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Full text of "Ulm's Handel im Mittelalter; ein Beitrag zur deutschen Städte- und Wirtschaftsgeschichte"

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JROPERTY     OP 


Vnivmt^Of 


1817 

A1.T  E  S      S  C  I  H  N  T  .  \      ^KRJ  TA_8 


Hl  ■      ■»  I 


llm's  Janbel  im  Mittelalter. 


Sin  Beitrag  jur  deutfclien  Städte*  und  IDirtf^oftggefffiiifiti 


von 


^itgett  9lftl»Iitt(|. 


meint  «tiSplie  bott  Ulm'S  ßaufi|ati«  im  mittüalttt. 


Ulm. 

Drud  unb  S^eYlag  oon  Gebrübct  Stabllng. 

1900. 


^   I 


HF 


Dos  Ueberletungsrc^t  in  frcmbe  Sprayen  »icb  oorbe^alteit. 


OnE^altspcrsetdjms. 


6eitc 

Sonoort VII 

©nleftung IX 

I.  Ueberfid^t  über  bie  SnttuidfungSgefd^id^te  ber  SBelt« 

^anbefeiücflc i 

1.  Die  5<Knbel0iDeae  bei  rSmif^en  ftaifcqeit    ...  1 

2.  Die  ^anbebioege  bet  Sranlenjeit 28 

3.  Die  ^onbebiDege  ber  Saillenjeit 45 

4.  Die  ^anbebmese  ber  6alier3eit 57 

5.  Die  ^onbeteioefle  ber  etaufengeit es 

6.  Die  ^anbetoioege  bes  13.  3<4r(unbecto  ....  si 

7.  Die  ^anbeteoege  bes  14.  So^^unberts     ...  133 

a)  Z)ie  ßanfa 133 

b)  Shiglanb       135 

c)  9lmnDcgen,  Sc^ioeben  unb  Dftncmarf 137 

d)  lAt  9HcbetIanbe  unb  ber  9{^ein 140 

e)  Spanien  unb  Portugal 144 

0  C^glanb  unb  gfrantrei^ 146 

g)  Sübfranlrci^  unb  bie  ßeoanie 152 

h)  (Englanb  als  $(usfu^tgeiDetbe|taat      156 

i)  $reu6en  unb  Oftelbien 164 

k)  2)er  italienif(^nieberlftnbi[4e  e^iffotctsoerlel^r     .    .  168 

1)  Der  S(|>cn9erte)r  unb  6Ubbeut|4Ianb 173 

m)  atallen 179 

n)  eübbeutf^Ianb      184 

o)  !Die  IDonauUlnber 199 

p)  Die  84wei3  unb  goc^burgunb 202 

q)  6(|n)aben>l9iaRitteIpuntt  bes  aBfttoerte^rs     ...  207 

8.  Die  ^anbebioege  bes  15.  3a(r(unbeits      .    .    .  26i 

a)  SRuftlanb       261 

b)  Die  ganfeftäbte  unb  bet  beutfd^e  iRotbcn   ....  263 

c)  Die  9Weberlanbe 266 

d)  (Englanb 269 


6ette 

c)  Der  6{(g  btr  liberalen  $anbelsgrunb|ft^e  ....  274 

f)  Surgunb  oIs  9RütelpunIt  bes  n)efteurof>&t|(l^cn  gan» 

belsoerfe^rs       290 

g)  ä^enebtg  unb  bie  fieoante 297 

h)  !D(utf<^1anbs  june^^menber  S^erfe^r  mit  Sfranfrei<^     .  298 

i)  Oberbeutf^Ianb 300 

k)  2)ie  ßanbelstocge  beim  (Eintritt  ins  16.  3o^r^unbert  360 

II.  Ulm^S  ®ro6t)QnbcI  im  SRittcfaltcr 363 

1.  (Etnsellaufleute  unb  donbebsefellfilaften  ....  363 

2.  Die  eintelnen  Ulmec  (Brog^nblerfornilien    .    .    .364 

a)  !Die  6tr5Iin 364 

b)  3)ie  CEJinger 367 

c)  J)ie  eeffercr 369 

d)  Die  Koten 372 

e)  Die  ©55Iin       375 

f)  Die  «Beljer       377 

3  Der  Ulmer  (BroManbel  bes  15.  So^r^unbeits  .    .  386 

a.  Die  j^unlpiggeleUfdHt 3B6 

b.  Der   Santbru^   ber  ganbelsgefelllö^aft  bes  9Rariin 

£ouginger  unb  (Senoffen 388 

c)  Der  Sonfbrud^  bes  SRott^Sus  3immermann    ...  404 

d)  Die  3e|be  mit  9lifoIaus  Ofi^Ier 406 

c)  Die  SanbeIsgefen{(^oft  bes  SSalenlin  Dietmar  ...  405 

III.  S)ic  SBcrtvaltungöcInrid^tungcn  bet  U(mcr  ®rct     .  406, 

IV.  Die  Ulmer  Saufteutesunft 417 

1.  Die  Sinri^tunflen  ber  3unft 417 

2.  Der  (Brobtooren^nbel  ber  ftaupeuiesunft     ...  430 

V.  S)ic  Utmer  Ärämerjunft 448 

1.  Die  eitiielnen  ^anbelsgegenftinbe  bes  Aromioaren' 
lonbels 448 

a)  Die  Scinirfimerei 449 

b)  Die  (SrobIrSmerei       453 

c)  Die  fiongiDorcnlrfimerei 457 

2.  Die  Sinrii^iungen  ber  Ulmer  ütrimeriunft    .    .    .  460 

a)  Die  6treitig!eiten  ber  ilrämer}unft  mit  ben  anberen 

3finften 460 


echt 

b)  Die   Stteitigleifen    bct    rtnacincn    Rt5mct^nbiDcr!e 

unfec  fi4 487 

c)  t>tt  9lo^|toffauftauf ,    ...  606 

d)  tDie  (5eiDecbepoI{}ei     .    .    * 6J0 

e)  7>as  Ce^IingtiDcfctt 515 

f)  Das  ®c[eneniDc|«n 519 

g)  t>o»  aReifteriDefen '.    .  525 

h)  Scrfi^te  ^[ngc^drlge  btr  iltfimet}unft 530 

VI.  ®ic  Ulmer  ©rautu^mac^crjunft 535 

1.  Der  (BenKinbf^nitt ^36 

2.  Die  3ufommenfe^une  bcr  (groulud^mod^criunft     .  ^38 

3.  Die  (Einrii^ttingen  ber  (Sraulu(|ma^erjunft  ...  541 

VII.  35ic  Ulmer  SBeberjunft 555 

1.  3uY  (B(f4i4te  bes  fieiniDanb«  unb  Sar^etiilonbels  555 

2.  Die  Sinri^tunflcit  ber  SBeberjunft 566 

a)  Die  3uri4iung  bcr  9{o^|toffe 566 

b)  Da»  SBeben 567 

c)  Das  gftrllgmo^ljen  ber  ©fiDebe 587 

d)  Der  SJertrieb  ber  lü^er 597 


^otwoxt 


Die  ootliegenbe  9r6eU  bes  Serfaffers  ifi  ein  Su^gug 
ous  bfifett  grögenn  SBetle  „Ulm's  ftouf(ou0  im  SRittel* 
alter."  Seit  oielett  Sauren  Qat  fi<!^  ber  Setfaffer  mit  ber 
^anbete«  unb  (Semeibegel^i^te  bes  9RiUeIaIter«  fibet^aupt  unb 
mit  berienigen  feiner  Sderftobt  Ulm  im  Sefonbertt  bef^igt 
unb  bos  (Ergebnis  [einer  6ommIungen  unb  llnterfu^ungen  in 
einer  9lt\ftt  oon  Sinjelbarfiellungen  niebergelegt.  Srf^ienen 
finb  im  Su4|anbel  ab  foI(|e  Sinjelbarftellungen  Srbeiien  Aber 
Ulm's  gfif^ereitoefen,  Sleifd^ergeioerbe,  fiebens- 
mitte  Ig  etoerbe  (SRfiller,  SSder  unb  SRer3ler),9Bein9anbeI 
unb  lllm'0  Aauf^aus.  Vlle  biefe  Stbeiten  erf^ienen  ju« 
niil^ft  in  ber  gform  oon  Sinjelbarftellungen  in  bem  ab 
Seilage  jur  „Klmer  6cbneIIpofi''  eif(|einenben  „Ulm er  Sonn« 
iagsblatt."  Sie  lourben  nic^t  ab  ^ufammen^ngenbes  Su^ 
gef^rieben»  fonbein  ber  Serfaffer  |at  oon  9Bo((e  ju  SBo^, 
geioiffermogen  oon  ber  $anb  in  ben  SRunb  lebenb,  bem  Se^er 
einen  Sbf^nitt  na^  bem  onbern  sufammengefiellt.  9ta4  bem 
WAiuä  im  „Ulmer  Sonntagsblatt''  mürbe  bann  ber  6a^  {u 
einem  Sonberabbrud  benfi^t  unb  fo  augerli^  menigftens  ein 
aufammen^fingenbes  gtogeres  SBetl  gef^affen  unb  fOr  fiieb|aber 
fold^er  Stubitn  in  einer  Ileinen  Vnja^I  oon  Sbafigen  ^rgeftellt. 
Diefes  grbgere  SBerl  trägt  nun  freili^  namentli^  no<!^  ber 
Seite  ber  Snorbnung  bes  Stoffs  unb  ber  formolen  Durcharbeitung 
olle  SRigftSnbe  einer  berartig  allmfi^Ii^  entftanbenen  S$ö|?fung 
an  fi^  unb  mug  biefelbe  an  \i^  tragen.  Um  biefem  Uebelftanbe 
abju^Ifen,  ^t  bcs^alb  m^  SoIIenbung  ber  Arbeit  ber  Set' 
fajfer  eine  3ufammenfa[fung  bes  Sn^alts  oorgenommen 
unb  biefe  ift  es,  ipel^e  ^iemit  ebenfolb  bem  ^ublilum  fiber- 
geben mirb. 

Das  3BerI  befielt  aus  iwt\  Zt\kn,  einem  allgemeinen 
Xeil,  ber  eine  Ueberfi(|t  Aber  bie  (Entmidlungsgef^iil^te 
ber  ganbelsmege  bes  SRittelalters  oon  ben  3^it<n  ber 
romif^en  Aaifer  bis  gur  (Entbedung  Smerilas  bietet,  unb  einem 
befonbern  Xeil,  ber  eine  Ucberfi^tfiberbie  Sntmidlungs« 


^otwoxt 


Die  ootliesenbe  9r6eU  bes  Seifaffers  ift  ein  Susgug 
aus  btffen  siögerm  aBetfe  „Ulm's  ftauf^ous  im  SRittel« 
alter/'  6eit  oieleii  Sauren  (at  fi^  ber  Setfaffei  mit  ber 
ganbels«  unb  Gemeibegef^iilie  be«  SRiitelaltev«  fibei^upt  unb 
mit  berienigen  feiner  Saterjiabt  Ulm  im  Sefonbem  bef^öftigi 
unb  bas  (Ergebnis  feiner  Sammlungen  unb  llnterfuil^ungen  in 
einet  Steige  oon  OHnjelbarftellungen  niebergelegt.  (Erf^ienen 
finb  im  Su^^nbel  ab  foI(|e  (Einjelbarftellungen  Srbfiten  über 
HIm's  gif^ereioefen,  Sleif^ergeioerbe,  fiebens« 
mitte  Ig  ererbe  (anflller,  SSder  unb  9Rer2ler),9Bein^anbeI 
unb  Ulm 's  Aauf^aus.  Wie  biefe  Xtbeiten  erf dienen  ju« 
nS^ft  in  ber  gorm  oon  Sinjelborftellungen  in  bem  als 
Seilage  jur  „Ulmer  6<bneII|)oft"  eif^einenben  ,,UImer  6onn« 
tagsblatt.''  6ie  würben  ni^t  als  gufammtn^ngenbts  Su^ 
gefdbrieben ,  fonbem  ber  Serfaffer  ^at  oon  SBo^e  ju  SBo^e, 
gemiffermagen  oon  ber  $anb  in  ben  9Runb  lebenb,  bem  Se^er 
einen  ^bf^nitt  na^  bem  anbem  sufammengefteHt.  Slaii  bem 
Xbbrud  im  „Ulmer  6onntagsbIatt''  »urbe  bann  ber  6a^  in 
einem  €onberabbrud  benfi^t  unb  fo  fiugerli^  »enigftens  ein 
jufammen^ngenbes  gt5geres  9Berl  gef^affen  unb  ffir  £ieb(aber 
folc^  Stubicn  in  einer  Ileinen  Snja^I  oon  Sbgfigen  ^ergeftellt. 
3)iefes  größere  SBerl  trägt  nun  freili^  namentli^  na^  ber 
6eite  ber  Snorbnung  bes  6toffs  unb  ber  formalen  Dur^atbeiiung 
olle  SRigftSnbe  einer  berartig  allmS^Iiil  entftanbenen  6$3pfung 
an  fii!^  unb  mug  biefelbe  an  fi^  tragen.  Um  biefem  Uebelftanbe 
ab^u^elfen,  ^t  bes^Ib  na^  SoIIenbung  ber  Srbeit  ber  Set' 
faffer  eine  3ttf<^inmenfaffung  bes  Sn^alis  oorgenommen 
unb  biefe  ift  es,  wtliit  ^iemit  ebenfalls  bem  ißublilum  Über- 
geben mirb. 

Das  SBerl  befte^t  aus  iwt\  Xeilen,  einem  allgemeinen 
Zeil,  ber  eine  Ue ber fi(|t  fiberbie  Sntnidlungsgef^iil^te 
ber  6<^nbels»ege  bes  SRittelalters  oon  ben  S^ü^n  ber 
romifc^n  ftaifer  bis  aur  (Entbedung  Smerilas  bietet,  unb  einem 
befonbern  Seil,  ber  eine  Ueberfid^t  fiberbie  (Entn)idlungs« 


gef4i4<<  ^^  Ulmil^eit  ^onbeU  giebt.  (Et  geigt  uns 
ben  Setrieb  bes  Ulmet  (Brog'  unb  ft lein^onbels,  erbringt 
bie  Sefc^i^te  ber  Ulmer  ^Snbleifamilien  unb  ßan- 
bel0ge|eIIf(|often,  er  fc^ilbert  bie  (Einri^tungen  bes  Hinter 
Aottf  (oufes,  ber  fogenonnten  „<Bret",  er  lernt  uns  bie  SSBoren 
lennen,  mel^e  in  Ulm  ge^anbelt  »mben,  er  nennt  bie  Ur* 
fprungsISnber  biefer  SBaren,  er  bringt  bie  G^ilberung  ber 
(Einri^tungen  ber  ftaufleutegunft  unb  ber  Arimerjunfi, 
ber  SBoIIenioeber«  unb  ber  Seinen-  unb  SountiooII« 
tDebergunft  u.  f.  id. 

3ft  [i4  ber  Serfoifer  au^  bei  biejer  SCtbeit  »o^I  bemüht, 
bog  [ein  SBerl  no^  ffoim  unb  Sn^olt  man^es  UnooIKommene 
an  [i^  trfigt,  |o  gloubt  er  bo^,  bog  bermtige  Seitrige  jur  SBirt' 
f(|aft0ge[(|i$te  bes  aRiitelalters ,  [o  unoollftfinbig  |ie  na$  ein« 
seinen  Seiten  ousfallen  mSgen,  bem  9otf(|er  gute  Dienfte  ju 
leiften  oeimogen.  3li  ^^  9^'^^^  ^^f  ^^  Gebiete  ber  SBirt« 
l^aftsgefc^i^ie  no4  f^  augeroibenllid^  oiel  na^ju^olen.  SRit 
9{e^t  [agt  ber  gfronjoje  Sourquelot  in  [einem  SEBerl  Aber 
bie  e^ompagnermorlte  bes  12.  bis  14.  G^^^^unbertf, 
bie  Unterfu^ung  bes  oollstoirtf^^tfilic^tn  Sqltems  bes 
aRittelalters,  bes  Stanbs  unb  ber  Sortf^iitte  ber  mittel* 
atterli^en  SBeltmarltgemerbet^ätigleit  unb  ber  ^an- 
belsbejie^ungen  jener  Aulturperiobe  gehören  }u  ben  bebeut* 
fomften  (Begenftanben  ffir  bie  heutige  gforfd^eit^atigteit.  Die[em 
3toede  itt  bienen,  ift  ou4  bie  ooiliegenbe  Sammlung  beflimmt 
unb  ber  Serfoffer  ^offt,  bog  ber  greunb  ber  ^onbels«  unb 
®e»erbegef$i$te  mie  ber  Sermoltungsmonn  unb  3uri[t  in  ben 
oon  i^m  oer3ffenlIi(|ten  Orbnungen,  (Befe^en,  politif^en  l^onb* 
(ungen  u  (.  id.  monc^e  $erle  mittelolterli^er  Stootslunft  unb 
SRe^tsrDiffenf^oft ,  ber  Serle^rsbeomte  »ie  ber  (Bel^aftsmonn 
borin  mon^ien  oorteil^ften  9BinI  über  bie  Sebeutung  ber  einjel* 
nen  notfirli^en  S er le^rs mittel,  ber  aReeresteile, Sinnen» 
feen,  StromlSufe,  9Ii)enpaffe,u)iebernatfirIt$en9{obftofff$age, 
bes  Srubenrei^tums,  bes  Slderbobens,  ber  SBeiben  finben  merben. 

So  bittet  ber  Serfofler,  ouc^  bie  oorliegenbe  Srbeit  ebenfo 
freunblic^  oufsune^men,  mie  bies  bei  [einer  im  Z^^^t  1890 
er[$ienenen  er[ten  Arbeit  fiber  „Ulm's  SoummoIImeberei  im 
aRitteloIter"  ber  Soll  mar. 

Ulm,  im  Oltober  1900. 

I>r   ^ttfiCtt  l(Ü0ntt0. 


fittteitung. 


SRU  Sle^t  lobb  (eute  immei  me^c  g^tabelt,  bag  bie  alten 
C^Ditiff^ieibet  ni^to  Bcffeies  su  <§un  geoult  (oben,  ob  mit 
me^  ober  neniflet  SeijtSnbnis  bie  gefd^i^tli^en  Xbotfo^en 
iDiebersttgeben,  bie  \U^  auf  bem  Gebiete  ber  R\x^e  unb  i^rer 
^Sieiter  unb  auf  bem  (Bebiete  bes  6taat6  unb  feiner  Settteter, 
ber  ASnige  unb  i^rer  Sfamten,  abfpielten.  6ie  melben  un« 
»0^  oon  ben  S^Ia^ten  gut  Sb^Itung  bes  iugent  Sfeinbf 
unb  Don  ben  ICufftInben  unb  Jl&m|ifen  im  3nnem;  ober  fie 
emi^nen  laum,  auf  oel^e  SBeife  bas  8oIl0Derm3gen  ber 
einielnen  Stationen  |i4  bilbcte  unb  gerltört  mürbe,  mie  bie  fianb* 
»trtfi^aft,  bas  ®emerbe  unb  ber  ^anbel  ji^  entmidelten  unb  ju 
®runbe  giengen,  mie  bie  gemeibli^en  Serbinbe  unb  ^anbete« 
gefeüfi^aften  entjtanben.  Um  ^ierfibcr  eimas  ju  etfa^ren,  genfigt 
es  bes^Ib  ni^t,  lebigli^  bie  C^ronilen  unb  (Bef^t^tsbfi^er  su 
lefen;  man  mug  an  ben  Duellen  [elbft  fd^Spfcn,  inbem  man  bie 
6taat0gefe|e,  bie  Crbnungen  ber  ISrperfd^ftlid^en  Sereinigungen 
u.  [.  m.  prfifenb  jur  ^anb  nimmt.  9lur  menn  mir  auf  biefe 
SBeife  ber  SBecbfelmiilung  im\\ättn  polltif^cn  unb  mirlf^aftlic^en 
Creigniffen,  VD\\^tn  ben  großen  nationalen  Sbealen  ber  SSHer 
unb  i^rem  nfi^ternen  ptaftif^en  Streben  na^  (Ermerb  unb 
8e|i^  na^fpfiren,  belommen  mir  ein  ri^tiges  8ilb  oon  bem 
SBefen  frfi^erer  Seiten  unb  biefe  Sibeit  ift  bes^alb  au4  bas 
intereffantefte  Problem  ber  (Bef$i<|te.  3>iefe  aufgäbe  ^at  fi4 
au4  bte  ooiliegenbe  Arbeit  geftellt.  Son  ben  (Einri^tungen 
unb  Segeben^iten  ber  6tabt  Ulm  ausge^enb  greift  fie  meiter 
au9  unb  ma^t  ben  Serfu^,  auf  (Srunb  einer  Unterfu^ung  ber 
^anbebgegenftSnbe  unb  ganbebmege  bes  SRittelalters  ben  SiU' 
flug  biefer  mirtfi^ftlicben  Dinge  auf  bie  politif^en  Sreigniffe 
iener  S^Ü  barjulegen. 

Son  ben  beiben  Zeilen,  mel^e  bas  SBerl  umfaßt,  giebt 
ber  elfte  allgemeine  Zeil  eine  Ueberfi^t  über  bieSef^i^te 
ber  aSelt^anbeUmege  bes  SRittelalters.    Der  mi^tigfte 


—     X     — 

ganbebgegenftonb  ffii  Ue  SSIIer  ift  oon  je^ec  bic  Sil^afiDoIIe 
gevefen.  Der  (Srunb  liegt  no^e:  Snfolge  ber  SfS^igleit  ber 
Silier,  fi4  berori  {u  mehren,  bog  bie  nSd^ftliegenbe  Um« 
gebuitg  nt^t  me^r  im[tanbe  ift  bem  loa^fenben  Bebarf  geregt 
gu  »erben,  fpielt  bie  Sef^offung  ber  nStigen  RIeibung 
noturgemil  eine  ougerorbentlid^  mistige  StoHe,  fobalb  mit  bem 
nw^ienben  Sebarf  an  (Betreibe  unb  SI^M4  Me  SBeibe- 
fli^e  fi$  minbert.  Die  Sd^aftooIIe  ^at  bes^olb  auc^  oon 
je^er  ben  Silioerpunft  bes  (Brog^anbete  gebilbet.  G^ofmoIIe 
iDurbe  f4on  in  ben  itteften  3<tten  ouf  bem  9lfiden  oon  3i^8<n 
au0  ber  fc^eic^en  SRongoIei  Aber  Xibet  nnb  ben  ^imalaqa 
nac^  3nbien  gefd^idt,  e^ofmolle  unb  gftac^s  polten  bie  ftauf« 
leute  oon  SRilel  unb  onberen  grie^if^en  StSbten  in  ftol^is 
am  Sipmxitn  SReere,  bem  3i<^^  ^<  ^^4  ^^^  „golbenen 
Sliege"  Iflftemen  nrgofa^rer,  in  $er{ien  unb  Vegqpten,  bis 
ber  SBoIIfiberflug  biefer  £inber  ju  Snbe  gieng  unb  |i^  hos 
Sebfirfnis  ergab,  bte  SBolIe  in  ber  enfgegengefe^en  9BeIt* 
ri^tung,  bei  ben  5teItenoiI!em  ber  ^rooence,  Spanltm,  Sei* 
giens  unb  Britanniens,  ju  $oIen,  fo  bag  an  ber  Stelle  bes 
S^QMnjen  SReers  unb  bes  Bftli^en  SRittelmeers  bas  »eftli^e 
aRittelmeer  jum  SRittelpunlt  bes  SBeltoerlerle^rs  nmrbe  unb 
9{  0  m ,  ber  Srbe  Zrofas ,  mt  bas  p^önicif^e  ftarl^ago  eine 
SBeltroIIe  3U  fpielen  begannen.  Seit  600  0.  CE^r.  bebedten  fi4 
bie  Ufer  bes  »eftlic^en  SRittelmeers  bes^alb  mit  griei^ifc^en 
ftolonien,  beren  bebeul|am|te  bas  p^oläif^e  SRarfeille  »urbe 
bis  feit  850  0.  S^r.  bas  macebonif^e  3eitalter  bas 
alte  SBell^anbelsooH  ber  Grieben  00m  Slbenblanbe  erneut 
ablenlte  unb  »ieber  na4  ber  fieoante  ffi|rte.  SBS^renb  im  m^U 
lid^en  aRittelmeer  ber  romifd^^fartl^gif^e  Arieg  als  politif^es 
SBa^qei(^en  mirlf^afili^en  9liebergangs  bie  grie^if^e  ftultur« 
bifite  U)ieber  jerftorte,  brangen  bie  (Briefen  auf  brei  SBegen 
na^  ber  £eoante  oor,  Aber  Vegqpten,  $etfien  unb  Snnera|ien. 
Vber  au4  biefe  bittte  Verlobe  bauerte  nur  menige  Z^t* 
lunberte  unb  eine  oieite  9Birt|(|aftsperiobe  braute  mit  bem  Be* 
ginn  ber  ^riftlic^en  3<Ure$nung  bie  römif^e  Aaiferaeit. 
9{om  unb  bie  Seoante  Ratten  [i(^  mirlf^aftli^  unb  politifc^  geeint, 
bie  lomif^en  Smperatoren  begannen,  in  (Brie^enlanb  i^re  ftopfe 
auf  bie  Wexonbergulben  fc^Iagen  ju  laffen,  loie  feiner  3^U  ftdnig 
$§ilipp  oon  SRacebonien  ben  Aopf  bes  Darius  oon  $erfien  auf 


—     XI    — 

bem  SRUeter  (Bulben  burd^  fein  eigenes  8ilb  erfe||t  ^Me,  unb 
nunmehr  foIUe  au^  bos  bem  freien  commercium  unb  connubium 
bes  rSmifd^Ieoaniifc^en  SBeltrei^d  nod^  ni^t  erf^Ioffcne  (Bebtet 
be0  nSrblt^^n  CEutopa  ben  gemeinfamen  3nlere[fen  bienfi« 
bor  gemalt  toetben.  Dabur<|  entftonb  ahtt  bet  SBoIIeniDeberet 
eqrienf  unb  ber  fß^Snider  ein  geffi^ili^ei  SBettbeverbet  in  ben 
Aeltenlfinbem.  Die  SBoIIftoffe  (Balliens  unb  8ritomiien0  toon' 
beiten  no^  bem  9RtUeImeer  unb  ber  fieiwnte  unb  neue  groge 
SBell^nbetoltragen  erf^Iojfen  fi4  bur$  bie  S^meig  unb  bos 
ffibli^e  3>eutf4Ianb  no^  bem  Kleine  unb  ben  Donaulinbem. 
Der  limes  am  SRaine  teilte  (Bermanien  ni^t  nur  in  atoei 
politif^e,  fonbem  qu4  in  imei  getrennte  ßonbels«  unb  SBirt* 
l^oftsgebiete.  Sr  unterbanb  bos  commercium  bes  ffiblic^en  mit 
bem  nSrblid^en  Deutf^Ianb  unb  glieberte  baffir  bos  [flbli^e 
Deutfi^Ianb  ob  rSmif^efl  9lei$dlanb  bem  grdBen  r9mi{^n 
SfreifKinbebgebiete  an,  bos  fi^  |eitH<  in  ungeheurer  Kusbe^n» 
ung  oon  SBeft  na^  Oft,  Joon  Spanien  bis  jum  Sallan,  bem 
6i^r]en  SReere  unb  ben  Sup(ratI8nbem  ]og,  unb  es  ent' 
oidelte  fii(  ein  leb^ter  $robultenaustauf<9  gmif^en  SRorgen« 
lanb  unb  nbenblanb. 

Sei  biefer  ^nbelspolitif^en  (Entmldlung  mir&e  bas  aus  ifl* 
bif^en  Srunbbegriff  en  (erausgeoa^f  cne  C  ( r  i  f  t  e  n  t  u  m  bef  timmenb 
unb  umftflrjenb  auf  bie  9leugeftaltung  ber  ^anbelsgrunbffi^e  ber 
3eit  ein.  3n  itonffquenj  feiner  £e^re  uon  ber  Sl&c^ftenliebe 
}erft9rte  es  bie  feit^erigen  nationaI))oIitif4en  unb  portilulariftif^en 
Snf^auungen  ber  ein}elnen  SoIIer  unb  oerlongte,  bag  au^  bem 
poliüfc^  Sfremben,  bem  barbarns,  bas  commercium  unb  connu- 
bium augebtlligt  merbe.  @o  bahnte  es  ben  SBeg,  bag  bie  polit* 
if^en  (BeuMlten,  menn  auc^  erft  miberftrebenb,  fi^  mit  bem  (Be« 
banlen  uettraut  matten,  bas  commercinm,  ben  gfrei^nbel, 
«eiteren  ftreifen  }UiUgefteQen,  als  mon  feit^er  gemöbnt  mar. 
Dabei  gab  es  aber  oon  Knfang  an  imi  9{i4tungen:  bie  Sn« 
Ringer  $etri,  bie  nur  ben  {fibif^n  (Blaubensgenoffen,  ber  bie 
$fli^en  eines  3uben  flberna^m,  als  9lS#en  gelten  Heften, 
alle  anberen  SRenfc^en  aber  als  fte|er  betrachteten ,  unb  bie 
gfreunbe  $auli,  meiere  als  Aosmopoliten  alle  aRenf<|en  als 
4riftli$e  Srfiber  aufnähmen  mollten.  Seiben  Hnf^auungen  aber 
mar  gemeinfam  bie  üusbe^nung  bes  feit^er  eng  begrenjten 
notionaliflbif^en  9lS4ftenbegriffs  unb  bamit  bes  freunbfd^ofili^en 


—    XII    - 

freien  ^anbelsoette^t^f  bes  commercimn  unb  connubiam,  auf 
»eitere  Areife.  Stur  b  i  e  groge  »ar  eben  flreiiig,  toie  meil  biefer 
Segriff  fi^  erftreden  follte.  9Ron  oerlangle  no^  einer  Venber- 
ung  ber  fett|erigcn  engen  Sei^Itniffe,  mel^e  bie  eingelnen 
6taoi0gebi[be  mit  alleilei  64ranlen  umgaben  unb  fo  ben  freien 
8u0tauf4  ber  ^anbeberjeugniffe  bef^rinlten,  unb  man  fa|  in  ber 
Serbrfibeiung  ber  ganjen  SRenf^^it  bas  fixere  SRittcI,  ben 
Srieben  auf  Srben  iu  fc^offen,  na^  bem  bas  Slenb  ber  3^it 
oerlangte.  SRan  »ollte  ein  einleiilii^es  ^anMsiMü  gum 
fiiebli^en  Serle^r,  aber  bie  etflen  (E^riften  ftrebten  na^  einem 
aBeltfriebensreic^e,  bie  ftriitere  3eit  ibentifiderte  biefes  3beal 
mit  bem  r5mif(|en  Xei^e,  fie  mollte  es  bef^tfinlt  fe^en  auf  bie 
(Brengen  bes  römifc^n  9lei(|«oeibanb9  unb  bas  (Bebiet  inner^Ib 
ber  erweiterten  rSmif^en  nei^sjollmauer ;  ber  limes  foIIte  bie 
Srenje  bes  ^iftli^en  commercium  unb  counubinm  bilben. 

Unauflfaltfam  erweiterten  [i^  benn  au4  danb  in  ganb 
mit  biefen  fiBeiftesIompfen  bie  Bahnen  bes  SBeltoerle^rs  unb 
ein  £anb  nad^  bem  anbern  glieberie  fi<l^  bem  römifi^en  S^ei« 
^nbetegebiete  an.  ^lanmagig  beuteten  bie  italienif^en  unb 
fQrifc^en  ^finbler  bie  9lo§ftofff(|age  ber  neuen  Steii^sgebiete 
jenfeiis  ber  Serge  aus.  Die  Aeltenifinber  im  SBeften,  oor  allem 
Stitannien,  »ie  ber  9i^ein  unb  bie  Donaulinber  boten  ein 
reifes  Sf^Ib  fflr  bie  9{o(|toffgeminnung,  wi^renb  in  Serien  unb 
9Re[opotamien,  in  Armenien  unb  $art§ien  ein  entmideltes  (5e« 
metbeleben  blühte  unb  [eine  Srgeugniffe  na^  bem  SBeften  f^idte. 
SRargenlanb  unb  !(benblanb  bilbeten  bur^  bas  politifc^e  Sanb 
bes  römif^en  SBeltrei^s  einen  SBeltgoKoerbanb,  ein  ein^eitli^es 
9Birt|(^aftsgebiet  gum  gemeinfamen  friebli^en  SBarenaustauf^, 
mie  CS  bie  äBeltgef^i^i^  nur  in  ber  3<ii  ^^  ftreuggfige  mieber 
eilebte. 

Die  grogen  danbelsftragen,  auf  benen  fi(^  ber  SBarenaus* 
tauf4  biefes  ^anbelsgebiets  bewegte,  blieben  oorerft  bie  alten.  3n 
Setra^t lam  gunfid^ft  ber  innerafiatii^e  ^anbelsgug.  Die 
aRongoIen  brachten  bie  aEBoIIballen  unb  C^inamaren  nad^  Zurle« 
ftan  unb  bie  :€erer  ober  tflrlif^en  l^unnen  fpebierten  fie  weiter 
na^  bem  Jlaspifee,  ber  ben  aRittelpuntt  biefes  ^anbelsgugs 
bilbete;  oon  (ier  aus  giengen  bie  SBaren  auf  bem  Slraxes 
unb  V^lis  ins  64warge  9Reer  ober  fiber  SrtQsata  na^  Alein« 
afien  unb  dem  aRittelmeer.     Die  33IIe  ber  $art^rI9nige  unb 


—    XIII    — 

bie  Snbeffetung  ber  @ecf<|iffa(rt  bemittten  inbeffen,  bog  fi^  bet 
6tfom  b€t  S^inaoHircn  oIIm5(U<l^  2U  S^iff  na<^  Ceylon  }og 
unb  oon  ^ier  cntioebet  no^^  bem  ®oIf  oon  ^ti^itn  ober  bem 
Koten  SReere  gieng,  |o  bog  bem  itinetofiotif^en  ^onbebiug  ob 
]iDeiter  gonbelsjug  bec  inbif^e  ober  6ee^onbel0{ugab  93ett« 
beoetber  jur  6eite  trat  unb  bie  Werfer  unb  Vortuet  mie  bie 
SRongoIen  unb  S^inefen  }u  (Begnem  mo^te.  Ute  bonn  meitcr 
bie  SRomer  in  tluger  9uftnfi|(ung  biefet  Set^Itniffe  \i^  in  bie 
leimntif^en  6trcUigIeiten  mifil^ten  unb  fi$  ber  part^if^en  $IS^e 
bemfi^igtcn,  entftonb  ein  neuer^  brilter  $anbel9}ug,  ber  balb 
ein  gefS^rlii^er  gfeinb  ber  beiben  onberen  »erben  {ollte.  SRon 
begonn,  bie  £eoonteiooien  oom  itaspifee  bie  SBoIgo  ^inouf  no$ 
ber  Oflfee  unb  ben  norbif^en  fiSnbern  in  fiteren,  unb  bos 
KSmerrei^  geigte  fi^  unfQig,  feine  SRo^t  ou^  Aber  biefen  britten, 
ben  gotil^en  ^onbelssug,  au«aube(nen,  [o  bog  fid^  bie 
mirtf^Iid^en  Ser^Itniffe  bes  9l9menei40  immer  miglid^er  g^ 
ftolteten  unb  ^erfer  unb  Xegppter  \\^  in  innerm  gober  be* 
biegten.  Sin  ftonol  oom  9loten  SReere  3um  9RilteImeere  er« 
iet^terte  Serien  ben  Sejug  ber  Ieoontif(|en  9Boren  Aber 
Xeg9pten,  ein  limes  f^iiSte  bos  ferne  Sritonnien  oor  ben 
€coten  unb  ftoi|er  Zrofon  oerbonb  Sponien  loie  bie  9lieberIonbe 
bur^  eine  groge  Xei^sftroge  mit  bem  64mor}en  SAeere,  um 
einen  bur^  ben  Umes  gefc^fl^ten  itonlunensmeg  gegen  ben 
norbif^n  ^nbebjug  gu  idsioffen,  \o  bog  eine  fteigenbe  SRenge 
oon  abenblSnbifc^en  9Boren  bur^  bos  eifeme  X^or  no^  6flb« 
ruglanb  unb  3nnero|ien  »ie  fiber  Xropegunt  no4  Verfien 
gelangte.  60  eiferten  (Boten  unb  Körner,  bie  fieoonte  mit  i^ren 
Srgeugnitfen  {u  oerforgen,  unb  fe  me^r  es  ben  KSmern  gelong, 
^erin  ben  (Boten  ben  Kong  obguloufen,  um  fo  erbitterter  flflrmten 
bie  KorboSHer  gegen  ben  limes.  Sobolb  bie  Komer  ober  ben 
(Boten  Jtongeffionen  motten,  erhoben  fi^  im  Often  bie  Steuperfer 
^mten  ben  Serle^r  unb  monopolijierten  bie  6eibeneinfu9r 
ouo  ber  fieoonte  berort,  bog  lein  Seibenboüen  me^r  no^  bem 
Kbmeneif^  gelongte,  ber  nic^t  in  i^ren  3onftattcn  Urtoxoto, 
Kifibis  ober  ftollinilum  oerjollt  morben  mor. 

Die  Soge  bes  römif^en  Kei^s  mürbe  boburd^  immer  be« 
bro^er.  Um  ben  $ofIug  in  i^re  $anbe  }u  bringen,  be|fen 
64iffa^rt  ben  Serle^r  oon  (BoIIten  no4  bem  S^morgen  SReere 
ouf  ber  Zra{and|trage  fi^bigte,  befehlen  bie  gfconlen  unb  We« 


—    XIV    — 

mannen  SRailonb  unb  Oberitalien  unb  oon  bet  Oftfee  lotnmenb 
lubetten  bie  (Boten  ben  Dnieftr  (htunter  in  bas  S^^ioaqe 
aiteer  unb  loeitei  na^  bem  Sftli^en  aRittelmeet,  »o  fie  Areta 
unb  (£9pecn  in  8efi^  nahmen,  bie  $auptftapelpia|e  bes  rSmi' 
fi^n  fieoonteoerie^rs,  fo  bag  lein  anbetet  Susn^eg  ilbtig  blieb,  ab 
fie  ebenfalb  in  ben  9{ei4fioetbanb  aufgunebmcn.  Diefet  mitete 
gtoge  Sieg  bet  gtei^anbebgtunbfS^e  führte  ju  einet  oSUigen 
Betlegung  bes  SBeltbanbebf^toetpunlts.  Det  Setle^t  bes  loeft* 
liefen  SRitteImcets  gieng  inxäd;  9{om  oetbt  feine  Stellung  ab 
Si^  bet  Slei^sgewalt  unb  bet  9{(einltnbet  (lonftantin  ma^te 
bas  glfidli^^  S^s^^ng  am  Sd^maijen  SReete  }um  Slei^smiüel' 
punite  unb  »utbe  fo  sum  (Btflnbet  bes  etften  bteinif^en  ftaifet« 
tum0.  Det  ^tiflli^e  SBeltoetbtflbetungsgebanle  toutbe  mit  bem 
9Iomanbmu0  ibentifigiett  unb  itonftantin  ma^le  fid^  jum  8BeIt« 
(ettn,  inbem  et  bie  nei^egemalt  teilte.  Dem  Stteben  bet  83Ret 
na4  bnftitutbnelkn  (Batantien  nad^ebenb  »utb€n  aUml^Ii^  bie 
oom  Solle  geoSblten  8if49f  e  unb  Solboetttetungen  ab  gki^bete«^« 
tigte  SRegimtnbfaHoten  anetlanni  ftaifet,  Sif^of  unb  (Bemeinbe 
follten  bie  btei  Stalt^altet  Sottef  auf  (Etben  fein  unb  beffen 
bteifa(^e  Sigenfc^aft  ab  Sätet,  So^n  unb  ^iliget  (Beift  but^ 
i^te  SBitffamleit  sum  Vusbtud  btingen.  Die  9tamen  bet  0x1^^ 
in  benen  biefe  mic^tigen  gftagen  ibten  SIu»ttag  fanben,  SlfcSa, 
Zriet,  Stb0,  SRailanb,  Selgtab,  $(iIi|q)opeI,  Satbica,  Setufabm 
unb  Vlesanbtien,  jeigen  uns  bie  bebeutfamften  ßanbebmittel- 
punlie  {enet  3<it.  9lom  unb  Untetitalien  ftanben  im  ßintet« 
gtunbe,  Sallien,  bet  !R^ein,  bie  $oebene,  bie  DonauISnbet, 
jtbinajien  unb  Sqrien  moten  bie  SRiitelpunIte  bes  meftöftli^en 
Seiferts  gemotben  unb  bet  (Bbn}  Aonftantino|)eb  flbetfttailte 
benjenigen  oon  9lom,  tllexanbrien  unb  Xntioc^ien,  toeil  bet  Set' 
Ie|t  oom  Raspifee  mie  oom  ^etfif^en  (Bolfe  na$  bem  S^mat* 
ien  9Reete,  ben  DonauISnbetn,  (Ballien  unb  Stitannien  obet  flbet 
Dalmatien  nac^  Oberitalien  unb  Spanien  bebeutfamet  gemotben 
mat,  ab  bet  SBeg  burc^  \m  Kote  9Reet  nacb  bem  SRittelmeete 
unb  9{om. 

Denno^  follten  mit  ben  ftonjeffionen  Honftantins 
bie  ^anbeboet^Itniffe  in  i^tet  Sntmidtlung  gum  9BeItftei^nbeI 
ben  ^5(|flen  ^untt  no4  nicbt  tmiäft  ^ben.  Die  t3mif<^- 
(at^olif^e  3bee  Ronftantins  mie  bie  ^ibnifcbe  Zoktansibee  bes 
aufgeilärten  Despoten  unb   Stomantilets  3ulian  mutben  fibet« 


—    XV    - 

trttnqift  oom  IosmopoHti|d^*pauIinifd^cn  Sriaittomus  ber  (Boten 
unb  bun^  ben  fin^Hi^nbecalen  Viianbmiid  ma^it  bec  aßelt* 
^nbel  immer  loeitere  gfoitfi^rttte,  meil  grei^nbel  unb  freie 
9leIiaion«BbunB  ftete  ftinber  berfelben  SRutter  geioelen  |inb.  Sber 
biefer  6ieg  bes  S<ei|anbel0  ^e  oud^  bie  wenig  angenehme 
Solse  ffir  bie  Stationen,  baft  fi^  ber  meliöfUi^e  Serte^r  alljufe^ 
oerSftelte,  fo  bog  f^Iieglii^  ber  Vnteil  bes  einjelnen  ganbeb* 
megf  am  SBelt^nbel  tu  flein  mürbe.  Die  fteigenbe  Kusfu^r 
namentli^^  oon  abenbI8nbi[i|en  Sergoerlserseugniffen  auf  bem 
Seemege  na4  ber  fieoante  fd^bigte  ben  Serle^  ber  inner- 
afiati[<i(en  itaraoanenoSRer,  mel^e  ben  bortigen  9)erle|r  oer* 
mitteQen  ober  bef^fi^tenp  berart,  bog  t»  ju  meitge^enben 
83I(eroerf(|iebungen  lam,  bie  i^ren  Vuegang  oom  innem  Sfien 
normen.  Das  ^Interafiatif^e  aRongoIenooIt  ber  l^unnen  über- 
Ic^rilt  375  bie  SBoIga,  eroberte  mit  genmltiger  Sauft  in  ra|(^em 
Siegesläufe  bas  Sotenrei^  oon  ber  Oftfee  bis  2ur  Donau  unb 
f^ttf  babur4  bem  Sbflug  ber  afiatif^en  Srieugniffe  freien  Sauf 
na^  bem  SBelten. 

Die  golge  bie{er  (Er{(|He6ung  Sucoims  fflr  bie  (Erjeugnilfe 
S^inas  mar,  bog  li^  bie  Sergmerbei^eugung  bes  Slbenblanbs 
bem  ^robuHenrei^ium  3*vnera|iens  nl4|t  mefir  geoacbfen  seigte 
unb  ber  mangeinbe  Xb|o^  na^  ber  fieoante  {u  neuen  äBirlf^afts« 
gepflogen^eiten  imang.  Der  8ergmerlslna|ipe  unb  ber  6(^mieb  bes 
Sbenblanbs  traten  in  ben  ^intergrunb  unb  ber  Sifi^tt,  gla^s« 
bauer  unb  SBeber  mürben  immer  Bfter  gefe^ne  (Be|talten ;  benn 
es  feblte  an  ftleibem,  feit  bie  fieoonte  nid^t  mc^r  i§ren  aBoIlen« 
unb  SaummoIIfibecflug  gegen  bie  SRetalle  (Europas  }ur  Ser« 
ffigung  ftellte.  Dieter  ^od^malb  unb  SBaiben  bedien  bas  fianb 
unb  ftatt  (Betreibe  bilbeten  9{inbpieb,  S^ofe  unb  (Beflfigel  aus 
6i^maben  VusfuIrgegenftSnbe  ffir  3talien.  ^orte  Slot  lag  auf 
ben  SSnbem  bes  Slbmeneidbs  unb  mllbe  Aimpfe  um  ben 
(Blauben  unb  bie  poIili[(^e  SRa^t  bur^tobten  bas  9lei4.  Die 
frei^biblerif^arianif^n  Sritannen  unb  bie  Iat(oIii4*teaItionSren 
6|ianier  ftritten  fid^  um  ben  8efi||  Slailaubs  unb  ber  ^oebene, 
meil  auf  ben  aSaffern  bes  ^ofluffes  |i(b  ber  gauptoerfe^r  iml\^tn 
ftonftantinopel  unb  ben  fteltenifinbem  oollaog.  3n  Vntio^ien 
unb  Slea^anbrien  oerbot  man  bie  liberalen  Sfisprieftergefellf^aften 
als  ftaatsgeffi^rli^,  bis  bei  Vquileia  am  Ufer  ber  fCbria  ber 
Spanier  Z^obofius  mit  ^ilfe  ber  ^unnen  ben  Sieg  errang 


-      XVI    — 

unb  ba0  aRorgenlonb  unb  Sbenblanb  erneut  utdet  eine  gpauft 
brockte.  3um  Iel|ten  9RaI  tourbe  494  no4  einmol  na4  ber 
gintic^tung  bes  Sonbalen  etili^o  allen  SBeftrömecn  ber  freie 
3ttfl  nad^  Srie^enlanb  unb  ftleinaften  geftotteti  aber  bie  Xren« 
nung  betber  Xeile  mar  unoemteibli^.  Seit  500  ^atte  bas  neft- 
li^e  aRittelmeer  lieber  feine  eieUe  ab  SRittelpunlt  bes  SBelt' 
oerfe^rs  erobert  unb  ber  9BeU^nbeI  fanb  [einen  ftempunit 
oieber  in  Start^go  unb  Sqrene,  »o  unter  ben  Sanbolen  ein 
neues  V^iniden  erblaßte.  (Es  fanb  [eine  »eitere  ^anbelsetappe 
im  9Beftgotenrei<l^e  oon  Zouloufe,  »e^es  ben  Huttaulil^  ber 
leiKintif^en  Srjeugnilfe  aus  ülesanbrien  unb  Xunis  mit  ben 
norbif^en  (Erjeugniffen  aus  Srttannien  unb  ben  Xieberlanben 
fibem(^m,  bie  fiber  £a  Stoc^elle,  Sorbeaus,  Xouloufe  unb  KiS' 
mes  bas  aRittelmeer  unb  bie  fieoante  enei^ten.  Aonftantinopels 
Sormad^tsltellung  f^ien  erf^fittert  unb  bie  Sinie  Seflon—VIe« 
xanbrien— Zunis—Xouloufe  mar  bie  ^rr|$enbe  ^anbelsftrabe 
ber  9BeIt  gemorben.  Vergeblich  ftrebten  bie  ftaifer  oon  fton> 
ftantinopel,  mit  ^ilfe  ber  gunnen  bas  me|tli<l^e  Suropa  i^rer 
j^enf^aft  ju  erhalten;  bie  Sd^Ia^t  bei  Colons  im  3a^re  451 
ma^te  bie  (Boten  frei  oom  3o<^  ber  j^unnen  unb  bie  (Brfinb« 
tmg  Senebigs  als  ^o^burg  gegen  bos  gunnentum  bebeutete 
ben  elften  Stritt  jur  $erftellung  unmittelbarer  Se^ie^iungen 
imif^en  ber  Vbria  unb  Slegqpten. 

Diefe  Z^at  f(|uf  bes^Ib  au^  fflr  bas  S^mabenlanb  eine 
neue  3eit;  fie  ftellte  neben  bie  Zrajansfirage  unb  ben  2>onaU' 
oerle^r  als  neue  (Belegen^eit  fflr  ben  Sejug  oon  Seoantcioarett 
bie  Serbinbung  mit  Senebig  Aber  ben  gfem  unb  ben  Srenner 
fiber  Serona,  fo  bog  oom  9{^ine  ^er  ga^Irei^e  (Bfiter  fiber 
(Cannftatt  (Grinario)  unb  Aempten  (Campodaoam)  nac^  ber 
Vbria  giengen  ober  oon  (Benua  fiber  SRallanb  i^ren  9Beg  na^ 
S^ur  unb  Aonftanj  fanben.  Die  beiben  Kei^sproointen  C^ur 
unb  Vugsburg,  beren  febe  unter  einem  m&^tigen  Sifi^of  ftanb, 
oaren  bes|alb  au(^  fe(r  belebt  unb  au^  Ulm  mar  oiellei^t 
bamals  fi^on  bur^  bie  Süerfiafferei  ein  bebeutfamer  ^oli^nbels* 
pla||  in  einer  3^iit  ^^  f<U  ber  SSIfermanberung  unenblit^e  9BSI' 
ber  ben  Soben  bedien.  Der  Srud^  mit  ftonftantinopel  mar  ooK« 
sogen  unb  bos  Sbenblanb  ^e  fi^  mirtf^aftlic^  auf  fid^  felbft 
geftellt.  Das  Sotentum  ^tte  ben  S^merpunlt  feiner  ^olitil 
aus  Sluglanb  in  bas  Donaut^al  unb  an  bas  SUttelmeer  oer« 


—    XVII    - 

Itfll  utib  bic  Solen,  toelc^e  im  Suftroge  Ofiroms  bas  oeftrS' 
mif^  9{ti^  erobert  Ratten,  enoiefen  |i4  ob  Mle^te  Qfreuttbe : 
iie  beuflten  \iii  bem  jtot^olictomus  unb  ben  3nteteifen  sntroms 
unb  ftelUen  bie  OfMmec  auf  fi^  (elbft.  SBa^cenb  bie  Seiben- 
ftoffe  bei  fieoante  Aber  bas  Stote  SReer  mit  Umgebung  ^erfiens 
na^  Wexanbrten  unb  bem  SRittelmeec  gelongien,  nmren  bie 
Aaufleute  oon  Jtonftontino)»!  oSIIig  in  ben  ^inben  bet  Werfet, 
\o  bab  ber  oanbolif^e  ^anbebgug  fibet  Zunis  unb  Xoulon  oie 
bet  of^otif^e  gonbelsiug  fi5er  9laoenna  unb  gfloteng  ober  Aber 
Senebig  unb  Serono  nod^  S^oniben  i^nen  f^j^o^eien  Stoben 
brauten. 

Das  olternbe  Oftrom  |u(^te  bes^alb  einen  neuen  6tem 
am  poIUil^en  ^immel  unb  fanb  biefen  in  bem  aufftrebenben 
Scan fe meiere  am  9{^ine,  beffen  Solbbaft  feinen  3ntete|fen 
SU  bienen  geeignet  etf^ien.  SSie  ftbnig  Dietri^  oon  Waoenna 
unb  Setona,  fo  (anbette  auc^  JtSnig  (£§Iobtoig  oon  gtanlen  als  Se» 
auftragter  Öftroms,  als  et  bie  filnber  an  bet  (Baronne  unb  Xou- 
loufe  ben  lo^olif^  gemotbenen  SBeftgoten  abnahm  unb  bem  oft« 
romif^en  9{ei(|e  sutQdgab.  9bet  bie  gfteube  Oftroms  umt  m^ 
biesmal  eine  lutge;  benn  bet  fibmenteil  bet  Seute  blieb  ben 
Stanlen  unb  bet  Untetf^ieb  »ar  nur,  bog  bie  (SefSIIe  fflr  bie 
6eibenftoffe  unb  ®eofir2e,  n>eI4e  aus  69rien  unb  Üeg^pten  Aber 
Zunis  mit  Umgebung  ftonftantinopels  na^  Xouloufe,  ben  9lie< 
bctianben  unb  Stitannien  gelangten,  nunmebt  bem  S^anlenrei(^e 
zufielen. 

Die  Jtaufleute  oon  ftonftantinopel  oerfu^ten  bes^Ib,  bie 
€eiben]u4t  im  oftrbmifc^en  Steige  felbft  beimifc^  ju  ma^en, 
unb  bet  Setfu4  gelang  sum  leb^ften  tierger  ^etfiens  betart, 
bag  bie  Oftrbmet  bamit  gtoge  Summen  oetbienten  unb  »iebet 
ium  Vngtiff  Abetgeben  lonnten.  Sie  entciffen  534  Untetitalien 
ben  Sanbalen  oon  Xunis  unb  eroberten  bann  mit  f^H\t  I  o  m « 
batbif^et  Sbibnet  oon  bet  Oftfee  bas  oftgoiifc^e  Sxarc^at  Sla- 
oenna.  Do4  enoiefen  fic^  au4  bie  Sombatben  als  bie  gleiten 
ttAgerif^n  greunbe  mie  bie  (Boten  unb  Qfranlen.  Sla^bem  fie 
Aber  ben  (Bott(atb|Kig  in  Oberitalien  eingebrungen  moren  unb 
bie  Oftgoten  Abeno&Itigt  bitten,  matten  fie  ft4  felbftftSnbig  unb 
gtAnbeten  mit  $i(fe  bet  ationif^en  ICoaren  oon  bet  Donau 
bas  JtiSnigrei^  fiombatbien  mit  bet  gauptftabt  $  a  o  i  a  am  Zi« 

(tno,  beffen  (Blans  raf4  9{aoenna  oerbunlelte  unb  sum  SRittel' 

II 


—    XVIII    — 

punite  be0  ^ooeile^rs  imVli^tn  bem  gftanlenrei^e  unb  ber  fie* 
oante  »utbe.  9lut  Senebig  unb  Slooenna  unteiftanben  no^  ben 
OftiSmcm ;  ober  bic  Aaufleitte  biefet  6tibte  mugten  fi^  be« 
quemcn,  bie  fieoanteoKiren  na(|  $Qoia  5U  bringen  unb  baffir 
ben  gfronlen  bie  (Eqeugniffe  Solliens,  Spaniens  unb  Srttanniens 
objulaufenp  mü^  blefe  auf  Saumtieren  Aber  benSRont  (Eenis 
(erfiber  f^offten.  Der  ßanbebgug  oon  Kaoenno  na^  Slorenj 
unb  ®enuQ  trat  oor  biefem  Serle^r  auf  bem  sur  S^iffa^rt  oor* 
Ireffli^  geeigneten  $of(ttffe  oSIIig  in  ben  ^intergrunb  unb  fanb 
eine  mS^tige  Sbrberung,  feit  bie  aiionif^en  £ombarben  {um 
Aot^olicismus  flbertraten  unb  bem  Bistum  Mom  toi^tige  lanbes« 
oSterli^  9tt^it  fibertrugen. 

So  bebeutete  ber  Hbfall  ber  fiombarben  oon  Oftrom 
erneut  bie  ^nbebpolttif^e  unb  lir^Ii^e  Zrennung  bes 
Sbenblanb«  oom  SRorgenlonbe.  Der  Sruc^  mit  itonftanttnopel 
Dolljog  fi$  auf  ber  ganjen  fiinie  unb  bos  Ststum  Slom 
grfinbete  einen  neuen  SSIIeroerein,  ber  nid^t  nur  ein 
{ir^Ii^es,  fonbern  ein  (anbelspolitifcbeo  Sanjes  bilbete,  inbem 
er  feinen  Sebatf  unab^Sngig  oon  ftonftantinopel  unmittelbar  in 
Serien  unb  Vegqpten  bedte  unb  fo  bas  gftanlenreic^  gum  mS^ 
tigften  Staat  (Europas  mo^te.  Senn  nid^t  me|r  ftonftantinopel, 
fonbern  bas  Sranlenlanb  bilbete  nunmehr  ben  SRittelpunK  bes 
SBeltoerfe^rs  unb  bie  gf^anlenlSnige  fibernabmen  bie  tiufgabei 
bie  »iberftrebenben  Staatengebilbe  ben  3ntereffen  bes  neuen 
uxftrSmifcben  SSKeioereins  bienftbar  gu  ma^en.  Sie  SReffen 
oon  St.  Denqs  bei  $aris  begannen  bie  SReffen  oon  $aoia 
in  ben  ^Intergrunb  ju  brSngen,  fo  bag  bie  fiombarben  fi^  be* 
quemen  mußten,  bie  bQjantinifi^en  Seibenftoffe  unb  (Seo^fiije 
m^  gtanlrei^  ju  bringen,  voo  fie  i|nen  bie  gfriestSnber  unb 
SRatinet  gegen  norbif^e  SDoIIftoffe  abnahmen,  fo  bog  bie  Strage 
bur4  Surgunb  bie  »i^tigfte  Serle^rsftrage  f Qr  ben  oftioeftli^en 
Serle^r  lourbe. 

fiitt  fo  bie  Sebeutung  Aonftantinopels  er^bli<|  bur^ 
ben  unmittelbaren  Serlebr  ber  SBeftromer  mit  Serien  unb 
SegQpten,  fo  fa(  es  fi4  ni^t  minber  bebrSngt  bur^  bie 
»a^fenbe  SRac^t  ber  Werfer,  bie  ben  ßunnen  mit  ßilfe  ber 
Xfirten  ben  ftaspifee  abnahmen  unb  baburc^  erneut  ben  inner» 
afiatifc^en  ^anbel  monopolifierten.  Siegestrunlen  [(^leppten 
fie  bas  (eilige  ftreuj  aus  3^<ufalem  na^  $erfien  sum  3^i4en, 


-    XIX    — 

bab  i^t  Stog^en  ber  $en  ber  C^riftenleit  fei.  UUt  bie  Oflrdmev 
fanbeit  in  biefer  neuen  9loi  eine  ^üfe  an  ben  Vrobern.  3m 
3a^re  614  normen  fie  mit  $ilfe  Mefes  Solls  ben  $etfem  bos 
^llifle  ftceu3  »ieber  ab  unb  brad^ten  es  na$  ftonftantinopel  unb 
S  a  g  b  a  b  fiel  ab  ojttSmii^es  fielen  in  bie  $5nbe  ber  9rabec. 

Vbet  au4  biefes  Soll  enoies  fi(|  ab  f^Ie^ter  ffreunb 
ber  OfttSmer.  (S»  behielt  bie  eroberten  fiänber  felbft  unb  feit 
620  las  ganj  Slffopotamien,  $erfien,  Serien,  ^alSjtina  unb 
f(eA9pten  in  ben  ^onben  ber  VnQSnger  ber  dalbmonbsrelifiion. 

Die  Sfolge  ber  Susbreitung  bes  Sslam  mar  feit  bem  Sa^re 
700  eine  oollftfinbige  Senberung  ber  politif^en  unb  Serfe^rs- 
oer^aUniffe  ber  aRittelmeerlfinber.  3>ie  3uben,  mel^e  fi(b  burd^ 
bie  (Boten  in  ibrem  ^anbelstreiben  gel^inbert  laben,  riefen  bie 
Araber  ^rbei  unb  biefe  jerftorten  711  bas  lat^olif^e  (Boten* 
regiment  in  6ixinien  unb  bebro^ten,  bie  VqtenSen  fiberf^reitenb, 
bie  Srooence  unb  Squitanien.  9ta|(^  mürbe  nunmehr  ber  3slam  ber 
$err  bes  ganzen  SRittelmeers  unb  unter  bem  6d^u^e  bes  ^alb' 
monbs  oermittelten  auf  bemfelben  bie  3uben  ben  SBarenaus« 
taufcb  3vif4(n  Sbenblanb  unb  9RorgenIanb.  2>ie  3cU  ber  ^^i» 
nider  Jtartbagos  f^ien  aufs  neue  gelommen  unb  als  752  fi^ 
bie  Sraber  ber  6tabt  Xrapejunt  in  Simenien  bema^tigten, 
WM  au4  Aonftantinopel  bebro^t  unb  bie  3ntereffen  ber  gan}en 
(E^riften^it  erfcbienen  gefa^rbet. 

aber  f4on  759  fielen  bie  6tabte  Xouloufe  unb  Star* 
bonne  »ieber  an  bas  granlenrei^i  fo  bog  bie  Serbinbung 
Soif^en  Stlantif^em  Ocean  unb  SRiltelmeer  mieber  in  ^rift- 
li^en  ^Snben  loar,  unb  innere  ASmpfe  —  ftets  bas  3^i4^n 
finfenber  SRa^t  —  begannen,  bie  Slfite  bes  S^Iont  in  2erft5ren. 
Der  Stent  oon  Damastus  erblei^te  oor  bem  aufftrebenben 
Sagbab.  Zigris  unb  (Eup^rat  »urben  bur^  einen  Aanal 
oerbunben,  fo  bog  bie  SeQlontoaren  »ie  bie  Sr}eugni[fe  ber  Su- 
^ei  mit  leider  Viä|e  na^  Sqrien,  Aleinafien,  Arabien  unb 
9eg9pten  gelungen  lonnten,  unb  na^bem  feit  ftarl  bem  (Brogen 
bie  gfranlen  unb  Vraber  fi^  ju  freunblicbem  Serle^r  geeinigt 
(otten,  giengen  biefe  SBaren  in  fteigenber  SRenge  fiber  bas  SRit* 
telmeer  na^  (Senua  unb  SRarfeille,  |o  bog  ber  Serlebr  oon  Sag- 
bab na4  Xropejunt,  Aonftantinopel  unb  Senebig  bur^  bicfen 
frfinlifc^-fvrif^en  Serle|r  erlgebli^  notlitt. 

Die    Oftrbmer    »ehrten    fi^    gegen    biefen    »a^fenben 

ir 


^  I 


—    XX    - 

Slittelmeeroeile^t  in  b  e  t  SBeife,  bag  fie  813  i^ten  Aauf« 
leuten  ben  unmittelbaren  (Einlouf  in  69rien  ttnb  IIe09|iten 
oetboten  unb  fie  sornngen,  i^ren  Sebatf  ausf^Iiegli^  in 
bem  iDieber  gurflderoberten  Xtapejunt  gu  beden,  auf 
beffen  850  gegTflnbeten  SReffen  fi4  feit|er  Vraber,  Xfc^erieRen, 
(Briec^en  unb  titmenier  in  bunter  SRenge  sufammenfanben,  um 
(Bolbbrolate  unb  aßollfioffe  out  ftonftontinoiMl  ober  Semftein 
unb  9{o(ooIIe  Don  bcr  Oftfee  eingutaufd^en.  6ie  ftfi^ten  auf 
biefe  9Beife  i^ren  $anbel  faft  aus[(|liebli$  auf  bie  3ufu|r,  ml^ 
au0  Snnerafien  bur^  (Beorgien  unb  ben  Aaulafu0  nac^  Xra|>e2unt 
gelangte.  Z)o4  erhielt  f^on  bamals  neben  Zropegunt  ein  2t»ei« 
ttr  oftli^er  ^lal^  tx^i^tt  Sebeutung,  bie  Sulgarenftabt  Stil  an 
der  SBoIga.  Die  Snbien*  unb  CE^inamaren,  oel^e  oon  6amar« 
I^nb  unb  Sol^ara  ober  Xc^ran  na^  bem  itoepifee  gebraut 
mürben,  gelangten  oon  bort  bie  SBoIga  hinauf  no^  Stil,  n>o 
bie  Vraber  fflr  biefe  SBaren  ^tl^t  unb  SBoIIe  oon  ben  C§afaren 
eintauf^ten,  tD&(renb  biefe  bie  eingel^nbelten  Seibenftoffe  unb 
(Bevfirje  naä)  bem  2)on  unb  ICffom  brauten  unb  bort  an  bie 
Aaufieute  oon  ftonftaniinopel  oerlauften,  oon  mo  fie  bann  loei' 
ter  na4  Senebig,  9><^^i^f  ^^  SRontccnis,  bem  granlenreic^e 
unb  CEnglanb  giengen.  9u9  ben  Sfunben  oon  orabif^em  6ilber« 
gelbe  ou0  ber  (Begenb  jenfeits  bes  Oxus,  aus  Storbperften,  oom 
Aur,  Sup^rat  unb  Xigris,  bie  in  ben  Oftfee>  unb  Storbfeelfinbem 
gemacht  »urben  unb  bie  aus  ber  3^U  oon  760  bis  1020  ftam* 
men,  ge^t  9<roor,  bog  in  jener  3tit  bie  Sraber  oon  Sagbab 
groge  9Qßarenmengen  im  germanif(|en  Slorben  fauften  unb  mit 
i^rem  Silbergelbe  beia^Iten,  unb  es  f^einen  biefe  SBaren  nament* 
(i^  ^olle  gemefen  su  fein,  wel<|e  bie  SBeber  SRefopotamiens 
oerarbeiteten  unb  bann  Aber  Ceylon  na^  Snbien  meiter  beforberten. 
Den  ftaufleuten  oon  Sagbab  lag  an  biefem  inbifi^-ruffifd^en  Ser* 
Ie|r  fo  oiel,  bog  fie  ben  oon  ben  OmmajaDen  oon  Damaslus 
gef^affenen  ftanal  oon  A^olfum  mieber  juf^fitteten,  um  bie  Sin* 
fu^r  oon  Snbienioaren  Aber  ülexanbrien  na^  Damaslus  ober  bem 
iDeftIi(|en  9RitteImeere  la^m  }u  legen,  unb  fie  brauten  es  babur^ 
in  ber  !Qat  fertig,  bag  ber  SBaren}ug  oon  Snbien  nad^  bem 
Verfif(^en  SReerbufen,  bem  fog.  „(E^inefif^en  SReer",  unb  oon 
(ier  bur$  bas  Sup^ratt^al  Aber  Zrapegunt  na4  Aonftantinopel 
ober  mit  9lomgorob  ber  u^i^tigfte  $anbeIsoerfe|r  jener  3<ii 
mutbe. 


-    XXI    - 

3>iefef  SBibetftreiien  bet  Sniercffen  oon  Domotfus  unb  Sogbob, 
oon  Sqiieti  unb  SRcfopolomien,  jerftSrte  obet  bic  SRo^t  be«  Sslom 
im  Sfili^eti  SRittelmeer  ebenfo,  mit  bie  6tr(tteYeicit  bet  A|oK« 
fde  Sofbooo  unb  Sorcelono  bie  SRo^t  bei  Hrobcc  im  mcft* 
li^en  SliUdmeet  untcrgrubcit.  Sie  bemirfteit,  bog  777  bie  $err« 
i^er  oon  Sorcelono  bic  S^onlen  in  ^oberborn  um  ^ilfe  an« 
giengen  unb  fo  bos  Sh^onIenrei<|  Aorls  bes  (Btogen  in  bie  fpo« 
nif^e  Sfroge  unb  in  bie  93eItpoIiliI  §ineinsogen  loucbe.  SBuibe 
bos  9lei4  bes  3^Ittin  immet  me^r  ein  reines  Semerberei^,  fo 
orgonifierte  bos  Oftonlenrci^  bie  Susfu^r  oon  Ko^ftoffen  unb 
öffnete  boffii  feine  (Brenjen  bet  geoeibli^en  (Einfuhr  ber 
£eoonteIfinber. 

Do^  wtx  biefes  Unternehmen  oorerft  ein  bebenlli(|es. 
Dos  Kotleiben  bes  See^onbelsgugs  oon  Veg^ten  fiber  Xunis 
na^  Sponien  bur^  bie  3ufc^fittung  bes  ftonols  oon  A^Ifum 
unb  bie  Vnfnfipfung  unmittelbarer  Sejie^ungen  mit  ber  £eoonte 
bttr4  Senebig  j^ibigte  ben  Serte^r  im  meftli(|en  SRittelmeer  unb 
mo^te  bie  ^onbelsplfi^e  besfelben,  namentli^  ouf  ber  afriloni'^ 
f^n  6eite,  {u  6eer8uberneftem.  tlu^  bos  mourij^e  Sorbe« 
gfroisnet  on  ber  Slioiero  unb  bie  ^riftli^en  gofenpIS^e  Solerno* 
Vmolfi»  Sleopel,  Qoeto  unb  ^olermo  looren  Sllooen^onbelsjen* 
tren;  benn  bie  gemerbefteigigen  SRouren  brausten  S(rbeitsIrofte 
unb  oerf^fften  fi^  biefe  auf  bem  9Bege  ber  (Bemolt,  too  fi4 
i^nen  bagu  Gelegenheit  bot.  60  lom  es,  bog  tro^  bes  Entgegen' 
lommens  ber  gtonlen  bos  »eftli(|e  SRittelmeer  oorerft  lein  geeig- 
neter 8erle§rsmeg  mor  unb  bie  gfronlen,  loenn  fie  nod^  ber  £e« 
oonte  3vm  Cinloufe  reiften,  ben  fionbmeg  Aber  ben  SRont 
Senis  unb  Xurin  no^  Sari  unb  Srinbifi  oorgogen,  oon  mo  ous 
bos  Sftli^e  SRittelmeer  unter  bem  S^u^e  ber  Sbbofiben  oon 
Sogbob  beffere  @i^r^it  bot. 

Diefe  Scoor^ugung  bes  Sonbmegs  ^tte  benn  ou^  3ur 
Solge,  bog  ber  Serbefferung  unb  Serme^rung  ber  9Ipen>» 
fibergonge  eine  er^o^ie  Sorgfalt  jugenenbet  mürbe.  S^r 
Sloute  be  lo  64)mige  bei  9li}}0  unb  bem  Ileinen  @t.  Sem^orb 
trot  nunmehr  eine  fo^tbore  Stroge  fiber  ben  SRont  (Eenis,  auf 
ber  bie  Aoufleute  ous  (Englonb  unb  ben  Slieberlonben  nod^ 
Zurin,  $ooia  unb  Srinbifi  reiften,  fo  bog  bie  Seefo^rt  fiber  £0 
Ko^elle  unb  Sorbeoua^  no$  Xouloufe  unb  SRotfeiKe  unb  meiter 
fiber  Genua  unb  £ioomo  fe^r  oemod^Iäffigt  mor.    Diefer  Strom 


—    XXII    — 

oon  69rienlQufIeui€n  unb  frfinlif^en  3^nifal(m0)rilg(nt  braute 
bett  {tolienif^en  StSblen  ntues,  jeit^er  nt^t  gelanntes  £eben 
unb  ma^ie  bie  $ofenpIfi|e  Soti,  Xrani  unb  Srinbifi  }u  n^i^ligen 
Umfd^IagspIS^en  für  ben  Seoanteoetfe^r.  Sbec  btefer  Seile^rsgug 
f(||SMflte  Qu4  in  ^obcm  (Brabe  ben  Seifert  auf  bem  ^ofluffe, 
ouf  bem  bie  (Erjeugnijle  gfranlreit^s,  Surguubs  unb  £ombarbiens 
feilQec  nod^  ber  Qbfia  unb  Senebig  gef^wommen  OKiren,  um  oon 
|ier  »eiier  na^  ftonftantinopel  ju  geben.  3e  me§r  bes^olb  bei 
$Qpft  bei  feinem  Semflben,  6i^ei^eU  fSr  ben  Serlebc  im  oeft- 
li^en  aRittelmeer  gu  l^offen,  ^ilfe  bei  ben  gfronien  unb  ®enuefen 
fanb,  um  [o  mei^r  neigten  fi^  bie  fiombatben  in  ^asia  unb 
Senebig  ben  OftrSmem  }u  unb  es  gelong  i^nen  mit  ßilfe  ber 
SoQern  unb  OftmSrIer  unb  ber  o{tiömi[(^en  Äaifer  in  ber  X^t, 
bie  aRo^t  bes  $Qp[tes  berart  ju  erf^fittern,  bog  biefer  \ii^  na4 
Soiffons  in  ben  6^u^  gftanlreid^s  f (flutete,  bos  i^m  benn  oud^ 
bie  ^errf^oft  über  bos  dxax^at  9iooenna  mit  ber  SRarlgraf- 
f^oft  Sncona  erneut  fid^ede,  fo  ba|  ber  ¥opft  bie  ®effiUe  ber 
^anbelsfirage  jvif^en  Sbria  unb  bem  X^rbenifd^en  SReere  »ieber 
[ein  (Eigen  nennen  lonnte. 

Ser|(ble4tette  [i(b  fo  bas  SerbSItnis  stolf^en  gronftei^ 
unb  ben  fiombarben,  fo  erneuerten  fi^  bafflr  bie  Sejteb* 
ungen  smif^en  Snglanb  unb  ber  £ombarbei.  SBS^renb  bie 
Sronlen  ibre  Srgeugniffe  bem  SRittelmeer  anvertrauten,  bc« 
gann  fi4  ber  englifcbe  93erle|r  mit  ber  fieoante,  ber  feitber  fiber 
$ari0,  Xurin  unb  Seneoent  gegangen  mar,  ben  nb^in  b^rauf 
burcb  Deutf^Ianb  unb  bie  e^meij  no4  9RaiIanb  unb  Senebig 
iu  jieben.  Das  granlenreicb  fanb  es  bes^alb  in  [einem  3ntere[fe, 
fi4  au(b  biefer  £5nber  gu  bema^tigen,  unb  fo  enlftanben  bie 
großen  Sroberungsjfige  ber  gfranlen  nod^  SIemannien.  Sataoien, 
SBeftp^alen,  Saufen,  Saqern  unb  Schwaben  mürben  [amt  ben 
ßenfcbaften  !ln{ou  unb  Slormanbie  bem  granlenrei^e  einoerleibt 
unb  ber  Aatbolidsmus  in  ibnen  burc^geffl^rt,  fo  bog  ibre  ^nbeb* 
politif^e  Slbf^Iiegung  gegen  alle  ni^tlatbolifiben  fianber  erfolgte. 
$alber|tabt,  ^aberborn,  Slinben,  Serben,  Sremen,  aRfinfter 
nnb  Osnabifid,  gfulbo,  Sorme^  unb  ^etfurtb  mürben  latboIiHe 
^enfcboften.  Dur^  2)ecentraIifation  ber  politifiben  9ied^te  ser« 
fplitterte  bas  gfronlenreicb  bie  äRad^t  bes  (Banjen  unb  f^uf  unter 
fränlif<ber  Oberbo^eit  einen  großen  lontinentalen  ^anbelsoerbanb. 
3n  Sarbemif  bei  £finebuig,  in  Sranbenburg,  in  (Erfurt,  6d^|- 


-    XXIII    — 

lac  in  S&lmen,  Sionffurt  q.  b.  Ober,  gor^i^etm,  Sombcrg, 
Kegensbtttg  unb  in  Sns  in  6teiennarl  vurben  groge  internationale 
Xtutauf^mblte  mit  6tapeI(N:iDiIegien  eingerid^tet.  SRit  bem 
Salt  ber  Sresburg  in  i>t^tn  trat  an  bie  6teIIe  bec  germanifd^en 
3nnen|SttIe  bos  ^^ftlid^e  ftreu]  ab  SRoiHf^u^ei^en  unb  ber 
Seile^r  gvil^en  bem  gfranfenrei^e  itnb  Hlemannien  geftaltete  fid^ 
freier  ab  [eitler  unb  ]og  |i^  oom  Steine  ben  SRain  unb  9tedar 
^rottf  unb  oon  ftonftan}  im  Silben  bis  hinauf  na^  bem  norb« 
if4en  gomburg  fnfi)ifte  ber  fot^Iif^e  Slaube  einfKitlit^e  Sanbe 
bed  Serle^rs.  Sie  feit^er  loenig  bea<|teten  Sergf^^e  Deut{4' 
bnbs  »urben  bergminnif^  in  Angriff  genommen  unb  bie  6alj> 
loger  oon  j^alle  mit  bas  (Bolb  unb  6ilber  bes  ßoi^es  oon 
fleißigen  ^finben  gewonnen.  Der  SenebiHinerorben  öffnete  oon 
Bfulba  aus  ganj  6a4fen,  Sägern,  Spanien  unb  S^toaben  ber 
$(9fioIratie  unb  bem  fiiberalismus,  inbem  er  tiderbau  unb  (Be^ 
»erbe  in  freiere  Sahnen  leitete,  abec  mit  feinen  ftlofter^ofgrog» 
betrieben  freili^  aud^  bem  ftapitalismus  bie  Sa|n  Sffnete  unb  bie 
Suben  in  i(nU<|er  SBeife  ins  £anb  jog,  mie  bies  beute  bie  gobtil^öfe 
unferer  3^  iu  ftanbe  braibten.  Ku^  bie  norbif(|en  Steige  ergriff 
biefe  Hberole  Sevegung.  Dinemarl  mugle  bie  Ctbergrenje  aner« 
lennen  unb  fi^  bem  frSnlif^en  ^anbelsfqftem  onbcquemen, 
Konoegen  unb  6(|oeben  folgten  unb  bie  Singlieberung  (Eng- 
lonbs  in  bas  neue  neftr3mif<^ '  frSnf il^e  SBirtfd^oftsgebiet  mar 
nur  no§  eine  gfrage  ber  S^it  SIu^  in  (Englanb  oerf<|n)anben 
mit  im  granlenrei^e  bie  felbftftinbigen  ^erjogtilmer  unb  an  i§re 
Stelle  trat  ein  geeinigtes  Jt5nigrei(b  91ngelfa<|fen  mit  frei^nb« 
lerifd^en  (Brunbffi^en,  xoü^t  einen  fiieblid^en  ganbeboerlebr 
mit  bem  8[ranlenrei(|e  bes  ftontinents  ermogli^ien  unb  feit  900 
ctoMi  gur  jtat^olifietung  Snglanbs  fflbrten. 

Der  ^anbelsoerlebr  (Englanbs  mit  bem  gfranlemei^e  über 
Slanbem  ourbe  infolgebeffi n  ein  [o  reger,  bag  bie  normannifcben 
Dänen  unb  9lufien  fi^  babur^  in  i^ren  3ntereffen  gef(|fibigt 
fa^n  unb  |i4  butd^  (Einfalle  in  Snglanb  baffir  rS^ten,  bog  bie 
(EngUinber  ni^t  me(r  in  ben  OftfeelSnbern  unb  an  ber  SBoIga 
fauflen,  fonbem  ibre  Sagbabmaren  fiber  bas  SRittelmeer  unb 
Statten  fiber  bie  Wpen  unb  burd^  bas  9{^eint|al  bejogen.  (Banj 
(Englanb,  9lorbgermanien ,  Slanbem,  SBeftfranlrei^  unb  bie 
Sl^inlanbc  [euf^ten  feitber  unter  ber  (Beigel  ber  ruffifcb-bSnif^en 
eeerSttber,  loel^e  auf  ibren  „Dramen"  bie  Ober,  bie  (Elbe,  ben 


—    XXIV     — 

fl^xfif  bie  6eine,  bie  £oire  unb  bie  (Batonne  ^oufful^reii  unb 
bie  UferbeiDoIntr  branbl^a^ten,  namentli^  grauen  unb  Siel 
roublen,  unb  biefe  3uf<8nbe  befferttn  |id^  (cfi,  ab  bei  3>8nen« 
9er}og  bie  Slonnanbie  als  frfinHf^^s  fielen  erhielt. 

9lut  lurje  3eit  aber  tonnte  fid^  freili4  bas  «benblanb  biefen 
fiuxus  eines  9Io^floffau6fu(rgebieto  leifien.  Ratten  feii^r  nur 
bie  S^iefen  in  bin  Sflieberlanben  als  gef^idte  Xu^mad^r  unb 
S&rber  bunte  äBoIIftoffe  erjeugt,  fo  mürben  nunmehr  au4  fonft  am 
Steine,  namentli^  in  A3In,  in  fiombarbien,  Spanien  unb  ber  $ri>* 
oence,  oiele  Xfl^er  geuioben  unb  ganb  in  ßanb  mit  biefem  (Entfielen 
eines  Sigengenerbs  am  Sl^eine  ftrdmte  infolge  ber  freien  l^on« 
belsgrunbf&^e  jtarls  bes  (Broten  aus  ben  SonauISnbcm  gum 
6$aben  ber  ergeugenben  6tAnbe  in  gfranlen  unb  ber  St^im 
ISnber  ber  Sergfegen  unb  bie  Sobenerjeugnilfe  biefer  (Begenben 
nad^  £ombarbien  unb  Wemannien  ^rein.  Seit  530  fi^on  Ratten 
fi^  bie  Sulgaren  frei  oon  ben  tartarif^en  SCoaren  gemalt  unb 
Sejie^ungen  sunt  äBeften  angelnilpft  unb  feit  700  (atte  fi^  in 
83(men  ber  Sbbau  oon  Sifen  unb  Silber,  oon  (Bolb  unb 
3innober  mie  bie  (Erjeugung  oon  (Betreibe,  SBein,  9Ba(|s,  VBoIIe, 
fieinuianb  unb  fieber  er^bli^  enimidelt.  Der  j^auptftrom  biefer 
Srjeugnijfe  manberte  in  ffibli^er  Kid^tung  ber  !Donau  gu  na(| 
9legensburg  unb  bie  SBenbenlanbe  enoarben  babur^  eine  fol^ 
aRod^lftellung  an  ber  Donau,  bag  fie  tro^  bem  9Biber{tanbe  ber 
Sofern  allmä^Ii^  }u  Ferren  ber  Oftmarl  ourben.  9ta4  fieg* 
reifem  Kampfe  gegen  bie  Soaren  entftanb  ein  felbftftSnbiges 
Siebenbürgen  unb  bas  grojjpolnifd^e  Sleid^  bes  3uben  Samo. 
Die  griffen  brauten  (ier^r  SBoIIftoffe  aus  ben  JRieberlanben 
unb  lauften  baffir  bie  fianbesergeugnifle  unb  biefer  Serle^r  mürbe 
fo  bcbeutfam,  bog  AatI  b.  (Br.  ft^  emftli^  mit  bem  (Bebanlen 
trug,  bie  ^erftellung  eines  Donau^SRainlanals  ins  SBerl  ju 
fe^en,  unb  ftbnig  tlmulf  oon  Aarnt^en  ben  ^affauer  Saljjon 
aufhob,  um  Deutf^Ianb  bem  Salg  ber  Donaulfinber  (u  erf^Iiegen. 

Vber  nur  furje  !it\t  lonnten  fi^  bie  gfranlen  im  Often 
be^upten.  Die  DonauISnber  unb  Slemannien  riffen  fi4  mieber 
los  unb  bilbeten  ein  neues  {Rei^ ,  beffen  ^auptftabt  feit  856 
iRegensburg  mürbe,  meil  (ier  bie  9{o(ftoffe  SB^mens  unb  Olfi^* 
rens,  namentli^  ber  (Ertrag  ber  (Eifengruben  SB^mens  unb  ber 
Cberpfal},  oon  gef^&ftigen  ^inben  gemerblid^  oerorbeitet  mürben, 
mie  fi^  aud^  bie  eifenrei^e  Steiermarf  mit  arbeitfamen  Deut' 


—    XXV    — 

f4en  ffinie.  «eben  biefem  9ei!ebr  Deulf^Iaiibs  mit  bcti 
Donaultnbent  eittioidelte  fi^  abcc  ni^t  miitber  bet  itnmittelbare 
9B«r€ttaittlattf4  mit  bcr  fiomborbei.  Keben  bcn  SRalofa,  3ttHn 
ttnb  £iidmanier  troien  Sotimirfabc  fiber  bcn  epiflgtn  itnb  6ott' 
^cb  unb  bcr  ^Qitirtaxicctiittfl  gicng  oon  Aonftonj  am  Ocncbigcr 
6cc,  mic  man  bcn  8obcn[cc  nannte,  Aber  6t.  (Sallcn  unb  C(ur 
na^  bcm  ScibcH,  (E^iaocnna  unb  bcm  (Eomctfcc,  »eil  ouf  bicfct 
6trcdc  bie  iurfid^ulegcnbc  fianbftrcdc  oom  aBallcnfec  gum 
Somcifcc  bic  ffirifftc  mar  unb  bos  bif^öfli^^urifd^c  (Beicit  ab 
fc^r  2ttocrUffig  galt.  Som  Somctfcc  gicng  t%  bann  bcm  $0  }u 
unb  auf  bicfcm  »citcr  na^  Scncbig,  ftonftantinopcl  unb  bcr 
Scoantc  unb  SifyoDeibtn  »urbe  babur^  gcrobc^u  jum  Vlittclimntt 
bcf  abcnblinbifi^cn  Serless  unb  bcr  rbmifd^c  ftaifcr  mo|ntc  am 
SobcnfcCp  bis  bas  cifcnrci^c  ftiint^n  bcm  6^QNibcnIanbc  bcn 
9lang  ablief,  ab  um  893  bic  ftSm^c  mit  bcn  Stormannen  unb 
$oIcn  Dcutfd^Ianb  bcmcgtcn  unb  bic  ASmt^nct  im  Sunbc 
mit  Ungarn  bcn  $apft  gegen  bic  fiombarben  oon  SRailanb  unb 
glorcns  f^filtcn.  6tcts  gab  eben  basfenige  Soll  bcm  Slcid^c 
bcn  ^crrf^cr,  bas  bcn  SRitlcIpttnlt  bes  gemeinfamen  ^anbeb* 
gebicts  bilbctc. 

Ratten  bie  (Brunbbgc  bcr  ^nfdftcnbcn  Stcüung  bes  frinlifc^« 
rbmif^n  Steigs  bic  aRctallf^S^c  bcr  9{^lnlanbc  abgegeben,  fo 
enci^tc  biefcs  frSnlif^  Sifenicitalter  feinen  ^O^epunH  mit  bcm 
3abrc  900.  Die  Cifenid^c  ber  9?^cinlanbe  gingen  auf  bie 
Steige,  an  i^e  Stelle  traten  ab  oome^mftes  Sricugnis  bes  Sbenb- 
lanbs  hü»  Silber  Sa^^fens  unb  bas  (Bolb  unb  (Eifen  bes  ^arje« 
unb  ^anb  in  l^anb  bamit  gicng  bic  Sormaibt  im  Vbcnblanbc 
oon  bcn  SBeftfranlen  auf  bic  Sacbfen^erjögc  fiber.  SIei(|3eitig 
na^m  bas  freunbli^e  Ser^Itnb  Dcutf^Ianbe  ju  bcn  Donaulfinbcrn 
unb  bcn  92ormannen  in  Sluglanb,  Dinemarl  unb  Slorbgallien  ein 
raf^  (Enbe  unb  an  feine  Stelle  trat  bebeutfam  bie  Sfreunbf^afi 
mit  Snglanb.  SRSd^tig  bebnien  bic  Sad^fen^crjSgc  mit  ^tlfc  ber 
Silberigste  i^re$  fionbs  i^rc  öecrfi^oft  fiber  Dcutf^Ionb  aus. 
Sic  Sranbenburger  SRarl,  Sd^Icsmig,  $ommern  unb  9{figen, 
Selgien  unb  ^ollanb  fomie  Dfincmarl  bb  ]um  fiimfiorb  unb 
83(men  lamcn  unter  bas  Sceptcr  ber  Sad^fen^rjSgc  unb  ibr 
$of  in  Wcifcburg  mürbe  ber  gISnjenbfte  bes  Xbcnblanbs.  Der 
SBibcrftonb  bcr  9{|eintonbc,  Bayerns  unb  S^mabens,  bie  fi^ 
im  Sunbc  mit  bcn  Surgunben  unb  fiombarben  ftrSubten,  blieb 


-     XXVI    - 

oergebens^  unb  unter  bcm  Sanner  bes  Eiligen  SRi^tiel  geftaUc' 

ten  bie  6od^feiiffitftcn  Dcutfd^Ianb  {um  aRtttelimnfte  bes  SBett« 

oedc^rs,  »o  }o^Irei4ie  j^änblet  unb  3uben  einen  guten  Snoerb 

fanben.    Die   SRittelpunIte   biefes  ^anbelstreibens  nuiren  bie 

Stabte  aRag be bur g  unb  Scf  u 1 1.    Cifteres  u)ucbe  bet  »ti^tigfte 

6t(q?eIpIo|(  für  bas  betreibe  bei  oftelbif^n  fianbec  unb  dolens, 

unb  le^teres  bei  SRiltelpunIt  bcs  beutfiien  9Baibbaus,  ber  »i^ 

ligften  Sfirberpftanse  ffic  bie  SBoIIftoffffirbung.     SRogbebutgs 

(Bfitec  Voten  soUfrei  im  gonjen  Steige  mit  üusno^me  bei  3oU' 

[tatten  Aöln,  aRoin},  Sarbeuiig  unb  Xoul,  fleißige  Soffen  loaii* 

berten  in  bie  ofteIbif<|en  fiinber,  2et|4ilugen  be||en  (Bfitec  unb 

legten  |id^  bort  auf  bie  j^etftellung  monnigfa^ec  (Bemerbeeqettg« 

niffe.    SRfi^tig  aber  bläßte  9or  allem  ber  g^nbel  bes   ßafens 

3umne  ober  Sineta  auf  ber  C|tfeeinfel  SBoIIin,  »o  bie  engltf^t 

3BoIIe  unb  bas  ruffif^e  (Betreibe  unb  $eli»erl  i^ren  Hustaufil^ 

pla^  fanben,  »ie  aud^  Snglanbs  SBoIIe  [<|on  bamab  uon  ben 

ftaufleuten  oon  Aöln  na^  grtanlrei^  gebraut  »urbe,  bie  baffir 

Pfeffer,  S|{ig,  (Brautu<|e  unb  ^anbf^u^  nad^  Snglonb  lieferten- 

£ag  [o  im  Kbenblonbe  ber  politifd^e  unb  oirtfd^aftlii^e  sil^mer« 

punit  im  golb«  unb  [ilbenei^en  Sadjifenlanbe,  fo  oerlegte  er  fi^ 

im  9RorgenIanbe  allmalli^  oon  Aon|tontinopeI  na^  Aieu).  9Bo^ 

^tte  ftonftantinopel  no^  immec  eine  bebeutfame  Stellung.    X>ort 

lauften  bie  Jlaufleute  oon  Senebig,  Sari  unb  SCmalfi  Seiben« 

ftoffe  unb  (Bolbbrolate  unb   brauten  [ie  na^  fiombarbien  unb 

bem  9Be|ten.    Senebig  fi^idte  bafflr    na^  ftonftantinopel  bas 

Sifen   Steiermaite  unb  Aantt^ns,    6<!^iffbau^oI]  aus   Dal« 

matten  unb  (Bolb  unb  Silber  aus  85(men,  Siebenbfirgen  unb 

Saufen ;  bo^  ftanb  biefec  Seile^r  nur  no^  auf  [<|QKi4l^n  Sfigen. 

Sei   ben  Z^ronftreitigleiten  in  Aonftantinopel  (ielt  Senebig  gu 

bem  oerfagten  Aaifer,  oie  es   in  Italien  bei  bem  Streite  um 

bie  lombarbif^e  Ärone   gum  A5nig  ^ugo  oon  ^rooence,  bem 

S(|miegeroater   bes  entthronten  oftromi|4en  itaifers  gegen   ben 

SRarfgrafen   oon  3orea  (ielt,    unb  lam  babun|  in  Streitig* 

leiten  [ooo^I  mit  bem  Jtaifer  Otto  oon  Saufen  mie  mit  ben 

9enf(!(enben   o[tr9mif(|en  ftreifen,  |o  bog   ]Hf  \^on  bamals  bie 

erften   Aeime  bes   (Begenfa^es  5»i[4en  Senebig  unb  (Benua, 

Smif^en  SBelfcn  unb  (B^ibellincn,  entmidelteUp   inbem  bie  Oft« 

romer  ber  Siabt  Senebig  mit  Aflnbigung  ber  ^anbeboertrfige 

bro^ten. 


-     XXVII     — 

2>et  (Bcunb  bes  Vergers  bet  OftrSmei  fitgcn  Sc  neb  ig  loar, 
bog  bie  8ene}ianer  immer  me^r  i^ren  Sebatf  unmittelbar  in 
69rien  unb  Segqplen  gu  beden  begonnen.  Der  £5ipe  bes 
(eiligen  SRorlus,  bes  S^riftenopoftete  ber  VegQpter,  ipurbe  bot 
einnbilb  bes  unmittelbaren  Seile^rs  bes  Sbenblanbs  mit  ber 
£eoante.  9Rit  (Beumlt  fiuberte  Senebig  bie  Slbrio  oon  ben 
JDftrSmern  unb  befe||te  bie  balmatintf<(e  Aflfie  bi9  9lagufa,  fo 
bag  ber  9Beg  {um  SRittelmeer  frei  tourbe.  Dann  gtflnbete  t9 
galtoreien  in  Xlei^po,  Damaslus,  Aoiro,  Aairioan  unb  Palermo 
unb  imang  burdb  ^^^\^  Aonbtnen]  bie  Oitrömer,  bie  ßafen« 
gebfi^n  unb  3^ttt  in  Aonftantinopel  (erabsufe^en.  Den  meiften 
e^oben  aber  fflgten  bie  iiombarben  ben  £){tr9mem  babur^  5u, 
bag  fie  in  Sergamo,  Breicia  u.f.tD.  groge  gla^s*  unb  6eibe« 
tttUuren  anlegten,  fo  bog  fie  biefe  Segenflinbe  ni^t  me(r  in 
Aonftontinopel  ober  Aber  £emberg  in  ftieo  ju  laufen  brausten, 
fonbem  i^erfeits  Aber  bie  W^n  na«^  Deutf4|(anb  f^idten. 
3t  me^r  eben  bie  Seneiianer  auf  biefe  SBeife  i^re  6tabt  gum 
SRUtelgliebe  bes  Setle^rs  2»if4ien  Deulf^Ianb  unb  ber  Seoante 
geftalteten,  um  fo  me(r  litt  ber  Seilest  3nnerafien0p  iRuglanbs, 
Jlonftantinopel«  unb  ber  Donaulfinber.  Der  Sövenanteil  bes 
Setle^  mit  ber  fieoante  fiel  bem  6ee»eg  über  (Erqlon  na^ 
bem  ^rfif<|en  ober  9loten  SReere  {U,  »S^renb  ber  innerofiatif^e 
8etle|r  Aber  ben  Jtaspifee  na((  ber  Oftfee  unb  bem  S^maraen 
SReere  notlitt,  meil  bie  Senebiger  bas  Sifen  ber  Donaulfinber 
na4  Gprien,  9eg9pten  unb  SRefopotomien  brockten,  mo  man 
feit^r  fibirifc^  Sifen  oom  Ural  oeroenbet  (atte. 

Die  Solge  biefer  (Entioidlung  mar  eine  Semegung  ber 
SSIfer  Snnerafiens.  Das  ifibif<|*taitarlf4e  SergmerlsooII  ber 
C^faren  fiberfi^ritt  bie  SBoIga  unb  oerttieb  bie  an  berfelben 
nw^nenben  $elfi(enelen  nai^  bet  9BaIIo4iei,  mobur^  loieber 
bie  in  ber  SBalla^ei  mo^nenben  Ungarn  na^  SBeften  gefd^oben 
tourben  unb  feit  908  Soqem,  Sd^maben,  X^firlngen,  bie  lR^in> 
lanbe,  9lieberlanbe,  Surgunb  unb  bie  fiombatbei  bur^  eine  Kei^e 
oon  Ariegqfigen  oerbeerten,  bis  fie  enbli^  955  oon  ben  Qüifitn 
auf  bem  £e<^felbe  enbgiltig  gefi^Iagen  unb  neue  Ser^filtniffe 
in  ben  Donaulfinbern  gef^ffen  mürben.  Die  OftmatI  mürbe 
ab  $er}ogtum  Oefterrei^  mit  Deutf^Ianb  oereint,  bie  Ungarn 
aber  traten  jum  Aatbolicismus  ilber  unb  f^Ioffen  mit  Deutf^' 
lanb  einen  Sreunbfc^ftS'  unb  j^anbeboertrog,  mel<|er  bem  Ser« 


-     XXVIII    - 

fe^  mit  Jtonitaniinopel  bur^  bie  Dimaulinbet  erneut  bie  8a(n 
frei  mo^te. 

6eil^r  (ob  fi^  bie  (Einfuhr  bet  Donauffinber  na^ 
3>eutfd^Ionb  ougerorbettili^.  6a^fen0  Stern  erMei^te  unb  on 
feine  Stelle  trat  Soqem,  beffen  ^auptflabt  Kegensburg  um 
bo0  3o^  1000  bie  gröfite  Stobt  Deutf^Ionbs  loar,  »eil  ^ier 
fotoo^I  Don  Aie»  ab  oon  Aonftantinopel  unb  Senebig  ^r  bie 
fieoanteerjeugniffe  iufammenftrSmten.  $anb  in  ßanb  mit 
biefem  Serle^  beenbete  hat  3a|r  1000  bie  Slationallrfege 
Smij^en  I^eutj^Ionb  unb  ben  9lormanncn  unb  Ungarn,  »ie 
bas  3a(r  900  bie  Slationalhiege  mit  S^anhei^  beenbet 
^tte,  unb  es  entftanb  ein  meites  mirtld^aftlid^  Sanb  ber 
ftontinentalftaaten  mit  (Brogbritannien  unb  ben  flaoif^en  unb 
Donaulinbem.  Der  Si|merpunlt  bes  fieoante^nbeb  aber  ni^te 
feit  bem  Stnbrud^e  ber  O^faren  in  Sluglanb.  Die  Stabt  3til 
an  ber  SBoIga  georann  bur<|  bie  Srfd^Iiegung  SiUrfens  eine 
[teigenbe  Sebeutung.  Das  neue  ^errf^roolt  ber  (£^|aren 
bulbigte  liberalen  (BrunbfS^en,  feine  ftaufleute  bra<|ten  Salj  unb 
^elgioerl  nad^  Aonftantinopel  unb  lauften  baffir  Seibe  unb 
Srolate,  bie  fie  bann  na^  JRomgorob  unb  ber  Oftfee  oer* 
trieben.  Die  i}etf<|enelen  aber  Ifimpften  ab  oftrömif^e  Solbner 
gegen  bie  Ungarn  unb  Sulgaren  unb  entnideUen  unter  Umge^' 
ung  Ungarns  einen  fteigenben  Serle^r  über  fiemberg  na^  Slegens« 
bürg,  fo  bag  fii!^  ber  SBarengug  oom  ftaspifee  immer  me^r  oon 
ber  Oftfee  ab  na<6  bem  Don,  SCffom,  ftieio  unb  ftonftantinopel  2og. 
Dies  oeranlagte  bie  SRuffen  oon  Slomgorob  sum  Sorbringen 
na^  Sfiben.  Sie  nahmen  ben  ^etf^enelen  bie  Stabt  ftie»  ab, 
bauten  eine  gflotte  im  S^marjen  SDteere  unb  ettro^ten  941  bur^ 
eine  Selagerung  Aonftontinopeb  einen  gfinftigen  ^onbeboertrap, 
ber  engere  Sejit^ungen  ju  ben  Oftrdmern  ermSgli^te,  bas  Vus« 
bleiben  ber  ftaufleute  oon  Sagbab  in  9lomgorob  u)ett  mad^te 
unb  bem  unmittelbaren  Serlt^r  Senebigs  mit  Damasius  bie 
Spi^e  bot.  SRit  bem  Uebergang  jum  S^iftentum  erfd^bl  fi4 
bas  geeinte  Sluglanb  bem  Serle^r  mit  ben  Donaulanbem  unb 
Aonftantinopel  unb  bie  Xuffen  oon  Aiem  trugen  ]\^  emftli^ 
mit  bem  Gebanlen,  i(re  Slefibenj  no^  ber  Donau  ju  oerlegen, 
mo  Rumänien  rcid^  an  (Bolb,  (Betreibe,  Obft,  SBein,  £eber  unb 
SBoIIftoffen  mar,  Silber  aus  S5|men,  ^ferbe  aus  Ungarn, 
donig,  9Ba<l^s,  SRetl  unb  tbbeiter  aus  Slaoonien  ju  bejie^n 


—    XXIX    - 

QKircn  utib  ruRif^e  $el]e  unb  SBaltobjalne  legten  96fQl|  fanben. 
Sine  ruffi[4ie  (Bc|anM{4iaft  oer^nbelte  959  borfiber  in  SRegens' 
bürg  mit  Aoifec  Dito  von  6o^fen  bo^  oereitelie  bie  Sertrcib« 
uns  bei  SBotQger  ben  ¥Ion  9lu|Ianb«. 

3)ie  (Einftt|c  X>eul[4lQnb0  iDtt<|0  bur(^  biefe  CErfc^Iieb' 
itng  3nnerafien0  unse^euer  unb  es  eniftanb  eine  ^tit 
»üben  fpehilatioen  ganbebtreibens ,  meli^e  ben  lelbftfiin« 
bigen  9RitteI[tanb  ocmid^tete.  (Es  entoideüe  fi^  eine  3eit 
Qit9gebilbet|tec  9Rini|teriaIitQt ,  in  ber  es  neben  toenigen 
Steileuten  nui  no^  Seamte  unb  tlibeiter,  ministeriales  unb 
servi,  gab.  Pr  bie  ®oIb«  unb  Silberf^ä^e  Deulli^Ionbs  [trbm« 
itn  SRengen  oon  £uxu6gegen|lfinben  no^  Deulf^Ionb  |erein, 
fo  bog  bie  fiebens^altung  ber  Deuif^en  augerorbentli^  wuifyt, 
Die  ftleriler,  9{Mter  unb  Seomten  prägten  um  bie  SBeite  mit 
ben  Grog^nblem  ber  6t8bte,  bie  ob  Sefi^er  ber  xti^tn 
(Bolb'  unb  6iI6erminen,  ber  Sifengruben,  SRilllen  unb  9B5Iber 
fi^  ju  Srei^nen  mit  politifi^en  9ltiiUn  ouff^mangen  unb  i^re 
(Bfiter  oon  ber  ftii^e  gu  fielen  nahmen,  um  [teuerfrei  ju  »er- 
ben, mo^renb  ein  aRittelftonb  fehlte. 

Diefes  Softem  ber  (Brog^ofcDirlfd^aft,  »ie  es  bem  10.  Sa^r« 
(unbert  mit  [einen  Si|en%  ®oIb«  unb  Silbergruben,  [einen  gfitten- 
merlen  unb  SRii^Ienbeirieben  enilpra^,  erreichte  mit  bem  3o^re 
1000  [einen  ^S^epunlt  unb  an  (eine  Stelle  trat  bie  ftlein^of« 
iPirt($oft.  Die  8erg[^&^e  bes  Slbenblanbs  maren  bur^  ben 
Raubbau  bes  10.  Sa^r^unberts  unb  bie  oa^ienbe  SRenge  oon 
SRetallld^^en,  mtUiit  aus  3nnera[ien  na^  Suropa  ^ereinitrbmteni 
[o  unrentabel  geworben,  bag  [i^  bie  aRetoKerseugung  Deutfc^' 
lanbs  er^ebli<t  minberte  unb  [o  bie  aRögli^Ieit  f^oanb,  fflr  bieje 
9Retan[^|e  ben  Sebarf  an  ftleibem  u.[.u).  im  Suslanbe  einju* 
tau[^n.  Die  Deul[4en  mußten  (i^  bes^alb  ent[4Iie6en,  bie 
Srgeugung  i^rer  ftbiber[toffe  [elb[t  in  bie  ^anb  ju  nehmen,  unb 
fo  ent[tanben  in  ben  ein}clnen  Sro6|ofn)irtf<9often  ganbmerb« 
jpedali[ten,  »el^eaberlebiglid^  ffir  ben  6o[bebaif  umfio^n  Dinge 
aller  Xrt,  namentlt^  (Beoebe,  (er[tellten,  mel^e  bie  gol^erren  [eit* 
^  oom  Suslanbe  gelouft  polten.  Statt  nur  bie  glatte  fieinmanb 
unb  bie  ungefStbten  SBoI^toffe  [elb[t  ju  fertigen,  bie  bunten  Stoffe 
aber  in  ben  9lieberlanben  ober  in  Qf^anlrei^  ju  laufen,  lernte 
mon  bos  BSrben  [elb(t.  Die  gScber  ober  SRamer  oon  Srfigge, 
Dortre^t  u.[m.  [a^n  bes^alb  au$  bie[en  9Bettbemerb  ungeme, 


-    XXX    -- 

entfc^Ioffen  [t^  ober  nx^i,  bie  Srjeugung  einjufd^rfinlett,  fonbent 
»aren  U]ixtit,  but^  Steigerung  bet  (Erjeugung  ben  SetDinnous« 
fall  ^ereinjubtingen,  ben  i^nen  ber  ^reisbrud  braute,  unb  ba 
ibnen  bie  aOoIIe  ber  Slieberlonbe,  Sflbfranlreid^s  unb  ber  Slor« 
manbie  §ie3U  nid^t  me^r  genfigte,  begonnen  fie,  englif^e  SBoUe 
ju  i^ien  Stoffen  ju  oeioenben  unb  bur^  beren  (Einfuhr  ben 
$reis  ber  ein(eimi[^en  IBolIe  3U  btfiden.  Do  bies  ober  loieber 
bie  Sd^Sf^teten  ber  grogen  notmonnifd^en  ^ofbetrieie  [^Sbigie, 
eroberten  um  bas  So^r  1050  bie  Stormonnen  bie  engltf^e  3nfef, 
beren  SBoIIe  i^ren  Sitrfigniffen  bie  (Brunbloge  geraubt  ^tte. 

Die  Sfolge  biefer  gefteigerten  SBoIIftofferjeugung  loar  nun  aber, 
bag  |i4  feit  bem  SoQre  1000  in  ben  leltif^en  SBeberlanbein  ein  Heber* 
flug  an  SBoIIftoffen  einftellie,  unb  bie  Solge  (ieoon  oar  toieber  bas 
(Entfielen  ja^Ireid^er  SReffen,  bie  ab  Sereinigungspunlte  fQr  ben 
(Brog^anbel  (Belegenigeit  boten,  bie  fibetf^uffigen  Srjeugniffe  bes 
leimij^en  (Seioeibefleige«  an  ben  SRann  3u  bringen.  Seither 
loaren  berartige  SReffen  oon  Sebeutung  namentli^  bie  SReffen 
oon  9{om,  ^aoia  unb  6t.  Denps  bei  ^aris  gemefen.  9lunme(r 
traten  2u  i^nen  feit  1002  bie  SReffe  oon  Senebig  unb  oor  oKern 
bie  9Re|ren ber  oier  SQampagnerftfibte  fiagnq,  %xoi)ts, ißrooins 
unb  8ar,  oel^e  na^  SerbrSngung  ber  $ari[er  SReffe  ben  9RH' 
telpunit  be9  n)eileuropSif$en  (Brogoerle^r^  ju  bilben  anfiengen. 
Sranlrei^s  9BoII|toffe  unb  3i(tltens  Seibe  unb  (Smixit  fanben 
(ier  i^ren  nalflrlic^en  Kustauf^.  ft5(n  unb  Aonftan}  brachten 
beui[((e  fieinioanb  unb  lauften  normannif^e  unb  niebeil&nbif^e 
SBoIIftoffe,  Seibe,  (Betoflrje  unb  SBeine  unb  fcne  $u^'  unb  9Robe« 
U)aren,  fflr  toelfte  bae  iRormannenooIf  fc^on  bamals  tonangebenb 
mar.  Der  ^iebut^  gefteigerte  SBeile^r  oerlangte  aber  bringenb  eine 
beffere  Si^er^eit  ber  Serle^rsioege  unb  biefe  [c^uf  bie  ftird^e  feit 
1050  bur^  (Errichtung  be«  (Bottesf rieben«,  ber  oont  SRittmod^ 
abenb  bis  SRontag  morgen  alle  Sleifenben  in  ben  Cßeleitf^u^  ber 
rSmifc^en  ftir^e  [teilte  unb  {eben  £anbfnebensbru(^  ftrafre<|tl!4 
belangte.  Die  (Einrichtung  gieng  oon  ber  Slbtei  (Elugnp  aus  unb 
in'  Deütf^Ianb  ffi^rte  fie  bas  (Erzbistum  ftBIn  juerft  burd^. 

fiag  fo  in  ben  (E^ampagnerme|fen  ber  Sc^ioerpunlt  auf  bem 
Zesttigebiete,  fo  oerlegte  fic^  ber  aRittelpunIt  bes  SRetallmarlts 
na4  bem  0|ten  unb  ben  Donaulönbern,  benen  bas  11.  3a(r' 
^unbert  na^  biefer  Stiftung  gehörte.  Die  ^errf^er  bes  oftfrSnlifdben 
Scmberg,  bie  Sefi||er  ber  Sifengruben  ber  Oberpfalj,  janiten  fid^ 


—    XXXI    - 

mit  bcn  r^inifd^en  6ct}9gen  oott  SBeftfranlett  um  bie  Sifenloflci 
ftSmtliens  unb  bet  Sctle^r  mit  Ungom  geftaltete  fi^  tmmec 
bebeutfamet.  Die  Hefter  Aoufleule  grflnbeien  Stlebeiloffungen 
In  Slonftatttinopel,  9lom  unb  Setufalem  unb  motten  i^re  6tQbi 
itt  einem  SRitielpuntle  für  ben  Serfe^t  mit  ber  £eoante  unb 
2uni  ICerget  Senebigs  fiel  bot  mistige  Dalmoiien  bem  Ungarn« 
tri^  }u,  auf  bellen  Strafen  bie  gänbler  unb  $ilger  na^  Sa« 
lonit^,  £>ftrom  unb  Aleinafien  jogen,  bie  feiltet  i§ren  SBeg  but4 
Stallen  genommen  ^Uen.  Hui^  bie  Zraiandftrage  lam  mieber 
{u  t^Tem  alten  Siebte,  bos  eijerne  X(or  etfifilog  |i(|  unb  bie 
SBiler  norbli^  ber  Wpen  fe^en  fi^i  jum  Graben  bes  SRittel- 
meers  unb  Staliens  erneut  In  unmittelbaren  Serle^  mit  Oft« 
lom  unb  6fibrublanb,  obglei^  ^apft  fieo  IX.  1054  Brgerli^  bie 
6c|etbung  9{om$  von  Aonftantinopel  ousfpra^. 

Ki^t  minber  lebhaft  ob  Ungarn  entoidelte  fi^  bei»^I6  au4 
nuglanb  feit  bem  ^a^xt  1000.  ßanbeldoertrSge  mit  Sagbab 
unb  5lairo  ermSgli^ten  ben  ftaufieuien  oon  Riem  bie  Umge^' 
ung  ftonftanttnopeb  unb  leiteten  ben  UBarenftrom  SRelopotamiens 
unb  Sfegqptens  über  Hffom  in  ben  Don  unb  na^  ber  SBoIga  unb  oon 
^tet  nad^  9lomgorob  unb  ber  £>ft|ee.  60  gelang  et  ben  ruffif^en 
9{ormannen  mie  in  (Englanb  au^  im  e^narjen  aHeere,  i^ren 
^nbel  }tt  mehren,  unb  es  mat  ein  neuer  großer  (Erfolg  ffir  bie« 
[elben,  ab  fie  au(^  bie  3nfel  6tcilien  im  URittelmeer  in  i^re 
^anb  brauten  unb  bobur^  bie  S^He  ffir  alle  jene  Dinge  in  bie 
$anb  belamen,  bie  n>ie  6fibfrfld^te,  Ko^rjuder,  Datteln,  geigen, 
aBeine,  gfifd^e,  Semftein,  Vmbra  unb  SaummoIIe  in  SReffina, 
Catonia  unb  Spralus  iron  ben  Saltoreien  (Benuas,  Senebtgs 
unb  flmalfis  ongelauft  unb  in  alle  9BeIt  oerf^iclt  mürben  unb 
ben  Serle^r  mit  Serien  unb  Segqpten  einerfeits  loie  mit  SBeft* 
italien,  Sfibfranlrei^  unb  Spanien  anbererfeits  ju  einem  fe^r 
regen  geftalteten.  Ste  treue  Diener  9loms  belSmpften  bie  9tor> 
VMmntn  auf  biefe  SBeife  fiberall  bie  Vla^t  ber  0[tr5mer  unb 
2)etttf^en,  fo  bag  Deutf^Ianb  unter  ben  Saliern  feine  SBelt« 
ma^tftellung  bebro^t  unb  [id^  jur  nationalen  $oIitit  gejioungen  fa§. 
3e  me^r  fic^  aber  auf  biefe  äBeife  Deutf^Ianb  00m  Uuslanbe 
burd^  S^K^ffung  einer  eigenen  fio^ngemerbet^fitigfeit  ffir  ben  ei« 
genen  Sebarf  frei  }u  mad^en  fu^te,  umfome^r  maren  bie  3ta* 
Kener  bemfi^t,  bur^  Serbefferung  ber  Wpenmege  fid^  bas  alte 
Xbfafigebiet  gu  erhalten.    60  mürbe  namentlii^  feit  bem  So^re 


—    XXXII    — 

1000  b€r  Stennec  faltbar  gemai^t  unb  et  entmidelte  fi4  info1||e 
belfen  Aber  beit  gfernpog  ein  reget  Seilest  na^  beut  3IIeit^(e 
unb  Ulm,  ber  feine  8forife|ung  burtl^  St^mobtn  m^  ben  Sl^in« 
lanben  fanb,  toie  qu^  feit  996  bie  Strafte  vom  9in{termfin]pa{fe 
na^  bem  Sngabln  oerbeffert  »urbe.  Die  bur<^  bie  Sri^Iteftunt 
Snnerafiens  aber  f  Or  bie  3toIiener  erjeugte  S^oierigleit,  Sb|a| 
fflr  bie  leoantifi^en  ffiaren  in  SBefteuropa  ju  finben,  f(^arfte  ben 
feit^er  meniger  ^vorgetretenen  SBettbeoerb  gtoifi^en  ben  beiben 
großen  ^anbebftSbien  bes  SRittelmeem,  {oif^en  Senebig  unb 
(Benuttp  meil  eben  trofi  oller  ^ilgeifa^rten,  Straften«  unb  ^ospi]« 
bauten  bas  (Befc^ift  ni^t  me|r  re^t  il^n  »ollte.  Senebig 
f^Sbigte  bas  nebenbu^Ierifi^e  Genua  namentli^  babur^,  boft  es 
bie  SRauren  gu  dtaubjflgen  an  ber  Stiolera  oeranlaftte,  loöbrenb 
Senua  fi4  in  immer  engere  Se}ie|ungen  3a  ben  $anbeIspU|en 
6fibruftlanb0  }u  fe^en  »uftle  unb  baburd^  bem  8bfal|  ber  8en^ 
tianer  Hbbru^  i^t. 

Sntioidelte  bof  11.  S^^^^unbert  bos  fiobngetoerbe  gur 
Slflte,  fo  begann  mit  bem  Snfang  bes  12.  3a^r(unbert9,  bat 
Sigengemetbe,  b.  (.  bie  ^erftellung  ber  Semerbeergeugniffe 
auf  Ke^nung  unb  (Befa^r  ber  (Beoerbetreibenben ,  ha»  fio^n* 
geverbe  gu  oerbrängen.  SBas  feit^er  nur  in  ben  9lieberlanben 
Srau^  geoefen  mar,  geuierblid^e  (Ergeugniffe  fflr  ben  freien 
SRatIt  (erguftellen,  bas  lourbe  nunmehr  au4  bei  ben  anbeten 
Sbllern  bes  SIbenblanbs  Sitte.  Der  SRangel  on  Bef^igung, 
Aber  ben  bie  fio^n^nbverier  Ilagteni  oeranlaftie  biefelben,  auf 
eigene  9{e<|nung  (Bemetbeetgeugniffe  aller  Hrt  im  Sorratc  gu 
ergeugen  unb  auf  bie  freien  SRStIte  gu  ffi^ren,  mo  fie  oon  ben 
(Broft^nblem  aufgelouft  unb  na^  ber  fieoante  uertiieben 
mürben,  fo  baft  SRorgenlanb  unb  Sbenblanb  in  unmittelbare 
mirtf^aftli^  Segiebungen  traten.  Da  fi<^  aber  bas  SRorgen- 
lanb  ni^t  freimillig  bereit  geigte,  feine  9RStIte  ben  gemerblii^n 
Srgeugniffen  bes  übenblanbs  gu  öffnen  unb  bafflt  feine  no^toffe 
bem  tlbenblanbe  gu  fiberlaffen,  beburfte  es  gu  biefem  3*0^  <<ner 
$oIitif  ber  gemaltigen  Sauft,  bereu  (Ergebnis  bie  ftreuggfige 
maren.  SBie  alle  935IIerbemegungen  mitüen  au4  bie  ftreuggflge 
als  $anbelsunteme(mungen  groften  Stils  unb  ber  Sammel* 
punit  ffir  bie  abenbUnbifi^en  gemerbli^en  (Ergeugniffe,  oon  bem 
aus  biefelben  na4  ber  fieoante  oetfrad^tet  mürben,  bilbeten  bie 
S^ampagnermeffen.    Son  ^ier  aus  mürben  bie  Zu^e  oon 


-    XXXIII    — 

JUHn,  Va^eti,  Sifigge,  fporto  uitb  W^ime  filier  aRailonb  unb 
Senebig  ober  Aber  (Senua  unb  Palermo  nai!^  ber  ficoante  ge« 
bro^t,  fo  bag  man  [eit^r  in  69iien  unb  ttegpirten  meift  frSnl- 
tf^e  SBoKItoffe  ftait  bcr  inbifd^en  unb  pet{i|^n  6e»ebe  trug. 
Die  crften  Areuufig^  giengen  bes^olb  au^  oon  Sranlrci^  aus  bur^ 
Deulff^Ianb,  Ungarn  unb  Bulgarien  na<|  itonftantino|iel,  Sna« 
iolien  unb  Sqrien,  »obei  man  fiberall  bie  3uben  totf^Iug,  benen 
man  bie  64ulb  an  Un  fi^le^ten  3ctten  juf^rieb,  unb  etft  im 
Saufe  ber  u>ettern  Snfaoidlung  beteiliglen  fid^  au^  bie  anberen 
85Rer  be$  Sbenblanto,  namentlid^  bie  9Iormannen  Cngbnb«, 
um  gemeinfam  mit  ben  gfranlen  bie  fieoante  gu  erobern.  SRit 
9BaffcngemoIt  mürben  Sidlien  unb  Sqrien  erobert,  ben  Oft* 
rSmem  mürbe  CCqpem  entriffen  unb  ber  6raf  oon  (E^mpogne 
}ttm  JtSnig  oon  3^<^I<^  eingelegt ;  bann  mürbe  mit  f}il]t 
Senuas  unb  $ifas  bas  öftH^e  SRittelmeer  oon  ben  Oftrdmem 
unb  Strabem  gereinigt  unb  ben  fran}5fi{<(en  unb  englifi^en  993aren 
ber  9Beg  nad^  Sqrien  unb  SegQpten  er|<|Ioifen»  ben  [eitler  Aon» 
ffantinopcl,  Senebig  unb  SBien  als  i|r  SRono)>oI  betrautet  Ratten. 
Sabur^  entftanben  neue  9er|8Itniffe  ffir  ben  3BeUoerIe(r.  Die 
SlorbooOer  mie  bie  6fibo3IIer  Ratten  fetter  i^ren  Sla^men  gehabt, 
fiber  ben  leincs  ^Inauogegriffen  ^Ue,  unb  bie  Strafe  oon  (Gibr- 
altar ^alte  bie  (Brenge  gebilbet,  bie  feiten  fiberf<|ritten  mürbe,  Da 
man  ben  9Beg  fiber  aRarfeille,  34)uIoufe  unb  Sorbeaux  oorgog. 
Die  Snmenbung  ber  SRagnetnabel  fprengte  biefen  Stammen  feit 
1150  unb  ent}og  einen  großen  Xeil  bes  (Bfiteroerlebrs  ben  Slfiffen 
unb  Sinnenfeen,  fo  bog  fi^  bie  3ntereffenten  biefer  Strogen 
mieber  gu  Serbefferungen  gcnbligt  fa^en.  Hn  bie  Stelle  ber 
{teilen  grablinigen  Slomerftragen  traten  gemunbene,  meniger  fteile 
Stragenanlagen  mit  Auroen  in  ben  X^SIem  ber  gluglSufe;  ber 
Sfu^annsmagen  mit  $ferb  unb  Aummet  erfe^te  ben  Oi^fenlarren 
unb  ba  man  auf  biefe  9Eeife  tro^  beo  langem  9Begs  rafd^er  oon 
ber  Stelle  lam,  litten  bie  Heineren  SurgpIS||e  b€r  Sad^fengeit 
not  unb  ein  3^8  ^^  ben  grogen  StSbten  entftanb.  Die  be* 
feftigte  Srogftabt  ab  Srfiden«  unb  Anotenpunit  erfe^te  bie  I2nb« 
lid^  9litterburg,  bie  ein  Opfer  bes  Su^rmannomagens  mürbe. 
(Brunbfa^  mürbe  tbunli^fte  Sermeibung  ber  fianbmege  unb  Slus* 
nfitjung  ber  Slfiff«  unb  Sinnenfeen  fomie  beo  gollfteien  SBeltmeero. 
So  ftanb  bas  12.  3a^riunbert  im  3<iblter  ber  Sinnen« 

oerfe^ooerbefferung,  ber  gemerbli^en  Arbeit  ffir  ben  aScItmarlt; 

III 


-    XXXIV    - 

es  nmi  Sugctli^  alfin}enb,  innerlti^  aber  faul,  toeil  es  ben  6e- 
genfoll  soif^^n  «tm  unb  Kei^  mehrte.  Des  ftetgenbe  8ede|i 
fd^uf  oenifle  Steige  in  ben  6t&blen,  benen  ein  oeratmtes  fianb- 
9oR  segenfibetftanb.  3>ie  gute  Sitte  serfiel  unter  bem  loa^fen* 
ben  Aopitdismus.  Sie  aRinnefSngerieit  seitigte  ben  3erfan  ber 
eteüung  bes  SBeibs;  bos  aBeben,  [eitler  «ufgabe  ber  gatufraUp 
nurbe  lum  ft&btif^  <  gemerbli^en  Sigenbetrieb  unteme^menber 
epesialiften.  SRit  bem  Siitterburg^f  als  aRitlelpunlt  ber  Wth 
t^igfeit  gerfiel  bie  Stellung  ber  Surgfrau ;  aus  einem  nfili' 
li^en  aSeib  »urbe  fie  ein  3{ergc[<l^opf ,  bas  btr  Sunler  t&nbelnb 
an  ben  Slrm  ^ngte.  Die  Sfrauenminne  tourbe  gu  eitel  £ieberli4* 
leit  unb  ber  fippige  SBoIQanbler  ber  (Brogitäbte  fibertrumpfte  ben 
atitter,  Seamten  unb  ftleriler  bur^  Hufoianb,  Sei^tfinn  unb 
3u41Iofig!eit  9lorbi|4es  Velgoerl  aus  ftiem  unb  norminnif<^ 
SRobetanb  aus  ber  Champagne  gierte  bie  (Beftalten  ber  6tabter 
nie  i^e  Zafeln  oon  ben  aBeinen  unb  (BartengeoS^fen  Stt^ 
gunbs,  Spaniens  unb  ber  (E^ampagne  ftro|ten  unb  oon  Sene« 
biger  aBfirgmaren  unb  Spegereien.  Statt  ber  fieinnmnb^mben 
trug  man  (BemSnber  aus  inbif^er  8aumn)oIIe,  ftatt  braunen  unb 
grauen  aBoHIoben  bunte  Stoffe  aus  gflanbem  unb  Srabani  ober 
gar  IRdde  aus  Sammet  mit  ütlasfutter  unb  Qiolbftiderei. 

Sie  estenfioe  Sobenbenfi^ung  burd^  Sf^rftung  uno  S^f^Itung 
oer|c^»anb;  an  bie  Stelle  ber  aSSIber  unb  aBaiben  traten  Obft« 
gfirteit,  aBeing&rten  unb  ^opfenlulturen,  u)el<^e  oon  ben  belie^enen 
VargeIIen6e|i|em  bes  (Brunb^errn  eifrig  beftellt  mürben,  [o  bog 
an  bie  Stelle  ber  (Bro^Bfe  bie  3mergmitt|4aft  trat.  aBer  oer« 
filulbeten  93oben  ^tte,  jtellte  fi^  in  ben  S^ufi  ber  ftir(||e  unb 
na^m  oon  biefer  feine  ^argelle  gu  fielen,  um  bie  S^ulben  los 
gu  metbeUp  fo  bajj  bie  Ciftergienfer  unb  Suguftiner  f^nell  rei^ 
mürben  unb  bie  (Bfiter  in  8efi|  bcfamen,  bie  feit^r  ben  3uben 
Untertan  gemefen  maren.  3n  gang  Oftelbien  namentlii^  fe^en  fidft 
immer  me^r  r^iniffl^franlif^e  Aleinbauern  auf  ben  oon  ber  ftir^ 
enoorbenen  Sroggfitem  feft  unb  pflegten  bort  ben  aBeinbau  unb 
anbere  Singe,  oon  benen  man  feil^er  nid^ts  gemußt  ^tte,  mie 
fi^  Oeftenei(|  unb  Ungarn  mit  baqerifd^en  tiusoanberern  fflllten. 
(Bieng  fo  bie  fianbmirtfd^aft  gum  Kleinbetrieb  Aber,  fo  pflegte 
umgehört  bie  Stabtmirtfc^aft  ben  (Brogbeirieb.  3n  ben  ftidftem 
mürben  bie  Slaturalabgaben  ber  3insleute  an  aBolle,  gfla^  unb 
topfen  bur^  Sereblung  mertooüer  gema^^t,  fo  bog  man  ni^t 


~    XXXV    - 

umlotift  bie  Si|ter}ien[et  bie  aBebermSn^e  unb  bie  Vuguflinei 
bie  Sietbrauer  aenotint  ^t.  Su^  bie  aSeiitie^nten  ber  AUfter 
fonbcti  bun^  einen  regen  SBein^nbel  fluten  Sbfa^,  inbem  bie 
{Q^IieU^en  Sn^isnieberlaffungen  bes  Oibene  ben  Setlcieb 
Qugerorbenlli^  erleltl^tecten.  !i^\xt\S^  3uben  [orflten  im  Si^u^e 
ber  Alofter  ffir  beren  9b(a||.  Slber  ou(|  bas  mtMift  (B^ 
oerbeleben  eniioideUe  [i^  lebhaft;  bie  jlaufleute  ber  einjelnen 
Stationen  bilbeten  in  ben  flrogen  SRarltorten  fianb^mann« 
lüften  unter  SRarttoSflten  (capitanei)  unb  SRarltri^tem 
(consales)  unb  fiafler^u|er  erm&fllid^ten  bie  fiagerung  ber 
SBaien.  Der  ®egenfa|  imVfi^tn  £)[tiom  unb  SBeftrom  ober 
»urbe  burd^  bie  Areujjfige  immer  f^Scfer.  3e  me^r  \vSi  ber 
SBeg  bur^  Ungarn  unb  Aleinafien  bem  Serie^r  erfc^Iog,  um  fo 
me^  fammelte  9{om  mit  Senebig  bie  unjufriebenen  (Elemente 
gum  Kampfe  gegen  bie  £)|tr9mer  unb  Suben  unter  ber  Bfbigge 
bes  SBelfentums.  Z)er  treuefte  S^eunb  be^lelben  mürbe  bos 
m|f if^^englifi^e  92ormannentum.  Die  fteigenben  ünfprfi^e 
ber  6taotsbiener  mürben  babur^  bei^tSnl^  bog  ni^i  nur  bas 
Air^en«  unb  S^ttlmelen,  fonbem  au^  bas  ^eermefen  auf  ber 
Srunblage  ber  C^Iojigfeit  organifiert  mürbe.  Dabuc^  fiel  bie 
Sorge  ber  3ffentli<l^en  Diener  für  3Beib  unb  Ainb  meg  unb  es 
mürbe  ein  aRini|teriaIen|tanb  gef^affen,  ber  leine  anbere  Aufgabe 
lannte  ab  bie  SRe^iung  bes  (Einflu||es  ber  ftir^e. 

Sine  Solge  bes  ermeiterten  Seeoerle^rs  mar  namentli^, 
bag  ft$  Vaoia  unb  bie  9}o[tSbte,  bte  feit^er  ben  Setle|r  gmif^en 
granlrei^  unb  Venebig  oermitlelt  (atten,  in  bo|<nt  Grabe  ge« 
WMi^  \o^ix  buri(  bie  (Einri^tung  eines  unmittelbaren  8er> 
le^s  oon  (Benua  Aber  6icUien  na$  Serien  unb  Kegqpten. 
Diefe  Sntmidlung  ber  Afi|tenfee|4iffa(rt  fteigerie  ben  Serle^r 
mm  9RaiIanb  na^  (Benua  fiber  Üllelfanbria  mie  ben  Setle^r 
(Benuos  mit  Spanien,  firagonien,  6aragof|a,  Barcelona  unb 
SRontpellier.  Diefe  fpani|(|-proDen^aIif4ien  Stäbte,  bie  Öauptfi^e  ber 
£)rbensr{ttei{4|af t ,  mürben  namentli^  ffir  bie  aSoIIftofferjeugung 
SloMtofflinber  oon  größter  Sebeutung.  ganbler  aus  Ueg^pten 
unb  69rien,  aus  C&rie^enlanb,  Palermo,  fßifa  unb  (Benua 
fauften  bort  üren  Sebaif  mie  au^  auf  ben  S^ampagnermeffen 
bie  ^rooen^alen  halbfertige  belgif^e  unb  frans&fift^e  SBoIIftoffe 
^lien  itnb  in  SRontpellier,  gflorenj  u.|.m.  mit  itermesIBrnern 
rot  färbten  unb  bann  als  Purpur  na^  9lHon,  Xqrus  unb  Tripolis 


—    XXXVI    — 

in  69rkn  Dttlauften.  Der  rei^e  Colbregen,  ben  biefet  ^anbcl 
in  bet  ^tooence  eqeugte,  ma^te  6fibfranlrei4  ium  fianb  bei 
Siebet  unb  (gefänge  unb  bies  Xreiben  erteilte  feinen  ^S^eimnlt, 
ob  SeutWanb  in  unmittelbaren  Serle^r  mit  ber  ^rooence  unb 
Sponien  trat  unb  bie  ftSnigsIrone  oon  Vrles  an  bie  ben  Oft- 
rbmem  loo^lgefinnten  ^o^enftaufen  fiel. 

60  i^were  9Bunben  biefe  ma^fenbe  Sebeutung  6panien9 
unb  (genuas  bem  ^anbel  Senebigs  [tl^Iug,  jo  oer» 
ftanb  es  biefes  bo^,  fid^  su  be^auirten  unb  einen  loefent* 
li^en  Xeil  ber  oftr9mifd^en  Srbf^aft  ju  ermerben.  Ate  nabm 
an  ber  Eroberung  9ntio^ien6  but^  ben  (Brafen  oon  SoutOon 
leb^ften  ünteil  unb  na^m  ben  Ofttbrnent  bie  3nfeln 
9{|obU0,  (E^ios,  SamoSf  fiesbos  unb  Vnbros  »eg.  60 
^tte  ber  aSibeiftreit  Senuco  unb  Senebigs,  ber  fi^  alo  ftami^ 
ber  etaufen  unb  Sßelfen  in  bie  ^olitil  |inflberfpielte,  eine  Stei* 
gerung  beo  Serfe^ro  2^^  Solge,  bie  namentli^  6<|maben  ju 
(Sut  lam.  Der  ma^fenbe  Serle^r  Aber  ben  Srenner  nnb  Sfem 
na^  A3In  unb  Snglanb  braute  namentli^  fOr  Ulm  eine  fteig' 
enbe  Sebeutung  unb  feit  1170  maten  bie  SReffen  oon  Sogen 
ber  2RitteIpunft  bes  Dur^fu^t^anbebf  oon  Senebig  nai!^  Sfib- 
beutf^Ianb,  mo  namentli^  SaumvoIIftoffe  au«  69rien  foioie 
6eibe  unb  Spejereien  in  großen  SRengen  ge^anbelt  mürben, 
fo  bag  bie  SoummoIIe  immer  me|r  bie  fieinmanb  oerbrfingte. 
Hud^  fiber  bie  Bfterrei^ifc^en  $8{fe  tamen  Pfeffer,  (BemilrjneKen, 
3ngmer  unb  C^alanga  nac^  IRegensburg  unb  Böhmen  unb 
mürben  ^ier  gegen  &onig,  9Bad^0,  Hermelin,  3obeI,  Sif4<>ttem  unb 
993anro6}ä(ne  au0getauf(|t,  meldte  bie  9{egensburger  aus  SRos' 
lau  fiber  Äiem  unb  fiemberg  (erausbra^ten.  (Ebenfo  maren  fie 
in  9B  i  e  n  eifrige  ftSufer.  Sli^t  minber  aber  als  fiber  $oIen 
fanb  eine  belebte  (Einfuhr  fiber  bie  Oftfee  aus  JRuglanb  ftatt, 
namentlid^  entmidcite  fi^  SBtsbq  auf  ber  Oftfeeinfel  (Botlanb, 
inbem  bie  Jlaufleute  oon  SBisbq  na^  9lomgorob  unb  SRosIau 
reiften,  boit  ^elje  aus  9{ublanb  unb  Srofate  aus  Aonftan- 
tinopel  polten  unb  fiber  $alle  ober  Sraunf^meig  na^  bem 
6fiben  unb  SBeften  meiter  ^onbelten. 

Der  SRangel  an  6<!l^ofmone,  oeI<^en  bie  ma^fenbe  VusfuJ^r 
oon  SBoIlftoffen  na^  ber  fieoante  mit  fi(|  braute,  ffi^rte  feit 
1200  2tt  einer  feit^er  ni<|t  gelaunten  Sntmidlung  ber  S^afju^t 
im  Sbenblanbe,  bie  ffir  bas  13.  3a^r|unbert  4<ttalteKiftif(||  mürbe. 


-^     XXXVII     - 

Die  &Qtt)rt(t}euset  biefer  64afQ>onmenfleit  loaren  bie  Aloftcr^of' 
»idf^ofteit,  namcnili^  in  Snglonb  unb  Sfranbei^ ;  biefen  lauften 
nomentli^  bie  3uben  i^re  SBoIIe  ab  unb  oeclauften  fle  an  ben 
SBebet  unb  bie  Ueberffl^rung  bes  aBeUntatflB  mit  SBoIIftoffen 
lourbe  bur^  biefe  gefteigerte  64l^f2U(|t  eine  beraitige,  bag  bie 
SBebet  na^  einer  gerobfe^ung  bet  9lobitoffpreife  ftreblen. 
(Es  oaren  bie  fransSfif^en  Zu^ma^er,  oeI<|e  suerft  biefen  3<o^ 
but4  ein  Setbot  bet  Sto^itoffousfu^t  su  etreid^en  fugten. 
Sie  nKiten  Stgetli^  barfibet,  baj^  bie  3talienet  auf  ben  S^m« 
pognetmeffen  nut  no$  bie  ^albfabtilate  obet  gat  nut  no4  bie 
Ko^ooIIe  !auften  unb  bas  Spinnen,  9Deben  unb  gatben  in 
gloten}  obet  SRaihnb  u.f.».  beforgten,  tto^bem  abet  i(te  Stoffe 
bann  in  bet  £eoante   als  eibte  panni  franchesci  oetlauften. 

Die  gfolge  btefet  91o^fioffau6fu^n>etbole  auf  SfioIIe,  Arapp, 
SBaib  unb  Aattenbifteln  »at  nun  alletbings  ein  9BoIIptei»abfd^Iag; 
abet  bie  3talienet  blieben  tro|bem  oon  ben  Cbampagnet* 
meffen  »eg  unb  lauften  i^re  SBoIIe  mit  Umgebung  Stanbeicbs 
in  ben  Stieberlanben,  bie  [ie  flbet  Zouloufe,  Sotbeaux  unb  fia 
Modelle  erteilten.  So  jetti^  bos  miclf^aftli^e  8anb  goif^en 
Stanltei(|  unb  Italien  unb  mie  bie  SioHenet  |elbft  i^re  SBoII« 
tfi^t  ^etftellten,  fo  begannen  bie  Stanjofen  i^etfeits,  bie  feitet 
oon  ben  3talienetn  gelieferten  Seibenftoffe  felbft  au  fertigen. 
Den  $auptf(|aben  oon  biefen  9lo|ftoffau6fu^toctboten  (atten  bie 
ftan39{i[4en  AI9ftet,  mel^e  bes^alb  bie  gtimmigften  gfeinbe  bet 
9BebetgiIben  nmten,  beten  fefiet  Otganifotion  bie  Dut^fflbtung 
bet  Sttsfu^toetbote  in  Stanlrei^  gu  oetbanien  mat.  Um  ibie 
SBoIIe  an  ben  9Rann  su  btingen,  gtflnbeten  bie  ftloftet  flbetall 
in  ben  großen  Xu^matlftetfiSbten  ftloftet^ofe  gum  Huffpei^etn 
unb  Kbfetien  bet  SBoIIe  unb  forgten  $anb  in  $anb  mit  bet 
Obrigleit  baffit,  bag  bur^  genaue  Suffi^t  flbet  Sänge,  Steite, 
S&benaabl,  Sirbung  unb  Spptetut  bet  Xfi^et  bie  Sluofu^tioare 
feinen  guten  fieumunb  behielt. 

^anb  in  ^anb  mit  biefen  (Einnistungen  f^Iog  fi$ 
gtanbei^  immet  me^t  ab.  (Es  oeilrteb  bie  3uben  unb  3talienet, 
entjog  i^nen  ibte  aRfin}«  unb  Sanlprioilegien ,  ffibtte  ben 
Silbetgti^^en  oon  Zours  ab  3Bfibtung  ein  unb  [u^te  ben 
fQdf^en,  SmpiWifytn  unb  luncfif^en  SRatft  but^  militatifd^e 
(Expebitionen  mit  (Bemalt  fefiju^Uen.  Ku^  jwang  es,  um  bie 
[eiterige  Blute  bet  (£|ampagnetme|fen  gu  et^alten,  bie  ftanj&f« 


—     XXXVIII    — 

if<l^en  Snbuftrielleti,  olle  i^re  Zfi^et  oot  bcr  9ttsfti|t  eine  be« 
ftimmte  3eit  auf  biefen  aReffen  feilaubteteit.  ®efien  bie  Um' 
ge^ung  ber  (E^ampognetmeffen  burd^  bie  Stoliener  ober  loe^ 
\i^  Sranbeid^  babuti^,  bag  es  bie  (Botonne  mit  (Bemalt  in  feinen 
Sefili  braute  unb  biefen  Sefit|  bis  1303  be^aiqrtete.  Zro^ben 
blieb  biefet  Serfu^i  bie  3talienet  oon  ben  Stiebeilanbcn  fem 
3U  ^Iten,  mirliing0lo0,  meil  es  ben  3t<>Iient  gelang,  fibec  <Benf, 
£qon  unb  burd^  bas  n^ini^I  in  Serbinbung  mit  ben  Sliebei« 
lanben  gu  tteten,  fo  bog  feit  1296  bie  Slorentinet  i^ren  Seboif 
an  englifilier  SBoIIe  in  £9on  beden  lonnten,  bos  (ieburd^  au^ 
ju  einem  @eibe^nbebpla^  etftet  Sebeutung  mutbe,  ioi|rei(b 
bie  SRailfinbet  Zu^ma^er  unb  bie  oon  SRongo  unb  <£omo  f^n 
aSoIIbebatf  Ober  A5In,  Safel  unb  ben  Sott^atb  ^Iten  unb 
bie  Senebiger  Aber  Ulm,  ben  S^^npag  unb  ben  Brenner. 

60  förberte  ber  nationale  Vbf^Iug  granlrei^  ben  Serle^r  jmi« 
filmen  (Englanb  unb  Sialien  bur^  2>euif4Ianb  unb  Surgunb  unge* 
treuer  unb  ffi^rte  1235  gur  Vusfö^nung  gioif^en  ben  SBeIfcn  unb 
(Blibellinen,  gur  6d^affung  bes  SBelfen^ergogtums  Sraunf^meig 
unb  2ur  Uebertragung  ber  oreIatif(^*burgunbif4en  Ainigsirone 
an  ben  ^o^nftaufen  gfriebrid^  II.  SBas  unter  ben  6taufen  ni^t 
gang  buri^effilit  merben  lonnte,  bie  greima^ung  bes  SQeinftroms 
Don  ben  SinnenjöIIen,  gelang  ber  Srei^anbebpolitit  ber  beulf^en 
A5nige  SBil^Im  oon  ^oHanb  unb  9lt<tarb  oon  Snglanb.  Der  eng* 
lif^'Iombarbifd^e  Dur^fu^roerle^r  nad^  SRailanb  unb  Senebig  fonb 
feinen  freien  9Beg  unb  ma^te  Sfr  an  ff  urt  jum  anerlannten 
(Erben  ber  (E^mpagnermeffen  unb  bie  oberbeutfd^en  Keii^ftibte  mie 
SRaina,  6tragburg,  Sofel,  Ulm,  9lfimberg  unb  Xugoburg  }u 
$anbebipI8i|en  erften  Kangs ,  oor  beren  (Blans  bie  Slfite  Slegens* 
burgs  unb  ber  Sonauft&bte  me^r  unb  me|r  gerfiel. 

Den  grbgten  9lui|en  oon  biefem  englift^-Iombarbifi^en  Dur^ 
fu^roerIe|r  fiber  bie  Wpen  ^tten  bie  S^wtii  unb  beffen  grigter 
(Beleits^n,  bas  ^aus  ^absburg,  ber  3nl^ber  ber  (Botl^bftroge, 
mie  Saqein  unb  Zirol  unb  beffen  (Beleite^err,  bas  ^aus  SBittels- 
ba^p  fo  bag  ber  ftampf  ber^^Sufer  3BUtebba4  unb  ^absburg 
in  le^ter  £inie  ein  9BettIampf  bes  Srenner  gegen  ben  (Botl^b 
mar.  Der  Srfolg  bes  Goti^buntetnelmers  reigte  gu  »eiteren 
Slragenbauteni  beren  mi^tigfte  bie  ntut  6impIonftra6e  »urbe, 
ber  es  freili^  nid^t  gelang,  ben  (Boit)arb  ausguftei^n.  Kfa^t 
»eniger  bebeutfam  als  ber  Seile|r  fiber  ben  (Bott^b  aber  mar 


^     XXXIX    - 

bet  Seile^r  über  bf n  Wont  (Ecnis»  beffen  SRittelpunn  bie  (Bern 
fer  9R(|fe  toutbe.  !Da  biefer  2)ur^fu^roerfe^  dbtt  nur  babun^ 
m9gH4  mar,  bog  bie  (Stlettgelbec  unb  3iittt  ^tiabgefc^t  »urbeii, 
fo^n  fid^  bie  Geleits^erm  Qitf  bett  (Bntnbfd^  angeoiefen,  bog 
bie  SRenge  ben  9ttt^en  bringen  mflife,  unb  bies  ffi^e  fd^Iiegli^ 
3tt  einet  Serarmung  beifelben  unb  gu  ben  61finnen  bes 
3ntenegnttm£F. 

!Den  Aaufleuten  im  oflelUfc^n  Slorben  tmir  biefer  englifd^* 
Iombarbif((e  Serle^r  bur^  ha»  9l^int^I  unb  Oberbeutf^Ianb 
menig  eifreuli^.  Sie  ffird^teten  ni^t  mit  llnre<l^t,  bog  baburd| 
i^re  feit^ecige  X^Stigleit  ber  Serforgung  Cnglonte  mit  ben  CEr« 
{eugniffen  ber  fieoonte  fiber  Aonftontinopel  notleiben  IBnnte. 
eine  [teigenbe  SRenge  uon  nieberlSnbif^en  unb  fronjofif^n 
Xiti^en  unb  Cifenmoren  begonn,  fiber  Srounf^oeig  ffiblici  ber 
Siber  no^  £fibed,  9{{ga  unb  9loi9gorob  gu  fttSmen,  feit  bie 
3taliener  ben  gfranjofen  feine  Xfi^er  me^r  ablauften,  unb  fo 
lam  ber  ^onbel  ber  Oftfee  mit  bem  europtif^en  9Beften 
itt  einer  feit^er  nicbt  getannten  Sebeutung  unb  fanb  feinen 
SRiltelpunlt  auf  ber  3nfel  (Botlanb  in  ber  Stabt  SBisbQ, 
fo  bag  3>finemarl  ab  Se^rrfd^er  bes  6unb0  bi^bur^ 
gtogen  9Iu^en  ^tte.  3n  Srflgge  unb  Sntnerpen  entftan« 
ben  Aomptoire  ber  StSbte  Hamburg,  Sremen  unb  fifibed  unb 
es  ftrbmte  eine  fol^e  SRenge  oon  SBoIIftoffen  fiber  bie  Oftfee 
»ie  oom  6fiben  ^er  fiber  bas  Si^xxmit  SReer  nad^  9lublanb 
unb  3nnerafien,  bag  bas  S^afjfi^teroolf  ber  SRongoIen  fi^  (ie- 
bur4  emftlid^  in  feinen  3niereffen  bebro^t  fab  unb  burdb  6ibi* 
rien  fiber  bie  9Bo(ga  nod^  nuglanb  unb  bem  beutfc^en  Often 
oorbrSngie,  feit  bie  !RieberISnber  im  Sunbe  mit  Senebig  fi^  in 
ben  Sefi^  itonftantinopels  unb  ber  S^fa^rtmege  na^  3nner< 
ofien  gefegt  ^tten  unb  bie  »ettbewerbenben  (Benuefen  ab  9)er< 
fiufer  ber  aus  fpanif^r  SBoIIe  gefertigten  bunten  Xu^e  ftd^  mit 
ben  Senebigem  um  ben  leoantif^en  SRarft  janiten.  Spanien 
»ie  Snglanb  »urben  bur$  biefen  lebhaften  Sege^r  na^  i^ren  be* 
beutfamften  9?o^ftoffen  bie  »id^tigften  fiSnber  fener  3eit  unb  »ie 
es  mit  genuefif^em  Selbe  ben  Spaniern  gelang,  fic^  oon  ben 
SRauren  frei  ju  ma^n ,  fo  fcbfittelten  bie  Snglänber  mit  bem 
(Selbe  ber  ^anfen  bie  ^errfdbaft  ber  JRormannen  ab.  Dem 
freunbli^en  ^anbebaustauf^e  aber  3mif<ben  Seoante  unb  $onente 
entfpra^  es,  toenn  1274  in  fiqon  bie  Sereinigung  ber  grie^* 


-     XL    — 

if^n  unb  rSmif^en  ftir^e  fcieili^  (eWoffen  iDttvbe.  Srfiggc 
unbSotcelona  nmreti  bes^alb  au^  Me  Mben  f}Ifi|f,  loeU^  bft* 
molf  ben  SRittelimnlt  bes  abenbISiibif<|Kn  SBoII^anbels  btibcten 
unb  mit  bie  (Benuefen  iire  Galeeren  nad^  itonftantinopel  unb 
jtoffa  fanbten,  fo  fteuerten  bie  $on[en  oon  fiflbed  no4  Sisliqa 
unb  ittffid  fibei  Srfigge  na§  Danjig,  9lifla  unb  Koiogorob. 

Wie  bie  £ombaiben  feii^er  bie  franjölif^e  ftrone  finangiert 
^tten,  fo  befotgten  fie  bies  (Bef^  nunmel^c  in  ben  Rieber* 
lanben  unb  (Englonb  unb  bos  Ie|tere  Sanb  f(^  fi^  infolge  biefcr 
Sb^ngigleil  oon  ben  3toUenern  1213  gejvungen,  fi^  unter  ber 
Dber^o^eit  bes  ^opftes  }u  ftellen.  KunmeQr  traf  biefen  gro^ 
artigen  SBeltDerleQr  ab  gewaltiger  Gd^Iag  bas  ßereinbre^n  ber 
SRongobn,  »el^e  in  rafc^em  Siegesläufe  bos  in  10  Srfliftentfimer 
jerriffene  9iu{|Ianb  eroberten  unb  bie  bann  »eiter  oer^eerenb  na4 
Ungarn  unb  6$Iefien  oorbrangen,  um  bie  englifd^-oenebif^ 
3nterejfen  gu  f^ibigen.  X)ie  f^Iimmen  Solgen  biefer  Sinffide 
»aren  aber  nur  oorfibergef^enbe.  Sie  SRongoIen  ^ulbigten  übe* 
ralen  (Brunb|%n  unb  Begfinftigten  nad^  ibrer  Seftfe|ung  ben 
ßanbeboerle^r  mit  3nnerafien  bunb  mSgige  39H<  unb  fixeres 
(Beleite,  fo  ba|  Sloogorob  »ie  SRosIau,  ftieu)  unb  Zana  ba* 
bur^  2U  ^anbebpli^en  erften  9{ang$  mürben. 

Wit  ber  Sebeutung  bes  nuglanbbanbeU  aber  ^b  fi^ 
mfid^iig  bie  Stellung  O  ft  e  I  b  i  e  n  &  ab  2>urd|fu(rlanb  für 
bie  (Ergeugniffe  $obns  unb  Si^itni  unb  es  ertBnten 
baburtb  mie  guerft  in  Sranlrei^  au^  in  ber  SRorl 
unb  im  übrigen  Deutf^bnb  bie  Jtbge  ber  Seioerbetreibenben 
über  ben  Slo^ftoffmangel  unb  ffl^e  gu  Slnli^en  Sto^ftoffauf« 
fu^roerboten  oie  in  granlreid^  unb  gum  »irtf^aftltd^en  Vbf^Iug. 
Die  Deutf^ierren,  feit^er  bie  bebeutfamflen  S^ü^tx  be$  Ser* 
(e^rs  mit  Sqrien,  oerliegen  bos  £anb  unb  fanben  ein  neues  gelb 
für  i(re  Z^Stigleit  in  Dftelbien  gegen  bie  SRongobngefabr  unb 
loi^renb  bie  (E^ampagnermeffen  oerbbeten,  blfl^ten  granffurt 
unb  bie  oberbeutfd^en  $I8||e  mie  bie  ofteIbif(|en  6tabte  unb  bie 
Sonaul&nber  m&dbtig  empor. 

$anb  in  j^anb  mit  biefen  8er|SItntffen  erreii^te  au^  bie 
Ulmer  aBoIIenmeberei  feit  bem  13.  3a^i(unbert  i^re  (ö^fte 
SnttDidHung  unb  bie  ^erftellung  oon  Geomnb  befd^fiftigte  g(^I' 
reid^e  $&nbe  in  ber  f(|iDfibif<|en  ^ouptftabt  an  er  Donau.  Der 
Ko^toff  ftamm^e  in  erfter  fiinie  aus  bem  fianbe  felbft,  aus 


-    XLl    - 

€4»a(eii,  ufib  Ulm  ftenb  bur^  beffen  Stfocbeittiiifl  im  WHü» 
imitlte  be«  SBeUoerlels».  SBie  in  Stoitlrei^  bie  lombcubif^cit 
IBoIQinblet  i^cn  Sebaif  in  bcn  AI5|ient  einbmflen  unb  bie|e 
finoiqierten,  fo  entftanben  au4  in  Ulm  feit  bem  (Enbe  bts 

13.  3Q^f)unbert0  |o|Irei4e  ftIo|ter^3fe,  oo  bie  gtogen  Aloftec- 
mitif^^en  ber  Umftegenb  i§re  Ko^toffe  aufitopelten  unb  on  bie 
6tob(inMer  oerfouften.  Wer  es  »ot  nic^i  nur  ]^wWA\^ 
SBoIIe,  bie  ^ur  Serarbeitung  fam,  fonbem  über  Aüln  unb  SRains 
ftrSmte  in  fteigenbem  SRage  englif^e  unb  niebeil&nbi|<|e  SSBoUe 
ottf  bem  SBege  na^  bem  Sempag  unb  Senebig  ober  SRailanb 
no^  6^^(en  (erein  unb  fanb  in  Ulm  einen  geeigneten  Ort 
{ur  Serorbeitung,  toos  mieber  boju  f flutte,  bag  ou^  bie  fflb- 
beul|4e  64afitti|t  [i^  beftrebte,  bie  eblere  flonbiif^  SBoIIe  ju 
jfl^ten.  2)ie  politijc^e  Serbinbung  SoQems  mit  ^ollanb  unter 
Aaifer  £ub»ig  bem  Saqem  begfinftigte  biefe  ^anbetebejiel' 
ungen  unb  [eitler  »uibe  SBoIIe  aus  Srfigge  unb  üntmerpen 
in  Ulm  gejubelt,  bis  feit  bem  17.  3Q(r|unbett  on  bie  6teUe 
ber  flonbrif^en  unb  englif^en  SBoIIe  bos  (Erseugnis  ber  Donau« 
Ubiber  trat. 

93ar  bas  13.  So^r^unbeit  eine  3eit  bes  gefteigerten  Sin* 
nenoerle^rs  infolge  ber  Scfil^Iiebung  3nnerafiens,  fo  erhielt  bos 

14.  3^r^unbert  fein  (Beinrage  bur«^  bie  Serbefferung 
ber  $o4feefa^rtstunft  unb  ber  S^merpunlt  bes  politif^en 
unb  mirtf^oftn^en  Xreibens  verlegte  fi^  baburd^  aus  Ober« 
beutf^Ianb  unb  ber  Sil^meis  nad^  ben  oftclbif^en  £&nbem, 
ber  Slorbfee  unb  bem  Vtlontif^en  Oceon,  mo  bie  beulfc^e  ßanfa 
ab  Sermittlerin  bes  6eeoeTleQrs  smif^en  Spanien,  ben  Slieber« 
bnben,  Snglanb  unb  9iuf|Ianb  i^t  f^infte  Slflte  errei^te.  Die 
SRtttelpunfte  biefes  unter  bem  @4u||e  bes  Deutf^orbensmeifters 
oon  Vreugen  jte^nben  norbif^en  SBeltoerle^rs  omren  bie  neue 
donforefibens  £flbed  unb  bie  ^anfaquartierftabte  Aoln,  Sraun« 
f^ioeig  unb  Dansig.  3<i&i^  Mefes  Ser^Itnis  feinen  $ö|epunlt, 
folange  es  galt,  ben  beutf^en  Often  gegen  bie  SRongoIenein« 
fiOe  3tt  f^filen,  fo  mürbe  es  immer  miglid^er,  als  es  ben  Sa* 
tetnem  gelang,  flbfa^  fflr  i^re  äBoIImaren  im  fflbli^en  Sluglanb 
ju  finben  unb  ben  innerafiatif^en  SBarenjug,  ber  feit^er  oon  ber 
SBoIga  na4  iRomgorob  unb  9liga  gegangen  omr,  na^  SRosIau 
unb  bem  S^nrarsen  SReere  ju  leiten.  Der  finlenbe  Slufien,  ben 
^iebunl  bie  norbif^e  SBolIenioeberei  braute,  ma^te  ben  SBett« 


—     XLH    - 

Uwtxb  ber  notbif^en  SBeieroilter  immer  fi^rfer.  3n  Betrai^t 
tam  liebet  oot  ödem  bie  fteigcnbe  (Enimidlung  bes  SBoüenge' 
merbf  in  (Englanb.  3nfoIfle  bec  SeDöIIerung^jund^me  unb  einer 
f(|rQn(enIofen  9lo|ftoffou6fu|t  maren  in  (Englanb  bie  fiebens* 
miiiel  fo  feiten  geworben,  bog  fi^  bie  Sngifinber  me^t  ab  feit> 
^r  auf  ba9  (Eigengemerbe  verlegen  mugtenp  um  ffir  bie  ousge* 
ffi^rten  SBoIIftoffe  (Betreibe  im  Vuslonbe  loufen  s^  ßnnen. 
3)ie9  ffi^rte  sunSd^lt  gu  [^»eren  8em)idlungen  mü  bem  Zu^* 
ma^erlanbe  gfranlrei^,  bem  Snglanb  burd^  bie  fiamif(|e  Sesper 
um  1303  bie  Stabt  Srfigge  entriß.  Xro||  feiner  9?o§ftoffauS' 
fu^roerbote  gieng  eben  in  Sranlreid^  bie  Zu^ma^rei  immer 
m^r  gurfid;  es  lam  2U  ICrbeiteraufftSnben  unb  ganje  6^en 
oon  franjöfif^en  SBebern  manberten  na^  ^ollanb  unb  Snglanb 
au»,  beren  Zu^e  bann  oon  ben  |an[ifö^en  €d|iffen  in  nra^fenber 
SRenge  na^  £)ftelbien,  $oIen  unb  SRuglanb  oerfra^tet  »urben, 
bie  baffir  Snglanb  mit  (Betreibe  oerforgfen.  Vis  DanI  ffir  biefe 
(Betreibeiaufe  mugten  fi^  freiließ  bie  oftelbif^en  fianber  ent< 
f^Iiegen,  ben  englif^en  Zfi^rn  ben  9RaTlt  au  öffnen,  fo  baft 
bie  ein^eimif^e  3nbuftiie  ber  5<^nfQfiSbte  fi^  burd^  biefe  ogra« 
rif^e  greiianbebpolitif  ftati  beeintra^tigt  fa^,  feit  SRarfgraf 
Walbemar  1307  bie  Setreibeauefu^r  menn  au^  nur  bebingt  frei« 
gegeben  ^tte.  SBe^rten  fi^  bie  ^anfaftabte  gegen  biefe  englif^ 
Zud^einfu^r,  fo  antmortcte  Snglanb  fofort  mit  9lepreffoIien. 

9li4t  minber  ^art  als  bie  Deulf(|en  traf  ber  englif<^ 
9Bettbemerb  bie  nieberianbif^en  SBeber,  beren  Stgeugniffe  oon 
ben  CEngianbem  fiberad  im  Suslanbe  oerba^tigt  lourben,  um 
bie  ganfcn  ju  jmingen,  i^re  Zfld^er  in  Snglanb  }u  laufen.  Um 
befielen  in  fönnen,  oer}t$teten  bie  flanbrif^en  SBeber  bes^Ib 
oielfa^  auf  bie  Scraibeitung  englif^er  SBoIIe  unb  oerarbeiteten 
fpanif^e  SBolIe,  meldte  bie  Raufen  oon  Sisloqa  nod^  Siflgge 
brauten.  Snglanb  unb  gfranfrei^  ab  bie  beiben  3ntereffenten 
ber  (Baronneftrabe  fa^en  biefe  (Ermeiterung  bes  (anfifd^en  6ee« 
oerfe^rs  freilii^  nic^t  gerne,  meil  fie  forsteten,  bie  3)etttfd^en 
»erben  i^ren  9erfe|r  bur^  bie  Strafte  oon  (Bibraliar  meiter 
ousbe^nen.  Da^u  lam  es  nun  freili^  ni^t,  loo^I  aber  oer« 
anlogte  ber  engli|4«fran25fif4e  Arieg  um  Sorbeaus  bie  ^anbeb« 
republilen  bes  Sflittelmeers,  (Bcnua,  gbrenj  unb  Senebig, 
unmittelbare  (Baleerenoerbinbungen  bur4  bie  Strafe 
oon  (Gibraltar  nad^  ben  9tiebeitanben  ^erjuftellen,  bie   feit 


—     XLIII     — 

1312  2tt  einet  regelmSgigcn  SerUnbuno  mit  Stfigge  unb 
Xntaoerpen  ffi^rien,  toeld^  bem  Setle^  ouf  ber  ®äionne 
no^  Sotbeoiix  mit  bem  Sinnenoerfe^r  fibet  bie  9Ipen  grogen 
64aben  braute,  fo  bog  fi^  bie  einielnen  fllpenpaffe  ei« 
bitlert  um  ben  Setle^r  saitlten  unb  nomentli^  bos  ^ous  ßabf  « 
butg  immer  eiferffl^liger  ouf  fein  (ScIeUsmonopoI  ffir  ben 
Wpenoerfe^t  tourbe,  bos  es  feit  bet  Stmeibung  Xirob  befa^. 

Jtein  nipenpag  moi  bomate  belebter  al«  ber  8  r  e  n  n  e  r 
unb  ber  Sfern  unb  bie  etroge  oon  Vleran  fiber  ginfter« 
mfin]  unb  £anbed  no^  SRemmingen  unb  Ulm  ober  na^ 
Kugdburg,  fo  bag  biefe  618bte  ben  d^nlopfel  gmif^en  ben 
gabsburgcm  unb  SBittelsboi^ern  bilbeten.  2)er  Brenner  mar 
ber  beliebtefte  Sßa^,  meil  er  ollein  folrbor  mar.  (Es  30g 
fid^  ber  Seile^r  oon  Senebig  ilber  bie  9Ipen ,  ber  frfii^er 
mt^r  na^  Siegeneburg,  $rog  unb  Stu^Ionb  gegangen  mar, 
nunmehr  immer  mebr  na^  tlugsburg,  SRfinc^en  unb  9lfimberg, 
meil  bie  (ßolb*  unb  6ilbergruben  ber  Cberpfalj  unb  Soi^fens 
bie  b9^mif(^en  Sergmetle  an  (Ergiebigleit  3U  fibertreffen  began- 
nen, ttnb  Aarl  IV.  fuc^te  oergeblic^  burd^  Suf^ebung  ber  9RoI« 
bau'  unb  Slbesblle  unb  Aanalbauten  ben  Seile^r  mit  Si^men 
aufregt  ju  ^Iten ;  ber  Seite^r  lief  ber  9iinne  na$,  meldte  bie  9?o^« 
ftofffi^fi^e  aus^o^Iten,  unb  mochte  an  6teIIe  ^rags  SRfirnberg 
ium  SRittelpunIte  bes  Serle^rs  oon  ber  Sbria  }ur  Oftfee,  »eil 
bie  Golbabern  bes  gfi^telgebirgs  (ier  iQren  (Ertrag  ablieferten. 
Sli^t  »eniger  bebeuienb  ftanb  besbolb  au$  Of^^inlf  urt  a.  SR.  ba, 
bie  ^eimot  bes  r^inifd^n  (Bulben,  beffen  SReffen  mie  bie  9Ifim» 
berger  feil  13(K)  fteigenbe  Sebeutung  erlangten  unb  an  bie 
6teIIe  ber  S^ampognermeffen  traten.  Diefe  Stabte  fomie  SR  fi  n  • 
1^  e  n ,  beffen  6teIIung  fid^  namentlf^  bur^  fein  Saljftapelmo' 
nopol  mfid^tig  ^ob,  feit  bie  neue  Stroge  oon  6iraubing  na^ 
(Ebam  unter  Umgebung  fRegendburgs  es  mit  Sd^men  oerbanb, 
mucbfen  immer  mebr  gu  ßanbeI$pUt|en  erften  Xangs  ^txauB. 

Zro^  oller  liberalen  Sotle^rungen  ber  binnenlönbifc^en  (Se- 
lettslenen  gelang  es  i^nen  ober  ni^t,  ben  großen  Sur^fubr« 
gfiieroerle^r  ouf  il^ren  Strogen  feftjubolten,  feit  bie  oerbefferte 
6eetec9ntl  bie  8ef5rberung  jur  See  erleichtert  ^otte.  Die  fiom« 
borben,  bie  feit  1300  bie  Sonticrs  ffir  gonj  (Europa  geworben  moren, 
benfi|[ten  bie  WpenpBffe  in  ber  ^ouptfad^e  nur  no^  für  ben  Ver- 
fonenoerfe^r  sur  Dur^reife  no^  bem  9{§eine  unb.ben  Slieberlonben, 


—     XLIV    — 

»S^rcnb  [ic^  ilft  ®fitfi9erie|r  meift  bur^  bie  etroge  von  Sibraltat 
obet  Aber  Zouloufe  unb  Sorbcaus  oolliog.  Den  Obctbeull^en 
blieb  bes^Ib  ou4  ni^ts  fibrig,  als  [i^  i^nifeito  auf  ben  SBeg 
3tt  machen,  ibre  geioerbli^en  (Erieugniffe  fibet  bos  (Bebiige  no4 
Senebig  2U  fd^offen  unb  baffir  leoantif^e  Sfikr,  namentli^ 
8oum»oHe,  ^rau0}ubiingen,  na^bem  1304  ein  beuil^es  Aouf* 
l^us  obet  Aomptoic  in  Oenebig  gegtfinbet  »ocben  «oat.  6ie 
llogten  babei  ober  freili^,  bog  es  bie  Senebigec  i^nen  gerabe  fo 
mad^n  mie  bie  Dangiger  ben  dollfinbem  mit  SRuglanb  unb  fie 
ni^t  na^  SQtien  }um  (Einlaufe  meitei  reifen  laffen,  fonbem  ein 
Stopelinioileg  beanfimicben  unb  fie  gtoingen,  i^cen  CdSs  in 
Senebiger  Sut  umjufe^en,  »ie  man  i^nen  au4  SU  ^o§(  3bne 
ouflege.  jtaifei  fiubioig  fperrte  bes^alb  ben  Seneblgem  fo  lange 
bas  Selette,  bis  bie  331'^  (erabgefe|t  muiben. 

SBac  alfo  bec  Sinlauf  bei  Senebiget  in  Obcrbeulf^Ianb  im 
14.  3<^§(bttnbert  ein  geringer,  fo  pflegten  fie  um  fo  eifriger  ben 
Setle|r  mit  Serien,  inbem  fie  namentli^  in  Sqpem  Sagbaber 
SaummoIIe  polten.  3^^^  ßauptioettbemerber,  bie  (Benuefen,  aber 
f^&bigten  fie  baburi^p  bog  fie  i^nen  bie  Zfirlen  auf  ben  5^1« 
feiten,  mes^alb  bie  (Senucfen,  ba  i|nen  ber  Serle^r  mit  Aon* 
ftantinopel  immer  f^toieriger  mürbe,  fi^  unter  ben  64u^  ber 
SRosIomiter  ftellten  unb  ben  S^i^erpunft  i^rer  XQStigleit  mebr 
na^  jtoffa  unb  SRosIau  oerlegten,  inbem  fie  ben  9{u|fen  bas 
(Selb  }um  ftriege  gegen  bie  SRongoIen  oorflredten.  Unb  oie  bie 
Senetianer  Aber  ben  Srenner  unb  Sern  na^  ben  91ieberlanben 
reiften,  fo  errei^ten  bie  l&enuefen  ftaffa  unb  9RosIau  Aber  92flrn' 
berg,  Sreslau,  £emberg  unb  Oppeln  ober  bur(b  Ungarn.  (£»  ent« 
brannte  bes^alb  auft  ein  heftiger  Jtompf  gmif^en  Senebig  unb 
Ungarn  um  ben  8efi|  oon  Dalmoticn,  meld^es  als  Sur^fu^r« 
lanb  na4  bem  G^marten  SReere  ffir  bie  Italiener  oon  (bdftfter 
Sebcutung  mar,  unb  er|t  ber  Scriuft  Dalmatiens  burcb  bie  9ttß 
publif  Senebig  im  3a$re  1368  gab  ben  (Benuefen  freien  SBeg 
no^  bem  Often. 

3|re  etopelprioilegien  ma^rten  au4  bie  aßiener.  6ie 
liegen  leinen  Kaufmann  na$  Ungarn  meiterreijen,  fonbem 
i»angen  alle  ^inbler,  i^en  Sebarf  an  Unganooren  in  SBien 
2U  laufen.  Kud^  bas  rei^  entmidelte  (Bemerbe  3taliens  aber 
honite  feit  ber  Stf^Iiegung  Snnerafiens  an  bem  Umftanbe, 
bog  bie  Sbifer  nSrbli^  ber  Sllpen  bie  feit^er  oon  ben  3talienern 


—    XLV    — 

ab  6p<atontat  (eitieBenc  Verarbeitung  ber  leoantif^en  Ko^ 
ftoffe,  namentn^  oon  6eibe  unb  SourntDoIIe,  nunmehr  [elbft  in 
bie  ^anb  tio^men  unb  ben  Stalienern  nur  no^  ben  9lo|ftoff* 
{»if^en^anbel  liegen.  SBI^renb  Sfranbeid^  fic^  namenllii^  ouf 
bie  6eibeniDeberei  legte,  begann  Oberbeut[<^Ianb  unter  Sfi^rung 
Ulms  bie  SoumooIIveberei,  \o  bag  bie  Stoliener  fi$  me^r  auf 
bie  6(^afQioI(»eberei  unb  Sammelfabritalion  gu  legen  begannen 
unb  i|xe  Slo^ftoffe  in  ben  9lieberlanben  unb  in  (Englonb  me|r 
ab  in  ber  fieoante  polten.  Dobei  Ilagten  aber  bie  SRailänber 
unb  (Benuefen,  bag  i^nen  bie  Habsburger  tm  Slfab  bie  3)ur<l(« 
fu(r  fiber  ben  ®ott(orb  bur(|  39ne  erf^ioeren,  unb  Sofern  unb 
Oefleneid^  »ugten  genau,  marum  fie  fi<^  fo  |eftig  um  ben  8e[i| 
ber  SRarlgraff^aft  Burgau  stotfi^en  tCugsburg  unb  Ulm  unb 
um  bie  f^vSbif^e  ^erjogslrone  janlten,  nmr  biefe  (Begenb  bo^ 
ber  SRitlelpunlt  be6  nieberlSnbifd^'Iombarbif^en  Sinnenoerle^rs. 
3)ie  Solge  biefer  Almpfe  nmr,  bag  in  S^mabtn  unb  ber  Sifwtli 
bie  6tSbte  ab  lad^enber  Dritter  ben  9tu|en  Ratten,  fid^  oon  ber 
Sfirftengenmlt  frei  matten  unb  bem  gfrei^nbel  bie  8o^n  ebneten. 
Sin  Seioerbeftaat  fpannte  bem  anbem  ben  9BeItmai(t  ab  unb 
bie  bebeutfamften  SBelt^nbebftragen  {euer  3<it;  fiberall  gab  es 
infolge  ber  Xrbeltslofigleit  Unru^n  unter  ben  Sirbeitern  unb  in 
bem  61reben  nad^  neuen  lo^nenben  (Bef<i8fts3oeigen  lieg  man 
Seibenoeber  unb  Saumo^^Iioeber  aus  3talien  lommen,  um 
beren  3nbuftr{e  in  Oberbeutl^Ianb  |eimi|$  ju  ma^en,  wi^renb 
gan}e  SBarenjüge  mit  SBoIIe  jur  6ee  ober  auf  bem  Kbeine, 
ber  ICare  unb  9{eug  oon  ben  9liebetlanben  na((  SBelfd^Ianb 
gelangten. 

ftein  Haar  beffer  ab  ben  Oberbeutf^en  gieng  es  ben  !ERorb' 
beutfd^en.  6ie  fa^en  {i^  fd^oer  gef^Sbigt  babur^,  bag  Snglanb 
ibnen  nur  no^  bie  (Einfuhr  oon  (Erjeugniffen  gejtattete,  bie  in 
Hanfoftabten  gefertigt  omren,  bog  es  1336  bie  SBoUausfu^r  unb 
bie  SEud^infu^r  oerbot  unb  in  Dberbeutf^Ianb  unb  granlceid^ 
eine  notionale  6eiben»eberei  fd^uf.  Sie  fa^en,  bag  (Englanb, 
wtli^tB  im  Vuslanbe  fiberall  ben  Sf^ei|anbebgrunb|a^  geltenb 
ma^te,  im  eigenen  £anbe  eine  rein  nationale  (Seioerbepolitil 
trieb  unb  bog  burd|  bie  f^ranlenbfe  Kolftoffausfu^r  SRangel 
an  ben  nbtigften  fiebensmitteln  entftanb,  fo  bog  Hungersnot  unb 
tpeft  bie  fiSnber  oet^eerten.  Ueberall  auf  bem  ftontinent  f^Iug 
man  bes^Ib  bie  3uben  tot,  bie  man  nid^t  mit  Unre^t  ab  bie  Sfiter 


—    XLVI    — 

ber  liberalen  3been  betta^tete,  unb  ein  finfterer  Seift  oetioei' 
feinber  9lot  lam  Aber  bie  935lfec  unb  erf^fittette  bas  Stertrouen 
}u  ben  liberalen  offentli^en  Seioalten.  !Die  imtifAx^tn  unb 
^anbelsunterne^mungen  maren  bur^  bie  Unfid^er^eit  ber  Ser« 
(e^rsoese  unb  bie  $reid|4iDanIungen  mit  fold^en  (Befahren  oer« 
bunben,  bag  nur  no^  ganj  lopitallrSftige  Serb&nbe  mit  bie 
englif^e  Stapelgefelli^aft  ber  merchant-adventnrers  ober  bie 
^anfagenoffen  unb  ber  64»&bif4e  Sunb  \iäf  behaupten  (onnten, 
unb  biefe  (Befellf^aften  biltieiten  infolge  beffen  bur^  i^re  gafto* 
reien  unb  3iDeiggef$afte  in  allen  SSnbern  bie  greife  jum 
Stäben  bes  Serbrau^ers.  9Ilan  loar  enlrflftet  fiber  bie  liberalen 
englanbfreunbli^en  9Biüebba$er,  oelc^e  bie  freie  Aornausfu^r 
aus  ber  SRarl  begfinftigten,  bamit  bie  bortigen  (Broggrunbbeii|er 
gute  gfrui^tpreife  |atten,  unb  mit  6pott  unb  Glaube  mugte 
ftaifer  Aail  IV.  oon  3firi<^  unb  Ulm  abjie^en,  mo  ber  onge« 
[effene  Gemetbeftanb  bem  liberalen  Susemburger  mit  (Erfolg 
SBiberftanb  leiftete. 

Sinen -neuen  \iiwtxtn  S^Iag  erhielt  namentli(^  ber  lllpenoer« 
le^r,  als  1358  Snglanb  ben  Oftangofen  erneut  bie  6tabt  Sorbeaus 
unb  bie  (Baronne  abnahm  unb  biefe  6tabt  jum  SRittelpunlte  bes 
abenblSnbif^en  SBoIboaren«  unb  9Bein^anbete  ma^te.  äion  ^ier 
aus  giengen  bie  abenblinbif^en  SBoIIftoffe  na^  Sp^efus,  Sqpem, 
Sleg9pten  unb  Sagbab,  tofi^renb  ruffifiies  (Betreibe,  IBa^^  unb 
Wann  aus  Aonftantinopel  fomie  Pfeffer,  3nbigo  unb  9{eis  bafür 
naii  (Englanb  laanberten,  fo  bog  ber  3nbigo  ben  Sßaib,  ber  Sto^i- 
3uder  ben  ßonig  gu  oerbrangen  begannen.  Vis  bann  1360  gftanl* 
rei^  au$  no^  Calais  an  bie  (Engldnber  oerlor,  mugte  es  fein 
fianb  ebenfalls  bem  fiiberalismus  offnen  unb  auf  feine  natio' 
naie  Slbf^lugpolitil  oergi^ten. 

Unterbeifen  aber  f^&bigten  ber  itrieg  Deutfd^Ianbs  mit 
SRailanb  im  3a|re  1367  nie  bie  Kriege  ber  ^anfa  mit 
DSnemarl  ben  beutfd^en  ^anbel  unb  menn  aud^  ber  griebe 
Don  Stralfunb  1370  ben  ^anfen  bie  6unbj3lle  unb  bamit  ben 
Sd^Ififfel  sur  Cftfee  oerfi^affte,  fo  fefiten  \i^  bie  Snglänber  ben< 
no(^  in  Stormegen  unb  fonft  im  SRorben  fiberall  feft  unb  f^fibig» 
len  bos  Sef^äft.  Der  &arings(anbel,  bem  fi^  bie  ganfen  im* 
mer  me§r  Eingaben,  feit  ber  dSringsjug  fi$  oon  ber  3nfel  Kfigen 
nad^  bem  fd^mebifd^en  64onen  gebogen  ^atte,  brad^te  bie  ^an\tn 
in  immer  fc^Iimmere  g&nbel  mit  Dinemarl,  meines  ben  SBeg 


^      XLVIl    - 

}toif4(n  bcr  9l0cb[ee  unb  D\i\tt  mit  Sollen  [perrte,  unb  führte 
{tim  ftampf  um  bic  3ii|el  (Botlanb  unb  um  bie  33Ue  oon  9Bis(9, 
mit  im  6fiben  [t^  bie  6tabte  mit  ben  Surften  um  bie 
SoIIburgen  X^olm  unb  ^o^cnftaufen  ftciiten.  Die  Strogen 
»arben  bur^  bieje  enbIo|en  Ariege  fflr  ben  Sinnen^anbel 
\o  gefSIrü^,  bag  mon  bie  (Balflenftrafe  auf  ben  Strafen« 
raub  fe^te.  2)ie  Sroerbung  ber  SRatl.  S^Iefien»  unb 
ber  £aufi|  bur^  bos  9lei4  ffl^rte  ju  folgen  6teuerla|ten, 
bag  bie  et&bte  ]i^  gegen  bie  nei^sgcnMiIt  auflehnten, 
»a^enb  ber  Arieg  {mif^en  6)Nmien  unb  Portugal  Sef^Iagna^« 
men  beuif^et  Skiffe  bra^ie,  mel^e  ben  Spaniern  ftriegsbebarf 
gttffi^rten. 

So  oaren  es  |<l^mierige  Ser^Itniffe,  unter  benen  na$ 
Aarb  IV.  Zobe  fein  So§n  A3nig  3BenjeI  bie  j^enf^aft  antrat. 
3toei  $8pfte  in  9{om  unb  Voignon,  bie  fi^  um  ben  (eiligen 
Stu^I  ftxitten,  bereiteten  bie  Spaltung  ber  S^riften^it  oor  unb 
bat  Sttbentum  (atte  ben  9lut|en  baoon.  Der  Kfidgang  ber 
Sefi^ftserlrigniffe  oeranlagte  bie  ^anbebnationen  bes  Sbenb- 
Ianb0,  namentli^  Snglanb,  jur  Hebung  ber  eigenen  K^eberei 
iebe  Ilu0fu|r  bur^  frembe  Sfalrjeuge  ju  oerbieten.  Ueberall 
ipurben  groge  Stapelplfi^e  im  3ntereffe  ber  Stationalifierung  bes 
Crog^anbeb  eingeri^tet  unb  namentli^  mürbe  Calais  ein  großer 
Stopelpla^  ffir  ben  norbif<|en  SBoII^anbel,  auf  bem  nunmehr 
bie  rttjlif^e  unb  polnif^e  9Bare  eine  fteigenbe  Sebeutung  ge- 
QMinn.  3e  me^r  es  am  barem  (Selbe  ju  fe^bn  begann  unb  ber 
fieilfa^  ftieg,  um  fo  ftrenger  (ielt  man  barauf,  bog  lein  bares 
Qelb  ium  £anbe  hinaus  geffi^rt  mürbe,  fonbern  bie  (Einfuhr- 
(inbkr  i|ren  (ErI3s  in  gemerbli^e  fianbeserjeugniffe  um« 
taufc^ten.  Sie  Se^  aber  mie  bie  Sinnenfiragen  mürben  immer 
unfic^erer.  So  mar  bie  Oftfee  fortmä^renb  bur^  bie  „Sitalianer" 
gefa^rbet,  bSnif^  Giraten,  mel^^e  bie  Danaiger  Skiffe  bef^bg- 
na^mtett  unb  fo  sur  See  bte  9loIb  ber  SRaubiitter  fpbllen,  inbem 
fie  bie  3nfel  Gotbnb  mit  (Bemalt  in  Sefifi  nahmen,  bis  i^nen 
Vreugens  Orbensritter  1397  biefelbe  mieber  abnahmen.  Slu4 
bas  mlttelianbif^e  SDleer  mar  in  feiner  meftlic^en  5&Ifte  namenilid^ 
re^t  unfi^r  unb  es  btaifit  nur  ooifiberge^enb  bem  Wpenoerfebr 
einigen  9lut|en,  ab  1390  bie  «raber  bie  Strage  oon  (Sibraltar 
fperrten,  fo  bog  bb  £eoantemaren  in  ben  9liebeibnben  plö^Ii^ 
im  greife  ftiegen.    SRaibnb  unb  gbrenj  maren  baburc^  genötigt, 


~    XLVIII    — 

lic^  erneut  übet  bie  Vlpen  mit  9lieberianber  SBoIIe  ju  oetfe^en. 

aber  biefe  fifinftige  ftoniunitur  mar  nur  ein  oor&(erge|enber 

Stoif^enfall ;  balb  mürbe  es  wieber  [^limmer  ab  fe  unb  Wieg* 

li^  flirrte  om  9lbeine  bie  bauetnbe  Unjufrieben^it  mit  ben 

befte^enben  Ser^Itniffen  jur  «bfetiung   ASnig  SBenaels  oon 

S5bmen  unb  gu  feiner  Srfe^ung  bur^  ben  ißfalsgrafen  Slupre^t 

bei  n^etn,  nac^bem  1385  bie  Subenf^ulbentilgung  unb  aBa^rungs* 

Snberung  oergebli^  einen  Vusglei^  oerfu^t  unb  Iebigli<^  jum 

6t8blelrieg  Qon  1388  geffi^rt  $atte. 

3>i(fe  allgemeinen  Ser^Itniffe  loaren  fflr  bie  (Eniwldlung 

ber  Ulmer  BaumvoKmeberei  beftlmmenb.    1346  mürbe  in  Ulm 

bem  fieineoeberlanbmeti  betoilligt,  eigene  fieinmanbrneffer  unb 

£eintDanb|d^auer  aufjuftellen,  um  eine  glei^mSgige  9Bare  für  ben 

SBeltmartt  ju  gema^rleiften.    Die  gfranjofen  fettigten  bamals 

9iel  9leffeUud^,  mobur^  ber  Vbfa^  no^  S^anlreii!^  notlitt.    Um 

billigen  Slo^ftoff  su  ^ben,  begann  man,  SaummoIIe  aus  Senebig 

ein}ufO|ren.  unb  fi^Sbigte  bamit  ben  ein^eimif^en  fS^aä^bau, 

ebenfo  burcb  bie  Sinfulr  oon  ruffifi^em  gla^s  Aber  bie  ^anfe^ 

ftabte. 

3Bar  bas  14. 3<4t|unbert  bas  3<UaIter  ber  SaumooIImeberei, 

fo  mar  bos  15.  3a^t|unbert  bas  3a^r(unbert  bes  Spegerei' 

^anbels.    ^atte  bas  14.  3<K(t^unbert  bie  Sntmidlung  ber  ^ofy 

feefc^iffabrt  gebraut,  fo  }og  bas  15.  S^^'^unbert  bie  mirtf^ft* 

li^en  Solgerungen  aus  biefem  le^nifi^en  So^f^ritt,  inbem  es  bem 

englif^en  gfre  ibanbelsgrunbfa^  oollenbs  enbgiltig  sum  Dur(^ 

bru^  oer^alf.    Die  Obfefiung  Abnig  SBenjels  braute  bie  erneute 

«uf^ebung  ber  S^^eingBIIe,  ba  es  ben  3ntereffenten  bes 

Sinnenoerle^rs  nur  babur^  mbglid^  erf^ien,  ber  ma^fenben  Se« 

beutung  bes  6eeoerIe(rs  einigermaßen  bie  6tange  gu  ^Iten. 

Die  Serbefferung    ber  S^iffsinftrumente  ^tte  bem  SBeltmeer 

einen  meitern  großen  Xeil  feines  S^redens  genommen  unb  bie 

ßanbebpiaiie  bes  SRittelmeers,   Senebig,  Slorenj  unb  (Benua, 

unterhielten  nunmebr  einen  regelmäßigen  (&aIeerenoerIe|r  einer> 

feits  mit  Slesanbrien,  Beirut  unb  ftoffa,  anberetfeits  mit  fiiffa« 

bon,  Sorbeaus,   Sfrfigge  unb  Sout^mpton,   inbem   fie  Saum* 

molle,  3nbigo,   6eibe,  Spejereien,  Cßetreibe  unb  lUaun  nacb 

ben  9lieberlanben   brauten  unb  norbif^e  e^afmolle  baffir  na^ 

6oufe  nabmen,  um  bie  baraus  gefertigten  bunten  SBoIIftoffe  na<^ 

Damaslus,  Sagbab  unb  ben  ^ontuslinbem   abjufelen.    3m 


-    XLIX    — 

Stttibe  mit  beti  ßollfinbern  gelang  es  ben  (Benuefen,  bie  Dor« 
banelienftiQge  oon  ben  Xfiilen  ftet  {u  galten,  fo  bag  bie  (ol« 
ßnbtf^e  Sflogfie  9on  Sliga  bis  Sbeffa  loe^te  unb  bie  ruffif^ 
Snt^t  ben  ^reis  ber  Oftelbier  in  Sonjig  beeinflußte. 

gffii  ben  eutop&i(4en  Sinnenoetle^r  max  biefer  enividelte  6ee« 
oeile^r  oon  »eitge^enben  gfolgen.  Der  iRfidgang  bes  feit^rlgen 
Dut^f  tt^ipeile^s  m^U  [ic^  immer  glimmet  geUenb,  ^onbel^  (Be- 
oerle  unb  fianbmirtf^ft  litten  ungei^euet  not  unb  bie  Si^erlieitS' 
SuflSnbe  auf  ben  Strogen  mürben  immer  bebenüi^er,  je  me^r 
fic^  orbeildlofcf  (5ef inbel  auf  benfelben  iufammenfanb,  (o  bag  ber 
fpelulatioe  Crog^nbel  fi^  nur  bur^  S^ffung  immer  grSgerer 
^anbeblompagnieen  oor  ben  Gefahren  beden  lonnte,  »el^e  bie 
Unternehmung  bes  Sinfu^r«  unb  Kusfu^rmeiens  mit  fic^  brachte. 
8m  f^Iimmften  mitite  ffir  ben  oberf<^&bi|iten  8erle|r  ber  Arieg 
Jtttifer  6igmunbs  mit  ber  9{epublil  Senebig,  inbem  bie  9{t\iß» 
gennilt  {eben  Serle^r  mit  Senebig  bur((  Zirol  oeibot  unb  oer« 
langte,  bag  bie  beutf^en  Aaufleute  ibren  Sebarf  in  (Benua  ober 
fiber  Ungarn  im  genuefiji^en  ftaffa  am  6d^QHirien  9Reere  beden. 
!Die  Ve^tung  ßerjog  gfriebri^s  oon  Zirol  follte  ben  ^anbete« 
benen  oon  ®enua,  Senebig,  9RatIanb  unb  Sflorenj  jeigen,  bog  ber 
Ittsemburgif^e  SRailgraf  oon  Scanbenburg  unb  ftönig  oon  Ungarn 
mistiger  mar  ab  bas  ^aus  Oeftenei^,  unb  es  (am  ju  blutigen 
(Bifed^ten,  menn  bie  Aaufleute  bem  Serbot  jumiber  auf  Siflti^^ 
megeit  ibre  Senebiger  9Baren  fiber  bas  Sebirge  bringen  mollten. 
Srft  naft  bem  Zobe  ftaifer  Sigmunbs  im  Z^^  1^37  mürbe 
bie  6tra6e  mieber  frei,  bod^  b<^tte  ber  6eeoerIe(r  inamifi^en  bem 
Sinnen^nbel  ben  9{ang  oBIIig  abgelaufen  unb  bie  oberbeutf^ 
Snbuftrie  fa^  [i^  me|r  als  [eitler  auf  ben  !Cbfa|  na<lb  bem  Slbein 
unb  ben  9lieberlanben  ober  na^  ben  ^anfefttbten  angemiefen. 

S){e  oier  ^auptmittelpunlte  bieies  obetbeutl^en  Serle^rs 
maren  bie  6t&bte  gftonifurt  a.  SR.,  9Ifimberg,  Kugsburg  unb 
Ulm  unb  febe  biefer  oier  StSbte  pflegte  ibre  gemerbli^e  Se« 
fonber^it:  gc^^nlfurt  ben  Gelbioe^fel  unb  bie  SRaflerei,  9lfirn« 
berg  bas  $u^'  unb  ftunitgemerbe,  Vugsburg  ben  Spejereibanbel 
unb  Ulm  bie  SaummoIImebeiei.  granifurts  gfinftige  fiage, 
|ioi|^n  Si^in  unb  Donau  ma^te  [eine  Vlejfe  jum  bebeut|am|ten 
SRartte  bes  fibenblanbs  unb  alle  Semfi^ungen  anberer  Stäbie 
i|m  biefe  Stellung  }u  nehmen,  waren  oergebens.  3<  f^mie« 
r^er  fi(^  ber  t[b|a^  ber  oberbeutfd^en  Semerbeei^eugnifle  ge« 

IV 


—     L    - 

ftaltete,  um  [o  erbiitectet  ftritt  man  fi^  um  bie  aRegprtoi' 
lefiien  unb  6trogenbannrc<lbte,  ba  es  nut  bui(^  fol^e  (Bemalt- 
mittel  no4  m9gli(^  f^ien ,  bie  feit^ge  Slfite  eingelner  Set* 
le^rsftStten  unb  SecIe^rsiDege  {u  er^tten.  Set  bebeutiamfte 
Streit  biefer  Krt  umt  bie  ffe^be  ioif^en  fieipjig  unb  ^Wt  um 
bie  aReffen  biefer  Orte.  SBoren  im  14.  Sa^b^nbert  bie  £om* 
barben  bie  Sanliers  unb  aBe^sIer  ber  aanjen  9BeIt  fleoefen,  [o 
flieng  im  16.  3a(rbunbert  biefe  Stellung  m  bie  Oberbeut{<ien 
Aber.  Wd^t  umfonft  nannte  man  im  fernen  ftönigsberg  9lfim' 
berg  ben  SRittelpuntt  daxopas  unb  mit  gutem  Siedete  meinte  bas 
6prfid^Iein  oom  SRflmberger  Pfennig  mit  ilreua  unb  ö^nb: 
M^lfimberger  ßanb  ge^t  burcb  alle  fianb"  unb  oom  Ulmer 
^filier  „mmtx  (Selb  regiert  bie  SBelt''.  Oberbeutf^Ianb,  bas 
feinen  8b|a^  nad^  Stalten  infolge  ber  Snttoidlung  ber  ^oi^fee^ 
f^ifffobrt  an  bie  Snglinber  unb  ^ollSnber  oerloren  ^e,  fanb 
nunmebr  ein  neues  Hbfa^ebiet  in  gf^anfrei^,  Surgunb  unb  ben 
Kieberlanben.  2>ie  grofien  gfinansgefellf^ften  Cberbeutfi^Ianbf , 
bie  aSelfer,  Selin  unb  gfugger,  fibema^men  nunmehr  an  Stelle 
ber  fiombarben  ober  mit  biefen  bie  Snleben  ber  fransBfif^n 
ftrone  unb  Saufen,  SB^men,  Zirol,  Oefterrei^  unb  bie  Ober« 
fifalg  f4#en  bas  (Ebelmetall  für  biefe  Sarleben.  Oberbeutfd^e 
SBe^felagenten  unb  Sfaflore  oermittelten  biefe  (Befi^fte  in  allen 
grbgeren  ißlä^en  gftanlrei^s  unb  ber  9lieberlanbe.  Sagegen 
batte  bie  Gemebeausfu^r  Oberbeutf^Ianbs  feit  1400  mit  fteigcn* 
ben  S^micrigleiien  ju  lampfen.  (Es  feblte  infolge  ber  (Entoid- 
lung  bes  Seeoerlebrs  unb  ber  Zttoler  Sperre  an  leoantif^r 
SaummoIIe,  fo  bag  man  lieber  gum  9tigaer  8fIo(bfe  griff,  ber 
Aber  £flbed  unb  bie  neue  fieipiiger  9Reffe  na^  S^waben  bmt, 
unb  »erarbeitete  biefen  mit  qprifd^er  SaummoIIe  gu  Sar^ent 
ffir  bie  Sfranifurter  SReffe,  oon  mo  er  nad|  ftSIn,  SrUgge,  Spanien 
unb  Snglanb  ging. 

Senno^  geigte  es  fi<b  immer  mebr,  bag  bie  gemerblicbe 
Slusfttbr  Oberbeutf^Ionos  mit  S^micrigleiten  gu  Kmpfen  ^tte, 
mel^e  in  ben  gegebenen  Ser^Itniffen  lagen  unb  mel^e  bie  (Ein* 
fubr  frember  (Bemerbeergeugniffe  bur^  bie  großen  ^anbelsgefell' 
f^aften  immer  f^Iimmer  geftalteie.  $atte  bas  14.  Sabr^unbert 
bie  freie  9{o|ftoffausfubr  gebraut  unb  baburd^  bie  iRo^ftoffpreife, 
oor  allem  bie  Sebensmittelpreife,  gefteigert,  fo  fehlte  es  je^t  ber- 
art  an  9{obftoffen,  bag  bie  (Einfuhr  frember  (Ergeugniffe  immer 


—    U    - 

mt^t  wuit»  unb  bie  Sbclmetallfi^^e  bes  beutfi^n  Boben9  ba* 
ffir  ins  Suslanb  iDoiibeilefi,  fo  bag  eben  nur  bie  iDenigen  8erg« 
iDetbbefi^et  unb  beten  Untetne^mci  (Beminne  maifUn,  lol^renb 
bas  Solf  oetannle,  unb  es  entfianb  foI<(ec  Unville,  bog  es  oiel* 
fa<t  gu  blutigen  tCufftSnben  lam. 

Xio^bem  gelang  es  aber  ben  Snglanbem  immer  me^, 
t^ren  gfrei^anbebibeen  auf  bem  kontinente  Sellung  ju  oer< 
V^tn.  3n  Surgunb,  in  Slonoegen,  in  ^reugen  fogten  bie 
engli|4en  Aaufleule  jum  Serger  ber  beut|4en  bui^  ßanbels« 
vertrage  feften  Soben,  mS^enb  bie  (Einffl^rung  oon  6tapel« 
be|timmungen  in  $arls,  in  Sislaqa,  in  9Iiga,  in  Donsig  unb 
anberen  Orten  ben  ^anfelaufleuten  ein  fcembes  ^anbelsgebiet 
nacl^  bem  anbem  oerf^Iog.  9Be|rten  [i4  bie  !Deut[4en  bur<9 
Sinfu^roerbote  ouf  englifc^e  Xfi^er,  fo  rieten  fi^  bie  (Englinber 
imit  3ntriguen  im  Suslanbe,  namentli<t  in  iRuglanb,  gegen  bie 
beutf^e  (Einfuhr,  inbem  [ie  bie  3>euti(^en  bef^ulbigten,  bog  [ie 
ben  SRongoIen  Reifen  unb  bog  l^re  Srgeugmffe  no4  9Rog,  ®e« 
miijit  unb  Sef^offen^it  minbenoertig  feien.  60  fa^en  fi^ 
bie  beutf^en  Äoufleute  bolb  in  Stuglanb,  Snglanb,  gfranlrei^ 
unb  6|Kinien  i(rer  feit^erigen  d^nbebprioilegien  beraubt  unb 
Dte  bie  anberen  ^anbelsnationen  auf  ben  Sinlauf  in  ben  Crenj« 
unb  Stapelorten,  in  Kiga,  fionbon,  $aris  unb  Sislapa  ange* 
miefen,  mo  fie  fi<^  in  bas  ®ef(^  mit  ben  ^ollfinbem,  (EngMn« 
bem  unb  fiombarben  gu  teilen  ^Iten. 

Die  ffolge  biefes  englif^en  SBettbemerbs  mx  ein  fort« 
oi^renbes  Stnien  bes  beutfften  (Befd^Sftsoerle^rs  im  Sus« 
lanbe,  namentli^  in  Stuglanb,  unb  meil  biefes  (Bef^Sft  au« 
tfidgiengp  fani  aucb  ber  (Einlauf  ber  beutf^en  ftaufleute 
in  ben  Slieberlanben ,  00  bie  ganfen  feit^er  namentli^ 
i^re  SBoüfloffe  unb  SaummoIIftoffe  für  bie  Slusfu^r  na^ 
Kttglanb  gelauft  Ratten.  Dies  veranlagte  bann  mieber  bie 
Slieberianber  baju,  felbft  auf  bie  Steife  ju  ge^en  unb  i^re  (Er« 
i^ugniffe  felbft  ju  oettreibeUp  fo  bog  fid^  beren  !R^eberei  mS^tig 
^b  unb  fortmS^renbe  6treitigleiien  namentlicb  mit  Danaig  ent« 
Itonben,  beffen  ftaufleute  bie  ^Snbler  aus  ber  SRorbfee  unb  ben 
Kieberlanben  an  ber  SBeiterfabrt  na^  Kiga  ^inberten  unb  a^m 
6tapel  in  Danaig  aoMingen.  Smmer  fd^ärfer  geftaltete  \l^  auf  biefe 
SBeife  ber  SBettbeoerb  ber  norbifd^en  $anbeIso9IIer  unb  bie  ^ol« 
Qnber  traten  (4^H^BIi4  ous  ber  ^anfa  aus,  meldte  oetlangte,  bag  fie 


^  I 


—    LH    - 

i^r  (Betreibe  lebiglic^  in  beit  ^anfafiSbten  laufen,  unb  loperten 
ßanb  in  $anb  mit  ben  (Englänbein  bie  beutf^en  Skiffe,  oo  fie 
fol^e  enoif^ten,  fo  bog  Stmfterbom  fein  rofd^es  Vufblfi^en  locfent- 
lid^  feinem  Sntgegenlommen  gegen  ben  englif^en  fiiberolismus 
oerbantte.  3<  m^^v  fi4  f^^^i^  ouf  biefe  SBeife  in  Snglanb  unb 
doOmib  bos  ®etoetbe  ^b,  um  fo  Qb|8ngifier  würben  biefe  £fin« 
ber  oon  bei  (Setreibeeinfu^r  bes  lluslanbs  unb  i>on  ben  9{o$' 
ItoffUnbem  strengen,  $oIen  unb  Sluglanb.  Slamentlid^  ^reugens 
Stellung  trat  in  (Englanb  immer  mistiger  in  ben  Sorbergrunb ; 
es  oermittelte  iioif^en  ber  ßanfa  unb  Snglanb  unb  frSftigte  ]i^ 
burc^  ^anbelsoertrSge  mit  $oIen,  toS^renb  Snglanb  bur^  ben 
6ieg  Sranlrei(|9  im  Z^^^  1^36  feine  lontinentale  Stellung  «er« 
lor  unb  nur  mit  9Rfl|e  Salais  be^uptete,  na^bem  fi^  gfrani' 
rei^  mit  Surgunb  ausgefS^nt  ^tte. 

Die  beutf^e  Stei^sgenmlt  ^atte  auf  bie  Sntmidlung 
biefer  norbif^en  Ser^aitniffe  xoenig  (Einfluß.  9la4  Aaifer 
Vlbre^ts  lurjem  Regiment  begann  bie  lange  Kegierungs* 
geit  ftaifer  J$riebri^0  ni.  oon  Oefierrei^^.  Der  Serluft  oon 
Seigrab  unb  itaffa  an  bie  Xfirfei  unb  ber  Kfldgang  ber  6iel* 
lung  ®enua0  am  S^margen  SReere  fflmmetten  i^n  ebenfo  oenig 
als  bie  inneren  SOfS^rigen  ftfimpfe  ber  beiben  iRofen  Snglanbsi 
»0  fid^  fianbmirlf^aft  unb  ®emerbe  in  harter  S^be  um  bie  ßerr« 
Id^aft  ftrilten.  3e  mc|r  aber  ber  $onbeI  na^  Senebig  bur(| 
Xirol  fi(|  burd^  39ne  gehemmt  fa^,  um  fo  me^r  fteigerte  fi<|  ber 
englil^e  Ueberlanboerle^r  burd^  bie  9liebeclanbe  unb  Surgunb 
na4  fiqon  unb  SRarfeille  unb  au4  bie  oberbeutfc^en  Aaufleute 
genö^nten  fid^  me^r  unb  me|r  baran,  ben  SBeg  ftatt  Aber  Xirol 
na^  Senebig  Aber  Safel  unb  fiqon  na^  SRarfeille  unb  Sarce« 
lona  3u  nehmen,  fo  bog  bie  SReffen  oon  fiqon  unb  Sienne  bur^ 
bie  englif^'franjbfif^en  Kriege,  mel^e  ben  Se[u((  ber  Champagne 
gefä^Ii^  matten,  eine  {teigenbe  Sebeutung  ffir  ben  oberbeutf^en 
^anbel  erhielten  unb  bie  SReffen  oon  Genf  in  ben  ^intergrunb 
br&ngten.  Dod^  matten  nod^  immer  Srfigge  unb  Hamburg  ben 
fionboner  SBe^fellurs  unb  bie  burgunbif^e  Spotte  loar  fo  mi^» 
tifli  bog  fie  bie  oereinigte  englifd^'franjdjifi^e  glotte  fibertrof,  bis 
ber  Iluge  fiubvig  XL  oon  gf^anlreic^  feit  1462  bie  SRa^t  ber 
Surgunben  niebenoarf  unb  fi(^  mit  Defieneid^  in  bie  Slieber« 
lanbe  teilte,  fo  bog  bas  $aus  $absburg  ben  mefteuropäif^en 
Aontinentaloerlebr  mieber  be^enf^te  mit  bas  $au$  Stomanom 
ben  ofteuropäif^en  ganbel  in  feinen  ^nben  l^ielt. 


—    LIII    — 

3m  Ofteit  Suropaft  nmi  feit  bei  Sertteifeung  b€t  SRoti' 
goleit    au0   ftofan    unb  beit  SBoIsaUnbem  im   3^<   1^69 
SRosfou  ber    unbeftcittene     aRittelpuntt    bes    oftcuropfiif^en 
^anbeboeilc^vs  unb    ba«    ^aus    Stvoganoff»  bie    Suggetei 
bcs   Oftens,  leitete  bie  (Er2eugniffe   bes  Ural  unb   Sibiriens 
no^    SRosteu    unb    ben    Donoulanbem.      Dos    Sei^SItnis 
ber  ganfo  ju  Cnglonb  nuibe  bur4  biefen  Slfldgong  bes  Oftfee« 
l^nbehi  immer  f((|Iei!^ter  unb  $onb  in  ^anb  mit  bem  (Erftorlen 
be9  gfrei^nbels  giengen  bie  notiDnalen  (Befi^tspunlte  in  Deutf^ 
lanb  immer  me^r  oerloren.    SRit  innerm  ^aber  bef^iftigt  fugten 
bie  einzelnen  9{ei(^{t8nbe  mie  bos  $<IU9  ^obsburg  eine  mbg- 
li^ft  fiuie  ^auepolitif  gu  ma^en,  fo  bag  ber  ftampf  gegen  bie 
ittgeren  geinbe  in  ben  Sintergrunb  trat,  ma^renb  Snglonbs  ®e> 
iDcrbe  immer  me^r  etftarlte  unb  Iteigenben  Slbfa^  no^  Sluglanb  unb 
eionbinaoien  fonb,  ob  ber  trieben  oon  Utre^t  1498  bem  freien 
^anbel  bie  8a|n  no^  u^eiter  dffnete.    Saut  Ilagten  bie  Raufen, 
bog  ofi^renb  bie  Snglänber  unb  ^oll&nber  i|re  (geoerbeerjeug« 
niffe  unge^inbert  in  bie  ^onfeftabte  ffi^ren,  bie  Deutf^en  in 
(Englonb   ^iloniert  »eibeUi   fobolb  fie  (Semerbeerieugniffe  ftott 
9{o§ftoffc  bringen.    Snglonb  oerftonb  eben  ben  Srei^onbel  ftets 
bo^in,  bog  bie  onberen  £&nber  i^m  t^unli^ft  billig  bie  nStigen 
no^toffe  befd^fften    unb  ouf  beren  geverbli^e  Serarbeitung 
oersi^teten.    Xro§  aller  Srei§anbetegrunb|8^e  soang  man  bie 
Detttf<l^n,  bo«  (Selb,  bos  fie  in  Sonbon  ffir  i^r  preugif^es  (Betreibe 
ISften,  in  englifd^e  Zfi^er  umsufe^en,  unb  bie  fortiDä^renb  unter 
ben  ni^tigften  8oru)Anben    erfolgenben   Q^\Wsbt\i^Uiinü^mttt 
fanben  i|re  (Erlebigung  meift  in  b  e  r  SBeife,  bog  ben  beutfil^en 
Aottfleuten  erft  i§re  $rioiIegien  in  ben  ganbeb^fen  ju  £on- 
bon,  Soften,  £9on  u.f.m.  gelfinbigt  unb  bann  nur  unter  ber 
Sebingung  erneut  mürben,  bog  bie  Deutf^en  auf  Sntf^ibigung 
Serjiilit  leifieten.    Den  (5runb  }u  ben  Sef^Iagno^men  ober  gab 
bie  peinlii^e  Seftimmung ,  bog  bie  $onfen  nur  fol^e  (Erjeugnilfe 
einfahren  buiften,  bie  in  ^anfeftfibten  gefertigt  moren.    9li^t  uiel 
bcffer  ob  bie  Sngianber  moi^ten  es  ben  Deutf^en  freili^  bie  $oI« 
Bnber  unb  bie  S^Ige  biefer  Ser^Itniffe  mar  ein  immer  fd^Iimmer 
H  geftaltenbes  Slotleiben  bes  beutf^en  9uftfu|rgemerbs,  bos 
]oieber  «rbeibbfigleit  jur  gfolge  (atte  unb  groge  Unfi^er^eit  auf  ben 
etmgen  erjeugte,  meli^e  in  Dberbeutf^Ionb  erft  nod^Iieg,  ob 
mit  Susgong  bes  3a^^unberts  feit  1488  ber  S^mäbif^e  Sunb 


—     LIV    — 

als  SctUnbttitg  bet  Stittn  unb  ^rSIoten  mit  ben  Slei^sfttbfen 
etfolgtei^  bem  9{&u(cnDe|en  entflegenotbeitete,  inbem  er  ein  ein- 
lettli^es  SoH'  unb  aRfin2»e|en  anbaute  unb  fo  ben  ^uptfitunb 
iu  ben  fottiD&Qrenben  (6atxht\i^\^nc^mtn  »egen  3on(interiie(« 
nngen  aus  bem  äßege  riumte. 

SQIe  blefe  Stereinbocungcn  oenno^ten  ffeili^  bie  f^Hm« 
men  S^Igen  ni^t  aus  bem  9Bege  ju  rtumen,  »el^e  ber 
gtiebe  gu  littest  »ie  bet  englifil^flanbinaoif^c  i^anbelsoertiag 
oon  1490  unb  bie  ruffif^-banif^e  Vllians  oon  1493  ffit  ben 
beutl^en  £)|tfee^nbel  bta^ten.  2)ie  Seifu^e,  bie  3nlecei|en 
Donjigs  unb  Smfterbams  ausiuglei^en,  blieben  uergebli^  unb 
feit  1496  Hefeite  ein  englif^er  ^nbelsoertrag  mit  Stiga  biefe 
6tabt,  in  melier  bie  IDeutf^en  feitet  Zaufenbe  oetbient  ^en, 
ebenfalls  bem  englif^en  8|rei|anbel  oollenbs  gang  aus,  mie  au^ 
bie  6etab|e|ung  bes  englifil^en  aßollftapelgelbs  in  (Eolais  bem 
beutf^en  ^anbel  Mabete.  Sa  bi^c  immet  me^  tuifif^  SBoIIe 
geftapelt  mürbe,  brd^e  |i4  bas  Servituts  um  unb  ruffifd^e  SBoIIe 
unb  rupc^e  Xfl^er  begannen,  na$  bem  äBeften  gu  ftrbmen,  [tatt 
bag  bie  SRieberlanbe  unb  bie  Dberbeuif^en  ben  ruffif^en  SRarlt  oer- 
[orgten.  Die  Sngl&nber  mehrten  biefen  Stoben  babur^,  ba^  fle 
bie  Cinfttbr  oon  Sorbeauimeinen  unb  SBaib  nur  no<$  auf  eng- 
lifi^en  Skiffen  bulbeten  unb  i^re  SRarine  babur^  berart  ^ben,  bag 
i^re  ftauffo^rer  balb  als  bie  beften  unb  gmedmi^igften  ber  SBett 
galten,  melden  bie  beutf^en  S^iff^  ni^t  me^r  gema4f<n  maren. 

6o  mar  bas  (Ergebnis  ber  perfib  einfeltigen  englij^en  gret' 
^nbebpolitil  bes  15.  3a^r§unberts  ber  9luin  bes  beutf^n 
Vusfu^rgemerbs ,  aber  au4  ber  Untergang  bes  burgunbij^n 
Slei^s,  mel<lb^s  ben  (Englinbem  ben  @4Ie|ipcr  auf  bem  Aonli' 
nent  gemalt  |atte.  Seine  SRa^tmittel  giengen  an  granlrei^ 
unb  Deftenei^  Aber,  mibrenb  bie  oberbeutf^e  3nbu|trie  mie  ber 
norbbeutf^e  ^anbel  mit  ben  oberbeutft^en  (Bemerbeergeugniffen 
einen  oollmertigen  (Etfa|  in  ben  oftelbif^en  Ko^obulten  ni^t 
fanben,  mcil  bie  Sngl&nber  bie  St^eberei  mit  biefen  (Ergeugniffen 
felbft  in  bie  $anb  nahmen.  Die  (Entbedung  bes  Seemegs  nad) 
3nbien  im  ^a^re  1487  unb  bie  (Entbedung  Umerilas  erfi^Iogen 
ber  9lo|ftoffgeminnung  neue  SSnber  in  (Begenben,  meld^  ben 
9BeItoerIe(r  oon  Deutf^Ianb  ab  in  neue  Sahnen  leiteten,  mel« 
<^n  bas  beutfi^  gemerbli^e  Vrbeltermaterial  »o(I  ober  Abel  na4« 
gie^n  mugte.    Die  SRogli^Ie it  ber  ^robultenoermebrung  loar 


—     LV     — 

bamit  ins  Ungcmelftne  gefteigert,  »orf  \i^  ober  {unS^ft  oor« 
itemli^  auf  bos  (Bebtet  ber  (EbelmetoIIgeiDinnttng  unb  f<)uf  ba« 
bttt^  eine  ^teli|teigetnng  ffir  olle  fonfligen  Sobenetseugniffe,  wtl^ 
ben  fBo^Iftanb  bes  fianbioicto  mehrte,  obet  bie  fiebens^Uung 
bes  ni^t  gtunbbefi|enben  (Beverbetreibenben  unb  bet  bienen* 
ben  6tfinbe  in  6tobt  unb  £anb  oerteuerte  unb  nomentlid^  bie 
oberbeutfd^e  SBebeiei  buri)  Sr^S^ung  bei  Ko^ftoffpieife  fi^ver  ttof. 

Die  oUen  Sinnen^anbebfttogen,  ook  aHem  bie  Zirolef  Sinie 
nod^  Senebig  mit  ber  6eefQ^  na^  Sqrien  unb  SegQfrten, 
oetloren  buri^  ben  6cen>eg  na^  Z^hitn  unb  Umerila  einen 
grogen  Xeil  i|ter  Sebeuiung,  mie  au^  bie  6tenung  aRosIous 
unb  bie  Sebeutung  ber  inneraliatif^en  3ttfu(r  boburd^  bebeutfam 
bo^inf^mol].  Stellten  bod^  bos  »eftli^e  gelegene  Vmertia  »ie 
bie  uon  9Be|ien  erfolgenbe  3ufu|r  om  ftop  oorbei  Ro^itojf' 
mengen  jur  Serffigung»  mit  benen  bie  fieoante  ni^t  me|r  Ion* 
furrieren  lonnte,  fo  bog  ber  Serte^r  über  bos  SRitielmeer,  bos 
S^monte  SReer  unb  bur^  3nnerofien  |i4  me|r  ouf  bie 
Serforgung  ber  lotolen  SRSrfle  befil^rSnlte ,  mS^renb  ben 
Sto^m  bes  neuen  Serle^rs  mit  Oft«  unb  SSeftinbien  bie 
^ofenpIS^e  £if[obon  unb  ümfterbom  ob}u{43(rfcn  begonnen. 
!Die[e  meftlid^e  Sufu^r  mor  es,  meldte  uor  ollem  Sronbet^  feine 
feit^rige  Stellung  oIs  bebeutlomftes  Sinfu^rt^or  oerfc^offte.  9Ron 
gemS^te  |i<^  immer  me§r  boron,  ben  Seborf  ni^t  me|r  in 
Senebig,  in  SOln,  Srflgge  ober  fifibed  su  beden,  fonbem  mon 
reifte  no4  fi9on  ober  Xouloufe,  mo  mon  bte  3nbiennmre  aus 
porlugiefif^er  ^onb  om  billigflen  bejog,  unb  bie  gobsburger 
folgten  lebiglid^  bem  neuen  aBelt^onbelsguge,  »enn  fie  ben 
@4mei)mnlt  i^rer  gouspolitil  feitber  oon  9Bien  unb  3nnsbrud 
no^  SRobrib  verlegten,  »ie  fie  bem  SBelt^onbel  ou4  no^  ben 
Kieberlonben  folgten,  immer  mit  bem  Seftreben,  bie  3n|ober 
ber  ergiebigften  SoIIftatten  bes  SBeltoerle^rs  au  bleiben. 

%u^  Snglonb  empfonb  biefe  Sebeutung  ber  neuen  Sto^ftoff« 
quellen  in  unongene^mer  SBeife.  Seine  SRoc^tftellung  in  ber  8e< 
^4ung  bes  aBoIl^onbels  gieng  bo|in  unb  1558  oerlor  es  ben 
SBoIIftopel  2u  (Eolois  on  bos  glfidlt^ere  Sronheii^,  beffen  Rubels» 
l»Iitif<l^r  Stern  nunmehr  bouemb  emporftieg.  (Eine  neue  3eit 
mor  ongebro^en  unb  3o|r|unberte  moren  erforberlid^,  um  bie  be« 
fte^ben  Ser^Itniffe  biefer  neuen  3eit  onjupoffen.  9im  f^mecften 
mürbe  bies  bem  oberbeutf^n  gemerbli^en  ^robugentenftonbe,  uor 


—     LVI    - 

ollem  bei  aOeberct.  (Et  ^tle  feine  Slfite  bec  Z^atfai^e  oer- 
iKinn,  bag  et  feinen  6t^  an  ben  ^ii|itfSd^Ii(^ften  Umf^Iogs«  nnb 
Stopelplfi^en  bes  oftioef tli^en  Duri^fu^tDerle^is  gehabt  ^tte.  9lttn« 
me^r  oerloc  er  biefe  (Btunbloge  unb  bei  neue  loeft-oftli^e  Dutd^fuir« 
oerie^  f^uf  in  ben  6eepI8^en  SBefteutopos  neue  Slfitten  bei 
aBieberoerorbeilung,  feit  bie  SaumvoIIe  ftatt  Aber  Senebig  übet 
aRotfeUIe  ober  Srnftetbom  no^  bem  kontinent  gelangte.  Der 
ein^eimif^e  Slod^0  unb  bie  ein^imif^e  @^a\wo\lt  oermo^ten 
baffir  lein  ouerei^enbe^  (Erfo^mittel  ju  bieten,  oenn  fie  au4  im- 
merhin eine  geioiffe  fiebensl^Itung  ermögli^ten  unb  (Brog- 
^bler  laufen,  bie  \lify  mit  bie  S^SIer  unb  ^ermann  gu 
Grafen  unb  gtei^rren  auff^uMingen,  inbem  fie  bie  SpanienooIIe 
oerarbeiteten  unb  bie  baraus  erjeugten  993aren  no^  Sf^anhei^, 
nad^  3<ttUen  unb  ben  Donaultnbern  oerfanbtcn. 

Der  ßauptfibelftanb  bei  allen  biefen  (Bef^Sften  mar  eben, 
boj^  bie  ungc^uren  Ko^ftoffmengen  bes  Vuelanbs  fo  oiel  frembe 
(Bemerbeer^eugnifle  auf  ben  SBeltmarlt  unirfen,  bag  bie  ein^im« 
if^en  £9|ne  su  teuer  maren,  um  einen  »o^r^ft  ertragrei^en  93ett- 
bevetb  mit  ben  9lieberlanben  unb  3talien  ju  ermbgli^en.  Diefer 
Uebelftanb  ffi|rte  auf  ben  Sebanlen,  bie  menf^Ii^e  ^anb  bur(^ 
Ifinftlii^e  SRitiel  ju  erfe|en  unb  bie  bo^nbreil^enbe  (Errungenf^Kift 
auf  biefem  (Bebiete  bilbete  bie  Srf  inbung  bes  Spinnrabs  unb 
bie  (Erri^tung  gemeinfamer  6pinnftuben,  oeb^e  bie  Vneiferung 
unb  fortm&^renbe  Beauffi^tigung  ber  Slibeiter  geftattete.  Dabur^ 
f^vanb  feit  1500  ber  f^Bnfte  mirtf^ftlid^e  3eitabfi(nitt  Suropas, 
bas  3<i^<^H^i  ^  ^ausgemerbfli,  unb  bas  3<it<tl^<^  ber  SRanu- 
faiiur  begann.  9Ran  entriß  bie  erjeugenben  ginbe  ber  gNimi* 
lienveilftfitte  unb  oereinigte  fie  in  gemeinfamen  Srbeitsftotten  5u 
^ofbetrieben,  mel^e  eine  billigere  Srseugung  mittelft  ber 
Vnioenbung  bes  Spinnrabs  unb  ber  ürbeitsteilung  ermSg* 
listen,  }erfi5rte  bamit  aber  au^  bie  feit^erige  intenfioe 
gamllienmirtfd^aft  unb  bie  bebeutfame  Stellung  ber  beutf^en 
Hausfrau.  Das  3<itoIt^K  ^t  ^ofoirtf^aft  §aite  feit  bem  3a|re 
1000  bie  Stellung  ber  ßof^nin  ma^tig  gehoben,  bie  3eit  bes 
l^anbmerlB  feit  1300  unb  bes  gouf geoerbs  feit  1400  einen  immer 
»eitern  ftreis  felbflftonbiger  »eibli^et  (Exiftenien  ermögli^t. 
9{unme|r  bahnte  bie  SRanufaltur  eine  9lMUfyc  jum  ^ofbetriebe 
an  unb  oeningerte  babur^  ben  Jtreis  ber  im  eigenen  $eim  oal' 
tenben  grauen,  bis  feit  1700  bie  ffabrif  bie  «nja^l  ber  felbft* 


-    LVIl    - 

fffinbigen  ^ousfroufn  no^  miitt  otifleinerle.  Sin  uitgc^ures 
SBo^en  bes  ftopUaltomus  idoc  bie  unaiisUeiUi^  Solgc  unb 
bie  Ketijett  mit  i^er  S^offung  eincf  oufloebUbeten  Seomten* 
[tonbs  obb  no(^  lange  bebfiifeit,  bis  bas  ^aiugeiDCibe  mit 
Silfe  bcr  cleltri|4en  Jtroflleituns  wMtx  au  einer  (Enoeiterung 
ber  felbftftänbigen  ntibli^en  Osiftensen  ffi^ren  mitb. 

So  lann  man  furg  fagen,  bag  mit  bas  10.  3a|r§ttnbed 
ein  3^iittH<i  ^*  beutf^en  Sifen«  unb  Silbetbaus  mar,  bos 
11.  So^r^unbert  bie  fieinemeberei ,  bos  12.  3a|r(unbert  bie 
SBolIenmeberei,  bo0  13.  ^a^unbert  bie  SSrberei  in  Seutfd^knb 
entmidelte,  mi^rcnb  bas  14.  So^^unbett  feine  Signatur  bu»^ 
bie  SaummoIIoeberei  unb  bas  15.  Sa^i^unbert  bui^  ben 
Spegerei^nbel  erhielt.  Unb  mie  jebes  3<t|<9unbeit  eine  anbere 
Stommes^ygogsfamilie  als  neid^sobec^aupt  s^igt,  fo  bilbete  ben 
^nbelsmitlelfmntt  bes  10.  3o(r|ttnberts  bas  filbenei^e  Saufen, 
bes  11.  So^r^unbeits  bas  flad^rei^e  0|tfran(en,  bes  12.  Salt* 
(unbexts  bas  mollemei^e  S^oMiben,  mt^renb  im  13.  3a^r* 
^unbert,  enlfpte^enb  ber  gune^menben  Sebeutung  bes  beuif^en 
SBellDerletrs,  fi^  bie  Prften  bes  Suslanbs,  bie  ^ollinber, 
Sngianber  unb  Spanier,  um  bas  Sle^t  auf  ben  beutf^en  X^ron 
[Iritten,  ber  f^Iiebli^  n<^4  ^^  A&mpfen  bes  14  3a^r|unberts 
{oif^en  ben  Saqem  unb  bS^mif^en  £usemburgern  mit  bem 
Seji^r  ber  ®eleitored^te  bes  fllpenoerle^rs,  bem  Saufe  $abs« 
bürg,  im  15.  3<t^^unbert  biefem  oerblieb.  Deutlid^  aber  jeigt 
ber  oerglei^enbe  Uebeiblid  Aber  bie  politifd^en  aRa^toer(&Itni|fe 
unb  bie  Kolftofferjeugung  bes  aRitteklters ,  bag  bie  Snlmid^ 
lung  ber  politif^en  äRac^t  eines  beftlmmlen  Solls  ab* 
bBngig  ift  oon  bcr  Snlmidlung  ber  SBelt^anbelsmege,  bag 
biefe  Sntmidlung  ber  ^anbelsmege  aber  mieber  oon  ber  natflr* 
Kellen  Sntmidlung  ber  9to^ftoffer]eugung  abfängt  unb  bog 
bie  Verarbeitung  ber  gewonnenen  SRo^ftofff^^e  bort  i|ren 
natfirli^en  Soben  finbet,  mo  i^r  bie  Serbaltniffe  ein  billiges 
Srbeitermaterial  auf  bem  SBege  oon  ben  Sloiftofflfinbem 
nad^  ben  Serbrau^ffinbern  in  geeigneter  SBetfe  gur  Serfflgung 
ftenen. 

2)er  itoeUe  ober  befonbere  Xeil  giebt  erftens  eine  S^H« 
bentng  bes  lUmer  ®ro6§anbeIs,  junoi^ft  bes  Ser^tniffes 
oon  Sinsellaufleuten  unb  $anbelsgefellf(^aften.  Die 
9nge^rigen  bes  Ulmer  (Broblanbels  bilbeten  ben  ffinflen  Stanb, 


~   Lvm  - 

toi^renb  bet  etfte  bie  Geiitli^en,  ber  {oeite  bie  SliUer»  ber  bvitte 
bie  Stabibeamten,  bet  oiertc  bie  Slentner  baiftellte.  Die  5oupt' 
(anbebpli^e  ffir  Ulm  wattn  um  1490  SHexonbrien  unb  Aieo, 
3>amaslu0,  Settut  unb  ZripoHs,  gfamagufta,  Aonftanlinopel, 
Aoffa,  Senebig  unb  Genua,  Genf  unb  fiQon,  Adln,  gfronffutt, 
9lfitnberg  unb  tCugsbutg.  Die  Sliebctldnbe  unb  bie  ^onfaftibte 
lomen  ffit  Ulm  ni^t  unmittelbot  in  Setta^t.  Die  Aaufleute 
iDaten  bet  oi^tiglte  otonb  Ulms,  i^te  oii^tigften  Sertretec 
loaten  um  1490  bie  gfomilien  bet  ^unftSttet,  Stotengdtet^ 
^ommetflfitlet,  (Buffenfitbtet ,  SBiitenberget,  fiieb^tb,  $u|, 
fiupin,  64Ieid^et,  6itempflin,  Stern,  Kod^bauet,  Of^eimer, 
91311,  (Sriefinget,  Aobolb,  aBeitmonn,  (Setft,  9Ii||,  £3fi^nbtanb> 
Atafff,  X^Ifinget,  SBiebetfafi  unb  $fan||elt. 

SBaten  biefe  $etfonen  leine  Stobtebelleute  obet  ffiefd^Ie^tet, 
fonbetn  geptten  bet  Aaufleute«,  fttimet>  obet  SBoII^nbletjunft 
on,  ie  na^bem  [ie  mit  Sal]  unb  (Eifen,  mit  fieinmanb«,  Spejetei* 
unb  SIIeniDQten  obet  mit  SBoIIe  unb  SBoIInHxten  Baubeiten,  fo 
nKtt  bet  eigentliche  (Brog^bel  im  Sefi^e  bet  gtogen  ^on* 
beUgefellfd^aften ,  oon  beten  Dioibenben  bie Stobtgef^Ie^tet 
unb  9littet  menigjtens  feit  bem  15.  So^t^unbett  ju  einem  guten 
Zeile  lebten.  Diefe  befogten  fi^  namentlich  mit  bet  Saum- 
oolleinfu^t  unb  Satd^entausfu^t.  :iü^\xt\itt  (Sef^Iei^tet  finb 
auf  bem  ftomptoitftu^I  in  i^ten  6tanb  getitten,  nit^t  auf  bem 
Sldetpfetbe.  Die  3ünfte  befeinbeten  biefe  ^anbelsgefelU 
f^aften  feit  1429,  oeil  fie  ben  SBag^ausjioang  be»  ftauflKiufes 
umgiengen,  unb  man  bestätigte  fie  teiln)eife  bes  Settats  oon 
Aaifet  unb  neid^  an  bie  Stanjofen.  Sb  bie  gtSgten  ^anbete, 
gejellf^often  galten  feit  1513  bie  Sfuflfi^^i  SB^Ifet  unb  Saum* 
g&itnet  oon  tlugsbutg.  Det  (Btog^nbel  wat  bis  900  in  ben 
^Snben  bet  Suben ,  feit^et  goben  fi^,  oeil  fi^  bie  Unm3g« 
li^Ieit  immet  me|t  etgab,  bie  sa^Itei^en  Ainbet  bet  Seamten* 
gef^Ie^tet  obet  ÜRiniftetialen  alle  in  Seamtenftellen  untetju« 
btingen,  au^  ja^Iteii^e  Seamtengef^Ir^tet  mit  bemfelben  ab, 
mS^tenb  fie  ben  ftlein^anbel  als  ni^t  ftanbesgemSg  miebcn. 
Die  ftteu}3flge  me^tten  biefe  Sepflogen^it,  abet  feit  1200 
mutben  bie  (EittSge  Iteinet  unb  bie  eingelnen  ftauf^etten  oet> 
einten  fid^  2^  6<tnbeIsIompagnien.  6eit  1300  ttat  bie  (Benoffen* 
f(^oftsfotm  jutfid  unb  bie  Setbänbe  geftalteten  fi^  immet  lapi« 
taliftif^et.    Slls  ftanbesgemtg  ffit  ben  Seamten  unb  Slittet  bet 


-     LIX    — 

6ttbte  galt  1496  bcr  (Bro|^nbeI  mit  (Barn,  310114  unb  Sein* 
nMRib,  mU  Sbelftehi,  6iI6er,  (Bolb,  Rom,  9Bein  unb  64mieb^ 
oaten;  au4  buYfte  er  (tili  (Selb  einem  3&nft^<n  ab  ftlUer 
Zeillaber  geben.  SRo^  auaolrts  burfte  ber  ^atricier  oerlaufen 
wa  er  iDoIIie,  in  ber  6tabt  felbft  aber  burfte  er  nur  im  Grollen 
ganbcl  treiben. 

Die  baufrtfS^Ii^ften  ^^nbebgeMIe^ter  tllms  OKiren  bie 
6 1  r  0 1  i  n ,  ein  altes  (Befcble^t  aus  @t.  Sallen.  6ie  nwren 
f^on  um  1100  in  Ulm,  befolgen  bie  Raifer^yfol}  im  6tabel^fe 
unb  ^tten  ^o^itsre^te  in  ben  Dbrfem  Sbftngen,  S^nürt^« 
lingen,  9leu^u{en,  ^ola^im,  gfinningen  unb  fCuf^im,  bie  |ie 
oon  bem  Ulmer  9man  (praetor)  Aonrab  oon  SBeiben^rn  ge« 
lauft  ^tien,  fomie  bas  ^o^^onat  ber  jtir^e  su  €t.  3abb  auf 
bem  Zaubenpli^le ,  ein  9{c4t,  bas  erft  1465  an  ben  91at 
brni.  1292  maren  [ie  capitanei  ober  Stobtoögte.  Die  Ulmer 
gerflorten  i^re  8urg  9Ieu^u|en  unb  ber  ^Ifidgang  i|rer  Ser» 
^Itnilfe  ma^te  fie  aus  Beamten  unb  (Brunbbefi|em  ]u  (Brog* 
b&nblern,  als  toeld^e  [ie  1348  S^^nnbriefe  für  Sopern,  8ran- 
benburg  unb  Xirol  enoarben.  flu^  bie  S^inger  trieben  (Brob* 
banbel.  6ie  serfielen  in  }oe{  Zeile,  bie  Q^inger  oon  £)e|terrei(^ 
unb  bie  (E|inger  oon  SRailanb.  Die  C^inger  oon  SRailanb 
moren  urfprfingli^  ^elfenfteinif^e ,  bie  Sbinger  oon  Oefteuei^ 
bambergil^e  £e^ensleute  unb  fpSter  praefecti  unb  capitanei  in 
Ulm.  1290  [tifieten  |ie  bas  itari^uferHofter,  1292  »aren  fie 
3unfimeifter  ber  (Bevanbfil^neiber,  1348  erhielten  [ie  mit  ben 
6ti5Iin  Qeleitsbriefe  in  SoQern.  Sranbenburg  unb  Xirol.  Um 
1500  bra<^ten  fie  jtflif^nenoaren ,  Sord^ent,  £eintoanb  unb 
äBoHnwren  auf  ber  Donau  na(^  SoQem,  Oeftenei^'Ungam, 
ber  SBallo^ei,  Bulgarien  unb  ber  Xflr!ei.  Sie  maren  Aom^» 
manbitaire  ber  großen  $anbelsge(en|4aften  jener  3(U  unb  oie 
bie  Se[ferer  namentli^  beiber$untbigge[en[<lbaft  inXaoenS' 
bürg  beteiligt.  Die  $untbig  toaren  Alter  als  bie  Selin  in 
SRemmingen,  ber  ÜReiting,  gfugger  unb  9BeI[er ;  bie  aRottelin  in 
Slaoensburg  grfinbeten  bieje  (Se[eII[4aft  1337.  3u  i^r  gehörten 
bie  Seifcrer,  Dif^Ier,  (Seltrei^,  SRontpratt,  9liebegg  unb  9nfen« 
reut.  6ie  ^betten  als  „groge  (Be[enf4aft"  na^  ber  fiombarbei, 
9leapel,  Salemia,  Aoftilien,  Aatalonien,  £flbed  unb  ben  ^anfe» 
fttbten,  gerieten  aber  1456  in  3<K|Iungsf(!bivierigfeiten.  Die  S^inger 
unb  Sefferer  (amen  babur^  in  Streit  mit  bem  Ulmer  9{at,  ber 


-    LX     - 

i^re  3lni^n  ntU  Sef^Iog  belegte,  unb  bie  Sa^e  fübtte  ju  ehter 
grogen  S^^be  an  bet  obent  Donau  unb  in  Xirol.  3>te  8 ef  f erer, 
bie  in  biefet  (SefelQ^aft  eine  groge  Stolle  fpielten,  »aren  oielfad^ 
oetf<|iDagert  mit  ben  SRöttelin,  ben  ^untbig,  Oelin,  SBelfeti 
fiangenmantel,  9Iot  unb  anbeten  grogen  ffibbeutf^en  j^anbels* 
familien,  mit  benen  fie  i^r  loittf^oftn^es  3ntereife  in  Besieg 
ungen  fe||te. 

WIgemein  galten  bie  ^anbebgefellMaften  ni^t  ab  (Bemeinbc 
ange^ocige ,  fonbem  als  eigener  Keid^sftanb,  bei  ju  ben  Sbel- 
Icuten  ge|5rte,  mesb<^lb  fie  \\^  gum  Unterfi^ieb  oon  ben  „8fir< 
gern  oon  ber  Semeinbe'S  bie  fid^  eigentli^  nur  {u  Unre^t  bur<| 
bie  SReooIttiionen  bes  14.  So^r^unbetts  ben  Stamen  MSflrger'' 
beigelegt  b<^tten,  „Sflrger  lion  ben  Sfirgem"  nannten,  loä^renb 
ber  fianbobel  bie  Semeinbebfirger  „Sauem"  ober  ,,$Iebeier'' 
nannte.  3)ie  )>atricif<^en  ^anbebgefellfd^often  beforgten  bem 
Steige  feine  großen  Knieten  unb  be^nf^ten  namentli^  ben 
Qi^il\\i^n  Sunb  unb  ben  Ulmer  9{at  sum  Serger  ber  3finfte. 
2)00  (Belb  jtt  i^rem  (Befi^aftsbetrieb  geborte  grojtenteito  ben 
{abbeizen  Slittem  auf  bem  £anbe,  ibre  (Sefibifte  oolljogen  fi<b 
oielfa^  augecbalb  ber  Xei^sgrenjen ;  fie  liegen  fi^  besb^idb 
au4  ni(||t  gcoingen,  (Selb  bem  9{eid^e  gu  f(benlen,  fonbem  mollten 
nur  bie  SRittel  bur^  Snleiben  befd^affen.  1513  oerlangten  bie 
Ulmer  3finfte,  ber  9Iat  folle  allen  Bflrgem  oerbieten,  SRitglieb 
einer  ni^t  in  ^  Ulm  onfSffigen  ^anbetegefellfibaft  ju  fein.  Die 
(Srfinbung  einer  gfuggerei  in  Stuttgart  bur^  bie  Sefferer  unt 
Sleibbarb  (atte  ben  Sniag  gum  Streit  gegeben  unb  bitter  flagten 
bie  3finfte,  bog  biefer  Setrieb  ni^t  na4  Ulm  unb  in  ben 
Steuerbereiilb  ib^^  (Bemeinmefens  oeilegt  oorben  fei,  ba  SBirtem* 
berg  ni<bt  jum  6^n>Sbif4en  Sunb  gehöre. 

@4on  1389  »ar  in  Ulm  febe  ^anbelsgcmeinf^aft  mit 
gremben  oerboten  norben  unb  feit  1400  geftalteten  fi4  bie  ffib« 
beutf^en  (Brogb^^nbeboerbiltnlffe  immer  f^oieriger.  Die  ^anbefs« 
gefellf^aften  (omiten  oielfa^  ni^t  mebr  jablen  unb  bie  Som* 
barben  belegten  besb^Ib  ibre  (Sflter  mit  Sefiblog.  Sitter  Hagte 
1418  Senebig  bei  Ulm,  bog  bie  Ulmer  ben  Senebiger  ßanbeb« 
baufem  oiel  (Selb  f^ulbig  feien.  1419JebIte  es  om  Sard^ent« 
abfafi  unb  1420  Ilagte  Senebig  fiber  bie  Sirma  Dieter  in  Ulm. 
Um  biefelbe  3eit  bef4n)erte  fi<b  Senebig  auib  Aber  ben  SRibbrau^ 
bes  beutf^en  Jtaufbaufes  burd^  Ulmer  Aaufleute.   1425  lorrefimn* 


-     LXI     - 

Mnt  Stnebig  wt^tn  3<^|(un8eit  bes  Ulmeis  ßermonn  Kot  unb 
ber  (Sefellfi^ften  9lomm€l  in  ^tumberg  unb  Oqt  in  Ougsbutg. 
1427  muttt  bQ9  6ut  bes  Ulmet«  geinri^  6d^Ici<^er  oon  Senebig 
mit  Sef(bla0  belegt  unb  1431  banite  9}enebig  bem  Ulmec  Kat  ffir 
bie  5ilf<  g^^n  eine  {a^Iungeunffi^ige  Slrma.  1432  befd^merte  es 
fi4,  bog  ber  9ltttei  oon  ^o^nftoffeln  4  oenejianifile  9Bagen  mit 
S^4I<>fl  idegt  ^be,  bie  bann  noib  Ulm  geffi^tt  toorbcn  feien  ; 
man  möge  bie  Senebiger  f^oblos  (olten  unb  bie  Sad^e  oor  einem 
italientf^en  Ceri^t  oustcagen.  1433  Ilagte  Senebig,  bo^  bec  gfriebe 
mit  Raifec  Sigmunb  ni^t  be|timme,  bog  ben  Senebigem  i^r 
Sttt  ausgefolgt  merbe,  no^m  ober  Wi^bli^b  bes  ftoifers  6<^iebs« 
{pnt$  an.  1441  nmt  ber  Ulmer  $ans  9Rau<^  ben  Senebigem  Selb 
f^ulbig  unb  n)uibe  bcs^Ib  oerdagt.  1442  »uibe  ein  Sflrger 
oon  Sifigge  auf  ^o^cnf^mangau  gefangen  gefegt  unb  auf  Ser* 
langen  ber  9{efmblit  Senebig  beftStigt,  bag  er  lein  Senetianer 
fei.  1462  »erbot  bas  Sistum  üugtburg  ben  ßanbcl  mSf 
SReran  unb  1463  flagte  Senebig  gegen  Die  {^anbelsfirma 
fiauginger  in  Kugeburg  unb  Ulm,  loos  2U  einem  langen 
Vro]eg  flirrte,  ber  erft  1486  gu  Snbe  gieng.  1475  oerHogte 
Senebig  ben  Ulmer  ftaufmann  9Rat§.  3imineimann  megen 
Ki^tbeia^Iung  unb  1484—1497  fpielte  eine  langmierige  gfe^be 
gnrifcben  einem  &einrt(^  Saible  in  Sern  unb  bem  Ulmer  Aouf* 
mann  9IifoIaus  Sfi^Ier  oon  Ulm. 

(Eine  »eitere  $anbel0gefell|<^aft  mar  bie  ber  gfamilie  9{ot. 
Die  9lot  »aren  eine  alte  Ulmer  aRinifterialenfamilie,  bie  aber 
1482  ebenfalls  ßanbel  mit  Senebig  trieb.  Die  Sloten  maren 
oerf^igert  mit  ben  Saumgartner,  SBelfer,  Selin,  (Bregg  unb 
(Sfingburger  unb  maren  namentlt^  beteiligt  an  ber  fieipgigec 
^fefferbanbelsgefellfc^ft,  bie  um  1574  Serbinbungen  mit  Xanger 
unb  Sllgier  anftrebte.  SBeiter  lam  in  Setrad^t  bie  gamilie 
Selin  in  Sugsburg,  Ulm  unb  SRemmingen,  bie  oiellei^t  bas 
erfie  f^mfibif^e  Seinmanbpapier  nai(  gf^^^ntfurt  gefi^idt  büt.  Sie 
mar  ocrf<|m8gert  mit  ben  fiauginger  unb  Sugger.  Cnbli^  lebte 
in  Ulm  ein  Xeil  ber  gfamilie  SB  elf  er,  beren  (Befellf^aft  mit 
ben  Selin  eng  oerbunben  mar  unb  3meignieberlaf[ungen  in  Snt' 
merpen,  (Eabiar,  Senebig,  Vad^en,  Xegensburg,  9{aoensburg,  Vugs- 
bürg  unb  Ulm  |atte.  1502—1507  trieben  bie  SBelfer  nament« 
li^  bas  SBarengef^äft,  feil  1516  mtbmeten  fie  fi<^  neben  bem 
SBaren^nbel  bem  Q5elbgef(^fift,  inbem  fie  fi4  an  ben  6iI6er' 


—     LXII    — 

gtuben  in  641adennmlb  in  S&§men  beteiligten  unb  bie  Snle^en 
bes  9{ei$9  mit  fibema|men. 

!Dle  SeriDoItung  bes  Ulmec  ftauflaufes,  ber  foge' 
nannten  „Scet",  b.  |.  bes  5ffentlii(en  fiager«  unb  fflag^aufes 
f&c  ben  i^Hf^^i^n  !Duf(|fu(ioeiIe(r  bei  6tobt  ftanb  untet  bei 
Huffi^t  bes  Sretmeifteis,  bem  bie  (Btetlne^te  unb  Stet« 
Sieger  sui  Seite  ftanben  unb  bec  ben  (Bcetf  rieben  ^nb^obte. 
2)ie  Sinci^tung  bes  ftauf^aufes  snk  bemrt,  bog  ein  SBag- 
amang  ffir  die  im  (Bro6icinbeIsoerIe(r  flbec  25  $funb  ftottfin- 
benben  Umtobe  be|tanb  unb  ein  SBaggelb  fomie  ein  Cb ret- 
gelb ober  fiagergelb  unb  ein  $f  unb 30 II  ober  UmfoHteuer  für 
olle  Don  gftemben  abgef^Ioffenen  Cbefi^fle  in  SRengen  oon  Aber 
25  $funb  erhoben  »urbe. 

Der  aitefte  unb  »i^tigfte  ^anbelsjoeig  ber  6tobt  loar  ber 
6  aI}|onbeI.  Die  (B ef <)i<)te  bes  uralten  Ulmet  Salg^onbels 
geigt  uns,  oie  bie  Stabt  jur  3eit  ber  ftarolinger  i(r  6ali  nii^t 
eiuM  aus  S^nSbifd^  ßall,  fonbern  aus  ben  Donaulinbern, 
aus  Siegensburg  unb  $ia[[au,  begog,  oie  |i4  babiird^  bie 
Sejie^ungen  Si^nrnbens  {u  ben  DonauIAnbem  in  fteigenbem 
SRoj^e  (oben,  u^ie  fi<b  neben  bie|em  Oerle^r  im  11.  So^rbunbett 
ßonbelsbejielungen  Ulms  mit  Seron a  unb  bem  9le^pla|e 
8ns  in  6teiermarl  entioideUen,  n^ie  (eit  bem  13.  3<4'|ttnbett 
ben  64mabenlaufleuten  ber  ^mM  mit  Ungarn  oerbotenunb 
9Bien  jum  6topeIpIa|e  fOr  ben  Serlebr  mit  Ungarn  gemarkt 
»urbe,  mie  im  14.  3abt§unbert  6treUigfeiten  goiftben  Sägern 
unb  bem  (Etjbittum  Salgburg  megen  bes  6al](anbels  auf 
ber  Donau  entftanben,  inbem  Saqem  ni^t  bulben  oollte,  bog 
[eine  6tragen}9IIe  bur^  bie  Donauf^iffo^rt  notlitten,  bis  f^Iieg* 
Ii4  bie  Serfd^iffung  bes  Salzes  auf  ber  Donau  freigegeben 
»urbe  unb  bie  Ulmer  Aaufleute  ha§  ^affauer  €ali  in  groger 
SRenge  na<b  IBfirttemberg,  bem  Clfag  unb  ber  Sc^mei] 
oeiteroertrieben.  Der  Ulmer  Sali^anbel  mar  feit  bem 
15.  3abt9unbert  ein  $rioiIeg  ber  Aaufleutegunft,  inbem 
ben  6enoffen  biefes  ^anbmerls  allein  bas  9{e^t  iuftanb,  3oi' 
f^en^anbel  mit  Salgf^eiben  in  ber  6tabt  ju  treiben. 
Stile  9Ri4tIaufIettte}finftigen  burften  nur  6al}  in  SRengen  Aber 
10  6^iben  oerlaufen,  mfi^renb  bie  flnge^brigen  ber  SRer gier- 
gunft  bas  $rioiIeg  batten,  6al2  in  geftogenem  3ttftanbe 
mit  bem  SRe^en  ausjumelfen. 


-     LXIII    — 

Der  3ioeile  Sonbelsgcgenftanb  ber  Ulmer  ftoufleittejunft,  büs 
(Eifen,  ftammte  ebenfalte  an»  bett  Donaulanberit,  aus  ber 
Oberpfal),  Söhnten  unb  itirnten»  oo  fd^on  bie  Körner 
i^r  Si[en  |oIten,  fo  bag  bie  S^ronilna^ri^ten  ni^t  unglaub* 
»firbifi  erf^einen,  baft  f^on  lur  Kömerieit  in  Ulm  eine  Snfieb. 
lung  beftanb  unb  um  bas  3^^^  600  |ier  eine  i^riftü^e  5Ur(|e 
»ar.  Die  3uf  u^r  bes  in  Ulm  ge^anbellen  (Eifens  ber  Donau- 
linber  s^f^^^  ^^f  ^^^  fotcnannien  „Saqerj^lffen''  ober 
„t^mtauttn" ,  grogen  gflugla^nen,  bie  bur^  Venfitiuns  ber 
„e^nmllen"  ober  (BegenftrSmungen  unb  bes  ^ferbejugs  bie 
Donau  ^eraufgefd^afft  mürben;  ber  Sertrieb  etfolgie  ebenfalls 
meift  na^  SBiirtlemberg  unb  ber  S^meig.  Suf  alles  in 
Ulm  oeilaufte  Sifen  »uibe  ein  SBertgoII  oon  26  $roj.  er« 
^ben  unb  ber  ftleinoerle^K  mit  ®robeifenn>aren  in 
Setragen  unter  6  6d^iningen  mar  mie  ber  ftleinoerle^r  mit  Salj« 
j^etben  ein  Sorre^t  ber  Aaufleutejunft,  loS^renb  bie 
Verarbeitung  bes  Sifens  mitteilt  bes  Jammers  ber 
e^miebesunft  }u|tanb  mie  bie  Verarbeitung  bes  6^eiben- 
falges  ben  3Rer}Iern  gehörte. 

Die  ^anbelsgegenfttnbe  ber  ftrimcriunft  maten  bie  Aram* 
maren,  b.  $.  bie  9Baren,  mel^e  oon  ausvSris  eingeffl^rt  mürben. 
Der  ftrSmer  mar  ber  Spegialift  ffir  bie  Sinfu^rmaren  unb  biefe 
gerfielen  in  bie  fiangmaren,  fturgmoren  unb  (Semii^tsmaren. 
£e^tere  teilten  [i^  bann  mieber  in  bie  6  p  e  j  e  r  e  i  e  n  ober  Qfeinlramer« 
maren,  mie  3uder,  Pfeffer,  Sngmer,  Semfirgnellen,  SRusIotnug, 
3immt»  Safron,  unb  inbie®robIrimermaren,  mie  S^ii^efel, 
Salpeter,  Wann,  ga[tenfpei|en  (aRanbeln,  S^igen,  SBeinbeeren), 
Stets,  Galangamurgel,  SDIioenoI,  Sennesblotter,  (5rfin|pan  unb 
SrafiQoIj.  3»  ben  fiangmaren  gehörten  Seibe,  @ammet 
unb  ^Ifif4,  bas  Coibuanleber  unb  bie  fremben  9BoII|toffe, 
SaummoUftoffe  unb  fieinmanb.  iteine  eigentlii^en  Aramer- 
maren,  [onbern  ilaufmannsgfiter  maren  bagegen  bas  (Bel^meibe 
ober  bie  SRetalle,  mie  3inn,  9Re|fing,  flupfer,  Ski  unb  6ta(I, 
meiler  bas  3entnergut,  mie  gla^s,  $anf,  fieim,  S&rberröte, 
Stellare,  aBeinftein,  ^otafd^e,  Oel,  fieimleber,  ftceibe,  S^malg, 
bann  bas  6tfldgut,  mie  fiamifi^e  aSoIle,  Sild^e»  S^marjbranb, 
ß&ringe,  9Be|fteine,  Sad[teinl&[e ,  SaummoIIe,  ein^eimifi^e 
Sord^ente  unb  aßolltiid^er,  fiorbeetblätter ,  fieinbianb,  58ute, 
(Bios,  fiafurftein,  9Baib,  (Elfenbein,  SRu^Iiteine,  Rapier,  64neden, 


-     LXIV    - 

Spinbelti,  6<iiten,  Splellorieit,  j^ottig,  ^flte  unb  Rauben,  Sbben« 
eqeugniffe  unb  gfeitoaten.  Do^  mürben  ou^  biefe  (Erjeugniffe 
OI0  „freie  (Sfiter"  Dielfod^  oon  ben  ftrimem  im  ftleinen  unb 
(Stogen  ge^onbelt. 

Sie  Sinrii^tungen  bes  Ulmer  ftramiDoren^nbeb  waren 
berart,  bog  bie  ArSmerjunft  in  bie  eigentli^en  ftrimer  {erfieL 
melile  Sang«  unb  (Bemi^tsmaren  na^  ber  Slle,  be}to.  in  SRengen 
unter  25  $funb  oerlauften,  unb  in  bie  ftrimer^anbmerle 
bie  fturimarcn  oller  fltt  oetlauften  unb  teilmeife  felbft  fertigten. 
Die  llnge|5rigen  ber  Aramer}unft  (alten  bie  üblichen  6a|ungen 
iDie  bie  onberen  3flnfte  betreffs  ibrer  ^fd^ten  gegen  ben  9Iat 
unb  gegen  ben  S^Ibbauptmonn  betreffs  bes  SBebrbienftes,  bes  Sin* 
ftanbsgelbs,  bes  Zotentragens  u.f.m.  ferner  gab  es  Seftimm* 
ungen  betreffs  ber  Seiertogsru^e,  bes  Serbots  oon  Silialbetrieben» 
bes  $Ia|es  auf  ber  SReffe,  bes  SBegf^nappens  ber  ftunbeni 
ber  Sorlabung  oor  bas  ^anbmerl,  bie  siSanberlager.  Sugerbem 
batten  bie  Spejereibfinbler,  fiangnmren«  unb  AurjmarenIrSmer 
mieber  ibre  eigenen  Sorfd^riften;  fo  bie  Spejerei^nbler  betreffs 
ber  geftogcnen  Semfirje,  bes  SBa^s,  bes  SBei^rauibs,  ber  Seifent 
bes  6d^^ieRonfeIts,  ber  SaummoIIe,  bes  Äleinmagre^ts,  ber 
6ibaufen|ter.  Die  einjelnen  fturjnwrenbanbmerler  maren  bas 
SRaler*,  Silbbauer'  unb  Cblafer^onbu^erf,  bie  Sattler  unb  Stiemen* 
f^neiber,  bie  jtorbmad^er,  bie  Anopfmai^er,  bie  Sfirtler,  bie 
SBeifigerber,  bie  $ergamentmo((er,  bie  Sedier,  bie  SReftler,  bie 
Stabler,  bie  Seiler,  bie  Aammma^er,  bie  3uderboderp  bie 
^uppenma^er  unb  Sfltftenbinber,  bie  in  Sejug  auf  bie  fie^r* 
lingS',  (Befellen-  unb  SReiftene^te  ibre  eigenen  Sorf^riften  ffir 
jebes  ßanbmetl  batten. 

Die  britte  ^anbelsjunft  oar  bie  Srautu^ntarbergunft. 
Das  (Bemanb  ober  Sd^afn>oIItu4  ftammte  teils  aus  bem 
3nlanbe  unb  bi^6  bann  „linbifibes  (Bemanb'',  teils  aus  bem 
Vuslanbe  unb  (ieg  bann  „ Vbenteuergemanb".  Der  H  u  s  |  ^  n  i  1 1 
bes  3nlanbgemanbs  naib  ber  (Elle  mar  ein  ^rioileg  ber  oerei« 
nigten  aRarner*  unb  CBrautu^erjunft,  b.  b-  ^^  ®enoffen 
bes  SBoIIf^Uger'  unb  SBoIhoeberbonbioerfs ;  ber  Husfibnitt  bes 
fremblonbif^en  Seoanbs  geborte  ber  Jlrimerjunft,  bie  bas 
^rioileg  auf  ben  Alcinbanbel  mit  aller  Sinfubrmare  ^e. 
9Bas  bem  SBoIIgeoerbe  oon  Vnfang  an  feinen  Sb^atter 
a(s  ftfibtifd^es  (Bemerbe  oerlieb  unb  bas  (Emporblü^en  ber 


—    LXV      — 

6ifibte  (egflnltigte,  loor  Ux  im  Serglei^  gum  £ein  oer^It- 
nismSftiB  ^o^e  SBett  bes  9lo|itoff0.  2>ie  aBoIIfd^iager  unb 
SBoIIenoebet  kauften  me^t  ftapttal  ab  bie  fieineioeber  unb 
biefes  fanb  fi^  nux  in  ben  6iSUen.  Das  Sebi^t  bc0  abto 
gennann  oon  9?ei<^enau  Aber  ben  itampf  gmil^en  SSBoIIe  unb 
Sein  aus  ber  3^t  um  1050  seigt  uns,  wit  bamals  au^  in 
e^vaben  bie  Zu^eni  aufsublfl^en  begann,  freilid^  {unä^ft  nur 
in  Seftalt  ber  ^erftellunfl  oon  ungefStbien  fioben  unb  (Brau- 
iuc^n.  SRit  bem  18.  3a^^ttnbert  aber  entftanb  aud^  in  Ulm 
eine  g&rber'  ober  aRamer}unft|  »el^e  um  1300  bie  mäcbtigfie 
3unft  ber  6tabi  mar,  meil  ber  gMiit  ^anbel  ber  6tabt  oon 
i^  obiieng,  unb  bie  in  ben  Atmpfen  um  bie  9iei<^Irone  gmi* 
f^en  Saqent  unb  Oeftenei^  treu  jum  ^aufe  ^absburg  bi^It. 
Die  3ttiift  ^atte  i^r  eigenes  $aus,  eigenen  Zurm  unb  SBappen 
unb  mar  eifrig  beftrebt,  in  ber  ferneren  3<it  mI4<  feitber 
ffir  bie  aSBoKenmeber  ^reinbrac^,  bie3ntereffen  berjelben  su  magren. 
SRan  begann  {eitler,  namentlUb  au<b  in  Ulm,  na^  franjöfif^em 
unb  englif^em  Sorbilbe  genaue  Huffii^i  fiber  bie  fiänge,  Breite 
unb  gfSbenja^I  ber  SBoIUfi^er  2U  fiben,  um  burd^  Si^erung 
ber  (Bfite  ber  9Bare  bem  junebmenben  aBeitbemerb  bie  6pi|e  su 
bieten.  Zro^bem  erf^eint  aber  im  Ulmer  64mbrbriefe  oon  1397 
bie  Ulmer  SRamergunft  nur  noc^  als  bie  britte  3unft  hinter 
ben  ftrimern  unb  ftaufleuten;  aber  bie  berfi^mten  Ulmer  aSoIlen« 
mebeifamilien  ber  gfingerlin,  Slenj,  £5f^enbranb  unb  fiebjelier 
unb  fjptter  ber  ^ermann  matten  no^  lange  3<K  gute  ®ef(^8fte. 
Die  Ulmer  SRornerjunft  umfalle  alle  SBoIIe  oecatbeitenben 
CBemerbe  ber  6tabt,  boi^  ftanb  i^ren  9nge^5rigen  nur  ber  Uus« 
ffbniit  oon  felbftgefertigtem  Zu(^e  }u,  ni^t  oon  Sinfu|tttt(^en, 
beren  Aleinoertrieb  ben  ArSmern  gc^9ite.  3(rer  urfprfingli^en 
Sntmidlung  enlfpre^enb  gerfiel  bie  Ulmer  SRamerjunft  in  bas 
SBonfc^ISger*  unb  SScber«  unb  in  bas  aBoIIenmebet^anbmerf.  moju 
no4  bie  gutma^er  unb  bie  SBoIItu^bfinbler  lamen.  fffir  bas 
6^en  ber  gefertigten  6toffe  mürbe  ber  (Brautu^erjoII  erhoben. 
(Ein  9le4t  bes  ^anbmerls  nmr  feine  SlBoIImage,  an  melier  alle 
fBoinaufe  unter  50  $fb.  abge[(^Io[|en  merben  mugten  unb  bercn 
(Beb&^en  bem  aRarnet|anbmerI  gehörten.  Das  Stoppen  unb  bas 
SBallen  gef^  in  einer  gemeinfamen  SBallmfi^Ie,  meli^e  bie 
SRomer  auf  ibre  eigenen  Aoften  eingetii^let  b^ttten.  9lll)uftraffes 
6pannen  ber  Zfl4|er  umrbe  beftraft;  aud^  bas  ftarten,  SSrben 

V 


-    LXVI    — 

unb  Qi^ttttn  tourbe  Beauffi^tigt.  3^*"  SfiiBen  biente  ber  SSßdib. 
6eit  bem  14.  Sa^t^unbett  ftritten  \i^  bie  (Brautu^mo^ct 
Ulms  in  immer  heftigerer  9Beife  mit  ben  fieinemebern  um  bie 
SoumiDoIIoerarbeiiung,  loeil  immer  me^r  SBoIIentoeber  in  bie 
fieinetoeberjunft  eintreten  molltenp  um  Saumu^oIIe  »eben  gu 
bfirfen,  toes^olb  ber  9?at  ben  Ueberiritt  pon  einer  3unft  in  bie 
onbere  oerbot,  bas  SaumtooUiDeben  ober  ab  eine  freie  Aunft 
erllSrte,  bie  {eber  ousfiben  burfte.  9to4  1405  ober  loaren  bie 
SRamer  nt$t  bei  ben  ®rautu^»ebem,  fonbem  bei  ben  ftauf* 
leuten,  bis  i^r  Ueberiritt  gu  ben  SBoKeniDebem  erfolgte.  Siel 
Streit  gab  es  feit  1506  mit  ben  6of(inger  SBebern,  bie  gefonbert 
Quf  bem  9RatIte  feil^aben  mußten.  1607  vurbe  bie  @^au  oer« 
fi^firft,  um  bem  notletbenben  Seioerbe  oufju^Ifen.  Die  Sin« 
laufsfumme  ffir  bos  3unft'  unb  SRfi^Ire^t  ber  SRamer  lourbe 
auf  12  (Bulben  ^erobgefe^t  unb  mer  nur  grou  unb  meig  ober 
fioben  Vitien  unb  ni^t  aus  bem  SBaib  fSrben  oollte,  ^tte  nur 
no4  8  Sulben  ffir  bas  3unftre4t  s^  geben.  Sis  1518  ergog 
ber  9iat  ein  U)a^res  SflII|om  von  Serorbnungen  fiber  bas  äBoII« 
oeber^anbmetl  unb  oIs  au(^  bies  ni^ts  ^If,  »urbe  1514  no^ 
lombarbif^em  9Ru[ter  eine  Sommetfabril,  bie  fogenannte  64S- 
lerei,  ttxläiM,  bie  aber  nur  nenige  Z^^xit^ntt  blühte.  SRod^ 
im  17.  Stt^t^unbert  gieng  bas  Ulmer  SBoIItud^  no^  ber  S^neig, 
Sorarlberg  unb  Z^ciitn  unb  no^  1765  fahrte  man  100  Sollen 
SBoKoaren  ins  üuslonb;  ober  mit  bem  (Enbe  bes  18.  3obr- 
^unberts  gieng  biefer  blfi^enbe  (BemerbejiDeig  rof^  bo^in.  Die 
melfd^e,  lomborbifd^e  unb  nieberlSnbifc^e  SBore  oon  SRei^eln, 
Vmfterbam  unb  fieqben  jerftörte  bie  ein^eimif^e  Snbuftrie  unb 
(eute  ^ot  biefer  einft  fo  bHi|enbe  Ulmer  (Beoerbe*  unb  ^onbels« 
}u>eig  oöllig  oufge^ört. 

Vis  oierte  unb  le^te  3unft,  loel^e  ober  feine  ^onbelssunft 
oor,  fonbern  (ebigli^  oIs  ^tlfsgetoerbe  biente,  enbet  bie  9Iei(e 
ber  Dorftellungen  bie  3unft  ber  Seinen-  unb  Saumvoll« 
oeber.  0u4  in  Ulm  f^eint  bie  (anbverlsmSgige  ^ousmeberei 
aus  bem  ftlofter^ofgrogbetriebe  ^erousgeoad^fen  gu  fein.  Ulms 
Stocks  bau  mar  uralt.  Sd^on  im  8.  So^r^unbert  mürbe  an 
ber  Donau  gtoi^s  gebaut  unb  bie  (Bebfi^ren  ber  (Bemebefc^ou 
gebbtten  bem  Senebtltinerllofter  9{ei$enau,  oon  bem  fie  an  bie 
9?oten  lamen.  Die  ftloftermeberci  bes  frfi^ern  9RitteIaIters, 
nomentli^  bie  ber  Ciftergienfer,  mar  |o(^berfl^mt,  bef^Sftigte 


-    LXVII    - 

[id^  aber  lebigli^  mit  ber  Snarbeiiung  ooit  fclbftericugitt  @4<Kf« 
volle  unb  felbft  fiebautem  ^aii^.  S^on  feit  1100  inbes  er* 
iDu^s  bem  ein^imif^en  SM«  ein  SBeitbeioerb  in  bet  Saum- 
oolle,  inbem  fertige  SaummoIItfi^er  infolge  ter  ftreuj}fige 
aus  Senebig  iinb  (Benua  nod^  Deut(<|Ianb  Tomen.  SCbcr  erft 
feit  1300  ouibe  bie  Srjeugung  oon  (Beioeben  aus  BourniooIIe 
in  e^QHiben  felbft  6Ute  unb  bie  ^etftellung  oon  Sat^ent  bet 
bebeutenbfte  Sonbete}meig  bei  6tabt  Ulm ;  bo$  gieng  bie  £ein- 
Deberei  noil^  »ie  oot  baneben  §er.  Sd^on  1292  gab  es  in 
Ulm  eine  fieinemebequnft,  1298  muibe  oon  ftonftans  fieinmanb 
na^  Sofel,  ^aris  unb  Srflifel  ausgeffl^rt  unb  feit  1300 
gieng  oiel  £einnmnb  Aber  ben  Spifigen  unb  (Bolt^arb  na^  bec 
£ombatbei. 

Die  Senebiger  Sau  mm  olle,  bie  in  Ulm  oerarbeitet  »urbe, 
!am  aus  3nbien  unb  SIegqfrten.  9us  $|5nicien  unb  Aart§ago 
Men  bie  SRauren  bie  SaumooIIe  um  800  mii  6panien, 
6icilien  unb  9loibitaIien  gebraut.  Seit  1200  (anbelte  man  in 
Sorcelona  unb  Slotenj,  feit  1300  in  Senebig  mit  £eoantinei« 
molle,  bie  fibec  C^pem  importiert  unb  na^  Cberbeuif(|Ianb  oer« 
fragtet  mürbe,  mo  bie  Verarbeitung  biefer  üeinarmenif^en  unb 
Xlfoioer  SaummoIIe  i^ren  9RUteIpuntt  in  Ulm  §atte.  Der 
3:iNmsport  ber  SBolIe  gefd^a^  auf  ber  fl^\t,  im  Sebirge  auf  bem 
Saumtier.  Die  (Erjeugung  unterlag  oerf^iebener  Seauffid^tigungi 
bie  ro^e  SaummoIIe  paffierte  bie  Saummoüf^au  unb  bie  ^tu^U 
[d^u.  Die  3ubereitung  ber  SaummoIIe,  bas  9Baf$en,  Huf« 
loden  unb  S^I^gen  beforgte  ber  9ßonfd|ISger,  meift  aber  ber 
9Beber  felbft.  Das  fertigen  bes  Slalts  mar  Sa^t  bes  oereibigten 
SUtterfeliers,  ber  fein  aReilterjei^en  unb  ben  Stabtf^ilb  auf 
bas  Slatt  ju  mai^en  ^tte.  IIu^  bie  3uri$tung  bes  gfla^fes, 
bos  9ü]ttn,  Sre^en,  Si^mingen  unb  ^ed^eln  mie  bas  Spinnen 
gef^a^  im  $aufe,  morauf  bie  SBeber  bas  (Barn  fauften,  mobei 
es  oiel  Streit  gab.  3eber  3iolf4en^anbeIp  {ebes  Sonoeglaufen 
mx  babei  oerboten ;  nur  bie  9Beber  burfien  Garn  inner^Ib 
4  SReilett  9Begs  laufen,  alle  anberen  Sfirger  nur  jum  ßaus« 
braud^e  unb  no<^  1746  burften  bie  Aauberer  ober  (ßarnjmif^en- 
ISnbler  nur  auf  bem  ®arnmarlte  oerlaufen,  ni^t  in  ben  3Beber< 
Rufern.  97ad^  bem  Spinnen  lam  bas  ®am  jum  (Bamfieber,  ber 
nur  mit  Slf^e,  SBaffer  unb  Solj  fieben  burfte  unb  unter  9luffi$t 
ber  (bomfiebeifd^au  fianb.    Das  gefotlene  (Barn  erhielt  fobann 


-    LXVIII     - 

ber  9Bepfenma<^er  obet  3^^!^^  ^^  Mntn  fremben  mffifö^en 
gflQ^Sp  fonbem  nur  inlinbifil^es  (fcqeuflnto  oerarbeittn  buifte. 

Das  9B  eb  en  felbft  nmi  So^e  ber  ftibüfi^cn  aBeberjunft  unb 
berfionbtDeber,  bie  fortoS^renb  in  Sttcitigleiten  mit  etnanber  loaren. 
Die  SBebei  waxtn  oon  ben  SBoIIiDebem  oBIIig  getrennt  unb 
fertigten  lebigli^  Seinioanb  unb  SoumiDonftoffe;  fie  {erfielen  in 
Sor^entmeberp  9{egentfi(|ers  fieinwanb'  unb  gemif^te  OSeber. 
Die  Wmer  SBeber  fertigten  nur  ben  üeinften  Xeil  ber  ge^« 
belten  Zfii^er,  bie  aRe^rgo^I  berfelben  matten  bie  fianb«  ober 
(Bäu»eber,  mes^Ib  bie  3unftn)eber  bos  Sonbioer!  (ogten.  Sie 
fogten,  ber  Sord^ent  gehöre  ben  Stobtvebem,  nur  biefe  follten 
an  bie  S^au  »eben  bfirfen.  Den  Aaufleuten  ober  nmren  bie 
fianb»eber  Heber,  »eil  biefe  nebenbei  ben  Selbbau  trieben  unb 
bes^olb  minber  reoolutionär  unb  anipruc^ooll  »aren  ab  bie 
Stablveber  mit  i^rer  teuren  fiebens^Itung.  Der  9iat  mar  be« 
^alb  beflrebt,  bas  flnoad^fen  ber  9Beber}unft  t^unlid^ft  ju  be* 
fi^rfinfen,  lonnte  aber  tro^bem  nU^t  oer^inbem,  bag  bie  6tabt* 
»eber  fid|  immer  »eitere  ^rioilegien  erwarben. 

Die  Ulmer  aBebcrjunft  mr  bie  ftSrtfte  ber  6tabt  unb 
latte  bet^alb  3  Sbgeorbnete  im  grogen  9lat  unb  ben  3unft« 
meifter  im  Ileinen  9{ait;  bie  Sefellen  bilbeten  eine  Srflberf(|aft ; 
Diele  SBebermeifter  trieben  ben  £einmanb«  unb  Sar<^ent§anbel 
unb  maren  uermSglit^e  £eute,  fie  maxien  bes^Ib  auc^  groge 
Stiftungen  unb  nahmen  es  an  gefellfc^aftlic^er  Stellung  mit 
mand^em  Zestilfobrifanten  unferer  3^tt  ouf.  1404  ftifteten  bie 
SBeber  mehrere  Settftellen  im  ^ofpital  ffir  arme  SBeber;  au^ 
Ratten  fie  eigenes  aReggeumnb  unb  eigene  Aeqen  in  ber  Airc^ 
unb  eine  £eid^enlaffe.  Die  Ulmer  aBeberbtfiberf^ft  ^at  fi<^ 
als  SReiftetfSngerjunft  bis  auf  unfere  Sage  erhalten.  9u^  bas 
993ebgef$8ft  xoar  genauer  itontrole  unterworfen  unb  bie  SBeber 
^tten  ft<^  3ur  Sin^altung  ber  Sorf^riften  eiblid^  gu  oerpfli^ten. 
Das  Simfen,  bie  £ange  unb  Sreite  unb  bie  glabenja^I  mürben 
genau  beauffi^tigt.  Der  8aum»oIIausmurf  mar  bem  ^&nbler 
gurfidsugeben  unb  unterlag  ber  Susmurff^au.  Vu^  bie  ftorter, 
Xui^f^erer.  gfirber,  Sleid^er  unb  SRanger  maren  genau  beauf* 
fic^tigt.  9t(nit  bem  SBeben  lamen  bie  Zfli^er  an  bie  Slo^r^ent* 
fd^au,  mie  es  aud|  eine  (Bolf^enfd^u  ffir  bie  ju  bleii^enben  Sein« 
manben  gab.  Dabei  mürbe  oon  ben  SBebem  um  ben  Vortritt 
fleloft,  menn  {u  oiel  SBeber  glei^jeitig  lamen.    Stetigen  gab  es 


—     LXIX    — 

7, 2  fieiiHDonb'  uitb  6  Sar^entUei^n,  mit  firBgeren  SBoIlen.  6i€ 

nxurcn  ftSbtif^^s  (EiReititim  unb  an  Unierne^mer  oerpa^tet,  beneit 

ein  gf^Ibmeifter  jur  6eite  ftonb»  ebenfo  omr  bos   Saferen, 

ftoituniercn  unb  gfSiben  bet  (Bcivebe  genau  beauffi^tigt  buril^ 

Me  IBeig«  unb  6(|ioar}f<^u  unb   bos  Slfitten  unb  SRangen 

imr^  bie  SRongf^au.    !DeY  Set  trieb  bes  Sat^ents  jeitigte  in 

Ulm  bie  fogenannte  81ei4f|)elulati(m,  inbem  bet  Satd^ent  ab 

fpefulatioer  Vnlagewert  belrad^tet  unb  mit  ben  Sifferenjen  smi« 

l^n  bem  ^reis  bes  9lo^bar^nt9  unb  Sleii^bar^ents  ein  (BIflds- 

fpiel  getrieben  i9Uibe,  fo  bog  namenilid|  feit  1601  ®efe^e  gegen 

biefen  SBuc^et  eifolgten.    !Die  Vermittlung  bes  Sinlaufs  beforgten 

bie  Üu^Iäufel  unb  UnterlSufel,  beren  (Befd^Sftsbelrieb  ebenfalls 

Aefet|Ii^  georbnet  mar.    Die  Seifenbung  gef^a^  in  Sallen  na<| 

bet  gfranlfurter  SRePe. 

Das  (Bemebe,  bas  man  bamate  J^ftellte,  mar  inbes  ni^t 

aus  reiner  Saummoüe,  fonbern  aus  SfM^  unb  SaummoIIe 

gemifd^t  unb  (ieg  ber  8ar<^ent.    BaummoIIe  }u  ftettengam  }u 

oerfpinnen,  oerftanb  man  nod^  ni^t;  nur  bas  Sd^uggain  mar 

aus  SaummoIIe.     Der  ftrieg  gegen  Aarl  IV.  bebeutete  ben 

53^e|mntt  ber  Ulmer  SaummoIIjeU ;  feit  1400  gieng  es  abmärts. 

6treitereien  SQ>if<^<n  ben  fremben  unb  Ulmer  Saummoüblnblem 

flirrten  ju  Sef^ranlungen  ber  Saummofleinfu^r  unb  bie  ma^' 

jenbe  Sebeutung  bes  (Eigengemerbs  ber  {eit^erigen  9usfu|rlanber 

lieft  |i^  bur(|  bas  Verbot  ber  Vusfu^r  oon  ungebleichter  unb 

ungefärbter  9Bare  ni^t  aufhalten.    Die  Unfi^er^eit  ber  Serle^rs' 

mege  unb  bie  f^Ie^ten  9{e^i0guftanbe  fi^abeten  bem  Ulmer  Vus- 

ftt^r^anbel  immer  me^r.    aRan  pf&nbete  ben  Aaufleuten  in 

3<alien  megen  uneinbringli^er  gorberungen  an  anbere  beut|4e 

ftaufleule    i|re    SBaren    unb    namentli^  bie  5<tnbeIsoerbi)te 

Aoifers  6igmunbs  mS|renb  feines  fttiegs  mit  Senebig  unb 

beffen  Semfi^ungen,  bie  64maben  jum  (Einlaufe  in  (Benua  ober 

in  Jtaffa  unb  Subapeft  ju  beftimmen,  f^abeten  bem  Serle^r 

auftetorbentlii^.    Das  eifrige  6treben,  bas  notleibenbe  Sard^nt* 

gemetbe  bur^  oetbefferte  (Einri^tungen  aufredet  gu  erhalten,  oer« 

modele  bie  Ser|iltniffe  nii^t  }u  beffem.    (Es  legten  fi$  immer 

me^r  $Ia^e,  mie  Sibera^,  SRieblingen,  ftonftan],  (Egiingen  unb 

9liünberg,  auf  bie  Sard^entmeberei  unb  oerbarben  ben  Ulmem 

bas  (Befc^Sft.    (Es  entftanb  ein  Jol^er  SRangel  an  SaummoIIe, 
baft  bie  aBeberjunft  felbft  in  Senebig  auf  ben  (Einlauf  gieng. 


~    LXX     - 

9Re(tfo(|  matten  lllmer  BaumtDoII^Snbln  Sanlerott  unb  Me 
Senesioner  oerbten  oiel  Selb  in  Obetfi^tooben,  ab  bet  ffieg 
gut  gfranffurtet  SReffe  bur^  bie  VfSnbungen  bet  lueftp^if^n 
fianbgeri<|te  immer  gefa^roollet  mutbe.  Set  Sertrieb  bes  lOmet 
Sar^ente  gieng  urfprfingli^  meift  na^  Sronifurt  auf  bie  3Dle{fe 
unb  oon  bort  m^  Snglanb  unb  Spanien  unb  erft  fpiter  au^ 
in  bie  Sonaulfinber  ober  fiber  S^onfrei^  na<^  Spanien. 

3nfoIge  biefer  er^ö^en  SBebt^tigleit  begann  es  nunmehr 
aui^  an  gla^s  ju  fehlen,  |o  ba^  fi^  bet  Sbi^sbau  in  S^maben 
feit  1450  mieber  ^ob,  unb  1456  ourbe,  um  ben  0bla^  ni^t  }u 
erf^weren,  in  Kugsburg  bas  Seintoanbumgelb  aufgehoben. 
£etntoanb  gab  es  feit^r  im  Ueberflug;  ganje  ^li\it  mit  Ulmer 
fieinmanb  lamen  auf  bet  Süet  nad^  lUm  unb  »utben,  mit  bem 
6^au3ei(^en  oerfe^en,  oon  ^ier  na^  Sftanlreid|,  3talien  unb 
ben  Doriaulinbern  meiteroetlauft.  Um  bet  SBare  ein  belferes 
9nfc|en  im  Suslanbe  3U  geben,  »urben  1497  bie  fieinmanb« 
f^aubeftimmungen  in  Ulm,  9Remmingen,  Siberac^,  aßeigen^om, 
fifinjburg  unb  SRinbel^im  oerf^&rft.  Die  Sermenbung  oon 
Xigaet  gfla^s,  bet  fibet  Sfibed,  fieipsig  unb  Slfltnberg  na^ 
Ulm  lam,  mürbe  oerboten,  tro^bem  aber  mürbe  ber  ^ai^  immer 
me^t  bet  |en[4enbe  9{o^ftoff  unb  oetbtängte  bie  SaummoIIe. 
6eit  1457  burfien  bie  (Btumeber  nur  no^  mit  2  6tO§Ien  an  bie 
Sar^entK^u  meben  unb  bas  6<^augelb  mürbe  er^d^t  unb  1467 
mürben  in  SRemmingen  unb  Sibera^  bie  (ßäumeber  abgetrieben, 
1497  in  Ulm  bie  (Boifi^enf^au  oerbeffett  unb  1498  eine  Kegen« 
tflil^erf^ou  eingerichtet.  Die  Ulmer  9Beber  oeriangten  bringenb 
bie  Vttp^ebung  ber  liftigen  8e|timmungen  gegen  bie  Sremben  unb 
festen  f^liep^  in  ber  2^t  nic^t  nur  bieg  bur^,  fonbem  er* 
reii^ten  ou<^,  bag  1478  ber  äBeberjunft  bas  SRonopoI  bet  fii^ 
fetung  oon  Solf^en,  b.  ^.  oon  Xfi^etn  aus  ungefottenem  ^a^, 
unb  Xegentfi^ern  aus  minbermerter  SaummoIIe  an  bie  @^u 
fiberttagen  mürbe.  SDie  1498  bas  Sonett  ber  Sfirger  bei 
Tanten  unb  bie  Serf^ieben^elt  ber  ßollgebfi^ren  aufgehoben 
»urben,  fo  mürbe  au^  ber  3n'i|(6<n|anbel  an  ber  Sio^bar^ent« 
f^au  immer  me^r  eingef^rSnlt  unb  feit  1500  ergog  fi^  eine 
Sfille  oon  Snorbnungen  jur  Hebung  ber  Sor(^entmeberei  fiber 
bie  61abt,  als  bie  ^anbelsgefellfc^often  i^re  fiut^ben  bei  ben 
aSebem  nic^t  me(r  erhalten  lonnten.  1512  ffl^rte  ber  ftrieg 
Smif^en  bem  jlaifer,   bem  ^apft,  granbeii^  unb  Senebig  gur 


—    LXXI    — 

Serteuentng  btr  SouimDoIIe  unb  es  !am  gum  Vufrult  bet 
SBebequnfi,  »eld^e  bie  oollftanbige  Sbf^ffung  bei  fianbioebec 
oeilangte.  !Dei  9{ot  verbot  benn  aud^  in  ber  Z^t  ben  fianb« 
loebem  bie  (BoI[^n[(^QU  unb  Heg  nur  bie  feit^erigen  SReifter 
no4  mit  1  fieinmanbftu^I  bis  gu  i^rem  Xobe  oeiler  orbeiten. 
Den  Sari^ent  aber  gab  ber  9Iat  ni^i  preis,  obglei^  die  9Beber- 
gunft  bis  Dor  ben  Aaifer  gieng  unb  es  ju  SlufftSnben  unb  f^in^ 
ri^tttngen  (am.  6ieigenbe  9Rengen  oon  Ulmer  fieinoHinb  giengen 
fibet  ben  8fem{>ab  unb  Brenner  na^  Serona,  Senebig  mie  na^ 
(Benua,  fi^on  unb  SRatf eitle,  feit  1568  ben  Ulmer  fieinornnb' 
^nblern  ge|taitet  mar,  i^ren  Sebarf  }u  laufen,  oo  fie  n>oIIten, 
unb  ni^t  blos  bei  ben  Ulmer  3utiftn)ebem.  (Es  ftrömte  nun* 
me^r  [4Ieft|(|e  SBare  in  SRenge  na^  S^^nmben,  ourbe  ^ier 
gebleii^t  unb  gejtempelt  unb  gieng  bann  als  Ulmer  Sd^aulein- 
nwnb  na^  3talien  meiter. 

6eit  1522  begannen  meitere  61reitig(eiten  ber  Ulmer  SBeber 
mit  ben  SBeigen^orner  SBebern  n>egen  bes  Sarc^ents, 
na^bem  bie  Ferren  ffugger  1521  in  3Beigen^om  eine  Sar^ent« 
f<|au  eingeführt  Ratten.  1530  mürben  bie  Sugger  (Brafen  unb 
Sefifier  ber  ^errf^aften  äBeigen^orn  unb  ftirc^berg.  (Seitber 
begannen  bie  SBeijjen^orner  felbft  gu  bleii^en,  gu  färben  unb  gu 
(attunieren  unb  mad^ten  namentli^  bem  Ulmer  (Export  na^ 
(Englanb  leb^ften  aSettbemerb  unb  oergebli^  mehrten  fic^  1532 
bie  eoangelif^cn  gfirften  in  S^mallalben  beim  englif^en  ®e* 
[anbten.  Die  S^gger  verboten  i^ren  SBebern  ben  SaummoÜfauf 
in  Ulm  unb  es  begann  an  SaummoIIgarn  gu  fehlen,  mes^Ib 
man  ben  £anboebem  »ieber  2  (Bolfi^enftfi^le  geftattete.  Sber 
etft  1555  lam  ein  Sergleic^  mit  ben  gfuggem  guftanbe.  (Ein 
anberer  unangenehmer  SBettbemerb  mar  ber  Siberad|er  Sar« 
(|ent,  ber  bur^  feine  Silligleit  gern  gefauft  mürbe.  Die  Sibe« 
ra^r  liegen  i^n  in  Ulm  fSrben  unb  oerfauften  i^n  bann  als 
Ulmer  Sar^ent.  Seit  1554  mürbe  baburd^  au<^  ber  Ulmer 
Sor^ent  immer  f^Ie^ter  unb  ba  ^iebur^  ben  Ulmer  SBebern 
bie  SBare  liegen  blieb,  erhielt  1558  bie  fieinmebergunft  bas 
SRonopoI  auf  ben  £einmanb-  unb  8ard|entausf(^nitt.  Um  ben 
SaummoIIpreis  ^erabjufe^en,  mürbe  1572  au^  bie  amerilanifi^e 
SaummoIIe  gugelaffen,  bie  Aber  9RarfeiIIe  na^  Ulm  fam.  9ber 
feit  1650  mürbe  Vmfterbam  ber  miAtigfte  Saummollpla^  ber 
SBelt,  bis  an  Deffen  Stelle  feit  1750  Sonbon  trat,  unb  mit  ber 


—    LXXII    — 

Ulmet  Satd^entQU0ftt|r  mat  es  bamit  halb  gonj  ooriKer.  1597 
[(^idteit  bie  S^ermac  no^  Suftone,  mit  bie  &an[en  ben  Sot^etit 
nannten,  na^  Snglanb  unb  lauften  baffic  Seibenf toff e ;  abet  um 
1660  xxm  hat  (5en>erbe  ganj  ittialltn. 

Det  (Brunb  biefes  3^^<^II^  I^fl  in  ben  oerSnberten  gan« 
belsoesen,  ber  Sufftnbung  bes  Seemegs  nac^  Oftinbien  unb  ber 
Sntbeduna  SImerilas.  6ett  1604  |^on  entftanben  in  Stalten  felbft 
Slcid^en  unb  bie  fiomboiben  lauften  in  6^oa(en  ftatt  ber  ge* 
Neigten  bie  ro^e  fieinioanb  {ufammen,  wo  jie  biefelbe  erhielten,  unb 
ffiliten  fie  ungeftempelt  in  i^re  Slei^ereien,  |o  bag  1648  unb 
1697  ben  Ulmer  3unfttDebern  bie  9Bate  liefen  blieb.  6eit  1700 
fa^n  fi^  au4  bie  Ulmer  ftaufleute  veranlagt,  3Q'^i8A^f4'^^ 
in  (&fin3burgp  Dieten^eim,  SBeigen^orn,  64tDenbi  u.f.m.  gu 
erri<^ten,  lauften  bort  bie  fieinmanb  beim  fianbtoeber  auf  unb 
l^idten  fie  ebenfalb  ungeblei^t  unb  ungeftempelt  na^  3talien 
fo  bag  bie  Ulmer  fieinmanbfi^au  erneut  ba«  6^<^ugelb  herunter« 
je^en  mugte,  unb  feit  1800  fehlte  es  infolge  ber  [teigenben 
Srui^tpreife  unb  bes  baburc^  june^menben  gfru^tbaus  beratt  an 
SMs,  bog  1823  bie  Ulmer  fieinn>anb[4au  auf|3ite.  Die 
(Brflnbung  einer  SHiengefellf^aft,  um  im  9n|(^Iug  an  bie  r^einif^ 
»eftinbif^e  AomiKignie  in  SIbetfelb  ber  Ulmer  fietnvanb 
lUfo^  but^  bas  St^eint^I  [tatt  Aber  Italien  unb  Sabix  na^ 
Xmertia  gu  oerfd^affen,  blieb  oergebens,  »eil  es  an  ber  j^aupt« 
fa^e,  am  S'o^s,  fehlte,  ben  bie  Saumioolle  unterbot,  fo  bog  au^ 
ber  feit  1500  fo  bifibenbe  fieinnanb^anbel,  na^bem  er  fi^  bur^ 
bas  Sinlen  ber  grui^tpreife  unb  bas  Steigen  bes  Slai^S' 
baus  enttoidelt  unb  feit  1600  feine  (Blangjeit  gefeiert  ^atte, 
namentli^  burd^  bie  S^Iefier«  unb  bie  irifd|e  fieintoanb  unb 
bas  Vuflommen  ber  lombarbifd^en  Sleid^ereien  gerftSrt  lourbe. 
Das  Sigengenerbe  bes  Vuslanbs  rid^tete  au^  biefe  Susfu^r  gu 
(brunbe.  Ulm  ^tte  eben  feine  Slilte  unb  bamit  fein  Sliinfter 
feiner  gef<l^idtten  £age  im  9RitteIpunIte  ber  Sinnen^nbelsftrage 
oon  ber  Sbria  gur  Slorbfee  gu  oerbanlen  unb  bie  SaumooIC' 
inbuftrie  ^t  l^on  oor  500  Z<^ffxtn  in  Oberf^maben  eine  oer* 
^altnismigig  ebenfo  bebeutenbe  9{oIIe  gefpielt  »ie  ^eute  in 
(Englanb.  Die  Kfidf^I&ge,  oelc^e  bie  Senberung  ber  5<ntbels« 
n^ege  (Englanbs  SaumvoIIioeberei  bringen  merben,  |inb  bes^Ib 
attdl  in  fi^nli^er  SBeiie  Oberf^nmben  burc^  bie  (Entbedung 
Vmerilos  unb  bes  inbif^en  Seemegs  gu  teil  gemorben. 


I.  Uetetfi^t  fiber  bie  enttoitfluitgSsefii^i^te  Ut 

^anbetöioege. 

1.    5Dic   ^anbcUttJCflc  bcr  römif^cn  Äaifcrjctt. 

Ss  siebt  iDo^I  loum  ein  befferes  Sqftem,  bie  treibenben 
(grünbe  ber  ^o^n  ^olitil  in  ber  (5t\ä)iifit  ber  SöKer  aufju« 
finben,  als  bie  Silenntnis  ber  äBelt^anbelstoege.  SBelt« 
^nbel  unb  ^olitif  finb  Don  {e^r  in  engfter  Sejie^ung  ju  einon« 
bei  geftonben,  fie  ftei^n  gerabeju  in  ooKftänbiger  SBec^feltDirlung. 
SRon  lonn  bes^olb  ebenfotoo^I  ber  ®ef(^i4te  ber  ^olitif  noc^fpfiren, 
inbem  man  bie  äBett^anbelstoege  betrachtet,  toie  man  ben  Sd^Ififfel 
ytr  (Sef^i^te  ber  SBeU^nbelsiDege  baburc^  in  bie  $anb  befommt, 
bag  man  ben  poIiti|<^en  (Ereigniffen  na<^e^t.  !Die  großen  2BeIt« 
^nbelsioege,  auf  benen  fi^  feit  ben  SIteften  3^iten  ber  $anbels:c 
oerle^r  bemegte,  ergeben  fi^  aus  ber  Setra^tung  ber  Strafen» 
auf  benen  bie  entfd^eibenben  ilriege  ber  maggebenben  Sößer 
ausgefoc^en  würben,  benn  eine  £anbf(^aft ,  um  bie  ]\^  jtoei 
Stationen  ftritten,  fyd  avaS)  eine  ^eroorragenbe  ^nbelspolitifc^e 
unb  bamit  [teuer«  unb  jol^iolitif^e  Sebeutung,  unb  loenn  ein 
SoR  eine  frembe  fianbf^oft  in  93efi^  nimmt,  fo  gef^ie^  bies 
ftets,  um  [i(^  baburd^  mirtf(^aftli^e  93orteiIe  ju  oerfc^affen,  es 
min  bie  (Ertragni|fe  biefer  fianbf^aft  für  [i(^  befi^en,  roeil  biefe 
eine  fteigenbe  Sebeutung  erhalten  b^ben. 

3ft  alfo  ein  $auptbilf$mittel,  mie  man  ber  ®efd^i(bte  ber 
SBelt^ an belstoege  auf  bie  Spur  fommen  lann,  bas 
Sielbemu^e  Stubium  ber  politifi^en  (&e[(bi^te,  fo  ift  loeniger 
lei^t  bie  S^ftfteltung  ber  ®  e  f  (b  i  (b  t  e  ber  $ a nb e Is« 
gegenftfinbe.  $ier  bebarf  es  einge^enber QueÜenftubien, eif « 
riger  Xnbaufung  unb  Slusnfi^ung  oon  Sammelmaterial;  ffxtt 
betritt  man  ein  (Sebiet,  auf  bem  es  an  Vorarbeiten  nocb  oielfa^ 
in  bobem  ®tabe  febli  Smmerbin  Ia|fen  fi^  au^  auf  biefem 
Gebiete  ^eute  f^on  geioiffe  allgemeine  (gefi^tspunlte  f eftftellen.  !Dte 
Q^a^woUe  ift  oon  Sllters  ber  ber  (Begenftanb  gemefen, melcber 
ben  Scbtoerpuntt  bes  ®robb<^nbeIs  gebilbet  b^t,  längft  ebe  bie  leb« 
baftere  (Entioictiung  besSBeltoertebrs  bie  fiebensbaltung  fteigerte  unb 

1 

-  1 


—    2    — 

iciSjUxti^e  anöere  (Erseugniffe  unb  ®ebilbe  sufu^rte.  Seit  es 
eine  inen|d|Ii(^e  Aultur  giebt,  t[t  es  bte  Sro^rt  na^  bem  goIbenenSIieg, 
ber  9B  0 1 1  ^  Q  n  b  e  I,  gemefen,  bet  bte  treibenbe  Urftaft  für  olle  miti- 
f^oftli^en  unb  poIiti[<^en  Setoegungen  abgab.  6(^on  int  frü^efien 
Sntertunt  jogen  Aaramanen  mit  ^unberten  oon  3^^^^  ^^^ 
6(^afen,  bie  als  £a[ttiere  in  Aaf^mir  unb  Xibet  gejü^tet  n>aren 
unb  Sd^afmoIIe  unb  SBoIItüd^er  auf  bem  iRfiden  trugen, 
iiber  bie  eifigen  ®ipfel  bes  ^imala^a.  Um  S^afoDoIIe  ju 
^ben,  jogen  bie  (ßried^en  mä)  Aold^is^nad^  ^erfien,  bem 
fianbe  ber  $ammel,  na^  ^  e  g  i|  p  t  e  n  jum  3upiter  3[mmon,  Ms 
ben  leoantifi^en  £änbem  bie  Wollt  ausgieng  unb  ftatt  biefer  \id) 
bie  £&nber  bes  SBeftens,  bie  ^rooence,  Spanien  unb 
Sritannien  ben  9{ömem  als  SBoKenlönber  erf(^Io[fen. 

SRan  fie^t  fc^on  aus  biefem  erften  Seifpiel,  ba^  bie  Sigenfd^ 
ber  fiSnber  als  9to^ftoffI&nber  großem  äße^fel  unterworfen  ift.  3Bie 
ber  einjelne  Slenf^  ^t  anä)  bie  Aultur  ber  S5Rer  i^re  £ebensalter. 
Der  f^önfte,  glfidli#e  3uftanb  eines  ä^oRs  ift  bie  3eit  ber 
f orglofen 3ugenb,  bie  3^it  ber  SBalb«  unb  äBaibioirtf^aft, 
toenn  bie  forgenbe  SRutter  9latur  bem  SoRe  feine  Sebürfniffe 
in  rei(^fter  SRenge  bietet  unb  ber  SRenf^  biefelben  Iebigli(^  in 
Sefi^  5u  nehmen  ^at.  Die  3^^^  ^  ^derbaus  ift  bas  reife 
SRannesalter;  bie  3^it  besSlusfu^rgemerbs  ift  bas  (Greifen' 
alter,  in  roeld^em  in  ber  Stidfluft  ber  $anb©er!sftätten  bas  Solf 
ein  Ane^tesbafein  friftet  im  Dienfte  bes  (grogfapitals.  Z^\>tm 
SoRe  ift  in  ber  SRegel  bas  6(^idfal  beftimmt,  biefe  brei  dnU 
loidlungsftufen  bur^jumac^en,  um  bann  n)ieber  oon  oome  anju- 
fangen,  unb  fo  ergiebt  ]iä)  für  ben  (Sefd^ic^tsfd^reiber  bie  interef* 
fante  %(ufgabe,  biefem  Kreislauf  ber  einjelnen  SöRer  im  Cin« 
jelnen  na^jufpfiren  unb  feftsuftellen,  auf  roel^e  SBeife  in  ben 
oerf(|iebenen  3^i^^It^nt  bte  oerfi^iebenen  935Rer  t^re  fiebens^  unb 
fiuamsbebürfniffe  befc^afften,  feftsuftellen,  wo  ber  gemeine  SRann 
fein  (Betreibe,  fein  jjletfc^,  fein  Salj,  fein  ©fen,  fein  ©eroanb 
^olte;  benn  nic^t  bie  £uxusgegenftanbe,  bte  Sr^brilate,  unb  il^e 
Sefi^affung  ftnb  es  in  erfter  £tnie,  n>el(^e  bie  treibenben  Ar^e 
ber  SBirtfi^ftsmelt  bilben,  fonbem  bie  in  großen  SRengen  noti« 
gen  C5ebrau^sgegenftänbe  bes  tagli^en  fiebens,  bie  (SegenftSnbe 
jur  Sla^rung  unb  Aleibung.  Son  biefen  nun  gebeizt  bie  S  r  o  t< 
fru^t  in  ber  Siegel  suna^ft  fiberaR,  wo  SRenfc^en  fi<^  unter 
geoS^nRi^en  SSer^Itniffen  nieberlaffen.  Slber  u)o  fie  gebaut  loirb, 


—    3    — 

[(^inben  SBalb  unb  9Ba{be.  9Rtt  bem  Uebergang  jur  iify 
tem  Sevoßerung  jioingt  ft(^  ein  fianb  ju  tmmei  ausgebe^nterem 
adetbau,  untergräbt  fi^  aber  au(^  bte  ÜRogli^foit,  fi^  »renn« 
ftoff,  jUeibung  unb  SIet|(^  ju  fi^offen.  Ss  mug  ftatt  $oI}  unb 
SBaibeote^  Crfa^ftoffe  loie  jto^le  unb  Gtalbte^  oermenben. 
!Diefe  Srfa^ftoffe  ge^n  aber  aus,  benn  Ao^Ienbau  unb  Stau« 
futterung  finb  ein  3^^^^  ^om  Jtapital,  »eil  bte  Jlo^Ie  nid^t 
na^vfii^ft  unb  bie  Stallffitterung  ben  SieJ^ftanb  aümfil^Iid^  oer« 
[d^Ied^tert.  Sin  [ol^es  Soll  mug  bes^Ib  mit  ber  3^tt  ins  Slus« 
binb  leiden,  um  SBrennftoff,  Sl^if^  unb  SBoIIe  ju  (olen,  ober 
es  mu^  gar  als  reiner  (Sen)er6eftaat  auä^  feine  gnid^t  no^  im 
Slttslanbe  faufen. 

Heber  bie  alteften  ^anbelswege  Unterfu^ungen  anjuftellen, 
ift  ni^t  3°>^^  ^M^^  Arbeit.  Die  3^it  mit  melier  |ie  fi^ 
nfi^er  ju  bef^oftigen  ^t,  beginnt  erft  mit  bem  Uebergang  9loms 
jum  Aatfertum  unb  es  ift  bes^Ib  junä^ft  bie  gfrage  ju  beant« 
iDorten, roelc^es  ber  Staub  ber  $anbeIsu)egsoer^äItnif[e 
um  biefe  Stxt  xxxa.  Seit  ilönig  Slexanber  b.  C5r.  hörten  um  bas  ^ai^x 
330  0.  (Bft.  bie  Solfer  Srie^enlanbs  auf,  i^re  (Erjeugniffe  im 
SBeften  ju  ^olen.  Das  u)irtf(^aft(i^e  Sanbjmifc^en  Sroggried^enlanb 
unb  3talien  loderte  \\ä)  unb  bie  (&rie(^en  jogen  [tatt  oie  feit« 
^r  ncüSf  3toli^u  unbSflbgallien  na(|  ber  Seoante,  naä)  jllein« 
afien,  Serien,  Segq^en,  Z^hkn  unb  (Sfyxna,  um  iRo^ftoffe  biefer 
fiSnber  ju  ^olen.  (Es  maren  brei  SBege,  auf  benen  bies 
gefii^:  1.  bas  iRole  9Reer  ober  ber  ag9ptif^e  6ee« 
veg,  2.  bas  $erfif(^e  9Reer  ober  ber  mefopotamif^e  See« 
»eg  unb  3.  3n^^^<^fi^n  ober  ber  Aarau^anenroeg.  Den 
Slittelpunlt  biefer  9to^ftoffaufIaufe  bilbete  bie  S^afio olle  unb 
ber  ^auptmarUpIa^  berfelben  loar  9leg9pten,  bas  £anb  bes 
Supiter  Slmmon. 

SBaren  fo  bie  ®ried^en  bie  QEinlSufer  in  ber  fieoante, 
fo  u>aren  bagegen  bie  fiatein  er  bie  (Einläufer  im3Beften  unb 
es  uHir  oor  allem  Pallien,  bas  als  fiieferant  oon  Sd^of« 
iDode  ffir  bie  lateinif^en  fianber  in  Setra^t  lam.  92ad^  SfKi« 
nien,  £)ber«  unb  äRittelitalien  bis  ^infiber  na^  C5rie(^enlanb, 
JUeinafien  unb  Sqrien  trugen  bie  Sallier  i^ren  Flamen  als  n)eit« 
oerbreitetes  ^anbelsooll,  i^r  Soben  mar  ni^t  nur  beraumt  u)egen 
bes^irfes  unb  ber  ®erfte,  bie  auf  i^m  gepflanjt  lourben, 
fonbem  au^    \^on  jur  3^^^  bes  ^linus  n>ar   bas  ^aibefraut 


.-.     4    — 

bet  SlaAonnaife  bos  berfi^mtefte  SBaibfutter  für  bte  SBoII» 
f  c^af  e  unb  bei  ben  oon  ben  Kömem  5U  9tei^sftäbten  (coloniae) 
eihätten  galltf^en  Stobten  gab  es  flberall  groge  Gemein- 
toaiben,  tDO  Xaufenbe  oon  langtoolligen  6d^Qfen  foiote  oon 
3tegen,  S^toeinen  unb  Sltnbem  teilioetfe  burc^  berittene  unb 
ben)affnete  Wirten  gemaibet  u)urben  unb  in  benen  bas  römtf^e 
®rogIapitaI  fein  (Selb  fpefulatio  anlegte.  Die  [d^mad^e  Seoöl« 
lerung  toenigftens  bes  plcAttn  £anbs  in  Gallien  ermögli^te  biefe 
extenfioe  Sobenn)irtf(^aft,  meldte  bama^  ftrebte,  mit  moglic^ft  ge« 
ringem  Slufmanb  an  men[(^Iid^er  SIrbeitsIraft  ju  n)irt{4aften.  3^^ 
3eit  be$  jtaifers  ^robus  loat  Gallien  berühmt  u)egen  {eines 
9Beins,  feines  äJSaibeoie^s  unb  ^oljes,  megen  feiner 
6^afe  unb  6(^Q>eine,  ^ferbe  unb  $unbe,  feiner  Serg« 
merfe  mit  Golb,  Silber,  Sifen,  Slei  unb  Salj.  SRan 
legte  bort  Strajjen  unb  Aanäle  an  unb  bas  ganse  Silb  bes 
Gallien  jener  3^it  ift  basjenige  eines  fi(|  immer  reifer  ent« 
faltenben  Sto^ftofflanbs. 

9{ei<$  entmidelt  maren  femer  f^on  bamals  oor  allem  bie 
91  i  e  b  e  r  I  a  n  b  e.  Die  9lieberlanber  Jlaufleute  führten  i^re  3Baren 
oom  9Q)tm  md)  ber  Donau,  q)o  fie  bas  Sataoerlager  ($affau) 
am  linten  Snnufer  gegenüber  ber  alten  Sojernftabt  Bojcdunim 
anlegten  unb  Saffano  (castra  Batavoram)  ober  3BeIf^paffau 
beiSenebig  grünbeten,  ^n  beiben  Orten  tauf^ten  bie  92ieber> 
länber  Aaufleute  i^re  &5eugnif)e  an  bie  Saqem  aus. 

Diefe  beiben  £anber  blieben  inbes  nid^t  beim  9)o^ftoffbau  {teilen, 
fonbem es entftanb berfqrif^enSBeberei  frü^e ein bebeutfamer 
SBettbemerber  im  gallif^^nieberlönbifc^en  SBebgea)erbe.  9lament« 
li^  SBoIlenftoffe  mürben  bamals  in  großer  SRenge  unb  in 
grojjer  SoÜfommen^eit  in  Gallien  gefertigt,  oor  allem  im  Sanbe 
ber  Santonen  in  ber  £angueb'oc  bei  Sorbeaux,  mo  bie 
3taliener  ben  fräftigen  Stoff  für  i^re  DberHeiber  polten,  unb 
bei  ben  9?eroiem  unb  Sltrebaten  an  ber  S^elbe  in  Slemetocenna, 
bem  heutigen  9lrras,  wo  man  tote  überhaupt  im  Sei* 
gi erlaube  bie  bunten  ^ra(^tgemänber  aus  SBoKe  fertigte^ 
wtlä^t  bamals  einen  Flamen  in  ber  gansen  9BeIt  Ratten 
CCöfar  fyitit  bie  9leroier  an  ber  Sambre  unb  bie  Strebaten  faft 
ganj  oemid^tet  unb  in  Üournaq  (Tarnacum),  in  9{^eim$, 
Ürier,  3)1  e^  unb  Aoln  Grojjmebereien  eingerichtet,  beren  (Er« 
träge  ber  r5mif^en  9{ei^s!ammer  geborten   unb  für  biefe  eine 


—    5    — 

gel^^te  (Einnahme  Bilbeten  tote  fpSter  bie  toiferlic^en  Seibeii' 
iDebereten  in  itonftonttnopel.  über  ntd^t  nur  3Bontfid|er  ourben 
in  groger  SRenge  in  ffiollien  gefertigt,  fonbem  ebenfo  entioidelt 
nrar  bafel&ft  bie  fieinetoeberei,  filr  toel^e  ber  gfla^sbau  bes 
fianbes  ben  notigen  Ko^ftoff  in  rei<^er  9Renge  lieferte.  6<^on 
um  bas  3<^^  ^  n.  dSjit,  xxHXttn  bie  norbmeftli^n  £anber  (Eu* 
ropas  ber  SRittelimnft  bes  gflo^sbous  unb  ber  fieineioeberei  ffir 
ben  SBeltmorft.  9u(^  bie  Söller  jenfeits  bes  Steins  in  Germanien 
bauten  leb^  ^aäfs;  ber  6tol5  ber  Germanin  nmr  ein  ftets 
blenbenb  loeiges  fieinenlleib  mit  ^urpurfaum.  Ueberall  fagen 
bie  Stauen  u^ebenb  in  i^ren  unterirbifc^en  Dunlen,  mo^renb  bie 
SRönner  bie  pra^toolle  Purpurfarbe  aus  Aermeslomern  bereiteten, 
mtläft  fie  auf  ben  (Eichen  i^rer  ^eimatli^en  SBälber  genmnnen. 
9li^t  umfonft  berietet  barum  Xadtus,  bag  bie  (Sermanen  oor 
allen  (Sottem  bem  IRertur  unb  bem  ^erfules  opfern;  als 
reifenber  ^anbler  unb  jtriegsmann  bur^ftreifte  ber  (Saltier  unb 
ßermane  fd^on  bamals  bie  ^albe  2BeIt.  Xaufenbe  oon  Ieltif<l^en  Sein» 
loanbpaden  giengen  in  alle  IBelt  unb  bie  Sqrier  fertigten  baraus 
Kapuzenmantel,  fogenannte  caealli  ober  (Sugler,  na^  gallif^em 
6(^nitt,  roie  au^  im  ganjen  lIRittelmeer  bie  Sd^iffe  Segel  aus 
fteltenlein  unb  germanif(^em  (5eu)ebe  trugen. 

Se^en  toir  al[o  bamals  bie  Germanen,  Gallier  unb 
Slieberlanber  als  ein  enfaoidfeltes  Geioerbeoolf,  meld^es  ben 
italienifc^en  9Rartt  mie  bie  fieoante  mit  feinen  Srjeug^ 
niffen  an  SBollftoffen  unb  fieinmanb  oerforgte,  fo  lag 
gerabe  barin  ber  Grunb,  bag  biefes  fulturell  oorgef(^rit« 
tene  Soll  [xif  ben  fiateinem  unterorbnen  mugte.  SBar  es  bo(^ 
gerabe  ber  römi[^e  SRilitSrftaat,  melier  biefem  Soße  feinen  (Er^ 
Seugnisfiberf^ug  abnahm ,  ber  auf  biefe  3Beife  ben  umtriebigen 
Sölfem  am  9{ieben^ein,  an  ber  fioire  unb  an  ber  Garonne 
bie  £ebens^ltung  ermöglichte.  Sls  am  Anfang  ber 
neuen  3^i^^^nung  \\ä)  bie  IRömer  binnen  furser  3^^  ^^ 
9l(ein,  in  ber  Sd^oeis,  in  Graubünbten,  Sorarl^ 
berg,  im  heutigen  Sc^roaben,  in  Sägern,  Defterrei^, 
in  Steiermar!,  Äarnten,  Äroin,  Üirol,  Saljburg,  in 
Ungarn,  Siebenbürgen  unb  an  ber  untern  ^Donau  feft« 
fe^en,  als  bie  römif^en  gfelb^erren  Aber  ben  St.  Sern ^arb  unb 
benSrenner  ^eerftragen  anlegten,  enttoidfelte  fid^oon  älofta 
aus  über  ben  St.  Sem^arb  loie  oon  Sero  na  aus  über  ben  Srem 


—     6     — 

ner  naäf  Sßilten  unb  ^artenütd^en unboon  SRoilanb  über  C^uc 
unb  S  r  e g e n 5  bis  naä)  Slugsburg  ein  lebhafter  ^anbeboetle^r. 
3tDi[^en  Z^alkn  unb  ben  beutf^en  £&nbem  ffibß(^  bes  SRoins 
lant  ber®tunbfa^  bes  gfrei^anbels  jur  Jlnerfennung,  nKtl^ 
renb  ber  SSerie^r  mit  ben  notbli^  bes  SRains  gelegenen  fianbem 
burd^  eine  3o  Hm  au  er,  ben  limesr  in  ä^nlic^et  äBeife  unter« 
brocken  n^urbe,  xaie  bies  bie  c^inefifc^e  9Rouer  no^ 
l^eute  gegenfiber  ben  innerafiattfd^en  £anbern  beroer!« 
fteüigt.  9Iur  ber  9lnge^5rige  bes  römifd^en  SBeltreic^s  ober 
SBeltjoIIbunbs  follte  freies  commercium  unb  connubiam  ^ben; 
mer  auger^Ib  bes  limes  mo^nte,  mar  barbaras  unb  bes^alb 
oon  biefem  grtei^eit$re(^te  ausgefd^Ioffen  ober  mürbe  nur  unter 
beftimmten  Sebingungen  jugelaffen,  mie  3.  S.  bie  norblii^  bes 
(Srensmalls  jmif^en  SRain  unb  Donau  mo^nenben  $ermun« 
buren  bie  9R&rIte  ber  ^rooinjial^uptftabt  Augsburg  be-^ 
fuc^en  burften. 

SBurbe  (ober  S er le^r  mit  ben  9lorbo oller  n  unterbrod^en,  fo 
entmidelte  fi^  baffir  hinter  bem  6^u^e  ber  lang  geftredten  9{eid^s» 
joümauer  mit  i^ren  großen  (Eingangssonftätten,  ber  porta  West- 
phalica,  bem  Slotenturmpag,  ber  porta  Medica  u.f.m.  ein  um  fo 
entmidelteres  $anbelstreiben,  als  feit  Aaifer  Xrofan  eine  gro^e 
Stei^sftrage  aus  (Sallien  unb  00m  n^eine  ^er  an  bie 
Donau  ffi^rte  unb  oon  ^ier  meiter  l^inunter  bis  an  ben  Stranb 
bes  G^marjen  3Reers. 

®an3  Sflbbeuif^Ianb  mar  um  bas  3^1^  70  n.  G^r. 
in  ben  Rauben  ber  SlSmer,  meiere  bie  Swxtitaift  jmif^en  ben 
nörbli(^en  unb  ben  ffibli^en  Stammen  benähten,  um  fid^  immer 
feftere  Stfl^unfte  in  Sflbbeutfd^Ianb  3U  f^affen.  93on  ^af> 
fau  gieng  eine  Strafe  bur^  bas  3nnt$al  über  ben 
Srenner  nad^  3BeIf(^bem  ober  Serona,  na^  $aoia  unb 
bem  äBeften,  eine  anbere  ffi^rte  bie  Donau  herauf  ilber  iRe« 
gensburg  na^  £auingen  unb  burd|  bas  Srenjt^al  fiber 
31  a  I  e  n  (Slquileja)  an  ben  9{  ^  e  i  n  unb  oermittelte  ben  S^ustauf^ 
ber  (Erjeugniffe  bes  Oftens  mit  3talien  mie  mit  Deutfd^Ianb 
unb  ben  9{ieberlanben,  beren  ä}er!e]^r  bamals  immer  me^r  eine 
SloIIe  ju  fpielen  begann.  Die  bebeutenbften  $anbelsmittelpunlte 
6d^mabens  ober  9l^fitiens  mürben  C^ur  unb  Slugs« 
bürg,  lieber  Dillingen  lamen  bie  bena^barten  $ermun< 
buren  auf  bie  3RarIte  oon  Slugsburg  unb  brachten  bort  oor 


—     7     — 

Quem  bk  ausbeute  t^ret  ^tltgen  Saljquellen  sunt  Setfauf, 
loegett  bereit  fie  mit  ben  Statten  in  fortoS^renbem  Streite  lagen» 
femer  t^re  9linber^5ute,  i^re  ^elje  unb  Settfebern. 

60  rDor  es  bie  Crfc^Iiegung  ber  £anber  n9rb« 
li^  ber  SIpen  für  bie  SRittelmeerlfinber ,  loel^e  ben 
9Begen  unb  ^itltn  bes  ^anbelsoerle^rs  feit  ber  (Seburt 
bes  ^eilanbs  einen  neuen  Stempel  aufbrüdte.  Seither 
be50gen  bie  bem  romif^en  SBeltjoIIbunb  ange^5renben 
Solfer  bes  9RitteImeeer9  bie  Sebflrfniffe  bes  tagli^en  £ebens, 
bie  Srotfru^t,  bas  S^Ioc^toie^,  bie  6d^afn)oIIe,  bos  fieber,  bas 
(Eifen,  bas  6al5,  bas  ®oIb,  bas  Silber,  bas  Aupfer  fibenoiegenb 
aus  ben  £finbern  jenfeits  ber  Sllpen  ftatt  aus  %(fien  unb 
afrila.  ^ferbe,  D^fen,  Sd^roeine,  $unbe,  §ü^ner, 
(Eier,  Srot,  Sier  roaren  bie ©egenftönbe,  in  benen  bie  8He» 
mannen  ben  9{ömem  ben  3^^nten  beja^Iten,  unb  betreibe 
Sfleif^tiere,  ^aute,  ^^l3^»  S(l^afn)oIIe  unb  Salj 
nxiren  bie  (Erjeugniffe,  wt\ä)e  aus  9)^ätien  na^  Z^alkn  geflirrt 
mürben,  nac^bem  bie  9{9mer  bie  Sllemannen  oeranlagt  Ratten, 
bie  feit^rige  3BaibeiDirtf(^ft  aufsugeben,  bie  Stallfütterung  ein« 
jufü^ren  unb  }um  Sau  oon  italienif(^em  Spelt  ober  Dintel 
übersuge^en.  S^tittn  anfangs  belgif^e  unb  f^mäbifd^e  Sären* 
]d)\rdtn  t>telfa<^  bie  !lafeln  ber  reichen  9{ömer,  fo  mürbe  bies  in 
furjer  S^ii  anbers.  Die  großen  3BäIber  unb  SEBaiben  oer» 
f^manben  unb  an  iffttt  Stelle  entftanben  groge  Slderfelber,  beren 
jungfräuli^er  Soben  rei^e  (Erträge  lieferte.  Sd^maben  mürbe 
immer  m^x  ein  ^oii^entmideltes  3(derbaulanb,  fo  bajj  um  bas 
3a^r  350  bie  9{omer  (S  e  t  r  e  i  b  e  in  S(|maben  polten,  meil  in 
3talien  Xeurung  ^errfc^te. 

fiieferte  S(^maben  ben  3tcilienem  alfo  oor  allem  (betreibe,  fo 
maren  es  bie  Donaulänber,  meldte  bie  3taliener  mit  Sifen 
oerforgten.  Ratten  bie  Slegqpter  bas  Sifen  [d^on  jur  !^txt  bes 
Wofes,  ^tten  es  bie  Hebräer  unb  bie  Griechen  f<l^on  3ur  3^ii 
bes  Zrojerlriegs  benfi^t,  obglei^  i^re  SBaffen  no^  ausAupfer« 
bronce  maren,  fo  trug  f^on  im  3^^^  202  0.  {S)t,  ber  römifc^e 
Solbat  feine  Sroncemoffe  me^r,  mie  er  fie  in  3to(ien  felbft  er^ 
jeugen  lonnitf  fonbem  er  trug  eifeme  SBe^r,  mie  fie  in  ®er* 
manien  oor  allem  gefertigt  mürbe.  Die  Simbern  unb  3:eutonen 
mie  bie  Surgunber  trugen  fd^on  100  Z^^x^  0.  (£^r.  oollftänbige 
Sifen^elme  unb  als  fie  erftmals  in  3talien  einfielen,  l^atte  i^re 


—     8     — 

9{eiteret  oon  30  000  ^ferben  Stflfiungen,  ]oeId|e  mit  X^ierfiguren 
funftooll  oetjiert  looren  unb  bie  allgemeine  SeiDunberung  ber 
3taliener  ^eroomefen.  Dtefen  gefteigerten  (Sfenbebarf  3taliens 
lonnten  bie  (Stuben  ber  3njel  SIba,  bas  alte  Si|enlager  ber 
Strusfer,  ni^t  me^r  beden,  unb  fo  begannen  feit  ber  Aaiferseit 
bie  romif^en  (6ro^änbIer  bie  neu  erf^Ioffenen  (Eifenlager  oon 
ASrnten  ausjubeuten. 

Da$  (Ergebnis  biefer  Sntioidlung  toar,  bag  feit  ber  Geburt 
bes  $eilanb$  ben  feit^erigen  SBejugsISnbem  3nnera[ien  unb 
9fr ila  als  gefS^rlic^er  SBettbemerber  in  ber  Slusfu^r  oon 
9{o^ftoffen  na^  ben  aRittelmeerl&nbem  bie  fionber  9{orb> 
europas  entgegentraten.  (Es  gab  einen  lebten  SBettfanqif, 
ber  fi^  allmä^H^  ju  einem  grogartigen  äßarenaustaufd^ 
3oif(^en  aßorgenlanb  unb  Slbenblanb  geftaltete,  bei  bem 
bie  fieminte  oonoiegenb  bie  Suamstoore  gab,  bas  Slbenblanb 
bagegen  bie  SBebfirfniffe  bes  t&gli(^en  £ebens  lieferte  unb  bei 
bem  erft  9lom,  [pater  aber  jtonftantinopel  unb  fd^Iiegli^ 
Sinti o^ia  am  Örontes  ben  SRittelpunft  bes  Serle^rs  bilbeten. 

SRan  lann  babei  als  sroetfelbs  annel^men,  bag  es  bas  S^rift  e  n« 
tum  mar,  meines  mit  feiner  Setonung  ber  9lä^ftenliebe  auf 
bie  ^anbelsgrunbfS^e  ber  3eit  beftimmenb  unb  umftflrjenb  einmirlte, 
inbem  bie  neue  fie^re  bas  commercium,  ben  grrei^anbel,  weiteren 
Greifen  jubiüigte,  als  man  feit^er  gemo^nt  mar.  ü)abei  moren 
allerbings  oon  Slnfang  an  jmei  Parteien  inner^Ib  ber  neuen 
fiel^re  oorl^anben,  bie  9lationaIiften  ober  $etrus(^riften,  mel^e 
nur  ben  Skubensgenoffen  als  9la#en  gelten  laffen  mollten, 
unb  bie  ilosmopoliten  ober  ^aulusc^riften,  mel^e  atleSJlenfc^en 
als  Srüber  erflörten.  3Bar  alfo  bei  ben  religiofen  Slnf^auungen 
gemeinfam  ber  9Bunf^  mä)  einer  Slusbe^nung  bes  Slä^ftenbegriffs 
unb  bamit  bes  freunbf(^aftli<^en  freien  ^anbelsoerie^rs,  fo  mar  bie 
eJfrage,  mie  meit  biefe  Slusbe^nung  ge^en  follte,  eine  burd^aus 
ftreitige  unb  ä^nli^e  Slnf^auungen  bemegten  au^  bie  mirtfd^« 
li^en  3ntereffengrup))en.  Smmer  meitere  Areife  oerlangten  na^ 
Sluf^ebung  ber  alten  römifi^en  9lei(^soer^aItniffe  mit  i^rer  ja^t 
lofen  SRenge  oon  einjelnen  9{ei(^steilen,  mel^e  \>mä)  unjo^Iige 
3oIIf^ranIen  unb  Dpferbienfte  abgefd(|Ioffen  ben  Serie^r  beeim 
trä^tigten.  9Ran  mollte  (Einheit  in  biefen  Ser^Itniffen ,  ober 
bie  einen  ftrebten  biefe  (Einheit  lebigli^  innerhalb  bes  9lei^ 
oerbanbs  an,  bie  anberen  modten  au^  bie  gro|}e  r9mif^e  9lei4s« 


—    9    — 

jollmauer,  ben  limes,  9om  (frbboben  iDegräumeit.  Unouf^oltfam 
ober  enoeiterten  ]xäf  unter  biefen  (Seifteslämpfen  bie  Sonnen  bes 
SBeltoerle^TS.  ^lanntfigig  beuteten  bie ttalientf^en  ^anbler 
bie  neuen  ^roüinjen  bes  9{ei(^$  aus.  Sritannien  unb  bie 
5teltenlanbet  bereicherten  bos  römif^e  (Sroglopitd  im 
SBeften,  lofi^renb  im  £)ften  9lom  feine  9lrme  na<i^  bem  $ar» 
t^erlanbe  unb  Armenien,  naäf  ÜRefopotamien  unb 
$  a  I Q  ft  i  n  a  ousftredte.  3n  allen  gfSIIen  ober  brachte  bie  Slusbe^nung 
ber  )M>litif(^en  SRad^t  Sioms  auf  immer  neue  fianber  bie  (Einffi^rung 
bes  gegenfeitigen  freien  commercium,  bes  ^rei^anbels^ 
grunbfa^es  auf  biefe  neuen  9tei(^sgebiete.  üus  einem  euro» 
pöifi^en  So^I^^^^^^n^  mürbe  burd^  bie  Sf^ftfe^ung  ber 
romif^en  Kei^sgemalt  in  ber  £eoante  ein  SBeltjoIIoers 
banb. 

Der  SRittelpunlt  besinnerafiatif(^en$anbels5ugs 
mar  ber  Aaspifee.  Die  SRongoIen  unb  Zataren  ixai)ttn  bie 
SBarenbisna^  Xurle[tan,  mo  fie  bie  6erer  ober  tfirlifd^en  $un^ 
nen  in  (Empfang  nahmen  unb  mäf  bem  jtaspifee  brauten.  93on  i^m 
ffet  lamen  bie  (E^inamaren  3U  6^iff  na^  bem  Slraxes  unb 
ben  $^afis  hinauf  ins  S^marse  9Reer  ober  fiber  Slrta^ 
2 ata  na^  Aleinafien.  Die  Sc^mierigleiten  inbes,  mel(^er 
bas  $art^errei(^  bem  $anbeIsoerfe^r  mit  3ni>i^n 
unb  Sl^ina  auf  bem  innerafiatifd^en  £anbmege  be^ 
reitete,  oeranlagten  bie  C^inefen,  bie  äBaren  bis  nadd  (Ee^^ 
Ion  ju  bringen,  mo  fie  bie  SRefopotamier  unb  Sleg^pter 
polten  unb  na(^  bem  ^erfifd^en  SReer  ober  nac^  bem 
9{tiitn  SReere  meiterbeforberten.  Unb  als  bie  ^art^er,  um 
bies  3u  oer^inbem,  ]\ä)  ber  S^IIftatten  SRefopotamiens 
bemfid^gten,  lam  es  ju  langi&^rigen  Kriegen  3mif(^en  bem 
Slbenblonbe  unb  bem  ^artl^enei^e.  9la(^  feinem  Zriump^  fiber 
bie  $art^er  \ä)idtt  bes^alb  jlaifer  SRarlus  9[urelius  (Befanbte 
3U  SBaffer  nad^  (E^ina,  um  einen  $anbeIsoertrag  mit  biefem 
fianbe  3u  ftanbe  3u  bringen,  mö^renb  bie  ^art^er  i^re  äBaren 
bie  9BoIga  hinauf  na^  bem  9lorben  f(^idten,  fo  bog  biefer 
norbif^e  $anbel53ug  eine  3une^menbe  Sebeutung  erlangte 
unb  ben  ffibli^en  ^anbelsoerfe^r  3mifd^en  Often  unb  3Beften 
fd^bigte. 

3ntmer  fd^ärfer    tobte   feit^er    ber  SBettbemerb   ber   bei= 
ben   SBelt^nbeisftragen,  mel^e   (Europa   unb  Oftafien  oerban« 


—  lo- 
ben. Das  romifc^e  9{etd^  no^m  ^ari^ien  bie  6tabt  91  r tax  ata 
am  9ra3tes  ab ,  bie  $aufrtftabt  (Brogarmentens ,  wüi^t  bie 
^art^er  auf  ben  3i(ä  bes  ^^önicier$  $annibal  ^ier  erbaut 
^tten  unb  beten  Se[i^  feit^er  ben  ^^öniriem  bas  ^anbelsmono* 
pol  inber  £eoante  gefiebert  ^tte,  unb  9{om  machte  Armenien 
5ur 9tei(^5proQin3.  Die  3^^iSning  oon  Seleucia  am  Xigris 
gegenüber  oon  Ätefip^on  am  9laarfaresfanal,  beffen  3on^  ^n 
Serfe^r  5iDtf(^en  Xigris  unb  Cup^rat  lahmlegten,  giebt  uns  einen 
Süd  in  bie  Serfe^rspolitif  jener  erften  ^eriobe  ber  römifc^en 
ftaiferjeit.  äRan  erf^Iog  bem  römifc^en  Srog^nbel  ben  See« 
©eg  na^  3wi>i^n.  Die  sune^menben Sollbebrüdungen,  ©elc^e 
ber  ^anbelsoerfe^r  oom  Aaspifee  na^  bem  Sc^ioarsen  SReer  5u  er« 
bulben  ^atte,  oeranlagte  bie  [üblichen  SoRer,  einen  anbernSBeg 
nac^  3  tt  l>  i  c  w  ju  [u^cn,  unb  fie  erreid^ten  biefen  3^^^*»  «wbem  fie 
Aleinafien,  Serien  unb  SRefopotamien  in  i^re  (Setoalt  brauten.  Die 
ganje  9lömerpoIitiI  jener  2age  erflärt  [id^  ms  biefer  ®runb« 
urfa^e.  Der  romif(^e  Sunb  geftaltete  fic^  ju  einem  äBeltreic^, 
beffen  Slnge^orige  i^re  äßaren  jollfrei  oon  CeQlon  über  ben 
^erfifc^en  ^Reerbufen  unb  SRefopotamien  na^  Serien,  Alein» 
afien,  (Sried^enlanb,  3talien ,  (Pallien  unb  Spanien  ,  naäf  ben 
Donaulänbern,  6^n>aben,  bem  9{^ein  unb  Sritannien  f^en 
fonnten.  2Ber  au^er^alb  bes  Sunbs  n)o^nte,  bem  mar  bie 
9{ei^$gren5e  burc^  bie  groge  römifd^e  @ren33oHmauer, 
ben  limes,  gefperrt,  mä^renb  inner^Ib  bes  SRei^s  groge 
^anbelsftragen  oon  Spanten  unb  (Pallien  bis  jum  Sd^toarjen 
SReerc  führten.  Unb  als  biefe  aBeltoerfe^rsanftalt  in  i^ren 
Sfugen  fragte,  alsimSIorben  bie  gotifc^en  Solle r  ben  $an< 
bel$3ug  oom  Aaspifee  bie  3BoIga  herauf  na^  ber  Oftfee,  ber 
3ttfel  ©otlanb  unb  bem  3ütenreid^e  immer  lebl^ofter 
geftalteten,  brauen  im  römif^en  Steige  innere  Streitig« 
leiten  unter  ben  Sefi^em  ber  einjelnen  mettbemerbenben 
^anbelsn^ege  aus.  (Segen  ben  Serfe^r  oon  Ceylon  na<!^  bem 
^erfif^en  3Reere  unb  über  9Refopotamien  unb  ^erfien  na^  bem 
Aaspif ee,  ber  3BoIga  unb  bem  Saitenmeere  baute  man  einen  SB  e  1 1  > 
bemerbs!anal  oom  9{oten  9Reere  mä)  bem  SRittel« 
m  e  e  r.  Ss  toaren  ^anbeIspoIttif<l^e  äRagregeln  größten  Stils,  bie 
im  Ser^öltnis  jener  3^it  ö^nlic^  einf(^neibenb  mirften  toie  ^ute 
bie  Eröffnung  eines  Suejfanals  ober  einer  SRontcenisIinie.  SRan 
mugte  bem  perfif^^fcqt^ifd^en  ^anbelsjuge  bie  Spi^e  bieten,  roenn 


—  11  — 

bie  iDirtf^oftli^e  Slfite  bes  9i9meneic^9  unb  bes  aRtttelmeers 
ni^  auf  immer  jetftört  fein  follte. 

Diefe  SnttDidlung  bes  9tömerrei^s  als  fflbeuropäi|^4eoan> 
tifi^er  3<>nbunb  f^fibigte  freiließ  in  ^o^em  (5rabe  alle  Sdlfer, 
loeli^e  auger^alb  ber  großen  3onmauer  biefes  Sunbs,  bes  limes, 
iDo^nten,  alfo  bie  norbeuropaif<^en  Soller  in  Sd^ottlanb,  9lor« 
iDegen,  S<iimt\^n,  Slorbbeutfc^Ianb  unb  Sluglanb,  lurj  bie 
ganje  germanif^e  SSIfergruppe,  loel^e  bie  9IIten  unter  bem 
Slamen  ber  ®  o  t  e  n  jufammenfa^ten  unb  welche  bie  groge  $an« 
belsftrage  Dom  Saitenmeere,  b.  ^.  ber  O  |t  f  e  e ,  über  ben  Saboga« 
unb  3Inienfee  unbStomgorob  ober  9teuengart  na^  ber  2BoIga, 
bem  Aaspifee  unb  3nbien  als  i^r  Eigentum  betra^teten. 
3ebenfans  ift  bringenb  5u  mfinf^en,  bajj  gerabe  bie  Sigem 
art  ber  (Sotenoöß er  als  unteme^menbe  C&rog^anbelsleute 
ebenfo  in  ber  ftritif  i^rer  epif^en  £itteratur  unb  Gef^i^te  Se^ 
Ortung  finbe  als  i^re  X^itigleit  als  6eerauber.  Denn  in  ber 
9{egel  finb  bie  6eeraubemationen  aus  feefa^renben  ^anbelsoölfem 
entftanben  in  S^^^^t  ^o  ber  frieblid^e  $anbel  ni^t  me^r  lohnte. 
3)iefe  ®oten  ober  9lorbmannen,  beren  SRittetpunlte  bie 
banif^en  Z^]t\n  3ütlanb  unb  (Sotlanb  toaren,  fa^en  fid) 
bur^  ben  30llabf^lug  bes  9{omerrei(^s  unb  bur^  bie  einfeitige 
Segfinftigung  ber  fflblic^en  See^anbelsmege  ]ä)wtx  gef^öbigt 
unb  es  toaren  oor  allem  bie  6^ifferoöRer  ber  9lieberlanbe, 
loel^  [eitler  bie  nSrbli^en  SReere  befal^ren  unb  ben  Serfe^r 
jioifd^en  btefen  unb  ber  iberi[(^en  itfifte  ober  Portugal  oermittelt 
^tten,  toeld^e  ju  biefer  Segflnftigung  bes  SJlittelmeer^anbels 
loenig  gut  [a^en,  meil  fie  feit^er  bie  3nbienn)aren  über  ben 
ftospifee  unb  bie  SBoIga  oon  9lorben  bejogen  unb  m^  bem 
Sfiben  weiter  beforbert  Ratten. 

Der  gef o^Iid^e  Slufftanb  ber  S  a  t  ao  e r  unter  ben  gflctoierlaifem 
im  1. 3oi^t^uttbert  n.  C[^r.,  bie  (Eroberung  Britanniens  burd^ 
bie  Slomer,  bie  (Erbauung  ber  großen  IRei^smauer  unter  ben  ^la^ 
oiem  unb  9leroiem  oom  SRain  na^  ber  Donau  unb  an 
ber  fi^ottifd^en  (Srenje  5ur  Slbtoe^r  ber  9lorboöI!er,  bie  9ln» 
legung  ber  grogen  SBeltoerle^rsftrage  oon  Sallien  nac^ 
bem  et^morjen  SReere,  oom  9t^ein  na(^  ber  Donau  burc^ 
ben  Sponier  Xrajan,  ben  erften  Sli^tlateiner  auf  bem 
romif(^en  ilaifert^ron,  ben  feit^erigen  Statthalter  ber  9lieberlanbe, 
bie  SSßteber^erjtenung  bes  alten  ^tolemäerlanals  oon  5^oIfum  na^ 


—     12    — 

Aairo,  bes  Sueslanals  ber  alten  SBelt,  ftnb  (Eretgniffe,  loeld^e  mit 
biefcr  „SlufroIIung  ber  orientalifd^en  grage"  in  jener 
alten  !itxi  sufammenpngen. 

Dos  SSer^ältnis  Woms  3U  bem  Sd^iffer»  unb  SRciter= 
oolt  ber  Sataoer  war  urfprfinglid^  ein  fe^r  gutes;  erft 
unter  5taifer  Sespafian  empörten  fi(^  bie  Sataoer  unter 
SIaubiu$  Cimlis  unb  nötigten  ben  Jtaifer  jur  (Erfüllung 
i^rer  9Bfin[(^e.  SBar  ber  mirtfd^Ii^e  (Srunb  biefes  Sufftanbs 
gemefen,  bag  bie  9l9mer  bie  Sataoer  ju  fe^r  mit  ^gaben  unb 
3önen  belaftet  unb  fo  i^ren  ^anbelsuerfe^r  gehemmt  Ratten,  fo 
fd^eint  fd^on  bamal$,  mellei(^t  $anb  in  $anb  mit  ber  fteigenben 
STbfd^IugpoIitil  ber  Stomer,  eine  5une^menbe  9lu$Q)anberung 
oon  9lieberlanbern  nad^  Sritannien  ftattgefunben 
3u  ^aben,  fo  bag  Britannien,  bos  feit^er  me^r  als  9{o^« 
ftofflanb  gebient  ^atte,  je^t  jur  C&eroerbet^atigleit  äbergieng, 
inbem  namentlid^  5a^Irei<^e  Stnge^örige  bes  SoHs  ber  Wxt* 
baten  aus  ben  Slieberlanben  na^  Sritannien  ausmanberten  unb 
fid^  bort  an  ber  !I^emfe  in  bem  Sc^oftoaibenlanbe  Dorlfl^ire  feft» 
festen,  n)a^rf<^einlic^  um  bie  SBoIIentoeberei  ausjuuben,  bis 
bie  9{dmer  aud^  Sritannien  ooKenbs  in  i^re  ®en)oIl  brachten. 
Seither  beftanben  in  ^orlf^ire  groge  romifd^^belgif^e  (SeQ)erbe« 
ftöbte  neben  ben  grojjen  6d^af=  unb  iRinbenoeiben  unb  ben 
Sifen=,  Silber»  unb  Aupfergruben  ber  bort  too^nenben  ^arifer 
unb  oon  ^ier  aus  giengen  bie  Srseugniffe  ^Britanniens  nad^  bem 
SDlittelmeer. 

2Bie  ^ier  in  ben  9{ieberlanben  unb  Sritannien,  fo  ftrSubten 
fid^  an  ber  gansen  meitgeftredten  übrigen  fiinie  bes  9lomerreid^s 
bie  (Srenjooßer,  beffen  abfd^Iiegenbe  S^HpoI^til  anjuerfennen, 
unb  man  ma6)t  babei  bie  Semerfung,  bajj  toenn  bas  rSmif^e 
9{eid^sregiment  auf  ber  einen  Seite  burd^  92a<^giebigleit  bie 
Strafte  bem  $anbel  freigab,  auf  ber  anbem  Seite  bafür  bie 
Smpörung  losbrad^.  Die  einfalle  ber  ^ermunburen,  äRorfman« 
nen  unb  Darier  in  ben  Donaulänbem,  ber  Slraber  in  lunis  unb 
Tripolis,  bie  (Empörung  ber  3uben  in  ^aläftina  unter  Kaifer 
Sntoninus  erHären  fi(^  aus  foI<^en  roirtf^aftlid^en  (Srünben 
mie  bie  Sitte  bes  Solfs  ber  3berer  am  Sfibfaufafus  unb  ber 
an  ber  SBoIga  roo^nenben  Sojt^en ,  i^re  fiänber  in  ben  3on« 
oerbanb  bes  römif(^en  Siei^s  auf5une^men.  Oeffneten  ^ieburc^ 
bie  Mömer  if|r  ÜJlarftgebiet  ben  $änblem  Sn^^^^^fiens ,  fo  ©ar 


—     13    — 

Ues  ben  oftI{(^en  SRittelmeerlänbent  in  ^o^em  C5rabe  f^äblid^ 
unb  es  bebuxfte  ftocfer  C&arnifonen  in  ben  Stäbten  Sqriens,  in 
Sbeffa  im  (Eup^rott^I,  ber  alten  Seleuribenftabt,  u.  f.  w.,  um 
bte  9lu^e  aufredet  ju  ^tten. 

Unter  Äoifer  SRotfus  Slurelius  marf(^ierten  benn  qu^ 
bte  O&ernianen  erneut  in  3t<tlien  ein,  Q)ä$renb  bie 
3RarImannen  bie  Donaulfinber  bis  jur  SIbria  befe^ten 
unb  bie  (Boten  bie  Sleic^renje  am  S^n^arjen  9Reer 
bebro^ten,  fo  boj)  ber  SrenjuKin  oon  S^ottlanb  bis 
jum  Sc^orjen  SReer  mefentli^  uerftärlt  toerben  mugte.  Der 
@runb  biefes  immer  heftigeren  Drängens  ber  SlorboöRer,  roelc^e 
am  SBolgo^nbelsjug  beteiligt  Omaren,  noc^  bem  Silben  max  lebig« 
Ii(^  bie  fteigenbe Sebeutung,  loeld^e  ber  6een)eg  nai)  3nbien 
feit  bem  Z^ffce  200  getoann.  Der  ^anbel  oon  Seqlon  hmä) 
bos  Sup^rott^I  mi)  Serien  unb  Jlleinafien  ou^s  bamals  im« 
mer  me^r  unb  f(^uf  bie  groge  3^^^  SQriens.  Seit  218  mar 
ber  SRittelpunIt  bes  fieoante^anbels  neben  Smefa  am  Orontes 
bie  groge  SBfiftenftabt  ^almQra,  bie  oom  3ubenlönig  Salomon 
angelegte,  [poter  Don  ben  Syrern  neubelebte  Aaramanenftation 
jmifc^en  Damaslus  unb  bem  Cup^rat.  $ier  enffßtdelte  fi^ 
ein  Stapelpla^  für  ben  äBarenaustauf^  Smij^en  3n^i^n  unb 
bem  3RitteImeer,  ber  bie  ^errf^erin  biefer  Stabt  an  Sebeutung 
ben  romif(^en  itaifern  gleic^ftellte.  Der  (ßlanj  bes  ^art^errei^s 
ber  9rfadben,  roel^es  [eitler  bie  n>i(i^tigen  3^1U  bes  innerafia. 
tif^n  $anbels5ugs  na^  bem  Aaspifee  unb  illeinafien  bejogen 
^e,  lofte  fi^  auf  unb  an  [eine  Stelle  trat  bas  9leuperfer« 
rei(^  ber  Slrianer  ober  Saffaniben,  beffen  Sommer^auptftabt  bie 
alte  SReberftabt  Sfbatana  mit  i^rem  Sonnentempel,  beffen 
9Binter^uptftabt  bie  Stabt  SRabain  am  Üigris,  bas  alte  Ate« 
fip^on,  bilbete,  toeil  im  Sommer  ber  äBarensug  über  Sfbatana, 
im  SBinter  aber  ben  !Iigris  herauf  gieng.  Unter  Aai[er  Seoerus 
(235)  u)urbe  9li|ibis  am  SR^gbonios,  feit  £ucullus  (67)  ber 
3anfapfel  jioifd^en  9?om  unb  ißerfien ,  romif^e  9{eid^sftabt,  aber 
mit  ber  Sebeutung  bes  romifd^en  9{ei^s  im  Orient  mar  es  oor« 
bei  unb  fein  3ollbunb  jerfiel  immer  me^r,  u)eil  bie  $anbelsinter« 
effen  ber  einjelnen  Kei^steile  immer  oerf^iebenartigere  tourben. 
Durc^  bie  ®rünbung  bes  Saffanibenreid^s  mar  es  $  er  f  ien  ge« 
lungen,  bie  Seibentransporte  ausC^ina  naii  bem  3Beften 
}u  einem    $anbelsmonopol  ju  mad^en,    fo  bajs  ie^t   bie 


—     14    — 

^ctfer  DoIKg  bie  §crren  ber  ßcoantc  ©aren.  Äcin  Stfid 
6etbe  fam  me^r  aus  C^ina  na^  bem  SBeften,  o^ne  eine  per» 
|if^e  3on|tatte  pafftert  ju  ^oben.  9luf  bem  9Bege  vom  itaspi« 
fee  no^  betn  Slraxes  unb  Slrmenien  toar  ber  Stapelort  Slrta» 
xata,  auf  bem  SBege  oom  ^erfif^en  SReerbufen  nad^ 
Sbeffa  bie  Station  Slifibis  unb  auf  bem  SBege  nac^  ün« 
tio^ia  am  Orontes  bie  6tabt  Hallinilum.  9Rit  aller  3(n« 
Itrengung  roe^rten  \xä)  bie  gfütften  oon  ^alm^ra  gegen  biefes 
9RonopoI  ber  ißeuperfer.  Sie  eroberten  SRefopotamien  unb  lourben 
oom  9{ömenei^e  ju  Jtaifem  ber  ^rooinj  Orient  ernannt.  SIber 
oergeblic^  fämpften  bie  Äaifer  im  Sunbe  mit  ben  ^art^ern  gegen 
bie  ^erfer.  X)iefe  befe^en  erneut  SRefopotamien  unb  oerlangten 
in  9lom  bie  9lil(igabe  aller  perfi|(^en  ^rooinjen ,  fo  baj}  bie 
9{omer  fro^  fein  mußten,  als  im  3^^^^  233  ein  SBaffenftidftanb 
3Q)if<$en  ^erfien  unb  ^art^ien  ben  Jtrieg  beenbete.  Xro^bem 
bra^  f^on  im  3a]^re  241  aufs  neue  ber  Arieg  joif^en  SQrien 
unb  ^erfien  aus,  bis  ber  Äaifer  ^^ilipp  ber  Araber  gfrieben 
mit  ^erfien  f^Io^. 

3e  mcbr  freili^  [eitler  bie  9?omer  ben  freien  §anbel  mit  ^er* 
len  begfinfftgten,  um  [o  unletblid^er  u)urbe  bas  9}er^altnis  5u  ben 
9lorboöI!em  Suropas.  9lm  r^eini[^en  £imes  gießen  bie  romift^en 
®amifonen  aus  SRaroffo,  Sqrien  unb  Slrmenien  nur  mit  3Rfi^e 
nod^  einige  3^ii  i^^e  9{u^e  aufregt;  balb  fehlte  bem  römif^en 
3oIIbunbe  ^ieju  bie  Araft  unb  bie  oerbfinbeten  3 taufen  unb 
Sdemannen  marinierten  in  Oberitalien  ein  unb  befe^ten 
SRailanb,  mä^renb  bie  (Soten  auf  i^ren  Dra^engaleeren, 
bie  fie  aus  bem  ^olj  ber  ftarpat^en  am  Donauftranb  gejimmert 
Ratten,  oon  ber  !Dnieftermflnbung  bas  S^u^arje  SReer 
unb  bos  9RitteImeer  bis  na<$  itreta  unb  Supern  be« 
unrut|igten.  3m  3a^re  270  roar  faft  ganj  (Ballien  unb 
Oberitalien  im  5Befi^  bes  itonigs  Arofus  oon  Sllemannien 
unb  es  gelang  bem  Aaifer  ^urelian  nur  baburd^,  ben  römif^en 
3oIIbunb  3U  retten, bafe  er  bas  linfc  Donauufer  ben  ©oten 
überlief  unb  bie  aufftönbif^en  Solfer  SQriens,  Slegqptens, 
Aleinafiens,  3Refopotamiens  unb  ^erfiens  bur^  eine  fieg» 
rei^e  Sd^Ia^t  gegen  bie  itaiferin  3cno^i<^  ^^^  ^alm^ra  sur 
9{u^e  5n)ang. 

9Bar  bas  SDlittel,  toomit  es  bem  romifc^en  Steige  unter  Jtaifer 
Slurelian  unb  ilaifer  $robus  gelang,  ben  Slnfturm  ber  S(ie« 


—     15    — 

mannen,  (^ranlen,  Sutgunben  unb  Sanbalen  juriid» 
ju^Iten,  bte  ^lufno^me  ber  loe^rfö^igen  9Rann|^<tft  btefer  Sot 
fer  in  ben  9{ei^bienft,  fo  beraubte  fi^  bas  romifd^e  9lei4  ba« 
mit,  bag  es  einem  Xeil  biefer  SoRer  bie  6t^erung  ber  (Sttn^ 
joKmauer  gegen  ben  anbem  üeil  fibertrug,  juglei^  feiner  mert» 
ooniten  (Einnahmen.  9Bo^I  gelang  es  ben  SRömem  iuti)  biefes 
SRittel,  3^i^tra^t  im  £ager  bes  (^einbs  ^eroorjurufen  unb  bie 
Alemannen  unb  SRarfmannen  oorflberge^enb  aus  Gallien  Aber 
ben  St^ein  bis  on  ben  9ledar  jurüdjuxDerfen,  aber  fd^on  im  ^^ofyct 
284  erfolgte  ein  neuer  CEinfall  in  (Salti en.  Die  Sllemannen 
eroberten  bie  6tabt  fiangres  unb  brangen  bis  na(^  S(rles  oor, 
bie  Sr^ont^n  befe^en  Srabant  unb  bie  gfriefen  pifinberten 
StorbgallienunbSritannien.  QErft  feit  bem3o^re292  ge^ 
lang  es  bem  rdmif(^en  SRarlgrafen  ilonf tantin  oon  Xrier,  einen 
neuen  Sieg  bei  £angres  über  bie  Sdemannen  baoonjutragen  unb 
im  ^afyce  305  mürbe  unter  Jtoifer  Diofletian  bie  mid^tige  Srfide 
über  bie  Donau  bei  (Sunjburg  erneut  oon  ben  9{omem  befe^ 
unb  mit  $ilfe  bes  aItbeQ)ä^rten  äRittels  gelang  es  toieber^olt 
hen  9?ömem,  aud^  bie  Sllemannen  i^ren  3ntereffen  bienftbar  ju 
ma^en.  SRan  na^m  einen  großen  3:eil  berfelben  in  ben  röm^ 
ifc^en  9{ei^sbienft  auf  unb  oerlie^  i^nen  Sieder  unb  SBiefen, 
^Sufer  unb  $ofraiten  in  Sritannien,  bas  man  mit  $ilfe  ber 
SHemannen  erneut  bem  9{omerreid^  untenoarf. 

