirtler, beim 5<niboer(
SU Reifen, unb 1690 ben (Selellenoerbinben gegenfiber feftgefteOt
»urbe, bog jeber Sortentoirler feine Sron unb feine ^EU^
jum (Befd^äftsbettieb oenoenben bfirfe, o^ne fie in bie Vrbeiier'
meiftjo^I ein2ttre<(nen.
Son biefer Vrbeitermeiftso^I ber einjelneit Setiiebe
^ört mon erftmote feit ber SDlitfe bes 16. So^^unbertf. 6eit
1550 burfte lein IKmer Slefttermeifter me^r oI« einen unb
gelernten (E^e^olten ^oben. 1567 beftrofte bos (Bfirtlei^nb*
wtxl eine (Bfirtlerottme, bie i^re Dienftmogb onf bem
(Bflrtitrftod ^tte orbeiten loffen, oeil bies nur gdetnten
Hrbeitem juftonb. (Ebenfo verbot bie SBeiggerberorbnung oon
1664, bie Seile burc^ SRigbe Aber ben So um ober 6tod
ftreden 2tt loffen, um gelernte Arbeiter gu ffioren.
SBS^renb inbes bie Xngo^I ber Sernlnoben grunbfl^
Ii4 ouf 1 Aopf ffir jeben Setrieb bef4r8nft mor, (enf^le betrefft
ber Sefellengo^I ber eingelnen Setriebe teib gor leine
Sorf^rift, teib orar biefelbe ebenfolb bef^ranlt. 6o fe{|te g. 8.
bie SRoIerorbnung oon 1420 bie (Befellenmeiftgo^I auf 2
Abpfe feft, oä^renb bie Sortenvirlerorbnung oon 1604
beftimmte, feber 9Rei[ter bfirfe 1 fie^rling unb 3 (Befellen ^tn
unb augerbem SBeib unb Ainber in feinem Setriebe bef^«
tigen. 1618 bogegen burfte bei ben SBeigg erbern lein 9leifter
ouger ben ^ouofb^nen me^r ob 2 Sefellen unb 1 £e^Iing
^ben. 1676 mürbe oon ben 6 ottlern bie (Sefeüenmeiftia^l auf
3 fflr ieben Settieb feftgefe||t unb febe Seroenbung oon aRfigben
ober 9iat^rinnen im (Bef^aftobetriebe oerboten unb bie Sleftler
geftotteten 1666 bbiglic^ einen Cbefellen. 9lo4 ber Aamm-
moc^erorbnungoon 1666 burften biefe (Befellen ^Iten, fo oiele
fie Q)onten, ober nur einen fie^rling. 1718 ourbe bes loeiteni
in Ulm unb 9{egenoburg beftimmt, bei ben Anopfma^ern
bfirfe lebigli«]^ bos ¥u||en ber Anopfe mit €anb bur^ loeib*
lic^e ^erfonen gefd^^n, bos 5<tftenbiegen unbHngel«
— 521 —
frummen abtx [et bun^ gelernte arbeitet oufsufiben.
SBie ber fiemlnobf, fo mugte auc^ ber (Befelle 8ruitbfSt|Ii<^
ftofi unb fflo^nunfl im ^aufe bes SReifters ^ben.
Strenge oerboten SMir [eil 1603, bog ein SReifter bem anbern
einen (Befellen bur^ ^5(eren £o^n u. f. o. obfpen|tig
moi^te, ba bies bcn 10 (geboten )umiberlief. Do6 (Einftellen
bes (Befellen eines anbern lOmer SReilters vm be»^Ib nur mit
Cinnrillfgung bes feill^erigen «rbeitgebeis geftoltet. Seit 1600
mürbe es femer immer me^rfibli^, ei n^eitli^e fio^nfa^effir
bie (Befellen einsuffi^ren. 6o beftimmte ). 8. bie Sorten*
mirlerorbnung oon 1604, ein (Befelle, ber Seibenborten
mirle unb ben SBir Iftu^I (SRil^Ie) ober ben ^o^Iamm (onb*
^be, foUe »Sd^entlid^ neben ftoft unb SBo^nung ^3(^ftens 6
So^en SBo<|en« ober 6tficIIo^n erhalten; (Befellen, bie Vr ras«
borten »irfen, (o^ftens 5 So^en. Ueberftunben nmren na<^
bem Sifld ju be^a^Ien unb es burften babei fflt bos 6tfid
^inem (Befellen (o^ftens 6 Areujer, einem fiebriing (b^ftens
3 Areujer gegeben »erben. S(u(^ jtanb es {ebcm SReifter frei,
einem ®e|el(en 8or{d(|fl|fe ju oerabfolgen; boc^ waren (Be*
[eilen oon l^le^tem fieumunb [oforl ju entloffen. gferner
burfte ein Ol a I e r ' ober Silb^auermeifter einen
dafergeiellen, ber no^ bas SRoIen ober Stlb^auen
lernen »ollte, gegen fio^n einjtellen, ebenfo mie ein (Blafer-
meifter einen SRoIer* ober Silb|auergefel(en anftellen butfte.
SRinbeftens [eit 1600 finbet man meiter bas SBanbern
ber (5 e [eilen als Vorbebtngung fiir bie Srteilung bes 9Rei[ter«
re^ts. Sin Ulm er 9Reifterfo(n mugte ouger ber £ern)e{t 2
3cd^re, ein aus Ulm [tammenber (Bebilfe 4, ein gfrember
5 3a^re auf ber 9Banber(^aft gemefen [ein, um [id^ [elb|t<
ftfinbig mai^en {U bfirfen. Do^ »aren au(^ bieje Sebing«
ungen bei ben einjelnen ^anbiocrfen oei[4ieben. 3)ie Sorten«
mirterorbnung oon 1604 3. S. oerlangte 3 ^o^xt SBanber-
geit unb 2 3<4'^ (Beiellenieit in Ulm gur Verleihung bes
HRelftene^ts. !lu(^ bei ben 9lablern unb Sattlern genügten
1618 3 3a^re bei geoölnli^en (6t\ttttn unb 1 3a(r bei 9Rei*
fterfb^nen. (Eine Unterbre^ung ber 9Banber}eit blieb inbes
ftalt^ft, ebenfo lonnte ber 6o(n einer SBittme, melier ber
SRuttet bas (Be[4aft ffi^rte, oon ber SBanbetpflid^t entbunben
mrben, burfte aber bonn [0 lange nid^t Giraten, biis bie SRutter
— 522 —
ftarb. Sin 9l(i(^Ia6 bet SBanberpflic^t max fenter \\aUJfya^ bei
Sefellen, bie eine „aReiftertod^ter erßften'', mie 3. 8. 1658
bes^Ib einem SteftlergefeKen 1 Z^x gefc^enlt nmrbe. Serfuc^
ten bogegen bie SDIeiftetfö^ne , fi4 um bie SBanbeipfH^ git
btfiden, |o entftanb fofort Aloge unb ein (Ent|4eib oon 1667 6e>
ftimmte, bog auif eine fiemgeit oon 6 3<ki^^n bie bceijS^ciie
aSBonberpflid^t nic^t ouf^be. Dagegen omben 1679 einem €ottlfr«
flefellen 20 SBo^en aBonberjeit gel^nlt, loetl er eine aReiften«
»iitoe (eirotete.
Diefer SBanbetpfli^t ftcllte \\^ obbolb als entfiicef^'
be9 Xec^i bas Unte(ftfi|ung0red^t becSBanbecgefellen
gegenfiber, ba es nur ouf bie|e 9Beife m5gIi<^iDar, bie SRenge
ber manbernben Vrbeiter {u ei^Iten. Diefe Vrbeilslofen«
oerfic^erung Deruifo^te feit^er fteigenbe ftoften. S^on 1550
gab es 6ireit in Ulm wegen ber |o^n ftoften bes SBonber*
gcf^enb ffir bie 9{iemen|(^neibergefenen, bas bie (Befeüen
)u trogen ^en. (Blei^seiiig mürbe eine allgemeine Serfftl^er»
ung ber ftellenlofen Arbeiter eingeffi^. 6ett 1551
mürbe jeber aBanbergefelUf ber in bie Stobt fam, bei ben
SReiftern in ber SBeife umgefogf, bog er juerft, mie 1603 bei
ben ita mim ackern, ju bem SReifter gefd^idt mürbe, ber bie
menigflen ®e|eUen ^otte. SBurbe er bort eingefteüt, |atte er
ben !I>ienft onjune^men unb burfte erft noc^ 14 Zogen mieb«
oustreten. Ram ein Ulmer ®e(ilfe oon ber SBonberf^ft ^im,
fo (ölte er juerft bei feinem fiebr^erm, bann beim filteften
äReifter um Hrbeit na^jufu^en unb bort minbeftens 14 Xoge
gu bienen, mo er fol^e fonb. 993urbe man bann nid^t über
ben £o(n einig, fo lonnte er jum nid^ftölteften SReifter.
ßatte er feft jugefagt, fo mugte er brei SRonote bleiben. (Be
feilen oon ousmirts burften nur mit Aenntnis bes gef^morenen
SRetfters beftellt merben. ab 1564 in Augsburg einige
Sedlergefellen o^ne Aflnbigung i^re ürbeit oerliegen,
mürben ibre Slomen fofort bem Ulmer ^onbmerl mitgeteilt.
1664 beriet man Aber bas Sttenomt ober bos SBanbergef^enf.
Dem Huftreiben unb Une^rli^ertlfiren ber ®e'
feilen burd^ bie (BefellenoerbSnbe mürbe feitens ber SReifter
feit 1561 entf^ieben entgegengetreten. 1603 §• 8- uiurbe ein
Koblergefelle beftroft, meiler 9lu(eftBrttngen bur^Suf«
reiben anberer (Befellen oeranlogt ^tte. Seit ber Stefor*
— 623 —
mationsjeit oerme^rten fi^ fiber(ou)rt bie SireiUg leiten
iotj^en Sibeitgebecn unb Srbeiine^merti in ^^m
(grabe. SUtet üagien 1539 bie Ubner e e d I e c unb K e ft le r ,
bog i^re (Sefellen neue Strafen eingeffllrf (aben, um bie
ungelernten SIrbeitec oom ^onbmerf e absutreiben. Die
Sefeüen, brachten 1551 bie 9leillermeifter oor, ^ben eine neue
9rt besUmlogens angefangen, bie i^nen S^^^ben bringe;
bo^ bef tatigte 1578 ber Stai biefen neuen Srau<(. 1593
nagten bie Sedier erneut oegen ber Sefellen.
S^lxti^ Streitigfeiten entftanben au^ baburd^, bag einjelne
Sefellen Si^ulben falber bie Sttbte oerliegen unb ha»
iwc^ bie aReifter in Serlegen^it brai^ien. 1598 unb 1599
»urben bes^Ib ja^Irei^ie Sedler* unb Sleftlergef eilen
,,auf getrieben", b. ^. in Serruf crlUrt, fo bag fie nirgenbs
me^r in Deulfc^lanb ab (Befelle ober SReifter angenommen
mürben, meil |ie re^tsmibrig bie Xrbeit oerlajfen unb Unruhen
angeltiftet Ratten. Ulm [teilte Aloge beim Weiche gegen bas
ni^o^t £anb^anbmerl" megen eines Sedlergefellen, o^ne
9tt^t ju bclommen. 1 599 mürbe in Ulm ein Sedlergefelle
in Serruf erllSrt, ber in 93 eil ®elb fd^ulbig geblieben mor
Die (Befellen mollten bies nid^t gelten loffen unb erflirten, bie
Seftrafung fei i^re Sa^e. 1600 mürben itoei Sedier*
gelellen in ben Zurm gelegt, meil fie megen bes Kuf'^
t r e i b e n s Bff entli<i^e Unruhen ^eroorgeruf en ^tten. S(^Iie^*
Ii(^ mugte aber Ulm eine fiinser Snif^eibung megen bes
fianbmerls anerfennen. 1601 mürbe ein SBeiggerber«
gefelle oon Si^itätt aufgetrieben, meil er feine Braut
^tte fifien loffen, 1605 ein anberer SBeiggerber, meil er
bem ÜReifter Sfelle gefto^Ien (alte; 1607 mürbe ein Sleftler«
gefelle mit Stabtoerbot belegt, meil er feine SReifterin
gef^Iagen (atte.
1615 gieng allgemeine Jllage, bag fo oiele (Befellen
i^re S^ulben nid^t jaulen unb be$(oIb aufgetrieben
merben mfiffen, unb 1616 mürben einige 9le|tlergefellen aus ber
Stabt gemiefen, meil fie als fogenannte SBirisgefellen,
b. (. (Befellen, mel^e bie 3^^^ ber fremben 3BanbergefeIIen
eine 3^U I<^ng ju jaulen Ratten, Sil^ulben auf ber Verberge
gemad^t ^en. Die Serabrei^ung bes 3Banbergefd^enIs gef^a^
nimlid^ auf b ie OSeife, bag oon ben in Ulm angeftellten (Befellen
— 524 —
iebes einielnen gonbmeilf obtod^Iung^iDeife {eber 1 Vton^d
lang bell fogenanntcn SBirt^sefellen nttt^te. 3)iefer ^le
iSgl^ oormittags 10 IQr ouf ber ^rbetge bes gonbioftb in
eifd^einen unb beten 3^4« SU bereinigen. Da bies bei ber
mod^fenben S^tjjl ber gureifenben Sefellen fo otel loftete, ba| es
Aber Me 9RHteI ber einzelnen ffiefellen gieng, [o fibema^men
feit 1802 bie ÜReifter bie $to|ten ber SBonbentnterftfl^img in
ber 9Beife, bag fie on {eben fremben (Befeüen 12 ftreujer aus*
sohlten. Die Weifter loSilUn fetter allein bie ftoften bes
93anbergef<^enl0, wobei inbes ber fiabenmeifter unb Me biet
oorgefe^en (Befellen als (Entgelt ffir i^e aRfi^oKiItung frei oom
Seitrage blieben. Die fBr bie Vrbeilslofenunterftfifiung nötigen
SRittel würben alle 4 SBo^en umgelegt.
1788 entftanb ftlage, ha% ber 9Iat neuerbings ben IBanber'
gefellen i^re Rapiere auf ber Z^oroati^e abnehmen laffe; Me
danbnerlsburfi^en fönnen \x^ infolge beffen auf ber Verberge
ni4t me^i ausweifen. Der Kat erlaubte bes^Ib, bag ber SBirtS'
meifter bes betreff enben ganbioerfs bie Rapiere auf ber X^«
mad^e in (Empfang no^m.
Serboten mar feit ber 9{eformations3eit alles 6tfidwerlen
ober @4Ii(|ten, b. ^ bie Sef^Sftigung oon 9libeit<m ober gaus*
gewerbetreibenben im flltotb, wie bies }. 8. 1569 unb 1594 bei
ben 9lfftlern gefi^a^. 1615 würbe ein Keftlermeifter be*
ftraft, weil er me^tfa«^ arbeiten als 6tfldwerl an Hausgewerbe*
ireibenbe oergeben (alte. 1644 Ilagte bas (Bfirtler^anb*
weil gegen einen (gefelien, ber Stfldarbeit ffir ein Vugs«
bürg er (Be|4l8ft gefertigt ^tte. Detfelbe würbe benn au^
oom 9iate beftroft, bo<( babei erllirt, bog nii^ts bogegen ein«
ittwenben fei, wenn ein SReifter bem anbem mit Genehmigung
bes j^onbweils ous^ilfsweife in ber SBerlilatt mitarbeite; nur
bfirfe es eben ni((t au^et^olb ber SBetlftait gef^e^.
Vis Serifi^rungsfrift ffir ^anbwerfsfai^n galt feit
1601 1 3atr unb ber 9{at war nunmehr immer me(r beftrebt,
ben einjelnen ^anbwerlslörperf^aften i^re (Serifj^ts*
barleit in 6traffa((en ju nehmen. 1644 oerbot ber 9ld
bem 6eiIerHnbwerI, einen Sefeüen wegen Dieb*
fto^Is SU beftrafen, unb als 1649 biefes &anbwer{ tro^
bem wieber einen ®efel(en wegen etragenraubs abfirofte
unb bie etraffumme oertrani, würben bie einselnen Weifter
- 625 --
pom Siitungsgeri^t (efiroft 1662-1668 mürben In Mfm
einige ftammma(^erge|ellen aus ber etabt gef^afft, bie
Unruhen angeftellt (a«en, unb es gab infolge beffen Streitereien
mit £inbau unb 9iarnberg, bie erft 1672 unb 1682 bei-
gelegt mürben.
(Stellte fi(| ein (Sefelle ni^t auf Sorlabung oor einem
§anb»erl»amt, fo mürbe er oufgetrieben, mie bies
i. 8. 1646 einem Ulmer (Befellen in ^annooer miber>
fu|r, ber nur auf bie Sitte Ulms mleber ffir e^rli<( erflfirl
mürbe. 1648 (otte ein SBeigg erber in 8ibero<( Iftfterli^e
neben ilber feine Ulmer Aoüegen geffi^, |o bag bie Ulmer
SBeiggerber fi^ befc^merten. Die Sibera^er oeranla^ten infolge
beifen bie Ulmer Gefellen, bag fie insgefamt bie Sbbeit oer-
Ilefeen, fo bag bie Ulmer SReifter in grofte Verlegenheit famen.
Seifi^nenb fflr bie gefellf^aftlid^e Stellung ber ^anb-
merfsgefellen mar, menn bie Sortenmirlerorbnung oon 1654 ben
(Befaten oerbot, im VrbeitsIIeibe meiter als 4 ^Sufer
ouf ber etrage su ge^n, fonft aber auf ber 6trage ftets
SBamms, $ut, ^anbfi^u^e unb 6tod gu trogen.
aRannigfai^ Ilagte man ferner feit bem Snbe bis SOji^
rigen Arlegs , bog bie (Befellen einen fogenonnten „guten
SRontog" cinguffi^ren beginnen, b. (. om aRontog ni^t ober
nur menig arbeiten. 6o frogle g. 8. 1665 anfingen in U(m
on, ob bies in Utm ou^ ooriomme; bie SRiin^ener 6eiler'
gefeKen ^ben biefe Uebung begonnen.
g. ^9 aReifteriDcfen.
aReifterre^t ^ieg im aRittelalter bos »e^t, einen
onbern gu meiftern; magister ^ieg nur ber, meld^r
diacipnlos iattt. QSrunbloge bes SReifterrei^t mar olfo bos
Sle^t, (Bef eilen unb fie^rlinge gu polten. Srftes ®runb>
erforbemis gur SReifterfi^aft mar bos Hbfoloieren ber fie^rgeit.
6o motten 1569 bie SBeiggerber leinen gum SReifter, ber nii^t
bos ^onbmerl 3 3o^re long no^ f^mäbif^em 8rou<^e erlernt
^ütt unb gmor mu^te biefe (Erlernung in fpiterer 3eit in ber
9{egel menigftens in Ulm felbft erfolgt fein. 6o mürbe 1684
einem Sfirtler ousno^msmeife erloubt, als 6tfidmerler, b.
% als fio^ngiirtler o^ne Arbeiter, ein ^Iht» 3a^r gu
arbeiten, o^ne bem ^onbmerl beigutreten, unb 1691 oermenbete
]\^ SRemmingen bei Ulm für einen Ulmer fionbfottler,
I
— 526 —
bet in aRemmfatficn bos ^aninoecl gebnti §atte unb felbflfUiiMii
loerben looIQe.
Socbebingung ffir bie (Eröffnung rincs 9Rdficr>
betciete, b. (. eines Settiebs mit Arbeitern, loar feiner
ber Sefi^ einer eigenen j^eirnftatte, oobei in bec Xcgd
verlangt lourbe, bag ber neue SReifter eine e^rli^e SBttoe
ober 3ttngfrau (eirotele. 1620 nrarbe einem lebtgen Sfirffer
bQ9 $anbioetIsre<l^t eitetit, ba er bos 9Reifterexamen beffanbcn
^ unb eigenen Slau^ befi|e, unb 1624 »urbe einem $ erga«
menter bos ^anboetl gelegt, »eil er ni^t oet^irotet iDot;
bo4 lourbe i^m freigeftellt, lebig }u bleiben, nur [ollle er eigenen
9{ott<^ ^ben. Hu^ 1660 unb 1659 mürben lebigen ^erfonen
ausna|msoei[e bie 9ReifterprtoiIegien oerlie^n, ebenfo lourbe
1656 einem SBeiggerber im ®nabenmege geftattet, nod^ ebi
3a|r mit ber geirat ju märten. Unebrli^e ^erfonen, {u
benen namenili<| bie unebelii^ geborenen 65^ne ge^rlen, nwren
oon ber SReiftermflrbe au9ge(<(Ioffen. Ss tonnte joNir in be«
fonberen Sfillen bas ßonbmerl mit Selb abgefunben merben;
bod^ tonnte ein fol^er SReifter bann lebigli^ feine 5au9f&§ne
Qte Se^rlinge einftellen, burfte |ie ober nii^t [elbft ju Se^H*
fen befScbem, [onbern mugte fie burd^ einen anbem Steifter
leb ig f preisen laffen.
(Eine oer^ItnismSgig fpätere (Einri^tung mor bos tReifter^
It fi d. Die Ulmer 9t q b I e r führten es 1539 ein. 1624
mollten fie einem ®efellen bos UReifterftfid oermeigem,
ber 9{at genehmigte es aber benno^. Ss N'^ biefelbe
Sere^tigung ober Sli^tbere^tigung mie bas 6taatse3Eamen ber
Beamten. 1558 ffi^rten bie 6attler basfelbe ein, inbem fie
3 S^aumeifter jur $rflfung auf [teilten; bo^ weigerten fi^ bie
Sanbfattler, bos aRei|ter|tfid obligotorifc^ einjttfa|ren, fobog
es i^nen 1770 erloffen mürbe. 6^on 1572 unb 1564 lamen Alogen
ous ben Smtsorten Andren, Vltenftobt, £an genau unb
Urfpring Aber neue 6attlerbetrie6e, vorauf ber Kot ofeer e^
Kirte, menn bie betreffenben Unternehmer bos SReifterezamen
gemocht ^obtn, fei gegen beren X^tigteit ni<|ts einjumenben.
Salb mürbe inbes mit bem SReifterftfid grober SRigbrou4g^
trieben. Sommemb llagte 1612 ein (Beislinger SReifter, oon
bem man no^trogli^ bos aReifterfifid oerlongte, man m5ge i^
bo<( [einen Setrieb fortfegen loffen, er mDffe (eine Ironie SRuiler
— 527 —
cr^Iten unb bos SReiftetfifid fei ju teuer ffir einen fionb«
meifter. Die Sonbmeijtec oon fiangenau unb fieip^eim
lanbten fi^nlidde ftlogen. Zrot|bem oerlangte 1734 ber 9tat ent«
fd^leben, bag au(^ bie Sefellen in ber ^errfi^oft Ifinftig
bos SRei|terftfid mad^n unb jiDar in Ulm unb nid^t in intern
SBo^norte, unb bag bie fianbmeifter i^re fiernlnaben in
Ulm ein- unb ousf^reiben laRen. Da bie fianbmeifter fi^
entf (Rieben weigerten, oer^nbelte Ulm in ber Sad^e mit Sugs*
bürg, Stfirnberg unb Strasburg unb gtoang 1639 einen
Sattler in «Itenltobt, ba6 SReifterftfid in Ulm {u machen.
(Erft 1631 muibe fremben Sattlern, bie in ber ^enf^aft \i^
niebergelolfen ^iten, bos SReilterftüd erlaffen, oS^enb bie ein«
gebotenen Sattler bosfelbe fertigen mugten. 9u^ betreffs bes
Sinfc^reibens ber fie^rlinge mürben Stlei^terungen gemi^rt
unb 1460 einem Sattler in fieip^eim bas SReiftene^lt oer«
lie^n, obgleiil^ bie Ulmer Sattler Senoa^rung einlegten. Sei»
(ilfe anberer beim 9Rei|terftfid mar oerboten. 1670 mürbe
ein (Sefelle angellagt, meil er einem anbern (Befellen beim
SReiftefftfid geholfen ^be; bo^i erUfirte biefer, er fei bei Qn-
fid^t gemefen, bie Sc^au fei fi^on oorflber. Das SReifterftfid
ber Seiler bejtanb 1753 in SBflrttembera in ber 9Infertigung
eines Sauernmudengeugs mit 5 (Burten, eines Kabfeils,
eines Sperrftrids, eines SRauIIorbs, einer ftreuj« unb
einer Uebergurte. Davon maren minbeftens 3 Stfid 2U fer*
tigen. Sei oielen ^nbmerfen gab es inbes lein 9Reifterftfid,
fonbern ber neue 3Reifter ^tte lebiglidd feinen neuen AoIIegen
einen ZrunI }u beja^Icn ober es mugie in fpSterer 3^U
menigftens bas ^anbmerlsre^t oom ganbmerle erlauft
merben. Die (Selber, mel^e bafflc eingiengen, muiben bann
meift oon ben anbem SReiftern oertrunlen. So oettranlen
1550 bie Ulmer Slabler bas SReiftergelb unb feit 1648 er*
^o^ten biefelben bie SReiflergebfi^ren.
Seit 1600 etma lonnte ferner ber (Befelle erft SReifier
merben, menn er feine SBanberfa^re abfoloiert (atle, unb eine
Sefreiung oon biefer SBanberpflid^t erfolgte nur in Susna^ms*
fallen. 1678 mürbe bie aBanbergeit bec Sattler au^ fflr
bie 9>l e i ft e r f 0 H e auf 3 Saläre f eftgefe^t. Sine etmas
altere Sinrid^tung mar bie S r f i ^ 3 e i 1 , bo4 lam biefclbe
mieber in Abgang unb erft feit 1549 mußten bie S e r n >
— 528 -
Ina bell naüft SeenMguitg bcr Semgeit »itber 8 ^ifyn üNuten,
bis fie aneifter loerben lonnien. (Ein fcember (Sefelle muftte
5 3a^re, ein lUmer Gefelle 4 3a6rc bei Ulmec IReiftfni
georbeitet ^ben, e^e er SReiftet loerben lonnle. 1571
führten QU^ bie SBeiggerber bie|en alten Srau^ erneut ein,
ber in Vbgang gelommen nnir. Der Kat [trSubte fi^ nod^ n«
1600 3. 8. ben (bfirtlern gegenfiber emftli^ gegen bie Beftim«
mung, bag nientonb eine Sürtlerei anfangen foUte, ber nt^t 3
3a(re in Ulm ab Sfiriler geatbeiiei ^tte. Seit 1603 mugte
{eber ftammma^er ber ni^t in Ulm gelernt ^le, 2 3a^
ab (Befelle in Ulm arbeiten, e(e er SReifter werben tonnte.
Sei ben Borten»irIern oaren feit 1604 3 3^^ Ulmer
{BefeUengeit oorgef^rieben. 1618 unb 1668 Q>ar bte9, ote es
f^eint, aUgemeine 6itte. 3>abet mar es (eit 1614 ben SRetftern
»erboten, ben (Be[eIIen lurj oor Sblouf bei grift mcgiuf^idcn,
um i^m bas Srjitien be« SReiffterrec^ts unmBgli^ iu mm|en.
1644 unb 1659 oerlangten bie 6eiler ebenfalb bie Stnfa^-
ung einer Sr|i|2<it oon 3 3<^^<n für alh fremben (Befelbn;
ioSf fc^Iug es i^nen ber 9lat ab. Seit 1736 muftte femer an4
ein (Befelle, ber eine SReift ertönter ^iratete, 3 3a(re unb
ein fol^er, ber eine anbere 8firgersto<(ter ^iratete, 6
3a$re auf bem ^anbmerl gemefen [ein. 1739 oerbot ber Kot
ben Anopfmad^ern, eine (Erfi|}eit oon 16 ^xtn {u oer*
bngen, unb (e^te bie Stfi^eit auf 6 3a(re fefi
1771 ItrSubten fi^ bie Sedler gegen bie Vufno^me eines
6ed(ers unb Stiders aus Abnigsberg; er mu^e auf bie
(Einri^tung eines Sabens uerjii^ten, obgfei^ er 18 Z^^^ ^iner
6edlersmitme bas 6ef(^8ft geführt |atte. Sie Sedier
nagten, [ie feien 28 ÜReifter unb 2 SBitmen, Vrbeit ober gebe
es laum ffir 4—6 SReifter, ba man leine fieber^ofen m^r
traje. 8on 60 ^erfonen tragen nur nml( 4 fieber^fen unb
fiebert anbf^u^e unb biefe laufen i^en Sebarf bei ben
Stabtfolbaten ober auf bem SRarlte. 7 Sfirgersfb^ne
feien in ber gh^embe, bie au^ no<^ SReifter »erben oolkn.
Unter biefen UmftSnben Ibnne man bem d^nboerl ni^t {umuten,
bog es einen neuen SReifter aufnehme, ber leine SBitfrau
ober SReifterstod^ter erldfe. SRit ber Stiderei allein ßnne
\\^ ber neue SReifter nid^t nS^ren.
1786 bb 1796 gieng ein a^nli^er SoH bb an bas
j
- 529 ~
Steic^, bas enbli^ bem Petenten jum danbioerlre^te (olf.
3>e( Sittlteller (atte fi^ [eit feinem 4. 3a^e in Ulm
(ei einem Setter auf geilten, ber 6edlet loat; biefer
^ie i^n an Rinbesftatt angenommen unb bet Petent genog
ben beften £eumunb. Cr tDoIIte berart eingef^rieben fein,
bab er !etne 9Reiftersto$ler ]u heiraten brandete, um
bas aReifierre(^t ju eTlangen. Sine eigene 9BerIftattbe«
anfprud^te er ni^t, fonbem mollte märten, i\s fein 9bo)rtiooater
mit Zob abgieng. 3^ ^^^ SBeife gab i^m ber 9{at unb bo«
9leii^ benn au^ ben Diepens.
t(U9gef(^Io1fen von biefem Srfi^mang maren oKe freien
ftflnfte, }. 8. 1619 bas finnten* unb 3finbftride«
anfertigen ber Seiler. !Diefe burfte aucb ber leb ige
SReifter allein ober mit (fiefellen fertigen, o^ne in Strafe
JU fallen, benn eine freie Aunft mar nid^t an bas SReifter*
reii^t gebunben, fonbem lonnie oon febermann betrieben
»erben. Hb bes^alb 1653 bas Slabler^anbmerl gegen
einen Gefeiten Ilagte, ber auf eigene Slei^nung bas Unfertigen
oon haften begonnen ^te, erfl&ite ber ®efelle, bao fei eine
freie Aunft, unb ba bie Sac^e gmeifel^ft mar, erlunbigte fi^
Ulm in 9ifirnberg unb 9{egensburg.
Die Srunbtenbenj aller biefer Seftimmungen gieng ba^in, bag
bas oerbiöc^ernbe ^anbmerl bos Sntfte^en neuer Setriebe mbglid^fi
gu erf^meren f u^te , bamit ber (Befd^äfiseitrag ni^t gefi^mSIert
ourbe, unb biefe rildf^rittli^e SRagregel oerlnö^ertebie gange
<Einri<|tung ber einft fo blfi^enben ^anbioerbldrperfi^aften. Die
f^Iimmfte X^at, bie bem ßunftmefen ben Zobesftog oer»
je^te, mar bes^Ib bas S^ü^b^n ber ganbmerle, b. b-
bie nun fibli^e Seftfe^ung ber Se^örbe, bog für ein beftimmtes
^anbmerl nur eine beftimmte tlnga^I Setriebe oor^am
ben fein follte. SRan finbet biefe Sinri^ung in Ulm etoa feit
bem 3o(re 1600. 1615 beftimmte ber iRat, in Urfpring folle
Ifinftig nur nod| e i n Sattler arbeiten bfitfen, unb bem Sattler
in (Bingen a. b. Sil3 Q>urbe erlaubt, feinen Xo^termann
ob <Bef eilen aufzunehmen, ber aber ni^t auf eigene Sled^nung
arbeiten foIHe. Starb ein SReifter, fo burfte 1722 bie
SBitme ben Setrieb mit &ilfe eines Slltgefellen foitfet(en;
fie^rlinge, mel^e bie Se^^eit no^ ni<|t (alb beenbet Ratten,
mußten inbes in biefem gfalle austreten. S^^Ite es bei SBitfrau
34
\
— 530 —
an ciitcnt Sefelleit, fo burfte |ie cbiem anbem SReiftei bett Cc»
feilen abforbem, falb biefec ni^t in ben (Eift|ia$ren ftonb, unk
biefec ^alte bann »iKig ju folgen. SBoIBe fte mtebet Zimten nnb
es fehlte an einem (Befellen mit ben (Ecfi^io^en, fo bimten
bem (Befellen 2 3a(re (Erfi|jeit unb bie SBanbeif^re na^fldolfeR
»erben. Dasfelbe traf gu. toenn ein Gefelle eine 9R€tfter*
tobtet Giraten wollte. 1663 mürbe einer Sebielters«
to^ter fleftattet, bem Sater ju Reifen unb na^ beffen Zobe
fiebjelten feilju^aben unb ju baden, fo lange fie lebtg
bleibe, unb einem Aamma^ermeifter mürbe 1668 ocrboten,
bos 5<tnbmerl an feinen 6obn ab)utreten unb fid^ nut no^
mit ^ornpreffen unb 6tfldmerlen }u ni|ren.
g. 0cril(mte 9itfie(5rige bcr ArSmeriunft.
911^1 2U übergeben ift f^lieglii^ bei einer I)arftenttng ber
IHmer ftrSmerjunft bie ^o^e Sebeutung, mel^ ein mistige»
^anbmerl ber ftrimergunft, bie SRaler* unb Silb^nuet'
rotte, namentlicb im 14. unb 15. 3a^r(unbertp in Ulm fpteltc
Seit 1200 mar ou^ in S^maben eine 3^tt gemerbltd^er
81 fite entftanben unb ber ma^fenbe ^onbeteoerle^r mit bem
maurif^en Spanien unb bem normannif^'ruffif^n CEnglanb, SBefl'
franlreic^ unb Sidlien jeugte jenen ^li^en Stil, ber bem
Sncinanbermirlen femitif^en unb arift^n ftunftfinns ent^nroffen ans
^tt fc^Ianlen 3la\>tl bes 9Rinarets bie luftigen Xurmgebllbc bes
13. unb 14. Sa^unberts fc^uf, melil^er bie ^immelrogenbe Ceber
bes fiibanon unb ben {norrigen (Ei^baum bes 9lorbens In Stein
oerlSrperte, ber aus bem ßufeifen ber SRauren ben 6p i|«
bogen l^rauslonftruierte. 8on Spanien bunb bie ^rooence
unb ^o^burgunb bis na^ S^maben mie Aber Sorbeaus no^
ber Sretagne, ber Kormanbie unb bem 9{^ine bra^ fid^ rof^
ber neue Stil, oon ben bautunbigen Sifter]ienfem meite^
gebilbet, flberalf 8a§n. SBie 1282 in ber ^rooence, fo ent-
ftanben in Sain am allein unb in S^maben geiftlii^e unb
meltlic^e (SebSube in ber neuen Sauform, bie mit ber
Komantil bes SRinnefangs unb bem normannif4-prooen^ifi|cN
Spos, begfinftigt oon ben ßo^nftaufen ab SifteriienfnoSfiten«
unb 3n^^<nt ^^^ Sixont oon Vrles, nad( Sd^maben (erein«
brang. So I9nnte man ben g o t i f ^ e n S a u ft i I ebcnfo
gut ben n 0 r m a n n i f ^ e n Stil (eigen; benn feine
S^Spfer maren bie Oftgoten unb SBeftgoten, bie Kuffeii
— 531 —
t uitb $r€ugen, bie SeiDo^nei (Botlanbs, Sfibfc^ioe«
ii bens unbber Oftfceprootitjen, xotl^ mit bie SBeltf^Iange
I bie (Erbe iimfpannenb an ber Oftfee, in Danemari, in ber Bretagne
\i iinb 9lomtanbie, an ber (Boronne, in Spanien, in ber ^rootnce, ouf
i Sidlien, in SQrien, an ber Sbria, in (Brie^enlanb unb Slomanien,
i in Ungarn unb am 6((oaqen SReere, an ber SBoIga unb am 3Imen«
fee, htr} fiberaü \i^ feftfe|ten, m ber SBelt^nbel feine aRittelpunIte
I fanb. 60 ftellte ber gotif^e Sauftil ben melturnfpannen*
ben S^riftengebanlen bar, ber 6emiten unb Srter, Oft
I unb SBeft ju vereinen fud^te unter bem Stliftn eines 9BeIt«
goIIbunbsimUnterfil^iebesum u^eftr5mif<^en(BebanIen,
ber bie £eoante ausgef^lloffen miffen moHte.
eis 1300 belogen bie Italiener bie beften ftfinftler, Sau«
meifter, SRaler, Silb^auer, Steinfc^neiber, jtupfer«
fte^er, SRafc^inenbauer, gfelbmeffer unb SBafferbau-
meifter aus Seutf $Ianb, mie an^ Deutf^Ianb gan} 3toIien
mit geoerblid^en (Erjeugniffen oerfob. (Ein Utmer
SReifter baute um 1400 ben 9Raiianber Dom, beutf^e Sil«
ber giengen maffen^ft na$ Stalten, mie 3. 8. bie Silber bes
SRartin 643n unbSIIbre^t Dfirer oon Sugsburg unb
9tflrnberg aus nad| fiombarbien, 3talien, gfranl-
rei$, Snglanb unb 6panien monberten. Ulmer Spiel*
larten tourben maffen^ft nad^ 3talien oerlauft, Deutf^-
lanbs getriebene arbeiten »aren bo^^rfibmt, in $rag
entftanb unter ben fiusemburgem eine berfi^mte SRoIerf^uIe,
in ber oonoiegenb S^mabtn tbltig nmren, oS^renb bie
CCremonefer 6$ule erft um 1660 betfibmt nurbe.
