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Full text of "Untersuchungen über die versteinerungsführenden Diluvialgeschiebe des norddeutschen Flachlandes, mit besonderer Berücksichtigung der Mark Brandenburg"

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MUSEUM OF COMPARATIVE ZOÖLOGY 


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Untersuchungen 


versteinerungsführenden Diluvialgeschiebe 


norddeutschen Flachlandes 
mit besonderer Berücksichtigung der Mark Brandenburg. 


Von 


Dr. Adolf Remele, 


Professor an der Königlichen Forstakademie zu Eberswalde. 


I. Stück. 
Allgemeine Einleitung nebst Uebersicht der älteren baltischen Sedimentgebilde. 
Untersilurische gekrümmte Gephalopoden. 


1. Lieferung. 


Berlin. 
Verlag von Julius Springer. 


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Untersuchungen 


über die 


versteinerungsführenden Diluvialgeschiebe 


des 


norddeutschen Flachlandes 


mit besonderer Berücksichtigung der Mark Brandenburg. 


Von 


Dr. Adolf Remele, 


Professor an der Königlichen Forstakademie zu Eberswalde, 


I. Stück. 


Allgemeine Einleitung nebst Uebersicht der älteren haltischen Sedimentgehilde. 
Untersilurische gekrümmte Gephalopoden. 


Mit Holzschnitten, einem Lichtdruckbild, 3 geognostischen Karten und 6 lithographirten Fiqurentafeln. 


Berlin. 


Veemöllare vom) lus, Sapkeansozesrs 


1883. 


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Herausgegeben mit Unterstützung des Königl. Preussischen Ministeriums für Landwirthscha 


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Buchdruckerei von Gustav Schade (Otto Francke) in Berlin N. 
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Dem Andenken 


an 


Oberlandforstmeister 


OTTO VON HAGEN 


in dankbarer Erinnerung 


gewidmet 


vom Verfasser. 


Einleitung. 


Seit etwa 5 Jahren habe ich den in hiesiger Gegend in grosser Mannichfaltigkeit 
vorkommenden Diluvialgeschieben meine besondere Aufmerksamkeit gewidmet, und all- 
mählich eine Sammlung dieser interessantesten Dokumente des diluvialen Phänomens zu- 
sammengebracht, welche kaum von einer andern ähnlicher Art übertroffen werden dürfte. 
In den Rarzegurg’schen Sammlungen fand ich nur wenig dahin Gehöriges vor, haupt- 
sächlich Handstücke von Granit, Porphyr, Gneiss und andern alten krystallinischen Ge- 
steinen, welche der langjährige Naturhistoriker der Eberswalder Forstakademie bei Excur- 
sionen und Spaziergängen aus den nahegelegenen Steinhaufen der Landstrassen hervor- 
gesucht hatte. Auf Versteinerungen scheint er dabei kaum geachtet zu haben. Das Werth- 
vollste, was an fossilführenden Geröllen nordischen Ursprungs von ihm noch herrührt, ist 
eine Collection verschiedener Petrefacten aus der bekannten, jetzt ganz ausgebeuteten 
Ablagerung untersilurischer Kalkgeschiebe von Sadewitz bei Oels, welche von OswALD 
selbst, dem ersten Beobachter derselben, übersandt und etikettirt ist; sodann einige 
von dem verstorbenen Superintendenten E. KırcCHxEr bei Eberswalde und Prenzlau 
gesammelte Stücke. Die Sammlung versteinerungsloser Geschiebe, wie ich sie vor 
12 Jahren an der Forstakademie vorfand, enthielt etwa 140 Stücke, während deren jetzt 
an 500 vorhanden sind; und was die fossilführenden Sedimentgeschiebe anbelangt, so 
ist die Zahl der dahin gehörenden Stücke von 50 auf ca. 8000 gewachsen. 

Diese überaus reichhaltige Sammlung zusammenzubringen, würde mir allein freilich 
unmöglich gewesen sein, es bedurfte dazu der Beihülfe von vielen Seiten. Unter Denen, 
die mich vorzugsweise hierbei unterstützt und zu Dank verpflichtet haben, nenne ich 


die Herren: Forstmeister BAnDo, meinen ehemaligen Collegen Professor R. HArTIG, die 
II 


x 


früheren Forsteleven v. ALTEN und BERKHOUT, Bergrath v. GELLHORN, Gymnasiallehrer 
HenTıG hierselbst, Lehrer LANGE zu Oderberg ı. d.M. Mit besonderem Danke habe 
ich auch anzuführen, dass mir von Seiten des Magistrats hiesiger Stadt durch Schreiben 
vom 22. Mai 1578 die in den städtischen Kiesgruben lagernden Kalksteingeschiebe zu 
beliebiger Verfügung gestellt worden sind. In dem verflossenen Jahre hat der Assistent 
des chemischen Laboratoriums, Herr E. Raması, mit grossem Eifer in hiesiger Gegend 
gesammelt und manches werthvolle Stück der akademischen Sammlung zugeführt. Viele, 
theils grössere, theils kleinere Geschiebe-Collectionen habe ich auch bei verschiedenen 
Gelegenheiten für die Forstakademie angekauft, unter denen vor Allem die im Herbste 
vorigen Jahres erworbene E. Kırchner’sche Sammlung, welche namentlich reich an 
schönen Versteinerungen des Orthocerenkalks aus der Gegend von Gransee und von 
Walchow bei Fehrbellin ist, Erwähnung verdient. Diese von einem der emsigsten 
Naturaliensammler der Mark Brandenburg herrührende Collection hat dadurch noch 
einen höheren Werth, dass viele der Originaletiketten von Beyrıcn’s Hand sind. 
Ueber die Art und Weise, wie die Geschiebe in der Eberswalder Gegend 
auftreten, ist Einiges vorauszuschicken. Bekanntlich kommen sie in den diluvialen Ge- 
bilden Norddeutschlands überhaupt sehr verschiedenartig abgelagert vor, bald unregel- 
mässig zerstreut im oberen und unteren gemeinen Diluvialmergel, im Diluvialsand und 
Grand, bald in wenig mächtigen, meist local auftretenden Lagen, oder auch in einzelnen 
grösseren Anhäufungen. Von letzterer Art sind die sogenannten Steinberge oder 
Geschiebewälle, welche schon GIRARD') erwähnt. Unter diesen Geschiebezügen ist 
nun der südlichste, auch in gewerblicher Hinsicht, von besonderer Bedeutung. Derselbe 
bildet eine, bald mehr, bald weniger über das Niveau der Umgebung hervorragende 
Hügelkette, welche aus der Gegend von Lüdersdorf und Lunow a. d. Oder, °/, Meilen 
südlich von Stolpe, zunächst gegen SW. auf Oderberg sich hinzieht, sodann in beinahe 
westlicher Richtung bis unweit nördlich von Liepe fortgeht, weiterhin gegen NW. 
nach Chorinchen sich verfolgen lässt und von dort in mehr nördlicher Richtung über 
Senftenhütte bis Joachimsthal verläuft. Es ist dies eine etwas zugespitzte, gegen 
S. gekrümmte Curvenlinie, deren Scheitel bei Liepe liegt. Im Innern dieser Hügel, 
und oft nur durch eine schwache Erddecke dem Auge verborgen, liegt Geschiebe an 
Geschiebe, darunter manche von beträchtlichen Dimensionen, aber Alles regellos durch- 
einander, während die benachbarten Anhöhen ganz anders zusammengesetzt sind; die 
Zwischenmasse der Gerölle ist ein sandiger Mergel, mehrfach von weissen Adern und 
Nestern von kohlensaurem Kalk durchsetzt. Dem Petrographen bietet sich in den ge- 
nannten Steinbergen eine lohnende Ausbeute. Hier finden sich nämlich neben Glim- 
mer- und Hornblendegneiss die verschiedensten Alteruptivgesteine: Granit 


!) Die norddeutsche Ebene, Berlin 1855, p. 52. 


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und Syenitgranit, Felsitporphyre, darunter ziemlich häufig eine mit dem betreffenden 
Porphyr von Elfdalen in Schweden (Dalekarlien) völlig übereinstimmende, krystallarme 
und streifig gefärbte Abänderung mit splittrigem Bruch, ferner Diorite, Diabase u. s. w., 
überhaupt fast alle der in der Arbeit von Tm. Lıesıscu über die massigen nordischen 
Gesteine in Schlesien (Breslau 1374) besprochenen Felsarten. Dagegen treten in den 
Steinbergen die Gesteine der fossilführenden Sedimentformationen sehr zurück. 
Von diesen trifft man vielleicht am meisten noch harte, graue und stark fettglänzende 
Sandsteine von quarzitähnlichem Aussehen, welche, einer mir von Prof. Dames 
gemachten Bemerkung zufolge, auf die cambrische Formation des südlichen Schwedens 
zurückzuführen sein dürften; z. Th. enthalten sie eigenthümliche parallele, gleichfalls 
von Sandsteinmasse erfüllte Röhren, welche man unter dem Namen Scolithes linearis 
beschrieben und als Algenreste zu deuten versucht hat, deren wahre Natur indess noch 
ganz zweifelhaft ist). Daneben kommt ein roth gebänderter Sandstein vor, der 
nach einer Angabe von Prof. Lıesisch mit gewissen, allerdings versteinerungsleeren 
Felsmassen des schwedischen Hochlandes (Jemtland) durchaus übereinstimmt. Die sonst 
so häufigen Orthocerenkalke werden nur sehr spärlich angetroffen, und den gleich 
häufigen Beyrichienkalk habe ich, ausser einem losen Exemplar von Atrypa retieu- 
laris Darm. (Linn& sp.) und einem kleinen losen Orthoceras-Fragment, die allenfalls 
dahin gehören könnten und von Liepe sind, bis jetzt in dem fraglichen Geschiebewall 
noch nicht beobachtet, womit ich allerdings sein Fehlen in demselben keineswegs be- 
haupten will. Den obersilurischen Graptolithenkalk fand ich vereinzelt bei Joachims- 
thal, Kreidepetrefacten und Flintknollen in etwas grösserer Zahl bei Liepe?). 
Aus den Steingruben bei Lunow erhielt ich durch Herrn LANGE ausser einigen losen 
Petrefacten des oberen braunen Jura (Kelloway rock) ein 36 cm oder beinahe 14 Zoll 
im Durchmesser haltendes Prachtexemplar eines Ammoniten, zur Gruppe der Planu- 
laten gehörig, welches in einem mächtigen Geschiebe von eisenschüssigem Jurakalk 
zugleich mit mehreren Exemplaren einer grossen Gervillia (aus der Verwandtschaft von 
Gerv. aviculoides Sow. und Gerv. pernoides DESLONGCH.) eingebettet lag; ferner noch 
einen sehr hübsch erhaltenen Planulaten von 14,5 cm = 5), Zoll Durchmesser, der die 
Hauptmerkmale von Ammonites polyplocus REINECKE zeigt. Ausserdem ist mir von 


!) ef. DAMES, Zeitschr. der deutsch. geolog. Ges., XXXI. p. 210. 

Man hat das betr. Gestein auch Wurmsandstein oder Arenicola-Sandstein genannt. Dass 
es übrigens mit den Röhren bohrender Würmer nichts zu schaffen hat, wurde von DAuzs dargethan. 
JENTZSCH (ib. p. 792) bemerkt, dass dergleichen Geschiebe besonders häufig an der unteren Elbe bei 
Schulau seien, auch noch in den Weichselgegenden (Danzig, Bromberg) angetroffen würden, dagegen 
in Ostpreussen fehlten. 

2) Auch kugelige Coneretionen von Markasit, welche zuverlässig der Kreide entstammen, 


kommen in dem Geschiebewall nicht selten vor. 
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ebendort ein grösseres angeschwemmtes Stück von tertiärem Sandstein mit einem 
Lamna-Zahn und hübschen Gastropoden-Resten zugekommen. Ein äusserst seltenes 
Geschiebe, nämlich eine Platte des zuerst von Bryrıcn am Kreuzberg bei Berlin beob- 
achteten Cyrenen-Kalksteins aus der Wealden-Abtheilung'), fand Herr v. ALTEN 
in dem Steinlager bei Chorinchen. 

Südlich von der Joachimsthal-Liepe-Lunower Geröllmauer erstreckt sich nun eine 
ohne Zweifel zu einer und derselben geologischen Bildung gehörende Reihe von Grand- 
lagern, welche im W. zunächst bei Heegermühle, '/, Meile westlich vom hiesigen 
Bahnhof, sodann bei Eberswalde selbst und auch an einigen zwischen diesen beiden 
Orten liegenden Punkten aufgeschlossen sind, und weiterhin nach O. zu bei Brahlitz 
auf der Neuenhagener Insel sowie noch bei Hohen-Saaten a. d. Oder zu Tage treten. 
Sie liegen gleichfalls auf einer krummen Linie, deren westlicher und östlicher End- 
punkt nördlicher liegen als ihr mittlerer Theil, jedoch ist dieselbe viel schwächer ge- 
bogen als die von obigem Geschiebezug gebildete Curve und läuft im Ganzen ziemlich 
genau von W.nach OÖ. in einer Erstreckung von 4 Meilen. Obwohl somit diese beiden 
Linien nicht parallel verlaufen, vielmehr nach links wie nach rechts stark auseinander 
gehen, sind sie doch ziemlich symmetrisch zueinander gestellt: die nördliche hat un- 
gefähr die Form einer gegen N. offenen Parabel, deren Scheitel in mässigem Abstand 
über der mittleren Einsenkung des von der südlichen Linie gebildeten, sehr flachen 
Kreisbogens liegt; ihre gegenseitige Entfernung beträgt von Hohen-Saaten aus ca. 
3/, Meilen, in der centralen Region bei Brahlitz und Liepe , Meile, dagegen über 
Eberswalde, im W. der Mitte, etwa 1 Meile und an den westlichen Ausläufen zwischen 
Heegermühle und Joachimsthal beinahe 2 Meilen. Die Divergenz ist also nach O. be- 
deutend geringer als auf der entgegengesetzten Seite. Ohne auf eine nähere Erörterung 
der genetischen Fragen einzugehen, welche sich bei der Betrachtung dieser eigenthüm- 
lichen Ablagerungsformen aufwerfen, die übrigens auch nicht zur Aufgabe der gegen- 
wärtigen Arbeit gehören, bemerke ich hierzu nur soviel, dass der Geschiebewall im 
Sinne der Gletscherhypothese, welche neuerdings bei unsern Flachlands-Geologen sehr 
in den Vordergrund getreten ist, als Ueberbleibsel der Endmoräne einer ungeheuern, 
von N. gegen S. fortgeschobenen Gletschermasse aufgefasst werden kann, während die 
sog. Drifttheorie darin eine Strandbildung des früheren Diluvialmeeres erkennen muss. 

Die Grandablagerung, von der vorhin die Rede war, gehört sicher dem unteren 
Diluvium an, welches überhaupt in der Eberswalder Gegend hauptsächlich vertreten 
ist, obwohl ich bisher die an andern Punkten Norddeutschlands für diese Etage charak- 
teristische Paludina diluviana KunTH hierorts noch nicht entdeckt habe. Zunächst folgt 
dies aus den Lagerungsverhältnissen, welche bei Heegermühle besonders gut beobachtet 


!) ef. REMELE, Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges., XXVIII. p. 427, 


XIII 


werden konnten. Zu unterst lagert daselbst der blaugraue, schon an seiner äusserst 
dünnen schieferartigen Schichtung sofort kenntliche geschiebefreie Thon (Berexpr’s 
Diluvialthonmergel), der hier freilich ziemlich tief liegt und in den Thongruben meist 
vom Wasser bedeckt ist, dagegen nach O. zu an einigen Punkten bei Eberswalde näher 
an die Oberfläche oder selbst (wie in der fiskalischen Lehmgrube am Gesundbrunnen, 
Oberförsterei Biesenthal) ganz zu Tage tritt. Nach oben zu geht der geschiebefreie 
Thon in einen äusserst feinen mergeligen Sand über. Darüber folgt sodann in er- 
heblicher Mächtigkeit der untere gemeine Diluvialmergel oder Geschiebemergel, 
welcher vorwiegend von dunkel bläulichgrauer Farbe ist und in der ganzen Gegend 
das Hauptmaterial für die Ziegelfabrication liefert. Die in demselben eingebetteten 
Gerölle sind nicht eben zahlreich und selten über faustgross, eine nennenswerthe wissen- 
schaftliche Ausbeute haben mir dieselben nicht gewährt; man findet darunter manchmal 
Kreidestücke und strahlig-krystallinische Markasitknollen. In seinen oberen Lagen 
nimmt dieser untere Mergel ebenfalls den Charakter eines überaus feinen Sandes an, 
der wesentlich aus einem nicht mehr plastischen Mineralstaub oder Schluff besteht. 
Dies habe ich beispielsweise vor einigen Jahren in der dicht am Finow-Canal bei 
Heegermühle gelegenen ScHüLter’schen Thongrube constatirt, wo der untere Geschiebe- 
mergel zunächst von einer ca. 5 Fuss mächtigen Schicht von blaugrauem, stark kalk- 
haltigem Mergelsand bedeckt, und über letzterem noch eine ca. 2 Fuss dicke Lage 
eines gelblichen Glimmersandes zu sehen war, der übrigens nahebei seit längerer 
Zeit gewonnen und auf dem dortigen Messingwerk als Formsand benutzt worden ist. 
Dem Mergellager sind hiernach die mehr oder weniger mächtigen Grandmassen auf- 
gelagert, in welchen vorzugsweise Kies als Material zum Strassen- und Eisenbahnbau 
gewonnen wird, und als oberste Bedeckung derselben zeigt sich schliesslich eine 2 bis 
3 m hohe Schicht von Diluvialsand, der im Aussehen an den sog. Decksand erinnert. 

Dass die Grandablagerung zum unteren Diluvium gehört, folgt, abgesehen von 
den angegebenen stratigraphischen Verhältnissen, noch aus der relativen Häufigkeit von 
Ueberresten des Mammuth (EZlephas primigenius BLuUMENBACH). Ich gebe nachstehend 
nur diejenigen darin gefundenen Reste dieses fossilen Elephanten an, welche ich im 
Laufe der Zeit für die Forstakademie erlangt und z. Th. in der Zeitschr. der deutsch. 
geolog. Ges. (XX VI. p. 481 u. 710, XXVIU. p. 428) besprochen habe: 

1. Von Heegermühle ein 5, kg wiegender Oberschenkelknochen vom rechten 
Hinterbein, 7 m unter der Erdoberfläche gefunden, und ein Mittelfussknochen 
(beide von Herrn v. ALTEN geschenkt); ein 40 em langes Bruchstück vom Ende 
eines Stosszahns und ein kleiner Backenzahn; sodann ein werthvolles Fragment 
des Unterkiefers eines jüngeren Individuums mit dem Rest des alten abgenutzten 
Backenzahns und einem vorzüglich erhaltenen, für sich allein 3 kg 150 gr wie- 
genden jungen Backenzahn, der beim Untergang des Thiers noch im Nachkeimen 


XIV 


begriffen war, dessen Kaufläche jedoch z. Th. das Zahnfleisch bereits durch- 


brochen hatte; 


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vom Bahnhof Eberswalde ein ca. 7 kg schweres Bruchstück eines sehr starken 
linken Schulterblattes mit vollständig erhaltener Pfanne (Geschenk des König]. 
Bergassessors Herrn Dr. Max Busse); ferner ein Backenzahn und verschiedene 
Backenzahn-Lamellen, sowie kleinere Knochenfragmente; 
3. von Hohen-Saaten ein vortrefflich conservirter Backenzahn (durch Herrn 
LAnGE erhalten). 

Es ist hier zu bemerken, dass auch in dem Geschiebewall Mammuthreste vor- 
kommen, sich dort jedoch weit seltener zeigen. Durch Herrn LAnGE empfing ich eine 
bei Lunow gefundene, über 7Y, kg wiegende Tibia, und aus den Steingruben bei 
Joachimsthal sind mir zwei Backenzähne zu Gesicht gekommen. 

In den besprochenen Grandlagern nun finden sich ganz hauptsächlich die ver- 
steinerungsführenden Gerölle, welche das Material zu meinen Untersuchungen geliefert 
haben. Neben den erbsen- bis wallnussgrossen Grandkörnern erscheinen zahlreiche 
grössere Geschiebe bis zu zwei und mehr Öubikfuss Inhalt, mitunter an der Oberfläche 
deutlich geschrammt, und zwar ist auch hier die Zwischenmasse wieder von mergeliger 
Beschaffenheit. Diese Geschiebe bestehen allerdings auch grösstentheils aus krystal- 
linischen Massengesteinen und Gneissen. Unter ersteren sind einige interessante 
Arten namhaft zu machen; so z. B. von Heegermühle ein Diabasporphyr mit langge- 
streckten, leistenförmigen, hellfarbigen Plagioklasen, welcher auf Elfdalen in Schweden 
zurückzuführen ist‘), und ein von Herrn v. ALTEN gefundenes Stück typischen Basalts 
mit Olivin?), dessen Ursprungsgebiet in Schonen, also dem südlichsten Theile Schwedens, 


!) Ganz das nämliche Gestein habe ich übrigens auch in den Steingruben bei Chorinchen 
beobachtet. 

2) Unter den märkischen Findlingen sind Basalte äusserst selten. Das erwähnte Stück ist 
der erste zuverlässige Fund dieser Art in der Mark Brandenburg, mit Sicherheit waren solche Ge- 
rölle bis dahin (1875) nur aus Schleswig-Holstein, besonders aus der Gegend von Kiel, bekannt ge- 
worden. Während GirRARD (a. a. O., 8. 83) ihr gänzliches Fehlen angiebt, hatte KLöpEn (Beiträge 
z. mineralog. und geognost. Kenntniss der Mark Brandenburg, VI. Stück, 1833, S. 44) behauptet, dass 
Basalte bei Berlin und Potsdam sowie auch bei Oderberg i.d. M. nicht selten seien. Allein wenig- 
stens für die grosse Mehrzahl der Fälle ist hier eine Verwechselung mit allerdings häufiger vor- 
kommenden Geschieben eines grauschwarzen, dichten und trappähnlichen Gesteins, welches vielleicht 
zum Diabas gehört, sowie mit Melaphyren anzunehmen, die z. Th. als Mandelsteine ausgebildet sind 
und über deren Herkunft noch jeder Anhaltspunkt fehlt. Vor einiger Zeit erhielt ich ferner ein 
grösseres, von zahlreichen Olivinkörnchen durchsetztes Basaltgeschiebe von Heckelberg unweit 
Eberswalde Eine genaue mikroskopische Untersuchung einiger der vorerwähnten Gesteine wird 
demnächst in der Zeitschr. d. deutsch. geolog. Gesellschaft erscheinen. 

Reichlicher scheinen nach gewissen Angaben Basaltgeschiebe in der Umgebung Hamburgs 


xV 


zu suchen sein dürfte; ferner von Eberswalde ein sehr fester Diabasporphyr, welcher 
in lebhaft dunkelgrüner Grundmasse grössere, unregelmässig geformte Labrador-Ein- 
sprenglinge von grünlich- bis gelblichweisser Farbe enthält und einem Gestein von der 
Insel Hochland im finnischen Meerbusen sehr ähnlich ist. Allein neben diesen eruptiven 
und krystallinisch -schiefrigen Felsarten zeigen sich die versteinerungsführenden 
Sedimentgesteine in solcher Häufigkeit, dass sie stellenweise sogar den ersteren fast 
die Wage halten. Die Kiesgruben der Eberswalder Gegend haben mir denn auch im 
Laufe einiger Jahre eine so reiche Ausbeute geliefert, dass mir nur noch sehr wenige 
der äusserst zahlreichen Arten sedimentärer Geschiebe fehlen, welche bis heute in der 
Literatur beschrieben oder erwähnt sind‘). 

Bekanntlich gehören die meisten fossilhaltigen Diluvialgeschiebe der norddeutschen 
Ebene dem Unter- und Obersilur (aus beiden fast ausschliesslich Kalksteine) und 
der obersten Abtheilung der Kreideformation oder dem Senon an. Diesen am nächsten 
in der Häufigkeit stehen Geschiebe des obersten braunen Jura (Kelloway rock), 
namentlich ein anstehend nicht bekannter, inwendig meist blaugrauer, äusserlich gelb- 
lichbrauner und oft stark zersetzter Kalkstein mit eingestreuten dunkelbraunen Körnchen 
von Eisenoolith und äusserst zahlreichen Conchylien, unter denen neben verschiedenen 
Gastropoden und mehreren schönen Ammoniten besonders Rhynchonella varians SCHLOTH., 
Astarte pulla A. ROEM. und Avieula echinata Sow. in zahllosen Exemplaren sich finden, 
ausserdem aber noch viele andere Gattungen von Lamellibranchiaten vertreten sind, 
wie Ostrea, Pecten, Lima, Gervillia, Modiola, Trigonia, Cucullaea, Isocardia, Phola- 
domya, Goniomya und Myaeites. Weniger oft, wenn auch nicht gerade selten, begegnet 
man cambrischen Geröllen, welche auf Oeland und namentlich gewisse Punkte des 
südlichen Schwedens, vielleicht z. Th. auch auf Bornholm hinweisen, sowie solchen der 
oligocänen Tertiärformation. Dagegen werden Geschiebe aus dem weissen 
Jura, der Weald-Bildung und dem präsenonen Kreidegebirge nur ganz ver- 


vorzukommen. Eine Mittheilung über nordische Basalte im Diluviallehm bei Leipzig hat Herr 
A. PEnck im Neuen Jahrb. f. Mineralogie u. s. w., 1877, p. 243, veröffentlicht, worin zugleich die 
früher behaupteten Funde von Basaltgeröllen im Flachland zusammengestellt und die verschiedenen 
Fundpunkte dieses Gesteins in Schonen aufgeführt sind. 

!) In der Schrift des Herrn Dr. M. Busse „Die Mark zwischen Neustadt-Eberswalde, Freien- 
walde, Oderberg und Joachimsthal“, Berlin 1877, heisst es bezüglich der Grandablagerung, beziehungs- 
weise des Geschiebewalles, um die es sich hier handelt, auf S. 39 u. 58: 

„Das Material für die Grandmassen haben fast allein die krystallinischen Gesteine herge- 
geben; die Sedimentärgesteine treten, mit Ausnahme der Kreide, fast ganz zurück.“ 

„Das Material der Steinberge und der Grandmassen ist genau dasselbe. Die Ueberein- 
stimmung geht so weit, dass im Allgemeinen in den Steinbrüchen seltene Gesteine auch in den 
Grandlagern ganz zurücktreten.“ 

Diese Angaben beruhen durchaus auf Irrthum. 


XVI 


einzelt angetroffen, sparsame devonische Sandsteine bloss in den östlichen Theilen 
unseres Flachlandes. R 

Bezüglich der Herkunft der norddeutschen Blöcke und Geschiebe ist es heute 
für Jedermann eine unbestrittene Thatsache, dass sie durch ein gewaltiges geologisches 
Phänomen aus nördlich gelegenen Gegenden hergeschafft worden sind, sei es von 
schwimmenden Eisschollen und Eisbergen, sei es durch ungeheure Gletschermassen. 
Aus der Unterlage des Diluviums selbst können diese Gesteinstrümmer im Wesentlichen 
nicht herstammen, schon weil in jener bisher hauptsächlich bloss die Tertiär-, die 
Kreide- und die Juraformation nachgewiesen worden sind, namentlich fehlen die alten 
krystallinischen Gesteine und die Silurkalke, aus denen unsere Gerölle ganz vorwiegend 
bestehen. Eine von der Insel Hochland durch die Ostsee nach Bornholm gezogene Linie 
scheint gegen Süden die Grenze für die Verbreitung der nordischen krystallinischen 
Schiefer und Alteruptivgesteine zu bezeichnen'). 