$atte  Aaifer  Xrajan  (79)  ben  ®oten  unb  Verfem  bas 
SRonopoI  auf  ben  ^anbel  mit  3nbien  unb  (S^ina  babur<^  ent^ 
riffen,  baj}  er  na^  Sid^erung  ber  nörbli^en  9{ei^sgren5e  eine 
9{ei^sftrage  oon  Sallien  unb  oom9{^ein  nad^  ber 
Donau  unb  bem  Sifvoatitn  9Reere  geführt  ^atte,  fo  ^atte 
ftaifer  SRarfus  ?lurelius  (160)  nad^  Sefiegung  ber  ^ort^er  un- 
mittelbare Sesie^ungen  5U  3^^^^^^  ^^"^  (S^xna  auf  bem  See» 
©ege  über  ben  ^erfif^en  SKeerbufen  unb  Ceylon  ^er* 
geftellt  unb  biefe  beiben  Strogen  Ratten  ben  Staaten  bes 
romifd^en  3onoerbanbs  ben  Sejug  ber  fieoantetoaren  foioo^I  über 
ben  itaspifee  als  über  bas  ^erfifd^e  9Reer  gefi^ert,  bis 
bas  neuperfifd^e  Saffanibenreid^  beibe  SBege  ben  9{ömem 
oerf^bffen  ^e. 

Die  golge  biefes  SBorge^ens  ber  ?Perfer  njar  benn  au^, 
ha%  feit  Äaifer  Äonftantin  (325)  ber  (5egenfa§  jioif^en  bem 
romtf^en  3^11^^^^^   unb  ^erfien  fi^   immer   me^r  oerf^örfte. 


—     16    — 

SRon  sanfte  fi(^  immer  heftiger  um  ben  Sefi^  bet  beiben  3^* 
fQ^rtsftragen  aus  ber  SeDonte,  um  3(tmenten  unb  SRefopo« 
tamien,  unb  es  enegte  bie  fteigenbe  Erbitterung  ^erfiens,  bag 
9?om  fi4  im  »efit)  ber  roi^tigften  3oII[tatte  jener  3eit,  ber 
6tabt  9li|ibi$  am  SRQgbonios  stotf^en  bem  ^erfif^en  SReer» 
bufen  unb  Sbeffa,  behauptete.  Da  bur^  ben  Sefi^  biefes  Pa^es 
ber  römif^e  SoHbunb  bie  (ögeugnilfe  3«Mens  na^  ber  neuen 
9{ei(^$^uptftabt  jlonftantinopel  führen  lonnte,  o^ne  per« 
fif^es  Gebiet  ju  beräi^ren,  toaren  bie  ^erfer  auf  ben  Serfe^r 
mit  ben  gotifd^en  9)öIIem  an  ber  äBoIga  angeroiefen  unb  es 
loaren  namentli^  ya>tx  ^anbelsmege,  meiere  \iif  in  bie  Ser< 
lorgung  (Europas  mit  fieoanteroaren  teilten,  ber  Seemeg  ilber 
3nbien,  Ceylon,  ÜRefopotamien  unb?lrmenien  na^  Äonftanti* 
nopel  unb  Don  ^ier  bie  Donau  herauf  na<^  St^en  unb  (Sallien 
unb  ber  £anbn>eg  oom  Aaspifee  bie  äBoIga  herauf  nac^  Sloio« 
gor  ob,  bem  Saitenmeere  unb  (Sotlanb.  Der  erftere  $anbels- 
5Ug  mar  ber  römifc^e,  ber  jmeite  ber  gotif(^e. 

Seit  Aoifer  Äonftantin  matten  fi^  in  ber  gr^age  ber 
Air(^engeQ)aIt  unb  bamit  bes  9led^ts  auf  ben  Sesug  ber  Üem« 
pet  unb  StaatsgefäKe  entgegengefe^te  9ii(^tungen  geltenb. 
Die  eine  Stiftung  ^ielt  am  Selbftoenoaltungsrei^t  ber 
einjelnen  Siempelftätten  feft,  Q)a^renb  bie  anbere  iRic^tung 
bas  gefamte  Üempelgut  als  9{ei^sgut  betrachtet  unb  ben  9[ugu« 
ftus  au^  als  oberften  Sif^of  ber  Air^e  angefe^en  iDiffen  n^ollte. 
Snan  [tritt  [i^  um  bie  Sered^tigung  ber  einjelnen  Steic^steile  jur 
Sr^bung  oon  3Bnen  unb  Steuern.  (Sott  unb  ber  ^eilanb 
unb  bamit  beiber  Stelloertreter  auf  (Erben,  ber  romijd^e  Aaifer 
unb  bie  8if(^ofc,  follten  mif  ber  fie^re  ber  3lrianer  nur  ©efens* 
a^n(t(i^,  bie  5tird^e  oom  SBillen  bes  Staats  abhängig  fein, 
U)a^renb  nad^  ber  oon  Aonftantin  begünftigten  £e^re  bes  Slt^» 
nafius  Staat  unb  jtir(^e  loefensgleic^,  ber  SBille  ber  Sifd^öfe 
bem  bes  Äaifers  gleid^  fte^en  follte.  Die  Sln^ngcr  bes  St^ana* 
fius  hielten  alfo  am  Selbftoenoaltungsre^t  ber  Airc^engemeinben 
unb  bamit  an  bem  Sefteuerungs«  unb  3<>ner^ebungsre^t  ber« 
felben  fe[t,  bie  SCn^önger  bes  Sirius  aber  untren  ffir  ben 
Sfrei^anbel  unb  bie  Slufbebung  ber  SelbftoenDaltung  ber 
cinjelnen  Sistümer.  Die  Slrianer  roollten  au^  ben  fianbbeioo^ 
ner,  ben  paganus,  als  Sruber  n^ilßommen  beigen  unb  mit  i^m 
commercium  unb  connubinm  pflegen,  bie  anbere  Stiftung  ber 


—     17    - 

Si^nafioner  forberte  ben  Hti^Ii^en  unb  iDirtfd^n(|en  SCb* 
f^big  bet  c^riftli^en  SBistfimer.  9htr  oer  ju  ben  Soften  be$ 
Sistums  fteuette,  follte  Sfteunb  unb  Sruber  ^igen.  60  mar 
bet  9[riQnif(^e  Streit,  ber  langer  als  50  3a^re  ben  Orient 
unb  einen  3!eil  bes  3Beften$  erregte,  nt^t  nur  oon  bogntotif^er, 
fonbem  mi)  von  ^roorragenb  tDtrtfd^afts«  unb  ^anbelspolttifd^er 
Sebeutung.  2)ie  9{ei^spoIitii  bis  ouf  5tonftantin  verlangte  einen 
Stnflug  auf  bie  Sfeftje^ung  ber  Orbnungen  unb  (Sefe^e  ber 
einjelnen  Sistflmer  unb  auf  bie  3^11^  ^^^  Steuereinrichtungen 
berfelben;  jlonftantin  bagegen  mar  bereit,  ben  Sifd^ofen  unb 
i^en  Sprengein  ein  beftimmtes  SelbftoeriDaltungsrec^t  mit 
eigenen  3^11^^  unb  Steuern  einjuröunien,  unb  erlaufte  bantit 
bie  Stellung  als  ^errf^er  auf  iloften  ber  Siei^sgemalt. 
Sin  oermittelnber  StanbfmnU  [teilte  enblid^  ben(Sotte$begriff 
unb bamit  au(^  bie roirtf^aftli^e gfrage,  m er  als  Statthalter  (5otte$. 
auf  (Erben  bas  9le^t  ^abe,  in  beffen  Slanten  Opferbienfte,  b.  ^. 
Steuern  unb  3&ne,  feftjufe^en  unb  einjujie^en,  entgegen  ben 
[eiterigen  Slnf^ungen,  nad^  benen  ber  romifc^e  Sluguftus  ber 
Stelloertreter  bes  ^npxitt  unb  bamit  ber  Slllein^en  über  alle 
Steuern  unb  abgaben  mar,  bo^in  feft,  (Sott  offenbare  |i(^  in 
breifad^er  9QBeife,  als  Sater,  So^  unb  ^eiliger  C5ei|t, 
b.  ^.  es  gebe  brei  geheiligte  SBillensfiugerungen,  bas  9Bort  bes 
Aaifers,  bes  fianbesbif^ofs  unb  ber  (Semeinbe. 

Diefer  £e^re  trat  ber  Sif^of  Don  ^lexanbria  ent« 
gegen  r  toes^Ib  i^n  ber  bortige  Stabtpfarrer  ^rius,  ein 
S^filer  ber  Slscetenfc^ule  uon  Slntiod^ia,  belämpfte.  Sr 
etffiSrte,  C5ott  unb  ber  $eilanb,  unb  bamit  Jtaifer  unb  Sif(^of, 
feien  oon  oerf(^iebener  9rt,  ber  $eilanb  fei  iwax  burc^  einen 
SBillensaft  C5ottes  gefd^affen  toorbert,  fei  (Sott  yanit  an  äSoIKom* 
men^eit  a^nlid^,  aber  oerönberlic^,  ein  (Erjeugnis  ber  Sd^öpfung 
unb  lebigli^  ber  SRittler  jur  Serfö^nung  bes  aRenfd)en  mit 
(Sott.  !Dies  ^iej)  alfo,  ber  Stfd^of  fei  00m  jlaifer  beliehen,  bem 
ftaifer  ö^nli^,  aber  eine  lebiglic^  bur^  9Ba^I  gefd^affene  {[mts» 
petfon,  um  ben  Serfe^r  ber  (gemeinbe  mit  bem  Aaifer  ju  oer= 
mittein.  400  SBifc^öfe  ^eg^ptens  unb  fiibqens  oenoa^rten  fi^ 
gegen  biefe  £e^e  bes  Sirius  unb  festen  benfelben  ab.  %[rius  flo^ 
na^  9li  lom  ebien  unb  ba  bie  Spaltung  polttifd^  gefa^rlid^  mürbe, 
berief  5taifer  Aonftantin  ein  Aondl  na^  9{icaa,  an  bem  2000 
Seiftlii^  ber  ^roninj  Orient  fomie  Slbgefanbte  bes  Sif<^ofs  oon 

2 


—    18    — 

9lont  teilnahmen.  Der  Aaifer  ffi^rte  ben  Sorfi^.  Die  bif^Sf« 
li^e  gartet,  an  beten  Spt^e  SU^anafius  ftanb,  mehrte  fi^  unb 
es  fant  ein  Serniittlungsantrog  jur  STnna^nte^  iDeld^er  bte 
SBefensglei^^eit  (gottes  unb  bes  ^eilanbs  fefiftente 
unb  ben  Stiu$  oerbammte,  [o  bag  bec  Aaifer  unb  bie  Sif(^öfe 
als  gleid^bere^tigte  Vertreter  bes  p^ften  SBefens  erflfirt  mürben. 
3R\i  $ilfe  ber  6^Q)efter  ilonftantins  fc^Iug  aber  allmfi^^ 
lid^  bei  $ofe  bie  Stimmung  ju  C&unften  bes  Sirius  um;  ber 
Sifrol  ^t^nafius  Q)urbe  na^  Xrier  oerfe^t,  ^rius  muxhe 
in  3erufalem  mieber  aufgenommen,  aber  in  Slntiod^ta 
mieber^olt  abgefe^,  vorauf  in  Sllexanbria  ein  blutiger 
Sufftanb  entftanb,  ber  ben  Slt^anafius  }ur  Slud^t  na<^  9t  o  m 
jioang.  Die  abenblonbifi^en  Sifc^öfe  bef^Ioffen  in  Sarbica 
bag  Slt^anafius  9{e(^t  ^abe,  möi^renb  bie  morgenlanbif^en  Si^ 
[(^öfein  ^^ilippopel  bem  Sirius  beiftimmten  unb  burd^  laifer« 
(ii^en  3Rad^if|ftuc^  ^ed^t  behielten ,  fo  bajj  [eitler  bie  Sifc^öfe 
als  unter  bem  jtaifer  fte^enb  galten,  worauf  bie  Sqnoben  oon 
Seigrab,  Slrles  unb  3RaiIanb  bie  £e^ren  bes  Sirius  be« 
ftfitigten. 

Die  92a men  ber  Orte,  an  benen  biefe  lirc^enpolitifci^en 
Streitigfeiten  ausgeglid^en  Q)urben,  jeigen  uns  gleichseitig  bie 
bamaligen  3RitteIpunIte  bes  9Beltoer!e^rs« 
Die  golge  bie[es  ^abers  im  d^riftlic^en  fiager  mar 
ber  oorüberge^enbe  Sieg  bes  Slltromers  3ulwn.  Das 
(I^riftentum  unb  bie  3Ra^t  ber  oon  ben  (Semeinben  ge« 
loälilten,  3u  t^atfä^Iic^en  fianbes^enen  unb  ^ö^ften  91ei^s« 
beamten  ^erangetDa(^[enen  Sifc^öfe  rourbe  unterbrfidt  unb  bie  alte 
93erfa|fung  mieber  eingeführt.  3uli^n  W^^t  oon  $aris  lommenb, 
an  ben  Saisquellen,  ma^rf^einli^  bei  $  a  11 ,  ^rieben  mit  ben 
Sllemannen,  eilte  burd^  S^maben  na^  ber  Donau  unb 
|(^iffte  |id^  ba,  voo  biefelbe  f^iffbar  mirb,  alfo  nm^r» 
f^einlid)  in  Ulm,  naä)  Seigrab  ein,  um  ben  ilampf 
mit  ben  (Soten  unb  Da  eiern  aufsune^men,  meiere  bie  ge« 
fa^rii^ften  Serieibiger  ber  ariani[(i^=(^riftli^en  Slnfprild^e  nmren. 
aber  biefer  Sieg  ber  SRittcIpartei ,  ber  2oIeranjibee ,  ber 
Vielgötterei  unb  Selbftoenoaltung  ber  Selenntniffe  mar  nur  ein 
Dorfiberge^enber  unb  balb  [iegte  ber  SIrianismus  ober  bie  ^rift« 
li^e  Staatsür^e  oollig  über  bas  alte  Üoleransftiftem.  9Ran 
^ielt  baran  feft,  bag  ®ott  über  bem  ^eilanb,  baj^  ber  Staat  über 


—    19    — 

ber  Airc^e  fte^e,  bog  bie  Aitc^e  i^re  Vla^i  oom  Stoote  ju 
£e^en  tröge  unb  bag  bie  Keic^sgetDoIt  allein  bo9  Ste^t  Aber 
bie  Slei^sgefalle  befi^e. 

9Rtt  betn  Slliitelpunfte  ber  {Reid^sgemali  ^atte  fi^  ou^ 
ber  9BeIt$anbel5initteIpunit  oon  !Rom  no^  jtonftontinopel 
Derlegt,  toeil  ber  ^ou^yttDorenjug  ni(^t  me^r  oon  Sleg^pten 
nüi)  9{otn  gieng,  fonbem  oon  3Re[opotamien  ober 
Qon  ben  Sarmatenlänbern  m(S)  Aonftantinopel, 
ben  Donaulönbern ,  Si^I^^ft,  SaKien  unb  Sritannten. 
Die  ^anbelstoege  ber  alten  3txi  fa^en  \i^  aus  i^rer 
Stellung  oerbrangt,  toeil  neue  Sahnen  i^nen  jur  Seite 
traten,  beren  CntiDidHung  ber  ^errf^enbe  frei^anblerifc^e  Stanb- 
punft  roeiteften  Spielraum  gab.  X)ie(e  (Ereigniffe  beeinflu|}ten 
bie  Sfrage  be$  ^anbelsoerle^rs  benn  au^  in  ^o^em  ®tabe. 
Sieben  ben  SBarenbejug  aus  ^erfien  trat  ber  Sesug  aus  ben 
|armatif(^en  fiönbern;  SIexanbria  unb  %(ntiod^ia 
ja^n  fi^  bebrängt  oon  bem  immer  glönjenber  [tra^Ienben 
Aonftantinopel. 

Sür  Sd^maben  mar  biefe  SSerlegung  bes  9BeIt^anbels^ 
mittelpunfts  uon  9lom  nac^  Aon ft antin opel  oon  größter  Se» 
beutung.  Seit  ber  groge  ^anbelsjug  oon  Aonftantinopel  über 
Dalmatien  na(^  Saloni^  fli^ng,  um  |i^  oon  ^ier  aus  roeiter 
ju  oerjioeigen,  mürbe  bas  S^mabenlanb  einer  ber  9?aume, 
bur^  mel^e  fid^  einer  ber  $auptö)te  jenes  $anbel$5ugs  legte. 
9li4^t  nur  bie  X  r  a  i  a  n  s  [t  r  a  g  e  oom  9lieberr^eine  na(^  ben  Donau^ 
länbem  f^nitt  S(^maben  auf  i^rem  SBege  mif  ben  Aarpat^en 
unb  Obeffa,  fonbem  au^  oon  Sa  Ion  i^  30g  fi^  je^t  eine 
Strafe  fiber  Serona  unb  ben  Srenner  unb  gfern  noc^ 
Sd^maben  herein  unb  oon  ^ier  meiter  na^  bem  9?^eine. 
Sbenfo  30g  fi^  fiber  bas  aufblfi^enbe  A  0  n  f  t  a  n  3  unb  bamals 
bie  ^rooin3iatl^upt)tttbt  (£^ur  ber  ^anbel  mif  9Railanb 
unb  ®enua. 

9Io4  meit  einflugreidder  auf  bie  (Seftaltung  ber  ^anbels« 
mege  enoies  fid^  aber  bie  Crf(^Iiegung  3nnerafiens. 
Sin  Soif  trieb  bas  anbere,  [eil  ber  9BoIga^anbeIs3ug 
ber  C&oten  ben  fcit^erigen  SBcgen  gleichberechtigt  3ur  Seite 
trat  unb  ber  limeM  feine  Sebeutung  als  ßrenssollmauer 
oerlor.  Das  tariarif(^ « türlifc^e  3Rif(^ooIf  ber  ^unnen 
ma^te   ben    Einfang;   es   überfd)ritt   bie   SBoIga,   befe^te  bas 


—    20    — 

Sllanenlanb  jtotf^en  9EBoIga  unb  Don  unb  bos  Oftgoten« 
ober  (gceutungernreic^  jioif^en  X>on  unb  ^t\^ ,  Donau  unb 
Oftfee  fomie  bas  äBeftgotenrei^  n)eftH^  ooni  Dntepr  bis 
5u  ben  ftatpat^en.  Die  SBeftgoten  btangen  bogegen  in  bos 
romif(^e  Serbien  unb  Bulgarien,  n)urben  Slrianerc^riften 
unb  traten  in  ben  römifd^n  9iei^soer6anb  ein.  Sllle 
biefe  SoRerbemegungen  aber  ftörten  ben  $anbel  mit  3nner« 
afien  in  feiner  SBeife,  fonbem  oerme^rten  im  (Segenteil  ben 
93er!e^r  bes  9{ömerrei(^s  mit  ben  SBoIgalänbem.  Den  flaoi« 
f^en  eingeborenen  Sormatiens  uKir  biefer  Vorgang  nur  ein 
9Be<$feI  in  ber  ^ercf^oft,  inbem  an  bie  Stelle  ber  Sllanen 
unb  (goten  bie  Xartaren  traten.  Die  $unnen  liegen  ben 
Sarmaten  i^re  feit^erigen  Cinrii^tungen  unb  ®ebrau^;  fie 
machten  lebigli^  bie  935gte  bes  £anb$  unb  erhielten  baffir  einen 
Xeil  ber  (Sefölle.  SRan  tonnte  au(^  unter  ber  ^unnen^errfd^ 
ebenfo  bequem  roie  unter  bem  ®otenregiment  bur<^  Sarmatien 
unb  Sibirien  in  bas  ^erj  CP^inas  gelangen,  toenn  man  nic^t 
oor5og,  über  Xrapesunt  unb  Aleinarmenien,  ^erfien,  (£eqIon  unb 
3nbien  }u  reifen ;  beibe  SBege  matten  einanber  lebhaften  SBett^ 
bemerb.  33or  allem  gab  aber  berSinfall  ber^unnen  in  basffioten« 
xüi)  9{uglanbs  ben  Aat^olif en  bie  9RogIid^feit,  ben  oerl^gten  %ria« 
nismus  nieberjumerfen  unb  bem  Aat^olicismus  jum  Siege  ju 
oer^elfen ,  inbem  baburd^  bie  9Ra^t  ber  (Boten  ober  9{uffen  erft 
in  Sarmatien,  bann  an  ber  Donau  unb  f^liejjli^  in  (Sallien 
unb  Oberitalien  gebrod^en  Q)urbe. 

92ur  mit  Slufo^enbung  ber  äuj^erften  9RitteI  gelang  es  bem 
römif(^en  Steige  no(^,  bie  (SrensjoHmauer,  ben  fiimes,  ju  f^fi^en, 
inbem  bas  9{ei^$Ianb  am  äRain  an  Solbner  aus  Surgunb  ab« 
getreten  n^urbe,  bie  baffir  beftimmte  3^nten  an  (Setreibe,  9{inbem, 
S^afen,  Rauten  unb  SBoIle  ju  leiften  Ratten,  im  übrigen  aber  freie 
Serfügung  über  bas  fianb  belamen.  Der  ganje  £imes  jeigte  je^t 
ein  buntes  (Semifc^  römifd^er  (Samifonen :  3^  Donaun>ort^  lagen 
Sl^tier,  in  Günjburg  Spanier,  in  ginningen,  loo  bie  ^oKanbifc^en 
Schiffbauer  no(^  ^eute  i^r  Cic^en^olj  ^olen,  lagen  gfriesiän« 
ber,  in  äBeigen^om  unb  jtelmünj  n^ieber  anbere  fianbsleute. 
3m  9{ei<^e  felbft  aber  tobte  ber  Jtampf  ber  tird^Iic^en  unb 
mirtf^aftli^en  Parteien  unb  mit  bem  ilam|if  jmifd^en  bem 
ftaifer  unb  ben  $re$bi)tem  einerfeits  unb  ben  bifd^5fli^n  fianbes* 
Ferren  anbererfeits  gieng  $anb  in  ^anb  ber  jtampf  bes  liberal 


—    21     - 

frei^nblerifd^tn  Slbfolutistnus  gegen  ben  IbnferoatiiMibl^Iiegen' 
ben  ftat^olidsmus  unb  bie  Stf^ofslirc^e. 

6c^u)Qben  jerfid  bamals  in  jioet  9{et^9prootn5en,  in  Rbae- 
tia  prima  mit  bet ^auptftabt  S^ur  unbinRbaetia  secandamit 
ber  $au)rtftabt  Augsburg.  3n  beiben  ^rooinjial^uptftäbten 
[tanb  feit  bem  Siege  bes  S^riftentunis  ein  93i|(^of  an 
ber  6pi^e  ber  ^rornnsialoenoaltung  unb  {ebe  itir^e  bilbete 
eine  gefriebete  SRarftftatte,  mo  fi^  ein  reger  Serfe^r  oollsog. 
(Ein  Seltenen  Ulms  in  jener  !itxi  \]t  laum  onjujioeifeln, 
loenn  au^  S^bris  Slo^rid^t,  bag  Ulm  [^on  2000  Z^i^xt 
t).  (SSft.  bun^  Cimimnberer  aus  (Ep^efus  gegrünbet  morben  fei, 
felbftoerftönblid^  ni^t  3U  ermeifen  ift,  ebenfo  r^ie  feine  9tai)ni)t, 
^h  W  3^ii  Aaifer  Jtonftantins  bie  Ulm  gart  er  oom  Stranbe 
ber  SBeid^fel,  alfo  bie  X^eroinger  ober  9Beftgoten,  Ulm  befe^t 
^ben.  Sobri  txi&fß  eine  feltfame  C&ef(^i(^te  Don  einem  ale^ 
mannif^en  ftriegsmann,  ber  in  {ener  3^^^  ^i^e  Surg  am 
Ku^et^alberg  bei  Ulm  befeffen,  bann  aber  lange  in  fremben 
fiönbern  genieilt  unb  5urudgele^rt  toegen  ber  Untreue  feiner 
Srrau  bie  Surg  niebergeriffen  unb  auf  bem  Ulmer  9Beinl|ofe  ober 
Stobet^ofe  an  ber  Slau  neu  aufgebaut  ^abe,  unb  es  mare  möglich, 
bag  biefer  Ariegsmann  ein  Parteigänger  bes  Sllemannenliaupt^ 
lings  Ärohis  toar,  beffen  geroanbter  Äriegfü^rung  Äaifer  fton= 
ftantin  ben  Sefi^  oon  Britannien  unb  bie  Arone  oon  Aonftan= 
tinopel  oerbanite.  9lu^  ber  9llemannen^auptling  9Bitigau  aus 
jener  3«t  erinnert  an  bie  fpöteren  $erren  oon  211  bed  unb  ber 
Snemonnen^auptling  Sgenrid^,  ber  in  Slrles  als  (Beitel  in  bie 
3fism9fterien  fi^  einoiei^en  lieg,  oeift  auf  ^anbelsbejie^ungen 
30if<|en  Qäfvoaitn  unb  ber  ^rooence  ^in. 

6inb  bie  ^anbelsna^rid^ten  über  S  d^  n>  a  b  e  n  aus  ber  3^it 
um  bas  3a^r  400  feIbftoerftänbIi(^  anwerft  fparli(^,  finb  es  nur 
geringe  Slnbeutungen  unb  äRerfmale,  aus  benen  fic^  einige 
Sd^lflffe  sieben  laffen,  fo  ergiebt  \ii)  aus  benfelben  bo^  bas  all^ 
gemeine  Silb,  bog  ber  ^anbelsoerfe^r  Schwabens  mit  ben  !Do^ 
naulänbern,  namentlich  mit  bem  eifenrei(^en Kärnten,  mte  mit 
3talien  ein  entroidelter  geroefen  fein  mufe.  3)er33e3ug  ber  (Sx^ 
jeugniffe  bes  ^oljrei^en  SllgSus  mittelft  ber  3ur  Sflö^erei  geeig» 
neten  ytteXf  ber  SJerfanbt  oon  SBaren  auf  ber  in  Ulm  fc^iffbar 
n^erbenben  Donau  ma<^te  bie  Stabt  3um  geeigneten  Umf(^Iag<= 
pla^  00m  9Baffer  auf  bas  £anb  für  alle  äßaren,  bie  aus  bem 


—     22     — 

®e6irge  ncu^  beut  Slorben  itnb  SBeften,  aus  ber  Q^vmi  unb 
ous  ben  jenfeits  bes  9if)tins  gelegenen  £änbem  nad^  Sofern 
unb  ben  !DonauIanbem  ge^en  fotlten.  Ctne  fo  gflnfttge  Sage 
mugte  mer  fe^r  frä^e  ate  (Srunb  ffir  ein  !räfttges  Slufblü^en 
btenen  unb  fo  Q)urbe  Ulm  3um  6(^ntttpuntt  einer  Slnjo^I 
n^td^tiger  ^anbelsftragen,  bie  fi^  aus  allen  Himmelsrichtungen 
^ier  jufammenfanben,  menn  au^  no^  enbloje  9BaIber  bamols 
bie  SBerge  unb  Sbenen  S^uoabens  unb  bes  Sobenfees  bebedten 
unb  bie  SeooRerung  nad^  ben  großen  SoIIetlriegen  bes  4.  unb 
5.  3^^^^unberts  eine  fe^r  [(^ma^e  n^at. 

Unier  bem  ^errf^enben  S^ei^nbelsf9ftem  brfidte  bie  (Ein- 
fuhr oon  Sergtoerfserseugniffen  aus  bem  Sluslanbe,  oon  (Elfa^er 
6al}  unb  gallifc^em  Sifen,  bie  greife  biefer  inlanbif(^en  dt- 
jeugniffe  unb  bie  ^l^t  biefer  Ueberffl^rung  bes  SRarfts  mit 
Sifen  unb  6alj  mar,  bag  bas  (Eifenseitalter,  bie  groge 
3eit  bes  93ergtDer{sbaus  unb  ber  Sd^miebetunft ,  mit  bem 
3a^te  400  ttwa  ju  Snbe  gieng  unb  aud^  in  G^tooben 
bie  3^it  bes  gfla^sbaus  unb  ber  £einen)eberei  begann. 
Dem  (Eifenjeitalter  folgte  bas  Semebejeitalter,  bie 
fpinnenbe  unb  U)ebenbe  Hausfrau  bes  SRittelalters  trat,  na^» 
bem  bie  SBogen  ber  Soßenoanberung  ]x6)  um  bas  ^^cifyi  450 
geglättet  Ratten,  immer  me^r  in  ben  Sorbergrunb ;  i^re  X^ätig« 
feit  mud^s  aber  ben  ^ausbrauc^  hinaus  unb  bas  Hausgewerbe 
entu)i(feite  fi^  5U  ^o^er  Slüte.  93on  einer  (Setreibeausfu^r  aus 
S^waben  ^ört  man  {e^t  toenig  mei^r,  bagegen  melben  bie  3lai^ 
netten  oon  gutem  9linboie^,  bas  aus  Schwaben  ausgeführt 
wirb,  oon  f^wäbif^en  SBilbgänfen  unb  oon  ®SnfeIe« 
bem,  bie  als  Delifateffen  bie  S^afeln  ber  9{ömer  jieren,  lauter 
Dinge,  wel^e  5u  einem  btü^enben  ^derbaulanb  wenig  paffen 
unb  bie  93ermutung  beftätigen,  bag  bie  äJöKenoanberung  bas 
bis  3ur  Witte  bes  4.  3<^^^unberts  unter  ber  9iömer^errf(^aft 
rei(^  beooRerte  unb  großen  ^derbau  treibenbe  S^waben  ent- 
oößert  unb  an  bie  Stelle  weiter  Slderfläd^en  enblofe  ^oät' 
wo  (ber  gefegt  ^atte. 

3mmer  lebhafter  aber  tobten  im  weiten  Stömeneid^e  bie 
(&Iaubensfampfe.  Rat^olicismus  unb  9Irianismus  rangen 
miteinanber  auf  !ir(i^Iid^em  (gebiete  wie  auf  wirtfd^aftli^em  (Sebiete 
Sd^u^joII  unb  (Jfrei^anbel.  Der  ariantfd^e  Sritannierfaifer  3SUau 
mus  sanfte  fi^  mit  bem  fpantfd^«fat^oItf^en  (gegenfaifer  Zl^eobofius 


f 


-    23    ~ 

um  ben  Sefi^  ber  nrid^tigeti  Stobt  SRoilanb.  Ueberaü 
gab  es  Slufjtanbe  gegen  bte  ^errf^enben  orianif^^iberolen 
Kegierungsfreife  unb  i^r  Xoleransfqftem.  3^  Voxl,  in 
6aloni<^,  in  9lntio^ia,  in  Sllexanbria  lom  es  ju 
Sufftönben  gegen  bie  geheimen  3fi$P^i^ft^i^g^f^IIf4<>fi^n. 
9RQn  serftörte  bie  6erapiftentem)>el,  no^m  ber  Stobt  Sntiod^io 
i^re  ^rioilegien  oIs  9{ei^^ouptftabt  unb  oerlegte  ben  6t^  ber 
^rooinj  Orient  no(^  £oobiceo.  Der  orionifc^  gefinnte  (5oten> 
^rjog  ^rbogoft  ermorbete  ben  lot^olif^en  ftoifer  Solentinion  Don 
Slailonb  in  Sienne  in  (SoIIien,  ober  mit  $ilfe  ber^unnen 
fiegte  Aoifer  X^eobofius  über  feine  (Gegner  bei  Slquileio  on 
ber  Stbrio. 

9Bte  fe^r  bei  oKen  biefen  inneren  5tömpfen  im  rdmifc^en 
9lei(^ bie^onbelspolitif  mitfpielte, ge^t borous ^eroor, bojj  nod^ 
ber  ^inrid^tung  bes  SSonboIen^erjogs  Stili^o  (494)  ber  freie 
^onbel  mit  <&rie<^enIonb  unb  Aleinofien  roieber  ollen 
SSeftrömern  geftottet  würbe,  ber  i^nen  [eitler  verboten  gemefen 
iDor.  Z^\>t  poIiti[^e  S^eibung  jioif^en  Oft«  unb  SBeftrom  ^otte  eben 
ouc^  ftets  einen  loirtf^oftlic^en  9bf(^(ug  beiber  9{ei^$« 
^olften  im  (Sefolge,  bebeutete  einen  9(u$f(^Iug  ber  Aoufleute  oon 
Aonftoniinopel  oom  itoIienif(^en  SRorft  loie  ber  Aoufleute  3toIien$ 
oom  grie^ifc^en  9Rorft.  9[n  bie  Stelle  ber  Aoufleute  Don  fton^ 
ftontinopel  trot  in  3toIien  mit  bem  Slbfc^Iug  ber  3i<>Ii^n^^  ^^^ 
ben  S^sontinem  ber  ^onbelsftonb  bes  neu  oufbtfitienben  Siat- 
t^ogo.  Diefer  f^uf,  unter  bem  S^u^e  bes  93onboIenrei(^s 
Don  Sirene  ^ier  ein  neues  ^^oniden,  beffen  ®ren5en  bolb 
bie  jlüftengebiete  unb  3nfeln  bes  loeftlid^en  3RitteImeers,  oor 
ollem  gonj  Slorbofrifo,  Sübfponien,  bie  Soleoren,  Sorbinien, 
Aoififo,  Sicilien  unb  Unteritolien  umfojste  unb  bem  oftromif(^en 
9{ei^e  oon  Aonftontinopel  bie  Serforgung  (Europos  mit  ben 
Srseugniffen  ber  fieoonte  ftreitig  5U  mo^en  begonn.  (Ein  $eer 
ber  oerbfinbeten  93onboIen,  Sllemonnen  unb  Surgun« 
htn  befe^te  unter  $er5og  Mätengeifeel  6 o  11  i e n  unb  S p o n  i e n, 
ein  SBeftgoten^eer  unter §er}og  Sllori^  oer^ecrte  ® r i e ^ e n^ 
lonb  unb  3t<^Ii^n,  um  bonn  in  SübgoIIienunb  Sponien 
bos  groge  9tei^  oon  2:ouIoufe  ju  grfinben,  ouf  beffen  SBof. 
ferftroge,  ber  ®  o  r  o  n  n  e ,  fi^  bomols  ber  ilustouf^  ber  (Er« 
Seugniffe  ber  £eoonte  mit  ben  Srjeugniffen  ber  norbifd^en  fiönber 
DOlIjog,  inbem  biefe,  Don  Üunis  lommenb,  von  92ismes  om 


—    24    — 

SRittelmeer  ju  fianb  na^  Xouloufe  unb  oon  ^iei  auf  ber 
(Boronne  nac^  Sorbeaux,  £q  ^o^elle,  ben  hiebet« 
lanben  unb  Sritannien  gebracht  uiutben. 

!t)omit  erfc^ien  ber  Seftanb  bes  iSmif^en  SBeltsoIIbunbs 
abermals  erf(^uttert;  ber  $anbel  ^e  u^ieber  neue  SBege  gefunben, 
inbem  fü^  ber  9lu$tauf<l^  ber  (Erseugniffe  jioif<^en  Oft  unb  9Beft 
auf  bem  äBege  über  Siegqpten  unb  entlang  ber  6ublufte 
be$  SRittelmeers  na(^  (Sallien  unb  Britannien  0011309. 
Der  Sejug  ber  (&5eugn{{fe  auf  ber  äBoIga  unb  fiber  bos 
Saitenmeer  ober  über  Jlonftantinopel  f^manb  immer 
me^r  unb  es  lag  barum  na^e,  baj}  ^unnen,  ®oten  unb 
Oftromer  bie  gleichen  3ntereffen  oerfolgten,  bte  SBieberein« 
glieberung  ber  ve[tli(^en  9{ei^s^Ifte  in  ben  römif^en  Sunbes« 
ftaat.  Die  $unnen  jogen  erneut  bas  Donaut^al  ^raitf  gegen 
bie  weftlic^en  Sölter,  bis  fie  im  3<i^^  ^^^  ^i  (£^a= 
Ions  enbgiltig  aufs  $au)rt  gef^Iagen  mürben  unb  bur^ 
Oberitalien  ^eimjie^en  mußten,  unb  es  gef^^  ba« 
mals,  ha%  bie  ®oten  3ur  Slbme^r  ber  Hunnen  unb  Oft^: 
römer  bie  3nf^Iftabt  Senebig  an  ber  Slbria  grfinbeten 
unb  biefe  5um  9RitteIpunft  bes  Srjeugnisaustaufc^es  jmifc^en 
Often  unb  SBeften  machten.  (Es  mar  biefe  6(^ö)yfung  um  fo 
notmenbiger,  als  gleid^seitig  inSritannien  ber  Sbianismus 
einen  ferneren  6(^lag  erhielt,  inbem  bie  fäd^fifc^en  Sing  ein 
fid^  ber  $errf^aft  in  Sritannien  bema(^tigten,  fo  baj;  fi<^  ber 
Slrianismus  nur  no<$  in  SBales  unb  in  ber  Sretagne  ju 
galten  oermoi^te.  Der  üob  bes  Aönigs  Sittila  im  Z^xe  453 
brad^te  freili^  bem  gotif^en  Slrianertum  unb  bamit  bem  gfrei^nbel 
neue  beffere  3(iten.  Die  (SotenooKer  erhoben  fi^  erneut.  Die 
Oftgoten  ober  C&reutungerbefe^ten  bas  heutige  Ungarn,  anbere 
Xeile  jogen  an  bie  Saronne,  mieber  anbere  traten  in  ben 
oftrömifc^en  Staatsbienft  unb  führten  im  Sluftrage  ber  9{eid^s* 
regierung  in  Aonftantinopel  beren  Ariege  mit  (&rie<^enlanb  unb 
3talien,  bas  fie  ben  ^änben  ber  ^eruier  unb  Kugier  ent« 
riffen.  Heber  bie  julifc^en  Sllpen  jogen  biefe  Oftgoten  im  3<4te 
486  na<^  gfriaul,  fd^lugen  bie  ^eruier  am  Sfonso  unb  bei 
Serona  unb  bie  Surgunben  bei  $aoia,  fo  baj}  ber  ^eruier« 
lonig  Oboaler  ober  Ottolar  auf  Unteritalien  bef^ränlt  mürbe. 

Das  (Enbergebnis  biefer  politif^en  Sntmidlung  ber  3eiten  ber 
Sölfermanberung  mar  alfo,  bag  fi^  aber  Slegqpten  unb  ben 


—    25    — 

Slorbranb  Slfrifos  loiebtr  ein  reger  ^anbelst^erle^r  ent- 
midelte,  auf  betn  bte  Crjeugniffe  ber  fieuante  tnittelft  ber  Äüften^ 
[d^iffart  über  !£unt$  naä)  6panten  unb  Subgallten  ober 
über  Senebig  nac^  Dberttalien  gelangten,  unb  biefe  $am 
belsjüge  tDaren  von  ben  gotif^en  ^anbelsoölfem  an  ber  9lorb^ 
unb  £)fifee  oollig  in  Se[t^  genommen  roorben,  |o  bag  ber  3ßoh 
ga^anbelssug  na^eju  la^m  lag.  Der Sd^merpunft bes 3BeIt= 
^nbelsoerle^rs  lag  u)teber  im  9Rittetmeer  unb  bie  gottf(^en 
^anbelsoölter  bes  Slorbens  maren  bie  Se^errf(^er  au^  biefes 
Serie^rs  geroorben  unb  Ratten  bie  ^errf^aft  bes  9itorbens  ben 
Sngeln  unb  6a^fen  fiberlaffen.  Die  großen,  ein|t  für  ben 
6eiben^nbel  ausf^Iaggebenben  ßaUftätten  bes  A  a  s  p  i  f  e  e  s  Ratten 
loenig  Sebeutung  me^r;  fie  blieben  ben  Werfern  nod^  bis3um 
3a^te  487,  wo  fie  an  bie  ^unnen  übergiengen. 

Siro^bem  gelang  es  ben  Werfern,  bas  6eibemonopol 
immer  no(^  aufrecht  5U  galten,  fo  bag  bie  Aaufleute  oon  fton^ 
[tantinopel  oölIig  auf  ^erfien  angen)iefen  maren.  93on  Aonftan^ 
tinopel  aus  gieng  bamals  bie  groge  b^santinifd^e  9BeIt^ 
^anbelsftrage  na(^  bem  SBeften  n)eiter  über  6aIo  = 
ni(^  unb  Dalmatien  nad^  9laoenna,  Bologna,  gflorens 
unb  Subgallien  unb  biefer  2Beg  befam  balb  berariige  93ebeut= 
ung,  baft  au(^  ber  oanbaIif(^e  ^anbelsjug  über  Aar- 
t^ago  unb6panien  barunter  tx^tbliä)  litt.  Die  SJanbalen 
verloren  Sicilienan  bie  Dftgoten,  bie  als  Sqjantiner  £e^ens= 
leute  gan3  Xirol,  Oberitalien  unb  bie  ^rooence  in 
Sefi§  nahmen  unb  SR ao  e n  n a  jur  $auptftabt  i^res  SRel^s  unb  5um 
9RittelpunIt  bes  3Beltoerfe^r$  matten.  3lriani|(^en (&lau^ 
bens  n>aten  fie  bie  fröftigften  Vertreter  bes  gi^^i^^inbels,  benen  an 
SRac^t  nur  ein  Sü^ft  glei^  lam,  ber  feit  feinem  Siege  über 
bie  Sllemannen  lat^olifd)  gen)orbene  Äonig  C^lobroig  bes 
(Srtanlenrei(^s.  6^mer  bebro^t  bur<^  bie  june^menben  (£r^ 
folge  bes  (Sotenoolls  unb  i^rer  £e^ens^enen,  ber  itaifer  oon  Aon= 
ftantinopel,  jogen  bie  grranfen  gegen  bas  ®otenrei(^  oon  ü  0  u  1 0  u  f  e, 
nahmen  befjen  3ollftätten  in  Sefi^,  ioeld)e  ben  äJBelt^anbelsoerfe^r 
jmif^n  Oberitalien  unb  Spanien  unb  ber  Bretagne  unb  8ri= 
tannien  über  Xouloufe  unb  Sorbeaua^  oermittelten,  unb  marfen  fid^ 
on  beren  Stelle  3um  Vertreter  ber  3nterejfen  bes  römif^cn 
9{ei(^  auf  lat^olif^er  (grunblage  auf,  inbem  fie  ber  3}er= 
mittlungspolitif  bes  oftgotif(^en  ^rianeriönigs  Dietrich  oon   93e 


-     26    — 

rona  ein  (Enbe  mad^ten.  C^IobtDtg  übernahm  ben  6^u^  ber  tDcftli^en 
(Srog^anbelsplö^e  bes  römi[(^en  SoHbunbs,  ber  6töbte  Sor« 
beaux,  Orleans  unb  Ü o u r s,  jener  grojjen  SBelt^anbelsmtttet^ 
punfte,  an  benen  bie  f 9 r i [ (^ e n  ft aufleute  t^re  3Betne, Seiben* 
[toffe  unb  £ebern)aren  abfegten,  um  bofür  bie  (Erjeugnilfe 
3rran!rei(^s,  ber  9lieberlanbe  unb  ^Britanniens  mit  nad()  ^au[e  3u 
nehmen.  9la(^bem  S^Iobu)ig  ber  fränfif^en  ftrone  auf  biefe  SSeife 
ganj  6flbfran!rei(^  untenoorfen  ^atte,  gieng  er  baran,  au^  bos 
^erjogtum  ^lemannien  ju  erobern,  müd)ts  [eitler  unter 
ber  fie^ensl^o^eit  ber  (Sreutunger  ober  Oftgoten  geftanben 
^atte,  unb  [0  erlag  allmä^li(^  ganj  äBe|tbeutf<i(|lanb  bem 
Cinfluffe  bes  franfif^en  S^t^^^^lf^^h^^iN  uni>  bedfte  feinen  Se= 
barf  an  Sluslanbioaren  ni^t  me^r  über  93enebig  unb  Serona 
aus  Aonftantinopel ,  fonbem  über  Slegppten  unb  Slorbofrifa  in 
Sübfranlreic^. 

3n  ilonftantinopel  empfanb  man  biefen  SBett^ 
ben)erb  ber  Sran!en,  roeli^e  bie  6eibe  unb  bie  ^emfirje  ber 
ficoante  unmittelbar  in  Serien  unb  Slegppten  ober  in  lu- 
nis  fauften  unb  nad^  6übfranfrei(^  brad)ten,  um  fo  harter 
als  es  ben  Werfern  unter  ber  ©unft  biefes  innem  $abers  im 
9{ömenei(^e  immer  no^  mögli^  n>ar,  ben  Sejug  oon  Seibe 
leitcns  ber  Äaufleute  oon  ftonftantinopel  5U  einem  9Hono  = 
pol^anbel  3u  maci^en.  Sitter  üagten  bie  Aaufleute  unter 
ftaifer  3uftinian  (527)  barüber,  bafe  ber  Sejug  ber  Seibe 
i^ncn  lebiglic^  über  bie  brei  römif^-perfifd)en  ©renjftapelorte 
SIrtaxata,  9lifibis  unb  ilallinifum  möglich  fei,  unb 
ba  es  ni(^t mögli(^  mar,  mit  ben$unnenfürften  am  jlaspt= 
fee  berartige  ^anbelsoerträge  3U  ftanbe  3U  bringen,  bog  eine 
Umgebung  ^erfiens  mit  Sorteil  möglid^  ©ar,  fo  oerfu^te 
Äaifer  3uftinian,  bie  Seibe  ebenfalls  über  Sübarabien  unb 
3lct^iopien  3U  besiegen,  oon  100  bie  3Baren  über  Aolfum 
(Suc3)  mi)  Äairo  unb  2lle3Eanbrien  manberten.  i)o^ 
^atte  bie  Sa^e  oorerft  feinen  Crfolg.  Srft  als  ben  ffiroft^änb* 
lern  oon  Äonftantinopel  gelang,  ben  Seibenbau  in  Serien 
cinjufü^rcn,  rourbe  bie  Sad^e  anbcrs.  Die  alte  Seleucibenftabt 
Sinti orf|ia  am  Orontes  mürbe  baburc^  toieber  ein  ^anbebmit* 
tclpunft  crftcn  9langs.  Sergcbli^  3erftorten  fie  bie  fJerfcr, 
3uftinian  baute  fie  neu  als  I^eopolis  auf  unb  fc^lug  bie  ^erfer 
bei  9?ifibis  micbcr^olt  jurüd  unb  bie  3)lai)t  ber  Äaifer  oon 
5lonftantinopel  erhielt  bamit  erneut  er^o^te  Sebeutung. 


—     27    — 

6ie  festen  ]xä)  junöd^ft  in  Unteritalien  immer  fefter  unb 
5erft5rten  fobann  oon  ^ier  aus  im  3^^^  ^^  ^  3}anbalen= 
iei(^  oonilart^ago,  bas i^nen (eitler  ben ^anbel mit bem äBef^ 
ten  abgegraben l^atte ;  bann  toarbenfie  Iombarbifd()e  Gölbner 
aus  Germanien  unb  nahmen  mit  beren  $ilfe  ben  O[tgoten 
ober  (greutungem  bas  Sxar^at  ^taoenna  loieber  ab.  X)o(^  mar 
au^  btefes  Sorge^en  ni<^t  me^r  imitanbe,  bas  llebergemic^t 
Aonftantinopels  über  ben  abenblänbif^en  Üeil  (Europas 
loieber^ersuftellen.  Slu^  bie  oon  ben  Aaifern  in  Aonjtantinopel 
jur  ^ilfe  gegen  bie  Slbfallgelfifte  bes  mejtlic^en  Steigs  ^erbei^ 
gerufenen  £ombarben  enoiefen  fi^  als  unsuoerlöffige 
greunbe.  SKit  §ilfe  ber  oerbünbeten  Sloaren  grünbeten 
bie  fiombarben,  bie  in  immer  ftärferen  Sporen  über 
ben  burt^  [ie  gangbar  gemachten  ®ott^arbpag  in  Ober- 
itolien  einbrangen,  ein  neues  SRei^  in  Oberitalien,  bc|fen  öaupt= 
ftabt  $  a  0  i  a  feit^er  ben  (&Ian5  oon  iRaoenna  oerbunlelte  unb  an 
be[fen  Stelle  jum  Sßittelpunft  bes  äBeltoerfe^rs  rourbe, 
o^ne  ben  Aaifem  oon  Aon[tantinopeI  fteuerpflic^tig  5u  fein.  3}on 
ftonftantinopel  Stengen  nur  no^  ab  9)enebig,  9{aoenna, 
Aalabrien  unb  9{eapel;  alle  anberen  ^anbelsplö^e 3taliens 
fonben  il^ren  6^tDerpunlt  in  $aoia  am  Xicino,  bas  (eitler  ben 
Wittelpunft  bes  meftöftli^en  3Barenaustaufd^es  als  Stabt  ber 
cifernen  Ärone  oon  fiombarbien  bilbete.  $ierbcr  brai)- 
ten  bie  Aaufleute  oon  93enebig  bie  3Baren  oon  Aonftantinopel, 
bie  granfen  bie  ®üter  (Salliens,  Spaniens,  Britanniens  unb 
über  ben  SRontcenis  enttoidelte  [xi)  {e^t  ein  $anbeIsoer!e^r 
}iDif<^en  bem  JJfranlenrei^e  unb  üombarbien  oon  fold^er  Sebeut= 
ung,  bag  9{aoenna  unb  Slorens  immer  me^r  in  ben  ^intergrutib 
traten.  Vuxä^  bie  ^eirat  bes  £ombarben!önigs  mit  einer  Üoc^ter 
bes  ($ranfen!onigs  n^urben  bie  arianif(^en  fiombarben  bem  Aa= 
t  ^  0 1  i  c  i  s  m  u  s  jugefü^rt,  ber  |i^  imme v  fefter  bei  i^nen  einbür^ 
Herte,  als  nai)  bem  Zobe  bes  Aönigs  Slgilulf  bie  gi^^^tin  !X^eube= 
linbe  ben  öerjog  oon  üurin  heiratete  itnb  bem  mäd^tigcn 
Sif^of  (5regor  bem  (Broten  oon  9?om  mcitge^cnbe 
9Ra(^t6efugni{fe  einräumte.  SIber  nid^t  nur  ^ier,  aud|  in 
6äbbeutf<^Ianb,  namentli^  in  S  a  q  e  r  n,  gelangte  ber  Aat^oltcis:^ 
mus  3u  immer  festerem  Soben,  inbem  ber  Si[(^of  oon  3B  o  r  m  s 
bas  ba9ri[(^e  grürjten^aus  belehrte  unb  für  bie  römt|^^frön{i[c^en 
3ntereffen  getoann. 


—    28    — 

2.  S)ic  ^anbelätücgc  bcr  graiifcnjcit. 
Seither  oolljog  ft^  ber  93ruc^  mit  Aonftantinopel 
ouf  ber  ganjen  £tnie.  Unter  ber  Sfu^rung  bes  Sifc^ofs 
oon  9{om  entftanb  ein  neuer  SSUeroerein,  ber  oud^  in 
l^anbelspolitifc^er  Sejie^ung  ein  (ganses  bilbete  unb  feinen  Se= 
barf  unabl^ängig  x>on  jtonftantinopel  unmittelbar 
in  ^erfien  bedte,  unb  fo  n)urbe  bur(^  bie  93erni(^tung  bes 
Oftgotenrei^s  mit  §ilfe  ber  SBifd^öfe  oon  Wom  bas  gran* 
fenreic^  bcr  mä^tigfte  Staat  (Europas.  3^  3<^^^  630 
wax  gan}  Z^üringen  bereits  in  ben  $Snben  ber  gfranfen  unb 
bcmiit  bes  ilat^olidsmus.  SRöci^tig  mirlte  überall  als  Sele^rer 
ber  l^eilige  ilolumb an  aus  (Englanb  als  Slpoftel  für  bas 
(£^rt[tentum  unb  glei^jeitig  erhielten  überall  ber  ^lac^sbau 
unb  bie  fieinetoeberei  eine  feit^er  ni<^t  gelaunte  Sebeutung. 
3m  3a^re  614  entftanben  bie  Älöfter  St.  ©allen  unb 
Di[fentis;  in  fiombarbien  grünbete  man  bas  Alofter  So bbio 
an  ber  Ürebia.  3^^  3a^re  638  mürbe  bas  Alofter  gruff  en  ge= 
baut,  645  $  i  r  f  a  u ,  716  bas  Sistum  g  r  e  i  f  i  n  g  errichtet,  674  er= 
f^eint  3^f*  iw  2iroI  als  SJerfc^rspunft,  750  roirb  Of^i^f^^^in 
Aömten  Si^  eines  C5augrafen,  717  roirb  bas  Jilofler  Weisen« 
au  geftiftet,  736  entfte^en  (gengenba^  unb  ^fäffers.  3Ra^- 
tig  arbeitet  unter  fränfif^em  S^u^e  ber  3Ri{fionar  Sonifacius 
an  ber  Aat^olifierung  Sfibbeutf^lanbs.  740  tnmtf)i  bas  Alofter 
Petersburg  bei  (Erfurt,  744  gulba,  747  bas  Slugsburger 
Stift,  748  ©irb  »onifarius  »if^of  oon  SR a inj,  750  entfte^en 
2lltmünfter  unb  Fölling,  764  bieÄlofter  ^eiben^cim 
unb  (EllQ)angen.  Ueberall  bringt  ber  ilat^olicismus  aus 
($ranfrei(^  nad^  Sllemannien  herein  unb  mit  bem  Aat^olicismus 
ift  es  fränli|d()e  9lrt  unb  Sitte,  franjöfif^e  9Bare  unb  franjöfifc^e 
Wfinje,  mel^e  in  Sübbeutfd^lanb  jur  ^enfd^ft  fommt.  Seit 
bem  Z^^tt  600  trat  benn  au(^  fdj>on  bie  aReffe  o.  St.  D en  9s 
bei  $aris  an  bie  Stelle  ber  ^Reifen  oon  $aoia  als  u)i^tigfter 
CEinfaufsmittelpunft  für  bie  ftaufleute  oon  grieslanb  unb 
aus  bem  ßanbe  ber  SR ar in  er.  §ier  oerlauften  biefelben  bie 
S^aftoolle  Snglanbs  unb  polten  bafür  bie  Selbe  unb 
bas  ®  e ©Urs  ber  fieo ante  unb  ber  SRetdj>tum  ber  Sbteigteng  ba* 
burd^  fo  fe^r  in  bie  §ö^e,  bafe  biefe  jo^lreld^e  Sefi^ungen  bis 
berein  na^  S^roaben  enoarb,  j.  S.  bie  (Befalle  ber  Stabte 
(Efelingen,    (Smünb    §erbertingen    unb    Sllbingen. 


—    29    - 

ni^t  minber  loi^tig  für  beit  äBeltoetle^r  idqi  Sutgunb, 
bas  fett  bem  6.  3<x^<^unbert  bie  $oc^butg  bed  Aotl^olidsmus 
bilbete  unb  in  bellen  6tabten  bie  Stf(^ofe  bes  9{eid^s  bis 
^rein  von  <3ä)maitn  ju  Spnoben  jufammentraten. 

60  ftanb  infolge  ber  Verlegung  ber  SBelti^anbelsiDege  gf  ^^  n  I» 
rei^  feit  bem  3^^  600  unbeftritten  an  ber  €pi^e  oon  SBeft« 
europo,  n>d|renb  ^erfien  int  Cften  ben  SBorenoustaufc^  be« 
^ti^it.  3^  ^cifyct  568  voaxtn  bie  Seibenl^anbelsplä^e 
Qiit  Aaspifee  ben  Hunnen  x>on  ben  Xfirfen  abgenommen 
oorben,  bie  bamate  erftmols  bebeutfam  ^eroortraten ,  unb  mit 
i^ter  §ilfe  gelang  es  ben  ißerfem  feit  bem  ^af)xt  600  erneut, 
ben  Seiben^anbel  ju  monopolifieren,  fo  bog  ^erfien 
auf  ben  $5^epunft  feiner  9Ra^t  gelangte  unb  in  ftolser  Sieges» 
imrtfen^it  bie  ^erferfonige  bos  ilreus  bes  ^eilanbs  aus 
3erufalem  na(^  ißerfien  führten  5um  3^^^"»  ^^  berSroJS« 
fontg  oon  ^erfien  ber  ^err  aber  bie  C^riften^eit  fei.  60 
iDar  ber  Ärieg  unoermeibIt(^  unb  feit  bem  !iai)te  614  mürbe 
feitens  ber  oftrSmif^en  Äaifer  mit  §ilfe  ber  9lraber  mit  (Er« 
bttterung  gegen  bie  Werfer  gefömpft,  bis  ganj  93orberafien  ben 
Reifem  oerloren  gieng  unb  Äaifer  §erallius  ber  Slfrifancr  im 
^liump^  bos  jtreu}  bes  ^eilanbs  mif  ftonftantinopel 
in  bie  Gop^ienlir^  führen  lonnte,  mo  es  feit^er  als  9Ba^^ 
jeii^en  ber  ^errfd^aft  über  bie  C^riften^eit  unb  i^re 
Setle^rsgemeinf^aft  oere^rt  mürbe.  3»"  3«^^^  627  fiel  bie 
^erferfefte  Daftagarb  unb  637  bie  ^anbelsftabt  SRabain 
ober  Ätefip^on  am  ligris  mit  i^ren  mertoollen  Spejcreilagern 
in  bie  $änbe  ber  Äaifer  oon  Aonftantinopel  unb  bie  93or^err« 
f<^aft  ißerfiens  mar  enbgiltig  gebro^en. 

üuc^  biesmal  aber  hxai)it  bie  Sunbesgenoffenfc^aft,  mel(^e 
[i^  bos  Stei^sregiment  oon  Aonftantinopel  mit  feinem  ®oIbe  er» 
lauft  ^otte,  biefem  menig  Segen.  Die  3lr  aber  benü^ten  bie  gc« 
l^^te  Stellung  ber  ^erfer  mie  ber  Spjantiner  unb  maä)Un 
rt<^  felbft  ju  $enen  jener  £änber,  um  mel(^e  fid)  bamals  bie 
^errfc^er  oon  Oftrom  unb  ^ßerfien  flritten.  3^  ^^^h  begfinftigt  oon 
ben  Sranfen,  bie  3ni>i^nmaren  i^ren  9Beg  mäf  (Europa  über 
Atefip^on  na(^  Damasius,  Slleppo  unb  Seirut,  alfo 
Qom^erfif(^en  aReerbufenfiberlRefopotamienna^  Serien 
fonben,  um  fo  me^r  ftrebten  bie  Slraber,  roel^e  feit^er  ben  2Beg 
überbosKote  9Reer  noi^Sleg^pten,  Zunisunb  Spanien 


-    30    - 

fütteren  äBarenl^anbel  benü^t  Ratten,  \\ä)  biefes  ftirifd^en 
$anbcls5ugs  3u  bemä^tigcn,  unb  \o  fiel,  nac^bcm  im  Saläre 
622  ber  Slraber  aRo^ammcb  bcn  rcligiofcn  SRittelpunft  bcr 
Araber  oon  äRefla  md)  SRebina  oerlegt  ^atte,  unter  ben  topf c= 
ren  A^alifen  aus  bem  $aufe  Dmar  oon  äßebina  aus  gan} 
Serien,  ipala[tina,  ^erfien,  SRefopotamien  unb 
9legt)pten  in  bie  $änbe  ber  Slraber  unb  Damaslus  Q)urbe 
als  3RitteIpun!t  bes  leoantifc^en  3Barenau5taufd)es 
3ur  9iefiben5  bes  neuen  il^alifenreid()s.  Um  ben  $er[ern 
ben  3Beg  na(^  bem  ^erfif^en  äReere  unb  ^^ritkn  ju  oerlegen 
erbauten  fie  bie  3onftatte  Sasra  am  Cup^rot  unb  fie  (teilten, 
um  bie  @etreibe3ufu^r  aus  9egt)pten  nad^  6qrien  3u  mehren,  ben 
Aanal  oon  A^olfum  ober  6uej  toieber  ^er,  fo  bag  ber  93er-' 
iel|r  3tDi[^en  Slegqpten  unb  Serien  einen  neuen $luff(^n)ung 
na^m  unb  bie  inbif(^en  Spejereten  unb  6eibenftoffe,  bie  na^ 
granireic^  famen,  nur  myi)  über  bie  arabif(^en  3<>llf^^i^n  ^^ 
9(egi|pten  unb  Serien  3u  erhalten  wattn. 

^ie  So  Ige  biefer  (Entmidlung  wax  bas  Snbe  ber 
fat^oli|d(ien  (Sotenl^errfd^aft  in  Spanien.  3^^  3<^^^^6^1 
I)atte  bie  3Jlaä)i  bes  ilat^olicismus  in  Spanien  i^ren 
5b^epun!t  erreicht.  (Es  gelang  ben  fat^olif^en  (Erbf5nigen 
ni^t  me^r,  \\ä)  mit  $ilfe  ber  R\xi)t  gegen  bie  iübif(^cn 
(&rogbänbIer  ju  galten,  mel^e  bas  £anb  oon  ilatalonien 
oöllig  bel^errf^ten ;  fie  f^Ioffen  bes^alb  S^neben  mit  ben 
3uben  unb  n)anbten  \\^  gegen  bie  ilirc^e.  9lber  eine  Ser^ 
[(^ujörung  ftürjte  ben  Äönig  unb  bie  Äirc^e  fiegte  erneut, 
bis  bie  3uben  ]ii)  um  Q^uij  na^  Slfrila  u»anbten  unb  bie 
31  r  ab  er  3U  öilfc  riefen,  bie  feit  711  Spanien  befe^ten 
unb  es  bem  meftrömif^en  9iei^s5oIIoerbanbe  entriffen. 
So  u)u^s  bie  Waä)i  ber  Slraber  berart,  bag  i^r  ^albmonb 
balb  ben  ganjen  93erte^r  smif^en  ber  fieoante  unb  SBefteuropa  be^ 
^errfc^te,  unb  nac^bem  fie  im  !ia^xt  717  por  ben  aWauem  oon 
Äonftantinopel  ben  SRittelpunft  bes  oftrömif(^en  9iei(^s  be^ 
bro^t  Ratten,  gelang  es  i^nen  im  3ö^^c  720,  burc^  We  (Erober- 
ung oon  9{arbonne  bie  ^auptftabt  ber  ^rooence  unb  bamit 
bie  Serfügung  über  ben  $anbels3ug  oom  SKittelmeer  na^ 
Xouloufe,  ©orbeaux,  ber  3lormanbie  unb  (Englanb  in 
il|re  $änbe  5U  befommcn.  Iro^  ber  SRieberlage,  roelc^e  i^nen 
bie  granfen  im  3a^re  724  bei  Xours  unb  ^oitiers  bei» 


—    31     - 

brat^lcn,  gelang  i^nen  im  So^rc  732  bic  3^rftorung  oon  Sor» 
beaux  unb  736  bte  (Eroberung  oon  £90 n  unb  im  ^aS^xt  744 
jerttorien  fie  bie  groge  ^anbelsftabt  ^almqra,  bas  Sinbe^ 
glieb  jmif^en  bem  Sup^rat  unb  Damasfus^  |o  bag  bie  gefomte 
ganbelsfirage  oom  Sup^rat  bis  mä)  Sorbeaux  ben  SolUn  ber 
arabif<^en  il^alifcn  bienftbar  ©ar  unb  ber  fieoanie^anbel  ilber 
bas  TOittelmecr  oollig  in  i^ren  $änben  ru^te. 

3)ie  golgc  biefer  toac^fenben  Stellung  ber  äraber  ©ar  ber 
immer  raf^ere  Stt^all  ber  8Iüte  ftonftantinopels.  Die 
2f  r  a  n  f  e  n  fauften  i^ren  Sebarf  on  fieoanteiDaren  nic^t  me^r  in 
Aonftantinopel,  fonbem  unmittelbar  bei  ben  Arabern,  roeli^e  [ie 
über  Sprien  ober  Slegppten  na^  Sicilien  unb  bem 
Q)e|tli(^en  3RitteImeer  brachten  unb  i^re  Stellung  berart 
ausnü^ten,  bag  {i^  allma^Ii^  ein  allgemeiner  Sturmlauf  ber 
3nterejfentcn  bes  römifc^en  SBeltsolIoerbanbs  gegen  bie  $crr|^aft 
bcs  ^Blam  entioid elte.  Die  Regierung  oon  Ä  0  n  ft  a  n  t  i  n  0  p  e  I 
Dor  allem  empfanb  es  f^merjli^,  bag  ber  rDi(^tige  Seibenftopel^ 
ort  Irapcsunt,  in  bem  bie  Äaufleute  oon  Sagbab  i^re 
fieoantetoaren  ben  Aaufleuten  oon  itonftantinopel  3um  ^ustauj^e 
brachten,  in  ben  §anben  ber  Slrabcr  njar,  unb  no^m  bcs^alb  ben- 
fetten  im  3a^re  752  biefe  SRarÖftatte  ab  unb  in  ä^nli^er  2Bci[c 
gelang  es  im  n)eftrömi|(^en  Steid^e  ben  Sran!en,  bie  roeitere 
3lusbe^nung  bes  Slraberrei^s  oon  C  0  r  b  0  0  a  ein jubämmcn.  3"^ 
Zof)xt  759  giengen  bem  39lam  bie  llmf(^lagspla^e  9larbonne 
unb  louloufe  roieber  oerloren,  [0  bafe  bie  oji^tigen  S^Hge^ 
fälle  bes  ^anbelsoerfel^rs  oom  SKittelmeere  na^  bem9ltlantif(^en 
Ocean  roieber  in  ben  $änben  ber  C^riften  roaren. 

fiangfom  aber  ft^er  oerlor  feitl&er  ber  35lam  [einen  35oben  unb  feit 
750  brad^n  infolgcbeffen  im  3  n  n  e  r  n  bcs  9lraberrei(^s  emftc  3n= 
tereffenfämpfe  als  !ieiä)tn  bes  S^^IöHs  aus.  Der  ©lans  ber  Omma- 
jabenbi^naftie  oon  Damasfus  rourbe  oerbunfelt  oon  bem  neuen 
A^Itfenreic^e  ber  Slbbafiben  oon  S  a  g  b  a  b.  Der  §anbelsmtt= 
te^unft  oerlegte  fi^  oon  Damasfus  naä)  Sagbab,  bem  alten 
fttefip^on  ober  SRabain  am  Xtgris.  Der  Xigris  ©urbe  mit 
bem  Sup^rat  bur^  einen  itanal  oerbunben,  auf  bem  bie  3n= 
bienroaren  m6)  S9rien,  Älcinafien,  ?lrabien  unb 
Segijpten  roeiterbeförbert  roerbcn  fonnten,  roel^e  bie  Äauf- 
leute  oon  Sagbab  3ur  See  in  (£e  glon  bei  ben  Secd^incfcn 
ge^It  ^tten  ober  roel^e  aus  3nnerafien  huxi)  bie  S  u  ^  a  r  e  i 


—    32    — 

unb  $  e  r  f  i  e  n  auf  bem  AaramanentDege  mä)  Sagbab  gebraut  toor^ 
ben  tDaren.  Da  bte|e  Srjeugniffe  bann  auf  bem  äßittelmeere 
nai)  (S  e  n  u  a  unb  9R  a  r  f  e  i  1 1  e  Q)ettergtengen,  litt  ber  feil^erige 
Serle^r  Don  Sagbabüber  Ütapesuni  unb  Armenien  naä^ 
Jton|tanttnopeI  unb  93enebig  berart  not,  bag  im  3<^fc 
813  Äaffer  fieo  bcr  Slrmcntcr  oon  Äonftantinopel,  um  bcn 
Xrapejunter  9Rar!tQerIe^r  5U  ^eben,  allen  Aaufleuten 
feines  9tei(^s  bas  Setteten  oon  Sorten  unb  Slegqpten 
0 erbot,  (0  bag  bie  Aaufleute  oon  itonftantinopel  bte  inbifd^en 
(geroürje  nut  no^  oon  S^rapejunt  besiegen  lonnten,  bas  feit» 
^et  ber  bebeutenbfte  91littelpunlt  bes  oftlid^en  $am 
belsaustaufc^s  mar.  Seit  bem  ZoS)x  850  etma  rourben 
^ier,  in  ber  Sfiboftede  bes  G^matitn  SReers,  alljährlich 
mehrere  groge  äRejfen  abgehalten,  wo  fid^  eine  bunte  SRenge 
oon  Xf(^erfe[fen,  äRufelmSnnem,  (Briefen  unb  Armeniern  brangte. 
§ier  polten  bie  Slraber  unb  Armenier  bie  b^santinif^en  SBeb* 
maxen  unb  (Solbbrofate, u)a^renb  bie  flanbinaoif^en  9lu[fen 
ober  Slormannen  oon  ber  SBoIga  Sernftein  unb  Sd^afroolle 
aus  bem  9lorben  brachten  unb  an  bie  ilaufleute  oon  Sagbab 
abfegten. 

3mmer  u)eniger  aber  giengen  allma^li(^  bie  SBaren, 
meldft  aus  3nnera[ien  mä^  bem  SBeften  lamen,  burd^ 
bas  ^ri[tli(^e  C5eorgien  nac^  bem  Aau!a[us  unb  Xrape« 
sunt  weiter,  fonbem  immer  me^r  rourbe  es  ©ebrau^,  baft 
bie  CErjeugniffe,  XDt\i)t  oon  Samarlanb  unb  8oI^ara  ober 
oon  Ü  e  1^  e  r  a  n  mi)  bem  jt  a  s  p  i  [  e  e  gelangten  unb  ^ier  auf  bie  ja^I« 
lojcn  Skiffe  oerfrac^tet  n)urben,  ©elc^e  benjelben  um  bas3ü^t  900 
belebten,  bie  SB  0 Ig  a  hinauf  in  bie  ©ajsarenftabt  3t il  ©erfragtet 
n)urben,  vdo  bie  arabif(^en  ^änbler  bafür  ^elje  unb  6(^af« 
feile  oon  ben  C5a55aren  eintauf^ten,  mä^renb  biefe  bie  Snbien- 
xoaxtn  na^  bem  Don  unb  naä)  ^{foto  brad^ten,  too  [ie  bie  Aauf» 
leute  oonAonftantinopel  polten.  äJon  jlon[tantinopeI  aus 
giengen  bann  bie  fieoantemaren  über  93  e nebig  na^  $aoia 
unb  oon  bort  aus  o^eiter  fiber  ben  SRontcenis  nad^  bem 
granlenrei^e.  SRid^t  umfonft  baute  barum  ftaifer  Äad  ber 
C5rofje  ben  Dom  ju  Stachen  im  b^jantinifd^en  Sauftile  no<^ 
bem  Sorbilbe  ber  ^farrtird^en  oon  SRaoenna  unb  ?)orf,  ben 
altromif^en  beiben  $auptftabten  3taltens  unb  Sritonniens. 
^orf— 8la^en~^aoia— JRaoenna— Äonftantinopel— Sagbab  toar 


—     33    — 

bte  groge  ^ottbelsftrage  jener  !^exif  oufioel^ec  \xä^  bet  äBoien^ 
austauf^  be$  %(6enblanbs  mit  3ti)>i^n  ^^olljog. 

Seit  bet  Sfejtf e^ung  ber  Sltober  in  S  a  g  b  a  b  toutbe  benn 
auä)  bo$  Ser^altnis  bes  3^1^^^^  3U  ^etfien  ein  befferes  als 
unter  ben  jl^lifen  oon  Damctöfus,  toeil  ie^t  beibe  Solfer, 
bie  tlrober  toie  bie  $erfer,  i^ren  Sorteil  im  friebli^en  Slus« 
touf^  i^er  ^onbelserjeugnilfe  fanben.  X)ie  9{  o  ^  1 1  o  f  f  e , 
toeli^e  bie  Slrober  unb  ^erfer  in  ben  £anbem  jenfeits 
bes  DxuSf  in  9{orbpetfien ,  ant  Aur,  Zigris  unb  (Eup^rat 
verarbeiteten  y  [tantmten  ni^t  aus  ^interafien,  fonbem  aus 
ben  norbifc^en  fianbern  (Europas,  aus  Schweben 
unb  9tortpegen,  von  ben  !Sn\eln  ®otIanb  unb  Oelanb, 
aus  Sfinnlanb  unb  3nnerruglanb,  oon  ber3n[eISorm 
^olm,  Snglanb  unb  3sl<^nb.  Ss  mar  bies  ein  Sinlauf, 
ber  ]\d)  bis  3um  ^af)xt  914  fteigerte,  unt  feit  958  raf^i  abju^ 
nehmen  unb  feit  1020  gans  aufju^ören  unb  bem  Sesug  in 
^interafien  loieber  $Ia^  ju  mad^en.  Da  [o  bie  Aauf (eute oon 
Sagbab  i^re  9{o^ftoffe  in  ben  £anbem  Sarmatiens 
unb  ber  O  ft  f  e  e  einlauften  unb  bie  baraus  gefertigten  Derarbei« 
teten  Srseugniffe  nad^  3  n bi e n  loeiteroertrieben,  um  bann  bie  Sr» 
jeugniffe  3nbien$  u)ieber  an  bie  Sarmaten  unb  Slormannen  3u 
oerfaufen,  uKtr  i^nen  im  (Segenfa^e  ju  ben  SIrabem  oan  Da^ 
mashis  ber  Aanal  oon  Aolfum  nad^  Aairo  ein  Dom  im 
9uge,  TDtil  es  bur(^  biefen  möglich  mar,  bie  £eoantemaren  mit 
Umgebung  oon  Sagbab  oom  iRoten  3Reere  na^bem  äRittel» 
meer  ju  bringen.  Cine  i^rer  erften  X^aten  mar  bes^Ib  auc^ 
bas  3uf<^&tten  biefes  Aanals;  legten  fie  bamit  bo^  ben 
Durd^fu^r^anbel  SIexanbriens  lal^m.  Diefer  äSer- 
U1)x  3mi{(|en  Slrabien  unb  bem  9luffenrei(^e  ^atte  \\if  f^on  feit 
bem  Zafßt  700  atlmä^Iic^  entmidelt.  Die  9{uffen  brauten  i^re 
$el3e  unb  6^affeIIe  oon  ber  Oftfee  na^  9lomgorob  ober 
Sulgarb  an  berSBoIga,  mo  fie  biefe  gegen  Silber  unb  fie> 
oantemarenanbie Aaufleute oon Sagbab oer^anbelten.  Der ge= 
mö^nlid^  9Beg  für  biefe  £eoantemaren  mar  um  bas  3<^^^  ^^0 
menigftens  bie  l^interinbifc^e  ^albinfel  äRalafla  unb  bas 
„(E^tneftf^e  IDleer",  mie  bie  SIraber  bamals  ben  $erfif(^en 
SReerbufen  bejeii^nenb  nannten,  ä^nlid^  mie  bie  S^maben  ben 
Sobenfee  ben  „Senebigerfee''  Riegen,  meil  über  biefen  bie  Se« 
nebiger  SBoren   lamen.    Dur<^   ben  ^erfif(^en  3Reerbufen   ge« 

3 


—    34    — 

langten  bann  bte  fieoontenxiTen  no^  Sagbab,  ido  fie  oerebelt 
unb  na$  Zrapejunt,  Kovgorob  unb  iton[tanttnopeI 
loeitet  befotbert  outben. 

UmfaJSte  fo  bte  polttif^  SRa^t  be$  !i%lim  unb  bas  freie 
^anbelsgebiet  beffelben  ben  ganjen SBorenaustouf^ ym\ä^n 
ber  fieoante  unb  bem  Sbenblonbe,  fo  UKtntte  biefet  Sau  bo^ 
fi^on  balb  in  (einen  ffininbfeften.  Hu^  ^iec  jeigte  fi^  oie  bei 
bem  9tei<^  Wesanbers  bes  Gtogen,  beim  9t9merceid^  unb  ben 
9{eupeffem,  ia%  berortige  gtoge  Sftet^nbelsgebiete  notumotmenbig 
nur  furje  3eit  i^r  Dafein  fciften  lonnen,  bajt  Uft  Siiefenlotper  in 
feine  einjelnen  Zeile  jerffillt,  fobalb  bie  geoattige  $anb  bes 
9BeItgenie$  fe^It,  xot^es  benfelben  jufammenfagte.  9iu^  im 
3$Iam  tobte  be$^Ib  fd^on  im  8.  Oo^i^unbett  ein  immet 
ff^Iimmer  oeibenbet  Streit  im  eigenen  fiager.  9li^t  nur  ber 
politifc^  C5egenfa^  Sioifc^n  ben  Käufern  Omar  unb  Slbbas  unb 
ber  mirtft^Iit^  (Begenfa^  ber  ^onbelsintereffen  oon  Damas* 
Iu$  unb  Sag b ab,  oon  Sprien  unb  SRefopotamieUp  }errig  bas 
Keic^  bes  ^albmonbs,  fonbem  im  9itiSfe  ber  Ommajaben  be* 
fönqjften  fi^  in  Spanien  toieber  bte  AJ^Iifen  oon  Corbooa 
unb  Sarcelona,  fo  bog  bie  ^errfi^r  oon  Sarcelona  im 
Sa^re  777  ben  Sru^  oolljogen  unb  bur^  eine  (ßefonbtf^^  in 
^aberborn  bie  ^ilfe  bes  gf^ctntenreii^s  anriefen  unb  im 
3a^re  790  oon  Aonig  itarl  bem  ®rogen  eine  (^riftlic^e 
fpanifc^e  (Srenjmarl  errichtet  merben  fonnte,  n)el^e  bem 
SBarenbejug  aus  ben  jt^lifenlfinbem  einen  feften  Damm  ent« 
gegenfe^e  unb  bem  römif^en  Steic^sjolloerbanb  neue  Arfiftig« 
ung  braute. 

Seit  Aaifer  Aarl  bem  Srogen  mar  es  benn  au(^ 
bem  d^riftlic^en  3ni^^^lT^nIretfe  erneut  möglich,  unab^ngig 
oom  ^albmonbe  u)teber  eine  ^anbelspolitif  auf  eigene 
J$auft  3u  treiben.  Die  ^anbelsbilans  ber  ^albmonbslfinber 
oerfd^Iimmerte  fi^  immer  me^r,  bie  Silbermengen,  mel^e  oom 
Aaspifee  unb  oon  Sagbab  na^  9tuglanb,  ben  Oftfeeianbem, 
S^toeben,  Slonoegen,  DSnemarl  unb  (Englanb  loanberten ,  ftei* 
gerten  fi(^  unb  loa^renb  ber  Oslam  immer  me^r  bem  reinen 
«usful^rgemerbeftaat  jutrieb  unb  eine  Äultur  erjeugte, 
mel^e  ben  Aeim  bes  3erfalls  in  fi(^  trug,  entioidelte  fi<^  bas 
«benblanb  im  ffiegenfa^e  ^ie$u  jum  reinen  «griluUur- 
ftaate,  beffen  Sobener}eugniife  in  großen  SRengen  na^  ber  Sc 


-    35    - 

omite  iMinbetten,  ml^  biefe  {e^t  mit  ben  (Etjeugniffen  bes  \w\ä)' 
peifif^en  (Beioerbefleiges  unb  mit  bem  C5oIb(egen  i^rer  Seig« 
mrle  besohlen  mugieti.  Die  Sroffnung  befferet  ^anbels« 
oerbinbungen  jioifc^n  bem  Slbenblonbe  unb  ber  fietmnte  f  teigerte 
ben  gegenfeitigen SBorenaustQuf^  9on  3talien  über  93enebig 
mif  Aonftantinopel,  Xrapejunt  unb  Sagbab  unb 
bte  Serbefferung  unb  Setme^rung  ber  9IIpenfiber« 
gange  ermSgli^te  einen  gefteigerten  SBarenaustaufd^  auf  bem 
fianbn>ege  stoiff^en  Oberitalien  unb  bem  ^xanUnxtiiit, 
Die  bitten  fyftitn  uon  ^llpenpaffen  5um  93erfe§r  jmifd^en 
bem  (Sallien  oon  9larbonne  unb  bem  biesfeitigen  (Pallien  nur 
ben  SBeg  an  ber  Afifte,  bie  fogen.  „route  de  la  corfiiche''  bei 
Stisja,  unb  ben  Ileinen  6t.  Sern^arb  benäht,  aber  fd^on 
feit  bem  3<i^^^  600  ^otte  aud^ber  9Ront«(£eni9  in  Sapopen 
jmif^en  3:urin  unb  Qi^amberi  eine  sune^menbe  Sebeutung  ffir 
ben  Serle^r  jmifd^en  ^anfrei^  unb  £ombarbien  gemonnen  unb 
feit  Aonig  $ipin  unb  Aaifer  Roxi  bem  (&ro|}en  mar  biefer  ^ag 
bte  gemö^nlid^e  Strafe  5a)if(^en  S^anlrei^  unb  £ombarbien, 
beren  Senfi^ung  bur^  ftaifer  £ubn)ig  ben  (frommen  bur(^  eine 
Sremben^rberge  auf  ber  ^aj^l^ö^e  erlei^tert  rourbe. 

Der  groge  Unterfd^ieb  biefer  ^anbelsmegsDerönberung 
beftanb  barin,  bag  je^t  an  bie  Stelle  ber  Stäbte 
SRarfeiUe,  louloufe  unb  Sorbeaux,  bie  feit^er  ben 
Serfe^r  jiDift^en  IBritannien  unb  ber  fieoante 
fiber  ^loxtni  mh  9lar>tnna  uermittelt  Ratten,  bur^  bie  Sr« 
bauung  einer  fahrbaren  SRontcenisftrage  eine  neue 
ffielt^anbelslinie  fionbon— ^aris— üurin— Srinbifi  cntftanb,  unb 
ber  Swtd  biefer  Strafe  mar,  bafe  bie  S^^ufalcmspilgcr 
unb  bie  fqrif^en  Aaufleute  bie  bur^  bie  arabif(^en 
Giraten  gefö^rbete  Seefahrt  entlang  ber  9KltteImeerfüfte 
fi^  erfparen  tonnten.  Sie  mieben  ben  2Beg  fiber  SRarfeilleunb 
reiften  burt^  31<tli^n  nad^  ben  apulif(^en  $afen,  um  ber 
fteigenben  C5efa^r  ber  6eereife  t^unli(^ft  aus3un)eid)en, 
loeil  bie  Araber  im  Sunbe  mit  ben  S^jantinem  bas  gonse 
meftlii^e 9RitteImeer unfi^er  matten, unb fo  mürben  Sari,  Iran i, 
»rinbifiunblarent  groftc  Umfd^IagspK^c  für  bas  oftlic^e  SKit* 
telmeer.  3^  ^^¥  ^^^  $anbelsmege  fi<^  oersmeigten  unb  fic^  gegen, 
feitig  9Bettbemerb  bereiteten,  befto  geringer  mürben  bie  Crträgniffe  an 
St^bereigeminn,  an  S^Uen  unb  ®ebü^ren,  mel^e  ben  einseinen 

3* 


—     36    - 

Stapelorten  oerblteben.  Qo  famen  namentlt^  bie  feefa^rtsfunb« 
igen  Semo^net  bet  [fibtoeftlid^en  9RitteImeetfufte  immer 
me^r  in  9bt  unb  es  lag  bes^alb  ffir  fie  ber  Slusmeg  am  nad^« 
ften,  bag  fie  aus  unteme^menben  Aoufleuten  unb  9l^ebem  eben« 
fo  oenoegene  Seeräuber  n>urben.  3^  "te^^  aber  auf  biefe 
3Beife  feit  bem  9lotIeiben  bes  ^anbelsgugs  x^on^tmp^ 
ttn  naäf  Xunis  unb  Spanien  bie  Sarbaresfenftaten 
3U  ebenfo  oiel  SeerSubemeftem  tourben,  befto  me^r  jogen  bie 
Aaufleute  bie  fi^erere  £anbreife  burc^  Stalten  oor  unbfo 
mar  benn  au^  fc^on  im  3<4te  871  ber  bamalige  arabif^e  $afen 
Sari  in  Unteritalien  allgemein  fe|r  beliebt  ffir  bie  go^rt  na^ 
Hlea^anbrien.  $atte  man  bo(^  auf  biefe  SBeife  meit  gegrfin« 
betere  3(u$fi(^t,  mit  feiler  $aut  nad^  ber  fieoante  ju  lommen, 
als  oon  SRarfeiÜe  ober  C&enua  aus,  mo  aüja^rlii^  $unberte  oon 
(^riftlid^en  gfa^rjeugen  in  bie  $anbe  ber  SOlauren  fielen,  bie 
ebenfo  bie  (geigel  ber  Jtfiften«  unb  gflugbemo^ner  bes  meftli^n 
aRittelmeers  bilbeten,  mie  bie  91  or mannen  bie  Dftfee,  bie 
Slorbfee,  ben  Aanal  unb  bie  SBeftlfifte  bes  grtanlenrei^s  beläftig« 
ten.  Seit  bie  9Rauren  fid^  ber  feften  Surg(&arbeSi<^isnet 
an  ber  9{ioiera  bemad^tigt  l^atten,  mar  ^ier  lein  Sd^iff  me^r  oor 
i^nen  \xä)tt  unb  feit  ber  ^anbel  ber  <^riftli^en  Stäbte  Saler« 
no,  ^malfi,  Sleapel,  C5a6ta  unb  Palermo  unb  anberer 
Stäbte  bes  Xqr^enif^en  SReers  notlitt,  mar  bie  idSfixti^t  brot« 
lofe  S(^ifferbeo9lferung  biefer  Stöbte  lein  $aar  beffer  als  bie 
femitif^^islamitif^e  SeoöRerung  oon  Xunis;  fie  trieb  ben  See» 
raub  unb  ben  Sllaoen^anbel  mit  C^riftemoeibem  genau 
fo  mie  bas  ^irateneoll  ber  Sarbaresfenftaaten  unb  ma^te  fo 
bas  meftli^e  SRittelmeer  5U  einer  $5^Ie  bes  S^redens  unb  ber 
Serbred^en,  in  meldte  5u  fteuem  fi(^  !ein  jlauffarteif^iff  me^r 
getraute. 

^otte  ben  9lu^en  oon  biefen  fd^Ie^ten  Sic^er^eitsjuftänben 
im  meftli(^en  9RitteImeer  bie  fiombarbei,  f(^mammen  auf  ber 
langen  SBafferltnie  bes  $o  bamols  ^unberte  oon  f^merbelabe« 
ncn  Ää^nen  mit  ben  (Erjeugniffen  bes  granfenrei^s, 
Surgunbs  unb  £ombarbiens  hinunter  mä)  ber 
^bria  unb  Senebig  unb  oon  ^ier  3u  £anb  meiter  nad^ 
jt  0  n  ft  a  n  t  i  n  0  p  e  I,  fo  mar  baf ur  bas  Serl^ältnis  jmif^en  bem 
^apfte  als  Sc^ü^er  bes  meftrömifd^en  (Bottes* 
friebens  unb  ben  ASnigen  oon  $aoia  ein  june^menb  f(^Ie(^ 


—    37    — 

tes,  iDfi^tenb  ber  ^opft  bei  feinen  Seftrebungen ,  im  oeftli^en 
SRittelmeei  oiebei  georbnete  ^anbebjuftanbe  ju  fc^affen,  ffyA* 
frofiige  Unterftfi^ung  burc^  bie  Ädnige  besS^^^nlenreic^s  fonb. 
3mmei  nie|r  gelang  es  mit  $ilf e  bes  ^etjogtums  S  a  q  e  r  n  als  Se« 
fi^ets  ber  beutfc^n  Dftmar!  unb  ber  Äaifer  oon  itonftant i no» 
pel  feit  bem  3<^^^  700  ben  ^enfc^m  oon  ^ooia,  fid()  gegen  ben 
$opft  unb  bie  $ei^e  oon  Seneoent  unb  Spoleto  ni^t 
nur  erfolgreich  ju  be^oufrten^  fonbem  auc^  bie  $errf^^  bes 
$apftes  berart  ju  erf(^iittem,  bag  ber  ^apft  aus  9lom  na^ 
Soiffons  flfl(^tete  unb  bie  $ilfe  bes  gfranlenreii^s  anrief. 
Diefe  u)urbe  i^m  benn  aud^  5U  Zeil;  ber  $apft  ernannte  ben 
Aonig  oon  ($rantrei(^  jum  6(^u^oogt  ber  Stabt  9iom, 
moi^renb  grtantrei(^  i^m  baffir  feine  Siebte  auf  ben  fogenannten 
Airi^enftaat,  bas  ehemalige  oftrömif^e  Sxar^ot  9{at)enna 
mit  ben  aRarten  unb  Stäbten  9nIona,  Genagallica,  ^anOf 
$efara,  SRimini»  Sologna  unb  Sferrara  beftötigte»  b.  (. 
auf  olle  bie  £anber,  roel^e  ben  $  anbei  jn>ifd()en  ber  3lbria 
unb  bem  Xifr^enif^en  IDleere  uermittelten. 

3e  me^t  fid^  auf  biefe  SBeife  bas  gfranfenreic^  mit  9{om 
uerbunbete,  um  fo  enger  mürben  bie  Sejie^ungen  smifd^^en  ben 
Sngelfa^fen  inSritannien  unb  ben  fiombarben.  SBä^renb 
bie  ^erjSge  oon  Seneoent  unb  Spoleto  5um  grtanfenrei(^e  unb 
bem  $apft  hielten,  l^eiratete  im  3a^re  690  eine  angelfa(^fif(^e 
Jtonigstod^ter  beren  (Segner,  ben  ^erjog  oon  9RaiIanb.  Statt 
aber  ^aris,  Xurin  unb  Seneoent  gieng  ber  englif^e  ^anbels- 
jug  je^benSt^ein  herauf  bur^  bie  G^meij  nad^  SRailanb, 
bis  bas  ^xanlenxtiä^  \xi)  au(^  biefer  äBettbemerbsIönber  be» 
m&(^tigte.  3^  3«^^^  719  eroberten  bie  gfranfen  8ata= 
oien  unb  9Beftp^aIen,  724  mürben  Xeite  Sa^fens, 
Saperns  unb  Sd^mabens,  729  9leuftrien,  b.  ^.  Ünjou 
unb  bie  Slormanbie,  bem  gf^anfenreic^e  einoerleibt.  ^ÜQte  ji^ 
ein  SoO  ni^t  gutmillig,  fo  mürbe  ®emalt  angemenbet,  mte  3.  S. 
im  3a^e  741  ber  ^ersog  oon  Sllemannien  in  Cannftatt 
^ngerid^et nmrbe  unb  im  ^ofyit  743  in  Sägern  unb  Qa(S)\tn 
bie  Vufftänbe  gegen  bie  (Jfranlen  blutig  niebergefd()Iagen  mur« 
ben.  Üeberall  brang  feit^er  mit  ben  gfranlen  ber  Jtat^oIicis= 
mus  unb  bamit  bie  ^anbelspolitifd^e  Slbf^Iie^ung 
gegen  alle  nic^ttat^olif^en  fianber  ein.  3)as  ^erjog^ 
tum  6^maben  mürbe  im  Za^x  747  aufgehoben  unb  mit  ber 


—    38    - 

fränftfd^en  Rxont  oerbunben,  bte  feit^  bos  fianb  butd^  £anb« 
oögte  unb  3^iAn^o^^n  oenoalten  lie^;  ebenfo  gef(|o^  es  mit 
Sägern  tm3<^te  753.  6eit  789  mußten  \xif  aud^  bie  €a^ 
f  e n  unb  bie  £änber  j  en f  e it s  ber  CI b  e  ootfiberge^enb  unter  bas 
fronfifc^e  3^^^  beugen  unb  überall  mürbe  bas  £anb  in  Jlir^n» 
prooinjen  serteilt,  fo  bag  balb  bie  Sifc^ofe  oon  ^alberftabt, 
^aberborn,  SRinben,  Sterben,  Sremen,  9Run|ter  unb 
Ösnabrfid  mk  bie  Siebte  oon  gulba,  CoriDe^  unb  $er« 
fürt  bie  eigentli^e  3Rac^t  in  biefen  £&nbem  als  fionbesl^rren 
in  Rauben  Ratten  unb  bie  u)eltli^en  C&rogen  3U  blojsen  Vus« 
ffi^rungsbe^orben  bie[er  jtir(^enffirften  ^erabfanfen. 

Das  ganje  9{eic^  aber  [teilte  einen  grojsen  eini^itli<l^en  io  n  t i  n  en« 
taten  3ont)erbanb  bar.  SBie  in  (Erfurt,  fo  legte  an  ber  ganjen 
9?eid()S3ollgren}e,  in  Sarbemid»  in  Sd^esla,  in  Sranben« 
bürg,  in  ($tan!furt,  in  gforc^^eim,  in  Samberg,  9ie» 
gensburg  unb  (Ens  in  Steiermarf  jtaifer  Aarl  ber  ®roge 
groge  internationale  ^lustauf^marfte  mit  Stapel« 
prioilegien  an,  wo  fid^  ber  9lustauf(^  ber  SBaren  oollsog. 
9Rit  ber  (Eroberung  ber  alte^rroürbigen  (Eresburg  in  Reffen 
traten  feit  772  fiberall  an  bie  Stelle  ber  3(^^nfSulen  unb  t^res 
SRarltfd^u^es  bie  Aapellen  unb  gefriebeten  3RarItftätten  ber  h* 
i^olifd(ien  Siixift,  SBenn  im  3a^re  816  bas  Sistum  3Bfir3> 
bürg  entfte^t,  u>enn  biefem  822  bie  SRartinsKr^e  in  £auffen 
am  9led[ar  juföllt,  fo  jeigt  bies  eine  fteigenbe  Sebeutung  bes 
Serfe^rs  jtoifd^en  bem  901  a ine  unb  bem  9ledart^ale,  jtoifil^n 
9Bär5burg  unb  $eilbronn,  es  jeigt,  miebie  Sejie^ungen 
Sioifc^en  e^ranfen,  Schwaben  unb  bem  9{^eine  oud^fenunb 
ben  Sejie^ungen  ber  öftlit^en  Xeile  Deutf(^lanbs  ju  ben  Donau« 
länbern  lebhaften  SBettbetoerb  bereiteten.  9Benn  ber  Slbt 
$atto  oon  ber  3nfel  Keid^enau  im  Sobenfee  (Erjbif^of  oon 
aRains  ^^^^t  ti'^nn  im  Z^xt  839  ber  Sif^of  Salomo  1.  oon 
ftonftanj  bie  Sistfimer  Hamburg  unb  Sremen  ju  einem 
neuen  (Erjbistum  oereinigt,  fo  1^  man  ^ier  eine  geograp^if^ 
£inie  oom  Sobenfee  über  SRainj  nac^  Hamburg,  bie 
nid()t  nur  für  bie  (5t\(S)\ä)tt  bes  ftat^olidsmus,  fonbern  auc^  ffir 
bie  (&ef(^id^te  bes  393elt^anbels  oon  Sebeutung  ift. 

3mmer  enger  (nflpften  fi(^  benn  aud^  bie  oirtfc^aft« 
li(^en  Sesie^ungen  ber  ^ontinentalftaaten  fett  bem 
3a^re  8(K),  n^ie  bies  mannigfa^e  Seifpiele  jeigen.    6eit  bem 


—    89    — 

3a^  806  f<$on  3.  S.  ge^Mt  bie  fflr  ben.@al}l^anbel 
iDi^e  6iaM  ^olle  0.  b.  6ooIe  jum  fcfinfif^en  Arongut  unb 
ebenfo  flog  ber  rei^e  Sttrag  an  ®oIb  unb  6i(ber,  ben  bie 
Setgverfe  bes  ^arjes  bomab  lieferten,  ni^t  me^r  in  bie 
ftommer  bet  f8^fif(|en  ^eisöge,  fonbem  in  bie  fränfif^e  9iei^ 
fammer.  6d^n  im  3o^e  779  ^nf<^te  auf  ber  6trage  Don 
SRain}  nai^  Srfurt  ein  leb^fter  Serle^r  burc^  bie  Glaoenlauf* 
leute,  ipelt^  fiber  Srfurt  i^  (ErjeugniRe  nad^  bem  9{l^ein 
brauten,  unb  feit  bem  3a^re  805  erhielt  bie  6tabt  Srfurt  oon 
jtoifer  Aarl  bem  Großen  ba$  6tapelre<^t  fflr  alle  forbift^n 
Srjeugniffe,  bie  oon  ^er  nac^  gfranifurt  unb  bem  Steine 
giengen.  6eit^r  arbeiteten  in  6a^fen,  gfranten  unbSo^ern 
mte  in  Si^oaben  bie  Senebiltiner,  um  bemp^9fiofrai{|^n 
9Birtf(^aftsf9ftem  bes  grtanfenrei^s  ben  9Beg  ju  9ffnen.  Das 
neue  iUofter  gfulba  mürbe  ber  SRittelpunlt  biefer  X^tigleit  unb 
balb  entftanben  mie  feit^r  in  6^maben,  in  Sägern,  am 
9{^ein  unb  SRain,  in  Xpringen,  an  ber  SBefer  unb  in 
Oftfrieslanb  ja^Irei^e  Alifter,  meld^  ben  Kderbau  unb 
bie  (Bemerbet^Stigfeit  Deutfd^Ianbs  in  neue  freiere  Sahnen 
lenften,  aber  aüerbings  au^  ber  3ufammen3ie^ung  be$ 
Kapitals  in  immer  meniger  ^änben  in  &|nli(^r  SBetfe  bie 
So^n  ebneten  mie  bie  gabrif^ofbetriebe  ber  heutigen  3^it. 

Diefe  Semegung  machte  leinen  ^alt  auf  bem  ^^ftlanbe, 
fie  griff  mit  S^nelligfeit  au(^  auf  bie  norbif^ien  ^albinfeln  unb 
3nfeln  über.  3m  Z^^tt  811  mürbe  DSnemart  jur  Sner« 
lennung  ber  Sibergrenje  gejmungen  unb  babur^  genötigt, 
ebenfalls  ben  Uebertritt  jum  Aat^olidsmus  oorjune^men  unb 
]i^  bem  fräntif^en  Aontinentalftaat  ein}ugliebem.  Seither 
brangen  mit  ben  Iat^oIif(^en  (glaubensboten  bie  fränfifc^en  itauf« 
leute  in  immer  grSJteren  SRaffen  in  Dänemarf,  9lormegen  unb 
6<^meben  ein  unb  fo  mar  bie  Singlieberung  Snglanbs  in 
ben  franfif(^n  SoHoerbanb  unb  beffen  Uebergang  jum  lat^olif^en 
Glauben  nur  no(^  eine  gfrage  ber  3(it.  Su^  ^ier  oerf^manben 
bie  einjelnen  felbftftSnbigen  ^ersogtfimer  unb  an  i^re  Stelle  trat 
ein  geeinigtes  itSnigreid^  Sngelfad^fen  mit  frei^änblerif^eu  ®runb« 
fS^n,  fo  bag  au<!^  in  biefem  fianbe  bem  gegenfeitigen  3Barenaus' 
taufi^  mit  ben  Aontinentalftaaten  fein  ^inbernis  mel^r  im  SBege 
ftanb.  grriebli^e  $anbeIsoerl^Itni[fe  bahnten  fid^  jmifd^en  (Eng« 
lanb  unb  bem  Stanlenrei^e  an  unb  im  3^^^^  900  mar  no^esu 


—    40    — 

9an3  Snglanb  fat^olif^  utibbet  ^onbelsDetfd^  btefes  fioit* 
bes  mit  bem  grtanlenteid^e  unb  gflanbetn  loucbe  ein  fo 
reger,  bag  bie  Dfinen  unb  Kuffen  fid^  babtin|  in  i|ren 
3ntere|fen  ^art  betroffen  fo^en  unb  bur(^  (Einfalle  in  (Eng« 
lanb  |i(^  bafür  rösten,  bag  Snglonb  bie  $anbetebe}ie^ungen 
mit  ben  b[t[eelänbern  unb  ber  9BoIga  abgebro(^en  ^tte 
unb  feine  Ieoänttf(^en  9Baren  Aber  ho»  Slittelmeer,  Xou* 
loufe,  Sorbeaux  unb  £a  9ioä)tllt  bejog.  Sie  omren 
oon  ber  neuen  Drbnung  ber  ^anbelsoer^öltniffe  bes  europaif^en 
greftlanb$  toenig  erbaut,  umgcAen  boc^  biefe  gotifc^en  ober  bfini« 
|(^en  SöRer  oie  eine  9{ie|enf(^(ange  bas  europäijd^e  Seftlanb 
unb  oermittelten  ben  äBaren^nbel  besfelben  }ur  See. 

(Sanj  (Englanb,  g^onbern  unb  äBefifranfrei^ 
feufgte  [eitl^er  unter  ber®eigel  ber  ruffif^«bani[(^en  See« 
rfiuber,  n>eld()e  bie  Ober,  bie  SIbe,  ben  JR^ein,  bie 
Seine,  bie  £oire  unb  bie  (Saronne  hinauffuhren  unb  bie 
Uferbevo^ner  branbf(^a^en.  Ueberall  mußten  Stranbfeft* 
ungen  angelegt  unb  bie  gflotten  vermehrt  n)erben,  um 
|ic^  ber  bänif<^en  (ßiraten  ju  eru)e^ren.  9luf  i|ren  leichten 
flai^en  Si^iffen,  ben  [ogenannten  „Drachen",  ruberten  bie  9tox* 
mannen  müt  bie  Ströme  hinauf  in$  ^nntxt  be$  £anbs, 
plünberten  bie  Stöbte  unb  Dörfer  unb  raubten  bie  grtauen  unb 
93ie^^eerben  unb  mas  i^nen  fonft  oon  SBerten  in  bie  ^änbe 
fiel.  3ni  Z^^^  ^1  nahmen  |ie  iRouen  ein,  842  brannten 
fie  Hamburg  nieber,  876  festen  fie  fi(^  an  ber  äRaas  feft 
unb  plünberten  bie  Stäbte  9la(^en,  Aöln,  Syrier,  SRe^, 
Singen,  SRains,  SBorms,  [a  [elbft  bie  S^toeis  mar  nic^t 
oor  i^nen  fieser.  (Erft  bas  10.  3a^r§unbert  brachte  einen  ^Kus* 
gleich,  nail^bem  ilönig  jtarl  ber  Sinfa<^e  oon  S^antrei(^  feine 
Xo^ter  mit  bem  Dönen^erjog  oermä^lt  unb  biefem  bie  9lox* 
manbie  als  fränlif<^e$  fielen  abgetreten  ^atte.  Die  9lorman* 
nen  mürben  je^t  franfifc^e  £e^ensleute  unb  Aat^olifen  unb 
bienten  als  Q^uijmaäft  gegen  ben  öugem  gfeinb. 

9lic^t  meniger  feinblt(^  ftanb  bem  römif(^«fr&nfif^en  3oH' 
bunbsgebanfen  bas  S^^i^f^noolt  gegenüber.  3nt  Sunbe 
mit  ben  oon  ben  Slngelfac^fen  aus  Sritannien  oertriebenen 
Semol^nem  ber  Bretagne  unb  9lormanbie,  ben  Semo^nem 
oon  9i^eims,  ^aris,  Orleans,  Xours  unb  9{ouen, 
mehrten   fie   ]\d)  gegen  bie  gfranfen   oon  Soiffons,  Slawen 


—    41     — 

imb  ftöln.  3m  3a^re  716  pifinbertett  [te  Adln  unb  matt 
funkte  (ie  ebeitfo  mie  bie  Slormotiitett.  Sie  iDe^rten  fi^ 
um  t^T  iDtrtf^oftlt^s  £ebenp  um  ben  Seftotib  i^rer  ^o^ 
etttmtdeltett,  für  ben  aBeltmoift  orbeitenben  Xud^ma^eiet. 
Aaufte  bo^  nod^  jlmfer  jtarl  ber  (Sroge  oon  Sranfret^  bos  Xu^  für 
feine  3)ienftmannen  in  gneslanb  unb  oerf^idte  bie  friefif^en 
Xüd^er  als  Ofürftengefd^enfe  in  bie  £eoanie.  9ieiften  bo^  um  jene 
3eit  lonaft  bie  friefifd^en  jtaufleute  in  flrofeen  Sd^aren  bie 
(Hbe  ^rauf  in  bie  SBenbenlanbe  bis  jur  $aoeI  loie  nad^ 
gronfrei«^  unb  Snglanb  )um  9lbfa^  i^rer  SBebftoffe,  meldte  fie 
f^on  imSa^re  629  auf  ber  bamals  ^o^berü^mten  SReffe  Don 
6t.  Denqs  bei  $aris  an  bie  £ombarben,  Spanier  unb 
^rooengalen  gegen  bie  Jloftbarteiten  berfieoanie  austauf^ten, 
bis  biefe  bie  SBoIIeraDeberei  [elbft  begannen  unb  nur  nod^  ben 
SRo^ftoff  in  6t.  3)eni)s  ein!auften. 

Xro^  biejes  SBiberftrebens  ber  9lormannen  unb  (Briefen  aber 
enang  ber  itat^olicismus  unb  bamit  ber  römifd^^franKf^e  3onbunb 
immer  n>eitem  S3oben  im  9lorben  unb  Often  !Deutfd^Ianb5  unb 
ber  Cinflug  bes  ^anfenrei^fs  auf  bas  6(^idfal  (Europas  ftieg 
bomit  in  {ebem  3^^^^-  3^  gefä^rlit^et  burd^  bie  unfi^eren 
Ser^Itniffe  auf  ber  6ee  ber  SBalferrDeg  für  ben  $anbel5= 
oerfe^r  lourbe ,  um  fo  mfi^tiger  entmidelte  fi^  ber  93  i  n  n  e  n » 
i»erle^r  burci^  Deutf^tanb.  93or  allem  maren  es  bie  Donau^ 
lanber,  in  benen  unter  bem  frönfifd^en  9{egiment  ein  leb^af^ 
ter  $anbelsDerfe^r  blühte.  6eit  bie  6türme  ber  93ölfenDanbetung 
unb  bie  großen  europöifd^en  93dl!erfriege  vorüber  toaren ,  gieng  bie 
Ccfi^liegung  ber  Donaulänber  immer  mel^r  i^rer  93enoirflt^ung 
entgegen  unb  biefe  begannen,  ben  alemannifd^en  unb  italieni^ 
l^enäRarlt jum  großen 6c^aben ber^robujenten ber 9t^etnlanbe 
unb  Srranbei^s  mit  i^ren  Crseugniffen  ju  überfluten.  3^1  Z^l)tt 
630  f^on  machte  fi(^  Bulgarien  oon  ben  türiifd^en,  b.  f). 
^unnifi^-mongolifd^en,  Sloaren  frei  unb  er^ob  fid^  huxi)  einen 
Arieg  mit  6erbien  ju  einem  felbftftanbigen  6taate.  ^ud[) 
in  »ö^men  entftanben  feit  bem  3a^re  677  Cifen^ütten, 
feit  714  trieb  man  bort  ben  6ilbers  (Solb*  unb  3i»inbau 
loieaud^  bos  (betreibe,  ber  SBein,  bas  3Ba(^s,  bie  SBoUe, 
bie  fieinroanb  unb  bas  £eber  biefes  £anbs  in  großen  SRengen 
na^Stegensburg ausgeführt  tourben  unb  bie Q)enbtf(^en ^önbler 
auf  ben  bortigen  SRSrften  i^re  6(^ulbig!eit  mit  6ilber,  Cifen 


—    42    — 

ober  Seinioanb  beglti^en.  Sö^mif^e  (Eifengetite  unb  ^anb« 
loettdjeuge,  etfeme  Slabretf en  unb  fiemiDanbpSde  begonnen  fett  bem 
3Q^te  700  im  (gto^anbel  eine  june^menbe  JRoIIe  ju  fpielen  unb 
oerf^afften  ben  bodigen  SeiDo^nem  foI<^en  SBo^Iftonb,  bog  bie 
Slooen  bie  $erren  ber  Oftmorl  tourben,  obgleid^  fi^ 
So9ern  in  ^ftigen  Artegen  ^iegegen  loel^rte.  (Erft  mit^Ufe  bes 
Sfronfenrei^s  gelong  es,  in  ben  Donoul&nbern  bie  feit^erige 
9RQd^t  ber  Slooren  unb  Söhnten  ju  bred^en,  ben  Jtot^oltcis« 
mus  einsuffi^ren  unb  ou^  bos  X)onouIonb  bem  römifd^n  SBelt* 
jollbunbe  lieber  onsugliebern.  3n  Siebenbürgen  unb 
$oIen,  im  olten  Docierlonbe,  entftonb  fetter  unter  bem  ^n^ 
!en  Somo  ein  neues  9ttxi)  (Srogmo^ren,  bos  oon  ber  Xotro 
bis  5U  ben  6looen  on  ber  Soole  unb  SIbe  reid^e.  $te^r 
lomen  bie  jtoufleute  ousgrrieslonb  unb  ous  bem  9RorinerIonbe, 
bie  größten  ^onbler  jener  3^it,  inbem  fie  bie  SIbe  unb 
$ooeI  ober  ben  9l^ein  ^erouf  bur^  6d^n)oben  noc^  ben 
X)onouIonbern  jum  Sinloufe  fuhren.  3n  SBimpfen  johlten 
fie  ben  Srüdenjoll,  ber  f^on  unter  jt5nig  Dogobert 
bem  (Jronfenreid^e  gehörte  unb  im  3<^y^  ^^  ^^s  9{ei(^ 
le^en  bem  Sistum  SBorms  sufiel.  Seit  740  lourbe 
hos  60I3  oon  9lei^en^oII  fiber  fiouingen  bis  nod^ 
gfulbo  gebro^t,  loo^renb  bie  Donoul&nber  mit  SBoIl* 
ftoffen  00m  9lieberr^ein  oerfe^n  lourben.  60  logesno^^ 
bog  mon  fd^on  unter  Aorl  bem  (Srogen  emftlic^  boron  bod^e, 
bem  93erte^r  ber  oftfränIif(^en  fionber  mit  ben  Donoulfinbem 
boburd^  oerme^rte  Sebeutung  3U  geben,  bog  mon  einen  Aonol 
oom  SRoine  no(^  ber  Donou  plonte,  ber  freitid^  nid^t  jurHus« 
ffl^rung  lom,  fo  bog  es  bobei  blieb,  bog  mie  (Sift^la,  Sorbe* 
wxdf  SRogbeburg  unb  (Erfurt  für  bie  oftelbif^en  Sfinber  bie 
(grenjftöbte  gforc^^eim,  9{egensburg  unb  Sns  in  Steter* 
mort  oIs  Stopelplo^e  für  ben  SBeltoerfe^r  erflfirt  u>urben, 
on  benen  fein  ^onbler  oorbeifo^ren  burfte,  o^nt  feine  SBore  eine 
beftimmte  S^it  bofelbft  5um  Aouf  ousgeboten  ju  ^oben,  tote  oud^ 
im  3o^r  898  Aonig  Slmulf  oon  dornten  ben  ißoffouer 
30II  ouf^ob,  um  bie  ^usfu|r  bes  Soljburger  Solses  no(^ 
SIemonnien  ju  ^ben. 

Solb  jeigte  \i^  jebo($,  bog  ou($  ber  frönfifd^  (Brog< 
ftoot  tro^  feiner  mächtigen  Srme  ni^t  in  ber  £oge  toor, 
bie    Donoulonber    bouemb     }u    be^oupten.      Sie     riffen 


-    43    - 

fi^  oom  9caitfenret(^e  los  unb  bilbden  mit  Hlemonnien 
ein  eigenes  Slei^»  feit  im  3<t^^  ^^  ^^  junge  Jtöntg 
£utoig  feinen  $of  in  Stegensburg  atiffd^Iug.  X)ie  9Bie« 
bereroffnung  ber  I)onauftra|ge ,  bie  }u  ben  3^^'^^  Aaifet 
Zrajons  ben  SBelloerie^r  be^«rrf<^t  ^aite,  trot  immer  nä^t. 
9{egen$burg  mürbe  bie  bebeutenbfte  ^anbebftobt  SHemanniens. 
X)ie  9lo^ftoffe  oon  So^men  unb  SRä^ren  fanben  ^ier  i^e 
elfte  Serai^iiung  in  ben  grojjen  (Eifenioerlen  ber  Umgegenb  unb 
eine  oortreffli^e  SRorttgelegen^it  bur^  ben  reic^enttoidelten 
Donauoerfe^r.  ßolb,  Silber,  Sifen,  SBein,  fieinioanb  unb 
6c^arla(^5euge  aus  SaumiDoIIe  niurben  bort  in  groger  9Renge  auf 
bie  6^t1Te  oerlaben,  ein  ftoljer  Aonigspalaft,  3ioei  ftattli^e  grtauem 
iir^n,  jo^Irei^e  JUöfter,  eine  SRenge  oon  prä^tigen  ^anbels« 
^fem  gaben  ber  €tabt  ein  prad^tiges  9usfe§en.  6eit  bem  ^dSfit 
848  loor  gonj  Sö^men  bem  Sistum  9iegen$burg  unter» 
iDorfen,  bei  bem  es  bis  jum  3<^^  ^^  oerblieb,  n)o  es  fi($ 
felbftftfinbig  machte. 

9(ber  ni^t  nur  in  Siegensburg  ^rifd^te  ein  entmideltes 
Serle^rsleben ;  ebenfo  lebhaft  gieng  es  in  ben  übrigen  Sanbem 
berDftmar!  ju.  Ganj  6teiermarl  ffidte  fid^  bamals  mit  beut» 
f^en  jlnfieblem,  bas  £anb  niurbe  in  ein}elne  (Sroff^often  5er» 
f^Iagen  unb  mit  in  5Bö^men  unb  ber  Obeipfals  erblühte  au^ 
in  ben  alten  CBifen-  unb  Saljtoerlen  ber  9limtx  in  SBa^em,  Steier« 
morf,  Aämten  unb  bem  Salslammergut  u)ieber  neues  £eben,  fo 
bog  bem  ^anbelsoerfe^r  oon  Surgunb  ^er  Aber  bie  fiombarbei 
auf  bem  $0  nad^  gfriaul  unb  bem  Dften  in  biefem  Serlel^r  00m 
n^eine  burd^  6d^n>aben  nac^  bert  Donaulanbem  ein  gefo^rli^er 
SBettbeioerber  tmnifs, 

$ob  fid^  fo  ber  93erfe^r  Slemanniens  mit  ben  Donaulanbem, 
fo  nxir  au4  ber  Serte^r  !Deutf(^Ianbs  mit  £ombarbien  um  bas 
3a|r  850  bereits  lebhaft  entmidelt.  Qä)on  unter  itarl  bem 
(Srogen  nrnr  Aber  ben  Sott^arb  ein  Saumpfab  ober  9leitu)eg 
eingeri($tet  morben  unb  neben  bie  alten  Slomerftragen  über  ben 
SRaloja  unb  3ulier  mie  aber  ben  £udmanier  waitn  ber 
Simplon  unb  ber  Spifigen  als  $auptoerIe^rsf trage  getreten. 
9lan  reifte  00m  Sobenfee  fiber  Aonftanj  ober  9{orf($ac^  nad^ 
6L  Q&allen  unb  S^ur  unb  oon  ^ier  burd^  bas  Dber^albfteiner^ 
t^al  nad^  bem  Sergen,  C^iaoenna  unb  bem  Someifee.  Seine 
Seliebt^eit  oerbanite  biefer  9Beg  oor  allem  ben  langen  äBaffer^ 


—     44     — 

fahrten,  bte  er  ermSglic^te,  inbem  nur  bk  6irede  oon  9lii)0 
am  SBoKenfee  bis  Slioa  am  Somerfee  }u  fionb  auf  Saumtieren 
5U  mad^en  loar.  Diefe  Strafe  mürbe  bur^  ben  Sifd^of  oon 
C^ur  im  6tanbe  geilten ^  bem  bas  Geleite  unb  bte  Strafen» 
poitjei  auf  biefer  Strede  geborte.  %mSoben[ee  wax  je^t  ber  SRittel« 
punft  bes  politifd^en  unb  $anbel$leben$  oon  ganj  6ubbeutf^Ianb 
unb  ^ter  ^ielt  in  Ue  6  er  fingen  ber  %Iemannen^r3og5lonrab  fc^on 
im  3<^^  615  fein  ^oflager  ab.  Unb  ba  ftet$  basjenige  fianb, 
bas  an  (Erseugniffen  am  rei^ften  unb  mirtf^aftlid^  am  ftfirfften  ent« 
wxitli  x]if  (Europa  ben  römif^en  Aaifer  5U  geben  pflegte,  meti 
in  i^m  ber  aRittelpuntt  bes  SSBeltoerle^rs  OKtr,  fo  roar  feit  ber 
erften  $alfte  bes  9.  3<^^^unbert5  ni^t  me^r  ber  Stieberr^ein  mit 
^a^en  ber  $anbelsmitte^)untt  äBefteuropos,  fonbem  ber  So* 
benfee  mit  bem  ^o^ento^iel  unb  bem  RIofter  Slei^enau,  benn 
l^ier  lebte  Aaifer  Aarl  ber  Dide.  Slm  Cnbe  bes  9.  3a^r^unbert5 
aber  ftellte  bas  (Eifenlanb  Aörn ten  ben  römifc^en  Aaifer,  ber  891 
bte  91  or mannen  bei  fiotoen  in  ben  ÜRieberlanben  unb  im  3<^^^ 
893  mit  Ungarn  im  Sunbe  bie  SRö^ren  unb  ißolen  f(^Iug, 
roie  er  aud^  im  3o^te  894  bem  $apft  5U  ^i^e  gegen  bie  fiom« 
barben  jog,  äRailanb  eroberte  unb  {Jflorenj  belagerte. 

äBar  fo  ber  Aönig  3(mulf  oon  Aomten  ber  Xrager  ber  ta< 
t^olifc^en  ^olitif  jener  3^i^  ^^il  in  ASmten  ber  SRittelputdi 
bes  Sßeltoerfe^rs  mar,  fo  mar  unter  feinem  So^ne  ilonig  £ub« 
loig  bem  Ainb  bas  $efjenlanb  ni^t  minber  bebeutfam.  9Bar 
es  bo^  ber  WA  $atto  oon  9{eid^enau  am  SJobenfee,  ber  als 
Srjbif^of  oon  aRains  bie  C&ef^äfte  ber  9{etd^slan5lei  unter  Aonig 
£ubtDtg  führte.  Der  S  o  b  e  n  f  e  e  l^ieg  nt^t  umfonft  lacus  VeneticoB; 
er  mar  ber  große  SBerfc^rsmittclpunft  für  ben  fc^mäbifd^en  §an= 
bei  mit  93enebig,  Jlonftantinopel  unb  ber  £eoante.  Sng 
3ufammen  mit  biefer  Sutmidüung  ^ieng  bes^alb  <mi)  bas  Slufblfi^n 
oon  Ä  0  n  ft  a  n  j.  3m  3a^r  780  erft^etnt  es  alsStabt,  im  3a^r  950  ift 
l^ier  ein  groj^s  Xumier,  mo  ®raf  £ubmig  oon  Reifen ft ein 
mit  bem  Sc^maben^erjog  erf^eint.  881  ermirbt  bas5tIofter  91  ei» 
(^enau  eine  große  Slnsa^I  Drte  am  Somerfee  mit  ja^Ireic^en 
$öfen,  öäufem,  Äir(^en,  Aneckten,  SRagben,  Oelgarten,  SBein» 
garten,  Seel^afen,  gfa^rjeugen,  gfifd^enjen,  äBöIbem  unb  3^nten, 
um  bie  iloften  feiner  Slltöre  unb  Simpeln  3U  beftreiten.  Da  Ulm 
ebenfalls  reiii^enauif^  mar,  ^ob  bies  bie  Sesie^ungen  Ulm 's 
}u  3talien.   Um  bas  3ö^r  870  mcrben  alemannif^e  $engfte 


—     46    — 

oon  itonftanj  nac^  Srescia  ausgeffi^rtp  ebenfo  3agb^unbe, 
fogenannte  £eit^unbe,  bte  boppelt  fo  oiel  galten  als  ein  gea)5^n» 
li^es  $ferb.  Vui)  Ulm  toitb  bamals,  im  3^^  B54  er[tmals 
uriunbltc^  enoo^nf .  Die  $au|)tftabt  Sllemanniens  ift  um  jene  3cit 
9{egensburg  unb  bet  beutfd^e  Aönig  f(^Ii(^tet  in  Ulm  einen 
Streit  bes  Sistums  Aonftanj  mit  ber  96tei  6t.  (fallen. 
Xu«!^  im  So^t  883  etfd^eint  Ulm  in  ben  Utfunben,  inbem 
ftatfer  Aarl  berDidk  ^ier  eine  3uri(i^er  Slbtei  in  ben  9{ei(^$» 
f^ut|  nimmt.  3m  3a^r  889  ift  5tonig  S(mulf  oon  Aarnten 
nac^  feinem  Sieg  fiber  bie  Stormannen  in  Ulm  unb  im  ^aiyc 
895  bricht  er  Don  f)kx  mit  bem  alemannif^en  ^eere  nad^  ber 
fiombarbei  auf.  Sine  groge  Sebeutung  gemann  enblid^  feit 
bem  3a^re  861  für  ben  Serfe^r  mit  3talien  bas  Älofter 
Sinfiebeln,  ba$  eintraf  oon  ^o^ensollern  geftiftet  ^atte 
unb  bas  im  3<^^^  ^40  oom  Sistum  Strasburg  oollenbet 
umrbe,  um  f eitler  als  SBallfa^rtsort  für  ganj  S^inioben  unb 
bas  Slfag  }u  bienen. 

3.    S)tc  ^anbcUn?cgc  ber  ©ad^fcn^eit. 

Xro^  allem  SBettberoerb  bes  SBoIga^anbelsjugs ,  ben  bie 
(Eif(^Iiegung  3nnerafien$  feit  bem  Z^^^  ^^  ^^^  ungeheuer 
belebt  ^tte,  \tanb  no^  um  bas  3a^r  990  jlonftantinopel  im 
SRittelpunIte  bes  SBeltoerle^rs  unb  in  ben  ^önben  ber  bortigen 
großen  ^anbels^öufer  ru^te  na^eju  ber  gefamte  SBarenaustaufd^ 
jmifc^n  ber  fieoante  unb  ber  ^onente.  (Einen  Sigen^anbel  mit 
bem  SBenblanbe  ju  ffl^en,  Ratten  bie  jlaufleute  oon  itonftanti« 
nopel  ni^t  n9tig;  bie  jtaufleute  oon  93  e  neb  ig,  oon  Sari 
unb  Slmalfi  mu^en  ju  i^nen  lommen,  um  Seibe  unb 
Srolate  ju  ^olen,  unb  mujjten  fro^  fein,  menn  fie  bie  ge» 
fugten  9Baren  in  geoflnfi^ter  9Beife  belamen. 

Sc^on  feit  bem  3<^^  300  erlangte  inbes  bie  Stabt  Sen  ebig 
immer  grSj^ere  5Bebeutung  als  äßelt^anbelsmittelpunft.  Der 
9{ei^tum  feiner  ^interlfinber  mar  es  oor  allem,  ber  93enebig 
biefe  Sebeutung  gab.  Das  (Eifen  ber  Steiermarf  unb 
Kärntens,  basSlu^oIj  Dalmatiens,  bas  (Solb  unb  Silber 
SS^mens  unb  Siebenbilrgens  fanb  ^ier  feinen  natfir^ 
liefen  aRorft  unb  bies  forgte  ffir  lebhaften  $anbeIsoerIe^r  unb 
fu^e  frembe  äupufer  ^erbei.  SBie  bie  Karolinger  aus  bem 
frSnfifd^en  Stamme,  fo  beftätigten  aud^  bie  brei  föc^fifd^en  Ottonen 
bie  gfrei^eitdbrtefe  ber  jlaufleute  oon  93enebig,  bie  biefen  ben 


^  I 


—    46    — 

Weid^fd^u^  auf  ollen  dffentltd^n  Strogen  unb  (SetDoffem 
in  fiomborbien  {ufic^erten.  I)te  oenetionif^en  ®o(eeten 
befolgten  ou^  ben  ^oftbtenft  yB\]^m  Deutfc^Ionb 
unb  Aonftontinopel,  fo  bog  es  im  3o^re  956  bes» 
^16  5um  Streite  lont.  Vus  So^ern^  God^fen  unb 
fiontborbien  nmren  ^oc^oerroterifc^e  6^riften  bur($  bie  Sene« 
biger  ^oft  nod^  Aonftonttnopel  gebrod^t  iDorben,  bur^  weU^ 
5um  Aompfe  gegen  Äoifer  Otto  1.  oon  6o($fen  unb  ben  ftoifer 
oon  jlonftontinopel  unb  jur  ^orteino^me  ffir  ben  äRorlgrofen 
Sem^rb  oon  3o^^o  oufgeforbert  n)urbe.  Seibe  S>^^^i^»  ^^' 
fer  Otto  mit  ber  äRortgrof  Sem^rb,  ftrebten  na($  ber  eifemen 
itrone  oon  fiontborbien,  meldte  boburd^  erlebigt  mar,  bog 
Worfgrof  Sem^orb  ben  Äönig  $ugo  oon  ^rooence,  ben 
Sc^viegeroater  bes  Jtoifers  oon  itonftantinopel ,  oergiftet  ^tte. 
Der  9{at  oon  Senebig  ^ielt  3u  ber  Partei  bes  SRar^rafen  unb 
mar  mie  ber  Serfaffer  ber  aufrii^rerif(^en  Sd^rift  ein  entf($iebener 
Segner  ber  fad^fifd^en  aßeltreic^spolitif,  bie  ber  ^onbels- 
ftellung  Senebigs  eine  emfte  ffiefo^r  bereitete.  Die  Regier« 
ung  oon  ilonftontinopel  bro^te  bes^lb  ber  9{epublil  Senebtg 
mit  jtfinbigung  ber  ^onbelsoertrage,  menn  berlei  Dinge  nod^ 
einmal  oorfommen. 

Der  auffteigenbe  Stern  Senebigs  mar  ben  (Srog^anblem  oon 
Aonftantinopel  ISngft  ein  Dom  im  9luge.  SBar  es  bo^  Sene« 
big,  beffen  Aaufleute  bamals  immer  me^r  jene  fteigenben  9Rengen 
oon  Droguen,  (Semfirjen  unb  SeibeoKiaren  ber  fieoante  nad^ 
bem  SIbenblanbe,  oor  allem  nad^  Deutfd^Ianb,  f($afften,  mel^e 
in  jener  3t\t  bie  Ueppigleit  ber  reiben  fieute  fteigerten, 
ma^renb  bas  Soll  barbte.  9Bar  bod^  Senebig  bas  mi^tigfte 
Sinbeglieb  smif^en  ber  fieoante  unb  SHemannien  gemorben. 
nis  im  3a^r  949  ber  Sifd^of  fieibranb  oon  Cremona  als 
»otf^fter  Äaifer  Ottos  na^  Äonftantinopel  reifte,  begleitete 
i^n  ein  beutf^er  (Brog^anWer  aus  SR  a in  3  unb  bie  9?eife  bes* 
felben  gieng  oon  ^ier  über  C^ur  unb  ben  Septimer,  bas  9tx^ 
gell  unb  C^iaoenna  na(^  Como  unb  Senebig.  Die  im 
3a^re  958  erfolgte  smeite  «eife  bes  »ifc^ofs  jeigt  uns  bie 
^o^e  »ebeutung  bicfer  93otf(^aftsretfe  für  ben  §anbelsoerfe^r.  3Ran 
oerbot  bamals  bem  »ifd^of,  eine  anja^I  oon  i^m  erfaufter  mert* 
ooller  Seibenmufter  mit  mi)  ^aufe  3U  nehmen,  meil  bas 
Zragen  biefer  Slrt  oon  Stoffen  als  ^rioileg  ber  oberften  $of« 


—     47     — 

(eMenten  Don  itonftaittinopel  betrautet  ourbe.  iSs  lag  ein 
[ol^es  Serbot  um  fo  n%r,  ab  man  bamals  mit  (Erfolg  ft<^ 
bemühe,  in  Oberitalicn  We  Seibenftoffc  Äonftantinopeb 
nac^jua^men,  inbem  in  Sergamo  unb  Srescia  ipie 
fibei^ufit  an  ber  Slbba  neben  ben  großen  %Ui)stnU 
tuten  auc^  6eibelultuten  angelegt  iDorben  ju  fein  f^einen. 
SRan  betommt  ein  Silb  ber  bamaligen  Sejie^ungen  }u 
Aonftanttitopel ,  loenn  man  ber  ®rilnbung  ber  ^eiligtreuj« 
ür^en  na^fpfirt»  bte  bamate  als  Sinnbilb  ber  Sor^nf^t 
ftonftantinopels  Aber  bas  Sbenblonb  in  ja^Irei^n  abenblänbif^en 
6tabten  entftanben.  60  brad^te  3.  S.  im  Z<^fyct  1030  ber 
(Braf  SRaitgoIb  oon  Di  Hingen  Don  einer  Sotfc^sreife  na^ 
ftonftantinopel  unter  jlaifer  jtonrab  11.  ein  Stiid  90m  ^eiligen 
Streu]  jurfid  unb  ftiftete  in  Donaumort^  eine  ^eiliglreujfir^e 
unb  au^  in  Ulm  f^eint  bamals  bie  1256  erftmals  urlunbli«^ 
enoiefene  ^eiliglreuslapelle  im  Stabel^ofe  ober  SBein« 
He  entftanben  3U  fein. 

3m  3a|r  976  ^tten  bie  Senetianer  bem  ^eil.  SRarlus 
eine  ftir^  geioei^,  bem  ^eiligen,  beffen  Sinnbilb,  ber  2bn>t, 
bie SerI5rperung SfrifaSf  ben^anbelmit  %eg9pten  oer^errli^ite. 
3)ie  griotten  Senebigs  fSuberten  bie  Slbria  Don  ben  hootifd^en 
Seeräubern  unb  untenoarfen  Dalmatien  bis  nac^  9lagufa, 
fo  bog  ber  feit^er  ben  Senetianem  oftmals  oerfperrte  9B  e  g  nac^  bem 
SRittelmeer  enbgiltig  frei  mürbe;  bannf^log  Senebig  aReiftbe» 
gfinftigungsoerträge  mit  ben  Sarajenen.  Die  golge  biefer  un« 
mittelbaren  Serbinbung  smif^en  Senebig  unb  Slegi^p« 
ten  mar  freiließ,  baft  bie  §anbeblinie  Sag  bab— Irape junt— 
ftonftantinopel  er^ebli($  notlitt,  ja  es  !am  balb  ba^n,  bajg 
Senebig  na<^  Arabien,  na($  Aleinafien,  na^  Sqrien  unb  auf 
bie  Zn\A  Areta  3Baffen  aus  Steiermarl  unb  6(^iffbau^ol3 
aus  Dalmatien  3um  Ariege  gegen  Aonftantinopel  lieferte,  fo 
bag  im  3^^  971  ber  ftaifer  3o^annes  2:3imisces  oon  Armenien 
ben  Senetianem  mit  ^(njfinben  i^rer  gflotte  bro^te.  ^m  Z<^^^t 
991  f<^log  Senebig  Sertrfige  mit  ben  arabif^en  ^ersogen 
Don  9l(eppo,  Damaslus,  ftairo,  Aaireman  unb  Palermo, 
burd^  mel^  ben  ftaufleuten  oon  Senebig  ber  freie  ^anbel 
in  ganj  @9rien,  9lorbafrifa  unb  Sicilien  einge« 
iSumt  mürbe,  unb  biefe  ^rioilegien  benfl^ten  bie  äJenetianer 
ob  mirlfames  Srpre{f ungsmittel ,  um  in  Aonftantinopel  für  i^re 


—     48    — 

6^i[fslabungen  ebenfalls  günftigeie  Xartfe  ^erousjuf^Iagen.  €ie 
iDurben  t^nen  betoilligt  unter  bet  Sebingung,  bag  fte  leine  9Bare 
oon  3uben  ober  oon  jtaufleuten  au$  Sari  unb  Slntalfi  an 
Sorb  normen,  benen  bie  Sfiegierung  3U  ilonftantinopel  biefe 
Privilegien  ni(^t  einräumen  n^ollte. 

3ntnter  lebhafter  geftaltete  fic^  infolge  biefer  befferen  un> 
mittelbaren  93erbinbungen  Senebigs  mit  Sprien  unb  Xegqpten 
ber  Slbfa^  ber  93enetianer  mi)  Sübbeutfd^Ianb.  Z^ 
3a^re  908  f(^enft  ber  Sifc^of  oon  Slugsburg  bem  WAt 
Qon  6t.  (Ballen  buntgen)ebte  Stoffe  jum  SeHeiben  ber 
SBönbe,  Züi)tx  mit  roter  Stiderei,  appretierte  £einn)anb  unb 
Aömme  aus  Slfenbein  mit  eifemen  jtett(^en.  Serjierte  Jtreu^e 
aus  ®oIb,  (Bolbf^alen,  Cnix!el(^e,  Srolatftoffe  unb  ^urpur,  oon 
benen  man  bamals  lieft,  Ratten  mo^I  aus  jtonftantinopel 
über  jtietD  unb  bie  Donau  herauf  ben  9Beg  nac^  9legens« 
bürg  gefunben.  älllen  biefen  Sejie^ungen  ju  ilonftantinopel  trat 
nunmehr  immer  geroaltiger  bte  unmittelbare  Serbinbung  mit  Sene* 
b  i  g  entgegen.  Der  SBarenaustaufc^  jn^if^en  Stlemannien  unb  fiom« 
barbien  u)ud^$,  als  im  Z<^^^  ^^1  A^nig  Otto  I.  oon  6  a  ^  f  e  n  aus 
über  bie  Sllpen  jog  unb  Jlonig  oon  fiombarbien  mürbe. 
3m  3a^re  983  mirb  In  Äonftanj  Ultramarin  ober  fiofur 
aus  SJenebig  jur  Air^enmalerei  oenoenbet,  n>el(^e  als  (Sef^nf 
aus  3talien  gelommen  Q>ar,  ebenfo  f(^idt  ber  93if(|of  oon 
Srescia  2RönteI  aus  gelbem,  rotem  unb  blauem  Stoffe,  Xaf^en^ 
tü(^er,  $el5e,  ^almenjmeige,  äRanbeln,  (geniflrge  unb  SIrjneimit» 
tel  als  (Sef^enfe  nad^  ilonftan}  unb  oerfpri($t  ben  Aonftansem 
freie  Verberge,  menn  fie  nad^  SRom  reifen. 

3mmer  me^r  maä)\t  bie  (Einfuhr  unb  bamit  bie  Ueppigleit 
ber  befi^enben  Alaffen.  9li^t  nur  in  Italien  ge^t  bamals  bie 
Alage,  bajj  bie  ben  oome^mften  unb  elften  Stanb  bilbenben 
®ei{tli^en  i^re^Ra^Ijeiten  mit  inbifc^en  Spejereien  mflrjen  unb 
babur^  bie  Sinne  reisen,  [onbern  auä)  oom  jllofter  St 
(Ballen  loirb  getabelt,  bag  bie  SRön^e  toftbare  Sübioeine 
trinfcn  unb  i^re  2fif(^faucen  mit  ^Pfeffer  ©firsen.  Dabei 
mehren  fi^  bie  Alagen,  bag  ber  gefunbe  SOtittelftanb  fe^Ie, 
bag  ^rm  unb  9?ei^  fic^  immer  fi^roffer  gegenflberfte^n. 
3n  ben  großen  §anbels|täbten  Deutf^lanbs,  3.  S.  in  9t  t» 
gensburg,  giebt  es  rei^e  (Brog^önbler,  n^eld^e  fi^  babun^ 
ben  Srrei^ermftanb  unb   bie  grrei^eit  oon  ben  Steuerloften  oer» 


-     4Ö    - 

fd^affen ,   bafe  fte  i^re  grofeen  fiiegenf^oftcn  ber  Äitd^c  fc^enfen 
unb  oon  biefet  ]iäf  toieber  ju  £e^n  geben  laffen. 

Der  gefamte  bamdige  (gtog^nbel  ober  fonb  feinen 
^roorragenbften  9Riitel)mnft  immer  me^r  in  bem  SBeltmarlte 
Senebig,  obglei($  bem  ^anbel  ber  6tobt  Senebig  fd^on 
bamals  bun^  bie  SBeltreif^spoIitil  ber  Sac^fenlaifer  ein  leb^er 
SBetfbetDerb  bur^  bie  5laufleuie  oon  ®enua  enouc^s.  ^m 
3a^re  935  ^en  bie  «r aber,  too^I  auf  «nftiften  Senebigs, 
6emiQ  erobert  unb  ausgeplfinbert  unb  n)aren  bann  beutemod^nb 
bt$  in  bie  loelf^e  S^xotii  eingebrungen,  ober  im  Zeigte  958 
ioar  es  au^  ber  Stobt  (Senuo  gelungen,  \xi)  jur  Slei^sfrei^it 
aufsuf^ioingen  unb  ffir  i^re  Aoufleute  fi^n(i<^e  ^rioilegien  3U 
enoerben,  roie  fie  bie  Senebiger  Äoufleute  befogen.  S$  ^ieng 
biefes  Sufblfi^n  enge  jufommen  mit  ber  er^o^ten  Sebeutung 
ber  n)eftTi<!^en  Sdpenflbergange  ffir  ben  beutf^»itoIienif<^en 
Serfe^r,  wtl^  ben  Stfibten  an  ber  Splugen«  unb  Srenneiftroge 
et^bli^en  Stoben  brod^te,  toeil  fie  ben  93erfe^r  me^r  nod^  bem 
SBeften  obleitete.  Die  ^olfl^  lx^i>on  ift  3.  S.,  boj}  uns  bie  Stobt 
Ulm  feit  bem  3o^re  900  nur  u)enig  me^r  in  ben  Urfunben  entgegen« 
tritt.  3^  So^re  912  fd^enft  jlSnig  Aonrob  oon  gfronfen  in  Ulm 
bem  Sif($of  Solomon  oon  ftonftons^St.  (Sollen  eine  Slnjo^l 
(5fiter;  bann  lommt  100  3<^^^  lang  fein  beutf^ier  Aoifer  me^r 
nod^  Ulm.  Der  9RitteIpunIt  be$  9{eic^$  oerlegte  fid^,  Ulm  xoax 
fein  geeigneter  $Io^  ffir  iRei^stoge  me^r.  SBenn  bie  Soc^fem 
foifer  no^  bem  Sfiben  lomen,  reiften  fie  bur^  ba$  9i^eint^al. 
6tott  oon  SRoinj  Aber  Aomten  unb  Squilejo  noc^  5ton^ 
ftontinopel  ju  reifen,  fu^r  mon  je^t  oon  SRoinj  burd^s  9l^ein« 
t^I  nod^  3ünd^,  fo  bog  Ulm  feito^ärts  liegen  blieb,  n)ie  3.  S. 
952  Aoifer  Otto  ).  über  3firi^  burc^  bos  eifog  nod^  Soffen 
^imreifte.  3ntmer  neue  Strogen  öffneten  fid^  fiber  bie 
81p  en,  ber  St.  Sem^b,  ber  fiuhnonier  troten  oIs  weitere 
Sinbeglieber  ouf.  SBegebouten  >  Alofter^  unb  $erberg$onIogen 
forgten  ffir  Si(^er^eit  unb  Verpflegung  ouf  ber  9{eife  3mif^en 
Snemonnien  unb  fiomborbien.  Seit  im  3o^r  929  fi^  bos 
^erjogtum  Surgunb  00m  ($ran!enreid^e  oblöft  unb  ein  felbft^ 
ffSnbiges  9{ei^  toirb,  er^filt  ber  groge  St.  Sernl^orb  in 
3Boni$,  an  ber  (Srense  bes  Sloftot^ols  oon  $iooe,  mo  bie 
Seroger   beretnft  ben  ^enninus   oere^rt   unb  bonn  bie  9{omer 

bem  3^>i^<^  ^^^  Opfeiftotte  erbout  Rotten,  bis  Aoifer  ftonfton^ 

4 


—    50    — 

tfit  fjütt  eine  AopeKe  baute,  eine  fteigenbe  Sebeutung  für  ben 
SBeltoetfel^r.  W^i  bas  3^^  1000  erbaute  man  auf  i^m  ein 
jtloftet  unb  immer  me^r  tourbe  bie  Sd^meij  ber  9RitteI|mnIt 
bes  aSelt^bete.  6tSbte  mie  6t.  Gallen  unb  3ilrt4  mürben 
befeftigt  unb  in  ben  6^u^  bes  beutf^en  9lei<^9  genommen. 
3)er  ^erjog  ^ermann  oon  SHemannien  mürbe  ®augraf  oon 
(£^  u r  unb  feine  SBitme  mürbe  in  3  S^i  4  begraben.  Z^  So^re 
965  mürbe  ber  9Beg  über  ben  £ulmanier  Derbeffert  unb 
immer  größere  SBareiQflge  giengen  oom  fiangenfee 
nai)  Clioone  unb  Siasla  unb  oon  bort  Aber  ben  fiuf« 
manier  unb  (Braubfinben  na^  (Sfyxx,  9lei(^enau,  ^eirns« 
^eimp  SBorms  unb  SRainj.  9leben  biefen  neueren  pfiffen 
mürben  aber  auc^  bie  alteren  ^äffe  ni($t  oergeffen;  oor 
allem  bie  9ßege  i^r  ben  Srernpag  unb  ben  Srenner  ei^iel« 
ten  er^^te  Sebeutung.  6eit  bem  3a^r  900  tritt  bas  Oller - 
t^al  mit  ben  St&bten  SRemmingen  unb  Aempten  mieber 
me^r  in  ben  Sorbergrunb  mie  5ur  Sldmerjeit.  Seit  bem  3<^ 
996  etma  |teigt  bie  Sebeutung  bes  gfinltermflnjpaffes  unb 
bes  3ßegs  bur^  bas  Sngabin  unb  es  seigen  [\i)  bie  erften  Gpu* 
ren  bes  Xiroler  Serle^rsp  inbem  Aaifer  Otto  U.  über  Srisen 
nai^  3talien  reift.  Sollenbs  aber  feit  bem  3a^re  1000  tritt 
ber  Srenner  oöllig  an  bie  Stelle  bes  @e{rtimers  als  be» 
ooQugter  Uebergang  na($  3talien.  Die  Sebeutung  Seronas 
mfic^ft;  983  ift  bort  ein  großer  Stei^stag,  auf  bem  ber  $er}og 
^e|el  oon  Aärnten  jum  $erjog  oon  Surgunb  ernannt 
unb  ein  Selbsug  gegen  5tonftantinopeI  unb  Slrabien  mie 
bie  (Eroberung  Siciliens  bef^Ioffen  mirb,  ^löne,  benen  ber 
rof^e  Zob  bes  Aaifers  in  9lom  ein  (Enbe  mad^te. 

3ßas  biefe  fteigenbe  (Erbitterung  im  Sbenblanbe  gegen  bie 
$errf(^er  oon  Aonftantinopel  mie  gegen  ben  $aIbmonb 
^eroorriefp  mar  bie  sune^menbe  6(^terigfeit  für  bie  abenb- 
iSnbifc^en  (Befi^fiftsletdep  Xbfa^  ffir  i^re  Semerbeei^eugniffe  ju 
finben.  Xro^  aller  Semfi^ungen,  5.  S.  bur($  Pilgerfahrten 
tt.  f.  m.p  mürbe  ber  Slbfa^  immer  f(|merer.  3^1  Z^^  9^0 
mad^t  ber  Sifc^f  Aonrab  oon  A  0  n  ft  a  n  3  jmei  ^ilger* 
fahrten  nai^  3  ^  ^  u  f  0 1  e  m  unb  ftiftet  na^  feiner  SlfldIdEir  ein 
6pital  für  piger  in  itreuslingen  bei  Äonftans,  um  ben 
bun^reifenben  pilgern  unb  jtaufleuten  beffere  Verpflegung  ^u 
f^offeit 


-    61    - 

Die  gemerblit^e  (EnttDidflung  bcs  Slbenblonbs  ^e  für  {ene 
3eit  t^ren  ^o^unft  enei^t  utib  begann  i^ten  9fliebetgang  an* 
iutreien.  Der  SRittelpunft  biefer  Sntoidlung  nKtren  bte  ^i^ein* 
anbe.  6eit  bem  3a|re  900  toat  ftoln  bie  m&^igfte  $on« 
beteftabt  Deutf^Ianbs  als  ^aiqrtftabt  oon  Ober«  unb  Kteber« 
£oi^ringen.  Der  bortige  Srjbifi^of,  ein  Sa^fe,  bes  jlaifers 
Otto  ).  Sruber,  lenfie  oon  ^ier  aus  bie  ^olitil  bes  gfronlenrei^s 
iDie  ein  Aonig.  Die  $errf<^aft  oon  gfranlen  in  Deutf^Umb 
mox  3u  Snbe.  Sn  i^re  Gtelle  nnir  Sad^fen  getreten,  beffen 
reiche  6^|e  an  ®oIb  unb  Silber,  loie  fie  bie  (gruben  oon 
Soslar  im  ^orj  lieferten,  ba$  fianb  sunt  SRittelpunIt  bes 
9Belt^be(s  matten.  (Ebelfteine,  Onixfeli^e,  loftbore  ^^elje  unb 
^erbe  mit  golbplattierten  (gef^inen  fi^entte  itaifer  Otto  I.  ber 
(groge  f einer  e  n  g  I  i  f  (^  e  n  S  r  a  u  t ;  benn  ben  Sngelfo^fen  lag 
alles  baran,  gute  Sejie^ungen  jum  Sa^fenlanbe  ju  er^lten. 
Xber  ni^t  nur  (Englanb  fuc^e  [eine  politif^en  Sejiel^ungen  jum 
So^fenlanbe  bur^  gfontilienbanbe  5U  haftigen,  auc^  ilonftan« 
tinopel  \(ä)  feinen  Vorteil  barin,  eine  Xo^ter  [eines  Aaifer« 
^es  auf  bem  fac^i[($en  2:^rone  ju  [e^en,  unb  als  Aai[er 
Otto  111.  [tarb,  mar  es  bie  jtai(erinmitme  X^eop^no  oon  Si^jan}, 
mel(|e  mit  bem  Si[^of  oon  9ß  a  i  n  3  als  9{ei^sfan5ler  bie  ®e« 
[i^ide  bes  Sad^fenlanbs,  Deutfd^lanbs  unb  3toliens  lenlte. 

Die  ^o^ofen,  bie  (S^meljereien  unb  Gießereien  bes  $ar« 
jes  oerforgten  ^alb  (Europa  mit  i^rem  £i[en  unb  über  bie 
(Elbe  ^tnilber  be^nten  bie  Sac^fenfürften  oon  ®o$Iar  i^re  $en* 
!^  Aber  bie  preu^i^en  fianbe  aus.  3m3a^re  927  fiel  Sran« 
benburg  in  bie  $änbe  ber  6a($fen  unb  im  3^^  931  mürbe 
bas  £anb  oon  6tenba(  jur  3RarIgraf[(^  9lorb[a(^[en  unb  bas 
£anb  bis  an  bie  (Eiber  jur  3Rartgraf[(^aft  6($Iesmig  um* 
gebilbet  3m  3a^r  963  lam  ganj  Sommern  [amt  ber  3n[el 
9lfigen  an  bie  Saufen  unb  [eit  968  mürbe  SDlerfeburg  als 
9iei(^ftabt  bie  9le[iben5  bes  Aai[er$ofs.  SIIs  mächtige  JReic^s» 
furften  lenlten  bie  Sifd^ofe  oon  ^ilbes^eim  unb  dalber[tabt 
bie  ®e[(^ide  bes  9{ei(^s  unb  matten  es  ben  3ntere[ien  bes  ^eil. 
Stuhls  ju  9lom  bienftbar.  Der  Si[<^of  oon  ^alberjtabt  mar  es, 
ber  ben  Jtonig  ^einri^  I.  jmang,  [eine  (E^e  mit  ber  SDlutter 
bes  ^erjogs  Dantmar  oon  S^Iesmig  au^uI3[en  unb  ber  ^0« 
litS  bes  9let^  eine  neue  9li(^tung  ju  geben.  93ergebli(|  mehrte 
d^  bas  aßejtfranfenlanb  am  9l^ein  gegen  biefe  Senberung 


-    52    — 

ber  beutfd^^n  Stetc^spolitif:  na^  ber  Crfi^Iagung  bes  ^erjogs 
X)antmQt  unb  bem  Serluft  ber  (Eres bürg  loor  ber  äBiber* 
[tonb  ber ^ersogtfimer  Sägern  unb  &i)xx>ahtn  gegen  bie 
Soffen  oergebens  unb  $anb  in  $anb  mit  ben  köpften  ju 
9lom  be^enf(^ten  bie  ^erjoge  Don  €o(^fen  bas  ganje  9benb« 
lanbals  römif($e  Aoifer.  DerSunb  Sc^toobens  mit  ber 
Provence  unb  fiombarbien  lonnte  biefe  Cnhoidlung 
nid^t  me^r  auf^Iten;  nod^  ber  (Ermorbung  bes  ^erjogs 
Surf^b  oon  S^ooben  mu^e  $er5og  Vmolb  oon  Sägern 
na^  Ungarn  flie^n  unb  ^erjog  ^ermann  Don  Oft« 
franfen  erhielt  6(^u)Qben,  u>a^renb  ^erjog  ^einri^  oon 
Golfen  Sofern  belam  unb  ^ersog  9{uboIf  oon  Sad^fen, 
ftaifer  Otto's  6o^n,  ^erjog  $ermonns  S^iegerfo^ 
unb  (Erbe  tourbe.  fiot^ringen  »ie  gflanbern  unb  Sro« 
baut  n)urben  bem  beutf($en  9{ei^e  einoerleibt  unb  in  Sfron!» 
r  e  i  ^  bie  inneren  6treitigfeiten  5n)ifd^en  bem  englanbfreunbli^n 
Aönig  fiubmig  bem  Ueberfeeifc^en  unb  bem  normannenfreunb* 
li^n  ^erjog  $ugo  oon  gfrancien  gef^Iid^tet. 

eine  ^eroorragenbe  Stolle  als  $<inbeIspIo^  fpielte  feit^r 
oor  allem  Sflagbeburg,  bos  ber  6i^  eines  mäd^tigen 
Stjbistums  tourbe,  mit  au^  SRerfeburg  unb  3^i6  3u 
Sistfimem  gemacht  mürben.  Die  jo^lrei^n  3 üben  unb 
ftaufleute,  mel^e  in  SRagbeburg  mo^nten,  genoffen  im 
gansen  Steige  3^IIf^^i^^it  mit  ^usna^me  oon  Adln, 
9Rain3,  Sarbemif  unb  Xoul.  Slls  Solbaten,  ®eiftli<^,  Säuern 
unb  itaufleute  fiebelten  fi^  so^Irei^e  6a($fen  in  Oftelbien  an 
unb  bie  C5fiter  biefes  fianbs  mürben  in  Heinere  $ofe  seifc^Iagen. 
Sbenfo  bitbete  Crfurt  einen  mid^tigen  SDlittelpunlt  f fir  ben $an« 
bei  jmif^en  SRainj  unb  bem  Sorbenlanbe.  SSBie  bie  $ertf^ft 
ber  grranten  unb  bamit  bie  Sormac^tfteüung  ber  Stabt  iloln  als 
$anbelsm  ittelpunft  ju  (Enbe  mor ,  fo  trat  mit  ber  $enf^aft  ber 
Sac^fen  in  Deutf^tanb  an  bie  Stelle  Adlns  eine  Steige  oon  an« 
beren  ^lö^en.  t)en  SBebereten  oon  Aoln  entftanb  ein  SBettbeioerb 
in  ben  ©ebereien  3flanberns,  oor  allem  Srfigges.  3^" 
3a^re  932  rourbe  bie  alte  SBeberftabt  9  rr a  s  ber  C5raff^ft  Sflan* 
bem  einoerleibt  unb  im  3a^re  959  sogen  ja^lreid^e  tfl^ltige  SBeber 
aus  Deutfd^Ianb  nad)  gflanbem  unb  grfinbeten  bafelbft  Xu(^ma<^ 
eien,  meil  i^nen  ^ier  ber  9{o^ftoff  tn®eftaltber  englif<^en 
Sd^afmoIIe  billiger  3ur  Serfügung  ftanb  als  in  Deutfd^Ianb. 


—    63    — 

3ininec  neue  Sefi^ungen  iinb  Ke^te  enoorb  fetter 
bie  Rh^  im  9lorbeii.  3m  3a^re  937  er^elt  bos  Si$« 
tum  SRagbeburg  Me  Saline  oon  ^alle  an  ber  Soole, 
im  3a^i:e  946  nmrbe  ^aoelberg  unb  im  3a^re  949 
Stauben  bürg  ju  einem  eigenen  Sistum  gemalt  unb  im 
3a^te  947  gelangte  IDanemarl  bis  5um  fiimfjorb  unter  beutfd^s 
Regiment  unb  mürbe  ber  latbolifi^en  SÜxäft  gemonnen,  mie 
au<^  bie  mi<^tigen  SunbsöIIe  bem  beutfc^n  Weii^  jufielen. 
Daburc^  geftalteten  fi($  bie  ^anbebbesie^ungen  jmif^n  ben 
bänifc^en  Jtaufleuten  unb  ber  Stabt  Sumne,  bem  Sineta 
ber  Sage,  bem  Sorlaufer  fifibeds,  immer  leb^fter  unb  sa^Ireic^e 
ftaufleute  oon  9Ragbeburg,  Sarbemil  unb  Hamburg  fuhren 
nad^  3uTnne,  um  bort  rup($e  $el5e  ein}ulaufen,  5U  mel^r 
Sa^rt  fie  8  Xage  gebrauchten. 

3e  mebr  Snglanb  fi^  entoöllerte  unb  an  bie  Stelle  bes 
SCdeAous  bort  groge  SBeiben  traten,  beren  Sc^fe  eine  fe^r 
brou^bore  SBoIle  lieferten,  umfo  me^r mud^$  bie  SBoHausfu^r 
biefes  £anb$  nac^  ben  9lieberlanben  unb  ®elb  in  IRenge  ftrömte 
bobur^  nad^  Snglanb  b^tein.  Die  9Ra^t  ber  englif^en  Aönige 
tne^e  ]x^,  ganj  3^I<Knb  unb  Stormegen  mürben  ber  englifc^en 
Aione  Untertan,  ^m  3abre  979  geigen  \id)  bie  erften  Spuren  ber 
beutf^en  ^anfa  in  Sonbon.  3^^^^^^  beutf^e  Aaufleute, 
namentli^  aus  ftöln,  lamen  bamals  auf  i^ren  Schiffen  na^  fion^^ 
bon  unb  erhielten  bie  (Erlaubnis,  in  i^ren  Schiffen  freien  Aauf  unb 
Serlauf  ju  treiben,  menn  fie  ffir  biefe  Skiffe  ben  ^afenjoll  be» 
johlten  unb  an  Oftem  unb  SBei^na^ten  eine  %[bgabe  oon  smei 
Stfid  (grautu^,  10  $funb  Pfeffer,  5  ^aar  ^anbfd^uben 
unb  2  gfagd^en  Sf  f  ig  entri^teten.  X)agegen  follte  i^nen  ber  jtauf 
unb  Serbiuf  auf  bem  äRarlte  oon  Sonbon  oerboten  fein.  SRan 
ftebt  borous,  baft  ber  $afen  oon  fionbon  fc^on  bamals  ein  grei« 
bafen  war  unb  bag  bie  beutfc^en  Aaufleute  Snglanb  mit  SBoII« 
^n<^em,  ^anbfd^u^n,  Pfeffer  unb  Sffig  oerfa^en. 

%udf  9  Olimen  ffigte  fic^  feit  bem  3a^r  900  bem  5lat^oIi« 
jismus  unb  fc^Iog  fic^  bem  römif^en  Weid^ssoIIoerbanbe  an,  fo 
bog  bie  $oIen  bort  ni^ts  me^r  5u  fagen  ^tten.  Die(£rmorb« 
ung  ber  Abnigin  fiubmilla  im  3a^re  920  lonnte  ben  Sieg  bes 
Aat^olijismus  fo  menig  aufhalten  mie  bie  CEtf^Iagung  bes  Aonigs 
Sttbmig  bes  ^eiligen  im3<i^re  935.  Die  Saufen  eroberten  bie 
$auptftabt  ^rag  unb  feit  bem  ^(ä)xt  950  mar  gonj  So^men 


—    54    — 

unter  ffi^fifd^et  ^o^it  Der  (Bninb  biefes  SBe^els  nmr,  bag  in 
SS^men  tro^  i^  9{ei<^tum$  bes  fianbes  on  (Bolb  unb  Silber, 
Qield^  bie  Q&ruben  be$  fianbes  lieferten,  9lot  unb  (Elenb  ^rrfc^e. 
Der  (Ertrag  ber  bö^mi[<i^en  Sergmerfe  flog  in  bie  %a\^n  wtnu 
ger  Seoorjugten,  OMi^renb  bos  Soll  barbte  unb  Neuerung  unb 
Hungersnot  im  fianbe  ^errf^te,  ba  bos  ®elb  burd^  ben  lieber« 
fing  an  (Ebelmetall  feine  Äauffraft  oerlor.  So  blieb  nichts  üb« 
rig,  als  na^  SJerjagung  ber  feit^erigen  Vlac^t^aber  eine  neue 
SBirtfi^aftsmet^obe  ju  beginnen,  inbem  mon  an  bie  Stelle  bes 
Sergbaus  ben  Sderbau  fe^te. 

3e  nte^r  fi^  auf  biefe  SBeife  bur<^  bie  ^anbels«  unb  !^olU 
politif  bes  ^rrf(^enben  Sa^fenlanbs  ber  unmittelbare 
Serle^r  mit  Cftafien  fiber  Segqpten,  Serien  unb 
3ta(ien  fteigerte,  umfome^r  litt  ber  feit^rige  Serfe^r  mit 
ben  Donaulanbern.  Die  Strage  oon  Siegensburg  na<^ 
Ungarn,  Serbien,  Bulgarien  unb  Jlonftantinopel 
mar  f^on  feit  bem  3a^re  800  etma  oerobet.  Deutf^lanb 
taufte  feinen  Sebarf  on  (Betreibe,  SBolle  unb  fieoantemaren 
immer  me^r  im  äBeften  unb  Sfiben,  in  (Englanb,  in  ben  Slieber« 
lanben,  in  gfranbei^  unb  St^Ken  unb  meniger  me^r  in  ben 
Donaulönbem,  Sluglanb  unb  Jlonftantino|)el  unb  fo  omr  bie  gfolge 
biefer  Slenberung  ber  (Einfaufsl&nber  unb  ^anbelsmege,  biefes 
8(usf(^luffes  bes  oftromifd^en  9{ei($steils  oomcommer- 
ciam,  eine  fteigenbe  Serfeinbung  mit  Ungarn  unb  Stug« 
lanb.  Die  meiften  beutft^en  Aaufleute,  bie  9lieberlänber  unb 
Srranjofen  reiften  feit  bem  3^^^^  900  ni<^t  me^r  na^ 
Ungarn,  Serbien,  Sulgarien  unb  ftonftantinopel ,  fonbem  i^re 
9ieife  gieng  na^  Italien  unb  bie  Sage  ber  Ungarn  unb  9{uffen 
mie  ber  jlauf[eute  oon  ftonftantinopel  mürbe  eine  immer  be* 
brangtere,  ie  me^r  bie  Sebeutung  bes  ^anbete  oon  Senebig, 
D^maslusunb  jlairo  als  9Belt^nbelsmittelpunIten  mu^s. 
3e  me^r  fi<^  bie  Sebeutung  S9riens  unb  Xegifpiens 
^ob,  um  fo  mei^r  oerf(^lei^terte  fi(^  bas  Ser^tnis  ber  $errfi||er  oon 
9lu^lanb  unb  jbnftantinopel  ju  ben  Sultanen  oon  Damos« 
fus  unb  jlairo  unb  es  lam  unter  bem  macebonifd^n 
jlaifer^fe  balb  3U  emften  Streitigleiten,  in  beren  Serlauf  bie 
$errf<l^er  oon  Aonftantinopel  ben  Slrabem  jtreta  unb  Sqrien 
abnahmen,  unb  biefe  gfeinbfeligfeiten  fteigerten  fi^,  als  nad^  ber 
Sergiftung  bes  itaifers  9iomanus  11.  bun^  bie  Äaiferin  X^ 


r 


—    65    — 

p^aito  ber  ftaifet  SlQep^or  erneut  beit  ftrieg  an  fixahitn  unb 
Sulgarien  etfläcte. 

Die  Solgen  btefes  Slotletbens  bes  innetafiatifc^en 
^anbeUjugs  bun^  ben  oenne^en  Sejug  ber  Stnanttß 
matn  auf  bent  Seewege  über  Seqlon,  bos  perfifc^e  ober  rote 
SReer,  Serien  ober  flegiypten  unb  Senebig  toor  eine  grojje 
SöIIerbeioegung  im  Often  unb  bamit  eine  (Erf^liegung 
Snerofiens.  Die  (Sajjaren  an  ber  9BoIga  über« 
[^ritten  ben  gflu|  unb  loarfen  fi^  im  Sunbe  mit  ben 
l^en  unb  Rumänen  auf  bie  $etf($enelen»  wtWft  i^rerfeits 
nrieber  bie  lOratne  tn  Sefi^  nal^men,  ganj  Seffarabien,  bie 
SRoOhiu  unb  bie  SBaüa^ei  befe^ten  unb  bie  bort  loo^nenben 
Ungarn  in  bie  Xoarenlänber  an  ber  mittlem  Donau  trieben. 
Unter  bem  @<^tt^e  ber  (Sajjaren  entftanb  fobann  an  ber  9BoIga 
bie  groge  ganbebftabt  3 1  i  I ,  loo  [i^i  balb  eine  fteigenbe  SRenge 
oon  {übifc^en,  ^riftlt(^en  unb  mu^mebanifd^en  ^änblem  ju« 
fammenfanb.  Son  Sfom  an  ber  SRflnbung  bes  Don  in  bas 
S^QHirje  SReer  reiften  biefe  ftaufleute  mit  Saljfi^eiben  unb 
^eljioert  na^  Aonftantinopel,  wo  fie  ffir  ben  (Erlös 
Seibeunb  Srolatftoffe  einlauften  unb  nad^  bem  9{orben  unb 
Often  vertrieben.  (Ebenfo  freunbli^  mit  5U  biefen  Gajjaren  ge, 
ftoltete  \i6f  hos  Ser^ältnis  ber  $errf<^er  oon  Äonftantinopel  ju 
ben  ^etfd^enelen.  Diefe  traten  als  Solbaten  in  bas  grog* 
^lid^  $eer  ein  unb  beoo^rten  fi<^  in  ben  Kriegen  gegen 
Ungarn  unb  Bulgarien  als  brau^bare  Ariegsleute. 
Der  groge  ^anbelsmittelpunlf  biefes  neuen  tnnerafiatif($en  Ser« 
fe^  aber  mürbe  bie  6tabt  itieio,  bie  ^eilige  Stobt  ber 
SormatenodDer,  bie  SBiege  bes  ^olonismus,  fo  bog  au($ 
bie  beutfc^en,  nieberlänbifi^en  unb  franjöfif^en  ftaufleute  began« 
nen,  oon  Siegensburg  aus  ftatt  mit  frfi^r  fiber  Ungarn  unb 
Jbnftantinopel  je^t  fiber  fiemberg  in  (Balijien  na^  Rim  jum 
einlaufe  ju  reifen. 

Die  Ungarn  rateten  ft($  ^iefür  babur^,  bog  fie  in 
Deutfdflanb  einfielen.  Das  Servituts  3U  Ungarn, 
mt^tB  bis  jum  ^xt  900  nodf  ein  oer^ältnismägig 
freunblic^s  geoefen  u)ar,  litt  feit  biefer  3eit  augerorbentli^  not, 
loeil  bie  unmittelbaren  ^anbelsbejie^ungen  joif^en  Sllemannien 
unb  fiontborbien  bie  Ungarn  er^(i<^  fc^äbigten ,  unb  im  3<>^(e 
908  lam  es  ba^in,  bog  Ungarn  an  Slemannien  ben  Arieg  er« 


—      66      -r 

Karte  unb  Sägern,  e$<<^n!ett,  Ü^uringen,  6a(^fen  unb 
S^ioaben  oon  ben  ungarifil^n  beeren  geplunbert  lourbeit. 
9lad^  ben  Ungametnf allen  oon  922  bis  924,  bie  einen  großen 
Xeil  Sa^ems,  bie  Sobenfeegegenb,  ben  6|>e{|art,  bie  SRainlanber, 
springen  unb  Sac^fen  trafen,  gelang  es  bem  Aönig  ^einrid^  r. 
oon  6a(^[en  mit  SRä^,  einen  neunio^rigen  SBaffenftitlftanb  mit 
Ungarn  juftanbe  ju  bringen,  ber  freili<l^  Deutf(^lanb  ein  |<^im))fli(^ 
3Q^rgelb  an  Ungarn  auflegte.  3m  3a|r  933  gelang  es  fobann 
ben  Deutfd^en,  ben  Ungarn  an  berUnftrut  bie  erfte  9lieberlage 
beijubringen,  aber  f(|on  im  3<^^^  9^7  brauen  bie  Ungarn  erneut 
in  X)eutf(|Ianb  ein,  oer^erten  gfranlen  unb  Qä^wahtn,  na< 
mentli^  bas  Sledart^al,  bie  9i^etnlanbe  unb  bie  Slieber- 
lanbe,  unb  lehrten  bur^  Surgunb  unb  bie  fiombarbet 
^eim  unb  erft  als  im  3a^ce  954  ein  neuer  (Einfall  ber  Ungarn 
im  Sunbe  mit  ben  aufftänbifd^en  Qifmb^n  unb  £ot^ngem  er* 
folgte,  gelang  es  bem  Äönig  btto  1.  oon  Saufen,  biefelben  im 
3a^re  955  auf  bem  £e(^felbe  enbgilttg  ju  f^Iagen. 

6eit^r  bahnte  fi(|  aud^  in  ben  Donaulänbern  n)ieber  ein 
georbneter  ^anbelsoerle^r  an.  Die  C  [t  m  a  r  i  u)urbe  mit  bem 
Aönigrei(|e  Deutf^Ianb  oereinigt  unb  Ungarn  mürbe  in  ben 
3onoerbanb  bes  römifd^en  Steic^s  aufgenommen.  (Es  oertrieb  bie 
3uben  unb  gieng  jum  Jtat^olijismus  fiber,  3a^Irei(^e  beutfc^e 
jlaufleute,  (&emerbetreibenbe  unb  Slderbauer  fiebelten  fid^  im 
£anbe  an  unb  ^oben  bie  Aultur  besfelben,  loa^renb  Defter« 
xtxif  in  ein  [elbftftanbiges  3um  beutf(|en  S^ei^  gehöriges  $er« 
jogtum  oenoanbelt  [lourbe.  2)abur^  ^ob  fic^  bie  (Einful^r  oon 
6a I3  unb  Sifen  aus  Deftenei^  unb  So^men  nac^  Deutf^ 
lanb  in  getoaltigem  aRage  unb  oertrieb  bie  r^einif(^en  (Erjeug« 
niffe  unb  auc^  bie  ungarif^en  (Erseugnijfe  Ratten  feit  5lonig 
Slcpab,  bem  3ubenfeinbe,  freie  9$a^n  in  Deutf^lanb. 
3Iu(^  bie  Saljmerle  in  $all  bei  3nnsbrud  unb  in  Weisen« 
^all  be^nten  \x6)  aus  unb  f(|idten  i^re  (Erjeugniffe  fiber  $affau 
m^  X)eutf($Ianb  herein.  Slegensburgs  Sebeutung  ftieg  aufs 
neue  unb  es  enttoideite  fid^  ^ier  ein  aRittelpunIt  ffir  ben  $anbel 
mit  Salj  unb  Sifen,  mit  Silber,  mit  SBad^,  mit  $onig  unb 
SRet^,  inbem  bie  Aaufleute  oon  9{egensburg  So^men  mit  6al5 
oerforgten  unb  Sifen  unb  6ilber  bafflr  }uruder|ielten.  So^fens 
6tem  erblei^te  allmö^Iid^  unb  immer  glänsenber  er^ob  fi^  an 
feiner  Stelle  ein  neues  Geftim  in  (Beftalt  bes  mä^tigen  Saqer« 


—    57    ~ 

lanbs,   btffen  ^erjog  f^on  im  ^aJ^tz  983  na<i^  ber  beuifc^en 
Arone  ftrebte. 

4.    ^ie  ^QiibelSiuege  bcv  ©atierjeit. 

SBüc  bie  Sfolge  ber  engem  unmittelbaren  Serbinbung 
prifc^n  Senebig  unb  Damaslus  eine  [^mere S^&bigung bes 
SBoIga^onbels  smif^^n  Koiogorob  unbSagbab,  loeil  bie 
orabif^n  AauPeute,  bie  fetter  i^ren  Sebarf  inSlotogorob  ge» 
becft  ^tten,  benfelben  je^  in  Senebig  ober  in  Hieto  l^olten, 
fo  blieb  ben  rupd^normonnif^en  ftaufleuten  t>on  9loQ)gorob  ni<^ts 
iibrig,  als  bie  6tabt  Aieto  jum  äRittelpunlte  i^rer  X^tigleit 
}u  maäfen,  inbem  fie  i^e  Slorblanbtoaren  ebenfalb  an  biefen 
$Ia^  führten.  Sie  jogen  na^  Sfibruglanbunb  nahmen  biefe$ 
£anb  ben  ^etfc^enelen  ab.  Sann  erbauten  |ie  eine  gflotte  auf 
bem  Sc^marsen  äReere  unb  belagerten  im  Sa^re  941  bie 
Stabt  Aonftantinopel,  meiere  i^nen  aber  mit  $ilfe  bes 
„grie^if^en  gfeuers"  erfolgreid^  mibetftanb.  3^^  Sunbe  mit 
ben  ^etf<|enefen  griffen  fie  barauf  im  3<^^re  944  Aonftantinopel 
3um  jioeitenmal  an  unb  erjioangen  einen  ganbeUoertrag, 
ber  i^nen  in  5lon|tantinopeI  3oIIfrei^eit  5ufi(^erte.  Seit^r  tönten 
immer  lauter  bie  Alagen  ber  $errf(|er  oon  Aonftantinopel  über 
ben  Solbburft  ber  92ormannen  ober  Muffen,  bis  enbli(|  buc^  bie 
^irat  bes  (Sro^rften  SBIabimir  oon  9loa)gorob  mit  einer  ^rin» 
jeffin  Don  Aonftantinopel ,  ber  6(^u)efter  ber  CSema^Iin  Aaifer 
Otto's  U.  oon  Saufen,  friebli(|ere  Sejie^ungen  3tDtf<^en  9luglanb 
unb  Jtonftantinopel  juftanbe  famen.  Stu^tanb  gieng  pm  Aatl^o» 
Ii}i$mus  fiber  unb  unter  (Srogffirft  SBIabimir  bem  Großen,  bem 
9pofteIgIet<l^n,  trat  au^  9{uglanb  bem  römif^en  SBeltjoIIbunbe 
bei.  Die  einjelnen  ^ei^ogtfimer  oereinigten  fic^  5u  einem  (&e> 
famtrei<|e  unb  ein  ^ertfi^enoiKe  maltete  oon  9lon>gorob  bis 
na^  Rieio,  oom  £abogafee  bis  jum  Dniepr  unb  ber  Drina. 

SRtt  bem  Sintaufe  ber  arabifi^en  Aaufleute  oon  S  a  g  b  a  b 
in  Koiogorob  unb  Sikm  u^ar  es  je^t  oorbei.  Die  Aaufleute 
Arabiens  lamen  nur  no^  bis  in  bie  Gajjarenftabt  3 1  i  I »  ni^t 
me^  na^  Sulgarb  unb  9{on>gorob,  unb  bie  9legierung  in  Aon^ 
ftantinopel  loar  eifrig  beftrebt,  ebenfo  bas  gute  Sinoemel^men 
mit  Kuglonb  n>ie  basjenige  mit  Deutf^Ianb  aufregt  3U  erhalten. 
92ac^bem  im  Z^^xt  945  ber  Grogffirft  3fio^  ^on  Stujjlonb  im 
ftanqife  gegen  bie  Dremlier  am  Sug  gefallen  mar,  erfolgten 
tm  3a^r  946  unter  (Brogffirft  @n)fitoslaus  in  9{uglanb  weitere 


—    53      — 

(Efnriumungen  an  bie  römifc^e  Air^e  imff  irie  Serttetfoiitg  bec 
3Hben  unb  Slormonnen  unb  unter  ber  (Srogffirftin  Olga  eni* 
mxitlit  fi^  mif  einem  gelungenen  Slai^egug  gegen  bie  DreoHet 
eine  3«it  gefteigertfter^anbelst^gleitinStttglanb.  3o^It^i<^  neue 
Sttajjen  unb  neue  SenDaltungsgrunbfo^e  fteigecten  ben  Seifc^r  unb 
bie  (Sroftffltften  bel^nten  i^re  $enf^  fiber  bie  flooifc^n  SB  ä  t  i  t  • 
f^en  an  ber  Oht  unb  fiber  bie  (Sajsaren  an  ber  SBoIga 
aus.  3Rit  $ilfe  bes  (Solbs  ber  großen  Sonlen  in  ftonftanti' 
nopel  iDor  9luglanb  beftrebt,  bie  oon  ben  Sulgaren  be^rrfc^' 
im  ®etreibegegenben  an  ber  untern  Donau  ju  erobern,  unb 
es  »urbe  bereits  feitens  ber  Stuffen  geplant,  bie  ^auptftabt  bes 
3ltiäfs  oon  Aiem  mif  ber  Donau  ju  oeplegen,  Q)eil  bort  bas 
oon  ben  Sluffen  lebhaft  begehrte  (Solb  toie  unerfd^opfli«^ 
S^ö^e  an  betreibe,  Obft,  3Bein,  fieber,  Saffian  unb 
SBolIenftoffen  aus  Aonftantinopel  aufge^uft  maren,  nm^renb 
Silber  aus  Söhnten,  $ferbe  aus  Ungarn,  $onig,  SBac^Si 
SRet^  unb  Arbeiter  aus  Slaoonien  billig  ju bef^ffen nraren, 
Q>ie  au^  ber  Slbfa^  ber  ruffifi^en  Srjeugniffe,  namentli^  ber 
$erntelin',  3^^^!^  ^^^  gfif^otternpelje  unbSBalrog« 
3ä^ne,  na(^  Jlonftantinopel  9on  bort  aus  leichter  ju  beoerl« 
ftelligen  war.  Sine  ruf|if(^e  ®e|anbt[^aft,  bie  im  3a^ 
959  bei  Jlönig  Otto  oon  Saufen  in  9legensburg  erf^ien^ 
fc^int  wegen  bie(er  S^age  oer^nbelt  }u  ^ben ,  mel^e  bie  9le« 
gierungspolitit  in  Aonftantinopel  babur^  oereitelte,  bog  man  ben 
mieber^olten  Angriff  Stuglanbs  auf  Jlonftantinopel  abf^lug, 
worauf  bie  ^etf^enelen  ben  Weft  bes  ruffild^n  $eers  am 
Dniepr  oollenbs  aufrieben.  Seither  jerfleif^ten  innere 
Aampf  e  bas  rupd^  9lei(^.  Die  (SroftfOrften  oon  Aiew  ftrtt* 
ten  fi^  mit  ben  (Srogffirften  oon  9lowgorob ,  bis  es  ben  legieren 
gelang,  fi^  ber  Stabt  Äiew  ju  bemächtigen,  bie  bortigen  9Ba« 
rSger,  b.  ff.  bie  aus  f(|webif(|em  Slut  entfproffene  ^err" 
f^enbe  Seamtenllaffe ,  ju  erf (plagen  unb  bas  gried^if<(e  (Qriften« 
tum  allgemein  bur^juffi^ren. 

$atte  namentli^  bie  3eit  oon  900  bis  1000  fiir  bie  (Bfiter^ 
^rjeugung  bas  69ftem  ber  $ofmirtf<^aft  unbbamit  bie  3^« 
fammenballung  bes  Kapitals  in  immer  Q>eniger  $Snben  bemirfti 
\o  geigten  fi^  feit  bem  Z^tt  1000  bie  erften  Spuren  eines  Ue« 
bergangs  jur  ®enoffenf4aftsmirtf(|aft.  Die  (Sfitererjeu* 
9ung  war  in  (Europa  berart  unrentabel  geworben,  baj}  au^  ber 


—    59    — 

rdi^e  $ofbefi^et  nic^  me^r  iNis  Verlangen  jeigte,  auf  eigene 

Sied^nung  ben  Unlerne^mer  ju  moi^n,  {o  bog  bte  Setbrouc^et 

ft<(  iDo^I  ober  fibel  enifd^üegen  mugien,  bte  ffifitererjeugung  felbft 

m  bte  ^aitb  ju  ne^mett,  ittbem  fte  ft^  ju  btefetn  3v^<t^  genoifen* 

f(^(t(^  jufammettl^Ioffett.    SIs  gfomt  ^iefflr  btettte  bte^aus« 

genoffenfc^afi,  tDte  fte  titben  ftloftet^of«  unb  6tift6« 

^ofbetrteben  beftanb.    (£tite  9{et^  oon  Untente^mem »  eine 

[ogenannte  $ou9geno|fenf<^,  [ionb  on  bet  6pt^e  eine$  folt^en 

dofbetrtebs  unb  nm^Ite  ben  Sorftanb  wie  bod  jtopitel  ben  St« 

fi^f  obet  9bt  tvo^Ue.    Vus  biefen  olten  Ofotmen  bet  $ofnitrt« 

l^oft  ^raus  enttDidelte  fi^  je^t  langfant  eine  berufsmäßige 

geioerbltc^e   (Eigen erseugung   an  Stelle    bet  feit^erigen 

(Etnfaufsgenoffenfclaft.  9Ran  loufte  bte  Sebfitfniffe  bes  ^of^ous* 

^Ite  ni<^t   nte^t  anbeimärts,   fonbent   f teilte  bie[e  [elbft  ^r» 

nietl  bie  SRittel  f^ioanben.    Slan   [teilte   ^anbioerfsfpesialiften 

auf,  iDel^e  bie  Sebfirfnilfe  bes  itlofter*  obet  (Ebel^ofs  ^erjuftellen 

^en,  unb  es  ma^te  f i(^  anif  in  SBefteuropa  vteber  ein  ^ö^eres 

Seburfnis  an  (Segenftanben  bec  SBiebetoerorbeitung,  einer  er^5|ten 

iUtItur,  einer  gefteigerten  fiebens^Itung  weiterer  SeoöRerungs* 

f^i^ten  geltenb,  beren  Sefriebigung  fi^  nur  als  ntögli(|  erwies^ 

»enn  man  auf  bie  feit^rige  (gebunben^eit  oersic^tete,  wie  fie  bie 

$ofiDirtf<^oft  auferlegte.    f}aHt  \\äf  3.  93.  bie  gewerbli^e  X^tig« 

UH  in  ben  ^erren^ofen  unb  AUftem  [eitler  auf  bie  ^etftellung 

oon  £  ein  wanb  unb  ungefärbten  SBoIIftoffen  befc^ronlt,  fo 

tDurbe  es  je^t  immer  me^r  Srau^  ber  oome^men  £eute,  SBoII« 

tfi^er   oon   bunter  garbe  5U  tragen.    Die  ^eimat  biefer 

Xfic^rioarenbieSlieberlanbeunb  (Jf^<^nlrei^.  3n2)eutfc^« 

Ionb  oerftanb  man  no^  ni<^t ,  berartige  griine  unb  bunlelblaue 

Zü^t  3u  fertigen  wie  in  (Jrlanbem,  ober  bie  gerabeju  färben« 

)n:a(^gen  roten  unb  anberen  ^errenlleiberftof fe ,  wie  fie  ^anl* 

rei^  lieferte.    Slur   in   ftöln   am  St^ein  wußte  man  leichtes 

ff^ioarjes  SBoIHu^  ^rjuftellen,  wie  es  bie  Sflön^e  unb  92onnen 

trugen,  unb  in  S^waben,  3.  S.  in  Ulm,  fertigte  man  ro^, 

n\^  in  ber  SBoIIe  gefärbtes  Xu(^  unb  in  9tegensburg  natur« 

farbenes  wafferbi^tes  fiobentu<^. 

$anb  in  $anb  mit  biefem  oerme^rten  Sebarf  an  gefärbten 
SBoIIftoffeit  in  Deutj^Ianb  wuc^s  3unä^ft  bie  groggewerblid^e 
!l^at^tt  in  ben  Slieberlanben  feit  bem  3a^r  1000  in  ^o^m 
Srffbe.    Ueberall  würbe  in  ben  jtlofter^öfen  unb  SurgftSt« 


-Bo- 
ten bie  Sd^afiDoIIe  gef^Iagen,  geförbt,  gefponnen  unb  ge« 
iDoben  unb  bie  jtoufleute  uon  Scügge,  I)orbre^t  u.  f.  id. 
oerttteben  biefe  (Erjeugniffe  na^  Sac^fen,  S^maben  unb 
Sägern.  I)ie[e  oermd^rte  gen>etbK<^e  X^ättgfett  bec  9tieber 
lanbe  brachte  e$  aber  mit  [ic^,  bag  allmapcl  SRongel  an  91  of)' 
ft offen  entftanb,  bag  bie  S^fmoIIe  ber  Slieberlanbe ,  bes  füb^ 
li^n  grantrei<l^  unb  ber  Kormanbie  ni^t  mel^r  genfigte  unb 
bie  Slieberlänber  SBeber  roie  bie  SBeber  oon  itoln  i^re  6^» 
molle  in  Snglanb  lauften.  Da  infolge  ^ieoon  bie  (Ertrage  ber 
@(^fereien  ber  Stormanbie  notlitten,  eroberten  im  3^^  1040 
bie  92ormannen  bie  englifc^e  3nfel  unb  oerbröngten  ben 
angelf(ic^fif(|en  Slbel  aus  feinem  Sefi^.  Der  SBibecftanb  Dane« 
marls  mar  oergebens;  im  3a^re  1080  eroberten  bie  Kor 
mannen  erft  $aris,  bann  na^  einanber  ganj  Snglanb, 
6<^ottIanb,  SBallis  unb  9lort^umberIanb  unb  be^up* 
teten  |i(^  [eitler  im  Sefi^e  biefer  £anber. 

Die  gfolge  biefer  sune^menben  ^erftellung  oon  gemerbli^n 
(Etjeugniffen  im  Sluslanbe  mar  nun  aber,  bag  fic^  feit  bem  3a^re 
1000  etma  in  SBefteuropa  ein  bebenllii^er  Ueberflug  an  ®e- 
merbeerjeugniffen  geltenb  moil^te,  fo  bag  bie  Sefi^er  ber« 
felben  nid^t  mel^r  mußten,  mie  fie  biefelben  an  ben  SRann 
bringen  foHten.  Die  gfolge  biefer  Ueberei^eugung  mar  be$^Ib 
ba$  Cntftel^en  einer  Steige  oon  großen  Steffen ,  mel<l^e  als 
regelmäßige  Sereinigungspunlte  für  ben  (Sroj^nbel  ben  3ii>€d 
Ratten,  ben  übfa^  ber  C&emerbeerjeugniffe  ju  beförbern.  Solc^ 
aReffen  maren  feit^r  fc^on  bie  großen  3a^resmeffen  oon  Korn 
unb  ^aoia  gemefen;  je^  trat  3U  i^nen  feit  1002  bie  mistige 
9Reffe  oon  Senebig.  ®(ei(^5eitig  entftanben  in  ben  Orten 
fiagnq,  Xroqes,  ^rooins  unb  Sar  in  ber  (5raff<^ 
Champagne  oier  aReffen,  mel(|e  balb  für  ben  aSeltmarit  eine 
audf^Iaggebenbe  Sebeutung  erhielten  unb  nac^  Serbrfingung  ber 
alten  aReffe  oon  Saint  Denis  bei  $aris  ben  aRiitelpunft 
bes  mefteuropaif^en  ^anbelsoerte^rs  bis  3um  3a^r  1350  bilbe* 
ten.  Snglanbs  Si^afmoIIe  unb  3tüliens  Seibenftoffe 
unb  £eoantemaren  manberten  ^ier  oon  einer  $anb  in  bie 
anbere  unb  Aaufleute  aus  (Jftantrei^,  Snglanb,  Sc^ottlanb,  Stor^ 
megen ,  (^lanbem ,  Srabant  unb  bem  ^ennegau,  Saooqen ,  3ta« 
licn  unb  Dcutf^Ianb  be«en  ^icr  i^ren  »ebarf.  »on  Deutfi^n 
maren  es  neben  ben  itölnern  namentlich  bie  ftaufleute  oon 


~    61   -^ 

Aonftan},  loel^e  i^re  fieintDanbftoffe  auf  bte  SRotfte  bet 
(£^mpognebro<^teT!  unb  boffir  fran39ftf(^e  unb  nieberlänbifc^  3Bon« 
ftoffe,  fieoüntetDaren  unb  allerlei  feine  ^ufy  unb  SRobetDoren 
3tttfidbra^ten ;  benn  f^on  bantols  iDor  ^^<tn^^^i^  I&ng|t  bos 
tonangebenbe  £anb  für  ade?,  ums  $u^  unb  9Robe  betraf. 

Diefer  gefteigerte  Serfe^r  legte  benn  au<l^  bas  Sebfirfnis 
no^,  bie  ^errfc^enbe  Unfitl^erl^eit  ber  Serle^rstoege  }u 
oerbeffent  unb  bent  reifenben  (ßef^aftsntann  bie  nSttge  €td^er« 
^it  3u  geiDfi^en.  Seit  1050  be|orgte  biefen  ^votd  ber  von  ber 
Air^e  eingerichtete  ®ottesf riebe,  ber  beftintntte,  bag  oom 
Slittmod^  abenb  bis  5um  9Rontog  morgen  unb  an  allen  ^o^n 
gfefttogen  unb  ben  DItaoen  unb  Sigilien  fooie  5ur  flboent«^  unb 
Softenjeit  {ebe  gftiebensftörung  mit  (Selbftrafe  bis  jum  Sermo« 
genseinjug,  itird^enbonn  unb  fieibesftrafe  gea^nbet  iDurbe  unb  alle 
jum  aderbau  n9tigen  ®egenftSnbe,  alle  (Seiftlii^en ,  9teifenben 
unb  gfrauen  n^fi^renb  biefer  Stxt  in  ben  fir^Iiii^en  C5eleitf^u^, 
in  bie  ®raff^aft$auffi^  (comltatas)  ber  ftirt^e  gefteüt  tourben.  Der 
Sriebe  war  ein  SBerf  ber  Sluniacenfermönt^e  unb  begann 
in  Surgunb,  mo  bas  Slotleiben  ber  fianbn)irt[^aft  eine  beben!» 
li^  Sermel^rung  ber  Unfi^erl^eit  ^eroorgebra^  ^atte.  3^ 
3a^e  1041  tDurbe  er  in  ganj  gfranlrei^  geboten,  3tcklien,  Spa* 
nien,  Snglanb  unb  Deutft^Ianb  folgten,  wo  i^n  unter  ben  falif^en 
ftaifem  bas  Srsbistum  Äöln  juerft  einffi^rte,  unb  im  ^afftt  1095 
untenoarf  ein  pSpftli^es  ®ebot  bie  ganse  (E^riften^eit  biefem 
Sottesfrieben. 

^anb  in  $anb  mit  biefer  Sicherung  ber  93erfe^sioege  gieng 
na(^  ber  Seenbigung  ber  großen  europSift^en  Slationalfriege 
eine  gefteigerte  Srf^Iiegung  ber  Donaulänber  oor  fid^. 
$atte  bas  3a^r  900  bie  beutf^franjofifc^en  Ariege  beenbet,  fo 
^e  bas  3a^r  1000  ben  ftriegen  mit  ben  ruflif^en  9{ormannen 
unb  mit  ben  Ungarn  ein  (£nbe  bereitet.  2Bie  am  9{^eine  fo 
^rrfc^te  nunmehr  auc^  in  ben  Donaulönbem  feit  bem  Sa^re  1000 
eine  regere  C5emerbet^atigleit.  Sor  allem  loar  es  bas  an  (Ersen 
rei(^  jlarntnerlanb,  u)el(^es  im $anbel unb bamit au^  in  ber 
^olitif  eine  ^eroonagenbe  Äolle  fpielte.  Die  §erjoge  oon  9Beft« 
franfen  ftritten  fi^  mit  ben  §er5ogen  oon  Bamberg  ober 
Oftfranlen  um  beffen  Sefi^.  Som  aufblü^enben  %  q  u  i  le  j a  an  ber 
abria,  wo  1041  bie  groge  grauenfird^e  entftonb,  !amen  bie  ita« 
lienifi^n  Sinfäufer  ^rauf  na^  3Reran,  ftrainburg,  (Eill^ 


-    62    -- 

unb  Sfriefa^.  3m  3o^re  1052  nwtben  bie  (Bebeine  bes 
^iliflen  3^^^  o^n  Serona  mi)  U l m  gebraut  unb  im  ^i^xt 
1054  mürbe  ein  (Sraf  oon  $  e  l  f  e  n  ft  e  t  n  bei  Ulm,  na<|bem  e^ 
in  ^aris  fiubiert  |atte  unb  in  ben  9{ei(l^9bienft  getreten  iDor^ 
jum  Srjbif (^of  oon  6  a  1 3  b  u  r  g  ernannt ,  OMl^renb  ber  greifen 
$anno  oon  Steuglingen  bei  Ulm  Srjbifi^of  oon  itöln 
murbe^  unb  oon  Cano  |  f  a  teerte  itaifer  ^einric^  IV.  fiber  dornten 
na^  Kegensburg  ^im,  louter  geograp|if(^t  Cinien»  bieouc^fiir 
ben  ^anbelsoerfe^r  eine  SioIIe  [pielten. 

Sieben  ftämten  erhielt  anif  Ungarn  eine  fteigenbe 
Sebeutung  für  ben  SBelt^nbel  als  Slusfu^rlanb  erften 
9longs  fflr  bei)  9Beltmaift.  Die  ungarif^en  jlaufleute 
grfinbeten  9tieberla|fungen  in  Aonftantinopel,  9iom  unb 
3eru[alem  unb  ber  9Beg  oon  gfranlrei^  unb  3talien 
nad^  ber  fieoante  gieng  ie^t  über  Ungarn  unb  jtonftanti« 
n  0  p  e  I  unb  ni<l^t  me^r  fiber  bas  SRittelmeer ,  n>ie  au^  bie  f^ri« 
]i^n  ^Snbler  über  Ungarn  ^rausiamen.  3nt  3^^^  1^^  erober* 
ten  bie  Ungarn  Dalmatien  unb  bie  Sroffnung  be$  Do* 
naun>egs  bur^  Ungarn  unb  Sosnien  Q)irfte  berart  auf  ben 
$anbe($oerIe^r ,  bag  im  ^^xt  1054  $a))ft  £eo  IK,  bie  Kr^ 
Ii<l^  S^eibung  9{om$  oon  Jton[tantinopeI  oolljpg,  loeil 
\\^  Stdien  burc^  biefe  9Bieberaufna^me  ber  Xrafan  [trage 
für  ben  9B  e  l  toerle^r  fc^mer  gef^äbigt  |a^. 

Shif  leb^fter  al$  ber  ^anbel  Ungarns  entmidelte  fi^ 
ber  ^anbelsoerle^r  91  u  g  I  a  n  b  s  feit  bem  3a^r  1000.  Der 
bortige  C5ro^rft  f(^Iog  ^anbelsoertrage  mit  ben  it^Iifaten 
Sagbab  unbAairo,  bur(|  toelc^e  biefe  \\d^  oeqjflii^eten, 
bie  fieoanteoiaren  mit  Umgebung  ftonftantinopels  un* 
mittelbar  an  ben  Don  na^  Siforn  unb  an  bie  SBoIga  ju 
leiten,  unb  bur^  biefe  Xbatigfeit  gelang  es  bem  normannifc^ 
Ranbinaoifi^en  SoIIsftamm,  ben  SBelt^nbel,  ben  er  burd^ 
bie  Eroberung  Snglanbs  im  3<4^^  1060  in  ber  Korb» 
fee  unb  Oftfee  fi^  ju  eigen  gemad^t  b^^tte,  au^  im 
Si^marsen  Sleere  unb  huxif  bie  (Eroberung  Siciliens  im 
3a^re  1072  au^  im  SRittelmeere  odllig  in  bie  ^anb 
3U  betommen.  Da  bie  9lormannen  bie  bebeutenbften  Sin« 
laufer  in  (Englanb,  auf  Sidlien  unb  in  ber  fieoonte  maren, 
|o  erlangten  fie  au<^  lei^t  bie  ^errf^aft  fiber  bie  SeooRerung 
btefer   £&nber.     SBar  es  in    Cnglanb    bie    S^afiooIIe 


^    63    - 

ber  QitgelfS^fif^n  Suisbefi^er,  loel^e  bie  normanntfi^en 
^blec  {auften,  fo  toor  es  auf  ber  3nfel  6iciUen  jeneSfide 
oon  Srieugniffen  bei  ^oi^entoidtelten  Soben«  unb  ®eiDerbeiDirt- 
|<|aft  ber  St  ober,  ml^e  bie  Kormannen  als  Vusfu^gegenftänbe 
oiiffouften.  no^juder,  Dottelit,  Seigen,  9Bein,  Sif^e, 
SaumtDoIIe,  Seibe,  Del,  Sal],  ftoratlen,  Sern* 
Hein,  Smbra  gab  es  es  ^ier  in  reicher  SRenge,  fo  bag  In 
9le[fina,  Sotania  unb  SQralus  eine  9lei^  oon  gattO' 
reien  ber  großen  ^anbelsgef^fte  9on  ®enua,  Senebig 
unb  Vmalfi  enifianb,  »el<^  biefe  9tieberIo|fungen  als  SRittel« 
glieber  ffir  ben  6eeoerfe^r  oon  Gfrien  unb  üegi^pten  mäf 
ffleftitalien,  Sfibfranlrei^  unb  6ponien  benähten. 
2)er  freie  ^anbelsoerle^r  enei^te  unter  biefemruffifc^^nornian« 
nif^en  SBeltregiment  in  ^anbelsfa^en  feitbemSo^re 
1000  feine  ^o^fte  SnMdtlung  unb  lahmte  immer  me^r  mit 
5ilfe  ber  Jlirc^e  bie  feit^rige  SRoi^tentfaltung  bes  beutf^en 
5anbels  unb  beffen  Uebergemit^t  auf  bem  9BeItmar(te, 
|o  bag  Deutf^Ianb  unter  ben  |ali(<^n  Aai|em  bem  oon  ber 
ftir^  begfinftigten  freien  ^anbelsoerle^r  nationale  3^11«* 
[(^ranlen  entgegenfe^e. 

Deutf^Ianbs  Stfibteoefen  ^tte  feinen SlfltepunH er« 
rei^t.  3e  me^r  fic^  bie  !DonauIfinber  mieber  erf^Ioffen  unb 
ber  Si^ioeqmnft  bes  Serle^rs  fi^  loieber  mel^r  na^  Öften  neigte, 
um  fo  me^r  blfi^te  mit  Samberg,  SBfirsburg  unb  Sl^ugs* 
bürg  au^  U  (m  mächtig  empor  unb  Q)urbe  immer  me^r  ein  9RitteI« 
puntt  ffir  Sfirftentage,  ^eeresfammlungenu.  f. n^.  Ulm 
oerbanfte  fein  enbgiltiges  Suffommen  oor  allem  ber  (Erf^Iiegurig 
bes  gernpaffes  infolge  ber  er^ö^ten  Sebeutung  bes  ^anbets 
mit  Senebig.  Seither  ma^te  fi^  bie  Sebeutung  Ulms  immer 
me^r  gettenb.  äJon  £onbon  gieng  ber  Durc^fu^r^nbel  über 
itoln  unb  ben  X^ein  nac^  S^maben  unb  ^ier  überSai^in* 
gen,  CConnftatt,  Solingen,  $lo<l^ingen,  Göppingen  unb  (&eis< 
lingen  na^  Ulm  unb  oeiter  über  SRemmingen,  Kempten, 
£anbed,  3nnsbrud,  Sojen,  Zrient  unbSerona  nad^  Senebig. 

Der  erfte  Aaiferbefu^  in  Ulm  mäf  langer  Unterbrechung 
erfolgte  bur4  ilaifer  ^einri^  II. ,  ben  ^eiligen  (1005) ,  ben 
teilten  So^en,  ber  ^ier  einen  gffirftentag  |ielt,  an  bem  ber  ^erjog 
^ermann  oon  6(|maben  unb  ber  Xbt  SBerner  oonKei« 
i^enau  teOna^en.    Z^  3a|r  1019  fanb  [obann  in  ber  91% 


—     64    — 

ber  6tabt  ein  ^treffen  jiotfc^en  ben  betben  ^erjagen  ^tonrob  oon 
SrQnlenunbbem^etjog  albert  oon  91  (etnfelben  um  benSeft^ 
bes  ^ersogtums  ÄS  ritten  ftatt,  in  bem  bie  Spanien  fiegten. 
3nt  3a^t  1027  wox  in  Ulm  ber  gffirftentag,  öuf  bem  Aonig  Aon« 
rabll. oonSf^<inIen  ben ^erjog 6mft U.  oon6(^iDaben  abfegte. 
Ulm  tDor  bamols  bereits  ein  f  e[t  er  ^Iq^  (oppidam)  unb  \(ä)  ben 
Jtaifer  im  So^r  1036  loiebei^olt  in  feinen  aßauem.  Die  3eit 
feit  bem  ^q!I)xz  1000  iDor  qu^  für  Ulm  unb  S^oMiben  eine 
nxifi  nur  politift^  fonbem  ou^  loirtfi^aftn^  fe^r  bemegte.  iSs 
gab  ni^t  nur  im  9?ei(^e  fortiDöl^renb  (5egenf9nigep  fonbem  oui^ 
in  ollen  Sif^offtSbten  C5egenbif^5fe  unb  Ulm  ftanb  inmitten 
biefer  Seioegung.  9lo^  öfter  als  Aonig  Aonrab  11.  mar  fein 
6o^n  $etnri^  111.  als  $er3og  oon  6^Q>aben  unb  Aaifer 
in  Ulm,  Augsburg  unb  auf  ber  Kei^enau.  (Er 
meilte  in  Ulm  loieber^olt  in  ben  Sauren  1041  bis  1043, 
mo  er  ^ier  nad^  bem  jtriege  mit  Sö^men  unb  Ungarn 
ein  fianbfriebensgefe^  erlieg.  3^  3^^^  1^7  beließ 
er  in  Ulm  ben  (Srafen  oon  SBittelsba^  iitit  bem  $erjogtum 
6  ^  m  a  b  e  n  unb  im  3a^re  1052  ben  trafen  Dtto  oon  6  ^  lo  e  i  n« 
f  u  r  t  mit  ber  SRarl  Sranbenburgunb  feine  itaiferreifen,  bie  au^ 
als  äBelt^anbelsIinien  ju  betrauten  finb,  giengen  oielfat^  oon 
9?egen$burg  fiber  Ulm  na^  3ü^i4  ^^^  umgele^rt.  3m 
3a^re  1052  fanb  in  Augsburg  ein  groger  9tei(^stag  ftatt 
unter  Zeilna^me  bes  ^opftes  fieo  IX.,  auf  bem  man  loegen 
bes  Sd^u^es  gegen  bie  9tormannen  ober  Stuffen  unb 
gegen  bie  Ungarn  beriet. 

9to<^  me^r  ftanb  Ulm  im  Sorbergrunbe  unter  Aaifer  ^ein* 
rid^  IV.  3m  3o^te  1066  reifte  er  oon  9{egensburg  fiber 
$lugsburg  unb  Ulm  naif  ber  9?ei^enau,  im  3a^re  1070 
eroberte  er  Augsburg,  im  3a^r  1077  fanb  in  Ulm  ein  gü^tem 
tag  gegen  ben  Jtaifer  ftatt,  an  bem  bie  ^erjoge  iRuboIf  oon  9{l^  e  i  n « 
felben,  9BeIf  oon  Sägern  unb  Sert^olb  oon  Aärnten 
fon)ie  ber  (Ersbif^of  oon  SDlains  unb  bie  93if^9fe*  oon  äBfirj' 
bürg  unb  SRe^  teilnal^men,  bie  Vbfe^ung  bes  Aaifers  be« 
f^Iolfen  unb  $er}og  9{uboIf  als  (Segenfönig  auffteKten, 
morouf  am  ^almfonntag  Jtaifer  $einn(|  IV.  Geriet  über  bie 
aufrfi^rer  in  U I  m  l^ielt  unb  fie  abfegte.  9lad^bem  ber  Sif^ 
oon  9lugsburg  als  ^atriarc^  oon  Hquileja  $einri^  IV. 
als  ben  rec^tmfigigen  jtaiferanertannt^tte,  fe^e  ^einrid^  ft^  felbft 


—    65    — 

bte jtrone auf .  (ErteiftefobannnQd^berSlei^enau  unbAonftans. 
Der  papftli^e  (SegenI5nig  l^atte  bos  ^eqogtum  Sc^toaben 
bem  i>txj0i  Sert^olb  oon  Aärnten  uberirogen,  bem  bie  Stabt 
Ulm  ebenfoUs  ge^ulbigt  l^oite,  loä^tenb  in  Stege nsburg 
Aaifer  $einri<l^lV.  biefes  $er}ogtum  ben  ^o^enftaufen  ju« 
geteilt  ^atte.  Seither  tobte  in  SipsxAtn  ber  Jlontfyf  um  bie 
£anboogtei  Ulm  unb  oergeblii^  oerfu^ten  bie  Staufen,  bie 
6tabt  Ulm  ben  S  a  9  e  r  n  3U  entreißen.  3m  ^^afyit  1098  mug« 
itn  bie  6taufen  auf  einem  gffi^ftentage  in  Ulm  auf  bas  $er« 
jogtum  Sc^woben  oei^id^ten  unb  biefes  blieb  ben  $erjogen  Don 
ftamten. 

Ulms  iDirtf^aftli^e  fiage  enltoidelte  fi^  butc^  ben  leb« 
^en  (Jrtembenoerle^r ,  melden  feine  Sigenf^aft  als  $aupt« 
jtabt  Si^mabens  mit  fid^  bra(^te,  augerorbentli^  unb  bie 
Siebte  Don  Stei^enau,  meiere  bas  3Raxli*f  Tlixni'  unb 
SoUgeffill  in  Ulm  als  9{ei(^sle|en  inne  ^tten  unb  bas 
9le^t  jur  SBefe^ung  ber  Ulmer  £anboogtei  fovie  beten 
(Beri^tsgefälle  unb  Umgelber  befagen,  ^en  babur(| 
groge  (Einnahmen.  Son  ber  (I5eftalt  Ulms  in  jener  3^^  giebt 
gelix  (Jfabri  eine  genaue  Sefd^reibung.  Die  Stabtmauer  lief  oom 
CSriinen  $ofe  bur^  bie  £anggaffe  herauf  bis  5um  £on>ent^or  an 
bie  Stau.  Kings  ^erum  aber  waren  ä^orftäbte,  too  bie  (Bef^äfts« 
leute  tDo^nten.  9ln  ber  Donau  u)o^nten  bie  Sfif<|^r,  9BoI!er  unb 
(gelber,  bur^  bas  Srmbruftt^or  gieng  man  na^  ber  ^farrlirc^e  5u 
Snier^iligen.  3enfeits  ber  Donau  ftanb  bie  Sorftabt  6(^n)eig» 
^ofen,  mo  bie  Sfirger  i^ren  Oelonomiebetrieb  Ratten  unb 
3a^lrei<^e  SBirte  unb  SRe^ger  mo^nten.  Der  9lbt  oon  9lei(^enau 
beftellte  als  3mmunitatsl)err  ben  6tabtfyfarrer ,  besog  ben  grojjen 
unb  fleinen  ftir^enje^nten,  ernannte  ben  6^ult^eigen,  bie  $err« 
f<^ftspfleger ,  bie  X^rma^ier,  ben  6tabt^irten,  alle  ^o^en  unb 
nieberen  Slmtleute,  besog  bas  äBaggelb,  bas  Umgelb,  bie  Se« 
ri^tsgebfl^ren ,  bie  ®ebaube«  unb  bie  C&runbfteuer. 

5.    Die  ^rtubeldwcgc  ber  Staufcuäcit. 

9Bas  ]xi^  feit  bem  3al|re  1000  in  SBefteuropa  oorbereite 
^atte, ber Uebergang oom Slderbau«  jum  ®eu)erbeftaat,  f anb  feit 
bem  3^^^  11^  f^in^  meitere  ^usbilbung,  inbem  ber  Uebergang 
SBefteuropas  oom  ®en)erbe  jumfj  C&roggeioerbe  erfolgte. 
Ratten  es  bie  Staaten  SBefteuropas  feit  bem  ^Qf)t  lOOOba^inge« 
bra<^t,  ben  eigenen  Sebarf  an  Semerberjeugniffen  felbft  ju  beden, 

5 


—    66    — 

fo  arBeitete  Sßefteuropa  feit  bem  3o^re  1100  etoHi  für  ben  ge« 
iDerbßc^n  SBeltmotlt  unb  bie  fteigenbe llnmdgli<|lettp  bie  ge« 
{^offene  SRenge  feiner  geioerbli^n  Scjeugniffe  an  ben  SRann  ju 
bringen,  ffi^rie  juc  Einleitung  bet  Jtreujsfige,  loel^  but^ 
bie  unmittelbare  Serfi^ng ,  in  Q>el(^e  fie  bie  europaifdglen  SöI* 
ler  mit  bem  SRorgenlanbe  brachten,  einen  grogen  (Einfluß  auf  ben 
Xbfa^  ber  gen>erbli(^en  (Erjeugniffe  berfelben  ausübten.  9Bie 
alle  SSQerbemegungen  unb  jtriegsjfige  ^ben  au(^  bie  Areujjfige 
als  ^anbelsunteme^mungen  großen  Stils  gewirit,  inbem  fi^ 
mit  ben  Pilgerfahrten  na<l^  bem  ^eiligen  £anbe  ber  t(b{a% 
gemerbli^er  Crjeugniffe  nac^  ber  fieoa nte  er^Iid^  mehrte. 
3)er  9RitteI|mnIt  biefes  Xbfa^es  ber  abenbianbifd^n  (Beoeibeer« 
jeugniffe  naA  ber  fieoante  würben  bie  oier  aRaiB^Me  Xroves, 
Sar,  £agn9  unb  ^rooins  in  ber  Champagne,  gier^r 
fanbten  bie  großen  aiMltu^efefen  oon  RilUf  Sa^en, 
SififlS^f  $Qris,  nieims  unb  ber  anberen  9Bontu<l^ma^er' 
plä^e  Sranlrek^,  ber  (£|ampagne  unb  ber  Srie  i^re  (Er^eugnifTe, 
um  fie  an  Me  £ombarben  abjufe^en,  bie  ^ier^er  jum  Stn* 
laufe  turnen  unb  bie  äBoÜenftoffe,  Xeppid^,  Solange,  fieimoanben 
8.  f.  m.  naif  £ombarbien  unb  6icilien  brauten,  oon  ido 
fie  bann  weiter  nac^  3[eg9pten  unb  SQrien  oerbmft  würben,  ido 
man  feit^er  allgemein  europoifi^e  SßoIIen'  unb  fieinwanb* 
ftoffe  anftott  ber  feit^erigen  inbif^en  unb  perfif ^en 
®ewebe  trug. 

Die  n)irtf<|aftli(^en  Sei^ältniffe  ber  wefteuropäif^en  fiänber 
waren  bei  biefer  Arbeit  für  ben  gewerbli^en  SBeltmarft  freilii^ 
leine  glönjenben.  Ueberall  me^de  fid^  ber  Segenfa^  jwifc^n 
9ltxif  unb  Slrm,  ber  9RitteIftanb  f^wanb  unb  ^anb 
in  $anb  mit  ber  rafd^  fteigenben  9lot  9B^teuropas  im  jtanqyfe 
ums  Dafetn  fteigerte  fi^  ber  enge  3ufammenf<^Iu|S  ber 
einjelnen  SoIIer  unter  bem  S^u^e  ber  römifc^en 
Air^e,  welche  biefelben  jum  jtampfe  gegen  bie  gerrf^ 
oon  jtonftantinopel  unb  gegen  biefenigen  inneren 
(Elemente  ffi^rte,  welche  bie  Sejie^ungen  ju  jtonftanti« 
nopel  aufregt  ju  er^Iten  fui^ten  unb  bie  im  ®^ibel« 
linentum  ber  ^ol^enftaufen  i^re  Ir&ftigfte  6tfi|e 
fanben.  Der  9RitteIpunIt  bes  Sßiberftanbs  gegen  biefe 
g^ibellinifc^en  Seftrebungen  war  bas  mit  9lom  oerbfinbete 
9lormannentum.    3nt   normannifc^en  (Englanb  würbe  bos 


--    67    - 

£dnb  bur^  bie  ^irat  ber  Aonigin  oon  Sttglotib,  ber  SBitioe  Aönig 
^etnrii^  V.  oon  Ofiftanlen,  mit  beut  (Srofen  oon  ^  n  i  o  u  intnter 
me^ bem Aat^olijismus  entgegen  geführt  unb bas  latl^olif^e 
3rlanb,  bas  bis  jum 3<i^r  1100  5um  Aonigreit^  9loriDegen> 
!DanemacI  ge|5rt  l^e,  fielfeit  1154  bem  normonnif^en  Sri« 
tannien  3u.  3^1  3a^ell99  ^tten  es  bie  9lormannen  im 
Sunbe  mit  gtonlrei^  unternommen,  bie  (Eroberung 
6  9  r  i  e  n  s  ins  9BerI  ju  fe^en ,  aber  bie  Streitigfeiten  um 
ben  Seft^  oon  Sicilien  ^atte  bie  9lormannen  oeranlogt,  fi^ 
mit  bem  franjofenfeinbli^n  5ldnigrei^  9}  a  o  a  r  r  a  3ur 
SBa^rung  i^er  Sn^^^^^n  im  SRittelmeere  5U  oerbinben  unb 
fi(|  ber  3nfel  Supern  ju  bemä^tigen.  Ss  mar  bies  ein  6<i^ntt, 
ber  namentli^  bie  ^errf^ier  in  Aonftantinopel  ^eftig  er« 
bitterte,  meiere  bas  (Erfd^einen  ber  normannift^en  flotte 
im  SRittelmeere  nur  ungern  fa^en.  9lo^  bem  6treit  um 
bie  jtrone  oon  S^^uf^^^^»  mel<|e  Sritannien  auf  ben  Aopf 
bes  burgunbif^n  (Srofen  oon  SRontferrat,  l^anfreid^  aber 
auf  ben  ftopf  bes  ^erjogs  oon  ^  q  u  i  t  a  n  i  e  n  fe^en  mollte, 
gelang  es  ben  Sroberem,  im  93unbe  mit  ben  Surgunben  6 1)  -- 
rien  ju  erobern  unb  ben  trafen  oon  Champagne  5um 
Jlonig  oon  3eru|alem  ju  ma^en,  bis  bie  (Gefangennahme  bes 
Aonigs  9li(|arb  fiomen^ei^  auf  bem  ^eimmege  3mif<i^en  Slqui^ 
leia  unb  99Bien  burc^  bie  erbitterten  O  e  ft  e  r  r  e  i  d^  e  r  bas  bri« 
tonnifil^e  £anb  in  neue  Senoidlungen  ftfirjte.  Üro^bem  gelang 
es  ben 5tauf(euten  oon  ®enua,  $ifa  u.f.m.  mit  normonnif^er 
$ilfe  immer  me^r,  bas  SR  i  tt  e  l  m  e  e  r  oon  ben  arabif^^b^santini» 
fd^en  Seeräubern  ju  r  ein  i  gen  unb  ben  9Beg  x^xxi)  bem  öftli(i^en 
SRtttelmeer  freijumac^en ,  ber  feit^er  nur  ffir  bie  €<i^iffe  ber 
iloufleute  oon  Senebig  unb  5ton[tanttnopeI  fahrbar  gerne« 
fen  mar.  Seither  lag  ben  unmittelbaren  ^anbelsbejie^ungen 
jmif^en  Sijrien  unb  Genua,  SRarfeille,  Sorbeaux 
unb  Sri  tannien  ni^ts  me^r  im  SBege,  fo  bog  bem  $anbels« 
oorrec^t  ber  itaufleute  oon  Ronftantinopel  unb  Senebig  ein  Snbe 
berettet  mar. 

2>ie  %A^t  biefes  3Bettbemerbs  mar  bas  gegenfeitige  Se« 
ftreben  ber  abenblfinbif^en  ^JöIIer,  bur^  Sinretgen  au^  no^  ber 
le^en  Sc^raitfen  bes  freien  ^anbelsoerle^rs  einanber  bie  Spi^e  5u 
bieten.  Der  ®fiterflberf  lug,  ber  fi^  im  Slbenblanbe  geltenb 
mo^e,  medte  immer  me^r  bas  Seftreben,  bur(^  SSerbefferung 

5* 


—    68  — 

bet  Serle^rstoege  unb  bet  Seförberungste^ntl  ben 
Serbtuf  bet  (Erjeugniffe  ju  erlei^tem.  Seibe  Dinge  lagen  nix^ 
ougerorbentlic^  im  SIrgen.  Scfi  bie  Ateuijfige  bcad^ten  neue 
gortf^ritte  int  Seemefen,  ober  bie  gtigeten  6eefa|(ten 
boten  berarKge  etnfte  C5efa|ren  unb  beanfpru^ten  eine  fo  ^o^e 
(Befa^renprämie  ffic  ben  re(|nenben  ftaufmann,  bag  ber  Geeoec« 
fe^r  {[i(|  nteift  ouf  ben  Sinnenoeile^r  beft^rSnlte  unb  allgemein 
eine  nationale  ffilieberung  unb  9(b[(|Iie6ung  ber  K^betei  ftott« 
fanb.  Die  Slocboößer  l^atten  i^re  beftimmten  Stammen,  fiber 
bie  [ie  nic^t  hinausfuhren,  ebenfo  bie  SRittelmeeroöRer.  Die 
flippen  oon  (Bibraltar  bilbeten  eine  ffirenje,  bie  feiten  fiber« 
f^ritten  xourbe  unb  ber  man  ben  9Beg  fiber  SRarfeille  unb 
Xouloufe  auf  ber  ®aronne  nat^  Sorbeaux  oorjog. 
3m  3#^  1150  erft  erfolgte  bie  erfte  Stmoenbung  ber  Korb* 
nabel.  3m  (Bansen  aber  n)ar  ber  ^anbeboerfe^  meift  £anb« 
oerlel^r  unb  3Iu|}f(^iffa|rt  unb  felbft  bei  biefem  Serie^r 
mar  man  gehemmt,  meil  bie  6tra6en  ft^Ie^t,  bie  Srfiden  ge* 
brec^Ii^  unb  feiten  unb  bie  Sef9rberung»mittel  ^öd^t  einfad^ 
maren.  911$  ^auptoerle^rsmege  bleuten  no^  bamab  bie  alten 
SRomer {tragen  unb  erft  feit  bem  3a^re  1100  etnm  erfolgten 
neue  gro|}e  Stragenbauten;  bie  ^ilgerorte,  bie  Surgen, 
bie  Air^en  unb  ftlöfter  oerbejferten  i^re  SBegonlagen,  bie  gfu^r* 
mannsmagen  mürben  tec^nifc^  oerooIRommnet,  inbem  man 
ftatt  mit  Dc^fen  mit  $f erben  fu^r  unb  bos  itummet 
ftatt  bes  So^s,  ftatt  ber  ilarren  aber  9Bagen  mit  Sorben 
ac^fe  oeroenbete.  9Ran  baute  leine  grablinigen  SBege  me^r, 
mie  foI(|e  ber  £afttrager  unb  bas  Saumtier  liebten,  man 
oermieb  ]ebe$  rafi^e  (Befall  unb  fu^r  lieber  längere  Streden, 
menn  fie  bequemer  maren.  SRan  fui^r  nid^t  me^r  in  ber  $9^, 
fonbern  im  X^al,  bem  glugbuf  folgenb  in  sa^Ireid^n  Arfim* 
mungen,  mie  fie  bas  Selanbe  erforberte,  unb  iam  tro^bem 
oiel  raf^er  oon  ber  Stelle,  fo  ba^  bie  Reinen  Serle^rs- 
punüe  notlitten  unb  ein  june^menber  3ug  in  bie  großen 
Stöbt  e  ab  93er{e^rsmittelpunlten  entftanb,  mie  in  unferer  3<H 
mieber  feit  (Erfinbung  ber  (Eifenbal^nen.  Das  ganje  Serle^rsleben 
erhielt  ein  großartigeres  (Bepräge;  an  bie  Stelle  bes  Surgftalb 
ab  Sergungsort,  mie  man  fold^e  feit  bem  10.  So^i^unbert  ge- 
baut ^atte,  trat  bie  befeftigte  Stabt  ab  Srfiden«  ober  Ano« 
tenpunft.     Die  Iänbli(|e   Slitterburg   mürbe    bas  Opfer  bes 


-    69    - 

gftt^rmannsoagens,  w\t  in  unferer  3^^  ^i^  Slfite 
bet  JUeinflfiMe  beut  Kou^  bet  fiobmotioe  jum  Of^er  fiel. 
Zio^bem  blieb  bie  fi<^etfie  (Jfo^rgelegen^eit  no(^  imnier  ber 
fc^iffbare  glug  unb  ber  Sinnenfee  unb  allgemeiner  Serlel^rsgrunb« 
[0^  ber  jtaufleuie  war  bie  mogli^fte  Senfi^ung  ber  9Baffer« 
oege  unb  bie  ^unlid^fte  SlbfArjung  bes  fianboerfel^rs.  2)ie 
gfolge  biefer  fteigenben  toirtf^aftU^en  Sebeutung  ber  Stfibte 
aber  loar  eine  er^S^te  6umnte  politifd^er  iRec^te,  toelc^e 
biefe  auf  n<^  Dereinien.  Xn  ber  SBefer  3.  S.  flbema^nt  im 
3a^  1199  bie  6tabt  Sremen  bos  (Seleitoefen  ber  beiben 
Kei^ftrojsen,  toeli^e  auf  ben  beiben  Ufern  ber  3Befer  giengen 
unb  ben  S^ul  ber  9Beferf(^iffe. 

SBirften  ausf^Iaggebenb  für  bie  Setle^sentmidHung  bie 
Areujjfige,  fo  berührten  biefe  freili^  in  ber  erften  !^t\t  nament« 
Ixif  !Deulfd^Ianb  oieniger.  Die  erften  Areusjflge  trugen  oieIme|r  ein 
Dormiegenb f r  anjSf i f 4  es  (5 epr a g e.  Ss  maren  franjofifc^e  Zrup» 
pen getoefen, bie imSo^re  1096 erftmals bur$  Deutf^Ianb^Un« 
garn  unb  Sulgarien  mif  Aonftantinopel  gejogen  unb  in 
ben  Siibten  bie  3uben  totgef plagen  Ratten,  bis  fie  in 
Ungarn  unb  Bulgarien  ju  ®runbe  giengen,  mo  man  von  ben 
Sronjofen  ni^ts  me^r  n>iffen  mollte,  fonbem  feinen  Sebarf  an 
^u^umren  u.  f.  m.  in  Äonftantinopel  unb  3erufalem  laufte. 
Srft  feit  bem  3a^re  1150  ettoa  gelang  es  ber  @tabt  3Rat* 
f e  in  e,  in  unmittelbaren  ^anbelsoerfe^r  mit  3  e  r  u  f  a  I  e  m  5U 
gelangen,  unb  feit  bem  3a|re  1152  erljielten  bie  Aaufleute 
Don  SRarfeiUe  3^^''  unb  Quartierfrei^eiten  in  3erufalem. 
Der  Jtat^olijismus  9loms  begfinftigte  biefe  Unterioerf« 
ung  Syriens,  inbem  er  jebem ,  ber  bas  ftreu5  na|m, 
6tunbung  feiner  6^ulben  oerf(^affte  unb  bur(^  bie  geift« 
li^en  Kitterorben  einen  praftif^en  Slusioeg  f(^uf,  bie 
bun^  (Erb  teil  ung  entftanbene  traurige  Sage  ber  9{itterf(|aft 
ju  beffem.  Sr  bel^nte  bas  S^euerbot  ber  ®eiftli(|en  auc^  auf 
bie  9?itterf^aft  aus  unb  f<^uf  fo  einen  leiftungsfo^igen  Kitterftanb, 
o^e  ber  Sege^Itil^feit  oer|eirateter  Dienftmannen  ausgefegt 
ju  fein,  uoel^e  bie  C5eu)8^rleiftung  einer  gefi^erten 
3ttlunft  ffir  SBeib  unb  5linb  verlangten. 

6eit  bem  3a^re  1100  ^ob  fi^  ber  $anbel  (Genuas  immer 
me^r  unb  bie  6^iffa^  oon  ^ier  na^  Sisilien,  Slntiod^ia 
unb   SIeianbria    ftieg  ganj  gewaltig.     Die  lombarbif^en 


-     70    — 

Stfibte^oor  allem  $aota,  Sremona,  fiobi,  Sergamounb 
Conto,  fo^en  biefe  fteigenbe  Sebeutung  (Senuas  ungern,  mes' 
^16  [ie  int  3<^c^  1193  ntttbem  9Rarl^rafen  oon  3Rontf errat, 
bem  fpotem  ftdnig  oon  Salontc^,  einen  Sertrag  bo^in  ab* 
{^loifen,  bag  biefer  oerfpra<l^,  bie  Strafe  oon  SRailanb  na^^ 
®enua  unb  Saoona  ju  fperren.  (Eine  fteigenbe  Sebeutung 
erhielt  femer  feit  bem  3<^re  1 100  für  ben  9BeItoerf e^r  oor  allem  6  p  a» 
nien.  6eitlll8n>ar  6arago||a  bie  ^auptftabt  oon  Slrago* 
nien  unb  es  xoar  nd^  baron,  bagbasganje  fianb ben 9litterorben 
fiberla[fen  tourbe,  als  ba$  Xeftament  umgeftogen  unb  bas  fionb 
mit  5t  a  t  a  1 0  n  i  e  n  oereinigt  Q)urbe.  Seither  ftanb  bie  6tabt  8  a  ^ 
c  e  1 0  n  a  in  jlatalonien  im  äRittelpunIte  bes  SBeltoerle^rs.  $ier 
loie  in  aRarfeille,  Xoulon,  Slrles,  9lis,  (Sraffe  unb 
Xarascone  fanb  ein  lebhaftes  grog^nblerif^es  Xreiben  ftatt 
unb  man  fanb  auf  ben  SRfirlten  oon  Barcelona  ftaufleute  nid^t  nur 
aus  bem  benachbarten  (ßeuua,  aus  ißifa  unb  Sicilien,  fon« 
bem  aud^  aus  (Sriec^enlanb,  Serien  unb  SCegqpten. 
3lxift  minber  bebeutenb  toar  ber  ®rog^anbel  ber  Stabt  SRont* 
pelUer.  $ier  toar  oor  allem  bie  Gerberei  ^o^  entvidelt 
Die  ilauf(eute  oon  iDlontpellier  brauten  bas  Corbuanleber 
biefer  Stabtnac^ ben  SRarften ber  Champagne  unb  l^olten  baffir 
halbfertige  norbfransofif^eäBoIItuile,  bie  bann  in  SRontpeUier 
ober  in  gflorenj  mit  Jlermes  rot  gefärbt  unb  als  ^urpur 
na^  ^Ilon,  Xqrus  unb  Tripolis  in  SQrien  oerf^ifft  lour* 
ben,  0)0  bie  grojjen  Slusfu^r^ufer  oon  SRontpellier  eigene 
9lieberlage^au[er  Ratten  unb  unter  eigenen  Aonfuln  ober  6^ult' 
feigen  eine  (Semeinbe,  C&ilbe  ober3unft  bilbeten.  Seit  im3<4re 
1113  bie  ganje  ^rooence  bur^  (Erbf^aft  an  bie  ®raff(^aft 
Sarcelona  gefallen  mar,  geftaltete  ftc^  ber  gcmbelsoerle^r  jn^if^n 
SRontpellier  unb  Barcelona  immer  lebhafter  unb  bie  ^rooence 
ento^idelte  [ic^  unter  bem  Cinflug  bes  ®oIbregens,  ber  \i^ 
bur^  biefen  93erle$r  fiber  [ie  ergog,  3U  bem  £anbe  ber  SefSnge 
unb  £ieber,  als  bos  |ie  ]xif  feitl^er  jeigte.  Slls  bann  veiter 
burc^  bie  ^eirat  itaifer  gfriebri^s  bes  9iotbart$  bas  SBurgunber* 
reid^  oon  Sir I es  an  ben  Zräger  ber  Jlrone  oon  9lom,  Deutfd^ 
lanb  unb  £ombarbien  fiel,  enttoidelte  \\^  oon  SRarfeille  unb 
Slrles  fiber  fiqon  na(|  (Senf  ein  fteigenber  SBarenaustaufd^ 
3iDi|(^en  Spanien  unb  Deutfd^Ianb  unb  es  varen  namenli^ 
bie  neuen  3Ref[en  oon  (&enf,  auf  n)el(^en  fi(^  ber  gegenfeitige 


—    71    — 

Crjettgitisaustauf^  oollsog.  ^rooen^olen  unb  fiomfiorben  er* 
f^tenen  ^ec  in  großer  9Renge  jum  (Einloufe  ber  beutfd^en  (Er* 
jeugniffe ,  ml^t  im  6^u^e  ber  ^etjoge  oon  3&^<ingen 
burd^  $o(^burgunb  über  Solot^urn,  9oend^e$,  Seoe9, 
9lurten  unb  SRilben  mäf  Senf  gebraut  tourben. 

3ltitn  ®enua  ober  ^ielt  [id^  Senebtg  auf  [einem  alten  $5^e« 
)mnlte.  fSs  ^If  im  3a^re  1100  bem  ^erjog  ®ottfrieb  oon  Souillon 
fröftig  bei  ber  (Eroberung  ^aliftinas,  inbem  es  i^m  200 
Galeeren  jur  Serffigung  [teilte ;  es  ^alf  im  3a^re  1124 
bei  ber  Srfturmung  oon  Zqrus  unb  na|m  auf  bem 
^imiDege  bie  3nieln  K^obus,  (£^ios,  6amo9,  fies» 
los  unb  Snbros  ben  ^errf^em  Don  Aonftantinopel  ab, 
bie  bamals  bereits  fo  \^tDaäf  waxtn,  bag  fie  im  3a^re  1126 
tro^bem  erneut  ben  Aaufleuten  oon  Senebig  ben  toegen  bief er  (Setoalt' 
t^en  ent}ogenen freien $anbel  inJtonftantinopel  n)ieber ein» 
rSumen  mußten.  Z^  3a^re  1198  mx  bas  Ser^ältnis  3U  Senebig  in 
Aonftantinopel  berart  jugefpi^,  baJS  bie  Senetianer  einen  neuen 
^anbelsoertrag  nur  burc^  bie  Drohung  erjioingen  lonnien,  bei  ab« 
f^ISgigem  Sef<^eib  einen  ®egenlaifer  aufsuftellen,  unb  im  3a§re 
1204  matten  bie  Senetianer  biefe  Drohung  jur  SBo^r^eit.  Sie 
oerbrongten  ben  genuafreunbli^en  ftaifer  3faf  111.  unb  festen 
an  beffen  Stelle  ben  Grafen  Salbuin  oon  gflanbern  ein, 
loa^enb  ber  ®raf  ®uibo  oon  9Rontferrat  Jtonig  oon  6aIoni(^ 
tourbe.  9lur  bas^ersogtum  (Epirus  blieb  ben  Aomnenen  unb 
bamit  ben  ®enuefen  ffir  i^ren  $anbel  erhalten,  ebenfo  toie 
9licaa  unter  bem  ^erjog  X^eobor  fiaslaris  unb  Xrapejunt 
bem  ^anbel  ber  (Senuefen  erf^Ioffen  blieben. 

Urfir  Ulm  mar  oon  n>irtf(^aftli^er  Sebeutung  feit  bem 
3a^re  1100  oor  allem  ber  fteigenbe  Serle^r  Aber  ben 
S  renn  er,  n^el^er  Ulm  immer  me§r  5um  Srennpunit  ffir  ben 
Serfe^r oonben  9lieberlanben  unb  5loInflberbenSfstn« 
pag  nad^  3nnsbrud  unb  33enebig  ma^te.  3m  3<^^^ 
1128  iDurbe  in  3nnsbru(!  bie  3nnfä$re  oerbe|fert,  fo  bag  fi^  ber 
Seriell  lei^ter  oollsog  unb  biefe  Strafe  m^  3talien  immer  beleb« 
ter  Q>utbe.  3^  3a^^e  1137  ftarb  auf  biefer  Gtrajje  in  S  r  e  ite  n< 
man g  bei  Sffiff^n  auf  bem  ^eimoege  oon  3talien  ber  Gaffen» 
iaifer  fiot^r  unb  in  ben  Sauren  1154  unb  1155  benfi^te  bie 
Xiroler  Strafe  Aaifer  gftiebri^  oon  6^0)aben.  Diegfolgeba« 
oon  toor  benn  au(^,  bag  fi^  bie  Sebeutung  ber  an  biefer  Strajge 


—    72     — 

liegenben  6tabte  immer  me^t  ^ob.  3m  So^re  1179  muibe  bas 
Sistum  Sosen  jum  ret(^$unmtttelbaren  grurftentum  erhoben 
unb  feine  aRe[(en  tDutben  immer  me^r  ein  Stapelpla^  ffir 
ben  Sur^fu^r^anbel  oon  93enebig  na^  Deutf^Ianb, 
an  bem  SoumiDoIIe,  6eibe  unb  6pe5ereien  in  groger 
anenge  ge^anbelt  mürben,  bie  ous  Senebig  ^ier^erfamen,  um 
bann  fiber  ben  Srenner  nad^  Slugsburg  ober  fiber  ben 
Sernpag  na^  Ulm  toeiterjuge^en. 

SBar  fo  bas  Sugere  Silb  {ener  3eit  ein  äujserft 
glänjenbes,  fo  mar  bo^  ba$  innere  mirtfd^aftlicl^e  Serl^Itnis 
jener  3eit  fein  glfidli^es.  Der  fteigenbe  Serfe^r  ^tte  menige 
9{ei(^e  in  ben  Stäbten  unb  ein  oerarmie$  £anbooIf  gefd^affen. 
Die  gute  Sitte  5erfie(  unter  bem  (Einfluß  eines  june^menben 
jtapitalismus.  6^on  bie  SRinnefängerjeU  ber  6<i^mabenfaifer 
5eitigte  in  i^rer  Sntmidlung  Srf^einungen,  utel^e  einen  SerfoH 
ber  meiblic^en  Stellung  belunbeten,  unb  es  ift  bejetd^nenb,  bog 
biefer  Sntmidlungsgang  seitlii^  genau  übereinftimmt  mit  bem  ju* 
ne^menben  hervortreten  ber  SB  o  11  e  n  m  i  r  I  e  r  e  i  oIs  gemerblid^em 
$anbmerlsbetrieb.  Ratten  bie  klugen  bes  beutfc^en  $ausl^rrn  bes 
10.  unb  11.  3<^^^^unbert$  ein  jo  nfi^li^es  ®ef^5pf,  mie  i^m 
feine  fpinnenbe  unb  toebenbe  (Ehefrau  mar,  mit  anberen,  t^u 
furc^tsoolleren  ^Mtn  betrautet,  fo  mar  bas  3^txiz\^dp^,  bas  fi^ 
ber  9iitter  bes  12.  3a^r§unberts  an  ben  S(rm  ^ngte ,  toenig 
gef^ö^t  unb  bie  grauenminne  begann  in  eitel  fiieberli^Ieit 
aus3uarten.  Ratten  feit  bem  3a^re  1100  ber  Slufmanb  unb  bie 
Ueppigleit  me^r  nur  an  ben  9{itter|ofen  unb  in  ben  Jlloftem 
eine  SioIIe  gefpielt,  fo  trat  ^anb  in  $anb  mit  ber  Sntmid« 
lung  bes  Stöbtemefens  unb  ber  3ufammen3ie^ung 
bes  S  e  r  I  e  ^  r  s  in  menigen  ^Snben  bie  U  e  p  p  i  g* 
I  e  i  t  in  ben  S  t  ä  b  t  e  r  in  ben  Sorbergrunb  unb  ber 
ftäbtif (^e  (&ro6pnbIer  übertrumpfte  ben  iRitter ,  Seomten 
unb  Aleriler  bur^  £ei^tfertigfeit  unb  ju^tlofe  Sitte.  Die 
fiebens^altung  ber  ftöbtif^en  (Einmo^ner  mü^s  in  ^o^m  (Srabe. 
Slorbif^es  ^elsmerl,  mie  fie  bie  C&rog^önbler  aus  Aiem,  unb 
^u^maren,  mie  fie  biefelben  aus  ber  S^ampagne  nad^ 
Deutf^Ianb  ^ereinbrad^en,  jierten  bie  ffieftalten  ber  Stabter  mie  i^re 
Xafeln  oon  ben  SBeinen  unb  (Sartenerjeugniffen  Sur« 
gunbs  unb  Spaniens  ftro^en,  bie  in  ber  Champagne  gelouft 
mürben,   unb  oon  ben  SBfirjmaren  unb  Spejereien  ber 


—     73    — 

fieminte,  bteous  Senebig  ^rubergeffl^rt  mürben.  DieiUeiber 
ber  Stabtittitler  unb  i^rer  grauen  jierten  S^^^k^t  detnteline, 
Seile  iH>n  f^ioarsen  Surfen  unb  SRotbem  ober  (Sxawoom, 
ab  fieibiDäf^  begann  man  |tatt  ber  ein^eimif^en  fieinuKinb 
BaummoUftoffe  ous  ber  fieoante  5U  tragen.  9Baren 
bte  ftleiber  im  3a(re  950  no^  lebiglii!^  aus  naturfarbenen 
£obenftoffen»  mei|t  grau  unb  braun  ober  [$iooq,  geme[en, 
l^itte  man  feit  bem  3a^re  1050  bunte  aOBoIIftoffe 
aus  gflonbem  unb  gfranlreii^  an  beren  etelle  gefe^,  fo 
trugen  je^t  bte  SRfinner  SIMe  aus  6ammet,  bie  mit  9tlas 
gefüttert  unb  mit  (Bolbftidereien  oersiert  maren.  DieS^u^e 
fertigte  man  aus  ruffif^em  Su^tenleber,  bie  $anbf(|u^e 
aus  arabif^em  Saffian. 

Daju  trat  j^anb  in  $anb  mit  ber  ftSbtifc^  geverbli^en 
SntmidSung  eine  anbere  Serteilung  bes  (5runbbefi^es. 
ffiar  biefer  no^  im  3a§re  1000  in  n^enigen  Rauben  oereinigt 
gemefen,  fo  oerjic^teten  bie  großen  (Brunb^erren  je^t  auf  bie 
eigene  Semirtf^aftung  bes  Sobens,  toie  |ie  biefelbe  feit^er 
mittels  Xufforftung  unb  S^af^Hung  getrieben  Ratten.  t>it 
Seooßerung  n>u^s  unb  oerlangte  eine  einge^enbere  Seoirt« 
f(^aftung  bes  Sobens.  Die  SBälber  lourben  Heiner,  bie  99ßaiben 
oeif^anben.  9n  i^re  Stelle  traten  Obftgärten  unb  9DBeinberge 
in  Deutfi^Ianb  unb  Seibenfulturen  in  Stauen,  ml^t  oon  ben 
Keinen  ^arjellenbefi^em  unb  $a(^tem  mit  oiel  Sorgfalt  ange* 
baut  mürben.  9ln  bie  Siede  bes  lanbmirtfi^aftli^en  (&rog« 
Betriebs  ber  ^ofmirtft^aft  trat  bie  3v^<9Q>i^M<^<^f^  i^ 
Sobenbau.  ganb  alfo  im  Sobenbau  eine  3^rt^ilung  in  Keine 
Setriebe  ftatt,  fo  oolljog  fi^  $anb  in  $anb  bamit  ber  Ueber* 
gttng  3ur  Selbftoenoaltung  im  (Semerbebetrieb,  aüerbings 
iun&^ft  in  ber  gform  bes  Grog«  ober  ^ofbetriebs,  unb  fo 
entftanb  mieber  ein  eigenes  nationales  (ßemerbe.  Seit  bem 
3tt^r  1100  entftanb  au(^  in  Deutfi^Ianb  ein  eigenes  Gemerbe,  oor 
aUem  auf  bem  Gebiete  ber  SB  e  b  e  r  e  i.  aRan  f anb  es  ju  loft« 
hrielig,  bie  moüenen  Stoffe  aus  ber  S^ampagne  unb  aus  $ari$ 
}u  bejie^en,  unb  begann ,  biefe  felbft  anzufertigen.  3^  fd^merer 
es  ben  iUofter«  unb  ^enen^ofmirtf^aften  mürbe ,  ben  Srtrog 
i^er  Umbli^en  (ßrogbetriebe  an  ^olj  unb  SBoIIe  geminn« 
bringenb  ju  oermerten  unb  ji^  baffir  bie  fiedereien  ber  fieoante, 
bie  $el)e  bes  9lorbens  unb  ben  SRobetanb  ber  Srtanjofen  ju 


—    74    — 

laufen ,  um  fo  me^t  begann  au(^  in  Deutf^Ianb  toiebet  eine 
eigene  (gemerbet^ätigfeit ;  man  entf^Iog  fi(^  aus  97ot  jur  SBiebec« 
oeratbeitung  ber  aufgefpei^erten  9{i)^[toffe. 

Der  (S tun b  biefer  gemetbli^en  X^fitigleit  ber  JtIofter^9fe 
war  ein  nal^eliegenber.  Seit  es  ben  fianbmirten  nid^t  me^ 
mögli^  mar ,  i^re  3in[^n  ^^  ^^^  Darlei^  in  (EbelmetoII  ju 
beja^Ien  mujsten  \xä)  btefe  mit  bem  Srtrag  ber  Grunbftüde  be- 
gnügen unb  ba  biefer  nic^t  bur^meg  in  bem  ^aus^alt  ber  Selb« 
geber  SBenoenbung  finben  lonnte,  fa^en  fi$  biefe  genötigt,  beren 
3Bieberoerarbeitung  oorjune^men,  bamit  fie  einen  SRorft  ffir 
ben  W>\a^  fanben.  60  lam  es,  bajg  feit  bem  3<^^te  1100  eima  mit 
bem  SIufl^Bren  bes  geminnbringenben  Verlaufs  ber  ro^n  SBoIIe 
bur^  bie  jtlofter«  unb  $enen^öfe  bie  eigene  Verarbeitung 
ber  SB  olle  bur^  Silagen,  Spinnen  unb  äBeben  trat.  SRon  be* 
f^fiftigte  ja^Irei^e  fiaienbrüber,  bie  fogenannten  Sonoerfen^  mit 
biefer  Slrbeit  unb  es  maren  namentli^  bie  neuentftanbenen  S  i  ft  e  r « 
5ienferm9nd^e,  mel^e  ffir  bie  SBieberoerarbeitung  ber  in  ben 
Alofier^ofbetrieben  gewonnenen  9{o|ftoffe,  oor  allem  ber  S^af* 
molle,  ein  ^eroorragenbes  (ßef^id  befunbeten,  fo  baj}  fie  oon 
Slnfanganalsbieeigentli^enäBebermond^e  erf^einen.  SB&^renb 
bie  üBenebiftiner  unb  bie  SRon^e  oon  (Tlugn^  prägten  unb  ben 
S^mer}  fiber  ben  3^^^^  i^rer  (Einnahmen  beim  jtruge  SBein 
oergagen,  maren  bie  Siftei^ienfermönc^e  jmar  feine  3Rfinner  ber 
miffenf^aftli^en  !I^eone ,  aber  um  fo  praftif^ere  Sefi^fiftsleute, 
meiere  mit  Ilugem  Sinn  beftrebt  waren,  bie  mirtf^aftlic^en  Ser« 
^öUniffe  i^rer  $ofbetriebe  5U  förbem.  Sie  waren  eben  fo  gute 
C5ärtner,  SBeinbauer  unb3mler  als  SBeber  unb  Stlb» 
^auer  unb  fo  tann  man  mit  9{e(^t  fagen,  bajj  (Englanb  i^er 
2:^ätiglett  feinen  Uebergang  jurXu^ma^erei  ebenfo  oerbanfie 
wie  Deutf^Ianb,  Spanien  unb  Portugal.  Sor  oTlem 
aber  oerbanite  i^nen  bas  fianb  öftlit^  ber  SIbe  feine  ftarfe  Se* 
DoHerung  unb  ^arsellierung  bur(^  beutf^e  SCnfiebler,  wie  bie 
Saufunft  bur^  fie  ben  Uebergang  00m  Slomanismus  jur 
(5ot§if  fanb.  (Es  war  feltif^er  unb  grie^if^er  (Beift^ 
ber  mit  i^nen  ben  Sieg  fiber  ben  r5mif<l^n  Sinn 
baoontrug.  3n  Portugal  allein  befaj}  ber  Orben  ums  ^dfyt 
1258  1800  9lbteien.  Die  ftlofterorbnungen  ber  (Eifterjienfer 
enthielten  befonbere  Seftimmungen  ffir  bie  £aienweber  unb 
einen  bebeutfamen .  Xeil  ber  Stonoentsoer^anblungen  bilbete  ftets 


—  Ib  — 

bie  Huffic^t  über  bie  Orbenslaufleuie,  benen  ber  Sedrieb 

ber  Q^eugniffe  bet  einjelnen  Aloftet^öf e  in  bie  ganje  9BeIt  oblag 

unb   btnett  aufs  bringenbfte  S^rli^Ieit  in  Sejug  auf  bie 

Se f $  a f f  en ^e i t  ber  Abftererjeugnlffe  empfohlen  wuxit,  bamit 

berSIbfa^  ni^t  notlelbe.  Der  Seririeb  biefer  JUoftenDaren  n>urbe 

ougerorbentlic^  erlei^ert   bur^  bos  9le^,  u>el^  eine  fol^e 

Orbensgemeinf^oft  mit  i^ren  Xaufenben  von  3Q'^i9nieber' 

laffungen  iiber  bie  ganje  S^riltenwelt  unb  u>eit  hinein  in  bie 

^eibengegenben  oob.    Ueberall  in  biefen  Aloftern  gab  es  fe^t 

eigene   Srfiber  SBebermeifter   (fratres   textores),   iDeI<^e   bie 

SBebt^iigfeit  ber  Alofterle^ensleute  beauffi^tigten  unb  n>el^e 

bas  fertige  Srseugnis  fobann  an  bie  Orbenslaufleute  5um  9lbfa^ 

in  alle  SBelt  übergaben.   Die  Slufmerlfamleit  unb  Gewiffen^oftig« 

feit,  mit  ber  biefe  SBare  angefertigt  n)urbe,  machte  biejelbe  loeit 

unb  breit  beim  faufenben  ^ublilum   ebenfo  beliebt   mit  i^re 

feinen  unb  reinen  fpanif^en  9DBeine  unb  Öbftforten  unb  biefe 

Seliebt^eit  unb  bamit  ber  Sbfa^  ber  jllbfter  fd^ivanb  erft,   als 

es  bie  Orbenstaufleute  mit  ber  ^etftellung  nxifi  me^r  fo  genau 

nahmen.   60  »urben  bie  Sifterjienferllofter  feit  bem  !i(xf)tt 

UOOgetoerbli^elgrog^ofbetriebe  ffir  bieSlusf  u^r;  fie 

]fitütn  biefelbe  n^irtf^ftlic^e  Stolle ,  wit  ^eute  bie  grofgen  (5e* 

fellf^aftsbetriebe  unb  es   lourbe  biefer   Sertrieb  n)a^rf(^einlid^ 

baburd^  beforbert,  bajs  sa^Ireic^e  3uben  ]\i)  im  Sc^u^e  biefer 

Orbensoerbfinbe  nieberliegen  unb  ffir  ben  Slbfa^  ber  Alofter* 

erjeugniffe  forgten. 

aRan  iann  biefen  Uebergang  oon  ber  Ifinblic^en  ffiro^ofoirt« 
f(^  3um  Ianbu)irtf^aftli^en  Kleinbetrieb  unb  5ur  gen)  erb  liefen 
(^rog^ofmirtf^aft  aus  mannigf a^en  9laiyAdfttn  oerfolgen 
3m  (Erjbistum  Hamburg  3.  S.  fiebelten  fi^  bamals  ^oI< 
ISnbif^e  Sauern  an,  oeld^e  bie  Sfimpfe  ber  Slbnieberung 
ottstrodbteten  unb  baraus  ein  banfbares  Slderlanb  mad^ten.  ^m 
3a^  1196  entftanb  toeiter  im  Dammfleden  oon  $ilbes^eim 
eine  ftonbrifi^e  Aolonie.  So  fanben  bie  äBoIIje^nten 
ber  AlSfter  auf  biefe  äBeife  nfi^li(^e  Sermenbung,  inbem  aus  i^nen 
oortrefflici^es  9BoIItu(^  ffir  ben  (Srog^anbel  gefertigt  n^urbe, 
bas  oon  ben  aRbn^en  gef(^aut  unb  genau  geprüft  mürbe  unb  ba^^ 
burd^  befonbere  Seliebt^eit  genog,  unb  gfeliae  gfabri  berid^tet,  bag  ber 
(Ertrag  berUImerC&emebef^au  bereinft  bem  jllofter 9{ei^enau 
ge^rt  ^be  unb  erft  fpSter  an  bas  Ulmer  (St\i^U^i  ber  9{oten  gelom« 


-    76    - 

meti  fei,  von  bem  bann  bie  Stabtgemeinbe  bie  Gemebefc^u  getauft 
^abe.  9Iu$ Ulms gfla^sbaunmr  utalt,  benn  f(^on  ab  bet  £om* 
barbe  $aulu$  !D{afonu$  um  ho»  Zofyc  750  an  bie  Donau  lam,  glSn}* 
ten  i^m  bie  gfla^sfelber  an  ben  Ufern  in  uollem  Q^mui  ent* 
gegen.  (E$  Q>at  bes^alb  au(^  bie  fieinmanb  bos  altefte  Xus« 
fu^rerjeugnis  ber  Stabt  Ulm  unb  toie  flberall  unter ä^nliil^n 
Ser^Itniffen  gieng  au^  in  Ulm  bie  geu^eiAsmfigige  9Beberei  als 
%(usfu§rgemerbe  aus  bem  flofterli^en  (Sro^^fbetrieb  |eruor. 
Den  SRittelpunft  biefes  £einn)anb^anbels  fd^eint  bie  Stabt 
ftonftanj  am  Sobenfee  gebilbet  3U  ^aben  unb  ber  Hbfal| 
fd^eint  oon  bort  ausnamentlii^na^granlreid^  auf  bie  9R5rtte 
ber  (E^amiKigne  erfolgt  ju  fein.  Diefe  ftonftanjer  £einuKmb  !am 
ber  beften  £einu)anb  ber9SBeIt^  berfenigen  von  91^  ei  ms,  glei^ 
unb  mürbe  roo^I  oielfa^  als  fold^e  oon  ber  Champagne  aus 
Aber  Senebig  na^  SCegqpten  beforbert. 

(Srunblage  ffir  biefes  entioidEelte  üusfu^ro^geoerbe  auf  bem 
(gebiete  ber  Sßeberei  Q)ar  alfo  bie  oon  ber  itird^e  oor* 
trep^  organifierte  Sicherung  ber  Slbfa^gelegen^it,  u>ie  fie  eben 
nur  eine  SBeltlörperfc^aft,  eine  internationale  Drganifation 
mit  bie  itir^e,  bieten  fonnte.  Das  9RarItn)efen  entoidtelte 
fid^  feit  bem  3a^re  1100  immer  grogartiger.  Die  Jtaufleute  ber 
oerf^iebenen  Stationen  bilbeten  in  ben  aRSrIten  eigene  £anbs* 
monnfd^en,  bie  einen  äRarltoogt  ober  ^anfegrafen  (capita- 
nens)  unb  einen  3RarItri(^ter(conBal)  mahlten.  SBaren  bie  Sn* 
gehörigen  eines  Orts  in  ju  geringer  3o^I  oor^ben,  fo  f<I^Ioffen 
fie  fi^  an  bie  ftaufleute  eines  anbem  Orts  an,  mie  3.  S.  bie 
Ulm  er  (Srog^anbler  auf  ben  SRärften  oon  (Ens  in  Steiermorf 
fi^  unter  ben  SRarltoogt  ober  ^anfegrafen  oon  9{egensburg 
fteOten  unb  in  ber  S^ampagne  u^a^rf^inlid^  fi^  ben  jlauf* 
leuten  oon  S  a  f  e  I  beigefellten  unb  gemeinfam  mit  blefen  bort  i^re 
fieinmanbftfide,  i^r  £eber,  i^re  ^else,  i^r  6al3  unb  i^ 
Sifen  feil  boten.  Da  man  Ueberfulle.an  gen»erbli<l^en  (Erzeug« 
niffen  ^otte,  entftanben  in  ben  $auptftapeIorten  groge  £ager« 
Käufer,  fogenannte  ftauf^aufer,  in  benen  bie  SBoren  gegen 
Sntgelb  soHfrei  niebergelegt  unb  oerfauft  wtthtn  lonnten. 

SreiK^  trat  f^on  bamals  ber  £einQ)anb  (ad^UKibens  unb  Stanl« 
reid^s  ein  gefS^rli^er  9Bettben)erber  inberSaummoIIe  gegenfiber. 
Die  Servenbung  oon  8aumn)ongeu)eben  ju  3v>eden  aller  Vrt 
feitens  ber  abenblonbifc^en  S5Rer  mcx  eine  ^olge  bes  gefteiger« 


—     77     — 

teil  9Barenousiaiif^9  stBif^en  ben  abenblänbif^en  iB5Hem  unb 
ben  ^onbelsnotionen  ber  fieoante,  mie  i^n  bie  Areujjflge 
anbahnten.  Die  erite  SriDä^nuitg  ooti  SaumtDoIIftoffett  in 
Deutf^tanb  finbet  ft<^  etnm  fett  bem  So^re  1100.  3m  3a^re 
1114  lagt  bet  Sif^of  oon  Samberg,  ein  C5rof  oon  Zirol, 
ber  £cf flieget  Pommerns  ffir  ben  Seifert  mit  93  enebig,  auf  ber 
SReffe  oon  6 alle  feltene  SaumiooIItüi^ec  einlaufen,  bie  ernad^ 
Sommern  an  bie  bortigen  dürften  ab  ®ef(^enle  f^idt,  eine  WA 
SRufterfenbung,  wtl^t  als  Smf^e^Iung  fflt  biefes  Ieoantif(|e  Sin« 
ftt^rerjeugnis  bienen  {ollte.  3m  3^te  1140  mirb  in  C&enua 
SounuDoIIe  aus  Sicilien,  9llexanbria  unb  Slntiod^ia 
gejubelt  unb  im  3a^re  1141  wxx\>  SaummoÜe  aus  Se nebig 
auf  bem  fied^  na^  Siegensburg  geführt.  Die  (Erfc^Iiegung  ber 
innerafiatifii^en  SanbeIsQ)ege  feit  bem  3<{^ie  1200  befotberte 
biefe  Senoenbung  an  Saumu^oIIftoffen  in  Suropa  augerorbentli^; 
bod^  bef^ronlte  fi^  biefelbe  oorerft  no(^  meiit  barauf ,  bog  man  bie 
fertigen  SaumooIQtoffe  in  ber  fieoante  laufte.  Die  ^erftellung 
Don  SaunupoIIftoffen  in  Deutf^Ianb  [elbft  begann  in  grögerm 
Umfange  erft  um  bas  Zo^fft  1300  namentli^  in  Ulm  unb 
itonftans,  n>a]^enb  es  j.  S.  in  9lfirnberg  bis  5um  3a^re 
1488  anftanb,  ba|  bort  eigene  SaummoIImebereien  entftanben. 
Die  gfolge  biefer  gansen  Sntniidlung  oom  länbli^en  <Srog< 
betrieb  jum  lanbli^en  JUeinbetrieb  unb  3um  geuyerbli^en 
Großbetrieb  unter  £ettung  ber  Air^e  xDax  benn  au^, 
^b  fi^  iebermann,  ber  es  fiber^aupt  no^  machen  lonnte, 
in  ben  Qäfulj  ber  Air^e  flfic^tete,  um  ^iebur^  bem 
mirtf^oftlic^n  SIenb  bes  Dafeins  ju  entgegen.  9Ran 
\^n1tt  feinen  (Brunbbefi^  ber  Airi^e  unb  na^m  einen 
Xeil  baoon  als  £e^en  mieber  jurfid,  um  bie  brfidenben 
^fli^ten  gegen  bie  (gläubiger  unb  ben  6taat  los  ju 
merben,  fo  bog  bie  SBif^öfe  nur  ju  t^un  Ratten,  um  alle  bie 
Kr^Hc^n  Stiftungen  in  (Empfang  ju  nehmen  unb  bie  n)irt* 
f^ftlti^e  £age  ber  C5e|<^enlgeber  neu  ju  orbnen.  3Bo^I  ben 
grd^ten  ünteil  an  biefer  grojsgemerblii^n  Cntmidelung  unb  an 
ber  bamit  oerbunbenen  er^9§ten  $anbeIst^otigIeit  Deutf^« 
lanbs,  namentli^ ^ mit  bem  reid^en  9lo^ftoffIanbe  Spanien, 
^e  ber  neugegrfinbete  Orben  ber  (Eifterjienfer.  UeberalT, 
iDo  Aldfter  biefes  Orbens  ober  bes  Orbens  ber  Suguftiner 
entftanben,  UKir  es  namentlich  ber  93au  oon  ^anbelsgen^a^« 


—    78    — 

feit,  GattenerseugniffenunbäBein^berneBenber  6d^of« 
i\ii)t  unb  berSBoUentDeberei  inSuff^ung  lam  unb  beiti 
Seifert  mit  Spomen  bie  So^n  Bffnete.  %u^  bie  Stobt  Ulm 
ift  in  biefer  Sejte^ung  ein  ^eioorragenbes  Seifptel,  inbem  es 
namentlich  bie  neuen  fpanif^en  unb  butgunbifd^en  Orben 
wann,  meiere  feit  bem  3<i^  HOO  neben  anbeten  Orben  9lieberla|f- 
ungen  inG^toabengrflnbeten.  3ni3<4i^ll26entftanb  inSloggen« 
bürg  bei  Ulm  in  einer  an  SBoiben  reichen  (Begenbein  ^rSmonftra* 
tenfeifbfter^im  3a^rell28 fe|tenfi^bie  Senebilttner in  SIc^ i n  g  en 
bei  Ulm  feft,  im  3o^re  1134  en^tanb  bas  ftlofter  ftaifers^etm 
bei  Ulm,  bie  f<^önfte  Sifterje  !Deutf^Ianbs  femer  bas  Jlbfter 
^eggbac^  bei  fiaup^eim,  ebenfo  oie  im  G^ioarjoalbe  u.  f.». 
bie  AI3fter  !DenIenborf,  Sbelftetten,  gftauenalb  unb 
CSutenjell  gegrfinbet würben.  3^"  3a^rell83ftifteteninUIm 
felbft  bie  9(uguftiner  bas  SBengenllafter  jum  Eiligen  SRi* 
^el,  in  Salmannsmeiler  bei  Ueberlingen  entftonb  eine 
groge  Sifterje,  in  65flingen  bei  Ulm  bas  Alarifferinnenflofter 
unb  balb  galt  Ulm  bur(^  bie  SRenge  feiner  jtlBfter  unb  Alofter« 
99fe  als  ein  Xummelpla^  ber  9R5n<|e,  als  agellus  monachonun. 
SIber  ni(^t  nur  bies  mar  bie  Stabt,  fonbem  i^r  entmidelter 
^anbelsoerle^r,  ben  i^re  gfinftige  SBelt^anbelsIoge  mit  ft(( 
brachte,  geftaltete  fie  jur  Slefibenjftabt  ber  ^ol^nftaufen,  bie  ^ier 
faft  alljährlich  längere  3^<t  meilten,  um  bas  ^ofgerid^t  ju  ^tten 
unb  ben  gütlten«  unb  9{ei^stagen  oorjufi^en.  6o  mar  ^ier  im 
3a^re  1150  ftoifer  gtiebrid^  ber  9iotbart  längere  3^it,  |ier  oer» 
^anbelte  man  fiber  bas  6(^idfal  ber  X^ronfolge  in  SaQem,  ^ter 
gieng  bas  ^erjogtum  S^maben  mit  ber  ^erjogsbutg  Xed  von 
ben  3fi^nngem  an  bie  ^o^enftaufen  über,  ^ier  mürbe  1156  bas 
fianb  £)eftenei(^  Dan  Saqem  abgetrennt  unb  ju  einem  eigenen 
dei^gtum  gemacht,  ^ier  mürbe  bie  Si^einpfalj  an  bie  SBelfen 
abgetreten,  ^ier  mürbe  ^erjog  $einn(^  ber  £3me  abgefe^. 
9leben  bem  Xreiben  bes  ^oflebens,  neben  ben  ^eeresmojfen, 
bie  ^ier  jufammengejogen  mürben,  reiften  ja^Ireii^e 3 er ufalem* 
pilger  ^ier  bur^,  fanben  fi^  Aaufleute  aus  92 fi ruber g  ^ier 
ein,  um  mit  gehabter  9laft  na^  SRailanb  metterjureifen,  ober 
^önbler  aus  ben  Slieberlanben  unb  o^m  K^ein,  um  ju 
(Einlaufen  nac^  ben  Donaulänbernsu  fahren,  beren  Sebeutung 
als  Slo^ftofflfinber  immer  me^r  mu^,  ober  fiber  ben  ^ttn 
m^  Senebig. 


—    79    — 

Wm  ni^t  nur  in  S^iooben  fanb  biefec  Sortfi^rttt  ju 
etnge^enbetet  AuHui  ftoit,  oud^  nStbU^  be$  SRoins  gieng 
man  immer  me^r  in  ^d^ren  jhtlturjuft&nben  über.  6eii 
im  3a^re  1134  ber  (grof  Slbrec^t  oon  %nfyiü  bie  9lorb« 
mar!  Sranbenburg  fibemommen  unb  bie  toenbifi^en  (Srog« 
grunbbefi^er  gelnebelt  ^otte,  festen  [i(^  ^ier  in  sune^menber 
SRenge  i^inlanbif^  Aleinbauern  feft  unb  bebauten  bas 
fianb  in  einge^nberer  SBeife  oIs  f eitler,  inbem  fie  3.  S.  in 
Sranbenburgunb^ommern  SBeinberge  anlegten,  mie  bie$ 
wk^  in  Ulm  um  jene  3^tt  gef^a^.  9lber  nic^t  nur  in  biefen 
SBeltgro^nbebpIö^en  enttoidelte  fid^  ein  leb^er  Serle^r,  aud^ 
in  jo^beid^en  Heineren  ps^en  mehrten  fid^  ber  ^anbel  unb  bas 
CSemerbe  gonj  er^ebli^.  60  jet^nete  (i(^  3.  S.  bie  6tabt 
8raunf^u)eig  bur^  i^ren  großen  llmfa^  in  SBoKtfii^em, 
fieinoKinb  unb  Reisen  aus  unb  es  galt  babei  bie  Siegel,  bag  auf 
ben  bort  abgehaltenen  SRSrIten  bie  angefeffenen  jträmer  lein  3RarIt« 
gelbjubesa^Ien^atten.  Slu^  bie  Stabt$aIIe  an  ber  Saale  war  ein 
bebeutenber  Grog^anbelspla^  für  alle  (&uter,  welche  oon  SRagbe« 
bürg  na(!^  Samberg  ober  umgele^rt  giengen.  $ier  taufte  berSifd^of 
oonSamberg,(BrafOttooon9Reran,n)ertooneSaumn)onftoffe, 
um  fie  naä^  Sommern  als  ®efd^enfe  3U  fd^iden,  unb  biefe 
Stoffe  mürben  bann  auf  ber  Saale,  SIbe  unb  ^aoel  na^  bem 
^ommerlanbe  beforbert.  Slu(^  gans  Sommern  unb  bie  3nfel 
Slfigen,  bie  [eitler  3um  jlontgrei^e  ^olen  ge^5rt  ^tten, 
mürben  bur^  ft5nig  fiot^aroon  Saufen  bem  Deutf^en  9?ei(^e 
einoerleibt  Den  3RitteIpunft  bes  norbifc^en  $anbeIsoerIe^rs  aber 
bilbete  bie  Stabt  SBisbp  auf  ber  3nfel  (Sotlanb  in  ber  Oftfee, 
inbem  bie  Aaufleute  oon  SBisb^  na^  ber  9luffenftabt  Slomgorob 
am  3Imenfee  unb  auf  bem  SBoI^om  nad^  3Ro5fau  reiften 
unb  bort  bie  Srseugniffe  9{uglanbs,  3nbien$  unb  Aonftanti« 
nopete  einlauften. 

(Ebenfo  ^ob  fi^  bie  Aultur  in  ben  Donaulanbern.  9Bie 
^erjog  9Ibre^t  oon  Sln^alt  in  ber  SRarl  Sranbenburg, 
|o  fibergab  $einri^  ber  fibme  oon  Sraunft^meig  bie 
ben  flaoifc^en  Seamten  abgenommenen  Aammergfiter  oon 
Defterrei^  unb  Ungarn  an  baqerif^e  Seamte,  mel^e  bort 
abbalb  eine  lebhafte  Aulturt^ätigleit  entfalteten  unb  eine  IDtenge 
oon  (Erjeugniffen  auf  bie  3RfirHe  f^afften ,  mel^e  oon  beutf(^en 
^finblem    aufgelauft   unb  na^   bem  äBeften  geführt  mürben. 


—    80    — 

Unb  nic^t  allein  bie  (Erjeuftniffe  ber  Donaulfinber  [elbft  Idmen 
auf  biefem  aßege  na$  Deutf^Ianb,  Sonnten  unb  bent  Sterben, 
au^  bie  (Erseugniffe  3taltens  unb  bet  fieoanfe,  tote  Pfeffer, 
aRu${atnilffe,  (Bemfirsnelten,  3nSQ>^^f  ^^^longamur* 
sein  u,\.vD.,  lamen  iiber  gfriefai^  unb  Galjburg  ober  Aber 
Augsburg  unb  £e(^9gmfinb  na^  Slegensburg  unb  Q^ur* 
ben  ^ier  loeiter  nad^  So^men  unb  bem  Storben  beforbert,  fo 
bab  im  3<^t^  113^  Segens  bürg  eine  Sonaubrflde  erbaute, 
um  ben  fteigenben  Serfe^r  beffer  ju  bewältigen.  Kegensburg  toor 
benn  au(^  feit  bem  3^^^^  11^0  meitaus  bie  ooHreid^fte 
6tabt  Deutf^Ianbs  unb  oar  grSger  als  SCugsburg  unb 
9lfirnberg  unb  bie  SRegensburger  Jtaufleute  reiften  jum  &n« 
!auf  i^rer  SBaren  fiber  £emberg  bis  na^  Stitw  unb  SRos* 
lau,  oon  wo  fie  namentlii^  &ontg,  3Ba^s,  $ermelin, 
3obeI,  gif^ottern  unb  SBalro^sa^ne  brauten,  wo^renb 
aus  So^men  Silber  unb  $ferbe  in  bie  Stabt 
beförbert  »urben  unb  oon  Oefterrei(!^  unb  Ungarn  neben 
9linbs^äuten  namentlii^  ftupfer,  SReffing,  (Erj  unb  gi* 
ringe  bie  Donau  ^eraufgefd^idt  unb  baffir  9BoIItfl(^er  aus 
Aöln,  SRaftri^t  unb  Slawen  gelauft  u^urben. 

3m  3a|re  1192  f^lojs  bie  6tabt  Stegensburg 
mit  bem  5^^30fitum  Oefterrei^  einen  neuen  gfinftigen 
^anbelsoertrag  ab,  ber  namentli^  ben  ^anbel  mit 
äBoIItfl^em  genau  regelte.  Serlaufte  ein  Slegensburger 
Kaufmann  ein  5erf(^nittenes  Stfld  unb  bef^n^or,  bajg  er  ni^ts 
baoon  gemugt  ^abe,  fo  blieb  er  ftraffrei,  menn  er  ben  Stäben 
erfe^te.  (Es  wax  ben  Slegensburgem  geftattet,  Solb  unb  Winbs* 
pute  ausjuffi^ren,  nur  fein  Silber  burften  fie  mitnehmen.  3^r 
C&emanb  fam  in  $&den  oerfiegelt  oon  ASIn  in  ganjen  9Bagen« 
labungen  nac^  äBien,  n^urbe  aber  au(^  in  falben  unb  Siertels* 
n>agenlabungen  ge^anbelt.  2Bas  fie  hinaufführten,  »aren  nament' 
li^  SBa^sf Reiben  unb  ^elje.  3onftätten  an  ber  Donau 
maren  in  9Bien,  aRobling,  6t.  gölten  unb  XuII,  in 
Stein  unb  9Rautpufen.  9lud^  3U  fianb  fam  oiel  Xud^ 
na^  SBien.  3ugeri^tetes  ^eljmerl  unb  ebenfolc^e  Sf^lle  maren 
jollfrei ,  ebenfo  itupfer ,  SReffing ,  (Slodenfpeife  unb  ^oringe. 
9{egensburger  C5ut,  bas  na^  ftieto  gieng,  jaulte  2  $funb, 
fott^es,  bas  aus  Siuglanb  lam,  nur  ^  2  $funb  30^*  ^  ^' 
belte  fi(^   babei   namentli^  um  ^elje,  Seibenjeuge  unb 


-    81    - 

Solbbrolate  aus  AonftatttinopeL  AieiD  xoie  SRosIau 
Ratten  bamate  ffyct  golbene  3<U*  l^&Ö  ^otte  man  bie 
ieifi|mte  golbene  Pforte  am  Jlreml  gebaut  unb  Aaufleute 
aus  oller  fetten  £finbet  tummelten  fi^  auf  ben  bottigen  SRelfen^ 
iDobet  bie  9legensburger  itaufleute  eine  ^eioonagenbe  Stolle 
gelten,  mit  benen  ber  6^ottenm5n^  SRorion  aus  Ritm 
(eimteifte. 

6inb  bie  ^anbelsuetbinbungen  ber  G^maben  mit  Der 
Champagne  feit  bem  3^^!^^  HOO  jtoeifel^,  fo  fte^t  es  anbets 
mit  ben  Sejie^ungen  bet  S^wahtn  }u  ftbln.  Seit  bem 
Zc^tt  1100  gieng  f^wäbif^es  Aaufmannsgut  oon  Slugsburg 
unb  U I  m  an  Riln  oorflber,  n>obei  bie  SBaren  in  ildln  bem 
Stopeljmang  unterlagen,  b.  ^.  anlegen,  ben  ^funbjoll  be* 
Sa^kn  unb  auf  Jtölner  Skiffen  »eitetfa^ren  mu|ten. 
6,    ®ic  ^aiibeUwegc  bcS  13.  3al}rt)unbertö. 

SBaren  bie  ^anbelsbejie^ungen  S^ioabens  fowo^I  5U  9{ug« 
lanb  wie  ju  gfranfreic^  im  12.  3^^4unbert  fe^r  entoidelt ,  fo 
toar  bies  im  13.  3a^r^unbert  no^  me^i  ber  gfall.  9Bas  ber 
3eit  feit  bem  3a$re  1200  oor  allem  i^ren  (SfyxtaHtx  oerlie^, 
toor  bie  (Eroberung  Stuglanbs  buri^bie  SRongoIen,  bas 
Mefe  oon  1250  bis  1450  behaupteten.  Der  (Srunb  biefer  (Sx* 
oberung  toar  wk  berfenige  aller  Ariege  eine  Seränberung  ber 
^onbebmege.  6eit  bem  3a^re  1200  begannen  bie  (Europäer, 
benen  bas  erftarlenbe  Sigengen)erbe  Syriens  unb  tKegqp« 
tens  ben  9bfa^  i^rer  Gemerbeerjeugniffe  in  ber  £eoante  unb 
bamit  ben  (Einfauf  oon  Sto^ftoffen  in  Serien  unb  Sleg^pten 
oetf^Iogf  ou^  i>^^  £anbmeg  burd^  3nnerafien  na^  Snbien 
oorjubringen.  (Es  gef^a^  bies,  inbem  jtoei  neue  9BeItoerfe^rs« 
fttagen  gebaut  n)urben:  bie  eine  Strafe  gieng  fiber  ftonftan« 
tinopel  unb  Zrapejunt  bur^  Aleinarmenien  na^  $er» 
fien,  3n)>^^it  unb  C^ina,  bie  anbere  bun^  Gflbruglanb 
unb  3nnerafien  unmittelbar  nad^  C^ina.  Die  gfolge  biefer 
CErSffnung  neuer  $anbel$n)ege  wax  ein  er^ebli^es  9lotIeiben 
bes  Serle|rs  jmif^en  C^ina  unb  3nbien  bur(^  bie  SRon« 
golei  unb  Xartarei.  Da  bie  ^anbelsgefäüe  ber  SRongolen 
bur^  bie  neuen  Straßen  notlitten,  bemä^tigten  biefe  fit^  biefer 
Straßen,  toi^  i^nen  ^alf,  bag  9{ußlanb  bamals  in  10  oon 
einanber  unab^Sngige  Sü^t^ntfimer  jerteilt  wox.  Unter  bem 
^erjog  Df^enfis  brad^en  unenoartet  bie   SRongoIen  über  bas 

6 


—     82    — 

tufftf^e  £anb  herein  unb  untenoorfen  but($  ben  6ieg  am  Rqf 
lep  beim  Xfotofc^en  9Reer  über  bie  ^oloiojer  unb  fiber  bie 
Sfiiftett  oon  Stitro  unb  Xfi^ernigotD  in  taf^em  Siegesläufe 
ganj  6flbmgIonb.  3m  ^cifyct  1237  oenofifteten  bie  ÜRongoIen 
unter  ^erjog  Satu  bie  6tabte  Stqafan,  SRo$!au.  9BIabi« 
mir  unb 3atO0lau,  1240  X[(^ernigotD,ftie(D  unb  runb  1000 
anbere  Stäbte  unb  X)örfer;  bann  jogen  fie  na^  Ungarn  unb 
6(^Iefien,  brannten  bie  Stabt  S  res  lau  nieber  unb  bebrol^ten 
Deutf^Ianb.  3in3a^rel241  inbes  mürben  fie  bei  £iegni^4»on 
ben  ^olen  unb  Sd^I^fi^^n  mit^ilfeber  Deutfc^^etren  ge« 
[(plagen  unb  von  ben  Sö^men  oollenbs  oertrieben^  fo  bag  fie 
bur^  SR&^ren  unbUngarn  na^Stuglanb  ^urfidfd^renmugten, 
mo  fie  bas  9ltii)  ber  golbenen  $orbe  ton  5tiptf<^af  griinbeten, 
bas  oom  Ural  bis  jur  Dnieprmfinbung  reit^te  unb  beffen 
$auptftabt  Sarai  an  ber  9BoIga  mar.  Seither  beließ  ber 
®rog^n  oon  Sarai  ben  (grogffirften  unb  bie  10  Xeilfurfien  oon 
Kuj^Ianb  unb  oerpa^tete  bie  StaatsjSIIe  unb  Steuern  an 
frembe  3uben  unb  (BeneralpS^tergefellfi^aften.  So  erftredte  ft^ 
bas  Xei^  ber  äRongoIen^ane  Don  S^ina  unb  Xibet  bis  naä^ 
(Europa.  Die  fianbesgefe^e  mürben  oon  i^nen  nirgenbs  gefinb* 
bert,  bie  gfirften  geborten  na$  mie  oor  bem  f^mebif^en  gaufe 
9luril  (oif  trugen  aber  i|r  fianb  oon  S^ina  su  Selben  unb 
mürben  oom  Aaifer  oon  (O^ina  abgefegt ,  fobalb  fie  fi^  miber« 

fP^nftig  ä««fl*«n- 

Diefe  SRongoIen^errft^aft  mar  inbes  nid^t  nur  fein  Hemmnis  fflr 

ben  ^anbel,  f onbem  begfinf tigte  benfelben  in  ^o^em  Grabe  unb  erft  bie 

Q^tbedung  bes  Seemegs  nat^  Oftinbien  mad^te  biefem  Serle^ 

bur(^  3nnerafien   ein  (Enbe,  ber    Stäbte  mie  S  res  lau  unb 

£emberg  xa\^  }u  ^anbetepIS^en  erften  9langs  empotblfi^n 

lieg  unb  oon  ^ier  aus  einen  blfl^enben  Serle^r  mit  Aiem  unb 

Sana  am  Sd^marsen   SReere   ins   £eben  rief.    Slemannifc^ 

Sinmanberer  oerbrSngten  bie  Slaoen  in  Sreslau  unb  bie  Strage 

oon  jliem  naif  ber  großen  Zartarei  belebte  fi$  mit  Houfleuten 

aus  Aonftantinopelp  Senebig,  (Benua,  ^ifa  unb  Hva- 

gonien,  aus  fiombarbieUp  $oIen,  ^reugen,  S^Iefien 

unb  Oefterreid^,  bie  bort  (Einlaufe  matten ,  mie  au^  bie  Sir« 

menier  unb  Zartaren  jum  (EinTauf  nad^  ftiem  unb  £em* 

berg  lamen. 

Diefe  (Erfd^liejsung  3nnerafiens  mar  in  erfter  £inie  oon 


I 


-^    83    - 

io(er  Sebeututig  fflt  bie  (Entmidlung  bcr  $an[e|t$bte  an  ber 
Oftfee  unb  9torbfee.  Seit  bem  3a^re  1200  tt^klt  ber  (Sro|« 
(anbei  ber  ^anfeftabte  nod^  benOfifeelinbern  unb  3nner* 
afien  eine  et^o^e  Sebeutung.  9RU  Umgetuitg  3)&neinarte 
unb  be$  6unb6  giengen  oon  ben  9HeberIanben  unb  bem  di^eine 
^r  burd^  SBeftp^aleu/  $oI|tein,  JQauenburg  unb  9RedIen« 
6ttrg  namen^IU^  bie  SBoU|toffe  ber  Slieberlanbe  unb  bes 
9ß^\m,  aber  au$  }a^Iret^e  anbere  (Bitter  na^  ber  3n|el 
Xugen  unb  ben  OftfeelSnbern,  fo  bag  ]\^  bos  Aönigreid^ 
Danemart  burd(  biefen  fteigenben  ^anbelsoerlel^r  ffibli^  ber 
Ciber  er^eblt^  in  feinen  SoOfl^f^nen  gef^bigt  \a^.  2>fine« 
mod  befe^te  bes^alb  bie  fiSnber ,  m\^  biefen  Serl^t  beforg« 
ien,  inbem  es  fi$  in  rafc^er  ^olge  sunt  ^erm  opn  SRedlen* 
bürg,  ^olftein,  ,£auenburg,  Sommern  unb  Sftlanb 
ma(|(e,  fo  ba^  lein  r^inif^es  ®ut  me^r  na^  Stuglanb  gelangte, 
o§ne  in  Sleoal  DSnemarl  ben  3oil  3U  sollen.  Dinemarl 
oar  freili^  nid^  im  Staube ,  biefe  (Eroberungen  bauemb  ju 
behaupten.  !Die  (grafen  oon  6d(Q)erin  normen  ben  JtSnig 
SBalbemar  bun^  einen  liil^nen  ^anbftrei^  gefangen  unb  jvangen 
t^  SRedlenburg  unb  ^olftein  mieber  bem  beutfi^en  Kei^ 
jurfid^ugeben ,  fo  bag  bie  6tra|se  nai|  bem  Often  menigftens 
mieber  frei  oom  bfinif^en  3^^  n>urbe.  3  m  3a$re  1227  n>ur« 
ben  bie  Dänen  oon  ben  9lieberfad^fen  oollig  gefi^Iagen  unb 
mu^en  auf  alles  fianb  ffibli(|  ber  Siber  oerji^ten,  fo  bag  bie 
Uebermat^t  3)änemardEs  gebro^en  oar  unb  bie  ^anfa^errin 
ber  Oftfee  ourbe  unb  fi^  meiterna^  Often  ausbe^nen  lonnte. 
Rotten  bie  ßo^nftaufen,  bur^  i^re  italienifi^e  SBelt« 
ma^tpolitil  im  Sfiben  feftge^Iten,  bie  Stellung  3>Sne« 
maib  in  ber  Oftfee  anerfennen  mfiffen,  fo  gelang  es  na^ 
bem  Ser}t(^t  Deutf^Ianbs  auf  ben  italien{f(!|en  SRartt  ber 
beutf^n  9Ra^t  immer  mel^r,  bie  ^errfd^aft  fiber  ben 
@ttnb  unb  bie  (äringsreid^e  SReerftra^e  jmif^en  ben 
Snfeln  Seelanb  unb  6^onen  in  bie  beutf^e  C5en)alt  ju 
bringen.  Vux^  bie  Slaubfif^erei  vertrieben  sogen  \i^  bie  ^ö« 
ringe  na(!|  ben  (Beftaben  ber  3nfel  !Rfigen  unb  obgleit^  Dane« 
marl  im  3a|r  1168  fi^  ber  6tabt  Slrfona  bemfi^tigte ,  u:o 
^  ber  ^irings^nbel  einen  neuen  SRittelpunlt  gef^offen  ^üt, 
blieb  benno^  bie  $anfa  $errin  ber  SDftfee,  bis  im  3a|re  1300 
ber  gSringsiug  als  „Strafe  Q5ottes"  oieber  oon  ber  3nfel  Slugen 

6* 


—    84    — 

nad^  S^ontn  jutiUSe^e,  ido  er  bis  gum  3<4te  1600  Hieb. 

Den  gtSgten  (Brunb  jum  $abet  abet  gab  ber  Streit  um 
ben  ruffif^en  aRartt.  Seit  bem  Sa^re  1200  tobte  ^ier  ber 
itampf  smif^en  bett  normannif^en  JRuffen  unb  ben  S^m  eben. 
3n  ben  3<t^^^n  1240  unb  1242  ourben  bie  f^n^ebif^en  Sc^mert» 
ritter  oon  ben  9{uffen  an  ber  9ltma  unb  am  ^eipusfeege« 
f^Iagen;  ein  ^anbelsoertrag  bes  jtonigrei^s  fii trauen  mit 
ber  Stabt  9liga  erleichterte  feit  1253  ben  Serle^r  beiber  ßan* 
belsgebiete,  ber  SRittelpunlt  bes  Serless  jtoifd^en  ben  Kl^ein* 
lanben  unb  9{uglanb  aber  mar  bie  Stabt  aSBisbq  auf  ber 
Oftfeeinfel  ®otIanb.  3m  3a^re  1255  gab  bas  ^erjogtum 
^olftein  ben  jlaufleuten  ber  f^mebif^en  Stabt  SBisb^  ab 
SRitgliebem  ber  $anfa  bas  Sttäfi  jur  joHfreien  Durc^fu^r;  1260 
erteilte  bas  ^erjogtum  ÜRedlenburg  ben  ^anfe{tabten  &|nlt<|e 
9{ecl^te  unb  im  gleid^en  3a^re  u)urbe  auf  bem  erften  großen 
$anfetag  in  £flbed  bef^Ioffen,  in  Slomgorob  am  3Im^nf^< 
in  Kuglanb  auf  Aoften  ber  ^anfa  ein  großes  fiager^s  gu  er« 
bauen ,  um  \o  zintn  feften  SRittelpunlt  für  ben  ^anbel  jvif^n 
ber  Oftfee  unb  aRosIau  ju  erhalten.  3m  3a]^re  1288  ge» 
lang  es  ferner  ber  Stabt  SBisb^,  na^bem  bie  6tabt  fifibed 
im  3a^e  1284  bie  gru^rung  ber  ganfeflotte  er^Iten  l^e, 
fi^  gegen  bie  fianbbemo^ner  ju  befeftigen,  mie  an^  fc^on 
im  3a^re  1271  bie  ^anfeftabt  9{iga  9on  6c^n)eben  ben 
jollfreien  $anbel  jugeftanben  erhalten  ^e  unb  1295  auf  Sitte 
bes  Aaifers  fllbre^t  oon  Deutf(^Ianb  alle  ganfeftäbte»  bie  naif 
9lon)gorob  Rubelten,  oon  S^ioeben  3onfrei^ett  eingeräumt  be* 
lamen.  X)ie  ^onfelaufleute  polten  bort  fteigenbe  SRengen  6  c^af* 
molle  unb  gfla^s,  gfelle,  3ud^tenleber,  ^eljmerl, 
SBa^s,  Seife  unb  Aupfer,  bas  fie  fiber  9{eoaI  na^  bem 
9l^eine  ffi^rten,  um  baffir  £einu)anb  unb  aßollftoffe,  SRe» 
tallmaren,  Slei  unb  S^Q)efeI,  Salj,  äBein,  Sierunb 
Pergament  na<!^  Stuglanb  ju  ffi^ren. 

9Bar  es  biefer  Serle|r  ffiblic^  ber  Si ber,  ber  bie  Stabt 
fifibed  jum  natfirlid^en  9RitteIi)unfte  bes  ßanfebunbs  ma^e 
unb  bem  bie  Stabt  i^re  oirtf^oftlid^e  CßrSJse  unb  il^re  politffd^ 
9Ra(^t  oerbanite,  fo  litt  biefer  ^anM  eben  bo<l^  babur^  an  einem 
natürlichen  Segler,  bag  bie  ßanfen  als  ^aufrtausfu^rgegenftanb 
ein  (Semerbeerjeugnis  babei  benü^ten,  beffen  9{o^ftoff  bamals  in 
fteigenben  9Rengen  in  9{u|}Ianb  felbft  auf  ben  SRartt  !am.    3e 


—    86    — 

me^r  Stuglanbs  G^Sferei  \i^  ^oi , .  um  fo  me^r  Begannen  bie 
Kuffen,  felbft  bie  SBoIIemDeberei  ousjuliben  unb  {i$  ber  toeft' 
fi(6en  SBoÜtu^^nblet  }u  enlfi^Iogen.  Xrot|bem  ma^t  obet 
ooretft  noc^  biefer  enliDtdIelte  Seriell  gwif^en  ben  9l|einlanben 
unb  9iuglanb  bie  Strage  oon  Sfibed  fiber  SBeftp^oIen  na(^ 
ftoln  suroi^tigfienetrageberSBelt.  6eit  1241  bilbeten  $am« 
b  u  Tg  unb  fi  fibed  einen  Sunb  sunt  S^u^e  ber  Strogen  unbi^rer 
^belspriuilegien  gegen  bos  oelfif^e  ^erjogtum  Sraun« 
f^oeig.  Die  6tabt  $ilbes|eint  mit  i^ren  so^Irei^en  flonb» 
nfd^  Aoufleuten  trot  ber  gonfa  bei,  erhielt  1248  ein  eigenes 
6tabtgeri(^t unb u)ttrbe  1291  Stei^sfiabt.  Die 6täbte  £ilneburg 
unb  Srounf^oeig  f^Ioffen  |i^  on  unb  legeres  u^urbe  ber 
groj^e  Sustauf^pla^  f&t  ben  immer  me^r  unu^fenben  Serle^r 
jotf^n  itoln  unb  £fibed,  feit  e$  im  3a^re  1247  fi^  mit  $ilfe 
ber  ^anfa  frei  oom  ^erjogtum  unb  jur  9lei(^sftabt  gemalt 
lotte.  9u4|  bie  6tSbte  an  ber  Oftfee,  namentli^  SBismar, 
9lo\tod,  (Stralfunb  unb  (Sreifsmalb,  traten aümfi^Ii^ ber 
$anfa  bei,  ebenfo  bie  oftfrSnlif^e  6tabt  jlfirnberg,  bie  feit 
ber  Srf^Iiegung  9{uglanbs  eine  er^o^te  Sebeutung  für  ben 
SBell^nbel  geioann.  Dur^  gef^idte  S}er|anblungen  oerftanben 
es  feit  1252  bie  Sunbes^uptftSbte  £fibed  unb  $am« 
bürg,  mit  gflanbern  unb  bem  ^ennegau  ^anbels* 
oertrSge  ju  ftanbe  ju  bringen,  mel^e  bie  feit^erigen  39ne 
oefentlid^  ^erabfe^ten,  unb  bie  &bouung  eines  eigenen  Aauf* 
(aufes  in  Srfigge  auf  Jloften  bes  Sunbs  gab  bem  ^anbel 
mitben  9lieberlanben  eine  feit^er  nicbt  gelaunte  Organifation. 
3m  3a^re  1266  gab  bas  ^erjogtum  fiot^ringen  ben  jlauf« 
leuten  oon  Hamburg  bas  freie  ^anbelsre^t  in  gans  fiot^* 
ringen  .unb  Srabant  unb  bas  9lieberlagere(^t  in 
Sutmerpen  unb  im  3<^c^  1263  erhielt  Hamburg  fflr  fid^  unb 
alle  anberen  ^anfeftabte  in  fie9ben  unb  ber  ganjen  ®raff^ft 
^ollanb  bos  joüfreie  ^anbelsre^t  gegen  bie  Serpfli^tung, 
bei  bem  beoorfte^enben  Ariege  stoif^en  Deutf(^Ianb  unb  ^ollanb 
Keutralttfit  ju  beioa^ren. 

Cs  max  in  erfter  fiinie  bie  SRa^t^oIIanbs  meli^e  bur^ 
bi^e  Cnloidlung  ungeheuer  mud^s.  (Eng  oerbfinbet  mit 
bem  ^apfttum  ftellte  es  biefem  feine  gflotte  oon  300 
Sd^iffen  gegen  bas  ®^ibellinentum  ber  $o^enftaufen  5ur 
Serffigung,    um    ben    ^anbel    mit    Jlonftantinopel   unb 


—     86    — 

Senebig  5u  unterbrfiden,  unb  jum  DanI  baffir  ftellte 
ber  $dpft  ^Qtib  in  ganb  mit  bem  (Erjbistum  koln  ben 
(Srofen  oon  $oIIonb  als  beutfi^en  (Segenlönig  auf.  Sre* 
men,  9Ragbtburg,^aIIe,  (5osIar  traten  bem  $anfabunbe 
bei,  als  biefer  oon  JtSnig  9tuboIp(  oon  ^absbutg  Sfrei^eit 
oon  allen  9{(ein3dnen  er^iett,  fo  bag  im  ^ol^xt  1300  ber 
Sunb  bereits  23  StSbte  stoif^en  bem  9{^eine  unb  ber  Oftfee 
umfaßte. 

SRit  fernerem  innent  (SroII  fa^  bie  alte  $anbelsftabt  51 8 1  n 
biefe  QM^fenbe  Sebeutung  bes  ^anbelsoerfe^rs  burd^  bie  Oft* 
fee,  loel^e  feine  SRad^tftellung  in  IDeutfd^tanb  in  fteigenber 
SBeife  bebro^te.  (Es  lourbe  ben  SBoKentoebereien  om  9{l^ine 
immer  fd^ioerer,  i^re  Srjeugniffe  an  ben  9Rann  }u  bringen ,  ba 
bie  (Braffd^oft  Champagne  bie  ftSIner  Srjeugniffe  oSIIig  oon 
i^ren  IBeltmfirlten  ausf^Iog,  feit  bie  ganfa  fi^  in  unmittelbarem 
Serle^r  mit  Xuglanb  befanb,  ftatt  bies  ben  fiombarben 
unb  bem  Seeoetfel^r  fiber  Äonftantinopel  jtt  über« 
laffen.  (Eine  blutige  S^Ia^t  gegen  ben  n)elfifd^en  Srjbif^of 
nmr  bie  Slntmort  ber  Kölner  9Bonenu>eber  auf  biefen  Slbfi^Iug. 
Denn  ni^t  nur  in  ber  Champagne,  fonbem  au^  in  fionbon 
oerlor  JlMn  oöllig  feine  feit^erige  ^rrf^enbe  Stellung  an  bos 
mSd^tigere  £flbed^  u>eI4es  es  oerftanb,  bie  Serforgung  9t u^ 
lanbs  mit  englif^en  SBoIIft offen  in  bie^anb  ju  nehmen 
unb  ben  $anbeIsoetfe^r  mit  Slußlanb  bur^  gftanfrei^ ,  3talten 
unb  bas  S^marje  SReer  oSIIig  la^mjulegen.  Statt  i^re  SBoII' 
ftoffe  auf  ben  SRärlten  ber  (£^pagne  an  bie  fiombarbenju 
oerlaufen,  mußten  je^t  bie  Aolner  fe^n,  baß  fie  bie« 
felben  fiber  fifibed  na^  9{iga  unb  9loiogorob  abfegen. 
9Bie  fi(^  auf  biefe  SBeife  bie  StSbte  ber  Slorb*  unb  Dftfee 
Sur  SBal^rung  ber  gemeinfamen  3ntereffen  oerbflnbeten,  fo  be« 
traten  bie  r^einif^en  StSbte  benfelben  9Beg  bur^  Srfinb' 
ung  eines  r^einift^en  StSbtebunbs  im  Z^W  1^^  unb  ber 
Serle^r  mit  -Rnßlanb  entvidelte  fi^  berart,  baß  im  3a^ 
1282  bie  Jtaufleute  oon  SRfinfter  unb  Soeft  in  9Beftp^Ien 
ein  jt  auf  (aus  in  iRiga  grunbeten. 

SBirtte  biefer  gefteigerte  Setfe^r  fiber  bie  Oftfee  na^  9luß> 
lanb  alfo  f^Sblid^  auf  bas  9(usfu(rgemerbe  ber  ^inlanbe,  fo 
begflnftigte  er  um  fo  me^r  bas  (Emporlommen  ber  oftelbif^en 
fiänber.    3n  Setra((t  lommt^ier  in  erfter  fiinie  bie  Slarl 


-    87    - 

Sronbenburg.  Seit  bem  3<i^tc  1200  trat  Sranbenburg  in 
ben  SRiltelpuntt  bes  äBeltoerte^rs  inbem  es  bec  natfirli^e 
Dut^fu^tpla^  für  bie  Crjeugniffe  S^Iefiens,  Sö^mens 
ttitb  bet  fiauft^  no^  ber  Oftfee  unb  Slorbfee  tourbe.  Die 
ilauflettle  oon  $rag  (Rafften  bie  Srse  biefer  £anber  in  bie 
ftouf^&ufer  oon  Salsmebel  unb  Zongermfinbe,  wo  fie 
oon  ben  jloufleuten  ber  $onfeftabte  angelauft  unb  na^  bem 
9}orben  meiterbeförbert  stürben.  3Reift  giengen  bie  bö^mifd^en 
SBoren  auf  ber  Clbe  nat^  Hamburg  ober  auf  ber  Ober  nat^ 
ben  Oftfeepla^en  unb  faft  alle  Stabte  an  ber  $aoeI  unb 
6pree,  an  ber  Ober  unb  £(6e  maren  bes^alb  SRitglieber  ber 
^onfa,  um  beren  Qäß^  ju  genießen.  93on  £fibedober  $ant» 
bürg  0U9  giengen  bann  bie  Silier  jur  6ee  weiter  no$  Sfl^^n« 
bem  unb  Stabant,  na^  ^ollanb  unb  Seelanb,  loobie 
^anfataufleute  flberall  meitge^enbe  Sinfu^rprioilegien  genoffen, 
fo  bag  namentlid^  Srügge  mit  bem  $afen  6IU99  ber  groge 
9iieberlagepla^  ou^  ffir  biefe  bö^mü^^branbenburgifc^en  9Iu5« 
fu^gfiter  würbe.  SBaib  jum  Slaufärben  ber  Xfid^er,  ber 
bamals  nod^  immer  ben  3nbigo  oertrat,  topfen  unb  bo^m« 
if^es  Sier,  namentlich  aber  Sifen  unb  Sta^I,  itupfer, 
Slei  unb  3inn,  eifeme  Aeffel  unbXöpfe,  Si^en«  unb 
Xannen^ol}  ju  S&ffern,  gefögte  5Bretter,  $e^,  Z^eer 
unb  $otaf(^e,  bonn  gro^e  SRengen  äBetjen  unb  Sloggen, 
SBein  unb  SRet^,  Zierfiäute  unb  gfelle  fotDie  6al5» 
fleif^,  Spect,  6(^meer,  (Jfett  unb  Sutier,  bann  gefal- 
jene  ^äringe  unb  ^äringsfett,  metter  bie  (Erjeugniffe  ber 
6(^8ferei,  Staffelte,  S^afmoHe,  äBoIIengarn,  ro^e 
SBoUtüt^er,  Seinen  garn  unb  fieinmanb,  Saum« 
moUgarn.Sar^entunbßiDillidd,  alle  biefe  Dinge  mürben, 
meift  aus  Sö^men,  6^Iefien  unb  Sad^fen  fommenb,  in  Zaufenben 
oon  6egelfd^iffen  fiber  Hamburg  nad^  Srfigge  unb  anberen  nieber« 
ISnbif^en  ^ofen  gebraut,  wogegen  aus  gflanbern  (5oIb«  unb 
6tlbergefaffe,  Sarrenfilber,  fein  gefärbte  unb  iu» 
bereitete  SBoIIftoffe  unb  SaumwoIIftoffe  unb  See« 
falj  in  groger  9Renge  über  Hamburg  nac^  Sranbenburg  lamen. 
9Bie  Serlin,  bas  im  3a^re  1240  jur  9{eid^$ftabt 
würbe  I  blfl^en  bas  gegenüberliegenbe  Aöln  an  ber  6pree, 
gfranlfurt  an  ber  Ober,  Sranbenburg,  Stenbal,  Sal}» 
webel,   Cßarbeleoe,   See^aufen,   Ofterburg,   SBerben,   (golnow, 


—    88    — 

SRfigeniDalbe,  Stettin ,  SnHant,  IDemmin,  6toIberg,  6toIpe  unb 
9leuftatgatb  mfi^tig  empot  unb  traten  bem  ^onfabunbe  bei.  Seit 
1236  fpielte  namentlid^  bet  ^onbel  mit  Salg^iringen  eine 
gefteigeite  SloKe  in  bei  SRort,  fo  bog  im  3o|re  1243  bie  6tabt 
Stettin  bas  ausf^Iieglid^e  Ke^t  auf  biegif^erei  in  bet  Ober 
enootb  unb  i^te  Äaufleute  in  gan}  ^ommein  gfcei^it  oom 
3on  unb  oom  Umgelbe  erhielten,  als  in  ßambutg  ben  mfid* 
\]ä)tn  itaufleuten  bie  gleiten  ^rioileglen  oetlie^n  ourben  oie 
ben  aRitgliebem  ber  Hamburger  Aaufleutejunft  unb  in  fifibed 
ben  Aaufleuten  oon  $er lebet g  unb  anbeten  St&bten  ab 
^anfagenolfen  Srtei^eit  oom  S^H  bewilligt  nutbe.  Die  Stobt 
$ti3u>aH  ^tte  bas  Sle^t,  {eben  jtaufmann,  bet  ®fitet  oon 
Steslou  na^  Hamburg  ffi^rte,  justoingen,  bie  3onft&tte  oon 
^tijvall  3u  paffieren,  unb  bie  Stabt  Stettin  ^e  bas  $ti* 
oileg,  bas  (Ettid^ten  weitetet  S^Hbutgen  an  bet  Obet  jiDif^n 
Stettin  unb  bet  Oftfee  mit  ®eo)aQ  ju  oet^inbetn. 

aRotlif^et  9Bein  fotoie  9Baib  jum  S&rben  bet  Xfi^ 
unb  topfen,  bie  in  bet  SRad  in  SRenge  gebaut  o^ut* 
ben,  fon){e  bie  ja^Iteit^en  Xut^ftfide,  u>eI4e  bie  mSrI» 
ifd^en  aBoIImebeteien  fertigten,  mürben  um  bas  Sdfyc  1285 
auf  bem  SRarHe  oon  Stenbal  lebhaft  ge^anbelt.  SBie 
es  in  Stenbal  600  SBebermeifter  gab,  fo  mar  au^ 
in  Serlin  unb  itoln  an  ber  Spree ,  in  S^anlfurt  an  ber  Ober 
unb  in  Saljmebel  ber  Si^  beril^mter  SBoIIioebereien,  mo  groge 
SRengen  oon  SBoKftoffen,  gfiljfiaten,  SBoKftrfimpfen  unb  Kaf^n 
gefertigt  mürben,  bie  bann  über  Hamburg  ober  £fibed  na^  ben 
Slieberlanben  ober  nad^  ben  Oftfeeprooinjen  giengen. 

Die  Solge  biefer  lebhaften  groggemerblid^en  Z^tigleit  mar 
benn  aud^,  bag  es  fd^on  feit  bem  3a^re  1200  au^  in  ber  SRatI 
Sranbenburg  mie  in  (grogbritannien  unb  in  ber  (E|ampagne 
immer  me^r  on  ben  jur  SBoIIenmeberei  nStigen  Ko^ftoffenr 
oor  allem  an  Sd^afmoIIe  unb  an  SBoHgam,  3U  fehlen  begann 
unb  bie  SBebereien  bes^alb  bei  ber  Regierung  bur(|fe^ten,  bag 
ben  3 üben  ber  9lufIouf  unb  bie  Susfu^r  aller  jur  äBeberei 
bienenben  9{o^ftoffe  oerboten  mürbe.  (Eine  gfolge  biefer  ^roo^ 
ragenben  mirtfc^aftlid^en  Sebeutung  ber  SRarlgraffd^aft  Sranben* 
bürg  mar  aber  femer  aud^  eine  ftetgenbe  politif^e  3Ra41fteIIung, 
inbem  bie  ÜRarlgrafen  oon  Sronbenburg  bie  SBurbe  oon  Rur« 
ffirften  erhielten.    Die   2:eilung  bes  £anbs  im  Sa^re  1258 


-    89    — 

«folgte  in  ber  SBeife ,  bag  ber  eine  Zeil  feinen  9Bo^nfi^  in 
Stenbal,  bet  anbete  in  Satjmebel  no^m,  oo^renb  bie  fianb* 
oogtei  fibei  bie  ^au)rtftobt  Sronbenburg  unb  bie  (Erboogtei 
über  bie  Sistfintet  Sianbenburg  unb  ^ooelberg  gemein* 
[am  blieb. 

^anb  in  $anb  mit  Sranbenburg  blfi^te  ber  ^anbel 
8 Samens.  3e  mebr  bie  fflbbeutfd^en  ^o^nftoufen  \iä)  an- 
fc^idten,  (Ecoberungen  in  3t<tlien  ju  matten,  inbem  |ie  SRai* 
lanb  ben  ilrieg  ernfiiten,  bie  6tabt  Sre$cia  belagerten  unb 
bie  ftrone  oon  6arbinien  ffir  [i^  in  Xnfpru^  nahmen,  um« 
fome|r  entfrembeten  fid^  i^nen  bie  norbbeutft^en  fianbe.  Sö^- 
men  UKir  bamab  bos  $eru  bes  13.  3a^r^unbert$.  Ungarn, 
SS^men,  $oIen,  SKo^ren  unb  SReigen  oer[orgten  feit 
bem  3a^e  1100  (Europa  mit  ®oIb  unb  6ilber  unb  es 
loaren  namenili^  alemannif^e  Sergleute,  mel(^e  ben  Serg* 
bau  bort  ins  £eben  riefen  unb  berartige  9Raffen  ans  Zages* 
Ii(^  förberten,  bag  eine  SRorltiiberffi^ng  mit  Sbelmetall 
unb  bamit  eine  ^reisfteigerung  aller  £eben$bebfltfniffe  ein« 
trat.  Unmaffen  oon  ®oIb  unb  Silber  Rauften  [i^  in  ben 
6^a^fiaufem  ber  S9^menI3nige.  @eit  1295  fteigerte  fid^  ber 
QErtrag  in  Auttenberg  unb  auf  ber  (Eule  berart,  bag  man 
bie  SRflnjen  oergrSgerte.  SBfi^renb  anberQ)arts  bie  (Bolb* 
unb  Silberbergmerle  erf^opft  maren,  fibeiftrSmte  Sö^men 
alles  mit  feinem  Stetd^tume  unb  ber  Sergje^nten,  ben  bas 
9{ei^  forberte,  brad^te  SRiKtonen  ein  unb  bereicherte  bie 
6taat$gläubiger,  an  meldte  bie  (gruben  oeipfSnbet  maren. 
Diefer  Sergfegen  fteigerte  benn  au^  bie  politifd^e 
SRa^t  So^mens  augerorbentli^  unb  oerf^offte  t^m 
bie  ^enfd^aft  fiber  bie  Donaulänber.  Die  ^erjbge  oon 
So^men  erhielten  ben  itonigstitel  unb  oerlegten  i^ren 
SBo^nfi^  na^  SBien,  n>o  unter  ben  $o^enftaufen  grog» 
ortige  9{ei^stagsfi^ungen  ftattfanben ,  feit  mon  ben  ^erjögen 
oon  Samberg  bas  £anb  entriffen,  Cefterreid^  jum  SRetc^sIanbe 
erHSrt  unb  ben  3uben  bie  93enoaItung  ber  Staatseinifinfte  ent- 
3ogen  fyiüt. 

^anb  in  $anb  mit  biefer  Sebeutung  93o  ^mens  oerbreitete 
fic^  meiter  ber  (Einfluß  ber  6tabt  Senebig  unbbes  Deutf^« 
^errnorbens  im  Of ten.  Seirebig  unb  ber  Deutf^^ermorben 
oeqi^teten  barauf,  ben   f^rifd^en  SKarlt  I&nger  bem  ^al^« 


—    90    — 

monbe  unb  ben  mit  t^nt  unter  einer  X)ede  ftedenben 
©enuefen  |treitig  ju  ma^en,  unb  ©anWen  fi^  gegen 
bie  fc^Iimmere  «6efa^r ,  ©el(^e  bem  toefteuropSif^en  Ausfuhr* 
gemerbe  bur^  ben  (Etnbru^  ber  3;artaren  in  $oIen  unb 
Sd^Iefien  brojte.  SKufete  eine  unmittelbare  politif^e  »er« 
binbunfl  swift^en  C^ina,  «ufelanb  unb  ^olen  bo^  bie  unmittel« 
bare  tDirtfd^aftlid^e  unb  l^anbelspolitifd^e  Serbinbung  biefer 
fianber,  mußte  fie  bo(|  eine  (Erfd^Iiefeung  3nnerafiens 
für  ben  aBeItoerIe|r  jur  golge  fjabtUf  mußte  bod^  bur^  ben 
jteig  enben  (Bfiteroerf e^r  oon  C  ^  i  n  a  über  Sibirien  unb  9{  u  g* 
lanb  nad^  ber  Ober  unb  SB  ei  (^fel  bie  feit^erige  SBelt^anbete» 
(trage  Aber  Damosfus  na^  bem  SRittelmeer  unb  Sene« 
big  er^ebli^  gcj^abigt  werben.  Der  (Ertrag  be«  Deutf^orbens 
an  (Seleitgelbem  in  Serien  fd^oanb  mit  bem  bortigen  Ser» 
le^r  unb  ber  Orben  jog  be$^oIb  nai)  bem  Durd^gangsgebiet  ber 
3iAtnft,  na^  Preußen,  mie  bie  Sol^anniter  na^  Spa* 
nlen.  3m  3a$re  1216  grflnbeten  bie  Deutf^^enen  eine 
»ieberlaffung  in  Ulm,  1230  eine  fo^e  in  SRarienburg, 
1291  verlegten  fie  ben  ^auptfi^  uon  9(fIon  na^  Senebig 
unb  1303  oon  ^ier  nad^  9Rarienburg. 

3e  me^r  bur^  biefe  june^menbe  Srfd^Iießung  Snnerafiens 
fi(^  bie  3<)neinna^men  ber  feit^erigen  Durii^fu^rl&nber  minberten, 
um  fo  mefir  entbrannte  ber  Aampf  um  biefe  ^efSIIe  unter  ben 
einseinen  beteiligten  £anbem.  Cs  toar  oor  allem  ber  Sefi^  ber 
Steiermarl,  ber  nad^  biefer  Stiftung  in  Setra^  tam  unb 
um  mel^e  fic^  S9^men  unb  Ungarn  ^eftig  janiten,  bis  bos 
£anb  burt^  einen  Sddiebsfpnu^  be$  ^apfts  jiDif^en  betben 
fifinbem  unter  3uftimmung  bes  im  englifd^en  ^anbels« 
inte  reffe  ^anbelnben  beutfd^en  Aonigs  9lid^arb  oon  5torn« 
mallis  geteilt  tourbe.  Zro^bem  gelang  es  Ungarn  erft  bann, 
\\ä)  in  ber  6teiermarl  bauernb  feftsufe^en,  als  ber  neu  }um  beuifd^en 
^nig  geiDS^Ite,  im  römif^en  3ntereffe  l^anbelnbe  fd^meijerif^e 
®raf  9{uboIf  oon  $  absburg  ber  wtitttn  Slusbel^nung  ber  VS^m* 
if^en  3Rad^t  in  ben  DonauISnbem  einen  Damm  entgegenfe^te 
unb  es  ba^in  braute ,  baß  Söl^men  auf  feinen  gefamten  Sefi^ 
in  Oefterreid^,  Steiermarf,  ÄSrnten  unb  Ärain  oer» 
ji^ten  mußte.  Die  ^auptftü^en  biefer  Sen)egung  gegen  bie 
großbd^mif^e  SRad^tausbe^nung  toaren  ber  romif^e  6tu^l  unb 
bie  fturfflrften  von  SR a  ins  unb  ^falj,  toS^renb  Snglanb 


—    91     — 

mit  ben  Stöbien  Aölttp  6iroputg  ünbSafel  beti  Söhnten 
^If.  (Es  uDot  ein  Ramfl\  bes  ^anbelstoegs  von  £onbon  über 
Aoln,  etrogburg  unb  Sofel  nai)  ®enua  gegen  ben  ^onbels* 
oetle^  Dom  9{^eine  bur^  bos  SRoini^d  naä)  Sonnten, 
^olen  unb  Sixtm. 

6eit  bem  So^re  1200  [tieg  bie  Sebeutung  Sö^mens  ffir 
ben  SBeltoerfe^r  immer  me^r,  mS^renb  Ungarn  surfldgieng. 
SBie  im  Solare  1158  Deuifi^Ianb  bas  ^erjogtum  S  ö^men  als 
felbftftSnbiges  ftSnigrei^  ^tte  anerfennen  mflffen,  fo  fani  bie  St* 
beutung  Ungarns  er^eblic^.  Site  im  3<^^^  H^^  Aaifer  Scieb* 
ri^  ber  9lot6art  auf  bem  9{u<toege  aus  Saufen  na^  9{e« 
gensburg  fom,  traf  eine  Solfd^aft  ber  Ungarn  bei  i^m  ein, 
bamit  er  bie  3:^ronftreitigIeiten  in  Ungarn  entf^eibe.  3m  3a^re 
1166  fi^ritt  u)eiter  bas  ^ersogtum  itarnten  mit  bemaff neter 
$anb  gegen  bas  Si^bistum  Saljburg  ein,  loeil  biefes  in  bem 
Aampfe  bes  9lti^s  gegen  bie  Aird^e  jum  $ap[te  l^ielt.  9Is  im 
3a(re  1200  ber  $er}og  Ottofar  oon  6teiermarf  ftarb,  erbte 
$er}og  £eopoIb  oon  Oefterrei^  bas  ^erjogium  Steiermart, 
fo  bag  beibe  Staaten  feit^r  ein  ein^eitlid^es  (Sebiet  bilbeten.  Die 
grogen  SReffen  oon  Sns  in  Steiermarl  loaren feit^er  noc^ 
me^r  als  oor^er  ber  SRittetpunIt  bes3BeItoerfe^rs  fQr  bie  Donaulan» 
ber.  Unter  bem  (Seleitft^u^e  bes9iegensburger  $ansgraf  enamts 
fanben  f i(^  ^ier  bie  grd^ten  ^anbelsfirmen  aus  S  a  q  e  r  n ,  6  d^  m  a« 
benunbben  9{^einlanben,  namentlid^aus$a[fau,9{egens« 
bürg,  atugsburg,  Ulm,  Aöln,  Slawen  unb  9Raftri^t 
ein,  um  i^re  SBoIIftoffe  bort  abjufe^en  unb  baffir 
bos  (Salj  unb  bos  Sifen  ber  Donoulfinber  ein^utaufc^en. 
Diefer  ^ansgraf,  ber  [ogenannte  capitanens  ober  negotia^orum 
praepositas,  ber  Aaufleutepropft,  u^ar  ber  Stabtoogt  oon  9{e« 
gensburg,  ber  aber  nur  in  Dingen  rieten  burfte,  mtl^t  ni^t 
bie  Stabtgemeinbe  berührten,  fonbern  bie  aWeft«  unb  SWarft* 
angelegen^eiten,  bas  grtembenreÄt. 

9{egensburg  unb  Sägern  [tauben  bamals  oollig 
im  aRittelpunIte  bes  SBeltoerfel^rs.  SRit  bem  3a|re  1200  mar  bie 
6tabt 9{egensburgauf  bem ^ö^enpunlte  i^rer  SRad^t angelom» 
men.  Seit  bemSa^re  1207  ^atte  bieStabtbas3?e(|t,  i^ren§ans« 
grafen  felbft  ju  mahlen  unb  alle  3uben,  Oeiftlid^e  unb  ftauf» 
leute,  bie  ]\^  bort  nieberlieften,  um  (Bewerbe  ju  treiben,  waren 
biefem  ^ansgrafenamt  fteuerpfli^tig.    3ablrei(^c  3 üben  unb 


-    92    — 

fiombarben  mo^nten  in  bet  Stabi,  nomentlid^  loaten  es  Aauf« 
leute  oon  Sie  na,  bie  \x^  bort  }um  (Einlaufe  nieberliegen  unb 
mannigfad^  in  SireUigleiten  mit  bem  Sif^of  als  Slegierungs« 
prSfibenten  gerieten.  9Bar  hoi)  iRegensburg  bos  Sinbeglieb 
3U)if(^en  Z^alitn  unb  S  dornen,  bem  ^eru  bes  SRÜtelalters. 
3m  3a(re  1198beft&tigte  jldnig^einri^  VI.  von  Deutf^Ionb, 
fiombarbien  unb  Sidlien  mit  Simoilligung  bes  ^apfles  (Eoleftin  111. 
bem$er}og  fieoll.  oon3[rmenien  biebiefem  oomCBrafeng^inrid^ 
oonC^  a  mpagne  alsASnigoonSerufalem  erteilteftSnigsoficbe. 
(Sraf  geinrid^  oon  (Champagne  toar  ber  6<|n>ager  bes  Jtonigs 
9{t(^arb  £otoen]^er5  oon  Snglanb  unb  ber  6^rsog  Aonrab  oon 
9ßitteldba(^  oon  Sa9ern  flberbra^te  bem  neuen  A5nig  oon 
Armenien  bie  ASnigsIrone  famt  ber  Seftätigungsurlunbe  nad^ 
Z^arfus  in  (Eiliden.  3m  3<^^^  1200  fanb  meiter  in  Stegens* 
bürg  ein  groger  Sfürft^ntag  megen  ber  jtoiefpSItigen  ASnigsioa^l 
ftott,  auf  bem  ber  Uebertritt  bes  Srjbiftlofs  Jtonrab  oon  SBit* 
telsbad^  oon  äRainj  ju  ben  ^o^nftaufen  bie  Knerfennung 
bes  ^erjogs  ^^ilipp  oon  6<|u)aben  ^erbeiffi^rte.  Seither  aber 
gieng  bie  Sebeutung  9{egensburgs  immer  me^r  surfid  unb  ber 
$anbel  ber  Stabt  jog  \i^  admfi^Ii^,  menn  auc^  langfam,  nad^ 
Sugsburgunb  9lflrnberg.  !Der  9lildgang  bes  ^anbete  ber 
Donaulanber  seigt  fid^  3.  S.  in  bem  Streit,  ber  im  3<4t^  1201  poU 
fd^en  ben  Stabten  $a[fau  unb  9{egensburg  wegen  bes  ^o^en 
6al33  0  IIs  entbrannte,  ben  $affau  auf  bas  6al3burger  6al}  legte, 
bas  na^  Kegensburg  gieng.  Der  (Brunb  ^iefflr  loar  ber  er^ebli^ 
9lfi(Igang,  ben  bie  (Erträge  bes  ^affauer  6al33ons  aufliefen, 
feit  fid^  ber  SBettbemerb  oon  Sd^io&bif^  ^all  in  Sd^UHiben 
immer  me^r  geltenb  mad^te.  ^all  mar  um  bas  3<4t  1250 
bereits  einer  ber  mid^tigften  ^anbelspunfte  S^mabens ;  42  Stobt« 
gefd^Iet^ter  Ratten  ^ier  i^re  feften  ^Sufer  ober  Surgen  unb 
führten  bas  ^Regiment  ber  Stabt  unb  ber  SBo^Iftanb  ber  Stabt 
ioi  [i^  burd^  ben  [teigenben  (Ertrag  ber  Saisquellen  berort,  bag 
ber  in  ber  Malier  äRfinje  gefd^Iagene  Pfennig,  ber  filier,  feit« 
^er  bie  (errf^enbe  S^eibemflnse  in  gan3  S&bbeutf(^Ianb  lourbe. 
3mmer  m&(^tiger  aber  enttoidelte  [i^  ^anb  in  ^anb  mit  bem 
mad^fenben  SRangel  an  9{o^[toffen  feit  bem  3a^re  1200  bas  (BemeAe 
Ung  a  r n  s.  Seit  ft9nig  Sela  IV.  fiebeßen  fid^  sa^lreid^e  Deuif^ 
in  Ungarn  on  unb  trieben  C&emerbe  in  ben  StSbten  ober  bauten 
$anbelsgeu)ad^fe  auf  bem  £anbe,  fo  bag  fid^  bie  ilultur  bes 


—    93    — 

Sanb$  eileNid^  fteigerte.  Singetoanberte  itumanen  beoSI« 
fetten  bie  Stiebeiungen  ber  X^eig  unb  3Q^Irei(|e  £ombatben, 
Senetianet  unb  9{agu[Qner  lamen  übet  ben  Sentmer- 
ring  na^  SBiener  9teti[tabt  jum  (Etnfaufe  ber  (Erjeugniffe 
Ungarns  unb  besohlten  biefe  mit  Spejereien  aus  ber 
fieoante,  loeld^e  bann  bie  Aaufleute  9on  SBiener  9leu« 
{labt  mleber  an  bie  jlaufleute  Don  9Bien,  9legensburg, 
$rag  unb  Sreslau  oerlauften.  T>a  biefer  Serle^r  ben 
^anbel  Oeft  erreich  s  er^ebli^  fd^fibigte,  fo  oerbot  im  Z^^ 
1198  bie  9{egierung  biefes  £anb$  allen  fremben  Aaufleuten 
aus  $affau,  Stegensburg  unb  St^toaben  bie  ^cifyA  na^ 
Ungarn  unb  juning  fie,  i^re  Sinfäufe  bei  ben  ftaufleuten  oon 
SBien  ju  ma^en.  Seither  fauften  bie  itaufleute  oon  9legen$« 
bürg,  Sa^en,  3Re^  unb  9Raftri^t  u.f.to.  bie  Srgeugnilfe  ber 
!DonauIfinber  unb  ber  £eoante  im  SBiener  Stapel^fe,  too  fie 
frei  oom  ^ßfunbjoll,  b.  1^.  ber  Umfa^fteuer,  vDottn  unb  lebiglid^ 
bas  £agergelb,  bie  Surgmout,  ju  beja^Ien  ^en.  Die  SBaren,  bie 
fie  mitbra^ten,  mußten  fie  inbes  auf  bem  fianbioege  nad^  SBien 
bringen;  bie  S^M'  <^uf  ber  Donau  mar  ifinen  oerboten,  bamit 
bie  StragenjBIIe  bes  ^erjogtums  nid^t  notlittenp  ein  Strafen« 
juKing,  ber  etft  nac^  oielen  Ser^anblungen  fiel.  £finger  als 
jmei  9Ronate  in  SBien  3U  bleiben»  n>ar  ben  fremben  jlaufleuten 
verboten.  SRit  bem  (Blanje  ber  SR&rite  oon  Sns  in  6teier> 
mar!  aber  toar  es  feit^er  oillig  oorbei,  ber  fteiermirfift^e  (ßlanj 
erblei^e  oor  bem  neuen  Schimmer  bes  SBiener  (Srog^anbels.  9)on 
ft^merer  Sfolge  UHir  inbes,  bag  feit  bemSa^re  1270  au(^  biegemerb« 
li^e  ftusfu^r  Ungarns  er^blit^  notlitt.  Die  national toirtfd^aftenben 
jt  u  m  a  n  e  n  lamen  ans  ^uber  unb  l^emmten  bie  9{o^ftoffausf u^r  bes 
fianbSybis  ber  SRannsftamm  ber  Slrpaben  im  3a^re  1300  erlof^  unb 
toieber  bie  frei^finblerift^en  C5runbf8^e  ans  iRuber  lamen.  Die 
Aanfleute  oon  Stegensburg  erhielten  feit^er  mieber  bie  alten 
5anbelsprioilegien  unb  man  fd^affte  bie  oon  ben  Aumanen  ein« 
geführten  iRo^ftoffausfu^rjjone  toieber  ab,  fo  bag  bie  ftaufleute 
oon  SRegensburg  u.  f.  lo.  erneut  fd^toeres  (Selb  bur^  ben  Sin« 
lauf  in  Ungarn  oerbienten. 

Sbenbfirtig  jur  Seite  fiellte  fid^  Sö^menunbUngom  ber  Silber* 
reicbtum  SR  e  i  g  e  n  s.  (Es  waren  oor  allem  bieSilbergruben  oongf  r  e  i« 
berg ,  meiere  ben  ^erjogen  biefes  fianbs  i^re  Zfirme  ffillten 
unb  einen  berarttgen  9{eid^tum  mit  fi^  brauten ,  bag  bie  Xur* 


-    94    — 

tiitxt  bet  ^erjoge  oon  aReigen  als  bie  fd^önften  bes  13.  3<4^ 
^unberts  galten.  Spoitenb  rühmten  [t^  bantals  bie  äReignec, 
mit  bem  (Ertrage  ber  grreiberger  ®ruben  lönne  man  bas  JlBnig« 
rei^  So^men  laufen.  3n  ganj  Sfranlrei^  unb  3talien 
ftaunte  man  fiber  ben  (Ertrag  bi^er  (gruben  unb  beounberte  bie 
Serfd^n)enbung  ber  9Reigner  ^of^altung.  Das  beutf^  Kei^  oer« 
langte  ft^on  unter  Aontg  Slubolf  von  ^absburg  mieoonS5^ 
men  au^  oon  UReigen  ben  Sergjel^nten  unb  ftonig  Slbolf  oon 
Reffen  ma<^te,  als  i^m  biefer  oenoeigert  iDurbe,  bem  Streite 
bur^  genaltfame  Sefi^no^me  ber  (gruben  für  bie  Slei^sgeoalt 
ein  (Enbe. 

93on  n)eiterer  großer  SBebeutung  ffir  ben  äßelt^nbel  loar 
bas  iturfurftentum  9R  a  i  n  3.  Der  totd^tiglte  Sefi^tanb  besf elben  oMir 
bie  6tabt  (Erfurt.    STIs  eine  ber  oolfrei^en  6t&bte  Deutf^* 
lanbs  Q^ar  fie  ber  6i^  einer  [tattlid^en  Kolonie  oon  ^ollan« 
berUf  bie  bort  eine  entQ)ideIte  SBoIIem  unb  fieinenmeberei 
betrieben,   meil  (Erfurt  ber  3RitteIpunIt   bes  beutf^en   SBaib* 
baus  nmr  unb  |o  fflr  ben  SBoüen^nbler  einen  9<^^(ftoff' 
marlt  bot,  mie  er  laum  anbersmo  gefunben  n)urbe.    Die  tlus* 
fu^roerbote  bes  beutft^en  9{eid^s  Ratten  bes^alb  au$  ^ier  bie 
Solge,  bog  fi^  bie  (Broggeverbetreibenben  aus  ben  9lieberlanben 
in  (Erfurt  nieberliegen  unb  ben  n^ertoollen  SRo^ftoff  an  Ort  unb 
Stelle  verarbeiteten ,  bis  es  i^nen  (pater  gelang,  im  3nbigo 
einen  (Erfa^ftoff  ju  finben,  ber  [ie  frei  00m  (Erfurter  SBaibmorft 
mad^te.    (Ebenfalls  fe^r  bebeulenb  wox  Srfurt  burd^  feinen  ent« 
u)idelten  9RarIt  ffir  Saflor  unb  Sin is,  bie  in  ben  (SSrten 
Z^firingens   in  großen   9Rengen  gebaut  unb  na$  ber  ^Iben 
9BeIt  oer[<^idt  n>urben.    So  vurbe  (Erfurt  ber  SRittelpunlt  fflr 
ben    Dur^fu^roerle^r  oon    9lieberbeutfd^Ianb    unb 
Sraunfd^meig  nad^  Oberbeutfd^Ianb,  ben  %lptn   unb 
Italien.    Aaufleute  aus   ^ollanb  unb  Sraunft^meig ,  aus 
Sfranlfurt  a.  3n.  unb  9Rain},  aus  9lfimberg  unb  Augsburg  unb 
aus  ganj  Saqem ,  Oefterreit^  unb   S^maben  trafen  fid^  |ier 
3um  einlaufe  unb  jum  Slustaufd^e  i^rer  C&üter.    Diefe  ^eroor« 
ragenbe  Q)irtf<|aftlid^e  Stellung  oerf<|affte  bem  X^flringerlanbe 
benn  audb  eine  ^o^e  politifd^e  aRad^tfteüung,  fo  bag  es  ber  fianb« 
graf  $einri<!^  9{aspe  u)agen  lonnte,  als  Parteigänger  Stoms  ben 
$o^nftaufen  als  (Begenlonig  gegenüberjutreten  unb  biefen  bei 
S  r  0  n  I  f  u  r  t  eine  9lieberlage  beibrai^te,  bis  ber  Sc^ug  eines 


—    96    — 

Uhnec  Sogenf^fl^en  feinem  2^fKn  oor  ber  6tabt  Ulm  ein 
Snbe  bereitete. 

Stapfte  fo  bie  Scf^Hebung  Snnetoftens  reges  £e6en  in  ben 
unmittelbaren  Serle^r  jiDifd^en  Muglanb,  Snglonb,  9lorbbeut|(^* 
lanb  unb  ben  X)onaulQnbem ,  fo  f<|abigte  fie  in  ^o^m  (Brabe 
bie  9RitteImeerianber  unb  SSBefteuropa,  b.  ^.  bie  ganje 
romanif ^e  fianbergrun'e,  unb  biefe  6(^bigung  ffi^e  in  i^ren 
Solgen  ollma^Iit^  ju  einem  ooIIftSnbigen  Urnfturj  ber  feit^rigen 
Serle^rsoerboltnijfe.    9Im  fd^verften  traf  bie  Srfd^Iiegung  3nner« 
aftens  bie  fehler  foblfi^nben  9RarIte  ber  Champagne.  SBel^es 
£eben  noc^  immer  um  bas  3a|r  1200  in  ber  Sbampagne  ^errf^te, 
jeigen  ja^Irei^e  Kod^ri^ten.  Sie  (I^ampogne  nmr  ber  anittelpunit 
bes  »efteuropaifd^en  ^onbeb.    3n  ^rooins  3.  S.  gab  es  im 
3a§re  1270  9  bffentli^e  aBoUioagen  unb  bie  Sluflfiufer  ber 
^ier  ge^anbelten  Sd^ftooIIe  »aten  ni^t  jum  oenigften  beuif^e 
(Befi^ftsleute  unb  es  gab  bort  eine  eigene  Snemannenftrage.  ^u^ 
in  S  ar  oede^rten  oiele  Deutfd^e;  es  gab  bort  einen  Alemannen- 
^of  mit  Srembenjimmem  unb   ftattli^em   AeKer,  wie  es  in 
Xr  oqes  einen  Sosler  $of  gab.  ftamen  bie  Sosler  unb  Q^ma» 
ben  oon  Often,  fo  lamen  bie  9{^  ein  I  an  ber  meift  bur^  gflan« 
bern,  Slrtois  unb  ben  ißag  oon  Sopaume  na^  ber  (Sfym* 
pagne,  um  bort  i^r  Silber,  i^r  $el3n>erl  unb  i^re  Zfid^er 
3u  oedaufen.  Diefe  ^anfelaufleute  brauten  bie  SBoIIe  aus  Sng« 
lanb  ^rilber  nad^  ber  (E^mpagne  unb  festen  fie  bort  an  bie 
Schaben  unb  fiombarben  ab,  bis  ben  Aolner  (Srog^nblern 
im  3a^re  1260  ber  Sefud^  ber   SRarUe  ber  (E^ampagne  oon 
granfrei^  verboten  rourbe.    93on  beutf<^en  aOBoIIjtoffen  stürben 
namentlid^  bie  9Rarlen  (Eifenbraun  unb  bas  Didunbbfinn  leb^ft 
gejubelt    Sieben  ben  6(^maben  unb  9tieberlänbem  maren  es 
loeiter  bie  6 panier,  meiere  bie  3RarIte  ber  Champagne  eifrig 
befuc^ten.    Sud^  fie  bilbeten  loie  bie  Sd^oHiben  im  Sa^re  1238 
eine  eigene  Semeinbe  in  ^rooins,  mS^renb  fie  in  Zroqes 
mit  ben  jtauf leuten  oon  £angueb'oc  eine  gemeinfame  Aorper^^ 
f<l^ft  bilbeten,  u)ie  au^  in  Sagnq  im  ^a^xt  1292  bie  Aauf* 
leute  ber  £angueb'oc  unb  ber  ^rooence  eine  (Bemeinbe  unter  einem 
C5emeinbe^uptmonn  (capitaen)  Ratten.    Sieben  ben  Aaufleuten 
oon  £9on  toaren  es  oor  allem  bie  Aaufleule  ber  St&bte  Slont* 
pellier  unb  Xouloufe,  u>eld^e  biefer  (gemeinbe  angehörten. 
3ebe  biefer  StSbte  mfi^Ite  i^ren  Pfleger  (consal)  unb  bas  AoKeg 


—    96    — 

btefei  itonfttln  oetfontmelie  |t^  bann  unter  bem  Sotft^  bes  (5e« 
meinbel^Qtipimanns  (capitaen).  60  gab  es  3.  S.  einen  JtonfuI 
ber  fieber^Snbler  oon  fietiba  inSlragon,  oon  Sarcelona 
in  Aotalomen unb  von  SRonipelliet  unb  biefeftonfuln verteilten 
mit  einanber  bie  9RarItft$nbe  on  bie  einjelnen  £eber^nbler 
ber  Provence  unb  fiangueb'oc.  Xu(^  bie  Jtaufleute  oon  91  a* 
oarta  unb  SRaUorla  feinen  bi^er  (ßemeinbe  angehört  gu 
^en  unb  bie  Segie^ungen  biefes  fionbs  jur  Champagne  untren 
fo  enge,  bag  hos  ASnigreid^.  Staoana  fd^Iiep^  burd^  Beirat 
an  ben  (Brafen  von  (£^mpagne  fibergieng,  bis  Sranlreid^ 
iDieber  feinerfeits  bas  Srbe  ber  ®raff<!^oft  Champagne  ünb  bes 
Aönigreii^  SRaoana  antrat,  äßeitaus  bas  toi^tigfte  Soll  auf 
ben  (E^ampagnermeffen  aber  tooren  bie  5tauf(eute  aus  Italien. 
Die  erften  italienift^en  ^anbelsgefetlfc^aften  Ratten  bort  i^re 
91ieberlagen  im  13.  unb  14.  3a^r(unbert,  5.  93.  bie  SRebid,  bie 
9ticorbi,  (Buabagnabene,  Sapponi,  Satbi,  Slufttga^gi,  ^nguiffola, 
SRagalojji,  ^erucci,  Scogjip  äRojji  u.f.m.  Sfloren},  fiuaa,  Genua, 
nom,  (Eremona,  SRailanb,  ^iftoja,  9fti,  6iena,  $arma,  Pa* 
cenga,  Senebig,  Urbino  fi^idten  i^re  Aaufleute.  Son  ißiacenja 
maren  im  Sa^re  1248  allein  50  itaufleute  auf  ber  SReffe  unb 
1278  oerfammelten  fid^  23  jtonfuln  aus  Sombarbien  unb 
Xoslana  infiagn^  jur  gemeinfamen  Seratung  i^er  3nte> 
reffen.  Diefe  Staliener  brat^ten  namentli^  feine  SBoIIftoffe, 
6eibe,  (&oIb,  Silber,  ^elje  unb  fieoanteoiaren  unb 
polten  bafur  englifd^e  SBoIIe  unb  franjSfif^e 
91  o^t fidler  aus  ber  CC^ampagne  unb  gflanbern  fomie  fieber 
aus  Spanien.  !Diefe  Sejie^ungen  n)aren  fo  bebeutenb ,  bag  }. 
S.  im  Saläre  1222  bie  (Sraffd^aft  Kampagne  einen  eigenen 
Vertreter  in  Sremona  ^ielt,  um  bie  ^anbelsbegie^ungen  mit 
biefer  Stabt  gu  er^Iten.  Die  9Bege,  auf  benen  bie  ^Snbler  aus 
6aoo9en  unb  ^iemont,  aus  fiombarbien  unb  Sene* 
t i e n  nad^  ber  Champagne  einf^Iugen,  xoattn  oerf (Rieben.  Die 
einen  lamen  ju  Sanbe,  bie  anberen  gu  S^iff  Aber  Sign  es« 
mortes.  Son  Deutf(|I  anb  lamen  große  SRengen  oon  9BoII« 
ftoffen,  Silber  unb  Sid^^ornfellen  fiber  £ot(ringen  na4 
ben  SDlfirtten  ber  Champagne ;  au^  über  Neuenbürg  brauten 
beutfd^e  Aaufleute  fieinu>anb,  Silber, Sic^^omfelle unb ^t^^^^ 
nac^  ber  (£^ampagne. 

3m  3a^re  1283   ^iraiete  bie  (Erbgr5fin  oon  (S^mpagne 


—    Ö7    — 

mh  8rie  ben  Jtinig  ^^iliw  oett  Olranlrei^,  toobur^  6eibe 
Stttff^en  an  bie  ftroite  oon  gfronbei^  lameii.  Sianlrei<| 
fuc^te  bie  SR&itte  bei  G^tniHigne,  bie  f<(on  bomals  notjuleiben 
begannen,  babur<^  gu  et^Iien,  bog  es  ben  17  $au|rtiu$' 
planen  Simbei^s  befo^I,  i^re  Zfi^er  eine  beftimmte  3eit 
in  ber  S|ani))Qgne  f eiljubieten ,  e^  iie  biefelben  auger 
£«nb$  flirten  butften,  unb  man  verbot  im  3^^^  1392  allen 
Slemtem,  bie  Aaufleute  biefer  17  6t&bte  oegen  ber  Sd^ulben 
i^rer  l^errf^aften  pi  (yfinben.  Do^  ^If  bieies  Sorge^en 
oenig  mel^;  es  trat  ein  raf^er  9{äd|^Iag  bes  ®e[<|fift9 
in  ber  (E^ampagne  ein,  inbem  bie  italienifd^en  Sluffaufer 
ausguUeiben  b^annen.  7>\t  gfolge  toaren  Vrbe  iter au f {t änbe, 
namenfli^  in  ^rooins,  benen  ein  Stfldf^ilag  mit  S^reden 
folgte,  inbem  grrantrei^  bie  Aoften  biefes  Vufftonbs  ber  Zud^ma<|er« 
junft  in  (BeftaU  eines  Suggelbs  oon  4000  $funb  auferlegte, 
fo  bab  feit^er  allgemein  Aber  bie  übgabenoerme^rung  unb  ben 
Steuerbrud  gellogt  lourbe.  Um  ben  (Brunbbefi^ern  guten 
Serbienft  s^  f^ffen,  geftottete  gfranlreic^  ben  Serlauf  engli« 
[(^erSSBoIIe  nur  no^  bann,  menn  |ie  ber  inlänbif^en  SBoIle 
glei^am;  bo$  mugte  |ie  aud^  bann  ausbrfidlic^  als  englifd^e 
ober  VbenteuerooKe  be3ei<^net  loerben. 

6o  begann  ber  3^^<^n  \^on  feit  bem  3a^re  1250  unb 
feit  bem  3a^re  1296  (teigerte  er  fi^  babur^,  bog  [eitler  bie 
Florentiner  na^  fipon  }ogen,  beffen  SRarlte  ber  Champagne 
einen  lebbaften  SBettbemerb  bereiteten.  3mmer  mei^r  }etgte 
es  fi^,  bog  ber  Vbfa^  na<i^  69rien  unb  Stegppten 
nii^t  me§r  geniigte,  um  bie  jteigenbe  SRenge  ber  abenb« 
I&ti^if^  C5en)erbeer3eugni|fe  aufjune^men,  unb  fo  mar  man 
immer  me^r  beftrebt,  neue  Sbfa^gebiete  ffir  bie  Sr|eugmf[e 
ber  9RitteImeerIanber  lu  erf^Iiegen.  3n  Setra^t  iom  (ier  in 
erfter  £inie  ber  ruffifi^e  SRarlt.  Diefen  Ratten  fei^r  faft 
ottsf^Iieglic^  oon  Storben  ber  bie  ^anfelaufleute  mit  ben 
CErjeugniffen  ber  9tieberlanbe,  Sranlreic^s,  Sranbem 
bnrgs  unb  Snglanbs  oerfeben;  je^t  traten  ibnen  oonSfiben 
ber  bie  (Benuefen  unb  Senetianer  mit  ben  (Erjeugniffen 
ber  fiombarbei  unb  oon  Slo^^n}  entgegen,  fo  bag  fi(b  bie 
SBebereien  ber  Stieberlanbe,  Sranlreid^,  Snglanbs  unb  I)eutfd|« 
fambs  me|r  als  feit^r  auf  ben  3nlanbsabfa^  angemiefen 
fob^n,  mfib^enb  ber  ruffif^  SRorltju  einem  großen  2:eil  in  bieganbe 

7 


-    98    - 

berStaltencr,  Dor  allem  berfficnuefeit,  gelongte,  bte  fett  1200  ben 
93enetianem  <  immer  tne^t  ben  griet^if^en  ütib  xufftjd^en  9RatIt 
ftrettig  mad^teit.  Um  bas  3o^  1250  fuhren  bie  ®eirflbet  ^olö 
Don  Senebig  ous  erftmols  mi)  Aonftontinopel  unb  9(t* 
menien,  tote  ciud^  bie  ®enue[en  ^anbelsnieberlaffungen  in 
St^en,  6aIoni^  unb  Aaffa  (SebaftopoO  grfinbeten  unb  ben 
$anbel  mU  ilonftontindpel  immer  me^r  in  i^re  $Qnb  jogen, 
inbem  fie  bie  93eif orgung  Aonftantinopels  mit  (betreibe  aus 
Sulgarien  in  bie  $onb  nahmen,  bas  fie  in  Sarna,  SRe« 
fembria,  ain^ialos  unb  6o5opolis»  ben  grogenSBeijem 
ftapelp^Ifi^en  jener  ®egenb,  auffäuften!  Die  i^ren  3ntereffen 
bienfibaren  ^aiaolegenfaifer  ftrebten  nad^  ber  äJerbinbung 
ber  grted^ifc^en  unb  r8mif(^en  Rxtäftf  bie  im  3a^r  1274 
auf  einem  Aondl  in  fiqon  bef^Ioffen,  aber  nie  5ur  SBa^r^eii 
gemoddt  tourbe. 

Aonftantinopels  ÜDIa^i  unb  SBebeutung  f(9QHinb  bamals 
ungel^euer.  3^^^^  fc^toerer  litt  ftonftantinopel  unter  bem  ®egen« 
fot  ber  ^anbelsintereffen  ber  aSBettbeioerbsft&bte  (genua  unb 
Senebig.  9Burben  bie  Senetianer  $err  in  jtonftantinopel 
ünb  unterbonben  ben  ®etreibeabfa^  Serbiens  unb  S  u  l« 
gariens  nac^  ber  2BeIt{tabt  am  golbenen  $om,  fo  rildten  bie 
Bulgaren  unb  Serben  bro^enb  oor  i^re  äRauern,  n>urben 
bie  (Senuefen  5^rr,  fo  l^e^ten  bie  Senetianer  ben  Sla^^abern 
in  Aonftantinopel  bie  vilben  Osmanen  auf  ben  ^als.  3nt' 
mer  Heiner  mürbe  inbes  in  Aonftantinopel  ber  Sn^ang  ber  fia- 
teiner,  b.  ^.  ber  Stabt  Senebig  unb  ber  mtt  i^r  uerbfin* 
beten  flanbrifd^enSBoIIentDeber;  unb  oon  Sticfia  aus  gelang 
es  ber  f einbüßen  ^alSoIogenb^noftie  unter  Sei^ilfe  ber  <Be< 
nuefen,  fi^  3um  $erm  von  5lanftantinopeI  ju  machen. 
6o  mürbe  ber  3ntereffenfampf  immer  fd^ärfer;  benn  bie  ®enuefen 
begnfigten  fid^  nid^t  mit  bem  9Rarifte  naif  ben  £änbern  bes 
S^marsen  SReers,  fonbem  fie  begannen/  bie  Senettaner 
au4  Quf  i^rem  ureigenf ten  (Sebiet,  in  Serien  unb  Heg qpten, 
3U  bcfriegcn.  Eine  genuefif^e  ©efanbtf^aft  mtt  mertoollem 
€arfenet,mtt(SeierfaIfenunb3agb^unbengtenganbiearobt« 
fc^en  5lonige  bon  Sleg^pten  nadd  Aair  o  ab,  um  einen  neuen  $an« 
belsoertrag  mit  biefem  fianbe  5uftanbe  ju  bringen,  unb  traf  bort 
mtt  jmei  meiteren  (Sefanbtf^aften  ber  9ffad^t^ber  ooit  Aon* 
ftantinopel  unb  bes   ftSnigs  Slubolf  bes  Habsburgers  oon 


Deutfc^Idnb  sufammen,  bie  fi^nltd^e  3^^^^  Derfolgteit.  Die 
Solge  oller  btefer  Seftrebungen  mar  inbes  nur,  bag  bie  SRad^t« 
ftellung  ber  obenblänbifd^en  SReii^e  gegenüber  ber  fieoante  au^ 
in  Segppien  DoIIenbs  oerloren  gieng ,  na^bem  ber  Krieg  oon 
1244  ben  Arabern  ben  93e|i^  oon  3eru[oIem,  9If!on, 
Zqrus  unb  Seirut  oerf<^offt  ^otte.  Son  einer  gemein« 
famen  93ertretung  ber  3niereffen  bes  Sbenblanbs  gegen* 
Aber  ber  £eoante,  loie  es  bie  (Einigungsbeftrebungen  ber 
r3mi|(^n  ftir^e  gegenüber  Aonftantinopel  in  £9on  am 
geftrebl  Ratten ,  mor  unter  biefen  93er^altni[fen  balb  feine 
9lebe  me^r.  Seit  bie  ffirofen  oon  SRontferrot^Üurin  Ferren 
in  jtonftontinopel  maren ,  war  an  eine  33ereintgung  mit  Senuo 
ni^t  me^r  5u  ben!en.  Son  einer  äBieberaufrii^tung  ber  (|ri[tli(|en 
Aird^e  in  69rien  mar  nid^t  me^r  bie  9?ebe;  es  ionnte  fid^  nur 
noi)  barum  l^anbeln,  bur(^  Unterl^anblungen  mit  ben  orabifd^en 
äRai^t^abern  bem  europaif^en  SRarfte  ju  retten,  idqs  ju  retten  mar. 
Um  fo  f^ärfer  entmidelte  fi^  bes^alb  aud^  ber  ftampf  um 
ben  ru[fi|(^en  SRarft.  Seit  im  3^^^^  l^^O  bie  C&enue|en 
bie  Ferren  oon  Aon|tantinopeI  getoorben  maren,  mar  es  mit 
ber  $err(^aft  Senebigs  am  Schmor jen  9Reere  enbgiltig  5U 
Snbe  unb  oon  i^rem  3RitteIpunfte  Aaffa  ober  Sebaftopol  aus 
beforgten  bie  grogen  ^anbelsgefellf^aften  (Senuas  ben  ganzen 
Serle^r  oom  SRittelmeer  na^  Sfibruglanb,  inbem  fie  auf  ifiren 
Sd^iffen  bie  SBoIIftoffe  bes  ^benblanbs  nac^  Siuglanb  führten 
unb  (Setreibe  bafilr  juriidbra^ten  ober  bie  äBaren  ^met* 
afiens  ben  itaufleuten  ber  Xartarei  in  ftaffa  ablauften, 
ftamen  biefe  Xartaren  bamals  bo^  mit  ben  Srjeugnilfen  3n» 
biens  unb  (Elinas  bis  na(^  fiemberg  in  ®ali5ien  unb 
9lomgorob  am  S^n^^nfee.  Die  $an[eaten  mehrten  fid^ 
biefem  gefä^rlid^en  SBettbemerb  Genuas  unb  ber  Stäbte  bes 
meftli^en  SRittelmeers  gegenüber  babur^,  bog  [ie  ben  nieber« 
lanbifi^en  SEBoIIenftoff en  bur<^  gemalt|ame  Oeff nung  ber  S  u  n  b« 
[trage  unb  ber  £anbmege  nac^  ber  D{t|ee  bie  SBa^n  nai)  91  ov^ 
gorob  unb  ber  SBoIga  freier  mad)ten,  mä^renb  bie  Senetianer 
über  ben  Srenner,  Slugsburg  unb  Stürnberg  ben  ganbel 
mit  9{uglanb  über  fiemberg  in  (Salisien  aufregt  ju  ersten 
luvten.  So  öffneten  fid^  bem  SBelloerle^r  oollig  neue  £inien. 
SBfi^renb  bie  SRSrite  ber  Champagne  5U  oeroben  begannen,  ba 
[i<^  ber  franjöfif^e  "Zud^^anbel  oom  92orben  na^  bem  Süben 

7* 


—     lÖO    ^ 

30g,  belebte  f{(^  um  \o  gemaltiser  bie  Siennerltrage  unb  ber 
^onbelsoeife^t  jmif^en  Senebig  Aber  Slugsburg  unb  9lflm« 
berg  na^  Slarienbutg  in  ^teugen.  3um  ilampfe  gegen  bie 
Xartaren  mürben  bie  IDeuifd^orbensritter  oon  91  ton  in  Gpcien 
ilber  Senebig  na^  SRatienbutg  in  $reugen  oerlegt,  wo 
fie  1237—1240  bem  weitem  Sorbringen  ber  Xartaren  ein 
feftes  3iel  festen,  fo  bog  bie  SRo^  ber  Xortoren  auf  6fibru6« 
ianb,  anoelau  unb  RUw  beft^rSnit  blieb,  nieou^  in  Ungorn 
bur^  beutf^e  Sintoanberer  ben  Xortoren  ein  fefter  Damm  ent« 
gegengefe^  mürbe. 

