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Full text of "Unterricht in der obstbaumzucht zum gebrauche für die landjugend in Böhmen"

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Unterricht 


in der 


Obſtbaumzucht 


zum Gebrauche 


für die 


Landjugend in © e ohmen, 
verfaßt von 


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Jakob Bamberger, 
Baron von Wimmer'schen Wirthſchaktsſekretär, wirklichem Mitgliede der k. k. 
pair. öbonom. Geſellſchakt und des Schakzüchter-Vereins, Geſchäktsleiter 
hes pomologiſchen Vereins im Känigreiche Göhmen und korrefpondirendem 
Mitgliede der k. k. Landwirthſchakts - Geſellſchakt in Stexermark. 


Herausgegeben 
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* von dem 


pomologischen Vereine 


auf Koſten 
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Mit bildlichen Darſtellungen auf 4 Tafeln. Ver 
Prag, 1835. 


Druck und Papier von Gottlieb Haaje Söhne. 


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Motto: 
Im Wirken für kommende Geſchlechter iſt das wahre Leben. 


An die Kinder. 


3 Unsere väterliche Regierung wünſcht, lieben 
Kinder, euch auch darin unterrichtet zu ſehen, wie 
man einen Obſtbaum aufzieht, weil ſie überzeugt iſt, 
wenn ihr einmal wiſſen werdet, wie mühſam es iſt, 
einen Baum ſo weit zu bringen, bis er Früchte trägt, 
und wie angenehm es iſt, Früchte von Bäumen zu 
eſſen, die man ſelbſt aufgezogen hat, daß ihr dieſe 
Beſchäftigung lieb gewinnen und den Obſtbaumen nicht 
nur ſelbſt keinen Schaden zufügen, ſondern auch nicht 
dulden werdet, daß ihnen von Andern Schaden zu— 
gefügt werde. | 

Vielen von euch iſt es gewiß nicht bekannt, daß 
man einem Baume Schaden zufügt, 
wenn man ihm feinen Pfahl wegnimmt. 


Einen ſolchen Pfahl gibt man deswegen dem 
jungen Baume, weil er einem Kinde gleicht, das 
ohne Stütze nicht allein ſtehen kann; wird nun einem 
ſolchen Baume dieſe ſeine Stütze genommen, ſo wird 

sch 


IV 


er von jedem Winde hin und hergeworfen und am 
Ende abgebrochen, Wenn ihn aber der Wind auch 
nicht abbricht, ſo leidet er doch ſehr dabei, weil die 
heftige Bewegung ſeines Stammes ſich auch ſeinen 
Wurzeln mittheilt, und dieſe dadurch geſtört werden, 
Nahrung einzuſaugen und neue Wurzeln zu bilden, 
weun dieſe Störung eine längere Zeit dauert, richtet 
ſie den Baum zu Grunde 


Dem Baume wird auch Schaden zugefügt 


wenn in ſeine Rinde Einfchnitte, al hacht 
werden. 


Nicht mit Unrecht hat man die Kinder im Ver⸗ 
dacht, daß dieſe Beſchädigung von ihnen herrühre, 
weil ſie mit ihren Tafchenmeſſern ſo gerne ſchnitzeln, 
und wenn ihnen auf dem Wege gerade ein Obſtbaum 
zur Hand ſtehet, ſich nicht lange beſinnen, und in die 
Rinde desſelben Buchſtaben, Namen und andere der: 
chen einſchneiden. Allein wir wollen gerne glauben, 
daß es nicht die Abſicht eines ſolchen Kindes iſt, den 
Baum zu verderben, ſondern daß es nicht weiß, daß 
der Baum gegen eine ſolche Verletzung ſehr empfindlich 
iſt, indem dadurch ſeine regelmäßigen Berrichtungen 
geſtörſt werden und er zu Grunde gehen kann. 


Häufig fügen die Kinder den Obſtbäumen auch 
dadurch einen beträchtlichen Schaden zu, daß ſie, im 
Vorbeigehen vor einem Baume, auf welchem Früchte 
hängen, ſolche (oft noch unreif) abreißen 


V 


wollen, und wenn ſie ſolche nicht erreichen können, 
einen ganzen Aſt eines ſolchen Baumes 
abbrechen, 
dadurch wird der Baum eben ſo, wie bei den Ein⸗ 
ſchnitten in die Rinde verletzt. 
Ein eben fo empfindlicher Schaden, den die Kin⸗ 

der den Obſtbäumen zufügen, iſt: 

Das Aufſuchen und Zerſtören der Vogel— 
* nefter, und das Abfangen der Vögel, 
y wunit fie in müßigen Stunden ſich fo gerne beſchäfti— 

gen vermuthlich, weil ſie auch nicht wiſſen, daß ein 
8 grofer Theil dieſer Vögel am liebſten von Raupen 
- alle Arten ſich nähret, von welchen Raupen viele un; 
fern Obſtbäumen und ien Früchten viel Schaden zu⸗ 
fügen. 
Ä Wenn ihr 7 alles aufmerkſam ſeyn werdet, was 
auf eurem Wege um euch her vorgehet, ſo werdet 
ihr bald bemerken, daß die Vögel aller Art, ja ſelbſt 
Krihen und Dohlen nicht ausgenommen, am liebſten 
ſich auf den Bäumen aufhalten. Wir wiſſen wohl, 
daß viele von ihnen den Kirſchen, Weichſeln und Pflau— 
men ſehr nachſtellen, wir ſehen aber auch, daß ſie den 
Aepfeln und Birnen nichts thun, und im Winter iſt 
doch pon allem dem nichts, ja nicht einmal ein Laub 
auf dem Baume zu ihrem Schutze vorhanden, und 
dennoch iſt ſtets der Baum ihr Lieblingsaufenthalt. 

Beobachtet aber dieſe Vögel genauer, ſo werdet 

ihr ſehen, daß einige Gattungen derſelben, namentlich 


VI 


die Finken, Meiſen und Sperlinge, vorzüglich jenen 
Bäumen zuſprechen, die mit Raupenneſtern oder mit 
Raupeneiern verſehen find, welche fie theils ſelbſt ver: 
zehren, theils im Schnabel ihren Jungen zutragen. 
Daraus werdet ihr erkennen, daß der weiſe 
Schöpfer gewiſſen Gattungen von Vögeln 
die Raupen als Nahrung zugewieſen hat. 
Wenn ihr daher dieſe Raupen fo ſehr überhand neh- 
men ſehet, daß ſie nicht nur die Früchte eines Jahres, 
ſondern die Bäume ſelbſt vernichten, ſo liegt die 
Schuld vorzüglich in der Verminderung der 
Vögel, theils in dem Abfangen oder Schißen 
derſelben, theils auch in dem Aufſuchen ihrer Meter, 
und beſonders in dem Zerſtören ihrer Brut. Ver 
von euch, meine Lieben, möchte nun noch künftihin 
den weiſen Abſichten unſers gütigen Schöpfers zuwi— 
der handeln, und Vögel vernichten, in welchen er uns 
die thätigſten Feinde der Raupen geſchaffen hat, und 
wer möchte fo undankbar ſeyn, gegen die liebevolle 
Mühe derjenigen, welche Obſtbäume pflanzten, deren 
Schatten und Früchte uns an heißen Tagen erquicken. 
Bevor wir daher euch lehren, wie man es ans 
fange, ſich ſeine Obſtbäume ſelbſt zu ziehen, müßt 
ihr euch feſt vornehmen: 
Erſtens: Keinen Pfahl, an welchem ein Obſtbaum 
befeſtiget iſt, weder auszuziehen, noch um; 
zubrechen. 


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Zweitens: Keine Einſchnitte in die Rinde der Obft- 
bäume zu machen. 


Drittens: Kein Obft im unreifen Zuſtande abzu; 

| reißen und zu genießen, und eben ſo wenig 
einen ganzen Aſt von einem Obſtbaume abzu⸗ 
brechen. 


Viertens: Im Frühjahre und während des Som— 
mers keine Gattung Vögel, weder zu fangen, 
noch zu tödten, ihrer Brut nicht nachzuſpüren 
und keine Vogelneſter auszunehmen. 


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Bon der Obſtbaumzucht überhaupt. 
1 


Unter Obſtbaumzucht verſteht man die Kunſt, ſolche 
Bäume aufzuziehen, die ſchöne und gute Früchte tragen. 

Die Holzäpfel⸗ und Holzbirnbäume gehören auch zur 
Obſtbaumzucht, wenn fie dazu aufgezogen werden, um 
durch die Kunſt vorbereitet zu werden, ebenfalls ſolche 
fchöne und gute Früchte zu tragen. | 

In was biefe Kunſt beſteht, werdet ihr ſpäter im §. 73 
erfahren. 


F. 2. 

Die Früchte „ welche die Obſtbaumz ucht uns liefern 
ſoll, ſind: 

Die Aepfel, die 3 die fügen und ſauern 
Kirſchen, die Zwetſchken und Pflaumen und die 
wälſchen Nüſſe, dieſe werden im Allgemeinen Obſt ge⸗ 
nannt. | ur 

Unter Obſt zählt man zwar auch die Pfirſchinge und 
die Aprikoſen, ſodann die Weintrauben, die Himbeere, Sta: 
chelbeere und Johannisbeere und auch die Haſelnüſſe, allein 
dieſe Obſtgattungen ſind deßwegen von dem gegenwärtigen 
Unterrichte ausgeſchloſſ ſſen, weil wir hier bloß von der Zucht 
ſolcher Früchte reden wollen, die auf hoch ſtämmigen 
Bäumen wachſen, während die Pfirſchinge und Aprikoſen 
in der Regel nur auf niedrigen Bäumen, die man Zwerg⸗ 
bäume nennt, wachſen, die Weintrauben und das übrige 

1 


2 


Beerenobſt gar nicht auf Bäumen, fondern auf Neben 
und Sträuchern waͤchſt. 


Von dem Nutzen, den die Obſtbaumzucht 
gewährt. 


$. 3. 

Der vielfache Nutzen, den uns das Obſt ſowohl im 
friſchen, als getrockneten Zuſtande gewährt, fol uns eben 
ſo beſtimmen, Obſt zu bauen, wie wir unſere Brodfrucht 
und unſere Gemuͤſe ſelbſt bauen; denn der Landmann muß 
es ſich zum Grundſatz machen, für das, was er ſelbſt 
erzeugen kann, kein Geld auszugeben; deßhalb mäffen wir 
die Obſtbäume, die wir pflanzen wollen, ſelbſt aufziehen; 
wir erſparen dadurch nicht nur das Geld, das man oft⸗ 
mals für Bäume ausgibt, die ſo ſchlechte Früchte tragen, 
daß es gar nicht der Mühe werth war, ſie auszuſetzen, 
ſondern wir werden bei ſolchen ſelbſt gezogenen Bäumen 
ſtets nur die ſchönſten Stämme und jene Sorten zum 
Ausſetzen auswählen, die bei uns beſſer fortkommen, weil 
ſie an unſern Boden und an die Eigenthümlichkeit unſerer 
Witterung ſchon gewöhnt ſind. 


Von der Obſtbaumſchule überhaupt. 
F. 4. 


Der Ort, wo ſolche Bäume aufgezogen werden, heißt 
im Allgemeinen die Baumſchule, dieſe beſteht jedoch aus drei 
Abtheilungen. 


3 


In der erſten Abtheilung werden jene Baͤumchen 
aus dem Saamen gezogen, die ſpäter veredelt werden ſollen; 
man nennt dieſe Abtheilung die Saamenbeete. 

In die zweite Abtheilung werden die in den Saa⸗ 
menbeeten gezogenen Bäumchen, wenn ſie in einem Alter von 
2 bis 3 Jahren bis zu einer ſolchen Größe herangewachſen 
find, daß fie veredelt werden konnen, hieher überſetzt, um, 
wenn ſie Wurzeln gefaßt haben, veredelt zu werden; man | 
nennt deßhalb dieſen Theil die Veredlungsſchule. 

In der dritten Abtheilung werden ſolche Bäum⸗ 
chen aus dem Saamen gezogen, von welchen einige Gattungen 
gar keiner Veredlung bedürfen, andere aber erſt dann ver⸗ 
edelt werden, nachdem fie ſchon als hochſtämmige Bäume 
in Gärten oder Alleen ausgeſetzt ſind. Dieſe dritte Ab— 
theilung werden wir zur Unterſcheidung von der erſten 
Abtheilung die Saamentafeln nennen. 

Welche Saamengattung in der einen oder der andern 
Abtheilung angebaut werden ſoll, werdet ihr ſpäter $. 21 
erfahren. 


Von der Wahl des Grundes zur Baumſchule, 


Der Grund zu einer ſolchen Baumſchule ſoll eben, 
trocken, und überhaupt von guter Beſchaffenheit ſeyn. Er 
ſoll nicht in der Nähe hoher Bäume und Mauern liegen, 
um den Luftzug nicht zu hindern, und um nicht von ihnen 
beſchattet zu werden. Hat man keinen ebenen Grund, 
und iſt man gezwungen, zwiſchen ſolchen zu wählen, die 
eine Abdachung haben, ſo vermeide man jene Lage, welche 
die Mittagsſonne hat, weil dieſe den Boden zu ſehr aus— 
trocknet, wodurch das Aufgehen des Saamens erſchwert wird. 


* 


Von der Herrichtung des Grundes. 
§. 6. 


Sobald der Grund zur Baumſchule gewählt iſt, haben 
wir vor allem zur Einzaͤumung desſelben zu ſchreiten, um 
das Vieh jeder Art davon abzuhalten; die beſte Einzäu⸗ 
mung iſt die mit trockenen Reiſern, d. h. mit ſogenannten 
Zaunſtöcken; lebendige Zäune find hier deßhalb nicht gut, 
weil theils ihr Laub dem Ungeziefer zum Aufenthalte dient, 
theils auch ihre Wurzeln dem Grunde der Baumſchule 
Nahrung entziehen. In Gegenden, wo das Holz theuer 
iſt, kann man den Baumſchulgrund mit einem 4 Fuß brei⸗ 
ten und eben ſo tiefen Graben umgeben, doch ſoll die 
Erde aus dieſem Graben nicht innerhalb, ſondern außer⸗ 
halb des Baumſchulgrundes gelegt werden; nur wenn ihr 
beim Auswerfen dieſes Grabens beſſere Erde als in der 
Baumſchule findet, werfet ſolche innerhalb des n 
grundes, um ſolchen damit zu verbeſſern. 


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g. . 


Iſt die Einzäumung geſchehen, ſo wird die erſte 
und die dritte Abtheilung, welche dazu beſtimmt 
ſind, Saamen aufzunehmen, abgeſteckt, das heißt, 
es werden die vier Seiten einer jeden ſolchen Abtheilung 
nach der Gartenſchnur Taf. I. Fig. 1 mit hölzernen Pflöcken 
bezeichnet, und der Grund auf 12 Zoll tief umgegraben 
oder umgehackt, wenn es aber der Grund geſtattet, um⸗ 
geſtochen. 

Zum Umhacken nimmt man bei feſtem oder ſteinigtem 
Boden die Kreuzhaue Taf. I. Fig. 2, bei weniger feſtem 
Boden die Haue Taf. I. Fig. 3, und im lockern Grunde 
zum Umſtechen die Stechſcheid Taf. I. Fig. 4 


5 
$.8 


Es möge nun der Grund mit dieſem oder jenem Ge— 

räthe umgegraben werden, wird man ſtets darauf zu 
ſehen haben, daß gleich bei dieſer Arbeit alle Steine, 
Wurzeln und alles Unkraut beſeitigt werden, und daß der 
Grund allenthalben in einem pulveriſi rten Zustande ſich 
befinde. 
Iſt der Grund von ſo feſter Beſchaffenheit, daß er 
beim Umgraben oder Umſtechen nicht leicht in dieſen lockern 
Zuſtand verſetzt werden kann, muß man ihn mit leichter 
Erde vermiſchen. 

Iſt der Grund leicht und mager, ſo muß man ihm 

eine gute Erde beimiſchen. Dieſe Verbeſſerung des 
Grundes iſt in der erſten und dritten Abtheilung deß⸗ 
wegen nothwendig, damit der Saame ſchneller zum Kei⸗ 
men gebracht werde. Mit der zweiten Abtheilung aber, 
die wir die Veredlungsſchule nennen, braucht man es 
nicht ſo genau zu nehmen, weil es nicht gut iſt, die jun⸗ 
gen Bäumchen hier an einen guten Grund zu gewöhnen, 
um ſie nicht zu verzärteln. 
Dieſe zweite Abtheilung ſoll bis zu a Zeit, wo 
man fie braucht, mit Kraut, Rüben und andern Wurzel— 
gewächſen bebaut werden, weil dieſe Pflanzen fleißig 
behackt werden müſſen, wodurch der Grund ſtets locker 
erhalten wird. 


$. 9. 


Die beſte Zeit zu dieſer Arbeit iſt vom Monate Juli 
bis Anfangs Oktober. Wenn jedoch zwiſchen dem Umgra⸗ 
ben der Saamenbeete und dem Legen des Saamens eine 
ſo lange Zeit verſtrichen wäre, daß der Grund mittlerweile 
wieder feſt geworden, oder gar mit Gras bewachfen wäre, 


6 


fo muß ſolcher kurz vor dem Saamenlegen wieder aufge⸗ 
lockert, und das Unkraut beſeitigt werden. 


Von den verſchiedenen Saamengattungen. 
$. 10. 

Die Baumfrüchte, die wir erzeugen wollen, unters 
ſcheiden ſich durch ihren Saamen in Kern⸗, Stein⸗ 
und Schaalenobſt. 

Unter Kernobſt zählen wir alle jene Früchte, 
welche Kerne als Saamen in ſich enthalten, wie die 
Aepfel und Birnen. 

Unter Steinobſt zählen wir wegen der ſehr harten 
Schaale die Kirſchen und Weichſeln, die Zwetſchken und 
Pflaumen, und unter Schaalenobſt die wälſchen Nüſſe. 


— 


Von den Eigenſchaften dieſer Saamengattungen. 
§. 11. | 
Der Saamen vom Kernobft: 


a) und zwar die Kerne von Holzäpfeln und Holzbirnen 
liefern Bäume, die wieder Holzäpfeln und Holz⸗ 
birnen tragen, man nennt ſie deßwegen Wildlinge 
und bleiben es ſo lange, bis ſie durch die Kunſt 
dahin gebracht werden, ſolche gute Früchte zu tra⸗ 
gen, die wir wuͤnſchen und benöthigen. 

b) Die Kerne von guten Aepfeln und Birnen liefern 
Bäume, deren Früchte zwar nicht ſo gut ſeyn 
werden, als jene, aus welchen der Saame genom⸗ 
men wurde, die aber doch ſtets ſo bedeutend beſſer 
ſind, als die Holzäpfeln und Holzbirnen „daß ſie 
manchmal gar keiner Veredlung bedürfen; indeſſen 


7 
werden auch dieſe Bäume, fo lange fie nicht ver- 
edelt werden, immer noch Wildlinge genannt. 

Der Saamen vom Steinobſte, 

a) und zwar die Steine von guten oder ſchlechten 
Kirſchen und Weichſeln liefern gleichfalls Wildlinge, 
deren Früchte aber manchmal beſſer ſind, als jene, 

| welche den Saamen geliefert haben. 

b) Die Zwetſchken⸗ Steine liefern ebenfalls Bäume 
mit einer ähnlichen oftmals beſſern Frucht, als 
jene, aus welcher der Saamen genommen wurde. 

Der Saamen vom Schaalenobſte. 

Die wälſchen Nüße haben dieſelbe Eigenſchaft wie die 
Zwetſchken⸗Steine, fie liefern Bäume mit derſelben Frucht 
wie der Saamen. 

Die verſchiedenen Eigenſchaften dieſer Saamengattun⸗ 
gen machen es nothwendig, für jede Gattung desſelben 
eigene Beete in der Baumſchule anzulegen. 


Von der Auswahl des Saamens. 
§. 12, 

Das erſte Erforderniß eines guten Saamens iſt, daß 
er von ſolchen Früchten genommen werde, welche auf 
dem Baume vollkommen reif geworden ſind. | 

Wählet daher bei Aepfeln und Birnen die Kerne 
von ſogenannten Sommerobſt, das heißt, von ſolchen 
guten Früchten, die entweder im Sommer oder zeitlich im 
Herbſte reif und eßbar werden; die Aepfelkerne müſſen voll, 
glatt, und die Kernhaut hübſch braun ſeyn. Die Birnkerne 
müſſen ebenfalls voll, glatt und ſchwer ſeyn; ihre Haut iſt 
zwar in der Regel ſchwarz, doch gibt es einige edle Birn— 
gattungen, deren Kerne braun ſind, dieſe können gleichfalls 
zum Ausſäen verwendet werden. Nur wenn ihr euch ſolche 


8 


Kerne von guten Früchten nicht verſchaffen koͤnntet, dann 
neymet euch die Kerne von Holzäpfeln und Holzbirnen. 
$. 13, 

Alle Kirſchenſorten zerfallen in zwei mee 
nemlich in ſüße und ſaure Kirſchen. 

Zu den Süß-Kirſchen gehört die kleine Vogel- oder 
Wald » Kirfche, von welcher es gelbe, blaßrothe und 
ſchwarze gibt. Unter die Weichſeln oder Sauerkirſchen 
gehört auch die wilde Königsweichſel. 

Von dieſen beiden Gattungen habet ihr euch die 
Steine als Saamen zu verſchaffen, jedoch ſo, daß die 
Hauptausſaat von den Steinen der Süßkirſchen gemacht 
werde, weil die Bäume derſelben geeigneter ſind, zu allen 
Gattungen von Süß⸗ und Sauer ⸗Kirſchen veredelt zu 
werden, als jene der Sauerkirſchen, von welchen aber 
nur die Steine der Königsweichſeln, in gutem Boden oft⸗ 
mals einen Baum mit ſo guter Frucht hervorbringen, daß 
man ihn gar nicht zu veredeln braucht. 

Solltet ihr euch die Vogelkirſchen als Saamen nicht 
verſchaffen können; ſo könnt ihr auch die Steine von ver⸗ 
edelten Süßkirſchen zum Saamen verwenden. 

F. 14. 

Die Tauglichkeit der Zwetſchkenſteine erkennt man 
dadurch, daß man ſie in ein Gefäß mit Waſſer wirft, 
diejenigen, welche oben aufſchwimmen, werden, als zur 
Saat nicht geeignet, beſeitigt, weil angenommen wird, 
daß ſie einen fehlerhaften Kern enthalten, der nicht keim⸗ 
fähig iſt; man verwendet daher nur die zu Boden gefal⸗ 
lenen Steine als Saamen. Auch die Steine ſolcher Zwetſch⸗ 
ken, die zu Muß (Powidla) verwendet wurden, duͤrfen nicht 
zum Saamen genommen werden, weil ſie durch das Kochen 
ihre Fähigkeit zum Keimen verloren haben. 


9 
Da die Zwetſchkenſteine Bäume liefern, die ohne 
Veredlung wieder dieſelben Zwetſchken tragen, ſo ſoll 
man Steine von ſolchen Zwetſchken zum Saamen nehmen, 
die in einer wärmeren Gegend gewachſen ſind, z. B. in 
ſolchen Berglehnen, die der Mittagsſonne zugekehrt ſind, 
weil ſie hier beſſer ausgereift ſeyn werden. 
$. 15. 
Bei den wälſchen Nüſſen beſteht die Eigenſchaft eines 
guten Saamens darin, daß die Nüße groß ſind, einen 
vollen Kern und eine dünne Schaale haben. 


Uiber die Aufbewahrung des Saamens. 
8 $, 16. 


Jeder Saame ſoll, ſo wie er reif iſt, ſomit noch vor 


dem Winter ausgeſäet werden, weil die Winterfeuchte 
ſehr viel dazu beiträgt, ſein Keimen im nächſten Frühjahre 


zu befördern. 
Da jedoch oftmals Fälle eintreten, die uns daran 


hindern, oder die es auch gar nicht räthlich machen, den 


Saamen noch im Herbſte anzubauen, wie z. B. in ſolchen 
Jahren, wo durch trockne Witterung die Mäuſe ſehr über⸗ 
hand genommen haben, und zu beſorgen iſt, daß ſie den 


angebauten Saamen angreifen könnten, ſo wollen wir euch 
mit der Art bekannt machen, wie man die verſchiedenen 


Obſtſaamen über den Winter bis zur Zeit ihres Anbaues 


im Frühjahre ſo aufbewahret, daß ſie keinen Schaden 
leiden. g 


§. 17. 5 
Die Kerne der Aepfeln und Birnen werden, wenn ſie 


es bedürfen, rein gewaſchen, und an der Luft fo abge⸗ 


trocknet, daß fie nicht an einander hängen bleiben, es 


10 „ 


wird ſodann jede Gattung für ſich in ein leinenes Saͤck⸗ 
chen in der Mitte des Gewölbes, eines trocknen Kellers, 
oder in eine trockene Kammer, welche nicht geheitzt wird, 


aufgehängt. 


6. 18. 

Die Steine der Pflaumen und Zwetſchken, der Kir⸗ 
ſchen und Weichſeln werden am beſten in Töpfen zwiſchen 
Sägeſpänen oder Sand aufbewahrt, wobei immer eine 
Lage Sägeſpäne oder Sand mit einer Lage Steine ab⸗ 
wechſelt. Könnt ihr euch keine Sägeſpäne verſchaffen, ſo 


nehmet feinen Sand dazu; die Töpfe werden ſodann mit 


Brettchen zugedeckt, die ihr mit einem Bohrer ſo durchlö— 
chern müſſet, daß keine Maus, wohl aber die Luft hinzu 
treten kann, damit die Steine nicht dumpfig und ſchimm⸗ 
licht werden, in welchem Zuſtande ihre Keimfähigkeit zwei⸗ 
felhaft iſt. 

Keimt der Saame während dem Winter, was im 
Frühjahre genau zu unterſuchen iſt, ſo müßt ihr den Topf 
zerſchlagen, damit ihr den Saamen, ohne die Keime zu 
beſchädigen, herausnehmen könnt, um ſolchen mit den 
Keimen vorſichtig zu legen. 


$. 19. 


Die waͤlſchen Nüſſe aber ſollen ſtets im Herbſte, fo 
wie ſie abgenommen werden, ſammt ihrer grünen Schaale 
gleich in das für ſie beſtimmte Beet gelegt werden, denn 


dieſe grüne Schale dient ihnen als Schutz gegen den Maͤuſe⸗ 


fraß, und befördert das Keimen. 


§. 20. 
Geſtattet es die Zeit, jo werdet ihr ſehr gut thun, 
auch die Kirſchen⸗ und Weichſelſteine noch in demſelben 
Jahre zu legen; in dieſem Falle leget die Steine mit 


| 
| 


11 


ihrem Fleiſche, ihr werdet dadurch auch ihr Keimen bes 
fördern. 


Wohin die verschiedenen Saamengattungen ange— 
baut werden. 
§. 21. 

Wir haben euch nun zu ſagen, welche Saamengat— 
tungen in die 1. Abtheilung, und welche in die 3. Abtheilung 
angebaut werden. 

In die erſte Abtheilung 
kömmt der Saame von 
1. Aepfeln, 
2. Birnen 
anzubauen, weil die davon emporwachſenden Wildlinge 


ſpäter in die Veredlungsſchule überſetzt werden müſſen, 
um dort veredelt zu werden. 


In die dritte Abtheilung 
kömmt der Saame von 

3. Krſchen, 

4. Weichſeln, 

5. Zwetſchken oder Pflaumen, 

6. Waͤlſchen Nüſſen 
anzubauen, weil die Kirſchen und Weichſeln erſt dann 
veredelt werden, wenn fie jchon in Gärten und Alleen 
ausgeſetzt ſind, oftmals aber unveredelt ſchon ſo gute 
Früchte tragen, daß ſie gar keiner Veredlung bedürfen. 
Die Zwetſchken und wälſchen Nüſſe aber, welche 
ſtets wieder dieſelbe Frucht hervorbringen, können gar nicht 
veredelt werden. 