Schon .die Geschiebesammler des vorigen Jahrhunderts haben obige Frage zum 
Gegenstand des Studiums gemacht. Einer der thätigsten derselben, der Hauptmann 
v. ARENSWALD zu Neuenkirchen bei Anklam, veröffentlichte 1774 eine „Geschichte der 
pommerschen und mecklenburgischen Versteinerungen,“ und gelangte darin durch ver- 
gleichende Untersuchungen zu der Erkenntniss, dass die Petrefacten in den Geröllen 
Norddeutschlands eine grössere Aehnlichkeit mit den schwedischen zeigen als mit den- 
jenigen, welche in den südlich angrenzenden Gebirgsgegenden vorkommen, woraus er 
dann den Schluss zog, dass jene Gerölle durch eine Fluth in Schweden losgebrochen 
und an ihre jetzige Lagerstätte verschwemmt worden seien. Im Jahre 1790 sprach 
G. A. v. WINTERFELD in einem Aufsatz „Vom Vaterland des mecklenburgischen Granit- 
steins“ die Vermuthung aus, dass unsere Granitblöcke in einer früheren Epoche von 
nördlichen Inseln, welche in der Gegend des heutigen Schwedens über den Spiegel 
eines weit ausgedehnten Meeres emporragten, durch Eismassen herbeigeführt wurden. 
Wie man sieht, wird hier bereits die Treibeis- oder Drifthypothese ausgesprochen, 
und in der nämlichen Arbeit hat auch v. WINTERFELD auf den durch die Strömungen 
des atlantischen Oceans bewirkten Eistransport hochnordischer Gesteinstrümmer nach 
der Küste von Neu-Fundland als eine analoge Erscheinung hingewiesen, ganz wie es 
in neuerer Zeit von verschiedenen Geologen oftmals geschehen ist. 

Aus der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts nenne ich zuerst den ausgezeichneten 
Naturforscher G. WAHLENBERG. In seinen „Petrificata Telluris Suecanae“, 1821, 
p- 8, äussert er sich folgendermaassen: 

„In Germania septentrionali varıae adsunt collectiones petrificatorum, quorum 
specimina, quamquam ibi collecta, tamen svecicae originis sunt. Fragmenta enim petrae 


1) cf. J. Rorn, die geolog. Bildung der norddeutschen Ebene, Berlin 1870, S. 22. 


XVII 


tum Gothlandicae tum Oelandicae in revolutionibus terrae pristinis per Germaniam 
septentrionalem usque ad Lipsiam tam frequenter dispersa fuerunt, ut permulta petri- 
ficata pro germanicis habita, quae descripserunt Walch, Knorr, Klein, Wilckens'), 
Gehler, Schröter aliique, re vera e Svecia primam originem ducant.“ 

Merkwürdigerweise fand aber die Annahme des scandinavischen Ursprungs ver- 
schiedener von unseren Geschieben bei einigen deutschen Beobachtern lebhaften Wider- 
spruch. Der um die geognostische Erforschung des heimischen Bodens verdiente frühere 
Gewerbeschuldirektor KLöpen hat in seinem Werke „Die Versteinerungen der Mark 
Brandenburg“, 1834, S. 306— 374, dieser Auffassung eine sehr eingehende Betrachtung 
gewidmet und zuerst Zweifel an derselben geäussert, obwohl er zugab, dass einige 
Geschiebe-Arten schwedischen Gesteinen vollkommen glichen. Durch Vergleichung 
der Gerölle- Versteinerungen mit denen anderer Länder glaubte er zu finden, dass re- 
lativ wenige derselben mit schwedischen übereinstimmen, dass weit mehr Arten des 
südlichen Schwedens bei uns fehlen und umgekehrt viele Geschiebe-Petrefacten in 
Schweden unbekannt seien; seine Bestimmungen sind allerdings in der grossen Mehr- 
zahl unrichtig und S. 320 meint er sogar, dass das Uebergangsgebirge der Eifel weit 
mehr Arten enthalte, welche zugleich in der Mark vorkommen, als Schweden. Der 
Reihe nach werden auf S. 354 ff. mehrere Hypothesen erörtert, so z. B., dass die Dilu- 
vialgeschiebe aus den nördlichsten, noch wenig erforschten Theilen Scandinaviens durch 
Eisfelder herübergekommen seien, oder aber dass sie theilweise von einem jetzt völlig 
zerstörten Flötzgebirge herrührten, welches früher eine Ueberdeckung der anstehenden 
Schichten des südlichen Schwedens und der Insel Gotland gebildet habe. Zu keiner 
dieser Anschauungen getraut sich KLöpen Stellung zu nehmen, bemerkt zugleich aber 
noch, dass sehr triftige Gründe der Annahme, nach welcher ein Theil unserer Geschiebe 
nordischen, ein anderer aber anderweitigen Ursprungs sein sollte, widersprächen. 
Schliesslich bezeichnet er das Resultat seiner Arbeit in Bezug auf die Beantwortung 
der Frage nach dem Vaterland der Geschiebe als ein fast negatives, und äussert sich 
dahin, dass eine genauere Kenntniss der letzteren vielleicht weniger, als eine glückliche 
Hypothese, die Lösung des Problems fördern würde, dass bei dem diluvialen Phänomen 
viel complieirtere Ursachen und Kräfte, als man bisher glaubte, mitgewirkt haben 
müssten und das grosse Räthsel unerforschter als jemals dastehe. 

Weitaus bestimmter erklärt sich E. Borr, der treffliche mecklenburgische Ge- 
schiebeforscher, über den vorliegenden Gegenstand. In seiner „Geognosie der deutschen 
Ostseeländer zwischen Eider und Oder“, 1846, S. 255, meint er zunächst, dass man 
durch die KrLöpen’schen Untersuchungen von Schweden „emancipirt“ worden sei, und 
weist sodann auf v. HaGExow’s monographische Bearbeitung der Rügen’schen Kreide- 


!) Es steht hier im Original „Wielche“, was sicher ein Schreib- oder Druckfehler ist. 
Ill 


XVII 


Versteinerungen') hin, welche gelehrt habe, dass dies dieselben Formen seien, die auch 
in den dieser Formation angehörigen Diluvialgeröllen sich fänden. Indem dieser Satz 
nun verallgemeinert wird, heisst es weiter bei ihm wörtlich: „Hiermit war der Schlüssel 
zur Lösung der Frage über den Ursprung unseres exogenen (i. e. sedimentären) Gerölle 
gegeben; sie sind nicht von auswärts in die Diluvialländer hineingekommen, 
sondern in diesen selbst früher als anstehende Lager vorhanden ge- 
wesen.“ 

Wenn man jedoch die seit Beginn unseres Jahrhunderts eifrig betriebenen paläon- 
tologischen Forschungen über die Schichtensysteme der nordeuropäischen Länder auch 
nur flüchtig ins Auge fasst, kann eine solche Ansicht nicht mehr als stichhaltig gelten. 
Namentlich hat zunächst die Untersuchung der versteinerungsreichen obersilurischen 
Kalke der schwedischen Insel Gotland, später auch die gewisser gleichaltriger Ab- 
lagerungen auf der Insel Oesel an der Ehstländischen Küste, und deren Vergleichung 
mit einigen bei uns sehr verbreiteten Kalksteingeschieben, eine so frappante Ueberein- 
stimmung mit letzteren ergeben, dass der nordische Ursprung dieser Geschiebe unbe- 
streitbar ist. Ebenso bestimmt weisen die cambrischen Gerölle und mehrere Arten 
unserer Orthocerenkalke auf den südlichen Theil Schwedens und die nahegelegene 
Insel Oeland hin. Nach und nach aber traten verschiedene Beobachtungen an die 
Oeffentlichkeit, welche auch für einen Theil der untersilurischen Geschiebe den Blick 
von Schweden nach den russischen Östseeprovinzen, und zwar ganz hauptsächlich 
nach Ehstland, ablenkten. In dieser Beziehung ist vor Allem die Monographie der 
Sadewitzer Geschiebe-Fauna von FerD. RorMER”) hervorzuheben, eine durch 
Klarheit der Beschreibung wie durch scharfsinnige geologische Auffassung mustergültige 
Arbeit. Es wird darin der Beweis geliefert, dass diese merkwürdige, fast ganz auf 
einen kleinen Umkreis um Sadewitz bei Oels beschränkte Anhäufung von Kalkstein- 
geschieben, welche früher Jahrhunderte lang zum Kalkbrennen verwerthet wurde, ihren 
organischen Einschlüssen nach in ein über dem Orthocerenkalk liegendes höheres Niveau 
der unteren silurischen Abtheilung gehört und speciell mit der von Frispr. Schmipt 
als Lyckholm’sche Schicht in Ehstland unterschiedenen Zone aufs genaueste über- 
einstimmt. Kurz vorher schon hatte Fr. Schnipr’) auf Grund einiger Vergleichungen 
der beiderseits auftretenden Petrefacten dieselbe Ansicht geäussert. 

Bezüglich der so überaus häufigen Gerölle, welche den alten krystallinischen 
Massengesteinen und dem Gneiss angehören, hat man vielfach angenommen, dass 
sie hauptsächlich von Finnland und zu einem kleineren Theile aus Schweden und 


!) Im Neuen Jahrb. für Mineralogie u. s. w., Jahrg. 1839, 1840 und 1842. 

2) Die fossile Fauna der silurischen Diluvial-Geschiebe von Sadewitz, 1861. 

®) Beitrag zur Geologie der Insel Gotland, im Archiv für die Naturkunde Liv-, Ehst- und 
Kurlands, Ser. I, Bd. II. p. 463 (Dorpat 1859). 


XIX 


dem südlichen Norwegen abzuleiten seien. In der That haben einige unserer Ge- 
schiebe mit finnländischen Gebirgsarten die grösste Aehnlichkeit. Dies gilt besonders 
von der unter dem Namen Rapakivi bekannten Granitvarietät, welche an den por- 
phyrisch ausgesonderten braunrothen Örthoklasen, die von einem dünnen Mantel grün- 
lichgrauer Plagioklasmasse umhüllt sind, leicht erkannt werden kann; dieselbe ist zwar 
nicht zu den häufigeren Granitgeschieben zu rechnen, kommt aber doch weit verbreitet 
vor und ist u. a. auch an vielen Punkten Schlesiens gefunden worden (cf. Lisgiscn, 
a.a.O. p. 11). Das genannte Gestein ist nun bis jetzt bloss in Finnland anstehend 
bekannt; es zeigt hier und ganz ebenso in unserm Diluvium eine grosse Neigung zur 
Verwitterung. Indessen weisen doch neuere Beobachtungen für die meisten unserer 
eruptiven Gerölle mehr auf Schweden hin. 

Man darf nun aber nicht glauben, dass die Gebirgsglieder, deren Zertrümmerung 
die ungeheuern Schuttmassen der norddeutschen Ebene geliefert hat, in nördlichen 
Ländern sammt und sonders noch an der Erdoberfläche vorhanden seien; vielmehr 
wird es immer wahrscheinlicher, dass sie grossentheils entweder ganz zerstört wurden, 
oder wenigstens nicht mehr zu Tage liegen und ihre Reste jetzt vom Meere überfluthet 
sind. Zu einer solchen Ansicht hat man sich vor längerer Zeit schon hinsichtlich der 
Jurageschiebe bekennen müssen. Zwar findet sich zuweilen ein gelbbrauner Sand- 
stein mit Ammonites Parkinsoni Sow., welcher dem unteren Niveau des oberen braunen 
Jura angehört und nach Beyrıcn von der Insel Gristow bei Cammin an der pommer- 
schen Küste herrührt'). Allein dieses Vorkommen tritt völlig zurück gegen den oben 
erwähnten sehr versteinerungsreichen Kalkstein mit Rhynchonella varians, Astarte pulla, 
Ammonites Jason ete., welcher in den obersten Horizont des Doggers, die Etage des 
Kelloway rock, gehört und fast in allen Theilen der norddeutschen Ebene östlich der 
Elbe angetroffen wird. Da ein Gestein von ähnlicher Beschaffenheit, aber doch keines- 
wegs damit übereinstimmend, anstehend nur am Windau-Flusse im nördlichen Lithauen 
und in Kurland bekannt ist, so muss man nach Bzyrıcn’s Vorgang annehmen, dass 
früher ein im südlichen Theil der heutigen Ostsee zusammenhängend verbreitetes ju- 
rassisches Territorium existirte, welches die Juraablagerungen des Gouvernements Kowno 
in Lithauen mit den gegenwärtig noch im Gebiet der Odermündungen vorhandenen 
kleineren Juramassen verband, und in dem der Ursprung jener Geschiebe zu suchen 
ist; für diesen Juradistriet hat Beyrıcn*) sehr passend den Namen „baltischer Jura“ 
in die Wissenschaft eingeführt. Was die Heimath der Kreidegeschiebe betrifft, so 
stammen einige unzweifelhaft von Rügen, andere stimmen mit Gesteinen von Bornholm 


!) Von diesem Geschiebe, dessen Verbreitung sich übrigens auf die der unteren Oder benach- 
barten Gegenden beschränkt, verdanke ich Herrn Forstmeister BAnpo ein sehr schönes, den 
genannten Ammoniten enthaltendes Stück, welches bei Chorin gefunden wurde. 


2) Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges., XIII. p. 143. 
IIL* 


XX 


und Seeland und von Schonen vollkommen überein, allein in der Hauptsache ist die- 
selbe auch in einem jetzt zumeist untermeerischen Gebiete zu suchen, welches verschie- 
dene Inseln und Küstenstriche der Ostsee, die dänischen Inseln, Rügen und Wollin sowie 
Mecklenburg ete., umfasst. Dieses „baltische Kreidegebirge“ hatte ohne Zweifel 
eine sehr beträchtliche Ausdehnung, wie schon aus der ausserordentlichen Masse der 
über unser Flachland verbreiteten Feuersteingerölle aus der weissen Kreide hervorgeht. 
Der Zerstörung colossaler Massen jener baltischen Kreideformation ist grossentheils der 
stetige Gehalt unserer Diluvialschichten an kohlensaurem Kalk zuzuschreiben. 

Was den allbekannten Beyrichien- oder Chonetenkalk aus dem jüngsten 
Obersilur angeht, so hatte zuerst QuENSTEDT') als muthmaassliche Heimathstätte 
Schonen (von wo in der That einige der betreffenden Geschiebe herstammen können), 
sodann FErD. ROEMER*) Oestergarn auf Gotland bezeichnet. Darauf wurde von Fr. 
Scnmipr (a. a. O., p. 462) bemerkt, dass die mit diesem Namen bezeichneten Geschiebe 
einerseits den Schichten des Ohhesaare-Pank auf der Halbinsel Sworbe, dem südlichen 
Theile von Oesel, andererseits den entsprechenden Ablagerungen bei Oestergarn an der 
Östspitze der Insel Gotland gleichen, und dass hierin schon, abgesehen von anderen 
Gründen, ein Beweis für eine ehemals vorhandene, während der erratischen Periode 
zerstörte Verbindung dieser beiden Punkte zu erkennen sei, so dass also der steile 
Uferabsturz des Ohhesaare-Pank durch seine westliche Verlängerung eine Brücke zwischen 
Ehstland und dem südöstlichen Gotland gebildet habe (vgl. auch des genannten For- 
schers Untersuchungen über die silur. Formation von Ehstland ete., p. 77). Dass die nord- 
deutschen Kalkgerölle mit Chonetes striatella und Beyrichia tuberculata sowohl von Oesel 
als von Gotland stammen, hat gleichfalls Prof. Grewin6K°) zu Dorpat bei Gelegenheit 
einer ausführlichen Erörterung der Verbreitung der silurischen Wandergeschiebe in 
Livland, Kurland und dem Gouvernement Kowno ausgesprochen, dabei aber auch für 
die entsprechenden, an der Westküste Kurlands zerstreuten Beyrichienmergel mit Fisch- 
resten den Ursprung von beiden genannten Inseln, ja vielleicht gar von Schonen, be- 
hauptet; er schliesst dies aus dem angeblichen Auftreten schiefriger und krystallinischer 
Gesteine Scandinaviens in der nämlichen Gegend (?), glaubt dabei übrigens die dort vor- 
herrschenden Westwinde zur Erklärung einer solchen aus W. erfolgenden Ankunft der 
Geschiebe heranziehen zu dürfen. FERD. RoEMER') erklärte es demnächst bestimmt für 


das wahrscheinlichste, dass unsere Beyrichienkalke aus einem jetzt vom Meere bedeckten 


ı) „Die Geschiebe der Umgegend von Berlin“, im Neuen Jahrb. £. Mineralogie ete., Jahrg. 1838, 
p- 136. 


2) Ebendas., Jahrg. 1856, p. 812. 


3) Geologie von Liv- und Kurland, im Archiv f. d. Naturkunde Liv-, Ehst- und Kurlands, Ser. I, 
Bd. II. p. 571 und 674 (Dorpat 1861). 
%) Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges., XIV. p. 604. 


XXI 


Gebiete zwischen Oesel und Gotland herrühren. Bei dem nächst jenem am häufigsten 
vorkommenden obersilurischen Geschiebe, dem Graptolithengestein'), ist der Ur- 
sprung aus einem verschwundenen oder jetzt submarinen Gebilde sogar geradezu unab- 
weislich, weil hinreichend übereinstimmende Gesteine im Norden fehlen. 

Auch auf einen Theil der untersilurischen Geschiebekalke lassen sich ähn- 
liche Betrachtungen ausdehnen, und zwar vor Allem auf diejenigen, welche den oberen 
Stufen des Untersilur sich einordnen. Vom Sadewitzer Kalk sagt Ferp. RoemEr 
selbst nicht unbedingt, dass seine Heimath im westlichen Theil vom jetzigen Ehst- 
land, wo die Lyckholm’sche Schicht entwickelt ist, gelegen habe, sondern giebt zu, 
dass dies auch ein nahe benachbartes, jetzt vom Meere bedecktes Gebiet gewesen sein 
könne. Entschiedener gilt das Gesagte von dem unten besprochenen untersilurischen 
Rollstein-Kalk mit Chasmops macroura, dessen reiche Fauna nach meinen Beobach- 
tungen zwar theilweise Ehstländischen Formen entspricht, aber doch auch wieder so viele 
Abweichungen zeigt, dass man hier schon dieserhalb nicht umhin kann, auf die frühere 
Existenz eines ausgedehnten untersilurischen Territoriums im W. der russischen Ostseepro- 
vinzen zurückzugreifen. Ebenso verhält es sich bezüglich des in anstehenden Schichten 
noch nicht beobachteten Backsteinkalks, dessen organische Ueberreste denen des Ma- 
croura-Kalks sehr nahestehen. Am meisten Uebereinstimmung mit festen Lagern nor- 
discher Länder besitzen unter unseren Geschieben, gewisse besondere Fälle ausgenom- 
men, die der tieferen untersilurischen Abtheilung entstammenden Orthocerenkalke. 
Einige derselben sind schwedischen Gesteinen zum Verwechseln ähnlich, andere dagegen 
nähern sich den älteren Ehstländischen Kalken. Was nun diese letzteren betrifft, so 
halte ich es gleichfalls für gewagt, sie von Ehstland selbst abzuleiten. Ein so voll- 
ständiges Uebereinkommen, wie es einzelne Geschiebe mit schwedischen Schichten pe- 
trographisch und paläontologisch zeigen, ist mir bei Ehstländischen Silurgesteinen, trotz 
unverkennbarer sehr grosser Aehnlichkeiten, noch nicht aufgefallen. Ueberhaupt hat 
sich bei mir immer mehr die Ansicht bestärkt, dass wenigstens für die mittleren und 
westlichen Theile der norddeutschen Tiefebene der gegenwärtige Boden Ehstlands 
unserm Diluvium keine Materialien geliefert hat, dass dabei vielmehr nur Gebirgs- 
massen, die eine westlichere Lage hatten, in Betracht kommen können. Es scheint 


sogar, dass diese Auffassung auch für den Osten Norddeutschlands gelten kann. We- 


!) Diese Geschiebe-Art, die wahrscheinlich einem etwas tieferen Horizont als der Beyrichien- 
kalk entspricht, wird vornehmlich innerhalb der den mittleren Theil des norddeutschen Flachlandes 
begrenzenden Meridianlinien angetroffen. In Schleswig-Holstein ist dieselbe nach KArSTEN’s Angaben 
selten. In Ostpreussen hat man sie mitunter als fehlend angenommen, doch beschreibt Herr H. Dewirtz 
neuerdings in den Schriften der pbysik.-ökonom. Ges. zu Königsberg, XX. (1879), p. 174, eine, neue 
Orthoceras-Art aus einem Stück Graptolithenkalk vom Ufer der Angerapp bei Nemmersdorf (Kr. 
Gumbinnen.) 


XXI 


nigstens bemerkt Herr H. Maserz'), der Besitzer der reichhaltigsten Sammlung von 
Geschieben Ostpreussens, dass die Brachiopoden der dortigen silurischen Gerölle bei 
aller Aehnlichkeit mit Arten des Silurs der russischen Östseeprovinzen doch eimen 
abweichenden Habitus zeigen, weshalb es wahrscheinlich sei, dass jene Geschiebe aus 
Schichten herstammen, welche bei Austiefung des Östseebettes zwischen Oeland und 
dem Ehstländischen Glint zertrümmert und zerstreut wurden. Diese Ansicht wird auch 
unterstützt durch das Vorkommen von Geschieben der Kreideformation in West- und 
Östpreussen, welche theils von senonem, theils auch von cenomanem Alter sind, und 
bei denen höchstens in beschränktem Maasse an Russland gedacht werden kann’). 
Möglicherweise existirte zu Anfang der Diluvialzeit eine westliche Verlängerung des in 
Nord-Ehstland anstehenden untersilurischen Schichtensystems, welche nördlich an 
der Insel Gotland vorbeiging und dann in südlicher Richtung nach Oeland sich 
hinzog; an dieselbe würde sich gegen S. und O. die obersilurische Brücke zwischen 
Oesel und Gotland unmittelbar angeschlossen haben. Wenn hiernach gewisse Geschiebe 
bei uns in Anbetracht der Petrefacten Ehstländischen Silurgesteinen gleich oder ähnlich 
sind, dagegen petrographisch von denselben abweichen, so kann dies weiter nicht 
Wunder nehmen; in dieser Hinsicht möchte ich noch erwähnen, dass nach Mitthei- 
lungen der Herren Fr. Schmipr und Prof. Dames in Ehstland selbst einige Schichten 
in ihrem Verlauf die Gesteinsbeschaffenheit bedeutend ändern und beispielsweise die 
Zone des Brandschiefers (C. 2) im ©. bei Kuckers die charakteristischen .Einlage- 
rungen eines mürben, bitumenreichen und z. Th. brennbaren Mergels von röthlich- 
brauner Farbe enthält, dagegen westlich in der Gegend von Reval und Spitham nur 
durch einen festen grauen Kalkstein repräsentirt ist. 

Ich kann es nicht für meine Aufgabe halten, an dieser Stelle irgend welche ge- 
nauere Zusammenstellung der weitschichtigen, auf die norddeutschen Geschiebe bezüg- 
lichen Literatur zu geben, muss mich vielmehr betrefis derselben auf Weniges be- 
schränken. Die ersten ausführlichen Mittheilungen über ihre organischen Einschlüsse 


wurden von KLÖDEN in seinen schon erwähnten „Versteinerungen der Mark Branden- 


\) Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges., XXVIII. p. 49. 

2) In seinen kürzlich erschienenen „Erläuterungen zur 2. Ausg. der geogneost. Karte Liv-, 
Ehst- und Kurlands“, Dorpat 1879, theilt GREWINGK p. 24 mit, dass die Kreideformation in dem be- 
zeichneten Gebiet bisher nur unterirdisch in Bohrlöchern nachgewiesen wurde, während er in einer 
1872 publieirten Abhandlung das sporadische und schollenartige Vorkommen analoger Kreidegebilde 
in Lithauen (Gouvernements Kowno, Wilna und Grodno) besprochen hatte. Herr JENTZSCH (Zeitschr. 
d. deutsch. geolog. Ges., NXXT. p. 790 ff.) scheint dieser russischen Kreide eine grössere Bedeutung 
für die Erklärung des Herkommens der ostpreussischen Kreidegeschiebe beizulegen. GREWINGK giebt 
in jener neuen Arbeit zugleich ausführliche Ergänzungen zu seinen früheren Angaben über die 
Quartärgerölle in den ostbaltischen Provinzen, wobei jedoch ganz vorwiegend ihre Verbreitung und 
die an ihnen hervortretenden glacialen Frietionserscheinungen erörtert werden. 


XXI 


burg“ gemacht, ein Werk, welches jedoch für die paläontologische Erforschung nur 
mehr von historischem Interesse ist. Erst durch eine treffliche Arbeit von Firp. ROEMER 
„über die Diluvial-Geschiebe von nordischen Sedimentgesteinen in der norddeutschen 
Ebene“ (Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges., XIV. p. 575—637) wurde eine feste Grund- 
lage für die nähere Kenntniss unserer versteinerungshaltigen Gerölle geschaffen. Eine 
monographische Darstellung haben besonders die obersilurischen Geschiebe ge- 
funden. So beschrieb der eben genannte Paläontologe die Versteinerungen der reichen 
Anhäufung von Diluvialgeschieben bei Gröningen in Holland (hauptsächlich Gotländer 
Korallenkalke, aber auch Beyrichienkalk) im Neuen Jahrb. f. Mineralogie, 1557 u. 1858. 
Das Graptolithengestein wurde von F. Heıpıxmarmn (Zeitschr. d. deutsch. geolog. 
Ges., XXI. p. 143— 182) und neuerdings von K. Hıupr (die Fauna des Graptolithen- 
Gesteins, Görlitz 1878), beidemal jedoch ungenügend, bearbeitet. Eine recht fleissige 
und verdienstliche Untersuchung über den Beyrichienkalk wurde von Herrn A. Krauss 
veröffentlicht (Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges., XXIX. p. 1—49). Ueber die Geschiebe 
aus der untersilurischen Abtheilung liegt dagegen als einzige grössere Arbeit 
die schon oben angeführte Abhandlung von Fisko. ROEMER über die fossilen Reste des 
Sadewitzer Kalks vor. 

Grösser ist die Zahl derjenigen Publicationen, welche die Findlings-Versteinerungen 
bestimmter Bezirke Norddeutschlands zum Gegenstande haben und dabei nicht die ver- 
schiedenen Geschiebe-Arten auseinander halten, sondern zumeist auf einzelne Gruppen 
oder Gattungen von Organismen ohne speciellere Rücksicht auf das geologische Alter 
der Fundgesteine sich beschränken. So haben namentlich die mecklenburgischen 
Gerölle in dem verstorbenen Erxst BoLL einen überaus eifrigen Beobachter gefunden, 
welcher seine werthvollen paläontologischen Beobachtungen über dieselben hauptsächlich 
in zahlreichen Jahrgängen vom „Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte 
in Mecklenburg“ niedergelegt hat; herauszuheben sind darunter namentlich die Bear- 
beitung der silurischen Cephalopoden (11.Jahrg., p. 58) und die der Beyrichien 
(16. Jahrg., p. 114). Die Trilobiten der Geschiebe Ost- und Westpreussens wurden 
von STEINHARDT (Beiträge zur Naturkunde Preussens, III, 1874), einige in ostpreussi- 
schen Silurgeschieben gefundene Cephalopoden von Dewiırz (vgl. oben, S. XXI) 
beschrieben. Dazu kommt noch eine Aufzählung und Besprechung der Petrefacten aus 
silurischen und cambrischen Geröllen Schleswig-Holsteins von Gustav KARSTEN 
(s. unten). Die Mehrzahl aller dieser Arbeiten leidet an dem sehr empfindlichen 
Mangel, dass der geologische Gesichtspunkt darin wenig oder gar nicht berücksichtigt 
worden ist. 

Kürzere Mittheilungen über einzelne interessante Geschiebe sind in den Fach- 
journalen in grosser Zahl zu finden. Namentlich haben BeyricH und Damss seit Jahren 
manche kleinere Beiträge von Wichtigkeit in der Zeitschrift d. deutsch. geolog. Gesell- 


XXIV 


schaft geliefert. Von Letzterem steht eine eingehende Bearbeitung der artenreichen 
Fauna unserer Juragerölle zu erwarten. 