SCudf^Iaggebenb  ffir  bie  meltftfirjenDe  Umumnblung,  mt\^ 
ber  SBettoerlel^r  feit  bem  Sa^re  1200  erfuhr,  mar  ber  Durd^bru^ 
neuer  9{egierungsgrunbffi^e  in  gronfrei^.  Sranfrei<|,  fetter 
ber  SRittelpunft  bes  gfi^eibanbels ,  mar  am  mirtf^aftlid^en  3^« 
fommenbru^e  angelommen  unb  begann ,  3U  einer  nationalen 
S^u^SoIIpoIitil  iiberjuge^n.  SRU  ber  Slustreibungber 
3uben  au$  Sfranlreid^  im  3^^^^  11^^  begann  eine  neue 
mirtfd^ftli(^e  ^eriobe  ffir  biefes  fianb.  gfrantreiil^  bra^  oBHig 
mit  ben  feit^erigen  frei^änbledf^en ,  liberalen  (Brunbfä^en  unb 
[teilte  fid^  auf  ben  Stanbpunft  einer  nationalen  SBirtfd^afts* 
politif.  SBie  (Englanb  00m  oerfd^menberif^  mirtfd^ftenben 
p^9fioIratif^en  Wirten«  unb  $5nblerftaat,  ber  Sni<^t  ber 
9lormannenpoIitif  bes  11.  3a$r^nbert9,  bes  3^ii<^Iter9  ber  9lo« 
mantif,  5um  nationalen  (Bemerbeftaat  fibergieng,  fo  lam  au^ 
in  granfreid^  ber  nationale  ®ebanle  me^r  als  feit^er  jum  Dur^ 
bru^  unb  fo  begann  feit  bem  3<^^^^  1^^  in  (Europa  bas  neue 
3eitalter  ber  9lationaIIriege.  Snglanb,  gflanbern, 
6a(|fen  unb  Sraunfd^meig,  bie  eifrigen  Vertreter  bes  reinen 
ffiroggemerbeftaats ,  menbeten  fi^  emp5rt  gegen  gfranlreid^, 
bas  es  magte,  ben  gemerblii^en  (Erjeugniffen  biefer  fifinber  feine 
anfirfte  ju  entjteben. 

Den  (Brunb  ju  biefen  3Ragregeln  gfranlrei^  gab  biefem 
fionbe  bie  sune^menbe  Sebeutung,  meli!^  feit  bem  3a^ 
1200  bas  (Eigengemerbe  berjenigen  SSnber  errei^te,  bie 
feitber  ifiren  Sebarf  an  Semerbeerseugniffen  in  Sftonhei^  unb 
in  ber  Kampagne  gefauft  Ratten.  Da  in  allen  £8nbem  (Europas 
eigene  Üuc^ereien  entftanben,  trat  eine  erbeblid^e  Ueberfflbning 
bes  Xud^marfts  ein,  meldte  nid^t  nur  Deutf^Ianb  unb 
glanbern,  fonbem  oor  allen  bie  Sfiampagne  IfyneqjjR^ 


—     101    — 

empfanben.  3ebe9  £attb  oeifotgie  ben  nationalen  SRarlt  unb 
fo  H^nb  ber  fett^rige  leb^fte  freie  ^nbeboerle^r  unb  mit 
i^m  bet  (Ertrag  ber  3i^ne  unb  Steuern.  (Es  blieb  ben  einzelnen 
£änbem  nichts  äbrig  als  ber  Uebergang  pm  nationalen  6<^u^« 
}oHf9ftem.  SRan  fu<^te  burc^  Sr^o^ung  ber  (Bebfl^ren  tro^  bes 
oerminberten  Umfa^es  ber  SReffen  unb  äRirlte  ebenfooiel  ^aus* 
3uf(|Iagen  oie  feit^,  inbem  man  eine  Umfa^fteuer,  ben 
fogenannien  ^funbjoll,  einffi^rte,  b.  ^.  eine  (Sebfi^r,  bie 
jeber  gfrembe,  ber  einen  (Srog^nbelslauf  ober  8er(auf  ab« 
l^log,  na^  bem  Gemixte  ber  SBare  ju  bejo^Ien  ^tte,  »oi^renb 
bie  3nlanber  oon  biefem  3one  frei  blieben. 

3e  me^r  ben  inlanbif<^n  SBoIItu^reien  ber  alten  (Brog» 
geioerbelanber  ein  SBettbemerb  in  ber  Sigenerjeugung  berjenigen 
£anber  entftanb,  meli^e  [ie  (eitler  mit  i^ren  9Bontu(^n 
oerfel^n  fyMtn,  um  |o  me|r  ftrebten  fie,  burc^  befte  Se« 
((^affen^eit  biefem  9Bettben>erb  bie  6|>i|e  ju  bieten.  60 
entftanben  in  ben  beutfi^en  Stfibten,  in  ben  91ieberlan« 
ben,  in  Snglanb,  in  gfranlrei^,  in3taIieneine9{e^Don 
Xud^ma^erorbnungen.  3n  Strasburg,  Ulm,  Slegensburg 
u.  f.  to.  orbnete  man  bie  Slnfertigung  ber  £oben»  unb  (Srautui^e, 
bas  gfarben  unb  6<^eren  ber  Xfii^er,  man  verbot  bie  Ser- 
n>enbung  minbermertiger  SbfallmoIIe  ber  Xu Af euerer  bei 
allen  Zü^tn  aus  Ungar mo II e.  9Bie  in  Ulm  im  3a^re  1292 
eine  blfi^enbe  Zud^erjunft,  eine  Semaubf i^neiber-  unb  eine  9Beber< 
junft  beftanben,  fo  mürbe  im  3a^re  1323  in  Dinlelsbu^I 
beftimmt,  bog  olle  gur  Serfenbung  na^  ausmfirts  beftimmten 
Xfi^r  mit  bem  Gtobtmajje  gemeffen  merben  follten,  unb  bos  9lei$ 
oerorbnete,  bog  bas  Slac^meffen  berartiger  Zäd^er  auf  ben  fremben 
SRfirften  bann  nic^t  me^r  geforbert  merben  bfirfe. 

9Rit  bem  june^menben  Slbfi^Iu]}  ber  nationalen  Staats^ 
gebilbe  gegen  bie  ausIönbif(^en9{o$ftoffaufIaufergieng$anbin 
$anbeine6c^eibung  bes  inlSnbifi^en  (Bemerbebetriebs 
in  3m ei  Xeile,  in  eine  Srjeugung  ffir  ben3nlanbmarlt  unb 
eine  fol^  fflr  bie  tlusf  u^r.  :Die  S^mierigteit  bes  Slbfa^es  im 
üuslanbe  ma^te  es  fflr  bie  einjelnen  (Bemerbearten  jum  bringenben 
Seburfnis,  bag  eine  öffentliche  Stelle  bie  ®em&^r  fflr  bie  gute 
Sefi^affen^eit  ber  ffir  bie  fremblönbif^en  SRSrtte  beftimm« 
ten  (Eijeugniffe  fibema^m.  ßatle  biefe  Sluffid^t  Aber  ben  SBelt« 
martt  feit  bem  12.  3o(r^unbert  bie  Rix^t  mit  &Ufe  berOr« 


—     102    — 

ben  gefibt,  fo  fibema^m  biefeSufft^t  feit  bem  13.  3a^r^unbert 
ber  Staat  auf  nationaler  (Sninbloge.  !Der  internationale  SBelt« 
^anbelsgefi^tspunÜ  ber  Air^e^  mdä)t  bie  [amtlichen  lat^olif^en 
6taat$gebilbe  be$  Srbfreifes  als  eine  tDirtf(^aftIi(^e  3ntereffen* 
gemein[^aft  beira^teie,  erfd^ien  für  bas  prafti|^e  Sebfirfnis  bei 
Slusfu^rgemerbetreibenben  ju  tDeitumfa[fenb  unb  an  t^re  Stelle 
trat  bes^alb  ber  nationale  ^bfc^Iug  ber  einseinen  Staats^ 
gebilbe  ber  S^riftenl^eit  in  Sejug  auf  bie  freie  ^o^ftoff ausfuhr 
unb  führte  fo  in  einer  IRei^e  oon  fiönbern  ju  einem  er^ebli^en  SRan« 
gel  an  ^o^ftoff en.  Sie  6taatsregierungen  begfinftigten  bes^alb  $anb 
in  $anb  mit  ber  Srf^merung  ber  Slusf u^r  oon  9{o^ftoff en  bes  eigenen 
fianbs  bas  Sntfte^en  oon  Sinfaufsgenoffenfd^aften,  ^anfen,  3unften 
ober  C&ilben,  b.  ^.  oon  Sefellfd^aften,  ioeI(^e  ben  Swtd  oerfolg« 
ten,  unter  gemeinfamer  Ueberna^me  ber  (Sefa^r  9{o^ftoffe  im 
Sluslanbe  aufsufoufen  unb  nad^  bem  3nlanbe  311  fc^affen  unb 
baffir  bie  ®eQ)erbeer}eugniffe  bes  eigenen  fianbs  na^  bem 
9luslanbeju  oertreiben.  6oI^e®iIben  waren  3. 8.  bie  SR  am  er» 
ober  aBolIfärbergenoffenf^aften.  3n  ffinglanb,  granfrei^,  fiombat» 
bien  unb  Sflanbern  mie  in  S^ioaben  unb  Sägern  entftanben  eigene 
aBoIIfärbergenoffenf^aften,  loel^e  bie  oon  i^nen  gefertigten  ©oII* 
ftoffe  na^  bem  Sluslanbe ,  namentli^  ben  ibonauISnbern,  oer« 
trieben  unb  baffir  (Setreibe,  6al3  unb  Sifen  aus  biefen  £5nbetn 
jurüdbra^ten.  Der  3lusf(^nitt  oon  fremblänbif^em  (Semanbe  im 
Aleinen  ftanb  biefen  SBoIIffirbersunften  ni(^t  3U ,  fonbem  bies 
beforgten  bie  Ärämer. 

3n  Selra^t  lam  in  Se3ug  auf  ben  Uebergang  3um 
Sigengetoerbe  in  erfter  £inie  3talien.  Die  bebeutenbften 
Slbne^mer  ber  fransofif^en  SBoIIftoffe ,  bie  S  ^  0  r  e  n  t  i  n  e  r, 
tauften  nunmehr  ij^re  %üä)tx  ni^t  me^r  in  ben  fransöfif^en 
Zu^ereien,  fonbern  polten  nur  no$  bas  ^albfabrilat  unb 
fpöter  nur  no^  bas  9{o^materiaI,  bie  äBoIIe,  ben  9Baib, 
ben  ftrapp,  bie  Aarbenbifteln;  bas  SDoIIf^Iagen,  SBirfen, 
Sarben,  9?au^en  unb  S^eren  beforgten  fie  felbft  unb  führten  i^re 
Xu^er  felbft  hinaus  in  alle  SBelt.  Die  SBoKe  aber  lauften  fie 
mit  Umgebung  (Jfran  Ire  i^s,  um  bie  ^o^en  SJlarftgebfi^ren  ber 
Champagne  unb  bie  ^o^en  fran3ofif(^en  l^bllt  3U  fparen, 
unmittelbar  in  ben  englif^en  Aloftern.  Dos  ^albfabrifat, 
bas  fie  auf  ben  SReffen  ber  Champagne  oon  ben  Xu^mat^ern 
oon  ^rooins,  Xroi)es  unb  S^alons  lauften,  appretierten 


—     103    — 

fie  in  Sfloreit}  ju  pannl  franceselii  di  Kalimala,  fo  bag  bie 
Srianjolen  bilter  fiber  biefen  unloutem  SBettbeioerb  unb  bie 
Stattenfölf^ung  bec  3tonener  Ragten  unb  enbli^  bie  SIus« 
fu^r  alier  ^albfabrilate  unb  9Bebereiro^[toffe  um  fo 
me^c  verboten,  als  anäf  bie  (&enue|en  leine  Xfi^ec  me^r  in 
(Sfydons,  Zro^es  unb  ^rnoins  polten,  jonbem  i^re  felb|tgefertigte 
SBare  naä)  bem  $eloponne$  unb  bem  S^ioarjen  SDleer 
füllten. 

UeberoII  begann  man  feitber  bie  SBoIItfic^ec  unb  anbere 
mistige  Ceroerbeerjeugniffe  [elbft  ju  ma^en;  jebes  £anb 
[teilte  (i^  auf  eigene  PB^.  Die  Sr(tn3o|en  lernten  6eibe 
machen,  bie  3t aliener  fertigten  [elb[t  SBoIIftoffe  unb  [o 
fanben  bie  SBoIItüt^er  oon  ^rDoins,  Zropes  unb  Cbalons 
unb  bie  Xen>i(^e  unb  fieinmanben  oon  Sib^ints  in 
3talien,6icilienunbbem  Orient  immer [(^oerer^bfa^ ;  an  bie 
Stelle  ber  Sranjofen  traten  bie  Florentiner  3Beber,  beren 
Aunft  }u  immer  b&^erer  Slusbilbung  gelangte.  3^9^^  H^ 
bie  Slufföufer  aus  9leg9pten  unb  Sqrien  infolge  biefer 
nationolen  $anbetegrunb[a^e  oon  gfranfceic^  surüd  unb  be^ 
[orgten  i^re  Sinl&ufe  an  engU|(ber  SBoIIe  in  93enebig, 
n>o^in  (ie  bie  Snglanber  entu)eber  auf  ber  (&a rönne  über 
£a  9{o(^ene,  Sorbeaus,  Zouloufe  unb  aRar|eiIIe 
ober  auf  ber  Sl^einftrage  bur(^  S^ioaben  unb  fiber 
ben  gfernpag  fanbten,  fo  {trebte  bafür  gfranlrei^  bama^ 
unmittelbare  Sesie^ungen  mit  ber  fieoante  ju  ge« 
«»innen.  Die  ^Pilgerfahrten  fran5o[if(^er  (£^ri|ten  bur^  Ungarn 
unb  Sulgarien  na^  itonftantinopel  unb  über  jtlein« 
afien  na^  Serien  u>aren  ber  Slnfang  bi^ju  geioefen,  bie 
ftriegdmärfi^e  gftanlreic^s  unb  Deutft^Ianbs  mi)  bem  Orient 
auf  bemfelben  SBege  Ratten  [obann  mit  (Seioalt  3U  errei^en 
gefugt  p  mos  gutmillig  ni^t  gelingen  oollte.  Dann  maren  mit 
ber  Geefabrt  Abnig  9{i^arb$  fion^enberj  oon  Snglanb 
fiber  Gibraltar  unb  9RarfeiIIe  na^  Sqrienunb  Aonig  $bi' 
lilips  oon  Sranlrei(^  oon  (Senua  aus  bie  erften  93erfu(be  gefolgt, 
mieber  unmittelbare  93erbinbungen  jur  See  jioif^en  (Englanb, 
Sranfreid^  unb  Serien  ^erju  {teilen  unb  ben  gegenfeitigen  Sr- 
}eugnisou5tauf(^ mit  Umgebung  33enebigs,  Oefterrei^s  unb 
Jtonftantinopels  ju  beioirlen.  Sis  äRittet,  um  bie  Srotfru^t 
ber  £eoanteein5utau[(ben,bienten  nunmehr,  ba  es  mit  ben  9BoIN 


-     104     - 

ftoffen  «nein  nid^  tne|r  ce<|t  gc^  »odie,  bfe  iiiafiiii|^ri|^  9at|' 
nnb  9t 0  begegenftfinbt,  fflr  beren  {^etftenung  bec  Sraiqofe  imi 
ie^r  ein  gaitj  bcfonberes  (ßefc^id  geigte ,  oie  3.  8.  fait  3a|ce 
1300  in  ^otis  bie  bottigen  fieb€rgef(tafte]a|Iretd|e9Iniofeit« 
t&l^^en  na<^  6ara(enenart  für  bie  9ndfu|c  nac^  bet  fieoante 
fertigen  liejjen,  oo^tf^einli^  oon  ben  ge{<|{dlen  ^nben  oon 
ftlofterfratien. 

3mmet  me^r  ober  jeigte  ]iif,  bog  es  in  etfter  £inte  ber 
Sefi^  ber  ®aronne  unb  ber  Stfibte  Xouloufe  unb  Sor« 
beaux  nrar,  loel^r  fflr  bie  8e^nf<^ung  bes  ^bel9au9tmif(|< 
joifd^en  ber  Seminie  unb  bem  Korbioeflen  ausf^toggebenb  loor, 
ba  bie  Strafe  vtm  Gibroltar  burc^  bie  3^\U  ber  Araber  in 
S^nlx^tt  SBeife  gefperrt  umr,  loie  bie  Gunbftrojje  bur^  bie 
Solle  ber  Danen.  Die  Se^rrfi^er  biefer  aBelf^nbelsftroge 
bnrc^  6fibfronIrei(^  nmren  bie®rafen  oon  X  0  u  1 0  u  f  e,  bie  Slo^folger 
ber  alten  SBeftgotenlBnige ,  ein  liberales  ®ef<^Ie^t,  meines  feine 
SBafferfiroge  gerne  ben  Aaufleuten  aller  Stationen  gegen  mSgige 
®ebfi^ren  3ur  Serfügung  ftedte.  3^en  gdt  bes|aI6  au^  bei 
grimmige  $ag  bes  franjdfif^en  SSoRs,  bos  fie  bef<|ulbigte ,  bag 
fie  ben  fran}5fi|^en  Sinvo^nem  bie  9{o^toffe  entffi^ren  unb 
baburd^  bie  ^eife  fteigem. 

Seit  bem  3a^re  1240  n>u^s  in  Sf^^^nlrei^  ber  aSBiber^ 
ftanb  gegen  bie  liberale  3BeItpoIitif  bes  beutf^en  ^o^enftaufen« 
ret^s  immer  me^r.  3m  Z^^  1^46  omrbe  ^aifer  gfriänri^  1). 
auf  ber  5tin|fenoerfammIung  in  fi^on  für  abgefe^  erllfirt  unb 
an  feiner  Stelle  ber  fianbgraf  ^einrid^JiospeoonX^ü ringen 
auf  ben  X^ron  gehoben.  3m  ganjen  9lei<^  arbeiteten  bie 
Settelm5n(|le  im  nationalfransofifc^n  3ntereffe  gegen  bie  tuben» 
freunblii^  liberale  ^o^enftaufenbvnaftie  unb  ber  Ctnflug  Deutfil^ 
lanbs  auf  bie  (gef^ide  bes  itönigrei^s  Surgunb  f<^QNmb 
immer  me^r.  Der  f^rofffte  ®egner  bes  fiiberalismus  unb  ber 
eifrigfte  Sorifimfrfer  fflr  ben  nationatoirtf^Ii^en  W3l^lu%  ber 
^riftli^en  S5Rer  gegenüber  ber  £eoante  umr  ber  SBoIleniDeber- 
orben  ber  Sifterjienfer.  9Iuf  fein  Setreiben  oor  allem  be« 
gann  gf^anheic^  ben  Semi^tungsfrieg  gegen  bas  fubenfreunbli^l^ 
liberale  SBatbenfertum  unb  bie  Sllbigenfer.  Serteuerte  bo4 
bie  oon  ben  Wbigenfem  begfinftigte  freie  aBoIIenausfi^r  aus 
Sftttnlrei^  na^  Italien  ben  auf  ben  (Ertrag  t^r  SBeberefen  an« 
geRTiefenen  Siftersienfem  i^ren  Sto^ftoff,  bie  6<^afiDolfe.    IRif 


—     105    - 

Cenwlt  fe^  es  Me  Jitquifition  Iwi^ ,  bojs  bie  Wusfn^coetMe 
bnrilgef^ct  ottrben;  mit  GetiKitt  iDUtben  ber  liberalen  ®rof* 
f^  Xouloufe  sioei  Drittel  i^res  Gebiets  obgenommen  unb 
mit  (BeiMlt  mürbe  bie  6t<ibt  Stoignon,  mü^  beim  beutfd^n 
Steige  oerNeiben  mollte,  ber  fransöfifd^n  ftrone  einoerleibt.  9tit 
(Serntttt  «rntbeii  bie  Sufftinbe  ber  liberalen  ^Bnblerlreife  in  £a 
Slo^elle  nnb  ber  Sretagne  niebergef^Iagen  unb  ber  ganje 
^beboerfe^  von  SR^rf eilte  Aber  Xonloufe  nad^  Sor> 
beaux  ttnb  fia  Wod^elle  ber  fransofifc^en  30ll^o^<it  unter* 
fteKtr  fo  bag  leine  6c^iffslabung  me^r  oon  SRaifeille  nac^  fion« 
bon  gelangen  tonnte,  o^e  ^ranfrei^  ben  fi^ulbigen  3^11  ju 
entrid^ten.  60  mar  ber  mid^tigfte  ^anbebmeg  jmifi^en  ber 
Seoante  unb  bem  Slorbmeften  in  ben  Rauben  gfranlrei^s  unb 
alle  SBoren,  bie  aus  69rien,  Stegppten,  Xunis  u.  f.  m.  fiber 
Sejiers  na(|  Xouloufe  gelangten,  mürben  in  fransofifi^em 
(Meitf^u^e  auf  ber  ®aronne  na^  Sorbeaux  gebraut,  um 
oon  ^er  fiber  £a  Xoc^elle  na^  Srfigge,  £onbon,  $am^ 
bürg  unb  fifibed  5U  ge^n,  mie  bie  norbmeftli^en  CErjeugniffe 
in  Xouloufe  bie  (garonne  oerIie|}en  unb  3U  £anb  na<^  bem  9Rittel« 
meere  monberten.  3m  3a(re  1274  ftellte  ]\^  bos  (Erjbistum 
£9on  in  bie  Si^u^oogtei  ber  fran5öfif<^n  itrone,  meil  bie  libe« 
rde  Sfirgerfd^oft  ber  Stabt  bie  Siedete  bes  (Erjbifc^ofs  f<|mer  be« 
bro^e,  unb  Aonig  Kubotf  oon  ^absburg  mar  nid^t  möd^tig  ge^ 
nug,  biefen  Serluft  ju  oet^inbem. 

60  erflfirt  es  fi<^,  menn  es  gerabe  bas  £anb  ber  ®aronne, 
bos  alte,  oielumftrittene  9(quitanien  mar,  um  meines  fi^  feit|er 
bie  ^unbertjS^gen  ftimfrfe  smifd^en  gtanfreii^  unb  (Englanb 
bre^en,  unb  man  fie^t  bie  Sebeutung  biefer  ^anbelsftrajse  fQr 
Snglonb  5.  S.  fe^  beutli(^,  menn  im  3a^re  1272  englt{<^es  Sinn 
unb  Aupfer  in  großen  SRengen  in  bem  bamals  englif^en 
Sofbeaux  auf  grluglö^ne  gebraut  unb  ftromauf  na^  Zon-- 
loufe  gebraut  mirb,  oon  mo  es  auf  Saumtieren  na^  9lar« 
bonne  beförbert  mürbe,  um  bann  auf  fransdfifc^en  6d^{ffen  über 
Sicilien  na^  9(Iexanbrien  oerfrac^tet  ju  merben.  ^udf 
bie  flof^f^e  SB 0 He  Tarn  auf  biefem  9Bege  na^  bem  SRütelmeere 
2>ie  3SII<  ^^  ®aronne  Ratten  besl^alb  bie  größte  Sebeutung  ffir 
giaidreid^  unb  es  mar  eine  groge  SRad^teinbuge,  als  ftbnig  £ub« 
«rig  ber  ^eilige  fie  an  Snglanb  flberlaffen  mfugte. 
3m  Sol^ie  1294  bro^  ber  ftrieg  smifi^en  (Englanb  unb  ^ranl» 


—     106    — 

rei(^  tDegen  Stquitomet»  erneut  aus  unb  e$  gelang  ben  (Jfranjofett, 
bie  Stabt  Sorbeaux  in  Seji^  5u  nehmen,  morauf  fofort  ba|elb|t 
bie  (Einfuhr  aller  engltf(^en,  [^ottif^en  unb  iri|d^en 
SBa  ren  ftreng[ten$  oerboten  n^urbe,  toä^renb  ben  beutf^en  ^anfe* 
laufleuten  oon  fifibecf,  9Bisb9»  SRiga,  Aampen,  Hamburg, 
3Bi0mar,  9to]tod,  Stralfunb  unb  SIbing,  loelt^e fein ge< 
färbte  franjöitf^e  SBoIIftoffe  ingrogen  SRengen  na^  9{uglanb 
oertrieben ,  bie  freie  Slusfu^r  biefer  geverblii^en  (Er]eugni[|e  im 
3a^re  1294  gerne  bemilligt  mürbe,  gfranlrei^  lag  eben  alles 
baran,  ben  june^menben  ^anbelsoerte^r  sioifc^en  Xouloufe,  Sor* 
beaus,  Sr&gge  unb  £onbon  möglid^[t  ju  unterbinben,  toeil  biefer 
bie  fran}o[ii(^e  Slusfu^r  aus  ber  Champagne  über  itö In  na^ 
Sraunfd^meig  unb  ber  Dftfee  in  i^ren  £ebensintereffen  be« 
bro^te.  Selbftoerftänbli^  max  bes^alb  au^,  bag  bie  anbauemben 
Kriege  jmif^en  (Englanb  unb  gfranlreic^  um  bas  £anb  an  ber 
Saronne  ben  SBeltoerfe^r  in  ganj  erheblichem  (Srabe  f^abigten. 
9Is  SInimort  auf  bie  franj.  Sinful^roerbote  gegen  £  n  g  l  a  n  b 
unb  auf  bie  Segfinftigung  ber  ^anfa  bur<^  bie  franjofif^  jlrone 
bebro^te  Cnglanb  jebes  6^iff  mit  Se[<^Iagna^me,  bas  ben  gftan« 
jofen  £ebensmittel  unb  itriegsbebflrfniffe  juf flirte,  unb  f&mtK<]^e 
$anfe|(^iffe,  bie  mit  betreibe  ober  S^iffsbaumaterial  na^  £on« 
bon  famen,  mußten  iro^  aller  iprotefte  ber  Steii^slanjlei  JlSnig 
Slbolfs  oon  9laf)au  i^re  £abung  löfc^en,  bamit  biefe  ^anbels« 
gegenftönbe  ni^t  na^  Sfranirei(^  gebraut  mürben.  Z^  Z^^^ 
1303  gelang  es  benn  au4  ben  Snglönbern ,  bie  Stäbte  X  o  u « 
loufe  unb  9$orbeaus  famt  ber  (Sraff^aft  (Suienne  bauernb 
an  Snglanb  3U  bringen.  Der  mirtfi^aftli^e  Xüdgang  Srronf« 
rei(^s  mar  bamit  bauernb  befiegelt,  aber  aud^  feiner  ^olitil  ber 
nationalmirtf^aftli^e  (Srunbfa^  ein  ffir  allemal  aufgejmungen. 
^ygrranlrei^  ben  gfranjofen''  mar  feit^er  ber  (Brunbfa^  ber 
franjSfif^en  äBirtfd^aftspoIitif.  Seit  bem  3<^f^  1286  gieng 
man  in  gftantrei^  immer  t^atlräftiger  gegen  bas  frembe  (grog« 
l^nblerooll  oor,  meines  bie  mertooKen  SRo^ftoffe  bes  £anb$ 
auflaufte  unb  nac^  bem  Sluslanbe  ffi^rte,  fo  bag  bas  franjöfif^e 
93oR  unter  einer  fteigenben  ^reisteuerung  aller  fiebensmittel 
unb  £ebensbebilrfniffe  litt.  Die  (Erbitterung  bes  SSoIfs  gegen  bie 
Aaufleute  aus  ber  englif^en  ^rooence,  aus  Zoslona  unb 
£ombarbien  mud^s;  biefe  fa^en  fi(^  me^rfa<!^  SRig^anblungen 
ausgefe^  unb  Ilagten  bitter   bei  ber  ilrone   über   bie  Verfolg« 


—     107    — 

ungeit,  bie  fie  ju  erbulben  Jfahtn.  9to^  bitterer  ober  Kagte  bos 
SoR  über  bie  beuff<^en  3uben  unb  bie  fiomborben,  mel^ 
als  nötige  Slutfauger  im  fianbe  Ruften.  !Die  Kegiening  iDor 
in  ben  gfinben  bei  Iombarbif(^en  Sont^oufer  unb  alle  prften  bes 
2anb$p  Slbel,  ber  itleru»,  bie  (Betneinben,  bie  ®ef^aft$leule  toaren 
i^nen  fd^toer  oerfc^nlbet.  Die  $erjöge  oon  Surgunb  unb  fiong« 
res ,  ber  Stf<^ot  oon  Serbun,  ber  ^ersog  oon  fiot^ringen,  fo 
tbgen  bie  3^<t9^no{Ten ,  fielen  im  Sänne  biefer  Srogfinanj 
ipeli^e  in  Sar,  $rooin$,  fiagnq  unb  Siro^es  in  ber  C^ampog« 
ne  i^re  SQ'^ignieberloffungen  ^abe  unb  mtttelft  biefer  Unjummen 
aus  bemfianbe  f(^leppe. 

Die  9Ra^t  unb  ber  Slei^tum  ber  £  o  m  b  a  r  b  e  n  unb 
3uben  in  grranlrei^  ^tteft  um  bas  3fl^r  1200  eine  gerobe« 
SU  fur(|tbare  $ö^e  enei^t.  Die  xoa^fenben  Slusgaben  ber 
Gtaats^aud^ltungen  Ratten  biefe  in  fteigenbe  (Selboerlegen^eit  ge< 
ira^t  unb  bie  3uben  steigerten  fi^  entf^ieben,  meitere  Darlehen 
]u  ben^illigen.  Die  Sfolge  baoon  mar,  bag  [id^  bie  fronjofifc^e 
Arone  auf  fi^  felbft  geftellt  fol^.  grranfreic^  na^m  bes^lb  unter 
itönig  $^ilipp  bas  Slilnsre^t  unb  bie  feit^erigen  Sanlprioi» 
legten  ben  3uben  ab  unb  übte  biefe  in  eigener  Seroaltung 
aus,  inbem  es  ben  Cbelmetallge^alt  ber  SRunjen  ^erabfe^te,  bie 
3ttben  unb  £ombarben  aus  bem  £anbe  trieb  unb  ben  Staats» 
bebarf  bur^  ^o^e  Steuern  bedte.  3n  Setra^t  lam  Riebet 
als  geeigneter  Steuergegenftanb  oor  allem  bas  groge 
®ut  ber  Air^e,  namentli(^  ber  Alofter  unb  9iitterorben, 
bas  als  romifd^s  Kei^sgut  lebiglic^  ber  Steuerpfli^t  an 
bas  romifc^e  iRei^  unterftanb  unb  niäjfi  ber  Sejteuerung 
ber  einjelnen  £anbes$enen.  Der  SBiberftanb  ber  Äird^e  gegen 
biefes  Sorge^en  mar  oergebens;  obgleid^  ber  $apft  im  3a^re 
1296  allen  Äir^en  unb  Älöftern  bie  £eiftung  ber  i^nen  oon 
8franlrei(^  auferlegten  Steuerlaften  oerbot  unb  auf  bie  3mmu- 
nitätsred^e  berfelben  als  9{ei^5gut  ^inmies,  gelang  es  ber  Air^e 
benno<^  ni^t,  i^re  5prioilegien  oor  ben  (Eingriffen  ber  franjo« 
ftf<^en  £anboögte  ju  betoa^ren.  gfranfrei^  oerbot  als  (gegenmag^ 
legel  jebe  3insleiftung  an  bie  5lir(^e,  na^m  ben  ^apft  in 
9  n  a  g  n  i  gefangen  unb  ernannte  einen  (Segenpapft  in  91  o  i  g  n  o  n, 
loie  es  auc^  ben  mS^tigen  Üempelritterorben  gemaltfam 
ottf^ob  unb  beffen  iBut    mit  ber  franjofifilen  jtrone  oereinigte. 

3^  geringer  \>uxi)  biefe .  nationale  Slbfi^lugpolitil  bamals 


—     108     — 

^r  Setfe^r  tDut)>e,  um  fo  f(|orfer  toUe  ter  Aampf  um  Me 
[c^mfiler  gemorbene  Seute;  es  jeigt  ftd^  bies  namentlu^  an  ber 
fteigenben  Serfc^tfung  bei  ®egenfa^e  jmtf^n  gconfreti^  uitb 
Spanien  mie  gtoifc^en  grtanfreii^  unb  bem  englif^n  Sui» 
gunb.  (Ein  £anb  fu^te  bem  anbem  ben  Seefest  abjuiogen. 
Hm  bec  QKid^fenben  Sebeutung  bec  burgunbif^n  Stabt 
SRontpellier  bie  Spi^e  5U  bieten,  ma^te  Sianlcei<^  bie 
^äfen  wn  Kiguesmortes  unb  Sltsmes  ju  gftei^fen  unb 
bie  gfolge  baoon  nmr,  bag  obbalb  in  Slismes  eine  italienifile 
Aaufleuielolonte  unter  einem  eigenen  capitano  fooie  eine  SBed^fel- 
banl  entftanben.  23  Vertreter  (consnlea)  ber  6töbte  Slom, 
Genua,  Senebig,  ^tacenja,  £uaa,  ^iftojo,  Slfti,  SUbi,  gflorenj, 
6iena  unb  äRailanb ,  bie  [eitler  bie  Champagne  befugt 
l^ten,  oer^anbelten  barfiber  mit  ber  fransofifii^en  9{egierung.  Da* 
gegen  loaren  bie  n>eiteren  Unternehmungen  ^anlrei^  gegen  bie 
Sarajenen  in  Xunis  vergebens  unb  es  mu^e  ouf  feine 
SRittelmeerbefi^ungen  mieber  oerji^ten.  (Ebenfo  n^^rte  fi^ 
Srtanlrei^  oergebltc^  gegen  bie  fteigenbe  Sebeutung  bes  fpiin« 
ifil^en  Slusfu^rgemerbs  für  ben  SBeltmartt;  feine  SRad^iftellung 
mar  in  biefer  Kic^tung  unrettbar  oerloren  unb  90m  (&ram  nieber« 
gebrfidt  ftarb  itönig  fiubmig  ber  ^^iüs^  nac^  ^in^ni  verlorenen 
SMtQt  gegen  bie  Spanier  auf  bem  Kiidtjuge  in  $erpignan. 
3>a»  Seftreben  bes  Abnigs,  unmittelbare  ^anbelsbejie^ungen 
mit  69rien  unb  Seg^pten  ^erjuf teilen,  mar  oergebli^  ge» 
blieben  unb  bie  (Eroberung  ber  $afenpl&^e  ibamiette,  Xqrus 
unb  (Eäfarea  blieb  umfonft.  Der  Vbfa^  nac^  ber  fieoante 
nmr  ffir  (^ranlrei^  fo  gut  mie  ganj  oerloren  unb  bas  fianb  fa( 
fi(^  borauf  ongemiefen,  fi^  mirtf$aftli(^  auf  \xify  felbft  gu  ftellen 
unb  ben  Serle^r  mit  bem  Sluslanbe  anberen  Stationen  3U 
fiberlaffen. 

6et|ten  fi^  bie  Cnglänber  feit  bem  3a^re  1300battemb 
in  ben  Sefi^  oon  9lquitanien  unb  ber  (Saronneftrage,  fo 
gelang  es  i^nen  ebenfo,  au4  bie  $rooence  unb  bamit  bie 
9{^oneftrage  in  i^re  C&emaU  3U  bringen.  Den  Deutf^n  mar 
es  nur  lurje  3^it  befc^ieben  gemefen ,  bie  ilrone  oon  Surgunb 
3u  ^Ilen,  unb  na^  bem  Xobe  ber  $o|enftaufen  gieng  bie  $ro« 
oence  an  bas  englij^«n>elfif(^e  $aus  Kujou  fiber.  Die 
englanber  fa^n  i^re  ^anbelsintereffen  in  Surgunb  bunl^ 
Deutfi^Ianb  ni(^  in  b  e  r  9ßeife  gema^rt ,  mie  fie  es  für  i^ren 


-~    109    -- 

^oitbel  tofinfc^ten,  unb  fie  normen  iesfyilb  ba$  £anb  in 
€eItftoeTiiMkItuiig.  6oBaIb  ober  bos  ^oits  Hnjou  in  ben 
Sefi^  oon  Surgunb  unb  ber  ^rooence  gelommen  loar, 
fanben  bort  bie  gftei^nbelsgrunbfS^e  überall  Snerfennung.  3n 
Star  feilte  eniftanb  eine  Aobnie  oon  Jldufleuten  au$  Sene« 
big,  bte  eine  Slieberlage  grie^ifd^er  unb  KibniPi^er  SBoren  ein« 
ri^ete unb boffir flonbrif^e 9BoUe nac^ Senebig f^idte.  Se» 
neb  ig  entoidelte  fid^  babur<^  immer  me^r  jum  ^auptmarlt  ffir 
bte  flonbtift^e  SßoKe,  mie  ouc^  Zi^tt  aus  CEnglanb ,  gflonbem, 
Sronlreic^  unb  Italien  ^ier  in  Stoffe  gejubelt  Q>urben.  Vlle 
3Baren,  bte  aus  ber  fieoonte,  Slomanien  ober  Sluglanb  ftammten, 
burften  oon  ^ier  aus  jollfrei  nac^  SRarfeiüe,  SRontpellier,  Wgues« 
mortes  u.  f.  w.  ausgeffi^rt  werben ,  n>enn  bie  Äaufleute  baffir 
fianbrifc^e  SBoIIe  brauten.  (Ebenfo  n^urbe  oon  bem  $aufe  Slnfou 
ben  jtoufleuten  oon  9RontpeIIier  geftattet,  in  ganj  Sicilien 
freien  $anbel  ju  treiben. 

Dos  rei^e  6i(i  H  en  uKir  feit  bem  3a^re  1280  ber  aRittel« 
imnltf(^rer  A&m)ife.  3la^  bemXobe  ber^o^enftaufenffim^rfte  ^ter 
^erjog  9Ranfreb  oon  Xarent  mit^ilfeber  Garajenen  gegen 
Megenf^oftbes^at^tes,  eroberte  gansSleapel  unb  6icilten 
unb  lieg  f{(^  ht  Palermo  IrSnen,  bis  es  bem  ^opfte  mit  $ilfe 
9ran!retd^s,  Surgunbs  unb  ber  gflorentiner  gelang, 
Sicilien  bem  $aufe  ^njou  ju  oerfd^affen,  bas  es  bann  Q)ie« 
ber  an^lragonien  abtreten  mugte..  Diefer  Uebergang  bes 
ifönigrei^  Sicilien  aus  ben  Rauben  ber  Vnjous  an  9lra* 
fionien  na(^  ber  fidlianif^en  Sesper  ma^te  freili^  bem  bortigen 
fret^nblerifd^en  Xreiben  ein  gen^altfames  (Enbe,  ba  ber  Kad^e« 
M^  gfranlrei^s  gegen  Katalonien  unb  tlragonien  oer< 
gebens  blieb  unb  es  ben  (Jfranjofen  ni^t  gela  ng,  bie  i^nen  oom 
$a{)ft  fiberlaffene  3nfel  ben  Spaniern  absune^men;  ber  ftrieg 
^e  aber  bie  Sfolge,  bag  bie  roirtfd^af tli(^e  £age  ber  franj5ftf^en 
9{egterung  no^  me^r  als  feit^er  gefc^ura^t  würbe.  Die  ^err« 
f^t  ber  9(nious  in  3talien  ^atte  bie  Sinffi^rung  ber 
fran}5fif(^en  9Robe  in  btefem  £anbe  mfid^tig  geforbert;  bie 
alte  Sinfad^^it  in  ber  Aleibung  f^manb  unb  franjöfif^  bunte 
iUeiberpra^t,  £uams  in  ber  Zxaäfi  unb  im  <&er5te  u.f.o).  Rieften 
i^ren  @n}ug  in  Stalien,  df)nt  inbes  bem  Ueberflug  gfrant 
i^  an  verarbeiteten  S^eugniffen  ^inreic^enben  Sbflug 
p    Qetf<l^ffen.      So    mat    es    lein    SSBunber,    n>enn    ber 


-    HO    - 

^onbelsoetle^r  mit  bei  fieoante  immer  mel^c  unter  bem  Heber« 
angebot  t>on  gobritden  litt  unb  bte  eiiijelnen  gemerbetreibenben 
Stobte  Streit  befomen.  T^ie  aRarfeiller  ftaufleute  in  9{IIon 
in  ^aläftina  lamen  in  Streit  mit  benen  oon  SRontpeUier 
unb  ber  Streit  fibertrug  fi(^  auf  bie  9Rutter[tabte ,  inbem  bos 
Aönigrei<|  Siragonien  Sef^merbe  führte r  bag  bte  jtaufleule 
oon  aRontpellier  i^re  Zflc^er  [(|Ie^ter  fSrben  als  bte 
Jiaufleute  oon  SRarfeille,  ®enua  unb  fiucco  unb  baburd^ 
bem  C&Iauben  ber  fieoantiner  an  bie  ^retsofirbigleit  ber  abenb« 
I5nbi[i^en  Srseugnijfe  (Eintrag  t^un. 

X)er  gefö^rlii^te  Gegner  ber  englif^n  Slo^ftoffeausfu^r 
mürbe  bamate  immer  me^r  Spanien»  be|fen  ^oi^ent' 
midelte  S^Sferei  ber  englifc^en  Slusfu^rl^Sttgteit  auger« 
orbenttidd  f^abete,  feit  bie  SBoIIenmeberei  bort  eine  fteigenbe 
Sebeutung  erlangte,  ^atte  feit^er  Aaftilien  bte  Srjeug« 
niffe  feiner  Schäferei  no(^  ben  SRörften  ber  S^ampagne 
gef^iÄ  f  mo  fie  na$  bem  Korben  loeiterge^anbelt  mürben,  fo  ma<^« 
ten  fi^  nunmehr  bie  ftaftilianer  frei  oon  ben  SRauren  unb  normen 
i^nen  (Eftramabura^  bie(gerberftabt  Sorbooa,  Seoillaunb 
Cabix  ab.  Die  SRosIems  manberten  na^  Slfrila,  (Sranaba, 
SRurcia  aus  ober  fie  nahmen  bie  Steligion  ber  (£^ctften  an 
unb  mürben  fpanifc^e  Sbelleute.  Aonig  Sllfons ,  ber  So^n  ber 
Xod^ter  jtönig  ^^ilipps  oon  Si^maben  unbbeutfc^er  ftonig 
gegen  ilönig  9liä^axi  oon  Sornmallis,  na|m  mit  Stragonien, 
itatalonien unb  SSalencia  ben  aRauren3£ eres,9Rebina< Sibonia, 
San  fiucar  unb  einen  Xeil  Sllgarbiens  ab  unb  f^Iug  9Rurtia 
}u  Aoftilien.  Die  9Rauren  untermarfen  fi(^  gerne,  meil  bie 
S^riften  oiel  bei  i^nen  fauften,  ber  9lQdgang  bes  röo^Iftanbs 
ber  fpanif(|en  (E^riften  oeranlagte  bes^alb  au^  neue  ftriege ;  benn 
reiche  Solter  fuhren  feine  Ariege.  3oIant^e,  bie  Gattin 
bes  Aonigs,  empörte  fi(^  gegen  ben  Aonig  unb  feine 
maurif(^jflbif<^en  gfi^eunbe.  Seit  ber  Serireibung  ber  SRosIems 
aus  Spanien  mar  ber  ^riftltc^e  $errf(^er^of  oon  Siragonien 
ber  aRiitelpunft  bes  mefteuropäifc^en  Kulturlebens.  Aunft  unb 
9Biffenf(^aft  fanben  rei^e  Untetftfi^ung  am  fpanif^n  A5nigs^fe 
unb  bie  Grog^anbler  unb  Slusfu^rgemerbetreibenben  bes  £anbs 
ftellten  bie  SRittel  3ur  Verfügung ,  um  prunloolle  Seftli<^lettcn 
}u  oeranftalten ,  bei  benen  bie  Xroubabours  ber  ^rooence  i^re 
Sieber  3um  iRuJ^me  Spaniens  erfc^allen  liegen.    Um  ben  9lb^| 


—   111    — 

ber  fpanlfd^en  CßetDerteetjettfliiiffc  m^  ber  fieoonte  ju  fl^m, 
eroberten  bie  gflotten  linb^eere^agoniensiilfl^titiirbieffibli^eit 
^rooin 3en  6ponieit9, fonbem oud^  bie  3nfel  6arbt n ien  aus 
ben  dSnben  ber  9Rou reit  unb  fc^Ioffen  gunftige  ^anbeldoertrfige 
mit  ben  Vraber^erjogen  oonXunis,  jtotro  unb  Damaslus. 
2>te  Sermittler  biefes  übfo^es  ber  6pQnier  noc^  ber  £eoonte 
nmren  urfprfinglt^  bie  Aaufleute  oon  C5enuo,  meiere  bie  fpan« 
if(^n  (Erjeugniffe  in  Sarcelono  ober  Valencia  ouftauften 
unb  Aber  SRorfeille  unb  (Benua  no<^  69rien  unb 
SegQpten  brad^ten.  Der  (Einfluß  (BenuQs  in  Aatolonien 
mar  bes^b  aud^  im  13.  3<^r^unbert  \o  |tatl,  bog,  ab 
famtli^e  ftoufleute  aus  fiombarbien,  gfloren},  Sienaunb 
£ucca  QU9  Sarcelona  unb  9RontpeIIier ausgemiefen 
mürben ,  es  nur  nod^  ben  Aaufleuten  oon  Genua  geftaitet 
blieb,  9Boren  aus  biefen  beiben  Stfibten  ausjuffi^ren.  d  mar 
biefes  mistige  ^rioileg  ber  Danf  ber  fpanif^en  Regierung  ba« 
ffir,  bog  bie  gflotie  oon  (5enua  gemeinfam  mit  ber  fpanifi^en 
bie  S>^ti^^c^  ber  avtouren  auf  ben  Z^\tln  aRallorfa  unb  9Ri« 
norla  fomie  in  Valencia  gebrochen  fyAit.  Aein  frembes 
S^iff ,  fo  lautete  ein  (Sefe^  ber  9legierung  oon  Slrogonien,  follte 
me^r  in  Sarcelono  SBoren  ffir  Serien  ober  Seg^pten 
auffaufen  unb  megfü^ren  bQrfen  ober  frembe  SBaren  im  Aleinen 
in  Sarcelona  oertaufen ;  ber  ganje  6(^iffa^risoerfe^c.  mit  ber 
£eoante  foIIte  oielme^r  ein  $rioi(eg  ber  Streber  oon  Sarcelona 
fein  unb  nur  menn  lein  ein^eimif^es  6d^iff  oor^onben  mar, 
foKten  frembe  Schiffe  ben  Serle^r  mit  Serien  oermitteln  bfirfen. 
Diefer  mirtf^afilid^e  3ntereffengegenfa^  jmif^en  Spanien  unb 
(Eng (an b  fanb  feinen  beutli(^en  politif^en  Slusbrud  in  bem 
Streite  beiber  £Snber  um  bie  beutfc^eÄaifer frone. 

Die  9(bf^Iu^oIit{f  (Jfranlreii^s  l^atte  i^ren  ^auptgrunb 
barin,  bog  bie  äRärfte  ber  Champagne  immer  me^r 
in  ben  ^intergrunb  gebr&ngt  mürben  bur((  bie  SRSrIte  oon 
Srfigge  in  Sflonbem,  beffen  $Qfen  SIuqs  fi(^  mit  ber  ftei* 
genben  Sebeutung  bes  Seeoerfe^rs  ffir  ben  SBelt^anbel 
immer  me^r  belebte.  Srflgge  mürbe  oor  altem  ber  ^aupiftapel« 
pla^  ffir  bie  englifc^e  S^afmoIIe.  Die  ^anfeatif^en 
€(^iffe  brad^ten  biefes  (Erjeugnis  in  Xaufenben  oon  Säden 
oon  Snglanb  herüber ,  bas  oon  ben  Sliebertönber  Xui^ereien 
^ier   oufgelauft  unb  ju   aßollftoffen   oerorbeitet    mürbe    ober 


~    112    — 

loettet  naif  äBelf^Ianb  utib  Deutfc^Ianb  sieng,  Xmi{en^ 
oon  9Bon[^I&gem  unb  SBoIIenioebem  in  gflanbern  unbSm« 
bant  maren  beftrebty  aus  bec  engltfc^en  mie  aus  ber  [pani  i^eit 
SBoIIe,  meldte  in  Srflgge  fi^  jufammen^ufte,  oogiiglii^cs 
SBoIIgom  unb  treffli<^e  itammgamftoffe  }u  fertigen ,  bie  fi^ 
namentlt($  burc^  i|re  gute  gfStbung  eines  gonj  befonbem  V[n* 
fe^ns  erfreuten,  ^o^berfl^mt  sparen  Dor  allem  bie  Xuc^ereien 
oon  (&ent  unb  Kqffel  bur^  i^re  gefärbten  ®enHmbftoffe  unb 
foft  in  jebem  $aufe  mürbe  bie  6)rinbel  ge^nb^  ober  foufte 
ber  aBebftu^I. 

Sieben  ber  SSBoIIf^ISgerei,  9Bonenn>eberei  unb  gStberei 
mar  es  meiter  ber  Sfifc^fang,  ber  bie  (Srunblage  bes 
^anbelsoerfe^rs  ber  9lieberlanbe  bilbete.  VIH  biefen  bei* 
ben  fianbeserjeugniffen ,  SBoIIe  unb  %x\^ ,  ^en  bie 
Slieberlfinber  jmei  gefuc^ie  Xaufc^mittel,  mit  benen  fie  i^ren 
SBeltoerfe^r  oermittelten ,  unb  fo  n^ar  es  lein  äBunber, 
menn  man  bamals  in  Srfigge  alle  Aoftbarleiten  ber  (Erbe 
laufen  fonnte.  9lus  Snglanb  brachten  bie  $anfalauf(eute 
lia^  Srügge  S^afmoüe  unb  £eber,  SBIei,  3inl»  fto^Ien  unb  A&fe, 
@4ottIanb  lieferte  6(|afn>one,  fieber,  ASfe  unb  Xalg,  3r« 
lanb  Sd^afmoIIe  unb  fieber,  9lormegen9ltnbsIeber,  Sodleber, 
Sagbauben,  Sutter ,  gfett  unb  Xalg  fovie  gfallen  }ur  ^\>  für 
bie  Sbelleute.  D&nemarf  f(^idte  iRinbsIeber,  Sutter,  gfett  uno 
Xalg,  treffli^e  eichene  gf^tjsbauben,  Sßt^  unb  ißotaf^,  olfo  (Er« 
Seugniffe  ber  SBalbioirtfd^aft  unb  SSie^sud^t.  Sc^meben  nwr 
£ieferant  in  Sutter,  gfett  unb  Xalg,  $otaf^  unb  trepc^n  $e(}en, 
9{ Urlaub  mit  feiner  entmidelten  Smierei  unb  feinen  unge^uren 
3agbgrQnben  fanbte  namentlich  9Boc|s  3ur  Aerjenbereitung  unb 
feltene  $el5e;  Ungarn  mit  [einem  entioidelten  Sergbau  unb 
feinem  Sienenreid(|tum  f(^idte  (&oIb*  unb  Silberbonen  fon>ie 
SBa^s,  Sö^men  neben  (Bolb*  unb  Silberbarren  unb  9Bo^ 
oud^  no^  groge  SRengen  gefud^tes  3inn;  $oIen  neben  (&oIb* 
unb  Silberbarren  fe^r  oiel  Tupfer  fomie  SBo^s  unb  ^(je; 
Deutf(^Ianb  auger  (Eifen  unb  Sto^I,  gagbauben  unb  $otaf(^ 
grojje  SRengen  C5etreibe  unb  bie  gefud^ten  9{l^iniDetne.  Son  ben 
DonauISnbern  lieferte  Sulgarien  ben  loertooHen  Hermelin 
unb  ben  3obeIpeI|,  wS^renb  aus  ftonftantinopel  namenili^ 
Sllaun  na(^  ben  9lieberlanben  gef<(iÄ  Q>urbe.  Serien  unb 
Hegqpten  fanbten  Spejereien  unb  Droguen,  namenttid^  SIou« 


-     tl3      - 

(0I3,  Firmen ien  nomentl^  Spejereien,  toö^renb  ousber  !£ar> 
tat  ei  neben  loeduollen  freiten  unb  ^eljen  in  erfter  fiinte  6eiben« 
[toffe  unb  Srofate  nod^  ben  Sttebetlonben  gebraut  iDurben.  SSon 
ben  SDIittelmeerlönbem  [^idte  Sarbinien  $el3e,  9lQOorra 
ißelje  unb  Sodleber,  ÜRonbeln,  SauntiDoKsorne  unb  SaumtooK« 
tu^er.  ^rogonien  lieferte  biefelben  (Erjeugniffe;  baneben  aber 
nod^  9{ei9,  Safran  jum  <&elbfätben  unb  jtermeslörner  jum  9lot« 
färben  ber  SBoIIenfloffe.  Jloftilten  fanbte  Stfen  unb  Qued» 
ftiber,  ißeljverl  unb  3Ba^s ,  Sodleber  unb  (JfettiDaren ,  S^af' 
n>oIIe,  SBountmoIIgarn,  Aennes  unb  Irefflic^e  SRanbeln,  fieon 
biefelben  Srjeugniffe  mit  Susna^me  bes  (Eifens;  aus  SInba« 
lüften,  Dor  allem  ben  6iabten  Seoilla  unb  Sorbooa, 
famen  Sodleber  unb  ipeljnmren,  SBa^s  unb  $onig,  Sf^igen 
unb  Sloftnen;  ®ranaba  f(^idte  Seibenftoffe  unb  SBai^s,  gfci' 
gen,  9tofinen  unb  3RanbeIn,  ®ati5ien  Sodleber  unb  Ws^ 
Quedfilber,  Qäfa\molk  unb  treffli^e  SBeine,  ißortugal  Sod« 
leber  unb  ^eljoerl,  SBad^s  unb  $onig,  ^tiit  unb  Olioenöl^ 
Aermes,  Sf^igen  unb  9{ofinen ;  3^5  in  Slfrifa  lieferte  Sodleber  unb 
^eljioerf  fotoie  9Bad^$,  SRaroilo  neben  bie|en  brei  (Erseugniffen 
oor  allem  ben  gefugten  9{o^rjuder,  ber  bamals  als  Sfigigleits» 
ftoff  ben  teuren  $onig  immer  me^r  3U  oerbröngen  anfieng,  Xunts 
fanbte  Sodleber  unb  Slloun,  Sleis  unb  feigen,  Tripolis  unb 
91g ier  Waun  unb  Datteln,  bie  3nfel  aRallorfa  neben  Sod^ 
leber  unb  Sllaun  namentli^  9{eis  unb  gfeigen. 

Son  allen  biefen  ^anbelsgegenftönben  maren  bie  ausf^Iag« 
gebenbf ten  bie  feinen  gefärbten  SBoIIftoffe  unb  bie  eleganten 
Sifen^  itupfer«  unb  Sbelmetana)aren,  mte  man  fie  in 
(Jflanbern  unb  Snglanb  fertigte,  bie  feinen  äßeine  fomiebie 
6(||arIac^I5rner  oon  £a  9io^tUt  unb  aus  ber  C5ascogne, 
bie  teuren  ^elje  ous  Ungarn  foioie  beffen  ®oIb»  unb 
Silberbarren,  enb(i<^  bie  loftbaren  Seiben«  unb  Srofat« 
ftoffe  aus  bem  fianbe  ber  Serer,  ^^önijier  unb  Slttafer,  b.  ^. 
aus  Sßittelafien,  C^ina  unb  3nbien.  (Ein  groger  Xeil 
biefer  9Io^toffe  mürbe  bann  in  ben  9lieberlanben  felbft  oer- 
arbeitet,  oor  allem  fertigte  man  in  fifitti^  treffli^e,  gefärbte 
Zfic^er  unb  meltberfi^mte  Slrbeitenaus  getriebenem  Aupfer,  ®oIb, 
Silber  unb  Sta^I.  Der  größte  Xeil  biefer  9to^ftoffe  aber 
mürbe  in  ben  9lieberlanben  einfa^  oon  ben  Segelf^iffen 
auf  bas  fionb  ober  auf  bie  Slugfä^ne  umgelaben  unb  gieng 

8 


—     t14     — 

bann  metter  na^  anbeten  £&nbem.  60  mx  es  lein 
SBunber,  oenn  [i^  in  Sriigge  (Srog^nbler  aus  allen  fionbeni, 
oor  allem  aber  aus  bem  ftSnigreic^  gfranfreic^  unb  aus  ben 
(Braf[^aften  ißoitou  unb  ®ascosne  einfanben,  um  (Einifiufe 
3tt  machen,  unb  man  aUgemein  barfiber  einig  umr,  bag  leine 
jmeite  6tabt  ber  SBelt  einen  berartigen  Serle^r  aufioies. 

Seforgten  bie  (Bascogner  me|r  ben  9la(oerIe]^r,  fo  nmren 
bie  großen  9{^ebereien,  »el^e  ben  gfemoerfe^  mit  ben  Slieber« 
lanben  »ermittelten,  bie  jtaufleute  ber  ^anfeftabte.  !Die 
Skiffe  ber  Stäbte  fifibed,  Sremen  unb  Hamburg  fuhren 
bis  na^  Sorbeaux,  San  3ago  unb  £iffabon,  um  bort 
bie  S^a^e  Spaniens  unb  granlreic^s  ju  ^olen  unb  nad^  ben 
9lieberlanben  ju  führen,  voo  fie  anbere  ^nfifc^e  Skiffe  in  (Em« 
pfang  nahmen  unb  na^  (Englanb,  Stanbinaoien,  9lorbbeutf<!^Ianb 
unb  9{u|^Ianb  brachten,  um  baffir  bie  (ErjeugniJTe  SluglanbSp 
dolens,  So^mens  unb  ®(|Ie[iens,  Slanbinaoiens  unb  Cnglanbs 
ju  ^olen. 

3e  me^r  biefer  norbmefteuropSif^e  Seeweg  bie 
Ober^anb  geoHmn,  um  fo  me^r  mugte  freili^  bie  Sebeutung 
ber  iDl&rfte  ber  Champagne  als  Sustaufi^pla^  jmii^en  bem 
norbIi(^en  unb  [flblid^en  SBefteuropa  oerlieren;  bas  SRittelmeer, 
oor  allem  Aonftantinopel,  ber  Slustauf^Ia^  ffir  bie  Srjeug« 
niffe  3nnerafiens  unb  ber  SRittelmeerlanber,  oerlor  babur^ 
einen  grogen  Xeil  feiner  Sebeulung  unb  es  voac  ein 
^anbelspolitif^er  Xriump^  erfter  Sebeutung  für  bos  ftreb« 
fame  (BemerbeDoII  ber  Seigier,  als  im  3a^re  1203 
bie  fiegrei^en  Xruppen  ber  (Braffi^aft  gflonbern  ben 
golbenen  Dramen  ber  6op^ienIir(^e  oon  Jtonftan« 
tinopel,  bas  äBo^rjeii^en  für  bie  ^errfc^ft  fiber  bie  CSoIb* 
f(^ä^e  ber  SBelt  unb  bie  (Solbioa^rung,  fiegesjubelnb  naäf  (Sent 
brad^ten  unb  auf  bem  Seifrieb  biefer  Stabt  aufftellten.  3)ie 
^rioilegien,  mel^e  bie  ma^tigen  jtaufleute  oon  SBrfigge 
feit  biefem  mirtfd^aftspolitifi^en  Üriump^e  in  aller  3BeIt 
genoffen,  maren  benn  au^  fel^r  groge.  60  erhielten 
fie  3.  S.  in  Snglanb  nunmd^r  bos  SRed^t,  mie  bie  £omba^ 
ben  unb  IDeutf^en  ebenfalls  in  ganj  (Englanb  äBoIIe  au^« 
f auf en  unb  aussuf Q^ren,  mas  i^nen  feit^er  ni^t  gugeftanben  ^tte  ; 
ou4  mürbe  il^nen  bas  9{ed^t  eingeräumt,  mie  bie  fiombarben  unb 
Deutf^en  bei  allen  englif^en   (gerieten  bie  (Eintreibung  i^rer 


—     115     — 

Sorberungen  im  iRe^temege  }u  oerlangen.  (Es  max  bies  ein 
gioger  Sifolfl :  benn  (Englanb  pflegte  nur  ben  Slnge^örigen  feiner 
etapelgefellf^oft  bie|e  9{e^te  einjurfiumen.  Sllle  anberen 
ilaufleute  nxtren  genötigt,  bie  englif^e  SBoIIe  in!Dorbre^tan 
ber  SRenoebe  in  Sflb^odanb  3u  laufen,  n>o  bie  gauptnieberlage 
ber  englif^en  etapelgefellf^aft  ivor.  Dorthin  mürbe  bie  englif(^e 
SBoDe  fiber  9iotterbam  gebracht  unb  oon  Dorbre(^t  aus  ffi^r» 
ten  {ie  bann  bie  großen  9{^ebereien  oon  ftöln  weiter  m^  biefem 
elften  beutf^en  Stopelpla^,  xoä^renb  fie  Sifen  unb  Stc^I,  (St* 
treibe  unb  SBetn  na<l^  3)orbred^t  brachten.  I^ie  SnglSnber  oer« 
langten  freili^  als  Segenleiftung  für  biefe  (glei^fteüung  ber 
flanbrifc^en  (Srog^nbler  mit  ben  (Eingefeffenen  bas  gleite  Ked^t 
ffir  bie  engltf(|en  Staatsbürger  in  gflt^nbem  unb  bie  belgifc^en 
$änbler  fa^en  alsbalb  mit  9leib,  bag  in  SCntmerpen  an  ber 
S^elbe  eine  9{ei^e  oon  englif^en  gfirmen  entftanb,  mel^e  ben 
feit^rigen  flanbrif^en  ^fiufern  gefa^rli^en  SBettbemerb  bereiteten, 
inbem  fie  bie  englif^e  SB  olle  auf  eigene  Sle^nung  unb  ®e« 
fo^r  na^  Slntroerpen  brachten  unb  ^ier  an  bie  Iombarbif(^en 
^finbler  meiteroerfauften ,  bie  fie  bann  bur^  bie  ^rooence 
über  SRarfeille,  9RontpeIIier  unb  Sliguesmortes  na^ 
Senebig  brauten. 

9[u(6  biefes  9le<^t  ber  £ombarben  jum  unmittelbaren 
Cinlauf  in  Srfigge  mar  ein  neues.  Seither  mar  bie 
englif^e  SBoIIe  oon  Srügge  bur^  bie  ganfen  na$  ben 
9Rdrften  ber  Champagne  gebraut  morben,  mo  fie  erneut  einem 
Stapel 3m ang  unterlag  unb  oon  ben  £ombarben  aufgefauft 
roerben  tonnte,  unb  bte  £ombarben  enei^ten  bas  SRed^t  3um 
unmittelbaren  (Einlaufe  in  Brügge  nur  baburd^,  bag  fie  ]ii)  er« 
boten,  bie  (Einifinfte  ber  (&raff(^aft  Slanbern  gegen  eine  bie 
feit^rigen  reinen  (Einnahmen  ber  Aammer  meit  fiberfd^reitenbe 
Summe  inlSeneralpa^tju  nehmen,  menn  man  i^nen  geftatte, 
inCSenteinAauf^aus  mit  Stapelprioilegienjuenii^ten  unb  i^re 
Crjeugniffe  in  ganj  Sfl^^nbern  im  trogen  3U  oerfaufen  unb  an« 
bere  fi^eugniffe  bafür  einjulaufen.  Die  Cneid^ung  biefes  3iels 
mar  benn  au$  ber  erfte  6tog  ffir  bie  9RärIte  ber  (E^ampagne. 

gonb  babur<|  in  granlreic^  feit  bem  3a^re  1200  allma^Ii^ 
ber  Uebergang  jur  nationalen  ®emerbepo(itiI  ftatt ,  fo  mar  bie  (£nU 
midlung  ber  Ser^Itniffe  S|nli^  in  (Englanb.  Die  june^menbe 
mirtf^aftli(!^e  üBebröngnis   ber  Arone   bur^   bie   3 üben  unb 

8* 


—     116     - 

fiombarben  oeranlagte  bie  SlomtannenbpnQftie  bes  fianbes, 
fi(^  um  $ilfe  on  bie  fal^olifc^e  Aitc^e  3U  toenben  unb  im  Sa^te 
1213  i^r  £anb  00m  ^opfte  5U  fielen  }u  nehmen.  Xro^bem 
gelang  es  im  ^ciftt  1214  ben  oereintgten  (Engifinbern  unb  9Bet 
fen  9on  Sraunfc^metg  ni^t,  ftd^  gegen  bie  oerbfinbeten  grlanbret 
unb  gftanjofen  3U  behaupten.  Der  englifd^e  Sigen^anbel  nnit  um 
bas  3Q^r  1200  no^  fo  gut  toie  gar  nt^t  entn)idelt;  eine  eng« 
lifd^e  ^anbelsflotte  gab  es  ni^t,  fonbern  ben  SSerfe^r  Snglanbs 
mit  bem  ilontinent  beforglen  bie  $anfeftäbte,  wel^e  in  (Eng* 
lanb  groge  ^rioilegien  genoffen ,  inbem  i^nen  bie  9?egierung 
uöllig  freien  $anbel  unb  geric^tli^en  @(|u^  gemö^rte  toie  ben 
3nlänbern.  ^n  ber  6pi^e  biefer  beutfd^en  ganbelsgefellf^aften 
ftanben  bie  grogen  ®efc^afie  oon  ft  ö  I  n,  meiere  in  £onbon  eine 
eigene  (Silben^alle  ober  einen  6tabeI|of  grQnbeten.  Sieben  i^nen 
Itanben  ebenbürtig  bie  $anbler  oon  Hamburg  unb  fifibed 
mie  au^  5a^Irei^e  (Sef^äftsleute  aus  93raunf(|meigf  Atel, 
SBisbt)  unb  anberen  beutf<^en  ^anbelsftabien  foioie  gftangofen, 
92ieberlanber,  ^ortugiefen,  9laoarrefer,  ftatalonier  aus  Sarcelono, 
^rooen^alen  aus  Zouloufe  unb  Sa^ors,  9lquitanter  aus  Sor» 
beaux,  £ombarben  aus  9RaiIanb  unb  Xoslaner  aus  Slorens,  bie  fi^ 
alle  in  Sonbon  aufhielten ,  um  Sc^afmoHe,  Slei  unb 
3  i  n  n  gegen  bie  (Erjeugniffe  i^rei  fiänber  einsutaufd^en  unb  na<^ 
$aufe  5u  führen ,  u)ä(renb  sa^Irei^e  Sra^rjeuge  aus  grieslanb, 
^ollanb,  Seelanb  unb  Qfl^nbern  ben  reiben  (Ertrag  ber  englifi^en 
unb  f^oitif^en  Afifte  an  ^örirgen  na^  ben  9lieberlanben 
flirrten ,  um  gans  (Europa  bamit  3U  oerforgen.  X)ie  ^errf^enbe 
Silbermö^rung  (Srogbritanniens  erleichterte  biefe  iRo^ftoff« 
ousfu^r  ungeheuer  unb  als  aRunjpö^ter  bes  A9nigrei(^s  Z^lwn^ 
be^enf^ten  bie  ^anfelaufleute  ben  irif^en  SRartt  uollftonbig. 
Diefer  f^ranlenlofe  Slusfu^roerfe^r  beraubte  freiließ  bas  fianb 
feiner  mi^tigften  9{o^ftoffe  unb  fteigerte  in  augerorbentli^em 
SRafee  bie  ?Preife  ber  fiebensmittel  unb  Äo^ftoffe  unb  fo  mar 
aud^  biefe  2^^\i  einfeitigfter  p^t)fioIrati|^er  grei^anbelspolittf  feine 
glfidlii^e  für  Snglanb.  Das  93oIf  ^atte  eine  fc^mere  3^*^  unb 
bie  9{egierung  geriet  immer  me^r  in  bie  $änbe  ber  Aird^e,  {e 
me^r  ber  fteigenbe  3RangeI  an  9?o^ftoffen  ben  Uebergang  jur 
(!&eu)erben)irtf4aft  ^erbetfu^tte.  SRit  bem  Steigen  ber  SRo^ 
ftoffpreite  oerliefeen  bie  fransofifd^en  Sluffäufer  famt  ben  3uben 
unb  Slormannen  bas  £anb  unb  es  entbrannte  ein  heftiger  Jtrieg 


—      117     — 

jiDifc^en  Snglanb  unb  Sranfrei^  um  bte  ^errf^oft  $oitou  mit 
i^ren  retd^en  Sc^o^en  an  S^fiooIIe.  9Rtt  bem  (Ertrage  [einer 
3inn«  unb  Sleibergmerle  ^atte  ft^  bes  Aonigs  Sruber,  (Brof 
Slt^arb  oon  AorntDoIIid,  ni^t  aHein  bie  beutfc^e 
Sietd^strone  fonbem  an^  bie  ^errfc^aft  $ottou  gelauft 
unb  bomit  ben  lebeten  3(erger  ber  (Jftanjofen  unb  bes 
C&rafen  fieicefter  von  Sorbeaux  ^eroorgerufen.  $atie  ein 
romi[<^er  Aorbinol  bie  9iegierung  bes  £anb$  für  ben  minber» 
jährigen  A5nig  beforgt  unb  bie  Stnoerleibung  G^ottlanbsin 
bas  englifi^e  Aonigreid^  ^erbeigeffi^rtp  [o  entfpra^  bie  innere  £age 
bes  9lei(^s  leinesioegs  biefem  äußern  SRac^tjutDac^s.  Die 
fil^ranfenlofe  9{o^{toffau6f u^r  ^atte  jur  Neuerung  aller  fi  e b e n s< 
mittel  geführt  unb  iebe  aRigernte  ^tte  bei  bem  SRangel  jeglicher 
Sto^ftoffreferoe  eine  f(^redli<^e  Hungersnot  im  (Befolge.  Die  ge* 
loerblic^e  SeoSIterung  in  ben  Stöbten  würbe  unjufrieben  unb 
oerlangte  eine  )Ienberung  ber  9{egierung  im  6inne  oon  91  us» 
fu^roerboten  fflr  9{o^ftoffe,  bamit  bie  greife  für  bie  £ebens« 
mittel  loieber  heruntergehen. 

Dabur^  trat  eine  neue  9tid^iung  in  Snglanb  ins  fieben.  Das  ge> 
merbli^e  Unternehmertum  ber  Stäbte  begann  bie  erfte 
9iolk  im  Staate  ju  fpielen  unb  mö^renb  man  ber  eng» 
lif^en  9{o^ftoffausfu^r  bie  (Brenjen  Wo^,  mat  man  bur^ 
ausroartige  Ariege  bemfi^t,  ben  9lb|a^  ber  engli|(^en  (Benerbe« 
erjeugniffe  nad^  ben  fremben  iRo^ftofflanbern  ju  f)Atn  unb  für 
ben  (Ertrog  biefer  (Beoerbeerseugnilfe  Srotfruc^t  einjutauf^en. 
Die  fieigenbe  SRac^tftellung  (Englanbs  in  Deutfd^Ianb,  oor  allem 
bie  mit  ^ilfe  ber  ilir(^e,  namentli^  bes  Srsbijc^ofs  oon  ftoln, 
^rbeigeffi^rte  gteima^ung  ber  9{^einftra|e  nad^  ber  G^toeij, 
Surgunb  unb  ber  ißrooence  machte  (Englanbs  Stusfu^rpolitif 
unab^ngig  oon  üquitanien  unb  [c^uf  in  ber  9i^ein«9t^one' 
[trage  eine  gef o^rlid^e  SBettbeioerbsIinie  für  bie  (B  a  r  o  n  n  e » 
[trabe  oon  £a  JRo^elle— 33orbcaux— louloufe— SRismes,  [o  ha^ 
ber  3n^ber  ber  3ongefaIle  biefer  Strome,  ber  (Braf  £eice[ter 
oon  Sorbeaus  p  jum  Slufru^r  gegen  ben  ilönig  ^^inric^  111. 
unb  bie  mit  i^m  oerbfinbeten  Sran3o[en  [c^ritt. 

9n  bie  Stelle  bes  grei^anbels  trat  auc^  in  (Eng^ 
lanb  nunmehr  eine  nationale  9Birt[^aftspoIitif.  Unter  Aönig 
(Ebuarb  ourben  bie  3 üben  aus  bem  gonjen  Aönigtei^e 
oert rieben,    uieil  [ie   ben  Selbtoert  oerminbert   unb    [o  bie 


-    118    — 

greife  ins  SRoglofe  gefteigert  Ratten,  bie  nun  bur^  bie 
®Ieid^fteIIung  bes  6ilbers  mit  bem  ®oIbe  loieber  in  Sinflang 
gebrockt  iDurben.  Unb  oIs  bie  gfolge  baoon  toai,  bag  bos 
6ilber  int  greife  flieg  unb  aus  bent  fionbe  loonberte,  oer« 
bot  man  bie  Slusfu^t  oon  ungemfinjtem  6ilbet  ob  unoei« 
arbeitetet  9{o^ftoff.  ^m  gansen  Staatshaushalte  mürbe  grS^e 
Sparfamleit  eingeffi^rt.  9Ran  verbot  ben  9lnlauf  weiterer  Suter 
bur^  bie  tote  $anb  unb  beftimmte,  bag  bie  alljä^rlii^  bem 
$apfte  als  £)ber(e^ns(erm  (Englanbs  5u  jal^Ienbe  3^^^ 
fteuer,  bas  Atongelb,  in  englif^er  9B Sprung  an  bie  eng* 
lifd^e  jlaufleutejunft  3U  jaulen  mar,  bie  es  bann  mittelft  SBe^« 
fein  nad^  9{om  ju  übermitteln  ^atte  unb  ni^t  me^r  in  (Bolb 
mie  feit^er  9In  bie  Stelle  ber  feit^erigen  frei^önblerif^en 
®runbfa^e  trat  eine  ftreng  nationale  f^u^jollnerif^e  Sßo^ 
litil,  bie  balb  3U  einer  immer  gemaltiger  fi^  entmidelnben  Cr* 
oberungspolitit  ffi^rte.  !Die  Sinoerleibung  bes  Sfitften* 
tums  SBallis  in  bie  englifd^e  SRonard^ie  mar  ber  erfte  Sd^ritt 
mif  biefer  Sli^tung,  bem  balb  meitere  folgen  follten.  Die 
ftari  filber^altigen  SIeigruben  oon  SBallis,  Derbpfl^ire,  Slorb* 
^umberlanb  unb  Cornmallis  machten  ben  Sefi^  biefes  £anbs  fflr 
bie  englif^e  Arone  fe^r  begehrenswert. 

Das  immer  ftrenger  bur^geffi^rte  Serbot  ber  9lusfu^r  oon 
iRo^ftoffen  unb  bie  barin  liegenbe  Segfinftigung  bes  englifc^en 
Cigengemerbs  führte  sunS^ft  3U  einem  heftigen  Streit  mit  ben 
^anfeftabten.  3Ran  mar  in  £onbon  namentlich  erboft  bar* 
über,  bag  bie  ^anfeftöbte  in  Cnglanb  bas  9{ed^t  beanfpru^ten, 
alles  nac^  (Englanb  eingeffi^rte  (getreibe  40!Iage  im$anf^ 
lornfaften  oon  fionbon  oerlaufen  3U  bfirfen,  unb  ma<l^te  ben 
Serfu^,  biefes  ^rioileg  aufju^eben.  Dies  ffl^rte  ju  heftigen 
Streitigfeiten  mit  ber  gfreiftabt  Bremen,  meli^e  an  biefem 
Sftuc^t^anbel  mit  Snglonb  am  meiften  beteiligt  mar.  (gleiil^jeittg 
mit  bem  Srmerb  ber  $errf<^aft  Üouloufe  burd^  bie  Sngt&nber 
entftonb  in  fionbon  eine  groge  neue  englifc^e  Stapel* 
gefellf^aft  (carta  roercatoria)  3um  3n>^  bes  Sertriebs  ber 
fi^  ^ufenben  englifd^en  (gemerbeerjeugniffe  na^  bem  {luslanbe. 
Die  (&efeUf<^aft  erhielt  oon  ber  englif^en  Slegierung  bas  9{e^t, 
in  allen  Stöbten  bes  fianbs  3^^i9nieberlaffungen  3U 
grfinben ,  benen  aber  ber  Verlauf  oon  SBaren  im  Aleinen  nur 
geftattet  mar,  fomeit  es  fi^  um  ben  Vertrieb  oon  JtrSmermare 


-    119    - 

unb  6pe}eTei  ^onbelle.  fianbeserseugniffe  burften  nur  im  (Biogen, 
b.  ^.  in  SRengen  über  25  $funb  ober  in  gonjen  Stfiden,  ni^t 
ober  nac^  (Elle,  JUeinvoge  unb  Aleinmag  oertouft  loerben.  Die 
(Befeüfc^aft  ^e  bos  9{ti)t,  betreibe,  Slinboie^,  $ferbe ,  l^ar« 
Rf^^  SBoIlftoffe,  no^feibe  unb  Seibenftoffe,  Droguen  unb  6pe« 
}ereien  oollig  jollfrei  na<^  (Englanb  einjufii^ren ,  nur  für  SBein 
mugte  ein  (Einfu^rjoü  bejo^It  irerben.  9lusffl|ren  burfte  bie  (&e* 
fellfc^aft  e^ffeUe  unb  e^oftDoIIe,  SBoIItfi^er,  fieber  unb  9Bq^s. 
Die  anilglieber  ber  Sefellf^ft  nraren  ^nge^örige  oller  £änber, 
bie  erften  gfirmen  Deuif^Ianbs ,  gfanlrei^s,  Spaniens,  $ortu» 
gds,  fiomborbiens,  Slaoonos ,  Xoslanas ,  Aataloniens  unb  ber 
^rooence,  SCquitaniens,  grlonbems,  Srabants,  Xouloufes  u.  f.  n>. 
ge^Srten  berfelben  an ,  benn  nur  berjenige  Kaufmann ,  beffen 
9lame  in  ber  carta  mercatoria  fionb,  genog  bie  ^rioilegien  ber 
etoplergefeüfi^att. 

üe^nli^e  nationale  Sefi^tspunHe  ^enfc^ten  in  ber  Serte^rs« 
politit  Sran!rei$9.  Die f Warfen Susfu^roerbote 9ranfrei(|8  ht- 
gflnftigien  itoat  bas  inlfinbif^e  (Seioerbe  biefes  £anbd  in  ^o^em 
(grabe ,  inbem  fie  ben  franjöfif^en  9lo^ftoffntailt  ben  gfranjofen 
fi^erten,  aber  fie  [^nilien  ben  franjBfifd^en  (Setoerbetreibenben 
au^  ben  9?o^ftoffeinIauf  imSlusIanbe  unb  bieSusfu^r  oon  (&e« 
roerbeerseugniffen  nad^  bem  Suslonbe  ab.  Dabur^  litt  aber  au^ 
in  er$ebli(^ent  ®rabe  ber  Dur  d^fu^roerle^r  Sftanlrei^s;  bie 
Dur^fu^  ber  englif^en  9{o^|toffe,  oor  allem  ber  britanni» 
fc^  unb  nieberlSnbif^^n  Sc^aftooIIe,  nac^  fiombarbien 
ooKsog  \i^  weniger  me^r  Aber  gfranfreic^  ober  fiber  bie  (£^ampagne, 
fonbern  ous  ben  Slieberlanben  ben  91^ ein  herauf  fiber  Aoln, 
aRains,  Strasburg,  Safel  unb  ben  (&ott^arbna^9Rof« 
lanb,  SRonjaunb  Somo,  ober  oon  SRainj  aus  auj  bemSRain 
fiber  Sflflrnberg  unb  ben  Srenner  na(i^93enebig,Q)o  fie  in  ben 
bortigen  3a^Irei<^en  2:u(^toebereien  ju  SBoIItu^enoerarbeitettDurbe. 
Diente  ber  ®ott^arb  oor  allem  bem  engIif(^>Iombarbi[(^en 
Serie^r,  fo  toar  ber  Spifigen  me^r  ber  $og  ffir  ben  Sinnen^* 
oerle^r  unb  es  toar  namentlid^  bie  Aonftanser  fieinioanb, 
mel^e  fiber  biefen  ^ag  i^ren  SBeg  na^  3toIi^n  fanb.  Diefer 
nationale  9bf(^Iug  gfranlrei^s  fteigerte  in  (o^em  (grabe  bie 
nirtf^oftli^en  unb  politifc^en  Sesie^ungen  sioifd^en  Snglanb 
unb  Deutf^Ianb.  Der  (Begenfo^  ber  englanbfreunbli(|en 
9BeIfenpoIitiI  unb  ber  franjofenfreunblic^en  (g^tbellinen  [(^manb. 


—     120    — 

SBelfeit  unb  (&^ibcllinen  fo^nten  fid^  im  Z<>^^^  1235  aus.  ftatfer 
Sfriebri^  11.  heiratete  eine  englifcie  ^rinsefftn  unb  ber  SBelfe 
Otto  erhielt  bos  neu  ecri(^tete  d^Qogtum  Sraunf^toetgunb 
feierlid^  flberfonbte  bie  englanbfreunblic^  ^rooence  bembeut« 
fc^en  Äaifer  bie  iltone  Don  8lrles  m^  SRains.  Cine  neue 
Slrage  öffnete  fi^  oon  fionbon  über  Srounf^meig,  9Rain3  unb 
SIrles  ffir  ben  englijc^^oftinbifd^en  SBeltoecte^r  unb  fc^tgte  in 
^o^em  Grabe  ben  $anbel  93enebig$,  inbem  fi^  ber  SBeltoer« 
te^r  oon  ber  SIbriaunb  bem  $o  na^  bem  loeftlic^en  9RitteI' 
meer  unb  Sicilien  oerlegte. 

Die  beutfd^en  Surften  voattn  freili<^  ffir  biefe  englifc^'popiftii^e 
Stei^anbetspolitil  junäc^ft  n)enig  em|yf&ngli(^ ;  bebrol^te  fie  bo^ 
i^re  3oIIpnoiIegien  in  ^o^em  Grabe.  3m  3<^^^^  ^^^^  edlirten 
[i^  in  Sger  bie  beut[(^en  gfirften  offen  gegen  Snglano  unb  ben 
$ap[t  unb  erft  na^  bem  Xobe  bes  Aaifers  grtiebri^  11.  im 
3a^te  1250  gelang  es  ben  englif^en  äBelt^anbelsbeftrebungen, 
au^  in  Deutfc^lanb  haftigen  gfu6  3U  faffen.  Gegen  ben 
G^ibellinenfonig  itonrab  Itellte  bie  papiftif^e  Gegenpartei  in 
SR a inj  ben  Grafen  SBil^elm  oon  ^ollanb,  ben  Gatten 
ber  ^rinseifin  oon  Sraunfc^iDeig,  als  Gegenlönig  auf,  ber 
im  3a^re  1251  ben  Aonig  Aonrab  oor  Oppenheim  fc^Iug, 
aber  im  3a^re  1256  im  Aampfe  gegen  S^i^fiIon)>  fi^L 
Seinen  meitern  Ausbau  erhielt  biefer  Dur^fu^roerfe^r  bur(^ 
Deutfd^Ianb  na(|  bem  Susfterben  ber  ^o^enftaufen  burcfi  ben 
Aonig  Ki^arb  oon  Deut(c^(anb.  Stic^arb  oon  Cornioallis, 
ber  Sruber  bes  Aönigs  oon  Snglanb,  n>ar  bur(^  feine  Gottin 
jugleid^  Sefi^er  ber  ^rooen ce unb  burc^  [eine  ioaIIi|i[(^en  SI ei« 
unb  3inngruben  ber  rei^|te  ^üx\i  ber  (£^riften|eit.  Gr  be* 
trottete  es  als  feine  Hauptaufgabe,  bie  ja^IIofen  3<>Uf<l^<^nI^n, 
nelc^e  [eitler  nod^  ben  freien  £>anbeIsoerIe^r  auf  bem  91^ ein« 
ftrome  gei^emmt  Ratten,  burc^  SSerorbnungen  aus  ber  2Belt  }u 
fc^affen.  3^  3<^^^^  1260  erlieg  er  bes^alb  ein  Steid^sgefe^ 
gegen  bie  geroaltfame  93e[(^Iagna^me  oon  Gütern  bur^  bie 
3n^aber  ber  3onburgen  megen  3onunterf(^Iagungen  ber  jlauf« 
leute  unb  f^uf  fo  ben  neuen  Segriff  ber  9{aubritl^r.  1268 
mürbe  auf  bem  Steic^stage  5u  äßorms  ber  erfte  fogenannte 
fianbfriebenam  9{^eine  juftanbe  gebra(^t,  f  nbem  man  alle  neu  er« 
richteten  3^11^  ^u^<6  9{ei(^£ge[e^  ab  [Raffte  unb  nur  bie  alt^er« 
brauten  Slei^sjöUe   ju  SBopparb   unb  ftaifersmort^  noi^ 


—     121     - 

in  C&iltidfeit  bleiben  lieg.  60  fielen  bte  K^einsöIIe,  iDel^e 
fett^er  ben  freien  ^onbelsoerle^r  ge^inbert  ^iten,  unb  bie  Si» 
|<^öfe  oon  Speyer  unb  SBorms  forgten  bofflr,  bojs  bei  £anb« 
frieben  am  K^ein  unb  int  untern  Sledatt^le  oufre^ter^olten 
blieb,  inbem  fie  bie  3oIIburgen  bes  fianbabels  genmltfam  brod^en. 
3m  3a|re  1271  iDurben  olle  3oII^u[er  oon  6trapurg  bis 
Adln  bur^  bie  9{et(^ftabte  unb  mit  $ilfe  ber  ftir(^e  unb  bes 
englif^en  Selbs  gebrochen  unb  balb ftonb  bem  jollfreien  Seriell 
ber  Snglänber  burd^  bos  Si^eint^al  ni^tsme^r  im  äBegejum  Serger 
Sranlretc^s.  Site  bann  ftonig  Sli^arb  im  3a^re  1272  ftarb, 
var  lein  9la(^f olger  itönig  9?uboI|>^  oon  ^absburg  ebenfalls 
I  beflrebt,  bem  freien  $onbeI  am  9i^eine  ben  9Beg  3U  bahnen. 
3m  3<i^^^  1277  »urbe  ber  Sunb  gegen  alle  violatores  sanctae 
pacis,  bie  neue  !ii\U  angelegt  Ratten,  in  ^agenau  erneuert 
unb  lebiglii^  geftattet,  jur  Sefireitung  ber  Sic^er^eitsloften  oon 
allem  (Suif  bas  ben  Strom  auf«  unb  obfu^r,  in  SR  a inj  unb 
Sopparb  eine  Sbgabe  ju  ergeben.  9Bar  es  namentli^  eng« 
Iif(^e  9B  0 1  ( e  unb  englif^s  3inn^  bie  ben  9l^ein  ^erauflamen, 
fo  giengen  bofflr  namentli^  bie  9{^einu)eine,  bie  Slfäljer 
unb  ißfäljerroeine  lotoie  6al5  unb  £einu)anb  fiber 
SR a inj  ben  9{^ein  ^inab.  Dber^alb  £anbaus  u)u^s  ber 
Sljäger  SBein,  unterhalb  fianbaus  ber  Speqergauer,  ou^  ber 
SBormsgauer  unb  Dppen^imergauer  3Bein  mürbe  oiel  nad^  ben 
Slieberlanben  oetfanbt,  mie  auc^  in  SRainj  im  3^^^^^  1263  ein 
lebhafter  ^anbel  mit  Pfeffer,  3ngn)er,  (Semürjnelfen, 
Softus  unb  (Balanga  aus  3nbien  getrieben  mürbe. 

Den  gröjslen  Cinfluj)  fibte  biejeengltf^«beut{(^e  Sfrei^anbelspo« 
litif  auf  bieCBntmidlungberDberpfalj,  oor  allem  ber 6tabt 91  fi r n» 
berg.  Dur^  bie  9uf Hebung  ber  ^^einjölle  lam  auc^  bas  SR  ain« 
t^al  ju  er^obter  Sebeutung  als  Dur^f  u^rlanb  unb  bie  gfolge 
baoon  mar,  bag  ber  ^anbel  9lürnbergs  bie  feit^erige  Sebeut« 
ungSRegensburgs  mefentlid^ beeinträchtigte.  Die ^od^jeit Jtonig 
^einri^s  oon  Deutf(|Ianb,  bes  unglüdlic^en  6o^ns  5lat|er  Sfrieb» 
ri^  IL,  mit  ÜRargarete  oon  £)efterrei^»Samberg  in  Mm« 
berg  mar  ber  erfte  glönjenbe  Zag  ber  jung  aufblü^enben  Stabi, 
bie  f eitler  mit  ja^lreic^en  anberen  Stabten  (Jfrei^anbelsoer« 
trage  obf^Iog,  na^  benen  bie  Aaufleute  gegenfeitig  gegen  9lb« 
gäbe  oon  1  $funb  Pfeffer  unb  1  $aar  ^anbf^u^en  u.  f.  m. 
oom  ^funbjoU,  b.  ^.  ber  Umfa^fteuer,  befreit  mürben.    3Borms, 


—    122      — 

Sombetg,  Speier,  Sfronffurtp  9{egens6urg,  Aoln, 
Strasburg,  ^eilbronn,  Sojel,  6t.  (Solle  n  f^Ioffen  mit 
9lfimberg  fol^e  SertrSge ,  fo  bog  Slfimberg  bolb  ben  $onbel 
jioifd^en  SßoUn  unb  Sö^meit  einerfeits  unb  bem  9?^e{n 
unb  SRoin  onbererfeits  toie  jiDtfc^en  bem  Sßorben  unb 
3toIien  3u  einem  großen  Zeile  in  feine  ^onb  befom. 
Um  bod  9?e^t  bes  9iei4$f^uIt|ei6enomts  ouf  bie  S^llt  ju 
XDo^ren,  erhielt  in  benjenigen  Stobten,  in  loel^en  bie  3&ne  ouf* 
gehoben  u)utben,  bos  Slei^sf^ult^eigenomt  oKifi^iIi^  uon  ieber 
sollfreien  Stobt  eine  Slbgobe  oon  1  fßfunb  Pfeffer  in  einem 
GiÄerbe^er,  1  $oor  n^ollenen  $onbf^u^en,  1  filbemen  Stöberen, 
1  SRoberoIbus  unb  1  (Bolbgulben  bejm.  einem  Sfilj^ut.  Pfeffer, 
SBoII^onbf^u^e ,  OrilsPte  unb  ro^s  unb  oerorbeitetes  Sinei 
unb  (Solb  moren  bie  $oupt^onbeIsgegenftanbe  jener  !^t\t  Diefe 
STbgobe  entri<^teten  in  gfronffurt  o.  9R.  no^  im  ^(i^xt  1785 
bie  Stobte  9lfirnberg,  9Borm$  unb  Somberg. 

SBö^renb  mon  ouf  biefe  9Beife  in  Deutf^flonb  in  [teigenbem 
SRoge  ben  gfrei|onbeI$grunbfö^en  juftrebte,  fo  befolgte  mon  in 
(Jfronfrei^  gerobe  bos  entgegengefe^te  SQftem  unb  ben 
größten  9lu^eit  oon  biefer  obfi^Iiegenben  3<>IIp0lWI  ^tmh 
rei^s  ^otte  bie  S^toeis.  Seit  bie  9Reffen  bet  S^om« 
pogne  ben  fiomborben  ni^t  me^r  biejenige  9RorItgeIegen^eit 
boten,  mel^e  |ie  [eitler  geo^o^nt  Q>oten,  ttoten  on  bie  Stelle  ber« 
felben  bie  SDleffen  oon  C5enf.  Diefe  Stobt  lourbe  je^t  bos 
X^or  (janua)»  ^urd^  meines  bie  englif^en  9Boren  i^ren  (Einjug 
no^  3talien  hielten.  $ier  fonben  fi(^  bie  Aoufleute  ous  £9on 
unb  SRorfeille,  ous  fiomborbien,  Sponien  unb  Sil« 
gerien  ein,  um  bie  englifc^en  unb  niebetlonbifd^en  (Erjeugniffe 
gegen  bie  SBoren  ber  fieoonte  ousjutoufd^en.  33on  ben  Slip en» 
paffen  fpielte  bes^Ib  ouc^  je^t  no<^  ber  SRontcenis  loeitous 
bie  bebeutenbfte  9?one,  ober  er  toor  längft  nic^t  me^r  oKein. 
Der  £ufmonier  mor  ebenfolls  ein  beliebter  Slpenubergong 
geworben,  feit  im  3o^re  1176  Äoifer  gfricbri^  1.  ber  JRotbort 
no^  ber  unglfidli^en  Sc^Io^t  Qon  £egnono  über  biefen  ^og 
ben  Stfidfsug  no^  Deutf^Ionb  ongetreten  ^otte.  Do  ber  9ßeg 
Dom  fiufmonier  nod^  (£^ur  ober  einen  bef^u^erlic^en  Ummeg 
borftellte,  brong  mon  t^oloufmorts  unb  entbedte  |o  im  St.  (5ott> 
^orb  bie  gerobefte  unb  üirsefte  j?inie  m^  Stolien,  toesbalb  mon 
biefen  $og  bejfer  oIs  feit^er  erfc^Iog,  fo  bog  ber  neue  $o|  oIs* 


—     123    — 

iolb  bem  aRontcenis  einen  gefo^rIi(^cn  SBettbeoerb  bereitete. 
!Die  ®ef^i(^te  biefes  Joffes,  ben  bie  9{dmer  ni^t  tonnten,  be« 
ginnt  erft  mit  bem  aRitteloIter.  ms  bec  ^og  im  Oo^re  1198 
na^  SoIIenbung  ber  Xeufelsbiüde  bem  offentli^en  Serte^r 
fib^geben  lourbe,  beftonb  ber  ^q%  aus  einem  3,5  SReter  breiten 
6aumpfabe,  ouf  bem  mon  bei  gutem  SBelter  von  gfluelen 
bis  SSellinjona  minbeftens  3  Xage  brauste.  Den  9Beg 
motten  bie  Steifenben,  bie  von  9iom  no^  jlbln  reiften,  in 
ber  Slrt,  bag  fie  bei  Somo  bie  6e|rtinerftrQge  oerlie^en  unb 
fiber  Sarefe,  Suinounb  ben  SRonte  Senere  m^  Sellin« 
3ona,  5BiasIa  unb  Hirolo reiften,  vonwo  man  bos  ^ofpis 
unb  bie  $ab^5^e  erllomm,  um  bann  fiber  ^ofpent^al, 
^luelen,  Sujern  unb3of  ingen  na(| Safel  ju  lommen,  oon 
wo  mon  JU  Schiff  no^  Jlöln  fu^r.  Der  ndrbli^e  (ßott|arb 
ffit^  moE8  ElvelinuB ,  fiioinenberg  ober  ^elfenberg  ober  ou^ 
mons  ürsare,  Urfenberg,  Sluffenberg  ober  9{eugenberg.  Dos  ift 
er  au^  bis  auf  6un)arou)  geblieben ,  n)ie  flber^aupt  ber  9Iame 
ber  9iuffen  ober  £ombarben  no^  ^eute  in  ber  S^^eij  unb  in 
6d^nKiben  in  jo^Irei^en  Crts«  unb  gflugnomen  erhalten  ift  mit 
9lu|fenf<^bg  unb  9{eugenftein  als  (Erinnerung  an  bie  3^it,  als 
bie  £ombarben  über  ben  ®ott^arb  no^  fßaoia  sogen,  um 
bort  bos  „Ulmbarbenrei^"  ju  grunben. 

9Bar  fo  ber  Sott^arb  ein  SBettbemeiber  bes  Wonlcenis,  inbem 
er  ben  englif^en  SBarenjugna^  aRailanb  oongranlreic^ 
unb  oon  Surgunb  ableitete  unb  ber  SRittelf^mei}  ;(uffi^rte, 
fo  lebete  er  ebenfo  bem  altern  Srenner  unb  bem  Septimer 
unb  nmr  fo  ein  Slusbrud  bes  fteigenben9Bettbeu)erbs  ju^ifi^en 
Genua  unb  Senebig  im  fieoante^anbel.  (Salt  als  Sorjug 
bes  Srenner  bie  geringe  ^ag^o^e,  mel(^e  i^n  jum  ange» 
ne^mften ,  meil  burc^aus  fahrbaren  SIpenfibergang  f fir  ben 
^erfonenoerle^r  geftaltete,  fo  mar  ber  groge  93or5ug  bes 
Septimer  biefem  $affe  gegenüber  bie  lange  9Bafferfa^rt 
gemefen,  meiere  biefen  ißag  3um  geeignetften  $ag  ffir  ben  (& fiter» 
oerle^r  geftaltete.  Diefen  Sorjug  gemö^rte  nunmehr  ber  neue 
9Beg  fiber  ben  6t.  (Sott^arb  minbeftens  in  bemfelben  3Rage. 
aRon  enei^te  benfelben  augerorbentlii^  bequem  in  fiocarno 
am  nSrMic^en  Ufer  bes  fiangenfees  unb  lonnte  in  gfluelen 
bereits  mieber  bie  (Bfiter  auf  bas  S^iff  beförbern ,  um  fie  auf 
biefem  unumgeloben  fiber  ben  Siermalbftöbterfee  in  fiusern 


—     124     — 

auf  bie  9?eug  3U  bringen ,  oon  mo  bie  (&üter  auf  ber  Stare 
in  ben  9l^ein  gebraut  iDurben,  auf  bem  fie  bis  Rbln  oer« 
blieben.  Dabei  toar  ber  Sergioeg  oon  Sellinjona  bis 
($  I  u  e  I  e  n,  ber  ni^t  mittels  bes  9Bagens,  fonbern  auf  bem  Saum« 
tiere  jmfidjulegen  max,  Iflrser  als  bie  lurjefte  £inte  jioif^ien 
S  a|  el  unb  9R  a  i I a n  b.  Unter  biefen  Ser^Itniffen  mar  es  lein 
9Bunber,  o^enn  ber  6t.  C5ott^arb  jiDor  bem  Srenner  ni^t  feinen 
$erfonenoerfe^r  rauben  lonnte,  aber  um  fo  me^r  allmfi^Ud^  ben 
fiömenanteil  bes  SBeltgfiteroerie^rs  über  bie  Sllpen  an  fid^  rij}, 
[0  bag  ber  Septimer  unb  ber  SpHigen  immer  me^r  in  ben 
gintergrunb  traten  unb  bie  Seliger  ber  Geleitsgefalle  biefer 
$S[[e  in  fteigenbe  9lot  gerieten.  3m  3<^^^^  1^78  oer[u<^te  aus 
biefem  ffirunbe  bas  Sistum  (£^ur,  ben  abne^menben  93erle^r 
fiber  (£^ur  babur^  feftsu^alten,  bag  es  ben  Aaufleuten  oon  £u' 
Sern  30nfrei^ett  einräumte^  unb  im  3a^re  1291  mochte  es  bie« 
felbe  (Einräumung  ben  Aaufleuten  oon  S^^i^-  '^^^  Semfl^ 
ungen  loaren  inbes  oergebens;  im  Z^f)xt  1296  toar  oon  einem 
Serfe^r  sroifc^en  CT^ur  unb  fiujem  ni^t  me^r  bie  Siebe  unb 
ber  6t.  ®ott^arb  ^atte  glfinjenb  gefiegt. 

SBas  biefe  ungeheure  Durc^fu^roerfe^rsfteigerung ,  melr^e 
bie  abf^Iiegenbe  franjofifc^e  30llpolitil  ber  6<^oei3  braute, 
für  ben  SEBo^Iftanb  ber  f^ioeiserif^en  $anbe(s|tabte  bebeutete^ 
erlieft  man  aus  ja^Ireid^en  Sla^rid^ten.  9Ran  [ie^t  bie  neue 
9ii(^tung  bes  SBelt^anbelsoerfe^rs  unb  ber  gauptmaren,  menn 
bie  6tabt  Sern  im  Z^^^xt  1191  bei  i^rer  (Einoerleibung  in  bas 
beutfc^e  9iei(^  bas  6tabtre^t  oon  gfreiburg  im  Sreisgau  unb 
5töln  erhalt,  roenn  im  ^^ofyct  1291  bie  Sleid^sftöbte  Safel  unb 
£u3ern  gemeinfam  ben  6(!^u^  ber  9{ei(!6s|tra|e  oon  Safel  na<^ 
fiujern  fibeme^men,  u)enn  im  ^a^^xt  1294  einigen  Aaufleuten 
aus  SRonsa  bei  9RaiIanb  auf  bem  SBege  fiber  ben  gauen* 
ftein  na^  bem  Urfenert^ale  2  Sallen  mit  SBoUe  beft^Iag« 
na^mt  loerben,  menn  im  3a^re  1295  ber  lebhafte  SBerfe^r  oon 
Safel  über  ben  untern  $auenftetn  na^  Sujern  gerühmt 
unb  bie  neue  Srüde  über  bie  Slare  bei  Ölten  ermahnt  mirb. 
es  mar  unter  biefen  SSer^altniffen  fein  SOSunber,  wtnn  ]\^  Jtonig 
SRid^arb  oon  Deutf^lanb^dornmallis  mit  ^erjog  Aonrabin  oon 
6(i^maben=6toufen  um  ben  Se|i^  ber  6tabt  3  ü  r  i  ^  janfte  unb  im 
3a|re  1262  biefe  Stabt  ebenfalls  jur  beutf<^en  SReid^sftabt  erHarte. 

Ss  mar  bei   biefem  glanjenben  Srfolg  bes  ®ot t^arb' 


—     125    — 

Unternehmens  be$n)etfem  fe^t na^Iiegenb,  bog  berfelbe  3U  mei* 
teien  Strogenonlagen  reijte.  SRon  begann,  oud^  über  ben  6  i  m  p  I  o  n 
einen  neuen  beffern  6oumpfab  oon  Srteg  no^  Domobof* 
(ola  unjulegen;  bos  Sieium  6itten  (Sion)  na^m  bas  Unter« 
nehmen,  aufgemuntert  unb  u>idf(^aftlt^  geftfi^t  uon  einigen  großen 
^anbelsgefellfd^aften  in  9RatIanb  unb  ^iftoja,  in  bie 
gonb  unb  baute  ein  ^ospi}  auf  ber  ^iag^o^e.  Sber  au^ 
biefes  SBettberoerbsunteme^men  oerfnollte,  bie  Unternehmer  famen 
nic^t  ouf  bie  Aoften  unb  ber  (Bott^arb  mo^te  basfelbe  DoIIig 
tot  60  lam  bur^  bie  Q^^Iie^ung  bes  (Sott^arbs  bie  gräflich 
^absburgif^e  £anboogtei  Uri  urpIö^H^  in  ben  SRittel« 
punft  bes  SBeltoerfe^rs  unb  gab  ber  jeit^er  menig  bebeutfamen 
®raff<^aft  ^absburg  einen  Q)irt|^aftli^en  $intergrunb,  ber  (ie 
balb  an  bie  6pi^e  eines  SBeltreid^s  [teilen  follte.  3m  3o^re 
1231  entsogen  bie  neibif^  getoorbenen  $o^en {taufen  ben^abs* 
bürgern  bie  Sogtei  fiber  bas  Urnerlanb  unb  erHärten  bas 
fianb  als  3um  beutfd^en  9lei^e  gehörig»  mie  im  3^^^^ 
1240  aui)  bie  fianboogtei  6^U)i)3  3um  beulf^en  Sfeic^e  ge« 
[(plagen  würbe.  9(ber  ber  Untergong  ber  $o^en|taufen  fe^te 
au(^  bie  Habsburger  erneut  in  ben  Sefi^  biefer  n)i^t!gften  unb 
eintrögli^ften  C&efalle  i^rer  (&raf)^aft  unb  erft  nac^  bem  Zobe 
Adnig  Slubolfs  oon  $absburg  gelang  es  ben  £änbem  6(^0)93 
unb  Uri  erneut,  im  Sunbe  mit  Untertoalben  unb  ber 
6tabt  3&ti4  |t^  n)ieber  rei^sunmittelbor  3U  machen. 
3m  3a^re  1298  smang  fie  3mar  Aönig  Sllbrec^t  oon  ^abeburg 
erneut,  feine  fianboogteirec^te  ansuerlennen,  aber  burc^  bie 
Srmorbung  bes  ftdnigs  bur^  ben  $er3og  3o^ann  oon  6(^roaben 
bei  SBinbifd^  an  ber3Iar  im  3a^re  1308  unb  bie  X^ronbefteig* 
ung  bes  S^ibellinenlaifers  $einri^  oon  fiuxemburg  gelang 
es  ber  S^ioeis  mit  $ilfe  bes  ^teirf^en  9Ittentats  erneut ,  bie 
9let(|sunmittelbarfeit  unb  bamit  bie  Sid^erung  i^rer  Cinffinfte 
gegenüber  ben  5fterrei<^if^en  SRa^tbeftrebungen  3U  erringen. 

3n  ber  £ombarbei  sanften  fi^  inbe||en  in  SRailanb  bie 
Sisconti  unb  bie  bella  3:orre  (Zum  unb  Xaxis)  als  baqrif^'eng* 
lif^e  unb  fransofif^öftetrei^ifc^e  Partei.  3m  3a^re  1237  u)urben 
bie  !£ume  (Erbfd^ult^eigen  (poteBtates)  oon  9RaiIanb,  im  3^^^^ 
1262  brannten  bie  Sisconti  fiocarno  nieber,  im  3a^re  1263 
mehrten  bie  Zorres  ben  Sisconti  ben  eintritt  bes  Srsbistums, 
bie   fi^  ber  ?tabt  Srona   am  £angenfee   bemöd^tigt  Ratten. 


-'     126     — 

etft  im  3a(re  1277  [iegten  bie  Visconti  enbgtittg  in  aRmlonb, 
na^bem  fie  1270  bie  6tabt  domo,  ben  celeberrimos  introitus 
Italiae,  in  Sefi^  genommen  Ratten.  3"^  So^^e  1294 
touiben  bie  Sisconti  Steid^soifare  oon  £om6arbien  mit  $i(fe  bes 
A3nig6  Slbolf  oon  $  e  f  [e  n* Sloffau.  Die  Habsburger  ober  oerfc^aff' 
ten  toieber  ben  Xone  bie  Ober^anb  unb  erft  bie  £usem6urger 
brauten  1311  bie  Sidconti  toieber  ans  9luber,  loel^e  (£omo, 
$aoia,  Sergamo,  ^iocenjai  $arma,  Verona,  9Rantua,  9Ie|fan, 
bria  unb  Xortona  eroberten. 

Die  2:^tigleit  ber  Snglänber  unb  £ombarben  jur  beffem 
Srf^Iiebung  ber  Sllpenpaffe  er^ö^te  bie  Geffille  bes 
Kaufes  ^absburg  in  (eitler  ni^t  belanntem  SRa|e  unb  bie 
SRittel,  toel^e  biefe  C&etalle  ben  $absburgem  oerf(^afften,  br»!^« 
ten  bieje  auf  ben  (Sebanten,  ben  gefamten  Sllpenoerle^r 
)u  einem  9RonopoI  bes  Kaufes  ^absburg  ju  mo^en. 
Die[er  (Srunbgebanfe  ber  ^absburgifd^en  ^auspolitif  führte  benn 
au(^  in  erfter  golge  sur  (Eroberung  Xirols,  ber  Srenner« 
[trage  unb  bes  S^^np^^ff^^  i^ur^  ^^  f>^^  ^obsburg. 
3e  me^r  burc^  bie  abf^Iiej^enbe  ^anbelspolitil  gfrantrei^ 
ber  SSerle^r  über  bie  9Ipen  roud^s,  um  \o  me^r  seigte  fi<^  aud^, 
bag  für  biefen  S3erle^r,  [oneit  es  \\i)  um  ben  ^erfonenoer« 
le^r  ^anbelle,  ber  Srenner  eine  unoenoflftli^e  fiebensbaft 
befag,  unb  {e  me^r  bie  3^1  ^^^  9{eifenben  tou^s,  bie  jiDif^en 
Senebig  unb  Oberbeutf^Ianb  oerle^rten,  um  fo  me^r 
n^ud^s  auc^  bie  Sebeutung  Xirols  für  ben  SBelt^nbel.  Seit 
bem  3o|re  1250  bilbeten  bie  3Reffen  oon  Sojen  einen  toi^ 
tigen  2Barenaustau|(^pIa^.  Son  meit  ^er  famen  bie  ^finbler 
nac^  bem  burd^  feine  SBeingelanbe,  feine  SRaisfelber, 
anaulbeergärten,  Sfeigen^  ^firfi^*  unb  {ßomeransen* 
gärten  berühmten  Ziroler  $anbelsmittelpunft ,  ben  bie  ®raf* 
f(|aft  Xirol  bem  Sistum  Ürient  abgenommen  ^atte  unb  beffen 
rei^e  ®efalle  bamals  ben  9leib  aller  gfürften^äufer  erregten.  6o 
lag  es  na^e,  bajj  als  im  3a^re  1281  ftönig  9{uboIf  oon  $obs« 
bürg,  ber  jum  ^errf^er  Deutfd^Ianbs  gcmorbene  Iluge  Sc^ioeiser« 
graf,  feinen  6o^n  Sllbre^t  mit  bem  ^erjogtum  £)efterrei(^ 
unb  bamit  mit  ben  Gefallen  bes  Sem mering paffes  belehnte, 
er  biefem  So^ne  glei^falls  bie  CBrbgrSfin  oon  Zirol,  bie  gifid« 
li^e  Sefi^erin  ber  (gefalle  bes  Srenner  paff  es,  als  Sraut 
}ufü^rte.    9Burbe  bo^  bamit  fein  Streben  nad^  bem  Sefi^  aller 


—     127     — 

SlpenfibecgSnge  oollenbs  uenDirlli^^t  unb  bem  $aufe  $ab0« 
bürg  bos  3oIIinonopoI  fut  ben  beutf(|HitaIient|(|en  Sefamtoerle^r 
enDorben. 

Sine  3n>etle  ntd^t  minber  bebeutfame  Stolle  erhielt  bur^ 
biefeti  gefteigerten  Srenneroerfe^r  bie  alte  9BeU[tabt  Se« 
rona.  Su^  biefe  Stobt  lam  [ett  bem  3a(re  1250  mS^tig 
empor  unb  bie  Srbottung  eines  grojsen  off  entließen  Jlauf^aufed, 
einer  Sret  ober  easa  dei  mercanti,  oIs  SBarenlagerungsItätte 
ffir  bie  burd^reifenben  Aoufleute  unb  ben  Zronfitoerle^r 
jeigt  bie  er^o^te  Sebeuiuna  biefes  ipio^es  ffir  ben 
Sßeltoerle^r.  ^]t  alle  loi^tigeren  ^eeressuge  fe^en  mir 
benn  ou^  im  13.  3<4^^unbert  no(|  i^ren  SRarf^  über 
ben  Srenner  neunten.  6o  jie^t  itn  Z^xt  1251  ftonig 
ibnrabin  oon  S^n^aben  über  ben  Srenner  nad^  93erona,  um 
bann.oon  tßola  ous  5U  6(^tff  Aber  Siponto  Spulien  ju 
mti^ttif  nnb  imSo^re  1267  jie^t  berfelbe  oon  Sregenj  aus 
über  ben  9trlberg  unb  Srenner  na^  Serona,  oon  mo  er 
über  $aoia  no^  Saoona  an  ber  9{ioiera  reift,  um  bort  auf 
pifanifd^en  (Baleeren  bie  Stabt  $i[a  3U  erreid^en.  Z^  3(^te 
1313  enbli^,  too  in  2)eutf(^Ianb  gro|e  Hungersnot  ^errfd^t,  toiib 
(Betreibe  n)a^r|(^einli^  aus  9leg9pten  über  6icilien  unb 
ben  Srenner  nad^  Oberbeulf^Ianb  eingeführt. 

allgemein  aber  [teilten  fid^  bie  3oII^^nen  fe^t  auf  ben 
StanbpunK,  bag  es  bie  9Renge  bringen  muffe.  6ie  fteigerten 
ben  Serle^r  bur^  billigere  3oIIfS^^  unb  fugten  \\^  gegenfeitig 
burc^  berartige  (Einräumungen  an  bie  ^anbler  ben  Serfe^r  toeg> 
3ttf<|nappen.  6o  gab  3.  S.  ilonig  9I(bred^t  oon  ^absburg  nar^ 
bem  CErmerb  ber  ®raffc^aft  Xirol  fofort  ben  ilaufleuten  ber 
großen  ^anbelspla^e  allerlei  loeiige^enbe  ^rioilegien  für  bie 
Xirolerftrage  unb  brang  auf  beren  Slnregung  in  Senebig  auf 
Slbf^affung  ber  ben  Aaufleuten  löftigen  iß 0 solle,  inbem 
ei  bofür  ben  Aaufleuten  oon  Senebig  in  gan3  Deutf^Ianb  oolle 
6i^er^eit  unb  oollftfinbige  6(^abIos^aItung  3u[i(^erte,  falls  einer 
berfelben  auf  feinem  9Bege  bur^  bas  beutf^e  9{eid^  na^  ben 
9{ieb erlauben  überfallen  unb  beraubt  roeibenfollte.  Sbenfo  er« 
hielten  im  3a^re  1309  bie  ilaufleute  sa^Irei^er  6tabte  bas 
Siecht  3um  freien  3ug  bur$  Kärnten  unb  Üirol  unb  als  bie 
(Erben  bes  ^ropfts  oonSnnsbrud  einen  9{e^tsftreit  mit  einigen 
Äegensburger  Sürgem  Ratten,  rourben  fie  angea)iefen,  i^ren 


—     128    — 

Streit  Dor  bem  9{egen$6urger  Stabtgerit^t  als  suftänbigem  (St* 
lid^t  Qusjufe^ten  unb  bie  Sef^Iagna^me  oon  9{egefi$burger 
^anbelsgut  bur^  ^Raubritter  ju  unterlaffen. 

$anb  in  $anb  mit  bem  fteigenben  ^erfonenoerte^r  bur^ 
Üirol  enttDtdelten  fi^  aud^  bie  3ufa^rtsftragen  3um  Sren« 
ner  unb  ^txn.  Sine  Q)i(i^tige  Stolle  fpielte  babet  oor  allem  bie 
alte  9iömerftabt  Slugsburg.  3m  Sa^re  1264  ftellte  fie  fi<l^  in 
baqerif^en  S^u^,  nobei  Sapern  fid^  oerpfli^tete,  ben  fie^* 
50II  unb  bas  Umgelb  nic^t  meiter  5U  {teigern,  feine  weitere 
Strafe  jioif^en  gf^i^i^^^^S  ^^^  Augsburg  3U  bauen  unb  bie 
Slugsburger  in  gfriebberg  frei  oon  ber  3onoifitation  unb  »eiteren 
ßallbelaftungen  ju  la[[en,  mie  aud^  im  3^^^^  1^72  ben  jtauf« 
leuten  oon  S(ug$burg  in  Sat|em  ber  freie  ^anbelsoerle^r  ein* 
geräumt  iDurbe.  6eit  bem  Regierungsantritt  Aönig  Slubolfs 
mar  es  freili^  mit  biefer  baperifc^en  S^^unbf^aft  Augsburgs 
oorbei.  Die  Stabt  ^ielt  feit^er  treu  jum  $aufe  ^abi^burg,  bas 
fi(^  beftrebte,  bie  an  ber  9{eid^sftrage  oom  Se^  3um  S  renn  er 
befinbli^en  3onftatten  mit  Semalt  nieberjulegen,  unb  im  3a^re 
1292  lam  es  3um  offenen  Streit  jcoifc^en  Saqem  unb  ber  Stabt 
unb  bem  Sistum  Augsburg.  Seibe  meigerten  fi^ ,  geftfl^t  auf 
i^ren  fianboogt,  ben  3RarIgrafen  ^einri^  oon  Surgau,  bas 
baperif^e  9iei(^soiIariat  anjuerfennen ,  unb  als  bie  Sägern  in 
gfüfien  ein  Sperrfc^lo^  bauten  unb  fein  Slugsburger  (But 
me^r  burc^Iiegen,  brauen  bie  ^ugsburger  basfelbe  mit  SBaffen« 
gemalt  unb  legten  fii^  1295  oor  bas  baperifc^e  gfriebberg. 
Sbenfo  eifrig  matten  fie  |i^  im  3<t^^^  ^^^  namens  bes  Siei^s 
auf  Sefe^l  bes  $absburgeis  ^Ibre^t  baran,  bie  6perrf(|I3ffec 
S^ongau,  Si^mabed  unb  Donaumört^  ju  bre^en» 
meldde  Saqern  aus  ber  Aonrabin'f^en  Srbmaffe  übernommen  ^atte. 

Sieben  bem  £e(^t^al  eif^log  fid^  feit  bem  3abre  1200 
au^  bas  3fart^al  immer  mebr  bem  Serte^r.  3^  3a^re 
1218  mürbe  Straubing  }ur  Stabt  gemalt  nnb  im  3a^re 
1255  oerlegten  bie  Saqern^ersoge  i^ren  $of  oon  2)onau' 
mört^  na<^  SR  fluiden.  Die  3^^^^^^  ^^  Serfe^rs  aber  ben 
gern  fteigerte  namentlich  bie  Sebeutung  oon  Z^\^t  ^^^  1^82 
bas  Stabtre^t  erhielt,  mie  au^  ber  grinftermflnspag  unb  bie 
Stabt  Sanb^d  am  3nn  feit^er  eine  june^menbe  9{olle  als 
Serbinbung  3mtf<^n  bem  £n gabin  unb  3nnsbrucl  geman« 
nen,  mä^renb  ber  9lrlberg  er{t  im  3Q^re  1309  fahrbar  gemacht 


-     129    — 

utib  (etiler  für  Ue  Serbinbung  mit  Aonftonj  oon  Sebeuiung 
otixbe.  (Ein  StootsDettrog  3tDif<f|en  Dt\ttnti^  unb  ASnig  fiub» 
nrig  bem  Sofern  fic^tte  ben  j^absburgem  ben  freien  Sug  9on 
ginftermunj  Aber  ben  Srlberg  na^  bem  Sfterrei^if^en 
6^10  ab  en.  Oefterreii^  ourbe  bos  Ke^t  suerlannt,  jeberjeit 
unge^tnbert  burd^  bas  Snnt^ol  gu  giel^n  unb  ber 
Snrggraf  }u  fianbetf  mugte  ab  (ßeleife^n  fd^mören,  bie  Oefter« 
reicht  hieran  nii^t  gu  ^inbem.  gfOr  ben  eigenili^en  Steifeoer» 
le^  aber  !am  biefer  $a^  nur  mnig  in  Seiro^t,  fonbem  biefer 
beioegte  fi^  foft  audfilliep^^  ouf  ber  6tMge  oon  Ulm  fiber 
Slemmingen,  Äempten  unb  ben  gern  m^  3nnßbru(! 
unb  es  gieng  biefe  Ueberlegen^eit  fo  meit,  bog  no^  im  3a|r 
1500  bie  Jtoufleute  oon  6t.  ®  allen  ben  SBeg  mi^  Se nebig 
ni^  fiber  ben  Sriberg,  fonbem  über  Aempten  unb  ben 
Srenner  ma^en,  oeil  fte  eben  ju  3Bagen  reifen  »ollten  unb 
ntc^  im  Sattel  auf  bem  6aumüere. 

Sli^t  minber  bebeutfam  als  ffir  Sovem  »ar  ber  gefteigerte 
Ser!e^}mifd^n Oberbeut((|Ianb unb  fiombarbien  für  6 ^ma ben. 
3n  erfter  £inie  mu^s  ber  Serle^r  gmif^en  Ulm  unb  flugs« 
bürg  unb  ber  Serte^r  jmif^en  Ulm  unb  Aempten  ganj 
OttberorbentH^ ;  fa  es  jeigte  fi^  bas  Seftreben,  bie  Serle^rs- 
mege  t^unli^ft  absulfirgen,  infofern  oon  ungfinftigen  gfolgen 
ffir  bie  6tabt  Ulm,  als  ber  birelte  ^erfonenoerle^r 
joiif^n  Slieberf^maben  unb  Augsburg  bie  Stabt  Ulm 
jtt  metben  begann.  Der  $erfonenoerle|r  gieng  nSmli^  oon 
bem  |elfenftetnif(|en  Geislingen,  ber  gerabeften  £inie  na^ 
flugsburg  folgenb,  fe^  fiber  bie  9llb  unmittelbar  no^  9llbed, 
mm  ^ier  nod^  bem  raf^  aufblfi^enben  fiangenau,  bas 
im  3a|re  1300  bas  Ulmer  Stabtre^t  erhielt,  unb  oon  |ier 
über  bie  Donau  nad^  fieipb^i^»  Surgau  unb  Slugs« 
bürg,  fo  bag  Ulm  auf  bie  Seite  gefe^  umr. 

9lo$  me^  ober  als  biefe  Sblfirjung  fc^abete  bem  Ulmer 
Serle^r  ber  fteigenbe  ®ebrau<!b  ber  Srenjt^alftrage.  Son 
SBetnsberg  in  9liebecfi|maben  gieng  ber  (Sfiteroerle^r, 
ebenfalls  ben  gerabeften  9Beg  oorjie^enb,  über  ®mflnb  unb 
Xalen  na^  bem  ^lfenfteinif(|en  $eiben|eim  unb  oon  ^itt 
m^  fiauingen  an  ber  Donau,  bas  f^on  1270  jur  Stobt  er^ 
^tibtn  morben  toar.  Diefer  neu  oerbefferte  Serle^rsmeg  fd^a« 
bigte  bie  Serbinbung  fiber  Göppingen  unb  (SeisUngen,  beten 

9 


-    130    — 

33ne  bet  (&raff(|oft  SBirtemberg  ge^Scten,  berott,  bog 
SBdtbeiDetb&ftrageii  \ii)  bur(^  (Bebu^ren^erabfe^ungen  ben  Slong 
absulaufen  fu(^en,  bis  im  Za^tt  1272  ein  Setglei^  bei  (Brof« 
fc^often  gelfenfietn  unb  SBirtembetg  bie  ffiebfi^tenfrage  in  ber 
9lrttegelte,  ba^  man  ein^eitli^e  6a^e  einfüge  unb  es  bem 
9{eifenben  freiftellte,  meieren  SBeg  er  ne^en  toollte.  Der  (e* 
meinfame  JBeggelbtarif  gieng  bo^in,  bog  bas  Seleitgelb  ffir  bie 
GtSbtefQufleule  ffir  einen  jtDeirabrigen  Xu  plärren  mit  brei 
sterben  auf  15,  mit  jiDei  $ferben  auf  10  unb  mit  einem  $ferb 
auf  5  Shilling  f eftgefe^t  n>urbe.  Aarren  mit Zi erbauten, bie  m)n 
ber  Donau  ^eraufgeffi^rt  mürben,  jaulten  nur  bie  Raffte ;  groge 
oierrabrige  ^u^tmannsmagen  mit  10  unb  me^  $f erben  jaulten 
15  6(^ininge ,  unter  10  ^feiben  bie  gfilfte.  (Eine  Steigerung 
biefes  larifs  mar  bis  jum  Z^tt  1277  au$gef<f|Ioffen.  9Ran 
fie^  baraus ,  bog  ber  Xarif  ben  gfu^rmannsmagenDerle^r  ber 
großen  ^anbels^ufer  er^eblicb  gfinftiger  be^anbette  als  ben  bem 
Sinnenoerte^r  bienenben  Serfe^r  mit  ^meiribrigen  ftorren.  Der 
ftolje  Sierfpänner ,  Sec^sfpanner ,  9^«  ober  3<^nfpanner  bes 
(Srog^nblers  jaulte  meniger  als  ber  breifpSnnige  ftarren  bes 
einbeimi|(^en  Alein^änblers.  Die  (Bebfl^r  oon  5  6<f|ining  ffir 
jebes  SRog  mürbe  ^ier  ni(^t  me^r  erhoben,  fonbem  mon  bere^ 
nete  ben  SBagen  als  folgen,  o^ne  befjen  grögern  3n^alt  in  8e» 
trai^t  5U  jie^en.  Die  gfolge  baoon  mar  benn  auA,  ba^  ber  jmei« 
röbrige  Aarren,  ber  um  bas  3a^r  1270  no^  bie  Kegel  gebtlbet 
^e,  ma^renb  ber  oierr&brige  (Jfu^rmannsmagen  bie  Slusno^me 
mar,  feit  1350  etma  bem  gfu^rmannsmagen  ben  erften  $Ia^  ein* 
geräumt  batte*  Der  ^auptausfu^rgegenftanb  aber,  ber  oom 
Sl^eine  burd^  Sd^maben  na^  ben  Donaulänbem  gieng,  mar  bas 
3Bontu4  ber  5<iupteinfubrgegenftanb,  ber  oon  ber  Donau  ^ 
bur^  e^maben  na(^  bem  ^ine  gieng,  bie  Xier^aul. 

Geinen  Sbaralter  erbalt  bas  13.  Sa^r^unberi  in  mirtfc^«. 
lieber  Sejiebung  bur(^  eine  feit^er  ni^t  gelaunte  (Entmidlung  ber 
S^öferei  unb  SBoIIenmeberei  in  SBefteuropo.  Seit  1200 
entmidelte  fi<^  bieSBolIenmeberei  ffir  bie  Vusfu^r  an^  in 
Deutfc^Ianb  ungeheuer  unb  $anb  in  $anb  bamit  giengjeine  fetter 
nicbt  getonnte  Cntmidlung  ber  beutfc^en  6 1 8  b  t  e.  SBas  bie  Serferiig« 
ung  ber  aBoKtu^er  oon  Anfang  cot  mebr  als  bie  £einemeberei  jum 
Stabtgemerbe  mai^te,  mar  ber  ^o^e  9Bert  bes  9{o^toffs.  S^f< 
molle  ift  tDertooIIer  als  ßein;  bie  aBoHenmeber  brauchen  me^r 


—     131     — 

fMb  als  Me  fieineiDebec  unb  es  ift  ein  gefo^roolles  Unternehmen, 
SBoIIe  auf}ttlaufen  unb  |<^Iagen  unb  ju  (5arn  fpinnen  ju  Ia|fen. 

SDtan  finbet  9la^r^ten  über  bas  ftabtifdfte  SBoIIgetDerbe  um 
bas  So^r  1200  in  großer  9Renge.  UeberoU  |inb  bie  9BolIf(|Iägereien 
bes  leisten  Betriebs  wegen  am  SBaffer  bei  ben  SRüHem,  n>o 
iie  i^e  SGBaRereten  errieten.  3n  9{o  uen  5.  S.  sDO^nien  J 199  bie 
SBodlammer  unb  bie  S&rber  om  gfing,  mo  |ie  bei  ^o^ooffer 
mit  ben  SRfinem  bie  (Sefo^r  abjunienben  Ratten ;  in  Ulm 
8H>^nten  fie  meift  in  ber  Sorftobt  Sdftmeig^ofen  (Sleu^UIm.) 
Die ^aufrtousfu^r  in  9BoIIftoffen  ^iten  bie  6töbte  Slawen, 
SRe^,  jt9In  unb  SRaftri^t,  bie  unenbli^e  SRengen  oon 
SBoIIftoffen  ollja^rUc^  auf  bie  großen  SReffen  na^  Sns  in 
6teiermarf  brauten;  ober  anif  aus  S^maben  unb 
Saqern,  oor  ollem  aus  Ulm  unb  SRegensburg,  gieng 
eine  SRenge  oon  9BoIl[toffen  nac^  Steiermarl  nnb  ben  Donou« 
lanbem  unb  gemeinfam  mit  ben  ^onblem  ber  Slieberlanbe  unb 
00m  9{^ein  befu(|ten  bie  Ulmer  SBoIIftoffausfu^r^nbler  bie 
SRSrite  oon  (Ens. 

Die  (Befahren  biefes  (Broggemerbs  aber  brachten  es 
immer  me^r  mit  \i^,  bag  fid^  bie  einjelnen  Unternehmer 
}tt  grogen  (Befellfc^aften  jufamment^aten ,  unb  biefe 
SBoIR&mmergenoffenfdftaften  fpielten  balb  bie  erfte  Atolle  im  po« 
littfc^n  £eben  oon  gan]  SSefteuropa.  Ratten  feit^er  nur  bie 
eigentlt^n  (gro^^finbler  bas  9{e(^t  gehabt,  eine  ®ilbe  ober 
3ttnft  3tt  bilben,  b.  (.  frei  00m  6<i^ult^ei|}enamt  bes  C&runb« 
|erm  ju  fein,  |o  erwarben  biefes  Sle^t  je^t  fiberall  au^  bie 
SBoHgewerbetreibenben.  60  erhielten  3.  S.  im  Z<^xt  1231  bie 
gorber  oon  SRfi^I^fen  in  X^uringen  oon  ber  bortigen  Stabtoogtet 
unb  wm  6tabtf(^ult|iei6enamt  bas  iRe^t,  eine  (Bilbe  }u  bilben  roie 
onbere  ^anbelsleute.  ^m  3a^r  1253  t|t  in  Ulm  bie  fiobenweberei 
ttilunbU^  erwiefen  unb  1291  nmr  bort  eine  Srautu^erjunft  oor^an« 
ben,  wel^e  bie  möd)tig{te  3^nft  ber  Stabt  mar,  weil  ber  ganje 
Srog^bel  oon  i^  ab^ieng,  unb  bie  in  ben  Aompfen  jmifc^en 
Sapern  unb  Oefterrei^  um  bie  SReii^sIrone  bas  öfteneid)« 
if^  Sntereffe  in  ber  @tabt  ganb  in  $anb  mit  bem  Slitter 
von  (Erba^  unb  bem  (trafen  oon  Serg* Stellungen  häftig 
dKi^e.  ®ie  ^e  ein  eigenes  3unft^aus  unb  einen  befon« 
bem  Stobtteil  jur  Sewa^ung,  beffen  Xurm  i^r  3Bappen,  ein 
rirter  £oioe  mit  (BoIUrone  unb  ^alsbanb,  f^mudte. 

9* 


—    132    — 

Streit  9{o(ftoff  bejogen  bie  iDefteuropSif^n  9BoIIf8m1tte^ 
genoffenfdiaften  faft  ousfd^Uegl!^^  oon  ben  großen  Jtlofter^of* 
iDtttf^^aften.  (Enblofe  SBatben  bebedten  bie  lo^fen,  al^e|oI}fen 
Setge  bes  fianbs  unb  Zaufenbe  oon  6^ofen  fanben  auf  btefen 
ben  großen  ABfiem  ge^rigen  Xriften  i^te  9la^rung.  3n  gf  I  o* 
renj  gab  es  SBeÜ^anblungen,  loel^e  mit  200  britonn{f<^en 
Alöftem  in  ®e[(^iftooeibinbttng  ftanben,  ebenfoioargftonfrei^ 
ein  fianb ,  ha»  eine  oortreff(t(|e  SBoIIe  fflt  ben  (Srog^bel  He« 
fette;  bie  SBoII^nblungen  in  ^rooins  in  ber  (Bioff<l^ 
(Champagne  s.  S.  fieberten  fi^  bie  9Bare  boburd^,  bag  fie  ben  Vl5m^n 
Sotf(^fl[[e  goben.  CBbenfo  lagen  bie  Ser^Itniffe  in  Spanien 
unb  in  Deutf^^Ianb.  Ueberall  reiften  bie  Suben  unb  fiom< 
bar  ben  bei  ben  ftloftem  unb  9iitterorben  ^erum  unb  teuften 
oon  SBoIIe  auf,  wca  ju  befomnten  Q>ar,  um  es  ben  lombarbij^n 
SBebereien  loieberjuoerfaufen. 

Sereid^erte  biefer  üusfu^r^nbel  bie  3uben  unb  Sombarben, 
bie  SRon^e  unb  9liiterorben,  fo  empfanb  bie  Seoftllerung  biefe  exten« 
f ioe  SeiDirtf(baftung  augerorbentli^  bart  unb  in  aKen  vefteurop&if^n 
£anbem  gieng  mon  bes^alb  aümällitcb  baran,  ben  3uben  unb  Vus* 
ISnbem  ben Vuftauf  unb  bie  Vusfu^r  oon  Sto^moüe  unb  ®am  }u  ver- 
bieten unbfobemein^eimif^en  (Seoerbemieber  einefiebensmSgßdbleit 
3u  oetf^affen.  60  gieng  3.  S.  imSa^re  1296  bie  StariSran« 
benburg  mit  einem  berartigen  SCusfu^roerbote  oor  unb  man 
[orgte  baffir,  bag  bie  JUofter^ofioirtfi^en  ben  (Ertrag  i^r  (Sfltet 
im  Snianbe  abfegten.  !Die  gfolge  biefer  Gefe^e  owr  benn  ou^, 
bag  in  ben  grbgeren  Stäbten  Dberall  jtlofter^bfe  eniftanben, 
in  melden  bie  ftlofter^ofioirtf^aften  ben  Setrag  i^er  Setriebe 
an  (Betreibe  unb  9Bein,  an  ^laijjs  unb  SSoKe  nieberlegten  nnb 
an  ben  Serbrau^er  abfegten.  S^hti^  JUdfter  aber  maren  ba* 
mals  bereits  berart  in  ben  $Snben  ber  3uben  unb  ^Snbler,  bag 
fie  einen  großen  Xeil  i^rer  fiiegenf^aften  an  biefe  oeifaufen 
mu^en. 

9u(b  in  Ulm  bilbete  bie  iBoUenmeberei  feit  bem  3o|re 
1200  ben  ausfi^Iaggebenben  Xeil  bes  ftSbtif^  (Beoerbs  unb 
bie  entmidelte  @(^8ferei  ber  Umgegenb  bot  ^ieffir  einen  tieff« 
Ii(^en  9lo^ftoff ,  xDtnn  fi^  biefer  au$  ni(|t  mit  ber  fbmbrif^n, 
englif(^en  ober  fpanif^en  SBoIIe  meffen  lonnte.  Ulm  ftanb  bamals 
auf  bem  (Blanjpunfte  feiner  (EntmiAung  mitten  im  9BeItoecIc|r 
als  SRittelpuntt  ber  9lei4sfira6e  oon  Ab  In  n«|  bem  gfern 


—     133    — 

uRb  Senebig  unb  um  ben  Sefi^  bei  6iabt  Ulm  unb  ber  be< 
mi^bcirten  SRarlgraff^aft  Surgou  biegen m  ht^^oJb  au^ 
bte  großen  itriege,  mtU^  bie  beiben  mfi^tiglten  ^^noften- 
Ü^U^ttt  leitet  3^itf  ^t<  Raufet  SBitteUbo«^  unb  ^abs« 
bürg,  mit  einanber  ffl^rten.  3nt  3a^re  1274  UKir  ber  neue 
Adnig  Slubolf  oon  i>ab»burg  erftmob  in  Ulm  unb  oerlie^  ber 
6iabt  bie  $rioiIegien  ber  9lei<l(i$ftQbt  e^Iinfl^nr  ^^^  er  i^c  in 
5a genau  feierlii^  bef tätigte.  S(n  ber  6pi|e  ber  Stabtoenoolt' 
ungf  bte  in  10  3unftgemeinben  jeifieli  ftanb  ein  Ober« 
junftmeifter  ober  Stobt^auptmann  (capitaneiiB) ,  an  ber 
6pi^e  i^res  6tabtgeri<^t0  ein  6tabtaman,  ber  alle  Sioit 
ftreitigleiten  mit  ben  Sefugniffen  eines  fianbri^^ters  entf<^ieb, 
mobei  i^m  ber  ObeQunftmeifter  5ur  Seite  [ag.  (Es  gab  eine 
3itnft  ber  64miebe,  6al}^bler,  Sfider,  aBoIlen^anbler,  SRelger, 
64ufter,  SBeber,  SRerjIer,  6<^neiber  unb  fionboirte,  beren  d^nft« 
meifter  bie  SefugniHe  eines  S^I^It^iben  Rotten ,  mS^renb  ber 
Obersunftmeifter  als  Oberamtmonn  Aber  famtli^en  3finften  Ftanb. 
3>er  C5runb  bes  Aufenthalts  bes  Aönigs  9{uboIf  in  Ulm  mar 
fein  Streit  mit  ben  f^ofibif^en  fianbes^enen.  Um  bem  eng« 
lifil^Iombarbil^en  Dun^fu^roerle^r  bie  Sa^n  frei  gu  ma^en, 
galt  CS,  bie  3^ngere<^tigleiten  ber  einjelnen  £anbes^ert[^aften 
S^nxtbens  absuldfen,  unb  bies  ffi^rte  ju  ben  heftigen  Streitig* 
leiten  jener  3^^- 

7.    ^te  i^anbeUmege  bcS  14.  Sa^r^unbertd. 

a.  2)ie  $anfa. 

SBas  ber  3ett  i>on  ISOO  bis  1400  i^r  beftimmtes  (Bepräge 
oerlie^,  n>ar  oor  allem  bie  ungeheure  Serbeffening ,  loel^  bie 
go^feefa^rtstunft  bur^  bie  im  Zofyct  1302  erftmals  er« 
folgte  Snioenbung  ber  SRagnetnabel  fflr  bie  S^^iffo^rt  ec« 
^ielt.  Das  14.  So^^unbert  gehörte  infolge  bes  meitem 
SBirfungsbeifes ,  me^er  ber  go^feef^iffo^rt  babur^  erf^Ioffen 
vurbe,  nid^^  me^r  bem  9RitteImeer  unbgfranlrei^,  [onbem 
ben  ^anfeaten.  Um  bos  3<4t  1300  u^arbieSRo^t  unbbos 
(Betoerbe  bes  ^anfabunbs  aufs  ^B^fte  geftiegen.  Die  $anfa  toor 
es,  loeld^e  bie  ganje  norbif^e  ^olitil  not^  i^rem  laufmannif^^en 
Selbftintereffe  orbnete  unb  oel^e  leine  (Bemaltt^at  [(^eute,  um 
ben  ^anbel  anberer  $IS^e  ju  oerberben ,  bte  [i<^  meigerten,  fi^ 
ber  $an{a  jn  fflgen.  !iwtd  bes  Sunbs  loar  bie  gemeinfame 
Serteib^ng,   bie   Sicherung  ber  Strafen  ju  SBalfer  unb  ju 


—     134     - 

fionbe,  bie  f^iebsriii^lern^e  (Entfd^eibung  oon  StreUigleiten  bei 
Sunbesglteber ,  bie  (EnDerbung  unb  (Ei|altung  oon  ^onbebnor« 
regten  im  Suslonbe. 

Die  Sunbes^Quptftabt  mat  fiflbed  unb  ber 
ganje  Sunb  serfiel  in  3,  fpfiter  in  4  Ouattiere,  mit  bet 
f^tDfibif(^e  Sunb  in  3  Quartiere  eingeteilt  mor.  Das  erfte 
Quartier  beftanb  aus  ben  jmei  jtlaffen  ber  loenbtf^n  unb  fiber* 
menbif^en  Stäbte  unb  bie  Sunbes^auptftobt  £Obed  mar  jugleii^ 
ber  Sorort  bes  erften  Quartiers  unb  benm^rte  bas  Kr^io  unb  bie 
Aaffe.  3u  ben  menbif<^en  ober  {laoif^enGtSbten  gehörten:  fifibed, 
9Bisniar,{Roftod,6traIfunb,(&reifstDaIb,^ieI,  (goInoiD 
unb 9lfige nmal b;  ju  ben fibermenbif^en  t> (^ inbu rg ,  Srem en , 
fiüneburg,  Stettin,  Snllam,  RUn  a.  b.  6pree,  5toI* 
berg,  Stolpe,  Sleuftargarb,  SBisb^unb  Demmin.  Dos 
2.  Quartier  umfaßte  bie  nieberr^einif^en  unb  toeftp^S* 
lif^en  6tabte  mit  bem  Sororte  Aoln.  Daju  ge^rten 
9tt)mtDegen,  Daoenter,  ftempen,  S^oUt,  3fitp(eni 
Slrn^eim,  Sommel,  Ziel,  ^arbermil/  S.taoern, 
(Groningen,  Solsmarb,  9{5rmonb.  Senloo,  Doib« 
r  e^t,  Smfterbam,  Snl^uifen,  3irilfee,  Sriel,  Slib« 
belburg,  93Iiffingen,  $arling,  Dinant,  SRaftrii^i, 
Raffelt,  SR^ffel,  Smben,  9rnmunb,  SIburg,  9lfidt* 
felb,  Senba  unb  bie  mef^^Iifd^en  Stabte  €3ft,  Qsna« 
brficl,  Dortmunb,  Duisburg,  (Emmerich,  Stunfier, 
3Be|eI,  9Rinben,  ^aberborn,  ^ermorb,  fiemgoio, 
fiippftabt,  Sielefelb,  Unna,  $amm,  Damburg,  8In» 
bernadft  unb  Aösfelb.  3unt  3.  Quartier  ge^5rten  bie  fä^» 
fif^en  Stäbte.  Quartierftabt  mar  Sraun|<!^ioeig  unb  SRit« 
glieber  toaren  bie  Stäbte  aRagbeburg,$iIbes^eim,  (Bos* 
lar,  (göttingen,  (Elmbed,  ^annooer»  ^amtln,  Stabe, 
Suxte^ube,  ßolberftabt,  Queblinburg,  Slf^ersle* 
ben,9(lorb^aufen,SRä(I^au[en,$eImftabt,9lorb^eiit, 
3erbft,  Duber[tabt  unb  Sreslau  unb  bie  märlif^en 
St&bte  Stenbal,  Saljtoebel,  (Barbeleoe,  See^aufen, 
Qtterburg,2Berben,  Sranbenburgunb  9ranIfurta.D. 
Dos  4.  Quartier  ^atte  5um  Sorort  Dang  ig.  3^  i^m  ge^r« 
ten  bie  St&bte  2:^orn,  Slbing,  Königsberg,  Aulm, 
Sraunsberg,  SRalmid  unb  bie  preugif^en  6ttbte; 
ferner  9{iga,   9ieoaI,   Dorpat   unb   ^ernau,   bie   lioi* 


—     135    — 

\iftn  unb  einise  ruffifc^en  etobte.  Sieben  biefen  mu 
gliebem  jB^Iten  jur  ^onfo  jo^Irei^e  xotütxt  Stobte,  bie  nxd)t 
regelmSbig  {S^ilt^  fteuetten  unb  ni^t  förmltt^  oufgenommen 
nraien,  fonbem  nut  bei  Xotfillen  fteuetten.  Diefe  ooren  9  m  * 
fterbam,  Dorbte^t,  SRibbelburg,  Utre^t,  ^oUe, 
erfurt,  etod^olm,  £if[abon,  SetUn,  Saljoebel, 
Breslau,  (Emben,  Aiel,  Rrofau,  9Barburg,  aRfi^I' 
Raufen  i.  S.  unb  fionbsberg.  Sine  britte  Sruppe  ftanb  nur  in 
^onbelsoerbinbung  mit  ber  ^onfo,  obne  am  6taalsbfinbnts  teil« 
june^men.  3)asu  geborten  oor  allem  Srflgge  unbüntmec- 
pen,  ßaore,  «otterbam,  Oftenbe,  Dfinlir^en, 
fionbon,  Salois,  Slouen,  @t.  SRoIo,  Sorbeaux, 
Saponne,  9RarfeiIIe,  Sabix,  6eoiIIa,  Sarcelona, 
£iffabon,  fiioorno,  Sleapel,  SReffina  unb  Stodbolm. 
Bonbon  mar  ber  3RatItpIa^  fiir  (Englanb,  S^ottlanb 
unb  3rlanb,  Sergen  für  6(|Q>eben,  .Florwegen  unb 
Danemari,  9lomgorob  unb  fpfiter  9larn)a  ffir  Sluglanb, 
fiiolanb,  ^reugen,  $oIen,  fiitt^auen,  bieXartarei, 
^erfien  unb  ftleinafien,  Srfigge  unb  fpiter  Uni« 
»erpen  fflr  bie  9lieberlanbe,  Oberbeutf^Ianb,  Sran(> 
rei^,  6panien,  Stalten,  fßortugal  unb  Ungarn.  8e* 
f^fi^er  oar  ber  Deutf^orbensbo^meifter  in  $reugen;  mit 
ber  Xrennung  oon  ^reugen  jerfiel  au<^  bie  $anfa. 

b.  9iug(aiib. 
Son  grSbter  aBi^iigfeit  mar  oor  allem  bie  ^anbelsoerbinb^ 
ung  ber  gonfaftfibte  mit  ben  6tfibten  ber  Sftfeeprooinjen 
unb  9Iu|Ianb.  Der  (Brunbgebanlef,  ber  bie  ^anbelspolitif^e 
Sntmidlung  bes  14.  3a|rbunberts  bemegte,  mar  bie  m eitere 
Srfddliegung  3nnerafien9  unb  bamit  bie  ma^fenbe  Se« 
beutung  Sluglanbs  ffir  ben  leoantif^en  ^anbelsoerlebn  Die 
3etten  ber  S^inefen^errfcbaft  in  Sluglanb  maren  mit  i^rer 
Segfinftigung  liberaler  $anbel5grunbfa^e  biefer  Cntmid« 
lung  9?u|Ianbs  augerorbentlitb  gflnftig ,  fo  bag  9lugtanb  immer 
mebr  ber  SRittelpunlt  groggemerbli^er  Cntmidlung  unb  eines 
grogb^inblerifcben  Treibens  mürbe.  Seit  bem  3abre  1300  trat 
bie  Stabt  SRosIau  obllig  in  ben  Sorbergrunb  bes  3BeIt« 
oerlebrs.  Die  6tibte  Xmer  an  ber  SBolga,  ber  Umf^Iags^ 
pla^  oom  Sabogafee  auf  bie  SBoIga,  unb  SRosfau  ftrilten 
fid^  leb^ft  um  bas  Slo^tofflanb  9BIabimir  (SBoIbqnien), 


—    136      — 

bis  im  3o|re  1319  bie  6tabt  aRoslau  mit  ^tlfe  ber  SRon« 
golen  fiegte  unb  Zmtt  enb^ittig  in  ben  ^inietgninb  bifiitgte. 
Setter  entmidelte  \iSi  SRosIou  ungel^euer.  Der  itreml  ent« 
ftanb  unb  bie  Stobt  mürbe  ber  SRittelpunft  bes  mffifc^n  fyxn* 
bete  unb  eines  leiftungsfä^igen  SBoIIgemerbs.  Der  Serle^r 
Deutf^Ianbs  mit  SRosIau  gef^o^  inbes  ntd^t  fiber  Slotogorob 
burc^  bie^onfa,  fonbemfiberSinomomSil^marjen  9Reere 
bur4  bie  3taliener.  93on  ^ter  giengen  bie  (Erjeugniffe  no^ 
S^tna  unb  boffir  lamen  aus  3nnerajien  Seibe,  SaummoIIe 
unb  Spesereten  na(^  SBenebigunb  3toIien.  Die  6tra^ 
no^  C^ina  gieng  oon  Slffom  no^  ffftrad^on,  Sara, 
@aratf(^id,  Urgena,  Otoor,  Slrmalecco,  Aamtf^id 
unb  Quinfaif  mo  man  bas  mitgebrad^e  Silber  in  ^inefif^ 
SBa^rung  umfe^te  unb  bamit  in  Sambalu  (^efing)  bie  ge* 
mfinj^ten  SBaren  einlaufte.  Ss  mar  ber  alte  [cqtif^e  $an« 
belsmeg.  ber  \x^  feit  bem  Sa^re  1300  mieber  erneut  entmidelte 
unb  bie  (Erf^Iiegung  3nnerafiens  für  ben  fieoante^bel 
bis  3um  3<^^t^  1^00  mefentli^  oerme^rte. 

Son  einf^neibenber  Sebeutung  mar  biefe  <l^inefi|^*ruffif(^ 
italienif^e  SBelt^anbeteltrage  in  erfter  £inie  ffir  ben  feit^ertgen 
blfi^enben  9b[a^  ber  norbbeutft^en  unb  nieberlSnbifi^en  $  a  n  f  a* 
lauf le Ute  auf  bem  ruffif^en  äRarft.  inbem  er  biefem  bie  Sr« 
geugnilfe  Italiens  unb  Sübfrantrei^s  ate  gefi^rlid^n 
9Bettbemerb  sugefelUe.  3m3a$rel301ge(enaus6oeft  inSBeft« 
p^alenC&flter  na^  ber  Oftfee,  im3a^el312  ^bt  6 darneben 
ate  ^en  in  ben  Oftfeepromnjen  ben  9tema|tranbion  ffir 
ade  ^nftf^en  Skiffe  auf,  bie  auf  bie  9Re[fe  nad^  9Iomgorob 
am  3Imen[ee  fahren;  im  3a^re  1331  fibemimmt  Dfinemarl 
bie  (SmSfyc  ffir  bas  fixere  (geleite  aller  ^anfelaufleute  9on 
neoal  na^  9lomgorob;  im  3a^re  1332  f^^iden  Aanfleule 
aus  Dortmunb  2Baren  na<^  fiiolanb;  im  So^re  1336  f^Itegt 
fifibed  namens  ber  $anfa  einen  ^anbeteoertrag  mit  Sc^oe* 
ben,  Slormegen  unb  S^onen  unb  im  Z^^xt  1340  merben 
ben  Aaufleuten  ber  ^anfa  alle  3^ne  in  gang  S^meben  unb 
9lormegen  erlaffen  [omie  benfelben  bie  joüfreie  go^  auf  ber 
9lema  btena(^  Slomgorob  gugef i^ert.  1341  giebt  bas  Bistum 
9liga  allen  ganfen  bas  iRe^t,  jur  Slusbefferung  i^rer  Schiffe 
^olj  }u  fallen,  unb  1342  erhalt  bie  6tabt  9liga  bas  9le^t.  o^ne 
Sin[pru<^  bes  Sistums  Serorbnungen  ju  erlaffen. 


—     137     — 

c.  ftotwt^tn,  64«Mben  uitb  Dftnemart. 

nid^t  minbet  bebeulfaitt  ab  biefer  Sette^r  bet  ^anfa  mit 
Sltt|(anb  wat  berSedt^rbet^anfamitStorioegen.  Slo^umldOO 
QHiren  es  bte  91 0  r  iD  e  g  e  r,  i0eI4e  auf  i^ren  64tff en  itQ^  5  <t  ni  b  u  r  g 
fugten,  bort  Sutter,  SU4<  unb  ^elge  oetfauften  unb 
Getretbe,  Sier,  Spegeteien  unb  Sßeine  fowie  ge« 
munjtes  6ilber  bofflt  na^  ^aufe  nahmen;  benn  bie  9B8|t« 
uitg  bcs  filberatmen  StonDegen  beftanb  bamab  lebtglii^  aus 
Atpfemen  unb  eifenten  S^ibemunsen,  oeil  es  im  fianbe  felbft 
leine  Silberbergmecle  gab,  loie  au^  Däne  matt  fein  6tlber 
ausf^liegli^  t^^^  ^n  Sethiuf  feiner  fianbeserjeugntffe  in  £fi« 
bed  enmirb.  6d^on  im  ^ofyit  1316  flagte  inbes  bie  nonoegif^ 
Regierung,  es  werben  aus9torQ>egenStf<^e  unb  Sutter  in 
foli^en  SRengen  na^  ben  ^nfeftoblen  ausgef fl^,  bag  bie  greife 
biefer  Srjeugniffe  ffir  bie  fianbeseinmo^ner  ungebfi^rli^  geftiegen 
feien.  Der  Srifo  fflr  biefe  notooenbigen  fiebensbebflrfniffe  bes 
Solb  oerbe  in  ber  SBeife  oenoenbet,  bag  man  ben  ^anfe* 
ftSbten  beren  Spejereien,  loftbare  (Seoanber,  namentli^ 
ober  beren  S  i  e  r  ablaufe,  mas  ooIbtDtrtf^aftli^  ni^t  ofinfd)enS' 
mert  fei.  Die  nonoegif^^e  Regierung  gef tattete  bes^alb  bie  SIus- 
fu^r  oon  gfif ^ ,  Sutter  unb  gfettnaren  nur  no^  unter  ber 
Sebingnng ,  bag  bie  betreff enben  3(usfu^r^nbler  SR  e^  I  ober 
SRal}  baffir  einf (irrten,  bamit  bas  in  Stonoegen  getrunlene  Sier 
im  £anbe  felbft  erjeugt  merbe,  unb  führte  jiemli^  (o^e  SIus> 
f  u  ^r  3  0  de  auf  alle  mistigeren  91  o^ft  off  e  bes  fianbs  ein^oor  allem 
auf  etodfifd^e,  £a^s  unb  X^ran,  auf  SIeif<^,  Sutter, 
unb  Xalg,  auf  SBa^s,  Xbeer,  ^arj,  ^e^  unb  6d^me' 
fei,  auf  9Roos  unb  grobe  Zfi^er,  ebenfo  auf  SDlarber^, 
3obeI^  ftaftor«,  fiu<^s«,  Sd^afs^  3i^9^n',  Aa^em 
unb  Sfirenfelle. 

Die  gfolge  biefer  Serorbnung  mar  benn  au(^,  bag  bie  Slusfu^r 
ber  normegifc^n  ^änbler  ein  (Enbe  no^m  unb  bie  ^anfeaten, 
beren  Slbfa^  na(^  Slormegen  ftodte,  fi^  felbft  5ur  S^tff« 
fa^  noi^  Sergen  entf^Iiegen  mußten,  um  i^ren  ^anbel 
ni^t  ]erftört  ju  fe^n.  Sie  grfinbeten  eine  SRieberlage  in 
Sergen  bei  (£(riftiania,  um  einen  aRittelpunlt  ffir  i^ren  ®roj}* 
(anbei  ju  ^ben,  ftiegen  aber  Riebet  alsbalb  auf  einen  lebhaften 
SBettbemerb  feitens  ber  englift^en  ^Snbler.  S^on  im 
3a(re  1313  beHagte  ft^  bie  englif<|e  9iegierung  bei  ber  nonoeg« 


—    138    — 

ifd^en,  bog  auf  Antrag  etniser  ^anfetaufleute  ein  6^tff  mit 
englif^en  ^äijingen  Dom  S^^^^ntt  in  Sergen  6ef<!^Iagno^mt 
»otben  fei,  fo  baj}  bie  noroegifc^e  9legierung  es  im  3o^re  1317 
geraten  fonb,  eine  genaue  SBerorbnung  Aber  ben  (Befi^Sftsbetrieb 
bed  ^anfeatif^en  ftomptoirs  in  Sergen  ju  erlaffen. 
Diefelbe  .beftimmte,  bie  $anfelaufleute  follen  Ifinftig  alles  oon 
i^nen  eingeführte  Setreibe,  SRe^I,  9RaI},  alles  Sd^meine* 
fleif^  unb  alle  $äringe  nur  in  i^rer  Zranfitnieberlage  an 
ber  See  auslaben  bflrfen,  bagegen  foUte  i^nen  bie  £agerung  oon 
äBein,  Sier  unb  SRoft,  oon  $onig  unb  gfif<l^en,  oon 
Sut  ter  unb  Xalg  au^  auf  ißriootlagent  geftattet  fein,  ftäufe 
unb  Serläufe  oon  9Baren,  bie  na^  SRag  ober  (Bevi<bt  ge^n* 
belt  tourben,  oie  Spesereien,  frembe  Xfid^er  unb  SBad^s, 
burften  nur  in  ben  SBitten,  b.  ^.  in  ben  5tomptoiren  ber  be« 
treffenben  (5ef$afts^ufer,  oorgenommen  Q)erben.  gfflr  12  Xon« 
nen  beutfd)enSiers  me^r  als  1  9RarI6Uber  juoerlangen,  mar 
oerboten.  6amtli^e  oon  ben  $anfelauf(euten  eingeffl^en 
SEßoKftoffe  unb  fieinmanbtfi^er  burften  nur  in  gonjen 
Sallen  oon  100  SKen  abgegeben  werben,  ieber  9usf^itt  nad^ 
ber  (Elle  u)ar  oerboten ;  ebenfo  oar  ber  Serfauf  oon  engHf(|^em 
gef(^orenen  Saumvollseug  (6<l^arla(^,  S^eerladen)  unb 
o^nii^en  Xfi(|em  nur  in  gonjen  Stfiden  geftattet.  SBein  unb 
$onig  burften  nur  in  ganjen  Xonnen,  SBeijen  unb  SHalj 
nur  in  ganjen  Soften,  Sier  nur  in  SRengen  oon  minbeftens 
1  Du^enb  Xonnen  abgegeben  Q)erben;  ebenfo  Semmelmehl 
nur  in  gansen  6fiden,  SBa(^s  in  ganjen  Xonnen,  6p ed  in 
ganjen  Saften.  SHIe  oon  ben  $anfeaten  eingeführten  SBaren 
aber  maren  oon  biefen  bem  Stapelre^t  }u  gfolge  14  Xoge 
lang  ben  Sfirgern  oon  Sergen  5um  (Einlaufe  ju  fiberlaffen.  3<n 
3a(re  1319  bra(^ie  es  inbes  bie  5<tnfa  ju  ftanbe,  bog  bie  oon 
ber  norioegifc^en  9{egierung  eingeffl^en  HusfulirsSne  n>ieber 
abgef^afft  n)urben. 

(Ebenfalls  fe^r  entniidelt  uHir  ber  Serle^r  ber  ^anfa 
mit  6(^0 eben,  [eit  um  bas  3a^r  1300  ber  $ärtngs* 
jug  in  ber  £)ftfee  fi^,  n^ie  bie  C^roniten  melben,  loegen 
ber  Sfinben  ber  Sommern,  oon  ber  3nfel  Kfigen  na^ 
ber  gegenfiberliegenben  f^mebif^n  3nfel  S^onen  30g.  3^ 
3a^re  1343  erhielten  bie  5tauf(eute  oon  fifibed  bie  joüfreie 
Stusfu^r  aus   gans   6(^meben   sugebilligt  unb  im  So^re  1361 


—     139    — 

iDurbe  btefes  ^rioileg  ouf  fämtli^e  $anfefttbte  ausgebe^nt.  ÜRan 
gefiattete  fanttlt^n  ^anfelaufleuten  bie  (EnDerbung  fogenonnter 
SBitten  ober  Serfoufsbuben  auf  ben  ÜRSrnen  oon  Slanor 
unb  gfoIftetbS.  Sie  ^tten  bos  9ie^t,  einen  ^ansgrofen  ober 
ftqntfin  m^  freier  9Ba^I  ouf}ufteIIen  unb  in  i^ren  SBitten 
SBoIlf loff  e  unb  fieinmonb  nai!^  ber  (Elle  au0}ufd^netben  unb 
Sier  9om  3<M>f<n  ju  l^enlen.  Diefer  Uebergong  bes  SRorlt« 
oerle^rs  oon  bent  bSnif^en  Stfigen  na^  bem  fi^mebifi^en  S^onen 
erregte  inbes  ben  leb^ften  Verger  3>5neniarls,  fo  bag  es 
no^  lurjer  3eit  ju  leb^fiien  gfeinbfeltgleiten  stoif^en  !Danemarf 
unb  ber  $anfa  tarn.  3m  3<4te  1360  fiberfielen  bie  Danen 
o^e  iUiegseiflarung  bie  f(^ioebif<^e  3n[el  C5ot(anb,  normen 
bie  6tabt  9Bisb9  ein  unb  pifinberten  bie  bortige  Stieberlage 
ber  $an[a,  fo  bag  \iäf  feit^r  ber  ^anbel  ber  Stabt  nie  me^r 
oon  biefem  Schlage  erholte.  Sergeblid^  wehrte  fi(^  ber  $an[a» 
bunb  gegen  bie  banif(|e  Ueberma^t.  3m  3abre  1363  erlitt  bie 
$anfa  unter  ber  grfi^ng  bes  Surgermeifters  SBittenborg  oon 
fifibed  eine  ]dfa>txt  9tieberlage,  beren  gfolge  ein  9BoffenftiII« 
ftanb  roar.  Die  Raufen  mußten  auf  jebe  (Entf^^äbigung  für  bie 
oon  ben  Dinen  gelagerten  Spanienfa^rer  ber  ^anfelaufleute 
oerjt^ien  unb  ben  oon  Danemarf  eingefiibrten  SunbsoII  an« 
erlennen.  6o  toar  es  lein  9Bunber,  menn  es  im  3^4^^  ^^^ 
erneut  jur  itriegserllSrung  lam,  bie  ber  bfinif<^e  Aonig  ipottenb  auf« 
no^.  Das  ^anfelomptoir  unb  bie  Slieberloge  in  ber  nonoegif^en 
Stabt  Sergen  erhielt  ben  Sluftrag,  fi$  jebe  Stunbe  3ur  ^eim^ 
fa^  bereit  ju  ^Iten ,  aber  ber  Susbruc^  ber  gfeinbfeligfeiten 
erfolgte  erft  im  3a^re  1367 ,  nat^bem  [Smtlit^e  6tabte  im 
SBenbenlanbe  unb  in  ^reugen  fomie  in  9RedIenburg 
unb  $oI(iein  fi$  ber  ftrtegserllSrung  fiflbeds  angef^Ioffen 
^en,  n>fi^renb  Hamburg,  Sremen  unb  A9In  neutral  blie= 
ben.  SRit  ^eeresma^t  fuhren  bie  ^anfelaufleute  no^  ber 
[4n)ebi[<^en  3nfel  S^onen  unb  beforgten  unter  bem  S^u^e 
i^rer  Xruppen  ben  Sinlauf  unb  bas  (Einfalsen  ber  $a rings« 
ernte  unb  mit  $ilfe  ber  6 (^m eben  gelang  es  biesmal  in  ber 
X^at,  bie  DSnen  ju  befiegen. 

Die  Sfolge  biefes  Siegs  wax^  baj}  bie  banift^e  ^Regierung 
jmei Drittel  bes  (Ertrags  ber  S^He  oon  SfanSr,  gfalfterbS 
SRalmö  unb  ßelfingborg  auf  15  ^affxt  pfanbmeife  an 
ben  ßonfebunb  abtrat  unb  bag  Aonig  SBalbemor  oon  Dänemarf 


—     140    — 

aus bem  Sanbe  nad^ 9lortoegen fliegen mugte.  SRit gilf e bei 903 i « 
t  a  U  a  n  e  T,  einer  oeriDej^enen  ® efeUf (^  ooit  Schiff sfapttAnen ,  ben 
^Raubrittern  ber  £)f tf  ee,  je^te  inbes  Äonig  SBalbemor  ben  ürieg  oon 
Slonoegen  aus  fort.  DieäBitalionerbefagenausber  Seitbesf  ^oe* 
btf^en(ErbfoIgeIrieg9}iDtfd)enI>anemarIunb9loriDegen 
Aaperbriefe  bes  Deutf^^ermmei|ters  oon  ^reu  g  en  unb  fu^en, 
geflutt  ouf  btefe  re<|tli^e  (Srunbloge,  fort,  alle  Sfa^rjeuge  ber  nt^t 
5u  ben  Dänen  ^altenben  6täbte  3U  lapem  unb  }u  piflnbem. 
6(^on  im  3a$re  1359  ^tte  bes^Ib  bie  beutfd)e  Sletcbsregienutg 
ber  Stabt  Hamburg  bas  Stecht  erteilt,  gegen  alle  SBitalianer 
mit  beiDoffneter  $anb  oorjuge^en,  o^ne  bag  es  ^ieburc^  gelang, 
bie  Cfifee  5U  [äubern;  oielme^r  eroberten  im  S^^re  1389  bie 
SBitalianer  bie  Zn\ü  (Sotlanb  unb  beunruhigten  oon  biefem 
Stu^punlte  aus  nomentIi(^  ben  ^anbel  ber  6tabt  Dan 3 ig  ab 
Su|<^nepper  ber  Seeftrage.  Die  feierliche  3utfidna^me  ber 
i^nen  ausgeftellten  Aoperbriefe  burc^  bie  preugif^e  9{egier* 
ung  in  SRarienburg  ourbe  einfa^  ni^t  beamtet  unb  oon 
9Bts69  aus  flberfielen  fie  anjfi^rli^  bie  Aaufleute  ber  ^onfa« 
ftSbte,  menn  bie[e  jum  ^oringslaufe  unb  jum  (Einfaljen  na^ 
ber  3nfel  S^onen  fuhren,  |o  bog  im  3a^re  1394  ber  ^irings« 
fang  für  bie  ^anfeftabte  oöllig  oerettelt  lourbe  unb  ernftli^e 
ftlage  ber  $an|a  bei  ber  preugif^en  Regierung  erfolgte.  3m 
Sunbe  mit  ber  ^anfa  gelang  es  benn  au(^  im  3a^<<  1397  ben 
$reu|}en,  bie  3nfel  (Botlanb  mit  aBoffengenwIt  einjune^« 
men  unb  nai^  einem  fur^tbaren  Slutbabe  unter  ben  SBitalionem 
bie  3n[el  bem  preujjift^en  Drbenslanbe  einjuoerleiben.  Sergeb* 
li^  oerfu^ten  im  Z^^^^  1«^98  bie  brei  oereinigten  Staaten 
Dfinemarl,  €^n>eben  unb  JRoroegen,  ffiotlanb  jurfid« 
juerobern;  sprengen  ^tle  \\^  fo  feftgefe^t,  bag  bies  ni(^t 
me^r  gelang. 

d.  t>\t  Sliebetlanbe  unb  bet  9{^eiit. 

Damit  ^atte  bie  $an|a  inbes  i^re  ^o(^fte  9Ra$t« 
[teil ung  errei(|t.  Xaufenbe  oon  $&rings|(^iffen  fuhren  nun> 
me^r  allio^rii^  fieser  aus  ben  $an[e[tabten  na^  ber  3n{el 
S^onen  jum  ^äringslaufe  unb  lehrten  mit  ja^IIofen  Salj' 
fif^en  jurfld,  um  i^re  gäringstonnen  unb  9{inbs^&ute 
in  alle  SBelt  3U  [c^iden,  unb  immer  weitere  6tabte  grfinbeten 
bort  eigene  92ieberlagen,  mie  3.  S.  im  3a^re  1391  bie  Stabt 
Antwerpen  bort  einen  eigenen  itonful  fflr  i^re  Angehörigen 


—     141     — 

oufftellte.  Dabei  ober  mo^te  fi^  freiließ  ber  mM^ifo^li^  9lfid[' 
gang  bet  9lieberlanbe,  ber  [<^on  Jett  betn  3a^re  1300  be* 
gönnen  ^e,  no^  me^r  als  feit^er  gettenb.  Cnglanb  ^otte 
mit  feiner  (befe^gebung  fiberbos  SRag  unbbteSef^^affem 
^eit  ber  SBoIItfl^er  bem  Vusfu^rgemerbe  ber  Kieberifinber 
einen  f^oeren  64Iag  oerfe^t.  X>ü  man  in  ben  Slieberlanben 
feine  genfigenbe  SCuffit^t  fiber  3Rab  unb  Sef<^affen^e{t  ber 
Xfl^er  führte  mit  in  (Englanb,  fo  würben  bie  flanbrif^en  Xfi^er 
balb  als  bie  geringfte  SBore  oerf^rieen  unb  bie  5<^nf^I<^uf« 
leute  Rotten  immer  größere  ÜRfibe,  mit  biefen  Zfit^em  ben 
englif^en  9Bebem  bie  Spi^e  ju  bieten,  ba  bei  ber  fiberbanb« 
ne^menben  SRenge  ber  Srjeugniffe  ber  Kaufmann  nur  burd^  bie 
®flte  ber  (Erjeugniffe  bas  gf^Ib  be^upten  lonnte.  Die  betrfi« 
gerif^e  flrt  ber  ganfen,  an  ben  2fi^em  bur^  SCbIfirjen  einen 
unlautem  (Seoinn  ju  nehmen,  mürbe  oon  Snglanb  gef^idt  aus« 
genfi^,  um  ben  Raufen  ben  ruffifd^en  9Rartt  ftreftig  ju 
ma^en,  ber  bos  ^auptabfa^felb  ber  $anfen  für  flanbrifc^e  (Se> 
oebe  bilbete.  Die  (Engifinber  brauten  es  bur(^  gef^idte  Z^ixU 
guen  am  ruffifc^en  $ofe  ba^in ,  baj}  im  Z^^xt  1369  ber  (5rog« 
ffirft  Demelrius  bie  gefamten  Sonate  ber  §anfa  in  9lon)go< 
rob  am  3Imenfee  mit  Sef^tag  belegen  lieg,  meit  man  falf^es 
9Rag  gebrouc^t  ^t.  Die  $an[en  f(^oben  freili<^  bie  Sd^ulb 
Quf  bie  flanbrtf^en  SBebereien  unb  oerlegten  i^ren  Stapel 
unb  t^  jlomptoir  oon  Srfigge  nai^  Dorbrei^t  in  $oHanb, 
aber  ber  Sieben  oar  f^on  gef^e^en. 

Die  ftanbrif^^en  9Beber  maren  bur$  biefen  Sifidjug 
ber  Raufen  f^^mer  gefc^bigt.  ^o^exfc^redt  fanbte  ber 
9?at  oon  Srfigge  eine  Sotfi^aft  nad^  fiflbed  unb  bie  $anfa 
entf^Iog  ]i^  in  ber  2fyA,  einen  Xeil  bes  Stapels  mieber  na(^ 
Srfigge  jurfldauoerlegen  unter  ber  Soraus|e^ung,  bog  tfinf« 
tig  ber  9tat  oon  Srügge  genaue  9Iuffi(^t  fiber  bie  fiänge  ber 
flonbrif^en  Xfi^er  ffibre,  bie  oon  ben  SBebem  on  bos  ^anftf(^e 
Jtomfitoir  geliefert  merben.  Die  jtomptoiroerlegung  oor  eben 
boi^  ein  jmeifd^neibiges  6(^n>ert  ffir  bie  $onfa;  benn  1374 
nmrben  oon  fifibed  4  Soten  na(^  Srfigge  gefd^idt,  um  erneut 
bie  Streitigleiten  soif^en  ben  ^onfefoufleuten  unb  bem  9{at 
oon  Srfigge  ousjuglei^en.  ^m  3obre  1385  no^  mürbe  ben 
^onfen  freigefteW,  in  Dorbrei^t  5u  bleiben  ober  toieber  not^  Srfigge 
ju  ge^n,  unb  erft  1387  rourbe  berCHnlouf  ber$onfa  inglonbem 


—     142    — 

enbgilttg  oBgebroi^en,  als  erneut  fc^ioere  jtlogen  entftanben. 
Snien  OfteeftSbten  loutbe  ftrenge  oerboten,  in  gflonbern 
einjulaufen ,  unb  bie  Aaufleute  mugten  gflanbem  oer« 
laffen,  neu  bie  flanbn[<^en  Se^örben  bie  3B(tten  ber  ^onfa' 
iaufleute  in  (&ent,  SrQgge,  SIuqs  u.f.m.  mit  Sefc^Iag  belegten 
unb  einjelne  jtoufleute  verhafteten.  3)er  $eQog  oon  Surgunb 
unb  bie  flanbrif(|en  Stäbte  fcbidten  barouf^in  loieber  eine  Sol< 
fd^ft  nac^  fiäbed  unb  oerfprac^en  6^abenerfa^,  morauf  ber 
6tapel  erneut  jurildoerlegt  nuibe  unb  1391  in  Hamburg  ein 
Serglei^  ju  ftanbe  lam,  na^  bem  bie  grinsen  oon  Surgunb 
perf5nli4  in  Hamburg  mit  (Befoubten  oon  (&ent,  Srfigge  unb 
$pem  [i^  oenoenbet  Rotten,  gflanbern  erneuerte  bie  $an|a« 
prioilegien,  jaulte  S^abenerfa^  unb  100  oome^me  gflanberer 
leifteten  SIbbitte;  4  berfelben  Ratten  jur  Strafe  na<^  $ala« 
[tina,  41  na(^  9{om»  Aonftantinopel  unb  61 
3  a  g  0  bi  (Eompoftella  in  (Balisien  in  Spanien  }u  reifen.  Die 
6traffumme  ourbe  inbes  ni^t  besohlt  unb  bie  Xfi^er  na^ 
n)ie  oor  in  f(|Ie^tem  SRoge  geliefert  unb  als  bie  ^nfen  er« 
neut  SSorftellungen  mad^ten,  erllarle  gfl^nbem,  fo  lange  bie 
^anfen  ni^t  ben  Cinlauf  in  (Englanb  abbre^en,  tonne  ni^ts 
meiter  ge|(^e^en.  6o  ma^te  fi(^  bas  engltfi^e  Srojjgemerbe  mie 
bie  englif(^e  S^iffal^rt  für  bie  SRieberlanbe  mie  für  bie  $anfa 
immer  me^r  fühlbar. 

6eit  ber  (Erfi^fltterung  i^rer  Stellung  im  SRittelmeer  unb 
in  6fibfranTrei(^  lag  ben  Snglönbem  alles  baran,  fi^ 
ben  ruffif(^en  9Rarft  für  ben  %Cb|a^  i^rer  (Beverbeerjeugniffe 
ju  [i(^emy  unb  fo  mürbe  i^r  Ser^SItnis  jur  $anfa  immer  f(^(im« 
mer.  1388  murDe  buri^  einen  allgemeinen  ^anfetag  infifibed  oer« 
boten,  ^anbel  mit  91  o  m  g  o  r  o  b  unb  9iuglanb  }u  treiben,  morauf  Kuj}* 
lanb  einen  93erglei(^  ba^in  eingieng ,  bag  bie  $anfa  genauefte 
(Einhaltung  ber  Slfi^erlSnge  unb  ^aftbarteit  für  alle  Betrügereien 
i^rer  Aaufleute  oerfpra^.  Do(^  litt  ber  Sbfa^  ber  nie  ber* 
lönbif^en  Xu^e  bur^  biefe  3urfidbr5ngung  bes  beutfd^n 
$anbels  in  Stuglanb  er^ebli^. 

Diefer  9{üdgang  bes  nieberlanbif<^en  äBoHtuc^gemerbs 
burc^  ben  SBettbemerb  (Englanbs  erjeugte  benn  aud^  leb^fte 
innere  3®if^i9f^i^^n  in  ben  Stiebe  rianben.  1380 
erf^Iugen  in  fiömen  bie  äBebergefellen  mehrere  Kats^erren, 
morauf  ^erjog  SBenjel  oon  Srabant,  ber  Sruber  jtaifer  ftarl  IV. 


—     143    — 

0011  SS^meitf  Me  6iabt  mit  6tunit  eroberte.  Die  gfolge  loar 
bos  Slußioanbem  jo^Irei^et  SBoIIenioeber  nQ<^  ^ollanb  unb 
Snglanb  unb  ber  }une^menbe  S^^^n  bes  Soioener  Getoerbs. 
1381  fteUte  fid^  ber  {fingere  9rteoeIbe  an  bie  6pi^e  ber  ttuf' 
rubrer  oon®ent,  mS^renb  Srflgge  iinb  $pern  fi^  unter  bie 
(Brafen  oon  gflanbern  beugten.  Die  9H^itx  Srteoelbes  ourben 
^ingeri^^et,  ber  ^ranjie^enbe  (Braf  fiuboig  111.  gef(^Iagen,  bis 
bie  Q^liüiSfi  bei  Kofebeque  ]u  (Bunfien  ber  Grafen  entf^ieb. 
1384  fiegten  bie  6tabte  inbes  erneut  mit  englif^er  $ilfe  bei 
Dfintir^enunbgfranlrei^  oermittelte  bengfrieben.  1383  ftarb 
d^<}og  SBenjel  oon  £uzemburg«Srabant ;  [ein  Srbe  marb  ber  $er« 
]og  $^ili)ip  oon  SaloiS'Surgunb,  ber  Kei^soeroefer  oon  Sranl* 
rei(^,  ber  Gegner  berOrlean«.  SlonbernunbSurgunb  lamen 
babutc^in  e  i  n  e  ^anb  unb  bie  j^anbebftrage  SrQgge— C^atiKon 
a.b.  Seine— *(E^aIons  a.  b.  6aone— fiqon— Slrles  unb  berenSr- 
trfigmffe  gehörten  einer  ^enfd^oft. 

Son  größter  Sebeutung  mar  biefes  politift^e  (Ereignis  ffir 
ben  ^onbel  ber  9l^einlanbe,  inbem  es  ben  9ttebergang  bes 
r^inifc^en  ®en>erbs  oerurfat^te.  9lod^  im  3a^re  1200  Ratten 
bie  Aaufleute  oon  ftBln,  9Raftri(||t  unb  V,a^tn  einen  (Eigen« 
^nbelbis  na^Sns  in  Steiermorl  unbSBien  geführt,  um  t^ren 
Uebeifc^ug  on  Gemerbeerseugniffen  on  ben  Wann  ju  bringen.  Über 
feit  1300  (atte  ber  9{fidgang  bes  geoerbltc^en  Slbfa^es  in  Jtöln 
jdimere  innere  Afimpfe  ^roorgerufen.  Die  Aaufleute  oon  Aöln 
bis  Strasburg  moren  unter  englif^er  $ilfe  mit  Srfolg  be» 
ftrebt  getoeien,  bem  bur^  3oIQ^^<^n'^n  notleibenben  K^ein« 
^nbel  ben  freien  SBeg  ju  bahnen,  unb  fo  war  [eitler 
jtöln  ber  Sn'if^^npla^  ffir  alle  (Bfiter  geoefen,  bie  aus 
bem  Sfiben  teils  bur$  bas  9l(eint^al  fiber  Strag« 
bürg,  teils  bur<^  bie  Champagne  nac^  bem  9lorben  [trebien. 
9lunme^r  oerIorA9Inbie[e  Stellung,  als  feit  1200  aus  3nneraf  ien 
oon  ber  SBoIga  ^er  bur^  iRuglanb  unb  bie  6(aoenIan< 
ber  bie  Srjeugnifie ber  fieoante na<l^  Suropa  gelangten.  Der  gegen* 
jeitige  9Bettbemerb  ber  feit^erigen  ^anbelsoege  oom  SRittel* 
meer  na^  ben  ;fianbem  ien|eits  ber  «Ipen  fteigerte  fi(^  bur<| 
biefe  Serl^rseinbube  auberorbentlic^  unb  ber  93erle^r  fiber  5loIn 
litt  namentli^  babur^ ,  bag  feit  1300  oon  ben  großen  Orient' 
^anbelsftopelpl&^en  Genua  unb  Senebig  ber  Seftlanbo^eg 
fiber  bie  Sllpen  5u  Gunften  bes   neu  einger loteten  Seeoer» 


—     144     — 

le^ts  bttt^  bie  Strage  oon  (Bibtoltat  nai^  Srfigge  itnb 
£onbon  aufgegeben  mürbe.  Dabur^  log  bos  (Brobgeioeibe  ber 
t^mif^n  Xu^reien  fett  1350  \äfmx  bomteber.  6eit  1381  richtete 
3.  8.  Slawen  in  faft  allen  großen  ^anbebftfibten ,  doc  ollent 
in  SntiDerpen  unb  Senebig,  eigene  9lieberlagen  ein. 
Huäf  in  Siegensburg  unb  Ritw,  auf  ber  3ei^er  SRi^b« 
me{fe,  flberall  fanb  man  feit  1300  bie  Xuc^Iaufleute  oon 
ft9In  unb  Ha^en.  Xro^  allem  SBettbemerb  ftanb  eben 
Riln  ab  alte  ^anbebftabt  nik^  immer  mistig  ba. 
Sb  ^nfifd^  Quartierftabt  unb  ^ouptftabt  bes  r^inifi^en 
StSbtebunbs  nmren  i(r  SRag  unb  i^e  Slfinje  maggebenb 
fflr  einen  meiten  Serf ^rslreis ;  i^r  See^nbel  na^  CEnglanb, 
i^r  Serfe^r  mit  ben  meftp^aiif^en  6tfibten,  mitberSBet' 
terau  unb  (Erfurt  na^  bem  Often  gaben  i^  einen  Kfid« 
^It.  1349  beftatigte  5laifer  ftarl  IV.  aHe  ^rioilegien  ABlns, 
erllfirte  bie  6tabt  frei  uon  allem  3on  unb  Stapeljornng  in 
ganj  Deutfi^bnb  unb  beftimmte,  bag  lein  Aaufmann,  ber  mit 
SBaren  aus  Ungarn,  So^men,  $oIen,  Saqem,  6^n)aben, 
Saufen,  Z^flringen  unb  Reffen  n«(  ftdin  lam,  veiterreifen 
burfte  ober  bag  bie  glanbrer  unb  fiomborben  oon  ber  9Roas  unb 
00m  9lieben^ein  r^einaufvfirls  weiterfahren  burften,  o^ne  um* 
julaben.  Aoln  ^atie  babur^  ganj  fi^nli^^e  Stapelprioilegien 
»ie  bie  aBelt^anbebftabi  Senebig. 

c.  Spanien  unb  fottugol. 

9liAt  minber  rei^  entmidelt  »ar  ber  Serk^r  ber  $anfe* 
faufleute  mit  ftaftilien.  3>ie  ^aupt^nbebgegenftSnbe,  meld^ 
bie  $anfef(^iffe  bort  polten,  Q>aren  fpanifd^e  Sd^af volle, 
Sifen,  9Beine  unb  6fibfrfl$te.  (Es  maren  runb  40000 
6ade  fpanif^er  aßolle,  ioeI(|e  allfffi^rli^  auf  ^nfeatif^n  6<^iffett 
na^  ben  9lieberlanben  gef^afft  mürben,  unb  menn  biefe 
Seifubr  au^  ni^t  bie  ^filfte  ber  englif  (^en  Seifu^r  mit  runb 
100000  €aden  S^afmoIIe  enei(^te,  fo  mar  fie  bod^  re^t  be* 
beutenb  unb  ffir  (Englanb  ^ö^ft  Srgerlid^,  meil  fie  ben  IDIarft 
flberffi^rte  unb  babur^  ben  ^reis  brfidte.  Die  S^inbf<^aft  ber 
Snglanber  gegen  bie  ^anfa  mu^s  bes^alb  auc^,  {e  me^r  fi^  bie 
^anfefoufleute  auf  bas  fpanif^e  (Sef^fift  legten.  Vb  im  3a^ 
1373  ber  Arieg  smif^en  bem  bamab  baqerifc^en  ^ollanb 
unb  (Englanb  ausbrach,  mar  bie  eigentli^e  Urfai^e  bes  Streits 
ber  june^menbe  6(|u^,  ben  bie  ba9erif4«bon5nbif<|e  Regierung 


—     145     — 

bem  f|Mimf(^nteberI&nbif(|en  Serle^r  angebettelt  lieg.  Die  (Eng* 
lanbec  bt^rtett  bettn  au^  (ofort  7  ^attfeatifi^e  6(^tffe,  toelt^e  mit 
S^oftDoIIe  oott  Aaftilien  nod^  bett  9lieberlanbett  untenoegs  Q>aren, 
iDi^renb  bie  Aoftiliotter  bie  tnfic^ttge  portugtefif^e 
$atqrtftabt  £if[abott  erobertett  unb  olle  portugiefi|(^ett  Aauf« 
fairer  toegito^men  ,  votxl  Portugal  bie  englif^en  Seflrebuitgett 
gegen  Sponien  untecftfi^le. 

(Ebenfo    fe^r    ab    ber    ^anbel    bet    ^anfelaufleute    litt 

freiliA    unter    biefem    [panif4«englif(^en   jtriegsoer^oltnis    ber 

feit  runb   1300    neu  gef^offene   ^onbelsoerfe^r    ber    3 1  a* 

liener    fiber   (Sibraltar    nai^    ben    iRieberlanben. 

(Es  nKtrb    i^nen    faft   unmogli^,    bie    in    Srfigge    einge« 

laufte   englifd^e    St^afmoIIe  ju   6d)iff  na$   bem    SRittel« 

meer   ju  bringen,  roeil  bie  Spanier  fi^  [agten,   bie  Italiener 

follen   i^ren   SBoIIbebarf   in  Spanien  beden  unb  ni^t  Aber 

£iffabon  na(^  ben  9lieberlanben  fahren.    (Englanb  ^tte  bes^alb 

au^  allen  (Brunb,   bem   im  3<^i^  1373  oom  ißapfte  ausge» 

fproc^enen  9Bun[d)e  geregt  ju  »erben,  bie  (Sema^r  baffir  ju  fiber» 

nehmen,  bag  bie  SBoIt   unb  <&eioanbf^iffe  ber  ^anbels» 

gefeüf^oft  Sllberti  ingfl  o  r  enj  fi^er  Aber  £iffabon  oon  Srtigge 

na^  ^ifct  gelangten,    oie  an^  Senebig  im  3a^re  1375  5 

(Galeeren  mit  englif^en  Raffen  nac^  ben  9{ieberlanben 

f^idte  unb  im  3a^re  1385   (Englanb  bie  (Eroberung  $ortu« 

gals  bur^  bie  Jla|tilianer  bur^  eine  ^ilfsflotte  vereitelte. 

Diefer  mSd^tige  Sd^u^,  ben  bie  englif(^e  ^Regierung  bamals 

bereits  in  ben  portugie[if(^en  (Senaf|em  unb  im  SRittelmeere 

ausjufiben  oermo^te,  ermögli^te  es  i^r  benn  au^,  ber  $anfa 

i^re  feit^ertge  SRac^tftellung  au^  in  bief  en  (ßeixySffem  ju  nehmen. 

Sli^t  nur  in  ber  Dftfee  unb  in  IRutilanb  begann  bas  eng« 

lifd^e  3BoIItu^  bas  ^anfeati[(|e  (Erseugnis  aus  bem  gfelbe  3U 

fotogen,  fonbem  au(^  in  Spanien  manlte  bereits  bie  3Sla^U 

ftellung  ber  $anfa  ganj  er^ebli(^.    SRit  allen  9RitteIn  toar  man 

in  £fibe(I!be|trebt,  bie  getoinnbringenbe  Serbinbung  mit  Spa« 

nien  aufrei^tju^alten,  mit  5.  S.  bei  Seenbigung  bes  Streits 

jiDil^en   ber  ^an|a   unb   ber  Stabt  Srugge   oertragsmagig 

feftgeftellt  u^urbe ,   bag   4  flanbrifc^e  ^erfonen  uon  Stanb  eine 

9?eife   na^   3^^u|alem    unb    41    nac^    Aonftantinopel, 

9iom    unb    San    Z^o    bi    (Eampoftella    in  Spanien 

unternehmen    follten;   bo^   Ralfen    bieje  SKittel   roenig   me^r, 

10 


—     146     - 

meti  fie  ber  natfirli^en  (EnttDtdnung  entgegen  nmren.  Die 
inneten  6treittgletten  in  Spanien  minberten  ben  Sto^ 
ftopberf^ug  bes  fianbs  (mgerorbentIi(|.  Der  longiö^rige  ftrieg 
ftaftiliens  mit  ben  SRauren  im  Silben  braute  im  ^a^tt 
1340  bie  Sefe^ung  oon  (Branaba  bur<!^  bie  5la[tilianet 
unb  im  3^^^  1369  bie  (Eroberung  oon  Sorbooa,  mel^e  ber 
blü^enben  Aulturt^&tig!eit  bes  ^albmonbs  in  biefen  fifinbem  ein 
(Enbe  bereitete. 

Daju  traten  bie  Ariege  mit  ejfranlreid^.  3e  me^r 
bie  fta[tilianer  i^re  Srjeugniffe  au^  bem  Seeioege  fiber 
San  ^a^o  unmittelbar  auf  beutfd^en  Sd^iffen  na^  ben 
SRieberlanben  abfegten,  um  fo  me^r  wu^s  bie  (Erbitterung 
granlreid^s  fiber  i^r  SBegbleiben  oon  ben  SRörlten  ber  (E^am* 
pagne  unb  ber  fpanif^«fran}öfif^e  Arieg  oon  1364  wat  bie 
poIiti|4e  (Jfolge  biefes  mirtf^aftlid^en  Sd^abens,  ben  bie  oerbefferte 
S^iffa^rtste^nif  ben  Sinnenftragen  unb  Sinnen» 
marlten  bereitete.  9leue,  n^eit  entfernte  SRo^ftofflänber  eröff* 
neten  fi^  ber  Senugung  ber  europSi{(^en  ftontinentalftaaten  unb 
brfidten  bort  bie  tßrei|e  ber  ein^eimif^en  (Erjeugniffe.  3m  3a^re 
1292  Ratten  bie  (5enue|en  eine  ftolonieauf  benlanarifc^en 
3n|eln  gegrünbet  unb  im  3a^re  1341  Ratten  bie  $ortU' 
giejen  mit  englifd^er  $ilfe  ftd^  biefes  mertooüen  Sefi^es  be* 
mac^ligt  unb  benfelben  feftge^atten,  obgIei(^  ber  $ap|t  im  3a^re 
1344  ber  ilrone  oon  Aaftilien  biefe  3nfeln  jugefc^ieben 
^aite.  (Erft  im  3a^re  1391  gelang  es  ber  laftilianif^en  Ärone, 
bie  Z^\tln  ben  ^orlugiefcn  absune^men. 

f.  (Englanb  unb  Stanfreid^. 

(Europa  jeigte  bur$  biefe  (Erf^Iiegung  neuer  ganbelsgebiete 
einen  Slo^ftoff  übe  rflug^berjur  genfer  bIi^en(&roger3  eug- 
u  n  g  ffir  ben  3BeItmarIt  reiste  unb  bem  f olgenben  16. 3a^r^unbert  feine 
Signatur  gab.  3mmer  möc^tiger  trat  neben  bie  £einu>anb  bie 
Saum 0)0 11  e,  ber  beutf^e  £anbmann  oerji^tete  auf  ben  S(a<l^s« 
bau  unb  ma^te  Sieder  aus  feinen  gla^sfelbem,  um  bie  ftei« 
genbe  Slac^frage  nai)  Srotfruc^t  ju  befriebigen.  9Ran  trug 
SBoIIftoffe  aus  englifc^er  SBoIIe  unb  SaummoII« 
ftoffe  aus  C9prif(^em  9{o^ftoff  unbbeja^Ite  biefe  mit  bem 
5Rinboie5  bes  eigenen  fianbs. 

SBas  mit  bem  Sa^re  1200  begonnen  ^atte,  ber  offene  3©«« 
fpalt  smifc^en  granlrei(^  unb(EngIanb,  fteigerte  \x^  feit  bem 


—      147     — 

3a^e  1300  in  er^blid^em  SRalje.  Die  fifinber  an  ber  (Baron ne 
Mlbeten  ben  3<^I<M'f^I  jtDifd^en  beiben  SReid^en  unb  lahmten  ben 
^onbeboeite^r  ganj  SBefteuropas ,  [o  bag  aud^  bie  Slieber» 
lanbe  infolge  i^rer  £age  stoif^en  ben  beiben  Iriegffi^renben 
Stationen  linieren  Serben  erlitten.  3"^  3a^re  1299  enbete 
ein  Serglei^  }n)i|^en  Snglanb  unb  gfranlrei^  ben  Arieg  beiber 
Kationen  auf  furje  3^U.  SRan  fu^te  ben  Haffenben  9)ig  burd^ 
eine  Serbinbung  ber  beiben  $errf(|erfamilien  aus}uglei^en. 
itonig  Sbuarb  1.  oon  Snglanb  wat  bereit ,  in  bie  Sin* 
nexion  gflanberns  mit  bem  ^anbelsmittelpunlte  Srfigge 
bucc^  gftanfrei^  gu  roilligen  unter  ber  Sebingung,  bag  bie 
Srbto^tec  bes  Aonigsoon  Sranhei^  [i^  mit  [einem  6o^ne  oer» 
mahlte.  Der  ißreis  für  ben  Slusgleid^  voax  alfo  bie  Opferung 
ber  Selbftanbigfeit  Belgiens.  3Rit  (ßetoalt  na^m  alsbalb  gfi^anl« 
reic^bas  flanbrif^e  ®ebiet  ein  unb  bos  rei^eSrfigge  omrbeine 
franjSfifc^e  6tabt.  Slaunenb  beiounberte  3^9  an  na  oon  91  a« 
oarra,  gftanlrei^s  Adnigin,  bie  flppigen  Toiletten  ber  ÜBfirger» 
frauen  oon  Srflgge,  inbem  [ie  meinte,  in  gfranfrei^  gebe  es  nur 
eine  Aonigin,  in  Srügge  aber  ^abe  [ie  beren  600  gefunben. 
Vbtx  tasfran3o[i(^e  9{egimentfanbinSeIgien[^(e^tenSoben. 
Die  brfldenbe  Se[leuerung  machte  bie  fran3o[i[^en  Seamten  oer« 
fyi^  in  glanbem  unb  ber  grojje  9Iuf[ianb  ber  Xu^ma^er» 
junft  oon  Srfigge,  bie  [ogenannte  „flami[^e  93esper",  ba$ 
6eiten[täd  jur  „[i3iliani[^en  SSesper" ,  fo[tete  Xau[enben  oon 
Sran3o[en  bas  £eben.  Unter  bem  9{ufe  „^al\i)  i[t,  was  „v>al\i)" 
i[t;  f^Iagt  bie  9BaI[^en  tot!"  erlagen  in  ber  6poren[^Ia(^t  oon 
dourtra^mit  ^ilfebes  Aat^olijismus  bie  fran3ö[i[^en  6ölbner« 
^eere  ben  Streiken  ber  flanbrij(^en  Xu(^ma(^er  unb  bie  golge 
biefer  !9tieberlage  toar  ein  69[temn)e^[el  in  gr^anfreic^.  3^  3a^re 
1303  oerbot  ein  allgemeines  (&e[e^  Aönig  ^^ilipps  erneut  bie 
9usf  u^r  aller  jur  SBoIItu^erei  bienenben  9{o^|toff  e,  nament« 
li(^  oon  S^afiDolIe,  SBaib,  Arapp  unb  Aarbenbi[teln, 
unb  na^bem  [o  ben  berechtigten  S^rberungen  ber  Üuc^ma^er 
oillfa^rt  u)orben  mar ,  gelang  es  im  3a^re  1304,  bie  ^ufftön« 
bigen  ju  be(iegen  unb  im  3^i^^  1^05  einen  annehmbaren  gfrie« 
ben  mit  gflanbem  5u  [tanbe  ju  bringen.  9lur  mit  SRü^e  frei« 
Ii(^  gelang  es  be r  (Srof [^aft  glanber n ,  biegrei^afenftellung 
ber  Stobt  93  r  fl  g  g  e  unb  bes  bagu  gehörigen  $af ens  oon  6 1  u  q  s  bem 
neibtf^enSnglanb  gegenüber  gu magren.  Snglanb  loar  namentU^ 

10* 


—     148    — 

ärgetlt^  barfiber,  bag  in  fetnem  ftriege  mit  S^ottlanb  bie 
aufft&nbif(^ett  6^otten  oon  Sragge  aus  mit  fttiegsbeborf  oer« 
feilen  tourben,  unb  verbot  bes^olb  ben  flanbiif^n  Aaufleuten 
biefe$  Xreiben.  3)ie  flonbrif^e  Slegierung  etll&rte  tnbes  bem« 
gegenüber  fotoo^l  im  3o$re  1300  loie  im  3a^re  1319,  bie  ®raf« 
f^aft  lebe  ausf(^liegli^  oom  ^anbel  unb  oom  Sludfu^rgeoerbe 
unb  bie  flanbrif^en  ftaufleute  ^aben  oon  Sdters  l^er  bos  ^« 
oileg,  freien  ^anbel  ju  treiben,  mit  n^em  fie  niollen.  gf^anbem 
fei  bes^alb  aud^  ni^t  in  ber  Sage ,  ber  f^ottiji^en  Stegterung 
ben  Sluflauf  Qon  Ariegsoorrfiten  in  Srfigge  3U  oerbieten,  unb 
lonne  bos  !Re$t  ber  englif^en  9{egierung  ni<l^t  gueriennen,  bes* 
^alb  ben  flanbrif^en  ftaufleuten  ben  Sluffauf  oon  englifd^n  (Er< 
Seugniffen  ju  unterfogen. 

Zro^  aller  Slnftrengungen,  fi^  in  Selgien  feftjufe^eUp  ^en 
inbes  bie  gfranjofen  bort  bauernb  lein  (Slfid ,  oeil  man  eben  bie 
Steuerlaften  ber  fran jBfifd^en  Arone  3U  brfidenb  fanb.  3n  Srfigge 
gab  es  fortoö^renb  6treitig!eiten  jioifc^en  ben  großen  9BoII> 
ftoffoerlegem  unb  ben  9Bebereien,  u^eil  bie  Serleger  ben  SBebent 
nid^t  biejenigen  ißreife  beja^Iten,  mtli^t  bie  3Beber  bei  ben  (o^n 
Arbeitslöhnen  unb  9{o^ftoffpreifen  fotoie  bei  ben  f4Q>eren  Steuer* 
laften  ffir  ongemeffen  erad^teten.  !Die  SSBoKenwebei^unft  uxir  ber 
9RitteIpunIt  aller  jener  Slufftänbe  gegen  bas  ^errf^enbe  €tabt« 
regiment,  mtlä)t  bamals  in  ben  flanbrif(|en  Stfibten  fptelten,  unb 
als  bie  SBebermeifter  fo^en ,  ba^  man  i^en  jtlagen  fein  6e^5r 
fd^enfte,  oerliej;  einer  um  ben  anbern  bie  Stabt  mit  i^ren  britden* 
ben  Steuerlaften  unb  30g  aufs  fianb,  00  es  billigere  Arbeits* 
fräfte  unb  mäßigere  Steuerfö^e  gab.  Unb  als  biefer  3ttg  aufs 
fianb  anii  auf  bem  £anbe  bie  greife  unb  Steuerlaften  fteigerte, 
oerliegen  ja^Ireid^e  SBebereibefiger  bas  fran}9fif(^«f(anbrifc^  ®e* 
biet  unb  fiebelten  fi$  in  Srabant  m,  mo  fi^  infolge  beffen 
namentlid^  in  ber  6tabt  £ömen  unb  beren  Umgebung  bie 
SBoIIenmeberei  ungeheuer  entmidelte  unb  ein  99Bonenn)ebetpIa| 
erften  9{angs  entftanb.  S^eili^  n>ar  au<^  l^ier  bie  gfolge  na^ 
furjer  3^tt  ein  Steigen  ber  6teuerlaften ,  ber  £ö^ne  unb  ber 
Siobftoffpreife ;  es  gab  au(|  ^ier  infolge  beffen  Mutige  AufftSnbe 
ber  gereisten  SBebermeifter  unb  als  bie  brobantif^e  Regierung 
mit  ftrengen  Strafen  einj^ritt,  oerliegen  n^ieber  ia^lxti^t  SBeberei* 
befi^er  au^  biefe  Statte  i^res  (ßetoerbfleiges ,  um  fi^  in  $  0 1 
lanb,  in  Seelanb,  in  Öftfrieslanb  ober  Oberpffel,  in 


-     149    — 

ber  Kegel  ober  in  Snglonb  eine  $eimft&tte  ju  grfinben.  60 
oetallgemetnerte  [i^  bos  9BonentDebergeiDer6e  oon  Selgien  am 
immer  me^r  unb  es  ^ielt  infolge  beffen  fflr  bie  belgifd^en  SBoII' 
tiu^Derleger  immer  ]ijmxtt,  9Ibfa^  für  i^re  Si^eugniffe  ju  finben. 
!Diefe  Verallgemeinerung  bes  IBebgenierbs  ((^abete  oor 
ollem  ben  Wlaxlttn  ber  Champagne  in  ^o^m  Grabe.  (Es 
^Q  au^  fflr  bie  bortigen  Serleger  immer  fernerer,  bie 
SBoie  an  ben  9Rann  ju  bringen,  unb  {ie  f^Iugen  bes^Ib 
ben  SBebermeiftem  mit  ben  greifen  ab,  bie  mieber  i^rerfeite, 
um  ben  S^ben  ousjuglei^en ,  tfon  i^ren  SEBeberlneii^ten 
eine  längere  Srbeiisjeit  forberten.  Die  (Jfolge  baoon  »ar 
mu^  in  ber  (£^ampagne  im  Sa^re  1315  ein  bluliger  9  uf* 
itonb  ber  äBeberlne^te  in  ber  Stabt  ^rooins,  ber  fic^  erft 
legte,  als  bie  fronjSfif^e  ^Regierung  ben  Serlauf  flanbrif^er 
SBoIIentud^r  auf  ben  SRortten  ber  (Champagne  verbot,  ^xtlliii 
oridte  btefe  SRagreget  ffir  bie  franjSlifc^e  9{egierung  als  jmei« 
l^neibiges  S^ioert.  Sie  fieberte  wo^l  ben  inlänbif^en  SBebereien 
ben  ^imif^en  9Rarft  unb  belferte  fo  bie  greife  ber  franjofifd^en 
Zfii^er  unb  bie  (Einnahmen  ber  9Bebermeifter  unb  9EBeberfne^te, 
ober  fie  na^m  au^  ben  SRärlten  ber  Champagne  oollenbs  ben 
Ke|t  i^  Sigenfd^aft  als  SBelt^anbelsmittelpunite.  Diefe  IRoIIe 
fibemo^  nunme^  enbgiltig  ber  9Rarit  oon  Srugge,  auf  bem 
P4  ber  Sustaufd^  ber  (Erjeugniffe  oon  92orb  unb  6flb  ooKjog, 
[eit  bie  SRo^t  gfranfrei^s  in  Selgien  gebro^en  mar.  9Rit  ben 
ÜTogortigen  9RarItgeIbeinna]^men ,  mel(^e  [eitler  bie  franjifif^e 
Regierung  in  ber  Champagne  be}ogen  l^tte,  mar  es  oorbei  unb 
bie  Regierung  ^tte  alle  9R{l^e ,  no^  einige  3^^^  ^^  9teft  ber 
Qiten  Slflte  ju  erbalten.  3m  3a^re  1349  oerorbnete  granlrei^, 
bog  aus  leiner  ber  17  $auptmoIIenmeberftSbte  S^anlrei^s  ein 
SBoütui^  aujjer  fianbs  geffi^rt  merben  burfte,  bas  nid^t  eine  be« 
ftimmte  3sit  auf  ben  SRSrfien  ber  oier  S^mpagnerftSbte  5um 
feilen  ftaufe  geftapelt  gemefen  mar,  unb  feinem  Aaufmanne  aus 
Bfianbem  toar  geftattet ,  Zfi^er  auf  biefen  HRärlten  feilsubieten. 
Die  9R8rtte  ber  (£^ampagne  maren  leine  SBeltmärlte  me^r,  fon- 
bem  Serfaufsft&tten  ffir  bas  nationale  franjölifdb^  Susfu^rgemerbe. 
60  lange  bte  franjbfifclen  SBebereien  in  ber  £age  maren,  ben  SBelt« 
moritpreis  ein}u^alten,  lag  barin  freilid^  fein  ®runb  ffir  bie  fremben 
Kttfibifer,  bie  9RarIte  ber  Cbampagne  ni(^t  ju  befud^en.  !Snur  mar 
eben  ber  gfall  infofem  f^Iimm  ffir  bie  franj&fifd^en  9Beber,  baj; 


—     150    — 

Mefe  feitlicrigen  aufffiufct  fi^  immer  me^r  entf(|Io|fen,  jelbft  Me 
9Be6eret  ju  betreiben  unb  lebigli^  ben  Sto^toff  einsuloufen. 
§iefflr  toar  aber  granfrei^  lein  geeigneter  ^Iot|  me^r,  benn  ber 
franjSfif^e  Sto^ftoff  burfte  nid^t  ausgeffi^rt  toerben,  [onbem  mar 
jur  Serffigung  ber  franjofifd^en  SBebereien  gefteüt,  unb  fo  sogen 
es  namentlich  bie  fiombarben  oor,  mit  Umgebung  Sfranlrei(^s 
nad^  Srfigge  ober  unmittelbar  nac^  fionbon  ju  reifen  unb 
bort  bie  benötigten  SorrSte  anS^aftooIIe,  SBaib,  ftroppunb 
Aarbenbifteln  einjuloufen. 

$atte  es  ber  agrarifc^e  fiiberalismus  in  (Jftantreiii^  am  Sn« 
fang  bes  14.  Sa^rbunberts  oerftanben ,  bie  Slusfu^roerbote  f&r 
9?o§ftoffe  roieber  ju  ^U  3U  bringen ,  fo  gelang  es  na^  bem 
^Regierungsantritt  bes  Honigs  $^il^p  V.  ben  fflbfrani9ft' 
fc^en  (Srogtu^ereien  unb  (Jf&tbereien  unb  i^ren  S^nftoerbfinben 
ober  itartellen,  namentlid^  ben  d^infi^n  oon  (Earcaffonne, 
9larbonne  unb  Sesiers,  erneut  bei  ber  Regierung  ein  Vus« 
fu^roerbot  fflrfransofif^e  6(^afu)one,  9Baib,  Aroppunb 
ftarbenbifteln  fomie  ffir  9lo^tu^e  burd^5ufe^en.  ilein 
SBoIItu^ ,  feine  £einn)anb  unb  lein  SaummoHtuc^  burfte  me^ 
ausgeffi^rt  roetben,  bas  nic^t  geffirbt  ober  gebietet  roar  unb 
jebes  ausjufü^renbe  Xu^  mujjte  ein  amtli^es  3^i4€n  f^^* 
gen,  bas  feine  £änge,  33 reite  unbgffi^^f^S^^t  9^°^^I^ift^^ 
unb  fiir  beffen  Anbringung  ber  (Jfislus  eine  beftimmte  ®ebfi^ 
er^ob.  fo  bag  ^iebur(^  bemfelben  rei^e  Sinna^men  enouc^fen. 
(Es  §ielt  \\ä)  biefes  ®efe^,  n)el^es  ebenfo  im  Sntereffe  ber  Re« 
gierung  als  bes  (Senierbs  loar,  aber  ben  (grunbbefi^em  ein 
grojjer  Dom  im  Auge  toar,  bis  jum  Sa^re  1360. 

Diefe  Segfinftigung  ber  3nbuftne  bur^  Abnig  $^ilipp  V .,  ben 
(Bema^I  ber  ^rinjeffin  3o^anna  oon  Surgunb,  fanb  freilid^  ge* 
ringen  93eifan  bei  ben  JtIBftern  unb  bem  £anbabel,  beren  (Ertragntffe 
ffir  S^ofmoIIe  babur^  fe^r  notlitten,  bajs  man  bie  Ausfuhr  oon 
e^afmolle  oerbot.  Als  Aönig  ^^ilipp  im  3a^re  1320  Sfrie* 
ben  mit  ejflanbern  f(^Iog,  Q)eil  er  fi^  fagte,  baj;  bie  franjSfifd^ 
3nbuftrie  bie  (Einfuhr  frember  6^afn)oI(e  bebfirfe,  roar  es  wofjH 
bas  3ntere{fe  ber  ftird^e  unb  bes  £anbabels,  bas  i^m  im  3^^ 
1321  (Sift  beibrachte,  um  feinen  agrarif^  gefinnten  Sruber  Jlarl  IV. 
als  legten  ftapetinger  auf  ben  Ü^ron  ju  bringen.  Der  Ie^e:e 
regierte  bis  jum  Z^^W  1328 ,  !am  aber  ebenfalls  ni^t  in  bie 
£age,  eine  entf^ieben  agrarif^4iberale  ^Regierung  ju  ffi^ren,  loeil 


—     151      -- 

bod  (groggeioerbe  oSIIig  bas  fianb  be^rrf^te.  6ein  Zob  im 
3a^re  1328  entfeffelle  bie  (Segenfa^e  aufs  neue  unb  brockte  einen 
Streit  um  bie  ABnigsfrone.  ^erjog  ^^ilvpp  VI.  9on  Salois 
unb  ASnig  (Ebuarb  111.  oon  Cnglanb  erhoben  gleii^mägig  9In« 
fprid^e  auf  bie  franjöfif^ie  ittone.  Das  ganje  fionb  fpaltete  fi^ 
in  ein  englif^es  unb  in  ein  [ponif^es  ^eerloger.  Um  fi^ 
ber  ^nif^'loti^olif^en  $ilfe  gu  oeift^ern,  oerjic^iete  $^tlipp  oon 
SBaloi«  auf  feine  SRe^te  ouf  9taoarro,  n^ogegen  Spanien  bie 
Seretnigung  ber  (Braff^aften  S^ampagne  unb  Srie  mit  ber 
frongöfil^n  Arone  geftattete. 

«u^  ffir  Selgien  ^e  biefer  fransofifc^e  Z^ronftreit 
liniere  folgen.  3Bö^renb  ber  ®raf  unb  ber  £anbabel  ffir  eine 
Sinoerleibung  glonberns  in  ^xanlxtxii  nmren,  »eil  |ie  auf 
biefe  ilBeife  für  i^re  S^afmolle  bas  mid^tige  franjofifc^e  Kb[a^« 
felb  eröffneten ,  agitierten  bie  äBoIItu^er  unb  gfirber  in  ben 
Stfibten  für  ben  Xnf^Iug  an  (Englanb,  bas  i|nen  billige 
SRo^ftoffe  3ur  Serfügung  ftellen  fonnte.  3m  3a$re  1328 
fam  es  jum  offenen  äufru^r  ber  6t&bte  gegen  bie  9{egierung. 
Der  (Brof  mugte  nad^  granlrei^  fliegen ,  tourbe  aber  mit  $ilfe 
franjofif^er  Zruppen  mieber  eingelegt ,  bis  im  3a^re  1336  ein 
neuer  Sufftanb  gegen  bie  Regierung  unter  Sü^rung  bes  Sier» 
brauereibefi^ers  3<t'<>^  ^on  flrtefelbe  losbra^.  3Rit  gilfe 
bes  Grafen  Stöbert  oon  Strtois  mürbe  ber  (&raf  Qon  ^lari' 
bern  erneut  aus  Selgien  getrieben  unb  oon  ben  Slufftanbif^en 
bie  ®raff(^aft  Slanbem  bem  ißrinjen  Sbuarb  oon  SBales  über' 
tragen.  3m  3^4^^  1^36  ^^^4  infolge  be|fen  erneut  ber  ftrieg 
Sioifc^en  9ranlrei(|  unb  Snglanb  aus.  Slber  ber  (Einfall  granl* 
rei^s  in  bie  (ßuienne  oerunglüdte  unb  bie  unglfidid^e  6ee« 
f^Ia^t  bei  SIuqs,  bem  $afen  oon  Srügge,  jmang  gftanfrei(^ 
ju  einem  jmeii&^rigen  SBaffenftillftanb  unb  braute  bie  (Englänber« 
partei  in  ben  SRieberlanben  mieber  oöllig  ans  9{uber ,  bis  es 
ben  Spaniern  unb  gfranjofen  gelang,  im  3a^re  1345  einen 
neuen  Slufftanb  in  ben  SZieberlanben  ju  enegen ,  bei  bem  ber 
mä(|ttge  englanbfreunblic^e  Sierbrauer  Slrtefelbe  erfc^Iagen 
nmrbe.  Die  |<^ioere  9lieberlage  gfranlrei^s  unb  [einer  S3er* 
bfinbeten  bei  Crec^  braute  (Englanb  erneut  ben  Zriump^ 
über  alle  feine  gfeinbe  unb  bie  maggebenbe  Stellung  in  ben 
Slieberlonben.  Der  ABnig  Zo^ann  oon  SBö^men^finxem* 
bürg  unb  ber  (Sraf  oon   Oflanbern  fielen,    bie   SBolIem 


—     152    — 

loeberftabte  Srfigge  unb(Sent  Ifinbigten  bem  fungen  (Srafen 
Don  Slonbem  unb  bem  Aonig  oon  gftanfret^  erneut  ben  ®e» 
^orlam  unb  bie  (Erjbistflmer  SOtoins,  ftoln,  Xiier  «nb  bti 
£&nber  Sad^fen  unb  Sö^men  [teilten  ben  Sö^menlSntg 
itarl  IV.  Don  finxentburg  al$ Segenlöntg  bem  äBtttelsba^er  von 
SoQern  gegenüber. 

g.  @Qbfrantce<4  unb  bie  Beoante. 

3e  me^r  Snglanb  (einen  Serfe^r  mit  3tciHen  t>on  ^canh 
r  ei^  ablentte  unb  überDeut  f  d^Ianb  ffi^rte.um  fo  me^rfc^eft^ 
ber  ®egen[a^  5tDi|4en!Deut[(i^Ianbunb  gfranfrei^unbbie 
grransofen niaren  be[trebtp il^r  £anbergebietam  SR Ittelmeer guoer* 
großem.  3^  3<>^<^  1349  n)urbe  bas  Delp^inat  ber  franjofi« 
fc^en  Arone  einoerleibt  unb  jum  (Erbieten  bes  ien)eiligen  X^n* 
folgers  beftimmt  unb  im  Saläre  1352  »urbe  feitens  ber  Stobt 
SRontpellier  ben  ftoufleuten  oon  Senebig  geftattet,  i^re 
SBoren  oon  SRontpellier  aus  in  ganj  gfranbei^  ju  oerlaufen, 
o^ne  bem  Gtopelsmang  ber  SRärfte  ber  S^ampagne  unter» 
vorfen  ju  fein.  Suf  JtSnig  $^ilipp  VI.  oon  gfranireic^  folgte 
im  3a^re  1355  Aonig  Sodann  11.  Unter  i^m  bra^  im  3<^ 
1358  in  $oris  eine  SReooIution  aus,  beren  !imed  ba^in 
gieng,  bie  Arone  oon  grranlrei(|  an  Snglanb  ju  bringen. 
(Englanb  unb  Slaoarra  führten  bie  gaben  ber  Semegung,  an 
beren  6pi^e  ber  93orftanb  ber  ißarifer  Aaufleutesunft  ftanb. 
SBa^renb  ber  Sürgerlrieg  im  3nnem  grtanlrei^s  tobte,  pifin* 
berten  bie  Sngifinber  unter  bem  l^marjen  ißrinjen  bie  fron« 
jofif^en  £anb[(^aften  Sluoergne,  £imoufin  unb  $oitou 
unb  als  Aonig  3o^ann  gegen  bie  Cnglinber  ju  gelbe  jog,  tourbe 
er  im  3^^^^  1356  bei  äRaupertuis  gefangen  genommen  unb 
nac^  £onbon  gebracht.  (Englanb  befe^te  gans  9qttitanien 
mit  ber  (guten ne  unb  bie  3ongefane  oon  SorbeauxoKiren 
[eitler  in  ber  $anb  bes  f^ioarjen  ^rinjen,  ber  als  englifd^ 
Statthalter  in  btefer  Stabt  refibierte. 

Seit^r  enttoidelte  [id^  in  Sorbeaux,  begfinftigt 
oon  ben  grei^anbelsgrunbfa^en  ber  (Englanber,  ber  bebeut* 
enbfte  SBein^anbelsmittelpunft  bes  SRittelaUers,  mit 
anif  ber  (Ertrag  ber  [panif^en  unb  [fibfranjofif^en  6(^af|eerben 
ber  £angueb'oc  ^ier  eine  lebhafte  SBoIIenioeberei  be* 
gfinftigte,  fo  bag  Sorbeaux  [eitler  ber  Q)i(^tigfte  ^anbels* 
mittelpunft  ffir  ben  93erle^r  jioif^en  £onbon  unb  ber  £e* 


—    153    — 

OQitte  mürbe  unb  ja^Ilofe  64iffe  bie  (Erseugnijfe  ber  Stiebet« 
lanbe  9on  §iet  auf  bet  ®aronne  na^  Zouloufe  befdrber« 
teit,  iDoioie  in  9larbonne,  $erpignan,  Satcelono,  C^a« 
Ions  unb  SRoilanb  eine  lo^entmidelte  SBoUenmeb^ei  blühte. 
SBeitaus  bie  überioiegenbe  3<4I  ^i^f^c  Srjeugniffe  ber  9Bebereien 
ber  £angueboc  unb  jtataloniens  giengen  Aber  SRontpel« 
Her,  9larbonne  unb  Barcelona  mit  i^ren  so^Ireid^en 
Färbereien  no^  Froren},  00  bie  aSoIItud^er,  bie 
SB  eine  unb  6eifen  n>ie  bie  Silberarbeiten  oon  Xou« 
loufe,  9taxhonm,  ißerpignanu.f.Q).oonbenbortigen(&rog' 
^nblern  namentli^  na^  Sp^efus  unb  Aleinafien  toeiter« 
beforbert  tourben,  mä^renb  betreibe  aus  (Sübruglonb, 
SBac^s,  9teis  unb  gfla^l^  foioi^  S(Iaun  aus  itu^abia  oon 
'bort  ab  ![Rfl<ifra^t  ^eimgebrad^t  n>urben. 

ein  mistiges  9lbfa||f elb  ffir  9Bontfi(^er  mar  nantentli^  bie  6tabt 
6  ata  Ha  in  Aleinafien,  mo  bunte  unb  gefrorene  SBoIQtoffe  aus 
(E^alons,  9{arbonne,  ^erpignan  unb  SDlailanb  oiel 
gelauft  mürben ,  ba  bie  Xu^färberei  unb  Sc^eererei  in  ber  fie« 
oante  bamab  fe^r  [d^Ie^it  entmidelt  mor.  3n  großen  SRengen 
bra^ften  meiter  bie  Äaufleute  oon  Slarbonne  unb  9RontpeI« 
(ier  i^re  SBoIIftoffe  unb  fieinenjeuge  nac^  ber  3^*fcl 
Cqpern,  um  bort  3ngn>er,  Pfeffer,  Snbigo  unb  3tof)x* 
]uder  aus  Sagbab  bagegen  einjufaufen,  fo  bag  namentli^  ber 
9lo^uder  immer  me^r  ben  ein^eimif^ien  ^onig  unb  ber  ^n* 
bigo  ben  ein^eimif(^en  SBaib  ju  oerbrängen  anfiengen  unb  3uder 
unb  3nbigo  aus  Sagbab  fiber  Supern  unb  bie  3n{el  6i> 
cilien  in  fteigenben  SRengen  nad^  92arbonne  unb  9Ront- 
pellier  unb  oon  (ier  ilber  Zouloufe  na((  Sorbeauat, 
Srfigge  unb  £onbon  }u  manbem  begannen.  Die  5taufleute 
oon  jtonftantinopel  Hagten  bitter,  bag  bie  Jlaufleute  oon 
Sejiers  bei  Üouloufe  ni^t  me^r  fo  sa^Irei^  mie  [eitler  i(r 
betreibe,  i^re  9{inbs(aute,  i^r  SBac^s  unb  i^ren  Sllaun 
in  Aon|tantinopeI  (olen,  bag  ilonftantinopel  niAt  mefir  mie 
frfi^  ben  äRittelpunIt  für  ben  (Einlauf  oon  3nbienmaren 
bilbe,  fonbem  bie  [fibfranjöfifc^en  Aaufleute  (ier  nur  no((  bie 
Srjeugniffe  Stujslanbs  unb  ber  SaHanlanber  laufen,  ma(» 
renb  man  bie  3nbienmaren  unmittelbar  in  (£9 per n  ober  in  Sag« 
bab  (ole.  Den  größten  9lu^en  biefes  gefteigerten  Serle(rs  mit 
bem  Sftli^en  SRittelmeer  (atten  bie  Schiffer  unb  bie  grogen 


—     154     — 

9{(ebereten  wm  SReffina,  tpd^  beti  gaiqeR  S^iffa^cfs« 
va^Ufyc  0011  fBoIItvi^erii  ans  Korbonne,  ooit  Sein« 
loanbftoffen  aus  91^  et  ms,  oon  gcblet^^  ZiU^eni  aus  Sa« 
leitet a,  oon  &^(BÄa^  nnb  gcf^ienen  SBoIttiU^ern  auf  t^ien 
6i4tffen  na4  bem  Cfien  füllten. 

Die  Unjufriebenbeit  nnb  3ctriffen^  bei  3ntereifen  in  ^mtctii^ 
wm^  info^ebiefer  Serlegnng  bes  ^^nbelsmittelpunlts 
na^  bem  Gilben  Jett  bei  grnebe  oon  Sretignq  im  3a^ie  1360  bte 
grei^eit  itonig  3o^<ntns  nnb  ben  Seiji^  (Englanbs  ouf  bie  fron« 
3ofif(^  ftione  babur^  ermogli^i  §atte,  bog  gfionlrei^  jeine  »i(^ 
ttgften  $Ifi^e  unb  Sanbf^^en,  namentlii^  ben  ^afenpla^ 
Calais  fovie  ®uienne,  ^oiton  unb  bie  gonse 
®ascogne  an  Snglanb  abgetreten  ^e.  Um  bie  (Sninb*, 
befiel  unb  9BoDeniDebeT  auf  bem  £anbe  jufriebenjufiellen, 
|dte  Aonig  3o^n  im  3a^re  1360  bas  feit  1316 
befte^nbe  Serbot  bei  Susfu^r  oon  ungefitbten  SBoüftoffen  unb 
9{o^tü(^ern  aufgehoben  unb  ^e  bamit  ben  Groll  ber  gpotber, 
Sleid^r  unb  9I|i|nreteure  bes  fianbs  in  ^o^m  Grabe  erregt 
unb  bie  Sinoerleibung  ber  Graff^aft  Champagne  im  ^olfytt 
1361  unb  ber  Xob  ftonig  3o^nns  im  3^^^^^  1364  oermo<^ten 
bie  Uniufrieben^eit  nt^t  ju  bannen. 

€o  maren  es  f^roierige  Ser^Itnijfe,  unter  benen  ber  So^n 
ftSnig  3o^nns,  Aarl  V.,  bie  fronjöfif^e  ftrone  antrat.  3m 
Sunbe  mit  ben  Snglönbem  jettelten  in  $aris  bie  3flnfte 
ber  flusfu^rgetoerbetreibenben  eine  Sleoolution  um  bie  anbere 
an,  ma^renb  auf  bem  platten  £anbe  bie  Sauempartei, 
bie  Vraguerie,  ebenfalis  gegen  bie  ^Regierung  fid^  auflehnte. 
3a^nofe  oermilberte  Sanben  oon  ehemaligen  Serufsfolboten, 
luel^en  ber  3"^^^  bas  Srot  geraubt  l^tte  unb  benen 
bos  notleibenbe  Susfu^rgemerbe  leine  Slrbeitsgelegen^it  me^r 
gevo^rte,  burc^jogen  bas  £anb  unb  ftörten  ben  frieblic^n 
^anbelsoerte^r.  Aönig  ftarl  V.  gieng  entf^ieben  baran,  biefen 
9Rigftanben  abju^elfen,  inbem  er  [i^  u^Hig  auf  bie  6eite  ber 
Groggrunbbefi^er  (teilte.  Die  erneute  JtrtegserKfirung  an 
Cnglanb  unb  Aaftilien  gab  Gelegenheit,  bie  juc^tlofen 
£anbsfne^tsbonben  unb  i^re  auf  ^albfolb  gefegten  ^fi^rer 
u)ieber  bem  Arieg6^nbn)erl  jurfidjugeben.  Gemaltfam  mürben  alle 
SinnenjoIIe  ber  einjelnen  £anbes^erren  aufgehoben,  bie 
^usfu^r  oon  allen  9{o^ftoffen  mürbe  freigegeben  unb 


—     155    — 

als  bie  SBebereien  ber  Sietogne,  ber  £angueb'oc  unb 
gflanberns  bes^alb  Slufftanbe  anjeitelten,  mürbe  bur^  Ser« 
f^ärfung  ber  fionbfriebensgefe^e  btefe  Seioegung  mit 
geiooltiger  gfouft  erftidt.  gfranlret^s  ^olittt  fc^mamm  »teber 
oöllig  im  ^äSjima^tc  ber  ^^^fiobatte,  b.  ^.  einer  groglopitalifti« 
fd^en  Sgrarpolittf,  unb  ^ielt  biefe  ®runb[a^e  bi$  }um  Xobe  bes 
itonigs  im  3a^re  1380  feft. 

Der  9{egierung6iintritt  bes  unmflnbigen  A9nig$  itorl  VI. 
brachte  bas  J&onb  in  neue  Senoirrung.  Die  ^Regierung  führten 
als  Sormunbfd^aftsrat  ber  ^erjog  oon  Surgunb  unb  bie 
Grafen  oon  Slnfou  unb  Serri.  SBä^renb  ber  $of  bos  (Selb 
in  glcinsenben  gfeften  unb  grojjen  mtlitärif(^en  9tfi[tungen  gegen 
bos  9uslanb,  gegen  Cnglanb  unb  6<^ottIanb,  oergeubete, 
folgte  in  $oris  infolge  bes  f^Ie^ten  Sef^öftsgangs  oon  ®e« 
»erbe  unb  $anbel  eine  iReooIution  auf  bie  anbere.  Das  3^^^ 
1385  braute  bie  Sßerma^Iung  bes  Aönigs  mit  ber  ^rinjeffin 
3fa&eIIa  oon  Sägern,  auf  beren  SSeranlaffung  alsbalb  ein 
SBoffenftillftanb  mit  Snglanb  3U  ftanbe  fam.  Die  (S)e  war 
inbes  !eine  glfldli^ie  unb  im  3a^re  1392  oerfiel  ber  jtonig  in 
unl^eilbaren  Sßa^nfinn,  morouf  alsbalb  bie  ^erjöge  oon  Sur- 
gunbunb  Serri  bie  9{egentf^ft  mieber  an  fi^  riffen  unb  im 
ograri|(i^*IiberaIen  englanbfreunbli^en  3ni^^^ff^  meiieneiiierten, 
wä^renb  ber  gemerbefreunblid^e  fd^u^jöllnerif^e  $er5og  oon 
Orleans  oon  ber  9{egentfc^aft  ausgefc^Ioffen  mürbe.  Die  ber 
SRo^ftoffousfu^r  gfinftige  liberale  ^grarpolitil  jerftörte  jmor 
bas  fran3ofif(||e  (ßroggemerbe,  [omeit  es  fi(^  mit  ber  ^erftellung 
oon  ffiemerbeerjeugntlfen  aus  ausl&nbi[(^en  9{o^ftoffen  be« 
fagte^  aber  fie  jerftorte  leinesmegs  bas  fcanjofif^e  (geioerbe 
übetfynxfi;  oielme^r  giengen  na^  mie  oor  fransSfifd^e  2Beb« 
moren  in  großen  3Rengen  na(|  ber  fieoante,  menngleid^  0er 
Slbfa^  [d^ioieriger  toar  als  fett^er.  6o  riet  3.  S.  ein  fransöfi« 
fc^er  Sbelmann  aus  ber  $icarbie,  ber  im  Dienfte  bes  Sultans 
ber  Xfirlei  toar,  nad^  ber  unglüdlid^en  Sc^Ia^t  bei  Slilopo* 
lis,  ber  oon  itaifer  Xrajan  erbauten  berül^mten  Stabt,  ber  fran« 
jofijc^en  Arone,  bem  6ultan  ein  (&ef(^en!  oon  gebleichten 
fieinenftoffen  aus  9i^eims  3U  machen,  bamit  bei  ben  Xurfen 
3ntere|fe  für  biejes  ffieioebc  cntfte^c.  SRailanb  mad^tc  bomals 
ein  o^nli^es  (gefc^enf  unb  tiefe  3Rufterfenbungen  [(feinen  [e^r 
boju  mitgetoirit  ju  ^aben,  bog  [eitler  auf  ben  großen  SRäilten 


—     156    — 

in  Aonftantinopel  unb  in  gamagufta  auf  ber  3nfel 
Cqpern  neben  ben  abenblänbifc^en  SBoIIftoffen  nomenili^ 
ou^  fieintoanb  lebhaft  9on  ben  abenblänbif^en  Jlaufleuten  5U 
SRorlt  gebcad^t,  oon  ben  mu^ammebanif^en  $anblem  gelouft 
unb  fiber  Serien  nad^  6flbiu6Ianb  unD  nad^  Kegqpten, 
Arabien  unb  3nl^i^n  u>eitetgeffi^rt  rourbe.  Die  fran3o|if<^e 
^anbebpolitif  brachte  e$  ju  ftanbe,  baj;  in  Sllesanbtien  unb 
Äairo  eigene  Xu^mejfen  eingerichtet  mürben,  bag  bie  Sg^pti« 
f^en  gftauen  begannen,  i^re  SaummoIIfleiber  abjulegen  unb  fi^ 
in  9{beimfer  £eintDanb  ju  Ileiben,  mel^e  bie  großen  Se« 
neb  ig  er  ^usfu^r^Sufer  in  f(Iexanbrien  unb  Aairo  ju  SRoitte 
brad^ten,  toie  oud^  ffir  bie  figqptif^e  Hrmee  fogenannte  Sene* 
bigermintel  aus  fcanjofifd^ent  6toffe  eingeffi^rt  vurben. 

h.  (Englanb  als  9[usfu^rgeiDetiie[taot. 

äBas  fi^  fd^on  im  13.  3a(r^unbert  vorbereitet  ^tte ,  ber 
Uebergang  (Englanbs  3um  Slusfu^rgenyerbeftaat,  oollsog 
|t^  ooKenbs  gonj  fett  bem  3a^re  1300.  Der  C5runb  ffir  biefen 
in  bie  ®efd^ide  oon  ganj  9Befteuropa  tief  einfd^neibenben 
SBe^fel  n)or  bie  als  gfolge  einer  liberalen  (Sefe^gebung  einge« 
tretene  SeooIIerungsjuna^me  bes  fianbs.  SRan  ^atteim 
3ntereffe  bes  normannifd^en  Slbels  bie  9{o§ftoffausfu$r  freige« 
geben  unb  baburd^  bie  greife  ber  fiebensmlttel  berart  gefteigert, 
baJS  ben  ntinber  bemittelten  Sinmo^nern  bie  fiebens^altung  nur 
babur^i  m5gli(^  mar,  baj;  fie  {i<^  auf  bie  SBieberoerarbeit« 
ung  ber  Srjeugnijfe  legten.  Der  munbe  $unlt  (Englanbs  mar, 
bag  burc^  bie  fapitaliftif^e  3ufQmmen3ie^ung  bes  (Srunbbefi^es 
in  mentgen  Rauben,  oie  bies  bie  liberale  Slgrorpolitil 
ber  9lormanneQ§errf(^aft  mit  fid^  gebraut  ^atte,  ein  er* 
^ebli^ier  (Betreibemangel  eingetreten  mar.  Der  june^menbe 
lieber f lug  an  Sd^afmoIIe  auf  bem  SBeltmarfte,  ber  bur(| 
bie  (Erf^Iiegung  immer  neuer  fiönber  eintrat ,  ma^te  fi^  ffir 
Snglanb  empfinblid^  ffi^Ibar.  (Englanb  mar  nic^t  me|r  bos  reid^e 
£anb ,  bas  ru^ig  sufe^en  lonnte,  mie  bie  f remben  ^finbler  lamen 
unb  ben  englif(|en  9to^ftopberfIug  polten.  Seine  9{o^ftoffe 
maren  fnopp  gemorben  unb  Cnglanb  mujjte  bes^alb  jur  gemerb* 
lid^en  Si^eugung  ffir  ben  SBeltmorlt  flberge^en,  S^l^ffe  bauen 
unb  fid^  am  SBettbemerb  ber  SöRer  auf  bem  93eltmarfte  betet* 
ligen,  menn  es  [eine  Seo5I!erung  meiter  ernähren  mollte.  Sng« 
lanb  mar  fein  f^mai^  beoöllertes  £anb  me|r,  mo  bie  normanni' 


—    157    — 

f^eit  Groggrunbbefi^et  bie  @^e  iDoiben  laffen  unb  bann  bie 
9BoIIe  betjelben  oerloufen  lonnten.  Ss  fehlte  am  Scoilom,  bie 
Srni^t^nreife  fttegen  unb  bie  angeboute  Srla<|e  mu^,  ber  Srunb- 
(efi§  bes  normanifc^en  ^oi^bels  jertetlie  [t(^  unb  bie  (Einnahmen 
ber  ®to|sgtunbbe|i^er  nahmen  ab,  »eil  ber  SBoIIpreis  fanl. 

60  gab  es  nur  smei  9QBege  jur  $tlf e :  Snglanb  ntugte  ento)eber  ein 
notionaler  Slderbauftaat  ober  ein  internationaler ,  beut  SBeltoer« 
le^r  lebenber,  aber  in  ft^  abgefc^Ioffener  (groggemerbeftaat  werben. 
(Englanb  entf^Iog  |i^  jum  le^tem :  es  [teigerte  feine  Seo9I(erung 
meiter,  oerarbeitete  mit  gilfe  berfelben  feine  S^afmoIIe  5U  SBoII« 
t  fiebern  unb  taufte  mit  bem  (Ertrag  biefer  Zfl^er  Srotfruc^t 
im  Sluslanbe.  Die  £ieferanlen  für  biefe  Srotfru^t  maren 
ißreugen  unb  bie  £)ftfeelanber  unb  berSerie^r  mit  biefen 
£finbem  fteigette  fi^  bes^Ib  feit  bem  3<4^^  1300  augerorbentli^, 
n>a^renb  freili^  bie  fiebensmittelpreife  babur^  in  ^reugen  unb 
in  ben  Cftfeelanbem  allmä^lic^  er^eblid^  gefteigert  ourben.  911$ 
C&egenioert  ffir  bie  gelaufte  Srotfru^t  gab  Snglanb  ben  ißreugen 
unb  SDftfeelanbem  ®oIb,  Silber,  SBoIIftoffe  unb  aBeine 
unb  bem  inreugif^en  (ßroggrunbbefi^  erwu^s  aus  biefem  $an« 
bei  großer  9lu^en.  9Benig  erfreut  fiber  biefen  Uebergang  (Eng« 
lanbs  3ur  SBoIItu^erei  maren  freiließ  biefenigen  fifinber,  meiere 
feit^er  bie  ä^erarbeitung  ber  englif^en  SBoIIe  ju  aSoIItu^en 
vorgenommen  Ratten,  oor  allem  bie  9lieberlanbe,  gfrant* 
rei^i  Stauen  unb  bie  ^anfeftöbte. 

6(l^on  im  ^^t^re  1189  maren  in  Snglanb  feitens  ber  (6t* 
oerbetreibenben  SBerfuc^e  gemo^t  toorben,  ber  Serteuerung 
ber  6<i^afn)olIe  ffir  bas  inl&nbifd^e  9Bebgemerbe  bur^  bie 
normannif^en  (Broggrunbbefi^er  babur(|  ben  Soben  abzugraben, 
bag  manfpanif^e  6^afQ)one  in  (Englanb einfache.  Dieben 
Srunbbefi^em  freunblic^e  9legierung  mar  biefemSeftreben  aber  fof  ort 
babttr4  entgegengetreten,  bag  fie  bieSinfu^r  oon  9BoIIe  oerbot,  ba* 
mit  bie  (Einnahme  ber  3BoIIbarone  ni^it  gef^äbigt  mürbe.  (Erft  feit 
bem  3^^^  1300  etma  bra^  man  mit  biefem  agrarifc^'f^u^söllner' 
if^en  Stanbfmnlte,  meU  ein  berartiger  Ueberflug  an  äBoIIe  auf  bem 
SBeltmarft  ^errfd^te,  bag  mit  (Einfu^roerboten  bem  9BoIIpreife 
ni^tme^r  aufsu^Ifen  n>ar.  (E8^anbeltefic^nunme^rbarum,bieeng' 
lifd^e  Wollt  um  feben  $reis  los  3U  merben,  unb  man  geftattete 
bes^Ib  bur$  bie  carta  mercatoria  ni^t  nur  allen  fremben 
Aaufleuten  ben  9BoIHauf  in  (Englanb,  fonbem  grünbete  au^  im 


«   : 


—     158     — 

3a|re  1308  unter  ilSnig  (Ebuarb  1.  einegroge  etapelgefell« 
fd^aft  jum  3^^  ^^^  3lu9fu^r  ber  englifc^en  SBoIIe  unb 
onbeter  fianbeserjeugntffe.  Slufgabe  btefer  mit  toeitge^nben 
Siebten  oon  ber  Regierung  ausgeftatteten  ^onbelstompagnie  mar 
ber  Suflauf  oon  S^afiDoIIeunbSBoIItfic^erny  oon9linbs« 
Hüten  unb  fieber,  oon  3inn  unb  Slei  u.  f.  m.  in  ganj 
Snglanb  unb  ber  Sertrieb  biefer  Srjeugnilfe  im  Suslanbe.  8Is 
(Begenmert  Derfo^  bonn  bie  itompognie  (Englonb  mit  ben  (Er« 
jeugniffen  ber  fieoante,  namentlid^  aber  mit  8rotfru(^t  aus 
^reu^en  unb  ben  Oftfeelanbern. 

9Bie  alle  ^anbelsgefellf^often  bes  aRittelalters  bilbete 
aud^  bie  englifd^e  Stopeßompagnie  eine  anerfannte  C5ilbe 
ober  3unft  unter  einem  gemöl^Iten  jtapitän  ober  3Raier, 
bem  fiorbmafor,  bem  als  Pfleger  jmei  Aonfuln, 
Sfl^fenmeifter  ober  Sllbermfinner  jur  Seile  ftanben,  »ie 
bem  romlf^ien  gfelb^erm  (Imperator)  bie  betben  Stabt* 
Pfleger  (coasules).  Der  $auptfi^  ber  Aompagnie  mar  Son* 
bon,  mä^renb  in  aUen  Xeilen  ber  SRonar^iie  !imt\^nxt\>ti* 
laffungen  unter  beftelßen  £ager§erren  ober  gfaftoren 
eingerichtet  mürben.  !Die[e  lauften  im  ganjen  fianbe  bie 
Don  ben  (Bemerbetreibenben  gefertigten  geffirbten  unb  ungefärbten, 
gefd^orenen  unb  ungefc^orenen  aSoIItfi^er ,  bie  S^afmoüe ,  bie 
Kinbs^äute ,  bas  Seber ,  bas  Slei  unb  bas  ^Xwx  u.  f.  m.  }u« 
[ammen  unb  fanbten  e$  bur^  i^re  ^u^rleute  an  bie  einjelnen 
Stopelplo^e  bes  fianbs,  mo  fie  ber  SerjoIIung  burd^  bie 
Arone  unterlagen  unb  bann  beliebig  an  ein^eimif(|e  ober  frembe 
^anbelsleute  oerlauft  merben  lonnten,  meiere  bie  englifi^en 
9Baren  na(^  ben  Seehafen  unb  ins  Sluslanb  brad^ten. 

Rotten  biefe  Hu  s  f  u^  r  bis  }um  3<^^^  1300  etma  bie  ftaufleute 
ber  $  an  je  [tobte  beforgt,  fo  begannen  [eitler  bie  CEngISnber  felbft, 
biefen  Zeil  bes  ^anbels  in  bie  $anb  ju  nehmen.  Sie  be« 
gönnen,  felbft  Skiffe  ju  bauen,  beluben  biefe  mit  ben  englifd^en 
(Erjeugniffen  unb  führten  fie  in  bas  Sluslanb,  mos  alsbalb  ju 
grojsen  Sie  ib  e  r eten  mit  ber  $  a  nf  a  ffi^rte.  3m  3a^re  1309  {.S. 
mürbe  bie  engli[(|e  9{egierung  in  Sl^ni^^i^n  oorftellig,  ba|  bie 
Oefterlinge,  mie  man  bie  $an|efaufleute  nannte,  bem  ftonig' 
rei^  Sd^ottlanb  fd^meren  Sd^aben  jufflgen,  in  ben  3a|ren 
1310  unb  1313  Ilagte  Cnglanb  in  9lormegen,  bog  englif^ 
ftornf^liff e  auf  bem  Stüdhoege  aus  ber  Oftfee  in  einem  nor« 


—     169    — 

xDegifii^it  öafen  auf  Antrag  ber  ^anfa  bef^Iagna^mt  wothtn 
leien,  unb  erft  im  !Sa^xt  1317  lam  ein  Sergleii^  sioij^en 
Snglanb  unb  bet  ^onfa  }u  ftonbe ,  na^  bem  bie  ^anfa  eine 
Sntf^bigung  an  (Englonb  ffic  bie  gelopeiten  6(^iffe  ju  leiften 
^tte  unb  baffir  i^re  $rtoiIegien  in  (Englanb  auf  eniige  Seiten 
oerlängert  erhielt. 

Zro^bem  aber  mürbe  bos  Serl^öltnis  jmifd^en  Snglanb  unb 
ber  ^anfa  intmer  fc^Ie^ter.  3^1  So^re  1320  mürben  einigen 
Aoufleuien  aus  6oeft  in  9De|tp^Ien  in  Sout^ampton  i^re 
6ta^In>aren  befd^Iagna^mt ,  meil  biefe  €ta(In)aren  nic^t  in 
einer  ^onfeftabt  gefertigt  maren.  (Englanb  ^otte  furj  oor« 
^r  ein  (Befe^  erlaffen ,  na^i  bem  es  ben  $an[eftabten  nur  no^ 
erlaubt  mar,  felbfterjeugte  aSBaren  na^  Snglanb  einjuffi^ren 
unb  bie  Don  i^nen  bafflr  gelauften  englif<^en  3Baren  nur  no^ 
nai^  ben  ^anfeftöbten  ausjuffi^ren,  Seftimmungen ,  bie  fSr  ben 
^anfe^bel  allmö^Iic^  gerabeju  oemi<|tenb  mirtten  unb  bie 
eigene  9{^berei  (Englanbs  mad^tig  ^oben.  2)ie  meitge^enbfte 
(Jforberung  aber  erfuhr  bie  englif(^e  SBoIIenmeberei  burd^  bie  unju« 
friebenenflanbrif^enSBebereibefi^er, meiere  entrtl|tet  über  bie 
bur^  bie  Sfranjofen  eingeffi^rten  ^o^en  abgaben  ber  $eimat 
na$  (Englanb  ausmanberten  unb  i^re  9Bebereien  na^i  (Englanb 
oerlegten,  um  unmittelbar  an  ber  Quelle  i^res  9lo^ftaffs  ju 
fi^en.  Die  mi^tigfte  gigur  unter  biefen  SBebem  mar  ber  (grog* 
^nbler  3o^nn  Aemp.  3)ie  englif^e  ^Regierung  begfinftigte 
biefe  Sinmanberung  in  jeber  SBeife  unb  bas  Parlament  bef^Iog 
ein  eigenes  (Befe^,  bur^  melc^es  bie  ^eiftellung  einer  bauer^aften, 
na^  9Ra6  unb  Sef^affen^eit  muftergiltigen  9Bare  bem  ilSufer 
gemfi^rleiftet  merben  follte.  (Es  mürbe  eine  fönigli^e  äBoII« 
tu^fc^au  eingerichtet.  9n  ber  6pit|e  berfelben  ftanb  ber  !5nig« 
Ii(|e  eilenmeffer,  beffen  Aufgabe  mat»  alle  im  £anbe  ge« 
fertigten  unb  jur  ausfuhr  beftimmten  9BoI(tfl^er  ju  mef|en ,  ob 
fie  bas  gefep^e  9Rinbe|tmag  nac^  fiönge  unb  Sreite  unb  bie 
uorgefc^riebene  Sef^ffen^eit  Ratten;  alle  ni(^t  Dor{(^riftsmagig 
gefertigten  ungefärbten  ober  gefärbten  aBoIIftoffe  maren  bem  Sis« 
bis  perfaUen.--  Dur^  biefe  ftrengen  SRoferegeln  gelang  es  ben 
Sngifinbem  in  ber  2^t ,  ben  anberen  Stationen  ben  SEBeltmarlt 
ablagen.  Um  bem  englif^en  ffigengemerbe  eine  fefte  ®runb« 
läge  3U  geben ,  mürbe  im  3a$re  1336  oon  ber  ^Regierung  bie 
3BoIIausfu]^r  ganjlid^  oerboten  unb  ebenjo  iebe  Sinfubr 


—     160    — 

»Ott  fremben  aßollt fiebern  untetfagt.  jtein  engltf^et  l[1tte^ 
ifyxn  burfte  me^r  ein  Aleib  ou$  anberm  ab  englif^em  Stoffe 
tragen,  nur  bie  SRitglieber  bes  löniglid^en  Kaufes  unb  bte  Se« 
amten  burften  Aleiber  aus  fremben  Stoffen  ^oben.  XOen  (&e- 
ntetnben  mürbe  bie  Sluf tage  gemail^t,  frembe  Xu^mad^er,  bie  fi^ 
in  (Englonb  nieberlaffen  mollten,  baburd^  ju  unteiftfi^en,  bog  man 
i^nen  9Bo^nungen  unb  9Ber(ftStten  [eitens  ber  (Bemeinbe  loften« 
frei  3ur  Serffigung  (teilte,  SEBalfer  unb  gf&rber  [oKten  biefelben 
(Erleichterungen  genießen.  !Das  oeranlogte  in*  ber  Z^at  go^I« 
reid^e  mallonif^e  Sßeber,  bie  9lieberlanbe  3U  oerloffen,  n)o 
man  fie  mit  Steuern  unb  abgaben  brfidte,  bie  in  feinem  Ser« 
^Itnis  JU  ben  niebrigen  greifen  ftanben,  meiere  t^nen  bie  ^anfe« 
faufleute  oon  Srfigge  unb  bie  3taliener  ffir  i^re  Xfl^er  bejo^Iten, 
jo  es  sogen  ja^Ireid^e  Seibenmeber  aus  ben  SHeberlanben 
na^  Snglanb  unb  macbten  au^  biefen  ®en)erbe3n)eig  bort  (eimifd|. 
SBurbe  |o  in  (Englonb  bas  Sigengenierbe  ungeheuer  geft&rlt 
unb  oerme^,  inbem  man  eine  einfeitige  (Bemerbef^u^Iitif 
trieb ,  fo  fiegte  unter  Aonig  (Ebuorb  Ul.  erneut  ber  Sfrei^nbel 
ber  Agrarier.  3m  ^c^xt  1337  lam  eine  neue  Stapelorbnung 
heraus,  loel^e  ben  üuffouf,  ben  SBieberoerlauf  unb  bie  SCusfu^r 
aller  9to^ftoff e  unb  (Bemerbeerjeugnilfe ,  namentli«^  oon  6  e« 
treibe,  ^Ux]äff^i]iftn  u.  f.  u).  fon)ie  oonSBoIIe,  Seber 
unb  SBoIIftof f  en  alten  Stn^eimifd^en  unb  gfremben  freigab  mit 
alleinigem  Slusfc^Iug  bes  SB  eins.  Den  ^anfebufleuten  unb 
gflamlanbem  oiurbe  erneut  geftattet,  aud^  ni^t  in  ben  ^anfeftSbten 
gefertigte  3Baren  einjuffllren ;  nur  rourbe  bie  (EinrSumung  biefes 
^rioilegs  ben  einjelnen  fremben  Staaten  gegenüber  oon  ber 
Sebingung  abhängig  gemalt,  baj;  lein  frember  ^anbelsmonn  auf 
einmal  me^r  einlaufen  follte,  als  er  binnen  6  SRonaten  oerarbeiten 
!onnte,  unb  bog  ben  englifd^en  Staatsange^Brigen  bas  gleiche 
9{e^t  bes  freien  SCuflaufs  unb  Serlaufs  in  ben  betreffenben 
£anbern  jugebilligt  mürbe.  5l9nig  Sbuarb  111.  erRSrte  fic^  femer 
bereit,  feine  Xo(|ter  bem  (trafen  oon  Qflanbern  }ur  ^H^m 
JU  geben.  So  fd^ien  ein  ausglei^enber  Stanbpunft  gefun« 
ben;  bo^  mißlang  bas  ^rojelt  jum  SIerger  bes  ilonigs. 
Die  Serlobung  mürbe  rfidgängig,  fo  baj;  Snglanb  entrfifiet 
oon  feiner  Stapelgefeüf^aft  bie  Sluf^ebung  i^rer  Slieberlage  in 
Srflgge  forberte  unb  ben  Serlauf  ber  englif($en  Sd^afmoOe 
u.  f.  m.  nur  no^  in  ben  englif^en  Stapelplat|en  SBeftminfter, 


—     161     — 

Sonterburq,  9?o4efteT,  Szeter,  SBin^efter,  Sriftol, 
£incoIn,  ^orl,  9totwiäff  9leiDcaftIe  unb  ^ull  unb  in 
ben  irifc^en  6ee{tabten  Dublin,  Sorf,  SBoterfotb  unb 
Drog^ebe  geftottete.  Sllle  bem  StopeljiDang  untenootfenen 
englifc^n  CErjeugniffe  butften  erft  bann  ousgeffi^rt  merben,  oenn 
fie  in  einer  bie|er  Stibte  ben  gefe^Iic^enSusfu^rsoII  besohlt 
^tten.  Die  Vusfu^r  buri^  Snianber  tourbe  ftrenge  verboten 
unb  ben  ^usISnbem  stürbe  fie  nur  unter  ber  Sebingung  ge« 
[tottet,  bajg  fie  fi^  eibli^  oer^^ii^teten,  leinen  ousISnbifi^en 
6tapeIort  mit  ben  oon  i^nen  gelauften  englifi^en  SBoren  su  be* 
fu^en.  Die  gonse  SRo^regel  ^atte  ben  ausgefprot^enen  3^^^» 
bas  entmidelte  flanbrifi^e  9Bebgen>erbe  3u  Dentisten  jur  Strafe 
baffir,  bag  gflanbem  ju  gtonheic^  unb  ni^l  ju  Snglanb  ^ielt. 
Der  englif^franjSfif^e  jlrieg  ma^te  inbes  fflr  CEnglanb  bie 
Sef<l^affung  weiterer  Sinna^men  notig.  Die  9{egierung  geftat* 
tete  bes^alb  im  ^cifyct  1354  allen  fremben  ftaufleuten  auf  brei 
3abre,  gegen  3Q^Iung  be$  feit^erigen  Susfu^rjolte  o^ne  iebe 
toeitere  Slbgabe  englifc^e  (Erjeugniffe  ausjuffi^ren.  Den  englifd^en 
3onbe^9rben  lourbe  bas  feit^er  Abliefe  geioaltfome  SBegne^men 
oon  SBaren,  o^ne  fie  ju  jaulen,  ober  ju  einem  aufgejiDungenen 
greife  ftrenge  oerboten.  ü^max  fO^rte  no^  um  bas  Z<^^  13^8 
bas  ^anfacomptoir  in  Sonbon  j&^rlic^  runb  100,000 
SBoIIfade  3u  26  6tein  ju  14  ^funb  na^  ben  92 ieb erlauben 
unb  Italien,  namentlid^  na^  93enebig,  (Benua  unb  Slo" 
renj  ous,  boc^  n^urben  bie  englif^en  ,,9l  ben  teurer"  (mer* 
chaod  adventarer8),n>ie  man  bie ^usfu^rlompagnie nannte,  immer 
mfic^tiger.  Sie  grfinbeten  Qfoftoreien  in  ben  9tieberlanben 
unb  in  Deutfi^Ianb  unb  vertrieben  bie  englif^en  Srseugniffe 
felbft  bis  m^  3toIien  unb  9{uglanb,  fo  ba^  bie  $anfeaten 
bobei  bas  iRa^fe^en  Ratten.  Die  beutf(^e  Slegierung  jtbnig  fiub« 
migs  bes  Sägern,  bes  mSi^tigen  99Bittelsba^ers,  beffen  Stirne 
bie  Jtionen  oon  Deutf^Ianb,  3talien  unb  $oIIanb 
f^mfidten ,  unterftfi^te  bie  Snglanber  babei  jum  grogen  9lerger 
ber  $anfegefenf(iaft  Die  englif^e  (Befeüfd^aft  ri^tete  eine 
9lieberlage  in  Srfigge  ein  unb  mürbe  balb  fo  ma^tig,  bag  fie 
basflanbrif(^e  unb  beutfc^e  SBoIIgeioerbe  na^eju  ju  ®runbe 
ri<|tete. 

3m  3^^^!^^!!^  ^^^  (Sroggrunbbefi^er  ber  su  SoQem  gehörigen 
Starf  Sranbenburg,  meiere  Snglanb  mit  Srotfrud^toer* 

11 


—    162    - 

forgten,  öffnete  er  ber  englifc^en  SB  olle,  ben  englif^en  SBoII« 
Itoffen  unb  ben  anbeten  englif^en  (EQeugntffen  bte  ® renken 
^olUnbs  unb  !Deut|<^IanbSp  fo  bog  bi:  englif^en  SBoren 
unge^inbett  bur^  bas  9{^eint^al  ober  bte  SRarl  Sronben« 
bürg  no^  S^toaben  ober  Sägern  unb  über  bte  Q^mtxi 
ober  Xtrol  na^  Italien  gelangen  lonnten,  fa  feine  ($reunb« 
f^aft  3U  Snglanb  gieng  fo  loett,  bog  er  im  ^oSfxt  1343  ben 
ftöntg  Sbuarb  Hl.  jum  Stjefönig  ober  9?et^80tldr  oon  (SalHen 
unb  Slteberbeutfd^Ianb  ernannte,  nac^bem  ber  (5raf  9BtI' 
^elm  IV.  oon  ^ollanb  geftorben  unb  biefe  fianber  babut^  an 
bas  beutf^e  9{et(^  jurfidgefaHen  maren.  3m  3a$re  1346  beließ 
er  feine  (Bema^Hn  mit  ben  ®raf|^aften  ^ollanb,  6eelanb, 
gfrteslanb  unb  ^ennegau  in  erbli^er  SBeife  unb  30g  biefe 
fi&nber  bann  nac^  beren  Xob  als  perfSnlic^es  fie^ensgut  an  fi^ 
Srantrei(^  fa^  fi^  burd^  biefes  beutf^^englif^e  Sfinbnis  f^oer 
bebro^t,  bo^  blieb  fein  Serfu^  erfolglos ,  fi^  im  3a$re  1347 
mit  Defterrei^  gegen  basfelbe  }u  oerbfinben. 

60  mar  es  lein  SBunber,  menn  fi^  bie  SRai^tfiellung  (Eng* 
lanbs  immer  grogartiger  entfaltete.  3m  Z^^^^  1378  erfolgte 
eine  neue  Serorbnung,  bte  allen  ftaufleuten  aus  gf  ran  fr  ei  4, 
Stalten,  Spanien  unb  Portugal  bie  9Iusfu§r  englif^er 
Srjeugniffe  nad^  ben  Oftfee länbern  oerbot,  ba  (Englanb  biefe 
3Rfi^emaItung  als  ein  feiner  eigenen  ^anbelsfCotte  3ufte^nbes 
$rioiIeg  betrachtete.  !Die  Solge  mar  ein  neuer  Ärieg  mit  Sranl- 
rei^,  ber  ben  $anbeIsoer!e^r  erneut  er^ebli^  beeinträchtigte« 
Die  englif(]^en  ^anbelsfa^rjeuge  maren  auf  i^rem  9Bege  na^ 
ber  Dftfee  leine  6tunbe  fidler  oor  ben  fransofifd^en  ilaperfi^iffen 
unb  Snglanb  legte  einen  ^o^en  Soll  auf  alle  Sd^iffe ,  bie  na^ 
6d^ottIanb  fuhren,  um  bie  Soften  ber  Sid^rung  biefer 
Sd^iffe  3U  beftreiten.  Sitter  Hagten  bie  jlaufleute  aus  $  reu  gen, 
S^meben  unb  9lormegen,  bie  (Betreibe  na^  G^ott* 
lanb  ffi^rten,  bag  Snglanb  auf  {ebe  £aftftorn  einen  3on  oon 
8  61fiber  lege,  bo(^  maren  alle  ftlagen  oergebens.  3nt  Zt^tt 
1381  erlieg  bas  englifd^e  ^Parlament  eine  Serfügung,  na<^  ber 
fein  englif<|es  Srseugnis  me^r  anbers  als  auf  englif<$en 
Skiffen  ausgeführt  merben  burfte,  unb  oerlangte  oon  ben 
englifd^en  SR^ebern  ben  9}a(^meis,  bog  bie  9Re^rja^I  i^rer 
S^iffsmannf^aft  aus  englif^en  Staatsangehörigen  befte^.  3>er 
3med  biefer  äRagregel  mar  einmal  bie  geranbilbung  einer  tfi^« 


—     163    — 

iigen  aRannfd^aft  für  ben  fronioftf^en  Krieg  uttb  bann  bie  Ser« 
btongung  bet  ^nfi[(^en  Streber  ats  bem  öctnbelsoerle^r  snifi^en 
(Englanb   unb  SRu^Ianb. 

Die  Urheber  aller  biefer  ÜRagregeln  toaien  bie 
englif^en  ^onbelsleute ,  toel^e  e9  mit  fteigenbem  Unmillen 
fü^en,  iDte  bie  fremben  ^anbebgefellj^aften  bie  eng- 
Kf^en  6taal9ange]^origen  mit  Sluslanbrnaren  altec  SIrt,  nament« 
Ii$  mit  SBeinen,  Spejereien  unb  anbeten  fiebensmit* 
teln,  mit  6eiben[toffen  unb  Veljioerl  oerforgten.  Sie 
oerlangten,  bie  9legiening  {olte  ben  Suslanbern  ben  SJetlauf 
folf^er  Dinge  unmittelbar  an  ben  Serbrau^er  verbieten  unb  bie 
fremben  ganbelsleute  }Q)ingen,  i^re  Sßare  ausl^Iiegli^  on  bie 
englif^en  ArSmer  ju  oerlaufen.  9Iu^  jollte  allen  üudlänbem 
verboten  »erben,  S^afn olle  ober  anbere  englt{(^e  Srjeug« 
ntffe  aus  bem  fianbe  5U  führen.  Die  9legierung  gab  biefem 
XnbrSngen  na^,  aber  bie  greife  ber  9[uslanbn>aren  giengen 
olsbalb  berart  in  bie  $o^e,  ba^  man  ben  englifc^en  Stapel 
planen  i^r  Sorfaufsre^t  im  3a§re  1383  ent}og  unb  ben  ^xtm* 
ben  ben  unmittelbaren  Sinlauf  in  allen  ®egenben  Snglanbs 
uneingef^ratdt  geftattete  unb  babei  bie  Susfu^r^SIIe  mefentli^ 
er$5^te.  Der  englif^e  SBoIIftapel  in  Calais  würbe  aufgehoben 
unb  ber  (Einlauf  ber  engltf^en  (Er3eugnt[fe  bur^  bie  Öf^emben 
in  gonj  CBnglanb  freigegeben,  mobei  bie  fremben  Aaufleule  ge« 
jvungen  n^urben,  für  bas  oon  i^nen  ffir  i^re  eingeffi^iten 
äBoren  erlSfte  Sargelb  jur  Hälfte  englifd^e  6^afn)oIle 
unb  SBoIIftoffe,  9{inb$^äute  ober  £eber,  Slei  ober 
3inn,  Sutter  unb  ftafe  ju  taufen. 

Dies  gab  bem  ^anbel  ber  ^anfelaufleute  neue  ftraft.  Der 
^fifc^e  Stabel^of  ober  Stal^of  in  fionbon  ourbe  er^eblii^ 
enoettert  unb  tourbe  aHma^Iid^  ein  oollig  abge!$Io|fenes  S  ^  e  i» 
^anbelsgebiet  mit  jal^Irei^en  (Baf|en,  eine  beutf(i^e  Srtemben« 
folonie  inmitten  ber  SBeltftabt  £onbon.  Den  URittelpunft  bilbete 
bos  9{at^us,  bie  Olb^II,  bie  burd^  eine  [tarfe  SRauer  mit  brei 
3:^oren  gegen  bie  Angriffe  bes  £onboner  $öbels  gef^fi^t  mar. 
9la^s  nrnrbe  bas  ganje  ilnmefen  feft  oer|(]^Ioffen,  benn  ungeheure 
SBerte  oon  SBaren  aller  SIrt  lagerten  in  ben  (Seioolben  bes 
6tabeI^ofs,  um  oon  §ier  aus  an  bie  Aaufleute  oon  £onbon, 
SleiDcaftle,  Scarbouroug^,  $  orl,  9lormi^,  £9nn  unb 

^ttll  abgefegt  jumerben,  mel^ebaffir  äBoIIenftoffe,  £eber, 

11* 


—     164     — 

3inn,  SIet  unb  ^firinge  an  bie  ^onfen  Derlauften,  oielfa^ 
ober  au(^  gegen  bat  einfauften.  Diefe  ÜRad^iftellung  wußten  bie 
^anfelaufleute  in  fionbon  ouc^  unter  ftonig  ^einri^  IV.  (1399  bis 
1413),  bem  erften  englifc^en  Asnig  aus  bem  $au[e  fiancofter,  ju 
ermatten.  SRit  $einri(^  IV.  tarn  bie  rote  9iofe,  bie  $ortei  ber 
SBoIIfSrber,  in (Englanbans Ruber»  bie  ber  Setreibeeinf u|r  ber 
$anfen  ni^t  ungiinfiig  gegenfiberftanb.  Smmer^in  lourbe  bos 
$an|eprit)ileg  oon  ber  Sebingung  abhängig  gemalt ,  baft  bie 
$an[agenoffen  nur  [ol^e  ^erfonen  in  i^re  !inn\t  aufnehmen 
follten,  meiere  in  einer  ganfeftabt  geboren  maren  unb  ein 
3eugnis  ber  betreffenben  gan[e|tabt  ^ierfiber  oorlegten. 

€o  gelang  es  ber  englif^en  $olitii  im  Saufe  bes  14.  Z^x* 
^unberts,  bas  (Eigengemerbe  unb  bie  Sigenf^iffa^rt 
Snglanbs  berart  ju  ^eben,  bag  feit  bem  ^ü^xt  1350  ber  englif^ 
r  u  f  f  i  f  (^  e  Serfe^r  ben  ^anfeatifd^*ruf|if(^en  $anbeIsoerIe^r  fiber* 
fiflgelt  ^atte  unb  feit  bem  3a^re  1400  (Englanbs  ^anbel  mit 
Spanien  unb  Portugal  ebenfalls  mä^tiger  gemorben  loat 
als  berjenige'ber  ^anfa.  S^on  bamals  redte  (Englanb  feine 
Slrme  bis  na^  bem  SRittelmeere  aus,  inbem  in  ben  Sauren 
1857  unb  1370  aus  Sniag  bes  englif^^fran^bfif^en  ftriegs  bie 
flanbrif(^en  Stfibte  bei  ber  englif^en  9{egierung  um  Sebedung 
unb  fidleres  (geleite  ffir  i^re  na^  Spanien,  ®enua  unb  Se* 
neb  ig  beftimmten  Galeeren  na^fu^ten,  mit  au<|  bie  9{epublif 
Senebig  ffir  i^re  6$tffe  englif^e  ^affe  ermarb. 

i.  ^reugen  unb  Oftelbien. 

3)on  ^o^er  Sebeutung  mar  biefe  £nta)idlttng  Snglanbs 
3um  C&eu)erbeftaat  oor  allem  ffir  bie  oflelbif^en 
£  an  ber.  6eit  bem  3a§re  1300  begann  ffir  8 rauben« 
bürg  unb  ^reugen  nad^  langen  3^Uen  bes  ^anbelsnieber* 
gangs  eine  neue  glanjenbe  ^tii  burc^  ben  !Dur$fu^r« 
^anbel,  ber  fi^  jmifc^en  $olen  unb  Snglanb  entmidelte. 
Durd^  ^anbeboertrage  gelang  es  ben  (Engifinbem,  bie  gfa^rt  oon 
9teumarl  fiber  Stettin  nad^  ber  Oftfee  ffir  ben  SBeltoer* 
fe^r  frei  ju  ma^en,  unb  bie  (ErtrSgniffe,  mel^e  namentli^  bem 
2)eutf(^^errnorben  aus  biefer  Serf e^rsenimidlung  enou^f en, 
»aren  gan}  ungeheure.  6<i^on  jtaifer  gfti(bri(^  11.  oon  ^o^n* 
ftaufen  ^e  um  bas  3<^^(  1250  bem  Deutf^^rmotben  bas 
SRonopoI  auf  ben  Sernftein^anbel  in  ^reugen  oerlie^n, 
bas  feit^er  bem  Drben  allein  in  Srfigge,  mo^in  ber  preugif^ 


—     166    -^- 

Seinftcin  nomentlt^  ge^nbell  lourbe,  jS^rli«^  runb  2000  SRatI 
6tlber  eintrufl.  Site  im  3a$re  1308  bie  6tQbt  Danaig  oon 
Sranbenbutg  an  $ceu|^en  flbergieng,  ma  ber  ^onbel  oon 
Dansig  no^  oer^Itnismabig  f^oo^  entoidelt.  Die  StSbte 
Aulm  unb  Z^orn  moren  n>e|entli(^  bebeutenber;  es  gab  bott 
eine  9tiebedoffung  ber  englifd^en  Aompagnie  nnb  bie 
64tffe  beibei  6tSbte  fahren  bis  no§  Danemari  unb 
Sd^ioeben,  na^  grieslanb,  ^ollanb  unb  (Englanb. 
3m  Za^xt  1307  ^e  bie  preugif^e  9{egierung  ein  ein^itli^es 
SRog  unb  (&en)i4t  für  alle  ftauf|ausgflter  etngeffi^rt  unb  no^ 
englif^em  Sorbilb  offentU^eSBarenfc^S^er,  Aufterer  ober 
64iauer  bejtellt,  mel^e  alle  für  bie  Slusfu^r  beftimmten 
(Bfiter  gu  prfifen  unb  fie  mit  einem  amtii^  Stempel  als 
SBä^rungsgut  5U  beglaubigen  ^tten. 

Die  9RarI  Sranbenburg  gehörte  um  bas  3<4t 
1300  no($  bem  ^aufe  9lsl an ien  unb  im  3a^re  1317 
befreite  ber  le^te  üslanier,  ber  SRarlgrof  SBalbemar,  bie 
ftaufleute  ber  6tfible  Serlin  unb  jt51n  an  ber  Spree 
oon  ber  Serpfli^tungp  i^re  $anbelsgfiler  in  Oberterg 
eine  beftimmte  ^tlt  aufjuftapeln  unb  ben  bortigen  ftaufleuten 
ium  Aaufe  angubieten,  mie  er  au<!^  im  3nteref|e  ber  (Brogigrunb« 
befi^er  geftattete,  bas  in  ber  3Rad  erjeugte  (betreibe  auger 
£anbs  gu  filmen,  wenn  in  bem  betieffenben  3a^re  eine  ffir  ben 
3nlanbbebaif  genfigenbe  SRenge  C&etreibes  genm^fen  toar.  3nt 
3a^re  1319  nnir  [obann  bie  9RarI  Sranbenburg  na^  bem 
S(us|terben  ber  Xslanier  an  bas  beutfd^e  iRei^  ^eimgefalten 
unb  ftSnig  £ub»ig  oon  SBaqern  ^atte  fie  im  3a^re  1323  [einem 
6o§ne  £ub]Dig  gu  fielen  gegeben,  unter  beffen  9{egierung  bem 
£anbe  neue  f^ere  3^Uen  be[4ieben  toaren.  3m  3^^^  l^^^ 
erUdrlen  fpoten  unb  Sitt^auen  ber  9RarI  Sranbenburg  ben 
Arieg,  »eil  fie  fidft  bur^  ben  gune^menben  ^anbel  berfelben  mit 
8a9ern  er^ebli^  gef^&bigt  fa^n;  bo^  oaren  fie  ni^t  in  ber 
£age,  bie  (Entioidlung  bes  branbenburgif^n  Serle^rs  ^intangu* 
^Iten.  SRorlgraf  fiubmig  gab  ben  baqerif^en  unbf^wabi« 
f  4  e  n  $anbelsgefenf<l|aften  meitge^nbe  ^anbelsprioilegien,  niel^e 
namentli^  au^  oon  ben  Ulm  er  ^anbels^nen  lebhaft  ausge» 
nfi^t  ourben.  aßat^tig  enlioidelte  fi^  bie  ^usfu^r  ber  9t  eu« 
marL  Die  ßo^rt  bur^  Stettin  in  bie  Sftfee  n>urbe  frei  unb 
(Eilen,  Jtupfer,  Slei,  Sta^l,  Salg,  ^Sringe,  anfiel- 


—     166    — 

fteine,  (Srautfl^er,  bunte  Xfl^er,  Sor^ent.Getteibe, 
$anf,  topfen,  9l5einiDeine,8ter  unb  TOet^,  S^meer, 
XoISf  V^4i  S^ofiooIIe  unb  Sernftein  ourben  aus 
$  reuten  mit  aus  Sronbenburg  in  großen  SRengen  na^  Sng< 
lanb  ob€i  ben  9lteberlanben  geffi^p  mobei  in  bei  9legel 
Dons  ig.  Stettin  unb  Sonbsberg  ab  Stopelpl&^e  bienten. 
(ET^5§te  Sebeutung  erhielt  biefet  $anbel  namentlich ,  fett  im 
3a^re  1372  A5nig  Aail  IV.  bie  aRatIgraff(|aft  Sranbenburg 
von  SoQem  an  bos  beutf^e  Stei^  jurfidgelauft  |atte.  Die 
englif^en  Aaufleute  oon  A  ingftone,  Upom  unb  ^ull  erhielten 
bamals  oon  ber  englifd^en  9{egierung  bie  (Erlaubnis,  bie  oon  t^nen 
gelauften  ^l^eintoeine,  beten  Vusfu^r  feit^r  oerboten  ge* 
u)efen  n>ar.  nad^  $  reu  gen  ausjuf  fixten,  falls  fie  fid^  oerpfli^ 
teten,  bafilr  Sajgbauben  jur  gerftellung  oon  9Beinfaffem  aus 
^reugen  jurfidjubringen.  3m  ^affxt  1386  f^idte  ferner  bie 
preugif^e  Regierung  bes  beutf(^en  Orbens  auf  9Bunf(^  ber 
preugif^en  StSbte  eine  glänjenbe  (Sefanbf<^aft  nod^  Cnglanb, 
um  einen  neuen  5<^nbeIsoertrag  mit  ber  engltfc^en  Regierung 
abjuf^Iiejgen. 

9Bar  fo  bas  Ser^&Itnis  s^ifc^en  ißreugen  unb  (Englanb 
ein  }une^menb  freunbli^es,  fo  galt  bies  u>eniger  für  bie  eigent« 
li^tn  ^anfeftfibte.  Aurj  na^  bem  Mf^Iug  bes  preugifd^ng« 
lifd^en  ^anbelsoertrags  lam  es  jmifi^en  (Englanb  unb  fifibed 
2u  heftigen  Streitigteiten  megen  eines  Vorfalls  in  ber  normeg* 
if^en  ^anfeftabt  Sergen.  (Englanb  bef^ioerte  fi^  ^fttg, 
bag  man  englif^e  Staatsangehörige  feitens  ber  ^anfanieberloge 
in  Sergen  oergemaltigt  ^abe,  fanb  aber  lein  Sle^t;  oielme^r 
oerbot  ber  $onfetag  in  £fibed  allen  SRitgliebern  ber  ^anfa  ben 
(Einlauf  englif^er  Xfi^er,  ffi^rte  einen  ^o^en  Sinfu^rjoH  auf 
englif^e  3Baren  ein  unb  befd^Iagna^mte  alle  englif^en 
Sd^iffe,  bie  na^  ben  9lieberlanben  fuhren,  fo  bag  bie  SBoHpreife 
in  ben  9lieberlanben  ungel^euer  ftiegen.  (Englanb  rS^te  fi<^  ffir 
biefes  Sorge^en  bamit,  bag  es  infiQon  bie  ^anfeatif<^e  9lieber« 
läge  mit  Sefd^Iag  belegte,  unb  eine  englif^e  (Befanbtfi^aft  gieng  na^ 
$r engen  an  ben  beutf^en  Orben  ab  unb  bat  biefen  um 
feine  Vermittlung,  bie  benn  au^  erfolgte  unb  einen  Serglei^ 
ju  ftanbe  brai^te. 

Der  Vorfall  mar  fe^r  geeignet,  bie  preugifd^e  9Rad^t  gon} 
er^ebli^  5uftär(enunb  basgreunbl^aftsoerl^SItnis  smifd^n 


—     167    — 

(Enslanb  unb  ^reugen  nod^  mc^r  3U  triftigen,  fo  bog  im  3Q|te 
1390  in  ^reugen  bereits  eine  englifdfte  Aolonie  ober  ®ilbe 
unter  eigenem  Pfleger  (contul)  beftanb.  (Ein  neuer  Sertrag 
jnrif^en  Snglonb  unb  ber  $an|a  oom  ^^t  1391  ^b  die 
oon  Snglanb  neu  etngefC^rten  Vu$fu^r}5Ue  ouf  2  3a^re  ouf, 
fo  bog  bie  ^anfeloufleute  mieber  unge^inbert  bie  (Erjeugniffe 
t^rer  ginterlfinber  nod^  Snglonb  führen  unb  baffir  englil^e  dt* 
}eugntffe  jurfidbringen  fonnten,  unb  bie  Vusfu^  oon  ruffifi^em 
gfla^s  unb  ^anf,  9on  Zouverl,  SBoIIgarn  unb  £etn« 
»anb,  oon  6ta^I  unb  Sifen,  oon  SBadfts  unb  $&rin« 
gen,  oon  ^e^  unb  ^arj,  oon  ^otof^e,  9Roftb&umen, 
eignen  Sretiern  unb  Dielen,  oon  Sfagbouben  unb 
Saufte  inen  aus  Deutf^Ianb  na^  (Englanb  fi$  erneut  leb^ft 
entfaltete.  Sin  [(^toerer  S^Iag  toar  babei  freili^»  bog  Snglonb  bie 
einfuhr  oonpreugif^em 9B eisen, 91  oggen  unb®erftenurno(^ 
bonn  geftottete,  toenn  bos  Siertel  SBeijen  me^r  ob  6@<^ining  8  $ence, 
ber  9loggen  me^r  ote  4  Shilling,  bie(5erfte  me^r  ob  3  Shilling  loftete. 
Diefes  (Befe^  traf  bie  preugif^e  Stusfu^r  no^  Snglonb  in 
^o^em  (Srobe  unb  im  3a^re  1393  o)urbe  ber  ^o^meifter  iton* 
rob  oon  3ttngingen  bes^Ib  bei  ber  englifc^en  Regierung  bo^in 
oorftellig,  bog  er  erllfirte,  ^reugen  fei  SRitglieb  bes  $anfebunbs 
unb  milffe  bed^olb  borouf  befte^n,  bog  bie  ^onfeprioitegien  ou^ 
ben  |n:eugif(^n  6taat6onge^örigen  gegenüber  ooll  unb  gonj  jur 
Smoenbung  gebro^t  n)erben.  9Is  biefes  Sorge^n  erfolglos 
blieb  unb  im  3o^re  1394  Snglonb  ben  preugij^en  6t5bten 
i|re  (Einfuhr  noc^  Snglanb  no^  m^r  erf^merte,  gieng  ber 
beutfd^e  Orben  jur  Z^ot  fiber  unb  toies  f&mtlid^e  englif^e  Staats« 
ange^örige  aus  ^reugen  aus.  Diefes  Sorge^en  ^reugens  uiirfte 
enbli^.  9Iuf  eine  Sefc^oerbe  ber  ausgen)ie|enen  Snglänber  bei  ber 
englifd^en  Regierung  ASnig  ^einri^s  IV.  im  3a^re  1399,  bog  mon 
in  f&mili^en  6tabten  bes  goc^meifters  oon  ^reugen  foote  in  Sil* 
betf,9Bismar,9{oftod,  6trQlfunb,  (gretfso^albunbanberen 
»enbif^en  6t&bten  i^nen  Unred^t  t^ue,  forberte  ftönig  $einri^  IV. 
bie  ^onfo  unb  ben  5o<^mei{ter  ouf,  oor  feinem  ^ofgeric^t  in 
fionbon  3ur  Serontioortung  ju  erf^einen.  (Englonb  ^obe  ber 
^onfo  unb  ^reugen  i^re  Stobel^ofprioilegien  nur  auf  ®runb 
ber®egenfeitigleit oerlie^en unb menn man  bie  englif ^en Unter* 
t^nen  aus  fßreugen  unb  ben  $an{eft&bten  oustoeife,  loerbe 
(Englonb  ou^  bie  ^onfen  unb  $reugen  aus  Snglonb  fort|<^affen. 


—     168     - 

6e{i^er  loutbe  bas  Sei^SIinis  immer  unleiUi^r  unb  bie 
gegenfeitigen  geri<|tlid^en  6<!^iffsbef^Iogno^men  arteten  ollmS^Ii^ 
in  gemeine  Geetäubetei  ous.  3^  3a^re  1400  foperten  einige 
Skiffe  aus  9{o[tod  unb  SSBismar  ein  englijd^  6<^iff »  bos 
mit  (golb,  gemfinjtem  Silber,  9t^einn>einen  unb  äBoIl« 
Ifi^ern  oon  9temcaftle  no^^reugen  fu^r,  unb  bie  Wa^t 
ber  ^anfa  mar  [o  gef fir^tet,  bag  Snglonb  i^r  nid^t  me^r  ]u  tro^n 
magte.  Unbe^inbert  fuhren  nunmehr  mieber  bie  ^nfeotif ^en  (Baleeren 
bisnad^fiaSlo^elle  unb  Sorbeaus  jum  (Einlaufe  franjSii« 
fd^erSBeine  ober  nad^  ABIn  3um  (Einlaufe  oonSt^einmeinen, 
moffir  fie  Salj  aus  $alle  unb  ^ßelje  aus  aßoslau,  SBa^s 
aus  $oIen,  fiill^auen  unb  Sluglanb,  6ta^I  aus  3Be|t. 
p^alen  unb  S^meben  na^  gftanlreii^  bradftten.  Die  Raufen 
in  £fibed,  Hamburg  unb  Sriigge  be^nfd^ten  ben  gonjen 
norbmefteurop&ifilen  $anbel  unb  (Englanb  mugte  fi^  ben  $reis* 
feftfe^ungen  ber  ^nfeatif^en  ^anbelsgefeüf^aften  unb  i^rer 
Sfaltoren  ober  9(genten  mobi  ober  Abel  ffigen.  (Bab  es  bo^ 
o^ne  biefe  beuif^en  ^anbelsgefeUf^aften  lein  (&ef(^ofL 

k.  2)er  hoHenif^nieberIfinbi|<^e  e^iffo^ttsoextelr. 

Die  sunebmenbe  Sd^mierigleit  unb  (Sefo^rli^leit,  mel^e  ber 
ißerfonen«  unb  ®fiteroerle^r  auf  ber  alten  SBelt^nbelsftrage  oom 
9RilteImeere  über  Xouloufe  unb  auf  ber  (Baronne  na(^ 
Sorbeaux,  2a  Stod^elle,  Srfigge  unb  fionbon  mit 
[id^  brad^te,  b^tte  unterbe|fen  ben  grojjen  ^anbelsrepublilen 
bes  SRittelmeers,  namenlli^  (Senua, SlorenjunbSenebig, 
ben  (Bebanlen  nabe  gelegt,  auf  bie  ^erftellung  eigener  Se^ 
binbungen  mit  ben  9lieb erlauben  beba^t^  2^^  Mn*  ^^ 
für  ben  $er[onenoerlebr  ^iep  ber  S  renn  er  unb  Sern 
fflr  Senebig  unb  ber  (Bott^arb  ffir  ^loitni  unb 
(Senua  fe^r  geeignet,  [o  mar  es  anbers  mit  bem  eigentlid^n 
grogen  (Bfiteroerle^r.  gfflr  bie[en  nuir  ein  t^unlid^ft  langer 
SEBaflermeg  mit  moglid^ft  [eltenem  Umlaben  burd^us  erforbe^ 
lic^  unb  bies  gab  ben  ünlag ,  bag  feit  Seginn  ber  Seinbfelig« 
leiten  amifdben  (Englanb  unb  granlrei^  um  bas3o]|rl300 
etma  bie  6tfibte  (Senua  unb  Senebig  einen  regelmäjjigen 
(Baleerenbienft  burd^  bie  SReerenge  oon  (Gibraltar  fiber 
fiiffabon  na^  £a  Slo^elle,  Srfigge  unb  tintmerpen 
einrichteten,  [o  bag  ie^t  bie  englif^e  6(^afm olle  auf  ita» 
lienif^en  Sd^iffen  o^ne  Umlabung  auf  bem  Geemege  oon 


-     169    — 

gflan  be  rn  unb  S  rabant  bte  na^  bem  SR  i  tte  Im  eere  gelangte. 
$otte  oI[o  bie  (Eroberung  ber  6täbte  Sorbeaux  unb 
Xoulottfe  buri^  bie  %xanio\tn  feit  bem  3a^re  1200  etnm 
ben  ttolienifd^nieberlfinbif^en^anbeboerfe^r  mifberCaronne 
in  bie  $&nbe  ber  fronjSfifc^n  SoH^o^it  unb  ben  Sron- 
3o{en  einen  Srfa^  fiir  ben  Xfldgang  ber  SrtrSgniffe  ber  SRarfte 
ber  S^ampogne  gehockt,  \o  wat  bur^  bie  6^|fung  ber 
unmittelboten  Ualienifdft-nieberlSnbil^n  Gibraltorlinie  granlreid)« 
$en[(^  fiber  biefen  Serle^r  erneut  aufs  ^d^fte  geffi^rbet. 
gfreili^  lag  in  biefer  neuen  SBeltoerle^rsIinie  au^  eine  grobe 
Sefo^r  für  bie  Sebeutung  ber9lieberIonbe  ab  Sustauf^pla^ 
2mtf(|ien  (Englanb  unb  Stauen,  wtil  es  nur  eines  S^^tts 
weiter  beburfte,  um  unmittelbare  (Saleerenoerbinbungen  jioif^en 
Snglonb  unb  Stalten  bersufteüen.  S^on  feit  bem  3a$re  1200 
^en  bie  (Benuefen  begonnen,  regelmäßige  Saleerenoerbinb« 
ung  obet  $o[tf<^iff(^rten  fiber  Sarcelona  na^  SSalenciaein« 
iuri^ten  unb  bie  j^anfeft&bte  ^tten  gleichseitig  i^re  ga^rten 
Aber  Srfigge  unb  £a  Xod^elle  hinaus  bis  na^  £t|[abon  aus«* 
gebebt ,  bas  bur^  biefen  beutf^^portugiefif^en  ^oftbienft  raf^ 
eineet^ö^le  Sebeutung  ffir  ben  äßelt^nbel  erhielt.  92unme^r  maren 
bie  3t<>Iiener  mutig  no^  meiter  gegangen  unb  Ratten  i^re  ®a« 
leeren  unmittelbar  bis  nadft  ben  9lieberlanben  gefanbt,  um 
bie  immer  f^uierer  5U  befc^affenbe  englif^e  Sd^afmoIIe 
billiger  als  feit^  bur^  Umgebung  ber  fronjöfif^en  ober  beutf^en 
unb  f^oeijerif^en  3n)i|4en^onbe  aus  erfter  ^anb  ju  belommen. 
3)iefe  Steuerung  mar  bes^alb  aud^  für  ben  entmidelten  franjbfi' 
f^n  unb  beutf^n  3o>if(^en^nbeI  mit  flanbrifc^r  e^afmolle 
na$  Stolien  ein  fernerer  64lQg »  mie  fie  aud^  ben  ^anbel  mit 
inbif^en  6pe3ereien  unb  Droguen  bur^  Deutf^Ianb  ober  Ofranl' 
rei^  f<|oer  beeintrS^tigte. 

Die  erften  6)mren  biefes  italienif^-nieberlänbif^en  6(^tff« 
fa^oerle^rs  finbet  man  im  3o(^e  1304.  3n  ^^  bamaligen 
Ariege  jroif^en  glanbern  unbj^ollanb  f^idte  bieSlepublif 
Senua  ber  (Braff^aft  ^ollanb  eine  Slnja^I  ftriegsgaleeren 
Sur  llnterftfl|ung.  Diefes  Ser^Itnis  entmidelte  fi^  raf$  ju 
einem  frieblid^en  (Bfiteraustaufc^.  3n  ben  3a^ren  1309,  1311 
unb  1314  finb  genuefif^e  Galeeren  in  6Iut|s,  bem  $afen  oon 
Srflgge,  na^geroiefen  unb  im  3a^re  1340  erlagt  (Senua  eine 
ausffi^Iic^  Serorbnung  fflr  ben  flanbtif^en  (Baleerenbienft. 


—     170    — 

Senebig  wat  urfprunglti^  mit  feinen  (Erfolgen  in  gflon« 
bern  loenig  jufrieben.  X)ie  n^ber  flagten  9on  1312—1317, 
bog  man  i^nen  in  Stfigge  5u  ^^e  g^^engebii^ren  onfe^eunb 
moiflpolijeilid^e  Soif<|riften  mo^e ,  ivel^e  ben  freien  ^onbeb« 
oetfe^r  be^inbem,  unb  bo  mon  in  %rfigge  ni^t  n«l^ab,  jt^tfften 
bie  Senejioner  im  So^re  1318  furj  entfAIoffen  in  ben  SBeit« 
bemerbs^fen  Viniwttptn,  fo  bog  bie  Srfiggener  coftl^  xoti^  out* 
ben.  Seii^r  fiberboten  fi^  Srfigge  unb  Vntoerpen  unb  beiber 
fianbes^nen ,  bie  (Brofen  oon  gflanbem  unb  Snibont,  in  8er« 
gfinftigungen  on  bie  Senetioner.  6(^on  im  3<^|i^^  ^^^^  ^iMtr  es 
ber  Stobt  Kntmerpen  gegifitft,  bem  ^onbel  oon  Srfigge  eine 
er^ebli(|e  Galoppe  beijubringen ,  inbem  e$  bem  9{ate  oon  Vnt* 
oerpen  gelungen  mor,  eine  9lieberlage  ber  englifd^en 
6tapelgefellf^aft  gu  erhalten  Q>ie  Srfigge.  3m  3a^re 
1315  erhielt  biejer  engltf^e  SBoIIftopel  meitem  tlusbou,  inbem 
bie  Regierung  oon  Srobant  einen  $anbeIsoertrag  mit  bet 
$anfa  j^Iog,  bur(|  wtliftn  ber  ^ofen  oon  Sergen  op  S^^^ 
ben  Gd^tffen  ber  ^anfa  geSffnet  unb  in  Snttoerpen  eine 
9lieberIoge  ber^anfa  eingeri^tet  mürbe.  Die  3Q>^i8ni^^^ 
loffung  ber  ^anfa  ^otte  bas  Ke^t,  ein  ilauf^aus  mit  SBog* 
amt  in  eigener  Sermoltung  einjurii^ten.  Der  pfleget,  ®ret* 
meifter  ober  ftonfui  biefes  Aauf^aufes  fomie  alle  Seamte, 
gfa^btnber  unb  6odträger  beffelben  follten  Seamte  ber  ^anfa 
fein  unb  ber  gefamte  gausbrauc^  ber  im  ^anfetouf^ufe  mo^ 
nenben  gonfefoufleute  mar  frei  oom  Umgelbeffir  SBein,  Siet 
unb  Srannimein.  gfir  ben  Setrieb  i^rer  Sier  brau  er  ei,  i^rer 
SSdereiunbi^resSiftualien^anbels  ^en  fielebigli^  bas 
Sann  gelb  mte  bie  übrigen  6tabtbemo^ner  ju  jaulen  unb  es 
ftanb  ben  ^anfeloufleuten  frei ,  alles ,  mas  {ie  moIUen,  gegen 
Selb  ober  SBe^fel  ju  faufen  unb  ju  oerfaufen  mie  ieber 
fianbesange^örige.  gur  alle  in  Srabant  ober  auger  fianbs  ge* 
lauften  SBaren  ber  5<^n[elaufleute  maren  fie  mie  bie  (Ein^imi* 
f^en  frei  oom  !io\\,  oom  Srfldengelb,  oom  SBerftgelb  unb  oom 
SBaggelb.  9lur  in  Dieft  unb  in  Vled^eln  mar  beim  (Einlaufe 
oon  SBaren  bie  b^rtömmli^e  (Sebfi^r  ju  eniri^ten.  Sei  einem 
Ariege  smif^en  Deut{d^Ianb  unb  Srabant  Ratten  bie  ^anfefouf* 
leute  40  Zöge  gfrift  3ur  Sbffi^rung  i^rer  SBaren ;  nad^  geenbe* 
tem  ftrieg  lonnten  fie  jurudte^ren.  Die  (Einfuhr  ber  5<ntfeaten 
beflanb  namentli^  in  Slinbs^uten  fomie  in  $irf<l^,  3^^ 


-    171     — 

8  e  n- unb  anberrn  ro^en  S  e  n  e  n,  in  gegerbten  S  0  d  f  e  11  e  n,  6  d^  af > 
feilen,  Grauioerl  unb  Hermelinen,  bonn  mSetttoaren, 
X^eer,  Oel,  Aöfe,  9Bq(^0,  $onig,  Slei,  Sifen,  3inn, 
Quedfilber,  @ta^I,  Aupfer,  Uloun,  SRenning,  Sern:* 
fiein,  Joggen,  SRais,  S^arla^lornern,  ^otof^e, 
6al3,  Sier,  dUi]it,  9lum,  ^Sringen  unb  anberen  (Jftf<|en, 
G^a^wolU,  Hanf,  fieinengorn,  Selbe,  6ami[(^Ieber, 
SBoIItfii^ern,  geblei^ter  unb  ungeblei^ler  £etnioanb,  in 
geronnen  unb  glotten  gfuttertfic^ern,  Kleibern  unb  $tt^ 
tDaren,  in  3<nbQlen,  Soleiern,  geraupten  £einen« 
mfinteln,  Aopu^en,  (Bolbborten,  6^nfiren,  ®oIb« 
broloten  unb  Seibenftoffen,  $ofen,  Stiefeln,  ^fiten, 
ro^n  unb  jubereiteten  Spejereien,  namentli^  in  Safron, 
Sngmer,  Pfeffer,  Jtonellen,  (Bolgont,  3iitQ)er  unb 
ftubeben.  6(^on  im  3Q^re  1317  Ratten  bie  ftoufleute  von 
Srabont  einen  ^anbeboertrog  mit  (Englanb  ju  Staube  ge* 
bra^t  unb  im  3o(re  1349  enoarb  bie  Aoufmannf^ft  ber  Stabt 
9ntn)erpen  burc^  bie  Srabanter  SuIIe  biefelben  loeit« 
ge^nben  9?e^te  in  Deutf^Ionb  mie  Srfigge,  bie  [i^  no^ 
oerme^rten,  ab  im  3a^re  1355  Srabantmit  fiusemburg  oer* 
einigt  unb  [o  bem  bo^mif^'beutf^en  9iei(^e  Aarls  IV. 
no^r  gebracht  u>urbe. 

gfanben  bie  erften  (Baleerenfo^rten  Senebigs  no^  ben 
Slieberlanben  unb  Snglanb  oon  1312—1316  ftott,  fo  begann 
ber  regelmöbige  ^oltbienft  im  3a^re  1317.  1320-21 ,  1332 
bis  1333  unb  1356  mürben  neue  Serorbnungen  erlaffen.  Kod^  1332 
fc^monlte  Senebig  jmift^en  Srfigge  unb  Vntmerpen,  bis  Srügges 
reid^erer  SRarlt  ben  Sieg  enang.  Sntmerpen  ^ielt  bes^alb  um 
|o  me^r  }u  ben  (Senuefen,  benen  es  1315  ein  $  anbei  s« 
priuileg  gab,  unb  1324  mad^te  ber  9{at  neue  Snftrengungen. 
Sber  au^  für  ®enua  blieb  Srfigge  Sieger  unb  ebenfo  giengen 
bie  Florentiner  toieber  oon  üntmerpen  ab,  fiir  mel^e  bas 
Haus  Sarbi,  Salbucci  unb  fßegolotti  1317  ein  ißrioileg  in  Slnt* 
loerpen  ermorb. 

3>ie  C&ef^fifte,  mel^e  bie  St^I^^ner  in  ben  9lieber« 
lanben  trieben,  maren  bas  Selbgef^äft  unb  ber  9Baren« 
^anbel.  Sie  9erlauften  Seibe  unb  Spejereien  unb  lauften 
englif^e  Sd^afmoIIe  unb  flanbrif^^  3iof)tüä)et.  ^m 
3a^e  1375  j.  8.  braute  ein  S^iff  aus  Genua  Zitronem 


—    172    — 

[oft,  eingema^ten  3ngtoer,  9egutnette,  9{oftnen, 
gebönte  3Q)etf^gen,  3uäerlanbel,  6(^iDefeI,  SBaib, 
64retbpapter,  leere  Aiften,  9iti9,  3i<nmt,  Spot^eler«^ 
toaren  unb  6etbe.  3nt  3^^^  1318  lomen  5  6<^tffe  aus 
Senebig  mit  IeoQnti|<|em  $el5iDert  unb  Stpot^Ienooten  na^ 
Sntioerpen,  1325  no^m  (Benua  ein  Senebiget  6(^iff  u>eg, 
ba0  aus  ben  Slieberlonben  §eimle|rte. 

Der  Umf^iDungr  ben  biefer  ttoIieni[$«nieberIfinbif(^  (Ba« 
Ieerenbien{t  brockte,  oor  unge^uer.  Die  ^anbebftragenS^^n!* 
rei^sunbDeutf^Ianbs  erhielten  baburc^  ben  fd^Iimmften 
aSettbeiDerber,  ben  fie  fiber^upt  er^Iten  lonnten,  unb  bie  3on« 
einno^men  beiber  £onber  litten  oufs  [(^merfte.  SIber  au<^  bie 
Slieberlanbe  litten,  als  bie  3taliener  oollenbs  unmittelbar  na^ 
Snglanb  fuhren.  9m  meiften  [(^abigte  biefer  unmittelbare 
^onbeteoerle^r  benarabi{4en3ioif^en§anbeIim  toeftl.  Wt^ 
telmeer.  Die  Sbaberfflrften  fperrten  bes^db  bie  Strafte  Don® ibr al« 
tar  burdb  Aaper f^iffe  unb  erhoben  3911«,  bis  3talien  fi^ 
roe^e.  (ßemeinfam  eroberten  im  3^^^  13^0  ®enua  unb 
Sfranlreii^  bie  6tabt  £1  3Re^bia,  um  fi$  ber  3öne  biefer 
6tabt  ju  bema^tigen,  benn  bie|e  3öne  maren  fo  ^inberli^»  baft 
bie  3Baren  aus  Damaslus,  ftairo,  9Iexanbrien,  Se* 
nebig,  9leapel  unb  ®enua  in  gflanbern  eine  3^^  ^^^8 
3U  mangeln  begannen  unb  ber  $reis  ber  6pegereien  unge^uer 
l«cg. 

Die  gfolge  biefes  neuen  9BeItoerIe|rs  bur^  bie  6trage 
oon  Gibraltar  oar  benn  aui^,  baft  bis  jum  3^^ 
1400  no^  ber  6tabt  Srfigge  i^re  feit  bem  13.  3a^r' 
^unbert  ermorbene  Stellung  als  SRiftelpunlt  bes  oefteuropaif^en 
^anbelsoerle^s  unbeftritten  blieb,  n>S^renb  ber  ®Iang  ber  SRfirtte 
ber  Champagne  feit  bem  3<^^re  1300  oollenbs  raf^  Der* 
bleibte.  äBel^es  rege  ^anbelsleben  nod^  um  bas  3a^r  1400  in 
Srügge  b^rrf^le,  ge^t  aus  ben  9la(^ri^ten  ber  }eitgenoP<|en 
Sd^riftfteller  ^eroor.  Sieben  ber  92ieberlage  ber  ^anfa  bitten 
bamols  15  ber  größten  ^anbelsgefellf^aften  i^re  eigenen 
ftomptoire  ober  gaftoreien  unb  baneben  gab  es  ^unberte  Don 
fremben  Sinjelfaufleuten  aus  allen  £onbem,  bie  bort  mit  i^ren 
Samilien  ftSnbig  mo^nteUi  um  bem  (Einlaufe  unb  Serlaufe  obju« 
liegen.  Snglanb^Deutf^Ianb,  6(^ottIonb,  gfranlreii^, 
Portugal,  jtaftilicn,  Siragonien,  jtatalonien unbSta* 


—     173     — 

Iten  ftelHen  bas  ^ouirilonitngent  unb  es  gob  Aaufleuteaus  fion« 
bon,  Sbtnburg,  $ari$,  £tffabon,  SRabrib,  SJalcncio, 
Sorcelona  unb  Sislofa,  Senebig,  ®enua,  gflorenj, 
£tt€ca,  9RotIanb,  $ifa  unb  ^iacenja  in  groger  SRenge 
m  Srflgge,  toel^e  ber  6tobt  ein  !i)$inopoItttf<^es  (5epr8ge  gaben. 
$ttnbede  oon  Galeeren  aus  93e nebig,  (Senua  unb  ${fa 
badeten  bie  Seibe  Chinas  unb  bie  6pe}ereien  3^^^^^$ 
na^  Stugge,  wo  fie  biefelben  an  bie  ^anfelaufleute  ab« 
festen  unb  oon  biefen  bafur  englif^e  S^afooIIe  tauften, 
ofi^tib  bie  Si^eugniffe  ber  fieoante  oon  ben  $an[e!aufleuten 
teils  auf  bem  9{^eine  na^  £)berbeutf(^Ianb,  teils  auf  ber 
See  na<4  fionbon,  Hamburg,  Bremen  unb  £flbed 
gebrai^  n)urben. 

1.  !Det  Snpenoerfe^  unb  6Übbeut|f^Ianb. 

Der  feit^ge  ftatfe  £anboerIe^r  gmifc^en  Deutf^« 
lanb  unb  Stalten  Aber  bie  SIpen  erlitt  bur^  biefen  leb« 
^ften  Seeoerfe^r  eine  ftarte  Sinbuge  unb  je  fc^m&Ier  bie 
SoügeffiKe  tourben,  um  fo  me^r  entbrannte  ber  SBettbemerb 
Smiftl^en  ben  einjelnen  SIpenpSffen.  Der gefamte  Sllpenoerle^r 
»ar  f^on  feit  bem  3a^re  1300  na^  baran,  ein  SRonopoI  bes  Kaufes 
Sabsburg  ju  n)erben,  unb  oollenbs  feit  bem  3abre  1350  nmr 
bas  ^ous  ^absburg  ber  3<>n^^  bes  gefamten  beutf^^Iombarbi« 
fd^en  ^anbelsoeite^rs.  Stolj  rfi^mte  ftc^  beffen  ^erjog  9luboIf 
oon  Oefteneid^  in  einem  Sriefe  aus  9oi^n  na^  Senebig; 
ber  (Bottl^arb,  Gteiermar!,  bie  ASrntner  unb  Ziroler 
$S|fe,  f^rieb  er,  gehören  i^m.  Dabei  ma^te  man  aber 
Me  Semerhing,  bog  ber  $anbel,  ber  [eitler  oon  93ene« 
big  aus  me§r  nad^  Segens  bürg  unb  Sd^men  gegan« 
gen  uKir,  fic^  immer  me^r  meftlidb  na^  9(ugsburg,  91  Arn« 
berg  unb  Sranbenburg  30g  unb  [0  biefen  beiben  Stfibten 
oie  ber  Cbeqofalj  unb  ber  SRarl  Sranbenburg  erboste  Se« 
beutung  oerfc^offte,  mo^renb  9iegensburg  unb  SS^men  eimas  in 
ben  ^intergrunb  traten.  Die  golge  biefer  Serle^rsentmidlung 
loar  bie  june^menbe  Sebeutung  Xirols  als  Dur^fu^tlanb  unb 
bie  ftaufleute  ftrebten  bes^Ib  eifrig  nacb  $rioiIegien  unb  C&eleits« 
briefen  ffir  2iroI.  3m  3a^re  1320  erhielten  fol^e  bie  ilaufleute 
oon  üugsburg,  1335  bie  Aaufleute  oon  9{egensburg. 
Der  6o^n  bes  $errf<|ers  oon  SS^men  unb  £usemburg  bi^It 
es  ffir  geraten,  fid^  bes  Sefi^es  oon  Xitol  5u  oerfi^em  inbem 


—     172    — 

(oft,  eingema^ten  Sngmer,  Sleguinette,  9loftnen, 
gebönte  3iDetf^8en,  3ucierlanbel,  S^ioefel,  SBaib, 
64reibpapier,  leere  Sü]itn,  Stets,  3i*nmt,  Spöttelet* 
waxtn  unb  Seibe.  3m  3o|re  1318  lomen  5  64tffe  am 
Senebtg  mit  leoatitif^em  ^eljioerl  unb  $l))ot^IeiiDaren  na^ 
Sntiaerpeti,  1325  na^m  (SenuQ  ein  Senebiger  6^iff  »eg, 
bas  aus  ben  Stieberlonben  (etmle|rte. 

Der  Umfc^iDung,  ben  biefer  italienif^'nieberlSnbifil^  (Sa* 
Ieerenbten|t  brad^te,  mar  ungeheuer.  Die  ^anbelsflragengfranl* 
rei^sunbDeutf^Ianbs  erhielten  babur^  ben  f^Iimmlten 
SBettbenerber,  ben  jie  flber^pt  er^Iten  lonnten,  unb  bie  3on« 
einnahmen  beiber  fiSnber  litten  aufs  f^merfte.  Xbei  au<l^  bie 
9{ieberlanbe  litten,  als  bie  3taliener  ooHenbs  unmittelbor  na<^ 
Snglanb  fuhren.  9m  meiften  f^Sbtgte  biefer  unmittelbare 
^anbelsoerle^r  ben  a  ra  b  i  f  ^e  n3iDif  ^  en^a  nbel  im  meftl.  3Rit« 
telmeer.  Die  9raberfflrften  fperrten  bes^Ib  bie  6tra|)eoon®ibraI« 
tar  bur4  ftaperf^iffe  unb  ei^oben  390^1  ^  Italien  fi^ 
mehrte.  ®emeinfom  eroberten  im  3q§'^  1390  Genua  unb 
Sranfrei(j^  bie  6tabt  £1  SRe^bia,  um  fi^  ber  3oae  biefer 
Stabt  ju  bemS^tigen,  benn  biefe  39ne  maren  fo  ^inberli^,  bog 
bie  äBaren  aus  Damaslus,  Hairo,  Xlexanbrien,  8e^ 
nebig,  9teapel  unb  (Benua  in  (Jflanbern  eine  3^  ^^S 
3U  mangeln  begannen  unb  ber  $reis  ber  6pe]ereien  unge^uer 
ftieg. 

Die  Solge  biefes  neuen  SBeltoerle^rs  burdft  bie  Stroge 
oon  Sibtaltar  mar  benn  au^,  bag  bis  jum  ^cfyct 
1400  no^  ber  6tabt  Srflgge  i^re  feit  bem  13.  3a^r« 
^unbert  enoorbene  Stellung  als  SRittelpunIt  bes  meftettropaif<|cn 
^anbelsoerle^s  unbeftritten  blieb,  mfi^renb  ber  (Blan)  ber  SRirlte 
ber  Champagne  feit  bem  3^^^  1^00  oollenbs  rof^  oer^ 
bleibte.  SBel^es  rege  ^anbelsleben  no^  um  bas  3a^r  1400  in 
Srügge  ^errl^te,  ge^t  aus  ben  Slad^rid^ten  ber  }eitgen5{fif<^ 
S^riftfteller  ^eroor.  Sieben  ber  Slieberloge  ber  ^anfa  ^en 
bamals  15  ber  größten  ^anbelsgefellf^aften  i^re  ebenen 
ftomptoire  ober  Saltoreien  unb  baneben  gab  es  ^nnberte  oon 
fremben  (Einjelbufleuten  aus  allen  £änbem,  bie  bort  mit  i^n 
(^milien  ftanbig  mo^nten,  um  bem  (Einlaufe  unb  Serfaufe  obju* 
liegen.  Snglonb,  Deutfd^Ianb,  S^ottlanb,  granlrei^, 
Portugal, Aaftilien,  Sragonien,  jtatalonienunbSta* 


—     173     — 

lien  fiellien  has  &att)rtIonttngent  unb  es  gab  ftoufleuteaus  Som 
bon,  Sbinburg,  ^ßoris,  Siffabon,  9Robrtb,  Solcncio, 
Sarcelona  unb  Bislaia,  Senebig,  (Benuo,  Slocenj, 
Succa,  aRoilanb,  fßifa  unb  ^tacenja  in  groger  9Renge 
in  Srügge,  loel^e  ber  Stobt  ein  iosmopolitifi^es  Gepräge  goben. 
^unberte  oon  Galeeren  aus  Senebig,  Genua  unb  $ifa 
brachen  bie  Seibe  (£^ina«  unb  bte  6pe5ereten  3nbien9 
nai^  Srfigge,  oo  fie  biefelben  an  bie  $onfeIaufIeute  ab« 
festen  unb  oon  blefen  baffir  englifc^  @<|afn>oIIe  lauften, 
iva^renb  bie  (Erjeugniffe  ber  Seoante  uon  ben  $anfelauf(euten 
teils  auf  bem  9l$eine  nac^  Oberbeutf^Ianb,  teils  auf  ber 
See  na(^  fionbon,  Hamburg,  Sremen  unb  fifibed 
gebradftt  u)urben. 

1.  !Dec  9((pent>eife^r  unb  Sflbbeutfcl^Ianb. 

3>er  feit^erige  [tarfe  fianboerle^r  jvtfd^en  Deutfc^« 
lanb  unb  3talien  Aber  bie  SCIpen  erlitt  burdft  biefen  leb« 
Soften  Seeoerle^r  eine  ftarle  (Einbuße  unb  je  f^maler  bie 
SoIIgef&IIe  mürben,  um  fo  me^r  entbrannte  ber  SBettbemerb 
jiDtf^en  ben  einjelnen  Slpenpfiffen.  Der gef amte  9lIpenoerIe^r 
nmr  f<^on  feit  bem  3a^re  1300  na^  baran,  ein  SRonopoI  bes  Kaufes 
^absburg  ju  »erben,  unb  uoüenbs  feit  bem  3a^re  1350  ma 
bas  ^aus  ^absburg  ber  ßo^^^^^  ^^  gefamten  beutj^*Iombarbi< 
f^en  ^anbelsDetle^rs.  Stol}  rfi^mte  fi^  beffen  ^erjog  Stubolf 
oon  Oefterrei^  in  einem  Sriefe  aus  Sojen  nad^  Senebig; 
ber  Gottl^arb,  Steiermarl,  bie  Aärntner  unb  Xiroler 
$&ffe,  f^rieb  er,  gehören  i^m.  Dabei  ma(^te  man  aber 
bie  Semerfung,  bag  ber  $anbel,  ber  feit^er  oon  Sene« 
big  aus  me^r  na^  SRegensburg  unb  S5^men  gegan« 
gen  nntr,  f{(^  immer  me^r  meftlid^  nac^  Vugsburg,  9lfirn' 
berg  unb  Sranbenburg  30g  unb  fo  biefen  beiben  StSbten 
nrie  ber  Obeipfalj  unb  ber  SRarl  Sranbenburg  er^ö^te  Se« 
beutung  oerf<^affte,  u)ä^renb  9{egensburg  unb  85^men  etmas  in 
ben  ${ntergrunb  traten.  Die  (Jfolge  biefer  Serfe^rsentmidlung 
UKtr  bie  3une^menbe  Sebeutung  Xirols  als  Durc^fu^rlanb  unb 
bie  Jtaufleute  ftrebten  bes^alb  eifrig  na^  ißrioilegien  unb  Geleits« 
briefen  ffir  2:iroI.  3m  3a^re  1320  erhielten  fold^e  bie  jtaufleute 
oon  Sugsburg,  1335  bie  Raufleute  oon  IRegensburg. 
Der  So^n  bes  ^errfc^ers  oon  S3^men  unb  fiuxemburg  ^ielt 
es  ffir  geraten,  fi^  bes  Sefi^es  oon  Zirol  5U  oerfi^em  inbem 


—     174    — 

er  bie  Gräfin  biefes  Sonbs  heiratete,  unb  gemährte  ben  Aouf« 
leuten  oon  Slugsburg  unb  9iegen$6urg  unb  beten  6d^offnent, 
Sfi^rern,  Soten  unb  Anetten  freien  9BanbeI  in  Xirol.  grtomme 
Stiftungen  oon  9{egensbutger  Sflrgern  forgten  im  3a^re  1325 
ffir  bie  Slusbefferung  ber  Strome  bei  9{eutte  unb  immec 
me^t  mürben  ber  S  renn  er  unb  ber  gern  bie  befu^teften 
Serbinbungdftragen  jioif^en  2>eulf4Ianb  unb  i?ombarbien  unb 
ber  SRittelpunIt  bes  SBerlel^rs  oom  9{^eine  unb  oon  ber  Oft- 
fee  burc^  !Deutf(^Ianb  naäf  IBenebig  »urben  bie  St&bte 
So^en  unb  SReron.  ^on  Senebig  ous  gieng  berSBorenjug 
fiber  So^en  unb  ben  Srenner  ober  fiber  9Reron  bur$  bos 
Sintf^gou,  bie  SRalfer^aibe  unb  ben  gfinftermiinspag 
mä)  Sffiffen  unb  Augsburg,  basbobur^  mieber  mächtig  roie 
jur  9{ömer5eit  emporblfi^te. 

SBi^lig  ffir  ben  Vugsburger  Serle^r  toor  oor  ollem 
bie  Strage  bur^  bie  (Sraff^aft  SBirtemberg.  Da»  toirtem« 
bergifi^e  (Seleitsre^i  begann  in  Göppingen  ffir  bie  Stl^t^^tl' 
[trage  oon  Ulm  ^er  unb  in  tHalen  ffir  bie  Slemst^Iftroge  unb 
enbete  in  SBrui^fal.  93on  ®5ppingen  aus  ^atte  ba$  (Beleite 
bie  Craff^aft  ^elfenftein  unb  [pfiter  bie  Stabt  Ulm,  oon 
Slalen  aus  bie  9{eid^sftabt  Salen,  beren  9{eiter  bie  Strafe  bis 
na^  (Smfinb  bemalten.  Ws  (&eleitsre(^t  galt  babei,  bag 
ber  (Seieitgeber  feine  $fänbung  bes  in  feinen  G^u^  gegebenen 
®uts  geftotteie,  au^  loenn  bas  beireffenbe  C5ut  bur<^  (&eri^ts« 
bef^Iu^  roegen  (Selbforberungen  unb  S^ulben  in  bie  ^^t  erllort 
mar.  gffir  Unikaten,  mel^e  ein  ®eleitne^mer,  fein  2>iener  ober 
gfu^rmann  begieng,  burfte  nur  ber  Uebelt^&ter  [el^t  in  Snfprud^ 
genommen  roerben ,  jebe  ^aftbarma^ung  anberer  Angehörigen 
berfelben  ^errfd^aft  ober  Stabtgemeinbe  mar  ausgel^Ioffen.  Die 
®eleitslfinbigung  mar  an  eine  oiermöc^entli^e  grift  gebunben. 
3m  Gebiete  ber  6täbte  Solingen  unb  (Bmfinb  gob  bie 
Stabt  Sgltngen  feine  Seleitfi^erbeit,  ebenfo  fibema^m  bie  (Sraf* 
f^aft  SBirtemberg  feine  (Semä^r  gegenfiber  Angriffen  oon  Amt* 
leuten  unb  Anetten  bes  Aaifers,  bes  $eqogtums  Saqem  unb 
ber  faiferli^en  Somilie  ober  bes  (Segentonigs  (Bfintl^er  oon 
S^marjburg. 

3m  engen  Sunbe  mit  ben  bat)erif^en  (g^ibellinen  (atte 
bie  61abt  Augsburg  |eit  1316  i^re  Stellung  ab 
unoer&ugerli^es    9{ei^sgut    jugefi^ert    er^alien    unb 


—     175     — 

jebem  Sfirget  oon  Augsburg  ftanb  ber  ^nMtt  }u  allen 
Xet^ftbeamtenfteUen  ju  tote  ben  Sbelleuten  unb  Sbelfne^ten. 
Diefe  Sebeutung  9lugsburg0  {teigerte  fi^  noc^  unter  Amfer 
Aarl  IV.  pon  Sö(men*£usem6urg.  3*n  3a^re  1347  mürbe 
oon  Sofern  ber  ^anbeboertrog  oon  1315  beftötigt  unb  allen 
üoufleuten  oon  Sugsburg  fixeres  Geleite  bur^  ganj  Sofern 
jugefagt.  3m  3o^re  1349  f^Iog  bos  9lt\^  einen  5<^nbeI$Der« 
trog  mit  ber  Stabt  Sugsburg,  burcb  melden  ben  ftaufleuten  oon 
Sugsburg  in  allen  9{ei(l^sft8bten  ber  3oII  erla|jen  würbe,  ebcnfo 
omrbe  oon  ben  (Braff<fiaften  ^elfenjtein*®et9ltngen  unb 
SBtrlemberg  ein  neuer  glei^Iautenber  ganbetooertrag  mit  ber 
6tabt  Slugsburg  oereinbort.  Dur^  benfelben  [tigerten  beibe 
Qraff^often  allen  Surgmannen  unb  AauPeuten  oon  iKug^burg 
unb  beren  Dienern  unb  gfu^rleuten  für  i^ren  £etb  unb  i^r  (Sut 
gegen  Seja^Iung  ber  fiblid^en  !iilh  unb  ®eleitgelber  Si^er^eit 
auf  bem  SBege  oom  9l(eine  mi^  ber  Donau  ju.  Die  Se« 
bfi^ren  mürben  erhoben  ffir  jeben  9Bagen  be5m.  Aorren  unb  jebes 
Vfunb  ie  auf  ber  Vnfangsftation.  Slugerbem  mar  nur  in 
Sai^ingen  no^  bas  ®eleitgelb  ju  jablen.  SButbe  bas  (Se« 
leite  innerbalb  bes  mirtembergift^en  besm.  ^elfen|teinif(^en  (Beleit* 
gebiets  gebro^en ,  \o  maren  bie  beiben  Regierungen  oerpfli^tet, 
bem  (Sef^btgten  su  Kojj  unb  ju  gfujj  na^  oollen  Aräften  auf 
i^re  Soften  beijufte^n ,  bag  er  [ein  geraubtes  ®ut  mieber  be« 
lam,  mie  fie  ani^  für  jeben  Schaben  einjulte^en  Rotten,  ber  bem 
oerftc^erten  ®ute  untermegs  juftiels.  3ebo^  mar  SBirtemberg 
für  etmaige  6(^bigungen  auf  b^Ifen|teinif(^em  (Bebiete  unb  um* 
gelef|rt  ni^t  eifa^Ii^tig ,  [onbern  beibe  Xeile  oerpfli^teten  \x^ 
nwCf  ft<^  na^  Ärfiften  gegenfeitig  beijufte^en ,  bog  eine  Seftraf« 
ung  bes  S^ulbigen  erfolgte. 

ffli^t  minber  mistig  für  ben  Sugsburger  $anbe(  als 
bie  €trage  bur(^  bas  ^elfenfteinifd^e  unb  SBirtemberg  na^ 
bem  9i|eine  mar  bie  6tra|je  mä^  Aaufbeuren.  5ier 
mar  es  namentlich  bie  gflöjjerei  auf  ber  SBerta^,  mel^e 
ben  Serle^r  oermittelte,  feit  biefe  gflogfa^rt  freigegeben 
QKir.  Die  oon  S fl ff  ^ ^  lommenbe  SBerta^  ermogli^te 
ben  (bfiteroerle^r  fiber  ftaufbeuren  na^  Augsburg  unb  bilbete 
eine  fflr  Sägern  fe^r  Srgerli^e  SBettbemerbsIinie  färben  93er« 
le^  auf  bem  £ed^,  feit  im  3Q§te  1301  Slugsburg  bie  legten 
^emmniffe  ffir  ben  Slogperfe^r  in  $fer[ee  unb  ^Igamang 


—     176    — 

iDeggfrottint  ^otte  mib  ht  Sfauiftautn  uiib  $f0C|^n  tccitt 
Sbbfloffni  an  ben  bocttgeii  aSe^cen  gAank  umbcn  mmn. 
Aldi  an  ben  Wäfiitn  }u  fBerf^  bei  Äoufbemen  «ib  |u 
T^JI^tn  unb  Stodbeim  nmrben  gioge  3>ai^a^den  gef^offen, 
fo  bog  ber  Seif  ^  mii^t  me^  g^eimnt  loar.  Dagegen  umt 
bte  Giragenoogiri  Sngsburg  mtt  ben  6iattonen  SSgginsen, 
Snningen,  Sobmgen ,  Stangen ,  9tttngen ,  SRen^ngen  imb 
Srtingen  oont  Stetige  fett  1346  an  bos  Stsium  Hsgsbutg 
oerpfSnbet,  was  eine  Queue  oon  etteitigfeiten  abfege.  Seffec 
ftanb  ts  augei^Ib  biefer  Gtragenoogtei.  6eit  bte  ^o^n  3^Vit 
in  ber  Sftenetd^ifd^en  aRorlgraff^  Snrgau  gefcillen  oMien, 
bemegte  ft^  ber  Serle^r  mit  Ulm,  Otemmingen  unb 
ftaufbeuren  in  freieren  Sonnen  unb  bie  Stteberretgung  ber 
3onburgen  Srenj  unb  6to^ingen  befeitigte  bie  legten 
^emmntffe  }um  freien  Serle^r  mit  bem  9Beften. 

3m  3a^re  1351  jerftorten  Sugsburger  fianbsfne^te  bos 
9{aubf<I^Iog  SiIIenba4  int  3a^te  1356  f^Iog  Sugsburg  einen 
^anbelsoertrag  mit  S dornen  unb  $oIen,  ber  bem  ^anbd 
mit  $rag  einen  ftatfen  Suffi^mung  oerlie^,  1360  tarn  ein 
^anbelsoertrag  ber  6tabt  Augsburg  mit  ber  ®raff^  Zirol 
3u  Staube,  1361  mit  Oefterreic^,  6teiermarl  unb  5t&rn« 
i^tn  fovie  mit  ber  HRarl  Sranbenburg,  in  ber  9?egel  ab 
®egenlei[tung  boffir,  bag  üugsburgs  rei^e  SDrgerfi^aft  bie 
SRittel  bef(^Qffte,  um  bie  jur  Gi^erung  bes  fianbfriebens 
nötigen  IReifigen  unb  fiQnbsfnec^te  onjumerben.  3m  3a^re  1367 
mürbe  ber  ba^erif^^augsburgifc^e  ^onbelsoertrog  oerifingert  unb 
im  3a^re  1374  ben  Aaufleuten  oon  Sugsburg  in  ganj  Sa9em 
ber  tHuffauf  oon  6 als  freigegeben  unb  bie  neu  eingef (irrten 
Vusfu^rjaile  mürben  mieber  abgef^offt.  (Es  ^nbette  fi^  babei 
namentli^  um  einen  8 ie^ soll,  ben  bie  ftaufleute  oon  «ugs- 
bürg  auf  ber  fie^brfide  au  bejahten  ^en  unb  ber  1378 
enbgiltig  fiel.  Die  Stabt  mar  megen  biefer  SoHfragen  3a^ 
lang  in  lebhaften  Streitigleiten  mit  SaQern  [omie  mit  bem 
S{0tum  «ugsburg,  me^em  bie  35IIe  ber  Straße  9ug0* 
burg*9flffen  gehörten.  1388  mürben  biefe  Streitigfeiten  fo 
lebhaft,  bag  bas  Sistum  bas  (Seleite  Ifinbigte  unb  alles  «lugs> 
burger  <5ut  in  8ffi{fen  mit  Sefc^Iog  belegte,  mas  bie  6tabt 
bamit  beantwortete,  bag  fte  bie  5if^5fKd^e  fjfala,  bas  X)rfanat 
unb  bas  SRuns^aus  nieberreigen  lieg. 


—     177     — 

9laijittm  enblic^  olle  biefe  Serfe^rs^emmniffe  befeitigt  mmtn, 
gogen  ni(|i  nurbie  ftauf  leute  bes  9t  o  r  b  e  n  $,  fonbem  ani^  bie  9{  ^  e  i  it« 
I&nber,  ja  fogaibieSasIeru.  [.»).,  für  bieber  CS  ott^arbunbber 
Septimer  ber  gevtefene  9QBeg  toar,  Aber  ben  Srenner,  wtW 
mon  ^ier  allein  im  SBagen  bi0  nad^  Stolien  fonnte,  mü^-- 
bte  anbeten  $&ffe  nur  ffir  Saumtiere  gangbar  xoaren,  bis  enb* 
n4  im  3a^re  1387  au^  ber  Septime  r  fahrbar  gemalt  mürbe. 

$anb  in  f^mh  mit  biefem  ma^fenben  Seite^r  fiber  ben 
Srenner  trat  feit  bem  3a^re  1300  an  bie  Stelle  ber  Stabt  91  e  g  e  n  s« 
bürg  immer  me^r  bie  Stabt  9Rfin(^en.  3um  S(|aben  9le« 
gensburgs  30g  {i<|  ber  ^anbelsoerfe^r  smif^en  S3^men  unb 
Senebig  grogenteib  auf  bie  Strage  oon  ^ rag  fiber  St  r au« 
bin  g  nac^  anfingen.  3m  3a^re  1329  befreite  bie  (Braff^aft 
Xirol  bie  5taufleute  oon  SRfind^en  oon  ber  feit^erigen  Ser« 
pfli^tung,  bas  oon  i|nen  mitgeffi^rte  Silber  ber  aRfinjeoon 
an  er  an  jum  Aaufe  anjubieten;  nur  bie  getoerbsmfijjigen  Silber« 
^nbler  follten  noc^  basu  oerpfIi<^tet  fein.  SRamentli^  aber  mar 
Aontg  £ubn)ig  ber  Satter  eifrig  beftrebt ,  ben  itauf (euten  oon 
9{egensbttrg  bie  Serforgung  So^mens  mit  ^affauer  Salj 
abjufagen  unb  9Rfin(^en  jum  SRittelpunlt  be$  buQeri« 
f(!^en  Salj^anbels  ju  ma^en.  3m  S^^re  1344  muibe  ju 
biefem  !^rDed  00m  ^ersogtum  Sai)ern  eine  neue  Strage  oon 
S^am  na^  Straubing  gebaut  unb  man  gieng  ben  Strafen« 
rSubem  bort  i^atlr&ftig  3U  £eibe,  menn  fie  biefen  93erle|r  ftören 
roollten.  Srojsen  Stäben  brat^te  bem  JRegendburger  ^anbel 
neben  biefem  Serluft  bes  Salj^anbels  naä)  So^men  namentli^ 
ber  Streit  Sa^erns  um  bie  (Sraffd^oft  Xirol.  Sägern  oer» 
bot  infolge  biefes  Streits  ben  äBafferoerfe^r  auf  ber  3f<>t  unb 
tro^  aller  Sitten  bei  ben  Slegierungen  oon  3ngoIftabt  unb 
anfingen  mürben  alle  9legensburger  Aaufleute,  bie  auf  biefem 
SBege  i^re  Senebiger  9Saren  na^  ber  Donau  f^affenmoll* 
ten,  ange^Iten,  feit  Xirol  an  Oefterrei^  gefallen  mar  unb 
ber  Rrieg  um  Xirol  jmif^en  Saqetn,  Oeftetreii^  unb  Saljburg 
tobte  p  fo  bag  bie  IRegensburger  bitter  Aber  bie  Se^anblung 
nagten,  meldte  bie  botjerif^en  SoIIbeamten  i^ren  äBaren  in 
Sc^ongau,  fianbsberg  am  Sjtä),  9Bafferburg,  Su^* 
borf  unb  3ngoIftabt  angebei^en  liegen. 

SBie  fBlünö^tn  ber  SRittelpunlt  bes  Salj^anbels  gemor« 
ben  mar,  an  bem  au^  bie  Ulm  er  Sala^änbler  i^ren  Sebarf 

12 


—     178    — 

bedien,  fo  mar  es,  feit  im  3a(re  1255  bie  Stejibens  bet  ^ttfigt 
oon  So^ettt  oon  Donauioött^  na^  SRfltK^en  oerlegt  vor« 
bett  mar,  au^  poUii]^  ju  loa^fenber  Sebeutung  gelangt.  Z^ 
3a^re  1301  l^e  bie  Stabt  neue  gfeftungsmauem  erhalten,  um 
bie  35ne  ber  6tabt  ju  [i^ern ,  1316  loaren  alle  Surgmannen 
betfelben  frei  oon  oller  fieibeigenfd^aft  unb  allen  Segens* 
oerpflit^tungen  gegen  bie  baperif^e  ftrone  erflfirt  oorben. 
3m  Sa^re  1319  tourben  bie  ®emeinbe  unb  bie  @tabt  9Rfln^n 
frei  oon  allen  S^Hen  ecllfirt,  niel^e  neuerbings  erri<^tet  loorben 
varen,  fie  motten  in  ber  Stabt  ober  ausmarts  ju  9Ba[fer  unb 
3U  £anbe  eingefe^t  morben  fein.  3m  3#«  1325  mürbe  in 
anfingen  eine  neue  3farfa^re  eingerichtet,  mobei  bie  ftauf« 
leule  oon  negensburg  Befreiung  oom  S^k^oII  bafur  erhielten, 
bajj  fie  einen  er^ebli^en  Seitrag  leifteten.  3m  glei(|en  3<^^^ 
räumte  bie  ofterrei^if^e  ^Regierung  ben  Aaufleuten  oon 
aRfinc^en  bie  $rioUegien  ber  5taufleute  oon  Siegensburg  ein 
unb  eine  baqerif^e  ^rtnjelftn  oermfipe  fi^  mit  bem  ^er^og 
Otto  oon  Oeftenei^. 

$anb  in  $anb  mit  ber  SeDeutung  9Rfin^ens  ^ob  fi^  ber  Ser« 
lebr  auf  ber  3f<t(unb  bie  9iegensburger  mußten  ebenfalls  biefen 
SBeg  ju  nehmen.  1314  erbielt  9{egensburgoonber  baperifcben 
9{egierung  ben  freien  ^anbel  tnganj  Saqern  unb  Xirol  bis 
na^  Senebig  jugefic^ert.  Die  Jtfinbigung  mar  gegenfeilig  eine 
jmeimonatlic^e  unb  bie  ftaufleute  oon  iRegensburg  erhielten  bas 
die^t,  falls  fie  untermegs  angefallen  mürben,  (Bemalt  mit  ®e* 
malt  abjutreiben.  3m  3a^re  1315  mürbe  bas  C5runbru^r« 
re^t  auf  ber  ganaen  3f ^^^ oufge^oben ;  im  3a|re  1322  mürben 
in  3ngoIftabt  bie  Solle  ffir  bie  SBaren  ber  Aaufleute  oon 
Stegensburg  auf  bie  ^älfte  ^erabgefe^t  unb  feit  bem  3a^re 
1392  mutbe  3ngoIftabt  bie  IRefibenj  eines  iRebenjmeias  bes 
Kaufes  SBittelsba^,  bas  es  bis  1447  blieb.  6eit^r  mar 
bas  3f<irt^al  eine  ber  $auptabem  ffir  ben  9BeItoerle^r  jmif^en 
93enebigunb  Oberbeutf^Ianb,  mie 3.  8. im  3abre  1338 ber 
6tabt  Ulm  ein  Urteil  bes  9{ei^s^ofsgeri(^ts  mitgeteilt  mürbe 
betreff enb bie  Alage  eines  £anbs^uter  Jtaufmanns,  ber  aus 
93enebig  ^imgejogen  unb  im  (gebiete  biefer  9lepublit  beraubt 
morben  mar,  mie  im  3a^re  1362  93enebiger  (gut  auf  ber  3far 
nat^  IRegensburg  gieng  unb  1365  bas  ^erjogtum  SoQern« 
Straubing  einen  ganbelsoertrag  mit  ber  6tabt  Slurnberg  fd^Iog. 


^     179    — 

Dei  nationale  Slbf^Iug  (Jfrantreid^s  inxö^  bas  Serbot  bec 
9{o^[ioffattsfu(r  fc^uf  beraitige  3on^  ^"^  93etle^r$[4ranlen  im 
3ntere|fe  bes  fron3o[t|d^en  Sigengemetbs»  baJS  bie  3taliener  feinen 
(Brunb  me^r  ^tien,  Gefd^äfte  mit  granfrei^  ju  ma^en,  unb  fie 
luvten  bes^alb  ein  neues  unb  ausgiebigeres  Selb  für  i^te  gef^aft« 
Ii(|ie  Z^tigleit  in  ben  D  onaul&nbern.  Sie  maren  feit  1200 
aus  ormen  fieuten  (Selbfflrfien  gen)orben ,  bie  (Bolb  in  SRenge 
befagen,  bie  Darleiher  unb  SanKers  füc  ganj  (Europa.  Sie  mollten 
nid^t  me^mur  i^re  Sonate  an  (&oIb  mehren,  fonbern  biefe  geoinn« 
biingenb  anlegen.  Der  gl^^^ntiner  (Bulben  unb  ber  Senebiger 
Dulaten  liefen  burc^  bie  ganje  2BeIt,  aber  ber  bo^mifc^e, 
ungarifc^e  unb  r|eini|(f|e  (Bulben  IteKten  \i^  i^nen  all* 
mal^Ii^  ebenbürtig  an  bie  Seite. 

So  ift  es  begreiflich,  loenn  man  bie  fiombarben  immer  me^r 
in  ben  oftli^en  £anbem  finbet,  nad^bem  [eit  bem  3a^re  1300 
bie  Silbergruben  unb  (SoIb[(^a^e  So^mens,  Ungarns 
unb  SReijjens  eine  fteigenbe  SRoIIe  für  ben  SBeltoerfe^r 
fpielten.  Die  3taliener  fanben  fi(|  in  biefen  £anbem  ein,  um 
bas  (Ebelmetall  ber[elben  gegen  bie  (Erseugniffe  ber  Ceoante 
einjutaufi^en.  Diefes  93er|altnis  brad^te  es  mit  fi^,  bog  fi^  bie 
3ta(iener  immer  me^raus  S^^nlreic^  unb  ben  9tieberlanben 
jurfidjogen  unb  fic^  me^r  ben  oftli^en  £änbern  jun^anbten. 
Slegensburg,  JRürnberg,  $rag,  SBien  unb  $e[t  be^er» 
bergten  bes^alb  sa^Ireid^e  £ombarben,  bie  bort  i^re  Seiben|toffe, 
Spejereien  unb  SaumvoIIftoffe  abfegten  unb  bas  baffir  erlöjte 
Silber  mö^  Italien  flirrten,  es  bort  auf  i^re  Schiffe  brachten 
unb  in  ber  fieoante,  in  SIegqpten,  Serien  unb  auf  bem 
$eIoponnes,  bem  logenannten  SRomanien,  u)ie  in  Slpulien 
unb  Sicilien,  in  Xunis  unb  in  ber  Serberei  bie  (Erjeug« 
niffe  biefer  £anber  baffir  lauften. 

gfu^ren  alfo  immer  nod^  sal^Irei^e  ftaufleute  Don  Se« 
nebig,  (genua,  SRailanb,  gflorenj  u.  [.  u>.  burd^  bie 
S(^n)ei3,  burc^  Xirol  na^  bem  Sobenfee,  bem  9?^ein 
unb  m^  ben  9Ii  eberlanben,  oor  allem  na^  S^^n« 
bem  unb  Srabant,  bas  {ie  über  Sa[el  ober 
fiber  SRfirnberg  unb  rl^einabmärts  enei^ten,  [o  mürbe 
bo^  biefe  S^brt  bet  3taliener  immer  [eltener,  feit  bie 
regelmäßige    Seefahrt    burd^   bie    3Reerenge   oon   (S  i  b  r  a  N 

12* 


—     180    — 

tot  no^  gflanbent  ouffatn.  SRon  fa|  fett^er  oiel  toeniget  3^0' 
liener  in  Deuif^Ianb,  ob  Deutf^e  in  3talien.  Der  Senebiget 
blieb  lote  einft  ber  SQjantiner  jtols  ju  $Qufe  unb  mattete,  bis 
bie  Slotboölfet  i^re  fieoaittetDoren  bei  i§m  polten.  3^^^^^^ 
iDirb  noi)  1307  Senebiger  (5ut  bei  Konftanj  geraubt  unb  1317 
unb  1319  mirb  in  aRfinc^en  einigen  Senebigem  i^r  ®ut 
bef^Iognabmt. 

Diefer  gfa^rt  ber  Staliener  na^  bem  (Bolb  unb  Silber 
unb  ben  9to^ftoff  en  ber  Donaulanber  unb  Obeibeutf^Ianbs 
enifpra^  aber  naturgemäß  eine  gf^^rt  ber  Semo^ner  ber  Donau« 
I&nber  unb  Cberbeuif^Ianbs  na$  t>tn  91  ol^ft offen  unb  oerar« 
beiteten  Srseugniff  en  ber  3taliener.  Seit  bem  Z^xt  1300 
liegen  [id^  in  fteigenber  9nenge  beutfc^e  jtaufleule  aus  Ober* 
beutf^Ianb  namentlich  in  SBenebig,  aber  au(^  in  anberen 
italienifc^en  Stabten  nieber.  9Ran  finbet  5tauf(eute  aus 
SRainj,  aus  $a[fau,  aus  SHemannien,  bie  Sflrger* 
briefe  auf  25  3a^re  erhalten;  man  finbet  galtore,  b.  (. 
Slgenten,  ber  großen  Slaoensburger  Sanbelsgefellfc^aft 
an  ben  oerf^iebenften  $Ia^en,  unb  im  3a^re  1304  mirb 
in  S)enebig  ein  beutfd^es  Aauf^aus,  ein  Stabel^of  ober 
fonticam  nad^  9Itt  bes  £onboner  $anfeftabels,  errietet.  SBte  im 
£onboner  Stabel^ofe  fanben  boit  bie  Aaufleuie,  S^^ltore  unb 
£ager^enen  aus  £)berbeut|$(anb  Unterfommen  fflr  SRann,  9{og 
unb  ®ut.  (Bef^öftsleute  aus  9legensburg,  Slümberg,  Augsburg, 
Ulm,  ftonftanj ,  3Bien  unb  A5In  reiften  in  groger  3<4I  ^^ift 
mit  barem  Silber  mä^  Senebig  unb  lauften  baffir  SaummoKe, 
Spesereien,  gfarbioaren  unb  Seibenjeuge.  Slugsburg  unb  Ulm 
lauften  namentlich  Saummoüe,  92firnberg  bagegen  Spejereien. 

3Bie  in  £onbon,  fo  gieng  aber  aud^  in  Senebig  bie  Alage 
ber  beutf^en  (gefd^fiftsleute  ba^in ,  bog  man  i^rem  (Sef(^afts« 
oerle^r  eine  SRenge  oon  Sd^mierigleiten  bereite.  Sei  ber  (Ein* 
unb  Slusfu^r  oerlange  man  oon  i^nen  ^o^e  3öII(»  tnan  oerbiete 
ibnen,  ben  Deutf^en  t^of  bei  Slad^t  ju  oerlaffen,  man  joinge  fie, 
bie  mitgebra^ten  ÜBorrote  binnen  einer  .beftimmten  grift  ju  oer« 
taufen  unb  ben  (Erlös  mieber  in  Senebiger  SBaren  anjulegen, 
man  oerbiete  i^nen,  (Selb  ober  9Baren  einjuf^iffen  unb  na^  S9  r  i  en 
weiter  3u  führen,  bomit  bie  ftaufleute  oon  Senebig  bos  Sonett  auf 
ben  $anbe(  mit  ben  oftli^en  aRittelmeerlanbern  nic^t  oerlieren. 
ftaifer  £ubtoig  ber  Saper  fa^  \\^  benn  aud^  veranlagt,  auf  bie 


—     181     - 

Alagen  ber  beutf^en  ^anbetemelt  über  bie  ^o^en  SenebigerjöHe 
auf  bem  SReic^fttage  ju  Slugsburg  im  3af)xt  1346  in  allen 
9lei(^s3oU|tfilten  ö^nlic^e  ^o|e  35ne  auf  alles  Senebiger  unb 
anbere  nmli^  (But  ju  legen,  loie  Senebtg  fol^e  oon  ben 
Deutf^en  et^ob,  loos  in  Senebig  [old^en  Sinbrud  nta<^te,  ba|t 
na^  4  9Bo(|en  Senebig  feine  3one  toefentli^  (erabfe^te. 

3e  me^t  fi^  inbe$  bie  obeibeutf^en  Aaufleute  baran  gevö^nten, 
i^ren  Sebaif  in  Senebig  felbft  ju  ^olen,  um  fo  me^i  legten 
\\äf  bie  Senetianec  auf  bas  Cßefc^ft  mit  ber  fieoante.  Ratten 
feit  bem  Stui^  bes  lateinifd^en  Aaifertums  bie  ftaufleute  oon 
Genua  bie  SJetforgung  oon  Aonftantinopel  mit  bulgar« 
if^em  (Betreibe  }u  einem  SRonopoI  gemoi^t,  fo  gelang  es  feit 
bem  Z^^^  ^300  etroa  ben  Aaufleuten  oon  Senebig  erneut, 
ben  Senuefen  einen  er^eUi^en  Xeil  biefes  (Bef(^fts3meig6  abju« 
jagen,  unb  bis  jum  3o^re  1330  etma  gifidte  es  ben  Senetianern, 
bie  (Benuefen  oollig  aus  bem  Si^nrarjen  SReere  5U  oertreiben. 
Die  er^ebltc^e  Sd^Iappe,  mtl^t  bie  Xepublif  (Benua  i^rem 
9lebenbu(Ier  93enebig  baburc^  beigebra^t  ^atte,  bag  es  bie 
tonangebenbe  Stellung  in  ftonftantinopel  unb  im  S^var« 
2en  3Reere  errungen  (atte,  fu^te  93enebig  babur^  SBett  ju 
ma^en,  bog  es  fi^  um  |o  fejter  auf  ber  3nfe(  Cqpern  feft« 
fe^te.  Ss  braute  es  ba^in,  bog  feit  bem  3a§re  1321  ein  birel« 
ter  jtaromanenoerle^r  joif^en  Sagbab  unb  bem  9Reer* 
bufen  oon  3ffu$  eingeri^tet  mürbe,  fo  bag  bie  Sagbab» 
laraoanen  ni^t  me^r  nad^  Xrapejunt  unb  bem  Gd^marjen 
SReere  giengen.  3n  S^pe  rn  nahmen  bann  bie  Senetianergaleeren 
bie  Sagbabmaren,  namentlid^  bie  tnbif^e  SaummoIIIe. 
in  Smpfang  unb  brauten  biefe  nac^  Senebig,  too  fie  bie  (Brog* 
^nbler  oonSenebignamentli^  an  bte  £)berbeutf(^en  oerlauften. 
3ni  grogen  (Banjen  mtrb  man  fagen  !onnen,  bag  um 
bas  3^^<  1^00  etma  bie  (Benuefen  na^eju  ooIIig  aus  ftonftan» 
tinopel  mieber  oeift^munben  maren,  mas  ber  Strafe  (Benua— 
SWailanb— Ulm— JRürnberg— Obeffa  fdjmcrcn  Stäben 
brad^te.  Sbenfo  maren  aber  au^  feit  bem  Z^^^  1^00  bie 
Senetioner  aus  S5^men  unb  ißolen  oerf^munben  unb 
es  maren  oor  allem  beutf^e  (Bef^öftsleute,  loel^e  bie  Gtrajje 
Slflrnberg— Augsburg— SBenebig  belebten,  wie  j.  SB.  um 
bas  Safyt  1387  ja^Irei^e  Aaufleute  oon  ^Breslau,  $rag  unb 
£emberg  auf  biefem  S3ege  na^  Senebig  reiften. 


—     182    — 

SBte  oI(e  mefieuropäifc^en  StSbte,  fo  war  freiltd^  ouA  Sene- 
btg  bomols  oon  inneren  SerfQffungsftreittgleiten  5er« 
riffen.  :Das  3^^^  1355  brodele  bie  $inri^tung  bes  ^erjogs 
SRanno  gfoltero  unb  bie  Sinfegung  Don  Decemoim.  (ßonj  Dber* 
italien  jitterte  unter  ben  Äämpfen  bes  g^ibeüinil^en  Serjogs 
Sisconti  Don  SRailanb  mit  bem  mlfifc^en  Senebig  unb 
bem  £omborbif(^en  6t5blebunb  unb  mit  Herger  fa^  man  in 
SR  0  m ,  wie  ber  finge  Äönig  Äarl  IV.  oon  fiuxemburg— SBo^men 
fi^  tro^  feines  in  K^enfe  gegebenen  Serfpre^en«,  fi^  nie  in 
bie  ilolienifd^en  ^Snbel  ju  mifd^en,  ben  gerieben  ju  (Bunften 
ber  (S^ibellinen  oermiitelte.  Xro^  aller  fiiebesmerbungen  bes 
r5mif(^en  Stuhls  unb  bes  ^erjogs  oon  Senebig  mar  ber  Aaifer 
ni^i  3u  oermogeUp  beim  Aampfe  jmifc^en  Senebig  unb  Un» 
garn  um  ben  Sefi^  oon  Dalmatien  fic^  auf  bie  Seite  ber 
3BeIfen  ju  [teilen.  Der  ftaifer  beantu)orlete  bie  ftriegserllfirung 
Senebigs  bamit,  bag  er  allen  jtaufleuten  oon  Senebtg  ben 
SReid^sf^u^  in  gan}  Deutfd^Ianb  unb  in  So^men  entjog 
unb  i^n  erft  im  3<^^^  1358  erneut  jugeftanb  unter  ber  Sebing« 
ung,  bag  bie  beutfd^en  unb  bS^mifd^en  Aaufleute  in  Senebig 
bie  gleiten  SRe^te  erhalten  follten,  mie  bie  äSenebiger  felbft  unb 
Senebig  bie  balmatinif^e  ftfifte  enbgiltig  an  Ungarn 
abtrat.  9la$bem  bies  gef^e^en  mar,  erfolgte  feitens  ber  Steigs* 
regierung  an  Augsburg,  SRfimberg,  itonftan}  unb  bie  anberen 
SRei^sftöbte  eine  biesbe}flgli^e  Serorbnung. 

9Baren  fo  bie  93er^8Ilniffe  in  Deutf^Ianb  ben  Aaufleuten 
oon  Senebig  menig  gfinftig,  fo  mar  ebenfo  f^mierig  i^re  Sage 
gegenüber  S^^nfrei^.  SBo^I  eri^ielten  fie  im  Sa^re  1361 
oon  ber  franjofif^en  9{egierung  bas  Ke^t,  mit  i^ren  SBaren 
in  bas  fianb  5U  fommen,  o^ne  auf  ben  4  SNärlten  ber  (Cham- 
pagne ben  feil^er  Abliefen  6topeI  3U  galten,  aber  bie  june^« 
menbe  SRadfit  ber  g]^ibeninif(^en  Sisconti  oon  SRailanb 
mad^te  i^nen  bie  SReife  auf  bem  Sßo  na^  granfreii^  immer 
befd^merlid&er.  Seit  1337  be^en|(^te  SKailanb  bie  ganje  £om« 
barb ei.  9lm  in  Sremona  Ratten  bie  Senetianer  no^  einiger^ 
mögen  bie  9Rad^t  in  ^anben  unb  fogar  bie  mid^tigen  $Ia^e 
Sologna  unb  Genua  ftanben  unter  ÜRailanbs  9{egiment,  fo 
bog  nit^t  nur  ber  fianbmeg  nad^  gfranfrei^,  fonbern  au^  ber 
9Beg  auf  bem  SRittelmeer  fflr  bie  5laufleute  oon  Senebtg  ein 
ni^t  unbebenllid^er  mar.    Sluger  bem  für  ben  $erfonenoerfe^r 


—     183    — 


iDfttig  angenehmen  Seemeg  bur^  bte  Gttoge  oon  (Sibral* 
tar  fibet  £{|fabon,  Sorbeoux  unb  Sa  9lo^eIIe  na^ 
Stfigge,  ben  bte  Senetioner  feit  bem  3Q|re  1390  ffir  i^ren 
(SütetDerie^t  mit  Sorliebe  tpä^Iten,  ftonben  i^nen  eben  nur  brei 
SBege  na^  ben  ^lieberlonben  offen:  einmal  bie  Strafte 
bur^  Saoo^en  unb  Sf'^^nlrei^,  bann  bie  Strafte  über 
Safel  unb  ft5In  unb  britttens  bie  Strafte  fiber  Stfirnberg 
unb  Serlin. 