12 


Wie tief die verſchiedenen Saamengattungen 
gelegt werden. 
$. 22. 

Die Tiefe, in welcher ein Saame unter die Erde ge⸗ 
bracht werden ſoll, nimmt mit ſeiner Größe zu oder ab, 
d. h. großer Saame wird tief, kleiner Saame hingegen 
ſeicht gelegt. 

Nach dieſer Regel werden: 5 

Die Aepfel⸗ und Birnenferne. . . 1% Zoll 

„ Kirſchen⸗ und Weichſelſteine . 2 1 
„ Zwetſchkenſtei ne 
„ wülſchen Nüſſe 

tief gelegt werden müſſen. 


Von der Ausſaat. 
§. 23, 

Wenn der Grund zur Aufnahme der verſchiedenen 
Saamengattungen jo vorbereitet iſt, wie wir euch bei §. 7 
und 8 gelehrt haben, ſo werdet ihr zuerſt jenen Saamen 
anbauen, welcher in die erſte Abtheilung gehört; dieſer 
beſteht nach d. 21 in den Aepfel⸗ und Birnenkernen. 

Es wird zu dieſem Behufe für jede dieſer beiden Saa⸗ 
mengattungen ein eigenes Beet gemacht, ſo daß auf 
dem einen Beete lauter Aepfelkerne, auf dem andern 
aber lauter Birnenkerne angebaut werden. 

Die Größe dieſer Saamenbeete richtet ſich uch der 
Größe der ganzen Baumſchule; iſt dieſe z. B. 40 Klafter 
lang und 10 Klafter breit, ſomit 400 JJ Klafter oder 
½ böhm. Strich groß, fo iſt es genug, wenn ein jedes 
ſolches Saamenbeet 2 Klafter lang und eben fo breit, ſo— 
mit TI Klafter groß iſt. Auf einem ſolchen Beete ſtehen 
viele hundert Bäumchen. | 


13 


Damit dieſe Beete regelmäßig gemacht werden, müſſen 
ſolche mit der Gartenſchnur Taf. I. Fig. 1 abgeſteckt werden. 
b. 24. 

Dieſes Saamenbeet kann übrigens ſo lang und ſo 
breit ſeyn, als es der vorhandene Raum geſtattet, ſoll 
aber ſtets mehr Raum enthalten, als der vorhandene Saame 
erfordert, weil man mit dem Anbau dieſes Saamens alle 
Jahre fortfahren ſoll, um ſtets neue Pflanzen zum Nach⸗ 
ſetzen zu haben. | 
e 8 28 

Die Beete der Aepfel- und Birnenkerne werden durch 
einen 2 Fuß breiten Fußſteig von einander getrennt; die 
Erde aus dieſem Fußſteige wird auf das eine oder das 
andere Beet geworfen, und mittelſt eines Rechens mit ei⸗ 
fernen Zinken wie Taf. I. Fig. 5 fo gut vertheilt und ab⸗ 
gerecht, daß das Beet wieder vollkommen geebnet iſt. 

0 §. 26. 

Auf einem ſolchen Beete werden nach der Schnur 
mit der Haue Taf. I. Fig. 3, Rinnen, 1) Zoll tief und eine von 
der andern 10 Zoll entfernt, gemacht, und immer zwiſchen 
vier Reihen ein Fußſteig von 2 Fuß Breite feſtgetreten. 

F. 27. 

In dieſe Rinnen wird der Saamen ſo gleichmäßig 
eingeſtreut, daß ein Kern vom andern wenigſtens 2 Zoll 
entfernt liegt; dieſer wird ſodann mit guter klarer Gar⸗ 
tenerde zugedeckt; wenn die Erde in den Beeten nicht ſehr 
gut iſt, müßt ihr, bevor der Saamen angebaut wird, 
gute klare Gartenerde in die Rinnen einſtreuen, wodurch 
der Saamen ſchneller zum Keimen gebracht wird. 

$. 28. 

Sobald eine ſolche Abtheilung von vier Reiben ange⸗ 

baut iſt, werden die einzelnen Reihen mit Erde zugedeckt, 


14 


man fol jedoch nicht alle Erde, die aus der Rinne aus⸗ 


gehoben wurde, auf den Saamen legen, ſondern nur ſo 
viel, daß die Saatreihe mit dem übrigen Beete gleich iſt. 
Die übrig gebliebene Erde bleibt neben der Reihe liegen, 
um, wenn ſpäter die Erde in der Rinne f ich gefeßt hätte, 


ſolche damit auszufüllen. ' 
$. 29. 
Die 2 Fuß breiten Wege zwifchen den Saamenbeeten 


dienen dazu, um das Unkraut oder Gras, welches ſpäter 
auf den Beeten zum Vorſchein kömmt, von allen Seiten 


ausziehen zu können, ohne daß man nöthig hätte, deß⸗ 


wegen auf den Beeten ſelbſt herumtreten zu müſſen. 


$, 30. 

Habt ihr auf dieſe Art die Saamenbeete der erſten 
Abtheilung bebaut, ſo kömmt nun die Reihe an die Saa⸗ 
mentafeln der dritten Abtheilung, in welche der 
Saamen von Kirſchen, Weichſeln, Zwetſchken und 
wälſchen Nüſſen anzubauen kömmt. 

Auch hier ſoll jede Saamengattung eine eigene Ab⸗ 
theilung erhalten, welche Abtheilung wir künftighin Tafeln 


nennen wollen. Dieſe Tafeln müſſen ebenfalls wie bei 
den Saamenbeeten der erſten Abtheilung mehr Raum ent⸗ 
halten, als der vorhandene Saamen erfordert, weil auch 
hier alle Jahre etwas Saamen nachgebaut werden ſoll, um 


ſtets neuen Nachwuchs zu haben. 
F. 31. 


Da die Saamengattungen, die auf den Tafeln dieſer 


dritten Abtheilung angebaut werden, Bäume liefern 
ſollen, die hier ſo lange ſtehen bleiben werden, bis ſie geeignet 
find, als Standbäume in Gärten oder Alleen ausgeſetzt 
zu werden, ſo werdet ihr die Nothwendigkeit einſehen, daß 
dieſen Saamengattungen mehr Platz eingeräumt werden 


15 


müſſe, als jenen Saamengattungen in der erſten Abthei— 
lung, damit ſie während ihres Wachsthums ordentlich 
gepflegt werden, und ſowohl ihre Wurzeln, als auch 50 
Krone ſich gehörig ausbilden können. 

Dem zufolge werden die Saamenreihen hier 3 Fuß weit 
von einander gemacht, und in den Reihen die Steine der 
Kirſchen und Weichſeln 3 Zoll, die Zwetſchkenſteine 4 Zoll 
u die Nüſſe 6 Zoll von einander eingelegt. 


3 Von der Pflege der jungen Pflanzen im 
erſten Jahre. 


$. 32. 


In ſolchen Saamenbeeten, die im Herbſte angelegt 
wurden, pflegen ſich im Winter Mäufe einzufinden, die 
den Saamen angreifen und verzehren, man muß daher auf 
dieſe Gäſte ſehr aufmerkſam ſeyn, und ſobald man ſich 
von ihrer Gegenwart in den Beeten überzeugt hat, alles 
anwenden, um ſie zu entfernen oder abzufangen. Wenn 
die gewöhnlichen bekannten Mittel zur Entfernung oder 
Vertilgung derſelben nicht ausreichen; ſo werdet ihr durch 
folgendes Verfahren ſicher den Zweck erreichen. 

§. 33, 

Sobald man ſich überzeugt hat, daß Mäuſe in die 
Saamenbeete gedrungen ſind, ſo leget einige Haufen friſchen 
Pferdemiſt in der Nähe außerhalb derſelben, und tretet 
dieſe Haufen feſt zuſammen; durch dieſes Zuſammentreten 
wird dem Pferdemiſt die ihm eigenthümliche Wärme bewährt, 
dieſe Wärme verbreitet einen Geruch, dem die Mäufe - 
nachgehen, und ſich in dieſem Haufen über Nacht aufhalten. 
Zeitlich früh läßt man ſie von Kindern mit Beſen verſehen 
umſtellen; während einer mit einer Miſtgabel den Haufen 


16 


bis auf den Grund auflockert, müſſen die Umſtehenden die 
Mäuſe, die herauslaufen, tödten; ſo wird bei allen Hau⸗ 
fen verfahren, die dann zuletzt wieder in Ordnung gebracht 
werden, um dieſes Verfahren den nächſten Morgen und 
ſo lange zu wiederholen, bis keine Mäuſe mehr ſich ein⸗ 
finden. | 

§. 34. 

Ein anderes, ſehr erprobtes Mittel ift folgendes: 
Sobald der Saame gelegt iſt, wird ſolcher ſtark mit 
feuchtem Flußſand beſtreut, und dann erſt mit der 
leichten Gartenerde bedeckt; die Mäuſe, welche kommen 
den Saamen anzugreifen, verlaſſen ſolchen auf der Stelle, 
ſobald ſie mit dem Saamen, den feinen Sand in's Maul 
bekommen. 

§. 35. 

Viel Schaden verurſacht den Saamenbeeten auch das 
Flügelvieh, welches weder durch Zaun, noch durch Graben 
abgehalten wird, indem es beides überfliegt; bedeckt daher 
die Saamenbeete, ſo lange die Keime noch zart 
ſind, nur leicht mit Fichten⸗ oder Tannenzweigen, oder 
ihren Nadeln. 


F. 36. 

Bei ſolchen Saamenbeeten, die ſchon im Herbſte ange⸗ 
legt wurden, deren Keime aber noch nicht zum Vorſchein 
gekommen ſind, wird die Oberfläche derſelben durch Schnee, 
Regen und Winde im Frühjahre eine Kruſte erhalten 
haben, welche das Durchdringen der jungen Keime ſehr 
erſchwert; man muß daher zeitlich im Frühjahre dieſe 
Kruſte ſehr vorſichtig zertheilen und auflockern, damit die 
jungen Keime nicht beſchädigt werden; dieſe Arbeit wird 
am zweckmäßigſten mit der Gabelſeite der Jätehaue Fig. 6 
verrichtet. 


17 


$. 37. 


Ein fehr leichtes Mittel, die Bildung einer ſolchen 
Kruſte zu verhindern, und zugleich dem Grunde die Feuch⸗ 
tigkeit zu bewahren, beſteht darin, die ganze Fläche der 
Saamenbeete im Herbſte mit den Nadeln der Tan⸗— 
nen und Fichten, in Ermanglung derſelben auch mit Säge⸗ 
ſpänen, einen halben Zoll hoch zu bedecken, die dann im 
Frühjahre auch liegen bleiben können. 

F. 38. 
Das Auflockern der Saamenbeete im Frühjahre fol 
jedoch nur dann erſt geſchehen, wenn keine Nadıtfröfte 
mehr zu beſorgen ſind, weil wir aus Erfahrung wiſſen, 
daß dieſe Nachtfröſte auf Pflanzen im friſch gelockerten 
Boden weit nachtheiliger wirken, als auf jene im nicht 
gelockerten; ſind aber die Keime ſchon empor gewachſen 
und noch Nachtfröſte zu beſorgen, ſo müſſen ſie ſtets des 
Abends mit Stroh, Reiſer oder ſonſt etwas leichtem, was 
ſie nicht drückt, z. B. Sägeſpänen, bedeckt werden, und des 
Morgens ſo lange bedeckt bleiben, bis die Luft ſich voll⸗ 
kommen erwärmt hat; am beſten eignen ſich hiezu, wie 
ſchon geſagt, die Nadeln von Fichten, Tannen und Kie⸗ 
fern, welche, da ſie ſehr leicht ſind, nicht weggenommen 
zu werden brauchen. 
| 8.39 

Sobald keine ſolche Nachtfröfte mehr zu befürchten 
ſind, unterlaſſet nicht die Saamenbeete wenigſtens einmal 
im Frühjahre, und zwar des Morgens, zu begießen, bei 
großer Trockenheit im Frühjahre wird ein öfteres Begießen 
ihnen ſehr erſprießlich ſeyn. 

6. 40. 

Die Saamenbeete müſſen von allem Graſe und Un⸗ 

kraute rein gehalten werden; in den Beeten der erſten 
2 


18 


Abtheilung muß ſolches nach einem Regen, oder nachdem 
man ſie zu dieſem Zwecke eigends begoſſen hat, mit den 
Fingern ausgezogen werden, weil die Reihen zu nahe an 
einander find, um ſolches mit der Haue, ohne die Pflan⸗ 
zen zu beſchädigen, verrichten zu können. Auf den Saa⸗ 
mentafeln der dritten Abtheilung aber, wo die 
Saatreihen 3 Fuß weit von einander ſind, könnt ihr das Unkraut 
mit der Haue oder mit der Jätehaue verrichten, ſobald 
ihr jedoch mit dieſer oder jener Haue in der Nähe der 
Pflanze kommt, müßt ihr Acht geben, damit ihr keine 
Wurzeln zerhaut, und keine Pflanze beſchädigt. 
F. 41. 

Dieſes Lockerhalten und Reinigen der Saamenbeete in 
der erſten, und der Saamentafeln in der dritten Abs 
theilung muß ſo oft wiederholt werden, als ſich Gras 
zeigt, und der Grund ſo feſt geworden iſt, daß man mit den 
Fingern nicht leicht in denſelben dringen kann. Mitten 
im Sommer bei großer Hitze aber darf dieſe Auflockerung 
des Grundes nicht geſchehen, weil er dadurch ſehr aus⸗ 
trocknen würde; in dieſem Falle wird blos das Unkraut 
mit der Haue nur ſehr leicht ausgehackt. 


Behandlung der jungen Pflanzen im zweiten 
Jahre. 
41. 


In den Saamenbeeten der erſten Abtheilung 
werden in den erſten ſchönen Frühlingstagen an den Stämm⸗ 
chen alle jene Seitenäſtchen vom Boden aufwärts bis zu einer 
Höhe von 6 Zoll, welche ſich im vorigen Jahre gebildet 
haben, glatt weggeſchnitten, und alle jene Knospen, welche 
ſich von nun an bis zu dieſer Höhe an den Stämmchen 


19 


entwickeln, jedesmal mit dem Finger von oben nach unten 
abgeſtoßen; durch dieſes Abſtoßen wird das den jungen 
Bäumchen ſo ſchädliche Beſchneiden erſpart, und die Stelle, 
an welcher künftig die Veredlung vorgenommen wird, glatt 
erhalten, wodurch das Veredlungsgeſchäft ſehr erleichtert 
wird. In den Saamentafeln der dritten Ab⸗ 
theilung wird an den Pflanzen in dieſem zweiten Jahre 
nichts geſchnitten. 

In dieſen Saamenbeeten wird der Grund auch im 


zweiten Jahre ſo oft gelockert und von Unkraut gereiniget, 
als es nothwendig iſt. 


Von der Herrichtung des Grundes zur Ver— 
edlungsſchule. 
$. 43. 

Wir ſind nun am Ende des zweiten Jahres, und 
müſſen daran denken, die zweite Abtheilung der Baum⸗ 
ſchule, die wir die Veredlungsſchule nennen, in den 
Stand zu ſetzen, die zwei Jahre alten Pflanzen aus den Saa⸗ 
menbeeten der erſten Abtheilung im nächſten Früh⸗ 
jahre, oder wenn ſie noch zu ſchwach wären, im nächſten 
Herbſte aufzunehmen, wie wir euch dies ſchon im Aten F. 
geſagt haben. 

44. 

Wir haben euch im 8. §. geſagt, daß dieſer Theil der 
Baumſchule, ſo lange er für die Bäumchen nicht gebraucht 
wird, mit Hackfrüchten bebaut werden ſoll, damit der 
Grund mittlerweile recht durchgearbeitet und locker erhalten 
werde. 

Dieſe Bearbeitung des Bodens iſt jedoch nicht hinrei— 

chend für die Bäumchen, die, weil fie hier fo lange ſtehen 
2 * 


20 


bleiben, bis fie als hochſtämmige Bäume zum Ausſetzen in 

Gärten und Alleen geeignet ſind, mit ihren Wurzeln 

tiefer gehen, als ſie es bisher gethan haben. Es muß 

daher, ſobald die Hackfrüchte herausgenommen ſind, alſo 

noch in demſelben Herbſte, der Grund auf 1½ Fuß tief 

rigolt werden. 
§. 45. 

Rigolen heißt den Grund ſo umgraben, daß die obere 
Erdſchichte unten, und die untere oben zu liegen komme. 
Dieſen Zweck wird man jedoch nur dann vollkommen errei⸗ 
chen, wenn man bei dieſer Arbeit eine gewiſſe Ordnung 
beobachtet, welche zugleich die Arbeit ſelbſt ſehr erleich⸗ 
tert. Die folgende Figur ſoll euch das diesfällige Ver⸗ 
fahren verſinnlichen. 


25 24 9 
26 23 10 
27 22 11 


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21 
Angenommen die Fläche von a b iſt A Klafter 
breit, und von b+ c b 6 Klafter lang, fo wird die 
Breite in 8 Theile, jeder Theil 3 Schuh breit, und die 
Länge in 4 Theile, jeder Theil 9 Schuh lang nach der 
Schnur mit der Haue ſo abgetheilt, daß die ganze Fläche 
in 32 länglichte Vierecke abgetheilt erſcheint, wovon ein 
jedes 9 Schuh lang und 3 Schuh breit ſeyn wird; nun hebt 
der Arbeiter die Erde aus der Abtheilung Nro. 1 in der 
oben angegebenen Tiefe von 1½ Fuß heraus, und legt ſie 
auf den Platz aa. Iſt die erſte Abtheilung rein, fo 
geht er an die Abtheilung Nro. 2, von welcher er die 
Erde in die Abtheilung Nro. 1 wirft; wenn er nun ſo 
fortfährt, ſo wird in der erſten Reihe die letzte Abtheilung 
Nro. 8 leer bleiben, in welche wieder die Erde aus der 
Abtheilung Nro. 9 geworfen wird. In dieſer zweiten 
Reihe wird zuletzt die Abtheilung Nro. 16 leer bleiben, 
in welche wieder die Erde aus Nro. 1, welche bei a a 
liegt, geworfen wird. | 
Wenn nun bei Nro. 17 wieder angefangen wird, wie 
bei Nro. 1, ſo wird die Erde aus dieſer Abtheilung auf 
den Platz b b hingelegt, um damit die Abtheilung Nro. 32, 
welche zuletzt leer bleibt, auszufüllen. 6 
Wenn jedoch beim Rigolen ſich zeigen ſollte, daß der 
untere Grund ſchlechter als der obere iſt, ſo muß man 
beim Zurückwerfen der aufgegrabenen untern Erdſchichte, 
ſolche mit der obern miſchen. 


§. 46. 


Sobald das Rigolen beendigt iſt, wird die ganze 
Fläche mittelſt des Rechens abgeebnet, und in zwei Ta⸗ 
feln abgetheilt, damit die Aepfel⸗ und Birn⸗Wildlinge 
jede Gattung eine ſolche Tafel für ſich erhalte, die groß 
genug iſt, um nicht nur die bereits vorhandenen zweijährigen 


228 


Wildlinge, ſondern auch noch die nachgezogenen Wildlinge 
ſpäterer Jahre aufzunehmen. Geſtattet es der Raum, ſo | 
find die beiden Tafeln durch einen 4 Fuß breiten Weg zu 


trennen. 


— 


Von der Zeit zum Verſetzen der fungen Bäum⸗ 


chen aus den Saamenbeeten in die Ver⸗ 
edlungsſchule. 
$. 47. 


Die übliche Zeit zum Verſetzen der jungen Bäum⸗ 
chen iſt gewöhnlich im Her bſte, allein bedenkt man die 
Unfälle, die ein ſtrenger Winter einer ſolchen jungen 
Pflanzung, die noch nicht Wurzel faſſen konnte, treffen 


kann, jo iſt es rathſamer, das Verſetzen erſt im F rüh⸗ 
jahre vorzunehmen, nur darf dieſe Arbeit in keine naſſe 


Zeit fallen, und ſoll erſt dann vorgenommen werden, wenn 
der Grund ſo gehörig abgetrocknet iſt, daß er ſich nicht 


ballt, oder gar an der Schaufel hängen bleibt. 


Von dem Ausheben der jungen Bäumchen aus 


den Saamenbeeten der erſten Abtheilung. 
$. 48. 


Das Ausheben der jungen Bäumchen aus 
den Saamenbeeten der erſten Abtheilung ſoll 
mit ſolcher Vorſicht vorgenommen werden, daß die noch 
zarten Wurzeln gefchont und nicht unndthigerweiſe beſchä⸗ 
digt werden; deßhalb ſoll man dieſe Arbeit nicht mit einer 


Haue, ſondern mit dem Stechſcheit Taf. I. Fig. 4 auf folgende 
Art vornehmen. 

Den Tag vor dem Ausheben der Bäumchen werden 
dieſe Saamenbeete ſtark begoſſen; dieſes Begießen hat zum 


0 


23 


Zweck, damit beim Ausheben die Wurzeln der Bäumchen 
ſich leichter von der Erde losmachen. Beim Ausheben 
wird die Erde nach der Länge der Pflanzenreihen / Schuh 
von den Bäumchen entfernt, ſo tief mit dem Stechſcheit 
ausgehoben, als die Wurzeln reichen; darauf werden dieſe 
Wurzeln mit der Spitze des Stechſcheites unterhölt, d. h. 
unter ſich von der Erde losgemacht; bei dieſer Arbeit wird 
man es nicht verhindern können, daß manchmal eine Wurzel, 
die etwas tiefer gegangen iſt, als die übrigen, mit dem 
Stechſcheite abgehauen werden muß. Iſt die Erde nun auf 
zwei Seiten, nämlich von vorne und unter den Bäumchen 
geöffnet, ſo wird man mit dem Stechſcheite auf der ent⸗ 
gegengeſetzten Seite mit einem Stich mehrere Bäumchen 
auf einmal ohne alle Mühe ausheben. 


Dir 


Das Ausheben der jungen Bäumchen aus den 
Saamentafeln der dritten Abtheilung. 
$. 49. 

Wenn auf den Saamentafeln der dritten Ab⸗ 
theilung aller Saamen aufgegangen wäre, würden die 
Pflanzen daſelbſt viel zu dicht bei einander ſtehen, und ſich in 
ihrer Ausbildung wechſelſeitig hindern, man muß daher von den 
Kirſchen und Weichſeln ſo viele Pflanzen ausziehen, daß 
die zurückbleibenden wenigſtens 12 Zoll von einander ent⸗ 
fernt zu ſtehen kommen; bei den Zwetſchken und wälſchen 
Nüſſen werden ſo viele ausgezogen, daß die zurückbleiben⸗ 
den Pflanzen wenigſtens 18 Zoll von einander abſtehen. 

6. 50. 

Das Ausheben dieſer überflüſſigen Pflanzen geſchieht 
übrigens ganz auf dieſelbe Weiſe, wie dies im vorgehen— 
den §. 48 beſchrieben wurde, nur mit dem Unterſchiede, 
daß hier beim Ausheben noch eine größere Vorſicht noth— 


24 | 
ift, damit dabei die Wurzeln der ftehenbleibenden 
Pflanzen nicht beſchädigt werden; zu dieſem Ende dürfen 
nur die auszuhebenden Bäumchen den Tag vorher ſtark 
begoſſen werden; beim Ausheben ſelbſt aber wird es zweck- 
mäßiger ſeyn wenn zwei Perſonen gegen einander von 
beiden Seiten der Pflanze ) Schuh davon entfernt das 
Stechſcheit in den Boden einſtechen, und zu gleicher Zeit 
den Grund mit den Pflanzen etwas heben, während ein 
Dritter die Pflanzen oben von der Erde befreit und dann 
ſie ſanft herauszieht. | 


$. 51. 


Die ausgehobenen Baͤumchen werden geſammelt, bis 
mehrere beiſammen ſind; damit aber indeſſen ihre Wurzeln 
nicht vertrocknen, werden ſolche mit Stroh oder Erde bee 
deckt. Uibrigens ſoll man nicht mehr Bäumchen heraus⸗ 
ziehen, als man noch an demſelben Tage verſetzen kann. 
N $. 52. | 

Die Bäumchen aus den Saamentafeln der er 
ſten Abtheilung kommen in die zweite Abtheilung, welche 
wir die Veredlungsſchule nennen, wie wir euch dies 
im $. 4 ſchon gefagt haben; die Baͤumchen aus den Saamen⸗ 
tafeln der dritten Abtheilung werden wieder auf 
denſelben Tafeln ausgeſetzt, und zwar: auf jenen Platz, 
den man nach $. 30 dazu beſtimmt hat, im naͤchſten Jahre 
auf gleiche Art mit Saamen zu bebauen, ſo daß die er⸗ 
ſten verpflanzten Bäumchen ſich an jene Reihen anſchließen, 
aus welchen fie ausgehoben wurden; wodurch die Bäume 
von gleicher Gattung und gleichem Alter immer beifammen 
ſtehen werden. | 


25 


Von dem Beſchneiden der jungen Bäumchen 
beim Verſetzen. 
§. 53. 

Die jungen Bäumchen müſſen vor dem Uiberſetzen an 
den Wurzeln und an den Stämmchen beſchnitten werden; 
von dieſem Beſchneiden hängt größtentheils das künftige 
Gedeihen derſelben ab. Die Inſtrumente, deren man ſich 
dazu bedient, ſind: die Baumſäge Taf. I. Fig. 7 und das Gar— 
tenmeſſer Taf. I. Fig. 8. Dieſes letztere muß ſehr ſcharf gehal⸗ 
ten werden, damit beim Schneiden keine Faſern erzeugt 
werden. 

F. 54. ii 

Das Beſchneiden geſchieht auf folgende Art: Man 
nimmt das Bäumchen ſo in die linke Hand, daß die Spitze 
desſelben der Erde, die Wurzeln aber dem Geſichte zuge— 
kehrt find. Man wird bei den Aepfel⸗, häufiger aber bei 
den Birnbäumchen unter den kleinen Seitenwurzeln in der 
Mitte eine lange ſtarke Wurzel bemerken, welche Wurzel 
Pfahl⸗ oder Herzwurzel heißt, die ſich gebildet hat, um 
das Bäumchen im Boden zu befeſtigen; dieſe Wurzel vers 
kürzet auf 1 bis 2 Zoll. Dieſes Verkürzen iſt deßhalb 
nöthig, weil dieſe Wurzel das Anſetzen und die Ausbil⸗ 
bung der Seitenwurzeln hindert, welche für den Baum 
viel wichtiger ſind, weil ſie ſeichter liegen, daher mehr und 
beſſere Nahrung dem Baume zuführen, als die Pfahlwur⸗ 
zel, die mit ihrer Neigung immer tiefer zu gehet, zuletzt 
auf unfruchtbaren Grund gerathet, und den Baum zu 
Grunde richtet. 

Da das Ausheben der Bäumchen ſelten ſtatt findet, 
ohne daß nicht eine oder die andere Wurzel abgeriſſen, 
oder ſonſt auf eine andere Art verletzt wird, ſo müſſen 
alle ſo beſchädigten Wurzeln bis auf den geſunden Theil 


26 


eingeſtutzt werden; wenn einzelne Wurzeln bedeutend län⸗ 
ger wären als die übrigen, ſo müſſen ſie ſo verkürzt 
werden, daß ſie mit den übrigen Wurzeln eine gleiche 
Länge haben, weil man aus Erfahrung weiß, daß die 
Krone des Baums ſich nach ſeinen Wurzeln richtet, ſomit 
ein ungleiches Wurzelwerk eine ungleiche Krone bilden 
würde. Wenn unter den Wurzeln ſolche wären, die ſich 
über einander kreuzen, oder nahe neben einander liegen, 
muß man eine davon wegſchneiden, weil ſie ſonſt ſich 
wechſelſeitig hindern würden. 