Unter ben Ulmcr Baumeiftern iener3<iten ragte (eroor
bie Somilie CEnfinger, oor allem Ulric^ (Enfinger, ber
Ulmer SRfinfterbaumeifter oon 1392, feit 1394 in SRailanb
t^ig. geftorben 1419 als aRfinfterbaumeifter in Strasburg.
Dann fein S^miegerfo^n, ber Ulmer SRfinfterbaumeifter 5ans
Stu^n. aßeiter feit 1489 bie aRfinfterbaumeifterfamilie 8 0 b«
Hnger, 1492 Surl^arb (Engelberger, 1618
bev le^e atte aRfinfterbaumeifter Sern^arb 9BtnIIer
oon nofen^im.
aSeiter 1416 ber Ulmer Srunnenmeifter $ans S^I'
ber, feit 1423 6tabtmerlmeifter unb Sorftanb bes S^ug^aufes unb
ber (Bef^filgiegerei, ber (Erbauer bes Kugsburger SBaffenoerls um
34*
. I
— 532 —
1426 unb ber (BeorgdHt^e in 9lötbltngett um 1427, bereit Wusiiaii
bonn fein ICffiftent, berUImer ftoncab ^einjelmann, leticte.
6ein aRei|teiftfid nmr bie VfanHr^e in SBaiblingen von 148a
1444 no^m i|n ftoifec 6tflntttnb mit na$ ^regbutg. !Dantt ^mis
Selber, ber feit 1525 Ulmer 3^ttg^ttsoar|lanb 1527 mit bem
Sngenieur ^eter ftBIIe unb bem Sfi^fenmo^er SRi^aei
Songelin in SBien beim ABnifl oon Ungarn unb 85|men
tbfitifl mor. (Enbli^ Seorg gelber (1541).
Vu(^ bie Silbbauer ge^Biten mie bie Saumeifter unb
Sngenieure sur fträmeriunft, mi^renb bie 6teinme^« unb Stoitrer«
meifter jur G^miebejunft ^Ittn, tote alle, bie ben (Eifen^mer
fflbrten. Son Silb^uem |inb gu nennen: 1388 SReifter Aonrab
e^nitser, 1407 aReifier $ans, ber Silbbauer, 1424 3ofepb
$ierenlo0, 1430 ber Silb^uer ^artmann, 1434 bie Silb-
bauer ^ellriegel unb $eter oon tift au9 IRe^. 1442
bie Silbb<ituer Aonrab (Bebbarb unb ^ans Dugmann,
1442 ber Silb^auer ^ieroniimus Jtaltfibmieb, 1455—1498
(Beorg eteinberg, 1469—1487 SRid^ael Cibter nnb
ftonrab Silber, 1498—1526 Kifolaus SBeidmann,
1507 (Beorg 6ailer, 1508 SRicIael (Erwarb unb SRel*
4ior fibf^enbranb, 1508-1525 $eter ttuer, 1510 bif
1529 Daniel 9Rau<^ unb Sartbolomäus (S^nil^er
unb 1541 ber Stein« unb 6iegelf<bneibec 9titoIous Srtgel.
Snbli^ (Beorg Gqrlin, Sater unb 6obn, oon 63flingen, Me
bebeutenbften Silb^auer 6flbbeutWanbs. 1413-1430 eif^tnt
geinrieb Sqrlin als 3iinmermann unb Sflrger 9on Sof*
lingen, 1441 fiubmig Spriin, 1447 g^ns unb geinri^
€9rli n. geinri^ mar wobi btr Sater (Beorg SqtHns bes fllteni
ber, 1474 @(^reiner unb Silbf^ni^er unb Serfertiger bet b^«
li^en (£borgeftfl(l0 im Slflnfter, unter Sla^rungsforgen ftarb.
Sefonbers grog wwc femer bie Vnga^I ber Ulmer SRaler,
1310—1402 lebte ber Ulmer greslomaler (Eberbarb, ber 9RoIer
bes Sbtiftuftbilbs am gfrauent^or, unb ber SRaler SBur u g. 1385
lebte in Ulm ber SRaler 9luboIf e^aggans, 1398 IRar-
tin Sifi^er, 1399 gans Se^aim unb SReifter Ulri^,
1407 Sans Selber, 1412 SReifter fiulas, 1417 bie SReifier
SBiffing unb Kappo, 1427 ber Oelmaler ^ans 6tfirmer,
1424 gansZboman, 1426 SReifterSRart in, bec 1434 ben
X^ronbimmcl sum Smpfang itaifer Sigmunbs matte, 1430 unb
— 633 —
1442 bie Siflbei $etec iinb ^ans fider, 1431 ber SRalcr
5Qns aRutf^eller, bet (Etboue t be$ Aorgenaltars im SRQnfter,
1443 ^atts Degcler, 1440 Vldfler ftne^telntaitn» 1455
Sfti^ ßStlin, ber645pfer bts ifingften Serid^ts im9Rflnftei,
1456 3o0 aRat^es, 1469 ßan0 SRofer oon ^all unb
SReiftci 9tit\i. Donn 9or allen 1460 fittbtoifl 6d^ongaiier,
ber e^öpfet bcs ÜUir^ens in ber 9Rfln|tetMriitei, 1461 ßan0
Soqet, 1468—1491 ^ans 64fl|Iin, bet 64»ieflenmtet
3eitbbm«, 1484 Solob Slembolb, 1480-1535 SRartln
eröffnet, enblid^ 1488—1507 Satt^oIomSus 3eilbIom,
ber e^öpfer bes aRfinlter^o^attar«. 1490—1495 ßans
aBibemonn, 1490—1518 Ronrab 6c^»eit, 1490 $anf
6(^Iunipp, 1492 ^ons Siegel, 1493 Vnton 6toder,
1495—1500 Vil^atl 6(^ropp, 1499 (Beorg Sanier,
1501 $an0 Aiiner unb^ans geilbronner, 1491 fiub*
»ig Jlu4, 1500 3ali)b Kembolb, 1508 3o0 ÜRoier,
1508—1529 (Beorg Stoder, 1507 3os Suilin, ICnton
6tapf, ^ans Srenblin unb ftonrab 3RerIUn, ein
Sfteunb S)firer0, 1469 bis 1510 bie beiben fiulos unb
Daniel S^ü^Iein, 1511 ICuguft Q^xopp unb (5eorg
Stnolb, 1516 Ceorg Su^^sborfer, 1521 SRasSo^s-
ler, 1522 Caspar €(9mib, 1523 ftaspar SRaier, 1528
Salt^afar 3apfenberg. SBo \xtilUt |iebei ber ftiinftler
aufhörte unb ber Vnftreii^er anfieng, ifi in mannen fjWtn
\ifymt in lagen.
Ki^t minber sa^Irei^ »aren bie 6pieIIarten« unb
Sriefmaler in Ulm. Das Vusmalen in f^oli gefi^niltener
unb mit ber Drudpreffe lergefteüter ^eiligenbilber unb Spiet
(arten mar einer ber mi(|tigften (Ecioerbssweige bes Ulmer (Be'
merbfleiges in jener 3<<t Wimmfter Ianboitrtf<^ftIi(|er ^reis«
oer^Itnilfe, mel^ bie Seioobner bes platten Sanbs na(^ ben
Stftbten trieb. Son Ulm flirrten bie großen ^anbelsgefelt
[haften biefe Si^eugni|fe na^ Zirol, ber fiombatbei, Sicilien
unb Spanien. 8I0 erfter Ulmer Aartenmaler lommt 1402
ßans SBa^ter oor, 1434 SReifter ^einrid^, 1460 SReifter
$eter, 1468 fioreng Si^ilr ner, ber bamab na^ 9l9rblingen
20g, 1460 ^an% ^ainlin , 1481 ^eter ßadennagel, 1465
Georg Spalt unb ^ans unb ünton 9lflrnberger, 1499
ber Sriefmaler 3aIob ^afner, 1508 {^ans Käufer, 1511
— 634 —
gans Souer, 1517 @e(afiiait 9{eifet unb SeioftiaM
£ang.
Slud^ ooit (Blasmalecn ^e man eine ftottli^e Keile.
3n Setta^t lontmt in erftec £inie 3aIo6 (Btiefinger,
1407 geboren in Ulm, 9ßanfa|ret no^ Kom, bann KeifeUiifei
ober fianbdlne^t in 9lea)iel, enbli^ ^Domintlaner in Sologmt;
er iDurbe 1491 (eilid gefpro^en ab 3<^tobtt0 lllemaitntif.
Dann 1407—1449 gans Dedinger, 1652 fioren} X>ed«
inger, 1564 $ieron9mu0 Dedinger. 3>ann bte Samtite
«der ober »ederlin, $eter «der 1426—1442 in Slorb*
lingen, 1446 SRi^ael «der unb 3aIob «der. Der ficbeu^
tenbfte Ulmer (Blasmaler aber toar l^ans SBilb, ber um 1480
bas gfenfter ber ArSmer^unft unb be« 9{ato im SRilnfier unb bie
9Iai§au0fenfter malte, ber größte (Blasmaler Gfibbeulf^Ianbi.
1405 bie (Blasmaler flipp unb Sincens, 1441—1561 bie
®Iafer $ans unb 9ti!oIauS| bie SRaler flinbenfroft um
1495, 1505 Aonrab ^^ornborfer, 1529 ber (Blosmobr
eillQ. O^ne 3iDeifeI befag um 1480 Ulm bie grbgte (Bios*
maleif^ule iener ^tü,
Serfl^mt maren femer bie Ulmer gformenf^miebe unb
SRobelma^er. 6o 1398 SReifter Ulri^, 1441 (Beorg,
geinri^ unb !ßeter oon (Erolg^eim, 1442 SRetfter
UIri(| unb flien^arb, 1447 SReifier ftlais, (£|riftop|
unb öans, 1455 SRelfter aBil^elm, 1461 SReifter Ulri^,
1476 aReifter 9Ri4aeI unb ^ans unb ber 6(l^ni|er SSgelin.
«US ben Aartenma(|em entftanben bie 8u<|bruder. IRon
oerfal er|t ben SRobel mit S^riftjei^en {tatt mit AaitenbUbeni
unb fe^te bann an beren Stelle feit 1440 beioegliile G^riftiei^n.
1449 lebte in Ulm ber ftartenbruder flubwig ^olenmang
oon Cberel^ingen, 1466 braute $ans 8 emmier bie beioeg-
liij^en Settern na<j^ «ugsburg, 1470 gans ftlein na^ Ulm
üb geriet aber in S^ulben unb 1475 lam bie Druderei bur^
ftonrab SRanj na^ Slaubeuren. 1476 griinbeie ßeinri«)
AI ein oon Ulm eine Druderei in Perugia. 1482 brudte in
Ulm Sernbarb $oII, ftfi^er 6pieIIartenma4er, ber ebenfalb
in f^Iei^ten Ser^Itniffen lebte unb 1492 Stabtoerbot »egen einer
@^ulb an einen Slfimberger erbielt. 3in gleiten 3a|re brudte in
Ulm Aon r ab Dinimut; er fanb aber ebenfalb lein ®ebei|en.
(Eine Su^b^nblung ^tte 1482 ^ans Sieger aus ftemnotb
-" 635 —
in bet DttVfl\olif frfl)€t ^iroirifor bei 3 uft us oon 91 bono
in Sencbig. 1488—1490 mox in Ulm Su^bnidtr Ulri^
@alt€r, 1497 j^ans ereilet, ou<|in 65f(ingen beftonb
eine Sud^bniderei.
Hlle biefe Ceioerbe ober nniren Zeile bet grogen JltSmer*
junft unb ibte Vngebbrigen [tonben unter bem S^ult^ifien'
geriete bes iltSmersunftmeifters unb ber Sv^SIfn^^^'^^ ^<
5trBmer2unft.
VI. 2)ie Itlmer ®ranln(l^ma4er)nnft
1. 3)er @ctt)anb[^nitt.
Der ^anbel mit SBoIIgewanb in gansen 6tfiden
UHir ein freier 6 anbei. 3<^ra<tnn burfte Xfi^er in feinem
GeoSIbe oerloufen, wtnn er 4 $funb filier 6teuer bejo^Ite.
6o beftimmte s- 8. ber Stat im 3obre 1505, oIs bie fBelfer'
gefellf^aft in Ulm ein SBaren^aus grfinbete, bur(^ eine
eigene Oibnung ffir biefen Srogbajar, bie (Befellf^^aft folle ibre
6ammete unb i^re lombarbif^en unb melf^^n Zfli^er
ni^t in SRengen unter 1 ganjen ober 2 b^Iben gebeftcten Zfi«
^m, 3U 22—24 (Ellen bos gdbe, oerfaufen, ebenfo bie nieber«
ISnbif^en Xilij^er au0 Siegeln, Smfterbam unb
Serben unb bie inlSnbifi^en Zfid^er. 9l^tinl]itt9 unb
unb inlinbif(9e9 geftfirttes Xu$ aber follte ni^t unter 3
' 6tfiden, Seibengeug aus aBeIf((Ianb nur in gonjen 6tfiden
unb ftamelol, flrras unb 6atin ni(^t unter 2 6tfiöen oer-
lauft »erben.
SBar fo ber (Sxo^fymhtl mit Zfl^m ein freier ^anbel,
fo mar es anbers mit bem Xud^ausfd^nitt ober (Bemanb«
fcbneibereibt. Der Susfcbnitt ber Zfi^er na^ ber Slle
awr IramerjAnftig. 6o gab 3. 8. 1288 Oefterrei^ ben
Öanbf^neibern unter ben Zu(^Iauben in SBien bas
^rioileg, Zu^ im kleinen ju oerlaufen, unb allen S^emben
unb Ki^tange^brigen i|rer ®efellf(9aft ben RI e in o erlauf oon
Zu4 unb ^ofen su unterfagen. Die genannten nieber*
lanbif^en Zfi^er matten i^ren SBeg na^ Ulm bur$ bas
Sledar« unb gfilstbal Aber bie Kaul^ SCIb unb ben gleichen SBeg
manberte bie SlieberUnber SBoIIep vä^renb bas auf ber StbrN
linger SReffe oon ben 9lnmobnern ber mittlem Donau ge-
laufte Zu^ leinen SBeg fiber bie Soüftitte ^o^enmemmingen
bei Siengen an ber Srenj an bie Donau na^ fi a u i n g e n
<
— 536 —
fatib. 1500 jQ^Ue in Ulm lebet 6aum (Bevonb, ber auf b»
„ViüWtx gelegt'^ b. (. ouf bei Düttou na^ SBien u. f. m. wiv
fragtet ourbe, 4 ßlr. 3oa utib 1440 jo^He an bei Ulmer 3on-
ftfitte ^eiben^eim febes 9?oB mit Senranb 18 ^h., in
^o^enmemntingen »ä^renb bet 9lörblinflet SReffe icbcs
®etiMinbroB 3 SS^metBiof^en, in ftu^en {ebet (Stwanbrna^m
9 6$in. j^Ir., ein ftarren 3 64tIL ßlr., in (BetsIinteH
1 Vfetb mit Setoanb unb Xfid^ern 1 (Bulben, bei ganzen SBogen«
labungen '4—5 S^iH. meniger. Zfi^er oom Steine io^tten
6 ^Ir. aBoIItO^ec aus fiombotbien, SRei^eln, Sfiltt^
unb 8 t fi [ f e I unb anbete {^mete Xfi^etn ja^tten 3 5lr.
(B tetgelb, getingete %i^t unb Slttas 1 ^It.
Sud^ in Ulm ge|9de bie S 11 e utfiitfinali^ bes
fttometn; bo^ |tanb baneben ben 9ßebetn bos Ke^t pi,
i|te [e Ib (tgefettig ten Seintoanb' unb Sot^ent-
ftoffe unb ben (Btautu(^etn t^re felbftgemobener
fiobenftoffe ebenfalb na$ bet (Elle ausjuf^neiben.
Diefe (Btautud^et [(Rieben ii^ be»|aI6 in fiobenmeiftet
unb 6(9nittmeiftet. Die fiobenmeiftet macl^ten lebigliil^
SBoIIftpffe jum (Btogoetlauf, loS^tenb bie S^niltmctflet
gflanelle unb Sofen gum Aleinoetlaufe anfettigtini,
ein Untetf^ieb, bet etit feit 1800 auf^Stte. Die etfte Sla^tt^t
oon ben Ulmet aSBoIItu^mad^etn ftammt oom 3a^e 1292, oo •
ein pannicisor Otto von (Ehingen als 3ttnftmeiftet ge>
nannt mitb, bet 1296 etneut ab Zu(|ma<l^et Otto ootfommt,
iDOtaus (etootge^t, bag bamab (Benmnbf^neibet unb Xu^mai^et
basfelbe loat. 3m 3a|te 1397 etf(|eint »eitet in Ulm bie
(Stanin^tX' neben bet ittämet« unb bet ftaufleuteiunft unb
1490 entölt bie SRatnetgunft alle |^anba>et(e, bie (Btau-
tni^t anfettigen obet im (Btogen oetlaufen obet ausf(^neiben.
9la^ Sfelix gabti (1490) sparen biefe SRatnet einft bie mii^
tigfte Ulmet 3unft, il^t iReid^tum unb (Einfluß naten un«
begtenit, bet gan}e ^anbel ber Stabt ^ieng oon i^nen ab unb
fie ^ten bes^alb befonbete ^tioilegien. 6ie moten um 1490
teib SBoIIengtogMnblet, teib Zu^ma^ti, mit
au(| alle ^utma^et, gitbet unb aBoIIISmmet, tut)
alle, bie SBoIIe oetatbeiteten, na^ gfabti oetpflid^tet
toaten, biefet 3unft anauge^9ten. Dagegen loaten in ber
Rtimetjunft neben ben epejetei- unb (Betofitillein^nbletn
— 537 —
alte, iDeI<|fe frembeZflil^erim Abinen ousfc^nitten, bie man
CcQwnbf^neibec nannte, loB^renb bie ftaufleutejunft alle
enilielt, bie n^it (Btobeifen unb Salgfc^eiben im Aleinen
^nbelten, mimeben biefer 3unfi bie meiftcn SrobHnblet
mtt Settiparen, IBoIIe, SaummoIIe, aRetaÜen unb Zfii^em an«
SUge^orcn pflegten, o^ne ^ieju oerpflii^tet gu [ein, ba ber (Brog-
^anbel febermonn frei ftanb.
9Bie in Ulm bie 9Boinu(|flein^nbIet bei Aramerjunft ab 3n«
Oberin bei Sil e unb ber Aleintoage anse^orten, \o mar es au$
in Solingen. Kbet au$ bort Ratten no^ anbere 3finf te ein be«
f^rSnltes 9te<^t auf bie SHe, fo bag g. 8. 1407 ein 6treit
Swifi^n ber ArSmerjunft unb ben 64neibern unb Sein*
Q>anb|finblernatt»bra4, bie Saummoll e unbSBoIIgarne
mit ber äBoge ausmogen unb Seibentfid^er, 64itter, Sar«
d^ent unb Sollten, b. | SBeiglelnmanb, na^ ber Slle oer>
tauften; bie Arimer meinten, biefe (5egen|tSnbe feien ebenfalls
Arimerei unb [feinen bamit 9le(|t belommen gu laben. Sbenfo
verbot in Ulm 1421 ber 9{at ben S^neibem bas üusf^neiben
oon bunter fieinmanb,9BeigIeinmanb, gaben, fBan*
bern, SaummoIIe unb allen anbem Arambing unb bie
6(|neiber burfien feil^er nur ungefärbte, robe unb geblei^te
fieinmanb unb roben unb geblei^iten, aber ungefärbten gaben
feil laben. Do(| butfte lein Sd^neiber bos ^anbmerl liegen
laffen unb nur mit fieinmanb unb (&arn |anbeln. tCu(| butften
bie S^neiber an ibre Aunben, aber nur an biefe, Sord^ente aus«
f^neiben, bie bie Ulmer 6^au beftonben Ratten. Dagegen be>
[tätigte 1490 ber 9{at ber e^neiberjunft ibr oUes «e^i» aBoII»
^anbf^u^e unb SBoIIfoden gu fettigen unb am Samstag
auf bem offenen SRarit fiobentfld^er na^ ber (Elle aus»
juf^neiben mie bie gremben, ma^renb allen 6(9neibem
ber Husfi|nitt oonäBoIIftof fenim &aufe unb mS^renb
ber SBo^e oerboten blieb. 3)ie Ar&mer tutgegen, namentli(|
bie gugebSrigen 6ed(Ier, butften leine SBoII|onb|i|u|e unb
aSBoIIfoden fertigen, flber^U)rt ni^ts ausSBoUe, fonbem
nur fieberianbf^ube, mel^e bie (rSmetgfinftigen ^anbf^u^*
mai^er fertigten, mit SBoIItud^ füttern unb bann oerlaufen.
Dagegen ftanb bem SBerlauf ausmfirtiger fertiger aSBoII'
gegenftinbe bur^ bie Arimer ni^ts im SBege. Sbenfo
mürbe 1492 auf bieAIage ber 6<jbneiber ben Crautu^ern
\
— 538 —
verboten» SBoHfoden unb fBoKQanbf^ute fertigen ]i
loffen unb feil )tt bieten, unb 1601 ben S^neibem bos Xns-
meffen oon fii)bentfi<|ern mit ber Slle unb ben SRtnieni
bo0 Setlaufen oon Rapptn, $anbf<$tt|en unb Soden nus
993 olle oerboten. !Den SRomem foltte bec Sedanf mm oer*
arbeiteten SSBoIIftoffen unb ben S^neibem ba$ „VttHipf<>^"
oon aSBoIIftoffen na$ ber Clle oerboten fein. 1553 entj^lbteb ber
not einen Streit ber Urtmer unb SBeber bobin, bie SBeber
bflifen nur Sarftent, (Bolfi^en unb 9{o(lein»anb ans«
((^neiben, bie fie felbft fertigen, ni^t ober, UKif fie eimmbcr
ablaufen, benn ffir alle bicfe SSBaren gebaute bie die ber
ArSmerrotte, unb ab 1554 bie ftr&mer um (Erlaubnis baten,
£ein»anb unb SBoIItfi^er ni^t nur auoobts, fonbem oudb
auf bem aRarlte in Ulm laufen {u bilrfen. f^Iug bie« ber
9?at unerbittli4l ab. Die Aramer follten eben eine (Einfnbr-
^finbletsunft [ein unb (einen 3n>U4^n(anbeI mit am
Orte gefertigten 9Baren treiben.
2. S)te3ufonimenfe^ung ber ©rautud^mac^erjunft.
SBaren alfo bie ArSmer bie ßSnblem mit frembem fBoH'
lud^e, fo maren bie (Brautud^er bie ^tnbler mit in Ulm 9efer>
tigttn fBoüftoffen. Die Srautu^er maren bie SBoIIfd^I>r',
9BoIIf8rber' unb 9BoHmeberiunft ber €tabt unb iahten
ein Sanngelb mie bie Sfider, bas mie in 8a{el bas Sonn*
gelb ber ^usgenoffen ober (Brautuilb^t bem Sif^of^ in Ulm
urfprfingli^ bem 9ihtt oon 9lei<^enau, fpSter aber bem
beutfi^en Abnig geborte. 3m So^re 1315 oeipfinbete Oefter*
reid^ bas Ulmer Xui^ma^erbanngelb an ben Stobtomon
l^einri^ oon ^all , bem es bie 6tabt fpiter abloufte. Diefer
(Brautuf^joll betrug ffir febes geftl^ute 6tfld CBrautu^ 4
ßlr., ffir feben geftl^uten unb ausgefd^nittenen fioben 2 l^lr.,
ffir jeben nidftt ausgefd^nittenen fioben 5 f)lx.
Sefteuerte fo bie Obrigleit bie Xfi^er, fo befteuerte fie
ebenfo bie SBoIIe bur<!^ bie Sr^bung eines SBaggelbs.
3u biefem S^tdt gab es smeierlei SSBagen. Dem SRamer«
bonbmetl ge^brte bie SReiftermage. Slle Afiufe oon in«
Ianbif(^er SBoIIe unter 50 ^funb mugien an biefer aRomer»
mage oollgogen merben. Der Stein oon 12 Vfunb Öfter« ober
l^erbftmolle (oftete 2 $Ir. SBaggelb, ber ^be 6teitt 1 ^It
unb bas SBaggelb flog in ben „^eimli^ Spor^ofen" ber
— 689 —
Slarneritinft. «Ile SBoIHittfe fibec 50 Vfunb o(et mugten
unier ber (Brei, b. 9. im ftattf^aufe, geoogen mrben, 108^
reiib am 6omftiog auf bem SRodte qu$ bie aRontequnft jebem
gftmben mit ber SReifteroKige SBoIIe but^ ben anjo^Iii^ an
(Beorpi ntu seioS^Iten unb oeteibigten SRarnerlne^i aus«
»figen lalfen butfte.
» 3ttm 3o<d bes billigen (Einlaufe 9on S^ofmoIIe
genofi bie SRainet}iinft ein befonberes ^lioileg. 7>ie 8B0II'
oeilaufsotbnung oon 1&32 beftimmte, 9liemanb folle auf ber
^qui ber Sd^fe ober oor ben X^oren ber Stabt ober in ber 6tabt
auf ben (Sajfen, in ben SBiiisiiulem ober ben I^Sufem SBoIIe
laufen ober oetlaufen bflifen, |onbem alle SBoIIe foIIe auf ben
freien SRarft gel äffen merben. tCud^ foIIe 9liemanb oor
gfrettag mittag 12 U(r ober oor 6am0tag morgen 7 Ubr 9BoIIe
laufen. SRebr als )tt {oei Xfldlem SBoIIe follte feinem gfrembeUp
me^ ab in 4 Zfiilb^tn feinem Sfirger auf einmal abgezogen
»erben. Das ßcronlrflen on bie SBage (aite ber 9le1be nod^
]u gef^e^en unb feber ^erantretenbe (atte an Sibesftatt ju ge-
loben, bag er feine SBoIIe lebigli^ }ur Seracbeitung ffir fi^
feUft laufe unb biefelbe nicbt f((on anbenoeit loeiteroerlauft ^be,
Sttsianbifibe, fogen. „fUmifd^e SBoIIe'' Vi^Ut 2 $fg. SBag«
gelb ffir ben 3<ntner unb jeber aus Uniw txptn lommenbe
SDoIIfad 3 $fg. (Bretgelb. 3Ran |iebt baraus, bog ber
ßaupt^rlunftsort ber in Ulm ge^nbelten SBoIIe ber ^afen oon
SIniweipcn umr unb ber SBoII^anbel mar aI|o in Ulm in ber
Sri georbnet, bag ber ftauf oon ScbafmoIIe in Ulm unb feinem
3e^ten jum 3^^^ bes SBieberoerlaufs in ber 6tabt ein
SRe^t ber SRarnerjiunft »ar unb fonftige Sfirger SBoIIe nur
2ttm ^ausbrau^e unb grembe nur sur Vusfubr laufen
bttiflen.
Die (Brautu(9er unb bie SRarner nmren inbes nii^t
baofelbe, bie SRarner umren oielmebr eine Unterabteilung,
ein ^anbmerl ber (brautud^eraunft, bie aus ben 4 ^anbnierlen
ber SRarner ober SBoIIfd^Iiger, ber £oberer, ber ^ut»
ma^er unb ber Selber befianb. SBoIIfi^Iiger ober SRar«
ner unb SBoIIe nioeb er ober fioberer nmren [treng ausein*
anberju^alten. Der ^anbel ift oon fe^r bem ßanboerl ooran«
gegangen. SBie es beutf^e Aaufleute gab, lange beoor ein
beutf^s (Eigengemerbe entftanb unb bie btimif^e (Erjeugung bie
— 540 —
Kuftlanboare oerbrlngtc» fo laitfien Ulms SRomer flonMHt
Zfld^ct tinb führten fie no^ Stolien, no^ SoQcnt unb £kf(er«
rei<^ 0110, um boffir Salj unb Si(en su ^oleit, bis fie felbft es
Dortetl^dftet frniben, nuc no^ bie 993 olle in Q^anbem itt ^oien
unb bafiir haxaus Zfi^er oon ben Hinter Soberern feitigeft fn
laffen. Die SBoIIfi^Uger ge^Stten bes^lb ou^ ttifprfingn^
fiberall gut ftaufleuteaunft, vie fi^ g. S. um 1225 ip
Stenbol bie filiere ftaufleutegilbe mit ber neu Begrfinbetcn
®etDanbf4neiberbrfiberf<|aft ju einem mS^tiflen Serbonb
Sufammenfflgte unb au4 in Ulm bie Aoufleuie unb SRonier. ni
enger Sejie^ung ftonben, mi^renb bie £oberer nur arme fBoIIen-
»ebeümeiflcr maren. Cift im 3ci(re 1406 begann in Ulm bie
S^^i^ttng. Die 9RQmer mollten bomob ous ber ftoufleuleiimfl
ousireten, ber tRot aber verlangte, bog bie 9Ramcr unb bie
ftaufleute nod^ mie uor eine 3unft bleiben [ollten; bo^ foIUe
jeber Xeil ein gefonbertes ßanbmerl bicfer ^unfi bilben unb
ben 3unftmeifier immer 2 3<4^^ I<^ng bie Aaufleute, bos brüte
3o^r ober bie aRamer fiellen. 1413 beftimmfe ber Kot botm
meiter, bog alle Solg«, SBein« unb Cifen^nbler in ber Aonf«
leutegunfl fein unb {cbem fonftigen 3fi^i8^n ber Uebertntt jn
ben Aoufleuten freifte^n folle, menn er fi^mbre, bog er bobunlb
$offe, fid|^ beffer ju nfi^ren, unb bog es ni^t gef^e^, um ber
SBo^I in ben 6tabtrat gu entgegen. Die SRomer unb Me
Aoufleute aber blieben m^ mie oor beifammen.
Dauerte bie (Blanggeit ber Ulmer SBoIIenmeberei etuw mm
1200—1300, fo gieng feit 1300 efnm bie Ulmer aBonemoeberet
er^ebli^ iuxid unb ber Ulmer e^ofu^ollioeber fieng be»(oIb
an, au9 SRongel an Urbeit fi^ auf bie SoummoIImeberei
gu legen, lom ober bobei in lebboften 6treit mit ben Seine*
mebern, »eld^e bie Saummollmeberei ob i^r Kc^t erlUrten.
1315 Rieften bie SRorner beim baqerif^en UeberfoII gu
Oefterreiil unb bie SBeberoufftfinbe oon 1392 unb
1396 brauten bas gonge Ulmer (5emeinmefen in Unorbnung
bis im 3Q^Te 1397 ber 64mörbrief bos 6iQbtregiment auf
neuer ®runblage orbnete. Siber noi^ im ^ci^xt 1403 gab es
emeui 6treit, meil go^Ireid^e (broutu^er in bieSBeber*
gunft fibertreten unb fo bos Sie^t ermerben moltten, Kaxt^tnA
gu meben, mes^Ib ber 9{at beftimmte, lein Sfirger, ber ein
SBoHenmeber fei, folle Ifinftig me^r in bie fieinemebergunft flbe^
- 641 —
treten Mrfcn, baflegen [olle {ebem Sflrger, bet feit 6 Sauren
ein |^U0 in Ulm be|i|e, ge|taitct fein, feine Ainbec, no^bem
fie bos flBebei^nbmetl norft^ciftsmigifl erlernt ^ben,
in bie fieineweberjunft eintreten ju loffen, unb ebenfo folle bies
jebem neuen Sfirger mi^ Sji^gen Hufent^It in ber 6taM
ittfteben. Ulmer von onbercn ßanbioerlen aber follten nii^t in
bie fieinetpeberiunft oufgenommen werben bfirfen; nur SBeber«
tnoiKpen unb aSBebethte^te, bie ni^t Ulmer Sflrger nraren,
follien Dor|er bos Sfirgene^t erwerben unb bann 5 3a(re lang
ato Anoiipen orbeiten, bis fie in bie 3unft (ommen tonnten.
Aein aSebetlnai^e aber follte eine eigene SBerIftttte unb eigene
6tfible in Ulm (aben bürfen. 3)agegen follten alle SBeber
auger^alb ber 6tabt im Umireife einer balien Steile oon
berfelben Sar^nt an bie Ulmer 6^u meben bfirfen, ni^t aber
fieinoanb, fobalb bie 9Bare aus in Ulm gef(9 auter Saum*
molle getoiitt UHir unb ber SBeber bies oor ber 64au gelobte.
Dos Ser^Itnis mar aQo b e r Xrt, bog nur bie Ulmer fieine-
meber in ber 6tabt Sar^ent unb nur bie fioberer SBoIIftoffe
miilen burflen, au^er^Ib ber €tabt aber febem SBeber bie $er«
ftellung oon Sarcbent freiftanb, mS^renb fein £anbmeber S^au«
leinmanb mirten burfte. 3)er fortmo^renbe Uebertritt ber Sflrger
aus einer 3unft in bie anbere ^tte bemitit, bog man^e 3finfte
nur aus minbermeiten ^erfonen beftanben unb man ^tte bes«
^b oa(rf(^ein1i4 f^on 1397 bef^Ioffen, ber Uebeitritt in eine
anbere 3unft foIIe nur noiJb mit Genehmigung oon Sflrger«
meifter unb Kat geftattet fein. 1403 mutbe fobann bas Sefe^
ins 6tabtbu4 eingetragen unb beftimmt, mer meine, er lönne
fi4 auf feinem (Beoerbe ni^t me^r ni^ren, foUe bies bem Kat
anjeigen, ber bann barflber ertennen merbe. 3«be SBilme folle bis
gur SBieberoerbeiratung in ber 3unft i^res oerftoibenen SRannes
bleiben, febem aber foUe es freifteben, feine Ainber ein anberes
®emerbe lernen ju laffen unb fie in eine anbere 3unft
itt bringen ober unter bie Sflrger oom ®ef(^le4t lu oer*
heiraten.
3. 2)ie @iurt(^tungeu ber ©rautu^mac^crjuitft.
Das IRarner^anbmert mar alfo eine 9Boll|&nbler'
gettoffenf^aft unb ^tte bas 9(mt ber Serforgung ber 6tabt
mit gef^lagener SBolle. Die erfte Vrbeit, mel^e bie 6(^f'
volle elf orbert, ift bie Aufgabe bes SBollfammers ober SBoIl'
\
— 542 —
Wi^tt». Siefer oSf^ Ue fBoUt, breitet fle gum XroAien ai»
ttitb [4Ifigt fie auf bem e^Iogtif^ mit &Mtn. 2>aitii oitb
bie SBoHe gejuiift, geftri^n, gel&mmt unb unter UrnftSiibeii
mit SBaib gefärbt unb gefponneit. €4on frfi^ nnnbcii
biefe Sirbetten bur^ Serorbnungen geregelt. 60 »urbe 1369
in ber Sraff^ C|ampogne febes ftrimpeln ber SBoIIe
oerboten unb nur no^ ber ftamm ob SRittel jum Cnteinfn
ber SBoIIe geftattet. Um 1260 »urbe ber Xu^mo^ersttnft in
Berlin eine Drbnung betieffs ber Subereitung unb gfib^bung
ber SBoIIe in ber SBeiblilpe unb im fte|fel gegeben, bie gSbcnjo^I
bef Xfl^r genau oorgefil^rieben unb beftimmt, gefirbte unb un*
gef&rbte XA^er, bie ni^t geflaut feien, bfirfen ni^i ausgtfB^
merben. 1419 beftimmte ein ^rioileg ber Zx^^mai^ in
(Eottbus, f8mtlid|e Xfi^ f ollen omtli^ gefd^ul »erben unb
gu {ebem 6tfld foKe man minbeftens 6 $funb ^erbftmolle n^
men. Z^Us mit Seinen oermifc^te 99Bontu(^ follte oerbionnt
unb ber 9ßaib gef^ut »erben; aud^ foIIte ber Xu^f^^rtr 40
SSnge f^eren.