Uebergab  man  bie  groften  (Bfitertransporte  mit  Sorliebe  ben 
Sibraltor^Saleeren,  fo  mar  es  onbers  mit  bem  $  er  fönen«  unb 
bem  mertooKem  (5fiteroerIe^r.  Diefer  oolljog  fi(^  in  erfter 
fiinie  auf  ber  Strafte  fiber  ben  St.  Sott^arb  fiber  Safel 
unb  jlöln.  9lber  au^  auf  biefer  Strafte  matten  bie  Senetianer 
fd^Ie^te  (Erfahrungen.  3m  3^^^  1352  erfolgte  Alage  beim 
Steige,  baft  einigen  jtaufleuten  oon  Senebig  auf  bem  9Bege 
über  Sa  fei  naif  3  lanber  n  32  Sollen  mit  mertoollem  3n^alt 
bef^Iogno^mt  morben  feien.  SIs  6runb  ourbe  angegeben,  baft 
bie  SöHe  biefer  Strafte  in  ben  §änbcn  einer  groften  3«^!  «««• 
jelner  (ßeleits^enen  feien,  fo  baft  es  fortu)a^renb  ju  Xarifftreitig« 
feiten  lomme.  Senebig  roar  besl^alb  beftrebt,  entmeber  fiber 
Saooqen  unb  (Jfranlrei^  ober  fiber  Slfirnberg-Serlin 
unmittelbare  Serbinbungen  mit  ben  9lieberlanben  einsurid^ten, 
bo^  fa^  es  auf  beiben  Straften  junä^ft  ebenfo  ungfinftig  aus 
mie  ouf  ber  fiinie  Safetftöln.  !Die  Strafte  fiber  9lfimberg  mar 
in  febr  f<^Ie^tem  3uftanbe  unb  ber  9Beg  bur(^  Saoouen  unb 
gfrantreic^  unterlag  berariigen  S^nfö^en,  baft  ber  9}u^en  ber 
Aaufleute  ein  ^ö^ft  getinger  mar.  Senebig  fd^idte  bes^alb  ju« 
nä^ft  auf  itoften  ber  beteiligten  (Broft^anblungen  einen  SeooII« 
mod^tigten  an  ben  SRarlgrafen  oon  S  ran  ben  bürg  mit  bem 
Suftrage,  ffir  eine  Serbejferung  ber  Strafte  Senebtg^Serlin 
Stimmung  bei  ben  betreffenben  (Seleits^errf(^aften  }u  machen, 
inbem  ein  er^blii^er  Seitrag  bes  ^erjogtums  Senebig  5U  biefem 
Smed  in  9(usfi^t  gefteüt  mürbe.  Sbenfo  mürbe  ein  oenetianif^er 
SeooIImac^tigter  an  ben  Sif^of  oon  Sitten  (Sion)  im  obern 
9{^onet^aI  unb  bie  anberen  Seleits^nen  Saoopens  fomie  an 
ben  fraujbfifi^en  $of  na(^  $aris  gef^idt,  um  biefe  jur  $erab» 
fe^ung  i|rer  Xarife  unb  3ur  Serbefferung  i^rer  Straften  5U  oer» 
anlaffen.  Die  ftoften  biefer  Sotf^aften  fomie  bie  3ufd^fiffe  3u 
ben  nötigen  Straftenbauten  mürben  in  ber  SBeife  aufgebraßt, 


—     184    — 

bag  man  Susf  u^rjölle  ffit  alle  oenettonif(^en  (Suter  einführte, 
loeli^e  biefe  beiben  Strajjen  benu^tett.  SBieber^oIte  Ser^nb« 
lungen  im  3a^re  1358  jvtf^en  Senebig  unb  9lfiinberg  ^en 
benn  aut^  einen  gfinftigen  (Erfolg:  bie  Strajje  loutbe  in  6tanb 
gefegt  unb  bie  Aaufleute  oon  Senebig  gaben  [eitler  bos  caminiun 
Basle  unb  ben  6t.  (Bott^atb  auf  unb  Derle^rten  mit  ben  SHeber* 
lanben  nut  no^  auf  bem  camino  de  Norimbergo  fiber  ben 
Srenner,  9Ifirnberg  unb  Serlin,  o^a^renbbie  SRailanber 
Jtaufleute  bet  Sanier  6trage  unb  bem  6t.  (Bott^b  treu 
blieben.  n.  eübbeutf^ianb. 

Selebte  fi^  bur$  biefe  internationale  Vereinbarung  bie 
6trage  Senebig— Slfimberg— Serlin  in  feit^r  nic^t  gefannter 
SBeife,  fo  gab  biefe  Seranftaltung  bem  Serle^r  jtoifd^en  Senebig 
unb  ^rag  Aber  9{egen$burg  ben  legten  ftarfen  6tob.  SRan 
gab  fi(^  no^I  in  Sö^men  alle  SRii^e,  bie  Senejianer  bei  guter 
Saune  ju  erhalten,  u^eld^e  [eitler  burd^  i^re  (Einlaufe  in  Sö^* 
men  biefem  £anbe  fo  reiben  Serbienft  oerf^afft  litten;  aber 
ber  (Erhaltung  biefer  itunb|(!^aft  ftanb  ber  Umftanb  |inbemb  im 
SBege,  bag  bie  Soben|(^a^e  S5^men$,  namentli^  an  eblen  (Erjen, 
immer  me^r  f^manben,  fo  bajj  bie  Sergbau*  unb  üderbau- 
mirtf^aft  So^mens  immer  me^r  [anl  unb  bas  bo^mif^e  Soll 
bas  Seburfnid  füllte,  5um  Slusfu^rgemerbe  übei^uge^n. 
6eit^er  begannen  bie  bo^mifc^en  ^(inbler,  oon  $rag  aus  bie 
(Erjeugniffe  bes  bö^mif^en  (Semerbefletges  über  S  raun  au 
na^  Senebig  auszuführen,  unb  ber  Sergbau  ber  £anber 
6a4fen,  Ungarn  unb  Xirol  begann,  benfenigen  Sb^mens 
3U  fiberfifigeln. 

6(^on  im  !ial)it  1309,  als  ber  ®raf  3o^nn  oon  £usem« 
bürg  bie  bö^mif^e  Aonigsirone  übernahm,  (atte  bie  ausbeute 
ber  6ilbergruben  biefes  £anbs  i^ren  ^5$|ten6tanb  erreid^ 
unb  es  galt,  auf  eine  anbere  SBeife  ben  SBo^Iftanb  ]u  erhalten 
als  bur$  ben  Serlauf  oon  6ilbererjen.  6o  begann  au(^  Sö^men, 
fid^  ben  Sahnen  eines  freiem  ^anbelsoerle^rs  anjupaffen,  unb 
unter  Röntg  itarl  IV.  ^errf^te  bei  bem  erheblichen  9lad^Iaffen 
ber  Sergmerfsausbeute  eine  um  [o  einge^enbere  erjeugenbe 
X^ötigfeit  auf  anberen  Gebieten.  3m  Sluftrage  bes  ilaifers  lieb 
bie  9{egierung  SBeinreben  aus  Surgunb  fommen,  um  ben 
äBeinbau  im  £anbe  felbft  3U  pflegen.  3Ran  begann,  bie  großen 
unbur^bringlii^en  SBatber  bes  fianbs  ausjuroben,  oerlaufte  beren 


—     186    — 

Seftodung  ote  gefugtes  ^olj  in  anbere  SSnber  unb  {(!^uf  ouf 
bem  frcigelesten C&elänbe groge  $opfeng&;ten,aB eingarten 
unb  SBiefen,  um  bie  eifotberlii^e  9Renge  an  fiebensmitteln 
im  eigenen  £anbe  3U  einengen.  2)ut(^  ünloge  oon  SU^' 
teilen  fu^te  man  bem  Sebflifnid  an  Stf^n  3u  genfigen, 
burd^  Setbefferung  ber  maf^inellen  (Einri^tungen  in  htn  Serg* 
metlen  beren  Srttag  ju  fteigem  unb  eine  Stfpamid  bet  Arbeits« 
lo^ne  ^erbeijuffi^ren.  Den  $au{>tna^biu(l  aber  legte  bie  bo^mifc^ 
Regierung  auf  bie  Hebung  ber  bS^mifi^en  SB  eb  er  ei.  Sin 
fianbtsgefe^  regelte  bie  £ange,  Sreite  unb  gfibensa^I  ber  fiau« 
fi|er  Züi^er,  um  ben  übfal  ber  bS^mif^en  Xu^er  im  Vus* 
lanbe  ftärfer  als  f eitler  ju  geftalten.  Slllen  Aaufleuten  oon  Uugs« 
bürg  unb  Stflrnberg,  bie  jum  (Einlaufe  nad^  Sö^men  famen, 
omrbe  in  allen  bS^mifc^en  Stäbten  mie  in  ganj  9R5^ren, 
$oIen  unb  fiuzemburg  oolle  SRe^tsglei^^eit  unb  freier 
Äauf  unb  Sertauf  in  glei<f|er  SBeife  mie  ben  Üuslänbern  juge- 
fi^rt.  Slamentli^  gab  Aonig  Aarl  IV.,  um  bie  Aaufleule 
oon  Stntmer{>en  ium  (Einlaufe  in  feinen  £anbem  anjuregen, 
bur^  bie  „Srabanter  SuIIe"  ben  nieberlänbif^en  Aauf« 
leuten  meitge^enbe  ^rioilegien  in  allen  feinen  fiänbern,  bie  5u 
einer  Quelle  eu)iger  Streitigfeiten  mürben,  inbem  fie  be|timmten, 
bag  für  bie  Aaufleute  oon  Srabant  in  allen  i^ren  $nDotftreitigfetten 
nur  bas  brabantift^e  ®eri(^t  juftänbig  [ein  unb  lein  beutfi^es 
ober  bSImtf^es  (Seri^t  bes  9le^t  ^ben  follte,  ein  Urteil  megen 
Sforberungsrerlten  gegen  einen  Sfirger  oon  Srabant  ju  fallen 
ober  3U  oolljie^en  ober  eine  Sefc^Iagna^me  oon  Srabanter  ®ut 
ober  eine  Ser^aftung  oon  brabantif^en  ^interfaffen  oorjune^men. 
60  mar  es  fein  SBunber,  menn  e«  feit  bem  Zc^xt  1353,  mo 
Aarl  IV.  bie  Oberpfalg  bem  ^erjogtum  Sägern  abnahm 
unb  jum  9{eid^slanbe  ma^te,  in  $  r  a  g  Aauf (eute  aus  91  fl  r  n  b  e  r  g , 
Hamburg,  9(ntmerpen,  £fibed  unb  Senebig  in  großer 
Stenge  gab,  menn  bie  SenoirfIi(|ung  bes  grogen  ^anbelspolitifc^en 
(Bebanfens  bes  ilaifers  na^e  ju  liegen  f^ien ,  ben  leoantif^en 
ßonbelsjug  oon  ber  fiinie  JBenebig— (Bibraltar— fiiffa- 
bon— Srugge  abjulenfen  unb  an  feine  Stelle  bie  Strage 
»enebig— ?Prag  — fiübed— Jlntmerpen  ju  [e^en.  lü^^ 
tige  3ngenleure  maren  auf  Sefe^l  bes  Äaifers  eifrig  bef^afligt, 
bie  Vorarbeiten  jur  Slusffi^rung  eines  Donau— SIbefanals 
ausjuffi^ren,  um  bie9leife  oon  Senebig  fiber  Sraunau  un^ 


—     186    — 

^rog  ttQ(^9tieberbeutf(^Iaitb  unbber  Oftfee  t^unli^ftabju* 
ffirjen  unb  eine  ffic  ben  großen  (Sfiteroetfe^r  geeignete  Strafe  ju 
fd^affen,  auf  ber  monbie  (Erjeugniffe  ber  fieoante  unb  Ungarns 
billig  unbrofd^nod^  Si^men  unbbem  9lorben  leiten  lonnte. 
5B5^men,  6d^Ie[ien  unb  bie  fiaufi^  follten  ^ieburc^  }ttm 
9RttteIpunfte  bes  Seiferts  jmif^en  bem  SRitt  einte  et  unb  bei 
Oftfee  gemo^  merben,  inbem  oon  $tag  aus  bie  giogen 
C&fltertransporte  enttoeber  auf  ber  (Elbe  über  Xangermfinbe 
na^  ber  9lorbfee  ober  auf  ber  Ober  fiber  granlfurt  o.  b. 
Ober  nad^  ber  Oftfee  gelangten.  3n  Xangermünbe  wlt  in 
gfranifurt  rourben  groge  bö^mifi^e  Slieberlags^Sufer  fflr  ben 
Dur^fu^r^anbel  eingeri^tet,  um  ben  Aauf(euten  oon  fiflbed, 
Stettin  u.  f.  rx>,  (Selegen^eit  jum  Sinfaufe  ju  geben.  Die 
S{bf(^affung  aller  SinnenjoIIe  auf  ber  9RoIbau  unb  SIbe 
von  ^rag  bis  Hamburg  f^uf  bem  Sc^iffsoerfe^r  auf  biefem 
6trome  ein  Arbeitsgebiet,  bas  im  3a^re  1365  bur(!^  Srri^tung 
einer  mit  befonberen  Xarifprioilegien  ausgeflatteten  9iei^s< 
meffe  in  Hamburg  unb  bie  IQnftli^e  Vertiefung  bes  grlug* 
betts  ber  SRoIbau  no^  er^5^t  mürbe,  mie  au(^  bie  Siegelung 
bes  Stromlaufs  ber  Ober  unb  bie  (Erbauung  einer  großen 
fteinemen  OberbrSde  bei  gffi^ftenberg  foioie  bie  Sicherung 
biefer  Stabt  burd^  Sefeftigung  ben  Serfe^r  mit  $oIen  er^b* 
li^  fteigerte. 

Sieben  SRegensburg  mürbe  baburc^  Slürnbergbie  bebeutenbfte 
6tabt  Oberbeutf^Ianbs.  Seit  1324  beforgten  Vugsburg, 
9ifirnberg  unb  9^egensburg  regelmöjsig  bie gfinanjierung ber 
fran3ofif(^en  unb  burgunbif^en  Slnle^en,  bie  fetter 
gemo^nlid^  bie  fiomborben  fibemommen  Rotten.  Die  Sr* 
f^Iiegung  ber  rei(^en  C&oIbf(!^ä^e  S5|mens  unb  Ungarns 
gab  i^nen  bie  9Ra(^t  baju,  bie  Italiener  aus  biefem  (5ef^fift  ju 
oertreiben.  3mmer  gtogartiger  geftaltete  fi^  $anb  in  ^anb 
mit  biefem  Sorf entreiben  ber  groge  3ug  bes  SBel^nbels  oon  3 1  a  I  i  e  n 
herauf  überbieSIIpen  bur^ Sapern  na^ber  Oberpfalj  unb 
So^men.  Slfirnbergs  Au^en^anbel  entfaltete  fi^  hfiftiger.  Die 
Stabt  lam  rafd^  empor  unb  bas  Silbergelb  ber  bortigen 
9tei(^smfin}e  mit  bes  Aaifers  ^^anbfd^u^  als  3ei^n 
gieng  bur^  alles  fianb.  3m  Z^^'^xt  1300  mor  ^ier  ein 
gifinsenber  $oftag  Aatfer  Sllbred^ts ,  an  bem  ber  ftdntg  oon 
S  5 i^men  teilnahm,  unb  1313   erhielt  bie  Slabt  bos   9it^, 


—    187    — 

in  ollen  ®tabten  grtei^eit  oom  3oTI  unb  SBeggelb  ju  bean< 
fin:u4en,  benen  gegenflbet  9lflm6erg  ebenfdib  ouf  bie 
CeM^en  oei^i^tete.  1314  oereinborte  fi^  ba^er  9Ifirn» 
beig  mit  Sern,  1318  mit  Stegensburg,  1319  mit 
S^om  am  Siegen,  mo  ein  groger  $anbel  mit  $oIj,  fila^s, 
fieinmanb,  (betreibe  unb  Sie^  aus  83^men  ^rou6 
lerrfc^te.  1318  erhielt  9tämberg  eine  Oftermeffe  unb  bas 
Red^t  beftätigt ,  SRarlt«  unb  öanbeboerorbnungen  ju  erlaffen. 
1322  oeretnborte  es  3oIIfrei|eit  mit  $eiIbronn,  1323  erhielten 
bie  aRflnt^ner  bas  Sle^t,  su9Bo|fer  unb  ju  Sanb  jollfrei  na^ 
%firnberg  ju  reifen,  »ie  qu^  bie  9lflmberger  in  anfingen  30II' 
frei  fein  follten,  unb  es  mürben  gegenfeitig  Vbfinbungen  jur  Snt« 
f<^abigung  ffir  bie  SoIIp&c^ter  vereinbart.  1326  erhielt  Mmberg 
3onfrei^eit  in  $rag  unb  gans  Sd^men  unb  1332  ftanb  es 
bereits  in  joüfreiem  (Segenfeitigleitsoerle^r  mit  70  Stabten. 
1333  vereinbarte  es  SoIIfrei^eit  mit  e^m.  (Smfinb  unb  1336, 
1357  unb  1364  {(^log  es  ^anbelsoertrfige  mit  Ungarn. 

Wo  mirtf^oftlii^e  (gfiter  finb,  i|t  mirtf^apd^e  SRad^t.  60 
oerbanite  au^  9tfimberg  fein  Smporlommen  oor  allem  feinen 
rei^n  $interlänbern,  feiner  geeigneten  fiageals  $anbelsmittet 
punft  ffir  ben  96fa^  ber  öftli^en  9latuif^a^e  nad^  bem  9lorben, 
9Beften  unb  6üben.  9lings  in  ber  Sla^barf^aft  ftanben  id^l* 
xtU^t  S^meljlfitten  unb  Sifen^ämmer  in  regem  Settiebe.  ^m 
Sfid^telgebirge,  bei  Solblrona^,  bei  ber  €tein^eibe 
mürben  reiche  (Bolbabern  unb  ftupferfelber  eröffnet.  3nt 
3a^re  1323  erhielt  Slürnberg  bos  Siedet,  in  9lörblingen  unb 
Donaumort^  mit  SROrnberger  SRfinje  (Selb  einjumec^feln  unb 
ben  ®elb^anbel  ju  treiben,  unb  ben  Surggrafen  aus  bem  $aufe 
^o^enjollern  oer^If  ber  (Ertrag  ber  C&ebfi^ren  unb  3Sne 
unb  namentli^  ber  SDftünje  oon  9lürnberg  ju  fteigenber  mixU 
f^Iid^er  Sebeutung,  feit  im  3a^re  1325  i^nen  jtonig  £ub« 
mig  ber  Sai^er  bas  (Bolb-,  Silber«  unb  ilupferbergmerl 
auf  bem  $Iaffenberge  bei  itulmbac^  in  Oberfranfen  unb 
•bie  SBerfe  oon  ®oIbIronad^  im  Mittelgebirge  oerpac^tete,  too 
namentli^  bie  Senetianer  i^r  Sbelmetall  louften.  klaffen« 
berg  ^atte  urfprfingli^  bem  gaufe  SR e ran  gehört,  lam  um  1300 
an  bie  ffiroffc^aft  Orlamunbe  unb  mürbe erft  fpöter,  um  1400, 
ri^iges  (Eigentum  ber  Surggrafen  oon  9tämberg.  (Es  mar  oon 
1398—1595   ber  393o^nort   ber  SRarfgrafen  oon   Sai)reut^< 


-     188    — 

AuImbQ^  3m  3Q^re  1363  (eftötigle  ftotfer  ftorl  IV.  ben 
Surggrafen  oonSlfirnberg  bos  9{e(^t  auf  alles  ®oIb,  6t  16er, 
Aupfer,  Sifen,  Slei  unb  3inn,  bos  in  i^ren  fianben 
gefunben  lourbe. 

Sta^bem  nai^  bem  Xobe  itönig  SubiDigs  bes  SaQent  im 
3al^re  1347  JlatI  IV«  oon  Söhnten  ber  6tabt  9{firn6erg  bie 
oben  enoa^nten  3onpriDiIegien  beftatigt  ^ite,  fic^rte 
9lumbetg  bur^  SertrSge  mit  ben  (Seleils^enen  feinen  SBocen« 
bejug.  6o  ft^Ioffen  im  3a^re  1351  9luntberg  unb  9{egens« 
bürg  einen  Öeleiteoertrag  mit  bem  Sistum  SBflrjburg,  bem 
Surggrafen  oon  9lfirnberg,  ben  (&raffd|aften  9Bertbeim  unb 
^o^enlo^e.  Wie  biefe  Ferren  oerf)n:a(^en  bann  ben  9tflm* 
bergem  fixeres  (ßeleit  unter  3ufttge  bes  64abenetfa^es.  ftein 
Slfimberger  (gut  burfte  mrgen  Vergebungen  ber  gfu^rleute  unb 
SBagenfnec^te  befc^Iagna^mt  merben.  1858  f^Iog  92fimberg  mit 
ber  (Braffd^aft  SBirtemberg  einen  (BeleUsoertrag ;  bas  grofli^ 
mirtembergif^e  (Beleit  begann  na^  bemjelben  an  ber  gfutt^  ^^ 
Fialen.  1360  oerfpra^  Sö^men  ben  Xflrnb ergern 
unb  Slugsburgern  fixeres  (geleit  in  ganj  Sö^men,  SRfi^ren 
unb  $oIen  unb  1361  eroarb  9lfimberg  bie  3oIIf^^i^^it  '^^ 
Stanifurt  a.  9R.  unb  erhielt  u)eitge|enbe  ^rioUegien  in 
Cent,  Srfigge  unb  $pern  bur^  bie  C5raff(^aft  Slanbern. 
Diefe  ^rioilegien  entfpra^en  nabeju  bem  5an|aprioi(eg  oon 
1315  unb  Srgerten  bie  ^onfen  in  foI(^em  Srabe,  bag  es  fet^r 
heftige  6trettigfeiten  svifc^en  ber  ganfa  unb  9lfirnberg 
gab,  bie  [(^liegli^  ben  $anbel  oon  Srflgge  gu  (Srunb  ri^teten. 
Der  Sertrag  fid^erte  ben  ftaufleuten  oon  9l&mberg  ben  freien 
Sanbel  in  ganj  glanbem  ju.  3on,  Umgelb,  9Baggebfi^r,  9Be^eI< 
red|t,  (Semölbemiete ,  Unterfaufsgebfi^r,  6^iffslo^ne,  Aontrafte, 
3a^Iungsre4t  maren  genau  in  50  SIrtifeln  geregelt.  Die  9lüm* 
berger  Aaufleute  bur{ten  in  gars  gflanbern  (Beve^r  unb  SBoffe 
tragen,  Serfammlungen  galten,  Ratten  eigene  (Seri^tsbortett  in 
allen  bürgerlichen  unb  anberen  6treiligleiten  mit  Stusf^Iug  oon 
fold^en  Dingen,  auf  mü^tn  fieib«  unb  £ebensftrafen  ftanben* 
9ber  au$  oenn  megen  folc^er  Vergeben  ein  peinli^es  Serfo^ren 
gegen  fie  eröffnet  vurbe,  burfte  megen  biefer  Serge^n  lein  9lflm* 
berger  (gut  bef^Iagna^mt  nierben.  ftonftanj  ^ebes^Ib  1415 
gar  2U gern  in  ben  9lieberlanbenbie  ^anfaprioilegieit  ober 
loenigftens  biejenigen  ber9lürnberger  unb  ftolner  ge^M. 


—     189    — 

1363  na^m  Oefterrei^  ebenfalls  bie  Stflmberger  ftouf- 
leute  in  feinen  6<!^u^.  6ie  etJ^ielten  freien  $anbel  ju  SBaffer 
unb  3U  £anb  gegen  bie  fibli^en  39ne.  SBurbe  in  Ariegsseiten 
bei  Setitag  geffinbigt,  fo  Ratten  [ie  7  SRonate  3^^  3um  Serlaffen 
bes  fionbs.  9la4  Seenbigung  bes  Jltiegs  trat  bos  ^tioileg  loiebet 
in  Araft.  gffit  Serge^en  bet  ^anbeldbebienfteten,  Su^rleute  unb 
9Bagenfne(|te  toaten  [ie  ni^t  ^aftbat.  Sine  Set^aftung  SRfimbetger 
ftouf  leute  oar  nur  geftattet,  nenn  92firnbetg  ni<!^t  f  ilt  bie3a^Iung  bet 
(Jfotbetungen  forgte,  mel<!^e  oftenei^if^e  ^interfaffen  bei  ben  Slfint' 
bergetn  leiten.  1364  würbe  bie  3^^!  bet  Xu^e ,  bie  als  SBagen» 
labung  gete^net  mürben,  genau  geregelt,  ba  bie  (Einfuhr  oon  9li  e« 
betlanbet  Xfi^etn  fibet  9lfltnberg  na<!^  Oe|terreid[|  eine 
fteigenbe  StüIIe  ju  fpielen  begann.  1365  erhielt  9lfimberg  freien 
^anbel  in  $oIen  gegen  ben  ^ergebra^ten  3on;  na^  bem  be« 
treffenben  Vertrag  toaren  alte  3c>(Iungen  in  polnif^er  SB&^rung 
3u  leiften.  1366  beftatigle  Defterrei^  bet  6tabt  SRtlmberg 
i§te  i^olh  unb  ^anbelsftei^eiten  unb  1375  fi^ette  3R&f)* 
ten  ben  SRfitnbetgetn  ben  freien  Raubet.  SIuc^  ^ier  burfte  lein 
9lfimberget  ffit  einen  anbetn  gepfanbet  toerben.  1378  erteilte 
ftarl  IV.  Kfirnberg  neue  3olIprioilegien.  3n  »afel,  ÜRatns, 
ftoIn,9Borms,  6peier,  Strasburg  unb  ja^Irei^en  anberen 
Stäbten  mar  nunme^t  bie  6tabt  jollfret.  1379  reiften  bie  9lflm« 
berget  in  fteigenbet  SRenge  fibet  Setona  noc^  93  e  neb  ig, 
1380  otbnete  bas  $aus  ^absburg  i^ren  Serle^r  übet  Saufen« 
butg  am  SR^ein,  wo  fie  ben  ubli^en  3^^  unb  V2  (Bulben  uom 
grübet  SBein  gaben.  1383  trieben  fie  femer  einen  lebhaften 
SBeinl^anbel  Aber  3ngoI[tabt  na^  9R untren,  1385  ftritt 
fic^  Slfimberg  mit  Sa  fei  u)egen  ber  3Bne,  bie  mit  ^ilfe 
bes  Sd^mabif^en  Sunbs  auf  bie  $aifte  ermäßigt  u)urben.  1387 
Deteinbatte9lutnberg3onfrei^eitmit6t.  (Sallen  unb  1390^oIten 
fie  Safran  in  Slquileia.  !Da$  caminnm  Norimbergense  max 
{e^t  ffit  bie  fiombatben  bet  meitaus  u)i(^tigfte  SBeg  nad^  bem 
9lotben;  bie  Sebeutung  bes  caminam  Basle  trat  oor  bemfelben 
©eit  jurfid.  Die  fiinie  SRumberg— Slugsburg— Snnsbrud— 
Srennet— Senebig  n^at  bie  bebeutenbfte  Setle^tsfttage  ju^ift^en 
9lotb«  unb  6fibeutopa  gemotben. 

Jlaum  meniget  bebeutenb  als  9turnberg  ftanb  inbes  bie 
Stabt  gtanlf  urt  ba.  Seit  1300  ftieg  granffurts  TOat^t  immer 
me^r,     na^bem    es    feit    1152    erftmals    9Ba^Iftabt    ftatt 


—     190    — 

Sla^ens  getootben  mar.  1240  ^atte  es  bereits  [eine  ^txb\U 
meffe  ah  olle  (Einri^tung.  ^lle  Aaufleute,  toel^e  biefe  bt^ 
fugten,  ftonben  im  Slei^sf^u^e.  1245  xxm  granffurt  9{ei^s« 
jtabt  geiDorben  unb  ber  ^opft  tDies  bem  Gegenfonig  ^einrt^ 
9{a5po  in  X|firingen  25000  3RarI  6tI6er  auf  bie  Sani  Don 
Senebig  an,  toelc^e  bann  bie  Summe  na^  S^^^nlfurt 
fiberf^rieb. 

SBie  Slugsburg,  fo  begfinftigte  ftönig  £ubmig  ber  SaQer 
au^  granlf urt  in  ^o^em  Srabe.  1324  gab  erber  Stabt  ba$ 
9{e^t,  35 He  ju  ergeben,  unb  1329  gab  er  i^ren  Sürgem  bie 
Srei^eit  oon  allen  Stei^sjöIIen  ju  SBajfer  unb  ju  £anbe.  1330 
oerbot  er  bie  Einlage  weiterer  3onburgen  am  3Rain  im  Umbeife 
oon  10  Stunben  oon  Sranffurt  unb  gab  ber  Stabt  bas  9Ie<^t, 
Sünbnilfe  ju  [^lieben.  1330  erhielt  gfranlfurt  eine  jioeite  SReffe, 
bie  ($<^fi^nmeffe,  mit  9{ei(^$f rieben,  bie  balb  an  bie  Stelle  ber 
C^ampagnermeffen  trat  unb  ber  mi^tigfte  g^nbelsmittet 
punit  (Europas  u)urbe.  Aönig  jtarl  IV.  gab  i§r  meitere  stsei 
9ne[fen  unb  bas  9{e4t  auf  ben  (Ertrag  ber  aRfinje.  Sie  burfte 
bie  oerpfänbeie  Stabtburg  mit  bem  S^ult^eigenamt 
auslöfen  unb  roieber  ^erftellen.  Slber  [(^on  1349  löfte  bie  {Reichs* 
lanboogtei  $anau  bas  Sd^ult^eigenamt  mieber  für  bas  SRei^ 
ein  unb  1366  mürbe  an  allen  Stabttboren  ein  neuer  9{eic^$}oII 
eingefe^t.  911s  aber  furj  barauf  bie  Sfirger  mieber  $err  mürben, 
mürbe  ber  3on  mieber  abgef^afft  unb  man  regelte  bie  Ser^Itniffe 
oon  9{at  unb  (&eri(^t  erneut,  als  bie  Stabt  bas  S^ult^eigenamt 
mieber  geiauft  ^atte.  1356  mürbe  bie  Stabt  be{tänbige  Aonigs* 
ma^Iftabt  unb  mugte  ben  2Ba^Iaft  f(^irmen,  mie  [ie  au(^  bos 
SRe^geleile  fclbft  beforgte  unb  bie  Aaufleute  gegen  ben  9bel 
ber  Umgegenb  (^ü^te.  3n  ben  Sauren  1362—1374  erfolgten 
allein  12  Singriffe  auf  bas  S^anffurter  SRarlifd^iff  unb  ja^I« 
rei^e  Se^bebiiefe  oerlangten  auger[te  Sorfi^t  unb  bie  Srüarung 
bes  Selagerungsjuftanbs  mo^renb  ber  SRelfe.  3)er  SRain  mürbe 
na^ts  mit  Aetten  gefperrt,  Patrouillen  ftreiften  in  ber  Umgegenb 
unb  eine  ftanbige  $auptmad^e  mürbe  eingeri^tet.  Die  Sonntags^ 
ru^e,  bie  ^oIi}ei|tunbe  unb  alle  gf^ftengebote  maren  Aber  bie  SReffe 
aufgehoben.  1381  erbaute  bie  Stabt  jmei  groge  Stetnlra^nen 
unb  braute  meitere  3<)ngefaIIe  ber  Umgegenb  in  i^re  §anb. 
2)er3oI(  mürbe  qu$  bierna^  ber  ^ferbeja^I  beregnet  unb 
nad)  bem  SBert  ber  Sobung.    (r>emanbmagen  ja^en  1340 


-     191    — 

ffit  bos  $ferb  6  6^.,  At  am  et  wogen  3  6<^.  t377  jol^tte 
jebes  Silber  aBein  auf  bem  SRain  1  (Sulben,  anbete  SBote  na^ 
bei  9RatI}(i^I,  b.  ^  bem  9Bett;ebenfo  in  SRoinj  unb  Oppen- 
heim. 1379  etlietten  IRoins,  aBotms,  6peiet,  gftieb« 
betg,  ®  eln^ouf  e  n  nnb  SB  e  ^lot  tos  Siecht,  iebe3on[tatte  niebet« 
{tttetgen,  bie  jmif^en  S<an!futt  unb  SRoinj,  in  &od^[t, 
AoIIetbo^  obet  anbetsioo  angelegt  metben  foUte,  fo  bog  es 
faum  eine  onbete  Stabt  gab,  mit  bet  bie  ^^nbelsoetbinbung 
betatt  eilei^tett  wax,  mit  mit  Qrtanlfutt. 

SBenig  etfteut  flbet  bief  es  (Empotlommen  bes92fitnbetget  unb  gftani« 
futtet  ^anbete  toaten  bie  Aauf leute  oon  9{  e  g  e  n  s  b  u  t  g,  bie  [id^  ba> 
but(^  in  i^tet  feit^etigen  Wa^tftellung  gef^Sbigt  fa^en,  loeil  es 
namentli^i  ben  9liltnbetgetn  oon  3<^t  ju  3a^t  6e|[et  gelang,  fi^  in 
So^men,  bem  (Btunbpfeilet  bet  SRegensbutget  SRai^t,  fefljufe^en, 
in  bem  £anbe,  belfen  (Etjeugniffe  bamals  ben  ganjen  eutopaif^en 
SRoift  be^ettf^ten.  6^on  im  Z^u  1305  toutbe  ben  SRegens« 
bürgern  ber  (Einfauf  in  Sö^men  nur  no^  untet  bet  Sebingung 
geftattet,  bag  (ie  lein  to^es  (5oIb  obet  Silbet,  fonbetn  nut 
fraget  Silbermfinjen  ausffi§tten ,  toas  füt  i§ren  $anbel  einem 
^^nSlusfu^tsoII  gleic^fam,  inbem  bie  Slusfu^t  oon  Sbel« 
metallen  bie  Kegensbutget  in  er|tet  £ime  nat^  So^men  trieb. 
Zto^bem  abet  mat  bas  Sitoetbslebcn  9?egensburgs  ou^  noc^ 
feit  1300  ein  augetotbentlic^  eniioideltes.  1312  [teilte  in 
®ties  bei  So^en  jlonig  ^einti^  als  den  oon  £uxem< 
bürg,  So^men,  ißolen,  3Rä^ren,  Rötnten,  Zitol  unb 
(&öt3  ben  Aaufleuten  oon  SRegensbutg  jum  IDanI  ffit  ben 
fleißigen  Sinlauf  in  feinen  £anben  ein  ^tioileg  aus,  na(| 
bem  bie  $et{onen  unb  (ßfitet  bet  9{egensburget  in  feinem  6^u^e 
ftonben  unb  oon  SRei^smcgen  ni^t  gcpfSnbet  n)erben  butften. 
91ttr  wtnn  ein  9legensbutget  Ilagte,  butflen  i§te  (&üiet  in  ben 
9{ei<!^s{tfibten  angehalten  oetben  obet  wtnn  ben  Untett^anen 
bes  Aönigs  in  Xegensbutg  bas  9{e4t  oetQ)eigett  mutbe. 
SBie  Vugsbutg  unb  gftanffurt  bei  bet  ftteitigen  jtönigsn)a^l 
im  Z^^f^xt  1315  fiel  au(^  9{egen$butg  bem  ®egen(önig  fiubmig 
bem  Saqetn  ju  unb  glei($  im  3a^te  1315  50g  ftonig  £ub« 
nrig  in  9legensbutg  ein.  6^on  ftü^er,  nämlt(^  im  3^^^^  1313, 
jetgten  fi(^  bie  etften  jteime  bet  (Begnetf(^aft  jmif^en  bem 
alten  mo^tigen  Slegensbutg  unb  bem  jung  aufftrebenben  9iutn« 
betg.    !Det  9legensbucget  5<^nbel   litt  bamals  großen  6(^aben 


—    192    — 

bur^  einen  Streit  jiDif^en  bem  »fltgermeifter  «E^renfel«  ©on 
«egenrturfl  unb  ber  gamilie  ©feilet  »on  SRflmberg.  3)lc 
Sa^e  fom  mt  bas  Jlümberflet  fianbgeri^t  unb  auf  ffirunb  eines 
Urteib  besfelben  ©urbe  überall  ba»  «egensBurger  ffiut  be- 
f^Iagna^mt  unb  beut  iRegensburger  ©anbei  um  fo  me^r 
iebntögli^er  Wibtu^  getrau,  ab  man  in  3lfimberg  treu 
3u  Oefterrei^  ^ielt,  bi«  ber  Kat  eine  CBefanbtf^ft  na^  ffiien 
f^idte,  beren  ftoften  für  (5ef(^en!e  u.  f.  m.  ^ölb  bie  Stabt  ^alb 
bie  Äaufleutejunft  aufbraßte.  Die  6tabt  legte  jur  «ufbringung 
ber  ftoften  auf  jeben  Saum,  ber  5U  SBaffer  ober  ju  fianb  na4 
Oeftenei*  oerlaben  würbe,  einen  «uftfulrjoü  oon  V«  ^Jfunb 
«egensburger  Pfennigen.  Seit  bem  Sa^re  1318  »urbe  biefes 
»erl&altnis  5Regensburgs  ju  Mmberg  wieber  beffer  unb  bie 
Äaufleute  oon  «egensburg  erhielten  bur^  Vermittlung  ber  ©err« 
fd^aft  So^enlo^e  oon  ber  ©enf^aft  $anau  fixere»  ©eleit 
auf  bem  X  auberf lufe  bis  lauberbif^ofs^eim.  1317  fd^bg  weiter 
ber  «egensburger  ©ansrat  Si^er^eitsoertrage  mit  bem  Sbtum 
Speier,  ben  (Sraffd^aften  SBirtemberg  unb  öelfenfteln, 
ber  aRarIgraff(^aft  »aben  nnb  ben  §errf^aften  ffiberftein  unb 
aSai^ingen.  Der  »erfe^r  ber  SRegensburger  gieng  bamab 
oielfa^  na^  bem  SRurgt^al  unb  Strasburg,  «egensburg 
erhielt  femer  ffieleitsbriefe  für  bie  ©raff^aft  fieiningen  unb 
3©eibrüden.  (£5  war  barin  ooller  S^abenerfo^  oerfpnK^eni 
toenn  eine  Seraubung  oorlommen  follte,  unb  9lflrnberg 
oerfprat^  ben  9{egen$burger  Aaufleuten  oollftonbige  Strafen* 
fi^erbeit  unb  gutes  ©eleit  oon  9lürnberg  bis  na^  Oppenheim 
in  Slb^in^effen  jioif^en  3Borms  unb  SRainj  wie  burc^  bie 
©enf^aft  SBeinsberg,  wobei  JRümberg  für  jeben  Stäben 
gutftanb,  ber  ben  Slegensburgern  bort  erwad^fen  foIIte.  Die 
SRegensburger  Aaufleute  l^olten  am  Kleine  namentli^  flanbrifc^ 
9BoIItü(^er  unb  oerfra<^teten  bagegen  ©fiute,  SBadb^i 
Aupfer,  3tnn,  (Eifen,  llnfi^Iitt,  Si^meer,  $e^  unb 
SBein  na^  bem  9{^ein. 

S^on  im  3a^re  1319  braute  inbes  ber  ftrieg  um  bie  Rei^s* 
frone  9iegensburg  neue  ©anbebftorungen.  Die  £)eft  et  reifer 
jogen  mit  ben  Xruppen  bes  Srjbistums  Saljburg  oor  Slegens* 
bürg  unb  oerlangten  bie  SInerlennung  bes  oftenei^if^en  HBnigs 
gfriebri^s  bes  S^önen  unb  ab  fie  ni^t  eingelaffen  würben, 
na^m   man   in  SBien   bie  [Smtli^en  SBarenlager  ber  9Iegens« 


—     193    — 

buTger  ftoufleute  in  Sef(^Iag.  3m  3o^re  1320  gob  bie  (Stof^ 
f(^  9{(etned»9lotenfel9  beit  9{egensburgem  (5eleit|t(^ei^eit 
auf  bet  Staube r.  1321  tourbe  in  bei  (graff^aft  6<4eni  tn83|:: 
men  bem  9{egen6burger  ^anbels^us  ^ermann  9RaIIer  unb 
anbercn  Slegensbtirgetn  ein  äBagen  mit  Seoanb  unb  anbere 
Kegensburger  Saumtiere  unb  fiaftmagen  mit  Sef^Iog  belegt.  1 322 
erneuerte  inbes  S5^men  ben  Surgmannen  unb  ftaufleuten  oon 
Kegensburg  gegen  3<^^Iung  oon  300  $fb.  i^r  feit^eriges  (Jfrei» 
^belsre^t  unb  ber  SRat  legte  biefe  Summe  auf  biejenigen 
jtaufleute  um,  bie  na<!^  So^men  ausffi^rten.  3m  i^a^xt  1324 
erneuerte  bie  Surggraff^aft  SRfirnberg,  bie^enf^aft  go^em 
lo^e  fomie  bie  (&raf}(|afl  SBert^eim  ber  Stabt  jtrgensburg 
i^n  (Seleitsbrief,  wogegen  fic^  bie  Stabt  Siegensburg  ouf 
bie  Sitte  Slfimbergs  bei  ber  itrone  grantreid^,  ber  ^ropftei 
Zourna^  unb  ben  fronjoiif^^brabantif^en  SRünjamtern  ffir 
9tfimberg  oervenbete.  (Einige  9lümberger  ftaufleute  Rotten 
tiomlic^  groge  Cut^ben  in  biefen  £anbem  unb  babei  großen 
Stoben  gelitten.  Stümberg  f^rieb  bes^alb  an  SRegensburg,  ba 
in  aiegensburg  ebenfalls  uiel  $anbel  na^  g  ran  fr  ei  d^  unb 
S  r ab  an  t  ftattfinbe  unb  bie  IRegensburger  itaufleute  biefen  $am 
bei  am  beften  uetfte^n,  fo  ^abe  man  in  Siegensburg  roo^I  ebenfalls 
oiel  Stäben  burd^  bas  „6tr e id^en",  b.  §.  bas  6^Ie^termad(|en, 
ber  fran}3fif(|en9B&^rung  erlitten.  Slflrnberg f^Iug bes^Ib 
oor,  Stegensburg,  Slugsburg  unb  Slärnberg  als  bie 
bret  ^au)rtbeteiligten  Stabte  mögen  gemeinfam  bei  ber  fran« 
jofifd^en  ilrone  oorge^en  unb  Sd^abenerfa^  ermirlen.  Die  brei 
6t&bte  lauften  alfo  in  Stanlret(|  unb  ben  92ieberlanben 
fe^r  uiel  ein.  3m  3a^re  1326  erneuerten  bie  (graffc^aften 
Kaffau,  6a9n  unb  ^o^enlo^e  mieber^olt  bie  9legens= 
burger  (Seleitsbriefe  unb  Sd^ablosDerf^reibungeUp  ebenfo  erhielt 
im  3a^e  1331  9{egensburg  (Selettbriefe  oon  ben  $errf(^afien 
9laffau,  Sai^n,  üDie^  unb  S  im  bürg,  fo  bag  feine  ftaufleute 
Don  £ippe  bis  Aaftel  am  9{§ein  |i(^er  ganbel  treiben  tonnten. 
Dagegen  ^atte  9legensburg  im  3a^re  1332  einen  großen  Streit 
mit  ber  (Broff^aft  S^aumberg  jmild^en  $affau  unb  £in3, 
loeil  bie  festere  gu  Sf^a  bie  3öne  erlgo^t  unb  iRegensburger 
(But  bef^Iagna^mt  ^atte.  Der  Sieben  n>ar  fe^r  grog  unb 
Kegensburg  oerlangte  bes^alb  S(^abenerfa^  auf  bem  ^ege  ge» 
ri^tlid^r  ftlage.    3n   ber  I^at   rourbe  bie  (Broffd^aft  ju   500 

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—    194    — 

SRotl  verurteilt,  xotliit  in  b  e  r  9(rt  beja^It  nmrben,  bog  man 
fo  lange  in  Slf^a  nur  ben  alten  3on  oon  32  $fg.p  2  $fb. 
Pfeffer,  2  Sturml^auben  unb  2  $ut[(^nfiren  er^ob,  bis  bte 
S^ulb  bejo^It  toar. 

Sei  biefem  lebhaften  Serle^r  ivar  es  lein  SBunber ,  loenn 
bte  großen  Stegensburger  $anbel$^u[er  bomals  fe^r  rei^  nmien. 
SBie  in  gfranfreii^  unb  ben  9lteberlanben  ben  fiombarben  nxiren 
i^nen  in  Deutfi^Ianb  no^eju  alle  gffirften^Sufer  unb  ^errfd^aften, 
Sistfimer  unb  Sbteien  CSelb  f^ulbig  unb  i^re  (£rebitgef<^e 
mad^ten  ben  fiombarben  in  gfranfrei^  unb  ben  Slieberlanben 
er^bliil^en  SBettbemerb.  Die  9Ri1teI  Saperns  toaren  unter 
Aonig  £ubn)ig  beim  Huftreien  Aarfe  IV.  fo  erfi^opft ,  bog  bte 
Cßelellf^aft  Steid^  unb  ®en.  in  9{egensburg  20— 30$funb< 
n)eife  ben  6o^nen  bes  Aaifers  ben  fiebensunter^U  uorftreden 
mugte.  Da  mar  es  lein  SGBunber,  u>enn  bie  9tt\äf  bei  biefen 
(gef^äften  groge  (Sutsbefi^er  n)urben ,  n^o^renb  bie  ^ausfleim 
obien  ber  Käufer  Cua^emburg  unb  Abensberg  in  ben  $an« 
ben  ber  3uben  u)Qren,  n)enn  ber  (Ertrag  bes  {Regensburger 
Ofriebgert^ts  unb  ber  bif^ofU^n  AS  mm  er  er  in  ber  $fanb» 
[(^aft  ber  S^milie  9{ei^  ftonben. 

Diefer  aRo^ellung  StiffiiirihrTgs  als  Sanlplal|  ffir  bie 
^albe  SBfft  vtxmiße  es  bes^alb  au(^  junSi^ft  wenig  Sin« 
trag  3»  f^mr,  als  Ungarn  unb  So^men  ftrenge  Ser« 
Me  gegen  bie  Susfu^r  oon  ungemfin5tem  (Ebelmetall  er* 
liegen.  9lur  gef(^o^  [eitler  bie  Slusfu^  f^dadüf  mittels 
bes  S^muggels.  X)ie[er  ei^ifh^anbeloar  es  benn  au<l^,  ber 
bie  Stabi  Stcgerrsburg  in  immer  f^arfem  (gegenfa^  ju  i^ren 
Sfac^barn  brachte.  3*"  3a^re  1337  lam  9{egensburg  in  ferneren 
Streit  mit  ber  bai) er if(^en  9{egierung.  Sägern  bejic^tigte 
bie  9?eg6nsburger  mo^I  ni^t  o^ne  Sered^tigung,  bag  fie  im  <B^ 
Reimen  bie  S  0  ^  m  e  n  unterftfi^ten,  n>eld^e  bamals  ganj  Slteber* 
baqern  oerQ)u[teien,  unb  oerfud^te  oergeblii^,  bie  6tabt  bur^  einen 
rs^nen  $anb|trei^  3U  nehmen.  3loi^  f^Iimmer  gieng  es  ben 
9)egensburgern  im  Z^f)xt  1343.  Die  Stabt  30g  {i<^  bamals 
bur$  i^r  Ser^alten  bie  9{ei$sad^t  ju  unb  ba  ^iebur^  ffir  alles 
9tegensburger  (Sut  bas  (geleite  hinfällig  tourbe,  fo  mürbe  flberalt 
bas  9{egen6burger  Aoufmannsgut  auf  ben  Strafen  gepf&nbet 
troö  aller  Befc^roerben  beim  (fojbistum  Wains,  bei  Slaffan 
unb  in  gfranlfurt,  beiber  gerrfd^aft  (Eppenftein  unbanberen 


I 


-    195    — 

^enft^ften ,  bog  man  i^ren  Aoufleuten  2  SBagen  mit  9B  o  I  h 
tfid^ern  gei^anbet  ^obe.  Ueberoll  lautete  bte  able^nenbe  ^nt. 
iDort,  bannigen  fieuten  verbe  fein  SRed^t  ge[pro(|en.  Die  Siegend» 
bürget  ^Ifen  fi^  infolge  be|fen  babur^,  bag  fie  feit  bem  3a^re  1344 
me^  ben  ^anbel  na^  £)eftenei(^  pflegten.  6ie  führten  i^re  (Bfiter 
burd^  bos  ^ersogtum  Oefterrei^  übet  ben  ^freimberg 
nac^  2Bien  unb  oon  boit  nai^  Sö§men,  [o  bag  |ie  ben 
^fonbungen  in  bet  Obeqifolj  entgiengen.  SoQern  empfanb 
bies  fe^r  ^rt  on  feinen  33nen  unb  j^idte  bes^alb  eine  Se^ 
{^loetbe  nad^  Kegendburg,  fonb  obei  fein  ®e^5r  unb  etft  im  Sa^re 

1345  übernahm  bie  ®raff(^aft  S^aumberg  erneut  bie  6i<^er« 
ung  für  oHes  Gut,  bas  bie  Aaufleute  oon  Aoln,  Smfinb  unb 
Hugsburg  ju  SBaffer  ober  ju  Sanb  na^  ben  Donaul&nbem 
fü^en. 

Slu^  bie  6treitigteiten  jtoif^en  Saqecn  unb  SB^men 
um  bos  fianb  Ziiol  voren  fflr  Xegensburg  Don  f^ioeren  Solgen. 
Die  9(bna^e  bes  Srltags  ber  bo^mif^en  Silbergruben 
unl>  bie  fteigenbe  Srgiebigfeit  ber  Ziroler  Setgn^etfe  legten  ben 
So^men  immer  me^r  ben  SBunfd^  na^e ,  biefes  £anb  in  i^ien 
Seft^  ju  bringen,  unb  bie  3Biener  Ser^anblungen  oom  3^^^^ 

1346  gmifd^en  £)e(terret4,  Ungarn,  Sranbenburg  unb 
Sägern  breiten  jt^  in  erfter  £inie  um  ben  Sefi^  oon  Xirol. 
Slegensburg  ftellte  fi^  babei  fofort  auf  bie  6eite  ber  93B^men. 
3m  3a^r  1347  gieng  Siegensburg  offen  3u  ben  £uxemburgern  über 
unb  fiel,  fobalb  ber  $apft  ben  SRarfgrafen  3obft  oon  9D2ä^ren 
unb  na^  beffen  !£ob  ben  ftonig  Aarl  oon  Sö^men  als  (6egen« 
fSnig  gegen  £ubmig  ben  Saqern  aufgeftellt  ^atte,  fofort  in 
bos  bcqerif^e  Sebiet  ein.  9lls  bann  bie  3laiS)xiä)\  oon  bem 
plo^Iiilen  Xobe  Aönig  fiubmigs  1347  in  Kegensburg  eintraf, 
nntiben  fofort  Eilboten  na^  allen  Orten  gefenbet,  um  bte  Sie« 
gensburger  Aaufleute  ju  n^amen,  bag  fie  i^r  ®ut  in  Si^er^eit 
bringen.  Die  Sermo^Iung  ftbnig  ilarls  IV.  mit  ber  ^lo^ter 
bes  mütelsbo^ifd^en  ^foljgrafen  bei  Sl^ein  oerf Raffte  Sö^men 
einen  Xeil  ber  Oberpfal}  unb  trieb  ben  erften  ileil  in  ben 
baqerif^enSefi^,  ber  bie  SRarf  Sranbenburg,  2;iroI  unb 
^ollanb  als  »td^tigfte  Dur^fu^rplö^e  jener  3eit umfagte, 
unb  ben  ber  Zo\>  fiubioigs  in  10  Zeile  rig.  Der  SBo^lftanb 
Slegensburgs  gi^ng  feit  1347  fi^tltc^  jurudf.  3Ran  bef(|log,  um 
bie  grogen  itoften  für  bie  Sotf^often  ber  Stabt  an  ben  ein« 

13* 


—     196     — 

seinen  $ofen  erttfigli^er  ju  ma^en,  bem  Sflrgermeifter,  bec  ab 
Sotf^ter  reifte,  nic^t  nte^r  ah  6  $ferbe ,  einem  Xats^enm  4, 
bem  6iabt[^reiber  2  ^fetbe  in  ber  ktt  gu  enlf^Sbigen ,  bag 
man  filt  iDlann  unb  $ferb  tfigli^  32  ^g.  beja^Ite.  SBeitere 
$ferbe  ^atie  ber  Solfc^ofter  felbft  3u  jaulen.  9Ran  Ilagte  bitter, 
bag  bie  öffentU^en  Slusgaben  einer  grogen  ^anbeteftabt  mte 
9{egensburg  faum  me^r  5u  erfi^oingen  feien ,  ba  bie  Seiroidel* 
ungen  mit  ben  Seleiis^erren  immer  f^Iimmer  merben.  3in 
3a^re  1351  mürbe  in  Trabant  9{egen9burger  ®ut  gepffinbet, 
au^  mar  bie  Strafe  na^  SB ü  13 bürg  unb  fiber  ben^unbs' 
rild  unfii^er,  fo  bag  f(^Ieunigft  (Eilboten  na((  Zrier  unb  Sin t- 
merpen,  na^  ^c<tg»  SBfirjburg,  Slugsburg,  SBert^eim 
unb  iRfirnberg  gefanbt  mürben,  um  bie  ftaufleute  ju  mamen. 
(Ebenfo  f^idte  man  im  3a^re  1354  9legensburger  Soten  na^  ®  5  r 3, 
Stein,  SBoIfftein  unb  gfteiburg  unb  na^  9lfirnberg  an 
ben  6i^  bed  ftanlif(^en  £anbfriebensbunb$,  um  bafflr  6orge  }tt 
tragen,  bog  bie  ganbelsfpene  aufgehoben  merbe,  mel^e  mon  fiber 
bie  Stabt  oer^ängt  ^atte.  Aaum  mar  inbe^  biefer  Streit  aus* 
geglichen,  als  im  gletd^en  3a^re  ein  neuer  Streit  jmif^en  n  egens« 
bürg  unb  iRfirnberg  ausbra^.  Kegensburg  flagte  beim  3lti^t 
gegen  JRümberg,  bag  biefe  Stabt  bie  9{egensburger  ®emanb» 
mögen  aufhalten  laffe,  unb  9lürnberg  gab  barauf  bie  Srfl&rung 
ab,  es  fei  hieran  lebiglii^  bie  9{egensburger  ftaufmannfc^aft  felbft 
f^ulb.  (Einige  Mrnberger  itaufleute  ^ben  nämli^  eine  gfor« 
berung  an  einige  $ r  ager  gfitmen  unb  laffen  bed^Ib  bas  $trager 
(gut  bef^Iagna^uien.  9lun  Reifen  fi^  aber  bie  $rager  bamit,  bag  fie 
i^r  ®ut  auf  Siegensburger  9lamen  burd^  Slflmberg  fähren. 
iD2an  oerlange  bes^alb  oon  allen  Slegeneburger  SBagenleuten 
bie  eiblii^e  Serfi^erung,  bog  fie  fein  ^rager  ®ut  fübren.  ^thtx 
SBirt  fei  bered^tigl,  auf  ffiiunb  einer  Siegensburger  3onbeflaratton 
biefen  9la(^meis  3U  führen ,  fo  bag  bie  9{egen$burger  fic^  leicht 
Reifen  lönnen. 

SBie  fe^r  bei  biefen  Streitereien  bie  perfonIi(^e  (Eiferfu^t 
ber  (ßrog^änbler  beiber  Stöbte  ^ereinfpielte,  bemeifen  bie  Strei* 
tigleiten  im  gefeiligen  Serfe^r  ber  beiberfeitigen  Jtaufleute  in 
Senebig.  Heber  bie  ganje  iRegietungBjeit  ftarte  IV.  jantten 
fi$  beiber  Stöbte  jlaufleuteum  ben  Sorfi^  im  Deutf^en  ^ofe 
ju  SBenebig.  Wegensburg  erflörtc,  es  fei  eine  „freie  Stobt". 
Slfirnberg  aber  nur  eine  9{ei(^sftabt,  unb  ab  man  bies  ni<l^t 


—     197     — 

als  audfc^Ioggebenb  gellen  Iof|en  toollte  unb  bie  gonbels« 
bebeutung  in  ben  Sorbergninb  [teilte,  f^tdten  bie  Biegens« 
bürget  eine  groge  Summe  Solb  on  einem  Zage  no^  Senebig 
fouften  ebenfo  oiele  SBaren  gegen  bor,  als  bie  Slümberger 
gegen  SBe^fel  unb  auf  Sorg  im  ganzen  legten  3o^re  getauft 
^tfen,  unb  gevonnen  fo  in  ber  ^at  ben  Streit.  SIber  unter 
ftonig  SBenjel  gieng  ber  Streit  s)ieber  los  unb  es  fam  f(|lteglic^ 
im  3>eutf4en  ^ofe  beim  gemeinfamen  SRittogeffen  ju  einer  großen 
6<^Iägerei,  bei  ber  beibe  ^adeien  mit  Stdden  auf  einanber* 
Rieben,  fo  bag  bie  (er}ogIi^e  9legierung  einf^reiten  mugte  unb 
erneut  ju  (fünften  9{egensburgs  entl^ieb. 

9leue  Unruhen  braute  in  bie  Stabt ,  als  im  3a^re  1355 
bas  9{ei4  bie  %t]it  Don  au  [tauf  bei  Kegensburg  in  feinen 
Sefiti  braute  unb  bort  §3^re  doKe  einführte.  9lo^  f^Itm« 
mer  aber  virfte  ffir  ben  Kegensburger  ^anbel  bie  gfe^be 
ber  Slabigemeinbe  mit  bem  Sef^Iec^te  ber  3<>n^  ^^  ^i^  ®^' 
fille  bes  Sc^ult^eigenamts  ober  Stabtamansamts.  Ss 
toar  ben  3<>nben,  geftfi^t  auf  i^re  9{e^ie,  gelungen,  SoHftredungs« 
befehle  gegen  bos  9{egensburger  C5ut  in  betrS^ilic^er  $9^e  ju 
eimiiten,  unb  fo  max  erneut  nirgenbs  me^r  bas  Slegensburger 
Aaufmannsgut  fi^er.  3n  Salzburg  lourbe  ftaufmanns» 
gut  unb  93 ie^  gepfänbet,  in  Straubing  mürben  bie 
Xegensburger  Skiffe  bef^Iagna^mt ,  bie  Strafe  na^ 
Senebig  mar  gefä^rbet.  Srneut  giengen  (Eilboten  nad^ 
Senebig,  gff<^nffurt  unb^rag  an  alle  jtauf fetten  unb  gfu^r:> 
leute,  bie  untermegs  moren,  ^ur  SBarnung,  aber  erft  im  3a^re 
1360  gelang  es  iRegensburg  micber,  ^rieben  mit  Saqern  ju 
f^Iiegen,  bos  fi^  bes  bena^tetligten  S^uli^eigen  oon  9{egens> 
bürg  angenommen  ^ite ,  fo  bog  bie  Strome  oon  9{egensburg 
fiber  C^am  na^  $rag  toieber  fidler  mürbe.  Dafür  bef^Iag* 
normten  aber  im  3a^re  1361  bie  3<inbe  in  Reffen«  St  äff  au 
unb  in  S^aumburgbte9{egensburger  9Bein«  unb®emanb> 
f^iffe  unb  im  3a^re  1362  mürbe  bas  9{egensburger  (Sut  auf 
ber  Smfe,  in  ^omburg  auf  ber  gö^e  unb  auf  bem  $unbs^ 
rficf  erneut  gepfänbet. 

(Ebenfo  f^Iimm  mirlte  im  3a^re  1363  bie  gfe^be  jmifi^en 
bem  9legensburger  (&ef4Ic(^ter  !Rei(^  unb  bem$er5og  o.  Zecf. 
9{ei(|  ^tte  ben  Domldeirn  Aonrob  o.  Sraunau  erf^Iagen  unb 
beim  Steic^^ofgeri^t  mareinSoIIftre(fungsbefe^I  gegen  bie  Stabt  er* 


—     198     — 

enotTlt  morben,  auf  ben  geftQ^t  auf  bem  gunbsrfidbte  Stegensburget 
gebronbf^a^  würben,  obglei^  Sa9ent  bte  Slegetisbutget  f<l^fl^e. 
(Erft  im  So^re  1864  !am  etnSertrag  Sa^etn^^oIIanbs  mit 
Kegensburg  ju  Stanbe,  nai^  bem  alle  9Bägen  auf  ber  Sene* 
biger  Strome  mittrodener  jtoufmannf^aft,  mit8f<^ften* 
fpeife,  9RaIoafier  tinb  griei^ifd^en  SBeinenoonSaffano 
an  fi<!^er  fein  follten,  loie  au^  Sefterrei^  unb  bie  n^ein* 
pfalj  erneut  mieber  ber  6tobt  bie  Si^er^it  bes  (Seleits  ge« 
iDä^rleifteten.  9l6er  f^on  1365  braute  ber  Streit  um  Zirol 
bie  Stabt  Siegensburg  in  neue  Serlegen^eiten.  3n  ^offau 
mürbe  ben  iRegensburger  iloufleuten  eine  grojje  fiabung  6  d^ mal 3 
mit  Seft^Iag  belegt,  in  (E^am  n)urben  Kegensburger  Aaufleute 
oerl^oftet.  Die  ^txitn  mürben  bobei  immer  fd^Iec^ter. 
Die  Aaufteute  Hagten,  bag  i^re  ®e|4aftsreifen  lebensgefä^lt^ 
unb  mentg  geminnbringenb  feien,  meil  bie  (Seleitgebfi^ren  oiel 
5U  ^o(^  feien.  Die  6täbte  maren  ni^t  me^r  in  ber  £age,  für  jeben 
einseinen  Sfirger  einsufte^n  ober  fi^  für  Seleibigungen  berfelben 
(genugt^uung  3U  fc^affen,unb  ber  Slegensburger  9iat  machte  be$* 
^Ib  befannt,  Ifinftig  möge  jeber  fc^en,  mie  er  feine  angelegen* 
§eit  unb  Aaufmannf(^aft  felbft  auf  feine  jioften  oustrage  o^ne 
Stäben  ber  6tabt,  es  betreffe  (Erbe  ober  (Eigen;  bie  Stobt 
fonne  nur  no^  ben  Sotenlo^n  jal^Ien.  (Erft  als  im  3^^^^  1369 
bie  Ztroler  $anbel  enbli^  beigelegt  mürben  unb  Saqem  Xirol 
gegen  eine  (Selbentf^äbigung  anDefterreid^  abtrat,  mürbe  es 
etmas  beffer;  bo<!^  gob  es  aud^  je^t  no4  SBibenoartigfeiten  in 
SRenge. 

3m  3a^re  1370  mugte  Siegensburg  bie  Steuer  er^ö^en. 
Die  (Braff^aft  Ortenburg  legte  bamals  Sefi^Iog  auf 
einige  SIegensburger  Sd^ijfe,  auf  benen  mehrere  Rramer  fo- 
mie  einige  Sd^u^-  unb  iRiemen^önbler  ju  SRartt  fuhren. 
3m  3a^re  1374  befam  9tegensburg  Streit  mit  $affau,  meil 
man  ben  9?egensburgern  bort  ben  Serlauf  oon  SB  e  i  n  oerboten 
^atte,  ben  fie  aus  Cefterreid^  herauf bra<^ten.  Kegensburg  be« 
tonte,  bog  man  bo^  in  IRegensburg  ben  $affauem  ben  SalS' 
Der  lauf  ebenfalls  geftatte,  unb  Ilagte  bitter,  bog  $affau  ben 
3oII  aui)  für  fol^e  Üüd^er  ergebe,  bie  unoerlauft  aus  SBien 
na^  9{egen$burg  surfidge^en,  ebenfo  ffir  SB  eine,  Salj  unb 
(Betreibe,  mie  au(^  ber  SRegensburger  (Belbmei^fel  in 
$affau  eingef^ronft  motben  fei.  Dann  belam  9{egensbuig  1375 


—     199    - 

einen  Streit  mit  bei  ^enfd^aft  Abensberg.  SRan  fd^idle 
iDiebei^oIt  Soten  nad^  Sffitt^,  um  bie  von  Slawen  ^eimle^« 
renben  Kegensburger  Aaufleute  ju  marnen,  ba  ^{egeneburg 
erneut  burc^  eine  Jllage  bes  (Srog^önblers  Spengler  in  bie 
Stei^sQ^t  gefallen  n)ar.  Dos  ^erjogtum  Seltnen  legte 
fofort  namens  bes  iReid^s^ofgeri^ts  Se[(^Iag  auf  bas 
i^ui,  bas  bie  9legensburger  Jtaufleute  oon  ber  3Re{[e  in 
Sfranlfurt  unbSresIau  heimbringen  roollten,  [o  bag  bie 
Slot  berfelben  eine  groge  »ar.  1378  Ilagte  SRegensburg  bei 
ber  9{egterung  in  anfingen,  bag  bie  (&raf[(^aft  (gros  ben 
Soll  in  Xobla^  er^S^t  ^abe,  unb  ertoirlte  mit  ^ilfe  Saqems 
Sbftellung  biefer  Sef(^ioerbe.  (Eben|o  Ilagten  bie  iRegensburger, 
als  im  3a^re  1389  bie  6tabt  $  äff  au  oom  9tei^e  bas  Sta- 
pelre4lt  auf  alle  SBeine  erhielt,  bie  aus  Oefterreid^  bie 
Donau  ^erauffamen,  unb  auf  alles  Sal},  bas  ben  3nn  herunter« 
gebraut  mürbe,  fo  bag  alle  biefe  SBaren  an  bie  ^affouer  Aauf» 
ieute  oerfauft  unb  oon  biefen  erft  Q)teber  erioorben  oerben  mujsten 
vte  bie  Slieberlfinber  SBaren  oon  ben  ftölnern.  Sllle  biefe 
Dinge  minberten  ben  IRegensburger  Serle^r  unb  man  Kagte 
bort  immer  me^r,  bag  bie  93  e  nebig  er  je^t  nic^t  me^r  na4 
Siegensburg  lommen,  fonbern  umgele^rt  bie  Stegensburger  Aauf» 
Ieute  nac^  Sologha  unbSenebig  reifen  muffen, um  (Sefd^öfte 
5U  ma^en.  6o  laufte  3.  S«  1386  bie  girma  SRaller  ein  eigenes 
$aus  in  Sologna.  Sin  bie  Stelle  9iegensburgs  traten  eben 
Senebig  unb  bie  Sombarbenftabte,  an  bie  Stelle  ber 
Donoulänbet  bie  Slbria  als  9RitteIpunfte  bes  SBelt^anbels. 

o.   Die  Donoulönber. 

9lo<^  um  bas  3a^r  1300  reiften  bie  f(|n)äbif(|en  ftaufleute 
in  groger  3q§I  nad^  9Bien  unb  bie  bortige  ^erjoglid^e  9{egier» 
ung  Aönig  Slbrec^ts  gab  \xi^  alle  aRfi^e,  ben  ganbel  ber  Stabt 
3U  er^lten ;  leiber  oergeblii^ ,  benn  bie  Donaulänber  traten  5U« 
rüd  Dor  bem  aufblü^enben  Stern  Zirols  unb  ber  S^meis, 
loel^e  bie  93erbinbung  mit  3^<^Ii^n  oermittelten  unb  ben 
äBarenbejug  aus  ilonfta  ntinopel  in  ben  ^intergrunb  bröngten. 
Das  ^aus  ^absburg  fa^  bies  aud)  ein  unb  bie  (Erwerbung  ber 
Slarlgraffd^aft  Surgau  unb  Oberf^mabens  oar  ein  StQd 
beougter  ^absburgifd^er  $anbelspolitif.  Slber  au(^  in  2B  i  e  n 
vm  mon  bobei  ni^t  laffig.  derjog  Wbxt^i  gab  ben  S^maitn^ 
laufleuten  folc^e  ^rioilegien,  bag  fie  ben  hai)xx\ä)tn  ^rinjen 


—     200     — 

Otio,  ben  oon  ben  Senebtgern  aufgeftellten  ungaitf^en 
X^ronbetoerber,  fpottenb  ben  ,,ftramet  oon  Senebig"  nannten 
unb  ber  6tabt  SBien  treu  blieben.  SRan  §telt  in  U I  m  ju 
Oefterreid^  unb  (Senua  unb  ^ogte  Sägern  unb  Senebig 
unb  in  ber  Z^at  mugte  im  3o|re  1307  Aonig  Dtlo  ber  Soqer 
in  Ungarn  bem  ^erjogitorl  SRoberi  oon  9lniou«6iciIien 
meinen,  melier  in  Ungarn  alsbolb  franjöfif^e  Sitten  einffi^e, 
SRacebonien  eroberte  unb  ftiieg  mit  ^uglanb  begann, 
bos  Ungarns  S^He  [d^Sbigte,  inbem  es  in  Serfe^c  mit  Senebig 
bur^  bie  Slieberlanbe  trat.  1305  erhielten  bie  Slegensburger 
Sic^er^eit  in  Oefterrei^  unb  3uIoffung  oor  Seri^t  wie  bie 
Sin^eimifi^en ,  llagten  aber  f^on  bamals,  bag  man  i^nen 
i^re  ^lioilegien  nehmen  molle.  SRan  oerlange  ffir  bie  Se* 
bedungsmannjd^aft  ebenfalls  3on  unb  in  SBien  ^te  man 
es  ebenfo  mit  ben  (5eioanbQ)agen,  bie  [ie  herunterbringen, 
au<|  bei  Rauten,  SBaci^s  unb  9{iemen  oerlange  man  me^r 
3oI(  als  (eitler,  ebenfo  beim  9Bein.  3m  3a^re  1318  gab 
Oefterrei^  ben  iRegensburgem  erneut  (&eleitfi(^er^eit  unb  oer« 
fpra^,  bag  fie  oor  allen  öfteneic^if^en  (Berid^ten  ffir  alle  gfor« 
berungen  an  ö|teneid^if(^e  Staatsuntertl^anen  ober  an  bie 
9Biener  aRfinse  i^re  9{e(^tsan{prfi(^e  follten  geltenb  machen 
bfitfen.  1320  nennt  bas  SBiener  Stabtre^t  bie  6(^maben 
neben  ben  9legensburgern,  mie  1191  bie  Xud^ma^er  oon  Sod^en, 
Aoln,  SReg  unb  aRafttii^t.  6ie  finb  frei  oom  ^funbjoll  unb 
jaulen  nur  bas  itaufl^auslagergelb.  1330  giebt  Oefterrei^i  ben 
IRegensburgem  ein  ^rioileg,  bas  {ebe  SSerle^ung  eines  Segens« 
burgers  mit  bem  Zobe  bebro^t,  unb  1331  f^idt  ber  Stegens* 
burger  ^anferat  eine  Solfd^aft  na<^  SBien  unb  er^It  baburd(^  feine 
^rioilegien  erneut,  roobei  ein  Srfigler  Xu^  als  f^impfli^es 
®e[d^enf  abgeviefen  mitb.  9Iu(^  bei  ber  Teilung  Oefter* 
reid^s  im  Z^^^xt  1379  loirb  ben  iRegensburgern  bas  Kieber* 
lagsre^t  in  SBien  beftäligt. 

Ss  mox  bie  june^menbe  Sebeutung  bes  unmittel* 
baren  3}er!e|ts  mit  Ungarn,  ber  biefe  Ser^Itmffe  in 
SBien  ^eroorbrat^te.  1312  oerbot  Oeftenei^  ben  fremben 
i^Qufleuten  jeben  Sinfauf  bei  9li(^tmienem ,  1322  erhielt 
SBien  bas  6tapelre(^t  unb  L349  mürbe  allen  grtemben  in 
SBien  bie  SB  eiterreife  nad^  Ungarn  oerboten  mie  in  Aoln, 
loeil  man  in  Oefterreit^  mit  ma^fenbem  Slergec  fa^,  mie  unter 


—     201     — 

bem  Snjou  Submig  bem  (Srogen  von  Ungarn  (1342)  [i^ 
ber  unntHtelbore  Sextett  Ungarns  mit  Umgebung  Oe|lenei^ 
^ob.  3m  Z<^^tt  1350  lourbt  $oIen  erfd^Ioffen  unb  1358  oer- 
lor  Senebtg  !DaImatien  mit  Siogufa  on  Ungarn,  1357,  1364 
unb  1370  f^Ioffen  bie  6täbte  9lflrnberg  unb  Slegeneburg 
gfrei^onbelspertrfige  mit  Ungarn,  in  melden  beftimmt  ourbe,  bog 
bie  3<>^Iung  in  beliebiger  SBä^rung  erfolgen  Ibnne  unb  bog 
eine  7»34i3e  Afinbigung  bes  ^onbeboertrogs  in  AriegsjeUen 
Itottjufinben  ^be. 

Slber  es  blieb  nid^t  bei  ber  (Erf^Iiegung  Ungarns. 
6ett  1300  trat  Serbien  ebenfalls  in  ben  Areis  ber  Sto^« 
ftoffbejugsISnber.  9Ran  Ilagte  bort,  bog  bie  Senuefen 
nunmehr  itonftontinopel  mit  bulgarif^em  (Setreibe 
oerforgen,  unb  fu(|te  bes^olb  bie  ferbifi^en  (Erjeugniffe  in  Se» 
nebig  anjubringen.  Z^  3<t§<^  1320  empfahl  [id^  Serbien 
ben  Aaufieuten  oon  Senebig  als  Dur^fu^rlanb  nad^ 
bem  S^oarjen  SSleere  unb  oerfprac^  benfelben  oolle 
Si^er^it;  nur  [oute  bie  Steife  nac^  Sulgaiien  oerbofen 
bleiben.  Huä^  im  3a^re  1323  mieber^olte  Serbien  in  Senebig 
feine  (Empfehlung,  o^ne  bog  jebo^  bie  Senebiger  ju  lebhaften 
Siniaufen  fi(^  entj^Iiegen  lonnten:  Die  Senuefen  f^äbigten 
bur4  i^te  Sinf&ufe  in  Bulgarien  bie  Xfirlen  in  Srme« 
nien  in  ^o^em  Grobe  unb  biefe  eroberten  bes^olb,  oon  Sene» 
big  ermuntert,  Sulgarien  unb  bie  Donaulfinber.  Seit  1350 
brongen  bie  Xfir!en  immer  Ifl^ner  oor:  1356  befe^ten  fie  als 
erfte  euTopfiif^e  Stobt  (gallipolis,  1361  ^brionopel,  1362 
^^ilippopel,  1365  gonj  Serbien,  1375  Sulgorien, 
1382  Sophia  unb  1389  n>urben  bie  Serben  unb  Sul» 
garen  ouf  bem  Slmfelfelbe  berort  gef flogen,  bog  es  mit  i^rer 
Selbftftänbigleit  oorbei  vor.  %uif  ber  Areujjug  Aonig  Sig« 
munbs  oon  £uxemburg»Ungarn*Sranbenburg  im  3a^re 
1396  lonnte  biefes  S^idfal  ni^t  aufholten  unb  bie  fd^mere 
Kieberloge  bei  9liIopoIis  t ig  bie  unteren  Donaulänber  bouernb 
oon  ber  politif^en  unb  ganbelsoerbinbung  mit  bem  9lbenb« 
lanbe  los. 

3Bor  fo  ber  freie  ^anbelsoerle^r  bes  Slbenblanbs  mit  fto  n  ft  a  n^ 

Itinopel  bauernb  ba^in,  fo  fteigerte  fi^  um  fo  me^r  ber  93er« 

le^  nad^  Ungarn  unb  $oIen.    3in  3a^re  1349  eroberte 

er  Rbnig  Aafimir  ber  (ßroge  oon  $oIen  ganj  9BoI§qnien 


—     202    — 

unb  oon  ®örlt^  unb  Sauden  aus  entcoldelte  fi(^  ein  leb» 
^after  ^anbel  m^  fiemberg  unb  beut  Sfirftenhim  Oppeln 
unb  oon  ^ter  nac^  Xono  (Dbeffa)  unb  Aoffa  (Sebaftopol). 
Diefe  Strajje  benfi^ten  mit  Sorliebe  bie  genue|if^en 
Stoffeitenreiter,  6oIbQten  unb  ftobniolbeamten ,  menn  fie  no^ 
Gfibruglonb  reiften,  feit  bie  Xfirlen  ben  SBüffetoeg  ge* 
f^Ioffen  Ratten,  mit  man  au^  oon  l^ier  na^  ber  Dftfee  reifte. 
Diefe  ^anbeboerbinbung  mar  es  benn  ou^,  n>el^  uor  oKem 
bie  Slfite  9lfirnberg9  seitigte,  bas  f^on  im  3a^re  1360 ber 
$auptflapelpla^  ffir  bie  SBaren  aus  Semberg  unb  Dbeffa 
roar. 

p.  t\t  6<^iDet3  unb  {^ot^burgunb. 

Slfi^te  ber  ^onbel  biefer  ®egenben  in  feit^er  nii^t  gefann* 
ter  SBeife,  fo  litt,  mit  fiberall  im  Sbenblanbe,  ou^  in  £ombar« 
bien  bas  Susfubrgeioerbe  feit  1300  immer  me^r  unb  es  traten  in> 
folge  beffenVrbeiterunrul^enunb  innere  politif  (^  Streitigteiten 
^eroor.  3n  9RaiIanb  tobte  ber  Streit  3tDif(^en  ben  (B^ibellinen 
unb  SBelfen  weiter  wk  feit  1200.  SRailanb  toor  in  ben  ^an* 
ben  ber  g^ibeilinif^en  93tsconti;  1327  Ralfen  fie  A5nig  fiub* 
n^ig  bem  Sägern  3ur  Arone  oon  fiom  bar  bien,  ber  i^nen  ba« 
für  bas  SRei^soifariat  Aber  fiombarbien  oerlie^,  bas  i^nen  noc^ 
1380  Aönig  SBensel  beftatigte.  Sis  1384  eroberten  fie  Serono, 
Sicenja,  Xreoifo,  ^abua,  ißifo,  Sieno,  Perugia  unb 
S  0 1 0  g  n  a,  f 0  bag  fie  feit^er  bas  möd^tigfte  (5efd^Ie<|t  in  Dberitalien 
maren.  3n  ^ooia  janften fi(^ feit  1300  bie g^ibellinifcf^en  See» 
caria  mit  ben  u>elfif(i|en  fianguesco,  bis  1356  bie  Sisconti 
fi^  auc^  biefer  61abt  bemä^tigten  unb  fie  bur<!^  (Erbauung  ber 
Xicinobrfide,  einer  Stabtburg  unb  Unioerfität  oerf^ön« 
ten.  3n  ber  Seibenoeberftabt  fiucca  ^atte  fiubvig  ber  Sa^er 
1327  ben  (Srafen  Surl^arb  als  £anboogt  eingefe^t,  bis  bie  un» 
beja^Iten  6^u)ei5erfned^te  bie  ^erjogsmfirbe  um  C&elb  bem 
reiben  (5enuef  en  Spinola  fibertrugen.  1331  trat  biefer,  oon 
Sloren]  ^art  bebrangt,  feine  ^lec^te  bem  A5nig  3o^nn  oon 
So^men  ab,  ber  bann  bie  6tabt  bem  ^aufe  Woffi  in 
$arma  oerpfänbete,  bis  1339  bie  6cala  oon  Serona  bie 
Stabt  an  bie  Florentiner  oerlauften,  benen  fie  1342  bie 
$  ifaner  lieber  megna^men. 

6$on  1314  jogen  infolge  ber   fd^Ic^ten   3^^^^^  sa^lrei^e 
6eiben«  unb  SaummoIIioeber  aus   fiucca  na^  Deutfc^ 


—     203     - 

laitb,  um  ^tet  i^re  Autift  toeiter  ausjuQben,  fo  bog  feit  1341 
nur  no^  in  SRoi  lanb  gtdgere  Setbenioebereien  u)Qten,  mä^renb 
in  Deutl^Ianb  nunmehr  beroitige  Sßebereien  in  groget 
SRenge  eniflonben.  3)er  ®tunb  biefes  !DomiciIn)e^|eb  toaren 
bie  franjöfil^en  (Einfuhrverbote  unb  bie  Iombarbij(|e 
9BebiDQreninbu|trie  befferte  ftd^  bes^olb  erft  »ieber,  als  Aönig 
Aarl  VI.  t>m  gfranlrei^  erneut  bie  (Einfuhr  lombarbif^er 
äBebooren  geftoitete.  Do^  erholte  jtd^  bie  SauntmoII*  unb  Sei« 
benoeberei  tro^bem  ni^t  nte^r  }ur  alten  ^errlid^feit,  meil  i^r  bie 
franjSfif^e  Seibeninbuftrie  ebenbfiitig  jur  Seite  getreten  war;  boffir 
ober  bläßte  [eitler  in  Cberitalien  bie  SBoIIenmeberei  berart 
empor,  bog  man  in  Sfranlrei^  faft  nur  no(^  Florentiner  unb 
SRailänber  äBoIIftoffe  tiug.  3n  gonj  Cberitalien  fauften 
{eitler  ja^Irei^e  SBoKenroebflü^Ie.  3n  ber  So  m  bar  bei, 
namentli^  in  aRailanb,  SRonja  unb  Como,  bläßte  feit  1330 
bie  Zu<|ioeberei  ungeheuer  unb  ganje  SOBagenjuge  mit  SBolIe 
manberten  aus  glonbern  burA  bas  91^ eintrat  über  Stras- 
burg unb  ben  (gott^arb  mä)  3talten.  Um  1370  max  aber  au^ 
^ierber  ^ö^epunlt  erreicht  unb  ber  Florentiner  SBoIIIammer« 
aufftanb  oon  1378  seigte,  bag  aucb  bie  italienif^e  3BoUen* 
inbuftrie  i^ren  Sifidgang  angetreten  ^atte. 

$anb  in  ^arit  mit  ben  Unruhen  in  £ombarbten  entftanben 
ou<^  in  ber  S^veis  innere  ftömpfe.  Unter  Führung  ber  4 
SBoIenftöbte  begannen  bie  Sdiioeijer,  bie  3^ll\^xanUn  ber 
Habsburger  5U  beieiligen  ,  xoiiä^t  i^ten  3)urd^fu^r^anbel 
lähmten,  unb  mit  ^ilfe  ber  fiuxemburger  unb  C&^ibellinen  er« 
lämpften  fie  bei  3Ror garten  bie  9{ei$sfrei^ett.  1327  f^Ioffen 
bas  Sistum  ilonftans,  3^^^^»  iBern,  £inbau,  lieber« 
lingen,  St.  (Ballen  unb  Staoensburg  unb  bie  £&nber 
Uri,  Sd^»93  unb  Unterroalben  einen  großen  fianb» 
friebensbunb.  1328  traten  93a|el  unb  fiujern  erneut  in 
(Segenfeitigleitsoede^r,  obglei^  Safel  ni(^t  me^r  rec^t  bei  loollte. 
Die  Sauern  begannen,  i§re  (Brunblaften  ab}ulö|en,  unb  feit 
1400  mar  bas  $aus  ^absburg  in  ben  fiänbern  ffibli(^  oom 
9l^in  oerbröngt. 

Der  ^auptoerie^r  gieng  noc^  um  t>as  3o^t  1300  über  ben 
(goit^arb.  Der3onin  £u5ern  unb  bie  Strafe  oon^ospem 
t^al  bis  9{eiben  bei  3<)fingen  geborten  bamals  no^  ben  $abs< 
bürgern,  bis  bie  Stöbte  3üric()unb£u3ern  benfelben  ermarben. 


—    204    — 

!X)QS  (Seleite  auf  bem  Sienoalenftfitfenfee  oon  Sluelen  an  oer« 
loc  ber  fianboogt  SBenter  oon  ^omberg  an  Uri.  1341  oer- 
^onbete  Oeftenei^  ben  3on  unb  bie  gf&^re  oon  £u}ein  an  bie 
^errfc^aft  ^alliDeil  unb  1347  mugte  ftSnig  fiubiDig  in  9Run< 
^en  ju  fünften  ber  $enf^aft  9(tting^aufen  auf  ben  3<>n 
ju  Sluelen  oetjii^ten.  Son  ben  (Beleitsrec^ten  jenfeitfi  ber 
9I(pen  oeTpfönbeie  Aontg  £ubmig  ber  So^er  1329  bie  £anb« 
oogtei  unb $f(egf^aft  im  tieoentinert^ale  fantt  ber  SaUem 
leilgebtt^r  unb  ben  Suften  an  bie  $enen  oon  3Roos  in  Uri. 
1400  gehörte  biefes  ®eleiie  ben  &enen  oon  6ax«3Rafoz  in 
S  e  1 1  i  n  3  0  n  a ;  f pätec  ermarb  U  r  i  au^  bies  (Seleite.  SBeiler  |fiblt4l 
geborte  olles  ben  Ferren  oon  Sis  conti  ab  3n^bem  ber  £tnte 
ÜRailanb^Senua.  6^on  1309  flagten  bie  ftaufleute,  bog 
bie  SBalf^en  in  Sellinjona,  fiocorno,  Somounb  SRai* 
lanb  fo  oiel  3oU  forbern,  bog  bie  Sinfu^r  nt^t  me^r  lo^e, 
ebenfo  fei  es  auf  bem  $o  unb  in  Se  neb  ig.  Vber  erft  1329 
fi^erte  SRailanb  ben  oier  SBalenftatten  Serle^frei^it  auf  ber 
9{et^s{troge  na^  SRailanb  gu. 

Smmer^in  vor  bis  jum  3o^re  1348  ber  Serte^r 
auf  ber  (Bolt^arblinie  no<^  fe^r  entcAdtelt.  Srft  |eit  bem 
Siegierungsantriti  itaifei  Aarls  iV.  rourbe  es  oorfiberge^nb  an- 
bers.  Aarl  IV.  roor  ein  heftiger  (Begner  ber  (&olt^rblinie ,  fo 
bog  er  1359  in  Sreslau  ber  6tabt  3firi4  oerbot,  bog 
femer  i^re  Aaufleute  bie  neue  9leugt^alft rage  benfi^ten, 
unb  oerlangte,  fie  follen  mie  feil^er  Ober  (£^ur  fahren,  Q>eil  ber 
6iragen}n>ong  bes  Sistums  Q^ur  für  ben  Septimer  gang 
(Braubünbten  umfaffe.  Diefe  3n>angsmagregel  nfi^te  namentlid^ 
bei  Stroge  aber  Difentis  unb  bie  Oberalp.  3ni  3a^re 
1332  gerieten  bas  Urfenert^ol  unb  Uri  mit  feiner  ^errf^oft, 
ber  SIbtei  Difentis,  unb  ben  Sraubünbtnern  in  fol(||en 
6treit,  bog  fie  fi<^  ein  (&efe<^t  auf  ber  Oberalp  lieferten. 
9ieugt(al  unb  Sorberr^eint^al  fämpften  bomols  mai^tig 
um  ben  Serle^r  unb  bie  6lrage  (S^ur— Difentis— Stalten 
me^ite  fi^  gegen  bie  6trage  bur^  bas  Keug«  unb  Urfenert^I. 
3m  3a^re  1374  erflellte  fobann  bie  Slbtei  Difentis  auf  bem 
(gott^arb  ein  dospij  mit  einer  itopelle  bes  ^eiligen 
(5ott|arb,  um  ben  SBerle^r  oon  C^ur  ilber  Difentis  bur^  bas 
Sorberr^eint^al  nad^  öos\itn\f)al  noii  leb^er  ju 
geftalten.    Seither  gemann   ber  (Sott^orb   immer  ^ö^ere   Se» 


—     205    — 

beutung.  3nt  3a^re  1366  Ilagien  bie  Aoufleute  von  9R  a  ilonb, 
bog  bes  Jtai(er0  S^oiegecfo^n,  ^er^og  SRuboIp^  oon  Oeiter* 
xtiäf,  ah  Slet^slonboogt  im  Slfa^  einige  Äoufleute  ab  ®e« 
fongene  na^  Srugg,  an  ber  6troge  oon  Sarau  no^  3un4 
^be  bringen  unb  i^re  SBaren  mit  Se[(||Iag  belegen  loffen,  obglei(^ 
er  bem  SRailonbifd^en  (ßefonbten  ffir  alle  fiombarben  freien  ö^nbel 
jugefagt  ^be.  X)ie  lomborbif^en  Aoufleute  feien  bobur^  fo 
eifc^redt,  bag  niemanb  me^r  bieje  Sixtdt  befo^ren  m3ge.  Die 
SRailSnber  Aaufmannfcliaft  bitte  bes^olb bie  otobt  Strasburg» 
beim  ^erjog.  9luboIp^  einen  $0^  ffir  eine  SRoilonber  Sefanbt« 
f^oft  5U  ernitfen.  3m  3Q^re  1361  mürbe  benn  auc^  ollen 
Aaufleuten  Don  aRailanb,  Senebig,  Qflorens  unbanberen 
Zeilen  fiomborbtens,  bie  nad^  Dttmars^eim  lomen,  freies 
(geleite  für  bie  6trede  Cttmors^eim— Sofel  sugefid^ert.  1370 
erliegen  meiter  3fi<i<^f  Bujetn,  3ug,  Uri,  Sd^m?}  unb 
Untern>alben  eine  gemeinfame  Serorbnung  jur  Sid^erung 
ber  Slei^dftrage  Ober  ben  Sott^arb,  wtl^t  {ebermonn  von 
ber  olfiubenben  Srfide  bis  3 fi r  i ^  oollen  64iim  jufi^erte. 
Sin  ftarier  Strom  oon  fianbsfnec^ten  ober  9leifeläufern 
ergog  |i^  bamob  aus  Deutfd^Ionb  no^  Jitolien  unb  belebte  ben 
(Botl^Qib.  Die  enbbfen  gelben  ber  itoIieni|d|en  Stäbte  unb 
gfiiften  [d^offten  ftorle  Stad^froge  unb  guten  6oIb,  [o  bog  olle 
SBonberoerbote  oergebli^  blieben.  Die  Uebetf^memmung  (£u> 
ropas  mit  Suslonbetseugniffen  ^otte  oIImS^Ii(||  bie  £onbmiit[^oft 
famt  bem  (Bemerbe  er|d^uttert.  Der  oetoimte  Sbelmonn  ober 
Itöbtij^e  $anbler  30g  bes^alb  ob  fo^renber  9titter,  ber  Slibeiter 
ab  Solbot  no^  fiomborbien,  um  bort  fein  Slut  gegen  (gelb 
}u  »erlaufen,  unb  es  sogen  me^r  \o\^t  9{eifeläufer  über  ben 
Urfernberg  ab  Aoufleule.  Sollenbs  feit  bem  3o^re  1373  toar 
ber  Serfe^r  bas  Sleugt^al  obmötls  ie^r  [^mo^i,  loeil  ber 
$apit  ber  Sc^meij  bie  iRfldbeiufung  i^rer  9tei|eläufer  oer« 
[agte,  um  bie  ^enen  Sisconti  iu  [^äbigen,  unb  bie  Q^wtxi 
iebe  Ariegsjufu^r  gegen  9RaiIanb  ^inberte.  Slb  bann  oollenbs 
im  ^ü^xt  1374  Aaifer  Aarl  IV.  bie  Ferren  93isconti  oon  iDlailanb 
mit  ber  9{eid^sa(^t  belegte  galt  olles  SRoilonber  (gut  ob 
gute  $rife.  Strasburg  erhielt  ben  Sefe^l,  olb  äRoilonber 
9iei|enbe  unb  (&fiter  onju^olten,  [obolb  aus  fiusern  bie  9uf* 
forberung  ^ieju  erfolgte.  C&Ieii^jeitig  50g  ein  fron^olif^es 
$eer  oon  40,000  SRonn  an  Softl  oorbei  über  ben  ^ouen» 


-    206    — 

ftein  unb  ben  Slargau  no^  5^IeinBurgunb  unb  fperrte  bie 
norbmeltlit^e  3ufo^Ttsftrage  5um  ®ott^orb.  3m  3a^c  1376 
enblt<j^  [d^öbigte  bie  fogen.  Sasler  gfaftna^t  ben  ^onbel. 

grreili^  nmr  oud^  bamols  no^  biefer  ganje  ®ott§arbt« 
oerle^r  ,,65umerei",  b.  ^.  Seförberung  auf  beut  9Ratt(tter' 
rüden;  eine  fQ^rbore  Strome  »or  ni^i  oor^anben.  9Bqi 
bis  sunt  3^^^^  1000  bei  6eptimer  ber  beoorjugie  lieber« 
gang  na^  3talten  gemefen,  [o  toar  [etiler  ber  Sren> 
ner  bie  Strage  ffir  bie  ftaiferfa^rten  na^  Kont  als  ein} ig 
fahrbare  Strafe  geworben.  (Eift  1387  Q>uU)e  aud^  ber 
Septimer  fahrbar.  1386  unb  1390  lamen  einige  Vertreter  ber 
Vi  a  i  I  fi  n  b  e  r  ftaufleuiejunft  nac^  A  o  n  |t  a  n  3,  um  bof fir  ju  forgen, 
bag  bie  3Bege  na^  Deuifc^Ianb  5ug&ngli<j^er,  fixerer  unb  soll* 
freier  gemalt  tourben.  Slorenj  oerfolgte  SU^nlx^J^t  !iw^dt  unb 
\o  Durbe  in  ftonfianj  1392  eine  (Bret  ober  ein  ftauf^aus 
eingerid^tet,  um  im  SBoIen  oon  SRailanb  unb  anberen 
fremben  £euten  i^re  ®fiter  fi(^er  auf3ubeu>o^ren.  Der  Spifigeni 
bie  via  de  Cblavenna  loie  ber  fiulmanier  famen  babei  in 
SrtDägung  unb  ber  (Sfiterueife^r  gteng  oon  Sias!a  am  Xtcino 
fiber  Difentis  am  fiulmanier  bur^  bas  Stellenburg' 
ifd^e  na^  ftonftanj. 

Die  ei^er^eii  auf  bem  Splfigen  ^alte  feit  1350  fe^r 
not  gelitten.  Der  (Sraf  oon  9Beibenberg*6argans  tourbe 
auf  i^m  ermorbet,  obglei^  er  mit  großem  (Befolge  ^eimjog; 
namentli^  bei  $Iurs  n^ar  es  [e^r  geffi^tli^.  Srftna^bem  ber 
$er5og  fieopolb  oon  Oefterr  ei^  bei  9läf  eis  oon  ben  £anb« 
l^aften  (glarus  unb  6^0793  gcf^Iagenoar,  Ratten  bie  Sleid^s* 
itöbte  1389  in  3uri^  einen  7ia^rigen  aßaffenltiKftanb  giDifil^en 
ber  Cibgenoifenjc^CLft  unb  Oeftenei^  oetmittelt,  fo  bog  ber 
(Bott^arb  fi^  Q)ieber  etmas  belebte,  ^m  3a^re  1392  erhielten 
3oei  9RaiIönber  Aaufleute  mitSefinbe  mieber  fidleres  (Beleit 
ffir  1000  9BoU[ade  unb  Xfld^er  gegen  Sesa^Iung  bes  3oIIs  oon 
6trapurg  bis  IRailanb;  bie  Seförberung  fonnte  in  ein« 
seinen  Slbteilungen  gef^e^en.  3m  Zo^xt  1386  gab  bas  3^^' 
amt  ^Rotenburg  ben  Sfirgem  oon  fiusern  eine  3^11'  ^^^ 
SBaggelborbnung.  6ie  nannte  als  $anbelsgegenftanbe  3BoII« 
(ade,  (BeQ)anbfarbeI,  Spesereifarbel,  Sroiat«^  unb 
Geibenftoffballen  aus  fiombarbien,  Sar^entfar« 
bei    (Sd^urli^en),   Bein,    Aorn,   9Ru^lfteine,    Siaf)\' 


—     207     — 

fieber,  @al3l<^ei(en,  eaumpferbe,  S^afe,  (Brau« 
tu^e  in  Siumen  unb  6tfiden,  SBaib  unb  SSrberröte, 
Oel  fotDte  Sentnergut  in  Stüden  unb  @aumen. 

SBo^renb  [o  bie  Oltf^toeij  unb  bie  fiombarbei  not* 
ItMen,  muc^s  bie  SBebeutung  ber  2Be|tfc^n)ei}  unb  Sur* 
gunbs.  Sor  otlem  fpielte  eine  Stolle  bie  6tQbt  Cqon.  S^on 
im  3^^^^  1174  ^Ite  ft^  bas  bortige  (Ersbistum  in  ben  6(^u^ 
Sranlreii^s  geftellt,  1207  folgte  bie  Stabtgemeinbe  unb 
1213  mo^te  gf^anltei^  bie  $enf(|Qft  fi9on  jut  (6xa\* 
l^ofi.  Sbenfo  blfl^te  bec  ^anbel  mit  (&enf  empor. 
3m  3<4^^  1308  mürben  einigen  ftaufleuten  oon  Senebig 
i^re  9BolItfl<^er  am  (5enfer[ee  bur^  ben  (Brafen 
oon  Vtontfort  meggenommen.  3m  3a^re  1332  erhielt 
Slfirnberg  feine  SoHfrei^eit  3U  Sern  im  Ue^ilanbe,  3u 
6^0)93  unb  6oIot(urn  beftfitigt.  3m  3a^r  1338  nennt 
bie  3<>IIor^nung  oon  ^^iHmeil  bei  fiusern  ab  Genfer 
(But  9Baib  unb  gf arberröte  aus  6flbfranfrei^,  SBoII« 
ballen,  (Beioanbballen  in  Säumen,  mä^renb  Sfidlinge 
unb  geborrte  Sif^e  oon  fiusern  na^  3ialien  giengen. 
SRan  finbet  3oII[&^e  für  1  6ölbner  mit  Vferb,  1  reifigen 
Ö^ngft,  1  großes  Stog.  9lu<^  Seguinenbrfiber  unb 
Sd^meftern  u.f.to.  sogen  in  groger  SRenge  über  9{otenburg, 
Qtmpa^f  3ur3ee  na^  bem  6üben  unb  im  3a|re  1398 
fanbte  bie  JRailänber  Rauf  man  nf(||aft  erneut  eine  (Be^ 
fanbtf(||aft  na^  Deutf^Ianb,  um  ffir  Sefferung  unb  äBieber* 
^erfteüung  bes  SBegs  nac^  Deutft^Ianb  Sorge  3U  tragen,  unb 
Strasburg  mürbe  oon  biefen  um  einen  Seiirag,  mo^I  ffir  ben 
(Bott^arb,  angegangen. 

q.  S^ioaben  als  IKRittelpunlt  bes  SBelloerfe^s. 

SBas  fid^  feit  bem  3a^re  1200  f(^on  langfam  oorbereitet 
batte,  bie  Seftaltung  Sd^mabens  sum  9RitteIpunIte  bes 
SBeltoerle^rs,  mürbe  feit  bem  3a^re  1300  sur  oollenbeten 
Z^aifa^e  unb  es  maren  oor  allem  bie  Slabte  Slugsburgunb 
Ulm,  roel^e  oon  bem  Solbregen,  ben  biefe  Stellung  mit  fi$ 
braute,  ben  fiömenonteil  abbelamen.  SBie  entmidelt  ber  f^mä« 
bif^e  ^anbel  bes  14. 3a^r^unberts  mar,  seigenuns  3a^Irei(^e 
Seifpiele.  9ßieim3a^re  1315  ben  Arämern  oon  Slleman» 
nien  im  ^ersogtum  Srabant  unb  in  ^ntmerpen  erlaubt 
mürbe,  einen  ftapitän  ober  ftonful  3u  mä(|len,  bamit  biefcr  o^ne 


—     208    — 

ein  Sin|pru<j^sre(^t  ber  Srabonter  Geriete  i^te  aRQrftftreUigfeiteti 
ent|(||etbe,  fo  finbet  man  im  3^^^^  1320  bie  Jlaufleute  oon 
Sd^toaben  in  SBien  mit  ben  ^änblern  oon  Slegensbutg, 
^a^tUf  SRe^  unb  aRoftii^t  frei  Dom  fPfunbjoII  unb  lebtg« 
It<^  bem  SurgjoII  ober  Sagergelb  untenootfen.  Die  ^üvoft' 
gegenftSnbe,  toelc^e  bie  SAtoaben  in  ben  Donaulfinbern 
polten,  varen  Solj  unb  (Etfen.  SBie  in  ben  Salären  1158 
unb  1191  SqI}  aus  9lei<|en^aII  bur^  Sofern  naS^ 
Sd^ioaben,  ber  Sd^ioeij,  bem  iR^eine  unb  granfrei^ 
gieng^  fo  ^atte  |id^  SRiln^en  immer  me^r  ju  einem  Wüth 
punlie  fflr  ben  |fibbeutfd^en  Salsmorlt  entiridelt.  Vu^  oom 
fd^vSbif^en  Solje  aus  $all  finbet  man  feit  bem  14. 
So^r^unbeit  me^rfa^e  Sla^rtd^ten.  Sis  }um  "^ofyct  1307  ge« 
^orle  ber  Saljjoll  in  $all  bem  franjofif^en  Zempelorben  in 
$ariSp  loas  auf  lebhafte  Salsläufe  ber  gfranjofen  in  @(|o&bifd^ 
^oll  fii^Iiegen  lägt,  unb  bie  fteigenbe  Sebeutung  (Si^mabif^  ^alte 
mar  es  too^I  au^,  meldte  Satjern  oeranlagte,  ben  Saljlfiufem 
ben  Sejug  feines  Saljes  me^r  als  fett^er  ju  erleichtern.  X>a  es 
am  Sbfa^e  fehlte,  begann  man,  bie  Seförbeiung  bes  Saljes  ntd^t 
nur  auf  bem  £anbn>ege,  fonbern  andf  bie  Donau  l^rauf  oor* 
june^men.  Seit  1323  ftieg  infolge  befjen  bie  Salaeinfu^r  über 
IRegensburg  nad^  Schwaben,  toobur^  \iif  Sägern  unb 
SRfind^en  fe^r  benachteiligt  ffi^Iten.  Sagern  fa^  fid^gejoum 
gen,  ben  Aaufleuten  oon  Slugsburg  ben  birelten  (Etnfauf  oon 
Salj  in  an  andren  ju  geftaiten,  unb  f<i^Sbigte  babur^  bie  Oefier* 
reifer  berart,  bog  biefe  na<i^  ber  Eroberung  ber  SRarlgraffd^oft 
Surgau  bie  Durc^fu^r  bes  9R0nc^ner  Saljes  na^  Si^maben 
^inberten.  Sägern  beantmoitete  bies  enbli^  bamit,  bag  1332 
A5nig  £ubn)ig  ber  Sager  bie  Saljjufu^r  oon  $  äff  au  na^ 
9{egensburg  oetbot,  bamit  bie  bagerif^en  SanbjöIIe  nid^t 
notleiben.  Der  fpätere  Serni^tungslrieg  3n>if4en  Saljburg 
unb  Sagern  im  3a^re  1388  f^eint  mit  biefem  ^anbelsmett* 
ftreit  in  engem  3ufammen(ang  geftanben  ju  fein. 

SDSie  unter  Äonig  SRuboIf  1.  oon  ^absburg  (1273—1293) 
unb  ftönig  Slbolf  oon  Stafjau  (1293—1296),  fo  mar  no^  me^r 
unter  ftSnig  ^Ibre^t  I.  oon  Oefterrei^  Ulm  ber  SRittel- 
punit  ber  9{ei^spoIitif.  3a^lrei(^  befuc^te  ^oftage  in  ben 
3a5ren  1298,  1299  unb  1300,  oor  allem  aber  bie  mistigen  3u< 
fammentünfte  bes  Aatfers  mit  bem  ber  Sleid^sgemalt  feinbfelig 


—    209    — 

geftenfiberfie^nben  (Srafen  Sber^rb  bem  Srlauc^ten  oon  SBit* 
tembetg  in  ben  Sorten  1303  unb  1304,  »eld^ebie  Kbtietuitd 
iDi^tiger  Sleid^sieile  an  SBirtemberg  burd^  bos  ^au$  Oefteneid^ 
mit  fi^  bto^ten,  enbli^  ber  üufent^dt  bes  5taifers  in  Ulm  im 
3a^te  1306  brad^ten  leb^oflen  Seilebr  unb  guten  Serbienft  in 
bie  6tabt.  Der  Snlouf  bet  9RaTfgioff<J^aft  Surgau  unb  ber 
^errf^oft  Sd^elllingen  bur^  bos  $aus  Oefterreic^  unb 
bos  Streben  bes  Aaifers,  feinem  Sobnegriebri^  bem  @<b5nen 
bas  ^erjogtum  Si^wabtn  5U  geben,  erregten  ben  leb^ften 
SBiberftonb  ber  f^n^ibif^en  (Brofen  unb  Sliiter ,  benen  i^re 
Rei^sunmittelbarleit  (ebboft  am  ^erjen  lag  unb  benen  oor  ber 
fteigenben  SRad^t  ber  9lei<bs[t&bte  bangte,  bie  |i^  immer 
mebr  ju  freien  9{epublifen  emporarbeiteten  unb  fi^  i^rer 
fianboogte  ju  entfd^Iagen  mußten. 

3m  3abre  1298  erhielt  bie  6tabt  Ulm  bas  $rioiIegium 
ber 9{ei4sf tabt  S|}Iingen,  bos  Umgelb  gieng  an  bie Sfamilie 
ber  Arafft  om  6tege  unb  ber  Srädfen-,  3Beg«  unb  Xb^r« 
}oII  famt  bem  2fi^erf(^augelb  an  bas  (Befd^Iecbt  ber  9{o* 
ten  ab  Steid^enauer  fielen  unter  Q>irtembergif^er 
Sogtei  über.  SBirtemberg  fab  es  be$balb  nic^t  gerne,  al$ 
bttr(b  ben  £anbf rieben  oon  @peier  im  Zo^xt  1307  ber 
(5raff<baft  ^elfenftein  ganj  6d^maben  als  fianbfriebens« 
bejirl  fibectragen  unb  baburd^  bie  9Rad^t  SBirtembergs  |d^a>er 
gef^Sbigt  mürbe.  9IIe  unebrli^en  Serben,  alle  Sergeben 
loegen  Xotf^Iags,  9{aubs,  Sranbftiftung  unb  unerlaubt 
ter  Sreibeitdentsie^ung,  ebenfo  bie  (Einffi^rung  neuer 
Solle  o^ne  Sleic^serlaubnis  [ollten  {e^t  ber  lanbes^errli^en 
Sogtsgemalt  entjogen  unb  einem  oom  Steige  eingelegten 
fianbfriebens^auptmann  unterftellt  fein  unb  blieben  e$, 
bis  bie  (Ermorbung  bes  ftaifers  Sltbre^t  bur^  feinen  Steffen, 
ben  ^ei^og  3obann  oon  S^maben,  bei  Pinbifd^  an  ber 
Sleufi  biefen  Seftrebungen  ein  vorläufiges  (Enbe  fe^te  unb  ju 
neuen  ftSmpfen  um  bie  iReicbsgeioalt  fflbrte. 

Stobt  unb  Sistum  üugsburg  unb  Ulm  oerbanben  fi^ 
fofort  na^  bes  ftaifers  Xobe  bis  jur  Vufftellung  eines  einmäb« 
ligen  Abnigs  im  Sabre  1308,  nac^bem  bie  Einrichtung  oon 
7  Ulmer  3unftm ei ftern  burd^  ben  Sürgermeifter  9{ot  bie 
6tabt  in  f^toere  innere  Aämpfe  gebracht  b^tte.  SBie  bie  9BobI 
bes  Habsburgers,  fofanb  au^  bie  9BabI  bes  (ßrafen  ^einri^ 

14 


—     210    — 

oon  fiusembutg  fettens  aBirtembergs  ben  Ieb|ofteften 
SBibeiftonb  unb  führte  gu  einem  folgenreid^en  Sinfall  ber  9{et4s* 
armee  in  bte  (ßroffi^afi  aBirtembetg.  Kniet  bem  fianboogi 
oon  SRieberfc^toaben,  ftonrab  oon  SBeinsberg,  jeiftorten 
bte  Xnippen  bec  9{eid^sfiSbte  70  blü^enbe  n)trtembergif<^e  Orte, 
oor  Quem  SBaiblingen  unb  SeuteUba^,  mo  man  bie 
SomHiengräber  be0  trafen  f^änbete,  fo  bag  f^Iiep^  nur  no^ 
Ura^,  9leuffen,  SBittlingen  unb  Seeburg  bem  $Qu[e 
aBirtembetg  blieben  unb  Graf  Sber^orb  ber  dülau^tz  flbet 
SIsperg  mif  Sefigl^eim  ins  Sabi|<j^e  p^ten  mu^te.  3n 
ben  Stäbten  mürbe  bos  mirtembergifc^e  ^Regiment  geftürgt  unb 
an  feine  Stelle  traten  bö^mi[(|ie  $arteig&nget,  mie  ].  S.  in  Ulm 
bie  $enen  oon  $all  bas  S[mt  bes  Stabtamans  oorfiber* 
ge^enb  an  ba$  ®e[^Ie<^t  bet  Jtungelmann  abtteten  muljteit 
unb  es  et[t  im  3a|te  1312  na^  l^metem  Aampfe  bem  mittem« 
betgild^enStabtoogtDietbegenoon  Caftel— Difd^ingen, 
einem  Senoanbten  bes  bamaligen  SIbts  oon  9{ei^enau,  bem 
Zo^termann  un^  Crben  bes  legten  ÜRarlgtafen  oon  Sutgau, 
unb  aRit^elfer  bei  ber  (£rmorbung  bes  Aaifers  SHbtec^t  oon 
Defteireic^,  gelang,  bem  (5ef(^Ie($t  ber  ^all  mieber  bas  Slmt 
bes  Stabtamans  ausjufolgen. 

9Io^  bemegter  mürben  bie  !it\ttn  für  Ulm  unter  bem  Aonig 
£ubmig  bem  aSaqern  (1314—1347).  Sofort  nac^  bem  Zobe 
Aaifer  ^einri^s  in  Z^ditn  ftellten  fi^  Ulm,  Aempten  unb 
9Remmingen  bis  jur  (Ernennung  eines  neuen  laiferlid^n 
aSogts  in  ben  S<i^u^  Oefterrei^s,  meines  Ulm  bas  oon  ber 
Stabt  auf  beftimmte  3^^^  oomSIeic^e  enoorbene  Stabtoogts* 
unb  Stabtamansamt  auf  biefe  3^il  gemS^rleiftete  unb  oec* 
fpra^,  ben  Soften  bes  Stabtoogts  nur  mit  SinmiUigung  ber 
Stabtgemeinbe  gu  befe^en ,  mie  au^  bie  ^o^  ber  91  e  i  $  s« 
fteuer  bem  Selieben  ber  Stabt  fiberlaffen  mürbe.  3m  3nnent 
bet  Stabt  tobte  untetbeffen  ber  Aampf  ber  Sefi^Ie^ter  unb  ber 
3ünfte  meiter  unb  oor  allem  mar  es  ber  Aampf  um  ben 
Donau 50II,  ber  bem  (&ef^Ie^t  ber  9loten  als  rei<^enauif4' 
mirtembergifc^es  £e^n  geprte ,  ber  bie  3&nfte  in  Semegung 
gegen  bie  (&ef<^Ie^ter  fe^te.  Da  bie  fteigenbe  (Einfügt  oon 
SaummoIIe  unb  flanbrif^er  S(^afmoIIe  bie  greife  ber 
fieinmanb  unb  ber  S^afmoIIe  brfidte,  entftanben  in 
9{egensburg   u.  f.  m.    leb^fte    Streitigleiten    jmif^en  ben 


—    211     — 

S^oftDoIIioebetn  unb  fieineioebern ,  toetl  beibe  Slrteit 
DonäBebemfi^  bet  SaumooIItDeb  erei  }u  bemS^tigen  fugten, 
unb  ber  6tceit  lonnte  nur  baburc^  gefc^H^tet  toerben,  bog  man 
bie  SaumtooIIveberei  atefteies,  unjflnfligesSeiveibe 
etilotte,  bas  iebermann  betreiben  burfte.  3e  me^r  ber  9Rarlt 
mit  fremben  billigen  Sto^toffen  fiberfd^memmt 
ourbe,  um  |o  [(^mieriger  geftaltete  fi^  bie  innere  Sage. 

3)0$  3al^r  1315  braute  bie  Sermo^Iung  bes  ®egen« 
!5nig$  gfriebri^  oon  Oefterrei^  mit  ber  Vrinjeffin  oon 
Sragonien.  Aönig  gfnebri^  unb  fein  Sruber  fieopolb 
sKiren  bamate  [elbft  in  Ulm  unb  oerpf anbeten  ber  (Sraf« 
f^ft  ^elfenftein  ben  u^ertoollen  3oII  ^^^  Spieen» 
berg  bei  (Beislingen  unb  bem  Stabtaman  $einri(^  oon^all 
bas  Ulmer  Zufy  unb  Srotumgelb,  fo  bog  Ulm  mte  Aon* 
ftanj  ben  £>e|terrei<i^ern  treu  blieben,  mS^renb  Solingen 
unb  Augsburg  ju  SoQern  übertraten. 

Der  Ueberf  all  Ulms  bur^  bie  Saqern  mit  $ilfe  ber 
boQrifi^en  Partei  unter  bem  abgefegten  Stabtaman  Aungelmann 
unb  einem  3  üben  blieb  oergebliil;  ber  Ulmer  fianboogt  Surf« 
^arb  oon  Srba^  unb  ber  Stabtoogt  ®raf  Serg  oon  6^eII> 
lingen  »arfen  mit  $ilfe  ber  Ulm  er  äßollenuieber  bie 
Sapern  mieber hinaus.  Der  9Baffenftinftanb  oon  1319  bra<i^te 
n>ieber  fixeres  Seleit  in  ganj  Sd^maben,  Saqern,  Oefter« 
rei^  unb  Steiermarl  ju  SBaffer  unb  5U  fianbe  unb  bie 
9bf4affung  ber  u^fi^renb  bes  Kriegs  errid^teten  ^o^en  (Beleii' 
gelber  unb  3Bne.  Die  langiä^rtge,  bem  $anbel  au^erorbentIi(^ 
f4l^bli<|e  Stragenfperre  smif^en  Slugsburg  unb  Ulm, 
9lugsburg  unb  SRemmingen  unb  Slugsburg  unb  itauf« 
beuren  ^5rte  auf,  feit  ber  baperifd^'öfterreii^if^e 
Arieg  um  bie  lReid||sIrone  fid^  me^r  in  bas  (ßelfinbe  jtol« 
fc^en  Strasburg  unb  6pe9er  30g,  unb  in  Ulm  gelang 
es  ber  ofterrei(|if^mirtembergif^en  Partei,  fi<|  bis  jur  6d^Ia^t 
bei  SRfl^Iborf  im  3a^re  1322  im  Stabtregiment  ju  behaupten. 
(Erft  bur^  bie  Gefangennahme  bes  5lonigs  Sriebri^  unb  feine 
Xbffi^ng  na^  ber  Surg  Xrausni^  in  ber  baperifd^en  Ober« 
pfal]  oerlor  bie  bfteirei^ifd^e  Partei  i^re  SRad^i  auc^inUIm.  Die 
einjelnen  Siei^sftSnbe  traten  ju  Sapern  fiber  unb  au$ 
Ulm  mugte  fi^  ^ur  3^^lvng  ber  SRei^sfteuer  an  Saqem  be« 
quemen.    Siber  bie   unglfidli^ie  Selagerung   oon  Surgau 

14* 


—    212     — 

fi^fibigte  erneut  bie  Stellung  ber  SaQem  unb  ber  ft  treten  * 
bann,  ben  ber  $apft  in  Voignon  gegen  ftonig  £ubioig  f^Ieu« 
berte,  brad^te  alle  ju  Sopem  ^oltenben  @tSbte  in  groge  Set« 
legen^eit,  ba  lein  uon  i^nen  gefälltes  ®erid^tsurtetl  me^  als 
giltig  onerlonnt  tourbe  unb  bie  ju  Sofern  ^Itenben  gfranji&bmec 
ni^t  oeimod^ten,  ben  Dominilanem  unb  Suguftinern  SBibeiv 
ftonb  ju  leiften.  Der  erbitterte  Aantpf  joif^en  8a  9er n  unb 
£)e|terrei^  um  bie  Stfibte  Surgou  unb  fiauingen  zeigte 
babei  bie  ^o^e  viitf^ftli^e  Sebeutung  ber  no^  ^ute  ab 
Soliftrage  bejetd^neten  3ufa(rtsftra|}e  ffirbos  ^affauerfal] 
na^  Q^xoabtn. 

(Erft  im  3a(re  1325  lam  es  jum  gfri^en  jmif^en  SaQem 
unb  Defterrei^  unb  fiutaoig  ber  Soqer  reifte  na^  Korn  jur 
Arönung,  roas  ber  $opft  bamit  beantwortete,  bog  er  2um 
Areujjug  gegen  ft9nig  fiubmig  aufrief.  Die  Sebrfingnis  Adnig 
£ubu)ig$  benfi^te  bas  ftlofter  SRei^enau,  um  fi(^  1827  erneut 
in  ben  Sefi^ber  Ulmer  ^farrfir^e  ju  fe^en;  bagegen  erhielt 
im  3<4^<  1327  fieip^eim  oon  Sägern  jum  Herger  bes 
oftenei^-freunbli^en  Ulm  einen  eigenen  9RarIt  unb  oon  bort 
ffi^rte  man  bas  9Rfin<|ener  6al3  fiberbie  Donau  na^bem 
9Berbenbergif(^en  fiangeuau,  na^  Xlbedt  unb  Geislingen» 
o^ne  Ulm  ju  berühren,  ein  Serle^r,  ber  fo  }una^m,  bag  Aaifer 
jlarl  IV.  bas  Doif  Sangenau  sur  6tabt  mad^te.  Die  6tabt 
Ulm  u>ugte  barum  gut,  u>es|alb  fie  alle  biefe  Orte  f^ltejsli^ 
um  ^o^e  Summen  enoarb. 

Um  jene  3^\t  enttoidelte  \x^  in  Ulm  als  vi^tigftes  <&e« 
merbe  S^oabens  bie  SaummoIImeberei  feit  bem  3<^(^^ 
1314  ettoa  jum  erften  unb  ausf^Iaggebenben  Groggemerbe  ber 
6tabt  unb  i^rer  Umgebung,  inbem  man  begann,  bei  ber  $er« 
ftellung  ber  fieintoanb  nur  no^  bie  ftette  aus  gflo^s  ^rju« 
ftelten,  ben  (Einf^Iag  aber  aus  SaummoIIe  ju  fertigen.  9Rog* 
It^,  aber  nid^t  na^gemiefen  ift,  bog  9Beber  aus  £ucca  in 
Stalten  biefes  ffieoerbe  in  6^u)aben  aufbraßten.  Der  Ulmer 
9{at  betraßtete  bie  ^erftellung  biefer  Stoffe  als  fein  (Eigentum, 
b.  ^.  als  eine  freie,  feinem  3unftmonopoI  unterliegenbe  ffiemerbe» 
t^fitigleit.  So  entftanb  ber  $errfßaft  ber  fieinvanb  in 
Sßa)aben  feit  bem  3a^re  1314  ein  ftorler  9lebenbu^Ier  in  ber 
teoontifßen  SaumrooIIe  oon  (E9pern. 

Vud^  biefe  geoerbsmfigige  9Beberei  gieng  in  Ulm  aus  bem 


—    213    — 

Alofter^anbmerf  ^roor.  UeberoII  ^tten  bie  ftßfter  bes 
aRUlelalters  [eitler  9Bebereien  für  ben  SRarft  erjeugi  3u  ben 
Aotioetfeit  ber  Ciflerjienfer  ge ^9rten  bie  fratres  textores,  bis  tnon 
allmo^Iid^  ilber  bie  Ocbensfaufleute  Ilogte,  idcH  [te  nid^t  auf  bie 
6oIibttät  bet  aSBore  ^Ilett,  loeld^e  bie  Aloftereqeugniffe  {eitler  fo 
beliebt  gemalt  ^be.  60  fauften  mo^I  auc^  im  iReic^enauei  Alofter« 
(fofe  in  Ulm  bie  SBebfifi^Ie  unb  man  eqeugte  bort  9RarItIein 
»anb ,  iDel^e  bie  SRon^e  {nrfiften  unb  oetlauften.  3ebenfalto 
ge^5rten  bie  (Einno^men  ber  Ulmer  ®eiDebe|d^au  urfprfinglid^ 
bem  Alofter  9iei<|enau,  giengen  erft  [pftter  an  bie  Somilie  SRot 
unb  oon  biefer onbie6tabtgemeinbe Aber.  Die fteigenbe SRenge 
9on  9Bon  ftof  f  e  n,  »eld|e  auf  ben  SRorft  lam^  serftörte  ben  Alofter* 
^fbetrieb  im  ®ro|sen,  inbem  fiberall  eigene  SBebereien  entftanben. 
^otte  es  in  Solingen  unb  Ulm  oiellei^t  im  3a^re  1000 
f(^n  blfi^nbeffirautud^ma^ereien  gegeben, fo gieng feit  1250 
biefes  C&eioetbe  surfid  »ie  in  Aoln ,  ido  1288  bie  64|Ia^t  bei 
SBoiingen  bem  SDIigmute  ber  Zu^ma^er  Susbntd  gab.  60 
fonb  bas  3a(r  1300  bie  SBoIItuii^mad^erei  fiberall  im  innem 
Serfall.  3n  »egensburg  führte  im  3a(re  1314  ber  6treit 
ber  SBoIIIfimmereien  unb  SBebereien  ju  einer  S(b&nber« 
ung  ber  SBeberorbnung  oon  1259,  noc^  ber  bie  Xu^^nbler  ni^t 
jiuglei^  Zuift  fertigen  burften,  ebenfo  litt  in  Safel  unb  6tra^' 
bürg  bie  SBoIIenoeberei.  Ueberall  ftrebte  man  infolge  ber 
6i^ierigleit  bes  Sbfa^es  bamad^»burd|  gute  Sefd^af  f  en^eit  ber 
SBoIIefoioieburi^ri^tigeSabenaa^I.fiänge  unb  Sreite  gute 
greife  )u  erzielen.  (E  nglon  b  mar  hierin  unter  ftSnig  Sbuarb  111. 
bur^  Sinffi^rung  eines  fönigli^en  3BoIItu^f<^auamts  oor» 
angegangen,  Deutf^Ianb,  S^^^nlrei^,  bie  Slieberlanbe 
unb  Stallen  folgten  unb  oerbriefte  Orbnungen  [id^erten  bem  SBeber 
ben  ^imif^n  SRartt  bur^^  Susfd^luft  ber  fremben  9Bare,  mo^renb 
mon  anbererfeits  beftrebt  mar,  bie  gemerbli(^e  Slusf u^r  in  ferne  San» 
ber  t^unlid^ft  gu  ^eben.  60  erlieg  ber9{at  oon  9R  Andren  1290 
ausfu^rli^e  Seftimmungen  Aber  bas  SBeben  unb  Zu^mad^tn,  {0 
ffi^eum  biefelbe3<it  9lArnberg  groge  9Rengen  oonSBoIItui^ 
nad^  So^men,  mo  bie  £uxemburger  i^re  Aa|fen  mit  ben  Sin» 
ftt^IIen  ber  gfremben  f Allten. 

Unter  biefen  hitifc^en  Ser^filtniffen  bes  SBoIIengemerbs  mar 
es  lein  SBunber,  oenn  ja^Ireid^e  äBoIlenmeber  begannen,  bie 
^erfteüung  oon  aOBoIIftoffen  fibet^aupt  ein^uftellen  unb  fid^  auf 


L 


—     214    — 

bte  SaummoHiDeberei  gu  legen,  ber  bie  3^^^  fteigenbei 
SRengen  oon  SaumtooIIe  aus  Senebig  na^  Deutfd^Ianb  ein 
notflrli^e«  SBidungsfelb  f^uf.  Seit  bem  Sa^re  1320  etnia 
bilbete  benn  au^  bie  SaunuDoHioebetei  in  U I  m  bos  viij^ttgpe 
(Betoerbe  unb  bie  beglaubigten  Stad^ric^ten  gel^n  bo^tn,  bog 
»o^renb  Slugsburg  eine9lei|e  einttäglid^er ftoufmannsgeioerbe 
^tte,  Ulms  (Srog^anbel  feii|er  völlig  vom  Settrieb  feinet  Saum« 
moltftoffe  ab^ieng  unb  mit  biefem  (Bef<(fiftsbettiebe  [tonb  unb 
fiel  Die  (Einfügt  oon  efibftfi^ten  unb  (Benugmitteln 
bet  fieoante,  oon  polveres  unb  species  aromaticae,  nie  [ie 
Augsburg  betrieb,  obet  bie  ^erftellung  oon  ^u^vaten, 
Aun[t[a(|en  u.  f.  u).,  mie  [ie  in  9lfitnbetg  ben  SRittelpuntt 
bes  Serfel^rs  bilbete,  lannte  Ulm  meniger.  Stft  feit  1488  etma, 
mo  man  in  9lfitnberg  bie  SaummoIImeberei  \mx^  f^mSbifd^e 
SBeber  ins  £eben  rief,  marf  man  fi§  umgele^rt  in  Ü I  m  auf 
»eitere  ®en)erbe3meige. 

DerKbfati  berlllmerSaummoIIftoffe  gieng  in  elfter 
fiinie  nod^  betgfranlfurterüReffe,  veniger  no^ 9 ugs bürg, 
n)ie  feit^er  bas  Ulmer  fiobentu<^  aus  SBoIIe,  bas  aberau«^ 
ie^t  no^  lebhaft  bort^in  ge^anbelt  u)urbe.  Die  SSBoIIenmeberei 
bes  14.  3#^unberts  (atle  eben  i^ren  ^auptfi^  in  ber  fiom« 
barbei,  loo  bie  XuiJ^ioebereien  in  9RaiIanb,  SRonja  unb 
Somo  i^ren  p<i^ften  Slfiteftanb  enei^ten.  gflr  ben  f (^mSbif <^en 
SBoIleniDeber  mitfte  biefe  Selbftei^eugung  ber  £ombarben  eben« 
fo  f ^abli^  toie  fpSter  il^r Uebergang  jurSeinmanbbleid^erei; 
man  laufte  i^nen  feit^r  beftenfalls  bas  ^albfabrilat  ab 
unb  appretierte  unb  fStbte  es  in  3talien.  Daburc^  n^urben 
benn  au^  auf  bem  Sebiete  bes  SBoIIlanbels  unb  ber  SBoKen« 
meberei  im  13.  S^l^^unbert  immer  nt^  Sef^Sfte  in  Sd^umben 
gemalt.  9Ran  ^olte  9lieberI5nber  SBoIle  in  granlfurt 
ober  Ungarmolle  in  SRegensburg  unb  oerlaufte  fie  ge* 
lammt  ober  als  $albfabrifat  nad^  SRail  an  b  u.f.m.  fßt  bie 
feinere  SBare  lam  babei  me^r  bie  9lieberl&nber  SBoIIe  in  Se« 
tratet,  bie  9{egensburger  9BoIIe  gob  me^r  bie  geringen  Stoffe. 
Son  biefen  beiben  X^ttgleiten  ftammte  mo^I  aud^  bie  Unter- 
fd^eibung  bes  Ulmer  (5efd^Ied^is  ber  S Ringer  in  (langer* 
Oefterreid^er  unb  (E^inger*9RaiI5nber.  Das  eine  $aus 
Rubelte  mit  SBien,  bas  anbere  mit  9RaiIanb. 

3m   Saläre    1330  mürbe  oon   Sägern  ein  allgemeiner 


—     215     — 

obetf^tDSbtfd^'baqertf^er  £o nbfri eben  juftonbe gebracht, 
beut  bet  ®rof  oon  9leuffen«®rQi0ba(l^«3florftetten,  bas 
Ststum  9ug$burg,  bie  Sraffc^aft  Oettingen,  ber  (Braf  oon 
SBerbenbetg  als  Kei^slonboogt  oon  Ulm  unb  Ober* 
f^toQben,  ber  (Braf  $eter  oon  ^o^ened  ob  Stei^slanboogt 
oon  Vugsburg  unb  bie  9iei^ft8bte  Augsburg,  £onbs« 
berg,  S^ongau,  gfuffen,  ftaufbeuren,  SRemmingen, 
Siberoc^y  Ulm,  fiauingen,  3>iIIingen,  ÜtSrblingen 
unb  DonQUobrt^,  alle  baqerifd^en  IDienftmonnen  unb  bie 
Saqernfiabfe  SRfin^en,  Sngolftabt  unbSBeil^eim  bei* 
traten.  (Ein  ®eri^t  oon  9  Seifigem,  befte^enb  aus  bem  (Brof en 
Keuffen  unb  ben  beiben  (Srofen  Oettingen,  2  baqerif^en 
SbeKeuten,  2  Sugsburger  Xats^erren,  fowie  je  1  Kotd^rren  oon 
Ulm  unb  Sibera<|  ^tte  ben  Sorfi^. 

Die  grinonsen  bes  9{ei(|0  gerieten  unterbeffen  in  [teigenbe 
Unorbnung.  3^"  Z^^^  1331  mürben  bem  (Brofen  9leuffen 
bas  Ulmer  Subengemeinbe^aus  unb  beffen  Sinffinfte 
oerpfSnbet,  bas  feit^er  bas  ®ef(^Ie^t  ber  ftunjelmann  ju 
fie^n  ge^bt  ^aite,  ebenfo  oerpf&nbete  5tai|er  Submig  bem  Grafen 
oon  9leu^en  als  3a^Iung  ffir  10,000  ißfb.  $Ir. ,  bie  er  i^ 
namens  bes  9{ei^s  für  geleiftete  Xruppenjtellungen  u.f.m.  f^ulbig 
geworben  mar,  ben  (Ertrag  ber  Ulmer  SReid^sfteuern  unb 
1332  bie  Sugsburger  iReid^sfteuer.  3n  Ulm  gab  es 
bes^Ib  aufru^r,  ba  bie  9{ei(^sfteuer  biefen  3Bert  ni^t  barftellte, 
unb  bas  9{ei(^  oerpfIi<^tete  [i^  barauf^in,  bie  Ulmer  Steuer 
ni^t  me^r  ^o^er  ju  oerpfanben  o^ne  3uftimmung  ber  (Bemeinbe, 
mie  au^  ber  Stabt  ber  Srirag  bes  SReii^sumgelbs  auf  un« 
beftimmte  3t\i  fiberlaffen  mürbe,  bamit  fie  i^ren  Serpfli^t« 
ungen  gegenüber  ben  (Srafen  oon  9Ieuffen  na^Iommen  fonnte.  (Es 
fönte  eine  oollftfinbige SusfB^nung  ber  äußeren  unb  inneren 
Sfirger  eintreten  unb  beibe  Zeile  mieber  mie  frti^er  eine 
(Bemeinbe  bilben. 

X>iefem  gfriebensf^Iuft  folgte  bie  Slusfb^nung  smift^en 
Oefierreid^  unb  Sägern,  ^erjcg  Dtto  oon  Oefter« 
xtxtfy  mürbe  jum  9{ei^soermefer  ernannt,  fobalb  berftaifer 
fiber  bas  (Bebirge  ober  ben  Xpringermalb  jog,  mes^Ib 
bie  Stabi  Ulm  bem  der3og  ffir  biefen  gfall  Xreue  gelobte,  unb 
alle  6<^uIboerf4reibungen ,  bie  ber  abgefegte  Sfirgermeifter 
ftunjelmann  o^ne  (Bene^migung  bes  9?ais  ov?ge|fent  ^otie 


—     216    — 

tDurben  ob  hoftlos  erKStt,  bie  gefongenen  Ulmei  bt  SRfin^n 
entlolfen  unb  il^t  Sermigen  freigegeben.  Dann  tourbe  ein  ntvm 
iwt\\Sfyt\itx  fianbfrieben  iotf^en  Saqetn  unb  G^toaben 
abgefd^Ioflen ,  bem  bie  Slei^dlonboogteien  9liebetf^tDoben 
(SBirtemberg),  Slfo^  (^o^enberg),  Oberi^moben  (SBerbeR' 
berg«SnbedO  unbSugsburg  (^o^ened)  in  Ulm  bettniten. 
3nt  !Sdfyit  1332  iDUtbe  loeiter  in  DonouiDott^  bie  Ulntet 
Vfanbf^aft  bes  (5rafen  9leuffen  in  eine  Selet^ung  auf 
fiebemfjett  bes  Aaifers  oenoonbelt  unb  bem  (Brafen  92etiffen  bie 
Ulmer  9i  e  i  d^  s  |t  e  u  e  ( ouf  biefe  3eit  bouernb  2uge|i(|ert.  S)ie  gfolge 
^ieoon  maren  neue  Slufftänbe  in  Ulm,  bas  1333  bos  ftloflet 
Snier^iligen inS^aff^aufenin  fein Sfltgened^t  aufgenommen 
^atte.  (firafSReuffen  unterbrfidtebenSCufftanb|bieUImet3unft, 
bie  feit  1218 beftanben |atle, vuibe gemaltfam  aufgeloftunbbem 
trafen  9leuffen  ab  Stei^spflegec  oon  Ulm  bas  9)e$t  fiber« 
tragen,  bie  9li<i^ter  unb  9{atgeber  oon  Ulm  gu  ernennen.  Der 
Pfleger  erhielt  bas  SRed^t,  eine  Surg  in  ber  6tabt  ju  bauen, 
beibeStabtt^ore  ju  befe^en  unb  Aber  bie  6tabtf(^Iflf  fei  unb 
bie  Sturmglode  gu  oerfugen.  Die  5  Srflber  (Sranegg,  bie 
^iupler  t^s  Slufftanbs,  mugten  Urfe^be  fd^moren  unb  bie  ^a* 
milien  9{ot,  ^all,  Strölin,  (Soffolb,  Slammingen, 
Obfer  unb  jloprell  Surgfd^ft  für  ben  grieben  ber  6tabt 
leiften.  1334  gelobten  ber  9{at  unb  bie  (&emeinbe  ber  Slrmen 
unb  SR e i 4 e n  bem  SReic^spfleger  bie  3<t^Iung  einer  Slei^sfteuer 
oon750$fb.  $Ir.  unb  es  mürbe  beftimmt,  bog  bas  Stabtamans* 
amt  mit  feinen  3^^^^^^^^^^  ^^  3um  Xobe  bes  Aaifers  bem 
Grafen  9leuffen  oerbleiben  follte,  ebenfo  nad^  besAaifers  Xob 
bis  jur  SBa^I  eines  einioo^Ugen  Aönigs.  SBeitere  Slnforber* 
ungen  aber  burfte  ber  ®raf  oon  Sleuffen  an  bie  6tabt  unb 
bie  ®emeinbe  nid^t  me^r  ftellen. 

Der  fd^mäbtfd^'baperifd^e  £anbfrieben  OHir  nod| 
im  3a^re  1333  bis  1335  oerlängert  morben  unb  bie  6tabte 
jtempten,  Sunbelfingen,  (Biengen  a.  S. ,  Sopfingen, 
Dinlelsbfl^I  unb  mehrere  Sbelleute  ^tten  fid^  angefd^Ioffen, 
ebenfo  ber  neue  iReid^sIanboogt  oon  Oberfd^maben,  Ooffonn 
Zru(||fe|}  0.  SBalbburg.  Aaum  mar  aber  biefer  £anbfrieben 
abgelaufen,  fo  fam  es  in  Ulm  ju  neuen  Unruhen,  toeil  ber 
iReid^spf leger  ber  6tabt,  (Braf  Sert^olb  oon  9leuffen,  feinen 
nalfirli^en  6o^n,  ben  ^Ritter  Aonrab  oon  SBeigen^orn,  ber 


—     217     — 

1S29  inCEremona  oomAotfer legitimiert tDorbentoor, sunt 6t ab t' 
am  an  oon  Ulm  ernannt  ^atte.  1336  oerotbneten  bes^olb  ber 
neue  Stabtaman,  ber  9{at  unb  bie  (Bemeinbe  oon  Ulm,  ieber, 
ber  Ifinftig  bem  Aaifer,  feinem  ißfleger  ober  bem  9{at  entgegen 
Vttfioerfungen,  Senberungen  ober  Giige  ma^en  mfirbe,  foKe 
geartet  n)erben  unb  fein  SermBgen  5ur  ^filfte  bem  Aaifer,  feinem 
Sogt  unb  ber  (Semeinbe  2um  gfeftungsbau  oerfallen  fein  follte. 
So  blieb  bem  ftonrab  oon  SBeigen^orn  bos  Stobtamansamt 
bis  jum  3a^re  1342,  bem  Xobesjo^re  feines  Soters.  Die 
iSfytfcan  bes  Grafen  Sert^Ib  oon  9leuffen  mar  bie  (Brifin 
Hgnes  o.  9Berbenberg«tIIbed  unb  fein  SBo^i^  mar  ber 
Salmansmeiler  $of  beim  Aronprinjen,  ben  1346  ber  Wtaman 
itomob  oon  SBeiljen^orn  jur  $eter«  unb  ^aulslir^e  um- 
manbelte,  um  baburd^  bas  (But  ^eimsugeben,  bas  fein  Sater  ber 
ftir^  geraubt  ^tte. 

3>ie  3^Uen  maren  bamab  gans  fd^redli^e  gemorben. 
3>as  3nterbilt  bes  ^apftes  laftete  auf  bem  fianbe  unb 
ftatfer  fiubmig  ^attefi^  fc^Iie^H^  bereit  erllSrt,  Arone  unb  Sjepter 
nieberjulegen,  nur  um  bem  fianbe  ben  Sfrieben  ju  f^affen.  Ser* 
geblid^  mahnten  bie  SR^fti  ler  jurSerfB^nung  unb  £iebe;  fru^tlos 
prebigten  SNonnermieXauIerinftoInunbStra^urg,  6ufo 
in  Ulm,  ber  Aart^Sufer  £uboIf  unbber  Sluguftiner  2:^oma0, 
es  gebe  gm  ei  6^merter  auf  Srben,  bas  ^riftlic^e  unb  bas  meltli<i^e, 
unb  beibe  fommen  unmittelbar  oon  ®ott.  9Ran  folle  bes^alb  nic^t 
gan^e  fifinber,  St&bte  unb  Dörfer  bannen  unb  ben  Aranlen  ben  legten 
Xroft  oerfagen.  Der  $apft  lonne  ben  etmä^lten  Aaifer  nt^t 
abfegen,  er  möge  lieber  ISmpfen  gegen  bie  Gelbflfu^t,  bie  $of' 
fart  ber  gfrauen,  ben  9RutmiIIen  unb  ben  Uebermut  ber  genen, 
bie  Ungu^t  ber  Settelorben,  Seguinen  unb  fioll^arben  unb  bie  $ab< 
fu^t  ber  Sfirger,  gegen  bie  Afimmernis  unb  aRiggfinftigleit  ber 
^anbmerler,  gegen  bie  6^1e<j^tigleit  unb  9?o^l|eit  ber  Säuern,  ben 
Sreoel  unb  bie  f^amlofe  ftleibung  ber  aOeiber.  3^re  £e^ren 
maren  oergebens,  ber  $apft  in  Sloignon  eiferte  raftlos  gegen 
biefe  Se^ren  ber  Seifo^nung  unb  bie  (gemitterfd^file  in  (Europa 
iDurbe  immer  brfidenber. 

Ulm  mar  es  ni^t  mie  ber  9{eid^sftabt  3firi(i^  im  3a^re 
1836  gelungen,  bas  Stecht  sur  freien  iBa^I  bes  6tabtamans 
iurfl(f}uer^lien  unb  erneut  bas  «e^t  jur  (Einri^tung  einer 
3ttnft  neben  ber  ^anbmerlsgemeinbe  ju  erlangen. SBS^renb 


—    218    — 

in  3^^^  f4^^  i^  3«^^^  1336  bos  ,,bfirgermeiftorltil^e  Stegtmfnt" 
erneui  jut  Dur^ffi^rung  (am  unb  ber  Sfirgetmeiitet  Sraun 
bie  bortige  Stobtgemeinbe  in  jtoei  Ztxlt  teilte,  in  bie  Aon« 
ftafel  ber  9{itter,  (Ebeüeute,  9{entner,  Aaufleute,  Zu^^bler, 
(gelbioe^dler,  (golbf^miebe  unb  Soljf^eiben^nbler  ab  Vetren* 
junft  unb  in  bie  Semeinbe  ber  13  $anbu)eris3unfte, 
blieb  in  Ulm  bie  Sinric^tung  einer  folii^en  3ttnft  ftrenge  verboten 
unb  nMl^renbim  3a^rel343inSibera^  bie  bfirgermeifterli^e 
9legterung  lieber  jur  Sinffi^rung  fam,  gab  in  Ulm  no^  im 
3a^re  1346  ni^t  ber  Sfirgermeifter,  fonbem  ber  6tabtaman 
mit  bem  Xat  unb  ber  C5emeinbebem  Seinemeber(anbn>er( 
eine  neue  Orbnung.  Srft  im  3a^e  1349  na^  bem  Xobe  bes 
Aaifers  unb  bem  Srlof^en  ber  9lec^te  bes  ®rafen  9leuffen  ouf 
bie  Ulmer  ^flegf^aft  erf^eint  erftmak  mieber  ein  Ulmec 
Sflrgermeifter,  fiuboig  Jtrafft,  unb  im  3a^re  1351  ab 
erfter  3unftmeifter  mieberber  (Srautuc^eriunftmeifter. 
mie  aud^  ber  groge  unb  f leine  9{at  bamab  erftmab  vor« 
(ommen. 

3)er  unermartete  Zob  Aaifer  fiuba)igs  auf  einer  Soreniagb 
bei  SRfinc^en  brod^te  erneute  fii^mere  9Birren.  Sofort  f<!^Io{fen 
auf  einem  6tabtetag  in  Ulm  21 9{ei(|s|iabte  einen  S unb  bb 
jum  3uftanbe(ommen  einer  anerlannten  Aonigsma^I  jur  SBo^r* 
ung  i^rer  Ked^te.  Aorl  IV.  flbertrug  abbalb  ber  i^m  oerbflnbeten 
(Sraff^aft  Reifen  ft ein  bie  fianboogtei  über  bas  Abfter 
Clc^ingen,  bie  Aonig  £ubmig  biefer  (Braffd^oft  genommen 
^otte.  Sluf  bem  9let$dtage  ju  SR  fluiden  gelang  es  i^m,  bie 
beiben  (ßrafen  oon  SBirtemberg  um  bie  Summe  oon  70000 
(Sulben  unb  gegen  Uebertragung  bes Steid^sjolb  juCSoppingen 
ouf  feine  Seite  ju  bringen;  basSlngebotSoperns  mit  100000 
(Bulben  (om  ju  fpöt.  2)em  (Brafenoon  ftir(||berg  mürben  bie 
Senfd^aften  Air^bergunb  Sleu^aufen  beftöttgt,  bie  Sanb> 
Dogtet  9{ieberf4imoben  erhielt  9Birtemberg,  bie  £anb« 
oogtei  Oberf^maben  bie  (Brafenoon  Reifen ftein,  bie  Sanb> 
oogtei  Slugsburg  ber  ^erjog  oon  Zti,  Der  Sili^of  Pfeffer« 
^arb  oon  Aon|tan5  trat  ebenfolb  ju  Jtarl  IV.  fiber  unb  ber 
Sifc^of  griebri^  oon  S^oned  oon  9(ugs bürg,  ber  Sapem 
treu  blieb,  mürbe  abgefegt  unb  bur(^  ben  f^ropft  SRar> 
quarb  oon  Stanbed  oon  Samberg  eife^,  ber  obbalb  oon 
Hoignon  aus  benSefe^I  erhielt,  alle  iRei^sftänbeoom  Sänne 


—     219    — 

jtt  befreien,  bte  ft^  von  ben  Sofern  losfofiien.  Zro^beni  jSget' 
ten  bie  tneiften  9lt\i)^\ti\>Uf   ben  neuen  jlonig  onjuerlennen. 

9l0  eine  bei erften  etSbte  trat  Ulm  1347  |u  ftarl  IV.  Aber 
unter  ber  Sebingung ,  bag  i^m  bos  1331  oon  Adfer  fiubvig 
enijogene  9{e$t  jurfidgegeben  »urbe,  feinen  6  tobt  am  an  felbft 
3u  loS^Ien  unb  gegen  Serji^tauf  bie  Stei^^fteuer  bis  jum 
3a^e  1361.  1348  lam  fobann  Aarl  IV.  Ober  9{otenburg  o. 
b.  Xauber  no(^  Ulm,  um  9on  bort  iiber  Geislingen  na^ 
(Bmfinb  toeiter  ju  reifen.  23  Stäbte  ^ulbigten  in  Ulm  bem 
A5nig  unb  mürben  alsbalb  feierli^  oom  ftir^enbanne  befreit,  fo 
bag  vur  no^  Aonftans,  3flti4»  ®t.  (Sallen  unb  Schaff- 
Raufen  ju  ben  Saqem  Rieften,  ftarl  IV.  verlief  fof  ort  bos  Ulmer 
Stabtamansamt  famt  ber9{ei(^0fteuer  ber  (E^riften*  unb  3uben« 
gemeinbe,  bemSbeinumgelb  unb  bemSleii^sjoII  berngf^ei« 
(erm  9Ibre$t9on9{ed^berg  ote mirtembergifc^^reid^enauif^es 
£e(en  in  erblicher  äBeife.  9Is  fobann  im  gleid^en  3a^re  1348 
bie  Sapern  ben  Grafen  (5 fintier  oon  S^marjburg« 
9{ttboIftabt  ab  (Segenibnig  auffteüten ,  f^Iog  Ulm  fofort  ein 
Sfinbnis  mit  Sugsburg  unb  9ldrblingen  jum  6$u^e  feiner 
VriDtlegten ,  bis  ber  Gegenlbnig  im  3a^re  1349,  oon  einem 
3ubcnai3te  oergiftet,  ftarb. 

Die  3eit  ftontg  Aarls  IV.  oon  Sö^men  braute  bie  91  e« 
oolutionsfa^re  unb  ben  Sieg  bes  Parlamentarismus. 
Die  3ttbenlrau>alle  oon  1348  mit  i^ren  Sranblegungen  unb 
Xoif^Ifigen,  bie  Xoge  ber  $e|i  unb  ber  (Seigelbrfiber  lei* 
teten  bie  neue  3^it  bes  Slufru^rs  ein.  3n  Dresben  be« 
ftatigte  Jtaifer  itarl  ben  Sertrag  ber  etabt  Ulm  mit  ber  Graf« 
fi^  ^elfenftein  als  ber  9{ei^sIanboogtei  oon  Ober» 
|(^maben  unb  bie  neuen  £anbfriebensgefe^e  ber  Stabt,  bur$ 
mel^  fie  ben  3ubenf^u^  gegen  Slbtretung  ber  3ubenfteuer 
namens  bes  Wei^s  iibema^m.  1349  fam  erneut  ein  Qi^malU 
f^er  StSbtebunb  ju  ftanbe,  ber  bis  1365  bauern  follte  unb 
an  beffen  Spi^e  23  Vbgeorbnete  ftanben.  3m  gleiten  3a^re 
erfolgte  bie  Xeilung  Saperns  in  fianbsberg,  bei  ber  bie 
boprif^en 9{e<9te in  Ulm  an  bieSranbenburger  fiinie  fielen. 
Die  3a5re  1350—1353  hxai)ttn  ben  Streit  ätoif^en  »apern 
unb  SS^men  megen  ber  Susfolgung  Des  9{ei^sguts  an 
So^men,  melc^er  ju  Gunften  Saperns  entf^ieben  mürbe ,  fomie 
ben  Streit  3ioif<|en  bem  ^faljgrafen  Slupre^t  unb  ben 


—    220    — 

9?ei^sftöbten  einerfett«  unb  SBittemberg  onbeierfeits  um  beit 
fiabenburger  3on.  Sin  Sunbestog  in  U I  m  oec^nbelte 
erneut  toegen  bes  £anbfriebens  unb  im  3<4re  1351  tarn 
infolge  bejfen  ein  neuer  (Bebfl^rentarif  ber  Sroffc^ft  Reifen« 
ftein  ffir  bie  Sunbesloufleute  ju  ftonbe,  nod^  bem  Reifen* 
ftein  bie  uoHe  (BeioS^r  ffir  olle  Seroubungen  innerl^Ib  bes 
Sunbesgebiets  fibemo^m.  3m  yä/tt  1352  trat  biefem  £anb* 
trieben  au$  bie  (Braff^oft  Settingen  bei,  boc^  begann  f^on 
bamals  erneut  ber  (Streit  ^mifd^en  ben  @tSbten  unb  i^ren  £atib* 
o5gten,  loeil  bie  fteigenben  Slnforberungen  bes  9lei(^  an  bie 
eteuerfroft  ber  6t&bte  biefe  jum  SBiberftanb  reijte.  Son  1350 
bis  1353  bemfi^te  ft$  bie  neid^sarmee  oergeblt^,  bie  9{ei(^' 
ftabt  3firi4  mieber  in  bie  Sogtei  bes  Kaufes  Oefterret^ 
aurfidjubringen.  3m  3a^re  1353  traf  ber  itaifer  fibec  9l5rb« 
lingen  unb  Giengen  o.  8r.  in  Ulm  ein  unb  reifte  fiber 
nugsburg  unb  Kempten  na^  itonftang  oeiter,  ido  er 
einen  £anbfrieben  ju  ftanbe  bro^te,  ber  1356  oerUngerl 
»urbe.  3tnx  bie  bro^enbe  Ungnabe  bes  Aaifers  oermo(|te  ba« 
mals  ben  (Srafen  Sber^arb  oon  SBirtemberg»  fi^  erneut  in 
biefe  6$malerung  feiner  Sogteiret^te  ju  ffigen,  unb  ein  offener 
Slufru^r,  ber  in  ftonftonj  n)5^renb  bes  jlaifers  Snmefen^it  aus* 
bra^ ,  geigte  bie  6$niä(^e  ber  SReii^sgenmlt.  (Ein  (&efe^  gur 
Si^erung  bes  6tabtefriebens  befttmmte  bes^Ib,  loenn  in 
einer  Stobt  ein  Streit  ousbre^e,  follen  bie  nSc^ftgelegenen 
Slfibte  oermitleln  unb  menn  bies  ni^ts  ^fe,  ber  U I  m  e  r 
Stobtetog  bie  6a^e  ent|<^eiben.  Der  Streit  ber  Oefter« 
reifer  unb  Sc^ooben,  u^el^em  oon  beiben  Xeilen  bie 
91  ei^sfturmfo^ne  gehöre,  oereitette  inbeffen  bie  (Eroberung 
oon  3ü^i4  gur  Sc^onbe  bes  9lei^s. 

9la$bem  fobonn  no$  im  So^re  1353  Jibnig  Aorl  IV.  bie 
Oberpfolg  on  fi^  gebrockt  ^otte,  gog  er  im  3o^re  1354,  be« 
gleitet  oon  go^IreiÄen  Ferren  ous  S(|maben,  no^  9t om 
gur  Aronung.  3m  gleid^en  Z<^xt  erfolgte  ein  Sergleiil^  ber 
(Broffc^often  ^elfenftein  unb  SBirtemberg  betreffs  etn^ett* 
lieber  3oIIfä^e  im  Srengt^ole  unb  9iUt|oIe.  3)en 
Krönungen  in  Sloilonb  unb  9tom  folgten  im  3o^re  1355 
glSngenbe  Sefte  in  9Iärnberg  unb  bie  Steuorbnung  bei9lei<^< 
oerfaffung  bur$  bie  golbene  SuIIe. 

3m  3o|re   1356  u)urbe  ber  f4u)abif4e  fionbfriebe 


—    221     — 

Ks  1358  oetlängert  unbber  e^toabifd^e  Sunb  noA  Vrt  be5 
5anf  ebunbs  in  3  Hauptquartiere  eingeteilt.  Das  etjte  Quor* 
tier  bilbeten  bie  StSbte  Augsburg,  Ulm,  9Remmingen, 
Aempten,  ftaufbeuren,  DonauoStt^,  Slörblingeti, 
Dinlelsbfi^I  unb So pftngen,ba0gn>eite Quartier  Sibera^, 
Siaoensburg.fiinbau,  Su^^orn,  Ueberlingen.^fuIIen« 
borf,  ftonftan},  6t.  Sallen,  6^aff§aufen,  fieutlir^ 
unb  SBangen,  bas  britte  Quartier  bie  nieber|(^Q)äbi[§en  Stfibte 
Sglingen,  ^Reutlingen,  (ßmiinb,  ^all,  $eiIbronn, 
Stottioeil,  aBeil,  SBimpfen  unb  aSeinsberg.  «nii&^rli^ 
follten  {e|t  regelmäßig  goei  Sunbestage  in  Ulm  ftattfinben 
unb  ber  Sunb  jeigte  nai^erabe  eine  Waifi^  toeld^e  bie  Surften 
mit  @^rrden  gu  erffilten  begann.  3m  3a^re  1367  erRarte  ber 
Sunb  ben  Arteg  an  Saben  unbbra^  bie  babif^e  Surg  Sei} 
unb  auf  Slnrufen  ber  ®raf[^ft  SBirtemberg  bie  Surg  Sber* 
{tein.  !Dann  fom  ber  Sunb  in  Streit  mit  Sägern,  n)eil 
^erjog  6tep^n  mit  ber  ^afte  bem  Ulmei  Qef^Iec^ter  Otto 
Sefferer  ein  !DorIe|en  ni^t  ^imbega^It  |atte.  X)o^  !am  biefe 
@ad^  3um  gfitlid^en  Serglei^. 

2)00  Sa^r  1358  braute  ben  Zoh  bes  ^ergogs  tllbre^t  oon 
Oeflerrei^  unb  bie  Uebema^me  ber  Regierung  bur^  bes 
Aaifers  S^ioiegerfo^n,  ben  $er}og  Slubolf  oon  Oefterreid^. 
Der  ilaifer  f Ord^tete  biefen  prften,  u^eil  er  i^n  im  Serbac^t  ^atte, 
bog  er  ni^t  nur  bas  feit  bem  Xobe  d^Qog  Aonrabins  im  Sa^re 
1266  aufgehobene  ^ergogtum  Sc^maben  »ieber  neu  errieten 
unb  ffir  fidb  in  Seft^  nehmen  molle,  fonbern  bog  er  aud^  naä^  ber 
Kei^slrone  traute,  bie  Aarl  feinem  9Rannsftamme  er^Iten 
U)onte.  Die  gune^menbe  mirtf^aftli^e  Sebr&ngnis  bes  9teid^s  oer« 
anlagte  1359  ben  Aaifer,  bi^  Uebernabme  ber  gefamten9iei(^s» 
f  ^  u  I  b  bur^  bie  9{  e  i  d^  s  ft  5  b  t  e  gu  beQ>erfftenigen.  Die  6tabte 
ßften  fämili^e  9{ei(l^spfanbf^aften  oon  i^ren  3n^abern  ein  unb 
bie  9{ei(^sregierung  oerpflic^tete  |id^  bagegen,  feines  ber  eingeßften 
Gcffille  me^r  gu  oerpfinben.  9lls  ®egenleiftung  o^urben  alle 
35Ue,  bie  feit  1347  oom  Steige  eingeführt  morben  maren,  oom 
Steige  abgef^afft,  morauf  fimtlid^e  eingeI5fte  Sogteien  oom  9leid^e 
nad^  bem  Sorf<|Iage  ber  Stabte  neu  befe^t  mürben.  Die  (Brafen 
oon  $elfenftein  eibielten  infolge  beffen  im  ^idfixt  1360  gu 
ber  £anboogtei  Qberf^maben  no$  bie  Sogteien  über  bie 
Sieid^sHifter  (Ellmangen  unb  SI fingen. 


—     222     — 

SBirtembetg  loai  mit  biefem   Sntoidlungsgang  irenig 
einoecftanben.    Aaum  wax  bte  neue  9legiment0orbnung  beenbet, 
|o  ertönte  bie  Alage  ber  6t&bte  beim  Kei^e,  bag  bie   (Sraf* 
f^aft  SBirtembetg   ber  9Ibma<^ung  jumiber    neue   3^11^ 
eingeffl^rt  ^be  unb  {eben,   ber  [i^  loeigere,  biefe  ju  bt» 
jaulen,  bur<|  feine  Seamten  pffinben   laffe.    (Sraf    Sber^atb 
ber  (Breiner    tDurbe    infolge  biefer    ftlogen   oom  Aaifer  oor 
ben    9{ei$stog  }u    SRflrnberg    gelaben,   blieb  ober  tro^ig 
au0,   unb  ah   infolge   beffen  bas    9{ei^   ben   Sann   gegen 
ibn  Qusfpra^  unb  bie  Stei^sarmee  aufbot,  f^Iog  er  ein  Sfinb« 
nis  mit  Oefterrei^  unb  rfiftete  ebenfalte,   lieber  Sopfingen 
rfidten  barauf  bie  Sö^men  in  äBirtemberg  ein  unb  belo* 
gerten  bie  Stabt  6(^ornborf,  n^o^renb  bie  £anb»f neckte  ber 
6tabte  jtonftanjp   6t.  (Ballen,   Ueberlingen,  £inbau, 
Slugsburg,   SRemmingen   unb  Aempten  |i(^   in  Ulm 
fammelten  unb  oereint  bie  Stabt  Göppingen  gu  belagern 
anfiengen  unb  ein  britter  $aufe  unter  bem   ißfal}grafen 
Kupre^t  bie   @tabt  SRarlgröningen  einfd^Iog.    6o  blieb 
SBirtembetg  nichts  flbrig,  ab  nac^gugeben.    3^  Sertrage  oon 
6<^ornborf  oerfpra^   (Braf   Sber^arb,    bas    Sflnbnis    mit 
Oefterrei^   fofort  s^  Iflnbigen   unb  bem  Stobtebunb  megen 
ber  (Boppinger  3<>nftreitigteit  oor  bem  SRei^sgeri^t  SRe^t  ju 
liefen,    mie  SBirtemberg   aud6   auf   bie  beiben   Sleid^sburgen 
Sld^Qlm  unb  $o^en[taufen  mit  ber  baju  ge^brigen  £anb« 
oogtei  Slieberf^maben  Serjiclt  leiften   mugte.    SBirtemberg 
übernahm  ferner   bie  Auflage,  feine  fämtli^en  Strajsen  ffinftig 
allen  ftaufleuten  bes  Sunbs  loftenfrei  offen  ju  ^Iten,  bie  neuen 
3bIIe  abjuf^affen  unb  bei  Streitigleiten  um  fiiegenfd^aften  mit 
$erfonen,  bie  im  S(usbflrgerre((ft  einer  Sunbesftabt  ftanben, 
fi^  bem  Urteil  bes  juftanbigen  Stabtgeri^ts  ju  fflgen  unb 
oon    jeber   Alage    beim   fianbgeri^t  abjufe^en.     i>xt   91  us* 
manberung  aus  SBinemberg  burfte  nur  ben  leibeigenen 
verboten   merben   unb  bie  in  mirtembergif^er  Sogtei  fte^enben 
AI  oft  er  burften   nur  mit  ber  oertragsmägtgen  Sinquartiening 
belegt  ©erben.    Jlllen  ÄUftern  unb  flEbelleuten,   bie  in  roirtem» 
bergifc^er  Sogtei  ftanben,  blieb  femer  unbenommen,  i^re  SBalb« 
ungen  an   eine  9{ei^sftabl   ober  fonft   jemanb  ju  oerlaufen, 
aucb  menn   ber  SBoIbbann   oon  SBirtemberg   ausgeübt   mürbe. 
3)agegen  würbe  SBirtemberg  frcigeftellf,  alle  8feften  unb  ftofe, 


—     223    — 

Selajfe,  wtlift  oon  bei  9{ei(^0annee  jerftort  morben  toaren,  auf 
feine  5to|ten  neu  ou^ubauen,  unb  enbli^  mürbe  SBirtemberg  ber 
Xei^sfteuetertrag  ber  in  SBirtemberg  angefeffenen  3uben 
belaffen.  T>tn  ^auptgrunb  ßu  biefen  6treUigteiten  ^atte  gegeben, 
bog  im  3a^re  1359  bie  fd^iDobifd^en  9{ei^dft&bte  bat  Siecht  er» 
langt  ^tten,  leiner  Sorlabung  oor  ein  ausofirtiges  $of«, 
£onb«  ober  Stabtgeri^t  me^r  folgen  ju  m&ffen,  fonbem 
nur  oor  i^rem  eigenen  Stabtgerid^t  9le^t  fielen  ju  mflffen, 
moffir  fie  bie  ipfli^t  flbemommen  latteUp  ffir  alle  re^tsfriftig  an> 
erlannien  6^ulben  i^rer  Slnge^drigen  bie  äSoIQtredung  5u  Aber- 
nehmen.  Die  Solge  baoon  loar,  bag  je^t  lein  Hinter  Sut  me^r 
auf  ber  fianbftrage  bur^  gebingte  SRitter  gepfänbet  werben  burfte, 
fonbem  bog  ber  S^ulbner  ffir  gorberungen  nur  no^  oon  feinem 
6tabtgeri(^t  belangt  werben  lonnte.  Die  Stei^slanboogtei 
9ii  eberfd^maben  enblic^  gieng  SBirtemberg  oerloren  unb  würbe 
bem  fianbfriebensl^auptmann  Slubolf  oon  ^omberg  über* 
tragen,  ber  1361  alles  oom  9{ei^e  an  SBirtemberg  oerpfänbete 
Stei^tgut  namens  bes  9{ei^$  einßfte. 

JRa^bem  auf  biefe  SBeife  ber  alte  Streit  ber  6tobte  mit 
9Birtemberg  ju  Ungunften  bes  festem  beigelegt  mar,  mugte  |i^ 
®raf  Sber^orb  ber  C5reiner  ni^t  anbers  s^  Reifen,  oIs  burc^  einen 
Staats ftrei 4  Sr  na^m  feinem  Sruber  (graf  Ulrid^  ].  bas 
SRitregiment  geioaltfam  ab  unb  ma<^te  fi^  jum  SUein^erm  bes 
£anbs,  worauf  aber  Ulric^  fofort  illoge  beim  Kei^e  er^ob  unb 
biefes  bie  Trennung  SBirtembergs  erneut  gewaltfam  bur^» 
ffi(frte.  jtoum  war  biefe  grrage  eilebigt,  fo  tlagte  bie  9{ei^$ftabt 
Solingen  weiter  beim  9lei<^e,  bag  SBirtemberg ga^Ireic^e  £eib« 
eigene,  bie  na$  Solingen  gehören ,  bei  fid^  jurfidi^alte,  w&^renb 
SBirtemberg  einwanbte,  es  ^anble  fi^  ^ier  um  Pfahlbürger, 
bie  oon  SPngen  aufgenommen  worben  feien,  obglei^  fie 
no^  in  wirtembergif^er  JQeibeigenfd^aft  geftanben  ^aben.  Sin 
Sertrag  beenbete  enbli^  au^  biefen  langjalrtgen  Streit  babur^, 
bog  SBirtemberg  auf  alle  na$  Solingen  gejogene  fieibeigenen 
oer}id^tete ,  beren  fieibeigenfc^aft  ni^t  genau  na^juweifen  war, 
w&^renb  Solingen  oerfprac^,  leinen  wirtembergif^en  fieibeigenen 
me^r  als  ^fa^Ibfirger  aufsune^men.  3m  gleiten  Sabre  1362 
findete  ®raf  Ulri^,  bes(&reiners  So^  in  Donauwörth 
bie  ^rinjeffin  Slifabetb  oon  Sägern,  Xo^ter  bes  gerjogs 
£ubwig  oon  Sranbenburg  unb  äBitwe  bes  im  3abre  1359 


—     224    — 

ermorbetett  Qftei^rm  (Eongronbe  11.  bella  Scala  oon  Serono. 
Die  golge  biefet  Setmä^Iung  qkit,  bog  ber-ioperil^e  Se* 
fi^  in  Ulm  eineui  oon  Sofern  on  SBittemberg  jurfidfiel 
unb  feit^  bei  biefem  oerblieb. 

3n  iene  Stit  emigen  innecpolitif^en  $obet6  fielen  {c^ioere 
innere  loirtl^aftH^e  ftSmpfe  unter  ben  9nge(9rigen  bes 
bomol  n)i<^tig[ten  Sewerbegmeigs  S^mobens,  bes 
9Bebgen)erbs.  3m  Ravxfife  ums  3)o|ein  erfi^oerten  ft^  bie 
einzelnen  Setriebe  bos  £eben  bur^  ftetgenbe  Seoormunbung 
unb  Seouffi^tigung  ber  geverbliii^enSrseugung.  SBie 
genou  man  es  mit  ben  Sefc^offen^eitsunterf^i^ben  ber  SBotle 
no^m,  ge^t  borous  ^roor,  bog  im  3^^^  13^8  ^ 
SBoüeniDebem  oon  Siegensburg  ftrenge  verboten  mürbe, 
ungorifc^e  SBoIIe  ober  S^eermoUe,  b.  ^.  ben  ffbfoH  ber 
Zu^f^erer ,  in  bie  belferen  Stoffe  3U  mif^n.  SRon  ^ielt  ouf 
gute  SBoIIe  fo  oiel.  bog  mon  Sd^ofe  ous  Slonbern  lommen 
lieg,  um  bie  inlänbif^e  6^ferei  in  Sofern  gu  ^ben.  Die 
Kegensburger  SBoüfämmer  lauften  gonje  j^eerben  fol^r 
Xiere  unb  fibergaben  bie  Ziere  i^ren  £onbf(^Qfem,  benen  fie  für 
bos  ^unbert  S^ofe  1  Steffel  Stoxn,  Vs  Steffel  $ober,  1 
Sterling  ftfic^enfpeife  unb  1  Solgf^eibe  bego^Iten  unb  i|nen 
femer  bie  $alfte  ber  SBoIIe  oon  300  6^afen  fovie  bie  ^Slfte 
ber  ouf  bie  9BeIt  ge!ommenen  fi&mmer  fiberliegen,  oi^renb  olle 
»eiteren  Sc^fe  unb  beien  Sttrog  bem  Aouf^erm  oerblieben. 
Die  politif^e  Serbinbung  Soqerns  mit  ^ollonb  feit  jtonig 
fiubmig  bem  SoQern  roirfte  bobei  ougerorbentlic^  fSrbernb,  inbem 
bie  iungen  So^ne  ber  reichen  nieberlonbifc^en  ^SnblerfomiHeH 
in  Sofern  mit  (o^en  Staotsftellungen  oerfe^en  ourben. 

Die  Aloge  ber  Stäbte  fiber  bos  Stoubritterunmefen 
no^m  inbeffen  fortmo^renb  gu.  6o  fielen  1357  bie  Kitter  oon 
Od^fenberg  unb  Sillenbo^  in  Uugsburg  ein  unb  gfin* 
beten  bie  Sorftobt  Steffingen  an  unb  bo  fortmS^renb  etngelne 
Sfirger  biefen  9{ittetn  Rolfen ,  oerbot  ber  Sugsbuiyer  Slot 
im  3o(re  1361  ollen  Sfirgern  emftlid^,  mit  bem  Sillen« 
bo^er  gemeinfome  6o^e  su  motten.  Slugsburg  bot  bomob 
bringenb  bie  Stobt  Ulm,  biefe  m5ge  bo^  ben  SRitter  $Iettg 
freiloifen,  ben  bie  Ulmer  gefangen  polten,  u)eil  biefer  ber  Stobt 
Augsburg  insgeheim  gegen  ben  Sillenbod^r  ^Ife.  3m  Z<^fyn 
1362  mugten  benn  oui|  bie  Stiller  iRtfoIous,  illbrec^t  unb 


—     225     — 

ilonrab  oon  VxlUniaä^  unb  ^ ans  Sudler  Utfe^be  {^toSten. 
Zio^bem  iDor  bie  9Ra(^t  bei  6tabte  btefem  Zieiben  ni^t  gema«^- 
fen.  3in  ^idfyct  1363  oerorbnete  bes^olb  Sugsbutg,  toennein 
Sfiiget  Qttf  ber  fionbftrage  beraubt  toerbe  unb  ^ttfe  90m  iRate 
verlange,  folle  biefe  nur  auf  Aoften  bes  beroubten  Sfirgers 
itmSfyct  oerbeUp  toie  au^  Ulm  fan  3a|re  1364  feftfe^te,  bag 
fflnflig  alle  jtoften  für  Sotf^en  nacb  ausmärte  oon  benen  ju 
trogen  fein  follen,  bie  [ie  forbem. 

Das  3a^r  1363  braute  als  für  ben  fd^mabifc^n  ^anbelsoer« 
le^r  äugerft  n)t(l^tiges  (Ereignis  benXob  ber(&r&finaRargaret|e 
SRauItafi^oon  Zirol,  ber  SBitme  bes  ^ei^ogs  £ubmig  oon 
Saqern^Sranbenburg,  mel^e  bie  (Broff^aft  Zirol  telta* 
mentarif^  bem  ^erjog  9{uboIf  oon  Oefterrei^  bem  ge- 
ffir^leten  gegnerif^en  S^roiegerfo^n  bes  Aaifers,  oerma<^t  ^atte. 
Die  golge  biefeiS  Si^ronn^ec^fels  toar,  bog  bie  grage  ber  (Erb- 
folge in  Sranbenburg  erneut  ins  Stollen  lant.  3m  Sa^re 
1365  reifte  bes^Ib  jlaifer  ftarl  IV.  Aber  ^eilbronn  unb 
Sraden^eim  na$  Soignon  jum  Sefuc^  bes  ^apftes 
Urban  V.  unb  beibe  oerabrebeten  ein  gemeinfames  Sorge^en. 
3m  Z<^xt  1366  mürbe  ber  ^erjog  SBenjel  oon  Suxem« 
burg^Srabant,  bes  Raifers  Sruber,  5um  JRei^soilar  ernannt, 
loS^renb  ber  ftaifer  im  3abre  1367-68  bem  SBunf^e 
bes  ^opftes  folgenb  na(|  3tctlien  }og,  um  bie  äRa^t  bes 
^erjogs  Sis conti  oon  SRailanb  ju  bre^en,  ber  $anb  in 
ganb  mit  ben  Sägern  bem  itaifer  unb  ißapft  ben  meiften 
aBiberftanb  entgegenftellte. 

3n  S^waben  mar  unterbeffen  im  3a$re  1366  ber  (5raf 
Ulrii^  oon  äBirtemberg  geftorben  unb  ®raf  Sber^arb  ber 
ffireiner  mürbe  babur<^  erneut  $err  oon  gang  9Birtemberg;  bo(^ 
gelang  es  i^m  oorerft  no(b  ni^t,  bie  mistige  fianboogtei  9lie« 
berf^maben  mit  ben  gfeften  $obenftaufen  unb  Sl^alm 
mieberjuermerben,  biefe  mürbe  oielme^r  bem  ißfalsgrafen 
9lupre(^t  bei  Sl^ein  als  93ogt  bes  (Er^.bif^ofs  (Serla^  oon 
l^o^ienlobe  oon  SR a inj  fibertragen,  mos  ben  (BroII  bes  äBirt» 
tembergers  gegen  ftaifer  Aarl  lY.  um  fo  me^r  fteigerte,  als 
biefer  fortmS^renb  feinen  92ebenbubler,  ben  trafen  Ulri^  opn 
Selfenftein,  begfinftigte.  ®raf  Ulri^  bes  Slellern  Sbefrau 
mar  SRaria  oon  Sosnien,  bie  6(^mefter  ber  ASnigin  Sli« 
fabei^   oon   Ungarn,   ber  (Bemablin  ftönig  Submigs  bes 

15 


-    226    — 

CSrogen,  ber  in  etftet  S^e  bes  Aoifers  Gc^mefter  ge^bt  (otte. 
Seibe  Srflber  oenoalteten  gemeinfont  bte  fionboogtei  Ober« 
f^moben  unb  bosSlmtbes  fianbfriebens^auptmonns  in 
(S^wahtUf  bis  int  3o^re  1366  (Sraf  Ulri^  an  ben  $of  na^ 
^regburg  in  Ungarn  30g  unb  ®raf  £ubmig  oon  Oettingen 
als  fianbfriebens^auptmann  aufgeftellt  n)urbe.  3)0^  o<tr  bie 
mirtf^aftli^e  Sage  au$  ber  (Braffc^af t  $elf enftein  eine  rec^t  bebent* 
li^e.  3m  3a^re  1367,  als  (Sraf  Sber^b  oon  9Birtemberg 
oon  feinen  Bfeinbeit,  ben  Vetren  oon  Sberftein,  im  SBilbbab 
fibeijallen  tombe,  mugte  (Braf  Ulri^  berSfingere  oon  Reifen« 
fiein  bie6tabt  3Bie[en[taig  oeipfänben,  um  Selb  ju  f(^en, 
unb  fett^  lam  eine  3uben|^anb{d^aft  ju  ber  anbem  unb  bte 
»irt[<^n^  Sage  ber  (Braff^aft  mürbe  um  [0  bebro^Iic^r,  ab 
bte  fteigenbe  Unfid^er^it  ber  politif^en  Sage  ^anbel  unb  SBan* 
bei  jt5rte  unb  bie  (Befalle  ber  ®raff^aft  minberie. 

3n  }une^menbem  SRage  entftanb  bamals  bie  Vngft 
oor  einem  ®nfal(e  ber  gfrangofen  in  S^maben.  Seit 
bem  SMebensf^Iuffe  jmif^en  gfranfrei^  unb  (Englanb  oaren 
in  Stttulrei^  bie  großen  internationalen  Sölbnerbonben  brot« 
los  gemorben,  bie  feit^er  unter  bem  9lamen  „®ugler" 
ober  ,,(EngIänber"  in  englif^em  Solbe  geftanben  ^ten. 
Sfranlrei^  ftieg  biefe  Sanben  i^unlic^ft  ab  unb  fo  jogen 
fie  pifinbernb  na^  !Deut[(^Ianb  herein  unb  begannen  im 
3a^re  1365,  bie  Stabt  Strasburg  regelrecht  ju  belagern. 
9tur  mit  SRfi^e  gelang  es  biefer  6tabt  mit  Silfe  oon  Ulm 
unb  Augsburg,  f i^  biefer  Seutema^er  su  enoe^ren.  IDaittben 
mürbe  feit  ber  Sbf^affung  bes  ^ffinbungsrec^ts  auf  ben  £anb- 
ftragen  unb  ber  (Einführung  ber  fianbfriebensgefe^gebung  bas  Ser* 
^Rnts  jmif^en  ben  StSbten  unb  ber  Xitterfi^aft  immer 
gefponnter,  meil  bur(|  bie  fianbfriebensgefe^e  ber  mic^tigfte  <£► 
merbssmetg  ber  Slitterfc^aft  hinfällig  gemorben  mar.  3m  3o^re 
1366  entftanb  infolge  biefer  mirtf^aftlii^en  9lotIage  bte  erftc 
f(^mabif(^e9{ittergenoffenf^aft,  ber6^1eglerbunb,bem 
balb  bie  (Befellf^oft  ber  SRartinsoögel  unb  bie  (BefeUfi^aften 
mit  bem  Schmer t  unb  mit  bem  SBoIfen  folgten.  (Es  moren 
27  SRitglieber  00m  Spiegel,  bie  fi^  jufamment^en,  ni^t  um 
3U  rauben  unb  gegen  bie  fianbes^erren  unb  StSbte,  fonbern  um 
e^rlid^e  3Ba^rung  i^rer  3ntere|fen. 

3m  3^^^^  1368   na^m   Slugsburg  ben  $einri(^  oon 


—     227     — 

gfreiberg  oon  Sngelberg  famt  belfen  @o|n  negen  fianb* 
friebensbcu^s  Befangen,  ber  ober  bur^  ein  Vblommen  mit  bem 
Grafen  oon  Cettingen  unb  bem  KUter  ^erbegen  oon^ 
Jta^enftein  »ieber  frei  ourbe.  „9Ber  xoiK  bleiben  oon  ^fim 
beln  rein,  ber  pt'fic^oor  SRe^berg,  Sreiberg  unb6tein", 
^ieg  es  feit^er  in  ben  Stfibten  Sc^toabens  unb  man  begrflgte 
es  mit  S^euben,  ab  im  Zcfyct  1369  bas  9{ei(^  in  S  res  lau 
ben  neuen  f^ioabii^en  fianbfriebensbunbbeftitigte,  ber  bem 
ru^eftbrenben  Xreiben  ber  9{ittei|^aft  ein  (Enbe  bereiten  fodte. 
Der  6i^  bes  8unbs  omr  Ulm,  mo ja^rlitl oiermal  6(|tDur* 
geriete  fiber  alle  9{aubanf&ne  ,  SRorbt^ten ,  Sranbftiftungen 
unb  unre^te  (Jfe^ben  geilten  metben  [ollten ,  beren  Strafe  ber 
[i^imiyfli^e  (ßalgen  loar.  (Blei^  im  3a^re  1369  lourbe  ooc 
biefem  Ulmer  fianbfriebensgeric^t  bie  Jtlage  bes  Aonrab  £o« 
ren}  oon  Kugsburg  gegen  ben  (ßrafen  jtraft  oon  $o^en« 
lo^e  unb  (Benoffen  oegen  Slaubs  oer^anbelt  unb  es  entftanb 
baraus  bie  groge  gfe^be  bes  Sif^ofs  äBalter  oon  $o^|^Ii^< 
ftir^^im  in  Augsburg  gegen  ben  Slugsburger  fianboogt,  ben 
^ei^og  oon  Xed,  ber  bamil  enbete,  bog  ber  (Biaf  oon  SBerben* 
berg'SIbed  bei  SRinbel^eim  ben  Si[<|of  im  Aampfe  erf^og. 
3m  3aire  1370  trieb  ber  Kitter  3enger  bie  beerbe  ber  6tabt 
Augsburg  meg ,  loes^alb  i^n  bie  Stabt  löpfen  lieg ,  unb  ber 
Slitter  Sfitci^  na^m  ben  $eter  itunjelmann  unb  Den 
X^omas  9{appoIb  in  Augsburg  felb|t  gefangen.  Das  gleich 
3c^r  1370  brad^te  femer  ben  Streit  bes  6(^o)äbii(|en  Sunbs 
mit  bem  SRitter  SRerl  oon  Battenberg  unb  (ßenoffen  unb  als 
Strafe  ffir  bie  Xeder  gebbe  nahmen  Saqern  unb  äBirtem« 
berg  im  Sunbe  mit  einanber  ben  Gittern  (Bfig  oon  (ßfiffen' 
berg  mit  (Bemalt  bie  Stobte  Surgau  unb  Seip^eim  ab. 
Ueberall  ^rrf^te  ftrieg  unb  Unglücf.  SBo^renbJbie  Donau  rings 
bas  £anb  flberf^o^emmte ,  brannte  man  gegen|eitig  bie  Dörfer 
nieber,  raubte  fieute  unb  Sie^ ,  [fite  Senf  auf  bie  Selber,  ^teb 
bie  Dbitbfiume  unb  SBeinftöde  ab  unb  trieb  bie  3i^&^n  in  bie 
SBeinberge,  fo  bag  Hungersnot  unb  $e[t  entftanb. 

(Bieng  es  fo  auf  bem  £anbe  brunter  unb  brüber, 
fo  fa^  es  ni^  meniger  traurig  in  ben  S tobten  aus. 
Bier  saniten  fi^  immer  erbitterter  bie  9{  eichen  unb  bie 
Armen  unb  an  ber  Spi|e  ber  Aufftanbe  [tauben  gea)o^nIt^ 
bie     mä^tigen    2BoIIpnbIerfa  milien.     Die    SRod^t 

16* 


—     228    — 

ber  aBoI^Snbletfamilien  fenet  3eit  jetgt  fic^  3.  8.,  mnn  im 
So^re  1368  in  Sfranlenberfl  in  X^firingen  alle  3flnfte 
D  e  r  b  0 1 e  n  »erben,  aber  bte  SBoII^nblersunft  ^eoon  ausgenommen 
mirb.  3nt  Z^^^  1^67  mürbe  bie  £anboogtet  Dberf(|maben 
ben  ®rafen  t>on  ^elfenftein  abgenommen  unb  bem  Sutggrafen 
Sfrtebrid^  oon  Slflrnberg  übertragen,  ber  im  3a^e  1370  an 
Ulm  bas  Serlangen  ftellte,  bem  9{itter  Slbre^t  oon  91  e 4' 
berg  inSBeigen^orn  bie  (Befalle  bes  Ulmer  Stab tamans« 
amts  ausjufolgen.  Ulm  lam  biefem  Sefe^I  nic^t  na^;  ber 
9lat  ftellte  ben  Sinjug  bes  Umgelbs  ein  unb  bef^Iog  in  einer 
gemeinfamen  Si^ung bes  alten  unb  neuen  91  ats,  fi^  um  {eben 
$reis  im  Sefi^e  bes  Smanamts,  bes  Umgelbs,  ber  (Ein* 
ung  unb  ber  aRflnje  su  er^Iten  unb  beren  Xusfolgung  an  bie 
^enf^aft  9le^berg  ju  oenoeigem.  9l5|ere  9la4ri<i^ten  Aber  ben 
etreitfall  feblen  leiber. 

9la^bem  ftai[er  Aarl  IV.  im  Sa^re  1368  bie  ^erjog« 
tfimer  S^Iefien  unb  fiaufi^  enoorben  ^atte,  gieng 
fein  le^tes  Streben  mif  bem  Vefi^e  ber  SRarfgroff^aft 
Sranbenburg  unb  ab  Sägern  [i^  niifi  baju  ^erbeilieg, 
biefen  mertoollen  Sefi^  abjutreten,  lam  es  1371  ju  emften 
ä}ero)idIungen  mit  bemfelben,  bie  inbes  babunl^  geloft 
mürben,  bog  ber  Aoifer  [einen  (Erben,  ben  10  3a^re  aüen  ^er« 
30g  SBensel,  mit  ber  $rin3effin  3o(anna  oon  Saqern,  ber 
Xod^ter  bes  $er3Qg5  Sllbre^t  1.  oon  Sranbenburg-Sa^em ,  oer> 
mahlte.  €^on  im  3a(re  1370  ^atte  ber  jtaifer  ben  baqerifi^n 
fianbfriebens^auptmann  (Brafen  Soris  oon9{iefenburgaIs 
9tetd^9beoonmad^tigten  naif  QäfXDaltn  gefanbt,  um  bort  einen 
neuen  fianbfrtebensbunb  3U  ftanbe  3U  bringen.  (Ein  fol^r 
lam  in  ber  X^at  3U  ftanbe  unb  31  St&bte  oer3i4ieten  erneut 
bis  1375  auf  i^r  gfe^bere(|t  unter  ber  Sebingung ,  bag  i^en 
fianboögten  febe  Steigerung  ber  9{ei(^s[teuerforberung  mfi^renb 
biefer  3^ii  oerboten  fein  follte.  9Ran  teilte  ben  gan3en  fianb* 
fnebensbesirf  in  bie  StSbte  ob  ber  Hlb  mit  bem  Sororte  Ulm 
unb  in  bieSt&bte  unterberSIIbmitbemSororteSglingen 
unb  beftimmte ,  bog  famtli^e  9Ibteien ,  CSraff^aften ,  gfrei^n« 
f^aften,  9titterf^aften  unb  (Ebelfned^te  ebenfalls  bemfelben  bei« 
treten  follten.  3um  fianbfriebens^auptmann  mürbe  (Braf  Ulri^ 
ber  9(eltere  oon  $e{fenftein  ernannt. 

äBtrtemberg  fa^  biefe  neue  Sef^ranfatng  feines  S^be« 


—    229    — 

re^to  menig  gerne.  Es  ^tte  1371  Me  fiontoogtei  Slieber 
\^wahtn  }utfidenDotben  unb  mit  ber  6tabt  Strogburg  ein 
Sfinbnis  gegen  bie  $enen  oon  (E&etftei  n  unb  (Benoffen  ge* 
f^Ioffen,  um  ben  UeberfoU  im  SBilbbob  }u  rS^en^unb  bos 
9?e{^  ^e  bies  genehmigt,  inbem  es  SBirtemberg  beoufttogt  ^e, 
oneRfiubet  unbbSfen  £eute,  namentli^  ben  ^aljgrofen  Slupte^t 
bei  9l^ein,  ]u  behiegen.  9ber  qu^  bie  9{  eid^sftSbte  moren  bies« 
md  oon  bem  fianbfrieben  »enig  erbaut,  ftaum  Omaren  nSmli^ 
bie  6tlbte  gebunben,  fo  trat  bas  Weid^  ber  Slbma^ung  entgegen 
mit  neuen  Vnforberungen  ^eroor.  Die  Sbfinbung  Sägern  s 
für  bie  Sbtretung  Sranbenburgs  an  bas  9lei^  ma^te  unge« 
^ure  ffnforberungen  an  bie  Sleid^staffe,  bie  um  fo  ungemer 
besohlt  ourben,  oIs  ben  6t8bten  f^on  oor^r  groge  £aften 
oblagen.  @o  ^tfe  3.  S.  bie  6tabt  Hugsburg  bem 
Srei^rm  Aonrab  oon  greiberg  aioei  DSrfer  nteber« 
gebrannt  unb  SBirtemberg  (atte  bes^Ib  als  Segens« 
^n  mit  Arieg  gebro^t,  bis  bie  Stabt  einen  Sd^abenerfa^ 
oon  4000  ®ulben  geleiftet  ^e.  9li<^t  gelinben  6<^reden 
oerurfa^te  es  meiter,  als  1872  unter  Sfi^rung  bes  bittetften 
geinbes  ber  Ulmer,  bes  gfrei^etrn  Slbre^t  oon  SRe^berg 
in  SBeigen^ornp  eine  neuelRittergefellf^aft  jur  Arone 
entftanb.  SBirtemberg  mar  ben  Stfibten  gram,  bag  fie  bei  ber 
Selagerung  oon  (Eberftein  i^m  ni^t  fo  beigeftanben  galten, 
mie  es  nbtig  gemefen  mire ,  unb  unterftfi^te  bie  Aronengefelt 
f^ft,  bis  bie  6täbte  beim  (Brafen  Soris  oon  Stiefenburg  bie 
geoMiItfame  Vuflöfung  ber  ftronengefellf^aft  bur^fe^ten. 
Der  Verger  ber  nitterfc^aft  fiber  biefe  (Semaltt^tigfeit  bes 
fianbfriebens  mar  fo  grog,  bag  brei  mirtembergifi^e  9litter,  5<^ns 
oon  Jtlingenberg,  $einri$  oon  9leipperg  unb  Hlri^ 
oon  Sternenfels,  ben  fianbfriebens^auptmann  (Brafen  Ulri^ 
oon  ^elfenftein  auf  ber  ^eimreife  oon  ^eibelberg, 
mo  er  ben  ^falsgrafen  9{upre$t  befugt  ^atte,  gefangen 
na^en  unb  na(^  bem  gfallenftein'f^en  Schlöffe  Kam* 
ftein  bei  S^ramterg  brauten.  Da  bie  brei  9{itter, 
mel^e  ben  $anbftret(^  ausgeführt  Ratten,  mirtembergif^e 
6taatsange^5rige  maren,  fa^  man  fofort  ben  (Srafen  Sber^arb 
als  an  ber  €a^e  beteiligt  an  unb  ber  33erba<^t  gegen  ben 
(Srafen  oerftirfte  fi^,  als  bie  gfreilaffung  bes  gefangenen  fianb« 
friebens^uptmanns  tro^  ber  inftanbigen  Sitte  oon  12  Sunbes« 


—     230     — 

ftAbten  in  Sluttgott  oermetgett  murbe.  9Is  [i^  be$^Ib  oollenbs 
Me  Jlunbe  oecbreitete,  ha%  bem  Gefangenen  in  bet  Sutg  9{anu 
ftein  bet  $oU  obgef^nitten  tootben  fei,  lam  e$  sunt  %u\' 
tu^x  unb  3U  lauten  Störungen  gegen  ba$  ^aus  aBiitem« 
berg  unb  ber  9lat  fa^  fi^  enbli^,  bem  3>r8ngen  ber  SRenge 
folgenb,  veranlagt,  an  SBictemberg  ben  ftrieg  ju  er  Karen. 
9Rit  fiarfem  Soll  jogen  bie  Ulmer,  oeiftorlt  bur^  bie  itimtin« 
gente  oon  SRemmingen  unb  6t.  (Ballen,  bie  916  hinauf, 
um  bort  mit  ben  üugsburgern  jufammenjuftogen  unb  bann 
gemeinfam  gegen  (53ppingen  ju  jie^n.  Slber  ein  ^o^iMffer 
rig  an  bem  fritif^en  Xage  bie  Donaubrfide  bei  £eip(eim 
toeg,  [o  bag  bie  Vugsburger  ben  Sflug  ni^t  palfieren  lonnten, 
unb  bie  SBirtemberger  benfi^ten  biefe  64oS$e  bes  (Segners, 
um  ben  Stabtem  jmif^en  Sllt^eim,  3Beibenftetten  unb 
69  gl  in  gen  mit  1200  9{eitem  in  bie  gflonle  su  faHen.  250 
6tSbter  blieben  lot  auf  bem  $Ia^e,  barunter  ber  Sunbes^uiit« 
mann^einrii^  Sefferet,  unb  300  6t5bter  mürben  gefangen. 
6o  fa^  man  \\i^  in  Ulm  3ur  SRSgigung  beioogen.  3>er 
9lat  oerbot  alle  aufrfi^rerif^en  SReben  gegen  bie  (Sraff^aft 
SBirtemberg  unb  beren  6tabtaman  Slbrec^t  oon  91  e^« 
berg.  Sluf  {ebe  innere  gfe^be  mürbe  ftrenge  6tiafe  gefe|t 
unb  beftimmt,  bag  {ebe  abgefonberte  geheime  Serbtnbung 
oerboten  unb  nur  bie  offentli^e  Seratung  im  State  geftattet 
fein  follte.  3^^^^  Surger  ourbe  oerpfli^tet,  3uu)tber^nblungen 
gegen  biefes  (gebot  bem  Sinungsamt  ansujeigen,  meines 
bann  bie  Uebelt^äter  bem  9{ate  5ur  Seftrafung  fibergeben  foIIte. 
Sllle  Sürger,  mel^e  ba$  ®efe^  bef^moren  fyxütn,  au^  bie  nii^t 
jum  SRote  ge^örenben,  [ollten  biefer  Ser^anblung  anmo^nen. 
SIu^  rourbe  allen  Sfirgent  ftrenge  oerboten,  in  mirtembergifc^ 
ober  anbere  frembe  Dienfte  ju  treten.  Der  Sriebendf^Utg  mit 
aOirtemberg  beftimmte,  bag  bem  SRei^  bie  (Entf^eibung  Aber 
ben  bunleln  Sorgang  fibertragen  merben  foltte,  unb  bas  9{et4 
oerlie^  fofort  bie  bur^  ben  !£ob  erlebigte  £anboogtei  über  bie 
SRei^sftabt  Donaumort^  ben  beiben  Slteften  63|nen  bes 
ermorbeten  (grafen.  Die  Unterfud^ung  ergab  benn  au«!^  bie 
Unf^ulb  bes  (Srafen  (Eber^arb  fomie  ber  Ferren  (Egiof 
unb  (Erwarb  oon  gfallenftein,  bie  oonberprftin  9Raria 
oon  Sosnien,  ber  SBitioe  bes  C5rafen  ^elfenftein,  offentli^ 
oon  aller  6^ulb  freigefprod^en  mürben. 


i 


—    231    - 

Der  2.  DÜ,  besfelben  Sq^ts  1372  braute  bie  feiedi^e  Selei^ung 
ber  VrinjenäBenjel  unb  Sigmunb^ber  65^ne  bes  ftoilers, 
mU  bem  Aurffitftentum  Sconbenburgin^rog.  Die Suf Ireib« 
ung  ber  jut  3<^Iung  biefer  Sieid^setmerbung  erforbetli^en  (Belbet 
[tieg  inbes  auf  groge  S^wierigleiten  unb  es  gelang  ben  mit 
ber  (Ein}ie^ng  ber  an  Sägern  f^ulbig  geworbenen  (Selber 
beauftragten  beiben  Stei^bmmiffäre,  bem  baQerifc^en  £anb* 
friebens^uptmann  Grafen  Soris  oon  9{iefenburg  unb  bem 
Grafen  Sber^arb  oon  SBirtemberg,  nur  mit  grbgter  SRfi^e, 
bie  Gelber  bei  ben  einjelnen  Stabtoenoaltungen  einjutreiben 
unb  re^tseittg  an  bie  Kei^s^auptlaffe  na^  SRflrnberg  abju* 
liefern.  3»  Ulin  lam  es  am  11.  Slooember  1372  bes^alb  jum 
offenen  Sufftanb.  3uben  unb  (£^ri|ten  f^impften  unfägli<|  fiber 
eine  berartige  „unbillige  6(^a^ung".  Die  Stabtoermaltungen 
tonnten  i^ren  SBerpflid^tungen  [d^Iiegli^  nur  babur^  nac^fommen, 
bag  fie  Kententitel  mit  20  o.  ^.  3ins  an  bie  3^^^  ausgaben^ 
für  n^I^e  famtli^e  reiferen  6tabtbflrger  unb  alle  Gbelleute 
ber  Umgegenb,  bie  im  Susbflrgerre^te  ber  6tabt  ftanben,  Sfirg* 
fc^aft  na$  Geigelre^t  fie^n  mußten.  Z^\>tXf  ber  [ilbeme  ober 
goibene  Gerate  ober  S^mudftfide  ^atte,  mürbe  oerpfli^tet,  bte|e 
auf  bem  9lat^u{e  abjuliefem,  |ämtli<|e  $fleg[(|aftsgelber  n)ur* 
ben  in  S^ulboerf^reibungen  angelegt  unb  bie  9{eid^s|teuer  ber 
Sürger  oerboppelt.  Gs  u^aren  runb  300000  Golbgulben,  oel^e 
auf  biefe  SBeife  oon  ben  9{ei4sIommi[|aren  Ximot|eus  oon 
Colbi^  unb  Graf  Soris  oon  Sliejenburg  aus  6^ma* 
ben  unb  oom  GIfag  na^  9lfirnberg  gel^Ieppt  »urben. 
9la4  bem  Kaufbriefe  erhielt  Sägern  als  (Erfa||  far  bie  SRarl 
Sranbenburg  bie  9leid^sIanboogteien  iDberfc^maben,  Slugs« 
bürg  unb  Glfag  a^etreten,  u)ö(renb  SBirtemberg  mit  ber 
Ueberlaffung  ber  fianboogtei  SRieberfd^maben  begütigt  mürbe. 
Zro^bem  fa)  SSBirtemberg  biefen  ungeheuren  aRa4t}uu)ac^s 
SuQerns  in  6fibbeut[(|Ianb  nur  ungeme  unb  es  [4Io§  bes^alb 
im  Zafftt  1374  ein  Sfinbnis  mit  ber  Grafj^aft  ^o^enberg  unb 
1375  mit  ben  14  9leid^$|tobten  lERieberfc^ombens,  ma^renb  S  a9 ern 
1375  |ic^  oon  Oefterrei^  9leutralitfit  oerfprec^en  lieg,  |o  bag 
ber  Arieg  jmif^en  Sägern  unb  3Birtemberg  oor  ber  X^fire  ftanb. 
Die  So  Ige  biefer  3®<ingsrei^sanlei^e  mar  eine  no(!^ 
allgemeinere  Serfcbulbung,  als  (ie  fc^on  ooi^anben  mar.  Die 
barlei^nben  3uben  brongten  unb  oerlangten  Seja^Iung.    3m 


—    232    — 

3a^ie  1374  ocrfu^ten  fie  bie  ^fSnbung  bes  mit  einem  nrii^tigen 
3o^nnorft0re^e  begabten  6t.  StilolQUsfpitals  bei  Sllbed 
Do<^  iDies  fie  bas  suftfinbige  (Beriet,  bie  fianboogtei  Giengen, 
ab,  meil  bie  Sogtei  biefes  Spitate  ni^t  bem  Sogte  bedfelben, 
bem  ®rafen  5^inri^  oon  9Berbenberg— Sllbed  erblich  ge* 
^orte,  gegen  ben  bie  3uben  getlagt  Rotten,  fonbem  bem  (Bottes* 
^ufe  6t.  (5 allen  bie  freie  Secfflgung  fiber  bie  Sogtei  gnftanb. 
Die  ]fibi[(^en  Gläubiger  f^Ioffen  bes^Ib  im  3a(re  1375  einen 
Sertrog  mit  bem  ^falsgrofen  griebri^,  na^  bem  fi(^  biefer 
oer{ifIi(^tete,  gegen  Ueberlaffung  ber  falben  Sotbening  ber  (Braf* 
[^oft  SBerbenberg— 9Ibed  ben  itrieg  }u  erllacen,  bis 
f^liegli(^  bas  9?ei^  bie  Slbedif^en  6^ulben  gegen  Serpffinb* 
ung  übernahm. 

3)asfelbe  3<>^^  1S7&  braute  bie  erfte  Vmoenbung  bes 
6(l^iegpuli)ers  ffir  bie  Ariegffi^rung  unb  f^uf  eine  neue 
3eit  fflr  biefelbe.  Sli^t  me^r,  toer  bie  tafiferften  65Ibner  ^e, 
geioann  ie|t  ben  ftrieg,  fonbem  mer  bos  meifie  Selb  jum  5lano' 
nenlauf  ^atte.  Dagu  erfd^redte  ein  neuer  (Einfall  ber  e^maligen 
SngISnberfdIbner  im  Slargau  unb  im  Slfag  ganj  6d|iDaben. 
3mmer  no^  aber  toollte  in  Ulm  unb  ganj  6^Qmben  bie  Se* 
Sic^tigung  nid^t  jur  9{u|e  lommen,  bag  <Braf  Sber^rb  bei  (Breiner 
oon  SBirtemberg  ben  Grafen  Ulri^  oon  $elfenftein 
9abe  ermorben  laffen,  toes^alb  im  ^iii^tt  1376  ber  erftere  fi^ 
oom  (Brafen  3o^ann  oon  $eIfenFtein,  bem  6o^ne  bes  Qr* 
morbeten,  Srief  unb  6iegel  geben  lieg,  bog  er  nii^ts  (j^ren* 
rfi|riges  gegen  i|n  ausfagen  lonne.  Die  SBitme  bes  (Brafen, 
bie  einft  [o  rei^  begüterte  gffirftin  SRaria  oon  Sosnien,  geriet 
feit  bem  2:obe  i^res  Gemahls  mit  i^ren  6  65§nen  unb  3  254' 
tern  in  june^menbe  uiirlfd^oftli^e  Sebrfingnis,  fo  bag  im  3<4^^ 
1375  bie  £)rte  Stellingen,  Dietienba^  unb  SBibber« 
ftall   an  bas  ftlofter  Slaubeuren  oerfauft  u)erben  mußten. 

jtaifer  Aorl  IV.  lag  feit  ber  (Erwerbung  Sranbenburgs  ffii 
feine  6o(ne  nur  no^  e  i  n  9Bunf4  am  ^erjen,  bie  SBa^I  feines 
6o^ns  SBenjel  jum  rimif^en  Ä5nig.  9Birtemberg  unb 
Sapern  Ratten  i^m  1374  i^re  3uftimmung  gegen  entfpre^nbe 
Sntf^abigungen  gegeben  unb  im  3a^re  1376  n^urbe  benn  aw^ 
ber  15iö(rige  ^rinjaBensel  ingranffurt  sumAönig  gevfi^lt 
unb  in  Slawen  gehont.  Die  6täbte  eilten  inbes  mit  i^er 
Mncrfennung   wenig.     6ie    erneuerten    ben    64o&bifc^en 


—     233     — 

Sunb  unb  beltimmteti,  Ulm  unb  ftonftans  follen  je  2  96* 
georbnete,  bie  anbeten  6tabte  \t  1  Kbgeotbneten  ju  ben  Sunbes« 
logen  no<^  Ulm  leiden.  I)er  (Brnnb  ber  398erung  nmr, 
bog  Aatfer  ftorl  IV.  bec  (Scoff^  SBirtemberg  {um 
DonI  filr  bie  Vnertennung  SBenjeto  bie  S^ult^eigen« 
chnter  SBeilp  Sjslingen  unb  (Bmfinb  fooie  bo«  fianb* 
geriet  Stottmeil  oetlie^n  unb  t|i  bos  9led^t  gegeben 
^te,  nieiteie  beliebige  Kei^spfonbl^often  in  6<I^QKiben 
auf  feine  Aoften  einjuldfen.  Ulm  [teilte  \\i)  on  bie 
6)ii|e  bes  SBibeiftanb0 ,  oeronlagt  buri!^  ben  Ulmer  ffirogiuben 
3 ad I in,  bec  [i(^  u^eigerte,  bie  oon  i^m  belie^enen  SReic^d« 
pfonbf4aftenan993tttembergous3ufoIgen,  mo|I  loeil  i^m  bet  neue 
3n^abet  ein  menig  listet  S^n]tt  f^ien.  SBittembetg  flogte 
infolge  beffen  beim  Stei^^ofgeti^t  gegen  Ulm  unb  3idlin  unb 
geu^onn  ben  Stec^tsftteit,  fo  bog  gegen  bie  6tabt  unb  3Sdlin 
SoIIfttedungsbefe^Ie  etla|fen  iDutben. 

Dos  Set^ltnisi  jXDij^en  SBittembecg  unb  bem  immet 
mo^tiget  oerbenben  Ulm  umt  boburc^  bos  benibot  f^Ieil^tefte 
geu)otben.  6^on  im  Z^xt  1372  |olte  man  in  Ulm  mfyctni 
bes  fttiegs  gegen  SBirtemberg  oetboten»  »eitere  6&u[er 
in  bem  oirtembergif^en  Sorort  6<^u)eig(ofen  (9leu«UIm) 
3U  bauen,  wo  äBittemberg  bos  (Einquortierungsrec^t 
lotte,  fo  oft  in  Ulm  bos  fianbgeri^t  gegolten  »urbe, 
fomie  bo0  64ult^eigengeri<^t  befog,  unb  man  gieng 
immer  me^t  botan ,  bie  Sef ugntjfe  bes  $aufe$  SBirtemberg 
unb  feines  Simons,  bes  grei^erm  Slbre^t  oon  9{e^berg, 
in  Ulm  biefen  ju  nehmen.  äBoltenb  etft  im  3a^re  1368 
in  Augsburg  bos  jflnftige  Sflrgermeifterregiment 
3ur  Dur^ffi^rung  gelommen  toor  unb  ber  iReic^sIonboogt  öerjog 
3riebri<l^oonXed  ber  61obt  erlaubt  ^tte,  3unfte  na$  Slegens« 
bürget  9{e(^t  aufjutiil^ten,  ^tte  Ulm  biefes  IRe^t  f^on  im  3o|te 
1349  enootben.  3e^t  mollte  bie  Stobt  oollenbs  gonj  ftei  oom 
£anbuogt,  fie  mollte  i^t  eigener  fionboogt,  b.  ^.  eine 
9lepublil,  werben.  Die  SBeigetung  Ulms,  ben  Aonig  SBenjel 
onjuerlennen ,  ffi^rte  im  5^rbft  1376  jur  Belagerung  ber 
6tobt  bur^  ben  Aoifer.  Der  jloifer ,  ilSnig  äBenjel,  ber  Crj» 
bif^of  von  aRains,  bie  Si|(^öfe  oon  Somberg,  Si(|ft&bt 
unb  aßfirjburg  unb  (Sraf  Sber^orb  oon  SBirtemberg  loger« 
ten  |i4  bei  SI fingen  unb  bie  bo^mif^en  Söller  plänberten 


—     234    — 

bie  ganse  Umsegenb,  tDä^renb  Ulm,  oerftfirtt  bur^  eine ftattli^e 
Sa^l  aRemtitinget  6oIbner,  mehrere  neue  6ef(^fl^e  auf  bie 
3Bane  pflanste  unb  fd^Iieglic^  bei  einem  glfidli(|en  XusfaK  bei« 
na§e  tie  Hoiferin  gefangen  in  bie  6tabi  führte.  60  ^ielt  bec 
Aaifet  nie  00t  3flrid^  im  3a^re  1351  einen  aBaffenftill* 
ftanb  ffir  geraten.  (Ein  fro^Ii^es  Xurniec  oereintebie  beßen 
6te$ec  beiber  Parteien  jum  Reitern  6piel  unb  ber  Ulmer  Slitter 
Ulr i^  6 tro lin ^ob babei  alle  loifetli^en Slitter  aus  bem  6otteL 

3)er  9{ei$9tag  5U  9lfirnberg  follte  ben  Streit  bes 
»ei^s  mtt  Ulm  enif^ieiben.  3>ie  (Btaff^aft  Slbed  ei^ielt  fflt 
ben  erlittenen  Stäben  bie  (Erhebung  £angenaus  3ut  Stabt 
unb  Ulm  follle  fi$  oerpfli^ten,  bie  ^fanbf^aft  ber  Srafen  oon 
Wbed  bei  bem  Ulmer  3uben  3&<lHn  einjulftfen,  oeigerte  fi^ 
aber  unb  blieb  in  9tfimberg  aus,  obglei^  SBirtemberg  {i^  gum 
Serglei^  bereit  erilfirt  ^atte.  Die  gfolge  »ar,  bag  Saqern 
erneut  Ulm  ben  ftrieg  erflfirte,  vorauf  bie  Ulmec  jur  So<^  bas 
»irtembergif^^re^bergif^e  äBeigen^orn  piflnberten  unb  bie 
Sägern  unb  ben  Srafen  Don  Sllbed  in  bie  gfluc^t  f fingen 
unb  beren  Sanner  eroberten, oä^renb  bie 91  eutling er  benSBir« 
tembergem  bei  ber  Vd^alm  eine  f^vere  9lieberlage  beibrad^ten. 
Die  gfolge  biefer  6iege  oar,  bog  1377  au$  bie  Stabt  Qg' 
lingen  bem  6$a)8bif4en  Sunbe  beitrat  unb  bie  fianboogtei 
Ober|^G>aben  enbgiltig  an  Saqern  fibergieng. 

Ulm  [tonb  auf  bem  $}^epun!te  feiner  SRad^t. 
Die  neue  Ummallung  mar  ausgebaut,  im  (Bries  oor 
ein  neues  Siertel  an  6teIIe  bes  abgebrod^enen  oirtem« 
bergif^en  Sororts  6d^Q)eig^ofen  {enfeits  ber  Donau 
entftanben.  Die  6tabt  |alte  ben  Umfang  enei^,  ben  fie 
bis  3um  Sa^re  1865  behielt,  unb  eine  fieberhafte  Sau* 
t^ätigfeit  ^ertf^te  in  berfelben,  ein  neues  9{at(aus,  bos  ftatt« 
li^e  Aauf^aus,  oor  allem  ber  SRfinfterbau  unb  ja^Ireic^e 
$rioatbauten  be|(^fiftigten  XaufenDe  fleißiger  $anbe.  Die  jflnf* 
tige  Demoiratie  mar  genin  ber  Stabt  gemorben;  man 
verlangte  oon  ben  Stabtge[^Ie<j^tem,  bog  fie  \li^  nxifi  me|r  in 
ben  itlöftern  begraben  laffen,  fonbem  bem  (£entraIifations*  unb 
(&Iei<^mad^ungsgei[te  ber  3<tt  folgenb  i^re  £ei$en  in  ber  neuen 
gemeinfamen  Seerbigungsft&lte,  im  SRänfter,  bergen,  beffen 
£iegenf haften  bem  ^aufe  9Birtemberg  genmltfam  entfrembet 
morben  maren. 


~     235     — 

SBä^ienb  in  DinfeUbfi^Ibie  7  nieberMioS&if^en 6<8bte 
«alen,  ®mfinb,  9Bein$berg,  9Bimpfen,  ^all,  5eil« 
bronn  unb  Sopfingen  {i<^  auf  bie  6fite  oon  ftaifer  unb 
neic^  [teilten,  führten  bie  18  StSbte  Oberft^niabens  ben 
ftompf  gegen  bie  Kei^sgetiKiIt  im  3niete{fe  i^tet  3uben  fort. 
Sie  erftfirmten  bie  6tabt  Xuttlingenunbbie  Surg  £upfen 
unb  brannten  bie  Alöftet  !Denfent^aI  unb  9BeiIer  bei  (Eg« 
Hngen  nieber.  Ulm  eroberte  SRAnfingen,  Srnegg,  $errlingen^ 
Sranbenburg ,  Seilenberg ,  $o$borf,  SRagob^im,  Waoenftein, 
eto^ingen  mit  Ulmer  Sef^fi^,  fo  bag  ein  äBiberftanb  SBirtem« 
bergs  ben  St&Uen  gegenüber  ausgef^Ioffen  vor  unb  ber  Aaifer 
unb  bas  9lei4  enbgiltig  verloren  Rotten.  Sluf  bem  9lei$0« 
toge  5U  Rotenburg  ob  ber  Xauber  mürben  bie  StSbte 
Oberf<|maben$  aus  ber  Sl^t  entlaffen,  bie  (Broffd^oft  äBirtem« 
berg  oeqid^tele  ouf  i(re9ln[prfi$eanbeit  3uben  SSdlin,  ber 
Ulmer  Stabtoman  ülbre^toon  Sle^bergauf  feine  Alage 
gegen  bos  fianbgeri^t  SRemmingen.  Stmtli^e  (Befangenen 
mürben  gegen  Urfe^be  freigelaffen  unb  bie  9(^t  gegen  alle  C^riften 
unb  Guben  ber  18  61&bte  binnen  Sa^resfrift  für  ungfiltig 
ern&rt.  2)as  !Rei$  oerpfli^tete  [i$,  bie  Slei^sgefälle  leiner  ber 
18  Stftbte  me^r  2U  oerfaufen  ober  ju  oerpfSnben,  mibrigenfalls  bie 
StäUe  bas  Siedet  bes  bemaffneten  3Biber|tanb0  gegen  bas 
9{ei4  ^ben  follten;  au(^  bie  Sld^t  gegen  9Remmingen  unb 
Sibera^  mürbe  aufgehoben,  ebenfo  gegen  UIri$  91  ot  oon 
$oI}^im  unb  $eter  6tammler  oon  Ulm,  bie  ^ans  ür« 
noib  oon  2)inlelsbfi^l  gegen  fie  erflagt^atte,  unb  gegen  ben 
3uben  SSdlin  oon  Ulm.  Die  Stammler  mürben  3um  Danf 
baffir  oon  ben  Ulmern  ins  (Bef^Ied^t  aufgenommen,  meil  [ie  bie 
Parteien  ausgefö^nt  Ratten.  Die  gfolge  mar,  bag  nunmehr  au$ 
bie  Stäbte  9ldrblingen.  Sopfingen,  $all,  ^eilbronn, 
DinleUbfibI,  SBeinsberg,  9alen,  ®mfinb  unb  9Bimpf en 
bem  S^mfibifdiien  Sunbe  bettraten.  Sin  93  er  trag  mit  SBirtem« 
berg  beftimmte,  bog  biefes  alles  9{ei$$gut  ausjufolgen  (otte  unb 
ber  Sd^mäbif^e  Sunb  baffir  bie  S^ulb  ber  C&raff^aft 
^o^enberg  übernahm.  9Iu^  Oefterreicb  Jamt  bem  Slfa^, 
Sreisgau  unb  Sunbgau  f^Iog  |i(^  bem  Sunbe  wi.  3m 
3a^re  1378  tam  fobonn  ber  gfriebe  Ulms  mit  Aonrab  oon 
SBeigen^orn  unb  9BiIbeIm  oon  SRe^berg  su  ftanbe,  bie 
bas  Ulmer  Stabtamansamt  bis  1383  ber  Stabt  abtraten. 


—     236     — 

tEBittemberg  lom  (ieburd^  in  bie  größte  Kot,  es  oer> 
fe^te  fianb  unb  £eute  um  (gelb  bei  ben  3uben  ju  20  o.  $.  unb 
tarn  babur<|  fo  jurfidp  baj}  es  f^Iiep^  bie  S^^Iu^S  ^ 
3infen  oerioeigette  unb  ben gotberungen  ber rei<|dft&btifc^ 
SBu^erer  tro^ige  (ßetoaU  enigegenfleüte.  Da  bie  offentli^e 
Silbermfinje,  in  »eitler  bie  Steue rn  be}Q|Il  ourbeUp  immer 
f^Ied^tet  geprägt  ourbe,  mußten  bie  mit  (S^ulben  belofteteit 
9{ei$6ftänbe,  mie  bie  einjelnen  Witt  er,  Sauern  unb  onberen 
^(^ulbner,  beren  6d^ulben  auf  ®oIb  lauteten,  immer  größere 
Summen  sohlen.  SBieman  innugsburgmegenbieferSRünjoerfitle^- 
terung  ben  bif$öfli(^en  Surggrafen  (Sngte,  fo  bef(|ulbigte  man 
benlSrofen^elfenftein  ä^Iid|er  Serbre^en  unb  braute  feinen 
2:0b  mit  einem  Urteil  bes  »eflp^Iifd^en  Senats  in  Serbinbung. 
(Ein  fteigenber  äBed^felbisIont  ^at  eltn  oon  {e^r  jum 
&ag  gegen  9{egietung  unb  3uben  geffi^rt. 

Das  3a|r  1378  braute  ben  %oh  bes  Aaifers  Aarl  IV. 
Aönig  äßen  je  I  mar  nunmehr  ein  Sflngling  oonl7  3a|ren  unb 
feine  Snerfennung  fanb  o^ne  ttnftanb  ftatt.  Die  Ccrbteilung  ber 
£anber  jlonig  Aarte  IV.  erfolgte  in  ber  «rt,bag  iUnig  aßen* 
sei  Deutf^Ianb,  Sö^men,  Sd^Iefien  unb  bie  fiaufi^ 
erbte,  ber  jmeite  6o^n  6igmunb  bas  fturffirftentum  Sran* 
benburg,  ber  britte  6o^n  $ans  ffiorli^  unb  bie  9leumarl 
unb  3obft,  bes  Aaifers  9Ieffe,  bas  ^erjogtum  SRS^ren.  Die 
Ser^ältniffe  lagen  für  ben  begabten  {ungen  ^enf^er  inbes  menig 
gflnftig.  Unfrieben  ^enf^te  an  allen  (Enben  unb  bie  Aird^e 
mar  in  jmei  £ager  gefpaUen, beren  iebes  feinen  $apft  als  ben 
geredeten  etUfirte,  bie  Sßelfen  ben  don  Sloignon,  bie  (S^ibel« 
linen  ben  oon  Korn.  Aonig  SBenjel  unb  mit  i|m  (5raf  (Eber« 
^rb  oon  SBirtemberg  gießen  jum  ^apfte  Urban  in  9lom, 
Oefterreic^  unb  granireid^  famt  ben  6t&bten  6^iiKibens 
3um  ^apft  (Elemens  V]].  in  Sotgnon.  Der  grunblegenbe  Xren* 
nungspunit  ber  Parteien  mar  bie  ^a^t  bes  9{ed^ts  fiber  bie 
ftlofteroogteien.  Die  Parteien  in  ben  6tabten  oerlangten, 
bag  bie  ftobtif^ien  JllSfter  aus  bem  Stoatsoerbanb  i^rer  lanbes* 
^errli^en  Sogte  austreten,  fi^  in  bie  Sogtei  ber  6tfibte  bege« 
ben  unb  i^re  Steuern  an  biefe  abführen  mie  bie  anberen  (Sin* 
mo^ner ;  bie  S3bgte  aber  fa^en  barin  eine  fernere  S^bigung, 
maren  boil^  bie  ^interfaffen  ber  Albfter  i^re  fteuerb&ftigften 
Unieri^anen.  Diegrogen  $fanbf^aften,mel^e  bieSt&btebfirger, 


—     237     — 

nomentlt^  bie  rei^n  3ubenfamil{en,  in  $Snben  Rotten, 
Boben  biefen  inbes  ein  fol^es  politifd^es  Uebergen^i^t  Aber  bie 
fianbes^nen,  bajs  febei  äBiberftanb  ber  leiteten  oergebli^  et< 
fdfien.  So  ge^5rte  3.  8.  ber  6tabt  Ulm  bie  ^fanbfc^oft  auf 
bie  veibenbergif^en  $enf(^en  Klbed  unb  fiangenau  mit 
bet  Ulmer  9Bengenoogtei,  beren  Uebema^me  bur^  bie 
Stabt  bos  SBengenllofter  1378  unter  ber  Sebingung  gut^ieg, 
bag  Ulm  bem  jtlofter  ben  3^^nten  bes  Dorfes  $ol3lir$ 
obtrot.  Der  Ulmer  9Rfinfter|^oner  UIri(|  (Regler  |atte  gegen 
bie  Verlegung  bes  SBengenllofters  in  bie  Stabt  Seruxt^rung 
eingelegt,  oeil  er  ni^t  no^  me^r  9R5nd^e  unb  9lonnen  unb 
meitere  Aird^^ofe  in  ber  6tobt  ooHte,  bo^  ^tten  bie  Vuguftiner 
mit  $ilfe  ber  gomilie  S^inger  i^re  aufnähme  in  bie  6tabt 
bur^effi^rt. 

3n  SBirtemberg  ^f^te  fiberall  3<^ntmer  unb 
SIenb.  Die  65Ibner  ber  fianboogtei  Oberf^ioaben, 
Oefterrei^s  unb  Saqerns,  meift  ehemalige  englif^ 
fianbshte^te,  Ratten  fiberall  bas  Sie^  geraubt,  bie  Anette  oon 
Sglingen  unb  9{eutlingen  lagerten  oor  ben  3Rauem  oon 
Stuttgart,  rilfen  bie  9Beinft5de  aus  ben  Sergen  unb  Rieben  bie 
ObftbSume  nieber.  Oeftenei^  f^ien  feinem  alten  $Iane  nfi^r 
als  je,  bur^  Serni^tung  SBirtembergs  bie  f4Q)5bifd^e 
$erjogsIrone  enblid^  in  feine  $anb  ju  belommen,  als 
ber  ßerjog  oon  Xefc^in,  bie  Sifö(^öfe  oon  Samberg 
unb  A 0 n ft a n 3  fooie  bie  Silbner  ber  r^einif^en 
St&bte  9Birtemberg  3U  $ilfe  lamen  unb  bas  £anb  retteten. 
Der  f d^u>&bifd^ e  Stfibtebunb  mehrte  fortmä^renb  feine 
aRa^.  1378  trat  bie  Stabt  9{otenburg  ob  berXauber  bem« 
felben  bei.  (Ein  großer  Stäbtetag  in  Ulm  orbnete  bie 
Sireitigleiten  ber  £finber  Sppensell,  ^unbmeil,  Um« 
fif^en  unb  Zaufers  unb  ein  Serglei^  bes  St&btetags  mit 
SBirtemberg  beftimmte,  bag  bis  1388  gegenfeitig  gfrieben 
bleiben  follte.  Sller  Stäben,  Sranb  unb  Zotf^Iag,  alle  S^ulb 
follten  gegenfeitig  oergeffen  fein,  bie  SRei^sIanboogtei  9lieber« 
f^vaben  mit  ben  Sogtsburgen  ^o^enftaufen  unbSI^alm 
aber  oon  9Birtemberg  an  Sägern  fiberlaffen  unb  baffir  bie 
^elfenfteinif^e  fianboogtei  (Biengen  a.  b.  Srens  an  SBir« 
temberg  fibergeben  merben.  So  sa^e  bie  virtf^aftlii^  am 
meiften  gef^ofi^te  (&raff<^aft  ^elfenftein  sunä^ft  bie  3e^e. 


—     238     — 

Unterbeffen  me^en fi^  bie  6trettigleiten  bet  (&r  unbl^ er  cen 
unb  i^er  fie^enstrager  infolge  bes  Steigens  bei  Sobem 
3infe  ungeheuer.  Die  Seifd^fei^tetung  bec  9Ba|ntng  mit  bet 
fie  begleitenben  Steigerung  bec  fiebensmUtelinretfe  ntail^te  ^iiKir 
bie  f^ulbenfreien  fionbioitte  tei^,  seiftorte  obei  ooUenb$  bie 
oerfc^ttlbeten  SsQtengen.  Die  Cninb^nen  loeigerten  fi4>  6et 
ber  foctioa^renben  8etfd^Ie<|terung  bet  SUbenoS^ning,  bie  S^^^' 
ung  i|rer  3infen  in  6ilber  anjune^en,  unb  verlangten 
®oIb,  unb  ba  biefes  nur  mit  (o^m  Sufgelbe  ju  bef^^offen 
nmr,  blieben  bie  S^ulbner  ben  !ilns  f^ulbig  unb  bie  Srunb^rcen 
nahmen  bes^Ib  i^reliCBflter  an  [i^  in  eigene  Senoaltung.  Da 
nun  bie  Stfibtebfirger  gto^e  (ßelbfummen  auf  bas  oirtemberg« 
if^e  £anb  gegeben  Ratten,  n^urben  (oU^  (Brunbftfide,  »enn 
beten  Sefi^  in  bie  &5nbe  uon  Stäbtebfirgem  geriet,  bet  mittem« 
betgifd^en  Steuetpfli^t  entzogen.  (Ein  Alofter,  ein  fianbebel' 
mann  um  ben  anbem  Ifinbete  ben  n>irtembergif(^en  6taatsoer' 
banb  unb  trat  in  ben  Sfirgemerbanb  ber  Stfibte.  60  mürben 
1378  SBoIf  oon  6tein  in  itlingenftein,  ^einti^  oon  €to|- 
ingen,  9Ratgatete  oan  Siammingen,  bie  34>^tet  bes  (&er< 
mig  oon  Sulmetingen,  Sfirger  oon  Ulm.  1379  folgten  ber  (Sraf 
oon  itir^berg  unb  ber  fianboogt  IDri^  oon  SRaf^e  mit 
(einer  (Ehefrau  SIgnes  oon  Xed;  bann  Sber^arb  oon  fiain* 
berg,  ber  $faffe  ^einri^  oon  9[ff  elfingen,  ilir^^n  oon 
äBefterftetten,  1382  Slsbet  Sefferer,  1382  Urfula  oon 
Gunbelfingen,  alle  auf  5  3a^re;  bann  gfriebri^  Sbmtot 
ftnötinget  oon  ®uttenftein,  1385  äßalter  6tein  oon 
Slei^enftein  mit  SRargarete  Se^er  unb  Jtonrab  oon  Serg 
3U  £)epftngen,  alle  auf  10  3<^^te.  3^  nte^'  [i$  baburd^  bie 
SogteigefSne  ber  Stabte  mehrten,  um  fo  me^r  f^Stfte  fid^  ber 
Aampf  um  ben  Se(i^  ber  Sogteigebiete.  60  jtritten  ji^  oor 
allem  bas  9{ei^  unb  SBirtemberg  mit  bem  ^er^ogtum 
Oefterrei^  um  ben  Sefi^  ber fianboogtei  (Biengen  a.b.Sr. 
3m  3a^re  1380  ei^mang  enbli^  SBirtemberg  ein  9leic^' 
gefe^,  meines  allen  9lei^9[täbten  oerbot,  etSbte,  anarüe,  Dörfer, 
SBeiler  ober  3uben  oon  fianbes^erren ,  in  i|ren  Sfirgeroer« 
banb  aufjune^men.  60  entftanb  bie  [glimme  !itH  ber  Steuer* 
tampfe.  9{{ng9  um  bie  Stabt  Ulm  3.  S.  lagen  eine  9tt\Sft 
oon  Srei^9f  en,  befeffen  oon  (Ebelleuten,  JUöftem  ober  Suben, 
bie  (eitler  in  mirtembergif^er  Sogtei  geftanben  unb  biefem  £anbe 


—     239    — 

Steuer  gejop  Ratten,  ^t^t  »erlangte  Ulm  bte  Sin6e}te|ung  be$ 
3uben^of6p  ber  jtlofter^öfe  oon  9{et(^enau,  Seben^aufen,  Solem, 
SBengen,  bes  SBeilerd  S^moig^ofen  (^leU'UIm)  in  ben  Sogtet* 
f^u^  ber  Stobtgemeinbe.  9Ber  aRorltre^t  in  Ulm  ^oibtn  unb  an 
ben  Sinri^tungen  ber  Stabtgemeinbe  Zeil  ^aben  toollte,  follte 
au^  (Bemeinbefteiier  jaulen,  benn  bte  StSbte  brou^ten  bas  (Selb 
fo  nSligtoiebie  fianbes^etren.  Sie  Ilagten  bitter  über  Sägern, 
bas  i^ren  ^anbel  babur^  ferner  beeinträd^tigie,  bag  es  fort« 
iDi^renb  feine  S^He  unb  (Beleitgelber  in bie  $ö^e {^raubte, 
unb  Deranlagten  bas  Slei^,  bied  ben  Sopem  ju  oerbielen.  2)ie 
ba^erif^e  9{egierung  antwortete  aber  bamit,  bag  [ie  allen  Sli^t' 
baqern  ben  Se|u(|  ber  baqerif^en  3<t^^>nfirlte  oer» 
bot  unb  alles  (Sut  ber  Stei^sftäbte,  bas  in  Donaun)5rt^ 
unb  ^ot^ftett  lagerte,  mit  Sef^Iag  belegte,  fo  bag  bie  ftauf* 
leute  oon  9iegensburg,  Augsburg  unb  Ulm  f^roeren 
Stäben  Ratten.  SRit  SRü^e  rourbe  ber  Streit  bur(^  ein  S^iebs« 
geriet  beigelegt,  inbem  Sägern  fid^  ^erbeilieg,  bie  3^0^  ^on 
Si^ongau,  9Bafferburg,  Surgborf,  3ngoIftabt,  9leu« 
|t  ab t  unb  SI  i bl  i  n  g  ^erabjufe^en. 

Slle  biefe  Dinge  trugen  ba}u  bei,  bas  Serpitnis  bes  S^mfib' 
ifc^en  6unbs  jum 9lei$e,  ju ben  gffirften unb  jur Stitterf^aft  im- 
mer geinter  ju  ma^en.  SorbemSranIfurter9lei^stage  im 
3a^re  1379 mo^e  bie  Sunbes^auptftabt  Ulm  bie  StSbte  Slorb* 
fingen  u.  f.  w  einbringli^,  bem  9?ei$e,  Sägern  unb  SBir» 
temberg  gegenflber  feft  ^insufte^en.  Der  junge  A5ntg  SBenjel 
^3re  ju  oiel  auf  bie  ^ix\Un  unb  ge^e  bamit  um,  ben  Sd^mfib* 
if^en  Sunb  au^uldfen,  fo  bog  ber  ilrieg  unoermeibli^  etf^eine. 
SRan  mfiffe  fu^en,  bur^  ein  iBflnbnis  mit  Sägern,  Saben 
unb  ber  (Braffd^aft  ^o^enberg« Tuttlingen  einen  Kfid^alt 
gegen  SBirtemberg  ju  erhalten  unb  bie  Stabt  SRegensburg 
ebenfalls  jum  (Eintritt  in  ben  Sunb  ju  oeranlaffen.  911s  inbes 
Sägern  fiA  ni<^t  barauf  einlief,  u>anbte  man  fi(i^tro^ig  gegen 
basfelbe.  Die  fianbslne^te  oon  Slugsburg  unb  Ulm  fielen 
unter  bem  Ulmer  gfelb^auptmann  SRarquarb  S^inger  oon 
Salj^eim  in  SBoQern  ein,  eroberten  bie  Surg  99lö^ringen 
bei  Surg^ufen  unb  befriegten  bie  SRitter  Aonrab  ^erbegen 
unb  SBi^Im  oon  $firn^eim  oon  9lieber^aus,  bie  einige 
Ulmec  Aaufleute  geri(^tli4  gepfSnbel  Ratten,  ben  3obft  $  all  oon 
9lo^r  unb  ben  ftonrab  9{iemer  oon C&rumba^ fotoie  beniRitter 


-~     240     - 

$an9  t)on  fioup^etm,  ber  gesmungen  muibe,  feine  gforberungs* 
te^te  gegen  $ans  Stammler  oon  Ulm  oot  bem  Ulmer 
Stabig  et  id^t  geltenb  ju  mac^n  unb  feine  ftlage  beim  £anb« 
geriet  juriid^ie^en.  !Dabur4  tou^s  bie  SRa^t  bes  ((^tofibif^n 
Sunbs  immet  me^r,  loo^tenb  bie  SRod^t  ber  gfirften  ind 
SBanlen  geriet,  meil  i^nen  bie  ^Rogli^Ieit  genommen  imtrbe, 
i^re  Susgaben  unb  (Einno^men  in  bos  rt^tige  Ser^SItnis  ju 
fe^en.  So  mugte  fi^  }.  93.  bie  (ßroffi^ft  ^elfenftein  im 
3a^re  1379  ber  Stabt  Geislingen  an  ber  Steige  gegenüber 
oerpfli^ten,  lünfttg  bie  3<4Mteuern  nid^t  me^r  ju  fteigem, 
unb  ein  Sfinbnis  jtDifd^en  $elfenftein  unb  SBirtemberg  loac 
ni<|t  imftonbe,  ber  ^errfd^oft  ^elfenftetn  biefenige  SRa^t  jfi 
oerlei^en,  um  fi^  bauernb  ju  be^aujrten,  feit  im  Z^^  ^381 
ber  S^mSbifd^e  Sunb  fid^  mit  bem9l$einifc^en  Sunbe 
)tt  einem  großen  Serbanbe  gegen  bie  Surften  }ufammenget|an 
^atte. 

Der  einjige  SRa^tf (dtor,  ber  in  Sflbbeutf^Ianb  ben  StSbten 
gegenfiber  no(^  IrSfttg  baftanb,  mar  bas  ^ausÖefterrei^  unb 
es  mar  ein  fernerer  Sd^Iag  ffir  ben  Stfibtebunb,  als  im  3a|re 
1381  Cefteneii^  bie  ganje  ^errfd^aft  ^o^enberg*  Tuttlingen 
mit  ben  Stäbien  Cbernborf,  ^orb  unb  9lottenburg  na« 
mens  bes  9lei$s  aus  ber  ^fanbf^aft  bes  Stfibtebunbs  lofte 
unb  öftenei^if^  ma^te.  Sergebli^  befpra^  man  bie  Sac^e  auf 
bem  Stäbtetage  ju  Stfirnberg  unb  auf  bem  Rei^stage  ju 
gfranifurt;  bec  St&btebunb  ^atte  bas  9lad^fe^en  unb  mugte 
Sufe^eUp  bajs  er  fid^  im  Sa^re  1382  bur$  Sfinbniffe  mit  SBir* 
temberg  unb  mit  ben  St&bten  Kegensburg,  Sugsburg, 
Strapurg  unb  SRain]  Iraftigte.  9Re^r  (BIfid  als  mit  bet 
^errf^aft  ^o^enberg  ^tte  bie  Stabt  Ulm  mit  ber  ^errfc^ 
^elfenftetn.  3^1  3<4^^1382  mußten  bie  Grafen  i^re  ^err* 
f^aft  an  bie  Stabt  Ulm  oerpfSnben,  mel^e  bie  9leglerung  ber* 
felben  fiberna^m,  ben  (Srafen  eine  Slpanage  ausfegte,  allifi^rlii^ 
abregnete  unb  ben  Slbmangel  ber  ßauptf^ulb  guf^rieb,  für 
meiere  10  fßrojent  9Bu(^ergebfi^r  beregnet  mürbe. 

Das  3a^r  mar  ein  neues  ferneres  3a|r  fflr  bie 
Samilie  ^elfenftein,  braute  es  bo^  ben  Zob  bes  ilSnigs 
£ubmigs  bes  Großen  oon  Ungarn  unb  $oIen,  bes 
S^magers  ber  oermitmeten  Gräfin  9Rarie  oon  ^elfenftein  unb 
bamit   ben   Slreit  bes  Aurfürften   Sigmunb  oon  Sranben» 


—     241     — 

burgp  bes  S^miegetfo^ns  bes  ftSnigs  fiubvig,  unb  bes  ftonig 
itorl  oon  Sniott-Steape^Surajjo  um  bie  ungarif^e  Acone, 
in  iDel^m  ber  polntf^e  unb  ungorifd^e  9bel  feft  ju  ben  SBelfen 
9on  Neapel  (ielt.  tUIgtntein  gieng  bamals  bie  ftloge  bo^in,  bag 
bas  6ilbetgelb  immer  f^Ied^ter  toerbe  unb  bie SBorenpreife 
babur^  in  bie  $o^  ge^n,  |o  bag  bie  fiebens^attung  teurer 
iDerbe.  Dos  9itii^  erlieg  bes^Ib  [eine  erfte  fd^rfe  Serorbnung 
gegen  bie  minberroertigen  Silberpfennige  unb  oerbot 
ollen  SRflnj^en  beren  SusprSgung  bei  ftrenget  Strafe.  3mmer 
^Srter  empfonben  bie  S^ulbner  ben  Drud  ber  fialten,  »el^e 
i^nen  bie  ^^en  SBu^ergebfi^ren  ber  ifibil^en  SISu biger 
auflegten,  unb  bie  Slei^sregierung  erioog,  »ie  ^ier  ilb^ilfe  }u 
[Raffen  vare.  Sertroulii^  beri^tete  bie  Stabt  $all  an  Speier, 
Jtonig  aßenjel  ^be  einige  [einer  ffie^eimrSte  an  bie  r^eini[(^en 
it  urffir[ten  gef^idt  mit  bem  Sor[<^(age,  ben  3  ubengemeinben 
bes  ^ei^0  eine  3a^resDermögendfteuer  oon  10  o.  $.  ouf}uIegen. 
Den  oier  r$eini[4en  Aurffirftentfimem  [ei  bie  Sllternatioe  ge(tent 
oorben,  bie(e  Steuer  enimeber  guttoillig  bei  i^ren  ifibij^en 
Untertanen  einjutreiben  unb  an  bos  SRei^  absufübren  ober 
fid^  auf  unmittelbare  (Eintreibung  ber  Steuer  bei  ben  einseinen 
3uben  burd^  bas  Slei^  gefaxt  ju  mo^en.  Die  9{ei4d[täbte 
[o^en  2U  biefem  Steuerprofeft  bes  Steigs  »enig  gut;  [orgten 
|ie  bo^,  bag  babur^  i^re  be[ten  Steuerzahler  aus  bem  IRei^e 
getrieben  werben  Ibnnten.  9[eng[tli(^  f4Ii>lf^n  [i(|  bes^alb  im 
3a|re  1383  aud^  bie  Slei^dftabte  SBeigenburgunbaBinbs« 
$eim  bem  S4tD&bi[4en  Stabtebunb  an,  ber  alle  (eine  SRa^t 
aufbieten  mugte,  oeil  9Birtemberg  (i^  geQ)etgert  ^atte,  ben 
3uben  oon  CEjjIingen,  Slalen  unb  Reutlingen  bie  [^ul* 
bigen  SBu^ergebfi^ren  }u  entri^ten.  9Rit  9Ru§e  braute  ber 
£anbf riebe  oon  Kfirnberg  ben  Streit  in  Orbnung  unb 
erll&rte  ben  91nlauf  ber  an  ben  Sd^ioabifd^en  Sunb  oerpfSnbeten 
ßerrf^aft  Vlbed  mit  ber  S^fte,  ber  (&eri(^td[tatte  unb  bem 
Sau^ofe,  bem  SBalbe  (Engelge^äu  unb  ben  Dörfern  biesfeits 
ber  £one  bur(^  bie  Stabt  Ulm  ffir  re(^tsgtlttg. 

aSo^renb  ber  Streit  um  ben  ^eiligen  Stu^I  ju  IRom  bie 
abenbl&nbi[4ie  9BeIt  fortge[e^t  in  imtl  £agec  |(^teb ,  in  bas  bes 
Aonigs SBenjel  unb  ber  9{ei$9|tabte,  bie  ju  ^opft  Urban  VI. 
in  Rom  hielten,  ofi^renb  granlrei^  ben  (&egenpap(t  Sie« 
mens  Vll.  ober9{upre$t  oon  (Senf  in  ^oignon  aufredet  ^telt, 

16 


—     242    — 

(rodete  bos  3a$r  1384  ben  toi^tigen  äBaffenfttllftonb  oon 
$eibelberg  jmf^en  ben  Sutften  unb  bem  6täbte6unb.  Diefer 
fönte  bis  3utn  Z^^^^  1387  bauem  unb  er  hkic  bosu  be|ttmmt, 
3eti  ju  geioinnen,  bamit  bie  S^uIboer^SItniff e  ber  fletneren 
Stei^sftSnbei nomentli^  bec  9{it terfd^of t,  geoibnet toerben  lonn, 
ten.  i)te  gfolge  baoon  nmr  eine  groge  Hnjo^I  oon  Ser- 
Ifiufen,  bur^  mel^e  eine  Kei^  toi^tiger  ^fanbf^often  in  ben 
bauernben  Sefi^  ber  St&bterepublifen  ilbergieng  unb 
bie  SRa^t  ber  9{eid^9ffir|ten  erneut  gef^toS^t  mürbe.  6o  oer* 
faufte  im  3a^re  1384  bie  )lbtei  Slei^enau  bas  Ulmer  Stabt* 
Pfarramt  mit  bem  SRegner«  unb  64ulmeifteramt  an  bie  Ulmer 
Stabtgemeinbe  unb  [teilte  i^r  gefamtes  no^  übrig  bleibenbes 
Ulmer  ®ut  in  bie  SSogtei  ber  6tabtgemeinbe  unter  ber  Sebing- 
ung,  bag  baffir  leine  Steuer  erhoben  werben  burfte.  9Birtem* 
berg  mürbe  babur(|  ob  feit^eriger  Sogt  bes  Keii^enauer  ®uts 
3U  Ulm  \^mx  gefi^äbigt.  Sbenfo  oerlaufte  ber  ®raf  geinri^ 
oon  9Berbenberg»9l I b e d  mit  feiner  (Ehefrau  SCgnes  oon  ^tl^tti' 
ftein  oor  bem  iRottm eiler  $ofgerid^t  ben  Xeft  ber  ^errf^oft 
Silbe d  mit  ber  Stobt  fiongenou  unb  bie  Sogtei  über  ben 
Seji^  be$  jllofters  Solem  bei  Ueberlingen  ju  Slc^ingen 
unb  Sllbedf  mobei  bie  Ulmer  Stobtgemeinbe  femer  bas  Sle^t 
enoorb,  olle  fonfttgen  oerpfonbeten  Sefigungen  ber  $enf(^aft 
Sllbed  elnjulofen  unb  olle  gforberungen  biefer  $errf(^afl  geriet« 
Ii(^  einzutreiben. 

9lu^  mit  Sofern  gob  es  erneute  Sireitigtetten. 
3m  !iofyct  1384  fperrte  Soqem  erneut  ben  Saljb anbei 
auf  ber  Sonou  unb  jmong  olle  ^Snbler,  bos  Salj  auf 
ber  ^äfiz  no^  S^iooben  )u  fuhren.  Dos  3a^  1385  bra#te 
ben  Stobtetog  oon  Ulm  unb  bie  Uebemo^me  fSmtli^r 
S^ulben  ber  %nge^5r{gen  bes  6(^mabif^en  SBunbs  bei 
ben  Sttben  bur^  bos  9{ei(|.  Sin  groger  Subenlromall  in 
ber  Xei^dftobt  SRörblingcn  bilbete  bie  (Einleitung  unb  ffi^rte 
gu  meiterm  Sorge^en  gegen  bie  3uben  in  Slugsburg,  bie  man 
bef^ulbigte,  bog  [ie  ben  r^einifi^en  Aurffirften  gegen  bos  9ltx^ 
unb  ben  Stobtebunb  Reifen.  3Ron  belegte  bie  3ubengemeinben  mit 
^^en  Strofen  toegen  fionbesoerrots,  30g  [omtIi(^e  3uben  gefSngli^ 
ein,  bef^Iogno^mte  i^re  Silber  unb  no^m  ju  Steuerjmeden  eine 
genaue  tlufno^me  i^res  3}ermogeus  oor.  !Der  SBiberftanb 
ber3uben  ffi^rte  ou^  in  Ulm  ju  ernften  6cenen.    9la^bembte 


—     243    — 

Sermögens'  unb  ^etmotooei^SItnifle  fämfli^ei  3ubenbflrger  bek 
StSbtebunbs  feffgeftellt  looren,  toutbe  allen  3uben  oerboten,  bin« 
nen  Sauren  i^re  fionbesjuge^Brtgleit  ju  loe^feln,  unb  eine 
(&tunbf(^ulbentegelung  in  folgenbet SBeife  uotgenommen: 
9IIe  3ubenforberungenf  bie  ni(^i  alter  als  ein  3a^r  waren, 
tDurben  unter  Gtrei^ung  ber  SBu^ergebfi^r,  b.  $.  bes  beireffenben 
Sa^reftjinfes  oon  10  ober  me|r  $ro}ent,  als  oollgiltig  er» 
Ilart.  Slleit  ölteren  (Jforberungen  mürben  bie  rildftänbigen 
9Bu(^ergebfiQren  mit  10  ober  me^r  o.  g.  pro  3a^r  jugel^Iagen 
unb  bann  26  o.  5-  ^^^  Sorberung  geri^tli^  ffir  ungiltig  er« 
Ilart.  38  Sunbesftibte  in  S^vaben  unb  gftanfon  führten  bie 
SRagregel  imnlili^  burd^,  nfimli^  bie  gfreiftabt  Safel  unb  bie 
9{ei4sftSbte  Slugsburg,  Stfimberg,  Ulm,  ftonftanj,  Solingen, 
Reutlingen,  9{ottn)eiI,  9BeiI,  Ueberlingen,  SRemmingen,  Siberad^, 
9?aoen9burg  ,  £inbau,  St.  (Ballen,  VfuIIenbotf,  aRfi^aufen 
itempten,  Slaufbeuren,  fieufitrc^,  3^n9,  SBangen,  ÜRörblingen, 
Rotenburg  o.  b.  Xauber,  (5mfinb,  gall,  geilbronn,  Dinletobfi^I, 
SBinbs^eim,  SBeigenburg,  SBimpfen,  SBeinsberg,  (Biengen, 
flalen,  Sopfingen,  SBeil,  93u$|om  unb  Stt(|au.  Aönig  SBen- 
}el  beftätigie  bas  Sblommen  auf  feinem  6^Io|fe  Seraun  bei 
$rag  unb  befteüte  ate  S^iebsmfinner  bei  ber  Sboidlung  bes 
(Bef^fts  ben  £anbgrafen  oon  £eu$tenberg  unb  ben  Sflrger 
^fin^ing  oon  Rfirnberg.  Die  Sefriebigung  ber  einseinen 
jfibifi^en  Gläubiger,  [omeit  fie  ni^t  in  einer  Stabt  bes  G^wab« 
if^en  Sunbs  mo^nten,  erfolgte  bur^  bas  Slei^  in  ber  S(rt, 
bog  biefes  jeber  9{ei(|sftabt,  bei  loelt^er  ein  folc^er  {fibii^er 
(BISubiger  mo^nte,  feine  gorberung  anioies.  Der  Setrag  ^ieffir 
ma^te  40,000  (Bulben,  Q>el(^e  ber  S^wäbif^e  Sunb  an  bas 
Reid^  absuffl^ren  ^atte.  Die  einseinen  6täbte  bes  Sunbs  aber 
regneten  loieber  unter  einanber  ab  unb  jaulten  fic^  gegenfeitig 
i^re  Differenjen  heraus  unb  enbli(^  befriebigte  {ebe  6tabt  i§re 
3uben  mit  75  o.  5.  unb  fiberna^m  baf iir  alle  $fanbf^aftsre(^te 
berfelben,  mobei  ben  S^ulbnern  i^re  Kapitalien  bis  jum  3a^re 
1388  pelfinbigt  n)urben  unter  gfeftfe^ung  einer  SBuc^ergebfil^r 
oon  10  $ro3.  9ßer  ffir  biefen  Reft  ber  gforberung  oon  75  o.  ^. 
feine  Si^er^eit  ftellte,  gieng  bes  3{tä)ts  auf  ben  SIbjug  oon 
25  0.  $.  oerloren  unb  mugte  bie  ganje  (Summe  Q)eiteroer3infen. 
Srfolgte  leine  geimsa^Iung  bis  1388,  fo  flanb  es  ber  betr. 
Rei^sftabt,  mel^e  bie  geimja^Iung  berS^uIb  an  ben  iQbifc^en 

16* 


—     244    — 

(BlSubiger  fibentotnmen  ^e,  frei,  bte  Sfrift  ju  oetföngcm  obec 
bas  $fanb  ju  oeifteigem.  tlls  (Begenleiftung  fflt  biefe  Saften* 
abnorme  fi&erlieg  bas  9{ei4  bem  Stfibtebunb  ben  oolleit  (Ecttog 
bet  Stet^efubenfteuer  bis  }um  3<k^^€  1388  unb  oon  ba  ab  bte 
dSIfte  beifelben. 

3#tei^e  S^ttlbner  etllScten  f  i<^  inbes  fofoct  äuget  6tanb,  btefen 
Sergleid^  anjune^men;  fie  meinten,  betfelbe  fei  ido^I  im  3ntereffe 
ber  Stabte  unb  i^er  3uben,  aber  ni^t  im  3ntere|fe  bet  S^ulbner. 
allein  bie  Ulmet  3uben  Ratten  fiber  100  S^ulbbriefe  ber  etabt* 
gemeinbe  gum  Sinjug  fibergeben,  beien  SusfteHer  faft  bur^oieg 
bem  ritlerf^aftli^en  Sbel  ber  Umgegenb  angehörten.  Die  (Brafen 
oonSBirtemberg,  ftir4berg,Oettingen  unbftirc^^eim, 
bie  Qfrei^enn  oon  greiberg  auf  £eip^eim,  auf  Sleufteu^ 
fingen,  3I(^ftetten  unb  9lieberangelberg,  bie gftei^erren 
Don  Stein  auf  Slei^enftein,  Jllingenftein,  Srnegg 
unb  Sllerba^,  bie  Ferren  oon  SBefierftetten,  Onien,  6pat|, 
®fiffenburg,  Ufenlo^,  ^omftein,  SBemau,  Sillenba^,  bie  Ulmer 
Cßef^Ie^ter  ber  S^roarj,  ^untfug,  Soffolb,  Aopred,  Streid^er, 
(Segler,  Sffiffinger,  Sitterlin,  Stammler  unb  ftraft,  bann  einige 
(Bolbf^miebe,  ftflrf^ner  unb  Sabbefi^er  ber  6tabt  geborten 
barunter. 

!Die  Stfibte  beforgten  bie  (Eintreibung  biefer  (Selber  unb  be« 
f^Ieunigten  babur^  ben  3u|ammenbru(^  bes  f4mSbi|(|en  (Srog« 
grunbbefi^es.  $anb  in  ganb  bamit  gieng  bie  (Einffl^rung  einer 
neuen  9B5^rung.  6eit  bem  3<^^^  1^300  f<!^on  ^te  ber 
SRangel  an  Silber  }u  einer  fteigenben  Senoenbung  bes 
®olb$  als  3;auf(^mtttel  imSerfe^r  geffi^rt  unb  feit  bem3^<e 
1340  ^otieman  inSfibecf  begonnen,  (So Ibftficlenad^gloren« 
tiner  S^Iag  in  prägen  unb  alles  (Srobfilber  fiber  6  Splitt» 
Pfennigen  abgef^afft.  Die  golge  biefer  Serbrangung  bes  Sil* 
bers  aus  feinem  mi(^tigften  Senoenbungsgebiet  loar  ein 
raf^er  Sturj  bes  Silberpreifes  gemefen,  mfi^renb  ber  (Solbmert 
in  einer  SBeife  ftieg,  bog  bie  Solbma^erlunft  unb  bie 
Salf^ung  ber  (Solbftfide  alsbalb  in  lebhafte  Slfite  geriet, 
oeil  bie  ^auptgolblanber  Sö^men,  S^Iefien,  bie  Ober* 
pfal}  unb  Ungarn  nii^t  imftanbe  Q)aren,  bie  Sla^froge  n«^ 
(Solb  ju  befriebigen.  Die ungel^eure  93erme|rung  ber  (Selb« 
menge,  wtl^t  bie  fteigenbe  SSenoenbung  bes  (Solbs  als  3o(^' 
ungsmittel  mit  fi^  braute,  fteigerte  bie  greife  unb  brfldte 


—     245     - 

ben  Didlont  in  ben  (Bolbrnfi^niitflslonbern  bes  Slorbens, 
»dlrenb  es  im  6fiben  an  Selb  fehlte.  Sitiet  Ilagte  bos 
Soll  in  9?egen0burg,  bog  es  an  negensburger  Pfennigen 
fe^Ie,  in  benen  alle  3o^Iungen  gefe^Ii(^  ju  erfolgen  Rotten,  fo 
bag  ^etfonen,  bie  3<^^Iungen  mad^en  toollten,  ein  (o^es  Kuf « 
gelb  geben  mfiffen,  um  fi(|  mittelft  Sortoe^fels  gefe^Ii^e 
Sanbesmfinje  ju  oeifd^affen,  ba  foft  nur  SBfirgburger  Pfennige 
in  bet  6tabt  umlaufen.  SDlan  oerlangte,  bas  ^erjogtum 
Sägern  folle  ab  3n^aber  ber  Surggraff(^aft  unb  ber 
Slegensburger  SRflnje  toeniger  S^Iagfa^  uon  ben  9Rfin}pS^ 
tem  nehmen,  bamit  bas  ^ublilum  fid^  mieber  entf^Iiege,  Silber 
3um  Slusmfinjen  auf  bie  SRfinje  ju  geben,  unb  SoQem  erlaubte 
infolge  befjen  aui^,  bie  Stegensburger  SBä^rung  fd^Iei^ter  aus« 
juprSgen,  bamit  mieber  geprögt  rourbe  unb  bie  SBflrsburger 
^Pfennige  aus  bem  £anbe  getrieben  mürben.  60  ma^te  ein 
äRflnjl^n  bem  anbern  bos  Serft^Ie^tern  ber  Silbermfinse  na^ 
unb  bie  (Jrolge  mar,  bag  au^  in  Sflbbeutf^Ianb  eine  allgemeine 
Serf^Ie^terung  ber  Silberftfide  eintrat,  mel^e  bie  greife  aller 
Segenftfinbe  er^ebli^  fteigerte,  oor  allem  aber  ba«  Slufgelb 
ber  Solbftflde  ungeheuer  in  bie  gö^e  f^nellte. 

Diefen  6$5ben  absu^elfen,  mar  ber  ^wtd  bes  Ulm  er 
Olfinjgefelies  itSnig  SBenjels  oom  3a^re  1385.  ftönig 
SBenjel  fd^uf  ffir  alle  9lei^sft5bte  einen  etn^eitli^en 
Slei^spfennig,  ber  im  (Bebtet  bes  6^m&bif$en  Sunbs  nur 
no^  an  ben  3  aRfinjftatten  Ulm,  Augsburg  unb  $all  fo« 
mie  in  9lfi ruber g  geprägt  merben  foHte.  (ferner  mürbe  fe|t« 
gefegt,  bag  alle  3^9Iungen  fiber  60  9{ei^spfennige  ober  V2 
$funb  ^Sller  Ifinftig  nur  no^  bann  geric^tlid^e  (giltigleit  ^aben 
fönten,  menn  fie  oor  ber  in  ieber  9{eid^sftabt  neu  erri^teten 
Keid^sgelbf^au  geleiftet  morben  maren.  ^tht  anbermeitige 
3<4Iung  fiber  btefen  Setrag  mürbe  fiberbies  mit  einer  Strafe 
oon  10  0.  $.  bes  Setrags  belegt.  Som  22.  Spril  1386  follten 
olle  S^ulben  unb  £eibgebtnge  nur  no^  in  biefer  neuen  Slei^s« 
filbenoS^rung  gejaP  merben  bfirfen  unb  ni^t  me^r  in  (&oIb> 
gulben.  Pr  bie  Umrechnungen  Siterer  gforberungen  galt  babei 
oIs  (Bntnbfa^,  bag  ni^t  ber  am  SöIIigleitstage  befte^enbe  ®oIb« 
gulbenpreisftanb  maggebenb  mar,  fonbem  ber  (Sulbenlurs  bes« 
ienigen  Xags,  an  bem  bie  S(^ulb  eingegangen  morben  mar. 
3>te  nen^  ^ei^smflnje  mürbe  in  smeierlei  Stfiden  ^ergeftellt, 


—    246    — 

ob  netc^spfennig  unb  ob  Sletc^ft^&IIer.  Vb  3^^^ 
trugen  betbe  9Rfinjen  ein  itreu]  unb  eine  ^^nl^  f^oie  bos 
SBappen  ber  9Riln2|eirf(^aft.  Der  9lei4spfennig  beftanb 
gur  ^aifte  aus  eilber,  gur  ^ilfte  au6  ftupfer,  fo  bag  25  eOä 
aus  1  Slflmberger  fiot  g^f^^iflt  u>urben;  ber  Xeic^s^Ier  bo- 
gegen  enthielt  nur  ein  Drittel  Silber  unb  goei  Drittel  5bipfer. 
Slk  l^lec^ter  geprägten  6tüde  »aren  gu  gerfil^neiben.  Der  feit« 
^rige  »e^felnbe  ^reisftonb  gmifd^en  (Bolb  unb  Silber  aber 
nurbe  aufg^oben  unb  beftimmt,  bag  f^bermann  oerpfIi<^tet  fein 
follte,  1  ^funb  neuer  Stei^s^IIer  ober  240  Sind  für  einen 
gutenungarif  ^en  ober  bo^mif  ^en  Golbgulben  gu  nelmen» 
o^ne  ein  üufgelb  oetlangen  gu  bfirfen.  Damit  ^atte  bie  Dop- 
pelmS^rung  enbgiltig  gefiegt.  Die  (Bläubiger  erhielten  i^re 
alteren  gforberungen  na^  bem  ^reisftanbe  ausgego^It,  ffir  db 
neuen  gorberungen  aber  voax  eine  fefte  Xaxe  ffir  Den  Solb« 
wert  gef^ffen. 

Slber  au4  ffir  bie  äugere  $oIitiI  OKir  bas  3a^r  1385 
oon  Sebeutung,  inbem  bie  Xei^sregierung  oon  Sern  aus  ben 
Q)iberfpenftigen  @^oeiger|tSbten  befahl,  ben  $apft Urban  VI. 
ab  re^tmSgigen  $apft  anguerfennen  unb  bem  (Begenpapfte  in 
Soignon  abgufagen.  Die  Sfolge  baoon  mar,  bag  fi^  auf  bem 
6t&btetag  guAonftang  bie  S^meigerftabte  ebenfalb  bem 
9l§einif4'f^n)äbif(^>fr&nlif4en  Stfibtebunb  an|(^bf« 
[en,  mie  auä^  bie  elfagif^e  6tabt  aRfi^I^aufen  bemfelben 
beitrat  unb  im  3^^^^  ^^^  ^<^  ^ergogtum  Oeft erreich  in 
Soben  in  ber  6 ^m  ei g  gu  einer  Vereinbarung  mit  bem 
Sunbe  gegmungen  mürbe.  6o  ^tte  ber  im  3<^^^  1385  neu- 
emannte Slei^dbnbDogt  ffir  gang  Ober*  uub  Slieberf^maben 
SBi^elm  o.  {^rauenberg  einen  [d^meren  6tanb.  S(uf  bem 
Ulmer  Stäbtetag  im  3a^re  1386  bef^bg  man,  fi$  gegen 
bie  brfidenben  gelfeln,  voüi^t  bie  3BIIe  unb  (Beleitgelber 
bem  $anbel  ber  Stäbte  auflegten,  entf^ieben  gu  mehren.  Die 
Abgen  giengen  biesmal  namentli^  gegen  Defterrei<^,  bas 
einigen  Aaufleuten  oon  ^Rotenburg  o.  b.  Xauber  i^re  ®uter 
bef^bgna^mt  ^atte.  Die  6tabt  ^Reutlingen  befd^merte  |i4, 
bag  ber  olteneid^if^e  fianboogt  in  ^ttiintif  ^ans  o.  ßolen* 
berg,  einigten  Steutitnger  Aaufleuten  in  (Ehingen  bei  ^Rotenburg 
a.  31,  i^re  Sfiter  genommen  ^atte ;  ä^nlid^e  Abgen  brauten  bie 
StSbte  9iottmeiI,  SRaoensburg  unb  Aonftang  oor.    SRon 


—     247     — 

eiüortf ,  btes  olles  gef^e^  nur,  toeil  bte  Stäbte  bem  Sefe^Ie 
ftonig  äBenjeb  folgenb  ni^to  oom  Seflenpopfte  in  VoiBiton 
iDiffen  tDoUen,  [onbem  an  91  o  m  fe|t^Hen,  unb  oerianste,  bag 
bte  i^einif^en  SiSbte  ebenfalls  segen  Oeftenei^  mit  }u 
gfelbe  jie^en.  Dabei  oerftanben  es  bie  Stibte ,  immer  loeileie 
fianbebelleule  unb  Aloftet  in  i^ren  64u^  ju  bringen,  mie  j.  8. 
im  3o§re  1385  bos  Rh>\ttx  (Ebelftetten  unb  bie  ^enen  ^ans 
oon  Sern^eim  unb  ^einri^  oon  ^firningen  (^enlingen) 
unb  im  3a^ce  1387  ^ans  oon  SBert^eim  mit  bet  6tabt 
Neuenbürg  a.  b.  D.  auf  10  3a^re  ins  lUmet  Sfirgene^t  eim 
traten.  SBiberftanb  gegen  ben  61Sbtebunb  oetmo^te  nur  noc^ 
eine  Sinrii^tung  gugemo^ren,  basSe^mgeri^t  ober  ber ,,^im' 
lid^e  gfaim'',  ein  fianbfriebensoerbanb,  ber  oon  SB e  |t p^alen  aus« 
ge^enb ,  sa^Irei^e  Grafen ,  gfrei^enen ,  9litter  unb  Sbellnet^te, 
6täbie  unb  GSubauerf^aften  ((Beburen)  als  (Benolfen  jfi^Ite.  9ln 
ber  6pi^e  jebes  Sejitls  ftanb  ein  gaintgraf ,  unter  be|fen  Sor« 
fit  ^i^  S^imri^ter  Alagen ,  rnel^e  man  an  |ie  brai^te,  in  einer 
SBeife  entf^ieben,  mel^e  [i(^  bur^  gefunben  Sinn  unb  fittli^en 
Smft  ausgei^nete.  Stuf  ber  Hblc^nung  eines  Urteils  bes  Saim« 
geri^ts  ftanb  bie  Serfaimung  bes  SBiberfpenftigen  unb  |o  balfen 
bie  ^rioilegien  ber  SlSbte,  bur^  meiere  biefe  fi^  oon  bem  (£do> 
Itttionssmang  ber  Soimgeri^te  gu  befreien  [ud^ten,  in  ber  Praxis 
menig. 

Das  mi<^tigfte  (Ereignis  bes  !S6fyit9  1386  mar  bei  ber 
9Rac^t[teHung  Oefterrei^s  bes^Ib  auc^  bie  Slieberlage  ber 
Oefienei^er  bei  6empa4,  toeld^e  bur^  ben  Dpfertob  bes 
64mei)ers  Smolb  SBinlelrieb  aus  6tang  bas  ^ergogtum 
Oefterrei^  na^egu  feinen  gefamten  Sefit;  in  ber  6d^meig  unb 
in  Oberf^maben,  oor  allem  bie  mistige  6tabt  Slotte n« 
bürg' (Ehingen  am  9ledar  loftete.  Dasfelbe  3a§re  1386  brachte 
eine  neue  Auflage  bes  Streits  ber  Stfibte  mit  Sägern  megen 
erneuter  3^ner(o^ngen  in  S^ongau,  £anbsbergam  £e^, 
9Bafferburg,  Su^borf,  3ngoI|tabt  unb  SReuftabt,  ber 
mieber  gur  Solge  (atte ,  bag  man  gegenfeitig  ben  Sefu^  ber 
3a$rmfirlte  oerbot.  (Es  ^anbelte  fi(^  biesmal  namentlich  um 
einen  ben  9{ei(|sft&bten  loftigen  Dur^fu^rgoII  ffir  lebenbes 
Sie^  aus  ben  Don'aulinbern,  ber  bei  bem  fteigenben 
gfleif^preife  jener  3eit  in  ben  St&bten  läftig  empfunben 
nmrbe. 


—     248     — 

(jgin  loetteret  Streit  fpielte  im  3a^te  1386  sivtf^n  ben 
etfibten  unb  aBirtemberg.  9Btitemietg  lag  mit  be(  Strid^ftaM 
Sglingen  im  Streit  um  bie  Sogtei  Stellingen,  nmbei  P^ 
Ulm  unb  bie  6tSbte  nib  ber  915  s^  Solingen  hielten.  !Dami 
fpielte  ber  Streit  bes  &er}ogtums  Xed  mit  ben  Sttbten  Sugs* 
bürg,  9l9rblingen,  ®mfinb,  üRemmingen  unb  ftauf* 
beuren,  femer  eine  Se^be  ber  (Brofen  wn  Oettingen  mit 
ben  Stei^dft&bten  9l9rblingen,  IDinlelsbfl^I,  Sopfingen 
unb  Slalen,  ein  Streit  ber  Surggroffc^  9lfirnberg  mU  ben 
9{eic(»ftibten  91  fi  r  n  b  e  r  g ,  ^Rotenburg  unb  aBinbs^eim 
unb  enbli^  eine  gfe^be  bes  Sistums  SBfirsburg  mttben 
Wei^ftftabten  Kotenburg  o.  b.  X.,  äBinbs^eim, 
S^ipeinfurt,  $oII  unb  geilbronn,  bur<|meg  Strei* 
tereien  »egen  ber  3uben[^uIbenabI3|ung  oon  1385.  (Ein  beob- 
fid^tigter  St&btetag  in  ftonftang  {am  ni^t  ju  [tanbe,  ba« 
gegen  gelang  es,  bie  meiften  biefer  Keinen  Serben  burc^  Stj^iebs» 
geriete  ju  erlebigen.  SineSbma^ung  in  SRergent^eim  oer« 
I&ngerte  }un8d^[t  bie  fog.  ^eibelberg er  Stauung  (SBaffen« 
ftinitanbserllarung) ,  morouf  Adnig  SBengel  auf  bie  Jttage 
SBir te m 6e rg ft  ben  Kei^sltabten  Ulm,  CEfilingenunb 
9{eutlingen  ben  ftrengen  Sefe^I  erteilte,  bie  SRergent^imer 
9bmad^ung  genau  einju^Uen ,  alle  feit  1384  aufgenommenen 
mirtem^rgif^en  ^fa^Ibfirger  biefem  fianbe  ausjulief em  ober 
Sntfi^fibigung  baffir  }uletften  unb  fi$  ben  erge^enben  Sd(|ieb9« 
[prägen  2u  ffigen.  3n  etfter  £inie  mürbe  fobann  ber  Streit 
ber  Stabte  mit  Sägern  bur^  Sc^iebsfpru^  in  Augsburg 
bo^in  erlebigt,  bag  Sägern  auf  (Brunb  eines  Vertrags  mit  bem 
Sflrgermeiiter  Aonrab  Sefferer  oon  Ulm  bie  neu  erri^teten 
3oUe  abfi^affte,  bie  S^^^ntarlte  u)ieber  frei  gab  unb  bie 
£ei?tung  oon  3<^Iungen  in  Kei^smflnje  geftattete,  mä^renb 
bie  Stabte  bie  baqerift^en  S  i  e  ^  5  o  ( I  e  anerlannten. 

X>0S  3a^r  1387  braute  in  elfter  £inie  ben  gffirftentag  ju 
SBil^Sburg,  bereben[ou)ieber9ifirnbergerStabtetag  unter 
bem  perfönlid^en  Sorfi^e  itonig  SBenjete  ftattfanb.  Ulm  mar  in 
9lflmbergbur^  ben  SBfirgermeifter  S Ringer  unb  ben  9lats|erm 
unb  SaummoIIengro^anbler  S  (^  I  e  i  d^  e  r  oertreten.  SBS^retdi  in 
£>fe  n,  bem  SRittelpunfte  bes  bamaligen  SBeltoerle^rs,  ber  {fingere 
Sruber  Aonig  aBenjels,  Aurffirft  Sigmunb  oon  8  ran  bem 
bürg,  f eierli^  jum  Aönig  oon  U  n  g  a  r  n  gehont  mürbe,  geftotteten 


—    249     - 

\U^  Vit  beuil^en Ser^Itttiffe  immer  oenoorrenet.  Reffen  unb 
bie  $f  Ol}  gicngen  boroiif  aw,  ben  5t9nig  objufeleii,  ber  gegen 
biefe  SRai^enfd^tlen  ^ilfe  bei  ben  6tabten  fu^te. 

!Die  Sei^blungen  bes  neic^siogs  {u  9lfirnbergiD0ten 
ein  Ie|tec  SesftSnbigungsDerfud^  be95t9nig9,  bec  fi^  rebli^  beftrebte, 
einen  gete^ten  Slusgleii^  ber  3niere{f en  oon  Stobt  unb  fionb  ouf 
®tnnb  ber  ^eibelberger  6toIIung  juftonbe  ju  bringen,  ober  fd^Iieg' 
li^,  weil  lein  Xeil  no^eben  loollte,  erbittert  fiber  ben  (Eigennu^ 
beiber  Xeile  ben  6i^ungsfaoI  oeilieg  unb  noc^  Rotenburg  ritt 
mit  ber  Drohung,  feine  bö^mifi^en  Xru{ipen  in  Seuifi^Ionb  einrflden 
SU  loffen.  Den  SRittelpunlt  bes  Streits  in  9lfimberg  bilbete  ber 
3Q)iftsmif<^n9Birtembergunbben@tabten.Die9leninger 
Sogt  ei  iDurbe  junfic^ft  ob  9)eid^$gut  erllirt,  olle  (Befongenen 
iDurben  gegenfeitig  toftenfrei  ousgeliefert,  fimtlic^  Siei^^eerben 
unb  onberen  $f Snbungsgegenft&nbe ,  bie  ber  Sc^nSbif^e  Sunb 
SBirtemberg  obgenommen  ^te,  »oten  äBirtemberg  lieber  ous* 
jufolgen  unb  ber  Deutfc^orbensmeifter  in  SR erg entkeim  unb 
^einri^  3um  Sungen  in  SRoin}  ourben  beouf trogt,  bie  $5(e 
ber  »irtembergif(^n  Stootsf^ulb  bei  ben  Slnge^origen  bes 
Si^oAbif^en  Sunbs  feftsuftellen.  Diefe  mar  fobonn  oop 
Ifittfig  oon  SBirtemberg  bem  Si^ioibifd^en  Sunb  mit  5  oom 
^unbert  3tt  oeqinfen,  o^ne  bog  irgenb  loeH^e  mtitttt  fieiftung 
oon  SBirtemberg  oerlongt  »erben  burfte.  Snblid^  »urbe 
bie  ^eibelberger  StoIIung  bis  jum  3o^  1388  oerlSngert. 
Sonn  mürbe  bie  Sogtei  9t  e  11  i  n  g  e  n  mit  ben  Drten 
^lo^ingen,  S^orn^oufen,  9{uit(  unb  ^eumoben, 
no^bem  fie  oon  ber  Sleid^sftabt  Solingen  bem  9lei4ie 
obgetreten  morben  mor,  oon  biefem  an  SBirtemberg  jurfid« 
gegeben,  mä^renb  ber  S^mfibifc^e  Sunb  oerf)n:od^,  bie  StSbte 
Ulm  unb  Solingen  in  bem  Solle  fd^oblos  ju  polten,  bog 
biefen  aus  ber  oon  i^nen  fibemommenen  Sflrg|d^aft  für  bie 
S^ulben  ber  Stobt  Giengen  o.  b.  Srenj  irgenb  melier 
Stoben  enoQd^fen  follte. 

Der  Sunbestog  ju  Solingen  mar  ein  Slo^fpiel  biefer 
(Ereigniffe.  Die  ^ouptbef^Ififfe,  bie  bort  gefogl  mürben,  rillte« 
ten  [t$  gegen  bie  3 üben,  mel<|en  man  bie  $au|>tfd^ulb  an 
ber  befte^enben  (Selbllemme  juf^rieb.  SRon  o erbot  ftrenge 
bie  fluoftt^r  oon  (EbelmetoII  no^  3talien  bei  einer 
Strofe  oon  26  o.  ^.  bes  mit  Sef^Iog  belegten  Setrags ;  man 


-    250    — 

unterfagte,  ®elb  (ei  Z^htn  einjutoec^feln  ober  biefen  Wit^\dr 
briefe  ju  oerlaufen;  mon  oerbot  ollen  Sunbeslaufleuten,  bie 
gfronlfurtet  aReffe  oor  Ofuli  unb  3ubica  3u  befu(^n; 
man  unteifagte  ben  3uben  bos  galten  (^riftli^er  Dienft« 
bot en.  Sin  biefen  unb  onberen  Sef4|(flffen  bes (Eglinger  2xigs 
Seigte  inbes  namentli^  Slflrnberg  toenig  gfteube.  (Es  flogte  bor* 
Aber,  bog  bie  Sunbesglteber  anfangen,  ^etfonen  ab  SCosbuiger 
auf}une^men,  bie  ganje  StSbte  unb  gfeften  befi^en,  fo  bag 
beren  Spiele  unb  SBe^rhafte  bem  Sunbe  oerloien  ge^n.  60 
^abe  bie  6tabt  ftonftanj  ben  bottigen  Sifi^of  als  S&rgec 
aufgenommen,  o^ne  bog  man  biefer  6tabt  bie  Spiegeja^I  ent* 
fpre^enb  et^ö^t  ^abe.  3)ann  oerle^cen  immet  noc^  einjelne  Sunbes* 
glieber  unmittelbar  mit  bem  9{ei$e  ftatt  mit  bem  Sunbesoor« 
ftanb;  fo  ^6e  3.  8.  na^l  bem  9lorbIinger  SubenlraioaU 
biefe  6tabt  bie  ^interlajfenf^aft  ber  erf^kgenen  3uben  un» 
mittelbar  bem  SReid^e  jur  (Erlebigung  fibergeben,  ftatt  fie  bem 
93unbe  auszufolgen.  3)as  ge^e  nid^t,  benn  bie  betreffenben 
3uben  geboren  bem  Sunbesgebiet  als  Staatsangehörige  ju 
unb  i^r  Sermogen  l^obe  an  ben  Sunbeslaften  mitjutrogen. 
ferner  gälte  bie  9{eid^sftabt  fiinbau  jum  (ßegenpot^te  in 
Soignon,  mSgrenb  bo^  ber  Sunb  ber  $ariei  bes  ^plopfles  in 
9{  0  m  beigetreten  fei.  £angft  !önnte  ber  ^rieben  bes  Sunbs 
mit  ben  ^üx\kn  ^ergeftellt  fein,  benn  bie  gfirften  tofiren  ju 
jebem  billigen  Slusgleiii^  gerne  bereit,  »enn  man  ni^t  in  ben 
6täbten  meinte,  man  mflffe  auf  jeben  ^filier  ginauffi^en  unb  bes* 
galb  Streit  anfangen.  :Die  oielen  9{itter,  AI5fter  unb  anbere  Slus« 
bürge r,  »eld^e  bie  6töbte  aufnel^men,  bringe  biefe  fat  eioig 
neue  Streitereien  mit  ben  baburd^  gefd^&bigten  grfirften  unb 
bies  ffi^re  ju  flblen  Slac^reben.  Statt  bag  man  fid^  ben  Dom 
Sunbe  eingefe^ten  Sd^iebsgeric^ten  ffige,  reiten^bie  Stfibte* 
boten,  bie  man  baju  aborbne,  im  ^Ken  llebermut  muhoillig 
nad^  $aufe.  Sbenfo  meigem  fic^  jaglreid^e  St&bte,  bie  bur^  bie 
oerme^rte  3a^I  i^rer  Slusbfirger  leiftungsffil^iger  geioorben  feien, 
fi^  oom  Sunbe  bie  Spiegesa^I  enlf)n:e^nb  ergS^en  ju  laffen. 
Statt  oom  Sunbe  in  £)rbnung  gebraut  ju  oerben,  ^ben  ber 
Streit  jiotfd^en  ber  Stabt  9{eutlingen  unb  SBirtemberg 
unb  bie  gfegbe  ber  Stabt  9{otenburg  a.  b.  Zauber  mU  bem 
Sistum  SBfirjburg  oom  Steige  gefc^Ii^tet  »erben  ntfiffen. 
tlu^  bei  ber  Orbnung  bes  Streits  ber  Stabt  S^Hngen  mit 


—    251     — 

SBirtemberg  fei  es  ni^t  ber  Oibnung  getnig  {tigegangeit 
erft  ^abe  C^glingen  bie  unnötige  SDlelbung  an  btn  Sunb  gefanbi, 
ha%  SBittemberg  rfifte,  unb  baburd^  unnötige  SRobilmo^ungs* 
loiten  oentifa^t,  bann  feien  bei  ben  SBerl^nblungen  loegen  biefer 
Sac^  auf  bem  Solinger  Zage  bie  Sglingec  Sunbesabgeorbneten 
ru^ig  im  6aale  geblieben,  ftatt  ^inausjuge^en.  Sbenfo  ^be  ber 
Sunb  in  bem  itriege  ber  SBalenftabte  mit  Oefterrei^ 
bem  le^tem  nid^t  bie  fd^ulbige  ^ilfe  geleiftet,  fonbern  ben  6<^ioei* 
2em  geholfen.  SBenn  man  fortfahre,  iebem  äBu^erer,  ber  20 
oom  ^unbert  oerlange,  bie  Sunbe0|iIfe  gu  geioi^ren,  Mos  loeil 
er  Sunbesange^öriger  fei,  wie  bies  bei  ben  ffibifd^en  Sorberungen 
on  äBirtemberg  gef^e^en  fei,  fo  oer^inbere  man  mutwillig 
ben  Serglei^  mit  ben  Prften  unb  ber  Slitterf^aft. 

3n3tDif^en  ^atte  ber  (Eintritt  ber  (&raf[(^aft  SBert^eim 
in  ben  Stäbtebunb  beffen  SRa^it  erneut  oerftfirlt.  Aaum  ^atte 
inbes  ber  SRergent^eimer  Slusgleid^  ben  ^rieben  loieber 
gefi^ert,  ba  erfolgte  mit  ein  S^Iag  aus  ^eiterm  ^immel  bie  (Be« 
fangenna^me  be$  (Erjbij^ofd  $ilgrim  oon  Salgburg  burc^eine 
buQerifd^e  Slbteilung  bei  9loten^a0lad^  unb  glei^}eitig 
begann  Sa9ern  ben  jtrieg  o§ne  AriegserK&rung,  inbem  ts^  einige 
Kflrnberger  Spejereioiagen  mit  Sef^Iag  belegte,  Aauf« 
(euteaus9lfimberg,9{egendburg,  Augsburg,  SIRemmingen 
unb  (&mflnb  gefangen  fe^te  unb  allen  Slnge^origen  bes  6täbte< 
bunbs  bie  Strafe  fperrte,  bas  (geleite  unb  bos  9{e(^t  oerfagte. 
Sofort  belegte  bas  Salsburger  ftapitel  gan}  Sofern  mit  bem 
jtir^enbann  unb  (Eilreiter  giengen  oon  9{egen9burg  na^  Ulm, 
um  bie  6a<|Iage  ju  melben  unb  5ur  3nftanbfe^ung  ber  geftungs» 
loerle  ju  mahnen,  mö^renbSlugsburg  ben  Slnftifter  bes  ganjen 
9nf(^lag6,  ben  fi^toer  ben  3uben  oerfi^ulbeten  gfrei^erm  Aon« 
rab  oon  B^txbtxq,  überfiel  unb  in  Slugsburg  gefangen  fe^te. 
Unter  bem  (Srafen  Ulri^  oon  gelfenftein  bra^  fobann  im 
3anuar  1388  ba$  Sunbes^eer  in  Ulm  auf,  oereinte  fi^  in 
Augsburg  mit  weiteren  Kontingenten  unb  bur^jog  pifinbernb 
ganj  Sapern  bis  na^l  Siegensburg. 

Die  Solge  biefes  Sorge^ens  ber  6tabte  oar,  bag  f id^  Die  grurften 
immer  enger  gegen  ben  6täbtebunb  jufammenfi^Iojfen.  ^erjog 
6tep^n  oon  Saqern  unb  (&raf  Ulri^  oon  äBirtemberg 
flberfdSirilten  gemeinfam  ben  &t^  unb  plfinberten  bie  (Segenb 
oon  Slugsburg  bis  Aaufbeuren  unb  nur  mit  SRü^e  gelang 


—    252    — 

es  bet  Siabt  SugsBurg,  Me  oom  Slitter  Vtat^H  oon 
SiberbQi^  geraubte  derbe  ber  6tabt  mit  Aber  2000  etfld 
Stel^  iDteber  in  i^re  $anb  ju  befommen.  9(u(^  in  9{egen$' 
bürg  gelang  es  ben  Saqern,  ber  Stabt  bie  3ufu|r  abp* 
f^neiben,  unb  »ergeben«  oerlangte  bos  Sleid^  bie  Sfreigobe  bes 
(Erjbif^ofs  oon  6ol3burg ,  toa^renb  bie  fy>^n  SBeinsoIIe  bie 
SBetnjufu^r  aus  Zirol  oer|inberten.  über  au^  bie  6t8btet 
sparen  niil^t  mfigig;  i^re  Sd^aren  fielen  oereint  mit  ben  babi* 
fc^en  Xrufipen  in  9Birtemberg  ein,  verheerten  bie  gfelbet, 
riffen  bie  SBeinftöde  ^rous  unb  Rieben  bie  Sfiume  ab,  bis  es  ben 
SBirtembergem  gelang,  bei  DSf  fingen  unb  SB  eil  bie6t5bte 
3U  befiegen  unb  bis  ber  ^faljgraf  Stupre^t  ben  6tSbten  oom 
9{l^ein  unb  ber  SBetterau  eine  f^ioere  SRieberlage  beibrachte. 
Srcili^  lagen  ffiraf  Ulri^  oon  SBirtemberg  unb  Aonrab  Sefferer 
oon  Ulm  tot  auf  bem  Jtir<l^|ofe  oon  !D9ffingen,  aber  ber  Hebet« 
mut  ber  Stäbte  wax  gebro<l^cn ;  fie  ^tten  gefe^n ,  bag  i^rec 
SRa^t  eine  (Srenje  geftedt  mar. 

Aonig  äBensel  fa^  \i^  ge}mungen  bie  6t5bte  faden  lu 
laffen  unb  ben  Qffirften  3U  SBillen  }u  (ein.  Der  Sffirftentag  ]if 
(Eger  lofte  alle  Sonberbfinbe  in  S^maben,  gfranten, 
Sägern  unb  am  91^ ein  auf  unb  erjmong  einen  allgemeinen 
fianbfrieben,  b.^.  einen  gemeinfamen  Sunb  ber  gffirften, 
9litter  unb  6tabte,  bis  1394,  gu  beifen  $au(rtmann  f fir  6  d^  m  a  b  e  n 
ber  (Braf  oon  Oettingen  befteüt  mürbe.  SBS^renb  fobann 
ftbnig  9ÖBen}eI ,  oerbittert  burd^  bie  SRigerfoIge  feiner  reblic^n 
Semfi^ungen,  fi(^  oon  ben  6taatsge[^fiften  }urfi^og,  um  feinen 
Slerger  beim  Sedier  unb  auf  ber  ^a^h  in  ben  b9^if<^en  9B&I' 
bem  ju  oergeffen ,  erfolgte  in  S^wahtn  bie  Dunl^ffl^rung  ber 
Sfriebensbebingungen.  Die  $eibelberger  Uebereinfunft 
2mang  bie  Stöbte,  i^re  üusbflrger  mieber  gu  entlaffen  unb 
SBirtemberg  6d^abenerfa|  gu  leiften,  unb  ber  3:ru^feg  oon 
SBalbburg  trat  infolge  beffen  ans  bem  Ulmer  Sfirgeroerbonbe 
aus.  9tur  mit  Sägern  gieng  ber  Streit  no(^  einige  3eit 
meiter.  Die  Stabt  Ulm  ^atte  einigen  itaufleuten  ber  re^ 
bergifd^en  Stabt  SBeigen^orn  eine  £abung  Salg  unb 
Sifen  meggenommen  unb  bie  9{e^berg  ^Iten  bes^alb  ein 
Sflnbnis  mit  Sägern  gefd^Ioffen,  um  (Erfa^anfprfii^  geltenbgu 
mad^en ,  bo^  lam  man  aud^  biefer^Ib  in  Orbnung  unb  eine 
Stabt  nac^  ber  anbem  ^ulbigte  bem  neuen  £anbfriebens^u|i(* 


—    253    — 

mann  ^erjog  oon  fieui^tenberg  bis  auf  bie  7  Sobenfee« 
ftfibte  fiinbau,  jtonftan},  6t.  (Sallen,  Su^borit, 
Kaoensburg,  Uebeilingen  unb  SBangen,  bie  |i(^  mit 
(Erfolg  meigerten,  beut  fianbfrieben  beijutreten.  3)ie  6tabt 
Stugsbucg  geriet  bun!^  ben  unglfldli^n  Arieg  in  fol^e 
6d^ulben,  bog  fie  ein  neues  Um  gelb  einführen  unb  ein  ®efe^ 
erkffen  mu^e,  no(^  bem  es  oKen  Sfirgern  verboten  ourbe, 
vor  bem  Z^ffy^  1399  aus  ber  Steuerpfli^t  ber  6tabt  ausju* 
f<^iben. 

3m  3a^re  1389  oerlieb  Aönig  SBenjel  ber  6tabt 
^affau  bos  9led^t,  alles  6al]  unb  allen  9B ein,  bie  ben 
3nn  ^inaufgebra^lt  mürben,  jum  Stapel  ju  ndtigen.  Sie 
Salsac^  hinunter  giengen  bie  Saljf^iffe  in  ben  3nn  unb 
nac^i  $affau,  oon  mo  gan}e  Galjsfige,  leiloeife  mit  40  ^ferben 
befpannt,  basfelbe  bie  3>onau  herauf  na$  9{egensburg, 
!Donaun)ort^,  fiauingen  unb  Ulmf^Ieppten.  Son  £au« 
ingen  ous  ffl^rte  fobann  bie  Saliftrage  über  SRieberfto^« 
ingen,  Stabelftetten,  SSrsIingen,  Sleenftetten, 
9EBeibenftetten,  Sttlenf^ieg  unb  Geislingen  meiter. 
2)iefe  Strafe  (ieg  au4^  bie  Scheiben«  ober  bie  SBeinftrage. 
tlu^  in  Giengen  a.  b.  Sr.vurbe  einGc^eibensoH  erhoben 
unb  man  flirrte  (ier  mie  über  Göppingen  burd|  Sd^ioaben  bas 
Donaufal]  meiter  nad^  ber  S^lioei}  unb  gfranlrei^. 

SBaren  {eitler  nur  bie  SOr[ten  unb  Sbelleute  bur^  i|re 
64ulbenlaft  5U  Grunbe  gegangen,  fo  lam  je^t  bie  Steige  an  bie 
St&bte  unb  ein  erneutes  Sinfc^reiten  bes  iReid^s  erfd^ien  baburd^ 
unerlipd^.  £aut  erfc^U  bieftlage,  bag  bie  3 üben  bur^  i^ren 
^o^n  9Bu(^tfa^  na^eju  ben  gefamten  beutfc^en  Sbel,  bie  S&iften, 
kitter,  Sbellettte  unb  Gbelfned^te  oon  5<^us  unb  ^of  ju  jagen 
im  Segriff  feien,  unb  ein  neues  9{eid|sge[e^  ilinig  SBenjels 
beftimmte  besi^alb  im  3abre  1390,  es  folle  oon  fe^t  ab  im  ganjen 
Steige  leine  mit  einem  3uben  eingegangene  64ulb 
mebr  geri^tli^e  Giltigfeit  ^ben  unb  nur  no^  barer 
Rauf  unb  Serfauf  mit  3uben  iulöjfig  [ein.  Wie  3uben 
»urben  erneut  oerpflic^et ,  i^re  ^fanbbriefe  bem  9{ei(^e  ausju« 
folgen  unb  oon  biefem  fi^  abfinben  ju  laffen,  unb  bas  9{ei^ 
fibemabm  bann  ben  Sinjug  ber  oon  i^m  erworbenen  uneinbring« 
li^n  6<^ulbf<^ine,  inbem  es  ben  S^ulbnem  Gelegenbeit  gab, 
i^re  6$ulb  im  Dienfte  bes  Steigs  allmäbliill  abjuoerbienen. 


—     254     — 

3üminemb  lieferten  bie  3uben  i^re  $fanb|<!^tne  ob,  foioeit  man 
|te  basu  stDingen  tonnte,  ntetft  aber  oetfd^Ieppten  fie  biefelben  in 
bie  Sfteiungen  unb  gaben  [te  nic^t  heraus ,  obglei^  man  fie  mit 
$ausfud^ungen  unb  (Befangenfe^ung  baju  5u  }oingen  jud^e. 
Qlei^jeitig  erfolgte  in  9tflrnberg  eine  neue  Slfinjorbnuns 
betreff enb  bie  $r8gung  ber  9{ei(^epfennige  unb  bie  CEinrii^t* 
ung  oon  SRfinjfc^  au  amtern. 

3nfoIge  biefes  neuen  rei^sgefe^Iidften  Sorge^ns  gegen 
bie  3uben  gelang  es  benn  au^  enblid^,  ben  langerftreUen 
Sergleii!^  3U)if^en  ber  Stabt  Ulm  unb  SBirtemberg 
SU  ftanbe  ju  bringen.  9Birtemberg  oerji^tete  1390  auf 
febe  (Entfd^Sbigung  ffir  ben  Stäben,  xoüi^n  bie  Xruppen 
Ulms  auf  ben  (ßfitem  ber  ^erjogin  (EIifabet|  oon  Sägern 
ber  äBttroe  bes  Grafen  Ulri^  oon  SEBittemberg,  unb  ber 
gfrau  9(ntonie  Siscontt  oon  SRailanb,  ber  (Sema^Iin  bes 
Srafen  (Eber^arb  bes  SRiiben ,  bes  6o(ns  Ulrid^s ,  angeri^tet 
latten.  Ss  oerjid^tete  femer  auf  alle  feine  Sefi^ungen  in  Ulm, 
namentlid^  auf  bie  fiiegenf^often  ber  gamilie  9lotp  auf  beren 
$Ia^  bie  Stabtgemeinbe  i^r  neues  ft  auf  (aus  unb  i^r 
aRflnfter  gebaut  (atte,  auf  bie  il^m  ge^Srenben  Käufer  unb 
itramiaben  bei  ben  alten  Starren,  auf  ben  6tabtf<(reibergarten, 
auf  ben  ^erbbrOdenjoII,  auf  ben  (E^inger^of  an  ber  Donau 
unb  auf  ben  9BeiIer  6((maig(ofen  ober  9leu«U(m,  lauter 
Sefi^ungen,  bie  fid^  Ulm  angeeignet  ^tte,  o^ne  SBirtem* 
berg  baffir  5U  (ulbigen.  SBirtemberg  oei^id^tete  auf  eine 
Sntfd^abigung  baffir,  bog  bie  Stabt  Ulm  ben  $of  bes  ftlofters 
Seben^aufen  in  Ulm  unb  bie  Dörfer  9(rnegg  unbfiauter« 
bürg  gepifinbertp  bas  9B  e  n  g  e  n  f  1 0  f t  e  r  auf  bem  Slumenf <!^tn 
niebergeriffen  unb  bie  bort  beftnblic^ie  SBerbenbergf^e  (jfami* 
liengrabftötte  jerftSrt  ^tte ,  [omie  ba^  es  bie  fiBoenritter« 
gefellfd^aft  befriegt  (atte.  9lur  bie  (ßeorgslir^e  auf  bem 
S^u^^auspla^e  follte  »irtembergifd^  bleiben.  SBirtemberg  lie« 
ferte  meiter  bie  in  feinen  Rauben  befinbli^ien  $fanbf4eine  bes 
9?itters  ®raglin  oon  9Ieunegg  unb  ber  Snna  9{ot  oon 
^olj^eim  aus,  mS^renb  es  bie  ^fanbfd^aft  auf  bie  freibergif^e 
Stabt  fie tp beim  behielt.  Daffir  fibema^m  bie  Stabt  Ulm 
bie  Sefriebigung  fSmtltd^er  in  Ulm  mo^nenben  mirtembergif^er 
Staatsglaubiger  unter  IBersi^t  auf  jebe  »eitere  (Einrebe  SBir< 
tember^s  gegen  bie  SBegna^me  fetner  Ulmer  Sefi|re((te.    SBir 


—     265     — 

temberg  würbe  burd^  biefen  Seritag,  ben  bie  Ulmer  mit  9le^t  als 
guten  Srief  rühmten,  erneut  fd^mer  gefi^abigt  unb  f^Iug  bes« 
^Ib  bem  ittben«  unb  ItSbtefreunbli^en  $cipft  bie  Steuer  ob, 
mtl^  biefer  auf  bas  in  mirtembergif^er  (Erboogtei  fte^enbe 
(EifterjienferKofter  S ebenda ufen  legen  mollte. 

Dos  3Q^r  1392  brad^te  ben  Xob  bes  Grafen  (Eber« 
^arb  bes  Sreiners  oon  9Birtemberg  unb  fein  (Entel 
Graf  Sber^arb  ber  991  übe  trat  bie  9legierung  an.  Sr 
mar  nic^t  mie  fein  93ater;  er  beugte  fi((^  cor  ben  Ulmem 
unb  i^rem  itapital  unb  Qerbanb  {i(^  mit  i^nen  gur  Sernid^t« 
ungberKitterf^aft.  Prften  unb St&bte  pifinberten  ab  oer- 
bfinbetes  (Sroglapital  ben  SRittelftonb.  3m  gleid^en  3a(re  1392 
f^Iob  bie  etabt  Ulm  gfrieben  mit  bem  9{ei^e.  ftdnig 
SBenjel  na^m  bie  6tabt  milber  ju  (ßnaben  an  unb  $ob  bie 
fiber  fit  oerfflgte  iReid^sa^t  auf.  Das  9{eid^  trat  ben  (Ertrag 
ber  Subenfteuer  gegen  Slblieferung  bes  ^Iben  (Ertrags  unb 
besCpferpfennigs  berfelben,  b.  ^.  ber  3ubenfopffteuer,  an  bie 
6tabt  ab.  Dabei  mürbe  beftimmt,  bag  menn  ein  Ulmer  3^^^ 
fi«!  meigern  follte,  einem  6<^ulbner  ein  $fanb  ausjufolgen 
unter  bem  Sormanbe  ^  er  fei  fflr  feine  Sforberung  ni^t  oollauf 
gebedt  morben,  ben  Eigentümern  bas  Stecht  jufte^en  follte,  i^n 
bei  Sfirgermeifter  unb  9{at  ju  oerllagen.  Sllle  gforberungen, 
meldte  bie  6tabt  Ulm  no^  an  einjelne  (Ebelleute  auf  (Srunb 
oon  ^fanbbriefen  ^otte,  bie  fie  im  3a^r  1385  gegen  Seja^Iung 
Qon  40,000  (Sulben  oom  Steige  ermorben  ^atte,  moren  oon  ber 
fianbes^rrf^aft  ber  betreffenben  Sd^ulbner  ber  Stabt  Ulm  3U 
erfe^en.  Snblic^  fiberlieg  bas  Sleic^  ber  6tabt  Ulm  ben  (Ertrag 
bes  Sieid^sumgelbs  bis  jum  3#^  1^02.  3u  biefen 
6d^ulbnem  ber  Stabt  ge^Srten  3.  S.  bie  Witter  Surl^arbt  oon 
gfreiberg  9on  SRietingen  unb  ftonrab  unb  ^einric^  Don 
gfreiberg,  bes  SBalters  6ö^ne,  bie  ber  6tabt  Ulm  no<^  2400 
(Solbgulben  fd^ulbig  maren.  Surl^rb,  oon  bem  ®elb  auf  anbere 
SBeife  ni^t  ju  belommen  mar,  sa^Ite  biefe  6(^ulb  in  ber  S(rt 
^eim,  bab  er  gegen  ein  3^f9^Ii>  ^on  ^^  Gulben  auf  8 
3a^re  in  ben  Dienft  ber  6tabt  Ulm  trat  unb  ^ieoon  jä^rli^ 
300  ®ulben  ber  6tabt  ^imja^Ite.  Dafür  ^atte  er  ju 
forgen,  bag  ber  Stabt  oom  IReiäe  ni^t  me^r  als  bie  gemö^n« 
lid^e  9{eid^sfteuer  oon  750  $]unb  ^äller  abgenommen  mürbe  ; 
bie  Stabt  aber  übernahm  bafiir  bie  Se^a^Iung  feiner  jübtf^en 
(^laubiger  auf  (5runb  bes  Slblofungsgefeges  oon  1385. 


—    256    - 

Xro^bem  fo^  es  in  bet  6tabtinm  ebenfalb  »enig  tröftlif^  ous. 
(&Iei^  bos  3a§r  1392  bta^te  einen  9  uf ftonb  bei  fieineveber, 
bie  \xäi  bagegen  »ehrten,  bog  bie  SB  ollen  oe  bet  anftengen, 
SaumiDoIIftoffe  ju  meben,  oie  es  ou^  bie  17  3un^eifter 
ber  6tQbt  bur(|fegten,  bag  i^nen  bie  SBcd^I  ber  14  Slois^nen 
oom  (Bef^Ied^t  fibedaffen  lourbe.  Seit  1891  mar  au4  bie 
Stabt  9{egen9burg  9RitgIieb  bes  iPanbfriebens  geoocben 
unb  im  3a$te  1393  [B^nte  fi(^  biefe  Siabt  mit  SaQern  aus 
»egen  bes  3^0^  nad|  Aeppenbac^  unb  Slaubeuren, 
oä^tenb  Ulm  mit^ilfe  SBirtembergs  eifrig  mit  ber  3^^t5rung 
bet  9{itietburgen  ber  SRa^barf^ft  bef^igt  mar.  6o  mürbe 
2.  8.  1393  bas  Staubf^Iog  9tammingen  bei  £angenau  }er« 
ftbrt  unb  bie  6treitigleiten  mit  bem  9{itter  CEber^rb  mm 
fiaimburg  3u  (Biengen  megen  bes  Orts  (Bruibingen 
gfitlic^  beglid^en. 

3m  gleiten  3^^^^  1393  begann  infolge  ber  Z^htn» 
fd|uIbenabIo[ung  ber  groge  Slufftanb  ber  bS^mif^en 
8if45fe  unb  (Ebelleute  gegen  ftonig  aSenjel  unb  bie  6t&bte 
unb  Ungarn, SRfi^ren  unb Oefterreii^fd^Ioffen  in  3naim 
ein  Sunbnis  jur  Sbfe^ung  SBenjels.  aBenjel  lieg  im 
3om  l^iecflber  ben  Sif<^of  9lepomuI  oon  $rag  in  bie 
aRoIbau  merfen,  mürbe  aber  oon  ben  bS^mif^en  (Ebeüeuten, 
bie  i^re  oerpffinbeten  £iegenfd^aften  i^ren  (BISubigem  ni^t  aus« 
folgen  mollten,  1394  in  ^rag  gefangen,  fo  bog  er  es  nur 
[einem Sruber  $ans,  bem^erjog  oon  ®3rli^,  ju  bauten ^te, 
bog  er  mieber  frei  mürbe. 

etf^merenb  für  bas  o[terrei<|if4e  SBongefd^oft  mit 
3talien  fiber  Ulm  mirlte  bamals  bie  gune^menbe  Sebeutung 
bes  (Bott^arbs,  bie  ben  8er(e§r  aus  ben  Slieberlanben 
burd^  bas  SR^eint^al  na^  fiombarbien  mfi^tig  ^b.  6o 
giebt  3.  S.  im  3a^r  1392  Oefterrei^  als  Sn^ber  ber  fianb« 
oogtei  Slfag  jmei  aSoU^anblem  oon  SRailanb  fid^res  (Be> 
leit  ffir  1000  eSde  »ieberlanber  9BoIIe  unb  Zfl^er, 
bie  gegen  (Entrid^tung  ber  lanbesfibli^en  35Ile  in  beliebigen 
£ieferungen  auf  ber  9teid^9|trage  (In  publica  et  vera  via)  über 
Strasburg  na^  SRailanb  gebrai^t  merben  (outen.  6oI(^ 
(Beleitfi^eine  maren  ein  mertooller  (Begenftanb  unb  brod^en 
ben  9{egierungen  ferneres  (Selb  ein.  Xro^bem  mufite  aber  im 
3a^re  1395  Oefterreic^  bas  (Beleitamt  ju  Saben  im  tiar- 


—    257    — 

gou  mit  ben  6htionen  ^Balbs^ut,  ^mettingen.  «TaraUf 
Sfiigg  unb3ofingen  infolge  bes  ungiad(t<^en  ftriegs  mit 
ben  Si^eiiem  um  2600  (Sulben  oerpffinben. 

Son  bem  gefelligen  fieben  ber  bomaligen  9BoII> 
^blet  giebt  ein  Seifpiel ,  menn  man  fie^t ,  mit  im  3^^^^^ 
1397  bie  SBoIIfdftlägergefellen  in  Xugsburg  eine 
eiDige  Srfibetf^aft  grfinben.  9Ran  ftiftete  8  jtetsen  an 
ben  tlltar  ber  Srflbecfi^ftf  oon  benen  4  ati  ben  fogenannten 
lir^Iii^en  ^od^jeiten,  b.  f).  am  SDIaiientage  in  ber  gaftenseit, 
ben  4  SRarientagen,  am  ipalmfonntag,  Ofterfonntag,  am  ^eilig' 
Ireujtag,  an  ber  5treu}erfinbung,  ber  aRfinftenoei^e,  am  SBei^tag 
bee  $einglreu3altar0,  bem  6eoeru0tag,  an  ben  12  üpoftelfeier* 
togen,  an  Himmelfahrt,  an  $fingften  unb  gftonleid^nam  gebrannt 
iDerben  follten  jur  S^re  C5ottes  unb  bes  Sifc^ofs  6eoeru0 
bes  äBonfi^ISger^eiligen.  Semer  oaren  beftimmt  2  fterjen, 
oä^renb  ber  Sleffe,  2  ab  SBanbellerjen  am  Öfronleid^namstage, 
4  ab  fieid^enlerjen  für  {eben  Ungehörigen,  ber  miija^Ite.  gfrem« 
ben  armen  SBoIIfc^Ifigern  mürben  bie  fterjen  Io[tenfrei  gefiellt. 
Diefen  lird^Iic^en  Seftimmungen  folgten  fol^e,  bie  bos  $anb« 
m  e  r  f  betrafen,  ftein  SBoIIfc^Iiger,  er  mo^te  9[nge^Briger  ber 
Srfiberf^oft  fein  ober  nic^t,  burfte  einem  fie^rling  SBoIIe  jum 
6^Iagen  Übergeben,  bie  er  felbft  3um  6<^Iagen  um  £o^n  er^al« 
ten  ^otte,  fonbem  bie  flrbeit  bes  fie^Iings  mugte  an  einer 
SBoIIe  oorgenommen  merben,  bie  bem  £e^rling  felbft  ju  eigen 
g^drte.  Rein  fie^rling  burfte  Arbeit  als  (Seielle  er^Iten,  e|e 
ni^t  bie  fterjenmeifter  erlannt  Ratten,  bog  er  bie  Vrbeit  mo^l 
oerfte^.  Safflr  follte  ieber5tne(^t2  $funb  Wiaä^s  an  bie  Sruber* 
f^ttft,  bem  fterjenmeifter  9  $fg.  unb  bem  Sruberf<^aftd{ned^t 
3  $fg.  geben,  feber  9Rei{ter  aber  1  $fb.  SBa^s  unb  bem  Aer}en- 
meifter  6  $fg.  jlein  5lne^t  burfte  femer  einem  SReifter  aSoIIe  fd^Ia- 
gen,  bie  ni^t  biefem  gehörte,  gfrembe  Anette  japen  3  fßfg.  (Ein« 
trittegelb.  9lud^  fonft  finbet  man  um  jene  3ett  mand^erlei  Slod^rid^* 
ten  Aber  bas  SBoIIengem erbe.  3m  3a(re  1386  }.  8.  erlaubt 
Sapern  ben  (Bemanbf^neibern  ber  fcbmSbif^en  6tabte 
erneut,  auf  ben  baperifd^en  So^t^S^Iten  bas  (Beraub 
na^  ber  (Sie  ju  f^neiben,  unb  im  3a^re  1399  befreit 
ber  Jtonig  SBenjel  oon  SS^men  bie  Xud^^änbler 
oon  Kfirnberg  oom  Umgelbe  ju  ^rag.  9Iu^  bie  Ulmer 
itoufleute  Rubelten  oiel  na^  S9^men,  mas  fid^  bar  in  seigt, 

17 


1 


—     258     — 

bag  man  in  Ulm  nad^  bo^mifd^en  Bulben  unb  Srofd^en  red^nete, 
bie  mit  ben  Ungargui ben  feit  1300  bcs  lonbläufige  Ulmec 
(ßrobgelb  maren  unb  erft  feit  1450  bur^  ben  r^einif^en 
®ulben  na^  gfl^'^ntinet  6<|Iag  oertcieben  mürben. 

3n  Ulm  ftanb  1897  beim  Slbf^Iug  ber  3unftlampfe  bur^  ben 
6^m9rbrief  bie  (grautu^mat^erjunft  als  britte  3unft  hinter 
ben  fträmern  unb  ftaufleuten.  Sie  ^atte  auger  bem  3unftmeifter 
im  fleinen  9lat  3  Vertreter  im  großen  9lat,  mie  bas  nur  6  3unfte, 
bie  3  genannten,  bie  Sd^neiber,  SSder  unb  S^ufter  Ratten, 
toS^renb  bie  SRe^ger,  SBeber,  Serber  unb  Sauleute  nur  2 ,  bie 
Sifd^er,  ftfirfd^ner,  6(^neiber  unb  iDlerjIer  nur  1,  bie  Saber, 
9lfiIIer  unb  Sinber  gar  leinen  Vertreter  im  großen  9lat 
Ratten.  3m  3a^re  1361  mirb  ber  Xud^ma^er  SBalter  U^ 
uon  jlempten  Sfirger  oon  Ulm,  1394  erf^eint  ein  Xu^ 
ma^er  $ans  SRofer,  1401  ein  Xu^mad^er  $eter  Sronner, 
1413  ein  Xu^mac^er  i^ans  Sed  beim  3ubenturm,  ber  im  frfi^em 
$aufe  ber  6troIin  n>o^nte,  1490  merben  bie  gfamilit»  Ken}, 
fiSfc^enbranb,  fieb}elter  unb  fienbenfrofc^  ab  aße  Srautu^er* 
familien  genannt.  SDle^rfac^  f^MN  H^  bebrongte  Seamten^ 
gef^Iec^ter  ber  SBoUf^l^dgerjunft  an,  n>enn  man  [ie  m»  bet 
6tabt  oerbrängin  sollte,  fc  bie  Ulm  er,  ab  ein  Angehöriger 
biefer  gamilte  einen  anbern  erfi^Iagen  ^te.  6ie  verloren  i^re 
Seamienre^te  unb  mürben  bes^Ib  äBoII^anbler.  3m  3a^re  1390 
lebte  ber  Slats^en  Ulriii^  gf  i  n  g  e  r  I  i  n ,  ein  reifer  9BoII^nb* 
ler;  fein  @o^n  ^ans  mar  au^  (Srautud^r  unb  ber  (Enlel 
1485  Oberric^ter,  (Be^eimrat  unb  itiri^enpfleger.  (Sie  Ratten 
Xonnen  Solbs  im  93ermögen,  traten  in  bie  ftaufieutejunft  fiber 
unb  oermä^Iten  fid^  mit  ben  Seamtengefi^Ied^tern  ber  Sefferer, 
6(^ab  unb  Salbinger.  (Erft  1666  oerungifldte  i^re  ^anblung 
unb  3o^-  '^^n.  Singerlin  flo^  in  bie  gfreiung  na^  Aird^berg, 
bann  na^  fii)on. 

^anb  in  ganb  mit  SBirtemberg  fuhren  unter* 
beffen  bie  6 1  ä  b  t  e  fort,  bie  9{  i  1 1  e  r  f  4l  a  f  t  oollenbs  ju 
(Srunbe  ju  richten.  1395  mürbe  ber  S^Ieglerbunb  ber 
Ferren  oon  (Enjberg  unb  bes  9BoIf  oon  6t ein  aufgehoben 
unb  im  3a^r  1395  giengen  bie  oereinigten  £anboogteien  Ober* 
unb  9lieberf^maben  erneut  an  Sapern  Aber,  bem  Ulm 
atobalb  bulbigte.  3n  U I  m  jmangen  5  3ünfte  bie  12  anberen,  bie 
Seamtengefd^Ied^ter  i^rei9{e^te  ju  berauben,  unb  bie  Stabtgemeinbe 


-     269     — 

faufte  einen  großen  Xeil  ber  oerpfSnbeten  ^ertfd^aft  Reifen« 
ftein.  Die  (trafen  erhielten  bie  6tabt  9Bie|enftetg  surfidf, 
iDa^renb  bie  gfefte  $elfenftein  mit  ber  6tobt  (Seislingen 
unb  bem  Spi^enberget  3oII  ^^n  bie  6tQbt  Ulm  oerSugert 
ourbe  unter  Sorbel^alt  bes  SRfidfoufs  bis  jum  So^re  1411. 
3mmer  lauter  ober  ertBnte  feit  1394  bie  ftlage»  bag  es  an 
6  über  gelb  fe^Ie,  U)eil  bie  ArSmer  bie  gute  neue  Ketd^smfinje 
bem  93erle^r  entjie^en.  Da  man  für  bas  umlaufenbe  frembe 
Selb  bei  ben  Stei^smed^slem  nur  menig  Sleid^smünse  belam, 
leifteten  bie  S^ulbner  i^re  3<^(Iungen  nid^t  beim  gej^morenen 
SBe^sIer,  fonbem  unter  ber  $anb,  moburd^  immer  größere 
SRengen  oon  fremben  SRfinjen  in  bie  Stabt  lomen  unb  ber 
SRflnimert  in  ^o^em  ®rabe  ge|(^tDa$t  tourbe. 

Das  Z^¥  1396  braute  ben  erften  gro|en  SRfinioerein 
ivoi\^n  Oefterreid^,  3Birtemberg,  bem  Sistum  Slugsburg 
unb  Dettingen.  Samtlid^e  oertragjd^Iiegenben  Xeile  nahmen  bie 
Sleid^smö^rung  ftönig  SBenjels  an  unb  beftimmten  bie  SlOnjen 
Don  (Bdppingen,  9{otenburg  a.  91.,  Dillingen  unb 
Oettingen  als  neue  SereinsprageftStten.  Sllle  Slei^smfinjen 
[ollten  freien  Umlauf  ^aben  unb  mit  ftreu]  unb  $anb  fon)ie  bem 
SBoppen  bes  aRfinj^erm  geseic^net  werben  mie  bie  SRfinjen  oon 
Ulm,  Sgiingen  uub  (&mflnb.  Das  ^uslefen,  Cinf^meljen 
unb  Slusffi|ren  fold^er  Keic^smflnsen  u^urbe  oerboten.  Sin 
3Rfln3f(|reiber  oertoaltete  in  jeber  ^errfc^aft  bie  (Solb« 
unb  Silberioage  unb  nii^t  nur  febeS^^Iung  über  Wg  $funb 
Söller,  fonbem  auif  jeber  Serlauf  oon  altem  (Solb«  unb  Silber* 
gef^in  ufo.,  oon  Aorallen  unb  perlen  u)ar  oon  biefer  Se^örbe 
oorjune^men ,  mo^renb  neue  fi&olb«  unb  Silbenoaren  au^  oon 
ben  ®olbf^mieben  ausgewogen  werben  burften.  Slu^  ber  (Selb* 
wedelet  burfte  nur  oor  bem  3Rün3|(^reiber  ober  Bffentltd^en 
Solbf^mieb  ftattfinben,  wie  bei  i^m  (Solb  unb  Silber  bis  jum 
SBert  oon  100  (Sulben  in  Depot  gegeben  werben  lonnte, 
wä^renb  ^S^ere  Seträge  bem  Steuer^aufe  ju  fibergeben  waren. 

Das  wid^tigfte  3<4^  ^^  1^-  Sa^r^unberts  aber  war  für 
Ulm  bas  3a^r  1397.  Cs  brad^te  bie  Erwerbung  ber  &en[d^aft 
ülbecl  unb  bamit  ber  SBengenoogtei.  Cin  neuer  Schwor« 
brief  ftellte  bie  (Eintratet  }wifd^en  ben  (Sefd^led^tern  unb  ber 
®emeinbe  ber  S^^U^  unb  ^anbwerle  ^er.  Das  Stecht 
ouf  bie  Sewerbung  um  bie  8 eamten [teilen  ber  Stabt  würbe 

17* 


—     260    — 

enbgiltig  geregelt.  3)en  Seomtengefd^Ie^tem  blieben  bie  Surger* 
meifterftelle  unb  15  iRats^enenftge  im  Keinen  9lat  ber  32  offen, 
fo  bog  ber  üeine  9{at  qu9  15  ®ef(^Ied^tem  unb  ben  17  3unft« 
nteiftem  beftanb.  3>ie  9Ba$I  ber  15  6iabtrSte  aus  ben  Se< 
omtengefi^Ied^tem  aber  erfolgte  bur§  bie  17  3unftme{fter.  Der 
gro^e  9iat  ber  72  bogegen  beftanb  ous  ben  32  oom  Keinen  Kat, 
10  toeiteren  fKngel^Srigen  ber  Seomtengefd^Ied^ter  unb  30  C5e« 
meinbegenoffen. 

9u(i^  ber  Streit  um  bie  gfefte  91  ud  mit  ber  6tabt 
SlQubeuren  unb  (& erlaufen  mürbe  im  3<4te  1397 
entj^ieben.  Ulm  gelobte  als  3n^aber  ber  falben  ^fonbfd^oft 
biefes  Sefi^es  bem  $erjogtum  Oefterrei^  bie  fie^enstreue 
unb  betraute  ben  nitter  oon  fiaimberg  mit  ber  Sogtei.  Sin 
loeiteres  ftreitiges  (Bebtet ,  bie  Stobt  05  i  e  n  g  e  n  o.  b.  Srenj, 
trat  SBoQern  im  3a^re  1397  an  9Birtemberg  ab.  Daneben 
[pielten  einige  meitere  Streitigfeiten  in  ben  Sauren  1396  unb 
1397,  }.  S.  ber  Streit  ber  Stobt  Ulm  mit  bem  9{itter  Stilen« 
bod^  oon  Aleinlöl  unb  beqenige  bes  (Beorg  falber  mit 
ben  itrofft  unb  ben9tot  oon  ^fi^H^^^int,  bie  ebenfoKs  bei« 
gelegt  n)urben.  Stets  ^anbelte  es  \\äi  babei  um  rfidfjtanbige 
(Brunbsinfen  unb  fieibbinge ,  beren  9lbI5fung  in  ®elb  oon  ben 
Sereii^tigten  oerroeigert  morben  mar. 

Der  9lei(i^stag  oon  gfranffurt  im  Z^xt  1398  brad^te 
erneut  eine  Verlängerung  bes  £anbfriebens  ju  [tanbe  unb 
ber  $anbeIsoerte§r  begann  »ieber  in  gflug  ju  lommen, 
na^bem  \xäi  bie  Sßogen  einigermaßen  geglättet  Ratten.  3^*"^^ 
me^r  aber  trat  neben  bem  Serfe^r  ber  { ^  U)  &  b  i  f  d^  e  n, 
boperifii^en  unb  frSnlif^en  Aaufleute  mit  Senebig  unb 
Aonftantinopel  ber  Serle^r  mit  (Benua  unb  Sarcelono 
in  ben  Sorbergrunb  unb  man  mar  beftrebt,  burd^  ^anbeteoertrfige 
mit  Senua  u.f.m.  gQnftigere  3onf&^e  nad^  bem  Sfibmeften  ju 
erhalten.  3"^  3a^re  1398  mürbe  meiter  ber  Stabt  UI  m  oom  ilBntg 
SBenjel  auf  10  Sa^re  bas  9{ed^t  beftatigt,  ^Sller  mit  ftreu] 
unb  $anb  3U  {(plagen,  ebenfo  traten  mieber  ja^Ireid^e  SCus« 
bürge r  in  ben  S^u^  ber  Stabt  Ulm ,  3.  S.  1398  ber  Kitter 
3opp  oon  Stabion  [omie  bie  (Brafen  i^ans  unb  ^einri^  unb 
bie  (BrSfin  ^nna  oon  Xßerbenberg-9(Ibe(I,  ferner  $ans 
9{  e  m  oon  Augsburg  unb  1399  Jlonrab  9{  e  (^  1 1  a  u  s.  Der 
[$mabif(||e  Canbabel  gieng  feiner  Sernid^tung  entgegen  unb  bos 


—    261     — 

riSMtf(|e  (Sroblapital  Uie5  6ieger.  Sin  beftanbifier  etSbte- 
bunb  oon  11  9{ei^$|tabten  enlftanb  erneut  2U  bem  3^^^f  ^^^ 
Seieitigung  bes  £anbabels  unb  [einer  So^burgen 
bur(^3ttffi|ren  unb  babur^  bem  gftei^anbel  bie  9Bege  ju 
ebnen,  unb  bie  Slbfe^ung  itönig  SBensels  im  3<4'^  1^00 
bebeutete  ben  enbgiltigen  Sieg  ber  Demolratie  in  Sd^oa« 
ben  unb  bes  mit  bem  [töbtif^getoetblid^en  ®ro|lopttal  oerbfin» 
beten  gf^^fi^ntums  fibec  ben  iitterf(^oftIi(^en  fianbabel. 

8.    2)ie  ^onbelStoege  bc^  15.  3at)ttjunbertd. 

a.  9tublanb. 

9Bar  ffit  bie  ^onbetoentoidlunB  Der  3eit  feit  1400  ent« 
f^elbenb  bos  8luf^5ren  bes  |eit(erigen  freien  ^anbels« 
oerle^rs  mit  Aonftantinopel  bur^  bie  S^ftfe^ung  ber 
Xfirlen  ouf  bemSalfan,  fo  mor  biegolge  bieFer  poliiifd^en 
X^tfai^e  bie  fteigenbe  Sebeutung  ber  6tabt  SRosIau.  SRit 
bem  (Brobffirften  3  m  a  n  lU.  oon  SRodlau  begann  ein  neuer 
Sbfd^nitt  rulfifd^er  (Sef^i^^te.  Unter  i^m  eroberten  bie  9lu[[en 
1469  jtafan  unb  SRosIau  ourbe  unter  i^m  jum  SRittelpunlt 
bes  9ftli(^n  ^anbete.  3n  SRosIau  [trSmten,  feit  Aonftantinopel 
ben  Zfirlen  ge^örte^  bos  (Betreibe  ber  ruffif^ien  SRittelgonoeme' 
ments,  bie  aRetalle  bes  Ural,  bie  ^dljer  bes  Slorbens, 
bos  $el2merf,  ber  Zaig  Sibiriens  jufammen.  Sie^unb 
gelle  lamen  ausbemOften,  SBoIle  aus  bem  Süben, 
Seibe  unb  gfarbftoffe  ous  bem  Aaulafus  unb  $erfien, 
Setnniaren  aus  ben  SBoIga*  unb  Oftfeelänbern,  (Be« 
ofirje  unb  !Droguen,  Sfibfrüd^te  unb  SBeine  aus 
Spanien  fiber  Steoal  unb  bie  fieoantiner  Spejerei  gieng 
Don  Slftrad^an  auf  bem  Don  ilber  bas  Sc^ioarje  Sfleer 
na^  Senebig.  SRosIau  ourbe  ber  Sammelpla^  ja^IIofer 
frember  Aaufleute  unb  aHe  SBinter  lamen  groge  SRengen 
tfirfif^er  unb  morgenlSnbifd^er  Aaufleutemit  Spe3erei, 
Ko^feibe,  Seibenjeugen  unb  anberen  Seoantinenoaren  unb 
polten  Seile,  9leitfattel  u.f.n).,  wk  aud^  bie  9{u[fenlaufleute 
ja^Irei^  nad^  Slftrad^an,  ber  Zortarei  unb  ^erfien  jum 
(Einlaufe  reiften. 

Der  geiftige  Ur^ber  biefer  gansen  (Entmidtelung  toar  ein 
einsiger  äRann,  91nilii  Stroganom.  gfugger,  SBelfer 
unb  Stroganou)  finb  bie  brei  $anbel$fur[ten  bes  15.  3a^r« 
(unberts  geioefen.  6troganon>  ftammte  aus  ber„goIbenen"3ig^uner» 


—    262    — 

^oxit  Don  itiptfd^af.  Seine  Ureltem  imiren  oon  )>efi  Xar« 
taten  untgebra^t  tDorben,  bie  Sltem  iDurben  felb|t  Zattaren, 
getauft  unb  loegen  i^res  Siei^tums  ju  SEBojvoben  emannt,  jogen 
na^  StotDgorob  unb  [Rolfen  9tuglanb  bos  (Selb  jui  Vus« 
lofung  bes  (5ro6für{ten  Safilius  aus  ben  g&nben  bet  Xartaren 
oor.  3in  Z^fixt  1498  ernii^tele  ^anntfel  Stroganon)  in  60 1* 
ioit{(^gobsI  groge  6al3ftebereten  am  äB^tFi^egbafluffe, 
baute  3Bege  na^  bem  Ural  unb  6ibitien  unb  beftimmte  ben 
Aaifer  3iDon  11).  }ur  (Eroberung  Sibiriens.  Sr  ffi^rte  groge 
ftaraoanen  na^  bem  £)b  unb  taufte  bort  bafür  $el}e  ein. 
9Rit  feinem  (Beoinntaufte  er  bann  groge® fiter  mit  jo^Ireic^en  (Eigen* 
(euteUp  boute  Airi^en  unb  Alöfter  unb  jaulte  ber  ftrone  fo  oiel  Steu« 
ern,  bag  oon  feinen  Setrieben  allm&^Ii^  ber  9ßo^I{tanb  Stuglanbs 
ab^ieng.  2)er  6o^n  ^ax  ^toans  lU.,  S<^x  3(oan  IV.,  ber  S^redltc^e, 
nfi^te  d^nnilel  Stroganoio  ebenfalte  fe^r  aus,  mugte  Vfym  aber 
bie  CeblSnber  an  ber  Aramaio,  oon  ^erm  bis  Spla  unb  ien> 
feits  ber  Zf^iuffitoa^a  überlafjen.  Site  Z^o^  l^-  ^^^  ®^o6' 
fflrften  oon  Sit  trauen,  ber  feine  Xo^ter  ^iratete,  bas  gffitften* 
tum  Setoer  erhielt,  fam  es  jum  Streit  unb  im  Sunbe  mit 
bem  Orbensmeifter  oon  fiiolanb  bebrSngte  ber  fiitt^uer 
Bluglanb,  fo  bag  bie  (Selbmittel  ber  6troganoto  immer  notDen« 
biger  mürben. 

3tDan  111.  mar  oermo^lt  mit  ber  ^rinjeffin  Sophie 
oon  ®  r  i  e  4l  e  n  I  a  n  b  unb  biefe  Serbinbung  mar  bem 
gefteigeiten  $anbeteoerIe^r  gmif^en  (Brte<^enlanb  na4  Xug- 
lanb  entfprungen.  3n>Qn  111.  mar  lein  gf^eunb  bes  Qfrei* 
^anbete;  er  oerfd^Iog  fein  £anb  ben  gemerblii^en  (Erjeugniffen 
bes  ^(uslanbs,  fo  meit  bies  irgenb  gieng,  unb  mar  beftrebt, 
in  9{u|Ianb  ein  eigenes  nationales  ®emerbe  ju  f Raffen. 
3u  biefem  3^^^^  ^^^<^f  ^^  abenblanbifc^ie  ftfinftler  unb  $anb* 
merfer  na^  SRosIau,  mo  oon  ber  ^rinjeffin  Sophie  bos  imati' 
tinif^e  ^ofceremoniell  eingeführt  mürbe.  (Er  nannte  fi(^  Selbft* 
^ertfd^er  aller  Sieugen  unb  na^m  bas  grie^ifd^eSBappen, 
ben  I)oppelabler,  an,  in  bas  er  bas  SRosIauer  9Boppen, 
ben  ^eiligen  3örg,  einfügte,  ben  Sc^u^patron  ber  Kiiterf^oft 
oor  bem  ISnbli^en  iproletatiat.  Den  SRittelpunft  biefes  gan- 
bete  jmifd^en  SRosIau  unb  (Sriei^enlanb  bilbete  bie  genuefi* 
f(^e  Stabt  ftaff  a  ober  Obeffa  om  Si^morjen  SReere.  (Es  lam 
neben   ftonftantinopel,   Äairo,   Damaslus,   Beirut, 


—    263    — 

Xripolts,  [Jfomafiufta,  Slifofia,  Senebig,  ®enua, 
®enf,  £9on,  Aöln,  Sfranifurt,  9lficnbetg,  ttugs* 
bürg  unb  Ulm  für  ben  fieoante^nbel  in  elfter  fiinie 
in  Setroi^t.  Son  Dbeffa  ober  Raffa  gelangten  bann  bie 
tnnerofiati[d|en  ®fiter  burd^  bie!DonauIanber  nad^  bem  SBeften, 
wtsfyäb  bem  JlBnig  6igmunb  oon  Sö^men  unb  Ungarn 
alles  baran  lag,  ben  $anbel  mit  Dbeffa  }u  ^ben.  Die  preug« 
if^n  6tibte  iDurben  erfüllt,  in  Dan} ig  fid^  mit  ber  grage  3U 
befc^ftigen,  loie  man  in  unmittelbaren  Serle^r  mit  Dbeffa 
treten  I5nnte,  unb  1420  mürbe  auf  einem  6t8btetag  in  SRarien- 
bürg  na^r  Aber  bie  grage  oer^anbelt.  Senebig,  bas  ben 
^anbel  mit  Damaslus  unb  Vlexanbrien  be^nfd^te,  mar 
^ieoon  menig  erbaut  unb  ftrebte  bes^alb  bamad^,  ben  Serlebr 
mit  Sagbab  Aber  Zrapejunt  unb  bas  S^oiarje  SReer 
la^m  3U  legen,  m&^renb  (Benua  beftrebt  mar,  bie  Serbinbung 
mit  bem  od^marjen  3Reer  tro^  ber  Xflrien  aufregt  ju  er^Iten. 
Dod^  gelang  bies  nic^lt.  1346  oerlor  (genua  bie  3 ^ II ^  ^^^ 
Dbeffa  an  bie  6t.  (ßeorgsbanl  in  SRosIau  bur^  $fanb' 
f^aft  unb  Sluglanb  bemS^tigte  [id^  ber  6tabt  Obejfa. 

b.  X)ie  SanfeftAbte  unb  ber  beutf<^e  9{orben. 

Segann  fo  in  ben  $anfe|tabten  eine  S^it  fteigenber  S^ 
brongnis ,  fo  ^ob  {i^  um  fo  me^r  bie  Sebeutung  berjenigen 
fiSnber,  mel^e  ben  Serfe^r  mit  bem  Sqjanj  bes  15.  3a^r« 
^unberts,  mit  SRoslau,  oermittelten.  ötQu  geborte  juna^ft 
bie  9RarI  Sranbenburg.  Diefes  fianb  befag  feit  1375  ber 
aRarlgraf  3obft  oon  SRä^ren,  ber  SReffe  ftaifer  Aarte  IV. 
von  So^men,  unb  unter  i^m  erhielten  1419  bie  6tibte  Ser« 
lin  unb  Ao In  an  ber  Spree  bas  9{ed^t,  i^re  SBaren  in  S ^ ^i  ^  ^^ 
malbe  unmeit  ber  alten  Dber  an  ber  6trage  Sleuftabt— 
(Ebersmalbe— 9Bri|en  unb  in  gfinom  jollfrei  au$3u(aben. 
9laä^  bem  Xobe  be$  SRarlgrafen  3obft  ^atte  bann  ber  lluge  unb 
rei(|e  Surggraf  gfriebrii^  oon  9lfirnberg  bie[e$  £anb  als 
9{ei^pfleger  oerioaltet  unb  berartige  Sluslagen  ffir  basfelbe  ge» 
mai^t,  Oog  i^m  basfelbe  1415  oom  !Reid^e  als  ^fonbfc^aft 
unb  1417  als  fielen  fibertragen  merben  mugte.  Smmerftfirler 
belebte  fid^  ber  $anbel  auf  ber  Dber.  1433  Q)urbe  benStäbten 
Serlin  unb  ftoln  berSoII  ju  Ireben  unb  ber  Ueberfa^rts« 
soll  3U  Sarmunb  feftgefe^t.  $ferbe,  bunte  unb  einfarbige 
Ifii^er,  Pfeffer,  »urgent,  »leifif^e,  fee^te,  «ale, 


—     264    ~ 

fiefc^iltenes  (Bemanb,  ^ofen,  9Ifl|en,  Si^elit,  £eber, 
etüdftfd^e,  6t9re,  9Bein,  äBoIIe,  gonig,  Aeffel, 
Stfen,  £einioanb,  ArfimeiiDore,  ^firtnge,  9Ru^I> 
[teilte,  SU^ß,  Öonf,  Sto^I,  SBad^s,  Xalg,  3^ntner< 
gfut  oller  Sit  finb  bie  SBoren,  toeld^e  bet  SoOtatif 
in  buntem  (&emi[4i  nennt.  (Beioonbf^neibeY,  ftiöntet 
unb  Aeffelffi^rei  iDoren  geleit«  unb  }oIIfrei,  [obolb  fie 
ouf  einen  mäilif^en  Sa^tmorlt  jogen.  Sbenfo  ei^ielten 
1433  Serlin  unb  JlSIn  bie  3oIIfrei|eit  in  $  lauen  a.  b.  (Elfter, 
an  bei  Areujung  bei  Strafen  na(||  fieipsig,  ^of,  ®eiaunb 
Sgei;  nur  Koggen  unbSRe^I  blieben  no^  jollpfli^tig.  3ii 
£iebenbeig  unb  aRfln<^beig  gaben  bieSeiliner  benSiog» 
goll,  in  $öIi^unbSiie|en  ben  Deic^felpfennig.  (Bfiter, 
bie  pei  bie  £)bei  ober  auger  £anbs  giengen,  loaren  }onfrei, 
menn  |ie  in  Cberberg  bie  9liebeilage  hielten.  6onft  nioreit 
bie  Serltner  in  ber  gan}en  SRarf  zollfrei.  1434  lomnten  jo^I* 
reid^^  Aaufleute  oon  SRiga  junt  Cinlauf  nad^  Sranbenburg, 
loä^renb  bie  Aaufleute  oon  Sranbenburg  gan]  Dfinemart, 
S^n^eben  unb  SRuglanb  mit  Xfid^em  oerfa^en.  6o 
würben  }.  S.  1434  einige  JRigaer  Aaufleute  in  Surften* 
»albe  bei  ^Berlin  megen  unbego^Iter  gorberungen  oon  Aauf- 
leuten  aus  Serlin,  A9In  a.  91^.  unb  Sranifurt  a.  O. 
angehalten.  1465  erhielten  biefe  3  6t&bte  für  i^re  eigenen  C&fiter 
bie  gfrei^eit  oom  SBaffergoII  in  greienmolbe  o.  D\  nur 
£o|nfu^m)eiIe  Ratten  biefen  ju  jaulen.  Stac^bem  1470  Slbreil^t 
Stcdilles  oon  Slnsbad^^Sa^reut^  Aurffirft  oon  Sranbenburg 
geworben  mar,  erhielt  bie  6tabt  Berlin  Befreiung  oom 
Oberberger  Stapel  unb  bas  9ie<^t,  o^ne  Suf entölt  bie  Ober 
hinauf  bis  nad^  granff  urt  a.  £).,  SBri^en,  Sreienioalbe 
unb  £anbsberg  3U  [(Riffen.  Diefer  mSi^tige  Ober^nbel  bc* 
bro^te  freilid^  in  ^o^em(Srabe  ben  ^anbel  Berlins  Aber  Slfirn* 
berg  na(^  £ombarbien,  bo<6  mürben  bie  Bejie^ungen 
jmifd^en  ber  £ombarbei  unb  Branbenburg  babur(|  aufredet 
erhalten,  bag  bes  SRarlgrafen  Xoc^ter  ben  SRarlgrafen  oon 
SRantua  heiratete.  9lu<^  Ulms  Berle^r  mit  Slorbbeutf^Ianb 
mar  oor  unb  nad^  1400  rei(^  entmidelt.  Sie  ^rioilegien  ber 
6tr5Iin  unb  S^inger  für  Branbenburg  oon  1348  finb 
boffir  ein  Beleg.  Der  SBeg  gieng  Aber  £angenaU|  915 rb- 
lingen  unb  Slürnberg. 


—    266    — 

6t{eg  (o  in  ber  SRoiI  Sranbenburg  bte  Sebcutung  Sei« 
lins,  fo  flieng  es  venifiet  sfinjtig  bei  otten  6oI]^nbebftQbt 
^olle  on  ber  6aale.  XBo^I  max  um  bos  ^^x  1400  bie 
9Reffe  oon  ^alle  no^  fe^i  bebeulenb;  bie  (Erseugnifle  So$- 
menSp  €<^Iefiens  unb  fßolens  n>utben  icü^htii^  (ter  jum 
Serfaufe  gebraut  unb  giengen  bonn  tmx^  bie  fiaufi^  unb 
9Reigen  m^  9Ragbeburg  unb  Sranbenburg  ober  nad^ 
Oberfoc^fen  unb  ben  nieberbeut|4ien  6ee[täbten.  9Iod^  immer 
oerforgte  ^alle  einen  großen  Xeil  Söbmens  mit  Sal}, 
bos  fiber  6(I^Iudenou,  £eipa  unb  bos  9lieberlanb  ober 
Aber  bos  Srjgebirge  oerfroc^tet  mürbe,  (o  bafi  ber  Soljjoll 
SReigen  großen  C&eminn  brad^te.  64lon  [eit  bem  Sa^re  1450 
ober  trat  an  bie  Stelle  oon  ^alle  ab  neuer  6tem  bie  6tabt 
fieipjig.  Der  6algab(a^  lieg  nai^  unb  bie  $er}3ge  oon 
SR  eigen,  benen  [eit  1423  Jlur(a(|||en  ge^Srte,  oerlegten  1458 
bie  SReffe  unb  ben  SRei^sItapel  oon  ^alle  na^  fieipgig, 
obglei^  fi^  ^alle  entf4iieben  bogegen  oermo^rte.  3m  ^dfyit 
1466  erhielt  fieipjig  feine  Sleuia^rsmeffe  beft&tigt  unb  ber 
(eit  1468  {<(mebenbe  $ro}eb  jmif^ien  $alle  unb  fieipjig  ^atte 
3iDar  jur  8f<^Ige,  bag  ^alle  feine  Sleufa^rsmeffe  beftatigt  unb 
bie  (Einftellung  ber  £eip}iger  Sleuja^rsmeffe  befohlen  mürbe,  aber 
bie  Ilugen  £eip}iger  ^Ifen  fi(||  bamit,  bog  fie  bem  Sistum 
Naumburg  bie  SRic^aelsmeffe  oon  3^i^  i^  3a^^e  1484 
abfottften  unb  fie  m^  fieipjig  oerlegten,  unb  im  Sa^re  1497 
erhielten  fie  bas  9ie(^t  beftatigt,  bag  innerhalb  ber  Sidtflmer 
SRagbeburg,  ^alberftabt,  9Reigen,  SRerfeburg  unb 
9laumburg  leine  meitere  SReffe  me^r  eni^itet  merben  burfte. 
3Ran  ^tte  alfo  ben  gleiten  Sorgang  mie  1387  in  Ulm,  mo 
bie  Stabtgemeinbe  bie  Slilolausmeffe  oon  Sllbed  ber 
^enfc^ft  SBerbenberg  ablaufte  unb  nad^  Ulm  oerlegte. 

Diefe  feine  Sebeutung  oerbanfte  fieipjig  feiner  fiagealsSerle^rs» 
mittelpunlt.  Ueber  C^emni^,  9Rariaberg,  Commoiau,  fianna 
unb  Spilan  gieng  es  oon  ^ier  nacd  $rag  unb  über  (Eulenburg, 
Sauden,  ®$rli^,  £iegni^  unb  Sleumarlt  nad^  Sreslou;  fiber 
£ii§en,  SBeigenfels,  SRaumburg,  ^tna,  iRubolftabt,  Coburg, 
Slattelsborf,  Samberg,  gford^^eim  unb  Srlongen  na4i  Slfirn« 
berg,  $rag  unb  Sreslau.  Ueber  (Eulenburg,  2orgau,  ^erj« 
berg,  SBallersborf ,  6anb  unb  SRfillrofe  m^  gfranlfurt  a.b.C, 
Aber  £fi^en,   aSeigenfels,   9laumburg,  (Erfurt,  (Sot^a,  Sifenad^, 


—    266    — 

Salmfinfter,  (Seln^oufen  unb  ^^nau  no<^  Sfranlfurt  a.  SR. 
SRagbeburg  war  oor  ollem  ber  6topeIort  für  bos  notb» 
beutfd^e  (Betreibe,  mit  bem  es  Hamburg  verfaß  unbbeffen  Ser« 
f d^iff ung  bie  (Brunblage  bes  Slboetfe^rs  bilbete.  (betreibe, 
SRe^I,  Stet  unb  SB  ein  tourben  in  etfter  fiinie  Don  SRagbeburg 
aus  Quf  ber  (Elbe  in  unenblid^en  SRengen  nad^  Hamburg  ge> 
brad^t  unb  $aringe  unb  SBoIIgeioanb  lamen  boffir  bie  (EI6e 
herauf.  (Ein  toeiterer  mid^tiger  ^anbelspla^  blieb  aud^  feit  1400 
nod^  bie  6tQbt  (Erfurt.  Sein  ^anbel  toor  no^  immer  bebeut« 
enber  ob  berjenige  SRogbeburgs  unb  mad^te  bie  Stobt  ju  einer 
ber  belebteften  Stibte  3)eutf^Ianbs. 

c.  !Die  9lieberlanbe. 

Die  Serinberung  ber  ^onbeUioege  burd^  bosSor« 
bringen  ber  Üfirlen  brod()te  benn  ou^  gon^  (Europa  in  anbere 
Sonnen.  Die  nS^iite  gfolge  toor  bos  ollmo^Ii^ie  Serbrfingeti 
ber  ^onfoloufleute  ous  Slotogorob,  fo  bog  biefe  fi(^  be« 
quemen  mußten,  ni(|t  nur  auf  ben  unmittelboren  Sinfouf 
bei  ben  Xortorenloufleuten  in  Sloiogorob  fßttii^t  gu 
leiften  unb  i^re  $el]e  unb  3nbienQ)oren  aus  jmeiter  ^nb  bei 
ben  Siuffen  in  Sligo  unb  Sleool  ju  laufen,  fonbern  bog  fte 
oud^  noäi  biefen  ^onbel  mit  ben  ^ollfinbern  unb  (EngISn< 
bem  teilen  mußten.  Sbenfo  bebeutfom  ob  für  bie  ^onfen 
mat  bes^olb  au(^  bas  Slufblfi^en  SRosIous  für  bie  Slieber« 
lonbe  unb  (Englonb.  SRit  bem  3a^re  1400  Rotten  Srfi  gge 
unb  gflonbern  ben  gö^unft  i^rer  Sntmidlung  eneic^t.  Die 
Aoufleute  glonberns  genoffen  in  oUen  europoifd^en  fiSnbent  bie 
meitge^enbften  ^onbebprioilegien.  So  gob  }.  S.  im  ^ci^xt 
1414  bos  Deutf4ie  Sieid^  ber  Stobt  Srügge  bos  ^rioileg, 
bog  teinem  ^onbels^erm  oon  Srügge  me^r  fein  Sermbgen 
inner^olb  bes  Deutf^en  9{t\ijs  bef^Iogno^mt  toerben  buifte. 
Sieben  bem  ^onfofomptoir  gab  es  bort  15  5<^nbels< 
gef eil f Soften  mit  eigenen  ftomptoiren  unb  jo^Irei^  ^aU 
toreien  unb  (Einseltoufleute  mit  i^ren  SamUien  aus  ollen 
europ&ifd^en  fiänbern.  Aoufleute  ous  (Englonb,  S^ottlonb, 
($ranIreid^,3toIien,  Portugal,  itoftilien,  9lragonien 
ftotolonien  unb  Sistojo,  oor  ollem  ous  ben  StSbten 
Senebig,  (&enua,  ^lorenj,  fiucco,  SRoilonb  unb 
{piocenjo  Rotten  ^ier  i^ren  6i^.  $ier  oor  ber  gouptfiopel 
SBefteuropos  ffir  fieoonteiooren,  inbem  bie  Galeeren  Sene« 


—    267     — 

bigs,  (BetiuQs  unb  $i[as  bie  morgenlänbif^en  SBareti  na^ 
Scfigge  brad^ten»  oon  oo  fie  bann  auf  bem  9{$eine  nai) 
Cberbeutfd^Ianb  ober  auf  ben  ^anfefd^iffen  nacd  bem 
9ti)iben  gebrad^t  »utben.  SEBa^renb  man  bie  (&uter  ous  93 e- 
nebig  }ur  6ee  nod^  ben  9lieberlanben  bra^ite,  reiften  bie 
5anbel9^erren  Aber  ben  Srenner  ju  £anb  ber  getmat  ju, 
meil  bie  (Bfiterbeforberung  auf  bem  fianbtoege  ju  gefS^rli^  unb 
2U  teuer  loar. 

^reugen  unb  bie  $anfen  f^idten  na<|  Sriigge 
®etretbe,  Sier ,  Xalg ,  6ped  unb  Ssmunb ,  Aupfer,  Stab^olj, 
6ta^I,  9Bad^9 ,  ^eljoerl ,  ^ti),  Z^eer,  $otaf<^e,  Sfagbauben, 
Sifenoaren,  <$la(j^9,  $anf,  Sldergeräte,  Aolner  9boIIengame, 
Sar^nt,  Svoili^  unb  Gd^eden,  b.  ^.  bunte  SaummoH* 
ftoffe,  unb  polten  baffir  bunte  äBoIlftoffe,  SUbemmren  unb 
Sarrenfilber.  Spanien  braute  SBein,  feigen ,  9{ofinen, 
Datteln,  Sfig^olj,  iDel,  ftrapp,  Seife,  Waifys,  Slfen, 
SBoHe,  Safran,  3i^fi^nf^II^  unb  Quedfilber  nnb  ^olte  feine 
bunte  SBoIIftoffe,  Sai^nt  unb  fieinn)anb;  Portugal  braute 
SBeine,  £einn)anb  unb  dot'illid^f  Oberbeutfd^Ianb  lieferte 
Aupfer,  Sta^I,  Sifen,  SReffing,  fieinioanb,  ganf,  SaumtooIIftoffe, 
3iDiebeIfamen,  Salpeter,  S^iegpuloer,  9i^einn>eine,  $amif^e, 
jlelfel .  Pfannen  unb  9lflmberger  Aurjoaren.  Die  loftbarften 
SBaren  aber  f^idte  3talien,  namli^  ftammgamftoffe  (Aame» 
loben),  9lo^fe{be,  Silber«  unb  Solbfäben,  Seibenjeuge,  3utDe(en, 
Staune,  Sc^mefel,  8aum9I,  Aanbiamein  unb  Spejereien.  (Benua 
^atte  bort  eine  ftänbige  Slieberlage  oon  Sro!aten,  Seibenjeugen, 
Rapier,  SBaib ,  fpanifd^er  aBoIIe.  Oel,  SaumtooIIe,  Sllaun  unb 
(&oIb.  Senebig  unb  gflorenj  brauten  Spejerei  unb  C&eiofir}, 
ffige  9Beine,  Aurjtoaren,  Spielfa^en,  Srjneien  unb  3uder  unb  trie« 
ben  aBed^felgefddäfie.  Die  92ieberlanbe  [elb[t  erseugten  nur 
SBaib,  Aropp,  Anoblau^,  3tDtebeIn  unb  Sal5fifd()e.  gfranf» 
rei^  fanbte  Salj,  9Iot«  unb  SBeigtoein  Rapier  unb  Del,  Sng» 
lanb  SBolle,  Stei,  3inn,  Sier  unb  leidste  SBollftoffe  unb  ^olte 
CFiemfirje,  Selbe  unb  9Ifirnberger  Aurjoaren,  S^ottlanb  f^idte 
^afenfelle ,  Staffelte  unb  SBilb^Sute ,  Sd^afiooUe  unb  SRinbs^ 
^te  unb  ^olte  baffir  namentlid^  Slürnberger  Auigmaren.  3r« 
lanb  brai^te  S(^af volle,  £etnmanb,  9{tnbs^&ute,  9Btlb^aute, 
gfifc^.  Aamen  jur  See  me^r  bie  groben  SBaren,  fo  erfolgte 
bie    3ufu$r  ber    foft baren    SBaren,    loeld^e    bie   Spanier 


—    268    — 

Snglanb,  6(^oltIanb,  3^1<^nb,  gf^antret^  unb  fiombarbien  in 
Srfigge  lauften,  ju  äBoffei  oon  )Kugsburg  unb  Kürnberfl, 
fiber  A9In  obet  auf  ber  K^feflbet  Scaunf^metfl  ober  but^ 
Surgunb. 