Immerhin bleibt auf dem betrachteten Gebiete noch sehr viel zu thun übrig, was 
zur Bereicherung der Petrefactenkunde und zur Förderung der vaterländischen Geologie 
dienen kann. Ich habe mir vorgenommen, in einer Reihe monographischer Arbeiten 
mit Zugrundelegung der an der Forstakademie vereinigten Materialien, d. h. unter be- 
sonderer Berücksichtigung der Mark Brandenburg, einige der vorhandenen Lücken, 
soviel an mir liegt, auszufüllen. Dabei werde ich mein Hauptaugenmerk auf die Silur- 
geschiebe, vornehmlich die untersilurischen, richten. Unter den letzteren entbehren 
sowohl die Orthocerenkalke, als auch etliche in ein etwas höheres Niveau aufsteigende 
Gesteine noch einer speciellen Erforschung. Das gegenwärtige erste Stück dieser Unter- 
suchungen behandelt zunächst eine Anzahl besonders ausgezeichneter und meist unbe- 
schriebener Geschiebe-Petrefacten aus hiesiger Gegend; in den unmittelbar nachfolgenden 
Heften gedenke ich dagegen einige bestimmte Geschiebe- Arten herauszugreifen, wobei 
nicht allein deren Fauna beschrieben, sondern auch, soweit es nothwendig erscheint, 
der geologische Horizont durch Vergleichung mit anstehend bekannten Silurschichten 
festgestellt werden soll. Nur auf diesem, zuerst von FERD. ROEMER mit Erfolg beschrit- 
tenen Wege kann es gelmgen, die Geschiebekunde für die Aufklärung der genetischen 
Probleme unseres Diluviums wahrhaft nutzbar zu machen. 

Kaum braucht hier gesagt zu werden, dass ich erst nach mehrjährigen Vorstudien 
mich entschliessen konnte, der gewählten Aufgabe näher zu treten. Obwohl es mir 
gelang, eine nicht unerhebliche Zahl scandimavischer Versteinerungen für die Forst- 
akademie zu erwerben, waren doch eingehende Informationen in andern Sammlungen 
unerlässlich. Durch die Zuvorkommenheit des Herrn Dr. med. Rath L. BRÜcKkNER zu 
Neubrandenburg war es mir im Sommer 1378 vergönnt, einige Tage auf die genaue 
Besichtigung seiner eigenen, sowie der jetzt im dortigen städtischen Museum aufbe- 
wahrten E. Borr’schen Geschiebe-Collection zu verwenden. Unberechenbaren Werth 
hatte es aber für mich, dass die Herren Geh. Ratlı Beykıcn und Professor DamEs mir 
bereitwillig gestatteten, im verflossenen Jahre während mehrerer Wochen von dem überaus 
reichen Inhalt des paläontologischen Museums der Universität Berlin, soweit es meine 
Zwecke erheischten, Kenntniss zu nehmen und auch noch bei andern Gelegenheiten 
die dort vorhandenen Stücke mit vielen der von mir gesammelten Sachen zu vergleichen. 
Herrn Danes, einem unserer besten Geschiebekenner, bin ich zugleich für vielfache 
persönliche Belehrung und Rathertheilung aufrichtig verbunden. Ueberdies hatte Herr 
Dr. L. Brückner die grosse Freundlichkeit, mir für die nachstehend gegebene Beschrei- 
bung der Lituiten die sämmtlichen in seiner und der Borr’schen Sammlung enthaltenen 
Exemplare dieses uralten Kopffüsser-Geschlechtes für einige Zeit zu schicken. Von 


grösstem Nutzen war es ferner für mein ganzes wissenschaftliches Unternehmen, dass 


XXV 


Herr Akademiker FRrIEDRICH SCHMIDT aus St. Petersburg im April 1850 mich durch 
seinen Besuch erfreute und während eines zweitägigen Aufenthalts mit der vollen Auf- 
opferung eines für sein Fach begeisterten Gelehrten den grössten Theil der hiesigen 
Geschiebesammlung mit mir durchgesehen hat. Ausserdem verdanke ich Herrn Geh. 
Rath Fern. RoEmER, welcher kürzlich hier diese Sammlung besichtigte, verschiedene 
werthvolle Mittheilungen. Wenn endlich auch die ausgedehnte und z. Th. kostspielige 
Literatur über meinen Gegenstand mir mit genügender Vollständigkeit zu Gebote stand, 
so verdanke ich dies der stetigen Bereitwilligkeit, mit welcher der Director der Forst- 
akademie, Herr Oberforstmeister DANCKELMANN, meinen weitgehenden Wünschen in 
dieser Hinsicht nachgekommen ist'). 

Für fruchtbringende Nachforschungen über die Heimathstätten der norddeutschen 
Geschiebe ist eine genaue Kenntniss der Gesteme und Formationen eines grossen 
Theiles der nordischen Länder unerlässliche Vorbedingung. Ein eingehendes Studium 
derselben habe ich von vorne herein als den eigentlichen Ausgangspunkt meiner Ge- 
schiebe-Untersuchungen betrachtet. Daraus sind die im Folgenden mitgetheilten Ueber- 
sichten der älteren paläozoischen Gebilde Schwedens und Ehstlands hervorgegangen. 
Das Obersilur, welches bei meinen nächstliegenden Aufgaben weniger in Betracht 
kommt, ist dabei nicht mehr mit aufgenommen worden. 

Weitaus am meisten Mühe und Zeitaufwand bei meiner ganzen Arbeit hat mir 
die Charakteristik der fraglichen Schichten in den geologisch wichtigsten Provinzen 
Schwedens einschliesslich der Insel Oeland verursacht, da ich hierfür eine sehr grosse 
Zahl schwedischer Schriften und Abhandlungen durcharbeiten musste und die richtige 
Zusammenstellung der Angaben verschiedener Autoren oft keine leichte Sache war. 
Aus naheliegenden Gründen habe ich die paläontologischen Bezeichnungen der Ver- 
fasser im Wesentlichen beibehalten, und nur hin und wieder Berichtigungen bei den 
Gattungsnamen sowie aufklärende Zusätze angebracht. Vorzugsweise sind, wie jeder 
Kenner der schwedischen Geologie begreift, die ausgezeichneten Arbeiten von LINNARSSON 
benutzt worden; die Mehrzahl der neueren Etagen- und Zonen-Benennungen rührt von 
diesem unermüdlichen Forscher her. Für manche zweifelhafte Fälle haben mir übrı- 
gens die Herren Prof. @. LinvsTröm und Dr. G. Lixnarsson in Stockholm in liebens- 
würdigster Weise directe Auskunft ertheilt?). 

Die sodann folgende petrographisch-faunistische Charakteristik der Schichten von 


1) Einige seltene Werke, die im Buchhandel nicht zu beschaffen waren, habe ich in Berlin 
theils in der Kgl. Bibliothek, theils am Kgl. mineralogischen Museum und in der Bibliothek der Berg- 
akademie benutzen können. . 

2) Zugleich übersandte mir Hr. LinnArsson eine für die Pariser Weltausstellung i. J. 1878 


verfasste Schrift „La Carte geologique de la Suede“, aus der Einiges Verwendung finden konnte. 
IV 


XXVI 


Nord-Ehstland ist mir in dem dargebotenen Umfange nur durch die seltene Zuvor- 
kommenheit von FRIEDR. SCHMIDT selbst ermöglicht worden. Seit der Veröffentlichung 
seiner bekannten „Untersuchungen über die silurische Formation von Ehstland, Nord- 
Livland und Oesel“, welche 1858 erschienen sind, hat der genannte Geologe die Er- 
forschung der Ehstländischen Silurschichten wesentlich vervollständigt, Manches be- 
richtigt oder genauer festgestellt und viel Neues aufgefunden. Von diesen späteren 
Beobachtungen ist bisher nur wenig an die Oeffentlichkeit gelangt. Die von mir weiter 
unten für Ehstland gegebene Uebersicht habe ich hauptsächlich nach mündlichen und 
brieflichen Angaben Fr. Schmipr’s, sodann auch nach einer durch Herrn Dames von 
einer geologischen Reise durch jene Ostseeprovinz i. J. 1376 mitgebrachten Sammlung 
sowie nach verschiedenen monographischen Arbeiten über dortige Versteinerungen von 
NIESZKOWSKI, V. VOLBORTH, FR. SCHMIDT, v. D. PAHLEN und DyBowskı entworfen. 
Diese Zusammenstellung wäre aber immer noch in mehreren Theilen lückenhaft und 
vielfach ungenau geblieben, wenn Herr Fr. Scumivr sich nicht der Mühe unterzogen 
hätte, sie genau durchzusehen und soweit nöthig richtigzustellen und zu ergänzen. 
Obwohl dieselbe noch nicht auf Vollständigkeit Anspruch machen kann, gewährt sie 
doch nach seinen eigenen Worten in ihrer gegenwärtigen Gestalt „eine ganz brauch- 
bare Uebersicht nach dem jetzigen Stande unserer Kenntnisse“. 


Allen vorgenannten Herren spreche ich meinen wärmsten Dank aus!). 


!) Die beiden ersten Bogen der Einleitung sind schon 1880 gedruckt worden. Demgemäss ist 
auf S. XXIV. Z. 10 v. u. das Jahr 1879 gemeint. 


Gliederung und Charakteristik der cambrischen und 
untersilurischen Schichten in Schweden. 


I. Dalekarlien (Dalarne). 


Nach TÖRNgVvIST!) und theilweise nach LINNARSSON?). 


A. Cambrische Formation. 


1. Euritsandstein und Digerbergsandstein. 

Ersterer meist roth oder grau, felsitähnlich oder quarzitartig und stellenweise 
der Porphyrstructur sich nähernd; nach SToLpE das ältere Glied. Letzterer rothı oder 
braun, kleine, oft kantige Porphyrbruchstücke enthaltend und von etwas grauwacken- 
ähnlicher Textur, jedoch einerseits auch in dichteren (i. e. feinkörnigeren) Sandstein, 
andererseits in ein Öonglomerat mit Trümmern von Quarzit, Eurit (Felsit) und Por- 
phyr übergehend?). 

2. Schleifsandstein. 

Feinkörniger, feldspathreicher, meist ziemlich lockerer Sandstein, weiss, grau 
oder roth, im letzteren Falle mit oder ohne hellere rundliche Flecken‘). 


B. Untersilurformation. 
3. Obolus - Zone. 
Bei Wikarbyn über Granit lagernd. Als einzige Versteinerung wurde bisher eine 
Obolus - Art beobachtet). 

!) Hauptsächlich nach der Abhandlung „Om Siljanstraktens paleozoiska formationsled“, Öfvers. 
af Kongl. Vetensk.-Akad. Förhandl., 1874. No. 4. 

2) Jemförelse mellan de Siluriska aflagringarna i Dalarne och i Vestergötland, ib. 1871. No. 3. 

») TÖRNQvIsT erklärt die den beiden Gesteinen, gleichwie dem folgenden, gegebene geognostische 
Stellung nieht für positiv erwiesen, bemerkt aber, dass man ihnen schwerlich einen anderen Platz 
anweisen könne. 

*) Letztere Angaben passen vollkommen zu dem Aussehen gewisser, nicht seltener Sandstein- 
geschiebe der Mark, welche TORELL von der Smäländischen Küste herleitet, während HELLAND für 
diese Geschiebe gleichfalls auf Dalekarlien hingewiesen hat. 

5) Diese Etage ist auch von Törngvist bereits zu den untersilurischen Schichten gerechnet 


worden. Gegenwärtig wird sie als eine Unterabtheilung des Ceratopygekalks betrachtet. 
Iv* 


XXVII 


a) Obolus- Conglomerat. 

Schwarzer oder grauer Kalk mit eingeschlossenen Geröllen verschiedener Ge- 

steinsarten sowie mit Phosphoritknollen. 
b) Obolus - Gruskalk. 

Unreiner, grusiger und zumeist leicht zerfallender Kalkstein von mehr oder 
weniger dunkelgrüner Farbe. 

4. Unterer Graptolithenschiefer (Phyllograptusschiefer). 

Als grüner Thonschiefer von Törnxgvıst!) bei Skattungbyn eingebettet im 
Glaukonitkalk (5. a) beobachtet. Enthält neben Fossilien des letzteren (unter denen 
Orthis parva Pan. genannt wird) sowie Leptaena sericea Sil. Syst. zugleich eine 
Graptolithenfauna, vermöge deren dieser Schiefer, der übrigens mitsammt jenem grünen 
Kalk sehr unbedeutend mächtig ist, dem unter dem Orthocerenkalk liegenden Grapto- 
lithenschiefer in Schonen entspricht. Von Arten werden angegeben: Tetragraptus serra 
Bronxen., Tetr. quadribrachiatus HauLı, Didymograptus affinis NıcHoLson (2), Didymogr. 
minutus TöRNgv., Phyllograptus densus TÖRNQv. (gemein, ähnlich Phyllogr. angustifolius 
Hart) und „Graptolites ramulus“ HaLL. 

An derselben Stelle ist der untere rothe Orthocerenkalk (5. b) auffallenderweise 
z. Th. durch einen ziegelrothen Mergelschiefer vertreten. 

5. Orthocerenkalk. 

a) Grünkalk oder Glaukonitkalk’). 

Deutlich geschichtet, grün und z. Th. mit eingesprengten schwärzlichen oder 
dunkelgrünen Glaukonitkörnchen. Enthält Fragmente von Pfychopyge, Megalaspis und 
Asaphus (2); die nicht näher bestimmbaren Arten sind kleiner als die gleich darüber 
auftretenden Asaphiden; das gemeinste Fossil eine Orthis- Art. Mächtigkeit überall 
gering. 

b) Unterer rother Orthocerenkalk. 

Rothbrauner harter Kalk. In der untersten Schicht bloss eine Orthis - Art, 
etwas höher hinauf Orthoceratiten und Trilobiten; bei Wikarbyn wurde in diesem 
Horizont eine Agnostus-Art, verwandt mit Agn. lentiformis AnG., beobachtet. 

ce) Unterer grauer Orthocerenkalk. 
Besonders bei Alsarbyn reich an Petrefacten. 


Grauer oder schwärzlicher Kalkstein, in gewissen Schichten durchsetzt von braun- 


ı) Nyblottad geologisk profil med Phyllograptusskiffer i Dalarna, Geolog. Fören. Förhandl., 
Bd. III. Nr. 8, 1877, p. 241; Nagra jakttagelser öfver Dalarnes graptolitskiffrar, ib. Bd. IV. Nr. 14, 
1879, p. 446. 

2) In einem Berieht über die paläozoischen Schichten Ostgothlands (Öfversigt ete., 1875. Nr. 10, 
p-. 70) spricht Törngvist die Vermuthung aus, dass diese Ablagerung möglicherweise zum Ceratopyge- 
kalk gehöre. 


XXIX 


gelben oder schwarzen, rübsamenähnlichen Körnern, welche dem Gestein ein oolithisches 
Aussehen geben. Ueberall darin eine grosse Orthoceras - Art mit gedrängten Quer- 
streifen neben Orthoceras vaginatum SCHLOTH. var. Ausserdem eine ziemlich arten- 
reiche Trilobiten- und Molluskenfauna: Nileus Armadillo Darm., Illaenus crassicauda 
WAHLENB., Megalaspis latilimbata AnG., Ptychopyge sp., Cyrtometopus affinis ANG., 
Euomphalus Gualteriatus SCHLOTH., Turbo bicarinatus WAHLENB., Bellerophon sp., 
Orthis zonata Darm. (2), O. calligramma Darn., Leptaena sp. und Spirigerina sp. 
d) Oberer rother Orthocerenkalk. 

Hauptablagerung des rothen Kalks, besonders ausgezeichnet durch die zahlreichen, 
z. Th. grossen darin auftretenden Cephalopoden, welche besonders bei Sjurberg häufig 
sind: nach HısıngGEr ÖOrthoceras commune, O. trochleare, O. regulare, O. centrale, 
O. conieum, Lituites lamellosus') und L. convolvens. Trilobiten, den Gattungen Niobe, 
Megalaspis und Ptychopyge angehörend, sind verhältnissmässig selten. 

In ihrer Grenzregion enthalten die beiden Stufen e und d bei Fjecka Mega- 
laspis gigas ANG. und andere grosse Asaphiden nebst einer sehr grossen Illaenus-Art. 

e) Oberer grauer Orthocerenkalk. 

Am besten aufgeschlossen bei Kärgärde am Digerberg und unweit davon bei 
Wattnäs am Orsa-See. 

Petrographisch mit dem unteren grauen Kalk (ec) sehr nahe übereinstimmend; 
auch in faunistischer Hinsicht zeigen beide viel Verwandtschaft. Versteinerungen: 
Nileus Armadillo Daum., Megalaspis limbatae BOECK afl., Ptychopyge rimulosa ANG. 
und andere Pfychopyge- Arten, JIllaenus crassicauda WAHLENB., Remopleurides sp., 
Bellerophon sp., Euomphalus Gualteriatus SCHLOTH., Orthis zonata und calligramma 
Darm., Diplograptus sp. und reguläre sowohl als vaginate Orthoceras-Formen, darunter 
die beiden bei ce zuerst erwähnten Orthoceratiten. Von diesen enthält die zwischen- 
liegende Stufe d eigenthümlicherweise nur Orthoceras vaginatum SCHLOTH. (resp. tro- 
chleare Hıs.), wenn auch einige andere Arten den drei Unterabtheilungen e, d und e 
gemeinsam sind. Aus grauem Kalk von Wikarbyn, hauptsächlich wohl der obersten 
Zone angehörend, hat LiNNnARssoN ausserdem angeführt: Asaphus raniceps Daum., Mega- 
laspis gigas ANG. (nach TÖrNgvIsT auch am Silfberg anscheinend in demselben Niveau), 
Hyolithus sp., Rhynchonella nucella Darm. und ein wahrscheinlich zu Phyllograptus 
gehöriges Graptolithen-Fragment. — 

Von Trilobiten nennt TÖrngvist sodann noch einige Arten von verschiedenen 
Aufschlusspunkten des Orthocerenkalks, wo die Altersstellung nicht genauer zu erkennen 


!) Diese Art kommt nach Törngvısr (Öfversigt ete., 1874. Nr. 4, p.10), ebenso wie Lituites 
lituus Hıs. (MoNTFoRT), auch noch in einem grauen Orthocerenkalk von ungewisser Stellung vor. 

Hısınger’s Orthoceras trochleare wird an ebendieser Stelle als identisch mit Orthoc. vaginatum 
SCHLOTH. bezeichnet. 


AXX 


war; und zwar aus rothem Kalk: Megalaspis heros Dawn., Niobe laeviceps AnG., 
Ptychopyge lata AG. (?); aus grauem Kalk: Pliomera Fischeri EıcHw., Cyrtometopus 
(Cheirurus) elavifrons Daım., Ptychopyge angustifrons DALm. und Asaphus eapansus 
Lin. sp. In einem weiter unten citirten Aufsatz von 1867 (p. 10) hat der nämliche 
Geologe auch Megalaspis multiradiata ANG. (als zusammen mit Meg. heros bei Fjecka 
vorkommend) angegeben. 

Aus dem Örthocerenkalk Dalekarliens werden in den „Fragmenta Silurica“ von 
ANGELIN und LinDSTRÖM ausser den bereits genannten noch folgende Arten vorge- 
bracht: Orthoceras duplew WAHLENEB., Orthoc. undulato-zonatum ANG., Lituites latus 
Ang., Lit. angwinus Ang. (= der auf meiner Taf. I, Fig. 2, dargestellten Form von 
Lit. perfectus WAHLENB.), Discoceras subcostatum AnG. (= Lit. Decheni m.), Trocho- 
lites (Palaeonautilus) incongruus EICHW. sp., Cyrtoceras cornu-venatorium ANG., Cyrtoe. 
erispulum Ant., Pleurotomaria elliptica His. sp., Cyelonema bicarinatum WAHLENB,, 
Subulites nitens LINDSTR., Platyostoma? tenwistriatum LisDsTR., Platyceras canaliculatum 
LinDstTkR., Orthis callactis DAL. var. 

6. Cystideenkalk. 

Grauer, meist deutlich geschichteter Kalk mit oder ohne Zwischenlagen von Mergel- 
schiefer, sehr reich an Caryocystites granatum WAHLENB. und, zumal oben, an Echinosphae- 
rites aurantium GYLLENH. Sonstige Versteinerungen: Illaenus cerassicauda WAHLENE.!), 
Nileus Armadillo Darn., Symphysurus sp., Asaphus raniceps BOEcK (DaLn.), Ptychopyge- 
Arten, Chasmops conicophthalmus BOECK, Ch. macroura SJöGr. (2), Phacops sclerops 
Darn. (nach Törsgvist wahrscheinlich im Cystideenkalk?), Cheirurus exsul BEYR., 


!) In einer kürzlich erschienenen sorgfältigen Darstellung von G. Horım in Stockholm (Zeitschr. 
d. deutsch. geolog. Ges., XXXII. p. 559) ist der echte Illaenus erassicauda WAHLENBERG’s (Petrifie. 
Tell. Suecanae, p. 27, T. II. Fig. 5—6) zuerst genau beschrieben und abgegrenzt worden. Dieses 
sehr seltene Fossil, kenntlich besonders an den zu ohrenartigen Spitzen nach aussen und oben auf- 
steigenden Augenhöckern, wurde in Schweden bisher nur in Dalekarlien angetroffen und scheint da- 
selbst nach den obenstehenden Angaben TÖrngvIsT's, wie auch Horm bemerkt, den Grenzlagern 
des Cystideenkalks und Orthocerenkalks anzugehören; das einzige bis jetzt von dort bekannte voll- 
ständige Specimen ist WAHLENBERG’s Urstück. Interessant ist es, dass ein vorzügliches Exemplar 
jener Originalart in einem der Sorauer Geschiebe von grauem Orthocerenkalk vorliegt, welches 
dem Berliner paläontol. Museum gehört (ef. Dames, Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges., XXXII. p. 819). 
Viel häufiger in den schwedischen Orthocerenkalken, und auch mehrfach in norddeutschen Geschieben 
beobachtet, ist eine zweite Art, welche WAHLENBERG etwas später und demnächst auch DALMAN 
unter demselben Speciesnamen beschrieben hat. Diese, der eigentliche ZZ. crassicauda auct., kommt 
in zwei Varietäten vor, welche Horm folgendermaassen benennt: a) Il. Dalmani VoLgB. — Ill. crassi- 
caudae var. Dalmani bei v. VOLBORTH (russ. Trilobiten, pag. 13), mit beträchtlich gewölbter Glabella, 
in Schweden, Norwegen und den russischen Orthocerenkalken allgemein verbreitet; b) /Zl. Dalmani 
var. Volborthi = Ill. crassicauda WAHLENB. bei v. VOLBORTH (ib. pag. 10), mit flacher Glabella, nach 
STEINHARDT in den ostpreussischen Geschieben häufiger. 


XXXI 


Remopleurides sp. (ähnlich R. radians Barr.), Euomphalus Gualteriatus SCHLOTH. var., 
Pleurotomaria elliptica Hıs. sp., Leptaena imbrex PanD., L. sericea Sil. Syst., L. quinque- 
costata M’Cov, Spirifer (Platystrophia) Iyn« Eıcnw., Montieulipora Petropolitana (ge- 
mein), endlich Bryozoen, Crinoiden-Stiele und Diplograptus sp. (t. LINNARSSON). 

Bei Furudal, wo das Gestein dunkler, sehr dickschichtig und fast frei von 
Schieferlagen ist, beobachtete LiNNARsson im Öystideenkalk ausser mehreren der vor- 
genannten Arten: Piychopyge ef. glabrata AnG., Beyrichia costata LinRs., Primitia 
strangulata SALT., eine reguläre Orthoceratiten- Art und Strophomena sp. 

Auf dem eigentlichen Cystideenkalk lagert zunächst als Zwischenglied von 
geringer Mächtigkeit ein grauer knolliger Kalkstein, in welchem keine Sphäro- 
niten beobachtet wurden, und bei dem es noch zweifelhaft ist, wohin er gerechnet 
werden soll. 

7. Trinueleusschiefer. 

Aus drei Schieferlagen mit zwischenliegendem Kalk bestehend. 

a) Grauer oder graugrüner Mergelschiefer. 

Versteinerungen: Chasmops macroura SJÖGR., Trinucleus seticornis Hıs., Remo- 
pleurides (Brachypleura) 4-lineatus ANnG. (= Rem. radians nach LinNArssoN), Sphaero- 
coryphe granulata ANG., Illaenus limbatus LisRs. (nach LiwnaRsson wahrscheinlich 
= Ill. glaber Kyer.), Illaenus sp., Leptaena sericea Sil. Syst., Lept. qwinquecostata 
M’Coy, Lept. sp., Orthis parva PanD. (?), Spirifer (Platystrophia) Iyn® Eıcuw., Oya- 
thaxwonia? Törngvisti LINDSTR. (von LINDSTRÖM gegenwärtig zu seiner neuen Gattung 
Coelostylis gestellt, von TÖRNQVIST früher als Streptelasma cornieulum HALL = Streptel. 
Europaeum F. RoEu. bezeichnet), Montieulipora Petropolitana PanD., Cladopora aedilis 
Eıchw. (2?) nebst verschiedenen Bryozoen. Von Lixxarsson wurden noch Bellerophon sp., 
Pleurotomaria sp., Strophomena sp. und Ptilodietya sp. angeführt!). 


!) LINNARSSON giebt der Etage des Cystideenkalks (6) mit Einschluss der untersten Lage von 
Törxgvıst's Trinueleusschiefer-Zone (7.a) den Namen Chasmopskalk, indem er bemerkt, dass 
dieser Schiehtencomplex mit seinem Beyrichiakalk in Westgothland äquivalent und die entsprechende 
Bildung in Norwegen von KJERULF als Chasmopsregion bezeichnet worden sei. Diese Benennung 
sei nicht allein die ältere, sondern auch deshalb besonders glücklich gewählt, weil sie auf einen 
für die ganze Ablagerung vorzugsweise bezeichnenden Gattungstypus hinweise. Hiergegen wird 
jedoch von TÖRNgQVvIST eingewendet, dass KJERULF den Namen „Chasmopskalk“ für seine 4. nor- 
wegische Etage aufgestellt habe, der die Sphäroniten fehlten, und welche den dalekarlischen Trinu- 
cleusschiefer (7) umfasse, während KJERULF’s 3. Etage faunistisch z. Th. ein Parallelglied des Cystideen- 
kalks sei. Indessen ist nicht zu läugnen, dass der Ausdruck „Chasmopskalk“ in dem von LINNARSSON 
gebrauchten Sinne sich ziemlich allgemein bei den schwedischen Geologen eingebürgert hat. Letz- 
terer Forscher schrieb mir aber doch, dass man den dalekarlischen Chasmopskalk in zwei Abthei- 
lungen zerlegen müsse, von denen die untere mit dem Cystideenkalk TÖrngvistT's zusammenfällt. 

Aus dem Chasmopskalk Dalarnes wird fernerhin angegeben Orthis Actoniae Sow. (?) und Orthis 
(Platystrophia) dorsata Hıs. (Fragmenta Silurica, p. 27 u. 28). 


XXX 
b) Härterer grauer Kalk. 

Theilweise sehr knorrig oder breecienartig und von dünnen Kalkspathpartien 
durchzogen; von LINNARsSON keine Versteinerungen, von TÖRNgVIST bloss eine Orthis- 
Art darin beobachtet. Nach Ersterem ist das Gestein im Aussehen ähnlich einem in 
Westgothland (besonders an der Kinnekulle und am Billingen) im tieferen Theil des 
Trinucleusschiefers auftretenden Kalk. 

ec) Schwarzer Trinucleusschiefer. 

Dünnblättriger Thonschiefer von schwarzer Farbe. Häufigste Versteinerungen: 
Trinueleus seticornis Hıs., Tr. affinis AnG., Ampyx tetragonus ANG. (nach LINNARSSON 
identisch mit Raphiophorus depressus ANG.), Remopleurides radians BARR., Proetus sp., 
Calymene sp., Orthoceras sp., Orthis argentea Hıs., Leptaena sericea Sil. Syst., Lep- 
taena sp., Lingula (Obolella?) nitens Hıs., Discina sp., Diplograptus pristis Hıs. und 
Didymograptus sp., denen TÖRNgVIST später noch zwei Dicellograptus- Arten (darunter 
Die. anceps NicHoLs.) hinzugefügt hat. Seltener sind Telephus Wegelini An&., Loncho- 
domas sp. und Triarthrus sp.'). 

d) Grauer Kalk 
in etlichen Bänken und wenig mächtig. Versteinerungen spärlich; von TÖRNgVIST 
Remopleurides sp. und sonst nur unbestimmbare Fragmente beobachtet, nach LINNARSSON 
Proetus sp. und Murchisonia sp. 

e) Rother (resp. rothbrauner) Mergelschiefer oder mergeliger Kalk. 