Da trotz aller Vorſicht doch die meiſten Wurzeln, na⸗ 
mentlich die feinen, beim Ausheben an ihren Enden abge⸗ 
riſſen werden, ſo muß man dieſen Riß mit dem Meſſer 
glatt wegſchneiden, weil ein ſolcher Riß an den Wurzel⸗ 
enden Faſern erzeugt, die ſpäter faulen. Alle Schnitte 
an den Wurzeln werden ſo ſchief gemacht, daß, wenn 
man das Bäumchen auf ſeine Wurzeln ſtellt, von oben 
angeſehen an dieſen Wurzeln kein Schnitt zu ſehen ſeyn 
darf. | 

$. 55. 


Sind die Wurzeln gehörig beichnitten, ſo kehrt man 
das Bäumchen um, und beſchneidet auch ſein Stämmchen, 
indem man ſolches auf 2 bis 3 Augen des vorjährigen 
Triebes nach Verhältniß ſeiner Stärke einſtutzt, d. h. 
ſchwache Stämmchen werden kürzer, ſtärkere Stammchen 
hingegen länger geſchnitten. 

$. 56. 


Dieſes Verkürzen oder Einſtutzen des Stämmchens | 
muß ebenfalls fchief, und zwar fo geſchehen, daß der 
Schnitt dem Auge gegenüber beginnt und / Zoll oberhalb 
des Auges endet. | 


27 
§ 57. 


Die jungen Nußbäumchen aber dürfen nur in ihren 
Wurzeln, nicht aber an den Stämmchen beſchnitten wer— 
den, weil ſie dieſes Beſchneiden nicht vertragen; es werden 
ihnen blos die Seitenäſtchen glatt am Stämmchen wegge⸗ 
ſchnitten. | 

$. 58. 


Die ſo vorbereiteten Bäumchen werden dahin gebracht, 
wo ſie eingeſetzt werden ſollen, demnach kommen die Aepfel⸗ 
und Birnbäumchen in die Veredlungsſchule, und die 
Kirſchen⸗, Weichſeln⸗, Zwetſchken⸗ und Nußſtämmchen zu 
den Saamentafeln, wo ſie mit ihren Wurzeln in ein 
Gefäß mit Waſſer geſtellt werden, damit beim Setzen der— 
ſelben die Erde ſich leichter an den Wurzeln anſchmiege. 


$. 59. 


Wir müſſen euch nun auch die Urſachen angeben, 
warum die Bäumchen beim Uiberſetzen ſowohl an ihren 
Wurzeln, als an den Stämmchen beſchnitten werden. 

Durch das Ausziehen wird eine jede Pflanze, ſomit 
auch das Bäumchen, in ihren mannigfaltigen Verrichtun⸗ 
gen geſtört; dieſe Störung dauert ſelbſt nach dem Verſetzen 
noch ſo lange fort, bis die Pflanze wieder Wurzel gefaßt 
hat, d. h. bis ſie ſich auf ihrem neuen Standort wieder 
eingewöhnt hat; während dieſer Zeit aber würden die ge⸗ 
ringen Säfte, welche die Wurzeln einzuſaugen vermögen, 
nicht hinreichen, die ganze Pflanze oder das ganze Bäum⸗ 
chen zu ernähren, deßhalb geſchieht das Beſchneiden des 
Stämmchens, wobei man ſich auch nach den Wurzeln rich— 
tet, denn ein Stämmchen, das ſchlechte Wurzeln hat, wird 
ſtärker eingeſtutzt. | 


28 


Von dem Setzen der jungen Bäumchen in die | 
Veredlungsſchule. 


$. 60. 


Wir haben euch im 44. §. geſagt, daß der Grund 
zur Veredlungsſchule deßhalb anderthalb Fuß tief rigolt 
werden muß, weil die Bäumchen hier ſo lange ſtehen 
bleiben werden, bis ſie als hochſtämmige Bäume zum Aus⸗ 
ſetzen in Gärten und Alleen geeignet ſind. Aus dieſer 
Urſache iſt es auch nothwendig, ſie weiter aus einander 
zu ſetzen. Ihr werdet die Aepfel- und Birnbäumchen jede 
auf eine eigene Tafel ausſetzen. 


6. 61. 


Eine ſolche Tafel ſoll größer ſeyn, als es die vor⸗ 
handenen Bäumchen erfordern, damit ihr auch für die 
Wildlinge der folgenden Jahre noch Platz habt. 


$. 62. 


Auf den Tafeln werden die Bäumchen in Reihen zu 
3 Fuß von einander und in der Reihe ein Bäumchen vom 
andern 11, Fuß entfernt eingeſetzt. — Damit die Reihen 
alle in einer geraden Linie laufen, wird für eine jede 
ſolche Reihe die euch ſchon bekannte Gartenſchnur auf das 
Beet geſpannt, und längſt dieſer Schnur mit dem Stech⸗ 
ſcheite die Erde ſo tief und breit herausgehoben, als es 
die Tiefe und Umfang der Wurzel der Bäumchen erfordern. 
Die Schnur bleibt fo lange geſpannt, bis die Bäumchen 
geſetzt ſind. Die Bäumchen werden mit ihrem Schafte an 
die Schnur geſetzt; damit euch aber die Wurzeln dabei 


29 


nicht hindern, müßt ihr für fie auch hinter der Schnur 
Platz machen. 


$. 63. 


Habt ihr ſo den Standort für das Bäumchen zurecht 
gemacht, ſo hebt mit der linken Hand dasſelbe etwas in 
die Höhe; damit ihr mit der rechten Hand unter den 
Wurzeln ſo viele gute lockere Erde ausbreiten könnet, daß 
ſie nirgends hohl liegen; hierauf breitet die Wurzeln nach 
allen Richtungen aus, daß nirgends mehrere bei einander 
liegen, und bedeckt ſolche abermals mit ſolcher guten Erde; 
während dem Bedecken mit Erde ziehet das Bäumchen eini⸗ 
gemal in die Höhe, jo, als wenn ihr ſolches heraus zie— 
hen wollet. Durch dieſes in die Höheziehen und wieder 
Nachlaſſen, werden ſich die Wurzeln allenthalben mit 
Erde umgeben. Sobald das Bäumchen vollends geſetzt iſt, 
ſo tretet mit dem Fuße die Erde an den Wurzeln ſanft an. 


F. 64. 


Beim Setzen der Bäumchen gebt darauf acht, ſie nicht 
tiefer zu ſetzen, als ſie früher in den Saamenbeeten 
geſtanden ſind, denn ſie werden hier in dem friſch rigolten 
Grunde ſpäter ohnehin tiefer ſtehen, ſobald ſich dieſer 
Grund geſetzt haben wird. 


9. 65. 


Iſt eine Reihe geſetzt, ſo wird die Schnur wieder 
für die zweite Reihe geſpannt; damit alle Reihen 3 Fuß 
von einander gemacht werden, müßt ihr euch 2 Stückchen 
Holz, jedes von 3 Fuß Länge ſchneiden, und nach dieſem 
Maße von beiden Seiten die Schnur ziehen. 


30 


Von dem Setzen der jungen Bäumchen in die 


Saamentafeln der dritten Abtheilung. 
F. 66. 


14 


Das Ausſetzen dieſer aus den Saamentafeln ausgehobe⸗ 


nen überflüßigen Kirſchen- und Weichſel⸗, dann Zwetſchken⸗ 


und Nußbäumchen, unterſcheidet ſich von dem Ausſetzen der 
bisher beſchriebenen Aepfel- und Birnbäumchen in nichts 
weiter, als daß man die Zwetſchken und wälfchen Nüſſe 
in der Linie 11% Fuß von einander ſetzt. 


$. 67. 


Soll das Setzen raſch von Statten gehen, jo gehören 
3 Perſonen dazu; die erſte nimmt ſo viel Bäumchen aus 
dem Gefäß mit Waſſer, als ſie im linken Arm halten 
kann. Sie reicht ſolche Stück für Stück der Zweiten, die 


vor dem geöffneten Graben mit dem Geſichte gegen die | 
Schnur gekehrt, kniend ſolche fest, ihre Wurzeln gehörig 


ausbreitet, und überhaupt alles das verrichtet, was in 
dem vorhergehenden §. geſagt wurde. Die dritte Perſon 
bedeckt die Wurzeln der geſetzten Bäumchen vollends mit 
Erde, und ebnet die Grube, die übrig gebliebene Erde 
bleibt liegen, um fie ſpater, wenn die Erde in den Gra⸗ 


ben ſich geſetzt hat, zum Ausfüllen derſelben zu verwenden. 


$. 68. 


Unterlaſſet nicht, alle friſch geſetzten Baͤumchen zu | 


begießen, damit die Erde ſich ſogleich an die Wurzeln 
beſſer anſchmiege; nach dem Begießen werfet etwas lockere 


Erde um die Bäumchen herum, damit ſich von dem Waſſer 


keine harte Kruſte bilden könne. 


j 
| 
1 


N 


31 


Von der Pflege der in die Veredlungsſchule über— 
ſetzten Wildlinge im erſten Jahre. 


6. 69. 

Wenn die Verpflanzung im Herbſte ſtatt gefunden 
hat, ſo muß man im folgenden Frühjahre, ſobald die Erde 
aufgethaut iſt, alle Reihen durchſehen, ob keine Fehler 
oder Beſchädigungen ſichtbar ſind. Findet ihr einige 
Bäumchen durch den Froſt emporgehoben, andere wieder 
durch Mäuſe oder andere Thiere beſchädigt, ſo müßt ihr 
ſolche ausziehen, die Brauchbaren davon wieder einſetzen, 
die ſtark Beſchädigten aber durch andere aus der Saamen⸗ 
ſchule erſetzen. | 
$. 70. 

Sobald keine Nachtfröſte mehr zu beforgen find, wird 
die nächſte Arbeit ſeyn, den Grund, ſo wie er von der 
Winternäſſe abgetrocknet iſt, ſo behutſam aufzulockern, daß 
die Wurzeln der Bäume dabei nicht beſchädigt werden. 
Kömmt ſpäter Gras und Unkraut zum Vorſchein, ſo 
laſſet dieſes nie überhand nehmen, am allerwenigſten ſol⸗ 
ches in den Saamen ſchießen, es entzieht den Bäumen die 
Kraft, und vermehrt nur euere Arbeit; ihr müßt euch da⸗ 
her gewöhnen, das Gras oder Unkraut ſtets herauszu— 
ziehen, welches nach einem Regen ſehr leicht von Statten 
geht. | 
Dieſes Gras oder Unkraut gebt auf Haufen, um es 
daſelbſt verfaulen zu laſſen, ihr erzeugt dadurch einen 
Dünger, den ihr, wie wir euch ſchon geſagt haben, ſehr 
gut brauchen werdet. 

Uibrigens iſt das Auflockern des Grundes im Früh⸗ 
jahre nicht genug, ihr müßt ſolchen zu Johanni und im 
Herbſte noch einmal behacken, damit Johanni Regen und 
die Winterfeuchtigkeit beſſer eindringen können. 


32 
g. 71. 

Während des erſten Sommers werden vom Mai an 
gefangen, alle Augen oder Triebe, welche in der Höhe 
eines halben Fußes vom Boden aufwärts an dem Stämm⸗ 
chen zum Vorſchein kommen, mit dem Finger abgeſtoßen; 
dieſe Arbeit muß ſo oft wiederholt werden, als ſich neue 
Auswüchſe zeigen, damit das Stämmchen in dieſer Höhe 
für die Veredlung, welche im darauf folgenden Jahre 
ſtatt findet, glatt erhalten werde, wie wir en im $. 42 
gelehrt haben. 

Oberhalb der Höhe eines halben Fußes aber laſſe et 
alle Triebe ungeſtört fortwachſen, nur wenn ihr bemerken 
ſolltet, daß das Stämmcheu wenig oder gar keine Seiten⸗ 
triebe macht, dafür aber ſtark in die Höhe ſchießt, ſo 
müßt ihr den Gipfel etwas abzwicken, um dadurch den 
Saft zurückzudrängen, damit ſich Seitenäſte bilden. 

Dieſe Seitenäſte ſind den jungen Stämmchen deßhalb 
nöthig, weil ihre Blätter Nahrung aus der Luft aufnehmen, 
und dadurch den Schaft verſtärken helfen; man nennt deß⸗ 
wegen dieſe Seitentriebe Saftleiter. 

Sollten Wurzel + Ausſchläge zum Vorſchein kommen, 
das ſind ſolche Triebe, welche nicht aus dem Schafte, 
ſondern aus den Wurzeln emporwachſen, ſo müßt ihr ſie 
ſtets rein bis auf die Wurzeln abſchneiden. 

b. 72. 

Alle Bäume, ſowohl in der Veredlungsſchule, als in 
den Saamentafeln muͤßt ihr gegen das Benagen der Haſen 
ſchützen. Iſt einmal ein ſolches Bäumchen von Haſen 
angefreſſen, ſo geht es gewöhnlich zu Grunde; iſt euer 
Garten gegen den Zutritt der Haſen nicht gehörig geſchützt, 
ſo müßt ihr jedes Bäumchen im Herbſte mit Stroh oder 
Teichſchilf umwinden. 


— 


33 


Von der Veredlung der Obſtbäume. 
§. 73. 

Veredeln heißt einem Baume eine beſſere Eigenſchaft 
beibringen, als in ihm vorhanden iſt. Wenn wir daher 
einen Obſtbaum veredeln, ſo wollen wir damit bezwecken, 
ihm die Fähigkeit zu verſchaffen, beſſere Früchte zu tra⸗ 
gen, als er in ſeinem natürlichen Zuſtande getragen 
haben würde, und daß er ſolche Früchte trage, die wir 
wünſchen. | 

Einem Wildlinge (ſo nennt man alle Bäume, die aus 
dem Saamen gezogen werden) wird dadurch die Eigen⸗ 
ſchaft beigebracht, beſſere Früchte zu tragen, daß man ihm 
ein Reis (einen Theil eines einjährigen Zweiges) eines 
edlen Baumes, oder auch nur ein Aug eines ſolchen Rei⸗ 
ſes aufſetzt, und damit verbindet. 

Wir nennen deßwegen ſolche Bäume edel, und die 
Reiſer davon Edelreis, weil ſie auch durch ein ähnliches 
Verfahren dahin gebracht worden ſind, edle Früchte zu 
tragen. Durch das Verwachſen dieſes aufgeſetzten Reiſes 
oder Auges mit dem wilden Stamme wird die Veredlung 
zu Stande gebracht, ſo daß der Theil des Baumes unter⸗ 
halb der Stelle, wo das Reis oder Aug aufgeſetzt wurde, 
als wild, jener oberhalb desſelben aber als edel zu betrach⸗ 
ten iſt. 


Wie die verſchiedenen Veredlungsarten heißen. 
N §. 74. 
Die verſchiedenen Veredlungsarten heißen: 
1. Das Okuliren (auf deutſch aͤugeln). 
2. „ Kopuliren oder Zuſammenfüͤgen. 


3. „ Propfen in dem ganzen Spalt. 
I 


4. „ Propfen in dem halben Spalt. 
5. „ Pfropfen in der Rinde. 
§. 75. 

1. Okuliren oder Aeugeln wird deßhalb ſo ge⸗ 
nannt, weil man aus dem Edelreiſe ein Auge ausſchnei⸗ 
det, und ſolches an dem Schafte, oder auch an den ein⸗ 
zelnen Zweigen des wilden Baumes zwiſchen das Holz 
und die Rinde einſetzt. Dieſe Veredlungsart wird zu 
zwei verſchiedenen Zeiten vorgenommen, wegen dieſer ver⸗ 
ſchiedenen Zeit hat dieſe Veredlungsart auch zwei verſchiedene 
Namen, nemlich: 

a) Das Okuliren mit dem treibenden Auge, 

b) Das Okuliren mit dem ſchlafenden Auge. 

Die erſte Okulirart wird deßwegen das Okuliren 
mit dem treibenden Auge genannt, weil das einge⸗ 
ſetzte Auge noch in demſelben Jahre einen Trieb machen muß. 

Die zweite Okulirart wird deßwegen das Okuliren 
mit dem ſchlafenden Auge genannt, weil dieſes Aug 
in demſelben Jahre, wo es eingeſetzt wird, zwar anwächſt, 
aber nicht austreibt, ſondern erſt im darauf folgenden 
Frühjahre zu treiben beginnt, folglich in dem erſten Jahr 
ſchläft. 

§. 76. 

2. Kopuliren heißt, einen Theil eines ſolchen | 
Edelreiſes mit dem Schafte oder einem Zweige eines 
wilden Bäumchens durch zwei gleiche Schnittflächen ſo 
zuſammenfügen, daß die beiden Flächen ganz genau anein⸗ 
ander liegen, in welchem Zuſtande ſie verbunden werden. 

Ne 

3. Pfropfen in den ganzen Spalt heißt, 
den eingeſtutzten Schaft oder Zweig eines wilden Baumes. 
ſo ſpalten, daß in dieſem Spalt, je nachdem der Schaft 


35 


oder Zweig ſtark iſt, ein oder zwei Reiſer eingeſetzt wer— 
den können. | 
§. 78. 

4. Das Pfropfen in den halben Spalt 
unterſcheidet ſich von dem Pfropfen in den ganzen Spalt 
nur dadurch, daß hier nicht die ganze Schnittfläche des 
Schaftes oder Zweiges, ſondern nur die Hälfte desſelben 
geſpalten wird, in welchen rs man gewöhnlich nur ein 
Reis einſetzt. 

| §. 79. 

5. Pfropfen in der Rinde heißt, das Edelreis 
zwiſchen dem Holze und der Rinde des abgeſtutzten Stämm— 
chen oder Zweiges ſo einſchieben, daß dadurch nach dem 
Verbinden keine merkliche Erhöhung der Rinde wahrge- 
nommen wird. 

$. SO. 

Man hat zwar noch andere Arten, die Wildlinge zu 
veredeln, allein die hier beſchriebenen ſind die gebräuch⸗ 
lichſten. 


Welche Veredlungsart den Vorzug verdient. 


§. 81. 

1. Zwiſchen dem Okuliren mit dem treibenden 
Auge und dem Okuliren mit dem ſchlafenden Auge 
verdient die letzte Art deßhalb den Vorzug, weil bei dem 
Okuliren mit dem treibenden Auge es ſich ſehr häufig 
ereignet, daß das eingeſetzte Auge ſo ſpät auszutreiben 
beginnt, daß dieſer Trieb in demſelben Jahre nicht mehr 
gehörig ausreifen kann, daher in einem etwas ſtrengen 
Winter zu Grunde gehet; bei dem Okuliren mit dem ſchla— 
fenden Auge aber das eingeſetzte Auge nur anzuwachſen 

3 * 


36 


braucht, welches im darauf folgenden Frühjahre gleich beim 
Aufſteigen der Säfte zu treiben beginnt, ſo daß dieſer 


Trieb den ganzen Sommer zu ſeiner Ausbildung für 


ſich hat. 


Verunglückt ein ſolcher Okulant dennoch, ſo kann diese 
Veredlung durch das Okuliren mit dem treibenden 
Auge im darauf folgenden Frühjahre erneuert werden. 


2. Das Copuliren kann wegen” feiner Vorzuͤglich⸗ 
keit mit keiner andern Veredlungsart verglichen werden; 
ſie iſt die einfachſte Art, und man darf das Verfahren 
nur einmal zuſehen, um es gleich zu kennen, ſie iſt 
unter allen Veredlungsarten am wenigſten mühſam und 


künſtlich, folglich die ſicherſte, deßhalb empfehlen wir euch 


dieſe Veredlungsart als die vorzüglichſte und beſte. 


3. u. 4. Zwiſchen dem Pfropfen in den ganzen 


und in den halben Spalt verdient bei jungen Bäumen 
die letztere Art den Vorzug, doch können wir euch dieſe 
beiden Veredlungsarten nur bei alten Bäumen empfehlen, 
welchen eine ſolche ſtarke Verletzung, wie dieſe beiden Ver 
edlungsarten nothwendig machen, weniger ſchadet als 


5. jungen Bäumen, für welche das Pfropfen 
in der Rinde viel paſſender iſt, ſofern die Rinde derſelben 
noch rein und nicht ſchuppig iſt, und ſich leicht vom Holz 


ablöſen läßt. 


Bevor wir euch jedoch mit dem Verfahren bei einer 
jeden dieſer Veredlungsarten bekannt machen, müſſen wir 
euch darauf aufmerkſam machen. 


| 


| 


37 


Vorſichten bei der Wahl der 9 
nöthig ſind. 
§. 82. h 

Im Allgemeinen follen die Edelreiſer nicht von fehr 
alten oder kraͤnklichen, ſondern von gefunden, kräftigen 
und fruchtbaren Bäumen, und zwar von jener Seite 
der Krone geſchnitten werden, welche der Mittagsſeite 
zugekehrt iſt, weil hier das Holz und die Augen des Rei⸗ 
ſes beſſer ausgereift ſeyn werden. 

Dieſe Edelreiſer dürfen nicht älter als ein Jahr ſeyn, 
folglich ſind es ſolche Triebe, die im vorigen Jahre 
gewachſen find, und die man deßhalb Sommerſchoße uennt. 

Beim Schneiden dieſer Reiſer im Frühjahre unterſucht 
genau ihren Kern, legt zur Probe einige derſelben in ein warmes 
Zimmer, wird dieſer Kern ſchwarz, ſo iſt es ein Zeichen, 
daß ſie vom Froſt gelitten haben, und ſind ſolche Reiſer 
zur ne nicht mehr tauglich. 

§. 83. 

Gleich beim Schneiden der Reiſer muͤßt ihr auf den 
Gebrauch Rückſicht nehmen, den ihr von dem Obſte einſt 
machen werdet. Da ihr dasſelbe gewöhnlich zum Haus⸗ 
gebrauche und den Uiberfluß zum Verkaufe verwendet, ſo 
iſt es rathſam, nicht lauter Reiſer von ſolchen Bäumen 
zu ſchneiden, deren Früchte zu einer Zeit reif und ge⸗ 
nießbar werden, ſondern nehmt euch von ſolchen Früchten, 
die theils ſpäter auf dem Baume reif werden, theils auch 
erſt lange liegen müſſen, bis ſie genießbar werden. Dieſe 
verſchiedenen Sorten nennt man nach der verſchiedenen 
Zeit ihrer Reife, Sommerobſt, Herbſtobſt und 
Winterobſt. 8 

Unter Sommerobſt gehören die Sorten, welche 
vom Juli bis Anfang September auf dem Baume reif 


38 


werden, und ſo wie ſie abgenommen ſind, | gleich gegeſſen 


werden können. 


Herbſtobſt heißen jene Sorten, welche im Sep⸗ | 
tember und Oktober auf dem Baume theils reif werden, 


theils erſt eine kurze Zeit 3 vn bis fie genießbar 
werden. 

Winterbbſt aber nennt man jene Sorten, die man 
bis ſpät im Herbſte, manchmal auch bis zum Eintritt 


eines kleinen Froſtes auf dem Baume läßt, und dann 


abgenommen, mehrere Wochen, ja manche Sorten mehrere 
Monate liegen laſſen muß, bis ſie eßbar werden. 


Zu welcher Zeit die Reiſer geſchnitten werden 
ſollen. 
§. 84. 


Zum Okuliren mit dem treibenden Auge 


nehmt einjährige Reiſer, d. h. ſolche, die im vorigen 


Jahre gewachſen ſind, und ſchneidet ſie, wenn ſie in Saft 


getreten find. | 
§. 85. 
Zum Okuliren mit dem ſchlafenden Auge 
nehmet diesjährige Triebe, die in eben dem Sommer 


gewachſen ſind, wo ihr okuliren wollt, und deren Augen 


bis zu der Zeit, wo dieſe Veredlung vorgenommen wird, 
ſchon vollkommen ausgebildet ſeyn werden. 


Sie werden dann erſt geſchnitten, wenn man ſie braucht, | 
nehmlich im Juli oder Auguſt. Zu beiden Dfulirarten | 


nehmet immer die Augen aus der Mitte des Reiſes, welche 


gewöhnlich die beiten find. 
ä §. 86. 

Zum Kopuliren, ſo wie zum N ah in 
den ganzen und halben Spalt, können die Reiſer 


39 


zwar den ganzen Winter hindurch geſchnitten werden, da 
man jedoch dieſe Veredlungsarten erſt dann vornehmen ſoll, 
wenn keine ſtarke Fröſte mehr eintreten, und das Kopuliren 
bis an den Mai dauern kann, ſo iſt es rathſam, die Reiſer 
nicht früher zu ſchneiden, als bis man ſie braucht. 

$. 87. 

Wenn jedoch zum Pfropfen Reiſer früher geſchnitten 
werden ſollen, als man ſie braucht, müſſen ſolche im feuchten 
Sand im Keller aufbewahrt werden; laßt ihr euch aber 
die Reiſer von anderswo kommen, oder ihr ſchickt einem 
Andern ſolche Reiſer, ſo müſſen ſie in feuchten Lehm geſteckt 
und mit feuchten Moos umgeben werden, damit ſie auf dem 
Wege weder vertrocknen, noch vom Froſte leiden. In dieſem 
Zuſtande können ſie 14 Tage lang brauchbar erhalten 
werden. 

§. 88. 

Zum Pfropfen in der Rinde müſſen die Reiſer 
zur Zeit, wo ſie in Saft ſind, geſchnitten werden, weil 
dieſe Veredlungsart nicht eher vorgenommen werden kann, 
als bis der Baum ſo in Saft iſt, daß die Rinde ſich vom 
Holze leicht ablöſen läßt. 

§. 89. 

Beim Schneiden der Reiſer, gleichviel, ob zu dieſer 
oder jener Veredlungsart, gewöhnt euch an, immer die 
Reiſer eines Baumes zuſammen zu binden, und ſolche mit 
dem Namen der Frucht, die der Baum trägt, von welchem 
ihr ſie geſchnitten habt, zu bezeichnen, damit ihr nachher 
beim Veredeln dieſe Bezeichnung wieder an dem veredelten 
Bäumchen anbringen könnet, dadurch werdet ihr ſtets wiſſen, 
wie viele Bäumchen ihr von jeder Sorte veredelt habt, was 
ihr auch ſtets wiſſen ſollet, damit ihr nicht mehr Bäume 
mit einer Sorte veredelt, als ihr wollet oder brauchet. 


. —— — — 


40 


Von der Zeit, zu welcher die verſchiedenen Ver⸗ 


1. 


edlungsarten vorgenommen werden. 


. $. 90. 


a) Das Okuliren mit dem treibenden 
Auge wird vorgenommen im Fruͤhjahre vor der 
Zeit, wo der Baum in Saft tritt, und kann fort⸗ 
geſetzt werden bis Ende Juni. Da das eingeſetzte 
Auge gleich anwachſen, und einen Trieb machen 
muß, ſo wird, wenn dieſer Trieb nicht zum Vor⸗ 
ſcheine kommt, es ein Beweis ſeyn, daß das Auge 
nicht angewachſen, folglich die Veredlung nicht 
gelungen iſt; ein ſolches Bäumchen kann Lasten 


ſpäter durch. 


§. 91. 


b) das Okuliren mit dem ſchlafenden Auge 


wieder veredelt werden, weil dieſe Occulirart mit 
balben Juli beginnen, und bis Ende Auguſt dauern 
kann, doch müßt ihr zu dieſer Zeit die Bäumchen 
unterſuchen, ob ſie bei Saft ſind, weil dieſer bei lange 
anhaltender Trockenheit oftmals den Bäumchen fehlt, 
und er überhaupt auch deßhalb zum Occuliren uöthig 
iſt, damit die Rinde vom Holze ſich gut ablöſen 
laſſe, und das eingeſetzte Auge vor dem Vertrocknen 
bewahre; daraus müßt ihr die Lehre ziehen, daß 
man bei einer lange anhaltenden Trockenheit gar 
nicht okuliren ſoll. | 


9. 92. 