Sßeitaus  bie  »i^tigften  (EiniSufet  in  Stfigge  tooren  au^ 
noäf  feit  1400  bie  $an|en  unb  es  f^abete  bes^Ib  ben  Sei« 
giem  in  ^o^em  (Srabe,  oIs  biefe  in  fteigenbem  SRoge  begannen, 
i^ren  Sebarf  in  £nglanb  3U  beden.  Det  Stcalfunber 
gf riebe  oon  1370  ^atte  bem  ^anferegiment  in  fiflbed  bie 
^errfd^aft  fiber  ben  6 unb  unb  bie  6unb}3ne  oeif^affL  Sie 
$anfa  befag  bamit  ben  Sd^Ififfel  jur  Dftfee  unb  jur  ^firings* 
fif^erei  in  Schonen.  Do^  Üagten  bamate  f^on  bie  »eft* 
Ii4ien  ganfen  er^eblid^  Aber  bas  Heb  er  gemixt  fifibedsunb 
ber  iDenbifd^en  Stabte  in  ber  ^onfa ,  »eld^e  bie  6unb}one  unb 
bie  $Sring9ftf4ierei  im  3nt^^^lf<  ^^  Dftfee^anfen,  oor  allem 
3>an3ig£(,  ausnfi^ten.  9lamentlid^  Ilagten  bie  gfif^^nbler 
oon  Xmfterbam  unb  ^ollanb,  bag  bie  $an{a  i^nen  oer« 
bieten  loolle,  (Betreibe  aus  anberen  ab  $anfeftfibten  ausiu* 
führen.  6ie  traten  bes^alb  aus  ber  $anfa  aus  unb  }u  DSne« 
mar!  fiber,  fo  bag  bur^  bie  enblofen  Streitereien  beiber  3>ile 
eine  june^menbe  6eerSuberei  in  ber  Storb*  unb  Oftfee 
entftanb. 

Sieben  biefen  SerbrSngungsoerfud^en  ber  Oftfee^anfen  ouf  bem 
Gebiete  bes  grtf4^onbeIs  [teigerte  bie  fdfton  im  14.  3<4r^unbert  be» 
gonnene  gro^geioerblid^e  Z^otigteit  (Englanbs  auf 
bem  (Bebiete  ber  SB  e  b  er  ei  bie  Serftimmung  soifd^en  ben  SUeber« 
lanben  unb  ben  gonfen.  !Die  Raufen  nfi^ten  bie  SRöglü^Ieit» 
i^ren  Sebarf  an  SBebmaren  na<^  Selieben  in  ben  91ieberlanben 
ober  in  Snglanb  ju  beden,  na^  Kräften  in  i^rem  3ntere|fe  ous. 
Seibe  Seile  mußten  fi^  beftreben,  bie  befte  SBare  ju  liefern, 
unb  bie  ^änbler  oon  Srfigge  oerlangten  bes^alb  oon  ben  f  fib« 
beutfd^en  Stäbten,  bie  i^re  (&en)erbeerj|eugni|fe  fiber  gfi^anl' 
fürt  unb  Aoln  na<^  Srfigge  oerlauften,  ftrengfte  Siedet« 
li^ieit  in  Sejug  auf  fi&nge,  Sreite  unb  Säbensa^I  bec 
Xfic^er.  9Bie  [tets  bei  june^menbem  Angebot  ma^te  fi^  au^ 
in  biefem  ^allt  ber  Sefd^affen^eitsn^ettbewerb  immer 
me^  geltenb.  Die  SHenge  mar  |o  grog,  bag  nur  bur^  befte  9r« 
bett  no4l  9Ibfa|  erjielt  »erben  ionnte.  Seit  1401  lieb  bie  ^anfa 
alle  Zfi^er  aus  §lanbem  auf  bem  bortigen  Aomptoir  oor  bem 


—     269    — 

Sidoufe  befi^tigen  unb  um  jioeifeQafte  Qfirmen  fentgu^Iten, 
burfte  nur  no^  gegen  bat  unb  ni^t  mebt  auf  Sotg  gelauft 
Q^erben.  9(u<^  burften  bie  6(l^iffe  nid^t  me^  fo  fpSt  im  Z^^^^ 
unter  Segel  ge^n.  Snfolge  biefer  genauen  üuffti^t  nwr  benn 
att^  bas  f{anbrif<|e  (Begebe ,  txis  oon  {e^er  wegen  feiner  guten 
gffirbung  beliebt  geoefen  »ar,  audb  n^egen  feiner  fonftigen  (Eigen* 
fc^aften  in  gutem  Unfeinen  unb  be^uptete  fid^  nod^  eine  3<it 
lang  neben  ben  Stofftapeten  unb  (Semilben  ber  Slieber« 
länber,  i^ren  $ferben,  i^rem  SRinboie^,  ibrer  Sutter  unb 
unb  ibrem  Aife  toie  i^ren  Seefifi^en  in  gutem  Snfe^n. 
3)a3u  lam  »eiter,  bag  feit  1380  etwa  in  Srfigge  ein  neues 
oorteil^ftes  Serfabren  erfunben  »urbe,  bie  gfiringeeinju» 
faljen  unb  in  gffiffer  einjupSdeln,  \o  bag  feit^er  iSbtlii^ 
oft  me^  als  500  6^iffe  in  Srilgge  einliefen,  um  foldbe  ^bdel« 
fif^e  3u  ^olen  unb  in  alle  SBelt  ju  ffl^ren. 

aßeitere  gilfe  in  ber  Selampfung  ber  ftaufleute  oon  !Dan« 
jig  unb  fiflbed  auf  bem  ruffif^en  SRarlte  bot  ben  jtauf' 
leuten  oon  Srfigge  einmal  Dänemari  unb  bann  bas  Staub* 
rittertum  ber  Oft*  unb  9lorbfee,  bie  ^iralenf^iffe  ber  Sitali* 
an  er.  Diefe  verfolgten  ben  3®^»  ^^^  Sinfubr  oon  gewerb« 
li^en  Srjeugniffen  aus  Snglanb  nad^  ^reugen  unb  IRug« 
lanb  gu  oerbinbern.  6o  nabmen  3.  S.  im  3a^re  1400  bie 
Sitalianer  ein  ^anfaf^iff  meg ,  bas  Sarrengolb,  Silber* 
gelb,  SBoIIftoffe  unb  SBeine  oon  9len)*eaftle  nadb 
$reugen  ffi^rte.  Seit  man  an  ber  Aflfte  ber  3nfel  (Bot* 
lanb,  mo  es  frfi^er  bie  meiften  ^Sringe  gegeben  ^tte,  berart 
auf  bie  griffe  ^ineinge^auft  baue,  bag  ber  ^äringssug  fi^  na(b 
ber  3nfel  Sd^onen  gejogen  fyiütf  gab  es  in  SBisbp  unb  auf 
ber  3nfel  ®otIanb  eine  9Renge  oerlorener  gifcberexiften* 
}en,  bie  fi^  in  Serjmeiflung  bem  9{auberleben  ergaben  unb 
namentli(^  in  gfrieslanb  unb  bei  ben  Srüggenern  lebbafte 
Unterftfi^ng  fanben.  Sie  maren  bie  grimmigen  gfeinbe  (Eng* 
lanbs  unb  Danjigs  unb  ju  febem  oenoegenen  ^anbftrei^e 
bereit ,  fo  bog  bie  ^anfa  bie  gh^efen  jmang ,  i^nen  leine  Huf* 
na^me  me^  ju  gemäßen. 

d.  (Englanb. 

ilro^bemftieg  aber  ber  ganbelsoerle^r  joif^en  (Englanb 
unb  Danjig  immer  me^r  unbfd^fibigte  bie  Aölner  unb  Srfig* 
g  e  n  er  u>ie  bie  Oberbeutf(b^n  in  ^obem  (ßrabe.    (Englanb 


—     270     — 

fe^te  ft<^  an  immer  toeiteren  ^{fi^en  feft^  bie  fetter  bte 
Sifiggener  oerfotgt  Ratten,  namentlif^  befud^ten  bie  englif(^ett 
gifd^^anbler  bie  ^Sringsm&rlte  oon  Sd^onen  unb 
Sergen  unb  lauften  bort  ben  anberen  ^anblem  bie  Srnie  oeg 
unb  ^einrid^  IV.  erteilte  dien  (EnglSnbern ,  bie  fi^  in  ben 
$anfe[t&bten,  ^reugen,  fiieolanb  unb  Simonen  befon* 
ben,  bos  ^rioileg,  Sinungen  ju  bilben  unb  ftonfuln  ju  befiel« 
len;  fie  loderten  Skiffe,  bie  nad^  Ktga  giengen,  unb  erzeugten |o 
eine  fteigenbe  ftlage  über  bie  Seerouberei  ber  Snglfinber  in  berOftfee, 
meil  allmälli^ nid^t  nur  bie  Srfiggener,  fonbernaud^bie^on* 
fen  in  ber  Oftfee  felbft  ben  unmittelbaren  ^onbel  ber  Cng- 
länber  mit  IRuglanb  als  ferner  fd^fibigenb  empfanben.  Sitter 
bef^oerte  fic^  bes^Ib  $reugen  in  £onbon  namens  ber 
$anfa  bei  5lönig  geinrid^  IV. ,  o^ne  inbes  einen  (Erfolg  ju  er* 
iielen. 

60  max  es  feit  bem  ^afyct  1400  nid^t  nur  mit  ber 
Slfitejeit  ber  ^anfaftäbte,  fonbem  aud^  mit  berjenigen 
gflanberns  unb  Srabants  enbgiltig  oorbei;  an  bie  Stelle 
ber  $anfa  traten  bie  (Engl önb er,  oel^e  namentlid^  ben  €(^iff' 
fa^rtsoerle^r  mit  (5enua  unb  Senebig  oollft&nbig  an  fid^ 
riffen,  unb  an  bie  Stelle  ber  belgifd^en  unb  ber  fflbbeutfi^en 
3nbuftrie  [e^te  ft(|  bas  englijd^e  Susfu^rgeverbe  im 
Sunbe  mit  bem  ^oIIänbif4ien  $anbel,  inbem  Snglanbauf 
SInraten  ber  ja^Irei^en  3uben,  bie  es  bamals  beherbergte,  bie 
Aontinentalftaaten  ju  gfrei^anbelsoertrfigen  beftimmte. 
!Der  Serle^r  fuc^te  anbere  SRittelimnfte  unb  fanb  einen 
foI(^en  namentlid^  in  bem  ^oHänbif4ien  ^afenpla^e  Vmfter« 
bam,  ber  {ic^  baburd^  5u  einer  f eitler  ni<!^t  gelaunten  9Ra^t« 
Itellung  ^ob,  bag  er  fid^  ben  Srei^anbelsgrunbfS^en  ber 
(Englfinber  ni^t  mit  Srügge  ^rtnfidig  oerf^Iog.  ®erabe 
meifter^aft  oerftanb  es  (Englanb,  freilid^  ftets  auf  ftoften  feiner 
ein^eimifd^en  Qanbmirtfc^aft,  burd^  feine  ßanbelsoertr&ge 
feine  unmittelbaren  Se}ie|ungen  3u  ben  oerf^iebenften  £finbem 
ju  ^ben,  unb  bies  ^atte  jur  Solge,  bag  ftc^  feit  bem  3a^re  1400 
ber  ^ärings^anbel  immer  me^r  oon  Srfigge  nad^  Vmfter' 
bam  50g.  Die  ^aringe  unb  bie  Saljf^eiben  oonHmfter» 
bam  begannen  biejenigen  oon  SrOgge  in  fiieolanb,  (Eft^Ianb 
unb  9{uglanb  ju  oerbrfingen,  unb  ftatt  ber  Raufen  brauten 
nunmehr  bie   Sdjliffe  oon  SImfterbam   Sifen  unb  Aupfer, 


~     271     - 

^anf  unb  Sflci^s  foioie  Sau^ol}  in  fteigenben  9Rengen  ju* 
rfid  m^  ^ollanb»  |o  bag  bort  ein  fe^i  gunfügec  3Rarft  }um 
Sinfauf  biefer  Srjeugnilfe  entftanb.  Sbenfo  wie  ber  gfifc^^anbel 
gieng  bie  SBoIIeniocberei  in  Srfigge  ,wräd,  loeil  bie  W>' 
iattn  in  ber  6tabt  ju  grog  mürben.  !ia!l3llxti^t  SBeber  oer« 
liegen  Srfigge  unb  sogen  na^  $pern  unb  Serben,  |o  bog 
balb  bie  Xü(|er  biefer  Stfibte  me^r  gelauft  lourben  als  bie» 
ienigen  oon  Srfigge.  Z^  3<>(^^  1^01  tarn  ein  ^onbels- 
oertrag  jioif^en  Snglanb  unb  grieslanb  juftanbe  unb 
1403  ermorb  gollanb  in  Dänemorf  als  Danl  ffir  bie  ^ilfe 
gegen  bie  $an[o  loi^tige  Stei§Qnbetere(^te,  fo  bag  Sflbedfid^ 
oeronlogt  [d^,  [trenge  ®efe^e  gegen  ben  ^ollänbift^en  ^atii' 
bei  ju  erlaffen. 

Die  (Srunblage  bes  engßj^en  9uf[^Q)ungs  aber  bilbete 
bas  3uftonbebringfn  eines  billigen  ^anbelsoerle^rs  mit 
fiombarbien  fiber  Surgunb.  3m3a^rel404  |^id!teit5nig 
$einri<^  IV.  oon  Snglanb  eine  ®e[anbtf^aft  naif  Srfigge  mit 
bem  Sori^Iag,  }mifcl^en  Snglanb  unb  Slanbern  alle  3onf^ranIen 
aufju^eben,  o^ne  aber  bort  (Erfolg  ju  §aben.  Dagegen 
lom  im  3a^re  1407  in  9{nt»erpen  in  ber  X^at  ein 
englifd^«burgunbif<^er  ^anbeUoertrag  5u  ftanbe, 
bur^  melden  bie  englifc^en  Aaufleute  bas  Siecht  ber  joll» 
freien  Durt^fu^r  burd^  alle  befeftigten  Orte  gflanberns 
erlangten,  beiberfeitig  bie  Sif^erei  in  ben  bena^barten  (&e* 
mfiffem  freigegeben  unb  ben  ftoufleuten  von  ^ollanb,  See« 
lanb  unb  Italien  ber  freie  Sefuc^  bes  englifd^en  tDSoII« 
[tapels  in  Calais  5uge[tanben  lourbe.  Vud^  ane|d^otti|(^en 
ftaufleute  erhielten  oon  ^ersog  3o^ann  oon  Srabant  1407 
bas  freie  ^anbebre^t  in  Snttoeipen,  boc^  blieb  baneben  Srfigge 
in  Sflanbem  na^  wie  oor  ber  [4|ottif^e  $au)>t|tapeIort.  3m 
3a^re  1404  ^atte  na^  bem  Zobe  ^erjog  $^ilipps  bes  ftfi^nen 
oon  SaloiS'Surgunb  [ein  So^n  3o^ann  ber  Unerf^rodene 
bas  $er}ogtum  Surgunb  übernommen,  bas  ben  ÜRittelpuntt  bes 
bomaligen  abenblänbif^en  SBeltoetfe^rs  bilbete,  unb  fein  Segner, 
ber  Sersog  £ubn)ig  oon  Orleans,  bas  $aupt  ber  Sourjignons 
unb  9rmagna(s,  ber  bie  9{ei^soertt)eferf(|aft  ffir  ben  roa^n« 
finnigen  Aonig  Aarl  VI.  oon  gfranhei^  fü^tte,  mar  oon  $er}og 
So^nn  im  3a4re  1407  in  $aris  ermorbet  morben.  Seither 
mar  ber  gfrei^anbel  fiegreid^  in  ben  9lieberlanben.    Der  eng^ 


—    272    — 

lifi^en  Stegierung  gelong  es  mit  $flfe  Sutgunbs  immec  me^r, 
bur<^  ^onbelsoecttage  ben  Vbfa^  bei  englif^en  SrieugnQfe 
im  Suslonbe  ju  fidlem.  Sber  es  ritt  ft^  babut^  ^^4  ^^  3"* 
lereffe  feines  ^onbledums  unb  ber  Subenfc^oft  immer  me|r  in 
einen  ungefunben  Snbuftrialismus  hinein,  ber  bie  eng« 
lifd^e  fianboirtf^aft  5U  (Brunbe  richtete  unb  fo  (Englanb  ob^gig 
oom  Suslonbe,  namentlid^  Qon  ißr engen  unb  9t u glaubt 
mod^te,  bis  fernere  innere  Aampfe  einen  Umf^mung  ^rbei« 
fahrten. 

!Den  fd^verften  6tanb  ^te  (Englanbs  Qfrei^nbelsl^re  gu- 
nid^ft  in  9lorn)egen.  3>er  Serle^r  mit  ber  ^anbe(s^u|rtftttM 
Sergen  brod^te  ber  ^Cin]a  reid^en  (Beminn.  Sie  $anfen  oer« 
[d^ifften  bort^in  i^re  aBoIIftoffe,  £einioanb,  eal},  SBetn, 
8ier,  ÜRalj,  (Betreibe,  6ilber  unb  itupfer  unb  polten 
bafflc  ^elje  aller  VM,  namentlid^  ÜRarber*,  Sohth,  SSrem. 
9BoIfS',  ftaftor-  unb  fiud^s^fiute,  Sd^af«  unb  3i^S^n* 
feile,  Sleifd^,  Sutter,  Zaig,  Z^eer,  X^ran,  öorj,  ^e^ 
Sd^vefelf  SRoos,  Stodfif^e,  fia^fe,  namentlid^  aber  grobe 
SBoIIftoffe  als  $albfabrifate ,  bie  fie  bann  appretierten  unb 
meiter^anbelten.  Die  ^an]tn  roe^rten  fid^  bes^Ib  er^eblid^  gegen 
bie  3ulaffung  ber  Snglänber  in  Slonoegen.  1405  oerbot  bie 
$anfa  ben  Serfe^r  mit  Sd^ottlanb,  bis  biefes  fianb  Sntft^« 
bigung  ffir  oerurfad^ten  Sd^aben  geleiftet  ^be ,  fie  unterfagte, 
englifd^e  SB o II t fidler  ju  bufen  ober  Sfifd^e  aus  Ser« 
gen  na$  Snglanb  ju  bringen,  unb  fie  }mang  gflan* 
bern  unbSrabant,  fi^nlid^e  Serbote  gegen  Snglanb  in 
Srfigge  unb  tHntnerpen  ju  erlaffen.  Slls  bann  bie  Sd^ot* 
ten  benno^  aus  Sergen  gfif^e  na^  (Englanb  brauten,  |o  fd^idte 
bie  ganfa  oon  Sergen  aus  500  SRann  nad^  SBinbfor  ^inflber 
unb  lieg  bie  betreffenben  fd^ottif(^en  ftaufleute  in  bie  See  mctfen. 

Sd^abete  biefe  Snüoidlung  ber  englifd^en  Snbuftrie  in 
^o^em  (Brabe  ber  Stellung  oon  Srügge,  fo  vor  nid^t 
minber  fd^ablii^  filr  bie  feit^rige  3ufammenfaffung  bes  (Brog« 
oerle^rs  in  Srfigge  bas  (Entfielen  ja^Ireit^er  neuer  Stapel« 
prioilegien  an  anberen  Drten,  meil  biefe  ben  ^nbel 
bejentralifierten.  So  mürbe  }.  S.  im  ^a^re  1409  in  ^aris 
ber  bortigen  Aaufleutejunft  bas  ^rioileg  eingerSumt,  allen  SB  ein, 
ber  unter  ber  Seinebriide  burd^geffi^rt  mürbe ,  eine  beftimmte 
3eit  lang  auf]u|alten  unb  bem  alleinigen  Kntaufe  burd^  bie 


—     273     — 

3uiiTtsenoff(n  audjufe^ert,  tf)t  bie  SBeiterbeförbening  ge|iottet 
outbe.  Dabut^  gieng  ber  beuffd^en  ^onfa  ber  gtS^te  Zeil 
i^res  {eitler  ab  Vlonopol  betriebenen  ^anbeb  mit  fronjBfi« 
f^en  9Beinen  toie  mit  6al3  unb  (Betreibe  oerloren. 
2>ie  $anfen  ^tten  fett|er  bas  6QI3  in  S ist 090  ge^t  unb 
nac^  granltei^  gebraut,  mo  fie  bosfelbe  jollfrei  einffi^ren 
burften,  mi^renb  bie  granjolen  eine  ^o^e  Soljfteuer  jaulten,  unb 
\o  lam  e«,  bag  bie  ^anfenfd^iffe  bidioeiien  lebigli^  mit  Salloft 
naäi  Siscoqa  fuhren,  bort  9Bein  unb  60I3  (olten  unb  mi^ 
gfranlrei^  unb  bem  9lorboften  ffi^en,  bis  Sf^onfreid^  btes  im 
3a$re  1409  baburd^  unmSglid^  mod^te,  bog  es  ben  Äaufleuten 
oon  $Qris  bos  ausf^Iiegtid^e  IRec^t  erteilte,  SBein  unb  Salj 
in  $aris  ju  lagern  unb  loeitersuDeilaufen. 

3ttm  üetger  ber  $an|en  mehrte  fi^  namentlich  bie 
englifd^e  Slusfu^  von  SBoIIftoffen  na^  !RugIanb  unb  im 
3a^re  1409  lam  ber  erfte  $anb eis  vertrag  3n)if4en  $reu« 
gen  unb  (Englanb  ju  ftanbe,  ber  (Englanb  bas  9{e^t  ein* 
roumte,  in  X)an3 ig  ein  ftauf^aus  einjuric^ten.  Sergebens 
Sagte  im  3a§re  1411  bie  6tabt  3)an3ig  beim  ^od^meifter 
gegen  biefe  9lieberlaffung ;  ber  Sertrag  roar  gef^Ioff^n  unb 
mehrte  bie  gegenfeitigen  Streitereien.  SBa^renb  bie  Raufen 
in  fionbon  Ober  bie  englifd^e  Seerauberei  tiagten,  bef^tverten 
\iä^  bie  Snglanber  in  Sfibed  Aber  bie  oon  !Danemart  unb 
Srfigge  begflnftigten  9}italianerf(^iffe  unb  im  3^9^  1^11  ^^^ 
ts  in  Sergen  in  Storioegen  ju  einer  grogen  Schlägerei  jtDi« 
jd^en  ben  Raufen  unb  Snglanbern.  Snglanb  Ifinbigte  ben 
ßonbelsoertrag  mit  ber  $anfa,  legte  Sef^Iag'auf  alle  ^anfenfc^iffe, 
bis  biefe  ben  3oH  beja^It  unb  Sntf^abigung  fflr  bie  Sergener 
6c^I&gerei  geleiftet  ^tten ,  rofi^renb  im  3^^^^  l^^^  i^te  $anfa 
febe 9lieberlage oon  englifc^en  9BoII|toffen  inSIorogorob 
verbot.  Da  gleid^}eitig  ißreugen  fi^  immer  me^r  ben  Sng< 
ISnbern  suneigteunb  auc^fiieolanb  einen  5<>nbeIsoertrag  mit 
Snglanb  f^Ioftf  stürbe  ber  Streit  5n)i[^en  Cnglanb  unb  ber 
^anfa  um  ben  ruffifd^en  SRarlt  immer  [c^Iimmer.  Die  $anfa 
oerbol  ben  fiteolänbern,  ruf|if(^e  ftaufleute  auf3une|men,  bamit 
biefe  bie  englif^en  Xfid^er  nic^t  in  9{  i  g  a  ^olen ,  unb  gf  r  a  n  I< 
rei  d^  erKirte  ben  ftrieg  an  Snglanb,  bas  i^m  feinen  9b|at|  nac^ 
Sluglanb  immer  me^r  ftreitig  machte. 

9t«|    bem    Siege    (Englanbs    bei    Qjincourt  in    ber 

18 


—     274     — 

Kormanbie  im  3a(re  1416  mürbe  ber  englanbfveunb' 
Ii(|e  (Braf  Sern^otb  9on  Vtmagnoc,  bie  Seele  bes 
fiiberalismus ,  fSr  einen  gfeinb  bes  rdmifi^en  SBeUjolI- 
bunbs  erllärt,  aber  bie  (Eroberung  Don  ^aris  bun^  bie 
S  urgunber  im  ^a^tt  1418  mo^te  biefen  Sannfpru^  ju  einem 
Sd^lQg  ins  SBofler.  Die  grronsofen  ermorbeten  jOHtr  ben  Ittt^ 
litenfeinbli^en  (Brofen  XrmagnaCp  aber  (Englanb  mürbe  5en  oon 
Sranlrei^  unb  be^enf^fe  $anb  in  ^nb  mit  ben  fiombarben 
erneut  gon)  granlrei^.  Die  Srmorbung  bes  ^erjogs  V^ilipp 
ouf  ber  Srfide  oon  3Ronterau  bonb  bie  Surgunber  niH^ 
me^r  an  Snglonb  unb  f^Iiegli^  gab  Aonig  Aorl  VI.,  um 
mieber  gute  Sejie^ungen  }u  Snglanb  3U  er|alten,  feine  Zo^er 
ftat^arina  bem  englifc^en  jtonig  jur  grau  unb  erOfiiU  i^ 
3um  franjofij^en  X^ronerben,  inbem  er  btn  Dauphin  ftarl  VU. 
abfegte.  1420  f^Ioffen  bie  itSnigin  Sfabella  oon  ^oHanb  unb 
Sranlreic^  ^rieben  mit  (Englanb  unb  1422  befag  ber  Dauphin 
Aarl  Vll.  nur  no^  bie  6tabt  Orleans. 

e.  T>tx  6t€d  ber  Uberalen  ^nbctefitunb|&t^. 

gonb  in  $anb  mit  granfreid^  unb  (Englanb  gieng  in  ber  Pflege 
biefer  frei^anblerifc^en  Seftrebungen  bas  £)rbenslanb  $  r  e  ug  en,  fo 
bag  im3<t^^^  1418  bie  ^onfa  bem  preupd^en  Orbenslanb  mit 
(Stmalt  bro^te,  o^ne  inbes  oiel  ju  enei^n.  3ni  3a^ce 
1420  mar  ber  $anbel  mit  Aaftilien  fflr  bie  ^nfa  fo  gutmie 
oerloren.  Aaftilien  errid^tete  in  Sisfapa  ein  etapelprioi* 
leg  unb  oerbot  allen  fremben  S^iff^n  bie  £anbung  im  übrigen 
Spanien.  Seither  mußten  bie  Raufen  bie  fpanif^n  (Eqeugntffe 
in  Sistaqa  abholen  unb  lonnten  fie  ni<l^t  me^r  mie  feit^ler 
beliebig  in  ganj  Spanien  auflaufen,  fo  bag  i^re  Stöberet  er^ 
li^  notlitt.  Sie  oerfu^lten  jmor,  mit  (Bemalt  Wollt  in  Spa- 
nien ju  ^olen  f  aber  bie  Spanier  f^Iugen  fie  glinsenb  unb 
erbeuteten  48  reid^belabene  ^anfafd^iffe.  8Cuc^  binter  biefem 
Sorge^en  gegen  bie  ^anfa  ftedte  (Englanb,  meines  fi^ 
beftrebte,  mie  fiberall,  ben  Raufen  bas  Spiel  au^  in 
Spanien  ju  oerberben.  Die  (Engifinber  laperten  alle  ßanfe- 
fd^iffe,  bie  aus  Spanien  mit  SBoIIe,  (Eifen,  Sfibfrfii|ten 
ober  aBein  untermegs  maren,  fo  bog  bie  3ufu^  oon  fBoIle, 
bie  f eitler  in  Srugge  oft  40,000  Sfidfe  Spaniermoüe  betragen 
^atte,  immer  me^r  in  bie  $Snbe  fpanifd^er  girmen  fam.  Die 
^anfen  oerkingten  bes^Ib ,  bog  bie  Stieberlanbe  ben  Spaniern 


—     276    — 

bos  Stapeltest  fo  Icmge  nehmen,  bis  fie  ben  gonfen  bie  £onb' 
ung  in  Qjfonkn  »iebet  etlauben;  unb  in  bet  X^ot  mürbe  1441 
bet  [panifd^  Stopel  in  Srfigge  loiebet  oufge^oben. 

Sbenfo  glfidlt^  idoi  Snglanbmii  feinen  Sefttebungen  in  Kug* 
lanb.  6Son  im  ^ofyct  1424  itlann  es  bort  ben  SnglSnbem, 
loel^  3)eutf4ilanb  in  iRuftlonb  ob  gfteunb  (Elinas  unb  ber 
Zartoren  (insuftellen  mugten ,  bie  ru[ftf<^e  Regierung  }u  9eran« 
loKen,  bag  fie  bos  gefamte  ßonfelager  in  Slotogorob  mit 
Sef^Iag  belegte ,  alle  ganfelaufleute  gefangen  fe^te  unb  einen 
DenSterif^en  KuRen  am  3:|ore  bes  beulfd^en  Aauf^Kkufeft  auf^ngte. 
Die  $anfa  Icoftüt  barauf  2ur  Strafe  alle  ruffif^en  Sd^iffe  in 
ber  Oftfee  unb  oecbot  allen  gremben  in  £ieoIanb  bie  (Erlern* 
ung  ber  ruffifd^en  Sprad^e,  um  ben  (ollanbifd^'englif^en 
6d^Ietd^^bcI  nad^  9{u^Ianb  su  oerl^inbem,  aber  oII  bies  blieb 
oergebeuB,  obgleid^  ^reubengejmungcn  mürbe,  ben  ^  an  bei  s* 
»ertrag  mit  (Englanb  3U  Ifinbigen  unb  bie  (Einfuhr  aller 
englif^en  SBoIIftoffe  ju  oerbieten. 

ilU^  allein  bie  CnglSnber  unb  6fMnier  aber  begannen  feit 
bem  3a^re  1400  bie  Sigenfd^iffa^rt,  au^  bie  3 tali euer  legten 
fi4  niK^  me^  ab  früher  auf  bie  eigene  9l^eberei.  Suger  (Benua 
unb  Senebig  richtete  im  So^re  1425  au^  bie  Stabt  Slorenj, 
na^bem  fie  ben  ßofen  fiiuorno  angefauft  ^tte,  einen  unmit- 
telbaren Saleerenbienft  na^  glanbern  mie  na^  SQrien 
unb  Xeg9pten  ein.  Seibe  £inien  griffen  bann  ineinanberp  fo 
bag  tiiit  Sermeibung  feber  Sv^fS^n^ni^  ^i^  Florentiner  ben 
Vustaufc^  von  inbifc^en  Spejereien  unb  ^eimifd^er  Seibe 
gegen  9lieberlinber  aSoIIftoffe  felbflftfinbig  beforgten.  !Dle 
®runblage  biefer  ganjen  groggemerblid^en  ^onbebentmidlung  im 
ariittelmeer  bilbeie  ber  Slo^ftoffüberflug  im  9lorben. 
Seit  bem  3#€  1400  |enf(|te  in  ^ reuten,  $oIen  unb 
Sluglanb  ein  ungeheurer  Heber flug  an  Setreibe  unb 
SB  olle.  3m  Sa^re  1408  3.  SB.  lagen  bie  (Setreibelager^fiufer 
be0  beutfd^en  Orbens  berart  ooll  mit  Srolfrud^t  unb  S^afmolle, 
bag  bie  Regierung  nid^t  me^r  mu^U ,  mos  fie  bamit  anfangen 
folite,  obglei^  fie  bie  (Betreibe*  unb  9BoIIaudfu^r  iebermann  oSIIig 
freigab.  3n  Unmaffen  manberte  biefes  (Betreibe  bes^alb  um 
Spottpreife  na^  (Engl an b  unb  unteme^menbe  ^önbler  f(^idten 
g'anje  gbtten  3um  ttb^olen  ber  oon  i^nen  erlauften  ^^ij/it  noc^ 
ben £>ftf ee^en  (erfiber,  fo  Dag  bie  englif<^en£anbu)irte  Uuf* 

18* 


—     276     — 

ftfinbe  enegfen ,  mtil  \lt  bei  ben  gebtfidten  Sfntd^fiiieifeii  i^ 
3infen  ntd^t  me^c  bejo^Ien  loitnten.  Der  9{ei<^tuin  bes  Seutf^ 
orbens  wox  bamals  unter  bem  Orbeitsmeifter  ftonrob  oon  Sungtngen 
[o  grog,  bag  bos  prunloone  Silber  gerfit  unb  bie  (Saftereien 
ber  Orbensritierfc^oft  meit  unb  breit  gerfl^t  »urben. 

SBor  fo  ^reugen  immer  me^r  bem  gf'^i^^^nbel  ent« 
gegengetrieben,  oeil  beffen  Regierung,  (Broggrunbbeji^ertttm  unb 
Orbensrittetfd^aft  bur^  ben  tlbfa^  oon  Srotfru^t  mit 
S  n  g  I  a  n  b  grogen  ^^en  oon  bem  englif4ien  ^anbeboertnige 
ge^bt  Ratten,  fo  trat  es  1434  ebenfalls  ber  ganfa 
bei,  meil  es  ffipe,  bag  i^m  bie  feit^erige  preisgäbe  ber 
geoerbetreibenben  ^^^nfeftSbte  me^r  6(^ben  brad^te,  ob  ber 
Serfebr  mit  (Englanb  nfi^te.  ^reugen  fud^te,  bur^  (Befanbte 
bie  Streitigletten  ber  $onfa  mit  S^^^ben,  Korioegen, 
Dfinemarl,  (Englanb  unb  ben  Stieberlanben  )tt  oer« 
mittein,  unb  Abnig  ^einri^  VI.  beftStigte  barauf^in  erneut 
bie  englif^en  ^anfeprioilegien,  meigette  fid^  aber  entf^ieben, 
Sd^abenerfo^  ffir  bie  feit^erigen  englif(|en  Aapereien  gu  leiften, 
vorauf  ber  ^od^meifter  alle  Sngifinber  aus  ^reu^en 
ausmies.  60  gieng  ber  Streit  aufs  neue  los.  tllsbalb 
fiberfiel  1435  eine  Vnja^I  englift^er  ftopeijd^iffe  einige 
liolfinbif^e  Sd^iffe,  meiere  nad^  SBeften  fu^en,  im  9ligaer 
Sufen  unb  ffi^tte  beren  99Baren  nac^  (Englanb.  C^nfo 
mad^ten  es  bie  (Englönber  ben  preugifi^en  Skiffen,  bie 
nad^  ^xanlxtxii  fuhren,  bis  auf  bie  Alage  ber  ganfa  in  Co« 
lais  bei  Aönig  5einri(b  VI.  (Englonb  eine  Selbentfd^bigung 
bewilligte,  bie  aber  nid^t  bejoblt  würbe,  fo  bog  1437  ber  offene  8  ru^ 
ber  $anfa  mit  (Englanb  erfolgte.  (Englanb  ^ob  (ofort  bie 
^anfeprioilegien  auf  unb  $reugen,  Hamburg,  fifibed  unb 
Dan 3 ig  mußten  fro^  fein,  einen  Sergleid^  ju  eqielen,  bun^ 
ben  Snglanb  bie  ^anfoprioilegien  nod^mals  beftfitigte  gegen  bas 
8frei^anbelsred^t  für  (Englanb  in  berOftfee.  Muf  (Brunb  biefes 
Sertrags  Ilagte  bann  Cnglanb  1440  erneut  bei  ^reugen  Aber 
oertragsmibrige  3oIIe  in  Stettin  unb  Dansig. 

3n  o^nlid^er  SBeife  mie  im  Serle^r  mit  CEnglonb 
gieng  es  ^reugen  im  Serle^r  mit  $oIen;  aud^  ^itt 
fiegte  ber  fi  i  b  e  r  a  I  i  s  m  u  s.  3m  3abre  1435  f^Iog  ^u« 
gen  einen  ^anbe  Iso  e  rtrag  mit  $oIen  ab,  toel^ 
bie   (Einführung   ^b^rer  ober  neuer  3onfa||e   auf  12  3aire 


j 


—     277     - 

oerbot  unb  bie  oicdtige  Se|timmung  enthielt,  bag  bei  3<>II' 
unteif^Iagungen  ni^t  me^r  ber  Serfenber,  fonbern  ber 
Su^rmanti  ju  ftrofen  iDor.  8h  bonn  ^reugen  bolb  borauf 
einen  ^funbjoll,  b.  ^.  eine  llmfo|{teuer  auf  ode  in  ^leugen 
abge[^Io|fene  (Srog^anbeMSufe  unb  Seriaufe  oon  gftembeni 
einf&^rte,  Deima^rten  [i^  $oIen  unb  Danjig  gegen  biefe 
Steuerung  ob  bem  ^onbeboertrage  oon  1435  iumiberloufenb. 

SBS^renb  bie  norbBftli^n  fianber  [i^  au^  g  e  m  e  t  b  l  i  d^ 
leb^ft  entmidelten  p  iteltte  {i^  int  geu)erberei^en  9Iorb» 
xoeften  (Europas  bie  SRad^t  bee  ^erjoglums  Surgunb  mit 
feiner  ^auptitabt  Slntmerpen  oöllig  in  ben  Sorbergrunb 
bes  9erle^r9ireiben0  unb  oerbrongie  Srfigge  oollenbs  g&n}* 
Ii<^.  3m  3a^re  1420  laufte  bas  ^erjogtum  bie  Stabt 
Slamur,  1430  erbte  es  ganj  Srabant  unb  £im« 
bürg,  1436  na^m  es  ber  C&räfin  3<dobäa  oon  ^ollanb— 
Srabant  gan]  ^ollanb,  Seelanb  unb  ^ennegau  ab  unb 
1443  enoarb  es  bie  (groff^aft  £usemburg.  Die  Sinoo^ner 
fügten  fi<|  gerne,  waren  bo^  bie  Aaufleute  oon  Sntmerpen  i^re 
beften  Slbne^mer.  Den  Stfl^unlt  biefer  Sntvidlung  %(ntQ>er> 
pens  bilbete  [eine  Serbinbung  mit  ber  porlugiefif^en  ^auptftabt 
£i|fabon.  Die  SBeber  oon  Slntverpen  polten  bort  bie  6  (^af* 
molle  für  i^e  (Erjeugniffe  unb  ben  A5nigen  oon  Portugal  lag 
alles  baran,  biefes  Ser|ialtnis  ju  er^Iten.  Dies  Ser^filtnis 
fonb  feinen  Kusbrud  in  ber  Sermä^Iung  bes  Sierjogs  ^^ilipp 
oon  Surgunb  mit  ber  Su^i^in  3l<^^^na  oon  Portugal  im  3a^re 
1430.  ^ersog  V^ilipp  {tiftete  sur  Seier  bie|er  Sermä^Iung  mit 
ber  ^ortugiefin  ben  Örben  oom  goIbenenSIieg  als  Sinn* 
bilb  bes  (Solbs,  bas  bie  S^afwoIIe  Portugals  in  Slanbem 
unb  Srabant  ^olte. 

6o  war  es  lein  SQSunber,  menn  um  bas  Z^^i  1448 
bas  ^erjogtum  Surgunb  eine  [old^e  äRenge  ge»eibef(ei|}iger 
6tobte  {ö^Ite,  bag  fein  SRei^tum  fpri(|Q>örtIi(^  wuxbt  unb  fein 
ritterlicher  ^of  als  ber  glansenbfte  in  Suropa  galt.  Z^  3a^re 
1435  mugte  Sranlrei^  burd^  ben  Sfrieben  oon  SIrras  auf 
ben  Sefi^  oon  Surgunb  oerji^ten  unb  bas  £anb  an  ber  6a' 
one  an  bas  ^erjogtum  abtreten.  Aonig  Aarl  Vll.  orbnete  bie 
(Belboer^Itniffe  granlreid^s  mit  $ilfe  bes  jäbif^en  Sinans» 
manns  3<tIob  Coeur  (^erj)  in  Sourges  unb  enbete  ben 
Vufftanb  ber$raguerie  baburd^,  bog  er  aus  bem  orbeitslofen 


—     278     — 

(Befinbel  oon  geioerMi^en  Vrbettern,  büs  im  fianbe  fte^Ienb 
^tuntjog,  ein  fte^enbes  geer  bilbele.  Aoum  nmt  febo^ 
fein  6o^n  fiubioig  XL  Salois  int  3o^e  1440  auf  ben  X^ron 
gefommen,  [o  loucbe  mit  biefen  iubenfreunbli<^en  SrunbfS^en 
oiebet  gebrochen.  itSnig  SubtDig  XI.  trat  auf  bie  Seite  bei 
^taguere  fiber  unb  (teilte  fid^  unter  Slnle^nung  an  bie  ®elb- 
mittel  bei  lombarbif^en  (ßro^ttnan]  on  bie  Splint  ber 
(Sroggrunbbefi^etpartei.  6^on  im  3a^e  1442  ffl^rte  er  als 
itronpiinj  Ariege  gegen  Snglanb  unb  bie  Sd^vei]  unb 
im  Z^tt  1444  mar  Sf^anfrei^  fflr  (Englanb  enbgiltig  oerloren. 
Smmer  eifriger  aber  ftrebte  man  feit^er  im  ffiblid^en  gfranbeic^ 
mie  in  ben  9lieberlanben,  benSBeg  ntt(ii  bem  Sd^mar}  en  SReere 
unb  ben  itornlammern  Silbruglanbs  freijulegen,  ba  es  in 
9Befteuropa  in  june^menbem  SRage  an  (Betreibe  ju  fehlen  b^ 
gann.  Sis^r  ^tte  Genua  [id^  ab  alleinigen  Sogt  im  G^vm> 
jen  SReere  betrad()tet  unb  es  oerma^rte  fii^  bes^alb  leb^  bei 
ber  burgunbi|(|en  9{egierung,  als  im  Z^xt  1443  eine  (ol* 
lanbifd^e  gflotte  bas  Sil^mat^e  SReer  oon  ben  tfirlif^en 
Kaubfd^iffen  gu  reinigen  unb  ben  9Beg  no^  Obef  fa  freizulegen 
begann.  Slber  bie  ^ollfinber  fa^n,  bog  i^nen  ber  SBeg 
burd^  bie  0|t[ee  au  teuer  fei  unb  ju  oiel  Opfer  oerurfac^, 
unb  liegen  fid^  nid^t  abtreiben.  3^  me^r  auf  biefe  SBeije 
bas  (Betreibe  ber  S  ospor  usISnber  eine  9?one 
in  ben  9tieber(anben  ju  fpieten  begann,  um  fo  me^r  fanlen 
freiließ  bie  gfruc^lpreife  in  Oftelbien  unb  es  mar  namentlii^ 
ber  $anbel  oon  SDanjig ,  ber  barunter  er^bli(||  ju  leiben  ^e. 
(Energifd^  oerlangte  bes^alb  im  Sa^re  1440  bie  6tabt  Danjig  oon 
$  reu  ge  n  bie  Slbfd^affung  ber  gftembenumfa|f teuer,  bes  $  f  u  nb* 
jolls.  Die  Dansiger  jtaufmannfd^aft  proteftierte  bagegen,  bog 
bie  preugif^ie  9legierung  felbft  3ii'if4^n^nbel  unb  Kaufmann* 
f^ft  treibe,  inbem  fie  ben  (Einmo^nem  oerbiete,  i^r  betreibe  auf 
bie  SRärfte  oon  ^Canjig  u.f.m.  }u  ffi^ren  unb  allen  fremben  ^finblem 
ben  Rauf  unb  Serfauf  auf  ben  SRfirlten  unb  auf  bem  platten 
£onbe  geftalte ,  ber  bo^  ein  ^rioileg  ber  ein^imifd^en  Haufleute 
|ei.  Die  Alage  blieb  inbes- erfolglos;  bie  Orbensregierung  er- 
nerte,  ber  ^funbjoll  miberftreite  in  leiner  SBeife  ben  $rioiIe- 
gien  ber  preugifd^en  Stfibte  unb  ber  (Betreibesmif^n^anbel  ber 
preugifdden  9legterung  fei  e^er  geringer  als  me^r  gegenflber  frO^en 
3Q^en.    Daraufhin  [d^Ioffen  im  Sa^re  1441  bie  6tibte  Don« 


—     279     — 

}ig,  ftönigftbetdf  Z^oxn  unb  SIbing  einen  9unb  gegen 
^reugen  unb  oerbfinbeten  [i^  mit  $oIen  unb  ^ollanb, 
bds  inbes  im  Z^  1^1  i>^n  preugif^en  ^funbjoll  im  Ser« 
glei<|e  {u  ftopen^ogen  onerlannte. 

^oHonb  Qerfianb  es  flber^upt  gerabeju  meifter^ft,  qu0 
bem  ftriege  ber  ^anfo  mit  Spanien  im  3^^^  l^^l 
rei4Ii<^en  9ltt^en  ju  gie^n.  S0  [teilte  fi^  auf  bie  Seite  ber 
Spanier  unb  feine  jtaperf^iffe  normen  in  ber  Sucbt  oon 
Sislafa  23  Danjiger  Skiffe  toeg,  fo  bafi  bie  !Dansifler 
nail^geben  mußten  unb  bie  glotte  Seelanbs  f eitler  alle 
SReere  be^^te.  Diefe  Slieberlage  Danaigs  jmang  bie 
Slabt  im  3<k^^^  1^44  Sum  Hbfd^Iug  eines  ^anbeU« 
Vertrags  mit  $oIIanb,  ber  ben  ftauf (euten  oonSlmfterbam 
au^  ben  vicbtigen  $afen  von  Danjig  jum  Sinfaufe  unb  Ser> 
laufe  eröffnete.  Der  le^te  fefte  $ort,  ber  na(^  biefer  Sertreib« 
ung  ber  ^anjeaten  aus  9luglanb  unb  Spanien  no^  bem  ^an[if(^en 
^anbel  blieb,  mar  bie  Stabt  Sergen  in  9tormegen  mo  ben 
^anfelaufleuten  im  3a|re  1444  uon  ber  bfinif^en  9legierung 
geftattet  nmrbe,  [ic^  bauemb  nieberjulaffen,  n>fi|renb  [ie  [eitber 
oä^enb  bes  SBinters  ^tten  (eimfe^ren  mfiffen.  Sud^  biefe 
gfteube  bauerie  inbeffen  ni^t  longe,  benn  f<^on  im  3^^^^  1^^^ 
lam  es  in  Sergen  ju  einem  heftigen  Streit  jmif^en  bem  $anfe* 
lomptoir  unb  bem  bSnifd^en  Souuerneur ,  bei  bem  bie  Raufen 
ben  (Bouoemeur,  ben  Sif^of  unb  60  Dönen  erf^Iugen.  (Es  mar 
ein  a^nli^er  (Bemaltaft,  mie  ibn  bie  englif4ien  ^aufleute 
glei^jeitig  in  3$Ianb  ausflbten,  um  i|re  bebro^te  Stellung  }u 
magren,  unb  beibe  Semalit^aten  mad^ten  bie  SteHung  ber  be> 
treffenben  ilaufleute  ber  bänif^en  9?egierung  gegenüber  immer 
unjialtbarer. 

Den  regen  Serle|r  Surgunbs  fiebt  man  aus  ber  im 
3a^re  1446  ffir  bie  Stabt  Dorbre(^t  erla|fenen  burgunbifd^en 
Stapelorbnung.  Diefelbe  gieng  ba^in,  alle  auf  ber  9Rer» 
mebe  unb  bem  fied  anlommenben  Schiffe  mit  (Bet reibe, 
^filfenfräc^ten,  ^opfen,  SBein,  Salj,  $ol3,AobIen, 
Jtalf,  SRfi^Ilteinen.Sc^meljtiegelnaber  Da^f<^inbeln 
foltten  ben  Stapel  ^Iten.  9lur  bas  $0!}  ffir  bie  (Beiftlid^en  oon 
Dorbre^t  mar  frei  unb  alle^ollänber  unb  SeelSnber 
Skiffe,  bie  auf  ber  $|fel  meiterf u^ren ,  {0  meit  [ie  lein  Salj 
außer  fianbs  fahrten,  (onbem   eigene   (Bfiter  auf  ber  SR  aas 


—     280    — 

bro^ten.    Vbti  aud^  biefe  64iffe  mußten  ben  Stopel  polten, 
fobalb  fie  frembe  Hütte  ffi^en. 

3n  Snglanb  ffi^ite  unterbeffen  bec  Uebergong  iuni 
®to6gen>erbe|taat  gu  einer  fteigenben  Aufregung  ber  £  a  n  b « 
beoöKerung.  !Det  Aaibinal  oon  SB  i  n ^ e [t  e r ,  bet 
Vertreter  Snglanbs  auf  bem  itongil  S^  ftonflanj 
im  3<^(c^  1415  p  lotte  als  Sormunb  bes  minberiä^rigen 
Adnig«  geittri^  VI.  fianca|tet  oott  ber  roten  Stofe  Stieben 
mit  Stanlrei(^  gemacht  unb  burd^  93erma^Iung  bes  Aonigs 
mit  SRargarete  oon  SI  n  i  o  u ,  ber  Zoster  bes  SBelfenlonigs 
IRenatus  oon  Sicilien,  Sleapel  unb  fiot^ringen,  bie  Sin- 
Iprfii^e  bes  Kaufes  Union  auf  bie  Sogtei  im  aRiitelmeerfflr 
(Eng I an b  gu  erwerben  gefu(^t.  Die  inneren  Aämpfe ,  bie  in 
Cnglanb  ausbra^en»  ^inberten  inbeffen  bie  Slu»f Sprung  biefer 
»eitge^enben  $Ione.  Unter  S&^rung  eines  Urlaubers  rädten 
bie  Slngelfad^fen  oon  Aent  gegen  bie  6tabt£onbon 
oor  unb  in  30ia|rigem  ftampfe  befe^bete  bie  neige  Xofe  unter 
bem  ^ergog  oon  $orI  bie  9lormannen^errf<j^aft  in 
Snglanb  unb  bra<^te  ben  Sderbau  unb  ben  Aonleroatismus 
lieber  gur  (Bettung.  3m  3a^re  1446  f^Iog  febo^i  bie  rote 
9{o|e  unter  Aonig^einri^  VI.  einen  neuen  ^anbeUoertrag 
mit  ben  Stabten  (&ent  unb  $pern  [ooie  mit  SI<Knbern 
unb  Trabant p  nad^  bem  gang  Snglanb  famt  S^Ianb 
unb  CEalais  [oioie  gang  gflanbern  unb  Srabant  ein 
ein^eitlit^es  grei^anbelsgebiet  bilben  follten.  Den 
beiberfeitigen  ^inter[a|fen  lourbe  in  allen  ^afen  ber  freie  Jlauf 
unb  Serlauf  [ooie  bie  freie  9if<^erei  in  ben  beiberfeitigen  (6t* 
sDoffern  guge[tanben  unb  nur  ber  Serle^r  mit  Sd^iegmaffen 
unb6d^iegpuIoer  n)urbe  oon  bem  freien  SRarlte  ausgef d^Io|f en. 

So  trieben  bie  |errf^enben  (&runb[a^e  ber  roten  Koje,  bes 
liberalen  9lormannentums ,  gang  3Be[teuropa  immer  raf<^r  bem 
grei^nbel  in  bie  SIrme.  3m  3a^re  1447  befag  aUein  bie 
Stobt  gloreng  7  64|iffa^rtslinien  unter  consnles  maris,  bar* 
unter  oor  oHem  bie  fiinie  £ioorno'6IU9S-6arbtDi(^* 
Sout^ampton»  loel^e  einen  regelmäßigen  $o|tbien{t  oermittel* 
ten  unb  beren  (Saleeren  an  beftimmten  Scalen  ober  $afenplä|en 
regelmogig  anliefen.  (Englanb  [teilte  auf  Stootsloften  oon  (£a« 
lais  bis  (Breoelingen  eine  geplafterte  ^^^^itrage  ^r,  um 
bie  engli[(^en  aSarenballen  oon  (Calais  bequem  na^Sflanbern 


—    281    — 

mb  Sraboni  )u  V^tn,  iDS^enb  Surgunb  ffic  bequeme 
Verbergen  für  bie  engliMien  Aaufleute  in  Slanbetn,  S  rabant 
ttnb  SR e 4 ein  forgte,  bomit  ber  gegenfettige  Seriell  ein 
re^t  teget  nmrbe.  Diefe  leb^fte  Serie^rsentvidlung  freute 
in  ^^m  (Brabe  bie  großen  ^finblec  in  £  o  n  b  o  n ,  ooi 
ollem  bie  5  ^  n  f  a  I  a  u  f  l  e  u  t  e,  bagegen  nHiren  booon  wenig 
eibout  bie  so^Irei^en  SBebeceibefi^ec  inben  9lieber« 
lonben.  ^m  3a9re  1448  entfianb  bes^alb  in  6 1  u  9  s ,  bem 
^ofen  oon  S  r  fl  g  g  e,  ein  groger  SBeberaufftanb,  ab 
einige  (Brog^nbler  aus  ben  ^anfeftäbten  eine  groge  Partie 
SBoIIftoffe  englif^er  ^erlunft  auf  ben  SRarlt  toarfen, 
\o  ba|  ben  belgif^n  SBebern  i^r  Srjeugnis  liegen  blieb.  40 
^nfeotifi^e  ^Snbler  mürben  er|4|Iagen  unb  bie  Aufregung  mar 
eine  berartige,  bag  bie  Regierung  oonSrabant  infiflbed 
bas  bringenbe  Srfuc^en  ftellte,  ben  Sertrieb  englif<^er  SBoIIfloffe 
ben  ^anfefaufleuten  ju  verbieten.  !Die  Regierung  in  fifibed  lam 
benn  auc^  biefem  SBunf^e  na^,  morouf  aber  Snglanb  fof ort  allen 
feinen  ^interfaffen  ben  Sertrieb  oon  (Ei^eugniflen  nieberlänb« 
i filier  ^erlunft  bei  ^o^er  Strafe  unterfagte.  Da  bie  ^anfe« 
laufleute  auf  biefe  SBeife  vie  imif(^en  jioei  aRu^Ifteinen  einer« 
feits  oon  ben  Snglänbem ,  anbererfetts  oon  ben  SlieberlSnbem 
gerieben  lourben^  jogen  fie  f^Iiebltiii  oor,  lieber  auf  ia»  (Bef^iaft 
in  S  r  fl  g  g  e  3u  oerjii^ten.  Sie  boben  t^r  (Eomptoir  in  Srfigge 
auf  unb  oerlegten  i^ren  Stopel  für  SBebmaren  no^  9  n t« 
0  e  r  p  e  n  unb  i^ren  Stapel  für  ^  0  t  a  f  (^  e,  X  ^  e  r,  $ol3 
unb  $e^  na4  SRibbelburg,  mie  fie  oud^  in  Utre^t  eine 
Sioeignieberlaffung  grfinbeten. 

3m3a^rel448  nahmen  bie  Danjiger  70(oIIänbif<^e 
S^iff^  v^8>  mu|)ten  fie  aber  lieber  freigeben,  ^reugen  flagte 
bes^alb  beim  Slet^e  gegen  bie  61abt  3)an}ig  unb  bie  Stabt 
fiel  in  bie  9lei4sad^t,  bis  ein  93erglei(^  ba^in  juftanbe  iom,  bag 
^ollanb  ben  IDonjiger  3^11  3»  sohlen  oerfprad^  unier  ber  8e« 
bingung,  bog  bie  ^oll&nber  Sd^iffe  in  $reugen  bauen  unb 
im  Slrtus^ofe  in  Danjig  einlaufen  burften.  Un« 
terbeffen  bra^i  im  3a(re  1452  jiotfd^en  2)  a  n  e  m  a  r  I 
unb  6<l^meben  ber  (Erbfolgelrieg  aus.  Aonig 
(E^riftian  oon  Dänemarl^OIbenburg  fiel  in  Sc^veben  ein^unb 
oertrieb  ben  ®egen{3nig  Aarl,  bes  Aanut  6o^n,  na<^  bem 
f^mebenfreunblii^en  Danjig,  100  fid^  ber  ftrieg  auf  beutf(^em 


—    282    — 

Soben  feit  bem  3a^re  1453  als  ftrieg  ber  preuf|if^en  6taMe 
Sanjig  u.f.to.  unb  dolens  gegen  bos  preugifd^e  Orbeiu« 
regiment  In  SRorienbutg  fortfe^ie  unb  ben  ^anfe^bel  ool« 
lenbs  oemii^tete.  Unter  gfü^ning  Danjigs  traten  bte  StSbte 
Oftpreugens  itnb  fiteolonbs  aus  ber  ^m\a  oon  fifibed 
aus,  um  no(^  nie  oor  unge^inbert  bas  polnifd^e  Cßetreibe 
nadb  Snglanb  ffl^ren  unb  englif^e  aBoIIitoffe  baffimo^ 
Deutf^Ianb  unb  $oIen  vertreiben  ju  fBnnen.  9tur  Jtontgsberg 
unb  einige  lieolfinbifd^e  Stöbte  biteben  ^reugen,  9luf|« 
lanb  unb  ber  ^anfa  treu,  toS^renb  Donaig  im  3a^  1462 
erneut  feinen  Sustritt  aus  ber  ^anfa  feftftellte  unb  allen  6^if* 
fen  ber  $anfa  bie  Qfa^rt  na^  Kiga,  Sernau  unb  9RemeI 
n>e^rte,  weil  es  ben  ^anbelsoertrag  uon  1435  ni^t  aneriennen 
tDoIIte,  nie  au(^  $oIIanb  bem  preugifcl^en  Orben  ben 
^funbjoll  in  9{tga  oertoeigerte,  fo  bag  ber  preugif^n  9tegier« 
ung  nichts  fibrig  blieb,  oIs  ben  SBad^s*  unb  ben^feffergoll 
gegen  3  $funb  Pfeffer  ia^rli<|e  fie^ensgebfl|r  an  bie  6tabt« 
gemeinbe  iRiga  abjutreten.  Drei  Dan  5  ig  er  Ariegsf<^iffe 
oel^e  fiieolanb  bie  3ufu^r  abf4ineiben  follten,  na^en  tro^ 
bes  äBtberftanbs  ber  bSnifc^en,  preugif^en  unb  ^anfi> 
f^en  gflotte  eine  SRei^e  oon  Skiffen  aus  $oIIanb,  Dane* 
marl,  Sommern  unb  fifibed  »eg,  meldte  oerfud^t  ^en, 
ben  Stapel  ju  Dans  ig  ju  umfahren  unb  unmittelbar  über 
^illau  unb  SDlemel  nod^  9{iga  ju  fegein,  unb  jvangen  fo 
alle  Skiffe,  ben  Stapel  in  Donjig  ju  (alten,  uras  namentli^ 
ben  Aaufleuten  oon  Smfterbam  f (beeren  Sd^aben  braute. 

(Slet^seilig  erf ärien  D  a  n  3  i  g  unb  bie  anberen  preugifd^n  @t&bte 
ben  Arieg  an  ip reuten  unb  ftellten  fi<|  unter  bie  Sogtei 
dolens,  bas  barauf^in  fofort  biefen  StSbten  als  polnifd^n 
^interfaffen  bie  gfrembenumfa^fteuer  ober  ben^funbgoU  in 
ganj  $oIen,  ^ommerellen  unb  im  6unbe  erlieg  unb 
i^nen  bas  freie  Stieberlage«  unb  ^anbelsre^t  in  allen  polnifil^n 
Stabten  einräumte,  üu^  bie  Stabt  X^orn  erhielt  sum  Danf 
ffir  i^ren  Uebertritt  in  bie  polnifc^e  Sogtei  bas  Stapelret^t 
für  alle  gu  fianbe  burd^gef Otiten  9Baren,  fo  bog^reugen 
tro^  ber  $ilfe  DSnemarls  gegen  bie  oereinigten  Dan* 
giger,  $oIen  unb  ^ollfinber  einen  f^n^eren  6tanb  ^te. 
3m  3<^l)re  1457  n^urbe  fobann  oon  ber  poInif<^n  9legier< 
ung  ber  Stabt  Danjig  bas   Cberfommanbo  jur 


-     283    — 

See  im  ftriege  gegen  ^reugen  unb  bie  ^anfa  fiberttagen 
unb  beut  Stabtrote  9on  2)an}ig  bos  Privileg  oerlie^ti ,  bag 
HitfHg  fein  Slfiinberger,  fiombarbe,  Sngltnber,  5oI« 
lanber,  gfl^nbret  ober  3ube  me^t  o|ne  Sriaubnis  bes  9tai» 
foTIte  5<^nbel  in  2>Qn}ig  treiben  bficfen. 

2>ie|e  SoIIm(u|l  »utbe  benn  ou^  oon  Donjtg  fofort 
ausgenfi^t»  vorauf  bie  fiflbeder  aber  mit  (Beioolt  ant« 
iDorteten.  Sfibed  lieg  alle  Sanjiger  6$tffe,  wtldft  es  in 
$  0  n  a  n  b  ober  untermeg$  finben  lonnte ,  aufbringen  unb 
macbte  mit  (BeoMlt  bie  Oftfee  bis  SRemel  unb  itonigs* 
berg  unb  bas  ^aff  frei  unb  in  Aönigsberg,  mo  bamob  ber 
preugif^e  Orbensmeifter  refibierte,  würben  olle  bort  befinblt<^en 
X)an}iger  tolgef dalagen ,  n>eil  fie  ben  Aaufleuten  oon  £flbed 
unb  9liga  ni<^t  geftotten  wollten ,  ganbel  na$  9{eoaI  unb  in 
ber  Oftfee  3U  treiben,  o^ne  ben  ^ofenftapel  in  Donjig  ju  ^h 
ten.  Die  6tabt  9liga  bemfi|te  fi^  nad^  ftrSften,  bie  guten 
Seiie^ungen  jmifi^en  £fibed  ttnb9luglanb]u  er^Iten;  fle 
gab  ben  Aaufleuten  ber  $anfa  ben  guten  9lat,  bo4  fa  bei  ber 
Sinfu^  oon  SBoIItfi^ern  ober  bei  ber  ^usfu^r  oon  ^lai)s 
feine  unreblic^en  $anblungen  me^r  ju  begeben,  unb  war  erb5tig, 
oS^enb  bes  Ariegs  jwlf^en  S^mthtn  unb  Donemarl  bie 
@eepoIi]ei  in  ber  Oftfee  gu  fibeme^men,  loenn  man  i^r  ben 
genauen  S^b^It  ber  ruffifd^en  ^anbelsoertrSge  mit  £ü« 
bed  unb  aBisb9  mitteife. 

3n  Brfigge  ^üt  unterbeffen  ber  Sbjug  ber  $anfea> 
ten  eine  fd^Iimme  Sage  gef<|affen ;  ber  ^anbel  unb  bas  ®e> 
loerbe  lagen  obllig  bamieber ,  ba  felbft  eine  9{eife  bes  ^erjogs 
von  Surgunb  unb  oon  tibgefanbten  ber  oler  flanbrif^en  $aupt- 
pU^e  auf  ben  ^anfetog  na^  fifibed  feine  Vienberung  ^atte^er« 
beiffi^en  Ibnnen.  Srft  im  3a(re  1457  gelang  es  ben  Srfig* 
genern ,  bie  Raufen  ]ur  9lfidfe^r  mäf  glanbern  ju  oeranlaffen, 
na^bem  i^nen  bie  flonbrif^e  Stegierung  bie  eigene® er id^ts* 
barfeit  gugefagt  ^atte.  3^  gfei<|en3a^re  1457  oereinigte  bie 
Union  oonilalmarbiebrei9leid^oon@<^n)eben,92ormegen 
unb  Dinemarl  unter  einem  Scepter  unb  fil^affte  mieberfrieb' 
liiere  Ser^Itniffe  in  ber  9lorb«  unb  Oftfee.  3)abur^  erhielt  benn 
ottcl^  bie  Stellung  Srfigges  erneut  eine  er^eblt^e  ilr&fiigung 
unb  es  QKiren  in  ber  X^t  no(^  bis  gum  3abre  1487  bie  Aouf« 
bute  ber  6tSbte  Srflgge  unb  Hamburg,  wtl^t  bie  Xages* 


—     284    — 

ptt\\t  in  S  0  n  b  0  n  matten.  !Die  flotte  Surgunbs  toac  im 
3a^re  1467  fo  mad^tig ,  bag  fte  bie  oereinigten  grlotten  9oii 
Snglanb  unb  ^xanUtiäi  an  Sd^iffsso^I  flbertraf. 

6o  iDutben  bie  $  a  n  [  e  o  t  e  n  immer  m^t  aus  i^en  Gebieten  oer» 
brängt.  i>\t  neue ^onbebgefellf^oft ber 36la nbf a^rer,  bie  1458 
entftonb,  arbeitete  in  erfter  fiinie  mit  eng li feiern  (Selbe.  3slanb 
[tanb  unter  einem  bfinif(^en  fianboogt  unb  bie  bSnifc^e  Regier- 
ung »ar  menig  geneigt,  ben  bortigen  Sfif^soII  berart  ^ob« 
gufe^en,  mie  es  bie  englifd^en  ^finbler  mflnf^ten.  (Es  bm  bes« 
^aI6  ju  einem  Sufftanb,  bei  bem  ber  fianboogt  erf^Iogen  nmrbe. 
DSnemarl  bef^Iagna^mte  barauf^in  oier  englif<^e  Äauffo^rer,  bie 
aus  $  reu  gen  na^  Sonbon  (eimfu^ren,  im  Sunbe;  bie 
(Englänber  f^oben  aber  bie  6i^ulb  auf  bie  ^anfataufleute, 
meiere  bie  Ga^e  veranlagt  galten,  liegen  ben  ^an|i|^n  Sial« 
(of  in  fionbon  militSrif^  befe^en,  befc^Iagna^mten  alle  bort 
befinblid^en  beutfd^en  (Sfiter  unb  liegen  bie  beutf^en  ilaufleute  er« 
ofirgen.  £ubed  vurbe  ber  Arieg  etllftrt  unb  ber  6tal« 
H  ber  etabtftoln  übergeben,  ber  alten  Nebenbuhlerin  fiflbeds. 
aSa^rfc^einlid^  Ratten  bie  jtolner  bie  englif(be  9{egierung  gegen 
bie  fifibeder  aufgebest  unb  Ratten  fo  mitgeholfen,  bie  $rioiIegten 
ber  ^anfa  allmSbli^  in  bie  ^anbe  ber  englif^en  Stapelgejeüfcbaft  ju 
bringen,  bie  1458  bereits  ber  negierung  einen  3on  oon  68000 
ißfunb  Sterling,  ablieferte.  Die  9{egierung  ftönig  (Ebuarbs  IV. 
(1461)  mar  gerne  bereit,  bte[e  (Einnahmen  3u  Seamtenge^I' 
tem  3u  oenoenben,  menn  au4l  ber  englif<be  SBoptanb  babei  ]u 
(Brunbe  gieng,  meil  bie  Stapler  ben  einbeimifc^en  (Beoerbetrei* 
benben  ben  mertoollen  9{o^|toff  gum  £anbe  hinausführten. 

(Erft  im  3a§re  1462  beftatigte  Abnig  (Ebuarb  IV.  erneut  bie 
$an|epriDt(egien,  als  SRargarete  oon  Hnjou«  fiamafter  oor  bem 
C&rafen  oon  SBarmid  flfii^ten  mugte  unb  $einri<^  VI  na^ 
bem  Xbrone  [trebte.  Der  Aampf  ber  ringeln  unD  Stormonnen 
entbrannte  heftiger  als  je  unb  1469  nabm  ber  (Braf  oon  SBanoid 
bie  Stobt  Calais  ein  unb  na^m  im  Sunbe  mit  bem  9Iei<b9' 
oifar  oon  3rlanb ,  bem  ^^rjog  oon  $orI,  ben  Abnig  gefangeut 
um  ber  meigen  9{ofe  jur  $cnf(baft  5U  (felfen,  mürbe  aber  ge* 
fangen  unb  trat  1470  }ur  roten  9{ofe  unb  $einri(^  VI.  fiber. 
Der  ^erjog  oon  ^j)otI  eroberte  inbes  mit  ßilfe  Surgunbs 
1471  erneut  bie  Stobt  fionbon ,  no^m  ben  Aönig  ^inrii^  VL 
gefangen  unb  ^If  ber  meigen  9{oge  mieber  gum  Siege.  Diefcs 


—     285    — 

ftrieg  (rad^te  bem  $anfe^bel  ferneren  @^ben.  Die  Slfidgabe 
ber  ^onfepttoilcgien  Derj&gerte  \x^,  fo  bag  1470  bie  $onfa  olle 
englifi^en  SrseugniFfe  aus  ben  $ati[eftabten  ou$f(^Iog.  9Is  Jt5In 
^tegegeit  ^roteft  er^ob,  mürbe  es  ausgefd^Ioffen  unb  im  Sunbe 
tntt  ber  roten  9lofe  bem  A5nig  (Ebuarb  IV  .  ber  5trieg  erflfirt. 
Die  fifibeder  ontoorteten  ouf  bie  etiglif^e  jbriegsertlfirung  im 
3a^re  1467  fofort  mit  einem  Serbot  alles  ^anbelsoerle^rs  mit 
Snglonb  unb  fperrten  ben  englif^en  6d^iffen  bie  Cftfee. 

3m  Z^^^  1471  iDor  eine  9us{9^nung  ber  ^anfa  mit 
Srfigg.e  etfolgt,  nac^  ber  alle  ^anfegfiter,  bie  fflr  bie  Stieb  er* 
lonbe  unb  Oberbeutfd^Ianb  beftimmt  toaren,  lünftig loieber 
nod^  Srfigge  auf  ben  Stapel  ju  bringen  unb  in  Hamburg 
unb  @Iu9S  bei  Srfigge  jeberseit  Ariegsf4|tffe  beteitsuftellen 
umren,  um  bos  (Beleii  gegen  bie  englif^en  Kaubfc^iffe 
3U  |i^m.  Xro^bem  geriet  im  3a^re  1472  ein  £fibeder 
®e(^axiber,  bos  flanbrif(|e  Skiffe  geleitet  fyiiit,  in  bie  ßinbe  ber 
Cnglänber,  oas  bie  $anfo  oeranlagte,  mit  einigen  gfa^jeugen  aus 
Hamburg,  Bremen  unb  Danjig  in  Snglanb  eine  £anbung 
gu  bemerfftelligen  unb  bie  Afifte  }u  oermflften,  benen  es  gelang, 
bas  groge  6<^iff  6t.  X^omas  ben  pra^Ienben  SngISnbem  oeg« 
)une^men.  Ws  bann  einige  Aaufleute  aus  Sflorenj  in 
Srfigge  ein  S^iff  unter  burgunbif^er  gflagge  mit  eng« 
lif^er  SBore  abgeben  liegen,  normen  bie  Danjiger  biefes 
S^iff  loeg ,  oes^Ib  bie  Florentiner  im  Sunbe  mit  ben  Sur- 
gunbem  fiber  ben  Sru^  bes  Solferre^ts  Ilagten.  Wie  bie[e 
SorgSnge  ^tten  inbes  nur  ben  Srfolg ,  bag  fic^  ber  Seile^r 
Snglanbs  mit  ^ollanb  gans  er^blii^  mehrte,  obglei^  bie 
^  a  n  f  a  feben  ^anbelsoerle^r  mit  ^ollanb  1472  oerbot.  3m 
3a^re  1472  u^urbe  ben  ftaufleuten  oon  Dom  bürg  in  See« 
lanb  ber  freie  Sinlauf  in  allen  j^Sfen  Snglanbs  unb  3^" 
lanbs  geftottet,  nur  bie  Stopetoaren  3inn,  8(ei,  aBoIIeunb 
£eber  burften  nur  in  Calais  eingelauft  »erben.  D8ne« 
marl  ^ite  j^on  1469  ben  $anbel  mit  $  o  11  an  b  oerboten. 

Sd^on  bet  oerberblic^e  5trieg  3n)if(|en  Sd^ uneben  unb 
Dfinemarl  um  ben  Se(i^  oon  Sieolanb  unb  Sft^« 
lanb  im  ^cifyct  1469  ^atie  benSerfebr  ber  ^anfen  mit9lomg'o« 
rob  in  bo^em  (Brabe  geftSrt,  fo  bog  man  in  £fibed  oorjog,  bas 
^nfelomptoir  in  9Iomgorob  oorfiberge^enb  aufjubeben.  911$ 
bonn  oollenbs  1471  Slonigorob  in  ruffif^e  Sogtei  geriet, 


-    286     ~- 

oecbot  bie  $anfa  1476  olten  i^en  Jtoufleuten ,  Iflnftig  no4 
aSBacen  auf  Sotg  m^  Sluglanb  }u  fenben,  (&flter  aus  fitfo« 
lanb  ouifrjufa^ren  ober  ungeftempelte  Zfi(^r  no^  SRosIou 
3u  oeriQufen.  Diefe  unfieflempelten  Xfld^  ftommten  metfi  ans 
Snglanb.  Die  $an[elauf(eute  f^fdten  SRaftoie^  unb  6e« 
treibe  na<|  Snalonb  unb  ^Iten  baffir  englif^  Xfi^er,  bie 
fie  bann  na^  Xuftlanb  ausführten.  Da  bie  $an|ehiufleiite 
biefe  Zfii^er  [eitler  meift  in  ((lanbetn  unb  Srabant  etnge« 
lauft  ^tten ,  fa$  man  bort  ju  biefer  Senberung  in  ber  Scjugs« 
quelle  menig  gfinftig  unb  bot  allem  auf,  um  bie  ^anfefunbf^ft 
gu  ermatten.  Die  d^nfeiaufleute  ^ttenaber  leine  gej^ibigte 
9Beber|4aft  hinter  fi^  wie  bie  Srabanter  jtaufleute  unb  |ie 
[agten  fi<^  bes^Ib,  als  ber  gonferat  in  Sfibed  auf  Setretben 
ber  91ieberlänber  bie  Dur^fu^r  englifc^er  Züd^tt  ocr» 
bot,  [ie  tonnen  i^re Xflc^er  preisQ>erter  in  (Englanb  faufen  unb 
fe^en  ni<^t  ein,  oarum  man  i^nen  bies  verbieten  woOe.  Die 
$an{a  beftimmte  bes^Ib ,  (Englanb  mSge  »egen  ber  Hnge« 
legen^eit  S  e  { a  n  b  t  e  na^  £  fi  b  e  d  [enben,  bie  Xu^infu^r 
aus  (Englanb  aber  foKe  [o  lange  ru^n,  bis  bie  gfrage  entf^ieben  fei 

Xio^  biefem  SBettbeoerb  ber  (EngUnber  erhielt  fii^  bie  S^ 
beutung  Srfigges  nod^  fiber  100  3a^re  lang  berart,  bog  %.  8. 
im  3a^re  1468  an  einem  Xage  150  6<^iffe  im  fyi^tn  wn 
6Iu9s  einliefen  unb  bie  Surgunber  fi^  rill^men  tonnten,  fein 
£anb  lomme  an  6(^on(ett,  Slei^tum  unb  gfru^tboilett  ben 
Slieberlanben  gleid^,  fie  feien  bie  glfidli^ften  SRenf^n  ber  Srbe, 
bie  i^ren  Slei^tum  in  ruhigem  Sfneben  oerje^ren  Ginnen.  Z^ 
Safftt  1474  flirrte  ber  Sertrag  ^ollanbs  mit  Dangig,  ber 
ben  $on&nbem  ben  93erlauf  im  Slrtus^ofe  oerbot ,  gu  neuen 
6treitereien ,  fo  bog  1476  ^ollanb  aus  ber  ^anfa  austrat  unb 
gum  Serben  ber  ^anfa  begann ,  ben  ^anbel  mit  Aramoare 
unb  Spegerei  na(|^  Sergen  in  Stonoegen  felbft  in  bie  ^onb 
gu  nehmen,  was  f^Iiegli^  DSnemarl  gugeben  mugte  unter 
ber  Sebingung ,  bog  biefer  Serlebr  auf  Sergen  befi^rSidt  Hieb. 

3m  3a(re  1473  fiegte  in  (Englanb  bie  meige 
9t  0  f  e ,  weld^e  alsbalb  eine  neue  mirtf^aftlii^  Sliil^tung  ins 
£eben  rief.  (Ein  Sertrag  mit  $  r  e  u  g  e  n  unb  ber  $  a  n  f  o 
oerf(^affte  Snglanb  ben  freien  ßanbelsoerle^r  mit  biefen  Staaten, 
Q)orouf  im3a^rel475  Snglanb  erneut  an gf^^nlrei^  benftrieg 
erllaite.    3m  Sunbe  mit  Surgunb  fielen  bie  (Englinber  oon 


J 


—    287    ~ 

(Ealaie  cm  in  gftanlrei^  ein  unb  jONingen  biefes  fianbjur 
3o^Iun8  einer  Sa^resfieuer  an  bie  englifd^  ftrone.  3m  So^te 
1476  mürbe  beftimmt ,  bofi  olle  engliWen  SBoIttfi(^er  no^  ber 
®flte  ber  SBolIe,  ber  Sibenja^I,  ber  fiange  unb  Breite  oor  bem 
Serlaufe  gemeffen  loerben  foHten ,  unb  ef  »urbe  ein  »eiterer 
Sertrag  mit  ber  ^anfa  oereinbart,  buri^  oeI<^n  gegenfeitig 
ber  ^anbel  mit  SBein  in  Snglanb,  ^reugen  unb  ben  l^anfe' 
[tabten  freigegeben  »urbe. 

9u4  mit  bem  ruf|i[<|en  ^anbel  mad^te  bie  ^anfa 
immer  [flimmere  (Erfahrungen.  91»  im  So^ie  1477  ber 
3flx  3mk,  bes  Safilius  6o^n,  bas  aufftinbif^  9lomgorob 
eroberte  unb  ben  9lat  gefangen  na^  SRosIau  ffi^rte,  »urbe 
bos  neu  eröffnete  bortige  ^onfelomptoir  oon  9{uglanb  erneut  auf- 
gehoben unb  bie  gefangenen  ^anfefaufleute  »urben  nur  gegen 
^o^e  £i[egelber  freigegeben,  n>o(I  meil  man  |ie  im  Serba<(t 
^tie,  bog  |ie  mit  C^ina  unb  ben  vertriebenen  Xartaren  lieb' 
äugeln  unb  babur^  bie  laum  errungene  6elbft^rrli(^leit  9lug< 
(anbs  bebto^n.  1478  mürbe  Slomgorob  enbgiltig  ob  Seftanb* 
teil  bes  rupfen  9{ei<^9  erK&rt  unb  er|t  1487  auf  (ßrunb  einer 
Vereinbarung  mit  Sfibed  bie  SBiebereröffnung  bes  ^anfifd^en 
6tabel^of0  in  Stomgorob  genehmigt.  Der  9Ibf (^lug  einer  r  u  [  f  i  f  (|< 
bSnifd^en  Klliansim  3a(re  1493  machte  inbes  bem  guten  Ser« 
^linis  3]oif<^en9tugIanb  unb  ber$an|a  balb  »ieber  ein  Snbe.  9Iug* 
lanb  belebe  fiieolanb  unb  ginnlanb  unb  lieg  auf  9n|tiften 
Dänemarls  49  jgonfelaufleute  in  Stomgorob  oer^ften  unb  i^re 
SBaren  bef^Iagna^men,  meil  in  Keoal  feitens  beutj^r  ftauf« 
leute  bro^enbe  9eu|erungen  gegen  Xuglanb  gefallen  maren. 
3eber  Serfuil^,  bie  (Befangenen  )u  befreien,  [^eiterte;  fie  [tarben 
meift  im  C&efingnis  unb  bie  $an|elauf leute  fa^en  fi(^  feit^r  gend« 
tigt,  auf  ben  birelten  (Einlauf  in  Slomgorob  ober  SRosIau  ju 
oer}id^ten  unb  benfelben  bis  1560  in  Kiga  unb  9{eoaI  aus 
jmeiter  $anb  ju  oolljie^en,  mo  \\^  [eitler  au^  ber  Slbftog  ber 
^anfemaren  an  bie  iRuffen  ooKjog. 

Der  Stiebe  oon  Utre^t  oom  3a$re  1478  [teilte  fQr 
olle  beteiligten  Staaten  ben  (ßrunbfa^  bes  gfrei^anbeU  auf 
unb  ri^tete  bamit  bie  [eit^erige  SRa^tltellung  ber  ^^nfa 
ooHenbs  ganj  )U  (Brunbe.  SRit  bem  einfeitigen  $anbel 
ber  ganfen  mar  es  nunmehr  oorbei  unb  [ie  mußten 
fi^  }um  mec^felfeiligen  iPo[iio|anbeI  bequemen.    Die  englif^en 


—    288    — 

Aaufleuie  erhielten  bas  9le4t,  t|re  (Erjeusniffe  felbft  in  bte 
$on|aft&bte  ju  bringen ,  d^ilanierten  ober  bie  5^nfen  bei  ieber 
Gelegenheit ,  loenn  fie  sen)eiblii^e  Sraeugniffe  ftatt  JRo^offe  in 
Snglanb  einffi^rten,  inbem  fie  oerlangien ,  bog  bie  ^onfen  bos 
ffir  bie  (»eu^if^en  9{o(ftoffe  gclofte  Selb  oiebet  in  englif^ 
(BeiDetbeei2eugni|fe  umfe^en.  (Englanb  oerlSngerte  but^  biefengfrie« 
ben,  ber namentli^ bun^ bie $ilfe  Surgunbs  ju  ftonbe  lom,  ber 
^onfo  joor  i^re  ^rioilegien,  nomentlid^  i^r  ^o^its«  unb  CigentumS' 
xeä*i  auf  bie 6tabel(3fe  ju  fionbon»  fiQon  unbSofton,  aber 
nut  unter  bei  Sebingung,  bog  bie  ^^nfa  gegen  bie  Srlaffung  oon 
100,000  tßfunb  «bgoben  auf  bie  (Entf^bigung  ffir  70  oon  ben 
Cngianbem  geraubte  $anfef4|tffe  oerjii^tete.  3m  Sa^re  U78  f^Iofi 
£  n  g  I  a  n  b  bes  meitem  einen  ganbelsoertrag  mit  ber  ^erjogin  SRaria 
oon  Surgunb  unb  i^rem  (Bema^I,  bem  der^og  SRaximilian 
oon  Oefterreid^,  in  meinem  fi<l^  beibe  £finber  ben  gegen(eiti' 
gen  Srei^anbel  gegen  bie  feit^erigen  39ne  unb  Vbgaben  ein« 
räumten.  Die  Susfu^r  oon  9?o^ftoffen,  namentlich  fiebens* 
mitteln,  mürbe  gegenfeilig  freigegeben  unb  es  mürben  bie  beiber- 
feitigen  ^Sfen  allen  Giraten  aus  S'<>nlrei(^  unb  gflan* 
bem  ffir  ben  0b[a^  ber  erbeuteten  Srjeugnilfe  gefperrt. 

3m  3#^  1479  lam  enbll^  ein  Serglei^  gollonbf  unb 
Smfterbams  mit  ber  $anfa  ju  SRfinfter  ju  flanbe,  ber  ben 
gegenfeitigen  oollen  gfret^anbel  jugeftanb.  Da  biefer  8e^ 
trag  ben  Raufen  ober  großen  6^aben  brail^te,  fo  mürbe  1486 
ouf  9Bunf<^  Danjigs  erneut  ben  ilaufleutenoon  Vmfterbom 
ber  $anbel  na^  Dänemarf ,  6^meben  unb  9lormegen 
oerboten,  bis  1490  ein  neuer  Serglei<|  biefen  5anbel  mieber 
jugefte^en  mugte.  3m  gleiten  3a^e  1490  lam  ein  ^on« 
belsoertrag  Snglanbs  mit  Slormegen  unb  Dänemari 
3u  ftanbe ,  mel(^er  ber  ganfa  ebenfalls  großen  64^ben 
braute,  inbem  babur^i  (Englanb  bas  Ke^t  erhielt,  bem  gfi)^ 
fang  an  ber  normegif^en  ftfifte  bei  Sergen  o^uliegen 
unb  eine  Sif(|nieberlage  in  Sergen  einjuriilten.  Dobei 
bebrfidte  (Englanb  bie  ^anfen  in  fionbon  babur^,  bog  es 
beftimmte,  alle  Züä^tx,  bie  Ifinftig  ins  «uslanb  giengen,  fönten 
gefi^oren  [ein  unb  alle  ^Bringe  unb  Stodfif^e  foHen 
umgepadt  merben,  unb  inbem  fie  bie  Raufen  jmang,  nur 
(Bfiter  ein}uffi|ren,  bie  in  ^onfeftfibten  gefertigt  ober  auf* 
getauft  maren. 


] 


—    289     — 

Wie  biefe  Sorgtnge  f^mSIerten  ben  $on{e|anbeI  in  %o^tm 
®rabe unb führten  3um  fteigenben  3<n9fitfnt6  imifc^en  ber  ^onfa 
einetfeits  unb  ben  Sngifinbern  unb  ^ollänbern  onberei« 
feite.  Ser^nblungen  inSnttDerpen  {m3<^^te  1491  [Rafften 
febie  bauembe  üb^Hfe ,  bogegen  regelte  ber  ^onfeabf^ieb  ooit 
1494  ben  $onbeI  mit  Sergen  in  Stonoegen  burd^  eine  neue 
(Eonqrtoirorbnung.  3)an3ig  aber  gab  tro^bem  niil^t  nat^  unb  ou^ 
im  3a|re  1494  blieb  ber  Serfu^,  Dan  j  ig  mit  Smfterbam 
ausjufö^nen,  oergeblii^ ;  oielme^r  lourben  in  Dan^ig  erneut  alle 
goKfinber  ausgef^Ioffen  unb  ber  englifc^-burgunbif^e 
^anbeUoertrag  oon  1495  gog  Oel  ins  S^uer,  fo  bajj  ber 
Streit  ber  ganfa  mit  $oIlanb  unentn^egt  »eitergieng.  !Der 
englif^'nieberlfinbif^e  ganbeUoertrag  oon  1496, 
ben  ber  Srjtlerjog  ip^ilipp  oon  Oefterrei^  ols  Statt^Iter 
abf^Iog  (magnas  intercursas),  gab  gcgenfeitig  ben  ^anbel  mit 
St^afooIIe,  fieber,  fiebensmitteln,  ^ferben,  SBof' 
fen  unb  Sbelfteinen  oSIIig  frei  unb  n^urbe  aud^  oon  ben 
Stabten  £fibed,  Hamburg,  ^Danjig,  Srflgge,  fionbon, 
Sergen,  !Dortmunb,  !Deo enter  unb  ftempen  anerlannt. 
(Ein  Sertrag  Snglanbs  milber  6tabt9{ ig a  oom  Z^^^^^98 
lieferte  biefe  6tabt,  in  melier  bie  Raufen  f eitler  Xaufenbe 
oerbient  ^tten ,  oSIIig  an  Snglanb  aus.  3m  f olgenben  3a^e 
1499  lam  fobann  ein  neuer  englif<^-nieberlinbif(^er 
^anbelsoertrag  ju  ftanbe,  meld^er  ben  ftaufleuten  ber  Slieber« 
lanbe  bas  fiogergelb  im  englif<^en  6tapeI|ofe  ]u  Salais  um 
eine  ^Ibe  SRarl  für  ben  SBoIlfad  (erabfe^te.  (Englanb  ftei- 
gerte  bur(|  biefe  ffiebfi^ren^erabfe^ung  feinen  Umfa^  in  Calais, 
n>o  namentlii^  aud^  bie  S^afooUe  ^reujjens  unb  ber  Cft« 
feelanber  einen  ^eroorragenben  3Rartt  fanb,  bis  auf  60000 
Dulaten  io^rIi<(.  Dafür  mußten  |i<^  fretlid^  bie  9lieberlanbe 
bequemen,  i|ren  9EBoIItu^3oII  ben  Snglinbem  gegenfiber  um 
1  Culben  ^erabgufe^en  unb  ouf  alle  6d^au gebühren  unb 
6 tempelgelber  in  Srilgge  unb  Slntmerpen  ju  oerjii!^- 
ten.  Snglanb  beftimmte  aber  augerbem  no<^  »eiter,  um  feine 
n^eberei  ju  ^n,  bag  fransöfifc^e  9Be  ine  unbfranjof- 
if^erSBaib  sum  Slauf&rben  nur  nod^  auf  englif(^en  Sd^if« 
fen  eingeführt  uierben  burften,  unb  baute  auf  Staatsloften  beffer 
eingerii^ete  unb  grSgere  itauffa^rteif^iffe,  als  fie  bie  ^anfeftäbte 
befagen. 

19 


—    290    — 

f.  Sucgunb  als  9RttteIpuntt  hta  iDe|teuropfil{4«n  ^nbetooerte^. 

Diefe  Sebeutung  bes  burflunbif^en  SRet^^s,  ber 
£tnte  iSnttDeryeit'SRQrfeille,  für  ben  toefteuiopftif^eit  5<ni« 
bei  jetgte  jid^  aud^  in  [teigcnbem  Seriell  Q^mabtns  mit 
biefem  9leid^e  unb  es  nmr  nid^t  oenounberlt^ ,  bog  mit  bem 
Siege  Scanlrei^s  aber  bie  burgunbif(^en  (grogmo^tsbeftteb- 
ungen  biefes  £anb  aud^  6(^toaben  gegenfiber  an  bie  (Stelle  ber 
Surgunbec  ttot.  3)as  ganje  16.  3<^(^unbert  ift  bie  S^^  1^ 
Siingens  {CDtf^enSranlr  ei4  unbSurgunb  um  bie  Sor* 
ma^tftellung  in  äBefteuropa.  3m  Z^^it  1462  ^otte  ber 
^erjog  ^^ilipp  oon  Surgunb  ben  R5nig  fiubmtg  XL  nac^ 
$oris  ouf  ben  X^ron  geführt,  ober  ber  Iluge  ftSnig  Snberte 
ro[d^  bie  fioge;  er  bemfitigte  ben  ^erjog  oon  Surgunb  loie  bie 
Sretogne,  bie  fi^  bes^Ib  im  3a|re  1465  gegen  i|n  oer> 
f^moren  unb  ben  ftönig  gefangen  normen.  Sin  oon  gfronlrei^ 
ongejettelter  Sufftonb  in  fifittid^  mürbe  blutig  niebergef^Iagen 
unb  immer  gemoltiger  entfoltete  \xi^  [eitler  bie  9Rad^t  ber  Su^ 
gunber.  3m  3^^^^  1^69  laufte  6eqog  ftotl  ber  ftfi^ne  bem 
goufeOefterrei^  basSIfog  ob  unb  oerfu^te, fiot^ringen 
ob  fielen  oom  beulf^en  Steige  ju  erhalten  unb  fi^  }ttm  5t5nig 
erflären  3U  loffen,  mobei  ber  ^lan  auflauerte,  ben  ^rinjen  SRox 
oon  £)efterreid^  burd^  ^eirot  ber  burgunbif^en  (Erbto^ter  Slario 
5um  JRoc^f olger  ju  motten.  (Eifrig  ftrebten  bie  Surgunben,  gute 
grreunbfc^ft  mitDeutfi^Ionb  au  ^Iten,  bos i^re SBoren brnfte, 
unb  burd^  Unterftfi^ung  Snglanbs  bie  Stonsofen  im  G^if 
ju  polten.  3m  ^cifyct  1472  oerbonb  fi^  Surgunb  mit  bem 
ftSnig  Sbuorb  IV.  ^orl  oon  Cnglanb,  um  gronlrei^  ju  e^ 
obem,  mogegen  Stonheic^  fi^  bie  5Uf^  t^<  Sd^meij  unb  bes 
derjogtums  Sot^ringen  fid^erte.  9tod^  ber  Sefe^ung  oon 
Gelbern  unb  Sfi^p^en  lom  im3arre  1473  ber  ^erjogRorl 
ber  ftfi^ne  in  Ürier  mit  Aoifer  gftiebri«^  111.  jufammen,  iDor 
ober  oergebli^  bemfi^t,  bie  Stobt  91  e u|)  fomie  bos Öbermallis, 
Sern  unb  Sujern  3U  befiegen,  ob  |id^  1474  oud^  bos  (Elf  og 
gegen  i^n  empirte  unb  bos  7>tui\^t  9{ei<|  [id^  rflftele,  um  bos 
bebro^te  ABIn  ju  retten.  !Die  9Ieid^0fturmf«idrne  filmen  ab* 
med^felnb  bie Stöbte ft ö I n ,  Strogburg,  gfronlfurt,  8ugs« 
bürg,  91  fi ruber g  unb  Ulm,  bis  im  3<4re  1475  ber  Sftitbe 
3u  ftonbe  lom.  1476  befehle  Surgunb  fiot^ringen,  ober 
1477  fiel  ^erjog  Aorl  bei  Sloncq,   nod^bem   er  oor^r  bei 


—    291     — 

® tan f Ott  uttb  SRuitett  f^ioece  9liebetlagett  erlittett  ^atte.  Die 
6<^iDei2  ^ite  1476  i^il^t  oottt  Steige  gegett  Surguttb 
octlottgt,  aber  Ceftenei^  |iatte  abgetna^ttt,  ba  gfriebri^  lU. 
bie  ^eirot  ber  ^rittjefftn  9Raria  tnit  feinettt  6o(tte  9Rai  pn 
Segtfitibuttg  bei  9BeItina(^tfteIIuttg  bes  Kaufes  gabsburg  unb 
3ttc  CriDcrbuttg  ber  S^^^  ^<  Slieberlattbe  ttebett  bettett 
Xirols  uttb  ber  Sd^ioei}  brittgettb  nbtig  f^ien.  Do^  lonttte 
er  nid^t  ^ittbertt,  bag  1477  Qfrattlreid^  bie  @tabt  9(tttiett£i, 
bie  ^icarbie,  SCrtois,  gflattbertt  uttb  ^ettnegau 
fatni  Surguttb  befe^te  uttb  bas  Surgunberrei^  vernietete, 
obglei^  ber  Sftenei^ifd^ «  burgunbif^  <  englif<^e  9BeItma(!^ts« 
gebanle  einen  neuen  gforberer  in  bem  ßaufe  Orleons  unb 
feinem  gfü^rer,  bem  (Brafen  oon  Urmagnac,  bem  geinbe  ber 
fransbfif^en  Sourbonenpolitil  fanb.  Seine  $inri(|tung 
im  Öo^re  1480  (alf  ben  Sourbonen  1482  gum  Se|{||e 
9on  Knjou,  ber  ^rooence,  SRaine  unb  Srtois,  mS|renb 
1494  fiubvigs  So^n  AatI  vm.  bie  Sreigraffc^oft  an 
Oefterreid^  abtreten  mugte. 

Diefe  lebhaften  Aam)ife  um  Surgunb  »urben  oer* 
anlagt  bur^  feine  [teigenbe  Sebeutung  als  SRtttelfmnlt  bes 
gefamten  mefteuropSif^en  ^anbelsiierl  e^rs.  ttui^ 
ber  oberbeutfd^e  Serle^r  mit  bem  SBeften  unb  6flb« 
loeften  taurbe  nunmehr  neben  bemfenigen  mit  bem  9t orbmefte  n 
immer  reger  unb  UI  m  na^m  baran  ^eroorragenb  teil.  Der  Serle^r 
jmifc^en  Ulm  unb  Strasburg  mürbe  immer  leb^fter  unb 
es  entftanb  ein  Staffettenbienft  mit  beftimmten  Sö^en.  Zäglid^ 
mürbe  im  3a(re  1397  1  Ungargulben  IReitgelb  ffir  2  $ferbe  ge« 
geben.  Son  Ulm  giengen  6taffetten  ilber  ben  9l^ein  na^  6trag' 
bürg,  6peier  unb  in  anbere  frembe  fiänber,  moffir  1  $funb 
9fg.  bego^It  tpurben.  Soten  o^ne  itne^t  erhielten  bie  ^Ifte. 
Der  SBeg  oon  Ulm  nac^  Strasburg  gieng  fiber  Slau« 
beuren,  (Ehingen  unb  Xfibingen.  3n  Stra^urg 
brnien  bann  bie  (gfiter  auf  ben  91^ ein.  3^lxti^t  (Bfiter 
lamen  aus  bem  buQerif^en  9lieberlanbe,  namentlich  aus 
9legensburg,  unb  giengen  Aber  Ulm  unb  (Ehingen  nac^ 
bem  S^iDarsmalbe,  bem  Sreisgau,  Offenburg  unb 
bem  Oberr^ein,  mie  au^  Aaifer  S^iebrid^  Hl.  fiber  Slugs« 
bürg,  Ulm  unb  Strasburg  m^  Zrier  ju  ^erjog  Aarl  bem 
Afi^nen  oon  Surgunb  reifte.   Daburd^ mürbe  Strasburg  ein 

19* 


—    292    — 

Setle^tsmittelpuidt  erften  9{angs.  Son  (ier  reifte  man  über 
^agenau,  aSBetgenburg ,  (SermecB^eim ,  Speyer,  ^eibel* 
berg,  9Betn^eim,  Sbeis^etnt,  S^ingenberg  unb  Daimftabt 
nai)  gftonlfutt;  ]o5|renbman  oon  ftonftan)übet  Stedbom, 
6tein,  Diffen^of en ,  6d^off^aufeit,  Keuit!ir<^,  SB  albs* 
|ut,  fiauffenburg,  9l^tnfelben,  Safel,  Sn|tft^eim,  Jtolmar, 
64Iett[tabt  unb  Senfelb  na^  Stra^urg  gog.  6e$rrege 
nmr  au^  ber  Sede^  Don  Soloibum  fiber  Salftaü,  £ie^ 
ftall,  Solei,  Sant^en^etm,  ftolmar  unb  6(|tettjtabt  nm^ 
Sttagburg  ober  oon  Sfreiburg  im  Sreisgau  über  Sret' 
fa^,  6c^Iettftabt  unb  Senfelb  no^  Strasburg. 

$04  entoidelt  wat  oor  ollem  feit  1400  ber  Serle^  ber 
Ulmer  mit  Sofel,  inbem  fie  60I3,  3iDi(4>  fieinmonb 
unb  Sord^ent  (6(^ficli^,  Sd^orlo^,  6<^rladen)  (ineinfii^cten , 
ma^renb  ous  S^<tn{reid^  fronjöfifi^e  SBoIIftoffe,  fpanif^ 
SBoIIe,  fieber  unb  6ofran  fiber  Sofel  ^erouslomen.  !Dte 
Stroge  no4  Sofel  gieng  meift  fiber  Sibero^,  Soulgau, 
6ti)(Ia(^,  (Engen,  Slobolfsell  no^  itoiferftu^I,  00  bie 
9Bore  ouf  ben  K^ein  lom,  unb  tin  groger  Zeil  bes  (Beleits 
mar  in  ben  $&nben  ber  Ulmer.  60  reiften  1437  bie  ^uffiten« 
obgeorbneten  ou9  So^men  fiber (Bungen^oufen  unb  9l5rb' 
lingen  na<^  Ulm  im  Oettinger  Geleit,  mffl^renb  Ulm  bos 
Seleit  oon  Ulm  über  Sibera<l^  bis  Soulgou  beforgte,  ber 
Xru^feg  0.  9BoIbburg  bis  6toda4,  ber  Aonjiboogt  ^erjog 
9Bi(beIm  oon  SoQern  bis  Sofel.  3m  3o(re  1380  ge^n 
(Bflieroon9tfirnberg  no(^  Si^offboufen,  1386  mirb  Sifen 
oon  Ulm  no^  Q^a^^^an\tn  oerfauft.  3n  S^off^ou* 
fen,  Stobolfsell  unb  ftoiferjell  mar  (Beleitgelb  }u  jo^Ien. 
T>xt  ^enfc^oft  aSerbenberg-SuIg  erhielt  ffir  bie  SBogen* 
lobung  40  Ar.,  für  ben  ftorren  20  Ar.,  bie  (ßroff^oft  Kellen* 
bürg  1  (Bulben  ffir  ben  SBogen,  >/s  (Bulben  ffir  ben  Aorren, 
6to(I,  (Eifen  unb  6alj  johlten  bie  olte  Xoxe.  9nsC5egen« 
leiftung  ^tten  bie  (Beleits^errn  bie  6tro6e  fo^rborlju  ^Iten. 
2>er  3on  3u  Saufen  bürg  bei  S^off^ufen  gehörte  1380  bem 
goufe  Oefteneid^  ^Der  (Beleitsbote,  6(^ffner  ober  Aonbufteur 
erhielt  15  Ar.,  ffir  {ebe  3ReiIe  mar  ju  jo^Ien  1  85^mergrof<^n. 

(Entmidelte  fi^  f4|on  feit  1300  immer  leb^ter  ber  Seri^r 
oon  Ulm  noi^  (Benf,  fo  gieng  (Benf  oIs  9RegiiIa|  feit  1400 
jurfid  unb  an  feine  Stelle  trat  feit  1443  £90  n.    !Die  SReffen, 


—     293     — 

loel^e  bort  jS^rii^  on  (Epip^nien,  ^ßfingften^  im  Vuguft  unb 
an  SHerleUigen  obge^otten  tourben,  erhielten  feit  1600  eine 
iDo^fenbe  Sebeutung.  !Den  9Beg  normen  bie  Ulmer  bur^  bas 
ßegau  fiber  ®enf  mif  fiqon  unb  Sienne.  Sent^te  bie 
Sebeutung  Senfs  auf  bem  €ee  unb  bem  nirbli^  fi^  dffnenben 
^figellanb,  bie  es  gum  Serle^r  Aber  bie  Slpen  unb  3ura« 
pfiffe  geeignet  ntoil^ten  unb  i^m  feit  1200  iene  großen  SReffen 
oerf^^offt  ^ittn,  mo  bie  3talienei  unb  beutf^en  Sd^n^ei« 
jer  i^te  Srjeugniffe  oustouf^ten,  fo  ma  fiqon  burd^  ben 
9l|onefIug  ido^I  jum  Serte^r  mit  bem  SRittelmeer  geeig« 
net,  aber  Don  1200—1400  no<i^  menig  blfl^enb,  loeil  iRar« 
bonne  unb  SRontpeUier  ben^anbelno^  Sorbeaus  unb 
no4  ber  Champagne  gelenft  Ratten.  Srft  ab  feit  1400  ber 
^unbeitjS^ge  ftrieg  jxoif^en  Snglanb  unb  gr^^^nfreic^  gang 
Slorbfranlrei«!^  unfi^er  ma<^te,  jerfielen  bie  SReffen  ber 
S^pagne  unb  bie  SR&rlte  oon  fipon  erfe^ten  fie.  Die 
gfolge  baoon  n^ar  freilid^p  bag  fi(^  bas  ^erjogtumSaoo^en  in 
feinen  Geleitgelbem  gefd^fibigt  fa^,  bie  i|m  feit^er  bie  SReffen 
oon  ®enf  eingetragen  Ratten.  Suf  bie  gfteibriefe  granlrei^is 
für  £9on  antwortete  bes^alb  Saoo^en  mit  gfteibriefen  ffir  bie 
Aoufleute,  bie  (Benfs  SReffen  befugten  unb  Q)el$e  an  ja^Irei^e 
f4oSbif4ie  Stfibte  ausgeftcllt  u)urben.  Die  S^oaben  führten 
nad^  <5enf  unb  fiQonnamenUi^fieinmanb  unb  Saumvoll» 
Seuge,  ^eljeu.  Sbelmetalle  unb  Rollen  baffirSpejereien, 
Seibenjeuge  unb  SBoffen.  Der  SBeg  gieng  Aber  Sern 
ober  bie  3urapfiffe  ober  oon  SBallis  bem  9torbenbe  bes 
(Benfer  Sees  entlang  na(^  (5enf. 

Die  erften  beiben  fiqoner  SReffen  ftammen 
oom  3o(re  1420,  wo  5ianig  Aarl  Vll.  als  3n^ber 
bes  Delp^inats  bie  Stabt  fi^on  mit  jtoei  3<t^nnarlten 
begabt  ^e.  @c^on  im  ^<äpt  1441  u)uiben  einige  Ulm  er 
Raufleute  oon  ^einrid^  o.  £upfen,  9{ein^oIb  o.  Sd^iltac^« 
UrsIingen'Spalato  unb anberen  (Beleits^erren  am  Unter* 
fee  fiberf allen  unb  na^  ber  Surg  Jörnen  gebraut,  als  fie  oon 
ber  Genfer  ^fingftmeffe  auf  einem  Sl^einf^iff  in  ben  Unter- 
fee  na^  ftonftan}  fuhren.  Die  3<tsMc^^^  ^^^\^^  ^^^^^  (o^^n 
bies  fd^on  mieb^^olt  get^n,  Ulm  befd^Iog  bes^alb  ben  Arieg 
unb  30g  unter  SBalter  (E^inger  mit  22  Stfibten  gegen  biefe 
Siitter  mit  (Eifolg  aus.    3m  3#c  1^^^  ^^W^^  ]oiam  fi^on 


-     294     — 

einen  britten  SRarlt  unb  1445  oerbot  gfronlrei^  iebermaiin 
bte  Vuflful^r  nad^  ®enf  unb  ab  bie  franjSfif^en  ftoufleiite 
Genf  unb  fi^on  in  einer  9{eife  befu^teUi  iDurben  fie  bejtraft. 
3)ie  gfolge  toor  benn  anif,  bog  [id^  bos  ^eqogtum  Sanoven 
im  So^re  1450  bittet  bellagte,  bo^  feine  3oneinno^me  }urfld* 
ge^e,  a>eil  bie  9lfirnberget  ausbleiben^  bie  oegen  t^lres 
Ariels  mit  Vnsbad^«So9ceut$  bie  Steifen  ni^t  befud^ 
lonnten.  1453  unb  1487  reiften  Aaufleute  aus  Ssn^  fibec 
Sern  nod^  fi^on,  w&^enb  bie  ffir  ®enf  nid^tigften  Slegbe* 
fu^er,  bie  fiombarben,  feit  1450  ausblieben,  ba  fie  bie 
franidfifd^en  Ueberfälle  ffird^teten.  3m  Saläre  1462  oerBoi 
8fr an  Ire i(^  allen  feinen  Untert^en  unb  allen  giemben, 
aBein  bur^  (Jfranlrei^  na^  ®enf  }U  führen,  unb  bies  mehrte 
bie  £9oner  SReffe  berart,  bag  1463  eine  oierte  SReffe  boit 
eingerichtet  Q)erben  mugte.  3ebe  SReffe  bauerte  14  Xage,  gleid^ 
zeitig  mit  (Benf,  fo  bag  bie  jlaufleute  entmeber  na^  Senf  aber 
m^  fi9on  mußten. 

Seither  out^s  bie  Sebeutung  fipons  gang  unge^uer 
unb  Genf  gieng  bur^  gfranfreic^s  nationale  SBirtf^aftspoIHil 
immer  me^r  jurfid,  mit  au^  SaooQen  unb  bie  Stb« 
genoffen  i^re  beften  33^^  oerloren.  Sern  gab  \i^  ab 
Seleito^err  alle  SRfl^e,  bie  Sfibbeutfd^en  auf  ber  dten 
Strafe  feftju^lten,  aber  eine  (Sefanbtfc^  an  ben  fran}5fift^n 
$of  mar  erfolglos,  wes^Ib  man  ju  Segenma^regeln  f^ritt 
1463  mürben  bie  beut|<^en  Jtaufleute,  bie  na^  £9on  reiften, 
oon  ben  Saooqarben  unb  bem  Sifc^of  oon  Genf  fiberfaüen, 
bb  Sern  »ieber  freien  Durc^jug  enoirlte  unb  bies  Ulm  ob 
Sunbesl^aufrtjtabt  freubigen  ^erjens  anjeigte.  3m  ^dfyit  1464 
na^m  f{(^  Sern  einiger  Ulmer  an,  bie  in  ftloten  bei 
3flri(i  iu  oiel  3on  bitten  bejablen  mflffen,  unb  im  3a^re  1467 
fanb  in  9RontIueI  bei  fiQon  eine  Tagung  fransölif^er,  faooQorly 
ifd^er  unb  Genfer  Gefanbten  n)egen  ber  SReffenfrage  ftott.  3<an  I* 
reid^  fd^lug  oor,  joei  SReffen  in  fiqon,  bie  jmei  anberen  aber 
in  Genf  ju  b^^Iten;  bann  molle  es  nieber  ben  Sefuc^  9on 
Genf  erlauben,  aber  Genf  oerji^tete  nic^t,  »orauf  gfranlrei^ 
bas  Serbot  erneuerte.  Cbgleic^  6aoo9en  ben  Deutf<|en  erneut 
bas  Geleit  na((  £9on  sugefagt  ^atte,  fo  »urbe  barauf^in  t^r  Gut  in 
Genf  befi^Iagna^mt  unb  ab  Sern  bes^alb  gegen  Saoopen 
ruflete,  oermittelte  gr  ei  bürg   ben  ^rieben  unb  bie  I>eutf<^ 


—    295    — 

ei^ieften  »iebec  (Beleit  ooti  C5enf  no^  Spott  unter  ber  Sebittg« 
uttg,  lein  fiombarbengttt  bo^itv  ju  bringen.  2)ie  Sd^toaben 
^en  alfü  molfi  bie  tlufgabe  fibernommenf  bas  gefperrte  Iom< 
borbif^e  ^anbebgut  unter  falf^er  gflagfl^  na<^  fipon  ju 
bringen.  1464  unb  1468  reiften  9{aoensburger  ftauf- 
leute  Aber  Sern  na^fipon  unb  1467  tooren  auf  bem  Zage 
in  9RontIueI  neben  20  fiponer  ttbgeorbneten,  St^Ii^^^^n 
unb  iRorbfranjofen  auf^SIemannen  erf^ienen,  ma^rft^ein« 
li^  bie  gfaftoren  ober  Agenten  ber  Srogen  ^anbelsgefell* 
f<^oft  in  9{aDen9burg.  3m  gleiten  3a^re  loar  einigen 
Aemptner  Aaufleuten  unter^Ib  Senfs  oon  ben  Saoopar» 
ben  ibr  Silber  befc^Iagna^mt  loorben,  »offir  X)eutf<|lanb  bie 
Stabt  Sern  als  (Beleitsberm  haftbar  machte,  ebenfo  loie  für  bas 
Aentptner  (But,  bas  1489  an  ber  Srfide  bei  69f|el  in  ber 
£anbf<|aft  S  reffe  sioifd^en  ®enf  unb  fipon  geraubt  lourbe» 
unb  bie9lfirnberger,  Ulmer  unb  tlugsburger  l^atten  eben« 
falte  Schaben.  Sern  fu^te  oergeblid^,  1471  unb  1373  ben  Säfa» 
ben  iurfldjuer^Iten.  (Es  bat  besbalb  gfranlrei(^,basben  ftauf« 
leuten  ber  oberen  beutfc^en  fianbe  erteilte  ^rioileg  3um  Sefud^ 
ber  SReffe  in  fipon  ju  oerbriefen  unb  bies  bem  3onamt  fipon 
mitjuteilen,  ba  eine  heftige  Qfe^be  5toif(^en  Aonrab  o.  fiaufen 
unb  ber  Stabt  ftempten  megen  Sfiterbefd^Iagna^me  ausgebro» 
^en  mar. 

3){e  grbgte  StSrung  für  ben  Sinlauf  in  fipon  aber 
braute  ber  Surgunber  ftrieg  im  3al^re  1474—77.  Ss 
f^abete  babei  loeniger  ber  (Einfall  Surgunbs  in  bie  Si^toei} 
oon  1476,  ate  bas  Sfinbnis  Saooqens  mit  Surgunb  gegen 
bie  Si^ioei}.  3^  3^^^^  1^74  lourben  bie  f^ioeiserif^en 
<&efanbten  auf  ber  Rfidfebr  aus  Sranlrei(^  in  ®enf  oer^af« 
tet,  meil  man  fie  ffir  beutf^e  itauf leute  ^ielt,  bie  ^eimltd^ 
bie  aReffe  oon  fiqon  befud^t  Ratten,  unb  1475  fragten  bes^alb 
bie  D eu tfc^en  in  fi  9  o  n  ängftlic^  in  S  e  r  n  an ,  ob  6  a« 
0  0  9  e  n  eine  feinbli^e  SRo^t  fei.  Sem  antioortele  barauf,  ber 
Srud^  fei  no4  ni(^t  erfolgt.  Wsbalb  nahmen  tro^bem  bie 
6aoo9arben  in  3Rorges  2  Slfirnberger  gra^t^ 
Q)agen  a)eg.  gfreiburg  unb  Sern  proteftierten  bagegen  unb 
erüfirien  ben  Arieg.  S(u(^  in  (S  e  n  f  vurbe  9lfirnberger 
SBare  weggenommen  unb  bie  Schaffner  unb  Susri^ter  tourben 
gefangen  gefegt.    1476  touiben  in  9{  0 1 1  e  ya>i\^tn  äRorges 


—     296     — 

unb  S  9  0  n  ®fiter  aus  92  fi  r  n  b  e  r  g  unb  6 1.  ®  a  11  e  n 
bef ^lagna^mt  unb  nod^  6  a  o  o  9  e  n  geführt ,  ives^Ib  Sern 
(ei  (Branfon  unb  9Rurten  befonbets  leb^  gegen  ftarl 
ben  Aü^nen  eintrot.  Z^  3uli  1^76  fragte  Slaoensburg 
in  Sem  an,  ob  ha»  (Beleite  »ieber  fielet  [ei,  iDotauf  Sem  auf 
ben  beoorfte^enben  griebenstag  gugreiburg  oertrBftete.  3n 
bemfelben  gen>a§ite  benn  au<^  Saoo^en  ben  ge(d^&bigten  Attuf«^ 
leuten  Snt|d^abtgung  unb  bte  freie  Duri^fo^rt  na^  £  9  0  n 
unb  Der(|9rad^,  bie  3oUe  ni^t  me^r  ju  er^^en,  fo  bag  ber  SBefl 
oon  Senf  na^  Sxfon  oieber  frei  mar.  1477  bat  (5  e  n  f  bte 
(E  i b  g  e  n  0  li  <  n,  bei  granir ei d^  ein  gutes  SBort  einjulegeiit 
bamit  bos  Serbot  bes  Sefuc^s  ber  (Benfer  SReffe  auf« 
gehoben  merbe,  tro^bem  aber  blieb  granlreid^  fe[t.  1478  laufleii 
Z  fi  b  i  n  g  e  r  ftaufleute  auf  ber  (genfer  SReffe  ein. 

ytait  bem  Xobe  ^erjog  Aarls  bes  ftfi^nen  oon  Surguitb 
ffird^tete  bie  Sc^ioeii,  bie  9{egent[<^aft  oon  Surgunb  loerbe 
bie  beutfd^e  3)unj^fu$r  nad^  fiqon  oon  ber  Sd^nieij  ab  nail^ 
Xransiuranien  loden.  Die  Sibgenoffen  oerabrebeten  bes^Ib, 
bie  oberbeutf(^en  unb  [(^oabif(^en  Aaufleute  follen  au^ 
ferner  hwcäf  bie  S  d^  0  e  i  3  nad^  fi  9  0  n  reifen  unb  nur  bie 
ABIner  unb  9lieberbeut[4en  einen  anbem  SBeg 
mad^en  büifen,  ba  ffir  biefe  ber  SBeg  burc^  Surgunb  ber  natür« 
li^e  fei.  Die  ^erjogin  SRaria  oeif^Hc^tete  \iif,  es  foUe  ben 
Aoufleuten  aus  Surgunb,  9{(einlanb,  Sc^ioaben 
unb  SD  b  e  r  b  e  u  t  f  d^  I  a  n  b  fein  anberer  SBeg  na^  <B  e  n  f 
unb  fi  9  0  n  erlaubt  [ein,  als  ber  jenige  bur<^  bie  6  ^  oei],  eben* 
fo  Aönig  aRoximilian  im  3a§re  1478.  3m  3a^re  1479  enb< 
lid^  entftanb  Streit  jtDi[4en  Sern  unb  ber  6tabt  8  i* 
b  e  r  a  ^  unb  im  3a^re  1487  bis  1497  [pielte  eine  ge^be 
3vi[^en  Sern  unb  Ulm.  Der  Kaufmann  SB  e  r  n e r 
£  a  u  b  I  i  oon  Sem  §atte  (Selb  bei  A I  a  u  s  S  fi  <^  I  er  in 
Ulm  gut ,  ber  ni<^t  jaulte.  Sern  Ifinbete  allen  Ulmem  bes« 
^alb  bas  (geleite  unb  er[t  als  £auble  [tarb,  erhielten  [ie  »ieber 
bas  (Seleit,  ba  £aubles  (Erben  leine  Semer  Sfirger  »aren. 

92a^bem  1485  6aoo9en  emeut  ben  Se[u<^  oon  £  9  0  n 
oerboten  ^atte,  m^m  ni^t  ooi^er  (Benf  be[u^t  »orben  toai, 
unb  ben  Susful^rjoli  nad^  £9on  erl^ö^t  batte,  erhielt  1489 
ber  U I  m  e  r  Aaufmann  Sonntag  bas  Serner 
(geleite   auf    bie   Q&efa^r,    oon    ben    ge[^morenen     geinben 


—    297     — 

ju  Sie^t  niebergeooifen  }tt  loerben.  1495  normen  fifiublis 
Siben  bie  Ulmer  Äaufleute  Stern,  6onntag  unb 
$fan^elt  in  6aoo9en  joefangcn  unb  führten  fie  nod^ 
8  e  t  n  DOC  ben  S^vlt^eig  nnb  ben  9lat.  3Ran  gab  i^nen  bort 
i|c  (Bttt  jtttud  unter  ber  Sebingung,  bog  fie  [i<^  no^  Vfingften 
in  Sem  ooi  Gericht  [teilen.  1496  erhielt  $fan^elt  Senter  (Be- 
leit  no^  fiqon  unb  jurfid  unb  1498  empfahl  Sooo^en  bur«^  Kunb« 
[(^reiben  ben  beutf^en  Stöbten  erneut  bie  (genfer  SReffe»  n^orauf 
Slaoen  sburg,  Siberad^,  Ulm,  6  trag  bürg, 
Safe  I,  Aon  [tan},  aRemmingen,  Augsburg, 
Slfirnberg  iufogenb  antioorteten. 

g.  SBenebig  unb  bie  fieminte. 

3)  er  ungeheure  Suff^wung  ben  feit  1400  bie  Serbefferung 
bes  Aompaffe«  unb  ber  nautif^en  ^o^eninftrumente  ffir  bie 
Seefd^iffabrt  mit  fi<^  bro^ten,  loeil  fe^t  bas  SBeltmeer  einen 
großen  Zeil  feines  S^redens  oerlor,  lom  in  erfter  fiinie  ber 
@tabt  Senebig  ju  gute.  3m  3aQre  1434  giengen  in  Sene« 
big  an  einem  Zage  10  (Baleeren  ab,  4  nacb  ülexanbrien, 
4  na$  Seirut,  1  nad^  Tripolis  in  Serien  unb  1  noc^ 
Aaffa  ober  Obeffa.  3^^^  ®<^iff  W^^  ^^^^^  capitaneas,  ber 
mit  feinen  (BefeÜen,  (S^iffsoffijieren)  bas  Si^iff  na^  ber  Aarte 
unb  ben  6temen  lentte,  unb  einen  Steuermann,  um  bas  9Bo|fer 
mit  Slei  unb  6(^nur  5U  meffen.  Die  SRuberbänfe  loaren  mit 
je  150  Anetten  befe^t  unb  50  6<^fl^en  forgtfn  ffir  bie  Si^er« 
^eit  ber  £abung.  Die  9{etfe  na<|  Seirut  gieng  über  $oIa , 
3ara  unbAorfu,  bann  fiber  9Rebon  unb  Aoren  na<^ 
9{(obu0  JU  ben  Deutfc^^enen,  meiere  bas  fDleer  oor  ben 
Reiben  fi^erten,  unb  bann  na<^  Seirut.  Son  bort  gieng  bie 
SBare  auf  ber  großen  Aaratoanenftrage  mi)  Damasius,  loo 
ein  oene}ianif((er  AonfuI  refibierle,  unb  oon  (ier  loeiter  na^ 
ißerfien. 

1420  ^te  Senebig  3340  Skiffe  mit  26000  SRatrofen. 
Die  Florentiner  ^axhtx,  bie  beften  gärber  unb  Appreteure 
oon  aß ollft offen,  lieferten  allein  fä^rlic^  16000  Zfl^er  m^ 
Senebig,  bie  nad^  Sleg^pten,  Serien,  (Srie^enlanb, 
SRorea,  Aanbia,  Sl^obus  unb  C^pern  abgefetzt  mürben, 
toas  freilid^  gegenfiber  ben  60000  Stüd  Sar (Renten,  bie 
Ulm  ift^Iid^  na^  gfranifurt  u.f.n>.  fd^idte,  menig  jubebeuten 
^tte.    Qfreilid^  mürbe   es   fd^on  feit  bem  3<(^c  1350  Senebig 


~    298    - 

immer  f(^n>er(r,  feine  SRac^iftellung  }u  (e^upten.  Der  Arieg 
mit  Ungarn  brad^te  il^m  im  3o$re  1358  ben  Serluft  oon 
3) ol motten,  bos  oIs  popfili^es  £e^n  an  Ungarn  Aber« 
gieng,  fo  bog  fi(§  Senebtg  im  Sunbe  mit  Sried^enlanb  unb 
ftonftantinopel  gegen  ben  $apft  toanbte,  unb  ab  im  3a^re 
1433  bie  alten  Iroatifc^en  Dqnaften  oon  Dalmatien  ous* 
ftorben,  mad^te  Ungarn  erneut  (Erbanfprfic^e  geltenb,  Us  eine 
Teilung  ben  Streit  beenbete. 

Seither  bilbete  ber  Sefi^  bes  ßerjogtums  gf  1 1  a  u  I 
mit  Ubine,  GSrj  unb  (Srabisla  famt  bem  £anbe 
am  3fonp  unb  Xagliamento,  mit  ber  Serjonerllaufe,  ber 
fjflitfc^erllaufe  unb  bem  $affe  oon  Xolnino  ben  eioigen 
3anfopfeI  jtoil^en  Ungarn  unbSenebig.  Xxis  £anb  loar 
im  3a^re  1077,  bem  Sa^re  oon  Sanoffa,  oon  Aaifer  g^in« 
ri<^  IV.  3um  Verger  9{om9  bem  Matriarchat  oon  Squileja 
jugemiefen  oorben,  bas  nur  longfam  feine  Siedete  an  9lom  ab« 
trat,  bis  1421  S3enebig  |i(^  ber  gerjogsre^te  in  9<i<>ul  be^ 
mäddtigte  unb  baburt^  bie  6t5bte  (Senua  unb  9Rai(anb  aufs 
f(§arffte  bebröngte,  inbem  es  bas  (geleite  nac^  Aonftantinopel 
an  fi«^  rig.  1431  erflStte  bie  C&bi^Hinenpartei  ber  Sisconti 
oon  SRailanb  mit  $ilfe  ber  gfelb^auptleute  ober  condottieri 
Sfranj  Sforja  unb  SRifolaus  ^icdnino  ben  Arieg  an  Sene* 
big  unb  bejiegte  bie  ^oflotte  ber  Senejianer,  aber  bie  Se* 
nejianer  fd^Iugen  bie  C5enuefen  an  berÄfifte  oon  fiigurien 
unb  1441  mugte  SRailanb  bie  ganse  fiombarbei,  oor  allem 
Srescia,  an  Senebig  abtreten,  mie  audb  nad^  bem  SrI5f<^n 
ber  Sisconti  ber  ^erjog  Sforja  oon  SRailanb  1454  C  r  e  m  a 
an  bie  Senejtaner  oerlor.  Die  SBelfen  bitten  enbgiltig  ge« 
fiegt;  Deutf^Ianbs  Serle^r  mit  Z^aMtn  fc^mol]  jufammen, 
laufte  es  bo<^  nur  menig  me^r  in  biefem  fianbe,  toar  bo((  feine 
^anbelsbilanj  mit  ^ialitn  eine  berart  aftioe  geoorben,  bog  bie 
Italiener  ft^  bem  beutf^en  3o<^e  nid^t  me§r  ffigten,  fonbem 
3talien  für  bie  3taliener  beanfpruc^ten  unb  ber  beuif^en  Hus* 
fubr  S^mierigfeiten  bereiteten. 

h.  :Deutf(^Ianb$  june^menbet  9)erle(r  mit  3ron!cei<(. 

Bar  (o  bie  Slusfu^r  Deutf(^Ianbs  na^  Stalten  feit  1400 

fe^r  f^ioierig  geoorben,   fo   ftrebten   bie   beutf^en   ftaufleute, 

um   fid^   ben   Vbfa^  i^rer  (Er^eugniffe  }u  erhalten,  fi^  onbere 

£änber   ju   öffnen       6o   lam   es,   bog   bie   Deuifd^en    oor 


j 


—     299     -- 

ollem  in  ^tanUtii^  m  bie  6tene  ber  fiombarben 
traten.  SRon  rfl^te  oon  i^nen,  fie  feien  in  ^onbetefo^en 
bie  rebli(^[te  unb  oufric^tiflfie  Station  bet  SBelt,  fie  oerneiftem 
ni(6i0  unb  ftellen  but^aus  bet  Silligfeit  entfprei^enbe  Vreife, 
fo  baj^  ber  ilfiufer  ni^t  fibemommen  toerbe  loie  bei  ben  fiom* 
toben,  unb  es  gelang  i^nen  babur<$  in  bet  X^t,  fi<^  ben 
fianiSfif^en  9RatIt  geraume  3<U  offen  gu  (alten.  (Erft  ab 
bie  Deutfil^en  feit  bem  3a(re  1600  etwa  biefe  (Brunbfe^e 
ebenfads  oerliegen,  gieng  au^  i^r  ^anbel  rafd^  ju  Srunbe. 
60  ftanb  3)eutf4Ionb  um  bas  Sol^r  1500  auf  ber  $5^ 
feiner  toirlf^ftli^en  (Entvidlung.  Wie  3^Ug^noffen  rfi^mten 
feinen  9{eid^tum  an  Qbelmetallen  unb  meinten,  Stobte  mie  S  e* 
nebig,  ®enua,gIoren3  unb  9leapel  l^aben  mo^I  groge  Sor« 
jfige,  aber  fo  }ierlid^  unb  angenehm  nie  bie  beutfd^en  6tSbte 
feien  fie  ni^t  eingerii^tet.  ft  5 1  n  f ei  bie  prS^tigf te  6tabt  Deutf^- 
lanbs,  Srfigge  ber  aSarenl^anbetemittelpunlt  bes  Sbenblanbs, 
Strasburg  bos  beutf^e  Senebig,  Vugsbu  rg  bie  reic^fte 
6tabt  ber  SBelt  unb  ber  SBec^sIerpIa^  ffir  ganj  (Euro)Ki,  Dan« 
3 ig  fei  fo  mic^tig,  bog  es  50,000  fianbsine^te  (alte  unb  fifi- 
bed  fo  bebeutenb,  bog  fein  SBinI  bas  e^idfal  oon  7>ant' 
marl,  Sd^meben  unb  9lorwegen  beftimme,  unb  toenn  aud^ 
£fineburgs  Sal}^  anbei  allmi(li((  3erfaIIe,  fo  jeien  baffir 
(Erfurt  unb  9 ran Ifurt  a.  9R.  bie  Slustauf^plä^e  3ioif((en 
Storb  unb  6flb. 

Sine  groj^e  Sebeutung  bei  ber  Husfu^r  ber  Deutfc^en 
na^  9^anlrei((  fpielte  bie  Xusfu(r  oon  (Ebelmetallen. 
6eit  bem  3a(re  1400  nmr  ber  8  e  r  g  b  a  u  oon 
Sa^fen^SReigen,  Oefterreid^  unb  SBö(men  ber  ent* 
»ideUfte  ber  ganjen  SBelt  unb  bie  beutf^en  Sergleute  maren  fo 
gefugt,  bag  1452  Snglanb  fold^e  fommen  lieg,  um  in  Sc^ott- 
Ianb  na((  (Erj  ju  graben.  Sieben  ben  alten  bö(mifd^en  (Siu* 
ben  lieferten  bie  Sergioeife  bes  Stamelsbergs  in  Sad^fen 
unb  oon  S reib erg  in  SReigen,  oon  Sull^urn  unb  im 
(Erzgebirge  unerf4öpfli((  erf((einenbe  S^a^e  oon  ®oIb  unb 
6ilber,  »ieau^  in  befterrei((  am  3nn,  in  Steiermarl 
3U  Sns  unb  6t.  £eon(arb  unb  in  Ungarn  gu  (£remnt^ 
nie  ous  ben  griuten  bes  9{(ein$  Unmengen  oon  (5oIbftaub 
geoNifi^en  mürben.  3n  S  5  (  m  e  n  Q)uf((  man  (Bolbförner  aus 
ben  Slfiffen  ber   Zaboriten    nie  mon  bort  (Eifen,  SR ef fing 


—     300     — 

unb  itupfer  in  SRenge  oiBouie.  Der  9lei<|1uin  Deutfi^Ianbs 
an  aRelonj<^o|en  mot  fo  grog ,  bo^  in  gftanfrei^  bie  beuif^n 
Dorlei^er  bie  £ombatben  oollig  ous  bem  gelbe  gef^Iagen  Rotten. 
Deutf<|e  Wt^iltx  »o^nten  in  foft  aHen  franjSfif^en  6t8bten 
unb  naren  boit  fe^r  beliebt ,  Q>eU  fie  nur  6  bis  8  o.  $.  ob 
üufgelb  nannten ,  »o^renb  bie  fiombarben  [eit^r  50  bis  100 
0.  $.  oetlangt  galten.  So  wax  es  fein  SBunbec ,  mtnn  gonj 
Stalien,  gfconfreid^,  Sponien  unb  Snglonb  i(r  6ilbet 
auf  bem  9Bege  fiber  bie  9tieberlanbe,  Dinentaif  ober 
Slormegen  bur<^  bie  Vermittlung  ber  $an[eoien  aus  Ober* 
beutf(^Ianb  betamen. 

6el^en  nir  no^  biefer  Ueberfid^t  fiber  biepoIitifi^enS^ 
eigniffe  bes  15.  3o^^9unbcrts  nad^  ber  eigentlidden  ßonbels* 
läge,  fo  ooKjog  ]i^  ber  ffibbeutf<!^e  (Brog^nbel  ber  ßtü 
von  1400—1500  in  erfter  £inie  in  ben  4  6täbten  SranI« 
fürt,  Ütfirnberg,  SCugsburg  unb  Ulm.  Sf^^^ntfurt  oer« 
bantte  feine  JBebeutung  feiner  £age  im  SRittelpunhe  smtR^n 
ben  Slieberlanben  unb  ben  Donaulinbern,  ioeI<^  es 
3Utn  bebeutenbften  SRarltpIa^  bes  übenblanbs  moi^te. 
Sranlfurts  Sinmo^ner  waren  benn  au<^  beftrebt,  btefe 
gflnftige  £age  t^unli^ft  oorteil^aft  aussunflt|en,  unb  fo  gaben 
bie  granlfurter  SRarlteinric^tungen  manigfad^en  Knlaj^  gu 
Sefc^merben.  gfranlfurt  b^tte  5.  S.  im  Sabre  1420  eine  neue 
fe^r  löftige  3Rar  tto  rb  n  u  ng  ffir  bie  Un  t  erlauf  el  erlaffen,  loel^e 
bie  etäbte  regelmogig  mit  auf  bie  SReffe  f^idten.  Ulm  ftellte 
bes^alb  namens  bes  S^toabif^en  Sunbs  ben  Kntrag,  biefe  Orb* 
nung  absufc^affen.  3m  Z^^xt  1440  mürbe  femer  bei  Sis* 
lingen  im  grilst^ale  ber  Ulmer  SBarenjug,  ber  oon  Qh^mlfurt 
lam,  bur«^  ben  iRitter  6et)frieb  oon  3in^n^'i>  befd^Iagna^t 
mie  au(^  S^i^^n<^  oon  3tn^n|arbt  oon  ftIein«SisIingen  einen 
pipftli(^en  (Sefanbten  gefangen  no^  6teined  im  ^agelfpieg 
gebra<|t  (atte  unb  il^n  erft  freilieg,  nac^bem  SBirtemberg 
bies  befahl. 

Der  SDSeg  ber  Ulmer  ftauflcute,  wdift  bie  gronl« 
furter  SReffe  regelmäßig  befui^ten.  gieng  auf  ber  ^iti^ixajjit 
fiber  (Geislingen,  Göppingen  unb  Solingen  bur^  bos 
SRedart^al  na^  ^eilbronn  unb  ber  $f alj,  m&^nb  bie 
9lugsburger  über  3usmars^auf en,  Surgau,  ftn9' 


-    301    — 

rttisen,  (Bfinjbutg,  fieip^eim,  fiangenau  unb  9Be{« 
benftetten  mit  Umgebung  Ubnsna^  (Seislingert,  Sfigen, 
Göppingen,  Sj^Iingen,  (Eannftott,  Keperg,  Sietig^eim,  83it' 
nig^im,  Sroden^eim,  6tetten,  Kei^n,  SngeliM!^  unb  SBiesIo^ 
na^  ßeibelberg,  SBeht^im,  Sene^eim  unb  3®ingenb€rg 
unb  über  Damfiobt  na^  Sranffurl  teiften.  6ie  mS^Ikn 
biefen  9B(g  (talt  bes  SBegs  burcb  bos  Xaubert^al,  mll  fie 
unier  ilBnig  SBenjel  bei  Zauberbifc^of steint  namens  bes 
9{ei^s  no^eju  gtpfSnbet  werben  »Sren,  ab  fie  ]iäf  meigerten, 
bte  bem  9lei^  auf  (Brunb  bes  Keic^gefe^es  betr.  Ueberno^me 
ber  Sttbenf^ulben  fc^ulbig  geworbene  Sbßfungsfumme  ffir  bte 
Vugsburger  Subenf^ulbner  ju  }aQIen.  9Iur  mit  ÜRfl^e  ^tte 
unter  $roteft  bes  iRei^s  ber  (Ersbifi^of  oon  SRainj  bie 
^f&nbung  oer^inbert  unb  als  (Beleits^rr  bas  SCugsburger  (gut 
bis  Dintelsbfl^I  gebraut,  fo  bag  bas  9lei4  bos  9la<^fe(en 
^e. 

aber  auc^  Sranffurl  fpfirie  feit  1400  ben  SBettbeiDerb 
onberer  aRirfte  unb  bie  Ueberffi^rung  ber  aRorfte  mit  (Bemetbe» 
erseugniffen  immer  empfinblii^er  unb  es  fuc^te  fi<^  babur^  ju 
^Ifen,  bag  es  bie  X)auer  feiner  SReffen  oerl&ngerte.  !Die  gfranl« 
furter  SReffen  bauerten  feit  bem  3a(re  1400  immer  länger,  fo 
bog  ben  3a(tmfiriten  anberer  StSbte  baburd^  groger  Sd^aben 
entftanb.  Jlbnig  SBenael  befc^rBnlte  bes^Ib  bie  3eit  ber  Sfranff urter 
aReffe  buri^  ein  befonberes  (5efe^  9lo^  im  3a^re  1519  galt  bie 
granifurter  aReffe  in  ganj  ^xanlitii)  als  bebeutenbfter  Stapel« 
pb^  nicbt  nur  Sermaniens,  fonDem  ber  ganjen  Crbe,  meil  f^itt 
bie  jtaufleute  aller  bebeutenben  $Ia^e  jufammenftrSmten  }um 
Xustaufd^e  i^rer  Srseugniffe. 

3m  Z^xt  1415  ^alte  U I  m  eine  jmeite  9lei<^smeffe,  im 
3a^re  1424  91  fi  r  n  b  e  r  g  eine  fold^e  eingeri^tet  unb  ba  ge« 
rabe  bie  Aaufleute  oon  9lfirnberg,  Augsburg  unb  Ulm 
bie  ^aupflfiufer  in  Shtanifurt  maren,  fa^  man  biefe  neuen  aReffen 
in  gfran^nrt  fe^r  f(^eel  an.  Steiften  im  3a§re  1428  Die  Sugs« 
burger  über  Sinsl^eim  nai^  grranifurt,  fo  nahmen  fie  1466 
ben  aOeg  na<^  granlfurt  Aber  Ulm  unb  reiften  oon  bort  im 
Ulmer  Geleite  bisCBbppingen,  mo  basmirtembergif^e 
Geleite  begann.  3eber  (Beleitstne^t  erhielt  babei  12  bo^mif^e 
Srofi^  unb  es  gefci^o^  biefer  Ummeg,  meil  fi^  bie  Slugsburger  auf 
bem  9Bege  bur^  bas  Zaubertet  btesmal  oor  Saqern  nic^t  fi^er 


—    302    — 

ffl^Iten,  mit  bem  bie  Stabt  in  gfe^be  lag.  Xu^  bie  Kfitnbetger 
maren  auf  bem  SBege  but^  bos  SRoint^l  monnigfml^en  lieber« 
fäHen  ausgefe^  loie  g.  8.  ber  Kittet  ®ö|  oonSerli^ingen 
auf  bem  Slaine  bie  91  firnb erger  Griffe  toegna^m,  ab 
er  Streit  mit  9lürnberg  ^atte,  unb  bie  ftauf ieute  gefangen  fe^te, 
bis  man  i|n  befriebigte.  ^m  So^re  1461  ^en  ferner  au^ 
bie  Aaufleute  von  Sachen  oom  ^ergog  Kuiire^t  einen  Se» 
leitsbrief  na<^  gfranifurt  er^Iien. 

Son  ben  oberbeutfc^en  Stfibten  »ar  ffir  ben 
^anbelsoerle^r  ber  3^it  feit  1400  loeiter  Don  Selang  bie  91  ei (^ 9* 
meffe  von  Slörblingen.  6ie  n>urbe  namentli^  att<$  oon 
ben  Ulme rn  lebhaft  befugt.  Ulm  beforgte  bosSeleite 
na<^  biefer  9Ref{e  unb  bie  9l3rblinger  9Re{fe  mar  ber  allgemeine 
Ulmer  Slbre^nungstermin.  Den  feftli^en  Wittelimnft 
bie|er  IDleffen  bilbeten  bie  9lörblinger  91  e  n  n  e  n,  bei  benen  ber 
Sieger  ein  6tfid  6<^arla(|tu<^  geuMinn.  Die  Strafe  au(^ 
na^  bie  [er  9Re|fe  mar  fibrigens  ebenfalb  mannigfach  gefü^bct. 
6o  mürben  im  Saläre  1423  im  91  i  e  0  einige  6ilberf(^mteb e 
aus  Slugsburg  beraubt,  bie  i^re  (Ergeugniffe  na<^  9l9rbUngen 
auf  bie  9Reffe  bringen  moKten.  Der  SBeg  ffl^rte  Aber  bie 
ulmifc^n,  frfl^r  ^Ifen|leinif<^en  3onftitten  ^o^enmem* 
mingen  unb  ^eiben^eim  nad^  bem  Valbu^  unb  meiter 
fiber  Dif^ingen  unb  jteffingen  na^  9t9rblingen.  8on 
91örbltngen  reifte  man  bann  Aber  Oettingen,  Jtno|a, 
®un2en^au|en,  9Baf[ei§etm  unb6^maba(^  na4  9lfirn* 
berg.  Die  £  a  g  e  9lflmbergs  mar  ffir  ben  ^anbekoerle^  f^r 
geeignet.  92a^  aHen  9{id^tungen  gtengen  oon  |ier  Stragenjuge. 
lieber  9{9tenba^ ,  Slllersberg ,  Seiingries ,  9leuftaM ,  $f^en« 
Raufen  unb  SBeinmii^ei  lam  man  oon  (ier  nai|  £anbs^ut 
unb  oon  ba  über  9leumarlt,  6(§arbing,  Oeting,  ßo^nrot,  8urg« 
^ufen,  Silj^ut  unb  £auffen  nai)  Salgburg.  Ueber  Vlkn« 
fürt,  9{eumarft ,  Sasberg ,  fiaburg ,  (Ettecs^ufen  gieng  es  na^ 
Kegensburg,  Sarbing  unb  Straubing,  SISttling,  £)fter* 
^ofen,  SiljHen ,  ^alfau,  aBeigenlir^en  unb  fiin}.  Heber 
(Erlangen,  Saiersborf,  gforil^eim,  ^irf^^eibe,  3Im<n<nt 
unb  Smftabt  nac^  Scfurt,  Sangers^ufen ,  9RannsfeIb,  6lo^ 
fürt  unb  9Ragbeburg;  fiber  Sriangen ,  Sor^^im,  8  am« 
berg,  Aoburg,  Salfelb,  9luboIftabt,  9Iu^(a,  3ena, 
9Iaumburg,   SBei^enfels  unb  £fi^en  m^  ^tipii^;   fiber 


—     303     ~ 

(Ef^iiau,  (SrSfenberg,  Sernfels,  Saqteul^,  Semedf  ^of, 
ißlauen,  3^i<'AU,  (El^emni|  unbSf^^i^^'fi  nac^  X)resben; 
über  Stlangeiif  Saier»borf,  gfor^^im,  Somberg,  (Ebera^  unb 
gSm^ilb  nQ<^  SReiningen,  SBajungen,  6u(I  unb  9{oten« 
buig  na^  iloffel;  fibei  Sfirtl^,  Smsfir^,  SReuftobt,  Sibe« 
ra^  unb  Ailingen  nod^  SBfiisburg,  fiongenfelb,  9 {Raffen« 
bürg,  Stoditobt,  6eligen{tabt  unb  gfranff  urt  o.  SR.  lieber 
SfOrl^,  fiangenjenn,  gorbac^,  SBins^im,  Sibra  unb  Slergent« 
^etm,  S^nmigern,  Serlin,  9{otenburg,  S^aflang,  SRosbo^, 
unb  9ledargmfinD  na(b  ^etbelberg,  Speyer  unb  SBorms; 
fiber  6<^n)abo$,  Si4l^nba$y  DinteUbfi^I,  Sllvongen, 
®mfinb,  €((ornborf,  Cannftatt,  Di^ingen,  9Belffa4  n(u|^ 
aBormsberg,  ^forj^eim,  9{a|tatt,  fii^tenau  unb  Strag* 
bürg;  fiber  Sud^,  Xennelobe,  Saierborf  na^  gfor^^etm, 
$^xx\äf^th,  Bamberg,  9latteI$borf,  Aaltenbrunn,  iloburg,  (Eis* 
felb,  Sngelftetn,  jur  grauen  auf  bem  SBoIb,  3Inienau,  Slmftabt, 
(Erfurt,  SBeigenfee,  Ainbibrud,  Sangers^ufen ,  SRannsfelb, 
Srmersleben  unb  ßalberftobt  na^  Sraunf^meig. 

Zro^bem  (atte  Mmbergs  Serle^r  mit  bem  3a§re  1400  eben- 
falls leinen  $ö^epunlt  eneic^t.  Sein  Serlebr  litt  namentli^ 
baburd^,  bag  oon  Senebig  aus  fiber  Xu gs bürg  eine  unmit« 
telbore  SBerle^rsftra^e  na<^  bem  Xo überträfe  eingerichtet  ourbe, 
bur^  meU^e  ber  Serle^r  fiber  Stumberg  febr  notlitt.  Die  golge 
biefes  Straßenbaus  mar  eine  june^menbe  Serfeinbung  jioifi^en 
Kfimberg  unb  ber  6tabt  Siot^enburg  an  ber  Xauber,  fo 
bag  im  3^^<  1^08  eine  gfe^be  imi\^tn  ber  Surggrofjd^aft 
Nürnberg  unb  ber  Stabt  9{otbenburg  ausbra^,  bei  melc^er  bie 
Keicisftabt  Sugsburg  9lfimberg  mit  2  Stfiden  unb  80  $aden- 
fc^fi^en  }u  ^ilfe  lam.  Stfimbergs  C&eoerbe  beftanb  oor  allem 
in  ^u Omaren,  5t unft fachen  unb  anberen  Ileinen  (Begem 
ftanben;  eine  SSeberftabt  mie  Ulm  unb  Vugsburg  nar  es 
nie,  etft  1488  begann  es  megen  feines  iRfidgangs,  SBeber  aus 
Sd^maben  aufjunelmen  unb  ebenfalls  SaummoIIweberet 
ju  treiben.  Doffir  gab  es  aber  bort  bie  beften  9Rat(ema« 
tiler,  ®eograp^en,  Sri^itelten,  Silb^auer,  TOaler, 
SWuIlter,  ftupferfted^er,  SRobelleure,  »offierer, 
Steinf^neiber,  Crgelma^er,  3nftrumentenma4^er, 
Dreilsler,  SKebailleure,  3ifeleure,  SRec^aniler  unb 
anbere  Aunftarbeiter.      $ier   fertigte   man    im   Sa^re    1^30 


I 
L 


-     304    — 

bie  elften  9Binb&fl4fen  unb  erfonb  bie  etfteti  U^ren  unb 
bte  6tabt  beförberte  biefe  (EnttDicflung  bur4  Bffentli^e  Unter* 
ftfl^unsen  unb  Vnftolten. 

Wu<^  in  9lfimbecg  fpielten  feft  bem  3a^e  1400  mit  ber 
Sune^menben  ®efo^t  ber  gro^l^nblerif^n  Unternehmungen  bie 
^onbelsgelellfd^Qften  eine  fteigenbe  Sebeutung.  60  trieb 
im 3o^re  1428 bie ffiefellfd^aft  bes  ®eorg  6t romer  einen  ^onbel 
bis  nad^  D&nemarl  unb  im  ^al^xt  1430  baute  bie  Stobt  aus 
5ffentli(^en  SRitteln  ein  grojses  (Bewanb^aus,  b.  §.  ein  SBon* 
tuf^loger^us  mit  eigener  £)rbnung ,  um  bem  aßoIQu^^bel 
aufjubelten.  3m  3a^re  1434  befreite  ftaifer  6igmunb  bie  ftauf* 
leute  9on  Slflmberg  oon  febem  Gtragensvang,  fo  bog  es 
i^nen  überall  freiftanb,  benjenigen  9Beg  einjuf^Iagen,  ber  i^nen 
beliebte,  unb  im  3<4re  1409  gab  Staifer  aRoximilian  ber  6tabt 
bie  (Erlaubnis,  gefSl^rlu^e  gfeinbe  als  £anbfriebensft3rer 
5u  beftrafen.  SebenfaKs  mar  aber  bie  Stabt  9lflmberg  feit  1400 
neben  A  0 1  n  bie  oorne^m|te  6tabt  Deutfi^Ianbs.  Sis  na<^ 
Königsberg  hinauf  galt  9tflmberg  ab  ber  Slittelpuntt 
(Europas  unb  bie  $ra(^t  unb  ber  9{ei(^tum  ber  Slflmberger 
^anbels^nen  bilbeten  bas  (Erftaunen  ber  SBelt.  X)er  $apft 
erllarte,  ber  Aönig  oon  6<^ottIanb  mac^e  lein  |oI^  ^aus 
mie  man^er  oornel^me  Slflmberger  Sflrger,  beren  ßiufer  iionigs« 
palaften  glei<|en  unb  beren  (&oIb«  unbSilbergertite  alles 
anbere  an  ^rai^t  fibertreffe.  Die  Serfaffung  9Ifimbergsmar 
berjenigen  von  Senebig  na(|gebilbet.  Vud^  Oefterreic^  be* 
ftStigte  9lfimberg  feit  1400  bie  alten  ^rioilegien  unb  im  3a|re 
1424  erhielt  bie  Stabt  bei  ber  ^eiltumsoormeifungp  b.  ^ 
bei  ber  Sormeifung  ber  9tei<^sreliquien ,  eine  neue  9leid^s< 
meffe  oon  24  Zagen ,  bie  es  mit  groger  Sf^ierli^Ieit  belannt 
machte  unb  über  meldte  jebermann  3on*  unb  Seleitsfrei« 
^eit  na^  ber  6tabt  genog.  Die  6t&bte  gftanlfurt  unb  9l9r)N 
lingen  ffird^teten  oon  biefer  aReffe  ein  9lotIeiben  ibrer  eigenen 
aReffen  unb  mirften  bei  $ofe  bo^in ,  bag  Slfirnberg  fein  ^[Moi* 
leg  mteber  oerliere ,  ol^ne  inbes  bamit  (Erfolg  ju  (oben.  3m 
(Begenteif  manbte  Aaifer  6igmunb  9lfimberg  im  3o^  1431 
bas  meitere  ^rioileg  ju ,  bag  bie  aiümberger  aReffebefuc^r 
freies  (Beleite  ^en  follten,  am^  menn  fie  in  ber  9Iei(^ 
a^t  maren. 

Diefe  }une^menbe  Serle^rsentmidflungburt^Dberbeutf^ 


^     305     -- 

lanb  butc^  Serbeffet ung  ber  £anbtoege  unb  3on^etab" 
fe^ngen  ber  oberbeutf<|en  SBofferftrogen  j^abete  feit  bem  3<t^<^ 
1400  ben  $anfeftabten  in  ganj  er^ebli^em  Grabe.  3mmer 
moffen^fler gelangten  allmS^Ii^  bieSeoanteiooren  enta)eber 
burd^  9{uglanb  unb  $oIen  auf  bem  fianbioege  unb  ben 
gfififfen  ober  auf  ben  oenetif(^en,  genuefifc^en,  pifani« 
f^en  unb  florentiuifd^en  (Baleeren  na((  Srflgge  unb 
üntmerpen  unb  bann  auf  gerabem  SBege  auf  bem  SR^etne 
nac^  A5In  unb  £)berbeutf(^Ianb  ftatt  na(^  Hamburg  unb 
fifibed,  fo  bag  bte  Jtaufleute  aus  £)berbeu<f(^Ianb  aUmä^Ii(^ 
bie  ^anfeaten  in  ben  9tieberlanben  oerbrängten.  60  erhielt 
nomentli^  9Ifirnberg  feit  1400  ju  ben  alten  gftei^eiten  in 
Srfigge,  Sntoerpen,  gfl^^^^^^n  unb  Srabant  neue  ißti, 
oilegten,  im  3o^re  1436  f^Iog  9lärnberg  einen  ^anbelsoerlrag 
mit  bem  ^erjogtum  (Eleoe  unb  bie  (Erbitterung  ber  Raufen 
gegen  Slflmberg  n>u^0  babur<^  berart,  bog  bie  ^anfen  im  Z^f^xt 
1447  beftimmten,  lein  Cnglänber,  ^oll&nber,  Seelanber, 
glamlänber  ober  92ilrnberger  folle  Iflnftig  me^r  bur<^  fieben« 
iS^rigen  Hufentl^alt  in  einer  g^^nfeftabt  bie  ^anfeprioilegien  er« 
merben,  Q)as  1449  beftatigt  tourbe.  9Bie  bebeutfam  biefe  6tel« 
lung  9lflrnberg$  oar,  ge^t  baraus  ^eroor^  bag  im  3^^^^  ^^^7  bie 
6täbt  5tonftan}  ben  ftaifer  Sigmunb  bat,  enta>eber  mit  bie 
Oefterlinge  in  gflanbern  in  ber  ganfa  fein  }u  bfirfen 
ober  loenigftens  i|nen  bort  bie  Siechte  oon  Aoln  unb  9lürn« 
berg  einguräumen,  was  ber  Jlaifer  aber  entf^ieben  abf(^Iug. 

fßi^tig  mar  9lfirnberg  oor  allem  für  bie  3taliener  unb  Sc^oaben 
ab  aRittelpunlt  fflr  bie  Steife  na^  ber  Oberpfal},  So^men 
unb  6 (Rieften.  Der  SBerlebr  5n)if(^en  Ulm  unb  9lärnberg 
oar  feit  1400  fe^r  rege;  bie  3ntereffen  9lfirnbergs^  Ulms 
unbSugsburgs  mürben  immer  me^r  biefelben;  bennin9{urn« 
berg,  9l5rblingen  unb  Sinleldbfl^I  lauften  namentlich 
bie  lUmer  SDlerjIer  i|re  gfettmaren  ein,  m&^renb  bie  Ulmer 
ftaufteute  Slfirnberg  mit  Safran  oerforgten,  freiließ  manchmal 
fo  fi^Ie^t,  bog  er  oon  ber  Safranf^au  in  Slürnberg  oerbrannt 
mürbe.  Ss  fanb  ein  lebhafter  JSerle^r  mit  9lürnberger  unb 
Ulmer  ®ut  bur(^  bas  Slfag  nac^  gfranlreii^  ftatt,  ber  feit 
1515  burd^  Sef<^Iagna|men  notlitt,  bie  erfolgten,  meil  man  ba« 
rin  eine  Segilnftigung  bes  franjöftfc^en  (Begners  fa^.    !(u^  bie 

^Reffen  oon  (Erfurt  unb  fieipjig  befu(^ten  bie  Ulmer  ge« 

20 


—    306     — 

meinfom  mit  ben  9lflmbeigem,  Ssnqetn  unb  onberen  fübbetd* 
|(^en  Aaufleuten,  wtil  bei  (Beleitft^u^  bur(^  ben  Ü^üttngex 
äBalb  na^  fieipsig  ufto.  babur^  billiger  lam. 

Ulm  jtanb  feit  1400  nie  iRiimberg  auf  bem  dS^unSe 
[einer  TOo^t.  3n  ben  3a^ren  1398  unb  1401  ^e  bos  Ket^ 
ber  6tabt  i(r  [eiteriges  ^rioileg,  5 aller  mit ftreus unb $onb 
3U  f^Iagen,  auf  10  3a^re  oerifingert,  unb  feit  1404  butfte  Ulm 
au<^  3w^i^nerftfid(e  ober  Pfennige  fi^Iagen  unb  fein  ^anbel 
gieng  nad^  allen  9{i<|tungen.  Son  9{^einftäbten  befuc^ten 
bie  Ulmer  namentli^  6  p  e  i  e  r,  9B  o  r  m  9  unb  SRaing,  mte 
3..S.  im  3a^re  1415  bie  Stobt  Strasburg  in  einer  Streit« 
fa(^e  einiger  ilaufleute  oon  Ulm  gegen  biefe  brei  Stfibte  ab 
Sd^iebsri^ter  t^&tig  mar.  Den  9Beg  ba^in  nai^men  fie  Aber 
Sannftatt,  Sradenl^eim  unb  bas  3<^^<Y9'i^  ^^  3^< 
1417  er^ö^te  9Birtemberg  bas  Sraden^eimer  CSeleit« 
gelb  na<|  Speier  unb  bas  Ulmer  9littgelb,  bas  ber  SUA  ben 
SRetigern  fQr  bie  Sriefbeförberung  beja^Ite,  betrug  f&r  2  ^ferbe 
1  Ungargulben,  na(§  Speier  ober  Strasburg  1  ^funb 
Pfennige  ober  ffir  3  ^ferbe  1  1%  (Bulben.  Da  bie  Sd^maben 
Riebet  mannigfa^  ben  ^f orj^e im e r  3on  abfuhren,  enoirlte 
Saben  bas  9led^t,  aud^  in  biefem  gfalle  ben  Soll  ju  erl^n. 

Die  ^o^en  Ro]Un  ffir  351  le  unb  (geleitg eiber  bilbeten 
flberl^oupt  $anb  in  gonb  mit  bem  9lfid(gang  ber  (Bef^ftsgeminne 
bur^  bie  fteigenbe  aRarttflberfü^rung  mit  gemerbli^n  Crgeug« 
niffen  bie  ft&nbige  ftlage  ber  bamaligen  Aaufmannfi^  unb  ftei* 
genbe  (Einf^rönlungen  im  Serle^rsleben  maren  bie  gfolge  baoon. 
So  faxten  im  3a^re  1429  bie  fi^oiabif^en  StAbte  in  Aon* 
[tanj  unter  Ulms  fieitung  ben  Sej^Iug,  allen  Aaufleuten  ben 
Sefu<^  ber  gfranifurter  SReffe  auger^alb  ber  SRej^jett 
ju  oerbieten.  9liemanb  follte  fiber  einen  SRonat  oor^r  in  gfranf« 
fürt  ober  10  SReilen  barum  ^erum  $anbelsgef(|fifte  abf^Iiegen. 
fteine  ScSfiunitxt,  bie  auf  bie  SReffe  fällig  maren,  burften  o^e 
SBillen  bes  9lots  gemalt  merben  unb  (ein  Stufen  bur^  bSIbere 
3(i^Iung  erjielt  merben.  Jtein  sfinftiger  itaufmann  burfte  auf 
gemeinf^aftlic^e  (Befa^r  mit  einem  anbern  SBaren  auf  bie  9Reffe 
na(^  Sranifurt  ffi^ren.  9lur  fianbfa^rer  (Sibenteurer ,  SBanber« 
lager),  bie  eigene  SBaren  na^  Ulm  brad^ten ,  maren  ausgenom* 
men  unb  bie  Spene  foltte  fo  lange  gelten,  bis  fie  oom  Sunbe 
miberrufen  mürbe.    SRe^rere  Ulmer  Sflrger,  bie  gemeinfame  (B^ 


—     307     — 

f<j^Sfte  mit  fjfranifurtei  Aaufleuten  ma^hn ,  erllSrten  borouf,  (ie 
loerben  i^r  Sttrgerre^t  ffinben,  toorouf  i^nen  ber  9lat  mit  Slus« 
fd^Iug  aus  bem  Sunbesgebiet  brol^te.  ^m  ^a^xe  1490  oerocD* 
neten  bie  Ulmer  Sfinf Irenen,  bie  fiabtif^en  Seleitsreiter  na^  gh^onN 
fürt  f ollen  Iflnftig  ffiri^r  eigen  (Selb  jel^renunb  ber  Stabtpfleger 
bann  in  (Segentoart  bes  (Begenf(^reibers  barfiber  9le(^nung  ob* 
legen,  ^m  3a^re  1492  befugten  bieSlugsburger  gemeinfom 
mit  ben  Ulmer  Aaufleuten  bie  gf^anffurter  gfoftenmeFfe  unb 
lauften  jufammen  ffir  30,000  (Bulben  iBoren  ein ,  flagten  ober 
bitter  barfiber,  bog  eine  Verlegung  biefer  SRelfen  ftottgefunben 
^obe. 

Ulm  foufte  in  (Jftonifurt  nomentlii^  9lieberlanber 
SBoIIftoffe,  Slrrostü^er  unb  ^olbfeiben* 
3  e  u  g  e ,  fogenonnte  gforftote  unb  Surf^ote,  bie  bonn  uon 
Ulm  aus  no^  Oefterrei^  »eiteroertouft  mürben.  Dafür 
brauten  fie  i^re  S Oriente  noc^  gfronlfurt.  6o  mürben  3.  8. 
1431  SBoIItfic^er  aus  Aoln,  ![Ra[tri^l  unb  ^a^tn  über 
Geislingen  no^  Ulm  geffi^rt  unb  bie  Ulmer  (5emanb> 
fc^au  l^otte  no^  jeber  gfronffurter  SRelfe  in  bie  Käufer  berCSe« 
vonbfd^neiber,  b.  ^.  Üud^ttetn^änbler,  3U  ge^en  unb  olles  Semanb 
in  Sesug  auf  (Befo^r  unb  Setrug  burc^  folf^e  £Snge  ober  breite, 
auf  bie  gforbe  ber  Stoffe  unb  bie  gfobenjo^I  3u  beji^tigen  unb 
falls  fie  ungere^tes  Xu^  fonb,  bofur  3U  forgen,  bog  foId)es 
meber  in  ber  6tabt  no(^  in  bes  SRots  ^enfd^oft  unb  ®ebiet  oer« 
lauft  mürbe. 

X)ie  aibfe^ung  jl9nig  äBenjels  oon  Sö^men  in  Deut{<|« 
lonb  mar  ein  Slfitf  englifc^er  SBelfenpoIitif  gemefen.  Se- 
nebig  unb  £onbon  Rotten  es  gemeinfom  ju  ftonbe  gebroc^t^ 
bog  ein  SRonn  00m  Z^rone  gefturst  mürbe ,  ber  bie  (^omilie 
Sisconti  unb  bie  SRoilänber  gfrei^eitsbeftrebungen  gegen 
9{om  unterftfl^t  ^otte,  ber  ben  guffiten  unb  3uben  3ur 
£osretgung  oon  9{om  bie  $onb  geboten  ^otte,  um  bie 
9Ra^l  bes  9{ei(^s  ber  Aird^e  gegenüber  3U  mo^ren.  Die  brei 
getftli^en  jlurffirjten  oon  aRoins,  Aöln  unb  Zrier  unb  ber 
$fol3graf  bei  JR^ein  Rotten  bas  Urteil  gemeinfom  oolljogen 
unb  es  mar  oufs  neue  Hoffnung  oor^onben,  ben  9{^einftrom 
mieber 3um freien  Dur^fu^roerle^csmege  oon  ber  Slbrio 
nQ<j^  gflonbern  unb  Snglonb   3U  mo^en.    Der  Srsbift^of 

oon  9Rain3,   ein  (Srof  oon  geffen^Sloffou,   moc   ber  Ur« 

20* 


—     308     — 

^6et  bieffs  Staateftrei^s.  (Et  ffaiit  mit  gilfe  bes  ^fal}« 
grafen  Slupre^t  betn  fronjofenfreunbli^en  ®iafen  oon  £etn« 
ingen  ben  SRatttjer  Stu^I  eitiri|fen  unb  tourbe  oIs  Si^fanjlec 
bes  neuen  ftonigs  SRupre^t,  bes  Vfaljgrofen  bei  9{^etn,  bet 
^erif^enbe  SRann  in  !Deutfd^lQnb.  SRilb,  einfic^tig,  t^ig  unb 
ooll  guten  äBillens,  aber  Iraftlos  max  iRupre^t  eine  sweifel^afte 
Srrungenl^aft  für  X)eutf4Ianb,  aber  ber  getoflnfi^te  310^  mürbe 
enei(^t.  Die  ^o^en  9{^e insolle,  meli^e  SBenjel  eingeführt 
^otte  unb  bie  ben  Sngifinbern  ein  f(^atfer  Dorn  im  Suge 
Q^areUp  fielen  erneut  unb  roenn  baburc^  au^  bie  Sleii^sfinonjen 
mieber  oor  ein  unfiberioinblic^es  Deficit  geftelU  »urben,  lonnte 
bo^  ber  englifc^e  Durd^ful^roerleQr  na^  Senebig  erneut  feine 
Strage  bur(^  bas  JR^eint^al  nel^men  unb  bie  6tapel^5u[er  ber 
Aurffirften  n)ieber  mit  S^a^en  fQUen.  9tupre^t  ^atte  fid^  in 
ber  SBaPopituIotion  i)erpfli(|ten  mfiffen,  alle  oon  äOBenjel  neu 
eingeführten  9{^ein}öIIe  abjufd^affen  unb  biefe  mie  bie  oon 
jlaifer  $tarl  IV.  unb  SBenjel  abgef^afften  35ne  ni^t  loieber 
einsufü^ren.  Dogegen  follten  fämtli(^e  7  Aurfürftentfimer,  anif 
935^  men  unb  S  rauben  bürg,  bas  9le<l^t  ^aben,  i^rerfeits 
o^ne  (Einfpnu^  bes  Sieit^s  na(^  Selieben  3311^  einjuffi^ren- 
60  war  bie  äRarfd^rii^tung  für  ben  neuen  beutf^en  ftonig  auf 
bem  u)i(^tigen  Sebfete  ber  3<>I(fl^f^^S^bung  genau  oorgejei^net. 
Das  ganje  iR^einlanb  unb  gfranfen  fielen  benn  ou<^  bem 
neuen  ftonig,  beffen  (Erhebung  ben  SSeltmittelpunft  oollenbs 
au^  no^  äußerlich  nad^  S^<tnlfurt  unb  $eibelberg  oer* 
legte,  [ofort  oollftanbig  3U,  namentlich  Speyer  unb  2Bflr 3* 
bürg  maren  einoerftanben ;  belam  boc^  ber  9Rain^anbeI  ba« 
bur(^  neue  Hoffnungen,  Si^mahtn  unb  £)e|terre{<j^  aber 
jögerten  unb  bie  Sauber  nörbli^  bes  SRains  ^ben  ben 
^faljer  ous  bem  ^aufe  2BitteIsba<^  nie  anerfannt. 

SRit  9Rü^e  erhielt  9?upred^t  bie  Snerlennung  burd^  Oefter* 
rei^  baburd^,  bog  er  oerfprac^,  [ofort  ben  ftrieg  an  HRai* 
lanb  3u  erÜSren.  Das  9{ei^  oerfpra^  Oefterrei(^  ein  ftontin* 
gent  oon  5000  Sleitetn  unb  25000  (Solbgulben  Suboention 
fomie  sollfreien  Dur^jug  ber  ofterrei^if^en  Gruppen  bur$ 
Zirol.  Gelang  es  baburi^  Deftenei^,  in  ber  fiombarbei 
StSbte  unb  6d(|I3|fer  ju  erobern,  fo  follten  binnen  3  ^dfyctn 
gegen  SSerpfönbung  biefer  SBertgegenftSnbe  ober  oon  9?e{<^« 
f tobten   unb  iRei(|$iIöftem   im   Slfag    ober   in  Sd^ioaben, 


—     309     — 

bie  unter  Bftemi^ifd^er  £onboogiei  ftonben,  oeitere  100000 
Golbgulbeit  oom  9lei^e  jur  Serffigung  Beflellt  loetben.  Defter« 
rei^  oerlangte  toeiter,  ber  Sruber  bes  ^erjogs  oon  Oefterrei^ 
folle  ASnig  Kuprei^to  Zoster  ^etroten  unb  (einer  Braut  bie 
Slei^slanboogiei  S^maben  als  SRitgift  oerpfänben.  T>odf 
»urbe  bies  oon  Dejterreic^  unb  ben  SRei^sftinben  ab  gegen 
bie  $rioiIegien  ber  f(^(oobtf<^en  @tabie  oerftofienb  abgefc^Iagen 
unb  ber  Srautfd^o^  ftatt  beffen  teils  burd^  bie  fd^vfibif^en  Steigs« 
ftabte  geoKi^rleiftet  teils  oon  Stupred^t  ouf  pfiliif^e  S^iaffer  in 
64n)aben  fii^ergeftellt. 

3m  3a^re  1401  lam  Ji5nig  Slupre^t  erftmals  Aber 
SonnigMini,  Sjslingen  unb  Göppingen  nadf 
Ulm,  »0  er  bie  ^ulbigung  ber  9{ei^{iabte  Ulm,  Sb' 
lingen,  9leutlingen,  S^il^tonn,  Smanb,  SBeil, 
aialen,  9lörblingen,  Sibera^,  fßfullenborf,  3)in» 
lelsbfi^I,  Sflemmingen,  ftempten,  jtaufbeuren, 
3sn9,  fieuttir(^,  Sopfingen  unb  (Biengen  a.  b.  Sr. 
anno^m.  (Er  mugte  babei  geloben,  teine  biefer  6täbte  {emals 
namens  bes  9{ei$s  2u  oerpfänben  ober  ju  oerlaufen  unb  ben 
StSbten  bos  SRe^t  einr&umen,  {i<^  gegen  {eben  mit  bewaffneter 
$anb  3u  fd^fi^en,  ber  i^re  $rioiIegien  oerle^te.  Ulm  fpegiell 
(Kktte  f^on  oor^er  in  (Göppingen  bas  ^rioileg  beftfitigt  er» 
^Iten,  bag  ber  jeweilige  regierenbe  Sfirgermeifter  ber 
Stabt  als  9leid^sIanboogt  berfelben  bem  Stabtaman  ben 
Slutbann  oerlei^en  burfte,  wenn  er  wollte,  unb  lein  Ulmer 
Sflrger  ber  £abung  eines  fremben  (Berichts  S^lgeju  leiften 
(otte.  «udft  erhielt  bie  6tabt  bas  9{e<l^t  beft&tigt,  Malier  unb 
Pfennige  ju  [plagen  unb  3 üben  in  i|ren  6d^u^  ju  nehmen 
gegen  SIbgabe  bes  falben  Sd^u^jolls  unb  bes  £)pferpfennig$ 
an  bie  SReid^sIammer.  (Ebenfo  würbe  ber  6tabt  ber  Se|i^  ber 
^errf^aften  «Ibed  unb  ^elfenftein  beftötigt. 

Die  6tabt  Augsburg  würbe  oon  ber  9lei(^sa(^t  frei* 
gefprod(|en,  bie  ber  gfrei^en  oon  Sftonsberg  beim  ^ofgerid^t 
gegen  fie  erwirlt  l^atte,  unb  erhielt  ebenfalls  bas  (Seri^ts- unb 
3ubenprioileg  beftötigt,  ebenfo  (E^lingen,  beffen  6tabt' 
oogtei  als  einem  (Eglinger  Sfirger  sugeprig  anerlannt  würbe. 
!Dann  fammelte  fi^  in  Slugsburg  bie  9{ei^sarmee  gegen  SRat* 
lanb  unb  )ur  9{omfabrt  unb  bie  Gruppen  traten  ben  SRarf^ 
na^  ber  £ombarbei  an.    Do^  fiel  ber  Selbjug  wenig  gfinftig 


—    310    - 

am.  Die  Qäjilai^i  M  Sredcto  hxa^it  bem  Stetd^^er  eine 
fc^iDeie  Aieberlage  burc^  bie  (B^ibellinen  unb  na^  bem  unru^ni' 
li^en  93erglet(^  oon  $abua  mujjte  bei  9BeIfenf5ntg  .»(Bogget 
mann"  mit  leerer  Xof^e  einen  f^impflic^en  9{fld5ug  antreten. 
Die  IReic^sIanboogtei  Oberfc^maben  tourbe  mit  bem  C&rofen 
oon  SBerbenberg,  bie  von  9lieberf$Q>aben  bur^  einen 
pfäl3{f(^en  9{itter  befe^t;  bann  30g  ber  ftBnig  unter  bem 
Spott  ber  Slugdburger  nad^  bem  9t^eine  jurfidl. 

60  mar  es  lein  SBunber,  menn  mon  inSranlrei^  Ififtem 
mä)  ber  Arone  oon  Sllemannien  mürbe.  Der  9legent  ber  fran» 
3ofif<!|en  Arone,  ber^erjog  oon  Orleans,  begann  bie  fluffaf> 
[ung  geltenb  ju  machen,  ba^  Slemannien  oon  iRed^tsmegen  }ur 
franjolif^en  Arone  gehöre,  unb  fanb  Seifall  oor  allem  in  Sa« 
ben,  wo  man  nur  ungern  ben  £usemburger  l^atte  [Reiben  fe^n- 
3n  Saben  entftanb  eine  lebhafte  Semegung  für  bie  SBieber« 
ein[e^ung  Aönig  SBenjels  unb  ffir  h\t  SBlebereinfii^rung  ber 
abgef(()afften  91  ^e  inj  olle,  bis  auf  bie  itlage  bes  6t&btetags 
oon  Sru^fal  im  3a^re  1403  bas  SRei^  ber  (Braff^aft  993  it' 
temberg  unb  ber  Stabt  Stra^urgben  Sefe^I  erteilte,  gegen 
S  a  b  e  n  mobil  ju  ma^en ,  meil  es  in  unerlaubter  9Bei[e  neue 
3öIIe  eingefühlt  ^abe.  Slber  au(^  l^ier  oermo^te  9tupre^t  feinen 
äBillen  ni^t  bur^juje^en;  ein  S^iebsgeri^t  in  SBorms  gab 
Saben  iRe^t  unb  bie  3öIIe  blieben  beftel^en.  ilonig  9BenjeIs 
Sruber,  ber  SRarlgraf  Sigmunb  oon  S  ran  ben  bürg,  ^atte 
unterbcffen  ben  $oIen  unb  Sleapol itanern  jum  Xro^  fi^ 
in  Ungarn  ooIIftSnbig  feftgefe^t,  Sosnien,  (Serbien  unb 
Dal  matten  erobert,  gegen  bie  Xflrien  ni^t  o^ne  Srfolg  ge* 
[tritten  unb  bem  Ungarlanbe  eine  liberale  Serfaffung  gegeben,  bur^ 
mel^e  ben  ungarif^en  Stabten  unb  bem  ritterf4aftli(|en  Kbel 
als  6  tan  betafei  eine  Vertretung  in  ber  Sinanjoermaltüng 
bes  fianbs  neben  ber  SRagnatentafel  bes  ^o^abels  unb  ber 
^räloten  eingeräumt  mürbe,  unb  im  3a^re  1402  lieg  er  fi^  für 
ben  angebltd^  am  6äuferma^nfinn  leibenben  Aonig  9EBen}el  jum 
Slei^soenoefer  oon  Sö^men  ernennen. 

Diele  Streitigleiten  oerfepen  nid^t ,  i^re  SBellen  bis  nad^ 
S^maben  3U  merfen.  Sinjelne  Stäbte,  oor  allem  91  oten* 
bürg  an  ber  Xauber ,  erllärten  f id^  für  9Ben}el  unb  mit  92ot 
ma^rte  ber  fianbf rieben  oon  ^ ei b eiber g  im  3al^re  1402  auf 
einige  3eit  bie  9{u^e.    Die  Stäbte  Ulm,  9lorblingen,  9leut* 


—     311     — 

Ungen,  ßeilbronn,  (Brnfinb,  Sibera^,  DinleUbfi^I, 
Atufbeurcn,  $fuIIenborf ,  Sopfingen,  (Biengen  unb 
Salen  {(^loffen  einen  8unb  unb  ber  £anbfrieben  oon  SR  er« 
g  entkeim  oom  3a^e  1403  befefiigte  bie  frieblic^en  3uftanbe 
um  fo  nte^r ,  als  bie  Rxiäft  fiberall  |i$  fd^aif  fflr  ben  ^fäljer 
in»  3ettg  legte.  3nt  3a^re  1404  traten  bie  9{et^ftSMe  ^all, 
ftonftang,  Ueberlingen,  £inbau,  Sflemmingen»  9ta« 
vensburg,  6t.  Gallen,  Kempten,  3sn9,  fieutlir^, 
SBangen  unb  Su(^^orn  bent  Sunbe  bei  unb  im  Sa^re  1405 
lam  ber  SRarba^ier  Sunb  jioif^en  SRain],  Saben,  SBir« 
temberg,  Strasburg  unb  17  [(^loabifd^en  6tabten  bis  1411 
gu  64u^  unb  Xru^  gegen  iebermonn  auger  bas  9{ei^  ju  ftanbe, 
oobft  aber  beigefe^t  ourbe,  bag  ber  Sunb  au^  gegen  bos  Xei^ 
gelten  follte,  falte  biefes  einen  Serbfinbeten  an  feinen  Siebten 
IrSnIen  »firbe.  SRan  t^at  bie£f,  oie  es  audbrüdlid^  im  Sunbes« 
uertrage  ^ieg ,  »eil  bie  ftaufleute  ni^t  mel^r  fidler  rei- 
fen lonnten  unb  auf  bem  SBege  na$  S^^nlfurt  unb  ben 
^errenlSnbern  unertr8gli(^en  3oIIpIttd^^^i^n  ausgefegt 
amren.  Slan  flagte  bitter  Aber  bas  Kei^  ^h  ^^  ^i^f«  3u[t&nbe 
bttibe  unb  lein  Geleite  gur  gfaftenmelfe  unb  gur  ^erbft* 
meffe  mel^r  gugefi^ert  ^be. 

9{ufitt^t  oerfu^te  biefem  Xro^  gegenüber ,  ben  Sunb  auf« 
gulöfen,  o^ne  ouf  ben  SRainger  Slei^stagen  oon  1405  unb 
1406  bies  gu  erretten ,  mie  au^  ein  SRa^nfi^reiben  an  bie 
6täbte  oon  1407  ni^ts  ausri^tete,  [onbem  Oel  ins  S^uer  gog. 
3m  ^tt  1407  traten  erft  bie  SiSbte  6pe9er,  SBorms  unb 
bann  auf  bem  ^eilbronner  Sunbestag  SaQern,  3ngoI« 
ftabt,  9{otenburg  o.  b.  Z.,  Slugsburg  unb  SBangen  bem 
SRergent^eimer  Sunbe  bei  unb  unter  bem  fortroo^renben  2)rangen 
ber  bb^mifd^'frangöfif^en  S^ibellinenpartei  n>urbe  oerfu^t, 
ben  A9nig  äßengel  erneut  auf  ben  X^ron  gu  je^en.  Diefer 
$Ian  mürbe  inbes  bur^  ben  melfenfteunbli^en  Grafen  Sber^rb 
ben  SRilben  oon  äBirtemberg  oereitelt.  Diefer  ^tte  fi(^  na^ 
bem  Zobe  feiner  Gattin  SCntonie  Sisconti  im  3a^re  1406  mit 
ber  Surggrfifin  Slifabet^  oon  ^o^engollern  oon  9lflrnberg 
oermfi|It,  einer  Xoil^ter  ber  S^mefter  JtSnig  SBengete,  bie  aber 
feft  gum  $fSIger  ^ielt,  unb  braute  es  burc^  einen  3ug  gegen  bie 
etabt  Kotenburg  o.  b.  Xauber  ba^in,  bag  9lupre(^t  Aönig 
blieb.    2>en  SRittelpunlt  ber  politifd^en  6treitig!eiten  in  6(^ioa« 


—     312     — 

ben  btibeie  oom  So^re  1402  bis  1408  ber  Streit  ber  Sbtd 
6t.  ® allen  mit  bem  fianbe  nppenjell.  Die  Sppenjeller 
Qerlangien  bie  SReid^sunmittelbotleit  unb  bos  9ie((t,  i^teit  äan* 
besä  man  felbft  frei  3u  noblen,  ftatt  \\d^  benfelben  oom  fianb« 
Dogt  bes  Alofter^  @t.  (Sallen  fe^en  5U  laffen  unb  biefem  6teuem 
boffir  3U  3o|Ien.  (Sans  Oberfd^ioaben  toar  im  Segriff,  fi^ 
biefer  Setoegung  anjuf^Iiegen.  3m  Sa^re  1401  f^Iojfen  bie 
Sppenjeller  einen  8 unb  mit  ber  Stabt  6t.  (Ballen,  bieSSgte 
ber  Slbtei  mürben  aus  bem  fianbe  gefagt,  bie  Steuern  mit  $i(fe 
ber  £änber  Gi^rorji  unb(BIaru6  oermeigert.  Cin  S^i^ 
geriet  unter  Sfirgermeifter  $an9  6tr5(in  oonUIm  braute 
ni(^t9  3U  ftanbe.  Die  Sippe  nj  eil  er  erllarten,  fie  fielen  ber 
Slbtei  nur  no$  oor  bem  eibgenoflifc^en  Sanbgeii^t  3U  Sle^t,  unb 
ba  leine  Cintgung  ju  ftanbe  lam,  mad^te  enblid^  bas  9{eid^  mobil 
unb  bie  Stabte  Aonftanj,  Ueberlingen,  Slauensburg, 
Sinbau,  6t.  (Ballen,  SBangen,  Sud^^orn,  SRemmingen, 
jtempten,  3sn9  unbfieutlir^  mugten  ebenfo  mie  Oefter* 
rei(|  unb  SBirtemberg  gegen  ^ppenjell  ju  gfelbe  sie^n, 
gegen  bo9  ber  Air^enbann  gefc^Ieubert  lourbe.  Ulm  fanbte  200 
3Rann  unter  $ans  6trDlin  naäf  fiinbau,  mo  fi$5000  9Rann 
ftarl  bie  9{ei^$armee  fammelte,  bis  [iebei  6pei(^er  bur(^ben 
(Braf en  993  e  r  b  e  n  b  e  r  g,  ben  Sffi^rer  ber  ^ppenseller,  ben  g  e  i  n  b 
ber  6 tobte  unb  bes  Kaufes  Oefterrei^,  eine  fc^mere  9)ie» 
berlage  erlitten,  fo  bag  1404  gfriebe  mit  Sppenjell  gefd^Ioffen 
merben  mujjte. 

(Erft  im  3a^re  1405  mor  es  unter  biefen  UmftSnben 
bem  $er5og  gfriebrii^  mit  ber  leeren  Zafd^e  oon  Oefter« 
r  e  i  (^  möglid^ ,  9  p  p  e  n  j  e  1 1  erneut  ben  Arieg  ju  er* 
Ilfiren,  unb  im  3o^re  1406  lam  ju  93  regen  3  ein 
Sunb  3U)if(^en  Oefterrei^  unb  ber  Sraf{<l^aft  SRontfort* 
Xettnang  3U  ftanbe.  SIber  ber  (Sraf  oon  aBerbenberg«9{^ eine d 
fiegte  erneut  am  6 1 0  g  unb  on  ber  9BoIfs^aIbe,  befe^te  bas 
9{^eint|al,  bie  ^ertf^aften  SBerbenberg  unb  6ox  unb 
bie  Unterm arl  bis  3um  Süt\Sitx\t^f  serftörte  bie  Surg 
Sfirglen,  be|iegte  ben  (Brafen  Zoggenburg,  30g  1406  im 
Sunbe  mit  ber  6tabt  6  t.  fallen  fiber  ben  Sli^ein,  befe^te 
bie  gan3e  (Braff^ft  9Rontfort^  benSregenser  9BaIb,  bas 
nigou  unb  aßontafun,  30g  Aber  ben  Slrlberg  (Sbleitog), 
f^lug  bie  Defterreii^er  bei  fianbed  unb  3mft  unb  lieg  \i^ 


—     313    — 

bur^  bo0  gonae  3nnl^oI  unb  Stf^t^ol  ^ulbigen,  \o  bag 
bos  £anb  Ziiol  ffltOefterrei^  Derloren  f(^ien.  ®egenben 
„Siinb  um  ben  Qtt"  eni^tele  Sippenseil  beti  ,,Sunb  obbem 
6ee'\  fo  bog  im  3a|re  1406  £)efterrei(^  [id^  3um  9BQffen« 
itinftanb  oon  Slrbon  bequemen  muJSte,  iDo^renb  bie  Sppenjeller 
ben  itrieg  gegen  bie  9lei(|sritter[d^aft  meiterffi^rten ,  bis 
im  3a^re  1407  bas  Alofter  6t.  (Ballen  auf  bie  Sppenseller 
Sogtei  Serji^t  leifttn  unb  [ie  bem  (Srofen  SQBerbenberg  Aber- 
loffcn  mugie.  9Bie  alf o  *  bie  t^eini|(^en  ftuiffliften  gemeinfam 
bie  9l^einf$tffa^rt  Don  ben  39Ilen  unb  SBoggelbern  ber 
9{et^sritterf^aft  befreien  mollten,  bie  ouf  i^re  alten  Siebte  pe^^ 
ten,  fo  [ttebten  au(^  bie  fd^u^Sbif^en  Sflrften  Ve^nli^es  an,  um 
ben  jollfreien  ^anbel  unb  i^r  3oll'  unb  (Seleitstei^t  ju  oa^ren. 

3m3a^rel406beftatigteDefterrei$ber  6tabt  Ulm  i^re 
all^rgebra^ten^onbelsprioilegieninSnnsbrud  bis  jumS^^tre 
1412,  bo^  nur  füi  bas  eigene  ®ut  ber  Ulmer,  ni(i^t  für 
ßfiler  oon  Ulmer  £o^nfu^rleuten.  !Der  Ulmer  3ube  3<^lob 
S  i  g  e  l  i  n ,  bes  ^erjogs  fieibarjt,  erioirfte  biefes  ^ißriDileg.  3^  Oe|ter« 
rei^,  bas  |$on  feit  1386  in  bie  fiänber  2irolunb6teiermari 
geteilt  mar,  bemühte  [i<^  ber  ^erjog  Srnft  Don  Steiermarl,  bas 
£anb  Xirol  feinem  Sruber  gfriebri^  mit  ber  leeren  Zafc^e  ju 
entreißen,  inbem  er  bie  Sippen  je  II  er  gegen  biefen  ^e^te.  3m 
3a^re  1407  mürbe  ein  Sunb  jmifi^en  6teiermarf,  Slugs« 
bürg  unb  Sa  ben  gegen  S^irol  gefd^loffen,  bem  SBirtem« 
berg  tro^  ber  Vereinbarung  mit  Xirol  gegen  Sippen jell  fofort 
beitrat.  Die  Stabt  Aonftan}  trat  ebenfalls  bei  unb  vereinte 
fi^  mitber9iittergefellf(|aft  ber 8 ^auptleute  Dom3örgen* 
heu 3  gegen  ben  „Sunb  ob  bem  See''  unb  bie  Sippe  nje Her. 
Sa^lrei^e  fd^mabifd^e  Slei^sritter ,  7  trafen  unb  ber  gerjog 
oon  XedE  traten  mie  bie  Sif^öfe  oon  Slugsburg  unb  Aon> 
ftanj  ber  Sereinigung  bei.  6o  maren  bie  Slppenjeller  ben  oer« 
einten  ArSfien  nic^t  me|r  gema(^fen ;  fie  mußten  bie  Selagerung 
oon  S regen 3,  ber  Slefibenjber  ^errf^aftSRontfort,  aufgeben 
unb  mürben  1407  unb  1408  oom  3ötgenbunbe  berait  gef^lagen, 
bag  i^re  Sad^e  oerloren  mar. 

Ulms  $anbel  mit  3talien  litt  burd^  biefen  Sippen jeller 
Arieg  augerorbentlii^.  Sluf  bem  U  l  m  e  r  6 1  ä  b  t  e  t  a  g  oon  1407 
mürbe  belannt  gegeben,  bas  U eberlin ger  SRaritfc^iff 
ge|e   {finftig  jeben  greitag  regelmäßig  unter  guter  Sebedung 


-     314    - 

mi^  Aonftait},  fonft  mSge  tnon  alle  ®fiter  über  Sud^^oiit 
(9riebri(^0^Qfen)  {pebieren ,  batnit  fie  ni^t  in  bie  ^nbe  bei 
Stppenjeller  fallen.  Crft  ber  Stiebe  mit  üppettjen  iwm  3c^ce 
1408  (Raffte  Sefferung.  Slppenjell  mu^tt  feine  (Eroberungen 
loieber  herausgeben  unb  bie  SlableSugsburg  unb  Ulm  unb 
beren  Sunbesftäbte  erhielten  in  ben  £5nbem  an  ber  (Et [  4  unb  in 
Zitol  bis  6(^Io  gberg  unb  SRittenoalb,  jur  S^renber  ger 
Alaufe,  9te[feIiDang  unb  pfiffen  bos  9{terrei4^tF$e  (^elette 
gegen  3ct^Iung  be$  feit^erigen  SoHs  gegen  breimonatlidfie  Afinbig« 
ung  gugeji^ert.  t>tx  6tabt  £inbau  aber  tourbe  bie  gilfe  on 
bie  Üppenjeller  oom  Steige  oergie^n,  ber  „Sunb  ob  bem  6ee'' 
u)urbe  aufgeloft  unb  aller  9laub,  SRorb  unb  Sronb  follte  oer* 
geffen  [ein.  I)ie  (Befangenen  ourben  o^ne  £5fegelb  unb  Sranb» 
f^fi^ung  }utfidgegeben ,  Slppenjell  au0  ber  9Iei^(|t  entloffen 
unb  i|m  erloubt,  {eine  6^Iö[fer  aufgubauen.  Dagegen  lourbe  bie 
beanfpru^te  (Jlrei^eii  oom  £anboogte  bes  Alofters  6t.  Gallen  unb 
bie  (Eiteilung  ber  9lei^sunmittelbarfeit  ben  Slppengellem  in 
5eibelberg  im  3a|re  1409  erneut  oerfogt. 

Die  grojjten  Dienfte  ^atte  ben  6t5bten  iu  btefem  (Erfolg  fett 
1408  bie  et.  3örgengcfeIIfd)aft  gu  SBalbfee  geleiftet.  6eittl^rem. 
Sunbe  mit  ber  61abt  Aonjtans  unb  ben  Sunbesftabten  fi^de 
[ie  bie  SBege  burd^  Cberf^maben  unb  m^  Xirol.  3ut 
3a|re  1409  Ratten  3.S.  Xiroler  Sbelleuteeine  Xnja^l  Jtauf* 
leute  aus  Ulm,  Slugsburg,  9lfirnberg,  SRemmingen, 
Ronltanj  unb  ^Rotenburg  0.  %.  an  ber  (Etf^  im  (ßebirge 
angebalten,  als  [ie  aus  Italien  lamen,  unb  i^r  (But  tro^  bes 
b^rjogli^en  Seleitsbriefs  be[d^Iagnabmt.  Die  5<^uplleute  bes 
6t.  3örgen[^ilbs  erflärten  infolge  beffen  fofort  Dt\ttnt\^  ben 
Aiieg  unb  btes  bemirftep  bag  1409  ein  64i^bsgeri(^t  in  6 1  ut  t* 
gart  unter  bem  ^erjog  oon  Xed  unb  bem  (Brafen  Sber^b 
oon  SBütttemberg  in  bem  9{e^ts(treit  jmif^en  bem  $er}og 
Sfriebri^  oon  De[tenei4  mit  ber  leeren  Xafd^e  unb  bem  Slorf* 
grafen  Sern^arb  oon  Sa  ben  unb  (Benolfen  erfolgte.  Die 
6tabte  oertrat  babei  $ans  Se[[erer  oon  Ulm.  Oefter* 
rei^  gab  an,  bie  ®eleitsreiter  ber  6tabte  ^ben  öfterreid^ifc^ 
3oII6eamte  erfc^Iogen  unb  es  bobe  [ic^  bes^Ib  ni<l^t  m^r  an 
[eine  (Beleitsbriefe  gebunben  erachtet.  Dem  derjog  würbe  bo« 
rauf  aufgegeben,  entmeber  bies  ju  be[^oren  ober  6^abeneifa| 
3u  Iet[ten,  unb  bie|er  30g  bas  le^tere  oor.    Vugsburg  unb  Ulm 


—    315     — 

Hegen  bie  be[4|Iogfia^mte  9Bare  Oefterreic^  }uitt  Senebiger 
Hnfaufspreife  unb  £)e{tenei<|  Deipfinbete  baffir  bie  ßerr* 
f^aft  ^o^enbeig  ün  bie  6tobte,  gu  ber  natnentlid^  Stoten» 
bürg  Q.  91.  nebft  $orb,  S^ötnberg  unb  Sinsborf  gc* 
^orte,  »le  au<4  bie  6tibte  erneut  fixere»  Geleite  in  Steier* 
marf  unb  Xirol  erhielten. 

9(te  JtBnlg  nupre^t  im  So^re  1410  auf  bem  G^Ioffe 
fianbsfron  bei  Oppenheim  oerfd^ieb,  »aalten  bie  iturffir[ten 
ab  feinen  Sla^folger  ben  mSi^tigen  Adnig  Sigmunb  oon 
Ungarn y  ben  joeiten  6o^n  Aoifer  Aorte  IV.  oon  Sö^men« 
£usemburg  unb  ber  (Elifabet^  oon  Sommern.  Seine 
XfirleniSmpfe  ^ten  tro^  ber  Stieberlage  oon  9{ilopolis  im 
3a|re  1398  bem  t^tlroftigen  Sfitften  einen  großen  9lamen  g^ 
mad^t  unb  feine  S^ftfe^ung  in  Ungarn,  bie  (Eroberung  Don 
Soenien,  Serbien  unb  Dalmatien  Ratten  bem  9Rar(« 
grofen  oon  Sranbenburg  au(^  in  ben  Zofyctn  1402—1404  bos 
Xmt  eines  Sleid^soermefers  oon  Sö^men  oerf trofft.  (BIei$* 
too^I  ^Ite  er  es  bei  ber  9Ba^I  nur  gur  Stimmenglei^^eit  mit 
bem  SRarl^rofen  3oboIus  oon  SRä^ren  gebraut  unb  er[t  ber 
Zob  biefes  Stlrften  im  3o^re  1411  ^atte  il^m  ben  Sefi^ 
ber  9{e{4sIrone  oerf^fft.  9Bas  ber  Kegierungst^tigleit 
itonig  Sigmunbs  i|ren  ^aupt^aralter  oerlei^t,  i|t  [eine  ent- 
fc^iebene  Stellungncü^me  ffir  (Benua  unb  feine  fjreinbfd^aft  gegen 
bie  nepublif  Senebig.  2)er  (Brunb  ^ieju  mar  feine  Stellung 
als  ftönig  oon  Ungarn  unb  bie  erften  3a^re  feiner  ^Regier' 
ung  oon  1400  bis  1403  maren  bes^alb  au^  bem  ilampfe  mit 
Senebig  um  ben  Seji^  oon  Dalmatien  gemibmel.  (£rft  im 
3a^re  1414  fam  Sigmunb  nad^  Deutfi^Ianb,  mo  man  bitter 
llagte,  bag  man  3  ftaifer  unb  3  topfte,  aber  leinen  ^rieben 
^be.  Die  Stimmen  oonXrier,  ^folg  unbSranbenburg 
oHiren  ffir  Sigmunb  gemefen,  SRainj,  Äoln,  Böhmen  unb 
Saufen  ^tlen  ffir  bie  ®egner  geftimmt.  (&Iet(|  na<^  ber 
9Ba)I  ^tte  jl9nig  Sigmunb  oon  feiner  gauptftabt  Ofen  aus 
ben  nieberfd^mäbifd^enStfibten Solingen,  9{eutlingen, 
9{örblingen,  $all,  9{ottmeiI,  SBeil,  deilbronn, 
SBimpfen  unb  Heinsberg  i^re  ^rioilegien  bef  tätigt,  ma^renb 
bie  oberf^mäbifi^en  St&bte  mit  ber  ^ulbigung  jogerten  unb 
einen  ofterrei^ifi^en  Aaifer  oerlangten.  Ulm,  9{ottmeiI, 
Slorblingen,  SRemmingen,  ^all,  (Bmfinb,  Siberac^, 


—     316    — 

jlaufbeuien,  ^fullenborf,  Z^ntf,  %altn,  fieutftr^l 
unb  SBopfingen  tooten  nur  \^wtx  ju  betoegen,  oom  $aufe 
De|terrei(^  ju  loffett  unb  ben  Sranbenburgec  qIs  i^en 
A5nig  onsueilennen ,  unb  Sigmunb  ^e  es  lebtgll^  bem 
(rafttgen  Sluftteten  bec  Aurfurften  oon  Girier  unb  ^falj,  hts 
Grofen  Sber^orb  bes  SRilben  oon  SBittemberg  unb  ber 
6iabt  ^{flrnbergju  banlen,  bag  er  allm&(yli(^  Snerfennung  fanb 
unb  im  3a^re  1414  in  Slad^en  }ur  ftrönung  fommen  lonnle. 
3um  9{ei(^0lanboogt  oon  Dberfd^moben  ernannte  er  ben  (Srafen 
oon  SRontfort^Zettnang,  ben  Strafen«  unb  Stabtef^u^ 
oon  9lieberf(|tDaben  fibemo^m  SBirtemberg.  Den  itlagen 
ber  Stabie  über  ben  mongel^aflen  Strajjenfc^u^  auf  bem  SBege 
na(^  ber  gfranlfurter  SReffe  ^If  er  boburd^  ab,  bag  er  ber 
3RatIgraff(^of t •  %[ n  s b a $  unb  ber  ® raf f (^aft  SBirtembergbte* 
fen  6(^u^  fibertrug,  bte  bes^alb  in  SRerg entkeim  ein  genfi- 
genb  ftarles  ®eleit$retterbeta(^ement  ju  untei^Iten  ^en  unb 
baffir  bos  9{e<^t  erhielten,  oon  allen  m^  gfranlfurt  burc^ 
reifenben  jtaufleuten  unb  i^ren  (gütetn  mSl^renb  ber  Öfter*  unb 
5erb|tmef[e  eine  (Beleitsgebfi^r  5U  ergeben.  9lad^bem  im  Z^^ 
1418  bie  6tabte  Ulm ,  9ieutlingen ,  9{otenburg,  SRaoensburg, 
Siberac^ ,  (gmfinb ,  Äempten,  Dtnfelsbu^I,  SBeil,  Aoufbeuren, 
^fullenborf ,  9Beigenburg ,  993angen ,  Ssnq,  fieutliri^,  Giengen, 
aalen  unb  Sopftngen  einen  Sunb  auf  5  3a|re  gef^Ioffen 
Ratten ,  nahmen  fie  Aonig  Siegmunb  an  unb  erl^ielten  barauf 
oon  SR  er  an  aus  i^re  ^rioilegien  beft&tigt.  ^m  So^re  1414 
erfolgte  bann  in^eilbronn  bie  allgemeine  ^ulbigung  unb 
ffir  Q^waitn  n)urbe  bort  ein  £anbf rieben  beraten  tPie 
für  gfranfen.^bas  Slf  ag  unb  bie  Si^einlanbe  ein  folget 
3U  ftanbe  gefommen  n»ar. 

Das  erfte  groge  SQBerl  Sigmunbs  in  Deutf^Ianb,  na^bem 
er  als  einu) adliger  ftönig  anerlannt  UKir,  galt  ber  Sefe^« 
ung  bes  popftlii^en  Stuhls  mit  einem  einm&^Iigen  $opft 
Die  jtonfl an 3er  ftir^enoerfammlung  bef<|aftigte  fi^  in  ben 
Sauren  1414—1418  mit  bie|er  fc^roierigen  jjrage.  Die  Äird^em 
[paltung  ^atte;burd^  bie  proteftierenben  Seigren  ber  Sö^men 
SBillef  unb  $ug  er^ebli^e  Sottid^dtte  gemad^t.  3m  3a|re 
1409  Ratten  5000  beutf^e  $rofe|foren  unb  6tubenten  bie  6taM 
$rag  oerlaffen  unb  i^ren  9Bo^n|i^  in  fieip^ig  oufgef^Iageit 
unb  3a^Irei(^e  Aaufleute  unbSuben  maren  mit  i^nen  an 


—     317     — 

biefen  neuen  SBeli^anbebfi^  ansogen»  bet  nunmehr  on  bie  Stelle 
$rag0  treten  follte,  unb  erft  nad^bem  im  3Q|re  1415  $apft 
(Bregor  Xll.  freiioinig  obgebonlt  ^tte  unb  bie  fßäpfte 
3o^nn  XXlll.  unb  Senebtlt  Xlll.  obgefe^t  loorben  maxtn,  loat 
eine  neue  Drbnung  ber  Dinge  miglid^.  lieber  Sugsburg 
reifte  ASnig  Sigmunb  im  Sa^re  1414  in  Segleitung  feiner 
(Bemollin,  ber  Aonigin  Sarbaro  oon  Sillq,  ber  gerjogin 
Slifabet^  oon  Sopern  unb  ber  (Braftn  oon  SBirtemberg 
bur^  bo6  Sßirlembergtf^e  na^  it  o  n  ft  a  n  3 ,  loa^renb  ber 
bo^mifd^e  ^rofeffor  $ug  oon  iß  rag  fiber  9lfirnberg  mSf 
U I  m  lant,  bort  im  (Baft^ofe  3ur  Jtrone  flberna^tete  unb  bonn 
no^  Aonftan]  meiterreifte. 

Die  9Bo^I  bes  ^apftes  9Rartin  V.  ffi^rte  3U  ber  gflu^t 
bes  ^apftes  3o^nn  XXlll.  ou0  ftonftons.  3o^nn 
^tte  ben  ^ersog  Sftiebrid^  111.  oon  Xirol  in  3Reran 
3U  feinem  gelb^uptmann  ober  64u^oogt  befteüt  unb  er* 
teid^te  mit  beffen  $ilfe  bie  na^e  öfterrei^if^e  Stabt  6^ off« 
Raufen,  wo  il^m  ber  SRarlgraf  Sembarb  oon  Saben  eben« 
falls  3ur  Seite  jtnnb.  Die  Sntioort  ftönig  Sigmunbs  hierauf 
mar  bie  Se^tung  bes  ^tti^is  grriebri^ ,  bie  jur  gfolge  ^atte, 
baJS  an  einem  3^age  4000  Slbfagebiiefe  an  Zirol  in  6<^aff« 
^ttfen  einliefen.  SBürjburg,  Äonftons,  6t.  Sollen,  Sberftein, 
aSBerbenberg«  Stargans ,  (JQrftenberg  ,  fiupfen ,  gobenjollem, 
SRontfort ,  SIellenburg ,  $elfenftein  ,  $all ,  Cgiingen  ,  (ßmfinb, 
Ulm,  Siberai^,  9{aoen$burg ,  Sui^^orn ,  ätottioeil  unb  oerfi^ie« 
bene  anbere  Slei^sftanbe  eillörten  X  i  r  0  I  ben  Arieg.  Slu^ 
bie  Sibgenojfen  ber  6  d^  0  e  i  3  matten  ]\ä)  bie  6a(|e  3U 
92u^en  unb  eroberten  bas  ganse  9  a  r  g  a  u  mit  ber  §  a  b  s« 
bürg,  loa^renb  bie  Surggrafen  oon  SRfirnberg  mit  ben 
StSbten  ftonftan3,  Staoensburg,  Sibera(| ,  Ueberlingen,  ^füllen« 
boif.  3snq  unb  ftempten  bas  $egau  unb  ben  X^urgau  in 
ibren  Seft^  bxa^itn.  Stein,  Diffenbofen,  gfrauenfelb, 
aBintertbur,  9{appersn)9l,  Sd^aff^aufen,  bas  Sisium. 
S^ur,  £inbau,  SBangen  unb  gelblird^  nourben  mit  $ilfe 
ber  neu  ionftruieiten  Aonftan3er  9Burfmaf(binen  erjtfirmt. 
OberboQern  unb  bie  Sifd^öfe  oon  9(ug$burg  unb  C^ur 
erbielten  ben  Auftrag,  Xirol  3U  erobern,  worauf  Slugsburgbie 
S^renberger  ftlaufe  erftflrmte,  mö^renb  ber  $fal3graf  bei 
9?^in   bie   Stfibte  Snfisbeim    unb  «Uli r^   mit  &ilfe  ber 


—     318     - 

StSbte  $  agenau,  Strasburg,  Solmar,  G^ltiU 
ftabt,  Safel  unb  aRfi^I^aufen  be|el|te.  9luc  bie  oorbe* 
ten  Sanbe  am  oberen  9ltdat  ttnb  smiftl^en  Sobenfee  unb 
Donau  blieben  oeif^ont,  »eil  fie  oetfifinbet  toaren,  unb  nur  bie 
6(l^n>at3Q)albIanbe  unb  bas  Sreisgau  oermod^ten,  fianb* 
l^aft  bei  Oefterrei^  au0}u^alten.  ^erjog  Sriebri(^  111.  ntugte  in 
ftonftanj  alle  feine  Sefi^ungen  in  S^maben,  im  Slfag,  am 
SR^ein,  im  Sreisgau,  im  Xixol  bem  Steige  abtreten  unb 
oerfpre(^en,  ben  $apft  3o^nn  XXI IL,  ber  ingreiburg  oeilte, 
bem  9iei(^e  au0}uliefem.  9la$  bem  gfu^fall  bes  5er}og9  er- 
Ilörte  ber  ftaifer  ben  (Befanbten  oon  Senebig,  (Benua, 
9RaiIanb  unb  gflorenj,  bie  neben  i^m  ftanben,  Ke  mbgen 
baraus  erfe^en,  ba^  er  mfic^tiger  fei  ab  bie  oon  Oefterreic^. 
Seither  ^atte  gfriebri^  ben  Spottnamen  bes  ^erjog»  mit  ber 
leeren  Zaf^e.  Aaifer  Sigmunb  erflSrte  barauf  bie  Stfibte 
gfreiburg,  SnbingeUp  Aenjingen,  Dieffen^ofen  unb 
Siabolfsell  3U  Xei^sftäbten,  ebenfo  im  3a^r  1417  Kapper«« 
mql,  9EBintert^ur,  Sd^aff^aufen,  9l|einfelben, 
Sreifa<(  unb  9!euenburg. 

Xro^em  gab  Sfriebrii^  feine  Sac^e  nid^t  oerloren.  (Er  fIo(  ^imli^ 
aus  Jtonftan}  nac^  Zir ol  unb  Ifimpfte  mit  t>ilfe  feiner  Säuern  gegen 
ben  ^erjog  (Emft  oon  Steiermarl  unb  ben  Xiroler  Slbel,  o^ne 
auf  ben  Sann  ber  ftonftanjer  ftird^enoerfammlung  unb  bie  Sefe^Ie 
bes  Sleid^s  au  a^ten.  Das  9{ei$  entjog  ^erjog  gfriebri^  alle  feine 
9iei4|sle^en ;  bie  fianboogtei  Aber  ben  Sreisgau  erl^ielt  bie 
SRarlgraff^aft  Saben  als  £o^n  baffir»  bog  fie  gfriebri^  untreu 
»urbe,  unb  ein  gfiliftengerii^t  fprac^  griebri^  1419  in  ilon- 
ft an  3  bes  SBortbrucbs  fd^ulbig.  Damit  umr  aber  ber  Sogen 
oon  ben  Ungarn  3u  ftraff  gefpannt  morben.  Die  St&bte  seigten 
menig  fiuft,  ben  Arieg  gegen  Xirol  fort3ufet|enp  aud^  $apft 
SRartin  V.  unb  $er3og  Srnft  oon  6teiermarf,  5^r}og 
Sriebri(^s  Sruber,  traten  auf  bie  Seite  Tirols,  etllSrten  bem 
9{ei4  ben  ftrieg  unb  belagerten  bie  Stobt  ftonftans.  So 
^ielt  es  ftöntg  Sigmunb  ffir  geraten,  milbere  Saiten  auf3U3{^n, 
unb  er  erllärte  fi^  3U  einer  3ufammenlunft  mit  $er3og  Sn^bri^ 
bereit.  Die  (graff(^aft  SRontf  ort  fagte  bem  $erjog  oon  Zirol 
fi(^eres  (Beleite  na^  Xettnang  unb  SR  e  e  r  s  b  u  r  g  3u,  oo 
fi(^  Sigmunb  unb  8friebri(^  trafen,  unb  S  e  n  e  b  i  g  erilfirte  fid^ 
bereit,  bie  Xiroler  ^fanbfd^ulb  3u   übernehmen,  um   ben 


—    319     — 

(Benuefen  unb  ben  mit  i|m  oerbflnbeten  Ungarn,  So^< 
men,  ^tanio\tn  unb  fiuxembutgern  Ztrol  unb  bie  5fter< 
rei^if^ien  Sotberlanbe  toieber  ju  entreijsen.  Sber  von  ben  (Se« 
nuefen  unterftfi^t  loetgerten  ft^  bie  Sunbesgenoffen ,  bie  fionb* 
oogtei  fiber  ben  Hargau  an  Defterreid^  toieber  ausjufolgen^ 
unb  fo  blieben  Saben  in  ber  S^oeig,  ft^burg,  6(|aff< 
Raufen,  SBalbsl^ut,  Sfidingen,  StappersiD^I  unb  SBin* 
tert^ur  fovie  bie  fianboogiei  Aber  ben  X^urgau  ffir  Xirol 
oerloren. 

Sie  gfinanslage  bes  9{ei(^0  mürbe  unter  biefen  Ser^SItniffen 
immer  trauriger.  Das  9{tii^  na^m  Selb  auf,  mo  es  fol^es  bt* 
lam.  3^  ^^W  1415  perfekte  ba$  SReii^  bie  fianboogteien 
Dber«  unb  Slieberfd^maben  on  ben  Xru^feg  oon  9BaIb« 
bürg,  ber  beibe  bis  1486  behielt,  unb  im  3<4^^  1^17  oer« 
pfSnbete  bos  9{eid^  bie  Ulmer  Stabtfteuer  an  ftonraboon 
9Beinsberg.  3laä)  Senbigung  besitonsils  reifte  bannJtönig 
6igmunb  im  3a^re  1418  von  ftonftan}  Aber  Sreifad^, 
Saben^Saben,  (Ettlingen,  ^forj^eim,  SBeil,  Sg« 
lingen,  SBeingarten  unb  Donaumört^  mä)  Ulm,  xoo 
er  längere  Stii  oermeilte.  Ulm  mar  bamals  auf  bem  (&ipfel 
feiner  9Ra^t  angelangt.  Die  Sorftöbte  maren  in  bie  6tabt« 
mauer  eingesogen ,  bie  Ulmer  Ratten  fid^  oon  9{ei(^enous  $err' 
{<|aft  na^e^u  befreit  unb  Ratten  felbft  $errf(^aften  etmotben.  Die 
6tabt  nmr  fo  mS^tig  mie  ein  Prftentum.  3n  ganj  Deutf^Ianb, 
in  Sapem ,  in  Oefterrei^ ,  Sranbenburg,  Saben,  9Bittemberg, 
Ratten  i^re  IReiter  bas  iRe^t,  Ser^aftungen  oorsune^men,  au^ 
Sbelleute  }u  oer^ften  unb  in  Ulm  Aber  fte  ju  ri(!^ten.  3<^I^ 
reiche  ^enfd^aften  unb  ftI5fter  ftonben  im  6(^u^e  ber  Stabt, 
3.  8.  bos  Dominifanerllofter  9RöbIingen  bei  £auingen. 
$anb  in  ^anb  mit  ber  Supern  SRai^tentfaltung  gieng  bie  innere 
SIAte  ber  6tabt.  Die  3a^I  ber  Sbelleute ,  9{ei(^en .  Firmen, 
Öonbroerler ,  SRon^e ,  SBeltpriefter ,  Stubenten,  ber  ganbels« 
oerle^r  muffen.  Der  ftouf  ber  ^errf^aften  §elfenftein  unb 
«Ibed  bereicherte  bie  6tabt,  bas  Kapital  ber  »Arger  mud^s, 
bie  3a^I  ber  CEinmo^ner  oerbreifaddte  fid^.  1420  no<^  gab  es 
in  Ulm  nur  2  SAftbäder,  2  (ßolbfc^miebe,  2  »aber,  1  ffiirt,  2 
luc^fc^eerer,  1  «rjt,  1  Stabtpfarrer ,  1490  aber  20  SAftböder, 
20  ©olbf^miebe,  10  »aber,  20  SBirte,  20  lu^f^eerer.  30  «erjte, 
unb  10  9BeItgeiftIi($e.    Vu^  ^atte  Ulm  huxä)  feine  $  0  d^  f  (^  u  I  e 


—     320    — 

einen  gead^teten  9lomen.  Um  1420  würben  in  Sus^bucg 
bui^  einen  baiin  beioQ^cten  Ulmer  SReifter  na^  Dem  Ulmec 
Soibilb  SBafferrö^ren  aus  gford^en^olj  in  bie  Strogen  ge* 
legt  unb  bie  3i^|6^unnen  in  Ulm  burc^  laufenbe  9)o^ren« 
brunnen  erfe^t,  beren  fd^5n|ter  ber  |eute  no^  befte^enbe  gif^ 
toften  Sqrlins  am  SRarf^ta^e  mar. 

Unterbeffen  jogen  fi^  bie  6o^mi[(^en  Sloubens« 
!ampf  e  immer  me^r  au^  na^  X)  e  u  t  f  (^  I  a  n  b  herein.  Die 
3  u  b  e  n  [gurten  ben  Streit  unb  festen  bas  proteftierenbe 
puffen  tum  bem  papftli<|en  Stuhle  entgegen.  !Der  SufTtanb 
ber  Stabt  Sreslau  gegen  bos  jubenf einbüße  Siegiment  Äontg 
äBenjeb  unb  bie  b3|mi[<|e  (Empörung  oon  1419  ^en  bem 
£eben  bes  unglfidli^en  aRonart^en  bun^  einen  S^Iagflug  ein 
Snbe  bereitet.  Son  1420-1431  ftSite  ber  duffitentrieg 
neben  ber  Xiroler  Sfe^be  in  l^o^em  ®rabe  ben  5^^!^ 
perle^r.  3m  Sa^re  1419  leiftete  U  I  m  erftmate  gilfe  gegen 
bie  Sulfiten  unb  1421  mürbe  Sraf  5^^ntann  oon  S  u  I  g  jum 
Stabte^auptmonn  gegen  bie  S5^men  ernannt  gegen  einen  Saures* 
[olb  oon  300  (Bulben  ffir  jeine  ^erfon  unb  100  (Bulben  ffir 
jebes  geftellte  $ferb.  9Birtemberg  fieUte  20  (Slefen  mit 
100  ^iferben,  Saben  10  ®Iefen  ober  50  ^ferbe.  SBonte  ein 
Slei^sltanb  bie  ftriegs^ilfe  ni^t  in  natara  leiften ,  fo  ^tte 
er  1  ^rojent  oom  Sermogen  ju  fteuern.  Der  3ug  lam  inbes 
nii^i  5u  ftanbe  unb  erft  1423  erfolgten  neue  Slfiftungen. 

Siitere  ftlage  ertönte  freili^  ilber  bie  einfeitig  genuef  ifd^* 
g^ibellinif^e  $oIitiI  bes  »ei^s.  Der  Arieg  gmifi^en  Sene- 
big  unb  Ungarn  f(^öbigte  ben  Setfe^r  bur<||  Xirol  unge« 
^euer.  Die  93erorbnung  Aonig  Sigmunbs  oom  3<^^^  l^l^i 
toel^e  ollen  oberbeutf^en  Slöbten  ben  (Einlauf  in  Senebig 
oerbot,  toar  eine  ^orte  £aft  ffir  ben  ^anbel  biefer  Stfibte  unb  alle 
Sitten  beim  Steige,  bos  Verbot  auf }u^eben,  bejmedten  lebiglii^  eine 
Serlfingerung  im  3^^!^  l^^^  unb  1420.  Sigmunb  oeilongte, 
bog  Deutfc^Ionb  feinen  Sebarf  entmeber  Aber  Ungarn  in  bem 
genuefif<|en  Raffo  (Obeffa)  beden  ober  Aber  Aon  {tan  3  unb 
SRoilonb  in  (Benno.  Sin  ^onbelsoertrog  jmif^n  fton* 
ftons  unb  (Benno  beftimmte  fe^r  madige  üusfu^rjölle  in 
(Benno  unb  fogte  bef^ere  Slusmo^I  als  in  Senebig  ju,  »ie  ou^ 
borouf  ^ingemiefen  mürbe,  bog  bie  genuefif^en  (Boleeren  me^r 
SBoren  foffen.    (Eine  Sinfd^liejsung  ber  ftaufleute  im  ftouf^ufe 


—    321     — 

bei  Sla^t  [ollte  nic^t  ftaltfinben  mie  in  Senebig,  bie  mitgebra^» 
ten  SBoren  mugten  nid^t  binnen  einer  geioiflen  l^tit  oerfauft 
iDerben  unb  ber  Sriös  xoox  ni^t  in  SBacen  anjulegen;  aud^ 
loat  bie  9BeUerfQ^rt  no^  ber  £eoanie  erlaubt.  (Ebenfo  oerfproi^ 
SRailonb  mäßige  Dur^fu^rsöIIe  ffir  alleSBaren  na^  (Benno. 

tlro^bem  oaren  bie  oberbeutf^en  6t&bte  ni^t  jum  Sin« 
laufe  in  (Benua  ju  beioegen.  Dringenb  bat  Ulm  im  3^4^^ 
1417  um  Kuf^ebung  bes  ^anbeboerbots  mit  Senebig, 
aber  erfolglos ;  oielmel^r  ffi^tte  bas  9{ei<^  1418  bie  ^anbete* 
]ptnt  no$  ftrenger  bur^,  inbem  t9  alle  ^affe  militfiti[(^  befe^en 
lieg  unb  alle  ilaufleute,  bie  ben  9Beg  tro^bem  loi^Iten,  ein* 
fperrte  unb  i^re  9Baren  bef(^Iagna^ie.  Cinge^enb  bef^ftigte 
[i^  befi^Ib  im  3a^re  1420  ber  Ulm  er  Stäbtetag  mit  ber 
@a$e,  meil  ber  SBaffenitillftanb  abgebro^en  var  unb  bas  93er« 
fe^rsoerbot  erneut  mutbe.  T>vix^  (Eilboten  rief  9Ifirnberg 
alle  feine  Aaufleute  aus  Senebig  ^eim,  ebenfo  oerbot  Ulm 
ftrenge  bie  6tra|se  notl^  Senebig  unb  ber  Stfibtetag  in 
9lflrnberg  bef^äftfgte  fi(^  ebenfalls  mit  ber  Sad^e,  mie  aud^ 
Ulm  beim  Sleid^e  geltenb  maii^te,  bas  Serbot  merbe  bo$  ni^t 
refpeltierty  fonbern  bie  Aaufleute  braud^en  Gewalt  gegen  bie  3^11« 
beamten  unb  erjmingen  bie  I)ur4f o^.  Xro^bem  ^ielt  aber  Aönig 
Sigmunb  gfi^e  an  bem  Serbote  feft  unb  es  »urbe  im  3a^re  1426 
obermab  erneut,  mtil  \l^  1425  Senebig  mit  g  I  o  r  e  n  3  gegen 
SRailanb  oerbfinbet  fyiiU.  Ueberaü  loaren  bie  SBege  mieber 
militSrif^  gefperrt  unb  bie  tlugsburger  niaren  ungiadlt^,  bog 
namentlid^  ber  iRitteroon  Sillenba^  ben  ftaufleutenan  fieib 
unb  ®ut  griff,  menn  biefe  |id^  erlaubten,  nad^  Senebig  ju  reifen. 
(Erft  ab  im  3o^re  1428  aRailanb  loieber  Stieben  mit  glorens 
unb  Senebig  f4IoB  unb  an  Senebig  bie  StSbte  Srescia 
unb  Sergamo  fomie  bie  6eptimer3oIIe  abtrat,  lam  ein 
funfia^riger  aBaffenftillftanb  bis  1433  gu  ftanbe. 

X)iefe  poIitif(^en  (Ereigniffe  f^abeien  Dem  ^anbeboerle^r  in 
(o^m  (grabe,  mit  me^rfa^e  9la4ri<|ten  jeigen.  60  lourben  }.  S. 
imSo^te  1420  einigen  Aaufleuten  ausStaoensburginSelluno 
i^e  aBaren  namens  bes  gerjogtums  Snailanb  gepf anbei 
unb  oer^aftet ,  meil  bie  6tabt  A  0 1  n ,  einen  Kaufmann  aus 
SRailanb  l^atte  pffinben  laffen,  unb  erft  lieber  freigegeben,  ob 
bie  Aolner  ben  SRailfinber  gießen  liejjen.  Sitter  Ilagte  im  3a^re 
1419  bie  Ulmer  Sar^entfi^auorbnung  über  ben  fi^Iec^ten  916^ 

21 


—     322    — 

fo^  unb  otbneie  [trengffe  Vufmt  über  bie  für  bie  Slusfu^r  be« 
ftimmten  Sard^ente  on ,  bamtt  bei  9lame  bes  Ulmer  (Erjeugntffes 
ni<|t  notleibe.  3ntmer [c^Iimmer  brad^lebie  Xiroler  Sperre 
ben  gonsen  ganbelsoerle^r  auger  9{anb  unbSonb.  1418QQg(e 
Senebig,  bombte  gfirnta  Donatus  unbSalob  Superantto 
bei  einigen  Ulmern  größere  Summen  gut  (abe,  unb  bat  um  Sin* 
treibung.  Das  (6t\^a\t,  namentli^  ber  S  ar^enUbfa^,  ftodte 
[eit  1419,  es  n^urbe  ju  mel  Si^unbware  gefertigt,  fo  bog  ber 
9?uf  bes  Ulmer  Sar^ents  notlitt.  Der  Ulmer  9tat  oerfd^Sifte 
bes^alb  bie  S^auoorfd^riften.  1420  tlagte  Senebig  er* 
neut ;  es  mies  auf  bas  [eit^erige  f ieunb|4oftIi(^e  Serl^SItnis  unb 
auf  bie  Z^atfacbe  ^in ,  bag  in  Senebig  ben  Ulmern  [tets  bie 
(Beriete  geholfen  b<^ben,  unb  bot  um  (Begenfettigleit.  Dann  mel« 
bete  es  bem  Surgermeifteramt  Ulm,  bie  gfitmen  ißetro 
unb  fiorenj  gfoscari  unb  Aarl  unb  $ans  oon  SRoItne 
boben  bei  ber  Ulmer  (Jfitma  gans  Dieter  unb  So^ne  oiel 
Selb  gut.  SBenn  leine  Sejo^Iung  erfolge ,  fei  3u  befüri^ten, 
bag  bie  (gläubiger  auf  bos  na<|fte  befte  Ulmer  (But ,  bas  nai^ 
Senebig  lomme,  Sefc^Iag  legen.  (Es  ^anbelte  \\^  um  nii^t  ganj 
1000  Dutaten  unb  ber  Slnmalt  Sin  ton  oon  (£orabo  aus  Se> 
nebig  ^aite  bie  Vertretung  ber  Sa^e. 

(BIei(i^faUs  1420  Kogten  bie  gftrmen  ^ans  oon 
(garganibus  unb  Sertucius  ^ifani  bur^  benfelben 
S(nn)alt  megen  einiger  Ulmer  SIccepte.  1425  bef<ieinte 
neuer  ber  gftei^rr  Slnton  Sis conti  hmä)  bie  Sani 
oon  SInbreas  oon  ißriolis  unb  (Bebrfiber  bur^  ger* 
mann  9it^  namens  ber  ^iima  SBil^elm  unb  $ans  Küm- 
mel unb  (genoffen  in  92ürnberg  unb  burd^  $ans  $erbotb 
namens  ber  gfirma  ^ einriß  Sir 3t  unb  ®enoffen  in  9ugs> 
bürg  }u|ammen  4500  Dulaten  et^alten  ju  |aben.  1427  f^rieb 
9Jenebig,  ba  ber  Ulmer  Sfirger  ^einri^  S^Ieid^er  ge« 
ftorben  [ei,  ber  als  guter  (gef^aftsmann  feit^er  ftets  aufs  3iel 
gejablt  ^abe,  bitte  man,  ba  er  bem  $aufe  ^ans  $ifani  unb 
(genoffen  runb  5000  Dulaten  f(^ulbig  fei ,  \&t  bie  Sejablung 
biefer  Summe  aus  ber  ^tnierlaffenf^aft  ju  forgen.  Die  %(epte 
liegen  bereit.  Die  S^Ieii^er  ftammten  aus  Sc^oeig^ofen 
(SteU'Utm)  unb  maren  eine  ber  erften  ^anbelsfarnüien.  Urfprfint« 
lid^  £anbn)irte  toaren  fie  feit  1350  Aauf (eute  geworben  unb  blieben 
bies  bis  etioa  1500,  mo  fie  fi^  me^r  ber  (gele|tfamleit  otbmeten. 


—     323     — 

3in  3o^re  1431  bonftc  93eneb{g  für  ben  Seiftanb.ben  bei 
Ulmer  iß  et  er  SlanI  einigen  Senebigem  geleiftet  ^atte,  benen 
ber  Aaufmann  fiorenj  Scarfelarius  aus  Srfigge  miliaren 
SBaren  buti^gebrannt  loor.  1432  melbete  ber  ^erjog  gronj 
gfoscari,  einige  Senebiger  JJfirmen  foioie  einige  ®ef<^te  in 
6iena  unb  fiucca  l^aben  fi<(  bef^ioert,  bag  i^nen  auf  offener 
9{ei($sftrage  4  SBagenlabungen  oon  bem  Surgoogt  $  einriß 
oon  $o^enftoffeIn  im  gegau  bef^Iogna^mt  iDorben  feien. 
Die  3Remminger  ^ben  snmr  biefem  bie  SBogen  loieber  ob« 
genommen,  aber  man  ^obe  bas  ®ut  in  Slemmingen  namens 
bes  6  d^  10 ab.  Sunbs  erneut  ief^Iagna^mt  unb  auf  9Bunfd^ 
bes  $einr{(^  ^abt  nad^  Ulm  geffi^rt.  93enebig  bat  bes^alb, 
bas  ®ut  ausjuliefern.  Salb  barauf  Ilagte  bann  Senebig ,  bog 
einige  Ulmer  (glaubiger  ben  SRitter  oon  $o^en|toffe(n  oer» 
anlagt  ^aben ,  biefe  Se[<|Iagna^me  oorjune^men,  unb  man  er« 
marte  bes^alb,  bag  Senebig  fein  (5ut  lieber  erl^alte.  Ulm  ant« 
mortete,  bie  Sef^Iagna^me  ^abe  in  einer  fianbf^aft  ftattgefun* 
ben,  wo  bem  Ulmer  Kat  fein  (Beleitsred^t  sujte^e,  vorauf  Senebig 
1433  gurfldf^rieb,  es  fei  bann  nur  oertounberlid^ ,  mie  Ulm  be« 
fertigt  gemefen  fei ,  bie  4  993agen  oon  ÜRemmingen  nad^  Ulm 
}u  bringen.  $einri<^  oon  6toffeIn  ^abe  bie  (Sfiter  na^  Angabe 
Ulms  namens  bes  romif^en  Abnigs  bef^Iagna^mt ;  bies 
(alte  Ulm  oor^er  melben  follen.  9Ran  (abe  fi<^  barauf  oerlaffen, 
bog  bie  Sleid^sftrage  im  6d^u^e  bes  S^roab.  Sunbs 
[te^e.  Ulm  fei  greift abt  unb  (abe  als  foI((e  einem  Sefe^I 
bes  romif(^en  Königs  nid^t  ju  ge^ord^en,  es  möge  alfo  bie  Sfiter 
an  Senebig  unb  ni^t  an  ben  rdmif(|en  Aönig  Sigmunb 
ausliefern.  9Benn  bie  Auslieferung  nii^t  erfolge,  »erbe  man  \x^ 
in  Senebig  am  Ulmer  (gut  [(|abIos  (alten.  Ulm  f^lug  barauf 
oor,  es  ooKe  in  ber  Saift  Senebig  oor  einem  beliebigen  beut« 
f^en  6tabtgeri<(t  iRe^t  fte(en  ober  oor  bem  (Beriet  bes 
^erjogs  2Bil(elm  oon  Sägern.  Oenebig  erll&rte  aber, 
biefer  Sorfc^lag  tbnne  nl^t  angenommen  metben.  (Es  befiele 
barauf,  ba^  Ulm  bei  einigem  guten  SBillen  xt^t  gut  (aite  fflr 
bie  6^abfos(oltung  ber  Senebtger  forgen  lönnen.  (Es  fei  ein 
feltfames  Serlangen,  n^enn  bie  Ulmer  im  Sene}ianif((en  6id(er« 
(eit  ffir  i(re  Surger  erwarten,  mS^renb  fie  ben  Senebigern 
fol^e  n\^t  geva^ren.  Als  (5eri((tsftanb  fei  es  lebigli^ 
bereit,  ben  Ulmern  oor  einem  italienif<(en  6tabtgert<(t 

21* 


—     324     - 

etioain  $abua,  Sologno,  Qfloreit},  ^etugiaoberSiena, 
9{e^t  3U  [te^eit,  loo  bie  [(^oSbift^en  6tubenten  i^te  ftenntniffe 
^olen.  Aonig  6  i  g  m  u  n  b  mtiltt  bamab  behufs  A 1 5  n  u  n  g  jum 
tomif<^enAaifertn92om.  Senebig f^iieb bes^alb, es aniiDotie 
nur,  xotll  Aaifer  Stgtnunb  je^t  einen  Stieben  mit  Senebig 
gefd^Ioffen  (abe,  in  bem  ni^to  baoon  fte^ei  bog  ben  SeneHonem 
i^r  in  S^maben  bei^Iognolmtes  ®ut  ausgefolgt  »erbe.  Ulm 
m3ge  bes^alb  cnbli^  forgen,  bog  bies  ge{^^,  fonft  lonne 
Senebig  ben  Ulmern  {ein  (Geleit  me|r  geiofi^rleiften.  Der  9iai 
gob  fi^  borouf^in  olle  9Ru(e,  beim  9lei<^e  ffir  Sc^oblos^ottung 
ber  Senebiger  3u  forgen,  unb  bet  Aoifer  empfieng  bie  Senebiger 
So^roolter.  Senebig  erlläiie,  Ulm  l^obe  |i<^  menig  freunbf<^ftltd^ 
in  ber  6o(^e  benommen,  bo^  [ei  Senebig  bereit,  ftd^  bem 
!oiferIi(^en  6(^iebsfpru^  im  Sorous  gu  fflgen. 

£s  mor  mo^I  eine  gfolge  biefer  Sorlommniffe,  bog  1435  in  U  ( m 
ber  betrfigli^e  Serlouf  }um  Sloi^teil  re^tmSgiger 
(gläubiger  bei  Serbonnung  verboten  mürbe.  T>i>ä)  Rotten  1437 
bie  Senebiger  i^r  (ßelb  no^  nic^t  erholten  unb  es  tlogten  bes^Ib 
oieber^olt  biegirmen^ons  oon  $rtoIis  unb  $ons  ${foni; 
fie  loben  ben  ftonrob  Um  gelter  in  Ulm  mit  ber  Setreibung 
i|rer  6od^e  betrout,  bo^  meigere  fi$  Umgelter,  bte  Summe 
obguliefern,  meil  fie  bereits  onberu^eit  bef^Iogno^mt  fei. 
1439  mürbe  bemSefe^  betr.  bos  Sorjugsrei^t  ber  Sfirger 
beigeffigt,  menn  ein  grember  $fänber  einfloge,  follen 
er[t  bie  Ulmer  befriebigt  merben;  bo(^  menn  ber  ($rembe  ein 
$fonb  in  SSnben  lobe,  folle  er  bomit  no^  bem  6tobt* 
re^t  oerfo|ren  bfirfen. 

Rotten  im  14.  3<t|i^|unbert  bie  Aou^eute  oon  Senebig 
bie  inbif^e  SoummoIIe  in  Supern  geholt  unb  bonn  in 
SSenebig  on  bie  Sc^moben  ous  Slugsburg  unb  Ulm  oer« 
fouft,  bie  fobonn  biefelbe  mit  gloi^s  gemif(!|t  ju  Sorben t 
oerorbeitet  unb  biefes  (Erjeugnis  ouf  bie  SReffe  nod^  gronl« 
fürt  gebro^t  Rotten,  oon  mo  bie  9Bore  meiter  no<|  Jtoln, 
ben  Stieberlonben,  Snglonb,  9{ugIonb  unb  6ponien 
gieng,  fo  mürbe  es  infolge  ber  Xiroler  6perre  immer  me^r 
Sitte,  bog  bie  Ulmer  ftoufleute  ftott  bes  ein^eimif^n  Sflo^fes 
Sligoer  gfIo<|$  über  Aoffo  (Obef{o)  bejogen  unb  in  i^ren 
Sord^ent  oerorbeiteten ,  ben  [ie  bonn  fiber  (Benf  unb  fiqon 
no(|  SRorfeille  unb  Sorcelono  metter  oerlouften,  um  bo* 


—     325    — 

fBr  über  Senebigioiebet  6flbfrfl<^te  u.f.io.  aus  Vragonien 
jurfldjubringen. 

Die  fieigetibe  Sebeutung  biefcs  Serle^r»  mit  Senua  unb 
jtatalonien  ((^dbigte  freiließ  Senebig  in  (o^m  (grabe  unb 
biefes  lonnte  nur  no^  bm^  3ii'<tng4mabregeln  feine  Sor rechte 
im  anittelmeer  be^ufrten.  3m  3a^re  1446  Ilagten  bes« 
^alb  bie  f^ofibif^en  Stäbte  unter  Sfi^rung  Ulms  beim  ^er« 
sog  grranj  Ufoscati  em|tlid^  Aber  bie  (o^en  3911  e  Senebig». 
Sie  ffi^rien  aus,  bie  Saltore  ber  f^mSbif^en  ^anbelsgefell« 
fc^aften  in  ilatalonien,  neli^e  bott  fianbeserjeugniffe  aller 
fittf  namentli^  |panif(^e  SBeine  unb  Safran,  auflaufen  unb 
ouf  bem  Seeoege  nac^  (5enua  oerfra^ten  unb  biefe  teils  auf 
bem  £anboege  teils  ben  $o  ^inab  na^^  Senebig  brauten, 
um  fie  oon  ^iet  fiber  ben  gfernpab  na(^  S^omben  }u  {<^en, 
mfilfen  in  Senebig  oon  biefen  Srjeugniifen  einen  aBertjoII  oon 
6  0.  $.  be}a|Ien  als  Sntgelb  fflr  ben  Sdiaben,  ben  bie  Aata« 
lonier  Senebig  oeruifa<^en.  Da  mfiffc  alfo  ber  Unfi^ulbige 
fflr  ben  6<!^ulbigen  leiben,  mas  ni^t  billig  fei.  Die  Senetianer, 
bie  na^  Si^mbtn  lommen,  loerben  bod^  au^  auf  ben  9RfitIten 
e^bar  geilten,  man  mbd^te  i^nen  bes^alb  bie  alten  ^rioilegien 
erneuern. 

Ratten  fid^  bie  Ser^Itniffe  einigermaßen  gebejfett,  als 
im  Sa^re  1431  Aönig  Sigmunb  fiber  Augsburg, 
Sfelbtirc^  unb  Xirol  na^  SRailanb  gejogen  mar, 
fiil^  bort  }um  Aönig  oon  £ombarbien  fr5nen  lieg,  als 
im  3a^e  1433  bie  Aaiferfr5nung  in  91  om  folgte  unb 
ein  ($tie))e  jmifi^en  bem  $apfte  unb  bem  Sasler  AoncH 
}u  Staube  {am,  fo  trat  eine  rii^tige  Sefferung  erft 
mit  Sigmunbs  Zob  ein.  (Erneut  öffneten  fi(^  fe^t  mieber  bem 
beutf4^n  d<in)><I  bie  altgemo^nten  Sahnen  unb  Senebig  mürbe 
loieber  $au|rtftapelpla^  ber  beutf^en  Aaufleute,  neben  bem 
Genua  erft  in  imtiUx  £inie  ftanb.  SRit  bem  Siege Senebigs 
mürbe  bie  Strajje  burc^  Zirol  bie  mt^tigfte  Serbinbung  smi« 
f^n  Stalten  unb  bem  9lorben.  Die  meiften  fieoantemaren 
giengen  oon  Senebig  fiber  2iroI  naä)  S^maben,  Un« 
garn,  S^Iefieii  unb  $oIen  unb  ber  allgemeine  SBelt* 
^nbelsmeg  mürbe  ber  g  e  r  n  p  a  g  fiber  Kempten  na<l^  Stalten  > 
mS^renb  9lugsburg  feine  9Baren  Aber  ^artenlird^en, 
an   ber  Srifa^  bei  äBeil^eim,   bem   ^aitanum  ber  9ibmer, 


—     326    — 

erl^telt.  Die  SEBoren  gietigen  jtoifd^en  £e^  unb  9niiner  uUx 
ben  So^engetgenberg  nod^  S^ongou  am  £e^,  bem  6tamm< 
gut  ber  SSBelfen,  00  1407  Saqern  bos  Slugsburger  (&ut  toegen 
eines  6treii6  ber  6tQbt  mit  bem  Sistum  anfielt. 

SReift  trugen  freili^  bie  Aaufleute  felbft  bie 
6^ulb  an  ben  jQ^Ireic^en  (&filerbei<^Iagne^mungen,  inbem 
fie,  um  bie  Solle  ju  fparen,  bie  SQier  ouf  verbotenen 
S^Iei^roegen  fiber  bie  $äffe  brauten.  60  tourben 
3.  S.  im  3Q^re  1453  bem  Ulmer  itoufmann  Salt^afoi 
Sfflfinger  im  (Bebirge  bei  ber  3i>nburg  gfernftein  jmij^en 
9la|fereit  unb  f}aittxwanQ  feine  (Bfiter  toegen  SoIIabfc^rens  bef^Iog* 
nol^mt  unb  olle  Sitten  Ulms  beim  ^erjog  6tgmunb  von  Xitol 
blieben  erfolglos.  Sbenfo  loarf  im  3Q^re  1455  ber  IRitter  grtebri^ 
0.  Sreiberg  bei  ftempten  einige  3Bägen  Senebigergut 
nieber,  toeil  bobet  1  SaKen,  2  gforbel  unb  2  Sffiglein  Sglin-- 
ger  C5ut  loaren,  auf  beffen  Sefd^Iagno^me  er  SoIImoc^tsbriefe 
^Qtte,  unb  im  So^re  1458  nurben  (Bfiter  aus  Ulm,  Smunb 
unb  Kempten  an  ber  (Et[(^  oon  benSoüftellen  befdSiIagno^mt. 
Die[e  lebhafte  Snttoidlung  bes  SBerte^rs  oon  Ulm  fiber 
ben  Sernpag  nad^  Xirol  unb  Senebig  mar  fretlt<^  ein 
fil^merer  6(!^abcn  ffir  bas  (Sraubünbnerlanb,  oor  allem  ffir 
bie  Stabt  C^ur,  unb  ber  SIerger  berS^toetjer  gegen  basglud^ 
li^e  fionb  Xirol  fanb  feine  Sfil^ne  in  ber  fiegrei^en  @(!^Ia4t 
ber  (Braubünbner  über  bie  2iroIer  auf  ber  SRalfer^aibe  im 
Sintf^gau  im  ^oU^xe  1499,  toie  au$  bie  ASmpfe  ber  9ppen« 
geller  mit  Zirol  biefem  Slerger  f<|on  frii^r  Slusbrud  oerlie^n 
Ratten.  Der  geio5|nIi^e  9Beg,  ben  bie  Senebiger  Sfitet  nad^ 
S^maben  einfi^Iugen,  gieng  über  Saffano  na<^  Xri ent  unb 
ooK  ^ier  über  6t.  SRid^ael,  6alurn,  Zramin,  Soan  unb 
Zerla  no^  SReran,  Xetf^,  SRals,  9loubers,  ^funbs, 
fianbed,  3mft,  ißaffereit,  ^aitertoang,  Srla,  iReute, 
92effelmang,  Aempten,  9Remmingen  unb  Ulm.  & 
maren  oon  Ztient  bis  Ulm  48  SReilen.  Die  6tra|3e  bienle  ni^t 
nur  bem  (Sfiteroeth ^r,  fonbem  in  erfter  fiinie  aui)  als  SBeg  ffir 
bie  ao^Iretc^en  ^alaftinafa^rer.  60  gieng  }.  S.  im  3o^re  1490 
bie  9{ücfreife  ber  6ionspiIger  aus  bem  Eiligen  Sonbe  oon 
ft  e  m  p  t e  n  auf  gf  I ö g  e  n  bie  Sller  ^inab  na^  UI  m,  bort  lanbeten 
fie  am  S^mall  gegenüber  bem  ^rebigerllofter  unb  jogen  in  bie 
Slnbreaslapelle  bei  ber  6(^iegptte,  um  fid^  bort  urnjulleiben- 


—     327     — 

3)onn  gieng  es  in  ^rojeffion  no^  ber  9I(er^e<Iigenfo))eIIe  unb 
beut  $rebigetIIofter. 

SBie  mit  Kempten,  fo  ftattben  bes^Ib  bie  Ulmer  oielfa^ 
QU^  in  (Bef^ftsoerbtnbung  mit  Aaufbeuren,  xod^ln  oon  Ulm 
OU0  Diele  SeirtiDanbfarbel  giengen.  Sine  Sinbuge  erlitt 
bieje  Serbinbung  gioif^n  Ulm  unb  Senebtg  erft  bur^  bie 
Cntbedung  9[merila$  unb  bie  Sluffinbung  be$  Seetoegs 
no^  Snbien  um  Slfrila.  Seibe  Dinge  jerftörten  bie  Sliite 
Senebigs,  tnbem  nomentli^  bie  QanMsTottboit  S{a\\tx  VlatimU 
lions  I.  oegen  bes  Ariegs  mit  Senebig  ä^nli^  toirften  nie  bie 
Serbote  ftoifer  Sigmunbs  unb  ben  Seriell  über  (Senua  unb 
Spanien  ju  leiten  fuil^ten  jum  grogen  llerget  ber  3uben, 
loelc^e  fid^  namentlid^  in  93enebig  |eimif<^  ffi^Iten. 

I)iefer  gegenfeitige  ftrieg  bei  ganbehiDege  flirrte  fd^on  feit  ber 
jtpeiten  SSIfte  bcs  14. 3<)^t^unberts  ju  einer  [teigenbenUnjic^er« 
^eit  bet  93erle|r $u)ege.  6^on  im  3a^re  1393  erliegen  bie 
^enen  Visconti  oon  9RaiIanb  oon  $  a  o  i  a  aus  ein  6trQf' 
monbat  gegen  olle  StragenrSuber.  (geroo^nli^e  9töuber 
iDoren  an  einen  {ßferbejd^tDeif  gebunben  auf  ben  Stid^lplo^  3U 
ffl^ren  unb  ju  ^Sngen ,  ^aubmorber  bagegen  toaren  aufs  9{ab 
3U  flehten.  9lod^  f^Iimmer  ourbe  es  freilid^  feit  bem  3a^re  1400. 
SBas  in  erfter  £inie  jur  (Entoidlung  biefer  6tra^enräube« 
reien  beitrug,  maren  bie  ja^Ireici^en  SoIIltredungs befehle 
ber  beutf^en  fianbgerid^te,  n^elc^e  bem  (Gläubiger,  ber  oon 
einem  Stabtgeri^t  abgemiefen  oiorben  n^ar  unb  an  einem  fianb« 
geriet  mit  (Erfolg  Serufung  einlegte ,  bie  Sefugnis  oerf^afften, 
in  gan]  Deutf(!^Ianb  bie  (Bflter  ber  Slnge^origen  bes  betreffen* 
ben  Gtabtgetii^lsbejirls  pfonben  ju  laffen ,  bis  er  feine  grorber» 
ung  er^Iten  ^oite.  Die  bebeutenbfte  iRoIIe  fpielten  in  biefer 
Stiftung  bie  veftp^aiifd^en  (ßerid^tebes  gfoim.  Sie  Ratten 
bas  9{e(^t  ber  Soolotion  in  allen  Cioilfad^en ,  aä^itUn  ben  Se» 
flogten  auf  9li(^terf(i^einen  unb  Giengen  ben  Serurteilten  an  ben 
no(^ften  Saum.  6d^on  im  3a^re  1428  erhielten  bie  otöbie 
Ulm,  SPngen ,  ^Reutlingen  ,  JRaoensburg ,  9{ottmeiI  Sibera^, 
^fullenborf,  3sn9,  fieutfird^,  SRörblingen,  ©mflnb,  SRemmingen, 
X)infel$bfi^l,  Aaufbeuren,  ftempten,  (Biengen,  Fialen,  Sopfingen, 
SBeil  unb  9{otenburg  o.  Z.  oom  ^apfte  SRartin  V.  bie  Se* 
frciung  oom  toeftp^fil.  (geriete.  3nt  3a^re  1430  befummle  bie 
Stabt  9lugsburg,  allen  Sflrgern,  vel^e  anbenoärts  gefangen 


—     328     — 

gefegt  ober  angeflogt  lofirben ,  follen  bie  Aoften  erfegt  werben, 
ba  bie  Stabt  bie  Serpfli^hing  %aU,  i^re  Sfirget  oor  bem  toeft« 
p^älifd^en  (Berid^t  su  fc^figen,  unb  als  im  3a^re  1432  ob  «nt» 
tDort  lierouf  ber  Sfoim  bie  Stobt  Sugsburg  felbft  oot  (Beriet 
lub,  Ilogte  bie  6tabt  beim  3lt\ä^  ge^en  ben  gfaim  unb  ermirfte 
ebenfalls  ein  ^rioileg  gegen  bie  äJorlabungen  besfelben.  1430 
fiengen  bie  Uugsburger  65Ibner  bei  6al2burg  ben  Slttter 
Seboftian  o.  Saber,  einen  gef^morenen  Stabtfeinb,  ber  ben 
Seon^arbt  9{ot  beraubt  unb  gefangen  |a(te,  unb  nur  mit  9Rfi^ 
gelang  es  bejfen  Seroanbien,  ben  9{itler  felbft  oom  f4im|;flt^n 
Zob  auf  bem  iRabe  ju  retten,  no^renb  feine  Spi^lgefeUen  ge* 
löpft  unb  gelangt  vurben.  3m  3a|re  1431  Giengen  bie  flugs« 
burger  ben  9titter  6$n)inbelin  in  Stiefeln  unb  Sporen  foml 
feinen  (Sefellen  megen  Strajjenraubs  auf  unb  im  Z^^^  1^32 
fanb  in  9Rfin(!|en  ein  allgemeiner  Stäbtetag  megen  ber  gu* 
ne^menben  StragenrSuberei  ftatt,  an  bem  fi4  namentli^  S(ugs< 
bürg,  Ulm,  9lilrnberp,  9{egensburg  unb  fianbs^ut  leb^ft  betei* 
ligten,  unb  im  3a^re  1463  führte  au^  bie  Stabt  U I  m  bts 
flugsburger  9{e^t  gegen  ben  Straßenraub  ein.  Sla^ 
bemfelben  Q)ar  jeber  »egen  Straßenraubs  Ser^aftete  2  Surgem 
gegen  Sflrgfi^oft  jur  93era^a|rung  }u  fibergeben.  Selannte  ber 
9lngel(agt(  bie  Si^ulb  ni^t,  fo  mußten  6  ehrbare  SRanner  i^n 
oerurteilen.  Som  Strafgelbe  erhielten  bie  !Ri(|ter  ni(||ts.  Der 
Später  mar  na(|  bem  SRei(|sre(^t  unb  bem  flugsburger  Stabt* 
re^t  ju  rieten,  bie  flnilage  eifolgte  nai^  bem  Slugsburger  Stents* 
bu4  9lls  „ubIer  Straßenraub"  goß  lebigß^  bie  Seraubung  oon 
^rieftern,  ißilgern  unb  Aaufleuten,  auf  ber  Seraubung  biefer 
3  Stänbe  ftanb  ber  f(|impfli(|e  (Balgen,  fonftiger  Straßenraub  ourbe 
nur  mit  Aopfabfd^Iagen  beftraft.  1440  oerbot  ferner  Sugsburg  bei 
Strafe  bes  (Ertran!ens  feinen  9RitbQrgern,  jemanb  oor  ein 
frembes  (Beriet  ju  laben,  rneil  fi(|  bie  tDeftp^iöIifc^en  (Bertolte 
im  Steige  fo  oiel  herausnehmen.  Seither  gieng  es  mit  ber 
aRad^t  ber  oeftp^Iifc^en  fianbgeri^te  abmfirts  unb  i^re  8^ 
beutung  f^oanb.  als  im  3a|re  1441  itaifer  gfriebri^  JU.  ein 
Serbot  gegen  bas  meftp^öUfi^e  (Beriet  erließ  unb  ben  fianbfri^ 
ben  auf  neue  (Brunblageit  ftellte.  SBie  f(|n)er  freili^  bie  95* 
fc^affung  biefer  (Beriete  mar,  erfie^t  man  baraus,  baß  nodf  in 
ben  3a|ren  1468  bie  Stabt  Augsburg  Sfirger  ^inric^ten  lieg, 
bie  anbere  Särgec  oor  bos  loeftp^Iif^e  (Bericht  geloben  ^tett. 


—     329     — 

9Bac  bas  ntalgebenbe  (Element  in  ben  tDeftfi^älif^en 
Gerieten  bie  9lei40rittet[d^oft,  fo  l^toonb  beren 
SRo^t  oft  bobut^,  bag  ft^  fett  bem  (Enbe  bes  6tabte« 
Iriegs  bie  Piften  unb  6tabte  oereinigten  gut  gemeinfanten 
Oecni^tung  ber  nei^stitterf^oft.  !Das  Set^aitnis  bet 
^{ei^sfianbe  ju  bei  9{ei^0iittetf4)aft  tourbe  [eit  1400  immer 
f^Hmmer,  bas  Ser^SItnis  ber  61abte  ju  ben  gfirfien  beffer  unb 
es  toar  namentli^  bie  {töbtefreunbli^e  ^olitil  bes  Grafen  (Eber- 
^arb  bes  SRilben  9on  äBirtemberg,  bie  ju  biefer  (Enloidlung 
beitrug.  Ws  1417  (Srof  (Eber^oib  ber  SRilbe  in  (BSppingen 
ftorb,  mar  freili^  (ein  £anb  bur^  9nlei|en  unb  Serj^finbungen 
berart  i)erf(!||ulbet,  bog  [ein  (Erbe  [(^Iiegli(|  gu  (Bebietsobtretungen 
f^reiten  mugte.  Sein  6o$n  (Braf  (Eber^arbt  ber  3fingere,  ber  Se- 
liger oon  9R5m  pe  Igar  b ,  bos  er  erheiratet  ^atte,  roar  im  ^ol^xt 
1415  mit  A5nig  6igmunb  in  Katalonien  geoeien,  oerlieg 
ben  ABnig  aber  in  $erpignan  o|ne  9b|(^ieb.  (Es  ^anbelte 
fi^  bamals  um  ben  Slfidtritt  bes  $ap[tes  Senebift  XIU.  oon 
Sloignon,  ber  in  ißifa  unb  Ronftang  abgefegt  oorbentoar 
unb  im  Z<^^^^  ^^23  in  Spanien  ftarb. 

(Eine  IReii^e  oon  Streitigleiten  tobte  bamals  im  l^erjogtum 
6 <^  10 oben.  Die  erfte  berfelben  loar  bie  ge^be  ber  grtei^enen 
oon  9B  eins  ber  g  mit  ber  Stabt  SBeinsberg.  Diele  Stabt 
meigerte  [i^  1417,  bie  Sogtei  ber  Ferren  oon  SBeinsberg  no$ 
ISnger  anjuerlennen,  unb  es  lam  bes|alb  }ur  Alage  oor  bem 
£anbgeri<^t  SBilrsburg,  bas  aber  ber  ^enf^aft  SBeinsberg 
9le4t  gab.  Die  Stabt  SBeinsberg  rief  infolge  beffen  ben 
Stabtebunb  um  $ilfe  an  unb  33  Stäbte  unter  p^rung 
oon  Sugsburg,  Ulm  unb  Aonft anj  erllarten  \\^  alsbalb 
bereit,  bie  ^rioilegien  ber  Stabt  SBeinsberg  gegen  i^re  ^err« 
|d^ft  }u  Omaren,  obglei^  $ap|t  SRartin  V.  \\^  gegen  bie  Stfibte 
ausjpra«^.  Das  Sitsum  äBfirjburg  unb  bas  bortige  ^ofgeri^t 
fprad^n  9$t  unb  Sann  gegen  bie  Stabt  aus,  o^ne  bamit  oiel 
aus}uri(^ten,  bis  im  3o^re  1428  Aonrab  oon  9Beinsberg  mit 
gilfe  bes  Vfaljgrafen  Otto  bei  9{^etn  ben  SBagenjug  ber 
Sunbeslaufleute,  ber  auf  bie  gfranifurter  SRefje  50g,  bei 
Sinsheim  angriff  unb  135  5tauf(eute  famt  10000  (Bulben 
als  gute  Seute  ^eimffi^rte.  (&raf  griebrii^  oon  ^elfenftein, 
ber  S^nrager  bes  SBeinsbergers,  ^atte  gegen  2000  (Bulben  bei 
biefem  großen  ,,9lom''  geholfen,  ber  mit  500  9{eitern  bur^igeffi^rt 


—     330    - 

iDurbe  unb  bte  Stäbier  fur^tbor  f(^5bigtf.  Sin  Sergletc^  oon 
1429  orbnete  bett  61ieU  bo^in,  bog  Aonrab  oon  SBeinsbetg 
gegen  eine  Sbfinbungsfuntnte  oon  30000  Sulben  bte  6tobt 
SBeinsberg  aus  ber  6teuer|iflt(l^t  an  i^n  freigab  unb  als  9lei$S' 
ftabt  anerlannte,  unb  eine  9luinberger  Zfibigung  oon  1430 
befttmntte  meiter,  bag  filr  bte  30  000  ffiulben,  toel^e  bte  Stäbte 
bem  SBeinsberger  ju  bejahten  galten,  bie  9lei^s[tettrni  oon 
Ulm  unb  &  all,  mel^e  fett^er  bent  ftonrab  oon  SBeinsberg 
oom  9iet(^e  oeq^Snbet  maten,  int  9Berte  oon  16000  (Bulben 
abgesogen  oerben  butften  unb  an  ben  S^väbif^en  Sunb 
fibergiengen.  Ulm  löfte  bann  abbalb  biefe  ißfanbf<^afi  loteber 
oom  6(^u)äbif(^en  Sunbe  ein,  vä^renb  $all  bis  jum  3a^ 
1802  feine  Keid^sfteuer  mit  400  ®ulben  on  bie  SunbcsfiBbte 
fottbeja^lte. 

3m  3a^re  1447  geriet  bes  meitem  (Braf  Sber^rb  bei  Sfingere 
oon  9B  i  r te  m  b e  r g  in  Streit  mit  bem  ^ifaligrafen  Otto  ju  9R  os« 
haäif  bem  fpfanb^errn  oon  ^o^enjollern  unb  ^e^ingen, 
oegen  ber  gegenfeitigen  ^o^eitsrec^te  fiber  ben  trafen  griebri^ 
oon  So^ensoIIein— Dettingen.  S(usglet(^e  oon  1418  unb  1419 
orbneten  enbli^  biefe  Streitigleiten.  Die  StSbte  fteigerten  bamob 
i^re  3Ra^t  erneut  burd^  Sünbniffe.  So  traten  bie  Stfibte 
Ulm,  SRemmingen,  SRaoensburg,  Sibera^,  ftempten,  itaufbeuren, 
S^nt},  fieutfirc^  unb  (gingen  5U  gegenjettigem  Seifionbe  gegen 
{ebe  $rioiIegienoerIe^ung  auf  3  3a|re  jufammen.  Sollte  bas 
iReii^  ein  Serlangen  ftellen,  fo  burfte  feine  Stabt  o^e  bte 
anbere  biefes  erffillen ;  Untert^anen  oon  fianbes^rren  burften  nt^t 
als  Pfahlbürger  aufgenommen  »erben.  3m  3a^re  1417  f^Ioffen 
fi$  Slugsburg,  (Bmfinb,  3BeiI  unb  Salen  an,  n)8^tenb  3$nq 
austrat.  Die  aufnähme  erfolgte  bur$  Stimmenme|r^it.  3m 
3a|re  1419  ecfolgte  fobonn  ein  neuer  Sunb  bis  1422,  too  ber 
Sunb  »iebet^oltoerlängert  murbf.  9?ottn)eiI  unb3sn9  traten  loieoer 
bei  unb  es  tourbe  beftimmt  bei  ben  Sbfttmmungen  folle  SlugS' 
bürg  3,  Ulm  2,  bie  anberen  Stäbte  je  1  Stimme  ^aben.  S<^on 
im  3a^re  1417  ^atte  ^Birtemberg  unb  Stuttgart  mit 
biefem  Stäbtebunb  eine  Sereinbarung  3u  m(!^felfeittger  ^iffe 
auf  3  3a^te  abgef^Ioffen,  nod^  ber  feine  Stabt  einen  SBtrtem* 
berger  als  ^fo^Ibilrger  aufnehmen  follte,  o^S^renb  SBirtemberg 
bem  Sunb  alle  feine  Soften  öffnete  unb  oerfprad^,  feinen  Sie^ns- 
Ferren,  namentli^  bem  Aönig  Sigmunb  oon  Deutf^Ianb  unb  bem 


—     331     — 

Aonig  SBenjel  oon  SBo^men,  ntd^t  gegen  bie  6tfibte  ju  ^Ifen, 
fonbent  biefen  gegenüber  Sleutralitat  ju  bema^ren.  9lur  bie 
Se^bepflif^t  lollte  in  biefem  galle  ni^n,  bogegen  follten  bie 
etabte  in  biefem  Salle  ftoft  unb  6i^er^eit  im  SBirtemberg* 
tfd^en  loben.  9lur  venn  ein  9{e(|teetfenntni0  bes  ftutffiiften« 
lollegiums  no(|  biefet  9{i(!^fung  etlonnte,  [ollte  SBirtemberg  bem 
Mei^e  gegen  bie  6tabte  Reifen  mfiffen,  bo(^  foIUen  bann  eift  bie 
Sd^ulben  SBirtembergs  unb  feiner  llnted^onen  berii^tigt  unb  ber 
ftrieg  erft  na(|  nä^rer  Snfroge  eröffnet  »erben. 

SRan  [ie^t  boraus ,  mt  {ämmerli^  es  im  3o|re  1418 
um  bie  9{ei^0gen)aU  ftonb,  ote  Aönig  Sigmunb  Aber 
DonautDort^  nod^  Ungarn  reifte  unb  ber  SRarlgrof 
Sriebrii^  oon  ^o^enjollern  Don  Sranbenburg  als 
@tatt^Her  bes  beutf^en  9{eid^s  waltete.  91s  im  3o|re 
1419  ®rof  Sber^arb  ber  Silngere  oon  SBirtemberg  an  ber 
$eft  in  SBaiblingen  ftarb,  mürbe  feine  SBitme  Henriette  oon 
SRompelgarb,  mit  ber  er  f(|Ie^t  gelebt  |atte,  bie  Sormfinberin 
feiner  @o|ne  fiubmig  unb  lllri^.  Dos  Cinoeme^men  mit  ben 
€läbten  blieb  au<i^  unter  Ulri«!  ein  gutes.  Das  Sflnbnis  SBir« 
tembergs  mit  Sjslingen,  Ulm,  9{ottmeiI,  (5mQnb,  Siberoc^,  ftauf* 
beuren,  Aempten,  9BeiI ,  ^fullenborf ,  (Biengen  unb  9(alen  ]u 
gegenfeitigcr  Ariegs^ilfe  mürbe  erneuert,  mobei  aber  SBirtemberg 
au^  Defterrei^  oon  ber  Se^bepfli^t  ausnahm.  Der  Streit 
3Birtembergs  mit  ^einri^  oon  (5eroIbed  ju  6ulj  a.  91.  unb 
®enoffen  gab  alsbalb  Gelegenheit ,  bas  Sflnbnis  5U  erproben. 
SBolf  0.  Suben^ofen,  ein  mirtembergifi^er  3ube,  fonnte  oon  biefen 
9littem  lein  Selb  belommen  unb  gieng  bes^alb  SBirtemberg  um 
5ilfe  an,  bie  i^m  au^  ju  teil  mürbe.  SBirtemberg  mit  fiber 
100  9{ei^srittern  fomie  bie  Stabte  Ulm ,  iRottmeil ,  (&mfinb, 
Sibero^ ,  SBeil ,  ^fullenborf ,  Kempten ,  fieuttirt^ ,  (Biengen, 
S(oIen,  9ieutlingen  Ralfen  bem  3uben,  mä^renb  auf  ber 
6etie  bes  Suljers  60  IRitter  unb  (Ebelleute  unter  (Sraf  gfrieb^ 
ri(|  oon  ^o^enjollern  Cettingen  ftanben.  SRit  11,000  ^ann 
befe^te  im  3a|re  1420  bie  (grafin  Henriette  bie  6tabt  6  u  1 3, 
morauf  fofort  C5raf  gfriebrt(|  oon  go^enjollern  ben  itrieg  an 
bie  Suben^fer'j^ie  Partei  ettlfirte,  aber  SBirtemberg  unb  9{eut^ 
lingen  ausnahm,  meil  er  fielen  biefer  SRei^sftSnbe  innehatte. 
(Brunb  bes  8treits  mar  bie  Serpfanbung  ber  genft^aft  ^o^en« 
berg  an  ben  6täbtebunb.    Der  ^o^enjoller  fiel  fofort  in  9{ott« 


—    332     - 

wtil  ein,  toeil  biefe$  3  ^o^ensollerifi^e  Steifige  qIs  9?5u6er  ge^ 
iijpm  unb  beffen  fianbgerid^t  i^n  gu  2000  $funb  Stäben« 
erfa^  oerurtetit  ^oite.  9{oltiDeil  flogte  barauf  fofort  6ei 
äBirtemberg.  Do(^  gab  ber  ^olenjollem  bet  <&T8ftn  t^tn* 
rtelte  eine  ^o^nif^e  9(ntvort.  «kbalb  umff^Ioffen  1420 
bie  6  t  ä  b  t  e  im  Sunbe  mit  ber  (Btfifin  Henriette  wn 
SBirtemberg  unb  bem  (Srofen  Siielfri^  oon  $o^ en> 
gollern,  bem  Sruber  bes  (Brofen  gftiebrid^  pon  ^o^enjoHern« 
Oettingen,  bie  Surg  So^enjoIIern  in  bei  €tarle  oon  40,000 
9Rann.  3^  n^^^n  Alofter  6tetten  entioidelte  ftd^  ein  munteres 
£agerleben  unb  man  Hf^^t  binnen  Iur5em  ben  mibeifpenftigen 
(Brafen  unb  feine  ft^one  Su^Ie  aus  SDt5 {fingen  ju  fangen. 
Sber  mani^e  fteineme  ftugel  flog,  bis  bem  Oettinger  bas  $uh>eT 
ausgieng  unb  feine  Su^Ie  bei  bem  Setfu^  gefangen  »uxbe, 
Siuloet  in  bie  Surg  ju  f^muggeln.  Dtei  gefangene  Stottmetler 
^atte  ber  ®rof  fiber  bie  SRauer  merfen  laffen ,  je^t  mugte  er 
Urfe^be  f4n)ören,  flo^  aber  tro^  feines  Sibs  na<^  Saben  unb 
bat  ben  gerjog  oon  £ot ^ringen  um  ^ilfe,  als  i(n  bas  $of« 
geriet  ju  9{  ottoeil  megen  Xreubrud^s  am  Sruber  oerurteilte. 
1422  gelang  es  bem  S^ei^errn  fiubmig  oon  fiti^tenberg ,  ben 
Srafen  S^iebric^  erneut  gu  fangen ,  n)orauf  er  gefangen  gefe^ 
u>urbe.  Die  Surg  go^enjollern  ergab  fi^  1423  an  bie  6tabt 
Ulm  mit  30  ailann,  morauf  Ulm  las  Slei^sbanner  aufpflanjte 
unb  bie  Surg  als  9{aubneft  gerftbrte.  (Erft  1424  nurbe  (5raf 
Sriebri^  Q)ieber  gegen  Urfe^be  entlaffen  unb  ba  er  biefe  erneut 
brad^,  u^urbe  er  1425  in  SBafferburgbei  Aolmar  belagert. 
Der  3ug  foftete  Slugsburg  allein  bie  Summe  oon  18,000 
(Bulben.  1426  fö^nle  fi^  ber  Oettinger  mit  bem  Stetige  aus 
unb  1429  fc^Ioffen  SBirtemberg  unb  go^ensollern  einen 
Srboertrag  ,  na^  bem  ^o^enjollern  beim  finberlofen  Xbfterben 
bes  (Brafen  gfriebriil^  an  SBirtemberg  fallen  follte.  1430  oer* 
eitelte  üugsburg  ben  9Bieberaufbau  unb  1443  ftarb  ®raf  Srieb« 
ri(|  ^o^betagt  auf  einer  aSallfa^rt  in  ^aiaftina.  (Erft  1453 
n)urbe  ber  Sleubau  ber  Surg  ^o^enjollem  oom  9{ei^e  mieber 
geftattet. 

3li^i  loeniger  Sefd^verbe  als  biefer  (Braf  gtiebri^  oon 
^o^enjollern  machte  ben  6tabten  ber  SRarlgraf  Sern^rb  oon 
Saben.  Silter  f tagten  bie  6tabte,  bog  er  als  9{eid(^Ianboogt 
oon  Sreifac^  bie  Strage  bur(^  ben  Sreisgau  mit  ^^n 


—     333     — 

3onen  belaftei  ^o&e  unb  bie  (Sfiter  bef^Iogna^me ,  nenn  bie 
Aaufleute  fie  iti^t  bega^Ien.  3m  3o|te  1422  [^loffett  bes^Ib 
bie  gfreiftabi  Sa  fei  unb  bie  Sunbesfifibte  in  6(^ooben  unb 
im  Slfag  einen  Sunb  gegen  SB  oben,  bem  bie  (&raff(!^aft  3Bir« 
temberg,  ha»  Sietum  Speier  unb  ber  VfQljgraf  fiubmig 
bei  iR^ein  als  Kei^ftlonboogt  bes  Slfaged  beitraten.  96er 
etft  im  3a^re  1424  begann  ber  Arieg,  ber  1429  bur^  Sermitt* 
lung  bes  (Ergbifttums  9Rain}  beigelegt  mürbe. 

ein  anberer  f<|iDerer  61reit  »ar  bie  ge^be  bes  Steigs  mit  S  a  9  e  r  n 
um  bie  Sogtei  Aber  bie  6tabt  D  0  n  a  u  m  3  r  t  ^.  Der  ^ergog  fiubmig 
im  Sart  oon  Sa9ern'fiauingen,  ber  in  bem  jung  aufblitzen« 
htn  IDonauftabt^en  fiauingen  mo^te  unb  biefes  1413  erweitert 
unb  bur$  eine  Strafe  bur^  ba»  Donaurieb  mit  ®unb' 
remmingenunbSurgau oerbunben ^tte,  erllfirte, bie Sogtei 
gebore  i^m  ju,  u)orauf  im  3^^^^  1^33  auf  bem  Aonjil  bas  iReid^ 
Alage  gegen  Sägern  er|ob  unb  ben  ftir^enbonn  unb  bie  9Iei40' 
ad^t  gegen  ben  $erj|og  ausfpre^en  lieg,  bi»  1434  Sapem  bie 
Stabt  gegen  13,000  (Bulben  als  Slei^sftabt  anerlannte. 

3um  legten  9RaIeQ)arftai[er@tgmunb  inlllm  im3a^el430,um 
einen  neuen  3ug  gegen  bie  §u [fiten  guftanbe  ju  bringen.  (Es 
würben  50,000  IReif  ige  auf gebrad^t.  U I  m  unb  U  u  g  s  b  u  r  g  f  teilten  {e 
2  groge  ^auptbfid^fen,  4  ftommerbfi^fen  unb  6000  ^feilf^fi^en. 
Die  gamilie  Ar  äfft  oon  Ulm  30g  mit  bem  $faljgrafen  aus 
mie  bie  SRei^sgrafen.  SBirtemberg  fc^Iug  oor ,  bas  SRei^  folle 
bem  6t.  35rgenbunb  ber  Slei^sritterf^aft  bie  Ariegsleitung 
fibertrogen  unb  ber Slfirnb  erger  SReiil^stog  oon  1431  orbnete  bie 
erfte  Slei^smatrilel  gegen  bie ^uffiten  an ;  aber  bie  SIrmee 
fIo|,  o^ne  ben  S^inb  gefe^en  ju  ^aben,  bis  1434  bei  SS^mifi^« 
SrobbieXaboriten  befiegt  mürben  unb  bie  beiben  $rofope 
fielen  unb  1438  na^  einem  neuen  Sfelbjuge  na^  6igmunbs 
Xobe  bos  Sasler  Aonsil  ben  ^uffitenftreit  ausglid^. 

Ws  im  3a§re  1437  ber  fiitenlofe  Aaifer  6igmunb  oon 
Ungarn  in  3naim  in  SRö^ren  [tarb,  mar  fein  einjiges 
Ainb  oon  feiner  (Bema^ltn  Barbara  oon  (£ill9  feine  Zoä^itx 
(Elifabet^.  Dur^  bie  93erma|Iung  biefes  legten  6proffes  bes 
Kaufes  Qusemburg'So^men  mit  bem  (Erslerjog  Sllbre^t  11. 
oon  Oefterreid^  mürben  bie  Habsburger  enbgiltig  bie 
Ke^tsna^folger  bes  Kaufes  £uxemburg.  3m  Sa^re  1438 
fanb  in  granifurt  bie  einmütige  SBa^l  bes  neuen  öerrf^ers 


—     334     — 

ftatt.  (Eine  bur^ous  <^riftIi(!^<fonferoattoe  9latuc  trat  Slbre^t  bem 
fii6eta(tsmu0  ber  9BeItgeiftli(^{eit,  bem  3ubentum  unb  bemftq)^ 
toltotnus  ji^atf  entflegen,  o^ne  fi^  ben  ^Spfien  gegenüber  eliDos 
5U  oergeben.  3m  Sitette  jmlf^en  bem  $apft  unb  bem  ftonsil 
9on  Sofel  erllarte  er  \x(S^  famt  bem  fturffirftenlollegtum  ob 
neulrol,  loä^renb  feine  Sd^oiegermuUer  Sorbara  oon  Sillp  nat^ 
bem  Xobe  i^res  (bemalte »  bes  ftaifers  6igmunb,  ben  5er}og 
Aa|tmir  oon  $oIen  gc^eiiatet  unb  fid^  ben  Utraquiften  Qng^ 
f<^!offen  ^aite,  um  Sö^men  on  bie  polnifc^e  ftrone  su  bringen. 
Um  ftriege  Defterrei(!^s  unb  bes  SRarfgrofen  Sc^UIes  oon 
^o^enjolletn 'Sranbenburg  gegen  $oIen  unb  So^men 
lonnie  er  nur  no$  furj  Slnteil  nehmen;  im  3Q^re  1439  ftarb 
er  im  Ariege  gegen  bie  Ziirien.  Aurj  oor  [einem  Snbe  ^Ite 
er  im  Z^^xt  1438  no(^  als  fein  loii^tigfte«  SBerl  auf  bem  9{ei(^' 
toge  3u  92flrnberg  bos  beutf^e  SRei^  in  4  ffei^slreife 
geleilt,  wel^e  bie 9Cufre(^t(aIlung  bes  fianbfriebens  bur^  ein 
gefe^Ii^  georbneies  g^^beoustrogs«  unb  S^iebsgerid^oefen 
orbnen  unb  ber  mo^fenben  SRa^t  berSlei^sffirften  einen 
!Domm  entgegenfe^en  follte,  mel^e  bie  gfrei^eit  ber  9lei(|s« 
ftSbte  immer  me^r  bebro^te.  9luf  einem  6tSbietag  in  Ulm 
^Qtlen  bie  {(^mobif^en  6tabie  biefen  Sef^Iflffen  bes  SUrnbeiger 
Keid^dtags  gegenüber  enifd^ieben  Siellung  genommen. 

So  wat  im  ^a^xt  1439  bie  beutfc^e  ftrone  erneut  oenoaift. 
Das  einzige  6ö|n$en  Aonig  Wbre^ts,  £abislau9  ^oft^umus, 
iDurbe  oon  ben  Ungarn  ni^t  anertonnt  unb  lam  bes^olb  au(^ 
für  Deutf^Ianb  ni^t  in  Setra^t.  SBa^enb  bieXfirfen  1440 
Sei  grob  belagerten,  toa^Uen  bie  Ungarn  ben  Abnig  fiabislous 
oon  $oIen  unb  erft  als  biefer  1444  in  ber  Si^Ia^t  bei  Sarna 
fein  Seben  gegen  bie  Xfirlen  oerlor,  mürbe  Klbre^ts  6o^n  ABnig 
unb  ber  Slitter  gunqabes  jum  9{ei<^doermefer  beftellt,  bis  biefer 
1448  auf  bem  ümfelfelbe  gegen  bie  Ungarn  fiel,  ülbrec^ts 
9la4f olger  inDeutf^Ianb  mürbe  ber  ^ersog  Sfriebri^  111.  oon 
Oefterreid^,  ber  6o^n  bes  gerjogs  Smft  bes  (Eifemen  oon 
6teiermarf  unb  berSffirfttn  Cimbaila  oonWaffooien.  3m 
3a^re  1405  ju  3nn6brud  geboren  toor  er  feit  1424  ^erjog 
oon  etetermarf,  ASrnten  unb  Arain  unb  |atie  bie  Xo^ter 
bes  gerjogs  oon  SRafooien  geheiratet.  (Er  mar  mebr  ab  feine 
Sorgänger  ben  Senetianern  unb  beren  gfreunben,  ben  %üv 
fen,  jugeneigt,  benen  er  im  3a^re  1433  bie  6tabt  Seigrab 


—     336     — 

abgetreten  ^tte,  ofyit  einjufd^ceiten.  3m  Z^tt  1435  ^cttle  er 
für  feinen  minbetiä^rigen  9leffen,  ben  $er}og  6tgmunb,  bie 
Senoeferei  Don  X  i  r  o  I  unb  1438  bie  9{egentf(^oft  oon  Oefter« 
rei<^,  Ungarn  unb  Söhnten  fibemomnten. 

Sriebri^  111.  nmr  ber  le^te  in  9{om  gelrinie  römil^e 
ftatfer  ainb  |eine  lange  Stegierungsjeit  toar  bie  gl&njenbfte  3^it  ber 
Stabt  Ulm,  bie  unter  i^m  1446  jur  greift abt  mürbe  unb i^ren 
innernSlusbau  burc^ (Sefe^e ooUenbete.  9lamentli(^  toutbe  1442 
feftgefe^t,  ber  Stabtaman  ober  Slabtf^uli^eig  folle  Iflnftig 
ni^t  me^r  ein  (Bemeinbeangeboriger  [ein  bfiifen ,  fonbem  mie 
ber  älugsburger  Stabtoogt  er|t  bas  Sfiigerre^t  aufgeben 
mfilfen.  (Ebenfo  buifte  fein  (&a{tn)irt  me^r  in  ben  6tabtrat 
geivo^It  metben.  3m  3a^re  1446  würben  bie  9n{pru(^e  ber 
Vbtei  9?ei(^enau  auf  bie  Ulmer  fianboogtei  abgeloft  unb 
fo  Ulm  }ur  S  r  e  i  [t  a  b  t  gemacht.  Seither  toar  ber  regierenbe 
Silrgermeifter  oon  Ulm  ber  £anboogt  ber  6tabt  unb  ^atte 
mit  bem  Stab  trat  bas  Ht^i,  alle  [trafre^tKi^en  gf&ne  ju  ent* 
fi^eiben  unb  [elbft  bas  Urteil  ju  fallen,  na^bem  ber  oon  i^m 
ium  Stabtoogt  etnannte  Stabtaman  ober  Gd^ult^eig  bie 
Umfrage  geftellt  ^tte.  dt»  war  bies  ein  großer  Unteri<^teb; 
benn  (eitler  ^atte  umgefe^rt  ber  Surgermeijter  als  6tabt« 
aman  ben  armen  6finber  beim  Stabtoogt  mit  7  Stabtraten 
angellagt  unb  biefer  boite  bann  felbitflänbig  bas  Udeil  gefillt. 
(Es  mugte  bes^Ib  au^  oerboten  merben ,  bab  ein  Sfirger  oon 
Ulm  Ifinftig  no(^  jum  Stab t aman  ernannt  merbe,  meil  ber- 
fenige,  ber  bas  (Ergebnis  eines  Sluiurteils  namens  bes  Aönigs 
feftftellte,  fein  9Inge(origer  ber  (Bemeinbe  fein  burfte. 

2)ie  fteigenbe  SRo^t  ber  Xfirlenp^el^e,  begfinftigt  oon  ben 
Sene^ianer  n  unb  ber  lömifd^en  ftir^e,  immer  toeiter  in  bie  Do- 
naulonber  i^et aufbrangen,  na<^bem  fie  A o n  ft a n  t  i n  o  p  e I  in  Sef i^ 
genommen  Ratten,  foftetc  bie  (genuefen  bamals  ben  Sefi^  ber 
Siabt  jtaffa  ober  Obeffa,  meldte  an  bie  Sani  oon  St. 
(Beorg  in  ®enua  oerpfanbet  mar,  ebenfo  mie  bie  3nfel 
Aorfila  ben  (ßenuefen  oerloten  gieng. 

Die  JUage  fiber  bie  fteigenbe  Unfic^er^eit  ber  93er« 
(e^rsft ragen  wni^B  unter  Aaifer  griebii^  in  ^o^em  (grabe. 
3m  3a§re  1440  3.  S.  mürbe  ber  Ulmer  aßarenjug  auf  bem 
^eimmege  oon  gfranlfurt,  als  bie  Ulmer  fiber  Darmftabt, 
SBein^eim,    ^elbelberg,    »radenjeim,    »onnig- 


-     336    — 

(eint,  IBiettg^eim  unb  (Eannftatt  in  bas  gfilst^al 
gelangten,  bei  Stslingen  oon  ben  9{ittern  6<(iIItng  unb 
3iUen(arbt  angefoHen  unb  i^r  Gut  weggenommen.  Die  metften 
9ieibereien  gab  es  für  bie  ftaufleute  Ulms  aber  auf  ber  Strafe 
no4  Senebig.  1441  oor  bie  Ulmer Sfinna  $ans  SRaud^ber 
(Jfirma^ans  $rioIis  unb  (Benoffen  in  Senebig  eine  gro^e 
6umme  fi^ulbtg  geblieben  unb  SSenebig  flagte  bes^alb  unb  1442 
(alte  ber  6^iDab.  Sunb  bie  gfefte  bes  $ons  oon  $o(en- 
[((n^angou  an  ber  Senebiger  Strafe  eingenommen,  meil 
man  oon  |ier  aus  oieber^olt  ftaufmannsgut  mibene^tlic^  be* 
f^Iagna^mt  (otte.  Dabei  loar  ben  6t5btent  in  ber  Surg  ber 
gefangene  Aaufmann  $ans  Sartier  aus  Srfigge  in  bie 
^änbe  gefallen  unb  fie  (atten  i(n  m^  ftempten  gebrad^t 
unb  in  $oft  bebalten.  Sartier  proteftierte  inbes  (iegegen  unb 
erllörte,  man  (atte  i(n  jurfid,  »eil  man  i(n  fflr  einen  Sene* 
biger  (alte.  93enebig  f^rieb  bes(aI6  na^  Ulm,  biefer  Sartier 
[ei  lein  Senebiger,  unb  Ulm  |((rieb  barauf,  man  (alte  ben 
Cartier  jurfid,  um  i(n  als  3^ugen  jur  5<>nb  ju  (aben,  toorauf 
Senebig  mit  beftem  DanI  fflr  bie  Suslnnft  antwortete. 

Um  biefelbe  3eit  teilte  93enebig  an  Ulm  mit,  es 
|te(e  ben  Ulmer  ftaufleuten  jeberjeit  frei ,  bas 
ton  da  CO  tedescho  ober  ben  beutf^en  6tabeI(of  }tt 
be|u(!(en;  nur  ge(e  es  ni<(t  an,  bog  ein  (Bef((&ftsmonn ,  vie 
).  S.  ber  $eter  Kueg,  ftanbig  barin  9Bo(nung  ne(me 
unb  fein  3intmer  felbft  mSbliere,  weil  anbere  ßef^oftsleute 
ebenfalls  993o(nung  (oben  »ollen.  Slueg  Ilagte  barauf  beim 
Ulmer  9lat  auf  (Erfa^  feiner  aRobilien,  worauf  1453  Senebig 
erwiberte,  es  fei  bem  9iueg,  wie  bie  Unterfu((ung  bes  Siitums 
ergeben  (abe,  ni((ts  weggeifommen.  Dur((  (Befe^  fei  beftimmt, 
bog  ieber  Sewo(ner  bes  Aauf(aufes  fein  3^^^^^  na^  (Eilebig* 
ung  feiner  ®ef((äfte  3U  räumen  (abe. 

%>^  f(!(Iimmer  als  auf  ben  Strogen  nad^  granlfurt  unb 
Senebig  fa(  es  auf  ber  Strafe  na^  Safel  unb  (Benf  aus. 
3m  3<^(te  1441  würben  bie  Ulmer  im  ^egau  flberfallen 
unb  i(rer  9Baren  beraubt.  Sin  6t5btetag,  ber  {u  Aonftanj 
wegen  biefer  Sef$Iagna(me  auf  ber  Sasler  6trage  gufammen 
fam,  (otte  jur  gfolge,  bog  ein  größeres  Aufgebot  oon  fianbs* 
Ine((ten  ber  6tabte  Ulm,  SRemmingen  unb  Xaoensburg 
unter  bem  jweiien  Ulmer  Sürgermeifter  ober  6tabt(auptmann 


—     337     — 

SBdtet  C^inget  in  bie  Seegegenb  30g  unb  bie  Surgen  SBaffer« 
bürg  bei  (Engen  unb  6 4^0 aber g  bei  Stabolfsjell  jerftörte,  toie 
au^  bie  Sef^Iogna^men  auf  ber  gfronlfuitet  Stroge  jur  3^^' 
jiSrung  ber  Surgen  9l8fels  an  ber  ftu^ifer  unb  9Raien' 
fels  beiSBeinsberg  f flirten,  meiere  allein  20,000  $funb 
$uIoer  erforberten.  SRil  ben  gefangenen  9{tttem  mad^ten  bie 
St&bte  menig  gfeberlefens.  Dem  Xitter  Sem^rb  oon  aBe|ter> 
na^  bei  Siberad^  vurbe  1441  in  Ulm  ber  Aopf  megen  Strogen* 
raubs  abge|<^lagen ;  ebenfo  topften  bie  Slugsburger  einen  9{itter, 
ben  (ie  mit  einem  Aufgebot  uon  400  fianb$Ine(^ten  joif^n 
Donaumort^  unb  ^all  gefangen  Ratten.  1442  f<^Iugen  bie 
Ulmer  bem  Kitter  ^artioig  Don  Stammingen  an  ber  Strage 
oon  Ulm  nac^  ^^i^^^n^eim  unb  9lürnberg  ben  ftopf  ab 
unb  1448  mürbe  eine  joeite  „'Sit\\t'*  ber  Ulmer  fianbsfned^te 
unter  SBalter  (E^inger  na^  bem  $  e  g  a  u  unternommen,  mobei 
Sofern  famt  üugsburg  fi(^  jur  Slusttlgung  ber  Strafen« 
rSuber  beteiligte. 

3e  geringer  bie  (gewinne  im  $anbeIsoerle^r  »urben, 
um  fo  [d^ninbel^after  entmidelten  fi^  bie  (Brogbetriebe.  3m 
3a^re  1445  n)urbe  in  Zflbingen  auf  ftlage  ber  6tabt 
Augsburg  ein  SBe^felfSIf^er  aus  9lflrnberg  enthauptet. 
3m3o|rel443  oetfui^ten  bie  (Benuefen,  ben  Senejianem  i^re 
Stellung  inS^maben  erneut  ftreitig  2U  ma^en.  !Die6ouber« 
ung  ber  Sasler  Strafe  oon  ben  Stragenraubem  unb  bas 
Sejtreben,  bie  SoHfä^e  auf  biefer  Strafe  lerabjufe^en,  oaren 
geeignet,  ben  Setle^r  oon  6<^maben  na^  SDlailanb  unb 
®  enua  me^r  ab  [eitler  ju  beleben,  unb  eine  IReife  oon  Ulmer 
Kotsboten  fiber  9RaiIanb  na(^  (Benua  (otte  ben  S^^^t  gfln[tigete 
ganbelsoeitroge  ab  [eitler  mit  ben  (Benuefen  5u  f^Iiegen.  3>n 
3a^e  1444  gelang  es  ber  f^meiserifd^en  Sibgeno|fenfd^aft, 
bur^  ben  6ieg  bei  6t.  3 ^ (ob  an  ber  Sirs,  |i4  oon  ber 
£anboogtei  Oefterreid^s  ju  befreien,  obglei^  gfranfrei^ 
unb  Surgunb  ein  ftarfes  $ilf6^eer  oon  Sanbsine^ten  unter 
bem  Dauphin  gefanbt  ^aite,  bie  es  no<^  Seenbigung  bes  Kriegs 
gegen  (Englanb  fibrig  ^atte.  Stur  mit  9Rfl(e  umr  bie  Stobt 
6tra|}burg  mit  ^ilfe  ber  l^ioabij^en  Stfibte,  namentli(!^ 
UIms,oorbiefenfogenonnten  (Englänbern  ober  Ur  mag  na  es 
gefi^fi^  loorben. 

3m    3a$re   1445   löfte    Adnig    griebri^   VU.     bas 

22 


—     338     — 

Sasler  ftoncil  ouf  ben  SBunf^  bes  ^o^ftes  auf,  ber  i^m 
(ieffir  bie  ftaifetfrönung  unb  bte  Sejo^Iung  oon  220000 
Duloten  sufagte,  unb  im  gleii^en  3cifyct  be|ttmmte  bie  6tabt 
Ulm,  bag  ffinfttg  bie  falliten  Seute  ni^t  me^r  gefangen 
gefegt  merben, fonbem  lebiglic^  fo lange  Stabtuerbot  ereilen 
follten,  bis  bie  Gläubiger  befriebigt  maten.  3m  3a^e  1446  ftfirmien 
bie  Stbgenoffen  bieoftertei(iif(^e2fe|te9{^einfeIben  unb  nur  mit 
3Rfi|e  gelang  es  bem  3i)^annitermei|ter  (Brafen  $ugo  9on  !Dlon> 
fort  mit  ^ilfe  ber  StSbte  Sugsburg,  9tfirnberg,  Strag« 
bürg,  jlonftans  unb  Ulm  bur^  6Aiebsgeri4tsfi^ungen  in 
ftonjtans,  Sinbau,  Saben  unb  Aaifcrftu^I  bengfrieben 
3u  oermitteln.  3m  glei(!^en  3a|re  flagte  Ulm  bitter  bei 
9}enebig  fiber  bie  (o^en  33(1^  jmif^en  Barcelona  unb 
Senebig. 

Der  ((^merfte  6(^Iag  ffir  ben  |Qbbeutf<^en  ^anbelsoerfe^r 
bes  15.  3<>9^^unbert$  aber  mar  ber  Arieg  bes  6 tobte* 
bunbs  mit  bem  aRatfgrafen  Sl^illes  oon  Vnsba^,  IDeutf^i« 
lonbs  Sfu^s,  mie  man  i^n  nannte.  3nt  Z^x^  l^^^ 
be{am  bie  6tabt  Stürnberg  6tr(it  mit  biefem  dürften, 
meil  ber  SRarfgrof  [eine  Siebte  auf  bie  fianboogtei  Kfim- 
berg  als  Surggraf  surfidoerlangte ,  unb  SlBmberg  rief  bes« 
^alb,  bie  $iife  bes  Stöbtebunbs  an.  17.  Prften,  15  Sii^öfe 
40  Grafen  unb  ja^heic^e  Sbelleute  i^Ioffen  fi(|  bem  $o^en< 
jollern  an,  als  biefer  1448  ben  Qfe^bebrief  nad^  Slfiinberg  f<|idte, 
mS^renb  auf  ber  Seite  92fitnbergs  72  Sunbes|iabte  unb  bie 
S^mei]  [tanben.  3(uf  einem  Sunbestage  in  SlBrblingen 
mürben  5  Gefriedeter  aus  Slugsburg,  Sfifirnberg,  Ulm, 
unb  9n  e  m  m  i  n  g  e  n  }u  Sunbes^uptleuten  ernannt 
unb  [ofort  begann  ber  Atieg.  Da  3Birtemberg  }u  bem 
$o^en5oI(ent  bielt,  befe^ten  bie  StSbter  fofort  bie  mirtemberg« 
if^e  Surg  unb  Stabt  Seip^eim  bei  Ulm  unb  brannten  bie 
mirtembergif^en  Alofter  Vn^aufen  unb  5erbre<!^ttngen 
nieber,  ebenfo  sfinbeten  bie  Ulmer  bie  Sorftabt  oon  GSppin* 
gen  an,  ma|renb  bie  SBirtemberger  i^rerfeits  bas  Sfil^t^^  bis 
herauf  na(^  Geislingen  pifinberten.  Ueber  91  f  (^  sogen  bonn 
bie 6^ meijer  fianbslnec^te  ber  6tabte  Ulm  unb  Slugsburg, 
na^  Sglingen,  mürben  aber  oon  ben  SBtrtemb  ergern, 
bie  man  bei  ^eiben^eim  oermutete,  auf  ber  Sliens* 
^albe   unoermutet    fibeifallen,   toobei   ber   Grof  Georg   oon 


—     339     — 

®ero(bsed  }u  6  u  1 3  in  bie  gätibe  b<r  SBirtetnberger  fiel  unb 
ber  Ulmer  Stabt^uptmann  9BQlter  C^inger  umlom.  Die  £anb6* 
Inerte  ber  Stabt  Slugsburg  pifinbeiten  unterbe{fen  bie  Se« 
getib  Don  9B  e  i  g  e  n  b  u  ( g  in  bei  ^falj,  oerproDiantierten  bie 
6table  im  9{  i  e  6  unb  ftritten  ii(^  mit  intern  Stf^üf  ^ecum, 
ber  3u  bem  SolenjoIIem  ^ielt.  Z^itx  6tabtebüiger  erhielt  Se* 
fe^I,  feine  Haushaltung  mit  ^rooiant  ju  oerfe^en,  unb  ein  ^o^es 
®etreibeumgelb  ouibe  jur  Sef^affung  ber  notigen  ®elb« 
mittel  eingeführt.  9ber  aud^  ber  SRarlgcaf  toar  unieibeffen  nii^t 
[oumig.  QEr  bejog  eine  fefte  Stellung  bei  91  e  r  e  s  ^  e  i  m  unb 
mad^te  oon  ^ier  aus  Sorfto^e  gegen  Ulm  bis  in  bie  Steige  oon 
Sfibed,  fo  bag  bie  St&bte  oorjogen,  lieber  gfrieben  ju  machen. 
3m  3q^i^  1^^7  geriet  ferner  bie  groge  $  u  n  t  p  i  g  * 
gefellfc^aft  in  ÜRaoensburg,  bei  ber  na^eju  ber 
gefamte  [(^mabifd^e  fianbabel  beteiligt  loar ,  in 
3a(Iungs|(^tDiecigfeiten.  (Einige  Ulmer  Nagten  Deshalb  beim 
9{at  gegen  bie  S  ^  i  n  g  e  r  unb  S  e  f  f  e  r  e  r ;  biefe  u>eigerten 
fi$  aber,  ffir  bie  S^ulben  ber  Sefellfd^aft  einjutceten,  unb  oer- 
liegen  bie  Stabt,  toorauf  Ulm  auf  beren  (&runbjin|en  Se» 
fd^Iag  legte.  Die  S^inger  unb  Sefferer  flagten  barauf  beim 
meftp^Iif^en  Seric^tp  vorauf  bos  Sistum  91  u g s « 
b u r g  bie  6a^e  oergli^.  3ni  Donaugebiet  unb  in  Xirol, 
in  Ulm,  (&mänb  unb  Kempten  aber  lourbe  Se|$Iag 
auf  alles  ^untpiggut  bur^  gebungene  Sieiter  gelegt,  morauf  bie 
(Sefellf^aft  in  Ulm  ben  »itter  9B  0 1  f  oon  6 1  e  i  n  auf  Alingen» 
ftein  unb  ben  A  0  n  r  a  b  IR  u  e  g  oon  Ulm  megen  Seraubung 
anllagte  unb  9{  a  0  e  n  s  b  u  r  g  ben  Alingenfteiner  befe^beie  unb 
feine  Seibfinbeten  jum  trieben  jioang.  Ulm  mugte  3  Saiten 
fiein»anb  (erausgeben ,  bie  SBoIf  oon  Stein  unb  Aonrab 
ÜRueg  ben  $untpi[|en  auf  offener  9{ei<^sftrage  abgenommen 
^tten.  1459  eiKarte  bos  9{ei^  ben  Alingenfteiner  in  bie  Sl^t 
unb  Aonrab  9tueg  ourbe  gefangen  unb  eijt  1488  lieber  be» 
gnabigt,  na^bem  ei  oetfpro^en  (atte,  bie  Stabt  Ulm  ni^t  me^c 
3u  befe|ben,  fonbern  ins  ftlofter  ju  ge^en. 

Der  gfriebe  mit  bem  äRarfgrafen  Sllbre^t  oon  91  n  s  b  a  ^  mar  in« 
belfen  ein  fauler  unb  [ollte  ni^t  oon  langer  Dauer  fein.  S^on  im 
3ai^re  1458  begann  ber  Streit  um  bie  9{ei^slanboogtei  92  fi  rnb  erg 
unb  beffen  £anbgeri^t  aufs   neue  unb  gieng  biesmal  ^anb  in 

$anb  mit   bem  Streit   um   bie  Stabt  Donaun?ort(   unb 

22* 


-     340    — 

bereit  Sogtei.  $er5og  fiubtoig  ber  Sleiii^e  oon  Saqettt* 
fi  Q  n  b  s  ^  u  t ,  ber  (gemo^I  ber  reiben  ^rtnjeffitt  Vmolie  oon 
6  a  ^  f  e  n ,  ber  bamate  ben  prunloonften  $of  in  ganj  Deutf^« 
lanb  ^atte,  flagte  bitter  barfiber,  bag  bie  fteigenbe  Sebeutung 
Donouoort^  bie  fianbs^uter  39n«  [^^^ig^f  unb  machte  Sit* 
fprfic^e  ouf  bie  Sogtei  über  ^Donauvort^  geltenb.  Das  Kei^ 
Derlattgte  be^^alb  oon  ber  SReic^sftabt  üugsburg  oon  (Bros, 
ber  Slefibenaftobt  Aotfer  gftiebric^  111.,  aus  Seri^t  Aber  bie 
Sac^e  unb  erhielt  ben  Sef^eib,  bie  £anboogtei  Donaumortb 
^abe  ftfi^er  eine  eigene  (Broff^oft  gebilbet,  bis  [ie  Aonig  Aonmb 
an  Sägern  oerpfönbet  ^abe,  unb  biefes  fyxht  bann  bie  (Braf« 
l^oftsre^te  in  Donaumörtb  ausgeübt,  bis  ilaifer  6igmunb  bie 
^fanbf^aft  mieber  f ar  bas  9lei(^  eingeloft  (obe.  Seit^r  |ci  bie  6tabt 
loieber  eine  IRei^sftabt.  Das  iReicb  gab  barauf^in  fofort 
ber  SRarlgraffc^aft  SInsbacb  unb  f&mtli^en  9lei^s|tabien  ben 
Sefe^I,  bie  6tabt  oor  jebem  3ugriff  ber  Sofern  ju  fd^ü^en, 
unb  fibertrug  bem  Slei^slonboogt  oon  Augsburg,  9Dlarf<^n 
oon  $ap ))en^ eint,  bie  93erteibigung  oon  Donaum5rt§,  ber 
|i^  aber  fo  venig  feiner  Slufgabe  gemo(^fen  jeigte,  bag  na^ 
furjer3^it  bie  Sägern  $en  oon Donauvört^  loaren,  iD&(renb 
bas  Domlopitel  oon  Augsburg  unb  bie  SBertinger  Sorftabt,  ber 
6i^  ber  Slugsburger  fianboogtei,  [^»eren  6^aben  litten. 

6o  blieb  ni^ts  übrig  als  ein  9)erglei$,  nac^  bem  Sapem  bie 
6tabt  Donaumdrt^  n)ieber  bent  Steige  audjufolgen  ^atte,  unb  es 
gelang  ebenfo,  bei  biefer  (Belegen^eit  einen  neuen  Sertrag  jioif^en 
ben  9{et^sftäbten  unb  bem  9RatIgrafen  Slbre^t  V^ilks  oon 
Slnsba^  3u  [tanbe  3u  bringen.  Der  ^o^ensoller  oerjic^tete 
auf  en)ige  3citcn  auf  bas  9{e<^t,  einen  Sfirger  oon  Slugsburg, 
Ulm,  9lörblingen,  5aII,  (Bmünb,  SRemmingen,  Do* 
naumort^,  Siengen,  Salen  ober  Sopfingen  oor  bas 
£anbgerid[|t  ber  Keic^slanboogtei  Slürnberg  3U  laben,  unb 
in  a^nli(^er  SBeife  brachten  ber  Aarbinal  Seffarion  unb  ber 
ftarbinalbifc^of  $eter  oon  Slugsburg  einen  Serglei^^  jnii* 
fi^en  Sapern^fianbs^ut  unb  bem  Burggrafen  tl^illes 
oonSlfimberg  ju  [tanbe,  na^  bem  alle  Sofern  ebenfalls  oom 
9lfirnberger  fianbgeri^te  befreit  ourben.  Ss  loar  ein  S^nli^er 
Streit  mie  in  (Benua,  beffen  fianboogtei  im  ^c^xt  1458  oon 
($r antrete  in  flnfpru^  genommen  vurbe,  bas  bie  Stabt  als« 
balb   burcb  ben  ^erjog   oon  fiot^ringen   militSrifd^  befe^te. 


—     S41     — 

Unb  mie  im  3a^re  1461,  ob  ber  ^^^jofl  ^^^  fiol^ringen  einen 
3ug  gegen  Sleapel  im  Suftroge  granfrei^s  ousffi^ite»  bie 
gtonsofen  loiebec  aus  Senua  oeiltieben  »urben,  fo  bog  im 
3a^re  1464  Oftanlreii^  bie  9lei(^9lanbDogtet  Genua  an  bas 
^erjogtum  SRailanb  abtreten  mugte,  bem  es  bann  h\»  jum 
3a^r  1499  oeiblieb,  (o  gieng  ebenfalb  1461  ber  Arieg  bes 
3itiiß  unb  bes  SRarlgrafen  Sl^illes  oon  9Iärnberg  mit 
SaQern-fianbs^ut  erneut  los.  Das  £anbgeri^t  92firnberg 
^Me  abermals  ba^erift^e  ^inlerfafien  oorgelaben  unb  SaQern  ba« 
gegen  Senoabrung  eingelegt.  i)as  9lei4  »erlangte  oon  ben 
Stabten,  bag  |ie  bem  ^o^ensoUern  Reifen,  biefe  bitten  basu 
ober  leine  £u[t,  fonbern  [teilten  auf  ben  Stobtetagen  oon  91  ö  r  b* 
lingen  unb  Cgiingen  bie  Sitte,  man  m5ge  fie  mit  biefer 
3umutung  oerf^onen.  Dos  9iei^  gab  ober  ni^t  nocb  unb  fo 
blieb  nichts  übrig,  als  jur  Sejtreitung  bes  gfelbjugs  bie  Steuern, 
3bne  unb  Umgelber  5u  erböten,  ^m  ^a^xt  1462  erfolgte  bie 
9lb[age  an  Sofern  unb  bas  oerbunbete  Sö^men,  morouf 
ber  9Rarlgrof  Sl^illes  fofort  auf  bas  5u  SoQern  ^oltenbe, 
ouf  preugifi^e  Slrt  neu  befeftigte  Slugsburg  los5og  unb  ben 
(Brofen  oon  Cettingen  bei  £auingen  gefangen  no^m.  Dos 
Zreffen  bei  (Bunbelfingen  jmang  bie  Sofern  3um  9{fid}uge 
no^  £auingen  unb  bie  Stäbter  eroberten  SRon^eim,  (grois« 
bad^  unb  ^eiben^eim  unb  belagerten  (ßunbelfingen, 
too^renb  bie  Soqern  SBertingen  belebten.  9Rit  3Rü^t 
vor  es  ben  Slugsburgern  gelungen,  i^r  unterwegs  befinbli(bes 
Senebiger  (Sut  in  6id^er^eit  }u  bringen  unb  bur^  fräftiges 
®ef<bü^feuer  bie  SRailgräfler  unb  9{ei^s[tabler  fem  3U  b<tUen, 
bie  ober  9{o[enau  unb^ferfee  plfinberten  unb  oiel  Sie^ 
toegtrieben.  Die  SBirtemberger  b^^tien  bei  ber  ^Belagerung  in 
(&unbelfingen  mitgebolfen,  [i^  ober  aber  Ulm  jurfidge* 
jogen,  als  bie  Sofern  £anqenau  mit  feinen  900  Sor^ent« 
Q9ebern  nieberbronnten.  6iegrei^  gogen  bie  Sapern  no^  bem 
9t  ies,  mo  fie  ben  SB  irtem bergern,  Oettingern,  Ulmern, 
Rollern  unb  9lorblingern  erneut  eine  9tieberlage  bei^ 
bra(^ten.  Soperns  Serbünbeter,  ber  ^folsgrof  griebricb, 
f^Iug  unterbeffen  bie  mit  ben  ^obenjollern  oerbfinbeten  Sa^ 
benfer,  SBirtemberger  unb  SRe^er  bei  Sedtenbeim 
am  92e(far  unb  braute  ben  öerjog  gefangen  na^  ^eibelberg. 
din  Zog  in  Ulm  beriet  besbolb,  ob  ber  Arieg  fortgefe^t 


—     342     — 

merbeit  folle,  unb  noc^bem  bies  befo^t  war,  gieng  es  enteut  an 
ein  leb^ofte?  9{fiften.  SRan  begann,  bie  Sfirger  iuxif  fa^Iun* 
bige  Slitter  unb  Anekle  im  Saget«  itnb  SBagenburgfi^Iagen 
fflr  ben  Selbbien|t  aussubtiben ,  um  bie  ^o^en  ftoften  ffic  bie 
fremben  9{etfelfiufer  ju  erfparen,  unb  30g  bann  mit  biefen  erneut 
gegen  ben  gfeinb.  Die  Sägern  |atten  $eiben^eim  befe^t 
unb  matfc^ierien  auf  älugsbuig  ju,  überall  bos  Sie(  loeg' 
treibenb  unb  bie  Dorfer  anjfinbenb,  »urben  aber  »ieber  auf 
(Siengen  a.  b.  8r.  surfidgetDorfen,  wo  e«  1462  jur  Sntf^ib« 
ungdj^Ia^t  lam.  Die  SBirtemberger  flogen  suerft,  am 
ISngften  ^ielt  \ii)  nod^  bie  Vugsburger  SBogenburg  unter 
ber  Sfi^rung  Iriegserprobter  S^meijer  unb  ber  SRarlgraf 
{((^illes  flo^  na^  Sllbed  unb  Ulm,  oo^renb  bie  gufftten 
unb  Sapern  bie  Umgegenb  oon  Augsburg  ausplflnberten 
unb  fiter  600  S^foffer  unb  Dörfer  nieberbronnten,  bis  ber 
9lfirnberger  3BaffenfttIIftanb  ber  Ser^eerung  ein  Snbe  mochte. 
3m  Za^xt  1463  eifolgte  ber  gfriebensf^Iug  joif^enSCns« 
ba^  unb  Sägern  unter  93ermittlung  So^mens.  Sugsburg 
ourbe  oon  Sofern  bie  zollfreie  fie^f^iffa^rt  unb  Ulm  bie 
grei^eit  00m  Air^enbann  eiteilt ,  ber  feit  1449  ouf  ber 
@tabt  gelaftet  ^otte.  9leue  Streitigleiten  bro^ten,  als  im  Z^^ 
1464  ber  SRarlgrof  »^illes  bie  $errf(^aft  Saqreut^  erbte. 
Slugsburg,  9lorbIingen,  Dinlelsbfi^I,  Donautoort^, 
Sopfingen  unb  9alen  f^Ioffen  fofort  ein  Sfinbnis,  bas  aber 
ber  Äoifer  alsbalb  auflöfte ,  um  Q)eiteren  Sf^^ben  ein  (Enbe  ju 
bereiten.  9lber  alle  93erfu(ie  besfelben,  auf  ben  SRei^soetfamm* 
lungen  in  Ulm,  9lorbIingen  unb  Slfirnberg  unb  auf  ben 
Stäbtetagen  in  Donaumört^  unb  ftonft anj  einen  neuen 
fianbfrieben  ju  ftanbe  ju  bringen ,  waren  oergeblid^.  Die 
St&bte  hielten  nac^  wie  oor  gange  Sataillone  oon  6oIbnem 
unb  jaulten  biefen  rei^e  gfangprömien ,  nenn  fie  einen  9lattb' 
ritter  gum  Aöpfen  einlieferten.  (Enblid^  lam  bann  im  3<t^ 
1467  in  anilbenftabt  einfianbfriebe  bis  gum  3a^r€  1472 
gu  ftanbe  unb  bie  St&bter  erhielten  loieber  einige  9{u^e  oor 
bem  fianbabel. 

Unterbeffen  tobte  im  Often  ber  Arieg  gQ)if<|en  bem 
fe^ertfd^en  Sö^men  unb  bem  p&pftli^en  Ungarn,  ber 
babur^  für  bie  ftiri^e  günftig  oerlief,  bag  es  i^r  gelang 
bie  ^uffitif^en  Siaboriten  oon  ben  ftalixtinern  gu  trennen. 


-     343    - 

Die  Zoboriten  befehlen  unter  (Seorg  ^obiebrob  bie  9Rarfgraf« 
f^oft  9Rfi^ren,  mt^tten  i^re  eigenen  Sif^ofe  unb  liegen  biefe 
ftoU  oon  3{om  Don  ben  SBalbenfetn  meinen,  bis  im  Z^^^ 
1466  ber  ASnig  SRot^tos  Sotmnus  oon  Ungom  ben  jtönig 
®eorg  ^obiebrab  befiegte  unb  [id^  felb[t  mit  ber  bö^mif^en  Arone 
f^mfidte.  Ueberall  prebtgten  [eitler  bie  loi^olif^en  (Beiftlidgen 
ben  Areu33Ug  gegen  S5^men  unb  oibeiteten  gegen  bas  $au5 
^Qbsburg. 

9Iad^bem  im  Z^^xt  1456  derjog  3o^ünn  ^un^a* 
bo6  oon  Ungarn  bie  Zflrien  bei  Seigrab  gISnjenb 
gefd^Iagen  (atte  unb  im  Sa^re  1457  Aönig  fiabislaus  oon 
Ungarn  geftorben  »ar,  [trebte  Jtaifer  S^i^i^i^^  Ul*  oergebens 
na<^  bem  Sefii^e  oon  Sb^men  unb  Ungarn.  (Beomltige 
Slufftänbe  in  9B  i  e  n  oereilelten  feine  (&rogma(^t9beftreb< 
ungen  unb  etft  bas  3a^r  1463  brad^te  [eine  Slnerlennung 
in  Oe|t erreich.  Die  Sbbmen  arbeiteten  gegen  ben  Raifer  unb 
^Ifen  ben  Ungarn  unb  griebri^  111.  freute  fic^  bes^Ib  gerabeju, 
ate  bie  Zfirfen,  bie  1360  Slbria nopel  unb  1421  ganj  Sieben* 
bflrgen  befe^t  galten,  1453  fton(tantinopeI  eroberten  unb 
fiberall  über  bie  Zflrfennot  gellogt  mürbe.  Die  9benteurer}fige, 
bie  unter  bem  Flamen  oon  Areujsiigen  oon  Slugsburg  aus 
unternommen  mürben,  enbigten  Hogli^  in  Senebig  unb  auc^ 
ber  Stei^stag  oon  92 fl ruber g  im  ^a^xt  1467  f(^uf  leine 
^ilfe.  (Erft  ber  SRei^stag  oon  Siegend  bürg  braute  einiges 
3u  jtanbe.  inbem  man  bie  Sammlung  eines  $eers  bei  Donau» 
mSrt^  bef^Iog.  Da  aber  bie  (Erhebung  einer  Sermögens|teuer 
ju  biefem  30^^^  abgef^Iagen  mürbe,  fehlte  es  am  notigften  unb 
im  3a^re  1472  fielen  bie  Xfiifen  in  Oefterrei^  ein.  Der 
9Iei^stag  oon  Augsburg  im  3^^^^  1473  unb  bie  StSbtetage 
oon  gfranifurt  unb  Sglingen  bemilligten  enbli^  einige 
SRtttel,  aber  erft  1478  lam  es  ju  größeren  Zruppenfenbungen. 

93on  (Bras  lam  ber  ftaifer  na^  bem  Sugsburger 
Zurlenreic^stage  bamols  nac^  Ulm  unb  reifte  fiber 
®5ppingen,  Sglingen,  Stuttgart,  fieonberg, 
^fors^eim,  Sabeu'Saben,  ftenjingen,  Sreiburg, 
Strasburg  unb  Safel  meiter  na^  Xrier  jum  ^erjog 
Aarl  bem  fifi^nen  oon  Surgunb.  Der  llja^rige  ^^rinj 
aRaximiliatt  mar  bei  i^m ,  ebenfo  bie  Sjö^rige  ^rinjeffin  Auni* 
gunbe  unb  ber  gefangene  2:flrlenprin3  Salixtus  Osman.  Das 


—      344     — 

(Sefolge  max  6000  $fetbe  {tat!  mit  14  Zrompetenf,  1  ^eerpaufec 
unb  6  ^eiolben.  Der  Autffitft  oon  9Ratn}  unbberSif^of  von 
Si^ftSbt  »oien  bobei.  !Dte9(us$burger9{eid^sfteueriDUibeooit200 
ißfb.  Soller  6ilber  in  400  (Bulben  untflerDanbelt,  morouf  ber 
eqbi[(^of  oon  SRainj  bas  9{ei$sgeri(^t  ^ielt.  Ulm  fünfte 
1000  (Bulben,  12  Säifer  SCBein,  ^aber,  £)(^(en  unb 
S^afe.  3)er  Aaifer  n^o^nte  imDeutf^en  ^oufe  unb  betete  in 
allen  itir^en.  SBirtemberg  toutbe  bomab  gef(^ilbert  ab  £anb 
DoII  SBein,  Xrauben  unb  SU^^fti  ^^^  6(|Iöffern  unb 
6 1 äbten.  3n  Stuttgort  lieferten  bem  Äaifer  ju  S^ren bie SBetn' 
bouern  nieige  unb  rote  Zrouben ;  bos  Xofelfilber,  bie  C5obeItns 
ber  SeltboUf  ber  itirc^gang,  bie  ^afenjagb  mit  $unben  nxiren 
groge  Seronftaltungen.  Gtrogburg  fibeneid^te  ein  oergolbetes 
6ilbergef<^in  mit  1000  (Bolbgulben.  3m  So^re  1474  lam  bann 
ber  Aaifer  jurfid  fiber  Slugsburg,  um  no^  bem  fianbfrieben 
}u  [e^en.  Die  r^eini[^en,  elfolfif^en,  metterouifc^en ,  fa^iif^n 
unb  t|firingi[^en  Stobte  fagen  auf  ber  einen  Seite,  bie  Id^mb* 
if^en  unb  fränltf^en  auf  ber  onbem.  Der  S^mibjunftmeifter 
erhielt  lein  (&elb  unb  mürbe  bes^alb  fo  grob,  bog  i^n  ber  9lat 
jur  Strofe  jog. 

SBirtemberg  mor  im  3^^!^^  14^2  na^  bem  Xobe 
ber  (5räfin  Henriette  o.  9RömpeIgarb  gegen  eine  Slbfinbung 
oon  40,000  (Bulben  an  beren  jioei  65$ne  gefallen  unb 
bie  (trafen  fiubmig  1.  unb  Uliid^  V.  Ratten  bie  (&raff(^aft  nad^ 
bamaliger  (Erbteilungsfitte  mieber  in  bie  Serif (^aften  Üra^l  unb 
Stuttgart  geteilt.  9lad^bem  bonn  144ö  (Braf  Ulridf^  oon 
Stuttgart  bie  ^linjeffin  (Elijabet^  oon  SoQern,  bie  Xoi^ter 
i>ttioQ  ^mii^si  bes  9{eid^en,  geheiratet  ^otte  unb  U50  (Brof 
fiubioig  oon  Ura^  gefiorben  max,  max  (Braf  UIri<^  oon  Stuttgart» 
Steuffen  Sormunb  fiber  bie  Ura^er  £tnie  gen>orben,  bis  (Braf 
(Eberiarb  im  Sart  14  3a^re  alt  im  3<^^^  14^9  ^^  Urac^ 
Xeil  fibema^m.  1468  reifte  (Braf  (Eber^arb  oon  Ura^  21  3a^re 
alt  na^  ^aläftina,  1474  heiratete  er  bie  ^rinjeffin  Sorbara 
oon  ariantua  unb  1477  ftiftete  er  bie  Unioerfität  Zfibingen. 
3nt  ^aS)xt  1480  fiberno^m  ber  ausfd^meifenbe  (Braf  (Eber^rb  VI. 
bie  (Braffi^oft  Stuttgart  unb  1482  lam  ber  SRün  fing  er  Ser* 
trag  ju  ftanbe,  ber  bie  genfd^aft  Ura^  mit  Stuttgart  vereinigte 
uni  bie  fibeitommilfarif^e  Ünteilbarleit  bes  fianbs  unb  ba$ 
üRajoratsrei^t   mit   ber  (Erbfolge   bes    flelteften   einffi^rtt 


—     345     — 

Qo  toutbe  (Brof  Sb€r|otb  V.  9on  Ura<^  Xegent  bet  ®e{omi' 
latibs  unb  na^m  na$  Snoerbung  bec  ^ergossburg  Z  ed  im  3otl^^ 
1495  ben  Zitel  eines  ^erjog»  an. 

Dos  3<4i  1470  mod^te  ben  aRarlgrafen  Slc^illes 
oon  Sndbo^— 8o9reul(  3um  glfidlic^en  (Erben  oon 
Sranbenburg  unb  im  Z<^xt  1469  ^otte  bos  8is« 
tum  SCugsburg  bie  SRarf^taffd^oft  Sutgou  oon  Oefter* 
rei^  in  ^fonbf^aft  er^Iten.  3m  3Q|Ye  1474  fam  loeitec  mit 
fiangöfif^er  ^ilfe  ein  Serttag  stDif(^en  Sefterreic^  unb 
ber  S^veig  gu  ftonbe^  nod^  »eifern  bie  fionbfd^often  Unter« 
toollis,  9 igle  unb  Sex,  bie  |i$  burd^  bie  S^Io^t  bei 
6ilten  oom  ^erjog  oon  Saoopen  freigemacht  Ratten,  bem 
Ranton  Sern  gufielen. 

£angfam  jnmr,  ober  bo^  in  june^menbem  SRoge 
gelang  es,  bem  Strogenroub  unb  Sfe^bemefen  ollmo^* 
It4  (Einölt  au  t^un.  1475  3.  S.  lieg  ber  Augsburg  er  9{ot 
bem  bortigen  aRe^gergunftmeifter  ben  jlopf  obfc^Iogen ,  meil 
feine  9Re|ger,  bie  im  Kriege  um  bas  92fim(erger  £anbgeri(^t 
unb  DonoutoSrt^  bO0  8u|^ileppem  gelernt  Rotten,  einige  91  Arn- 
berger  Aaufleute  beraubt  Rotten.  Zro^bem  errang  bos  3 anf- 
üge (Element  immer  grögem  (Einflug  in  ben  Stobten.  60 
[e^te  3.  S.  im  3a^re  1477  ber flugsburger  (gemeinbebfirger« 
meifter,  ber  3uglei^  3iinmerleute3unftmeiiter  mar,  bur^,  bog 
ber  (Be^eimrat,  ber  [eitler  nur  ous  3  (Be[(^Ie(^ter,  ober 
Sfirgembeftonben  (atte,  no(^  bur^  8  ^onboerler  oerftärft  unb 
bog  ber  innere  9{at,  ber  [eitler  aus  15  Se|(^Ie^tern  bejtonben 
lotte,  aus  nur  12  (Bef^I^^iem  unb  18  gonbmerlem  sufammen* 
gefe^  mutbe. 

Xrautig  |o^  es  in  ben  Donaul&nbern  aus  Dos 
Xei(^  lieg  bos  $aus  Oeflenei^  im  Ariege  gegen  bie  Um 
garn  oSIIig  im  Sti^,  meil  ber  Aoifer  mit  ber  ftirc^e  auf  ber 
6eite  ber  Zfirfen  ftonb.  Die  Stellung  ber  9{eid^s(ontingente 
erfolgte  »ibenoillig,  mie  3.  S.  1479  bie  €enbung  oon  300  blau 
uniformierten  S^fl^en  feitens  ber  6täbte  Slugsburg,  Ulm 
unb  9lorbIingen  nur  ungern  ge|^Q^.  äRon  bot  ben  Jtoifer 
1480  bringenb,  mit  Ungarn  ^rieben  3U  machen,  unb  erjt  als  ber 
9lfirnberger  ^{ei^stag  oon  1481  tro^bem  eine  Ungarnl)ilfe 
oerlongte,  u)urbe  eine  [ol^ie  feitens  ber  Slet^sftäbte  bemilligt 
unb  es  gelang,  bei  S  r  u  d  an  ber  £eil^o  einen  Heinen  (Erfolg 


—     346    — 

5u  etringen.  Der  Aoifer  etloubte  jur  Selo^nung  ben  beteiligten 
Släbtefd^ii^enp  ben  !RitterttteI  3U  fuhren,  falls  i^nen  t^re 
loittfi^QftHc^e  Sage  ben  9iilteiftanb  ju  fuhren  geftotlete.  3m  Z(^^ 
1484  oeilangte  bas  9{ei^  erneute  $ilfe  gegen  Ungorn,  noi^bem 
bie  ungarif^en  Sroggrunbbeftgec  ben  ftotfer  griebticl  als  (Begem 
I5nig  aufgeftellt  Ratten.  SIbec  SRat^ios  (Eoroinus  befe^te  SBien 
unb  ganj  9lieberöfterreic^  unb  ber  Aaifer  entlam  mit  9Rfi^ 
aus  fiinsflbec  3nnsbrudna^  9(ug$butg,tPoernur beiber 
6tabt  ein  tKnle^n  oon  6000  (Bulben  gegen  bas  erneute  ^rioi« 
leg  et^ielt,  im  gonsen  IReic^e  ieben  6tragenrauber  oufjugreifen 
unb  o^ne  Sinfpru^  bes  9{ei^s  ju  ri^ienp  was  ber  Slfimberger 
»ei^slag  oon  1486  beftattgte. 

Siel  Serbrug  bereitete  bamals  ben  StSbten  ber  ju» 
ne^menbe  Slbf4|Iug  jn)i[(^en  £anbabel  unb  6tabtgef(|(e4« 
tern.  1414  ^atte  bas  Aonftanser  ftoncil  beftimmt,  bag  nur 
no^  $er[onen  eine  Dom^errenftelle  follten  erhalten  bfirfen, 
bie  4—34  eble  Sinnen  ^atlen.  «Is  nun  1481  bie  (Bef^Ie^ter 
ber  gfugger  unb  Srjt  in  Slugsburg  eine  Dom^ermfteHe 
oerlongten^  mürbe  i^nen  bies  abgefd^Iagen,  fo  bag  es  jum  $rojeg 
unb  Stro^enanföUen  lam.  Die  6tabt  tom  bes^Ib  in  bie  Sl(f)t 
unb  mürbe  erft  1485  mieber  oon  berfelben  frei.  9u^  |onft  gab 
es  ollerlei  [glimme  Streitereien  in  ben  6labten.  1482  lourben 
in  Slugsburg  bie  3unftmeifter  ber  Säder,  3i<nin^^^^ute, 
Staffier  unb  Sierbrauer  in  Sifen  gelegt  unb  gefoltert,  bis  fie 
geflanoen,  bie  Stabt  unb  bie  Spitalfaffe  betrogen  ju  ^ben, 
inbem  |ie  bie  [töbtif^en  Slemter  gegen  ®elb  oergeben  unb  bie 
Seiftli^en  unb  (Befc^Ie^ter  fiberfallen  ^aben.  3Ran  l^Sngle  fie 
in  i^ren  iRatsIIeibern  auf  unb  fe^te  bie  3unftmeifter  ber  Sd^ufter, 
6(^neiber,  5lramer,  Sals^änbler,  S^miebe,  SBeber,  $9der  unb 
SRe^ger  foioie  2  (Bef^Ie^ter  ab ,  vorauf  bie  Gegenpartei  mit 
StragenrSubereien  anla)ortete. 

SIu^  in  Ulm  gab  es  neue  SBibermörtigteiten.  Das  illofter 
9teid^enau  Hagle  erneut  mit  ^^^fe  Dejterrei^s  gegen  bie 
Stabt  toegen  äSergemaltigung ,  mürbe  aber  1480  bur^  3<^^I' 
ung  oon  25,000  ®ulben  abgefunben.  Ss  ^anbelte  fi4  babei 
namentlich  um  (ßeleitsre^te,  mie  3.  S.  1484  bas  Sistum 
9lugsburg  oon  ber  Stabt  ben  (BeleitsjoII  ber  3ur  915 rb« 
linger  SReffe  reifenben  Aaufleute  oon  Aettenbac^  bis  jur 
Donaumört^er  Srüde  oerlangte,  fo  bag  bie  Stabt  bie  Strede 


-     347     - 

Qom  Stabtoogt  miIH&rif$  befe^en  loffen  tnugte.  Dabei  Raufte 
bte  $eit  fottiDo^rcnb  im  fianbe,  |o  bog  5.  S.  1484  bie  do(^ 
seit  bes  Sergogs  6igiitunb  oon  Oeftetrei^  mit  ber  Zocktet 
be6  ^ei^ogs  Wbtt^i  oon  Saufen  bes^alb  in  3nns« 
Brud  ftott  in  Sugsburg  ftottfinben  mugte.  3nt  Sa^re 
1485  touibe  bie  3RatIgraff(^oft  Surgau  bur^  Sinlöfung 
ber  $fanbf(^oft  baQeiifc^.  Ulm  (atte  biefen  ftauf 
^ausgelaffen,  loeil  es  i^m  am  (Selb  fehlte,  unb  ba  Ulm  au4 
bie  ^enfd^often  Air^becg  unb  (Erba^  ben  Saqern  Aber« 
laffen  ^atte,  mar  bie  3Ra^t  Ulms  fe^r  bebenlli(|  geiiott.  Diefe 
^errf^aften  toaren  alle  5fterrei(^i[^e  fielen  unb  Oefterrei^ 
ptle  ben  Ulmem  gerne  Surgau  gegen  IRfidfgabe  ber  ^errf^afi 
^o^enberg  gelalfen,  menn  fic^  Ulm  ni^t  geweigert  ^e. 
9Iun  ^te  Oefterrei^  Surgau  an  Saqem  flberlaffen  unb  mit 
bem  Selbe  ^o^enberg  ausgeloft ,  fo  bag  man  bie  SaQem  un« 
mittelbar  auf  ber  9Ia[e  ^e. 

1485  »ar  ftaifer  griebri^  Ul.  in  Ulm,  um  Aber 
9{aoensburg,  Aonftanj  unb  Ueberlingen  weiter  ju 
reifen;  ebenfo  mar  ber  itaifer  in  Ulm  im  3^te  1487, 
IDO  er  Aber  Sibera^  unb  SRemmingen  nac^  Kempten 
jum  6tSbtetag  megen  besfianbfrtebens  rei[te.  Der  Slufent« 
^olt  bes  Aai[ers  mit  bem  grinsen  Vlox  braute  oiel  £eben  in 
bie  6tabt.  3um  legten  üRale  mar  Aaifer  gfriebri^  lU.  in  Ulm 
im  3a|re  1488,  mo  er  mieber  oon  |{er  nadg  Aempten  reifte. 
Der  gfranifurter  9?e!4stag  oon  1486  braute  einen  fianb« 
trieben  auf  10  3a^re  ju  ftanbe  unb  ^rinj  Sias,  ber  6o^n 
bes  Aaifers  unb  ber  ^rinjeffin  (Eleonore  oon  Portugal,  mürbe 
auf  i^m  jum  beutf(|enAonig  gemS^It.  Der  Xob  bes  Si[<^ofs 
trafen  SBerbenberg  oon  Augsburg  ffi^rte  3um  6treit  um 
biefen  6i^  smtf^en  Saqern  unb  ^o^enjollern,  mobei  aber 
ber  ^o^enjoller  Sieger  blieb.  3m  3^^^^  ^^^^  mürbe  bagegen 
Saqem  als  fianboogt  ber  Stabt  SRegensburg  anertannt 
unb  erhielt  bas  9le^t  3ur  (Erbauung  einer  Surg  in  ber  Stabt 
unb  bie  Abtretung  ber  gfefte  Donauftau  f.  Das  9{eic^  prote> 
ftierteunb  erf {arte,  9{egensburg  fei  9{ei$s|tabt  unb  leine  geiftli^e 
6tabt  me^r  unb  brauAe  bes^alb  leinen  Sogt ;  1489  erfolgte  eine 
itlage  megen  Abfalls  oom  9{ei(|  gegen  bie  Stabt  9legensburg  unb 
bie  6tabt  mürbe  in  fiins  1491  geachtet  unb  ber  64i  mabif  ^e 
Sun b  beauftragt,  gegen  S a qern  mobil  3U  ma^en.    Die  Xrup^ 


—     348     — 

pen  lammelten  ft(|  in  Vugsbiirg.  20,000  Aned^te  oon  äBii* 
temberg,  Ulm  unb  bei  (Seorgsrilterfc^aft  im  ^egau 
fornmelten  fi^  unb  erhielten  bas  9leid|sbonnet  ausgepnbigt  unb 
man  30g  gegen  fianbsberg,  bis  Aontg  3Rqs  mit  ^tlfe  eng« 
lanbs  unb  Spaniens  ben  Qfrieben  oermittelte.  Der  SRarl* 
graf  V^illes  oon  Sranbenburg  no^m  mit  bem  8tf(|of  oott 
Samberg  bie  ^ulbigung  in  9iegensburg  entgegen  unb  bie 
Stäbte  Augsburg,  Slfimberg  unb  Ulm  nahmen  bie  £rb* 
nung  ber  Stabtf^ulb  in  bie  $anb. 

3m  !iü^xt  1487  bewilligte  bei  6t&btetag  ju  6peiet 
erneut  $ilfe  gegen  bie  Ungarn  unb  ber  IRei^stag  oon 
9lärnberg  beratf (plagte  Q)egen  bes  S^u^es  ber  Strafen 
gegen  bie  Saqern.  Slugsburg  »ollte  ni^t  onfte^en,  um  ben 
mächtigen  ^erjog  (Seorg  nti^t  ju  beleibigen,  bis  bas  Sieid^  mit 
Sntjug  ber  ^rioilegien  bro^te  unb  Aetten  in  ben  6tragen  on« 
bringen  lieg,  um  biefelben  bei  Slufläufen  ju  fperren.  (Eine  3^* 
[ammenfunft  in  Cglingen  mar  erfolglos  unb  bie  ftlage  omr 
grog,  als  eine  Slnjo^I  ulmi[(^er  itaufleute  }mif4en  Giengen 
unb  Sangen  au  unb  am  91^  eine  bei  SRann^eim  oon  ben 
Sägern  beraubt  mürben.  3n  Ulm  traten  bes^alb  ^a^Irei^ 
9latsmitglieber,  bie  es  mit  ben  Sägern  nii^t  oerberben  iDoItten, 
oon  ben  SBfirgern  unb  ber  3unftgemeinbe  aus  bem  State  ous, 
mes^alb  ber  9tat  be[^Iog,  ein  9(usiritt  aus  folgen  ®rünben  [ei 
nur  angängig,  menn  bie  Setreffenben  mit  i^rem  eigenen  $ab  unb 
®ut  beteiligt  [eien ,  nidft  aber  bei  frembem  (But  einer  ^anbete* 
ge[ellf(^aft  ober  menn  i^re  Ainber,  i^r  93ater,  3llutter,  Sefd^mifter 
ober  na^e  Slnoenoanbe  babei  beteiligt  [eien. 

3)er  gfran!furter  Sieic^stag  oon  1488  braute  einen 
neuen  6  4iDabi[^en  Sunb  auf  a^t  3a^re  ju  ftanbe. 
Cs  mürbe  ein  Sun  bes  rat  mit  einem  Aolleg  ber  $rfilaten 
unb  SRitter  unb  einem  AoUeg  ber  Stobte,  al[o  2  Aollegien 
oon  je  9  Sunbesräten,  ge[4|offen.  ^mti  ^auptleute  [tanben 
an  ber  Spi^e,  einer  oon  ben  Ferren,  einer  oon  ben  Gtäbten. 
^auptleute  maren  ber  (graf  oon  SB  erben  berg  unb  ber  Sfirger* 
mei[ter  SBil^elm  S e[[erer  oon  Ulm.  Die  Sunbesfa^ne mar  bos 
rote  Areuj  im  meijjen  gelbe  bes  ^eiligen  3org.  3lu(^  Slugsburg 
trat  bei  unb  es  gelang  bie[er  Stobt  enbli(^,  bem  S  ist  um 
bas  (gerieft  über  bie  Gtragenoogtei  SDleni^ingen  mit  (Erfolg 
[treitig  ju  mo^en  unb  mit  ber  Siabtoogtei  gu  oereinigen. 


-     349    — 

3m3Q^tel489  mx  A9ntg  SRax  etftmalsols  itStitg  in  Ulm. 
Sr  fant  mn  $all  über  Geislingen  unb  reifte  nac^  Rtmp* 
ten  toeiter.  1490  lam  er  oon  SRfln^en  Aber  tlugsburg 
mieber  m^  U  l  m.  SBa^renb  itBnig  SRox  na^  bem  Zobe  bes 
5lonig0  SRatt^ios  Coroinus  Ungorn  eroberte,  ma^te  ber 
&dfmiix\^t  Seorgsbunb  erneut  mobil  gegen  SaQern. 
Ulm  [teilte  400  fionbslnei^te,  67  ^ferbe  unb  bas  ,,ftat^erle'',  ein 
Dortreffltc^es  Sef^fi^ ,  fornt  6  gfelbji^Iongen.  !Do^  legte  Abnig 
3Rax  ouf  einem  Sunbestag  in  Ulm  ben  Streit  bei.  Ulm  Ilogte 
gegen  SoQern  loegen  ber  (Stltii^,  8fi|(^erei«  unb  3agi>te^te  ber 
^rfilatur  SRoggenburg  im  Slott^ale  unb  in  Surgau  unb 
Aber  bie  baQeiifd^en  3onbeomten,  bie  ben  Ulmer  Aoufleuten, 
menn  fie  auf  bie  9törblinger  9Re|fe  sogen,  bos  (Beleite  fi^on 
Don  SRemmingen  im  3Uert^aIe  ab  geben  wollten,  n)ie  au$ 
bie  baiierif^en  Salj^Snbler  unb  SSie^treiber  im  Ulmif^en 
felbft  geleiten  mollen.  !Die  Stabt  Ilogte,  bie  Sidgerung  bes 
(Seislinger  3^119  gegen  SoQern  Io[te  fie  500  Sölbner. 
votil  bie  Sofern  bie  Ulmer  bis  fiongenau  unb  Siengen 
berauben,  {a  SoQern  ^ege  ben  $Ian,  bie  311  er  abjugraben, 
um  bie  Sonau  un|(|iffbor  ju  ma^en.  Der  Sifi^of  oon  (&\fy 
Itabt  unb  SBirtemberg  oermittelten  bann  in  Slugsburg  ben 
Streit  megen  bes  Alofters  SRoggenburg.  3m  3a^re  1491 
loar  ftönig  aRox  loieber  in  U I  m ,  als  er  oon  Slugsburg  lam, 
unb  1492  lieg  er  f{$  alsne^tsna^folgerin  Sorberofterreii^ 
in  ben  Sc^mabifc^en  Sunb  aufnehmen.  £r  ^attebie  äRatI« 
graff(^aft  Surgau  n>ieber  oon  Sofern  ausgeloft  unb  ben 
(grafen  3o$<^nn  oon  fianbau>9Birtemberg  jum  fianboogt 
oon  Surgau  gemalt. 

Dos  Bistum  unb  bie  Stobt  Slugsburg  mit  bie  Stöbte  Ulm, 
9Remmingen  unb  DonaumSrt^  Ilagten  aber  alsbalb,  bog 
biefer  einige  üugsburger  Sflrger  inC&finjburg  gefangen  gefegt  ^be. 
9u^  1493 lam  Aönig  SRaxoon  Sugsburgnai^  Ulmunbfton> 
[ton 3.  AonigSRoxmar  f(|on  mit  153a^renlöngere3eitin  Dil« 
lingen  beim  Sif^of  $an9  oon  SBerbe  nberg«9Iugsburg 
3u  (gaft  gemefen  unb  bort  oon  bem  SRitter  Diebolb  00m  Stein 
}u  Steife ns bürg  in  ber  eblen  SBaibmannsIunft  unterri^iet 
loorben.  „SBer  mill  bleiben  oon  ^änbeln  rein,  ber  ^fit'  fic^  oor 
gfreiburg  unb  Sle^berg  unb  Stein"  ,  ^ieg  es  bamals  bei 
ben  Stabtem  in  Sc^n)aben.    Der  (Brunbgebanfe  einer  SBelt« 


-     350     — 

tnad^tspolitil,  loie  t^n  [ein  Saier  Don  fiinj  aus  fiepPegt 
^Qtte ,  bie  Setonung  bec  9laturiDt|fenf4<iften  ab  Urgiunb  ber 
Crlennints  an  Stelle  bes  Sumantemus  fanben  au<|  in  ftatfer 
aRox  i^ren  Pfleger.  93on  Snnsbrud  aus  iam  ftatfer  SRox 
glei^  im  3a^re  1494  jtDeimal  fiber  Sfiff^n,  ftempten  unb 
SRemmingen  naii  Ulm,  mo  bamate  bie  fiuftfeu^e  unb 
bie  $  eft  [(^redlic^  Rauften,  unb  reifte  nac^  (Egiingen  n>eiter. 
1496  wat  er  nieber  in  Ulm  unb  1498  Iam  er  über  8füf|en 
na^  Ulm  unb  reifte  na^  Ura^  unb  9leutlingen  weiter,  mit 
er  1499  oon  ^Reutlingen  über  Ulm  na^  fiauingenunbüugs' 
bürg  reifte  unb  1603  oon  Augsburg  fiber  Ulm  nai^  Slau« 
beuren,  1508  oon  Uro(^  Aber  Ulm  na^  Dillingen,  1508 
joon  (Ehingen  Aber  Ulm  nad^  Sannftatt,  1509  oon  6tutt' 
gart  Aber  Ulm  na$  Aaufbeuren,  Aempten  unb  Steffel« 
mang,  1511  oon  ^Reutlingen  na^  Ulm  unb  ftaufbeuren, 
1513  oon  Slugsburg  na^  Ulm  unb  Stuttgart,  1515  oon 
9lug$burg  fiber  Ulm  nac^  SRemmingen  30g.  Diefe  ja^lreid^n 
ftaiferauf enthalte  brauten  in  bie  ^auptftabt  bes  S<!^Q)&bt* 
f^en  Sunbs  reges  Seben  unb  fteigerten  bie  Slad^froge  na4 
fiebensmilteln  berort,  bag  bie  greife  bes  Srl<if(^$,  ber  8rif<^f 
5fi^ner,  oon  ^aber,  ^tu  unb  Stro^  er^ebli^  in  bie  53^ 
giengen.  Das  93er§altnis  Ulms  ju  9Birtemberg  nmr unter 
derjog  Sber^arb  im  Sart  ein  ganj  oorsflgli^es.  Sie  Stobt 
lub  ben  ^erjog  gu  i^ren  Saftna^tfpielen  ein  unb  biefer  f^idte 
jum  (giug  ein  StudE  SBilb,  mie  au4  bie  ^ergogin  Barbara, 
eine  geborene  $rin}e|fin  0.  äRantua,  mieber^olt  im  ulmtf<^n 
Sabe  X^alfingen  jur  Teilung  meilte. 

k.     :D{e  ßanbetetoege  beim  (Eintritt  ins  16.  3<4^4unbert. 

Die  Sntbedung  bes  Seetoegs  na^  3nbien  im  3a^re 
1498  mad^te  ooUenbs  ber  $errf^aft  ber  SRongolen  in  9{ug> 
lanb  ein  Snbe.  Sine  neue  Stxi  begann  burd^  ben  oerme^rten 
3uftrom  oon  9{oMtoffen  na^  (Europa.  Der  ge»erb« 
lid^e  3Rittelftanb  mar  ni^t  me|r  in  ber  £age,  ben  oeran* 
betten  3^itoer^altniffen  9iec^nung  ju  tragen,  unb  fo  fd^manb  feit 
1500  bie  f^onfte  n)irlf4aftli(^e  3eit  Deutf^lanbs,  bos  3eit» 
alter  bes  ^ausgemerbs,  unb  bas  3^italter  ber  SRanu* 
fa!tur  trat  an  feine  Stelle. 

Diefe  neue  3^tt  ber  SRanufaltur,  beren  Signatur  bie 
Srfinbung  bes  Spinnrabs   mar,   serftorte  oer^&ltnismagig 


—     351     - 

raf<l^  bie  ibeole,  ed^t  germanifile  Steüung  ber  norbif^^n 
Hausfrau.  6eit  bie  europaij^e  6<nisfiau  nid^t  me^r  ols 
oberfte  fietteiin  be9  ^usli^en  (Sejc^aftsbetriebs,  ols  Suffe^erin 
fiber  bie  Du^enbe  oon  fpinnenben  unb  mebenben  9Ragben,  oon 
[d^neibemben  unb  f^uftetnben  Anetten  bes  gerien^ofs  omtierle, 
iDte  es  bie  go^enflaufenjeit  bes  aRinneltebs  mit  fi^  gebrod^t  ^aile, 
feit  mit  bec  }une|menb(n  5<inbiDerIsteiIung,  mitbemSntet« 
regnum,  mit  bem  SReifterfang,  erft  bas  jünfttge  ^onboerl,  bonn 
feit  1500  bie  9Ronufa!tur  unb  [pater  feit  1700  bie  Sabril  ent« 
ftanben,  fc^iDonb  immer  me^r  bie  |e^re  Stellung  ber  altfreien 
beutfd^en  Hausfrau.  6^on  bie  Hausfrau  x>on  1300  bis  1500 
^tte  ni(^t  me^  bie  ibeole  Stellung  ber  frühem  3^U  ge^bt, 
no^  me^r  aber  litt  bie  Stellung  ber  gr^au  feit  ber  SerbrSngung 
bes  jfinftigen  ^anbioerls  bur^  bie  SRanufaltur. 

Setreffs  ber  9BeIt^anbeIstDege  jeigte  fi<^  ber  (Eintritt 
neuer  Ser^öltniffe  jun&c^ft  im  enbgiltigen  Uebergang  bes 
SBelt^anbels  oon  Srfigge  nac^  !lntQ)erpen.  (Er  ooll* 
sog  fi^  ^onb  in  $anb  mit  ber  fluffinbung  bes  Seemegs 
no<^  3nbien  bur^bie^ortugiefen  feit  bem  3<t^te  1500  etoa 
baburc^,  bag  bie  ißortugiefen  Slntioerpcn  als  ^auptmarH  für  bie 
Aoftbarleiten  bes  Orients  loä^Iten,  loeil  bie  3tQliener  fie  in 
Stfigge  aus  Srobneib  ni(|t  auflommen  liegen.  !Die  lapital' 
frSftigen  Hintermänner  ber  ^ortugiefen  bei  biefem  Unter» 
nehmen  gegen  bie  fat|oIif(^fpani|<^«itaIienif4en  6&nblerlreife 
OKiren  bie  grogen  (ugenottifc^^proteftantif^n,  oielfa^mit  Guben« 
gelb  arbeitenben  fübbeutf(^en  ganbels^aufer,  oon 
benen  nur  bas  $aus  gf  u  g  g  e  r  eine  Slusna^me  machte. 
2)ie  SBelfer  in  Slugsburg  unb  bie  9lot  in  Ulm  festen 
fic^  in  Serbinbung  mit  Portugal  unb  j^idten  eigene  Skiffe 
um  bas  Aap  ber  guten  Hoffnung,  bie  bann  bie  SBoren,  oor 
allem  Pfeffer  unb  C&emfirse,  no^  SIntoerpen  brauten  unb 
fo  ben  fiombarben  im  SRittelmecr  i^r  feil^eriges  3n)if4en« 
§anbeIsmonopoI  raubten.  Seither  gieng  es  mit  bem  lat^olif^en 
S  I  a  n  b  e  r  n  immer  rafc^er  abioarts.  Die  Serfanbung 
bes  Hafens  oon  6Iut)S,  bie  politifd^en  Unruhen  in  ben 
9lieberlanben,  S^anbem  unb  Srfigge  trieben  ben  ganbel  in 
anbere  Sahnen,  ber  £usus  unb  bie  Ueppigleit  ber  Sinmo^ner 
brad^ten  bie  Stabt  in  3erfaII  unb  ber  Hanbel  30g  \i^  binnen 
lurjem  nai^  Kntmerpen  unb  oon  ^ier  na^  Smfterbam,  fo 


—     352     — 

bog  bie  ftaufl^ute  oon  Srobant,  Seelonb  unb  godattb 
bie  9Re|fen  oon  Srugge  ju  metben  begannen.  Setgebltc^ 
unter^onbelte  ftoifer  URoximilion  mit  bei  $Qn[a  loegen  bes 
toettern  Sefu(|0  oon  SrQgge ;  bie  jur  Sirofe  bei  ber  Selagetung 
unb  (Eroberung  Srfigges  bur<|  Aaifer  ^Jfriebri^  erfolgte 
ißlflnberung  unb  Sinfif(^erung  ber  ganfonieber* 
löge  oertrieb  lebiglic^  aud^  no^  bie  StoHener  na^  Vnt« 
merpen ,  bie  nunmehr  ibre  fieoantetoaren  aus  S  e  n  e  b  i  g , 
(Benua  unb  Sncona  ebenfalls  jur  See  unmtttelbot 
na^  Slntoerpen  brachten  unb  Srugge  miebelt.  9Is  nad^ 
bem  Zobe  ^erjog  ^^ilipps  bes  S^onen,  bes  60^ 
Aaifer  9RaximiIiQns,  Surgunb  1526  im  SDlabriber  ^cie« 
ben  erneut  on  itarl  V.  fiel,  tonnte  es  biefer  nur  lurj  be^u|iten 
unb  1520  fiel  es  roieber  an  gfranlrei(^. 

3mmer  ^ö^ere  Sebeutung  erhielt  bagegen  mit  ber  fteigen* 
ben  Sebeutung  6poniens  unb  Portugals  als  Um* 
f^lagsplö^e  für  bie  3nbien«  unb  Smerilaoaren 
ber  binnenlänbif^e  9RarIt  oon  fiQon.  Um  1512  motten 
bie  (genfer  juior  no^mals  ben  oergebli^en  SerfuA,  bie 
(S  e  n  f  e  r  SR  e  f  [  e  neu  5U  beleben,  aber  es  loar  De^ 
gebli<(,  fiqon  ^atte  längft  gewonnen  unb  ®enf  oerbrangt, 
fo  bog  um  bas  3a^r  1500  ber  $anbe(  ber  Ulmer  bunl^ 
bas  (Elfag  ober  bie  S^toeij  nai)  ber  9tormanbie,  (E^am* 
pagne  unb  Daup^ine,  na<^  $aris,  9louen,  Sienne 
S^on  unb  Xouloufe  ein  fe^r  lebhafter  mar  unb  man  ABIn 
unb  bie  bliebe rianbe  ju  meiben  begann.  Die  f<^toSbtf^en 
Sunbesftibte  erhielten  1515  bas  Steigt ,  mie  bie  f^metjerij^en 
Sibgenoffen  9Baren  aller  Urt  na^  allen  franjöfif^en  aR&rften 
3U  oertaufen  unb  franjofif^e  SBaren  bort  einjutaufen,  [eit  ber 
liberale  ft5nig  IJfranj  1.  ^err  oon  gfranlrei^,  (Senuo  unb 
SRailanb  gevorben  mar.  Oefterrei^  fo^  {mar  ^ie}u  menig 
gut  unb  beiAIognabmte  1515  im  Slfag  eine  SRenge  Ulmer 
C5  u  t  mit  ber  Segrfinbung  ,  es  toetbe  mit  biefem  gonbel  ber 
Sunbesftfibte  na^  IJfrantrei^  ben  Gegnern  b(s  Steigs 
Sorfd^ub  geleiftet,  hoi)  mar  bas  9{ei^  nid^t  in  ber  fiage, 
ben  Serle^r  ber  S^maben  mit  Stanlreii^  ju  unterbinben 
unb  mfi^renb  bie  entmiddte  (grautu^mac^erei  6((moben$ 
i^re  Slusfu^r  na(|  ber  S^meij,  nad^  Vorarlberg  unb 
3talien  ri^tete,  gieng  na^^  Sranfreid^  namentlid^  ber  Se^ 


—     353     — 

lanbt  ootiSoti^ent  unb  Sammei.  Das  SHtporlommen 
oon  SBoIHu^ma^etfamilien  mit  berienigen  ber  '$  ermann, 
»eitle  |i4  bamab  oon  8e|H|em  bes  allen  Ulmer  ®aft» 
Kaufes  sum  Sau m [tat I  }u  CKroglobenioebem  unb  [(^lieglii!^ 
SU  firogen  j^anbels^erten  in  Senebig  unb  ffei^sfrei' 
fetten  auff Zwangen ,  unb  bei  Samilie  ber  S^eler,  vklift 
€9  oont  6antmelfabri(anten  bis  junt  Srofen*  brachten, 
geigen  bie  Sebeutung  biejer  (bewerbe.  Sine  SRenge  oon 
iDoüenen  Saugen,  aBoIIIoben,  Qflanellen,  Sor^tn 
u.  f.  ID.,  mollenen  Sfinbeln,  9lefteln  unb  S^nilren 
mürben  in  Ulm  gefertigt  unb  gtengen  in  ja^ofen  Sollen  ins 
Suslanb.  Die  groge  9laoensburger  ^unbpiggejellf^aft  ffi^rte 
groge  Soften  GpanierrooIIe  ein,  bie  fiberSranlreid^  unb 
Sajel  na^  6 d^ »oben  lam,  boi|  lam  ber  ^auptteU  immer 
no^  aus  ben  9lieberlanben,  iDenigftens  mar  in  Ulm  ftets 
nur  oon  flSmif^er  SBoIIe  bie  9{ebe,  bie  ebenfo  gut  aus  6panien 
mie  aus  Cnglanb  ftammen  fonnte,  ba  beibe  Stationen  9lnt' 
merpen  mit  ^unberttoufenben  oon  SBoIIfäden  oerforgten. 