Wieder mehr Versteinerungen, aber meistens nur in Fragmenten: Remopleurides 
radians BARR. (2), Trinueleus cf. seticornis Hıs., Agnostus trinodus SALTER (zu Gulle- 
räsen nach LinnARsson), Proetus sp., Leptaena sericea Sil. Syst. und andere Arten 
desselben Genus, Orthis und Discina sp. 

Auf den rothen Trinucleusmergel folgt als Zwischenglied von zweifelhafter 
Stellung ein harter, grauer, kleinkörniger Kalk mit Orthis sp., der nach STOLPE 
möglicherweise mit Livxarsson’s Brachiopodenschiefer in Westgothland übereinstimmt. 
TÖRNgVIST äussert Zweifel darüber, und Liwnarsson selbst bemerkt, dass sein Brachio- 
podenschiefer in Dalekarlien noch nicht sicher nachgewiesen sei. 


1) LINNARSSON giebt an, dass auch ein Cirrhopode, wahrscheinlich zu Turrilepas H. WOODWARD 
gehörig, hier vorkomme. Letzterer hat dieses zu den Rankenfüssern gerechnete Genus aus dem 
Wenlock - Schiefer von Dudley beschrieben (ef. Neues Jahrb. für Mineralogie u. s. w., Jahrg. 1866, 
p. 126), während sonst oft behauptet worden ist, dass jene Crustaceen - Familie den paläozoischen 
Gebilden fremd sei. 

Aus dem schwarzen Trinueleusschiefer von Draggä in Dalarne bringen die „Fragmenta Si- 
luriea“ (p. 18 und 29) ferner noch: Nucula? spee. indet., Strophomena arachnoidea TÖRNQv. in lit. und 
Leptaena quinquecostata M’Coy var. 


XNXNII 


S. Oberer Graptolithenschiefer. 
a) Kallholnkalk. 

Harter, deutlich geschichteter Kalkstein oder Mergelschiefer, theils auch Kalk- 
bänke (ähnlich dem Stygforskalk, aber dunkler) mit zwischenliegenden Schieferblättern. 
Versteinerungen: (lmacograptus teretiusculus Hıs. (nach Törngvist identisch mit 
Diplograptus reetangularis M’Coy, den Linnarsson aus dem Schiefer ad b von Kall- 
holn und Enan im Kirchspiel Orsa anführt), Orthis argentea His. und Leptaena 
sericea. 

b) Kallholnschiefer. 

Dunkelgrauer bis schwarzer Thonschiefer mit sphäroidischen Knollen von bei- 
nahe schwarzem bituminösem Kalk oder mit Mergelconcretionen. Versteinerungen: 
Olimacograptus teretiusculus Hıs., Diplograptus pristis Hıs., Dipl. palmeus Barr., 
Graptolithus (Monograptus) sagittarius Hıs., Gr. Beckii BaRR., Gr. convolutus Hıs., 
Rastrites peregrinus BARR., Orthis argentea Hıs., Leptaena sericea, Orthoceras - Reste, 
Proetus sp., Calymene sp. 

c) Osmundsbergschiefer. 

Fast schwarzer Schiefer mit Graptolithus (Monograptus) turrieulatus BARR., Gr. 
proteus BARR. (?) und wenigen, schlecht erhaltenen Trilobitenfragmenten. Findet sich 
in unmittelbarem Contact mit dem Leptaenakalk, ohne dass sich die nähere strati- 
graphische Beziehung beider zueinander feststellen liess. Die Lagerungsverhältnisse 
scheinen am Osmundsberg, wo der fragliche Schiefer auftritt, nicht normal zu sein. 
TörngvisT hat letzteren jedoch später, als Aequivalent von Lapwortn’s Zone des 
Rastrites maximus CARR. in Schottland, im den oberen Theil des sogen. Lobiferus- 
schiefers (s. die nächste Anm.) verlegt, und zugleich noch aus demselben eine Form 
des Monograptus spiralis GEIN. angegeben. 

d) Stygforskalk (Cementkalk). 

Bestehend aus dünnen harten Bänken eines unreinen, schiefrigen, röthlichen oder 
bläulichen Kalks mit zwischengelagerten dünneren oder dieckeren Schieferpartien. Ver- 
steinerungen: Graptolithus (Monograptus) priodon BRONX, Gr. convolutus Hıs., Retio- 
lites Geinitzianus BARR., Arethusina sp., Euomphalus sp., Spirigerina sp. und Favosites 
Lonsdalei D’ORB. Bei Stygforsen findet sich nach G. Linpström auch Favosites For- 
besii Epw. & Haıme (Privatmittheilung). 

Die Lagerung dieses Gliedes unter dem nächstfolgenden unterliegt noch einigem 
Zweifel, beide stehen aber jedenfalls in naher Beziehung zueinander. 

e) Stygforsschiefer (Sphaeroidenschiefer). 

Ziemlich lockerer und stark zerklüfteter, graublauer oder grünlicher Schiefer mit 

linsen- oder kugelförmigen Mergelconcretionen. Fauna wesentlich mit der des Stygfors- 
v 


XXXIV 


kalks übereinstimmend, die Graptolithen des letzteren zeigen sich hier ın zahlloser 
Menge; ausserdem spärlichere Reste regulärer Orthoceratiten und nach TÖRNgVvIST eine 
Oryptonymus-Art, verwandt mit Urypt. (Enerinurus) punctatus WAHLENB. sp.'). 

9. Leptaenakalk. 

Dieses Glied, das jüngste untersilurische Gebilde in Schweden, war von HisinGER 
und MurcHIson noch mit den älteren Silurkalken vereinigt worden, und wurde zuerst 
durch AnGELIN davon getrennt, welcher es als Typus seiner Regio VII Harparıum 
= DE ansah (Palaeont. Scandin. p.VII). Erst Törxgvist hat es genauer untersucht, und 


1) TÖRNQVIST erklärte in seiner eingangs citirten Arbeit (p. 25), dass es, vorbehaltlich späterer 
genauerer Untersuchungen, gerechtfertigt sein möchte, den unter 8. a bis e exel. e angeführten 
Sehichteneomplex in 2 Hauptzonen, die Kallholn- und die Stygfors - Zone, zu theilen, denen 
nach den bisherigen Ermittlungen nur 2 Fossilien, Graptolithus convolutus und Leptaena sericen, 
gemeinsam seien. In späteren Aufsätzen (s. speciell „Nägra jakttagelser öfver Dalarnes graptolit- 
skiffrar“, Geolog. Fören. Förhandl., Bd. IV. Nr. 14, 1879) unterscheidet er beim oberen Graptolithen- 
schiefer Dalekarliens, ebenso wie in Schonen und Ostgothland, noch bestimmter (abgesehen von der 
Aufstellung mehrerer untergeordneter Schieferzonen) folgende zwei Hauptstufen: 1. Lobiferus- 
schiefer (Kallholn, Gulleräsen ete.) mit Monograptus leptotheca LAPworTH, Diplograptus cometa 
GEINITZ, Monogr. Sedgwickii PORTL. (= M. spinigerus Lapw. angenommen), M. Hisingeri CARRUTHERS, 
M. lobiferus M’Cov, M. spiralis GEIN., Rastrites peregrinus BARR., Climacograptus scalaris Hıs. var. 
norm. Lapw., Diplograptus palmeus BARR. var. superstes TÖRNgV. u. s.w.; 2. Retiolitesschiefer 
(Stygforsen ete.) mit Retiolites Geinitzianus BARR., Monograptus priodon BRONN U. S. W. LINNARSSON 
(ib. Bd. IV. Nr. 9, p. 256) nennt als eine gemeine Art des dalekarlischen Retiolitesschiefers noch 
Monograptus vomerinus NICHOLS., bemerkt aber ausserdem, dass die dortige, früher stets für Monogr. 
convolutus Hıs. — wozu schon GEINITZ, Graptolithen, p. 45, einen Theil seines Monogr. spiralis ge- 
rechnet hat — ausgegebene Form vielleicht ein Cyrtograptus sei. Von Törngvısr (loc. eit. p. 455) 
wird dies jedoch entschieden bestritten, indem er hier zugleich den fraglichen Graptolithen als Monogr. 
spiralis var. subconica aufführt. 

Später noch hat TÖrngvısr (Om nägra graptoliter frän Dalarne, Geol. För. Förh., Bd. V. 
Nr. 10, 1881, p. 434) aus dem Retiolitesschiefer von Styforsen und Nitsjö mehrere neue Arten (Mo- 
nogr. eultellus, nodifer, erenulatus, continens) beschrieben, sowie Monogr. sartorius nov. sp. aus einer 
Schicht, welche dessen Unterlage bei Kallholn bildet und als oberster Abschluss des Lobiferus- 
schiefers aufgefasst wird. Darin findet sich neben Diplograptus palmeus var. superstes TÖRNQV. auch 
schon Monogr. priodon, obwohl diese Art ganz hauptsächlich dem Retiolitesschiefer angehört und in 
allen dessen Theilen gemein ist. Zunächst darunter soll der Schiefer 8.c mit Monogr. turriculatus 
BARR. liegen (ib. Bd. IV. Nr. 14, p. 453 u. 456). 

Aus dem Retiolitesschiefer von Stygforsen erwähnen die „Fragmenta Siluriea“ (p. 34 u. 35) 
noch zwei Korallen-Arten: Cyathophyllum dalecarlicum LiNDSTR. und Syringopora sp. 

Erwähnung verdient hier endlich ein eigenthümlicher Graptolithenschiefer, den schon HısInGER 
von Furudal kannte und Törxgvısrt auch bei Enän beobachtet hat (Öfvers. etc., 1874. Nr.4, p. 22, und 
Geol. För. Förh., Bd. IV. Nr. 14, p.454). Derselbe enthält vorzugsweise Diplograptus folium Hıs., „Rastrites 
peregrinus var. convolutus Hıs.“ und Monograptus spiralis (2). Obwohl sicher zum Lobiferusschiefer ge- 
hörig, hat sich doch seine nähere Beziehung zu andern Theilen dieser Zone nicht nachweisen lassen. 


xXXXV 


ausser in der eingangs (p. XXVII) erwähnten Arbeit von 1874 bereits in zwei früheren 
Aufsätzen!) besprochen. Dem Alter nach glaubte er die Ablagerung mit KyEruur’s 
Etage 5. « in Norwegen und dem englischen Llandovery (zunächst vielleicht mit dessen 
unterem Theil) vergleichen zu müssen; Fr. Scumiprt hatte schon vorher?) auf eine 
grosse Uebereinstimmung zwischen den hierher gehörigen Schichten des Osmundsbergs 
und den höheren untersilurischen Bildungen in Ehstland, nämlich der Lyckholmer und 
Borkholmer Zone, hingewiesen, und hat dann später®) den schwedischen Leptaenakalk 
in bestimmterer Weise für ein Parallelglied der Borkholm’schen Schicht erklärt. Der 
Name Leptaenakalk wurde von Törxgvist, nachdem er anfangs den Ausdruck 
„Crinoidenkalk“ gebraucht hatte, in der Abhandlung von 1871 vorgeschlagen wegen 
der besonderen Wichtigkeit, welche das betreffende Brachiopodengeschlecht hier zeigt, 
und weil er meinte, dass von 14 in Dalarne gefundenen Leptaena-Arten 10 der frag- 
lichen Stufe angehörten. Die Etage, deren Gesammtmächtigkeit auf mindestens 
500 schwed. Fuss oder beinahe 150 Meter zu veranschlagen ist, besteht aus weissen, 
grauen oder rothen, stellenweise auch schwarz gefärbten Kalken, zumeist von richtungs- 
loser Textur, jedoch in gewissen, mit Crinoidengliedern überfüllten Horizonten plattig 
abgesondert mit eingeschalteten Thon- oder Schieferpartien. 

Eine Sonderung des Leptaenakalks in scharf begrenzte Unterabtheilungen erscheint 
nicht durchführbar: obschon in den oberen Theilen mehrere Arten hinzutreten, die 
unten fehlen, und namentlich Korallen dort eine grössere Bedeutung erlangen, bewahrt 
die Fauna doch im Ganzen einen sehr gleichartigen Charakter. Dieselbe ist an 
Gattungen und Arten äusserst reich. Von Korallen werden genannt: Favosites For- 
besüi E. & H., Heliolites favosus M’Coyt), Halysites escharoides Lamck., Plasmopora 
conferta E. & H., Syringophyllum organum L. Ausser den Crinoidengliedern werden 
noch cystideenartige Körper, sodann Bryozoen erwähnt. Am grössten in der ganzen 
Bildung ist aber die Zahl der Brachiopoden, vornehmlich durch die Gattungen Leptaena 
(inel. Strophomena) und Orthis repräsentirt. Als gemeinste Arten erscheinen Leptaena 
quinquecostata M’Coy, Lept. equestris Eıcuw. (2), Lept. sp., Spirifer (Platystrophia) 


!) Om lagerföljden i Dalarnes undersiluriska bildningar, Lund 1867, p. 7— 8 u. p. 16; Geolo- 
giska jakttagelser öfver den kambriska och siluriska lagföljden i Siljanstrakten, Öfvers. ete., 1871. 
Nra12 9289 

°) Beitrag zur Geologie der Insel Gotland, im Archiv f. d. Naturkunde Liv-, Ehst- und Kur- 
lands, Ser. I, Bd. II. p. 459 (Dorpat 1859). 

°) ef. Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges., NXV. p. 696, in Linnarsson’s Bericht über eine Reise 
nach Böhmen u. d. russ. Ostseeprovinzen im Sommer 1872. 

*) So bei Törngvıst 1874 aufgeführt nach Linpsrröm, Förteckning pä svenska undersiluriska 
Koraller, Öfvers. ete., 1873. Nr. 4, p- 23; jetzt von letzterem Autor (wie auch 1867 schon von 


TÖRNgvIsT) zu Heliolites dubius Fr. SCHMIDT gerechnet. 
v* 


XXXVI 


Iyn® Eıcnw., Spirigerina marginalis Darn.'), Pentamerus angulosus TÖRNgVv. (nach 
LinDström zur Gattung Camerella BıLuınas gehörig) und Rhynchonella sp.?); für die 
cerinoidenreichen Bänke werden die erstgenannte Leptaena und Orthis biloba LinNE 
speciell hervorgehoben. In Törxgvist’s Arbeit von 1867 sind weiterhin angegeben: 
Leptaena transversalis DALM. und var. plicata, Strophomena rhomboidalis WAHLENB. 
var. rugosa Darn., Stroph. (Orthis) pecten DauLnm., Orthis obtusa PanD. (2), ©. calli- 
gramma Daım., 3 Arten von „Pentamerus“ ausser der genannten, Patella antiquissima 
Hıs. (vielleicht eine Discina), und von Bryozoen Stictopora scalpelliformis EıcHnw. 
Seltener sind im Allgemeinen Lamellibranchiaten, Gastropoden und Cephalopoden, 
worunter Macrocheilus fusiformis Sow. (2) und Litwites cornu-arietis Sow. (?) namhaft 
gemacht werden. Dagegen zeigt sich wieder ein grosser Reichthum an Trilobiten: 
Lichas dalecarlica An@., L. cicatricosa ANG., Sphaerocoryphe granulata AnG., Sphae- 
rexochus angustifrons ANG. (gemein), Sphaerex. conformis ANG., Üheirurus speciosus 
Hıs., Platymetopus planifrons AnG., Pl. lineatus AnG., Bronteus laticauda WAHLENB. 
(in den höheren Partien), Isocolus Sjögreni AnG., Forbesia brevifrons ANG., CUryptony- 
mus (Enerinurus) multisegmentatus PORTL. (?), sodann noch mehrere specifisch nicht 
bestimmbare?) oder von ANGELIN angeführte Arten*); ferner findet sich ein Ostra- 
code: Leperditia brachynotos Fr. SCHMIDT. 

Von der Parallelisirung des Leptaenakalks mit dem Lower Llandovery sind die 
schwedischen Geologen jetzt so ziemlich zurückgekommen, und betrachten denselben 
als namhaft jünger. Nach TÖRNgVIST ist es zum wenigsten höchst wahrscheinlich, 
dass diese merkwürdige Bildung in Dalarne den Retiolitesschiefer überlagert, und im 
Allgemeinen gilt heute in Schweden der Leptaenakalk für jünger als die obersten 
Graptolithenschiefer Dalarnes sowohl, als West- und Ostgothlands. Auf letztere folgt 
aber in Schonen noch ein sehr mächtiges, zuerst von LINNARSSON unterschiedenes 
graptolithenführendes Schichtensystem, welches in seiner untern Partie durch eine 
Menge von Cyrtograptus - Arten charakterisirt ist. Einem Theil dieser Cyrtograptus- 
schiefer ist nun nach LinnArsson’s Auffassung der Leptaenakalk vielleicht äquivalent, 


1) Die echte Spirigerina (Terebratula) oder richtiger Atrypa marginalis DALM. kommt nur ober- 
silurisch vor. 

2) Bei Östbjörka und am Osmundsberg soll der Kalk stellenweise in solchem Grade von Resten 
einer Spirigera (Athyris?) erfüllt sein, dass die umhüllende Gesteinsmasse nur noch als ein zurück- 
tretendes Bindemittel erscheint. 

3) Darunter Remopleurides sp. und ein Illaenus mit 9 Thoraxgliedern, der hiernach zu Dysplanus 
BURMEISTER zu rechnen wäre. LINNARSSoN nannte mir auch die Gattung Telephus. 

4) Letztere sind: Cheirurus glaber, Cheir. punctatus, Sphaerexochus Wegelini, Deiphon laevis, Deiph. 
punctatus, Harpes Wegelini, Harp. costatus, Cryptonymus (Cybele) striatus, Oybele brevicauda und Bronteus? 
nudus (sämmtlich von AnGELIN selbst aufgestellt). 


XXXVII 


und danach wäre letzterer bereits von obersilurischem Alter. Allerdings stützt sich 
diese Annahme, wie ich aus einem Schreiben des eben genannten Forschers entnehme, 
bloss auf die äussere Stellung in der Schichtenfolge, da die beiderseitigen Faunen total 
verschieden sind; immerhin muss ihr auch die unverkennbare faunistische Analogie mit 
der Borkholm’schen Schicht entgegengehalten werden. 

Aus eimem weiteren Briefe LinnArssonN’s sei hier noch Folgendes mitgetheilt. 
Der unter dem Leptaenakalk liegende Retiolitesschiefer enthält schon eine obersilurische 
Fauna (z.B. Arethusina und eine obersilurische Phacops - Art) und ist nicht älter als 
die Upper Gala Group, während eine zwischen dem Lobiferus- und Retiolitesschiefer 
liegende Schieferbildung, über die ein im Mai-Heft 1881 der „Geolog. Fören. Förhand- 
lingar“ erscheinender Aufsatz von Liwxarsson handelt, dem Lower Gala entspricht. 
Wenn man also lediglich nach den beobachteten Lagerungsverhältnissen urtheilen will, 
so erscheint der Leptaenakalk jünger als die Gala - Gruppe in Schottland und somit 
auch als das englische Llandovery. Indessen ist seine Fauna mit keiner britischen 
zu vergleichen. Dazu kommt, dass dieselbe nur wenige bekannte obersilurische Arten, 
hingegen einige untersilurische Genera, wie Cybele, Telephus, Remopleurides und Poram- 
bonites, aufweist. Die Stellung des Leptaenakalks ist somit etwas räthselhaft. 

Bei Rättvik am Siljansee tritt ein eigenthümlicher Kalksandstein von weisser 
oder hellrother Farbe mit dunkelgrünen Knötchen auf, welchen Törxavist, obwohl 
keine Versteinerungen darin gefunden wurden und auch über die Lagerung kein näherer 
Aufschluss zu gewinnen war, vorläufig dem Leptaenakalk anschliesst. 

Die in Angerıw’s und Lisoström’s „Fragmenta Silurica“ aus dem schwedischen 
Leptaenakalk mitgetheilten Fossilien werden bei den zugehörigen Geschieben zur 
Sprache kommen. 


II. Nerike. 


Nach LinNARsson!). 


A. Cambrische Formation. 


1. Sandstein mit Psammichnites und Seolithus. 


Von egalem feinem Korn und mit ziemlich spärlichem Bindemittel, nicht sehr 
hart, hellgrau, öfter mit einem Stich ins Gelbliche. Darin Psammichnites gigas und 
Gumaelii Tor. und Scolithus pusillus Tor. 


1) Öfversigt af Nerikes öfvergängsbildningar, Öfvers. af Kongl. Vetensk.- Akad. Förhandl,, 
1875. Nr. 5. 


XXNXVII 


Entspricht petrographisch und durch die Art des Vorkommens dem Fucoiden- 
sandstein von der Kinnekulle und Falbygden. Eine tiefere, dem Eophytonsand- 
stein Westgothlands analoge Sandsteinablagerung wurde in Nerike anstehend noch 
nicht beobachtet; doch findet man an gewissen Stellen dieses Gebietes zahlreiche lose 
Blöcke, welche einerseits dem typischen Eophytonsandstein in Westgothland, einem 
härteren, mehr quarzitähnlichen Gestein, andererseits dem an dessen Basis auftretenden 
Conglomerat gleichen (s. unten). Das Muttergebirge dieser Blöcke ist wohl in Nerike 
selbst zu suchen. Uebrigens erscheint der zuerst erwähnte Sandstein an der Ober- 


fläche vorwiegend auch in Trümmern, deren Verbreitung eine sehr bedeutende ist. 


2. Paradoxidesschiefer. 

Schiefer und Kalke!). 

a) Zone des Paradoxides Tessini. 

Bläulichgrüner Schieferthon mit eingelagertem blaugrauem oder grüngrauem Kalk. 
Häufigste Versteinerungen: Paradozwides Tessini BRONGN. und Ellipsocephalus mutieus 
Links. (non AnG.)?). Ferner Liostracus aculeatus ANG., Agnostus gibbus LiNRs. und 
Agn. fallaw LinRs. 

Petrographisch ist zwar diese Ablagerung ähnlich der auf Oeland nach SIÖGREN 
über dem dortigen Sandsteinschiefer mit Paradozides Tessini liegenden Schicht, jedoch 
enthält letztere eine andere Fauna (Paradowides Oelandicus SIJÖGR. etc.). 


b) Zone des Paradoxides Forchhammeri Ang. (Andrarumkalk). 

Führt ausser der genannten Paradowides - Art Orthis ewporrecta LinRs.°?) und 
Acrothele coriacea LinRs. 

!) In petrographischer Hinsicht sind in der ganzen Schieferablagerung Nerikes (inel. 3) zwei 
scharf geschiedene Glieder zu unterscheiden, ein unteres, hauptsächlich von bläulichgrünem Schiefer- 
thon gebildetes und ein oberes, welches aus schwarzem Alaunschiefer mit Stinkkalk besteht und alle 
Etagen über 2.a bis zur oberen Grenze des Olenusschiefers umfasst. Die paläontologischen Haupt- 
abtheilungen fallen mit den petrographischen nicht zusammen. 

Die Uebergangsbildungen in Nerike überhaupt stehen am nächsten denen in Westgothland, 
ein Theil der cambrischen Schieferschichten ist jedoch schwächer entwickelt. Von den drei Etagen 
des Paradoxidesschiefers und den zweien des Olenusschiefers, welche LinnArsson in Westgothland 
unterschieden hat, sind nur die untere des ersteren und die beiden letzteren in Nerike gut entwickelt, 
die beiden oberen des Paradoxidesschiefers dagegen sehr unvollkommen. ; 

2) cf. loc. eit. pag. 40, Taf. V. Fig. 4—7. Dass die genannte Art von AnGELın’s Ellipsocephalus 
(Liostracus) muticus verschieden sei, hat LINNARSSON in einer späteren Arbeit v. 1877 (Om Faunan i 
lagren med Paradoxides Oelandieus, p. 15) ausgesprochen, und dieselbe zugleich mit dem Namen 
Ellipsocephalus granulatus neu benannt. Ebendaselbst wird aber noch bemerkt, dass auch der echte 
Ellipsocephalus muticus ANG. sp., wie auf Oeland, so auch in Nerike in der gegenwärtig betrachteten 
Zone vorkomme. 

3) Beschrieben in Linnarsson’s Abhandlung „On the Brachiopoda of the Paradoxides beds of 
Sweden“, Stockholm 1876, p. 12, Taf. II. Fig. 13—19 u. Taf. III. Fig. 20, 21. 


KRERIX: 
ec) Zone des Agnostus laevigatus Dalm. 
Enthält ausser dieser Art Liostracus costatus AnG., Leperditia primordialis Lixrs. 
und höchst selten Katorgina eingulata BıLı. var. pusilla Linrs.'). 
Die schwach ausgebildeten Zonen b und e bestehen bereits aus Alaunschiefer 


mit Stinkkalk (vgl. die 1. Anm. zu vor. S.). 


3. Olenusschiefer. 

Schwarzer dünnblättriger Alaunschiefer mit dunkelgrauem bis schwarzem, theils 
dichtem, theils krystallinischem und dann auch öfter stengeligem Stinkkalk in Con- 
eretionen oder zusammenhangenden Bänken. 

a) Untere Stufe. 

Ueberall in Nerike am meisten constant und am besten entwickelt, mit Olenus 
gibbosus Darm., Ol. truncatus BRÜNNICH und Agnostus pisiformis Linn& sp., selten 
Agn. reticulatus ANG., Lingula sp. und Acrotreta socialis v. SEEBACH (?). 

b) Stufe der Beyrichia Angelini Barr.’). 

Ganz isolirt bei Tomta auftretend. 

c) Parabolina- Stufe. 
Mit Olenus (Parabolina) spinulosus WAULENB. und Orthis lenticeularis WAHLENE. 
Nur an einigen Stellen beobachtet, an andern fehlend. 
d) Stufe des Leptoplastus stenotus Ang.°). 
Bloss bei Hjulsta nachgewiesen. 
e) Obere oder Peltura-Stufe. 

Hauptsächlich durch 2 Trilobiten, Olenus (Peltura) scarabaeoides WAHLENB. Sp. 
und Sphaerophthalmus alatus BOCK sp., charakterisirt; ausserdem nur noch Lingula 
s. Lingulella sp. indet. Von relativ bedeutender Mächtigkeit und in den meisten 


Schieferbrüchen zugänglich. 


B. Untersilurformation. 
4. Orthocerenkalk. 


Ist vorzugsweise dem entsprechenden Schichtensystem in West- und Ostgothland 
analog. Mehrere Abtheilungen sind zu unterscheiden, die aber doch weniger scharf 
begrenzt sind als die des unterliesenden Schiefercomplexes. 

a) Glaukonitkalk. 

Phosphoritführend, und dem von Falbygden in Westgothland in petrographischer 

Beziehung sowie durch die Lagerung vollkommen entsprechend, Glaukonit in zahl- 


!) Brachiop. of the Parad. beds, p.25, Taf. IV. Fig. 53 u. 54. 
*) Nerikes öfvergängsbildn. p. 45, Taf. V. Fig. 11. 
®) ib. p.43, Taf. V. Fig. S—10. 


XL 


reichen kleinen schwärzlichgrünen Körnern; Phosphorit fast nur im untersten Theil 
des wenig mächtigen Lagers, in unregelmässig geformten, verschieden grossen, doch 
selten über 1 Zoll dicken Knollen, wodurch das Gestein theilweise ein conglomerat- 
artiges Aussehen gewinnt; daneben reichlich Schwefelkies. 

An Versteinerungen ist dieser Glaukonitkalk, besonders der phosphoritführende, 
äusserst arm. Eigenthümliche Arten scheint das Gestein nicht zu enthalten, sondern 
nur höchst spärliche Repräsentanten einiger Formen des unmittelbar überliegenden 
Kalks. Jedoch wurden bei Hällebräten (Kirchspiel Kumla) zahlreichere Exemplare 
von Orthis parva PANDER im Glaukonitkalk gefunden. 


b) Meist dickschichtiger, grünlich- bis bläulichgrauer Kalk. 

Versteinerungen ziemlich reichlich, jedoch in geringer Artenzahl. Am häufigsten 
Megelaspis planilimbata ANG., welche Art auch anderwärts in Schweden in demselben 
Niveau häufig ist. Sodann Symphysurus breviceps AnG., Niobe laeviceps DaLMm. und 
Orthis parva Panv. (?) Höchst selten sind einige andere Trilobiten, wie Harpes ex- 
cavatus LinRs. (loc. eit. p. 38, Taf. V. Fig. 1-3) und Symphysurus socialis LiNRs. 