3^e Organifation gum genoffenfi^aftli^en Setrieb
erhielt bie Ulmer (Bratttu<|ma^rgunft im So^re 1467 bun^ ben
9nIouf ber aRarnermall beim Deutf^en $aufe. Die aRomer
ober ÖSoIIen^nbler, bie feil^er Vngebbrige ber ftaufleulejunft
geioefen owren, traten nw(r[d^einli4 bamab in bie (6rautu4-
moc^ergunft fiber unb mürben aus aBoIttu^^nblem SBoIItu^-
fabri lauten. Sta^meisbar ift bies ni^t, febenfans maren
aber im 3a^e 1490 bie SRamer bei ben Srautu^m, fioberem,
Strbern unb ^utma^em unb bie (Sraulu^ergun^ (ieg fi^ fett*
^rna^i^rem oorne|mften ßanbmerl bie SRarnergunft,
»S^renb biefenigen SRamer, bie ni^t bie SBoIIfi^Ifigerei
unb ben ftleiniuc^f^nitt trieben, fonbem fioben ausffi^en unb
@alg unb Sifen (elmbra^ten, bei ben ftaufleuteu blieben.
8uf biefe Sntmifflung in Ulm meifen namentli^ bie Vug$'
bürge r Serpitmffe (in. Dort gab es no^ 1368 eine (Be*
f^Ia^tgemanber« ober (Brautud^ergunft unb baneben eine
fiobenmebergunft, bie fid^ erft fpiter vereinten. Hu^ in
6tragburg gab es fi$nli<ie Henberungen. 3)ort ftritten fi4
1449 bie Sroutu^er unb bie SBeber ober fioberer um bos
9tt^ auf bas gtrben mit SBaib. Sie SBoKenmeber erllMeir,
bie f^marge S^^be gebore i^nen allein, ei^elltn Mes
— 543 —
91(4* 0^^ nur iitgeftanben unter bct Sebingunt, bog fie ben
CSrauttt^^^nbknt bos Sle^t iuteftanben, ebenfalls aBeb|tfi|Ie
ins ßous 3tt fe^en unb SBeberlne^te onsultellen. (Es
Qmrbe bobei beflimmt, feber IBebetp ber f^ioars ffirben
»olle, bflife bies t^un, o^ne in ber <5rauttt(l^er}unft ju |ein, fofeme
er nur ffir ben eigenen Serlouf fSrbe, oienn er aber l^oar]
um £oin fitben »olle, mfifle er in bie (Brautu^eriunft
eintreten. Die Qrautu^er nmren alfo eine S^VM^Qfarbersunft,
bie ffiollenveber ober fioberer aber eine IBeberjunft. 3n
Safel trennten fi^ 1458 nad^ 73ii^rigem ftompfe bie (Brau«
ttt^er oon ben Gebleuten unb traten bei ben ftaufleuten
ein, b. |. bie nur bie Kusfulr oon Zfi^em unb ni^t ben <B^
üHinbf^nitt fibenben SRitglieber traten )u ben Aaufleuten Aber.
€i^ »eib man in Ulm nur, bog 1442 ber 9lat ben freien
Uebertrilt su ben ftaufleuten aufhob, aber 1448 benfelben
erneut geftottete, fo bag fi^ ber (Broftb^inbel unb bie geoerbli^e
Crjeugung f^ieben^ inbem bie (Brog^nbler fi(^ in ber Aaufleute»
junft, bie SBoIIftofferiettger unb SBoIIenoerarbeiter aber in ber
9Rarner]unft {ujammenf anben.
lieber ben Setrieb ber Ulmer aBoIIenmeberei ^t man
ja^Irei^e Ka^ri^t^n- ^^ 6p innen ber SBoIIe beforgten bie
gfrauen, bie bamit oiel (Selb oerbienten. UeberaK f^nurrten
feit ber QErfinbung bes 6pinnrabs im 3a(re 1500 bie
9lSber; fogar bie Snge^rigen bes 9raue.n Kaufes mußten
tagli^ bem gfrauennirt lontraHIi^ 2 Slnbre^n (&am fpinnen.
2>as Ulmer aBoIUu^ oar teils boppeltbreit, teils einfa^ gemoben
Das boppeltbreite Xu^ mag 4 Cllen unb würbe auf S^^^'
mannerftfl^Ien gemirft. Stamentli^ fertigte mon loaibgef&rbie
3»5Ifbfinber ffir bie ICusfu^r, bie oon fremben ßBnblein in
Ulm aufgelauft mürben. 6ie {aalten einen 9funb}on oon 10
9fg., bie Slfbfinber 8 $fg., bie 9leunbflnber 6 $fg.
Daneben fertigte man no^ ga^Irei^e ®rautui|e unb£oben
ous SnlanbmoHe, mS^enb bie dmblfer, (Elfer, 9leuner, bie
(Brautfl^er unb SBeigtfl^er aus flanberif^em Aamm«
garn gefertigt mürben. SBegen bes (Eingehens in ber
SB alle mürbe bas Zu(( breiter gemoben, als es im fertigen
3uftanbe erf^ien. Vus bem ro^n fioben würben na^ bem
IBeben bur^ bas Koppen ober Slafen bie j^olafplitier^n unb
ftnoten entfernt; bann erfolgte bas SBaf^en unb 9B allen,
— 444 —
um ben Stoff gu oerfiljen, looiu in Ulm um 1350 iereifs 2
9BoIImfi|Ien oor^bett loaren.
3m 3o^e 1381 oerlaufte bet itommenf^ut bes lllmet 3>cm1'
f^en fym}ts junSd^ft an 23 Ulmer 9Rornec, bie }tt biefem 3»^
Sufammenjtonben, feine 9Rfi^Ie beim Deuif^en ßoiife ab eioigcs
3in0le|en, cbenfo 1406 bas boju fie|5rifle Sotbei^us unb exft 1457
gieng biefes Vna>e|en m bie (Srautui^ergunft fiber, bie in
biefer 9Rfl(Ie, ber fpatcr logenannten 6pKeuermfi(Ie gcgeniibci
ber Sauemmfi^Ie, als ber uniem SBall, i^en 9Balb iubereiteie.
6eH^r |ieg biefes Snvefen bat 3Rarner3unft(au9 neben ber
6<l^leifmflble unb ber 3unftfne$t vo^nte barin. ^m Si^ie
1489 gieng biefe untere aBall an ben Stabtmerfmann gons
Sins um 32 $fb. $Ir. eioigen 3^Qin0 Aber unb ber Slot
ri^tete barin eine @^Ieifmfl^le ein, auf melier ein- aBo^gins
bes ftlofters Slaubeuren ru^te. 3)ie anbere, fpSter entftanbene
aBaHmfi^Ie geborte bem SBengenllolter unb ftanb oor bem ®ßdCer'
l^ote; 1506 oetlaufte fie bas SBengenf (öfter an bie €tabt unb
1541 laufte |ie bie SRarnerjunft unb ma^te bie 3ttnftooII
auf ben fernen SBengen barau0, bie oon einem Sunftvalfer
betrieben mürbe. Die alte aBall beftanb aber fort
Sas S&'^^n ber Zfld^er mürbe feit Hlters in gleii^r
aBeife oolljogen. Ute Sarbftof f biente bis 1650 etma allgemetn
ber aß aib (isatis tinctoria),« ber bis babin in 3>eutf<(Ianb
flberall gebaut »urbe unb bas allgemeine SRittel 2um Slau«
unb 6(bmar3färben mar. 9lamentli^ feit 1290 mar (Erfurt
megen feines aBalbbaus berfi^mt, aber aud^ (Bot^a, tlrnftabti
Sangenfalja unb 3<nnft&bt ermarben neben ibm bas 9tttH
jum aBaibftapel, fo bog in biefen 5 aBaibfiabten bas (Erjeugnis
oon 300 Dbtfem Xbfiringens gufammenftrSmte. 3n ollen
aBoIIenmeberpIfi^en aber gab es aBaibmfi^Ien, mo ber
Sarbftoff bur(9 SS^rung bes aBaib geoonnen mürbe, bis in
!Deulf4Ianb, Selgien, granlrei(|| unb (Englanb ber 3nbigo bie
aBaibIfipe allmSbli^ oerbrängte. SRon unterf^ieb mollfar*
benes, lobenfarbenes unb tui^farbenes Cemanb.
Das moliforbene Xu^ mürbe aus geffirbter 6tret4'
molle b^rgeftellt; bas lobenfarbene mürbe oor bem aBalten,
bas tu^farbene Semanb na$ bem aB allen gefSrbt. SRit
aBaib mürbe blau unb f^marg, mit ftrapp rot gcffirbt,
mes^Ib bie SSrber in Sigmar]- unb 9lotfärber gerfielen.
— 546 —
tlu$ fie loaren momerifinftig unb \fytt fbbeii unterftonb bet
garbf^au. 3u miteter Sitttoidlung lant btebeutf(|e Strbeiei
fett 1400. 1406 fteUte bie Stabt Sbliitgen einen 9lie«
beiianber on, gob i^m lojtenfrei einen Saupla^ unb tt»
lieg i(m alle Steuern, voffir ber üRiebetlSnber für [id^ unb
feine Ke^tonai^folger oerlproc^p fein ^anbioerl flonblg in Sg'
lingen 2u treiben. (Ebenfo »urbe 1456 bort ein eigenes Qfarb*
^Qus eingerichtet. 1509 erlieg ber 9lot eine Orbnung fflr bie
Sfarberlnei^te. 2>ie|e beitimmte, alle fiernlne^te ^ben
Iflnftig 2 Sa^re lang um fio^n ober 3 3a^re unentgeltli^ ju
lernen. 6treitigleiten im\]ilizn SReifter unb £e^rling follten
nur foioeit oom 3unftgeri^i in legier Snftanj entfij^ieben »erben,
ab es |i$ um bas ^anbmert ^anbelie, ni^t aber bei Sfteoeln,
bei benen an ben Kat appelliert »erben lonnte. Da bie gfirber
oielfa^ »ie bie ftaufleute in Zuäf fpehtlierten , regelte ber 9lat
1512 ben Xu^fauf ber gfSrber. 6ie buiften (eine ro^n Zfit^er jum
SBieberoertauf anlaufen, [onbem nur um fio^n färben. Die
flnja^I oon 36 Xfl^em, bie fie ^i^itn% um £o(n firben burften,
Q)urbe auf 24 ermfigigt, bo(^ burfte ber SRamerjunftmeilter
biefe 3<>9I er^b^n, ni^t aber oerminbern, unb alle Quatember
fyMtn bie 3unfiineifter bei ben S^rbern Ke^tfertigung su
^Iten unb bie QKitber ffir bie me^r gefSrbten Xiid^er }U [trafen.
Vlit ber fteigenben S^wierigleit be9 Hbfa^es oetfiel man
immer me§r auf SRagregeln, um ben Setrug einzelner (Bef^fifts*
leute 3U oer^inbem. ^ie^u ge^rten namentliil^ bie SRogna^men
ber SRei^stegierung gegen bas betrfigerif^e Xu^fponnen.
Ka^ bem SBalfen ourben bie Xfi^er gemofc^en unb auf ben
Xrodenro^men gefpannt unb getrodnet. Ulm ^tte (ieffir feit
1499, vo m^ einem Streit bes S^toeftermfillers mit ber Ulmer
Subengemeinbe megen eines Stalls am 3ubenfrei$of bie
Suben oertrieben oorben loaren, eine eigene ftSbtif^e Snftalt.
3m 3a|re 1499 oetloufte nfimli^ bas 9{ei4 ben 3ubenfrei«
^of oor bem Sleuent^ore an ber Slau jmif^en fio^ftod unb
3ttbenfrieb(of tm bie Stabt, meiere blefen $Ia|| im Z^^tt
1559 ber SRarnerjunft als Sntf^äbigung fflr anbenoeitiqe (Be«
bietsoerlufte 3um Kuf ftellen i^rer !lusfpannre<j^en (oftenfrei
fiberlieg. SiJ^on im 3a|re 1497 »ar auf bem JRei^stage ju
£ i n b a u fiber bie Setrflgereien mit bem XQ^erft reden gellagt
morben unb 1498 lourbe auf bem 9?ei^stage ju Qf^^i^urg be'
35
rrr 5*6 —
fiimmt, es folle Iflnftis in Deutf^Ionb lebt Xtt4 mc^ ttnseite|t
unb ungef(^oren oeriauft oetben, ba bur(( bos Deloticiei
bet 6toff einge^ unb bte Beute bann »eniger 6toff ^ben ab
oor§er. 3m Z^xt 1649 outbe erneut ein Keii^smanbat
am Ulmer Xot^ufe ange|(|Iagen, motin beftimmt mm, bag locgen
bet Setrflgereien beim Zfid^eiftreden ffinftig niemanb me^ bei
Sttafe ber Sef^Iagno^me ein Xu$ noc^ ber (Elle ausfi|netben
foHe, bos ni(^t oot|er genest unb gefi^oren «Sorben fei. X)in|
^If au^ biefes ®efe^ nid^t uiel.
S(ud^ bas bem 9u0fpannen folgenbe 9laufen mtttelft
bei ftartenbtftel gab loiebei^olt Xnlag 3U gefe^Ii^em CSi«
{^reiten. 1419 outbe beftimmt, )ie A a 1 1 e r follen i^n
Anette nad^ ber 9 r b e i t 02^ < tp n i «1^ t nai^ bem
Stfld ga^Ien, bamit beffere Vrbeit geliefert oate,
unb lein 5tarler foIIe me^r ein anbeies ^anboerl treiben
unb nur ben fibli^en £o|n nehmen. Suf febes gelartete Za^
follte basSReift ersetzen geftempelt »erben, bamit bie Stauer
nid^t betrogen »neben. Die abfallenbe AartermoIIe bmftc ni^
an aSeber oetlauft merben, bie bas ^anbverl trieben, unb allen
oeiblic^n ^erfonen »urbe bas ftarten oerboten, bas teib in
ber Stabt teils auf bem fianbe beforgt »urbe.
Sbenfo »ar bas nun folgenbe Speeren ber Zfi^^
geregelt. 60 erlieg 1450 (Egiingen eine ntut %aä^
f(9ererorbnung. 3<bes Zui|, bas gefroren ourbe, mugte 8
bis 10 Sunb b^ben unb 40 Sllen auf bem Stuhle. XiUber,
bie fcble^t geioallt, geftricben unb genoppt maren, ^en
bie Sd^ouer oon ben Siai^men gu entfernen. Der 3unftmeifter
batte naä^ Sebarf bie Zu^\^mti ^erumjufdbiden, bamit fie bie
Aaro&tf^en unb bie Slrbeit ber aBoIIenfdblager, Streiter unb
ftrBmer befi^tigten. 9Ber ni^t oorfi^riftsmagig arbeitete, mürbe
beftraft. ®emangte Xft^er maren aus rebli^ gefSrbter blauer
unb roter SBoIIe ju fertigen. Die 9ln|teIIung ber Grauer mar
6ad^e bes 3unftmeifters unb ber 3n>eier unb 3Q'5Ifer ber 3ttnfi-
3ubereitetes ZuSf ju taufen, mar ben SReiflern oerboten. Die
Xfi^er erfter (Bfile erhielten bei ber S^au ein E, bie aRitiel-
forte bas 6tabtf{egel, bie guten Aemtfl(|er }mei Siegel. Der
Spinnlo^n ffir gemeinen grauen SBarf betrug fflr bas Vfunb
12—14 $Ir., ffir ben SBefel 8-10 i>U. 1501 erhielten bie
Xud^f^erer oon (Egiingcn eine neue Orbnung unb 1517 be*
— 547 -
ftimntte eine neue Kirnet Xu^fAeereiothnung, bie Zu^f^erer, bie
3ttc 64ne{bet}unft gelten, »eil |ie SBoIItu^ »eitet oenitbeiten,
f ollen iebes gefrorene Xu^ mit i^rem SReift er geilen oer«
fe^en unb ber 64au ootlegen. üu^ bie Xuc^f^eererei ^te
i^re genauen Orbnungen. 1505 erlieg ou^ bie Stabt SB eil
eine neue Zu^erorbnung, ivel^e SPngen benfi^e unb mit
einigen SCenberungen an Stelle feiner eigenen Orbnung ein*
ffi^e. 3eber, SRonn ober grou, ber bas Zu^oeben geoerbs«
mfigig betrieb, |atle bie Orbnung ein}tt|alten. Sie Zu^^fd^auer
verfallen mit 2 Siegeln alle Aemifi^er, bie ac^tbfinbig gemoben
unb bereitet maren, bogegen »urbe bos SBeben bSfer unb fibel
genwbener Zfi^er beftroft.
3n U I m fliegen bie Sla^rid^ten rei^^altiger erft
feit 1500 unb es fpielte babei lunfi^ft eine KoIIe ber
SBettbemerb ber Zu^matler oon Soflingen, bem
6i| eines unter ber Sogtei bes Ulmer 9Iats fte^enben
ftlarifferinnenHofter», beffen Zu^mo^erei fe^r entmidelt mar.
Qs gab bort um 1500 12 fiobermeifter, oon benen mS^enlli^
feber 2 Stfid Zfi^er fertigte, bie im Ulm er ftauf^aufe ge*
bunben unb verlauft rourben. 1506 befd^merten fi^ nun bie
Ulmer 9Rarner Aber biefe 65flinger SReifter. Sie erüirten,
bie 9Reifter fertigen Zfi^er aus 3nlanb> unb SerbftmoUe,
ans Sd^inierling, SlodenmoIIe unb Afirf^^nermoIIe
unb anbeten minbermerten 9{o^ftoffen, laffen fie in Ulm
(eften unb preffen unboerlaufen fie bann als Ulmer £oben.
Da biefe £oben leine laufmannsgute SBare feien, merbe
ber gemeine SRann baburdj^ betrogen. £er Kat oetorbnete
borauf, fein SSflinger SBeber bfirfe Ifinftig me^ minbenoerte
Zfid^er inner^Ib 4 SReilen um Ulm heften unb fneffen laffen
pber oetlaufen, unb bebto^te alle ^erfonen, bie foI(|e Zfi^er
ben Sbflinger SBebem hefteten unb pregten, mit Strafe. 1507
oerbot ber 9Iat oeiter allen Ulmer unb fremben ÜRamem bas
gfeil^ben oon geftfirjten fioben auf bem Ulmer SRatlte
unb beftimmte, bie Söflinget SRatnet follen i^t (Bemanb Ifinftig
ni^t me^r neben ben Ulmetn SRametn oetlaufen, fonbern an
einem abgefonberten $(a|e, unb 1513 oerbot ber 9tat erneut
ben 9Rarnern oon Söflingen, in S9flingen gefertigte Zi^x
in Ulm mi^renb ber fBo^e gu laufen, 3U oerlaufen, gu fSrben,
anjuf^Icven, ju preffen ober 3u (eften.
85'
— 548 —
@4on int 3d^e 1607 ^tte ber 9{at, um bie SRomeiei TmAtx
ju ^bett, beti SRontetit erlaubt, neben i^em aus Snlonbsolk
gefertigten 993 ollgemanb au($®rautfid^er unbSBctgti^er
gu fertigen. Diefe uwren aber bun|»eg ans flanbrtfi^er
993 0 II e 3u fertigen, nobei ein mlgiger 3ttfa| oon ffauibrif^
naufvDlIe geftattet oor. 3>ie Breite botte 2V4 ^oi, bie
fiSnge 32 (Ellen am 6turj la betragen unb 1050 Siben loami
als aRinbeftgabI uorgefi^rieben. Das !Rieb follte nid^t filier 3
(Ellen breit [ein. 8on fol^em (Brou' unb aSeigiu^ burfte jebcr
SReifter fertigen, fo oiel er mollte. flls G^ougei^n ei^eOei
bie Xü^er ben Ulmer 64>ilb unb einen falben Vbler.
SIeiibseitig mutbe bas (Einlaufsgelb in bie 9RarneK2unff
Don 16 auf 12 (Bulben (erabgefe||t, um au4 ben armen (BejeDen
bas (Erlangen ber SReifterf^ft gu erlei^tem, unb wn ni^t
aus bem 3Baib firben, fonbem nur Qrautfl^er, 9Betg<
ffi^er ober So ben Quirlen mollte, ^atte nur 8 (Bulben gu goilen.
SBoIIte ein fol^er fioberer fpiter au4 3mblfer, (Hfer ober Seun*
bflnber mirlen ober aus bem SBaib färben, fo botte er 4 (Bulben
nacbguga^Ien, »a^renb bas fonftige Sorben febermann geftattet
oar. fo bog alfo nur bas SBaibfärben als ^rioileg bes aRamer*
banbmerfs galt. Dod^ galt als (Brunbfa|, bag bie SRamer, »el^
3iD5Ifer, (Elfer ober SIeuner fertigten, leine ffirau«, 993ei^ unb
fiobentfi^er mirlen burften, bamit mit ber 9BoIIe lein Unter«
f*Ieif gel*ab.
!Die Xuffid^t Aber bie fämtli^en Spinn« unb SBixfei«
arbeiten ffibiten ber 3unftmeifter unb bie brei Xu^fd^uer, Me
au(b bas 6(|augelb erhoben. SCIs SRag ffir bie fi&nge unb
Breite galt bas fiauinger 6d^aumag unb jeber SReifter
mürbe auf bie neue Orbnung oereibigt Die (Elfer unb 3Q>bIf«r
burften b9#ens 6 $funb StaufmoIIe unb 1060 gfiben f|aben,
bie 9leunbfinber 1100 gfSben unb ni^t me^r als 10 $fb. Kauf-
molle. Sfflr bie geffirbten Sleunbflnber maren 35 (Ellen Singe
unb bie alte Breite oorgefibrieben. 3nIanbmoIIe burfte gu biefen
Sorten ni^t oeimenbet merben, auA mot bie StaufmoIIe 90H
ben 64ouem gu fd^auen, e^ fie ins gaus geführt mürbe, unb
bie 3unftmeifter batten gu forgen, bag bie gaben geitmeife gegi^It
mürben.
3m 3a^e 1608 Ilagten meiter bie £ oberer, ba| Me
Sd^nittFtraf en gu ^oi^ feien. Der 9lat beflimmte
— 649 -
borauf, ber etfte 6trQff4tiiit follc Ifinflig nur iio4 & 64U'
ling, febcr ncUere alct 15 9fg. loften unb fiobcn mit 2
3«i^en [ollen ni^t me^ gefiibt mtbeti. (Ebenfo [ollten un«
afinftige £ob€rer, bie an ben aRorttogen £ob(n im fiabcn wu
Uufltn, ni^t gleii^s^itig onf bem SRotlte feil ^ben. aBciter
floflie bie aRomeriunft, bog einige (Benoifcn {U ben (Brau* unb
SBcigtfi^em lorbaij^^te SBoIIe gebrauten, ums bem 8b[a|
bes Ulmer Zuc^s llbbfui^ l^ue. Der 9lat beftimmte bes^Ib, bie
SRotner mie bie (Broulu^moi^r follen Ifinftig nut no^ g e I a m m t e
3ettel unb SBefel oerorbeiten unb leinen lorbttfilten gaben
me^ ium gefStbten ober ium (Brau- unb SBeighul^ oetmenben.
flttc^ follle bas ungeiiegelte Sevonb na4 Gun beifing er unb
®fin]burgertlrt nur noi( abgefonbeit oerlauft »erben, mie
bie 6oflinger SRatner unb bie CSemanbf^neiber nur no<l^ fol^
ungefiegelte Xfi^er laufen burften, bie von ber Ulmer 6^tt
ierf^nitten unb geftempelt morben maren.
1509. mürbe [obann eine neue £oben|d^au eingeri^tet.
Wk £oben muj^ien feii^er ebenfalls geflaut merben unb maren auf
Srunbber fiauinger G^auorbnung anzufertigen. SBer fol^e
2oben niibt ju mirlen oeiftanb, ^Ite t» ju lernen unb alle lieber«
treter maren unna4|i4ili<| burd^ einen ober mehrere 64nttte ju ftra«
fen. Den 3 Steuern mürbe ein £oberer beigegeben, ber alle ni^t
me^rfd^aften £oben Aber ben Kflden ju jerreiben unb barauf gu fe^n
^t, bag alle Stfide bie vorf^riftomagige fiSnge Ratten. 3ebex
£oben mugte 1000 gfSben ^ben unb an ber Slo^me 63 Ulmer
(Ellen lang fein, an bei 64au aber 60 (Ellen meffen. 3um
SReffen ber Breite mar ein (Eifen ju fertigen, ^aite ein £oben
an ber 9{Q^me bie £änge, nid^t aber bei ber S^au, fo mar er
erneut an bie 9?a^me ju |<|Iagen. ßatte er bann mieber bie £ange
ni^, mar er bennod^ ju l^auen unb menn bas (Bemirl gut mar,
mürbe am Sorf^Iag baoongef^nitten unb bem £oben ein Slei
gegeben. (Er burfte aber ni^t als me^rf^aftes ganzes 6tfid oer«
lauft merben, fonbem mar mit ber (Elle ausgumeffen. Der
£oberer mar eibli^ oeipfli^tet, {eben £oben, ber an ber Aabme
JU htri mar, anzuzeigen, fioben mit f(|Ie(|tem (Bemiil erhielten
oon ber 64au lein 3<i4<n, fonbem einen 6traff4nUt ^alb
burd^ unb zahlten 5 e^UIing Suge , geringere £oben ei^ielien
2 6traff4nitte unb zahlten 10 ed^illing Suj^e. (Banz S^^inge £oben
maren fiber ben Kfiden zu z^^^iB^n unb z^lUen 10 e^OIing.
— 650 —
Snie fioben ober tooren ous S^IonbiDoIIe o^ne gonSnbec
SlaufiDoIIc ober Afirf^neriDoHe ]u fertigen.
1510 mürbe ein neuer SR arnereib oufgefertifltp ben febei
SRamer olliS^rlid^ s^ fd^Sren ^dte. 9lod^ bemfelben Doren jebec
3tDöIf (finber, Slfbfinber unb Sleunbflnber unb jebes gfuttertu^^ in
oorgej^riebener Singe, Breite unb SSbenjabl aus oorgef^tiebener
SSoIIe ju fertigen, bos Sliet oom gef^vorenen Slfitterfe^ gu fe^
unb bos 6tobt3ei(!^en eingubrennen. Die 3>0i^If^fin^ imnen
au« guter JtenuDoIIe ju fertigen unb beren 3^ttel mugten 12
Sunb pben entölten, b. (. 1738 gfiben. Dos Kitt muHfit
S^li Sllen »eniger Vie ^ben o^ne bie (Enben. llniubeieüd
mubte bos Zu^ 42 (Ellen, bereitet unb geioolft 40 Qllen an ber
Konnte ^ben. SRe^r ob 6 ^nb ftonbrifc^er aSoHe burfien
ni^t eif)0emi[(||t merben. Die (Elfbfinber moren oon guter SRtttel«
»olle 2u fertigen ; bos 9liet l^e SV« CEIIen oeniger Vi< o§ne
bie Snben ju betragen unb lein Sunb burfte weniger als 1684
gffiben ^ben, mugte oud^ 42 (Ellen unjubereitet unb an ber
SRo^me 38 (Ellen ^oben. 3ttgela{len maren ^ftens 6 $fttnb
flanbiif(|e 9lauf»oIIe. Die Xfi^er »oten ni<(t mit f^rfen
6p&|nen, (onbem mit guten 64Ieif|p&(nen ]u larten, es iMr
i^nen bas ffiemonb ju loffen unb bos $oar burfte ni^ ous
bem ffirunb geriffen »erben. Wie 9leunbfinber »oren ans
fIonbri[(^er äBoIIe unb aus einem Kiet ju nirlen, bos an ben
(Enben 3 (Ellen unb Vf Siertel breit nmr unb bei 1100 S&bcn
37 Sllen ro( unb 35 (Ellen an ber Stamme mo^. (Beftattet
maren bis ju 10 $funb fl&mif^er KoufmoIIe. Die grauen unb
»eigen guttertfi^er umren aus fl&mif^er IBoIIe mit 1060 gfiben
aus einem 9{iet oon 3 (Ellen unb 2 (Ellen unb i's Siertel breit,
unb am 6tura 32 (Ellen lang ju mirlen. SnlonbvoIIe burfte
l^iegu ni(|t oeimenbet »erben unb bie KoufvoIIe »or oor bem
Serbringen in bie SBo^nung ber 64<ku oorjulegen.
Vis 64auIoIaI biente bie alte ^tonittx^t%\iuit ouf
bem 9{at^ufe. Die 64Qube^5rbe beftonb aus 2 SRomem unb 1
aSeber unb botte olle Xfii^er an ber Stamme unb am 6turi gu fd^ouen
unb ollifilrli^ oiermol bei ollen SRometn na(^}u|e^, ob mit ben
9Ueten, ber Sibenjo^I unb ber SBoIIe orbnungsm&gig oeifo^ren
»urbe. Serfe^Iungen »oren bem 3ttnftmei[ter in melben. Wie
SRamer unb (Broutu^ier burften i^re 3ettcl unb SBorfen nur
aus gelSmmter unb mit ber ^onb gefponnener SBoIIe mo^en.
— 561 —
Jtorbttf^te ober mit Dem 9lob gefponnene QfSben 3U oenotitbett,
WQX oerbüttn.
S^on 1611 inbes erf^icn eine neue fiobererocb«
n u n g , bie alle 3o9^< na^ SSei^ad^ten 90T bem SRomequnft-
meifler oon ollen Arimernp (Biouiu^mo^em unb fiobcrent, bie
SReifter nrnten unb bas ^onbioetl hieben, ju bef<^m9ren vm.
9loi^ betfelben buffte lein gonjer ober ^Ibet £oben no^ bem
Siegeln erneut gefiegelt, gef^ocen, genest ober geflredt »erben.
9lur »enn ber fioberer ben fioben serf^nitt, bur^e er bie ein«
seinen 6tflde ne^en, f^eeren unb oeiloufen. Ungefiegelte fioben
}u färben, nmr oerboten. * SBurbe ber fioben no$ bem %SxUn
erneut ongefi^Iagen, fo bucfle er ni^t langer gefo^ren »erben,
ab erloubt »ar. Wie gefirbte fioben buiften nur mit bem
64Ieif|po(n gefartet »eiben. Unbeftanbene fioben bucfien
ni^t genest ober gef^ren »erben. Das Gefpinnft mugte gut
fein unb onbere ab ^Ibe unb gonje fioben ju »eben, »ar oer-
boten. SBeiter »uibe »egenbes ^eft^ns ber Zfi^et oerorbnet,
bas 9Ramer^nb»eif [olle einen eigenen Xu^^efter aufteilen,
bo4 folle baneben oud^ febem 9Rainer freifte|en, felbft }u heften
ober (eften su loffen. Stur für anbere 5U (eften, »ar oerboten.
Der Zui^^^itt burfte au^ 6öflinger Xfic^er heften; nur
mu^te ber 8e(i|er geloben, fie ausguffi^ren unb fie ni^t in
Ulm ju »erlaufen.
Sine »eitere fiobererorbnung oon 1513 beftimmte,
ieber 3ettel foIIe 1000 Sfiben baben unb {eber fioben )u 63
Ulmer Cllen gejetlelt »erben, ^atte er bie oorgef^riebene
fiangc ni^t, fo »ar er )U ftreden ; rig er (icbei, fo buifte er
ni^t ab »e^tf^ioft gefiegelt »erben. SSenoorfene fioben erretten
lein SIet, fonbem einen @traff(|nitt unb ber fioberer sohlte 6
Schillinge Suge. SBar ber fioben au4 bas nt^t »ert, fo er*
^ielt er 2 Sd^nitte unb aa^Ite 10 Spillinge Suge. SBar er
fibei^upt ni^t laufmannsgut, fo »ar er fibtr ben 9{fiden ju
reigen. ^thtx S^auloben mugie einen roten fieiftfaben boben.
SBeig unb grau ober grau unb f^oarj burfte ni^t untereinanber
gejettelt »erben, fonbem feber 3<it^I mn^fit feine beftimmte
Sfarbe (oben. SBurbe ein grauer fioben auf bie 6tarle unb bas
^aar geprfift, fo »ar bas Satter »egjut^un. Sin grauer fioben
burfte ni^t me^r ab 2 gfarben ^ben; bei 3 gfarben »aren bie
gatben oon einanber ju reiben unb bem lihgem 6tfide bas 8Iei
\
— 552 —
5U geben. 3 ober 4 6treifen burfien bie 6^uet Ifaiflc^
Ia|[en, me^r abec ni^t. 9Burben in einer Clle 6—10 6be^
gefunben, fo nniren |ie ausjuf^neiben unb bas Slfid wat Mtpoq
3U fSrben. Ungef^ute £oben burften nid^t oerfanft locriML
(Barn ober iubereilete SBoIIe onbersioo ob in ber 3unfi ober
im ^anbioerl ju laufen, loor ben £oberem verboten; ebcnfo
burfte lein orgtoo^nif^es (Born ober fol^e SBoIIe gdouft loerben.
Die UmgSnge ber Öfobenja^Ier erfolgten no^ Knorbnung bcs
3unftmei[ter0. Sepen 3 gfiben, [o blieb bos ftroffrei ; giSgercr
Sbmongel lourbe mit 1 S^iQtng ffir {eben gaben beftroft ober
^o^erer Strafe nad^ Srlenntnis bes 3unftmei{ters unb ber 3iDoIf'
meifter. (Einem Aficf^ncr beffen äBoIle um £o^n {u tu^cn.
mor oerboten bei 2 Sulben, ebenfo bos Serarbeiten oon in«
ISnbif^er ^laufioolle unb bas Sieben unb Qi^nttn oon unge*
{iegelten fioben. 9lur ge|iegelte £oben burften gef&rbt unb genc^
»erben.
aßo^I bie »i^tigfte Steuerung ber neuen 3(tt )^ 16.
3a(r^unbert9 nmr bie t5rflnbung ber Ulmer Sammet-
manufoltur. 3nt 3a(re 1514 mad^te ber Ulmec SRar«
t i n 6 4 i I ( < ^^ Serfu(| , einen neuen Cbroggeioerbe'
gmeig in Ulm einjuffilren. S^iltxs Srogooter loar ein
Dorflil^neiber aus ber Ülmer (Segenb, ber ein groges Scr*
mögen ^interlajfen ^atte. Der funge 6($SIer ^tte am
Somerfee bie 6ammetfabriIation lennen gelernt unb er«
richtete mit i>\^t eines auf 10 3a§re unoerjinsli^en ftSbtif^en
Darlehens oon 1000 Bulben eine SBaltp ein gfirb^us unb
KSume 3um Sd^Iagen, Serllauben, ftfimmen unb S^ütln ber
SBoIIe. Sin Seroanbter, Sart^olomfius SRardj^tlaler
reilte bann nod^mal nad^ (£omo unb fpidte ben Stalienem bort
i^re Aenntnilfe ab. Aatfer SRax befugte bie gfobril, als er in
Ulm meilte. 1520 traten Snbreas ®unbelfinger unb 4
Srfiber 6 (| leider, bie 3n^<^^< bes großen SaumooU«
(anbels^aufes 6(|Ieid^er, in bie <Be|eII[4aft ein. Der Sbfa^ betrug
ia^rlitl 400 etfid, beren febes ber 6tabt Vs (Bulben 6^-
gelb eintrug. Sinter fibemalgm S^äler bas (bef^oft »ieber
anein. 1515 lieg bie 6tabt bem Schier 500 (Bulben nad^,
na^bem bas 64<tugelb biefen 9lu|en abgeworfen ^tte; 1519
erhielt G^Slti ein neues Darlehen oon 3000 (Bulben, mugte
ii4 ober in bie SRarnerjunft aufnehmen Ia[[en. Dos
— 653 ~
Sntfic^en ber Sammelmanufaltut ^te einen \iiat^tn 6treit mit
bei aRomeiiunft ^tootBeiufen. Die 3unft loeigerte fi^ nam«
li^, bie jollrei^en 6^Ieif^n arbeitet in bie SR ocn er-
bt flbetf^aft, b. ;^. in bie ftranlenla|fe, oufiune^nten. Set
9^d entWieb abet, loet {eiltet in bei itolfe getoefen [ei, bfirfe
au(| fetnet baiin bleiben, au^ »enn et in bei S^biil arbeite,
arbeitet abet, bie |eit(ei ni^t ber Aaffe ange|5it ^ben unb
bas ßanboerl mit eigener $anb tteiben, metbe Ifinftig bet 9lat
gerabe fo Iti^ bejteuem wie fol^e, bie in ber ftaffe feien, unb
bie Sabril ^cbt bes^Ib bie 9lamen bei|elben bem Stabtie^nei'
amt }u melben, menn |ie ein« ober austreten. Die 3unft
loar argerlii^ auf bie gfabrif, »eil biefe ob^entli^ 27 3<ntner
SBallgam oerorbeitete unb [o oiel ®am auflaufte, bag bie
Ileinen SReifter lein (Barn me(t et^ielten. 1685 jtarb 9Rar-
tin 64aler, morauf ber 9{at feiner 9Bitme erneut 2000
ffiulben ooiftredte. 6ein Sruber granj S^^aler unb fpSter
8art|oIomtu6 SRar^t^aler flbema|men bie fieitung ber
Sabrif, bie aber 1580 aufboren mugte, meil groge Seruntreu«
ungen bie Sefi^er f^oier gefd^fibigt b<^tten. Der 3mecl, bas
natleibenbe Vusfubrgeverbe ber 6tabt ju (eben, iDUibe ni^t
enei^t, menn au^ ber Sbfo^ ber aRanufaüur na<^ Sranbeid^
lein ungfinftiget gemefen mar.