Der  Dur(|fubroerre^r  [ol^er  SBoIIe  na^  3talien 
{c^eint  fe^r  bebeutenb  gemefen  gu  fein,  ^thtt  SBoIIfad ,  ber 
oon  SIntmerpen  na^  Ulm  !am  unb  in  ber  (ßret  gelagert  muibe 
gab  um  1500  3  $fg.  <&retgelb.  Der  9Beg  oon  Sntmerpen  ift 
ni^t  genau  feft}ufteIUn.  Sin  ber  Ulmer  3oUftatte  in  Reiben« 
^im  a.  b.  Sr.  sohlte  jebes  SRog  mit  993oIIe  18  ^Ir.,  1  3entner 
8  ^r.  3n  Slatt^eim  mürbe  1  SifHl  erhoben,  in  3^^I6^^fl  ^om 
SBogen  2  Q^xH,  ,  in  (Geislingen  machte  ber  bortige  Doppeljoll 
oom  3^ntner  16  $lr. ,  menn  bie  SBolle  in  Geislingen  gelauft 
mar,  nur  5  ^Ir.  9lm  Ulmer  ^erbbrficfent^or  jape  ber  SBogen 
SBolle  8  $lr.,  ber  Aarren  4  £)lr. ,  es  lam  alfo  au^  baperift^e 
SBolle.  Der  ^funbsoll  unter  ber  (gret,  bie  (5rogumfa^|teuer 
ber  Sfremben  fflr  9Bollob[4lfiffe ,  betrug  f fir  flömif^e  SBolle 
1  $fg.  t)om  (Bulben.  3^i^^nfalls  lauften  bie  Ulmer  groge  $o|ten 
SBolle  in  Slntmerpcn  unb  f^idten  fie  na(|  £ombarbien,  [o 
ba6  ber  ^auptoerlebr  ber  Ulmer  na^  Oberitalien  gieng. 
1518  na§m  S^anlrei^  am  Comerfee  Ulmer  SBolle  in 
Sef^lag  unb  1520  grfinbeten  bie  Ulmer  bie  erfte  beutic^e 
Sammetfabril.  Die  SBolle  ber  Donaulänber  lam  erft 
Ip&ter  na^  Ulm.  Sla^bem  1550  Sägern  bie  freie  Salj« 
i(|iffa(rt  auf  ber  Donau  geftattet  ffoite,  trat  feit  1600  etma 

23 


—     354    - 

in  Ulm  an  bie  6teIIe  ber loef tilgen  aSBoIIe  bod  Stjeugnis  bcs 
Donaulänbetf  bie  toalloi^ifd^e  unb  maceboniid^e  SBoIbp 
iDoffit  bie  Ulmer  fieintoanb  in  bie  Sonaulanber  f^i<tten. 

9lod^  1558  aber  erhielt  Spanien  Ito^  bes  S^rfoII«  oon 
Srfigge  bie  bottige  9lieberlage  ber  fpanifi^n  SBoIIe  <mf> 
te^t,  fo  bab  immec  nod^  60,000  6ade  iSfyclUt  na^  ben 
9liebetlanben  giengen.  Seit  Snglanb  1558  Salats 
oetlor,  iDUtbe  fobonn  au^  ber  englif^e  6iapel  noi^ 
Srfigge  oerlegt.  Srfigge  ^atte  bamab  68  Sfinfte  unb  {telUt 
mitielft  Sigeninbuftrie,  loeilber  3iDifd^en|anbeIs' 
g  e  m  i  n  n  immer  geringer  n)urbe  ,  ganje  6^iff$Ia6ungen  oon 
^olbfeibenen ,  feibenen  unb  SaummoKjeugen ,  SBoIItfif^rn  unb 
SBoIIteppii^en  ^er ,  bie  bann  in  alle  SBelt  oertrieben  tourben. 
9}on  Ulm  ous  ^nbelte  na^  ben  Slieberlanben  namentli«^  bie 
gfirma6((Iei(^er,  n)eld^e  eines  ber  er|tenfieinmanbgef<(Sfle 
in  Ulm  bilbete^  mfil^renb  bie  S au mtDoIImeberei Ulms  immer 
me^r  jerfiel.  9ns  1525  auc^  anbere  Sc^mabenftSbte  fi<^  bicfcs 
ganbels  bemächtigten,  inbem  fie  (eitlere  SBaren  fertigten  unb 
billiger  oeifauften,  [c^affte  Ulm  ebenfalls  feinen  S^ougmang 
ab,  |fi§rte  i^n  aber  [päter  mieber  ein.  1530  iä|Iie  man  70  unb 
1611  80  Weifter,  1746  42,  1782  46  unb  1825  nur  niN^  5 
9Reifter,  bie  nur  oom  $anboerlaufe  lebten  unb  laum  ein  poar 
Du^enb  Sollen  oerfanbten.  1825  mar  nac^  Ulmer  SBoIIbSnbem 
in  Defteneid^  feine  9la$frage  me^r,  Aamelotmad^er  gab  es 
nur  noi)  3.  Die  (Bemanbfd^neiber  lauften  i^re  Zflc^er  nunme^ 
meift  in  ber  9la(^barf(^aft,  bie  meiften  aber  am  K^ein,  in  ber 
£aufi^,  in  Saufen  ober  in  S9^men  unb  oerfauften  fie  bonn 
als  Ulmer  SBare  nac^  Stalten.  Das  ff^mibif^e  Sigen* 
gemerbe  ^atte  feine  Sebeutung  oerloren,  meil  bie  SBelt* 
banbelsmege  neue  gemorben  maren. 


M««»»«l  I 


II.  Ulms  ®rogi|anbeI  im  SRUtelalter. 

1.    (SinjelEaufleute  itnb  ^anbeUgefellfc^aften. 

nötige  9la$ri€^ten  über  einen  loeüerge^enben  ^anbels* 
oetle^r  Ulms  ^  mon  erft  feit  bem  So^re  1400*  Sinen  Sin* 
Nid  iit  bos  bontoltge  Bto695nbIetif<|e  Zreiben  ber6tabt 
giebt  und  junfid^ft  bet  UInter  Dominüonetleltoi  Sfelix  gabri, 
ber  feinen  UInter  Xroltotus  um  bas  So^r  1490  obfagte. 
Den  etften  6tanb  bilbete  ncä^  ^aM  bie  Seift li^f  ei t,  ben 
joeiten  bie  9{itterf<|aft,  bos  VlxMx,  ben  btitten  bos  (St- 
f<|Ied^t,  b.  (.  bos  Seamtentum,  ben  Dierten  bas  9{entner* 
tum,  bie  S^rborleit,  ben  ffinften  bie  Aaufmonnfdftaft.  Sie 
bilbete  ben  SRittelpunft  bes  fiebens  unb  Treibens  ber  6tabt 
Ulm,  meil  faft  olle  onberen  6t5nbe  oon  i^r  ab^iengen.  9Rit  ben 
Kittern  unb  Seamten  Rotten  bie  Aoufleute  bos  Snfe^en  unb 
ben  9Ieid^tum,  mit  ben  nieberer  geftellten  5<tnbn)erfsleuten  bie 
Hrbeit  unb  URfi^fal  gemein.  9Benn  ein  9{itter  ober 
(Sef^Ie^er  ober  9{entner  in  feinen  Serm3gensoer^fiItni|fen  surfid* 
fam,  iDenn  einer  oom  fe<^ften  Stonbe,  ein  Arfimer  ober 
^onbioerler,  in  bie  $3^e  lom,  morf  er  fi^  auf  ben  (Srog- 
^nbelp  um  no<^  meiter  ju  lommen.  ^Des^alb  oerfc^mä^ten  es 
aud^  bie  9litter  unbSeomten  niifi,  mit  ben  ftoufleuten  als  ftille 
Zeil^aber  in  gef^Sftli^e  Serbinbung  ju  treten  unb  baffir  einen 
Zeil  bes  ganbelsgeminns  ffir  fid^  einjujie^en.  9lie,  meint 
Sabri,  ^tte  Ulm  feinen  SBeltruf  ermorben  o^ne  feine  Aaufleute. 
Die  oier  anberen  StSnbe,  meint  er,  ISnnen  nid^t  in 
fremben  fiSnbem  einlaufen,  u)eil  fie  nichts  baoon  oerfte^en, 
ben  (Seifilii^en  fei  ber  $anbel  oerboten,  fQr  bie  iRitler 
f^ide  er  fi$  ni(^t,  ben  Seamten  paffe  er  ni^t,  ben 
SonbiDertern  fei  er  nid^t  erloubt.  Siele  Srog^anbler 
Ulms,  erjS^It  er,  feien  ebenfo  geartet  roie  bie  Stent n er,  mannen 
fei  es  fogar  fd^on  gelungen ,  in  bas  ftäbtif^e  Seamtengefd^Ied^t 
einjubringen,  wmn  fie  bie  SRittel  unb  bie  nötige  Silbung 
boju  befagen. 

28 


—     354    - 

Vb^aupt^anbeUftäbte,  bieffit  Ulm  in  Setra^t  lamen, » 
wS^nt  Öfobrt  ttlesanbcten  unb  ftairo,  Samasfus,  Seirut 
unb  bosfQrif^eZttpoIiSfSamagufta  unbXitofia  auf  (£9* 
pem,  Aonfiantinopelunbftaffaomf^iDatjcnOteeTefSene« 
big  unb  (Benua,  (Benf  unb  fiqon,  $t5(n,  gfronlfurt, 
Stfitnberg  unb  Augsburg.  Siamberg  mat  nai^  i(m  bds 
Aauf^aus  ffii  gtonlen,  Sugsburg  fflr  Saqern,  Ulm  ffit 
Q^wabtn.  Vis angefebeneUtmer^ an bels firmen  feiner3ett 
nennt  Sfobri  bie  ^unftStter,  nottengalter,  ftammer* 
ftein,  <Bu[fen{tattet,  aBirtembeiger ,  £ieb^ocb, 
5u^  ,  £upin,  64Ietd^er,  6tempfUn,  Stent, 
9la(bbouet,  Of^eimer,  9iiU,  (Briefinger,  ftobolb, 
SBettmann,  (Berft,  Sti^manUf  S3f<^enbronb,  ftrafft« 
Z^alfinger,  SBiberfa^  unb  $fanl|cli  Wie  biefe 
(Befd^Sfteleute  nmren  entmeber  SRitglieber  bet  ftauflcute, 
ober  ber  ftrSmer»  ober  ber  SRarnergunfi,  fe  na<l^ 
bem  fie  mit  Salg  unb  Sifen,  mit  6pe]erei',  Sllen-  unb 
Aurgoaren  ober  mit  bem  SB olll^ anbei  (Belb  oerbienten, 
mfi^renb  bie  SoummoIIeinfu^r  unb  bie  Sorben  tausfu^r 
meift  in  ben  Rauben  ber  ^anbelsgefellf^af  ten  log. 

SBaren  bie aRitglieber  ber  JtrSmerjunft  bieftlein^finbler, 
benen  00m  9lote  bie  Viifgabe  fibergeben  mar,  bie  von  ausmfirts 
Sugeffi^rten  (Ergeugniffe  mittete  Slle  unb  A leinmag e  unb 
nod^  bem  AIein|tfid  ju  oerlaufen,  mobei  ni^t  ausgefil^Ioffen 
mar,  ba^  man^er  biefer  Alein^Snbler  neben  feinem  Äram* 
loben  ein  leb^ftes  (Broggef^Sft  mit  Spejerei,  Sllen* 
maren  ober  jturgmaren  betrieb,  fo  lag  ber  S^merpuntt  bes 
Ulmer  ^anbetelebens,  ber  (Bro glaube I  in  feiner  Sebeututq 
als  (Einfuhr«  unb  Susfü^rbetrieb,  in  ben  ^Snben  ber  gro^ 
danbelsgefellf^aften.  SBie  ^eute  bie  Vltiengefell* 
f^af ten,  |o  beforgten  im  SRittelalter  bie  $anbelsgefenf<!^en 
ben  3BeItoerte§r,  moneben  aber  eine  9{ei^  uon  Cingel« 
laufleuten  ebenfalls  jum  Xeil  fe§r  bebeutenbe  (Bef<^fie  mochte. 
Die  Seteilig  ung  an  biefen  (Befellf^aften  mar  urfprfinglii^  bie, 
bog  bie  Zeilne^mer  mit  ij^rem  gangen  SermBgen  hafteten. 
Srft  fpöter  lam ,  um  bie  Sefa^r  ber  Xeilne^er  ^a^fe|en, 
bie  bel^ränlte  Haftung  auf.  Seit  bem  3a§re  800  oNir  ber 
ausmirtige  $  anbei  inDeutf^Ianb  ausf^Iie^Iic^ in  ben^Atben 
ber  3uben  gemefen,  bie  benfelben   o9IIig   be^nfd^t  ^en. 


—     355    — 

mo^renb  ber  eingeborene  (Sfi^imonn  feinen  Untei^olt  im 
Sienfie  ber  Sfirften  ab  fttiegsmann,  Sogt  ober  Sraf« 
f^afisbeamter  fttd^te.  (Erft  ob  feit  900  bie  G^affung 
loeiterer  SRinifterialenftellen  loirtfd^Qpd^  unmögli^ 
iDurbe,  begann  auc^  ber  germonif^e  gfreimann,  fid^  bes 
Q^rolS^onbels  5U  bema^ügen  unb  bie  3uben  ju  oer« 
br&ngen.  9Ran  fanb,  bo^  ber  oustoärtige  $anbel  fi^ 
gut  mit  ben  {riegerifc^en  Sitten  »ertrug  unb  beffer  ab  ber 
£anbbau  su  8nfe|en  unb  9{ei($tuni  oer^alf ,  fo  baj^  ber  Qfrei' 
mann  nur  nod^  ben  Sinnen-  unb  itlein^anbel  ab  ni<^t 
ftanbesgemSJS  ben  Söhnen  ber  gfreigelaffenen,  ben  Suben 
unb  fiombarben  ilberliej}.  Seither  galt  ab  (Brunbfa^,  bog 
nur  ber  Setrieb  bes  Alein  (anbei  9  ben  Sbel  gefo^rbe,  ni^t 
aber  ber  ®ro|}^nbeI,  unb  man  unterf^ieb  ftrenger  joifd^en 
negotiatores  ober  ^anbeb^erren  unb  mercatores  ober  ArSmem, 
bie  m^  SHe  unb  AleinuKige  oerlauften.  Sei  biefem  3ntereffe 
ber  oorne^mften  beutf^en  6t5nbe  ffir  ben  $anbel  n>u^s  feit  bem 
3a(re  1000  ber  Serle^r  in  Seutfd^Ianb  ungeheuer  burd^  ben 
Seife^r  mit  ber  fieoante  unb  no^  me^r,  ab  feit  1100  ißalS« 
ftina  unter  abenblänbif^e  gfürflen  lam  unb  bie  Donaulänber 
\Ui  eri<|toff en.  Die  ftauf bule  oon  SR  a  ft  r  i  ^  t,  51  o  I  n,  9t  e  g  e  n  9« 
bürg  unb  Ulm  reiften  bamab  in  @4aren  jum  Sinfaufe  auf 
bie  SReffen  oon  Sns  in  6teiermarl|  geführt  oom  AonfuI  ober 
ganegrofen  oon  Ke gen» bürg.  Seit  bem  ^^dfyxt  1200  mürben 
tnbes  bie  Seminne  immer  Heiner,  bie  ®efa(r  bes  Serlufts  wnifB 
nnb  fo  entftanben  bie  erften  ^anbelsgefellf^aften,  3.  S. 
1282in(Benua  bie  groge  fieoantifc^e  ^anbeUIom" 
pagnie  unb  bie  fßarifer  gflug^änblerlompagnie  3um 
Setrieb  ber  6einef((iffa(rt. 

Seit  bem  3a||re  1300  bilbeten  fi((  ffir  biefe 
^anbeblompagnien  neue  gformen.  Die  genoffen ' 
fil^oftli^e  S^^w  ^^"^  jurfid  unb  bie  Setriebsunter- 
nel^mungen  erretten  einen  me^r  mobemen  S^aralter.  Die  am» 
ffi^renben  ißerfonen  maren  leine  (Senoffen  me^r,  bie  am  (Beminne 
Anteil  ^ten,  fonbem  angefiellte  Diener  bes  Unter« 
ne^mers;  bas  Silb  mürbe  tapitaliftif((,  inbem  bie  Unter* 
ne^mnng  mo^I  auf  SRe^nung  unb  Sefa^r  einer  Slnja^I  tapi« 
taliftifd^er  ^efellfc^ofts^enen  gieng ,  aber  ni((t  oon  biefen  felbft 
me^r  beforgt  mürbe.    60  mar  au^  in  Ulm  bie  eigentli^e  (Brog* 

23» 


—    356    — 

(anbebgunft  anffingli^  nid^t  bie  fpStec  fogenannte  iUiuffaite' 
iunftp  fonbent  bie  (Bef^le^tetjunft,  bie  t^ren  polttif^ 
9usbrud  in  ben  Sflrgem  oom  (Bef<|^Ie(^,  t^ren  gefellj^^Uic^ii 
Susbtud  in  ber  S  firgerged^e  fanb,  bie  man  fpfiter  na^  ber  (Eid« 
fte^ung  einer  itaufleuteftube  um  15ü0  au(^  bieobece6tube  ^ieg. 
(Er(t  ab  um  1400  ber  (Srog^nbel  feine  SintrSgli^teit  oerlor, 
]ogen  |i4  bie  Sef^Ied^ter  oon  i^m  gurflct  unb  mürben  ous  ®rog« 
^nblern  SRfifttgge^er  ober  9lentner ,  patricii  mit  erblichem 
Seomten^arafter  inlofern,  als  |ie  auger^Ib  ber®emeinbe- 
oeifaffung,  ber  civitas,  flanben  unb  i^nen  bas  ^rioileg  jur  8e« 
merbung  um  beftimmte  üemter  julam,  bie  nur  mit  9nge$5rigen 
ibrer  0>ilbe  befe^t  merben  burften,  [o  namentlich  bes  S Ärger« 
meifterpoftens,  ber  feit  bem  14.  3a(r^unbert  ben  Stabt* 
oogt  oerbiangt  ^atte,  unb  ber  Sanboogte  bes  g^nf^tS' 
gebietfl.  Die  Zrfimmer  ber  Sfirgerje^  bagegen  mürben  als 
6al3«  unb  (Eifen^Snbler  jfinftig  unb  im  (&egenfa||e  ]ttr 
ArSmergunft  als  Aaufleutegunft  organifteri 

Diefem  (Entmidlungsgeitraum  im  14. 3^^^unbert  ge^ren  bie 
elften  befannten  Ulmer  ^anbels^errenan.  Dei  Serle^r  Ulms 
gieng bamals t>or  allem  na^  Defterrei^  unb  £ombarbien. 
Ueberall  entftanben  ganbelsgefellfcbaften,  fo  1325  in 
Sie  gens  bürg  bie  girma  SR  aller  unb  (Benoffen,  bie  ab 
y^SKasIopei"  jum  Setrieb  bes  (Srojs^anbeb  gegrfinbet  mürbe; 
meiter  bie  Sefellfd/aft  oon  iRei<|^  unb  (Benoffen  in  Sie  gen  S' 
bürg ,  mel^e  bas  $aus  3Bittebba<|^  finangierte.  3)!e  Sorftanin 
fd^aft  biefer  (Beiellf^aften  ru^te  in  ben  ßtnben  einer  Der^ält* 
nismalig  tieinen  3^(1  oon  gfamilien.  Um  1400  maren  fol^e 
®ro6^nbebgef<^Ie(^ter  g.  S.  in  Aonftangbie  Ai(<^|err  unb 
bie  SRuntprat,  bie  Ulm  unb  bie  SRaqfer^bie  ben^anbelfo 
leb^ft  trieben»  ba^  1429  bie  Sftnfte  ein  (Befej}  bur<|brfidten,  bas  alle 
ftaufmannsgemeinben  oerbot.  tlb  aber  anbere  6t8Me 
nic^t  folgten  unb  bie  ilonftanger  (Befd^Ied^ter  bro|ten,  aus  Aon« 
ftang  meggugie^n,  mürbe  erneut  geftattet,  mit  Sflrgem  ober 
(B&flen  ®efellf(^aften  gum  gemeinfamen  Setrieb  ber 
Aaufmannf^aft  gu  grfinben.  9lur  follte  bie  Sa^e  ehrbar 
betrieben  unb  bas  Aauf^ausgeffill  bega^It  mer« 
ben,  mie  fi((  gebfi^ite.  6eit  1464  Ratten  bie  Kflrnbergec 
^anbebbutetro^  alles  SBiberfprud^s  bas$riDilegei^Iten,(Bef  ell- 
f(^aften  mit  befd^rSnlter  Haftung  gu  errieten,  unbfeit(er 


—    357     — 

beteiligien  f{d^  bie  tneiften  Seotnieitflef^lcd^terfamilfen  be r  StSbte 
»ie  }o^Irei$e  Sonbebelleute  mit  grdjjeren  Summen  on  berartigett 
ßanbcUgefellf^often.  SRon  foufte  meift  im  Suslonbe  Speje* 
reien,  (BeiDfirje  unö  6eibenftoff^  utib  ocifaufte  fie  in 
6^10 oben  manchmal  mit  folgern  Seoinn,  bog  auf  bem 
JtDmptoir|tu^I  mancher  in  ben  Sbebftonb  titt.  Site  ftonbes' 
gemäßer  ^anbel  ffit  9l{tter  unb  8eomtcngefd^Ie<^tet  galt  1495 
in  ftonftanj  ber  Srojjeintauf  unb  Seriauf  oon  (Barn, 
Smild^unbfieinoanb  in  ftonftan}  felbft  ober  ausmärte. 
6onft  follie  ein  ^atrijier  in  ber  Stabt  ni^is  auflaufen 
unb  oieberoerlaufen.  SBo^I  aber  butfte  er  ausmfirts  taufen, 
000  er  oollte,  unb  in  itonftonj  mieber  oertaufen,  nur  nid^t  in 
Seträgen  unter  30  (Bulben.  3n  ber  6tabt  laufen,  aber  ni<^t 
roieberoerlaufen  burfte  er  (Ebelfteine,  perlen,  Silber, 
Solb,  Aorn,  SBein  unb  garnif^e.  8ud^  burfte  er  fein 
(Selb  einem  jfinf  tigen  (Sef^öftsmann  gegen  einen  Sn« 
teil  am  (Sefil^äftsgeoinn  leiten.  Xe^nlii!^  burfte  in 
Stberac^  ber  (Bef^Iec^ier  (Brog^nbel  mit  (Blodenfpeife, 
Aupfer,  3tnn,  Slei,  Sta^I,  (Ei[en,  9Bad^0,  6pe< 
gerei  unb  SBoIIftoffen  treiben,  o§ne  sunftpflid^tig  ju 
metben. 

Seit  1500  trieben  es  inbes  bie  ^anbebgefeüf^aften  immer 
bunter.  Die  3ünfte  Ragten,  bie  eoangelif^en  ^anbetegefell- 
f^aften  oenaten  bas  beulfc^e  9tei<i^  unb  bie  fat^olifd^e  Sa^e  an  bas 
^ugenottif^e  gronlrei^,  unb  1513  Üagten  bie  Ulm  er  3finfte 
bitter  fiber  bieneuenSlieberlaffungen  bergfugger,  SBelfer 
unb  SaumgSrtner  in  Ulm  unb üugsburg, an  benen  bie  Ulmer 
Seamtengefd^Ie^ter  ober  fßatrijier  mit  Aapital  beteiligt  feien. 
Sie  ^Ifen  ben  gfeinben  bes  ftSbtifil^en  illeingemerbs,  inbem  fie 
frembe  (Bemerbeerjeugniffe  einführen,  unb  fie  mochten  ben  Aaifer 
giDingen,  bog  er  bas  beutf^e  C5emerbe  }um  Sorteil  bes  italien* 
if^en  SusfuJ^rgemerbs  ju (ßrunbe rid^te,  nurbamit  fie  i^re 
Sinftt^  beffer  treiben  ISnnen. 

Seit  bie  gefe||Ii<|ie  Suläffigleit  ber  Sef^ranlung  ber 
Haftung  auf  bie  (Einlage  im  ^alftt  1464  ben  Aaufleuten  oon 
9lfirnberg  burd^  laiferlic^es  ^rioileg  geftattet  morben  o^ar, 
mud^fen  fid^  bie  $anbetegefellf4aften  benn  au^  immer  me^rgu  einem 
gefülirli^en  Arebsfd^aben  für  bie  beutfd^e  3nbuftrie  aus. 
9uf   bte    Sebeutung  ber    ^anbetegefellfc^aften  feit    1500 


—     358    - 

lotrft  ein  intereffotites  S^Iagli^i  oor  ollem  i^re  finangpoli' 
tifd^e  6teIIung  gegenfibec  beut  9let<^e  unb  ben  Xet^S' 
ftabten  infofentp  ob  fie  [eitler  immec  tne^r  bie  Gtobtgemetit« 
ben  in  ber  Aufgabe  ber  Sefd^offung  bei  für  bas  9{et$  nötigen 
(B  e  I  b  m  i  1 1  e  I  ablöften  unb  auf  bief e  SBeife  allma^H^  eine  o  f  f  e  n t- 
Ii€^«re(^tli(^e  Stellung  ernmtben.  So  trat  3.  S.  im  3Q|re 
1507  bas  9lei4  mit  ber  Uebema^me  neuer  Knieten  an  bie 
Kei^sftSbte  ^eran,  vorauf  aber  biefe  ein  foI(|es  Unfinnen  runb- 
neg  abfd^Iugen  mit  ber  Segrflnbung,  bie  sunftigen  ftoufleute 
ber  Stabtgemeinben  ^en  (ie}u  leine  SRittel;  bas  9lei4  mBge 
bie  nötigen  Summen  nur  bei  ben  $anbeldgefell[<^aften 
aufnehmen,  bie  in  bur^aus  ungenfigenber  SBeife  an  ben  Steuer- 
laften  ber  9leid^sftSbte  teilnebmen.  Diefe  Sef^Ie^tergefeH- 
f^aften  Oben  einen  ^anbelsjnang  aus,  ber  ben  ber  3i^nft* 
gemeinbe  ange^örenben  (&e[4&ftsleuten  unb  ben  ein^elfte^n' 
ben  ganbels^enen  fd^mer  fd^abe.  !Das  Ket^  erllarte  borauf^in 
ben  Stäbten  Sugsburg,  Ulm»  SRemmingen  unb^laoens' 
bürg,  bei  benen  es  n^egen  eines  Knle^ns  angeHofyft  ^atte, 
bie ^anbelsgefenfd^aften ber (Beld^Ied^ter  feien  Ieine(Bemeinbe' 
ange^örigen;  fie  bilben  uielmel^r  einen  eigenen  Kei^S' 
ftanb,  ber  ju  ben  Sbelleuten  gebore,  unb  ^ben  biefelben 
Steuerprioilegien  mit  ber  ritterfi^ftli^e  fianbabel.  Doi^  blieb 
bem  ftaifer  SRaximilian  ni^ts  anberes  flbrig,  oIs  in  ber 
2fyA  bas  betreff enbe  Xeic^sanle^en  gur  Seftreitung  ber 
ftoften  feiner  91 0  m  f  a  ^  r  t  bei  ben  5anbelsgefel(f(^en  auf« 
june^men,  bie  fid^  uergebens  mit  ^ilfe  bes  S^m&b.  Sunbs 
unb  bes  Ulmer  Ileinen  9{ats,  in  bem  bie  Seomten- 
gef<||Ie^ter  bie  SRe^rja^I  ^ten,  bagegen  »ehrten.  X)er  Kat  erOirtei 
bie  3flnfte  flberfe^en  oSIIig,  bog  bie  Ausfuhr  ber  ^anbels« 
gefellf^aften  einer  SRenge  oon  Arbeitern  in  Stabt  unb  fianb 
Srot  f^o^e.  9uf  bas  Setreiben  bes  an  ber  Spi^e  ber  Se  lin^Se* 
fellf(|aft  in  SRemmingen  fte^enben  (Befi^Ie^tersSefferer 
fanbte  berSd^o^Sbifd^e  Sunb  ben  S$u)ager  bes  Sefferer, 
ben  (Befc^Ied^ter  9teib^arbt  Don  Ulm,  on  ben  Aoifer^of ,  ber 
bort  auseinanberfe^te ,  bie  Seamtengefi^Ie^ter  ber  9lei(J^sftSbte, 
me^e  SRitglieber  oon  ^anbelsgefellfi^ften  feien,  galten  ffir 
i^re  $erfon  unb  i^r  ^rioatoermögen  i^re  Steuer  unb  bas 
Um  gelb  ebenfo  mie  jeber  anbere  Sinmo^ner  unb  mfiffen 
augerbem  i§re  gefamte  fa^renbe  ^abe  boppelt  oerftcuem. 


—    359     — 

Das  Selb  htx  ßanbebgefellf^often  aber  geübte  nic^t  mis- 
f4|ltegli^  Un  in  ben  SlAbten  too^nenben  (Befriedetem, 
fonbem  neben  biefen  6tabtgef((Ieriem  ja^Iiei^^n  fianb« 
cbelleuten,  bie  in  leiner  SBeife  £ttft  ^ben,  bem  9lei((  eine 
Hnlci^  3U  gemS^Ten.  Die  ®ef^fte  ber  Sefellf^ften  DolU 
sielen  ]\if  meift  in  aBelfd^Ianb  unb  jenfeits  bes  9EBeIt' 
meers  unb  es  fei  bes^olb  nid^  angängig,  ben  Sef(^Iu|  bes 
9lei(^stags  ju  jtonftanj  fo  baijuftellen,  ab  ob  bie  ^anbete« 
gcfellf^aften  ju  einet  0nlei|e  gegioungen  oecben  foliten; 
es  fei  nur  bef^bffen  »oiben,  fie  gut  SevS^ning  einer  Vnlei^e 
gegen  genfigenbe  Vfanbfi^ei^it  anfguforbern. 

2ro|  biefer  Hnlei^en  lam  inbes  bie  So^e  nic^l  gur  !Ru^. 
Sin  ftSIner  9{ei4stagsabfcbieb  oon  1512  braute  erfintals 
ein  Sorge^en  gegen  bie  ^anbelsgefellfd^aften  im  3ntereffe  ber 
3finfte.  tluf  bem  6 1  fi  b  t  e  i  a  g  )u  SR  e  n  g  e  n  Kagten  bie  6töbte 
erneut  unb  1513  oerlangten  bie  Ulmer  3&nfte  oom  Siate 
aufs  entfc^iebenfte,  es  folle  aUen  Sfirgem  oerboten  werben,  9Rit> 
glieb  einer  nid^lulmifd^en  ^onbelsgefellfi^aft  ju  fein, 
unb  ein  Ulmer  Sfirger  foIUe  nur  unter  ber  Sebingung 
ber  A  n  e  (^  t ,  b.  §.  bec  Vertreter  ober  Beamte,  einer  nicbtulmifc^en 
^nbelsgefellf^aft  merben  bfltfen,  n>enn  er  auf  ben  eigenen 
9iau<^  oerjid^leteunb  imSaft^ofe  vo^nte.  Die  Sefferer 
^tten  bamals  im  Serein  mit  ben  9lemboIb  unb  Keib^art 
eine  Suggerei  in  Stuttgart  gegrfinbet,  morauf  man,  ba  in 
ben  gfinben  bitfer  brei  gamilien  bamals  bie  brei  Sfirgermeifter- 
poften  wattn,  bie  brei  als  Sflrgermeifter  abfegte,  oeti  fie  i^re  neue 
gfuggerei  ni^t  na<^  Ulm  oerlegt  Ratten.  Sine  Sef^merbe  ber 
3flnfte  beim  jloifer  f flirte  aus,  Sefferer  fei  HR it glieb  bes 
64iD5b.  Sunbs  unb  bfirfe  bes^alb  fein  (Befd^äft  ni^t  in  Stutt- 
gart treiben,  morauf  ber  Aaifer  ben  Sefferer  batflber  tabelte, 
baft  er  gmei  ^enen  biene.  Dies  oerbrog  ben  ftolgen  $at« 
rider;  er  !finbigte  mit  feinen  S^nKigem  92eib^rbt  unb 
9temboIb  bas  Ulmer  Särgerre<^t  unb  jog  nadji  Stutt« 
gart,  mas  bie  Stabtgemeinbe  aber  nur  unter  ber  Sebingung 
geftattete,  bajj  er  eine  breifa^e  Z^^xt%\Uutx  als  Stapft  euer 
beja^Ite.  9Is  Sefferer  fi^  beffen  meigerte,  befd^Iagna^mle  Ulm 
ben  (Brunbbefi^  ber  Sefferer,  fo  bog  fie  1514  jaulen 
mußten  unb  1515,  ba  bas  (Sefd^tft  in  Stuttgart  ni^t  na^  (Er. 
märten  gieng,  oorjogen,  mieber   ins  Ulmer  Sflrgene^t  einju- 


-     360    — 

tteten.    Do^  30g  Se|feter  ni^t  me^r  nad^  Ulm,  fonbem  Heg 
fi4  in  (Bfinsiurg  nieber. 

9Rit  bet  2:^on6e[teigung  Aails  V.  erhielt  ts  ben  Vnf<i^tn, 
als  ob  man  bem  9Bun[(|e  ber  3finfte  nai^  Untecbrfidung  ber 
gio|S(apitaIifti[$en  SustDU^fe  bei  ^anbetegefellf^ften  ernftK^ 
}u  £ei6e  rüden  mollte.  Die  9Ba§IlapituIation  Äarls  V.  wm 
1518  beftimmte  in  i^rem  Slrtitel  17 ,  ber  Aaifer  gebe  bos  be« 
[timmte  Serfpre^en,  bag  er  ben  großen  ®efell[4>aflen  ber 
ftaufleute  unbgemerbetreibenben  ^erfonen,  biefeit^r 
mit  i^rem  (Selbe  ju  i^rem  Stufen  regiert,  einen  eigeniDU« 
ligen  $anbel  getrieben  unb  baburc^  bem  Sleid^e  grojje  leurung 
unb  groge  Unbequemli^feiten  oerurfa(|t  ^oben  unb  |eute  nik^ 
tSgli^  jum  9{a<|^teil  ber  Sefami^eit  oerurfa^en ,  mit  bem  Rot 
unb  ®utod^ten  ber  6tanbe  miberfte^n  unb  bie  nixl^  unooll- 
jogenen  93erffigungen  gegen  [ie  oollitreden  merbc.  Xrofi* 
bem  be|a|g  fogar  Aarl  V.  bei  ollem  guten  SBtllen  ben  Stfirmeit 
ber  oon  ben  ^anbelsgefellld^aften  unb  ben  hinter  i^nen  [te^nben 
3uben  herauf be[(||iDorenen  9leooIution  gegenüber  ni^t  bie 
SRac^t,  bem  touc^ernben  Xreiben  biefer  (Befellfd^often  ju  [teuein. 
1520  erllSrten  Ulms  Vertreter  auf  bem  6tSbtetag  ju  Hebet« 
lingen,  ben  grojjten  9lu|en  00m  Sd^m&bif^en  Sunbe 
^en  bie  $anbelsge[ellf^aften  unb  es  [ei  na^gerabe  ba« 
^in  gelommen,  bog  berSinjelfaufmann  je^t  oSIIig  auf  bem 
2:rodenen  fi^e.  Aatfer  Aarl  V.  fa^  bie  Sere^tigung  biefer  Jtlage 
oöllig  ein  unb  liej}  bes^alb  auf  bem  Steigs  tage  gu  91  Arn' 
berg  oon  1524  be!annt  geben,  bajj  ber  9{ei((sfistal  bereits 
oerf^iebene  ^^^nbelsgefellf^aften ,  bie  \iä^  bas  SRonopol  aber 
ein}elne  ^^nbelsgegenftänbe  angemaßt  |aben,  beim  Siei^s* 
regiment  belangt  ^abe.  Der  §  27  bes  9{ei(||sabfd^iebs  mies  ba* 
rauf  |in,  ber  Aaifer  ^abe  in  ber  Staatsanmeifung  (eine  9Cnfi(|t 
Aber  biefe  SRonopoIbeftrebungen  bereits  ba^in  feftgeftellt,  bojs  in 
biefer  6a(^e  {trenge  nac^  bem  Sn^It  bes  9led^ts  unb  ber  ge- 
ri^tlic^en  (Erlenntniffe  verfahren  merben  folle ,  mie  er  bies  aui^ 
in  feinem  Sd^reiben  an  bie  Staube  }u  ertennen  gegeben  ^abe. 
Sa  er  nun  oerne^me ,  bag  bie  Stäube  megen  ber  Qoi^t  befon« 
bere  Xrtilel  entworfen  ^aben ,  fo  fei  oon  t^m  an  feinen  6tatt- 
^Iter  unb  Sefanbten  ber  Sluftrag  gefielen,  biefe  }u  unterfu^fen 
unb  hierüber  na^  Silligleit  mit  ben  6tanben  ju  untetbatideln. 
Diefe  »erben  bann  mit  ben  einjelnen  fturffirften,  Surften  unb 


~     361     — 

Kei^tSnben  baffir  fotgen ,  bo^  btrgleiil^eii  SRoiUKpoIteit  nad^ 
intern  SermSgen  etligft  bis  jui  granlfuitet  J$a|tenmef|e 
in  ge3iemciibei  9Bei|e  obgeftellt  mrbcn.  (Bef^e^  bo0  ni^i ,  fo 
mfigte  er  no4  ber  Crbnung  bet  Iatfefli<|en  9tt^tt  unb  auf 
(Brunb  b€S  ftdiner  Keic^stogBabf^iebs  Don  1612  oorge^eit  iinb 
ble  Sef4»<>ben  obf^offen. 

Suf  bcm  9{ei(^9to8e  }tt  Speier  im  So^re  1525 
ourbe  femer  ein  ^^aragrq)^  26  oerobf^iebet,  ber  bo^in  gieng, 
bog  bie  SRonopoIien  unb  großen  ^onbelsgefell* 
f haften  als  eigennfl^ige  unb  unleiblid^e  6<^nblung  ni^t 
oeiter  befielen  bfirfen.  Sie  feien  laut  gemeinem  faiferlti^en 
9{e^  bei  ^o^  Strafe  oerboten  unb  ber  laiferlid^e  gislus  folle 
bes|alb  gegen  fie  emftlid^  verfahren,  bomit  fie  obgef^afft  oerbe. 
Der  K  e  i  4  0  a  b  f  4  i  e  b  pon  1 629  brad^te  in  ^aragrap^  34  eine 
o&rtIi(^e  SBieber^oIung  biefes  übf^iebs  oon  1526.  Xroftbem  gieng 
bie  6a4K  nt^ig  i^cen  SBeg  weiter  unb  fo  mugte ber  9{  ei d^ sta  g s« 
abf^ieb  oon  Sugsburg  oon  1680  im  ^oragrop^  136  er- 
neut nadbbrfidlic^  gegen  bie  9RonopoIe  oorge^n.  (Es  (eigt  ba« 
rin,  nac^bem  immer  me^  grojje  $anbelsgefell|<|iaften  im  Kei^e 
unb  oerf^iebene  einzelne  ißerfonen  fi^  unterfongen  ^ben,  aller- 
lei 9ßoren  unb  Cflter,  namentli^  ober  bie  Spegereien  unb 
SBoIIentud^e,  ausf^ü^p^  in  i^te  5<^nb  unb  (Bemalt  ku 
bringen,  um  bamit  Sormeglauf  ju  tieiben  unb  bann  biefe 
SBoren  su  il^rem  Sotteil  ]u  einem  millffitli^en  SBett  mieber  3u 
oerfoufen,  mobur^  bem  9lti^  unb  feinen  SiSnben  ein  merHic^er 
Sieben  jugefiigt  unb  gegen  bas  gemeine  gef<^ciebene  laiferlid^e 
Sle^t  unb  bie  ^olijeioorf^rifien  gefehlt  merbe,  fo  (obe  ber  ftaifer 
jur  Seförberung  bes  gemeinen  9lu^ens  unb  aus  Slotmenbigleit 
oerorbnet,  baj}  fol^e  fc^äblid^e  Hantierung  ^iemit  abgefteltt  unb 
oerboten  unb  niemanb  me^r  erlaubt  fein  follte ,  fie  meiter  3u 
treiben.  Die  Uebertreter  follen  mit  ber  Sinjie^ung  oon  ^abe 
unb  (But  oon  i§ren  Obrigleiten  beftraft  unb  folc^en  Aaufleuten 
unb  $anbelsgefeiq<l^ften  fein  (Beleitsre^t  me^r  im  9{ei(^e 
gegeben  merben.  Do((  foIIe  l^ieburc^  niemanb  oermebrt  fein, 
eine  (Befellfc^aft  gu  errichten,  um  SBaren,  mo  es  i^m  ge- 
faOe,  IVL  laufen  unb  }u  oer^ntieren;  nur  foIIe  fi$  eben  nie- 
manb unterfangen,  bie  SBaren  in  eine  $anb  ju  bringen  unb 
i^en  einen  milKfirli^n  unb  felbftgefailigen  SBert  beigulegen 
ober  bem  Aaufer  ober  Seriaufer  an}ubingen,  ha%  er  biefe  SBaren 


—    362    - 

nicmonb  anbt»  als  i^m  fiberloffen  ober  fie  feKft  bellten  ober 
fie  niemanb  billiger  geben  follte,  ob  er  mit  i^  flbei^ 
eingefommen  fei.  Sofeme  ober  bie,  benen  es  gemattet  fei,  auf 
fene  9rt  ftaufmann|((aft  ju  treiben,  fi<!^  unterfte^n  mOrbeti, 
i|re  SBoren  ungiemli^  ju  oerteuem,  fo  folle  bie  Obrigfeit  ein« 
greifen,  bergleiu^en  Sertcuerung  abf^offen  unb  einen  rebli(!^ 
billigen  Kaufpreis  bafflr  feftfe^en.  Sollte  eine  Obrigfeit  ^iebei 
na^laff  ig  fein,  fo  liabe  ber  loif erlid^e gf isf ol  barOber Sotftellungen 
3U  t|un  unb  fie  ju  ermahnen,  biefe  bef^o^tlic^e  i^onblung 
binnen  SRonotsfrift  objuftellen  unb  }u  beftrafen,  unb  loenn  es 
bennoil^  unterbliebe,  oon  Vmtsoegen  }u  oetfo^ren.  3m  3obn 
1681  erf<|ien  ein  weiteres  Slei^sgefe^,  meines  in  »eitlSufiger 
unb  ouoffl^rli^r  SBeife  f  i$  gegen  ben  flllein^bel,  ben  Sonoegbuf 
unb  Vuffauf  ber  Aoufleute,  ^Sder  unb  ^onboerler  in  ben 
Wieb  erlauben  menbete.  Ss  uiar  bie  3^tti  oon  veli^  ber 
grranjofe  $eter  fioupoant,  ber  im  3<4'^  1^31  bur^  Ulm 
lam,  berichtete,  in  gan}  (Europa  mai^e  man  nid^l  fo  otel  8ar« 
^ent  (fataines)  oie  in  biefer  Stabi 

3)ie  SBa^lIapitulation  bes  r3mif(|en  ftbnigs  Sferbi* 
nanb  L  oon  1632  jeigt  uns  tro^  aller  biefer  Serorbnungen  inbes 
erneut,  bog  in  Deutfd^lanb  bie  Gefe^e  gegen  bie  j^anbelsgefell' 
f^aften  ni^t  fo  burc^effi^rt  nurben,  oie  es  Reitens  gemefen 
»ire.  Die  (Stelle  lautete  bort  ebenfo  mit  bei  feinem  Smbet 
unb  im  9ieid^9abf<biebe  oon  Kegensburg  oon  1632  be- 
ftfitigte  ber  Zitel  8  bie  Serorbnungen  ber  9?ei<^abf^iebe  oon 
1612  unb  1630  unb fe^te bie  SRonopoliften  in  eine  ftloffe 
mit  ben  SBu^erern,  3 üben  unb  benen,  bie  unbillige 
ft  0  n  t  r  a  1 1  e  eingeben  unb  unbillige  Hantierung  treiben.  3^  3<^^^ 
1640  erneuerte  ber  ftaifer  in  ben  Stieberlanben  bie 
frfi^ere  Serorbnung  gegen  bie  ^anbelsgemerbe  unb  oerf^^irfte 
biefelben  unb  bie  9{ei€^0poli3eioerorbnung  oon  1648  be* 
ftimmte  in  2itel  18  §  1  ff,  obglei^  bie  betrfigtiAen,  geffi^rli^ 
unb  ungebfl^rlid^en  SoroegISufe  ber  SRonopoUften  ni<^t  allein 
im  gemeinen  gef^riebenen  9ie<bt,  fonbem  auc^  in  ben  Kei^s* 
abf^ieben  bei  Strafe  bes  Serlufts  aller  ^ait  unb  (Bfiter  unb 
ber  fianbesoenoeifung  oerboten  feien,  fo  fei  bo^  biefen  Sa^n* 
gen,  Vbj^ieben  unb  Serboten  feit^er  ni(^t  nac^elebt  oorben, 
fonbem  es  feien  oor  turjer  S^it  erneut  fe^r  oiele  groge  SefeO« 
l^aften  in  ftaufmann«gef(^aften  unb  oetf^iebene  einzelne  ^' 


—    363    — 

fönen,  ^ontimr  unb  ftaufleute  im  Steige  aufgetreten,  bie 
aOcflet  9Boren  unb  Aaufmannsgfiter,  namentli^  9Betn,  Aorn 
unb  anberes,  uom  (Soften  bis  jum  niebeiften,  in  i^e  $anb  unb 
(Benmlt  allein  su  bringen  fid^  erbreiften,  oon  oeI(^em  fie  gute 
ftunbf^aft  unb  (Erfa^ng  im  fianbe  befi^n.  Siefe  (Befell« 
fd^en  miffen  genau ,  »enn  bie  SBaren  oerberben  ober  fonft  in 
Vuffd^Iag  lommen ,  ^  anbere  ftaufleute  es  gema^  toerben, 
taufen  biefelben  oonoeg  unb  geben  i|nen  einen  mill(firli<^en 
aBert  ober  nötigen  ben  JtSufer  ober  SertSufer,  berglei^en  SBaren 
niemanb  anbers  ju  verlaufen  ober  felbft  ju  bellten  ober  fie 
nit^t  billiger  ober  anbers  }u  geben ,  als  er  mit  i§nen  fiberein« 
gelommen  fei.  Ss  »urbe  bes^Ib  oerorbnet,  bog  foI($e  fc^bli^e 
i^antierungen,  SorQ)eg(8ufe  unb  gemad^te  (Bebinge,  Sereinigungen 
unb  Sertrage  verboten  unb  oemid^tet  fein  follten  unb  niemanb 
»eber  ffir  fi^  felbft  no($  burd^  anbere  fold^  felbft  treiben  ober 
burc^  anbere  ausfiben  loffen  follte.  Die  Uebertreter  »arett  oon 
ber  Obrigfeit,  bie  mit  ber  peinlichen  (Beri^tsbarleit  betraut  mar, 
mit  bem  Serluft  ber  ^abe  unb  (Bfiter  unb  ber  Sanbesoenoeif» 
ung  3U  belüften  unb  leine  foI(|e  (Befellf^aft  unb  lein  fol^er  Aauf« 
mann  ober  ^antierer  burfte  oon  einer  Öbrigleit  (Beleite  et^Iten. 
2)0^  foIIte  ^iebur^^  bie  (Srfinbung  oon  ^anbelsgefellfi^aften  gum 
(Einlauf  unb  Sertrieb  ber  SBaren  ni^t  verboten  fein ,  fomeit  fie 
ben  gebadeten  Serorbnungen  nid^t  entgegen  l^anbelten.  Der 
ftammergeri(^tsfisfal  ^iMt  bie  nod^Iiffigen  Obrigleilen  an  bie 
Seoba^tung  i^rer  fßflic^t  }u  erinnern  unb  auf  ben  gall  binnen 
SRonotsfrift  biefe  i^re  64ulbigfeit  nid^t  beoba^teten ,  gegen  bie 
Serbre^er  mit  Sorbeige^ung  aller  Susflfld^te  vor  bem  9{ei<^s* 
lammergerid^t  gu  oerfa^ren  unb  febe  faumfelige  Obtigleit  mit 
100  SRarf  IBtigen  (Bolbs  in  6trofe  ju  nehmen.  3eb«r  Kngeber 
erhielt  ein  Sieitel  ber  oermirtten  ®fiter  als  fio^n,  mas  aber  meg* 
fiel,  menn  er  felbft  an  ber  Soc^e  teilgenommen  \^it.  3^  biefem 
galle  foIIte  er  nur  oon  Strafe  unb  (Entehrung  freibleiben.  Dos 
Kec^tsoerfa^ren  in  biefen  mie  in  anberen  Sa^en  mar  ju  b^ 
f^Ieunigen  unb  eine  Serufung  unftatt^aft.  Die  Serffigung  mar 
jebermann  im  9{ei4e,  ber  eine  Hantierung  treiben  mollte,  befannt 
}u  ma^en  unb  alle  gfüi^ftentfimer,  5<nfd^ften,  6t8bte  unb  (Be« 
meinben  maren  oerbunben ,  ben  Ueberlretern  bos  Seleite ,  ben 
S4u|  ober  bie  (Jf^ei^eit  bauemb  }u  oerfagen  unb  mit  bem  SoII- 
3ug  bes  <Befel|es  in  3met  ÜRonaten  ju  beginnen. 


—     364    — 

Der  Stti^sabfi^ieb  Don  1655  enbli^  gebot  angemem, 
bog  leiner  betn  anbent  ben  fteien  3^<^n8  3^  ^^  £ebeiw* 
mttteln ,  jur  9la(tung  unb  jum  (Beioerbe  obftrideit  uiib 
entstein  follte,  unb  bie  SBa^IIapituIationen  ftaifer 
gfeibinonbs  I.  oon  1558,  SRoximtlians  U.  oon  1562  unb 
Kubolfs  ][.  oon  1575  bettelten  bie  unoerSnbeite  (Befiolt 
biefes  (Befe^es  betreffs  ber  ganbetogefellf^aften  bei.  6ett 
1576  be^nte  man  loeiter  biefe  ftrengen  slei^sgefe^ ,  bie  feit^ 
nur  gegen  bie  großen  $anbel0gefeIIf<l^aften  in  S^wahtn 
unb Dberbeutf erlaub  gegolten  Ratten,  nantentlid^  1576, 1582 
unb  1597  noi^  einer  Steige  oon  Slei^tagsoer^nblungen  ou^ 
auf  bie  englifcben  ^anbelsgefellft^aften  ber  6tapler 
unb  aboenturer  in  Deutf^Ianb  aus,  oollftredte  fie  aber  ax^ 
gegen  biefe  f^Ie^t  !Die  9{eif^dpoIi}eierbnttng  oon  1577 
oieber^olte  bie  alte  Serorbnung  unter  berfelben  Suff^rift  unb 
Xitelja^l  »ortlii^  Aber  bie  ^anbebgefellfd^aften  unb  bie^anfa 
ma^te  in  i§ren  Stfibten  1598  ebenfalb  einen  %nf<^lag  gegen 
ben  Sorveglauf  ber  Husifinber  an  Joggen,  ®erfte. 
SBeijen,  S^afooIIe  u.  f.  o.  betannt,  ba  bie  SngUnber  immer 
me^r  bie  Sru(^t  jum  fianbe  ^inausffil^rten.  Sie  ßanbebgefeü' 
fehlten  trieben  namentlich  eine  gerabegu  fd^amlofe  Slusbeutung 
in  ben  brafilifd^en  Kolonien  Portugals.  Segli^r  (be* 
Q>er  bebe  trieb  mar  bort  oerboten,  fo  ba^  bte  Semo^ner  nii^t 
einmal  bie  geringe  baumm olle ne  Äleibungffiri^ren  $aus« 
brau^  anfertigen  burften,  fonbetn  biefelbe  aus  ben  fiiff aboner 
SRagajinen  beaie^en  mußten.  (Es  ift  bies  ein  beutlic^es 
Seifpiel ,  mie  fe^r  bem  pra&if^en  aRiltelalter  ber  Unteif^ieb 
Smijd^en  9{o^robuH  unb  Sabrilationsprobult ,  sn^if^^n  ®runb* 
befi|  unb  ftopital  Nor  mar.  Dos  Serbot  ber  3nbuftrie  galt  als 
glei^bebeutenb  mit  ber  Unterbrfidhtng  ber  Aultur  unb  bies  mar 
gerabe  bejmedt. 

2.  S)ic  einzelnen  Ulmer  ®ro6I)änbIerfamiIicn. 

a.  Die  Strölin. 

6ie^t  man  na^  ben  einjelnen  Ulmer  ^Snbleif omilien ,  fo 
mar  bie  filtefte  belannte  (bro^^nblerfamilie  bas  (Bef<!^Ie4t  ber 
etrblin.  gfabri  erllSrt  fie  als  bas  Sltefte  Ulmer  ®efd^I«^i 
Die  S<^milie  foll  aus  9{om  na^  @t.  (Ballen  ge}ogen  fein, 
mie  flber^upt  alle  Cbelleute   na^  Sfabri  aus  Korn  ftammten, 


—     365     — 

b.  (.  clTes  romani  umreit,  ^n  Ulm  oo^nien  fit  f^ott  oor 
1140,  e^  bie  6tabt  bas  (Bemeinbered^t  (civilitas)  ti^ielt.  6ie 
^tten  bort  eine  groge  8urg  an  bei  Slott,  bie  no((  1490  bet 
6tt5lins§of  liejs  unb  ber  aRittelpunIt  bes  etabeIH«  ober  ber 
ftaiferpfala  nrnr,  00  bie  Aaifer  obftiegen.  Son  fiiegenf^often 
befugen  fie  1364  Si^ingen  unb  6(|nir^ingen  0.  b.  9Bei^ung, 
bas  fpiter  bie  Sefferer  lauften,  bann  ob  Uugsburger  Sistuntf' 
Ie|en  Steu^ufen  im  Kott^ale  unb  $ol5^im.  9on  bem  ^rfitor 
ober  6tabtooat  Aonrab  oon  SBeigen^orn  fauften  fie  ginningen 
unb  üuf^eim,  bas  i^nen  1377  bie  (E^inger  abtauften,  gemer 
ge^rte  ibnen  bas  $atronat  ber  6t.  Safobslir^e,  bas  fie  1468 
bem  6tabtrat  fiberliejjen,  looburc^  biefer  bas  6öflingcr  Sfilre^lt 
cnoarb.  1208  erf^eint  als  laifeili^er  9lotar  ber  ^faljgraf  Ulrid^ 
in  Ulm  als  3«U8^  <tuf  ^o^nftoufen ,  1244  oetlauft  Ulri^  oon 
iPffifflingen  ober  89fingen  mehrere  $&fe  unb  beten  Sigenleute. 
Siefer  UIri((  oon  Sdfingen  lann  alfo  ein  6tr3Iin  gemefen  fein, 
ba  ber  gfamilie  au((  bie  Söfinger  SBiefe,  bie  untere  8Iei<|^e  ober 
gfriebri^sau,  ge^Srte  unb  snar  als  9iei<|enauer  fielen.  Das 
2)tenftgut  bes  JtSnigsmaiers  oon  Ulm,  ben  6tabeI^of,  SBein^of 
ober  Sleuenbau,  Ratten  bie  6tr3Iin  ebenfalls  oon  JRei^enau  gu 
Se^n.  1292  oar  Ulri^  6ttolin  Oberjunftmeifter  (capi- 
taneas)  ober  Gtabtoogt  oon  Ulm  unb  na^m  als  fol^er  bas 
ftlofter  Seben^aufen  als  Sflrger  auf,  1296  fiegelte  er  einen 
Kaufbrief,  1300  UKir  er  als  vir  discretos  unb  civis  oon  Ulm 
Üe^nsmann  ber  grei^erren  oon  9Beinsberg  unb  ber  (Brafen  oon 
jlir<|berg.  1300  mar  ®uta  (Sttölin)  aebtif[in  in  fiinbau,  Sn- 
baberin  bes  3e^ntens  oon  Offen^aufen.  1307  mürben  im  6trölin* 
He  7  3unftmeifter  ^ingeridbtet,  bie  fi<^  gegen  bas  (Befc^Iec^ter» 
regiment  aufgelegt  b^^tten,  unb  feit  1322  mar  $eter  6tr3lin 
bas  ^aupt  ber  ofterreii^if^en  Partei  in  Ulm  gegen  bie 
S^ibellinen  unter  A  un  j e Im  ann.  Damals  mürbe  i^re  Surg 
Steu^ufen  oon  ben  Ulmem  niebergebrannt,  mobur^  bie  gforniHe 
ben  gröjsten  Xeil  i^res  SermSgens  einbfiftte. 

Ss  mar  mo^I  biefer  »fidgang  i^rer  Ser^iitniffe ,  ber 
bie Somilie oeronla^te,  fi^  bem  fpetulattoen  (Srog^anbel 
gu  mibmen.  6ie  borten  auf,  in  erfier  fiinie  Siegeufd^afts^» 
befilier  unb  9{entner  gu  fein,  unb  mürben  ^anbels^erren; 
menigftens  mürben  bem  $eter  6tr5Iin  unb  ben  Sbingern 
in   Saqern,  Zirol  unb  Sranbenburg  S^irm« 


—     366     — 

hxitU  fOf  i^re  ftattfmattnsgfiter  1348  aufgeltellt.  1342 
nmt  $eter  QixSlin  ^ifitor  ober  6tobtooflt  oon  Iflni  ab  Slo^ 
folger  bes  Aontob  ooit  9Be{|en(ont,  bes  mMtliittn  6o^n9  bcs 
nei^Ianboogts  Grafen  Sert^olb  oon  (Brafsba^*9lettffen,  bem 
er  bie  Sogtsorte  gtnningen  unb  Vuf^im  obtaufte ,  bie  er  1377 
ben  (E^ingem  Qbtrot,  noi^bem  fie  (Brof  9teuffen  1384  ben  ftuit' 
gelmann  abgenommen  l^atte.  Sben(o  enoarb  $eter  6trBIfai  mit 
4  anberen  Ulmern  bie  Sogtei  bes  Jtlofteis  Ursberg  im  Qfin]* 
t^Ie.  1380  [tarb  er  unb  feti|er  fonnte  fein  Sfirger  me^ 
Stabtaman  merben,  ai»!^  menn  er  bas  Sflrgene^t  onfgiÄ. 
1358  oar  femer  $eter  6tr5Iin,  bes  $ons  6o^,  Vflegcr  bec 
Ulmer  ^forrtir^  Aber  gfelb. 

Sin  3meig  ber  61r9Iin  maren  bie  Srlabus,  bie  1250 
ab  9Bengenpr8p[te  erfi^inen  unb  bis  1309  ab  Winter 
unb  Ratgeber.  1354  enoorben  fie  ben  lUmer  9Raier« 
^of  unb  beffen  Ke^te  mit  bem  ^ritorium  ober  ber  6tttbt* 
oogtei.  1361  laufte  bie  ffiraff^  ^elfenftein  ben  aRaier- 
^of  ben  Sriobus  ab  unb  ermarb  fo  bie  lUmer  Gtabtoogtei 
unb  bas  fianbgeri^t  im  6tabeI^ofe.  Das  öofgut 
Dellmenfingen  laufte  benStrblin  bas  Abfter  Söflingen 
ab.  1364  oergli^en  fie  fid^  mit  ber  Sogtei  bes  Hbfters  903  ib* 
fingen,  ber  (Braff^aft  ilir^berg,  fiber  i^re  Siebte  in  (53gg' 
lingen.  1364  mar  (Buta  6tr3Iin  Slebtiffin  oon  j^eggba^. 
1365  ermarben  bie  etrblin  Sofingen;  1369  befagen  fie  ein 
mirtembergif^es  fielen  in  Dieten^eim  unb  1377  ]ei<l^nete  [i<^ 
Ulri^  Strblin  ab  tcqif erer  Kitter  bei  ber  Sebgerung  Ulms  aus ; 
femer  ge^Srte  ibnen  bamab  bie  6tro|senmfi^Ie  gegenfiber  ber 
fiangmfi^Ie.  1376  ftritten  fie  fi^  mit  ben  Koten  um  bie 
Sfonei  ^olg^eim,  1379  um  bie  9Baibe  bei  Donauftetten. 
1386  tauften  [ie  ben  gfreiberg  auf  Keufteuglingen  i^ 
Ke^te  auf  Sc^mie^en  ab  unb  1392  morgans  6tr9HnSfit- 
g  e  r  m  e  i  fte  r  inlllm.  1400  erf^einenfiemieber  ab^farrlir^enpfbger. 
1384  oerfauft  ®uta6tr3Iin  i^reiBfiter  bei(B3ggIingen  anbiegamilie 
Sfirgermeifter  oon  Deisisau.  3§r  $aus  |tanb  am  3uben* 
tunup  i^r  SItar  im  9Rfinfter  neben  ber  Keibbarbtfopelle ; 
i^  6treit  mit  ben  9toten  gab  ben  «nbg  3ttm  9R<ln[te^ 
bau,  i^  SBappen  finbet  fi^  im  Kei^enauer^ofe  an  ber 
derbbrfide.  3n  ^anbelsgefellf^aft  finbet  man  1434  ^ons 
etrSIin  mit  ben  SRbttelin,  Kot,  Afirbler  unb  Seiner.    3^  Ser- 


—     367     — 

iffBgen  ftcdte  bomoto  nut  no^  teilmeife  int  (ßrunbbefi^,  metft 
aber  in  ßanbebanteilen,  bie  mie  bet  (Brunbbefi^  menig  (Beoinn 
bro^ien,  |o  bog  bie  gfamilie  adma^Iti^  ins  ftl öfter  unb  in  bie 
iRitterorben  flfi^tete.  1465  oerloren  fie  bas  $atronat  ber 
3aIo6ftIirc^e  on  ben  Slot,  1484  »urbe  S^riftine  Strolin  ob 
%ebtif|in  oon  65flingen  toegen  Unju^t  abgefegt  unb  1490 
lebte  nur  no^  ein  olter  Ounggefelle,  ber  1506  ben  Stobel^of 
an  ben  9lot  oecloufte,  »orouf  biefec  bort  1585  ben  ,|9teuen 
Sau"  erftellte. 

Sine  iDefentn^  onbere  Sntmidflungsgefc^i^le  ob  bie  urolte 
Seomtenfamilie  6tr5Iin  }eigt  bie  mit  i^r  im  ^anbeboerbonb 
fte^nbe  gfamilie  S Ringer.  6ie  nnir  jebenfolls  oiel  (pSter 
nadii  Ulm  gebmmen.  gfobri  ift  borfiber  im  3n>^if^I>  ^o^^  ft^ 
ftammt.  Die  einen  meinen,  [ogt  er,  fie  [tomme  ous  Sger  in 
ber  £oufi^,  onbere  fogen,  fie  fomme  aus  üegeo  in  ®rie<^en« 
bnb,  oieber  onbere,  fie  bmme  ous  S(ug0burg  unb  fei  mit 
ben  bortigen  Qgen  oermanbt;  bie  meiften  ober  gbuben,  fie 
ftommen  ou»  (Ehingen  in  ber  64n>ei}.  3^^nfalb,  f^Iiegt  er, 
genießen  fie  bO0  grSgte  ünfe^en  in  gonj  S^OQben,  fie  leben 
oie  bie  oome^rnften  (Ebelbute,  feien  Iluge  ^au^^ntt,  gemonbte 
9lebner,.rei4  unb  freigebig,  mfi^tig  unb  ^umon,  Iur5,  fie  ^oben 
olle  (Eigenf^often  ri<^liger  SbeUeute.  SRon  fie^t,  bie  e^ilber« 
ung  f^medt  ftort  noc^  SBo^Ibienerei  gegen  bos  mSd^tige  6tobt« 
gef^Ied^t  Die  gomilie  }erf iel  na^  S^^bri  in  joei  Xeile ;  ber  eine 
Xeil  ftammte  no^  S<tbri  ous  (Ehingen  in  ber  S^oei}.  Die  ftriege 
^ben  fie  in  ben  5<nenbienft  getrieben  unb  fo  fei  ein  (E^inger 
Rriegsmonn  berSroffc^ft  Reifen ft ein  gemorben  unb ^be  i^r 
mit  feinen  Anetten  gebient.  Sr  ^be  ein  (Ebelfriubin  ge^irotet 
unb  ein  ^elfenfteiner  fie^ensgut  bei  ^erbred^tingen  bemirt« 
f^oftet,  mes^Ib  bo»  (Erbbegräbnis  ber  gfomilie  oon  1200  bb 
1240  im  bortigen  Abfter  gemefen  fei.  (Ein  Vufftonb  ber  Reifen* 
fteiner  Seomlen  gegen  ben  (Brofen  ^obe  bann  bie  S^inger  oon 
5erbre4tingen  gestoungen,  gu  fliegen,  meil  fie  jum  Xobe  oer* 
urteilt  mürben,  unb  fo  feien  fie  na^  9RaiIonb  gejogen  unb  in 
ben  Dienft  bes  bortigen  ^erjogs  getreten.  Som  Aoifer  begno» 
bigt  feien  fie  jurfldgele^rt  unb  ber  Aoifer  ^be  bie  (Filter  ber 
Sfomilie  in  ben  64u^  ber  6tabt  Ulm  geftellt,  mo  fie  fi^  mit 
ben  Sloten  oermS^Iten  unb  i^r  (Erbbegr&bnis  bei  ben  ^rebi« 


—    368     — 

gern  ouf  betn  (Brfin|ofe  eingetid^tet  ^ben.  SRon  ^dfee  ^ 
itsffaVb  bie  (E^tnger  oon  SRailonb  genannt.  aBo^if^einfic^  nrar 
es  jtaifer  ^eimi^  HL,  bet  ben  S^tngem  bos  Ulmec  ^olrider« 
re^t  (^enlte. 

2)er  avDeite  Xeil  bet  gfamUte,  bie  (E(ingec«£>efief« 
reicher,  (iammte  nod^  S^bri  aus  bem  Sistum  8 am* 
betg,  beffen  Beamte  fte  nmren;  bort  bur^  ben  itricg 
pertrieben  jogen  fte  erft  nac^  9lfirnberg  unb  bann  nai^ 
Ulm  als  fie^ensin^aber  ber  ® fiter  bes  Sistums  Samberg  in 
ber  Ulmer  (&egenb.  6{e  oerbfinbeten  fi(^  mit  ben  SRoil&nbem 
unb  nmren  feit  1290  bie  mii^tigfte  unb  rei^fte  Ulmer  Samtite 
unb  ftets  mar  (eitler  ein  S^inger  praefectus  (praetorio)  ober 
capitaneuB  (praefectns  urbis)  oon  Ulm.  1290  ftifteten  fie  bos 
Aatt^ujetllofter  unb  mürben  SEBodtu^^nbler.  1292  nraren  He 
3unftmei|ter  ber  ®emanbf<|neiber  unb  1294  (ßroutu^er,  auc^ 
Sädersunftmeifter.  Stets  maren  fie  treue  SCn^nger  ber  Jtir^e 
1313  ober  1325  ftifteten  fie  mit  ben  Sefferern,  ftrafft,  9tot  unb 
(ßregg  bas  Senebittinerltofter  3um  Eiligen  Rreuj,  1332  bie 
SRarienlapelle  unb  mit  ben  Arafften  bie  DreiiSnigsIiri^e.  1344 
moren  fie  in  Oe Hingen  begütert  unb  1348  erhielten  fie  mit  ben 
6tt3(in  ein  danbelsprioileg  ffir  Sägern,  Xirol  unb  Sranben« 
bürg.  3^re  jtenntniffe  ber  italienifd^en  Spraye  unb  Ser^SItniffe 
Ralfen  i^nen  mo^I  bei  i^ren  ^anbelsunteme^mungen  unb  fo  et« 
QKtrben  fie  burd^  Sinfu^r  oon  SaummoIIe,  mos  fie  als  Sanboirte 
oerloren  Ratten. 

Das  (Enbe  ber  fc^ioäbif^en  (Srog^anbelsblfite  um  1388 
machte  inbes  mo^I  aud^  biefen  6ef<^en  ein  (Enbe.  €eit 
1350  fteltte  fid^  bem  ^anbel  bur<^  Xirol  na^  8ene« 
big  ber  ^anbel  fiber  SRailanb  na<^  ®enua  entgegen  unb  fo 
teilten  fie  fi^  in  9RaiISnber  unb  SBienerp  mie  bie  Hamburger 
(Brog^anbler  in  gflanberer  unb  Snglänber.  1353  mar  ein  @o^ 
bes  $ans  bes  (Xuc^*)  6(^eerers  oon  S^ingen  SRBnd^  in  ^tx* 
bred^tingen.  1354  unb  56  ermarben  fie  Zeile  oon  (ßrimmel* 
fingen  oon  ben  Arafft  unb  bas  bortige  9{et^enauer  fßatronot. 
1366  maren  fie  Sfirgermeifter,  1367  ermarben  fie  (5ro|« 
unb  Aleinfo^  oon  ben  (Brafen  oon  ÜReuffen  als  mfartemberg* 
if<|e  Sogte  bes  Sistums  9Bfirjburg.  tlu(|  3IIerrieben  ^iten 
fie  oon  SBirtemberg  ju  fielen.  1369  bauten  fie  bie  39rgen« 
lapelle  als  Samiliengrabft&tte,    bie  fpfiter  ins  SRflnfter  oerlegt 


—    369     — 

»urbe.  1370  gegarte  leiten  @iein^eim.  1875  ftritfen  fie  fi^ 
mit  bem  9{itler  6<l^illing  loegen  allerlei  fie^nsied^ten.  1376 
leiteten  fie  ob  Sfirgermeiftet  mü  (Etfolg  bie  Setteibigung  ber 
6fabt  gegen  bie  SS^men.  1377  legten  [\t  ben  aRfinftergrunb« 
ftein,  Ralfen  ben  Sluguftinem  jum  SBengenfloftet  unb  er» 
oatben  bie  $fanbf<!^oft  auf  bie  oivtembergifi^e  fioi^mfi^Ie 
oon  ben  9ti)ten.  1878  loaren  |ie  ritterbfirtige  fieute  unb  ftifteten 
bie  Dreifaltigfeitdlopelle  auf  bem  (Srfin^ofe.  Sine  OBaffe  (ieg 
na^  i^en  bie  SRailänbergoffe.  3^nen  gehörte  bas  ^atronat 
Don  !X>omborf  unb  bei  (E^ingeraltar  im  ^rebigerfloftei  1393 
tötete  ein  ftrafft  im  Streit  einen  S^inger.  1399  legten  fie  ben 
Srunbfiein  sur  SBengenKr^e,  1441  beforgten  fie  in  Safel  ben 
Aauf  ber  Slei^enauer  Sflter  burc^  bie  Stobt  Ulm  unb  feit^r 
trifft  mon  fie  ftanbig  ab  Sflrgermeifter.  Sie  befagen  Pfaffen* 
^ofen,  iDoren  Sled^tsbottoren  unb  Sonbodgte  (praefecti  comita- 
tnnm).  1431  erhielten  fie  einen  SBoppe  nbrief  als  ritterbfirtige 
fieute;  1440  oerlouften  fie  an  bie  Stobt  ben  ilir^berger 
SrfidenjoII,  ben  9BiIbbann  unb  bie  gfifi^ens.  1441 
mürbe  ein  (S^inger  bur^  einen  Sflrger  oon  Ueberlingen  fiber« 
faden  unb  in  ^ornberg  unb  in  fteppenboc^  gefangen  gefegt. 
1464  maren  fie  9Ben  genpropfte ,  1504  Sfirger- 
meifter  unb  fionbpfleger.  Slo^  1550  unb  1568  xoarenfie 
Sfirgermeifter.  Sie  trieben  bamols  einen  lebhaften  (ßrog^onbel 
mit  Veljen,  Sord^ent,  fieinmonb  unb  SBein  auf  ber  Donau  no^ 
SoQern,  Oefterreic^,  Ungarn,  ber  aßollad^i,  Bulgarien  unb  ber 
Xfltlei  unb  polten  Sto^I,  Sifen,  Unganoeine,  D^fen^äute  unb 
Solj.  Die  guten  3a^re  moren  oorfiber  unb  bie  S^inger  beteil* 
igten  fi^  bes^alb  nur  noi!^  paffio  an  ben  großen  ^anbelstom* 
pognieen  als  Aommonbitore,  inbem  fte  ben  Setrieb  jflnftigen 
$erfonen  ober  ben  {fingeren  Söhnen  flberliegen,  mfi^renb  bie 
ilieren  ^rren  ob  CbeKeute  lebten. 

c.  !D{e  Sedeter. 

(Eine  meitere  ffir  bie  gonbebgef^i^te  intereffonte  gfoniilie 
ift  bie  ber  Sefferer.  Die  Sefferer  gehörten  ebenfalls  ju  ben 
alteften  Ubner  gomilien  unb  3ei(^neten  fi^  burt^  Serftonb,  IRei^» 
tum  unb  SRod^t  mie  burt^  ^eroorrogenben  S^arotter  aus.  Sie 
opferten  millig  i^r  fieben  im  Dienfte  ber  Stobt.  1212  merben 
fie  erftmab  ermahnt;  1292  unb  1296  finb  fie  oeroonbt  mit  ben 
Stein,  9iot  unb  $all  oon  Stabion,  1294  lommen  bie  Sef« 

24 


—     370     — 

erer  oon  Ueberlingen  ob  Se^sleute  ber  ^enf^ten  oon 
Slufron,  Sunbelfingen  unbiRei^enau  DOC.  ISOSomren 
fie  Siabipfleger  unb  oertwmbt  mit  ben  Smers^ofen, 
S^inger,  ^ooensboif,  Sa$,  Slrolin,  Stbis^ofen 
unb  JRotenberg.  Sie  befogen  3lot,  Sd^nfirpf lingeti« 
Sugmanns^aufen,  Salmerts^ofen,  bte  Sonaufifil^, 
ens  an  ber  6tabt  unb  in  ber  Slau.  1318  erfc^einen  fie  ob 
9ebte  oon  6(^uffenrieb.  1830  Rotten  fie  oon  Sägern  ob 
3n^ber  ber  fianboogtei  Ober fd^  10 oben  bo0  Dorf  Seuren 
im  fiebensbefi^.  1339  biegen  fie  Sefferer  oon  Seffeiftein 
unb  befogeit  mit  ben  itrofft,  91  ot  unb6tr3Itn  bleftbftei* 
oogtei  Ottobeuren,  1358  oeroKtlteten  fie  bie  Sürgermeifter* 
ofirbe  in  Ulm,  1372  fiel  geinri^  Sefferer  ous  ber 
oierten  fiinie  Sefferer«$oIl  oon  Gtobion  ob  Ulmer  gelb^iit* 
monn  bei  Slltbeim  gegen  bie  9Birtemberger.  Sie  looren  ba« 
mob  oenoonbt  mit  ber  ifinftigen  Aouf^ermfomilie  ber  Cr  egg, 
Rolfen  1376  gum  Aoifer  gegen  bie  (Ebinger  unb  bie  Stobt  unb 
mußten  bes^Ib  1377  Urfe^be  f4im5ren.  1377  waxtn  fie  6 1  obt* 
^ouptleute  unb  oenoonbt  mit  ben  (E^ingern.  1378  moltelen 
fie  ob  Si^iebftleute  im  Streit  {»if^en  Sg fingen  unb  SBir* 
temberg,  1379  im  fie^ensftreite  SBidembergs  mit  bem  Xeut« 
fing  er  (Bef^Ie^t  ber  SB  erb  er.  1380  »oren  fie  oero^onbt  mit 
ben  5<rren  oon  $o^ene<f  unb  bem  Sef(^Ie(^t  ber  fiSmen. 
1388  fiet  ein  Sefferer  bei  Dof fingen  gegen  SBirtemberg. 
1403  mieber  Sfirger  meifter  ftifteten  fie  1408  bie  Somilieii' 
lopelle  im  SRfinfter  unb  mon  trifft  |ie  bomols  ob  SeroMinbte 
ber  S^enl  oon  SBinterftetten  ,  ber  iRem,  SIrlobue,  g^H 
oon  Stobion,  (Eoprell  unb  Sorg,  ber  SBei^bed,  Sitt erlin, 
SBerlmeifter,  3ii'ider,  ^oljmort,  9{emboIb,  Steben* 
bober,  (Bregg,  geinjel  unb  Unj^ofen  foioieben  Atppen* 
ftein  unb  SRettelin  oon  Stooensburg,  ber  Durnou, 
ftrofft  unb  S^inger.  1411  oertouften  fie  bo$  Ulmer  Rorgen« 
bob  unblouften  bos  Dorf  Soutro<b,  bo0  fie  1427  ben  ^enen 
oon  fionboU'SBirtemberg  obtroten.  1415  30g  ein  Xeil  ber* 
(Sfomilie  gong  no(^  Slooensburg  unb  trot  in  bie  gro^e  gan« 
belsgefellf^oft  ber  gunibig  ein.  Die  Ulmer  Sefferer 
bogegen  moren  1414  ftorl  om  ftoufe  ber  ^errfc^oft  Reifen« 
ftein  ffic  bie  Stobt  Ulm  beteiligt.  1429  unb  1459  looren  fie 
Sfirgermeifter   unb   in  oerwonbtfc^oftlid^en  Sejie^ungen  ju 


—     371     — 

ben  itunselmann,  Dteten^eimer,  (E^tnger  unb  9tem, 
ben  SDeigbed  unb  (Segler. 

1429  oor  ein  Sefferec  $rop  ft  oon  £)en  ingen  im  5<gou. 
1430  Derfaufte  ein  meUerec  XetI  in  Ulm  SoImers^ofen^Sug- 
manns^aufen  unb  Orfen^oufen  on  bie  Sloten  unb  sog 
no^  9iaoensburg,  um  [td^  ebenfalto  on  bet  9RetteI{n« 
^untpiggefellfd^oft  ju  beteiligen.  Sie  fpelulatioe 
ganbelst^fitigleit  [pielte  feit^et  bie  Hauptrolle  bei  ber  gfo* 
milie.  Sie  ^eiroteten  bie  IRot  oon  6^redenftein,  bie  Sgl  off, 
tDoren  9{iiter oom  golbenen  Sporn,  ^aupütntt  besS^mSbi* 
]^tn  Sunbs,  Sfirgermeifter,  heirateten  bie  Selin  oon 
gfriden^aufen  unb  lamen  baburd^  in  SBegie^ung  ju  ben  Sei  in 
oon  9Remmingen,  heirateten  bie  9Bespa(^,  S^i^i^S^^i  9Ren^ 
uub  SB  elf  er  unb  lamen  in  Sejiel^ung  ju  ber  Selin-SBelfer« 
gefellfi^.  1440  jog  ein  »weiterer  S^^^i  nac^  SRemmingen 
unb  trat  1462—92  ber  3{eIin-9BeI[ergefeipaft  bei.  Siele  Sef 
ferer  maren  Staatsmänner  unb  ^^li^^^^uptleute  unb 
oerftanben  es  meift,  bie  ®e|ellf(^aftsinlereffen  am  ilaifer^ofe  ju 
toasten,  mS^renb  bie  S5^ne  bas  Sef^Sft  trieben. 

!Cie  Cinlage  ber  Sefferer  bei  ber  ^untpiggefellfc^aft  betrug 
3000  (Bulben.  1441  mar  ein  Sefferer  oon  IRaoensburg 
Stäbte  Hauptmann  oor  SRaienfeU;  1452  marenfie  gfrei« 
fd^öffen  mit  bem  Xrut^feg  oon  SBalbburg,  1475  erhielten 
jie  als  Stabte^uptleute  oom  Aaifer  ein  laiferlid^es  SBappen» 
fa^nlein  ins9Bappen,  1476,  1480  unb  1482  maren  fie 
mteber  Silrgermeifter,  1488  $auptleute  bes  neuen 
Si^mabifd^en  Sunbs  ber  (Ebelleute  unb  St&bte,  1484 
normen  fie  bie  übtet  Söflingen  in  ben  Ulmer  Sc^u^,  1489 
befagen  bie  Slaoensburger  Sef ferer  (Elrigioeiler  unb  traten 
i§res  Ifinbli^en  ^errft^aftsbefi^es  falber  ebenfalls  bem  Sd^m&b« 
if^en  Sunb  bei.  3n  SRemmingen,  IRaoensburg,  Safel  unb 
Slfimberg  tumierten  fie  eifrig  mit  ben  Sturmfebern  unb 
anberen  (Ebelleuten.  Sermo^It  maren  fie  bamals  mit  ben 
$  u  n  t  p  i  g  oon  SBalbr ams  ,  ben  S  ^  i  n  b  e  I  i  n  oon  Unteneit« 
nau,  mit  ben  X^ierberg,  ben  Setter,  ben  $f&fflin  oon 
Sd^menbi,  ben  Kot  oon  S^redenftein ,  ben  gutter,  iRem» 
bDlb,  Dtt  unb  Steib^arbt  oon  Sauftetten.  9Iud^  maren 
fie  2)oltoren  beiber  9te^te  unb  laiferli^e  JRäte.  1492 
oerlongten   fie  i§re  Sinlage  bei   ber  ^anbelsgefellfc^aft 

24* 


—     372     — 

Selin  heraus,  erhielten  fie  aber  nur  ratenmeife  tro|  bes  itaifets 
SatfprQ(|e.  1494  lauften  bei  i^nen  bie  6pät^«9leqipecB 
grflnen  unb  roten  Sammt  ber  Seltn  oon  SRemmingen.  <Etne 
gebrudte  Slelotion  bes  SBormler  Kei^stags  oon  1495  ourbc 
oon  einem  Sefferer  unb  einem  Songenmontel  oon  Sugsburii 
oerfagt.  1495  Ilagten  fie  in  SRaing,  bog  man  ben  vtt' 
f^oigerten  9}elin  unb  feinen  63^nen(BeiDanb  bei  Sollen* 
berg  als  Aolner  ®ut  befi^Iagna^mt  ^be.  1516  erf^einen 
fie  ab  gemanbte  Staatsmänner  unb  Socfi|enbe  bei  ber  Dis* 
putation  Dr.  Sds  oon  Aarlsbab  in  9B  i  e  n.  1540  enblt^ 
fcufien  fie  bas  Sab  X baifingen.  Sernmnbtf^aftli^e  Sestc§- 
ungen  bitten  fie  im  16.  3<tbrbunbert  namentli^  gu  ben  Stoitt* 
prat  oon  6piegelberg  um  1516,  ben  £u^  oon  fianbau« 
SBirtemberg,  ben  Umgelter  unb  ^untpig  oon  iRa^eimcb 
unb  fie  gehörten  au(b  bamals  no(^  b^roorragenb  jum  §  anbei  9« 
berrenabel  bes  Oberlanbs. 

d.  2)ie  SRoien. 

93ie  bie  Strolin,  fo  ge^brten  aud^  bie  K  o  t  e  n  ju  ben 
alteften  Ulmer  gfamilien.  Sie  maren  einft  bie  oornebmfte  Qfo* 
milie  ber  6tabt,  befagen  ben  S^^bbrfldengoII,  bas  SBag* 
gelb,  ben  XborgoII  unb  bas  Sar(^entf<^augelb  ab  (EtIn 
leben.  3br  SBappen  max  bas  Sinbom  ber  6tr3Iin  unb  mon 
finbet  fie  ebenfalb  in  S^milienoerbinbung  mit  ben  S^gB^i^» 
aßelfer  unb  Selin  oon  Augsburg,  Ulm  unb  9lflrnbecg. 
Die  Sfamilie  mar  ebenfalb  auf  bem  fianbe  begütert  unb 
(ebte  aud^  in  Safel  unb  ^lorenj.  3u  i^ren  Sefi%« 
ungen  gebölten  bie  Orte  Sobmenlircb,  6^redenftetn, 
^ittisbeim,  »eutti,  Sfibli  Donaurieben  unb^ieben 
an  ber  Ro^,  ftleinad^,  itleinlö|,  3(ben^aufen,  ^olj' 
fcbmang  fomie  mehrere  ®fiter  in  3 angingen  unb  (El^ingen. 
3br  I&nblicber  S^^^Ü  W^i  jufammen  mit  ben  (Bflffen  oon 
fieipbeim,  ben  9liebbeim,  SBafferburg,  gfreiberg, 
^appenbeim  unb  «f^.  Um  1250  befag  bie  Samilie  bas 
^atronat  auf  bie  Ulmer  ^farrlir^e  Aber  gelb  unb  bas 
9{e^t,  bie  gfronlei^namsproseffion  ju  fähren  unb  ben 
Ulmer  9man  ju  beftellen,  bas  gf^onbotengut  unbjablrel^ 
9{ei(benauer  fieben.  9la(bbem  i^re  fie^ensgfiter  in  £(^ 
ingen  oon  Slei^enau  an  bas  itlofter  Salem  oerlauft  morben 
maren,  rourben  fie  ftati  liribbergifd^e  mirtembergif^e  fiebens* 


—     373    - 

leitte.  1250  iDaren  fie  grelb^tiptleute  bes  ^erjogtums  SQQeiit. 
1298  enooiben  fie  bas  Ulmer  Umgelb,  1299  bie  X^or*  unb 
äRorltiBIIe  ab  Sleid^enouet  fielen  ber(Bioff<|Qft  Reifen* 
fteiit  unb  ber  ^enf^ofi  3IIeiei(^en.  91q(I^  1317  ge^Srte 
i^nen  bos  Simons  am  t,  ebenfo  1835,  1329  bie  ^fonbf^aft  auf 
bie  Sogtet  bes  ftlofters  Ottobeuren.  1370  Daten  fie  Ob e r« 
rietet  unb  etabtiSte,  1372  ^farrlir^enpf leger,  1388 
(Spitalpfleget. 

S^te  Sfttmilienoetbinbungen  bettof en bamab  bie  teilen 
^onbels^ettengef^Ie^tet  oon  U  I  m  unb  8  u  g  9  b  u  t  g,  wel^e 
mit  bem  ®rob^nbeI  fic^  groge  SetmSgen  oetbient  ^len  unb 
biefe  nunmehr  in  Crunb  unb  SBoben  nu^tingenb  anlegten, 
fo  3.  S.  bie  Ulmet  (Befi^Ie^tet  bei  @tt9Iin,  bet  (Bringet 
oon  Salj^eim  unb  9iem,  bet  Umgeltet,  (Bfinsbutget, 
ftatg,  Cßtegg,  9{emboIb,  9leib^arbt  9on  Sauftetten 
unb  bet  Seffetet,  benen  fie  1376  einen  Xeil  i^tes  Ulmet 
Stunbbefi^es  abttaten,  ben  fie  oon  SBittembetg  ju  fielen  ^tten 
unb  ]u  bem  neben  bet  £o^mfl$Ie  unb  einem  bffentli^en 
Sabe  an  bet  Stelle  bes  SRfinftcts  namentlid^  au<^  ein  gto^es 
$au$  auf  bem  ^auptva^pla^,  bos  fpatete  ftauf§au0, 
ge§5tte,  fon)ie  eineKei^e  von  Seri^ts-  unb  Setoaltungs« 
befugniffen  in  @c^u)eig^ofen  obet  9{eu«l[Im  mit  bem 
Stfiden«  unb  X$ot}olI  an  bet  Sonau  unb  bem  baju  ge« 
^Srigen  SReicbenauet  $ofe. 

Die  oetQKinbtf<|of  tli^en  Sejie^ungen  jubenSlugsbutget  gfami« 
Ken  bet  fiangenmantef,  Sd^enl,  Sögelin  unb  3Ifung 
iDte  bet  Selin  oon  9Remmingen  jeigen  uns,  bog  au^  bie 
Koten  fi^etlid^  an  ben  gtogen  ^anbebgefellf^often  bes  14. 
3a^t(unbetts  fid^  beteiligt  Ratten,  nod^bem  bet  Sefi^  bet  Ulmet 
Kei^S'  unb  6taatsgefaIIe,  ben  fie  but^  Datle^n  an  bas 
9Iei<!^  unb  bie  fionbes^itf^aft,  bas  Aloftet  Steigen  au,  unb 
beten  Sanboogte,  bie  (Staff^aft  9Bittembetg,  enootben  Ratten, 
ein  immet  jmeifellaftetet  5U  »erben  begann.  1372  ftifteten  fie 
bie  fieon^atbsfapelle  unb  bie  geiliggeiftlit^e  am 
6pital ,  nad^bem  fie  feit  1355  ja^Iteit^e  fromme  Stiftungen  ge« 
moil^  Ratten,  alles  Dinge,  bie  auf  gtogen  (Belbfiberflu^  ^inmeifen, 
bet  f^ioetli^  but^  ben  (Stoggtunbbefi^ ,  fonbetn  ma^rfc^einli^ 
buti^  fpefulatioe  gfinanjuntetne^mungen ,  b.  f),  butd^  Datieren 
an  gelbbebfitftige  gflilten^ufet  gegen  SerpfSnbung  oon  Staats* 


—     374     — 

botnfinen ,  butt^  (ßeneiolpäd^lerei,  entftonben  fein  iDtib. 
1372  gab  es  getoaltise  Sufftfinbe  gegen  bos  miitembetgifc^ 
reit^enauif^e  9iegiment  unb  on  bie  Stelle  SBirtembergs  trat  bei 
9{Qt  bet  Stobt,  on  bie  Stelle  bec  aBtitembetgei  Srntleute  bes 
Alofte»  9{ei(^enau  ttoten  tegierenbe  8  fit  ge im  einer, 
als  mel^e  man  1350  unb  1375  bie  9?oten  finbet.  %)^  1378 
befagen  (ie  ben  Uimer  $funb«  unb  SRarltßoII  ab  Reifen« 
f (einer  fielen  unb  es  gehörte  i^nen  um  jene  !itxt  Stten« 
beuren,  9leu$au|en,  ftleinififfenborf,  Donaucieben, 
Suffenreutti,  Sugmanns^aufen,  Srobac^,  (Eggi^^ 
berg,  Srbis^ofen  unb  bos  SBirtemberger^aus  beim 
Sranjislanerflofter.  1363  traten  |ie  Donauriebeti  an 
9Birtemberg  ab  unb  erhielten  bafür  ben  »iitembergif^en  Se|t| 
in  Ulm  als  (Eigentum,  abernod^  1364  mußten  fie  SBirtembeig 
bie  Verberge  in  Sd^meig^ofen  geben.  1374  verlor  bie 
Somilie  bas  Um  gelb  unb  1398  unb  1430  ben  Z^ot« 
Sräden*  unb  ^funbioll  on  bie  Stobtgemeinbe. 

Domit  mor  au(^  b  i  e  f  e  gf^^milie  in  neue  mirtfd^oftlic^e 
Sonnen  gebrangt,  ba  (ie  leine  Sinno^men  aus  offentlid^n 
SRe^ten  me^r  genog.  Sie  ^otte  on  beren  Stelle  Sai* 
gelb  erhalten  unb  mugte  es  geminnbringenb  anlegen  ,  oes^alb 
fie  [id^  unmittelbor  am  (Enoerbsleben  beteiligte.  9hir  ber 
Ianbli(^e  (grunbbefig  bergfamilie  blieb  feit  1400  erhalten. 
(&Iö,tt,  Unterel(^ingen,  SBeiffingen,  Surgrieben. 
Sugmonns^oufen,  Slorb^ofen,  Stugbod^,  Oben« 
Raufen,  Cberrot,  Dberfimmetingen  unb  Orfen- 
^oufen  gehörte  i^nen  na§  mit  oor.  Daneben  laufte 
ober  bie  gf^^milie  (Befellf^oftsonteile,  fie  grflnbete 
bie  SRotif^e  SBelt^onbelsIompognie  unb  pflegte 
ben  Serle^r  mit  Sfibfronlrei^  unb  Portugal  unb  Me 
Begebung  oon  fronsöfift^en  Stootsanlelenjum  itriefle 
gegen  bas  d^us  ^obsburg.  Die  Semter  aber,  bie  fie  ht 
Ulm  oermoltete,  moren  leine  fielen  me§r,  fonbern  (E^renSmter.  6te 
mürben  Oberrit^ter,  Senotoren,  Sotf^after,  9Rilnfter> 
Pfleger,  fie  bauten  eine  gomilienlapelle  am  SRfinfter. 
Die  gfomtlien,  mit  benen  fie  93erbinbungen  eingiengen,  nxtren 
teils  Ulmer  Sefd^Iet^ter  mie  bie  Sefferer,  £ieber, 
9{e;m,  Aargen  uon  doljf^mong,  itrofft  oon  Delmenftngen« 
Solbinger,   (fifinaburger,  (gregg,  iRembolb,  S^er« 


—     375     — 

mar,  e^ob  oon  aR{tteIM6ero4,  Sleib^orbt  oon  Soufietien, 
(E|iitger  oon  Sal}^e{m  unb  6tr9Iin,  leite  ausmär« 
ttge  Anteilseigner  ber  ^anbelsgefellfd^aften,  nie 
bie  Selin  oon  SRemntingen  unbbie  $5riDQrt,  bie  Sourn* 
gartner,  ^ortner,  9BeI[er  unb  Sloten  oon  ttugsburg, 
bie  Ke^Iinger,  Sngelin  oon  Sglingen,  bie  Salis,  bie 
^o^ftetter  unb  9{ingoIb. 

1436  »orenPe  imftird^enbannu^egen  besSlei^enouer 
6freit9y  1478  ermorben  fie  übloggerec^tigleiten  für 
i^e  SR finfierta pelle.  Sie  ffonben  bantob  ntilten  im  SBeIt> 
^nbel.  6torb  ein  tlnge$9riger ,  (o  u^urben  große  gforber« 
ungen  aus  Senebig  geltenb  gemacht  unb  1469  belogen 
fie  Sommet  ous  (Benf.  Dos  Sab  X^If  ingen  oerfauften 
fie  an  bie  Sefferer,  baf fir  bauten  fie  ein  ftolses  $  a  u  s  am 
ilorn^aufe  unb  i^r  Gd^Iog  SReutti.  6fibfranlrei^, 
Portugal  unb  3nbien  »oren  bie  S^^^^  i§^<^  $anbetet^ätig< 
leit;  i^re  6<|iffe  [^oammen  no^  betben  3nbien,  bis  ber 
^fefferlrac^  unb  ber  franjöfifc^e  Staatsbanlbrud^  ber 
Hugenotten  i^ren  9{ei^tum  oernit^tete. 

e.  Die  mf)lm. 

aBeniger  bebeutenb  ffir  U I  m  ab  bie  9loten,  aber  fonft 
ebenfo  ^eroorragenb  mar  bie  Samilie  933^1  in.  SBo^er  ber 
9lame  lommt  ,^  ift  unbef annt.  Siellei^t  oon  ber  gfamilie 
So  gelin,  bie  feit  1200  in  Ulm  unb  «ugsburg  kbte.  6ie 
iDD^nte  in  Sugsburg,  Ulm  unb  3Remmingen  unb  be* 
fog  bie  ZBpferorte  gridten Raufen  bei  SRemmingen  unb  Dtto« 
b  e  u  r  e  n.  aBo^rf^einlid^  ^aite  bas  S  e  I  i  n  p  a  p  i  e  r  ben  9lamen 
oon  biefer  gfamilie  unb  ber  SB^Iingefelljcbaft,  bie  oiel 
nai^  Senebig  unbgf^^inlfurt  ^onbelte.  Siellei^t  brad^ten 
fie  bas  erfte  fd^mSbifc^e  fieinenpapier  auf  bie  granl« 
furter  äReffe,  bas  bem  lombarbif^en  SaummoKpapier 
entgegentrat.  Seit  1320  oerbrängte  ber  Sar^ent  bie  Saum* 
molle,  kit  1460  bie  fieinmanb  ben  Sar^ent  unb  bas  Beinen» 
papier  gieng  na^  gftanifurt,  Aöln,  £fibed,  Srugge,  Conbon  unb 
£iffabon.  1301  mürbe  in  Äonftanj  bereits  IRaoensburger 
Rapier  oerlauft,  1460  mar  man  bort  leiftungsfabig  ffir  bie 
üusfulr.  1319  b<tlte  iRfirnberg  feine  $apierfabrit ,  1407 
S^ornreute  bei  SRaoensburg,  1470  Safel,  1477  Ura^, 
1570   ^eilbronn,    1587   ^eiben^eim.     1450  mar,^bas 


--     376     - 

f<(iD&Mf<(e  ^opieigeioeibe  ^eitliotdelt  unb  t%  fanb  ein  lebhafter 
SuBftt^r^anbel  mit  \^wSb.  £einenpapier  ftatt. 

Die  SS^Iin  flammten  oon  Sugsburg  unb  gogen 
oon  bort  na^  SRemmingen,  »o  fie  in  bas  (Bej^Ie^  ein« 
traten  unb  1370  bereits  »o^ten.  Dur^  i|re  Seim^Iung  mit 
ben  heilig  grabe  r  9on  Sugüburg  ftifteten  fie  bie  fiinte  wn 
Sllertiffen  unb  Unger^aufen.  6eit  1417  loaten  fie 
gfrei^nen  unb  ber  6enior  i^es  Kaufes  befog  in  erblt^r 
aSeife  bas  9le(^t,  ^foljgrafen  unb  latferli^e  KSte  ]u 
ernennen,  üb  loiferli^e  gfelboberften  in  3>eutf^Ionb, 
Surgunb  unb  £ombarbien  ^Iten  fie  uiel  ®elb  bm^ 
Xruppengeftellungen  uerbient.  Serma^It  mitben  Xegelborff, 
9BoIf(arb0f<|n)enbi,  Sreiteu'fianbenberg,  benfiaug* 
ingern  uon  Augsburg,  ben  S^n^of  oonSliimberg,  ben64Qb, 
äBelfer,  ^Srmart  unb  6tog  mürben  fie  1338  Sugsburger 
C&cf^Ie^er,  ma^renb  fie  in  SRemmi  ngen  ab  Sflrgermeifter, 
Jtir^enbaupf  leger  unb  Slei^stogsboten  »träen. 
1488  mürbe  bas  (But  ber  Sb^Iingefellf^aft  bei  SRann^eim  be- 
fc^Iagno^mtunbber  Stäbtebunb  unter  SBil^elm  Sefferer 
Don  Ulm  ftellte  besl^alb  itlage  beim  (Er}bi6tum  SRainj,  ba 
Sefferer's  6o^n  SRitglieb  ber  (Befellf^aft  mar.  9uc^  bei 
einem  Heberfall  jmif^en  (Biengen  unb  fiangenau  fd^t 
bie  (Befellfd^aft  bamato  oiel  oerloren  gu  ^ben.  3^^  ^^^  mi^ 
ben  Ar  äfft  oon  Soulburg,  ben  Butter  oon  Xuggberg,  ben 
Ulbersborf,  ben  3tII<n^arbt  oon  Dflrnau,  bie  85gte 
oon  £auingen  maren,  jeigen  teine  lOrner  9tamen.  1494 
befamen  fie  einen  Streit  mit  ber  Stobt  SRemmingen  megen 
3U  ^o^er  Sefteuerung  unb  sogen  bes^olb  naät  Xugsburg, 
oerliegen  ober  ou(^  biefe^  Stobt  bolb  mieber.  1520  tauften  fie 
Sllertiffen  ob  Pfleger  oon  Sunbelfingen  unb  S^g' 
gerf^e  £el^ensleute  unb  oerfoufien  griden^oufen  an  bie 
Stobt  SRemmingen.  Su(^  Nienburg  an  ber  ftomloi^  eniNir' 
ben  fie  unb  1530  mutben  fie  in  ben  tludf^uB  ^*  S^mib. 
Sunbs  unb  in  bie  Sleid^srilterf^aft  oufgenommeni  fo 
bo^  fie  in  bie  ooine^mften  Stifte  ouf  no^msfi^ig  nmrben. 
3^re  heiraten  mit  ben  Anbringen,  ben  9{ugg  oonSBefter* 
no^,  ben  Xieb^eim  oon  Ongelbeigp  mit  ben  Sreiberg 
unb  Stein,  benObelmonn  oon  Slbelmonnsfelben,  ben  $04* 
ftett'SRittelbronn  jetgen  fie  benn  ouc^  buid^meg  nur  in  Set' 


—     377     — 

binbuiift  mit  bem  £anbabeT.  Sie  ftifteteit  ein  ^ibeilom« 
miSp  lauften  ^o^enrounou  unb  9liebece^ren6a<|^.  Die 
®ieifenberg,  Xanai  oon  Xrojbers,  bie  6^ioenbi,  bie 
S^inger  oon  Solj^im,  bie  6eiboIb9botf,  Sleibegg, 
Semborff  in  $eel,  Raufen  in  SBagenH^n,  bie  9{ot  oon 
Stt^monnd^ttlen,  bie  SBelben,  bie  Sugger,  bie  Zocttng, 
bie  6(^»ar3enberg,  bie  SBel^,  bie  6tein  oon  Sd^en^ufen, 
bie  S^^Uing  finb  lautet  eble  9lamen  unb  i^re  Stellung  ote 
öfteneid^if^e  Saione  unb  ftimmerei  oon  Surgau  mad^te  fie 
||ie]u  geeignet.  Sie  hielten  |i^  meift  in  gofftellungen  duf, 
sogen  |t4  aus  ber  Spelulotion  heraus  unb  legten  i^r  Sermogen 
in  Biegen f<|aften  an.  Smmer^in  jeigen  i§re  oielfad^en 
Setbinbungen  mit  ben  gruggetn,  namentli^  feit  1600,  bag 
au^  biefe  Sinie  Zeil  an  bem  $anbetegen)inn  bei  3^^^  l<^tte, 
iDi^renb  bie  anbete  £inie  Unger^aufen  im  Dienfte  ber 
Stobt  Sugsbutg  t^tig  blieb  unb  eoangelif^  mutbe. 

f.  Die  tDSelfer. 

Slod^  bebeutenbet  als  bie  S5^Iin  mat  bie  Samilie  SBelfet. 
2)er  SRame  9BeIfer  ftammt  oielleit^t  oon  SBalbfee.  Sie 
rfibmten  fi(^,  bas  Sltefte  Stabtgefd^Iec^t  5u  fein  unb  leiteten 
i^re  Vbftammung  oon  Selifar  ^r.  (Ein  9BeIfer,  behaupteten 
fie,  ^be  fi^  620  in  (Staubfinbten  ^angefiebelt,  814  ^aben 
fie  bas  SSappente^t  einölten  unb  als  gelb^auptleute 
Ottos  bes  (Broten  feien  fie  na^  Sd^ woben  gejogen, 
Dom^etten  ju  Safel  unb  Stabtoögte  oon  Slugsburg 
gemorben  unb  bis  1450  bort  geblieben.  Set^eiratet  ooren  fie 
um  1000  mit  bcnSBilbed  oon  Srien,  ben  Sggenburge.roon 
SReina^  unb  1140  mit  ben  9B  att en f ee ;  1196  »aren  fie  it o  n « 
fuln  oon  tlugsburg,  oet^eitateten  fid^  mit  ben  Stolj* 
^irfd^  unb  1211  mit  ben  3Ifung.  1225  Omaren  fie  ritter* 
bfittig»  1243  Deutf^otbensmitglieber,  1237  Dom« 
Herten  jtu  SEBfirjburg,  1244  Stabtpfleger  ju  Slugsburg. 
1244  Q>o(nten fie  in  Ulm,  mo  fie  feit^er  oerf^minben, mo^I  »eil 
fie  oertrieben  mürben.  3n  Slugsburg  maren  fieoermS^It  mit 
ben  Sggenburger,  Spatl^,  9BiIberger,  fiangenman* 
tel  unb  Sart^  unb  1320  moren  |ie  Stabpfleger  oon 
Kugsburg,  Domherren  gu  Strasburg,  Dompropfteju 
9{egensburg,  $ropfte  3u  gfreifing  unb  Sei^tofiter 
Raifer  fiubmigs bes  Soi|ecn;  1353  fRid^ter  in  3nnsbrud  Seit 


—     378     — 

1346  »oren  fie  oermi^mil  ben  fiang(nmantel,9le^ltnger, 
SSgelin  unb  Solman,  ben  9liebler,  ben  3m(of  oon 
Slflrnberg,  ben  Sö^m,  ben  8(tr{^einterp  £auginger, 
®tegg,  SRetting,  $enlinger  oon  StOrnberg,  benSRot« 
ler,  ben  ^ofmoqer  unb  ^fifter  oon  Augsburg,  ben  Kern, 
aRillei,  IBo^Hn,  (ßoffenbtotp  Oe^eim,  (ßranbet, 
gainsel,  Sourngottner  unb  Sbler  oon  3innenboTf.  1488 
n)aten  fie  Stabtamane  oon  SRemmingen  unb  turnen fo  in 
Se}ie^ung  gu  ben  Sd^Iin,  mit  benen  fie  onlSfelic^  einer  Se* 
roubung  im  X^flringeroalbe  großen  Groben  litten. 

6eit  1500  ri(|tete  bie  groge  ^onbelslompognie  bet  9BeI« 
fer,  So^Iin  unb  (Ben.  überall  3iD(ionieberIaffungen 
ein,  in  Slntioerpen  ,  Cobis,  Senebig,  Vad^en,  Stegens* 
bürg,  Kaoensburg,  unb  1505  im  Ulmer  SRfinj^ufe,  loo 
ein  Ulmer  Sfirger,  Wi^atl  fß  flau  m,  i^r Saitor mürbe.  Sie  SKiete 
bauerte  10  3abre  ffir  ba$  SBaren^aus  unb  betrug  50  (Bulben  {fi^Ii^. 
6ieoeiIauften9Bontfi(^er,6ammete.Iombarbif4eunbanbere 
melf(6e  Zfi(^er,  ntd^t  unter  16tfid  }u  48Snen,  Zfi^er  aus 
9Re(^eIn,9{mfterbam,fie9ben,f4m5bif^esunb9i(ein« 
(finber  Xu^  ni(^t  unter  3  Studen,  Geibengeug  aus 
9BeIf^Ianb  in  ganjen  Gtiiden,  Aammloben,  Slrras, 
Satin  m(^t  unter  2  6tfiden.  3ebes  Uusf^neiben  ober  no4 
ber  Slle  mar  i^nen  oerboten  ;  bann  Spegerei,  Sofran  in 
ganzen  Stumpen,  3ngmer,  $t^ff^^»  Cßemfirgnellen  aus 
SBelf^Ianb  unb  ben  Slieberlanben  in  Sfiden,  $erlen 
aus  SBelf^Ianb  in  ganjen^  Sfarbeln,  b.  ^.  $adeten,  SBad^s  in 
S^eiben,  3unber  oon  1  Centner  ab.  (Bemic^t  unb  3^11 
Ratten  fie  mie  andere  gu  jaulen.  3n|ober  maren  II n ton 
3BeIfer  in  Slugsburg  unb  Aonrab  So^Iin  in  9Rem« 
m  i  n  g  e  n  unb  beren  (Benoffen. 

Seit  1534  mar  SBartl^oIomäus  SBelfer  Sorftanb  ber 
(Befellfc^oft,  bie  feit  1648  fic^  SBelfer  &  (Co.  nannte.  2>ie 
Sßelfer  maren  nac^  ben  gfugger  bas  grogte  (Befi^äft  feit 
1500.  Sie  Ratten  oor  ben  S^ggern  bie  eble  Vbftammung  oor* 
aus,  als  fie  1473  mit  ber  (Erri^tung  einer  Aompagnie  mit  ben 
Sopn  oorgiengen,  bie  feit  1490  oiel  (Belb  beim  Xiroler 
Sergbau  oerbienle  unb  einen  lebhaften  Silber^anbel  unb 
bas  SRfinggefd^äft  tiieb.  1482  fibema^men  bie  $oI}' 
Au^er   unb  (Eni el   in  Slfirnberg  bie  Silberlieferung  ffir 


-     379     - 

bie  aRfinje  juSetnunb  bie  !R emitaten  ins  (ßef^ift  ein;  1493 
enlftanb  bie  SlfirnbergeT  gfaltorei  butc^  Setbinbung  mit 
ben  3m(of  unb  ben  Z^urer  in  Slod^en.  1498 faltigen  bie 
Sugsburger  9BeIfer  mit  ben  89pn  nomentI{<^  oiel  Set- 
ner 9lo  Ken  bo^en  mit  ^ilfe  Aaifet  SRox  1.,  bie  obet  fe|t 
unbeliebt  looten.  1502—1617  bto^te  bos  pottugiefifd^e 
Sefd^fift  nut  9  o.  $.  (Setoinn,  iD&^renb  bie  gfugget  bomate 
54,5  D.  S.  oerbienten,  1503  enooiben  bie  9BeI[et  but^  i^ten 
SoSor  6ei^  in  fiiffabon  oid^tige  ^rioilegien ,  auf  ®tunb beten 
fie  1505  eine  gtoge  gflotte  umbas  Aop  bet  guten  $off« 
nung  na^  Oftinbien  fanbten.  Sie  fteuetten  ju  bief et  Unter« 
ne^ung  20  000  (Bulben,  bie  gf  u  g  g  e  1 40  000,  einige  ®  e  n u  e  f  e  n 
unbgflotentinet  gfirmen  29400  (Bulben  bei.  2)et  (Seioinn 
betrug  75  o.  ^. ;  biHJ^  Ratten  fie  but^  bie  S^Mpladtxtitn 
bet  $ottugiefen  folc^e  Sfudlagen,  bag  fie  von  meiieten  betattigen 
Untetne^mungen  abjagen,  ben  gtogen  gfitmen  in  fiiffabon  biefes 
fl&efd^Sft  fibetliegen  unb  [id^  mit  bem  (Einlaufe  bet  (Senfltje  in 
fiiffabon  unb  beten Setbtingung noc^  ^{ntoetpen  unb  Obet* 
f^imaben  begnfigten,  loobei  fie  gute  (ßef^fifte  matten.  6ie 
gtfinbeten  1507  eine  eigene  gfaltotei  in  Snttoetpen  im 
$aufe  3ut  (Bolbenen  9{ofe,  beren  gfoltote  1507  fiulas  9lem, 
1521  (Babiiel  StSublen,  1525—1530  aiexius  (grimmel  oaten. 
1508  jfi^Ite  bie  aSBelfergefellf^aft  18  Zeil^abet ,  bet  Sotfi^enbe 
be0  Sluffi^tsrats  u>at  «nton  SSelfet,  bet  ttuflic^tstat  beftanb 
ous  ben  fetten  Sb^Iin,  Ste^^ing ,  ^fiftet ,  SBelfet ,  3m^of, 
fiauginget ,  ^oin^el ,  ^onolb ,  Sei^  unb  Wem ,  n)a§renb  bie 
Se  ff  et  et  f^on  1488  aus  bet  SelimSBelfetgefellfd^oft  ausge« 
fd^ieben  unb  in  bie  Sfuggerei  fibergelteten  maten. 

%l»  Sfamilien,  mit  mel(^en  bie  SBelfet  but^  ^eitat  oet« 
bunben  oaten,  finbet  man  feit  1485  bie  Settet,  Sm^of,  Sleu^Iin, 
ftunjelmann,  gbtnart,  SRoumann,  9lieblet,  Skalier,  SIrjt  unb 
&tüu.  Um  1500  tDUtbe  bas  etlofd^ene  SBoppen  bet  (Soffen« 
btob  ins  SBelfet'f^e  SQBappen  aufgenommen.  Vuc^  mit  ben 
fiangenmantel,  9lot|  9le^Iinger,  ben  üRarf^all  oon  $appen^eim, 
ben  ^eutinget  oon  Slfitnbetg,  ben  (Btanbet,  ben  ^ainjel,  9{em, 
Saugatten,  Slblet  oon  3innenbotf,  ben  ^od^ftettet,  SDlannli^et, 
9{ot,  9tamfped[  oon  Ottenfels,  Zauffitc^en,  SegenmflIIer,  93ie^< 
(eufet  finbet  man  bie  SBelfet  bamals  oetbunben,  ebenfo  mit  ben 
^onolb,  9le9^ing,  Geilet,  (Beubet,  ^ätlin,  gonoatt,  9{emboIb,  fiinf. 


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3«nttf(^,  SBeisbtonb,  6ulger,  3Ren^atbt  tinb  6eutter.  1504  bis 
1512  maren  fie  Sfirgermeifter  oon  Slugsbutg  unb  Sije* 
ISntge  einer  inbifd^en  3n|el.  Die  SRo^,  $a$Ier,  6tamin« 
ler,  germonn,  (BrSgliti,  Ce{tenei(^et,  bie  S^inger  oon  Salj^einip 
(Borb,  ^ainjel,  Arofft,  Solbinger,  $onoIb  unb  64ab  vaten  mit 
i^nen  burd^  5(i^<^t^n  oertDonbl  unb  bas  SBappen  ber  gimmerlin 
würbe  pon  i^nen  aufgenommen. 

Site  S^ei^nen  oon  3innenborf  f^uf  eine  £iitie 
ber  9BeIfer  ein  neues  SBoppen.  9Is  fpSiere  Skibinb* 
ungen  erfc^einen  bie  Dill^enp  SRajer,  SRop,  9ie^Itngei. 
^icciolini,  bie  Dauner,  JJfutterer,  Vbler,  3m|of,  Slömer,  ^ars* 
borfer,  ^oI}f(^u(er,  Stfiglin,  Sd^miebme^et,  Vfinjing,  ^oli» 
(c^u^er,  $ain}Iin,  kalter  oon  ^alierftein,  fiauginger,  Slauneg, 
SU  Slamed,  ^orioart»  SRannli^er,  £)elf(^lager ,  Xe^Itnger, 
Sö^m,  SRappenftein ,  £5ffeI^ol3,  (Bronber  oon  ^erolbsburg» 
Aieg,  SBeig,  Sä^ner,  6i^inger,  (Bunber,  (Ebner,  (BrBtfd^,  ^elb 
unb  Diel. 

S^on  feit  1500  traten  neben  i^ren  SBaren^anbel,  loenn 
au^  nur  nebenbei,  groge  (Belbgejc^fifte  in  (Beftalt  ber 
Ueberna^me  oon  6 1  a  a  t  s  a  n  l  e  M  n.  Der  Setrieb  mr 
onfongs  fe^r  (olib,  mie  bas  üRflmberger  Srauc^  mar,  bod^  galten 
no4  1511  bie  SBelfer  ab  bie  größten  9lfirnbergerSBorem 
grog^&nbler.  (Erft  [eitl512  machte  ber  gefS^rli^e  K^eberei^ 
betrieb  i^r  (Bel^aftsunteme^men  bebentlid^er.  Die  Dan)  ig  er 
gfaüorei  mugie  liquibiert  merben  unb  bie  gfugger  traten  immer 
me^r  in  ben  Sorbergrunb.  3m  Unterft^iebe  ju  ben  SBelfem 
Ratten  bie  gfugger  nur  menige  Xeil^ber,  ausfc^Iiegli^  Seroanbte, 
i^re  Saftore  maren  befolbete  Seamte,  mS^renb  bie  SBeQer 
meift  Of  am  ilien  gen  offen  ab  Sfattore  beftellten,  fo  bag  es 
oft  groge  6treitig{eiten  megen  ber  (Bef^aftsffi^rung  gab  unb 
1517  ein  Zeil  ber  Zell^aber  austrat,  meil  er  fid^  fiberoorteilt 
glaubte.  Dies  trieb  ju  immer  gef&^rlid^eren  Unternehmungen; 
ber  SBaren^nbel  trat}urfid,  bie  Ueberna^me  ber  Habsburger 
Keic^s*  unbStaatsanle^en  begann  bie  Hauptrolle 
2U  fptelen.  Diel516i)oni^nenflbernommenen3inn*  unb  Silber* 
bergmerle  bei  Sdbl^^dcnmalb  in  Sö^men  unb  bie  S^bpf* 
ung  Don  3  0  a  (!b  i  m  s  t  ^  a  I  mit  ber  SRfinae  ber  (Braff<(aft 
Sd^lid  \i)u\  ben  SBelfern  bur^  6$affung  ber  neuen  X^oler* 
mänse  gemeinfam  mit  ben  SRii^el  ein  reii^es  (Ertragsfelb. 


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—     381      — 

Der  neue  Sef^afts^roliet  jetgte  ft$  junS^ft  in  bei  Uebemo^me 
bes  großen  Vnle^ens  ffli  Durd^fü^rung  bet  5tQifertDa$I 
S(m\9  V.  Sort^oIomSus  SBelfet  betrieb  ba$  igaupt' 
gef^tft  in  Sugs  bürg,  3  a  lob  9B  e  If  er  aber  trieb 
ein  eigenes  Sef^oft  in  Slflrnberg  gemeinfam  mit  $  i  e  r  o« 
nQmusgfi^tt^^^^unbSBoIfgang  garsbdrfer, 
bos  nur  mnige  Xeil^aber  jfipe.  Das  (Befellf^aftsDermögen  be- 
trug 1527  66  000  Sulben,  1529—1535  92  000  (Bulben ,  1543 
243 000  (Bulben.  Ulrid^  gonolb  unb  flnbreas  unb 
£ulas  9lem  traten  gejmungen  aus  bem  Sugsburger  (Befc^aft 
aus ,  oeil  fie  oon  ber  neuen  9{id^tung  ni^ts  viffen  »ollten. 

6o  ouibe  feit  1518  bte  3B  e  I  f  e  re  i  bas  imeitgrögte 
Sant^aus  unb  [lanb  gleich  hinter  ber  S  u  g  g  e  r  e  i.  1521 
befogen  bie  2BeIfer  gfafloreien  in  %ntrottptn,  fiiffabon, 
9lfirnberg,  Danjig,  Senebig,  Slailanb,  9{om,  ®enf, 
gfreiburg,  Sern,  3^t\^,  fiQon,  6aragoffa  unb  Ulm. 
(Ebenfo  ^tte  bas  9lflrnberger  $aus  gfalloreien  in 
(Benua,  Senebig  unb  inVquileiain  Sfibitalien 
jum  6  af  ranlauf  e,  fetner  in  SRailanb,  fiqon^SBien 
utib  Sc^Iadenioalb  in  Kommen.  Die  Ueberna^me  ber 
SBormfer  Slei^sanlei^e  oon  1521  unb  groge  nea* 
politantfd^e  DomSnenlaufe  trieben  bas  gaus  in  immer 
gefS^rIi<|ere  Sahnen,  oä^renb  bas  oon  1525—28  befte^enbe 
Aupfermonopol  ber  9lfimberger  $au[er  SB  e  1 1  e  r  unb 
(Ebner  guten  (Beminn  brad^te.  Son  1526—27  lag  bas  9lnt« 
oerpener  ginanjgef^aft  bra^,  aber  bie  Slnlei^e  ber  nie  ber« 
lonbifc^en  ^Regierung  oon  1528  beim  $aufe  ^o^ftetter 
bra^  neue  X^ötigleit.  Die  Slieberlanbe  3a|Iten  i^re  64ulb 
mit3innoberunb  Qued|ilber  ^eim,  »el(^e  fiasa« 
rus  Zucker  in  9lfirnberg  mit  einem  (Beginn  oon  18  ^rojent 
lieber  oerfaufte.  Dod^  maren  bie  SRittel  no^gerabe  fo  ange« 
fpannt,  bog  bas  ^avi9  SBelfer  oorfi(^tiger  mürbe.  Die  fteigenbe 
Sc^ulbenma^erei  ber  gfinansminifter  er^eif(^te  groge  9ufmerl« 
famfeit  unb  3urfl(l^altung,  fo  bag  1520  ber  Sattor  ber  9BeIfer 
inSIom  gefangen  gefegt  mürbe,  meil  er  ]xi)  meigerte, 
bem  (I.  Stuhle  »eitere  SRittel  oorjuftreden. 

Dos  le^te  Unternehmen  grogern  Stils,  bas  bie  SBelfer« 
gefellfi^aft  auf  fic^  na^m,  mar  bie  (Eroberung  oon  93  ene« 
jnela   burd^  bie   SBelfer,   gfugger  unb   Saumgörtner. 


—    382    — 

ftorl  V.  f^ulbete  ben  bret  Sfirmen  groge  Summen  unb  oeqifanbcte 
baffir  bod  neuentbedte  Senejuelo,  bas  et  ben  bret  ^aufem  jur 
Shtsbeutung  fiberlieg.  1528  fuhren  infolge  beffen  bie  erften  Skiffe 
unter  Smbrofius  Z^alfinger  von  Ulm  bort^in,  um  um« 
foifenben  ^lantagenbau  in  bem  1498  entbedten  fianbe  ein* 
Juristen,  nad^bem  biegfofiore  ber  [panif^en  gfirmen  Sespucci 
unb  Ofeba  bort  vergebens  i^r  Ölfid  oerfu^t  unb  bie  6tabt 
SeneiuelQ  (ftleinoenebig)  gegrfinbet  Ratten.  !Der  ®  o  I  b  e  i  n« 
lauf  vor  bie  ^auptoufgabe  bes  erften  Unternehmens  geioefen, 
fe^t  follte  an  beffen  Stelle  ber  ^lantagenbau  treten. 
Vis  Stelloertreter  fungierte  ber  £eutnant  Sailer  oon  Ulm  unb 
bos  Aommanbo  3&^Ue  400  SRann.  1529  folgte  eine  soeite 
Sxpebition  unter  Slilolaus  geb ermann  über  (Benua. 
gfebermonn  war  [eitler  gaftor  in  Arabien  gemefen  unb 
fu^r  mit  bem  Ulmer  fieutnannt  Sebaftian  nem  eben» 
falls  l^inuber,  um  in  bem  neu  gegrfinbeten  6anto  Domingo 
Station  jn  nehmen.  3n  St.  fiula  in  Snbalufien  fc^iffte  fl4 
bas  ftommanbo  ein;  ber  9{^eber  Ulrid^  S^inger  oon  Ulm 
beforgte  bie  Skiffe  namens  ber  3BeIfergefeIIf(i(|aft;  123  SRann 
fpanif(^2r  fianbslne^te  unb  24  beutf^e  Sergtnappen 
begleiteten  il^n.  Sodd  umr  bas  Setplinis  ber  beutf(i(|en  Dfftjiere 
}u  ber  fpanifc^en  30lIo^^®<^I^uns  v^n  Anfang  on  ein 
[(^le^tes  unb  f flirte  jur  (ErmorDung  Zl^alfingers  bur^  bie 
Spanier.  1532  fe^rte  infolgebeffen  Qfebermann  mit  (Bolb 
unb  perlen  im  SBerte  oon  70,000  Dulaten  l^eim  unb  1545 
löfte  Spanien  bie  $fanbf(^aft  oon  ber  SBelfergcfellfc^oft  ein 
unb  fiberna^m  1550  bie  unmittelbare  Servaltung  ber  Vrooinj, 
bie  ben  92amen  Caracas  et^ielt. 

Der  Schöpfer  aller  biefei  Unternehmungen,  Sart^olo« 
maus  SB  elf  er,  genog  als  erbli^er  SRei^srat  bas  grSgte 
Snfe^en,  ni^t  minber  fiutas  SBelfer  als  laiferli^er  Steuer« 
einne^mer.  Das  neue  9lieb erlaubt f^e  Unteren  oon  1529 
im  Setrage  oon  219,000  fiiores  jur  Dedung  ber  Socbetungen 
bes  gaufes  Ofornari  in  (Benua  oar  inbes  eine  neue  fiaft 
ffir  bas  5ou9-  Die  nieberlSnbifc^e  Sinanjoermaltung  ftopfle  bas 
£o4  unb  rig  ein  anberes  auf  unb  fonnte  bie  neue  Kniete  ]ur 
Dedung  ber  Slnfprfi^e  ber  Sugger^  SBelfer  unb  gormart 
nurbabur^  bef(^affen,  bag  bie  Sfinanjbeamten  perfonli^ 
gutftanben  unb  21,5  $ro3ent  3tns  beja^Iten.    Da  aber  biefe 


—     383    - 

®tilfte|ec  »ieber  aRitglieber  ber  ^anbelgefellfd^ft  SB  e  I  f  e  r 
nmren,  befc^Iog  1529  bie  QefeUi^^aft,  fein  »eitere«  (Selb  me^t 
an  bie  Stieberlonbe  ouf  cinfaAe  9lentmeiflerbriefe,  b.  (.  unter 
einfa^er  (Butfte^ung  ber  6taat9finanjoenDaIlung,  ousjulei^en, 
fonbem  bas  perfSnli^e  Sfi^fteniDort  bes  fianbes^errn 
unb  bie  (SeiDS^r  feines  $rioQti)erm5gen9  ju  oerlangen. 
1531  »ttrbe  in  ber  2^ot  ftorl  V.  gejiDungen,  in  tlntioerpen 
ben  SBelfern  19,800  fiiores  ^eimauga^Ien.  Son  »eiteren  3a(h 
isngen  lonnte  er  |id^  nur  retten,  inbem  er  1530  bie  Sugger 
unb  1531  bie  SBelfer  in  ben  erbitten  Vbelftanb  er^b, 
i^nen  bas  ^riuileg  ber  9{itter  unb  Sbelleute  in  S^ma* 
ben  Derlie^  unb  fie  »ie  biefe  in  etblid^er  SBeife  alier  fielen« 
unb  JBeomtenft  eilen  fä^ig  erllSrte.  ftein  fturffirft  ober 
fianbes^err  follte  mebr  bos  Ste^t  (aben,  irgenb  eine  Steuer 
oon  i^nen  ju  forbetn  ober  |te  oor  Serid^t  }u  (aben,  alle  i^re 
Sfiter  Itanben  im  Kei^sfc^uiie  unb  i|t  (BrogMnbet 
blieb  i^nen  geftaUet,  »eil  fie  einen  Zeil  Snbiens  felbft 
regierten.  911  bies  braute  es  aber  mit  fi^ ,  bag  bie 
Vugsburger  gfaltorei  bes  9lfirnberger  gaufesSBel« 
fer  balb  mistiger  mürbe  als  bas  9lflrnberger  gaus  felbft. 
SBie  bie  S^gger  blieben  bei  ber  Deformation  au^  bie 
SBelfer  lat^olifd^,  hielten  aber  ni^t  fo  treu  jum  Slei^emie 
bie  Sfugger ,  ba  il^re  S<iItorei  in  fi  9  o  n  fie  jur  S^aulelpolitil 
{mang.  9Ran  munfelte,  fie  unterftfi^en  bas  proteftantifd^e 
Sfranlrei^,  bamit  biefes  ben  Soangelifd^en  (gelb  gegen 
bas  9itläi  ja^Ie.  1534  gaben  fie  bem  SReid^e  bas  (Belb, 
bas  biefes  bei  i^nen  anlegen  mollte ,  jurüd ,  bamit  fie  ni^t  in 
ben  Religio nsfrieg  oermidelt  »erben,  unb  1541  oerlongten 
fie  einen  neuen  6d^u abrief  00m  iReid^e  unb  als  1542  bie 
9BeIfer*gaItoret  ju  £9on  fi<||  on  einer  franjöfifd^en 
Snlei^e  mit  50,000  fiiores  beteiligte,  um  ben  SBiberftanb 
bes  ftaif  ers  gegen  bie  Soangelif^en  ju  bre^en,  na|m 
man  i^en  bies  am  beuif(|en  $ofe  fe^r  fibel ,  obglei^  fie  er* 
Harten,  bie  Beteiligung  fei  eine  erjmungene  ge»efen.  grtanfrei^ 
^e  »eitere  SRittel  nur  babur^  jufammengebra^t,  bog  es  fämt» 
lic^  9Bit»en  unb  9Baifen  jmang,  i^r  Selb  ni^t  me^r  ben 
Sanlen,  fonbem  bem  Staate  ju  geben,  unb  man  ^atte  bies 
freubig  begrfigt ,  ba  ber  Staat  ftatt  5  ^rojent  »ie  bie  Sanlen 
beren  10  bejape.    Die  3 in  fen  für  biefe  ^upillcngelber  bedte 


--    384    — 

granlreii^  in  ber  3Beife,  bog  es  groge  Summen  im  Sus* 
Unbe  }u  16  ^rogent  aufno^m.  Sinige  Florentiner  Käufer 
fibemo^men  200,000  Florentiner  (Sulben,  einige  ^äofer  in 
fiucco  100,000,  bie  SBelfer  50,000,  ein  fronjSfif^es  fton- 
fortium  50,000,  [o  bog  400,000  (Bulben  gufammengebni^t 
Durben.  Site  man  bie  unfoliben  Finonjplfine  gfranlreic^s  inbes 
butddf^aute,  be|(^lo[fen  1545  bie  SB  elf  er,  gfranfrei^  ni<|ts  me^r 
5U  leiten ,  bo^  umr  bos  (Belb  weggegeben. 

Seit  1546 mogten audd bie  Slfirnberger  SB  elfer  immer  me^r. 
Sie  beteiligten  [i^mit  benguggern  bei  6 großen  fpanifd^en 
Slnle^en  ftorte  V.  unb  fiberno^men  1547  eine  neue  fran- 
3öfi[(^e  anleite  jur  S^ulbentilgung  gegen  4  $ro}ent, 
fo  bog  1548  bie  SBelfer  in  Senebig  neben  ben  Sugger 
immer  no^  ote  größte  beutf^e  (BefellfiidQft  gölten.  Do* 
gegen  toeigerten  \i^  beim  S^molfalbif^en  ftriege  bie 
SBeljer  fofort,  bem  beutfdden  Sieidde  meiter  gu  leiten,  vo^r* 
I4einli(|  ouf  S  e  t  r  e  i  b  e  n  ber  hinter  il^nen  fte^nben  3 üben. 
SBelfer  f orberte  oon  ttugoburg  bos  9le(^t ,  3  So^re  bie  Stobt 
3U  oeiloffen,  inbem  er  fidd  meigerte,  irgenb  einem  ber  ftreitenben 
Xeile  (ßelb  ju  leiten ,  unb  30g  nodd  Sl  r  b  0  n  am  Sobenfee. 
Sr  begrfinbete  bies  bomit ,  bog  fein  (Belb  in  Spanien  unb 
Senesueloftede.  1547  ffinbigte$eutinger,  ber  9leffe SBelfers, 
in  Ulm  im  Hauptquartier  bie  fponif^e  Vnlei^e.  Ser* 
gebli(b  fotberten  S  r  o  n  0  e  ( I  o  unb  (E  r  o  f  f  0  eine  neue 
Snlei^e  gegen  S}e  rpffinbung  berSlieberIfinber 
£  i  n  I  fi  n  f  t  e.  ^eutinger  erllorte ,  bos  $ubli(um  laufe  biefe 
9{ente  nur  ungern,  meil  fie  oon  Aoifer  unb  Slei^  nic^t  geioS^* 
leiflet  fei,  unb  weigerte  fidd  entf^ieben,  ebenfo  nie  er  febe  Se« 
friebigung burd^  fponifc^e^fanbf^aften  gurfidoies. 
S  r  a  f  f  0  ^telt  i^m  borouf  oor ,  bie  SBelfer  ^aben  beim  9{ei(^ 
f^on  fo  oiel  oerbient ,  bag  SBelfer  gut  no^  100,000  Suloten 
oorf(^tegen  lörtne,  unb  (B  r  o  n  0  e  1 1  o  warf  ben  SBelfem  mit 
f^otfen  SBorien  i^re  Sd^aulelpolitit  in  ber  C&Ioubensfiage 
oor.  3)ie  gugger  ^aben  ftaifer  unb  9{ei$  in  ber  Kot  ni^t 
oerlaffen  wie  bie  SBelfer.  (Eine  Slubiens  beim  ftaifer  oat 
erfolglos  unb  fo  bewilligte  SBelfer  f(i(|liegli^  einSnle^n  oon 
100,000  Bulben  gegen  laiferli^e  Unterf^rift.  SlurmitSRfi^ 
itaifit  SBelfer  bas  (Belb  guf ammen ,  bitter  I(a  genb,  wie  bie  lai« 
ferlid^en  Kate  Iei(|tf innig  Krieg  anfangen,  o^ne  (Belb  unb  geeie 


—     385    - 

3U  befi^en.  Diefe  $t^I5pfe  rieten  nod^  alle«  su  <Btunbe.  Smmet 
me^  iDerbe  es  wie  in  ben  Slieberlonben  Sitte,  bie  Sanlen  ju 
!DarIe|en  ^u  joingen.  Der  64otle  Ducci  |abe  biefe 
Sitte  aufgebraßt;  alles  oerlaufe  bes^Ib  feine  9liebetlänber 
$api ere  unb  laufe  lieber  gfranjofen,  bie  freiliß  min* 
beftens  ebenfo  jmetfel^aft  fei^n,  wit  bie  9HeberI5nber.  Ss 
fei  Q>enig  Gutes  gu  hoffen,  loenn  man  fein  ®elb  einem  fo  mSd^* 
tigen  9Ranne  mie  bem  ftaifer  leiten  mfljfe,  ber  niemanb  Sieben« 
fc^oft  fßulbe. 

So  gelang  es  ben  SBelfem  nißt  »ie  ben  reißs- 
treuen S  tt  g  g  e  r  n ,  f  iß  auf  ber  $3l^e  ber  3^<t  )u  ^Iten. 
3)ie  neue  Srfiffeler  tlnlei^e  oon  1549,  meiße  $aul 
Se^aim ,  ber  Baitor  ber  girma  3  m  ^  o  f  in  92flrnberg,  be« 
forgte,  Durbe  ftillfßoeigenb  mit  bem  (gelbe  ber  9BeI[er  gemaßt. 
3)er  Vertreter  ber  aEBeQer,  >tonrab  Saper,  arbeitete  ba« 
mols  bereits  gegen  bie  SBelfer.    Das  neue  SRetßsanle^en  oon 

1551  mit  Aber  70,000  Carolinen  braßte  noß  einmal  11  ^rojent 
ffieminn,  als  aber  bie  Slfirnberger  aSBelfer  erneut  100,000  (Bulben 
in  9{entmeifterbriefe  o^ne  laiferliße  Unterfßrift, 
b.  ^.  o^ne  SerpfSnbung  bes  ffliftlißen  ^rioatoermögens ,  bes 
Domtneneinlommens,  ftedtten,  waim  Serlufte  unausbleibliß  unb 

1552  trat  Sart^olomius  SBeI|er  mfibe  unb  abgeforgtoom 
®efßift  gurfid  unb  bie  gfinanjlrifis  oon  1557  na^m  bem 
$anfe  oollenbs  ben  9{eft  feiner  Stellung. 

Die  SRflrnberger  Snlei^e  jum  SRarfgrafenIriege 
oon  1554,  roeIßeCSuftao  Super  in  Sntmerpen  als  $aupi- 
perfon  beforgt  ^tte,  ^atte  oot^er  fßon  Serlufte  gebraßt.  1561 
^rte  bie  SBaren^nblung  oIs  nißt  me^  lo^nenb  auf,  1566  be» 
trug  bie  gforberung  an  gfranlreiß  noß  55  000  £iores,  ffir 
i^re  fpanifßen  gfo^berungen  erhielten  bie  SBelfer  beim 
Staatsbanibruß  oon  1557  fpanifße  9{ententitel,  an 
benen  fie  50  ^rojent  oerloren.  Die  SBelfer'fßen  Vertreter  jeigten 
fiß  bamals  fo  gefß&ftsunlunbtg,  bog  bie  gfugger'fßen  gaf* 
tore  ben  ftopf  fßOttelten.  Die  9{entmeifterbriefe  auf 
Sfranireiß  unb  bie  Slieberlanbe  xBQXzn  fo  gut  mie  ganj 
oerloren,  basl^ous  oetlor  bei  beiben  Sflegierungen  }ufammen 
182000  ®ulben.  Smmer^in  mar,  als  1562  bie  fßmäbifßen 
^anbelsl^Sufer  itn  erften  fßmeren  Stog  erhielten,  ber 
SBelferfße   Arebit  noß  beffer  als  ber  gfuggerfße,  fo 

25 


—    386    - 

ba6  bas  $att0  no^  eine  englifc^e  Hnlei^e  utiterfohtgeii 
lonnte.  Seither  ^tn  bie  aBeQer  freilid^  gntnbf5||Ii4  lein  Gelb 
nadf  Snglanb  gegeben,  bis  i^c  neuet  Qfaftoc  oon  bem  Sng< 
linbec  (grafbam  genonnen  loorben  loor.  !Dei  Didlont  ftieg 
bei  ber  ftotaftrop^e  auf  20  o.  $.  unb  bie  9Be^|eI  auf  6panien 
erjielten  30  0.  $. ,  toeil  Genua  eine  [panifdfte  Snleibe 
auf  bie  Stieb  er  lanbe  fibernommen  ^t,  1580  oeifauften  bie 
aSelfet  i^ren  ®runbbefi||;  bie  oollfianbige  Suflol' 
ung  bec  (Befellf^aft  wax  [eitler  unnibgli^  gemejen  unb  ab  es 
1587  ernfte  3<^'^Iung6f(l(|Q)ieti gleiten  gab,  begann  man 
iDiebet  ben  SBarenl^ anbei,  ber  nodd  einige  3^it  meiter  beftanb, 
iDie  bie  Samilie  au^  1603  bis  1606  nod^  bas  Sleicbspf  ennig« 
meifteraml  inne  ^tte. 

3.  S)er  Ulmer  ®ro^t)anbeI  beS  15.  Sa^r^unbert^. 

a.    2>te  ßuntpibgcfeUfi^. 

Sebeutfam  fflr  bie  (Be(<|i(^te  ber  ^anbebentmidlung  bes 
{p&tem  SRittelalters  finb  bie  Seronberungen  im  ^anbels« 
r  e  $  t  jener  3^'^-  3Ran  l^at  barfiber  nodd  man^erlei  Stat^ridbten 
aus  ben  einzelnen  Stabtrecbten,  bie  fi^  namentli^  auf  bie 
Vfanbung  unb  ben  8anfbru(b  belieben.  6o  erhielt  }.  8. 
1340  bie  6tabt  Augsburg  bas  9ieibtp  oegen  unbeitriite' 
nen  ^orberungen  in  ganjS^maben  unb  Sägern bur^ 
ibren  9{ei(l(|sIanbDogt  pf&nben  ju  laffen,  loie  au<b  Ulm  um 
iene  3eit  bies  9le<bt  er^Iten  ju  baben  fcb^int.  Seit  1376  |o- 
bann  burfte  bos  8ürgermei[teramt  Ulm  niemanb  me^r 
belfen,  ber  megen  rüdftänbigen  SBud^ers,  oegen  $fänber 
ober  (Bfilten  Ilagte,  »enn  ni^t  ber  Kat  jUDor  feine  (Benebmig- 
ung  erteilt  b^ite.  (Es  ourbe  alfo  bie  bfirgermeifterli^  Vtadj/t* 
befugnis  ju  ffiunften  bes  StaMrals  eingefibr&nit  6eU  1349 
balte  femer  Slugsburg  bas  9{e(bt,bab  beim  Gant  o  er  fahren 
bie  8flrger  ber  Stabt  ben  gf^^<nben  oorgiengen,  oievtr 
bies  au4  in  U  I  m  finden.  1382  mürbe  bes  meitern  beftimmt, 
mer  Ifinftig  oon  ber  Stabt  fabie  unb  ben  fieuten  bos  Gut  ent« 
trage,  folle  ein  flberfagter  SRann  unb  famt  feinem  SBeibe  oer* 
bannt  fein  unb  feine  Erben  foUen  barum  beredetet  oerben  bflrfen, 
unb  1395  beftimmte  man,  menn  [emanb  etmas  laufe  unb  bamit 
feine  6<bulb  bei  einem  anbern  bede,  fo  folle  bies  reibtsungflitig 
fein,  fobalb  bieGIfiubiger  bas  Gut  befiblagna^men,  unb  es  folle 


—    387     — 

bann  {eher  naify  SRoggobe  fetner  Qfotberung  beja^It  toetbert; 
feber  P^ti&e  3(^ulbner  aber  foHe  in  bas  Sinungsbud^  ein' 
getrogen  «Derben. 

Die  e^to^t  bei  3>5f fingen  oon  1388  mar  ber  groge 
SBenbepunlt  in  ber  f^ioSbif^en  (Brog^onbelsentvidf« 
lung.  (Es  ^en  bamob  immer  me(r  frembeSrojS« 
g  e  f  (^  S  f  t  e  begonnen,  Agenturen  in  Ulm  ju  errichten, 
unb  bobur^  benbirelten  Serle^r  mit  Senebig 
f^^ioei  gef^ibigt.  Seit  1389  tourbe  bes^Ib  oerboten ,  (B  e- 
treibe,  9Betn,  Gpegerei,  SoISi  (Eifen,  Saum' 
iD  0 Ile,  S  a  r  ^  e  n  t  u.  f.  ».  Don  gf  r  e  m  b  e  n  3U  faufen 
ober  an  fol^e  su  oerlaufen ,  o^ne  bag  ber  frembe  ftSufer  besw. 
SerlSufer  ober  beffen  Vertreter  felbft  bobei  noren  unb  in  einem 
Ulmer  (ßaft|aufe  too^nten. 

6eit  1400  tDurben  bie  ®ef(|ift6oer^äItnif|e  immer  f^mie« 
riger.  Die  beutf^en  Sinfu^rgefellf^aften,  feitl^er  bie  be« 
liebteften  Jtoufer  in  Senebig,  gerieten  buid^  bas  Sinlen  ber 
SB orenp reife  in  3^Iung0fd(|mierigIeiten.  Die  fiombarben  be* 
[c^Iogna^mten  bes^Ib  i^re  (Bflter,  fo  3.  S.  1401  in  S  e  11  u  n  0  91  a« 
Dens  burger  (gut,  bos  aus  Se  nebig  lam,  »eil  einige  Roh 
ner  Srog^Snbler  in  SRailanb  (Belb  fd^ulbig  geblieben 
loaren.  1417  beftimmte  ber  9lat,  ba  immer  me^r  £eule  aus  ber 
Stobt  fliegen  unb  bie  fieute  um  i^re  Qforberungen  bettfigen, 
folle  {eber  P^tige  Sd^ulbner  Ifinftig  auf  eioig  oerbannt 
bleiben  unb  er  fiberall  oei^aftet  merben  bfirfen.  Su^  foIUen 
bie  erwoc^fenen  Ainber  biefelbe  Strafe  leiben,  menn  fie  beteiligt 
nmren.  Die  ^dbt  aber,  bie  bem  Surgermeifteramt  Aber* 
geben  nurbe,  folite  unter  bie  (Bloubiger  im  Serbfiltnis  i§rer 
Sforberungen  oerteilt  werben. 

Die  grSgte  fd^nrnbif^e  ^anbelsgefellf^aft,  bei  melier 
bie  (E^inger,  bie  Sefferer  unb  anbere Ulmer Q&ef^Ie^ter  i^re 
Selber  feit  1458  fpöteftens  anlegten,  ftanb  unter  ber  fieitung  ber 
gfornilie  ßuntpig  in  9{aoensburg  unb  ber  Sanlbru^  biefer 
®efelli^  braute  bes^alb  biefe  Sef^Ie^ter  in  Streitigteiten  mit 
benUImer  3finften.  Die  guntpiggefellfddaft  oar  Slier  als  bie 
(gefellf^ft  ber  S  e  I  i  n  in  9R  e  m  m  i  n  g  e  n,  ber  9Reiting, 
8f  u  g  g  e  r  unb  9B  e  I  f  e  r  in  V  u  g  s  b  u  r  g  unb  ber  SRonli 
in  61  (Ballen.  Sie  ourbe gegrünbet  fd^on  im  3a^re  1337  uon 
Ulrid^  9RotteIin  in  SRaoensburg  unb  neben  ber  Samilie 

26* 


-    388    - 

5  u  n  t  p  i  6  xoaren  aRtfgliebet  nomentlid^  VngelSrtge  ber  ^amiß 
lienS^inger,  Sefferer,  Dlf4let,®elbtei4, 
aRontptati,  Slibegg  unbSnIenreut.  6ie  ^ieft 
meift  bie  „^xo^t  ffiefellf^aft"  unb  i^re  X^gfeit  gieng 
no^  Somborbien,  Steaptl,  ttrogontenp  Sa« 
lencia,  ftaftilien,  ftataloitien,  £flbed  unb 
bell  $  0  n  I  e  ft  a  0 1  e  n.  Ob  bie  ®efell|(9aft  je  etnmol  i^cen 
aRMelpunlt  in  U I  m  ^atte ,  ift  fe^r  fragli^.  1400  30g  ein 
8  e  f  f  e  i  e  r  no^  Kaoensburg,  1426  »aren  bie  Beetee  in  (Be^ 
leiq^aft  mit  ben  Se^t  unb  ben  Xeufel  oon  Keuilinfien 
unb  ben  ^untpig  unb  S  e^t  oon  Kooensburg,  ben 
$orn  oon  Sibera^  ^^  ^^Vl^  ^^^  Sglingen  unb  ben 
aBeill^eimern  oon  9Beil.  Ob  bie  Ulmer  ßuntfub  unb 
bie  $untpig  ibentif^  maren,  oeig  man  ebenfalls  ni^ ;  bagegen 
meig  man,  bog  bie  (Sefellfd^aft  eigene  gfatturiften  ober  Vgenten 
in  jtatalonien  ^ie,  weld^e  bort  ben  Sitdauf  beforgten  unb 
bie  (Eqeugniffe  über  Sarcelona  unb  Senua,  ben  $0  unb 
Senebig  ^etausf^idten,  unb  bog  fd^on  1402  bie  Sefferet  in 
ganbelsbejie^ungen  3U  Sern  ftanben. 

b.  Der  Sanibrudft  ber  SanbelsgefenMoft  bes  9Rartin  fiauginger  unb 

®enoffen. 

Die  meiften  Sermidlungen  }oif(^en  Ulm  unb  8e ne- 
big iD&^renb  bes  15.  3<^^^^unbert0  oeruifa(i(|te  ber  9anl 
bxuäf  bes  Kaufes  oon  fiauginger  unb  (ßenoffen  in  9ugs« 
bürg  unb  Ulm,  eines  ber  bebeutenbften  SaummoUein- 
fu^rgef<|afte  6d^mabens.  Seit  1450  »urbe  ber SBeg  joif^n 
Senebig  unb  Ulm  immer  gefa^rooKer  unb  feit  1461  Dud^  bie 
Unfi^er^eit  ber  Strafe  burd^  bie  Srixener  S^^be.  Der 
AarbinoIbi[$of  $eter  oon  Augsburg  oerbot  ben Hugsburgem 
bei  Strafe  bes  Aird^enbanns,  na4  Sosen  unb  SReran  ju 
^anbeln,  oeil  5<i^og  Gigmunb  oonXiroI  bem  ftaibtnd 
(£u|ano  oon  Sr ixen  ben  6al3>  unb  Serg3el^nten  oorenf^iett. 
Ueberall  Raufte  bie  !ß  e  ft  unb  Raubet  unb  SSanbel  ftodHen.  3n 
biefer  Süi  vurbe  am  (Enbe  bes  Z^^^*  1^62  ber  SaumvoII» 
^finbler  SRactin  fiauginger  oonHugsburg  ausSenebig 
flüchtig  unb  ba  beffen  ^anbelsgefellf^aft  mehreren  Senebiger 
$aufem  groge  (Belbfummen  für  SaumooIIe  fd^ulbig  mar,  für 
xDtlä^  bie  fiaugingergefellf^aft  SBec^fel  ausgefteltt  ^atte,  [0  teitte 
am  5.  Zannat   1463  93enebig   bem  Sflrgermeifteramt   in  Ulm 


—    389    — 

mit,  bte  ®l&ubiger  ^oben  ben  Stugeri  Slilolofi  oIs  be« 
ooIImS^itgten  KniDQlt  in  i^ier  60^6  oufgeftdit  utib  Ux 
^erjog  bitte,  biefem  SeooIImiddtigten  alle  ^ilfe  angebci^en  ju 
loffen,  bdmh  es  i^m  gelinge,  bei  fiougingergefellf^oft  bie  fd^ul' 
bige  6umme  loieber  abjunelmf  n.  Siefcm  Sd^reiben  bec  ^ei^« 
li^en  Aanslei  lag  ein  offenes  Susid^reiben  bes  Aaufleute- 
3unftmeifteTs9tilolQU0  6uperontiounbbetAoufIeute}unft 
}tt  Senebtg  bei,  in  melc^em  ollen  Seebeben  im  Xei^e  mitgeteilt 
iDurbe,  bag  bie  Sbelleute  3aIob  SRauroceno,  Sllban  Co« 
pello,  äRat^eus  Sembo  unb  Dominilus  Sicturi  [omt 
(ßenoffen  am  16  Stooember  1462  ber  £augingergefellf(|aft  14 
6Stfe  mit  SaumooIIe  jum  greife  oon  5  !Du{aten  8  ®ro|$en 
für  ben  3^ntner,  2a|Iboc  am  8. 3anuar  1463,  oerlauft  ^aben.  i>tt 
®retmeifter  (sansarius)  bes  beutfi^en  ftouf^aufes  bejeuge,  bog 
bie  14  ۊde  4730  $funb  gemogen  ffobtn  unb  bie  gorberung 
mit  3uf(l(|(og  ber  SBerfMdhtng,  9Ro!Iergebfi^r  u.  |.  u).  370  2)ul., 
21  Cbrof^en  unb  12  Setonefer  Pfennige  in  (Bolb  betröge.  9Im 
20.  3anuar  1463  [onbte  bie  Aoufleutejunft  Don  Senebig  fobonn 
eine  meitere  gforberung  ber  Sbelleute  Slnbreos  unb  $iero« 
npmus  Donoto  unbCbenoffen  on  bie  Souginger  mit  54  Dul, 
17  Srof^en  unb3  $fg.,  ebenfalte  jo^Ibar  am  8. 3anuar  1463.  3ur 
Serfolgung  biefer  gorberung  Rotten  biefe  Gläubiger  ben  SncDolt 
Knton  oon  Senta  ju  Senebig  beooIlmSi^tigt  unb  am  21. 
3anuar  1463  lourbe  bur«^  offenen  Srief  ber  ^eqogli^en  Aanjlei 
bem  Slotor  fi  o  n  b  0 ,  ber  biefe  Sufftellung  bes  SInton  oon  Sento 
oollsogen  |atte,  bejeugt,  boj}  er  ote  immottitulierter  9lotar  (iesu 
bere<|tigt  fei. 

So  bie  6Q4e  inbes  in  Ulm  nid^t  red^t  oora^ärts 
gieng,  traf  om  23.  gfebtuor  1463  ein  meitercs  Schreiben  ous 
Senebig  ein,  in  meinem  bie  ^erjogli^e  ftanjlei  Aloge  führte, 
bog  meber  Sftitolofi  no^  Sento  bisher  in  ber  €o^e  etvos 
^ben  ousri^ten  fbnnen,  obgIei<^  erioiefen  [ei,  bog  ber  6o(n 
bes SRortin  Souginger,  9liIoIou6  fiouginger,  feine f&mtli(|en 
Cbef^ifte  in  Senebig  ote  SeooIImQ(|tigtcr  feines  Soters  ous« 
geffi^rt  unb  nur  ous  biefem  (brunbe  bort  Arebit  genoffen 
^be.  Stifolous  fiouginger  ^obe  mit  fiift  unb  mit  bem  93orfo^e, 
bte  Qlfiubiger  ju  f(i(|Sbigen,  bie  SoumooIIe  ^eimlid^  ous  Senebig 
no4  S^iDoben  geflirrt  unb  es  feierft  in  3RittenmoIb  gelungen, 
HO  @&de  im   Ulm  er  Cßeleite   oufjufinben,   bie   9libIous 


—     390     — 

£ougingei  }uer[t  na^  Sugsbutg  ouf gegeben,  bann  ober  be* 
trügerif^enDeife  na^  Ulm  gefd^tdt  ^obe.  Xro^bem  bes^ 
Senebig  verlongt  (abe,  bag  man  ben  Sllfobus  fiangtnger  unb 
feine  gobe  ser^afte,  fei  feitens  bes  Ulmer  Sfirge^ 
meifteramts  bos  betreffenbe  Sut  ben  Senebiger  SISiibtgeni 
untertoegs  nid^t  ausgeliefert  loorben,  angeblid^  aus  bem  (Srunbe, 
meil  Ulm  bem9liloIaus  £augtnger  fixeres  Seieitibis  Ulm 
oerfpro^en  (abe  unb  mehrere  Ulmer  Sflrger  ebenfalls  So^ 
berungen  an  bie  fiauginger  ^aben.  Senebig  enoorte  nun, 
bag  man  feinen  Sfirgem  gleid^es  SRed^t  mit  ben  Ulmern 
einr&ume,  ba  man  es  in  Senebig  ftets  ebenfo  ^tte. 

3n  U I  m  mar  unterbcffen  bie  Hbmidlung  bes  Souginger« 
i(^en  (Santoerfa^rens  i^ren  gefe^^en  SBeg  gegangen.  Das 
Sürgermeifteramt  ^alte  bie  bef(|Iagna^mte  ^abe  ber  (Befellf^oft 
teilmeife  gu  (Selb  gemacht  unb  mar  baran,  3un&$ft  bie  beoor« 
retteten  gorberungen  ber  UlmerGIäubtgeriubefriebigen, 
unb  es  mar  bamit  ein  oolles  3q(<  »ergangen,  ol^ne  bag  bie  Se* 
nebiger  (blSubiger  etmas  et§alien  galten.  3nfoIge  bcffen  manbten 
fi^  am  25.  ^mnox  1464  bie  Sbelleute  Snbreas  Sonata, 
$eter  Sembo,  $an$  unb  Of(<^n3  oon  $rioIis  erneut  an 
bas  Ulmer  Sürgermeifieramt ,  inbem  |ie  Alage  barfiber  ffilrten. 
bag  i§r  Slnmalt  Slnton  oon  Senta  ben  fie  treffenben  Hnteil 
an  ber  (Bantmaffe  ber  fiaugingergefeül^aft  no^  ni^t  er^Iten 
fyibt.  6ie  ^ben  oernommen,  ^k%  es,  ba^  man  bie  gartet  ber 
Ferren  SRaurocenounb (Senoff en i^nen oorge^en  laffen molle, 
unb  mfiffen  ^iegegen  entf^ieben  Serma^rung  einlegen.  Vm  25. 
Sfebruar  teilte  barauf^in  bas  Ulmer  Sfirgermeifteramt  bem  Sled^ts* 
anmalt  9licoIo|i  in  Senebig  mit,  bajs  oon  ber  in  Ulm  jum 
Santoerfa^ren  gebrad^ten  $abe  ber  Saugingergefellf^aft  noiS) 
Ulmer  Stabtre^t  in  erfter  £inie  bie  Ulmer  So^i^^^^ungen 
ju  beftiebigen  feien ,  mos  nod^  ni^t  erfolgt  fei.  SIeibe  bann 
no4  ein  Uebeif^ug ,  fo  ^aben  auf  biefen  gunti^ft  bie  ^anbeb« 
gefeUf^aft  oon  Ulridd  Slrjt  in  Slugsburg  unb  bie  Sugs« 
burger  SirmenSRi^ael  ^fifter  unb  6tep^an  (Br&glin9n* 
fprud^.  Die  ^mtn  aus  Senebig  lommen  erft  an  oierter 
Stelle.  Da  bas  C&antoerfa^ren  aber  noc^  nic^t  beenbigt  fei, 
I5nne  oorerit  au(^  feine  meitere  Suslunft  gegeben  merben. 
6obalb  bie  $abe  }u  (Selb  gemalt  fei ,  merbe  man  f&r  bie 
Slugsburger  Parteien  unb  bie  Senebiger  ^enen  einen  91  e  4  ü^iS 


—     391     -~ 

anlegen,  um  ben  U(6etf4u|^  unter  bie  C&l&ttbiger  oefe^Iid^  au»}uteileir. 
«m  21.  aRAra  1464  ieitte  bos  Sflrgermeifteromt  bem  Kugeri 
SHcoIofi  in  Kugsburg  mit,  bog  biefer  9l€<|ttag  om  17.  Vinril  1464 
oor  bem  IHmei  Stabtgeri^t  ftattfinbe,  ooroiif  am  24.  SRSr] 
1464  ber  fubjtttuierte  9iiiDoIt  9lkolo|t'0,  SBilboIb  9Reden- 
lol^er  in  üugtburg,  fd^rieb^ba  bie  btei  Vugsbutger  Parteien 
bas  Sonett  (oben,  loerbe  er  ni^t  ju  lommen  broui^n.  OEr 
bitte  nur  um  SRitteilung,  melden  SBert  bie  no^  ber  Ulmer  gfor« 
berung  flbrige  Sontmoffe  borftelle  unb  ob  bie  SRBglic^Ieit  cor« 
liege,  bog  er  in  glei^es  Ke^t  mit  ben  tlugftburgern 
eingemefen  werben  tonnte.  9RcdenIo(er  (otte  eine  bur^  ben 
$of)rftoImeiiter  $eter  in  Ulm  begloubigte  Hbf^rift  ber 
i|m  oon  92tcoIofi  flbertrogenen  C^eneralooIImad^t  beigeffigt, 
oeli^e  bos  Siegel  ber  Stobtoogtei  fooiebes  Surggrofen 
oon  Augsburg  trug,  tim  26.  aRSrj  1464  teilte  borouf  bos 
Ulmer  Sfirgermeifteromt  bem  SRedenlol^er  mit ,  bog  es  oorerft 
teine  ftenntnifi  befi^e ,  mie  oiel  in  ber  Sougingerfo^e  ilbtig 
bleiben  merbe. 

8(m  17.  Spril  1464  fonb  fobonn  ber  JRe^ttog  oor  bem 
Ulmer  Stobtgeriddt  unter  Sorfi^  bes  Ulmer  Stobtomons 
[tott.  aRon  entf^ieb  3unö#,  bog  juerft  SRiiidoel  $f  ifter, 
bonn  Stephan  ®r8glin,  bonn  Ulri«^  Slrjt  unb  bann  bie 
Senebiger  (gläubiger  bos  Kec^t  (oben  follen,  i^ren  gfflt« 
fpredder  au9  ben  12  6tablri(!(tern  gu mahlen,  ba  bie  Alogen  in 
biefer  Orbnung  erfolgt  feien.  (SrSgltn  unb  Urjt  wS^* 
ten  borouf  benfelben  ^x\pxt^x.  Stomens  ber  Senebiger  mar 
oon  ber  bur^  9li(oIo{i  bejio.  SRedenlol^er  oertretenen  $ortei  ber 
genen  SRourocenou.  (Ben. niemonb er{(i(|ienen, mö^renb nomens 
ber  ^enen  D  o  n  a  t  o  nnb  (Ben.  ber  Snmolt  Hu  ton  oon 
(£  e  n  1 0  oon  Senebig  perlbnli^  gelommen  mor.  Der  gflrfiire^er 
^fifterd  f flirte  borouf  ou9,  ab  fein  ftitent  im  3ol^re  1463 
me  gen  ber  $  e  ft  no(|  Ulm  gejogen  fei,  (obe  er  bort  er« 
fahren,  bog  es  mit  ber fiougingergefellfc^oft  ,,f  (^flfipfrig  fte^e", 
unb  bo  er  70  C&ulben  }u  forbern  gelobt  (abe,  fo  (abe  er  oIs  (ür  fter 
Aloge  beim  Sfirgermeifteromt  geftellt  unb  gebeten,  Se« 
f^Iog  auf  bie  ^obe  ju  legen;  er  (abe  bes^olb  ou^  bos 
erfte  Sle^t  no^  ben  Ulmer  Särgern.  I)emgegenflber  erlldrten 
bie  beiben  onberen  Vugsburger,  bie  fiaugingergefellf^oft  fei  bem 
®  r  i  g  I  i  n  10  fJfQtbel  Ulmer  Slo^bor^ent,  ^Ib  0<^f en,  (olb  £3men, 


—    392     — 

f(i(iulbig  unb  bei  gonbetegefellfilaft  »on  9t}  t  u.  Seit.  600 
Dulaten  unb  [i e  [eien  es seioe{eit,  mtl^  bie ^obe  ber Sauging» 
gefeüf^oft  bem  Sfirgermeifteromt  fibergeben  ^oben;  fie  beanftmu^n 
UsfyAb  ba»  iltii^t  9{t^t  mt  Vfifter.  2)et  gfficfpre^er  bcs 
Snlon  oon  Senta  enbli^  erflotte,  ob  Stilolaus  £attgingei 
fi^  in  Senebtg  aufgellten  ^e,  fei  er  namens  ber  (Befellf^^ 
feines  Soiets  [einen  SoHmai^^ebem  on  2000  Duiaten  f^ulbig 
geiDorben  unb  ^be  mit  ber  oon  i^nen  etfouften  SaumiooOe 
bie  Slu^t  ergriffen  unb  fie  im  Ulmer  Geleite  na^  DDm 
gebra<|t.  Die  6tabt  |abe  i^m  bas  (Beleite  gegeben,  oeil  er 
erflfirtei  er  bringe  bie  SBare  nur  unter  ber  Sebtngung  ins 
Ulmer  Geleit  unb  na(b  Ulm,  loenn  man  i^m  6t(^er^tt  für 
[eine  gfrei^it  unb  fein  (Sut  gebe.  Da  nun  aber  bos  Gut  in 
flfl^tiger  äBeife  enttragen  morben  fei,  gelte  ni(^  ber 
Sinmanb,  bag  in  Ulm  fein  grember  einem  anbem  grtemben 
etmas  mit  Sef^Iog  belegen  bfirfe.  Gin  flfi<^tig  enttrogenes  Gut 
|ei  ge|to^Ienes  Gut  unb  ba  es  in  Senebig  gefto^Ien 
»orben  [ei,  ge^bre  bas  Gut  no(^  Senebig,  nu>  bie  brei  Sugs« 
burger  Ferren  i^re  Steinte  geltenb  ma^enmigen.  $fi[ter  erllacte 
inbes  bemgegenflber,  biefe  DarfteUung  bes  Senebiger  Slnioalts 
fei  un}utteffenb.  Die  SaummoIIe  fei  buni  regelrechten 
Aauf  an  bie  £augingergefeU[(|aft  fibergegangen  unb  ni<lbt  mebi 
bas  Gigentum  ber  Senebiger  Ferren  gewefen.  8on  einem 
Dieb(ta^i  lönne  leine  Siebe  [ein.  (Er  aber  fei  ber  erfte  Ser« 
^after  geu)e[en  unb  ^abe  bes^alb  au$  ben  erften  flnfpru^. 
Sle^nlidd  äußerten  (icb  bie  beiben  anberen  Sugsburger.  Souginger 
babe  25  SaumvoIIf ade  am  l^ellen  Xoge  auf  S^tff  unb  S^fe  gelaben 
unb  Don  einer  3on[tätte  jur  anbem  bur^  Zirol  ^erausgefal^ren  unb 
in  SRittenmalb  bem  jungen  3nartin  fiauginger  fibergeben. 
SRitoIaus  fiauginger  fei  bann  no^  8  Xage  inSenebig  geblieben 
unb  ber  junge.  SRartin  l^abe  perfbnli^  meber  fflr  £ecb  no^  Gut 
in  Ulm  Geleite  begehrt,  (onbern  lebigliil^  als  Beauftragter  ber 
girma  fiauginger  unbGeno|fen  ge^anbelt.  Sentas  gffir[pred^r 
be[tanb  inbes  bemgegenfiber  barauf,  bag  bie  9Bare  Gigentum  ber 
SSenebiger  fei.  9ltIoIaus  fiauginger  b<^be  bas  Ulmer  Geleite 
blos  baburdji  erhalten,  bag  er  unter  biefer  Sebingung  barouf 
eingegangen  fei,  bie  SBare  na^  Ulm  ffi^ren  gu  laffen,  worauf 
aber  ber  Surfprei^er  ^fifters  erflärte,  jebenfaüs  ^be  fein  Alient 
}uer(t  gellagt   unb  bie  9(uffa[fung   ber  beiben  anberen  Sugs« 


—     393     — 

burger  ^orteien  |ei  [d^on  bes^olb  unhaltbar,  meil  ber  iunge 
aRorlin  fiaugingct  goi  lein  Siedet  }uc  Serffigung  flbei  bie 
Wart  gehabt  (abe,  abgelesen  baoon,  bag  feine  SoIImailt 
bur^  ben  injpDtfiiden  eingetretenen  Zob  feine«  Satere  erIof(^en 
gemefen  fei.  Jtäufer  bei  SBare  fei  Slilolaus  fiauginger 
geoefen  unb  nic^t  ber  alle  SRarlin.  SBenn  9ltlolou0  bie  SBare 
na^  Ulm  geflirrt  ^be,  um  feine  Ulmer  unb  Slugsburger  (gläu- 
biger bomit  auf  Aoften  ber  Senebiger  ]u  befriebigen,  fo  fei  bas 
gemig  ni^t  IbHii^  oon  i^m  geioeien ;  aber  es  fei  fc^on  oft  oor- 
gelommen,  bag  SBebcr  unb  anbere  Beute  ausayfirts  SaumvoIIe 
auf  3i<I  gclouft  unb  bann  in  Ulm  jur  Seja^Iung  i^rer  Säful» 
ben  oerwenbet  ^aben,  fo  bag  bie  Setlfiufer  fol^er  8aum»oIle 
bas  SRa^fe^en  Ratten.  ®r&|slin  unb  Sr  jt  er  Harten  barauf  eben« 
falb,  oon  einem  !Diebfta^I  tonne  leine  9lebe  fein,  ds  fte^e 
feft,  bag  bie  SaumooIIe  regelre^t  getauft  unb  in  3Rttten« 
oalb  oon  9lilolau0  Sauginger  feinem  Sruber  SRartin  fiber- 
geben morben  fei.  Srft  fpSter  ^aben  bie  Senebiger,  meil  fie  bem 
$oufe  £auginger  ni(l(|t  me^r  trauten,  ba«  ®ut  oerfolgt  unb  i^re 
Snlprfld^e  in  Ulm  geltenb  gemo(i(|t  unb  es  fei  bann  ber  heutige 
Sle^ttag  angefe^t  motben.  Die  Uebergabe  ber  SEBaie  an  bas 
(geriet  buriid  ben  Jüngern  IDIarttn  fei  f<^on  aus  b  e  m  (Brunbe 
giUig,  »eil  er  ^rolurift  fetner  C&efelllc^aft  geroefen  fei.  Sli^t 
ber  junge  SRartin,  fonbem  Stilolaus  Sauginger  ^abe  bas  (Beleite 
enoirtt.  Das  (6tx\ifi  entf<|ieb  benn  audd  am  25.  Spril  1464 
bo^in,  bog  ber  Ueberf(|u|}  ber  (Bantmaffe  allen  oier 
Parteien  }u  glei^em  9{e<^t  überoiefen  »erben  foUe. 

6o  f^ien  ber  gfall  beftens  etlebigt,  ba  flellte  fi^l  heraus, 
bog  ber  Senebiger  Stc^tsanioalt  Sin  ton  oon  Centa  oon[einer 
9n]a^I  ber  Senebiger  Gläubiger  gar  feine  9}oII- 
ma^lt  ^tte,  fonbem  bog  bie  SoIIma^t  besfelben  nur  bie  gor« 
berung  ber  Ferren  Donato  unb  Senoffen  betraf,  toä^renb^bie 
SoIIma^t  ber  ^enen  URauroceno  unb  (Benojfen  auf  ben 
Ked^tsonoalt  9{ugeri  Sticoloji  lautete.  Der  Ulmer  ,9iat 
fd^iieb  besH^  ^^  12.  SRai  1464  an  ben  ftelloertreienben  9In- 
»alt  9li(oIofis,  SBilboIb  äRedenlo^er  in  9iugsburg,  es 
^abe  fi^  auf  bem  9?e(^ttage  oom  17.  Slpril,  iDO>r  nxäit  oertreten 
genefen  fei,  ein  anberer  SBälfc^er  mitlSlamen  SInton  oon 
Centa  mit  Genera loollmad^t  aus^S  e[nebig  eingefunben 
unb   eine   Slnja^l  SSoUma^ltsbtiefe   oon  Senebiger  (gläubigem 


—     394     — 

ins  9?e<^t  gelegt.  Das  Seti^t  ^be  bes^alb  angenommen,  er 
fte^e  oor  (Beriet  namens  fomtli^er  Senebigec  filSubiger 
unb  [o  [ei  ein  Urteil  ju  ftanbe  getommen,  bas  Me 
na^  Sefriebigung  ber  U I  m  e  t  ®I5ttbiger  fibrige  (Sant* 
majfe  ben  brei  Sugsburger  (gläubigem  unb  ben  CBeoalt* 
gebecn  bes  Snton  oon  Senta  }u  glei^em  iReddte  ju* 
gebilligt  ^abe.  Dem  Getieft  fei  bies  ganjli^  oerbotgen 
geblieben  unb  ba  man  ben  beften  SBillen  in  Ulm  ^be, 
leine  Partei  ju  oerifirjen,  ^be  mon  bef(^Ioffen,  bas  Urteil  oom 
25.  Kpril  1464  smar  oollvertig  befte^en  ju  Ia|fen,  obetbie  8 er* 
teilung  ber  (Bantmaffe  3u  fiftieren  unb  einen  neuen 
^{e^ttag  anjufe^en.  £r  alfo  möge  feine  Sollma^t  etnret<^eii, 
ba  bte  Sa^e  feinen  Serjug  leibe.  SRedenlo^r  antwortete 
barauf  am  14.  SRai,  er  ^abe  fi^  Quf  bie  3ufi^^itg  bes 
Ulmer  Sfirgermeifteramts  oerlaffen,  bag  er  nadd  ben  brei  Vugs> 
bürgern  ber  Sla^ftbere^tigte  fei,  unb  fei  besl^lb  ni^t  erf^ienen. 
(£r  fei  aber  gerne  bereit  ben  neuen  Sle^ttag  mit  genflgenber 
SoIIma^t  3u  befugen. 

Die  brei  Sugsburger  (Blfiubiger  ooren  nun  aber  mit 
biefem  neuen  9{e(^ttage  in  feiner  SDeife  einoerftonben.  Sie 
proteftierten  am  17.  3Rai  entfd^ieben  bagegen  unb  ber  9ug$« 
burger  9{at  trat  für  fie  in  Ulm  fröftig  ins  SRittel.  Der  Ulmer 
9{at  liej)  fi(^  babur(^  ni^t  ine  machen  unb  lub  bie  ^arteten 
ju  einem  neuen  9{e4lttage  auf  ben  28.  SRai  1464  mit 
bem  Semerten  ein,  bag  bas  9{e(^t  feinen  fiauf  ^aben  »erbe, 
einerlei  ob  bie  Parteien  erfc^einen  ober  ni(l(|t.  Die  brei  Sugs* 
Bürger  blieben  aber  babei ,  bas  Urteil  fei  nun  einmal  ergangen 
unb  mflffe  ooKjogen  merben,  ba  ni(l(|t  jmeimal  Aber  biefelbe 
6  a  $  e  entfd^teben  merben  tbnne.  Xrogbem  fanb  ber  neue  Xei^t' 
tag  ftatt,  inbem  am  29.  üRai  1464  bas  Ulmer  6tabtgeri(^t  ent« 
fcbieb,  bie  Sollma^t  SRedenlo^ers  fei  ungenfigenb, 
loeil  in  ber  SoIIma(i(|t  bes  3licoIofi  nit|t  entölten  fei ,  bajj  bte* 
felbe  flbertragbar  fei.  (Es  mfiffe  besl^alb  ein  britter  Sle^t« 
tag  auf  ben  6.  Suguft  1464  angefe^t  werben.  SRedenb^r  fam 
benn  au(^  ber  Sluflage,  genflgenbe  SoIIma^t  ju  f<^affen,  alsbolb 
naiid  unb  am  20.  3uni  1464  ftellten  in  Senebig  bie  Ferren 
SRauroxeno  unb  (ßenoffen  bte  SBoIImac^t  ffir  SRedenlo^er  aus, 
bie  oom  ^erjog  beftätigt  würbe,  worauf  am  20.  3uH  bie  erneute 
Sorlabung  ber  Parteien  auf  ben  6.  Sluguft  1464  erfolgte.    Do4 


-     395    — 

eif^ietieii  bie  onberen  ^orteten  oieber  ni(|t  unb  [o  mucbe,  no^ 
bem  mon  ben  Parteien  breitnal  fleruf^n  l^otte,  ein  legtet 
9{e(|tto8  auf  ben  16.  Oftober  1464  angefe^i 

(6lt\ii  nad^  bem  9{e^age  oom  6.  flugujt  f^rieb  inbejfen  am 
7.  9ug.  1464  bie  ^erjogli^e  Aanslei  in  S  e  n  e  b  i  g  ebenfalte  on  ben 
Ulmer  9tcA  toegen  ütii^tausffi^rung  bes  elften  Uiteib  unb  mahnte  sur 
üusja^Iung  bec  (Santmaffe.  Ulm  anlmoitele ,  bie  £au« 
ginger  [eien  in  Ulm  ni^t  bfirgetlii^  unb  man  ^be  be^^Ib 
leinen  Serid^ tsjmang  Aber  fie,  fonbem  iönne  nur  auf  (ßrunb 
bes  Sfrembenrei^ts  gegen  fie  oorgtl^en.  Der  So^oer^alt  fei 
folgenber:  Der  {unge  SRartin  fiauginger  ^be  f  reimillig 
feine  $abe  bem  Ulmer  Sfirgermeifteramt  }ur  Stuseinanber' 
fe^ung  mit  ben  (BISubigem  ilbergeben  unb  augerbem  25  6ade 
mit  Saum molle  oon  aRittenmoIb  mä^  Ulm  gebraut 
unb  glei^falte  ausgefolgt ,  aber  leinerlei  (Beleite  begehrt.  Srft 
fpiter  fei  bann  fein  älterer  Sruber  9liIoIau6  fiauginger  aus 
Senebig  na4  Ulm  getommen  unb  ^be  für  feine  $er|on  unb 
feine  |^abe  bas  Geleite  begehrt  unb  erhalten.  SPan  mflffe  alfo 
bei  bem  Siec^ts^anbel  ^mif^en  ber  ^abe  besSRartin 
fiauginger  unb  berjenigen  be»  Stitolaus  Sau« 
g  i  n  g  e  r  unterf^Kiben.  itadf  ber  freitoHIigen  Uebergabe  ber 
£auginger  (abe  but^  SRartin  ^abe  gueift  bie  gitma  $  f  i  ft  e  r, 
bonn  Cbraj^Iin,  bann  bie  Gefellf^aft  oon  91  r  3 1  unb  ®enoffen 
oon  Vugsburg  i^re  gorberungen  beim  Sfirgermeifter- 
amt angemelbet,  bann  erft  fei  ber  9{e(bt0anmalt  Slugeri  Slico* 
lofi  aus  S  enebi  g  mit  einem  b^rjoglic^en  S^reiben  er* 
fc^ienen  unb  man  ^abe  i^m  geantiooitet ,  erft  mfitfen  bie  Ulmer 
Sflrger  befriebigt  reiben,  e^e  anbere  (Släubigcr  9ie(^tsan|pifi(l(|e 
geltenb  machen  bflrfen.  Dem  Slilolous  aber  ^abe  bas  Sfirger» 
mei|teramt,  ote  es  ben  6tanb  ber  Saäft  erfuhr,  fofort  bas  Se' 
leite  gelfinbigt  unb  i^m  basfelbe  erft  loieber  erteilt,  ate  ber 
Senebiger  8n»alt  91  n  1 0  n  oon  S  e  n  t  a  ben  Xntrag  geftellt 
^be,  ibm  jur  Qforberung  bes  Serfabrens  mieber  (geleite 
3u  geben.  9UIoIaus  fei  barauf  ber  3utritt  na^  Ulm  ge|tattet 
wotben  unter  ber  Sebingung ,  bog  ber  Sle^tsanioalt  S  e  n  t  a 
jeberjeit  bas  9{  e  ^  t  (oben  folle,  bie  Seleiislfinbigung  ju 
forbem.  Z^atfad^e  fei,  bag  bie  oon  SDlartin  nacb  Ulm  gebracbten 
25  6ä(Ie  SoummoIIe  o^ne  (geleite  na^  Ulm  gelommen 
feien,  es  Iönne  alfo  oon  HO  6aden  feine  9{ebe  fein.    Ulm  ^abe 


—    306     — 

bes|oI6  leine  unre^tcn  SRiMel  in  bei  Sac^e  gebraust,  mie  man 
in  Senebig  annehme. 

%[u(^  mit  feiner  erneuten  Sorlabung  bei  Parteien  auf  ben 
15.  Oltober  1464  ^oite  inbes  ber  Ulmer  not  menig  ®Ifid. 
am  21.  September  1464  ft^rieb  ber  Snioalt  Stedenlo^er 
in  Slugsburg,  man  ^6e  i^m  tfirjlii^  in  Ulm  geraten,  bamtt 
er  nic^t  unnötig  in  Ulm  bleiben  mflfje ,  feinen  bortigen  i&  a  ft* 
»irt  gur  Smpfongna^me  ber  $abe  ju  beQoU« 
m  fi  (^  t  i  g  e  n.  Sc  bitte  bes^olb  um  SDlitteilung,  ob  bie  gäbe 
oetfouft  fei  unb  }xif  ein  Ueberfd^ug  ergeben  ^obe,  bamtt  er  lom« 
men  unb  feinen  Anteil  in  Smpfang  nehmen  fSnne.  9m 
27.  September  1464  f^tieb  oeiter  Senebig,  es  er« 
marte,  bag  ber  Sie^tsanioalt  Slnton  oonSenta  bos  gonge 
(5ut  erholte  unb  ni^t  ben  flugsburgern  ein  Zeil  obgetreten 
merbe,  fonft  merbe  man  fi^  am  Ulmer  (Bute  f<^ablos  (al' 
ten.  Site  Ulm  ben  Senebigern  abf^Iagig  antmortete,  f^riebbie 
^er}ogIi(i(|e  Aonjlei  om  11.  Oitober  1464  erneut ,  man  enoarfe 
bann  menigftens,  bajj  au(^  bem  SBilboIb  SRedenlo^er  feine 
gorberung  ganj  oerf^afft  n)erbe,  tnbem  man  bie  beiben  fiauginger 
geföngli^i  eingieße  unb  fie  j  m  t  n  g  e ,  bog  fie  beja^Ien.  %m 
gleichen  Zage  erflarten  bie^ugsburger  Parteien,  bog  fie  auf 
ber  Suoffi^rung  bes  erften  Urteils  be^nen. 

SlUen  biefen  3}ern)a^rungen  }um  Zro^  fanb  am  15.  Ottober 
1464  ber  oterte  9te(^ttag  ftott.  Dao  Urteil  fe^te  auseinonber, 
bas  Stabtgeti^t  fei  in  bem  9{e<^toirrtum  gemefen,  Snton  oon 
S  e  n  t  a  oertrete  f  S  m  1 1 1  (^  e  93enebiger  (gläubiger  unb  ni<|t  nur  bie 
Ofirma  !Donato  unb  ^riolio.  Sift  nac^irfigH^  ^be  fi4 
(erausgeftellt,  bog  Senta  für  bie  geuen  SRouroceno,  Siduti 
Sembo  unb  Capello  teine  Sollma^t  gehabt  ^abe,  unb  man 
(abe  bes^alb  einen  gmeiten  Stecht  tag  auf  28.  SRai  angefe^t. 
So  fei  babei  aber  nur  äBilbolb  3R€denlo§er  olo  (Bemolt^ber 
bes  9{ugeri  9licoloft  erfi^ienen^  ^abe  aber  alo  fold^er  ni<^t  aner« 
lannt  merben  fönnen,  n)eil  9}icolofi  ni(i(|t  bao  9{e4t  |atte,  feine 
93olIma(|t  meiter  gu  fibertragen.  Das  9}erfa^ren  fei  beo^lb  9 
9Bo(^en  unb  6  Zage  oertogt  unb  ein  Snbre^ttag  auf  ben  6.  Suguft 
angefe^t  mocben.  SRedenlo^er  fei  babei  mit  genflgenber  Sollmoc^t 
erfc^ienen  unb  ^abe  feine  Oforberungen  geltenb  gemacht,  bie 
2381  Dul.  61  (ßrofc^en  unb  69  Semer  betrugen.  Da  aber  oon  ben 
anberen  Parteien  feine  eifc^ienen  fei,  fo  (abe  man  einen  Snb« 


—    397    - 

re^ttag  auf  beit  15.  Oftober  befttmmt»  auf  ben  aber  mieber 
tiiemanb  auger  SDtedenlo^er  erfd^ienen  fei.  T>o»  Urteil  gieng 
ba^in,  bie  erfte  (Entfc^eibung  [ei  erfolgt  ouf  (Brunb  ber  (Centa- 
'\fyn  SoIImod^t,  bie  au<i  ouf  Sticolofi  lautete.  2)a  nm 
festerer  Sef^Iag  auf  bie  Qabe  ISmtli^er  Senebiger  ge« 
legt  ^atte,  loi^renb  bie  Vuftraggeber  (Eentas  »eber  eine  Seft^Iag« 
na^me  oerlongt  no(^  eine  Sorlabung  erhalten  Ratten,  lam  bas 
6tabtgeri(^t  ju  ber  irrigen  Hnft^t,  Cento  oertrete  au^  bie  Vuf« 
traggeber  92icolo[i0.  Das  Ceri^l  ^abe  iiDeifellos  bie  tlbfic^t 
ge^bt,  f8mtli(^en  Senebiger  GUubigern  ju  iJ^ten  Sorberungen 
3tt  oerlelfen,  unb  ba  bies  nid^t  erret^t  morben  fei,  ^be  man 
einen  gmeiten  !Re^ttag  angefe^t  unb  entfd^ieben,  es  follen  fo« 
00^1  bie  brei  Kugsburger  als  ffimtlid^e  SBenebiger  ins  g  I  e  i  d^  e 
Stecht  gefegt  »erben.  Vngemelbet  [eien  oon  ben  oon  Centa 
vertretenen  genen  Donato  unb  $rioIts  1966  !Duf.,  49  (St, 
21  Semer,  oon  ben  oon  SRedenlo^er— 9ticoIo|i  vertretenen 
denen  SRauroceno,  Siduri,  Sembo  unb Sapello  2381  !DuI., 
61  ®r.,  69  eemer,  oon  SRi^ael  $fifter  oon  Sugsburg  68 
®ulben,  oon  ber  ^rma  Ulri^  ^tjt  unb  (Benoffen  600  !DuI. 
unb  oon  @tep^an  Grfiglin  10  ^rbel  iRo^bar^ent  Ulmer 
SBi^rung. 

6o  vor  ber  gfalt  geri^tli^  erlebigt  unb  es  lonnte 
}ur  Austeilung  ber  ÜRaffe  gefc^ritten  »erben,  fobalb  bie  in 
Senebiger  SaummoIIe  befte^enoe  SRoffe  oerlauft  var  S^on 
im  6eptember  1464  roor  eine  Xeilja^Iung  on  bie  9{e$ts- 
anwSlit  (Eenta  unb  9RedenIo^er  oon  100  (Bulben  erfolgt 
unter  ber  Sebingung,  bog  menn  Ulm  baffir  angeforbert  »erben 
follte,  biefe  ffir  {eben  ber  6tabt  enoo^fenben  6(^aben  aufsulom» 
men  ^tten.  gfemer  ^atle  (Eenta  »eitere  25  (Bulben  erhalten. 
!Der  6treit  lam  aber  babur^  no^  nii^t  jur  9?u^e ,  ba  nun« 
me^r  bie  Augsburger  (Blöubtger  injvifd^en  bie  Sere(^« 
tigung  ber  Uebergabe  bes  (Befellfc^af tsoermogens 
an  ben  Ulm  er  not  bur^  ben  {ungen  9Rartin  fiauginger  an* 
3ufed^ten  fugten.  9m  8.  Dejember  1464  lieg  fi4  bes^alb  bas 
Ulmer  Sfirgermeifteramt  bur^  ÜRartin  fiauginger  be- 
ftStigen,  bog  man  bem  9{Qte  bas  Ulmer  Gefellfd^aftsoermogen, 
befte^enb  aus  einer  Slnja^I  Saum»oIIföden,  Sar^ent« 
farbeln,  (Bulben  unb  gporberungsbriefen  famt  ben 
ȟ^ern  ber  fiaugingergefellf^aft  fibergeben ^abe$u bem 


—    398     - 

3md,  bamit  bie  (glfiubiger  ju  beja^Ien.  SRottin  bejeugte  babei, 
bog  er  bies  attdbtfidlii^  als  SeDoIIm&^tigter  ber  fiaugingergefen' 
f^oft  get^n  ^obe  unb  füi  feine  ^etfott  oBIIig  auf  biefe  So^mis 
oerjt^te.  SRai^bem  bies  gef^e^en  mar,  fd^rieb  bos  Hltner  8fir« 
germeifteramt  am  3.  3^^^^^  ^^65  ben  Vugsburger  (BItubigent, 
bag  aml2.8febrttarbteSertetIung  ber  (Bontmaffe  [taUftnbe; 
bod^  eiHfirten  biefe  abbalb,  fie  anerfennen  bas  )i»eite  Urteil 
ni^t.  Die  Senebiger  ^arteten  bagegen  legten  i|re  9  Sccefite  oor 
unb  es  erhielten  borouf  bie  Auftraggeber  Sentas  806  (Bulben 
unb  3  Dulaten  unb  bie  uon  SRedenlo^er  oerhretenen  Senebiger 
300  (Btt&en  unb  2  Dufaten.  Sm  25.  SRai  1465  f<|eint  fobann 
mieber^olt  eine  Xeilja^Iung  in  ber  £augingerfa(^e  ftattge^abt 
2u  ^aben.  Do(^  erf^ten  au4  biesmal  lebiglii^  SRe^fenlo^er 
unb  es  u)urbe  bes^alb  am  29.  September  1465  erneut  Xagfa^  an> 
beraumt  unb  ber  oon  Senta  oertretenen  gartet  bie  Summe  omi 
181  (Bulben  3  Ort  unb  ben  oon  SRedenlo^er  oertretenen  8en^ 
bigem  52  (Bulben  2  Drt  bejo^Ii 

Damit  n^or  bas  Serfa^ren  oorerft  abgef^Ioffen  unb 
mugte  ru^eUp  bis  bie  (Bantmaffe  oollenbs  ju  (Belb  gema^ 
n)ar.  !lm  16.  3uli  1465  mahnte  bes^alb  Senebigp  man 
folle  bod^  ben  Ferren  Donatounb  Sembo,  oel^  eben« 
falls  Sorberungen  §aben,  ]u  ibrem  Steinte  oerbelfen,  ba  lebig- 
Ii(b  ein  3ntum  bes  92olars  3u  (Brunb  liege.  Ulm  antoortete 
aber,  bies  ge^e  nid^t,  ba  bie  betreffenben  Soiberungen  fpStem 
Datums  feien.  Senebig  antwortete  barauf  im  Suguft  1466,  bie 
Ulmer  Sfirger  ^oben  bo^  ibre  Sorberungen  er^Iten  unb  betreffs 
ber  f  rem  ben  (Bläubiger  entfpre(be  es  ni^t  b^m  Senebiger  (Berid^ts« 
gebraud^ ,  nad^  bem  Wter  ber  gforberungen  ju  fragen,  galb 
man  ni^t  iuftimme,  fo  möge  man  ben  gfall  einigen  gafui taten 
oorlegen,  fonft  mfiffe  Senebig  fe^en ,  mie  es  f  o  n  ft  iu  feinem 
(Belbe  fomme,  unb  am  17.  Ottober  1466  fcbrieb  ein  Seorg 
jtiel^ofer  als  Slnmalt  ber  genen  Donato  unb  Sembo  erneut 
an  ben  Ulmer  JRat  megen  biefer  Sorberungen  an  bie  fiauginger 
unb  oerlangte  9uslunft  barfiber,  ob  er  benn  nid^  aud^  nod^, 
etmas  er^Iten  tonnte. 

Ulm  unb  ber  64m ob.  Sunb  maren  bomals  bemfl^ 
bie  f(^mSbifd^en  ftaufleule  oom  Serle^r  mit  Senebig  frei« 
guma^en  unb  anbere  Sejugsquellen  fflr  bie  inbif^e 
unb  CQprifc^e  Saummoll  e  ju  finben.    1466  Inupfte  bes^Ib 


--    399    - 

bet  6(^idS6.  33rs€nbutib  Sejie^ttttfien  mii  (B  e  n  u  o  an,  fo  bag 
bet@e)»ttmeteine  er^ö^te  Sebeutung  erlangte,  oi^renb 
ber  ^ernpag  noilitt.  Das  ^erjogtum  9R ai  lanb  forgte  itnitr 
8rron}  Sforja  für  bie  nötige  Si^er^tt  gegen  SBenebig  unb  Ulm 
fi^rieb  an  (Benua  um  Snteuerung  ber  frfl^eren  [(^m&bif^en  ißri« 
Dtlegien.  9m  1.  «pril  1466  f^idte  Ulm  bem  Sunbes« 
gefonbten  am  pipftlii^en  j^ofe  500  (Bolbbulaten  in  3Be$- 
fein  auf  bie  Sani  ber  Sirma  SReb  i  c  i  in  9{  o  m  unb  im  gleichen 
3a$re  lam  es  }u  einem  Streit  sioif^en  Ulm  unb  «ugs* 
bürg,  oeil  Ulm  feine  SaummoIIe  nic^t  me|r  in  Sugs- 
bürg  laufte.  Xlle  näheren  Sta^riii^ten  fiber  biefe  Sreigniffe 
fehlen  leiber.  SBeitere  iRad^ri^ten  oon  bem  ißrojeg  er^It  man 
erft  im  3a|re  1477,  mo  bie  beiben  (Blaubiger  in  Augsburg, 
C&riglin  unb  Vr]!,  Serufung  beim  Steid^s^ofgeri^t, 
loa^rf^einlii^  in  9lottmeiI,  gegen  Ulm  einlegten,  nad^bem  fie 
fid^  mit  9liloIaus  £auginger  oerftinbigt  ^tten. 

Die  !itHtn  oaren  in  Ulm  no^  f(^Iimmer  gemorben,  niettere 
Sonfbrui^e  nmren  erfolgt  unb  (atten  ben  großen  Senebiger 
gfirmen  fd^oere  S^bigungen  gebraut,  fo  3.  S.  ber  8an(6ru^ 
bes  Ulmer  i&anbels^aufes  oon  SRat^us  3i^^^^^<^nn  im 
3a^e  1474.  Die  (Beneigt^it  ber  Senebiger  (Befellf^often,  mit 
ben  fc^QiSbifc^en  JJfirmen  ju  oerle^ren ,  f(^manb  baburd^  immer 
me(r  unb  bie  Sfreunbfd^aftsbanbe  loderten  fi^.  Die  £auginger* 
foc^e  ^tte  je^t  infofem  ein  neues  (Befielt  belommen,  als  ber 
eine  ber  69§ne  bes  oerftorbenen  SRartin,  9lifoIaus  Sau« 
ging  er,  nai^  SerftSnbigung  mit  ben  Sugsburger  girmen  Slrjt 
unb  (BrSglin  ebenfalls  als  (BlSubiger  ber  (Bantmaffe 
auftrat  unb  erOarte,  er  §abemit  ben  betr  flgerifi^en  ^anb* 
lungen  feines  Saters  unb  feines  Srubers  SRartin  nid^ts 
itt  f^en.  Hm  17.  3anuar  1477  [(^rieb  infolge  beffen  ber  Se« 
nebiger  Hnoalt  Vnton  oon  Senta  bem  Ulmer  9{at,  er  §abe 
f^on  im  3a^e  1464  oon  bem  Ulmer  Stabtgeri^t  ein  Ur- 
teil er^Iten,  bag  ber  Ueberfi^ug  ber  fiauginget^abe  ben  gftrmen 
Donato,  $rioIis,  Sembo  unb  (Benoffen  fomie  ben  Sugsburger 
gfirmen  Srst,  (Braglin  unb  $fifter  im  Ser^SIinis  i^rer  gfor« 
berungen  ausjuteilen  fei,  unb  es  fei  bann  ein  jmeites  Urteil  er« 
folgt,  meines  au^  ben  Senebiger  S<^men  SRauroceno  u.  ].m. 
bas  gleiche  Siedet  jugefpro^en  ^abe.  (Begen  le^teres  Urteil 
^ben  Vrjt  unb  (Br&glin  in  Slugsburg  Serufung  beim  ftaifer 


-    400    — 

eingelegt,   \x^  aber  [pSter  mit  bem  92ifoIaus  fiaugtnger  in  ber 
6a(^e  gütli^  vertragen.    (Er  m3(^te  aber  fetneifeits  bie  6a^ 
ebenfalls  georbnet  fe^en  unb  §abe   bes^Ib  biefe  6ai^  bem 
(Erasmus  Sogt  oon  Ulm  mit  (Beneraloodma^t  flbertri^en. 
«m  11. 3anuor  1478  teilte  fobann  bie  6labt  $34ftebt  ber 
6tabt  fiauingen   mit»   ber   gö^ftebter  Sflrger  Sliloloiis 
fiauginger  ^be  mitgeteilt,  es  fei  i^m  oon  bet  gfitmo  Vrjt 
unb  Senoffen  in  Sugsburg  beren  9{e4|t  auf  bie  (Bantma|fe  ber 
IJfirma  SRartin  £auginger  in  Ulm    abgetreten  vorben»  unb  ba 
Ulm  {i^  ujeigere,  biefen  Slnteil  bem  fiauginger  aussufolgen,  tt* 
fu^e  man ,  bem  Sltlolaus  fiauginger  unb  ben  anberen  an  ber 
(ßantmaffe  beteiligten  $erfonen  einen  9Ie(^ttag  an}u{e||en,  um 
3U   entfd^etben,   wtm   eigentlich  biefe  ®antmaffe  iufte^.    5i^ 
ftebt  erfui^te  namens  bes  5er|ogtums  Soqern  bie  Stabt  fian* 
ingen,  bie  oon  U(m   in  ber  6a(^e  gu  mahnen  unb  ju  forgen, 
bog  9liIoIaus  fiauginger  ^ieju  fixeres  (Beletle  no^ 
U I  m  erhalte.    9(m  17.  3anuar  1478  fi^rieb  infolge  beffen  ber 
fiauinger  9{at  an   bas  Ulmer  Sfirgermeifteromt,  unb 
Ulm   teilte   am   23.  Sanuar   1478  bem  SBilboIb  9Redem 
lo^er  in  Sugsburg  mit,  bog  (Eenta  unb  Stilolaus  fiauginger 
bie  Serteilung  ber  fiaugingermaffe  beantrogt  ^ben.    Ulm  molle, 
bog   febem   fein  ne(|t  n>erbe,  unb  §abe  bes^lb  ein  a  u  g  e  r« 
geri^tli^es  3noentar  ber  fiauginger|abe 
anfertigen  laffen  unb  ben  91  e  ^  1 1  a  g  auf  10.  aR&r}  anberaumt. 
S^nli^e  fiabungen  erhielten  bie  anberen  Parteien.  8m  1.  SRSri 
1478  antiDortete  inbeg  3Rt(^ael  $  f  i  ft  e  r ,  er  omrte  nunme^ 
feit  14  Sauren  auf  bie  9tus}a§lung  feines  Vnteils  auf  Crunb 
bes  erftergangenen  Urteils;  bas  {»eite  Urteil  lomie 
er  na^  mie  oor  ni^t  anerlennen;  in  ä^nli^er  SBeife  f^rieb 
(B  r  a  6  l  i  n.    Zro^bem  fonb  om  10.  9Rarj  1478  ber  Sie^üag 
ftalt ,  auf  bem  Srasmus  Sogt  namens  ber  Sentopmlet 
unbStifolaus   fiauginger  erfi^ienen.    Sogt  oer* 
langte  ben  Vnteil  ber  Senebiger  Ferren ,  worauf  i^m  ober  St« 
folaus  fiauginger  erflorte ,  er  fei  an  ber  S^Bbigung  ber  Sen^ 
biger  gfirmen  unbeteiligt;   more   er  babei  geoefen,  fo  (filte  nie- 
manb  Schaben  gelitten.    SRan  be  leib  ige  t^n,  menn  man  be« 
^upte,   er  |obe  ben  Senebigern  i^re  ^abe  gefto^len,  unb  er 
ftelle  bes^alb  Alage.    Sogt  ermiberte ,   er   ^be  ben  Kilolaus 
fiauginger  biefer  Sa^e  ni(^t  bejt^tigt ;    für  i^n  ^nble  es  fi^ 


—    401     — 

lebigli^  banim  bag  bie  SaunitDoIIt,  wM^t  Kilolous  fiau' 
gtngex  no^  Ulm  gebraut  §abe,  oon  Senebig  aus  bei^Iagno^mt 
iDocben  fei  unb  et  ben  3Bert  ^ieffir  je^t  beanftnni^e.  9Ib  SRilo« 
laus  tro^bem  auf  feinerSeleibigungsIIoge  beftanb,  eillSrte  Sogt,  loex 
bas  oor  14  3^^<n  ergangene  Urteil  anfed^ten  iDoIIe ,  nidge  es 
oerfu^en.  9liloIous  ^abe  feit^et  leinen  re^tli^en  Slnfpru^  auf 
bie  9Raffe  geltenb  gemacht  unb  bas  Urteil  nid^t  angefochten, 
(glaube  et,  loeitere  Snlprfli^  ju  ^ben,  fo  mSge  er  feine  Srfinbe 
oorbringen.  9liIoIous  £auginger  enoiberte,  barauf  [ei  er 
ie^t  ni(^t  eingerii^tet,  unb  bas  (Beriet  fe^fe,  ba  leine  onbere 
gartet  erfi^ienen  nar,  einen  sioeiten  Ke^ttag  auf  ben  10. 
SRai  1478  an.  Sod^  blieben  aui|  ^ier  bie  anberen  ^arteten 
aus  unb  fo  mürbe  ein  britter  9ie(!^ttag  auf  23.  3uni  1478 
angefe^t ,  bem  aber  bie  Xugsburger  vieber  ni^t  golge  gaben. 
$fifter  loie  ber  funge  6tep§an  (gröglin  —  ber  Sater  xom,  in- 
giotfil^en  geftotben  — -  verlangten  erneut  bie  SIusffi|rung  bes 
etften  Urteils  unb  bet9Iugsbutget9{at  unteritfl^te 
fie  bur^  ein  @(^reiben,  in  »eifern  er  oorf^lug,  junä^ft  bas 
erfte  Urteil  aus}uffi$ren.  (Blaube  fid^  bann  jemanb  be« 
na^teiligt,  tbnne  er  ft^  fa  bagegen  mehren. 

6oer[^ienen  auf  bem  britten  Sle^ttage  lebiglid^  wiebet  Sogt  als 
KmoaltbetSinna  2)onato  unb^riolis,  9RedenIo§er  atsSn« 
malt  ber  $enen  aßauroceno,  Siduri,  Sembo  unbSapello  unb 
Stitolaus  fiaugingetals  3"^^^^^^  bet  gfotbetungsre^te  ber 
Srstgefellfd^aft.  SRedenlo^er  erflärte,  bie  Sugsburger 
Parteien  ^ben  jwar  Berufung  eingelegt,  biefe  aber  nic^t 
oerfolgt;  er  l^ffe  bes^alb,  bag  je^t  bie  Austeilung  erfolge. 
Sogt  beanftanbete  bie  SoIIma^t  SRedenlo^ers,  obne  bur(^5u« 
bringen.  9tiIoIaus  £auginger  erllärte,  bie  ürjtgefenfi^aft 
(abe  i^m  t^re  gfotberung  flbetgeben ,  man  möge  i^m  bes^alb 
feinen  Snteil  ausfolgen.  Sogt  beitritt  barauf  in  leiner  9Bei[e 
bie  gfotberungstec^te  bes  9RedenIo^er ,  oerma^rte  [i^  aber  ent' 
f^ieben,  bog  Slilolaus  üauginger  Snfprfi^e  ergebe.  $abe  bie 
Aqtgefellf^ft  Seja^Iung  oon  9liIoIaus  Sauginger  erhalten,  [o 
^abe  biefer  fein  Sle^t  me^r  auf  bie  (Bantmaffe.  9Benn  eine 
fol^e  Uebertragung  juISIfig  m&re,  fo  m&re  üauginger  in  eigener 
6a4e  ftlSger  unb  aSiberfa^et,  mos  gegen  bie  (B  e* 
rit^tsorbnung  fei.  St  fei  bes^alb  oollig  einoerftanben, 
bag  bie  Srgtgefellf^aft  i^ren  Slnteil  erhalte,  aber  ber  Hbtretungs* 

26 


—     402    — 

brief  an  fiauginger  mülfe  als  ungilltg  angefeilt  »erben.  Süb* 
laus  £augtnger  er»iberte  barauf ,  et  |te§e  ^ier  oor  (Sendet  oIs 
SertretecberSIrstgefellfi^aft,  Sogt  eidarte  i^m 
aber,  [olange  £auginger  ni(^t  bie  Senebtger  8nfprfi<|e  aneifenne, 
lotbecfptec^e  ti  ber  Uebergabe.  Das  (Bettet  fe|te  barauf  bos 
Uiteil  aus,  um  tbeitere  Seto eise r Hebungen  anguftellen,  unb 
fo  blieb  bie  Sa^e  oieber  liegen. 

9Im  6.  3uli  1478  mahnte  bes^Ib  Sugsburg 
erneut  bei  Ulm  in  ber  Sad^e  unb  Ulm  ontmortete  an 
10.  3uli,  man  [e^e  bie  6a(^e  in  Sugsburg  nid^t  richtig 
an;  bas  Urteil  linnt  no^  nic^t  erfolgen.  6o  fd^ob  211m 
bie  @a4e  auf  bie  lange  Sani ,  bis  ®  r  fi  g  I  i  n  feine  6o4e 
enbli^  bem  Sistum  Slugsburg  übergab.  Sm  8.  9ebr. 
1479  f(^rieb  infolge  beffen  ber  Sugsburger  Sifc^of  3o(annes 
an  bie  6tabt  Ulm,  er  b^be  fc^on  ifirjli^  megen  feines  9Rii n j< 
meifters  Stepb^n  Sraglin  an  Ulm  gef^rieben  unb  bitte 
nunmebr,  bag  man  bas  Urteil  enbli^  o  o  1 1 5  i  e  b  e ,  fonft 
»erbe  er  gegen  bie  Stabi  flogen.  Ulm  ontvorlete  barauf  am 
27.  gfebruor  1479  ebenfalls,  bie  6a$e  fei  no(^  ni^t  entf(|ieben. 
SIebnItcb  n)uibe  bem  Sugsburger  9lat  gef(^rieben,  bis 
im  Dftober  1479  biefer  mieber  mabnte  unbmit  jllage  bro^te. 
60  mugte  Ulm  oo^I  ober  Abel  (inter  bie  6a4e.  9m 
26.  Slooember  1479  mürbe  ben  Parteien  oon  Ulm  angejeigt, 
bog  auf  8.  T^ejember  1479  erneut  ein  91  e  (^  1 1  a  g  angefe|t 
fei,  um  bas  Urteil  ju  eröffnen.  Diefes  lautete  ba^in,  bag 
bie  üusfolgung  bes  Slnteils  ber  Slrstgefellfd^aft  an 
fiauginger  untbunlid^  fei. 

Seither  ru^te  ber  ^rojeg  no^mals  bis  1481,  00 
Senebig  am  30.  SRar}  mieber  mahnte.  Ss  Ilagte,  bag 
man  ficb  in  Ulm  meigere ,  bem  SRedfenlober  ben  Vntefl 
ber  Serren  SRauroceno  unb  Senoffen  aussuja^en, 
morauf  am  18.  September  1481  Ulm  bem  9liIolaus  fiau« 
g  inger  mitteilte,  bog  auf  Antrag  S  0  g  t  s  erneut  ein  9t  e  ^  1« 
tag  auf  4.  Oltober  angefe^t  moiUn  fei.  9Red!enIo|er 
ecllörte  barauf  am  28.  September,  er  tbnne  feinen  9{e(^ttag  mebc 
befugen,  ba  ibm  unb  (Eenta  bie  Santmaffe  bereits  red^tlid^ 
jugefprocben  fei.  Die  Saummolle  fei  oerlauf  t  unb  su 
Selb  gema(bt  unb  bie  Summe  fei  in  Ulm  bei  ber  gfirma 
(Bienger  binterlegt.  Senta  unb  SRedenlo^er  (oben  Sbfc^lags* 


—    403     — 

jo^Iungett  erholten,   fe^t  folle  man  enbli^  aud^  n^  ben  9?  e  ft 
oerteilen. 

Da  bte  Sussbiutger  ebenfalte  outblieben,  lu^te  bie 
6a<|e  erneut  bte  1482,  wo  bte  Senebiget  (Eentos  oieber 
mahnten.  Ulm  fe^te  barauf  einen  SRe^ltag  auf  1.  gebruar  on. 
!Die  Sugsburget  etllotten  aber  »ieber^olt,  man  foIIe  i^nen  i|ren 
S(  n  t  e  i  I  erf t  a  u  s  3  a  §  I  e  n ,  f ie  merben  bann  jebermann  bes^Ib  00t 
(Beriet  fte^en.  Uebiigens  fei  man  auc^  ju  einem  Serglei cbe 
bereit,  «m  27.  3anuar  1482  f^rieb  femer  bie  Stabt  $9d^« 
Hebt  an  VOm,  £auginger  fei  berjeit  gef^Sftlii^  oer^inbert, 
man  mbge  ben  Zermin  ^inausf^ieben,  Ȋs  Ulm  aber  obf(^Iug. 
3)ie  beiben  Slugsburger  blieben  mieber  aus  unb  fo  ru^ie  bie 
Sa(^e  abermals  bis  SRai  1484,  mo  Senebig  erneut  mahnte. 
«(m  21.  aRai  fd^rieb  Senebig,  es  fei  nun  f^on  längere  3eit 
^r,  bag  berSenebiger  3u|tu$  q.  Sllbano  in  Ulm  »eile,  um 
bie  Snfprfi^e  ber  Senebiger  ju  oertreten,  o|ne  bag  er  etvas 
erreid^t  ^abe.  SRan  bitte  alfo,  enbli^  uormfirts  gu  ma^en. 
9b  u)ieber  ni(!^ts  etfolgte,  [^rieb  am  7.  3uli  1484  Senebig 
erneut.  Der  $ergog  wies  auf  [eine  3uuor!ommen|eit  gegen  bie 
Ulmer  ^in  unb  bro|te  mit  Öegenmagregeln.  Ulm  eru)i« 
berte  barauf,  3u[tu$  oon  SHbano  ^be  bie  6a(^Iage  in  Senebig 
irrig  bargelegt.  Wbano  fu(^e  nur  immei  toieber  (Gelegenheit, 
ISnger  in  Ulm  3U  bleiben,  wo  er  mit  leii^tfertigen  ^erfonen 
ein  luftiges  £eben  ffi^re,  o^ne  bag  er  beftraft  »erben  bfirfe. 
9Ran  [olle  bem  9{at  me^r  glauben  als  bem  Slbano. 

«m  18. Ott.  1484 teilte  fobonnUIm  ber^rstgefellfc^aft  mit, 
bog  3uftus  0.  nibano  namens  ber  Senebiger  ben  Antrag  auf 
Serteilung  ber  (Sontmaffe  geftellt  l^obe.  Der  9{at  mSd^te 
nun  enbli^  einmal  bie  6ad^e  in  Siebe  ausgetrogen  (e^en, 
^be  bes^Ib  einen  gfitlicben  Serglei^stog  auf  3.  9lou. 
1484  oor  bem  Ulmer  Kote,  ni^t  oor  bem  Stabtgeric^t,  onge» 
fe^t  unb  l^offe,  bog  bie  ^Parteien  lommen  »erben.  (6Iei(^e 
6i|reiben  erhielten  $fi|ter,  (Sröglin  unb  fiouginger.  fiauginger 
in  55<^ftebt  fogte  3U  unb  erhielt  Dom  State  fixeres  (geleite  ge< 
wSfyA.  Snbgiltig  jum  Slustrog  tom  bie  6o(^e  ober  erft  1486, 
nod^bem  bos  Sistum  Slugsburg  bie  6a$e  in  bie  &anb 
genommen  ^otte.  Ulm  ontmortete  om  2.  3anuar  1486  bem 
Sif^of,  es  Ibnne  ouf  feinen  Sorf^Iog  betreffs  bes  93  er  gleich  s 
mit  bem  bifc^öfli^en  aRflnjmeifter  (Bröglinnid^teinge^en. 

26* 


—    404     — 

Dagegen  ^be  ^ufttis  o.  tUbano  neuerbtits^  fetteiu  f  Sm  tli^et 
Senebiger  [id^  bamit  einoerftonben  etdätt,  bag  bos  eifte  Ur- 
teil oollfitedtt  metbe,  unb  mon  l^be  bes^Ib  auf  17.  geliniar 
1486  einen  gfitli^en  Sergleii^stog  anberounit.  6o  lam  enblU^ 
ber  benfiDfirbige  $ro]eg  um  eine  Sttettfumme  oon  MOO  Dulotai 
no(|  22ifi|riget  X)ouer  ^a  (Enbe  unb  bie  Sugsburger  ei^eBen 
ilrem  Serlangen  entfi^re^nb  i^en  Knieil  ooll  ausbeyi^It 
loi^renb  ben  9Ieft  bie  Senebiger  unter  fi^  teilten. 

c.  Der  Oanl^nt^  bes  9Ral(ftu0  3iiRw<i^<'nn.  ^ 

Ku^  in  anberer  friebli^er  SBeife  ^tten  Ulm  unb  Senebig 
Srunb  jum  S^riftioe^feL  So  melbete  3.S.  1461  Senebtg  an 
Ulm,  ber  SReifter  Xngelo  oon  Ulm  ^abe  bas  SermSgen  fernes 
Srubers  in  Xorois  geerbt  unb  mSd^te  bie  Srbf^aft  antreten, 
mos  aber  nur  angebe,  oienn  er  fid^  entfc^Iiege,  leinen  SBol^n* 
fi^  in  Zorois  ju  nehmen.  Senebig  bitte  bes^Ib,  bi^em 
ulmif^en  Untertanen  bie  Susoanbetung  ju  geftatten,  unb  b«* 
felbe  fd^eint  au^  feine  (Entladung  aus  bem  Ulmer  6tabtoerbaiibe 
erhalten  ju  ^aben. 

93on  meiterer  Sebeuiung  mar  ferner  ber  f^on  ermahnte 
8  anibru  4  ber  ^ixma  9lat§äus3inimermann  in  Ulm, 
ber  ebenfalls  ben  Ulmer  9lat  in  Sermidlungen  mit  Senebig 
braute.  3nt  3o§re  1475  lam  ein  SeooIImo^tiflter  aus  Senebig 
na^  Ulm  unb  tlogte  gegen  bie|es  ^ous;  ber  9iat  lieg  banntf 
bur(b  ben  Stabtric^ter  Ulric^  fidm  ein  9lef  erat  in  ber  6a^ 
ausarbeiten  unb  teilte  auf  (Brunb  besfelben  Senebig  mit,  bog 
einige  Ulmer  Sfirger  in  biefer  6a<^e  mit  anerlannten  ffox' 
berungen  bie  Sorbanb  ^oben.  3bt  3i^I  laute  auf  7.  Scbc 
1474,  3i^<nermann  babe  bamals  oon  Senebig  aus  na^  Ulm 
mitgeteilt,  er  lönne  ni^t  jablen,  unb  menn  man  feine  ^abe  im 
3toangsmege  oerlaufe,  merben  bie  (Bl&ubiger  leine  Dednng 
finben.  Damit  aber  alle  Ulmer  Dedung  finben,  fei  er  betett, 
feine  gefamte  ^abe  ausjufolgen  unb  fie  bur^  jmei  6tabtrate 
fiflffig  machen  }u  laffen,  unb  bie  (BISubiger  feien  barauf  eingegangen. 
Diefes  93etfa|ren  entfinrec^e  bem  Ulmer  ^erlommen  unb  es  fei 
leine  9{ebe  baoon ,  bog  man ,  mie  Senebig  bie  6a4e  barfteüe, 
bie  Ulmer  (BISubiger  mit  Senebiger  (5ut  bejallt  gemalt 
labe.  3i^w<nnann  |abe  im  (Begenteile  unbejablte  Ulmer 
993 aren  in  lodern  SBerte  na^  Senebig  geführt  unb  in 
feiner  Sbrnefen^eit  laben  augerbcm  feine  ßausfraui  feine  63ine 


—     405    — 

utib  ®ef4l^fiftftfreuitt^  no^  So^Irei^e  9Bac(n  in  Ulm  oufgebuft 
unb  na4aef(|{dt,  tofi|tenb  3ifnm^^<tnn  0110  Senebig  ni^to 
^erausgebrad^i  ^be ,  voos  in  Ulm  jut  S^^^I^ng  ^Stte  bienen 
ISnnen.  Sla^bem  in  Ulm  btlonnt  geiDorben  fei,  3^^^^^' 
monn  {ei  in  S  e  n  e  b  i  g  S^nlbtn  ^olbei  oer^of tet  »otben, 
laben  feine  Hausfrau,  feine  6B^ne  unb  (gefc^fiftsfreunbe  in  Ulm 
raf4  m)4  SBaren  aller  9Irt  gufommengelau^ ,  ju  ®elb  gemalt 
unb  biefes  bem  3ivintennann  gef<|idt,  bamit  er  feine  SBetbinb« 
It^feUen  erffllle  unb  frei  »erbe.  Dies  ge|e  fe^t ,  noi^bem  ber 
Aonlurd  eiflärt  fei,  nic^t  me^r,  ba  man  feine  Snoenoanbten  ^be 
f^iDören  loffen,  leine  Serinbecung  me^  mit  feinet  $abe  ooiju« 
nehmen.  £0  liege  bes^alb  in  Senebig  qu4  tein  (Srunb  sut 
Sef(^ioerbe  oor.  äRan  fie^t  au^  §ier  loieber  bie  beoonec^tete 
Stellung  ber  Ulmer  Sfirger  im  (Bantoerfo^ren. 

d.  Die  gfe^be  mit  9{ltoIaus  Sfl^Ier. 

SBeitere  aBibenDärtigletten  braute  ber  @tabt  bie  9  e  ^  b  e 
bes  9lilolau0  »fixier  mit  bem  Sfirger  ^einrid^  fiäuble 
Mn  Sern  im  Ue^tlonbe.  1485  erf^ien  namli^  in  U I  m 
^  tiniii^  ^aa9  aU  9niDQlt  bes  3uftus  oon  Sllbano 
oon  Senebig  unb  proteftierte  bagegen,  bag  i^n  Sfi^Ier  ni^t 
ab  Slnmalt  gelten  laffen  molle.  Diefer  ^rojeg  l^atte  jur 
gfolge,  bag  ben  Ulmem  im  Sernerlanbe  bas  ®e leite  entzogen 
nmrbe.  Srft  als  ber  alte  fiouble  ftarb,  erhielten  bie  Ulmer  mie« 
ber  bas  (Seleiie.  ba  bie  (Erben  ni(^t  Seiner  Sfirger  loaten,  fon« 
bem  \i^  1495  in  fronjdfif^en  e^u^  gefteOt  Rotten.  9lit 
$ilfe  ^xanhti^s  fiberfielen  fie  benn  andf  auf  fronjofif^em  (6e> 
biete  bie  Ulmer  Aaufleute  fieonl^arb  Srem,  $ans  Sonn« 
t ag, Sater  unb  6a^n,  unbaRi^ael  ^fanbfelt,  otebiefenad^ 
£90 n  }ur  aReffe  reiften,  marfen  bie  Ulmer  nieber  unb  ffil^rten 
fie  fomt  i^rer  $abe  mä^  Sern  oor  bas  6iabtgerid^t ,  bas  fie 
unb  i^r  (But  nur  frei  gab  unter  ber  Sebingung,  bag  fie  fi^  na^ 
ber  SReffe  loieber  ftellten. 

e.  :Dk  ßanbetogeleUfc^aft  bes  SalenÜn  X>itimax. 

Den  (B^Iug  biefer  9la(^rid^ten  mag  ein  (Sefellf^afts« 
»ertrag  bilben,  ben  1491  ber  Ulmer  ganbeU^err  Salentin 
Dietmar  mit  ben  ^anbels^erren  SBil^elm  SBeig^auptunb 
^ans  Sd^reiber  in  Siberad^  abf^Iog  unb  ber  al0j9pif(| 
ffir  beraitige  Heinere  ^anbebgefellfdbQften  gelten  !ann.  Die  ein« 
läge  {ebes  Zeil^abers  betrug  1000  (Bulben,  bas  ®efamtlapital 


—    406     — 

3000  (Sulben.  (Bfioinn  unb  Setfuft  toaren  gemeiTtfatn.  7>\t  fit* 
f^Sftsffi^rung  lonnte  gemeinfam  ober  but^  einjelne  Zeil^aber 
erfolgen.  SBeitere  Summen  lonnte  ieber  nad^  Belieben  einlegen 
ünb  erhielt  baburc^  entiprec^enben  (Sefd^ftfisanteil.  HUt  imei 
3a^te  wax  Sbrei^nung  ju  ftellett ;  bos  ®elb  oor  1495  {urfic^u« 
3ie|en,  n>ar  verboten.  6i^  ber  (Belellf^aft  mor  Siberod^  unb 
bie  bortigen  (Befelll^ofter  Ratten  bem  2)ietmor  {ebergeit  auf  9Bunf4 
Ste^nung  ju  [teilen;  Dietmar  foIHe  bie  ausio&rtige  Ser> 
tretung  in  X)eutf4Ianb  unb  3t<Kli<n  be|orgen.  Sin  on* 
beres  (geioecbe  ju  treiben ,  toar  ben  Zeil^abem  nur  mit  Gene^ 
migung  ber  beiben  anberen  (gefellf^afler  geftottet.  SIBeid^atipt 
lie^  ber  (Befellfd^aft  [eine  (Seioolbe,  bie  Stallungen  unb  bos  iB^ 
[(|afl$3immer,  be[teUte  bie  !Diener  unb  jlnei^te,  unb  oerforgte  fie 
mit  Spei[e  unb  Xxanl ,  m&^renb  ber  $aber  f flr  bie  $ferbe  auf 
(&e[en[^aft0lo[ten  be|($offt  mürbe.  SOs  (Ent[d^äbigung  ehielt 
9Beig^aupt  i&^rlii^  300  (Bulben.  Dietmar  in  Ulm  ^e  ebenfolb 
$au9,  Stall  unb  Semölbe  ber  ®e[en(c^  offen  gehalten  unb 
erhielt  baffir  35  (Sulben  jS^rli^  unb  (Erfa^  aller  Steifefpefen. 
SBeitere  (5e[en[^after  burften  nur  mit  Stimmenein^eit  aufge* 
nommen  merben.  Starb  ein  (Be[eII[4after  oor  Sblauf  bes  Ser« 
tragSy  [o  toaren  [eine  (Erben  an  (einer  Stelle  gebunben ;  ftarben 
2  (&e[enf4ttfter ,  |o  trat  fiiquibation  ein  unb  bie  ^eimja^Iung 
(atte  bann  in  3  ^^ütm  je  auf  bie  9l9rblinger  aRe[fe  gu  erfolgen. 
Sollte  ein  (Be[en[^after  oor  1495  aus  ber  (Be[en[(^aft  oustreten 
mollen,  (o  §atte  er  8  Xage  oor  3aIobi  1494  gu  Iflnbigen ,  mor* 
auf  i^m  (eine  (Einlage  auf  bie  brei  näd^ften  9lorbIinger  SRefien 
^eimbega^It  mürbe.  Streitigfeiten  ber  ®e[ell[^fter  nmren  bun( 
bie  beiben  Sibera^er  9{atmannen  Jc^einri^  ^flummern  unb 
ßans  (Sro^inger  ausguma^en.  SBurben  bie[e  nid^t  einig, 
[o  ^tten  (ie  einen  Dritten  beigugie^en. 

III.    3)ie  SSetioaltungeeinri^tungen  bet  Ulmer  ®tet. 

3n  ben  $anbete(t&bten  bes  SRittelalters  mar  ber  gefe|It4e 
SRittelpunIt  ffir  ben  freien  (Srog^anbel  mit  itrSmerr  unb 
ftaufmannsmare,  bas  gfrei^afengebiet  im  großen  9Reere  bes  SBelt« 
^anbete  ber  alten  !itit,  bas  9Bag«  unb  fiager^aus  ober  bie 
„(gret".  (Sret  unbitauf^aus  bebeuteten  ur[prflngli4  gmeierlei 
Dinge.  (Es  gab  nSmlic^  Aauf^äu(er  o^ne  C5rete  unb  [olc^  mit 
(Breten,  b.  ^.  mit  Stapelprioilegien  (gradus,  Stoff eO.  SB« 


—     407     — 

ein  geto9^nIi$e$  »aufkauft  lebigli^  ein  offetitli^ee  fiager^aufi  ffit 
ben®ro6^anbeI,iDo  ieber  Seilauf  inSRengen  Aber  25  ^funb 
bei  (Bevi^isioaten ,  in  SRengen  fiber  1  ganjes  6tfid  bei  £ang« 
iDoren  unb  in  SRengen  fiber  1  (Brog  (144  Stfid^en)  bei  ftuq- 
maten  bie  Umfo^|teuer  au  bejo^Ien;  fyMtn,  \o  mor  ein  Aauf^us 
mit  Sretre^t  ein  [ol^es,  ido  olles  ftauf mannsgut ,  bos  ben  be« 
treffenben  Ort  pajfierte,  oon  SmtstDegen  geftapelt,  b.  §. 
obgelaben  unbumgemeffenbejn).  getoogen  oerben mugte, 
um  bie  9lieberlegungsgebfl^r  ju  ermitteln.  Diefer  iRome  (Bret 
ftnbet  fid^  in  ja^Irei^en  6t5bten  6abbeutf(^IanbSp  3.  S.  in  91  e- 
gensburg,  3ngoIftabt,  ftonftonj,  SBeigen^orn  im 
Surgouifd^en,  Geislingen,  Aoufbeuren,  Kempten^ lieber« 
lingen,  SReersburg,  Slaubeuren,  64ongou,  9Bärj' 
bürg  unb  Ulm.  Xeitoeife  ftnbet  er  {i(^  oud^  in  Serbinbung 
mit  ganj  beftimmten  ^anbelsortileln ,  3.  S.  als  Sßeingret 
Saljgret,  Sifengret.  üuc^  bie  Sejeid^nung  (Bretftabe, 
unb  Qret^aus  fommen  oor,  ebenfo  mie  bie  Sejei^nungen  (Sret* 
meifter,  (Bretfne^t,  (gretlo^n,  (Sretbrfide,  (gretjoll.  3n  Vugs' 
bürg   Reifet  bie  bifi^opi^e   SegrSbnisftötte   bie  fin|tere   Sret. 

Der  9{ame  (Bret  lommt  (er  oon  gradaa  Staffel  ober 
Stapel,  unb  ber  Slame  bebeutete  bie  Stufe  oor  bem 
mtar,  mo  bos  Opfer  niebergelegt  xourbe  unb  bie  oie  bie 
ftird^e  unb  ber  Äird^^of  unb  ber  Areujgang  oon  bes 
Stfc^ofs  9Bei^  umfangen  mar.  9Ran  finbet  bas  äBort 
namentli((  in  ben  flaoif^en  Sprachen,  00  Ograb  fo  oiel 
als  Sd^ranfe,  3<^un,  SBainbte,  SRarfung,  3e(nien,  Stiebjaun 
bebeutet.  $ograbIa  (eigt  Qebege,  gfreiung,  benn  mer  auf 
bie  (Bret  fommt,  ^t  grteben  unb  berbiefen  2f rieben  loa^rt,  l^eigt 
ber  (Braf,  (Brieoe,  (Brefe  ober  (Breifer.  9(ngelfä<l^|ifd^  (eigt  bas 
SBort  grld.  9Iud^  gofraite,  read,  rade,9{(ebe,  credenza  glei^ 
SRarftgenoffenfd^aft,  creda,  ftrebit  b&ngen  bamit  sufammen  wit 
bie  9Borte  nsten  glei(!(  bur^fei^n,  greten  gleid^  \\^  abmfi^en, 
frittelUp  bie  SBorte  Bretten,  ^ount,  (Berte,  grad  ober  Gorod 
bebeutet  bie  Surg,  ben  eingejäunten  9{aum  ober  (Barten,  ba^r 
Seigrab,  aBinbif^grot|,  9lou)gorob,  (Brabo,  SRompelgarb,  Stutt- 
gart, Ulmgarb,  (Barbmii. 

Die  Ulm  er  (Bret  Q)ar  ein  großes  (Bebaube  mit  ^of,  in  bem 
bie  grro^tmagen  oon  brei  Seiten  bur^  2:|ore  bequem  (erein-  unb 
(inousfa^ren  lonnten.    Oben  too^nten  ber  ®retmei[ter  unb  ber 


—     408     — 

(Brennet,  im  (Erb^ief^ols  tXKitcn  bie  €<treitftii&fii  beibci  Sc« 
amten  mit  bet  Ileinem  SBage,  ido  bie  93aten  9on  25  ißfunb 
bift  3u  1  Sentner  gebogen  unb  beimittt  tDucben. ;  3m  anben 
(BebSube  toutben  bie  großen  £aften  getpogen  unb  oufbenio^ 
1853  bra^  in  biefer  ®ret,  bem  ^allomt,  ein  gefS^di^ec  Snmb 
ausp  ber  bos  gmtje  (Bebfiube  gerftöcte.  Sin  feinet  Stelle  ent* 
ftonb  bann  bie  fe^ige  ^uptiDQ<|e,  lofi^renb  bie  Sronboeifi^er« 
ungsfumme  jut  Sibauung  ber  $oft  am  So^n^ofe  oenoenbet 
»urbe. 

3)ie  $er(onen,  oelc^  ben  Dienft  in  bec  (5ret  befolgten 
liegen  bie  9lotte.  Untet  JRottmefen  oetftanb  man 
ba$  $  a  d  -  unb  S  u  M  t^  ^  f  ^  n  in  ben  ^od^fen  unb 
fiager^aufem  bes  ÜRittelalters.  Das  SBort  Kot  ift  uralt  ob 
gamilien»,  Dcts«  unb  Slugnamen.  !Die  Germanen  fagen  in 
ilreife  gur  Setatung  jufammen  wie  bie  3nbianer  unb  Riegen  biefe 
^anblung  bes^alb  rota,  9lob,  Staute,  ftreis.  Hb  9lotte  gebtau<^e 
man  es  bed^alb  im  6inne  oon  (gefellfd^fl,  ^ausgenolfenfi^aft, 
Serein,  Snnung,  3unft.  9Ran  fpri^t  oon  SRottoenoanbten  ober 
Statsoerioanbten,  (Senoffen  bes  Säger«  unb  SBag^aufes,  ber 
SRflnje  unb  ma(|t  bann  au^  bem  Iateinif(^n  SBort  fflr  bie 
(Befeüen  ber  Xafelrunbe  (comites  stabolae)  bas  SBort  ftonftofeln, 
jlonftofler,  connetable,  (Senoffen  ber  !Rotte,  ^ausgenoffen,  Stapel- 
genoffen,  Xaf eigenoffen,  Stallgenoffen,  SRarltgenoffen. 

Seit  bie  3^11  ^^  Serle^rsioege  juna^m  unb  bie  Sc* 
förberungsmittel  oerbejfert  stürben,  litten  ga^Ireic^e  Ilei« 
nere  $Iä^e  unb  biefe  ^fen  fi<|  baburc^,  bag  fie  bie  itauf' 
Ieutegmangen,i|re3Barenouf{|ren9RorIteneinebeftimmte 
3eit  feilju^alten,  e(e  fie  mit  benfelben Q)eiienei|en  buiften. 
So  entftanben  bas  Stapelrei^t  unbber  Stapel goang.  Die 
liberalen  ^o^enftaufen  beftimmten  bes^Ib  1232  in  Ubine,  nie* 
manb  bfitfe  Ifinftig  me^r  gegn)ungen  »erben,  einen  SRarlt 
gu  befugen.  1)0$  maren  bie  !^t\itn  ber  ^o^enftaufen  foum 
oorbei ,  fo  bra(|ten  bie  fd^Iimmen  ^t\itn  es  mit  \\^ ,  bag  Me 
Prften,  ^ralaten  unb  ^enen,  bie  loirtf^aftli^  in  ben  ganben 
ber  3uben  unb  bes  ftäbtif^en  Sroglapitals  oaren ,  biefen  i^ 
(Befalle  oerpfSnben  unb  oerlaufen  mußten.  Seit^  me^en  fi^ 
bie  Stapelprioilegien  unge^uer  unb  man  unterfd^ieb  brei  6r  abe 
bes  Stapelre^ts.  (Einmal  bas  Umf^Iagsret^t,  mUfes 
barin  beftanb ,  bag  alle  9Baren ,  mel<^  an  einem  beftimmten 


-     409     - 

Orte  onlongicit ,  oon  niemonb  toeitei  Bf|9rbert  tDeiben  buifteit, 
ab  Don  ben  Stopelgenoflen  bes  betreffenben  llmf(^lag0pla$«». 
Dann  bos  eigenili(^e  Siaptlt ti^t  (jas  stapnlae),  bos  batin 
befionb,  ba^  bie  9Baren  an  bem  betreffenben  6topeIorte  eine 
3<tt  lang  feilgeboten  »erben  mußten;  enblic^  bae  ®retred^t 
(jus  emporii),  bas  barin  beftanb,  ba^  nur  bie  61opeIgeno|fen 
eine  beftimmle  3^U  I^^ng  ba$  Ked^t  ^tten ,  bie  betreffenben 
SBaren  ju  laufen.  @o  toaren  5.  8.  ade  SBeine ,  bie  auf  ber 
Sl^fe  na^  ben  Kieberknben  giengen,  in  Ortois  nieberjulegen 
unb  einige  3<U  feil]ubielen ,  e^  |ie  (n»eiter  bef&rbert  »erben 
burften.  60  butfte  i  9.  Ra}\tl  alle  aRinbif^en  Skiffe,  bie 
auf  ber  gulba  anlamen ,  nStigen ,  bie  ^älfte  ber  fiabung  in 
italfel  ju  oerlaufen ,  ebenfo  muglen  aber  bie  Aagler  6al)f(|iffe 
(ei  i^er  ga^rt  auf  ber  SBefer  )u  Winben  ^Iten.  60  be^nte 
£ub»ig  ber  Sa^er  bas  SRinbener  6<apelre(^t  auf  alle  (Büter  unb 
Gddiffe  auSp  bie  3  Xage  ben  Sfirgern  feilgeboten  »erben  mußten, 
e^  fie  »eitergeffl^  »erben  burften.  3)er  »id^tigite  Stapel  »ar 
ber  Saljftapel,  bei  bem  ja^Ireid^e  6tabte  ein  Sorlaufsrec^t 
Ratten ,  3.  S.  U  I  m.  Die  Uimer  ;ftaufleute  lauften  ben  Sfu|r« 
leuten  unb  Schiffern  i^e  gange  gfra^t  ab  unb  führten  fie  »eiter, 
iDos  bas  6alj  als  3n>if4en^nb  oerteuerte.  ^anb  in  $anb  mit 
bem  Hmf^Iagsre^t  gieng  bann  bie  9iangfo^rt,  bie  barin«be» 
ftanb  p  ba^  bie  (5enof[en  ber  Si^iffer«  ober  gu^rleute}unft  einer 
6tapel[tabt  bie  grad^t|tfide  in  beftimmter  Slei^enfolge  »eiter- 
beforberlen.  Die  6tapel|ttbte  lagen  an  »tätigen  6 tragen« 
Ireu}ungen,  bei  ber  Sinmfinbung  »ic^tiger  9lebenflü[fe 
in  ben  ^auptfirom  ober  im  SRittelpuntte  eines  großen  (6  t* 
biets  ober  »0  eine  ^aupt [trage  bie  6e>  ober  fianb* 
grenge  f^nitt  ober  »0  natflrlic^e  (ßrilnbe  gu  einem  9Be(^feI 
ber  Sefdrberungsmittel  nötigten.  3n  Deutf^Ianb  »aren 
fol^  ^auptftapelpli^e  j^on  frfi^e  Aöln,  SRainj,  6peierp  Zrier, 
gfranlfurt  a.  SR.,  aRinben,  Sremen»  SRagbeburg»  Hamburg,  Sres« 
lau,  granifuit  a.  O. ,  3ngoIftabt »  9legensburg ,  ^ajfau.  SBien, 
fi^ipSiO'  9taumburgp  £fineburg,  (Erfurt,  Sraun|(^»eigp  gteiberg  unb 
anbere.  Sinmfi|Ii4  Raufte  ft^  i^re  3a(l  immer  me^r.  60  erhielten 
1312  Sosen,  Aempten  unb  (E^ur  bas  6tapelre^tr  ^1369  ent- 
ftanb  bie  Sret  in  Ulm ,  1377  bie  oon  Ueberlingen ,  1392  bie 
9on  Jtonftan} ,  1419  bie  oon  64ongau  unb  btefe  Stapelred^te 
^inberte  ben  ^nbel  {e^r,  »eil   fie  bie  SBaren  alle  Sugenblide 


—     410    — 

einige  Xoge  feft^ieltett,  noobur^  [ie  fpoter  unb  teurer  an  ben 
ftimntuns^ort  gelangten. 

(Eng  3u|ammen  mit  bent  Stapelred^t  ^ieng  ber  Strogen« 
ga)ang.  !U6l218in9Reiben beftimmt tourbe,  bag lein SBagen 
Iflnftig  me^r  na^  Sonnten  eine  anbere  Strage  ab  burc^  ^xtu 
berg  fahren  follte,  lourbe  gugleid^  bie  9lieberlage  (depositio. 
exoneratio)  unb  bie  Sa II enteilung  (divisio),  bas  Xusteüen 
ber  Sallen  an  bie  Saumer,  unb  bas  Slusmeffen  be«  Salzes 
(mensnratio  salia,  stramen)  als  3^<>n9S^inrid^tung  bort  burc^ 
geführt.  SIls  um  1350  etma  ja^if^en  SBerlin  unb  Senebtg 
eine  neue  Stei^sfirage  errietet  u^urbe,  Q)urben  fiberaü  fogen. 
Sallen^Sufer  entertet  unb  eine  Sallenbinberinnung 
(rotta)  eingeftellt,  um  für  bas  Suf«  unb  Slblaben  5U  forgen. 
Diefe  SRottftra^e  fahrte  uon  Süffen  über  S^ongau  no^ 
Sugsburg  unb  es  mürbe  bes^alb  in  Slugsburg  ein  Slott« 
meifter  aus  ber  Aaufleutejunft  geQ>a^It,  ber  bafflr  su 
forgen  b^^^e,  bag  bie  Sfiterbeförberung  ri^tig  oor  ftd^  gieng 
unb  bem  bes^alb  bie  Sallenbinber,  ®utfertiger  unb  gfu^rleute 
unbebingt  gfolfi^  5^  I^iften  bitten. 

Slu^  über  ben  ®oltbarb  beftanb  eine  übnlidle  Sin- 
ri^tung.  1329  mürbe  bie  Sogtei  unb  Vflegf^aft  fiber  bas 
£eoentinert^aI  unb  bie  S  a  1 1  e  n  t  e  i  I  u  n  g  (distributio)  unb  bie 
6u|te  ba[elb|t  oerfe^t  unb  1363  mürbe  in  Urferen  eine  neue 
Saumerorbnung  erlaffen,  na^  berjebes  Xuc^farbel,  bas 
oon  Sospent^al  ^eruntergebra(!bt  mürbe,  ju  mfigen  mar,  bamit 
ber  grul^rlobn  rid^tig  gejtellt  merben  lonnte.  Der  (Bulferttger 
(distribntor)  im  (ßolt^arb^ofpij  nummerierte  bie  einjelnen  gor« 
bei  ober  9Raultierla[ten  unb  in  biefer  £)rbnung  Ratten  {ie  bann 
bie  Säumer  ju  beforbem.  9liemanb  burfte  bes^Ib  einen  anbem 
SSumer  nehmen  unb  lein  Söumer  burfte  Aber  bie  (Brenje  laufen, 
um  SBaren  3U  befommen,  au(^  menn  bie  Sefi^er  bas  9BaggeIb 
unb  bie  Sorleitungsgebfi^r  ju  joblen  bereit  maren.  Der  Gut« 
fertiger  erbielt  [eine  (Stiüf)x  er|t,  menn  bie  Sßare  in  ffiott^b 
angelangt  mar  unb  lein  Saumtier  burfte  me^r  als  1  Saum 
(fardello)  tragen. 

Seither  mar  bas  9lottme[en  red^t  gut  organifiert  bis 
1459,  mo  bie  5taufleute  oon  Augsburg  unb  Ulm  bitter 
Aber  bas  9{ottme|en  in  Xirol  flogten  unb  namentli^  fi^ 
befc^meiten,    bag    bie    Sutfertiger    (dlBtribatores    ballarom) 


—     411     — 

toilRfali^e  Sfu^flo^naRotbe  machen  unb  btcjenigen  (Bfiter  oitf* 
^tten,  bereit  ßenen  i^nen  nt^t  befonbete  Guttaten  enoeifen. 
3)entt  man  on  bie  oben  ge[(|ilberien  erfolgtei^eti  aRagregeln 
aSenebigs  ]ur  ^erftellung  einet  btielten  iReid^sftrobe  8e- 
nebig— Sugsburg— Slfirnberg— Serlin»  {o  ift  jmeifellos,  bog 
ber  oonSelixiJfabrigemelbetelllmer  Aauf  ^ousbau  oom  Z^xt 
1369  mit  biefer  neuen  Senebigei  Stxa%t  2u|ommen(ing.  SBie 
1361  SoQein— Sranbenburg  ben  6 als-  unb  SifenjoII  in 
Siegensburg  ouf  10  3o(re  an  bie  6tobt  Kegensburg  oer> 
{»fänbete, {o oeiyf finbete  1366 bie (Sraff^ft  SBerbenberg  — «Ibed 
unb  Air^berg  ber  SUbet  9lot  in  Ulm  ben  6al3goIL 
1378oerIie(  bie  (Sroff^aft  gelfenftein  bem  Otto  9t  ot  oon 
^itlifi^eim  ben  $funb«  unb  SRarltjoII  oon  Ulm  unb  Seis« 
lingen,  ben  biefelbe  an  ben  3uben  Ofi^in  oerpfinbet  ^tte, 
unb  1380  erlieg  Ulm  [eine  erfte  SretjoIIorbnung,  bie 
leiber  oerloren  ift,  unb  oerlegte  bas  Aauf^aus  ber  Surg  unb 
Stabt  3llbed  [amt  bem  bortigen  9Bo(^enmarIt  na^  Ulm. 

aSie  um  1368  ber  9{ai  unb  bie  6(^offen  oon  gf  r  a  n  !f  u  r t  ben 
Slet^sbefe^I  erließen,  neue  Orbnun gen  betreff enb  ben  ftlein« 
oerlouf  ber  ^anboeiler  5U  erla||en,  fo  baute  Ulm  1369  [eine 
Aramgaf  [e,  [(^log  alle  ^rioatläben  in  ben  Käufern  unb  erflarte 
bos  jlramlabenred^t  als  [täbtif^es  SRonopoI.  1385  oerlaufte 
9Berbenberg  bie  6tabt  ülbed  an  Ulm;  1398  mutben  bie 
aSBerbenberger  Jlinber  ins  Ulmer  Sfirgerre^t  aufgenommen  unb 
9Ragnu0  Hot  oerlaufte  ben  $funb«  unb  aRarltjoII  oon 
Ulm  an  bie  6tabt.  (Es  mar  toie  in  9{egensburg,  loo  1388  bas 
Sistum  ber  Stabtgemeinbe  auf  20  3Q$t<  ^^  griebgeri^t 
(C{nung)yben  Ileinen  3^11»  bieSBage  unb  (galgen^ube» 
bas  Sauamt»  Saderamt,9Iei(4§aueramt  unb^frag« 
neramt  oeq^f anbete,  [o  bag  bie  Stabt  bie  9erffigung  Aber 
bie[e  $rioiIegien  erhielt  unb  lebigli^  bem  gfriebgeri^t  ben 
Steuerf^a^  bafflr  ju  jaulen  ^tte.  Sben[o  laufte  1390  ber 
Ulmer  9{at  ben  6ammIungs[(|oe[tern  ben  !Re[t  i^rer 
Srot«  unb  i$lei[4b&nle  ab;  ben  anbem  Zeil  |atte  ber9{at 
[^on  fril^  gelauft. 

3nm  Setrieb  ber  ®r et  mar  ein  größeres  $er[onaI  erforber> 
Ii(6.  9n  ber  6ptt|e  [tanb  ber  (Bretme,ifter.::  Cr  §atte  bas 
einge^enbe  SBaggelb,  ben  ^funbjoll,  bie  Unterlaufs- 
gebühren  u.  (.  m.  einzunehmen  unb  in  bie  betreff  enben  hoffen 


—     412     — 

ju  f^offcn.  Sflt  iebe  ®e6fi$t  mürben  eigene  Sfi^r  g^ffi^. 
Heber  Slai^t  burfte  er  lein  ®elb  bei  fid^  bellten,  nur  2  bis  3 
6d^UIing  3um  ^erousqeben  burfte  er  bei  fi^  tragen.  3eben 
SRontog  wat  has  ®elb  mit  ilbre<|nung  ber  6tabtre^erei  ab« 
Suliefem.  «Ile  SeirSfie  für  SaummoIIffide  unb  $fttnb}öne,  bie 
fiber  1  Sd^illing  betrugen,  maren  einzeln  ju  bu^en.  abgelegte 
(Befd^oftdbii^er  »oren  bent  6teuetl|ou|e  oi^uHefem.  Die  meifte 
Srbeit  fyiüt  ber  (Bretmeifter  m  ben  gfreitogen  unb  6onistogen, 
wo  ber  SBod^enmorlt  er^S^ten  Serfe^r  brachte.  Hu^  ^ttt 
er  bei  ollen  Sar^ entlaufen  unb  bei  ollen  Unter Ifiufen 
ote  ®egenf<|reiber  (ftontro(eur)  unb  3^uge  tbAtig  gu  fein,  mobei 
er  niemonb  gu  lieb  ober  gu  leib  (preisen  follte.  (Eigene  Spdu- 
lotionen  in  6(|ntol2, 6oI}  ober  SBerg  ju  moi^en,  loor  ollen  5lauf« 
^usbeomten  oerboten ;  bo(|  mat  bem  ®retmeifter  geftottei,  auf 
9Bunf4  ben  Sfirgern  unb  Seimo^em  ben  (Einfouf  oon  64nial} 
SU  beforgen,  mo^renb  es  \^m  oerboten  nmr,  biefe  SRfl^ooItung 
fiir  eble  ober  uneble  auswärtige,  geiftli^e  ober  »eltli^e  fJerfonen 
ousgufiben.  (Es  mat  i^m  ebenjo  ftrenge  oerboten,  ftöufe  ober 
Serlaufe  fiir  bie  gfoftore,  b.  f).  für  bie  Vertreter  frembcr  ^onbels- 
gefellfc^often,  ober  ffir  fonftige  grembe  ju  besorgen.  Verfehlungen 
ber  (gretbeontten  b^tte  er  jur  übftrofung  ber  Stobtrecbnerei  gu 
melben ;  (Selb,  SRfi^et ,  ®obe ,  S(|enfung,  Speife  ober  Xronf 
onjunelmen,  mar  ollen  Sretongefteltten  oerboten.  Slle  ^en 
ber  Stobt  9lu^en  gu  fSrbem ,  |ie  oor  6^ben  }u  nmmen  unb 
foI<^en  obju^olten,  vo  {ie  {onnten ,  unb  bos  9latsge^imnis  ja 
mobren  ibr  £eben  long.  HIs  (Behalt  erhielt  ber  Gretmeifter 
freie  SBo^nung  unb  Se^olgung  unb  {fibtü^  60  $funb  ^Iler, 
femer  on  (Beorgi  4  fßfunb  Roller  ffir  Snfertigung  ber  (Bret' 
gei.dben  ober^  AouHousmorlen.  Die  Ceffnung  ber  (Bret 
i^olte  im  6ommer  um  6  U^r,  im  SBinter  um  7  Ubr  gu  erfolgen. 
Unter  bem  (Bretmeifter  ftonben  bie  <BretIne^te.  Sie  b^ 
forgten^bos  Huf«  unb  ^bloben  ber  9Boren  unter  ber  (Bret 
unb  moren  gIei<!bfolIs  oereibigt.  (Einer  oon  i^nen  umr  „SBo^b* 
ner",  b.  |.  er  fyitit  bie  betreffenbe  SBo^e  ben  Slo^tbienft 
in  ber  (Bret.  (Er  mugte  im  Sommer  oon  8  Ubr  obeitbs ,  im 
SBinter  oon  7  Ubr  obinbs  bis  gur  3Bieber9ffnung  ber  (Bret  ben 
92a^in)a<bterbien[t  oerfe^en.  Dos  9Iuf»  unb  Sbloben,  bos  (Ein* 
unb  auslegen  follten  bie  ®rettne<!bte  getreu  Gerriten,  iebermami 
glei(|>  bebonbeln  unb  ni^t  me^r  als  ben  oorf^iriftsmfi^en  £o|i 


—     413     — 

oeilongen.  Sott  ben  Salj'  unb  SrctgeM^ren  foIUen  fie  bcn  bei 
etabt  iufte^enben  Anteil  olle  gfieitage  btr  Stabtre^nerei  ab* 
liefetn. 

2)09  gansc  Aauf^aus  ftanb  im  (5 retf rieben.  Wie 
gfteoel,  bie  unter  ber  (Sret ,  ouf  ber  3)onaubrfide  unb  gmifd^en 
ben  XJ^oren  begongen  mürben  ober  an  ben  SRailttagen  unter 
bem  Aorn^ufe  unb  auf  bent  SBein^ofe,  folange  bie  go^ne  me^te, 
iDurben  b  o  p  p  e  1 1  beftraft  unb  ben  (Bretmetftem  unb  ben 
SoIIenbinbem  wox  xodü^ttib  biefer  3<U  ^  Xrogen  oon  3Re[fer 
unb  3)oI^  geftottet.  £)ie  go^Irei(|en  Diebfto^Ie,  Aber  bie  3.  8. 
1530  gellQgt  »irb ,  mo^lten  bies  notioenbig.  tlte  (B  e  b  fi  ^  r 
erhielten  bie  ®retlne^te  ffir  bos  Kuf laben  1  3<niners  Saum* 
loolle,  ber  auf  bas  £anb  abgeffi^rt  »urbe,  1  ^fg.  Sluflabegelb» 
ffir  bos  Suflaben  einer  9Ba(|»[^eibe  1  ißfg.  oom  9lfimberger 
3entner,  für  ba«  S(bQ)Sgen  einer  6(|eibe  3  il^Slltx.  Das  fiabe* 
gelb  ffir  1  einjelne  ^äringstonne  betrug  3  $fg.,  für  1  einjelnes 
£agel  (Zonne)  mit  etabi  4  $fg.,  für  ein  falbes  £agel  2  $fg., 
ffir  ein  Sar^entfarbel,  b.  §.  45  6tud  Sar^ent  gu  24  (Ellen,  3 
^Sller.  Das  Sbmfigen  baju  lolteie  4  ilreujer  oom  3^ntner. 
alles  anbere  na(|  gf  t  Q  n  I  f  u  r  t  beftimmte  3^n^n^^9ut  i/oXßt 
ungemogen  1  $fg.,  geioogen  3  Malier  oom  3cntner.  Dos  Sin» 
ben  eines  Sord^entboIIens  (fardello)  lofiete  2  Sd^illing  (24 
^ailer) ,  bos  Sinben  eines  Salld^ens  10  $fg.  (20  Roller). 
DosSfi^ten  eines  SoIIens  ins  $aus  mad^te4$fg.,bas8Ius* 
meffen  eines  oierfp&nnigen  SBogens  geftogenen  Soljes  mit  ber 
Salgpfonne  7  6^ining  (84  gSIIer).  Dooon  erhielten  bie  ®ret- 
Ine^te  1  e^illing  (12  ^ailer)  iDleggon  unb  2  Si^iHing  (24 
Waller)  fio^n,  bie  6tabtre^ner  4  Shilling  (48  $fi(Ier).  Dos 
Husmeffen  eines  gtoeifpSnnigen  Solgmogens  toftete  5  (Shilling 
(3  ffir  bie  6tobt,  2  für  bie  Anette),  bos  SReffen  eines  ein« 
fpfinnigen  SBogens  48  Roller  (28  für  bie  6tobt,  20  für 
bie  Anette).  p|rte  ein  Sürger  gonge  Solgf^eiben  in  bie 
6tabt,  fo  erhielten  bie  €tabt  1 6d^iIIing  Sretgelb  unb  bie  (Sret« 
Intäitt  1  gSIIer  ffirs  übloben.  Dos  Susmeffen  eingelner  6alg' 
Pfannen  loftete  1  $&IIer  für  2  Soigpfonnen,  oooon  ^/s  ber  Stobt, 
>/8  ben  Grettne^ten  geborte ;  bos  Susmeffen  einer  eingelnen 
$fonne  loftete  nid^ts.  fiogerte  ein  gfrember  Solgfd^eiben  in  ber 
®rct,  bie  unoerlouft  blieben,  fo  go^Ite  er  4  Roller,  (3  ber  6tabt, 
1  ben  Anetten)   für  bos  Slbloben  feber  6(l^eibe.    9Burben  bie 


^  I 


—     414    - 

e^tVbtn  oerlouft,  [o  gab  iebe  @(|eibe  3  ^fillet  (2  ber  6tabt, 
1  ben  Ane<|ten  fürs  9lblaben).  Das  Cinftogen  uoit  Salj  tn 
ein  grab  loftele  4  ^Sllet  an  bte  (Btettne^te.  Dos  Sblaben 
eines  9Bagens  Aarinet  Sifen  loftete  6  $fg.,  bos  Sblaben  eine« 
Sof^ens  Stjens  4  ^ßfg.,  bas  Suflaben  oon  6(|teneneifen  im 
SBett  oon  1  ^funb  fället  loftete  2  6d^iIUng,  bei  me^i  sohlten 
je  2  Shilling  (Eifenmett  1  ^fg.  meiter.  Das  Serbringen  oon 
aSaren  na<|  bet  SBage  foftete  1  galler  ffir  {eben  3entner.  Das 
9uf«  unb  Slblaben  einjelner  Stfide  gr^anlfurtet  (But  betrug  1 
Areujer.  Sin  Sauen  gabem  mit  2  Sentnern  gab  2  ^ailer 
Sib(abegelb;  bas  Slblaben  eines  C&fltermagens  loftete  1  6(^3« 
ling  unb  1  Roller  für  jeben  Centner,  falls  bas  (&ut  ju  nmgen 
mar.  1  ungeioogener  6aum  (Bemanb  foftete  1  Shilling  £ab^ 
gelb,  bas  Slbmögen  oon  Semanb  loftete  3  ^äller  ber  Sentner. 
Die  (Sretlne^te  erhielten  bies  (Selb  gegen  Seja^lung  oon  9 
Punb,  6  6d^iIIing,  8  öaller  fä^rliil  als  3ins. 

(Eine  Sonntagsruhe  gab  es  im  (Bfiteroerfe^r  ber  ®ret  nt^t 
Das  9lMaben  oon  (gfltern  max  bis  jum  3a^r  1574  au<i^  an 
6onn<  unb  gefttagen  anftanbslos  geftattet;  erft  feit^er  oerbot  es 
ber  9{at,  roeil  bas  june^menbe  SBo^Üeben  ber  Seamten  nac^ 
9{u|e  oerlangle.  1532  n)urbe  ben  Sallenbinbem  bas  Xrinlen 
oon  ^ein  außerhalb  i^rer  SBo^nung  an  SBerttagen  oerboten. 
(Es  maren  10  (gtetjie^er  ober  Aarrenjie^er  unb  2  Spanner. 
mel<|e  bas  Husffi^ren  ber  (Solft^en,  (Bugler,  Sar^ente,  bes  ®^ 
manbs  unb  (Beffills  beforgten.  Sie  ffi^iten  bas  oon  ben  gfrem» 
ben  unter  ber  (Bret  gelaufte  (But  in  bte  Verbergen  unb  gSufer, 
wo  bie  gremben  i^re  Ufu^rtoogen  Ratten.  O^ne  einen  gefi^ioo' 
renen  ®retlned^t  burfte  niemanben  ein  Sallen  gebunben  loerben, 
namentli^  nid^t  oon  ben  (Bretjie^em.  Die  Seftellung  ber 
Sretlnec^te  erfolgte  bur(^  ben  (Bretmeifter  nad^  Sorfteüung  oor  ben 
Stabtre^nem  im  Steuer^oufe.  Die  (Bretjie^er  fibema^men  oiet 
fad^  bie  gfremben,  n)es|alb  fie  1519  oorfiberge^enb  na^  altem 
Sraud^e  mieber  in  2  ^Rotten  geteilt  n)urben  unb  1585  bie  3oei' 
teilung  bauemb  burdbgeffi^rt  mürbe.  3ebe  SRotte  ^tte  5  SRonn, 
oon  benen  einer  SBot^ner  mar. 

Die  ältefte  Ulmer  (Bretorbnung  ftammte  oon 
1389,  eine  anbere  oon  1414;  eine  meitere  Orbnung  oon 
1510  ift  eine  (Ergfinjung  beiber.  SIuc^  in  Ulm  beftanb  mte 
anbermfirts  ber  SBag^ausjmang  ffir  allen  (Brogumfo^.    (Es 


—    415    — 

mar  {ebermonn  ftrenge  oer&oten,  ^olbe  unb  gonje  3eitiner  unb 
^o^ere  ®e»i4te  behufs  hts  Serloufs  im  ^oufe  ausjutDiegen, 
»eil  boburd^  bec  6iabt  3on  unb  SBaggelb  entgieng.  3eber  ftauf 
Aber  25  $funb  toot  unter  bie  (Sret  an  bie  geft^morene  SBage  5tt 
bringenbei  lOSuIben  61rafe.  9ud^  (Sarn,  SBerg.SBoIIe  unbe^malg 
burfte  nirgenbs  onbersmo  gemogen  merben  bei  1  (Bulben  Strafe. 
Sr|t  1550  iDurben  biefe  (Sefetie  abgef($afft.  3lu(4  ber  £ager- 
3 mang  beftanb  ffir  bie  (gret.  Aein  ftaufgut  burfte  anbersmo 
ob  in  ber  (Bret  gelagert  meiben.  9Is  (Entfc^äbigung  ffir  bie 
3)ien|te  bes  Slbmägens  unb  £agerns  er^ob  bie  (gret  bas 
SBaggelb  unb  bas  (Bretgelb.  SRan  finbet  a^nlid^e  Seftimm« 
ungen  au(^  anbermarts.  1352  beflimmte  3.  S.  Sa  fei,  niemanb 
bfirfe  9Bage  unb  Semi^t  fiber  12  V2  $funb  galten,  fonbern  alles 
fei  an  ber  g^onmage  3U  mfigen  unb  bem  Sisium  \>qs  SRarltgelb 
3u  enlri^ten,  bos  nur  bie  ^älfie  betrug,  menn  bie  3<4Iung 
ausmarts  erfolgte. 

Die  ftauf^ausgebu^r  3erfielin2  Xeile,  in  biemensara 
ober  bas  SBaggelb  unb  in  bie  depositio  ober  bie  Slieberlage* 
gebühr.  VHe  SBaren  maren  ins  Aauf^aus  3U  bringen  unb  bas 
® retgelb  mar  oon  Sfirgern  unbSfiften  3U  3a^Ien.  Dur^fu^r* 
g  u  t  sa^Ite  lein  (Bretgelb,  mer  aber  langer  als  2  Xage  blieb, 
3ape  benno^  fol^es,  au(^  menn  er  ni^lt  ablub;  nur  mas 
megen  SBagenausbefferung  länger  liegen  bleiben  mugte,  mar  oom 
Sretgelb  frei.  Stimmte  bas  (Semid^t,  bas  ber  Kaufmann  bem 
gu^rmann  angab ,  [0  sa^Ite  ber  gfu^rmann  bas  SBaggelb ;  mog 
bie  SBare    mebr,  |o  sohlte  es  ber  Kaufmann. 

SBeiter  mürbe  unter  ber  ®ret  erhoben  ber  ißfunb3oII. 
!Diefen  mugte  nur  ber  grembe  beja^Ien,  ber  einen  ftauf  ober 
Serfauf  abi^Iog,  nid^t  ber  Sinbeimifc^e.  Der  Ulmer  ^funbsoll 
ge|5rte  urfprfinglidb  bem  ^bte  oon  9?ei4enau.  Son  ibm  mar  er 
in  ben  Aam)>fen  jmifd^en  ber  Slbtei  unb  bem  9lei^e  um  bie 
Sogtei  in^anbere  $änbe  übergegangen.  3m  13.  3a^r(unbert 
mar  er  ein  ^elfenfteiner  fielen  bes  ^Ritters  oon  3nerei(|en ,  ber 
i^n  ben  Sfirgern  9{ot,  Vrlabus  unb  Smorlid^  oerlieb,  bie  1299 
bos  Alofter  Seben^äufen  auf  emige  3^it  oom  Ulmer  ^funt^oll 
befreiten  mit  Sinmilligung  ber  gefd^morenen  9{atgeber.  1398 
laufte  ber  9lat  bem  SRagnus  9iot  feinen  Xeil  am  Ulmer  $f unbsoll 
als  ^elfenfteiner  fielen  ab ;  ben  Zeil  bes  Ulri^  9{ot  erbielt  bie 
6tabt  erft  1430.    9lu($  alle  ftaufmannsmaren ,  bie  oon  Ulmer 


—     416    — 

C5e[<|äft6leuten  bis  Sitslanb  gtengen,  mußten  ben  ^funlqoll  bc> 
jaulen ;  er  loac  eine  Umfa^fteuei  für  ben  (Brog^onbel.  %Ut 
gfarbel,  Sar(|enttfi(|er  unb  anbete  jtaufmannfigfltef ,  bie  oon  Sfir* 
gern  auf  Seftellung  mäf  granifutt  u.f.iD.  oerlauft  oitrben,  nMxren 
oon  ben  Sfirgetn  ju  oeijollen ;  qu$  g^embe,  bie  unter  ber  (Bret 
SQumn)oIIe  an  bie  Ulmer  SBebereien  oerlauften,  ^tten  biefe  {u 
oerjollen.  Sejo^Iten  bann  bie  aOBebereien  in  flblii^r  9Beife 
bie  SaumtooII^änbler  mit  Sar(|enltfi<|em  unb  bie  Saum« 
moK^onbler  gaben  biefe  Xfld^er  auf  bie  SIei(|e  ober  Dei> 
lauften  ober  oertauf^ten  fie  gegen  gebleii^te  Ifli^er,  um 
biefe  3:fl(^er  bann  na^  S^anlfurt  ju  f^iden  ebenfalls  pfunb- 
jollpfid^ttg  mie  anbete  Sar^enttfi^er  unb  Sar^entfarbeL  (Oenfo 
mürben  bie  ftfit|(|net,  bie  glaubten,  menn  fie  $eljvaren  für 
auso&rtige  jlunben  auf  Seftellung  fertigen,  brauiien  fie  leinen 
^funbioll  ju  jaulen,  gegenteilig  belehrt. 

Die  Erhebung  bes  ^funbjolls  gefd^o^  bur^  ben 
$f unb} oller,  ber  i^n  in  Segennwrt  bes  (Bretmeiftets  einiog 
unb  fofort  ba»  (Selb  in  bie  ^funbjolllaffe  }u  legen  (otie, 
namentlt^  am  gfteitog  unb  Samstag,  wo  bie  meiften  (&ef(^9' 
abfd^Ififfe  erfolgten.  Heber  Sla^t  bflrfte  er  tein  (Selb  bei  ft4 
behalten.  Z^htn  9Rontag  ^atte  9bre(|nung  auf  bem  Steuer* 
^aufe  3U  erfolgen,  ftein  S^^Rot  burfte  einem  gremben  Salj« 
fd^eiben,  (Blasliften,  Afirtner  (Sifen,  SIe$,  Seoanb,  (Semfirs  ober 
anbete  9Bare  oeilaufen  ober  ablaufen,  o^ne  es  bem  ®retmetfter 
an}Ujeigen;  ebenfo  maten  alle  ^anboertsleute  baju  oertifli^et 
unb  bie  Aaufleute  unb  gfaftore  ober  ttgenten  ber  fremben 
fremben  gonbelsgefellf haften.  9la^  (Erlegung  bes  ^funbjolls 
erhielt  ber  Setreff enbe  eine  (Bretmarle,  bie  i^n  }ur  Xusfu^ 
burc^  bie  Stabtto^re  bete<|tigte.  Aein  ®tetfne(|t  ober  Sollen« 
binber  burfte  eine  foI(|e  SRarle  an  femanb  abgeben,  beffen  Sauen 
er  ni(^t  gebunben  ^atte.  9lur  Sfide  mit  weniger  oIs  5  Sar^ent* 
tfi^em,  (Bolf^en  ober  (Buglem  burften  na^  tCn^eige  unter  ber 
(Bret  felbft  gebunben  merben.  Die  Z^ormfirter  ^tten  jeben 
Su^rmann  ju  fragen,  ma  er  ffi^re,  Q>em  bie  SBote  ge^, 
oo^in  fie  ju  bringen  fei  unb  mo  ber  gu^rmann  einfteüe. 
p^rte  ber  gfu^rmann  (6manh  ober  fioben,  ^e  bies  ber  Z^r« 
matter  bem  (Brautud^erjunftlne^l  mit}uteilen,  ber  bann  mit  bem 
gfu^rmann  }um  (5retmeifter  gieng  unb  für  bie  ScrioHung  au 
forgen  ^atte,  glei^oiel  ob  bas  Zu^  oerlauft  ober  auf  Bieferung 


—    417     — 

• 

gtbmmeit  vm.  Sienfo  latten  es  bte  3unftlne<l^te  Ut  Afirf^iner, 
9Ie|Uer,  Sedler,  6<^tt^a(|er,  S^ntittx  unb  Setbet  ju  ^Ben, 
iDerni  bte  gu^tleute  i^e  S^nft  betreff enbc  SBareti  führten. 
8rQ(|ten  ^tmit  (&e»onb  ober  Soben  an  Umer  (BeiDonb« 
f<l^netber,  b.  ^.  Xud^Iabenbefi^er,  bte  auf  SBagnis  ber  grcmben 
einfleffl^  lourben,  fo  nar  bie»  ebenfalls  ju  DerjoIIen.  Aauften 
Sbelleuie  oon  Sflrgern  ganje  Züäfzt,  fo  nmren  biefe  ioUffrei, 
oenn  fte  nad^  (Selöbnis  bes  itSufers  jum  ^ausbraud^e  bienten. 

IV.    2)te  Ulmer  ßattflentejunft 
1.    3)ie  Stnrid^tungen  ber  3u"f^* 

Die  Hinter  jtaufleutejunft  roar  feine  (Brog^nblerjunfL 
(Bro^anbel  burfte  ieber  treiben,  er  beroegte  [i^  au^er^alb  ber 
Stabtgemeinte,  betn  poIitif4<red^tIt($en  Areife,  unb  mar  nt<|t  im 
3unftra^men  untergebro^t,  er  loar  lein  SRonopoI  einer  Aorper« 
|<^aft.  (Einfuhr  unb  Vusfu^r  im  Srogen  roie  bie  (Bfiterbeforber- 
ung  über  bas  Spebitionsgefc^öft  tooren  nid^t  an  bte  3&nfl^i  N' 
bern  nur  an  bie  Aauf^ausorbnung  gebunben.  Site  Slufgabe  bes 
3unflioefens  galt,  eine  moglid^ft  groge  3^^!  "mittlerer 
Ssiftenjen  }u  getDO^rleiften,  inbem  es  biefen  basSKonopoI 
auf  ben  ft  I  e  i  n  b  0  n  b  e  I  übertrug.  Die  Ulmer  Aauf leutejunft  mar 
bes^alb  (eine  (Brogb^nblerjunft  im  Unterfd^ieb  ju  ben  llein^auf 
beinben  Ar&mern,  fonbern  |ie  untetfc^ieb  \i^  von  biefen  nur 
burcEi  ben  ganbeUgegenftanb.  Seibe  maten  Alein^änbler 
unb  besbolb  }finftig,  nur  ^anbeltcn  bie  Arämer  mit  6|)e}creien, 
Auramaren,  9uelanbtu(|en,  fiber^aupt  mit  allen  (Einfuhr* 
gegenftänben  mit  Slusna^me  oon  Salj  unb  Sifen,  bie 
Aaufleute  bagegen  Ratten  bas  9ie<|t  auf  ben  Alein^anbel 
mit  9io§ei|en  unb  6al}[(4eiben,  mie  bie  SRer^Ier  auf 
Alein^anbel  unb  fianbeserjeugniffen,  mit  S^malj, 
}erbro<|enem  Salj  unb  fiebeuBmitteln,  unb  bie  Sr au  tu (^ er  auf 
ben  Alein^anbel  mit  3nlanbtu$en.  Damit  mar  inbes 
nicit  gefagt,  bajs  bie  Aaufleute  nur  mit  6al3  unb  (Ei|en  Baubeiten. 
SBie  ber  Arimer  m^  93  e  n  e  b  i  g  reifte,  um  Arammare  ju  ^olen, 
SaummoIIe  ober  Gpejerei,  ober  na^  gfranlfurt,  um  flanbrif^es 
Zu(|  3U  laufen,  fo  ^olie  ber  Aaufmann  Salj  unb  (Eifen  in  ^e* 
gensburg  unb  CEniS,  fo  taufte  ber  ÜRerjhr  S^mal}  in  Storb* 
fingen  unb  Dinlelsbübl,  fo  |oIte  ber  Srautu^mat^er  S^a\^ 
molle  im  Sau  ober  in  ben  92ieberlanben.    3mmer^in  aber 

27 


—    418     — 

• 

iDor  ein  Untetfc^ieb  i»tf$en  beit  ftaufleuten  unb  ftiSmem  m^ 
in  8e}ug  ouf  bos  ^anboeilsgeug  unb  bie  ^onboeils« 
fibung  infofem  ooi^nben,  als  bie  fttfimcr  bei  offenen  Ce« 
»olben  ^nbelten  unb  bos  Sie^t  auf  bie  ftleinioage  bis  30 
25  $funb,   bie  (Elle  unb  bas  Aleinftfld  ^tten,   »fi^ccnb 
bie  Aaufleule  auger  mit  6ta(I  unb  Stfen  bei  gef<|Iofjenen 
(BeoBIben   unb   Aammern   au<l^  mit  6al},   Schmal),   Butter, 
6(|afiDone,  SaumooIIe,  Saumdl»  Xu^  u.  f.  ».,  aber  nur  in 
SRengen  oon  1  3<niner  ober  1  Sallen  unb  me^r  l^anbelten  unb 
i^nen  bei  offener  galle  ]u  oetlaufen  bei  Strafe  verboten  nrar. 
Die   Slttglieber  ber   ftaufleutejunft   lonnten   urfprfinglt^ 
au(|  in  bie   Seamtenjec^e   eintreten,  mca  i^nen   aber   1490 
bereits   oerboten     mar.      Die     Aaufleute     geborten     frfiber 
ebenfalls   ju   ben  ArSmern  unb  fonberten  fii|  erft  fpSter  ob. 
SBann  bies  gef<|a^,   wt\%  man  ni^t,  bod^  beftanb  1397  bie 
Aaufleutesunft  bereits  unb  lam  als  2»eite  hinter  ben  fti&mem 
unb  oor  ben  (Brautui^em.    @ie  Ratten  mie  biefe  unb  bie  S^miebe 
unb  8&der  auger  bem  S^^^fiineifter,  ber  im  Ileinen  Kate  fa|, 
no(^  3  Sertreter  im  großen  Siate.    Serübmte  Ulmer  Jlauf' 
mannsfamilien  maren  1490  namenlli^ bie® reg g,  £eins, 
SBurm,   fiupin,   galb  unb  (Bienger  unb  1530  bie  (Brcgg, 
£eins,  £upin,  (Bienger,  6<|uler,  SBeilmann  unb  Xottengatter. 
Das  aOBappen  ber  ftaufleutejunft  mar  ein  himmelblauer  6(^tlb 
mit  2  oerf^Iungenen  ^anben.    1452   beftimmte  eine  Orbnung 
ber  Aaufleute}unft,  mer  in  ber  (Bret  ober  augerbalb  berfelben 
ein   SReffer  jude  ober  im  (Emft  ober  im  3^^  ^^^  fi^^if^i 
[olle  1  ®ulben  Strafe  jaulen  unb  mer  einen  anbem  fifigner  ober 
Unma^rfager  freite  ober  anbere  unsiemlicbe  SBorte  im  (Emft  ober 
3orn  gebraute,  10  S(|iinng  Strafe  geben;  ebenfo  mer  bem 
anbem  einen  ftunben  in  unrebli<|er  Weife  abfpenftigmo^. 
1491  mar  bte  ftaffe  ber  Aaufleutejunft  [<^Ie(|t  beftellt ,  mfi^enb 
bie  Arämer  unb  9Beber  Ueberflug  Ratten.    Sei  ber  Katsma^I, 
an  Seorgi  unb  an  SBei^naAten,  Hagle  man,  ge^  ju  oiel 
bei  ber  3^4^  barauf ,  fo  bog   bie  3unft  je^t  S^ulben  1^. 
aOBegen  ber  Neuerung  unb  ^rten  3<it  foä<  bes^Ib  nur  no<| 
^alb  fo  oiel  gfaftenfpeife  mie  SRanbeln,  S^igen,  gro|e  unb 
fleine  SBeinbeeren,  aufgetif^t  »erben  ab  feit^er.    8u4  foltte  ni^t 
übetfififfiger  SB  ein  unb  Srot  oerbrau^tmerbenunb  ber3ttn^« 
Ine^t  bem  SSder  bas  flbrige  Srot  micber  ^imiAtn.    Kur  an 


—    419    — 

SBei^no(|ten  follten  femer  junt  neuen  SBein  au^  neue  Seilet 
flelauft  »erben.  Zxat  einer  oom  fianbe  ober  aus  einer  anbem 
3unft  3U  ben  itoufleuten  über ,  fo  nmr  ber  Xag  bes  CEinirUts 
unb  ber  jlinber}o§I  unb  beffen  9tame  bur^  bie  Sfld^fenmeifter 
ouf3u|(|retben.  Die  Don  ftfi^er  oor^nbenen  Ainber  mulien  bann 
bie  3unft  loufen.  Su^  fieute  aus  anbeten  Sänften,  bie 
frfi^r  in  bie  3unft  fibergetreten  nmren  unb  itinber  mitgebracht 
Rotten  t  follten  biefen  bie  3unft  laufen.  (Einem  9li(|tlattfleute« 
jfinftigen  bas  £et(|entu<^  ber  3unft  auf  bie  Sa^re  su  legen, 
ipar  oerboten ;  bo^  nmr  jebeimann  f reigeftetlt,  einem  Slic^tjünf« 
ttgen  oon  \\^  aus  2ur  £eic^e  ober  $o<^}eit  )u  ge^en ;  nur  follten 
ber  3vnft  baraus  feine  Aoften  erma^fen. 

1508  grfinbden  12  jlaufleute  eine  Sruberf^aft.  91$ 
ißatron  lourbe  ber  ^eilige  S^^nj  crllärt,  beffen  3<^rtQB>  ^ 
4.  Citober,  feierli^  begangen  mürbe,  um  ffir  ber  Srfiber  £eben 
unb  Zob  2u  bitten.  Z^hts  mit  Zob  abgegangene  SRitglieb  unb 
belfen  S<tmiIienangc|orige  follten  mit  Sigilie  unb  6ee(enamt 
auf  Aoften  ber  Srfiberf^aft  befungen  merben.  9b  Aird^e  für 
bie  Srfiber  lourbe  bie  Sarffigerlir^e  beftimmt.  ülle  3a|re 
omrbe  ein  So^^ias  ffic  ^i^  Srfiber  gehalten;  o^ne  (Entf^ul« 
bigung  babei  Slusbleibenbe  {aalten  1  6<|ining  6trafe.  Das 
(Eintrittsgelb  in  bie  Srüber|(^aft  betiug  1  (Bulben ,  ber  Saures« 
beitrag  4  Areuier,  bie  auf  Sranjisd  ju  jaulen  oaren.  9leuein- 
tretenbe  oaren  oon  ben  4  Srflbermeiftem  ju  mahlen  unb  mujsten 
|i4  3ur  Sin^Itung  ber  Orbnung  oerpflid^ten.  Sei  ber  9{e^nungs- 
abläge  tiaten  allia^ili^  gioei  Stfibermeifter  aus ;  bie  ftaffe  oer- 
Q>o^tte  ber  «eltefte ,  bie  3  anberen  Ratten  bie  3  St^Iilffel.  (Er* 
[«dien  einer  nii^t  auf  Serufung  ber  Srfibermeifter ,  fo  jaulte  er 
1  $funb  SBa^s.  Dem  Ulmer  Stabtpfarramt  jollte  baburc^ 
lein  (Eintrag  gef^e^en.  Die  leitete  Se|timmung  gef(^^  bes« 
^alb,  toeil  bie  aBeltgeijtli^Ieit  bas  (Entfielen  loeiterer  Srflbec- 
l^aftsgemeinben  ber  ftidfter  ungetne  fa^,  ba  fte  ^ieburd^  in  i^ren 
(Einnahmen  gef^fiblgt  Q)urbe. 

3m  3<4c^  1524  Ilagte  bie  3ttnft  erneut ,  ba^  man  beim 
gfefteffen  anISbIi(|  ber  9latsanberung,  an  (Beorgi  unb  9Bei^« 
nad^ten  mit  Seigen,  9RanbeIn,  9Beinbeeien,  (Eiern  unb  ftS|e  fo« 
loie  mit  bem  Steinalten  ber  3unftmeifter  unb  SRäte  unb  bem 
9teuia|tsgef^enf  an  SBein  unb  Stot,  bas  man  bem  3unftmeifter 
in  feine  SBo^nung  f^idte,  groge  Unloften  ^obe.    Dies  alles  follte 

•  27* 


—    420    — 

bes^Ib  lünftig  abgcfitllt  unb  bie  Sa^e  fo  g^orbnd  iDerben,  ba| 
bei  bett  !i^^i^lo%tn  on  bcr  StatsSnberuiig ,  an  C&eorgt ,  SBei^ 
na(|ten  unb  Steufa^r  olles  bnx^  bie  Sfi^fenmeifter  unb  6tubeR< 
^enen  jttfammenflere^net  unb  umgelegt  iverbe.  9tnt  bcr  3unft' 
meifiet  jolite  freigehalten  merben. 

1530  grfinbete  bie  ftaufleute}unft  bie  ,,untere  Stube'' 
gegenfibet  oem  Xat^aus  5Ut  Xb^altung  gefelliger  3tt[amnteiif finfte, 
®aftmä^Iet  unb  5^3<Uen.  SRan  laufte  ein  ^aus  um  500 
(Bulben.  SRit  ben  5<^u63infen  mürbe  ber  Stubenfnei^  befolbet. 
!Der  JRat  prote|tierte  inbes  obbolb  unb  bie  ftaufleute  muroeit  oor 
bie  oberen  Stubenmeifter  gelaben.  6ie  erllärten  bort,  t^  3^' 
[ammenifinfte  bienen  nur  jur  gefeiligen  Unterhaltung  unb 
3ur  Seratung  oon  5anbelsgegenft5nben.  6ie  feien 
leine  gef<|I  offene  (Befellfd^aft  unb  out^  Slnge^orige  anberer 
3finfte  feien  milKommen.  Der  Xat  geftattete  benn  ou^  bie 
Stube  als  allgemeine  3unft}e(|e,  oerbot  aber  alles  3^' 
trinlen,  Sottesliftem  unb  Spielen.  1548  }og  inbes  ber  9lat 
unter  $roteft  ber  Stubengenoffen  bei  ber  9legimentsfinberung 
bie  untere  Stube  an  fi^  unb  erft  1566  mürbe  bie  untere  Stube 
mieber  neu  eingerid^tet.  Ss  ge^dden  bamals  u.  a.  ber  ftauf« 
leutejunft  an  bie  Stabtrate  (Bienger,  S^Iei^er,  S^uler,  $f(oum, 
gfingerlin,  SBeifmann,  (Bregg,  ftramer,  fiebjelter,  fiSf^enbronb, 
Z^alfinger  unb  SRilller,  ferner  2  Pfarrer,  2  3uriften ,  3  SRebi* 
jiner,  ber  Stablaman,  ber  Stabtfc^reiber,  ber  9finf^i^^nf(|reiber, 
ber  (Berit^tstd^reiber,  b€r  lateinifii^e  unb  ber  beutf<^e  Sc^ulmeifter, 
ber  Stabt^auptmann  unb  bie  beiben  Vpot^efer , .  insgefomt  139 
$erfonen.  1581  erhielt  bie  (Befellf^ft  oom  9tait  eine  neue 
Orbnung,  meldte  bie  ®efellfd^aft  unter  5  Stubenmeifter,  2  oom 
IRate,  1  oon  ben  ftaufleuten  unb  2  oon  ben  anberen  (Bemerben 
unb  ^anbmerlen,  ftellte.  Die  (Beftllfi^aft  (atte  nur  bas  Ke^, 
unanftanbige  9RitgIieber  attS3ttf(|Ueben,  (Beri(|tsbefugniffe 
fiber  (Befe^te  unb  S($lag^nblungen  mie  ber  obern  ober  Se< 
amtenftube  ftanben  i^r  ni^t  ju.  9Re^r  als  1  3Ra6  aBein  burfte 
niemanb  oerabrei^t  merben  unb  mer  ftofe  unb  8rot  beftellte, 
mugte  mit  entfpre(|enb  mentger  9Betn  oorlieb  nehmen.  9bu^t« 
effen  }u  (E^ren  S'^ntber  maren  geftattet.  Die  ßouptbauten  be« 
}o^lte  ber  IRat,  bagegen  mar  bie  Unterhaltung  ber  £>efen, 
Senfterra^men,  Sd^Iiffer,  Si^iaffel  u.  a.  Sa^e  ber  C5efeiq^. 
3ur  Sc^olaung  mürbe  ein  Seitrag  erhoben,  ein  (Eintrittsgelb  {u 


—     421     — 

fie^men,  nKif  oerMen.  Der  SBfart  mu^te  Ulmer  Sflrger  fein 
unb  iDurbe  olliS^rU^  neu  befteOt.  SBer  bie  ^o^jett  im  eigenen 
^ini|e  ober  in  bem  eines  Qfteunbes  ^elt,  burfte  auf  feine  ftoften 
bcn  f^oÜi^tiMtviitn  unb  fonfiigen  e^elid^en  unb  lebigen  (Befeüen 
naäf  bem  !Ra<^ttanie  m^  einen  6(^IaflrunI  auf  ber  6tttbe  rei^n 
laffen,  o^ne  bog  bie  ®affeno9gie  unb  beren  Anette  Sinftnu^ 
eri^eben  burften;  bo<|  [ollte  alles  ungebfi^tli<|e  (Beftdrei  unb 
fonftigei  Unfug  babei  oerboten  fein.  Sonft  butfte  niemanb  übet 
bie  SBeinglode  fi|en  bleiben.  1609  iDUcbe  meiter  erneut  feft« 
gefteKt,  nii^t  nur  bie  Aoufleuie  bibfcn  in  bie  Stube,  fonbem  . 
ottc^  bie  2)oItoren,  bie  beutf(ten  unb  lateinif^en  ^räjefrtoren, 
bie  ftrimer  unb  onbere  ^erfonen  ous  ben  „Y>omtffm\Un  ^onb« 
uferten'',  ober  nur  als  poflioe  9RitgIieber  mit  einem  3o|resbei« 
trog  oon  30  ftreujer. 

€e^n  iDir  na^  ben  ^onbelsgegenftänben  ber  Aauf- 
leutejunft,  fo  mar  mobi  ber  iltefte  unb  mid^tigfte  ßanbelsgegen« 
ftonb  Ulms  bos  Solj.  7>tx  Ulmer  Solj^nbel  jerfiel  in  3 
Xeile,  in  ben  Solsf^eibengrog^onbel,  in  ben  @alj- 
[(^eibenflein^onbel  unb  ben  $anbel  mit  geftogenem 
Sal}.  Der  ^anbel  mit  6al3f(|eiben,  b.  ^.  mit  unjerbro^enen 
@oI}f^eiben  in  SRengen  Aber  10  Stfldf,  mar  jebermonn  geftot- 
iet,  ber  ^anbel  mit  eiujelnen  Soljfd^eiben  bogegen  mar  feit 
alter  3^U  ^in  ^rioileg  ber  Aoufleutejunft,  meld^r  ber 
9iot  bosfelbe  oerlie^en  ^otte.  Wies  nod^  Ulm  gebraute  6oI} 
mufete  ber  Aaufleute}unft  im  Aouf^ous  unb  fpätcr  im  6oI}« 
ftabel  }um  Aoufe  angeboten  treiben,  feit  im  3<^^^^  l^^l  ^^ 
Ulmer  Kot  ber  ®roff<iloft  SBetbenbetg  biefes  utfpriingli^  bem 
ftouf^oufe  in  Slbed  5ufte^etibe  $rimleg  ermorben  unb  no^ 
Ulm  in  bos  neugebouie  Sols^ous  beim  SRfinfter  oerlegt  ^atte. 
SRe^reie  Käufer,  bie  ber  ®ioff$aft  SBtriemberg  gegolten,  moren 
2tt  btefem  l^w^dt  gemoltfom  obgebro^en  merben.  (Eift  im  So^re 
1407  laufte  ber  9iai  ben  beutigen  Süd^fenftobel  unb  listete 
i^  oIs  6al}^aus  ein,  bis  er  im  3^^^^^  1^^4  ben  heutigen 
6oI}ftabeI  erboute  unb  bort  bie  Solsoorrote  unterbroc^te. 

3)er  Ulmer  6oI}f^e{benfIein^onbeI  blieb  in  biefer  SBeife  bis  1500 
SRonopoI  ber  Aoufleutejunft.  9lur  ein  aRiigtieb  ber  Aaufleute» 
junft  burfte  60I3  unter  10  Sd^eiben  verlaufen  unb  mit  Solj' 
f(|eiben  auf  ben  SRorH  fielen.  S^^^^^^^^^  Solsf^iben  ober  3U 
oertaufen,  mar  i^m  ni^t  geftottet,  bas  burfte  nur  ber  aRerjIer. 


—     422     — 

6oT3f(|ei6en  ^u  s^^f'^b^n  unb  iifaitneniDeife  ausjumeffen, 
bas  9{e<|t  ber  9Ret}Ieraunft,  toS^renb  Soften  über  10  e^eüeii 
iebemonn  oerlaufen  butfte,  toeil  bies  ob  (Brog^onbel  galt 
60  burfte  3.  S.  feit  1350  in  naoensburg  nut  bei  6qI^ 
[(Reiben  feil  ^eit,  ber  oon  ben  Surgmannen  eine  SalsftSite 
gu  fielen  fyküZf  unb  ade  Salgf^iben^blet  mugien  aufoimmen 
am  6am6tos  om  @al5mailt  feil  ^oben  unb  nur  bie  Scft^er 
oon  Käufern  om  Solsmorlt  burften  inner^Ib  ber  gousf^^üe 
ober  oor  bem  ßoufe  feil  ^ben,  o^ne  boffir  ben  SRotttiins  3U  jaulen. 
SBfi^enb  ber  9Bo^  ober  burfte  febermonn  ou^  inner^olb  {eines 
^oufes  60I3  feil  ^ben.  Son  ben  Strafen  erhielt  bie  Suig« 
mannf(|aft  bie  eine  $ilfte,  ber  6tQbtomon  bie  onbere. 

Dieinmerftoufleutejunft  loor  olfo  eine  3nHins«8enoffenf<|o(ftiar 
Susfibungbes  Alein^onbeUmit  60 Ijf  (Reiben  unb  91  o(* 
eifen.  $fli(|t  ber3unft  loorbie  SBerforgung  ber  Stobt 
mit  biefen  X)ingen,  9le(|t  ber  d^nft  ber  gemerbsmfigige 
itein^onbel  bomit  iD5^enb  ber  SBo^e.  SRittel  ]ttr  Sr- 
ffillung  bie[er  $fli$t  toor  ber  eoentuell  gemetnfome 
Auflauf  oon  Sd^eibenfols  unb  Ko^eifen;  SRittel  jur  SBo^r* 
ung  bes  Stetltiü  mar  ber  8efi|  einer  SalioerlaufsftStte 
im  Solj^ufe.  Der  9{at  als  SRorlt^err  unb  8efi|er  bes 
ftauf^ausftapelre(|ts  fibertrug  bies9le<|ton  eine  Genof* 
f  enfd^oft,  bie  boffir  ein  Stonbgelb  bejo^tte  unb  bie  fJfli^t 
^otte,  bie  Stobt  mit  Solif^eiben  ju  oerforgen.  Dos  »or  «r« 
fprfingli(|  eine  fiojt,  meil  bie  Q>enoffenf<|oft  i^re  Sertreter  in 
bie  fernen  DonouISnber  jum  (Einlaufe  leiden  mugte ;  |piter,  ob 
es  SoI]  in  SRenge  gob,  mürbe  ein  ^rioileg  boraus.  Seit 
bie  gfremben  Solj  im  Uebermoge  f elbft  na(|  Ulm  ffi^rten,  Hogte 
man  bitter  Aber  bos  Sorloufsred^t  ber  Soljloufleute 
bie  ein  fiberfififfiges  3^i|<^<nglieb  bilben,  bos  ben  9reis  oet* 
teuere,  unb  ber  Ulmer  9{at  entjog  bes^olb  1572  ber  Äottfbttl^ 
}unft  i^r  Soljprtoileg. 

Die  oltefte  Slo^rid^t  Aber  bie  Ulmer  ftoufleutejunft  ift  oon 
1413.  Sfirgermeifter  unb  groger  unb  Heiner  Kot  befdbbRen  bo* 
mobf  meil  es  ber  Aoufkute^unft  an  ehrbaren  SRitgliebem  fehlte, 
olle  neuaufgenommenen  Sfirger,  bie  in  eine  3unft  eintreten  unb 
'  i^  mit  bem  SBein« ,  Solg«  unb  ei[en|onbeI  in  ben  Stengen 
befoffen  moHen,  mie  er  oon  ben  Aoufteuten  geübt  merbe,  follten 
in  leine   onbere  3unft  ob  in  bie  ftaufleute}unft  treten  bflrfen 


—     423    — 

utib  borin  bletleti  mfi|fen.  Sfltgetn  anbetet  3finfte,  bie  biefen 
^anbel  tteiben  moHten,  jollte  o^ne  (Einfptu4ste<^t  i^tet  feit^erigen 
3unft  bet  Uebettrttt  ju  ben  Aaufleiiten  fteifte^en ,  nut  mugten 
fte  fd^oSren,  bag  fie  ni(^t  bie  3unft  oei^feln  ,  um  bet  $fli<|t 
flbet^oben  sa  »etben ,  3unftme{ftet  obet  Stobltat  {u  loetben, 
fonbetn  vml  fie  (offten,  als  itaufleute  me^t  ju  oetbienen.  1442 
^tte  benn  au$  bie  Ulmet  Aaufleutejunft  »iebet  |o  oiel  VtxU 
gliebet  f  bog  bet  fteie  Uebettttit  in  biefelbe  oom  9{ote  loiebet 
aufgehoben  loutbe ,  obet  1448  mutbe  megen  erneuten  SRangeb 
an  entboten  Aoufleuten  bos  Sefe^  9on  1413  hiebet  ^etgeftellt 
unb  beftimmt,  niemonb  in  Ulm  folle  me|t  mit  Sal}  untet  10 
S^eiben  obet  Sio^ifen  im  SBett  oon  oeniget  oIs  5  Sd^iU^nfi  <in« 
sein  }u  SRotlt  fielen  bfitfen,  bet  ni($t  in  bet  ftaufleutejunft  fei. 
inmet  Sfitget  aus  anbeten  3finften  follten  lofienftei  in  bie  Aauf* 
leutejunft  aufgenommen  oetben,  neueinttetenbe  Sfitget  abet  bos 
3unftted^t  laufen.  Wie  abet ,  bie  fi^i  mit  bem  ealgli^eiben*, 
SDein«  unb  Sto^eifenKein^nbel  nS^ten,  follen  in  bet  Aaufleute* 
]unft  fein  mfiffen.  Z^htt  Slnge^örige  bet  Aaufleutejunft ,  bet 
mit  6al3  unb  Sifen  ^onbelte,  mat  3Ut  (Einhaltung  bet  Drbnung 
unb  34Iung  bei  otbnungsmägigen  SeittSge  oerpflt^tet.  Aaufte 
ein  9RitgIieb  6al}f<|eiben  in  Ulm  unb  ts  lam  ein  anbetes 
SRitglieb  boju,  e^  fie  ^alb  abgeloben  maten  unb  Iptad^  einen 
Xeil  baoon  an,  fo  ^atte  et  biefen  bis  jut  $SIfte  abgutteien  obet 
10  6(bining  6ttafe  ju  jo^Ien.  Aein  SRitglieb  buifte  fetnet 
6al}f(6eiben  oot  ben  Z^oten  Ulms  innet^Ib  3  SReilen  SBegs 
laufen  bei  Sttafe  oon  einem  ®ulben. 

1470  Q)utbe  meitet  befiimmt,  menn  ein  3RitgIieb  oon  einem 
anbetn  ben  i^m  gebfi^tenben  Solsfd^eibenanteil  anf^nred^e ,  fo  fei 
bei  Selbftloftenpteis  »abr^eitsgemä^  anjugeben  unb  ju  biefem 
bet  bett.  Unteil  abjulaffen.  6^ab|ofte  6<|eiben  butften  ni^i 
abgelaben  metben.  9tttt  bie  (Btet(ne(|te  butften  bas  9b«  unb 
Kuflaben  oon  Saljf^tiben  befotgen.  SButben  Salgfö^eiben  but^ 
langes  QU^n  f^ab^aft  unb  oaten  ni^t  me^t  faufmannsgut, 
fo  butften  biefe  nut  mit  Stiaubnis  bet  (Btetlne^te  ausgemeffen 
metben. 

9Rannigfa<|  gab  es  bes  oeitetn  Unotbnungen  in  bet3unft  but(^ 
gemeinf(|aftli(^en  Salaeinlauf;  es  toutbe  bes^alb  but(| 
bie  3unft  ben  SRitgliebetn  jebet  gemeinfame  Saljlauf  oetboten 
unb  jebem  aufetlegt,  fein  @al}  allein   auf  eigene  iRec^nung 


—    424     — 

unb  (Befo^c  311  laufen  unb  gu  t>eilattfrn.  Aeht  SRiigHeb  but^ 
ben  gftembeitp  bte  6oIi  no^  Ulm  brad^ten,  biefes  aUanfen,  t^iten 
®elb  jum  6ol}Iaufe  oorftreden  ober  fle^ime  A&ufe  mit  il^iien 
Qb|if|Iiegen,  {onbern  bei  iebem  ealjoeilaufe  jollte  ber  Seiiäufcr 
gegeiUDörtig  fein  unb  alles  offen  unb  reblt^  guge^n.  1484 
»tttbe  beftimmt ,  nenn  ein  aRiiglieb  f^ab^ofte  Sal^^eibeit  be* 
fi^e  t  folle  es  biefe  nur  bur^  bie  (greffned^te  ablaben  unb  ein* 
fflllen  loffen.  9Bet  ni(|t  in  ber  3ttnft  fei ,  foIIe  nii^t  unter  10 
6Ql3f$etben  laufen  ober  verlaufen.  Die  (Bretlne^le  boten  baranfi 
^in  um  Ser^altungsbefe^Ie,  falls  einer  10  Gliben  taufe,  aber 
fie  ni(^t  auf  einmal  abnehme ,  fonbern  einjeln,  vorauf  bies  g^totid 
ourbe.  Die  ißfli^t  ber  aRitglieber  gur  abgäbe  ber  6&lfte 
mürbe  aber  erneut  feftgeftellt.  SBeiter  mürbe  eine  übtet  lung 
bes  6al}fd^eibenraums  in  ber  (Bret  oorgenommen.  Der 
eine  Zeil,  bie  eigentli^e  ®ret,  follte  für  bie  (Srog^finbler 
bienen,  bie  fiber  10  6(^eiben  ^anbelten ,  ber  anbere  Xeil ,  bas 
ffiötter,  filr  bie  Aaufleutejunft,  biemit  einjelnen  S^eiben 
^anbel  trieb.  Aaufle  ein  ftaufmann  oon  einem  Srofi^nbler  Gofy 
fd^eiben  jum  (Ein}eIoerbiuf e ,  fo  mar  bies  bem  (Brethtei^t  onju« 
Seigen,  ber  SBod^ner  mar,  ber  es  bann  ben  3unftgenoffen  umsu« 
fagen  ^atte.  Diefe  ^tten  bann  24  Stunben  Sebenfjeit,  ob  fie 
au^  mit  anfte^en  mollten.  Den  (Benoffen ,  bie  in  bte  <Bret 
lameUf  ^e  es  ber  Jtaufer  felbft  mitjuteilen;  langer  ab  24 
6tunben  aber  mar  ber  Aäufer  ni^t  oerpflii^. 

1491  melbeten  femer  bie  (Bret!ne(|te  ber  Aaufleutejunft,  bog  me|r« 
fod^  (Brob^önbler  eingelne  6al}f<|eiben  oerlaufen.  DieSunftbef^bg 
borouf,  ben  Slaum  ber  Aaufleutejunft  in  ber  ®ret  tu  oedletnein. 
9Ber  6d^eiben  in  bie  (Bret  fe^en  moIHe,  lonnte  bies  in  SRengen 
Aber  10  6(|eiben  t^un.  $atte  ein  ^iinbler  feine  Gliben  oer* 
lauft,  fo  mar  i^m  ber  Stanbort  berfelben  8  3:age  au^bemo^ren. 
Se^te  er  in  biefer  3^tt  I^in^  neuen  S^eiben  ^,  fo  gieng  er 
feines  ^lo^re^ts  oerluftig.  Unter  3  S^iben  butfte  fein  Sunfl* 
genoffe  abgeben.  8IIe  Quotember  bitten  bie  Aaufleute  Me 
$Ui^e  in  ber  ®ret  neu  aus}uIofen.  3n  t»er  (Bret,  mo  bk 
Soufenf^eiben  ftonben,  foIIte  lein  ftouffd^Iog  ftottfinben  bfirfex. 
Die  Sfl^fenmeifter  Rotten  barfiber  S(uffi<^  gu  fiben  unb  Se^ 
fe^ungen  bem  3^ftmeifter  gu  melben. 

1509  Ilagte   bie  3unft   über   SoIgauffSufe  ougei^Ib  ber 
etobt.     SRon  beftimmte    bes^Ib,    menn    ein    aXitgUeb  in 


—    426     — 

tCugsburg,  anfingen  u.  f.  id.  6ol3f<^{ben  foiife  unb 
na4  Ulm  bringe,  folle  es  bies  nut  auf  eigene  9iefy 
nung  unb  (Befa^  t^un  bfitfen  unb  nid^t  mit  ftembem  (Selbe. 
Sinem  gfu^mann  ju  befehlen,  6al3  3u  bringen,  unb  i^m 
bies  bann  in  Ulm  abgufoufen,  follte  geftaltet  fein  unter  ber  Se* 
bingung,  bag  ber  ASufer  bie  $alfte  ben  Cenoffen  lieg  ober 
4  ®ulben  Strafe  jaulte. 

3m  3a^re  1572  entgog  ber  Ulmer  Kat  ber  itoufleutesunft 
bos  ^rioileg  auf  ben  Sorioeglauf  bes  na(|  Ulm  gebrachten 
6alse0,  mtxl  bie  itaufleute  allerlei  ^raftiten  gebrausten  unb 
fo  ben  6al3i>reis  fteigerten.  Der  9lat  gab  bes^Ib  ben  ealglauf 
jebermann  frei  unb  eröffnete  bies  ber  3unft  burd^  bas  Steuer« 
amt.  Die  3unft  bat,  ben  Unf^ulbigen  ni^t  mit  bem  64l(fulbi« 
gen  leiben  gu  laffen;  tro^bem  ourbe  1574  bie  neue  Salglauf' 
orbnung  eingeffi^tt.  1580  mieber^olte  bie  3unft  i^re  Sitte, 
bo^  vergebens,  ber  9M  30g  ben  6al3^nbel  an  fi^  unb  oer« 
faufte  i|n  erft  1648  mieber  an  einige  Sfirger,  um  bie  {(^Q)ebi|d^en 
Satisfaltionsgelber  aufjubringen.  Sle^nli^  ourbe  1533  unb  1548 
in  (Egiingen  oerorbnet:  SBenn  ber  9lat  Salj  oerfaufe,  merbe 
bies  aUen  angefagt,  bie  es  ofinf^en.  Slle  14  Xage  [ollen  bie 
6aI}^SnbIer  bie  6tanbe  im  Aauf^aufe  oeil^feln  unb  abtreten, 
fobalb  {ie  10  6d^eiben  oetfauft  ^aben.  9Ber  Salj  ni^t  auf 
S^g  gebe,  [olle  es  (i^  gefallen  Ia[|en  mä[fen,  bag  ber  ftaufer 
jum  9I5il^[ten  ge^e.  Der  ^reis  [ollte  aber  oon  einem  SBod^n« 
marlt  pm  anbem  bei  allen  ber[elbe  [ein.  3eber  fyiiit  femer  bas 
Ste^t,  6  Centner  Sd^mal]  ju  oerfaufen.  Seit  1500  trat  an  bie 
Stelle  ber  Salsf^eibe  ber  Saljl  Abel,  unb  bos  Salj  lam 
f^n  geftogen  nad^  Ulm.  1558  outbe  ber  Aaufleuterotte  Q)ieber 
geftattet,  einjelne  Sal^fag^en  ju  oerlaufen  nad^  (Entri(|tung  bes 
3ons.  9Ber  ober  nic^t  in  ber  9?otte  toar,  burfte  nid^t  unter  40 
Afibeln  oerlaufen.  1565  enbli^  lourbe  ber  SoIjjoII  auf  1  Pfennig 
fflr  ben  ftfibel  fe[tge[teUt. 

Der  3»eite  $au))1^nbebgegen[tanb  ber  Ulmer  ftaufleule« 
junft  mar  ber  Alein^anbel  mit  (grobe i[en.  Die  $auptet[en< 
Ifinber  bes  9BeItmarIts  maren  fett  1400  (Englanb  unb  S^me- 
ben;  bo($  lam  bas  Ci(en  bie[er  £änber  ni(|t  bis  nad^  Ulm,  |on« 
bem  man  oerlaufte  bort  buri^meg  ASrtner  (Ei[en.  Die  3^' 
fu§r  biefes  (Ei[ens  ge[(^a^  auf  ben  (ogenannien  8at)er[d^iffen 
auf  ber   Donau  burd^  3ngol[tttbter  Si^iffleute  unb  bie  Ulmer 


—     426     — 

S^iffetjunft  f)atit  an  biefen  3iigoIftobter  Sd^iffleuten  mentg 
grteube ,  »eil  [ie  ben  Ulmet  6d^iffleu<en  einen  unangenehmen 
aBettbemerb  beretteten.  60  beüagte  fi^  }.  S.  im  3a^  1489 
bte  Hinter  gif^ersunft,  bie  Saverf^iffe  laben  fieute,  Aiftcn, 
SB  ein  u.  f.  w.  ouf  i^re  6(|iffe,  bfe  fonft  bie  Ulm  er  6^iffer 
bie  !DonQu  ^inuntergeflögt  ^ben.  Sie  f(|iden  einen 
ftne(|t  ooraus,  e^e  {te  in  Ulm  anfornmeHf  ber  in  ben  9Biit« 
|(^ften  belannt  ma(|e,  bag  ein  Saperfi^iff  fomme,  unb  (Bfiter 
anmerbe.  (Es  merbe  immer  me^r  Sitte,  bag  £eute  aus  ^  5  4- 
ftett,  l&unbelfingen  unb  fiautngen  leere  SfIS6^  in 
Ulm  loufen  unb  auf  bie|en  Sleifenbe,  Steine  u.  f.  o.  bte 
Donau  hinunterfahren.  Der  9lat  erHirte  inbes ,  ba  (ei  bei  ben 
Sa^eifd^iffen  nid^ts  {u  ma^en;  nur  bfirfe  femanb,  ber  gflSge 
in  Ulm  mit  SBein,  Äiften  unb  Steinen  belabe ,  biefe  nur  meg« 
flirren,  menn  |ie  fein  eigenes  (gut  feien,  gfrembes  (But 
bfirfen  nur  bie  Ulmer  S(^iffleute  ffi^ren,  bas  fei  i^r  $ri> 
uileg;  S^tffer  aus  Donauwörth,  £auingen  unb  Gfln}* 
bürg  [ollen  nur  ^inabpgen,  loas  i^nen  felbft  unb  i^rer  Stobt 
gel^dre.  3m  So^te  1613  llagte  bie  gfifd^ersunft  erneut  Aber  bie 
baQerifc^en  S^iffsf fl^rer ,  bie  S  i  [  e  n  ^raufbringen  unb  fieute 
oorousfenben  ,  um  ®flier  }u  [ammeln.  Der  9lat  oerbot  barauf 
biefes  Sammeln  unb  geftattete  nur  bas  SRiiffi^ren  oon  SBaren, 
bie  fie  oon  ungefähr  erhielten.  Die  Donau»3rt|er ,  fiauinger 
unb  (Bfinjburger  ober  burften  nur  (inunterflSJsen,  ohis  i^nen  felbft 
ge|9te.  1515  oerbot  feiner  ber  iRat  erneut  ben  Saiyerf^if* 
fern,  oor  i^rer  Knfunft  Sgenten  ju Gesinnung  oon  fiabung 
2U  [enben. 

Die  Uuffi^t  Aber  bie  (Einbringung  bes  Ulmer  (EifensoIIs 
f flirte  bas  (Eilenamt  in  ber  (Bret  ober  bem  Aauf^ufe.  Der 
Sttrog  biefes  SifensoIIs  omr  ein  fe^r  ergiebiger.  Sotftanb  bes 
(Eifenamls  mar  ber  (Eifenamtmann  ober  (Eifen}ä^Ier  in  ber 
(Bret.  (Er  beQufji(|tigte  bie  Vbgabe  bes  (Eifens  unb  }og  ben 
(EifenjoII  ein.  gfiir  jebes  $funb  Malier,  bas  oon  ber  Aauf' 
leutejunft  in  (Eifen  umgefe|t  »urbe,  jaulte  man  16  gir.,  oon 
benen  bie  ß&Ifte  ber  Stabt,  bte  anbere  ^filfte  bem  (Eifenamt* 
mann  geborte.  (Eifen ,  bas  fonft  in  ber  Stabt  blieb,  jallie  24 
Malier,  oon  benen  8  ber  Stabt  unb  16  bem  Vmtmonn  julamen. 
Sugerbem  sohlten  bte  gu^rleute  12  5811er  unb  bie  Sftem« 
ben,  bie  (Eifen  in  berCBret  nieberlegten,  jaulten  bas  ®  retgelb 


—     427     — 

unb  Beim  Bertouf  bcn  ^ftinbaoll  ober  bie  Umfa^fteuer  Doit 
60  j^anetn  Quf  bos  $funb  ^Aller,  dfo  r>on  26  ißrojent.  eift 
1539  tDurbe  be|timint,  bog  ouger  bem  S^ienenjoII  oon7 
ed^illing  obet  84  ^inem  (60  ^ailer  Vfuni^II  ttnb  24  Rollet 
StfenjoII)  lein  Siienjoll  gu  bejo^Ien  fei. 

3ttt  Sicherung  bes  ri^tigen  Singongs  biefes  (Eifensolte 
loaren  mannigfache  Seftintmungen  getroffen.  @o  buifte  lein  (Biet' 
Ine^i  Sifen  im  9Berte  oon  me^r  ab  1  G^illing  auflaben,  bas 
unoersollt  tDar,  unb  mannigfa^  ergieng  ftlage,  bag  ber  Sifen« 
joll  bei  bet  Dut^fu^r  oon  C&fltem  unteif^Iagen  nerbe.  9Ran 
fefiigte  be^^alb  eigene  SRarlen  ffit  bas  IDur^fu^noefen  3u  1, 
2.  3,  4,  5  Schilling  unb  ]u  1  $funb  unb  lein  gfu^tmann  buifte 
Sifen  bur^  bas  Z|oc  fahren,  o^e  ein  \ol^ts  3<i4<n  oorjuioeifen. 
gfemer  mat  allen  $eifonen,  bie  ni(^t  in  bet  Aaufleutejunft 
loaren,  oetboten^Sifen  ins^aus  gu  legen,  basniii^t  oerjollt 
nmi.  9Buibe  ein  (Eifen  na^  ausmfiits  oeilauft,  fo  jaulte  es 
nur  bas  (Br  et  gelb  unb  ni^t  ben  3^11  unb  al«  man  im 
3a|re  1643  Hagte,  bag  einjelne  $erfonen  7—11  Sifenf^ienen 
laufen,  aber  biefe  ni(^t  auf  einmal  ous  ber  Sret  megffi^ren, 
loeil  11  6tOd  (Eifen  1  Shilling  lofteten  unb  Aaufe  unter  1 
Shilling  üollf  rei  maren,  mürbe  beftimmt,  mer  Aber  6  Sd^ienen 
auf  einmal  faufe,  mfiffe  au^  ben  3(>II  beja^Ien. 

9Bie  ber  6al3f(^eiben^anbel  mar  au^ber  ®robei(enIIein« 
lanbel  in  Ulm  ein  $riotIeg  ber  Aaufleutegunft.  SRur 
»er  CBenoffe  biefer  3unft  mar,  burfte  Sifen  im  3Bert  oon  meniger 
ab  6  Sd^illing  oexlaufen  ober  mit  (Eifen  allein  ju  9Rarft  fte^en. 
Der  (Bro^^anbel  mit  Sifen,  b.  ^.  ber  Serlauf  oon  (Eifen  im 
Setrag  oon  Aber  2  64ining,  mar  bagegen  frei.  SHes  auf  ber 
Donau  ober  ju  £anb  na^  Ulm  gebro^te  (Eifen  mugte  ben 
Aaufleuten  ju  feilem  Aaufe  angeboten  merben,  inbem  es 
ber  (Eifen am tmann  allen  ftaufleuten  umfagen  lieg,  rotm 
eine  £abung  (Eifen  anlam,  unb  nur  bie  Aaufleute  burften  SRab« 
reifen,  $flugb9ben,  6e(^tftangen,  Sruitbb(^e,  Sohlen,  Kfifter' 
ftfirje,  6tege,  Heine;  S^mielen  ju  ^flugrSbern,  geoierte  6t&be 
ober  C5&ttereifen,  Anoppereifen,  breites  Stabeifen,  Aeffekifen, 
$fannenftiele  unb  $fannenjtfir}e  pfunbmeife  ausmagen,  feit 
bie  itromer  um  bas  ^o^x  1440  auf  biefes  Ked^ti  oerji^tet 
^en. 

Die  Aaufleutejunft  bilbete  bes^Ib  au4  eine  3Q'on9<' 


•      —     428    - 

geno|feiif((oft    }um   (Einfaute    oon    (Brobeifen.      Sin 
3o^re  1452  befHmmte  bie  jtoufleuleotbitttng,  nenn  ein  (Beitone 
Sifen   in  ber  6tabt  laufe  unb  es  lomme  ein  anberec  Ge* 
noffe  ober  meiere   betfelben   unb  oerlongen  bie  ^Slfte  feines 
(Einloufs,  fo   folle   er  i^nen  biefe  geben  ober  1  (Bulben  Strafe 
sohlen    mfiffen.    Sei  jebem  fold^n  Aoufe  mujste  ber  (Hfenamt« 
mann  allen  itaufleuien  umfagen  loffen.    9Ber  bann   !ant, 
burfie  om  Aaufe  anfielen.    Slad^ie  {entanb  Knfprfitl^e  geltenb,  fo 
burfte  nad^^er  niemanb  me^r  bie  $SIfte  oedangen.  3n  Setrfigen 
unter   3  Shilling   burfte   unter   ber  (Bret   fein  (Eifen   oerbuft 
»erben.    3ni  3a^re  1470  litten  einselne  Sfirger  burc^  (Eifen- 
fpelulationen  grojjen  Stäben  gefttftet,  inbem  fie  Sifen  nai^ 
Ulm   6rai||ten,   bis   nid^t  i^r  eigenes  (But  oar,  fonbem  bereits 
meiler  oerlauft  ober  anberen  $erfonen  jfix  Lieferung  oerfinrod^ 
oar.    Der  9{at  führte  bes^alb  einen  neuen  SifenjoII  ein, 
ber  aber  bie  gfremben  no^  me^  begfinftigte  als  ber  feit' 
^erige.    Der  9{at  (ob  barauf  ben  3t>U  »ieber  auf  unb   gab 
bem  (Eifenamtmann  ben  Sefe^I,   Ifinfiig  feinem  Sfirger  me^r 
(Elfen   abiugeben,   o^ne    ba^    biefer^  gelobte,  bas  Sifen  fei  nod( 
fein  eigenes  (But  unb  »eber  oerlauft  no<(  auf  fiieferung  oer* 
fproilien,   unb   1477  bejtimmte  bie  ftaufleutejunft,  fein  (Benoffe 
foIIe   me(r  (Eifen   innerhalb  4  SReilen   u^n   bie  €tabt 
laufen  ober  laufen  laffen.    1479  »urbe  »eiter  barfiber  geKagt, 
bag  einjelne  Ungehörige  ber  3ttnft  gemein fd^aftlid^e  (Eifen* 
taufe  madden,  mit  bies  mit  bem  6al)  ebenfalls  getrieben  oerbe. 
9Ran   beltimmte   bes^alb,    menn  (Eifen  gelauft   merbe   unb  es 
fielen  einjelne  ftaufleute  gufammen,  fo  f ollen  biefe  tro^bem  bie 
gaifte  ben  anberen  9RitgIiebem  abgeben  mfiffen  unb  nur  als 
ein  Xeil  5&(Ien;  au(^  follen  fie miteinanber  nur  einen  (Eifen« 
laben  (oben  bfirfen  unb  ni^t  jeber  für  fid^  oertaufen.    Zro^bem 
gab   es  [c^on  im  3o(^^  1^91  mieber  ftlagen  megen  ung5tt< 
lieber  (Eifenlaufe,  inbem  einjelne  gfirmen  i^r  Sifen  an  gfrembe 
oerfauften,   bie  es  bann;  oieber  in  Ulm  felbft  ober  in  ber  9t% 
ber  etabt  an  anbere  Ulmer  ftaufleute  abfegen.    Der  9lat  be* 
ftimmte  bes^lb ,    lein  3ünfttger   foIIe   me^r  einem   gftemben 
(Eifen  anbers  oertaufen  als  unter  ber  Sebingung,  bog  biefer  es 
innerhalb  4  SReilen  ni^t  mieberoerlaufe.    Un^  venu  ein  3finf' 
tiger  (Eifen  auget^alb  ber  4  SDIeilen  laufe,  fo  fei  er  ebenfoUs  ffk 
ftrafen ;  er  foUe  [ein  (Eifen  lebigli^  im  Ulmer  Aouf^ufe  taufen. 


—    429    — 

Xro^bem  lom  f(^on  im  3a^e  1497  nrieber  bte  Möge,  einjelne 
3unftt9e  taufen  ouger^olb  4  aReilen  oon  ber  @taU  ben  809er. 
[Ziffern  bos  Sifen  ob,  bos  bie  Donou  (eroufgeffi^rt  loetbe,  unb 
treiben  (0  Sonoegtouf.  Der  Kot  verbot  infolgebeffen  {eben 
(Elfen louf  smifi^en  Ulm  unb  3ngoIftobt;  oienn  bie 
So9erf<^iffe  fommen,  beftimmte  er,  [olle  Aetner  oor  bo0  X^r 
ge^n  unb  laufen,  e(e  ni^t  ber  Sifenjfi^Ier  ollen  umge* 
fogt  ^be.  «u^  fei  9BaIbeifen  unb  Slinbeifen  ni^t 
me^rf^oft,  b.  ^.  lein  Roufmonn^gut,  ebenfo  bos  (Eifen  mit  bem 
Stern  unb  bem  SRei^sopfel  unb  bem  Kognogel;  biefe 
Sorten  bfiifen  be^^olb  nt(^t  getauft  »erben.  8(u4  fei  es  ocr- 
boten,  (Eifen  unb  Sto^l  on  gebonnten  gf^iertogen  }u  taufen. 
6e|r  Ieb|oft  oor  ber  Donouoertelr  um  bos  3a^  1500. 
Die  ®rob^nblung  ber  (E Ringer  (otte  bomols  eine  SRenge 
(Eifen  in  ftarnien.  3n  Sauingen  5a|Ile  jeber  3<ntner,  ber 
auf  ber  S^fe  ober  bem  SBoffer  ^rouftom,  ben  Dur^fu^r« 
}on.  Der  Ulmer  (EifenpfunbjoII  betrug  bomob  2  ißfg. 
ffir  jeben  Soften.  Siel  (Eifen  gieng  ou^  bie  Donou  herauf 
bur^  ba0  Valbud^  no^  ^o^enmemraingen  ober  es  tom 
über  9{örblingen  no^  ^o^enmemmingen ,  too^rf^einlit^  ous 
ttmberg,  q>o  1384  Kegensburg  fein  (Eifen  loufte.  Sud^ 
Aber  fieip^eim  tom  oiel  Sifen  auf  ber  Sl^fe  no^  Ulm.  Der 
Hlmer  Z^orjoII  für  (Eifen  betrug  1440  für  ben  SBogen  4 
ganer,  ber  Ronen  sa^Ite  2  goller.  Dos  aSBoggelb  in  ber 
(Sret  betrug  2  ^fg.  ffir  ben  3entner,  ein  8unb  (Eifen  jo^Ite 
ebenfooiel.  Der  Sertrieb  bes  Sifens  gieng  meift  no^  ber 
Sc^ioei},  no(^  S^off Raufen  unb  Sflri^,  00  bie  Ulmer 
boffir  Sflbfrfi^te  unb  fieber  eintauften,  ober  Aber  (Geis- 
lingen nod^  Stieberf^oQbcn.  3m  3<4i^  1511 
nmrbe  erneut  beflimmt,  oenn  (Eifen  ju  S^iff  ober  ouf  ber  S(^fe 
na^  Ulm  tomme,  fo  bfirfen  bos  nur  bie  jfinftigen  ftoufleute 
laufen.  SBer  oon  i§nen  taufe,  fei  ober  oetpfIi(!^tet ,  feinen  (Be« 
noffen  auf  Verlangen  bie  gfilfi^  Qb}ugeben.  Segen  (Bäfte  (Eifen 
in  bie  (Bret  unb  ein  3ünftiger  taufe  es  binnen  3  SRonoten ,  fo 
mfiffe  er  ben  onberen  Aoufleuten  auf  99Bunf(^  ebenfalls  bie  gSIfte 
3um  6eIbftIoftenpreife  obloffen.  Der  Afiufer  fei  bes^olb  f^ulbig, 
3U  fogen ,  ob  er  gegen  bor  ober  gegen  aSBed^fel  auf  3  SRonote 
gefottft  ^be  unb  ju  meli^em  fßreife ;  ber  Snietlne^mer  mfiffe 
ober  lebenfolls  bor  bejo^Ien,  ou^  oenn  ber  Aaufer  auf  golb« 


—    430    — 

ia|tfrift  ober  ouf  längeres  ^iü  gelouft  (obe.  Die  Serteilum 
fei  bann  6a$e  ber  Slntetlne^mer ,  iebenfalb  ober  mfiffe  ber 
Afiufer  fofott  in  (Bolb  ober  fianbesrnfinje  bar  bejollt  »erben. 
3m  3a(r(  1522  beftimmte  ber  9lat  »eiter,  lein  Sflnftiger  biirfe 
me^r  mit  einem  gremben  Semeinf^f^ft  mit  Sifeti  ^ben 
ober  fflr  einen  gftemben  Sifen  ab  beffen  g^Itor  ober  Kgent  auf* 
laufen.  Hu^  gieng  bie  ftlage ,  bag  bie  ftSufer  bas  gute  (Eifen 
^erausHauben ,  unb  ber  9{at  be|timmte  bes^albp  fein  gfinfUger 
Kaufmann  bfirfe  gu  offenem  fiaben  fi^en  unb  Setd^n,  SBerl* 
eifen  ober  9{abei[en  im  9Berie  oon  me^r  ab  2  64in{nfi  in 
feinem  fioben  oerlaufen,  fonbem  nur  einjelne  Schienen.  (Eifen 
im  SBerte  oon  fiber  2  Sd^HÜng  aber  ausdauben  ju  kffen ,  fei 
verboten.  SBer  ffir  me^r  ab  2  Shilling  (Eifen  laufen  oolle, 
ben  folle  man  ju  einem  unausgeKaubten  Raufen  ffi^en.  Ccft 
im  Sa^re  1549  gab  ber  9lat  ben  (Eifenbanbel  frei  unb  er* 
^ob  feit^er  oon  {ebem  Sunb  Sifen  nur  no(^  3  Sa^en  ^oü  unb 
jmar  oon  bem  gfremben  »ie  oon  ben  Sfirgem.  (Ein  negens* 
burger  $au6  entrichtete  bamab  einigen  Ulmer  Sfirgem  einen 
fiarien  6^uIbpoften  mit  (Eifen  unb  bie  Ulmer  (Eifen^bler 
oermo^ten  biefen  Soften  ni(^t  ju  laufen,  mtslffalb  ber  9lat  ioei 
ftrimern  erlaubte ,  basfelbe  ju  laufen  unb  bamü  ^anbel  pi 
treiben,  fo  bag  bie  ftaufleutejunft  i|r  Privileg  oerbr. 

4 

2.    ^er  ®robmaren^anbeI  ber  5{auf(euteiunft 

92eben  biefem  piioilegierten  ftlein^anbel  mitSal]« 
f^ciben  unb  (Brobeifen  trieben  bie  Angehörigen  ber 
Aaufleuie  einen  ausgebe^nten  ^anbel  mit  allen  ®roboaren, 
b.  ^.  mit  91  ob ft offen  aller  9ltt.  3u  biefen  ^anbebgegen* 
ftänben  geborte  bas  SB  a  d^  s.  (Es  biente  ab  feineres  Se* 
leu^tungsmittel,  namentli^  für  fird^It^e  üwtdt ,  oes^Ib  unb 
wegen  bes  Königs  bie  3mferei  im  aRittelalter  eine  anbere  KoIIe 
fpielte,  ab  ^ute  in  ber  !itit  bes  9{flben)uders.  SRan  ga^Ite  bie 
3infen  in  SBad^s  unb  bie  Strafen  in  Rerjen/  fo  bag  bie  ^anb* 
mcrblörperf^aften  gerabeju  ,|fter}en"  Riegen.  Um  1050  uNiren  }. 
B.  in  iReid^en^all  6al}  unb  9Ba(^s  allgemein  Zaufd^*  unb 
$reismittel,  unb  5onig  unb  SBad^s  bie  Stfldfra^t  aus  ben 
Sftlid^en  fifinbem  unb  1191  lauften  ^Snbler  oon  Xegensburg, 
Aoln,  Ka^en,  SRaftri^t  unb  Ulm  SBa^s  auf  ben  SReffen 
oon  (Ens  in  6teiermarl.    1450  bagegen  »urbe   in  Ulm  bos 


—     431     — 

Wüi^s  m^  9{flrnberger  dmiäii  getoogen  unb  nur  bet9ldt« 
^imer  3oIU^ifr  bei  ben  Setle^t  mit  Slämberg  befteuette,  ent< 
lieU  neben  bem  (Beisitnger  Xarif  Vnffit|e  für  SBa^s ,  tofi^enb 
im  Sauinger  DonaujoH  SBad^s  ni^t  ootlommt.  6(§on 
1318  brockten  benn  au(^  bie  9{egen6burger  ruf[if(|e0 
9Ba  ^6  Aber  Stfirnberg  mäf  ^o^ento^e,  SBert^eim^  SBfirj' 
bürg,  SRain]  unb  Oppenheim.  Su^  bie  ^rooencalen  oon  91  ar* 
bonne,  SRontpellier  unb  Sejiers  polten  im  genuefif^en 
ftaff  a  ober  Obeffa  am  S^tDarjen  SReere  i^r  9Bd(|9  im  3o^re 
1334  unb  besohlten  es  mit  aSoIItfi^ern,  Silber,  SBein 
unb  6eif  e.  Die  SBa^sf^eiben  bilbeten  benn  qu^  in  Ulm 
einen  großen  ^onbeborlitel.  1505  ^onbelte  in  Ulm  bie  SBelf  er« 
gefedfi^aft  bomit  unb  1551  loftete  bos  $funb  4  Shilling. 
(Sro^e  Umffi^e  erfolgten  im  Ulmer  ftauf^ouFe  femer  in 
donig.  Der  $funb}oU  betrug  10  $fg.  fflr  bie Zonne, qu^ bie 
SBaggebfi^ren  maren  genou  feftgefe^t.  3n  ^eiben^eim  unb  ^att* 
^eim  betrug  ber  3on  6  ^Ir.,  in  (Geislingen  8  $Ir.  Der  $onig« 
oerlouf  gef^Q^  auf  bem  SBeinmarlt,  meil  man  ous  ^onig  9Ret( 
^teilte.  Dos  Sblobegelb  betrug  4  $Ir.  fQr  bie  Zonne.  Der 
^onig  eiferte  ben  3^^^^»  ^^<  <^I^  9{o^Quder  ein  teurer  Segen* 
ftanb  mar.  (Er  lom  aus  Slu^Ionb,  ißolen,  Ungarn  unb  Srie^enlanb. 
6panien ,  granfrei^  unb  Deutf4I<>nb  lieferten  aber  ebenfalls 
jientlic^  oiel.  (Be[di|8^t  toor  ber  poIni[(^e  fiinben^onig;  ber 
illprif^e  $onig  f^medte  unangenehm  unb  mar  mie  ber  ungari[(^e 
fe|r  bunlel.  Der  pommerifc^e  $onig  mar  [auer,  ber  italienif^e 
bitter,  aber  mo^Iriec^enb.  Der  $onig  mar  eines  ber  erften  mtn\^* 
li^en  ®enugmittel.  9Ius  9RiI4  unb  £>onig  bereiteten  bie  (götter 
9mbro|ia  ober  SRet^ ,  ber  au^  im  SRittelalter  oiel  getrunlen 
mürbe.  Die  Slqmp^e  SReliffa  lehrte  ben  3upiter  be|fen  Sereit- 
ung  unb  gab  i^m  babur^  bie  9RögIi(^Ieit ,  ben  3Rars  einju« 
fdllfifem  unb  ungefo^rli^  3U  ma^en.  SRofes  unb  Salomo  rühmen 
ben  donig  unb  3o^annes  ber  Käufer  lebte  in  ber  aBfi|te  oon 
bemfelben.  Der  erfte  donigertrag  gehörte  bem  ^rie|ter.  $omer, 
Suripibes  unb  Ooib  loben  ben  donig.  Die  (Briefen 
lonferoierten  bamit  bie  grfi^te  unb  bie  Sei^name,  man  feilte 
bamit  Aranl^iten  unb  oerifingerte  bas  £eben.  Vis  giftig  galt 
ber  ponti[(^e  donig,  beliebt  mar  ber  altifi^e  unb  ber  (ijilianil^e, 
mfi^renb  ber  lorfitanifd^e  na^  Zaxus  [(^medtte.  als  bie  (Ent* 
bedung  Smeiilas  Ueberflug  an  Slo^rjuder  lxai)U ,  mar  es  frei« 


—     432    — 

It$  mit  bem  ^onigoerbrau^  unb  bamii  mit  bem  SBo^brieit' 
ge6rau(|  enbgiltig  oorbeL 

Sieben  biefen  jmi  (Begenftänben  bilbete  bei  (Bcogoede^  mit 
(B  e  f  4  m  e  i  b  e,  b.  ^.  mit  f<l^miebbarem  SDlelall,  einen  grogen  ^onbeb* 
gegenftonb  in  Ulm.  Sc  umfaßte  ttomentli^  ben  ^onbel  mit  3  ^nn, 
SReffing,  Seden*  unb  (Blodenfpeife  foioie  mit  Rupfet, 
Slei,  Sifen,  6to^I  unbSIe^.  man  ^nbelteben  Sta^I 
na(^  £ageln  ober  gagd^n,  bas  Sifen  nai^  Soften,  hos 
iiupfec  unb  3inn  nad^  gfSffetn  unb  ber^funbjoll  fütbiefe 
2)inge  betrug  1  !ßfg.  uom  (Bulben. 

3)00  3  i  n  n  fanb  SSenoenbung  jur  ^erftellung  non  Se« 
raten,  (Bef^inen,  Aeffeln,  )um  Serbinnen  oon  ftuirfer  unb  (Etfen 
(SBeigUed^) ,  jur  ^erftellung  ber  Sronce  bucd^  Serbinbung  mit 
ftupfer  als  (Blöden«  unb  Jtanonengut.  Die  berfi^mteften  3^nn« 
gruben  bes  SRiltelallers  »oren  bie  oon  (Eornmallis  in 
(Englonb,  bie  f(|on  um  250  o.  S^r.  S^nn  no<^  SRarfeilleunb 
Hai  ix  aus  bem  fernen  Zule  lieferten.  (Er|t  feit  1200  traten 
biellaoifi^en  (gruben  in  lebhaften  äBettbeoerb.  Hm  1318 
bro(^ten  bie  IRegensburger  3tnn  über  Stflrnbetg  na^bem 
Silben.  Seit  1400  tima  begannen  femer  bie  (gruben  oon 
Sltenburg  im  (Erjgebirge  eine  SloIIe  ju  fpielen,  bie  1456 
8000  3entner  jä^rli^  lieferten.  Um  jene  3eit  führte  namentli^ 
bie  9{aoen9burger  ^untpiggelellf^aft  bas3inn  berDber* 
pfals,  Sö^mens  unb  aReigens  na^  Si^^Iien,  mfi^renbbof 
englif^e  3inn  ilber  SBorbeaus  unb  Xouloufe  no^Kar* 
bonne  unb  bem  aRittelmeer  gieng.  6<!^on  feit  1500giengen 
inbes  biefe  Gruben  ber  Srjc^öpfung  entgegen ,  fo  bag  1512  bex 
3innpreis  er^eblid^  auffd^Iug. 

Das  9Ref|ing,  bos  feit  1781  aus  einer  SRifc^ung  oon 
Aupfer  unb  3inf  gebilbet  mürbe,  [tellie  man  im  SRitiel« 
alter  aus  ger5[tetem  (Balmei,  b.  ^.  itiefelsinleQ  ober  Dfen« 
galmei,  b.  ^.  Ofenbruc^,  ^er.  SRan  f^molj  bies  {ufammen  mit 
Öolslo^lenftaub  unb  64mar}!upfer  unb  erjeugte  f o  bos 
9{  0  b  m  e  [  f  i  n  g  ober  91  r !  o ,  bas  man  bann  burdb  SRifc^ung 
mit  3  i  n  I  in  eigentliches  SReffing  oermanbelte.  Das  (Bai* 
mei  lam  namentli^  aus  Zarnomi^  in  Gdblcfi^fti  aviM 
$oIen  unb  (Balijien,  aus  SItenburg  bei  flauen, 
aus  3  [  e  r  1 0  ^  n,  aus  SB  i  e  s  I  o  ^  in  93aben,  oom  91  a  i  b  I 
unb  8  I  e  i  b  e  r  g  in  ftamten ,  ausSelgien,  Derbn« 


—     438     — 

f^tre  unb  mn  bet  fponif^en  Slotblfifte  bei  9{eftofa  unb 
Cumillaf .  !Das  8  e  d  e  t  ober  Sedfenmeffing  »oren  7—^19  SRil« 
limetei  bide  SR  ef  fing  tafeln,  bie  2ur  Sle^«  unb  fteffelmoi^erei 
bienten.  9u5  Ulm  giengen  um  1440  namentli^  3(4Irei<^e 
$  f  0  n  n  e  n  über  (Beislingen  nac^  bem  SBirtembergif(^en.  Die 
(Blodenfpeife  outbe  bei  ben  alten  guten  (Blöden  aus  3 
3:eilen  ft  u  p  f  e  i  unb  1  Xeil  3  i  n  n  ^ergeftellt.  (Ein  3ufa^ 
oon  6  i  I  b  e  i  follte  babei  ben  ffilodenton  oeibeffetn.  9{at0« 
gloden  gab  e$  f(^on  um  650  in  Sronfreiife;  i^ren  ^9^epunft 
aber  enei^te  bie  Qlodengiegerei  um  bas  3abc  1500 ,  nad^bem 
1467  in  S^^tnbent  bie  (Blodenfpiele  erfunben  oorben  »aren. 
8u^  in  U I  m  mar  f<^on  um  1400  bieCSIodengiegecei 
leb^ft  enttoideli  1418  gog  (Seorg  Salmet  bie  (Blode  oon 
XilrÖeim  auf  bet  Wb ,  1420  ®eotg  Aaftner  bie  SRfinfterf rfl^' 
glode  unb  bie  (Blode  oon  Snetflingen,  1436  ^wm  gfrauenberger 
bie  (Blöde  oon  Uebetlingen. 

Das  jtupfet  oat  nfid^ft  bem  ®oIb  unb  Silber  bem  SRenf^en 
om  frfibeften  belannt.  Die  gf  i  n  n  e  n  unb  X  f  ^  u  b  e  n  f^flrf' 
ten  es  im  9 1 1  a  i  unb  fettigten  baraus  SBaffen  unb  S^mud* 
fa^en,  inbem  fie  26  o.  ^.  ^inefif^es  3inn  beimif^ten.  SIs 
inbes  um  bas  Z^^^  12^0  bie  Zartaren  bie  Xf^uben  oer- 
trieben,  |9rte  ber  Aupferbau  im  Wtai  auf  unb  ru^te  bis  1673. 
Die  ipfa^lbautenbemobner  Ratten  Sroncen  mitlOo.^. 
3inn«  ober  Sletjufa^;  fie  bejogen  i^r  ftupfer  aus  SBallis. 
Die  Xeg9pter  oermanbten  bagegen  f^on  um  1600  o.  S^r. 
S i f e n,  mtb^enb  bie  (Briefen  unb  Xrojaner  ftupfer 
aus  C9pern  gu  i^ren  SBaffen  benu^en.  Die  (Briefen  unb 
9I9mer  fertigten  ibre  Silbfäulen ,  S^mudftflde  unb  aRfinjen 
bnr^ioeg  aus  ftupfer,  bas  man  in  fiaurium  in  Sittila  unb  ju 
Sb Ollis  auf  ber  3nfel  (Eub9a  ober  in  6  p  a  n  i  e  n  geioann, 
loffl^renb  man  in  Sritannien  lein  ftupfer  baute.  (Beringer 
QKiren  bie  ftupferbergioerle  oon  9lorb  italien ,  im  SB  a  U  i  s 
bei  S9on  unb  in  Deutf^Ianb.  Slu^  Sitb^nien,  Xbra« 
cien,  $bSnicien,  ber  £ibanon,  Sibirien,  ^aiaftina, 
S  b  0  m  unb  ber  6 inai  lieferten  ftupfer.  3n  31  f  r  i  I  a 
gab  es  ftupfer  bei  SReroe,  bei  ftart^ago,  in  aRaure> 
tanien,  @aba,  Serenice,  (Elep^antine 
unb  in  Setbiopien.  Dos  Ulmer  ftupfer 
ftammte  aus  ben  D  o  n  a  u  I  ä  n  b  e  r  n.    3in  3a^te  1318  oer- 

28 


—    434     — 

lauften  bte 9t egensburger  ftupfer  über  9lfitnberg,  $o^n« 
lo^e,  SBed^eim,  SBuqburg,  SRairt}  unb  Oppenheim  nac^  bem 
St^eine.  6eit  1400  lieferten  bte  lei^ften  ftupferertrSge  bas  Sij* 
gebtrge  unb  bie  (groffd^aft  SRansfelb.  gier  lauften  bie 
Sflanbrer  Wft  Aupfet  unb  führten  es  Aber  ^reugen  nai^ 
Srfigge.  Das  Ulmer  Aupfer  lam  bte  3  Her  ^rab  in 
S&ffern  ouf  gflöff^n  unb  [tantmte  aus  Oefterrei^.  3n 
fttr^berg  unb  an  btr  ^erbbrflde  outbe  3on  beja^H,  e^  bas 
Aupfer  xßtxitx  bonauabm&rts  gieng;  fiber  JBautngen  gteng 
bos  Aupfer  vXi^i  bonouabn)5rts,  bagegen  führte  es  bte  Raoens* 
burger  ^untptggefellf^aft  nai||  Stalten. 

Das  Slei  mitrbe  gemeinfam  ntit  bem  Silber  im  $ar], 
in  iDefterret^  unb  ASrnten,  in  SIeiberg  bei  StUo^, 
in  9{aiblp  $r}ibram,  aRies,  SIeiftabt  in  Sö^men, 
{u  Zarnon)i^  in  £)ber[(!^Iefien,  ju  Slolberg,  (£ornel9* 
mfinfter  bei  Sa^en,  in  Aammern  bei  A5In,  in  6iegen, 
in  9laf[au  an  ber  fia^n,  im  Srggebirge,  in  SBales, 
S^ottlanb,  Dur^am,  Sumberlanb,  $orI[^1re, 
Derb^flire,  S^ropf^ire,  Deuon,  (Eornoallis,  bei 
gfinisterre,  Sillefort  unb  Stialleq.  in  ^esaq  unb 
3Rarot  in  (SaooQen  unb  in  Sebuin  bei  Stamur  gewonnen. 
9IIs  reinftes  Slei  galt  bas  oon  Silla^,  bas  filberfreie  Gung* 
fernblei,  bos  ^arset  unb  basfä^fd^e;  als  loeniger  gut 
galt  bas  ft^mebif^e,  bo^mif^e  unb  ungarif^e  Slei.  6eit  1590 
tima  würbe  ASrnten  ein  Hauptlieferant  fflr  Slei.  3n  Ulm 
mürbe  Slei  über  ^eiben^eim  unb  Geislingen  ausgeffi^rt,  es  lam 
aus  6(^Iefien,  Sö^men  ober  Sad^fen  fiber  9lürnberg  nod^ 
$eiben^eim  unb  gieng  fiber  Geislingen  weiter. 

Der  in  Ulm  ge^anbelte  Sta^I  [tammte  aus  ben  Donau« 
I  an  bem,  mo  i^n  bas  ßaus  (E^inger  um  1500  ^olte;  er 
gieng  fiber  (Seislingen  na^  bem  Unterlanbe.  6  5  g  e  n  giengen 
fiber  Geislingen  unb  ^o^enmemmingen.  Sine  £SgeI  enthielt 
runb  3  Sentner  Sta^I. 

Sieben  bem  Gefd^meibe  Baubeiten  bie  Ulmer  Aaufleute  no^ 
mit  einer  Steige  oon  Gegenftanben,  bie  man  lurgmeg  in  ber 
3oIIorbnnng  oon  1440  bas  Sentnergut  nannte,  b.  ^.  bos 
Gut,  bas  na(^  bem  Centner  oerjollt  mutbe.  Gs  beftanb  nament« 
lid^  aus  J^Ia^s,  gemo^nli^em  ^anf  unb  ArSmer^anf, 
Seilen,  fieim,  fieimleber,  gärberrSte,  Re^^aaren, 


—    435     - 

aSeinftein,  ^otaf^e,  Oel  unb  Ateibe.  Des  30!!  für 
biefes  Cenlnergrobgut  betrug  in  ^eiben^eim  8  ^äller  für  ben 
Sentner  unb  ffit  febes  $fetb  bes  SBogens  18  ^Sller.  3n 
^o^enmemmingen  ga^Ite  bas  9{og  nut  12  ^äller;  fibet 
bie  9lBrbIinget  unb  Sranifuiter  SRelfe  aber  betrug  biefer 
StoggoII  bos  bret«  bis  ffinffo^e;  fi^nli^  »or  ts  in  9latt^eim. 
Snbers  als  bei  biefen  3  Ulmer  Srenjt^als  ollftabten 
tDor  es  beibenbeiben  gilst^aljollftibten  in  ftu^en 
unb  (Bei düngen.  Dort  n^ar  lein  befonberer  gfranifurter 
SRegjoII,  fonbem  jebes  $ferb  jo^Ite  15  ftreujer.  ober  1  Ort 
unb  in  ftu^en  go^lte  ber  9Bagen  9  Sd^illing,  ber  ftorren  15 
Sd^tüing.  3n  aRad^toU^eim  mürbe  lein  3on  bego^It, 
menn  man  f^on  on  einer  onbern  Ulmer  3<>nitation  gejollt  ^otte. 
3n  fi  e  i  p  6  e  i  m  lortete  ber  SBagen  3  $fg.,  ber  Äonen  2  $fg. 
9In  ber  §  er  bbr  fi  de  }Q^Iie  ber  äßagen  8  $Ir.,  ber  Aanen  4  ^Ix, 
!Der  S I  a  4  s  b  a  u  i|t  alter  als  bie  ftulturgef^id^te.  3n 
ben  Pfahlbauten  am  Oben^ein  mürben  gla^s  unb  Bei  n* 
m  a  n  b  gefunben,  in  ben  (Ebenen  be$  91  i  I  unb  in  ben  gflüg« 
t^SIem  Sorberafiens  baute  man  gfla^s  unb  bieSIeg^pter, 
$^9nicier  unb  3uben  fertigten  aus  fieinroonb  i^re  Äleiber, 
3elte  unb  Segel,  gomer  lennt  ben  gfla^s,  ^erobot  nennt  bas 
Seinlleib  üppig,  meibif^  unb  pro^ig  unb  jur  3^ii  S&fars  galt 
in  SRom  bas  Zragen  oon  fieinmanb  als  $run!.  Hud^  ber 
S I  a  4  s  mar  bamols  ein  gaupterjeugnis  ber  Ulmer  (Begenb, 
mS^renb  ^eute  Ulm  nur  nod^  S^rannenpla^  fflr  Srobfrfl^te  unb 
Sraugerfte  ift,  ba  ber  Sauer  fi^  beffer  babei  |tellt  unb  ein  freier 
9Rann  ift,  mS^ienb  ber  gflad^sbauer  bes  SRittelalters  ber  leibeigene 
3insmann  bes  [täbtif^en  ober  Ianbli(!^en  C5roggrunbbefi^ers  mar. 
Das  9Bieberauf leben  bes  gla^sbaus  in  Slorbbeutf^« 
lanb  gef^a^  junäi^ft  in  6(^Ie|ien  feit  bem  3a^re  1200. 
9lorbf  ranjöfif^e  SRön^e  matten  benfelben  bamals  bur^ 
einmanbernbe  SB al Ionen  in  S^Iefien  ^eimifc^,  mas  bem 
f^mabif^en  g(a(|sbau  |e^r  fd^abete.  (Er|t  feit  1450  mürbe 
au4  in  S^maben  mieber  me^r  gfla^s  gebaut  unb  bie 
fi^mfibif^e  fieinmanb  gieng  feit^er  na^  Stalten,  Spa- 
nien, S^meben  unb  9lormegen.  3n  CEnglanb  burfte 
unter  Adnig  $einr{(^  IV.  um  bas  3a^r  1398  beutf^e  £ein* 
manb,  beutfd^er  Sar^ent  unb  beutf^es  Xu^  nur  eingeführt 
merben,  menn  iebes  6tüd  genau  100  englif^e  (Ellen  lang  mar. 

28* 


—    436     — 

Sligaer  gflad^s  aus  fiübed,  fieipsifl  unb  Xfirnberi 
umtbe  in  Ulm  1537  beim  8ai^nlgei9tri  oeiboleit. 

Der^onf  fam  aus  Werften  unb  £)fitnbten  no^ 
Suropa.  Statt  uttteifc^ieb  beit  6pttttt6ottf  unb  ben  Kulfen- 
obet  S^Ieig^anf,  bei  oiu  9{iga  ober  ous  Soloftito  unb 
$ie m ont  flammte.  Um  1450  mürbe  in  U I  m  bat  Serarieäen 
oon  $anf  in  bas  Sar^entgemirl  »erboten.  Damab  iom  oid 
aBerg  auf  Saumtieren  Aber  bie  g^rbbrfide  na^  Ulm.  tkm 
ftauf^usmeifter  unb  feinen  Anetten  unb  Sallenbinbeni  vor 
ber  ^anbel  mit  SBerg  oerboten ,  bos  bie  enimidelte  Ulmer 
Seilerei  ftarl  verarbeitete. 

Ulm  mit  feinen  ja^Irei^en  Gerbereien  mar  femer  oon  Wim 
^r  eine  mistige  Statte  ffir  bie  Seimergeugung.  1530  gab 
es  in  Ulm  76  Kotgerbereien,  1782  nur  no^  29.  Der  ^f  unb* 
g  0 1 1  f Br  £eim  betrug  1  '$fg.  für  ben  Sulben.  9lo^  1825 
gab  es  in  Ulm  2  £eimfiebereien,  bie  i^r  Srgeugnis  namentlii^ 
an  bie  ^utfabrilen  unb  Seibemebereien  in  £9on  oer« 
lauften.  Seither  aber  gerftorte  ber  fteigenbe  S  ru^tpiets 
namentli^  ber  Sraugerfte,  bie  SBaibemirtf^aft  unb  ben 
Sla^dbau  unb  bie  freigemorbene  Kusfu^r  na^  granfrei^ 
litl^tete  ben  Sie^ftanb  beo  £anbs  unb  bamit  bie  Ciunb' 
bebingung  ber  Gerberei  unb  £eimfiebere<. 

Sin  meiterer  Sbtilel ,  bos  ftrapprot  ober  bie  8f&'^<<' 
rbte  ftammte  meift  aus  S(oignon,  aus  Seelanb,  Sflb^ol« 
lanb,  Slfag,  Sd^Iefien,  ber  Udermarl,  Saufen,  ber 
Vfal}  ober  Stalten,  mo  oiel  ftroiip  gebaut  mürbe.  3b 
jlleinafien,  SQrien,  Sqpern  unb  Srie^enlanb  nannte 
man  ben  Arafip  Slisari  ober  Sigari  unb  er  ift  no^  ^ute 
unentbe^Ii^  gum  9lotf&rben  oon  SaummoIIe.  ffis  1868 
bie  Dorftellung  oon  itunftlrapp  aus  Xbeer  gelang,  melHe 
bie  Slfite  bes  Arappbaus  auf  ftoften  ber  (&flte  ber  Stoffe  unb 
bes  £anbmanns.  Seit  1870  betreibt  ein  Stuttgarter  (Belb^ 
bie  ^erfteüung  oon  ftunftbapp  in  10—12  Sabri!(9fen  als  9Ro* 
nopol  unb  in  Sranlrei^  unb  Snglanb  mirb  berfelbe  nur  in  je 
einer  Sabril  ^ergef teilt.  Dem  ftrappbau  ber  ^rooence  unb 
bem  Sarb^Ij^anbel  ber  £eoante  »urbe  babun^  mit  einem 
Silage  ber  Soben  entgogen  unb  erft  neuerbings  gie^  bas  Vub* 
lilum  mieber  bie  e^ten  ihappfaiben  bem  f^Ie^ten  Z^eer* 
anilin    oor.     3n   Ulm   mutbe    frfl^er    oiel   ftrapp    pa 


—     437     — 

^etftellung  von  Sunibar^eni  unb  Suntletnioanb  oer« 
(raucht.  SRon  unlerfd^ieb  bobei  gemeines  9lot  unb  tfirlif^es 
9iot.  SRit  erftem  »utbe  auf  ungeöltem  (Srunbe  gefirbt,  mit 
le^terem  na^  oor^exiget  Celbeige.  3)er  $funb}oU  betrug  1  $fg., 
bcr  Seislingei  3on  4  ^Ir.  fflt  ben  3entner  unb  1  Shilling 
ffit  jebes  %>^. 