Auch dieses Glied hat petrographisch wie faunistisch sein vollständiges Analogon 
in einer Kalksteinzone, welche dieselbe Stelle in der Schichtenfolge in Falbygden ein- 
nimmt. 


ec) Festerer, mehr dünnschichtiger Kalk. 


Von schwach röthlicher, auf den Absonderungsflächen jedoch bläulicher Farbe. 
Relativ arm an organischen Ueberresten, welche insgemein auch undeutlicher als in dem 
vorigen Gliede sind, von dem übrigens das gegenwärtige sich nicht scharf scheidet. 
Am gewöhnlichsten Nileus Armadillo Darm., nicht selten in vollständigen Exemplaren, 
und Megalaspis planihimbata; auch kommt Cheirurus elavifrons Daum. bereits vor. Da- 
neben zeigen sich hier die ersten Orthoceratiten, aber noch sehr sparsam; ferner 
Euomphalus obvallatus WAHLENB. (= Gualteriatus SCHLOTH.). 

In demselben Niveau erscheint in Falbygden ein Kalk, der nur durch seine 
weissliche Farbe abweicht. 

d) Grauer (resp. grünlichgrauer) Kalk. 

Namentlich an den mehr oder weniger thonigen oder mergeligen Ablösungs- 
stellen hat das Gestein eine grünliche Nüance, untergeordnet zeigt es auch einen Stich 
ins Bläuliche. Die ziemlich reiche Fauna entspricht fast durchweg der des fossil- 
reichen grauen Orthocerenkalks von Husbyfjöül und a. O. in Ostgothland. Als beson- 
ders wichtig sind zu nennen: Asaphus expansus Darm. (LinXE), Ptychopyge angusti 
frons Darm., Niobe frontalis Daım., Symphysurus palpebrosus DaıMm., Illaenus crassi- 
cauda WAHLENB. (vgl. S. XXX), Dysplanus centrotus Darm. und Cheirurus (Cyrtome- 
topus) clavifrons Daun. Hieran reihen sich noch einige andere Arten (namentlich von 


XLI 


Yxhult, einem Hauptfundorte für Trilobiten des Orthocerenkalks in Schweden, und 
von Lanna): Phacops sclerops Daum., Cheirurus ornatus DaLMm., Amphion Fischeri 
EıcHw., Cybele bellatula Darm., Lichas celorrhin AnG., Megalaspis extenuata WAHLENB,., 


Megalaspis nov. sp., Asaphus raniceps Darm., Nileus Armadillo DAaLm. und Ampyx 
gatas} l i p , PY 


’ 
nasutus Daum. Orthoceratiten wurden ziemlich sparsam gefunden, darunter Orthoceras 
trochleare Hıs. und commune WAHLENB. sowie eine nicht näher bestimmbare reguläre 
Form. Im Uebrigen fast nur noch eimige wenige Brachiopoden (Orthis calligramma 
Darn., Leptaena sp.), und vereinzelt Pleuwrotomaria sp., Monticulipora Petropolitana 
Paxp. (2?) sowie Ptilodietya sp. 

Die oberen Schichten des Orthocerenkalks in Ost- und Westgothland sowie Da- 
larne wurden anstehend in Nerike nicht beobachtet; nur einmal fand LinnArsson hier 
als losen Stein einen rothen Kalk mit Örthoceratiten, der einem höheren Niveau 
angehört. 


III. Westgothland 


(Kinnekulle am Wenernsee, Landschaft Falbygden etec.). 


Nach Linnarsson'), theilweise mit Bezug auf TORELL?). 
A. Cambrische Formation. 


1. Eophytonsandstein. 


Diese unterste sedimentäre Bildung, deren Gesammtmächtigkeit kaum 20 Fuss 
betragen dürfte, lagert auf Gneiss und ist am Lugnäsberg östlich von der Kinnekulle 
am deutlichsten entwickelt. An der Grenze ist der Gneiss in ein Arkos-ähnliches 

1) Bidrag; till Westergötlands Geologi, Öfvers. af Kongl. Vetensk.-Akad. Förhandl., 1868. Nr. 1; 
Om Vestergötlands Cambriska och Siluriska aflagringar, Stockholm 1869 (Kongl. Svenska Vetensk.- 
Akad. Handlingar, Bd.8. Nr.2). Am Schluss der letzteren, sehr ausführlichen Abhandlung sind 
sämmtliche in den betreffenden Schichten Westgothlands gefundene Crustaceen zusammengestellt, 
und viele derselben (meist neue Arten von LinnArsson) beschrieben und abgebildet. 

Für die cambrischen Schichten wurden von demselben Autor noch folgende Arbeiten be- 
nutzt: Om nägra fürsteningar frän Vestergötlands sandstenslager, Öfvers. ete., 1869. Nr. 3; Geo- 
gnostika och palaeontologiska jakttagelser öfver Eophytonsandstenen i Vestergötland, Vetensk.- 
Akad. Handl., Bd. 9. Nr. 7, Stockholm 1871; Om nägra försteningar frän Sveriges och Norges „Pri- 
moldialzon“, Öfvers. ete.,, 1871. Nr. 6; On the Brachiopoda of the Paradoxides beds of Sweden, 
Stockholm 1876. 

2) Bidrag till Sparagmitetagens geognosi och paleontologi, Lunds Universitets Arsskrift, 
Tom. IV (1867); Petrificata Suecana Formationis Cambrieae, Lunds Univ. Arsskrift, Tom. VI (1869). 


Bezüglich des Namens „Sparagmit-Etage“ bemerke ich, dass damit von KykRULF die der pri- 
vI 


XLII 


Gestein umgewandelt. Darauf folgt, meist nur 1 bis 2 Fuss mächtig, ein Conglomerat, 
welches in sandsteinartiger Grundmasse mehr oder minder abgerundete Quarzstücke und 
daneben Feldspathkörner (stellenweise in Kaolin verwandelt) sowie einzelne Glimmer- 
schuppen enthält. Hieran schliesst sich der eigentliche, zuerst von Dr. WALLIN so 
benannte Eophytonsandstein, härter als der nachfolgende gemeine Fucoidensandstein, 
von grauer Farbe, die aber an der Luft in Roth übergeht, meist dünne Schichten mit 
grünlichgrauen thonigen Zwischenlagen bildend; an der oberen Grenze liegt wieder ein 
Conglomerat, jedoch ohne die vorhin erwähnten Feldspathkörner. Angebliche Pflanzen- 
versteinerungen: Bophyton Linnaeanum TOoRELL, Eoph. Torelli Lisks., Halopoa com- 
posita und imbricata Tor., Bythothrepis sp., Archaeorrhiza tuberosa ToR., Harlania 
(Fraena) tenella Links. Behauptete thierische Ueberreste: Psammichnites impressus und 
Alıformis Tor., Astylospongia radiata LiNRs., Protolyellia princeps Tor., Dietyonema sp., 
Spatangospis costata TOR., Agelacrinus? Lindströmi LinRs., Micrapium erectum Tor., 
Spiroscolex (Arenicolites) spiralis und erassus ToR., Monocraterion tentaculatum ToR., 
Diplocraterion parallelum und Lyelli Tor., Hyolithus laevigatus Links. und Obolus 
monilifer LINRS. Incertae sedis syst.: Uruziana (Rhyssophycus) dispar LinRs., Cruziana? 
orbicularis Tor., Lithodietyon fistulosum Tor., Seotolithus mirabilis LINRS.') 

2. Fucoidensandstein. 

Bildet den oberen und bedeutenderen Theil der cambrischen Sandsteinbildung. 
Das Gestein ist lockerer, grauweiss, bisweilen mit einem Stich ins Gelbliche oder Rost- 
farbige, und erscheint in dickeren Schichten von einer nicht selten mehrere Fuss betra- 
genden Mächtigkeit. An der Grenze zum Alaunschiefer, jedoch nur auf kaum 1 Fuss 
Dicke, hat es ein etwas verändertes Aussehen und enthält reichlich Schwefelkies sowie 
mitunter auch Thon (diese Partie;ist vornehmlich im Djupadalen, Landschaft Falbygden, 


mordialen Sandsteinablagerung Schwedens äquivalente Bildung in Norwegen bezeichnet worden ist, 
und zwar nach einem für dieselbe charakteristischen, grobkörnigen und oft schiefrig ausgebildeten 
grauwäackenartigen Gestein. Dieses war nämlich schon früher von J. EsMARK sen. „Sparagmit“ 
(nach 70 on«o«yue, Bruchstück) benannt worden. 

!) Mehrere der vorgenannten Petrefacten dieser ältesten Sedimentbildung Westgothlands über- 
haupt, grösstentheils vermeintliche Ueberreste von Algen oder Würmern, sind wenigstens noch 
durchaus problematischer Art. So werden die stengelförmigen und längsgestreiften Körper, für 
welche TORELL, algenartige Pflanzenreste voraussetzend, die Gattung Eophyton aufstellte, gegen- 
wärtig meist als anorganische Gebilde gedeutet. NATHORST hat diese Ansicht zuerst ausgesprochen 
und gezeigt, dass derartige längliche Erhabenheiten entstehen können durch Ausfüllung der Furchen, 
welche durch das Schleifen von Fucoiden am Meeresstrande hervorgebracht werden. Der Auffassung 
von NATHORST hat sic} Damzs angeschlossen. In dieselbe Kategorie gehören vielleicht auch Haur’s 
vielgedeutete Gattung Rhyssophycus (Cruziana D’ORB. z. Th.) und die räthselhaften quergerippten 
Stengel, für die GÖPPERT das Geuus Harlania errichtet hat. Vgl. FErD. ROEMER, Lethaea palaeozoica, 
Textband (Stuttgart 1880), p. 129, 130 u. 135. 


XLII 


aufgeschlossen). Die spärlichen Versteinerungen sind: Fucoiden-Reste (Fueoides_ cir- 
cinnatus und antiguus BRONGN. nach HısınGer und TORELL), Lingula sp., Obolella (?) 
Javosa LINRS.'). 

3. Olenidenschiefer. 


Alaunschiefer mit bituminösem Kalk oder Stinkkalk. 

Ersterer ist im Allgemeinen höchst dünnschiefrig, von schwarzer Farbe, glänzend 
schwarzem oder schwärzlichbraunem Strich, reich an Bitumen und selbst brennbar, 
dagegen ärmer an Schwefelkies als z. B. der Alaunschiefer in Schonen. Der Stink- 
kalk ist bald dicht und dann bisweilen von schieferartiger Textur, bald krystallinisch, 
grau bis schwarz, mitunter ins Bräunliche oder Grünliche spielend, und findet sich 
theils in besonderen Lagern (speciell in der oberen Abtheilung), theils unregelmässig 
zerstreut in linsenförmigen oder kugeligen Concretionen von verschiedener Grösse; 
stellenweise wird das Gestein conglomeratartig. 

Das vollständigste Profil der ganzen Ablagerung ist im Djupadalen, Distriet 
Falbygden, blossgelegt. Dieselbe enthält einzelne unbedeutende Einlagerungen von 
Anthraeit. 

a) Untere Abtheilung: Paradoxidesschiefer’). 
«) Zone des Paradoxides Tessini. 
Versteinerungen: Paradowides Tessin! BRONGN., Liostracus aculeatus ANG., Agnostus 


parvifrons LiNRSs., Agn. gibbus LiNRS., Agn. fallaw LINRs., Hyolithus socialis LinRs.; 


!) Linnarsson hat diese und die vorige Etage in den beiden oben zuerst eitirten Arbeiten 
noch unter dem gemeinsamen Namen „Fucoidensandstein“ begriffen, später jedoch, gleich TORELL, 
zwischen Eophyton- und Fucoidensandstein bestimmt unterschieden (ef. Zeitschr. d. deutsch. geolog. 
Ges., XXV. p. 698). 

Bor (Silur. Cephalopoden ete., p. 91) erwähnt Fucoidensandstein als eine sehr seltene Geschiebe- 
Art. Das betreffende, laut der Etikette bei Neubrandenburg gefundene Stück seiner Sammlung, 
welches ich im dortigen städtischen Museum gesehen habe, ist ein plattiger, quarzitähnlicher Sand- 
stein mit langgestreckten, strahlig sich kreuzenden Eindrücken von glänzend schwarzer Farbe. Mir 
ist anderwärts ein derartiges norddeutsches Geschiebe noch niemals begegnet. Ob hierher auch 
gewisse, in der Literatur schon früher genannte „weissgraue Sandsteingerölle mit Pflanzenresten“ 
aus Mecklenburg gehören, welche anfangs für Gesteine der Steinkohlenformation gehalten wurden, 
nach v. HAGEnow aber mit einem Sandstein von Limbrishamm (Cimbrishamn ?) in Schonen überein- 
stimmen sollen, vermag ich nicht zu sagen (cf. Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte 
in Mecklenburg, Heft I, p. 5, und Heft III, p. 2, und Zeitschrift d. deutsch. geolog. Ges., III. p. 439). 

?) Die Anwendung des Namens „Olenidenschiefer“ auf diese untere Abtheilung ist als unge- 
eignet schon seit Längerem aufgegeben, wenn auch die Gattung Paradowides oft zur Familie der 
Oleniden gereehnet worden ist. Ich habe denselben in der Ueberschrift nur deshalb noch gebraucht, 
um mich an Linnarsson’s Darstellung in seiner grösseren Arbeit über Westgothland möglichst 
anzuschliessen. 

vı* 


XLIV 


ferner Acrothele intermedia LinRs. (nach Lixnarsson, Fauna i Kalken med Conocoryphe 
exsulans, Stockh. 1879, p. 26)'). 
#3) Zone des Paradoxides Forchhammeri (Andrarumkalk). 

Versteinerungen: Paradowides Forchhammeri ANG. (2), Conocoryphe sp., Anomo- 
care sp., Arionellus (Anomocare) difjormis AnG., Trilobites aenigma Lisrs., Agnostus 
laevigatus Darm. (?), Lingula oder Lingulella (2?) sp., Discina sp., Acrothele coriacea 
Linrs., Acrotreta socialis v. SEEBACH, Iphidea ornatella LinRs., Obolella sp., Orthis Lind- 
strömi LinRs., Orthis Hicksii Davis. (SALT.) aff., Orthis ewporrecta LinRs. (in West- 
gothland das gemeinste Fossil dieses Horizonts), Hyolithus tenuistriatus Links. TULL- 
BERG (Agnostus-arterna ete., p. 37) erwähnt noch Agnostus bitubereulatus BRÖGGER aus 
dem Andrarumkalk von Mossebo am Hunneberg. 

y) Zone des Agnostus laevigatus. 

Versteinerungen: Liostracus costatus ANG., Agnostus laevigatus DaLm., Leperditia 
primordialis LisRs., Lingula sp., Orthis exporrecta Links. (hier weit spärlicher), Hyo- 
lithus sp. Ferner nach TULLBERG (loc. eit.): eine kleinere Form von Agnostus pisi- 
Formis L., mehrere Formen von Agn. exsculptus Ang. (z. Th. dem Agn. laevigatus sich 
nähernd) und Agn. planicauda Ant. 

b) Obere Abtheilung: eigentl. Olenusschiefer. 
«) Zone des Agnostus pisiformis und der älteren Oleniden. 

Versteinerungen: Olenus gibbosus WAHLENB., Agnostus pisiformis LinNE sp., 
Orthis lenticularis WAHLENB., Olenus (Parabolina) spinulosus WAHLENB., Olenus (Eury- 
care) latus BOECK. 

LinwArsson bemerkt zu den vorgenannten Fossilien, dass dieselben keineswegs 


alle gleichaltrig seien, wenn auch bei der fraglichen Zone an der Kinnekulle und in 


!) In dieser Zone ist nach den Angaben der älteren Autoren bei Oltorp an der Ostgrenze 
Falbygdens das Riesenexemplar von Paradowides Tessini gefunden worden, welches im vorigen Jahr- 
hundert in die Sammlung des Grafen Tessın zu Stockholm gelangte und zuerst von LınnE unter 
dem Namen Entomolithus paradoxus beschrieben worden ist. Dasselbe ist verloren gegangen, und nur 
ein Abguss davon befindet sich noch im Universitäts-Museum zu Kopenhagen. ANGELIN hat dieses 
Unicum in dem 1878 publieirten Appendix zur „Palaeontologia Scandinavica“ von BRONGNIART's Para- 
doxides Tessini abgezweigt und unter der Benennung „Paradoxides Tessini L. genuinus“ mitgetheilt. 
In der so eben eitirten Arbeit v. 1879 kommt auch LinnARsson (pag. 8) auf dasselbe zu sprechen, 
und meint, dass es abgesehen von der grossen Breite keine wesentlichen Abweichungen von der 
gewöhnlichen Form dieses Namens darbiete; der Winkel am Stirnrand der Glabella sei wohl kein 
ursprüngliches Merkmal. Uebrigens sind seit Langem bei Oltorp nur mehr die beiden obersten Glieder 
des Olenidenschiefers (b. « u. 8) gesehen worden. 

In Stinkkalk von Oltorp fanden sich nach TULLBERG (Om Agnostus-arterna i de kambriska 
aflagringarne vid Andrarum, Stockholm 1880, p. 37) zahlreiche Exemplare von Agnostus atavus TULLB., 
der ältesten Agnostus- Art in Schonen. 


XLV 


Falbygden scharf getrennte Altersstufen sich nicht unterscheiden liessen. Als die 
ältesten dieser Formen werden Ol. gibbosus und Agn. pisiformis bezeichnet, die gewöhn- 
lich zusammen, aber nie in Gesellschaft mit den andern vorkommen; darauf folgen 
Ol. spinulosus und Orth. Ientieularis, und am jüngsten scheint Ol. latus zu sein. 

Etwas deutlicher ist die Scheidung am Hunneberg, wo in der fraglichen Schiefer- 
und Stinkkalkablagerung bis hinauf zur nächstfolgenden Zone (8) nachstehende Reihen- 
folge zu beobachten war: 

&,) Lage mit Agnostus pisiformis (2) und Beyrichia oder Leperditia (2) sp- 
sowie einem Linguliden. 

&) Mit Olenus (Parabolina) spinulosus und Orthis lenticularis. 

@;) Mit Olenus (Burycare) latus. 

Die Partie «, entspricht wohl den beiden untersten Stufen des Olenusschiefers 
in Nerike. Nach TULLBERG (loc. eit. p. 25) kommt in Westgothland zusammen mit 
Olenus-Arten auch eine von ihm als var. socialis bezeichnete Abart des Agnostus pisı- 
formis vor, die im Alaunschiefer Schonens um ein Geringes höher als die typische 
Form auftritt. 

3) Zone der Peltura scarabaeoides. 

Versteinerungen: Olenus (Peltura) scarabaeoides WAHLENB. sp., Olenus (Sphaer- 
ophthalmus) alatus BOECK sp., Olenus sp. Am Hunneberg kommt im obersten Theil der 
Olenus-Region Dichograptus tenellus Links. zusammen mit Sphaerophth. alatus vor. 

4. Dietyonemaschiefer. 

Diese auf schwedischem Boden bisher nur in Schonen und Ostgothland bekannt 
gewesene Etage ist neuerdings von LINNaRssoN') auch in Westgothland bei dem Gute 
ÖOrreholmen südöstlich von Falköping nachgewiesen worden. Dieselbe ruht hier un- 
mittelbar auf der Zone mit Peltura scarabaeoides, welcher anderwärts in Westgothland 
sowie auch in Nerike glaukonitführende Kalke mit untersilurischen Verstemerungen 
direct aufgelagert sind, und besteht immer noch aus Alaunschiefer und Stinkkalk. In 
beiden Gesteinen fanden sich Dectyonema- Reste. 


B. Untersilurformation. 


5. Ceratopygekalk. 
Kalke und Schiefer von verschiedener Färbung. 
Erstere hart, hellgrau und meist mit einem Stich ins Blaue oder Grüne, oft zahl- 


reiche kleine schwärzlichgrüne Glaukonitkörnchen enthaltend (Kinnekulle), oder von 


!) Dietyonemaskiffer vid Orreholmen i Vestergötland (Geolog. Fören. Förhandl., Bd. V. Nr. 3, 
1880, p. 108). 


XLVI 


wechselnder, bald schwarzer, bald grauer Farbe, dicht oder späthig und oft mit Schwefel- 
kies (Hunneberg). Schiefer (nur am letzteren Orte beobachtet) schwarz, aber von 
hellerem Strich als der Alaunschiefer. 

Besonders charakterisirt durch verschiedene, z. Th. eigenthümliche Trilobiten- 
formen. Am häufigsten: Euloma ornatum AnG., Ceratopyge forfieula Sars, Symphy- 
surus socialis LINRS., Triarthrus Angelini LisRs., Orthis sp. und Lingula sp. Daneben 
Cheirurus foveolatus ANG., Pliomera primigena AnG., Harpides rugosus SARS & BOECK, 
Remopleurides dubius Linrs., Dikelocephalus (Centropleura?) dieraeurus ANnG., Mega- 
laspis planilimbatae ANG. aff., Niobe obsoleta Linrs., Niobe insignis LinRs. und Agnostus 
Sidenbladhii Lisnrs. Nach ANGELIN auch noch Dikelocephalus (Centropleura) angusti- 
cauda AnG., Ampyz domatus ANnG. und Holometopus? elatifrons Ang. Ausserdem 
wurden nur einige wenige Brachiopoden der Gattungen Orthis und Lingula beobachtet. 


6. Unterer Graptolithenschiefer. 

Von Lisn& schon unter dem Namen „Griffelstein“ unterschieden. 

Aussehen an den einzelnen Fundorten etwas verschieden. An der Kinnekulle 
ein weicher, gewöhnlich grüner, doch auch schwärzlicher Schiefer oder Schieferthon, 
am Hunneberg ein härterer, meist schwarzer Thonschiefer. 

Bezeichnend für die Fauna sind besonders Graptolithen der Gattungen PAyllo- 
graptus, Didymograptus, Tetragraptus und Oladograptus, namentlich der beiden ersteren; 
speciell genannt werden: Phyllogr. angustifolius HaLL (nach einer Privatmittheilung 
Lisnarsson’s jedenfalls gleich der englischen so benannten Art, wenn auch vielleicht 
nicht der ursprünglichen amerikanischen), sodann Didymogr. hirundo SALT. und Tetragr. 
quadribrachiatus HaLL. Daneben zeigen sich Vertreter der Brachiopoden-Geschlechter 
Lingula, Orthis und Leptaena. An Trilobitenresten hatte sich nur ein undeutliches 
Pygidium einer Niobe-Art gefunden (Niobe obsoleta LinRs.?)'). 


7. Orthocerenkalk. 
Bedeutendste geschichtete Ablagerung Westgothlands, sowohl der Mächtigkeit 
nach, als auch bezüglich der Oberflächenverbreitung. 
a) Unterer rother Orthocerenkalk der Kinnekulle. 
Arm an Versteinerungen. Am gemeinsten Megalaspis planilimbata An. (2); 


!) Früher waren die beiden letzten Etagen in Westgothland nur am Hunneberg und an der 
Kinnekulle bekannt. In neuerer Zeit hat jedoch Linnarsson (Ceratopygekalk och undre graptolit- 
skiffer pä Falbygden i Vestergötland, Geolog. Fören. Förhandl., Bd. IV. Nr. 9, 1879, p. 269) den Cera- 
topygekalk als einen gleichmässig grauen Kalk mit Euloma ornatum und den unteren Graptolithen- 
schiefer als einen grünlichgrauen Schieferthon mit Phyllograptus angustifolius auch in Falbygden (wofür 
im Neuen Jahrb. f. Mineralogie, 1880. Bd. I, Refer. p. 73, „die Falband-Gruben an der Kinnekulle*“ 
gesetzt ist) nachgewiesen. 


XLVII 


nicht selten auch Nileus-Fragmente. Sonst wurde nur noch ein Orthoceras und eine 
Orthis-Art beobachtet. 
a) Unterste Orthocerenkalk-Zone in Falbygden. 

Aequivalent des Lagers a, jedoch petrographisch und z. Th. auch in anderer Hin- 
sicht abweichend. 

«) Glaukonitkalk. 

Dünne, kaum über 1 Fuss mächtige Schicht eines conglomeratartigen Kalk- 
steins, welcher in grauer Kalkgrundmasse Phosphoritknollen und zahlreiche kleine 
Glaukonitkörnchen sowie oft auch Schwefelkieskrystalle enthält!). Versteinerungen 
noch sehr spärlich, am häufigsten Megalaspis planilimbata AnG., seltener Symphysurus 
breviceps ANG. und Orthis sp. 

3) Mehr homogener, meist grauer Kalk. 

Zuweilen ins Grünliche spielend, selten schwarz, mitunter dünne bläulichgrüne 
Schieferthonlagen eingeschaltet enthaltend. 

Reicher an Trilobiten als irgend ein anderer Theil der betreffenden Ablage- 
rung (a,): Megalaspis planilimbata AnG., Symphysurus breviceps ANG., Niobe emargi- 
nula AnG., Pliomera (Amphion) Fischeri Eıcuw. und andere Arten derselben Gattungen. 
Orthoceratiten noch verhältnissmässig selten. 

y) Härterer und mehr dünnschichtiger Kalk. 

Gewöhnlich von weisslicher Farbe und viel mächtiger. 

Versteinerungen sparsam und meist fast unkenntlich, doch scheinen sie mit denen 
in 8 übereinzustimmen. — 

Der glaukonitführende Kalk an der Basis von a, dürfte z. Th. vielleicht eher mit 
dem Üeratopygekalk zu vereinigen sein, so wenigstens bei Klefva am Mösseberg (Mit- 
theilung von LiNNARssoN). 

b) Hauptlager von unterem grauem Orthocerenkalk. 

Dieser Theil des Schichtensystems bildet in dem weiten Umkreis der Kinnekulle 
ringsum einen breiten, langsam aufsteigenden Absatz, der ein grosses Stück der Aussen- 
seite des Berges einnimmt, und auf welchem die Dörfer Vester-, Öster- und Medelplana 


!) Die erwähnten Knollen wurden ursprünglich für Stinkkalktrümmer angesehen, bis P. T. CLEvE 
ihre wahre Natur nachwies. Durch diese Einschlüsse sowie den Glaukonit- und Schwefelkiesgehalt 
entspricht das Gestein vollkommen dem glaukonithaltigen Kalkstein an der Basis des Orthoceren- 
kalks in Nerike. Linnarsson selbst (Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges., XXV. p. 693) sagt von dem 
glaukonitführenden Kalke, der in Falbygden in Westgothland sowie in Nerike die Basis des Ortho- 
ceraskalksteins bilde, dass er gewöhnlich Phosphoritknollen nebst grösseren Mengen Schwefelkies 
enthalte. Sodann bemerkt noch Törngvısr (Om Siljanstraktens paleozoiska formationsled, 1874, 
p- 7), der glaukonitische Kalk in Dalarne entspreche am nächsten dem „phosphoritführenden Lager 
in West- und Ostgothland und auf Oeland‘. 


XLVIII 


liegen. Die hier auftretenden Kalksteine, welche z. Th. zu Hausteinen verarbeitet 
werden, sind seit Längerem Gegenstand eines ausgedehnten Steinbruchbetriebs gewesen; 
mit Rücksicht auf Aussehen, Verwendung u. s. w. hat man mehrere verschieden be- 
nannte Lagen unterschieden, die jedoch, abgesehen von der Dicke der Schichten, nur 
wenig voneinander abweichen. 

Fauna reicher und mannichfaltiger als in den übrigen Partien der Etage, indess 
sind die Versteinerungen meistens schlecht erhalten. Besonders charakteristisch Sphae- 
ronites pomum GYLL., von dessen Resten eine mittlere, von den Steinbrechern „likhall“ 
(nach der Verwendung zu Grabsteinen) genannte Lage mitunter fast allein gebildet 
wird!), ferner Phacops selerops Darm., Megalaspis limbata BOECK, Asaphus (Ptychopyge) 
applanatus AnG. und Illaenus cerassicauda WAHLENB. (vgl. S. XXX). Cephalopoden 
sind noch wenig zahlreich und, wie es scheint, auf Orthoceratiten beschränkt. Ausserdem 
einige Gastropoden (Euomphalus und Pleurotomaria) und Brachiopoden (Orthis), welche 
hier häufiger als in den übrigen Stufen der Etage vorkommen. 