2. Das Kopuliren kann von dem Augerblic 


an beginnen, wo das Laub abgefallen iſt, und bis in Monat 
Mai hinein dauern, nur bei Kirſchen und Weichſeln hoͤrt 
man damit früher auf, weil dieſe zu jener Zeit ſchon in 


41 


die Blüthe treten. Bei ſtarken Froften aber darf niemals 
kopulirt werden. 


$. 93. 

1 4 Das Pfropfen in den ganzen und 

A7 Spalt kann den ganzen Winter hindurch und 

bis zu der Zeit im Frühjahre, wo eine Bewegung der 

Säfte im Bäume eintritt, vorgenommen werden, bei ſtarken 
Fröſten 1 iſt auch dieſe Veredlungsart zu unterlaſſen. 


§. 94. 

5. Das Pfropfen in der Rinde kann im Früh⸗ 
jahre erſt da vorgenommen werden, wenn das Bäumchen 
ſchon im Saft iſt, weil erſt da die Rinde ſich vom Holze 
gut ablöfen laſſe. 


Von den verſchiedenen Werkzeugen und Bedürf— 
niſſen zum Veredeln. 
8. , 

Zum Okuliren, Kopuliren, und Pfropfen 
in der Rinde bedarf man ein Meſſer nach der Zeichnung 
Taf. I. Fig. 9, welches Meſſer man allgemein das Occulier⸗ 
meſſer nennet, und welches ſehr ſcharf gehalten werden muß. 
Das der Klinge gegenüber befindliche Beinchen dient dazu, 
um damit die Rinde vom Holze abzulöſen; würde man die 
Rinde mit dem Meſſer vom Holze ablöfen wollen, könnte 
man leicht Holz oder Rinde unnöthiger Weiſe beſchaͤdigen. 

Zum Pfropfen in den ganzen und halben 
Spalt braucht man ein Meſſer wie Taf. I. Fig. 10. 


6. 96. 


Zum Verbinden der Veredlungsſtellen braucht man 
Baſt oder Bänder. 


42 


Baſt wird genannt der innere weiße faferichte Theil 
der Rinde des Linden- oder Akazienbaumes. Dieſe Rinde 
muß man ſich entweder ſchon im Herbſt, ſobald die Blätter 
dieſer Bäume abgefallen ſind, oder auch im Frühjahre, 
wenn die Saftbewegung im Baume begonnen hat, verſchaffen. 


Man zieht zu dieſem Ende die Rinde von dem Baum⸗ 
ſchafte ab, legt ſolche ins Waſſer, und läßt ſie ſo lange 
darin liegen, bis ſich die innere weiße Fläche, welche den 
eigentlichen Baſt enthält, als Faſer leicht ablöſet, alsdann 
wird der Baſt in Streifen von beliebiger Breite abgezogen, 
und bis zum Gebrauche an einem trockenen Orte, wohin 
jedoch keine Sonne ſcheinen darf, aufbewahret. 


Einige Tage vor dem Gebrauche werden dieſe Streifen 


ins Waſſer gelegt, um die Biegſamkeit wieder zu erhalten. 


Solchen Baſt findet man auch häufig bei den Kaufleuten, die 
verſchiedene Waaren in Decken, die aus ſolchem Baſt ver⸗ 


fertiget ſind, gepackt vom Auslande erhalten. 
§. 97. 


Könnt ihr euch keinen Baſt verſchaffen, ſo müßt ihr 
zum Verbinden der Veredlungsſtelle leinene Bändchen nehmen, 


welche ½ Zoll breit und von verſchiedener, etwa von 12, 
15 bis 20 Zoll Länge ſeyn müſſen, weil auch die Wild⸗ 
linge nicht alle gleich ſtark ſind. | 


6. 98. 


Zum Kopuliren müßt ihr immer folche Bänder nehmen, 


weil die beiden zuſammengefügten Theile feſt mit ein⸗ 


ander verbunden werden müſſen, deßwegen werden dieſe 
Bändchen auf einer Seite mit Pfropfwachs dünn übers 
ſtrichen, damit ſolche die Veredlungsſtelle beſſer zuſammen⸗ 


halten, und beim Verbinden nicht verrückt werden; ſolche 
Bänder werden Kopulirbänder genannt. 


N 


j 


43 


| §. 99. 
Um 1 Pfd. ſolchen Pfropfwachſes zu bereiten, nimmt 
man 9 Loth gelbes Wachs 
9 — Terpentin 
7 — Unſchlitt 
7 — gutes Pech oder Kalifonium, welches alles 
in einem glaſirten Topfe beim Feuer zerlaſſen und gut 
unter einander gerührt wird. 


§. 100. 

Wenn man viele Kopulirbänder braucht, wird man 
ſich ſolche ſehr ſchnell und gut auf folgende Art bereiten 
können. 

Man nimmt ein Brertchen von 12 bis 15 Zoll Breite 
und beliebiger Länge, und wickelt ein ganzes Stück eines 
ſolchen leinenen Bandes um die Breite des Brettes ſo, 
daß alle Bänderbreiten an einander anliegen; das erſte 
und legte Ende des Bandes wird mit zwei kleinen Nägelchen 
an den Kanten des Brettchens befeſtiget, hierauf wird das 
zerlaſſene Pfropfwachs mit einer alten Bürſte auf die Bän⸗ 
der der einen Seite des Brettchens aufgeſtrichen, und wenn 
dieſe abgetrocknet ſind, geſchieht dasſelbe auch auf der 
anderen Seite des Brettchens. Wenn nun auch dieſe Seite 
trocken iſt, werden die Bänder auf den beiden Kanten des 
Brettes mit einem ſcharfen Meſſer durchgeſchnitten, wodurch 
man die Bänder alle auf einmal erhält. 


$, 101. 

Ferner braucht man zum Kopuliren einen Teller von 
Holz, den man zwar den Kopulirteller nennt, der aber auch 
bei anderen Veredlungsarten in der Baumſchule gute Dienſte 
leiſtet. Taf. II. Fig. 11, verſinnlicht euch dieſe Vorrichtung; fie 
beſtehet aus dem Teller a, der ohngefähr einen Fuß im 
Durchmeſſer und eine Einfaſſung oder Rand von 1½ Zoll 


44 


Höhe haben fol. In der Mitte dieſes Tellers befindet 
ſich eine runde Oeffnung, durch welche ein Pfahl p geſteckt 
wird, welcher Pfahl unten zugeſpitzt iſt, und in der Ent⸗ | 
fernung von 6 zu 6 Zoll durchgebohrt iſt, um einen klei⸗ 
nen Pflock c durchſtecken zu können, auf welchem der Kos 
pulirteller in jener Höhe ruhet, die uns bequem iſt. Auf 
dieſen Teller legt man alles, was man bei der Veredlung 
braucht. | 

Iſt man an einer Stelle mit der Veredlung fertig, fo 
faßt man den Pfahl oberhalb des Tellers, und ſteckt ihn 
da wieder in den Boden, wo man ihn braucht. 


$. 102. 

Zum Verbinden der Pfropfſtellen hat man bisher Moos 

und Weidenruthen verwendet. Da man jedoch beobachtet 
hat, daß ſich in dem Moos Ungeziefer aufhält, ſo iſt man 
davon abgekommen, und es iſt zweckmäßiger, die eingeſetzten 
Pfropfreiſer mittelſt eines fetten Lehms zu befeſtigen, was 
wir euch fpäter deutlicher erklären werden. | 


| 


m  — — — 


Welche Wildlinge okulirt, kopulirt oder gepfropft 
werden ſollen. | 


$. 103. 

Alle junge Bäume in der Baumſchule follen nur durch | 

das Okulieren oder Kopuliren veredelt werden, wovon 

jedoch die Kirſchen⸗ und Weichſelbäume ausgenommen find, 

weil dieſe nicht in der Baumſchule, ſondern erſt dann, 

wenn ſie in Gärten oder Alleen ausgeſetzt ſind, veredelt 

werden ſollen, wie wir euch dieß im 21. §. gelehrt haben. 

Das Pfropfen in der Rinde iſt nur bei erwachſenen 
noch jungen Bäumen zu empfehlen. 


45 


Das Pfropfen in den ganzen und halben Spalt aber 
gehört nur für ganz alte Bäume. 


‚Z— 3 


Von dem Verfahren bei den verſchiedenen Ver⸗ 
edlungsarten. 
§. 104. 

Beim Okuliren mit dem ſchlafenden Auge. 

Da wir euch im 81. S. das Okuliren mit dem ſchla⸗ 
fenden Auge als vorzüglicher wie jenes mit dem treibenden 
Auge empfohlen haben, ſo beginnen wir auch mit jener 
Veredlungsart zuerſt. 
| Nachdem man von dem Okulirreis die Blätter ſammt 
einem Theil der Blattſtiele abgeſtutzt hat, nimmt man das 
ſo abgelaubte Reis feſt in die linke Hand, und hält ſolches 
mit den Augen aufrecht ſtehend zwiſchen dem Daumen und 
dem Zeigefinger, ſo daß der Zeigefinger der linken Hand 
ſtets unter jenem Auge ſich befindet, welches man aus⸗ 
ſchneiden will. Beim Ausſchneiden des Auges wird das 
Okulirmeſſer / Zoll oberhalb des Auges eingeſetzt, und 
von da angefangen das Auge mit etwas von Holz 
ſo lange ausgeſchnitten, daß ſich unter dem Auge ungefähr 
noch einmal ſo viel Rinde als oberhalb derſelben befindet. 
Taf. II. Fig. 12 verſinnlicht euch die Lage der beiden Hände beim 
Ausſchneiden der Augen, Taf. II. Fig. 13 iſt ein ſolches ausge⸗ 
ſchnittenes Auge von Außen anzuſehen, welches Auge man 
ſeiner Form wegen Schild nennt, und Taf. II. Fig. 14 zeigt 
euch ein ſolches Auge von Innen angeſehen, in deſſen Mitte 
das Holz zu ſehen iſt, welches mit der Rinde ausgeſchnitten 
wurde. Dieſe Augen werden deßwegen mit etwas Holz 
ausgeſchnitten, weil beim Ausſchneiden des Auges ohne 
Holz das Auge ſelbſt inwendig leicht verlezt werden koͤnnte. 


46 
§. 105. 7 

Jedes Auge ſoll gleich wie es ausgeſchnitten wird, in 
den Wildling eingeſetzt werden, nicht aber wie es manche 
zu machen pflegen, daß ſie das ausgeſchnittene Schild ſo 
lange zwiſchen den Lippen halten, bis fie den Wildling zur 
Aufnahme des Auges vorbereitet haben. 

§. 106. 

Wir haben euch fchon in dem 71. §. auf die Noth⸗ 
wendigkeit aufmerkſam gemacht, alle jene Triebe, welche 
an den Wildlingen oberhalb eines halben Fußes von der 
Erde zum Vorſchein kommen, mit der Hand von oben nach 
unten abzuſtreifen, um für die künftige Veredlung eine 
glatte Stelle zu erhalten. Damit haben wir euch den Ort 
angezeigt, wo künftig die Veredlung des Wildlings vorge⸗ 
nommen wird, alſo einen halben Fuß vom Baden aufwärts 
iſt der Ort zum Okuliren. 

§. 107. 

In dieſer Höhe wird mit dem Okuliermeſſer an den 
Wildling Taf. II. Fig. 15 ein Querſchnitt a⸗h fo breit gemacht, 
als das Schild iſt, von der Mitte dieſes Querſchnittes an 
wird dann ein Schnitt nach unten bis e gemacht, der eben 
ſo lang ſeyn muß, als das Schild iſt; damit dieſe Schnitte 
nicht laͤnger und breiter werden als das Schild iſt, legt 
man dieſes Schild an die Rinde des Wildlings an, und 
merkt ſich die Länge und Breite desſelben. | 

Dieſe bei a, b bis e aufgeſchnittene Rinde wird mit 
dem Beinchen, welches ſich an dem Okulirmeſſer befindet, 
von dem Holze fo weit abgelöſt, daß das Schild mit dem 
aufwärts ſtehenden Auge in dieſe Oefnung eingeſetzt, und 
mit der abgelöſten Rinde bedeckt werden kann. Ein ſolches 
Be, Auge zeigt euch der Wildling Taf. II. Fig. 16. So⸗ 

ald das Auge eingeſetzt iſt, wird dasſelbe mit Baſt, oder einem | 


5 


47 


leinenen Bändchen unterhalb und oberhalb des Auges nicht 
zu feſt, jedoch ſo mit dem Wildlinge verbunden, daß das 
Bändchen allenthalben gut anliegt, und nichts als der abge— 
ſtutzte Blattſtfel mit dem Auge zwiſchen dem Verbande 
ſichtbar bleibt, wie euch dieß die Taf. II. Fig. 17 verſinnlicht. 


$. 108. 

Sobald wir uns überzeugt haben, daß das Auge ange⸗ 
wachſen iſt, was man daran erkennet, wenn 2 bis 3 Wochen 
nach dem Okuliren das Auge friſch und nicht zuſammen— 
geſchrumpft iſt, wird das Band aufgemacht und etwas 
lockerer gebunden, damit der Schaft und das Auge in ihrem 
Wachsthume nicht gehindert werden. 

In dieſem lockeren Zuſtande bleibt der Verband bis 
zum nächſten Fruͤhjahre, wo, ſobald das Auge zu treiben 
angefangen hat, das Band abgenommen und wieder anders⸗ 
wo verwendet werden kann. 


§. 109. 

Wir haben euch im 21. und im 103. F. geſagt, daß 
die Kirſchen⸗ und Weichſelbäume nicht in der Baumſchule, 
ſondern wenn fie ſchon in Gärten und Alleen ausgeſetzt 
worden, veredelt werden ſollen; ſolche Bäume, nachdem fie 
auf ihrem neuen Standplatz Wurzel gefaßt haben, ſollen 
durch das Okuliren in der Krone und zwar eben⸗ 
falls mit dem ſchlafenden Auge in den einzelnen Zweigen 
veredelt werden. Es werden nehmlich die einzelnen Zweige 
der Krone 2 Zoll vom Schafte entfernt, an einer glatten 
Stelle. auf dieſelbe Art okulirt, wie wir euch dies im 104.8. 
beſchrieben haben. Hat das eingeſetzte Auge im darauf 
folgenden Frühjahre zu treiben begonnen, ſo wird der 
Zweig oberhalb der Okulirſtelle abgeſchnitten, und die 
Schnittfläche mit dem im 99. §. beſchriebenen Pfropfwachſe 
verſchmiert. 


48 


Das Okuliren mit dem treibenden Auge 
6. 110. N 


Das Okuliren mit dem treibenden Auge ift von dem 
Okuliren mit dem ſchlafenden Auge nur in der Zeit ver⸗ 
ſchieden, in welcher dieſe oder jene Veredlungsart vorge- 
nommen wird, wie wir euch dieſes im §. 90 gefagt haben, 
nur der Unterſchied findet Statt, daß, ſobald beim Oku⸗ 
liren mit dem treibenden Auge das edle Auge einen Zweig 
getrieben hat, der Theil des Baumſchaftes oberhalb dieſes 
Zweiges fo ſchraͤg abgeſchnitten werden ſoll, daß dieſer 
Schnitt ober der Okulirſtelle ende; dieſe Schnittfläche muß 
ſogleich mit Baumwachs verſchmiert werden. 


Das Kopuliren. 
§. 111. 


Die bisherige Art zu kopuliren beſtand darin, wenn 
Wildling und Edelreis von gleicher Dicke waren, beide durch 
zwei gleiche ſchräge Schnittflächen, wie Taf. II. Fig. 18 a⸗b 
zuſammen zu fügen, und wie Taf. II. Fig. 19 zu verbinden. 
Bei dieſer Veredlungsart müſſen die zwei Schnittflächen ſo 
genau auf einander paſſen, daß auf allen Punkten Holz 
auf Holz und Rinde auf Rinde genau aufliegen. | 

Iſt dieſes bewerkſtelliget, fo hängt noch das Gedeihen 
dieſer Veredlung von dem guten Verbinden ab. Man muß 
mit dem Daumen und dem Zeigefinger der linken Hand 
das Edelreis an dem Wildling feſthalten, und mit der 
Hand das mit Baumwachs beſtrichene Bändchen um die 
Kopulirſtelle einigemal ſo vorſichtig kreuzweiſe herumwickeln, 
daß beim Anziehen des Bändchens und Feſtbinden desſelben 
das Edelreis nicht im geringſten aus ſeiner Stelle ver⸗ 
ſchoben wird. 


49 
$. 112. 

Da jedoch gewöhnlich der Wildling ſtaͤrker iſt, als 
das Edelreis es ſeyn kann, und es auch gar nicht noth- 
wendig iſt, daß beide von gleicher Stärke ſeyen, indem 
wir aus Erfahrung wiſſen, daß das Kopuliren eines ſtarken 
Wildlings mit einem ſchwachen Reis eben ſo gut gedeihet, 
wie mit dem Reis von gleicher Dicke, ſo werdet ihr künftig⸗ 
hin beim Kopuliren wie folgt verfahren. 

Taf. II. Fig. 20 ſtellt den zu veredelnden Wildling dar, 
welcher 6 Zoll hoch vom Boden in der Richtung von a gegen 
b ſchief abgefchnitten wurde, und der mit dem daneben befind⸗ 
lichen Edelreis Taf. II. Fig. 21. kopulirt werden ſoll; dieſes 
Edelreis wird knapp an dem uuterſten Auge in einer Länge von 
1½ Zoll ſchief zugeſchnitten. An dem Wildlinge Taf. II. 
Fig. 20 wird bei a in einer gleichen Länge von 1% Zoll, und 
ſo breit als die Schnittfläche beim Edelreis iſt, die Rinde von 
unten nach oben bis auf dem Holze weggeſchnitten. An 
dieſem langen Schnitt wird nun das Edelreis mit dem 
zugeſchnittenen Theil ſo angeſetzt, daß das unterſte Auge 
des Reiſes der Schnittfläche des Wildlings zugekehrt ſich 
befindet, und beide Theile werden ſo verbunden, wie wir 
euch dieß im $. 111 beſchrieben haben, und wie die Taf. II. 
Fig. 22 euch zeiget. 

§. 113. 


Iſt aber der Wildling ſehr ſtark, wie Taf. II. Fig. 23 
ihn darſtellt, fo wird ſolcher zwar ebenfalls von a gegen b 
ſchräg abgeſchnitten, es wird aber ſehr gut ſeyn, wenn an 
dem oberen Schnittende bei b ein wilder Trieb c, oder 
in Ermanglung desſelben ein Auge ſich befindet, welcher 
Trieb oder welches Auge geſchont werden muß, um als 
Saftleiter dem Stämmchen aus dem Dunſtkreiſe Nahrung 
zuzuführen, damit das Holz bei der Schnittfläche nicht ver⸗ 

4 4 


50 


trockne, und wodurch das Anwachſen des Edelreiſes an dem 
Wildlinge beſchleuniget wird. 


} §. 114, 


Iſt das Edelreis mit dem Wildlinge zuſammengewachſen, 
ſo werdet ihr im folgenden Herbſte oder im nächſten Früh⸗ 
jahre die ſchiefe Fläche des Wildlings Taf. II. Fig. 23. wie 
es die Querlinie von a gegen c zeigt, wegſchneiden. 


ie bla. 


Zu allen ſolchen Arbeiten, wo das Gartenmeſſer Taf. J. 
Fig. 8. zu ſchwach iſt, nehmet die Baumſäge Taf. I. Fig. 7 
nur dürft ihr nie vergeßen den Sägeſchnitt mit dem Garten⸗ 
meſſer glatt nachzuſchneiden und alle Schnitte an den Bäumen, 
gleichviel, ob an den wilden oder veredelten Theilen mit 
Baumwachs zu verſchmieren, weil ſolche Schnitte, wenn 
ſie der Sonne, der Lnft und dem Regen ausgeſetzt ſind, 
Springe bekommen, in welche der Regen eindringt, und 
woraus in der Folge Faͤulniß entſtehet. 


§. 116. 


Wenn ältere Bäume, die entweder in ihrer Jugend 
gar nicht veredelt worden ſind, odern dere Veredlung miß⸗ 
lungen ift, oder auch wenn ſchon alte veredelte Bäume 
mit ſchlechten Früchten zum Tragen beſſerer Früchte durch 
das Kopuliren veredelt werden ſollen, ſo werden die ein— 
zelnen Zweige der Krone kopulirt, und dieſe bis auf 6 Zol 
vom Schafte, oder wenn es Gabelzweige find, bis auf € 
Zoll von der Gabel zurückgeſchnitten. | 


reis kopulirt. Man nennt dieſe Veredlungsart das Kopu 
liren, in der Krone, und ſie wird vorgenommen zeitlich in 
Frühjahre bevor der Baum in Saft tritt. Wenn dam 
ſpäter an den kopulirten Zweigen unter der Kopulirſtell 


51 


Triebe zum Vorſchein kommen, müßt ihr ſolche gleich bei 
ihrem Erſcheinen abdrücken oder abſchneiden, man nennt 
ſolche Triebe mit Recht Räuber, weil ſie dem Kopulirreis 
den Saft entziehen. 


Das Pfropfen in den ganzen Spalt. 
9. 117. 


Nachdem wir euch in dem §. 103. geſagt haben, daß 
das Pfropfen nur bei alten Bäumen angewendet wer— 
den ſoll, wollen wir euch mit dem Verfahren dabei bekannt 
machen. Taf. II. Fig. 24. ſtellt einen ſolchen alten Baum dar. 


Ein ſolcher alter Baum wird nur in ſeinen Zweigen 
gepfropft, welche ſoweit gegen den Schaft oder gegen die 
Hauptzweige zurückgeſchnitten werden müßen, wie dieß die 
Querlinien a andeuten. Ein ſolcher abgeſtutzter Baum ſieht aus 
wie Taf. III. Fig. 25. Auf dieſe Art eingeſtutzte ſtarke Zweige 
erhalten jeder 2 Pfropfreiſer, wie dieß bei Taf. III. Fig. 25. 
b zu erſehen it, ſchwache Zweige hingegen nur ein Edel—⸗ 
reis wie bei e 

6. 118. 

Nachdem man die Neifer jener Sorte, die man auf 
dem alten Baum pfropfen will, geſchnitten hat, werden an 
einem ſolchen Reis die mittleren 3 Augen, welche gewöhn⸗ 
lich die vollkommenſten ſind, beibehalten, der übrige Theil 
aber weggeſchnitten. a 


Von dem unterſten Auge angefangen, wird das Reis 
in einer Länge von 1 bis 1 ¼ Zoll von beiden Seiten keil— 
förmig zugeſchnitten. Dieſes keilförmige Zuſchneiden geſchieht 
auf jenen beiden Seiten des Reiſes, wo ſich unten kein 
Auge befindet. Taf. III. Fig. 26. iſt ein ſolches Reis mit 
ſeinem keilförmigen Zuſchnitte der bei a anfängt. 


52 


9. 119. 0 


Der abgeſtutzte und mit dem Garten- Meſſer glatt 
nachgeſchnittene Zweig, wird mit dem Pfropfmeſſer Taf. I. 
Fig. 10. in der Mitte ſo tief und vorſichtig geſpalten, daß 
dieſer Spalt nicht tiefer gehet, als der keilförmige Zuſchnitt 
des Pfropfreiſes lang iſt. Iſt dieſer Spalt gemacht, wird 
das Meſſer herausgezogen, damit ſich aber der Spalt nicht 
wieder ſchließen könne, ein kleiner Keil von Holz in die 
Mitte des Spaltes eingeſteckt; in dieſe durch den Keil 
offen gehaltene Spalt wird nun ein Reis mit ſeinem keil⸗ 
förmigen Zuſchnitte an der Seite des Zweiges ſo eingeſetzt, 
daß die Rinde des Reifes mit der Rinde des Zweiges 
genau an einander paſſen. Auf gleiche Art wird das zweite 
Reis dem erſten gegenüber in den Spalt eingeſetzt, und dann 
der Keil herausgenommen. Da die Fig. 25. zu klein 
iſt, um euch das Pfropfen deutlich zu machen, ſo ſtellt Taf. 
III. Fig. 27, ein Stück eines ſolchen ſtarken Zweiges dar, 
auf welchem bei a der ganze Spalt bu. e die beiden ein⸗ 
geſetzten Reiſer zu ſehen ſind. 

§. 120. 

Wenn die aufgeſetzten zwei Pfropfreiſer gefangen haben, 
das heißt, wenn ſie beide angewachſen ſind, muß nach ein 
oder zwei Jahren einer von ihnen und zwar der ſchwächere 
Trieb weggeſchnitten werden, wenn aber auch beide gleich 
ſtark wären, muß man dennoch einen Trieb davon entfernen, 
weil dadurch der ſtehen bleibende ſich zu einem flärferen 
Zweige bildet, und weil man ſonſt auch Gefahr läuft, daß 
beide Triebe durch einen heftigen Wind den Zweig ſpalten 
könnten. 


b. 121. 


Bekommt ein ſchwacher Zweig nur ein Pfropfreis, jo 
wird dasſelbe eben auch an der Seite des Zweiges ſo ein⸗ 


53 


geſetzt, daß Rinde auf Rinde genau an einander paſſen, 
und von außen durch das eingeſetzte Reis weder eine Ver— 
tiefung, noch eine Erhöhung entſtehet. 


5.1232, 

Wollt ihr zu eurer Uibung einen Wildling in der 
Baumſchule durch das Pfropfen veredeln, ſo müßt ihr ihn 
vorher bis auf drei oder vier Zoll hoch vom Boden abſägen, 
und den Sägeſchnitt glatt nachſchneiden. Ein ſtarker Wild⸗ 
ling kann auch vier bis ſechs Zoll hoch ſeyn, ein ſchwacher 
Wildling aber muß kürzer ſeyn. 


§. 123. 

Die aufgeſetzten Pfropfreiſer pflegt man durch Papier⸗ 
ſtreifen, welche mit dem §. 99 beſchriebenen Pfropfwachs 
beſtrichen find, feſtzuhalten, und ſolche überdieß noch mit 
Moos zu umgeben, welches man mit Waidenruthen ver⸗ 
bindet; allein dieſer Verband iſt viel zu umſtändlich, und 
auch dadurch nachtheilig, daß ſich in dem Moos Ungeziefer 
aufhält, welches gleichſam zu einem Neſte für die Raupen 
wird. | 

Zweckmäßiger und einfacher iſt es, die Pfropfſtelle 
früher mit Waidenruthen zu verbinden, und dann aus einem 
fetten Lehm große Kugeln zu machen, und damit einen 
Theil des Edelreiſes, die ganze Schnittfläche und ſo weit 
herab, als der Spalt reicht, vorſichtig einzuhüllen, wodurch 
nicht nur die aufgeſetzten Reiſer feſt gehalten, ſondern auch 
Sonne, Regen und Luft von der Veredlungsſtelle abgehalten 
werden. 

Um das Abſpringen dieſes Lehms zu verhindern, wird 
ſolcher vorher mit Gerſtenſpreu angeknettet, wodurch er 
mehr Bindung erhält. Dieſe Lehmkugeln können ohne Nach⸗ 
theil bis in den Sommer hinein an der Veredlungsſtelle 
bleiben, beim Wegnehmen derſelben aber müßt ihr vorſich⸗ 


54 


tig ſeyn, damit die kaum angewachſenen Reiſer nicht wieder 
locker gemacht, oder gar abgebrochen werden. | 


Das Pfropfen in den halben Spalt. 
§. 124. 