!Der  ni^fte  (Begenftanb,  bos  9le^^aor,  biente  jum  $oI|tent 
unb  ao^Ue  1  Vfg.  3oII.  SBo^r  es  nomenfli^  ftantmte,  ift  ni^t 
belannt.  Der  SB  ein  ft ein  ober  tartarns,  ber  SauerloII  ber 
Sfrfli^te ,  ber  m  nontentli^  in  ben  SBeinfiffem  onfe^t  unb  als 
Hbffi^rntittet  unb  3<^$npulQer  biente ,  würbe  in  Ulm  in  großen 
SRengen  in  ben  SBrbereien  jur  ^erfleüung  oon  Seijen  [omie 
3untSIanI[iebeni)on3inn«  unb  ftupfergef&ffen  gebraust. 
!Der  Ulmer  SBeinmarft  mit  feinem  leb^often  SBein^anbel  bot 
lieoon  rei(!^e  SRengen.  9u<|  bie  ^otof^e,  Sdapotof^e  ober 
SBaibpotaf^e  ourbe  no(^  1808  in  einer  SRenge  oon  1000  S^ntntm 
ausgeffl^.  9Ran  fertigte  fie  aus  ben  Sbfailen  ber  6eifen< 
fie  ber  lauge.  Sie  ourbe  in  Sllaunfiebereien  unbjum  Si^ern 
bes  doljwerfo  oor  gfeuersgefo^r  oenoenbet.  Die  Uifunben  oon 
1450—1550  unterf^eiben  beutli(^  jmif^en  SBaibpo^af^eunb 
^olgpotof^e  unb  bas  Sef^fift  ft^oanb  etft  feit  1650.  1788 
entftanb  bie  3nbuftrie  aufs  neue  unb  erft  1808  »urbe  fie  oon 
ber  3onpoIitiI  jerftSrt.  gfSrbereien ,  Slei^en  unb  (glosfobrüen 
tonnten  biefe  @aI}potaf<^e  ni^t  oero^nben. 

Vltberfi^mt  UNxren  femer  bie  Ulmer  Oelf^Ifigereien 
unb  Oelmfi^Ien.  Der  VfunbjoK  ffir  Oel  betrug  1  $fg. ,  bas 
Aouflausgelb  ffir  bie  Xonne  10  $fg.  Der  jllein^anbel  mit 
Oel,  b.  ^.  ber  Serlauf  oon  £)el  in  SWengen  unter  25  $funb 
loS^renb  berSBo^e,  ftonb  nur  ben  aRerjIern  ju.  Sllleanberen 
^erfonen  burften  nur  an  ben  SBo^enmarftstogen  £)el  im  ftleinen 
oerlaufen.  Dagegen  um  ber  $anbel  mit  Oel  in  SRengen  Aber 
25  $funb  jebermann  geftattet,  menn  er  bie  SBoggebfil^r  unb  ben 
^funb^oll  beaa^Ite.  Die  ^erftellung  oon  Oel  gef(|a^  aus  3lü\- 
fen.  Der  9lugbaum  fpielte  im  aRittelalter  in  Ulm  eine  groge 
9IoUep  es  gab  bort  ^unberte  oon  prSc^tigen  SSumen,  aus  beren 
Sfrfi^ten  man  bie  feineren  Oele  bereitete.  Der  $anbel  mit 
9lfif[en  u^ar  bes^Ib  au^  ein  fe^r  lebhafter  unb  ganje  SBagen 
unb  Aarren  mit  Slugfaffem  jaulten  ben  SlugjoII  am  ^erbbrfiden« 
l^r  ober  lamen  su  äBaffer  auf  ber  ^Iler  an,  um  auf  ber  Donau 


—     438    — 

tDeiterjuge^en.  9lfiffe,  ^^'  unb  Spfitlein ,  $anf ,  SRo^  unb 
Delmogen  voaxtn  mutige  nnbaugegenfiSnbe  ber  Ulmer  fionb' 
beDoIIerung.  Vte  Ulm  1348  ben  (ßrfln^of  bem  Alofttr 
9?et^enQU  oBIoufte,  listete  es  bort  einen  Oelmarlt  etn;  ctft 
um  1450  tourbe  biefer  SRatlt  mit  bem  9Bo(^enmatIt  ouf  ben 
SRorltpIo^  oerlegt.  :Die  Ulmet  SRocftorbnung  befthnmie, 
»enn  einem  fremben  Del^onblet  nQ<|  &^\u^  bes  SBoti^enmaTHs 
Oel  fibrig  bleibe,  [olle  er  biefes  {roor  in  ber  6tabt  lafjen,  aber 
ni^t  in  SRengen  unter  25  $funb  oor  bem  na^lten  SBod^enmarite 
oerfoufen  bfirfen.  1414  Ilagte  bie  äRetjIerjunft  beim  Kaie 
gegen  einige  Oelf^Ifiger  megen  Serfe|Iung  ^iegegen,  iDoranf 
ber  IRot  ein|c|ritt ,  ebenfo  loie  1494.  Dagegen  verbot  ber  Kot 
1508  ber  SRerjIerjunft ,  Sliiffe  unb  anbete  fiebenemittel  ben 
fremben  ^Snblem  in  SRengen  fiber  25  $funb  abzulaufen.  Crft 
jeit  1513  burften  bie  äRerjIer  au^  ben  fremben  d&nblem  i^ 
SBaren  na^  Warftf^Iud  ablaufen ;  oor^er  mar  i^nen  in  Ulm  nur 
ber  CEinlouf  bei  ben  ein^eimifc^en  (Erzeugern  ge[tottet  geioefen. 
Den  fe^Ienben  Sebarf  galten  |ie  ousmarts  auf  ben  Slarlteii 
}u  laufen.  1527  mürbe  ben  3Rei^Iern  erneut  ber  Auflauf  inner* 
^alb  2  9ReiIen  um  Ulm  an  ben  Warlttagen  [trenge  oerboten; 
nur  6al3  burften  [ie  auflaufen.  3eber  anbere  Sflrger  butfte 
bagegen  Oel  in  3Rengen  fiber  25  $f unb  »erlaufen.  Dos  9  u  $• 
meffen  bes  Oels  auf  bem  9Bo(|enmortte  beforgten  bie  Sioxn* 
meljer  gegen  eine  fefte  Xaxe.  Die  6tabt  felbft  ^atte  groge  JDel* 
oonSte  im  Oellajten  ober  Oelftabel,  bie  meift  oon  ben  Oet 
gfiUen  ber  |tfibtif(^en  3in0leute  [tammten.  Dabut^  belamen 
bie  Sflrger  auf  billige  SBeife  i^ren  Sebarf  an  Oel  o§ne  Smifd^en* 
^anbel  in  reiner  Sef^affen^eit.  Die  g^^t^Iung  oon  Del  g^ 
f^al  in  ber  Itäbtifd^en  Delmfi^Ie  unter  ben  9if<^em. 

Das  £eimleber  loarbas  feinibrnige  Sa^eleber  ffir  leiste 
Sommerfo^Ien,  Dberleber,  Autfi^enoerbede  u.fo.  Ss  ftammte 
oielfa^  aus  Ungarn. 

Die  Areibe,  bie  |on|t  in  ber  Siegel  aus  (Englanb 
unb  S  r  a  n  !  r  e  i  (^  ober  oon  ber  3nlel  91  fi  g  e  n  ftammte, 
lam  na^  Ulm  meift  aus  !ß  a  r  t  e  n  I  i  r  4  e  n-  SRon 
brauste  jie  als  äBafferfatbe ,  gum  $ut|en,  polieren  unb 
}um  Slaferlitt  unb  iux  ft  r  a  p  p  f  &  r  b  e  r  e  i.  Cs  gab 
6panienoei6,  SBienermeig ,  Dänif^veig  unb  bas  9Rarmor' 
meig  oon   Sologna,  bas  franjSfifd^e    Webocmet^   unb  ÜroiKS 


-     439    - 

toetg,  bie  (E^mpagnetfreibe,  bic  Aolnec  Areibe,  bie  Crtacanec 
unb  bie  Senebigeilreibe  obet  bcn  Spedftein.  Der  ^funbjoll 
betrug  aui^  ^iefflr  1  $fg. 

(Einer  ber  iDi(|tigften  ^anbelsgegenftSnbe  ber  Ulmer  <&ret 
toar  ferner  ba«  S^malj.  (Es  (om  meift  auf  ben  Saper* 
f^iffen  ober  ,,5Qnouein"  aus  Subapeft  bie  Donau  herauf. 
aRit  10  bis  30  ^ferben  ourben  biefe  fta^ne  ^eraufgeft^Ieppt 
unb  ber  alte  fiauinger  3ontarif  |atle  einen  befonbem  Onja^  ffir 
biefe  6^mal}|c|iffe.  Sei  ber  Sergfo^rt  ^If  ben  Si^Ieppß^nen 
bie  (Einri^tung  ber  3a(Irei(^en  6 4 »allen  ober  S^ioell« 
bfimme,  bie  eine  ®egen|tr5mung  erjeugten,  fo  bag  bie  Serg« 
fa|rt  o^ne  fieine  mogliili  Q>urbe.  Dos  Hb» igen  bes  Schmal« 
jes  im  Aauf^aufe  beforgte  ba$  6^ malsam  1.  £s  fianb  unter 
Suffi^t  bes  ftauf^utoorftanbs  ober  (Bretmeifters  unb  bes 
S^maljre^ners.  3<ber  abgezogene  SBagen  jaulte  2 
S5|mergro|<^en ,  jeber  ftanen  einen  85|mif4en.  Den  £euten 
in  ben  ftouf  gu  reben,  mar  ben  Aouf^ausbeamten  oerboten.  9Bie 
bie  6tabt  ein  eigenes  ftom^aus ,  einen  6alj{tabel  unb  einen 
Oelftabel  befag ,  fo  ^atte  [ie  au^  eine  eigene  6^mal}tammer, 
bas  G^malj^ausle,  ab  meld^es  fpäter  bie  ehemalige  6t. 
Salentinslopelle  biente.  Die  auffielt  fiber  biefe  6ii^maI}Iammer 
ffi^rie  ber  Sd^malj reiner.  (Et  fa^  alle  Quatember  na^ 
bem  S^vnal}  unb  Salj  unb  med^felte  es  um.  SBd^entli^  ein« 
mal  gab  er  mit  öüfe  feiner  grau  ben  9  r  m  e  n  ber  6tabt 
Si^mal}  um  billigen  ^reis  ab.  Sejugsbered^tigt  maren  aber 
nur  bie  Sfirger  unb  (Einmo^ner  oon  Ulm  unb  bie  Sinmo^ner 
oon  $  f  u  ^  I,  mel^e  in  bie  6tabt  f^moren ,  unb  ieinem  burfte 
me|r  als  m3(^entli(^  1  $funb  oerabfolgt  merben.  1513  fu^te 
bie  SRerjIerjunft  biefe  mo^It^tige  (Einrii^tung  au  S<^Il  ju 
bringen ,  inbem  fie  be^uptete ,  es  merbe  SRigbrau^  bamit 
getrieben ;  ber  9lat  blieb  aber  feft. 

Vuc|  ber  ftlein^anbel  mit  6(^mal),  b.  ^.  in 
SRengen  unter  25  $funb,  ge^Site  ber  aRer^Ierjunft.  6ie 
^atte  bie  Vfli^t,  entoeber  bei  ben  ein^eimif^en  £anbmirten 
ober  auf  ben  frembcn  aRärften  in  Dintelsbfi^I  unb  9>lörblingen 
fo  oiel  Sd^mal}  aufjulaufen,  boj)  bie  Sfirger  gut  bamit  oerfe^en 
n)oren.  3n  Ulm  bei  fremben  ^änblern  64mal5  ju  laufen,  mar 
i^nen  oerboten.  1374  mürbe  ben  9RerjIern  bies  oerboten  unb 
i§nen  nur  geftattet,  fo   oiel  Schmal}  bei  fremben  ^anblem  in 


-     440    - 

Ulm  ju  laufen ,  als  e  i  n  SRerjIec  bem  anbein  oMiufeit  btnfte. 
%xx  ^aUx  unb  6al2  buiflen  bie  9Rei^Icr  laufen ,  fo  me(  fte 
wollten,  ba  ^iefQc  bie  ftaufleutejunft  su  forgen  ^tte.  1414 
nagten  bes^alb  bie  SRetjIer,  fie  leiben  gto^tn  6i|aben  bobur^ 
bag  bie  fremben  ^änblec  immer  me^t  SRil^i  Stinbf^mal}, 
6<l^meinef4mal3,  Unf^Iitf ,  64meei  unb  ^fitinge  auf  ben  SBo^en- 
martt  bringen  unb  bort  pfunbooeife  ausmiegen,  unb  oerlangten» 
man  [olle  bie  gfremben  nur  no^  in  SRengenlfibet  25  $ftuib 
oertaufen  laffen.  Der  9lot  ermiberte  aber ,  bie  9Rer)Ier2unft  fei 
im  Srrtum.  3^^ ftlein^anbelsprioiteg  gelte  amäBo^enmartie 
nxi^i,  [onbern  nur  in  ber  9Bo(|e.  Sm  SBo^enmarH  ru^  bos  S^nft« 
re^t.  Sbenfo  fei  es  mit  bem  Cel^nbel  ber  Oelf^Iager  unb  bem 
Sd^önme^I*,  Vlugme^Is  $aberlem*  unb  Seutelme^Iflein^nbel 
ber  SRfiKer.  Die  gfolge  mar  nun ,  bafi  bie  SIerjIet  fi^  b^ 
ftrebten,  ben  fremben  ^änblem  i^re  3Baren  oor  ben  S^^ortn  ab* 
gulaufen.  1488  unb  1491  flagte  man  bes^alb  im  State,  bo|  bie 
SRerjIer  bas  S^malj  ni^t  auf  ben  3Bo(|enmarIt  tommen  laffen, 
morattf  ber  9{at  einen  eigenen  SRarlt am  an  einfette,  ber  mit 
[einen  Anetten  boffir  ju  [orgen  ^atte,  bog  fein  St^if^en^nbel  me^ 
mit  ^fi^nern,  (Eiern,  Sd^malg,  $aber,  (Erbfen,  Werfte,  SRe^I  unb 
£)b[t  getrieben  muibe.  1506  oerlangten  bie  SRerjIer  bas  9tcil^, 
i^r  Schmal]  au^  unter  ber  ®ret  laufen  gu  bürfen;  aber  ber  9{at 
blieb  feft  unb  bearbeitete  1508  eine  neue  SRerglerorbnung,  n>eI4e 
bie  SRerjIer  oerpflid^tete,  i^r  S^molg  na^  Q>ie  oor  in  SRfirn' 
berg,  9{5rblingen.  Dinfelsbfi^I  ober  fonft  ausmfitts  ]tt 
taufen.  1512  erneuerte  ber  9Iat  biefe  Orbnung  unb  1527  be< 
[tStigte  er  ben  aRerjIern  bas  Sie^t,  Sc^malg,  6^meinef<^mal|, 
SRiI(^,  Unfd^Iitt,  6^mer  unb  $&ringe,  bie  in  Ulm  mo^renb  ber 
9Bo(^e  eingeführt  mürben,  im  ftleinen  mieber  gu  oertaufen,  oer« 
bot  i^nen  aber  ebenfo  mie  ben  Söflinger  SRerjIern  ben  Suflauf 
oon  S^mal}  am  JEBo^enmarlle  unter  ber  (Bret.  tlu^  ourbe 
1565  ben  IRe^gernbas  !CusIaf[en  oon  S^ntalj  im  ßaufe 
aus  feuerpolijeili^en  (Brfinben  unterfagt. 

Die  le^te  ^anbelsgruppe  ber  Ulmer  SBag«  unb  (Bretgelb* 
orbnung  bilbete  eine  Steige  ber  mannigfai^ften  ^anbelsgegcn* 
ftSnbe,  mel^e  ni^t  bem  Semi^t  na^  oerlauft  mürben,  [onbern 
na^  anberen  eigenen  SRagbeftimmungen,  unb  ,bes§alb  nii||t 
unter  ben  Segriff  (Eentnergut,  [onbern  unter  ben  Begriff  6tfid< 
gut  fiel.    Dajugeprten  bie  flömif^e  äBoIIe,  bie  Sfif^e, 


—     441     — 

bei  S^mixiitanh,  bie^Sringe,  9Be^fteine,  Surfen, 
bte  SaumiDonep  bet  Sar^ent,  bie  SQSoIItfii^er,  bie 
fiorbcerbiatter,  bie  fieintoonb,  bie  $äute,  bie  <&Iq0' 
fd^eiben,  bie  fiofurfarbe,  ber  SBoib  unb  ber  fieim. 

.fgflSmifd^e  SBoIIe"  nannie  man  febe  tii^ilc^iDabif^e 
SBoIIe,  bei  bet  ffir  bie  Sef^affen^it  feine  iSmcifyc  geleiftet 
tDurbe.  6ie  butfte  in  64outfl^et  ni^t  verarbeitet  toerben  unb 
lom  meift  Aber  glanbem  aus  Snglanb,  hos  bie  minbertoertigften 
Sorten  er}euBte,  wS^enb  bie  SRerino«  ober  SRametuione  aus 
Spanien  ab  befte  SBoIIe  galt 

t>it  S  i  f  4  e  »aren  bos  jmeite  »i^tigfle  Sliidgut.  6ie 
tourben  an  ben  3onitatten  su  Slatt^eim  unb  (geiBÜngen  noc^ 
bent  JSa]]t  oerjolli.  3)er  (Beislinger  3oII  ^^^  boppelt»  oeil 
er  ben  ^elfen[tetner  unb  Spi^enberger  3^^  umfaßte;  in  Ulm 
QH»  ber  gerbbriidenjoll  für  ^i\^t  mii^tig.  Sfif^Kufe  unter  25 
$funb  umren  auf  bem  SU^^  <^^tt^  ausjuoägen,  fol^e  flbei  25 
^funb  an  ber  ®retoage.  Das  SBaggelb  betrug  2  $fg.  ffir 
ben  Sentner.  ßouptliufer  maxtn  bie  Ulmer  SBirte  unb  bie 
AIBfter  unb  ^errf^aften  ber  Umgegenb. 

Den  6(|ioär2branb  brou^len  oor  ollem  bie  Zu^- 
{ leerer     Das  SBaggelb  betrug  2  $fg.,  ber  ^funbjoll  3  $fg. 

(Ein  meiteres  6tfidgut,  ber  $  ä  r  i  n  g ,  ourbe  bis  1310 
etnm  an  ber  pommerf^en  ftfl|te  unb  bei  berSnfel  SRfigen 
gefangen,  bis  [i^  ber  ^iringsftrom  |eit  1318  an  bie  f^mebif^e 
Afifte  oon  Qi^ontn  jog.  Der  $auptpIot|  ^ieffir  mar  fiflbed. 
Seit  1236  faljte  man  in  Sranbenburg  bie  gif^e  ein.  1243 
erhielt  Stettin  bie  gfif^ens  in  ber  Ober  unb  3oIIfrei^eit  in 
gan}  Sommern  mit  Slusna^me  Don  Dtmenom  unb  Aolberg  unb 
feit^er  mar  ber  ^firings^anbel  bie  Grunblage  ber  ^an> 
iifd^en  3Rai^i  unb  ffi^rte  1358  bie  preugift^en  unb  »enbifd^en 
Stfibte  2um  Ariege  gegen  Danemari.  Die  ^anfen,  mit^lus« 
na^me  oon  Bremen ,  Hamburg  unb  Adln,  oerbanben  fi^  mit 
9Red(enburg,  ^olftein  unb  S^meben,  befe^ten  mit  ®emalt 
S^onen,  nahmen  es  ben  D&nen  ab  unb  laljten  bort  i^re  gSringe 
ein.  Salb  aber  mußten  |ie  biefes  3<^S)>S^i<t  niit  anberen  93öIIern 
teilen.  1391  eni^tete  ümfterbam  ebenfalls  auf  S^onenein 
Aonfulot  unb  eine  goltorei  ffir  $firinge  ,  gelle  unb  $8ute,  [o 
bog  um  bas  3o^c  1^00  an  ber  Aufte  oon  S^onen  unb  Sergen 
^unbette  oon  beulfd^en  unb  anberen  gif^er^fitten  unb  Aauf« 


—     442     — 

mannsISben  ftonben  unb  Xoufenbe  oott  6<^iffen  ben  CErttog  in 
alle  ffiegenben  ffi^rien.  1494  oerbot  bie  ^anfo  ollen  t§ren  SRit« 
gliebem,  na^  Soilanb  ober  ben  Otlne^'Snfeln  juf^iffcn^ 
ober  ®otIfinber  griffe  als  6to(ffif4e  }tt  oerfaufcn. 

!Die  Hinter  SoHorbnung  oon  1440  enofi^nt  ben  farbig 
ntonnigfa^.  3n  $etben^eim  ourbe  ein  XonnenjoII  oon  bemfelben 
erhoben,  ebenfo  in  92att§eim,  36<I^fflf  (Btislingen  unb  an  bei 
^erbbrude.  3<^^Iici4<  $8ringe  würben  ouf  ber  Donau  obiofiils 
oetfra^iet  unb  bas  fiagergelb  unb  ber  ^funb^oll  ouiben  bcAei 
[teto  na^  ber  Xonne  beregnet.  1508  bejtimmte  ber  9lot  betreffs 
bes  ftlein^anbeU  ntit^firingen  aus ®efunb^itorfid|iilb^i 
niemonb  folle  ffinfitg  oon  Dftem  bis  30.  Slooember  einen  gSting 
na^  Ulm  bringen  ober  bott  oetfaufen.  Das  SBaffern  bmfle 
nur  in  frif^em  reinem  Srunnenwaffer  gc[(^e^en  unb  es  omrbe 
eine  garingsf^au  eingeri^tet.  6ie  mugte  feben  SRontog, 
SRitoo^  unb  gfreitog  alle  ^firinge,  6oI}fif<l^e  unb  6todfifi(e 
befc^ouen,  bie  Saden  untetfu^en,  bie  $Sringe  Aber  ben  Kfiden 
biegen  unb  beren  gebern  unb  Obren  befe^en,  bamit  bas  ^ubli^ 
(um  gute  SBore  be!am.  SRinbenoerlige  8fif<^e  butften  nur  na4 
ousoärts  oerlauft  »erben ,  gefunb^eitsf^Sbli^e  nmren  ju  oer« 
brennen  unb  bie  Xonnen  3u  befc^Iagna^men.  Der  &&rtngs|vets 
mar  oom  6(^auomt  feftjuftellen  unb  auf  ieben  guten  Döring 
ein  Stempel  ju  brfiden.  Slieb  eine  Zonne  langer  als  14  Zage 
na^  ber  S^au  liegen,  fo  wai  fie  erneut  ju  prüfen.  6o»o(I  bie 
gevSfferten  oIs  bie  ungevfilferten  gfif^^  waxtn  ju  befi^uen  unb 
alle  iibera>5fferten  5&tinge  ju  }erf^neiben  unb  ins  SBaffer  ju 
metfen.  Vini^  bie  £a(^stonnen  oaren  gu  prüfen,  eben|o  bie  6tod' 
f if(^e  ,1  bie  nic^t  langer  ate  2  Xage  gev&ffert  »erben  burften. 
Die  Sd^au  beftanb  in  ber  Kegel  aus  3 ,  minbeftens  aber  ous 
2  SRann. 

Der  n8(^fte  Segenftanb,  bie  SBe^fteine  aus  grauem  Z^on* 
{(biefer  jum  SBe^en  ber  Senfen  unb  Si^eln,  lom  aus  Sor* 
arlberg,  oon  Unterammergau,  aus  Steiermarl,  Arain 
unb  So^men  fagmeife  na<b  Ulm,  »o^renb  man  bie  64^Ieif' 
fteine  ausbem  Unterlanbe  b^tbeifü^rte.  Vu^  ber  Su^sobcr 
Sadfteinfife  lam  in  $adfaffem,  ben  6 i üppigen,  aus  bem 
Wgfiu  auf  ber  Z^Ut  mä)  Ulm  unb  gieng  meift  auf  ber  Donau 
weiter.  Sin  ber  ^erbbrüde  »urbe  bie  9Bare  oeqollt  unb  ber 
Zarif  ]^\th  ^albe  unb  ganje  gaffer,  bie  [eit  1578  ben  gleiten 


—     443     — 

3on  beja^Iten.  Vui^  bur^  öo^enmemmingen  unb  (Beislinsen 
gieng  oiel  Su$6.  Drei  »eitere  (Begen|tanbe,  bie  Saum m olle, 
ber  Sar^ent  unb  bos  SBoIItuc^,  loaren  bie  oome^mften 
^anbebgegenftönbe  Ulm0  unb  bie  Ie||teren  beiben  ^anbeb« 
gegenftanbe  würben  na^  gfarbeln  ge^nbelt.  Sebes 
Sarbel  2<4Ue  1  $fb.  ^Ir.  3on,  ein  einjelnes  Sorben!* 
lii^  2  Shilling  ^  ein  Sog  Solf^en  ober  »eige  fieinmanb  15 
@4  dli-i  ein  einjelner  ®oIf(^en  3  6^.  ^Ir.,  ein  Kegenftiidl^en 
aus  tlbff^albaumn^one  1  $fg.,  ein  (Buglerftfid^en,  b.  (.  bunte 
fieinnmnb,  1  $fg. ,  ein  3entner  8aumn)oIIe  ,  ben  ein  Q^u* 
wthtt  oom  fianbe  laufte,  15  $fg.,  falb  i^n  ein  gtember  laufte, 
1  $fg.  oom  (Sttiben  ber  ftauffumme.  SBoIIgeoanb  ga^Ite  1  $fg. 
Dom  Sulben,  ein  (alber  Stammet,  b.  (.  $Ifi[4,  4  Areujer,  in« 
lanbif^0  aSoIItu^  4  6$.  $Ir.,  ein  Ulmer  3iDöIfbfinber  10 
$fg.,  ein  Slfbfinber  8  ißfg.,  ein  9leunbfinber  6  ißfg.,  ein  ^orber, 
SReutlinger  ober  Catoer  SBoIItu^  6  $fg.  ober  1  $fg.  oom 
(Sulben  bes  SBerts,  ein  (Bienger  SBoIItud^  3  $fg.p  ein  6ofIinger, 
Slaubeurcr  ober  fiauinger  fioben  3  ißfg. 

Das  5ou|rtgut,  bas  Sarc^entforbel,  gieng  meift  naii^ 
Sftanifurt.  Die  Aauflauslne^ie  erhielten  ffir  ben  3entner 
ungeiDOgen  2  filier,  ffir  bas  SBiegen  1  Roller  weiter.  Das 
Aauf^ausgelb  betrug  ffir  ben  ASufer  unb  Set  f  auf  er  je  2  Roller 
ffir  ben  3entner,  ber  ^fnubjoU  2  ^äller  oom  (Bulben  bes  SBerts. 

Der  na^fte  (Begenftanb,  bie  £orbeerbIStter,  lamen  aus 
Se nebig.  Der  Lorbeerbaum  [tommte  aus  Sqrien  unb  Siauris 
in  (Eilicien  unb  lam  oon  bort  ans  SRittelmeer,  in  bie  S^wetgi 
na^  (Englanb,  3rlanb  unb  6(^ottIanb.  (Er  mar  bas  $aupi§eit 
mittel  gegen  bie  Sqp^ilis ;  au^  biente  er  ab  Afl^engeiofirj,  5ur 
Sereitung  oon  (£[|ig  unb  SilSr ,  5um  Serpaden  bes  Süg^oljes 
unb  bergfeigen.  (Ein loeiterer (Begen|tanb,  berfieinbranb  ober 
Leinölfirnis ,  loutbe  namentli(||  jur  ^erftellung  ber  ftattune  \o* 
loie  in  ben  ga^Ireic^en  Spielfartenbrudereien  Ulms  oer« 
loenbet.  (Ein  anberer  loitj^tiger  thtilel,  bie  ^fiute,  lam  in 
ro^em  3uftanbe  ju  S^iff  bie  Donau  (erauf  unb  würbe  in 
großen  SRengen  gelagert  unb  ge^anbelt.  S^on  1192  mürben 
£)((fen(äute  aus  9Bien  bie  Donau  (erauf  oerf rächtet  unb  1272 
mürben  O^fen^äute  ab  gauptgegenfianb  oon  Siegensburg  (er« 
auf  bur^  bie  (Braff^often  $elfen|tein  unb  9Birtemberg  geffi^rt. 
Um   1500  lag  biefer  ^anbel  namentli^  in  ben  j^änben  ber 


—     444    - 

(E^ingergefellf^Qft.  SBfi^renb  fo  ber  beutf<|e  6fiben  feinen 
borf  an  ^Sitten  in  ben  !l)onouIfinbent  bedte,  fo  polten  bie  Stieber« 
ISnber  oon  Hmfleibom  u.  f.  m.  i^ren  Seborf  um  1301  tn 
6$ioeben  unb  ouf  in  3nfel  6$onen.  Die  ^aul}3ne  oMiieii 
in  Ulm  no^  bem  SBogen  georbnet.  Um  ^eibbtiident^or  ^Q^He 
ber  SBagen,  bei  (inein*  obet  ^inousgeffi^rt  mürbe ,  8  ^It. ,  ber 
ftorren  4  ^Ir.  Sinjelne  traute  a^^Uen  1  $Ir.  b»  6ifiA  Sto* 
mentlii^  lamen  oiele  $5ute  ouf  ber  3ner  ^erab.  Der  Seibnif 
gef(^o^  na^  Sallen  ober  Sfinben.  $äute,  bie  in  ben  Ulmcf 
Serbereien  oerotbeitet  mürben,  gaben  nur  ben  KabjoII,  ^Snte 
ffir  ben  SBtebetoerlouf  goben  1  ^Ir.,  Sfrembe  jo^Hen  ben  ^funb* 
Son  mit  1  glr.  ffir  2  gfiute  unb  5  ^Ir.  für  2  ^fiute.  Sein 
nad^fien  Srtifel.  bem  6  o  um  glas,  gieng  ber  Sertoif  no^  ber 
Xru^e.  3n  Statl^eim  unb  ftu^en  betrug  ber  3on  6  &Ir.  für 
jebes  9?og ,  in  ffieislingen  12  ^Ir.  (Ein  meiterer  (Begcnftonb, 
ber  fiafurftein,  9rmenier|tein  ober  Lapis  lazuli  lam  aus 
Zuron,  Sibirien,  S^ina,  Xibct  unb  fpSter  aus  G^ile.  Vis 
6(^mudftein  biente  ber  fiofurftein  ous  ber  Su^arei,  ber  nament« 
li^  in  SRofaiten  oiel  oermenbel  mürbe.  Sr  mar  früher  bos  etn^ige 
SRittel  jur  Darfteilung  bes  Ultramarin  unb  lam  als  itupfer« 
lafur  in  großen  9Rengen  aus  Sarmotien ,  aus  (E9pem  unb  Ar- 
menien unb  biente  als  garbe  unb  Sr^nei.  6$on  983  biente 
Senebiger  £afur  in  jtonftanj  jur  ftirc^enmaletei. 

Sin  meiterer  bebeulenber  (Begenftanb ,  ber  9B  a  i  b , 
!am  meift  aus  X  M  t  i  n  g  e  n.  Der  SBaib  oerlangt 
ju  feinem  Slnbau  tiefgtfinbigen ,  lehmigen ,  lallrei^n  Soben 
unb  fe^r  ftatle  Dfingung.  Der  SRittelpuntt  bes  beutf^tn 
SBaibbaus  mar  bes^alb  Zbfliingen ,  namentli^  (Erfurt, 
mo  \\^  fol^er  Soben  finbet  unb  bos  bem  IBaib^nbel 
feine  Sebeutung  oerbanite.  1290  flanb  es  auf  bem  ßo^^nlte 
feiner  SRoc^t ,  bis  (Bot^a ,  Shnftabt ,  fiangenfalja  unb  3enftabt 
ebenfalls  bas  ^rioileg  jum  SDaibbou  erhielten.  Sui^  in  Slieber* 
3[terrei$  an  ber  Z^aift  unb  $bbs,  in  9Baib^fen,  bos 
frfi^er  Ulmerfelb  ober  fiomborbenfelb  ^iej},  ^Iten  bie  Iom< 
borbif(^en  gärber  t|ren  9Baib.  Der  SBoib  fonb  in  Ulm  feine 
^ouptoermenbung  in  ben  SSi^bereien.  Die  gotborbnung  oon 
1531  beftimmte,  es  folle  lein  bloues  Sor^ntiud^  f<^mor} 
gef&ibt  merben ,  bos  nid^t  in  Ulm  felbft  mit  SBoib  ober  3nbigo 
blou  gejorbt  unb   oon   ber  e^moi^l^ou  be[i<^tigt  morben  fei 


—     445    — 

9Boib  unb  3nbigo  toaren  alfo  bamals  bereits  glei^bere^tifi^. 
Der  3olI  in  Geislingen  betrag  4  5Ir.  ffir  ben  3entner.  6eit 
1600  ourbe  ber  äBaib  oom  3nbigo  oerbrängt,  ben  bie  3tanener 
aus  3nbien  breiten,  bis  bie  englif^  §oIIfinbif4'oftinbt[<|e  Rom* 
IHignie  bie  6<u|e  in  bie  $anb  na^m.  Die  ein|eimif<(en  SBaib» 
förber,  bie  Ultrontoriner  ober  SRomerjfinfte,  mehrten  fi^  aber 
entf^ieben  gegen  beH  3nbigo  unb  1577  erfolgte  ein  Serbot  bes 
Serlaufs  oon  3nbigo  bur(^  bas  Slei^,  bos  no^  1664  beftanb. 
3n  9lfirnberg  ftanb  Xobesftrofe  auf  ber  Slntoenbung  oon  3nbigo ; 
erft  1699  geftottetete  Solbert  in  Sranfrei«^  bie  Seimif^ung  oon 
3nbigo  jum  äBaib  unb  1737  etfolgte  bie  Qfretgabe  bes  3nbigo. 
9Beiter  nennt  bie  (Bretgelborbnung  bie  6)) in b ein. 
3>ie  6pinbelnbre|er  Ulms  bilbeten  \^on  1490  ein  eigenes 
^anbwerl  ber  Aramerjunft ;  au<|  in  (Ettlen[^ieg  oo^nten 
no<|  im  3a^re  1800  {a^Ireic^e  Spinbelnbre^er ,  beren 
9Bare  faffenoeile  bonauabv&rts  gieng.  gfemer  nennt  bie 
£)rbnung  bie  Saiten  ffir  bie  fiautenf^Iöger ,  mel^e 
na^  „Difteln''  oerlauft  »urben. 

Cbenfo  omren  bie  Spiellarten  f^on  um  bas  Z^t  1397 
in  Ulm  ein  lebhafter  5<>nbelsgegen|tanb.  Der  9{at  oerbot  ba* 
mals  bas  ftartenfpielen  um  (&elb.  Die  Serfertigung  biefer 
harten  gef(^a$  mittels  goljtafeln,  vorauf  bie  Aartenmaler  bie* 
[elben  miltels  Patronen  loloiierten.  Um  1434  ftanb  biefe  Aunft 
in  lober  Slflte.  1441  Kagten  bie  Aaufleute  oon  Senebig  be* 
reits  Aber  bie  ftaile  (Einfuhr  beutf^er  ftarten  unb  Silber. 
1462  ift  oon  Aaitenmobeln  bie  SRebe  unb  1463  mirb  geflagt, 
bag  ber  (Befc^oftsjveig  bur^  bie  Spieloerbote  notleibe.  1482 
ge^en  Ulmer  Aorten  na^  Senebig  unb  ftonftantinopel,  1490 
na^  Stauen,  Sijilien  unb  ben  fonfttgen  3n|^In  bes  3RitteImeers. 
Die  ^oljtofeln  mürben  bei  Sraunau  unb  ^artenfirc^en  gefertigt 
unb  oon  ben  Ulmern  C&ef^äfts^Sufern,  3.  S.  oon  ber  gfirma  bes 
Ctto  Siu^Ianb,  na^  granlfurt  oerlauft,  bie  baffir  SlieberlSnber 
SBoIItfl^er  eintauf^ten.  SBoIIta<l|er  aus  9Inas  unb  ^albfeiben* 
sengen,  Ulmer  aBoIltac^er,  Senebiger  SBoIIftoffe,  Ulmer  unb 
flugsburger  fieinuHinb,  Sar&ente,  Xif^tfi^er,  ^anbf^u^e,  SRo^« 
jinn,  Sifen^uben,  $elme,  SDleffer  unb  Dol^e  oon  Kempten, 
oirtembergifd^e  9Beine,  SoQerföue,  $ferbe  unb  ^aber,  Kofen* 
bSnge  aus  ba9eri|$em  anispelbolj  unb  Saljburger  ^olgtafeln 
b.  |.  itartenmöbel  unb  Silbermöbel,  maren  bie  ^anbelsgegenft&nbe 


—     446     — 

be»  $oufeß  Slu^Ionb.  Sie  gienfien  in  Soglabungen  na^  SRittel' 
beut|(^Ionb  unb  bem  9{^etn,  au^  Alein^änbUr  unb  itir^en  fauften. 
Diejes  $ous  Slu^Ianb  ^tie  mit  beit  &oI}fd^neibem  in  Zirol 
f^tiftli^e  fiiefetungsoertrfige,  inbem  es  i^nen  ®eIboorf(|fijfe  ge* 
to&^rie.  Senebig  unb  3ün4i  9lflniberg  unb  SBunftebel  im 
Mittelgebirge  moren  (Beff^öfisplfi^e  ber  9{u(I(mbs,  ^aupt^onbels« 
plä^e  aber  oaren  Sofel,  etro^urg,  aSeigenburg,  Siieper, 
gronffutt  a.  SR. ,  SRainj ,  Adln ,  SBefel ,  «a^en ,  ZoumQ9, 
$Qag  im  SBeften,  9iegensburg,  fionbs^ut,  Srounou,  eoljburg, 
SBels,  fiinj,  3naim,  St.  gölten,  ftlofterneuburg  unb  SBien  Im 
Often.  3n  gfranifurt,  Slugeburg,  SBraunou  unb  SBien  ^tte 
bos  $au6  3v^i9nieberla|fungen,  von  benen  Srounou  ben  größten 
Umfo^  ^otte.  X)Q9  $ou6  tauf<^te  SBaren  gegen  9Baren  ober 
gegen  Aa|fe  unb  auf  Sorg ,  bejtellte  SBaren  gegen  Soraus« 
ja^Iung  unb  nabm  SBaren  oon  anberen  in  ftommiffion.  Der 
Serlauf  gefd^a|  meift  auf  Sorg  oon  SReffe  ju  SReffe  teils  in 
grogen  $often,  teils  in  Ileinen  Soften  an  Älein^nbler  unb 
ftr&mer,  mobei  oielfa^  Serlufte  eintraten,  bie  fi^  bas  ^us 
bur^  Sel^Iagna^me  ber  fiiegenf^aften  ber  S<^ulbner  ober  ^fonb* 
f^eifie  bedte.  Sie  SRittel  bes  $aufes  moren  teils  eigene,  teils  toaren 
es  frcmbe  ^erfonen,  bie  i^m  i^r  (Selb  3ur  d<^nbebfpefuIation  an« 
oertrauten.  Die  (Sef^ofte  gef^a^en  meift  bur^  eigene  ober 
Zrodenme^lel,  fogen.  „Sriefe",  mobei  ber  Susfteüer  o^ne  Si^er* 
beit  SesQ^Iung  an  einem  beftimmten  Zage  oerfpra(|.  Vn  bie 
Ulmer  Spielfarleninbuftrte  erinnert  no(^  bos  $aus  SBengen« 
gaffe  14  mit  feiner  S^nfteroffnungen  in  (Beftalt  oon  ^erj,  Si^tppe, 
Stelle  unb  Sichel. 

SBeiter  nennt  ber  Ulmer  3oI(<(^nf  bie  gflte  unb  bie 
Rauben,  b.  b-  bie  Sifen^elme  ober  Sturmbauben  aus  Steier* 
marl  unb  ber  Dberpfals ,  bie  in  Ulm  oiel  ge^anbelt  »urben. 
Der  SBagen  jaulte  4,  ber  Aanen  2  gir.  3on.  3n  (Geislingen  gab 
jebes  Vferb  1  (Bulben.  Son  ben  meiter  genannten  Soben- 
erjeugniffen  bes  Ulmer  'Sanbs,  bie  in  grogen  IRengen  in 
$anbel  lamen,  finb  oor  allem  ju  nennen  bie  Samen  bes 
Ulmer  (Bortenbaus,  bie  Ulmer  Krtif^oden  unb  bie  Spor« 
geln.  Der  f(|mabif(^e  Sunbestag  fanb  um  bas  3a^r  1500 
regelmäßig  jur  Spargeljeit  im  SRai  ftatt ,  meil  bie  gerren  bie 
Ulmer  Spargeln  liebten.  9lu^  Sirnfd^ni^e,  ^u^eln  unb 
9t  fi ben  giengen  flogmeife  oon  Ulm  fiber  fiauingen  bonauabioSrts. 


—     447     - 

3n  (Geislingen  fomen  oiel  Di]U  unb  Zcaubenoägen  aus 
bem  Unlerlonbe  bur^,  ebenfo  So't^^^IUnten  aus  Ulm,  in 
9lait|eim  unb  C&eislingen  qu$  mel  itnoblou^.  S^rnecgieng 
Diel  UInter  (Bclceibe  Aber  Xirol  na$  3tQlien,  oS^renb  man 
ben  Senf  }u  @4iff  bie  SJonou  herauf bta(^te. 

Den  SS^lui  ber  groben  6tfide  bilbeten  bie  gfeti« 
noren,  S^meet,  Unf^Iitt,  Aeffelfleif^  (Se^in* 
fleif(^),  G^Q'^inef^mal},  unb  ftarten|Qlbe.  X)a$ 
^odelfleif^  lam  in  gfBffem  unter  3ufa^  oon  9lelfen, 
Pfeffer  unb  fioibeerblallern.  Dos  Unf erlitt,  iRinberfett  ober 
ber  Xalg  fam  ou$  Stuglonb,  $oIen,  gollanb  unb 
Dänemari  ober  oon  ben  utmer  SDle^gern  unb  »urbe 
Sur  Zeitteilung  oon  Aerjen  unb  Seife  unb  jur  fieberbeieit* 
ung  oeroenbet.  1318  brachten  bie  Slegensburger  Unfc^Iitt 
über  9tfirnberg,  ^obenlo^e.  SBert^eim,  SBflrsburg,  SRainj  unb 
Sppen^eim  na(^  bem  SR^ein.  1509  u)urbe  ben  aRe^gem  bas 
9(u9lQffen  in  ben  $Qu|etn  oerboten.  Der  getbbiädensoll  nennt 
biefe  (Begenftanbe  ebenfalls.  Ilu^  bas  Slfenbein  ourbe  in  Ulm 
no^  gangen  Säffem  ge^anbelt.  Das  Slfenbeingeoerbe  mar  im 
aRiltelalter  [e^r  in  Slfite  in  Ulm  mie  namentlich  in  (Geislingen ,  fo 
bag  bie  bortigen  Seinbre^er  in  9Im|terbam  unb  auf  ber  fieip» 
Siger  SRelfe  ftarlen  Obfa^  fanben.  Die  aRfi^Ifteine  enbli^ 
fpielten  ebenfalls  feine  Heine  SloIIe.  Sc^on  um  1380  [e^te  ber 
mal  feft,  bie  aRü^Iftein^änbler  follen  ieber  ffir  [i^  oerlaufen  unb 
feine  gemeinfame  Sac^e  ma(||en,  unb  ber  SoIItarif  oon  1440  (atte 
6a^e  ffir  SRü^Ifteine,  S^Ieiffteine,  Cörabfteine  unb  ftreuje,  bie 
man  iu  SBaffer  ober  5U  fianbe  megfü^rte  ober  nur  bur^ffi^rte. 
Die  SRfi^Ifteine  [tammlen  meift  aus  bem  Sfil^i^^^I^  ^^^  Andren. 
flu(^  bas  Rapier  nennt  ber  Xatif.  9lls  eines  ber  erften 
£umpenpaptere  würbe  1391  bas  Slfirnbergn  gefettigt,  mo  1390 
eine  $apiermfi^Ie  entftanb.  3n  Safel  baute  man  eine  fold^e 
1470.  Seltec  oIs  Slfirnbergs  ^apierma^er  aber  maren  bie  oon 
91aoensburg,  mie  anä)  bie  93eIim3BeIferge[en[(^aft  i^r  Velinpapier 
oertrieb.  Um  1400  faufte  Aonftanj  fein  Rapier  in  Slaoensburg; 
es  trug  f<^on  1301  ben  O<^fenfopf  ber  gomilie  öoljtein  als  2Ba|fer- 
iti^tn.  Dort  rourbe  bas  etfte  fieinenpapier  gefertigt,  toä^- 
renb  Sa|el  fein  Rapier  meift  aus  (Balijien,  (Börli^  unb  Senebig 
erhielt  Ulm  erhielt  eine  ^Papiermühle  etft  1560.  Der  ?Jfunb. 
soll  betrug  für  1  »allen  6  ^fg. ,  für  2  Wiffe  1  $lr. 


—    448    — 

Sin  mtütttt  ^oupt^bebgegenftonb  ffit  bie  Soitoulonber 
iDoren  enblid^  bie  S^neden,  bie  in  ben  64nedengfitten  bec 
SI6  ge^fi^tet  mürben.  6ie  giengen  meift  bonauabioirto.  3>as 
6$nedenplfi^le  in  Ulm  erinnert  nod^  an  biefen  5<tnbeL 
9lo<|  1855  giengen  ous  Sollingen  bei  U(m  jö^rli^  fiber  100.000 
G^neden  bonauabio&rts,  qu(|  in  IRflnfingen,  Aachen,  Ober«  unb 
Unterfa^I^eim,  in  C&Iolfen^rb,  fieibi,  Slerfingenp  Si^neden^ofen  unb 
6ira|}  gab  es  6^nedeng5rien ,  bie  nt^  na^  1800  ^anbel  mit 
aOien  trieben.  Gänse  Sfl^ge  mit  6$neden  gtengen  fiber  fiauingev 
§inab.  9li<^t  su  oergeffen  ift  f^Iiebli^  ber  SB  e  i  n.  fiber  beffen 
^0^  Sebeutung  ffir  ben  Ulmer  (Brog^nbel  f^on  frfi^r  in 
einer  eigenen  Qrbeit  einge^nb  berietet  mürbe  unb  betreffs  beffen 
ba^er  ouf  biefe  Hrbeit  (Uims  SBein^nbel  im  SRittelatter) 
]u  oermeiien  ift. 

V.  2)ie  Ulmet  trämerjnnft 

1.    2)ie  ein^^elnen  ^anbeUgegenftäube  bed 

^ramn)aren]^anbe[d. 

(Einleitung. 

Unter  Arammare  oerftanb  bas  SRittelalter  biefenige  Sein* 
(anbelsmare,  mel^e  non  ausmSrts  eingefD^rt  mürbe. 
7)tx  Ar  im  er  (mercator)  mar  ber  5QN)^n><^[pc3i<tIift  ffir  ben 
Serlauf  oon  (Einfu^rfeinmcre,  mie  ber  Aaufmann  (ne- 
gotiator)  ber  ^anbmerlsfpejialift  ffir  ben  Serlauf  oon  Sin* 
fu^rgrobmare  (Salj  unb  Sifen)  mar.  SBer  bie  Sinfu^ 
biefer  Dinge  befolgte,  mar  ben  Se^Brben  glei^igiltig,  boc^  ergab 
fi^  babei  eine  natfirlic^e  64eibung  na^  ben  Slnlaufs« 
lanbern.  Die  (Einfuhr  oon  6al2  unb  (Eifen  bilbete  in  Ulm 
bie  Srunblage  bes  ^anbete  mit  ben  DonauISnbern,  bie 
(Einfuhr  oon  Spejerei  unb  SaummoIIe  bie  Srunblage  bes 
^anbete  mit  3talien,  bie  (Einfuhr  oon  feinen  SBoIIft offen 
bie  (Brunblage  bes  5<tnbel0  mit  bem  K^tin,  gfrantrei^ 
unb  ben  91  i  e  b  e  r  I a  n  b  e  n.  ,,9Bie  im  Sliltelpunlte  eines  Areifes", 
meint  ber  (E^tonift  Selix  gabii,  „giengen  oon  Ulm  aus  bie 
etragenjfige  na^  allen  5immeteri<|tungen  unb  es  fonben  fi^ 
bes^Ib  ^ier  ja^Iret^e  Sleifenbe  jufammen,  bie  Unterlunft  fugten 
unb  fanben  unb  beren  3iel  in  fibermiegenbem  SRoge  ber 
Sernpag  unb  Senebig  mar."  (Es  mar  bes^Ib  au^  bie 
Arammare,    meldte    oor  allem  aus   Senebig   na^   Ulm 


—    449    — 

SeKto^t  iDUtbe,  ber  mitaiis  »i^tiglte  Zeil  bef  Ulmer  ^onbels« 
oeriel»  feU  bem  So^te  1300  unb  erft  feit  bem  3a^e  1500 
begann  biefcr  Seifert  mtt  Senebig  feine  feit^erige  Sebeutung 
allmS^Iic^  elniubfijjen. 

Die  RranuDoren  jetfielen  guni^fl  in  gioei  ^  o  u  p  t  a  bi  e  i  I  u  n  g  e  n 
in  [ol^e,  »el$e  ab  Spejerei  na^  bem  (Bemi^t  unb  in 
folc^e,  »eld^  ab  fiangmare  na^  bem  fiingenmage  an 
ben  Serbrau^ec  abgegeben  ouxben.  Die  Aleinioage,  b.  % 
bie  9Bage  untet  25  $funb,  unb  bie  S 1 1  e  bilbeten  bes^Ib  bas 
ßanbmetbseug  bet  Ar&meriunft  im  engern  Sinne  unb  bie  3n. 
(ober biefec ganbmerbieuge  (iejjen  bie  eigentli^en  ober  bi e 
gelernten  ftrSmer.  Sine  britte  9(UeiIung  enbli^  bilbete 
bieienige  ftramoare,  mel^e  na<|  bem  Stfld  oerlauft  würbe, 
bie  [ogenonnte  Aurjoare,  unb  beten  Sertrieb  bis  ju  12 
Du^enb  ober  144  6tfid  (1  (5ro6)  ebenfalb  ein  ^rioileg 
berArfimergunft  mar.  So  ge^tte  alfo  ber  ftr&merjunft 
ber  gefamte  Spegerei',  Sang«  unb  fturjmarenllein' 
(anbei. 

SBas  man  alles  im  SRittelalter  }u  biefen  brei  ftrimer« 
[pesialitäten  regnete,  geigt  bas  oltefte  Ulmer  3^noer}ei4' 
nis  aus  bem  3a(re  1440. 

a.  X\t  ^tinMmtxtl 

Das  SoIIoergei^nis  beginnt  mit  ber  feinen  fträmerei 
ober  Spegerei.  3^  ^t  ge^Stlen  ber  S^^^h  $f^ff<^  unb 
3ngmer,  bie  (Bemürgnelle,  ber  SRusIat,  bas  SBetiJtlom  unb 
ber  3ti"tnt.  Das  SBaggelb  in  ber  (5ret  b^^ffir  bettug  je  4 
$fg.  fflr  ben  ASufer  unb  Sertaufer;  ber  fßfunbgoll  betrug 
1  $fg.  oom  (Bulben  unb  ber  3Beg,  ben  biefe  Spegereten  oon 
Ulm  aus  einf^lugen,  gieng  (auptf&^Ii^  Aber  bie  3onft&tte 
9Utt|eim  bei  (Biengen  a.  b.  Sreng  na«^  9lflrnberg.  Ulm 
QKir  urlprfingli^  für  ben  Spegereibanbel  meniger  in  Betraft 
gelommen  ab  Sugsburg.  QErft  feit  1450  etma,  ab  Ulm  in 
granlrei^  unb  Spanien  einlaufte  unb  Senebig  me^r  in 
ben  ßintergrunb  lam,  trat  au$  in  Ulm  ber  Spegerei^anbel  me^r 
in  ben  Sorbergrunb,  mobtenb  bis  1450  etma  bie  Saummolle 
unb  ber  Sar^ent  bie  gaupttolle  im  Stogoerlebr  gefplelt  Ratten. 

Siebt  man  na^  ben  eingelnen  SBarengattungen,  fo  lam 

ber   in  Ulm  ge^anbelte  3uder   in  ber  Kegel  aus  (Eqpern. 

(Er  ftammte  meift  aus  9{(obtts  unb  SQiien,   mo^l  aus  Atal  am 

29 


—     450    — 

toten  SReete,  ober  VIexanbden  unb  bie  Ulmer  polten  t^  in 
Senebig.  M^ere  Ka^ric^ten  hierüber  fehlen;  man  loeig  nur, 
bog  im  3o|re  1505  bie  danbebgefeiqd^oft  oon  Seife  r  &  (Eo. 
3uder  in  Ulm  feil  ^a»e. 

Der  $  f  e  f  f  e  r ,  bie  Seere  bes  ^feffetftrau^s  oon  ber 
itflfte  oon  SRalabar,  loor  im  SRittelaUer  fe^r  teuer.  Die  armen 
£eute  gebrou^ten  i^n  bes^alb  ni^t ,  fonbern  er  biente  lebigli^ 
ben  Keinen  als  Dutftreijer  beim  (Effen ,  bie  bamit  i^r  gfleif«!^ 
merl  unb  i^re  gftf^e ,  i^re  6aucen  unb  hafteten  f^modtNift 
matten.  1 191  sohlten  bie  ftaufleute  oon  9R  a  ft  r  i  ^  t ,  ft  5 1  n, 
Slawen,  Ulm  unb  Siegensburg  in  Cns  in  @teiermatt  einen 
^fefferjoll  neben  6ilber,  S^u^enunb  ßanbf^u^en.  SRonboif 
alfo  mobi  onnebmen,  bog  bomab  Pfeffer  aud^  oom  Steine  ^ 
nacb  Ulm  gebracht  tourbe.  1505  oeilaufte  benn  au^  bie  9BeIfe^ 
gefeüf^oft  in  Ulm  »elften  unb  nieberl&nbif^en  Keffer,  nie  er 
ou(^  feit  1450  in  fteijenber  SRenge  oon  ben  Ulmem  in  £90  n 
unb  Sienne  geholt  mürbe.  Sine  SRogregel  firgerlii^n  3Bett« 
be»erb0  mar  es  mobi ,  menn  um  1550  ber  brafilianifc^e 
$apti(a  als  gefunbleitsf^abli^  oerboten  mürbe.  Um  1500 
untetf<|ieb  man  in  S^Q'^^^ngmifd^en  grobem,  f(^m er em  unb 
(Sarbelinpfeffer  unb  gum  Öffilf^en  oermanbte  man  oielfa^ 
bie  Seriglorner  ober  $arigl5mer,  mes^alb  bies  mieber^olt 
oerboten  mürbe. 

Saft  ebenfo  oerbreiiet  mie  ber  Pfeffer  mar  im  aRittelatter 
ber  3n  gm  er.  Sr  biente  namentli^  jur  ^erftellung  oon  fiat« 
mergen,  aber  au^  gum  SBfirgen  oon  Sl^ifc^*  unb  9if<^f))eifen  fc 
mie  oon  SBfii^einen.  Der  Ulmer  3ngmer  fam  um  1505  eben- 
falls teils  aus  9BeIf(^Ianb  teils  aus  ben  Kieberlanben. 
1504  sohlten  bie  Jtaufleute  oon  Sglingtn  in  6|>eier  eine  fS^rli^e 
SoIIablöfung  oon  je  2  $funb  3ngmer  unb  QEanneeljimmt.  Der 
3ngver  3(rfiel  in  brei  Sorten,  oon  benen  jmei  inSnbienmuc^fen, 
bie  britte  aber  aus  9Re!Ia  fam.  SBerboten  mar  im  16.  3a|r« 
(unbert  ber  Serlauf  oon  apulif^em  3ngmer,  oon  Salletin 
unb  SRarbaf^  ober  Dominila.  1549  erlieg  bie  Stei^sregicr* 
ung  oon  6  r fi f  f  e I  aus  ein Serbot  gegen  bie  june^menbe (Stwütjr 
ffilf^ung,  bie  ficb  namentli^  au^  gegen  bas  gfSrben  bei 
3ngmer  manbte,  unb  ben  Sanbes^erren  mürbe  bie  Qhtricbtung 
oon(Bemur3f<|auen aufgetragen  gur  Seauffi^ligung bes SRarft- 
oerle^s  unb  ber  Spejereiläben.    Do^  ^alf  bas  (Befe^  nur  menig. 


—     451     -^ 

i  9Cu4  bie  (gemfirinellen  gt6rou$ten  bie  SIten  f^on  gut 

ftaroIingerjeU  allgemein  ab  SrsneimMel  unb  5um  SBflrjen  oon 
@peife  unb  Xranl.  Die  SRei^^Iegaten ,  missi  obet  fianboSgie 
^ten  oon  allen  Sleid^spfaljen  ißfeffet,  3iwntt  unb  9>leHen  ju 
i^ren  @peifen  an{ufpre4en.  Um  1100  xoax  ber  gauptmarttpla^ 
ffi(  Stellen  bei  gofen  oon  Sicco  n;  fpäter  gelongten  fie  teils  fiber 
üben,  aRelfa,  {(lexanbrien  unbCQpern,  teils  fiber  Zan» 
ris,  Sultonia  unb  Aonftanlinopel  na^  (Europa.  Sie 
loiteten  faft  breimal  fo  oiel  als  ber  Pfeffer.  Sus  ben  Stielen 
ma^te  man  St^erifc^e  Dele.  Die  (Seofirjnellen  in  Ulm  ftammten 
um  1500  ebenfalls  teils  aus  9BeIf<|Ianb  teils  aus  ben  9lieber' 
lanben.  9uc|  bie  ®emfir2nellen  unleilogen  f^on  frii^  ber 
Saif^ung  bur(^  $SnbIer.  3n  Slfimberg  gab  es  [d^on  1443  eine 
Steltenf^au,  in  Ulm  u)Utbe  crft  1551  eine  (Bemfirjmfiblen' 
f^au  eingerichtet.  Der  (Beofirsrnflller  ^te  bas  C5eiofir3,  bas 
i^m  }um  SRa^Ien  flbergeben  tourbe,  oor  bem  Sinf^fitten  genau 
2U  befic^tigen,  ob  es  unoerfäIf<^t  wox;  gefSIfc^tes  flSemfirs  war 
bem  8firgermei|teramt  aussufolgen.  Das  Betreten  ber  SRil^Ie 
bur$  gfrembe  mat  oerboten.  Das  (Beu^firj  mar  oor  unb  nad^ 
bem  9RabIen  genau  3U  u>iegen.  Sbenfo  ri^tete  Solingen  ba« 
mals  eine  ftäbtif^e  SetDfirjmfible  mit  (Bemfir2l$au  ein.  Die 
3  Stauer  ^tten  auf  bem  SRailte  unb  in  ben  SpejereilSben  ben 
GetofirjUein^nbel  genau  ju  beauffi^tigen.  Das  Serlaufen  bes 
Staubs  oon  S^fiio^i^ »  $f<ff<<  unb  ISRellen  mar  oerboten.  Seit 
1500  ^atte  ber  (5emfir|tgenug  in  Deutfc^Ianb  $anb  in  ßanb  mit 
bem  frei(&nblerif4ien  treiben  ber  ^anbelsgefellfc^aften  einen  nie 
gelaunten  Umfang  angenommen.  Sitter  llagte  Ulri^  oon  Butten 
ober  bieten  Unfug  unb  f^all  auf  bie  Aaufleute,  beren  Habgier 
bie  S^ulb  baran  trage.  (Er  [(^ilbeit ,  mie  glfidli«^  Deutfc^Ianb 
im  3a^re  100  unb  200  gelebt  bobe ,  mo  ber  Deutfc^e  fflr  \x^ 
auf  feinem  ^ofgut  mo^nte  unb  fi^  oom  (Ertrage  {einer  SBirt« 
fc^aft  ern&^cte,  o^ne  fein  Satgelb  an  bie  ^änbler  ju  oerf^toenben. 
(Es  fei  na^gerabe  3^Uf  ^^^  ^i^  Deutf^en  bas  eu^igegfreffen 
unb  Saufen  auf fteden  unb  bie  loftbaren  Aleiber,  bie  be- 
c|uemen  (Berfite  unb  bie  fremben  (Bemfii^e  oerfc^mS^en.  Der 
oiele  $feffer  bringe  ni^ts  als  bas  ^obagra  unb  bie  S9- 
p^ilis  ins  £anb.  „Sunt  genier  mit  bem  Pfeffer,  bem 
Safran  unb  bem  Seibengemanb",  ruft  ber  9iitter.  Sli^t 
bas  beutf^e  aRQUär,   ni^t  bie  9{tlterf(^aft,  fei  ber  9l&uber  bes 

29* 


—     452     — 

beuif^cn  SoIbtDo^Iftonbs  geoefcn,  fonbem  bos  faitemattonoh 
^inblerooll,  bas  mit  feiner  Sinfu^rmare  ben  fieuten  bos 
blanle  ®elb  ous  bct  Xol^e  gebdt  |Mibe. 

Sie  SRusIatnug  gelangte  erft  feit  1400  int  Hbenbbnibe 
iu  meiteiec  Senfi^ung,  als  eine  Aolonie  anf  ber  Sanbainfel 
angelegt  würbe.  Die  SRualatnug  }Spe  ju  ben  feineren  6pe« 
jereien,  ffir  oel^e  man  mit  Sorliebe  ben  mit  me^r  fianbbefor- 
berung  oerbunbenen  SBeg  Aber  Sagbab  mS^Ite,  an  beffen  Stelle 
fpSter  Xauris  trat.  Zauris,  Sultania  unb  6amaTlanb  oarrn 
bie  $auptmarltplfi^e  für  bie  SRusIatnug ,  bo(|  mar  fte  ouA  in 
üleatanbrien  ju  ^aben ,  mo^in  fie  aus  Oftafien  fiber  Vben  ge* 
langte,  üuf  beiben  SBegen  lam  fie  na(|  VRon.  Die  frangofiMe 
ftfi^e  be«  3RilteIaIter6  oermanbie  bie  aRusiatnug  ab  aSfirje  ffir 
Speife  unb  9Bein ;  auc^  in  Deutf^Ianb  gehörte  um  1650  in 
eine  gute  grfille  bie  SRusIatblume  neben  ®algan,  Pfeffer,  3ngtDer, 
Afimmel  unb  9leIIe. 

Der  3  i  m  ^  t  mürbe  f^on  im  Sa^re  617  aus  bem  Slittel* 
meere  ben  9{^one  herauf  na(|  gr^anbrei«^  geffi^rt  unb  750  mürben 
3immt  f  Pfeffer  unb  ^arffimerien  oon  italienifil^en  (Beiftli^en 
mannigfa^  na(^  Deutf erlaub  unb  oon  beutf^en  (Beiftli^ 
na$  £  n  g  I  a  n  b  an  befreunbete  Stanbesgenoffen  gef(^nft, 
mie  au^  Aarl  ber  Dide  3intmt  als  S^rengabe  erhielt.  8tt4 
bie  9lei^sfammer6oten  ober  3<^ntner  ber  Aarolinger  burften 
3immt  auf  i^ren  Xafeln  in  ben  ^faljen  oerlangen.  3n  ben 
Xpot^elen  mar  er  allgemein  als  ^eilmiltel  ju  ^aben  unb  in  bec 
Afi^  mürbe  er  ju  ben  6peifen  unb  SBflrjmeinen  oermanbt.  3n 
allen  Seeftabten  bes  oftli^en  9RitieImeers  mie  in  Xauris,  Snl* 
tania  unb  Smartanb  mürbe  3intmetrinbe  ge^anbelt.  Vis  menigcr 
gefft^rli^er  ^anbelsgegenftanb  mürbe  ber  3intmt  meift  }ur  6€e 
befSrbert ;  bes^alb  mar  HIesanbrien  ein  dauptftopelpla^  fBr  ben 
3immty  mo^in  er  oon  CeQlon  ober  Sorberinbien  hwc^  ben 
arabif^en  Sfleerbufen  unb  ben  9li(  gelangte. 

Der  Safran  mar  eine  billigere  Spejerei  ab  ber  3^mmt 
unb  fein  9BaggeIb  ftellte  fi<b  bes|alb  mefentli«^  Heiner  bor;  es 
betrug  nur  einen  ^filier.  Der  Safran,  bie  Slfite  bes  cn^cat 
sativas,  mürbe  im  SRittelalter  meit  unb  breit  in  (Europa  unb 
llfien  gebaut.  Um  960  brauten  ibn  bie  Sraber  nac^  Spanien, 
bo^  mar  biefe  Sorte  meniger  gut  ab  bie  oon  ftor9{os,  Siliden 
unb  ^erfien,  bie  tfirlifc^cn  ober  3inimtfafrane ;  f^b^ter  mar  ber 


—     453     — 

engn|(|e  unb  am  f^Ie^leficn  ber  arasonif^e  Safran.  Den  Safran 
braud^ten  bie  Utfunbenntalet  }u  i^ren  (Bolbbu^fiaben,  bie  aro' 
Uferen  8er}te  ab  Heilmittel,  bie  Aöi|e  jum  Badtoetl  {um 
„^axlmadttn"  bes  Ruäftns,  ebenfo  bie  ^atfiimeiire.  6eit  ben 
^reujjfigen  mürbe  er  allgemein  in  gfranbeid^,  3tttlien  unb  Deutfi^« 
lanb  Qermenbet  unb  in  Italien  bis  ins  Semer  Oberlanb  mirb 
er  noc^  ^eute  ins  Srot  gebaden.  6eit  1400  etma  mürbe  er  auc^ 
in  Deutf^Ionb  gebaut,  namentli^  au^  in  U I  m  an  ber  SBfinger 
galbe  am  „Safranberge'',  mo  es  no^  (eute  ga^Irei^  Srocus« 
{yflansen  giebt.  Sielfai^  mürbe  ber  Safran  gef&If(|t,  fo  bag  f^on 
1406  ein  Kei^sgefe^  gegen  bie  SafranfSIf^er  erlaffen  mürbe. 
3n  9lttmberg  gab  es  f^on  1441  eine  Safran f^au  unb  es 
nmren  namentli^  bie  Ulmer,  mel^e  feit  1450  fpanif^en  Safran 
in  fi9on  unb  Sienne  lauften  unb  fiber  Safel  (erausbra^ten. 
1430  brauten  bie  Spanier  oiel  Safran  unb  Soba  na^  Srflgge 
unb  lauften  baffir  franjöfif^e  SBoIIfloffe  unb  fieinmanb,  bie  fie 
na^  Veg9)rten  fanbten.  1114  mürbe  in  Stfimberg  gefilf^ter 
Ulmer  Safran  be|(^Iagna^mt  unb  oerbrannt  unb  bie  ^aoens« 
burger  ßuntpiggefellfi^ft  bra<^te  um  jene  3<U  oiel  Safran  fiber 
Senebig  na«^  Ulm. 

b.  IDie  ®robtrfimerei. 

91s  mcitem  ftrammarengegenftanb  oerjei^net  bie  Ulmer  3on« 
orbnung  bie  grobe  ftramerei  unb  bas  Serjei^nis  nennt  in 
biefer  iRubril  bie  ^anbelsgegenftonbe  S^mefel,  Salpeter,  Seife, 
Wann,  Seigen,  äBeinbeeren,  9{eis,  SRanbeln,  8aum3I,  ®alas, 
Senit,  Spangrfin  unb  Srifill.  Der  X^orjoII  betrug  ffir  {ebes 
9{o6  1  $Ir.,  ber  HerbbrfidenjoII  ebenfooiel.  Der  $f unb 30 11, 
ben  feber  ffrembe  ju  sa^Ien  ^atte ,  ber  ein  (5ro6^anbeIsgef(|aft 
Aber  25  $funb  in  Ulm  abf^Iog,  mä^renb  ber  Sflrger  pfun^oll« 
frei  blieb,  ba  ber  ^funbjoll  eine  gfrembenfteuer  ffir  ben  ft&bt. 
S^u^  mar,  betrug  ffir  bie  gefamte  grobe  ftiämerei  1  $fg.  oom 
SBert  unb  bas  SB ag gelb  ffir  ben  3entner  1  Pfennig. 

SBas  bie  einjelnen  SIrtilel  betrifft,  fo  biente  ber  S^mefel 
fi^on  im  SUtertum  als  Släu^er*  unb  9Ir}neimitteI.  Sr  lam  aus 
Sisilien,  ber  SRomagna,  b.  ^.  bem  ^eloponnes,  Kroatien,  ben 
Aarpat^en,  Oberf^Iefien,  ißolen,  Spanien,  Aorfu,  bem  Aaulafus, 
9Refopotamien,  ftairo  unb  Xunis  unb  mürbe  meift  in  SRarfeiHe 
raffiniert. 

Der  Salpeter  !am   aus  Seqlon,  Sengalen,  Krabien, 


—     464    - 

9eg9Pt<n,  Reiften,  Spanien,  Ungarn  unb  bcr  S^toet}  unb  btenfc 
ab  Vi^neimittel  gegen  fieberhafte  (Entjfinbungen,  gur  Closretnig' 
ung,  als  Slugmittel  beim  SRetallgug,  gum  Sletf^podeln  unb  fett 
1380  2ur  Sereitung  oon  S^iegpuloer,  bas  in  Ulm  fm  3o§re  1490 
in  einer  ftSbti[(|en  ^uloermfi^Ie  in  großen  SRengen  bereitet  lourbe. 

Die  Seife,  bie  in  ^arle  unb  loei^e  Seife  itt^tl,  txwSfyä 
f^on  $IiniU0  als  geil«  unb  j^autoerfc^onerungsmitteL  Sie 
mürbe  bereitet  aus  3i<S^ntaIg  unb  ^otaf^e  unb  ba  bie  ger* 
manif^en  Seifen  oielfa^  na<^  Italien  ausgeffi^rl  mürben,  ift  es 
mo|I  mögli<| ,  bag  bie  9?omer  bie  Seife  bur^  bie  (Bernionen 
lennen  gelernt  ^ben.  Um  1440  erf^eint  fie  als  (Brog^nbels* 
gegenftanb  im  Seislinger  3ontarif,  ber  ben  3^ntner  mit  16  f^lx. 
3oII  belegte.  3n  Ulm  f<^eint  es  bamals  oiele  Seifenfieber  ge* 
geben  2U  ^aben ,  ba  bie  Seife  5um  SIei(|en  ber  ja^Ireic^n  in 
Ulm  unb  in  leiner  Umgebung  gefertigten  £einmanben  unb  Baum- 
moIl|toffe  oiel  uerlangt  mürbe. 

Der  8  I  a  u  n  ober  Sllanb  biente  }um  greftlegen  ber 
Sarben  auf  ben  Stoffen  unb  ma^te  bie  gr^^rben  Ieu<|>tenber. 
Aein  Sar^ent«  ober  9Bo(Itu<b  mürbe  frfl^er  o^ne  Wann  geffirbt, 
fo  bag  bie  gffirber  mie  bie  Sriefmaler  ober  Urhinbenfc^reiber. 
bie  9RaIer  unb  Sergolber  ben  Sllaun  ebenfo  gebrausten  mie  bie 
9Beiggerber  jur  Saffianbereitung  unb  bie  ^apierma^er  jum 
£eimen.  Seit  1200  entftanben  in  SmQrna  unb  in  Neapel  groge 
Waunfiebereien  unb  feit  1300  gelangte  oiel  9llaun  über  aRallorlo, 
aRaroRo  (Seb|SeIme[fe)  unb  Algier  m^  gflanbern.  Seit  1200, 
namentli^  unter  ben  flniouSp  gaben  bie  SRinen  oon  3s<|ia  ret<^ 
Seute,  ebenfo  bie  9Rinen  ber  Iiparif(|en  3nfeln ,  beren  Crjeug« 
nis  aber  ben  Sfirbem  oieIfa<|  oerboten  mürbe,  ferner  bas  genuefi|(^ 
Soglia  (^boISa)  in  Aleinafien ,  mo  bie  Xud^ma^er  oon  (Benno, 
Sflorenj ,  granlrei^  unb  Spanien  einlauften.  Der  Vlaun  oon 
Aleinafien ,  Z^racien  unb  ben  gric^if^en  3nfeln  flog  in  Aon* 
ftantinopel  jufammen ,  ber  aus  Seg^pten ,  9lubien  unb  Srabten 
in  Slexanbrien ;  au<!b  SCIeppo  mar  ein  guter  tdaunmarlt.  1462 
mürben  bie  Sllaungruben  oon  (Eioitaoed^ia  entbedt,  nad^bem  man 
1469  bie  olten  Waunmeife  oon  38(^ia  neu  eröffnet  ^e.  Um 
1477  mürben  au^  bie  Saljburger  Waunmerle  in  ftärtem  Se- 
trteb  gefegt  unb  im  Vinjgau,  3<Uert§at  Saftein,  ^ongau,  in  9la« 
mingftein  unb  gfriefa^  mürbe  9(aun  gemonnen.  Son  bort  polten 
feitler  mo^I  au^  bie  Ulmer  i^ren  9Iaun  Aber  Senebig. 


—    455     — 

Die  Soften |p ei fen  ,  bos  gaftmuefl  ober  So|tetifiemflfe, 
fehlte  auf  leiner  beffern  Zofel  bes  aRitleloUers.  Seil  1470  tv 
hielten  inbeffen  bei  ben  gefteffen  ber  Ulmer  Aaufleute  na^  ber 
3unfimei|tenDa^I  bie  (B&|te  jufommen  nur  no^  ^Ib  fo  oiel  J$<ifi<n- 
fpeife  iDie  [eitler,  namli«^  nur  no4  2  $funb  SRanbeln,  2  Vfb. 
geigen  unb  3  ißfb.  groge  unb  fleine  SBeinbeeren.  Utm  loufte  biefe 
@fibfrfi<^te  ntcift  in  !iin^t  mobin  |ie  bie  fiombarben brauten. 
2)ie  gfeigen  ftammten  oue  Spiien  unb  ^aläftina  ober  aus 
(Briecbenlanb ,  namentli^  Sil^on  unb  SIttifa ,  »o  oielfa^  bie 
Sfeigenousfu^r  oerboten  mürbe,  um  ben  (Einmo^em  bie|elben  ni(^t 
ju  oerteuem.  Die  beften  Aranjf eigen  ^ItJ^tn  Aolamota ;  bie  Dal* 
matiner  unb  3|trianer  hielten  [i^  ((^le^t,  moren  ober  beffer, 
au(^  gfranbeii^  unb  Stalien  boule  oiele  gfeigen.  Die  getrod« 
neten  SBeinbeeren  ober  Kofinen  tarnen  ous  6flbeuropa  unb 
Aleinofien.  Die  großen  Rofinen  ober  Ci beben  bejog  man  ous 
Smprna,  Xf^ifc^me,  Suolo,  ftarabumu,  Ros  unb  Somos.  Die 
@uItaniaro[inen  maren  Hein,  flil«  unb  fleinlos  unb  jortbfiutig,  bie 
Domoscener  grog  unb  ausgelernt  Die  3taliener  unb  ^rooencer 
9lo|inen,  bie  beute  meift  no^  (Englanb  geben,  mfibrenb  Deutftb- 
lanb  meift  Smqrnarofinen  ober  Spanier  aus  aRoIogo,  Salendo 
tinb  Sliconte  oeibrou^t,  giengen  oud)  im  SRittelalter  ben  gleiten 
9Beg.  Die  Ileinen  Slofinen  ober  Aotintben  ous  SRoreo, 
3onfe,  Aepbolonio  unb  Xbetoli  bilbeten  mie  ^eule  bos  ^oupt« 
ousfubrerjeugnis  (Brie^enlonbs  unb  fonben  Senoenoung  oIs 
Stod^fpeife,  in  ber  Afl^e  unb  gfeinbfiderei,  jur  SBeinoerbefferung 
unb  gur  SetfttUung  oon  Aunftmein.  Die  SRonbeln  in  Ulm 
ftammten  mo^I  ebenfalls  aus  Spanien,  Solencia  unb  Wiconte, 
ber  $rooence  (üprilofenmonbeln),  Steopel  ober  6i}ilien  (Slm* 
brofiomonbeln),  ous  Slorenj  ober  Vipulfen  (tßugliefer) ,  fpSter 
»obl  ou^  ous  SRoIoga,  unb  bienten  ebenfolls  als  Sflo^fpeife, 
3ur  gf^inböderei,  jur  Oelgeminnung,  unb  gu  ^eiljmeden ;  menig- 
ftens  tourben  f<bon  um  bos  Z^^x  960  oon  Srescio  SRufter 
oon  SRonbeln  unb  ^olmlemen  no^  Aonftons  gef^idt. 

Sine  meilere  SloIIe  fpielte  ber  91  eis,  ber  fcbon  oor  5000 
So^ren  in  Cbino,  in  3nbien  unb  auf  ben  Sunboinfeln  gepflonjt 
mürbe,  oon  mo  er  fiber  fßerfien  nocb  SRefopotomien  unb  bur<!b 
Sllexonber  ben  (Brogen  no^  (Srie^enlonb  lom.  Seit  ber  (Brfinb« 
ung  bes  äg9ptif(b«grie<bif4cn  IRei^s  ber  $toIom8er  trat  er  oIs 
^onbelsmore  ouf.  Vis  Speife  mürbe  er  jur  !itlt  bes  j^oro]  in 


—     456     — 

Italien  no^i  ni^t  beitQ^i;  erft  bie  Araber  oeibretteten  bcn 
Sleisbau  unb  bamit  ben  (Bebrau^  bes  9?eife9  ab  Solbna^nings* 
mittel  im  SlUhtlta  unb  fpitet  in  Spanien,  vS^renb  in  3talien 
erft  feit  1630  ber  9it\sbau  ein^eimif^  mürbe.  (Er  ift  bie  mi^- 
iigfte  (Betreibeart,  benn  750  SRillionen  SRenf^en  leben  oon  i^m, 
b.  ^.  Aber  bie  $aifte  ber  SRenf^^eit.  3n  (E^ina,  Sopon,  auf 
ben  Walaien,  in  3nbien,  $erfien,  Krabien,  in  ber  ZMtt,  in 
9lorbafrifa  unb  Portugal  lebt  bie  SeQSIIerung  faft  ausf^Iiep^ 
9om  9lei0  unb  fd^on  um  1450  bra<^te  man  9lei9  über  ben  gfem« 
pag  nad^  Aempten  unb  auf  ber  I)onau  na(|  Ulm,  oon  oo  er 
lieber  in  ganjen  gfloglabungen  fiber  fi  a  u  i  n  g  e  n  bonaii* 
abQ)ärt0  gieng. 

(Ein  meiterer  ^anbetogegenftanb,  bie  ®aIangomur]e( 
ober  ber  ffialaas,  ftammte  ebenfalb  aus  (£^ina,  3aoa  unb  Sen- 
gakn  unb  mürbe  bur($  bie  arabifd^en  Xerjte  bei  uns  bebtnni 
Sie  gehörte  ju  ben  ftarl  er^i^enben  unb  reigenben  Srgneimttteln 
unb  mürbe  im  Mittelalter  mit  Sorliebe  angenmnbt.  3^^  3^^ 
Jtarb  bes  Diden  mar  fie  neben  Simmt,  Cbemflrjnellen,  SRi^tis 
unb  Pfeffer  in  ftonftan}  no^  eine  Seltenheit,  feit  bem  ^tüfyu 
800  aber  ftanb  fie  in  ben  fto^bfii^ern  unb  mürbe  fiber  ftonftan* 
tinopel,  Samagufta,  Slflon  unb  Sdesanbrien  nad^  Stalten,  Sfib* 
franfrei(^  unb  Spanien  oerfenbet,  oon  mo  man  fie  bann  nod^ 
ben  SRSrlten  ber  (E^ampagne  oerlaufte. 

Der  nSd^fte  ^anbebgegenftanb  bes  Ulmer  3oIUorifs,  bas 
Olioenöl  ober  Baumöl,  ftammte  aus  ber  ^rooence,  3talten, 
Spanien  ober  Slorbafrila  unb  fanb  Sermenbung  ab  Speifeol 
jum  Sraten  unb  Saden,  ab  Srennbl  unb  Si^mierSI,  jum  (Ein* 
fetten  oon  SBoIIe  unb  £eber,  bei  ber  Zfirlifi^rotfSrberct,  pa 
Seifen-  unb  ^aarblbereitung,  su  Salben,  $flaftem  u.f.m. 

t(u<(  bas  Sennesblatt  ober  Senit,  bie  Slcttter  ber 
9{9^renlaffia,  ftammte  aus  Klesanbrien  ober  aus  Hrabien  unb 
3nbien  unb  biente  ^auptffi^Ii^  ^^^  Hrjneimittel  jur  Sereitung 
ber  belannten  SBiener  Zrfinllein.  SRan  untertrieb  babei  ^mifd^ 
Hlesanbriner*,  SRelld«  unb  Xripolbfennb. 

Der  folgenbe  (Begenftanb,  ber  <B  r  fi  n  f  p  a  n  ober  bas 
Spangrfin,  bie  befonnte  grfine  ftupferfarbe,  mürbe  namentU^l  in 
SBeinbaugegenben  Sflbfranfrei^s,  oor  allem  in  SRontpellier, 
^rgeftellt,  mo  ^eute  nod^  jeber  SBeinbauer  feinen  (^rfinfpanleOcr 
^.    Die  SBare  lam  in  fieberffiden  ober  ge^npffinbigen  Sorben 


—     457     — 

ab  Aufttlgrütifpon  in  beti  5^nbel  unb  fpielte  eine  groge  Stolle 
in  ber  %ixbetti  unb  3^ugbrttdef ei ,  ob  £)el>  unb  SBaHetfotbe, 
}ur  ^etftellung  oon  S^tDeinfutteigrfin^  »ie  j.  S.  um  bos  3o^r 
1600  bie  Hinter  6tabtmaIerorbnung  ben  (Brfinfpon  ob  gorbe 
eriDi^ni. 

3)09  8  r  0  f  i  I  ^  0  I }  ober  Sriffil',  Srofilier*.  6onbeI  ober 
Slot^ol]  lont  in  SUMfen  ous  3nbi(n  in  ben  ^anbel.  (Es  biente 
|oupif&4K4  ob  gfatbmittel  )um  Xu^f&rben  unb  beim  SRoIen 
oon  SRinioturen  in  ^onbf^riften,  Ȋ^rcnb  mon  bos  6anbeI|oI} 
p  oerbollen  S^ieinerorbeiten  benfifite. 

c.  ^ie  £angioatenfrfimrret. 

Die  britte  $ou)rtobtei(ung  bes  Ulmer  3<>ntorifs  bilbeten 
bie  CE 1 1  e  n  m  0  r  e  n.  8on  benfelben  iomen  in  Betrogt  bie 
SO^Irei^en  ein^imif^en  Srjeugniffe,  bie  glonell'  unb  Suttertu^e, 
bie  in  Ulm  felbft,  nomentlic^  ober  im  no^en  69flingen  ous 
inlfinbifc^r  6^QfooIIe  ^rgeftelU  ourben,  bie  jo^Ibfen  geblei^lteUp 
gefärbten  unb  foitunierten  Sor^entltoffe  ous  etn^eimifiler  gflo^s« 
leite  mit  (Einf^log  ou«  Senebiger  SourntooIIe,  bie  ebenfo  go^I- 
rei(|en  geblei^ten  ober  gefSibten  fieinmanbftUde,  bie  „(Solfi^n" 
unb  ,,®ugler"  unb  bie  „9iegenftade"  ous  ber  „SoummoKobfil^a- 
let".  Sor  ollem  ober  [pielten  eine  9lolIe  bos  flonbtif^e,  r^ein« 
tf^e,  fponif^e,  fronjöfif^ie  unb  bmboibif^e  „dbmanV*,  jene 
feinen  bunten  SBoIIftoffe,  mie  |tc  bie  romonif^en  Sdller  in  un« 
gejS^Uen  SRengen  no^  !Deutf^bnb  lieferten,  um  boffir  Sein« 
monb  unb  SoumooIIe  in  ben  SBeften,  ben  6flben  unb  bie 
£eoonte  ju  ^olen. 

Die  mid^tigfte  SKenioore  bes  ftrom^onbeb  oar  bie  €  e  i  b  e. 
6ie  mmht  in  grojjen  SRengen  ous  (£^ino  no^  Deutf^Ionb  ge* 
bro^t  unb  oon  SRännem  unb  grouen  ob  loftbores  (Benmnb 
getragen.  Sts  gum  3a(<^  1^0  o*  S^^-  n><^^  in  S^ino  i^re  (Er* 
ieugung  gro|en  (gewinn  ob,  bb  eine  4line|i|(^e  Aoiferto^ter  bie 
Seibenjui^t  in  Aot|on  in  itof^imir  ^eimif^  mo^te.  Seither 
lonnten  bie  (Briec^en  bie  6eibe  ou^  in  Aofc^mir  laufen  unb 
bos  petfif^e  SRonopoI  ouf  bie  6eibenoer|orgung  CEuropos  jerfiel, 
meil  nunmehr  ou^  fiber  bie  ^äfen  bes  Äospifees  grofae  SRengen 
oon  Sto^eibe  bur(||  3nnero|ien  no^  S^jonj  gebngten,  fo 
bog  Veifiens  (glonj  ob  Dur^fu^rlonb  erbki^te,  »o^renb  bie 
Georgier  unb  3^^^^  ^^^  Qüht  fflblic^  oom  itoufofus  unmittel* 
bar  an  bas  S^OMirje  SReer  no^  Armenien  unb  S^sonj  bro^ten. 


—     458     — 

6o  entoidelle  fi(^  bur^  bte  }une^menbe  IRenge  ber  er* 
jeugten  Selbe  ein  leb^fter  SBettbeioetb  ber  Riebet  beteütgten 
£finber.  Serien,  ba$  |ic^  [eit^et  me^r  mit  ber  Seibe- 
ioeberei  bef^fiftigt  fyiiitt  toibmete  fic^,  feit  bte  8920titiner  i^ 
ob  SBettbetoerber  entgegentraten,  in  er^o^tem  SDloge  ber  SBoII« 
tu4|tDcberei,  bte  (ic^  feit  bem  3<k(^<  200  etioa  immer  me^ 
entmidelte  unb  Sqrien  }um  SRittelpunlt  ber  SBelt« 
^onbeUtHtigt^it  ma^te.  3m  SDIittelpunlte  bes  SBelt« 
oeile^rs  ftanb  feit^r  bie  SRuftenftobt  $Qlm9ro.  Sus  SRe* 
fopotamien,  oon  Sfbotana  unb  Atefip^on,  mie  aus  3nner- 
afien  oom  ftaspifee  famen  ^ier^er  Aber  Srtasata  unb  Armenien 
ober  SRiftbi»,  (Ebeffa  unb  9Intio4|ia,  ober  oom  ^erfifd^en  SReere 
fiber  Aallinifum  bie  9Boren  be«  Often»  na^  bem  9RitteImeere. 

gür  bos  ^o^e  9llter  ber  fprif^en  Setoebe  fprec^en  momiig* 
fad^e  £egenben.  X)ie  erften  Aleiber  Sbams  unb  flEoos  follen 
oon  meic^em  Aetan  (Sotton,  SaummoIIe)  unb  S^irntja  (per« 
fif^  Vbreiem,  b.  ^.  Setbe)  getoefen  fein.  Das  SBort  fonn 
Seibe  ober  ^albfeibe,  b.  ^.  SReijoIan  ober  SRouffelin,  bebeuten. 
Um  150  gab  es  in  Sbeffa  jfibif^e  6eiben^nbkr.  Sin  ^rift* 
lieber  Seamter  mürbe  }um  Xobe  oerurteilt,  meil  er  fic^  meigerte, 
bem  ftonig  bte  fc^ulbige  6timbinbe  ous  (Solbbrofat  gu  liefern. 
3n  Satnac  bei  Sbeffa  mar  eine  groge  S^^^^nt^If^f  nio  bie 
gänbler  ous  3nbien  unb  bem  3<u^<nlanbe  (Serica),  bie  Sora* 
jenen  (serici),  i^re  S^arla^e  (serica)  an  ben  £anbabel  oer« 
lauften.  SBenn  an  bie  3ungfrauen  bas  gefirbte  (Barn  gitm 
SBeben  bes  Xempeloor^angs  ausgeteilt  lourbe,  fo  mürbe  bte 
Purpurfarbe  ber  ^eiligen  Slaria  geopfert.  Sine  fltl^tige  (Elften* 
frau  ftreute  gfe^en  t^res  Seibenfleibes  auf  ben  SSBeg,  um  i^rem 
SRanne  ben  SBeg  ju  geigen,  unb  eine  Ioteinifc^*paImfaifd^e  (Brab« 
fd^rift  finbet  man  in  Sout^s  S^ielbs  in  (Englanb. 

(Erft  fett  550  etma  gelang  es  ben  Aaufleuten  oon  ftonfton* 
tinopel,  ni^t  nur  bie  Xo^feibe  fiber  (Ee^Ion,  Vrabien  unb  Vet^ 
pien  mit  Umgebung  ißerfiens  ju  er^Iten,  fonbem  au^  bnn^ 
Sejug  oon  6cibenraubeneiem  aus  ft^otan  in  Aafi^mir  bie 
6eiben}U(^t  im  oftromifd^en  Keic^e  felbft  einguffl^ren,  fo  bog  568 
Aaifer  3uftintan  mit  Stolj  ben  farajenif^en  (Sefonbten  beren 
SoIIbetrieb  jeigen  lonnte.  !Die  golge  mar  ber  politifc^e  Sru^ 
imif^en  $erfien  unb  ftonftantinopel.  Die  ^erfer  befe^en  Serien, 
raubten  bas  Eilige  Areu},  gerftörten  üntio^ia  am  Drontes,  aber 


—     459    — 

i^t  aBibevftonb  loar  oetgebli^,  bos  Seibenntonopol  vor  gebrocfien 
unb  Ronltantinopel  oetforgte  Aber  (Brie^enlonb  unb  3ialicn  gonj 
SBefteuiopa  mit  @eibe,  fo  bog  ber  flbfa^  bei  (E^inefen  Aber 
Ceylon  unb  Zurleftan  ungeheuer  notliU.  Die  Krober  brachten 
fobann  ben  Geibenbau  no^  6paitten  unb  6i}ilien,  oon 
wo  im  3a^re  850  bur(||  fpanif^e  3uben  groge  SRengen  oon 
Seibe  unb  ürbettern  nad^  Slrabten  oeifra^tet  louiben,  fo  bag 
S^inos  Sbfa^  na^  bem  SBefien  immer  me^r  f4n>anb.  Um  850 
enbli^  begannen  ou^  noc^  bie  3i<^Ii^ner,  ben  6eibenbQu  in 
fiombarbten  einjuf fixten,  ooer  in  Sergamo  unb  berBltlic^en 
$o>  (Ebene  eine  [ol^  eifrige  Pflege  fanb,  bog  balb  Iomborbif(^e 
Seibenftoffe  nac^  alten  Himmelsrichtungen  giengen,  fo  baj}  oon 
1050  bie  1250  bie  Snarfte  ber  Sbampagne  ben  ^au|>iabfa||« 
pla^  ffir  bie  lombarbijc^e  Seibe  bilbelen.  Der  ^aupifeibenioeber- 
pla|  oar  namentlich  bie  Stobt  fiucca  in  Zoslona;  (ier  war 
feit  1050  ber  SRittelpuntt  ber  6eibenraupen}uc^t  unb  ja^IIofe 
SRauIbeetb&ume  forgten  ffir  ben  Unterhalt  ber  mertoollen  Ziere, 
bis  1314  bie  Stobt  eingenommen  unb  bie  Seibeninbufrie  ba« 
burc^  jerftort  ourbe.  S^ion  feit  1250  ober  toatf  bie  (Etf^ltejs« 
ung  Snnerofiens  unb  ber  ^incfifc^'ruffifc^cn  jtaran)anen|trage 
burc^  bie  SRongoIen  folc^e  SRengen  (^inefifc^er  Seibe  noc^  bem 
Xbenblanbe,  bog  bie  Seibenmeber  in  fiucca  t%  oorjogen,  nac^ 
SRailanb  unb  Süxi^  ausjuvanbern.  Der  itolienifc^e  Seibenbau 
fi^iDonb  immer  me^r  unb  feit  1500  trat  bas  naffe  Steisfelb  an  bie 
Stelle  ber  S^afoieibe  unb  bes  SHauIbeerbaum«,  loeil  ber  Com* 
batbe  felbft  ffir  Srotfru^t  forgen  mugte.  3^^^^  ^^4  ^^^ 
polten  bis  gum  3a^re  1450  bie  Sfibfranjofen  i^ren  9lo^' 
feibenbebatf  in  ^legqpten  unb  Srabien  gegen  i^ie  SBoIIftoffe  unb 
fieinmanben,  fo  bag  1432  bas  ^anbels^aus  oon  Z<'^ldb  Coeur 
in  Sourges,  ber  (Beneralpä^iter  Aarl  VII.,  300  Ugenten  unb 
7  (Saleeren  in  9Ieg9pten  ^atte,  bie  franjofif^e  SBoIIftoffe  ^infiber- 
brac^ten  unb  bafur  Seibe  unb  Spejereien  eintauf(^ten.  Die  in 
U I  m  ge^anbelte  SBoIIe  ftammte  no^  um  bas  3a^r  1500  aus 
IBelf^Ianb.  1505  mürbe  menigftens  ber  SBelfergefellf^aft  gc* 
ftattet,  in  Ulm  Seibenftoffe  aus  aBeIf(^Ianb  in  ganjen  Stfiden 
]u  oeilaufen.  Dagegen  ffi^rte  1597  bas  Ulmer  ^anbels^aus 
S^ermar  ,  beffen  3n§abei  oon  Schaff  Raufen  na^l  SRemmingen 
unb  Ulm  gejogen  maren,  Sarc^ent  na^  Snglanb  unb  polten 
boffic  Seibenftoffe  in  fionbon,  Q}o  es  ^iegu  eigene  Sgenten  ^atte 


—    460     — 

9ti4t  toeniget  (ebetttenbe  $QnM09egenfMnbe  nrnren  ber 
Sommet  unb  bet  $!&{<(.  Selbe  bejogen  bie  Ulmer  bis 
1500  meift  aus  Somo,  bis  es  i^nen  1515  gelonfl,  bie  offc 
$Ifi[4'  ober  6ontmetfab(iI  in  Deutf4|Ionb  ju  gtfinbeitp  bereit 
^Erjeugniffe  ein  ^Ibes  3<4t§unbert  lattg  guten  9(bfa|  in  X>€ulf^ 
lanb  fanben.  (Es  ourben  goei  Sorten  $Ifl|4l  gefertigt,  eine 
2600  unb  eine  2800  Sdben  breite;  bie  £8nge  betrug  26  CHen. 

Sin  weiterer  ^onbelsgegenftanb,  bas  (Eorbuanleber, 
lam  bis  1400  aus  9{egensburg  unb  Ungarn,  fpäter  meift  Aber 
Safel  ous  gfranfrei^  unb  »urbe  oon  ben  so^Irei^en  Sliemen* 
f^neibem  unb  Sattlern  in  großen  9Rengen  verarbeitet.  Vu<^ 
aus  3&^i4  (am  lombarbifc^es  £eber  in  großen  SRengen  no^ 
Si^umben. 

Heber  bie  ftursoare  enbli^  geben  uns  bie  nad^I« 
genben  Säuberungen  ber  einjelnen  fttSmer^nboerle  einge^nbc 
Kuslunft. 

2.    3)tc  (Sinrtdötiingcn  bcr  Utmcr  Ärämcrjunft. 

a.  7>\t  (sircitldfciten  bex  Jhfimcrjunft  mit. ben  anberen  Sänften. 

2)as  $rioiIegium  gum  Settrieb  aller  biefer  (Segen« 
ftfinbe  bes  Sirejerei« ,  Sang«  unb  Aurjoaren^nbels  im 
Aleinen  ^tte  bie  fträmerjunf t.  Die  {o^Irei^en  ^^nb- 
merle  ber  ftramer  ober  £abenbefi|er  bilbeten  3ufammen 
bie  erfte3unft  oberpoIitifi^eStanbesgenoffengemeinbe 
ber  Stabt.  Sie  maren  bas,  mas  ber  S^anjofe  d^taillenra 
nennt,  b.  ^.  bie,  oel^e  oom  gonjen  Stfid  (erunterfc^nitten,  bie 
marchandB  tailleurs,  mercatores  ober  (Bemanbf^neiber.  gäbrts 
Definition  aus  bem  3a^re  1490  ge^t  ba^in,  }ur  ftrtmerjunft 
gehören  alle,  bie  in  offenen  fiiben  Spe^ereien  unb 
(Bemflrje  mit  ber  jtleinoage  ober  Zfii^er  nad^  ber  (Elle 
oertaufen,  femer  alle  ftursmaren^anbmerfe,  nSmlii^  bie 
^anboeile  ber  Sattelmac^er,  Sliemenfd^neiber,  Sailer,  (Bfirtler, 
Sedler,  3uderbader,  Silbermaler,  ilartenmaler,  3intinermaler, 
Silb^uer,  (Slafer,  Sortenoirter,  SBeißgerber,  Slabler,  Surften« 
binber,  Dre^r,  ^anb|c^u§ma<^er  unb  (Baftgeber.  Der  (Brunb 
^iefflr  QHir  ber,  baß  alle  biefe  5<tnbioerIe  neben  i§rer  (Eigen* 
cQcugung  au(||  offene  fiSben  Ratten,  in  benen  [ie  au4  ni^t 
felbftgcfertigte  Aramenoaren  feilboten.  1786  ge(3rten  bes^Ib 
neben  ben  Spejerei«   unb  Xu^IIein^inbletn  aud^  bie  Sorti« 


—     461     — 

mentsbut^^Snblev  }ut  ftrfimetjunff,  toeil  aui^  bas  8u(^ 
eine  iturjiDore  ift. 

aRan  untetf^ieb  babei  6  botmSbige  ^anbioecle  ober 
^Rotten,  namli^  1.  bie  Sedier  unb  Keftler,  2.  bie  Qlofer, 
Su^binber  unb  Aortenmoler,  3.  bie  6atiler,  4.  bie  Gürtler, 
5.  bie  6ailer  unb  6.  bie  9labler,  unb  bie  ni^lbotmSgigen 
Kotten,  nSmli^  bie  SBeiggerber  unb  ^ergamenter,  bie  Sotten« 
ntQc^er,  Aammmai^er,  Sfirftenbinber,  Sarbiere,  3ud<i^^&äcv» 
3eugma4er,  ^enfiden*  unb  Anopf ma^er.  Diefe  festeren  maren 
nt(^t  ftimmberec^tigt  unb  i^re  Seiri^tungen  galten  als  freie 
ftunfte  wie  bie  ber  Suc^bruder,  64i9nfSiber,  Strumpfftrider, 
6truinpfn)iiler,  ^opietmo^ei  unb  Stider.  Dos  We^t  ber  bot* 
ntäjsigen  ^anbverle  beftanb  botin,  einen  ober  mehrere  Vertreter 
in  ben  3unftrat  oon  12  9Reiftern  gu  fenben,  ma^renb  bie 
anberen  ^onbmeife  lein  Stimmtest  in  ber  3unft  ^tten,  (onbem 
nur  ob  angegliebert  ber  G^ult^eigengerii^tsbmleit  ber  3unft 
unterftanben. 

Die  Singlieberung  oller  fenet  ^onbmerle  in  bie  ArSmer- 
junft,  bie  offene  fiäben  Rotten,  gef^o^  olfo  beft^olb,  »eil 
biefe  ^onbrnerle  cbenfolls  jo^Ireidjie  Setloufsgegenftonbe  nic^t 
felbft  feitigten,  fonbern  oon  ou0»8rts  beiogen,  toS^renb  bie 
anbeten  3finfi<  ento)ebet  nur  [elbftgefettigte  Srjeugniffe  oerlouf* 
ten  ober  loie  bie  äRer^Ier  aus  bem  3nIonbe  ftommenbe  9Bore 
feil  Rotten.  Der  ArSmer  oor  ber  Alein^nt^I^^  ffi<  ^H^ 
(Einfu^rgegenftänbe.  Sliemonb  Durfte  nä^renb  ber  993o4e 
im  Suslonbe  erjeugte  SBoren  einführen  ober  ouffoufen  unb 
mit  (Seoinn  mieberoertoufen  als  ber  ArSmerjfinftigte.  Sr  ^oite 
bos  Stonopol  auf  ben  3i>'U4^n^anbeI  mit  Sinfu^r« 
100 re  im  ro^en  ober  oetorbeiteten 3uftanbe.  gffi^rte  ber  Aiämer« 
Sfinflige  bann  nur  ben  JRo^jtoff  ein  unb  no^m  bie  Serorbeitung 
felbft  oor  oie  ber  6attelma(|er  ober  Silbermo^er,  [o  blieb  er 
tro^bem  framerjünftig.  Der  Qinbler  mit  tlu0lanb[4u|en  oor 
borum  Iramerjflnftig,  ber  G^fufterjQnftige  ober  fyiHt  oS^renb  ber 
93o(|e  leinen  fioben,  fonbern  fertigte  nur  nodd  SRob  unb  oer« 
loufte  feine  fertigen  64u^e  lebigli^  on  ben  URortttogen  im 
Sffentli^en  Sc^u^^oufe,  bem  (Beno|fenf(f|ofteIoben.  Suc^ 
bie  Srjeugniffe  ber  Qolbfc^miebe,  (Bolbfd^lager,  Slotfd^miebe, 
64Ioffer,  Sfid^fenmoi^er,  U^renmod^er,  9Binbenmo(^er,  Sporer, 
Aupfeif^miebe,    ^ommerfi^miebe,    arte|ferf(^miebe,    3inngie|3cr, 


—    462     — 

3iTleI[^m{ebe,  SSoffenf^miebe,  Spengler,  Polierer,  G^toedfeger, 
$an}ermQ4er  loaren  too^I  ebenfalls  juetft  bur4  ben  ^aitbel 
na^  Ulm  gelommen  mit  bie  feineren  Srote,  bie  genen-  unb 
Damenlleiber,  bos  6<!^u^tDerI  nac^  neue[ter  SRobe  u.f.o.;  nur 
lag  ^ier  ber  gfall  eben  fo,  bag  bie  beireffenbe  3unft  am  Octe 
fo  leiftungsfo^ig  würbe,  bog  nur  ein  Zeit  ber  Cßeioanbf^neiber, 
bie  ftleinoerlaufer  oon  Vuslanbtud^,  bimersfinfiig  blieben,  nm^ 
renb  bie  Sförber  uub  9Beber  oon  Zuif  aus  flanbrif^KC  SBoIIe, 
tie  SRorner,  oon  ben  9Bo(I§änbIem,  ben  (Brautu^ern  unb  fioben* 
mebern  an  fic^  gejogen  ourben.  ®ab  es  in  Ulm  1292  no4l^  ebie 
(Beoonblc^neiberiunft,  eine  Zu^ma^er«  unb  eine  £eineoeberjunfl, 
fo  maren  1490  bie  (Bemanbfd^neiber  Irimerjflnftig,  bie  SBoIIen' 
n)eber3unft  ober  bejtanb  aus  ben  Srautuc^ma^ern  unb  fioberem, 
bie  3nIanbn>oIIe  oerarbeiteten,  unb  ben  aRamern,  bie  Suslanb* 
iDoIIe  oerf^afften. 

Die  ICufgabe  bes  alten  ftems  ber  fträmequnft,  ber  fogc« 
nannten  eigentlichen  ober  gelernten  JlrSmer,  beftanbaQo 
barin,  alle  Srjeugniffe,  mel^e  mif  ber  ftleinoage,  ber  dllt 
ober  bem  jlleinitfld  ge^anbelt  »urben,  ausodtts  ober  in  Ulm 
felbft  bei  ben  Srseugern,  ni(^t  aber  in  Ulm  bei  fremben 
®ro6^nbIern,  aufjutaufen  unb  in  Ulm  im  ftleinen  nieberju« 
oerlaufen.  Wie  äRengen  Aber  25  $funb  maren  an  ber  Sret* 
00 ge  im  itouf^ufe  ousjumägen,  mit  bies  }.  S.  bie  ftrfime^ 
orbnung  betreffs  bes  SB o 4  [es  oorf^rieb.  SBer  leinen  ftrom' 
loben  ober  leinen  SRorftftanb  (otte,  burfte  nur  9Rengen  fiber 
25  $funb  (Beoi^t,  beju).  oon  einem  gonjen  (grojsltfidf  ober  oon 
1  (Brojs  3U  144  Aleinftfiden  oerfaufen  unb  es  mar  besbalb  ben 
Ardmern  ftrenge  oerboten,  i^re  ft  lein  möge  unter  25  $funb 
ober  i^re  Slle  einem  Sti^tlromer  gu  leiten;  beibes  maren 
^anbmerfsjeuge,  bie  fie  oIs  obrigleitltc^es  fielen  gegen  ein 
Sntgelb  inne  ^tten.  Sut^  foI(^e  (Begenftinbe,  beren  gonbel  ffir 
olle  Sfirger  frei  mar,  burften  gfrembe  nur  imSrogen  oerlaufen, 
mie  }.  8.  ber  Verlauf  oon  Stodfif^en  unb  ^lottrieslen 
Smor  ein  freier  ^anbel  mar,  ober  ben  Sgenten  frember  ^aufer 
nur  rollenmeife  gejtottet  mar.  Der  Aouflausmagjmang 
ffir  ben  (Brolsoerle^r  fiel  er|t  1C37  ;  fo  burften  }.  S.  fett 
1637  bie  Soiler  i^re  Soile  unb  i|r  Sboerg  oucb  in  i^ren 
S&ufern  obmSgen. 

Die  Sfeftfe^ung  bes  Begriffs  ftrimergut  gieng    bo^in. 


—     463    — 

bog  gtt  i^m  olles  ougetbeutfi^e  (But  ge^Stte.  60  burficn 
bieftifimet  3.8.  oon  Seifen  nut  Senebigerfeife  fO^ten; 
bie  i§etni|4e  Seife  ge^Srte  ben  merilerjanftigen 
Seifenftebetn.  Hu^  Soifd^riften  im  3nlere||e  guter  Se« 
f^offen^eit  unb  listigen  SRoges  gob  es  ffir  bie  ftrfimer. 
60  buifie  3.  S.  bie  Si^o^tel  ftonfelt  (®jtobeltonfelt  oon 
scatola)  nic^t  untei  20  fiot  entgolten  unb  es  toor  oerboten, 
Xuc^fc^eeret»  ober  ftorteroolle  in  bie  SoumiooIIe  ju 
mif^ien  Die  (Elle  ftonb  inbes  utfpiflnglit^  ben  ftrfimern  nic^t 
ausfc^Iiebli^  iu,  fonbem  iebermonn,  ber  bem  9lat  iä^rli<^  4 
$fnnb  Rollet  Atomlobenjins  go^Ite,  unb  eift  feit  1558 
buifien  nut  no4>  bie  Atämer^  äBeber«  uub  Xuc^fc^eeret- 
jfinftigen  Seinoonb,  (Bolf^en  unb  Sor<|^ent  no^  bec 
(Elle  ousf^neiben  ober  in  gonjenStfiden  feil§aben  ober 
mit  S& ben  unb  Sorten  ^onbeln.  92ur  ber  gfUi^s  iollte 
no^  ein  freier  ganbel  bleiben;  bo4  foIUen  bie  S^^Hore  ober 
Sgenten  ^la^si  nur  in  SetrSgen  oon  über  30  Areu}er  ous« 
oiegen  bürfen. 

SBoienbiefes  bie  ollgemeinen  ®runb[o^e,  ouf  benen  [i^ 
bos  Aromcnec^t  oufboute,  fo  tourbe  oon  befonberem  Snterefje 
bos  (Entfielen  go^Irei^er  ^onbwerlsbetriebe  inner^olb  ber 
Arömer3unft,  loel^ie  begonnen,  bie  (Erjeugniife,  mel(^e  feit^er 
eingeffibrt  loorben  moren,  ielbff  ^er^uftellen.  Die  gfolge 
booon,  bog  innet^olb  ber  Ar&mer}unft  ffir  irgenb  eine  Speji* 
olitot  ein  befonbercs  ^onbioerl  entflonb,  loar  scoor  ni^t 
burc^toeg,  ober  in  ber  Kegel,  bog  bie  fibiigen  ArSmer 
biefe  Arämetfpe}ioIit&t  }iDor  unbe^inbert  toeiter  ffi^ren  butften 
aber  |ie  ni^t  me§r  ouso&rts  einsufoufen  bere(^tigt  u)oren, 
fonbem  bei  bem  betreffenben  Ulmer  !8e trieb  ju  loufcn  Rotten 
So  tooren  3.  8.  bie  9{iemenf(||neiber,  bie  1490  noc^  oor^ 
^nben  »oren,  1511  in  Ulm  Derf^n)unben.  2>ie  h&mersflnftigen 
Sottler  [o^en  es  bes^olb  ni^t  gerne,  oIs  biefes  (Betoerbe 
erneut  oufget^on  »urbe,  bo  |ie  nunmehr  i^re  Kiemen  bei  ben 
Ulm  et  iRiemenfc^neibern  3U  laufen  Rotten.  So  ourbe 
3.8.  1695  ben  (Bürtlern  unb  9lablern  ouferlegt,  i^re 
Spieen  unb  Sorten,  i^re  (BoIIonen  unb  8inbel  beim 
b&mersfinftigen  Ulmer  Sortenmirler^onbioerl  3u  foufen. 
Do<^  oor  biefer  (Brunbfo^  oon  ünfong  on  ftreitig;  menigltens 
etflärten   1695  bie  (Bfirtler  unb  9tobIer  fofoit,  bie  Sortenmirlet 


—     464     — 

feien  feine  oollberetltigten  itiimer,  berni  fte  »erben  an  Set 
f^^it\i  ni^t  oIs  foli^e  oeriflnbet,  vm  ober  ber  Rat  bcftritt 
ScK^  Itanb  feit  ber  Steformationsieit  menigfiens  iiemfii^  feft, 
boJS  Srjeugnijfe,  ffir  wüi^t  ein  leiftungsffi^iger  Setiieb  am  Düt 
felbft  beftonb,  ni^t  ouget^olb  gelauft  n>erben  folften.  60  buiftoi 
2.  8.  bie  Sailer  nur  (Burten  unb  anbere  SBaren,  btc  nt^t 
aus  gflac^s  beftanben,  oujser^alb  ber  ^errf^ft  laufen,  nU^ 
aber  gfMsQHiren ,  ba  ber  ^anbel  ^iemit  ben  gelernten 
ftrSmern  gehörte. 

9Bie  bie  3unft}uge^origteit,  fo  ri^tete  fi<^  auc^  bie  ^anb* 
oerlsjuge^örigteit  na(||  bem  $anbn)eri0]eug.  SBie  ]. 
8.  ein  $ergamentma(^er,  ber  lohgare  $5ute  oerarbeiten 
unb  Darmfatten  fertigen  modte,  aus  ber  ftrSmerjunft  aus-  unb 
ber  9{otgerber}unft  beitreten  mujste,  menn  er  aber  alaungore 
Seile  oerarbeiten  »ollte ,  bem  trfinter}finftigen  SBetggerber» 
^anbmert  anjuge^Sren  §atte,  mieoir  bies  1569  finben,  fooMir 
es  au<^  lieber  mit  ben  einzelnen  i^anbmerlen  ober  llnterabteil« 
ungen  ber  ftrSmerjunft.  SRit  ber  Xeilung  ber  ftrfimerjunft  in 
einjelne  $anbmerfe  entftanb  ber  (Brunbfa^,  bag  jebes  5<uibverf 
2ur  biefenigen  (Erjeugniffe  fertigen  burfte ,  bie  ibm  nai^  feinem 
danbtoerlsjeug  julamen,  »l^renb  ben  anberen  ftrSmer^onb» 
oetlen  ber  (Bebrau^  biefes  ^anboerlsseugs  als  eines  ni^t  me^ 
freien  unterlagt  rourbe.  ^Dagegen  burfte  feber  ilrämer  urfpriing« 
ii^  fSmtli^c  ftrSmermare  oerlaufen,  einerlei,  ob  btefe 
am  Orte  felbft  gefertigt  maren  ober  oon  ausiotrts  na^  Ulm 
gebracht  ourben;  nur  mugte  t^ber  Arimer  biefe  Segen* 
ftänbe,  falls  er  fie  am  Orte  taufte,  bei  bem  betreffenben  j^onb- 
merl  faufen  unb  burfte  fie  nit^t  felbft  fertigen.  60  mürbe  }. 
8.  1612  einem  ftnopfmat^er  oerboten,  $utf4|nfire  }« 
fertigen ,  mo^I  aber  burfte  er  biefe  bei  ben  Ulmer  Sorten- 
ma^txn  teufen  unb  in  feinem  fiaben  ober  auf  bem  SRorlte 
feilten. 

Do<^  mürbe  btefer  (Brunbfa|  immer  meniger  beamtet 
unb  feltens  ber  botmSgigen  JtrSmer^onbmerte  allmi^Ii^  ber 
Srunbfa^  buri^gebifidt ,  bog  bie  ni^tbotmigigen  ßanb^ 
merle  lein  ftramereire(^t  ^aben.  @o  oerbot  2.  8.  ber  9{at 
1629  ben  9Beibgerbern,  ganbf^u^e,  9Be§rge§&nge, 
(Bfirtel,  Keftelunb  flad^e  fiebervaren  aus  Slens^t  ober 
anberm  I5ftli(^en  Seber  feilau^allen.  Den  SBeiggerbem  foIUe  eiai 


—    465     - 

qIs  nt^tbotmagigen  <Beno[fett  nur  bft  $  anbei  mit  SBeig» 

leb  er,  nfa^t  aber  ber  Ir&mermSbige  Sertrieb  oonfieberiDoren 

geftaitet  fein.    @o  verboten  ou4  bie  Seiler  1654  ben  Za f^en* 

magern  ben  Serlauf  oon  ^anf ;  [ie  foIUen  fi4  mit  bem  gfer« 

tigen  oon  $atronto[$en  unb  SBe^rgelangen  begnügen. 

!Dogegen  buifte  na^  ber  Sortenoirlerorbnung  oon  1604  bas 

Sortenoirler^anboerl  felbftgefertigte  ober  oon  ousmarts 

besogene  Sorten  aus  oeibe  ober  Krras  ju  $aufe  ober  in 

einem  |t&bti|4(n  itramlaben  in  gangen  Stflden,  b.  §.  im  (Brojsen, 

ober  na^  ber  Slle,  b.  ^.  im  ftleinen,  oerlaufen.    9lur  bos  S  e  r- 

(aufieren  mar  i^m  oerboten.    Dod^  bejog  fi^  biefes  $rioiIeg 

nur  auf  bie  SDla  feinen  arbeit,  bie  bur$  SRfl^Ie,  jtamm  ober 

6tu^,  alfo  mit  bem  danbmerlsjeug,  ^ergejtellten  Sorten. 

S)ie  Stabelftriderei,    Spaltarbeit,  ftegelarbeit  unb 

Jlnfipfarbeit    foioie    bie    ^erfiellung    oon   $utf4nflren, 

Gelingen,  gfranjen  unb  S5 rtlein  aus  gebleichtem  3ioint 

ftanb  jebem  ArSmer  frei  unb  golt  ab  Atamene^t.    So  mar 

meiter  bos  !Rec^t  be«  Sürtler^anbmerls  ber  Serlauf  oon 

felbftgefertigten  ober  gelauften  (Bfirteln  unb  anberen  Dingen,  bie 

aus  SR ef fing  burc^  (Sug  ober  6^Iog  bergeftellt  mürben;  au(| 

bas  Sergolben  unb  Serjilbern  ftanb  biefem  $onbmerI  ju. 

3§r  $anbmerls3ei(^en  mor  ni^t  ber  Sc^miebe^ammer ,  fonbern 

ber  Xreibftod  unb  bas  |arte  Soraxiot.    Dagegen  mar  bas 

ftammat^er^anbmerl,  bas  {^on  1490  erf^eint  unb  bas  [i^ 

fe^r  lange  gegen  bie  ftembe  (Einfuhr  ^ielt,  meil  in  i^m  bie  SRa* 

jd^ine  nur  eine  geringe  SRoIIe  [pielte,  ftets  eine  freie  Aunft. 

3>as  ^rioileg  bes   ^anbmerls  beftanb  ni^lt  im  gf^^ifi^n  ber 

A&mme,  fonbern  in  bem  Stecht,  ftamme  mö^renb  [ämtli^er 

SBo^entage  im  $aufe  ober  in  einem  9ffentli<$en  Aramlaben  feil* 

3tt^ben.    Ob  biefe  Aämme  [elbft  gefertigt  maren  ober  oon  aus* 

»Srts  ftammlen ,  mar  glel^gUtig.    9Ber  Aomme  felb|t  fertigte 

ober  fertigen  liej^,  brau^ite  ni^t  bem  j^anbmerl  anjuge^ören^  nur 

burfte  er  fie  bann  lebiglic^  auf  bem  freien  9Bo((enmarIt  feilbieten. 

CEbenfomares  bei  ber  6 tre^lm ackeret,  bie  fi<$  feit  1656  als 

eigenes  ^anbmer!  oon  ben  Aammmac^ern  ft^ieb. 

Die  3ud[erbader  maren  urfprflngUc^  ein  freies  ^anbmerl 

Aonbitoren,  Semfirsbdder  ober  £eblfi(^ner  erfc^einen  |4|on  1292 

in  Ulm  als  Soreltern  ber  ArSmerjunft,  bie  juerlt  eine  (Bemfirg« 

unb  epegereilramerjunft  mar.    6eit  1300  maren  bie  U(mer  £eb' 

30 


—    466     — 

bi^n  (o^Berfi^mt.  ®raf  SBerbeitfieig  oon  Vtbtd^  ein  dter  3^118' 
gefelkp  foll  fein  SermBflen  mit  StaloofieriDein  unb  fieHu^  oe^ 
brauet  ^Ben.    Seit  1450  nmr  ben  fiatehifd^filem  oerboteni  on 
9Bei§na4ten  Siebet  oor  ben  5M^nt  ju  fingen  unb  um  fiebfu^ 
3U  betteln.    Das  Suderbaden  blieb  bis  1653  eine  fceie  Aunft 
unb  bilbete  leinen  gef^Ioffenen  gonbmeibbetrieb.    3)ie  „^uda^ 
ba^er"  maren  bis  bo^in  einfa^  bie  conditores,  bos  Ceivflri- 
^Snbler^nbmerl,  loeld^e  bcs  ^rioileg  polten ,  (bevfiqe  im 
Xuslanbe  ju  laufen  unb  enimebex  mit  bei  SBoge  im  ftlctnen 
im  ro^en  S^ftanbe  ausgumeffen  ober  ju  Sodioetf  oerorbeitet  ftfid' 
meife  ober  nac^  bem  (Betoic^t  als  Aurgmore  }u  oeitretben.    Set 
i^nen  erhielt  fiö^  besl^Ib  ou4  ein  bef<|r5nlte0  Spejerei« 
§  a  n  b  e  1 0 1  e  (( t  bis  auf  unfere  3^tt.    3u  Ben  „3ttdeiba^em^  ge- 
^brten  batum  ou^  bie  SRe triebet,  mel^  ein  Gelron!  ous 
^onig,  SBaffec  unb  (gemfirgen  mit  tUoa  17  o.  $.  W!o§oI  ^« 
ftellten,  bas  (eute  nur  no^  in  (Englonb  unb  Kuglonb  fibli^  ift 
Su^bie  Sfirftenbinbet  (setatores),  bie  gabri  ebcnfallf 
1490  nennt,  Rotten  urfprfingli^  lebigli^  bos  9{e4t,  Surften  unb 
fi^Ii^e  AurgoMiren,  bie  man  in  Ulm  ni^t  fertigte,  oon  ausmärts 
lommen   ju  laffen  unb  im  ftleinen  ju  uerlaufen.    Srft  fpStet 
fettigten  fie  bann  biefe  SBare  meift  felbft  an  unb  mürben  fo 
au0  Aurgmaren^nblern  gu  einem  ftrfimer^nbmerl.    9ber  aui^ 
bo0  Sflrftenbinber^anbmerl  mar  eine  freie  ftunft,  bie  febet 
fiben  tonnte;  nur  butfte  ber  nic^t  IrSmerjfinftige  Sfirftenbinbet 
leinen  offenen  ftiSmerlaben  ^aben. 

Vnber0  geartet  mar  ba0  ^rioileg  be0  6ciIet|onb' 
merr0.  Die  @pi^«  unb  Stodarbeit,  gu  ber  au4  bie 
grobe  6aitenma(|erei  gehörte,  mar  leine  freie  Jtunft, 
fonbern  butfte,  mo^I  au0  Sic^^t^ii^^tmSgungen,  bei  ber  (Bef<^, 
bie  bur^  ein  \^U^U9  Stil  entfielen  tonnte,  nur  oon  ben  pd» 
oilegierten  SCnge^brigen  be0  Sailet^anbmerte  ausgeübt  loerben. 

!(nber0  mieber  bie  Dodenma^er;  biefe  fibten  mieber 
eine  freie  ftunft.  Sie  liegen  uifprfingli^  puppen  unb  anbere 
Spielwaren  au0  $oIg,  bie  bunt  bemalt,  alfo  mit  einet  Atom« 
mare  §ergcf teilt  maren  au0  ber  gfrembe  tommen,  bi0  au^  fie 
lernten,  biefe  Dinge  felbft  gu  fertigen.  6ie  maren  ni^t  binber« 
gfinfttg  mie  bie  St^reiner  unb  3inimerlettte,  obglei^  fie  oiel 
$oIg  oerarbeiteien,  fonbern  Irfimergfinftig,  meil  ba0  (E^afterift^^ 
i^ree   f^aniwtxh  bie  Vusftattung  be0  $olglörper0  mit  Sarbe, 


—     467     — 

ißairter,  Selbe,  Sanbem  u.  f.  to.  loor.    Vitx  au4  bas  Doden* 
tnad^en  mar  fein  $rlDiIeg,  (onberit  eine  freie  ftunlt ;  nur  burfte 
bec  nid^t  jum  5<^nbn)erl  ge^Srise  Dodenma(^er  leinen  offenen 
Aramloben  galten,  fonbem  feine  (Er2^U0niff^  lebigli^  am  SomS' 
tag  auf  bem  SBod^enmorlt  ober  auf  ben  3a^rmfirl(en  feil^aben- 
SBieber  onbers  »ar  es  mit  ben  (Bflrllern  unb  9lablern. 
Sie  bilbeten  ein  priotlegieites  $anbn)eil  unb  bas  Slabler^nboert 
blühte  oon  1300—1500  in  Ulm,  bis  es  bie  3eit  ber  SRanufal' 
turen   oemi^lele.     1633   oerbot  ber  Slot  ben   9lablern ,   ein 
eigenes  ganbioerfsu  bilben,  »eil  er  ni^t  anerlennen  wollte, 
bag  bie  9labelma4erei  ein  $rioiIegium  lein  follte.    Su^  bie 
Sattler  ^tten  nur  bas  ^rioileg   auf  b€n  ICusf^nitt  oon 
Ungarleber.    3>ies  führte  1414  }u  einem  Streit  ber  Sattler 
unb  Spangenma^er,  Spängier  ober  (Bfirtler.    Die  SpSngler 
litten  begonnen,  allerlei  Vferbejeug,  3Sume,  Sorberjeuge  u.f.m. 
ous  Ungarleber  ju  fertigen,  toes^Ib  bie  Sattler  Ilagten.    Der 
9lat  enif^ieb  benn  au(^  2^  (Sunften  ber  Sattler  unb  bejt&tigie 
i^nen  i§r  ^rioileg  auf  bas  Ungarleber.    SBoIIte  ein  Spangen« 
ma^er  ebenfalls  Ungarleber  oerarbeiten,  fo  ^atte  er  bies  bei  ben 
Sattlern  su  laufen,  bo^    gehörten   bie  Steigbfigelriemen 
ousfd^liejslii^  ben  Sattlern.    Dagegen  mar  ben  Spangenma<!^em 
unb  Sflrttem  ber  Slusl^nitt  oon  anberem  als  Ungarleber  ieber« 
seit  geftattet.    Seither  blieb  Siu^e  }mif(^en  ben  gfeinlebergeioerben 
bis   1479,  mo   bie  „(Bejeugma^er"   ober  91  iemenf^n eiber 
Ungarleber  erneut  oon  ausmSrts  bejogen.    Der  9tot  gab  ba« 
rauf  jmar  mieber^olt  ben  Sattlern  Siedet,  befo^I  i^nen  aber 
ftrenge,  bie  Stuimai^tt  ni^t  me^r  mit  ben  fieberpreifen  ju  Aber« 
nehmen,  fonbem   i^nen  bas  Ungarleber  in  reblic^em  Aaufe  um 
ein  }iemli4es  ®elb  ju  geben.    1595  f^Iug  ber  9lat  femer  ben 
Sleftlern  bie  Sitte  ab,  aus  bem  SedHer^anbmerl  ausjutreten 
unb  ein  eigenes  ganbmerl  ju  bilben.    Ss  follte  eben  lein  toei« 
teres  gefc^loffenes  ^anbmert  gefc^affen  merben.    Se^r  eng  be« 
grenjt  mer  femer  bas  jlrfimerrec^l  ber  no((  fe^r  fpat,   iebenfalls 
erft  nac^  1490,  entftanbenen  itnopfmac^er,  beren  Dienft  frfl^er 
bie  Steftler  (fibalatores)  oerfe^n  Ratten,  bie  gfabri   f^on  1490 
ntit  ben  Sedelmac^ern  (barsatores)   nennt.    Sie   bilbeten  ein 
SRittelbing  {»ifc^en  ^anbmerf  unb  freier  jtunft,   fie  beachteten 
feit  1721  smar  olle  ^anbmerlsgemo^n^iten,  Rotten  eine  ^anb' 
mrlslabe  unb  Vrtilel  mit  4— 5ia^r(ger  fie^rjeit  unb  oerlangten 

80* 


—   -468     — 

ein  9Reiffot[tfid  unb  bie  Scfi^S^it,  fonnien  ober  ooit  bem  Sotten* 
lotrler^onbtDerl,  ju  bem  fie  politif^  3&(Uen,  ni^t  einmal  Me 
Snerfennung  ei^allen ,  bajs  bt»  Cremen  oon  ftameel^oor  ji 
Anopflö^ern  i^nen  ausf^liejsli^  gufte^e. 

Seftanb  olfo  boB  ^rioileg  ber  ftrSmer)unft  ob 
(Banges  im  ftlein^anbel  mit  aller  SBare,  bie  na^  ber  Sllep 
ber  ftleinioage  bis  ju  25  $funb  unb  bem  Alein ftfid  unter 
1  ®ro6  gu  12  Du^enben  ge^anbelt  mürbe,  fo  omrcn  bie 
Arfimer^anbrnerlsfe^te,  b.  §.  bie  ^rioilegien  ber  ein* 
seinen  Aurimaren^anbmerterotten  ber  ftrfimergunft,  auf  ^erftel« 
lung  beftimmter  ^^^nbelsgegenftSnbe,  iebenfalls  fiMtern  Datums. 
Urfprflnflli^  gab  es  fi^erli^  lein  anberes  5<^nbmer(sre4<  in  ber 
Ar&mergunft  als  bie  genannten  brei  Ke^te  auf  Slle,  Aleinmoge 
unb  Aleinllfid,  mie  ber  SRerilergunft  urfprfinglii^  mo^I  ebenfalls 
lebigli^  bas  SR  a  g  I  e  ober  Aleinio^Imab  ge^rte,  unb  bie 
ganbmerlsfertigfeiten  ber  AurgmarenfjSnbler  maren  busd^* 
toeg  freie  Afinfte,  bie  {eber  ausfiben  burfte.  3)ie  meiften  finb 
bas  au^  [tets  geblieben,  [o  namentli^  bie  9RaIer  unb  Silb^uer, 
bie  Su^bruder  u.  f.  m.,  unb  nur  eingelne  j^anbmerle  legten  fi4 
fpater  bur4  Vereinbarungen  mit  ben  anberen  Arfimertanb« 
»eilen  ^rioilegien  gu. 

9Bas  nun  bie  I  5  r  p  e  r  f  ^  a  f  t  li  ((  e  S  e  ft  a  1 1  u  n  g 
ber  ftrSmergunft  betrifft,  fo  ftanb  an  beren  Spi^e  oie  bei  ben 
anberen  S^^nf^cn  ein  alljä^rlid^  neu  gemfi^Iter  3unftmeifter. 
Die  3unftfa||e  oeroaltetcn  gmei  Sfi^fenmeifter,  beren 
feber  2  3a^re  im  Slmte  blieb,  fo  baj}  jebes  3a^r  ein  neuer 
Aa||ier  gemö^It  mürbe,  gferner  ^aile  bie  3unft  einen  Sus- 
f^uJS  oon  12  SReiftern,  beren  3  6it(  unb  Stimme  im 
großen  State  Ratten.  Orbentlt^e  Sunftfi^ungen  mürben 
iilrlic^  breimal  abgefallen,  anSBei^na^ten,  an  (Beorgi 
unb  on  ber  3unfima^I.  Dabei  ^atte  feber  (&eno|fe  febesmol 
ben  3unf<^itrag  oon  2  Schilling  gu  ga^Ien,  falls  er  ni^t  Ironl 
ober  ausmar|<!^iett  mar.  Die  3unft,  fpater  fogar  manc^  $anb> 
merl,  btibete  au^  eine  eigene  Air^engemeinbe,  bie  i^ren 
eigenen  Slltar  unb  (Beift liefen  ^tte,  fo  g.  S.  bie  SRaler 
bei  ben  Vuguflinem  gu  ben  SBengen.  Das  Sermbgen  ber 
3unft  mar  |o  grog,  bog  bie  (Einnahmen  bie  SCusgaben  meit 
fiber|((ritten  unb  monier  iiergö(|Ii(^e  Zrunl"  bamit  abgelten 
merben  lonnie.    Di€  Aaufleuiegunft  galt  ffir  oome^mer  als  bie 


—    469     — 

Arämerjunfi ;  biefe  ober  »ot  m  artiger  utib  |aite  bes^olb  als 
ft Stifte  3unft  bett  Sonong  vor  beit  jtaufleuten  unbSBoIIen« 
iDebcnt.  1480  lieg  bie  3iinft  butc^  ben  (Blosmalet  SBilb  bos 
pro^toolle  mittlere  C^oifenfter  im  neuerbauten  SRfinfter  malenp 
bos  ben  ftrimer^eiligen  3<^Iob  geigt,  fonie  bas  9Bappen 
bei  3unft,  eine  golbene  Arone  im  roten  gfelbe;  1422  [teilte 
Ue  3unft  gut  Selagerung  oon  ^o^ngollem  20  ^ferbe  unb  13 
gemappnete  9{eilet. 

Die  fpatere  Serfaffung  ber  Ulmer  Artmer  erfie^t 
mon  genau  au0  ber  GpegereiIrSmerorbnung  oon 
1548,  bur$  »el^e  ber  9lat  na^  ber  Suf^ebung  ber 
poHtif(^en  Siebte  ber  !iüt\\it  eine  neue  Orbnung  ber 
jtoamenotte  oorna^m.  Die  neue  Orbnung  enthielt  gunfi^ft  bie 
Seftimmungen  für  olle  ^^^nboerle  ber  Stobt.  Die  Sr« 
loubnis  gur  Sorno^me  ber  eingehen  Hantierungen  in 
Ulm  oor  Iiufli4l.  Slottoenbig  mar  gunS^it,  bog  berguftanbi« 
gen  8e§3rbe  bos  „aRonnesrei^t'',  b.  §.  bie  Stellung  oI« 
Sfreimonn,  unb  ber  ,,Vb[4ieb",  b.  §.  bie  SntIo[(ung  ou0  bem 
feit^eiigen  Stootsoerbonbe,  nad^gemiefen  mürbe.  Der  9teuauf« 
genommene  legte  fobonn  einen  Sib  ob,  bentlelt^r^erren, 
(daumviri,  consnles),  bem  Sfirgermeifter  (advocatas 
Stobtoogt)  unb  bem  Stobtrote  (senatas),  fernerben  $anb« 
merlft^erren,  bem  ftSbtif(|enS^I)>4<^uptmann  (capitaneos) 
unb  feinen  9{ottenmei[tem  treu,  ge^rfam  unb  gemSitig  gu  [ein, 
ber  Stobt  unb  [eines  ^onbrnerb  (E§re  unb  Stufen  gu  förbern, 
beiber  Si^oben  obgumenben  unb  alles  i^nen  9la(|teil{ge  ongugeigen. 

Die  Honbmerf so rtiiel  gerfielen  in  [olc^e,  auf  beren 
Seile^ung  bie  Strofe  bes  Sibbru^s  [tonb ,  unb  in  [old^e ,  auf 
wtläftn  biefe  ni^t  [tonb.  Der  ^ontierenbe  ^olte  einen  eigenen 
i}axn\\äf  unb  eigenes  Seitengeme^r  gu  (oben ,  bie 
geitmei[e  oom  9?ottenme{[ter  be[i$tigt  mürben.  Serpfänbung  ober 
Serlouf  ber[elben  mürbe  als  Sibbrut^  be[traft.  Die  Üusmo^I  ber 
Sfirgerlompognie  [tonb  {ebem  (beno[[en  frei.  9IIs  (Ein(tonbsgeIb 
^tte  er  bie  fibli^e  Summe  bem  3unftmei[ter,  ben  3  3unft« 
taten  unb  ben  fibrigen  9  3^9Ifnieiftern  gum  Sertrinlen  gu 
geben.  Der  3unftlne^t  erhielt  einen  So^en.  Z^itt  mar 
femer  oerbunben,  falls  ein  ^onbrnerlsonge^öriger  ftarb ,  ibn  gu 
Grobe  gu  tragen,  menn  bie  Steige  an  i^m  mar,  ober  15  Shilling 
gu  galten. 


-     470    - 

Diefett  allgemeinen  Verorbnunfien  folgten  bte  ber  fiaii|en 
ftrSmersunft  gemeinfamen  Seftimmungen.  6ie  siengeii 
bo^in :  3^be9  ^^n^verl  ber  3ttnft  lebte  not^  eigenen  Sotf^^riften 
untet  2  Sorgefe^ten  unb  bie  6trafgelbet  bes  ^anbioerb  fielen 
in  bie  ^anbioerlsloffe  unb  ni(|l  in  bie  allgemeine  3^^* 
lafie.  2)00  Siedet  bes  ^anbmeib  beftanb  barin ,  bag  es  eine 
eigene  ftöipetf^aft  mit  «itileln  unb  £abe,  b.  i  Haffe,  Ulbele. 
3n  ber  Siegel  fanb  alle  6  SBoc^en  eine  orbentlU^e  ^anbioer If< 
oerfammlung  {amtlicher  SReijter  unb  ®ef eilen,  gemo^nlU^  mit- 
tags 12  U^r,  auf  ber  Verberge  ftatt ,  mie  mir  bies  ].  S.  1656 
bei  ben  ftamma^em  finben.  Dabei  mugte  juno^jt  ieber  CBenoffe 
ben  Seitrag  in  bie  fiabe  legen ,  ber  SRetfter  8 ,  ber  SefeKe  6 
ftreujer.  9Ber  }u  fpät  ober  gar  ni^t  erf^ien ,  jaulte  6trofe  ; 
ebenfo  mer  bie  Si^ung  oor  beren  (Enbe  oerlieg.  3ttm  €4(u| 
fanb  ein  XrunI  [tatt.  Die  £abung,  bas  fogenannte  „Umfagen", 
beforgte  ber  iflngfte  Qefelle,  ber  bafkr  6  itreuser  erhielt.  SReffer 
unb  Dol^ie  maren  abjulegen,  Spelten  unb  gflu^en  bei  geSffneler 
Sunbeslabe  mar  oerboten.  gfiir  alle  fremben  (Befellen  beftanb 
ber  ^erbergsimang  unbber  ^erbergsoater  burfte  feinem 
Slitglieb  I&nger  ab  6  SBod^en  borgen.  Sei  anberen  ^anboerlen 
beftanben  mieber  anbere  Orbnungen.  @o  f^rieb  2*  S.  bie  ftnqif- 
ma^erorbnung  oon  1722  nur  alle  3  SRonate  eine  Silung  iwr. 
Ku^  biefes  ^anbmeil  §atte  als  Sor|tanb  2  Sorg&nger  ober 
j^anbmeritegef^morene,  oon  benen  einer  bie  £abe,  ber  anbere  ben 
64lIilff<I  oeitoa^rte.  Wie  3a$re  mar  Meinung  gu  {teilen ,  mo* 
rauf  1  (Befi^morener  abirat.  Sujserotbentli^e  Si^ungen  giengen 
auf  Aoften  bes  tlntragftellcrs.  Heber  ben  (Bef<(morenen  ftanb  bos 
^anbmerlsamt.  Srieflt(^en  Serle^r  mit  ausmSrtigen  3Bnft^ 
3U  ^aben,  mar  ben  Ulmer  3ünften  oerboten;  biefer  ^tte  fteis 
bur^  ben  Stat  als  Oberamt  su  etfolgen.  Ws  ).  8.  1695  bie 
92flmberger  3inngie6er  on  bie  Ülmer  Sfiitler  in  einer  ^nb» 
merlsfac^e  f^jrieben,  oerbat  [ic^  bas  ber  9lat  em[tli((.  Die  fianb* 
m elfter  ber  ^enf^oft  Ulm  maren  biefem  3unfioerbanbe  inbcs 
urfprflnglic^  ni<$t  eingegliebert.  Srft  feit  1571  maren  g.  8.  bie 
JReftler  oom  £anbe  oerpflid^tet,  i^re  ^anbmerlsflreitigleiten  oor 
bem  Ulmer  Sedlerbanbmerl  ausjutragen,  unb  1654  mürben  bie 
Seislinger  iReftler  ins  Ulmer  6eiler§anbmerl  eingelbrpeii 

Das  3unftprioiIeg  ber  Arimer,  bas  jtramlabenmono' 
pol,   mar  neuern  Datums   unb  [lammte  erft  oom  Z^^^  ^369. 


—     471     — 

^ollc  feU^er  {ebermanti  in  Ulm  ba«  Ste^t  gelobt,  einen  jlrom» 
laben  in  [einem  $aufe  einami^len  unb  barin  no^  Slle,  Aleim 
tDoge  unb  ftleinflfld  ju  oerloufen,  fo  mo^le  ber  9{ot  feiler  bies 
nei^t  }tt  einem  Staotsmonopol.  Der  9lat  laufie  bamob 
in  ber  Qcli%  fpSler  64eIergQffe  unb  am  Si|<4in<urlte  mehrere 
^öufer  an  unb  erbaute  bort  Sffenili^e  ftramifiben,  bie  er 
bann  an  bie  einjelnen  Arimer  oermieiete.  Die  Vermietung  oon 
folgen  ftramifiben  an  Surften,  (Brafen,  grei^enen ,  Slitter  unb 
ftUfter  »urbe  ab  üfleile^n  oerboten.  @o  |<^Iog  ber  9lai  ba« 
mab  %.  S.  mit  bem  IrSmerjfinftigen  6attIer^anbtDerI  einen 
Sertrag  na(^  bem  [ämtlicfie  Sattler  Ifinftig  nur  no4  nebenein« 
anber  in  ben  oom  Kate  erftellten  @attlerläben  im  ^at^aufe  in 
ber  neuen  6attlergaffe  feil  ^aben  burften  unb  nic^t  mebr  in 
i^ren  Käufern.  Der  3ins  ^iefar  betrug  ia^rlic^  4  ^fb.;  ebenjo 
betrug  ber  JtrSmerjins  für  ben  Sertauf  oon  Saumoolle  unb  Sar« 
4ent  5  Vfunb.  Z^^oi^  gelang  bie  9(bI9fung  [fimtli^er  ftram« 
(abenie^te  erjt  allm&^Ii^.  9la^  1372  oerlaufte  ein  Sfirger 
einen  ftramlaben  an  einen  anbern  unb  naif  1391  vurbe  oon 
einer  SBitfrau  ein  itramlabenjins  abgeI5|t.  0»  burfte  alfo 
feit  1369  ungefähr  niemanb  me^r  in  Ulm  einen  offenen, 
£aben  ^ben,  b.  ^.  lein  ^anbrnerlsmeifter  me^r  (Erjeugnilfe 
bie  er  felbft  auf  Sonat  unb  nx^t  auf  Se|teIIung  gefertigt 
ober  bie  er  oon  ausoSits  bejogen  §atte,  in  (einem  $aufe 
roieberoeilaufen,  fonbern  er  mugte  bies  am  6am»tag  auf  bem 
freien  SRarlte  ober  u)fi^renb  ber  SBo^e  in  einem  itSbt« 
if^en  Aramlaben  t^un.  fDIan  fie^t bie oertrag^mSgige Durch- 
führung bicfer  Steuerung  in  Ulm  beutli^  Qus  ber  6attlerurlunbe 
oon  1869,  in  mel^ier  bie  bamaligen  12  Ulmcr  6attlermeifter  fi<| 
bem  Wate  gegenüber  oerbinblicfi  mad^ten,  Ifinftig  nur  no((  in  ben 
oom  Kate  neuerftellten  13  6attlerläben  im  ftfibtif^ien  ftauf- 
^u|e  am  Warlte  in  ber  6attlergaf|e  feil  ju  ^aben.  SEBurben 
es  me^r  ab  13  Sattler,  fo  oerpflic^tete  (i^  ber  SRat,  weitere 
jtramliben  ffir  bie  Sattler  }u  bef^affen  ober  blefen  neuen 
Sattlern  freijuftellen,  i^re  SBare  ba  ju  oerfaufen,  oo  es  i^nen 
beliebte,  unb  bei  biefer  Uebung  blieb  es.  1539  louiben  ben 
Sattlern  oorfiberge^enb  Suben  auf  bem  ebemaligen  3uben^ofe 
eingerichtet;  grunb|ä^Iid^  aber  blieb  bie  Sinric^tung  weiterer 
offener  £iben  in  $rioat^u|ern  feit  1369  febermann  oerboten 
unb  es  burfte    bie  gefamte  jelbft  im  Sorrat  gearbeitete 


—     472     — 

oon  au9tD&rt0  gcfaufte  SBare  ni^t  me^r  int  ^attfe, 
fonbern  nur  no^  tm  Samstag  auf  bem  SBo^enmarft 
ober  mS^renb  ber  fibiigen  5  SBo^entage  in  ben  Aramlfiben 
bes  91  ats  in  ber  Aramgaffe  unb  6attlergaffe  oerlaufl  iDctbtn. 

SBefentli^  [pStern  Datums  als  biefe  Aramlfiben  in  bex 
Sattler«  unb  in  ber  Aramgaffe  maren  bie  ASuflerlfiben  am 
$oI]marfte;  fie  mürben  erft  1611  erbaut  unb  1880  niebergeriffeii 
unb  in  ben  Statsleller  im  Steuer^aufe  auf  bem  SBeinH^  ^^' 
legt.  Die  ftSuflerinnen  gehörten  ni^t  jur  Ar&mer«,  fonbern 
3ur  SRersIerjunft  unb  gerieten  mit  ben  Jhimern  unb  Solbf^mte' 
ben  oielfa^  in  Streit,  meil  [ie  beiben  (Bemerben  fo  gefS^Ii^ 
maren  mie  bie  3uben,  benen  fie  an  (Bemanb^it  ni^ts  natl^ 
gaben.  So  flagte  ber  SRat  im  3a§re  1400  über  groge  Dieb- 
[tS^Ie,  llnteri(^lagungen  unb  Seirfigereien  oon  ASuflerinnen  unb 
1389  oerbot  ber  9{at,  ben  JtSuflerinnen  etmas  auf  Dinge  ju  lei^, 
bie  i^nen  jum  Serlauf  flbergeben  maren,  bb  1510  3  gef^mo* 
rene  ASuflerinnen  eingefe^t  mürben  unb  beftimmt  mürbe,  bog 
nur  biefe  no(^i^au[ieren,  alle  anberen  $er fönen  aber  auger 
ben  ArSmem   auf  bem  SRarltpIa^e  feil  ^ben  follten. 

Snie  3ffentli(^en  AramlSben  mürben  ania|rli<l^  na(^  bem 
fiofe  neu  oerteilt.  Obgleich  1557,  1658  unb  1561  einige 
Sattler  bringenb  baten,  biefe  (Einri^tung  gu  finbern,  (ielt  bie 
SRe^rjo^I  ber  ArBmer  baran  feft  unb  lieg  fi^  i|r  ^rioileg  nit^t 
nehmen.  SIs  1547  eine  Sliemenf^neiberei  in  Ulm  ent« 
ftanben  mar  (ein  (Bemerbe  bas  es  feit  langer  3«it  ni^t  me^r  ge« 
geben  ^ite)  unb  bie  Sefi^er  einen  Saben  im  $aufe  eni^teten,  oer« 
langten  fofort  bie  Sattl  er ,  bie  beiben  iRiemenf^neiber  foHen  i^e 
offenen  fiSben  fi^Iiegen,  ba  lein  Sattler  feit  1360  me^r  einen  offenen 
fiaben  im  $aufe  §aben  büife.  SBenn  man  ben  9{iemenf4neibem  ge* 
ftatte,  fiiben  im  $oufe  ju  ^ben,  fo  mfiffe  mon  au^  ben  Sattlern 
geftatten,  i^re  AramlSben  in  ber  SatKtrgaffe  ju  oerlaffen  unb 
Saben  in  i^ren  Käufern  einsuri^ten.  flis  bes^Ib  1566  no^ 
ein  meiterer  9{iemenf4neiber  entftanb,  mürbe  biefem  befohlen, 
anji^rlic^  na^  Sltt  ber  Sattler  feinen  Aramlaben  mit  bem  anbem 
9{iemenfd^neiber  ju  mei^feln. 

SBie  fiberall ,  fo  galt  au$  in  Ulm  bas  S^nftprioileg  nur 
mS^renb  ber  SBo^e.  Der  9SB o $ e n«  unb  ber  3 Q ( ^ 
m  a r  f  t  ^oben  basfelbe  auf  unb  gaben  au^  bem  9H^i* 
afinftigen  bas9{ed^t  3umAIein§anbeI.  Der8^ 


—     473     — 

0  i  n  n  unb  bo0  S  n  b  (  bicfet  SRttfte  »oren  bes^olb  genau  ge- 
regelt. 9Bei  im  3uni  ouf  ber  8  e  i  1 0  m  e  f  f  e  oor  bem  6 1  a  b  t« 
t§ore  ober  on  SB  ei^na^  ten  auf  bem  Slat^auspla^e 
teilhaben  lOoIUe,  tnugte.  um  feinen  $Ia^  1 0  f  e  n  ober  5  Si^il« 
ling  @  1 0  n  b  g  e  I  b  }o§(en.  Der  SRarltoeilouf  begann  unb 
enbete  mit  bem  Riffen  unb  6enlen  ber  SR  a  1 1 1  f  a  (  n  e  unb 
bauerte  am  Samstagsioo^enmarlt  bis  4  U^r,  an  ber 
9Bei§na4t0mef|e  00m  SBei^na^tstage  bis  Dreilonig. 
1663  mürbe  beftimmt,  es  fte§e  jiDar  jebem  fremben  Atufer  bas 
ne^t  3U,  mS^renb  ber  SRatttjetten  freien  ^onbel  ju  treiben, 
aber  fofort  na^  bem  Sinjie^en  ber  9RarIifa(ne  fei  bie  3Bate  einju* 
poden.  Seit  1679  mußten  alle  fremben  ftrimer  am  Samstag 
mittags  12  U^r  mit  bem  Sinpaden  beginnen,  fo  bag  von  1  U^r 
an  ber  SRaitt  gef^Iojfen  meiben  lonnie.  Dagegen  mar  am  gfrei« 
tag  mittag  bas  Serfaufen  freigefieIH;  nur  menn  ber  gfreitag  auf 
einen  Bfeieitag  fiel,  mar  bas  Seif  auf en  oerboien,  mfi^renb  menn 
ber  Samstog  auf  einen  gfeiettag  fiel,  nad^  ber  SRorgenprebigt 
ber  Serlauf  jebermann  freiftanb.  Seit  1679  galt  au(^  ber  91  i* 
lolausfeieitag  als  3a§restag,  fo  bog  bie  fremben  ftro« 
m  e  r  au4  on  b  i  e  |  e  m  Zage  i^re  SBaren  auslegen  butften. 
Hein  SpejereifrSmer  burfte  meniger  SBaren  einlegen  als  je  2 
$funb  Pfeffer  unb  3nflio<t  unb  ein  ^alb  $funb  Safran,  SRus* 
tat  u.  f.  m.;  geftogencs  Semfir}  ober  SBei^raud^  }u  milden, 
nmr  verboten.  Sli^toei  laufte  SBaren  burften  mS^renb  ber  SBo(^e 
gtoar  in  ber  Stobt  gelalfen,  a6er  [nii^t  oertauft  merben.  3ur 
Slufbema^rung  unb  3um  Setfoufe  berfelben  buiften  bie  gfremben 
ffiemSIbe  unb  (Bemäc^er  mieten,  ober  barin  nur  in  ganjen 
Stfiden,  b.  (.  im  (ßrogen,  felbft  ober  burd^  feft  an« 
geitelite  ^eifoncn  oa^renb  ber  Sßo^e  oerfoufen  loffen,  unb  ni^t 
ellenmeife,  ni^t  mit  ber  Aleinmoge  ober  bem  Aleinftüd.  Aam 
ein  ArSmer  in  bie  Stobt,  ber  feit  6  SRonaten  ni^t  me^r  bo  ge- 
mcfen  mar,  unb  es  mar  ni(^t  gerobe  SRarlt,  fo  fonnte  i^m  inbes  bas 
Siirgermeifteramt  erlauben,  1  Xog  feil  5U  ^aben;  nur  burfte  er 
nid^t  (aufieren.  3^re  Staube  burften  bie  gfremben  nid^t  nur 
auf  bem  SRorlfpIa^e,  fonbem  au4  an  ber  „Sflrgerje^e", 
b.  (.  unterm  Sogen  beim  gütigen  SRufeum,  auffiellen  unb 
(ier  oon  SBei^nod^ten  bis  Dreilönig  feil  liaben.  Slu(^  mS^renb 
ber  feit  1416  ber  Stobt  julte^enben  jmeiten  ober  Seitsmeffe 
im  Sommer  burften  feit  1667  bie  Arfimer  i^re  StSnbe  nod^ 


—    474    - 

freiem  (Ermeffen  inner^olb  ober  aiiger^Ib  ber  Stobt  ouf^lagtH 
nur  bie  ^Sfen«,  Glifer»  unb  Xeüer^nbler  ^en  na^  aUev 
8rQU<!^i^ren  $Io^  außerhalb  ber  Stabt  ju  nehmen.  Stets 
aber  [ollte  ben  Ulmer  (Bef^oftsleuten  ber  8 orfton b  nor  bcn 
gftemben  ge^Sren. 

Setf^ieben  oom  SBo^enmorlt  mit  ungebrouc^ten 
®egen{t8nben  oor  ber  olte  SRorlt,  b.  ^  ber  9Roitt 
ffir  gebrou^te  ®egen|t&nbe,  unb  boes  oielfoil^ gefc^, 
bog  mon  neue  (Begenftonbe  ouf  ben  olten  SRorit  bro^tt  unb  bort 
oeitoufte,  oerbot  bies  ber  Kot  entf^ieben.  60  unterfogte  er 
3.  S.  1667,  neue  £eber^ofen  ouf  bem  olten  SRorfte  feil  ju  ^oben. 

Durfte  on  ben  SB  0  $  e  n  m  fi  r  1 1  e  n  ,  bie  ouger  oon  ben 
[tobtif^en  (Bef<|iftsleuten  nur  oon  ben  ®ef4|8ft9lettten  ber 
^errfd^oftsorte  befo^ren  »erben  burften,  jeber  nur  feine 
eigenen  Q^geugniffe  ober  ouger^Ib  ber  gerrf^oft  gefoufte  Dinge 
feil  ^ben,  fo  burfte  on  ben  3o(rmorIten  jeber  feil  (oben, 
mos  er  vollte,  ou^  Dinge,  bie  er  ni^t  [elb|t  gefertigt  ^te. 
60  mürbe  s-  8.  1668  ben  Sfirtlern  bos  Kei^t  beftotigt  on 
ben  3Q^tmorIten  oud^  fold^e  ^ofentroger  feil  ju  ^oben,  bie 
jie  ni^t  felbft  gefertigt  Rotten,  obgleich  biefer  (Begenftonb  ben 
9{iemen|(^neibern  gehörte.  6eit  ber  Kef ormotions}eit  mur« 
ben  inbes  qu(^  bie  3Q(^nt&rIte  immer  me^r  ben  nid^t  ^f^ofts« 
onge^origen  ß&nblem  oeT|(^Ioffen.  60  mürbe  j.  8.  1552  ollen 
fremben  9lobIern  ber  8efud^  ber  Ulmer  3<4nn&r(te  erf^mert 
unb  1582  benfelben  ber  SBo^enmotlt  o5IIig  oerboten.  Unb  ob 
ber  9{ot  biefe  Serorbnung  mieber  rfidgongig  mo^n  moIBe, 
boten  1597  bie  Ulmer  9lobIer  bringenb,  {o  bo^  feine  fremben 
9lobIer  me^r  ouf  ben  3Bo(^enmarft  gu  loffen,  |ie  feien  fonft  oer« 
loren.  3m  gleii^en  ^alfit  boten  bie  Ulmer  Dodenmo^er 
ben  9{Qt,  i^re  feit^r  freie  Aunft  ju  einem  ^onbmerlgu  mo^n 
unb  ben  Drehern  bos  Dodenmo^en  gu  unteifogen.  Der  9lot  ft^Iug 
es  ober  ob»  morouf  bie  Dodenmo^er  i^rerfeils  bie  Drel^rei  ous« 
übten  unb  oIs  bie  Dreier  i^rerfeits  llogten,  erneut  oerlangten, 
bonn  [ollen  bie  Dreier  bos  Dodenmo^en  bleiben  loijen  unb  om 
9tifoIe{morIte  leine  Dodenme^r  feil  |aben.  Dos  gog  benn 
ou(|  unb  beiber  arbeiten  blieben  freie  ftilnfte.  9lo4  f^Iimmer 
mürbe  es  in  biefcr  Segie^ung  feit  1600.  1606  Ilogten  bie 
Dreier,  bie  SBeiggerber  mollen  fie  ous  i^n  gut  gele* 
genen  9RorIt|tonben  treiben,  unb  1613  me<i^feUen  Ulm,  9Reiii« 


—     475    — 

mingen,  Sugsburg  unb  9lfirnb<rg  me^a^  Sriefe  oegen  ber 
6HmpIer,  b.  §.  ni^t  gelernten  5<^U0geioer(etrei6enben,  bie 
auf  ben  SRfirften  feil  (oben.  1614  wuxU  ben  Ulmet  SBeig' 
gelbem  geftottef,  \i^  auf  bem  Seislinger  9RQtIte  nnmitielbot 
hinter  ben  (Bcblinger  SBei^getbem  ottf]u|ienen.  So^  lourbe 
bct  ®runbfol|  Qufgeftellt,  bog  nur  no^  fol^e  frcmbc  5&nMet 
auf  bie  Hinter  So^rmSrlie  jugelaifen  tourben,  beren  gerrfi^often 
bie  Ulmer  ^finbler  ebenfalb  suliejften.  60  [d^rieb  g.  8.  1624 
Ulm  an  bie  Steic^ftabt  (Biengen,  ba  mon  ben  Ulmer  6alt> 
lern  ben  3a^rmarlt  in  (Bi engen  oerboten  ^abe,  tonne  mon 
bie  Siengener  Sattler  Ifinftig  ebenfalte  ni^t  me^r  in  bie  ^err« 
[c^ft  ^reinlaffen  unb  mfiffe  bes^Ib  au^  bie  Sitie  abf^Iagen, 
bie  (giengener  auf  ben  3oi^rmarIt  9on  fieip^eim  suloffen, 
ia  1626  nmrbe  fogar  ben  Sattlern  oon  65flingen  unb 
ben  anberen  Ulmer  fianboitcn  ber  Ulmer  3<t(<inarlt  ge« 
fpent  unb  eine  Sorftellung  ber  6tabt  (Bei0lin.gen  im  ^a^xt 
1635  blieb  mirlungslos.  1639  mutbe  jogar  ber  fiebhu^en^onbel 
unter  ben  Stabileren  oerboten  unb  1654  aHen  fremben 
Sattlern  bas  geil^aben  auf  ben  3a§rmSrIten  unter* 
fagt  unb  nur  ben  fremben  9}iemenf(^n  eibern  no^  baefelbe 
geftattet.  1654  baten  bie  9labler  erneut,  ben  fremben  9lablem 
ben  SBo^enmarlt  ju  oerbielen  unb  1664  mürbe  ben  Geis« 
I  ing  ern  erneut  bie  8ii<e  abgef^Iogen,  ben  Ulmer  3a|rmarlt 
besiegen  gu  bfirfen,  mie  au^  1655  unb  1667  ben  (E^ingem 
biefe  Sitte  abgefd^Iagen  mürbe,  ba  man  bort  bie  Ulmer  au^ 
ni^t  }ula||e.  ^Dagegen  tourbe  1667  einem  Sflrftenbinber,  ber 
£ebjelten  feilge^Iten  ^tte,  bies  gmar  unter  ber  SBocbe  oerboten 
aber  am  3a§rmatlte  ge|tattet.  Seit  1667  bejog  benn  aud^  fein 
Ulmer  Sattler  me§r  einen  3Q(iniarIt  in  ber  9{a<^bar|(^aft, 
fo  bog  ber  ffir  bie  ^leisbilbung  bur^aus  erforberlid^e  9Bett« 
bemerb  grSgerer  (Erjeugungsmittelpunne  oöllig  fehlte  unb  ^anbel 
unb  (Bemerbe  oerlnS^eiten.  1668  Ilagte  Ulm  in  Augsburg,  bog 
man  ben  Ulmer  SB eigger bem  biebortigen  9Bo(^enmarIte 
oerboten  |obe,  unb  im  gleiten  Z^W  oergli^  man  [i(^  mit 
Sfingburg  megen  ber  3a^rmSrIte,  mie  au(^  1688  ben 
SBeiggerbern  oon  SRemmingen  bas  Ulmer  93erlauf0re<|t 
bemilligt  mürbe.  Simtlid^e  SBaren  aber,  bie  ouf  ben  SRatH 
lamen,  mußten  gefd^aut  (ein,  mie  g.  S.  au$  in  SBflrttem- 
berg   no^  im  Z^^  1753   auf  ben  3a^r«  unb  Wo^tn* 


—     476     — 

mSrIlcit    iittT  gef^aiite  IBaxtn  veihiift  onben  buiflcn. 

eine  grogcSIoIIe  hielte  femer  fett  ber  Kefomatirasiett  bas 

^aufieioerbot  ttnbivarnmTbefovo^Ibos  Serlttttfenfedtgcc 

Stjettgtiiffe  wie  bos  SnfetttQen  foUieTtnbeit  ^^uf^tK 

oetboteit.    Der  Sef^Sfismann  foltte  feine  IBare  !m  Xuslonbe 

laufen   ober  felbft  in  bec  9Bet(fiatt  fertigen  unb  im  £aben 

oerlaufen  ober  auf  ben  9R  ar  1 1  bringen.    Won  om  nod^  b»  ins 

15.  ^a^tfyinitTt  mit  biefen  Dingen   menig  ftrtnge   geoefen; 

namentlii^  nrar  bos  ^oufieren  an  ben  flRa rtftagen   jeber' 

ntonn  geftattet  unb  nur  »S^renb  ber  SBo^e  oerboten.    1541 

Nagten   bie  Hinter  6attler  bitfer  Aber  ben  ^ufter^nbel  ber 

6ottIer  oon  £eip^eim  unb  fiangenau;  1652  f^gtKfln* 

berg  in  Ulm  an,  ob  bos  ^aufteren  mit  Kabeln  in  Ulm  ge< 

ftatlet  fei.    Srft  feit  1562  lourbe  bas  f^uj^txtn  ou^  an  ben 

9RotIttagen  oeibolen  unb  es  blieb  nur  no^  geftattet,  an  btefen 

Zogen  auf  Stftellung  in  bie  ^Sufer  ju  ge^n.    6o  mürbe  3.  8. 

1578  ben  SBeiggerbernoon  3Bei|en^orn  unbSfinjbvrg 

bofl  gaufieren  in  Utm  unlerfagt ;  1618  mürbe  olles  goufieren  mit 

Sattlerarbeit   oerboten;   ebenfo   1632   bos  ^oufieren   mit 

S  firften.  1640  Nagten  bie  6e  iler  fiber  ben  &aufier(KmbeI  mit 

Seilermaren  unb  Aarrenfalbe  in  ber  ^enfi^aft,  morauf  ber 

9{at  bies  ben  fremben  Seilern  {mar  in  ber  genfd^aft  geftattete, 

ober  beftlmmte,  bog  fie  i^re  SBaren  in  (Geislingen  ober  fonft' 

mo  in  ber  $ert(^aft  laufen  mfiffen.  1642  mürbe  bos  ^aufieren  mit 

$  e  1 2f 4  u ^  e n  beftraft.    1658  Nagten  bie  Seiler  erneut  fiber  bie 

Seiler  oon  S4Ȋb{f^*(Smfinb,  mel^e  bie  $enf(^aft  ab^ufierten, 

morauf  ber  9{at  allen  $aufiei^anbel  mit  ungefd^outer  IBare  oer« 

bot.    1664  mürbe  bao  ^aufieren   mit  fieber  unterfagt;   M^ 

mürbe  1665  ber  Serfauf  oon  fiebfuc^en  mit  poliseili^er  (Erlaub 

nis  mieber  geftattet  unb  bas  5<^ufieren  frember  ftrSmer  an  ben 

aBo^enmarften  gugelajfen;  nur  follte  nidftt  glei^geittg  oon  bem« 

felben  (Befc^fte  ^aufiert   unb  in  ber  Verberge  oertauft  merben. 

Dagegen  blieb  mo^renb  ber  9Boi^e  aNes  ^aufieren  oetboten,  fo 

bog   1696  eine  SfitftenbinbersmUme  bur^  bas  Ueberf^reiten 

biefes  Verbots  {i^  Strafe  3U}og. 

Sumerer  als  bie  Durc^ffi^rung  bes  ßaufieioerbols  ermies 
fi(^  bie  Durchführung  bes  Serbots  ber  Xrbeit  auf  ber 
S 1 9  ( r  e  ,  b.  ^.  im  gaus  bes  SefteNers.  ßanb  in  ^anb 
mit  biefem  Slfldgang   ber  (Ermerbsoer^SItniffe  fteigerte  fi^  ber 


—     477     — 

Aanqif  bei  Stobtmeifter  gegen  biefe«  „6 1 5  ^  r  e  n*\  b.  |. 
gegen  bos  arbeiten  oon  (Sefellen  im  unmtttelbaren  ^ofbetrieb 
oon  Vtioaileuten  unb  bie  Sänfte  ruhten  nii^t,  bis  fie  biefe 
i^rem  preisoerteuemben  ^rioileg  f^iabli^e  freie  Sef^fiftigung 
abgef^afft  Ratten.  3m  3obre  1560  Hagte  ha»  Sattlet« 
^anbioerl  beim9Iot  gegen  ben  ^atricter  9B alter  S^inger, 
ber  einen  6attlerge[ellen  ab  „(Stö^rec  in  [ein  ^aus 
aufgenommen  ^te  unb  feine  Sattlerarbeiten  burc^  biefen  in 
eigener  9{egie  bcr|teUen  liegp  [tatt  [i^  ^iegu  eines  Ulmer  Sattler' 
meifters  gu  bebienen.  1657  unb  1658  »urbe  allen  Sattlern 
in  ber  Stabt  unb  in  ber  ^enf^aft  bas  Std^ren  oerboten.  1666 
mürbe  ein  Saitler  oon  fieip^eim  bes^alb  angellogt,  1570  er« 
tunbigte  fi^  9Remmingen  in  Ulm,  n>ie  man  ts  bort  mit  bem 
Stb^ren  ^Ite.  1583  unb  1585  ourbe  alles  Stöbren  unb 
ßoulieren  ber  Sattler  oerboten,  1588  mürben  erneut  Sriefe  megen 
ber  Sa^e  mit  SRemmingen  geme^felt.  1606  flagte  man  über 
Sfliftenbinber,  meli^e  ben  fieuten  i^re  Sfirften  im  ^aufe  fertigen. 
1615  mürbe  beftimmt,  es  [ollen  lOnftig  bie  Sattler  in  ber  $err« 
f^aft  nur  no^  bann  auger^alb  ber  9BerIttatte  arbeiten  bflrfen, 
loenn  [ie  ein  grember  ober  ein  gfu^rmann  in  bie  5^rbf rge  rufen 
Ia[[e.  Do^  follte  bem  Sattlermei[ter  in  fion[ee  gejtaltet  [ein 
beim  $oftmei[ter  in  9Befterftetten  auf  ber  Stö^re  gu  arbeiten. 
Sergebli^  baten  1636  bie  Sattler  ber  Stabt  (Geislingen  unb 
ber  $err{(|Kkft  $elfen(tein,  ibnen  bo(^  bas  alt^ergebra^te  Stö^ren 
loieber  }u  geftatten,  ber  9lat  gab  ni^t  nac^.  1650  mürbe 
ein  ®e(eUe  megen  StS^rens  aus  ber  ^err|(^aft  ge[(^afft  unb 
1664  erneut  megen  ber  Sad^e  mit  SRemmingen  lonefponbiert. 

(Eben[o  bebeutfam  mar  bas  Silialenoerbot.  Hn  jmei 
Orten  gleichseitig  feil  ju  ^aben  mor  oerboten.  1564 
mürbe  bes^lb  beitimmt,  3uderb8der,  mel^e  Sebfu^en 
am  9RarIte  feil  ^itn,  (ollen  m&§renb  bie[er  3^it  ben  fiaben 
[fliegen.  1580  mürbe  ben  91  e  [t  I  e  r  n  bas  üufitellen  oon  ^tt» 
tottfsbuben  anf  bem  3RarftpIa^e  unter[agt,  menn  fie  im  ^^^[e 
oerlauften.  1611  mürbe  ben  SBeigger  bem  oerboten,  glei^jeitig 
mehrere  aRSrfte  ju  bejie^en.  1614  mürbe  ein  Sedler  beftraft, 
ber  glei^jeitig  in  feinem  fiaben  unb  auf  bem  SBoftenmarlte  feil 
gehabt  ^tte.  Jlommiffionsmare  feil  }u  b^^ben  mar  fd^on 
1420  bur$  bie  Seilerorbnung  oerboten;  au<^  bie  Vn« 
preifung  ber  fBare  bur(^  UusfteUung  u.f.m.   mar  ftreng 


—     478     — 

geregelt.  SBer  ebten  Ar  am  laben  §atte  buifte  ni^t  in^UU^ 
auf  einem  Sc^rogen  ober  in  einem  Stanbe  oor  bem  £ob(ii 
feil  (a(en,  mie  bies  }.  S.  1603  ben  Aammmac^etn  unter« 
jagt  iDurbe.  dagegen  burfte  {eber  Arfimer  feine  Srtilel  an 
feinem  Saben  ausgingen,  mie  3.  8.  1628  ben  (Bfirtlern 
ge[iaitetiDurbe,®firteIau$3u^angen.  SRe^r ab  einen  64<Ik 
au0)u^5ngen,  toar  ebenfalls  oerboten,  mie  bies  g.  S.  1560 
einem  Seilma^er  unterfagt  »urbe.  Strenge  beftraft  awrbe 
jebes  Vbfpannen  oon  Aunben,  bur<^  ^erabfe^en  anbercr 
(Bef^äfte  u.ftD.  SCu4  bie  gfeiertagsru^e  mar  einfo^  nnb 
}medma|}ig georbnet.  mie  offenen  £Sben  marenamSams* 
tagabenb  fomie  an  allen  fibenben  oor  ben  gfeiertagen 
oon  £)[tcrn  bis  Slt^aelis  um  5  U^r,  unb  oon  SRii^aeltft  bis 
Dftem  um  4  U^r  ju  {^liegen.  Das  gf^il^atten,  S^aufcnftet 
Sffnen,  ober  arbeiten  an  6onn«  unb  geiettagen  loar  oerbofen. 
Sagegen  mar  es  jeberjeit  erlaubt,  inberSBo^nung  in  bet 
SBeife  feil  ju  (aben,  bog  man  bie  SBaitn  bort^in  oerbro^e. 
9It(||t  erlaubt  aber  mar,  mit  ben  fiabenfc^Ifijfeln  oor  ben  fiaben 
ju  fitfen. 

gfragt  man  na(^  ben  Streitig  feiten  ber  Ulmer  ftrSmer* 
junft,  [0  }etfallen  biefe  naturgemSg  in  smei  Xeile,  in  bie 
Streitigfeiten  mit  ben  anberen  Sänften  unb  in  bie  Streitig« 
feiten  ber  ein} einen  ^anbmerf  e  ber  thomerjunft.  3>ic 
3 fi n f  t e  maren ein 9RilteI jugemeinfamer  äBa^rung bebro^er 
3nterejfen  unb  bie  3unftftreitigfeiten  finb  bes^alb  genau  fo  alt 
mie  bie  Sänfte,  bie  ßanbmerfsftreitigfeiten  fo  alt  mie  ber  Serfall 
ber  3finfte  in  einjelne  ^anbmerfe.  Die  Ulmer  Arimerjunft  ift 
etma  um  bas  3a^r  1369  entftanben  unb  bereits  im  Sa^re  1394 
fe§en  mir  [ie  benn  au4  im  Streite  mit  ber  Sd^miebsgunfi 
(Einige  Solbf^miebe  maren  aus  legerer  ausgetreten  unb 
fr8mer3finftig  gemorben,  fuhren  aber  tro^bem  fort,  Solb  unb 
Silber  einjuf^meljen  unb  su  oerarbeiten,  mes^Ib  bie  S^miebs« 
junft  mit  (Erfolg  ffogte.  SBeniger  (Erfolg  ^atte  bie  Si^miebs« 
3unft  1426,  mo  |ie  flagte,  bie  CEifenlramer  laffen  (Bebiffe,  Sporen, 
Steigbügel,  Sd^löffer,  5trapfen,  Kinge,  9lfigel  unb  Striegel  oon 
ausmSrts  fommen  unb  oerfaufen  fie  in  i^ren  fiSben.  Der  9?at 
etfl&tte  ber  Sd^miebsjunft,  bas  I5nne  er  ben  (EifentrSmem  nt^ 
oerbieten;  nur  ge^e  es  ni(^t  an,  bog  |ie  biefe  Dinge  im  S^ou« 
fenfter  auslangen,  |te  mögen  es  bes^alb  (inten  im  £aben  auf« 


-    479    — 

(Snaen.    (Ebenfoioenig  gelong  es  ber  ftoufleutegunft,  ben 

Itramem  bcn  Srog^nbel  mit  SaumiooIIegu  entvinben.  3)er 

9Iol  entf(|ieb,  wtnn  ein  itramei  SauimDoKe  in   Senebig 

foufe,  bfiife  et  biejelbe  ou^  naSi  ftaufleuteort  gegen  Sorc^ent« 

iü^tx  an  bie  9B(ber  oerfaufen,  nur  bas  fei  ben  Arfimern  oer« 

boten,  SoumiDone  bei  einem  Ulmec  Aoufmonn  ju  laufen  unb 

gegen  Sar^enilfi^et  an  bie  SBeber  mit  Seoinn  loieber  ju  oer* 

loufen,  ba  §iebur(4  ein  unre^tm&biger  3n){f^en(anbel  entfte^. 

SBenn  bogegen  ein  ArSmer  SoumiDoUe  bei  einem  Aaufmanne 

laufe  unb   in  Olengen   untet  25  $funb  gegen  bares  Selb  in 

feinem  £aben  lieber  oetlaufe,  I5nne  bagegen  ni^ts  eingeoenbet 

oetben. 

Seither   eifS^rt  man   oon  Streitigleiten  ber  Arämer  mit 

anberen  3Bnften   nid^ts   me§r  bis  jum  3#<  1566,  mo  ben 

jtrfimem  nod^  einem  Streite  mit  bec  6d^m  ie  bs  gunf  t  geftattet 
»urbe,  au(^  ftupferarbeiten  im  SBerte  bis  gu  1  Sa^en 

feil  }U  ^ben.  Seither  mehren  fi<^  bie  6treitigleiten  er^ebli^. 
Die  Arfimer  butften  eben  alles  oetlaufen,  bis  fi(^  am  Orte 
eine  leiftungsfAbige  (Eigenerjeugung  fanb.  @o  erlUrten 
].  8.  1550  bie  fd^miebejfinftigen  Ulmer  gflittermai^er,  bie 
bSmerjfinftigen  C&firtler  bfltfen  nur  glitter  oerlaufen,  leine 
felbft  fertigen,  ba  bas  ^littermoi^en  ber  S^miebejunft  gebore, 
unb  erhielten  mit  biefer  Xuffaffung  Ked^t. 

1570  oetllagten  bie  IrSmerjfinftigen  (Bfirtler  bie  f<^miebe« 
}finfiigen  ;iixlt\\SimUht,  oeil  biefe  Scbifif feiringe  aus* 
9Rc|fingb!e4  fertigten.  Die  S^miebjunft  etllSrte  aber,  bas  fei 
Sc^miebemare,  feine  fiBtomre,  unb  behielt  bamit  iRed^t.  1583 
beftiittcn  ferner  bie  f^miebejünftigen  (Bolbf^ntiebe  ben 
hSmerjfinftigen  ®firtlern  bas  Ke^t,  Siegel  ju  f^neiben, 
würben  aber  abgeu)iefen,  ba  bie  p^rung  bes  Sti^els  eine 
freie  Aunft  fei.  (Ebenfo  gieng  es  ber  S^miebegunft  mit 
bem  Sergolben  ber  (Bfirtler.  Sergolben  unb  Setfilbern,  er- 
Ilfirte  ber  9{at,  fei  ebenfalls  eine  freie  Aunft  »ie  {ebe  anbere 
Sfeuerarbeit,  bie  man  niemanb  oerbielen  lönne.  1591  ftritten  fi(^ 
bie  IrfimerjAnftigen  Sedler  mit  ber  Afirf^nerjunft  unb 
1579  unb  1597  rauften  bie  ArSmer  mit  ben  Xu^f^eerern, 
mil  biefe  fieber  f ä  rbten.  Der  9tat  fc^rieb  barauf  na^  Augs- 
burg unb  9l5rblingen  unb  entf(^ieb  enbli^ ,  nur  bie  trämerjflnf« 
tigen  Sedler  ^ben  basSle^t,  mit  Srafil^olj  ausberXfiilei 


—    480     — 

ober  6panten  £ebet  gu  fSrben,  loeti  bie  ^dtttietung  mit  btcfen 
fremblSnbif^n  gfaibmtttel  ber  ftrBmequnft  ge^Sce.  1602  ftrittcs 
[i(^  loeitec  bie  Iramctifinftigen  Sedier,  9t eftler,  9Bei6gerbct 
unb  $ergamenter  mit  ber  Kotgerberjunft  unb  ber 
64ufter3unft  um  ben  ausfi^nilt  oon  Sof^ltnlthtx. 
Die  AiSmer*  unb  bie  iRotgerbergunft  ernSrten,  es  fei  ben  Sc^u* 
ftern  ni^t  geftattetp  ro^e  ßfiute  aufguloufeit,  um  fio^  gerben  ju 
laffen  unb  64u§e  für  ben  $  an  bei  boraud  ju  fertigen.  Sin 
Sd^ufter  bflrfe  nur  B^u^  um  fio^n  fertigen ,  mojtt  man  t^m 
ba$  fieber  liefere.  £eber  ober  ftalbfeüe  u.  f.  to.  laufen  bfirfe  er 
nur  fo  oiel,  als  er  ffir  bie  6(^u(e  feiner  Samilie  bebfirfe, 
unb  biefe  gfelle  bfirfe  er  au^  au0n>8rt0  gerben  laffen,  ni^ 
aber  bas  fieber  für  feine  ftunben.  Sbenfo  foUte  es  ber  Kot- 
gerberjunft  oerboten  fein,  So^Ienleber  im  ftfeinen  aus2uf4neiben, 
ba  ber  fieberllein^anbel  Sad^  ber  Ar&meraunft  feL 
Dagegen  ^Un  aüerbings  bie  himerjfinftigen  SBeiggerber 
unb  bie  91 0  ig  erb  er  au^  bie  Vfli^t,  bie  Sd^ufter  gegen  bil« 
ligen  {preis  mit  ftalbleber  unb  So^Ienleber  genfigenb  gu 
oetforgen.    Der  9{at  pfli^tete  biefer  Uuffaffung  bei.    1602  unb 

1603  gab  es  fobann  in  itempten  unb  Aonftanj  mie  1425 
in  Ulm  Streitigfeiten  joif^en  ben  IrBmerjOnftigen  (Bfirtlern 
unb  ben  fd^miebjfinftigen  S^Ioffern  unb  Sporer n,  »eil bie 
(Sfirtler  Sporen  oon  ausvSrts  fommen  liegen.  Ulm  erüfiite 
barauf  p  es  §abe  {eber  ArSmer  bas  Ke^t,  Sporen  unb  Striegel 
ju  oerlaufen,  nur  bfirfe  er  foI(^e  nid^t  im  Sd^aufenfter  aus^ngen. 

1604  flagte  bte  aRerjIerjunft,  bab  bie  fr8mer}finftigen  Sei- 
ler  9Bagenf4miere  oerfaufeUp  morauf  inbes  ber  Slat  ben 
ArBmem  mo^I  bas  Sieben  oon  Aarrenfalbe ,  ni^t  aber  ben 
6  a  n  b  e  I  bamit  oerbot.  1608  ftritten  fi^  au((  in  SR  e  m  m  i  n  g  e  n 
bie  Iramerjfinftigen  (Bfl rtler  mit  ben  fd^miebjfinftigen  6p o« 
rem  um  bie  burc^brod^ene  S^miebearbeit  unb  1617 
tourbe  in  Ulm  in  einem  Streit  ber  (Bfirtler  unb  Sporer 
ber  S  4  m  i  e  b  e  g  u  n  f  t  bas  alleinige  9le(^t  gemS^rletftetp 
eifenbef^Iagene  (Bfirtel  gu  fertigen. 

SRit  bem  Seginn  bes  breigigfi^rigen  5triegs  traten 
in  bie  oorberfte  9lei(e  ber  ^anbmerbftreitigfeiten  bie 
^änbel  ber  beteiligten  fiebergewerbe  um  bie 
grogen  Slilitfirlieferungen.  S^on  oor  tlusbnt# 
bes  Aiiegs  flagte  1615  bie  Arämergunft  namens  ber  Sedler 


—    481    — 

unb  Xaf^enmo^ei  gegen  bie  6  4  u  ft  e  r  j  u  n  f  f,  »eil  ein 
64ufter  eine  fiieferung  oon  Sonbelieren  itnb  fieberfelb« 
flaf 4en  fibemommen  ^atte.  Der  9tat  eilunbigte  \\^  avismMs, 
lief)  es  bem  6d^ufler  ^inge^cn,  unter|Qgie  es  i^m  ober  fflr  bie 
3ulunft.  Der  ed^ufter  gab  aber  ni^t  nad^,  ftfit|te  \l^  auf  eine 
Sronifurler  Sluftlunft  unb  Utm  erüärte  barauf  bas  fertigen 
9on  Sanbelieren  fQr  eine  f reie  ftun|t,  bas  lieber« 
sieden  oonSfelbflafd^en  aber  ffir  Iramergfinftig, 
oeil  bas  (Blas  eine  Acama)are  fei.  Der  6$u[ter  begnfigie 
[i^  aber  mit  biefer  (Erlaubnis  nid^t,  fonbem  oer}ietie 
feine  Sanbeliere  aud^  no<^  mitSfronsen,  fo  bag  1619 
bie  6  edler  erneut  flagten,  oorauf  ber  9{at  i^m  bies 
Unterfangen  oerbot.  1621  gieng  ber  6treit  ber  SRergler' 
^unft  mit  ben  Seilern  oegen  ber  A  a  r  r  e  n  f  a  I  b  e  er- 
neut los.  Der  9tat  forberte  borouf  ein  (Butadien  ber  S  ollen- 
b  inb  er,  ob  bos  8  er  ei  ten  oon  9Bagenfd^miere  bur^  bie 
6eiler  gugeloffen  toerben  !onne ,  touibe  ober  belehrt ,  bog  bies 
ni^t  angebe.  Ulm  f^rieb  borouf  in  ber  6a(^e  na^  9{ooens* 
bürg,  ober  ou4  oon  (ier  erfolgte  bie  flniioort,  nur  ber  9R  e  r  }- 
I  e  r  3  u  n  f  t  fte^e  bos  Stecht  gu,  ^orj,  ftorrenfolbe 
unbfBogenl^mtere  gu  oerorbeitenunb  feilgu- 
^oben.  1624  begann  in  Ulm  unb  ftoufbeuren  ein 
anberer  6treit.  Die  Sedier  nagten  nomli^,  eingelne  unter 
i^nen  loffen  ^elgmfi^en  bei  ber  Afirfi^nergunft  fertigen 
Itnb  treiben  bomit  3n'i[<^cn^nbel ,  »os  ber  9{at  oerbot.  1633 
llogte  »eiter  bie  Sd^miebgunft  gegen  bos  tramergfinftige 
9labler§anb0erf,  meil  bie  9labler  SReffer  oeiloufen.  Der 
Kot  erllSrte  aber,  bos  Ibnne  er  ber  ftrSmergunft  ni^t  oerbieten ; 
nur  bos  Unfertigen  oon  UReffern  fei  ben  Slablern  oeiboien ; 
bogegen  oi^urbe  1635  ben  9lablern  ber  Seifauf  oon  golbenen 
unb  filbernen  Xn^anglreugen  oerboten,  meil  bos  Sbel- 
metoll  ber  Sd^miebegunft  ge||9re.  1636  enbli^  n>urbe  feft* 
geftellt,  bog  niemonb  oIs  bie  SRobler  bos  9it^t  ^obe,  gof« 
ten  gu  fertigen  unb  feilgu^oben.  1638  llogten  bie  f^miebgflnftigen 
Sporer  erneut  gegen  bie  frSmergfinftigen  (Bfirtler,  weil  biefe 
9{ogmunbftfide  unb  Steigbügel  offen  im  fioben  oudge« 
ISngt  Rotten,  oes^Ib  ber  9{at  bies  ben  Arfimern  oerbot. 

(Erbittert  ftritten  f i^  femer  feit  1642  in  9{  e  g  e  n  s  b  u  r  g ,  (B  fi  n  g- 
bürg  unb  Ulm  m^t  nur  bie  IrSmerganfligen   9le|tler  unb 

31 


—     482     - 

9B i I ^itxhtXf  fonbent  ou^  bie  6 ^ufter«  uttb bie  64nef  ber- 
}unft  um  bas  Ke^t,  SeberloIIer  ju  ma\^tn.    1639  ftengen 
bte  hSmeriflnftigen  (Sfirtlec  erneut  Streit  mit  ber  64mieb> 
Sunft  toefien  ber  Spore r  an.    6ie  erll&rten,  bie Xnferitgttng 
oon     Ble^gfirteln    fei    ^rtgeloteie   91 1^ 
0 r b e i t  unb  bed^alb  Iramerjfinftig,  baboslartefiotben 
ftrimem  ge||öre.    Der  9{at  etlunbigte  fi$  borauf  in  &Ua^ 
bürg,  9lflrn6erg,  Sugsburg  unb  9R finden  unb  gab  i^nen 
[(^lieglic^  ben  3tai,  ni^t  fo  brotneibig  ju  |ein.    Die  Sfittler  aber 
erdirten ,  |ie  feien  baju  gejoungen ;  fie  geben  ab  gefc^eitlles 
^aubtoeil  bas  SBanbergef(^enI  an  alle  (Bfictiergefellen  unb 
mflffen  bes^Ib  ftrenge  barauf  galten,  bag  lein  (Sefelle  bei  einem 
Si^mieb  arbeite.    1646  Ilagte  bie  ftfirf^nerjunft,  bie  @ed^ 
ler  batten  ro^e  ^elsioaren  feil,  mas  i^nen  ni<^t aufteile,  unb 
1650  ftritten  bie  ftrSmer  in  SRemmingen  gegen  bie  6<bnet« 
berjunft,  beren  JDlitglieber  bas  fieberfSrben  trieben.  6Iet^ 
Seitig  Nagten  bie  Ulmer  SBeiggerber,  bag  berVifieter  oon 
£angenau  mit  (Elensleber  unb  ^irf^bSuten  ^nble  unb 
($if(^f(i^mal3  im  Aleinen  oerlaufe,  ums  benn  au^  ber  9lol 
bemfelben  untetfagte.    1650  oetllagten  mieber  bie  Sfirtlec, 
bie  fi^miebejfinftigen  Sporer,  baß  biefe  eifenbef^Iagene 
fiebergürte  I  offen  ausgingen  unb  auf  ben  SRarften  feil  §aben 
unb  1654  fragte  gftanlfurtan,  obbie®firtIerSe- 
fd^ISgeffirAutf^enunb^ferbegefc^irre  ma^n 
bfirfen,  mos  bejaht  u)urbe.    1670  mucbe  femer  ber  Rotgerbe r« 
gunf  t  erneut  ber  U  u  $  f  ^  n  i  1 1  oon  9B  e  i  g  I  e  b  e  r  oer* 
boten  unb  1667  Ilagte  bie  S^miebejunft  namens  ber 
9lagelf(^miebe  gegen   bie   Sifenlrimer,  oel^e 
9t  5  g  c  I  unb  Sd^inbeln  oerlaufen,  morauf  i^nen  bies  ber  9{ot 
unterfagte. 

1670  ftritten  ii^  in  dall  bie  Xu  ^f^eer er  mit  ben  SBeig- 
gerbern  umbas  fieberfcbiofirsen  unb  fieberfSrben,  bos 
in  Ulm  nur  ben  Xu^f leerem  juftanb.  1686  ftritten  fi(b  bie 
9Beiggerber  mit  ber  SRarneijunft  megen  ber  S^af* 
tD  0 1 1  e.  Der  SRat  entf^ieb  ba^in,  bie  SBeiggerber  ^ben  goor 
ba9  9le4t,  ibre  SBoHe  ju  oerlaufen,  an  men  fie  »ollen ,  mflffen 
fie  aber  juerft ben marnerjfinftigen  fiobenma<iern  anbieten  unb 
biefen  ab  i^ren  aRitbfirgern  8  Xage  bas  Sorlaufsre^t  bffen. 
1687  »urbe  ben  Seilern  erneut  abgef plagen ,  ft  a  r  r  e  n« 


—     483     — 

f  a  I  b  e  }u  oerloufen,  obfllei^  fie  fi$  oer|»fIi^ien  mollten ,  Mefc 
bti  ber  SRersIerjunft  su  loufen;  1688  flagten  bie  Sedier 
gegen  bie  SRarnecgunft,  loeil  ein  SBonttt^ftrber  £eber 
g  e  f  B  r  b  t  ^e,  oorouf  bec  Kat  biefem  mit  bem  Zum  bro^e. 
1689  ftritten  [i^  in  91  a  o  e  n  s  b  u  r  g  bie  (B  fi  r  1 1  e  i  mit 
bet  6(^miebegu  n  f  t  um  bie  ßirl^fangeirienten« 
bef^Ifige  unb  t»  mürbe  immer  me^r  Sitte,  bie  JtommiS' 
arbeiten  an  ben  3R{nbe|tf  orbernben  ju  »ergeben,  o^ne 
bie  ^onbtoerfore^te  gu  berfidfi^tigen,  fo  bag  bie  Streitigleitcn 
hieraus  fi^  erf^redenb  mehrten.  6o  ftritten  fid^  1690  bie 
Sedler  mit  ber  5tfi;rfd^ner3unft  um  bie  ^atrontof^en, 
9Be§rge^nge  unb  Aarobineniemen. 

1691  balgte  mon  fi$  in  V  u  g  0  b  u  r  g  erneut  um 
ba«  aOeigl  eber  f  Srben,  1695  ffimpften  in  91  Arn' 
berg  bie  (Bfirtlermitben3inngiebern,  wtl^ 
ben  ArSmem  bas  fertigen  oon  oerjinntem  9io6}eug  unb  3inn' 
Inipfen  oerbot,  nac^bem  Ulm  geanttoottet  ^tte,  ben  (Bfirllern 
fei  bies  oerboten.  1706  ftritt  man  fi(^  in  9Remmingen,  ob 
bos  Siegen  oon  3RetaIIInöpfen  eine  freie  ftunft  fei, 
vorauf  Ulm  erllSrte,  biefe  Jtunft  ge^bre  ber  Sd^miebejunft 
unb  ben  S^ellengiegein.  3n  Orten,  mo  es  leine  fol^e 
gebe,  fei  basfelbe  aber  eine  freie  ftunft  unb  fte^e  bes^olb 
au^  ben  60 rtlern  unb  9t ablern  ju.  3m  gleiten  Sa^ie 
fiengen  bie  Seiler  mieber  on,  ftarren falbe  feil  gu  ^ben, 
ba  bies  fturgioare  fei  Der  Kat  oerbot  es  i^nen  aber  erneut, 
ba  bie  SRerjIer  fagten,  fie  leiben  firmer  genug  bur^  bie  neuen 
Sinfu^rjoIIe  unb  bie  (o^n  greife  ber  aRerjIereigere^tigleiten. 
1719  ftritten  fi^  in  9laoen0burg  bie  (Bflrtler  unb  bie 
Segenf^miebe  ober  Si^wertfflrben  n>egen  bes  Sergol' 
bens  ber  Degengefige.  Ulm  erflSrte,  bas  Sergolben 
mit  gemahlenem  (Bolbe  unb Qutdf über  im  Sfeuer  ge« 
^re  benSfirtlern,  bas  Sergolben  auf  bem  S^nitt  aber 
ben  Degen«  unb  SRefferf^mieben;  bie  SReffetf^miebe 
be^upteten  aber,  bas  geueroergolben  gehöre  i^nen  allein,  bod^ 
^be  man  bas  Si^mudgolb  {e^t  als  freie  Aunft  erflSrt. 
1821  ISmpften  in  $all  bie  (&fl rtler  mit  ben  Spangen« 
mad^ern  um  bie  (Bfirtlerarbeiten,  unb  bie  Sporer, 
9leber',  Sfigen«  unb  S^neibfc^miebe  um  bie  unoer» 
ginnten  Striegel.    Ulm  erll&ite,  feine  £atetner  be^aup« 

31* 


—     484    - 

tetf,  bte  (Bef^meibema^et  unb  bie  SpSvfiler  feien  ge- 
ttennte  ^onboetle,  bod^  gebe  es  in  Ulm  fol^e  ni^t,  fonbem 
bie  £eibgflrtel,  Jtntegfirtel,  aSe^rge^finfie,  ^itfi^fangeTfle^nae, 
gofenttSger,  oergolbeten  unb  9et|tlbetten  SReifingInBpfe,  ^att*  unb 
mii^gtliMzn  Slridjeuge,  Autfd^engefd^ine,  6(^u(rinfen,  f^wx* 
nobeln,  Stongenbfigel  oon  ®oIb  unb  Silber,  Rutf^ennfigel  aus 
3Reffing,  ^unbe^otebanber,  gontenellUe^e,  Su^befd^Ifige,  für] 
alles,  nms  oon  SReffing  buti^  (Bug  ober  6(^Iägen  gefertigt 
»erbe  unb  oas  su  oergolben  ober  ju  oerfilbern  |ei,  gehöre  in 
Ulm,  Solingen,  geilbronn  unb  im  ^erjoglum  SBirtemberg  ben 
®firi(em.  !Die  fiaterner,  bie  man  in  6a<^fen  unb  Sran* 
benburg  Alempner  ober  ftlippner  ^eige,  ^ben  biefe 
Dinge  nie  beanfpruc^t  unb  bie  Cfictler  oollen  leinen  Sefc^meibe« 
mad^er  (ereinlalfen.  Die  SReber«,  SSgen«  unb  S^neibfd^miebe 
^eige  man  in  Ulm  Sporer  unb  3i<i<n4intebe  unb  btefe 
fertigen  in  Ulm  allein  oerjinnte  unb  unotrjinnte  Striegel 
unb  Sd^miebarbeit. 

1725  Ilagien  bie  Sedier,  bie  Stuftet  f6rben 
t§r  fi  e  b  e  r  felbft;  bos  ^anbtoerlsamt  oerbot  bes^Ib 
ben  S^uftern  bas  £eberfarben  um  fio^n  unb  ben  5<^nM 
mit  Seberfarben  als  ftrfimerarbeit.  1730  gab  es  neuen 
Streit  megen  bes  gefärbten  fiebers.  Die  Sedler  (alten  ben 
S^u^mac^ern  mit  bem  ißreife  aufgefd)Iagen  unb  bas  £eber 
pantoffetoeife  |elb|t  ausgefi^nitten.  Die  S^u^macber  unb 
SBei^gerber  Ilagten  bes^alb  unb  ber  9Iat  ent|((ieb  bonnif, 
bas  fieberfirben  folle  Ifinftig  »ieber  na^  altem  Srau^  eine 
freie  Aunft  fein  unb  ben  Sedlem,  9leftlem,  SBeiggerbem  unb 
S^uftem  fieifteben;  ebenfo  follen  bie  Sedler  unb  bie  SBeig* 
gerber  gefärbte  ^<II<  oerfaufen  bflifen,  bamit  enbli^  bie 
Allagen  ber  Sd^ufter  fiber  bas  teure  fieber  auf^ren.  ßoffeni* 
lid^  »erben  bann  bie  ArSmer  ni^t  erft  bas  fieber  oon  ausiofirts 
lommen  laffen  mfiffen,  fonbem  in  Ulm  laufen  lönnen.  1750 
ftritten  \\d^  ferner  in  (Ellmangen  bie  Sedler  unb  ftfirfd^ner 
um  bie  fieber(anbf((u(e  mit  ^eljfutter.  Ulm  enoiberie, 
bie  Sedler  (oben  bas  Sle^t,  bie  ^anbf^u^e  mit  Sfitli  }u 
ffittern,  unb  gob  biefelbe  üntmort  1769  an  9{  a  o  e  n  s  b  u  r  g. 
1756  belamen  bie  Seiler  Streit  mit  einem  f^anhtU' 
(errn,  ber  Oel  aus  fieinfamen  (atle  f^Iagen  laffen,  um 
es   im  (Brogen   ju   oertreiben.    Der  ffat  entf(|ieb,   febermann 


—     486     — 

Itfirfe  Seinfornen  unter  bcm  Jtorn(Qu[e  foufen,  fo  oiel  er  iDoIIe 
£)el  baraus  f^Iogen  unb  ben  SRe^Iern  oetloufen,  benn  Sein« 
famen  fei  leine  res  opificiaria,  fonbern  eine  res  libera.  92ur 
ber  Oel^anbel  unier  25  $funb  gehöre  ben  SRersIern,  in 
ÜRengen  fiber  25  $funb  bfirfe  es  {ebermonn  oertreiben. 

6et!^r  tDurbe  ber  Kampf  iu)if<^en  ben  einzelnen  3finfi<n 
immer  Ileinli^ier,  immer  erbitterter.  6o  brod^  1764  in  SU« 
toangen  ein  6treit  !}tDif((en  ben  (Emat  11  euren  unb 
Dofenf allem  unb  ben  (Bfirtlern  aus,  meil  bie  Sfirtler 
emaillierte  ^orjellanbolen  gefagt  Ratten  Ulm  er« 
Hatte  ou^  in  b{e|em  Streite,  bas  3>o|enfa||en  [ei  eine 
freie  Au njt.  Ss  gebore  ben  (gfirtlern  infotDeit,  als  es  |i(|| 
um  bas  Saiten  mit  9Re||ing,  Aupfer  unb  Zombal  ^nble,  ma|renb 
bie  (BoIb|(||miebe  in  ®olb  unb  6ilber  f äffen;  bo^  bOrfen 
bie  ®olbf4miebe  aud^  mit  uneblem  ÜRetall  faffen ,  mt  ein 
(Bfirtler  eine  trompete  mad^en  bflrfe,  meil  bies  alles 
freie  Afinfte  |eien.  1773  unb  1782  {tritten  iid)  bie 
fr&merjfinftigen  3  ^  d  e  r  b  ä  d  e  r  mit  ben  mer3ler}flnftigen 
6eifen|iebern  um  ben  Seifen^anbel,  bis  bie  3uder« 
bSder  frettDillig  auf  bie  gemd^nli^ie  Seife  oerji^teten  unb  oer- 
fpra^en,  nur  no$  Slegensburger  unb  Ulm  er  Seife  ju 
führen  unb  bei  ben  Ulm  er  Seifen|iebern  au  laufen.  Da* 
gegen  follte  ber  Serlauf  oon  Senebigerfeife  na^^  mie  Dor 
oIs  freie  Aunft  ,,bem  Wate  gehören",  b.  ^.  jebermann  ge« 
Itattet  [ein,  unb  leinem  Aromer  ober  3uderbader  [ollte  me^r 
eine  anbere  auso&tige  Seife  als  bie  SSenebiger  Seife  oom 
GretsoIIer  Derabfolgt  merben.  1782  Ilagten  bie  IrSmerjfinftigen 
Saltler  unb  bie  Sd^miebejunft,  bag  man  i^re  arbeiten 
immer  me§r  oon  ausioarts  einführe.  Sli^tnurbie  SBagen* 
r  fi  b  e  r  be}ie|e  man  oon  ausmSrts,  |onbern  es  lommen  nunmehr 
ganse  fertige  SBagen,  S^aifen  unb  Sd^Iitten  mSi  Ulm 
unb  »erben  bann  oon  ben  Sinmo^nern  gelauft.  3^)>^<ntann 
iDifle,  tDie  |<|Ie(^t  bie  3<U<n  für  ben  ^anbioerlsmann  |eien;  fie 
bitten  bes^alb,  fold^e  SBagen  u.f.m.  Ifinftig  mit  Se|<|Iog  belegen 
jtt  bflifen.  Der  Siot  beftimmte  barauf,  Sfirger,  bie  leine  ganbet 
fc^aft  treiben,  bfirfen  einführen,  vom  fie  toollen;  bie  ^anbel« 
treibenben  aber^  (aben  i^re  ^anbelsgegenftfinbe  in  ber  Stabt  ju 
laufen,  fo  roeit  fie  bort  ju  erholten  feien.  Daraufhin  bef^ioerten 
fi^   [ofort   bie  Sattler,  aSagner  unb  ^uff^miebe  Aber 


—     486     — 

einen  6ottIer,  ber  feine  SBagenteile,  namentlii^  CT^aifenlfifl' 
lein,  in  aßeigen^orn  foufte.  X>tt9lcA  unterfoste  bies  bei» 
Qu4,  meinte  aber,  er  lönne  ni^t  febe  (Einfügt  oerbieten,  fonfl 
ünnte  f^Iiebli^  lein  Hinter  Sfirger,  ber  ousiDSrts  einen  §fib« 
f^en  Sottel,  3<tum  ober  €  glitten  fe^e,  bi^cit  jn 
feinen  ^loifier  m^  Ulm  bringen.  Der  Koi  oerbot  bes^Ib  nr 
bie  $QnbeIf<|aft  mit  (Einfu^rtoare,  foioeit  bicfelben 
(BegenftSnbe  in  Ulm  gefertigt  ourben. 

1788  ftritten  fi^  aud^  in  9?ottioeit  bie  Stdltt  unb 
Afirf^ner  um  bie  ^el}^anbfd|u|e  mit  fieberfiberiug. 
U I  m^antmortete,  bie  Afirf^ner  bfiifen  nur  ßonbf^ule  mo^n, 
bie  lebigli^  au9  ^elj  feien,  ni^t  ober  foU^e  mit  £ebe  ruber* 
Sug.  1796  llogten  bie  ßonboerle  ber  Sottler  unb  ber 
f^miebeifinftigen  SB.agner  erneut,  fie  feien  11  SBogner, 
Don  benen  7  bas  ^onbmerl  treiben.  2)O0  9Bogner|anbi9erf 
fei  ni^t  gef^Ioffen,  mie  bos  ber  9  S^miebe,  beren  6  ge- 
nug miten ;  {ebcr  Sfirgerfo^n  bflrfe  SBagner  »erben.  6tatt  7 
aSogner  mit  3  (Sefellen  follten  es  3  Sleifter  mit  7  Gefellen 
fein;  ebenfo  fei  es  bei  ben  Sattlern,  ben  Sorten, 
modern,  ben  Seilern,  S^reinern.  Wie  f^Sbige  bie 
frembe  (Einfuhr.  Die  Ulmer  laufen  i^re  SBagen  in 
(Bfinjburg,  Surgau,  CE^ingen,  9Beigen(orn,  (El^* 
ingen,  SSflingen  unb  ^fu^I.  Der  Kat  geftattete  borauf* 
(in  nur  no(b  bie  (Einfuhr  oon  feiner  berartiger  VrbeiL 

1799  fragte  bie  SRei^sftabt  9B  i  m  p  f  e  n  on,  ob  bie 
S^neiber  £eber(ofen  ma(|en  bfirfen ,  oorouf 
Ulm  antwortete,  bie  6^neiber  bflrfen  nur  fieber^ofen  mit 
£einn>anbfutter  feil  (oben.  Die  ftrimer  loaien  bamit 
aber  oenig  einoerftanben.  Sie  Ilagten,  bie  nic^tbotmiftigen 
j^anbmeile  beanfpru^en  immer  me^r  Sterte.  Die  9B  e  i  g  g  e  r b  e  r 
§aben  fi<(  ber  üusfu^r  oon  gefirbtem  £eber  bemfitl^tigt  unb 
§e^en  bie  Sanfter  auf,  bog  fie  Aber  SRangel  an  gefSrblem 
£eber  Ilagen.  üe^nli^  omr  ein  Streit  in  £a(r.  Dort  ftritten 
fi(|  bie  Sedler,  SBeiggerber  unbS^neiber.  DieSBeil' 
gerber  oerlangten ,  bog  bie  Sedler  i^r  £eber  bei  i^nen  laufen, 
unb  ni^t  in  ber  grembe  unb  baß  bie  Sedier  lein  gefSrbtes  unb 
ungefirbtes  £eber  me^r  auf  Sonat  jum  Serlaufe  fertigen,  fon« 
bem  nur  um  £o9n  färben.  SBeiter  be^upteten  fie,  nur  bie 
9Bei6gerber  bflrfen  £eber(ofen  im  Sorrat  fertigen  unb  ba$ 


—     487     — 

^ieju  eiforberli^e  fieber  fitben  unbpolieien.  Dfe  Sd^ncibec 
erlUMen  bogege n ,  nut  j  i  e  bfirfen  fieber^ofen  fertigen.  Ulm 
cntmtitit  barouf,  bie  Ulmer  Sedler  I9nnen  i^r  fieber  laufen, 
oo  fie  mollen,  ebenfo  bfirfen  fie  fieber^ofcn  auf  Sonat  fertigen, 
bagegen  fei  bies  ben  SBeifigerbem  oerboten ;  bo^  bfirfen  biefe 
fieber  fitben  »ie  bie  Sedler.  Setreffs  ber  fieber^ofen^be 
ber  9lat  no^  ^rtem  6treit  jvif^en  ben  Sedlern  unb  S^neibem 
enlf^ieben,  bag  ben  Scdlern  bas  9lä^en,  Sieppen  unb 
Sfliden  oon  fieber^ofen  aus  SBilb*,  Sod-,  ftalb*  ober 
S^afleber  in  bem  gfalle  }u|te^e,  toenn  bas  Unterfutter 
unb  bie  6ide  au^  oon  fieber  feien,  ben  S^neibem  aber,  wenn 
|ie}tt  fieinoanb  u.  f.  to.  oeroenbet  loerbe.  Do$  bfirfen  bie 
@4neiber  ni^t  ouf  Sonat,  fonbern  nur  auf  Seftellung  ar* 
beiten,  »eil  fie  lein  ftrSmerred^t  |aben. 

b.  Die  @txeitigleiten  bcc  ciit}elnen  HrSmer^nbioerle  unter  [id(. 

Slidt  man  na^;;.biefer  Seira^tung  ber  Strettigfeiten  ber 
Arimerjunfl  mit  ben  anberen  Sänften  auf  bie  Streitereien 
berftrSmer^anbmerle  unter  fi^,  fo  fielen  in 
in  ben  g^^nboerlsalten  »ie  in  ben  Straf regiftern  nur  bie  $anb> 
»erle,  »el^e  fi^  Uebergriffe  ju  fi^ulben  lommen  liegen. 
3ufrieben  ma^t  Sieben.  Die  Streitigleiten  ber  ArSmer  unter 
f  i  d^  beginnen  im  großen  (&an)en  mefentlid^  fpäter  als  bie  Strei« 
tigleiten  mit  anberen  3finf(en.  Der  iltefte  Streit  freili^  ift  faft 
fo  alt  oie  bie  3unft  felbft,  er  ftammt  oom  3<t^te  1394  unb  be« 
traf  bie  9(pot^eIer,meI^enagten,  bog  bie  SpejereihSmer 
gemif^te  Droguen,  b.  (.  9  r }  n  e  i  e  n ,  oertauf en  unb  bamit  in 
i^r  9le<^t  eingreifen.  Son  »eiteren  Streitigleiten  ^ixt  man  erft 
feit  ber  Xeformationsseit.  $atte  man  feit^er  bie  ^anbmerfs* 
oerri^tungen  ber  einjelnen  ftrSmerfpejialiften  bur^oeg  ab  freie 
Aflnfte  betrautet,  fo  gelang  es  feit^er  einjelnen  ftrSmer^nb' 
»erlen,  teils  bur^  Sertrag  teils  burc^  (Bemalt  fic^  jfinftige 
$rioiIegien  angumagen.  9Ran  begann  allmS^Ii^  }u  oer- 
langen,  bog  bei  flttiteln,  ffir  mel^e  eine  leiftungsfS^ige 
CErieugung  innerhalb  ber  ftr&merju  nft  beftanb, 
in  erfter  fiinie  beim  3unftgenoffen  am  Orte  ge« 
lauft  unb  ber  Sebarf  ni(^t  auswärts  gebedt  ourbe, 
ober  man  mehrte  \idf  bagegen,  bog  ein  anberes  ftrimer^nbmert 
biefelben  SBaren  ju  fertigen  begann ,  mit  basfenige,  bas  fi$  im 


--     488     — 

fiaufe  ber  3<it  baron  gevS^nt  ^tU,  eine  beftimmte  fetter  freie 
5tttnft  als  »o^Ierioorbenes  9le<|t  3U  betrail^ieti.  60  prdeftieriea 
].  8.  1550  bie  9te|tler,  ab  bie®flrtler,  benen  es  an  Xtbeit 
fehlte,  ebenfal(9.9le  |t  el.mit  langen  Stiften  gu  fertigen  begonnen; 
|o  fttitten  fid^  im  gleid^en  3^1^«  in  Strasburg  bie  Riemen- 
l^neiber  unb  SifenlrSm'er  um  bie  ^feibslummete,  |o 
gerieten  |td^  1551  in  Ulm  bie  6attler  unb  bie  9?  i  e  m  en« 
I  d^  n  e  i  b  e  r  in  bie  Saare,  |o  Ilagte  man  1560  in  Ulm ,  bog 
einige  6  e  i  I  e  r  i^re  9B  u  r  ft  f  e  i  I  e  oon  ausmärts  lommen  loffen, 
[tatt  (ie  f (Ib|t  gu  fertigen ,  unb  baburc^  in  bas  SZe^t  ber  g  e« 
lernten  ftrSmer  eingreifen. 

Das  alles  maren  Streitigleiien  innerhalb  ber 
Arfime  rjunft,  meil  alle  Diefe  ^anbmetle  berfelben 
3unft  angehörten,  unb  b  i  e  |  e  Streitigleiten  oaren  es,  loeh^ 
in  ben  enblofen  Reibereien  feit  bem  16.  3a|t§unbett  bie 
Hauptrolle  fpielten.  1568  flagten  2.  8.  bie  Rabler,  bog  bie 
anbeten  Arimerlanbmerle  frembe  Robe  In  oertaufen,  ftatt  bie 
Rabeln  bei  i^nen  im  taufen ,  vorauf  ber  Rat  bies  unlerf<Qte. 
1570  sanften  fi^  aud^  in  Ulm  bie  Sattler  unb  Riemen* 
[d^neiber  um  bas  ^ferbsseug;  1572  bie  Sattler  unb 
bie  äBeiggerber  um  bas  ungarifd^e  Sottelleber.  3ntglet« 
4<n  3^^^^  {tagten  bie  Ringmauer ,  bag  bie  Sedler  i^re 
R t n g e  ausmfirts  laufen ,  unb  bie  SBeigg erber,  bog  bie 
Sedler  i^re  Steinbilge  unb  Jtitifelle  felbft  iuberetten. 
3n  Rflrnberg  ftritten  fi^  1579  bie  Re|tler  mit  ben  aSeig« 
gerbern  um  ben  fieberllein^anbel,  in  Ulm  bie  Sottler 
um  bie  Sattelb&ume  unb  bie  Sflrftenbinber  üagten,  bo| 
anbere  ftramei(anbu)erte  mit  fremoen  Sfirften  ^anbel  treiben. 
Der  fträmei^onbwerler  oergog,  bag  er  [i^  babur^  oom  gunfti* 
gen  $anbn>erfer  unterfd^ieb,  bog  er  als  ^anboerler  lebiglid^  eine 
f  reie  ftunft  ousfibe,  bog  [ein  $rioiIegni(|t  ber  ^anbrnerlsbeirieb, 
[onbern  ber  ftlein^anbel,  bos  Äramlabenre^t, 
mar,  unb  bog  er,  menn  er  ber  gune^menben  S  i  n  f  u  ^  r  oon 
billigeren  fremben  Sr  geugniffen  ni^t  me^r  gemo^fen 
mar,  eben  mieber  [i^  ber  (Einfuhr  gugumenben  unb  ouf  bie 
(Eigenergeugung  gu  oergi^ten  ^otte. 

Der  (Brunb,  matum  er  bas  nic^t  t^t,  mar  freili<9  ein 
na^Iiegenber.  (Er  loar  bagu  meber  genfigenb  lapitallraftig 
nod^  ted^nif^  b  e  f  0  ^  i  g  t  unb  unterlag  bes^Ib  bem  iopital' 


—    489    — 

ftdilem  gelernten  Arfimertum,  bos  fiil^  ni^t  mit  bec 
Sigenerjeugung  befaßte  unb  boburd^  feinen  Ar&mer« 
i^oratter  beffer  beva^tl  ^ite.  Die  ^ol^t  baoon  OHtr,  ba{| 
bie  Aifimei^onboerle  in  fteigenbe  »irtf^aftli^e  9tot 
geriekn,  bie  in  einer  SRenge  oon  inneren  Sieibe« 
r  e  i  e  n  ber  ein]clnen  ^onbioerle  i^ren  berebten  Susbnid 
fonb.  6a  jtiitten  \i^  1596  ber  Sotftanb  ber  JtrSmeraunft 
ab  [old^er  mit  ben  einjelnen  ^anbioerlsrotten  ber  Sed« 
ler,  Steftler,  6ottIer.  Seiler,  (Bfiitler,  gfU^en-  unb  Sriefmoler, 
ber  Silb|auer,  (Blofer,  Su^binber  unb  Kabler,  b.  ^.  ben  fogen. 
Aurivaren^Snblerrotten.  Diefe »eigerten |i<^, ben 6tatttten 
ber  Arameriunft  femer  ge^orfom  }u  fein,  unb  sogen  bie  oon  ber 
3ttnft  ongefe^ten  Strafen  nic^t  me|r  ein.  Der  9{Qt  beftimmte 
bes^olb,  es  folle  Ifinftig  ber  gefd^morene  3o5Ifmeifler  feber 
RrSmeirotte,  b.  ^.  ber  tlbgeorbnete  ber  betieffenben  Äotte  jum 
3ttnftau$[4u{|  oon  12  aRitgliebem,  bie  itaffe,  ben  @4IfiffeI 
aber  ein  onberer  SReifter  oufbenm^ren  unb  alles  fiberfiflffige 
3«^ren  unb  S^enlen  unterbleiben.  9u4  foilte  bie  Sbre^nung 
ber  eingelnen  ^onbioerle  Iflnftig  unmittelbar  bem  Kat  unb  nii^t 
me^  bem  3ttnftoorjtanbe  oorgelegt  unb  o^ne  SBiffen  ber  $anb* 
loeds^nen  bie  Statuten  nic^t  me^r  oerSnbert  merben.  Die 
Siebte  ber  (Belamtgunft  »urben  babur^  a!fo  na^eju  oöllig  (im 
ffilltg  unb  ber  Serbonb  ber  einzelnen  ^anbn>erle  mar  nur  no^ 
ein  rein  5ugetli4ier. 

Der  (grunb  aller  biefer  Streitereien  mar,  bog  feit  1650 
immer  me^r  frembe  SBare,  namentli^  aus  gfranfreid^, 
fKtein  lam,  fo  bag  bie  ftrfimer^anbmerte  aümS^Ii^  bas 
Selbfterieugen  aufgaben  unb  mieber  ju  RIeiniSnblern 
mürben.  Seit  1564  mürbe  bes^alb  au^  oon  ben  feit^er 
f ^miebjfinftigen  ^anjerma^ern  ber  i^ramlabensins 
mte  oon  ben  Irfimersfinfligen  ^finblem  mit  Sinfu^rmore  erhoben. 
Seit^r  mehrten  fii^  benn  au^  bie  &anbmer(s}SnIereien  in 
ungeaS^Item  SRafee.  1602  ftritten  fid^  bie  Sedler  unb  SReft« 
ler  in  Ulm  unb  £inbau  mit  ben  SBeiggerbern  um  bas 
nagfirben  oon  £eber  unb  ben  Alein^anbel  mit  gelbem 
£eber  unb  ber  gleite  Streit  fpiette  1697  in  Honftang. 
1611  gab  es  Streit  jmifc^en  ben  Sattlern  unb  Kiemen* 
f^neibern  megen  U9  9it^i»  auf  bie  meige  unb  f^marge 
£eberarbeit.    1612  (abetten  in  SRemmingen  bieSteftler 


—    490    — 

mit  ben  ^aftenmail^ern  um  bte  5 elften.  1613  mes  ber 
Ulm  et  9iot  bie  91  o  biet  q(,  wü^t  ben  anbeten  fttSmem  bos 
^anbeln  mit  ftemben  Slobeln  oetbteten  »oKten.  1617  entfi^ieb 
bet  9lot  einen  Streit  bet  Seilet  mit  ben  Satte nma^etn 
bo^in,  Die  Seilet  bfltfen  lebiflli^  gtobe  SB e bet*  unb  Seilet' 
faiten  fertigen.  1618  mürbe  ein  ßabet  bet  ^etgament- 
mai^et  unb  Siebma^et  um  basg^genoon  Xtommeln 
ba^in  beigelegt,  bag  bie  Siebmad^et  nut  ft in bett tommein 
fettigen  bfirfen.  3m  gleiten  Z^xt  erllStte  bet  Siof  in  einem 
Stteit  bet  SBeißgetbet  mit  ben  $etgamentetn,  bog  au^ 
bie  leiteten  alaungate  Sd^af'  unb  Ai^enfelle  dusft^netben 
bfirfen.  1626  menbete  fid^  Ulm  an  Stfitnbetg  megen  eines 
Stteite  bet  Xaf^enmad^et  unb  Kiemenf^neibet  um  bte 
aRilitSttanjen  unb  SBaibfSde. 

1627  Ilogte  ba»  Seilet^anbrnetl,  bog  einjelne  Seae^ 
meiftet  nid^t  blos,  mie  es  geftattet  fei,  ^fetbsgutten  iNm 
ausm&rts  lommen  laffen,  fonbetn  au^  onbete  SetletnMten, 
mos  bet  Kat  als  in  bie  Befugnis  bet  gelernten  AtBmet 
eingreif enb  oerbot.  1630  llagte  bas  Sfirftennta^tt* 
^anbmetl,  bag  bie  geletnten  Jttfimet  Sfitften  oon  aus« 
mSrts  lommen  loffen,  ftatt  fie  bei  ben  Sfirftenma^etn  ju  laufen, 
motauf  bet  9?at  bies  ebenfalls  verbot.  1638  mürbe  ben  Giemen' 
|<l^neibetn  bas  9le<l^t  3um  fertigen  oon  aSe^tge^fingcn 
beftStigt.  1639  beft^metten  ft^  bie  SBeiggetbet  fibet  bie 
Sedlet  unb  SReftlet,  toeil  biefe  gelle  unb^Iuteoerfaufen. 
1633  mutbe  ben  91abletn  auf  bie  Alage  bet  Rnop^ma^tx 
bas  gfeil^alten  oon  JtnSpf  en  oetboten,  bagegen  bet  Setlonf  oon 
SBe^tge^Sngen  geftattet,  meil  fie  lein  Ke^t  gut  ^etfiellung 
oon  Rnif^tn  ^aben ,  mo^l  abet  an  bet  l^etftellung  oon  aSBe^« 
genügen  mitarbeiten.  1639  Ilagten  bie  SB  e  i  g  g  e  t  b  e  t  et* 
neut,  bag  bie  S  e  d  I  e  t  unb  91  e  ft  I  e  t  9  e  1 1  e  unb  j^fiutc 
oerlaufen ,  morauf  bie  legieren  erliarten ,  [obalb  bie  SBeiggetbet 
auf  i^te  feit^erige  Uebung  oetjid^ten ,  aus  ben  ibnen  beim 
fiebetausf^nUt  fibtig  bleibenben  (Elenslebetftfiden  ganbf^u^e, 
(Bfittel  unb  SBe|tge^8nge  }U  fettigen,  metben  fie  au^  ben 
fiebetausfd^nitt  einftellen.  Sie  SBeiggetbet  vermieteten  botauf 
auf  biefes  (Bef^äft  in  bet  (Ermattung,  bog  bie  Sedlet  {|t  IBeig- 
lebet  in  Ulm  laufen ;  bod^  hielten  bie  Sedlet  unb  9teftler  i^ 
Setfpted^en  ni^t ,  fo  bog  es  1640  neuen.  Stteit  gab,  unb  btr 


~      491     — 

9lot  $alf  f^n^dli^  babuK^,  bog  er  ben  fieberoerfauf  oen 
ftt^floeife  loiebcr  fteigab. 

SRan  fielt  botous,  »ie  berottige  Vrioilesien  in  ber 
Siegel  bur<|  8  er  trog  ber  einjelnen  ^onbtoeifsISrperf^ften 
entftanben  unb  fc^Iiegli^  bereit  un^Itbore  Aon|equen}en  nur  ba* 
bur^  abgemenbet  toerben  lonnten,  bog  ber  not  bem  urfinüngli^en 
$rin}i9  ^t  ArSmer^onbiDerle  ob  freier  ftfinfte  »ieber 
Sur  (Beltung  oer^If ;  bo^  vm  biefe  Semfii^uTig  in  ber  9legel  oer« 
geblii^,  bo  bos  olte  ^rinsip  nun  einmol  burc^bro^n  oHir.  So 
flogten  1641  bie  SBeiggerber,  bog  i^r  VbfoIIerieugnis,  bos 
9i|4l4nt<Kl3i  ^on  oüeilei  onberen  fieuten oerlouft  meibe»  obgleid^ 
nur  i^nen  bos  Me^t  suffe^e,  fold^s  in  Stengen  unter  einer 
lolben  Zonne  ousjuwiegen.  1B42  gob  es  in  9legensburg 
Streit  inif^^n  ben  SBeiggerBern  unb  ben  Sedlern,  oer 
fieberloller  iDof^en  bfirfe,  unb  Ulm  teilte  ouf  Vnfroge 
mit,  bog  bies  ein  ^rioileg  ber  SBeiggerber  fei.  Dogegen 
«blieb  berfieberousf^nitt  oon  1640  bis  1673  eine 
f  r  e  i  e  jt  u  n  ft  ber  gcfomten  ftrfimerjuntt.  Sbenfo  »urbe  1641 
ben  3ttdetb8dern  erneut  leftStigt,  bog  fieou^  Spejereien, 
9lfiffeunb3Q'<tf4fl^n  feil  polten  bflrfen.  3m  grogen 
Oonjen  ober  oerf^ioonb  ber  olte  Srunbfo^,  bog  bie  ftramer* 
junft  eine  (Sefomtf5rperf(|oft  bilbe,  meld^er  Iebigli(|  bie  dUt, 
bie  ftleinvoge  unb  bos  ftleinftfid  oIs  gonboerlsjeug 
ge^re ,  immer  me|r  unb  bie  einjelnen  ^onbmerle  lonftruieiten 
bur^  8  e  r  t  r  S  g  e  unter  fid^  eine  ^rioilegienteilung  teils  ouf 
Srunb  bes  ^onbuierlsieugs,  teils  Iebigli(|  ouf  (Brunb 
berSBorengottung,  bie  immer  un^Itborer  würbe,  je 
loeniger  i^r  ein  bur4fi<!btiges  S  9  ft  e  m  lu  ®runbe  log. 

1638  ftritten  fi^  bie  Sottler,  Sliemer,  Xofd^ner 
unb  (Sfirtler  um  bos  Sle^t,  SBe^rge^finge,  b.  |.  !Degen* 
loppeln,  SU  fertigen,  o^ne  bog  bie  So^e  entfd^ieben  »urbe,  1246 
flogten  bie  (Bflrtler,  bie  Xof^iier  fertigen  bled^bef^Io« 
gene  (Bfirtel  unb  SBe^rgepnge,  toorouf  ber  9lot  in  ber 
Sod^e  no4  Kugsburg  unb  Slfirnberg  f^rieb  unb  fi^  1645 
votütx  in  SRfind^en,  negensburg,  Sinj  unb  SBien  er- 
tunbigte,  mer  9RiIitSr rönnen  fertigen  bfirfe,  bie  Xofd^ner 
ollein  ober  ou^  bie  Sedler  unb  9leftler.  1649  Roberten  au^ 
in  Stuttgort  bie  SBeiggerber  mit  ben  Sedlern  um  ben 
fieberottsf^nitt.    1651  Ilogten  bie  gelernten  ArSmer, 


—    492    — 

bie  Kobler  fangen  an,  mit  Stfirnberger,  fteirif^tr  unb 
fransöfif^et  SBare,  wit  Seibenfaben«  Sinbeln, 
Stefteln,  fieinioanb,  Sar^ent,  (Bolf^en  unb  Auti* 
waxtn,  gu  ^anbeln,  iDorauf  aber  bie  Slablei  eillarten,  bas  (et 
i^r  gutes  altes  SRe^t  als  ftf&mer^nb»eif;  |ie  feien  cbenfogttt 
ftr&met  loie  anbete  £eute.  3n  Strasburg  unb  in  £tegni| 
Ilagten  bie  haften mad^er,  bog  bie  SRabler  haften  feil 
laben,  aber  ebenfalls  o^ne  (Erfolg.  1651  jiritten  fi^  bie  3ttdct« 
bfider  um  bas  ^riolleg  bes  fieblu^^nbadens,  1652 
^berten  nieber  bie  Sfir  Her  mit  ben  6  edlern  um  bie  äSe^r* 
ge^nge,  1654  bie.Xaf^ner  mit  ben  Sedier n  unb  Keft* 
lern  um  bie  SRilitirrangen,  bie  $oI|ter  unb  ittflcn 
fomie  bie  6attler,  Sedler  unb  (Bfirtler  um  bie  ^ofen* 
tragVr.  flu^  mürbe  fe|tgeftellt,  bag  ein  ArSmer  bem  anbcm 
a;b  laufen  bflife,  was  er  molle.  1656  ent|tanb  in  Ulm  unb 
fiinbau  }mif<|en  ben  (Bflrtlern,  Gedlern  unb  ^ut« 
fd^mfidern  ein  6treil  um  bie  9Be|rge|angfranseit, 
vorauf  fi^  ber  9lat  in  Strasburg,  gfranifurt,  9lfimbecg,  Vugsburg 
unb  SBien  erhinbigte,  mo  fi^  mie  in  Ulm,  lugsbuig  unb 
Solingen  bie  Sattler,  Xali^ner  unb  SBeifigerber  megen 
bes  £eberausf(|nitts  janften.  1658  oerbot  ber Kat  benSBeig- 
gerbem  etneut.  Ungarleber  unb  ftalbfelle  ju  oerfaufen. 
1664  s^^nlten  |id^  in  SRemmingen  bie  Sedler,  Sattlet 
unb  Afirfd^ner  um  bie  SRilitirranjen,  ^atrontaf^en 
unb  SBe^rge^ange  unb  in  Ulm  bie  SBeifigerber  unb 
Sedler  um  ben  Ungar leber^anbel.  1666  Ilagten  bie 
gelernten  Aramer,  bie  9le[tler  loffen  9le|lel  oon  ausoArts 
lommen,  bas  fei  i^en  verboten,  fie  bfltfen  nur  eigene  Keftd 
feil^ben ,  ums  aber  bie  9leftler  fi^  ni^t  gefallen  liegen.  Da- 
gegen mürbe  auf  Alage  ber  gelernten^S ptitxti^anhltxUn 
anberen  ftrfimer^anbmetlen  ber  Spegerei^anberoerboten, 
obglei^  biefe  [i(^  bagegen .  oerma^rten.  1667  oergli^en  fii^  bie 
Sattler,  Sedler  unb  (Bfirtler  mie  1652  megen  ber 
ßofenträger. 

DasSeftrebenber  fturgmaren^anbmerle  berftramer^ 
gunft,  mieber-gu  reinen  ^Snblern  gumerben,  ma^te 
feit^er  {teigenbe  Sortfd^ritte  unb  erregte  babur^  ben  SBiber* 
[tanb  namentHd^ ) ^ber  fiangimarenirfimer  ober  Sllen* 
maren^anbler,  ber   i^auptiepra|entanlen    bes    fogenonnien 


—    493    - 

gelernten  ArSmertum«,  bie  leinen  ^anbioerls« 
betrieb  neben  i^er  ArSmerei  Rotten.  Diefe  festen  1667 
ein  (Be|e^  burc^,  oel^es  basSfeil^ben  oon  SSnbernunb 
6pi|en  bur^  bie  fturjiDorenlrimer  ober  Arämer^anb' 
tD  e  r  I  e  r  oerbot.  3m  gleiten  3^^^^  s<^nlten  [i^  bie 
Sattler,  Sedler  unb  (Bfirtler  oicber  um  bie  $o|en' 
t  r  S  g  e  r  unb  bie  Sedier  mit  ben  Sloblern.  1668  beftatigte 
ber  9lat  ben  K  i  e  m  e  n  f  d^  n  e  i  b  e  r  n  bas  JRed^t,  $  o  f  e  n « 
t  r  8  g  e  r  {u  fertigen ,  toobur^  aber  ben  ®fl rtlern  i^r  Ked^t 
ni^t  gef((m8Iert  loecben  follte ,  ouf  ben  3  a  ^  r  m  fi  r  1 1  e  n 
frembe  gofentrager  feil  3U  galten.  1672  ftriiten  ii$  in 
Ulm  tDie  1677  in  Kugsburg  bie  $ergamentmad!ier 
erneut  mit  ben  Siebmad^ern  um  bie  Xrommeln,  vorauf 
ber  9{at  aber  kbigli^  bie  Sntfd^eibung  oon  1618  erneute,  nai) 
ber  bie  Siebmoi^er  nur  Alnbert rommein  fertigen  buiften. 
1675  oeibot  ber  9lat  ben  91  a  b  I  e  r  n  ben  gonbel  mit  altem 
SReffing,  tofi^renb  ber  Streit  ber  Sedler  mit  ben  aSeig' 
gerbern  um  bie  2B  e^rg  e^ng  f  unb  bas  SB  af  ^e  n 
ber  fi  e  b  e  r  (  0  f  e  n  unb  fi  e  b  e  r  I  o  1 1  e  r  unb  ber  9lefiler 
mit  ben  9Bei[|gerbern  um  ben  fieber^anbel  feine  Snt* 
fd^eibung  fonb.  1677  ftritten  au(b  in  3)  i  n  I  e  I  s  b  fl  ^  I  bie 
6  e  d  I  e  r  unb  S  fi  r  1 1  e  r  um  bie  9B  e  ^  r  g  e  ^  n  g  e,  oo« 
rouf  U I  m  erllfirie ,  b  e  i  b  e  ^^^nbtoeife  burfen  fo^e  fertigen, 
bo^  ^aben  bie  S  e  d  I  e  r  bie  S  e  f  d^  1 8  g  e  bei  ben  ®  fi  r  t* 
I  e  r  n  3U  laufen.  Cbenfo  jonlten  fi(^  bie  Spegerei^Snbler 
unb  bie  3uderb8der  u)ieber  um  ben  Spejerei^anbel. 
1671  bellagten  fi(^  in  SRemmingen  bie  Sorlenvirfer, 
»eil  ein  bortiger  Stabtrat  eine  Sloretbanberfabrif  ge« 
grfinbet  ffaiit. 

3mmer  ftrenger  galt  nunmehr  bec  (Brunbfa^,  bag  ber  ftrSmer« 
jflnftige  nur  bie  eigene  frSmerjfinftige  $anbQ)erl0fpe3iaIit8t, 
bie  er  feittgte,  oon  ausoorts  lommen  laffen  foIIte;  jeber  onbere 
IrSmerjfinftige  Kctilel,  ber  in  Ulm  gefertigt  mürbe,  aber  beim 
Qenoffen  ju  laufen  u>ar.  1676  n^urbe  ben  8  orten  mir  lern 
beftStigt,  bag  fie  neben  i^ren  Sorten  biegefamteitrSmerei 
oufier  Spejereimaren,  tltlas,  Sammet,  Xuc^  unb 
Seibe  ffi^ren  burften,  meld^  le^tere  ^anbelsgegenftSnbe  bie 
grojje  jtr8merei  genannt  mürbe  unb  nunmehr  als  ^lioileg 
ber  gelernten   Ar8mer  galt.      1679   entftanb   ein   neuer 


—     494     — 

ettcit  bet  Sedier  unb  aSBeiggecbet  um  beit  Bebet* 
^ anbei,  toorauf  betfelbe  auf  (Brunb  ber  Secorbnung  ooii 
1640  erneut  frei  gegeben  mürbe.  1684  [trUtcn  \i^  bie 
Xai^ner  unb  6 edler  unb  fett  1689  »urbe  ben  Sudtx* 
bidern  ebenfaüs  nur  no^  ein  befc^ranltes  Speierei* 
^anbelsre^t  iugebiaigt  1690  oerglii^n  fid^  bie  Sedier 
unb  9le[tler  mit  ben  SBeifigerbern  megen  bes  Sfiffel- 
unb  Vlounlebers  unb  1691  oerglii^n  fic^  bie  Sattler  mit 
ben  Zöllnern  »egen  ber  itontmi^arbeiten  oorauf  1692 
bie  Serligung  oon  SettfSden  neben  ben  Xal^netn  ond^ 
ben  Sedlern  {ugeftanben  »urbe.  Sbenfo  oerglic^en  \U^  1692 
bie  Sedler  unb  bie  Sortenoirler  »egen  ber  Sanbbor* 
ten.  1695  ourbe  ben  (Bfirtlern  unb  Kablern  befohlen, 
i^re  Spieen,  Sorten,  (Ballonen  unb  Sfinbel  |teis  bei 
ben  Ulmer  Sortenioirlern  {u  laufen.  3>ie(BfirtIer  erfliiten 
aber,  bie  Sodenoirler  gelten  nid^t  ab  eigentlitl^e  Jtxfimec,  ba 
|ie  bei  ber  i^o^itlt  ni^t  ab  fol^e  oeifflnbet  »erben;  bo^  gab 
ber  9iat  ben  Sortenvirlem  9{e^t  unb  e0  blieb  bei  ber  (Ent* 
Reibung.  1698sanlten  fid^  bie  Sedler  unb  SIeftler  in  Ulm 
unb^all  mit  benSBeifigerbern  umbasgfellf&rben,  bos 
bie  Sedler  ab  altes  Stecht  beanlpru^ten.  Die  SBeito^ber 
erllarten  aber,  bann  ^aben  bie  Sedier  i(r  SBeifileber  au^  bei 
i^nen  2U  laufen  unb  nid^t  felbft  ju  gerben,  worauf  ber  Kat  ben 
Sedlem  bas  Slaungerben  oerbot  unb  ben  Sediem  befobl, 
i^r  niaunleber  entoeber  in  U  I m  bei  ben  äBei^erbeni 
gerben  ]u  laRen  ober  ausioarts  ju  laufen.  1693  mürbe 
ben  (gfirtlern  unb  9lablern  goar  ibr  altes  Xe^t  beftStigt,  au^ 
geringe  Sortenmirlermare  feil  gu  (aben,  bo^  jollten  biefe 
in  Ulm  gelauft  merben. 

Seit  bem  3a(re  1700  mehrten  ji^  bie  inneren  Streitig* 
leiten  in  bo^em  (Brabe.  1706  janlten  fi^  bie  Sattler  unb 
bie  Seiler  um  bie  $eit[(|en|teden.  Der  Kat  entfi^ieb, 
gemS^nlid^e  $eit[Aen[teden  bfirfen  nur  bie  Seiler  feil^aben,  fol^e 
mit  fieberbefä^  aber  au^  bie  Sattler.  3m  gleiten  3a^ 
fingen  bie  Seiler  mieber  an,  allerlei  fturgmare  unb  Aar« 
renfalbe  feil  2U  ^aben.  Sie  erllarten,  [ie  feien  ebenfogut  ftromer 
mie  bie  91abler,  Sedler  unb  9le|tler  unb  bfirfen  bes^Ib  mie  bi^e 
neben  i^ren  |eI6|tgefertigten  Spejialitfiten  Aurimaren  allet  Sri 
teilhaben.    Die  Srfinbung  berglintenf^Idlfer  ^be  i^r  (Be* 


~     495    — 

toerbe  ruiniert  unb  man  I3nne  i^ncn  bes^Ib  ni$t  jfirncn.  1708 
flagten  bie  6eiler,  bie  6att(er  laufen  i^re  Sattelgurten 
nid^t  in  Ulm.  3)er  iRat  aber  eillarte,  bas  laben  |ie  ou^  nic^t 
nötig;  bie  6eiler  [ollen  ebenfo  billig  liefern  mie  bie  fremben 
(Bef^&fte,  bann  merbe  man  aud^  bei  i^nen  faufen ;  bo4  enparte 
er,  bag  in  biefem  galle  bie  URitbfirger  berfidii^tigt  oeiben. 
Die  6attler  meinten  barauf,  |ie  n>fiiben  bie  (Burten  gerne  bei 
ben  Seilern  laufen;  aber  biefe  fettigen  f(e  nid^t  felbft, 
[onbem  (aufen  bie  (Buden  in  £  e  i  p  |  e  i  m  unb  (B  e  i  s « 
I  i  n  g  e  n  ,  \m  Idnnen  [ie  f  e  I  b  [t  beforgen.  1710  er* 
lunbigte  |id^  Ulm  in  Sugsburg  unb  Aonftan}  oegen  ber  Siebte 
ber  91  ab I er  unb  (Bfirtler.  Augsburg  antwortete  barauf,  ben 
9lablem  ge^bre  bas  SBeigfieben  unb  Setjinnen,  bas  Sc^mfirjen 
unb  bie  Dra^tarbeit,  ben  (BDrtlein  bas  £öten,  Sergolben  unb 
Serfilbern;  ebenfo  [ei  es  in  Slflrnberg,  SRainj,  SBien,  $rag, 
fieipjig  unb  St.  (Ballen.  Aon[tan}  erKirte,  bie  9labler  bfirfen 
in  ganj  Deut[(|Ianb,  Oeftenei^,  Sö^men,  9Rfi|ren,  S^Iefien, 
3:|üringen,  Saufen,  Sranbenburg,  $ommem,  Sa[el,  (Elfag  unb 
Strasburg  ebenfo  »ie  bie  (Bfirtler  ftnöpfe  ma^en.  Ku^  fer* 
tigen  [ie  ungari[4e  haften,  Spidnabeln,  j^aarna« 
beln,  Sc^u^fd^nallen,  Sattlerrinlen  unb  ftutf^eu' 
nSgel.  Ulm  ^te  bagegen  bie  Suffaffung,  bie  9labler  bfirfen 
nur  ^aarnabeln,  Spidnabeln,  Sauerninöpfe  unb  SReffingware 
fertigen,  aber  nur  mit  3inn  löten,  nid^t  mit  So  ras.  Da« 
gegen  bfirfen  fie  mit  allen  Dingen  ftlein^anbel  treiben  »ie 
bie  ftrimer.  ißfi^nabeln  mad^ten  bie  Ulmer  Slabler  bamals  nur 
»enige  me^r. 

1712  unb  1713  f flirten  veiter  bie  Sedler  unb  bie  9left- 
ler  ftrieg  mit  ben  Qi^waxi^&xbtxn  unb  S(!bonfSrbern 
unb  Ulm  »enbete  fid^  bes^alb  an  Augsburg,  9lfirnberg  unb 
925rblingen,  oon  »0  fiberall  bie  Slad^rttl^t  lam,  bog  bas  fieber« 
färben  ben  Sedlern  gd^ore,  fo  bag  Ulm  {um  Aerger  ber  XBeig« 
gerber  na^gab.  Dies  ^tte  inbes  jur  gfolge,  bog  es  alsbalb  an 
£eber  fehlte.  1714  Hagten  n&mli<^  bie  S^u^ma^tx,  bag  bie 
Sedier  unb  9le[tler  bie  ibnen  inm  ijixhtn  flbergebenen 
Sfelle  ni^t  raf<|  genug  färben,  »orauf  aber  bie  Sedler  erllSrten, 
ba  i^nen  ber  Ausf^nitt  oon  gefärbtem  fieber  oerbolen 
fei  unb  nur  ben  gelernten  ArSmem  {ufte^e ,  |aben  biefe  ben 
$reis  in  ber  ^anb.    Der  9{ai  gab  borauf^in  na^  unb  geftaltete 


I 


—    496     - 

iitt<^  ben  Sedlern  unb  Reftlem  ben  Seberousfil^iittf.  2>o4  fon* 
ten  fie  t$re  gelle  ni^t  oon  otidioSrls  bejie^it  bfirfen  mit  bie 
gelernten  ftrfimer,  fonbern  nur  eiflencs  gfabrilot  ausf^neibev. 
!Den  SBeiggetbem  aber  würbe  bas  gttben  oon  gellen  emeul  oer« 
boten,  na^bem  fie  i^ren  fieberoorrat  an  bie  Sedler  oerlauft  ^ten. 
3mmer  me^r  oeiflanb  et  tro^bem  bie  gelernte  Ac&mer« 
f<toft,  ben  ftrSmei^onbiDerien  i^c  JttSmene^t  ju  entreiß 
1714  befiimmte  ber  9tat,  niemanb  bflife  funffig  me^t  bie 
,, eigentliche  ftcfimerei"  treiben,  ber  fie  m<|t 
orbentli^  erlernt  ^be,  wa%  bie  ^anbioerlstotten 
ber  itr&mer  ober  atebalb  in  b  e  r  9tt  erllSrten,  bog  biefe 
Serorbnung  nur  für  bie  Spejer  e  i^anbler,  %u^' 
(finbler  unb  ftIeineifentDoren|inbIer  gelte,  bie  eben 
fonft  ni4t0  gelernt  ^aben  al«  ben  Alein^anbel.  3>te 
Slabelmad^er,  Sedelma^er,  9lefteImo(|er,  ®firtel, 
mod^er  u.  f.  to,  meinten  fie,  ^aben  mit  bem  Seffi^igungs' 
na^meis  ffir  i^r  ^onbrnerf  au^  bas  Kei^teimorben,  m^t 
nur  bie  felbftgefertiflten  SBaren  gu  oertoufen ,  fonbern  qu^  ben 
onberen  Ar&met^anb»erlen  i^re  Sr}eugn{)fe  a^ulauf en  unb  mieber 
}u  oeilQufen  unb  bie  gefamte  ftrfimerei  }u  treiben.  9Bettem 
Streit  gob  es  gunid^ft  1716  babur^,  bog  ein  SB  et  gg  er  ber 
gelle  na(|  ousvSrts  ffirbte,  um«  i§m  ber  9{at  ni^t  oer* 
bieten  fonnte.  Stft  ote  bie  SBeiggerber  ou^  für  bie  6tobt  oeiter 
f&tbten,  Kogten  bie  Sedler  unb  Sleftler  1722  erneut,  mos  ottc| 
biesmal  bomit  enbete ,  bog  bie  Sedier  ben  Sfieiggerbcm  loieber 
i^rcn  fieberoonot  oblaufien  unb  bie  SBeiggerber  abermals  ouf 
ben  Setlauf  in  Ulm  ocrjitl^teten.  Die  Sedler  Ratten  erllart, 
o^ne  ba0  Seberf&rbepttoileg  feien  {ie  ruiniert,  unb  ba  bie  ftrfimer 
oerfpro^en  |aiien,  ffir  ben  Sebarf  ber  S(^u|ma<|er  Iflnftig 
beffer  gu  forgen,  gab  ber  9{at  erneut  na^.  Die  933 e ig* 
gerber  aber  erliarten,  in  gang  SBirtemberg,  in  Binbou, 
SRemmingen,  ftempten,  ber  Si^meig,  in  (Beislingen 
unb  £angenau  fei  bas  fieberfSrben  eine  freie  ftunft. 
Die  SBeiggetber  feien  bie  alteften  fieberf arber,  ou^  bie 
S^u^mod^er  (i&ben  frfi^er  i(r  £eber  felbft  gefärbt  Die 
Sedler  feien  oiel  gu  teuer  mit  i^rem  gefärbten  fieber  unb  fiben 
fo  ein  ungefe^Iid^es  SRonopoI.  Sogar  ber  Sauer  taufe  fe^  bos 
£eber  glei(|  gefirbt  auf  ben  Sa^rmfirlten  unb  SReffen,  o^eil  man 
es  bei  ben  Sedletn  nt^t  me^r  begasten  I5nne. 


—     497     — 

2>a  |o  bie  6edlet  immer  f^oem  i§r  Srot 
fonbcn ,  begonnen  1717  brei  Sedier,  bie  in  Ulm  neu  an« 
gefangen  ^en »  fi$  hirimeg  on^  anbere  ÄrSmer« 
»aren  jusulegen,  inbem  fie  fi^  barauf  beriefen,  bag 
lant  ber  ^o^aeitoorbnung  9on  1706  {eber  Sedler  bei  ber 
^eiraisinrollamation  in  ber  ftirc^e  ab  Vnge|5riger  ber  Artmer« 
gunft  oeifflnbet  »erbe ,  fo  bog  ber  9tat  oenig  me^  einioenben 
lonnle.  San]  S^nlicb  maxien  es  bie  3uderbSder.  1718 
teilte  Ulm  ber  6tabt  g  all  mit,  es  fei  aud^  in  Ulm  ftreitig, 
ob  bie  3ttderb8der  fegli^e  Urt  oon  Spejerei  ffi^ren 
bilffen  ober  nur  ganj  beftimmte  (Begenflfinbe.  Z^  gleid^en  3a9re 
lamen  aud^  bie  (Sflrtler  unb  SRabler  in  6ireit,  meil  bie 
Stabler  SReffinglnbpf e  mit  parier  Sotung  angefertigt 
^tten.  3)ie  6flrtler  erliarten,  bos  fioten  foioo^I  mit  bem  ^rten 
Soraxiot,  mie  es  bei  ber  ^eritellung  oon  äBiber^Ien, 
6iednobeIn,  ^aarnabeln,  ^reisletten  u.  f.  m.  in  Snioenbung 
lommep  mie  bas  fi9ten  mit  bem  loei^en  3innIot  ge^bre  ben 
(Bfi rtlern.  SBenn  bie  Stabler  bes^alb  fol^e  ®egen|t5nbe  oer« 
laufen  loollcn,  ^ben  fie  biefelben  beim  (Bilrtler^anbroeil  2U 
laufen.  !Die  Slabler  aber  erllSrten,  bie  3  i  n  n  1 3 1  u  n  g  ge* 
^3re  ibnen,  unb  ber  9?at  pf listete  i^nen  barin  oollfi&nbig  bei. 
(Ein  fi^nli^er  61reit  fpielte  in  Aaufbeuren.  Dort  Rotten 
einige  9lablerge feilen  einem  Unternehmer  einige  100  Du^enb 
aRonturInbpfe  geliefert.  Ulmteiltebarauf  mit, bie  Slabler 
bfirfen  ni^t  mit  hartem  Soraslot  arbeiten,  fonbern  nur 
mit  3 in n  löten.  SRan  fie^t  au(b  ^ier  wieber,  bas  5<^nb- 
loerl  unterfc^ieb  ni^t  bie  äBare.  Vu^  in  Siberac^  ftritten 
fi4  1720  bie  Sfi rtler  unb  9{abler,  meil  bie  Stabler  AnSpfe 
unb  6$naIIen  mit  (artem  Soraxiot  feiligten,  ebenfo 
1737  in  SRemmingen.  1721  mürbe  feftgeftellt,  bag  ben 
6edlern,  9leftlern,  (Bflrtlern  unb  9lablern  mie  ben 
gelernten  Aramern  feit  unoorbenlli^en  3<i§i^n 
eilaubt  fei,  bie  ju  i^rem  5<^nbQieiI  gehörigen  SBaren,  ftatt  fie 
felbft  iu  er}eugen,  oon  ausvirts  lommen  ju  laffen  unb  ju 
oerlaufen,  »ie  bies  in  Vugsburg,  SRemmingen,  Siberad^ 
unb  in  ber  Sd^meig  allgemein  ber  gfall  fei. 

1724  llagten  bie  Sedler  unb  9leftler  erneut oergeblid^  gegen 
bieSBeiggerber,  meilbiefe  ebenfalls  fieber^ofen  fSrbten; 
ebenfo  ftritten  fi^  in  Donautoort^  bie  Sedler  unbSßeig^ 

32 


.^   I 


\ 


—    498    — 

gerfiet  um  bas  gfellf  $ttt|en  unb  bos  DonautoBri^er  €€d(e& 
(anbioetl  fragte  bes^Ib  Beim  Ulmer  Sedlei^anboerl  an,  moranf 
i^m  ober  mitgeteilt  iDutbe,  bos  fei  ni^t  guliffig,  bie  Sedier  im 
DonouioBrtl  m9gen  burd^  i^re  Ortsbe^orbe  beim  Ulmer 
Slot  anfragen.  1725  Ilagten  bie  (Bfirtler  Aber  bie  ftnopf« 
ma^er,  bie  mit  fremben  aReffing*  unb  3innltiöpfen 
^anbeln,  nms  ni(^t  angebe,  ba  bies  nur  bie  gelernten 
Arämer  bilrfen  unb  bie  im  9Iate  ber  ftr&mequnft  fi^nben 
ßanbmerle;  bie  Anopfmad^er  bflrfen  nur  flberfponnene 
ftnöpfe  führen.  Der  9{at  gab  ben  (Bfirtlem  in  bes  3:^ 
9{e$t.  Umgelebrt  Ilagten  1739  in  Xaoensburg  bie  ftnopf' 
mad^er  gegen  bie  Sortenma^er,  dinngieger,  (Bfirtler  unb 
SRabler,  n)eilbiefe  gebrebtes  ftameel^aar  oerlauften.  Ulm 
teilte  auf  anfrage  mit,  bag  ber  Setfauf  oon  Aameelboor  unb 
ftameelbaarInBpfen  nur  ben  gelernten  ftramern  unb 
ben  Anopfma^ern  suftebe,  ni^t  aber  ben  (Bfirtlern  nnb 
9lablern,  bie  allerbings  au^  ein  bef^tSnltes  Artmeret« 
red^t  ^aben;  bie  Sortenioirfer  unb  3inngieger  aber 
bflrfen  feine  ftameelbaarln9pfe  feil  b^tben,  meil  bie(e 
(ein  eigentlicbes  Arämened^t  b^^ben. 

1731  tiagten  bie  3u(IerbS<Ier  erneut,  bafc  bie 
(&eQ)fir}(r8mer  ibnen  ben  Spegerei'  unb  (geour}* 
b  a  n  b  e  I  oerbieten  loollen.  3m  ^oi  erflSrte  bie  eine 
Partei,  aus  ben  Qlten  fei  ber  Slnfptud^  ber  3uderb&der  auf 
ben  gefamten  Spegerei^nbel  unb  auf  ben  <&robb<ntbeI  ni^t 
3U  etmeifen,  bod^  fei  bie  gfrage  feit  3a|ren  ftreiiig.  1734 
ftritten  weiter  in  Kaoensburg  bie  (Bfirtler  unb  91  abier 
um  bie  gegoltenen  unb  gef^Iagenen  Sibnallen  unb  SRieber« 
baften,  vorauf  Ulm  mitteilte,  bies  bflrfen  nur  bie  (Bfirtler 
fertigen,  ben  91  ab  lern  fonne  man  aber  ben  ^anbel  bamit  vMj/L 
oerbieten,  ba  beibe  ^anbmerle  Irämergflnftig  feien  unb 
promiacae  oerfaufen  bflrfen.  9(ud^  in  Wottmeil  batten 
1738  bie  (B  fl  r  1 1  e  r  unb  e  a  1 1 1  e  r  Streit,  meil  bie  Sattler 
leberne  ^ofentrSger fertigten.  Ulm  antwortete  auf 
SInfrage,  eigentli^  geboren  biefe  ben  9liemenf4neibern,  bie 
es  aber  in  Ulm  ni^t  mebr  gebe,  unb  bes^  fertigen  in  Ulm 
bie  Sattler  au4  meines,  fibioarjes  unb  rotes  9{iemen2eug. 

1739  (amen  bie  ftnopfmadber  unb  Sortenmirter  erneut 
in  Streit  mit  ben  9Iab(ern,  (5flrtlern  unb  3inngiebern 


—    499    - 

toeflen  bet itM^itn  ftameel^aarlnopfe.  Vuif  ourbe genogt, 
bie  Slabler  begnfigen  m  ttt^t  bamtt,  ÄrSmenoaten  oon 
ausioarts  }uoertaufen,  fonbem  fie  laffen  ait^  Sle^« 
loaren  oon  oustD&rt«  lomnten.  3n  9t  5 1  b  I  i  n  g  e  n  gab  es 
bes^b  Stieit  jolf^en  ben  Slablern  unb  Slec^Iern  unb 
U I  m  erllirte  auf  Knfroge ,  bie  9tabler  ^aben  i^re  Sled^ioaren 
bei  ben  Ulmer  Sled^Iem  ju  laufen^  ha  \>tt  ^Qttbel  mit  f  r  e  m« 
benSIe^ioarett  ben  Siedlern  ge|5re.  1740  gab 
es  bann  loiebet  6tteit  loegen  bes  Anopf^anbels  imif^en 
ben  Xud^Irametn  unb  ben  An opf magern,  fo  bag  berSRat 
bex  Sinfo^^it  ^Iber  allen  fttömer^anbioetfen  ben^anbelmtt 
9RetaIIIn9pfen  freigab,  ben  ^anbel  mit  fiberfponnenen 
An5pf en  aber  ab  $  r  i  o  i  I  e  g  ber  ft  n  o  p  f  m  a  $  e  r  er* 
n&rte.  Die  Xu^Irimer  oerfprad^en  bobei,  i^re  aRelalllnBpfe 
t^unlid^ft  in  Ulm  ju  laufen.  Ute  bies  aber  nid^t  gef^a|,  verlang* 
ien  1741  bie  ftnopfmad^er,  bie  Xu^frömer  follen  i^re  aRe|fing', 
unb  3innln3pfe  in  Ulm  laufen ,  ba  bie  reid^en  Xud^^nbler  \o 
mit  fo  genug  oerbienen.  Die  SRetalllnSpfe  oerbrongen  oollig 
bie  fiberfponnenen  AnBpfe  unb  fo  gut  man  ben  (Bolbfd^mieben 
gu  lieb  ben  Xu^  Irfimern  ben  ßanbel  mit  Solb«  unb  Silber* 
Inbpfen  verboten  ^be,  fönneman  aud^  ben  ftnopfma^ern 
gu  lieb  balfelbe  t(un.  Sie  laffen  i^r  ^anbmerf  bem  grei- 
^anbeUgrunbfa^e  ju  lieb  nid^t  an  ben  Setielftab  bringen. 
Die  Zu^^nbler  erfl&rten  bagegen,  fie  oerbienen  gegenariirtig  am 
Zud§e  fo  wtxAit  bafj  fie  o^ne  ben  Anopf^anbel  nid^t  leben  lönnen. 
Sie  laben  Anbpfe  oedauft,  ISngft  e|e  es  in  Ulm  einen  Anopf* 
ma^er gegeben |abe.  Die Anopf e feien  eine  freie  ArSmer« 
»  a  r  e  unb  geboren  i|nen  fo  gut  »ie  ben  Anopfma^em.  9Benn 
bie  Ulmer  Anopfmac|er  nid^t  ebenfo  billig  liefern  mie  bie  frem* 
ben  Gabrilen  unb  SRanufaÜuren  unb  ber  fianbobel  bes^alb  lieber 
b  a  laufe,  loo  er  bie  Sa^e  billiger  erhalte,  bflrfe  man  i|nen  bo^ 
borous  leinen  Sonourf  ma^en. 

1743  fragte  bie  Stabt  9t  o  1 1 »  e  i  I  in  Ulm  an ,  ob 
bie  Anfertigung  oon  SRusIetier  patrontaf^  en  ben 
Sattlern  ober  ben  Sedlern  gebore.  Ulm  erllfirte 
barauf,  ben  Sedlern  ge|9re  fsm  nur  bie  £  eberarbeit,  bie 
mit  ber  91  a  b  e  I  gefertigt  merbe ;  boi|  fertigen  foI(|e  Aommis« 
arbeit  in  Ulm  in  ber  Siegel  bie  Sattler  unb  Sedler  gemeinfam. 
1743  ftritten  fi(|  femer  bie  Aleineifenmarenl&nbler  mit 

32* 


—    500    — 

ben  (Sflrtletn  um  ben  Settauf  ooit  unbearbeitetem  Stefftng, 
mie  |i4  fuq  oor^  au<(  bie  6pe)exeiMnbItrmik 
3udetbäder  miebei  um  benSpeierei^anbelge" 
ftriiten  ^tten.  1743  fi^rieb  Ulm  on  9R  e  m  m  i  n  g  e  n,  bei  i^iiai 
^ben  bie  6  e  d  I  e  t  unb  ^  u  t  ft  a  f  f  i  e  i  e  r  6treit  bebmimen 
megen  ber  Hnfeitigung  oon  gf^^^uenjimmerfammet^anb- 
f^tt^en.  3)ie  Sammet«  unb  Xu<!bMnbf^iibe 
mad^en  bie$ut|taffieret,  bie  fieber^anbf^u^e 
bie  6  e  d  I  e  r. 

1748  ourbe  benn  au^  ben  Sortenmirletn  ber  fiong' 
maren^bel  entjogen.  &  mürbe  oom  Rate  M^efe|t, 
ben  f8mlli((en  Ar&mer^onbwetlen  gebbre  lebigli^  ber  Scrtriei 
oon  gemeinem  3^ug,  fieintoonb,  Sari^ent,  Sfinbel* 
tabal,  Xabotfpfeifen,  f rembet  Seife,  $uIoer,  64i^ot, 
ftimmen,  aReffern,  @trfimpfen,  btr]  bie  gefamte  Heine 
ftrfimerei,  bie  grofie  ftrSmerei  aber  fte^e  nur  ben  ge* 
lernten  ft  r  8  m  e  r  n  ju.  8te  barauf  bie  R  o  b  I  e  r 
1 1  a  g  t  e  n,  bie  anbeten  ftrSmer  »erlaufen  f^Ieibte  ausrnfirtigc 
Slabeln,  verbot  ber  9{at  ollen  ftrSmem  ben  Sertauf  filierter 
91  a  b  e  I  n  unb  ftrafte  fofott  als  erften  einen  9labler. 

3m  gleiten  3abre  fragte  bas  Sedl  er^n  boe  r( 
3U  9R  i  e  t  a  u  in  Surlonb ,  befte^enb  aus  ben  Seutlem, 
SBatf^Iem,  ^anbf^u^mad^etn ,  SBeig«  unb  68mi[4bereitem 
unb  Seber^nblern ,  in  Ulm  on,  »ie  man  es  mit  ben 
Seber^ofen,  Deg  e  n  I  u  pp  ein,  ^anbfd^u^en 
unb  anberer  Beutlerarbeit  unb  betreffs  bes  Sd^vat]* 
ffirbens  oon  £eber  ^Ite,  ba  man  einen  6treit  mit 
ben  SB^igg  erbern  })obt.  Ulm  antvortcte,  in  Ulm  gelten 
alle  biefe  Singe  ben  Seutlern  unb  ^anbfd^u^mai^ern, 
ni^t  aber  ben  SBeiggerbern;  ebenfo  fei  es  in  9lfirnberg, 
Augsburg,  Sfranffurt,  SRemmingen,  Sibera^nnb 
6tr  afiburg.  Ss  galt  nunmehr  als  (Brunbfa^,  bag  bie  Ar  im  er* 
^anbmerleber  ^errfidenma^er, ftnopfmad^er,  Sorten* 
ma^er,  Sud^binber,  3<ugma^er  unb  6eifenf{eber 
auger  ben  in  i^rem  $anb»erl  ergeugten  ^anbelsartifcln  feine  anbercn 
ilrSmergegenftfinbe  me^r  oetlaufen  burften.  Dagegen  oMir  ben 
3uderbSdern  ein  bef(4rinfter  Speserei^anbel,  nSm* 
n^  ber  Serlauf  oon  feiner  ftrSmerei  ober  (Semfirjen, 
unb  ben  Sedlern,  (Bflrtlern  unb  Stablern  ein  bef^rfintter 


—     501     — 

Aur}iDotett(anbeI  ge|tattet.  (Ein  Sovtenma^ier  |otte, 
bebringt  oon  ben  9(n|tfiimen  ber  lopitolIr&fHgerett  Segner,  [(^licgli^ 
ecflSrt»  b{e  (Sflrtler  follen  i^m  feine  fturjn)oien  um  ben 
Uebernalmepieis  unb  feine  S^tbeningen  ouf  bent  fianbe 
abnehmen ,  fonft  »erbe  er  feine  ®iirlIenDore  fo  longe  fortführen, 
bis  feine  gforberungen  eingetrieben  feien.  6ein  Sater  unb  (Srog* 
ooter  ^ben  ebenfolfs  ob  Sorienma^^i  mit  S^nupf*  unb 
Slau^tabal,  Pfeifenrohren  unbXabalsbofen  unbfonfti* 
gen  AurjoHiren  ge^onbelt  unb  bes^olb  ^be  ou^  er  ein  Xe^t 
barauf  fo  gut  mie  bie  (Sfirtler,  loel^e  olle  bie  Singe  eben  au4 
oon  ousmSrIs  lomnten  taffen.  Der  9{ot  erllStte  benn  ou4,  noi^ 
oltem  ßerlommen  bfirfen  bie  (Bfirtler  u.  f.  m.  berartige  (Beg€n« 
ftSnbe  oobi  oerfaufen,  ober  ni^t  aus^fingen,  nur  bei  ben 
9l8geln  fei  bie«  geftaitet,  unb  ben  5lIeineifenmQrenPnb« 
lern  ou<b  bei  ben  aRobenfd^Ibffern  unb  6(|lfiffeln. 
!Do<9  ntfiffen  fie  befe^t  unb  in  Ulm  gefertigt  fein.  Cbenfo 
bfirfen  bie  Sattler  nur  S^miebtoaren  ansangen,  bie  fie 
bur^  Sinnigen  oerebelt  laben,  anberes  (Eifenioerl  aber  nur 
oerlaufen,  unb  in  glei(|e  SSeife  ^ben  es  bie  (Bflrtler  mit 
ben  9liemen  unb  bem  fieberioerl  ju  ^Iten.  Die  Kn« 
fd^Iagf^ISffer  unb64Ififf<I^g^g^nge|9renber  6(|miebe« 
gunft.  Klle  anberen  ^anbverle  ber  ilrimerjunft  aber  follten 
lebigli^  oon  ibrem  ^anboerf  ernSbren.  SRan  unterfd^ieb  alfo 
ioif^en  geoS^nli^em  Seilauf  unter  Serjid^t  auf  bie  9{e« 
(lame  bes  Sus^Sngens  im  64aufenfter  unb  Serlauf 
bur^  Vnpreifung  im  S^aufenfter.  (BegenftSnbe,  bie  oon 
anberen  3flnften  gefertigt  »urben,  burften  oon  ben  Arömem 
{oar  oerlauft,  aber  ni^t  burcl^  Vusbangen  im  6^aufenfter  an* 
gepriefen  »erben. 

Das  18.  3a§t|ttnbert  fonnte  femer  breierlei  Slrten  oon 
ftrSmem,  einmal  bie  gelernten  ftr&mer,  »el^e  alle 
Spejereif  ober  Sllenoaren  feil  Ratten,  aber  lein  ^anbioetl  ba« 
neben  betrieben;  bonn  bie  botmägigen  ftrfimerrotten, 
»el^e  neben  ber  ^nbvetlsmfigfgen  ^erfteüung  einer  beftimmten 
6pe}iQlit8t  oon  ftrSmereierjeugniffen  aud^no^  einen  befd^rSnl« 
ten  Jtlein^anbel  mit  anberen  Aramerartileln  trieben,  unb 
enbli^bie  nid^tbotmigigen  9{otten,  »el^enur  (Erieug« 
niffe  aus  9?o|ftoffen  ber  ArSmerbrand^e  ^erftellten.  1753 
oerbot  ber  9lai  ben  gelernten  A  r  o  m  e  r  n  ben  Alein^nbel  mit 


I 


—     502     — 

Zreibl^nfiten,  S^u^brS^ien  unb  Seilen, 
ble  im  Snlonbe  gefettigt  iDoreit,  nur  mit  £  u  n  t  e  n  burften  fie 
^onbeln.  1761  Ilagten  bie  91  abier  unb  SuderbSder,  bag  bie 
gelernten  ftrSmer (BaUnteriemoren,  AonbitonDoren, 
JtnBpfe,  e^nollen,  SRieber^aden  u.  f.  m.,  (ilieiiie 
Xabalspfeifen,  aRunbftfide  unb  $feif enbedel,  gfeuei* 
ftS^Ie  u.f.o.  oeilaufen.  3>er  9lat  beftimmte  batouf  bie  9fct« 
fen  unb  pfeifen bedel  follen  ben  Sloblern  unb  beti  ge- 
lernten itrfimern,  bas  unDerorbeitete  3  i n n  unb  SBeift* 
Mei  nur  ben  gelernten  ftrSmem  ge(5ren;  ber  (Bai an* 
teriemareniram  aber  ge^5re  ollein  ben  Mablern.  2>ie|es 
fträmereirec^t  ber  9labler  nmr  alt|ergebra(^t  unb  ane^ 
lannt.  X>xt  9labler  maren  ni^t  nur  Slabelma^er,  fonbem  ou^ 
ArSmer  unb  biefes  9{e4t  »urbe  i^nen  erft  im  Saufe  ber  3^ 
t>on  ben  lopitoliftif^  beffer  geftellten  gelernten  itrlmem  ^$Xb  mit 
(Benmit  abgebrongt.  Die  Sibera^er  itrSmerorbnung  b^ 
[timmte  }.  8.,  bag  jornr  ben  Slablern  bur4  ben  Serglei^  oon 
1738  ber  Gpejereilram  nur  no$  mit  Zabal,  3ttnber, 
gfeuerftein  unb  fpanif^em  SBa(|0  geftottet  |ei;  bo^  fei 
i^nen  erlaubt,  neben  ber  Jlabelma^erei  noi^  mit  3  inn ,  SReff  ing, 
Snetallf^nallen,  Anöpfen  unb  (Balanterie'  ober  Xfirn* 
bergermaren  Alein^anbel  gu  treiben.  Vu^  bfirfen  bie  Slablcr 
ebenfo mie bie 3uderb8der  mit  Senf  Rubeln.  9u4  in  SRem- 
mingen  flirrten  1807  bie  9labler  alle  Sorten  9lflrnberger. 
[teqrif^e,  fi^mallalbif^e  unb  frangBfif^e  SBare, 
aReffingbra^t,  (Ei|enbra|t,  fiSffel,  SBeigble^,  S^wargble^,  eng- 
Ii[(6e  Anopfe,  Speeren  9ta[iermef|er,  unb  fturjnmren  aller  Srt 
1765  ftritten  |i^  bie  ftnopfma^tr  oon  SRemmtngen 
ebenfolb  mit  ben  Xu^^Snblern,  »eil  ledere  feibene 
Anopfe  aus  Aameel^aar  unb  SBoIIe  oerlauften.  1771  im> 
Ilagten  bie  Ulmer  (Bfirtler  einen  Sorten ma^er  ber  eine 
Sfirtlersmitwe  ge^itaiet  |atte  unb  beren  (Bfirtler«  unb  fturjoNiien 
meiter  ffi^tie  unb  bie  Sortenma^erei  aufftedte.  X>it  (Bfirtler  mein- 
ten, er  bfiife  nur  fiangmare  ffi^ren,  ba  er  ftuqmare  ntd^t  er« 
geugen  I5nne.  Die  Sortenmac^er  omfibten  aber  ein,  [ie  ffl^ 
alle  fiang«  unb  Aurgioaren  mit  Susno^me  oon  Sammet,  Selbe, 
^ollSnbertu^en  unb  (Bemfirg. 

So  nmren  es  f  (^  I  i  m  m  e  3<it<ni  ^^^^  ^^^  ^  ^^"^ 
ftrSmergemerbe  in   bas  9IeooIution9geitaIter  eintrat 


—     503    — 

StU  1789  no^m  bie  3^^!  ^^^  Vllmtx  ArSmcrgeverbe  er^b« 
lic^  2U  unb  bet  Secbienft  oufbe  babur<|  immer  larget  unb 
tii^tte  bie  Heineren  9Reifier  ni^t  me^,  fo  bog  fie  ben  lapito- 
n|tif4^n  8e|trebungen  bes  „gelernten  ftrimertums'' 
oSIIig  machtlos  gegenfiberftanben.  Die  Sage  tourbe  fe^t  olut. 
S^on  bas  baqerif^e  Regiment  oon  1805  bis  1810 
riumte  mit  bem  Arimene^t  ber  eingelnen  $anb»erle  teitoeife 
auf.  @o  fe^e  es  }.  8.  bie  Kabler  2U  (Bunfien  ber  gelernten 
ArSmer  auf  ben  Sbfterbe|tanb.  Aein  neuer  Kabler 
erbielt  me^r  ein  binglii^es  itramereire^t,  fonbern  nur 
no4  bie  ißerfonalgere^tigleit  jurnftlein^onbel.  Die 
Ulmer  91abler  mehrten  fi^  oetgebli^  gegen  biefen  Singriff  in 
i^r  oo^loerbrieftes  ^QnbQ)etf9re4t.  Die  bo9eri[^e  ^Regierung 
^Ite  1808  ongefragt,  auf  oos  |i^  eigentli(^  bas  ftrfimerei' 
tt^t  ber  SRabler  grfinbe  unb  ob  |ie  in  Debit  mit  bem  Sus- 
lanbe  fte^n,  toie  es  bem  Segriff  bes  ftrimereire(|ts  ent< 
flireil^.  Die  Slabler  (alten  barauf  erflirt,  fie  ^ben  oon 
Hlters^er  bos  9(t^t  ge^t,  mit  fturjvare  aller 
Hctsu^nbeln,].  8.  (Blöden,  Kinge,  Seu^ter,  9R9rfer, 
(Bemi^te,  ffiagen,  9{eigfebern,  3(^(^1  u.f.a>.  oon  aus« 
lotrts  lommen  }u  laffen  unb  wieberguoerlaufen.  Der  9lat  erfliriei 
man  tbnne  biefen  5onbeI  ben  Slablem  ru^ig  laffen,  ba  leine 
leiftungsfo^ige  Sigenerjeugung  f flr  biefe  Dinge  in  Ulm  befiele ;  bie 
3irlelf4miebe  s-  8.  feien  lebigli^  (Brobjeugf^miebe  unb  lauf en 
i^re  3irtel  bur^meg  in  91  flr nb erg.  Die  9legierung  beftitigte 
barauf  ben  oor^anbenen  9lablern  i(r  $rioiIeg  umfo  me^r, 
als  nac^etoiefen  o^urbe,  bog  in  SR  finden  bie  91  abier  eben« 
falb  mit  englif^en,  nfirnbergif^en,  f^mallalbif^en 
unb  fteqrifc^en  Aurj«  unb  9lablermaren  wk  im  ganjen 
rimif^en  9lei4e  Rubelten.  9Ran  erllSrte,  fiberall  bfirfen  bie 
gelernten  Arämer  nur9tabeln,  jtlufen  unb  anbere 
SRetallmaren  ffi|ren,  u>enn  fie  biefelben  bei  einem  91  Arn« 
berger  9lablermeifter  laufen,  ebenfo  fei  bas  ^aufieren  mit 
9{abeln  nur  an  ben  3o(rm8rften  geftattet  unb  alle  fremben 
^aufierer  (oben  i^re  Srjeugniffe  an  bie  ein^eimifc^en  9labler  ju 
oerfaufen. 

ibi^  ben  anberen  ArSmer^anbtoerten  gieng  es  an  i^re  $rioi« 
legten.  6o  ourbe  %.  8. 1810  einem  ftaf  etier  oerboten,  6p  e« 
jerei^anbel  ju  treiben.    3nt  gleiten  3a§re  ftritten  fi4  in 


I 


—    504    — 

$fof  steint  bie  Dreier  tittb  (Bfirtlei  umbcn  ^onbelmit 
^feifettro^teti.  Ulm  erll&rte,  bie  (BMei  ^bcn  mk 
KUers  ^r  mit  $fetfenro(ten  ge^nbelt,  ni^t  loetl  fie  ein  ne^t 
flcrabe  auf  biefen  beftimtnten  Xrtifel  laben,  fonbent  loeil  fie 
überhaupt  bas  9le4t  befi||en,  Jtrimetei  feber  Stt  {u  ffi^rni, 
unb  bie  baperifdie  negiemng  gab  i^nen  Xe^t.  tlb  aber  inm 
tofirltembersif^  »utbe,  gieng  t»  auit  in  Ulm  ben 
epegialinioilegien  ber  Dressier  an  ben  itragen.  1814 
bellogten  fi^  bte  f^oxtihrti^sUt,  baft  bie  pfeifen- 
bt^^Blec  unb  ftatnmma^ec  $feifento^e  tommen  laffen 
unb  oetlaufen,  loie  bie  9lablet,  @edlet  unb  (ßfirtler.  Der  UM 
oetbot  be^lalb  ben  $feifenma^m  unb  itammmacbent  biefen 
ßanbel.  1818  enlf^ieb  bes  »eitern  bie  neugef(|affene  Hinter 
ftreisregierung,  bie  ^enbwetlsrotien  ber  Arfime^ 
sunfi  {ollen  Iflnftig  nur  ni^  auf  fiebensgeit  bie  Ser« 
gfinftigung  b^ben,  ArSmerei  ju  ffl^eUp  \mt\t  |ie  es  fettber 
im  (gebraut  gehabt  laben;  bo^  foIUe  i|nen  ber  Sedauf  ber 
uon  i|nen  neuerbings  zugelegten  (BegenftSnbe  mie  9B  o  dft  >  i 
fieinwanb,  Sarcbent,  €trfimpfe,  8fifc|bein,  ge< 
blei^tem  (Barn,  SRanbeln,  ftaffee,  SorlSngf^IBf' 
fern,  Letten,  Xafibentflcbern, geilen, SIe(|, San«« 
»ollgarnen,  9{o|{e{be  unb  Steingut  {&nftig  unterft^t 
fein.  SRan  bat  babei  n»obI  ju  bea^ten,  baft  biefe  llnterbrfidung 
ber  ftleinbetriebe  n  i  4 1  bem  (Seifte  bes  mittelalterli^  Ce* 
oerbere^ts  entfprang,  fonbern  ein  Suswu^s  bes  lapita« 
liftif  ^en  Sgoismus  ber  reiben  (Broglrfimer  nmr.  (Es  ift 
bies  um  fo  bebeulfamer,  als  gerabe  biefe  Aneblungsoerfu^le 
fpSter  in  erfter  £inie  bem  3unf  tmefen  bes  19. 3<t|<bunberts 
[einen  gelfiffigen  S|aralter  gaben.  1824  erlaubte  Me 
Areisregterung  ben  9lablern,  Sedlern  unb  (Bfirtlern  ben 
$feifenro|r|anbel  nur  nod^  auf  fiebensgeit.  1825  enbli^ 
bef tritt  man  ben  3u(terbfiäern,  welcbe  leine  gelernten  6pe« 
gerei|Snbler  maren,  bas  Sle^t  iura  6pe}erei|anbel.  I)en 
Streitpunlt  bilbete  foit»8|renb  bie  Qftage,  mit  meil  bas  Aramerei« 
reibt  ber  jo^eiten  Spejies  gieng.  Ratten  utfprfingli^  3.  B.  bie 
Sortemolrler  Seibenfaben  unb  (Barn  feil  gebalten,  fo  ourbe 
i|nen  in  Ulm  biefes  »ecbt  1828  beftritten,  obglei^»  in 
Stuttgart  bie  Sorten»irIer  einen  ausgebeinten  Aurparenlanbel 
trieben. 


—     505     — 

3)09  Seflnben  betgeleintefi,  mttsrBgetetiRa' 
p i  t a li  e  n  otisgcftottetcit  A r 5 m e r,  bie  ISfHge  ft  I e i n • 
It&metei  los  ju  mrbcit,  ffi^e  benn  au^  im  Z<^^^^  1828 
jt»  Sprengung  bes  alten  3unftoetbanb0,  mo» 
mit  bem  ftopilolismus  bie  8a(n  frei  »urbe.  3n 
Uefem  3a(re  [tieften  bie  gelernten  JhSmer|onb»erIe  ber  Zu^* 
Irimer,  Setofirilrinter  nnb  Sifenlrimer  bie  fSmtli^n 
onberen  JlrSmer^anbwerle  ans  ber  3>m\l  aus,  \o  boft  biefe  bes 
9le4t0  Quf  ben  fiabenoerlauf  no^  Slle,  SBage  ober  3^(1 
oerluftig giengen unb  nur  no^  {elbft gefertigte  (Erseug* 
niffe  feilen  burften ;  bo^  omrbe  ben  feit^rigen  aRitgliebem  auf 
£ebens2eit  i^r  Ke^t  gelaRen.  Sie  neue  (Benerbeorbnung 
oon  1828  fe|(te  an  bie  Stelle  ber  alten  3finfte  neue  Setbänbe. 
Sie  ftrSmerjunft  mit  i^ren  5trfimer^bmerlen  Idfte  {ii^  auf  unb 
m  i^re  Stelle  trat  bie$anblung0innung  ab  Seibanbber 
gelernten  itr&mer,  bie  fi^  ie|t  mit  Sorliebe  ftaufleute  nann« 
ten.  Die  frfi^ren  l^anbmerle  ber  JtrSmersunft  bagegen  bilbeten 
eine  9{ei(e  oon  ^^anboettegfinften  unb  oerloren  bas  alt^ergebra^te 
fiabenre^t  oollenb«  ganj.  Sie  neue  (Blieberung  »urbe  bem 
Oberamtsoerbanbe  ongepagt,  griff  alfo  ebenfalls  Aber  ben 
Stabtoerbanb  hinaus,  unb  umfogte  fämtli(|e  ^anbrnerlsmeifter 
in  Stabt  unb  £anb,  bie  fi^  mieber  in  OrtsoerbSnbe  ober  Srfiber- 
fd^ften  glieberten,  }.  S!  bie  Sellerbrfibetf^aften  fiangenau  unb 
9lieberfto^ingen.  So^  ma^te  bie  f^roffe  aRoftregel  oiel  b9|ef 
Slut  gegen  bie  neue  »firtt.  Wegietung. 

Sie  Sleueinteilung  f^uf  oSIIig  oerfinberte  Set^Itni|fe. 
6o  traten  3.  S.  bie  ftnopfma^er  gu  ben  Zu^mac^ern 
unb  £einemebern  Aber,  mit  benen  |ie  lebigli^  ni<|t0  gu 
(Raffen  ^tten,  unb  bie  Sattler  unb  Sedler  f^Ioffenfi^  ber 
jtfirf^nergunft  an.  3ebe  3unft  erhielt  3  3unftmeifter,  1 
Oberjunftmeifter  unb  1  3unftobmann  unb  ber  (Bef^Sftelreis  ber 
einjelnen  3>ün\it  umfagte  bie  Sinf^reibung  berfiebriinge 
gegen  6ebfi(r,  bie  Kusftellung  ber  fie^rbriefe,  bie  Steig- 
ung bes  SBanbergef^enls  wt  bie  fremben  (Bejellen  unb  bie 
Vufbringung  bes  5lranlengelb0  an  ben  Spital,  bie  SReifter» 
prfifung  unb  bie  SReifte  rbr  ief  ert  eil  ung.  Seit 
1828  marcn  femer  ou^  ben  3uben  bie  3ünfte  geöffnet,  oie 
t§  2.  8.  1828  in  Ulm  unter  13  Anopf*  unb  Sortenma^ern 
2  3ttben  gob  unb  unter  10  Xu^ntac^ein  4  3uben.    Sie 


—     606     — 

»fixtt.  Seamtett  lonnten  inbes  bas  lllmet  (Beiverbere^t  nidfi  unk 
fanten  bes^Ib,  bofie  \i^  ouf  ben  KImer  6tabtrat  ab  icgul- 
ad^tenbe  Se|5rbe  oerlicften,  ntannigfo^  umi^tige  QEntf^ibnngciL 
So  iDurbe  1847  einem  Sortenioiilet  bte  (Erfoubnb  im 
6trumpfiDoren9anbeI  oetfogt, ber  frfi^r benfelbeit  ftete suge* 
ftanben  ^atte.  Der  Siobird  berief  fi(^  in  feinem  CButotlteit  auf 
ben  8ef(|Itt6  oon  1748,  ber  ben  SorteniDirlein  ben  Aleinlan  bei 
u nterfagte.  !Die  Sitte,  no^  Siteren  Sften  gu  fn^n,  Hieb  nnge* 
(5it;  bosOberomt  eriannte  joHiron,  bagbieSortenma^l^er 
im  Wei^i^ftabtoerbanb  SRitglieberber  Arimerjunft  geo^n 
feien,  meinte  aber,  es  ^nble  fi^  im  oorliegenben  gfalle  ni^  um  bte 
Ar&merjunft ,  fonbern  um  ben  betreffenbcn  Sortenma^er  unb 
biefer  (abe  fein  SReifteire^t  erft  unter  mfirttembergif^em  9{cgi- 
ment  erlongt,  mo  bie  8ortenma(i^er  ni^t  me^  jur  ßan  blungs« 
Innung  ge(5it  ^ben.  Deshalb  bfirfe  er  ni<l^t  mit  6tmm)if' 
nmren  3n>if 4^n§anbel  treiben.  Die  8  u  f  1 3  f  u  n  g  biefer  neuen 
3  fi  n f t e  erfolgte  1862.  Die  3 u  n  f t la b  e  n  monberten  ins  Ulmer 
SIr4i9  ober  o^urben  oerf^Ieppt.  Statt  bag  man  lebigli^  ben 
„numerus  clausus",  bie  Sefi^rfinlung  bes  SReifterre^ts  auf 
eine  Heine  3o|I  ^on  Unternehmern,  abf^affte,  nmrf  man  bie 
ganje  3unfteinri$tung  fiber  ben  Raufen. 

c.  X)ec  Ro^ftoffoiiflauf. 

üud^  bei  ben  ftrSmem  mar  bie  S^^age  bes  91  o (ft off  auf- 
tauf 0  genau  in  b  e  r  9Beife  geregelt,  bog  bie  3unft  bego.  bas 
betreffcnbe  ^anbverl  berfelben  fi^  ob  Sto^ftoffeinlaufs' 
genoffenf^aft  betra^tete.  3eber  (Benoffe,  ber  Slo^toffe  in 
ber  6tabt  einlouft?,  ^te  bies  [einen  SRiigenoffen  bur^  ben  3ttnft' 
Inec^t  umfagen  juloffen  unb  auf  Serlangen  benfelben  bie  6  filfte 
feine»  Sinlaufs  jum  6eIbftIo|tenprei9  abgulaffen. 
60  beftimmte  s-  S.  bie  3RüUx»  unb  Ölaferorbnung  uon 
1420,  menn  iReifenbe  mit  Sorben  ober  girnis,  mit  XrinI' 
glifern,  6 Reiben  ober  buntem  (Blofe  fommen,  folle  t^en 
lein  Sleifter  fiber  1  (Bulben  ablaufen  bflrfen,  o^ne  es  ben  anberen 
SReiftem  fogen  ju  laffen.  9u(|  bei  ben  SB  e  i  g  g  e  r  b  e  r  n 
mugte  {eber  SReifter,  ber  me^r  ob  100  S  e  1 1  e  bei  einem  Kei« 
fenben  laufte,  bies  ben  anberen  jagen  laffen ,  bamit  fie  anfte^n 
lonnten.  Sluger^alb  4  SReilen  oon  Ulm  lonnte  bagegen  jebet  Ulmer 
SReifter  auflaufen,  mos  er  mollte,  o^ne  fetnen  SRitmeiftem  etmos 
baoon  obgulaffen;  aber  inner^olb  biefer  3one  mor  bie  ^filfte  ben 


—     507     — 

SRHrneiftern  Qb]ttlaffen.  1536  Ilogif n  bie  91  o  t  g  e  c  6 1  r ,  bie 
93 eibfl erbet  laufen  i^nen  bie  ß  S  u  t  e  loeg,  loes^Ib  bet  Kot 
beftimmte,  e$  bflffeit  i^Sute  nuc  oiif  bem  fiebetmarlte  gc« 
lottft  »erben.  1550  einisten  fi^  bie  Sedier  unb  Kefiler 
megen  bes  fieb  er  einlauf  0  unb  1554  »urbe  ben  ftrSmern 
ffber  Suffauf  oon  fieinoanb  unb  Zfl^ern  auf  bem  Ulmer 
SBo^enntarlte  »erboten,  ba  biefer für  benSerbrau^er 
ba  fei  unb  ni^t  fflr  ben  I^Snbler.  1569  ourbe  be|timnit,  »enn 
ein  6edler  2eber  gelauft  |abe  unb  es  »ieberoerlaufen 
»olle,  folle  er  biet  oor^r  ben  anberen  6edletn  umfagen.  1571 
Ilogten  bie9{otgerber  gegen  bie  Pergamente  r,  »eil 
biefe  i^nen  ni$t  umfagen  laffen,  »enn  fie  $  S  u  t  e  bei  Steifen« 
ben  laufen.  1577  beftimmte  ber  Kot,  bie  ArSmer  unb  j^ut« 
ma^er  follen  fflnftig  bie  »ei^en  Surgunberfil^bfite  auf 
ben  SRarft  lommen  loffen  unb  ni^t  oor»eg  laufen.  (Erft 
na4  SRarltf^Iug  fte|e  i^nen  frei,  ben  gfremben  i^en  9left 
ab}ulaufen.  Sbenfo  foIUe  i^nen  verboten  fein,  »a^renb  ber 
9Bo4e  im  Aauf^aufe,  in  ben  SBirtsbittfern  u.  f.  ». 
$armefanI8fe,  6fibfrfi<|te  u.  f.  ».  oufsufaufen.  Srft  am 
6am»tog  mittag  oon  4  U^r  ab  follte  bies  geftattet  fein.  1595 
ftritten  fi^  bie  ft  r  i  m  e  r  unb  SB  e  b  e  r  »egen  bes  ®  a  r  n« 
einlaufe.  Der  Vuf (auf  oon  (Barn  innet^Ib  10  Steilen  um 
Ulm  jum  !imtä  be<  SBiebcroerlaufs  »urbe  oerboten;  nur  ben 
^ausbraucb  s^  laufen,  »ar  erlaubt,  gfemer  follten  bie  SBeber 
nur  fclbft  gefertigte  (Bemeie  nad^  ber  Slle  ausfdbneiben,  fonft  aber 
bie  (Elle  ben  A  r  8  m  e  r  n  ge^Sren,  »ie  bics  f^on  1558 
beftimmt  »orben  fei. 

1573  »urbe  feftgefe||t,  bie  SBeiggerber  foIIen 
i^re  8  e  1 1  e  auf  bem  Sellmarlte  beim  oranger  faufen  unb 
ni<|t  in  i^ren  SR a r (t  ftSnben  ober  auf  ber  (5 af  f  e.  Su^  foIIe 
aus  (einer  SBeiggerberei  me^  ab  1  $erfon  fi^  mit  bem  Seil- 
laufe  bef äffen.  1578  »urbe  erneut  geflagt,  bog  bie  9Beig' 
g erber  3n'if$enbanb€l  mit  ßirfcb«  unb  SBilb^&u ten 
treiben,  »orauf  1580  bie  9{ot'  unb  SSei^g erber  etnSrten, 
»enn  man  i^nen  n!<!^t  on  ben  9lar(ttagen  ben  Sormeg« 
(auf  oon  Seilen  geftatte,  (bnnen  fie  ni^t  me|i  befte^n. 
1589  oerlangten  bie  SSeiggerber,  ber  9{at  foIIe  ben  ^erga« 
meutern  oerbielen,  ben  9Re|gern  ben  gonjen  3  ab  res« 
fti^  im  Soraus  abiulaufen,  aber  eift  1598  (am  ein  äSerglei^ 


—     508    — 

iu  ftonbe,  bct  bcftimmte,  hin  SBeifigcibec  folle  me^r  einem  folgen 
9Re|ger  ein  gell  abfoufen,  Ux  einem  Vetgomenier  bie  f8mt« 
Ii<^en  S^IIe  be0  lommenben  3o(»  im  Voraus  oetlatifc;  )Mk| 
foIUcnau^  bie  SRe|ge(  leine  beroriige  Sereinbaning  mit  einem 
SBeibgevbet  machen.  Cbenfo  mürbe  ben  ^ergamenlem  oerboteni 
gelle,  bie  |ie  bei  einem  Ulmer  SRe^ger  gefauft  ^tten,  an  einen 
IBeiggerber  mieber  {u  oerlaufen,  fonbem  es  follte  bies  nur  bann 
erlaubt  fein,  menn  fi^  ein  gfell  ni^t  sur  Ö^^tellung  mm  fter« 
gament  eignete.  Snbli^!^  mürbe  allen  Slid^tulmern,  nomentli^ 
ben  9Bei|gerbem  oon  Augsburg,  ocrboten,  am  6amstog  wie 
10  IQr  ein  gell  in  Ulm  au  laufen. 

1573  einten  fi^  bie  Sedier  unb  SBeiggerber  betreffs 
bcs  Cinlaufs  oon  fti^en«  unb  SteinbSIgen  ba^in,  ba^ 
bie  IBeiftgerber  bie  Sedier  baran  ni^t  ^inbem  biirfen;  bm| 
follten  bie  Sedler  bas  (Serben  berfelben  einen  fremben  ober 
Ulmer  SSSeiggerber  beforgen  laffen.  SBoIUen  bas  bie  Sedler 
ni^t,  [0  follten  |ie  oor  feber  granl furter  SReffe  bieSBeift' 
gerber  oerftinbigen,  mie  oiel  Stfid  fie  gebrou^n.  Die  9Bei|« 
gerber  Ratten  nfimli^  bie  Sedler  bur«^  fi^Ie^tes  (Serben  gef^i« 
bigt.  1608  beftimmte  ein  neuer  Serglei^t  es  foIIe  niemanb  me^ 
ein  Seil  auf  bem  gleifi^e  laufen,  unb  1611  nmrbe  allen 
Sanftem  oerboten,  9larbenfeIIe  in  Ulm  {uloufen.  8ber 
l^on  1618  mürbe  ber  Vnlauf  ber  gfelle  auf  bem  gfleif^e 
tro|  bes  9Biberfyn:u(^s  ber  ftfirf^nerjunft  erneut  freigegeben 
unb  au^  ber  Snlauf  oon  Slarbenfeüen  ben  S^ultem  gerabe 
mie  ben  Vergameniem  unb  9Bei|jgerbem  mieber  geftattet.  1626 
erllitte  ber  9lat,  er  Ibnne  ben  fremben  SBeiggerbcm  ni^  oer« 
bieten,  auf  bem  Ulmer  SRarlt  frembe  gfelle  au  laufen, 
nur  ber  Vntouf  oon  gfellcn  unter  ber  SRe^ig,  oQo  oon  Ulmer 
Seilen,  fei  ben  gf'emben  oerboten.  1627  mürbe  beftimmt, 
menn  ein  Ulmer  Sfirger  ein  ftalb  auf  bem  9Bo(^enmarIt 
laufe  unb  |4Ia$len  loffe,  ^abe  er  bas  gell  unter  ber  SRe|tg 
auoerlaufen.  Dagegen  bfitfen  bie  SRe^ger  i^re  ^tUt  auf  bem 
SRarlte  feil  (aben.  Stilen  gfremben  aber  blieb  ber  S^IRauf  oor  mor* 
gens;iO  IQr  im  933inter  unb  9  U^r  im  Sommer  auf  bem  SRarlte  oer* 
boten.  Ke^nliil^e  Streitigleiten  gab  es  1646  megen  ber  ßam  mel> 
feile  mit  ben  Xaf^nern  unb  1647  mürbe  fcen  Sattlern 
geboten,  ibre  gelle  auf  bem  (Baismbrt^  (S4onierpIa|)  pn 
laufen  unb  ni^t  bei  ben  fremben  SRarlebentern. 


—     509    — 

1661  begann  fobattn  ber  Stampf  ber  ftamma^et  mit  beit 
Sngc^Brigfit  onbcrer  3flnfte  um  bie  $5rner  ber  gefc^bu^* 
tefen  Ziete.  Sin  ftammac^er  trat  in  bie  SReriler« 
}unf  t  fiber,  foufte  aber  tro|bem  no^  ^bmer  auf,  aws  i§m  ber 
9{ot  oerbot,  ba  bies  nur  ben  Aaufleuten  unb  ben  Jtamm« 
m ackern  geftotttt  fei,  fo  bag  er  1652  mieber  in  bos  jtamm* 
ma4er(anba)erl  surfitftreten  mollte ,  ma  i(m  aber  erft  1656  ge« 
ftatiet  mürbe.  1657  metgerte  fi^  ein  ftamma^er,  ber  5om  auf« 
geteuft  ^tte,  ben  SRitmeiftent  bie  ßSIfte  abautreten  unb  1660 
nagten  bie  Aamma^er,  bie  SRe^ger  oerlaufen  bas  gom  na^ 
ausofirts. 

1666  mürbe  erneut  beftimmt,  mer  me^r  ab  100  gl  eile  laufe, 
mflffe  bies  ben  9Rttmci|tem  umfagen  laffen.  Cbenfo  bflrfen  feit* 
^r  bie  Seiler  ben  S1a<^s  nurnoc^auf  bem  SRarlte  laufen, 
ma9  ber  SRat  aber  balb  miberrufen  mugte.  1675  flagte  man 
mieber  Aber  ben  gfelllauf  auf  bem  gflei  f d^e,  bo^  mürbe  biefes 
9{e4t  1677  erneut  bejtitigt;  nur  blieb  uerboten,  oor  10  U^r 
unb  anbersmo  ab  auf  bem  Sellmarlt  am  oranger  einem 
Steiger  Sfelle  abzulaufen;  anberen  ^erfonen  burfte  man  ba« 
gegen  ablaufen,  mo  man  mollte.  1685  mugte  ein  Ulmer  ftauf« 
mann,  ber  gorn  in  9tflrnberg  einlaufte,  bie  ^ilfte  jum 
Selbftloftenpreis  ben  Aamma^ern  ablaffen.  1686  beftimmte 
ber  9?at,  bie  SBei^gerber  bfiifen  i^re  Säia]mo\U  autl^nai^ 
ousmSrts  oeclaufen,  nur  ni<it  billiger  als  an  bie  Ulmer 
£  oberer,  mobei  biefen  8  Zage  Sebenfjeit  juftanb.  1690  fragte 
SRemmingen  an,  ob  ein  Sedler  basSie^t  ^abe,  feine  Siie* 
men  ausmSrts  lu  laufen,  ober  ob  er  fie  bei  ben  9liemen« 
fd^neibern  am  Ort  in  besie^n  babe.  1724  erflSrten  bie 
Sedler  in  Dinlelsbfi|l,  fie  feien gerabe  fo berei|tigt,  3  iegen« 
feile  bei  ben  Slte||gern  su  laufen  mie  bie  ftfirfd^ner.  1762 
oeriifli^teten  fic^  bie  SRe^ger,  bie  $5rner  ber  ^fiute  aus« 
jufd^neiben  unb  gefonbert  su  oerlaufen.  1789  oer^yf listeten 
f{<^  bie  Wotgerber,  bie  ^Bmer  ber  oon  i^nen  erfauften 
^Sute  nur  no^  an  bie  jt  a  m  m  m  a  4  ^  t  unb  Sein* 
bre^er  ju  oerlaufen;  bie  9Re|ger  bagegen  meigerten  fi$, 
bies  ]u  t^un ,  meil  bie  Jtamma^er  ju  menig  jaulen  unb  nad^ 
bem  Stfid  ftott  nad^  bem  (Bemi^t  laufen  mollen.  (Es  ge^en  nur 
loenige  ^Sute  nac^  ausmfirts,  ba  ber  3oII  fe^r  (o^  fei,  unb  biefe 
toenigen  ge^n  nai^  (Seislingen,  mo  bie  (Beielinger  bie  $5rner 


—    510    — 

»iebei  laufen  ISnnett.  Die  ftamma^er  bogegen  meinten,  ba  fei 
es  bo^  oiel  einfacher,  bie  f^itntx  oor^t  in  Hirn  attsjttf^neiben, 
man  I5nne  fie  tro^bem  mit  ber  5out  atoSgen,  in  SCugf« 
bürg  ma^  man  es  oui^  fo.  2)o4  etllArten  bie  9Re|ger,  bie 
noigerber,  mel(^e  bie  gfiute  auf  bem  Qfteif^e  laufen,  oec' 
langen  bie  ^Btner  ob  Jtennjei^en.  Zro^bem  verbot  ber 
Kot  bie  ausfuhr  ber  gdmer.  6eit  1783  burfte  lein  9Bet|- 
gerber  ii|rli^  me|r  als  3  „Btl^"  oor  SRi^aelis  laufen; 
fpüter  mürbe  ber  Rauf  mieber  freigegeben.  Die  $  e  rga m  e  n t er 
bogegen  giengen  barauf  ni^t  ein,  fonbem  erlttrtcn,  fie  feien  Wi» 
glleber  ber  Kotgerbergunft.  9lo4  1807  flofiten  bie  IKmer 
Aammod^r  über  bie  goinousfu^r  no^  (Beislingen,  mo  bie 
(Beislinger  Sein  breast  er  gut  go^Ienbe  Sbne|met  maren. 

d.  !D{e  6etDerbcpoli)ei. 

Su4  auf  boo  Sebiet  ber  Qualttitsprafung  erftredte 
ii^  bie  XbBtigleit  ber  RrBmergunfi  mie  auf  bie  «uf  f i^t  Aber  bie 
Sinricblung  ber  ^anbmerlsft&tten.  6o  mar  es  }.  8. 
ben  Sattlern  oetboten,  lohgares  £eber  gu  [<!^mieren  nnb 
unb  als  alaungares  Ungorleber  gu  oerlaufen.  3n  bie 
^Sufer  gtt  ge^en  ober  fonft  um  Arbeit  ]u  bitten,  nwr 
f^on  um  1420  als  f^imfifli^  bei  ben  SRalern,  Silb^auern 
unb  (Bio lern  verboten.  (Ebenfo  mar  ni^t  geftattet,  Sli^t* 
bfirgern  Srbeit  in  Sdlorb  ins  ßaus  }u  geben,  ober  bafi 
ein  SReifter  Vibeiien,  bie  i§m  fibertragen  maren,  einem  anbern 
SReijter  in  atlorb  gab;  bie  gefamte  Hrbeit  mar  oielme^ 
im  ßaufe  bes  9Aeifters  in  fertigen.  Die  €  eiler  orbnung 
oon  1420  verbot  bie  Verarbeitung  von  SBerg  als  ßanf 
ober  gla^  pix  ^erftellung  oon  6  eiler  mar  en;  nur  ge* 
l^mungener  ober  ge^e^Iter  gla^s  burfte  (iegu  oenoenbet 
merben.  Seber  Seiler  mar  |ierouf  oereibigt.  KIte  Seile 
burften  in  neue  Seile,  bie  gum  £abenoertauf  beftimmt  axurtn, 
ni^t  eingcmiift  merben,  nur  bei  Sefteüung  mar  bies  geftattet 
Serboten  mar,  alte  Seile  au^umacben  unb  neu  einiumirlen  ober 
(Burten  aus  Qflo^s  ju  fettigen.  Vui^  a^tfSbige  Seile 
gu  fertigen,  mar  oerboten.  1601  beftimmten  bie  SD  eigg erber, 
bie  eine  gemeinfame  SBallmfi^Ie  ^ten,  mer  bort  arbeite, 
fei  ffir  bas  Stellbrett,  bie  Zimmer  unb  bie  Steinigung 
oerantmortlU^.  ffiir  bie  fti^bilge  mar  eine  befonbereSBalle 
Dotbanben.    Sin  tt  n  I  e  b  e  n  gut  Sefireitung  ber  3BaIIeinri(btungs« 


—     511     — 

lofien  au^une^men,  geftattele  ber  9Iot  ttid^t,  ab  1688  Me  SBeib* 
geriei;  bie  @pitaIioaIle  po^teien,  bie  fett|€r  bie  Sommet- 
fabril  von  S^elerunb  CSenoffen  benfl^t^tte.  Uncbles 
SRelall  in  ebles  ju  octbergeit,  toat  no4  1504  oeiboten. 
6d  burften  3.  S.  1504  bie  (BDrtlet  nut  mit  befonberer  Cr« 
laubnisein  Areuj  ber  Senebiftinerabtei  SBiblingen  oergolben. 

3)eit  »olltoff  lieferte  ber  Sefteller  mei|t  felbft  unb  ber 
SDReiftex  oerarbeitete  ibn  nur  um  fiobn.  60  lieferte  ).  S.  1505  bie 
6taM  bem  6tQbtglQfer  bie  (Blasfcbeibeit,  bas  3inn 
unb  bofl  SIei.  SIu^  bie  3udertDQren  unterlogen  ber  Kuf^ 
fi^t.  1538  »ar  ber  Serlauf  oon  fiebjelten  in  ber  SBei^^ 
nac^ii^eit  nur  on  beftimmten  $I%n  geftottet  unb  1544  mürbe 
ber  Serlauf  oon  3uderiDaren  oetboten,  bie  f4&bli(^e  Stoffe 
enthielten.  1554  mürbe  ben  JtrSmern  ber  Serlouf  oon 
3uderIonfeIt  oerboten,  bos  mit  ftraftme^I  }ubereitet  mar, 
unb  ber  (Bern firj  14 au  bie  ICuffi^t  barfiber  fibertragen.  Die 
jtrtmer  mürben  hierauf  t^reibigt. 

(Ebenfo  mar  bie  ftabiif^e  (Bef  u  nb^Hspo  lisei 
betreffs  berSnlage  ber  ganbmerlsftatten  t^ig. 
6eit  1573  mugten  alle  SBeiggerber  unb  ißergamen* 
ter  i^re  Setriebe  megen  bes  Unrats  on  ber  SIou  ^ben 
unb'fflr  i^re  Hbf  alle  mußten  fie  auf  i^reAoften  eine  Dolle 
^rftellen;  ja  ber  9tai  mollte  bomals  bos  (Bemerbe  gonj  aus 
ber  6iabt  oerlegen.  3ur  Vuffi^t  fiber  bie  in  Ulm  erjeugte 
jtrSmermore  gobes  in  ber  \pUtxn  3eit  eine  iRei^e  oon  6d^auen. 
1575  mürbe  eine  Sleftelj^au  eingeri^tet,  1611  ein  omtli^er 
Stempel  auf  olle  oon  ben  Sedlern  gefertigten  gonb* 
f  (^  u  b  e  aus  SaifeU',  fti^en«  unb  6^f (eber  eingef fi^rt  unb  als 
1626  bie  Sermenbung  bes^onfs  jufiunten  burnl  bie 
gflintenf^Ioffer  ein  (Enbe  no^m,  boten  bie  Seiler, 
mieber  ^  o  n  f  in  bie  Seile  oermenben  5tt  bfiifen.  1595 
mürbe  einem  91  e  ft  I  e  r  bos  ^onbmerl  gelegt,  ber  92  e  ft  e  I  aus 
ber  ^ 0 u t  eines  ^ingericbtetensu  oberglSubif^en  3Q>(den 
gefettigt  ^atte.  1529  geftottete  ber  9{at  bos  S  5  r  b  e  n  oon 
Seber  mit  8rafiI|ol3,  oerbot  es  ober  1588  erneut. 
1585  Ilogte  ber  9lot  über  bie  (Bemfirsfolf  ^erei  ber 
fremben  ftrSmer.  Sllle  frembe  (Bemfirje  moien  ju  j^ouen,  c^e 
fie  gemif^t  mürben.  SBeiter  mutbe  bie  (Einfuhr  oon  fpon* 
i{<|emißfeffer  oerboten.  Qfremben  Jltomern  unb  Saoo^orben 


—    512    — 

Saflor  3ttm  (6eiDflc}faI|d(en  ju  oeilattfeii,  uMir  Dedofcn. 
1597  gab  es  ferner  Streit  itoif^en  eingelneit  Slitgliebem  unb 
bett  Sorgefc%ten,  Süi^fett'  unb  dvo^Qm^ift^nt  ber  jt  r  &  m  e  c « 
rotte  megen  ber  Sd^auf enfterauslagett.  Der  9M 
befttmmte,  über  bie  S^aufenfternut^e  bfltfe  tii^ts  in 
bett  £uftrauiit  ber  Stabtgeraeiitbe  it^initvotAen. 
Heber  3  Bard^ettte  burfteit  ittt  S^ufettfter  ni^t  atisgelegt 
loerbett,  ebenfoioenis  tne^r  ab  8  Du^ettb  ^anbfd^u^  6 1  fi  ( I  e 
ober  S 8 n I e juttt  VmUgitn  oott fBoreit  oor  bettfiaben  {u 
(t e 1 1 e tt , loaroerboten.  ^Bljertte  Sllett  burftett  tti^t  ge« 
brau<!^t toerbett,  [ottbertt  ttur  eifertte;  }ttr  tluffi^t  ^erfibtt 
lattett  ber  6tabtrotf4iitieb,  ber  6tQbtf^Ioffet  ttnb 
eittige  oont  9late  beftellte  ^erfoitett  loieber^olt  oHe  SRoge, 
$futtbe,  (ßeiDii^te  uttb  Sllett  gu  probieren.  Aul 
tttit  bent  genauen  SRag  ber  er2eugten  SBaren  bef<|liftigte  \vi^  bie 
tlnffi^tsbe^Stbe.  1604  beftimmte  ber  9{at ,  bie  oon  ben  8  o  rt  en* 
toirlern  gefertigten  Sirrasborten  ^ben  genau 40  Süeniu  ^ 
ten  unb  oon  {ebem  SReifter  fei  auf  jebes  $afet  bie  ffabri  Imarle 
(bas  SReifterjei^en)  mit  fpanifclem  9Ba^  aufaubrfic^n.  3m 
gleicben  3a(re  erlieg  ber  iRot  eine  SRetlfieber*  unb  Ser« 
laufsorbnung  ffir  bie  hamerjfinfttgen  Seblfiii^ner. 

6eit  1604  erlangte  bei  ber  ^rtfd^enben  Vrbeiternot  bie 
SRafc^ine  eine  fteigenbe  Sebeutung  au^  in  ben  ftramer^nb* 
toeilen.  !Die  oad^fenben  9nfprfi<i^e  ber(BefeIIen  nbtigten 
bie  aReifter  baju,  iugenblicbe  unb  meibli^e  Arbeiter 
einsuftellen.  1621  »eigerte  fi^  bo«  Alofter  Soflingen,  bie 
Ulmer  SBeiggerber  eine  SBall  in  65flingen  bauen  ju 
laffen,  vorauf  biefe  am  9leuengraben  in  ber  alten  ^uloer* 
mfi^Ieeingeri^tet  »urbe.  1626  »erlangten  bie  SBeiggerber 
eine  neue  Selltroden^tte,  ba  man  bie  feit|erige  ^fitte  an 
ber  S^Ieifmfi^Ie  imftriege  abgebroc^n  ^e.  1637  »urbe 
ben  SBeiggerbern  befohlen,  bie  Seile  ri<!^tig  in  ber  SRitie 
iu  befien  unb  ni^t  bas  eine  Zeil  Aber  bas  anbete  ge^  gu 
laffen  unb  |o  bie  £eute  ju  betrügen.  1641  mürbe  ben  SBeig' 
gerbern  auferlegt,  es  glei^  anjujeigen,  menni^nen  bie  aRe|' 
ger  unreine  Staffelte  oetlaufen,  unb  feit  1642  (otle 
immer  ein  SBeiggerber  ber  S^affi^au  anjumo^nen. 

Ws  1642  Ulms  9Reifter bas  9Banbe  r  gef^enl  ni^t  io^Ieit 
»ollten,  oerfagteh  bie  (ge feilen  ben  (Brug,  b.  b-  fie  meigerten 


—     513     — 

fi^,  in  Ulm  in  Hrbett  ju  treten,  mil  man  bort  SR  q f  ^ine  n  einffi^rte. 
1645  f<^xieb  granlfurt  an  Ulm,  einbortigec  Sortenmirfer 
^be  einen  neuen  SB  itlftu^Ip  eine  fosenannte  S^nur  mfl^Ie, 
erfunben,  auf  ber  man  filei4i}eitig  8  6<l^nfite  fertigen  fonne; 
bie  Keinen  SR eifi er  »ollen  bem  (äfinber  aber  ni^t  ge« 
ftotten,  bog  er  benfelben  gebraute.  Der  Stegensburger 
Stet^stag  oon  1681  o  erbot  benn  aud^  ftrenge  alle  SRfi^Iftfi^Ie 
unb  ben  Serlauf  ber  barauf  gefertigten  64nfire,  |o  bag  bie 
Sortenn>ir!er  bie  ttrbeit  einfteüen  mußten,  loeil  bie  ge« 
lernten  ürimer  bie  oon  ausioSrts  eingeffi^rten  64nfire 
billiger  oetlauflen,  ab  fie  biefelben  mit  ber  ^anb  er}eugen 
tonnten. 

1653  baten  bie  9Beiggerber^  i^re  gfelle  au<^  am 
6onntag  trodnen  ju  bfirfen,  loas  man  i^nen  aber  abf^Iug. 
1666  mürbe  ben  6eilern  i^re  Sa^n  auf  ber  Stabtmauer 
genommen,  1669  aber  mieber  eingeiiumt.  1688  »urbe  in 
Ulm  eine  eigene  SRanjenf^au  ffir  bie  bamals  ja^Ireid^  gefer? 
ligien  aRiIit&rtorni|ter  eingeri^tet,  ba  bei  ben  SRilitar- 
lieferungen,  ben  fogenannten  ftriegelommigarbeiten, 
bie  6ottIermei{ter  bie  SIrbeit  in  berSRegel  gemeinfam  Aber« 
nahmen.  HIs  be»^Ib  1696  jmei  Sattler  bie  fiiefening 
oon  100  6  4  a  b  r  a  I  e  n  mit  6ilber*  unb  (Bolbgallonen  ffir  einen 
Kiltmeifter  unter  ber  Sebfngung  fiberna^men,  s^r  S^onung  ber 
6a Honen  bie  Slrbeit  nic^t  ausjuteilen,  Ilogte  bas  6attler(anb 
merl.  1731  oerlor  inbes  ein  Ulmer  6  e  d  I  e  r  ferneres  (Selb 
bur^  Uebeina|me  einer  fiief erung  ^atrontaf^en,  ftup« 
peln  unb  Slintenriemen.  1763  mürbe  ber  SR fi|I|tu|I 
einet  Ulmer  Sortenmirlers  bef^Iagna^mt  unb  1786  mürben 
fol^^e  in  Geislingen  unb  fiangenau  Ionfid}iert.  Obglei^ 
ber  (Beislinger  SReifler  1690  bitter  Ilogte,  es  fei  bas,  mie  menn 
man  bem  Sauern  ben  $flug  ne^me,  mürbe  i^m  ber  6tu^I  ge* 
nommen,  obgIei<^  er  [^on  15  3o^te  im  (Bebrau^  mor.  Der  9{at 
erllfirte,  ba  barauf  nic^i  blos  SBoIIenbinber  unb  ftreujer«  ober 
^reugenbinbel  gefertigt  merben unb  ber  Stu^I  7mal me^r leifte 
ab  ein  anberer  6tu^I,  bringe  er  bie  anberen  SReifter  ins  Slenb 
SBirtemberg  mar  ber  eingige  Staat,  ber  [ol^e  Stühle 
bulbete,  mes^olb  lein  mirtembergif^er  S  o  r  t  e  n  m  i  r  I  e  r  ein 
SBanbergej^ent  im  ganjen  Steige  erhielt.  Diefe  SBirtem- 
berger    Stuhle    Rotten    na^    ben   Ergaben    bes    (Seislinger 

33 


—     514    — 

SReifteis  24  (B8n0e,   ber  (Beislinger   aber  nur  6,  bie  aBtrien- 
berget  6tfi^Ie  lonnle   ein  itiitb  bebienen,  ber  Ulmec  wdlangltt 
einen    gelernten    Scbeiter.     6eit^c    toaren  bie    ^reugen* 
b  S  n  b  e  I  meift  bur^  9B  e  i  b  e  r  gef eitigt  n>of ben.    Der  (Beislinger 
Steiftet  erHfirtep  but^  feinen  6tu(I  gewinne  bec  Sauer, 
bem  er  bie  9BoIIe  ablaufe,  ber  Spinner,  bei  bem  er  fpin« 
nen  loffe,  ber  Zu^ma^er,  oon  bem  er  bas  (Barn  laufe,  ber 
Sirber  unb  er  felbft.   Dos  Sortenma^er^anbverf    er« 
Ilfirle  inbes,  es  fei  in  einer  f^limmen  £oge.  Sobalb  es  ben  Se* 
brau^  foli^er  Stfi^Ie  geftatle,  toerbe  ben  Ulmer  Gefeiten  bas 
9SBanbergef((enI  entsogen  unb  fie  finben  aus»Srts  feine 
Sef^fiftigung  me^r,  abgefe^en  baoon,  bag  bie  oerm^rte  SBorc 
ben  Vreis  brfide.    (Entstehe  man  aber  bem  Seislinger  bas 
SReifterre^t,  b.  (.  bas  9{e(^t,  fie^rlinge  unb  Sefellen  ju  ^Iten, 
unb  fi^Iiege  i|n  aus  ber  3nnung  aus,  fo  arbeite  er«  oos 
man    i^m  gefe^Ii^  ni^t  oeibieten  Ibnne,  unter  Ser^i^tleiftung 
auf  bas  9{ti^t,  Arbeiter  ju  (alten,  allein  mit  feiner 
64nurmfi(Ie  vetter  unb  f^bige  bas  ^anbmerf  erft  tt^l 

Sflt  ben  ftabtif^en  Sebarf  gab  es  feit  1500  ctioa 
eigene  6tabt^onbu)erIer,  einen  Stabtfattler  u.  f.  w. 
Den  9{o(|toff  er^ieUen  biefe  ftibtif^en  Hngefteltten  meift  ge* 
liefert  ober  fie  lieferten  i(n  gegen  oereinbarten  $rets, 
»ie  ].  S.  ber  €tabtmaler  bie  S^rbe  ]um  Stx^nta  ber 
Sar^enttfi^er.  Die  arbeiten  felbft  bitten  fie  gegen  ben 
flblid^en^reis  ju  fertigen.  (Eine  Serbingung  fanb  nti^ 
ftatt,  fonbem  bie  6tabt(anbtDerIer  ourbtn  barauf  oereibigt,  einen 
„iiemti^en"  fiobn  }tt  nel^men  unb  bie  6tabt  ni^t  teurer  ju 
^en  als  onbere  SefteKer.  Der  $reis  ber  SBaren  mar 
meift  bur^  vereinbarte  Xaxen  geregelt.  &äton  1420  gab  es 
eine  6eilertaxe,  1597  eine  neue  9labeltase,  1624 mürbe 
bie  6attlertase  Mbgefe||t.  1633  gab  es  eine  Keftel' 
taxe,  1639  eine  ^txiamtnt',  eine  6eiler«  unb 
6edlertase.  9Ber  me^r  »erlangte,  mürbe  beftraft  Wnen 
gorberungen  bes  9lats  gegenüber,  ebenfo  billig  gu  liefern  mie 
bie  ausmärligen  (Bef^Sfte,  oeibarrten  bie  ^anbmeile  auf  biefen 
greifen. 

Strenge  oerboten  mor  femer  in  ben  Sfinften .  boft 
bie  SReifter  einanber  gegenfeitig  ju  (Brunb  ri^teten,  inbem  fie 
bur^  ^reisbrfiderei   unb  Ser&^tlic^ma^ung  bec 


—    515     — 

anbeten  (Bef^ifte  biefen  bie  ftunbfAaft  abiagten.  Segen 
biefen  Unf  ug  mnbete  fi^S.  8.  bie  ftnopfma^erotbnung 
oon  1722. 

e.  2)os  JQe^bigsiDffcn. 

3)ie  Regelung  bes  fieitlingsioefens  im  6inne  bei 
gütigen  3unfifieunbe  i|t  neuem  Datums.  Do9  9RUieK 
alter,  b.  ^.  bie  3eit  ber  gfinfiigen  Slfiie  oon  1260—1600, 
lannte  ben  SefS^igungsna^toeis  ni^t  ober  nur  in  feinen 
KnfSngen.  (ErftbQs|og.  ßanbrnerlftte^t  ber  neuem  3<tt  fli^ng 
oon  bem  (Brunbfa^e  ausi  bag  et  imtitxUl  Srjeugniile  gebe, 
prioilegierte  unb  freie,  unb  bag  nfemonb  ein  (nioilegiertes 
Sr}eugni$  »i|renb  ber  9Bo^  um  £o(n  (erftellen  6e}o.  oeriaufen 
bfirf e,  ber  bie  öerfteUung  bes  betreff enben  (Erjeugniffes  ni^t  r  e  b  I  i  ^ 
erlernt  ^be.  i>lt  (Brunblage  biefes  l^anbioerbre^i^  bilbete 
bes^Ib  ben  Sefi^igungsna^oei«.  SofoIItej  8. nad^ber 
gebrudten  lofirtt.  6eiIerorbnung  oon  1763  lein  OelmflIIer 
ober  fonft  jemanb  mit  Seilen  Rubeln,  ber  bie  Spi^  ober 
Stodar  beit  ni^t  reblic^  erlernt  |atte.  Vu^  bei  ben  gelern« 
tenitrSmern,  bie  lebiglic^  ben  3vif4^n^nbel  mit  Sinfu^r« 
erjeugniffen  trieben,  owr  bie  Slbfoloierung  ber  fie^rgeit 
(Bmnbbebingung  bes  Stents  gum  (Seioerbebetrieb. 

Die  erfien  Seftimmungen  Aber  bos  fie^rlingsmefen  ftammen 
au^  in  Ulm  erft  aus  ber  erften  ^Slfte  bes  15.  ^o^r^unberts 
unb  lourben  mit  ber  S^x]iixunQ  bes^anboerls  bur«^  bie 
9RanufaItur  au^  in  ber  lllmer  Arämerjunft  immer  peinli^er 
ausgeftaltet.  Die fllufna^me  oon  fiebriingen  erfolgte  bur^ 
ben  fie^rmeifter  in  fbrmli^er  IBeife,  »obei  ein  3a>5If- 
meifter,  b.  §.  ein  SRitglieb  bes  Susf^uffes  ber  RrSmerjunft, 
unb  ein  SReifter  bes  betreffenben  ßanbioerb  anauwo^nen  unb  bas 
Cinoerftfinbnis  ber  3ttnft  unb  bes  ^anbmeib  ju  erllSren  ^tten. 
9Re^  ob  einen  Sernlnaben  gu  (olten,  loar  {einem  bamer« 
jflnftigen  SReifter  geftattet.  gfir  ben  Unteni^t  bes  Seminaben 
erbielt  ber  fie^rmeifter  ein  fie^rgelb,  beffen  $9(e  ber  freien 
Sereinbomng  jioifij^en  fie^rmeifter  unb  fiemlnaben  fiberlaffen 
QKtr,  ober  fOr  beffen  Setrag  eine  bei  ben  einjelnen  $anbo>erIen 
ber  ArSmerjunft  oerfcbiebene  SRinbeft^S^  f<ftgefel|t  mar.  6o 
betrug  bos  fiemgelb  bei  ben  Seilem  um  bos  Sa^r  1420  min« 
b^tens  5  (Bolbgulben,  bei  ben  SRalem  um  1496  minbeftens 
12  (Bolbgulben,  bei  ben  Sriefmalem  minbeftens  6  ®ulben,  bei 

33* 


—     516    — 

b€it  Sleftlem  8  (Bulben,  bei  ben  aBeiggerbem  8  (Bulben.  Vnhect 
ganbipetle  oieber  ^tten  bacfiber  leine  Kotierungen.  Die  Sc* 
jd^Iung  bes  fiemgelbs  erfolgte  in  bei  Kegel  (alb  beim  (Eintritt, 
^alb  na^  Vblauf  bes  elften  So^rs,  fo  ].  8.  bei  ben  Keftlecit; 
bei  onbeten  ^anboerlen  loieber  oor  au^  (ierflbec  ni^l«  fcft' 
flefefet. 

Su^  ffic  bie  fietnseii  war  eine  aRinbefljeit  angefe|t. 
6o  betrug  biefelbe  %.  8.  bei  ben  6eilein  um  1420  ftet«  2 
3a(ie,  ni^t  me^r  unb  ni^i  o^entger,  bei  ben  IRalent  1496 
mlnbeftens  4  3a^re,  »eil  biefes  ^anbmeit  ein  {e^c  («boi^iflc* 
QKir,  ba  bos  glfidU^e  SRittelalter  leinen  Unterfi^ieb  {»if^cii 
ftflnftlec  unb  ö^tnbwerler  ma^te,  fonbecn  ^^^nboeriei  mit  artifex 
flberfe^te.  Sei  ben  Sriefmafem  ober  6<|5n|<|reibem  unb  ben 
ftortenmalem  bauerte  bes^Ib  au((  bie  fiem)eit,  ba  biefe  Sbbeit 
leitetet  mar,  nur  3  Sa^re,  bei  ben  Sleftlem  8  3a|re,  bei  ben 
ftommma(|em  1603  4  Z^tt,  bei  ben  8oitenmirIein  4  3q^, 
bei  ben  3Beiggeibem  2  3a(re,  bei  ben  3udecba^m  ober  (Be« 
n)flr)^nblem  (conditores)  1653  4  3tt(f<f  bei  ben  ftnopfmo^em 
1722  6  3a(re.  jtonnte  ber  fiernlnabe  (ein  fie^rgelb  jaulen, 
fo  mugte  er  3<^('  um  3o(r  lernen,  b.  ^.  es  beintg  bann 
feine  fiemaeit  2  3o(re  me(r,  fo  }.  8.  bei  ben  SRalem  1496 
6  3aire,  bei  ben  9lefllern  5  S^fire,  bei  ben  ftammmac^m  1601 
6—6  3a(re,  bei  ben  8ortenn>irietn  1604  6  3a^re,  bei  ben 
SBeilgerbern  4  3<4(^-  Stoib  bet  £e^rling  ober  lief  er  meg, 
fo  burfte  ber  £e(rmeifler  f^on  um  1420  erft  einen  neuen  fier» 
Inaben  einftellen,  menn  beffen  fiernjeit  abgelaufen  u>ar.  ftc|rte 
ber  entlaufene  fie^rllng  }urfi((,  fo  mugte  er  1722  fo  oiel  SRonoie 
fanger  lernen,  ab  er  SBo^en  fortgeoefen  mar.  64on  1496 
oar  ferner  (Brunbbebingung,  bab  ber  fiernlnabe  e^eli^geboren 
loor.  Sine  ^robejeit  nmr  geitattet,  bod^  burfte  biefe  ni^t 
linger  ab  auf  1  SRonat,  fpater  auf  14  Xage,  feftgefe|t  loerben. 
Der  fiernlnabe  ^Ite  freie  ftoft  unb  SDo^nung  im  5aufe  bcf 
fie^r^rm  unb  mugte  bas  8ett  felbft  bef^affen. 

(Batt  es  als  (Brunbfali,  bab  in  glei^er  3eit  ni^t  me|r  ob 
1  fiernlnabe  gehalten  »erben  burfte,  fo  »urbe  biefer  benno(| 
teiloeife  bur^broi^en.  @o  ^tte  g.  8.  bei  ben  Slalem  ber 
fie^rmeifler  1496  ba«  9{ed^t,  »enn  ber  fiernlnabe  3  3o^ 
feiner  fiemteit  oollenbet  (alte,  einen  sveiten  fiemlnaben  ein« 
{uftellen;  au^  muftte  bei  biefem  ^anboerl  ber  fiernlnabe,  falfs 


—    517     - 

er  boi  8unttD€tfen  lernen  mollte,  no^  ein  befonberes  Serngelb 
sohlen.  C^elii^eAinberbed  aReiftevs,  Jtnoben  ober  Wab* 
4en,  mürben  \^on  1496  ni^t  als  fiemfnaben  im  6inne  ber 
3ttnftoerfaffung  betrod^tet ,  fonbem  burften  mitarbeiten^  o^ne 
SRitgiieber  bes  ^anbioerls  gu  [ein.  Dagegen  mar  es  oetboten, 
SRSgbe  ober  Anette,  bie  ni^t  gelernte  Arbeiter  maren»  mit 
l^onbmerbarbeiten  ju  befc^ftfgen. 

Seit  ber  Weformationf  jeit  mürbe  man  in  biefer  Sesie^ung 
mie  mit  ber  Sinltellung  oon  Se^rlingen  immer  [trenger.  60  mußte 
1568  ein  6attler,  ber  einen  meitem  Qe^riungen,  mie  man 
nun  Itatt  £emInobe  fagte,  einftellen  mollte,  |i^  Detpfli^ten,  erft  in 
fe^s  ^xtn  mieber  einen  folgen  anjune^men;  ebenfo  1595. 
Hui)  mürben  allerlei  neue  (Bebfl^ren  neben  bem  fieingelb 
eingeführt,  ein  Seitrag  }ur  aReifterfaffe,  bas  fogenante  Sin* 
f^r eibgelb,  eine  6penbe  }u  einem  9Rei|teTtrunI  unb 
iu  einem  XrunI  ffir  ben  3u*ift'n<4t-  ®t^  f^^ng  f^on 
bamals  auf  ben  Vusf^Iug  aller  Ki^tberet^ligten  geilten 
mürbe,  ge(t  baraus  (eroor,  bag  im  3o(^<  1^81  fi^  ^i^ 
Sleftler  meigerten,  ben  So^n  eines  ftSbtif^en  Sfittels  aufju* 
nehmen,  ba  bie  ®3(ne  oon  ftabtifi^en  Seamten  lein  Sle^t 
(aben,  einem  ^anbmetl  beijutreten,  meif  fie  leine  (Bemeinbe* 
ange^btigen  feien.  Die  Sfrage  mirbelte  folgen  Staub  auf,  bag 
1582  bie  Seiler  bes^alb  neue  ^anbmerbiartitel  verlangten. 
Cbenfomenig  burften  „une^ili^e''  $erfonen,  alfo  namentlich  un* 
e^Iic^e  ftinber,  als  fie^rtungen  aufgenommen  merben.  9la(^ 
Seenbigung  ber  fiernjeii  erhielt  ber  fie^rjunge  auf  ber  9{ats« 
(anilei  einen  £e(rbrief,  beffen  üusltellung  fofort  na<$ 
SoIIenbung  ber  fie^rjeii  feit  1603  obligatoiif^  oor.  Ser* 
lieft  ein  fie^rjunge  bie  £e(re  oor  Seenbigung  ber  £em« 
jeit  o^ne  rechtmäßige  Uifa^e,  morOber  bie  3unft  entf^ieb, 
fo  burfle  i^n  feit  1604  fein  onberer  Vleifter  me^r  einftellen. 
Seit  1603  burfte  bei  ben  ftammma^ern  ein  SReifter,  ber 
neu  anfieng,  bie  erften  2  3a(re  lang  leinen  £e^riungen  ein« 
ftellen ,  außer  einen  ober  2  SReifterfb^ne.  Sbenfo  burfte  ein 
£e^meifter,  beffen  £ernlnabe  ausgelernt  ^tte,  2  3^^^^^  ^^^i 
leinen  neuin  £e^riungen  annehmen,  fo  boß  oon  febem  9Reifter 
nur  alle  6  3a$re  ein  neuer  £emlnabe  eingeftellt  merben  burfte. 
Kur  menn  ein  £em(nabe  bur^  ftranl^it,  Xob  ober  Unreb« 
li^Ieit  obgieng,  lonnte  bie  (Einfteüung  eines  (Erfo||es  ftattfinben. 


—     518     - 

$ielt  ein  aReiftet  einen  fiemlnoien  ni<(t  rec^t,  \o  lonnte  i^ 
(eit  1604  bos  9?c^  auf  2  3o(^<  entiogen  wtxbtn,  etnen  fi(|r* 
ling  gu  ^Hen.  Seit  1612  mußten  bes  »eUem  au^  famflid^ 
£anbmei{ter  ber  genf^oft  Ulm  i^e  fientbtoben  beim  tOrnzt 
^nbioerlsamt  einft^reiben  laffen. 

nile  biefe  Srf^iveningen  Rotten  obes  bie  ffolfle,  bag  p4 
nur  no4  mnige  fie^rlinge   me^c  fanben,  fo  bog  1636  bie  CB» 
fil^reibgebfi^  ^robgefelt  unb  1640  beftimmt  ourbep  ocnn   ein 
fie^nneiftet  fteibe,  folle  es  bem  fie^rfungen  freifte^en,  feine  £cni« 
}eit  bei  ber  SBihoe  bes  9Rei[ter0  )u  beenben;  nur  foltte  er  bam 
ben  legten  SRonat  in  einem  anbem  (Befi^fift  gubringen,  bo  eine 
SBitoe  feinen  Se^rling  lebig  f|n:e^n  lonnie.    6eit  1654  er^ieUcii 
bie  6edlerle(rlinge  bcs  6errf<|afl0OTts  (Beidingen  i^re  £e^iMcfe 
ni<^t  me^r   oon  ber  Ulmer  ftonglei»   [onbem  oon  ber  Ulmtf^ 
6tabtoogtei  in  (Seislingen  unb  1665  tourbe  erneut  ftrenge  nedkrten, 
me^r  fie^rlinge  einjufteUen  ab  gefe^Ii^  geftottet  mar.    1664 
»urbe  oerorbnet,  bag  lein  fie^rling  me^r  eingeftellt  »erben  bfirfe, 
ber  jtt  iQ>eit  oDer  ju  britt  in  einem  (Bef^fift  gelernt  ^obe,  ba 
lein  Setrieb  me^r  ab  einen   Cc^rling  ^ben  bflrfe,  unb  1682 
gab  Ulm  ber  6tabt  9Rfin4<n  bie  Suslunft,  lein  Sortenvirler 
im  beull^n  Kei^e  bflife  me^r  als  1  fie^rling  (aben  ober  fugcnb* 
li^  Vrbeiter  gur  ßanbatbeit  einftellen.    SBer  einen  £e^rling 
ju  balb  elnltelle,   mfl||e  bas  nScIftjte  9RaI  entfpre^enb  Ifinger 
nmrten.    1667  »urbe  erneut  ausgefpro^en,  bag  bie  65^e  wm 
ItSbtif^en  HngefteUten  ni^t  £e(ilinge  »erben  I9nnen,  [onbem  btes 
ein  Privileg  ber  Sflrgersfö^ne  [ei,  unb  ab  tro^em  1671  in 
Stegensburg  ein  @tabtInec^ts[o^n  ab  9laMerIe$rIing  eingeftdlt 
mürbe,  fiengen  bie  Ulmer  91abler  bes^b  gemaltigen  Streit  an. 
Seit  1667  mugte  in  Ulm  feber  3tt<Ierbader,  ber  fein  (Bef^ift 
neu  anfieng,  3  3a§re  märten,  bb  er  einen  neuen  £e|rnng  ein« 
[teilen  bfirfte.  Su^  burften  ^anbrnerler,  bie  nid^t  oer^iratet  maren, 
jmar  ba$  ^anbmerl  treiben,  aber  leine  £e(rlinge  unb  SReifier 
^Iten.    S(u<(  bei  ben  freien  ilflnften  burften  nur  bie  {finftigen 
^anbmerfer  Arbeiter  galten,  mie  ].  8.  bie  Stabtfolbaten 
mo^I  felbft  3innfn3pfe  fertigen  unb  oeilaufen  burften,  meil  bics » 
mie  urfprflngli^  iebes  5lrSmer^nbmerI,  eine  freie  ftunft,  b.  |. 
eine  {ebermann  erlaubte  Hantierung  mar,  aber  leine  £e(rlinge 
ober  (Befellen  ^tten  burften. 
3ur  £osfprei^ung  ber  £e(rlinge  mar  ein  3^ni^  ^>^  ^' 


—     519    — 

meiftcrs  fibet  beffen  SBo^Ioer^Iten  noiioenbis  unb  meift  ^otte  ber 
Vusgdentte  fett  1700  etM  ein  6Uber[(^Hb4en  an  ben  ,,9BiII' 
lontm'^  obct  ^anbioeibpold  gu  ftiften.  3n  SBflrttemberg  H>at 
1753  ber  Slufiflelemte  bur^  ben  fterjenmeifter,  b.  (.  3unft- 
meifter,  bei  nS^en  6tQbt,  too  eine  ^anbioerlslobe  vm 
lebig  2^  fpre^en  unb  oud^  (iet  butfle  bann  ber  fie^rmeifter  2 
3a(re  long  feinen  Gängen  me^r  einfteüen.  6e(r  genau  na^m 
man  es  mtt  bem  fiebigl^nre^en.  S0  burfte  nur  bur<(  3  (Befellen 
im  Seifein  bei  ^anboerlslabemeifter  gef^e^en.  1743  mürbe 
3  S.  in  SRemmingen  ein  6edIerfo^n  lebig  ge[)9ro((en,  ber  bei 
einer  Sedferernttme  gelernt  (atie.  Das  fiebigfpre^en  ^atte  aber 
nur  ein  (BifeHe  beforgt,  ber  gmar  bereits  bas  SReifterftfidt  ge* 
ma<|t  ^e,  aber  no<|  bei  [einem  Sater  arbeitete  unb  bes^Ib 
nod^  lein  anerfannter  9Reifter  mar.  Vis  nun  ber  Xusgelemte  in 
Ulm  Srbett  fm|te,  mürbe  oon  i(m  oerlangt.  bag  er  {id(  erneut 
lebig  fpre^en  lajfe,  unb  es  gab  bies  (5runb  gu  lebten 
Streitereien  megen  ber  ev^blii^en  Aoften  smifi^en  Ulm  unb 
Vlemmingen.  9Ran  eillSrte  in  Ulm,  in  Slflmberg  büife  eben- 
falb  lein  (Befelle  einen  (Sefellen  ernennen,  au(^  menn  er  am 
SBanbergef^enl  mitga^Ien  ^Ife,  unb  ^ielt  an  biefer  Vuffa|fung 
feft,  fo  bag  bas  Setfo^ren  mieber^olt  merben  mußte. 

f.  ^as  (5(|encitti)efeit. 

9lo$  ifingem  Datums  als  bie  Sotfd^riften  fiber  bas  Se^r* 
lingsmefen  finb  bie  Sinfi^rfinlungen  Des  (Bcfellenmefens.  Se» 
treffs  besfelben  gatt  als  (Brunbfa^,  bag  nur  fol^e  Arbeiter 
im  ^anboerl  befi^Sftigt  merben  burftcn,  bie  basfelbe  0  0  r « 
f^riftsmSgig  gelernt  liatten  unb  ab  fiernlnaben 
lebig  gefprod^en  maren.  Ungelernte  Arbeiter  aniuftellen, 
mar  «erboten.  60  burften  i  8.  bei  ben  SBe ig  gerbe rn 
1569  nur  fol^e  Sefellen  bauemb  eingeftellt  merben,  bie  bas 
ganbmerl  na^  jd^mibifAem  Sraui^e  3  3a(re  erlernt 
^ten ;  anbere  (Be|ellen  burften  nur  14  2:age  lang  bef^Sftigt 
merben.  Srft  feU  1677  burften  (Befellen,  bie  nur  na^  r^ein* 
ifd^er  8rt  aibeiteten,  fo  lange  bef^&ftigt  merben,  bis  fid^  ein 
&imatt  fanb.  (Brunbbebingung  bes  Haltens  oon  Sefellen  unb 
fie^rlingen  mar  bas  9Reifterred(tunbin[)i8tercr  3^itber  e^e« 
Ii(|e  Stanb  bes  SReifters.  9lo(^  1589  oerbot  ber  9lat  bem 
Sleftler^nbmerl,  einem  jungen  SReifter  bas  „ganbmerl  ju  legen^, 
meil  biefer  unoer^iratet  mar.   Sin  (Befelle,  ber  bie  aReifterprfifung 


—    520     — 

beftanbcn  ^be,  ISntie  ungc^ifibfii  bos  {^ünbocil  treiben.  Hs^ 
1590  würben  einige  lebige  9leftlermei{ter  enifpreil^enb  bef^ieben, 
1603  bogegen  einem  lebigen  9lefitefmeiftet  nur  no^  ans* 
fto^msoeife  betDilligt,  arbeitet  einsuftellen.  8u$  belt^  bei 
®efellen  ober  aS^lten  olle  ^austinbet  nii^t  ob  Cefellen,  arie 
i.  9. 1636  feftgeftein  tourbe,  bog  einei  Stiefto^iet  ni^  oeiiD^ 
»erben  bfirfe,  i^rem  Stiefooter,  einem  Sfirtler,  beim  5<niboer( 
SU  Reifen,  unb  1690  ben  (Selellenoerbinben  gegenfiber  feftgefteOt 
»urbe,  bog  jeber  Sortentoirler  feine  Sron  unb  feine  ^EU^ 
jum  (Befd^äftsbettieb  oenoenben  bfirfe,  o^ne  fie  in  bie  Vrbeiier' 
meiftjo^I  ein2ttre<(nen. 

Son  biefer  Vrbeitermeiftso^I  ber  einjelneit  Setiiebe 
^ört  mon  erftmote  feit  ber  SDlitfe  bes  16.  So^^unbertf.  6eit 
1550  burfte  lein  IKmer  Slefttermeifter  me^r  oI«  einen  unb 
gelernten  (E^e^olten  ^oben.  1567  beftrofte  bos  (Bfirtlei^nb* 
wtxl  eine  (Bfirtlerottme,  bie  i^re  Dienftmogb  onf  bem 
(Bflrtitrftod  ^tte  orbeiten  loffen,  oeil  bies  nur  gdetnten 
Hrbeitem  juftonb.  (Ebenfo  verbot  bie  SBeiggerberorbnung  oon 
1664,  bie  Seile  burc^  SRigbe  Aber  ben  So  um  ober  6tod 
ftreden  2tt  loffen,  um  gelernte  Arbeiter  gu  ffioren. 

SBS^renb  inbes  bie  Xngo^I  ber  Sernlnoben  grunbfl^ 
Ii4  ouf  1  Aopf  ffir  jeben  Setrieb  bef4r8nft  mor,  (enf^le  betrefft 
ber  Sefellengo^I  ber  eingelnen  Setriebe  teib  gor  leine 
Sorf^rift,  teib  orar  biefelbe  ebenfolb  bef^ranlt.  6o  fe{|te  g.  8. 
bie  SRoIerorbnung  oon  1420  bie  (Befellenmeiftgo^I  auf  2 
Abpfe  feft,  oä^renb  bie  Sortenvirlerorbnung  oon  1604 
beftimmte,  feber  9Rei[ter  bfirfe  1  fie^rling  unb  3  (Befellen  ^tn 
unb  augerbem  SBeib  unb  Ainber  in  feinem  Setriebe  bef^« 
tigen.  1618  bogegen  burfte  bei  ben  SBeigg erbern  lein  9leifter 
ouger  ben  ^ouofb^nen  me^r  ob  2  Sefellen  unb  1  £e^Iing 
^ben.  1676  mürbe  oon  ben  6 ottlern  bie  (Sefeüenmeiftia^l  auf 
3  fflr  ieben  Settieb  feftgefe||t  unb  febe  Seroenbung  oon  aRfigben 
ober  9iat^rinnen  im  (Bef^aftobetriebe  oerboten  unb  bie  Sleftler 
geftotteten  1666  bbiglic^  einen  Cbefellen.  9lo4  ber  Aamm- 
moc^erorbnungoon  1666  burften  biefe  (Befellen  ^Iten,  fo  oiele 
fie  Q)onten,  ober  nur  einen  fie^rling.  1718  ourbe  bes  loeiteni 
in  Ulm  unb  9{egenoburg  beftimmt,  bei  ben  Anopfma^ern 
bfirfe  lebigli«]^  bos  ¥u||en  ber  Anopfe  mit  €anb  bur^  loeib* 
lic^e  ^erfonen  gefd^^n,  bos  5<tftenbiegen  unbHngel« 


—     521     — 

frummen  abtx  [et  bun^  gelernte  arbeitet  oufsufiben. 
SBie  ber  fiemlnobf,  fo  mugte  auc^  ber  (Befelle  8ruitbfSt|Ii<^ 
ftofi  unb  fflo^nunfl  im  ^aufe  bes  SReifters  ^ben. 
Strenge  oerboten  SMir  [eil  1603,  bog  ein  SReifter  bem  anbern 
einen  (Befellen  bur^  ^5(eren  £o^n  u.  f.  o.  obfpen|tig 
moi^te,  ba  bies  bcn  10  (geboten  )umiberlief.  Do6  (Einftellen 
bes  (Befellen  eines  anbern  lOmer  SReilters  vm  be»^Ib  nur  mit 
Cinnrillfgung  bes  feill^erigen  «rbeitgebeis  geftoltet.  Seit  1600 
mürbe  es  femer  immer me^rfibli^,  ei n^eitli^e  fio^nfa^effir 
bie  (Befellen  einsuffi^ren.  6o  beftimmte  ).  8.  bie  Sorten* 
mirlerorbnung  oon  1604,  ein  (Befelle,  ber  Seibenborten 
mirle  unb  ben  SBir  Iftu^I  (SRil^Ie)  ober  ben  ^o^Iamm  (onb* 
^be,  foUe  »Sd^entlid^  neben  ftoft  unb  SBo^nung  ^3(^ftens  6 
So^en  SBo<|en«  ober  6tficIIo^n  erhalten;  (Befellen,  bie  Vr ras« 
borten  »irfen,  (o^ftens  5  So^en.  Ueberftunben  nmren  na<^ 
bem  Sifld  ju  be^a^Ien  unb  es  burften  babei  fflt  bos  6tfid 
^inem  (Befellen  (o^ftens  6  Areujer,  einem  fiebriing  (b^ftens 
3  Areujer  gegeben  »erben.  S(u(^  jtanb  es  {ebcm  SReifter  frei, 
einem  ®e|el(en  8or{d(|fl|fe  ju  oerabfolgen;  boc^  waren  (Be* 
[eilen  oon  l^le^tem  fieumunb  [oforl  ju  entloffen.  gferner 
burfte  ein  Ol a I  e r '  ober  Silb^auermeifter  einen 
dafergeiellen,  ber  no^  bas  SRoIen  ober  Stlb^auen 
lernen  »ollte,  gegen  fio^n  einjtellen,  ebenfo  mie  ein  (Blafer- 
meifter  einen  SRoIer*  ober  Silb|auergefel(en  anftellen  butfte. 
SRinbeftens  [eit  1600  finbet  man  meiter  bas  SBanbern 
ber  (5 e [eilen  als  Vorbebtngung  fiir  bie  Srteilung  bes  9Rei[ter« 
re^ts.  Sin  Ulm  er  9Reifterfo(n  mugte  ouger  ber  £ern)e{t  2 
3cd^re,  ein  aus  Ulm  [tammenber  (Bebilfe  4,  ein  gfrember 
5  3a^re  auf  ber  9Banber(^aft  gemefen  [ein,  um  [id^  [elb|t< 
ftfinbig  mai^en  {U  bfirfen.  Do^  »aren  au(^  bieje  Sebing« 
ungen  bei  ben  einjelnen  ^anbiocrfen  oei[4ieben.  3)ie  Sorten« 
mirterorbnung  oon  1604  3.  S.  oerlangte  3  ^o^xt  SBanber- 
geit  unb  2  3<4'^  (Beiellenieit  in  Ulm  gur  Verleihung  bes 
HRelftene^ts.  !lu(^  bei  ben  9lablern  unb  Sattlern  genügten 
1618  3  3a^re  bei  geoölnli^en  (6t\ttttn  unb  1  3a(r  bei  9Rei* 
fterfb^nen.  (Eine  Unterbre^ung  ber  9Banber}eit  blieb  inbes 
ftalt^ft,  ebenfo  lonnte  ber  6o(n  einer  SBittme,  melier  ber 
SRuttet  bas  (Be[4aft  ffi^rte,  oon  ber  SBanbetpflid^t  entbunben 
mrben,  burfte  aber  bonn  [0  lange  nid^t  Giraten,  biis  bie  SRutter 


—    522    — 

ftarb.  Sin  9l(i(^Ia6  bet  SBanberpflic^t  max  fenter  \\aUJfya^  bei 
Sefellen,  bie  eine  „aReiftertod^ter  erßften'',  mie  3.  8.  1658 
bes^Ib  einem  SteftlergefeKen  1  Z^x  gefc^enlt  nmrbe.  Serfuc^ 
ten  bogegen  bie  SDIeiftetfö^ne ,  fi4  um  bie  SBanbeipfH^  git 
btfiden,  |o  entftanb  fofort  Aloge  unb  ein  (Ent|4eib  oon  1667  6e> 
ftimmte,  bog  auif  eine  fiemgeit  oon  6  3<ki^^n  bie  bceijS^ciie 
aSBonberpflid^t  nic^t  ouf^be.  Dagegen  omben  1679  einem  €ottlfr« 
flefellen  20  SBo^en  aBonberjeit  gel^nlt,  loetl  er  eine  aReiften« 
»iitoe  (eirotete. 