In Falbygden findet sich ein ähnlicher grauer Kalk mit entsprechenden Petre- 
facten. Von Trilobiten wird daraus noch Asaphus platyurus Ang. (?) angeführt, von 
Orthocerasiten werden Orthoceras commune WAHLENB. und Orthoe. trochleare Hıs. ge- 
nannt; sodann noch die Pteropoden-Gattung Conularia. 

c) Oberer rother Orthocerenkalk. 

Auch diese Zone ist sowohl an der Kinnekulle, als in Falbygden entwickelt, wo 
übrigens der vorhin erwähnte graue Kalk ohne scharfe Abgrenzung in den aufliegenden 
rothen Kalk übergeht. Cephalopoden sind weitaus überwiegend, am gemeinsten Ortho- 
ceras commaune WAHLENB. und Orthoc. trochleare Hıs. (womit wohl vornehmlich vagi- 
natum SCHLOTH. gemeint ist); ferner u. a. Orthoc. centrale Hıs., sowie Lituites convol- 
vens SCHLOTA.?). Ausserdem finden sich fast nur noch einige Asaphiden?). 

Mit dieser Ablagerung schliessen die dem Vaginatenkalk Fr. ScHmipr’s äqui- 
valenten schwedischen Kalksteinschichten nach oben hin ab. Es entspricht derselben 
der tiefere Theil des oberen rothen Orthocerenkalks in Dalarne (p. XXIX). 


!) Es ist dies die einzige Cystideen-Art der hier betrachteten, als echter Vaginatenkalk cha- 
rakterisirten Kalkzone an der Kinnekulle wie in Falbygden, während dieselbe im Chasmopskalk 
(einschliesslich des Cystideenkalks von TÖRNgVIST) fehlt. 

®) Hiermit ist jedenfalls einer der imperfeeten schwedischen Lituiten (convolvens Hıs. oder 
lamellosus Hıs.) gemeint. 

®) In rothem Orthocerenkalk, der jedenfalls in diese Stufe gehört, ist an der Kinnekulle die 
grösste schwedische Trilobiten-Art, Megalaspis heros AnG., vorgekommen, desgl. an einzelnen Punkten 
in Falbygden. AnGELIN hat fernerhin Asaphus platyurus, Megal. rotundata und Megal. explanata sowie 
Nileus (Symphysurus) palpebrosus DALM. und Cyrtometopus (Cheirurus) elavifrons Daum. aus dem Ortho- 
cerenkalk der Kinnekulle und einiger anderer Orte in Westgothland beschrieben. 


XLIX 


d) Oberer grauer Orthocerenkalk. 

An der Kinnekulle ein mächtiges Lager von grauem, meist ins Grünliche 
spielendem Kalk, welcher lockerer und weniger homogen ist und im Volksmunde 
„lefversten“ (Leberstein) genannt wird; zwischen seinen Schichten liegen mitunter 
dünne Bänder von Mergelschiefer. Faunistisch ist insbesondere Litwites perfectus 
WAHLENB. bezeichnend. Daneben findet sich reichlich ein regulärer Orthoceratit, 
Euomphalus sp. und eine Cystideen-Art. Ein dunklerer und dichterer Kalk, der hier 
anscheinend ganz zu oberst liegt, enthält zumeist Bellerophon sp. und Fragmente von 
Asaphus (Ptychopyge) sp. 

Etwas abweichend und weniger gleichmässig ist dieses Glied in Falbygden ent- 
wickelt. Am Berge Billingen, wo ein sehr vollständiges Profil zu sehen war, liegt 
zunächst auf dem oberen rothen Kalk ein grünlichgrauer, darüber ein roth und grau 
oder grünlich gesprenkelter Kalkstein, ersterer fast petrefactenleer, letzterer ziemlich 
reich an Versteinerungen (Euomphalus sp., Nileus Armadillo Daım., reguläre Ortho- 
ceratiten und Litwites sp.); noch höher erscheint ein hellgrauer Kalk mit Röhren, die 
von Schwefelkies ausgefüllt sind, während sich nur Spuren organischer Ueberreste darin 
gezeigt haben. Bei Klefva am Mösseberg beginnt die Zone mit einem an Orthoceras 
regulare Hıs. überreichen, sonst aber sehr fossilarmen Kalklager, dessen in vielen Stein- 
brüchen gewonnenes Gestein unten dunkelgrau, höher hinauf roth und grau gesprenkelt 
ist; darauf folgt ein grünlicher (dem „lefversten“ der Kinnekulle im Aussehen nicht 
unähnlicher) Kalk mit Fragmenten von Asaphiden, der wahrscheinlich den obersten 
Abschluss des Orthocerenkalks bildet. Das erwähnte Kalklager von Klefva findet sich 
auch bei Agnestad zwischen Falköping und dem Alleberg, ist hier jedoch höchst 
bemerkenswerth durch seinen Reichthum an z. Th. seltenen Cephalopoden, welche 
besonders in einer bestimmten, durch dunkelrothe Färbung an der oberen Schicht- 
fläche leicht kenntlichen Bank vorkommen. Unter den Orthoceratiten fehlen die Vagi- 
naten, welche in den tieferen Regionen des Schichtensystems wenigstens nach der Zahl 
der Individuen überwiegen, beinahe gänzlich, nur ein einzelnes Exemplar von Orthoe. 
commune wird von LINNARSSON erwähnt; an ihrer Statt findet man Orthoceras regulare 
und Zineatum Hıs. sowie andere reguläre Formen (darunter Orthocer. acutum ANG., 
Fragm. Sil. p. 3, T. VI. Fig. 7—11). Die Lituiten sind mindestens durch drei Species 
vertreten, Lit. perfectus WAHLENB., Lit. undulatus BOLL und eine neue Art. Bezeich- 
nend ist ferner Pleurotomaria baltica Vern., wogegen Trilobiten in unbedeutenden 
Resten bloss sparsam gefunden wurden. Dieser Kalk von Agnestad dürfte etwas älter 
sein, als der übrige graue Kalk der oberen Zone in Falbygden und der „lefversten“ 
der Kinnekulle. — 

Nach AnGELIN -Linpströn’s „Fragmenta Silurica“ kommen im Örthocerenkalk 


Westgothlands ausser den angeführten Arten folgende vor: Orthoceras duplex W AHLENB,., 
VII 


L 


Discoceras (Lituwites) convolvens Hıs. (beide in rothem Kalk); ferner Orthoc. fasciatum 
AnG. und Euomphalus Gualteriatus SCHLOTH. Für Orthoc. lineatum Hıs. wird ebenda- 
selbst ausser Falköping „rother“ Kalk bei Klefva am Mösseberg angegeben. 


8. Beyrichiakalk = Chasmopskalk'). 


Zuerst schon von GYLLENHAL und dann auch von WAHLENBERG ist diese Abthei- 
lung, wenn auch nicht in ihrer Vollständigkeit, unterschieden worden. 

Die Gesteinsbeschaffenheit ist ziemlich variabel. Theils ist der hierher gehörige 
Kalk hart, dunkelgrau und kieselig, theils und in grösserer Ausdehnung noch von 
geringerer Härte und hellerer Färbung, grünlich- oder bläulichgrau sowie auch rein 
grau und mehr dem ÖOrthocerenkalk im Aeussern ähnlich. Daneben zeigt sich ein 
ziemlich lockerer grünlicher Schiefer (theilweise kalkig). 

Schon in den Trilobiten-Formen bekundet sich ein namhafter Unterschied vom 
Örthocerenkalk. Unter den zahlreichen, dabei aber doch durch relativ wenige Species 
vertretenen Gattungen sind die gemeinsten Phacops (Chasmops), Asaphus, Illaenus. 
Remopleurides und Ampyw; seltener Cheirurus, Staurocephalus (Sphaerocoryphe), Cybele, 
Acidaspis, Lichas, Harpes, Ogygia, Proetus, Calymene, Triarthrus, Trinueleus und 
Agnostus. Von Arten werden genannt: Phacops (Chasmops) conicophthalmus BOECK & SARS 
(besonders charakteristisch, z. B. einziges beobachtetes Petrefact in einem zugehörigen 
harten dunkelgrauen Kalk am Högstenaberg in Falbygden), Ph. (Chasm.) macroura 
Ssöcr. (2), Asaphus (Ptychopyge) glabratus ANG., Illaenus limbatus Links. (vgl. S.XXXT), 
Remopl. sex-lineatus ANG., Ampyw costatus BOECK, Amp. (Lonchodomas) rostratus SARS, 
Cheirurus variolaris LiNRS.), Staurocephalus (Sphaerocoryphe) granulatus Ang. (2), Cy- 
bele aspera LINRS., Acidaspis furcata LinRs., Lichas laxata M’Coy, Lichas valida LinRs., 
Ogygia (2) concentrica LINRS., Triarthrus Beckii GREEN und Agnostus trinodus SALTER 
(= glabratus Ana@.)°). Häufig, zumal in dem an der Kinnekulle die Etage vorwiegend 


!) LINNARSSON hat den in seiner S. XLI zuerst eitirten Arbeit (p. 58) vorgeschlagenen Namen 
„Beyrichiakalk“ wenige Jahre später durch die viel passendere Bezeichnung „Chasmopskalk“ ersetzt 
(Öfvers. af Kongl. Vetensk.- Akad. Förhandl., 1871. Nr. 3, p. 345). Vgl. hierzu die Anm. auf 8. XXXI. 

:) Nach einer Mittheilung Fr. Schmipr’s ist das von Linnarsson (Vestergötlands aflagr., p. 60, 
T.I. Fig. 6) unter diesem Namen beschriebene Petrefaet der Schwanz zu einer Art des Ehstländi- 
schen Echinosphäritenkalks, welche Nieszkowski (Trilobiten, Zus. p. 33, T. I. Fig. 14 u. 15) zu seinem 
Sphaerexochus cephaloceros aus dem Brandschiefer gezogen hat, jedoch sicher davon speeifisch ver- 
schieden ist; Fr. SCHMIDT nimmt hier eine Unterabtheilung von Cheirurus an. Später hat LINNARSSON 
von seinem Cheir. variolaris auch ein Kopffragment gefunden, und danach selbst auf jene Ueberein- 
stimmung hingewiesen (ef. Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges., XXV. p. 695). 

») Von BEyrICH (ef. Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges., XIV. p. 584) wurde vor längerer Zeit 
unter den Geschieben bei Berlin ein grauweisser mergeliger Kalk mit Agn. trinodus SALT., resp. 
glabratus AnG., aufgefunden; ebendaher (von Rixdorf bei Berlin) erhielt ich ein Stückchen des näm- 


LI 


ausmachenden grünen Schiefer, ist sodann Beyrichia costata LiNRS.; ausserdem findet 
sich noch ein anderer Ostracode: Primitia strangulata Saum. Von Mollusken sind an- 
zuführen: spärliche Gephalopoden (besonders ein regulärer Orthoceratit, höchst selten 
eine Lituiten-Art); Zuomphalus Gualteriatus SCHLOTH., Pleurotomaria und Murchisonia 
sp., Conularia sp., Bellerophon bilobatus SOW.; Orthis, Leptaena und Lingula sp. End- 
lich werden noch Diplograptus sp., Ürinoidenglieder und Echinosphaerites aurantium 


GyLL. namhaft gemacht. 


9. Trinueleusschiefer. 

Hauptsächlich lockere und stark zerklüftete Mergelschiefer, untergeordnet Kalke 
und Thonschiefer. 

a). Schwarzer Schiefer. 

Ziemlich dünnblättrig und locker, nach oben an der Kinnekulle in ein mehr 
diekschiefriges und schwer zerspaltendes, schwarz und grün gesprenkeltes Schiefergestein 
übergehend. 

Dieses hauptsächlich an der Kinnekulle') und ausserdem bloss am Billingen 
und Älleberg in Falbygden beobachtete Glied enthält fast nur einige Brachiopoden, 
Leptaena und Discina sp.), sowie Spuren von Graptolithen (Didymograptus); am Älle- 
berg auch Trinueleus Wahlenbergii ROUAULT. 

b) Vorwiegend grüner Schiefer (resp. Mergelschiefer). 

Theils dunkelgrün und oft mit helleren gelblichgrünen Streifen oder Flecken, theils 
von gleichmässiger und lebhafterer grüner Farbe, nur vereinzelt mit rothen oder schwärz- 
lichen Partien. 

Fauna viel reichhaltiger: Trinueleus Wahlenbergüü RoUAULT, Ampyz tetragonus 
AnG., Remopleurides radians BARR., Dindymene ornata Linrs., Phacops recurva LiNRs., 
Agnostus trinodus Saun.; im Allgemeinen seltener Dionide euglypta AnG., Cheirurus 
latilobus Linrs., Cheirurus sp., Sphaerexochus laticeps LiINRs., Lichas laxata M’Coy, 
Phillipsia parabola BARR. (2), Ogygia sp., Asaphus laevigatus ANnG., Asaph. (Ptycho- 
pyge) applanatus AnG. (2), Acidaspis sp.; vielleicht auch Aeglina? oblongula Ant. 
Von diesen Trilobiten scheinen Dindymene ornata und Phacops recurva dem unteren 


lichen Gesteins, welches ein sehr gut bestimmbares Pygidium der genannten Art einschliesst. 
Welchem Formationsglied aber diese Geschiebe angehören, ob dem Chasmopskalk, oder dem Tri- 
nucleusschiefer, oder endlich gar dem Brachiopodenschiefer, ist schwer zu sagen. 

!) Das ganze Schichtensystem der jüngeren Schiefer bildet zugleich mit Trappgesteinen an 
diesem Bergrücken den oberen, über den Kalkterrassen steil sich erhebenden Theil, welcher den 
besonderen Namen „Högkullen“ führt, und an dessen Basis also der Trinueleusschiefer beginnt. 

2) In der S. XNXVII, Anm. 2, eitirten Abhandlung wird p. 347 von LINNARSSON noch Orthis sp. 
hinzugefügt, dagegen die „Discina* als fraglich erwähnt. 

vır*® 


LII 


Niveau des Trinucleusschiefers besonders eigenthümlich zu sein. Von Mollusken finden 
sich einige Arten der Gattungen Leptaena, Orthis, Lingula, Hyolithus und Orthoceras. 
Die im Trinucleusschiefer Westgothlands überhaupt seltenen Graptolithen sind am 
Mösseberg durch Didymograptus und Diplograptus sp.') vertreten, 

Es gehören dieser Stufe noch Kalksteine an, meist dicht und dunkelgrau, 
stellenweise auch schwarz oder buntfarbig, welche an der Kinnekulle und auf der Ost- 
seite des Billingen sowie am Mösseberg in Falbygden in Form von ÜÖoncretionen, an 
mehreren anderen Punkten des letztgenannten Bezirkes als selbständige Bänke auf- 
treten. Grösstentheils sind dieselben frei von Versteinerungen; eine Ausnahme machen 
Concretionen von schwarzem Kalk, welche in dem grünen Schiefer bei Rustsäter an 
der Kinnekulle liegen und reichlich Trinucleus seticornis Hıs. sp., ausserdem Aei- 
daspis sp., Calymene sp. sowie einige Mollusken enthalten; ferner solche von grauem, 
mehrfach ins Röthliche spielendem Kalk bei Anneberg östlich vom Billingen, in denen 
u. a. Trinuel. Wahlenbergü und Amp. tetragonus gefunden wurden. 

Die Zonen a und b entsprechen ungefähr dem schwarzen Trinucleusschiefer in 
Dalekarlien. 

c) Rother Mergelschiefer. 

Theilweise, aber doch in geringerer Ausdehnung ist das mergelige Gestein dieses 
Niveau’s auch von grüner Farbe; die Schieferung ist vielfach weniger deutlich, petre- 
factenleere Kalkconeretionen sind nur ganz local (am Högstenaberg) anzutreffen. Bildet 
den oberen und mächtigsten Theil des versteinerungsführenden Trinucleusschiefers, tritt 
fast an allen Aufschlusspunkten hervor und ist unter den höheren Schieferlagern das- 
jenige, welches am meisten Gleichförmigkeit in petrographischer und faunistischer Be- 
ziehung zeigt. 

Die gemeinsten, fast nirgends fehlenden Versteinerungen sind: Trinueleus Wahlen- 
bergii ROUAULT, Ampya tetragonus ANG., Cybele verrucosa Darm., Dionide euglypta 
AnG., Agnostus trinodus SALT. und ein paar Leptaena-Arten. Mehr oder weniger local 
und z. Th. selten erscheinen: Remopleurides radians Barr., Panderia megalophthalmus 
Lings., Niobe lata AnG., Calymene sp., Cheirurus subulatus LinRs., Acidaspis sp., Pri- 
mitia tenera LINRS., Orthis sp., Lingula sp. sowie spärliche Gastropoden-Reste?). 

Etwas abweichend ist die Entwicklung dieser Zone am Färdalaberg in Falbygden. 
Unten ist hier der rothe Trinucleusschiefer wie gewöhnlich locker und sehr zerklüftet, 
und enthält auch die gewöhnlichen Fossilien, daneben noch Cheirurus latilobus Links. 


!) LINNARSSON nennt an der in vor. Anm. angeführten Stelle Diplograptus pristis Hıs. 

°) Als Brachiopoden-Formen des Trinueleusschiefers Westgothlands werden in den „Fragmenta 
Siluriea“ (p. 23, 26 u. 30) mitgetheilt: Rhynchonella? spec. indet., Orthis nodulosa LINDSTR. und Leptaena 
trabeata LINDSTR. 


LIII 


und Ökeir. sp. indet. Höher hinauf dagegen ist das Gestein härter, weniger klüftig, 
während zugleich die schiefrige Textur verschwunden ist. Dabei ist die Fauna in 
diesem obersten Theile eine andere, indem mehrere der sonst gemeinen Arten fehlen 
und durch neue Formen ersetzt sind. Am häufigsten finden sich Trinueleus latilimbus 
Lises., Cybele Loveni Lisrs., Remopleurides dorsospinifer PORTL. und eine grosse Form 
von Ampyx tetragonus; ausserdem aber noch viele andere Trilobiten, wie Cheirurus 
subulatus LINRS., Sphaerexochus laticeps LiNRs., Staurocephalus granulatus ANG. (?), 
Acidaspis sp., Lichas lawata M’Coy, Proetus (Forbesia) brevifrons An. (2), Phillipsia 
parabola BaRR. (2), Stygina latifrons PoRTL., Illaenus sp., Dionide euglypta An., 
Agnostus trinodus SALT. 

Vermuthlich ist das Glied e dem rothen Trinucleusmergel Dalekarliens und dem 
analogen Gebilde bei Motala in Ostgothland gleichzustellen. 

d) Versteinerungsleerer Thonschiefer. 

Meist von schwarzer Farbe, doch manchmal (besonders im unteren Theile) auch 
roth; seltener grünlich oder grau. Scheint an der Kinnekulle zu fehlen, bildet aber 
an den verschiedenen Bergen Falbygdens einen gut ausgeprägten Horizont. Mächtigkeit 


verschieden, z. Th. aber nicht unbeträchtlich. 


10. Brachiopodenschiefer. 

Eine Ablagerung von Schiefern und Kalken, welche trotz ihrer unbedeutenden 
(z. B. am Älleberg, einem Hauptaufschlusspunkte, kaum 10 Fuss erreichenden) Mächtig- 
keit mehr als die übrigen Etagen in der Gesteinsbeschaffenheit und bis zu einem 
gewissen Grade auch in paläontologischer Hinsicht varırt. 

a) Sprenkeliger Thonschiefer (Staurocephalusschiefer). 

Das Gestein ist ein schwarz und grün, seltener grün und grau oder schwarz und 
grau gesprenkelter Thonschiefer, an den meisten Punkten (ausgenommen am Älleberg) 
ziemlich hart und schwer zerspringend. An der Kinnekulle wurde es nicht beobachtet, 
in Falbygden tritt diese Stufe hauptsächlich am Älleberg auf, ausserdem besonders noch 
am Färdalaberg und Högstenaberg. 

Die Fauna weist vornehmlich eine Anzahl von Trilobiten auf, und zeigt dabei 
eine auffallende Vermischung von Formen des Trinucleusschiefers mit solchen des 
typischen Brachiopodenschiefers. Es liegt hier also eine Art Grenzbildung vor, welche 
übrigens nach oben hin unmittelbar in die nächstfolgende Zone übergeht. Von Arten 
des Trinueleusschiefers finden sich: Aynostus trinodus SALT., Trinucleus Wahlenbergüi 
RovAuULT, Remopleurides radians Barr., Phillipsia parabola Barr. (?), Panderia 
megalophthalmus LinRs., Sphaerexochus laticeps Lisks.'); von denen des eigentlichen 


!) Ein einzelnes Exemplar seiner Cybele Loveni, vermuthlich aus der Basis des Lagers a, fand 
© 
LinnAarsson am Alleberg. 


LIV 


Brachiopodenschiefers: Phacops mueronata BRONGN., Calymene tuberculata BRÜNNICH, 
Proetus brevifrons ANG., Acidaspis centrina Daun.; ferner Staurocephalus clavifrons 
Ang. Als vorzugsweise charakteristisch muss Staurocephalus elavifrons gelten, weil diese 
Species ausschliesslich in der gegenwärtig betrachteten Schieferzone vorgekommen 
ist; Linnarsson glaubte daher den Namen „Staurocephalusschiefer“ vorschlagen zu 
dürfen. Die noch kärglich vertretenen Brachiopoden (hauptsächlich zu Orthis und 
Leptaena gehörend) stehen denen des Trinucleusschiefers am nächsten. Weiterhin 
fanden sich Orthoceras - Reste, ein Bryozoon und höchst selten Fragmente eines 
Cystideen. 


b) Eigentlicher Brachiopodenschiefer. 


Die petrographischen Verschiedenheiten sind sehr erheblich. An gewissen Stellen 
ist ein dickplattiger, gewöhnlich hellgrauer oder grünlicher kalkiger Schiefer überwie- 
gend, an anderen erscheint hauptsächlich ein schwärzlicher oder dunkelgrauer Thon- 
schiefer mit besser entwickelter Schieferung. Im mittleren und tieferen Theil der Ab- 
lagerung finden sich allgemein Bänke eines in sich undeutlich abgesonderten harten 
grauen Kalks. 

Von den hier vorkommenden zahlreichen Petrefacten sind einige (zumal Trilo- 
biten) schon von WAHLENBERG und DALman beschrieben worden. Trilobiten haben 
nicht mehr das Uebergewicht, und keine bestimmten Familien oder Gattungen der- 
selben treten charakteristisch hervor. Auch Cephalopoden und Gastropoden sind mehr 
oder weniger zurücktretend. Dagegen sind Brachiopoden sehr häufig, und übertreffen 
alle andern Gruppen an Artenreichthum und Individuenzahl, wonach eben LinnAaRssoNn 
den obigen Namen gewählt hat. Lamellibranchiaten erscheinen zuerst mit einigen 
Arten. Sonst sind noch Korallen, Echinodermen und Graptolithen, grösstentheils in 
sehr dürftigen Resten, vertreten. Bemerkenswerth ist das erste Auftauchen ober- 
silurischer Organismen. 

Im Ganzen lassen sich von unten nach oben folgende zwei diesem Gliede unter- 
geordnete Schieferzonen unterscheiden, welche in dem Silurgebiet Westgothlands ungleich 
vertheilt vorkommen: 

«) Diekplattiger kalkhaltiger Schiefer. 

Hellgrau, grauweiss, grünlichgrau. 

Reich an Brachiopoden: Strophomena rhomboidalis WAULENB., Atrypa crassicostis 
Darm., Spirigerina (Atrypa) reticularis Lis. sp., Strophomena (Orthis) pecten Lin. sp., 
diverse Orthis- und Pentamerus-Arten. Unter den Trilobiten sind die Hauptformen: 
Homanolotus platynotus Daım., Calymene tuberculata BRÜNN., Phacops mucronata BRONGN. 
Von Lamellibranchiaten werden Aviculaceen (besonders Pterinea sp.) und Mytilaceen 
erwähnt. Ferner finden sich: Orthoceras sp., geringfügige Gastropoden-Reste, Tenta- 


LV 


eulites sp., einzelne Bryozoen (speciell ein Fenestellide), Crinoidenstiele und Cyatho- 
phyllum sp). 

Der harte graue Kalk, welcher gewöhnlich im oberen Theile dieser Stufe auf- 
tritt, ohne aber doch wohl eine durchaus zusammenhangende Schicht zu bilden, enthält 
übereinstimmende Organismen, am häufigsten die zuletzt erwähnten Stielglieder und 
Cyathophyllum-Reste und an der Kinnekulle (wo er mehr eine mittlere Lage in der- 
selben Stufe einnimmt) zugleich noch Phacops pulchella LinRs. 

Am Älleberg liegt hier zu oberst ein härterer sandiger Schiefer, gleichfalls hell- 
grau, jedoch ganz oben grün gesprenkelt, welcher neben verschiedenen der vorhin ge- 
nannten Petrefacten Lichas laciniata WAHLENB., Lich. polytoma Ang. und Discina con- 
centrica WAHLENB. enthält. 

Auch am Mösseberg zeigen sich in der nämlichen Zone gewisse Besonderheiten. 
Das Gestein ist theils der gewöhnliche kalkhaltige Schiefer, theils ein unreiner plattiger 
Kalkstein, die Farbe unten hellgrau, höher hinauf grau mit grünlichen Streifen. Ausser 
den drei zu Anfang genannten wichtigsten Trilobitenformen erscheinen hier noch Zichas 
laciniata WAHLENB., Acidaspis centrina Darm. und Proetus brevifrons AnG. Von der- 
selben Fundstelle hat ferner ANGELIN in der „Palaeont. Scandinavica“ Staurocephalus 
dentatus, Harpes (Arraphus) corniculatus, Holometopus acieulatus und Holomet. ornatus 
beschrieben?). 

3) Ziemlich dünnschiefriger Thonschiefer (Aecidaspisschiefer Linnarsson’s). 

Dunkelgrau bis schwärzlich, z. Th. mit gelblichgrünen Punkten. Versteinerungen: 
Aecidaspis centrina Daınm., Calymene tuberculata BRÜNN., Leptaena sp., sparsamer ein 
paar anderweitige Brachiopoden, Phacops mucronata BRONGN., Illaenus sp., Enerinurus 
sp. und Orthoceras sp.; zugleich kommen die ersten Spuren der für die folgende Etage 
bezeichnenden Graptolithen-Fauna zum Vorschein. 

In diesem Niveau stellt sich nur stellenweise (am Billingen) ein hellgrauer und 
schiefrig ausgebildeter Kalkstein ein. — 


1) Linpström theilt zwei Anthozoen aus der gegenwärtig besprochenen Partie des Brachio- 
podenschiefers mit: Ptychophyllum Linnarssoni LinpsTR. (Fragmenta Siluriea, p. 34, T. I. Fig. 12—13, 
gemein am Älleberg) und Plasmopora conferta Epw. & Haımz (ib. p. 33, T. I. Fig. 6—7, Alleberg und 
Mösseberg)). 

2) Beyrıicn (Unters. über Trilobiten, 2. Stück, p. 22, T. III. Fig. 4 u. 5) hat noch eine andere 
Art, Odontopleura (Acidaspis) cornuta, aus einem Gesteinsstück vom Mösseberg bekannt gemacht, 
welches zugleich mehrere Reste von Zichas laciniata (und zwar der unter diesem Namen von DALMAN 
und Lov£n beschriebenen Art des Brachiopodenschiefers von Borenshult in Ostgothland, die von 
WAHLENBERG’s so benanntem Fossil vom Mösseberg speeifisch verschieden ist) einschliesst, also 
bestimmt hierher gehört. Indessen wird das Gestein (ib. I. p. 26) als ein „weisser Sandstein“ be- 
zeichnet. 


LVI 


Von den beiden besprochenen Unterabtheilungen des eigentlichen Brachiopoden- 
schiefers erscheint die untere allein an den südlichen Bergen Falbygdens (Älleberg, 
Mösseberg, Gisseberg) und überdies ebenso an der Kinnekulle, während bloss die obere 
im nördlichen Theil von Falbygden (Billingen, Borgundaberg) entwickelt ist. Dagegen 
kommen beide Schieferzonen im mittleren Theil der vorgenannten Landschaft (Hög- 
stenaberg, Färdalaberg) zusammen vor. 