Die oom 9iat erlistete Sammetf^au beforgten gmei
oereibigte 64auer, bie eine eigene Orbnung batten. Die Stampfe
unb 3ei<|en enthielten ein 6 te ml ein, bie geftempelten Um*
f^Iäge mürben gejault. Die 3eitel ber 6ammetmeile maien
oon 3<U 3U 3eit unoet^fft su i&^Ien unb bie Xfi(|ei in ben
Stammen ju befi^tigen. 6(|ab^fle, fledige, geftfidle, geftieifte,
bunblbd^erte ober in ber gSrbe oerbrannte Zfiiber buiften ni^t
oeifiegelt unb gejeiil^net metben. Slle Xfi^er mürben mit einer
64nur no^ £finge unb Breite gemeffen unb beren 3^^! ^^
6tabtre4neramt gemelbet, bas bann ben Sammetgoll er^ob.
1518 na^m S^anlreii^ ben 6d^em 4 Sallen englif^e aBolle
am (Eomeifee meg, meil 200 9RaiI 6ilber barin maren, bie
bur(^gef(bmuggelt merben follten.
1537 llagte bie aRameriunft, ^fl^r ^ben 20—30 SReifter
aieun«, Slf« unb 3n>3P0nber gemirtt, ie|t gebe es aber nur
no$ 2 SReifter, bie [i(b bamit befaffen. Die e^ulb trage bie
6ammelfabril ; man folle bie SBeber ber 6ammetfabril gmingen.
l
— 654 —
in bfe aRornerjunfl elnjulreten, betiti fo, loie tu je^t fei, iDctben
nur ungenflgenb gelernte Sfrbeiter, 6piiiler unb Settel|attriet
(erongejogen. SBeil es in Ulm an 9Bebem fe^Ie, gie^e fi^ bos
fioben«^ unb SfUitertu^gef^Sfi immer me^r no^ Slfitnberg,
Störblingen, Dinlelsbfl^I unb SRfin^en. SBenn bei
9{Qt nid^t o6§eIfe, oerbe ber 3unftmei[ter fein SImt nieberlegen ;
benn es ge^ ni^t, bo^ ber ^flnftige SBeber geftroft merbe, bec
gfabrttoeber aber ungeftraft bleibe. Der 9{at [telUe botounin
bas Serfal^ren ber Settel^enen gegen bie 9Rarnerbruberf4aft ein
unb beftimmte, bie 9nge^3rigen ber Sruber|(|flft bfirfen tfinftig
ni^t me^r oIs Seiioo^ner be^anbelt meiben, jonbem feien als
sarger gu be^anbeln. (Es folle beim alten ^etfommen bleiben,
na^ bem jeber Arbeitgeber, ber ausmirlige S^^alten einftelUe,
fOr biefe ben Seitrag in bie beftinbige Sruberf^aft ju sohlen
^ite. Diefe ^fli^t follte f td^ aber nur auf I e b i g e;(E ^ e( a It e n
begießen unb es foIIte Ifinftig lein Qfrember me^r o^ne <Bene^
migung bes 9{als eingeftellt metben. heiratete aber ein foli^r
lebiger S^e^alte, fo burfte er nur in ber Sruberf^ft bleiben,
menn er Sfirger mürbe. SBer bie Sruberfd^aft erlauft unb bas
^onbmetf gelernt (atte unb ein frembes 9Beib ausmfirls ^iratete,
burfte nur mit Genehmigung bes 9{ats mieber aufgenommen
merben. ^injugefügt mürbe, es (aben {mar fonft nur bie
Sfirger unb Suben Don Ulm Vnfpru^ auf ftorn, bo^
follen tro^bem au^^ bie SRitglieber ber 9Rarnerbruberf<l^ bas«
felbe erhalten. Su^ [ollten bie Sruberj^aftsange^origen bei .
bem Sinungsgeridftt als Sflrger bejubelt merben, fobolb fie
»erheiratet »aren.
1551 eilieg ber 9?at fobann eine neue D r b n u n g
ffir bie SRarnerbruberf ^aft. 9lur mer bas aRomer*
unb bas $utma(^er^anbmerl rebli(|| gelernt ^iit unb ausfibte,
^ieg es barin, foIIe aufgenommen merben. Sßer unbere^tigt
ben Sogen fQl^re, foIIe ben ^onbmerls^erren angejeigt unb o^e
SBiffen bes ^ats niemanb me^r oufgenommen me^ben. Der
Slufjune^menbe mugte in Ulm gelernt ^ben unb olle SRamer,
5uter unb Sogenffi^rer, bie bas ^anbmerf aufgaben, maren aus-
5uf^Iiegen. IRur toer fiber ben Sommer auf ber Bleibe arbeitete^
burfte in ber Aaffe bleiben, mar aber betreffs ber SBa^- unb
aRilitarirfli^t mie jeber anbere }u ^Iten. £ernte ein SBoIIft^iager
einen (Befellen bas ^anbmerl, fo ^tte biefer 12 Spillinge gu
— 565 —
30^^11» ben gef^vorenen aReiftem unb b€m Kat bet 9Romer unb
Sohtxtx 2, ben aBoIIf^Ugem unb aBoIIf^ISgerlnoiipen ober 10.
Die (Einf^reibung erfolgte bur^ bie ^anbiveib^mn na^ (Be*
ne^migung bes Sfirgermeifters. 6tarb ein SRitglieb, fo mar es
oon ben ®enoffen (inausjutrogen ; ver bies nt^t t^t, ^ite
einen 6teIIoerttete( an be|4)affen. SRanner unb giduen, bie bas
aBoIIMmmen, AorbUf^en unb Aorten lernen »olltcn, ^tten
1 Vfb. 9Ba49 = 4 6(^ining ^mn in bie Sniberf^ftsfoffe
au soffen, bie bur(^ 2 Sfid^fcnmeifter oerooltet lourbe, beren
alle ßolbjalre einer neu gewählt unb oon ben ganbwerftl^mn
beftiligt »erben follte.
(Sieng fo bie Unter SBoIItu^erei fd^on feit 1400 jurfid,
fo erhielt fie [i^ bod^ no<^ bis )um 3a|re 1800 unb fonb lohnen«
ben 9bfo| na^ ber Schnei}, Sororlberg unb 3talien.
^eute ^t biefes ßeroerbe in Ulm oöllig oufge^ört.
VII. Sie Ulmer Seberjunft
1. ^nx ©efd^id^te bcö fieintoanb* unb beö
Säard^cnt^aitbcU.
3umSar^ent gebraute man gfla^s unb SournmoIIe.
Son biefen beiben 9{o^|toffen mürbe ber ^laüfii um Ulm^erum
f<^on frii(e leb^oft gebaut. %iä) um bos 3# H&O trug ber
beutft^e SIbel nur fieinmanb unb leinen SoummoUftoff unb
no4 im 3<^N 1278 trieben bie ftaufleute oon ftonftanj
eine |oi^en1mideIte Kusfu^r oon fieinmonb na^ fßaris
unb Srfigge, nomentlii^ aber nac^ fiagnq in ber C^am«
pogne, mo bie Aonftanjer bos ^rioileg befogen, i^re £ein*
monb au03ufAneiben, [omeit fie htn Serläufem felbit gehörte unb
leine Aommiflionsmare mar. Dag audj^ Ulm an biefer Susfu^r
beteiligt mor, i[t fc^r toa^rfd^einli^, benn f^on 1292 gab es in
Ulm eine eigene fieinemeberjunft. 3^benfalb ober mar
Aonftons no(^ um bos 3a^r 1300 ber SRittelpunlt ber
fd^mSbifd^en £einmanbaudfu^r; nur giengen bomols
bereits bie fieinmonbp&de oieIfa(| ni($t me^r na^ gfronlrei^
fonbetn über ben Spifigen no^ SRoilanb unb Senebig
unb teilmeife Aber ben (Sott^orb noc^ Senuo.
Die jmeite Ulmec fieinemebeturlunbe ftammt oon 1364.
Ss ift eine Drbnung ffir bos Ulmer £einemeber*
(anbmerl, mel($e bie Sufftellung eines fieinmanb«
— 556 —
m e f I e r 9 unb jioeiei fietniDanbf^oucr für alle m
Ulm g€)onbeUe fiebiiDanb feflfc^t unb bie Ortanilaflim bc»
Ulmer SeinetDebct^nbmerb ttgelt. UebeioII oeiMeb bamob
bie Sigenerjeugung bie (Einfuhr unb bie beutf^e fieinmanbousf u^
noil^ S^anlrei^ litt er^eblid^ not hux^ bie (bfinbuiig bes
Kefleltuc^s, bos ou9 ben Stengeln ber Stcnneffel bereitet
würbe. Die Serbinbungen von Aonftan} unb So fei mit
ber S^ampogne loderten fi4 feit 1300, ber gla^bau f^^oMinb
unb an bie Stelle bes SMfes trat bie cpprif^e SSaum«
»olle, bie Aber Senebig unb ben S^^npag na^ Ulm ge«
bro^t »urbe unb ben ^ai^i berart unterbot, bog ber Moobtf^t
Sauer auf ben gla^sbau um fo me|r oer}iil^tete, ab oml^
gla^s in SRenge oon ben ^anfeaten am ben Oftfee«
prooingen, aus fiiolanb, Sftlanb unb Stuglanb, no^
ben Slieberlanben unb Seutl^Ianb gebraut mürbe. So
trat feit 1314 etma bas gmeite Sto^rjeugnin, bat für bie
Ulmer SBeberei in Setra^t !am, bie Sau mm olle, in ben
Sorbergrunb. Die SaummoIImeberei ftammt mie bie Soum'
molle aus 3nbien unb lam oon (ier aus ju ben Kegqptern,
^^Sniciern unb Aart^agern; bie SRauren brai^ten fie
bann na^ Spanien unb Sizilien unb oon bort brong fie
na4 9lorbitaIien. Um 1200 blfi|te bie Sar^entveberei
in Satcelona unb feit 1300 mürben in gloren} oiele
SaummoIIftoffe gefScbt. Seltzer aber trat ben $ia^en bes
meftli^en SRittelmeers Senebig erfolgrei^ entgegen. Cs
f Raffte bie inbif^e SaummoIIe in grogen SRengen über gamo'
gu|ta auf ber 3nfel (Eqpern na^ ber Xbria unb oon (ier
Aber ben Srenner unb ben gfernpag na^ Ulm, Sugs«
bürg unb 9legensburg, mo alsbalb 3a|Irei^ SaumoII*
»ebereien entftanben.
Sla^ri^ten Aber biefe oenetianif^e SaummoIIeinfu^r finb
me^rfac^ oor^nben. 3m Z^^^ 1298 8* 8- lauften tar«
tarifi^e ^änbler in fiajaigo in Aleinarmenien Saum«
molle aus Uleppo unb 1320 erretten bie Aaufleute oon
Senebig oom ÄBnig fieo V. bie (Erlaubnis, oon fiafaiio
na^ Damast US lu ben Saracenen 3U reifen, bie fei^
groge SRengen SaummoIIe na^ fiafasjo gebraut ^en.
Son fiaiayo gelangte man bann bem (Bolfe oon Xlesan*
breite entlang Aber ben Seilanpag in btrser 3<tt no4
— 657 -
9lorbf9tien, toie man oon Sojajto aus auf beut Df^ib«
banfittg naii^ bem Sup^rat unb bem Bftli^en illein«
a|ien gelangte, bas bur^^ ben Zaurus oon Stmenien ge«
Irennt nmr. 3ur See lant man enblid^ oon fiafaj^o nad^
(E9pern. 1355 »ufbe Sournmone oon üffo» am S^orntjen
SReere na^ Senebig gejubelt unb 1430 brad^ten bie (Be*
nuefen [panif^e SaummoIIe na$ Btfigge.
6o oeqi^tete bet beutf^e SBeber auf bas inlSnbif^e Srjeug«
nis unb oerarbeitete ben auslinbifd^en Xo^ftoff; bie
6^f|altung unb ber Sla^sbau, ber SBoIUBmmet unb SBoII-
loebei mie ber fieineoebei litten fe|t barunter. Seibe griffen
iur8aumQ)one, um Stbeit ffir i^re aBebftfi|(e ju ^ben,
unb biefe Saumvotiftoffe giengen fetter in grogen Soften fiber
Sfrantfurt nacb Srfigge unb ben 9lieberlanben, ^Mtn
aber bort mit bem lebhaften SBettbewerb ber £einen[toffe aus ber
Sretagne unb 3<I<tn)> 3^ limpfen, bie ber beutii^en Seinen«
inbuftrie mit ^llfe bes Sligaer gfla^fes ben Slang abgelaufen
Hatten. 9Bie fe^r biefer aBettbemetb um ben auoltnbif^en SRarlt
bamab bereits auf 2)eutf4ilanb6 Susfu^rgemerbe brOdte, bemeift
eine Serorbnung ber $an{a oom Saläre 1401, burd^ oiel^e bie
Xusfu^r minbefiDerter Sr}eugni|[e oerboten nurbe,
bamit ber gute Kuf ber ^anfabSnbler ni^t notleibe.
Ulm oerbanite alfo feine 5<iu|)tblfite im 14. Z^^^*
(unbert unb bamit fein 9R fi n ft e r feinen 8 a u m o o 11 •
loebern. Die alten Ulmer, Sugsburger unb
9Remminger finb bur^ bie leoantifd^e SaummoIIe
r e i (^ geQ>orben, bie oor 500 3a^ien in Oberf^toaben
eine cbenfo bebeutenbe 9ioIIe fpielte mie (eute in Sng«
lanb. Sber es maren ni^t ganj baummollene Semebe, fonbern
ein (Bemif4 aus Seinen unb SaummoIIe, ber fogenannte
Sar<!bent. SaummoIIe ju ftettengarn ju oerfpinnen, oetf tau-
ben bie tuten nod^ ni^t ; als Aette biente bas fieinengarn,
nur bas S^uggarn beftanb aus SaummoIIe, mel^e sabl*
reiil^e SaummoIIlSnbler, bie fogenannten „aBoII^erren" unb
i^re Vgenten, bie fogenannten „Sfaltore", gfalturiften, 64ein<
^rren ober fiager^erren, mie fie namentlich bie großen Augs-
burg er ganbelsgefellfd^i^ften in Ulm unterhielten, na^ Ulm
eingef&^rt unb bort an bie SBebermeifter entmeber gegen (Selb
ober in ber Kegel gegen bie Serpffic^tung oetlauft muibe, bie-
— 568 —
felbe SU oeratbeiien unb bonti ben SaumtooII^Ittbler mit ben
9?o^tfi(||em ]u bejahten.
64on fett bem 3o|re 1400 freilid^ flieng bie IDmer
SaumiDoniDeberei toieber gudidt. Der glfidlid^e Arieg Ulms
gegen bas bobmif^e Steidbsober^aupt oon 1376,
ber 6ieg bei ^Reutlingen unb bie 3Rfin{tergrttnbftetn«
legung bilbeten ben ^Sbepunlt bet Ulm er SIflte]eit
6eitber folgte eine lange 3ett bes (Benuffes, fett 1500 bet raf^e
3etfaII. Der (Brunb »ar ber fteigenbe äBettbeoerb anbercr
$Ii^e. Sine Setotbnung oon 1889 oerbot, um bem 6trett {loi«
f<i^en ben tbmen unb {Reihen bet Stabt ein (Enbe ju ma^en, febe
Jtaufmannf(^aft mtt gfremben, b. %. {ebe Uebemo^me oon
Agenturen but^ Ulmec Sefi^Sftdleute. OEinjelne Ulmer Aauf-
kute UMuren ob Kgenten in bie Dienfte frember ^anbeU*
gefellf(^aften getreten unb Rotten ftom, SBein, epegeret,
SoumvoIIe, Sar^ent, Salg ober Sifen für biefelben in Ulm
oeriQuft ober fol^e Dinge in Ulm oufgelauft. Xamentlicb ^en
frembe SaummoII^äufer maffenbaft SaummoIIe na4
Ulm geioorfen, fie gegen Serpf&nbung ber Zitier an bit IBeber
oerlauft, bie 9lobbar(benttit(^er forlgeffibrt unb auswärts gebleii^l
ober gefärbt, fo bog bie (Beffille bcs 9?ais mie bie Ulmer Saum«
toollb&nbler, gSrber unb Slei^er notgelUlcn b<^tten. Der 9lot
balle bes^alb beflimmt, lein Ulmer Sfirger folle me|r ben Sgenlen
eines S^^mben madben, auger ber grembe ober einer feiner Hn«
geftelUen feien felbft bobei unb mobnen in einem offenen
(gafl^aufe.
Die Unfi(berbett ber Serlebrsmege , bie f4(e§ten Stents«
guftönbe, bie emigen ftriege f^abelen fett 1400 bem f^mSbif^
^anbel fe^r. 6o mürben 1400 ]mei Kaoensburgern ouf
bem 5<{mmege oon Senebig in Selluno bei Zrient ibre
9Baren gepfinbet, meil SRailanb eine Sorberung in Aftln
nidbt ecbatten lonnte. 9lamentli(b aber mar es ber Jtrieg ftaifer
Sigmunbs mtt Senebig, ber Ulm augerorbentIi<b j^abete.
Der ftaifcr oerlangle, bie Ulmer foHen i^ren Seborf fiber Ungarn
in Aaf f a (Obeffa) ober in (Bf nua laufen unb Heg 1417 alles Ulmer
(But in Sef^Iag nehmen, bas burdb Zirol aus Senebig lam.
(Erfl mo^renb bcs SBoffenftillftanbs oon 1429 bis 1484 »or
bie SaummoIIelnfu^r aus Senebig mteber frei, mürbe aber 1434
aufs neue oerbolen. Die gfolge booon mar, bag es f(|on 1419 an
— 559 r-
ber Ulm« Sar^enibSrfe |4Ie(|t ousfa^; bie ftaufleutc unb
bie 6tabt ^iten großen Stäben, ba bie Ulmec Vax^tnii&^tt
i^t alt^rgf bra^ies Unfein oerloren l^otten, unb ber 9l(A eilieB
b€S^I6 eine Oibnung ffit bie ftorter, SaumtooIIfc^iager
unb SB e( er in 6tabl unb fianb, bie an ber Ulmet Sc^au
aibetteten, bomii biefer Stoben ni^t loeiter um |i(| greife. Der
Srunb »or neben onberen, bog au^ onbermSrts immer me|r
Sar^eniioebereien entftanben. 6eit 1431 fu^te itou'
[tan] feiner Sard^entmeberei aufju^elfen unb 1435 lieg Spngen
7 Sor^ienlrDeber aus Ulm, Sibera^ unb 9t5rblingen
lommen, ma^te fie loftenfrei )u Sflrgern, fi^enlte {ebem 16
Sulben unb gab i^nen ab Darlehen auf 6 3^^^^^ 20 (Bulben
unb fiSbtifd^en Saugrunb gum Hausbau, »offir jeber allifi^ili^^
minbeftens 3 S<^rbel Sar^ent ju »eben ^atte. Qe^nli^ ma^te
es 9{firnberg 1488.
1425 Ilagte Srfigge fiber Seraubungen in Sd^ioaben.
1426 ma^te bie Stfirnberger gfirma 6ei| S^mSIjing
gum @4<^ben go^Ireic^er (Bef^äfte inSRfirnberg unb Sene«
b i g Sontroit unb ber Se|tt|er flfi^tete. 1427 gab bie Ulmer
gfitma ^ ein ri<^ 6^ leider beim Zobe i^res Sefi^ers gu
Scbcnlen Seranloffung, meil bas Senebigcr ^aus ^ans $i|ani
5000 Dulalen gu forbem ^atie, unb ber Doge gfrang Soslaii
bat bes^Ib ben 9iat, 8e|($Iag auf bas S^Ieic^ec'f^e (gut gu
legen. 1430 Ilagte Senebig in Ulm toegen itaufsmannsgfitern,
i»el^ bie Ulmer mit Sefd^Iag belegt Ratten, beiief \i^ barauf ,
bag ieber Ulmer fidleres ®eteite im Senegianif^en ^abe, mies
bas @<^iebsgeri<(t bes^ergogs 9BiI|eIm oon Saqern ab unb erllörte
fii^ bereit, ben 6trett bur^ bie Unioerfitfiten $abua, Solog-
na, gfloreng, $eiugia ober 6iena entfd^eiben gu laffen,
mo bie 6($iDaben ftubicien. 1428 mürben jeinige Ulmer auf bec
Weife na4 S^<^nlfurt bei Sinsheim oon Aonsab oon
SBeinsberg unb Sriebri(| oon $elfen|tein ausgepifinbert
unb 1432 l^ielt man in SRün^^n einen grogen 6täbtetag
megen ber Stragenraubereien, mo üugsburg, Ulm,
Xegensburg unb 9tflrnberg fernere Alage fiber ben me[t*
pbaltfd^en „gfoim" führten, gegen beffen 8e|(|Iogna^men unb
(Berid^tsurteile $ap|t SRartin V. vergebens eiferte.
Da es am %lbfa^ bes Sar^ents fehlte, mußten bie Ulmer 3Beber
i^reXfi^er mit großem Stäben an einige 3 üben verlaufen, bie
\
(
— 560 —
bann benfelben in Kegensburg 3ff enili^ oetlauften, fo bog btr bottinc
9lat ein Umgelb ouf alle fremben Zfi^ einffi^e, ocil bie
bortigen 9Beber Ilagten. (Einige Hinter Aauflente liotttn bec
SlaDensbtttger ßanbelsgefellf^^aft oon ^untUg vnb
(Benoffen Sar^ent iuc Susfu^ na^ Sleapel geliefert unb
ionnten i|t ®elb ni^^t befommen. 6ie beauftragten beft^olb ben
Slitter IBoIf oon 6tein auf ftlingenftein unb ben Ron«
rab Kueg, geftfl^t auf SoIIftredungdbefeble, gur Sef^Ioflna^me
bes ^untbtbguts. 1458 belriegte besbalb bie 6tabt Kooens*
Burg, in beten 6^u| bie guntbi^ flanben, ben SBoIf oon 6tein
unb gnmng [eine Serbfinbcten, i^n im Sti^e pi laffen, na^
bem ftaifer gfriebti^ 1457 bie 6tabi Ulm oeranla^ ^tte, 3 oon
6tein bef^Iagna^mte Sollen fieinoianb ben ^untbtffen surfld«
jugeben, loorauf 1459 bie H^t fiber €tein auogefpco^n ourbe.
!Der Settrieb be« Ulmer Sar^ents gieng b^uiitlS^Iid^ na4
gftanffutt auf bie gtogen SReffen, oon n>o er feinen 9Beg in
bie ^(6e SBelt na^m; au^ in bie DonauISnber lourbe er oer«
trieben, namentli^ aber na<!^ Spanien, Snglanb, ben Kiebe»
lanben unb ben ^^nfeftabten. 3>en Seririeb nai^ 6ponien
unb ben ^onfeftSbten fd^eint in etfter fiinie bie Maoenoburger
Sunibiggefellfi^aft beforgt gu |aben. 1419 oar »enigfteno bie gfirma
besgans fteg in fifibed ben ^unlbiffen 690 (Bulben [(^ulbig
unb 1433 ourbe 8at(||ent in 8 erlin unb ABIn a. b. Spree, in
Xreben unb Satmunb gejubelt. 2)ie Spanier lauften
bamals i^re Sari^ente in Srfigge bei ben ^nfen unb ber
Spanier $eter Zafur freute fi^ in Ulm bie ^eimat ber
f^tanes d'Olmo Tennen |u lernen. Sber aud^ über Safel
giengen bie f^oftbif^en S (^ fi r I i | e , b. (. Bord^ente,
gum SIerger ber JRieberlSnber nad^ fipon unb Spanien. 1482
mürbe in 9R finden ber Serfauf oon 8at<lb^nten aus Ulm,
SRemmingen unbSBelfd^Ianb freigegeben. (Ebenfalb 1482
Rubelte bet ^^nfefaufmann $ano Setfi^amp mit Uimer Sar*
boggen. 1491 Ilagten einige ftBIner ftramer, ba^ i^nen ein
Kitter bei (Calais 4 gfatbel Ulmer Sard^ent mit Sef^Iag be-
legt ftaU. 1492 liogte bet Sfirget S^Ieebufc^ oon SB e fei, bog
i^m 1489 am ^fingftmatHe 9leiter aus fiSmen bei Dqeff
einen Sollen Ulmer Suftane bef^Iagnaümt boben, bie erna^
Sntverpen ^abe bringen mollen. 9lo4 1531 beri^tete ber
fpanif^e 9?eifenbe "fSeter fioupoant, man ma^ in ber gangen
— 561 -
SBeQ nirfienbs fo oiel fataines ab in Ulm. Den Kmäftni'
^nbel na^ Kegensburg, SBien uitb Ungarn befolgte bos
ßous S^inget in Ulm fibet ^lattling.
Xro^bem aber litt bos Ulmec Sat^enigefi^ift feit 1400 in
fteigenbem aRage. Sitiei Ilagten feit 1400 bos Ulmer Saum-
oollgroggef^ft unb bas Sor^entf^auamt fibet bie gnnel^menbe
Vushfigung ber Ulmer SBebereien bur(| frembes ftapital.
Diefes oerlaufe ben Ulmer SBebern SaumtooIIe unb laffe fi<(
mit Ko^bor^enttfi^em begasten, bie man bann ausioSrts bleichen,
ffirben unb lattunieren laffe unb unter frember SRaile meiter
oeitreibe. Da ^iebur^ bie Ulmer S^augebfi^ren fel^r notlitten,
nmrbe bie Seftimmung getroffen, !ein frember Kaufmann folle
in Ulm gelauften ober eingemed^felten Mo^baril^ent
»ieberoerlaufen ober ausführen bfirfen, fonbem i^n in
Ulm abbleiben, fSrben unb lattunieren Ia|fen mBffen,
f|e er i^n ausffi^re. fta^ mürbe beftimmt, alle SaummoIIe
foIIe gcf^ttt merben mfiffen, e^ fie an ben SBeber lomme. Die
Ulmer SaummoII^nbler üogten, bie Ulmer ftrSmer laufen
SaummoIIe in Vugsburg unb oertreiben fie an bie 9Beber,
loes^Ib ber 9?at beftimmte, btes burfe nur in ber SBeife ge«
fallen, bog bie Artmer fol^e SaummoIIe gegen bar in Slten-
gen unter 25 $funb in i§ren fiiben auBmSgen.
64on feit bem Sa^re 1450 etma begann ber gflo^sbau
in ber Ulmer Segcnb mieber ju erftarlen, meil ber $rei6 ber
SaummoIIe anjog. (Es gab feii^r bei bem Slotleiben
ber tluftfu^r mieber fo oiel billige gelbarbeiter, bag ber Vnbou
oon gla^s um fo rentabler erfi^ien, ab au^ ber frembe Sfla^s
wie bie Saummoüe im greife ftiegen. 1456 mu^s bie Slot berart,
bog man in Vugsburg bas feit^erige Umgelb auf fieinmanb
unb (Betreibe aufhob. 3n 9Renge mürben feit 1450 nament*
lic^ fieinmanb unb Aupfer in S8|f<rn aufflögen oon
ftempten ^rab auf ber 311 er na^ Ulm geffl^rt, mo fie oon
ben bortigen ^anblungen auf getauft unb no^^ bem K^ein,
Sranlirei^, Snglanb, Spanien unb 3talien, feit 1500
aber me^r na^ SB i e n unb ben Donaulänbem oertrieben mürben.
Vu^gieng feit^er iDieber oiel fieinmanb unb S^oiHic^ fiber
Safel nad^ granlrei^, mS^renb ber Sbfo^ ber Saum«
mollftoffe immer f^mieriger mürbe.
Ueber ben Ulmer glai^ebau |at man allerlei Sla^ti^fen.
36
— 562 —
1390 oerlauften bie Herten oon jtlingcnfteiit beit $ftt^l€i
8fla4$ {ernten an einen Ulmer (Beiflli^en unb 1497 oudc
toieber Sla^s inSRenge gebaut. Die £eineiDe6ei}unft etBaric
bamals, bie fieintoonb fei gegeniDartig niebet fo gefttiit, baft
fie ben Salvent „bintet ft^ btfide", unb man follte bes^
in Ulm ebenfalls eine ftrengere fieinmanbfi^att einri^ten,
n>ie bies in SRemmingen, Sibeio^, SBeiben^ont, (Bfiniburg unb
SRlnbel^elm bereits gef^e^en fei. Der Slot meinte aber, (eibe
(Benerbe fc^Iiegen einanber ni^t aus. SRan baue aüerbings
oieber oiel mebr ^la^s in ber Ulmer (Begenb, fo bag es neuer*
bings £einengarn in Ueberf lug gebe, unb feineres (Bom
aus Ileinem 64nmbenfla<bs, mit man es gur fianlb^nflette
brauche, ^öber bejablt »erbe als bas geringe (Barn aus tau^m
gfia^Sp bas bie Ainber fpinnen. (Er glaube inbes ni^t, bog
babur^ bie Sard^entoeberei o5Uig 3a(&rttnbe ge^nioerbe,
fei aber gern bereit, bie Qolf^enfcbau gu oerbeffecn, unb
boffe, baburcb au^ auf bem (bebtet ber fieineoeberei ben immer
mebr fteigenben fremben SBettbeoerb erfolgrei^ ga sei*
treiben mie ibm bies auf bem (Bebtet ber SaummoIIioeberei
ebenfalls gelungen fei.
. Seither be^rrf^te ber gfla^« ben Ulmet (Sarn*
marlt, getragen uon bem lebhaften Snbau in ber Umgegenb.
3n ten S^iebjaunorten re^ts ber Donau mie auf bec rauben
9Ib mürbe oiel glac^a gebaut, namentlid^ in ben ^errfibaften
Airc^berg, SBeigenborn unb Surgau, im ftamlai^', (Bfing* unb
9RinbeItbaIe. (Es mar meift lurger feiner G^minglein, bec gegogen
tDuibe, lein G^Iieglein, mie man ibn in Kuglanb, Korbbeuifc^'
lanb, Oefterrei^i Selgien, ^ollanb unb 3ilQnb gog. Diefer
I&ngere SIo^^* ^^^ ^^^ £fibed über fieipgig unb 9lfirnberg no4
Ulm lam, mar oielme^r in Ulm ebenfo mie bas ^onfg^^n
feit 1537 oerboien. 6^on 1470 Ratten bie f<bmibif(^en 6tabtc
in ben 9lieberlanben bas freie Stieberlogsrecbt f&r ben Ulmer
(Bolf^en erhalten unb f eitler mürbe bie Sein man b mieber
bas b^nf^^nbe (Beioirl in 6d^maben unb oertrieb ben San|ent
tro^ ber gegenteiligen Slnfi^t bes »ats, ba feit 1550 bie in
gunebmenber SRaffe auf bie oberf^mSbif^en Sl&rlte gelangenbc
amerifanifc^ie SaummoIIe aus Surinam unb Srafi*
lien bie fieoantiner SaummoIIe in ben 9tieberlanben unb
Spanien aus bem Selbe fc^Iug. 6eit^r mürben bie Ser^It-
— 663 —
ittffe für bie ulmifd^en SBeber immer mi|}Ii4€r. Seit 1550
traten immer me^r fianbtoeier in ben Ulmer S^ouoerbanb ein,
2. 8. 1566 bie SBeber oon Saulgou, 1583 bie 9Beber oon
SBeigenlorn, Surgau, ßeiben^eim unb fiaid^ingen,
1584 bie SBeber Qon (5 i engen a. b. 8r., biefe aber nur ffir
etfide mit Aber 2000 ffSben. 1568 mugte ber Ulmer 9tal ben
IKmer fieintoanbfaufleuten erlauben, i^re Ko^IeiniDanb au^ bei
folgen 9Bebem einsulaufen, bie ni^t bie 6(^aube[timmungen
bef<^n)oren Ratten ; nur burfte fol^e fieinoKinb bann ni^t nadi
Ulm an bie Qdtau gebracht, gebietet unb gebunben ober burd^*
geffi^ »erben. Die Aaufleute Ralfen fiilb ^^^ einfa^ bamit,
bog fie {(re Silber in Sibera^ ober anberen 9{ei<^s{ttbten
flauen unb [tupfen Iie|}en, ba in biefem Sali ber SRat bem Sb«
Bleid^en, g&rben, Sinf^Iogen ober X)u»|ffibren in Ulm ni^ts
mebr in ben IBeg {teilen lonnte.
SRit bem Sard^entabfo^ m^ Sftanlfurt, Snglanb unb
Spanien nmr es feitber fo gut oie oorbei ; wo^I aber »urbe feit
1600 bie Ulmer fieinmanb no^ Verona, Senebig, Genua, fiqon
unb SRarfeille lebhaft abgefegt. (£s waxtn namentli^ bie
^anbeb^ufer 6traug, 3^^f 9{eubronner, Spengler, ftolb unb
S^Iei^er, *bie fi^ mit bie|er Husfu^r befaßten. 1628 f^itften
i. 8. bie e^Iei^er allein 61 £agel Seinnmnb ju 60 6tiid nod^
3talien, moju fie ein 3<u9ni< ^^^ Stabtgemeinbe Aber bie
Seu^enfrei^eit ber Stabt Ulm beburften. 9Beniger gut gieng
es ober fc^on bamal» ben 9Bebereien. 1600 tiagten bie Ulmer
Stabtveber Aber bie fi an bm elfter unb octiangten f^firfere
Sil^aubeftimmungen, morauf ber 9{at juno^ft ben Aauf«
leuten oerbot, ben fianboebern, bie an bie S^au lamen, ent«
gegen}uge^n unb bem Ulmer SRarfte bie SBare megjulaufen
ober ibren 8ebarf in Ura^ }u beden. 1604 lauften lombarb«
if^ Xuftiufer Zaufenbe oon fieinmanbltuden in ber Ulmer
(Begenb, ba bie greife fe^r nieber waren; 1612 mar ein
foli^r Ueberflug an fieinmanb oor^anben, bog bie Sßxti\t erneut
fanlen, unb 1613 mürbe ber Stupffaal oom 9{at^aufe in bie
(Brei oerlegt. Der (Brunb biefes Ueberfluffes nnir, bag bamals
eine SRenge oon S^Iefierleinmanb na^UIm gebraut unb
(ier geftupft mutbe, um bann ab Ulmer (Er2eugnis mit
bem Ulmer Stempel in 9BeIfd^Ianb abgefegt su merben.
S^on 1599 mar baneben fieipjiger fieinmanb, 1603 folc^e
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aus $affatt unb 6trau6in8, 1648 \oU^ ms Sleiii'
minflen unb 1660 au« 3mmenftabt iia^ Ulm sum Sb«
ftempeln unb Slei^en oefö^idt »orbeit, fo bafi bie 8IeU|cf
laum me|t fertig oufben.