Diefer  SBanbetpfli^t  ftcllte  \\^  obbolb  als  entfiicef^' 
be9  Xec^i  bas  Unte(ftfi|ung0red^t  becSBanbecgefellen 
gegenfiber,  ba  es  nur  ouf  bie|e  9Beife  m5gIi<^iDar,  bie  SRenge 
ber  manbernben  Vrbeiter  {u  ei^Iten.  Diefe  Vrbeilslofen« 
oerfic^erung  Deruifo^te  feit^er  fteigenbe  ftoften.  S^on  1550 
gab  es  6ireit  in  Ulm  wegen  ber  |o^n  ftoften  bes  SBonber* 
gcf^enb  ffir  bie  9{iemen|(^neibergefenen,  bas  bie  (Befeüen 
)u  trogen  ^en.  (Blei^seiiig  mürbe  eine  allgemeine  Serfftl^er» 
ung  ber  ftellenlofen  Arbeiter  eingeffi^.  6ett  1551 
mürbe  jeber  aBanbergefelUf  ber  in  bie  Stobt  fam,  bei  ben 
SReiftern  in  ber  SBeife  umgefogf,  bog  er  juerft,  mie  1603  bei 
ben  ita  mim  ackern,  ju  bem  SReifter  gefd^idt  mürbe,  ber  bie 
menigflen  ®e|eUen  ^otte.  SBurbe  er  bort  eingefteüt,  |atte  er 
ben  !I>ienft  onjune^men  unb  burfte  erft  noc^  14  Zogen  mieb« 
oustreten.  Ram  ein  Ulmer  ®e(ilfe  oon  ber  SBonberf^ft  ^im, 
fo  (ölte  er  juerft  bei  feinem  fiebr^erm,  bann  beim  filteften 
äReifter  um  Hrbeit  na^jufu^en  unb  bort  minbeftens  14  Xoge 
gu  bienen,  mo  er  fol^e  fonb.  993urbe  man  bann  nid^t  über 
ben  £o(n  einig,  fo  lonnte  er  jum  nid^ftölteften  SReifter. 
ßatte  er  feft  jugefagt,  fo  mugte  er  brei  SRonote  bleiben.  (Be 
feilen  oon  ousmirts  burften  nur  mit  Aenntnis  bes  gef^morenen 
SRetfters  beftellt  merben.  ab  1564  in  Augsburg  einige 
Sedlergefellen  o^ne  Aflnbigung  i^re  ürbeit  oerliegen, 
mürben  ibre  Slomen  fofort  bem  Ulmer  ^onbmerl  mitgeteilt. 
1664  beriet  man  Aber  bas  Sttenomt  ober  bos  SBanbergef^enf. 

Dem  Huftreiben  unb  Une^rli^ertlfiren  ber  ®e' 
feilen  burd^  bie  (BefellenoerbSnbe  mürbe  feitens  ber  SReifter 
feit  1561  entf^ieben  entgegengetreten.  1603  §•  8-  uiurbe  ein 
Koblergefelle  beftroft,  meiler  9lu(eftBrttngen  bur^Suf« 
reiben  anberer  (Befellen  oeranlogt  ^tte.    Seit  ber  Stefor* 


—     623     — 

mationsjeit  oerme^rten  fi^  fiber(ou)rt  bie  SireiUg leiten 
iotj^en  Sibeitgebecn  unb  Srbeiine^merti  in  ^^m 
(grabe.  SUtet  üagien  1539  bie  Ubner  e e  d I  e  c  unb  K  e  ft le r , 
bog  i^re  (Sefellen  neue  Strafen  eingeffllrf  (aben,  um  bie 
ungelernten  SIrbeitec  oom  ^onbmerf e  absutreiben.  Die 
Sefeüen,  brachten  1551  bie  9leillermeifter  oor,  ^ben  eine  neue 
9rt  besUmlogens  angefangen,  bie  i^nen  S^^^ben  bringe; 
bo^  bef tatigte  1578  ber  Stai  biefen  neuen  Srau<(.  1593 
nagten  bie  Sedier  erneut  oegen  ber  Sefellen. 

S^lxti^  Streitigfeiten  entftanben  au^  baburd^,  bag  einjelne 
Sefellen  Si^ulben  falber  bie  Sttbte  oerliegen  unb  ha» 
iwc^  bie  aReifter  in  Serlegen^it  brai^ien.  1598  unb  1599 
»urben  bes^Ib  ja^Irei^ie  Sedler*  unb  Sleftlergef eilen 
,,auf getrieben",  b.  ^.  in  Serruf  crlUrt,  fo  bag  fie  nirgenbs 
me^r  in  Deulfc^lanb  ab  (Befelle  ober  SReifter  angenommen 
mürben,  meil  |ie  re^tsmibrig  bie  Xrbeit  oerlajfen  unb  Unruhen 
angeltiftet  Ratten.  Ulm  [teilte  Aloge  beim  Weiche  gegen  bas 
ni^o^t  £anb^anbmerl"  megen  eines  Sedlergefellen,  o^ne 
9tt^t  ju  bclommen.  1 599  mürbe  in  Ulm  ein  Sedlergefelle 
in  Serruf  erllSrt,  ber  in  93 eil  ®elb  fd^ulbig  geblieben  mor 
Die  (Befellen  mollten  bies  nid^t  gelten  loffen  unb  erflirten,  bie 
Seftrafung  fei  i^re  Sa^e.  1600  mürben  itoei  Sedier* 
gelellen  in  ben  Zurm  gelegt,  meil  fie  megen  bes  Kuf'^ 
t  r  e  i  b  e  n  s  Bff entli<i^e  Unruhen  ^eroorgeruf en  ^tten.  S(^Iie^* 
Ii(^  mugte  aber  Ulm  eine  fiinser  Snif^eibung  megen  bes 
fianbmerls  anerfennen.  1601  mürbe  ein  SBeiggerber« 
gefelle  oon  Si^itätt  aufgetrieben,  meil  er  feine  Braut 
^tte  fifien  loffen,  1605  ein  anberer  SBeiggerber,  meil  er 
bem  ÜReifter  Sfelle  gefto^Ien  (alte;  1607  mürbe  ein  Sleftler« 
gefelle  mit  Stabtoerbot  belegt,  meil  er  feine  SReifterin 
gef^Iagen  (atte. 

1615  gieng  allgemeine  Jllage,  bag  fo  oiele  (Befellen 
i^re  S^ulben  nid^t  jaulen  unb  be$(oIb  aufgetrieben 
merben  mfiffen,  unb  1616  mürben  einige  9le|tlergefellen  aus  ber 
Stabt  gemiefen,  meil  fie  als  fogenannte  SBirisgefellen, 
b.  (.  (Befellen,  mel^e  bie  3^^^  ber  fremben  3BanbergefeIIen 
eine  3^U  I<^ng  ju  jaulen  Ratten,  Sil^ulben  auf  ber  Verberge 
gemad^t  ^en.  Die  Serabrei^ung  bes  3Banbergefd^enIs  gef^a^ 
nimlid^  auf  b  ie  OSeife,  bag  oon  ben  in  Ulm  angeftellten  (Befellen 


—     524    — 

iebes  einielnen  gonbmeilf  obtod^Iung^iDeife  {eber  1  Vton^d 
lang  bell  fogenanntcn  SBirt^sefellen  nttt^te.  3)iefer  ^le 
iSgl^  oormittags  10  IQr  ouf  ber  ^rbetge  bes  gonbioftb  in 
eifd^einen  unb  beten  3^4«  SU  bereinigen.  Da  bies  bei  ber 
mod^fenben  S^tjjl  ber  gureifenben  Sefellen  fo  otel  loftete,  ba|  es 
Aber  Me  9RHteI  ber  einzelnen  ffiefellen  gieng,  [o  fibema^men 
feit  1802  bie  ÜReifter  bie  $to|ten  ber  SBonbentnterftfl^img  in 
ber  9Beife,  bag  fie  on  {eben  fremben  (Befeüen  12  ftreujer  aus* 
sohlten.  Die  Weifter  loSilUn  fetter  allein  bie  ftoften  bes 
93anbergef<^enl0,  wobei  inbes  ber  fiabenmeifter  unb  Me  biet 
oorgefe^en  (Befellen  als  (Entgelt  ffir  i^e  aRfi^oKiItung  frei  oom 
Seitrage  blieben.  Die  fBr  bie  Vrbeilslofenunterftfifiung  nötigen 
SRittel  würben  alle  4  SBo^en  umgelegt. 

1788  entftanb  ftlage,  ha%  ber  9Iat  neuerbings  ben  IBanber' 
gefellen  i^re  Rapiere  auf  ber  Z^oroati^e  abnehmen  laffe;  Me 
danbnerlsburfi^en  fönnen  \x^  infolge  beffen  auf  ber  Verberge 
ni4t  me^i  ausweifen.  Der  Kat  erlaubte  bes^Ib,  bag  ber  SBirtS' 
meifter  bes  betreff enben  ganbioerfs  bie  Rapiere  auf  ber  X^« 
mad^e  in  (Empfang  no^m. 

Serboten  mar  feit  ber  9{eformations3eit  alles  6tfidwerlen 
ober  @4Ii(|ten,  b.  ^  bie  Sef^Sftigung  oon  9libeit<m  ober  gaus* 
gewerbetreibenben  im  flltotb,  wie  bies  }.  8.  1569  unb  1594  bei 
ben  9lfftlern  gefi^a^.  1615  würbe  ein  Keftlermeifter  be* 
ftraft,  weil  er  me^tfa«^  arbeiten  als  6tfldwerl  an  Hausgewerbe* 
ireibenbe  oergeben  (alte.  1644  Ilagte  bas  (Bfirtler^anb* 
weil  gegen  einen  (gefelien,  ber  Stfldarbeit  ffir  ein  Vugs« 
bürg  er  (Be|4l8ft  gefertigt  ^tte.  Detfelbe  würbe  benn  au^ 
oom  9iate  beftroft,  bo<(  babei  erllirt,  bog  nii^ts  bogegen  ein« 
ittwenben  fei,  wenn  ein  SReifter  bem  anbem  mit  Genehmigung 
bes  j^onbweils  ous^ilfsweife  in  ber  SBerlilatt  mitarbeite;  nur 
bfirfe  es  eben  ni((t  au^et^olb  ber  SBetlftait  gef^e^. 

Vis  Serifi^rungsfrift  ffir  ^anbwerfsfai^n  galt  feit 
1601  1  3atr  unb  ber  9{at  war  nunmehr  immer  me(r  beftrebt, 
ben  einjelnen  ^anbwerlslörperf^aften  i^re  (Serifj^ts* 
barleit  in  6traffa((en  ju  nehmen.  1644  oerbot  ber  9ld 
bem  6eiIerHnbwerI,  einen  Sefeüen  wegen  Dieb* 
fto^Is  SU  beftrafen,  unb  als  1649  biefes  &anbwer{  tro^ 
bem  wieber  einen  ®efel(en  wegen  etragenraubs  abfirofte 
unb  bie  etraffumme  oertrani,  würben  bie  einselnen  Weifter 


-     625    -- 

pom  Siitungsgeri^t  (efiroft  1662-1668  mürben  In  Mfm 
einige  ftammma(^erge|ellen  aus  ber  etabt  gef^afft,  bie 
Unruhen  angeftellt  (a«en,  unb  es  gab  infolge  beffen  Streitereien 
mit  £inbau  unb  9iarnberg,  bie  erft  1672  unb  1682  bei- 
gelegt mürben. 

(Stellte  fi(|  ein  (Sefelle  ni^t  auf  Sorlabung  oor  einem 
§anb»erl»amt,  fo  mürbe  er  oufgetrieben,  mie  bies 
i.  8.  1646  einem  Ulmer  (Befellen  in  ^annooer  miber> 
fu|r,  ber  nur  auf  bie  Sitte  Ulms  mleber  ffir  e^rli<(  erflfirl 
mürbe.  1648 (otte  ein  SBeigg erber  in  8ibero<(  Iftfterli^e 
neben  ilber  feine  Ulmer  Aoüegen  geffi^,  |o  bag  bie  Ulmer 
SBeiggerber  fi^  befc^merten.  Die  Sibera^er  oeranla^ten  infolge 
beifen  bie  Ulmer  Gefellen,  bag  fie  insgefamt  bie  Sbbeit  oer- 
Ilefeen,  fo  bag  bie  Ulmer  SReifter  in  grofte  Verlegenheit  famen. 
Seifi^nenb  fflr  bie  gefellf^aftlid^e  Stellung  ber  ^anb- 
merfsgefellen  mar,  menn  bie  Sortenmirlerorbnung  oon  1654  ben 
(Befaten  oerbot,  im  VrbeitsIIeibe  meiter  als  4  ^Sufer 
ouf  ber  etrage  su  ge^n,  fonft  aber  auf  ber  6trage  ftets 
SBamms,  $ut,  ^anbfi^u^e  unb  6tod  gu  trogen. 

aRannigfai^  Ilagte  man  ferner  feit  bem  Snbe  bis  SOji^ 
rigen  Arlegs ,  bog  bie  (Befellen  einen  fogenonnten  „guten 
SRontog"  cinguffi^ren  beginnen,  b.  (.  om  aRontog  ni^t  ober 
nur  menig  arbeiten.  6o  frogle  g.  8.  1665  anfingen  in  U(m 
on,  ob  bies  in  Utm  ou^  ooriomme;  bie  SRiin^ener  6eiler' 
gefeKen  ^ben  biefe  Uebung  begonnen. 

g.  ^9  aReifteriDcfen. 

aReifterre^t  ^ieg  im  aRittelalter  bos  »e^t,  einen 
onbern  gu  meiftern;  magister  ^ieg  nur  ber,  meld^r 
diacipnlos  iattt.  QSrunbloge  bes  SReifterrei^t  mar  olfo  bos 
Sle^t,  (Bef  eilen  unb  fie^rlinge  gu  polten.  Srftes  ®runb> 
erforbemis  gur  SReifterfi^aft  mar  bos  Hbfoloieren  ber  fie^rgeit. 
6o  motten  1569  bie  SBeiggerber  leinen  gum  SReifter,  ber  nii^t 
bos  ^onbmerl  3  3o^re  long  no^  f^mäbif^em  8rou<^e  erlernt 
^ütt  unb  gmor  mu^te  biefe  (Erlernung  in  fpiterer  3eit  in  ber 
9{egel  menigftens  in  Ulm  felbft  erfolgt  fein.  6o  mürbe  1684 
einem  Sfirtler  ousno^msmeife  erloubt,  als  6tfidmerler,  b. 
%  als  fio^ngiirtler  o^ne  Arbeiter,  ein  ^Iht»  3a^r  gu 
arbeiten,  o^ne  bem  ^onbmerl  beigutreten,  unb  1691  oermenbete 
]\^  SRemmingen  bei  Ulm  für  einen  Ulmer  fionbfottler, 


I 


—     526    — 

bet  in  aRemmfatficn  bos  ^aninoecl  gebnti  §atte  unb  felbflfUiiMii 
loerben  looIQe. 

Socbebingung  ffir  bie  (Eröffnung  rincs  9Rdficr> 
betciete,  b.  (.  eines  Settiebs  mit  Arbeitern,  loar  feiner 
ber  Sefi^  einer  eigenen  j^eirnftatte,  oobei  in  bec  Xcgd 
verlangt  lourbe,  bag  ber  neue  SReifter  eine  e^rli^e  SBttoe 
ober  3ttngfrau  (eirotele.  1620  nrarbe  einem  lebtgen Sfirffer 
bQ9  $anbioetIsre<l^t  eitetit,  ba  er  bos  9Reifterexamen  beffanbcn 
^  unb  eigenen  Slau^  befi|e,  unb  1624  »urbe  einem  $  erga« 
menter  bos  ^anboetl  gelegt,  »eil  er  ni^t  oet^irotet  iDot; 
bo4  lourbe  i^m  freigeftellt,  lebig  }u  bleiben,  nur  [ollle  er  eigenen 
9{ott<^  ^ben.  Hu^  1660  unb  1659  mürben  lebigen  ^erfonen 
ausna|msoei[e  bie  9ReifterprtoiIegien  oerlie^n,  ebenfo  lourbe 
1656  einem  SBeiggerber  im  ®nabenmege  geftattet,  nod^  ebi 
3a|r  mit  ber  geirat  ju  märten.  Unebrli^e  ^erfonen,  {u 
benen  namenili<|  bie  unebelii^  geborenen  65^ne  ge^rlen,  nwren 
oon  ber  SReiftermflrbe  au9ge(<(Ioffen.  Ss  tonnte  joNir  in  be« 
fonberen  Sfillen  bas  ßonbmerl  mit  Selb  abgefunben  merben; 
bod^  tonnte  ein  fol^er  SReifter  bann  lebigli^  feine  5au9f&§ne 
Qte  Se^rlinge  einftellen,  burfte  |ie  ober  nii^t  [elbft  ju  Se^H* 
fen  befScbem,  [onbern  mugte  fie  burd^  einen  anbem  Steifter 
leb  ig  f  preisen  laffen. 

(Eine  oer^ItnismSgig  fpätere  (Einri^tung  mor  bos  tReifter^ 
It  fi  d.  Die  Ulmer  9t  q  b  I  e  r  führten  es  1539  ein.  1624 
mollten  fie  einem  ®efellen  bos  UReifterftfid  oermeigem, 
ber  9{at  genehmigte  es  aber  benno^.  Ss  N'^  biefelbe 
Sere^tigung  ober  Sli^tbere^tigung  mie  bas  6taatse3Eamen  ber 
Beamten.  1558  ffi^rten  bie  6attler  basfelbe  ein,  inbem  fie 
3  S^aumeifter  jur  $rflfung  auf  [teilten;  bo^  weigerten  fi^  bie 
Sanbfattler,  bos  aRei|ter|tfid  obligotorifc^  einjttfa|ren,  fobog 
es  i^nen  1770  erloffen  mürbe.  6^on  1572  unb  1564  lamen  Alogen 
ous  ben  Smtsorten  Andren,  Vltenftobt,  £an genau  unb 
Urfpring  Aber  neue  6attlerbetrie6e,  vorauf  ber  Kot  ofeer  e^ 
Kirte,  menn  bie  betreffenben  Unternehmer  bos  SReifterezamen 
gemocht  ^obtn,  fei  gegen  beren  X^tigteit  ni<|ts  einjumenben. 
Salb  mürbe  inbes  mit  bem  SReifterftfid grober  SRigbrou4g^ 
trieben.  Sommemb  llagte  1612  ein  (Beislinger  SReifter,  oon 
bem  man  no^trogli^  bos  aReifterfifid  oerlongte,  man  m5ge  i^ 
bo<(  [einen  Setrieb  fortfegen  loffen,  er  mDffe  (eine  Ironie  SRuiler 


—    527     — 

cr^Iten  unb  bos  SReiftetfifid  fei  ju  teuer  ffir  einen  fionb« 
meifter.  Die  Sonbmeijtec  oon  fiangenau  unb  fieip^eim 
lanbten  fi^nlidde  ftlogen.  Zrot|bem  oerlangte  1734  ber  9tat  ent« 
fd^leben,  bag  au(^  bie  Sefellen  in  ber  ^errfi^oft  Ifinftig 
bos  SRei|terftfid  mad^n  unb  jiDar  in  Ulm  unb  nid^t  in  intern 
SBo^norte,  unb  bag  bie  fianbmeifter  i^re  fiernlnaben  in 
Ulm  ein-  unb  ousf^reiben  laRen.  Da  bie  fianbmeifter  fi^ 
entf (Rieben  weigerten,  oer^nbelte  Ulm  in  ber  Sad^e  mit  Sugs* 
bürg,  Stfirnberg  unb  Strasburg  unb  gtoang  1639  einen 
Sattler  in  «Itenltobt,  ba6  SReifterftfid  in  Ulm  {u  machen. 
(Erft  1631  muibe  fremben  Sattlern,  bie  in  ber  ^enf^aft  \i^ 
niebergelolfen  ^iten,  bos  SReilterftüd  erlaffen,  oS^enb  bie  ein« 
gebotenen  Sattler  bosfelbe  fertigen  mugten.  9u^  betreffs  bes 
Sinfc^reibens  ber  fie^rlinge  mürben  Stlei^terungen  gemi^rt 
unb  1460  einem  Sattler  in  fieip^eim  bas  SReiftene^lt  oer« 
lie^n,  obgleiil^  bie  Ulmer  Sattler  Senoa^rung  einlegten.  Sei» 
(ilfe  anberer  beim  9Rei|terftfid  mar  oerboten.  1670  mürbe 
ein  (Sefelle  angellagt,  meil  er  einem  anbern  (Befellen  beim 
SReiftefftfid  geholfen  ^be;  bo^i  erUfirte  biefer,  er  fei  bei  Qn- 
fid^t  gemefen,  bie  Sc^au  fei  fi^on  oorflber.  Das  SReifterftfid 
ber  Seiler  bejtanb  1753  in  SBflrttembera  in  ber  9Infertigung 
eines  Sauernmudengeugs  mit  5  (Burten,  eines  Kabfeils, 
eines  Sperrftrids,  eines  SRauIIorbs,  einer  ftreuj«  unb 
einer  Uebergurte.  Davon  maren  minbeftens  3  Stfid  2U  fer* 
tigen.  Sei  oielen  ^nbmerfen  gab  es  inbes  lein  9Reifterftfid, 
fonbern  ber  neue  3Reifter  ^tte  lebiglidd  feinen  neuen  AoIIegen 
einen  ZrunI  }u  beja^Icn  ober  es  mugie  in  fpSterer  3^U 
menigftens  bas  ^anbmerlsre^t  oom  ganbmerle  erlauft 
merben.  Die  (Selber,  mel^e  bafflc  eingiengen,  muiben  bann 
meift  oon  ben  anbem  SReiftern  oertrunlen.  So  oettranlen 
1550  bie  Ulmer  Slabler  bas  SReiftergelb  unb  feit  1648  er* 
^o^ten  biefelben  bie  SReiflergebfi^ren. 

Seit  1600  etma  lonnte  ferner  ber  (Befelle  erft  SReifier 
merben,  menn  er  feine  SBanberfa^re  abfoloiert  (atle,  unb  eine 
Sefreiung  oon  biefer  SBanberpflid^t  erfolgte  nur  in  Susna^ms* 
fallen.  1678  mürbe  bie  aBanbergeit  bec  Sattler  au^  fflr 
bie  9>l  e  i  ft  e  r  f  0  H  e  auf  3  Saläre  f eftgefe^t.  Sine  etmas 
altere  Sinrid^tung  mar  bie  S  r  f  i  ^  3  e  i  1 ,  bo4  lam  biefclbe 
mieber  in  Abgang   unb  erft  feit   1549   mußten  bie  S  e  r  n  > 


—    528     - 

Ina  bell  naüft  SeenMguitg  bcr  Semgeit  »itber  8  ^ifyn  üNuten, 
bis  fie  aneifter  loerben  lonnien.  (Ein  fcember  (Sefelle  muftte 
5  3a^re,  ein  lUmer  Gefelle  4  3a6rc  bei  Ulmec  IReiftfni 
georbeitet  ^ben,  e^e  er  SReiftet  loerben  lonnle.  1571 
führten  QU^  bie  SBeiggerber  bie|en  alten  Srau^  erneut  ein, 
ber  in  Vbgang  gelommen  nnir.  Der  Kat  [trSubte  fi^  nod^  n« 
1600  3.  8.  ben  (bfirtlern  gegenfiber  emftli^  gegen  bie  Beftim« 
mung,  bag  nientonb  eine  Sürtlerei  anfangen  foUte,  ber  nt^t  3 
3a(re  in  Ulm  ab  Sfiriler  geatbeiiei  ^tte.  Seit  1603  mugte 
{eber  ftammma^er  ber  ni^t  in  Ulm  gelernt  ^le,  2  3a^ 
ab  (Befelle  in  Ulm  arbeiten,  e(e  er  SReifter  werben  tonnte. 
Sei  ben  Borten»irIern  oaren  feit  1604  3  3^^  Ulmer 
{BefeUengeit  oorgef^rieben.  1618  unb  1668  Q>ar  bte9,  ote  es 
f^eint,  aUgemeine  6itte.  3>abet  mar  es  (eit  1614  ben  SRetftern 
»erboten,  ben  (Be[eIIen  lurj  oor  Sblouf  bei  grift  mcgiuf^idcn, 
um  i^m  bas  Srjitien  be«  SReiffterrec^ts  unmBgli^  iu  mm|en. 
1644  unb  1659  oerlangten  bie  6eiler  ebenfalb  bie  Stnfa^- 
ung  einer  Sr|i|2<it  oon  3  3<^^<n  für  alh  fremben  (Befelbn; 
ioSf  fc^Iug  es  i^nen  ber  9lat  ab.  Seit  1736  muftte  femer  an4 
ein  (Befelle,  ber  eine  SReift ertönter  ^iratete,  3  3a(re  unb 
ein  fol^er,  ber  eine  anbere  8firgersto<(ter  ^iratete,  6 
3a$re  auf  bem  ^anbmerl  gemefen  [ein.  1739  oerbot  ber  Kot 
ben  Anopfmad^ern,  eine  (Erfi|}eit  oon  16  ^xtn  {u  oer* 
bngen,  unb  (e^te  bie  Stfi^eit  auf  6  3a(re  fefi 

1771  ItrSubten  fi^  bie  Sedler  gegen  bie  Vufno^me  eines 
6ed(ers  unb  Stiders  aus  Abnigsberg;  er  mu^e  auf  bie 
(Einri^tung  eines  Sabens  uerjii^ten,  obgfei^  er  18  Z^^^  ^iner 
6edlersmitme  bas  6ef(^8ft  geführt  |atte.  Sie  Sedier 
nagten,  [ie  feien  28  ÜReifter  unb  2  SBitmen,  Vrbeit  ober  gebe 
es  laum  ffir  4—6  SReifter,  ba  man  leine  fieber^ofen  m^r 
traje.  8on  60  ^erfonen  tragen  nur  nml(  4  fieber^fen  unb 
fiebert anbf^u^e  unb  biefe  laufen  i^en  Sebarf  bei  ben 
Stabtfolbaten  ober  auf  bem  SRarlte.  7  Sfirgersfb^ne 
feien  in  ber  gh^embe,  bie  au^  no<^  SReifter  »erben  oolkn. 
Unter  biefen  UmftSnben  Ibnne  man  bem  d^nboerl  ni^t  {umuten, 
bog  es  einen  neuen  SReifter  aufnehme,  ber  leine  SBitfrau 
ober  SReifterstod^ter  erldfe.  SRit  ber  Stiderei  allein  ßnne 
\\^  ber  neue  SReifter  nid^t  nS^ren. 

1786   bb   1796  gieng   ein  a^nli^er  SoH  bb   an   bas 


j 


-     529    ~ 

Steic^,  bas  enbli^  bem  Petenten  jum  danbioerlre^te  (olf. 
3>e(  Sittlteller  (atte  fi^  [eit  feinem  4.  3a^e  in  Ulm 
(ei  einem  Setter  auf  geilten,  ber  6edlet  loat;  biefer 
^ie  i^n  an  Rinbesftatt  angenommen  unb  bet  Petent  genog 
ben  beften  £eumunb.  Cr  tDoIIte  berart  eingef^rieben  fein, 
bab  er  !etne  9Reiftersto$ler  ]u  heiraten  brandete,  um 
bas  aReifierre(^t  ju  eTlangen.  Sine  eigene  9BerIftattbe« 
anfprud^te  er  ni^t,  fonbem  mollte  märten,  i\s  fein  9bo)rtiooater 
mit  Zob  abgieng.  3^  ^^^  SBeife  gab  i^m  ber  9{at  unb  bo« 
9leii^  benn  au^  ben  Diepens. 

t(U9gef(^Io1fen  von  biefem  Srfi^mang  maren  oKe  freien 
ftflnfte,  }.  8.  1619  bas  finnten*  unb  3finbftride« 
anfertigen  ber  Seiler.  !Diefe  burfte  aucb  ber  leb  ige 
SReifter  allein  ober  mit  (fiefellen  fertigen,  o^ne  in  Strafe 
JU  fallen,  benn  eine  freie  Aunft  mar  nid^t  an  bas  SReifter* 
reii^t  gebunben,  fonbem  lonnie  oon  febermann  betrieben 
»erben.  Hb  bes^alb  1653  bas  Slabler^anbmerl  gegen 
einen  Gefeiten  Ilagte,  ber  auf  eigene  Slei^nung  bas  Unfertigen 
oon  haften  begonnen  ^te,  erfl&ite  ber  ®efelle,  bao  fei  eine 
freie  Aunft,  unb  ba  bie  Sac^e  gmeifel^ft  mar,  erlunbigte  fi^ 
Ulm  in  9ifirnberg  unb  9{egensburg. 

Die  Srunbtenbenj  aller  biefer  Seftimmungen  gieng  ba^in,  bag 
bas  oerbiöc^ernbe  ^anbmerl  bos  Sntfte^en  neuer  Setriebe  mbglid^fi 
gu  erf^meren  f u^te ,  bamit  ber  (Befd^äfiseitrag  ni^t  gefi^mSIert 
ourbe,  unb  biefe  rildf^rittli^e  SRagregel  oerlnö^ertebie  gange 
<Einri<|tung  ber  einft  fo  blfi^enben  ^anbioerbldrperfi^aften.  Die 
f^Iimmfte  X^at,  bie  bem  ßunftmefen  ben  Zobesftog  oer» 
je^te,  mar  bes^Ib  bas  S^ü^b^n  ber  ganbmerle,  b.  b- 
bie  nun  fibli^e  Seftfe^ung  ber  Se^örbe,  bog  für  ein  beftimmtes 
^anbmerl  nur  eine  beftimmte  tlnga^I  Setriebe  oor^am 
ben  fein  follte.  SRan  finbet  biefe  Sinri^ung  in  Ulm  etoa  feit 
bem  3o(re  1600.  1615  beftimmte  ber  iRat,  in  Urfpring  folle 
Ifinftig  nur  nod|  e  i  n  Sattler  arbeiten  bfitfen,  unb  bem  Sattler 
in  (Bingen  a.  b.  Sil3  Q>urbe  erlaubt,  feinen  Xo^termann 
ob  <Bef  eilen  aufzunehmen,  ber  aber  ni^t  auf  eigene  Sled^nung 
arbeiten  foIHe.  Starb  ein  SReifter,  fo  burfte  1722  bie 
SBitme  ben  Setrieb  mit  &ilfe  eines  Slltgefellen  foitfet(en; 
fie^rlinge,  mel^e  bie  Se^^eit  no^  ni<|t  (alb  beenbet  Ratten, 
mußten  inbes  in  biefem  gfalle  austreten.    S^^Ite  es  bei  SBitfrau 

34 


\ 


—    530     — 

an  ciitcnt  Sefelleit,  fo  burfte  |ie  cbiem  anbem  SReiftei  bett  Cc» 
feilen  abforbem,  falb  biefec  ni^t  in  ben  (Eift|ia$ren  ftonb,  unk 
biefec  ^alte  bann  »iKig  ju  folgen.  SBoIBe  fte  mtebet  Zimten  nnb 
es  fehlte  an  einem  (Befellen  mit  ben  (Ecfi^io^en,  fo  bimten 
bem  (Befellen  2  3a(re  (Erfi|jeit  unb  bie  SBanbeif^re  na^fldolfeR 
»erben.  Dasfelbe  traf  gu.  toenn  ein  Gefelle  eine  9R€tfter* 
tobtet  Giraten  wollte.  1663  mürbe  einer  Sebielters« 
to^ter  fleftattet,  bem  Sater  ju  Reifen  unb  na^  beffen  Zobe 
fiebjelten  feilju^aben  unb  ju  baden,  fo  lange  fie  lebtg 
bleibe,  unb  einem  Aamma^ermeifter  mürbe  1668  ocrboten, 
bos  5<tnbmerl  an  feinen  6obn  ab)utreten  unb  fid^  nut  no^ 
mit  ^ornpreffen  unb  6tfldmerlen  }u  ni|ren. 

g.    0cril(mte  9itfie(5rige  bcr  ArSmeriunft. 

911^1  2U  übergeben  ift  f^lieglii^  bei  einer  I)arftenttng  ber 
IHmer  ftrSmerjunft  bie  ^o^e  Sebeutung,  mel^  ein  mistige» 
^anbmerl  ber  ftrimergunft,  bie  SRaler*  unb  Silb^nuet' 
rotte,  namentlicb  im  14.  unb  15.  3a^r(unbertp  in  Ulm  fpteltc 
Seit  1200  mar  ou^  in  S^maben  eine  3^tt  gemerbltd^er 
81  fite  entftanben  unb  ber  ma^fenbe  ^onbeteoerle^r  mit  bem 
maurif^en  Spanien  unb  bem  normannif^'ruffif^n  CEnglanb,  SBefl' 
franlreic^  unb  Sidlien  jeugte  jenen  ^li^en  Stil,  ber  bem 
Sncinanbermirlen  femitif^en  unb  arift^n  ftunftfinns  ent^nroffen  ans 
^tt  fc^Ianlen  3la\>tl  bes  9Rinarets  bie  luftigen  Xurmgebllbc  bes 
13.  unb  14.  Sa^unberts  fc^uf,  melil^er  bie  ^immelrogenbe  Ceber 
bes  fiibanon  unb  ben  {norrigen  (Ei^baum  bes  9lorbens  In  Stein 
oerlSrperte,  ber  aus  bem  ßufeifen  ber  SRauren  ben  6p i|« 
bogen  l^rauslonftruierte.  8on  Spanien  bunb  bie  ^rooence 
unb  ^o^burgunb  bis  na^  S^maben  mie  Aber  Sorbeaus  no^ 
ber  Sretagne,  ber  Kormanbie  unb  bem  9{^ine  bra^  fid^  rof^ 
ber  neue  Stil,  oon  ben  bautunbigen  Sifter]ienfem  meite^ 
gebilbet,  flberalf  8a§n.  SBie  1282  in  ber  ^rooence,  fo  ent- 
ftanben in  Sain  am  allein  unb  in  S^maben  geiftlii^e  unb 
meltlic^e  (SebSube  in  ber  neuen  Sauform,  bie  mit  ber 
Komantil  bes  SRinnefangs  unb  bem  normannif4-prooen^ifi|cN 
Spos,  begfinftigt  oon  ben  ßo^nftaufen  ab  SifteriienfnoSfiten« 
unb  3n^^<nt  ^^^  Sixont  oon  Vrles,  nad(  Sd^maben  (erein« 
brang.  So  I9nnte  man  ben  g  o  t  i  f  ^  e  n  S  a  u  ft  i  I  ebcnfo 
gut  ben  n  0  r  m  a  n  n  i  f  ^  e  n  Stil  (eigen;  benn  feine 
S^Spfer  maren  bie  Oftgoten  unb  SBeftgoten,  bie  Kuffeii 


—     531     — 

t        uitb    $r€ugen,    bie    SeiDo^nei    (Botlanbs,    Sfibfc^ioe« 

ii        bens  unbber  Oftfceprootitjen,  xotl^  mit  bie  SBeltf^Iange 

I        bie  (Erbe  iimfpannenb  an  ber  Oftfee,  in  Danemari,  in  ber  Bretagne 

\i        iinb  9lomtanbie,  an  ber  (Boronne,  in  Spanien,  in  ber  ^rootnce,  ouf 

i        Sidlien,  in  SQrien,  an  ber  Sbria,  in  (Brie^enlanb  unb  Slomanien, 

i        in  Ungarn  unb  am  6((oaqen  SReere,  an  ber  SBoIga  unb  am  3Imen« 

fee,  htr}  fiberaü  \i^  feftfe|ten,  m  ber  SBelt^nbel  feine  aRittelpunIte 

I         fanb.    60  ftellte  ber  gotif^e  Sauftil  ben  melturnfpannen* 

ben  S^riftengebanlen  bar,  ber  6emiten  unb  Srter,  Oft 

I         unb  SBeft  ju  vereinen  fud^te  unter  bem  Stliftn  eines  9BeIt« 

goIIbunbsimUnterfil^iebesum  u^eftr5mif<^en(BebanIen, 

ber  bie  £eoante  ausgef^lloffen  miffen  moHte. 

eis  1300  belogen  bie  Italiener  bie  beften  ftfinftler,  Sau« 
meifter,  SRaler,  Silb^auer,  Steinfc^neiber,  jtupfer« 
fte^er,  SRafc^inenbauer,  gfelbmeffer  unb  SBafferbau- 
meifter  aus  Seutf  $Ianb,  mie  an^  Deutf^Ianb  gan}  3toIien 
mit  geoerblid^en  (Erjeugniffen  oerfob.  (Ein  Utmer 
SReifter  baute  um  1400  ben  9Raiianber  Dom,  beutf^e  Sil« 
ber  giengen  maffen^ft  na$  Stalten,  mie  3.  8.  bie  Silber  bes 
SRartin  643n  unbSIIbre^t  Dfirer  oon  Sugsburg  unb 
9tflrnberg  aus  nad|  fiombarbien,  3talien,  gfranl- 
rei$,  Snglanb  unb  6panien  monberten.  Ulmer  Spiel* 
larten  tourben  maffen^ft  nad^  3talien  oerlauft,  Deutf^- 
lanbs  getriebene  arbeiten  »aren  bo^^rfibmt,  in  $rag 
entftanb  unter  ben  fiusemburgem  eine  berfi^mte  SRoIerf^uIe, 
in  ber  oonoiegenb  S^mabtn  tbltig  nmren,  oS^renb  bie 
CCremonefer  6$ule  erft  um  1660  betfibmt  nurbe. 

Unter  ben  Ulmcr  Baumeiftern  iener3<iten  ragte (eroor 
bie  Somilie  CEnfinger,  oor  allem  Ulric^  (Enfinger,  ber 
Ulmer  SRfinfterbaumeifter  oon  1392,  feit  1394  in  SRailanb 
t^ig.  geftorben  1419  als  aRfinfterbaumeifter  in  Strasburg. 
Dann  fein  S^miegerfo^n,  ber  Ulmer  SRfinfterbaumeifter  5ans 
Stu^n.  aßeiter  feit  1489  bie  aRfinfterbaumeifterfamilie  8  0  b« 
Hnger,  1492  Surl^arb  (Engelberger,  1618 
bev  le^e  atte  aRfinfterbaumeifter  Sern^arb  9BtnIIer 
oon  nofen^im. 

aSeiter  1416  ber  Ulmer  Srunnenmeifter  $ans  S^I' 
ber,  feit  1423  6tabtmerlmeifter  unb  Sorftanb  bes  S^ug^aufes  unb 
ber  (Bef^filgiegerei,  ber  (Erbauer  bes  Kugsburger  SBaffenoerls  um 

34* 


.  I 


—     532    — 

1426  unb  ber  (BeorgdHt^e  in  9lötbltngett  um  1427,  bereit  Wusiiaii 
bonn fein ICffiftent,  berUImer  ftoncab  ^einjelmann,  leticte. 
6ein  aRei|teiftfid  nmr  bie  VfanHr^e  in  SBaiblingen  von  148a 
1444  no^m  i|n  ftoifec  6tflntttnb  mit  na$  ^regbutg.  !Dantt  ^mis 
Selber,  ber  feit  1525  Ulmer  3^ttg^ttsoar|lanb  1527  mit  bem 
Sngenieur  ^eter  ftBIIe  unb  bem  Sfi^fenmo^er  SRi^aei 
Songelin  in  SBien  beim  ABnifl  oon  Ungarn  unb  85|men 
tbfitifl  mor.    (Enbli^  Seorg  gelber  (1541). 

Vu(^  bie  Silbbauer  ge^Biten  mie  bie  Saumeifter  unb 
Sngenieure  sur  fträmeriunft,  mi^renb  bie  6teinme^«  unb  Stoitrer« 
meifter  jur  G^miebejunft  ^Ittn,  tote  alle,  bie  ben  (Eifen^mer 
fflbrten.  Son  Silb^uem  |inb  gu  nennen:  1388  SReifter  Aonrab 
e^nitser,  1407  aReifier  $ans,  ber  Silbbauer,  1424  3ofepb 
$ierenlo0,  1430  ber  Silb^uer  ^artmann,  1434  bie  Silb- 
bauer ^ellriegel  unb  $eter  oon  tift  au9  IRe^.  1442 
bie  Silbb<ituer  Aonrab  (Bebbarb  unb  ^ans  Dugmann, 
1442  ber  Silb^auer  ^ieroniimus  Jtaltfibmieb,  1455—1498 
(Beorg  eteinberg,  1469—1487  SRid^ael  Cibter  nnb 
ftonrab  Silber,  1498—1526  Kifolaus  SBeidmann, 
1507  (Beorg  6ailer,  1508  SRicIael  (Erwarb  unb  SRel* 
4ior  fibf^enbranb,  1508-1525  $eter  ttuer,  1510  bif 
1529  Daniel  9Rau<^  unb  Sartbolomäus  (S^nil^er 
unb  1541  ber  Stein«  unb  6iegelf<bneibec  9titoIous  Srtgel. 
Snbli^  (Beorg  Gqrlin,  Sater  unb  6obn,  oon  63flingen,  Me 
bebeutenbften  Silb^auer  6flbbeutWanbs.  1413-1430  eif^tnt 
geinrieb  Sqrlin  als  3iinmermann  unb  Sflrger  9on  Sof* 
lingen,  1441  fiubmig  Spriin,  1447  g^ns  unb  geinri^ 
€9rli  n.  geinri^  mar  wobi  btr  Sater  (Beorg  SqtHns  bes  fllteni 
ber,  1474  @(^reiner  unb  Silbf^ni^er  unb  Serfertiger  bet  b^« 
li^en  (£borgeftfl(l0  im  Slflnfter,  unter  Sla^rungsforgen  ftarb. 

Sefonbers  grog  wwc  femer  bie  Vnga^I  ber  Ulmer  SRaler, 
1310—1402  lebte  ber  Ulmer  greslomaler  (Eberbarb,  ber  9RoIer 
bes  Sbtiftuftbilbs  am  gfrauent^or,  unb  ber  SRaler  SBur  u  g.  1385 
lebte  in  Ulm  ber  SRaler  9luboIf  e^aggans,  1398  IRar- 
tin  Sifi^er,  1399  gans  Se^aim  unb  SReifter  Ulri^, 
1407  Sans  Selber,  1412  SReifter  fiulas,  1417  bie  SReifier 
SBiffing  unb  Kappo,  1427  ber  Oelmaler  ^ans  6tfirmer, 
1424  gansZboman,  1426  SReifterSRart in,  bec  1434  ben 
X^ronbimmcl  sum  Smpfang  itaifer  Sigmunbs  matte,  1430  unb 


—    633     — 

1442  bie  Siflbei  $etec  iinb  ^ans  fider,  1431  ber  SRalcr 
5Qns  aRutf^eller,  bet (Etboue t be$ Aorgenaltars im  SRQnfter, 

1443  ^atts  Degcler,  1440  Vldfler  ftne^telntaitn»  1455 
Sfti^  ßStlin,  ber645pfer  bts  ifingften  Serid^ts  im9Rflnftei, 
1456  3o0  aRat^es,  1469  ßan0  SRofer  oon  ^all  unb 
SReiftci  9tit\i.  Donn  9or  allen  1460  fittbtoifl  6d^ongaiier, 
ber  e^öpfet  bcs  ÜUir^ens  in  ber  9Rfln|tetMriitei,  1461  ßan0 
Soqet,  1468—1491  ^ans  64fl|Iin,  bet  64»ieflenmtet 
3eitbbm«,  1484  Solob  Slembolb,  1480-1535  SRartln 
eröffnet,  enblid^  1488—1507  Satt^oIomSus  3eilbIom, 
ber  e^öpfer  bes  aRfinlter^o^attar«.  1490—1495  ßans 
aBibemonn,  1490—1518  Ronrab  6c^»eit,  1490  $anf 
6(^Iunipp,  1492  ^ons  Siegel,  1493  Vnton  6toder, 
1495—1500  Vil^atl  6(^ropp,  1499  (Beorg  Sanier, 
1501  $an0  Aiiner  unb^ans  geilbronner,  1491  fiub* 
»ig  Jlu4,  1500  3ali)b  Kembolb,  1508  3o0  ÜRoier, 
1508—1529  (Beorg  Stoder,  1507  3os  Suilin,  ICnton 
6tapf,  ^ans  Srenblin  unb  ftonrab  3RerIUn,  ein 
Sfteunb  S)firer0,  1469  bis  1510  bie  beiben  fiulos  unb 
Daniel  S^ü^Iein,  1511  ICuguft  Q^xopp  unb  (5eorg 
Stnolb,  1516  Ceorg  Su^^sborfer,  1521  SRasSo^s- 
ler,  1522  Caspar  €(9mib,  1523  ftaspar  SRaier,  1528 
Salt^afar  3apfenberg.  SBo  \xtilUt  |iebei  ber  ftiinftler 
aufhörte  unb  ber  Vnftreii^er  anfieng,  ifi  in  mannen  fjWtn 
\ifymt  in  lagen. 

Ki^t  minber  sa^Irei^  »aren  bie  6pieIIarten«  unb 
Sriefmaler  in  Ulm.  Das  Vusmalen  in  f^oli  gefi^niltener 
unb  mit  ber  Drudpreffe  lergefteüter  ^eiligenbilber  unb  Spiet 
(arten  mar  einer  ber  mi(|tigften  (Ecioerbssweige  bes  Ulmer  (Be' 
merbfleiges  in  jener  3<<t  Wimmfter  Ianboitrtf<^ftIi(|er  ^reis« 
oer^Itnilfe,  mel^  bie  Seioobner  bes  platten  Sanbs  na(^  ben 
Stftbten  trieb.  Son  Ulm  flirrten  bie  großen  ^anbelsgefelt 
[haften  biefe  Si^eugni|fe  na^  Zirol,  ber  fiombatbei,  Sicilien 
unb  Spanien.  8I0  erfter  Ulmer  Aartenmaler  lommt  1402 
ßans  SBa^ter  oor,  1434  SReifter  ^einrid^,  1460  SReifter 
$eter,  1468  fioreng  Si^ilr ner,  ber  bamab  na^  9l9rblingen 
20g,  1460  ^an%  ^ainlin ,  1481  ^eter  ßadennagel,  1465 
Georg  Spalt  unb  ^ans  unb  ünton  9lflrnberger,  1499 
ber  Sriefmaler  3aIob  ^afner,  1508  {^ans  Käufer,  1511 


—     634     — 

gans  Souer,  1517  @e(afiiait  9{eifet  unb  SeioftiaM 
£ang. 

Slud^  ooit  (Blasmalecn  ^e  man  eine  ftottli^e  Keile. 
3n  Setta^t  lontmt  in  erftec  £inie  3aIo6  (Btiefinger, 
1407  geboren  in  Ulm,  9ßanfa|ret  no^  Kom,  bann  KeifeUiifei 
ober  fianbdlne^t  in  9lea)iel,  enbli^  ^Domintlaner  in  Sologmt; 
er  iDurbe  1491  (eilid  gefpro^en  ab  3<^tobtt0  lllemaitntif. 
Dann  1407—1449  gans  Dedinger,  1652  fioren}  X>ed« 
inger,  1564  $ieron9mu0  Dedinger.  3>ann  bte  Samtite 
«der  ober  »ederlin,  $eter  «der  1426—1442  in  Slorb* 
lingen,  1446  SRi^ael  «der  unb  3aIob  «der.  Der  ficbeu^ 
tenbfte  Ulmer  (Blasmaler  aber  toar  l^ans  SBilb,  ber  um  1480 
bas  gfenfter  ber  ArSmer^unft  unb  be«  9{ato  im  SRilnfier  unb  bie 
9Iai§au0fenfter  malte,  ber  größte  (Blasmaler  Gfibbeulf^Ianbi. 
1405  bie  (Blasmaler  flipp  unb  Sincens,  1441—1561  bie 
®Iafer  $ans  unb  9ti!oIauS|  bie  SRaler  flinbenfroft  um 
1495,  1505  Aonrab  ^^ornborfer,  1529  ber  (Blosmobr 
eillQ.  O^ne  3iDeifeI  befag  um  1480  Ulm  bie  grbgte  (Bios* 
maleif^ule  iener  ^tü, 

Serfl^mt  maren  femer  bie  Ulmer  gformenf^miebe  unb 
SRobelma^er.  6o  1398  SReifter  Ulri^,  1441  (Beorg, 
geinri^  unb  !ßeter  oon  (Erolg^eim,  1442  SRetfter 
UIri(|  unb  flien^arb,  1447  SReifier  ftlais,  (£|riftop| 
unb  öans,  1455  SRelfter  aBil^elm,  1461  SReifter  Ulri^, 
1476  aReifter  9Ri4aeI  unb  ^ans  unb  ber  6(l^ni|er  SSgelin. 
«US  ben  Aartenma(|em  entftanben  bie  8u<|bruder.  IRon 
oerfal  er|t  ben  SRobel  mit  S^riftjei^en  {tatt  mit  AaitenbUbeni 
unb  fe^te  bann  an  beren  Stelle  feit  1440  beioegliile  G^riftiei^n. 
1449  lebte  in  Ulm  ber  ftartenbruder  flubwig  ^olenmang 
oon  Cberel^ingen,  1466  braute  $ans  8 emmier  bie  beioeg- 
liij^en  Settern  na<j^  «ugsburg,  1470  gans  ftlein  na^  Ulm 
üb  geriet  aber  in  S^ulben  unb  1475  lam  bie  Druderei  bur^ 
ftonrab  SRanj  na^  Slaubeuren.  1476  griinbeie  ßeinri«) 
AI  ein  oon  Ulm  eine  Druderei  in  Perugia.  1482  brudte  in 
Ulm  Sernbarb  $oII,  ftfi^er  6pieIIartenma4er,  ber  ebenfalb 
in  f^Iei^ten  Ser^Itniffen  lebte  unb  1492  Stabtoerbot  »egen  einer 
@^ulb  an  einen  Slfimberger  erbielt.  3in  gleiten  3a|re  brudte  in 
Ulm  Aon r ab  Dinimut;  er  fanb  aber  ebenfalb  lein  ®ebei|en. 
(Eine  Su^b^nblung  ^tte  1482  ^ans  Sieger  aus  ftemnotb 


-"     635    — 

in  bet  DttVfl\olif  frfl)€t  ^iroirifor  bei  3  uft  us  oon  91  bono 
in  Sencbig.  1488—1490  mox  in  Ulm  Su^bnidtr  Ulri^ 
@alt€r,  1497  j^ans  ereilet,  ou<|in  65f(ingen  beftonb 
eine  Sud^bniderei. 

Hlle  biefe  Ceioerbe  ober  nniren  Zeile  bet  grogen  JltSmer* 
junft  unb  ibte  Vngebbrigen  [tonben  unter  bem  S^ult^ifien' 
geriete  bes  iltSmersunftmeifters  unb  ber  Sv^SIfn^^^'^^  ^< 
5trBmer2unft. 

VI.  2)ie  Itlmer  ®ranln(l^ma4er)nnft 
1.  3)er  @ctt)anb[^nitt. 

Der  ^anbel  mit  SBoIIgewanb  in  gansen  6tfiden 
UHir  ein  freier  6 anbei.  3<^ra<tnn  burfte  Xfi^er  in  feinem 
GeoSIbe  oerloufen,  wtnn  er  4  $funb  filier  6teuer  bejo^Ite. 
6o  beftimmte  s-  8.  ber  Stat  im  3obre  1505,  oIs  bie  fBelfer' 
gefellf^aft  in  Ulm  ein  SBaren^aus  grfinbete,  bur(^  eine 
eigene  Oibnung  ffir  biefen  Srogbajar,  bie  (Befellf^^aft  folle  ibre 
6ammete  unb  i^re  lombarbif^en  unb  melf^^n  Zfli^er 
ni^t  in  SRengen  unter  1  ganjen  ober  2  b^Iben  gebeftcten  Zfi« 
^m,  3U  22—24  (Ellen  bos  gdbe,  oerfaufen,  ebenfo  bie  nieber« 
ISnbif^en  Xilij^er  au0  Siegeln,  Smfterbam  unb 
Serben  unb  bie  inlSnbifi^en  Zfid^er.  9l^tinl]itt9  unb 
unb  inlinbif(9e9  geftfirttes  Xu$  aber  follte  ni^t  unter  3 
'  6tfiden,  Seibengeug  aus  aBeIf((Ianb  nur  in  gonjen  6tfiden 
unb  ftamelol,  flrras  unb  6atin  ni(^t  unter  2  6tfiöen  oer- 
lauft  »erben. 

SBar  fo  ber  (Sxo^fymhtl  mit  Zfl^m  ein  freier  ^anbel, 
fo  mar  es  anbers  mit  bem  Xud^ausfd^nitt  ober  (Bemanb« 
fcbneibereibt.  Der  Susfcbnitt  ber  Zfi^er  na^  ber  Slle 
awr  IramerjAnftig.  6o  gab  3.  8.  1288  Oefterrei^  ben 
Öanbf^neibern  unter  ben  Zu(^Iauben  in  SBien  bas 
^rioileg,  Zu^  im  kleinen  ju  oerlaufen,  unb  allen  S^emben 
unb  Ki^tange^brigen  i|rer  ®efellf(9aft  ben  RI e in o erlauf  oon 
Zu4  unb  ^ofen  su  unterfagen.  Die  genannten  nieber* 
lanbif^en  Zfi^er  matten  i^ren  SBeg  na^  Ulm  bur$  bas 
Sledar«  unb  gfilstbal  Aber  bie  Kaul^  SCIb  unb  ben  gleichen  SBeg 
manberte  bie  SlieberUnber  SBoIIep  vä^renb  bas  auf  ber  StbrN 
linger  SReffe  oon  ben  9lnmobnern  ber  mittlem  Donau  ge- 
laufte Zu^  leinen  SBeg  fiber  bie  Soüftitte  ^o^enmemmingen 
bei  Siengen  an  ber  Srenj  an  bie  Donau  na^  fi  a  u  i  n  g  e  n 


< 


—     536    — 

fatib.  1500  jQ^Ue  in  Ulm  lebet  6aum  (Bevonb,  ber  auf  b» 
„ViüWtx  gelegt'^  b.  (.  ouf  bei  Düttou  na^  SBien  u.  f.  m.  wiv 
fragtet  ourbe,  4  ßlr.  3oa  utib  1440  jo^He  an  bei  Ulmer  3on- 
ftfitte  ^eiben^eim  febes  9?oB  mit  Senranb  18  ^h.,  in 
^o^enmemntingen  »ä^renb  bet  9lörblinflet  SReffe  icbcs 
®etiMinbroB  3  SS^metBiof^en,  in  ftu^en  {ebet  (Stwanbrna^m 
9  6$in.  j^Ir.,  ein  ftarren  3  64tIL  ßlr.,  in  (BetsIinteH 
1  Vfetb  mit  Setoanb  unb  Xfid^ern  1  (Bulben,  bei  ganzen  SBogen« 
labungen  '4—5  S^iH.  meniger.  Zfi^er  oom  Steine  io^tten 
6  ^Ir.  aBoIItO^ec  aus  fiombotbien,  SRei^eln,  Sfiltt^ 
unb  8  t  fi  [  f  e  I  unb  anbete  {^mete  Xfi^etn  ja^tten  3  5lr. 
(B tetgelb,  getingete  %i^t  unb  Slttas  1  ^It. 

Sud^  in  Ulm  ge|9de  bie  S 11  e  utfiitfinali^  bes 
fttometn;  bo^  |tanb  baneben  ben  9ßebetn  bos  Ke^t  pi, 
i|te  [e  Ib  (tgefettig  ten  Seintoanb'  unb  Sot^ent- 
ftoffe  unb  ben  (Btautu(^etn  t^re  felbftgemobener 
fiobenftoffe  ebenfalb  na$  bet  (Elle  ausjuf^neiben. 
Diefe  (Btautud^et  [(Rieben  ii^  be»|aI6  in  fiobenmeiftet 
unb  6(9nittmeiftet.  Die  fiobenmeiftet  macl^ten  lebigliil^ 
SBoIIftpffe  jum  (Btogoetlauf,  loS^tenb  bie  S^niltmctflet 
gflanelle  unb  Sofen  gum  Aleinoetlaufe  anfettigtini, 
ein  Untetf^ieb,  bet  etit  feit  1800  auf^Stte.  Die  etfte  Sla^tt^t 
oon  ben  Ulmet  aSBoIItu^mad^etn  ftammt  oom  3a^e  1292,  oo  • 
ein  pannicisor  Otto  von  (Ehingen  als  3ttnftmeiftet  ge> 
nannt  mitb,  bet  1296  etneut  ab  Zu(|ma<l^et  Otto  ootfommt, 
iDOtaus  (etootge^t,  bag  bamab  (Benmnbf^neibet  unb  Xu^mai^et 
basfelbe  loat.  3m  3a|te  1397  etf(|eint  »eitet  in  Ulm  bie 
(Stanin^tX'  neben  bet  ittämet«  unb  bet  ftaufleuteiunft  unb 
1490  entölt  bie  SRatnetgunft  alle  |^anba>et(e,  bie  (Btau- 
tni^t  anfettigen  obet  im  (Btogen  oetlaufen  obet  ausf(^neiben. 
9la^  Sfelix  gabti  (1490)  sparen  biefe  SRatnet  einft  bie  mii^ 
tigfte  Ulmet  3unft,  il^t  iReid^tum  unb  (Einfluß  naten  un« 
begtenit,  bet  gan}e  ^anbel  ber  Stabt  ^ieng  oon  i^nen  ab  unb 
fie  ^ten  bes^alb  befonbete  ^tioilegien.  6ie  moten  um  1490 
teib  SBoIIengtogMnblet,  teib  Zu^ma^ti,  mit 
au(|  alle  ^utma^et,  gitbet  unb  aBoIIISmmet,  tut) 
alle,  bie  SBoIIe  oetatbeiteten,  na^  gfabti  oetpflid^tet 
toaten,  biefet  3unft  anauge^9ten.  Dagegen  loaten  in  ber 
Rtimetjunft  neben  ben  epejetei-  unb  (Betofitillein^nbletn 


—     537     — 

alte,  iDeI<|fe  frembeZflil^erim  Abinen  ousfc^nitten,  bie  man 
CcQwnbf^neibec  nannte,  loB^renb  bie  ftaufleutejunft  alle 
enilielt,  bie  n^it  (Btobeifen  unb  Salgfc^eiben  im  Aleinen 
^nbelten,  mimeben  biefer  3unfi  bie  meiftcn  SrobHnblet 
mtt  Settiparen,  IBoIIe,  SaummoIIe,  aRetaÜen  unb  Zfii^em  an« 
SUge^orcn  pflegten,  o^ne  ^ieju  oerpflii^tet  gu  [ein,  ba  ber  (Brog- 
^anbel  febermonn  frei  ftanb. 

9Bie  in  Ulm  bie  9Boinu(|flein^nbIet  bei  Aramerjunft  ab  3n« 
Oberin  bei  Sil e  unb  ber  Aleintoage  anse^orten,  \o  mar  es  au$ 
in  Solingen.  Kbet  au$  bort  Ratten  no^  anbere  3finf te  ein  be« 
f^rSnltes  9te<^t  auf  bie  SHe,  fo  bag  g.  8.  1407  ein  6treit 
Swifi^n  ber  ArSmerjunft  unb  ben  64neibern  unb  Sein* 
Q>anb|finblernatt»bra4,  bie  Saummoll  e  unbSBoIIgarne 
mit  ber  äBoge  ausmogen  unb  Seibentfid^er,  64itter,  Sar« 
d^ent  unb  Sollten,  b.  |  SBeiglelnmanb,  na^  ber  Slle  oer> 
tauften;  bie  Arimer  meinten,  biefe  (5egen|tSnbe  feien  ebenfalls 
Arimerei  unb  [feinen  bamit  9le(|t  belommen  gu  laben.  Sbenfo 
verbot  in  Ulm  1421  ber  9{at  ben  S^neibem  bas  üusf^neiben 
oon  bunter  fieinmanb,9BeigIeinmanb,  gaben,  fBan* 
bern,  SaummoIIe  unb  allen  anbem  Arambing  unb  bie 
6(|neiber  burfien  feil^er  nur  ungefärbte,  robe  unb  geblei^te 
fieinmanb  unb  roben  unb  geblei^iten,  aber  ungefärbten  gaben 
feil  laben.  Do(|  butfte  lein  Sd^neiber  bos  ^anbmerl  liegen 
laffen  unb  nur  mit  fieinmanb  unb  (&arn  |anbeln.  tCu(|  butften 
bie  S^neiber  an  ibre  Aunben,  aber  nur  an  biefe,  Sord^ente  aus« 
f^neiben,  bie  bie  Ulmer  6^au  beftonben  Ratten.  Dagegen  be> 
[tätigte  1490  ber  9{at  ber  e^neiberjunft  ibr  oUes  «e^i»  aBoII» 
^anbf^u^e  unb  SBoIIfoden  gu  fettigen  unb  am  Samstag 
auf  bem  offenen  SRarit  fiobentfld^er  na^  ber  (Elle  aus» 
juf^neiben  mie  bie  gremben,  ma^renb  allen  6(9neibem 
ber  Husfi|nitt  oonäBoIIftof  fenim  &aufe  unb  mS^renb 
ber  SBo^e  oerboten  blieb.  3)ie  Ar&mer  tutgegen,  namentli(| 
bie  gugebSrigen  6ed(Ier,  butften  leine  SBoII|onb|i|u|e  unb 
aSBoIIfoden  fertigen,  flber^U)rt  ni^ts  ausSBoUe,  fonbem 
nur  fieberianbf^ube,  mel^e  bie  (rSmetgfinftigen  ^anbf^u^* 
mai^er  fertigten,  mit  SBoIItud^  füttern  unb  bann  oerlaufen. 
Dagegen  ftanb  bem  SBerlauf  ausmfirtiger  fertiger  aSBoII' 
gegenftinbe  bur^  bie  Arimer  ni^ts  im  SBege.  Sbenfo 
mürbe  1492  auf  bieAIage  ber  6<jbneiber  ben  Crautu^ern 


\ 


—    538     — 

verboten»  SBoHfoden  unb  fBoKQanbf^ute  fertigen  ]i 
loffen  unb  feil  )tt  bieten,  unb  1601  ben  S^neibem  bos  Xns- 
meffen  oon  fii)bentfi<|ern  mit  ber  Slle  unb  ben  SRtnieni 
bo0  Setlaufen  oon  Rapptn,  $anbf<$tt|en  unb  Soden  nus 
993 olle  oerboten.  !Den  SRomem  foltte  bec  Sedanf  mm  oer* 
arbeiteten  SSBoIIftoffen  unb  ben  S^neibem  ba$  „VttHipf<>^" 
oon  aSBoIIftoffen  na$  ber  Clle  oerboten  fein.  1553  entj^lbteb  ber 
not  einen  Streit  ber  Urtmer  unb  SBeber  bobin,  bie  SBeber 
bflifen  nur  Sarftent,  (Bolfi^en  unb  9{o(lein»anb  ans« 
((^neiben,  bie  fie  felbft  fertigen,  ni^t  ober,  UKif  fie  eimmbcr 
ablaufen,  benn  ffir  alle  bicfe  SSBaren  gebaute  bie  die  ber 
ArSmerrotte,  unb  ab  1554  bie  ftr&mer  um  (Erlaubnis  baten, 
£ein»anb  unb  SBoIItfi^er  ni^t  nur  auoobts,  fonbem  oudb 
auf  bem  aRarlte  in  Ulm  laufen  {u  bilrfen.  f^Iug  bie«  ber 
9?at  unerbittli4l  ab.  Die  Aramer  follten  eben  eine  (Einfnbr- 
^finbletsunft  [ein  unb  (einen  3n>U4^n(anbeI  mit  am 
Orte  gefertigten  9Baren  treiben. 
2.  S)te3ufonimenfe^ung  ber  ©rautud^mac^erjunft. 

SBaren  alfo  bie  ArSmer  bie  ßSnblem  mit  frembem  fBoH' 
lud^e,  fo  maren  bie  (Brautud^er  bie  ^tnbler  mit  in  Ulm  9efer> 
tigttn  fBoüftoffen.  Die  Srautu^er  maren  bie  SBoIIfd^I&gtr', 
9BoIIf8rber'  unb  9BoHmeberiunft  ber  €tabt  unb  iahten 
ein  Sanngelb  mie  bie  Sfider,  bas  mie  in  8a{el  bas  Sonn* 
gelb  ber  ^usgenoffen  ober  (Brautuilb^t  bem  Sif^of^  in  Ulm 
urfprfingli^  bem  9ihtt  oon  9lei<^enau,  fpSter  aber  bem 
beutfi^en  Abnig  geborte.  3m  So^re  1315  oeipfinbete  Oefter* 
reid^  bas  Ulmer  Xui^ma^erbanngelb  an  ben  Stobtomon 
l^einri^  oon  ^all ,  bem  es  bie  6tabt  fpiter  abloufte.  Diefer 
(Brautuf^joll  betrug  ffir  febes  geftl^ute  6tfld  CBrautu^  4 
ßlr.,  ffir  feben  geftl^uten  unb  ausgefd^nittenen  fioben  2  l^lr., 
ffir  jeben  nidftt  ausgefd^nittenen  fioben  5  f)lx. 

Sefteuerte  fo  bie  Obrigleit  bie  Xfi^er,  fo  befteuerte  fie 
ebenfo  bie  SBoIIe  bur<!^  bie  Sr^bung  eines  SBaggelbs. 
3u  biefem  S^tdt  gab  es  smeierlei  SSBagen.  Dem  SRamer« 
bonbmetl  ge^brte  bie  SReiftermage.  Slle  Afiufe  oon  in« 
Ianbif(^er  SBoIIe  unter  50  ^funb  mugien  an  biefer  aRomer» 
mage  oollgogen  merben.  Der  Stein  oon  12  Vfunb  Öfter«  ober 
l^erbftmolle  (oftete  2  $Ir.  SBaggelb,  ber  ^be  6teitt  1  ^It 
unb  bas  SBaggelb  flog  in  ben   „^eimli^  Spor^ofen"   ber 


—    689    — 

Slarneritinft.  «Ile  SBoIHittfe  fibec  50  Vfunb  o(et  mugten 
unier  ber  (Brei,  b.  9.  im  ftattf^aufe,  geoogen  mrben,  108^ 
reiib  am  6omftiog  auf  bem  SRodte  qu$  bie  aRontequnft  jebem 
gftmben  mit  ber  SReifteroKige  SBoIIe  but^  ben  anjo^Iii^  an 

(Beorpi  ntu  seioS^Iten  unb  oeteibigten  SRarnerlne^i  aus« 
»figen  lalfen  butfte. 

»  3ttm  3o<d  bes  billigen  (Einlaufe  9on  S^ofmoIIe 
genofi  bie  SRainet}iinft  ein  befonberes  ^lioileg.  7>ie  8B0II' 
oeilaufsotbnung  oon  1&32  beftimmte,  9liemanb  folle  auf  ber 
^qui  ber  Sd^fe  ober  oor  ben  X^oren  ber  Stabt  ober  in  ber  6tabt 
auf  ben  (Sajfen,  in  ben  SBiiisiiulem  ober  ben  I^Sufem  SBoIIe 
laufen  ober  oetlaufen  bflifen,  |onbem  alle  SBoIIe  foIIe  auf  ben 
freien  SRarft  gel  äffen  merben.  tCud^  foIIe  9liemanb  oor 
gfrettag  mittag  12  U(r  ober  oor  6am0tag  morgen  7  Ubr  9BoIIe 
laufen.  SRebr  als  )tt  {oei  Xfldlem  SBoIIe  follte  feinem  gfrembeUp 
me^  ab  in  4  Zfiilb^tn  feinem  Sfirger  auf  einmal  abgezogen 
»erben.  Das  ßcronlrflen  on  bie  SBage  (aite  ber  9le1be  nod^ 
]u  gef^e^en  unb  feber  ^erantretenbe  (atte  an  Sibesftatt  ju  ge- 
loben, bag  er  feine  SBoIIe  lebigli^  }ur  Seracbeitung  ffir  fi^ 
feUft  laufe  unb  biefelbe  nicbt  f((on  anbenoeit  loeiteroerlauft  ^be, 
Sttsianbifibe,  fogen.  „fUmifd^e  SBoIIe''  Vi^Ut  2  $fg.  SBag« 
gelb  ffir  ben  3<ntner  unb  jeber  aus  Uniw txptn  lommenbe 
SDoIIfad  3  $fg.  (Bretgelb.  3Ran  |iebt  baraus,  bog  ber 
ßaupt^rlunftsort  ber  in  Ulm  ge^nbelten  SBoIIe  ber  ^afen  oon 
SIniweipcn  umr  unb  ber  SBoII^anbel  mar  aI|o  in  Ulm  in  ber 
Sri  georbnet,  bag  ber  ftauf  oon  ScbafmoIIe  in  Ulm  unb  feinem 
3e^ten  jum  3^^^  bes  SBieberoerlaufs  in  ber  6tabt  ein 
SRe^t  ber  SRarnerjiunft  »ar  unb  fonftige  Sfirger  SBoIIe  nur 
2ttm  ^ausbrau^e  unb  grembe  nur  sur  Vusfubr  laufen 
bttiflen. 

Die  (Brautu(9er  unb  bie  SRarner  nmren  inbes  nii^t 
baofelbe,  bie  SRarner  umren  oielmebr  eine  Unterabteilung, 
ein  ^anbmerl  ber  (brautud^eraunft,  bie  aus  ben  4  ^anbnierlen 
ber  SRarner  ober  SBoIIfd^Iiger,  ber  £oberer,  ber  ^ut» 
ma^er  unb  ber  Selber  befianb.  SBoIIfi^Iiger  ober  SRar« 
ner  unb  SBoIIe nioeb er  ober  fioberer  nmren  [treng  ausein* 
anberju^alten.  Der  ^anbel  ift  oon  fe^r  bem  ßanboerl  ooran« 
gegangen.  SBie  es  beutf^e  Aaufleute  gab,  lange  beoor  ein 
beutf^s  (Eigengemerbe  entftanb  unb  bie  btimif^e  (Erjeugung  bie 


—     540     — 

Kuftlanboare  oerbrlngtc»  fo  laitfien  Ulms  SRomer  flonMHt 
Zfld^ct  tinb  führten  fie  no^  Stolien,  no^  SoQcnt  unb  £kf(er« 
rei<^  0110,  um  boffir  Salj  unb  Si(en  su  ^oleit,  bis  fie  felbft  es 
Dortetl^dftet  frniben,  nuc  no^  bie  993  olle  in  Q^anbem  itt  ^oien 
unb  bafiir  haxaus  Zfi^er  oon  ben  Hinter  Soberern  feitigeft  fn 
laffen.  Die  SBoIIfi^Uger  ge^Stten  bes^lb  ou^  ttifprfingn^ 
fiberall  gut  ftaufleuteaunft,  vie  fi^  g.  S.  um  1225  ip 
Stenbol  bie  filiere  ftaufleutegilbe  mit  ber  neu  Begrfinbetcn 
®etDanbf4neiberbrfiberf<|aft  ju  einem  mS^tiflen  Serbonb 
Sufammenfflgte  unb  au4  in  Ulm  bie  Aoufleuie  unb  SRonier.  ni 
enger  Sejie^ung  ftonben,  mi^renb  bie  £oberer  nur  arme  fBoIIen- 
»ebeümeiflcr  maren.  Cift  im  3ci(re  1406  begann  in  Ulm  bie 
S^^i^ttng.  Die  9RQmer  mollten  bomob  ous  ber  ftoufleuleiimfl 
ousireten,  ber  tRot  aber  verlangte,  bog  bie  9Ramcr  unb  bie 
ftaufleute  nod^  mie  uor  eine  3unft  bleiben  [ollten;  bo^  foIUe 
jeber  Xeil  ein  gefonbertes  ßanbmerl  bicfer  ^unfi  bilben  unb 
ben  3unftmeifier  immer  2  3<4^^  I<^ng  bie  Aaufleute,  bos  brüte 
3o^r  ober  bie  aRamer  fiellen.  1413  beftimmfe  ber  Kot  botm 
meiter,  bog  alle  Solg«,  SBein«  unb  Cifen^nbler  in  ber  Aonf« 
leutegunfl  fein  unb  {cbem  fonftigen  3fi^i8^n  ber  Uebertntt  jn 
ben  Aoufleuten  freifte^n  folle,  menn  er  fi^mbre,  bog  er  bobunlb 
$offe,  fid|^  beffer  ju  nfi^ren,  unb  bog  es  ni^t  gef^e^,  um  ber 
SBo^I  in  ben  6tabtrat  gu  entgegen.  Die  SRomer  unb  Me 
Aoufleute  aber  blieben  m^  mie  oor  beifammen. 

Dauerte  bie  (Blanggeit  ber  Ulmer  SBoIIenmeberei  etuw  mm 
1200—1300,  fo  gieng  feit  1300  efnm  bie  Ulmer  aBonemoeberet 
er^ebli^  iuxid  unb  ber  Ulmer  e^ofu^ollioeber  fieng  be»(oIb 
an,  au9  SRongel  an  Urbeit  fi^  auf  bie  SoummoIImeberei 
gu  legen,  lom  ober  bobei  in  lebboften  6treit  mit  ben  Seine* 
mebern,  »eld^e  bie  Saummollmeberei  ob  i^r  Kc^t  erlUrten. 
1315  Rieften  bie  SRorner  beim  baqerif^en  UeberfoII  gu 
Oefterreiil  unb  bie  SBeberoufftfinbe  oon  1392  unb 
1396  brauten  bas  gonge  Ulmer  (5emeinmefen  in  Unorbnung 
bis  im  3Q^Te  1397  ber  64mörbrief  bos  6iQbtregiment  auf 
neuer  ®runblage  orbnete.  Siber  noi^  im  ^ci^xt  1403  gab  es 
emeui  6treit,  meil  go^Ireid^e  (broutu^er  in  bieSBeber* 
gunft  fibertreten  unb  fo  bos  Sie^t  ermerben  moltten,  Kaxt^tnA 
gu  meben,  mes^Ib  ber  9{at  beftimmte,  lein  Sfirger,  ber  ein 
SBoHenmeber  fei,  folle  Ifinftig  me^r  in  bie  fieinemebergunft  flbe^ 


-    641     — 

treten  Mrfcn,  baflegen  [olle  {ebem  Sflrger,  bet  feit  6  Sauren 
ein  |^U0  in  Ulm  be|i|e,  ge|taitct  fein,  feine  Ainbec,  no^bem 
fie  bos  flBebei^nbmetl  norft^ciftsmigifl  erlernt  ^ben, 
in  bie  fieineweberjunft  eintreten  ju  loffen,  unb  ebenfo  folle  bies 
jebem  neuen  Sfirger  mi^  Sji^gen  Hufent^It  in  ber  6taM 
ittfteben.  Ulmer  von  onbercn  ßanbioerlen  aber  follten  nii^t  in 
bie  fieinetpeberiunft  oufgenommen  werben  bfirfen;  nur  SBeber« 
tnoiKpen  unb  aSBebethte^te,  bie  ni^t  Ulmer  Sflrger  nraren, 
follien  Dor|er  bos  Sfirgene^t  erwerben  unb  bann  5  3a(re  lang 
ato  Anoiipen  orbeiten,  bis  fie  in  bie  3unft  (ommen  tonnten. 
Aein  aSebetlnai^e  aber  follte  eine  eigene  SBerIftttte  unb  eigene 
6tfible  in  Ulm  (aben  bürfen.  3)agegen  follten  alle  SBeber 
auger^alb  ber  6tabt  im  Umireife  einer  balien  Steile  oon 
berfelben  Sar^nt  an  bie  Ulmer  6^u  meben  bfirfen,  ni^t  aber 
fieinoanb,  fobalb  bie  9Bare  aus  in  Ulm  gef(9 auter  Saum* 
molle  getoiitt  UHir  unb  ber  SBeber  bies  oor  ber  64au  gelobte. 
Dos  Ser^Itnis  mar  aQo  b  e  r  Xrt,  bog  nur  bie  Ulmer  fieine- 
meber  in  ber  6tabt  Sar^ent  unb  nur  bie  fioberer  SBoIIftoffe 
miilen  burflen,  au^er^Ib  ber  €tabt  aber  febem  SBeber  bie  $er« 
ftellung  oon  Sarcbent  freiftanb,  mS^renb  fein  £anbmeber  S^au« 
leinmanb  mirten  burfte.  3)er  fortmo^renbe  Uebertritt  ber  Sflrger 
aus  einer  3unft  in  bie  anbere  ^tte  bemitit,  bog  man^e  3finfte 
nur  aus  minbermeiten  ^erfonen  beftanben  unb  man  ^tte  bes« 
^b  oa(rf(^ein1i4  f^on  1397  bef^Ioffen,  ber  Uebeitritt  in  eine 
anbere  3unft  foIIe  nur  noiJb  mit  Genehmigung  oon  Sflrger« 
meifter  unb  Kat  geftattet  fein.  1403  mutbe  fobann  bas  Sefe^ 
ins  6tabtbu4  eingetragen  unb  beftimmt,  mer  meine,  er  lönne 
fi4  auf  feinem  (Beoerbe  ni^t  me^r  ni^ren,  foUe  bies  bem  Kat 
anjeigen,  ber  bann  barflber  ertennen  merbe.  3«be  SBilme  folle  bis 
gur  SBieberoerbeiratung  in  ber  3unft  i^res  oerftoibenen  SRannes 
bleiben,  febem  aber  foUe  es  freifteben,  feine  Ainber  ein  anberes 
®emerbe  lernen  ju  laffen  unb  fie  in  eine  anbere  3unft 
itt  bringen  ober  unter  bie  Sflrger  oom  ®ef(^le4t  lu  oer* 
heiraten. 

3.  2)ie  @iurt(^tungeu  ber  ©rautu^mac^crjuitft. 
Das  IRarner^anbmert  mar  alfo  eine  9Boll|&nbler' 
gettoffenf^aft  unb  ^tte  bas  9(mt  ber  Serforgung  ber  6tabt 
mit  gef^lagener  SBolle.  Die  erfte  Vrbeit,  mel^e  bie  6(^f' 
volle  elf orbert,   ift  bie  Aufgabe  bes  SBollfammers  ober  SBoIl' 


\ 


—    542    — 

Wi^tt».  Siefer  oSf^  Ue  fBoUt,  breitet  fle  gum  XroAien  ai» 
ttitb  [4Ifigt  fie  auf  bem  e^Iogtif^  mit  &Mtn.  2>aitii  oitb 
bie  SBoHe  gejuiift,  geftri^n,  gel&mmt  unb  unter  UrnftSiibeii 
mit  SBaib  gefärbt  unb  gefponneit.  €4on  frfi^  nnnbcii 
biefe  Sirbetten  bur^  Serorbnungen  geregelt.  60  »urbe  1369 
in  ber  Sraff^  C|ampogne  febes  ftrimpeln  ber  SBoIIe 
oerboten  unb  nur  no^  ber  ftamm  ob  SRittel  jum  Cnteinfn 
ber  SBoIIe  geftattet.  Um  1260  »urbe  ber  Xu^mo^ersttnft  in 
Berlin  eine  Drbnung  betieffs  ber  Subereitung  unb  gfib^bung 
ber  SBoIIe  in  ber  SBeiblilpe  unb  im  fte|fel  gegeben,  bie  gSbcnjo^I 
bef  Xfl^r  genau  oorgefil^rieben  unb  beftimmt,  gefirbte  unb  un* 
gef&rbte  XA^er,  bie  ni^t  geflaut  feien,  bfirfen  ni^i  ausgtfB^ 
merben.  1419  beftimmte  ein  ^rioileg  ber  Zx^^mai^  in 
(Eottbus,  f8mtlid|e  Xfi^  f ollen  omtli^  gefd^ul  »erben  unb 
gu  {ebem  6tfld  foKe  man  minbeftens  6  $funb  ^erbftmolle  n^ 
men.  Z^Us  mit  Seinen  oermifc^te  99Bontu(^  follte  oerbionnt 
unb  ber  9ßaib  gef^ut  »erben;  aud^  foIIte  ber  Xu^f^^rtr  40 
SSnge  f^eren. 

3^e Organifation gum  genoffenfi^aftli^en  Setrieb 
erhielt  bie  Ulmer  (Bratttu<|ma^rgunft  im  So^re  1467  bun^  ben 
9nIouf  ber  aRarnermall  beim  Deutf^en  $aufe.  Die  aRomer 
ober  ÖSoIIen^nbler,  bie  feil^er  Vngebbrige  ber  ftaufleulejunft 
geioefen  owren,  traten  nw(r[d^einli4  bamab  in  bie  (6rautu4- 
moc^ergunft  fiber  unb  mürben  aus  aBoIttu^^nblem  SBoIItu^- 
fabri lauten.  Sta^meisbar  ift  bies  ni^t,  febenfans  maren 
aber  im  3a^e  1490  bie  SRamer  bei  ben  Srautu^m,  fioberem, 
Strbern  unb  ^utma^em  unb  bie  (Sraulu^ergun^  (ieg  fi^  fett* 
^rna^i^rem  oorne|mften  ßanbmerl  bie  SRarnergunft, 
»S^renb  biefenigen  SRamer,  bie  ni^t  bie  SBoIIfi^Ifigerei 
unb  ben  ftleiniuc^f^nitt  trieben,  fonbem  fioben  ausffi^en  unb 
@alg  unb  Sifen  (elmbra^ten,  bei  ben  ftaufleuteu  blieben. 
8uf  biefe  Sntmifflung  in  Ulm  meifen  namentli^  bie  Vug$' 
bürge  r  Serpitmffe  (in.  Dort  gab  es  no^  1368  eine  (Be* 
f^Ia^tgemanber«  ober  (Brautud^ergunft  unb  baneben  eine 
fiobenmebergunft,  bie  fid^  erft  fpiter  vereinten.  Hu^  in 
6tragburg  gab  es  fi$nli<ie  Henberungen.  3)ort  ftritten  fi4 
1449  bie  Sroutu^er  unb  bie  SBeber  ober  fioberer  um  bos 
9tt^  auf  bas  gtrben  mit  SBaib.  Sie  SBoKenmeber  erllMeir, 
bie    f^marge  S^^be    gebore  i^nen  allein,    ei^elltn  Mes 


—     543     — 

91(4*  0^^  nur  iitgeftanben  unter  bct  Sebingunt,  bog  fie  ben 
CSrauttt^^^nbknt  bos  Sle^t  iuteftanben,  ebenfalls  aBeb|tfi|Ie 
ins  ßous  3tt  fe^en  unb  SBeberlne^te  onsultellen.  (Es 
Qmrbe  bobei  beflimmt,  feber  IBebetp  ber  f^ioars  ffirben 
»olle,  bflife  bies  t^un,  o^ne  in  ber  <5rauttt(l^er}unft  ju  |ein,  fofeme 
er  nur  ffir  ben  eigenen  Serlouf  fSrbe,  oienn  er  aber  l^oar] 
um  £oin  fitben  »olle,  mfifle  er  in  bie  (Brautu^eriunft 
eintreten.  Die  Qrautu^er  nmren  alfo  eine  S^VM^Qfarbersunft, 
bie  ffiollenveber  ober  fioberer  aber  eine  IBeberjunft.  3n 
Safel  trennten  fi^  1458  nad^  73ii^rigem  ftompfe  bie  (Brau« 
ttt^er  oon  ben  Gebleuten  unb  traten  bei  ben  ftaufleuten 
ein,  b.  |.  bie  nur  bie  Kusfulr  oon  Zfi^em  unb  ni^t  ben  <B^ 
üHinbf^nitt  fibenben  SRitglieber  traten  )u  ben  Aaufleuten  Aber. 
€i^  »eib  man  in  Ulm  nur,  bog  1442  ber  9lat  ben  freien 
Uebertrilt  su  ben  ftaufleuten  aufhob,  aber  1448  benfelben 
erneut  geftottete,  fo  bag  fi^  ber  (Broftb^inbel  unb  bie  geoerbli^e 
Crjeugung  f^ieben^  inbem  bie  (Brog^nbler  fi(^  in  ber  Aaufleute» 
junft,  bie  SBoIIftofferiettger  unb  SBoIIenoerarbeiter  aber  in  ber 
9Rarner]unft  {ujammenf anben. 

lieber  ben  Setrieb  ber  Ulmer  aBoIIenmeberei  ^t  man 
ja^Irei^e  Ka^ri^t^n-  ^^  6p innen  ber  SBoIIe  beforgten  bie 
gfrauen,  bie  bamit  oiel  (Selb  oerbienten.  UeberaK  f^nurrten 
feit  ber  QErfinbung  bes  6pinnrabs  im  3a(re  1500  bie 
9lSber;  fogar  bie  Snge^rigen  bes  9raue.n Kaufes  mußten 
tagli^  bem  gfrauennirt  lontraHIi^  2  Slnbre^n  (&am  fpinnen. 
2>as  Ulmer  aBoIUu^  oar  teils  boppeltbreit,  teils  einfa^  gemoben 
Das  boppeltbreite  Xu^  mag  4  Cllen  unb  würbe  auf  S^^^' 
mannerftfl^Ien  gemirft.  Stamentli^  fertigte  mon  loaibgef&rbie 
3»5Ifbfinber  ffir  bie  ICusfu^r,  bie  oon  fremben  ßBnblein  in 
Ulm  aufgelauft  mürben.  6ie  {aalten  einen  9funb}on  oon  10 
9fg.,  bie  Slfbfinber  8  $fg.,  bie  9leunbflnber  6  $fg. 
Daneben  fertigte  man  no^  ga^Irei^e  ®rautui|e  unb£oben 
ous  SnlanbmoHe,  mS^enb  bie  dmblfer,  (Elfer,  9leuner,  bie 
(Brautfl^er  unb  SBeigtfl^er  aus  flanberif^em  Aamm« 
garn  gefertigt  mürben.  SBegen  bes  (Eingehens  in  ber 
SB  alle  mürbe  bas  Zu((  breiter  gemoben,  als  es  im  fertigen 
3uftanbe  erf^ien.  Vus  bem  ro^n  fioben  würben  na^  bem 
IBeben  bur^  bas  Koppen  ober  Slafen  bie  j^olafplitier^n  unb 
ftnoten  entfernt;  bann  erfolgte  bas  SBaf^en  unb  9B allen, 


—     444     — 

um  ben  Stoff  gu  oerfiljen,  looiu  in  Ulm  um  1350  iereifs  2 
9BoIImfi|Ien  oor^bett  loaren. 

3m  3o^e  1381  oerlaufte  bet  itommenf^ut  bes  lllmet  3>cm1' 
f^en  fym}ts  junSd^ft  an  23  Ulmer  9Rornec,  bie  }tt  biefem  3»^ 
Sufammenjtonben,  feine  9Rfi^Ie  beim  Deuif^en  ßoiife  ab  eioigcs 
3in0le|en,  cbenfo  1406  bas  boju  fie|5rifle  Sotbei^us  unb  exft  1457 
gieng  biefes  Vna>e|en  m  bie  (Srautui^ergunft  fiber,  bie  in 
biefer 9Rfl(Ie,  ber  fpatcr  logenannten  6pKeuermfi(Ie  gcgeniibci 
ber  Sauemmfi^Ie,  als  ber  uniem  SBall,  i^en  9Balb  iubereiteie. 
6eH^r  |ieg  biefes  Snvefen  bat  3Rarner3unft(au9  neben  ber 
6<l^leifmflble  unb  ber  3unftfne$t  vo^nte  barin.  ^m  Si^ie 
1489  gieng  biefe  untere  aBall  an  ben  Stabtmerfmann  gons 
Sins  um  32  $fb.  $Ir.  eioigen  3^Qin0  Aber  unb  ber  Slot 
ri^tete  barin  eine  @^Ieifmfl^le  ein,  auf  melier  ein-  aBo^gins 
bes  ftlofters  Slaubeuren  ru^te.  3)ie  anbere,  fpSter  entftanbene 
aBaHmfi^Ie  geborte  bem  SBengenllolter  unb  ftanb  oor  bem  ®ßdCer' 
l^ote;  1506  oetlaufte  fie  bas  SBengenf (öfter  an  bie  €tabt  unb 
1541  laufte  |ie  bie  SRarnerjunft  unb  ma^te  bie  3ttnftooII 
auf  ben  fernen  SBengen  barau0,  bie  oon  einem  Sunftvalfer 
betrieben  mürbe.    Die  alte  aBall  beftanb  aber  fort 

Sas  S&'^^n  ber  Zfld^er  mürbe  feit  Hlters  in  gleii^r 
aBeife  oolljogen.  Ute  Sarbftof  f  biente  bis  1650  etma  allgemetn 
ber  aß  aib  (isatis  tinctoria),«  ber  bis  babin  in  3>eutf<(Ianb 
flberall  gebaut  »urbe  unb  bas  allgemeine  SRittel  2um  Slau« 
unb  6(bmar3färben  mar.  9lamentli^  feit  1290 mar  (Erfurt 
megen  feines  aBalbbaus  berfi^mt,  aber  aud^  (Bot^a,  tlrnftabti 
Sangenfalja  unb  3<nnft&bt  ermarben  neben  ibm  bas  9tttH 
jum  aBaibftapel,  fo  bog  in  biefen  5  aBaibfiabten  bas  (Erjeugnis 
oon  300  Dbtfem  Xbfiringens  gufammenftrSmte.  3n  ollen 
aBoIIenmeberpIfi^en  aber  gab  es  aBaibmfi^Ien,  mo  ber 
Sarbftoff  bur(9  SS^rung  bes  aBaib  geoonnen  mürbe,  bis  in 
!Deulf4Ianb,  Selgien,  granlrei(||  unb  (Englanb  ber  3nbigo  bie 
aBaibIfipe  allmSbli^  oerbrängte.  SRon  unterf^ieb  mollfar* 
benes,  lobenfarbenes  unb  tui^farbenes  Cemanb. 
Das  moliforbene  Xu^  mürbe  aus  geffirbter  6tret4' 
molle  b^rgeftellt;  bas  lobenfarbene  mürbe  oor  bem  aBalten, 
bas  tu^farbene  Semanb  na$  bem  aB allen  gefSrbt.  SRit 
aBaib  mürbe  blau  unb  f^marg,  mit  ftrapp  rot  gcffirbt, 
mes^Ib  bie  SSrber  in  Sigmar]-  unb  9lotfärber   gerfielen. 


—     546     — 

tlu$  fie  loaren  momerifinftig  unb  \fytt  fbbeii  unterftonb  bet 
garbf^au.  3u  miteter  Sitttoidlung  lant  btebeutf(|e  Strbeiei 
fett  1400.  1406  fteUte  bie  Stabt  Sbliitgen  einen  9lie« 
beiianber  on,  gob  i^m  lojtenfrei  einen  Saupla^  unb  tt» 
lieg  i(m  alle  Steuern,  voffir  ber  üRiebetlSnber  für  [id^  unb 
feine  Ke^tonai^folger  oerlproc^p  fein  ^anbioerl  flonblg  in  Sg' 
lingen  2u  treiben.  (Ebenfo  »urbe  1456  bort  ein  eigenes  Qfarb* 
^Qus  eingerichtet.  1509  erlieg  ber  9lot  eine  Orbnung  fflr  bie 
Sfarberlnei^te.  2>ie|e  beitimmte,  alle  fiernlne^te  ^ben 
Iflnftig  2  Sa^re  lang  um  fio^n  ober  3  3a^re  unentgeltli^  ju 
lernen.  6treitigleiten  im\]ilizn  SReifter  unb  £e^rling  follten 
nur  foioeit  oom  3unftgeri^i  in  legier  Snftanj  entfij^ieben  »erben, 
ab  es  |i$  um  bas  ^anbmert  ^anbelie,  ni^t  aber  bei  Sfteoeln, 
bei  benen  an  ben  Kat  appelliert  »erben  lonnte.  Da  bie  gfirber 
oielfa^  »ie  bie  ftaufleute  in  Zuäf  fpehtlierten ,  regelte  ber  9lat 
1512  ben  Xu^fauf  ber  gfSrber.  6ie  buiften  (eine  ro^n  Zfit^er  jum 
SBieberoertauf  anlaufen,  [onbem  nur  um  fio^n  färben.  Die 
flnja^I  oon  36  Xfl^em,  bie  fie  ^i^itn%  um  £o(n  firben  burften, 
Q)urbe  auf  24  ermfigigt,  bo(^  burfte  ber  SRamerjunftmeilter 
biefe  3<>9I  er^b^n,  ni^t  aber  oerminbern,  unb  alle  Quatember 
fyMtn  bie  3unfiineifter  bei  ben  S^rbern  Ke^tfertigung  su 
^Iten  unb  bie  QKitber  ffir  bie  me^r  gefSrbten  Xiid^er  }U  [trafen. 
Vlit  ber  fteigenben  S^wierigleit  be9  Hbfa^es  oetfiel  man 
immer  me§r  auf  SRagregeln,  um  ben  Setrug  einzelner  (Bef^fifts* 
leute  3U  oer^inbem.  ^ie^u  ge^rten  namentliil^  bie  SRogna^men 
ber  SRei^stegierung  gegen  bas  betrfigerif^e  Xu^fponnen. 
Ka^  bem  SBalfen  ourben  bie  Xfi^er  gemofc^en  unb  auf  ben 
Xrodenro^men  gefpannt  unb  getrodnet.  Ulm  ^tte  (ieffir  feit 
1499,  vo  m^  einem  Streit  bes  S^toeftermfillers  mit  ber  Ulmer 
Subengemeinbe  megen  eines  Stalls  am  3ubenfrei$of  bie 
Suben  oertrieben  oorben  loaren,  eine  eigene  ftSbtif^e  Snftalt. 
3m  3a|re  1499  oetloufte  nfimli^  bas  9{ei4  ben  3ubenfrei« 
^of  oor  bem  Sleuent^ore  an  ber  Slau  jmif^en  fio^ftod  unb 
3ttbenfrieb(of  tm  bie  Stabt,  meiere  blefen  $Ia||  im  Z^^tt 
1559  ber  SRarnerjunft  als  Sntf^äbigung  fflr  anbenoeitiqe  (Be« 
bietsoerlufte  3um  Kuf  ftellen  i^rer  !lusfpannre<j^en  (oftenfrei 
fiberlieg.  SiJ^on  im  3a|re  1497  »ar  auf  bem  JRei^stage  ju 
£ i n b a u  fiber  bie Setrflgereien  mit  bem  XQ^erft reden  gellagt 
morben  unb  1498  lourbe  auf  bem  9?ei^stage  ju  Qf^^i^urg  be' 

35 


rrr       5*6      — 

fiimmt,  es  folle  Iflnftis  in  Deutf^Ionb  lebt  Xtt4  mc^  ttnseite|t 
unb  ungef(^oren  oeriauft  oetben,  ba  bur((  bos  Deloticiei 
bet  6toff  einge^  unb  bte  Beute  bann  »eniger  6toff  ^ben  ab 
oor§er.  3m  Z^xt  1649  outbe  erneut  ein  Keii^smanbat 
am  Ulmer  Xot^ufe  ange|(|Iagen,  motin  beftimmt  mm,  bag  locgen 
bet  Setrflgereien  beim  Zfid^eiftreden  ffinftig  niemanb  me^  bei 
Sttafe  ber  Sef^Iagno^me  ein  Xu$  noc^  ber  (Elle  ausfi|netben 
foHe,  bos  ni(^t  oot|er  genest  unb  gefi^oren  «Sorben  fei.  X)in| 
^If  au^  biefes  ®efe^  nid^t  uiel. 

S(ud^  bas  bem  9u0fpannen  folgenbe  9laufen  mtttelft 
bei  ftartenbtftel  gab  loiebei^olt  Xnlag  3U  gefe^Ii^em  CSi« 
{^reiten.  1419  outbe  beftimmt,  )ie  A  a  1 1  e  r  follen  i^n 
Anette  nad^  ber  9  r  b  e  i  t  02^ <  tp  n  i  «1^  t  nai^  bem 
Stfld  ga^Ien,  bamit  beffere  Vrbeit  geliefert  oate, 
unb  lein  5tarler  foIIe  me^r  ein  anbeies  ^anboerl  treiben 
unb  nur  ben  fibli^en  £o|n  nehmen.  Suf  febes  gelartete  Za^ 
follte  basSReift ersetzen geftempelt »erben,  bamit bie  Stauer 
nid^t  betrogen  »neben.  Die  abfallenbe  AartermoIIe  bmftc  ni^ 
an  aSeber  oetlauft  merben,  bie  bas  ^anbverl  trieben,  unb  allen 
oeiblic^n  ^erfonen  »urbe  bas  ftarten  oerboten,  bas  teib  in 
ber  Stabt  teils  auf  bem  fianbe  beforgt  »urbe. 

Sbenfo  »ar  bas  nun  folgenbe  Speeren  ber  Zfi^^ 
geregelt.  60  erlieg  1450  (Egiingen  eine  ntut  %aä^ 
f(9ererorbnung.  3<bes  Zui|,  bas  gefroren  ourbe,  mugte  8 
bis  10  Sunb  b^ben  unb  40  Sllen  auf  bem  Stuhle.  XiUber, 
bie  fcble^t  geioallt,  geftricben  unb  genoppt  maren,  ^en 
bie  Sd^ouer  oon  ben  Siai^men  gu  entfernen.  Der  3unftmeifter 
batte  naä^  Sebarf  bie  Zu^\^mti  ^erumjufdbiden,  bamit  fie  bie 
Aaro&tf^en  unb  bie  Slrbeit  ber  aBoIIenfdblager,  Streiter  unb 
ftrBmer  befi^tigten.  9Ber  ni^t  oorfi^riftsmagig  arbeitete,  mürbe 
beftraft.  ®emangte  Xft^er  maren  aus  rebli^  gefSrbter  blauer 
unb  roter  SBoIIe  ju  fertigen.  Die  9ln|teIIung  ber  Grauer  mar 
6ad^e  bes  3unftmeifters  unb  ber  3n>eier  unb  3Q'5Ifer  ber  3ttnfi- 
3ubereitetes  ZuSf  ju  taufen,  mar  ben  SReiflern  oerboten.  Die 
Xfi^er  erfter  (Bfile  erhielten  bei  ber  S^au  ein  E,  bie  aRitiel- 
forte  bas  6tabtf{egel,  bie  guten  Aemtfl(|er  }mei  Siegel.  Der 
Spinnlo^n  ffir  gemeinen  grauen  SBarf  betrug  fflr  bas  Vfunb 
12—14  $Ir.,  ffir  ben  SBefel  8-10  i>U.  1501  erhielten  bie 
Xud^f^erer  oon  (Egiingcn  eine  neue  Orbnung  unb  1517  be* 


—     547     - 

ftimntte  eine  neue  Kirnet  Xu^fAeereiothnung,  bie  Zu^f^erer,  bie 
3ttc  64ne{bet}unft  gelten,  »eil  |ie  SBoIItu^  »eitet  oenitbeiten, 
f  ollen  iebes  gefrorene  Xu^  mit  i^rem  SReift  er  geilen  oer« 
fe^en  unb  ber  64au  ootlegen.  üu^  bie  Xuc^f^eererei  ^te 
i^re  genauen  Orbnungen.  1505  erlieg  ou^  bie  Stabt  SB  eil 
eine  neue  Zu^erorbnung,  ivel^e  SPngen  benfi^e  unb  mit 
einigen  SCenberungen  an  Stelle  feiner  eigenen  Orbnung  ein* 
ffi^e.  3eber,  SRonn  ober  grou,  ber  bas  Zu^oeben  geoerbs« 
mfigig  betrieb,  |atle  bie  Orbnung  ein}tt|alten.  Sie  Zu^^fd^auer 
verfallen  mit  2  Siegeln  alle  Aemifi^er,  bie  ac^tbfinbig  gemoben 
unb  bereitet  maren,  bogegen  »urbe  bos  SBeben  bSfer  unb  fibel 
genwbener  Zfi^er  beftroft. 

3n  U I  m  fliegen  bie  Sla^rid^ten  rei^^altiger  erft 
feit  1500  unb  es  fpielte  babei  lunfi^ft  eine  KoIIe  ber 
SBettbemerb  ber  Zu^matler  oon  Soflingen,  bem 
6i|  eines  unter  ber  Sogtei  bes  Ulmer  9Iats  fte^enben 
ftlarifferinnenHofter»,  beffen  Zu^mo^erei  fe^r  entmidelt  mar. 
Qs  gab  bort  um  1500  12  fiobermeifter,  oon  benen  mS^enlli^ 
feber  2  Stfid  Zfi^er  fertigte,  bie  im  Ulm  er  ftauf^aufe  ge* 
bunben  unb  verlauft  rourben.  1506  befd^merten  fi^  nun  bie 
Ulmer  9Rarner  Aber  biefe  65flinger  SReifter.  Sie  erüirten, 
bie  9Reifter  fertigen  Zfi^er  aus  3nlanb>  unb  SerbftmoUe, 
ans  Sd^inierling,  SlodenmoIIe  unb  Afirf^^nermoIIe 
unb  anbeten  minbermerten  9{o^ftoffen,  laffen  fie  in  Ulm 
(eften  unb  preffen  unboerlaufen  fie  bann  als  Ulmer  £oben. 
Da  biefe  £oben  leine  laufmannsgute  SBare  feien,  merbe 
ber  gemeine  SRann  baburdj^  betrogen.  £er  Kat  oetorbnete 
borauf,  fein  SSflinger  SBeber  bfirfe  Ifinftig  me^  minbenoerte 
Zfid^er  inner^Ib  4  SReilen  um  Ulm  heften  unb  fneffen  laffen 
pber  oetlaufen,  unb  bebto^te  alle  ^erfonen,  bie  foI(|e  Zfi^er 
ben  Sbflinger  SBebem  hefteten  unb  pregten,  mit  Strafe.  1507 
oerbot  ber  9Iat  oeiter  allen  Ulmer  unb  fremben  ÜRamem  bas 
gfeil^ben  oon  geftfirjten  fioben  auf  bem  Ulmer  SRatlte 
unb  beftimmte,  bie  Söflinget  SRatnet  follen  i^t  (Bemanb  Ifinftig 
ni^t  me^r  neben  ben  Ulmetn  SRametn  oetlaufen,  fonbern  an 
einem  abgefonberten  $(a|e,  unb  1513  oerbot  ber  9tat  erneut 
ben  9Rarnern  oon  Söflingen,  in  S9flingen  gefertigte  Zi^x 
in  Ulm  mi^renb  ber  fBo^e  gu  laufen,  3U  oerlaufen,  gu  fSrben, 
anjuf^Icven,  ju  preffen  ober  3u  (eften. 

85' 


—    548     — 

@4on  int  3d^e  1607  ^tte  ber  9{at,  um  bie  SRomeiei  TmAtx 
ju  ^bett,  beti  SRontetit  erlaubt,  neben  i^em  aus  Snlonbsolk 
gefertigten  993 ollgemanb  au($®rautfid^er  unbSBctgti^er 
gu  fertigen.    Diefe   uwren  aber  bun|»eg  ans  flanbrtfi^er 
993  0 II  e  3u  fertigen,  nobei  ein  mlgiger  3ttfa|  oon  ffauibrif^ 
naufvDlIe  geftattet  oor.    3>ie  Breite  botte  2V4  ^oi,   bie 
fiSnge  32  (Ellen  am  6turj  la  betragen  unb  1050  Siben  loami 
als  aRinbeftgabI  uorgefi^rieben.    Das  !Rieb  follte  nid^t  filier  3 
(Ellen  breit  [ein.    8on  fol^em  (Brou'  unb  aSeigiu^  burfte  jebcr 
SReifter  fertigen,  fo  oiel  er  mollte.    flls  G^ougei^n   ei^eOei 
bie  Xü^er  ben  Ulmer  64>ilb  unb  einen  falben  Vbler. 
SIeiibseitig  mutbe  bas  (Einlaufsgelb  in  bie  9RarneK2unff 
Don  16  auf  12  (Bulben  (erabgefe||t,  um  au4  ben  armen  (BejeDen 
bas  (Erlangen  ber  SReifterf^ft  gu   erlei^tem,  unb  wn  ni^t 
aus  bem  3Baib  firben,  fonbem  nur  Qrautfl^er,  9Betg< 
ffi^er  ober  So  ben  Quirlen  mollte,  ^atte  nur  8  (Bulben  gu  goilen. 
SBoIIte  ein  fol^er  fioberer  fpiter  au4  3mblfer,  (Hfer  ober  Seun* 
bflnber  mirlen  ober  aus  bem  SBaib  färben,  fo  botte  er  4  (Bulben 
nacbguga^Ien,  »a^renb  bas  fonftige  Sorben  febermann  geftattet 
oar.  fo  bog  alfo  nur  bas  SBaibfärben  als  ^rioileg  bes  aRamer* 
banbmerfs  galt.    Dod^  galt  als  (Brunbfa|,  bag  bie  SRamer,  »el^ 
3iD5Ifer,  (Elfer  ober  SIeuner  fertigten,  leine  ffirau«,  993ei^  unb 
fiobentfi^er  mirlen  burften,  bamit  mit  ber  9BoIIe  lein  Unter« 
f*Ieif  gel*ab. 

!Die  Xuffid^t  Aber  bie  fämtli^en  Spinn«  unb  SBixfei« 
arbeiten  ffibiten  ber  3unftmeifter  unb  bie  brei  Xu^fd^uer,  Me 
au(b  bas  6(|augelb  erhoben.  SCIs  SRag  ffir  bie  fi&nge  unb 
Breite  galt  bas  fiauinger  6d^aumag  unb  jeber  SReifter 
mürbe  auf  bie  neue  Orbnung  oereibigt  Die  (Elfer  unb  3Q>bIf«r 
burften  b9#ens  6  $funb  StaufmoIIe  unb  1060  gfiben  f|aben, 
bie  9leunbfinber  1100  gfSben  unb  ni^t  me^r  als  10  $fb.  Kauf- 
molle.  Sfflr  bie  geffirbten  Sleunbflnber  maren  35  (Ellen  Singe 
unb  bie  alte  Breite  oorgefibrieben.  3nIanbmoIIe  burfte  gu  biefen 
Sorten  ni^t  oeimenbet  merben,  auA  mot  bie  StaufmoIIe  90H 
ben  64ouem  gu  fd^auen,  e^  fie  ins  gaus  geführt  mürbe,  unb 
bie  3unftmeifter  batten  gu  forgen,  bag  bie  gaben  geitmeife  gegi^It 
mürben. 

3m  3a^e  1608  Ilagten  meiter  bie  £  oberer,  ba|  Me 
Sd^nittFtraf en    gu    ^oi^    feien.      Der   9lat    beflimmte 


—    649    - 

borauf,  ber  etfte  6trQff4tiiit  follc  Ifinflig  nur  iio4  &  64U' 
ling,  febcr  ncUere  alct  15  9fg.  loften  unb  fiobcn  mit  2 
3«i^en  [ollen  ni^t  me^  gefiibt  mtbeti.  (Ebenfo  [ollten  un« 
afinftige  £ob€rer,  bie  an  ben  aRorttogen  £ob(n  im  fiabcn  wu 
Uufltn,  ni^t  gleii^s^itig  onf  bem  SRotlte  feil  ^ben.  aBciter 
floflie  bie  aRomeriunft,  bog  einige  (Benoifcn  {U  ben  (Brau*  unb 
SBcigtfi^em  lorbaij^^te  SBoIIe  gebrauten,  ums  bem  8b[a| 
bes  Ulmer  Zuc^s  llbbfui^  l^ue.  Der  9lat  beftimmte  bes^Ib,  bie 
SRotner  mie  bie  (Broulu^moi^r  follen  Ifinftig  nut  no^  g  e  I  a  m  m  t  e 
3ettel  unb  SBefel  oerorbeiten  unb  leinen  lorbttfilten  gaben 
me^  ium  gefStbten  ober  ium  (Brau-  unb  SBeighul^  oetmenben. 
flttc^  follle  bas  ungeiiegelte  Sevonb  na4  Gun  beifing  er  unb 
®fin]burgertlrt  nur  noi(  abgefonbeit  oerlauft  »erben,  mie 
bie  6oflinger  SRatner  unb  bie  CSemanbf^neiber  nur  no<l^  fol^ 
ungefiegelte  Xfi^er  laufen  burften,  bie  von  ber  Ulmer  6^tt 
ierf^nitten  unb  geftempelt  morben  maren. 

1509. mürbe  [obann  eine  neue  £oben|d^au  eingeri^tet. 
Wk  £oben  muj^ien  feii^er  ebenfalls  geflaut  merben  unb  maren  auf 
Srunbber  fiauinger  G^auorbnung  anzufertigen.  SBer  fol^e 
2oben  niibt  ju  mirlen  oeiftanb,  ^Ite  t»  ju  lernen  unb  alle  lieber« 
treter  maren  unna4|i4ili<|  burd^  einen  ober  mehrere  64nttte  ju  ftra« 
fen.  Den  3  Steuern  mürbe  ein  £oberer  beigegeben,  ber  alle  ni^t 
me^rfd^aften  £oben  Aber  ben  Kflden  ju  jerreiben  unb  barauf  gu  fe^n 
^t,  bag  alle  Stfide  bie  vorf^riftomagige  fiSnge  Ratten.  3ebex 
£oben  mugte  1000  gfSben  ^ben  unb  an  ber  Slo^me  63  Ulmer 
(Ellen  lang  fein,  an  bei  64au  aber  60  (Ellen  meffen.  3um 
SReffen  ber  Breite  mar  ein  (Eifen  ju  fertigen,  ^aite  ein  £oben 
an  ber  9{Q^me  bie  £änge,  nid^t  aber  bei  ber  S^au,  fo  mar  er 
erneut  an  bie  9?a^me  ju  |<|Iagen.  ßatte  er  bann  mieber  bie  £ange 
ni^,  mar  er  bennod^  ju  l^auen  unb  menn  bas  (Bemirl  gut  mar, 
mürbe  am  Sorf^Iag  baoongef^nitten  unb  bem  £oben  ein  Slei 
gegeben.  (Er  burfte  aber  ni^t  als  me^rf^aftes  ganzes  6tfid  oer« 
lauft  merben,  fonbem  mar  mit  ber  (Elle  ausgumeffen.  Der 
£oberer  mar  eibli^  oeipfli^tet,  {eben  £oben,  ber  an  ber  Aabme 
JU  htri  mar,  anzuzeigen,  fioben  mit  f(|Ie(|tem  (Bemiil  erhielten 
oon  ber  64au  lein  3<i4<n,  fonbem  einen  6traff4nUt  ^alb 
burd^  unb  zahlten  5  e^UIing  Suge ,  geringere  £oben  ei^ielien 
2  6traff4nitte  unb  zahlten  10  ed^illing  Suj^e.  (Banz  S^^inge  £oben 
maren  fiber  ben  Kfiden  zu  z^^^iB^n  unb  z^lUen  10  e^OIing. 


—    650    — 

Snie  fioben  ober  tooren  ous  S^IonbiDoIIe  o^ne  gonSnbec 
SlaufiDoIIc  ober  Afirf^neriDoHe  ]u  fertigen. 

1510  mürbe  ein  neuer  SR  arnereib  oufgefertifltp  ben  febei 
SRamer  olliS^rlid^  s^  fd^Sren  ^dte.  9lod^  bemfelben  Doren  jebec 
3tDöIf (finber,  Slfbfinber  unb  Sleunbflnber  unb  jebes  gfuttertu^^  in 
oorgej^riebener  Singe,  Breite  unb  SSbenjabl  aus  oorgef^tiebener 
SSoIIe  ju  fertigen,  bos  Sliet  oom  gef^vorenen  Slfitterfe^  gu  fe^ 
unb  bos  6tobt3ei(!^en  eingubrennen.  Die  3>0i^If^fin^  imnen 
au«  guter  JtenuDoIIe  ju  fertigen  unb  beren  3^ttel  mugten  12 
Sunb  pben  entölten,  b.  (.  1738  gfiben.  Dos  Kitt  muHfit 
S^li  Sllen  »eniger  Vie  ^ben  o^ne  bie  (Enben.  llniubeieüd 
mubte  bos  Zu^  42  (Ellen,  bereitet  unb  geioolft  40  Qllen  an  ber 
Konnte  ^ben.  SRe^r  ob  6  ^nb  ftonbrifc^er  aSoHe  burfien 
ni^t  eif)0emi[(||t  merben.  Die  (Elfbfinber  moren  oon  guter  SRtttel« 
»olle  2u  fertigen ;  bos  9liet  l^e  SV«  CEIIen  oeniger  Vi<  o§ne 
bie  Snben  ju  betragen  unb  lein  Sunb  burfte  weniger  als  1684 
gffiben  ^ben,  mugte  oud^  42  (Ellen  unjubereitet  unb  an  ber 
SRo^me  38  (Ellen  ^oben.  3ttgela{len  maren  ^ftens  6  $fttnb 
flanbiif(|e  9lauf»oIIe.  Die  Xfi^er  »oten  ni<(t  mit  f^rfen 
6p&|nen,  (onbem  mit  guten  64Ieif|p&(nen  ]u  larten,  es  iMr 
i^nen  bas  ffiemonb  ju  loffen  unb  bos  $oar  burfte  ni^  ous 
bem  ffirunb  geriffen  »erben.  Wie  9leunbfinber  »oren  ans 
fIonbri[(^er  äBoIIe  unb  aus  einem  Kiet  ju  nirlen,  bos  an  ben 
(Enben  3  (Ellen  unb  Vf  Siertel  breit  nmr  unb  bei  1100  S&bcn 
37  Sllen  ro(  unb  35  (Ellen  an  ber  Stamme  mo^.  (Beftattet 
maren  bis  ju  10  $funb  fl&mif^er  KoufmoIIe.  Die  grauen  unb 
»eigen  guttertfi^er  umren  aus  fl&mif^er  IBoIIe  mit  1060  gfiben 
aus  einem  9{iet  oon  3  (Ellen  unb  2  (Ellen  unb  i's  Siertel  breit, 
unb  am  6tura  32  (Ellen  lang  ju  mirlen.  SnlonbvoIIe  burfte 
l^iegu  ni(|t  oeimenbet  »erben  unb  bie  KoufvoIIe  »or  oor  bem 
Serbringen  in  bie  SBo^nung  ber  64<ku  oorjulegen. 

Vis  64auIoIaI  biente  bie  alte  ^tonittx^t%\iuit  ouf 
bem  9{at^ufe.  Die  64Qube^5rbe  beftonb  aus  2  SRomem  unb  1 
aSeber  unb  botte  olle  Xfii^er  an  ber  Stamme  unb  am  6turi  gu  fd^ouen 
unb  ollifilrli^  oiermol  bei  ollen  SRometn  na(^}u|e^,  ob  mit  ben 
9Ueten,  ber  Sibenjo^I  unb  ber  SBoIIe  orbnungsm&gig  oeifo^ren 
»urbe.  Serfe^Iungen  »oren  bem  3ttnftmei[ter  in  melben.  Wie 
SRamer  unb  (Broutu^ier  burften  i^re  3ettcl  unb  SBorfen  nur 
aus  gelSmmter  unb  mit  ber  ^onb  gefponnener  SBoIIe  mo^en. 


—    561    — 

Jtorbttf^te  ober  mit  Dem  9lob  gefponnene  QfSben  3U  oenotitbett, 
WQX  oerbüttn. 

S^on  1611  inbes  erf^icn  eine  neue  fiobererocb« 
n  u  n  g  ,  bie  alle  3o9^<  na^  SSei^ad^ten  90T  bem  SRomequnft- 
meifler  oon  ollen  Arimernp  (Biouiu^mo^em  unb  fiobcrent,  bie 
SReifter  nrnten  unb  bas  ^onbioetl  hieben,  ju  bef<^m9ren  vm. 
9loi^  betfelben  buffte  lein  gonjer  ober  ^Ibet  £oben  no^  bem 
Siegeln  erneut  gefiegelt,  gef^ocen,  genest  ober  geflredt  »erben. 
9lur  »enn  ber  fioberer  ben  fioben  serf^nitt,  bur^e  er  bie  ein« 
seinen  6tflde  ne^en,  f^eeren  unb  oeiloufen.  Ungefiegelte  fioben 
}u  färben,  nmr  oerboten.  *  SBurbe  ber  fioben  no$  bem  %SxUn 
erneut  ongefi^Iagen,  fo  bucfle  er  ni^t  langer  gefo^ren  »erben, 
ab  erloubt  »ar.  Wie  gefirbte  fioben  buiften  nur  mit  bem 
64Ieif|po(n  gefartet  »eiben.  Unbeftanbene  fioben  bucfien 
ni^t  genest  ober  gef^ren  »erben.  Das  Gefpinnft  mugte  gut 
fein  unb  onbere  ab  ^Ibe  unb  gonje  fioben  ju  »eben,  »ar  oer- 
boten. SBeiter  »uibe  »egenbes  ^eft^ns  ber  Zfi^et oerorbnet, 
bas  9Ramer^nb»eif  [olle  einen  eigenen  Xu^^efter  aufteilen, 
bo4  folle  baneben  oud^  febem  9Rainer  freifte|en,  felbft  }u  heften 
ober  (eften  su  loffen.  Stur  für  anbere  5U  (eften,  »ar  oerboten. 
Der  Zui^^^itt  burfte  au^  6öflinger  Xfic^er  heften;  nur 
mu^te  ber  8e(i|er  geloben,  fie  ausguffi^ren  unb  fie  ni^t  in 
Ulm  ju  »erlaufen. 

Sine  »eitere  fiobererorbnung  oon  1513  beftimmte, 
ieber  3ettel  foIIe  1000  Sfiben  baben  unb  {eber  fioben  )u  63 
Ulmer  Cllen  gejetlelt  »erben,  ^atte  er  bie  oorgef^riebene 
fiangc  ni^t,  fo  »ar  er  )U  ftreden ;  rig  er  (icbei,  fo  buifte  er 
ni^t  ab  »e^tf^ioft  gefiegelt  »erben.  SSenoorfene  fioben  erretten 
lein  SIet,  fonbem  einen  @traff(|nitt  unb  ber  fioberer  sohlte  6 
Schillinge  Suge.  SBar  ber  fioben  au4  bas  nt^t  »ert,  fo  er* 
^ielt  er  2  Sd^nitte  unb  aa^Ite  10  Spillinge  Suge.  SBar  er 
fibei^upt  ni^t  laufmannsgut,  fo  »ar  er  fibtr  ben  9{fiden  ju 
reigen.  ^thtx  S^auloben  mugie  einen  roten  fieiftfaben  boben. 
SBeig  unb  grau  ober  grau  unb  f^oarj  burfte  ni^t  untereinanber 
gejettelt  »erben,  fonbem  feber  3<it^I  mn^fit  feine  beftimmte 
Sfarbe  (oben.  SBurbe  ein  grauer  fioben  auf  bie  6tarle  unb  bas 
^aar  geprfift,  fo  »ar  bas  Satter  »egjut^un.  Sin  grauer  fioben 
burfte  ni^t  me^r  ab  2  gfarben  ^ben;  bei  3  gfarben  »aren  bie 
gatben  oon  einanber  ju  reiben  unb  bem  lihgem  6tfide  bas  8Iei 


\ 


—     552    — 

5U  geben.  3  ober  4  6treifen  burfien  bie  6^uet  Ifaiflc^ 
Ia|[en,  me^r  abec  ni^t.  9Burben  in  einer  Clle  6—10  6be^ 
gefunben,  fo  nniren  |ie  ausjuf^neiben  unb  bas  Slfid  wat  Mtpoq 
3U  fSrben.  Ungef^ute  £oben  burften  nid^t  oerfanft  locriML 
(Barn  ober  iubereilete  SBoIIe  onbersioo  ob  in  ber  3unfi  ober 
im  ^anbioerl  ju  laufen,  loor  ben  £oberem  verboten;  ebcnfo 
burfte  lein  orgtoo^nif^es  (Born  ober  fol^e  SBoIIe  gdouft  loerben. 
Die  UmgSnge  ber  Öfobenja^Ier  erfolgten  no^  Knorbnung  bcs 
3unftmei[ter0.  Sepen  3  gfiben,  [o  blieb  bos  ftroffrei ;  giSgercr 
Sbmongel  lourbe  mit  1  S^iQtng  ffir  {eben  gaben  beftroft  ober 
^o^erer  Strafe  nad^  Srlenntnis  bes  3unftmei{ters  unb  ber  3iDoIf' 
meifter.  (Einem  Aficf^ncr  beffen  äBoIle  um  £o^n  {u  tu^cn. 
mor  oerboten  bei  2  Sulben,  ebenfo  bos  Serarbeiten  oon  in« 
ISnbif^er  ^laufioolle  unb  bas  Sieben  unb  Qi^nttn  oon  unge* 
{iegelten  fioben.  9lur  ge|iegelte  £oben  burften  gef&rbt  unb  genc^ 
»erben. 

aßo^I  bie  »i^tigfte  Steuerung  ber  neuen  3(tt  )^  16. 
3a(r^unbert9  nmr  bie  t5rflnbung  ber  Ulmer  Sammet- 
manufoltur.  3nt  3a(re  1514  mad^te  ber  Ulmec  SRar« 
t  i  n  6  4  i  I  (  <  ^^  Serfu(| ,  einen  neuen  Cbroggeioerbe' 
gmeig  in  Ulm  einjuffilren.  S^iltxs  Srogooter  loar  ein 
Dorflil^neiber  aus  ber  Ülmer  (Segenb,  ber  ein  groges  Scr* 
mögen  ^interlajfen  ^atte.  Der  funge  6($SIer  ^tte  am 
Somerfee  bie  6ammetfabriIation  lennen  gelernt  unb  er« 
richtete  mit  i>\^t  eines  auf  10  3a§re  unoerjinsli^en  ftSbtif^en 
Darlehens  oon  1000  Bulben  eine  SBaltp  ein  gfirb^us  unb 
KSume  3um  Sd^Iagen,  Serllauben,  ftfimmen  unb  S^ütln  ber 
SBoIIe.  Sin  Seroanbter,  Sart^olomfius  SRardj^tlaler 
reilte  bann  nod^mal  nad^  (£omo  unb  fpidte  ben  Stalienem  bort 
i^re  Aenntnilfe  ab.  Aatfer  SRax  befugte  bie  gfobril,  als  er  in 
Ulm  meilte.  1520  traten  Snbreas  ®unbelfinger  unb  4 
Srfiber  6  (|  leider,  bie  3n^<^^<  bes  großen  SaumooU« 
(anbels^aufes  6(|Ieid^er,  in  bie  <Be|eII[4aft  ein.  Der  Sbfa^  betrug 
ia^rlitl  400  etfid,  beren  febes  ber  6tabt  Vs  (Bulben  6^- 
gelb  eintrug.  Sinter  fibemalgm  S^äler  bas  (bef^oft  »ieber 
anein.  1515  lieg  bie  6tabt  bem  Schier  500  (Bulben  nad^, 
na^bem  bas  64<tugelb  biefen  9lu|en  abgeworfen  ^tte;  1519 
erhielt  G^Slti  ein  neues  Darlehen  oon  3000  (Bulben,  mugte 
ii4   ober    in    bie   SRarnerjunft  aufnehmen  Ia[[en.     Dos 


—    653    ~ 

Sntfic^en  ber  Sammelmanufaltut  ^te  einen  \iiat^tn  6treit  mit 
bei  aRomeiiunft  ^tootBeiufen.  Die  3unft  loeigerte  fi^  nam« 
li^,  bie  jollrei^en  6^Ieif^n  arbeitet  in  bie  SR  ocn er- 
bt flbetf^aft,  b.  ;^.  in  bie  ftranlenla|fe,  oufiune^nten.  Set 
9^d  entWieb  abet,  loet  {eiltet  in  bei  itolfe  getoefen  [ei,  bfirfe 
au(|  fetnet  baiin  bleiben,  au^  »enn  et  in  bei  S^biil  arbeite, 
arbeitet  abet,  bie  |eit(ei  ni^t  ber  Aaffe  ange|5it  ^ben  unb 
bas  ßanboerl  mit  eigener  $anb  tteiben,  metbe  Ifinftig  bet  9lat 
gerabe  fo  Iti^  bejteuem  wie  fol^e,  bie  in  ber  ftaffe  feien,  unb 
bie  Sabril  ^cbt  bes^Ib  bie  9lamen  bei|elben  bem  Stabtie^nei' 
amt  }u  melben,  menn  |ie  ein«  ober  austreten.  Die  3unft 
loar  argerlii^  auf  bie  gfabrif,  »eil  biefe  ob^entli^  27  3<ntner 
SBallgam  oerorbeitete  unb  [o  oiel  ®am  auflaufte,  bag  bie 
Ileinen  SReifter  lein  (Barn  me(t  et^ielten.  1685  jtarb  9Rar- 
tin  64aler,  morauf  ber  9{at  feiner  9Bitme  erneut  2000 
ffiulben  ooiftredte.  6ein  Sruber  granj  S^^aler  unb  fpSter 
8art|oIomtu6  SRar^t^aler  flbema|men  bie  fieitung  ber 
Sabrif,  bie  aber  1580  aufboren  mugte,  meil  groge  Seruntreu« 
ungen  bie  Sefi^er  f^oier  gefd^fibigt  b<^tten.  Der  3mecl,  bas 
natleibenbe  Vusfubrgeverbe  ber  6tabt  ju  (eben,  iDUibe  ni^t 
enei^t,  menn  au^  ber  Sbfo^  ber  aRanufaüur  na<^  Sranbeid^ 
lein  ungfinftiget  gemefen  mar. 

Die  oom  9iat  erlistete  Sammetf^au  beforgten  gmei 
oereibigte  64auer,  bie  eine  eigene  Orbnung  batten.  Die  Stampfe 
unb  3ei<|en  enthielten  ein  6  te  ml  ein,  bie  geftempelten  Um* 
f^Iäge  mürben  gejault.  Die  3eitel  ber  6ammetmeile  maien 
oon  3<U  3U  3eit  unoet^fft  su  i&^Ien  unb  bie  Xfi(|ei  in  ben 
Stammen  ju  befi^tigen.  6(|ab^fle,  fledige,  geftfidle,  geftieifte, 
bunblbd^erte  ober  in  ber  gSrbe  oerbrannte  Zfiiber  buiften  ni^t 
oeifiegelt  unb  gejeiil^net  metben.  Slle  Xfi^er  mürben  mit  einer 
64nur  no^  £finge  unb  Breite  gemeffen  unb  beren  3^^!  ^^ 
6tabtre4neramt  gemelbet,  bas  bann  ben  Sammetgoll  er^ob. 
1518  na^m  S^anlreii^  ben  6d^em  4  Sallen  englif^e  aBolle 
am  (Eomeifee  meg,  meil  200  9RaiI  6ilber  barin  maren,  bie 
bur(^gef(bmuggelt  merben  follten. 

1537  llagte  bie  aRameriunft,  ^fl^r  ^ben  20—30  SReifter 
aieun«,  Slf«  unb  3n>3P0nber  gemirtt,  ie|t  gebe  es  aber  nur 
no$  2  SReifter,  bie  [i(b  bamit  befaffen.  Die  e^ulb  trage  bie 
6ammelfabril ;    man  folle  bie  SBeber  ber  6ammetfabril  gmingen. 


l 


—     654    — 

in  bfe  aRornerjunfl  elnjulreten,  betiti  fo,  loie  tu  je^t  fei,  iDctben 
nur  ungenflgenb  gelernte  Sfrbeiter,  6piiiler  unb  Settel|attriet 
(erongejogen.    SBeil  es  in  Ulm  an  9Bebem  fe^Ie,  gie^e  fi^  bos 
fioben«^  unb  SfUitertu^gef^Sfi  immer  me^r  no^   Slfitnberg, 
Störblingen,  Dinlelsbfl^I  unb  SRfin^en.    SBenn  bei 
9{Qt  nid^t  o6§eIfe,  oerbe  ber  3unftmei[ter  fein  SImt  nieberlegen ; 
benn  es  ge^  ni^t,  bo^  ber  ^flnftige  SBeber  geftroft  merbe,   bec 
gfabrttoeber  aber  ungeftraft  bleibe.    Der  9{at  [telUe  botounin 
bas  Serfal^ren  ber  Settel^enen  gegen  bie  9Rarnerbruberf4aft  ein 
unb  beftimmte,  bie  9nge^3rigen  ber  Sruber|(|flft  bfirfen  tfinftig 
ni^t  me^r  oIs  Seiioo^ner  be^anbelt  meiben,  jonbem  feien  als 
sarger  gu  be^anbeln.    (Es  folle  beim  alten  ^etfommen  bleiben, 
na^  bem  jeber  Arbeitgeber,  ber  ausmirlige  S^^alten  einftelUe, 
fOr  biefe  ben  Seitrag  in  bie  beftinbige  Sruberf^aft  ju  sohlen 
^ite.    Diefe  ^fli^t  follte  f td^  aber  nur  auf  I e  b  i g e;(E ^ e(  a It e n 
begießen  unb  es  foIIte  Ifinftig  lein  Qfrember  me^r  o^ne  <Bene^ 
migung  bes  9{als  eingeftellt  metben.    heiratete  aber  ein  foli^r 
lebiger  S^e^alte,   fo  burfte  er  nur  in  ber  Sruberf^ft  bleiben, 
menn  er  Sfirger  mürbe.    SBer  bie  Sruberfd^aft  erlauft  unb  bas 
^onbmetf  gelernt  (atte  unb  ein  frembes  9Beib  ausmfirls  ^iratete, 
burfte  nur  mit  Genehmigung  bes  9{ats  mieber  aufgenommen 
merben.    ^injugefügt  mürbe,   es   (aben   {mar   fonft  nur   bie 
Sfirger  unb  Suben  Don  Ulm   Vnfpru^  auf  ftorn,   bo^ 
follen  tro^bem  au^^  bie  SRitglieber  ber  9Rarnerbruberf<l^  bas« 
felbe  erhalten.     Su^  [ollten  bie  Sruberj^aftsange^origen  bei . 
bem  Sinungsgeridftt  als  Sflrger  bejubelt  merben,  fobolb  fie 
»erheiratet  »aren. 

1551  eilieg  ber  9?at  fobann  eine  neue  D  r  b  n  u  n  g 
ffir  bie  SRarnerbruberf ^aft.  9lur  mer  bas  aRomer* 
unb  bas  $utma(^er^anbmerl  rebli(||  gelernt  ^iit  unb  ausfibte, 
^ieg  es  barin,  foIIe  aufgenommen  merben.  Sßer  unbere^tigt 
ben  Sogen  fQl^re,  foIIe  ben  ^onbmerls^erren  angejeigt  unb  o^e 
SBiffen  bes  ^ats  niemanb  me^r  oufgenommen  me^ben.  Der 
Slufjune^menbe  mugte  in  Ulm  gelernt  ^ben  unb  olle  SRamer, 
5uter  unb  Sogenffi^rer,  bie  bas  ^anbmerf  aufgaben,  maren  aus- 
5uf^Iiegen.  IRur  toer  fiber  ben  Sommer  auf  ber  Bleibe  arbeitete^ 
burfte  in  ber  Aaffe  bleiben,  mar  aber  betreffs  ber  SBa^-  unb 
aRilitarirfli^t  mie  jeber  anbere  }u  ^Iten.  £ernte  ein  SBoIIft^iager 
einen  (Befellen  bas  ^anbmerl,  fo  ^tte  biefer  12  Spillinge  gu 


—     565     — 

30^^11»  ben  gef^vorenen  aReiftem  unb  b€m  Kat  bet  9Romer  unb 
Sohtxtx  2,  ben  aBoIIf^Ugem  unb  aBoIIf^ISgerlnoiipen  ober  10. 
Die  (Einf^reibung  erfolgte  bur^  bie  ^anbiveib^mn  na^  (Be* 
ne^migung  bes  Sfirgermeifters.  6tarb  ein  SRitglieb,  fo  mar  es 
oon  ben  ®enoffen  (inausjutrogen ;  ver  bies  nt^t  t^t,  ^ite 
einen  6teIIoerttete(  an  be|4)affen.  SRanner  unb  giduen,  bie  bas 
aBoIIMmmen,  AorbUf^en  unb  Aorten  lernen  »olltcn,  ^tten 
1  Vfb.  9Ba49  =  4  6(^ining  ^mn  in  bie  Sniberf^ftsfoffe 
au  soffen,  bie  bur(^  2  Sfid^fcnmeifter  oerooltet  lourbe,  beren 
alle  ßolbjalre  einer  neu  gewählt  unb  oon  ben  ganbwerftl^mn 
beftiligt  »erben  follte. 

(Sieng  fo  bie  Unter  SBoIItu^erei  fd^on  feit  1400  jurfid, 
fo  erhielt  fie  [i^  bod^  no<^  bis  )um  3a|re  1800  unb  fonb  lohnen« 
ben  9bfo|  na^  ber  Schnei},  Sororlberg  unb  3talien. 
^eute  ^t  biefes  ßeroerbe  in  Ulm  oöllig  oufge^ört. 

VII.   Sie  Ulmer  Seberjunft 

1.    ^nx  ©efd^id^te  bcö  fieintoanb*   unb  beö 

Säard^cnt^aitbcU. 

3umSar^ent  gebraute  man  gfla^s  unb  SournmoIIe. 
Son  biefen  beiben  9{o^|toffen  mürbe  ber  ^laüfii  um  Ulm^erum 
f<^on  frii(e  leb^oft  gebaut.  %iä)  um  bos  3#  H&O  trug  ber 
beutft^e  SIbel  nur  fieinmanb  unb  leinen  SoummoUftoff  unb 
no4  im  3<^N  1278  trieben  bie  ftaufleute  oon  ftonftanj 
eine  |oi^en1mideIte  Kusfu^r  oon  fieinmonb  na^  fßaris 
unb  Srfigge,  nomentlii^  aber  nac^  fiagnq  in  ber  C^am« 
pogne,  mo  bie  Aonftanjer  bos  ^rioileg  befogen,  i^re  £ein* 
monb  au03ufAneiben,  [omeit  fie  htn  Serläufem  felbit  gehörte  unb 
leine  Aommiflionsmare  mar.  Dag  audj^  Ulm  an  biefer  Susfu^r 
beteiligt  mor,  i[t  fc^r  toa^rfd^einli^,  benn  f^on  1292  gab  es  in 
Ulm  eine  eigene  fieinemeberjunft.  3^benfalb  ober  mar 
Aonftons  no(^  um  bos  3a^r  1300  ber  SRittelpunlt  ber 
fd^mSbifd^en  £einmanbaudfu^r;  nur  giengen  bomols 
bereits  bie  fieinmonbp&de  oieIfa(|  ni($t  me^r  na^  gfronlrei^ 
fonbetn  über  ben  Spifigen  no^  SRoilanb  unb  Senebig 
unb  teilmeife  Aber  ben  (Sott^orb  noc^  Senuo. 

Die  jmeite  Ulmec  fieinemebeturlunbe  ftammt  oon  1364. 
Ss  ift  eine  Drbnung  ffir  bos  Ulmer  £einemeber* 
(anbmerl,    mel($e   bie   Sufftellung  eines  fieinmanb« 


—    556    — 

m  e  f  I  e  r  9  unb  jioeiei  fietniDanbf^oucr  für  alle  m 
Ulm  g€)onbeUe  fiebiiDanb  feflfc^t  unb  bie  Ortanilaflim  bc» 
Ulmer  SeinetDebct^nbmerb  ttgelt.  UebeioII  oeiMeb  bamob 
bie  Sigenerjeugung  bie  (Einfuhr  unb  bie  beutf^e  fieinmanbousf u^ 
noil^  S^anlrei^  litt  er^eblid^  not  hux^  bie  (bfinbuiig  bes 
Kefleltuc^s,  bos  ou9  ben  Stengeln  ber  Stcnneffel  bereitet 
würbe.  Die  Serbinbungen  von  Aonftan}  unb  So  fei  mit 
ber  S^ampogne  loderten  fi4  feit  1300,  ber  gla^bau  f^^oMinb 
unb  an  bie  Stelle  bes  SMfes  trat  bie  cpprif^e  SSaum« 
»olle,  bie  Aber  Senebig  unb  ben  S^^npag  na^  Ulm  ge« 
bro^t  »urbe  unb  ben  ^ai^i  berart  unterbot,  bog  ber  Moobtf^t 
Sauer  auf  ben  gla^sbau  um  fo  me|r  oer}iil^tete,  ab  oml^ 
gla^s  in  SRenge  oon  ben  ^anfeaten  am  ben  Oftfee« 
prooingen,  aus  fiiolanb,  Sftlanb  unb  Stuglanb,  no^ 
ben  Slieberlanben  unb  Seutl^Ianb  gebraut  mürbe.  So 
trat  feit  1314  etma  bas  gmeite  Sto^rjeugnin,  bat  für  bie 
Ulmer  SBeberei  in  Setra^t  !am,  bie  Sau  mm  olle,  in  ben 
Sorbergrunb.  Die  SaummoIImeberei  ftammt  mie  bie  Soum' 
molle  aus  3nbien  unb  lam  oon (ier  aus  ju ben  Kegqptern, 
^^Sniciern  unb  Aart^agern;  bie  SRauren  brai^ten  fie 
bann  na^  Spanien  unb  Sizilien  unb  oon  bort  brong  fie 
na4  9lorbitaIien.  Um  1200  blfi|te  bie  Sar^entveberei 
in  Satcelona  unb  feit  1300  mürben  in  gloren}  oiele 
SaummoIIftoffe  gefScbt.  Seltzer  aber  trat  ben  $ia^en  bes 
meftli^en  SRittelmeers  Senebig  erfolgrei^  entgegen.  Cs 
f Raffte  bie  inbif^e  SaummoIIe  in  grogen  SRengen  über  gamo' 
gu|ta  auf  ber  3nfel  (Eqpern  na^  ber  Xbria  unb  oon  (ier 
Aber  ben  Srenner  unb  ben  gfernpag  na^  Ulm,  Sugs« 
bürg  unb  9legensburg,  mo  alsbalb  3a|Irei^  SaumoII* 
»ebereien  entftanben. 

Sla^ri^ten  Aber  biefe  oenetianif^e  SaummoIIeinfu^r  finb 
me^rfac^  oor^nben.  3m  Z^^^  1298  8*  8-  lauften  tar« 
tarifi^e  ^änbler  in  fiajaigo  in  Aleinarmenien  Saum« 
molle  aus  Uleppo  unb  1320  erretten  bie  Aaufleute  oon 
Senebig  oom  ÄBnig  fieo  V.  bie  (Erlaubnis,  oon  fiafaiio 
na^  Damast  US  lu  ben  Saracenen  3U  reifen,  bie  fei^ 
groge  SRengen  SaummoIIe  na^  fiafasjo  gebraut  ^en. 
Son  fiaiayo  gelangte  man  bann  bem  (Bolfe  oon  Xlesan* 
breite  entlang   Aber  ben  Seilanpag   in  btrser  3<tt   no4 


—    657     - 

9lorbf9tien,  toie  man  oon  Sojajto  aus  auf  beut  Df^ib« 
banfittg  naii^  bem  Sup^rat  unb  bem  Bftli^en  illein« 
a|ien  gelangte,  bas  bur^^  ben  Zaurus  oon  Stmenien  ge« 
Irennt  nmr.  3ur  See  lant  man  enblid^  oon  fiafaj^o  nad^ 
(E9pern.  1355  »ufbe  Sournmone  oon  üffo»  am  S^orntjen 
SReere  na^  Senebig  gejubelt  unb  1430  brad^ten  bie  (Be* 
nuefen  [panif^e  SaummoIIe  na$  Btfigge. 

6o  oeqi^tete  bet  beutf^e  SBeber  auf  bas  inlSnbif^e  Srjeug« 
nis  unb  oerarbeitete  ben  auslinbifd^en  Xo^ftoff;  bie 
6^f|altung  unb  ber  Sla^sbau,  ber  SBoIUBmmet  unb  SBoII- 
loebei  mie  ber  fieineoebei  litten  fe|t  barunter.  Seibe  griffen 
iur8aumQ)one,  um  Stbeit  ffir  i^re  aBebftfi|(e  ju  ^ben, 
unb  biefe  Saumvotiftoffe  giengen  fetter  in  grogen  Soften  fiber 
Sfrantfurt  nacb  Srfigge  unb  ben  9lieberlanben,  ^Mtn 
aber  bort  mit  bem  lebhaften  SBettbewerb  ber  £einen[toffe  aus  ber 
Sretagne  unb  3<I<tn)>  3^  limpfen,  bie  ber  beutii^en  Seinen« 
inbuftrie  mit  ^llfe  bes  Sligaer  gfla^fes  ben  Slang  abgelaufen 
Hatten.  9Bie  fe^r  biefer  aBettbemetb  um  ben  auoltnbif^en  SRarlt 
bamab  bereits  auf  2)eutf4ilanb6  Susfu^rgemerbe  brOdte,  bemeift 
eine  Serorbnung  ber  $an{a  oom  Saläre  1401,  burd^  oiel^e  bie 
Xusfu^r  minbefiDerter  Sr}eugni|[e  oerboten  nurbe, 
bamit  ber  gute  Kuf  ber  ^anfabSnbler  ni^t  notleibe. 

Ulm  oerbanite  alfo  feine  5<iu|)tblfite  im  14.  Z^^^* 
(unbert  unb  bamit  fein  9R  fi  n  ft  e  r  feinen  8  a  u  m  o  o  11  • 
loebern.  Die  alten  Ulmer,  Sugsburger  unb 
9Remminger  finb  bur^  bie  leoantifd^e  SaummoIIe 
r e i (^  geQ>orben,  bie  oor  500  3a^ien  in  Oberf^toaben 
eine  cbenfo  bebeutenbe  9ioIIe  fpielte  mie  (eute  in  Sng« 
lanb.  Sber  es  maren  ni^t  ganj  baummollene  Semebe,  fonbern 
ein  (Bemif4  aus  Seinen  unb  SaummoIIe,  ber  fogenannte 
Sar<!bent.  SaummoIIe  ju  ftettengarn  ju  oerfpinnen,  oetf tau- 
ben bie  tuten  nod^  ni^t ;  als  Aette  biente  bas  fieinengarn, 
nur  bas  S^uggarn  beftanb  aus  SaummoIIe,  mel^e  sabl* 
reiil^e  SaummoIIlSnbler,  bie  fogenannten  „aBoII^erren"  unb 
i^re  Vgenten,  bie  fogenannten  „Sfaltore",  gfalturiften,  64ein< 
^rren  ober  fiager^erren,  mie  fie  namentlich  bie  großen  Augs- 
burg er  ganbelsgefellfd^i^ften  in  Ulm  unterhielten,  na^  Ulm 
eingef&^rt  unb  bort  an  bie  SBebermeifter  entmeber  gegen  (Selb 
ober  in  ber  Kegel  gegen  bie  Serpffic^tung  oetlauft  muibe,  bie- 


—    568    — 

felbe  SU  oeratbeiien  unb  bonti  ben  SaumtooII^Ittbler  mit  ben 
9?o^tfi(||em  ]u  bejahten. 

64on  fett  bem  3o|re  1400  freilid^  flieng  bie  IDmer 
SaumiDoniDeberei  toieber  gudidt.  Der  glfidlid^e  Arieg  Ulms 
gegen  bas  bobmif^e  Steidbsober^aupt  oon  1376, 
ber  6ieg  bei  ^Reutlingen  unb  bie  3Rfin{tergrttnbftetn« 
legung  bilbeten  ben  ^Sbepunlt  bet  Ulm  er  SIflte]eit 
6eitber  folgte  eine  lange  3ett  bes  (Benuffes,  fett  1500  bet  raf^e 
3etfaII.  Der  (Brunb  »ar  ber  fteigenbe  äBettbeoerb  anbercr 
$Ii^e.  Sine  Setotbnung  oon  1889  oerbot,  um  bem  6trett  {loi« 
f<i^en  ben  tbmen  unb  {Reihen  bet  Stabt  ein  (Enbe  ju  ma^en,  febe 
Jtaufmannf(^aft  mtt  gfremben,  b.  %.  {ebe  Uebemo^me  oon 
Agenturen  but^  Ulmec  Sefi^Sftdleute.  OEinjelne  Ulmer  Aauf- 
kute  UMuren  ob  Kgenten  in  bie  Dienfte  frember  ^anbeU* 
gefellf(^aften  getreten  unb  Rotten  ftom,  SBein,  epegeret, 
SoumvoIIe,  Sar^ent,  Salg  ober  Sifen  für  biefelben  in  Ulm 
oeriQuft  ober  fol^e  Dinge  in  Ulm  oufgelauft.  Xamentlicb  ^en 
frembe  SaummoII^äufer  maffenbaft  SaummoIIe  na4 
Ulm  geioorfen,  fie  gegen  Serpf&nbung  ber  Zitier  an  bit  IBeber 
oerlauft,  bie  9lobbar(benttit(^er  forlgeffibrt  unb  auswärts  gebleii^l 
ober  gefärbt,  fo  bog  bie  (Beffille  bcs  9?ais  mie  bie  Ulmer  Saum« 
toollb&nbler,  gSrber  unb  Slei^er  notgelUlcn  b<^tten.  Der  9lot 
balle  bes^alb  beflimmt,  lein  Ulmer  Sfirger  folle  me|r  ben  Sgenlen 
eines  S^^mben  madben,  auger  ber  grembe  ober  einer  feiner  Hn« 
geftelUen  feien  felbft  bobei  unb  mobnen  in  einem  offenen 
(gafl^aufe. 

Die  Unfi(berbett  ber  Serlebrsmege ,  bie  f4(e§ten  Stents« 
guftönbe,  bie  emigen  ftriege  f^abelen  fett  1400  bem  f^mSbif^ 
^anbel  fe^r.  6o  mürben  1400  ]mei  Kaoensburgern  ouf 
bem  5<{mmege  oon  Senebig  in  Selluno  bei  Zrient  ibre 
9Baren  gepfinbet,  meil  SRailanb  eine  Sorberung  in  Aftln 
nidbt  ecbatten  lonnte.  9lamentli(b  aber  mar  es  ber  Jtrieg  ftaifer 
Sigmunbs  mtt  Senebig,  ber  Ulm  augerorbentIi<b  j^abete. 
Der  ftaifcr  oerlangle,  bie  Ulmer  foHen  i^ren  Seborf  fiber Ungarn 
in  Aaf  f  a  (Obeffa)  ober  in  (Bf  nua  laufen  unb  Heg  1417  alles  Ulmer 
(But  in  Sef^Iag  nehmen,  bas  burdb  Zirol  aus  Senebig  lam. 
(Erfl  mo^renb  bcs  SBoffenftillftanbs  oon  1429  bis  1484  »or 
bie  SaummoIIelnfu^r  aus  Senebig  mteber  frei,  mürbe  aber  1434 
aufs  neue  oerbolen.    Die  gfolge  booon  mar,  bag  es  f(|on  1419  an 


—     559     r- 

ber  Ulm«  Sar^enibSrfe  |4Ie(|t  ousfa^;  bie  ftaufleutc  unb 
bie  6tabt  ^iten  großen  Stäben,  ba  bie  Ulmec  Vax^tnii&^tt 
i^t  alt^rgf bra^ies  Unfein  oerloren  l^otten,  unb  ber  9l(A  eilieB 
b€S^I6  eine  Oibnung  ffit  bie  ftorter,  SaumtooIIfc^iager 
unb  SB  e( er  in  6tabl  unb  fianb,  bie  an  ber  Ulmet  Sc^au 
aibetteten,  bomii  biefer  Stoben  ni^t  loeiter  um  |i(|  greife.  Der 
Srunb  »or  neben  onberen,  bog  au^  onbermSrts  immer  me|r 
Sar^eniioebereien  entftanben.  6eit  1431  fu^te  itou' 
[tan]  feiner  Sard^entmeberei  aufju^elfen  unb  1435  lieg  Spngen 
7  Sor^ienlrDeber  aus  Ulm,  Sibera^  unb  9t5rblingen 
lommen,  ma^te  fie  loftenfrei  )u  Sflrgern,  fi^enlte  {ebem  16 
Sulben  unb  gab  i^nen  ab  Darlehen  auf  6  3^^^^^  20  (Bulben 
unb  fiSbtifd^en  Saugrunb  gum  Hausbau,  »offir  jeber  allifi^ili^^ 
minbeftens  3  S<^rbel  Sar^ent  ju  »eben  ^atte.  Qe^nli^  ma^te 
es  9{firnberg  1488. 

1425  Ilagte  Srfigge  fiber  Seraubungen  in  Sd^ioaben. 
1426  ma^te  bie  Stfirnberger  gfirma  6ei|  S^mSIjing 
gum  @4<^ben  go^Ireic^er  (Bef^äfte  inSRfirnberg  unb  Sene« 
b  i  g  Sontroit  unb  ber  Se|tt|er  flfi^tete.  1427  gab  bie  Ulmer 
gfitma  ^ ein ri<^  6^ leider  beim  Zobe  i^res  Sefi^ers  gu 
Scbcnlen  Seranloffung,  meil  bas  Senebigcr  ^aus  ^ans  $i|ani 
5000  Dulalen  gu  forbem  ^atie,  unb  ber  Doge  gfrang  Soslaii 
bat  bes^Ib  ben  9iat,  8e|($Iag  auf  bas  S^Ieic^ec'f^e  (gut  gu 
legen.  1430  Ilagte  Senebig  in  Ulm  toegen  itaufsmannsgfitern, 
i»el^  bie  Ulmer  mit  Sefd^Iag  belegt  Ratten,  beiief  \i^  barauf , 
bag  ieber  Ulmer  fidleres  ®eteite  im  Senegianif^en  ^abe,  mies 
bas  @<^iebsgeri<(t  bes^ergogs  9BiI|eIm  oon  Saqern  ab  unb  erllörte 
fii^  bereit,  ben  6trett  bur^  bie Unioerfitfiten  $abua,  Solog- 
na,  gfloreng,  $eiugia  ober  6iena  entfd^eiben  gu  laffen, 
mo  bie  6($iDaben  ftubicien.  1428  mürben  jeinige  Ulmer  auf  bec 
Weife  na4  S^<^nlfurt  bei  Sinsheim  oon  Aonsab  oon 
SBeinsberg  unb  Sriebri(|  oon  $elfen|tein  ausgepifinbert 
unb  1432  l^ielt  man  in  SRün^^n  einen  grogen  6täbtetag 
megen  ber  Stragenraubereien,  mo  üugsburg,  Ulm, 
Xegensburg  unb  9tflrnberg  fernere  Alage  fiber  ben  me[t* 
pbaltfd^en  „gfoim"  führten,  gegen  beffen  8e|(|Iogna^men  unb 
(Berid^tsurteile  $ap|t  SRartin  V.  vergebens  eiferte. 

Da  es  am  %lbfa^  bes  Sar^ents  fehlte,  mußten  bie  Ulmer  3Beber 
i^reXfi^er  mit  großem  Stäben  an  einige  3 üben  verlaufen,  bie 


\ 

( 


—     560    — 

bann  benfelben  in  Kegensburg  3ff  enili^  oetlauften,  fo  bog  btr  bottinc 
9lat  ein  Umgelb  ouf  alle  fremben  Zfi^  einffi^e,  ocil  bie 
bortigen  9Beber  Ilagten.  (Einige  Hinter  Aauflente  liotttn  bec 
SlaDensbtttger  ßanbelsgefellf^^aft  oon  ^untUg  vnb 
(Benoffen  Sar^ent  iuc  Susfu^  na^  Sleapel  geliefert  unb 
ionnten  i|t  ®elb  ni^^t  befommen.  6ie  beauftragten  beft^olb  ben 
Slitter  IBoIf  oon  6tein  auf  ftlingenftein  unb  ben  Ron« 
rab  Kueg,  geftfl^t  auf  SoIIftredungdbefeble,  gur  Sef^Ioflna^me 
bes  ^untbtbguts.  1458  belriegte  besbalb  bie  6tabt  Kooens* 
Burg,  in  beten  6^u|  bie  guntbi^  flanben,  ben  SBoIf  oon  6tein 
unb  gnmng  [eine  Serbfinbcten,  i^n  im  Sti^e  pi  laffen,  na^ 
bem  ftaifer  gfriebti^  1457  bie  6tabi  Ulm  oeranla^  ^tte,  3  oon 
6tein  bef^Iagna^mte  Sollen  fieinoianb  ben  ^untbtffen  surfld« 
jugeben,  loorauf  1459  bie  H^t  fiber  €tein  auogefpco^n  ourbe. 
!Der  Settrieb  be«  Ulmer  Sar^ents  gieng  b^uiitlS^Iid^  na4 
gftanffutt  auf  bie  gtogen  SReffen,  oon  n>o  er  feinen  9Beg  in 
bie  ^(6e  SBelt  na^m;  au^  in  bie  DonauISnber  lourbe  er  oer« 
trieben, namentli^ aber na<!^  Spanien,  Snglanb,  ben  Kiebe» 
lanben  unb  ben  ^^nfeftabten.  3>en  Seririeb  nai^  6ponien 
unb  ben  ^onfeftSbten  fd^eint  in  etfter  fiinie  bie  Maoenoburger 
Sunibiggefellfi^aft  beforgt  gu  |aben.  1419  oar  »enigfteno  bie  gfirma 
besgans  fteg  in  fifibed  ben  ^unlbiffen  690  (Bulben  [(^ulbig 
unb  1433  ourbe  8at(||ent  in  8  erlin  unb  ABIn  a.  b.  Spree,  in 
Xreben  unb  Satmunb  gejubelt.  2)ie  Spanier  lauften 
bamals  i^re  Sari^ente  in  Srfigge  bei  ben  ^nfen  unb  ber 
Spanier  $eter  Zafur  freute  fi^  in  Ulm  bie  ^eimat  ber 
f^tanes  d'Olmo  Tennen  |u  lernen.  Sber  aud^  über  Safel 
giengen  bie  f^oftbif^en  S  (^  fi  r  I  i  |  e ,  b.  (.  Bord^ente, 
gum  SIerger  ber  JRieberlSnber  nad^  fipon  unb  Spanien.  1482 
mürbe  in  9R finden  ber  Serfauf  oon  8at<lb^nten  aus  Ulm, 
SRemmingen  unbSBelfd^Ianb  freigegeben.  (Ebenfalb  1482 
Rubelte  bet  ^^nfefaufmann  $ano  Setfi^amp  mit  Uimer  Sar* 
boggen.  1491  Ilagten  einige  ftBIner  ftramer,  ba^  i^nen  ein 
Kitter  bei  (Calais  4  gfatbel  Ulmer  Sard^ent  mit  Sef^Iag  be- 
legt ftaU.  1492  liogte  bet  Sfirget  S^Ieebufc^  oon  SB e fei,  bog 
i^m  1489  am  ^fingftmatHe  9leiter  aus  fiSmen  bei  Dqeff 
einen  Sollen  Ulmer  Suftane  bef^Iagnaümt  boben,  bie  erna^ 
Sntverpen  ^abe  bringen  mollen.  9lo4  1531  beri^tete  ber 
fpanif^e  9?eifenbe  "fSeter  fioupoant,  man  ma^  in  ber  gangen 


—     561     - 

SBeQ  nirfienbs  fo  oiel  fataines  ab  in  Ulm.  Den  Kmäftni' 
^nbel  na^  Kegensburg,  SBien  uitb  Ungarn  befolgte  bos 
ßous  S^inget  in  Ulm  fibet  ^lattling. 

Xro^bem  aber  litt  bos  Ulmec  Sat^enigefi^ift  feit  1400  in 
fteigenbem  aRage.  Sitiei  Ilagten  feit  1400  bos  Ulmer  Saum- 
oollgroggef^ft  unb  bas  Sor^entf^auamt  fibet  bie  gnnel^menbe 
Vushfigung  ber  Ulmer  SBebereien  bur(|  frembes  ftapital. 
Diefes  oerlaufe  ben  Ulmer  SBebern  SaumtooIIe  unb  laffe  fi<( 
mit  Ko^bor^enttfi^em  begasten,  bie  man  bann  ausioSrts  bleichen, 
ffirben  unb  lattunieren  laffe  unb  unter  frember  SRaile  meiter 
oeitreibe.  Da  ^iebur^  bie  Ulmer  S^augebfi^ren  fel^r  notlitten, 
nmrbe  bie  Seftimmung  getroffen,  !ein  frember  Kaufmann  folle 
in  Ulm  gelauften  ober  eingemed^felten  Mo^baril^ent 
»ieberoerlaufen  ober  ausführen  bfirfen,  fonbem  i^n  in 
Ulm  abbleiben,  fSrben  unb  lattunieren  Ia|fen  mBffen, 
f|e  er  i^n  ausffi^re.  fta^  mürbe  beftimmt,  alle  SaummoIIe 
foIIe  gcf^ttt  merben  mfiffen,  e^  fie  an  ben  SBeber  lomme.  Die 
Ulmer  SaummoII^nbler  üogten,  bie  Ulmer  ftrSmer  laufen 
SaummoIIe  in  Vugsburg  unb  oertreiben  fie  an  bie  9Beber, 
loes^Ib  ber  9?at  beftimmte,  btes  burfe  nur  in  ber  SBeife  ge« 
fallen,  bog  bie  Artmer  fol^e  SaummoIIe  gegen  bar  in  Slten- 
gen  unter  25  $funb  in  i§ren  fiiben  auBmSgen. 

64on  feit  bem  Sa^re  1450  etma  begann  ber  gflo^sbau 
in  ber  Ulmer  Segcnb  mieber  ju  erftarlen,  meil  ber  $rei6  ber 
SaummoIIe  anjog.  (Es  gab  feii^r  bei  bem  Slotleiben 
ber  tluftfu^r  mieber  fo  oiel  billige  gelbarbeiter,  bag  ber  Vnbou 
oon  gla^s  um  fo  rentabler  erfi^ien,  ab  au^  ber  frembe  Sfla^s 
wie  bie  Saummoüe  im  greife  ftiegen.  1456  mu^s  bie  Slot  berart, 
bog  man  in  Vugsburg  bas  feit^erige  Umgelb  auf  fieinmanb 
unb  (Betreibe  aufhob.  3n  9Renge  mürben  feit  1450  nament* 
lic^  fieinmanb  unb  Aupfer  in  S8|f<rn  aufflögen  oon 
ftempten  ^rab  auf  ber  311  er  na^  Ulm  geffl^rt,  mo  fie  oon 
ben  bortigen  ^anblungen  auf  getauft  unb  no^^  bem  K^ein, 
Sranlirei^,  Snglanb,  Spanien  unb  3talien,  feit  1500 
aber  me^r  na^  SB  i  e  n  unb  ben  Donaulänbem  oertrieben  mürben. 
Vu^gieng  feit^er iDieber  oiel  fieinmanb  unb  S^oiHic^  fiber 
Safel  nad^  granlrei^,  mS^renb  ber  Sbfo^  ber  Saum« 
mollftoffe  immer  f^mieriger  mürbe. 

Ueber  ben  Ulmer  glai^ebau  |at  man  allerlei  Sla^ti^fen. 

36 


—     562    — 

1390  oerlauften  bie  Herten  oon  jtlingcnfteiit  beit  $ftt^l€i 
8fla4$ {ernten  an  einen  Ulmer  (Beiflli^en  unb  1497  oudc 
toieber  Sla^s  inSRenge  gebaut.  Die  £eineiDe6ei}unft  etBaric 
bamals,  bie  fieintoonb  fei  gegeniDartig  niebet  fo  gefttiit,  baft 
fie  ben  Salvent  „bintet  ft^  btfide",  unb  man  follte  bes^ 
in  Ulm  ebenfalls  eine  ftrengere  fieinmanbfi^att  einri^ten, 
n>ie  bies  in  SRemmingen,  Sibeio^,  SBeiben^ont,  (Bfiniburg  unb 
SRlnbel^elm  bereits  gef^e^en  fei.  Der  Slot  meinte  aber,  (eibe 
(Benerbe  fc^Iiegen  einanber  ni^t  aus.  SRan  baue  aüerbings 
oieber  oiel  mebr  ^la^s  in  ber  Ulmer  (Begenb,  fo  bag  es  neuer* 
bings  £einengarn  in  Ueberf  lug  gebe,  unb  feineres  (Bom 
aus  Ileinem  64nmbenfla<bs,  mit  man  es  gur  fianlb^nflette 
brauche,  ^öber  bejablt  »erbe  als  bas  geringe  (Barn  aus  tau^m 
gfia^Sp  bas  bie  Ainber  fpinnen.  (Er  glaube  inbes  ni^t,  bog 
babur^  bie  Sard^entoeberei  o5Uig  3a(&rttnbe  ge^nioerbe, 
fei  aber  gern  bereit,  bie  Qolf^enfcbau  gu  oerbeffecn,  unb 
boffe,  baburcb  au^  auf  bem  (bebtet  ber  fieineoeberei  ben  immer 
mebr  fteigenben  fremben  SBettbeoerb  erfolgrei^  ga  sei* 
treiben  mie  ibm  bies  auf  bem  (Bebtet  ber  SaummoIIioeberei 
ebenfalls  gelungen  fei. 

.  Seither  be^rrf^te  ber  gfla^«  ben  Ulmet  (Sarn* 
marlt,  getragen  uon  bem  lebhaften  Snbau  in  ber  Umgegenb. 
3n  ten  S^iebjaunorten  re^ts  ber  Donau  mie  auf  bec  rauben 
9Ib  mürbe  oiel  glac^a  gebaut,  namentlid^  in  ben  ^errfibaften 
Airc^berg,  SBeigenborn  unb  Surgau,  im  ftamlai^',  (Bfing*  unb 
9RinbeItbaIe.  (Es  mar  meift  lurger  feiner  G^minglein,  bec  gegogen 
tDuibe,  lein  G^Iieglein,  mie  man  ibn  in  Kuglanb,  Korbbeuifc^' 
lanb,  Oefterrei^i  Selgien,  ^ollanb  unb  3ilQnb  gog.  Diefer 
I&ngere  SIo^^*  ^^^  ^^^  £fibed  über  fieipgig  unb  9lfirnberg  no4 
Ulm  lam,  mar  oielme^r  in  Ulm  ebenfo  mie  bas  ^onfg^^n 
feit  1537  oerboien.  6^on  1470  Ratten  bie  f<bmibif(^en  6tabtc 
in  ben  9lieberlanben  bas  freie  Stieberlogsrecbt  f&r  ben  Ulmer 
(Bolf^en  erhalten  unb  f eitler  mürbe  bie  Sein  man  b  mieber 
bas  b^nf^^nbe  (Beioirl  in  6d^maben  unb  oertrieb  ben  San|ent 
tro^  ber  gegenteiligen  Slnfi^t  bes  »ats,  ba  feit  1550  bie  in 
gunebmenber  SRaffe  auf  bie  oberf^mSbif^en  Sl&rlte  gelangenbc 
amerifanifc^ie  SaummoIIe  aus  Surinam  unb  Srafi* 
lien  bie  fieoantiner  SaummoIIe  in  ben  9tieberlanben  unb 
Spanien  aus  bem  Selbe  fc^Iug.    6eit^r  mürben  bie  Ser^It- 


—    663    — 

ittffe  für  bie  ulmifd^en  SBeber  immer  mi|}Ii4€r.  Seit  1550 
traten  immer  me^r  fianbtoeier  in  ben  Ulmer  S^ouoerbanb  ein, 
2.  8.  1566  bie  SBeber  oon  Saulgou,  1583  bie  9Beber  oon 
SBeigenlorn,  Surgau,  ßeiben^eim  unb  fiaid^ingen, 
1584  bie  SBeber  Qon  (5 i engen  a.  b.  8r.,  biefe  aber  nur  ffir 
etfide  mit  Aber  2000  ffSben.  1568  mugte  ber  Ulmer  9tal  ben 
IKmer  fieintoanbfaufleuten  erlauben,  i^re  Ko^IeiniDanb  au^  bei 
folgen  9Bebem  einsulaufen,  bie  ni^t  bie  6(^aube[timmungen 
bef<^n)oren  Ratten ;  nur  burfte  fol^e  fieinoKinb  bann  ni^t  nadi 
Ulm  an  bie  Qdtau  gebracht,  gebietet  unb  gebunben  ober  burd^* 
geffi^  »erben.  Die  Aaufleute  Ralfen  fiilb  ^^^  einfa^  bamit, 
bog  fie  {(re  Silber  in  Sibera^  ober  anberen  9{ei<^s{ttbten 
flauen  unb  [tupfen  Iie|}en,  ba  in  biefem  Sali  ber  SRat  bem  Sb« 
Bleid^en,  g&rben,  Sinf^Iogen  ober  X)u»|ffibren  in  Ulm  ni^ts 
mebr  in  ben  IBeg  {teilen  lonnte. 

SRit  bem  Sard^entabfo^  m^  Sftanlfurt,  Snglanb  unb 
Spanien  nmr  es  feitber  fo  gut  oie  oorbei ;  wo^I  aber  »urbe  feit 
1600  bie  Ulmer  fieinmanb  no^  Verona,  Senebig,  Genua,  fiqon 
unb  SRarfeille  lebhaft  abgefegt.  (£s  waxtn  namentli^  bie 
^anbeb^ufer  6traug,  3^^f  9{eubronner,  Spengler,  ftolb  unb 
S^Iei^er,  *bie  fi^  mit  bie|er  Husfu^r  befaßten.  1628  f^itften 
i.  8.  bie  e^Iei^er  allein  61  £agel  Seinnmnb  ju  60  6tiid  nod^ 
3talien,  moju  fie  ein  3<u9ni<  ^^^  Stabtgemeinbe  Aber  bie 
Seu^enfrei^eit  ber  Stabt  Ulm  beburften.  9Beniger  gut  gieng 
es  ober  fc^on  bamal»  ben  9Bebereien.  1600  tiagten  bie  Ulmer 
Stabtveber  Aber  bie  fi an bm  elfter  unb  octiangten  f^firfere 
Sil^aubeftimmungen,  morauf  ber  9{at  juno^ft  ben  Aauf« 
leuten  oerbot,  ben  fianboebern,  bie  an  bie  S^au  lamen,  ent« 
gegen}uge^n  unb  bem  Ulmer  SRarfte  bie  SBare  megjulaufen 
ober  ibren  8ebarf  in  Ura^  }u  beden.  1604  lauften  lombarb« 
if^  Xuftiufer  Zaufenbe  oon  fieinmanbltuden  in  ber  Ulmer 
(Begenb,  ba  bie  greife  fe^r  nieber  waren;  1612  mar  ein 
foli^r  Ueberflug  an  fieinmanb  oor^anben,  bog  bie  Sßxti\t  erneut 
fanlen,  unb  1613  mürbe  ber  Stupffaal  oom  9{at^aufe  in  bie 
(Brei  oerlegt.  Der  (Brunb  biefes  Ueberfluffes  nnir,  bag  bamals 
eine  SRenge  oon  S^Iefierleinmanb  na^UIm  gebraut  unb 
(ier  geftupft  mutbe,  um  bann  ab  Ulmer  (Er2eugnis  mit 
bem  Ulmer  Stempel  in  9BeIfd^Ianb  abgefegt  su  merben. 
S^on  1599 mar baneben  fieipjiger  fieinmanb,  1603  folc^e 

36' 


—     664    - 

aus  $affatt  unb  6trau6in8,  1648  \oU^  ms  Sleiii' 
minflen  unb  1660  au«  3mmenftabt  iia^  Ulm  sum  Sb« 
ftempeln  unb  Slei^en  oefö^idt  »orbeit,  fo  bafi  bie  8IeU|cf 
laum  me|t  fertig  oufben. 

1637  flellte  bet  Ulmer  9tat  einen  Uia^et  aBebetmeiftec 
on,  um   ben   Ulmet  IRongmeiftent  bos  8|ipretiereit  iid| 
9lieberl&nberart  bei}ttbrinsen,  meil  man  biefe  Se^nbbnig 
in  3tttUen,  fftantxtl^  unb  6panien  immec  me^  oerlongte. 
Seil  1648  fobann  lamen  foli^  lInmo|fen  oon  S^Iefterlein« 
manb  no^  Ulm  gum  Sleii^n,  bag  man  es  na^erabe  ni^t 
mebt  nSlig  iiM,  biefe  fiber^uiit  no4  ftempeln  }u  Ii4fan,  fonben 
fie  obne  ben  Ulmer  Stempel  na^  Stalten  meitexl^tdte. 
3)en  Ulmem  9Bebem  blieben  bamab  1400  6tfid  SetnoKinb  liegen. 
1695  Kagte  man  infolgebejfen  in  Ulm  bitter  Aber  ben  f^Iei^ten 
Vbfa^  ber  fieintoanb  unb  1705  befil^merten  fi<^  bie  Jtaufleufe  wm 
Serona  unb  So|en  in  Ulm  Aber  bie  fd^Ie^te  Ulmer  fBoif, 
bereu  otfide  oben  unb  unten  gut,  in  ber  9litte  aber  f^Ie^t  8^ 
ma^t  feien.  Die  SBebereien  uerf^Iei^terten  bamals  foitmS^nb  bos 
Si^eugni0,  um  i^ren  bur^  ben  ^reisbrud  oerminberten  Ceminn 
bereinjubringen,  meil  bie  f^mäbif^en   ftaufleute  immer  m^ 
f^Iefif^e  fieinmanb  einffibrten,  mit  gefSIf^ten  Ulmer 
Stempeln  gei^ncten  unb  als  Ulmer  9Bare  na^ Stauen  f^idten. 
1706  mürbe  infolgebeffen  berßanbelmit  S^Icfi^^Icinmanb 
na4  Ulmer  gfa^on  oerboten,  menn  biefe  ni^t  oorber  in  Ulm 
gef  S  rbt  motben  mar,  unb  als  jmei  Aauf^ufer  in  D  be  rf^m  a« 
ben  1718  unb  1730  bie  «uff^rift  „Olmi  veri  flnlssimi"  auf  i^re 
Stfide  brudien  unb  fie  als  e^te  Ulmer  fieinmanb  nacb  Stalten 
oeilauften,  blieb  bem  9lat  ni<bts  fibrig,  als  bie  feitberige  Ulmer 
S^tt^marle  }u  lajfieren  unb  ben  Ulmer  6d^i(b  als  S^au* 
seilen  einjuffi^ren. 

Den  gauptfiblag  aber  erhielt  Ulms  Seinmanbausfubr, 
als  bie  6tabt  ooifiberge^enb  baijerifd^  nmrbe.  Sapem 
fObrle  bamals  einen  StfidjoII  oon  2  Pfennig  anfalle  in  Ulm 
gebanbelte  fieinmanb  ein,  ber  ben  Ulmer  Seinmanbbanbel  nabeju 
oemi^tete  unb  ben  ber  9lai  nur  mit  9Rflbe  micber  befeitigte. 
Die  Ulmer  gSufer  Ratten  fi^  in  ibrer  9lot  nur  babur^  ^Ifen 
Ibnnen,  bag  fie  Sn^eiggef^fifte  in  ®iln)burg,  Dieten« 
^eim,  SBei^en^orn  unb  S^menbi  errietet,  bort  bie 
fieinmanb  unmittelbar  beim   fianbmeber  aufgefauft  unb 


-     665     — 

o^ne  ben  Ulmcv  6teinpel  tio^  S^^'^^n  gef^^dt  ^tien,  fo 
bag  Ulm  bas  G^ougelb  ^erunterfe^en  mugte  unb  bie 
Stobt  einen  ungeheuren  @4l<^^^n  ^tte.  9to4  1746  beftimmte 
bei  9{ai,  bie  ftouberer  ober  (Barn^änbler  bfirfen  i^r  (Barn  nur 
ottf  bem  (Bammorlte  uerlaufen,  ni^t  birelt  in  ben  SBeber^aufem 
unb  1756  laufte  ber  Ulmer  9iat,  um  ber  Slot  ber  993eber  gu 
fteuetn,  ffir  2000  (Bulben  SMs,  lieg  i^n  im  6pital  fpinne, 
unb  bas  (Born  auf  bem  (Bornmorlte  oerloufen.  3>er  Ser|u(^ 
fc^lug  ober  fe^I,  »orouf  1771  ber  SRot  bie  Husfu^r 
oon  glo^«  unb  fieinengorn  boburd)  befi^ränlte»  bog  er 
ben  Gornbof^en  }u  20  Si^nellern  mit  20  Areujem  S^^h  ^^^ 
$funb  fila^B  mit  6  itreujem,  bos  ^funb  j^onf  mit  3  ftreujem 
Iklegte. 

Seit  1800  führte  bie  gune^menbe  8ep9(ferung  ju 
belferen  gru^tpreifen.  Der  ftornbou  ftieg  in 
S^nmben,  bie  Ste^OHiiben  oetf^monben,  bos  S I  o  ^  s  f  e  I  b 
gteng  ein  unb  es  fehlte  on  fieinengorn.  X)ie  le^te 
@tunbe  ber  einft  fo  blfi^enben  Ulmer  £eineninbuftrie  mar 
gelommen,  meil  es  on  gflo^s  fehlte.  Vu^  bie  Slei^erei 
^ite  in  e^moben  feit  1800  ouf,  mcil  i^r  ein  erbrfidenber  9Bett- 
iemerb  in  ben  lomborbij^en  Slei^ereien  unbSIppretur- 
anftoIten  entftonb»  unb  1813  mürbe  bie  olte^rmfirbige  Ulmer 
fieinmonbf^ou  oon  IBflrttemberg  oIs  unoerträgli^  mit  ben 
neueren  ^onbeUgrunbffi^en  aufgehoben. 

Dos  Seftreben  ber  Ulmer  fieinioonb^nblungen,  bur^ 
Srfinbung  einer  UltiengefeUf^oft  unter  bem  9lomen  „UI« 
mif^e  Seinmonbmonufoltur''  im  Snf^Iug  on  bie 
„n^einifc^'meftinbif^e  ftompognie  in  CEIberfelb''  ber 
geringen  SRenge  Ulmer  fieinmonb  ilbfo^  bur^bos  9l^eint(oI 
no(^  Sfib'UnbJRorbomerifo  ju  oetfc^offen,  mo^in  biefelbe 
feit^er  Aber  (Benuo  unb  (Eobix  ousgeffi^tt  morben  mor,  blieb 
oergebens,  meü  bos  l^oupterforbernis,  bereln^eimif^egflo^s, 
fepe.  Der  Ulmer  fieinioanb^onbel  entmidelte  fi<^  olfo  feit  bem 
9lfidgang  ber  SaummoIImeberei  im  So^re  1470  unter  sune^men* 
ber  Sebeutung  bes  f^mibif^en  Sflo^sbous  bur^  bie  fteigenbe 
(Einfuhr  frember  Srotfrfi^te.  (Er  feierte  feit  1500  feine  gian« 
}enbften  3:oge,  »urbe  feit  1600  burd^  bie  S^Iefierleinmonb  be« 
bringt  unb  gieng  feit  1700  feiner  ollmö^Ii^en  Vuflofung  ent' 
gegen. 


—    566     — 
2.  2)ic  (Sinri^tiinflcn  bcr  SBebciäiiiift. 

a.  Die  3ut^tung  bet  ffo)ftoffe. 

2)ie  duri^tung  ber  Ko^ffoff  e  umfojste  sunfi^ft  Me 
Seraibeitung  be0  JHa^\t9  ju  (Baritp  bo«  9Ioftett,  S  redten, 
S^minitn  unb  ^ed^eln.  (Es  fanb  als  ^ausotbeii  auf 
bem  fianbeftott,  fbcn|ou)ie  bos  6pinnen,  bos  oon  bei^aus« 
frau  unb  ben  65^nen  unb  Zhöfttin,  Anetten  unb  9Rflsbeii  }ur 
9Binter02e{t  gefibt  lourbe;  fogat  bie  gfrouen  im  gfrauen^iife 
fimnnen  für  i^ren  Srauenmirt  tSgli^  eine  Knia^I  Snbre^  ober 
S^nellet. 

3)et  (Barn^nbel  mx  einfe|c  reger,  namentli^  feit  bem 
3a|re  1400.  «n  ber  (Beislinger  3on|tatte  ga^Ite  1440  ber 
3entner  %[nbre(en  6  ^Sller,  ber  3enlner  mit  SBaibUau  gefSriten 
(ßarns  6  $6ller  3oII.  9n  ber  Ulmer  ^erbbrfide  la^Ite  iebcf 
Wog  mit  (Barn  auf  bem  Xfiden  2  ^Bller,  am  (Einlog  feber 
Sllerflob  mit  (ßarn  1  $Ir.  3on  ffir  ben  3entner. 

Dos  Sieben  bes  Sarns  beforgte  ber  SBeber  teils  felbft, 
teils  liejs  er  es  beim  oereibigten  ®arnfieber  beforgen.  & 
burfte  babei  nur  SBoffer  unb  ^oljald^e  oenoenbet  »erben.  SUÜ, 
ftalfafi^e,  SBaibof^e  unb  3i^0<lftobelaf4e  omren  oerboten.  Seim 
Uf^enlaufe  b<^tie  ber  Setläufer  gu  geloben,  bag  es  (eine  3^^^' 
[tobelaf^e  mar.  3)ie  Anette  unb  9R8gbe  bes  (Botnfiebers  »ur- 
ben  oom  Stabtred^neramt  oereibigt.  Sarleben  bei  ben  SBebem 
aufjunebmen  ober  Sf^e,  golli  @<tl}i  S^malj,  Sar^ent  oIs 
6iebIobn  gu  nehmen,  mar  ben  (Bamfiebern  oerboten.  9ta4 
{ebem  6ub  mar  berfelbe  ber  (Sarnfieberf^au  ooi^ulegen, 
ber  bas  Stemmen  oon  (Sef^enlen  ftrenge  oerboten  mar. 

Die  (Barnlieber  mobnten  bis  1677  in  S^meigbofen  (9leu- 
Ulm)  mie  bie  9l\i^tt  unb  Ofibber  unb  trieben  nebenbei  ben  Srefter« 
unb  £attenbanbel.  (Erft  als  1577  G^meigbofen  im  gfltftenMege 
nieberbrannte,  mürbe  im  „(Elenb"  gegenfiber  bem  S^vall  i^nen 
megen  ber  Seueisgefäbrli^Ieit  ibres  Betriebs  eine  SBerIftatt  an 
ber  Donau  gebaut  unb  mit  einer  9Rauer  umgeben.  1586  mürbe 
biefe  Sarnfieberei  oom  Staate  in  negiebelrieb  genommen,  inbem 
biefer  2  (Bamfieber  anftelite.  1632  mürbe  biefelbe  aber  gef^Ieift 
unb  ju  einem  Spitalader  gemalt. 

Das  gefottene  (Barn  erbielt  ber  SBepfenma^er 
ober  3ettler  (englif^  warp),  ber  baraus  bie  Rette  fer* 
tigte.    Der  C5amfteber  mu^te  biefem  geloben,   bag  bos  (Barn 


—     667     - 

gefoiteti  nKir.  6cnft  (Bolfd^engorn  innetl^Ib  2  SReilett 
um  bie  Stabt  ju  laufen,  txm  Um  SUcpfenmo^r  vtiboUn, 
ebenfo  bie  Seratbeitung  oon  ouftlSnbif^em  Sain  gu  SBepfen. 
2)ie  3ttbereitung  ber  SoumtDoUe,  bos  9Bof4)ett, 
ftuflodem  unb  Sc^Iogen  beforgte  ber  SoumiDoIIf<|ISger. 
1419  nmtbeti  neue  Sorfi^rifteit  für  bie  lanae  nrnndatores  er> 
laffen,  1675  für  bie  Jtarbäif^er.  Die  9Beber  beforgteti  aber 
meift  bicfe  Srbeit  felbft.  Das  Spinnen  ber  Saitmmolle  be« 
forglen  ebenfalls  loie  beim  Sla^fe  bie  grauen  unb  ftinber  als 
j^usgeoeibe  in  Stabt  unb  £anb. 

Das  Sättigen  bes  Slatts  gef(^(  bur$  ben  oeretbigten 
Slfitterfefier.  (Er  mugte  {ebes  (Be|<(in  [o  ma^en,  bag  es 
bie  riAtige  Sibengabl  unbSreite  ergab,  unb  auf  febes 
Slatt  fein  SReiftersei^en  unb  ben  Hinter  Stablf^ilb  ftempeln. 
Die  Sreite  umr  bei  ben  (Elfern  '^/4  (Ellen,  bei  ben  Sier}e(nem, 
Se^sjelnern,  Siebenje^nern  unb  n^tjebnem  ^U  (Ellen,  bei 
ben  !iwanilitxn,  3n)eiunb2tDan}igem,  Sierunbiumnjigern,  Se^s« 
unbjiDan}igem  nnb  V^iunbirDangiger  Va  (Ellen. 

b.  2)00  SBeben. 

Dos  SBeben  ge|^9  bur^ bie  ja^Ireii^en  aßebermeifier 
in  Stabt  unb  £anb.  gabri  melbet,  bie  «ufftanbe  ber 
Ulmer  Stabtmeber  b<^ben  wieberbolt  bie  gange  Stabt  in  Un« 
orbnung  gebraut,  fo  1392  unb  1396.  Uu^  1512  gab  es  einen 
folgen  SBeberaufftanb  gegen  bie  fianbtoeber.  Die  Strbeit  am 
SBebftuble'  ^t  eben  oon  {e^er  (Brfibler  unb  Steoolutionare  ge« 
seiligt  oie  bie  Arbeit  am  si^reibtif^e.  Diefe  emfte  Stiftung 
geigt  au^  bas  Statut  ber  Ulmer  SBeberbruberf^aft  oom  3a^re 
1404  mit  feinen  ftrengen  Siltenoorf^riften.  Die  SBebergunfl 
wat  oon  ben  9Ramem  unb  (Brautuc^ma^ern  oöllig  getrennt  unb 
ergeugte  nur  £einmanb  unb  SaummoIIftof  fe.  Sie  gerfiel 
besbalb  au^  in  bie  £einmanb«  unb  Sarcbentweber  unb  in  bie 
SaummoIlISmmer,  niabrenb  alle  S^afiooKe  oerarbeitenben  (Se- 
»erbe  gur  aBoIIenioebergunft  ge|9rten.  9n  3<^(I  ^^m^^  ^^^  SBeber- 
gunft  bie  ftarifte  in  Ulm.  1630  gö^Ite  (ie  an  Sorftebem, 
SReiitern,  Anappcn,  aSittfrauen  unb  iRentnern  400  A9pfe,  1786 
no4  360.  «usfibenbe  üReilter  gab  es  1470  in  Ulm  71,  1481 
90,  1530  nniren  es  gugflglid^  ber  £anbQ>eber,  bie  an  bie  Ulmer 
S^au  arbeiteten,  410.  XIs  politif^es  iRe^t  be|ag  bie 
SBebergunft  bas  ^rioileg,  2  Sbgeorbnete  in  ben  grogen 


—     568     — 

Kot  ober  SDrgerauftf^ttg  ju  fenben,  auberbem  (atte  bei 
SBeberjunftmeifter  6!^  unb  6timme  im  Keinen  9late 
ober  Senote.  S^  Sii<(fenmeifter  ober  3unft|yfleflft  fee- 
forgten  bie  SermSgensoenoaltung  unb  12  SRetlter  bilbeten  ben 
3unftousf^u6.  3|r  ftdtli^e^  SunftoermSgen  benfl^c  bie 
3unft  3um  (Einlaufe  oon  SaumooIIe  in  Senebig.  Die 
®ef eilen  bilbeten  eine  Sruberf(^aft,  beren  Jterjengelbec 
in  9{o(bor(^(nt  nu^ringenb  angelegt  toutben.  (Eines  ber  M&nfteii 
aRfinfterfenfier  mar  eine  Stiftung  \>tt  3unft. 

3a^Itei4e  oermSgli^ere  9RitgIieber  »oben  ni^t  me^r  jelbft,  fon* 
bem  trieben  nur  no4  ben  (Broglanbel  mit  (Begeben.  9ber  ou^  bie 
ausflbenben  SReifier  mit  ilixtn  meift  30  (E^e^Iien  gum  Spinnen 
unb  aBeben  [tauben  mo^I  gefcllf^oftlid^  auf  ber  6tufe  ber  ^* 
tigen  Sextilfabrilanten,  meil  bie  SBeber  meift  ni(|t  einfo«^  £o||n* 
»eber  nmren,  fonbem  felbflftfinbige  llnteine§mer,  bie  ben  Rc^ 
ftoff  auf  eigene  Ste^nung  unb  (Befa^r  einlauften.    SBeUbe  Se* 
beutung  bie  aSebermeifter  namentlicf^  politifd^  um  {ene  3eU 
Ratten,  erfie^t  man  aus  ber  Slugsburger  Seifaffung,  beren  beibe 
Sfirgermeifter  gerabegu  ber  SReifter  oon  ben  Sfirgem  unb  ber 
aXeifter  oon  ben  aBebem  Rieben,  »ie  ou<|  g.  8. 1422  ber  tlugs« 
burger  Ariegsrat  aus  4  (Bef^Ie^tem,  10  aSebermeiftem  unb  mir 
ie  3  anitgliebem  ber  anberen  3finfte  bcfianb.    1391  lauften  Me 
Ulmer  aBeberlne^te  eine  SReffe  im  Srangisfanerilofter  unb 
1494  ftifteten  ber  3unftmeifter,  bie  3»ölfmei|ler  unb  bie  (Befellen 
bes   aSeber^anboerfs  püti  93ett|teIIen   ins  ^ofpital  fiir 
arme  aSebergefellen,  mie  au^  bas  Segrfibnis   oon  im 
^ofpital  geftoibenen  aSebergefellen  unb  bie  Seforgung  bes  SReg* 
gewanbs   unb  ber  nötigen  ftergen  in  bie  j^ofpitollir^e  gum  ^i* 
ligen  (Beift   bei  bebfirftigen  (Befellen  oon  ber  Sruberf^aft  Sbex» 
nommen  »urbe.    2)as  SermSgen  mar  bur^mcg  in  Sargen t 
angulegen  unb  gum  Seitriit  mar  feber  Ulmer  aBeber  oerpfli^td. 
Der   Sefud^  bes  Stauen^ufes  ober  Seif^menbung  mar  ben 
Senoffen  oerboten  unb  $foffen[öbne  mürben  ni^t  aufgenommen; 
au^  mugte  ]eber  ®enoffe,  ber  einem  SReifter  um  £o^n  arbeitete, 
bei  biefem  effen.    (Belbfpiele,  SRufigieren,  6ingen  ober  Zangen 
bei  Sta^t  um  (Selb  ober  fiebhi^en  oor  ben  ^fiufem  unb  S^n* 
Ii(|es  8etteIgef4oft  mar  glei^falls  als  une^rli^  oerboten.    Da« 
fflr  bilbete  bie  äOeberf^aft  einen  eigenen  (Befangoerein,  ber 
als  eine  ber  5Ite[ten  aReifterfangergefellfilaften  no<^  bis 


—    669    — 

in  unleie  3eU  teftanb.  1580  [(rieHe  bicfe  (BefeKf^aft  Sffentli^  eine 
ZrogSbiCp  1644  nmrbe  i^re  (BtfongsDereintorbnung  reotbiett  unb 
1753  berfelbett  ha»  alte  f^tüommtn  beftitigl,  om  S^ifttog,  Stcp^ns« 
tag,  Keuio^rstog  unb  DreifSnigfttag  offetttlid^  ju  {ingcn ;  nuc  follte 
bas  Seit  ni^t  üUx  10  1I|(  no^to  bouetn  unb  lein  Unfug 
bobei  ftattfinben.  2)ie  „6{ngf(^ule"  fanb  iebcn  6onn*  unb 
Seieftog  in  ber  Sor^enlfiube  ftatt,  »obei  nomenllid^  bie  lir^* 
Ii(|e  9Ru|if  ge)»fl(gt  touibe,  fo  bog  ber  6tQbtrot  1526  ben 
SBebem  in  feUfantei  $^alenftimmung  fogen  lieg,  |ie 
follen  ni^t  immer  bbs  oom  Salrament  fingen,  oie  et  im 
fileid^en  S^^i  au^  bie  Untetftfi^ungslane  ber  3ttnft 
bem  fiäbtif^en  fCtmen^oufe  fibenoeilen  mollte.  !Der  Ulmet 
Siobtoligoi^ie  mar  biefe  bemohotif^e  6eIb[toetmoItung  gerabe 
»ie  ben  fionbes^erren  bur^meg  ein  Dorn  im  fluge  unb  bie 
3Qgb  no$  f)otronot9re4ten  (onnie  leine  (Sren}en  mef^r. 
Der  6taot  fodte  ein,  mm  er  er^of^en  lonnte,  um  [eine  (teilen« 
hungrigen  ^elfers^Ifer  }tt  befiiebigen,  o^ne  {u  bebenlen,  ba% 
babei  bie  ebelften  Slflten  beut[^er  ftunft  burd^  Vltarjerftörungen 
unb  Air4ennieberrei|}en  gu  (Brunb  gerietet  mürben. 

Die  Seförberung  ber  SaummoIIe  na4  Ulm  gef^o^ 
ouf  ber  Sl^fe,  mit  Vusno^me  bes  (5eb{rg»,  wo  bie  IBare  auf 
Saumtiere  gelaben  mürbe.  (Ein  6aumbi(IeI,  b.  |.  ein 
Doppelfad  mit  SaummoIIe,  mog  2—3  3<ntner.  Die  etfte  ber 
aa^Irei^en  Stauen,  benen  ber  Ulmer  Sar^ent  auf  [einem  $er« 
fteHungsmege  unterlag,  mar  bie  8aummoIIfd|au.  Ungef^aute 
SaumooIIe  butfte  an  leinen  9Beber  oerlauft  merben,  ber  on  bie 
Ulmer  @^au  mirlte.  SaummoIIe,  bie  nid^t  ber  64au  unter« 
morfen  morben  mar,  burfle  ni^t  ins  $au0  gebraut  merben,  [on* 
bem  mugte  im  Aauf^aufe  gelagert  merben  unb  ben  (BretioII 
bejahten;  Ifinger  als  8  Xage  butfte  fie  inbes  bort  ni^t  liegen 
bleiben.  3nnet^Ib  4  SReilen  um  bie  Stabt  mar  {eber  Saum« 
molloerlauf  verboten.  Die  S^ou  mor  unter  freiem  ßimmel 
ooqunelmen  unb  ber  Seliger  (alte  ju  geloben,  bog  bie  Saum« 
molle  ni^t  f^on  einmal  geflaut  mar.  (Bereit  etfunbene  SBare 
erhielt  ben  Ulmer  Stampf,  oermorfene  SaummoIIeein  V.  Aber 
bie  6adnit(e.  Die  (Bebfi^  betrug  8  $fg.  fflr  ben  DoppeI|ad, 
4  $fg.  ffir  ben  @ad,  2  $fg.  ffir  ben  $alb|ad.  Vugerbem  mürbe 
ein  SaummoIIjoII  oon  1  Sb^mergrof^en  fflr  jeben  SBelf^« 
ientner  erhoben,   ber  bie  Si^au  beftanb,  unb  oon  2  Sb^mer« 


—    570    — 

Srof^tn  ffif  itUn  oeivorfenftt  Sod.  ^t  20  Si|mef|(|ioHeR 
nmt  ein  ®oIbguIben  ^u  io^Ien.  SetrSfle  unter  ■/>  3^^^^  QMmi 
}onfcei,  eine  Sergünftigung  on  ble  ftleinfietriebe  ber  9Be6ef. 

tlu4  bos  SBebgef^öft  nmc  in  Ulm  genoucr  Suff  ii^t  vnb 
einge^enben  Sorf^iiften  untemorfen,  Ruberen  pflntlli^er  Sfat^Itiini 
ber  SBeber  eibli^  oen^flii^tet  loar.  Wie  3o(re  an  SRi^^elis  j^vurai 
bie  SBeber,  bog  fie  feiler  ber  Orbnung  gemSg  gelebt  ^ben 
unb  es  ou^  in  S^Iunft  in  glei^er  SBeife  gu  t^un  gebenfen. 
3^^  9M9',  SourniDon«  ober  CSameinlauf  »ie  t^r  Somfteben 
iDoren  genau  geregelt.  Sbenteuertu^  aus  VusmurfsmoIIe 
ober  aus  ber  9b{<(filet  ber  8aumooIIf<(Ifiger,  bct  ftor« 
er  unb  Xud^ft^eerer  burfte  ju  ben  „St^auHMtn''  nii^t 
oermenbet  toerben  bei  Strafe  bes  Sibbnid^s.  „Staubt fldber" 
ous  bem  SaummoIIftaube  bes  9Bebers  nmren  im  ^aus^Ite  bes 
SBebets  }u  Dcdbetlen  gu  oenoenben.  Die  Vnferligung  minber* 
»eriiger  ,,9legentfi<ber''  war  bem  6<(auamt  oot^r  mitjuteUen 
unb  bas  Vorlegen  fold^er  Zfii^er  an  bie  Sar^enif^aa  per» 
boten  unb  nur  an  ber  ^ie}u  beftimmten  Kegentfi^erl^u  geftottet 
Wie  Sar^enttfit^er  mugten  bie  ri^tige  Sreite,  £ange  unb 
gfSbenja^I  ^aben.  Sie  festere  beauffi^ttgte  bas  Säben» 
Sfibleramt.  SerSorftanb  ber  SBebersunft  ernonnte  bie  gfSben* 
ga^Ier  aus  ber  9lei|e  ber  {finftigen  SBebermeifter,  bie  (bebi^ 
oon  9  $5I(er  fOr  feben  gej&bllen  Sar^enlple^en  sohlte  ber  Kot. 
Die  jtommiffion  beflonb  aus  2  8ar(|ent*  unb  2  fieineioebem 
unb  ^alte  jä^rli^  minbeftens  oiermal  alte  9Beb  er  bunten  m 
befugen,  ftommilfionsmitglieber,  bie  felbft  einen  Sfe^Iec  bt* 
gangen  ^tten,  mußten  abtteten.  Den  (Bauwebern  oom 
fianbe  würbe  oiermal  i9^rli<^,  wenn  fie  i^re  Zfi(bter  sur  6^tt 
brauten,  unoer^offt  ein  Sieben  abgefd^nilten  unb  geiilftli  3^bes 
Slfid  mugte  1470  gaben  laben,  jeber  fe^Ienbe  gaben  loftete 
40  gailer  Strafe,  bie  Pftig  ber  Stabt,  (Slftig  ber  3unft  jufielen. 
Seim  Saum  wolle  einlauf  war  bem  SBeber  oerboteit, 
bie  Sntfc^&bigung  ffir  ben  tluswurf  im  Voraus  oom  Saum« 
woll^enn  abgießen  ju  laffen,  [onbem  ber  Auswurf  war  bei  ber  niid« 
gäbe  orbnungsmfigig  ju  wiegen  unb  a^ujie^en,  na^bem  i^  bie 
Vuswurff^au  beguto^tet  |atte,  bie  aus  brei  oon  berSBeber« 
}unft  ernannten  SBebermeiftern  beftanb.  Die  geuil^tf^att 
Aber  biefen  üuswurf  fanb  tSgIi4  oon  9—11  Vffyc  im  JUmf^mife 
ftatt.    3u  feu^le  Sbl^SIet  war  ju  trodnen.    flbfftlle  oom  Spin* 


I 


—     57!     — 

neu,  Sieine  u.f.m.  looren  2^  entfenten  unb  toenn  fi^  botet  bdfer 
9Bi!(e  bf0  SBebers  leroudfiellte,  toot  Mefer  bur^  bie  3unfi  in 
Sirofe  gu  nehmen.  Die  Xbf^SIet  et^ielt  bei  SaumDoII' 
|etr  jurfitf.  üb  1496  bie  SoutniDoII^enen  Aber  )u  lang« 
fantes  STbeiten  bet  SnstDutfft^ou  flagten  unb  oerlangteni 
bog  biefe  Iflnftig  burd^  bie  gfeu^if^au  unb  nid^t  me^t 
hux^  bie  IBeberjunft  erfolge,  »eil  bie  3Bebcr  ben  flus« 
»Ulf  ni^i  verbrennen,  fonbem  fronen  laffen,  normen 
bie0  bie  SBeber  fe|r  fibel.  Der  Suswurf  gehöre  bem  Ofinbel« 
(oufe  unb  ber  ^autooier  folle  bee^alb  bofQr  forgen,  bog 
biefer  ri^tig  oerforgt  »erbe,  bann  Ibnne  lein  SBeber  betiflgen. 

6eU  bem  So^re  1500  seifiel  bie  Sor^entweberei 
immer  me^r.  SRon  fertigte  neben  gutem  Sc^aubor^ent  immer 
me^r  lo^,  »eige  unbf<(nKii}e  6toub«  unb  9lbenteuertfl4<r 
mit  (Bolf^enfi^au^ei^en,  »oburd^  ber  gute  Stuf  bes  Ulmer  Sr« 
Seugniffes  fe^r  noilitt.  Der  9?ot  oeibot  bcs^alb  ben  @(^Qumebern 
jebes  9Beben  oon  Vbenteuerlfi^ern  ous  flusmurf^  SUf^til', 
Harter«  unb  S^eererooIIe  unb  lieg  nur  no^  fol^e  SSuioeber 
an  bie  64ou,  bie  |id^  (iegu  eibli^  oerj^Ii^teten.  Der9u$»urf 
follte  ni^t  me^r bem Sinbel^aufe  fibergeben,  fonbern  uerbrannt 
merben  unb  ber  SBeber  ^atte  allen  6taub  oon  ber  SBoIIe,  bie 
er  felbft  mit  bem  SBoIIbogen  l^lug  ober  augei^olb  bes  Kaufes 
[plagen  lieg,  gmeimal  i&^rli^  ins  Aauf^us  ju  bringen,  wo  i^m 
bann  oon  bem  Saummoll^etm,  bei  bem  er  bie  SBoIIe  gelauft 
^üt,  ffir  ieben  3<ntner  1  ^funb  gutjuf^reiben  n>ar.  Jlein 
Aarter,  Zuc^f^eerer,  Silber,  Sleid^er  ober  SRanger  loUie  me^r 
ein  Staub«  ober  Kbenteueitu^  oeiaibetien  ober  Streif«,  Aar« 
bitf^«  ober  S^^rbaummoIIe  oertoufen,  ebenfo  foIIte  o^ne  ®e« 
ne^migung  ber  S^ou  !ein  Sto^tu^  me^r  fattuniert  »erben. 
911er  ftauf  ober  Setlauf  oon  Staubtüchern  ober  bas  ausmlrtige 
ftarten,  Speeren,  gfiiben.  Steigen  unb  SRangen  berfelben  »urbe 
verboten  bei  10  (Bulben  Strafe  fflr  febes  Zu^.  Vu^  bie  S^u« 
tfi<^er  mit  ben  8  rief  geilen  follten  nirgenbs  me^r  geblei^t, 
fonbern  bur^veg  in  U(m  gefSrbt  meiben.  Der  Serlauf  oon 
Hbf^filbaummoHe  mar  nur  jur  ^erftellung  oon  Siegen« 
tfi^ern  geftattet  unb  alle  Sle^entfl^er  maren an  ber  S^au 
befonbers  }u  {eignen. 

Son  ben  jo^IIofen  fieinmanb«  unb  Sar^entftfiden ,  bie 
ia^au0    fa^iein    in    Ulm    }ur    S^u    gebraut    unb    oon 


4 

V 


—     572     — 

ben  Ulmec  unb  anbeten  (Bcf^Sftoleuten  über  ben  ^Ibm 
Srbireis  oetbrettet  toufben,  fertigten  inbes  bie  SRUgliebci  ber 
Ulmer  9Beber}unft  nur  ben  Ileinfien  XeiL  2)ec  Q^vm» 
punlt  ber  (Erjeugung  ru^te  auf  bem  fianbe,  bie  billige  Soueni' 
arbeit  nta^te  ber  [tfibitf^en  äBeberei lebhaften SBettbenmb unb 
lieferte  ben  ^au)rtteil  bes  SQeugniffes.  (Banje  fianbftrU^e  or* 
beiteten  für  ben  lUmer  üusfu^r^nbel.  3n  fiangenou,  ([tt^im, 
Vfu^I,  Sallenborf,  SBeibenftetten,  SRerllingen,  Sermarinfieii, 
9lecn|teiten,  Sllbed,  Semftatt,  Serg|fllen,  im  Slaubeurer  ttnb 
SRfinjtnger  Smt  bis  na^  fiai^tngen  unb  Urad^,  Renbigen, 
Seigen,  $oppeIau,  Slaubeuren  unb  Spillingen  ftanben 
ja^Irei^e  aBeb|tfi|Ie  fOr  bie  Ulmer  6d^u  im  Setriebe.  1462 
gab  e0  in  San  genau  allein  30  SBebmeifter  mit  einm  900 
Arbeiter  im  ßausgemerbe. 

9to  bos  Gef^aft  f^lle^ter  gieng,  ärgerten  |i4  bes^Tb  bie 
6 1  a  b  t  u)  e  b  e  r  fe^r  Aber  biefe  fianbioeber  unb  motten 
biefelben  jum  Sli^ableiler  i|rer  f^Ie^t^n  £aune,  nw^renb  bie 
9u0fu|rge|d^&fte  bie  Sanbmeber  ab  loi^tigen  aSBettbeiDeib 
gegenflber  ben  Stabtniebem  beoorjugten  unb  hielten.  64on 
1403,  ab  bas  (Bef^ift  Itodte,  ffir^tete  ber  Ulmer  9lat,  bag  eine 
meitere  Ser|t&rfung  ber  Ulmer  SBebersunft  ber  6tabt  großen 
@^ben  bringen  lönnte.  3)ie  SBeber  barbien  unb  iettelten 
Suffttnbe  an.  Cin  fibcrmfitig  pro^iges  ^anblertum  ftonb 
einer  verarmenben  brollofen  9rmenma|fe  gegenüber  unb  fo 
lam  es  ju  immer  gefä^ili^ren  Streitereien.  Sie  SBebetei- 
befi^er  erllarten ,  ber  8  a  r  $  e  n  t  gebore  ber  U I  m  e  r 
SBeberjunft,  man  folle  bes^alb  ffinftig  nur  no4  i>it  3ttnft« 
»eber  ber  Stab t  an  bie  S(iau  »eben  laffen  unb  bie  fionb* 
oeber  abtreiben.  Der  ^anbebftanb  aber  fagte  [i^,  baft  bann 
[eine  aBeltbemerbsfä^igleit  auf  bem  9BeItmailte  ba|in  fei  unb 
bag  ber  Husf^Iug  ber  fianbweber  f^oere  politif^e  unb  gelell- 
l^aftli^e  Solgen  bo^n  »erbe.  3n  einem  Z^%xt  gebe  es 
Urbeit  ffir  600  SBebermeifter  3U  4  Stfi^Ien,  im  anbem  nur  fBr 
330.  Sinen  folgen  3^itlttufme4fel  lönne  nur  ber  bie  San b* 
mirtf^aft  treibenbe  fianbweber  aushalten,  ni^t  ober  eine 
Ibrperfi^ofai^  geglieberte  ftSbtifi^e  aßebeijunft,  bie  auf  bas  SBeb* 
gefd^fift  allein  angemiefen  fei.  SRan  gfi^te  auf  bie|e  SSBeife  nur 
ein  Arbeiter  Proletariat,  mtm  man  bie  Sanbveber  bur^ 
9Roni)pottfierung  ber  Bar^entmeberei  iminge,  in  bie  Stobt  px 


—     573     — 

)ic^ii,  urit^renb  unter  ben  feU^riflen  Ser^Itnlffeit  ber  fionb« 
wtUt  im  Kotfalle  nodf  feine  Veder,  SBiefen  unb  msiber  ob 
9tfiiQaIt  ^be.  Set  Kat  lieg  fi<^  bes^Ib  auf  bos  Serlongen 
ber  aBeberjimfl  ni^t  ein,  bie  fi^  oetpfIi<^len  mollte,  falb  man 
bie  SAuneber  abtreibe,  ieberjett  \o  oiel  Sard^ent  ]u  liefern,  ab 
ber  Serf^Ieig  ber  jtaufleute  nötig  ma^.  Sr  fagte  [i^,  bajs 
eine  mUbemerbsflbige  flusfu|r  obne  bas  £anb»erl  nicbt  benibar 
fei,  unb  meigette  fi(^,  ben  3unftgrunb[a^  bur^juffibren,  »eil  es 
fi4  ni^t  um  bie  Serforgung  eines  abgegrenjten  (Be« 
biet»,  fonbem  um  ein  Srjeugni»  ffir  ben  SBelt^anbel 
breite.  @o  gelang  es  ben  Ulmer  Sor^entioebem  ni^t,  ibre 
9RonopoIgebanfen  bttr^jufflbren,  wlt  es  bie  Sor^entweber  oon 
Sa  fei,  Stemm  ingen  unb  8ibera4  erreii^ten. 

6eit  ben  aßeberunru^en  oon  1396  blieb  ber  Ulmer  9lat 
biefen  ®runbfS|en  treu,  inbem  er  fteb  erllftrte,  ber  8ar(^ent  fei 
ein  frembes  (Stmixl  unb  gehöre  feiner  3unft,  meber  ben  SBoII- 
ludern  no4  ben  fieinemebem,  fonbem  bem  Xot  unb  ber  Stabt, 
fo  bog  {cber  Ulmer  feinen  Sar^ent  taufen  ISnne,  oo  er  loolle. 
3n  Sugsburg  »ar  bagegen  f^on  1411  ben  ftaufleuten  oer« 
boten  »orben,  ben  ausmSrtigen  SBebem,  bie  inner^Ib  3  SReilen 
oon  ber  Stabt  »o^ten,  fieinmanb  ober  Xu^  abjulaufen,  unb 
in  gan]  S^maben  gS|ne  es  unter  ben  Stabtioebern,  bie  oer« 
langten,  bog  man  bie  fionbmeber  abtbue ,  i^nen  bas  SBirfen 
an  bie  S^au  oerbiete  unb  nur  no^  bie  SBare  ber  6tabtn)eber 
mit  ber  öffentli<ben  S^u^marle  oerfebe.  1434  mürbe  in 
Sugsburg  auf  Hnbringen  ber  bamab  allmi^tigen  SBeberjunft 
iebermann  oerboten,  SaummoIIe  an  bie  tlugsburger  fianbmeber 
itt  oerfaufen,  unb  1452  gab  es  ernfte  6treitigfeiten  jmlf^en  Ulm 
unb  Vugsburg,  meil  bie  Vugsburger  Saummoll^nbler  beren  (Bef^ft 
auf  bem  Vusburger  fianbe  abgefi^nitten  mar,  bie  Ulmer  Sanbmeber 
mit  SaummoIIe  oerforgten.  3n  Ulm  mar  bamals  eine  (Baut  eines 
SaummoII^ufes  ausgebro^en,  meil  jablrei^e  Ulmer  Sanbmeber 
i|re  SaumooIIe  nid^t  me^r  in  Ulm  gelauft  bitten,  fonbem  in 
Sugsburg,  unb  ibre  9{obbat(|enttfi4er  ni^t  mebr  an  bie  Ulmer 
64au  bradbten,  fonbern  nodb  Vugsburg  lieferten,  unb  ber  9?at 
^tte  bes^Ib  im  Sntereffe  feiner  6(^augefäIIe  ben  ftauf  oon 
SoummoIIe  in  Augsburg  unb  ben  Sar^entoettauf  na^  Hugs« 
bürg  oerboten.  Kugsburg  na^m  bies  inbes  febr  fibel  unb  brobte 
mit  9{eprepien  unb  fo  mugte  Ulm  fein  Serbot  gurfidnebmen. 


( 


—     574    — 

3<n  Zm^tt  1457  brauten  fobann  qu^  bte  Htmer  6tobt« 
»eber  ein  (Befe^  bur^,  bas  be[Hmmte,  fein  finnbipeber  folk 
Iflnftig  me|c  ob  gioci  Sargen ftfi^Ie  be|<^ftigen  Mrfen, 
unb  »eld^  bat  6^0 tt gelb  für  bie  £anbioeber  auf  1  S^HL 
(3(er  onft^te,  ab  fBc  bic  6iQblioeber,  fo  bag  ber  Sonbioeiec 
ietit  fOr  bie  be|te  QuoIttU,  ben  O^fen,  2  S^ining,  fflr  Ue 
SiDcite  Qualitit  beit  £3iocit,  3  e^illing  unb  fflr  bie  toitte 
QualitSt,  bie  Xraube,  (omie  fflr  bie  {um  gfi^^^n  ober 
ftoti unteren  beftimmten  Sriefftflde  4  e^illtng  io^eii 
mugte.  gemer  lourbe  beflimmt,  ber  fianbmeber  mfljfe  ben  Bauni' 
toollausiourf  gerabe  fo  flauen  laffen  »ie  ber  Stabtioeber. 
6eit  1487  Ilagten  femer  bie  9Beber  fe^r  fiber  ben  3  vif  ^em 
^onbel  mit  (&am.  SBenn  fie  (Barn  unb  8Bepfen  laufen, 
lommen  ^änbler  baju  unb  laufen  i^nen  bie  SBaren  oon  ben 
Sauern  meg,  inbem  fie  i^ncn  in  ben  IBirto^ufem  2  ober  3 
Pfennig  me^r  bieten,  Xu^  barou0  »irlen  laffen  unb  mit  Se- 
»inn  Dieberoetlaufen.  Der  9{at  unterfagte  infolgebeffen  berarttge 
8or»egIäufe  bei  15  Zagen  6taMoerbot  ober  entfimd^enber  Selb* 
ftrafe  unb  geftaltete  ben  Sli^toebern  nur  ben  (Bam*,  Sor^ent« 
unb  £eiita>anblauf  sunt  l^ausbrau^e  bi«  gu  4  fifingen.  Die 
fianbmeber  oon  8ur  gau  u.f.m.  legten  bagegen  1458  8ef(^erbe 
ein  unb  ber  Xat  oon  äBeigen^orn  würbe  in  Ulm  bet^Ib 
oergebli^  oorftellig. 

Die  3eUftromung  mar  ben  £anbmebem  menig  gflnftig. 
1467  ^tte  man  in  SRemmingen  unb  8ibera4^  bie  Sanb* 
meber  oöllig  abgetrieben  unD  biefe  ^tten  barauf  in  Ulm  gebeten, 
an  bie  Ulmer  64au  meben  gu  bflrfen,  mos  ber  9{al  lum 
Serger  ber  Ulmer  6tabtmeber  im  3ntereffe  ber  Ulmer  Saum- 
moKmaren^nbler  bemilligt  ^atte.  SBer  Saummoüe  im  <Bro|en 
gegen  9lo|bar4enttfl<ter  na^  ftaufmannsfitte  an  bie  3Beber  aat* 
toe^feln  mollte,  mu^te  feine  SaummoIIe  feit  1460  in  8  e neb  ig 
eingelauft  ^ben.  1465  »urbe  toeiter  beftimmt,  lein  Uimer 
8firger,  6tabtmeber  ober  (B&umeber  folle  anbere  8aummoIle 
laufen  bfitf en  ab  foI<|e,  bie  aus  erfter  ßanb  fibers  Cbebirge  gebm* 
menfei.  ferner  mürbe  ber  Saummol IjoII  fflr  bie  fremben 
ftaufleute  oon  Vi  auf  V,  (Bulben  für  ben  6od  er^S^t  unb 
fflr  oermorfcne  SaummoIIe  auf  1  (Bulben.  Wie  fremben  ^Snbkr, 
bie  BaumooIItflAer  lauften,  mußten  fie  erft  abbleiben,  f&rben 
ober  fattunieren,  e^e  fie  bicfelben  meitetoertauf len,  unb  bos  (Befe ^ 


—     575     — 

Don  1389  (ctreffenb  bin  Serle^r  mit  fremben  ^anbebgefell« 
f^tcn  unb  Sittjclfirmen,  bos  oielfa^  migo^tet  »orben  toar, 
iDuibe  erneut.  Wie  6(|einbolen  ober Keifenben,  biena^UIm 
lamcn,  mußten  in  Sffenllt^en  Saft^ufem  ge^ren  unb  butften 
leine  Xgenten  in  Ulm  ob  Xmtleute  ober  gebingte  Anette  auf' 
(teilen,  ble  Sfltger  ober  Seioo^ner  nrnren;  unb  {eber  üaget^n 
^te  eine  gefiedelte  SoIIma^t  bem  9{ate  gu  fibergeben. 

Vu4  fonft  matten  [t^  unongenelme  (Erf^einungen  im  Saum* 
mollgefi^ft  bemerüi^.  6eit  1400  nmr  ber  Unfug  eingeriffen,  bafi 
3 üben  ollerlei  fieuten  Selb  ju  SaumvoinSufen  gegen  ein  ^fanb« 
re^t  auf  bie  SBaumiDoHe  oorftredten,  »el^e  bann  bie  SBoIIe  iu  Com 
perarbeiteten.  Sabur^  entflanben  (Barnsmifd^n^nblungen,  biefi^ 
|Nreii»oetteuernb  ]i0tf<|en  ben  SaumooU^Snbler  4inb  ben  XBeber  [teil' 
ten.  X)ie  SBebereien,  wtl^  in  bec  Kegel  2  (Befellen  unb  30  äRagbe 
unb  ftnec^te  gum  Spinnen  hielten,  ilagten  unb  ber  Kat  oerbot  bes' 
^Ib  1425  alle  Darlehen  auf  SaumvoIIe  ober  (ßarn  an  anbere 
^rfonen  ab  3Bebermei[ter.  Die  Vertreibung  ber  fremben 
SaummoIIHnbler  ^If  nun  aber  »o^I  ben  U(mer  Saum' 
^nblern,  bagegen  maren  bie  SBebermeifter  bamit  menig  ein* 
Qerftanben.  6ie  baten  ben  Xat  1469,  mit  ben  aRitteln  i^rer 
3ttnftla|{e  SaummoIIe  in  Senebi^  einlaufen  tubflrfen,  ba  bie 
SaummoIIe  ju  teuer  fei,  »ie  fie  es  frfl^r  aud^  l^on  get^an 
^ben.  3>er  9{at  genehmigte  bles  unter  ber  Sebingung,  bag  ber 
Serlauf  oon  SaumtooIIe  an  bie  3unftmitglieber  nur  gegen 
bare  9io^bard^enttfi<^er  erfolgen  burfte  unb  beb  feinem 
SBeber  mt ^r  SaummoIIe  ab  gu  goei  Zfi^ern  »d^entli^  oerlauft 
»urbf .  üb  Vreb f ollte  f fit  bie  Zfi^fer  bei  laufenbe  SBo^en« 
preis  gelten  unb  bie  SaumooIIe  nur  jum  ^anbioerlsbe« 
trieb  oenoenbet  »erben.  Die  3unft  |(^Iug  bem  iRaie  femer, 
um  bie  SaumDoIIjufu^r  ju  ^eben,  oor,  ben  SaumwoIIjoII  toteber 
lerabjule^en  unb  ben  au9U>Srtigen  SaumooII^Snblern  gu  erlauben, 
bie  Ko^bar^ente,  bie  |ie  oon  ben  SBebereien  ab  S^^I^ng  er^ 
(leiten,  gegen  bar  in  Ulm  »ieberguoerfaufen  Die  bie  Ulmer 
SaummoII^nbler,  |tatt  fie  oor^er  abbleiben,  färben  ober  lattunieren 
3tt  mfiffen.  Serner  follte  alle  SaumtooIIe,  oel^e  bie  fremben 
SaummoII^nbler  na^  Ulm  brad^ten,  einen  SRonat  lang  nur 
oon  ben  SBebern  unb  Arfimern  gelauft  »erben  bOrfen ;  ebenfo 
foIIte  ben  SBebern  erlaubt  »erben,  au^  Saummolle  ju  laufen, 
bie  nl^t  unmittelbar  aus  Senebig  ftammte.    Die  SBeber  oer* 


—    576     - 

longlen  bies,  meil  bie  Ulmer  8aitm»oIQ^nbIer,  fobalb  fitmbe 
SoumooKe  no^  Ulm  lant,  biefe  ben  SBebem  nnb  itriment  nwa* 
louften,  fo  bag  bie  9Bebcr  bos  !Ra4fe|ett  ^tten. 

2)iefe  Seftimmungctt  geigen,  toie  ber  gefeinte  (Stolsoerle^r  nnb 
bomit  bos  9Bo^Ietge|en  Ulms  feit  bem  Z^^  13^^  ^^  ber 
SoumiDoIIe  unb  ber  Sart^entmeberei  ab^ieng  unb  biefes 
^ouptgemerbe  berait  notlitt,  bog  ber  9{ot  lieber  auf  »i^tige,  ^ft 
einträglid^e  fonftige  ®ebfl(r(nonfi|e  oerji^tete,  ob  bog  er  P4 
ber  Sefo^r  ausfegte,  bie  fremben  SoumiooIIiSnbler  Ulm  mriben 
2U  fe^n.  1470  flogten  bie  Ulmer  6tobtmeber,  bog  bie  gaben* 
2i|Ier  gegen  bie  6tobttDeber  ftrenger  feien  ob  gegen  bie  fionb« 
meber  unb  bie  SonmiooIIe  ju  teuer  fei.  2>er  Slot  lieg  fi^  borauf  pn 
einer  ßerobfe^ung  ber  SoummoIIeinfu^riSIIe  (eiM 
unb  um  bie  Sage  ber  SBebereien  ju  beffem,  gob  er  1478  oerfwl^iocife 
ouf  ein  3o(r  ber  fieinemeberjunft  bos  ^rioileg  ouf  bos  S  ol  f  ^  cn« 
gewirl,  b.  (.  ouf  bie  gerftellung  oon  fieinmonb  ous  unge* 
fottcncm  Sfloi^s,  unb  ouf  bie  Kegentfid^er,  b.  %.  ouf  bie  ßerfteUung 
oon  Zithern  ous  minbetvertiger  SournooIIe,  fo  bog  nur  no^l^  bie 
äBeberifinftigen  biefe  Züäitx  ffir  ben  Setlouf  meben  unb 
bie  fonftigen  Sfirger  nur  no4  4  fifingen  booon  gum  ^ousbrau^ 
(erftellen  burflen.  1489  flogte  bie  IBebergunft  erneut  loegen 
bes  SoummoIIgmif^enQonbels,  mes^Ib  ber 9?ot bie oUen 
®efe^e  neu  einf^firfte  unb  bos  SBeben  on  bie  Siege» 
tu4'  unb  fieinmonbfc^ou  unb  ouf  bie  Slei^e  erneut  ob 
SRonopoIber  aSBebergunft  erflorte;  bogegen mürbe  {ebecmonn 
fceigelolfen,  Zfi^er  no^Vusmfirts  gu  meben,  on  men  er  moHte. 
(BIei<^gdtig  mürbe  ber  Vuflouf  oon  Som  unb  SBepfen  ollen 
9li<(tmebern  in  Ulm  unb  bem  3^|nten  oerboten  mit  tfus« 
no|me  bes  ßousbrou^s.  Do^  mugte  ou$  bos  g^us« 
tud^  gefront  merben,  fobolb  es  gebleicht  werben  follte;  onbem« 
folls  mugte  es  ousgeffi^rt  merben,  mos  febermonn  freiftonb. 
Die  Aoioftrop^e  trot  ein,  ob  im  3a(re  1490  in  Cngbnb  ben 
^onfeftäbten  bie  (Einfuhr  oller  Xfi^er  oerboten  mürbe, 
bie  ni^t  in  ^onfeftäbten  gefertigt  moren.  (Eine  9Renge  oon 
SBeiggeug  fiberf^memmte  ben  kontinent  unb  im  3o(re  1491 
begonnen  bie  Sugsburger  Aoufleute,  um  ben  SBebem  bie  6pi^ 
gu  bieten,  preugif^e  unbf^Iefif^e  fieinmonb  tommengu 
loffen.  Slur  mit  SRfi^e  unterbrfidte  ber  Slot  einen  neuen  Hufftanb 
ber  SBebergunft,  inbem  er  ben  SBeber  SRot^ios  6unber  I  b  p  f  e  n  lieg. 


—     577     - 

ftmit  es  011(9  in  Ulm  ni^l  fo  mit,  toeil  (icr  bei  e^vetpunlt 
bei  (bseugungim  „£anboetI''  lag,  [ogabes  bo^  ebenfalls  emfte9{eib> 
unflen.  3m  Sa^re  1496  baten  bte  fremben  „WoII^cen''  um  eine 
Senbenuig  bes  Ulmer  Aonluiifrembenre^ts.  Sie  mein« 
len,  CS  fei  ungerec^i,  »enn  ein  gfrembet  unb  ein  Sfirger  einem 
SBebet  SoummoIIe  in  gleitet  SRenge  ouf  ein  beftimmtn  3iel 
oeifottft  ^aben  unb  bos  3iel  bes  gremben  fei  oor  bem  3iel  bes 
Ulme»,  bem  Ulmec  ein  Souec^t  etnaurSnmen.  9Benn  beibe 
bos  gleite  3iel  laben,  »ollen  fie  gerne  {urfidfiel^.  Der  9tat 
ief4Io6  ^^f  ^  Mm  Vtttn  }u  laffen  unb  es  fo  ju  ^nb^aben, 
bog  loenn  bes  gfremben  3i«I  oerftri^en  fei  unb  er  feine  gforber« 
ung  beim  9lale  ober  Seri^te,  bei  ber  Sinung  ober  bur^  Sor« 
Uetung  erllagt  ^be  ,  ber  Sfrembe  oorge^en  foIUe.  SBeiter 
Oagien  bie  gremben  fiber  bie  |o|en  (Bebfii^enfä|ie  ber  Ulmer 
SBaummoIIf^att.  3ebet  oad  guter  SaumooIIe  lofte  18  ftreujer, 
{eber  @ad  f^Ie^i^r  BaumooIIe  30  ftreu^er,  bas  fei  ju  oiel; 
man  folle  fie  ni^t  me^  sohlen  loffen  als  bie  Uimer  Sflrger. 
2>ei  Kot  lieb  es  aber  beim  8Iten,  mie  aud^  jeber  grembe,  ber 
Bar^ent  mcgf flirte,   1  $fb.  1  6^111.  ® retgelb  jaulen  mugte. 

1497  ftellte  fobann  bie  SBeberjunft  bem  9lateoor,  berCBoI« 
f  4e  n ,  b.  |.  bieSIei^Ieinmanb,  fiberfifigle  immer  me^r  ben  Sari^ent 
unb  fie  bitte  bes^alb  um  eine  Serbefferung  ber  (Bolfc^en» 
f4ou.  2>er  Xal  beftelUe  barauf  eine  eigene  (Bolf^enfdftou  oon 
brei  SBebermeiftern  nad^  Sorf^Iag  ber  SBeberjunft.  61att  ei n es 
64oiAte4ts  unb  eines  fieinioanbmeffers  mürben  beren  2  be« 
fteltt  unb  bie  Qitau  mürbe  ous  bem  (Solfc^enlcller  in  bas  gaus 
ober^b  ber  @4meineme|ig  am  Qarnmarlt  oerhgi.  9Ber  an 
biefe  6(^u  mirlen  mollte ,  mugte  fein  Slatt  oom  gefrorenen 
SlStterfe^r  fertigen  lajfen  unb  feine  9SBare  mugte  bie  oorge« 
f^rie^ne  fiSnge  unb  Breite  ^ben ;  au(|  mar  er  oerpfH^^tet, 
feine  fimtlii^en  Zflc^er  ber  (BoIf((enf(|au  oorjulegcn,  uiib 
burfte  bie  9Dare  ni^t  mit  bem  9lagcl  fiber  jmei  BSume  reiben 
ober  ftreden.  Sie (5oIf<|en  erhielten  brei  Qualitätsseii^en, 
oon  benen  bas  groge  unb  bas  Heine  S^i^n  jum  BIei(|en, 
bas  brilte  minbermerte  3el<^en  }u  ®uglern,  b.  (.  jum  S&rben, 
beftimmt  mar.  Um  aber  ju  oer^inbern,  bog  5U  oicl  f^Ie^ 
SBare  oie  feit^r  als  Ulmer  Sugler  ober  gfarbleinmanb  in  ben 
^anbel  lam  unb  fo  ber  9{uf  ber  Ulmer  fieinmanb  notlitt,  mußten 
alle  (Bugier  ber  S^marjf^au  vorgelegt  merben  unb  erhielten 

37 


—     B78     — 

oor  bem  SRongen  bas  Ski  mit  bem  Sloblfd^ilb.  Sbcnfo  muffim 
die  toeigen  (Bolf^en  oot  bem  SRangett  gcbleit  unb  a^t4"(t 
mtbeit.  Das  gtoge  Sd^uaei^eit  befionb  in  einem  8 1  e  f ,  bos  of 
bei  einen  Seite  ben  6tabtfc|ilb,  auf  ber  anbem  bcn 
Slei^sabler  §atte,  bas  Heine  3<i4^  tnig  nuc  einen  ^alKen 
Vblet.  Das  {Cnf^Iagcn  bet  3^i4<n  befotgte  ber  SRang' 
meiftet.  Das  feit^erige  Sitterjei^en,  bat  bem  Slei^er 
ab  3<i4^i<  i^i^nte,  bag  er  bas  Slüd  bleichen  buifte,  imirbe  ab- 
gef^fft,  »eil  es  oielfa^  fflr  ein  Sc^ujeid^en  gehalten  mürbe, 
unb  bttid^  ein  anberes  3<i4^n  eifert.  Dem  Slei^  »mbe 
me^r  S^tfamleit  eingef^Stft. 

Sbenfo  erlieg  ber  »at  1498  eine  Soif^rift  über  Me 
tinfeitigung  ber  Slegentfi^er.  Die  neueingeri^tde 
Regentfl<|erf(|au  erhielt  {mei  6i|attsei4en.  Die 
Sebfll^r  ffir  bas  Slei^sei^en  mürbe  uon  9  auf  12  filier 
er^ö^t.  Sebes  Kegentud^,  bas  meber  bas  groge  no^  bas  fletne 
3ei4en  erhielt,  mürbe  in  5  Xeile  jerf^nitten  unb  fo  bem  JUein- 
ausf^nitt  jugemiefen.  (Es  burfte  bann  ab  Sieben  gellen^ 
merben,  galt  aber  nid^t  me^r  ab  taufmannsgute  SBore.  Die 
Aegentfl^erfd^au  nobm  meiter  nur  Xfld^r  oon  Ulm  er  8flr* 
gern  an,  nii^t  fold^e  uon  Sanbmeiftem.  6in  Sßeber,  ber 
Sard^enttfld^er  3ur  6^u  micite,  burfte  nur  auf  1  6tu|I  Wegen« 
tfi(^er  an  bie  64au  micien  unb  (ie}u  nur  Sc^ubaummoüe  unb 
feine  Sbfc^Imone  oermenben. 

(Erft  1498  gelang  es  ben  fcemben  SaummoIIgefd^Iften, 
i^r  3i<I  S^^  eneitl^en.  Der  9lat  beftimmte,  um  bem  not* 
leibenben  Sar^entgeld^ft  au^u^elfen,  Bürger  unb  grtembe 
[ollen  bei  in  Ulm  {o^Ibaren  Sorberungen  glei^  be^n« 
belt  merben ;  bo4  follten  jebem  (BISubiger  [eine  Panbre^te  auf 
liegenbe  ober  fa^renbe  Vf&nber  er^Iten  bleiben.  Die  gfremben 
follten  an  ber  SaummoIIfd^au  bas  S^gelb  ber  Bürger  goblen, 
bie  Sletd^gebfi^r  ber  gremben  follte  megfallen,  aber  alles  nur 
auf  {eberaeitigen  9Biberruf.  Der  SRat  erlieg  bes|alb  am^  gleii^ 
Seitig  eine  ausffi^rlii^e  Serorbnung  Aber  ben  Serle^r  an  ber 
8lo(bar<!^ent[4au,  b.  ^.  ber  Sard^entbdcfe.  (Es  mürbe  ein 
(Be[et|  betreffenb  ben  3iDi[(^en(anbeI  (Slberlauf)  mit  9{o(« 
bar^enttüi^ern  an  ber  Xo^barc^entfd^au  erbffen,  bas 
be[timmte,  mit  Susnabme  ber  SaummoH^nbler  (93oIQenen) 
[olle  iebermann  robe    Sar^enttfid^r  an  ber  Ro^bai^entf^att 


—    579     — 

felfilt  einfaufeii  obet  hnxtfy  einen  Sard^entlSufel  (ZviiftSu\tJ)  ober 
anbere  Seauftragte  faufen  Io|fen,  niemanb  aber  foUe  ein  9{o^ 
bor^enthu!^  toieber  uetlaufen  bfirfen  mtt  Kusno^e  ber 
8  a  u  m  10  0  n  H  n  b  I  e  t.  Di  efe  f ollten  \ol^t  Sor^ente,  bie  fie 
oon  ben  aSebent  an  3<4Ittn8sjiatt  für  SaunnDoIIe  erhielten,  ro^ 
oieber  oetlaufen  bfirfen.  SBeitere  Wo^bard^enie  burften  fie  nur 
bur^  einen  Sar^entläufel  einlaufen  Ia||en,  burfien  fie  aber  nid^t 
toieber  verlaufen.  Zu^]^ttttx  burften  Var^enttfi^er  mtt 
bem  Sriefe,  bie  fie  gelauft  unb  gefroren  ^en»  mieberoer« 
loufen,  ba  burd^  bas  Speeren  ein  neues  Srjeugnis  ent' 
ftanb  unb  bes^Ib  lein  3^if<^^n$<^nbel  vorlag.  linntonatIi<| 
beim  Umteantriti  ^en  bie  neuen  beiben  (Einungsoorfi&nbe 
aHe  Zu^ttufer  oorjttlaben  unb  fie  gu  oereibigen,  ob  fie  im  legten 
SRonat  ins  (Befe^  innegehalten  ^iten  ;  »er  nii^t  fi^oor,  ourbe 
bann  beftraft. 

6eU  1600  erlieg  fobann  ber  Ulmer  9{at  ein  ganges  Sfill« 
^m  oon  (Befe^esoorfi^riften  gegen  ben  Sar^entgmifd^en^nbel 
ober  bie  9Bu§erISufe.  1501  »utbe  bas  C5efe^  oon  1456  erneuert, 
1502  »urbe  beffen  oüiS^Ii^e  Serlefung  im  großen  6tabtrate 
beftimmt.  1510  »urbe  ben  Sard^entwebern  erlaubt,  Staub- 
t  fidler  aus  bem  Staub  ober  Saumu^oIIabfan  gu  mad^en,  aber 
nur  gum  ^ausbraui^e,  nii^t  gum  Serlauf.  Daffir  muxht  ben 
Saumnoni&nblem  bie  ^fli^t  abgenommen,  oon  febem  3^ntner 
fid^  1  $funb  als  Srfa^  fflr  ben  Staub  al^ie^n  gu  laffen. 
3eber,  ber  Saummoüe  an  bie  S^au  brad^te,  mußte  babei  an 
Sibesftatt  geloben,  bog  bie  9Bare  in  feinem  9lamen  in  9BeIf^ 
lanb  gelauft  unb  auf  feine  Ke^nung  unb  (Sefa^r  ^erausgebracbt 
nmr,  unb  es  butfte  bie  gef^ute  Saumn^oÜe  nur  an  einen  Ulmer 
€4<'Uioeber  oedauft  loerben.  Die  S^au  fanb  ie  Dienstags  unb 
Donnerstags  ftatt  unb  gmar  im  $aufe  bes  ftauf^erm;  nur  ein« 
gelne  6Ide  »urben  in  ber  (Bret  befd^aut. 

9ta$  ber  Saummollf^au  folgte  bie  Sfeu^if  $<)u  beim  Ser* 
laufe  ber  Baumwolle  an  ben  9Beber.  Sie  fanb  tagli^  oon  9 
bis  11  unb  1—3  ll|r  ftatt.  Die  (Bebfibr  oon  4  $fg.  trugen 
Afiufer  unb  SerlSufer  ie  ^aif tig.    3u  naffe  SBoIIe  voat  gu  trodbten. 

Seither  blieb  in  Ulm  ^rieben  mit  ben  SBebern  bis 
1512,  wo  ber  ftrieg  gu)if(|en  bem  9lei((,  bem  $apft,  gfranl- 
rei<^  unb  Senebig  eine  Steigerung  ber  Saummol N 
p reife  bra(|te.    Die  SBebergunft  oerlangte,  baß  man  ben  fianb' 

37* 


—    580     — 

meiftent  bos  Sted^t  enigicle,  Sard^nt  unb  SoQ^en  an  bit  64« 
gu  iDtrIctt,  unb  bie  £anbioebec  abftet6en  laffe,  b.  ^.  leine  nenn 
melr  sulaffe.  Der  91<A  lieg  fidft  batauf  %txM,  nur  niNl^  [ol4e 
(Bolf^ntoeber  an  ber  S^ou  iusulaffen,  bie  bos  ßanbioeti  ri^ 
aeleritt  ^ten  unb  eine  eigene  aBerlftait  befagen,  aber  nur  mit 
einem  SBebftu^I;  neue  Steif ter  aber  tollten  ni^t  me^r  lugt« 
laffen  merben.  Su^  bie  Soflinger  <Boq<|en»eber  loltten  in 
biefer  9Beife  bejubelt  toerben  unb  bie  (Bamlaufotbnung  onf  bcm 
Ulmer  SRarlt  gerobe  fo  ein|alien  mle  bie  Hinter  SBeber.  Slk 
JBanbmeber  {olllen  an  ber  (golfil^enf^au  f^wScen  mfljfen.  Wies 
8u0lei|en  an  £anb»e6er  auf  (BoIf(|en  ipurbe  oerboten;  nur  ben 
6tabtmebern  burfte  gelieben  »erben.  !Die  ®oIfdienii»epfe  mu^ 
1200  Sfiben  b^bcn  [oioie  tie  ri^tige  fiSnge  unb  genau  5*it 
Oiertel  breit  [ein.  Wie  (BoI[<|enarbeit  mar  ber  64att  ooriulegen, 
au4  bie  mißratene.  Sn  eine  anbere  6(|au  gu  mirlen,  mox  ocr« 
boten.  Streden  unb  üusreiben  umr  unterlagt,  ebenfo  bas  Ser« 
arbeiten  oon  frembem  langem  ®am  auf  £eip2ig|  Äfirnberg, 
9ug0burg  u.  |.  m.  QoU^  SBepfen  oom  SBej^n^nbler  pi 
laufen,  »ar  nid^t  geftatlet  unb  es  buiften  SBe)yfen  nur  bei  oer« 
eibigten  9Bepfen^nbIem  gelauft  »erben,  ^tiit  9Beberfnei|t 
oar  Dor  ber  Sinftellung  oom  äBebereibefi^r  bui^  Xreumort  an 
(Eibesftoit  ju  oerpflid^ten,  bie  ffiolf^en  beim  SBeben  ge^rig  {u 
reiben  unb  fpater  ni((t  me^t  ju  ftrcden.  9Re|r  als  einen 
®oIf(^en[tu^I  2U  ^aben,  mar  feinem  Sanbmeber  geftattet,  ber  oon 
Ulm  ab  bonauaboiärt«  bis  Offingen,  mo  bie  SRinbel  in  bie 
3)onau  fliegt,  mobnte,  bann  minbelaufmirts  bis  $faffen^|en, 
Saben^ufen,  (SI5g,  (Erolj^eim,  O(|fen^ott|en,  Stbera^,  S^ingen, 
Slaubeuten,  SBiefenfteig,  Geislingen,  ^^iben^im  unb  bie  Srenj 
^inab  (ur  Donau.  Wie  SBeber,  bie  auget^alb  biefes  Sejirls 
oo^nten,  butften  mit  }mei  6tfiblen  an  bie  Ulmer  ®oIf(^nf4au 
arbeiten,  üudft  bie  Söflinger  SBeber  mußten  fi^  auf  bem  Ulmer 
Sammarlt  unb  ausm&rts  an  bie  SBeberorbnung  galten.  Z^Ut 
GSuoeber  mugte  bas  Sßeber^nbmerl  oorf^riftsmigig  erlernt 
fomie  eigene  SBobnung  unb  SBer^'tatt  ^aben  unb  e§eli4  geboren 
[ein.  Wlfäbrlii^  maren  alle  fianbmeber  gu  oereibigen  unb  lonnlen 
bann  bie  9Bare  [elbft  ober  bur^  Snge^oiige  }ur  B^u  bringen. 
3eber  (BoI[(b^n  ^tte  bos  aReilterjei^n  gu  tragen;  (Bacn  mieber« 
}uoetIaufen,  mar  oerboten. 

®ab    [o    ber  JRat    fein   Ke^t   auf  ben   (Bolf^en   (alb- 


—    581     — 

»cgf  bft  9Bc(ci]ttfift  inrdf,  fo  lieft  er  fi4  Mrefff  bes 
Sa  ereilt  9  ottf  leinen  Serglei^  ein;  er  erflirte,  Mefer  |a6e 
Don  Alters  ^  bem  Kaie  unb  bcr  61abtgemeinbe  ge^M 
unb  mftlfe  biejer  oerUeiben.  Die  SBebei  ruhten  aber  ntd^t; 
1513  oerlanflten  fie  erneut  bas  Sblreiben  ber  8or((entIanbi9ebet, 
bamit  biefe  in  bie  6tabt  jie^en.  3)er  9lat  |abe  beftimmt,  bag 
lein  £anbmei|tec  me^r  ols  iioei  6tii(Ie  mit  Sard^ent  bef^tige 
unb  bafi  bie  fianbmeifter  eigene  flBo^nung  unb  SBerlffott  ^ben 
unb  Der^iratet  [eien;  loenn  bas  ber  SBeberjunft  ni^t  genflge, 
mige  fie  ben  9lat  beim  Steige  oerllogen.  Sics  gef^a^  bann 
011^  unb  bie  SBeberjunft  erhielt  fogar  bie  9lei|eIo|ten  oom  Mate 
erfe^t,  nac^bem  bie  fibrigen  3flnfte  eingeoilligt  ^en.  Der 
Aaifer  beouftragte  barauf  ben  Sif^of  oon  Sugsburg  unb  bie 
fionbfriebens^ptleute  Xitter  8bam  m>n  gronsberg  ju  SRinbel« 
^im  unb  SBil^Im  (Bfig  oon  (5fif|enburg,  einen  Serglei^  ju 
fianbe  gu  bringen,  morouf  beibe  Parteien  nai|  Dillingen  oor  ben 
Sifi^of  oorgeloben  mürben.  Die  SBeber  erll&rlen  bort,  feber 
SBebexifinltige  mfi|fe  in  Ulm  22  6ulben  ffirt  Sfirgerre^t  unb 
4  (Bulben  ffirs  3unftre(^t  be]a^Ien,  wa%  bei  ben  £anbmebern 
vegfalle.  Dann  aber  feien  unter  ben  fianbmebem  oiele  une^« 
li^  geborene  une^rli^e  fieuie,  bie  bas  loonbrnerl  ni^t  ri^btig 
gelernt  ^bcn,  nebenbei  fianbmirtfi^aft  treiben  unb  baburd^ 
billiger  arbeiten  Ibnnen.  Derlei  £eute  feien  bei  allen  16  anberen 
3finften  ausgef^Ioffen.  Xreibe  man  bie  fianbmeber  ab,  {o  »er- 
ben bie  belferen  £eute  in  bie  6tabt  sieben  unb  biefe  ben  9lu^en 
laben.  Die  9{at9gefanbten  erllirten  barauf,  ber  Salvent  ^be 
oon  Slters  ^r  bem  SRat  ge^rt  unb  bie  (Bfiuveber  ^ben  immer 
an  bie  Ulmer  64au  gemiitt;  es  märe  bes^alb  ein  Unre^t, 
i^en  bies  je^  }u  oerbieten.  Slufterbem  laben  bie  3unft»eber 
einen  Schilling  beim  @(|augelb  ooraus,  bie  SSuoeber  aber  allerlei 
Aoften  ffir  Stt|rI5|ne,  35lle,  3e|rung,  3eitoerfSttmnis  u.f.m. 
SBenn  man  ben  3unftmebem  ben  Bar^ent  abtrete,  meiben  biefe 
anbere  Seoebe  fertigen  unb  es  merben  neue  Stauen  anbenoirts 
entfielen  unb  bie  6tabt  unermeftli^en  @(|aben  leiben.  Die 
Wmer  SBeber  feien  nur  £eine»eber,  leine  8ar(|entmeber.  Der 
9Iat  erllSrte  fl^  f^Iiegli^  bereit,  bie  3a|I  ber  £anbioeber  auf 
410  gu  2  6tfi|Ien  ju  be|<|ranlen,  mos  aber  bie  aSBeberjunft  oer* 
loarf,  bie  nur  830  gu  1  6tu|I  gelten  laffen  mollte. 

6o  3<4<|(ug<n  fiil  bie  Dillinger  Ser|anblungen,  morauf  Aaifer 


—    582    — 

aRosimilian  am  24.  Sept.  1513  oor  Xucnai)  Me  6ac^e  o9I% 
gu  (Bunfttn  bes  9{Qte  enif^ieb.  Dei  Ulmer  Vfa^gtaf,  ber  Ucfes 
Ibteil  im  aBebei^unfi^ottfe  gu  etSffnen  ^e,  lofire  beinah  a> 
f^Iofl^n  iDorben.  Sie  ^olit  baoon  umr,  bag  nunmeir  Me 
fianbtoeber  beim  Steige  Alage  gefien  bie  €tabt  ivcgen 
bes  Sntgugs  bei  (Bolf^enf^au  einleitetett,  obei  itt^t 
bur^brangen.  Denno^  blieb  bie  8(ufregung  untei  beit  61iib(> 
mebem  fo  grog,  bog  nod^  1517  m  9Beber  loegen  Sufcu^rs 
enthauptet  louibe. 

3m  gleichen  So^te  baten  bie  Ulmer  Baummoni^blci 
unb  bie  Sgenten  (gfaltoce)  ber  fremben  ^onbcbgefellfil^aflen  um 
bie  (Erlaubnis,  o^ne  8ar((entISufeI  lebigli^  bur^  einen  Unter* 
liufel  !Ro$bard^ent  an  ber  64att  {u  laufen,  bamit  fie  i^  9<n> 
berungen  oon  ben  aßebereien  erlitten,  »as  ber  9lat  gene^tgte; 
bo4  follte  ber  Aauf  burc^  bie  (Bef^ifte  felbft  oe rboten  bleiben. 
!Da  bie  cQprif^e  SaumwoIIe  aus  Oftinbien  immer  feltener 
ourbe,  baten  bie  aBeber,  man  m9ge  au<|  bie  neue  amerila* 
nif(]^e  SaumwoIIe  au«  Srafilien  unb  6urinam  gulaffen. 
Sbenfalb  1517  oerbefferte  ber  Ulmer  9tat  bie  Kegentfi^er« 
f^au  unb  mag  biefe  Xfid^er  nii^t  me^r  mit  ber  Slle,  fonbem 
mit  bem  SRegtifc^e,  beren  in  feber  SRange  einer  aufgeftelCt 
tourbe.  Die  SRangmeifter  burften  lein  Zui^  me^  bieten,  bas 
ni^t  Stupf  unb  Sc^ilb  trug;  ben  &innKmbme|fem  mürbe  {eber 
Smifc^en^anbel  oerboten,  bas  SRaggelb  jaulten  ftfiufer  unb  Ser« 
faufer  ^Slftig.  Stfide,  bie  ISnger  als  ber  Zif$  maren,  burften 
unabgefd^nitten  bleiben. 

3m  3a^re  1518  bro^en  erneut  93 ebe runru^en.  SRem« 
min  gen  mollte  bie  1467  abgetriebenen  (SSumeber  oieber  on  bie 
64au  julaffen,  »urbe  aber  oon  ben  SBebem  baran  oer^inbert 
unb  biefe  oer^e^ten  bann  bie  Ulmer  9Beber,  fo  bag  Ulm  Aloge 
ftellle  unb  man  beiberfeilig  bie  Unruhen  genmltfam  nieberbrfidte. 
Die  Slfitegeit  bes  Ulmer  Sar^ent^beb  mar  oorbei,  ber  SB  et t- 
bemerb  mad^te  \i^  fühlbar.  6((on  1450--1480  mar  im  no^n 
aßeigen^orn  unter  bem  fianbpfleger  fiubmig  oon  gabs* 
berg  eine  (Bolfi^enf^au  mit  fieinmanbblei^e  entftonben; 
bo4l^  gelang  es  bamals  Ulm,  bie  6o((e  im  fteime  gu  eiftiden. 
1501  »erbot  ber  Ulmer  9t(d  allen  £abenbrfi||ern,  SBeigen^omer 
Barchent  in  Ulm  ober  gfranlfurt  gu  bufen,  ebenfo  ben  SfSAem 
unb  Xud^f^eerem,  fo  bog   1521  nur  no^  5  SBebemieifter  an 


—    Ö83    — 

bie  9Be{|efi|otnec  64qu  arbeiteten,  bis  bie  gfrei^nen  0011 
Suggec  |i^  ber  So^e  bemS^tigten.  1630  »uiben  Sfldmunb 
unb  Stiton  8fu9flet  in  itn  (Brafenftanb  er|oben  linb  mit  ben  an 
3Qlob  Sugs^t  oeiiiflnbeten  ^enf^ften  Aiii^becg  unbSBei« 
ben^ocn  beliehen,  in  benen  bie  meiften  Ulmer  SSutoeber 
iDo^nten.  Die  Sifinbung  bef  6pinnrab0  bun|  ben 
Xiebetl&nbeY  3il<8<n<  tm  3^i«  1&36  toatf  bamate  mit  bei 
Sefbringung  bei  ^onbfpinbel  alle  feit^evigen  Set^Itniffe  Aber 
ben  Raufen.  Ueberall  j^nunten  je^  bie  9{fiber  unb  unenbli^ 
<Bamntengen  fibetfluteten  ben  SRartt.  2>ie  CEifinbung  be«  Spinn- 
rabs  mat  eine  Z^atfo^e,  bie  in  i^cec  ooIbmictl^afUi^en  8e« 
beulnng  bei  Srfinbung  bei  Spinnmof^ine  obec  ber  Slibmaf^ine 
on  bie  6eite  ge|tellt  merben  larni ;  es  mürben  babur^  SRengen 
oon  (Born  feit  ber  Deformation  auf  ben  SRarft  gemorfen,  bie 
man  [eitber  ni^t  gelannt  |atte,  aber  es  mürbe  aii^  «ine  SRenge 
oon  menfc^Ii^er  Vrbeitslraft  broblos,  ffir  meldte  man  nunmehr 
anbermeitige  Sef^ifttgung  gu  fu^en  ^atte.  Das  beutf^e  gaus- 
gemerbe  mar  auf  eine  neue  (Brunblage  geftellt  unb  marf  |i(^  auf 
ben  gflo^sbau  ftatt  auf  bie  Verarbeitung  oon  SaummoIIe. 
üb  nun  einigen  SBebem  oon  9Beigen(om  oon  ber  Ulmer 
64<ni  eine  Vnga^I  8ar((entftflde  als  nicbt  me^rfd^aftig  jerfd^nitten 
mürbe,  begannen  biefe,  i^re  Zfi^er  in  SBeiben^orn  bleiben, 
Idttunieren  unb  fSrben  ]u  Ia{fen.  Wie  Sorftellungen  ber  6tabt 
Ulm  bei  ben  ^enen  oon  gfugger  blieben  oergebcns  unb  namentli^ 
bie  9Iusfu(r  oon  Ulmer  unb  Sugsburger  Sari^ent  na^  Sng* 
lanb  litt  er^eblid^  not,  ba  bie  gfugger  bort  ein  Sinfu^r« 
monopol  (rmirlten.  Ulm  Ilagte  oergebIi(]^  beim  9Ieid^  unb  bat 
ebenfo  oergeblii^  ben  S^ntallalbif^en  Sunb,  mit  bem 
englif^en  (Befanbten  in  ber  Ba^t  gu  oer^anbeln.  Ulm 
unb  nugsburg  oerboien  barauf  i^ren  Unterl^anen,  ben  Suggerf^en 
SBebem  etmos  abjulaufen,  morauf  bie  Sfugger  1535  ibren  SBebem 
ben  (Ein lauf  oon  SaummoIIe  in  Ulm  unb  Slugsburg  mie 
ben  Sefudb  ber  Ulmer  Sdbau  unter  jagten.  Sergebli^  (olte 
Ulm  (Butadien  in  Strasburg  unb  üRflrnberg  ein;  man 
lonnle  ben  Suggem,  mel(be  bie  ^obe  unb  niebere  Obrigleit  in 
SBeigen^rn  befogen,  bas  galten  einer  Sar((ent[(bau  niibt  oer^ 
bieten  unb  oer|u§te  es  besbalb  mit  allerlei  Ileinen  Sflitteln. 
1638  mürbe  ben  (Barnfiebern  befoblen,  ftets  in  erfter 
fiinie  bas  (Bam  ber  Si^aumeber  fertig  gu  ftellen,  unb  1543 


—     584     — 

würbe  i|nen  ßteitse  untetfast,  beit  gfuflfleif^n  IBefent  9am  fn 
[{eben.  1544  ourbe  etneut  aüeii  Sfngtö^^^n  akbem  bie  UbtcE 
S^u  gefpcnt  unb  bet  Ulmet  Kot  fotberte  Slttgsiuiii  auf,  M 
bei  intern  Sfirger  8u08^c  für  fie  2U  oenoenben.  Sin  e^ieibm 
Ott  ben  ABnig  gferbinanb  bat  bringenb  um  Sfi^Hfe;  es  fd  ollef 
fflt  bie  Stobt  3U  ffir^en,  loeitit  bie  S^nril^ng  i^tes  CHntom« 
mens  bur^  bie  Sugflerei  io  loeiterge^.  Sex  Sigdatigler  bes 
it9nigi,  2)r.  (Beoxg  Singet  oon  Ulm,  oenvenbete  fU(  fileii|' 
jeitig  ffic  bie  Stobt  unb  es  etfolgte  eine  fceunbli^e  VntoHnt, 
ober  Srof  Snton  gfugger  bro^te  ben  Aoifer  ftorl  V.  in  <Eam« 
bro9  erneut  ouf  feine  Seite. 

3mmer  me^r  mo^te  \\^  bur^  biefe  Ser^Itniffe  SRongcI 
on  Sorn  geltenb.  (S»  toor  Ulm  foft  gor  ni^t  me^ 
m5flli(]^,  ffiom  im  Aomlo^-,  Gfln]«  unb  SRinbel« 
t|oIe  2U  belommen.  1638  »urben  longe  Serotungen  in 
Ulm  gehalten,  »ie  bem  Ulmer  Sor^ent«  unb  ®oIf$engef^ 
lein  Slbfo^  erholten  »erben  Ibnnte.  SRon  erloubte  ben  Sonb* 
mebem  »ieber,  mit  2  Stfi^Ien  on  bie  S^ou  }u  mirfen,  aber 
|ie  blieben  ous.  Ulm  oetleibigte  1545  ttntui  fein  9le(^t  unter 
Berufung  ouf  bie  (Entfd^eibung  9on  1513»  ober  oergebens ;  bie 
lird^enfeinbli^e  Stobt  fonb  lein  (Be^ör  beim  ftoifer.  Srft  1555 
erteilte  bie  Stobt  no^  bem  f^mollolbif^n  ftriege  i^en  Smd, 
inbem  bie  Sfuggcr  1665  fi^  freimillig  ju  einem  Serlrog  ^rbei« 
lieben,  in  oeld^em  ben  äiSeigen^omer  SBebem  erneut  bie  Ulmer 
Sd^ou  freigegeben  mürbe  unb  bie  Sugger  bem  Ulmer  Rot  i^ien 
gefomten  SoummoIIoonot  uon  550  Cenlnem,  ben  (Eentner  ^u 
20  (Bulben,  obliegen,  mfilrenb  Ulm  ollen  feinen  ftoufleuten  ein- 
|4|orfen  mugte,  bie  SBeiben^oiner  SBeber  ni^  ]u  fiberDorteilen, 
jonbem  gereift  5U  be^onbeln. 

S^meren  Schoben  bro^te  femer  feit  1500  bem  Ulmer 
Bon^nt^nbel  ber  Sßettbewerb  Siberoc^s.  SBS^renb 
ber  Ulmer  Sc^ou  ote  (Srunbfo^  golt,  nur  bos  Sefte  {u 
liefern,  fertigte  mon  in  Sibero(|  me^  geringe  9Bore,  bie 
ftott  mit  Seibenforbe  mit  Sponen  gefSrbt  mor.  9lu4  liegen 
bie  Siberoil^er  oiele  Stfide  in  Ulm  unb  Sugsburg  fSrben  unb 
oetlouften  fie  bonn  mit  bem  Ulmer  Si^berjei^en,  einem  King, 
ab  Ulmer  Soti^ent.  Sie  Sibecoi|er  prber  Ilogten  bet^ 
beim  bortigen  Stobtrot  unb  biefer  ftellte  on  Ulm  ben  9Buii{4 
leinen  Sibero^er  Sor(|ent  me^r  }um  Sorben  onjuneimen.    Ulm 


—    585    — 

Aber  frliarte,  bos  ofitbc  fi^n  ber  fir3|ie  6^ben  fttr  bit 
Sibftad^t  SBeber  fdti,  wtil  auf  bent  Ulntet  aRatIte  oiel 
Sibero^cr  Bon^ent  no^  9BfliUetnb€tg  eingdouft  oerbe.  2>et 
Biberoi^er  Bot^t  f^be  Ulm  mt^x,  ab  et  nflie,  loeil  er  t\h 
liger  fd  ab  ber  Hinter  unb  oieb  fieule  auf  bie  SBo^Ifeil^eH 
fe^ti.  Ulm  Ibime  au4  ni^j^to  mad^rt,  oetin  fein  Bar^enl  jum 
S^vaqfSrben  na^  Sugsburg  gefd^idtt  »erbe,  »o  man  bas 
S&rbcn  no$  beffer  ab  in  Ulm  oerfte|e.  Ulm  mar  alfo  offenbar 
nm  bie  3cU  ^on  1500  am  innem  3Railte  nod^  meniger  gebgen. 
Smmet^in  fa^  \l^  ber  {Rat  allmabn^,  meil  immer  me^r  Bibera^er 
SBare  gum  Stäben  lam,  oeranb(|t,  ben  roten  mie  ben  fi^arjen 
Bibera^r  Banlient  mit  einem  B  »eiferen  ju  bffen.  S^on 
1556  mürbe  benn  au^  in  Ulm  ermogen,  ob  bie  Sa^e  ni<|t 
bebenflii^  erf^ine.  Se  me^r  ber  Sbfa^  ins  Susbnb  notliit, 
um  fo  me^  lernte  man  ben  3nbnbmar(t  f4%n.  !Die  SBeber 
begannen,  Bomafin  ju  mitlen,  unb  ber  9lat  ri^tete  eine  eigene 
Bomafinf^au  ein  unb  befo^I,  bag  fein  Bomafin  auger^Ib 
ber  6tabt  gefiionnen  »erben  folb.  Dot(  gelang  es  nic^t,  oon 
ben  SBebem  eine  marUfS^ige  SBare  ju  er^Iien,  unb  fo  iDotf 
man  fi^mieber  me^r  auf  bie  fieinmanb  unb  ben  Barchent. 
1554  Sagte  ber  Kat,  bag  ber  Bartl^nt  immer  f^Ie^ter  gemoben 
merbe,  oerf^itfte  bie  S^au  unb  oerbot  1560  ben  @(^au- 
bebienjtden  bas  Bespem,  meil  babur^  bas  ®ef48ft  notleibe. 
1676  mürben  alb  SBeber  o^ne  Befi^igungsnoi^veis  oon  ber 
64au  gdrieben  unb  1589  mürbe  enieut  bie  SS^au  oerfi^orft. 
1558  mürbe  ber  flusf^nUt  oon  fieinmanb  unb  Bar^nt  im  ftbinen 
ber  SBebeT',  ber  ftromer«  unb  ber  2u4f4eererrotte  ab  ^rioibg 
oetlie^en»  »o^renb  feit^er  jebermann  gegen  4  $fb.  &fx.  ii^rli^ 
biefes  9le4t  er(^alten  lonnte.  1578  mürbe  ben  Sari^entgrog* 
^nbbrn  geftattd,  ben  9Bebem  auf  feben  aSebftu^I  10  (Bulben 
ftatt  feit^er  6  oorguftreden,  »ogegen  ber  SBeber  gejmungen  mürbe, 
bas  gefertigte  Xu^  niemanb  ab  bem  betreffenben  CblSubiger  abju* 
geben.  Vis  tro^bem  ber  llbfa|  immer  me^r  notlitt  unb  bie 
greife  faulen,  oerf^Iec^terte  man  bie  SBare  unb  fporte 
an  ber  Berpodung,  inbem  man  $apier  ftatt  6toff  oermanbt. 
Die  gefSrbte  SBare  trat  in  ben  Sorbergrunb,  bie  Bbicbmare 
gieng  immer  fd^ki^ier.  3mmer^in  ma^tebas  l^aus  6<^ermar 
no§  1597  ein  gutes  (Bef^oft  nad^  Snglanb  unb  ^tte  in 
fionbon  eigene  Bertreter  2um  (Einlaufe  oon  Seibenjeugen, 


\ 


—    586    - 

bie  bafüc  Ulmct  SattmooIIltoffe  abfegen.  Sie  Ulmer 
SaumooIIe  fom  nun  me^ifml  fiatt  aus  Senebig  fibec  £90« 
QU0  SRotfeille.  3)0^  lourbe  no^  1670  bie  Senoenbung  btcf« 
au0  Smerila  ftommenben  6orte  fat  ben  e^aubor^ent  fbeiqie 
unterfogt.  6ie  burfte  toeber  in  bie  ^Sufn  gdcfit  tukb  in  inm 
oeilauft  »erbenp  nur  bie  Sur^fu^r  nrar  geftottet  unb  2u  btefe« 
3ioede  bie  £ogentng  in  ber  ®ret,  b.  9.  bem  Aauf^oufe,  vfife* 
lenb  8  Xagen  erlaubt.  (Etft  feit  Slooembei  1570  nmrbe  bem 
SaumwoK^ufe  S^Iei^et  ha»  £agein  oon  SrafiliimeAottm' 
molle  im  ^ouje  ouf  1—2  SRonate  eingetSumt,  aber  nfal^t  ber  Ser 
lauf  in  Ulm  felbft.  1571  gab  [obann  ber  Mot  »egen  SRongeb  on 
C9in:i[4ec  SaumiooIIe  bie  Verarbeitung  oon  Srafilianerbattmowne 
oorflberge^nb  frei  unb  1572  mürbe  febermann  geftattet,  feine  Saum« 
moIIe  ba  ju  laufen,  »0  i$m  beliebte.  Do^  burfte  na4  loie  oor  nur 
fol^e  Saumn^oIIe  »erarbeitet  toerben  toeli^e  bie  6^tt  beftonben 
^tle.  6eit  1576  lam  bie  meifte  Ulmer  SaummoHe  ni^t  me^ 
aus  Senebig,  fonbem  Aber  SRarfeille  unb  £9on  auf 
Saumtieren  nad^  lUm  unb  1650  nmr  an  bie  Stelle  aRarfeillcs 
9{m|terbam  getreten,  bas  um  1760  burA  fionbon  abgeOft 
u)urbe.  Xro^bem  oerlaufte  no^  1697  bas  Ulmer  ^aus  6^ er« 
mar  groge  SRengen  oon  Sar^ent  nad^  £onbon  bunj^  feine 
bortigen  Vgenten. 

6eit  bem  3a|re  1570  entmidelte  ber  Ulmer  9ta\  eine  oe& 
jmeifelte  X^tigleit,  um  ben  Sar(^nt|anbel  {u  er^en.  1584 
mürbe  eine  neue  Serlaufsorbnung  erlaffen,  1590  eine  neue 
8ar§enifpcciaIiiot  eingeffi^rt.  9Beber,  bie  ^ren  Sar^nt  ni<^t 
ber  6^u  vorlegten,  mürben  mit  Xunnftrafe  belegt,  ebenfo  Zu^- 
laufet,  bie  eigene  (Bef^^afte  machten.  Su^  im  16.  3o(«^nbert 
fab  ber  9{at  ftrenge  barauf,  bag  beim  ®am^bel  feber  über« 
Pffifl^  3mi|4en^anbel  uermieben  mürbe.  @o  gab  es  1595 
6irelt  jmif^en  ben  fträmern  unb  SBebem,  meil  bie  Jträmer 
ebenfalls  (Batn  innerhalb  4  SReilen  oon  Ulm  tauften  unb  mieber« 
oetlauften,  mesH^  ber  9tat  bies  als  ausfi^Iiegli^es  ^rtoileg 
ber  aOeberjunft  ausbrfidli^  erneut  feftfe^te.  9ber  no^  1648 
mutben  Slo^bar^ente  oon  ausmfitts  no<$  Ulm  jum  gfürben  ge« 
fi^idt,  um  mit  ben  Ulmer  3t\^tn  beffem  flbfa^  im  Suslonbe 
iu  finben. 

1660  mar  ber  letite  (Eintrag  fiber  ben  Sar^nt  im 
SlatsprotoIoK  bie  Srnnennung  eines   neuen  8ar^ntfc||auers. 


—    687     — 

SBie  ein  ehalten  ociftl^iDonb  feitet  ber  Ulmet  Sor^n^bel. 
SBos  i^ti  iti^^Mt,  amt  ni^t  ber  SerfoII  [einet  6d^u  im^tn, 
betCntnblag  tiefer  in  ber  tlttffinbuna  bes  6eetDeg0  no^ 
£>ftinbien,  ber  Cntbedung  Smerilas  unb  ben  babur<l^ 
oecSnberten  gonbebiDegen.  8n  bie  Gtelle  Senebigs  trat 
SRarfeille  ob  erfter  SaunnDoIIpIatip  bann  tlm|terbam 
nnb  bie  Srofilieroolle  lief  ber  fieoantinenoolle  ben  Slang  ab. 
2)00  oeme^e  Angebot  becentralifierte  bie  <Ergeugung  unb  raubte 
ber  Ulmer  SaumwoIIiDeberei  bie  natficli^e  Srunblage.  Ulm 
2etgt  leine  6teinpalfifte  unb  $mnI6auten  loie  bie  6$aie[tetftabt 
Sugsburg;  einfam  ragt  ber  SRfinfierbau  ab  SBa^rjei^en 
»ergangener  gerrli^Ieit  aus  bem  ®iebeIioerI  bfirftiger  SRieget 
baun>erle  »ie  fie  bas  14.  unb  15.  Oa^r^unbert  geitigten;  benn 
bie  8Ifite  Ulms  nmr  im  16.  unb  17.  3a(r(unbert,  »o  man 
m^  $rioat^[er  aus  61ein  gu  bauen  begann,  oorbei. 

c.  2)09  Sertigma^en  bet  (Seioe^c. 

aSaren  bie  Xfi^er  oom  SBeber  fertig,  \o  unterlagen  {ie  [t 
na4  i^er  Seftimmung  no^  oerfi^iebener  Serrt^tungen.  3^ 
biefen  ge^Srte  oor  allem  bas  jtarten.  S}ie  Harter  ober  9{au^ 
ma<|er  »o|nten  in  ber  6tabt  ober  auf  bem  £anbe  unb  mußten 
i$re  Anecbte  nac^  ber  3^U»  ^W  no^  bem  @tflil  besohlen,  bamit 
gute  Vrbeit  geliefert  »urbe.  Xfld^r  ab  3^It(ng  oom  SBeber 
}u  nehmen,  »mr  iQnen  oeibolen,  bie  SbfaltooIIe  burftcn  fie  ni^t 
an  ben  äBeber  oetlaufen.  SBeibli^e  $er|onen  burften  nid^t 
toten  unb  auf  jebes  Xuc^  »ar  bas  SReifterjei^en  iu  ftempeln. 
Den  fianbmebern  burcb  Speifen  unb  Setrinle  ober  Seforgen 
i^rer  Xü^er  an  ber  64^^  beijufte^n,  nmr  verboten. 

9la4  Sertigftelfung  bes  ro^n  Xu^s  bur<l^  ben  SBeber 
unb  ftarter  lam  es  oor  bie  9{  o  ^  b  a  r  ^  e  n  t  f  $  a  u ,  bie 
aus  einem  SB  e ber,  einem  ftrSm  e  r  unb  einem  S^nei' 
ber  beftanb.  Sie  »aren  oeteibigt,  alle  genefiten  unb 
g  e  m  S 1 3 1  e  n  Xfli^er  ausjufd^netben ,  na^  ben  3  ^  ^  i  ^  I  n 
{U  feben  unb  bama^  ob  bie  Xfi^er  gelernt  unb  ge« 
manbet  maren.  Xfi^er,  bie  biefe  Sebingungen  nii^t  erffillten, 
{Otiten  ein  6 1  r  a  f  g  e  I  b.  Die  Huf f ii^bbe^brbe  n>aren  bie  6 1  a  b  t« 
reiner  unb  lein  9Beber  burfte  but^  rafcberes  S^uen  begfin« 
ftigt  »erben.  Die  Ulmer  6(b<Ku  ge^brte  urfprflngli^  ber  Familie 
notabSlei^enauer  £e^en,  bis  ber  9{at  biefelbe  laufte. 
Der  Serfe^r  ber  SBeber  mit  ber  6((au   »ar  genau  geregelt. 


—    588    — 

t)€x  fBebetmdfiet  butfte  nur  an  bie  Uhner  64«i  »hfat  ml 
mußte  au^  Im»  WltSfi  geratene  Cqeugnis  beifeltoi'  imrlegciL 
9lttt  6tfide  unter  3  CEITen  nniren  frei  wm  e^ttUiUNntg.  3<bef 
vorgelegte  Xu^  ^e  to  9Reifter]ei^n  ]u  tragen,  ntt^t  feOfi- 
gefertigte  Zi^ti  burfte  ber  SReifter  ni^t  vorlegen.  3<bet  nen 
antommenbe  SBeber  mu^e  (inten  anlegen  unb  in  bie  Kei^ 
fielen,  bis  ber  S^ubeontte  an  i^n  fam.  fBaren  am  (Enbe  bet 
otbentli^en  S^aujeit  ni^t  alle  SBeber  gefSrbert,  (o  mufeteit  bie 
Ulmer  SReifter  abtreten,  ben  fremben  SDebem  aber  mürbe  oeitec 
gefi^uL  Die  IKmer  Ratten  bann  om  nS^ften  SRorgen  ben  8or* 
tritt  in  b  e  r  Sri,  bag  immer  ein  6tabtmeber  unb  ein  fianb* 
meber  nai^einanber  baran  lamen.  flv^  bie  ®ret>  ober  grofte 
ftauf^usmage  mar  bei  großem  3ubrang  ber  SSumeber  cnt* 
fprc(ienb  baiber  ju  bffnen  ober  fpSter  iu  {^liegen.  6ett  1568 
galt  inbes  ab  (54fte  Kuobe^nung  ber  Slac^c^  eine  ^Ibe 
6tunbe;  bie  SSumeber  [ollten  \\^  oerftfinbigen,  bog  (ie  ni^t 
^ufenmeife  jufammenbrSngten.  Son  Solobi  bis  SRi^elio 
mürbe  ni^t  geflaut,  mell  um  biefe  3<U  li^  SBebereien  auf  bem 
fianbe  [tili  ftonben,  um  bie  Selbgef^fte  ju  beforgen.  Sielfod^ 
gef^Q^  bos  Sotlegen  ber  Zfic^er  oom  £anbe  buri^  bie  ^u^X' 
leute,  bie  bes^alb  oereibigt  mürben,  nur  Zfl^r  oon  64ttu« 
mebem  oorjubgen.  SIuö^  ben  Saummolkinlauf  besorgten  bie 
gfu^rleute. 

Den  (Belbeingug  an  ber  S^au  beforgten  jmei  Selb* 
(erren,  bie  aus  einem  Seamtengef^Ie^te  ftammen  mugten.  9tan 
na^m  (teju  folcfie  ®e|(|Ie((ter,  bie  augenblidli^  nii^t  im  Rate 
fogen.  Das  Zu^meffen  gefi^a^  mittels  einer  Zafel  oon 
genau  12  Sllen  fi&nge,  ber  falben  £Snge  ber  Zfl^er,  burd^  ben 
oereibigten  Vn^eber,  bem  olles  (Bef4enlne|men  verboten  mar. 
Das  Urteil  ber  S^aubeamten  mar  oon  i^  geheim  ju  ^Um, 
bamit  es  leine  ünfeinbungen  gab.  9Is  Sei^ilfe  |atte  er  eine 
Srauensperfon.  Das  l^tl^mn  unb  Streden  ber  gemeffenen 
Zflc^er  beforgte  ber  Slufftoger,  ber  bie  3^^^^  8^^  ^f 
bie  £inge  }tt  (toben  ^Ite ,  bamit  ni<|ts  meggefd^nitten  »erben 
lonnte.    Die  rote  Oelfarbe  |ie}u  fertigte  ber  6tabtmaler. 

Die  Xu  Pforten  marcn  oor  allem  ber  gemö^nli^e  Sargen  L 
Die  erfte  Qualität  (ieg  no(|  bem  S^ougei^en  ber  O  ^  [  e  unb 
Ifiilit  1  64UIing  6<|augelb,  bie  jmcite,  ber  £3me,  }a(Ile  2 
64illing,  bie  britte.  bie  Zraube,  3  S^UIing.    3e  f^Ie^ter 


—     589    — 

Uc  Sfbelt  tDttr,  um  fo  ^5^et  loot  bos  e^ottgelb.  Die  oierie 
SttoIUat,  bec  Brief ,  ja^Ue  ebenfalls  8  Smm  unb  biufte 
nti^t  (leblci^t,  jonbem  trat  tcfSrbt  ober  fattuniett  loetben.  SBos 
felbfi  iie)u  gu  fc^le^t  etf^len,  »utbe  {eixtfieit  Der  fbimtiu 
ia^tte  |e  1  6<l^HUn0  mttec  als  ber  6tabfa»eber.  Dann  sab  es 
ben  fogenannten  biden  Backen t.  8on  btefem  yi^tte  ber 
Sfinfflegler  als  befte  Stummer  2  e^HUngi  ^^  Sierfiegler 
3  edftilHng ,  ber  Dreifiegler  4  ec^tlUnfl.  Dos  Siegeln  felbft 
bftete 2  Areujer.  Der  breite  ober  Dedenbar^ent  }ape 
far  bie  erfte  9lummer  3  e^illing,  ffir  bie  loette  6,  für  ble 
brüte  9  S^lng  6^augelb.  Der  gretifc^e  Sorc^ent, 
eine  bcfonbers  gute,  jorte  unb  gefc^Iac^te  Sötte,  erhielt  als  Stilen 
ben  O^fen  unb  eine  9lofe  ober  ben  £3men  unb  bie  9lo|e 
ober  ble  balbe  9lo\t,  \t  no4  ber  8ef((affen^elt,  unb  jaulte  2 
Shilling  64augelb  unb  2  Pfennig  Siigelgelb.  Der  breite 
Somafin  mit  ber  ganjen  9io|e  jaulte  4  6^,  mit  ber  ^Iben 
Rofe  5  6^.,  bie  f^male  6orte  2Vt  bej».  3Vt  6c^.,  ebcnfo 
bos  Seibengevlrt.  Der  dottbardftent  sa^lte  fflr  ble 
ganje  9iofe  2Vt,  fflr  ble  ^Ibe  9{ofe  2%  e^llllng.  Der  ge- 
lteinte ober  gemedelte  Sard^ent  ffir  bie  breite  Sorte  6, 
ffir  bie  f^male  3  64-  Das  neue  (Bemirl  na^  Vrt  bes 
grettf^en  8ati(ents  jablte  mle  ble|er,  bosienige  nad^  Vrt  bes 
Somafins  mie  ber  Somafin.  Der  leinene  SReijolan  ober 
aRouRelin  mit  ober  o^ne  fieiften  ißHÜt  für  22-28  (Ellen  3 
jtreujer,  ffir  28—56  (Ellen  6  Ar.  9Rouf|eIin  mit  Seibeneintrag 
ffir  22—28  (Ellen  6  Ar.,  ffir  28-66  (Ellen  22  Ar.  Son  ben  Sein- 
»anbforten  jerfielen  ble  breiten  (Bolfi^en  in  4  Sorten 
ble  gangen  Sbler,  ble  ^Ibtn  Sbler,  ble  (5ugler  unb  ble  3m5Ifener, 
bie  f^male  £einmanb  gerftel  In  6  Sorten,  bie  (Elfer,  Sier« 
ie^ner,  Sec^ge^ner,  SU^tje^ner  unb  do^^njlger.  Die  (Elfer 
waren  78,  ble  anberen  4  Sorten  71  (Ellen  long,  ble  (Elfer  6 
Viertel,  ble  onbern  5,5  Slertel  breit.  Die  breite  fietnmanb 
verfiel  In  3  Sorten,  ble  Sierunbiioanstger,  Se^sunbjmanslger 
unb  S^tunbjmaniiger,  unb  mar  71  Sllen  lang  unb  6  Slertel  breit. 
Die  3<^((^nitamen  bebeuieten  ble  ^unbertia^I  ber  S&ben.  Die 
3moIfer  bis  S^tje^ner  bllbeten  ble  grobe SBare,  ble  Sn^onjiger 
u.|.m.  bie  feine  SBare.  Der  S erlauf  gefiba^  na4  gfarbeln 
ober  fardelli  (fardeanz)  oon  42—45  Stfid  s^  24  (Ellen. 
Der  $rels  fflr  bos  Sar^entfarbel  f^manfle  oon  90  bis  120  (Bulben. 


—    690    - 

(gebleicht  touiben  um  1490  jS|rIi4  in  Ulm  ninb  60,000 
Sod^ente,  loogu  tunb  20,000  (Bolf^en  ober  fieinuKuibpde 
lamen.  gfemer  »ucben  no^  mnb  30,000  Sot^entftfide  iinb 
£einiimnb(tfi<Ie  mit  $eibelbeeren  (9{ou[c^)  rot  geffiiAL  Das 
@<^ot^cIb  morf  runb  7500  $funb  i^SUer  ober  5000  i|eiiL 
(Bulben  iä|rli(|  ab.  Die  fieinoanbf^au  ober  bas  6tu(if> 
|qus  UKir  bis  2um  Sa^re  1613  auf  bem  Slat^aufe,  feiger 
im  Aauf^ufe,  ber  (Bret,  bie  (Bolf^enfd^au  im  (Bolf^^nfeller 
an  ber  Stelle  ber  alten  Spnagoge  auf  bem  Suben^ofe.  Um 
bas  3a$r  1700  mürben  \S^x^  noc^  runb  32,000  etfltf  Sein« 
manb  ausfleffl^rt,  um  1800  no^  7—10,000.  1830  ^orte  Me 
£einmanbf(^au  auf. 

Das  9Soit  Sor^ent .  Sar^at,  $arc^  lommt  oon  bar, 
e^ubanl,  64ttu[titte ;  barcatns  ^ieg  alfo  fo  oid  als  flefd^- 
ter,  auf  feine  Sefd^offen^it  feitens  ber  SRarltbe|3rbe  geprfifier 
6toff.  $ieg  in  Ulm  ber  aus  leinener  itette  mit  bäum- 
mollenem  CEinfd^Iag  gefertigte  Stoff  8 urgent,  fo  Qieg  er  in 
Stalten  fastagno,  in  Slomanien  unb  9BeI[^r{e4enIanb  fusta- 
nella,  in  granlrei<9  fütaine,  in  Snglanb  fastian,  in  ben  ßonfä. 
ftSbten  SfuB^s,  b.  9.  gefaufteter,  geftempelter  Stoff,  oom 
9RarItpfo|ten,  an  ben  brs  ftSnigs  gfauft^nbfi^ul  neben  bem 
Areuj  genagelt  mar.  3n  ber  Si^meij  ^ie^  ber  Bard^nt  S4ib> 
li^,  in  ben  9lieberlanben  Sarbogge  ober  S^arbogge,  b.  %.  Stern* 
pelgut;  benn  Sar  ^ieg  aRarUftatte,  3ar  aRarltoorftanb,  SRottt^ 
graf.  Sarli^,  Sd^arlalen,  S^urla^,  S(|arli^  alfo  Si^ugut, 
aB&lrungsgut.  Sd^on  1303  oerlauften  bie  ^anfen  S^Iad^ 
unb  anbere  rote  Xfi^er  in  fionbon,  ebenfo  1317  bie  (EnglSnber 
in  Sergen  in  Slormegen.  „Die  Sraut  ^b  auf  ben  S^Io^ 
rot''  (eigt  es  im  olten  8iebe  unb  ber  rote  Sarafan,  bos  ftopf* 
tu$  ber  iRuffinnen,  ^ben  bie  Raufen  mo^I  \^on  bomds  aus  Ulm 
fiber  £flbed  na^  Slomgotob  gebracht.  1404  mürben  S^Ia^ 
in  9{eug  in  S^Iefien  ge^anbelt  unb  S<^arla(|  mar  mo^I  urf^^nglid^ 
leine  Sarbbejei^nung,  fonbem  eine  Stoffbegeii^nung,  mel^  fi^ 
flilter  auf  bie  gforbe  flbertrug,  meil  man  bie  gefrorenen  SMm 
mit  ftermesI5mern  ober  geibelbeeren  rot  ju  ffirben  (yflegte. 
SBenigftens  ift  in  ber  ^rooence  oon  g^rana  da  tignere  scarlatti 
bie  9lebe.  Der  Stamm  Sar  finbet  fi^  au^  in  ben  93orten  Seri' 
ler,  Serica,  Sarai  an  ber  SBoIga,  Samara,  Saratom,  Saribrob, 
Sarajin,  Sara^^Qtus,  Sarbam,  Sarbrfiden,  Sarlouis,  SarbmH 


—    591     — 

ober  6out^pion,  oie  au^  bos  englild^e  shard  Aarbenbiftel 
^{(t  unb  sartor  ber  6<l^netbet,  serra  bie  68(|e,  serratorla 
tinctnria  bte  gfltbeif^arte  pxm  (Belbfotbtn,  Sarge  ober  Serge, 
eilt  tDoIIener  Stttterftoff,  Sorofii^  ober  Sotfenet.  ^tilStitit» 
SauimvoIUu^  bos  fi^on  1286  oon  (Benua  na«^  91  ex  an« 
brien  ausBeffi^irt  nmrbe,  boron  erinnert.  9laoarra  liefert  um 
1250  (Barne  jum  S^igen  0on  sarg^es  na^  Srfigge  nnb  shares 
OKiren  englifdie  aBoIItu(|e,  bie  l^on  1450  in  6 om bürg  ge^an« 
belt  vurben,  wie  es  Sarmirler,  6ar»örter  ober  Sanolrlen  in 
ftSIn,  Ulm  u.f.».  gab. 

Der  gretiKie  Sar^nt  »ar  ber  für  bie  (Bret,  bas  Aauf« 
(aus,  beftimmte  Sar^ent  im  Unterfd^iebe  su  bem  fflr  ben 
ftteinoerlauf  beftimmten  S^ttbar^ent.  Golfen  gretild^en  Sar« 
^ent  unb  3oini<|  V^^  *^0  ^^^  in  Sugsburg  im  (Segen, 
fa^e  )um  groben  Sar^ent.  Der  (Bretbar^ni  gerfiel  in  Surf^at« 
gret  unb  Sifd^Iingret,  bie  minbeftens  1200  gfSben  ^ben  mußten, 
ixniff  ^ten  ber  greti[((e  Bard^ent,  ber  Somafin  unb  ber  f^ioar}' 
loeibe  3i>^fl4  in  Ulm  als  StitJ^tn  bie  ^Ibe  ober  ganje  9{ofe, 
»es^alb  bie  Bleiben  beim  (E^roniften  !RofengartIein  ^ei^en. 

9la4  bem  SBeben  gieng  es  an  bas  SIei(|en  ber  Zfi^er. 
Die  aitefte  belannte  Ulmer  Bleibe,  bie  enoS^nt  »irb,  mar  bie 
$faffenmiefe  bes  Alofters  Slei^enau,  bie  1381  ben  um« 
liegenben  Bleichen  2uge{(^Iagen  mürbe  unb  (eule  bas  untere 
Blei^gut  ^igt.  Die  obere  £einmanbblei((e  entftanb  erft  1413. 
64on  1373  erlaubten  bie  £e^en$befit(er  ber  ^faffenmiefe,  bie 
Straffte,  ber  (Bemeinbe  bas  Bleiben  auf  berfelben.  Die  obere 
fieinmanbblei^e  beim  ftupfer^mmer  gehörte  gueift  Steic^enau, 
bann  bem  Vuguftinerlbfter  auf  ben  9Bengen,  bis  1413  ber 
nat  bie  IBiefe  laufte  unb  sur  Bleibe  ma^te.  1467  baute  ber 
Stat  bort  eine  Seinmanbmalfe  mit  einem  SBall-  unb  einem 
S$3|ifrabe. 

asa^renb  es  nur  2  fieinmanbbleii^en  gab,  maren  es  5 
Bard^ntbleii^en.  0u4  biefe  maren  [tSbtif^es  (Eigentum  unb 
an  BIei(|er  oerpoi^tet.  Diefe  (atten  5000  (Bulben  Bflrgi(|aft 
iu  leiften  unb  burften  ni^t  me^r  als  10  000  Stfld  annehmen. 
Die  (Bebfiube  unterhielt  bie  6tabt,  bie  (Einrichtung  ber  ^Si^ter. 
Der  Bleid^er  butfte  Zfii^er  nur  gegen  bar  laufen  unb  nur 
bie  oorgcfi^riebene  Blei^tose  nehmen.  Ungejeid^nete  Xfic^er 
ober  fol^  mit  bem  Briefjeic^en  burften  ni^t  geblei^t  merben, 


—    592     — 

fonbcm  waren  in  fic&en  ober  s^  lottunieren,  etenfo  bie  €iaiib- 
unb  tlbettieueitfi^ec.  Sebem  ftunben  qnic  fein  eigenes  Zu^ 
^imittgeien,  lein  anbete«.  Tl^x  Aber  feinen  gonsbcott^  fite 
eigene  Ke^nung  gu  bleiben  oor  bem  SIeii|et  oetboten.  X)ie 
Dom^de  bec  Bleibe  nmt  \ox  bem  Sie(  {u  benMi^ten  unb  (o 
lange  geblei^t  ourbe,  nrnr  bas  SBaiben  oecboten.  6enau  gerc* 
geU  nar  bes  weitem  bie  Setwenbung  bec  9  f  ^  e.  3^  Ser« 
meibung  oon  Sireitigleiten  nwt  febem  bec  7  Slei^  ein  be. 
ftimmtec  fianbbegii!  gugewiefen«  3i4<I<i<tf<^  2^  oemenbcn, 
war  oerboten,  worauf  bie  SleiAIne^ie  ebenfalls  oereibigt  loaten. 
Sie  burften  ni^t  Aber  eine  gana  be|timmte  Vnja^I  Sie^  |alien. 
3eber  ^anbel  mit  ro^r  ober  geblei^ler  £einwanb  ober  Boc^ent 
war  i^nen  oetboten.  3ebe  SBo^e  waren  bie  Xfi^er  on^tt^den 
unb  glei^mfigig  {u  laugen.  2  gfuber  9If$e  unb  geniigenb  ^I] 
waren  fiets  oocrStig  }u  ^Uen.  3eber  Bleibe  ftanb  neben  bem 
Slei^er  als  lapitaliftif^em  Unternehmer  ein  gfelbmeifter  mnr, 
bem  bann  wieber  ber  Sauger  unb  bie  Slei^Ine^te  unter* 
ftanben. 

3)ie  Slei^r  flanben  unter  genauer  Suffi^t  ber  aus  64 
$erfonen  befte^enbcn  SB  e  i  g  [  4  a  u ,  o^ne  beren  Sinwilligung 
leine  ^erfonaloerfinberungen  erfolgen  buiften.  3>er  $eifonaIftanb 
jeber  Bleibe  beftonb  aus  11  Anetten,  4  fiemlne^ien  unb  2 
Swidlnappen.  Untaugli^e  Beute  burfte  bie  SBeigf^au  felbft' 
ftSnbig  entlaffen  unb  burd^  anbere  erfe|en.  £)^ne  SBiffen  bes 
Selbmeifters  burfte  lein  Blei^er  ein  Xu^  oon  ber  Bleibt 
nehmen.  3)er  Sauger  ^atte  ffir  ri<|tigen  3uftonb  ber  fiauge  unb 
gutes  Sieben  bes  SBafjers  }u  forgen,  ebenfo  f&r  gute  Sf^e. 
itam  ein  Unwetter,  fo  waren  bie  Zfic^r  aufiu^eben,  ebenfo 
waren  fie  oor  aR&ufen  unb  Ungejiefer  gu  bewahren.  Dos 
3nfammenlegen  ber  wetgen  unb  bunten  Xfl^er  beforgte  eine 
Srauensperfon.  1662  ermahnte  ber  IRat  bie  Blei^er,  {eben  iRit- 
tag  um  4  U^r  auf  ber  Bleid^e  na^  ber  Srbeit  ju  fe|en,  unb 
1536  unb  1545  würbe  ben  SBeibf^auem  oetboten,  Saftereien 
auf  ber  Bleibe  gu  ^lien. 

Die  iltefte  Ulmer  fieinwanbblei^eroibnung  ftammt  oon  1497, 
bie  altefte  Bar<|entbIei4erorDnung  oon  1499.  9la4  berfelben  burften 
ungejeii^nete  Xfl^er  fiber  10  Sllen  ni(|t  geblei^t  werben.  1500 
gab  es  neue  Serorbnungen.  Die  fieinwanbbleic^r  erhielten  ffir 
tebes  (Bolf^en*  ober  iRegentui^  3  Shilling  8lei(|gelb ;  me|r  ]u 


—     593     — 

nehmen  nwr  oesboten.  gffic  Dtilorene ,  ober  ge[to(Iene  Zfld^ec 
nMic  Scfafi  )u  leifteit.  aBegcn  bes  oieleit  Steinguts  »utbe  bas 
Sleic^peffonal  oon  17  auf  20  Anette  er^ö^t;  eift  na^  Salobi 
butfte  bei  Stanb  oecminbert  meiben.  X)te  Anette  gur  Smle 
2u  oemenben,  smr  oetboten,  [ie  mußten  beim  Steingut  bleiben. 
9ta4  bet  SBeigl^au  mwctn  bie  Xfl^et  binnen  3  Xagitn  an  ben 
(Eigentfimer  objuliefern.  Der  gfelbmeiftec  burfte  leine  Aunben 
gegen  Xrinigelb  beooqugen. 

3n  ber  SBalle  unb  in  bei  fiouge  vor  bo0  (But  ooi  64<tben 
3u  betoa^en,  namentlii^  foIUe  bei  aBoIImeiftei  bos 
Ztt<(  ni^t  gu  lange  in  bei  9BaIte  Ia|[en.  leiten,  gfo^ien  unb 
Segeln  bui^  Stid^ijuge^Siige  auf  bei  Sleid^e  »ai  ftienge  bei' 
boten.  1607  laufte  bei  9{ot  mit  giogen  Aoften  neue  Slei^gfltei 
unb  oeibeffeite  bie  SBallen  unb  bie  6<l^aueinri<^tungen,  inbem 
ei  bie  Solf^en  f  iegeln  lieg  unb  bes^Ib  bie  S^augebfibi  auf 
1  Sixtuiitx  er^S^te.  Die  aBeigM^uei  ^tten  bem  Slei^ei  einen 
64ein  ffli  bie  abgelieferten  Qolfj^en  su  geben;  bei  (Einjug  bes 
6(^ugelb0  gefd^a^  bur^  bie  Slei^ei  unb  nurbe  uon  biefen  an 
bie  9Bei6f<|au  abgeliefert.  1508  »uibe  bas  Steigen  oon  lo^en 
S^ugolj^n  unb  Siegentfi^em  auger^Ib  Ulms  oeiboten.  Den 
Steigern  »utben  4  Se^dinge  geftaltet  ftait  2,  au^  butften  |ie 
i^e  Anekle  felbft  anftellen,  nui  bie  Selbmeiftei  unb  Sauget 
ottiben  no^  9on  bei  9Beig{<|au  beftellt.  1515  Ilagten  bie 
Soi^entbleid^ei,  bag  einjelne  Slei^ei  me^i  Xu^e  bleiben,  ab 
i|nen  }ufte^e,  fo  bag  bie  anbeten  gu  lurg  lommen.  Die  Bleichet 
oeibienten  tro^bem  bamato  immei  no4  t)iel  Selb  unb  oaien  bei 
ben  galtna^tsfpielen  immei  oomen  bion.  Do^  lieg  bas  (Be« 
»ecbe  aümfi^Iiilb  fo  na^,  bag  es  fd^on  um  1600  nui  nod^  2 
Steigen  gab,  ooneben  no$  bei  (BaismSit  benfi^t  ouibe. 

Das  @4((ten  bei  (Bewebe  befolgte  bei  Zu4f4<eier, 
CS  gej^l)  meift  eift  na^  bem  Slei^en.  Dann  folgte  bas  Aat« 
tunteien  obei  Delatieien.  3<bes  Xu4  mai  oon  ben  Zu(b' 
f^eeiem  mit  bem  SReifteigei^en  gu  oeife^n,  f^Ie^t  gefc^oiene 
Zfl^ei  ga^Iten  6tiafe.  £)4fen*,  fiSoen-,  Xiauben-  obei  Sben« 
teuieitfl<|ei  buiften  nii^t  gef^oien  oetben,  nui  bie  f^Ie^ten 
Sriep^ei.  Xu^f^eeieifiauen  unb  Aneckte  waien  auf  bie  Oib« 
nung  gu  oeieibigen.  3ebes  9iaffen  bei  Zfl^ei  oai  oeiboten, 
ebenfo  bas  Hbftieicben  na^  bem  64eeien.  Aottuniertei  Salvent 
loai  bei  S^maqfd^u  ooigulegen.    Das  6(^augelb  betrug  4  5I1. 

38 


—     594    — 

Itivo.  1  64in.  6frafe,  !Das  Jtattutiieren  gef^  mit  6iiDfi6 
unb  datjfatbe.  giritis,  Sein,  $am  ober  6aIiiDoffer  oitittiDenbeR, 
»Ol  oecboten.  1544  »urbe  ben  Xu^fi^eerem  oettoteiii  ben 
Siberoc^r  8oi4|ent  mit  [(liebtet  gaibe  {u  belanbeln,  es  mm 
lautet  Ulmec  gotbe  }u  oenoenben.  Die  6trofe  ei^ielt  {ui  i^Ifte 
bie  etabi,  gut  ^filfte  bie  64neiber]ttnft.  epSter  bilbeten  bie 
Xud^l4ieerec  eine  eigene  3unft.  1482  tourbe  ben  Zutjüi^uttm  oec« 
boten,  i^r  ^onbnierl  pi  fperrtn  loie  bie  Bleibet  unb  ben  einjelnen 
IReiftent  eine  Oleiftsa^I  fe|t3ufe|en.  3ebet  I5nne  fc^en,  fo  oiel  er 
oolle.  Damit  bie  Zu^j^cerer  aber  geniigenb  oerbienten,  lourbe 
i^nen  eine  SRinbefttoxe  feftge[e|t,  unter  ber  feiner  arbeiten  borfle. 
Huf  Sorg  {u  ((beeren,  ourbe  oerboten.  Seit  1489  lourbe  lein 
Zu^fiigeerer  als  SReifter  gugelaffen,  ber  ni^t  4  3a(re  gelernt 
^tte,  unb  es  würbe  nunmehr  bof  5<^niw^<I  in  ber  Z^  g^ 
{perrt.  SRe^r  ab  20  ro^  ober  12  oeige  8ar<^enttfi<^r  in  ber 
SBo^e  jum  S^^eren  an}unel^men,  würbe  oerboten,  au^  burfte 
ein  Xu<||4eerer  nur  entweber  auf  9lo(ifl<|er  ober  auf  Slei^^er 
arbeiten.  (Ebenfo  burfte  lein  Zu<(f^erer  SBei^felgef^e  ma(^n, 
inbem  er  ge|<^orene  Xfi^er  gegen  ro^  ober  Slei^tfi^r  umtoe^elte. 
Seit  1516  nurbe  bem  Sar^ent  ber  auf  ber  Kfldfeite  lat* 
tuniert  würbe,  ebenfalls  ein  Slei  gegeben  unb  1517  würbe  ein 
neuer  Zu^fc^eererlo^ntarif  aufgefegt  unb  auf  bie  ftlage  ber  Sßeber« 
iunft  bie  Sef^rfinlung  ber  Xuc^fi^eerer  auf  20  betw.  12  6tfid 
in  ber  9Bo<^e  wieber  aufgehoben  1618  würbe  ben  Zuil^fifeeerem 
geftattet,  neben  bem  ftne^t  no(|  feine  62^ne  als  (MfiXftn  gu 
M49ftigen ;  bo$  follte  lein  fol^r  Zu^f^eernfo^n  einen  eigenen 
Aned^t  (alten,  fo  lange  er  felbft  bes  Baters  Brot  oft.  1567 
würbe  ber  Zatif  oon  1517  wieber  aufgaben.  S^ii^n  unb 
Sieden  in  ben  Zfi^em  waren  gu  melben,  ba  nur  loufmannsgute 
SBare  gebleit  unb  befiegelt  werben  foOte.  Das  Bimfen  unb 
appretieren  ber  gefrorenen  Zfi^er  beforgten  bie  Zu^. 
f  ^eererbimfer.  S^ab^afte  Zfic^er  Ratten  |ie  ben  Zu4f4«erfm 
gurfidfgugeben.  Sieben  Ulm  war  namentlid^  bie  Zu^f^ttu  oon 
fiauingen  an  ber  Donan  berfi^mt.  9lo4  um  bas3a|r  1800 
gab  es  bort  SBolItu^f^eerer,  bie  meift  ungefSrbte  Zfl^r  prt ^. 
910$  bamals  war  au^  bie  BaumwoII«  unb  fieinwanb« 
Weberei  bort  fe|r  entwidelt,  man  fertigte  Bar^ent,  geftitifle 
fieinwanb,  Aattun  unb  SRulfelinware,  bie  oon  brei  Stfid^nbCem 
ins  Vuslanb  oerlauft  würbe. 


—    595    - 

ICtt^  bas  SSrbeii  ber  (Bemebe  loar  genou  gctegeli.  T>lt 
SfSrbcc  ge^rten  gut  aRatnetgunft.  6ie  buiften  oon  Bot' 
Renten  nur  bie  oierte  Quolitat,  bie  Sriefc,  fStbett,  fpatei  ou($ 
bie  britte  QitoIU&t,  ble  Z tauben.  Sor  bem  Sinftogen  in  bot 
£ab  W0X  bas  Xu^  in  reinem  (eibem  SBaffer  gu  reinigen,  ID03U 
es  eigene  9BQf<|er  gab.  9Rel|t  ourben  bie  Sargte  \^mtxi, 
grau  ober  rot  gefSrbt.  9la4  ber  gfSrbung  lant  bas  Zud^  oor 
bie  6d^»ar2f4au.  3ttt  Vuffi4it  fibet  bie  Serben  be|tanb 
eine  Sarbenf^au  oon  ivei*9Irbem  unb  einem  Xato^lerm. 
Som  29.  6e|itember  bis  26.  9b)oember  nmr  es  ben  SSrbem 
oerboten,  i^ren  AoHegen  eine  9le{Ii}a(I  fe[tiu[e|en.  Sin  toi^« 
liger  Husfttbtgegenftanb  n^aren  namenllii^  bie  (Büglet  obec 
gefStbten  fieinmanbftoffe.  1608  »urbe  bos  64augelb  ffir 
biefelben  neu  georbnet.  Bis  1646  outben  bie  (Bugler  nur 
li^oorg  gefärbt,  feil^er  au^  rot,  blau,  grfln  unb  grau.  1610 
»onten  bie  girber  bie  SReifterja^I  oon  36  Zfi^er  in  ber  SBo^e 
^rabgcie|t  ^ben,  meil  es  an  Vrbeit  feblte,  ber  9{at  f^Iug  bies  aber 
ab.  (Ebenfo  mutbe  ben  Gerbern  oerboten,  ben  gfS^bem  unb 
SRangmeiftem  Kbfleif^,  bas  oon  ben  ^Suten  gef^abt  würbe,  ju 
oerlaufen,  weil  bies  )um  Alaren  ber  Qfarben  ni^t  oemenbet  »erben 
foHte.  1617  »urbe  ben  Sarbem  gcftattet,  au^  geblei^ie  O^fen«, 
filmen«  unb  Zraubenbar^ente  gu  färben,  aber  im  ro|en  3uftanbe 
foltten  |ie  nur  bie  Sriefe  fSrben.  1638  mürbe  ber  gfSrbertarif 
unb  bie  9Rei|tia$I  ber  Sf^^rbtfl^er  aufgehoben,  1639  mürbe  er 
aber  mieber  eingeffibrt,  bo^  foIUen  [id^  bie  prber  nur  mit 
Sorgelb  beja^Ien  Ia|fen.  (Befiel  ein  Zu^  ber  G^marsf^u 
ni^t,  fo  gablte  ber  gStber  bei  ber  erften  unb  gmeiten  6^u 
Strafe,  bei  ber  britten  64au  mürbe  bem  Zud^e  ein  Obr  al^e« 
Kbnitten  unb  be|fen  Siegelung  oerboten.  S^bes  gu  ftrbenbe 
Zm|  ^e  ben  Ulmer  6tabt{4ilb  gu  tragen.  1630  mürbe  3 
gSrbem  gefiottet,  au^  mit  Sugsburger  ^axit  gu  fSrben; 
1638  gab  es  |((on  6,  1660  7  Sugsburger  gatber.  Das  Oel  gum 
Vusftrei^en  bes  S^margbard^ents  lauften  bie  gBrber  gemeinfam 
unb  1688  mürbe  biefes  Vutftreii^n  oon  Slatsmegen  an  ber 
&iimxi\^vi  oorgenommen. 

Die  64margf<^au  biente  gur  8eauf|i(btigung  ber  Zu^* 
f^beerer  unb  glrberarbeiten.  6ie  prfifte  bie  jd^margen  unb  grauen 
Sor^ente,  bie  in  Ulm  gefcbaut  unb  gefSrbt  [ein  mußten,  ebenfo 
bie  meinen  Zrauben  unb  bie  ro^n  Sriefe  fomle  bie  Aattune, 

SB* 


-    596     - 

bie  f^^matieiti  roten,  blauen,  gtfinen  nnb  grauen  kuglet  unb 
batte  bie  6trofgeloer  einjusieben.  Ungenfigenb  Idtunierien  fovie 
gefprititen  obet  gebimften  Soc^enten  mat  ein  Obt  abivf^ne iben- 
Die  blau  gefärbten  Bar^bente  umren  oor  bem  64o<^<if^'>^  ^f 
bie  Sefd^ffenbeit  ber  blauen  Barbe  )tt  prüfen.  Das  einmal 
gelartete  unb  gefrorene  Sard^enltu^  erhielt  e  i  n  3^i4^"i  ^^ 
gweimal  gefc^orenes  beren  gmei.  Zu^e,  benen  ein  Obr  obge« 
f^nitten  mor,  burfien  in  lein  SSS^rUngsball^n  uerpodt  »erben. 
Sar^ente,  bie  mit  Unfd^IUt  oerftrii^en  nwren,  mürben  mit  Se« 
f^Iag  belegt,  [(babH^m  Somafin  ein  Obr  abgefibttitten. 

Das  (SIStten  unb  SRangen  ber  Zfl^ber  oNir  bie  Ie|(e 
Serri<btung.  Die  brei  SRangen  ber  6tttbt  loaren  ebenfalb 
(Eigentum  ber  Stabtgemeinbe,  aber  nie  bie  Bleiben  an  felbft* 
ftanbige  Unternehmer  gegen  3'us  iiberlragen.  3n  Sugsburg 
gob  es  f4on  1320  offentli^e  SRangen  unb  1868  ONirbe 
in  9{^gendburg  ein  SRangmeifter  aus  Vugsburg  im  bort« 
igen  neueni^teten  bffentli^^n  SRangbaufe  angeftellt.  1457  ent« 
Itanben  in  Vugsburg  joei  weitere  SRangen.  3eber  SRangmeifter 
batte  eine  Sflrgf^aft  oon  400  (Bulben  su  leiften.  Die  SReift« 
jabi  ber  Stfide,  bie  er  mangen  burfte,  vm  oon  ber  Stabt* 
re^nerei  feftgefe|t.  SBar  biefe  errei^t,  fo  mu^e  er  bie  Vdeit 
einftellen,  bis  bie  beiben  anberen  SRangmeifter  bie  Vnjobl  er- 
reid^t  b<>tten.  3®^<l<nbanbel  mit  Zfi^m  ffir  P4  ober  onbere 
ju  treiben,  mor  ibm  oerboien,  ebenfo  bas  Vnjie^n  ber  ftunb* 
fi^oft  bur^  (Befd^enle,  Cbaltereien  u.f.m.  Die  (bebSube  untcrbielt 
bie  6tabt,  bie  SRof^inenteile  ber  IRangmeifter.  Seber  Cbot- 
fiben  erbifit  beim  SRangen  12  SSnge,  ber  Bar^nt  nur  einen 
balben  (Bang.  3^bes  an  gfrembe  abgelieferte  6tiid  Xuib  vor 
ber  (Bretmeifterei  ju  melben,  bamit  biefe  ben  ^funbjoll  ein« 
sieben  lonnte.  Dos  SRangen  ber  Zfl^tr  mugte  genau  no^  ber 
Sleibenfolge  bes  (Einlaufs  gef^eben  unb  es  burfte  nur  gute  SBore 
gemangt  »erben,  bie  oon  ber  SBeig«  ober  ber  64»ar{f^u  ge« 
tupft  »ar,  unb  nur  faufmansgute  fßare  gefiegelt  »erben.  Dos 
$erfonaI  ber  SRange  mugte  aus  e^rli<ben,  }uoerI8jfigen  Seultn 
befielen  unb  ourbe  oereibigt.  Heber  bem  SRangmeifter  ftonb 
bie  SRangf4ttu,  »el^e  fommers  oon  6  Ubr,  »inters  oon 
8  Ubr  morgens  an  in  ben  brei  SRangen  bie  a^emangte  IBore 
prüfte,  ob  fie  leine  Kunjeln  unb  S^Ier  batte,  ob  bie  SBaljen 
gut  liefen  unb  bie  fieute  ibre  Scbulbigleit  tbaten.    Unter  bem 


—    597    - 

aRofifiet  ftanb  ber  aReifterlnei^t,  ber  [einen  (ße^It  teiloeife 
oon  bet  Stobt  begog  unb  s^fll^i^  ^^  ftontrolent  bes 
SRongecs  biente. 

d.  :Det  a)tctrie5  Ut  Zü^ct. 

!Der  Setlanf  bes  Sor^enis  loor  genau  geregelt.  Seforgten 
ben  ^bd  mit  9iQ^baum»oIIe  unb  abgeUei^tem  ober  geftrbtem 
Sor^nt  bie  potrigif^en  (Brogtopttaliften  bur(^  i^e  5<tnbels- 
gefellf^^ofteUp  [o  »aren  bie  Unternehmer  bes  8Iei^e|<lftäfts  mei|t 
Heinere  Spelulanten  ous  bem  aRitteI|tanbe.  !Der  SRoPor^nt 
«Muc  ein  [pelulatioer  Vnlogewert  ffir  bie  Heineren  fieute,  ein  nic^it 
ungefi^Ii^es  aRittel  ffir  mlitfiflQftli^  SebrSngte,  (i^  3)orIe|en 
itt  oerf^affen.  Sti^t  blod  ftbrperf^often  loie  bie  3flnfte  legten 
i^re  Satmittel  in  SRo^bard^ent  an,  au^  ber  Heine  SRann,  ber 
Geiftli^e,  ber  £anbebelmann,  ber  danboerter,  bie  SBilfrau,  ber 
61ijtung»|if(eaer  oermalteten  i^e  Serm3gen»teile  in  ber  SBeife, 
bag  fie  Xo^ar^nt  lauften,  bleichen,  ffirben.unb  lottunieren 
liegen  unb  bann  mit  Qeminn  lieber  abftiegen.  Das  Sar^ent* 
forbel,  bau  1602  runb  86  (Bulben  lojtetei  mar  feinem  SBerte 
na4  (i^iu  ein  ganj  gef^idter  (Begenftanb.  6eine  Sbfa||fA(igIeit 
lieg  es  mie  bares  ®elb  erf^einen,  bas  oor  biefem  ooraus 
^tte,  bag  es  einen  beffem  ®ebrau<^smert  (atte,  meil  bui^  bie 
reiben  Sergverfsertrigniffe  {euer  3<U  ^^  (Belbmert  fortmS^renb 
fiel,  ber  Warenpreis  aber  ftieg. 

Sie  6peIuIation  beruhe  auf  bem  ^reisunterf^iebe  gmil^en 
ungebleid^tem  unb  geUei^tem  Sar<|ent.  SBar  bie  j^erftellung 
iH>n  Slo^bar^ent  eine  grage  lurjer  3^U,  |o  mar  bie  Qfertigftell' 
ung  oon  Slei^bard^ent  eine  6ai[onarbeit,  bie  oom  SBetter  t^n* 
li^  abhängig  mar  mie  bie  Srnte.  Die  Slo^tu^e  mürben  am  Sfiter« 
miltmo^  bem  Slei^er  flbergeben  unb  lamen  frfl^eftens  an 
3aIobi  9on  biefem  jurfid ;  benn  bfe  d^emif^e  Slei^erei  mar 
no^  menig  entmideli  9la^  3<>Iobi  lonnte  lein  Xu^  me|r  auf 
bie  Bleibe  gelegt  merben.  6o  ftanb  bie  (ßeminnung  oon  Slei^ 
bar^ent  unter  ä6nli<^en  Sebingungen  mie  {ebes  9laturer}eugnis. 
9Ran  laufte  9{o|bar^ent  an  gfaftna^t,  gab  i(n  auf  bie  Slei^e 
unb  fu<^te,  bie  geblei<^te  9SBare  an  3<(Io^i  t(unli<^[t  gfinftig  mteber 
gu  oerfaufen.  Seforgle  babei  urfprflngli^  ber  Sar^ent^nbler 
bie  Uebergabe  bes  9{o|bar4ents  an  ben  Slei^er  felbft,  |o  fanb 
er  es  allmo^Ui^  bequemer,  bas  9{i|iIo  bes  Aoniunttuienme^fels 
ber  Sv'il^cnieit  anberen  gu  überlajfen,  bie  |i(|  in  reifer  SRenge 


—    598    - 

fonben.  3m  ^M,  an  3oIo(i,  oerlauften  biefe  SBUi^ptMankn 
bann  bie  abgcUei^ttn  @lfld!e  m5gH4it  gut  on  ben  Sonl^eiil« 
^nbler  in  ber  Vrt,  bog  bet  (Brog^nblei  oerfpto^i  bem  Ski^ 
fpelulanten  boffit  an  gfaftnad^t  nS^ften  Za^x»,  »enn  bos  fSlti^ 
iDiebet  angieng,  eben|ooiel  ro^e  6tfide  gu  liefern,  flugeibem 
erhielt  bann  bet  Slel^fpelulant  no^  oom  Saril^nt^nUer  ein 
Kufgelb  afaf  (Etfa^  ffic  ben  Slet^erlo^n  unb  bie  Uebenm^e 
ber  Sefa^r  bes  Sbbleid^enf  unb  ber  babei  flbemomntenen  SRfi^« 
toaltung  unb  (Befa^r,  bas  je  na4^  ber  Sage  ber  SaumioüII«, 
(Barn*  unb  8ar(ieni|n:eife  ei(ebli<l^  fd^manUe  unb  f&r  bos  gorbel 
4—8  (Bulben  betrug.  3^  Sorggef^Sften  »urbe  biefer  j^on« 
bei  in  ber  Vrt  benfi^t,  bag  ber  (Belbbebfirftige,  bem  ber  3ttben« 
3in9  oon  6  o.  ^unb.  ju  ^oät  erf^ien,  oon  einem  Bki^peh« 
tonten  an  ^atoU  meige  Sard^entiu^e  laufte,  bas  Sufgelb  bar 
jaulte  unb  oerfprad^,  an  gfoftnad^t  bie  gleite  Vngo^I  Slo^i^c 
iu  liefern.  Die  er|altenen  »eigen  Zfid^er  oerfaufte  er  bann 
im  »auflaufe  mSgli^ft  gfinftig,  [o  bag  er  bares  Selb  ^e.  gid 
i^m  im  gfrfi^io^r  ber  Aauf  unb  bie  £ieferung  ber  oerfpro^enen 
SRo^tu^e  \^wtt,  fo  oetfpra^  er  bie  fiieferung  oon  »eigen  Xu^en 
auf  3afobi  unb  lieg  fid^  bos  Sleitl^elb  ootftreden.  (Belang  es 
i^m  bann,  biefe  »eigen  Zu^t  preis»ert  gu  bef^affen,  inbem 
ber  Xu^preis  fiel,  fo  »ar  er  fein  (eraus,  ftieg  ber  Xu^^is, 
fa  lam  er  no4  tiefer  in  S^ulben.  SRan  nannte  biefes  l^anbeb* 
gef(|&ftben  Sar^entmei^fel. 

9Bar  biefer  6pe!uIation9^beI  für  ben  lapüaRrfiftigen  SRonn, 
ber  bei  fd^Ie^ter  Aonfunltur  iurflcqtalten  lonnte,  eine  unoerffing* 
li^e  6a4ep  fo  »ar  es  anbers  bei  ben  gallrei^en  f4»antenbcn 
(Beftalten,  »el^e  ftd^  immer  me^  mit  biefem  ßanbel  befagten, 
fo  bag  $anb  in  j^anb  mit  ber  tCustreibung  ber  3nben 
aus  ben  6tSbten  feit  1499  bie  Se^brben  entf^teben  gegen  biefen 
Xermin^anbel  in  Sar^ent  einfd^ritten.  Die  (Beiftli^Ieit 
riil^tete  \U^  gegen  biefes  Zreiben  als  »ui^erif^n  3i0tf4^n^nM. 
64on  1456  liefen  beim  Ulmer  9lat  »lagen  »egen  ber  ungBtt' 
lid^en  SBu^eriaufe  ein,  bur^  »eld^e  (Bott  ergfirnt  »erbe  unb  ber 
Kat,  bie  6tabt  unb  bie  (Bemeinbe  beim  Sanbabel  in  Stiga^tung 
lommen,  unb  es  »urbe  febermann  geoamt,  berartige  SBu^etlSufe, 
SBe^fel'  unb  Darle^ensgefd^Sfte  vorgune^men  bei  Strafe  an 
£etb  unb  (But.  (Es  »urben  bann  alle  oereibigten  Unter« 
1 5uf el  ober  Sörfenmaller  unb  Sunfllne^le,  oel«!^  bie  Kaufbriefe 


-     599    - 

fibct  Sef^fte  oitsiufettigen  ^oMen,  fo»ie  bei  SBÜrgcmeifier  unb 
bie  etobtrile  gut  SRelbung  berartiger  (Bef^afte  ciblid^  DeT|)fn<^fet, 
ebenfo  alle  Hmtltute  unb  Slotolne^le.  Aein  Sfiiger  unb  Sei« 
iDO^ner  follte  ine|r  mit  Sbelleuttn  fol^e  SBe^fcIfief^lfte  ma^tn, 
ba  ber  Kot  i(m  bafflr  feine  Sle^ts^fe  me^i  ongebei^en 
(offen  mollte.  Dos  CSefe^  touibe  ben  ,,8flrgem  oon  ben 
Sfirgem ,  b.  |.  ben  Seamtengefi^Iec^tem ,  fooie  ben  3finfien 
auf  i|xen  6tuben  oetIDnbet.  S^on  1460  Ilogte  mon  ferner 
beim  State,  ha%  an  ber  Sar^entfilau  ollgemein  9{o^tfi4er 
gelauft  unb  ro(  loieber  oerlauft  meiben,  vorauf  ber  Kat 
{eben  3ii^if4<n^bel  mit  Ko^lfi^ern  oerbot.  Ss  mar  nimli(( 
uielfa^  6itte,  bag  bie  fianbebelleute  fieinoanb«  ober  Saum* 
»0ntfl<^er  in  Uim  lauften  unb  Ulmer  Sfirgem  jum  ?|)elulieten 
fibergaben.  Des  9lai  beftimmte  bes^alb  1464,  {eber  Sfirger 
folle  in  biefem  gfalle  booon  Kngeige  bei  ben  6tabtre(ignern 
ma^n  unb  baoon  bie  (BebO^r  sa^Ien,  bie  feber  gfrembe  bega^Ien 
mfiffe.  3eber  SBteberoerfauf  oon  9Io(tu4  follle  gfin3li<^  verboten 
fein,  bagegen  foIIte  {ebermann  ffir  fii^  felbft  fo  oiel  8ar4enttfi<^er 
anlaufen  bflrfen,  ab  er  »ollte.  Z^^^  S^embe,  ber  SoummoIIe  in 
Ulm  laufte,  ^tte  fiir  ben  @ad  1  (Bulben  Sd^augelb  ju  ga^Ien. 
Rein  Sfirger  burfte  ferner  feine  SaumooIIe  anbersoo  ab  bei 
einem  ffirog^bler  laufen,  ber  bie  9Bare  unmitielbar  oon 
Senebig  braute. 

1467  »urbe  beftimmt,  alle  fremben  SaummoIIget^&fte  fol' 
len  i^re  eingeme^felten  Zfl^er  nur  gebietet,  gefSrbt  ober  appre« 
tieit  »ieber  oerlaufen  bfirfen.  Vu^  bas  Ulmer  Steuergefe^  mib« 
mete  bem  Sar^entme^fel  einen  eigenen  Paragraphen.  SBurbe 
eine  ^Ibe  Steuer  erhoben,  fo  ^tte  ber  Wmer  (Bef^iftsmann 
febe»  Sar^entfarbel,  \m  er  oon  einem  KutmSrtigen  im  Sefi^ 
^tte,  mit  2  $funb  ^ailer  )u  oerfteuem.  1489  Ilagte  ber  9{at,  bag 
einjelne  fianbbar^entmeber  9lbenteueitfi<^er  mirlen  unb  blei4en 
ober  fSrben  unb  bann  ungefiigaut  felbft  oertoufen ;  babur^  lomme 
ber  Ulmer  8ar<^ent  in  f^Ie^ten  Kuf,  meil  bie  Beute  fibernom* 
men  »erben.  2)er  9{at  oerbot  bes^Ib  biefen  SBebem  bie  Ulmer 
S^au  unb  iwax  ftets  bem  gongen  SSeberorle,  ou^  benen,  bie 
nii^t  mitget^on  l^otten.  1491  beftimmte  ber  9{at,  Qfrembe,  bie 
unbeftrittene  gforberungen  an  Ulmer  Sfirger  ^oben,  follen  in 
Ulm  gleid^  bem  Sfirger  bejubelt  »erben.  SoummoII^enen,  bie 
in  Ulm  Sto^bord^ente  gegen  geblei^te  einme^feln,  foIIen  biefe 


—     600     — 

lelbit  Mei(|en  laffen  ob«  gegen  geblei^ie  umm^l^In  mfllfm;  btt 
aSieberoetlouf  folle  t^nen  in  Ulm  oerboteti  fein,  (ßebiau^cn  |k 
9Io|tfi4(i  {um  SBe^feln,  fo  [ollen  fie  biefe  entioebet  in  bet  Ibt 
bef^ffen,  bog  fie  einem  SBebet  Sournoone  bofflc  geben,  ober 
bar  sohlen ;  bie  Ueberireter  marcn  bur^  bie  Ciniing  pi  ftnofen. 
gfirber,  bie  na^  ousrnfirts  mit  Sar^nt  ^nbeln  ooHten,  mu^ 
bQ0  SStben  einftellen,  meil  fein  ^anboerler  mit  feinem  Crieug« 
ni0  in  bec  Stabt  felbft  (anbeln  butfte. 

1492  iDurbe  bie  9lo^bar§cntorbnung  oon  1491  telhoeife  mieber 
abgef^afft,  fo  bag  {eber  »iebet  na^  Belieben  brafen  unb  oeriott' 
f en  lonnte.  Die  SaumooIIberren  Hagten ,  bog  fie  bei  gfotbeln,  bie 
fie  ffii  SoumtDoIIe  oon  ben  SBebent  on  3<4Iung«ftalt  erriet 
ten  unb  ouf  bie  8Iei^  legten,  ffit  febes  gorbel  1  $funb  3on 
unb  oenn  fie  bos  Sforbel  ousffi^iten,  no^mob  1  Vfunb  unb  1 
Shilling  ^funbjoll  ober  lImfo|fteuer  lu  go^Ien  ^ten;  mmi 
foIIe  bie  So^e  mieber  einrichten  »ie  frilber ;  ber  Kot  gieng  in« 
bes  ni^t  borouf  ein.  1499  mürbe  erneut  fiber  ben  3oQ4^n^- 
bel  mit  ro^en  ®oIf(|en  gellogt,  bur4  ben  geft^rli^e  Vuf*  unb 
Sbf^ISge  oerurfa^t  merben.  Der  Kot  oerbot  infolge  beffen  {eben 
3mtf(l^en^anbel  mit  Ko^goIfAen  unb  beftimmte,  »er  Sto^olf^en 
!oufe,  mfiffe  fie  bleichen  ober  meige  bofflr  eintouf^en.  1601  be» 
ftimmte  ber  Kot,  bie  Untetliufel  follen  leine  SBu^rlSufe  me^ 
vermitteln,  unb  lieg  bur^  ben  Ulmer  6tQbt(rfoner  ober  ^enf^ofts- 
belon  U(ri(|  ftrofft  12  Srtilel  ousorbeiten,  bur^  mel^e  ber  8e« 
griff  bes  „SBu^erloufs"  feftgeftellt  mürbe.  9Ib  fol^er  golt:  IBenn 
femonb  einem  (Ebelmonn  bes^olb  me^r  ffir  Xii^n  aboerlongte,  ob 
ber  Xogeopreis  nmr,  meil  biefer  fein  Ulmer  mor.  SBenn  mon 
einem  6<bulbner,  ber  an  8foftno<^t  bie  fi^ulbigen  Ko^forbel  ni^ 
liefern  lonnie,  etmos  ffir  bie  Prolongation  bered^nete.  9Bcnn 
mon  on  S^ftna^t  ^rolongolion  bb  3oIobi  gob  gegen  bos  Se^ 
finred^en  bes  S^ulbners,  on  Sotobi  ouf  ben  Slei^erbbn  ju  oer« 
ii^ten,  menn  er  ni^t  lieferte.  9Benn  man  bie  ^robngotbn  bb 
3oIobi  gem&brte  unter  ber  Sebingung,  bog  ouf  Srfo|  bes  8ki' 
^rb^ns  oerji^tet  mürbe.  SBenn  mon  ftoit  meige  IBore  9lo(- 
more  nobm  unb  gu  oiel  Slci^erb^n  borouff^Iug.  SBenn  ein 
(Belbbebflrftiger  einem  onbem  Zü^x  obloufte  unb  ber  onbere 
biefe  Zfi<^er  fofort  mieber  um  geringen  $reb  sutfldloufte.  SBenn 
mon  Xfl^er  ouotouf^te  unb  ber,  melier  bie  Ko^tfl^r  ^ob, 
gor  leine  fol^   ^tte,  fonbem  in  bor  ben  Zogesiffeb  {o^tte, 


—    601     — 

mllenbf  ober,  ipetiit  moit  ju  »citig  boffir  so^Ue.  IBenii  man 
ttsf  SaloU  bei  ber  Prolongation  einen  neuen  S^uIbMef  ab- 
faßte, ob  ob  bie  6a4e  neu  »Sre.  SBenn  man  fi^  ffit  bao 
fioG^n  oon  Xfl^nt  eiUMis  be}ablen  lieg.  SBenn  einer  |tatt  bes 
SBe^felgelb»  fi<^  ein  »eitere»  fforbel  Zu^e  geben  lieg.  SBenn 
einer  an  (Beorgi  ein  oeibes  gforbel  gab  unb  baffir  ein  9io^ 
farbel  unb  4  (Bulben  auf  3<>'0^i  forberte  unb  bann  auf  Sart^ 
lomti  biefes  »ieber  um  ein  »ei^es  gfarbel  unb  4  (Bulben  ein* 
^bette.  SBenn  ber  (ßlSubiger  einem  S^ulbner  (latt  ni^t  ge- 
lieferter 8Ie|entfl4er  aBi^rungstfl^er  abnahm. 

1502  ^Ite  ber  SRat,  ab  biefe  Suoffi^rungen  angefo^ten 
»mben,  (Butad^ten  ber  UnioerfitAten  j^eibelberg  unb  gteiburg 
ein  unb  oerbot  in  einer  neuen  Ro^bar^entorbnung  alle  gefi^r» 
lU^n  tiberiaufe.  9lux  an  ber  S^au  follten  Zfi^er  oerlauft 
»erben.  SBer  Ifln|tli4  Vuf«  unb  llbf^Uge  oerurfcubte,  ionnte 
oerpfli^tet  »erben,  dien  3ur  89rfe  gebrauten  Sar^ent  Bvm 
Zagffinreife  ju  flbemebmen.  Wie  Sbrfenbefu^er  (alten  oiertel* 
ifibrii^  bie  Sin^altung  ber  Srbnung  oor  ber  Sinung  {u  be« 
f4Q)5ren;  »er  bies  ni^t  Ionnte,  »urbe  geftraft.  (Belauft 
Ionnte  nur  »erben  bur^  einen  Zu^tftufel  ober  in  eigener  $erfon 
bej».  bur^  einen  feftangeftellten  Sertreter.  Sfir  basfelbe  $au0 
burfte  nur  eine  $erfon  taufen.  9Ran  unterf^ieb  ferner  su)i[4en 
freiem  unb  oerpfSnbetem  Sar^ent,  {e  noi^bem  bie  Saunuoolle  oom 
ßlnbler  auf  Sorg  ober  gegen  Sar  gelauft  nmr.  Die  Saum* 
»on^finbler  burften  nur  mit  oeri^fanbetem  Satcbent  (anbeln ; 
lauften  fie  freien  8ar(|ent,  |o  bitten  fie  ficb  (ieju  bes  Xu^« 
liufeb  ju  bebienen.  Seri^änbeter  Sar^ent  burfte  ro(  »ieber 
oerlauft  »erben,  freier  Sargen t  ni^i,  fonbem  btefer  mugte  erft 
abgeblei^t  »erben.  Der  SBeber  buifte  nur  felbftgeferligten  Sar« 
i^ent  oerlaufen,  ebenfo  ber  Xu^fc^eerer  nur  felbft  ge|<(orene  6tfide. 
Sle^r  ab  6  Sulben  burften  leinem  SBeber  geliehen  »erben. 

1515  erlieg  ber  9{at  erneut  ein  (Befe|  gegen  ben  Sioif^^nbanbel 
on  ber  64au.  &  gieng  bamab  Aloge  gegen  bie  SBeber,  bog 
fie  fi4  an  ber  Sd^au  ungebflbrli^  benel^men,  »esb^Ib  bas  lieber« 
f^reiten  ber  Sd^ranlen  mit  6trafe  bebrobt  »urbe.  1518  »urbe 
jeber  Serlauf  im  ®oIf$enIeIIer  gu  einem  anbem  greife  ab  bem 
Zogesf^auinreife  oerboten,  ebenfo  ber  3n'if<benbanbel  mit  (Bolfd^en. 
Stiemanb  follte  für  femanb  anbem  ab  ffir  fid^  felbft  ober  feinen 
Srot^erm  (Bolf^en  laufen;    nur  ben  gef4»orenen  Unterliufeln 


^     602    — 

»01  b{(9  geftattet.  flBer  alcr  ffic  feinen  Sroi^erm  loufie,  bmfk 
nic|t  für  m  felbft  laufen.  1521  omtben  bie  ®eMbec  9flan 
Dot  bo9  6tettecQmt  ootfielaben,  »o  fie  bef^uAren  mußten,  ba| 
fie  bo0  (Befeli  betr.  bos  Sßerbot  ber  Xusfu^  oon  Ri^bot^oit 
nid^t  gelannt  loben,  »ibrigenfolb  fie  }u  beftmfen  UMien.  Süen 
Sord^enl^blem  ourbe  erneut  eingef^Srft,  ülnftig  leinen  9U^ 
bor^ent  me(r  no^  Huflsburg  ousinffi^ren.  SBet  inrigen  Bor* 
^etit  no^  Vugsburg  {um  SSrben  f^idie,  mu^e  i(n  nricbet  no4 
Ulm  on  bie  64<ui  gurfidbringen.  BUen  ^nblem,  bie  Sond^ 
no4  grronlfurt  |4idten,  nmrbe  befohlen,  bie  geftempetten  3M|- 
umf4ISge  ni^t  ousoorts  {U  oerbufen,  fonbem  oieber  ^imiU' 
bringen,  bomit  lein  Unfug  bomit  getrieben  »erbe.  1583  nmrbe 
beftimmtp  olle  Soril^ntoerltufe  fodten  nur  no^  bur^  bie  Unte^ 
fSufel  ftottfinben  bfirfen.  SBer  Ko^bor^nt  einlaufe,  folle  biefen 
entmeber  f&iben,  blei^n  ober  loltunieren  ober  gegen  fol^e  6tfide 
umtoufdften,  bo4  mußte  beim  Umoe^feln  bie  fiieferung  be<  SBore 
fiel»  effeltio  erfolgen  unb  oor^nben  fein.  SBer  einem  onbem 
Sar^ent  laufte,  burfte  leinen  Ku|en  borauf  f<(Iagen.  Urf|irilng> 
lid^  burfte  man  bie  SBeber  nur  an  ber  6^u  be}a(Ien,  feit 
1583  burfte  bies  ou^  im  j^oufe  bes  BaummoIQSnblerf  ge« 
fd^n,  ^Ib  mit  Slei^smfinie,  ^olb  mit  fponif^em  (Bolbe. 

Die  Sermittlung  bei  Sinlaufo  an  ber  @4au  ober  Seodie' 
b5r[e,  ber  Sar^entf^au  unb  ber  (boIff^nfW»  befolgten  Me 
Xu^I&ufel  unb  bie  (Bolf^enllufel  ober  bie  Unter« 
liufel.  Die  Orbnung  oon  1465  beftimmte,  menn  ein  Mbifel 
robe  Zfi^er  gegen  gebleii^te  umgeme^felt  ^be,  (oHe  er  biefe 
ni^t  oeiter  umwed^feln,  bis  fie  effeltio  geliefert  feien.  Der 
jt&ufel  ^tte  fi^  mit  ber  toxmaßigen  ^rooifion  )u  begnflgen 
unb  bmfte  leine  meiteren  Sef^enle  annehmen.  Semertte  er, 
baß  iemanb  bie  bem  Kot  [^ulbigen  (Bebfi^ren  unterf^Iug,  fo 
batte  er  es  ju  melben.  (Entfoffene  SRaKer  butften  imi  3o|re 
lang  leine  etelle  als  Salt ore,  b.  (.  Sgenten  oon  fremben 
^anbelsgefellfd^ften,  annehmen,  «ußer  biefen  UnterlSufdn  gab 
es  no4  oereibigte  Zu<^iaufel.  6ie  bürden  bas  Zu^  bem 
Afiufer  ni^t  (5^  oene^nen,  als  fie  es  geteuft  (atten,  unb 
mußten  es  no4  am  Sinlaufstoge  abliefern.  SR^  als  200 
Sulben  sttui  (Einlaufe  oon  einer  $er{on  iu  ne||men  ober  me|r 
als  2  fioxM  fflr  eine  $erfon  an  einem  Zage  etniubmfen,  mar 
verboten.    Sinnen  14  Zagen  burfte  ffir  lebe  ^erfon  nur  einmal 


—     603     — 

Selottft  oecben.    Sab  ein  Suftraggebtr  einem  Zn^Mufel  filmile 
ttitt  ein  anderer  beftellte  }u  (S^enn  pfeife,  fo  nmc  bem  elften 
Scftellet  bas  Selb  juifidsugeben.    Der  Zu^tSufel  ^e  fi^ 
mit    feiner    ^roDifion    ju    begnfigen.     Ute    Sisnm    erhielt 
bex  Zu^IBttfel  Dom  9ld  fabrli^  82  (Bulben.    SRe^r  ab  6  Sul' 
ben  ouf  bas  Sarbel  burfte  er  feinem  SBeber  leiten.    SBeige  Xfi- 
d^er  ober  Qolf^n  burfte  ber  nobtu^Uufel  ni^t  laufen.    1491 
f^offte  ber  Kot  bie  Ko^tu^ISufel  ab,  ba  fie  fi^  als  SRiltel  ge- 
gen bie  Preistreibereien  an  ber  6$au  ni^t  betoa^tten,  unb  ge* 
ftottde  iebermann,  Sto^bar^ente  felbft,  bur^  Sngeftellte  ober  ei< 
nen  UnterfSufel  gu  taufen.    9lber  f<^on  1498  mürben  mieber  brei 
Xtt^Iiufel  angeftellt,  beren  {eber  400  (Bulben  Kaution  ftellte. 
@ie  burften  auf  O^fen-  unb  fibmentfid^er  ni^t  mebr  als  200 
fibttiben  jum  (Einlaufe  nehmen ;  gab  i^nen  einer  £imite  unb  ein 
2meiter  lam  unb  »ollte  gum  Zagespreife  ober  ^§er  laufen,  fo 
loar  ber  erfte  Vuftrag  abgumeifen.    Die  Zfi^er  maren  am  felben 
Zage  effettio  su  liefern  unb  9{c(ignung  su  ftellen.  SBeige  Xfi^er  ju 
laufen  ober  ro^  Zfl^er  mieber  ju  oerlaufen,  mar  i^nen  oerboten. 
Ku^  bie  UnterlSufelober  ftrammarenmaüer  bitten  eine 
genoue  Orbnung.    Sie  burften  leine  (Bemeinfc^aft  miteinanber 
(oben;    mollten  frembe  Sbelleute  ober  anbere  gfrembe  gfarbel 
(oufen,  oerlaufen  ober  umme^feln,  fo  burfte  bies  nur  gefdb^b^n, 
menn  ber  gfrembe  ober  fein  Seauflragter  (S^einbote;  babei  mar. 
(Baft^bfe  ober  9Bi(tf4aften  gu  befi^en,  mar  i^nen  oerboten,  ebenfo 
ber  ^anbel.    9lur,  mos  fie  felbft  in  ber  SBerIftatt  erzeugten, 
burften  fie  oerlaufen.  1615  beftimmte  ber  9{at,  menn  femanb  bur^ 
ben  Zud^faufel  garbel  laufen  molle,  folle  ber  Zud^fSufel  i|n  oor 
bie  (Belb^erm  an  ber  S^au  führen.    Dort  folle  {eber  m&nnli^e 
ilSufer  f^mbren,  jeber  meibli^e  geloben,  bog  er  filr  fi^  felbft 
laufe.    3ebermann  mit  Susna^me  ber  Saummolt^nbler  mar  ber 
freie  Zu<^Iauf  geftattet.    1519  fei|te  ber  9{at  oereibigte  Cbol* 
f^entSufel  ein,  meil  fid^  ber  übfa^ber  Seinmanb  fottmibrenb 
fteigerte.    Sie  Ratten  Steige  unb  Srme  glei^  ju  bebanbeln  unb 
burften  niemanb  betrügen.    Quf  (BoIf<9en  gu  leiten  ober  me|r 
(Selb  in  (Empfang  ju  nehmen,  als  ibre  Sfirgf^aftsfumme  betrug, 
mar  i^ntn  oerboten.    Den  ASufem  Ratten  fie  fofort  9?e$nung  ju 
ftellen  unb  fi<|  ffir  i|re  Semfi^ung  mit  ibrem  fiobn  3U  begnflgen. 
1521  mürbe  allen  Sor^ent^anblern  unb  Pflegern  bas  iRe^t  ge< 
geben,  Slo^bar^ent  aucb   obne  bie  Zud^ISufel  felbft  ober  bur^ 


-    604    - 

i^re  VngeftelUen  einiuloufeii;  nui  fOt  anbete  Veifonen  burften 
ße  ni(^t  einloufeti.  1622  erlieg  bec  Kot  eine  neue  6oIf4en' 
loufsotbnunfl.  S^bermonn  burfte  (Bolf^en  birelt  einlaufen 
nur  burfte  bann  leine  fol^e  ^erfon  me^r  ein  uolles  ^x  long 
®oIf4tn  für  anbere  loufen;  mer  aber  (Bolf^en  fflr  anbere  biufte, 
burfte  ein  uolles  3#  Mntn  Golf^en  me^  fflr  fi4  Mbft  laufen. 
Riemanb  aber  burfte  no^olf^en  ro(  »ieber  »erlaufen,  fonbem 
mußte  fie  in  Ulm  bleichen  ober  fSrben  laffen  ober  tegen  »eigen 
ober  gefirbten  (BoI[<|en  umwe^feln.  Mur  bie  SBtber  burflen  ben 
felbfiergeugten  (BoIf4en  ro§  oerlaufen.  Sebermann  aber  burfte  eine 
Zud^fotte  gegen  eine  anbere  umme^feln. 

6eit  1633  beftimmten  allia^rli«  an  S^Iobi  bie  Unter. 
Ilufel  mit  ben  Sleic^fpelulanien  ben  $reis  bes  SBeift' 
bar^ents  unier  Sereinbarung  mit  ben  Sar^nt^blem; 
[eit  1634  aber  beftimmten  bie  6tabtre4ner  na^  nodfpra^ 
mit  ben  Unterlaufcln  unb  Sar^entlaufleuten  ben  $rtif  unb 
aller  Zermin^anbel  mürbe  ftrenge  oerboten.  1643  »urbe 
inbes  biefe  $reisfeftfe|ung  bur^  bie  Stabtre^ner  ab  unge« 
eignet  mieber  abge[(|afft  unb  1666  {ebermann  freigefteüt,  feinen 
Sar^ent  na^  Selieben  3U  oerfaufen.  1660  mürbe  fobann 
im  3ntere|[e  ber  9Bitmen  unb  SBaifen  bie  8f^ftfe|tung  be«  Sar^ent« 
me^fellurfet;  burd^  bie  Stabtre^ner  erneut  buin^ef fl^rt ;  bagegen 
mutbe  1660  ber  6oIf4en|anbeI  oerfu^smei^  au^  benen  fre^ 
gegeben,  bie  Selb  auf  ®oI{<|en  He^n.  1666  mürbe  beftimmt, 
menn  femanb  einen  UnterlSufel  anffyrc^e,  folle  bem  UnterfSufel 
unterfagt  fein,  bie  $rooifion  au^  bei  foUb^n  ^etfonen  anjufiire^en, 
bei  benen  fie  ni^t  mitgemirlt  laben.  1678  mürbe  bie  ißti^h 
oibnung  oon  1634  erneut  eingefflbrt,  im  gleiten  3^^  <>ber 
mieber  abgef^afft.  1663  mürbe  mieber  febermann  gejmungen 
feine  Bar^ente  unb  (Bolf^en  bur^  bie  Unterifiufel  einjulaufen 
SRan  fie^t,  ber  9Iat  oetfu^te  fortmibrenb,  Me  mud^rif^en  SRoni« 
pulotionen  an  ber  Sörfe  burd^  gefeiltere  Sorf4tiflen  aller  Vrt 
unmbgli^  ju  ma^en,  obne  bog  er  mit  biefen  Serfu^en  großen 
Srfolg  (atie.  6onftige  (Bef^afte  }u  treiben,  }.  8.  bie  Saftoirt* 
fcboft,  mar  ben  UnterlSufeln  oerboten,  ebenfo  bas  Xufbema^ren 
oon  Selb.  92ur  ber  3(M>f(nf4anI  mar  ibm  geftattet,  ni^t  aber 
bas  6e|en  oon  Xrinlem.  Sliemanb  aber  burfte  Unterlfiufe 
mad^en  ab  bie  UnterfSufel. 

3>ie  Su0fubr  bes  Sar^nts  gef^a^  in  SaKen.    Doi 


—     605    — 

Sinbcit  becjflkn  beforgten  bie  iSttifnt^tt  unb  Sallenbinber. 
Slttt  p,ioe^tf(^afte"  (Sollten  unb  (Büglet  butftcn  in  gfilfern  oer« 
fanbt  mtxUn.  Um  SoHuntetf^Ieifc  gu  oer^inbem,  ourbe  1507 
ben  (Bicttnc^ten  oerboten,  Z^ortoSrlermailen  an  $er[onen  {u 
oerabrci^en,  benen  fie  bie  Bollen  ni^i  gebunben  polten.  9lur 
Sßidt  unief  5  %ü^txn  buif ten  felbft  gebunben  »erben ;  bo^  mugte 
es  bem  (Bretmeiftet  ooi^er  angejeigt  »etben.  Su^  bie  SRangmeifter 
^Iten  ben  Vuftrog,  bos  3ntereffe  bes  9{oi%  gu  »o^ren ,  ebenfo  bie 
itanen}ie^  an  bec  ®(et  unb  bie  Speittned^te  auf  bem  SSBein^ofe. 
Der  Sai^ntioII  »utbe  na4  ffarbeln  erhoben,  Zfl^  auf  bie 
Sugsburgec  6<|au  3U  ffl^ren,  mar  oerboten.  Die  (Bretlnecbte 
erhielten  fflc  jebes  ni^t  gezogene  Sforbel  ffiis  Vblaben  1  jlreu^er, 
fflc  bos  9BSgen  ober  Sufloben  oon  3<ntn<^sui  S  $Ir.  oom  !itnU 
ntx,  fflr  bas  Sinben  eines  Sacbeb  2  Sif.,  ffit  ein  Stillen  10  ^fg. 
Vud^  mit  bem  fieinmanb^bel  befaßte  [i^  einge^enb  bie 
Ulmes  9BiTtf^aftige[e||gebung.  Der  Ulmet  ^funbiolliatif 
oon  1500  enthielt  einge^nbe  Sefiimmungen  fibet  ben  Serle^t  mit 
(Bolf  4en,  bie  in  anbere  StSUe  unb  Sänber  oertrieben  mutben. 
So  moren  Sa|e  fflr  1  S<^6  niit  (Bolfd^en,  ffit  1  einzelnen  SoI* 
|i(en,  fflc  1  negenftfidiein»  b.  (.  ein  turgeo  6tfid  SaummoIItu<( 
fflr  1  (5uglet|tfidlein,  b.  (.  ffir  gefSrbte  fieinmanb,  oor^nben. 
Vttf  ber  ^erbbrfide  ja^Ue  {ebeo  Stoß,  bao  mit  1—3  (Bolf^en 
auf  bem  Kfiden  barfiber  gieng,  feinen  S^I'i  tbtn\o  bie  (Bolf^en* 
fäjlcr,  bie  man  auf  bem  SBaifer  bro^te  ober  megffi^rte.  So  lam 
alfo  fieinuwnb  auf  ber  Sllet  oon  Aempten,  um  auf  bet  Donau 
no^  SBien  »eiter  ]u  ge^n.  Hud^  in  (Beiolingen  mar  ein 
(BoIf^nioII,  in  5o|enmemmingen  bei  Siengen  a.  Sr.  ein  Sein« 
manbjoll  ffir  6tfide  unb  gan}e  Saumtierlaften,  ebenfo  in  Statt* 
^im  ein  Stfidiolt.  3n  Rir^berg  a.  b.  Sller  omr  ein  Sein« 
»anbflogsoll  ffir  SISge  mit  2  Kubern,  glauber  mit  2  Silbern 
unb  gäd^Iein  mit  1  Slbger.  Qu^  bao  fiagergelb  im  ftauf« 
^ufe  mar  ffir  fieinmanb  genau  feflgeftellt,  inbem  bao  (Bretgelb 
na^  ber  aRarfja^l,  nad^  bem  SBert,  erhoben  mürbe.  Das  SBag- 
gelb  ffir  SaummoIIe  betrug  ffir  ben  Ulmer  Sfirger  5  $fg. 
ffir  ben  3entner,  ffir  Vit  unb  2  3entner  2  Rx.,  ffir  2Vs  unb 
8  3tr.  3  Ar.,  ffir  4—5  3tr.  4  Ar.  Sfiumeber,  b.  ^.  SBeber 
oom  Sanbe,  }a|Iten  4  $fg.  ffir  bin  3^ntner  ab  SBaggelb  unb 
Unierlaufogebfi^r.  Aaufte  ein  grember  oon  einem  Sfirger  Saum« 
molle,  fo  ^tte  icber  Xeil  2  $fg.  ffir  ben  3entner  an  SBaggelb 


—     606    — 

ju  sohlen.  3eber  Sfirger,  bct  SaumwoIIe  oerlaufic,  |atte  2  fSfg., 
jeber  grembe  4  ^fg.  Untetlaufdgebfilr  gu  ga^kit.  aBuibe  Sattm* 
tDoIIe  na^  ousioStts  oerlauft,  o|ne  oor  ber  SaumtDoIIf^att  be» 
ftanben  gu  ^ben,  fo  toaten  1  64iinng  (Bretgelb  unb  3  ^fg. 
SBogselb  gu  gobleit.  Die  Vuflobcgebfibr  bet  (Brefinccbte  fBr 
SaummoIIe,  bie  oufs  fianb  geffibrt  »utbe,  betatg  1  $ffl.  ffic 
ben  3^ntner. 

Der  Sat^enUetlauf  0cfi^(  na4  Sttibeln  gu  42 
Stfid.  Sebes  Sard^entfarbcl  gab  beim  Seifauf  1  $fb.  ^b. 
^funbgoll,  b.  I,  Umjallleuer,  febei;  eingelne  6tfid  2  64iIL 
l^atte  ein  Sflrget  mit  einem  anbem  gebleid^te,  gefSAte  obec 
awretieite  Sar^entfotbel  gegen  ro(e  Sforbel  eingelauft  ober  um* 
gelehrt,  ober  gegen  SaummoIIe  oom  9Beber  eingetodbfelt  unb 
oerf^iAe  fie  no^  ouso&rts ,  fo  goblte  er  1  @4L  ^b.  Srdgdb 
ffir  bas  Sforbel.  SBurben  frembe  ^xM  na^  Ulm  gebro^  unb 
in  ber  ®ret  niebergelegt,  fo  ga|Ite  iebe$  gorbel  1  6i^iIL  gk. 
(Bretgelb,  mürben  fie  unobgelaben  bur$  Ulm  geführt,  mürbe  lein 
(Bretgelb  ei^oben.  9lai^  ber  XborgoIIorbnung  oon  1440  gabUe 
jeber  SBagen  mit  (Scmaubballen,  ber  ^rein  ober  b^rouo  gieng, 
4  glr.,  ber  Äonen  bie  $8Ifte,  mogu  an  ber  ^rbbrfide  bao 
Brfidengelb  lam.    Sin  SRog  mit  Sovdftent  auf  bem  Sliiden  gablte 

2  ^Ir.  3n  ^o^enmemmingen  bei  (Biengen  a.  b.  Sreng,  einer 
Ulmer  3oII{tatte,  gablte  mi^renb  ber  KOmberger  SReffe  iebeo 
%>%  an  einem  Sarbeimagen  3,  4  ober  5  S^ilL,  in  9tatfl^im 
bas  Kog  1  64iII.r  in  (Beislingen  mi^enb  ber  gfranlfurtcr 
aReffe  unb  bas  fibrige  3abr  15  ftreuger,  ein  bef^Iagenes  gorbel 

3  S^ilL,  ein  eingehen  8ar4enltu<|  2  $(r. 


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