Das Pfropfen in den halben Spalt W ſich 
von dem Pfropfen in den ganzen Spalt nur dadurch, daß 
der abgeſtutzte Zweig oder Wildling mit dem Pfropfmeſſer 
Taf. I. Fig. 10., nur zur Hälfte geſpalten wird, wie euch 
dieß die Taf. III. Fig. 28., zeigt. In dieſen Spalt wird 
ſtets nur ein Edelreis und zwar ebenfalls nur an der Seite 
des Zweiges eingeſetzt, wie dieß bei Taf. III. Fig. 29, zu 
erſehen iſt. Das Edelreis wird eben ſo keilförmig zuge⸗ 
ſchnitten, wie zum Pfropfen in den ganzen Spalt, und in 
dem übrigen Verfahren iſt auch kein Unterſchied. Man ſoll 
nur ſolche Zweige oder Wildlinge in deu halben Spalt pfro= 
pfen, welche zwar ſtark, aber doch nicht ſo ſtark ſind, daß 
man ihnen zwei Pfropfreiſer aufſetzen kann 


Das Pfropfen in der Rinde. 
§. 125. 

Das Pfropfen in der Rinde kann an allen ſolchen 
Bäumen vorgenommen werden, deren Rinde friſch iſt, und 
ſich vom Holze gut ablöſen läßt. 

Wollt ihr den Wildling in der Baumſchule 
auf dieſe Art veredeln, ſo wird er in der Höhe von ſechs 
Zoll vom Boden wie Taf. III. Fig. 30., abgeſchnitten, 
und von dieſer Schnittfläche herab in der Rinde bis a ein 
Einſchnitt von ungefähr ein Zoll Länge gemacht, und mit 
dem Beinchen an dem Okulirmeſſer die Rinde durch die 
ganze Schnittlänge und fo breit von dem Holze abgelöſt, 
damit zwiſchen der Rinde und dem Holze das zugeſchnittene 
Edelreis inn werden kann. 


55 
§. 126. 0 


Dieſes Edelreis Taf. III. Fig. 31, wird auf drei 
Augen verkürzt, und dem unterſten Auge gegenüber bei a 
ein Querſchnitt bis in das Mark gemacht; von dieſem 
Querſchnitte an wird das Reis in einer Lange von einem 
Zoll ſo fein zugeſchnitten, daß dieſer zugeſchnittene Theil 
zwiſchen der Rinde und dem Holze ſo eingeſchoben werden 
kann, daß dadurch keine merkliche Erhöhung der Rinde ver⸗ 
urſacht wird. Das ſo bereitete Reis wird nun in der abge⸗ 
löften Rinde des Wildlings Taf. III. Fig. 30, fo weit ein⸗ 
geſchoben, daß der Querſchnitt a desſelben auf die Schnitt⸗ 
fläche b knapp aufſitze, wie dieß bei Taf. III. Fig. 32, 
erſichtlich iſt. Der Verband mit dem Kopulirbändchen 
geſchieht ganz wie bei Taf. II. Fig. 22, nur mit dem 
Unterſchiede, daß bei dieſer Veredlungsart das Band nicht 
ſo feſt zuſammengezogen werden darf. Die Schnittfläche des 
e muß ſogleich mit Baumwachs verſchmiert werden. 


9. 127. 


Sollen erwachſene Baume in der Rinde gepropft wers 
den, ſo geſchieht dieß in den einzelnen Zweigen, welche bis 
zu einer ſolchen glatten Stelle eingeſtutzt werden, wo die Rin⸗ 
de ſich vom Holze gut ablöſen laſſe. Das Verfahren beim 
Einſetzen der Reiſer iſt dasſelbe wie bei den Wildlingen in 
der Baumſchule. 

An ſolchen eingeſtutzten durch das Pfropfen in der Rinde 
veredelten Zweigen werden jene Schoße oder Triebe, welche 
unterhalb der Veredlungsſtelle zum Vorſcheine kommen, ſo 
lange geſchont, bis das Pfropfreis angewachſen iſt, weil 
dieſe Schoße oder Triebe dazu dienen, dem Zweig Nahrung 
zuzuführen, in dem Maaße aber, als das Edelreis an Stärke 
zunimmt, werden dieſe Schoße nach und nach weggeſchnitten. 
Würde man dieſe wilden Triebe gleich beim Pfropfen weg⸗ 


56 


ſchneiden, und das Edelreis nicht fangen, jo könnte ein folcher 
Zweig leicht vertrocknen. | 


Von der Behandlung der veredelten Bäume. 
Im erſten Jahre. 
§. 128. | 

In demſelben Jahre, wo die Veredlung Statt gefunden 
hat, wird an dem veredelten Bäumchen nichts weiter gemacht. 
Man giebt bloß jedem Bäumchen einen Pfahl, an welchen 
der junge edle Trieb, der ſehr hoch aufſchießt, locker ange⸗ 
bunden wird, damit ihn der Wind nicht abbricht, und wodurch 
er zugleich eine gerade Richtung erhält, was deßwegen ſchon 
ſehr wichtig iſt, weil dieſer Trieb den künftigen Stamm des 
Baumes bildet. 

6. 129. 

Sobald der Grund wieder feſtgeworden iſt, was beſon⸗ 
ders durch das Herumtreten beim Veredeln geſchieht, muß 
er durch das Graben wieder aufgelockert werden. Dieſes 
Graben darf jedoch erſt einige Wochen nach dem Veredeln 
geſchehen, damit die Edelreiſer nicht berührt und in ihrem 
Anwachſen nicht geſtört werden. 

Dieſes Graben muß auch im Herbſt mit beſonderem 
Fleiße wiederholt werden, damit Schnee und Regen leichter 
in den Boden eindringen. 

Beim Graben und Umhacken gebet Acht, daß ihr weder 
die Bäumchen, noch die jungen Triebe verletzet. 


Im zweiten Jahre. 
§. 130. 
Gleich im Fruͤhjahre, bevor das Baͤumchen in den Saft 
tritt, werden von den ſchon edlen vorjährigen Seitentrieben 


57 


die ſtärkſten glatt weggeſchnitten, die ſchwächeren aber bleiben 
als Saftleiter ſtehen, welche den Stämmchen Nahrung zu— 
fuͤhren, und dadurch den Schaft verſtärken helfen. Sie werden 
erſt dann weggeſchnitten, wenn fie die Stärke einer Gans⸗ 
federkiele erreichen. Wenn ein ſolches Stämmchen 3 — 4 
Seitenäſte als Saftleiter behält, iſt es hinreichend, und man 
ſchneidet dann ſtets im Frühjahre, bevor die raſchere Saft— 
bewegung eintritt, die ſtärkſten weg. Würde man dieſe länger 
ſtehen laſſen, ſo würden ſie oftmals ſtärker als der Stamm 
ſelbſt werden, ihr Wegſchneiden würde eine zu ſtarke Wunde 
verurſachen, die dann ſchwer verheilt. Auch in dieſem Jahre 
iſt der Grund zu Johanni und im Herbſte umzugraben, und 
ſo oft es nöthig iſt, das Unkraut zu vertilgen. 


Im dritten Jahre. 
§. 131. 


Das Umgraben des Grundes im Frühjahre und das 
Vertilgen des Unkrautes, ſo oft es nothwendig iſt, wird 
auch im dritten Jahre vorgenommen. 


6. 132. 


Zu Ende dieſes dritten Jahrs wird gewöhnlich der 
Stamm eine Höhe von 6 Fuß erreichen, in dieſer Höhe 
muß man auf die Bildung ſeiner Krone denken. 


§. 133. 

Im guten Grunde und bei fleißiger Behandlung ſind 
ſolche Bäume, nachdem ſie 4 — 5 Jahre in der Vered⸗ 
lungsſchule geſtanden, ſchon geeignet, in Gärten oder 
Alleen verſetzt zu werden; bei dieſem Verſetzen wird durch 
das Einſtutzen der Zweige die Krone gebildet; wenn ſie 
aber noch länger in der Baumſchule ſtehen bleiben ſollten, 
ſo muß man ſchon hier das Einſtutzen der Zweige vornehmen. 


58 

Man laßt d dem Baume ſolche 4 bis 5 Zweige ſtehen, 
die ſo viel als möglich gleich weit von einander abſtehen, 
ſtutzt dieſe nach Verhältniß ihrer Stärke auf 2 bis 3 
Augen ein, und ſchneidet alle übrigen Zweige glatt am 
Schafte weg. } 

Starke Zweige werden auf 3, ſchwache auf 2 wo 
eingeſtutzt. Durch das Einſtutzen der Zweige auf 2 bis 3 
Augen werden dieſe Augen Triebe machen, welche die 
Krone des Baumes bilden. 


9. 134. 


Von nun an darf man unterhalb der Krone keine 
Triebe mehr dulden, ſoudern man muß ſolche gleich wie 
e zum Vorſcheine kommen, mit dem Finger abdrucken, 
und nicht erſt warten, bis ſie ſo lang geworden ſind, daß 
man ſie abſchneiden muß. 

Solche Schnitte, wenn ſie auch verheilen, laſſen 
immer Merkmale zurück, und verunſtalten den Baumſchaft. 


— —I— 


Von der Behandlung der in den Saamentafeln 
der dritten Abtheilung aus dem Saamen 
gezogenen Bäume. 
§. 135. 

Wir haben euch im F. 21 gefagt, daß Kirſchen, 
Weichſeln, Zwetſchken und wälſche Nüſſe in der dritten 
Abtheilung, welche wir Saamentafeln genannt haben, 
zwar aufgezogen, aber daſelbſt theils nicht veredelt wer⸗ | 
den, theils auch keiner Veredlung bedürfen. Was nun 
die Pflege derſelben während dieſer Zeit betrifft, da habt 
ihr Folgendes zu beobachten. | 


99 


Im erſten Jahre. 
§. 136. 

In dieſem Jahre werden fie behandelt wie die Wild 
linge jener Gattungen, welche veredelt werden, d. h. es 
wird der Grund von Unkraut ſtets rein gehalten, und 
wenn er rein geworden, wieder behutſam aufgelockert, 
welches Auflockern aber niemals bei einer anhaltenden 
Hitze geſchehen darf, übrigens darf an den jungen Pflan⸗ 
zen nichts geſchnitten werden. 


Im zweiten Jahre. 


9. 137. 


In dieſem Jahre bleibt die Bearbeitung des Grundes 
dieſelbe, wie im erſten Jahre. Je öfter das Unkraut ver: 
tilgt und der Grund aufgelockert wird, um ſo ſchneller 
werden die Bäumchen heranwachſen, zumal da ſie hier 
weiter aus einander ſtehen, als jene 2 Saatſchule, 
daher ihre Wurzel mehr Raum haben, ſich auszubreiten. 

An den Bäumchen ſelbſt wird in dieſem Jahre noch 
nichts geſchnitten, nur bei den Kirſchen und Weichſeln 
findet eine Ausnahme ſtatt. Bei dieſen darf man keine 
ſtarken Seitentriebe dulden, weil, wenn ſie länger ſtehen 
bleiben, dem Baume durch ihr ſpäteres Wegſchneiden eine 
ſtarke Wunde beigebracht wird, an welche der Harzfluß 
erſcheint. 

Dieſer Harzfluß beſteht darin, daß an der verwun⸗ 
deten Stelle der Saft des Baumes ausfließt, daſelbſt ver— 
härtet, und in dieſem Zuſtande wie Gummi ausſieht. Diefer 
Saftverluſt verſetzt den Baum in einen krankhaften Zuſtand, 
an welchem er zuletzt eingehet. 


60 


Im dritten Jahre. 
F. 138. 


So wie nun die Wurzeln ſich mehr ausbreiten koͤnnen, 
werden auch aus den Augen des Stämmchens Triebe ſich 
bilden, welche, wenn man ſie ſtehen ließe, zu ſo ſtarken 
Zweigen heranwachſen würden, daß ſie bald ſtärker als 
der Schaft des Bäumchens ſelbſt ſeyn würden. 

Dahin darf man es aber nicht kommen laſſen, ſon⸗ 
dern im Frühjahre, bevor das Bäumchen in Saft tritt, 
werden alle ſo ſtarken Seitentribe glatt am Stamme weg⸗ 
geſchnitten, wobei das Meſſer von unten nach oben geführt 
wird, nur einige ſchwache Triebe werden als Saftleiter 
ſtehen gelaſſen, damit ſie dem Schafte Nahrung zuführen 
und ihn verſtärken helfen. Dies gilt beſonders von den 
Kirſchen und Weichſeln, dann Zwetſchken. Die wälſchen 
Nüſſe machen ſolche Seitentriebe ſeltener. 

Die fleißige Bearbeitung des Grundes bleibt dieſelbe 
wie im vorigen Jahre. 


Im vierten Jahre. 
§. 139. 


Im Frühjahre dieſes Aten Jahres, bevor die Baum: 
chen in Saft treten, werden abermals die ſtarken vorjäh⸗ 
rigen Seitentriebe weggeſchnitten, und wieder einige der 
ſchwächeren als Saftleiter ſtehen gelaſſen. Die Bearbei⸗ 
tung des Grundes bleibt auch in dieſem Jahre dieſelbe. 


F. 140. 


Bei den Nußbäumen wird es ſelten nothwendig ſeyn, 
ſolche Seitentriebe auszuſchneiden, weil ſie meiſtens ſchon 
ohne ſolche gerade in die Höhe wachſen. 

Wenn indeſſen ſolche dennoch zum Vorſcheine kommen, 


61 


fo ſollt ihr fie ſchon als Knospe abdrücken, und nicht erſt 
warten, bis ein Trieb daraus wird. 


Im fünften Jahre. 
§. 141. 


Im guten Grunde und bei fleißiger Bearbeitung des— 
ſelben, werden die Bäumchen, namentlich die Kirſchbäume, 
in dieſem öten Jahre 9 zu einer Höhe von 6 Fuß 
gelangen. 

In dieſer Höhe wird der Herztrieb auf einige Zoll 
zurück eingeſtutzt, d. h. abgeſchnitten. Dieſes Abſchneiden 
hat zum Zwecke den Saft zurück zu drücken, wodurch die 
oberſten Augen gezwungen werden, Triebe zu machen, 
welche in der Folge die Zweige der Krone bilden ſollen. 

Dieſes Einſtutzen geſchieht ſtets im Frühjahre, bevor 
der Baum in Saft tritt, es wird daher das Einſtutzen 
dieſer volle 5 Jahre alten Bäume erſt im Frühjahre des 
öften Jahres vorgenommen werden dürfen. 

An den Zweigen ſolcher Bäume darf jedoch nichts 
geſchnitten werden. 


b §. 142. 


Sollten aber ſolche Bäume wegen ihres ſchwachen 
Wachsthums noch länger an ihrem Standorte in den 
Saamentafeln ſtehen bleiben müſſen, was auch der Fall 
ſeyn kann, wenn man entweder keinen Platz hat, um 
ſie zu verſetzen, oder keine Gelegenheit ſie zu verkau— 
fen, ſo muß man daran denken, ſolchen Bäumen ſchon 
hier eine ſchöne Krone zu verſchaffen; dieſe Krone 
erhalten ſie dadurch, daß die einzelnen Zweige derſelben 
auf 2 bis 3 Augen eingeſtutzt (abgeſchnitten) werden, daß 
ferner einem ſolchen Bäumchen höchſtens 4 — 5 ſolcher 
Zweige gelaſſen, die übrigen aber glatt am Schafte weg⸗ 


62 


geſchnitten werden, und daß die ſtehen gelaſſenen und ein- 
geſtutzten Zweige nicht etwa auf einer Seite des Schaftes, 
ſondern allenthalben um den Schaft herum gleich weit 
von einander abſtehen, wodurch eine ſchöne Krone l 
wird. 


6. 143. 

Dieſes Einſtutzen der Zweige zur Bildung der ie 

des Baumes darf an den Nußbäumen nicht vorgenommen 
werden, weil ſie das Beſchneiden nicht vertragen. 


Vom Obſtgarten. 


6. 144. 

Wir haben euch bisher gelehrt, wie ihr ſchöne und 
geſunde Bäume ſelbſt aufziehen könnet; da jedoch der 
Zweck eines ſolchen Baumes iſt, daß er ſchöne, gute und 
viele Früchte trage, um uns für unſere Mühe zu beloh⸗ 
nen, der Obſtbaum aber, wenn er auf ſeinem Standpunkte 
in der Baumſchule ſtehen bliebe, dieſen Zweck nicht erfüllen 
könnte, indem die Bäume da zu nahe an einander ſtehen, 
daher ſich nicht ausbreiten können, ſo folgt daraus die 
Nothwendigkeit, daß ſolche Bäume, wenn fie die im 8. 
142 angegebene Größe erreicht haben, dahin verſetzt wer⸗ 
den ſollen, wo wir fie brauchen, um entweder alte kränk⸗— 
liche oder ſchon abgeſtorbene Bäume zu erſetzen, oder um 
neue Obſtgärten anzulegen, oder auch um Straßen und 
Wege damit zu bepflanzen. 

§. 145. 

Beim Ausſetzen junger Bäume müßt ihr vor 7 
andern den Grund, wohin ſolche Bäume verſetzt werden 
ſollen, unterſuchen. Bevor wir euch jedoch mit den Eigen⸗ 
ſchaften bekannt machen, die ein ſolcher Grund haben ſoll, 


63 


müßt ihr euch den Grundſatz merken, daß der Grund, 
wohin ein Baum aus der Baumſchule geſetzt 
werden ſoll, ſtets beſſer ſeyn muß, als der 
Grund, worin der Baum aufgezogen wurde. 
Es liegt ſchon in der Natur, daß der Uebergang vom 
Schlechteren zum Beſſeren den Pflanzen beſſer gedeihet, als 
umgekehrt. | 


Von der Wahl des Grundes zum Obſtgarten. 


6. 146. 


Der Grund und Boden und ſeine Lage iſt nicht 
überall gleich; an manchen Orten findet man mehrere Fuß 
tief gute Erde, an andern Orten beträgt fie wieder nur 
einige Zoll Tiefe, unter welcher dann Stein, Schiefer, 
Sand oder Lehm gefunden wird, hie und da iſt die Lage 
des Grundes tief und naß, anderswo wieder hoch und 
trocken, der eine Grund hat eine Abdachung gegen die 
Mittagsſeite, der andere wieder gegen die Mitternacht. 
Ihr werdet einſehen, daß ein ſo verſchiedener Grund nicht 
allen Baumgattungen gleich zuträglich ſeyn kann. Wir 
haben daher beim Anlegen eines Gartens vor allem arts 
dern zu unterſuchen, welche Obſtgattung für dieſen oder 
jenen Grund die paſſendſte ſey. 

Der Aepfelbaum erfordert einen gebundenen Thon— 
boden, der geeignet iſt, guten Weizen zu tragen. Diefer 
Boden iſt ihm deßwegen nöthig, damit ſeine Wurzeln, die 
nicht tief liegen, von der ſtarken Sommerhitze und von 
ſtarken Fröſten nicht leicht erreicht werden, er liebt einen 
| ebenen, etwas feuchten aber nicht naßen Grund, und wird 
vorzüglich gedeihen, wenn er in einer gegen Abend und 
Mitternacht geſchützten Lage gepflanzt wird. 


* 


64 

Der Birnbaum liebt einen tiefen trockenen Thon; ö 
boden, am beſten wird er da gedeihen, wo unter dem 
Thon ſich Lehm oder Thonſchiefer befindet. Eine Unter⸗ 
lage von Sand oder Kies iſt ihm ſchädlich. Uibrigens 
wird er auch an Lehnen, die nicht gegen Mitternacht liegen, 
gedeihen, wenn der Grund die hier Kelche ER 
ſchaften hat. 

Die Kirſchen- und Weichſelbäume kommen 
beinahe in jedem Grunde und in jeder Lage fort, doch 
werden ihre Früchte nur in einer warmen Lage ſchmackhaft, 
weßhalb fie vorzüglich an ſolchen Lehnen, die gegen Mit⸗ 
tag und Abend liegen, gepflanzt werden ſollen. An Leh⸗ 
nen, die gegen Mitternacht und gegen Sonnenaufgang 
liegen, leiden ihre Blüthen zu ſehr von den Frühjahrs⸗ 
nachtfröſten. 

Der Nußbaum erfordert zu feine Gedeihen einen 
tiefen Thonboden, der hoch gelegen iſt. In tiefen Lagen 
und überhaupt in Thälern erfriert er. 


Der Zwetſchken baum liebt einen feuchten, en 
und ſchweren, aber nicht naſſen Boden. P 


5. 147. 


Wollt ihr einen Obſtgarten im freien Felde anlegen, 
und den Grund zwiſchen den Bäumen auch noch zum Ge⸗ 
treidebaue verwenden, ſo dürft ihr in einem ſolchen Gar⸗ 
ten weder Kirſchen noch Weichſeln pflanzen, weil dieſe 
Früchte zu einer Zeit reif werden, wo das Getreide noch 
auf dem Felde ſtehet, welches durch das Abnehmen des 
Obſtes ſehr beſchädiget wird. N 


b. 148. 


Für diejenigen Gegenden Böhmens, welche eine kalte 
Lage haben, werden Aepfel und Weichſeln paſſen, weil 


65 


fie härter find, daher einen ſtrengen Winter leichter 
ertragen, als Birnen⸗, Nußbäume und Kirſchen. 


§. 149. 


Zu Pflanzungen an Straßen und Wegen wählet vor⸗ 
zugsweiſe Kirſchen und Weichſeln; in tiefen, etwas 
feuchten Lage Zwetſchken, in hohen trockenen Lagen Nuß⸗ 
bäume; weil ihr dieſe Baumgattungen, die entweder gar 
nicht, oder erſt ſpäter an Ort und Stelle veredelt werden, 
mit weniger Mühe aufziehet, und daher die häufigen Nach⸗ 
beſſerungen, welche ſolche Straßenpflanzungen nothwendig 
baben, leichter beſtreiten könnet. 


6. 150. 


* Habt ihr in ſchon beſtehenden alten Gärten und Alleen 
abgeſtorbene Bäume durch neue zu erſetzen, ſo ſetzt nie 
die alte Obſtgattung, die früher da geſtanden iſt, ſondern 
immer eine andere, die ganz gewiß beſſer gedeihen wird, 
als wenn ihr nach einem abgeſtorbenen Apfelbaume wieder 
einen jungen Apfelbaum hinſetzt. 
haar 6. 151. 

* Auch iſt es ſehr gut in die Grube eines ſolchen Bau⸗ 


mes nicht wieder dieſelbe Erde, die ausgehoben wurde, 
ſondern eine fremde gute Erde zu geben. 


Von der Herrichtung des Grundes zu einem 
Obſtgarten. 


6. 152. 


Bei der Anlage eines neuen Obſtgartens iſt es noth⸗ 
wendig, daß die Bäume in geraden Linien wie Tafel 3, 
Fig. 33 - a gleichweit von einander ausgeſetzt werden. 

5 


66 
Die Luft kann da allenthalben durchftreichen und auch die 
Sonne die Früchte beſcheinen und zur Reife bringen; oder 
man ſetzt ſie in Verband wie Fig. 33 a b, ſo daß immer in | 
der Mitte von 4 Bäumen a einer b zu ſtehen kömmt. 
Dieſe letzte Art einen Garten anzulegen, hat deßhalb den 
Vorzug, weil auf einer gegebenen Fläche mehr Bäume 
ſtehen können, ohne ſich wechſelſeit ig zu hindern, und end⸗ 
lich können in einer ſolchen Pflanzung Sturmwinde nicht 
ſoviel Schaden machen „weil der Wind gebrochen wird. 


Wie weit die Bäume von einander abſtehen ſollen, 

hängt von der Obſtgattung ab, die ihr pflanzen wollet. 
Wollt ihr z. B. lauter Aepfelbäume ausſetzen, ſo müſſen 
die 9 ihr möget die Reihen nach der Länge oder 
Breite anſehen, wenigſtens 4 Klafter von einander ſtehen, 
weil die Zweige der Aepfelbäume ſich ſehr ausbreiten; 
Birnbäume hingegen brauchen nur eine Entfernung von 
3 Klaftern, weil ihre Zweige mehr in die Höhe als in 
die Breite gehen. Eine gleiche Breite erfordern auch die 
Zwetſchken. 


Kirſchen und Weichſeln erfordern denſelben Raum 
wie die Aepfeln, wenn f ie im ebenen guten Grunde ſtehen 
auf Lehnen können fie 3 Klafter von einander ſtehen, di 
Nußbäume aber müſſen 5 Klafter von einander gepflanz 
werden. Iſt jedoch der Grund gut, und die Lage hoch 
fo werden fie eine Entfernung von 6 Klaftern brauchen 
Beabſichtiget ihr aber den Grund des Obſtgartens aud 
zum Getreidebau zu benützen, fo müßt ihr, um dazwiſche | 
alle Arbeiten bequem verrichten zu können, die Baumreibeil: 
ohne Unterſchied der Obſtgattung 5 bis 6 Klafter von ein 
ander anlegen, und dürfet keine ſolche Obſtgattungen pflanzer 
welche früher abgenommen werden müſſen, als das Ge 
treide reift, weil durch das Abnehmen derſelben viel Ge 


5 67 
treide zuſammengetreten wird, wie wir euch ſchon im 
§. 147 geſagt haben. 

$. 153. 

Wenn jedoch kein Getreide unter den Bäumen gebaut 
werden ſoll, und der Grund die erforderliche Eigenſchaft 
hat, ſo iſt es klüger, Aepfel, Birnen und Zwetſchken 
untereinander auszuſetzen, und zwar ſo, daß z. B. nach 
einem Aepfel⸗ ein Zwetſchkenbaum, dann ein Birn⸗ und 
wieder ein Zwetſchkenbaum geſetzt wird, oder daß Aepfel⸗, 
Zwetſchken⸗, Birn⸗ und Zwetſchkenreihen mit einander 
abwechſeln. Dieſe Pflanzungsart hat den Vortheil, daß 
die Bäume nicht ſo weit von einander abzuſtehen brauchen, 
wodurch ihr auf eine gegebene Flaͤche mehr Baͤume aus⸗ 
ſetzen könnet. 


§. 154. 

Sobald ihr die Obſtſorten beſtimmt habt, die ihr aus⸗ 
ſetzen wollt, müßt ihr zur Eintheilung des Grundes ſchrei— 
ten. Dieſe Eintheilung wird dadurch gemacht, daß man 
zuerſt die Baumreihen abſteckt, indem man am Anfange 
und am Ende einer jeden Reihe einen geraden Baumpfahl 
aufſtellt, und dann in den Reihen den Standpunkt eines 
jeden Baumes nach der Klafter, abermals durch einen 
Baumpfahl bezeichnet. a 5 

Wie dieſe ſämmtlichen Pfähle geſtellt werden, daß 
der ganze Garten in allen Richtungen gerade Gaſſen 
bildet, werden wir euch lieber durch einen Gärtner zeigen 
laſſen als beſchreiben. Ihr werdet dieſes vom Sehen 
geſchwinder begreifen, als durch eine Beſchreibung dieſes 
Verfahrens. 


68 5 


7 


Von den Baumgruben. 
§. 155. 

Nachdem ein ſolcher Garten durch Baumpfähle abge⸗ 
ſteckt und der Standpunkt eines jeden Baumes bezeichnet 
iſt, wird der Umfang einer jeden Baumgrube im Viereck 
mit einer Kratze oder Haue um den Pfahl herum bezeich⸗ 
net, und die Grube ausgeworfen. 

Eine ſolche Baumgrube, gleichviel für welche Obſt⸗ 
gattung ſie beſtimmt iſt, muß wenigſtens 4 Schuh lang, 
4 Schuh breit und 3 Schuh tief ſeyn; ſollen jedoch in 
ſchon beſtehenden Gärten abgeftorbene Bäume herausge⸗ 
worfen, und neue dafür geſetzt werden, ſo müſſen die 
Gruben wenigſtens eine Klafter lang, eben ſo breit und 
4 Schuh tief gemacht werden, damit man ſoviel von den 
alten Wurzeln des Baumes, als nur möglich heraus⸗ 
ſchaffen kann. ® 

Beim Ausgraben der Erde muß die obere frudiihgte | 
Erde und die Raſenſtücke auf die eine Seite der Grube, 

und die untere ſogenannte unfruchtbare Erde auf die andere 
Seite gelegt werden. 