1637 flellte bet Ulmer 9tat einen Uia^et aBebetmeiftec
on, um ben Ulmet IRongmeiftent bos 8|ipretiereit iid|
9lieberl&nberart bei}ttbrinsen, meil man biefe Se^nbbnig
in 3tttUen, fftantxtl^ unb 6panien immec me^ oerlongte.
Seil 1648 fobann lamen foli^ lInmo|fen oon S^Iefterlein«
manb no^ Ulm gum Sleii^n, bag man es na^erabe ni^t
mebt nSlig iiM, biefe fiber^uiit no4 ftempeln }u Ii4fan, fonben
fie obne ben Ulmer Stempel na^ Stalten meitexl^tdte.
3)en Ulmem 9Bebem blieben bamab 1400 6tfid SetnoKinb liegen.
1695 Kagte man infolgebejfen in Ulm bitter Aber ben f^Iei^ten
Vbfa^ ber fieintoanb unb 1705 befil^merten fi<^ bie Jtaufleufe wm
Serona unb So|en in Ulm Aber bie fd^Ie^te Ulmer fBoif,
bereu otfide oben unb unten gut, in ber 9litte aber f^Ie^t 8^
ma^t feien. Die SBebereien uerf^Iei^terten bamals foitmS^nb bos
Si^eugni0, um i^ren bur^ ben ^reisbrud oerminberten Ceminn
bereinjubringen, meil bie f^mäbif^en ftaufleute immer m^
f^Iefif^e fieinmanb einffibrten, mit gefSIf^ten Ulmer
Stempeln gei^ncten unb als Ulmer 9Bare na^ Stauen f^idten.
1706 mürbe infolgebeffen berßanbelmit S^Icfi^^Icinmanb
na4 Ulmer gfa^on oerboten, menn biefe ni^t oorber in Ulm
gef S rbt motben mar, unb als jmei Aauf^ufer in D be rf^m a«
ben 1718 unb 1730 bie «uff^rift „Olmi veri flnlssimi" auf i^re
Stfide brudien unb fie als e^te Ulmer fieinmanb nacb Stalten
oeilauften, blieb bem 9lat ni<bts fibrig, als bie feitberige Ulmer
S^tt^marle }u lajfieren unb ben Ulmer 6d^i(b als S^au*
seilen einjuffi^ren.
Den gauptfiblag aber erhielt Ulms Seinmanbausfubr,
als bie 6tabt ooifiberge^enb baijerifd^ nmrbe. Sapem
fObrle bamals einen StfidjoII oon 2 Pfennig anfalle in Ulm
gebanbelte fieinmanb ein, ber ben Ulmer Seinmanbbanbel nabeju
oemi^tete unb ben ber 9lai nur mit 9Rflbe micber befeitigte.
Die Ulmer gSufer Ratten fi^ in ibrer 9lot nur babur^ ^Ifen
Ibnnen, bag fie Sn^eiggef^fifte in ®iln)burg, Dieten«
^eim, SBei^en^orn unb S^menbi errietet, bort bie
fieinmanb unmittelbar beim fianbmeber aufgefauft unb
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o^ne ben Ulmcv 6teinpel tio^ S^^'^^n gef^^dt ^tien, fo
bag Ulm bas G^ougelb ^erunterfe^en mugte unb bie
Stobt einen ungeheuren @4l<^^^n ^tte. 9to4 1746 beftimmte
bei 9{ai, bie ftouberer ober (Barn^änbler bfirfen i^r (Barn nur
ottf bem (Bammorlte uerlaufen, ni^t birelt in ben SBeber^aufem
unb 1756 laufte ber Ulmer 9iat, um ber Slot ber 993eber gu
fteuetn, ffir 2000 (Bulben SMs, lieg i^n im 6pital fpinne,
unb bas (Born auf bem (Bornmorlte oerloufen. 3>er Ser|u(^
fc^lug ober fe^I, »orouf 1771 ber SRot bie Husfu^r
oon glo^« unb fieinengorn boburd) befi^ränlte» bog er
ben Gornbof^en }u 20 Si^nellern mit 20 Areujem S^^h ^^^
$funb fila^B mit 6 itreujem, bos ^funb j^onf mit 3 ftreujem
Iklegte.
Seit 1800 führte bie gune^menbe 8ep9(ferung ju
belferen gru^tpreifen. Der ftornbou ftieg in
S^nmben, bie Ste^OHiiben oetf^monben, bos S I o ^ s f e I b
gteng ein unb es fehlte on fieinengorn. X)ie le^te
@tunbe ber einft fo blfi^enben Ulmer £eineninbuftrie mar
gelommen, meil es on gflo^s fehlte. Vu^ bie Slei^erei
^ite in e^moben feit 1800 ouf, mcil i^r ein erbrfidenber 9Bett-
iemerb in ben lomborbij^en Slei^ereien unbSIppretur-
anftoIten entftonb» unb 1813 mürbe bie olte^rmfirbige Ulmer
fieinmonbf^ou oon IBflrttemberg oIs unoerträgli^ mit ben
neueren ^onbeUgrunbffi^en aufgehoben.
Dos Seftreben ber Ulmer fieinioonb^nblungen, bur^
Srfinbung einer UltiengefeUf^oft unter bem 9lomen „UI«
mif^e Seinmonbmonufoltur'' im Snf^Iug on bie
„n^einifc^'meftinbif^e ftompognie in CEIberfelb'' ber
geringen SRenge Ulmer fieinmonb ilbfo^ bur^bos 9l^eint(oI
no(^ Sfib'UnbJRorbomerifo ju oetfc^offen, mo^in biefelbe
feit^er Aber (Benuo unb (Eobix ousgeffi^tt morben mor, blieb
oergebens, meü bos l^oupterforbernis, bereln^eimif^egflo^s,
fepe. Der Ulmer fieinioanb^onbel entmidelte fi<^ olfo feit bem
9lfidgang ber SaummoIImeberei im So^re 1470 unter sune^men*
ber Sebeutung bes f^mibif^en Sflo^sbous bur^ bie fteigenbe
(Einfuhr frember Srotfrfi^te. (Er feierte feit 1500 feine gian«
}enbften 3:oge, »urbe feit 1600 burd^ bie S^Iefierleinmonb be«
bringt unb gieng feit 1700 feiner ollmö^Ii^en Vuflofung ent'
gegen.
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2. 2)ic (Sinri^tiinflcn bcr SBebciäiiiift.
a. Die 3ut^tung bet ffo)ftoffe.
2)ie duri^tung ber Ko^ffoff e umfojste sunfi^ft Me
Seraibeitung be0 JHa^\t9 ju (Baritp bo« 9Ioftett, S redten,
S^minitn unb ^ed^eln. (Es fanb als ^ausotbeii auf
bem fianbeftott, fbcn|ou)ie bos 6pinnen, bos oon bei^aus«
frau unb ben 65^nen unb Zhöfttin, Anetten unb 9Rflsbeii }ur
9Binter02e{t gefibt lourbe; fogat bie gfrouen im gfrauen^iife
fimnnen für i^ren Srauenmirt tSgli^ eine Knia^I Snbre^ ober
S^nellet.
3)et (Barn^nbel mx einfe|c reger, namentli^ feit bem
3a|re 1400. «n ber (Beislinger 3on|tatte ga^Ite 1440 ber
3entner %[nbre(en 6 ^Sller, ber 3enlner mit SBaibUau gefSriten
(ßarns 6 $6ller 3oII. 9n ber Ulmer ^erbbrfide la^Ite iebcf
Wog mit (Barn auf bem Xfiden 2 ^Bller, am (Einlog feber
Sllerflob mit (ßarn 1 $Ir. 3on ffir ben 3entner.
Dos Sieben bes Sarns beforgte ber SBeber teils felbft,
teils liejs er es beim oereibigten ®arnfieber beforgen. &
burfte babei nur SBoffer unb ^oljald^e oenoenbet »erben. SUÜ,
ftalfafi^e, SBaibof^e unb 3i^0<lftobelaf4e omren oerboten. Seim
Uf^enlaufe b<^tie ber Setläufer gu geloben, bag es (eine 3^^^'
[tobelaf^e mar. 3)ie Anette unb 9R8gbe bes (Botnfiebers »ur-
ben oom Stabtred^neramt oereibigt. Sarleben bei ben SBebem
aufjunebmen ober Sf^e, golli @<tl}i S^malj, Sar^ent oIs
6iebIobn gu nehmen, mar ben (Bamfiebern oerboten. 9ta4
{ebem 6ub mar berfelbe ber (Sarnfieberf^au ooi^ulegen,
ber bas Stemmen oon (Sef^enlen ftrenge oerboten mar.
Die (Barnlieber mobnten bis 1677 in S^meigbofen (9leu-
Ulm) mie bie 9l\i^tt unb Ofibber unb trieben nebenbei ben Srefter«
unb £attenbanbel. (Erft als 1577 G^meigbofen im gfltftenMege
nieberbrannte, mürbe im „(Elenb" gegenfiber bem S^vall i^nen
megen ber Seueisgefäbrli^Ieit ibres Betriebs eine SBerIftatt an
ber Donau gebaut unb mit einer 9Rauer umgeben. 1586 mürbe
biefe Sarnfieberei oom Staate in negiebelrieb genommen, inbem
biefer 2 (Bamfieber anftelite. 1632 mürbe biefelbe aber gef^Ieift
unb ju einem Spitalader gemalt.
Das gefottene (Barn erbielt ber SBepfenma^er
ober 3ettler (englif^ warp), ber baraus bie Rette fer*
tigte. Der C5amfteber mu^te biefem geloben, bag bos (Barn
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gefoiteti nKir. 6cnft (Bolfd^engorn innetl^Ib 2 SReilett
um bie Stabt ju laufen, txm Um SUcpfenmo^r vtiboUn,
ebenfo bie Seratbeitung oon ouftlSnbif^em Sain gu SBepfen.
2)ie 3ttbereitung ber SoumtDoUe, bos 9Bof4)ett,
ftuflodem unb Sc^Iogen beforgte ber SoumiDoIIf<|ISger.
1419 nmtbeti neue Sorfi^rifteit für bie lanae nrnndatores er>
laffen, 1675 für bie Jtarbäif^er. Die 9Beber beforgteti aber
meift bicfe Srbeit felbft. Das Spinnen ber Saitmmolle be«
forglen ebenfalls loie beim Sla^fe bie grauen unb ftinber als
j^usgeoeibe in Stabt unb £anb.
Das Sättigen bes Slatts gef(^( bur$ ben oeretbigten
Slfitterfefier. (Er mugte {ebes (Be|<(in [o ma^en, bag es
bie riAtige Sibengabl unbSreite ergab, unb auf febes
Slatt fein SReiftersei^en unb ben Hinter Stablf^ilb ftempeln.
Die Sreite umr bei ben (Elfern '^/4 (Ellen, bei ben Sier}e(nem,
Se^sjelnern, Siebenje^nern unb n^tjebnem ^U (Ellen, bei
ben !iwanilitxn, 3n)eiunb2tDan}igem, Sierunbiumnjigern, Se^s«
unbjiDan}igem nnb V^iunbirDangiger Va (Ellen.
b. 2)00 SBeben.
Dos SBeben ge|^9 bur^ bie ja^Ireii^en aßebermeifier
in Stabt unb £anb. gabri melbet, bie «ufftanbe ber
Ulmer Stabtmeber b<^ben wieberbolt bie gange Stabt in Un«
orbnung gebraut, fo 1392 unb 1396. Uu^ 1512 gab es einen
folgen SBeberaufftanb gegen bie fianbtoeber. Die Strbeit am
SBebftuble' ^t eben oon {e^er (Brfibler unb Steoolutionare ge«
seiligt oie bie Arbeit am si^reibtif^e. Diefe emfte Stiftung
geigt au^ bas Statut ber Ulmer SBeberbruberf^aft oom 3a^re
1404 mit feinen ftrengen Siltenoorf^riften. Die SBebergunfl
wat oon ben 9Ramem unb (Brautuc^ma^ern oöllig getrennt unb
ergeugte nur £einmanb unb SaummoIIftof fe. Sie gerfiel
besbalb au^ in bie £einmanb« unb Sarcbentweber unb in bie
SaummoIlISmmer, niabrenb alle S^afiooKe oerarbeitenben (Se-
»erbe gur aBoIIenioebergunft ge|9rten. 9n 3<^(I ^^m^^ ^^^ SBeber-
gunft bie ftarifte in Ulm. 1630 gö^Ite (ie an Sorftebem,
SReiitern, Anappcn, aSittfrauen unb iRentnern 400 A9pfe, 1786
no4 360. «usfibenbe üReilter gab es 1470 in Ulm 71, 1481
90, 1530 nniren es gugflglid^ ber £anbQ>eber, bie an bie Ulmer
S^au arbeiteten, 410. XIs politif^es iRe^t be|ag bie
SBebergunft bas ^rioileg, 2 Sbgeorbnete in ben grogen
— 568 —
Kot ober SDrgerauftf^ttg ju fenben, auberbem (atte bei
SBeberjunftmeifter 6!^ unb 6timme im Keinen 9late
ober Senote. S^ Sii<(fenmeifter ober 3unft|yfleflft fee-
forgten bie SermSgensoenoaltung unb 12 SRetlter bilbeten ben
3unftousf^u6. 3|r ftdtli^e^ SunftoermSgen benfl^c bie
3unft 3um (Einlaufe oon SaumooIIe in Senebig. Die
®ef eilen bilbeten eine Sruberf(^aft, beren Jterjengelbec
in 9{o(bor(^(nt nu^ringenb angelegt toutben. (Eines ber M&nfteii
aRfinfterfenfier mar eine Stiftung \>tt 3unft.
3a^Itei4e oermSgli^ere 9RitgIieber »oben ni^t me^r jelbft, fon*
bem trieben nur no4 ben (Broglanbel mit (Begeben. 9ber ou^ bie
ausflbenben SReifier mit ilixtn meift 30 (E^e^Iien gum Spinnen
unb aBeben [tauben mo^I gefcllf^oftlid^ auf ber 6tufe ber ^*
tigen Sextilfabrilanten, meil bie SBeber meift ni(|t einfo«^ £o||n*
»eber nmren, fonbem felbflftfinbige llnteine§mer, bie ben Rc^
ftoff auf eigene Ste^nung unb (Befa^r einlauften. SBeUbe Se*
beutung bie aSebermeifter namentlicf^ politifd^ um {ene 3eU
Ratten, erfie^t man aus ber Slugsburger Seifaffung, beren beibe
Sfirgermeifter gerabegu ber SReifter oon ben Sfirgem unb ber
aXeifter oon ben aBebem Rieben, »ie ou<| g. 8. 1422 ber tlugs«
burger Ariegsrat aus 4 (Bef^Ie^tem, 10 aSebermeiftem unb mir
ie 3 anitgliebem ber anberen 3finfte bcfianb. 1391 lauften Me
Ulmer aBeberlne^te eine SReffe im Srangisfanerilofter unb
1494 ftifteten ber 3unftmeifter, bie 3»ölfmei|ler unb bie (Befellen
bes aSeber^anboerfs püti 93ett|teIIen ins ^ofpital fiir
arme aSebergefellen, mie au^ bas Segrfibnis oon im
^ofpital geftoibenen aSebergefellen unb bie Seforgung bes SReg*
gewanbs unb ber nötigen ftergen in bie j^ofpitollir^e gum ^i*
ligen (Beift bei bebfirftigen (Befellen oon ber Sruberf^aft Sbex»
nommen »urbe. 2)as SermSgen mar bur^mcg in Sargen t
angulegen unb gum Seitriit mar feber Ulmer aBeber oerpfli^td.
Der Sefud^ bes Stauen^ufes ober Seif^menbung mar ben
Senoffen oerboten unb $foffen[öbne mürben ni^t aufgenommen;
au^ mugte ]eber ®enoffe, ber einem SReifter um £o^n arbeitete,
bei biefem effen. (Belbfpiele, SRufigieren, 6ingen ober Zangen
bei Sta^t um (Selb ober fiebhi^en oor ben ^fiufem unb S^n*
Ii(|es 8etteIgef4oft mar glei^falls als une^rli^ oerboten. Da«
fflr bilbete bie äOeberf^aft einen eigenen (Befangoerein, ber
als eine ber 5Ite[ten aReifterfangergefellfilaften no<^ bis
— 669 —
in unleie 3eU teftanb. 1580 [(rieHe bicfe (BefeKf^aft Sffentli^ eine
ZrogSbiCp 1644 nmrbe i^re (BtfongsDereintorbnung reotbiett unb
1753 berfelbett ha» alte f^tüommtn beftitigl, om S^ifttog, Stcp^ns«
tag, Keuio^rstog unb DreifSnigfttag offetttlid^ ju {ingcn ; nuc follte
bas Seit ni^t üUx 10 1I|( no^to bouetn unb lein Unfug
bobei ftattfinben. 2)ie „6{ngf(^ule" fanb iebcn 6onn* unb
Seieftog in ber Sor^enlfiube ftatt, »obei nomenllid^ bie lir^*
Ii(|e 9Ru|if ge)»fl(gt touibe, fo bog ber 6tQbtrot 1526 ben
SBebem in feUfantei $^alenftimmung fogen lieg, |ie
follen ni^t immer bbs oom Salrament fingen, oie et im
fileid^en S^^i au^ bie Untetftfi^ungslane ber 3ttnft
bem fiäbtif^en fCtmen^oufe fibenoeilen mollte. !Der Ulmet
Siobtoligoi^ie mar biefe bemohotif^e 6eIb[toetmoItung gerabe
»ie ben fionbes^erren bur^meg ein Dorn im fluge unb bie
3Qgb no$ f)otronot9re4ten (onnie leine (Sren}en mef^r.
Der 6taot fodte ein, mm er er^of^en lonnte, um [eine (teilen«
hungrigen ^elfers^Ifer }tt befiiebigen, o^ne {u bebenlen, ba%
babei bie ebelften Slflten beut[^er ftunft burd^ Vltarjerftörungen
unb Air4ennieberrei|}en gu (Brunb gerietet mürben.
Die Seförberung ber SaummoIIe na4 Ulm gef^o^
ouf ber Sl^fe, mit Vusno^me bes (5eb{rg», wo bie IBare auf
Saumtiere gelaben mürbe. (Ein 6aumbi(IeI, b. |. ein
Doppelfad mit SaummoIIe, mog 2—3 3<ntner. Die etfte ber
aa^Irei^en Stauen, benen ber Ulmer Sar^ent auf [einem $er«
fteHungsmege unterlag, mar bie 8aummoIIfd|au. Ungef^aute
SaumooIIe butfte an leinen 9Beber oerlauft merben, ber on bie
Ulmer @^au mirlte. SaummoIIe, bie nid^t ber 64au unter«
morfen morben mar, burfle ni^t ins $au0 gebraut merben, [on*
bem mugte im Aauf^aufe gelagert merben unb ben (BretioII
bejahten; Ifinger als 8 Xage butfte fie inbes bort ni^t liegen
bleiben. 3nnet^Ib 4 SReilen um bie Stabt mar {eber Saum«
molloerlauf verboten. Die S^ou mor unter freiem ßimmel
ooqunelmen unb ber Seliger (alte ju geloben, bog bie Saum«
molle ni^t f^on einmal geflaut mar. (Bereit etfunbene SBare
erhielt ben Ulmer Stampf, oermorfene SaummoIIeein V. Aber
bie 6adnit(e. Die (Bebfi^ betrug 8 $fg. fflr ben DoppeI|ad,
4 $fg. ffir ben @ad, 2 $fg. ffir ben $alb|ad. Vugerbem mürbe
ein SaummoIIjoII oon 1 Sb^mergrof^en fflr jeben SBelf^«
ientner erhoben, ber bie Si^au beftanb, unb oon 2 Sb^mer«
— 570 —
Srof^tn ffif itUn oeivorfenftt Sod. ^t 20 Si|mef|(|ioHeR
nmt ein ®oIbguIben ^u io^Ien. SetrSfle unter ■/> 3^^^^ QMmi
}onfcei, eine Sergünftigung on ble ftleinfietriebe ber 9Be6ef.
tlu4 bos SBebgef^öft nmc in Ulm genoucr Suff ii^t vnb
einge^enben Sorf^iiften untemorfen, Ruberen pflntlli^er Sfat^Itiini
ber SBeber eibli^ oen^flii^tet loar. Wie 3o(re an SRi^^elis j^vurai
bie SBeber, bog fie feiler ber Orbnung gemSg gelebt ^ben
unb es ou^ in S^Iunft in glei^er SBeife gu t^un gebenfen.
3^^ 9M9', SourniDon« ober CSameinlauf »ie t^r Somfteben
iDoren genau geregelt. Sbenteuertu^ aus VusmurfsmoIIe
ober aus ber 9b{<(filet ber 8aumooIIf<(Ifiger, bct ftor«
er unb Xud^ft^eerer burfte ju ben „St^auHMtn'' nii^t
oermenbet toerben bei Strafe bes Sibbnid^s. „Staubt fldber"
ous bem SaummoIIftaube bes 9Bebers nmren im ^aus^Ite bes
SBebets }u Dcdbetlen gu oenoenben. Die Vnferligung minber*
»eriiger ,,9legentfi<ber'' war bem 6<(auamt oot^r mitjuteUen
unb bas Vorlegen fold^er Zfii^er an bie Sar^enif^aa per»
boten unb nur an ber ^ie}u beftimmten Kegentfi^erl^u geftottet
Wie Sar^enttfit^er mugten bie ri^tige Sreite, £ange unb
gfSbenja^I ^aben. Sie festere beauffi^ttgte bas Säben»
Sfibleramt. SerSorftanb ber SBebersunft ernonnte bie gfSben*
ga^Ier aus ber 9lei|e ber {finftigen SBebermeifter, bie (bebi^
oon 9 $5I(er fOr feben gej&bllen Sar^enlple^en sohlte ber Kot.
Die jtommiffion beflonb aus 2 8ar(|ent* unb 2 fieineioebem
unb ^alte jä^rli^ minbeftens oiermal alte 9Beb er bunten m
befugen, ftommilfionsmitglieber, bie felbft einen Sfe^Iec bt*
gangen ^tten, mußten abtteten. Den (Bauwebern oom
fianbe würbe oiermal i9^rli<^, wenn fie i^re Zfi(bter sur 6^tt
brauten, unoer^offt ein Sieben abgefd^nilten unb geiilftli 3^bes
Slfid mugte 1470 gaben laben, jeber fe^Ienbe gaben loftete
40 gailer Strafe, bie Pftig ber Stabt, (Slftig ber 3unft jufielen.
Seim Saum wolle einlauf war bem SBeber oerboteit,
bie Sntfc^&bigung ffir ben tluswurf im Voraus oom Saum«
woll^enn abgießen ju laffen, [onbem ber Auswurf war bei ber niid«
gäbe orbnungsmfigig ju wiegen unb a^ujie^en, na^bem i^ bie
Vuswurff^au beguto^tet |atte, bie aus brei oon berSBeber«
}unft ernannten SBebermeiftern beftanb. Die geuil^tf^att
Aber biefen üuswurf fanb tSgIi4 oon 9—11 Vffyc im JUmf^mife
ftatt. 3u feu^le Sbl^SIet war ju trodnen. flbfftlle oom Spin*
I
— 57! —
neu, Sieine u.f.m. looren 2^ entfenten unb toenn fi^ botet bdfer
9Bi!(e bf0 SBebers leroudfiellte, toot Mefer bur^ bie 3unfi in
Sirofe gu nehmen. Die Xbf^SIet et^ielt bei SaumDoII'
|etr jurfitf. üb 1496 bie SoutniDoII^enen Aber )u lang«
fantes STbeiten bet SnstDutfft^ou flagten unb oerlangteni
bog biefe Iflnftig burd^ bie gfeu^if^au unb nid^t me^t
hux^ bie IBeberjunft erfolge, »eil bie 3Bebcr ben flus«
»Ulf ni^i verbrennen, fonbem fronen laffen, normen
bie0 bie SBeber fe|r fibel. Der Suswurf gehöre bem Ofinbel«
(oufe unb ber ^autooier folle bee^alb bofQr forgen, bog
biefer ri^tig oerforgt »erbe, bann Ibnne lein SBeber betiflgen.
6eU bem So^re 1500 seifiel bie Sor^entweberei
immer me^r. SRon fertigte neben gutem Sc^aubor^ent immer
me^r lo^, »eige unbf<(nKii}e 6toub« unb 9lbenteuertfl4<r
mit (Bolf^enfi^au^ei^en, »oburd^ ber gute Stuf bes Ulmer Sr«
Seugniffes fe^r noilitt. Der 9?ot oeibot bcs^alb ben @(^Qumebern
jebes 9Beben oon Vbenteuerlfi^ern ous flusmurf^ SUf^til',
Harter« unb S^eererooIIe unb lieg nur no^ fol^e SSuioeber
an bie 64ou, bie |id^ (iegu eibli^ oerj^Ii^teten. Der9u$»urf
follte ni^t me^r bem Sinbel^aufe fibergeben, fonbern uerbrannt
merben unb ber SBeber ^atte allen 6taub oon ber SBoIIe, bie
er felbft mit bem SBoIIbogen l^lug ober augei^olb bes Kaufes
[plagen lieg, gmeimal i&^rli^ ins Aauf^us ju bringen, wo i^m
bann oon bem Saummoll^etm, bei bem er bie SBoIIe gelauft
^üt, ffir ieben 3<ntner 1 ^funb gutjuf^reiben n>ar. Jlein
Aarter, Zuc^f^eerer, Silber, Sleid^er ober SRanger loUie me^r
ein Staub« ober Kbenteueitu^ oeiaibetien ober Streif«, Aar«
bitf^« ober S^^rbaummoIIe oertoufen, ebenfo foIIte o^ne ®e«
ne^migung ber S^ou !ein Sto^tu^ me^r fattuniert »erben.
911er ftauf ober Setlauf oon Staubtüchern ober bas ausmlrtige
ftarten, Speeren, gfiiben. Steigen unb SRangen berfelben »urbe
verboten bei 10 (Bulben Strafe fflr febes Zu^. Vu^ bie S^u«
tfi<^er mit ben 8 rief geilen follten nirgenbs me^r geblei^t,
fonbern bur^veg in U(m gefSrbt meiben. Der Serlauf oon
Hbf^filbaummoHe mar nur jur ^erftellung oon Siegen«
tfi^ern geftattet unb alle Sle^entfl^er maren an ber S^au
befonbers }u {eignen.
Son ben jo^IIofen fieinmanb« unb Sar^entftfiden , bie
ia^au0 fa^iein in Ulm }ur S^u gebraut unb oon
4
V
— 572 —
ben Ulmec unb anbeten (Bcf^Sftoleuten über ben ^Ibm
Srbireis oetbrettet toufben, fertigten inbes bie SRUgliebci ber
Ulmer 9Beber}unft nur ben Ileinfien XeiL 2)ec Q^vm»
punlt ber (Erjeugung ru^te auf bem fianbe, bie billige Soueni'
arbeit nta^te ber [tfibitf^en äBeberei lebhaften SBettbenmb unb
lieferte ben ^au)rtteil bes SQeugniffes. (Banje fianbftrU^e or*
beiteten für ben lUmer üusfu^r^nbel. 3n fiangenou, ([tt^im,
Vfu^I, Sallenborf, SBeibenftetten, SRerllingen, Sermarinfieii,
9lecn|teiten, Sllbed, Semftatt, Serg|fllen, im Slaubeurer ttnb
SRfinjtnger Smt bis na^ fiai^tngen unb Urad^, Renbigen,
Seigen, $oppeIau, Slaubeuren unb Spillingen ftanben
ja^Irei^e aBeb|tfi|Ie fOr bie Ulmer 6d^u im Setriebe. 1462
gab e0 in San genau allein 30 SBebmeifter mit einm 900
Arbeiter im ßausgemerbe.
9to bos Gef^aft f^lle^ter gieng, ärgerten |i4 bes^Tb bie
6 1 a b t u) e b e r fe^r Aber biefe fianbioeber unb motten
biefelben jum Sli^ableiler i|rer f^Ie^t^n £aune, nw^renb bie
9u0fu|rge|d^&fte bie Sanbmeber ab loi^tigen aSBettbeiDeib
gegenflber ben Stabtniebem beoorjugten unb hielten. 64on
1403, ab bas (Bef^ift Itodte, ffir^tete ber Ulmer 9lat, bag eine
meitere Ser|t&rfung ber Ulmer SBebersunft ber 6tabt großen
@^ben bringen lönnte. 3)ie SBeber barbien unb iettelten
Suffttnbe an. Cin fibcrmfitig pro^iges ^anblertum ftonb
einer verarmenben brollofen 9rmenma|fe gegenüber unb fo
lam es ju immer gefä^ili^ren Streitereien. Sie SBebetei-
befi^er erllarten , ber 8 a r $ e n t gebore ber U I m e r
SBeberjunft, man folle bes^alb ffinftig nur no4 i>it 3ttnft«
»eber ber Stab t an bie S(iau »eben laffen unb bie fionb*
oeber abtreiben. Der ^anbebftanb aber fagte [i^, baft bann
[eine aBeltbemerbsfä^igleit auf bem 9BeItmailte ba|in fei unb
bag ber Husf^Iug ber fianbweber f^oere politif^e unb gelell-
l^aftli^e Solgen bo^n »erbe. 3n einem Z^%xt gebe es
Urbeit ffir 600 SBebermeifter 3U 4 Stfi^Ien, im anbem nur fBr
330. Sinen folgen 3^itlttufme4fel lönne nur ber bie San b*
mirtf^aft treibenbe fianbweber aushalten, ni^t ober eine
Ibrperfi^ofai^ geglieberte ftSbtifi^e aßebeijunft, bie auf bas SBeb*
gefd^fift allein angemiefen fei. SRan gfi^te auf bie|e SSBeife nur
ein Arbeiter Proletariat, mtm man bie Sanbveber bur^
9Roni)pottfierung ber Bar^entmeberei iminge, in bie Stobt px
— 573 —
)ic^ii, urit^renb unter ben feU^riflen Ser^Itnlffeit ber fionb«
wtUt im Kotfalle nodf feine Veder, SBiefen unb msiber ob
9tfiiQaIt ^be. Set Kat lieg fi<^ bes^Ib auf bos Serlongen
ber aBeberjimfl ni^t ein, bie fi^ oetpfIi<^len mollte, falb man
bie SAuneber abtreibe, ieberjett \o oiel Sard^ent ]u liefern, ab
ber Serf^Ieig ber jtaufleute nötig ma^. Sr fagte [i^, bajs
eine mUbemerbsflbige flusfu|r obne bas £anb»erl nicbt benibar
fei, unb meigette fi(^, ben 3unftgrunb[a^ bur^juffibren, »eil es
fi4 ni^t um bie Serforgung eines abgegrenjten (Be«
biet», fonbem um ein Srjeugni» ffir ben SBelt^anbel
breite. @o gelang es ben Ulmer Sor^entioebem ni^t, ibre
9RonopoIgebanfen bttr^jufflbren, wlt es bie Sor^entweber oon
Sa fei, Stemm ingen unb 8ibera4 erreii^ten.
6eit ben aßeberunru^en oon 1396 blieb ber Ulmer 9lat
biefen ®runbfS|en treu, inbem er fteb erllftrte, ber 8ar(^ent fei
ein frembes (Stmixl unb gehöre feiner 3unft, meber ben SBoII-
ludern no4 ben fieinemebem, fonbem bem Xot unb ber Stabt,
fo bog {cber Ulmer feinen Sar^ent taufen ISnne, oo er loolle.
3n Sugsburg »ar bagegen f^on 1411 ben ftaufleuten oer«
boten »orben, ben ausmSrtigen SBebem, bie inner^Ib 3 SReilen
oon ber Stabt »o^ten, fieinmanb ober Xu^ abjulaufen, unb
in gan] S^maben gS|ne es unter ben Stabtioebern, bie oer«
langten, bog man bie fionbmeber abtbue , i^nen bas SBirfen
an bie S^au oerbiete unb nur no^ bie SBare ber 6tabtn)eber
mit ber öffentli<ben S^u^marle oerfebe. 1434 mürbe in
Sugsburg auf Hnbringen ber bamab allmi^tigen SBeberjunft
iebermann oerboten, SaummoIIe an bie tlugsburger fianbmeber
itt oerfaufen, unb 1452 gab es ernfte 6treitigfeiten jmlf^en Ulm
unb Vugsburg, meil bie Vugsburger Saummoll^nbler beren (Bef^ft
auf bem Vusburger fianbe abgefi^nitten mar, bie Ulmer Sanbmeber
mit SaummoIIe oerforgten. 3n Ulm mar bamals eine (Baut eines
SaummoII^ufes ausgebro^en, meil jablrei^e Ulmer Sanbmeber
i|re SaumooIIe nid^t me^r in Ulm gelauft bitten, fonbem in
Sugsburg, unb ibre 9{obbat(|enttfi4er ni^t mebr an bie Ulmer
64au bradbten, fonbern nodb Vugsburg lieferten, unb ber 9?at
^tte bes^Ib im Sntereffe feiner 6(^augefäIIe ben ftauf oon
SoummoIIe in Augsburg unb ben Sar^entoettauf na^ Hugs«
bürg oerboten. Kugsburg na^m bies inbes febr fibel unb brobte
mit 9{eprepien unb fo mugte Ulm fein Serbot gurfidnebmen.
(
— 574 —
3<n Zm^tt 1457 brauten fobann qu^ bte Htmer 6tobt«
»eber ein (Befe^ bur^, bas be[Hmmte, fein finnbipeber folk
Iflnftig me|c ob gioci Sargen ftfi^Ie be|<^ftigen Mrfen,
unb »eld^ bat 6^0 tt gelb für bie £anbioeber auf 1 S^HL
(3(er onft^te, ab fBc bic 6iQblioeber, fo bag ber Sonbioeiec
ietit fOr bie be|te QuoIttU, ben O^fen, 2 S^ining, fflr Ue
SiDcite Qualitit beit £3iocit, 3 e^illing unb fflr bie toitte
QualitSt, bie Xraube, (omie fflr bie {um gfi^^^n ober
ftoti unteren beftimmten Sriefftflde 4 e^illtng io^eii
mugte. gemer lourbe beflimmt, ber fianbmeber mfljfe ben Bauni'
toollausiourf gerabe fo flauen laffen »ie ber Stabtioeber.
6eit 1487 Ilagten femer bie 9Beber fe^r fiber ben 3 vif ^em
^onbel mit (&am. SBenn fie (Barn unb 8Bepfen laufen,
lommen ^änbler baju unb laufen i^nen bie SBaren oon ben
Sauern meg, inbem fie i^ncn in ben IBirto^ufem 2 ober 3
Pfennig me^r bieten, Xu^ barou0 »irlen laffen unb mit Se-
»inn Dieberoetlaufen. Der 9{at unterfagte infolgebeffen berarttge
8or»egIäufe bei 15 Zagen 6taMoerbot ober entfimd^enber Selb*
ftrafe unb geftaltete ben Sli^toebern nur ben (Bam*, Sor^ent«
unb £eiita>anblauf sunt l^ausbrau^e bi« gu 4 fifingen. Die
fianbmeber oon 8ur gau u.f.m. legten bagegen 1458 8ef(^erbe
ein unb ber Xat oon äBeigen^orn würbe in Ulm bet^Ib
oergebli^ oorftellig.
Die 3eUftromung mar ben £anbmebem menig gflnftig.
1467 ^tte man in SRemmingen unb 8ibera4^ bie Sanb*
meber oöllig abgetrieben unD biefe ^tten barauf in Ulm gebeten,
an bie Ulmer 64au meben gu bflrfen, mos ber 9{al lum
Serger ber Ulmer 6tabtmeber im 3ntereffe ber Ulmer Saum-
moKmaren^nbler bemilligt ^atte. SBer Saummoüe im <Bro|en
gegen 9lo|bar4enttfl<ter na^ ftaufmannsfitte an bie 3Beber aat*
toe^feln mollte, mu^te feine SaummoIIe feit 1460 in 8 e neb ig
eingelauft ^ben. 1465 »urbe toeiter beftimmt, lein Uimer
8firger, 6tabtmeber ober (B&umeber folle anbere 8aummoIle
laufen bfitf en ab foI<|e, bie aus erfter ßanb fibers Cbebirge gebm*
menfei. ferner mürbe ber Saummol IjoII fflr bie fremben
ftaufleute oon Vi auf V, (Bulben für ben 6od er^S^t unb
fflr oermorfcne SaummoIIe auf 1 (Bulben. Wie fremben ^Snbkr,
bie BaumooIItflAer lauften, mußten fie erft abbleiben, f&rben
ober fattunieren, e^e fie bicfelben meitetoertauf len, unb bos (Befe ^
— 575 —
Don 1389 (ctreffenb bin Serle^r mit fremben ^anbebgefell«
f^tcn unb Sittjclfirmen, bos oielfa^ migo^tet »orben toar,
iDuibe erneut. Wie 6(|einbolen ober Keifenben, biena^UIm
lamcn, mußten in Sffenllt^en Saft^ufem ge^ren unb butften
leine Xgenten in Ulm ob Xmtleute ober gebingte Anette auf'
(teilen, ble Sfltger ober Seioo^ner nrnren; unb {eber üaget^n
^te eine gefiedelte SoIIma^t bem 9{ate gu fibergeben.