Als ein in dem ganzen Gebiete verbreitetes Fossil des Brachiopodenschiefers wird 
in den „Fragmenta Silurica“ (p. 20) Meristella crassa Sow. angeführt. 


11. Oberer Graptolithenschiefer. 


Grösstentheils ein dünnblättriger Thonschiefer von schwarzer oder ins Graue 
fallender Farbe, bisweilen mit einem Stich ins Grünliche, Gelbliche oder Rostfarbige; 
selten von mehr dickschiefriger Textur. Ab und zu sind Kalkconceretionen einge- 
schlossen. Die Mächtigkeit ist viel bedeutender als bei der vorigen Etage. Nachdem 
verschiedene Autoren früher dieser Zone irrthümlich eine tiefere Lage zugeschrieben 
hatten, wurde ihre richtige Stellung in der Schichtenfolge zuerst von LiNnNARssoN fest- 
gestellt. 

Die Fauna ist nicht ganz so eintönig als im unteren Graptolithenschiefer, doch 
sind auch hier Graptolithen, die meist in ausserordentlicher Menge auftreten, stark 
überwiegend, obwohl sie in den tiefsten Schichten zunächst sparsam vorkommen. Am 
reichlichsten sind die Gattungen Graptolithus s. striet. (= Monograptus GEIN.) und 
Diplograptus vertreten, seltener Rastrites und Retiolites. Von Arten, denen die oft 
sehr verdrückten Reste angehören, werden angeführt: Monograptus priodon BRONN, 
Monogr. Beckii Barr. (= Graptolithus lobiferus M’Covy), Diplograptus pristis His., 
Rastrites convolutus His.) und Retiolites sp. (Kinnekulle). Demnächst am häufigsten 
zeigen sich Orthoceratiten, obschon sie nicht überall angetroffen wurden?); dieselben sind 
stets plattgedrückt und daher schwer bestimmbar, scheinen aber durchweg zur Gruppe 
der Regulares zu gehören. Ferner fanden sich noch Zingula sp., einzelne Lamelli- 


branchiaten (aus denselben Gattungen wie im Brachiopodenschiefer) und Gastropoden 


!) LINNARSSON hat später (Om graptolitskiffern vid Kongslena i Vestergötland, Geolog. Fören. 
Förhandl., Bd. III. Nr. 13, 1877, p. 404) Hısınger’s „Prionotus convolutus“ mit Rastrites peregrinus BARR. 
identifieirt. Indess ist der Hısınger’sche Speciesname jedenfalls auch auf Reste, die zu Monograptus 
gehören, bezogen worden (vgl. die Anm. auf S. XXXIV). 

2) Früher ist für den oberen Schiefer am Mösseberg: Orthoceras tenue WAHLENB. angegeben 
worden (ef. Hısınger, Leth. Sueeica, p. 23). Auch TÖrngvIsT hatte dieselbe Art in seiner ersten 
Arbeit über Dalarne v. 1867 (p. 18) aus der dortigen jüngeren Schieferbildung genannt. Bekanntlich 
wird darauf ein Theil der plattgedrückten Ortloceras-Formen in der erdigen Abänderung des Grap- 
tolithengesteins aus unserm Diluvium bezogen. 


LVII 


(besonders Kuomphalus sp.), sehr dürftige Bryozoen-Reste und von Trilobiten bloss 
eine Cheirurus - Art (verwandt mit Cheir. bimucronatus MurcnH.) und Calymene tuber- 


culata BRÜNNICH. 


IV. Ostgothland. 


Grösstentheils nach TÖRNQVIST!). 


Die paläüozoischen Bildungen Ostgothlands nehmen ein Gebiet von mässiger Grösse 
ein, welches an demjenigen Theile des Göta-Canals liegt, der den Wettern- und Roxen- 
See durch die Motala-Elf verbindet. Wenig nördlich vom Canal stösst dasselbe an 
die azoischen Gesteine, während es in südlicher Richtung sich weiter erstreckt. Obwohl 
in diesem Bezirke einige der am häufigsten genannten Aufschlusspunkte der schwedi- 
schen Silurformation liegen, wie namentlich Husbyfjöl, vor Zeiten der berühmteste 
Fundort von Trilobiten des scandinavischen Orthocerenkalks, und Ljung, wo früher 
ausgezeichnete Marmorbrüche betrieben wurden, sind doch die sedimentären Ablage- 
rungen Östgothlands weniger genau als in anderen Provinzen Schwedens untersucht 


worden, und die Literatur darüber ist ziemlich dürftig. 


A. Cambrische Formation. 


1. Primordiale Sandstein-Zone. 


Nordwestlich von Motala treten, wie TÖRNQVIST angiebt, am Wetternsee dicke 
Schichten eines feinkörnigen grauen oder etwas ins Röthliche spielenden Sandsteins 
auf, welcher dem in der Gegend von Orsa in Dalekarlien gebrochenen sogen. Schleif- 
sandstein (p. XXVII) ähnlich, aber viel quarzreicher ist. Unweit Husbyfjöl erscheint 
am südlichen Ufer des Motala-Flusses eine kleine Sandsteinpartie in deutlichen, durch 
„Grauwackenschiefer“ getrennten Schichten; an den Oberflächen des Schiefers zeigen 
sich dem genannten Geologen zufolge Spuren von Würmern sowie Cruziana dispar 
Lises., was für die Zugehörigkeit dieser Ablagerung zum Eophytonsandstein spricht. 
Beim Omberg wurden von ihm lose Blöcke eines grobkörnigen quarzreichen Sandsteins 
mit Lingula sp. gefunden. 


Genauer ist die älteste Sandstein- und Schieferbildung am Wetternsee in neuerer 


!) Berättelse om en geologisk resa genom Skänes och Östergötlands paleozoiska trakter, som- 
maren 1875, inlemnad till Kongl. Vetenskaps-Akademien, Öfvers. af Kongl. Vetensk.- Akad. Förhandl., 
1875. Nr. 10, p. 58— 70. 

VI 


LVIII 


Zeit durch NarHorst!) und LınnARsson?) untersucht worden. Dieselbe tritt stellen- 
weise auch südlich von Motala am Oststrande dieses Sees und an seinem Südende bei 
Jönköping, sowie ferner auf mehreren darin gelegenen Inseln hervor. Nach einer 
grösseren Insel im südlichen Theil des Sees hat Naruorst ihr den Namen Visingsö- 
formation gegeben. Auf dem Sandsteingürtel im NW. Motala’s zunächst am See- 
strande, nach Linxarsson von dickschichtigem gelblich- oder grauweissem, ziemlich 
losem Sandstein mit undeutlichen Schichtfugen gebildet, lagert ein lockerer, glimmer- 
führender, theils rother, theils grüner Thonschiefer, welcher durchaus dem seit 
Längerem bekannten sogen. Grauwackenschiefer an einigen südlicheren Punkten dieser 
Visingsöformation (Omberg, Visingsö, Grenna) gleicht. Local enthält derselbe Einlage- 
rungen von Sandsteinen und grauem sandig-thonigem Kalkstein. Gewisse Partien 
werden durch Aufnahme grösserer Feldspathkörner conglomeratartig. Zugleich kommt 
anscheinend in derselben Zone ein Conglomerat mit arkosartiger Grundmasse und 
Trümmern von feinkörnigen schiefrig -krystallinischen Gebirgsarten (Eurit, Protogm- 
gneiss), weniger häufig von Granit, vor; Bruchstücke der anstehenden klastischen Ge- 
steine der Umgegend fehlen darin vollständig, solche der ebendaselbst auftretenden 
alten krystallinischen Gesteine fast ganz. Oestlich von dem bezeichneten Gebiet und 
nördlich von dem cambrisch-silurischen Distriet bei Motala herrscht ein grober rother 
Granit, weiter nach N. tritt noch Diorit hinzu. 

Ueber das Verhältniss jener Sandstein- und Schiefermassen zu den fossil- 
führenden paläozoischen Schichten Ostgothlands hat sich nichts Sicheres ermitteln 
lassen. Linwarsson hat in dem Sandstein keine Spur von thierischen oder pflanzlichen 
Ueberresten beobachtet, in dem aufliegenden Thonschiefer bloss kleine kreisrunde, noch 
problematische Körper, welche möglicherweise organischen Ursprungs sind. Einige 
glaubten annehmen zu müssen, dass die ganze Bildung in eine weit entlegnere Zeit 
zurückreiche, als die gewöhnlichen cambrischen Sandsteine Schwedens. TORELL?) hat 
sie für muthmasslich gleichaltrig mit Westgothlands Eophytonsandstein erklärt. Nach 
NATHORST's Auffassung ist dieselbe entweder älter als dieser nebst folgenden Theilen 
des cambrischen Systems, oder damit äquivalent. Die erstere Ansicht wird von Lix- 
NARSSON immerhin für die wahrscheinlichere gehalten. 

2. Alaunschiefer und Stinkkalk mit Agnostus und Olenus. 

Dieses Schichtensystem ist hier in geringerer Deutlichkeit und Vollständigkeit 
entwickelt, als in verschiedenen anderen Gegenden Schwedens; die unteren Paradoxides- 


!) Om de äldre sandstens- och skifferbildningarne vid Vettern, Geolog. Fören. Förhandl., 
Bd. IV. Nr. 14, 1879, p. 421. 

-*) De äldsta paleozoiska lagren i trakten kring Motala, ib. Bd. V. Nr. 1, 1880, p. 23. 

®) Bidrag till Sparagmitetagens geognosi och paleontologi, Lund 1867, p. 26. 


LIX 


Lager wurden noch nicht nachgewiesen. Am meisten Analogie zeigt dasselbe immer- 

hin mit den entsprechenden Schieferzonen in Westgothland. Hauptsächlich tritt es 

bei Knifvinge, Sjögestad und Pälstorp in der Nähe von Berg und dem Roxensee auf. 
a) Andrarumkalk (?). 

Ueber einem nicht näher untersuchten Alaunschiefer fand sich ein grauer zäher 
Kalk mit Aecrotreta sp. und Linguliden, sowie mit grossen, dicht zusammengepackten 
Trilobitenfragmenten, fast ausschliesslich Thoraxgliedern, die an Selenopleura - Arten 
erinnern; auf demselben ruhend wurde eine mehrere Fuss mächtige Thonschieferlage 
beobachtet, welche bloss Reste eines Linguliden, diese jedoch überaus massenhaft, ent- 
hielt. Vielleicht entspricht die fragliche Ablagerung dem Andrarumkalk. 

b) Zone des Agnostus laevigatus. 

Zwischen Kungs-Norrby und Husbyfjöl trifft man zu beiden Seiten des Göta- 
Canals lose Anhäufungen von Alaunschieferstücken und Stinkkalktrümmern, in welchen 
theils Versteinerungen der Olenus-Region, theils aber auch Agnostus laevigatus Darm. 
gefunden wurde. Angeblich kommt der Alaunschiefer nahebei anstehend vor. In 
derselben Zone hat man in Östgothland gewisse Formen von Agnostus ewsculptus 
ANnG. angetroffen!). 

c) Zone des Agnostus pisiformis. 

Die genannte Lixn&#’sche Art hat sich mehrfach gefunden, z. Th. zusammen mit 
Olenus gibbosus WAHLENB. und Lingula sp. 

d) Zone der Parabolina spinulosa Wahlenb. 

Nur in den unter b erwähnten losen Gesteinstrümmern wurde diese Art, sowie 
auch Orthis lentieularis Darm. (WAHLENE.), beobachtet. 

e) Zone des Eurycare latum Boeck. 

Genannte Art findet sich bei Knifvinge reichlich vertreten in einem etwas höheren 
Niveau, als Agnostus pisiformis; die vorhergehende Stufe, welche dazwischen liegen 
müsste, wird für diese Oertlichkeit nicht angegeben. 

f) Zone der Peltura scarabaeoides Wahlenb. 

Unter den Oleniden scheint diese Species in Ostgothland die häufigste zu sein. 
Begleitet wird sie hauptsächlich von Sphaerophthalmus alatus BOECK, ferner von 
Orthis sp. Die Trilobitenreste liegen vorwiegend in Stinkkalk, seltener in dem zuge- 
hörigen Schiefer. 

3. Dietyonemaschiefer. 

Ueber der Peltura-Zone lagert noch Alaunschiefer, welcher zahlreiche Exemplare 


!) Nach TULLBERG, Agnostus-arterna i de kambr. aflagringarne vid Andrarum, Stockholm 


1880, p. 37. 
vım® 


LX 


von Dictyonema jlabelliforme EıcHw. einschliesst. Am deutlichsten treten diese Reste 
an solchen Stücken hervor, die eine Zeitlang der Verwitterung ausgesetzt ge- 


wesen sind., 


B. Untersilurformation. 


Im Ganzen zeigen die silurischen Ablagerungen ÖOstgothlands am meisten Aehn- 
lichkeit mit denen Dalekarliens. 

Der Orthocerenkalk ist an einer grösseren Zahl von Punkten aufgeschlossen, je- 
doch lassen die Profile, wie es scheint, vielfach an Deutlichkeit zu wünschen übrig. 
Die nach dem Örthocerenkalk abgesetzten Silurschichten treten dagegen in Ostgoth- 
land nur in einem sehr beschränkten Umkreis, nördlich und südlich von Motala am 
Wetternsee, auf. 


4. Orthocerenkalk. 


Aus den Mittheilungen TÖrNgvIsT’s lässt sich, obwohl nur partielle Durchschnitte 
beobachtet wurden, die nachstehende Reihenfolge von unten nach oben entnehmen. 


a) Glaukonitführender Kalk. 


Liegt bei Knifvinge, vielleicht auch bei Palstorp am Roxensee und bei Berg, 
zunächst über dem Dietyonemaschiefer, nur durch eine dünne Lage einer grünen 
plastischen Thonmasse von demselben getrennt. Gestein vorwiegend ein hellgrauer 
bis grünlicher Kalk. Die tiefsten Lagen sind glaukonithaltig und ziemlich reich an 

Oo to} o° io} 
einer Orthis-Art. In den oberen kommen Pygidien von Trilobiten hinzu, die aufwärts 
an Menge zunehmen, welche sich aber nicht mit Sicherheit bestimmen liessen. 

TÖRNgQVIST bezeichnet diese Ablagerung als übereinstimmend mit dem gleichge- 

5 5 ie) 5 
färbten glaukonitischen Kalk der in Dalarne an der Basis des Orthocerenkalks auftritt, 
und äussert sich dahin, dass dieselbe in ihrem unteren Theil vielleicht auch dem Öera- 
topygekalk angehören könne (vgl. S. XXVIM)!). 

b) Bläulichgrüner bis bläulichgrauer Kalk. 


Enthält stellenweise zahlreiche Trilobitenreste (Schwanzschilder von Asaphiden), 
die jedoch keine zuverlässige Bestimmung gestatteten; als möglicherweise darin vor- 


handen werden von einem zwischen Kungs- Norrby und Husbyfjöl gelegenen Punkte 


!) Daneben bemerkt TÖRNgVIST noch (loc. eit. p. 69), die Obolus-Zone Dalarnes müsse deshalb 
eambrisch sein, weil die dem unmittelbar darüber liegenden grünen Kalk entsprechende Kalkstufe in 
Östgothland an der Grenze des cambrischen und silurischen Systems sich zeige. Offenbar kann darin 
aber kein Beweis für jene Behauptung liegen, und es widerspricht dies auch der Auffassung, welche 
derselbe Autor in seiner p. XXVII angeführten Abhandlung niedergelegt hat. 


LXI 


genannt: Niobe laeviceps Darn.!), Asaphus platyurus ANG. und 4s. acuminatus 
Bock’). 

In einem anscheinend demselben Niveau angehörigen grauen, etwas dünn- 
schichtigen Kalk mit eingeschalteten Schieferlagen bei Berg am Göta- Canal fanden 
sich Nileus Armadillo Darm. nebst zahlreichen Resten der Gattungen Ptychopyge und 
Megalaspis, während im Uebrigen doch die Fauna verhältnissmässig arm zu sein schien. 

ec) Unterer rother oder röthlicher Orthocerenkalk. 

TÖRNgVIsT erwähnt an mehreren Stellen einen auf b zunächst folgenden roth- 
braunen oder braunrothen, z. Th. in dicken Bänken abgelagerten Kalk, welcher Ortho- 
ceratiten, besonders Orthoceras commune WAHLENB., enthalte; sodann auch einen bräun- 
lichgrauen Kalk, der bei Kungs-Norrby am Göta-Canal auftritt und vielleicht in den 
nämlichen Horizont gehört. 

Dagegen theilte mir LiNNarsson mit, dass sich in dem hier betrachteten Niveau 
in Ostgothland ein röthlicher Kalk mit bläulichgrauen Schichtflächen zeigt, ganz dem 
in Nerike vorkommenden gleichend, welcher p. XL unter 4. e angeführt ist. 

d) Hauptlager von grauem Orthocerenkalk. 

Zunächst über dem yon TÖörngvIsT angeführten rothbraunen Kalk liegt nördlich 
vom Omberg am Wetternsee (bei Borghamn) ein heller, etwas krystallinischer Kalk, 
welcher durch seine grossen Megalaspis-Fragmente bemerkenswerth ist. 

Darauf folgt der gemeine graue Orthocerenkalk Östgothlands, der an verschie- 
denen Punkten zu Tage tritt und früher wohl namentlich um Husbyfjöl gebrochen 
wurde. 

Die Fauna dieses Gesteins weist einen grossen Reichthum an Trilobiten, Ortho- 
ceratiten, Brachiopoden, Crinoidengliedern und Korallen auf. Von Arten kommen vor: 
Nileus Armadillo Darm., Symphysurus palpebrosus DALM., Asaphus ewpansus LIN. Sp., 
Ptychopyge applanata ANG., Ptych. angustifrons Daın., Ptych. lata AnG. (2), Mega- 
laspis rudis AnG. und andere Asaphiden, Illaenus erassicauda WAHLENB. (vgl. S. XXX), 
Cyrtometopus (Cheirurus) elavifrons Daım.), Sphaerexochus sp. (deflexo An. aft.), Pha- 


!) Diese Art ist übrigens in Darman’s „Palaeaden“ nach Stücken ostgothländischen Herkom- 
mens (von Husbyfjöl) aufgestellt worden. 

?) Bei dieser Gelegenheit macht Törngvısrt (loc. eit. p. 64) die sehr richtige Bemerkung, dass 
es nach den kurzen Diagnosen in AngGeuın’s „Palaeontologia Scandinavica*“ schwer und mitunter 
unmöglich sei, die Asaphiden zu bestimmen. 

®) TÖRNgQvIsT erwähnt diese Art, Darman’s ursprüngliche „Calymene elavifrons“, fraglich von 
Borghamn am ÖOmberg. Zuerst aufgestellt wurde sie nach Exemplaren von Husbyfjöl. Von der- 
selben hat AnGELIN einen von DALman später ebenso benannten, obwohl durchaus verschiedenen 
Trilobiten von Ljung, welcher zu e gehört, unter dem Namen Cyrtometopus affinis abgetrennt (cf. 
Palaeont. Scandin. p. 78 u. 32). 


LXII 


cops selerops Daım., Lichas celorrhin AnG., Orthoceras commune WAHLENB., Orthoc. 
vaginatum SCHLOTH. (2?) neben anderen Formen derselben Gattung, Huomphalus Gual- 
teriatus SCHLOTH., Orthis calligramma Darm., Spirigerina (Atrypa) nucella Daun. 

Hierher gehören wohl auch folgende Trilobiten, welche AnGELın von Husbyfjöl 
und theilweise zugleich von einigen andern Orten Östgothlands anführt: Cryptonymus 
(Cybele) bellatulus Daım., Megalaspis heros Darn., Megal. extenuata WAHLENB., Megal. 
stenorhachis ANG., Ampyx nasutus Daım., Cheirurus ornatus Daım., Dysplanus cen- 
trotus Daım., Asaphus rimulosus AnG., Asaph. raniceps Daım., Asaph. fallaw Darm., 
Lichas pachyrrhinus Daım., Cyrtometopus tumidus ANG. und gibbus Ang. Ohne nähere 
Fundortsangabe wird Rhodope (Panderia VoL».) lineata AnG. aus der Regio C Asa- 
phorum in Ostgothland mitgetheilt (Palaeont. Scandin. p. 39). 

e) Oberer rother Orthocerenkalk. 

Diese Ablagerung ist anscheinend nur südlich vom Göta-Canal bei Ljung sowie 
in der Nachbarschaft dieses Ortes bei Skarpasen blossgelegt, und tritt dort an die 
Bodenoberfläche heran. Unter derselben wird zwar von TÖRNQVIST grauer Kalk ange- 
geben, jedoch ohne nähere Mittheilungen über dessen geognostische Charaktere. Der 
rothe Kalk wechsellagert hier und da mit dünneren blaugrauen Bänken. 

Im unteren Theil dieser Zone sind Orthoceratiten und Lituiten ziemlich reich- 
lich vertreten, von ersteren hauptsächlich Orthoc. commune WAHLENB. und Orthoc. 
vaginatum SCHLOTH. In den oberen rothen Kalklagen ist die Fauna an einzelnen 
Stellen eine reichere; es fanden sich dort: Euomphalus Gualteriatus SCHLOTH., Chei- 
rurus sp., Pliomera (Amphion) Fischer! Eıcuw., Phacops sclerops Daım., Asaphus ex- 
pansus Lin. sp., Niobe frontalis Ana., Megalaspis gigas ANG., Agnostus trinodus SALT. 
var.') und Primitia sp. Eigenthümlich ist die geringe Grösse eines Theiles der hier 
vorkommenden Petrefacten (wie As. ewpansus, Amph. Fischeri und Niobe frontalis). 
Speciell von Ljung oder Skarpäsen hat AnGELIN noch folgende von ihm benannte Tri- 
lobiten mitgetheilt: Megalaspis multiradiata, Celmus granulatus, Lichas convewa und 
Cyrtometopus afinis; ferner ebendaher 2 Asaphiden, Megalaspis ewtenuata WAHLENB. 
und Asaphus raniceps Darm., welche schon bei d angeführt wurden. 

Der besprochene Orthocerenkalk von Ljung entspricht dem oberen rothen Kalk 
von der Kinnekulle, obwohl jener in gewissen Schichten Trilobiten enthält, welche dem 


!) An den typischen Agnostus trinodus SALTER schliessen sich nach TÖRN@VIST (loc. eit. p. 62) 
zwei Formen, von denen die eine, durch LiNNARsSon aus höheren untersilurischen Horizonten West- 
gothlands beschriebene und zumal im rothen Trinucleusmergel dort wie auch in Ostgothland vor- 
kommende ein kürzeres, die andere ein gestreckteres hinterstes Rhachisglied, als die Hauptform, 
und überhaupt eine längere Schwanzschildaxe zeige. Diese letztere Varietät, welche bei Skarpäsen 
in dem gegenwärtig betrachteten rothen Kalk gefunden wurde, stehe AnGELIN’s Agnostus glabratus 
am nächsten. 


LXII 


letzteren fehlen. Mehrere Arten des ersteren rothen Kalksteins pflegen überdies sonst, 
z. B. in Dalarne, aber auch in Ostgothland selbst, in grauem Orthocerenkalk vorzu- 
kommen. — 

Für den ostgothländischen Orthocerenkalk seien nach ANGELIN’s und LINDSTRÖM’S 
„Fragmenta Silurica* noch erwähnt: Orthoceras duplew WAHLENB. und vaginatum 
ScHLoTH. aus grauem Kalk von Husbyfjöl, Discoceras (Litwites) convolvens Hıs. und 
lamellosum Hıs. (beide im rothen Kalk bei Ljung) und Orthis callactis DALm. var. 

Ueber den oberen Abschluss des Orthocerenkalks in Ostgothland lässt sich nichts 
Bestimmtes sagen, da dieses Schichtensystem im Contact mit dem nächstjüngeren 
Formationsgliede nicht beobachtet wurde. 

5. Cystideenkalk (Chasmopskalk). 

Vornehmlich bei Norra Freberga nordwestlich von Motala aufgeschlossen, wo das 
Gestein in steil aufgerichteten, mit Sphäroniten gewissermassen gespiekten Schichten 
ansteht. In dem S. LVIII (Anm. 2) ceitirten Aufsatz erwähnt Linnarsson beiläufig aus 
derselben Gegend einen grünlichen Kalkstein mit Crimoidengliedern als wahrscheinlich _ 
dem Chasmopskalk angehörig. 

Besonders bezeichnende Versteinerungen sind Caryocystites granatum WAHLENB. 
und Echinosphaerites aurantium GYLLENH., welche zwar in der Hauptsache verschieden 
hoch, jedoch auch zusammen vorkommen. Ausserdem finden sich Brachiopoden, Gastro- 
poden, Orinoidenstiele, Korallen und eine in Dalarnes Cystideenkalk gemeine Pfycho- 
pyge-Art. In den „Fragmenta Silurica“ werden folgende Anthozoen für mehrere Fund- 
punkte dieses Chasmopskalks (Motala, Räsnäs, Södra Freberga) angegeben: Fuavosites 
Forbesü E. & H., Fav. Lonsdalei D’ORB. und Cölostylis Törngvisti LINDSTR. 

Bei dem Chasmopskalk Ostgothlands müssen ebenso, wie bei dem dalekarlischen, 
zwei Abtheilungen unterschieden werden (Privatmittheilung von Linnarsson, vgl. Anm. 
zu 8. XXXI). 

6. Trinueleusschiefer. 

a) Schwarzer Trinueleusschiefer. 

Hauptaufschlusspunkt ist Hamra am Wetternsee zwischen Motala und Vadstena. 
Das Gestein hat das gewöhnliche Aussehen und wird von ähnlichen grauen Kalken 
(z. Th. mit Leptaena sericea Sil. Syst. und kleinen Trilobiten) begleitet, wie sie in 
Dalarne bei der Draggä-Brücke (Draggäbro) und bei Fjecka das nämliche Schiefer- 
lager umgeben. Fauna ganz mit der des darlekarlischen schwarzen Trinucleusschiefers 
übereinstimmend: Trinueleus seticornis Hıs. (nebst Trin. affinis Anc.), Remopleurides 
radians BARR., Raphiophorus depressus ANG., Calymene sp., Orthis argentea Hıs., Lep- 
taena sericea Sil. Syst., Orbicula? (Obolella?) nitens Hıs., Orbieula sp., Diplograptus 
pristis Hıs., Dicellograptus Mofatensis CARRUTHERS (2). Ferner wird genannt: Lep- 
taena quinquecostata M’Coy var. (Fragm. Silur. p. 29). 


LXIV 


b) Rother Trinucleusmergel. 

Rother mergeliger Kalkstein oder Kalkschiefer, welcher an zwei Landspitzen bei 
Motala (Rödbergsudden und Räsnäs) zu Tage tritt. Gemein sind Brachiopoden, so- 
dann auch verschiedene Trilobiten, die allerdings meist nur in Bruchstücken gefunden 
wurden: Remopleurides dorsospinifer PORTL., Agnostus trinodus SALT. (LINRS.), Arten 
von Proötus, Cheirurus, Sphaerewochus und Illaenus. Weniger gewöhnlich sind Korallen, 
Bryozoen, Lituiten sowie hochkammerige und grosse Orthoceratiten. 

Auch diese Stufe hat ihr vollständiges Analogon in dem rothen Mergelschiefer 
der Trinucleus-Region in Dalekarlien, und ebenso in demjenigen Westgothlands, wie 
dies LINNARSSON zuerst ausgesprochen hat; nur ist hier das Gestein weniger kalkig 


und hart, als in Ostgothland!). 


%. Brachiopodenschiefer. 

In typischer Ausbildung und mit dem Vorkommen in Westgothland wesentlich 
übereinstimmend?) kennt man dieses Glied auf ostgothländischem Gebiete bloss bei 
Borenshult am Borensee nordöstlich von Motala. Es besteht dort aus dunkel- oder 
hellgrauem oder auch grünlichem Kalk und Mergel mit zahlreichen Petrefacten. Lichas 
affınis ANG. (= Lich. laciniata @ Lovkn)’), Phacops mucronata BRONGN. und Caly- 
mene tuberculata BRÜNN. sind nicht selten; weit häufiger und bezeichnender aber sind 
Brachiopoden, u. a. Leptaena (Strophomena) depressa Daım., Lept. (Orthis) pecten Lin. 
sp., Lept. quinquecostata M’Coy, Orthis testudinaria Daum. und Rhynchonella borealis 
SCHLOTH. (womit hier Rhyneh. canaliculata Daum. gemeint ist, cf. „Fragm. Silurica“, 
p- 23). Stellenweise ist das Gestein geradezu eine von Trümmern des letzteren Fossils 
gebildete Breceie. Von demselben Fundort hat DaLman!) auch Atrypa retieularis Lin. 
sp. angegeben. 