Es iſt fehr gut, wenn dieſe Gruben ſchon im 8 
gemacht werden, damit über den Winter Schnee und Regen 
den Untergrund der Grube mürbe und fruchtbar machen. 
Sollte die Erde aus der Baumgrube von ſchlechter Be⸗ 
ſchaffenheit ſeyn, ſo hat man waͤhrend dem Winter Zeit, 
eine beſſere zufuͤhren zu laſſen. | 


aa WB 
Von der Zeit zum Verſetzen der Bäume. 
$. 156. 


Die Obſtbäume werden entweder im Herbſte oder im 
Frühjahre verſetzt. 


69 


Das Ausſetzen der Baͤume im Frühjahr hat den 
Vortheil, daß zu dieſer Zeit in der Regel keine ſo heftige 
Fröfte mehr eintreten, welche bis zu den Wurzeln des 
friſchgeſetzten Baumes eindringen, und den Setzling heben 
können, ſondern durch die bald darauf eintretende Früh— 
lingswärme der Baum nach dem Einſetzen zu treiben be- 
ginnt, während der im Herbſte ausgeſetzte den ganzen 
Winter über ohne äußere Lebenszeichen und faſt unthätig 
ſich verhält, daher ſich durch eine fo lange Zeit auf fei- 
nem neuen Standorte nicht einwurzelt. 

Allein man kann ſich von dem Ausſetzen im Früh— 
jahr nur dann ein gutes Gedeihen verſprechen, wenn man 
im Stande iſt, jeden friſch geſetzten Baum mit einigen 
Kannen Waſſer einzuſchlemmen, was auch noch ſpäter bei 
anhaltender Trockenheit wiederholt werden müßte, ſonſt 
würde er ſchwerlich gedeihen. 

Da nun beſonders bei größeren von Bächen oder 
Brunnen entfernten Obſtbaumanlagen, und beim Ausſetzen 
langer Straſſen⸗Alleen und Hutweiden, das Herbeiſchaf— 
fen des Waſſers zu beſchwerlich, oft ganz unthunlich iſt, 
da ferner die Zeit zwiſchen dem Aufthauen des Bodens 
und dem Beginnen der Saftbewegung im Baume im Früh— 
jahr viel zu kurz iſt, um mit dem Ausſetzen der Bäume 
beſonders jener, welche wie die Kirſchen und Weichſeln zeitli— 
cher ausſchlagen, bis dahin fertig zu werden, fo ziehet man es 
vor, das Verpflanzen der Bäume im Herbſte vorzunehmen. 
Der im Herbſt ausgeſetzte Baum genießt während 
dem Winter durch die eintretenden Nebel, Regen und 
Schnee eine Feuchtigkeit, welche eben ſo, wenn nicht noch 
wohlthätiger auf ihn wirkt, als das Einſchlemmen im 
Frühjahr, weil durch dieſe Winterfeuchtigkeit die lockere 
Erde ſich an den Wurzeln beſſer anſchmiegt und letztere 
ſchneller im Frühjahr zur Thätigkeit bringen. 


70 


Bei dieſen Herbſtpflanzungen hat man aber zu be⸗ 
obachten: 

1) daß man keinen Baum fruͤher aushebt und überſetzt, 
als bis ſein Laub von ſelbſt abgefallen iſt, weil 
wir aus Erfahrung wiſſen, daß der Baum, ſolange 
das Laub nicht abfällt, ſeine Verrichtungen noch nicht 
beendigt hat. | 

2) Daß die Baumgruben wenigſtens ſchon im vorherge⸗ 
henden Sommer gegraben werden, damit der Grund 
derſelben, durch Luft, Licht, Wärme und Regen mürbe 
gemacht werde. Bei Frühjahrspflanzungen wird die⸗ 
fer Zweck erreicht, wenn die Gruben im vorherge- 
henden Herbſt gemacht werden. 

3) Daß man den geſetzten Baum etwas feſter, als wir 
es bei der Frühjahrspflanzung §. 177 gelehrt haben, 
eintrete, damit die Winterfröͤſte den Baum Kan fo 
leicht een können. 

4) Daß man den im Herbſte ausgeſetzten Baum nur in 
ſeinen Wurzeln nicht aber in ſeiner Krone beſchneide, 
weil ein ſtarker Froſt auf die Schnittflächen nach⸗ 
theilig einwirken könnte; das Beſchneiden der Krone 
darf erſt im Frühjahr und zwar bevor der Baum 
in Saft tritt, vorgenommen werden. 

$. 197. 

Wenn jedoch im Herbſte zeitlich ſolche Fröſte ein⸗ 
treten, welche das Ausheben der Bäume ohne Beſchädi— 
gung ihrer Wurzeln nicht mehr geſtatten, ſo erfolgt das 
Ausheben und Verſetzen derſelben im Fruhjahre. In die⸗ 
ſem Falle beeile man ſich mit dem Ueberſetzen, damit 
der ausgeſetzte Baum, wenn er wegen großer Cntfer- 
nung vom Waſſer und wegen Mangel an Zeit nicht 
eingeſchlemmt werden könnte, noch die Winterfeuchte 
genieße. Bei dieſen Frühjahrspflanzungen müſſen 


71 
die zuerſt in Saft tretenden Bäume auch znuerſt geſetzt 
werden. Dem zufolge werdet ihr erſt die Kirſchen- und 
Weichſel⸗, dann die Birn- und Aepfel, und zuletzt die 
Zwetſchken⸗ und Nußbäume ſetzen müſſen. 


Vom Ausheben der Bäume zum Verſetzen. 
$. 158. 


Bevor ihr die Bäume aus der Baumſchule aushebet, 
wählet die ſchönſten gradgewachſenen Stämme, die wenig⸗ 
ſtens 6 Fuß bis zu ihrer Krone haben, und bezeichnet 
ſolche entweder mit Weidenruthen oder mit Stroh, damit 
nur die bezeichneten ausgehoben werden, die fchwächeren 
bleiben in der Baumſchule ſtehen, wo ſie bald an Stärke 
zunehmen werden, da ihre Wurzeln nunmehr ſich beſſer 
ausbreiten können. Zum Ausheben verwendet wo möglich 
nur das Stechſcheid Tafel 1 Fig. 4, und nur dann, wenn 
ihr damit nicht ausreicht, die Haue Tafel 1 Fig. 2, daß ihr 
beim Ausgraben der Bäume mit ſolcher Vorſicht zu Werke 
gehen werdet, daß dabei die Wurzeln nicht unnöthiger 
Weiſe beſchädigt werden, haben wir euch ſchon im §. 48 
geſagt, und empfehlen es euch auch beim Ausheben dieſer 
Bäume 


9. 159. 


Wollt ihr einen Garten mit früh und ſpät reifenden 
Obſtgattungen ausſetzen, ſo ſetzet alle gleich reifenden Sor⸗ 
ten zuſammen, woraus der Vortheil erwächſt, daß in dem 
Maaße, als Früchte abgenommen werden, ſich auch die Auf⸗ 
ſicht vermindert, während, wenn die Sorten gemiſcht ausge⸗ 
ſetzt ſind, man oftmals wegen ein Paar Bäume den gan⸗ 
zen Umfang eines Gartens bewachen muß; damit aber mit 
den einmal ausgehobenen Bäumen keine Verwechslung ſtatt 


72 


findet, fo hebet auch die Bäume in der Baumſchule in der⸗ 
ſelben Ordnung aus, nehmlich alle gleichreifenden Fruͤchte 
zuſammen. 


§. 160. 

Ihr ſollt nicht mehr Baͤume auf einmal ausheben, als 
ihr an demſelben Tage ausſetzen könnet. Die ausgehobenen 
Bäume werden in ſolchen Bündeln mit Weiden oder Stroh 
zuſammengebunden, daß ein Mann ein ſolches Bündel 
leicht tragen kann, und werden da eingeſchlagen, wo man 
ſie ausſetzen will. 

Einſchlagen heißt, die Wurzeln der Bäume ſo voll⸗ 
kommen mit Erde bedecken, damit weder Sonne noch 
Luft ſie austrocknen können. Sobald die Anzahl der Bäume 
ausgehoben iſt, die wir für dieſen Tag brauchen, werden 
ſolche dahin getragen, wo ſte ausgeſetzt werden ſollen, 
dort ſoll ein Gefäß mit Waſſer in Bereitſchaft ſtehen, in 
welches die Baumbündel mit ihren Wurzeln hineingeſteckt 
werden, und ſo lange darin ſtehen bleiben, bis man ſie 
zum Verſetzen braucht. 

Jene Bäume, welche in dieſem Gefäße nicht Platz 
haben, müſſen indeſſen eingeſchlagen bleiben, oder mit 
Stroh bedeckt werden, und ſo wie aus dem Waſſergefäße 
einige Bündel Bäume zum Verſetzen herausgenommen werden, 
werden andere wieder hineingeſtellt, damit die Wurzeln 
ſämmtlicher Bäume feucht in die Baumgruben kommen. 


§. 161. 

Beim Ausheben der Bäume beobachtet ja genau die 
Vorſicht, ihre Wurzeln ſo wenig als möglich zu verletzen, 
umgrabet ſie daher zuerſt von allen Seiten ſo vorſichtig, 
daß fie zuletzt nur ausgezogen werden dürfen; hängt der 
Baum irgendwo mit der Wurzel feſt, ſo ſuchet lieber mit 
den Händen nachzuhelfen, als ſolchen mit Gewalt abzu⸗ 


73 


hauen oder abzureißen, denn es konnte leicht ſeyn, daß 
gerade dieſe eine ſeiner ſchönſten Wurzel war. 


Von dem Beſchneiden der Wurzeln. 


§. 162. 

Wir haben euch ſchon im §. 53 geſagt, daß die jun⸗ 
gen Bäumchen beim Verſetzen beſchnitten werden ſollen; 
dieſe Regel gilt auch jetzt beim Verſetzen der nun hoch— 
ſtämmig gewordenen Bäume, denn auch diesmal entſcheidet 
das zweckmäßige Beſchneiden über das künftige Gedeihen, 
die Schönheit und Tragbarkeit des Baumes. 

6. 163. 

Wenn ihr beim Ausheben der Bäume noch ſo vorſichtig 
waret, ſo werdet ihr es doch nicht haben verhüten können, 
daß nicht hie und da eine Wurzel gewaltſam abgeriſſen 
werde. Alle ſolche abgeriſſene Wurzeln müſſen mit den 
Gartenmeſſer an ihren Enden glatt abgeſchnitten werden, 
weil der Riß an den Wurzeln Faſern erzeugt, welche 
gerne faulen. Die flärferen Wurzeln werden eingeſtuzt, 
die Pfahlwurzeln aber, welche häufiger an Birnbäumen ſich 
finden, werden bis auf 1 — 2 Zoll Länge abgeſchnitten, 
zum Abſchneiden der ſtarken Wurzeln nehmet die euch 
ſchon bekannte Baumſäge; der Sägeſchnitt muß aber ſtets 
mit dem ſcharfen Gartenmeſſer nachgeſchnitten werden. 
Befinden ſich mehrere ſtarke Wurzeln ſo neben einander, 
daß ſie ſich in der Bildung von Haarwurzeln wechſelſeitig 
hindern würden, ſo wird die ſtärkſte weggeſchnitten; beim 
Wegſchneiden einiger Wurzelu ſehet darauf, damit die 
einzelnen Wurzeln an dem Schaft herum gehörig vertheilt 
find, und daß die feineren Wurzeln geſchont werden, 
ändem dieſe vorzüglich dazu beſtimmt find, im Anfange 


74 


dem Baume Nahrung zuzuführen; ihre Spitzen werden 
bloß mit dem Meſſer glatt abgeſchnitten (geſtutzt). Alle 
ſolche Wurzeln, welche unverhältnißmäßig länger ſind als 
die übrigen, werden auf gleiche Länge mit dieſen eingeſtutzt. 
Alle Schnitte an den ſtarken Wurzeln werden ſo ſchräg | 
gemacht, daß, wenn der Baum aufgeftellt wird, alle 
Schnittflächen ſo auf dem Boden aufliegen, daß von oben 
keine ſolchen Schnittflächen zu ſehen ſind. 

Iſt der Baum in ſeinen Wurzeln beſchnitten, ſo 
kömmt die Reihe an ſeine Krone. 


Vom Beſchneiden der Krone. 
§. 164. 

Wir haben euch im §. 141 geſagt, daß die volle fünf 
Jahre alten Bäume im Frühjahre des ſechſten Jahres am 
Herztriebe eingeſtutzt werden ſollen, wodurch die oberſten 
Augen gezwungen werden, Aeſte zu machen, aus welchen 
in der Folge die Krone des Baumes gebildet wird. Haben 
ſich nun im ſechsſten Jahre dieſe Aeſte gebildet, und wird 
der Baum im Frühjahre des ſiebenten Jahres ausgeſetzt, 
fo werden vier bis fünf dieſer leſte auf zwei Augen ein⸗ 
geſtutzt, die übrigen aber ganz weggeſchnitten; beim weg⸗ 
ſchneiden der überflüßigen Aeſte ſehet darauf, daß die ſtehen 
bleibenden allenthalben um den Schaft herum gehörig ver- 
theilt find, wodurch der Baum eine ſchöne Krone erhält. 

§. 165. 

Das Einſtutzen der Aeſte hat zum Zwecke, den Saft 
auf die ſtehen gelaſſenen Augen zurückzudrücken, wodurch 
dieſe ſchneller Zweige treiben. Dieſes Zurückdrücken des 
Saftes dient auch noch dazu, um neue Wurzeln zu bilden, 
die der friſch geſetzte Baum zu ſeiner Erhaltung nöthig hat. 


75 
b. 166. 


Wenn ihr aber ſolche Bäume verſetzet, welche älter 
als ſechs Jahre fund, und deren Aeſte ſchon in der Baum— 
ſchule zu dem Zwecke eingeſtutzt wurden, um daſelbſt eine 
Krone zu bilden, wie wir euch in dem $. 142 angegeben 
haben, ſo werden ſolche Kronen beim Verſetzen des Baumes 
nicht wieder eingeſtutzt, ſondern es werden nur die Spitzen 
oder einzelnen Zweige abgeſchnitten; wenn jedoch dieſe 
Zweige ſtark und lang geworden wären, ſo müßt ihr ſolche 
gleich beim Verſetzen des Baumes auf vier bis fünf Augen 
einſtutzen; ſind einzelne Zweige der Krone in der Krone 
hineingewachſen, ſo müßt ihr ſie wegſchneiden, denn die 
Krone ſoll wo möglich iuwendig ganz frei von Zweigen 
ſeyn, damit Sonne und Licht überall hinkommen können, 
um das Ausreifen des Holzes und der Früchte zu befördern. 


§. 167. 


Beim Verſetzen der Nußbäume werden nur die Wur⸗ 
zeln, nicht aber die Kronen derſelben beſchnitten, weil dieſe 
das Beſchneiden nicht vertragen. Wenn jedoch einzelne 
Zweige die Krone verunſtalten ſollten, ſo ſollen ſie ganz 
weggeſchnitten werden. 


Von den Baumpfählen. 


9. 168. 


Jeder friſch geſetzte Baum braucht einen Pfahl, an wel⸗ 
chen er angebunden wird, nm ihn aufrecht zu halten, und 
gegen Sturm und Wind vor Erfchütterung zu bewahren. 
Ein ſolcher Pfahl kann von jeder Holzgattung ſeyn, ſo 
fern er nur gerad gewachſen iſt, jedoch ſind junge Tannen 
die dauerhafteſten; er muß wenigſtens neun Schuh lang, 


76 


zwei Zoll ftarf ſeyn, und wird vor dem Setzen von feiner 
Rinde befreit, weil dieſe den Inſekten zum Aufenthalte dient. 


Wenn von beiden Enden eines ſolchen Pfahles eins 
ſtärker als das andere wäre, ſo kömmt das ſtärkere Ende 
in die Grube. 


6. 169. 


So weit der Pfahl in die Grube kommt, und noch 


etwas darüber hinaus ſoll er angebrennt ſeyn; durch dieſes 
Anbrennen verkohlt ſich ſeine Außenſeite, welche dadurch 
gegen Wurmfraß und Fäulniß durch einige Jahre geſchützt 
wird. 
§. 170. 
Sollten Bäume an Straßen und Wegen gepflanzt 


werden, wo die Baumpfähle haufig durch böſe Menſchen 
ausgezogen zu werden pflegen, ſo muß man das Ausziehen 


derſelben ihnen dadurch erſchweren, daß man den Theil 


der Baumſtange, der in die Grube kömmt, zwei Querhölzer 
ein Schuh von einander entfernt, annagelt, welche die Form 
eines doppelten Kreutzes bilden, wie dieß die Taf. III. 


Fig. 34., bei a zeigt. Einen ſolchen Baumpfahl wird man 


eher abbrechen als ausziehen können. 


6. 171. 


So wie man nun beim Abſtecken eines Gartens zuerſt | 
bie ſämmtlichen Baumpfähle aufftellen fol, um den Stand» 
punkt eines jeden Baumes zu kennen, damit man da für 
ihn die Grube machen laſſen kann, eben fo müßen vor dem 
Ausſetzen der Bäume die Baumpfähle in der Grube wieder 
feſt aufgeſtellt werden, damit man beim Setzen der Bäume 
nicht mehr nöthig hat, die Aufmerkſamkeit auf die gerade 
Richtung der Reihen zu wenden. Um die Pfähle in den 
Gruben aufſtellen zu können, muß man zuerſt von der 


| 


| 
| 


77 


unterſten unfruchtbaren Erde, welche nach §. 1. auf der 
einen Seite der Grube liegt, ſo viel in die Grube hinein— 
werfen, damit ſie wenigſtens bis zur Hälfte gefüllt wird. 
Dieſes nennt man das Ein werfen der Gruben. In 
die ſe Erde wird nur der Pfahl hineingeſetzt, und die Erde 
um ihn herum etwas feſt getreten, damit er ſtehen bleibt. 
Werden jedoch Pfähle mit den Querhölzern geſetzt, ſo 
kommen ſolche zuerſt in die Grube, und dann wird die 
Erde darauf geworfen und feſtgetreten. | 
$. 172. 

Das richtige Aufftellen dieſer Pfähle ift eine eben fo 
künſtliche Arbeit, als das Abſtecken eines Gartens, und 
wird euch durch einen Gärtner praktiſch gezeigt werden. 
Wenn nun die Pfähle nach allen Richtungen in ſchnur⸗ 
graden Linien ſtehen, ſo wird zum Ausſetzen der Bäume 
geſchritten. m 


Das Ausſetzen der Bäume. 
| $. 173. 

Obſtbäume ſollen fo tief geſetzt werden, daß ihre Wur⸗ 
zelkrone nach dem Einſchlemmen höchſtens mit 4 — 6 Zoll 
Erde bedeckt iſt. Dem zufolge ſollen die Bäume auch etwas 
höher geſetzt werden, als ſie in der Baumſchule geſtanden 
ſind, weil die lockere Erde in der Grube in der Folge ſich 
mit dem Baume ſetzt, damit ſie dann nicht zu tief zu ſtehen 
kommen. 

Dieſes gilt im Allgemeinen von allen Obſtbäumen, 
welche in ebenen Grund geſetzt werden, denn wir wiſſen 
aus Erfahrung, daß Wärme und Feuchtigkeit in einer ſolchen 
Tiefe leichter zu den Wurzeln dringen, und das Wachstum 
ſolcher Bäume befördern. 


78 

§. 174. | 
Werden jedoch Bäume auf einen abſchießigen Grund 
oder gar an ſteilen Berglehnen geſetzt, ſo müßen ihre Wur⸗ 
zelkronen wenigſtens mit acht Zoll Erde bedeckt ſeyn, damit 
bei ſüdlichen Lehnen die Sonne die Wurzeln nicht vertrockne, 
und wenn durch ſtarke Regengüße die Erde herabgeſchwemmt 
wird, die Wurzeln nicht zu ſchnell von der Erde ent⸗ 
blößt werden können. 

$. 175. 

Nach dieſen Grundſätzen werdet ihr bei dem beſchrie⸗ 
benen Eiawerfen der Gruben zu beurtheilen haben, wie 
viel Erde noch in die Grube hineinzuwerfen fe, DER 
der Baum geſetzt werden kann. 

Sehr haufig muß man dabei auch die Form der Wur⸗ 
zeln berückſichtigen. Manche Wurzeln laufen geradaus 
(wagrecht), manche wieder gehen in die Tiefe (ſenkrecht). 
Bei den erſteren werdet ihr mehr Erde unter die Wurzeln 
haben müßen, während ihr bei den letzteren hie und da, 
wo gerade eine Wurzel hiukekchr, noch Erde herausnehmen 
werdet. 


§. 176. 

In jedem Falle müßt ihr darauf bedacht ſeyn, daß un⸗ 
mittelbar unter den Wurzeln, ſo wie auf dieſelben nur 
gute Erde zu liegen komme. | 

$. 177. 5 
Zum Setzen eines Baumes gehören zwei Perſonen; 
der Eine ſetzt den Baum, der Andere wirft mit der Schaufel 
die nöthige Erde zu. | 

Der den Baum fest, kniet auf dem linken Fuß vor 
dem Baumpfahl, ſetzt mit der linken Hand den Baum ſo, | 
daß der Baumpfahl den Baum gegen Abend deckt, mit der 


79 


rechten Hand muß er die ſaͤmmtlichen Wurzeln fo aus— 
breiten, daß keine weder eingebogen zu liegen komme, noch 
eine andere berühre, und ihnen allenthalben lockere Erde 
unterlegen, damit ſie nirgends hohl liegen, ſodann läßt er 
ſich von der zweiten Perſon gute Erde gegen den Schaft 
des Baumes zuwerfen, die er mit der offenen rechten Hand auf⸗ 
fängt, und ſie nach und nach durch die Finger auf die 
Wurzelkrone des Baumes fallen läßt, wodurch die ſämalt⸗ 
lichen Wurzeln von lockerer Erde bedeckt werden. Während 
dieſem Bedecken der Wurzeln muß der Setzer den Baum 
einigemal ſanft in die Höhe ziehen, als wolle er ihn heraus 
heben, wodurch die Wurzeln allenthalben mit klarer Erde 
ſich umgeben; ſind einmal die Wurzeln bedeckt, ſo wird 
die Erde an dieſelben mit dem Fuße etwas feſt angedrückt, 
und ſodann die Grube mit der übrigen Erde gefüllt, und 
dieſe um den Schaft herum ſchüſſelförmig geebnet, 
welches Ebnen man „Scheiben machen“ nennet. 


F. 178. 


Sind alle Bäume geſetzt, und die Scheiben (Schüſſel) 
gemacht, ſo wird ein jeder Baum mit zwei Kannen Waſſer 
begoſſen, welches Begießen man „den Baum einſchläm⸗ 
men“ nennet. 

Man gibt jedoch einem jeden Baum zuerſt nur eine 
Kanne Waſſer, die man langſam auf die Scheibe ausgießt; 
iſt man for bei allen Bäumen herumgekommen, fo fängt man 
beim erſten Baume wieder mit der zweiten Kanne Waſſer 
an. Sobald ſämmtliche Scheiben begoſſen find, wird jede 
mit einigen Schaufeln klarer Erde überſtreut, wodurch ver⸗ 
hindert wird, daß ſich auf ihrer Oberfläche keine harte 
Kruſte bildet. 

Dieſes Einſchlämmen iſt weſentlich woven 
zum Gedeihen des Baumes. 


| 6. 179. 

Einige Tage nach dem Einfchlämmen werden die ö 
Bäume an den Pfählen nur leicht angeheftet, damit ſie 
ſich ſetzen können; würde man fie feſt an die Pfähle ans 
binden, ſo würde ſich die Erde in der Grube allein 
ſetzen, der Baum aber an dem Pfahle hängen bleiben, wos 
durch die Wurzeln unter ſich hohl blieben, und der Baum 
eingehen würde. 

Nach einigen Wochen, wenn die Bäume ſich ſchon ge⸗ 
ſetzt haben, werden ſolche ordentlich d. h. jeder Baum zwei⸗ 
mal angebunden. Zum Anbinden der Baͤume an die Pfähle 
nimmt man junge Weidenruten; damit jedoch bei Sturm 
und Winde der Baum an dem Pfahle ſich nicht abreibe, 
müſſen die Weidenruten ſo gebunden werden, daß ſie erſt 
den Pfahl allein, und dann den Baum umſchlingen, wodurch 
ſie ſich zwiſchen dem Baume und dem Pfahle kreuzen, wie 
es euch die Taf. III. Fig. 34., bei b verſinnlichet. 


Von der Pflege der ausgeſetzten Bäume. 
Im erſten Jahre. 
§. 180. 
Im erſten Jahre habt ihr die Scheiben (Schüſſeln) 
von Unkraut rein zu halten. Die Triebe, welche am 
Schafte des Baumes zum Vorſcheine kommen, abzudrüden 
oder glatt abzuſchneiden, und den Schnitt mit Baumwachs 
zu verſchmieren. Wenn durch Winde die Bänder, womit | 
die Bäume an die Pfähle befeſtiget find, locker vedr ganz 
abgeriſſen worden wären, müßt ihr ſolche ausbeſſern, oder 4 
neue Bänder anlegen. 4 
Wenn Stürme, oder der Muthwille der Menfchen die 
Baumpfähle aus ihrer geraden Richtung gebracht, oder gar | 


81 
umgeworfen haben, müßt ihr fie wieder gerad richten oder 
aufſtellen, beim Aufſtellen trachtet ſie wieder in das frühere 
Loch zu bringen, denn, ſchlagt ihr den Baumpfahl auf einen 
neuen Platz ein, ſo könntet ihr leicht dadurch einige Wur⸗ 
zeln des Baumes verletzen, und ihr würdet damit dem 
Baume mehr Schaden zugefügt haben, als der Pfahl nützt. 

Im Herbſte werden die Scheiben (Schüſſeln) um den 
Baum herum mit der Haue aufgelockert, damit die Winter⸗ 
feuchte leichter zu den Wurzeln dringen könne. 

Endlich muß der Schaft eines ſolchen Baumes vor Ein- 
tritt des Winters mit Stroh, Teichſchilf oder Reiſern von 


Nadelhölzern ſo hoch umgeben werden, damit er vor dem 


Benagen der Haſen geſchützt ſey. 
$. 181. 

Wenn während dem Sommer ein Baum hie und da 
eingegangen wäre, wird ſolcher noch im Herbſte ausge⸗ 
graben, die Grube wieder ſo groß gemacht, als ſie früher 
war, und ſolche über den Winter offen gelaflen, damit ſich 
Feuchtigkeit darin ſammle. 


In dem zweiten und den folgenden 
Jahren. 
§. 182. 
Im Frühjahre bevor die Bäume in Saft treten: 
1) werden die abgängigen Bäume ausgeſetzt und ein⸗ 
geſchlämmt. | 
2) Ferner alles dürre Holz in der Krone, und alle vom 
Winde abgebrochenen Aeſte glatt weggeſchnitten, und 
die Schnittfläche mit Baumwachs verſchmiert. 
8) Wenn in der Krone eines Baumes ſolche Zweige 
ſich gebildet hätten, die entweder andere Zweige 
6 


nahe berühren, oder durch das Hineinwachſen in die 
Krone ſolche verunſtalten, müſſet ihr ſolche Zweige 
ſtets im Frühjahre wegſchneiden. | 

4) Uiberhaupt müßt ihr darauf ſehen, daß die Kronen 
eurer Bäume nicht wie Beſen ausſehen, ſondern daß 
ihre Zweige allenthalben ſo weit von einander ab⸗ 
ſtehen, daß überall Luft und Sonne einwirken können. 
Eine ſolche Krone, wenn ſie auch weniger Zweige 
und Aeſte hat, wird mehr und ſchönere Früchte 
tragen, als ein anderer Baum, der deren noch 
einmal ſo viel hat. 