Vu4 fonft matten [t^ unongenelme (Erf^einungen im Saum*
mollgefi^ft bemerüi^. 6eit 1400 nmr ber Unfug eingeriffen, bafi
3 üben ollerlei fieuten Selb ju SaumvoinSufen gegen ein ^fanb«
re^t auf bie SBaumiDoHe oorftredten, »el^e bann bie SBoIIe iu Com
perarbeiteten. Sabur^ entflanben (Barnsmifd^n^nblungen, biefi^
|Nreii»oetteuernb ]i0tf<|en ben SaumooU^Snbler 4inb ben XBeber [teil'
ten. X)ie SBebereien, wtl^ in bec Kegel 2 (Befellen unb 30 äRagbe
unb ftnec^te gum Spinnen hielten, ilagten unb ber Kat oerbot bes'
^Ib 1425 alle Darlehen auf SaumvoIIe ober (ßarn an anbere
^rfonen ab 3Bebermei[ter. Die Vertreibung ber fremben
SaummoIIHnbler ^If nun aber »o^I ben U(mer Saum'
^nblern, bagegen maren bie SBebermeifter bamit menig ein*
Qerftanben. 6ie baten ben Xat 1469, mit ben aRitteln i^rer
3ttnftla|{e SaummoIIe in Senebi^ einlaufen tubflrfen, ba bie
SaummoIIe ju teuer fei, »ie fie es frfl^r aud^ l^on get^an
^ben. 3>er 9{at genehmigte bles unter ber Sebingung, bag ber
Serlauf oon SaumtooIIe an bie 3unftmitglieber nur gegen
bare 9io^bard^enttfi<^er erfolgen burfte unb beb feinem
SBeber mt ^r SaummoIIe ab gu goei Zfi^ern »d^entli^ oerlauft
»urbf . üb Vreb f ollte f fit bie Zfi^fer bei laufenbe SBo^en«
preis gelten unb bie SaumooIIe nur jum ^anbioerlsbe«
trieb oenoenbet »erben. Die 3unft |(^Iug bem iRaie femer,
um bie SaumDoIIjufu^r ju ^eben, oor, ben SaumwoIIjoII toteber
lerabjule^en unb ben au9U>Srtigen SaumooII^Snblern gu erlauben,
bie Ko^bar^ente, bie |ie oon ben SBebereien ab S^^I^ng er^
(leiten, gegen bar in Ulm »ieberguoerfaufen Die bie Ulmer
SaummoII^nbler, |tatt fie oor^er abbleiben, färben ober lattunieren
3tt mfiffen. Serner follte alle SaumtooIIe, oel^e bie fremben
SaummoII^nbler na^ Ulm brad^ten, einen SRonat lang nur
oon ben SBebern unb Arfimern gelauft »erben bOrfen ; ebenfo
foIIte ben SBebern erlaubt »erben, au^ Saummolle ju laufen,
bie nl^t unmittelbar aus Senebig ftammte. Die SBeber oer*
— 576 -
longlen bies, meil bie Ulmer 8aitm»oIQ^nbIer, fobalb fitmbe
SoumooKe no^ Ulm lant, biefe ben SBebem nnb itriment nwa*
louften, fo bag bie 9Bebcr bos !Ra4fe|ett ^tten.
2)iefe Seftimmungctt geigen, toie ber gefeinte (Stolsoerle^r nnb
bomit bos 9Bo^Ietge|en Ulms feit bem Z^^ 13^^ ^^ ber
SoumiDoIIe unb ber Sart^entmeberei ab^ieng unb biefes
^ouptgemerbe berait notlitt, bog ber 9{ot lieber auf »i^tige, ^ft
einträglid^e fonftige ®ebfl(r(nonfi|e oerji^tete, ob bog er P4
ber Sefo^r ausfegte, bie fremben SoumiooIIiSnbler Ulm mriben
2U fe^n. 1470 flogten bie Ulmer 6tobtmeber, bog bie gaben*
2i|Ier gegen bie 6tobttDeber ftrenger feien ob gegen bie fionb«
meber unb bie SonmiooIIe ju teuer fei. 2>er Slot lieg fi^ borauf pn
einer ßerobfe^ung ber SoummoIIeinfu^riSIIe (eiM
unb um bie Sage ber SBebereien ju beffem, gob er 1478 oerfwl^iocife
ouf ein 3o(r ber fieinemeberjunft bos ^rioileg ouf bos S ol f ^ cn«
gewirl, b. (. ouf bie gerftellung oon fieinmonb ous unge*
fottcncm Sfloi^s, unb ouf bie Kegentfid^er, b. %. ouf bie ßerfteUung
oon Zithern ous minbetvertiger SournooIIe, fo bog nur no^l^ bie
äBeberifinftigen biefe Züäitx ffir ben Setlouf meben unb
bie fonftigen Sfirger nur no4 4 fifingen booon gum ^ousbrau^
(erftellen burflen. 1489 flogte bie IBebergunft erneut loegen
bes SoummoIIgmif^enQonbels, mes^Ib ber 9?ot bie oUen
®efe^e neu einf^firfte unb bos SBeben on bie Siege»
tu4' unb fieinmonbfc^ou unb ouf bie Slei^e erneut ob
SRonopoIber aSBebergunft erflorte; bogegen mürbe {ebecmonn
fceigelolfen, Zfi^er no^Vusmfirts gu meben, on men er moHte.
(BIei<^gdtig mürbe ber Vuflouf oon Som unb SBepfen ollen
9li<(tmebern in Ulm unb bem 3^|nten oerboten mit tfus«
no|me bes ßousbrou^s. Do^ mugte ou$ bos g^us«
tud^ gefront merben, fobolb es gebleicht werben follte; onbem«
folls mugte es ousgeffi^rt merben, mos febermonn freiftonb.
Die Aoioftrop^e trot ein, ob im 3a(re 1490 in Cngbnb ben
^onfeftäbten bie (Einfuhr oller Xfi^er oerboten mürbe,
bie ni^t in ^onfeftäbten gefertigt moren. (Eine 9Renge oon
SBeiggeug fiberf^memmte ben kontinent unb im 3o(re 1491
begonnen bie Sugsburger Aoufleute, um ben SBebem bie 6pi^
gu bieten, preugif^e unbf^Iefif^e fieinmonb tommengu
loffen. Slur mit SRfi^e unterbrfidte ber Slot einen neuen Hufftanb
ber SBebergunft, inbem er ben SBeber SRot^ios 6unber I b p f e n lieg.
— 577 -
ftmit es 011(9 in Ulm ni^l fo mit, toeil (icr bei e^vetpunlt
bei (bseugungim „£anboetI'' lag, [ogabes bo^ ebenfalls emfte9{eib>
unflen. 3m Sa^re 1496 baten bte fremben „WoII^cen'' um eine
Senbenuig bes Ulmer Aonluiifrembenre^ts. Sie mein«
len, CS fei ungerec^i, »enn ein gfrembet unb ein Sfirger einem
SBebet SoummoIIe in gleitet SRenge ouf ein beftimmtn 3iel
oeifottft ^aben unb bos 3iel bes gremben fei oor bem 3iel bes
Ulme», bem Ulmec ein Souec^t etnaurSnmen. 9Benn beibe
bos gleite 3iel laben, »ollen fie gerne {urfidfiel^. Der 9tat
ief4Io6 ^^f ^ Mm Vtttn }u laffen unb es fo ju ^nb^aben,
bog loenn bes gfremben 3i«I oerftri^en fei unb er feine gforber«
ung beim 9lale ober Seri^te, bei ber Sinung ober bur^ Sor«
Uetung erllagt ^be , ber Sfrembe oorge^en foIUe. SBeiter
Oagien bie gremben fiber bie |o|en (Bebfii^enfä|ie ber Ulmer
SBaummoIIf^att. 3ebet oad guter SaumooIIe lofte 18 ftreujer,
{eber @ad f^Ie^i^r BaumooIIe 30 ftreu^er, bas fei ju oiel;
man folle fie ni^t me^ sohlen loffen als bie Uimer Sflrger.
2>ei Kot lieb es aber beim 8Iten, mie aud^ jeber grembe, ber
Bar^ent mcgf flirte, 1 $fb. 1 6^111. ® retgelb jaulen mugte.
1497 ftellte fobann bie SBeberjunft bem 9lateoor, berCBoI«
f 4e n , b. |. bieSIei^Ieinmanb, fiberfifigle immer me^r ben Sari^ent
unb fie bitte bes^alb um eine Serbefferung ber (Bolfc^en»
f4ou. 2>er Xal beftelUe barauf eine eigene (Bolf^enfdftou oon
brei SBebermeiftern nad^ Sorf^Iag ber SBeberjunft. 61att ei n es
64oiAte4ts unb eines fieinioanbmeffers mürben beren 2 be«
fteltt unb bie Qitau mürbe ous bem (Solfc^enlcller in bas gaus
ober^b ber @4meineme|ig am Qarnmarlt oerhgi. 9Ber an
biefe 6(^u mirlen mollte , mugte fein Slatt oom gefrorenen
SlStterfe^r fertigen lajfen unb feine 9SBare mugte bie oorge«
f^rie^ne fiSnge unb Breite ^ben ; au(| mar er oerpfH^^tet,
feine fimtlii^en Zflc^er ber (BoIf((enf(|au oorjulegcn, uiib
burfte bie 9Dare ni^t mit bem 9lagcl fiber jmei BSume reiben
ober ftreden. Sie (5oIf<|en erhielten brei Qualitätsseii^en,
oon benen bas groge unb bas Heine S^i^n jum BIei(|en,
bas brilte minbermerte 3el<^en }u ®uglern, b. (. jum S&rben,
beftimmt mar. Um aber ju oer^inbern, bog 5U oicl f^Ie^
SBare oie feit^r als Ulmer Sugler ober gfarbleinmanb in ben
^anbel lam unb fo ber 9{uf ber Ulmer fieinmanb notlitt, mußten
alle (Bugier ber S^marjf^au vorgelegt merben unb erhielten
37
— B78 —
oor bem SRongen bas Ski mit bem Sloblfd^ilb. Sbcnfo muffim
die toeigen (Bolf^en oot bem SRangett gcbleit unb a^t4"(t
mtbeit. Das gtoge Sd^uaei^eit befionb in einem 8 1 e f , bos of
bei einen Seite ben 6tabtfc|ilb, auf ber anbem bcn
Slei^sabler §atte, bas Heine 3<i4^ tnig nuc einen ^alKen
Vblet. Das {Cnf^Iagcn bet 3^i4<n befotgte ber SRang'
meiftet. Das feit^erige Sitterjei^en, bat bem Slei^er
ab 3<i4^i< i^i^nte, bag er bas Slüd bleichen buifte, imirbe ab-
gef^fft, »eil es oielfa^ fflr ein Sc^ujeid^en gehalten mürbe,
unb bttid^ ein anberes 3<i4^n eifert. Dem Slei^ »mbe
me^r S^tfamleit eingef^Stft.
Sbenfo erlieg ber »at 1498 eine Soif^rift über Me
tinfeitigung ber Slegentfi^er. Die neueingeri^tde
Regentfl<|erf(|au erhielt {mei 6i|attsei4en. Die
Sebfll^r ffir bas Slei^sei^en mürbe uon 9 auf 12 filier
er^ö^t. Sebes Kegentud^, bas meber bas groge no^ bas fletne
3ei4en erhielt, mürbe in 5 Xeile jerf^nitten unb fo bem JUein-
ausf^nitt jugemiefen. (Es burfte bann ab Sieben gellen^
merben, galt aber nid^t me^r ab taufmannsgute SBore. Die
Aegentfl^erfd^au nobm meiter nur Xfld^r oon Ulm er 8flr*
gern an, nii^t fold^e uon Sanbmeiftem. 6in Sßeber, ber
Sard^enttfld^er 3ur 6^u micite, burfte nur auf 1 6tu|I Wegen«
tfi(^er an bie 64au micien unb (ie}u nur Sc^ubaummoüe unb
feine Sbfc^Imone oermenben.
(Erft 1498 gelang es ben fcemben SaummoIIgefd^Iften,
i^r 3i<I S^^ eneitl^en. Der 9lat beftimmte, um bem not*
leibenben Sar^entgeld^ft au^u^elfen, Bürger unb grtembe
[ollen bei in Ulm {o^Ibaren Sorberungen glei^ be^n«
belt merben ; bo4 follten jebem (BISubiger [eine Panbre^te auf
liegenbe ober fa^renbe Vf&nber er^Iten bleiben. Die gfremben
follten an ber SaummoIIfd^au bas S^gelb ber Bürger goblen,
bie Sletd^gebfi^r ber gremben follte megfallen, aber alles nur
auf {eberaeitigen 9Biberruf. Der SRat erlieg bes|alb am^ gleii^
Seitig eine ausffi^rlii^e Serorbnung Aber ben Serle^r an ber
8lo(bar<!^ent[4au, b. ^. ber Sard^entbdcfe. (Es mürbe ein
(Be[et| betreffenb ben 3iDi[(^en(anbeI (Slberlauf) mit 9{o(«
bar^enttüi^ern an ber Xo^barc^entfd^au erbffen, bas
be[timmte, mit Susnabme ber SaummoH^nbler (93oIQenen)
[olle iebermann robe Sar^enttfid^r an ber Ro^bai^entf^att
— 579 —
felfilt einfaufeii obet hnxtfy einen Sard^entlSufel (ZviiftSu\tJ) ober
anbere Seauftragte faufen Io|fen, niemanb aber foUe ein 9{o^
bor^enthu!^ toieber uetlaufen bfirfen mtt Kusno^e ber
8 a u m 10 0 n H n b I e t. Di efe f ollten \ol^t Sor^ente, bie fie
oon ben aSebent an 3<4Ittn8sjiatt für SaunnDoIIe erhielten, ro^
oieber oetlaufen bfirfen. SBeitere Wo^bard^enie burften fie nur
bur^ einen Sar^entläufel einlaufen Ia||en, burfien fie aber nid^t
toieber verlaufen. Zu^]^ttttx burften Var^enttfi^er mtt
bem Sriefe, bie fie gelauft unb gefroren ^en» mieberoer«
loufen, ba burd^ bas Speeren ein neues Srjeugnis ent'
ftanb unb bes^Ib lein 3^if<^^n$<^nbel vorlag. linntonatIi<|
beim Umteantriti ^en bie neuen beiben (Einungsoorfi&nbe
aHe Zu^ttufer oorjttlaben unb fie gu oereibigen, ob fie im legten
SRonat ins (Befe^ innegehalten ^iten ; »er nii^t fi^oor, ourbe
bann beftraft.
6eU 1600 erlieg fobann ber Ulmer 9{at ein ganges Sfill«
^m oon (Befe^esoorfi^riften gegen ben Sar^entgmifd^en^nbel
ober bie 9Bu§erISufe. 1501 »utbe bas C5efe^ oon 1456 erneuert,
1502 »urbe beffen oüiS^Ii^e Serlefung im großen 6tabtrate
beftimmt. 1510 »urbe ben Sard^entwebern erlaubt, Staub-
t fidler aus bem Staub ober Saumu^oIIabfan gu mad^en, aber
nur gum ^ausbraui^e, nii^t gum Serlauf. Daffir muxht ben
Saumnoni&nblem bie ^fli^t abgenommen, oon febem 3^ntner
fid^ 1 $funb als Srfa^ fflr ben Staub al^ie^n gu laffen.
3eber, ber Saummoüe an bie S^au brad^te, mußte babei an
Sibesftatt geloben, bog bie 9Bare in feinem 9lamen in 9BeIf^
lanb gelauft unb auf feine Ke^nung unb (Sefa^r ^erausgebracbt
nmr, unb es butfte bie gef^ute Saumn^oÜe nur an einen Ulmer
€4<'Uioeber oedauft loerben. Die S^au fanb ie Dienstags unb
Donnerstags ftatt unb gmar im $aufe bes ftauf^erm; nur ein«
gelne 6Ide »urben in ber (Bret befd^aut.
9ta$ ber Saummollf^au folgte bie Sfeu^if $<)u beim Ser*
laufe ber Baumwolle an ben 9Beber. Sie fanb tagli^ oon 9
bis 11 unb 1—3 ll|r ftatt. Die (Bebfibr oon 4 $fg. trugen
Afiufer unb SerlSufer ie ^aif tig. 3u naffe SBoIIe voat gu trodbten.
Seither blieb in Ulm ^rieben mit ben SBebern bis
1512, wo ber ftrieg gu)if(|en bem 9lei((, bem $apft, gfranl-
rei<^ unb Senebig eine Steigerung ber Saummol N
p reife bra(|te. Die SBebergunft oerlangte, baß man ben fianb'
37*
— 580 —
meiftent bos Sted^t enigicle, Sard^nt unb SoQ^en an bit 64«
gu iDtrIctt, unb bie £anbioebec abftet6en laffe, b. ^. leine nenn
melr sulaffe. Der 91<A lieg fidft batauf %txM, nur niNl^ [ol4e
(Bolf^ntoeber an ber S^ou iusulaffen, bie bos ßanbioeti ri^
aeleritt ^ten unb eine eigene aBerlftait befagen, aber nur mit
einem SBebftu^I; neue Steif ter aber tollten ni^t me^r lugt«
laffen merben. Su^ bie Soflinger <Boq<|en»eber loltten in
biefer 9Beife bejubelt toerben unb bie (Bamlaufotbnung onf bcm
Ulmer SRarlt gerobe fo ein|alien mle bie Hinter SBeber. Slk
JBanbmeber {olllen an ber (golfil^enf^au f^wScen mfljfen. Wies
8u0lei|en an £anb»e6er auf (BoIf(|en ipurbe oerboten; nur ben
6tabtmebern burfte gelieben »erben. !Die ®oIfdienii»epfe mu^
1200 Sfiben b^bcn [oioie tie ri^tige fiSnge unb genau 5*it
Oiertel breit [ein. Wie (BoI[<|enarbeit mar ber 64att ooriulegen,
au4 bie mißratene. Sn eine anbere 6(|au gu mirlen, mox ocr«
boten. Streden unb üusreiben umr unterlagt, ebenfo bas Ser«
arbeiten oon frembem langem ®am auf £eip2ig| Äfirnberg,
9ug0burg u. |. m. QoU^ SBepfen oom SBej^n^nbler pi
laufen, »ar nid^t geftatlet unb es buiften SBe)yfen nur bei oer«
eibigten 9Bepfen^nbIem gelauft »erben, ^tiit 9Beberfnei|t
oar Dor ber Sinftellung oom äBebereibefi^r bui^ Xreumort an
(Eibesftoit ju oerpflid^ten, bie ffiolf^en beim SBeben ge^rig {u
reiben unb fpater ni((t me^t ju ftrcden. 9Re|r als einen
®oIf(^en[tu^I 2U ^aben, mar feinem Sanbmeber geftattet, ber oon
Ulm ab bonauaboiärt« bis Offingen, mo bie SRinbel in bie
3)onau fliegt, mobnte, bann minbelaufmirts bis $faffen^|en,
Saben^ufen, (SI5g, (Erolj^eim, O(|fen^ott|en, Stbera^, S^ingen,
Slaubeuten, SBiefenfteig, Geislingen, ^^iben^im unb bie Srenj
^inab (ur Donau. Wie SBeber, bie auget^alb biefes Sejirls
oo^nten, butften mit }mei 6tfiblen an bie Ulmer ®oIf(^nf4au
arbeiten, üudft bie Söflinger SBeber mußten fi^ auf bem Ulmer
Sammarlt unb ausm&rts an bie SBeberorbnung galten. Z^Ut
GSuoeber mugte bas Sßeber^nbmerl oorf^riftsmigig erlernt
fomie eigene SBobnung unb SBer^'tatt ^aben unb e§eli4 geboren
[ein. Wlfäbrlii^ maren alle fianbmeber gu oereibigen unb lonnlen
bann bie 9Bare [elbft ober bur^ Snge^oiige }ur B^u bringen.
3eber (BoI[(b^n ^tte bos aReilterjei^n gu tragen; (Bacn mieber«
}uoetIaufen, mar oerboten.
®ab [o ber JRat fein Ke^t auf ben (Bolf^en (alb-
— 581 —
»cgf bft 9Bc(ci]ttfift inrdf, fo lieft er fi4 Mrefff bes
Sa ereilt 9 ottf leinen Serglei^ ein; er erflirte, Mefer |a6e
Don Alters ^ bem Kaie unb bcr 61abtgemeinbe ge^M
unb mftlfe biejer oerUeiben. Die SBebei ruhten aber ntd^t;
1513 oerlanflten fie erneut bas Sblreiben ber 8or((entIanbi9ebet,
bamit biefe in bie 6tabt jie^en. 3)er 9lat |abe beftimmt, bag
lein £anbmei|tec me^r ols iioei 6tii(Ie mit Sard^ent bef^tige
unb bafi bie fianbmeifter eigene flBo^nung unb SBerlffott ^ben
unb Der^iratet [eien; loenn bas ber SBeberjunft ni^t genflge,
mige fie ben 9lat beim Steige oerllogen. Sics gef^a^ bann
011^ unb bie SBeberjunft erhielt fogar bie 9lei|eIo|ten oom Mate
erfe^t, nac^bem bie fibrigen 3flnfte eingeoilligt ^en. Der
Aaifer beouftragte barauf ben Sif^of oon Sugsburg unb bie
fionbfriebens^ptleute Xitter 8bam m>n gronsberg ju SRinbel«
^im unb SBil^Im (Bfig oon (5fif|enburg, einen Serglei^ ju
fianbe gu bringen, morouf beibe Parteien nai| Dillingen oor ben
Sifi^of oorgeloben mürben. Die SBeber erll&rlen bort, feber
SBebexifinltige mfi|fe in Ulm 22 6ulben ffirt Sfirgerre^t unb
4 (Bulben ffirs 3unftre(^t be]a^Ien, wa% bei ben £anbmebern
vegfalle. Dann aber feien unter ben fianbmebem oiele une^«
li^ geborene une^rli^e fieuie, bie bas loonbrnerl ni^t ri^btig
gelernt ^bcn, nebenbei fianbmirtfi^aft treiben unb baburd^
billiger arbeiten Ibnnen. Derlei £eute feien bei allen 16 anberen
3finften ausgef^Ioffen. Xreibe man bie fianbmeber ab, {o »er-
ben bie belferen £eute in bie 6tabt sieben unb biefe ben 9lu^en
laben. Die 9{at9gefanbten erllirten barauf, ber Salvent ^be
oon Slters ^r bem SRat ge^rt unb bie (Bfiuveber ^ben immer
an bie Ulmer 64au gemiitt; es märe bes^alb ein Unre^t,
i^en bies je^ }u oerbieten. Slufterbem laben bie 3unft»eber
einen Schilling beim @(|augelb ooraus, bie SSuoeber aber allerlei
Aoften ffir Stt|rI5|ne, 35lle, 3e|rung, 3eitoerfSttmnis u.f.m.
SBenn man ben 3unftmebem ben Bar^ent abtrete, meiben biefe
anbere Seoebe fertigen unb es merben neue Stauen anbenoirts
entfielen unb bie 6tabt unermeftli^en @(|aben leiben. Die
Wmer SBeber feien nur £eine»eber, leine 8ar(|entmeber. Der
9Iat erllSrte fl^ f^Iiegli^ bereit, bie 3a|I ber £anbioeber auf
410 gu 2 6tfi|Ien ju be|<|ranlen, mos aber bie aSBeberjunft oer*
loarf, bie nur 830 gu 1 6tu|I gelten laffen mollte.
6o 3<4<|(ug<n fiil bie Dillinger Ser|anblungen, morauf Aaifer
— 582 —
aRosimilian am 24. Sept. 1513 oor Xucnai) Me 6ac^e o9I%
gu (Bunfttn bes 9{Qte enif^ieb. Dei Ulmer Vfa^gtaf, ber Ucfes
Ibteil im aBebei^unfi^ottfe gu etSffnen ^e, lofire beinah a>
f^Iofl^n iDorben. Sie ^olit baoon umr, bag nunmeir Me
fianbtoeber beim Steige Alage gefien bie €tabt ivcgen
bes Sntgugs bei (Bolf^enf^au einleitetett, obei itt^t
bur^brangen. Denno^ blieb bie 8(ufregung untei beit 61iib(>
mebem fo grog, bog nod^ 1517 m 9Beber loegen Sufcu^rs
enthauptet louibe.
3m gleichen So^te baten bie Ulmer Baummoni^blci
unb bie Sgenten (gfaltoce) ber fremben ^onbcbgefellfil^aflen um
bie (Erlaubnis, o^ne 8ar((entISufeI lebigli^ bur^ einen Unter*
liufel !Ro$bard^ent an ber 64att {u laufen, bamit fie i^ 9<n>
berungen oon ben aßebereien erlitten, »as ber 9lat gene^tgte;
bo4 follte ber Aauf burc^ bie (Bef^ifte felbft oe rboten bleiben.
!Da bie cQprif^e SaumwoIIe aus Oftinbien immer feltener
ourbe, baten bie aBeber, man m9ge au<| bie neue amerila*
nif(]^e SaumwoIIe au« Srafilien unb 6urinam gulaffen.
Sbenfalb 1517 oerbefferte ber Ulmer 9tat bie Kegentfi^er«
f^au unb mag biefe Xfid^er nii^t me^r mit ber Slle, fonbem
mit bem SRegtifc^e, beren in feber SRange einer aufgeftelCt
tourbe. Die SRangmeifter burften lein Zui^ me^ bieten, bas
ni^t Stupf unb Sc^ilb trug; ben &innKmbme|fem mürbe {eber
Smifc^en^anbel oerboten, bas SRaggelb jaulten ftfiufer unb Ser«
faufer ^Slftig. Stfide, bie ISnger als ber Zif$ maren, burften
unabgefd^nitten bleiben.
3m 3a^re 1518 bro^en erneut 93 ebe runru^en. SRem«
min gen mollte bie 1467 abgetriebenen (SSumeber oieber on bie
64au julaffen, »urbe aber oon ben SBebem baran oer^inbert
unb biefe oer^e^ten bann bie Ulmer 9Beber, fo bag Ulm Aloge
ftellle unb man beiberfeilig bie Unruhen genmltfam nieberbrfidte.
Die Slfitegeit bes Ulmer Sar^ent^beb mar oorbei, ber SB et t-
bemerb mad^te \i^ fühlbar. 6((on 1450--1480 mar im no^n
aßeigen^orn unter bem fianbpfleger fiubmig oon gabs*
berg eine (Bolfi^enf^au mit fieinmanbblei^e entftonben;
bo4l^ gelang es bamals Ulm, bie 6o((e im fteime gu eiftiden.
1501 »erbot ber Ulmer 9t(d allen £abenbrfi||ern, SBeigen^omer
Barchent in Ulm ober gfranlfurt gu bufen, ebenfo ben SfSAem
unb Xud^f^eerem, fo bog 1521 nur no^ 5 SBebemieifter an
— Ö83 —
bie 9Be{|efi|otnec 64qu arbeiteten, bis bie gfrei^nen 0011
Suggec |i^ ber So^e bemS^tigten. 1630 »uiben Sfldmunb
unb Stiton 8fu9flet in itn (Brafenftanb er|oben linb mit ben an
3Qlob Sugs^t oeiiiflnbeten ^enf^ften Aiii^becg unbSBei«
ben^ocn beliehen, in benen bie meiften Ulmer SSutoeber
iDo^nten. Die Sifinbung bef 6pinnrab0 bun| ben
Xiebetl&nbeY 3il<8<n< tm 3^i« 1&36 toatf bamate mit bei
Sefbringung bei ^onbfpinbel alle feit^evigen Set^Itniffe Aber
ben Raufen. Ueberall j^nunten je^ bie 9{fiber unb unenbli^
<Bamntengen fibetfluteten ben SRartt. 2>ie CEifinbung be« Spinn-
rabs mat eine Z^atfo^e, bie in i^cec ooIbmictl^afUi^en 8e«
beulnng bei Srfinbung bei Spinnmof^ine obec ber Slibmaf^ine
on bie 6eite ge|tellt merben larni ; es mürben babur^ SRengen
oon (Born feit ber Deformation auf ben SRarft gemorfen, bie
man [eitber ni^t gelannt |atte, aber es mürbe aii^ «ine SRenge
oon menfc^Ii^er Vrbeitslraft broblos, ffir meldte man nunmehr
anbermeitige Sef^ifttgung gu fu^en ^atte. Das beutf^e gaus-
gemerbe mar auf eine neue (Brunblage geftellt unb marf |i(^ auf
ben gflo^sbau ftatt auf bie Verarbeitung oon SaummoIIe.
üb nun einigen SBebem oon 9Beigen(om oon ber Ulmer
64<ni eine Vnga^I 8ar((entftflde als nicbt me^rfd^aftig jerfd^nitten
mürbe, begannen biefe, i^re Zfi^er in SBeiben^orn bleiben,
Idttunieren unb fSrben ]u Ia{fen. Wie Sorftellungen ber 6tabt
Ulm bei ben ^enen oon gfugger blieben oergebcns unb namentli^
bie 9Iusfu(r oon Ulmer unb Sugsburger Sari^ent na^ Sng*
lanb litt er^eblid^ not, ba bie gfugger bort ein Sinfu^r«
monopol (rmirlten. Ulm Ilagte oergebIi(]^ beim 9Ieid^ unb bat
ebenfo oergeblii^ ben S^ntallalbif^en Sunb, mit bem
englif^en (Befanbten in ber Ba^t gu oer^anbeln. Ulm
unb nugsburg oerboien barauf i^ren Unterl^anen, ben Suggerf^en
SBebem etmos abjulaufen, morauf bie Sfugger 1535 ibren SBebem
ben (Ein lauf oon SaummoIIe in Ulm unb Slugsburg mie
ben Sefudb ber Ulmer Sdbau unter jagten. Sergebli^ (olte
Ulm (Butadien in Strasburg unb üRflrnberg ein; man
lonnle ben Suggem, mel(be bie ^obe unb niebere Obrigleit in
SBeigen^rn befogen, bas galten einer Sar((ent[(bau niibt oer^
bieten unb oer|u§te es besbalb mit allerlei Ileinen Sflitteln.
1638 mürbe ben (Barnfiebern befoblen, ftets in erfter
fiinie bas (Bam ber Si^aumeber fertig gu ftellen, unb 1543
— 584 —
würbe i|nen ßteitse untetfast, beit gfuflfleif^n IBefent 9am fn
[{eben. 1544 ourbe etneut aüeii Sfngtö^^^n akbem bie UbtcE
S^u gefpcnt unb bet Ulmet Kot fotberte Slttgsiuiii auf, M
bei intern Sfirger 8u08^c für fie 2U oenoenben. Sin e^ieibm
Ott ben ABnig gferbinanb bat bringenb um Sfi^Hfe; es fd ollef
fflt bie Stobt 3U ffir^en, loeitit bie S^nril^ng i^tes CHntom«
mens bur^ bie Sugflerei io loeiterge^. Sex Sigdatigler bes
it9nigi, 2)r. (Beoxg Singet oon Ulm, oenvenbete fU( fileii|'
jeitig ffic bie Stobt unb es etfolgte eine fceunbli^e VntoHnt,
ober Srof Snton gfugger bro^te ben Aoifer ftorl V. in <Eam«
bro9 erneut ouf feine Seite.
3mmer me^r mo^te \\^ bur^ biefe Ser^Itniffe SRongcI
on Sorn geltenb. (S» toor Ulm foft gor ni^t me^
m5flli(]^, ffiom im Aomlo^-, Gfln]« unb SRinbel«
t|oIe 2U belommen. 1638 »urben longe Serotungen in
Ulm gehalten, »ie bem Ulmer Sor^ent« unb ®oIf$engef^
lein Slbfo^ erholten »erben Ibnnte. SRon erloubte ben Sonb*
mebem »ieber, mit 2 Stfi^Ien on bie S^ou }u mirfen, aber
|ie blieben ous. Ulm oetleibigte 1545 ttntui fein 9le(^t unter
Berufung ouf bie (Entfd^eibung 9on 1513» ober oergebens ; bie
lird^enfeinbli^e Stobt fonb lein (Be^ör beim ftoifer. Srft 1555
erteilte bie Stobt no^ bem f^mollolbif^n ftriege i^en Smd,
inbem bie Sfuggcr 1665 fi^ freimillig ju einem Serlrog ^rbei«
lieben, in oeld^em ben äiSeigen^omer SBebem erneut bie Ulmer
Sd^ou freigegeben mürbe unb bie Sugger bem Ulmer Rot i^ien
gefomten SoummoIIoonot uon 550 Cenlnem, ben (Eentner ^u
20 (Bulben, obliegen, mfilrenb Ulm ollen feinen ftoufleuten ein-
|4|orfen mugte, bie SBeiben^oiner SBeber ni^ ]u fiberDorteilen,
jonbem gereift 5U be^onbeln.
S^meren Schoben bro^te femer feit 1500 bem Ulmer
Bon^nt^nbel ber Sßettbewerb Siberoc^s. SBS^renb
ber Ulmer Sc^ou ote (Srunbfo^ golt, nur bos Sefte {u
liefern, fertigte mon in Sibero(| me^ geringe 9Bore, bie
ftott mit Seibenforbe mit Sponen gefSrbt mor. 9lu4 liegen
bie Siberoil^er oiele Stfide in Ulm unb Sugsburg fSrben unb
oetlouften fie bonn mit bem Ulmer Si^berjei^en, einem King,
ab Ulmer Soti^ent. Sie Sibecoi|er prber Ilogten bet^
beim bortigen Stobtrot unb biefer ftellte on Ulm ben 9Buii{4
leinen Sibero^er Sor(|ent me^r }um Sorben onjuneimen. Ulm
— 585 —
Aber frliarte, bos ofitbc fi^n ber fir3|ie 6^ben fttr bit
Sibftad^t SBeber fdti, wtil auf bent Ulntet aRatIte oiel
Sibero^cr Bon^ent no^ 9BfliUetnb€tg eingdouft oerbe. 2>et
Biberoi^er Bot^t f^be Ulm mt^x, ab et nflie, loeil er t\h
liger fd ab ber Hinter unb oieb fieule auf bie SBo^Ifeil^eH
fe^ti. Ulm Ibime au4 ni^j^to mad^rt, oetin fein Bar^enl jum
S^vaqfSrben na^ Sugsburg gefd^idtt »erbe, »o man bas
S&rbcn no$ beffer ab in Ulm oerfte|e. Ulm mar alfo offenbar
nm bie 3cU ^on 1500 am innem 3Railte nod^ meniger gebgen.
Smmet^in fa^ \l^ ber {Rat allmabn^, meil immer me^r Bibera^er
SBare gum Stäben lam, oeranb(|t, ben roten mie ben fi^arjen
Bibera^r Banlient mit einem B »eiferen ju bffen. S^on
1556 mürbe benn au^ in Ulm ermogen, ob bie Sa^e ni<|t
bebenflii^ erf^ine. Se me^r ber Sbfa^ ins Susbnb notliit,
um fo me^ lernte man ben 3nbnbmar(t f4%n. !Die SBeber
begannen, Bomafin ju mitlen, unb ber 9lat ri^tete eine eigene
Bomafinf^au ein unb befo^I, bag fein Bomafin auger^Ib
ber 6tabt gefiionnen »erben folb. Dot( gelang es nic^t, oon
ben SBebem eine marUfS^ige SBare ju er^Iien, unb fo iDotf
man fi^mieber me^r auf bie fieinmanb unb ben Barchent.
1554 Sagte ber Kat, bag ber Bartl^nt immer f^Ie^ter gemoben
merbe, oerf^itfte bie S^au unb oerbot 1560 ben @(^au-
bebienjtden bas Bespem, meil babur^ bas ®ef48ft notleibe.
1676 mürben alb SBeber o^ne Befi^igungsnoi^veis oon ber
64au gdrieben unb 1589 mürbe enieut bie SS^au oerfi^orft.