F. 183. 


Die Seitentriebe, die an dem Schafte der Bäume zum 
Vorſcheine kaͤmen, welche man Waſſerſchoße nennt, die je— 
doch äußerſt ſelten an jungen Bäumen, wohl aber häufig 
an älteren Bäumen ſchon als Vorzeichen einer Krankheit 
vorkommen, und ſolche Triebe, welche aus den Wurzeln 
des Baumes hervorwachſen, welche Wurzelſchoſſe, oder 
Wurzelausläufer genannt werden, dürft ihr nickt dulden, 
weil ſie kein Obſt tragen, und dem Baume viel Nahrung 
entziehen. 


| 6. 184. 

Das Umgraben der Baumſcheiben im Fruͤhjahre nnd 
Herbſte, das Reinhalten derſelben von allem Unkraute wäh⸗ 
rend dem Sommer, iſt auch in dieſem wie in allen fol: 
genden Jahren eine der weſentlichſten Arbeiten, die ihr 
nicht vernachläßigen dürft. Das Umgraben der Scheibe 
im Frühjahre hat zum Zwecke, den über den Winter feſt 
gewordenen Grund aufzulockern, damit die Frühlingsregen 
leichter eindringen; es wird jedoch mit dieſem Umgraben 
im Frühjahre auch noch ein anderer Zweck erreicht. Man 
hat nemlich beobachtet, daß mehrere Raupengattungen die 


N 


83 


Gewohnheit haben, ihre Eier in den Grund um den Baum 
herum zu legen, welche nun durch dieſes Umgraben vernichtet 
werden. Durch das Umgraben der Scheiben im Herbſte 
wird der Winterfeuchte der Zutritt zu den Wurzeln er⸗ 
leichtert. 


§. 185. 

Im trockenen Sommer werdet ihr euren Bäumen da⸗ 
durch eine große Wohlthat erweiſen, daß ihr ſie wenigſtens 
einmal begießet, und in ſchneereichen Wintern ſchaufelt 
tüchtige Schneehaufen um ſolche herum, was den Bäumen 
eben ſo gut bekömmt, wie das Begießen im Sommer. 


$. 186. 


Unterlaſſet nicht von Zeit zu Zeit nachzuſehen, ob eure 
Bäume gehörig angebunden ſind, ob nicht hie und da ein 
Band zu feſt gebunden iſt, daß dasſelbe in der Rinde des 
Baumes einſchneidet, einen jeden ſolchen Fehler müßt ihr 
augenblicklich verbeſſern. 


Ihr werdet in manchen Gärten finden, daß man, um 
das Einſchneiden des Bandes in die Baumrinde zu vermeiden, 
zwiſchen das Band und die Rinde Moss verbindet. Dieſes 
Verfahren ahmet nicht nach, weil ſich in dieſem Moos Un⸗ 
geziefer aufhält, welches man dann nicht leicht vertilgen 
kann. 


9. % 18 7. | 


Wenn ſich in der Rinde des Schaftes oder der Zweige 
Sprünge zeigen ſollten, ſo müßt ihr ſolche ſtets gegen den 
Herbſt verſchmieren, damit ſich kein Ungeziefer darin auf— 
halten könne. Zum Verſchmieren nehmet einen fetten Lehm, 
den ihr vorher mit Gerſtenſpreu gut abknetet. Eben fo 
wenig dürft ihr weder an der Rinde des Schaftes noch an 
jener der Zweige ein Moos, eine ſchuppenartig ſich ablöſende 
6 * 


84 | 
Rinde dulden, welches ihr ſtets mit der Baumkratze Taf. III 
Fig. 35, rein abkratzen müſſet. | 
$. 188. | 
Sind nun eure Obftbaume tragbar geworden, fo müßt 
ihr die Früchte derſelben genau unterſuchen, um euch zu 
überzeugen, ob ihr auch jene Früchte erzielt habet, die ihr 
habt erzielen wollen. Findet ihr einige ſchlechte Sorten 
darunter, fo müßt ihr fie im Frühjahre, bevor der Baum 
in Saft tritt, abwerfen. 
$. 189. | 
Abwerfen heißt, die Zweige der Krone bis auf 6 — 7 
Zoll vom Schafte zurückſchneiden. Wo dieſe Aeſte Gabeln 
bilden, werden ſie bis auf 5 — 6 Zoll von der Gabel 
zurück geſchnitten. ! 
Wenn jedoch der Aſt, an welchem fich eine folche Ga⸗ 
bel befindet, noch ſchwach im Holze wäre, ſo müßt ihr die 
ganze Gabel wegſchneiden; die eingeſtutzten Zweige oder 
Aeſte werden dann im Frühjahre mit Reiſern beſſerer Sor; 
ten kopulirt, und dabei ſo verfahren, wie wir es euch im 
§. 116 gelehrt haben. Solche Zweige können auch gepfropft 
werden, wie wir es euch bei §. 118 geſagt haben, doch 
gebet dem Kopuliren immer den Vorzug. 
$. 190. 
Damit die jungen Triebe ſolcher Kopulanten oder Pfröpf⸗ 
linge vom Winde nicht abgebrochen werden, müßt ihr kleine 


Stäbe an den Aeſten oder Zweigen der Krone befeſtigen, 
und an dieſen Stäben die jungen Triebe anbinden. 


9. 191. 


Wenn an den Aeſten unter der Veredlungsſtelle wilde 
Triebe zum Vorſcheine kommen, werden ſolche, ſobald die 
Veredlung gelungen iſt, nach und nach weggeſchnitten; 


8⁵5 


würdet ihr fie ſtehen laſſen, fo würden fie ſonſt dem 
edlen Trieb den Saft entziehen, ihn überwachſen, und den 
Zweck des Veredelns ganz vereiteln, weil auf dieſen Trieben, 
wenn ſie einmal ſtark werden, wieder die alten Früchte, 
die ihr habt verdrängen wollen, zum Vorſcheine kommen. 

Iſt jedoch ein ſolcher Kopulant oder Pfröpfling nicht 
angewachſen, dürft ihr den wilden Trieb nicht wegſchneiden, 
weil dieſer dem Zweige wieder Nahrung zuführen muß, 
um ihn für eine ſpätere Veredlung in Saft zu ch 

§. 192. 

Wenn eure Kopulanten alle gut anfchlagen, fo werden 
fie im zweiten und dritten Jahre fo viele Triebe machen, 
daß, wenn fie alle ſtehen blieben, die Krone ganz verwachſen 
und viel zu dicht ſeyn würde; ihr müßt daher alle jenen 
Triebe beſeitigen, welche zu nahe bei einander ſtehen, damit 
Luft und Sonne einwirken und das Holz gehörig ausreifen 
konne. 

$. 193. 

Zu allen Arbeiten in der Krone der Baͤume braucht 
man eine bequeme Leiter, um damit überall hinreichen, und 
alle zum Veredeln nöthigen Gegenſtände darauf legen zu 
können. Eine ſolche Leiter ſoll auch mit einer Stütze ver⸗ 
ſehen ſeyn, damit man beim Veredeln in der Krone nicht 
nöthig hat, die Leiter an die ſchwachen Zweige des Baumes 
anzulegen, wodurch dieſe beſchädigt werden. 


Uiber das Abnehmen und Aufbewahren des 
Obſtes. 
$. 194. 


Wir haben euch im §. 83 gefagt, daß es nicht rathſam 
iſt, lauter Früchte zu ziehen, die zu einer Zeit reif und 


86 


genußbar werden, damit man durch eine längere Zeit hin⸗ 
durch friſches Obſt theils ſelbſt genießen, theils auch an 
Andere verkaufen könne. Da jedoch die Haltbarkeit des 
Obſtes hauptſächlich von der Art abhängt, wie ſolches ab⸗ 

genommen und aufbewahret wird, und nur durch eine zweck⸗ 
mäßige Aufbewahrung des Obſtes von dem Obſtbau ein 
großer Nutzen zu erwarten iſt, ſo müßt ihr euch dabei 
folgendes merken. 


§. 195. | 
Es iſt eine allgemeine Regel, daß das Obſt niemals 
bei einer naſſen Witterung oder ſo lange ſolches von Thau 


oder Reif naß iſt, ſondern im vollkommen trockenen Zu⸗ 
ſtande abzunehmen iſt. 


6. 196. 

Dasjenige Obſt, welches wir im §. 88 Sommer- und 
Herbſtobſt genannt haben, iſt zwar von keiner langen Dauer, 
und muß deshalb bald verzehrt werden; wenn jedoch das 
Herbſtobſt nicht zu zeitlich und mit ſolcher Vorſicht abge⸗ 
nommen wird, daß es weder gequetfcht noch geſchlagen 
und überhaupt nicht beſchädigt, und nicht auf einander aus⸗ 
geſchüttet wird, kann es immerhin eine längere Zeit hin⸗ 
durch im guten Zuſtande ſich erhalten, nur dürft ihr nicht 
unterlaſſen, ſolches fleißig zu unterſuchen, und die etwa an⸗ 
brüchig oder ſchon faul gewordenen Stücke gleich zu beſei⸗ 
tigen, damit ſie nicht mehrere anſtecken. 


§. 197. 

Weit mehr Aufmerkſamkeit jedoch müßt ihr dem Ab⸗ 
nehmen und Aufbewahren des Winterobſtes ſchenken. 
Dasſelbe darf beim Abnehmen durchaus nicht verlezt werden. 
Jede einzelne Frucht muß mit der Hand abgebrochen, und 
ſanft in den mit etwas Stroh belegten Handkorb, den ihr mit 


87 


auf den Baum nehmen müßt, gelegt werden. Eine vom 
Baume abgefallene Frucht, ſelbſt wenn fie aufs Gras ges 
fallen wäre, iſt nicht mehr zum Aufbewahren geeignet, und 
darf mit dem übrigen Obſt nicht vermengt werden, denn 
wenn auch im erſten Augenblicke keine Spur von Verletzung 
an ihr zu ſehen wäre, fo wird fie ſpaͤter doch ganz gewiß 
auf jener Seite, auf welche ſie gefallen iſt, faulen. 

Beim Abnehmen vermengt nicht Aepfeln mit Birnen, 
ſondern nehmet jede Gattung für ſich ab. 

Das abgenommene Obſt gebet zuerſt in größeren Haufen 
auf den Boden; damit beim Ausſchütten dasſelbe nicht ver: 
letzt werde, breitet vorher etwas Kornſtroh aus. 

Das Aufſchütten in Haufen iſt deswegen nöthig, damit 
das Obſt ſich etwas erwärme und ausdünſte, wodurch es 
beſſer und dauerhafter wird. Bevor Fröſte eintreten, muß das 
Obſt vom Boden in den Keller oder in eine Kammer ge⸗ 


ſchafft werden. 


Soll das Obſt daſelbſt ſich lange im guten Zuſtande 


erhalten, ſo darf der Keller oder die Kammer nicht 


feucht, noch zu warm ſeyn, und man muß während dem 
Winter an nicht zu kalten trockenen Tagen während den 
Mitagsſtunden friſche Luft einlaſſen können. 

Das Obſt wird daſelbſt nicht mehr auf Stroh, ſondern 
auf Bretter, und da nur ſo hoch gelegt, daß höchſtens drei 
bis vier Früchte übereinander zu liegen kommen; hat man 


Raum genug, fo legt man die großen Früchte zufammen 


und die kleinen auch, wo nicht, ſo muß man die großen 


unten und die kleinen oben auf geben. 


$. 198. 


Die wälſchen Nüſſe erfordern zu ihrer Aufbewahrung 
eine ganz andere Behandlung. Dieſelben ſollen eigentlich 
ſo lange auf dem Baume bleiben, bis die grüne Schaale, 


88 


welche ſie umgiebt, von ſelbſt ſich öffnet, und die Nuß ent⸗ 
weder von ſelbſt oder durch die kleinſte Erſchütterung herab⸗ 
fällt. Da jedoch dies oftmals zu lange dauert, ſo kann 
man ſie im Spätherbſte mit Stangen vom Baume abſchlagen. 
Die Verletzung, welche dabei die grüne Schale leidet, braucht 
nicht beachtet zu werden, weil die Nüſſe ohnehin von dieſer 
grünen Schale befreiet werden müſſen, wenn ſie aufbewahrt 
werden ſollen. Leget daher die abgeſchlagenen Nüſſe nicht 
zu hoch über einander auf den Boden; nach einigen Wochen 
wird ihre grüne Schale ſich von ſelbſt öffnen, und die 
Nüſſe leicht herauszunehmen ſeyn. Um fie vollkommen zu 
reinigen, werfet ſie in einen Schaff mit Waſſer, kehret ſie 
mit einem ſtumpfen Beſen tüchtig durch, und laſſet ſie dann 
auf einem luftigen Boden oder in einer geheitzten Stube 
gut abtrocknen. Damit ſie aber während dem Trocknen 
nicht ſchimmlicht werden, müſſen ſie dünn aus einander ge⸗ 
legt, dann öfters uͤberworfen, und mit einem nee wieder 
gut ausgebreitet werden. 


Sind ſie einmal gut abgetrocknet, ſo könnt ihr ſie in 
einem Sack an einem trockenen Orte aufhängen. 


Wir haben hier bloß von der Aufbewahrung des Obſtes 
im friſchen Zuſtande geſprochen; daß man einige Gattungen 
Aepfel und Birnen, und alle Zwetſchken und Pflaumen im 
getrockneten Zuſtande aufbewahrt, und dadurch einen weit 
größeren Nutzen aus der Obſtzucht erhält, iſt euch von euren 
Eltern bekannt, ihr dürfet das Verfahren dabei nur genau 
beobachten, um es euch eigen zu machen. | 


$. 199. 


Aber auch das faule Obſt kann noch ohne große Mühe 
einen ſehr guten Nutzen geben, indem ihr daraus einen vor⸗ 
trefflichen Eſſig bereitet, der weit beſſer iſt, als der Biereſſig. 


89 


Alles theilweiſe oder ganz gefaulte Obſt, gleichviel ob 
es Aepfeln oder Birnen ſind, wird gut zerquetſcht, in einen 
Standen geworfen, der ſo wie euer Waſſerſtanden mit 
einem Deckel verſehen ſeyn muß, ſchüttet einige Maas 
warmen Eſſig mit ſo viel warmen Waſſer vermiſcht hinein, 
daß es einem dünnen Brei ähnlich wird, rührt das ganze 
gut durcheinander, deckt es zu und überlaßt es der Ruhe, 
damit es in Gährung kommt. Soll dieſe Flüſſigkeit in 
Gährung kommen, ſo bedarf ſie eine gleichmäßige Wärme, 
die während der ganzen Gährung nicht Een wer⸗ 
den darf. 

Iſt einmal der Eſſig gebildet, was man bald an dem 
ſaueren Geruch, der ſich um den Standen verbreitet, wahr⸗ 
nehmen wird, ſo ziehet man die reine ſauere Flüßigkeit ab, 
und giebt fie dann in ein reines Fäßchen, welches vorher 
mit heißem Eſſig ausgebrüht wird, oder auch in Flaſchen. 


— — 


Von den Krankheiten der Obſtbäume. 
§. 200. | 

Wir haben euch gelehrt, wir ihr euch ſchöne und ge⸗ 
ſunde Obſtbaͤume aufziehen könnet, und muͤſſen euch nun 
auch ſagen, daß die Obſtbäume auch Krankheiten unter⸗ 
worfen ſind, die wir trotz allem Fleiße doch nicht verhüten 
können. Mit einigen dieſer Krankheiten, die wir zu heilen 
im Stande ſind, wollen wir euch bekannt machen. 


er Dramn, 


$. 201. 

Eine Krankheit, die beinahe bei allen Obſtbäumen 
am häufigſten vorkömmt, iſt der Brand. Man erkennt 
ſogleich ſein Daſeyn an den ſchwarzen Flecken, welche 


90 


an der Rinde des Stammes oder der Zweige zum Vor⸗ N 
ſchein kommen. | 


Durch genaue Beobachtungen haben wir gefunden, | 
daß dieſe Brandflecke nicht während dem Sommer, fondern | 
vom Herbſt bis zum Frühjahre, und nicht im Holze, ſondern 
an der Rinde zum Vorſchein kommen, und erſt dann, wenn 
dem Uibel nicht Einhalt gethan wird, tiefer eindringen, 
und auch das Holz ergreifen. | 


Daß Kirſchen⸗ und Weichſelbäume gewöhnlich an jener 
Stelle brandig werden, an welcher ſie den Harzfluß 
bekommen (von dem wir euch ſchon erzählt haben! 
führt uns auf die Vermuthung, daß irgend eine nachthei⸗ 
lige Einwirkung von außen während der Holzbildung die 
Urſache dieſes Uibels ſey. Iſt der Brand noch in der 
Rinde, ſo ſchneidet man dieſelbe bis aufs Holz ſo weit 
weg, als der Fleck ſchwarz iſt, und verſchmiert die Stelle 
ſogleich mit fettem Lehm. Iſt der Brand aber ſchon 
ins Holz gedrungen, muß auch dieſes, ſo weit es ſchwarz 
oder braun geworden iſt, ausgeſchnitten werden; mit dem 
Meſſer werdet ihr aber wenig richten, ihr müßt daher mit 
Hilfe eines Stemmeiſens und des Hammers das kranke 
Holz ausmeiſeln, und die entſtandene Lücke mit ſolchem 
Lehm ausfüllen; damit jedoch durch Sonne und Regen 
dieſer Lehm nicht vertrockne, wodurch er nothwendiger 
Weiſe herausfallen müßte, ſo umgebet die ganze Stelle mit 
Stroh oder Papier, welches mit Weiden oberhalb und 
unterhalb der ausgemeiſelten Stelle befeſtiget werden muß. N 


Ware jedoch der Brand ſchon fo tief in dem Stamme | 
eingedrungen, daß ſolcher über die Hälfte feiner Stärke 
ausgemeiſelt werden müßte, ſo grabet lieber einen ſolchen 5 
Baum ganz aus, und ſetzet einen jungen an ſeine Stelle, 
denn ein ſtarker Wind würde ihn ſicher da, wo er ſtark 


91 


ausgemeiſelt wurde, abbrechen, und eure Arbeit würde 
ganz umſonſt ſeyn. 


Der Froſtſchaden. 


$. 202. 


Der Froſt kann zu drei verfchiedenen Zeiten den Obſt⸗ 
Baͤumen und ihren Früchten verderblich werden, nemlich 
1) Zeitlich im Herbſte. 
2) Im Winter. 
3) Im Frühjahre. | 
Der Froſt im Herbſte überrafchet den Baum in 
dem Augenblicke, wo die eingeſogenen Säfte zu verdichten 
beginnen, welche dadurch erſtarren. Da nun dieſe Ver⸗ 
dichtung oben bei den Zweigen beginnt, und unten in den 
Wurzeln endet, ſo leiden bei einem ſolchen Froſte am fühl⸗ 
barſten die Zweige und unter dieſen vorzüglich die jüngſten 
Triebe, als die ſchwächſten Theile des Baumes. Alle ſolche 
erfrorene Triebe müffen, fo weit der Froſt gehet, abgefchnitten 
werden. 


Der Froſt im Winter ſtört dieſelbe Verrichtung 
auch in dem Schafte des Baumes, und die Folge davon iſt, 
daß der Baum anfängt zu kränkeln und zulezt abſtirbt. 
Ein ſolcher Baum fängt zwar im Frühjahre an zu treiben, 
aber man ſieht es gleich an den Trieben an, daß es dem 
Baum an Kraft fehlet; man kann ihm zwar dadurch zu 
Hilfe kommen, daß man ſeine Krone lichtet, d. h. daß man 
ihn von einem großen Theile ſeiner Zweige befreit, und 
die ſtehen gelaſſenen ſtark einſtutzt, allein von Dauer iſt 
ein ſolcher Baum doch nicht. b 

Der Froſt im Frühjahre, namentlich zur Zeit 
der Blüthe, hat auf den Baum ſelbſt keinen nachtheiligen 
Einfluß, kann aber den Verluſt des Obſtes nach ſich ziehen; 


92 


ſtehen ſolche Bäume entfernt von Wohn: und Wirthſchafts⸗ 
gebäuden, ſo kann dieſem Schaden dadurch vorgebeugt werden, 
daß man zwiſchen den Bäumen nicht zu weit von einander 
Haufen von brennbaren Stoffen, als: trockenem Miſt, Hobel⸗ 
ſpäne, Quecken, trockenem Laub, Fichten und Tannenreiſern 
macht, dieſe etwas anfeuchtet, und ſie dann des Morgens 
früh vor Sonnenaufgang ſo anzündet, daß ſie nicht 
brennen, ſondern nur rauchen; dieſer Rauch muß ſo ſtark 
verbreitet und ſo lange unterhalten werden, daß er alle 
Obſtbäume gegen die Sonnenſtrahlen fo lange deckt, bis 
ſich der Dunſtkreis ganz erwärmet hat, denn nicht der Froſt 
allein, ſondern die erſten Sonnenſtrahlen, die nach einem 
Nachtfroſte auf die gefrorenen Pflanzen fallen, verbrennen 
fie; kommen nach einem noch fo ſtarken Nachtfroſte vor 
Sonnenaufgang Wolken zum Vorſcheine, welche die 
Pflanzen vor den Sonnenſtrahlen ſchützen, ſo iſt das Rauchen 
ganz entbehrlich. Der gefährlichſte Froſtſchaden iſt 
das Glatteis, wenn nämlich nach einem Regen gleich ein 
ſtarker Froſt eintritt, wodurch das Waſſer ſogleich geftiert und 
Bäume und Zweige gewöhnlich auf einer Seite mit glattem 
Eis bedeckt werden. Hält ein ſolches Glatteis bei ſteigendem 
Froſte einige Tage an, ſo ſoll man das Eis vom Stamme 
behutſam abſchlagen, und durch das Schütteln des Baumes 
dasſelbe von den Zweigen zum Abfallen bringen. Hie und 
da beſtehet der Gebrauch im Herbſte, den ganzen Baum⸗ 
ſchaft mit einer Maſſa von Lehm, Kalk und Aſche, zu einem 
dünnflüßigen Brei gemacht, zu beſtreichen, in dieſem An⸗ 
ſtrich glaubt man Schutz gegen ſtarke Fröſte und auch gegen 0 
Raupen zu finden; allein dieſes Verfahren iſt dem Baume 
ſehr nachtheilig, weil es ſeine Ausdünſtung unterdrückt. 


93 
Das Moos. 


5 $. 203 

Wenn Bäume an einem feuchten Orte ftehen, oder 
wenn ſie nicht öfter abgeputzt werden, ſo ſetzt ſich an dem 
Stamme und an den Zweigen desſelben Moos an; dieſes 
Moos, das oftmals grau, manchmal wieder gelb und 
grün ausſieht, iſt ein Pflanze, welche ſammt ihrer Wurzel 
flach auf der Rinde aufliegt, und deren Schädlichkeit darin 
beſtehet, daß es die Ausdünſtung des Baumes hindert, ſo— 
mit die Holzbildung ſtört und dem Ungeziefer zum Auf⸗ 
enthaltsorte dient. 

Da man ein kleines Uibel leichter beſeitigen kann, als 
ein großes, ſo gebietet die Klugheit, nicht erſt zu warten, 
bis der Baum ganz mit Moos überzogen iſt, ſondern das, 
was jedes Jahr davon zum Vorſcheine kommt, rein abzukratzen. 
Zum Abkratzen desſelben verwendet man die Baumkratze 
Taf. III. Fig. 35, an welcher man zuerſt einen kurzen 
Stiel anſetzt, um damit bequem den Schaft und die un⸗ 
terſten Zweige des Baumes zu reinigen; für die entfern- 
ten Zweige muß man dann einen längeren Stiel daran 
befeſtigen. 


Die Unfruchtbarkeit. 
§. 204. 

| Wenn der Baum ein Alter von 10 bis 12 Jahren 
erreicht hat, ſo iſt er ſo ausgebildet, daß wir von ihm 
erwarten können, daß er Früchte trage; thut er dieſes 
von nun an durch eine längere Zeit nicht, ſo können wir 
annehmen, daß irgend eine ſtörende Urſache vorhanden ıft, . 
welche dieſen nicht natürlichen Zuſtand, den wir mit Recht 
eine Krankheit nennen können, herbeigeführt hat. 

Der Baum kann aus drei Urſachen unfruchtbar ſeyn. 


94 


Erſtens: Wenn er in einem zu guten Boden ſtehet; in 
dieſem Falle treibt er gewöhnlich nur ins Holz und 
ſetzet keine Fruchtknospen an. 


Zweitens: Wenn er in zu magerem Boden ſtehet, wo 
er nicht genug Nahrung findet, ſeine Blüthen zu 
erhalten und zur Frucht auszubilden. | 

Drittens: Wenn er mit Reiſern von einer Sorte ver- 
edelt wurde, welche ſelten Früchte trägt, oder 
wenn dieſe Reiſer von einem Baume genommen 
wurden, der ebenfalls unfruchtbar iſt. 


Steht der Baum in zu gutem Boden, ſo rührt die 
Unfruchtbarkeit von dem zu raſchen Zufluſſe der Säfte her. 
Hier iſt das einzige Mittel, dieſen Saftzufluß zu mäßigen, 
was auf folgende Art geſchieht. 

Um den Obſtbaum herum wird zeitig im Frühjahre 
die Erde bis auf die Wurzelkrone herausgehoben und knapp 
ober derſelben um den Stamm herum zwei ringförmige 
Einſchnitte, einen von dem andern eine Hand breit und 
bis auf das Holz tief gemacht, und die Rinde zwiſchen 
dieſen beiden Einſchnitten bis auf das Holz abgeſchält. 
Taf. II. Fig. 24 bei b b ſtellt einen ſolchen ringförmigen 
Ausſchnitt ſammt der abgelöſten Rinde dar. Sobald die⸗ 
ſes geſchehen iſt, wird die ausgehobene Erde wieder auf 
die Wurzelkrone geworfen, und der vorige Zuſtand wieder 
hergeſtellt. Dieſes Verfahren hilft gewöhnlich ſchon beim 
erſtenmal, wo nicht, muß man im nächſten Frühjahre die 
Wurzelkrone abermals aufdecken, und die Rinde noch eine 
Hand breit mehr abſchälen, jedoch muß dieſer abgeſchälte 
Theil ſtets wieder mit Erde bedeckt werden. 

Steht der Baum in zu magerem Grunde, ſo kann 
man ihm wohl eine Zeitlang dadurch helfen, daß man 
auf und um die Wurzeln herum die ſchlechte Erde aus⸗ 


95 


hebt, und eine beſſere dafür hingibt, allein durch dieſes 
Auflockern der Erde um die Wurzeln herum werden dieſe 
um ſo ſchneller ſich ausbreiten und wieder in den ſchlechten 
Grund kommen. Am beſten iſt es, einen ſolchen Baum 
ganz auszuheben, und eine andere Obſtgattung dahin zu 
pflanzen, welche mit einem weniger guten oder auch 
ſchlechten Boden vorlieb nimmt. 


Iſt die Unfruchtbarkeit von einem andern Baume hie⸗ 
her übertragen worden, wovon man ſich genau überzeugen 
muß, dann iſt keine andere Hilfe möglich, als den Baum 
in ſeiner Krone wieder neuerdings zu veredeln. 


Von den Feinden der Obſtbaumzucht. 


Die größten Feinde der Obſtbaumzucht ſind die Haſen 
und die Raupen. 


$. 205. 


Man hat bisher geglaubt, daß der Haſe nur dann, 
wenn der Boden mit hohem Schnee bedeckt iſt, aus Man⸗ 
gel anderer Nahrung den Baum angreife und die Rinde 
verzehre; einige ſchneeloſe Winter aber haben uns die Ui— 
berzeugung verſchafft, daß der Haſe Krautſtrünke und 
Rapsfelder verſchont und die Baumrinde als Nahrung 
vorgezogen habe. Dies führt uns auf die Vermuthung, 
daß die Baumrinde Stoffe enthalten müſſe, die ihm ſehr 
zuträglich find; wir müſſen daher vor Eintritt des Win- 
ters alle freiſtehenden Obſtbäume fo hoch mit Stroh, Teich— 
ſchilf oder Dornen umgeben, daß, wenn auch Schnee fällt, 
der Haſe den Schaft nicht benagen könne. Sollte dennoch 
dieſes Benagen ſtattgefunden haben, müßt ihr dieſen Theil 
zeitlich im Frühjahre gut verſchmieren. Sind junge Bäume 


96 


ſtark benagt worden, fo hebet fie aus und ſetzet andere | 
dafür, | 


Von den Raupen überhaupt. 
$. 206. 


Unter den vielen Raupengattungen, welche den Obſt⸗ N 
bäumen Schaden zufügen, wollen wir euch nur diejenigen, 
welche bei uns am häufigſten vorkommen, beſchreiben, 
und zugleich die Mittel angeben, wie ſie zu vertilgen ſind. 
Zu dieſem Ende müſſen wir euch mit der Art, wie die 
Raupen entſtehen, bekannt machen. | 

Die Raupen entſtehen aus Eiern, welche die weib- 
lichen Schmetterlinge legen; aus dieſen Eiern kriechen 
kleine Räupchen aus, die ſogleich Nahrung ſuchen, und in 
dem Maaße, als ſie dieſe finden und von der Witterung 
begünſtiget werden, ſich langſamer oder ſchneller zu voll⸗ 
kommenen Raupen ausbilden. Hat die Raupe ihre voll⸗ 
kommene Ausbildung erreicht, verwandelt ſie ſich in eine 
Puppe. | f 

Dieſe Puppe entſtehet dadurch, daß die Raupe ihre 
Haut nach und nach abſtößt und eine Hülle daraus bildet, 
innerhalb welcher ſie ſich in einen Schmetterling verwan⸗ . 
delt. Der Name Puppe entſtand von ihrer Aehnlichkeit in 
der Form mit einer ſolchen Puppe, womit kleine Kinder i 
ſpielen. Bei manchen Raupengattungen geſchieht dieſe Ver⸗ 
wandlung in der Erde; es ſpinnt ſich die Raupe an einem 1 
Faden vom Baume, oder ſie kriecht herab, und verkriecht i 
ſich in der Erde, gewöhnlich um den Baum herum, wo 
ſie als Puppe ſo lange ruhig liegen bleibt, bis die Zeit zu 
ihrer Verwandlung in einen Schmetterling heran kommt. 

Aus dieſen Puppen kriechen dann männliche und weib⸗ 
liche Schmetterlinge heraus, von denen nur die Männchen 


97 


nicht, aber die Weibchen fliegen können. Dieſe Weib⸗ 
chen, nachdem ſie ſich begattet haben, legen Eier, aus 
welchen (wie wir euch im Eingange geſagt haben) die 
Raupen auskriechen. 


Dies iſt im Allgemeinen die Entſtehungsart der Rau⸗ 
pen. Sobald ihr euch dieſes gemerkt haben werdet, wer— 
den euch die folgenden Beſchreibungen verſtändlicher ſeyn. 


Der Ba umweißling. 
F. 207. 


Das Weibchen dieſes Schmetterlings Taf. IV. Fig. 1 legt 
von der zweiten Hälfte des Monats Juni bis 
Ende Juli, bisweilen auch früher, je nachdem das Wetter 
der Entwickelung günſtig, auf der Oberfläche der Blätter un⸗ 
ſerer Obſtbäume dicht bei einander bei 200 gelber kugel⸗ 
förmiger Eier, aus denen ſchon im nächſten Monate Au⸗ 
guſt und bei wärmerer Witterung auch noch früher die 
kleinen Räupchen auskriechen und über das Blatt ein Gewebe 
bereiten, das ihnen Schutz gegen Froſt und Näſſe gewährt, 
weil ſie in dieſem Gewebe überwintern, aber mit den 
erſten Strahlen der Frühlingsſonne kriechen die einzelnen 
bereits erſtarrten Raupen aus demſelben, und ſuchen die 
Knospen der Bäume auf. Mit der Entwickelung der 
Blätter nehmen auch die Raupen an Umfang zu, und in 
dem Verhältniſſe ihres Wachsthumes wird auch das Win⸗ 
terhaus zu dem Ende erweitert, um in demſelben die 
Nächte zuzubringen, ſich gegen die Morgenkuͤhle zu ſchützen, 
oder an regneriſchen Tagen in einem Knäuel zuſammenzu⸗ 
bleiben, bis die Sonne die Atmosphäre erwärmt hat, oder 
die vom Regen und Thau befeuchteten Blätter abgetrocknet 
ſind, wo ſie dann von Zweig zu Zweig kriechen, und die 
Blätter mit Zurücklaſſung des Stiels verzehren. In die⸗ 

7 


98 


ſem gefelligen Zuſtande bleiben aber die Raupen nur fo 
lange, bis ſie völlig ausgewachſen find, wo dann jede für 
ſich ihre Nahrung ſuchet. 1 
In dieſem aufgewachſenen Zuſtande umſpinnen fie ſich 
nicht mehr in Geſellſchaft, ſondern ſie verſammeln ſich nur 
bisweilen in den Winkeln der Zweige. 
Die ausgewachſene, über einen Zoll lange Raupe 
Taf. IV. Fig. 2, die in ihrer Jugend beinahe einfärbig 
und ſchwärzlich ausſieht, tft unter den Luftlöchern zu bei⸗ 
den Seiten der Länge nach mit einer großen Anzahl lan⸗ 
ger, weißer und unter ſich gekrümmter Haare beſetzt; etwas 
längere in minderer Anzahl bekleiden den Rücken, und 
dieſe ſind mit ſchwarzen Haaren vermiſcht, und bilden einen 
der Länge nach herablaufenden Streifen, noch zwei hoch⸗ 
gelbe, aber mehr ins Rothe fallende Streifen von ähnli⸗ 
chen Haaren find an den beiden Seiten befindlich. Die 
Raupe iſt mit 8 Paar Füßen verſehen, wovon die vorderen 
3 Paar Bauchfüße gelblich braun und das letzte Paar 
abermals ganz ſchwarz iſt. Uibrigens iſt dieſe Zeichnung 
nicht bei allen gleich, und öfters in Höhe und Tiefe der 
Farbe bei den einzelnen Raupen verſchieden. | 
Zur Zeit der Verwandlung in eine Puppe befeftiget 
ſich die Raupe mittelſt eines kleinen Gewebes am Hinter⸗ 
leibe, und mittelſt einiger Fäden, die fie um den Leib zwi⸗ 
ſchen dem dritten und vierten Gelenke ſchlingt, an Zwei⸗ 
gen, Aeſten und Wänden, um ſich gegen das Herabfallen 
zu ſichern; ſie wird in dieſem Zuſtande allmählig kürzer 
und dicker, und ſtreift mittelſt öfters wiederholten Seiten⸗ 
bewegungen die über dem Halſe aufgeſprungene Haut ab, um 
ſich als Puppe darzuſtellen, wobei der Umſtand bemerkens⸗ 
werth iſt, daß die abgeſtreifte Haut den Faden 'um den 
Leib nicht zerreißt, und daß derſelbe auch die Puppe vor 
dem Herabfallen ſichert. 


99 


Die Puppe, Taf. IV. Fig. 3, iſt verſchieden von 
Farbe, bald rein, bald ſchmutzig weiß, bald zitrongelb, 
und mit ſchwarzen, ebenfalls verſchieden geſtalteten Puuk⸗ 
ten verſehen. 

In 14 Tagen, alſo in den Monaten Juni und Juli, 
erſcheint der Schmetterling, deſſen Flügel durchaus gelb— 
lich weiß und mit ſchwarzen Adern verſehen find. 

Dieſer Schmetterling paart ſich auf der Stelle, und 
14 Tage nach der Paarung ſucht ſich das Weibchen ſchöne 
grüne Blätter aus, auf denen es ſeine Klümpchen gelber 
Eier legen und anleimen kann. 

Die gewöhnliche Vertilgung dieſer, durch ihre Menge 
faſt alljährlich den Obſtbäumen ſchädlichen Raupenart be⸗ 
ſchränkt ſich größtentheils: 

1) Auf das ſorgfältige Abnehmen der in die Augen 
fallenden Raupenneſter, welches Geſchäft aber nicht, 
wie es ſo häufig geſchieht, erſt für den nächſten 
Winter aufgeſpart werden darf, ſondern vom Mo⸗ 
nate Auguſt angefangen, wo die Raupenbrut nur 
noch einzelne zuſammengerollte Blätter bewohnt, bis 
zum Frühjahre aus dem Grunde fortgeſetzt werden 
muß, weil dieſen und andern Raupenarten auch der 
ſtärkſte Froſt weniger, als regneriſches und ſchnell 
abwechſelndes Wetter ſchaden kann; gegen dieſe 
ſchützen ſie ſich nemlich durch die Erweiterung und 
Verdichtung ihrer Gewebe. | 

2) Auf das Zerſtören der Raupen im Frühjahre, wo 
ſolche, wenn fie einmal ihr Winterquartier verlaſſen 
haben, ſich des Abends oder bei regneriſchem, un⸗ 
günſtigem Wetter in den Aſtwinkeln verſammeln, 
und mittelſt eines am Ende einer Stange befeftig- 
ten Strohwiſches oder Lappens zu Dutzenden ver⸗ 
nichtet werden können. 

7 * 


100 


Die Ringelraupe. 
$. 208. 


Der Schmetterling diefer Raupe erfcheint bei uns ge- 
wöhnlich im Monate Juli. Taf. IV. Fig. 4 gibt euch ein 
treues Bild eines ſolchen Schmetterlinges; er iſt von 
braungelber Farbe und ſeine Flügel haben dunkelbraune 
Querſtreifen. Das Weibchen dieſes Schmetterlinges un- 
terſcheidet ſich von dem Männchen nur durch ſeinen ſchwar⸗ 
zen Unterleib. Das Weibchen legt zu jener Zeit in we⸗ 
nigen Stunden zwei bis drei hundert Eier, gewöhnlich um 
die ſchwachen Aeſte der Obſtbäume herum, und zwar ſo | 
ringförmig auf einander, daß wenn dieſe Eier einmal vers 
trocknet find, das ganze einem Ringe ähnlich fieht, der fo | 
hart wird und ſo feſt auf dem Holze aufſitzet, daß er nur 
mit Mühe davon getrennt werden kann. In dieſem Ringe, 
den euch Taf. IV. Fig. 5 verſinnlichet, ſieht man deutlich, 
wie ein Ei an das andere angeſetzt iſt, welche durch einen 
klebrichten Schleim, mit welchem der Schmetterling die 
Eier umgiebt, an einander und an dem Holze feſtgehalten 
werden. | 
Im Frühjahre, fobald die Wärme und die Entwicke⸗ 
lung der Knospen eintritt, kriechen aus dieſen Eiern kleine 
Räupchen aus, die einen ſchwarzen Kopf haben und braun 
von Farbe ſind, weil man ihre farbigen Streifen der Fein⸗ 
heit wegen noch nicht ſieht. In dieſem jugendlichen Zuſtande 
leben ſie gewöhnlich in den Aſtwinkeln der Bäume, wo ſie 
klumpenweis mit den Köpfen ſtets aufrecht ſehr lebhaft ſich 
bewegen, einzeln den Tag über ihren Fraß ſuchen, indem 
ſie die jungen Blätter bis auf den Blattſtiel abnagen und 
dann gegen Abend oder bei kalter Witterung wieder in ihr 
gemeinſchaftliches Neſt zurückkehren, welches ſie zum Schutze 
gegen Froſt und Näſſe einſpinnen. 


101 


In dem Maße, als fie nach und nach größer werden, 


hört ihre Neigung in Geſellſchaft zu leben auf, und jede 


ſorgt dann für ihre eigene Erhaltung. Taf. IV. Fig. 6 
zeigt euch eine ſolche vollkommen ausgewachſene Raupe. 


Ihr Kopf iſt blau ins Graue ſpielend, mit zwei ſchwarzen 


Flecken, dann einem weißen Streifen verſehen. In dieſer 
Zeit ſind ſie ſehr gefräßig, ſo daß ſie in kurzer Zeit ganze 
Bäume kahl freſſen. 

Wenn ſie ihr völliges Wachsthum erreicht haben, zer⸗ 
ſtreuen ſie ſich ganz, und jede ſucht hierauf an Garten⸗ 
mauern, hohlen Baumſtämmen und dergleichen einen ſchick⸗ 
lichen Platz zum Verpuppen. 

Vorher webt ſie ſich aus ihrer eigenen Seide ein 
länglicht einförmiges durchſichtiges Gehäufe, welches fie 
mit einem ebenfalls aus ihrem Körper ausgeſchiedenen 
ſchwefelhaltigen Staube beſtäubt. In dieſem ſchwefelgelben 
Geſpinſte ſtreift ſie zum letztenmale ihre Haut ab, und 


erſcheint als eine dunkelbraune, ungefähr / Zoll lange 


Puppe, wie ſie Taf. IV. Fig. 7 darſtellt, aus welcher 
dann in der Folge der oben beſchriebene Schmetterling 


auskriechet. Den Verheerungen dieſer großen und gefräßi⸗ 


gen Raupenart dürfte am ſicherſten dadurch begegnet werden: 

1) Daß man im Herbſte und Winter die Aeſtchen und 
kleinen Zweige, auf denen ſich die wie ein Arm⸗ 
band feſt anliegenden grauen Eierchen befinden, 
aufſuchet, ſolche mit dem Aeſtchen abſchneidet und 

verbrennet. 

2) Daß man im Frühjahre die Aſtwinkeln und Zweige 
der Bäume, beſonders an der Sonnenſeite, wo ſich 
die Raupen bei Tage klumpenweis befinden, ſorg⸗ 
fältig aufſuchet, und mittelſt einer Stange, deren 
oberes Ende mit einem wollenen Lappen oder mit 
Stroh umwickelt iſt, zerquetſcht, oder wenn ſie 


102 


bereits auf dem Baume zerſtreut herumkriechen, fie 
einzeln vertilget. | 
3) Daß man während ihrer Verwandlung an den Gar⸗ 
tenmauern und in den Höhlungen der Bäume die | 
in den gelblichweißen Gehäuſen befindlichen Puppen 
zerſtört. | 


Die Spannraupen. 


$. 209. 


Unter allen Raupen find die Spannraupen, von wel⸗ 
chen es mehrere Gattungen gibt, die gefährlichfien Feinde 
unſerer Obſtbäume, denn während andere Raupen bloß 
die Blätter der Bäume zu ihrer Nahrung wählen, daher 
iht früher zum Vorſchein kommen, als bis dieſe ſchon 
entwickelt find, erſcheint die Spannraupe ſchon auf dem 
Baume, wo noch kein Blatt zu finden iſt, greift die noch 
geſchloſſenen Blüthenknospen an, und hat den Obſtertrag 
ſchon vernichtet, bevor wir kaum noch eine Blüthe geſehen 
haben. 


Den Namen Spannraupe oder Spanner hat ſie deß⸗ 
wegen erhalten, weil ſie ſtatt der Füſſe uur vorn und 
hinten Gehwarzen hat, die dem Mittelleibe ganz fehlen. 
Wenn ſie nun von einem Orte zum andern ſich fortbe⸗ 
wegen will, jo muß fie die hintern Gehwarzen zuerſt 
vorſchieben, bevor ſie die Vordergehwarzen vorwärts 
beweget, dadurch erhebt ſich der Mittelleib bogenförmig, 
daher die Benennung Spanner. 


In der Mitte des Monats Mai oder Anfangs Juni, 
hat dieſe kaum 1 Zoll lange Raupe Tafel IV Figur 8, 
welche in ihrer Jugend mit ihrem Wachsthum auch ihre 
Farbe öfters verändert, ihre vollkommene Ausbildung 
erlangt. In dieſem Zuſtande ſpinnt ſie ſich an einem 


103 


Faden vom Baume herab, verfriecht fich in der Nähe des— 
ſelben in die Erde und macht ſich daſelbſt ein kleines Behält— 
niß, in welchen ſie ſich in eine Puppe verwandelt. 

Dieſe Puppe Tafel IV Fig. 9 iſt gelbbrauner Farbe 
und hat die Geſtalt einer kleinen Bohrmuſchel, als ſolche 
iſt ſie auf der einen Seite ſtumpf und auf der andern 
ſpitzig zulaufend. 

Gegen Ende Oktober hin kommen aus dieſen Puppen 
die männlichen und weiblichen Schmetterlinge zum Vor: 
ſchein, und zwar zuerſt die männlichen Schmetterlinge, die 
wie Tafel IV Fig. 10 und Tafel IV Fig. 11 auszuſehen 
pflegen, und einige Tage ſpäter erſt die weiblichen, 
welche wie Tafel IV Fig. 12 mehr einer Baumwanze aͤhn⸗ 
lich ſehen. Da dieſe weiblichen Schmetterlinge nur äußerſt 
kurze, zum Fliegen gar nicht taugliche Flügeln haben, 
ſo kriechen ſie auf dem Stamme des Baumes bis in die 
Krone hinauf. 

Nach Sonnenuntergang ſuchen die beflügelten Maͤnnchen 
die Weibchen allenthalben auf, um ſich mit ihnen zu begatten. 
Einige Tage nach dieſer Begattung legen die Weibchen Eier. 
Man hat beobachtet, daß ſie ſolche während dem Kriechen 
legen, und daß ſolche durch einen Schleim, der ſie umgibt, 
an der Rinde des Baumes oder der Zweige feſtgehalten 
werden. Dieſe Eierchen ſind ſo klein, daß man ſie mit 
freiem Auge kaum bemerkt, weßhalb ihr Aufſuchen und 
Vernichten unmöglich iſt. 

Im Frühjahre, ſobald die Knospen anſchwellen, 
kriecht aus jedem Ei eine ganz kleine lichtbraune Made 
aus, die um Nahrung zu ſuchen, ſich in die Blüthenknospe 
einbeißt, und die Blüthe vernichtet. 

Man erkennt dieſe Zerſtörung erſt, wenn die Blüthen- 
knospen ſich öffnen, an den gelben Blüthenblättern. Bieten 
ihnen die Blüthen nicht hinreichende Nahrung mehr, ſo 


104 


greifen fie zuerſt die zarten und ſpäter auch die rohen 
Blätter an, und da ſie bei Zunahme ihres Wachsthums 
immer mehr und mehr Nahrung brauchen, ſo freſſen ſie 
die Bäume ganz kahl. Bieten ihnen zuletzt auch die Obſt⸗ 
bäume keine Nahrung mehr, ſo verlaſſen ſie ſolche und 
ſuchen andere Bäume und Sträucher auf, bis ſie endlich 
ihr Wachsthum vollendet haben, wo ſie dann ſich vom 
Baume herabſpinnen und verpuppen, wie wir euch dieſes 
im Eingange geſagt haben. | 

Da diefe Raupen einzeln nnd zerſtreut ihre Nahrung 
ſuchen, und ſich niemals auf irgend einem Platz verſam⸗ 
meln, wie dies die andern Raupen thun, ſo iſt das Ab⸗ 
klauben und Vernichten derſelben unmöglich. Es mußte 
daher ein anderes Mittel zu ihrer Vernichtung aufgefunden 
werden und dies konnte kein anderes ſeyn, als zu verhüs 
ten, daß ſich der männliche Schmetterling mit dem Weib⸗ 
chen vereinigen könne, wodurch verhindert wird, daß dieſe 
Weibchen Eier legen, ſomit keine Vermehrung derſelben 
mehr ſtatt finden kann. 

Man verhindert dieſe Vereinigung durch folgendes 
einfaches Mittel: 

In der Höhe eines halben Schuhes vom Boden win⸗ 
det man Papierſtreifen von 6 Zoll Breite um den Stamm 
herum, und befeſtiget ſolche unten und oben mit Weiden⸗ 
ruthen. | 

Damit jedoch alle dieſe Streifen allenthalben fo gut 
auf der Rinde des Baumes aufliegen, daß auch nicht das 
kleinſte Inſekt zwiſchen der Rinde und dem Papierſtreifen 
durchkriechen könne, muß die Rinde an jener Stelle glatt 
abgeputzt, alle Unebenheiten beſeitiget, und alle Vertiefun⸗ 
gen oder Sprünge mit feuchtem Lehme ausgefüllt werden. 

Habt ihr kein Papier, ſo nehmet Strohbänder, die 
aber, während ihr ſie um den Stamm wickelt, gedreht 


105 


werden müſſen, wodurch ſie dauerhaft werden. Das 
Stroh iſt ſogar noch beſſer als das Papier, weil es der 
Feuchtigkeit beſſer widerſtehet, und durch ſeine Erhöhung 
dem Weibchen mehr Schwierigkeit verurſachet, darüber 
wegzukriechen. | 

Dieſe Papierftreifen oder Strohbänder, die man Schuß» 
bänder nennet, beſtreichet mit Wagenſchmiere. 

Da jedoch dieſe an der Luft vertrocknet, und dadurch 
ihre Klebrigkeit verliert, ſo iſt es nothwendig, in die 
Wagenſchmiere etwas Syrup und Rübsöböl, aber ja kein 
Leinöl zu miſchen. Dieſes Beſtreichen muß den ganzen 

Herbſt hindurch ſo oft wiederholt werden, als die Wagen⸗ 
ſchmiere ihre Klebrigkeit verloren hat. 

Die Weibchen, die nun aus der Puppe auskriechen, 
und auf den Baum kriechen wollen, bleiben an dieſen 

Schutzbändern kleben, von wo fie dann bei Tag es 
0 nommen und vernichtet werden. 

Dieſe Schutzbaͤnder bleiben den Winter hindurch an 
den Bäumen, und werden im Frühjahre abermals beftris 
chen und bis im Mai im klebrigen Zuftande ale wo 
ſie dann abgenommen werden können. 

Dieſes Mittel iſt blos auf die Zerſtörung der Weib— 
chen berechnet, man hat aber auch Mittel, die männlichen 

Schmetterlinge zu vernichten. 
| Alle Nachtſchmetterlinge haben die Gewohnheit, dem 
Lichte zuzufliegen, wenn man daher zur Zeit ihres Erſchei⸗ 
nens des Abends Laternen mit brennenden Kerzen an die 
Bäume hängt, ſo werden ſie von oben hinein dem Lichte 
zufliegen und ſich die Flügeln verbrennen. l 
In ſolchen Gärten, die entfernt von eueren Wohn⸗ 
und Wirthſchaftsgebäuden find, iſt es zweckmäßiger, ſtatt 
der Laternen Feuer anzumachen, nnd ſolches die ganze 


gute Wurzeln haben, zu ſehr ſchönen und brauchbaren 
Bäumen herangezogen werden können, fo wollen wir euch 
lehren, wie ihr ſolche behandeln müſſet. 

Da, wo ihr einen ſchönen Wurzelſchößling von 
Zwetſchken, Kirſchen oder Weichſeln findet, grabet die 
Erde um ſie herum ſo tief auf, bis ihr dahin kommt, wo 
dieſer Schößling auf der alten Wurzel aufſitzt; hat den 
Wurzelſchößling ſelbſt eigene Wurzeln gebildet, ſo wird er 
da, wo er auf der alten Wurzel aufſitzt, abgeſäget, ſodann 
nach §. 55 eingeſtutzt und in die dritte Abtheilung der 
Baumſchule, welche wir die Samentafel nennen, einge⸗ 
ſetzt und eingeſchlemmt. | 

Hat aber ein ſolcher Wurzelſchoͤßling keine eigene 
Wurzeln, ſo ſchneidet ihn doch ab, und werfet ihn weg, 
und ihr werdet den Baum von einem Schmarotzer befreit 
haben. 


Inhalt. 


Von der Obſtbaumzucht überhaupt. . .» 

Von dem Nutzen, den die Obſtbaumzucht gewährt 

Von der Obſtbaumſchule überhaupt . 

Von der Wahl des Grundes zur Baumfchule . 

Von der Herrichtung des Grundes. 

Von den verſchiedenen Saamengattungen g 

Von den verſchiedenen Eigenſchaften dieſer Saamen— 
Gattungen 5 e 

Von der Auswahl des Enns A 

Ueber die Aufbewahrung des Saamens . 


Wohin die verſchiedenen Saamengattungen hat 


werden. 2 4 . 
Wie tief die ihedenen Saanergattungen gelegt 
%%% mm! m 


Von der Ausſaat 
Von der Pflege der 5 Wiegen im echte Babe 


Behandlung der jungen Pflanzen im zweiten Jahre 
Von der Zeit zum Verſetzen der jungen Bäumchen 
aus den Saamenbeeten in die Veredlungsſchule 
Von dem Ausheben der jungen Bäumchen aus den 
Saamenbeeten der erſten Abtheilung. . 
Das Ausheben der jungen Bäumchen aus den Saa— 
mentafeln der dritten Abtheilung . 


Von dem Beſchneiden der jungen Bäumchen beim Ver⸗ 


jeben . 


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Von dem Setzen der jungen Bäumchen in die Vered— 
lungsſchulle g 

Von dem Setzen der jungen Bäumchen in die Saa⸗ 
mentafeln der dritten Abtheilung. 

Von der Pflege der in die Veredlungsſchule überfeg- 
ten Wildlinge im erften Sabre ı . 

Von der Veredlung der Obſtbäume : g 

Wie die verſchiedenen Veredlungsarten beißen 

Welche Veredlungsart den Vorzug verdient . 

Welche Vorſichten bei der Wahl der Edelreiſer nöthig 
unn 

Zu welcher Zeit die Reiſer Resch WN onen 

Von der Zeit, zu welcher die verſchiedenen Vered⸗ 
lungsarten vorgenommen werden. + 

Von den verſchiedenen Werkzeugen und Berdefnife 


zum Veredelnn 
Welche Wildlinge okulirt, kovulirt oder gepfröhpſr wer⸗ 
den ſollen 2 . 


Von dem Verfahren 185 den serie 
Veredlungsarten. 
Beim Okuliren mit dem ſchlafenden Auge 
Das Okuliren mit dem treibenden 1 0 
Das Kopuliren . 
Das Pfropfen in den echt Spalt 
Das Pfropfen in den halben Spalt 
Das Pfropfen in der Rinde 
Von der Behandlung der veredelten Bann im erſten 
Jane 5 | 
Im zweiten Jahre 
Im dritten Jahre 4 
Von der Behandlung der in den Stamenfafti * 
dritten Abtheilung aus dem Saamen gezogenen 
Bäume . 5 b wär : 
Im erſten Jahre : 
Im zweiten Jahnernre e 2 
Im dritten Jahre. . re 
Im vierten Jahre 1% iR 
Im fünften Jahre 


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117 
124 
125 


128 
130 
131 


135 
136 
137 
138 
139 
141 


Vom Obſtgarten 

Von der Wahl des Grundes zu Obſtgarten 

Von der Herrichtung des Grundes zu einem Obſt— 

/// 

Von den Baumgruben . 

Von der Zeit zum Verſetzen der Bäume 

Vom Ausheben der Bäume zum Verſetzen 

Von dem Beſchneiden der Wurzeln e 

Von dem Beſchneiden der Krone. 

Von den Baumpfählen 

Das Ausſetzen der Bäume 

Von der Pflege der ausgeſetzten Bäume im Eulen 

Jahre a 5 A . 5 

In dem zweiten und den ende Jahren 

Uiber das Abnehmen und Aufbewahren des Obſtes 

Von den Krankheiten der Obſtbäume 
Der Brand De Pe 
Der Froſtſchaden . %%% U 
Das Moos a 

Die Unfruchtbarkeit ; 

Von den Feinden der Obſbbanmzucht 8 

Von den Raupen überhaupt 

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Die Ringelraupe 5 5 

Die Spannraupe 5 


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