1558 mürbe ber flusf^nUt oon fieinmanb unb Bar^nt im ftbinen
ber SBebeT', ber ftromer« unb ber 2u4f4eererrotte ab ^rioibg
oetlie^en» »o^renb feit^er jebermann gegen 4 $fb. &fx. ii^rli^
biefes 9le4t er(^alten lonnte. 1578 mürbe ben Sari^entgrog*
^nbbrn geftattd, ben 9Bebem auf feben aSebftu^I 10 (Bulben
ftatt feit^er 6 oorguftreden, »ogegen ber SBeber gejmungen mürbe,
bas gefertigte Xu^ niemanb ab bem betreffenben CblSubiger abju*
geben. Vis tro^bem ber llbfa| immer me^r notlitt unb bie
greife faulen, oerf^Iec^terte man bie SBare unb fporte
an ber Berpodung, inbem man $apier ftatt 6toff oermanbt.
Die gefSrbte SBare trat in ben Sorbergrunb, bie Bbicbmare
gieng immer fd^ki^ier. 3mmer^in ma^tebas l^aus 6<^ermar
no§ 1597 ein gutes (Bef^oft nad^ Snglanb unb ^tte in
fionbon eigene Bertreter 2um (Einlaufe oon Seibenjeugen,
\
— 586 -
bie bafüc Ulmct SattmooIIltoffe abfegen. Sie Ulmer
SaumooIIe fom nun me^ifml fiatt aus Senebig fibec £90«
QU0 SRotfeille. 3)0^ lourbe no^ 1670 bie Senoenbung btcf«
au0 Smerila ftommenben 6orte fat ben e^aubor^ent fbeiqie
unterfogt. 6ie burfte toeber in bie ^Sufn gdcfit tukb in inm
oeilauft »erbenp nur bie Sur^fu^r nrar geftottet unb 2u btefe«
3ioede bie £ogentng in ber ®ret, b. 9. bem Aauf^oufe, vfife*
lenb 8 Xagen erlaubt. (Etft feit Slooembei 1570 nmrbe bem
SaumwoK^ufe S^Iei^et ha» £agein oon SrafiliimeAottm'
molle im ^ouje ouf 1—2 SRonate eingetSumt, aber nfal^t ber Ser
lauf in Ulm felbft. 1571 gab [obann ber Mot »egen SRongeb on
C9in:i[4ec SaumiooIIe bie Verarbeitung oon Srafilianerbattmowne
oorflberge^nb frei unb 1572 mürbe febermann geftattet, feine Saum«
moIIe ba ju laufen, »0 i$m beliebte. Do^ burfte na4 loie oor nur
fol^e Saumn^oIIe »erarbeitet toerben toeli^e bie 6^tt beftonben
^tle. 6eit 1576 lam bie meifte Ulmer SaummoHe ni^t me^
aus Senebig, fonbem Aber SRarfeille unb £9on auf
Saumtieren nad^ lUm unb 1650 nmr an bie Stelle aRarfeillcs
9{m|terbam getreten, bas um 1760 burA fionbon abgeOft
u)urbe. Xro^bem oerlaufte no^ 1697 bas Ulmer ^aus 6^ er«
mar groge SRengen oon Sar^ent nad^ £onbon bunj^ feine
bortigen Vgenten.
6eit bem 3a|re 1570 entmidelte ber Ulmer 9ta\ eine oe&
jmeifelte X^tigleit, um ben Sar(^nt|anbel {u er^en. 1584
mürbe eine neue Serlaufsorbnung erlaffen, 1590 eine neue
8ar§enifpcciaIiiot eingeffi^rt. 9Beber, bie ^ren Sar^nt ni<^t
ber 6^u vorlegten, mürben mit Xunnftrafe belegt, ebenfo Zu^-
laufet, bie eigene (Bef^^afte machten. Su^ im 16. 3o(«^nbert
fab ber 9{at ftrenge barauf, bag beim ®am^bel feber über«
Pffifl^ 3mi|4en^anbel uermieben mürbe. @o gab es 1595
6irelt jmif^en ben fträmern unb SBebem, meil bie Jträmer
ebenfalls (Batn innerhalb 4 SReilen oon Ulm tauften unb mieber«
oetlauften, mesH^ ber 9tat bies als ausfi^Iiegli^es ^rtoileg
ber aOeberjunft ausbrfidli^ erneut feftfe^te. 9ber no^ 1648
mutben Slo^bar^ente oon ausmfitts no<$ Ulm jum gfürben ge«
fi^idt, um mit ben Ulmer 3t\^tn beffem flbfa^ im Suslonbe
iu finben.
1660 mar ber letite (Eintrag fiber ben Sar^nt im
SlatsprotoIoK bie Srnnennung eines neuen 8ar^ntfc||auers.
— 687 —
SBie ein ehalten ociftl^iDonb feitet ber Ulmet Sor^n^bel.
SBos i^ti iti^^Mt, amt ni^t ber SerfoII [einet 6d^u im^tn,
betCntnblag tiefer in ber tlttffinbuna bes 6eetDeg0 no^
£>ftinbien, ber Cntbedung Smerilas unb ben babur<l^
oecSnberten gonbebiDegen. 8n bie Gtelle Senebigs trat
SRarfeille ob erfter SaunnDoIIpIatip bann tlm|terbam
nnb bie Srofilieroolle lief ber fieoantinenoolle ben Slang ab.
2)00 oeme^e Angebot becentralifierte bie <Ergeugung unb raubte
ber Ulmer SaumwoIIiDeberei bie natficli^e Srunblage. Ulm
2etgt leine 6teinpalfifte unb $mnI6auten loie bie 6$aie[tetftabt
Sugsburg; einfam ragt ber SRfinfierbau ab SBa^rjei^en
»ergangener gerrli^Ieit aus bem ®iebeIioerI bfirftiger SRieget
baun>erle »ie fie bas 14. unb 15. Oa^r^unbert geitigten; benn
bie 8Ifite Ulms nmr im 16. unb 17. 3a(r(unbert, »o man
m^ $rioat^[er aus 61ein gu bauen begann, oorbei.
c. 2)09 Sertigma^en bet (Seioe^c.
aSaren bie Xfi^er oom SBeber fertig, \o unterlagen {ie [t
na4 i^er Seftimmung no^ oerfi^iebener Serrt^tungen. 3^
biefen ge^Srte oor allem bas jtarten. S}ie Harter ober 9{au^
ma<|er »o|nten in ber 6tabt ober auf bem £anbe unb mußten
i$re Anecbte nac^ ber 3^U» ^W no^ bem @tflil besohlen, bamit
gute Vrbeit geliefert »urbe. Xfld^r ab 3^It(ng oom SBeber
}u nehmen, »mr iQnen oeibolen, bie SbfaltooIIe burftcn fie ni^t
an ben äBeber oetlaufen. SBeibli^e $er|onen burften nid^t
toten unb auf jebes Xuc^ »ar bas SReifterjei^en iu ftempeln.
Den fianbmebern burcb Speifen unb Setrinle ober Seforgen
i^rer Xü^er an ber 64^^ beijufte^n, nmr verboten.
9la4 Sertigftelfung bes ro^n Xu^s bur<l^ ben SBeber
unb ftarter lam es oor bie 9{ o ^ b a r ^ e n t f $ a u , bie
aus einem SB e ber, einem ftrSm e r unb einem S^nei'
ber beftanb. Sie »aren oeteibigt, alle genefiten unb
g e m S 1 3 1 e n Xfli^er ausjufd^netben , na^ ben 3 ^ ^ i ^ I n
{U feben unb bama^ ob bie Xfi^er gelernt unb ge«
manbet maren. Xfi^er, bie biefe Sebingungen nii^t erffillten,
{Otiten ein 6 1 r a f g e I b. Die Huf f ii^bbe^brbe n>aren bie 6 1 a b t«
reiner unb lein 9Beber burfte but^ rafcberes S^uen begfin«
ftigt »erben. Die Ulmer 6(b<Ku ge^brte urfprflngli^ ber Familie
notabSlei^enauer £e^en, bis ber 9{at biefelbe laufte.
Der Serfe^r ber SBeber mit ber 6((au »ar genau geregelt.
— 588 —
t)€x fBebetmdfiet butfte nur an bie Uhner 64«i »hfat ml
mußte au^ Im» WltSfi geratene Cqeugnis beifeltoi' imrlegciL
9lttt 6tfide unter 3 CEITen nniren frei wm e^ttUiUNntg. 3<bef
vorgelegte Xu^ ^e to 9Reifter]ei^n ]u tragen, ntt^t feOfi-
gefertigte Zi^ti burfte ber SReifter ni^t vorlegen. 3<bet nen
antommenbe SBeber mu^e (inten anlegen unb in bie Kei^
fielen, bis ber S^ubeontte an i^n fam. fBaren am (Enbe bet
otbentli^en S^aujeit ni^t alle SBeber gefSrbert, (o mufeteit bie
Ulmer SReifter abtreten, ben fremben SDebem aber mürbe oeitec
gefi^uL Die IKmer Ratten bann om nS^ften SRorgen ben 8or*
tritt in b e r Sri, bag immer ein 6tabtmeber unb ein fianb*
meber nai^einanber baran lamen. flv^ bie ®ret> ober grofte
ftauf^usmage mar bei großem 3ubrang ber SSumeber cnt*
fprc(ienb baiber ju bffnen ober fpSter iu {^liegen. 6ett 1568
galt inbes ab (54fte Kuobe^nung ber Slac^c^ eine ^Ibe
6tunbe; bie SSumeber [ollten \\^ oerftfinbigen, bog (ie ni^t
^ufenmeife jufammenbrSngten. Son Solobi bis SRi^elio
mürbe ni^t geflaut, mell um biefe 3<U li^ SBebereien auf bem
fianbe [tili ftonben, um bie Selbgef^fte ju beforgen. Sielfod^
gef^Q^ bos Sotlegen ber Zfic^er oom £anbe buri^ bie ^u^X'
leute, bie bes^alb oereibigt mürben, nur Zfl^r oon 64ttu«
mebem oorjubgen. SIuö^ ben Saummolkinlauf besorgten bie
gfu^rleute.
Den (Belbeingug an ber S^au beforgten jmei Selb*
(erren, bie aus einem Seamtengef^Ie^te ftammen mugten. 9tan
na^m (teju folcfie ®e|(|Ie((ter, bie augenblidli^ nii^t im Rate
fogen. Das Zu^meffen gefi^a^ mittels einer Zafel oon
genau 12 Sllen fi&nge, ber falben £Snge ber Zfl^er, burd^ ben
oereibigten Vn^eber, bem olles (Bef4enlne|men verboten mar.
Das Urteil ber S^aubeamten mar oon i^ geheim ju ^Um,
bamit es leine ünfeinbungen gab. 9Is Sei^ilfe |atte er eine
Srauensperfon. Das l^tl^mn unb Streden ber gemeffenen
Zflc^er beforgte ber Slufftoger, ber bie 3^^^^ 8^^ ^f
bie £inge }tt (toben ^Ite , bamit ni<|ts meggefd^nitten »erben
lonnte. Die rote Oelfarbe |ie}u fertigte ber 6tabtmaler.
Die Xu Pforten marcn oor allem ber gemö^nli^e Sargen L
Die erfte Qualität (ieg no(| bem S^ougei^en ber O ^ [ e unb
Ifiilit 1 64UIing 6<|augelb, bie jmcite, ber £3me, }a(Ile 2
64illing, bie britte. bie Zraube, 3 S^UIing. 3e f^Ie^ter
— 589 —
Uc Sfbelt tDttr, um fo ^5^et loot bos e^ottgelb. Die oierie
SttoIUat, bec Brief , ja^Ue ebenfalls 8 Smm unb biufte
nti^t (leblci^t, jonbem trat tcfSrbt ober fattuniett loetben. SBos
felbfi iie)u gu fc^le^t etf^len, »utbe {eixtfieit Der fbimtiu
ia^tte |e 1 6<l^HUn0 mttec als ber 6tabfa»eber. Dann sab es
ben fogenannten biden Backen t. 8on btefem yi^tte ber
Sfinfflegler als befte Stummer 2 e^HUngi ^^ Sierfiegler
3 edftilHng , ber Dreifiegler 4 ec^tlUnfl. Dos Siegeln felbft
bftete 2 Areujer. Der breite ober Dedenbar^ent }ape
far bie erfte 9lummer 3 e^illing, ffir bie loette 6, für ble
brüte 9 S^lng 6^augelb. Der gretifc^e Sorc^ent,
eine bcfonbers gute, jorte unb gefc^Iac^te Sötte, erhielt als Stilen
ben O^fen unb eine 9lofe ober ben £3men unb bie 9lo|e
ober ble balbe 9lo\t, \t no4 ber 8ef((affen^elt, unb jaulte 2
Shilling 64augelb unb 2 Pfennig Siigelgelb. Der breite
Somafin mit ber ganjen 9io|e jaulte 4 6^, mit ber ^Iben
Rofe 5 6^., bie f^male 6orte 2Vt bej». 3Vt 6c^., ebcnfo
bos Seibengevlrt. Der dottbardftent sa^lte fflr ble
ganje 9iofe 2Vt, fflr ble ^Ibe 9{ofe 2% e^llllng. Der ge-
lteinte ober gemedelte Sard^ent ffir bie breite Sorte 6,
ffir bie f^male 3 64- Das neue (Bemirl na^ Vrt bes
grettf^en 8ati(ents jablte mle ble|er, bosienige nad^ Vrt bes
Somafins mie ber Somafin. Der leinene SReijolan ober
aRouRelin mit ober o^ne fieiften ißHÜt für 22-28 (Ellen 3
jtreujer, ffir 28—56 (Ellen 6 Ar. 9Rouf|eIin mit Seibeneintrag
ffir 22—28 (Ellen 6 Ar., ffir 28-66 (Ellen 22 Ar. Son ben Sein-
»anbforten jerfielen ble breiten (Bolfi^en in 4 Sorten
ble gangen Sbler, ble ^Ibtn Sbler, ble (5ugler unb ble 3m5Ifener,
bie f^male £einmanb gerftel In 6 Sorten, bie (Elfer, Sier«
ie^ner, Sec^ge^ner, SU^tje^ner unb do^^njlger. Die (Elfer
waren 78, ble anberen 4 Sorten 71 (Ellen long, ble (Elfer 6
Viertel, ble onbern 5,5 Slertel breit. Die breite fietnmanb
verfiel In 3 Sorten, ble Sierunbiioanstger, Se^sunbjmanslger
unb S^tunbjmaniiger, unb mar 71 Sllen lang unb 6 Slertel breit.
Die 3<^((^nitamen bebeuieten ble ^unbertia^I ber S&ben. Die
3moIfer bis S^tje^ner bllbeten ble grobe SBare, ble Sn^onjiger
u.|.m. bie feine SBare. Der S erlauf gefiba^ na4 gfarbeln
ober fardelli (fardeanz) oon 42—45 Stfid s^ 24 (Ellen.
Der $rels fflr bos Sar^entfarbel f^manfle oon 90 bis 120 (Bulben.
— 690 -
(gebleicht touiben um 1490 jS|rIi4 in Ulm ninb 60,000
Sod^ente, loogu tunb 20,000 (Bolf^en ober fieinuKuibpde
lamen. gfemer »ucben no^ mnb 30,000 Sot^entftfide iinb
£einiimnb(tfi<Ie mit $eibelbeeren (9{ou[c^) rot geffiiAL Das
@<^ot^cIb morf runb 7500 $funb i^SUer ober 5000 i|eiiL
(Bulben iä|rli(| ab. Die fieinoanbf^au ober bas 6tu(if>
|qus UKir bis 2um Sa^re 1613 auf bem Slat^aufe, feiger
im Aauf^ufe, ber (Bret, bie (Bolf^enfd^au im (Bolf^^nfeller
an ber Stelle ber alten Spnagoge auf bem Suben^ofe. Um
bas 3a$r 1700 mürben \S^x^ noc^ runb 32,000 etfltf Sein«
manb ausfleffl^rt, um 1800 no^ 7—10,000. 1830 ^orte Me
£einmanbf(^au auf.
Das 9Soit Sor^ent . Sar^at, $arc^ lommt oon bar,
e^ubanl, 64ttu[titte ; barcatns ^ieg alfo fo oid als flefd^-
ter, auf feine Sefd^offen^it feitens ber SRarltbe|3rbe geprfifier
6toff. $ieg in Ulm ber aus leinener itette mit bäum-
mollenem CEinfd^Iag gefertigte Stoff 8 urgent, fo Qieg er in
Stalten fastagno, in Slomanien unb 9BeI[^r{e4enIanb fusta-
nella, in granlrei<9 fütaine, in Snglanb fastian, in ben ßonfä.
ftSbten SfuB^s, b. 9. gefaufteter, geftempelter Stoff, oom
9RarItpfo|ten, an ben brs ftSnigs gfauft^nbfi^ul neben bem
Areuj genagelt mar. 3n ber Si^meij ^ie^ ber Bard^nt S4ib>
li^, in ben 9lieberlanben Sarbogge ober S^arbogge, b. %. Stern*
pelgut; benn Sar ^ieg aRarUftatte, 3ar aRarltoorftanb, SRottt^
graf. Sarli^, Sd^arlalen, S^urla^, S(|arli^ alfo Si^ugut,
aB&lrungsgut. Sd^on 1303 oerlauften bie ^anfen S^Iad^
unb anbere rote Xfi^er in fionbon, ebenfo 1317 bie (EnglSnber
in Sergen in Slormegen. „Die Sraut ^b auf ben S^Io^
rot'' (eigt es im olten 8iebe unb ber rote Sarafan, bos ftopf*
tu$ ber iRuffinnen, ^ben bie Raufen mo^I \^on bomds aus Ulm
fiber £flbed na^ Slomgotob gebracht. 1404 mürben S^Ia^
in 9{eug in S^Iefien ge^anbelt unb S<^arla(| mar mo^I urf^^nglid^
leine Sarbbejei^nung, fonbem eine Stoffbegeii^nung, mel^ fi^
flilter auf bie gforbe flbertrug, meil man bie gefrorenen SMm
mit ftermesI5mern ober geibelbeeren rot ju ffirben (yflegte.
SBenigftens ift in ber ^rooence oon g^rana da tignere scarlatti
bie 9lebe. Der Stamm Sar finbet fi^ au^ in ben 93orten Seri'
ler, Serica, Sarai an ber SBoIga, Samara, Saratom, Saribrob,
Sarajin, Sara^^Qtus, Sarbam, Sarbrfiden, Sarlouis, SarbmH
— 591 —
ober 6out^pion, oie au^ bos englild^e shard Aarbenbiftel
^{(t unb sartor ber 6<l^netbet, serra bie 68(|e, serratorla
tinctnria bte gfltbeif^arte pxm (Belbfotbtn, Sarge ober Serge,
eilt tDoIIener Stttterftoff, Sorofii^ ober Sotfenet. ^tilStitit»
SauimvoIUu^ bos fi^on 1286 oon (Benua na«^ 91 ex an«
brien ausBeffi^irt nmrbe, boron erinnert. 9laoarra liefert um
1250 (Barne jum S^igen 0on sarg^es na^ Srfigge nnb shares
OKiren englifdie aBoIItu(|e, bie l^on 1450 in 6 om bürg ge^an«
belt vurben, wie es Sarmirler, 6ar»örter ober Sanolrlen in
ftSIn, Ulm u.f.». gab.
Der gretiKie Sar^nt »ar ber für bie (Bret, bas Aauf«
(aus, beftimmte Sar^ent im Unterfd^iebe su bem fflr ben
ftteinoerlauf beftimmten S^ttbar^ent. Golfen gretild^en Sar«
^ent unb 3oini<| V^^ *^0 ^^^ in Sugsburg im (Segen,
fa^e )um groben Sar^ent. Der (Bretbar^ni gerfiel in Surf^at«
gret unb Sifd^Iingret, bie minbeftens 1200 gfSben ^ben mußten,
ixniff ^ten ber greti[((e Bard^ent, ber Somafin unb ber f^ioar}'
loeibe 3i>^fl4 in Ulm als StitJ^tn bie ^Ibe ober ganje 9{ofe,
»es^alb bie Bleiben beim (E^roniften !RofengartIein ^ei^en.
9la4 bem SBeben gieng es an bas SIei(|en ber Zfi^er.
Die aitefte belannte Ulmer Bleibe, bie enoS^nt »irb, mar bie
$faffenmiefe bes Alofters Slei^enau, bie 1381 ben um«
liegenben Bleichen 2uge{(^Iagen mürbe unb (eule bas untere
Blei^gut ^igt. Die obere £einmanbblei((e entftanb erft 1413.
64on 1373 erlaubten bie £e^en$befit(er ber ^faffenmiefe, bie
Straffte, ber (Bemeinbe bas Bleiben auf berfelben. Die obere
fieinmanbblei^e beim ftupfer^mmer gehörte gueift Steic^enau,
bann bem Vuguftinerlbfter auf ben 9Bengen, bis 1413 ber
nat bie IBiefe laufte unb sur Bleibe ma^te. 1467 baute ber
Stat bort eine Seinmanbmalfe mit einem SBall- unb einem
S$3|ifrabe.
asa^renb es nur 2 fieinmanbbleii^en gab, maren es 5
Bard^ntbleii^en. 0u4 biefe maren [tSbtif^es (Eigentum unb
an BIei(|er oerpoi^tet. Diefe (atten 5000 (Bulben Bflrgi(|aft
iu leiften unb burften ni^t me^r als 10 000 Stfld annehmen.
Die (Bebfiube unterhielt bie 6tabt, bie (Einrichtung ber ^Si^ter.
Der Bleid^er butfte Zfii^er nur gegen bar laufen unb nur
bie oorgcfi^riebene Blei^tose nehmen. Ungejeid^nete Xfic^er
ober fol^ mit bem Briefjeic^en burften ni^t geblei^t merben,
— 592 —
fonbcm waren in fic&en ober s^ lottunieren, etenfo bie €iaiib-
unb tlbettieueitfi^ec. Sebem ftunben qnic fein eigenes Zu^
^imittgeien, lein anbete«. Tl^x Aber feinen gonsbcott^ fite
eigene Ke^nung gu bleiben oor bem SIeii|et oetboten. X)ie
Dom^de bec Bleibe nmt \ox bem Sie( {u benMi^ten unb (o
lange geblei^t ourbe, nrnr bas SBaiben oecboten. 6enau gerc*
geU nar bes weitem bie Setwenbung bec 9 f ^ e. 3^ Ser«
meibung oon Sireitigleiten nwt febem bec 7 Slei^ ein be.
ftimmtec fianbbegii! gugewiefen« 3i4<I<i<tf<^ 2^ oemenbcn,
war oerboten, worauf bie SleiAIne^ie ebenfalls oereibigt loaten.
Sie burften ni^t Aber eine gana be|timmte Vnja^I Sie^ |alien.
3eber ^anbel mit ro^r ober geblei^ler £einwanb ober Boc^ent
war i^nen oetboten. 3ebe SBo^e waren bie Xfi^er on^tt^den
unb glei^mfigig {u laugen. 2 gfuber 9If$e unb geniigenb ^I]
waren fiets oocrStig }u ^Uen. 3eber Bleibe ftanb neben bem
Slei^er als lapitaliftif^em Unternehmer ein gfelbmeifter mnr,
bem bann wieber ber Sauger unb bie Slei^Ine^te unter*
ftanben.
3)ie Slei^r flanben unter genauer Suffi^t ber aus 64
$erfonen befte^enbcn SB e i g [ 4 a u , o^ne beren Sinwilligung
leine ^erfonaloerfinberungen erfolgen buiften. 3>er $eifonaIftanb
jeber Bleibe beftonb aus 11 Anetten, 4 fiemlne^ien unb 2
Swidlnappen. Untaugli^e Beute burfte bie SBeigf^au felbft'
ftSnbig entlaffen unb burd^ anbere erfe|en. £)^ne SBiffen bes
Selbmeifters burfte lein Blei^er ein Xu^ oon ber Bleibt
nehmen. 3)er Sauger ^atte ffir ri<|tigen 3uftonb ber fiauge unb
gutes Sieben bes SBafjers }u forgen, ebenfo f&r gute Sf^e.
itam ein Unwetter, fo waren bie Zfic^r aufiu^eben, ebenfo
waren fie oor aR&ufen unb Ungejiefer gu bewahren. Dos
3nfammenlegen ber wetgen unb bunten Xfl^er beforgte eine
Srauensperfon. 1662 ermahnte ber IRat bie Blei^er, {eben iRit-
tag um 4 U^r auf ber Bleid^e na^ ber Srbeit ju fe|en, unb
1536 unb 1545 würbe ben SBeibf^auem oetboten, Saftereien
auf ber Bleibe gu ^lien.
Die iltefte Ulmer fieinwanbblei^eroibnung ftammt oon 1497,
bie altefte Bar<|entbIei4erorDnung oon 1499. 9la4 berfelben burften
ungejeii^nete Xfl^er fiber 10 Sllen ni(|t geblei^t werben. 1500
gab es neue Serorbnungen. Die fieinwanbbleic^r erhielten ffir
tebes (Bolf^en* ober iRegentui^ 3 Shilling 8lei(|gelb ; me|r ]u
— 593 —
nehmen nwr oesboten. gffic Dtilorene , ober ge[to(Iene Zfld^ec
nMic Scfafi )u leifteit. aBegcn bes oieleit Steinguts »utbe bas
Sleic^peffonal oon 17 auf 20 Anette er^ö^t; eift na^ Salobi
butfte bei Stanb oecminbert meiben. X)te Anette gur Smle
2u oemenben, smr oetboten, [ie mußten beim Steingut bleiben.
9ta4 bet SBeigl^au mwctn bie Xfl^et binnen 3 Xagitn an ben
(Eigentfimer objuliefern. Der gfelbmeiftec burfte leine Aunben
gegen Xrinigelb beooqugen.
3n ber SBalle unb in bei fiouge vor bo0 (But ooi 64<tben
3u betoa^en, namentlii^ foIUe bei aBoIImeiftei bos
Ztt<( ni^t gu lange in bei 9BaIte Ia|[en. leiten, gfo^ien unb
Segeln bui^ Stid^ijuge^Siige auf bei Sleid^e »ai ftienge bei'
boten. 1607 laufte bei 9{ot mit giogen Aoften neue Slei^gfltei
unb oeibeffeite bie SBallen unb bie 6<l^aueinri<^tungen, inbem
ei bie Solf^en f iegeln lieg unb bes^Ib bie S^augebfibi auf
1 Sixtuiitx er^S^te. Die aBeigM^uei ^tten bem Slei^ei einen
64ein ffli bie abgelieferten Qolfj^en su geben; bei (Einjug bes
6(^ugelb0 gefd^a^ bur^ bie Slei^ei unb nurbe uon biefen an
bie 9Bei6f<|au abgeliefert. 1508 »uibe bas Steigen oon lo^en
S^ugolj^n unb Siegentfi^em auger^Ib Ulms oeiboten. Den
Steigern »utben 4 Se^dinge geftaltet ftait 2, au^ butften |ie
i^e Anekle felbft anftellen, nui bie Selbmeiftei unb Sauget
ottiben no^ 9on bei 9Beig{<|au beftellt. 1515 Ilagten bie
Soi^entbleid^ei, bag einjelne Slei^ei me^i Xu^e bleiben, ab
i|nen }ufte^e, fo bag bie anbeten gu lurg lommen. Die Bleichet
oeibienten tro^bem bamato immei no4 t)iel Selb unb oaien bei
ben galtna^tsfpielen immei oomen bion. Do^ lieg bas (Be«
»ecbe aümfi^Iiilb fo na^, bag es fd^on um 1600 nui nod^ 2
Steigen gab, ooneben no$ bei (BaismSit benfi^t ouibe.
Das @4((ten bei (Bewebe befolgte bei Zu4f4<eier,
CS gej^l) meift eift na^ bem Slei^en. Dann folgte bas Aat«
tunteien obei Delatieien. 3<bes Xu4 mai oon ben Zu(b'
f^eeiem mit bem SReifteigei^en gu oeife^n, f^Ie^t gefc^oiene
Zfl^ei ga^Iten 6tiafe. £)4fen*, fiSoen-, Xiauben- obei Sben«
teuieitfl<|ei buiften nii^t gef^oien oetben, nui bie f^Ie^ten
Sriep^ei. Xu^f^eeieifiauen unb Aneckte waien auf bie Oib«
nung gu oeieibigen. 3ebes 9iaffen bei Zfl^ei oai oeiboten,
ebenfo bas Hbftieicben na^ bem 64eeien. Aottuniertei Salvent
loai bei S^maqfd^u ooigulegen. Das 6(^augelb betrug 4 5I1.
38
— 594 —
Itivo. 1 64in. 6frafe, !Das Jtattutiieren gef^ mit 6iiDfi6
unb datjfatbe. giritis, Sein, $am ober 6aIiiDoffer oitittiDenbeR,
»Ol oecboten. 1544 »urbe ben Xu^fi^eerem oettoteiii ben
Siberoc^r 8oi4|ent mit [(liebtet gaibe {u belanbeln, es mm
lautet Ulmec gotbe }u oenoenben. Die 6trofe ei^ielt {ui i^Ifte
bie etabi, gut ^filfte bie 64neiber]ttnft. epSter bilbeten bie
Xud^l4ieerec eine eigene 3unft. 1482 tourbe ben Zutjüi^uttm oec«
boten, i^r ^onbnierl pi fperrtn loie bie Bleibet unb ben einjelnen
IReiftent eine Oleiftsa^I fe|t3ufe|en. 3ebet I5nne fc^en, fo oiel er
oolle. Damit bie Zu^j^cerer aber geniigenb oerbienten, lourbe
i^nen eine SRinbefttoxe feftge[e|t, unter ber feiner arbeiten borfle.
Huf Sorg {u ((beeren, ourbe oerboten. Seit 1489 lourbe lein
Zu^fiigeerer als SReifter gugelaffen, ber ni^t 4 3a(re gelernt
^tte, unb es würbe nunmehr bof 5<^niw^<I in ber Z^ g^
{perrt. SRe^r ab 20 ro^ ober 12 oeige 8ar<^enttfi<^r in ber
SBo^e jum S^^eren an}unel^men, würbe oerboten, au^ burfte
ein Xu<||4eerer nur entweber auf 9lo(ifl<|er ober auf Slei^^er
arbeiten. (Ebenfo burfte lein Zu<(f^erer SBei^felgef^e ma(^n,
inbem er ge|<^orene Xfi^er gegen ro^ ober Slei^tfi^r umtoe^elte.
Seit 1516 nurbe bem Sar^ent ber auf ber Kfldfeite lat*
tuniert würbe, ebenfalls ein Slei gegeben unb 1517 würbe ein
neuer Zu^fc^eererlo^ntarif aufgefegt unb auf bie ftlage ber Sßeber«
iunft bie Sef^rfinlung ber Xuc^fi^eerer auf 20 betw. 12 6tfid
in ber 9Bo<^e wieber aufgehoben 1618 würbe ben Zuil^fifeeerem
geftattet, neben bem ftne^t no(| feine 62^ne als (MfiXftn gu
M49ftigen ; bo$ follte lein fol^r Zu^f^eernfo^n einen eigenen
Aned^t (alten, fo lange er felbft bes Baters Brot oft. 1567
würbe ber Zatif oon 1517 wieber aufgaben. S^ii^n unb
Sieden in ben Zfi^em waren gu melben, ba nur loufmannsgute
SBare gebleit unb befiegelt werben foOte. Das Bimfen unb
appretieren ber gefrorenen Zfi^er beforgten bie Zu^.
f ^eererbimfer. S^ab^afte Zfic^er Ratten |ie ben Zu4f4«erfm
gurfidfgugeben. Sieben Ulm war namentlid^ bie Zu^f^ttu oon
fiauingen an ber Donan berfi^mt. 9lo4 um bas3a|r 1800
gab es bort SBolItu^f^eerer, bie meift ungefSrbte Zfl^r prt ^.
910$ bamals war au^ bie BaumwoII« unb fieinwanb«
Weberei bort fe|r entwidelt, man fertigte Bar^ent, geftitifle
fieinwanb, Aattun unb SRulfelinware, bie oon brei Stfid^nbCem
ins Vuslanb oerlauft würbe.
— 595 -
ICtt^ bas SSrbeii ber (Bemebe loar genou gctegeli. T>lt
SfSrbcc ge^rten gut aRatnetgunft. 6ie buiften oon Bot'
Renten nur bie oierte Quolitat, bie Sriefc, fStbett, fpatei ou($
bie britte QitoIU&t, ble Z tauben. Sor bem Sinftogen in bot
£ab W0X bas Xu^ in reinem (eibem SBaffer gu reinigen, ID03U
es eigene 9BQf<|er gab. 9Rel|t ourben bie Sargte \^mtxi,
grau ober rot gefSrbt. 9la4 ber gfSrbung lant bas Zud^ oor
bie 6d^»ar2f4au. 3ttt Vuffi4it fibet bie Serben be|tanb
eine Sarbenf^au oon ivei*9Irbem unb einem Xato^lerm.
Som 29. 6e|itember bis 26. 9b)oember nmr es ben SSrbem
oerboten, i^ren AoHegen eine 9le{Ii}a(I fe[tiu[e|en. Sin toi^«
liger Husfttbtgegenftanb n^aren namenllii^ bie (Büglet obec
gefStbten fieinmanbftoffe. 1608 »urbe bos 64augelb ffir
biefelben neu georbnet. Bis 1646 outben bie (Bugler nur
li^oorg gefärbt, feil^er au^ rot, blau, grfln unb grau. 1610
»onten bie girber bie SReifterja^I oon 36 Zfi^er in ber SBo^e
^rabgcie|t ^ben, meil es an Vrbeit feblte, ber 9{at f^Iug bies aber
ab. (Ebenfo mutbe ben Gerbern oerboten, ben gfS^bem unb
SRangmeiftem Kbfleif^, bas oon ben ^Suten gef^abt würbe, ju
oerlaufen, weil bies )um Alaren ber Qfarben ni^t oemenbet »erben
foHte. 1617 »urbe ben Sarbem gcftattet, au^ geblei^ie O^fen«,
filmen« unb Zraubenbar^ente gu färben, aber im ro|en 3uftanbe
foltten |ie nur bie Sriefe fSrben. 1638 mürbe ber gfSrbertarif
unb bie 9Rei|tia$I ber Sf^^rbtfl^er aufgehoben, 1639 mürbe er
aber mieber eingeffibrt, bo^ foIUen [id^ bie prber nur mit
Sorgelb beja^Ien Ia|fen. (Befiel ein Zu^ ber G^marsf^u
ni^t, fo gablte ber gStber bei ber erften unb gmeiten 6^u
Strafe, bei ber britten 64au mürbe bem Zud^e ein Obr al^e«
Kbnitten unb be|fen Siegelung oerboten. S^bes gu ftrbenbe
Zm| ^e ben Ulmer 6tabt{4ilb gu tragen. 1630 mürbe 3
gSrbem gefiottet, au^ mit Sugsburger ^axit gu fSrben;
1638 gab es |((on 6, 1660 7 Sugsburger gatber. Das Oel gum
Vusftrei^en bes S^margbard^ents lauften bie gBrber gemeinfam
unb 1688 mürbe biefes Vutftreii^n oon Slatsmegen an ber
&iimxi\^vi oorgenommen.
Die 64margf<^au biente gur 8eauf|i(btigung ber Zu^*
f^beerer unb glrberarbeiten. 6ie prfifte bie jd^margen unb grauen
Sor^ente, bie in Ulm gefcbaut unb gefSrbt [ein mußten, ebenfo
bie meinen Zrauben unb bie ro^n Sriefe fomle bie Aattune,
SB*
- 596 -
bie f^^matieiti roten, blauen, gtfinen nnb grauen kuglet unb
batte bie 6trofgeloer einjusieben. Ungenfigenb Idtunierien fovie
gefprititen obet gebimften Soc^enten mat ein Obt abivf^ne iben-
Die blau gefärbten Bar^bente umren oor bem 64o<^<if^'>^ ^f
bie Sefd^ffenbeit ber blauen Barbe )tt prüfen. Das einmal
gelartete unb gefrorene Sard^enltu^ erhielt e i n 3^i4^"i ^^
gweimal gefc^orenes beren gmei. Zu^e, benen ein Obr obge«
f^nitten mor, burfien in lein SSS^rUngsball^n uerpodt »erben.
Sar^ente, bie mit Unfd^IUt oerftrii^en nwren, mürben mit Se«
f^Iag belegt, [(babH^m Somafin ein Obr abgefibttitten.
Das (SIStten unb SRangen ber Zfl^ber oNir bie Ie|(e
Serri<btung. Die brei SRangen ber 6tttbt loaren ebenfalb
(Eigentum ber Stabtgemeinbe, aber nie bie Bleiben an felbft*
ftanbige Unternehmer gegen 3'us iiberlragen. 3n Sugsburg
gob es f4on 1320 offentli^e SRangen unb 1868 ONirbe
in 9{^gendburg ein SRangmeifter aus Vugsburg im bort«
igen neueni^teten bffentli^^n SRangbaufe angeftellt. 1457 ent«
Itanben in Vugsburg joei weitere SRangen. 3eber SRangmeifter
batte eine Sflrgf^aft oon 400 (Bulben su leiften. Die SReift«
jabi ber Stfide, bie er mangen burfte, vm oon ber Stabt*
re^nerei feftgefe|t. SBar biefe errei^t, fo mu^e er bie Vdeit
einftellen, bis bie beiben anberen SRangmeifter bie Vnjobl er-
reid^t b<>tten. 3®^<l<nbanbel mit Zfi^m ffir P4 ober onbere
ju treiben, mor ibm oerboien, ebenfo bas Vnjie^n ber ftunb*
fi^oft bur^ (Befd^enle, Cbaltereien u.f.m. Die (bebSube untcrbielt
bie 6tabt, bie SRof^inenteile ber IRangmeifter. Seber Cbot-
fiben erbifit beim SRangen 12 SSnge, ber Bar^nt nur einen
balben (Bang. 3^bes an gfrembe abgelieferte 6tiid Xuib vor
ber (Bretmeifterei ju melben, bamit biefe ben ^funbjoll ein«
sieben lonnte. Dos SRangen ber Zfl^tr mugte genau no^ ber
Sleibenfolge bes (Einlaufs gef^eben unb es burfte nur gute SBore
gemangt »erben, bie oon ber SBeig« ober ber 64»ar{f^u ge«
tupft »ar, unb nur faufmansgute fßare gefiegelt »erben. Dos
$erfonaI ber SRange mugte aus e^rli<ben, }uoerI8jfigen Seultn
befielen unb ourbe oereibigt. Heber bem SRangmeifter ftonb
bie SRangf4ttu, »el^e fommers oon 6 Ubr, »inters oon
8 Ubr morgens an in ben brei SRangen bie a^emangte IBore
prüfte, ob fie leine Kunjeln unb S^Ier batte, ob bie SBaljen
gut liefen unb bie fieute ibre Scbulbigleit tbaten. Unter bem
— 597 -
aRofifiet ftanb ber aReifterlnei^t, ber [einen (ße^It teiloeife
oon bet Stobt begog unb s^fll^i^ ^^ ftontrolent bes
SRongecs biente.
d. :Det a)tctrie5 Ut Zü^ct.
!Der Setlanf bes Sor^enis loor genau geregelt. Seforgten
ben ^bd mit 9iQ^baum»oIIe unb abgeUei^tem ober geftrbtem
Sor^nt bie potrigif^en (Brogtopttaliften bur(^ i^e 5<tnbels-
gefellf^^ofteUp [o »aren bie Unternehmer bes 8Iei^e|<lftäfts mei|t
Heinere Spelulanten ous bem aRitteI|tanbe. !Der SRoPor^nt
«Muc ein [pelulatioer Vnlogewert ffir bie Heineren fieute, ein nic^it
ungefi^Ii^es aRittel ffir mlitfiflQftli^ SebrSngte, (i^ 3)orIe|en
itt oerf^affen. Sti^t blod ftbrperf^often loie bie 3flnfte legten
i^re Satmittel in SRo^bard^ent an, au^ ber Heine SRann, ber
Geiftli^e, ber £anbebelmann, ber danboerter, bie SBilfrau, ber
61ijtung»|if(eaer oermalteten i^e Serm3gen»teile in ber SBeife,
bag fie Xo^ar^nt lauften, bleichen, ffirben.unb lottunieren
liegen unb bann mit Qeminn lieber abftiegen. Das Sar^ent*
forbel, bau 1602 runb 86 (Bulben lojtetei mar feinem SBerte
na4 (i^iu ein ganj gef^idter (Begenftanb. 6eine Sbfa||fA(igIeit
lieg es mie bares ®elb erf^einen, bas oor biefem ooraus
^tte, bag es einen beffem ®ebrau<^smert (atte, meil bui^ bie
reiben Sergverfsertrigniffe {euer 3<U ^^ (Belbmert fortmS^renb
fiel, ber Warenpreis aber ftieg.
Sie 6peIuIation beruhe auf bem ^reisunterf^iebe gmil^en
ungebleid^tem unb geUei^tem Sar<|ent. SBar bie j^erftellung
iH>n Slo^bar^ent eine grage lurjer 3^U, |o mar bie Qfertigftell'
ung oon Slei^bard^ent eine 6ai[onarbeit, bie oom SBetter t^n*
li^ abhängig mar mie bie Srnte. Die Slo^tu^e mürben am Sfiter«
miltmo^ bem Slei^er flbergeben unb lamen frfl^eftens an
3aIobi 9on biefem jurfid ; benn bfe d^emif^e Slei^erei mar
no^ menig entmideli 9la^ 3<>Iobi lonnte lein Xu^ me|r auf
bie Bleibe gelegt merben. 6o ftanb bie (ßeminnung oon Slei^
bar^ent unter ä6nli<^en Sebingungen mie {ebes 9laturer}eugnis.
9Ran laufte 9{o|bar^ent an gfaftna^t, gab i(n auf bie Slei^e
unb fu<^te, bie geblei<^te 9SBare an 3<(Io^i t(unli<^[t gfinftig mteber
gu oerfaufen. Seforgle babei urfprflngli^ ber Sar^ent^nbler
bie Uebergabe bes 9{o|bar4ents an ben Slei^er felbft, |o fanb
er es allmo^Ui^ bequemer, bas 9{i|iIo bes Aoniunttuienme^fels
ber Sv'il^cnieit anberen gu überlajfen, bie |i(| in reifer SRenge
— 598 -
fonben. 3m ^M, an 3oIo(i, oerlauften biefe SBUi^ptMankn
bann bie abgcUei^ttn @lfld!e m5gH4it gut on ben Sonl^eiil«
^nbler in ber Vrt, bog bet (Brog^nblei oerfpto^i bem Ski^
fpelulanten boffit an gfaftnad^t nS^ften Za^x», »enn bos fSlti^
iDiebet angieng, eben|ooiel ro^e 6tfide gu liefern, flugeibem
erhielt bann bet Slel^fpelulant no^ oom Saril^nt^nUer ein
Kufgelb afaf (Etfa^ ffic ben Slet^erlo^n unb bie Uebenm^e
ber Sefa^r bes Sbbleid^enf unb ber babei flbemomntenen SRfi^«
toaltung unb (Befa^r, bas je na4^ ber Sage ber SaumioüII«,
(Barn* unb 8ar(ieni|n:eife ei(ebli<l^ fd^manUe unb f&r bos gorbel
4—8 (Bulben betrug. 3^ Sorggef^Sften »urbe biefer j^on«
bei in ber Vrt benfi^t, bag ber (Belbbebfirftige, bem ber 3ttben«
3in9 oon 6 o. ^unb. ju ^oät erf^ien, oon einem Bki^peh«
tonten an ^atoU meige Sard^entiu^e laufte, bas Sufgelb bar
jaulte unb oerfprad^, an gfoftnad^t bie gleite Vngo^I Slo^i^c
iu liefern. Die er|altenen »eigen Zfid^er oerfaufte er bann
im »auflaufe mSgli^ft gfinftig, [o bag er bares Selb ^e. gid
i^m im gfrfi^io^r ber Aauf unb bie £ieferung ber oerfpro^enen
SRo^tu^e \^wtt, fo oetfpra^ er bie fiieferung oon »eigen Xu^en
auf 3afobi unb lieg fid^ bos Sleitl^elb ootftreden. (Belang es
i^m bann, biefe »eigen Zu^t preis»ert gu bef^affen, inbem
ber Xu^preis fiel, fo »ar er fein (eraus, ftieg ber Xu^^is,
fa lam er no4 tiefer in S^ulben. SRan nannte biefes l^anbeb*
gef(|&ftben Sar^entmei^fel.
9Bar biefer 6pe!uIation9^beI für ben lapüaRrfiftigen SRonn,
ber bei fd^Ie^ter Aonfunltur iurflcqtalten lonnte, eine unoerffing*
li^e 6a4ep fo »ar es anbers bei ben gallrei^en f4»antenbcn
(Beftalten, »el^e ftd^ immer me^ mit biefem ßanbel befagten,
fo bag $anb in j^anb mit ber tCustreibung ber 3nben
aus ben 6tSbten feit 1499 bie Se^brben entf^teben gegen biefen
Xermin^anbel in Sar^ent einfd^ritten. Die (Beiftli^Ieit
riil^tete \U^ gegen biefes Zreiben als »ui^erif^n 3i0tf4^n^nM.
64on 1456 liefen beim Ulmer 9lat »lagen »egen ber ungBtt'
lid^en SBu^eriaufe ein, bur^ »eld^e (Bott ergfirnt »erbe unb ber
Kat, bie 6tabt unb bie (Bemeinbe beim Sanbabel in Stiga^tung
lommen, unb es »urbe febermann geoamt, berartige SBu^etlSufe,
SBe^fel' unb Darle^ensgefd^Sfte vorgune^men bei Strafe an
£etb unb (But. (Es »urben bann alle oereibigten Unter«
1 5uf el ober Sörfenmaller unb Sunfllne^le, oel«!^ bie Kaufbriefe
- 599 -
fibct Sef^fte oitsiufettigen ^oMen, fo»ie bei SBÜrgcmeifier unb
bie etobtrile gut SRelbung berartiger (Bef^afte ciblid^ DeT|)fn<^fet,
ebenfo alle Hmtltute unb Slotolne^le. Aein Sfiiger unb Sei«
iDO^ner follte ine|r mit Sbelleuttn fol^e SBe^fcIfief^lfte ma^tn,
ba ber Kot i(m bafflr feine Sle^ts^fe me^i ongebei^en
(offen mollte. Dos CSefe^ touibe ben ,,8flrgem oon ben
Sfirgem , b. |. ben Seamtengefi^Iec^tem , fooie ben 3finfien
auf i|xen 6tuben oetIDnbet. S^on 1460 Ilogte mon ferner
beim State, ha% an ber Sar^entfilau ollgemein 9{o^tfi4er
gelauft unb ro( loieber oerlauft meiben, vorauf ber Kat
{eben 3ii^if4<n^bel mit Ko^lfi^ern oerbot. Ss mar nimli((
uielfa^ 6itte, bag bie fianbebelleute fieinoanb« ober Saum*
»0ntfl<^er in Uim lauften unb Ulmer Sfirgem jum ?|)elulieten
fibergaben. Des 9lai beftimmte bes^alb 1464, {eber Sfirger
folle in biefem gfalle booon Kngeige bei ben 6tabtre(ignern
ma^n unb baoon bie (BebO^r sa^Ien, bie feber gfrembe bega^Ien
mfiffe. 3eber SBteberoerfauf oon 9Io(tu4 follle gfin3li<^ verboten
fein, bagegen foIIte {ebermann ffir fii^ felbft fo oiel 8ar4enttfi<^er
anlaufen bflrfen, ab er »ollte. Z^^^ S^embe, ber SoummoIIe in
Ulm laufte, ^tte fiir ben @ad 1 (Bulben Sd^augelb ju ga^Ien.
Rein Sfirger burfte ferner feine SaumooIIe anbersoo ab bei
einem ffirog^bler laufen, ber bie 9Bare unmitielbar oon
Senebig braute.
1467 »urbe beftimmt, alle fremben SaummoIIget^&fte fol'
len i^re eingeme^felten Zfl^er nur gebietet, gefSrbt ober appre«
tieit »ieber oerlaufen bfirfen. Vu^ bas Ulmer Steuergefe^ mib«
mete bem Sar^entme^fel einen eigenen Paragraphen. SBurbe
eine ^Ibe Steuer erhoben, fo ^tte ber Wmer (Bef^iftsmann
febe» Sar^entfarbel, \m er oon einem KutmSrtigen im Sefi^
^tte, mit 2 $funb ^ailer )u oerfteuem. 1489 Ilagte ber 9{at, bag
einjelne fianbbar^entmeber 9lbenteueitfi<^er mirlen unb blei4en
ober fSrben unb bann ungefiigaut felbft oertoufen ; babur^ lomme
ber Ulmer 8ar<^ent in f^Ie^ten Kuf, meil bie Beute fibernom*
men »erben. 2)er 9{at oerbot bes^Ib biefen SBebem bie Ulmer
S^au unb iwax ftets bem gongen SSeberorle, ou^ benen, bie
nii^t mitget^on l^otten. 1491 beftimmte ber 9{at, Qfrembe, bie
unbeftrittene gforberungen an Ulmer Sfirger ^oben, follen in
Ulm gleid^ bem Sfirger bejubelt »erben. SoummoII^enen, bie
in Ulm Sto^bord^ente gegen geblei^te einme^feln, foIIen biefe
— 600 —
lelbit Mei(|en laffen ob« gegen geblei^ie umm^l^In mfllfm; btt
aSieberoetlouf folle t^nen in Ulm oerboteti fein, (ßebiau^cn |k
9Io|tfi4(i {um SBe^feln, fo [ollen fie biefe entioebet in bet Ibt
bef^ffen, bog fie einem SBebet Sournoone bofflc geben, ober
bar sohlen ; bie Ueberireter marcn bur^ bie Ciniing pi ftnofen.
gfirber, bie na^ ousrnfirts mit Sar^nt ^nbeln ooHten, mu^
bQ0 SStben einftellen, meil fein ^anboerler mit feinem Crieug«
ni0 in bec Stabt felbft (anbeln butfte.
1492 iDurbe bie 9lo^bar§cntorbnung oon 1491 telhoeife mieber
abgef^afft, fo bag {eber »iebet na^ Belieben brafen unb oeriott'
f en lonnte. Die SaumooIIberren Hagten , bog fie bei gfotbeln, bie
fie ffii SoumtDoIIe oon ben SBebent on 3<4Iung«ftalt erriet
ten unb ouf bie 8Iei^ legten, ffit febes gorbel 1 $funb 3on
unb oenn fie bos Sforbel ousffi^iten, no^mob 1 Vfunb unb 1
Shilling ^funbjoll ober lImfo|fteuer lu go^Ien ^ten; mmi
foIIe bie So^e mieber einrichten »ie frilber ; ber Kot gieng in«
bes ni^t borouf ein. 1499 mürbe erneut fiber ben 3oQ4^n^-
bel mit ro^en ®oIf(|en gellogt, bur4 ben geft^rli^e Vuf* unb
Sbf^ISge oerurfa^t merben. Der Kot oerbot infolge beffen {eben
3mtf(l^en^anbel mit Ko^goIfAen unb beftimmte, »er Sto^olf^en
!oufe, mfiffe fie bleichen ober meige bofflr eintouf^en. 1601 be»
ftimmte ber Kot, bie Untetliufel follen leine SBu^rlSufe me^
vermitteln, unb lieg bur^ ben Ulmer 6tQbt(rfoner ober ^enf^ofts-
belon U(ri(| ftrofft 12 Srtilel ousorbeiten, bur^ mel^e ber 8e«
griff bes „SBu^erloufs" feftgeftellt mürbe. 9Ib fol^er golt: IBenn
femonb einem (Ebelmonn bes^olb me^r ffir Xii^n aboerlongte, ob
ber Xogeopreis nmr, meil biefer fein Ulmer mor. SBenn mon
einem 6<bulbner, ber an 8foftno<^t bie fi^ulbigen Ko^forbel ni^
liefern lonnie, etmos ffir bie Prolongation bered^nete. 9Bcnn
mon on S^ftna^t ^rolongolion bb 3oIobi gob gegen bos Se^
finred^en bes S^ulbners, on Sotobi ouf ben Slei^erbbn ju oer«
ii^ten, menn er ni^t lieferte. 9Benn man bie ^robngotbn bb
3oIobi gem&brte unter ber Sebingung, bog ouf Srfo| bes 8ki'
^rb^ns oerji^tet mürbe. SBenn mon ftoit meige IBore 9lo(-
more nobm unb gu oiel Slci^erb^n borouff^Iug. SBenn ein
(Belbbebflrftiger einem onbem Zü^x obloufte unb ber onbere
biefe Zfi<^er fofort mieber um geringen $reb sutfldloufte. SBenn
mon Xfl^er ouotouf^te unb ber, melier bie Ko^tfl^r ^ob,
gor leine fol^ ^tte, fonbem in bor ben Zogesiffeb {o^tte,
— 601 —
mllenbf ober, ipetiit moit ju »citig boffir so^Ue. IBenii man
ttsf SaloU bei ber Prolongation einen neuen S^uIbMef ab-
faßte, ob ob bie 6a4e neu »Sre. SBenn man fi^ ffit bao
fioG^n oon Xfl^nt eiUMis be}ablen lieg. SBenn einer |tatt bes
SBe^felgelb» fi<^ ein »eitere» fforbel Zu^e geben lieg. SBenn
einer an (Beorgi ein oeibes gforbel gab unb baffir ein 9io^
farbel unb 4 (Bulben auf 3<>'0^i forberte unb bann auf Sart^
lomti biefes »ieber um ein »ei^es gfarbel unb 4 (Bulben ein*
^bette. SBenn ber (ßlSubiger einem S^ulbner (latt ni^t ge-
lieferter 8Ie|entfl4er aBi^rungstfl^er abnahm.
1502 ^Ite ber SRat, ab biefe Suoffi^rungen angefo^ten
»mben, (Butad^ten ber UnioerfitAten j^eibelberg unb gteiburg
ein unb oerbot in einer neuen Ro^bar^entorbnung alle gefi^r»
lU^n tiberiaufe. 9lux an ber S^au follten Zfi^er oerlauft
»erben. SBer Ifln|tli4 Vuf« unb llbf^Uge oerurfcubte, ionnte
oerpfli^tet »erben, dien 3ur 89rfe gebrauten Sar^ent Bvm
Zagffinreife ju flbemebmen. Wie Sbrfenbefu^er (alten oiertel*
ifibrii^ bie Sin^altung ber Srbnung oor ber Sinung {u be«
f4Q)5ren; »er bies ni^t Ionnte, »urbe geftraft. (Belauft
Ionnte nur »erben bur^ einen Zu^tftufel ober in eigener $erfon
bej». bur^ einen feftangeftellten Sertreter. Sfir basfelbe $au0
burfte nur eine $erfon taufen. 9Ran unterf^ieb ferner su)i[4en
freiem unb oerpfSnbetem Sar^ent, {e noi^bem bie Saunuoolle oom
ßlnbler auf Sorg ober gegen Sar gelauft nmr. Die Saum*
»on^finbler burften nur mit oeri^fanbetem Satcbent (anbeln ;
lauften fie freien 8ar(|ent, |o bitten fie ficb (ieju bes Xu^«
liufeb ju bebienen. Seri^änbeter Sar^ent burfte ro( »ieber
oerlauft »erben, freier Sargen t ni^i, fonbem btefer mugte erft
abgeblei^t »erben. Der SBeber buifte nur felbftgeferligten Sar«
i^ent oerlaufen, ebenfo ber Xu^fc^eerer nur felbft ge|<(orene 6tfide.
Sle^r ab 6 Sulben burften leinem SBeber geliehen »erben.
1515 erlieg ber 9{at erneut ein (Befe| gegen ben Sioif^^nbanbel
on ber 64au. & gieng bamab Aloge gegen bie SBeber, bog
fie fi4 an ber Sd^au ungebflbrli^ benel^men, »esb^Ib bas lieber«
f^reiten ber Sd^ranlen mit 6trafe bebrobt »urbe. 1518 »urbe
jeber Serlauf im ®oIf$enIeIIer gu einem anbem greife ab bem
Zogesf^auinreife oerboten, ebenfo ber 3n'if<benbanbel mit (Bolfd^en.
Stiemanb follte für femanb anbem ab ffir fid^ felbft ober feinen
Srot^erm (Bolf^en laufen; nur ben gef4»orenen Unterliufeln
^ 602 —
»01 b{(9 geftattet. flBer alcr ffic feinen Sroi^erm loufie, bmfk
nic|t für m felbft laufen. 1521 omtben bie ®eMbec 9flan
Dot bo9 6tettecQmt ootfielaben, »o fie bef^uAren mußten, ba|
fie bo0 (Befeli betr. bos Sßerbot ber Xusfu^ oon Ri^bot^oit
nid^t gelannt loben, »ibrigenfolb fie }u beftmfen UMien. Süen
Sord^enl^blem ourbe erneut eingef^Srft, ülnftig leinen 9U^
bor^ent me(r no^ Huflsburg ousinffi^ren. SBet inrigen Bor*
^etit no^ Vugsburg {um SSrben f^idie, mu^e i(n nricbet no4
Ulm on bie 64<ui gurfidbringen. BUen ^nblem, bie Sond^
no4 grronlfurt |4idten, nmrbe befohlen, bie geftempetten 3M|-
umf4ISge ni^t ousoorts {U oerbufen, fonbem oieber ^imiU'
bringen, bomit lein Unfug bomit getrieben »erbe. 1583 nmrbe
beftimmtp olle Soril^ntoerltufe fodten nur no^ bur^ bie Unte^
fSufel ftottfinben bfirfen. SBer Ko^bor^nt einlaufe, folle biefen
entmeber f&iben, blei^n ober loltunieren ober gegen fol^e 6tfide
umtoufdften, bo4 mußte beim Umoe^feln bie fiieferung be< SBore
fiel» effeltio erfolgen unb oor^nben fein. SBer einem onbem
Sar^ent laufte, burfte leinen Ku|en borauf f<(Iagen. Urf|irilng>
lid^ burfte man bie SBeber nur an ber 6^u be}a(Ien, feit
1583 burfte bies ou^ im j^oufe bes BaummoIQSnblerf ge«
fd^n, ^Ib mit Slei^smfinie, ^olb mit fponif^em (Bolbe.
Die Sermittlung bei Sinlaufo an ber @4au ober Seodie'
b5r[e, ber Sar^entf^au unb ber (boIff^nfW» befolgten Me
Xu^I&ufel unb bie (Bolf^enllufel ober bie Unter«
liufel. Die Orbnung oon 1465 beftimmte, menn ein Mbifel
robe Zfi^er gegen gebleii^te umgeme^felt ^be, (oHe er biefe
ni^t oeiter umwed^feln, bis fie effeltio geliefert feien. Der
jt&ufel ^tte fi^ mit ber toxmaßigen ^rooifion )u begnflgen
unb bmfte leine meiteren Sef^enle annehmen. Semertte er,
baß iemanb bie bem Kot [^ulbigen (Bebfi^ren unterf^Iug, fo
batte er es ju melben. (Entfoffene SRaKer butften imi 3o|re
lang leine etelle als Salt ore, b. (. Sgenten oon fremben
^anbelsgefellfd^ften, annehmen, «ußer biefen UnterlSufdn gab
es no4 oereibigte Zu<^iaufel. 6ie bürden bas Zu^ bem
Afiufer ni^t (5^ oene^nen, als fie es geteuft (atten, unb
mußten es no4 am Sinlaufstoge abliefern. SR^ als 200
Sulben sttui (Einlaufe oon einer $er{on iu ne||men ober me|r
als 2 fioxM fflr eine $erfon an einem Zage etniubmfen, mar
verboten. Sinnen 14 Zagen burfte ffir lebe ^erfon nur einmal
— 603 —
Selottft oecben. Sab ein Suftraggebtr einem Zn^Mufel filmile
ttitt ein anderer beftellte }u (S^enn pfeife, fo nmc bem elften
Scftellet bas Selb juifidsugeben. Der Zu^tSufel ^e fi^
mit feiner ^roDifion ju begnfigen. Ute Sisnm erhielt
bex Zu^IBttfel Dom 9ld fabrli^ 82 (Bulben. SRe^r ab 6 Sul'
ben ouf bas Sarbel burfte er feinem SBeber leiten. SBeige Xfi-
d^er ober Qolf^n burfte ber nobtu^Uufel ni^t laufen. 1491
f^offte ber Kot bie Ko^tu^ISufel ab, ba fie fi^ als SRiltel ge-
gen bie Preistreibereien an ber 6$au ni^t betoa^tten, unb ge*
ftottde iebermann, Sto^bar^ente felbft, bur^ Sngeftellte ober ei<
nen UnterfSufel gu taufen. 9lber f<^on 1498 mürben mieber brei
Xtt^Iiufel angeftellt, beren {eber 400 (Bulben Kaution ftellte.
@ie burften auf O^fen- unb fibmentfid^er ni^t mebr als 200
fibttiben jum (Einlaufe nehmen ; gab i^nen einer £imite unb ein
2meiter lam unb »ollte gum Zagespreife ober ^§er laufen, fo
loar ber erfte Vuftrag abgumeifen. Die Zfi^er maren am felben
Zage effettio su liefern unb 9{c(ignung su ftellen. SBeige Xfi^er ju
laufen ober ro^ Zfl^er mieber ju oerlaufen, mar i^nen oerboten.
Ku^ bie UnterlSufelober ftrammarenmaüer bitten eine
genoue Orbnung. Sie burften leine (Bemeinfc^aft miteinanber
(oben; mollten frembe Sbelleute ober anbere gfrembe gfarbel
(oufen, oerlaufen ober umme^feln, fo burfte bies nur gefdb^b^n,
menn ber gfrembe ober fein Seauflragter (S^einbote; babei mar.
(Baft^bfe ober 9Bi(tf4aften gu befi^en, mar i^nen oerboten, ebenfo
ber ^anbel. 9lur, mos fie felbft in ber SBerIftatt erzeugten,
burften fie oerlaufen. 1615 beftimmte ber 9{at, menn femanb bur^
ben Zud^faufel garbel laufen molle, folle ber Zud^fSufel i|n oor
bie (Belb^erm an ber S^au führen. Dort folle {eber m&nnli^e
ilSufer f^mbren, jeber meibli^e geloben, bog er filr fi^ felbft
laufe. 3ebermann mit Susna^me ber Saummolt^nbler mar ber
freie Zu<^Iauf geftattet. 1519 fei|te ber 9{at oereibigte Cbol*
f^entSufel ein, meil fid^ ber übfa^ber Seinmanb fottmibrenb
fteigerte. Sie Ratten Steige unb Srme glei^ ju bebanbeln unb
burften niemanb betrügen. Quf (BoIf<9en gu leiten ober me|r
(Selb in (Empfang ju nehmen, als ibre Sfirgf^aftsfumme betrug,
mar i^ntn oerboten. Den ASufem Ratten fie fofort 9?e$nung ju
ftellen unb fi<| ffir i|re Semfi^ung mit ibrem fiobn 3U begnflgen.
1521 mürbe allen Sor^ent^anblern unb Pflegern bas iRe^t ge<
geben, Slo^bar^ent aucb obne bie Zud^ISufel felbft ober bur^
- 604 -
i^re VngeftelUen einiuloufeii; nui fOt anbete Veifonen burften
ße ni(^t einloufeti. 1622 erlieg bec Kot eine neue 6oIf4en'
loufsotbnunfl. S^bermonn burfte (Bolf^en birelt einlaufen
nur burfte bann leine fol^e ^erfon me^r ein uolles ^x long
®oIf4tn für anbere loufen; mer aber (Bolf^en fflr anbere biufte,
burfte ein uolles 3# Mntn Golf^en me^ fflr fi4 Mbft laufen.
Riemanb aber burfte no^olf^en ro( »ieber »erlaufen, fonbem
mußte fie in Ulm bleichen ober fSrben laffen ober tegen »eigen
ober gefirbten (BoI[<|en umwe^feln. Mur bie SBtber burflen ben
felbfiergeugten (BoIf4en ro§ oerlaufen. Sebermann aber burfte eine
Zud^fotte gegen eine anbere umme^feln.
6eit 1633 beftimmten allia^rli« an S^Iobi bie Unter.
Ilufel mit ben Sleic^fpelulanien ben $reis bes SBeift'
bar^ents unier Sereinbarung mit ben Sar^nt^blem;
[eit 1634 aber beftimmten bie 6tabtre4ner na^ nodfpra^
mit ben Unterlaufcln unb Sar^entlaufleuten ben $rtif unb
aller Zermin^anbel mürbe ftrenge oerboten. 1643 »urbe
inbes biefe $reisfeftfe|ung bur^ bie Stabtre^ner ab unge«
eignet mieber abge[(|afft unb 1666 {ebermann freigefteüt, feinen
Sar^ent na^ Selieben 3U oerfaufen. 1660 mürbe fobann
im 3ntere|[e ber 9Bitmen unb SBaifen bie 8f^ftfe|tung be« Sar^ent«
me^fellurfet; burd^ bie Stabtre^ner erneut buin^ef fl^rt ; bagegen
mutbe 1660 ber 6oIf4en|anbeI oerfu^smei^ au^ benen fre^
gegeben, bie Selb auf ®oI{<|en He^n. 1666 mürbe beftimmt,
menn femanb einen UnterlSufel anffyrc^e, folle bem UnterfSufel
unterfagt fein, bie $rooifion au^ bei foUb^n ^etfonen anjufiire^en,
bei benen fie ni^t mitgemirlt laben. 1678 mürbe bie ißti^h
oibnung oon 1634 erneut eingefflbrt, im gleiten 3^^ <>ber
mieber abgef^afft. 1663 mürbe mieber febermann gejmungen
feine Bar^ente unb (Bolf^en bur^ bie Unterifiufel einjulaufen
SRan fie^t, ber 9Iat oetfu^te fortmibrenb, Me mud^rif^en SRoni«
pulotionen an ber Sörfe burd^ gefeiltere Sorf4tiflen aller Vrt
unmbgli^ ju ma^en, obne bog er mit biefen Serfu^en großen
Srfolg (atie. 6onftige (Bef^afte }u treiben, }. 8. bie Saftoirt*
fcboft, mar ben UnterlSufeln oerboten, ebenfo bas Xufbema^ren
oon Selb. 92ur ber 3(M>f(nf4anI mar ibm geftattet, ni^t aber
bas 6e|en oon Xrinlem. Sliemanb aber burfte Unterlfiufe
mad^en ab bie UnterfSufel.
3>ie Su0fubr bes Sar^nts gef^a^ in SaKen. Doi
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Sinbcit becjflkn beforgten bie iSttifnt^tt unb Sallenbinber.
Slttt p,ioe^tf(^afte" (Sollten unb (Büglet butftcn in gfilfern oer«
fanbt mtxUn. Um SoHuntetf^Ieifc gu oer^inbem, ourbe 1507
ben (Bicttnc^ten oerboten, Z^ortoSrlermailen an $er[onen {u
oerabrci^en, benen fie bie Bollen ni^i gebunben polten. 9lur
Sßidt unief 5 %ü^txn buif ten felbft gebunben »erben ; bo^ mugte
es bem (Bretmeiftet ooi^er angejeigt »etben. Su^ bie SRangmeifter
^Iten ben Vuftrog, bos 3ntereffe bes 9{oi% gu »o^ren , ebenfo bie
itanen}ie^ an bec ®(et unb bie Speittned^te auf bem SSBein^ofe.
Der Sai^ntioII »utbe na4 ffarbeln erhoben, Zfl^ auf bie
Sugsburgec 6<|au 3U ffl^ren, mar oerboten. Die (Bretlnecbte
erhielten fflc jebes ni^t gezogene Sforbel ffiis Vblaben 1 jlreu^er,
fflc bos 9BSgen ober Sufloben oon 3<ntn<^sui S $Ir. oom !itnU
ntx, fflr bas Sinben eines Sacbeb 2 Sif., ffit ein Stillen 10 ^fg.
Vud^ mit bem fieinmanb^bel befaßte [i^ einge^enb bie
Ulmes 9BiTtf^aftige[e||gebung. Der Ulmet ^funbiolliatif
oon 1500 enthielt einge^nbe Sefiimmungen fibet ben Serle^t mit
(Bolf 4en, bie in anbere StSUe unb Sänber oertrieben mutben.
So moren Sa|e fflr 1 S<^6 niit (Bolfd^en, ffit 1 einzelnen SoI*
|i(en, fflc 1 negenftfidiein» b. (. ein turgeo 6tfid SaummoIItu<(
fflr 1 (5uglet|tfidlein, b. (. ffir gefSrbte fieinmanb, oor^nben.
Vttf ber ^erbbrfide ja^Ue {ebeo Stoß, bao mit 1—3 (Bolf^en
auf bem Kfiden barfiber gieng, feinen S^I'i tbtn\o bie (Bolf^en*
fäjlcr, bie man auf bem SBaifer bro^te ober megffi^rte. So lam
alfo fieinuwnb auf ber Sllet oon Aempten, um auf bet Donau
no^ SBien »eiter ]u ge^n. Hud^ in (Beiolingen mar ein
(BoIf^nioII, in 5o|enmemmingen bei Siengen a. Sr. ein Sein«
manbjoll ffir 6tfide unb gan}e Saumtierlaften, ebenfo in Statt*
^im ein Stfidiolt. 3n Rir^berg a. b. Sller omr ein Sein«
»anbflogsoll ffir SISge mit 2 Kubern, glauber mit 2 Silbern
unb gäd^Iein mit 1 Slbger. Qu^ bao fiagergelb im ftauf«
^ufe mar ffir fieinmanb genau feflgeftellt, inbem bao (Bretgelb
na^ ber aRarfja^l, nad^ bem SBert, erhoben mürbe. Das SBag-
gelb ffir SaummoIIe betrug ffir ben Ulmer Sfirger 5 $fg.
ffir ben 3entner, ffir Vit unb 2 3entner 2 Rx., ffir 2Vs unb
8 3tr. 3 Ar., ffir 4—5 3tr. 4 Ar. Sfiumeber, b. ^. SBeber
oom Sanbe, }a|Iten 4 $fg. ffir bin 3^ntner ab SBaggelb unb
Unierlaufogebfi^r. Aaufte ein grember oon einem Sfirger Saum«
molle, fo ^tte icber Xeil 2 $fg. ffir ben 3entner an SBaggelb
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ju sohlen. 3eber Sfirger, bct SaumwoIIe oerlaufic, |atte 2 fSfg.,
jeber grembe 4 ^fg. Untetlaufdgebfilr gu ga^kit. aBuibe Sattm*
tDoIIe na^ ousioStts oerlauft, o|ne oor ber SaumtDoIIf^att be»
ftanben gu ^ben, fo toaten 1 64iinng (Bretgelb unb 3 ^fg.
SBogselb gu gobleit. Die Vuflobcgebfibr bet (Brefinccbte fBr
SaummoIIe, bie oufs fianb geffibrt »utbe, betatg 1 $ffl. ffic
ben 3^ntner.
Der Sat^enUetlauf 0cfi^( na4 Sttibeln gu 42
Stfid. Sebes Sard^entfarbcl gab beim Seifauf 1 $fb. ^b.
^funbgoll, b. I, Umjallleuer, febei; eingelne 6tfid 2 64iIL
l^atte ein Sflrget mit einem anbem gebleid^te, gefSAte obec
awretieite Sar^entfotbel gegen ro(e Sforbel eingelauft ober um*
gelehrt, ober gegen SaummoIIe oom 9Beber eingetodbfelt unb
oerf^iAe fie no^ ouso&rts , fo goblte er 1 @4L ^b. Srdgdb
ffir bas Sforbel. SBurben frembe ^xM na^ Ulm gebro^ unb
in ber ®ret niebergelegt, fo ga|Ite iebe$ gorbel 1 6i^iIL gk.
(Bretgelb, mürben fie unobgelaben bur$ Ulm geführt, mürbe lein
(Bretgelb ei^oben. 9lai^ ber XborgoIIorbnung oon 1440 gabUe
jeber SBagen mit (Scmaubballen, ber ^rein ober b^rouo gieng,
4 glr., ber Äonen bie $8Ifte, mogu an ber ^rbbrfide bao
Brfidengelb lam. Sin SRog mit Sovdftent auf bem Sliiden gablte
2 ^Ir. 3n ^o^enmemmingen bei (Biengen a. b. Sreng, einer
Ulmer 3oII{tatte, gablte mi^renb ber KOmberger SReffe iebeo
%>% an einem Sarbeimagen 3, 4 ober 5 S^ilL, in 9tatfl^im
bas Kog 1 64iII.r in (Beislingen mi^enb ber gfranlfurtcr
aReffe unb bas fibrige 3abr 15 ftreuger, ein bef^Iagenes gorbel
3 S^ilL, ein eingehen 8ar4enltu<| 2 $(r.
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