Aus dem Brachiopodenschiefer bei Borenshult sind nach den „Fragmenta Silu- 
rica“, resp. nach Privatmittheilungen von Prof. G. Linpström, weiterhin zu nennen: 
Goniophora carpomorpha DALn. sp., Favosites Forbesü E. & H., Plasmopora conferta 
E. &H. und Ptychophyllum eraigense M’Coy. 

TÖRNQVIST erwähnt noch graue knorrige Kalkschichten mit eingeschalteten Schiefer- 
lagen, die am Räsnäs den rothen Trinueleusschiefer überlagern und, wenn auch ent- 
fernt, einige Beziehung zum Brachiopodenschiefer zu haben scheinen. Ein darin ge- 


fundener Trilobitenkopf erinnert an Cheirurus punctatus ANG., womit LUNDGREN ein 


!) ef. LINNARSSON, Om Vestergötlands Cambr. och Silur. aflagringar, p. 21. 

) S. ebendaselbst, p. 24. 

®) cf. Beyrıch, Trilobiten, I. p. 26, und Angeuin’s Palaeont. Scandin. p. 69. 

*) Nägra petrifikater, funna i Östergötlands öfvergängskalk, Kongl. Svenska Vetensk.-Akad. 
Handl. för 1824, p. 2. 


LXV 


Fossil des Brachiopodenschiefers bei Röstänga in Schonen verglichen hat. Ausserdem 
zeigten sich noch etliche andere Trilobitenreste, darunter Trinueleus sp. und Remo- 
pleurides cf. radians BARR., sowie spärliche Brachiopoden. Diese paläontologischen 
Daten, in Verbindung mit der Lagerung, erinnern etwas an LinNARSSoN’s Stauro- 
cephalusschiefer. 


S. Oberer Graptolithenschiefer. 
Nach Törxgvist’s Angaben stellt sich Gliederung und Fauna folgendermassen dar: 
a) Lobiferusschiefer. 


An der Basis der Etage erscheint am Räsnäs unweit Motala ein dunkelfarbiger 
dichter Kalk („Cementkalk“), welcher dem Kallholnkalk in Dalarne entspricht. Der 
darüber folgende Schiefer enthält Graptolithus (Monograptus) lobifer M’Coy und Ch- 
macograptus teretiusculus Hıs. (i. e. rectangularis M’Coy, ef. p. XXXIH u. Zus.). 

Zwischen Borenshult und Motala fand sich am Canal eine lose Schiefermasse 
mit einer eigenthümlichen reichen Graptolithenfauna, darunter Graptolithus (Monograptus) 
proteus BARR., Grapt. turriculatus BAaRR. und Rastrites Linnaei BarR. Augenscheinlich 
liegt hier eine Schicht vor, welche mit dem S. XXXII angeführten Osmundsberg- 
schiefer übereinkommt!). 


b) Retiolitesschiefer. 


Brauner Schiefer mit Mergelknollen, welche letzteren Graptolithus (Monograptus) 
priodon BRONN, Grapt. convolutus Hıs. (womit Cyrtograptus? spiralis GEN. gemeint 
sein dürfte) und ARetiolites Geinitzianus BARR. enthalten. TörngvısT selbst hat diese 
Schieferbildung in Ostgothland anstehend nicht beobachtet, jedoch ist ihr Gestein in 
grösseren Massen bei Erdarbeiten in der Gegend von Motala ausgegraben worden. — 

Seitdem Vorstehendes niedergeschrieben war, ist nun die Arbeit LinnAaRrssoN’s, 
auf welche schon S. XXXVII hingewiesen wurde, unter dem Titel „Graptolitskiffrar 
med Monograptus turriculatus vid Klubbudden nära Motala“ in den Geolog. Fören. 
Förhandl., Bd. V. No. 12, Mai 1882, erschienen. Aus derselben ist Einiges hier mit- 
zutheilen. Im unteren Haupttheile des oberen Graptolithenschiefers zeigen sich zahl- 
reiche Arten von Rastrites, Monograptus, Diplograptus und Chimacograptus; die beiden 
erstgenannten Gattungen treten dort zuerst auf. Vorzugsweise bezeichnend ist Rastrites, 
da dieses Genus weder höher hinauf, noch tiefer vorkommt, und deshalb hält Linnarsson 
den Namen Rastritesschiefer für den angemessensten zur Bezeichnung des frag- 
lichen Schiefercomplexes, d. h. des eigentlichen, mit der schottischen Birkhill-Gruppe 


!) ef. auch Törngvist, Berättelse om en resa i England, Wales och Skotland, Öfvers. af Kongl. 
Vetensk.-Akadem. Förhandl., 1879. Nr. 2, p. 74. 


IX 


LXVI 


in Parallele zu stellenden „Lobiferusschiefers“ Törxgvıst’s!), während letztere Be- 
nennung am passendsten nur für die besonderen Schieferpartien beizubehalten wäre, 
in denen hier Monograptus lobifer M’Coy thatsächlich sich findet. Was den typischen 
„Retiolitesschiefer“* betrifft, so fehlen ihm Rastrites, Diplograptus und Climaco- 
graptus; neben Monograptus enthält derselbe bloss Retüolites und Cyrtograptus, und am 
häufigsten erscheinen Monograptus priodon BroNN, Monogr. vomerinus NICH. sowie 
Retiolites Geinitzianus BARR. 

Die paläontologische Scheidung zwischen dem Rastrites-- und dem Retiolites- 
schiefer in ihrer typischen Ausbildung ist überall eine scharfe. Auf dem Klubbudde 
(udde = Landspitze), nordwestlich von Motala am Wetternsee, hat nun LINNARSSON grapto- 
lithenführende Schiefer beobachtet, welche ein Uebergangsglied zwischen beiden dar- 
stellen. Dieselben wurden zwar nicht direct anstehend gesehen, jedoch beweist die 
Art des Vorkommens, dass ihr festes Lager in unmittelbarer Nähe der Fundstelle vor- 
handen sein muss. Zunächst am Fusse eines an der bezeichneten Oertlichkeit vor- 
handenen Abhanges wurde ein schwarzer Schiefer von eigenthümlichem Aussehen an- 
getroffen, in welchem sich folgende Graptolithenformen fanden: Monograptus jaculum 
Larw. (2), M. priodon BRONN, M. rhynchophorus n. sp., M. cf. lobifer M’Cov, M. 
dextrorsus n. sp., M. tortilis n. sp. (2), M. resurgens n. sp., M. turriculatus BARR., 
Rastrites Linnaei BaRR.?), Rastr. Linnaei var. (2)°), Diplograptus palmeus BARR. und 
Retiolites perlatus NıcH. (?). In der Höhe des nämlichen Abhangs zeigte sich sodann 
ein milder, grauer, ziemlich dickplattiger Schiefer mit Monograptus jaculum*), M. prio- 
don (2), M. cf. crassus Lapw., M. runcinatus LaPw., M. tortilis, M. resurgens, M. 
turriculatus, Rastrites Linnaei und Diplograptus palmeus. Die gesperrt gedruckten 
Arten sind in den betreffenden Gesteinen die häufigsten. 

Durch die vielen gemeinsamen Petrefacten wird der Beweis geliefert, dass diese 
beiden Schiefer, von denen der graue wahrscheinlich den schwarzen überdeckt, in 
nächster Beziehung zueinander stehen und als Theile einer und derselben Bildung an- 
zusehen sind. Linnarsson glaubt letztere vor der Hand weder mit dem Lobiferus-, 
noch mit dem Retiolitesschiefer direet vereinigen zu sollen, sondern meint in ihr eher 
eine Zwischenstufe von mehr selbständigem Range zu erkennen. Hiernach wird die 


ı) Es ist hier diese Etage in der ihr ursprünglich gegebenen Ausdehnung aufzufassen, wobei 
aufwärts die Schichten mit Monograptus turrieulatus noch nicht eingerechnet sind. 

2) Nach LINnaRsSSon ist diese Art sehr nahe verwandt mit dem englischen Rastrites maximus 
CARR., und könnte vielleicht gar damit identisch sein, falls sie ähnlich bedeutende Dimensionen er- 
reichen sollte. 

®) LINNARSSON vergleicht diese Form zugleich mit Rastrites distans LAPw. 

*) Diese von LAPWORTH aufgestellte Form ist vom Autor selbst (Geolog. Magazine, 1876, p. 351) 
als Varietät von Monogr. Hisingerö CARR. bezeichnet worden. 


LXVI 


Bezeichnung Schiefer mit Monograptus turriculatus oder Klubbuddschiefer 
vorgeschlagen, wobei der schwarze Schiefer speciell als Schiefer mit Monograptus 
deztrorsus, der graue als Schiefer mit Monograptus runeinatus sich bezeichnen liesse. 
Die im Lobiferusschiefer häufige Gattung Diplograptus erlischt hier, und Climacograptus 
fehlt schon ganz. Vorwiegend trifft man Monograpten vom Typus des Monograptus 
lobifer, aber gleichzeitig erscheint zuerst Monogr. priodon, der mitsammt seinen nächsten 
Anverwandten für höher liegende Horizonte charakteristisch ist. Was die beiden an- 
geführten Rastrites-Formen betrifft, so wurden sie nur spärlich angetroffen. Für die ge- 
genwärtige Arbeit empfiehlt es sich, das besprochene Gebilde noch beim Lobiferusschiefer 
zu belassen, was übrigens auch an sich zu rechtfertigen ist (s. bei Schonen unter 12). 

Offenbar gehört hierher das oben erwähnte, vermuthlich beim Canalbau ausge- 
grabene Schiefergestein, welches TÖrngvisT zwischen Motala und Borenshult aufge- 
funden hat. 

Ohne Zweifel sind ferner die von TÖRNgvIsT auf der Grenze des Lobiferus- und 
Retiolitesschiefers in Dalekarlien angetroffenen Schieferzonen. (vgl. S. XXXIH, XXXIV 
u. Zusätze zu dens.), der von ihm für äquivalent mit Lapworru’s Zone des Rastrites 
mazimus erklärte Osmundsbergschiefer mit Monogr. turrieulatus und das als darüber 

liegend angenommene Lager von Skräddaregäarden bei Kallholn mit Monograptus 
priodon etc.'), als gleich- oder wenigstens sehr nahestehend dem Klubbuddschiefer 
Linnarsson’s zu erachten. 

Zu bemerken ist noch, dass letzterer ziemlich genau der Lower Gala Group in 
Schottland entspricht, welcher auch die vorhin erwähnte Zone mit Rastrites maximus 
CARR. angehören dürfte, obwohl LAPworTH dieselbe früher als jüngstes Glied des 
Upper Birkhill betrachtet hat. 


Anmerkung. — Die vorstehende geognostische Skizze des ostgothländischen paläozo- 
ischen Gebietes war bis S. LXIV incl. seit nahe einem Jahre schon gedruckt, als die Section 
„Vreta Kloster“ der geologischen Speeialkarte Schwedens nebst den zugehörigen Erläuterungen 
„Beskrifning till Kartbladet Vreta Kloster af G. Lınnarsson och S. A. TULLBERG*, Stockholm 
1882, mir zuging. Dieses Blatt umfasst die Gegend nördlich und südlich des Boren-Sees und 
des zwischen letzterem und dem Roxen-See liegenden Motala-Laufs, der durch den kleineren 
Norrby-See hindurehführt?). In diesem Bezirke trifft man nicht nur überhaupt die meisten, 


'!) Obsehon TÖrNgvIsT in Geol. Fören. Förh., Bd. IV. Nr. 14, p. 456, gleich über diesem letz- 
teren graptolithenführenden Horizont in der Schieferfolge den Retiolitesschiefer notirt hat, so be- 
merkt er doch ebendaselbst p. 450, dass seine Fauna auf ein Tebergangslager zwischen dem Lo- 
biferus- und Retiolitesschiefer hindeute. 

”) Es sei hier zu S. LVII bemerkt, dass der Göta-Canal zwischen Wettern- und Roxen-See 


zwar durchweg in mehr oder weniger geringen Abständen dem Lauf der Motala-Elf folgt, dabei 
Ix* 


LXVIII 


sondern zugleich auch die Mehrzahl der wichtigsten Aufschlusspunkte der fossilführenden 
paläozoischen Gebilde Ostgothlands, wie Husbyfjöl, Ljung, Knifvinge und Berg!). Die Glie- 
derung der cambrisch-silurischen Schichten, welche in der eitirten, auf mehrjährigen Specialauf- 
nahmen von Linnarsson u. A. beruhenden Arbeit für das Gebiet der Karte durchgeführt ist, bin 
ich genöthigt im Folgenden nachträglich mitzutheilen, schon weil darin verschiedene Localitäten 
in Betracht gezogen sind, welche TÖrngvIsT weniger genau oder selbst gar nicht untersucht 
hatte; es gestaltet sich hiernach auch die Schichtenreihe etwas vollständiger, als sie vordem 
ermittelt war. 


1. Cambrischer Sandstein. 


Tritt nur an einigen wenigen Punkten an der Svartä (einem südlich von Berg in den 
Roxen-See mündenden Bach) und dem Motala-Fluss zu Tage. Gestein ein im Aussehen dem 
Fucoidensandstein Westgothlands sehr ähnlicher, lockerer, gelblichweisser Sandstein, stellen- 
weise auch mit rostbraunen Streifen und Flecken, nach unten z. Th. härter und quarzitartig. 
Petrefaeten wurden darin noch nicht gefunden. 


2. Paradoxidesschiefer. 
a) Zone des Paradoxides Oelandicus und Parad. Tessini. 


Grünlichgrauer Thonschiefer mit Kalk von gleicher Färbung; nur in losen Blöcken (bei 
Berg, Myra s. w. von da, Husbyfjöl), worin sich fanden: Paradozides Oelandicus SIÖöGR., Parad. 
Tessini Brongn., Ellipsocephalus muticus Ang., Agnostus gibbus Linrs., Hyolithus socialis LiNRs., 
Lingula sp., Acrothele granulata Linrs., Iphidea ornatella Links. und Acrotreta socialis v. SEEB. 
Das Gestein stimmt fast ganz mit dem des Oelandicus-Lagers auf Oeland überein, während die 
Fauna ein Uebergreifen in die nächsthöhere schwedische Tessini-Zone anzeigt, weshalb jene 


Funde als Trümmer einer Grenzbildung zwischen diesen beiden Stufen aufgefasst werden?). 
b) Zone des Paradoxides Forchhammeri. 


Hier beginnt der Alaunschiefer, der wie gewöhnlich Bänke oder zerstreute Knollen von 
dunkelgrauem bis schwärzlichem, theils dichtem, theils krystallinischem Stinkkalk einschliesst. 
Obwohl derselbe mehrorts ansteht, ist sein Hauptbezirk doch die Gegend von Berg (Kirchspiel 
Vreta Kloster). Das unterste Lager enthält Paradoxides Forchhammeri Ang. sowie auch Agnostus 
sp.. neben zahlreichen Exemplaren kleiner Brachiopoden, wie Acrothele und Acrotreta. Der 
S. LIX nach Törngvist fraglich angeführte Andrarumkalk ist also in der That vorhanden, z. B. 
bei Knifvinge und bei Raby im Kirchspiel Ljung?). 


aber an keiner Stelle dort unmittelbar mit letzterer in Verbindung steht. Der oben einige Male 
genannte Ort Kungs-Norrby (auf der Karte „Kongs-Norrby“ geschrieben) liegt an diesem Flusse, dort 
wo er in das westliche Ende des Norrby-Sees eintritt. 

!) Dieser Ort liegt, ebenso wie Pälstorp, bei Vreta Kloster auf der Westseite des Roxen-Sees 
nahe der Einmündung des Göta-Canals; etwas weiter westlich ist Sjögestad gelegen. 

?) Die ersten Beobachtungen über dieses Vorkommen sind von LinnARSSON und von NATHORST 
(bei Berg) gemacht worden (ef. Geol. Fören. Förh., Bd. V. p. 623 u. Bd. VI. p. 110). Ein sehr ähn- 
liches Gestein enthält die Tessini-Zone in Nerike (vgl. S. XXXVIII). 

3) Uebrigens hatte Linnarsson bereits 1873 in dem Aufsatz „Trilobiter frän Vestergötlands 


LXIX 


ec) Zone mit Liostracus costatus und Leperditia primordialis. 
Dieses bei Knifvinge sowohl, als auch bei Sjögestad, Berg und Pälstorp nachgewiesen 
Glied des Paradoxidesschiefers deekt sich offenbar mit der Zone 2.b auf S. LIX, und ist haupt- 
sächlich durch Knollen von schwarzem Stinkkalk mit Agnostus laevigatus Darm., Liostracus 


costatus ANG. und Leperditia primordialis LinRS. repräsentirt. 
3. Olenusschiefer. 


a) Zone des Agnostus pisiformis L. 

Im tiefsten Theile des gleichfalls von Alaunschiefer und bituminösem Kalkstein gebildeten 
Olenenschiefers, der meist auch an den Fundstellen der vorerwähnten Lager angetroffen wird, 
tritt neben der genannten Art auch Olenus gibbosus WAHLENB. auf. Jedoch liegt ganz zu unterst 
(ebenso wie in Schonen) in der Nähe von Vreta Kloster eine Schicht, die bloss jenen Agnostus 
enthält, weshalb hier noch zwischen einer Stufe mit Agnostus pisiformis allein und einer darüber 


liegenden Stufe mit Olenus gibbosus unterschieden wird. 


b) Zone der Parabolina spinulosa WAHLENE. 
Daneben ÖOrthis lenticularis WAHLENE. 


c) Zone mit Eurycare und Leptoplastus. 
Enthält Eurycare latum Ang. und Leptoplastus sp. 


d) Zone der Peltura scarabaeoides WAHLENB. 
Darin finden sich zugleich mehrere Sphaerophthalmus-Arten, am häufigsten Sph. alatus 
BoEcK!). 


4. Dietyonemaschiefer. 


Diese jüngste Ablagerung des Alaunschiefers mit Dietyonema flabelliforme Eıcuw. wurde 
1,7— 3 Meter mächtig gefunden; sie kommt anstehend bei Knifvinge, Husbyfjöl und Storberg (Kirch- 
spiel Kristberg, am Nordufer des Boren-Sees) vor, ausserdem in losen Steinen bei Berg und an 
anderen Orten. Dieselbe wird in der Schrift von Linnarsson und TULLBERG noch beim Olenus- 
schiefer als dessen oberste Zone aufgeführt. 


5. Ceratopygekalk? 


Bei Berg wird der ÖOrthocerenkalk von einem graugrünen, lockeren mergelartigen Schiefer 
unterlagert, der eine eigenthümliche Fauna enthält, wesentlich mit derjenigen übereinstimmend, 
welche G. Horm neuerdings in dem Phyllograptusschiefer bei Skattungby in Dalarne nach- 


Andrarumskalk“ (Geol. Fören. Förh., Bd. I) das Vorkommen loser Schieferstücke mit Paradoxwides 
Forchhammeri und Agnostus laevigatus bei Husbyfjöl erwähnt. 

!) Nach einer Angabe von Damzs enthält die Peltura-Stufe bei Knifvinge eine durch hellfar- 
bige Kalkspathpartien ausgezeichnete Stinkkalkabänderung (vgl. unten bei VII. 3). — Bemerkens- 
werth ist sodann, dass ebendaselbst zwischen dieser Zone und dem Dietyonemaschiefer eine 2—8 
Centimeter dicke Bank von kalkigem Sandstein lagert, in der bloss Fragmente von Brachiopoden 
auftreten. LINNARSSON hat diese zuerst von Dr. WaLtıin beobachtete eigenthümliche Zwischen- 
schicht schon in seinem Reisebericht über Schonen (Geol. Fören. Förh., Bd. II, 1875, p. 272) erwähnt. 


LXX 


gewiesen hat (vgl. unten bei den Nachträgen zu S. XXVII). Die aufgefundenen Fossilien 
sind: Megalaspis Dalecarlica HoıLm, Ampyx pater Houm, Agnostus Sidenbladhü Links. (?), Cera- 
topyge sp. indet., Symphysurus sp., Acrotreta sp. und Orthis sp. sowie einige Graptolithen, die 
vielleicht zu Phyllograptus und Didymograptus gehören. Es wird vor der Hand vermuthet, dass 
dieses auch bei Knifvinge als ein blaugrüner Kalk mit dem genannten Ampyx gespürte Lager 
möglicherweise dem Ceratopygekalk Westgothlands entspreche. 


6. Orthocerenkalk. 

Gewöhnlich scheint indessen der Dietyonemaschiefer unmittelbar bedeckt zu werden von 
einer glaukonitreichen kalkigen Schicht, für welche Lınnarsson den Namen „Grünsand“ ge- 
wählt hat. Dieselbe, deren Mächtigkeit übrigens selten 3 Decimeter übersteigt, wird als die 
muthmassliche unterste Zone des Örthocerenkalks angesehen. 

Die Schichtenfolge innerhalb des eigentlichen Orthocerenkalks konnte am sichersten in 
dem „Vestanä-Steinbruch“ unweit Husbyfjöl festgestellt werden. Nachstehende Stufen sind hier 
nach Linnarsson von unten ab zu unterscheiden: 

a) Planilimbatakalk. 
Grauer, ins Bläulichgrüne spielender, flachmuschelig brechender dichter Kalk mit Mega- 
laspis planilimbata AngG., Meg. limbata BoEck, Niobe laeviceps Darm., Amphion sp., Symphysurus 
breviceps AnG., Illaenus sp. etc. 
b) Röthlicher Kalk 

mit bläulichgrünen Absonderungsflächen und ähnlichen Streifen, sehr fossilarm. 
c) Grauer Kalk 

von nahezu homogener Färbung, in ziemlich dicken Bänken abgelagert. 
d) Heroskalk. 

Bildet eine !/, Meter dicke Schicht, und besteht aus einem grauen Kalkstein, in dessen 
tieferem Theil zahlreiche Glaukonitkörnchen eingesprengt sind. Gemein ist hier Megalaspis heros 
Darm., welches Fossil, wie S. LXII bemerkt, auch AngeLın für Husbyfjöl eitirt hat. 

e) „Likhall“-Kalk. 

Grau und z. Th. mit einem Stich ins Röthliche, ähnlich dem unter ce angeführten Gestein; 

gleicht dem Kalk, welcher an der Kinnekulle „likhall* genannt wird. 
f) Expansuskalk. 

Das Gestein ist ein grauer, besonders auf den Schichtflächen grünlicher, lockerer und etwas 
erdiger Kalk, gewöhnlich reich an Petrefacten. Genannt werden: Asaphus evpansus L., Ptycho- 
pyge angustifrons Darm., Megalaspis extenuata WAHLENB., Symphysurus palpebrosus Daum., Niobe 
rontalis (Daum.) AnG., Cybele bellatula Darm., Ampyx nasutus Darm., Phacops sclerops DaLm., 
Illaenus Dalmani Vous., Dysplanus centrotus Daum., Pliomera (Amphion) Fischeri Eıcuw., 
Cyrtometopus (Cheirurus) clavifrons Daum., Agnostus glabratus Ang.!), Orthis calligramma DaLM., 
Orthis obtusa PANDER, Atrypa nucella Darm. 


') Die Fundortsangabe Angeuın’s für das Original des genannten Agnostus lautet: „In schisto 
margaceo variegato regionis D, Vestrogothiae ad Bestorp in monte Mösseberg.“ LinNArsson hat 


LXXI 


Zu den angeführten Schichten von Husbyfjöl kommt dann noch der rothe Orthoceren- 
kalk von Ljung, der auch weiter nach S. bei Sjögestadlund, Täcktö und Skeppsäs auftritt, mit 
Asaphus expansus L., Pliomera (Amphion) Fischeri Eıcuw., Niobe frontalis (Daum.) AnG., Agnostus 
glabratus AnG., Cyrtometopus (Cheirurus) elavifrons Daum., sowie „Lituites convolvens Hau“ !), 
Orthoceras trochleare Hıs., Orthoc. conicum Hıs. und Orthoc. commune WAHLENB. Darunter lagert 
grauer Kalk. Wegen der Uebereinstimmung der Fauna jenes rothen Kalksteins mit der des 
Expansuskalks von Husbyfjöl wird derselbe als eine Unterabtheilung des letzteren betrachtet, 
und beim Expansuskalk &) grünlichgrauer, 8) rother unterschieden). 


7. Chasmopskalk. 


Wie schon S. LXIII bemerkt werden konnte, hat Lixwarsson die hierher gehörigen, von 
Schiefer und Kalk gebildeten Schichten in zwei Abtheilungen getrennt: 


a) Aelterer Chasmopskalk (Cystideenkalk). 

Aufgeschlossen bei Karstorp (im Kirchspiel Lönsäs nach Husbyfjöl zu). Gestein ein grauer, 
kleinbröcklig zerfallender Kalk mit stellenweise zwischenliegendem grünen Mergelschiefer. Die 
im Kalk seltenen, im Schiefer häufigen Versteinerungen sind: JIllaenus sp., Remopleurides sp., 
Beyrichia costata LınRs., Plumulites sp., Leptaena sericea Sow., Caryocystites granatum W AHLENB. 
nebst anderen Cystideen. 


b) Oberer Chasmopskalk. 
Zugänglich bei Ulfäsa am Südufer des Boren-Sees, wo das fragliche Lager aus einem 


früher (Vestergötlands Cambr. och Silur. aflagringar, p. 83) diese Species für identisch mit Agnostus 
trinodus SALTER gehalten, einer Form, die ihm zufolge in jüngeren Theilen der schwedischen Unter- 
silurformation angetroffen wird. Es scheint, dass er später bezüglich jener Gleichstellung anderer 
Ansicht geworden ist (vgl. auch die Anm. zu 8. LXI]). 

!) Der missliche Speciesname „convolvens“ erscheint hier mit einer Autorangabe, deren Sinn 
nieht ganz klar ist. In Harr’s Palaeontology of New-York, Vol. I, Albany 1847, p. 53, T. XIII 
Fig. 2 u. 2a, wird als „Litwites convolvans?“* unter Berufung auf die so von HısıngEr benannte Art 
ein Fossil des Black-river limestone mitgetheilt, dessen Identität mit Hısınger’s Lit. convolvens in den 
eitirten Abbildungen keineswegs sich ausspricht und mindestens sehr zweifelhaft erscheint. Letztere 
Species wird doch oben wohl anzunehmen sein, um so mehr als deren Original selbst nach HısıngGER 
(Leth. Suecica, p. 27) von Ljung stammt. 

») Von den vorstehend unter 6. f angeführten Arten hätten Niobe frontalis und Amphion Fischeri 
auch schon S. LXII bei 4.d genannt werden können, da AnGELIın beide von Husbyfjöl erwähnt, 
daneben ersteren Trilobiten noch von Ljung, Heda (zwischen Berg und Sjögestadlund) ete., letzteren 
von Berg und Ljung. Ferner bemerke ich zu S. LXII, dass AnGELIN Lichas celorrhin nieht nur von 
Husbyfjöl, sondern auch von Skarpäsen (bei Ljung) angegeben hat. In dem Orthocerenkalk von 
Husbyfjöl findet sich ausserdem Phacops (Pterygometopus) trigonocephalus FR. Scumipr (Ostbalt. silur. 
Trilobiten, p. 81 u. 84). 

Der Vollständigkeit halber mögen hier noch für Ostgothland nach der Palaeont. Scandinavica 
folgende Trilobiten nachgetragen werden: Pliomera (Amphion) actinura DaLm., Reg. (?), Berg (?); 
Euloma laeve An@., Reg. C.(?) bei Berg; Bumastus (2?) glomerinus Darm., Reg. C (?), Ostgothland (?); 
Sphaerexochus (2?) deflerus AnG., Reg. C. 


LXXI 


grauen Kalk mit grünen mergeligen Ablösungen besteht, in dem folgende Petrefacten gefunden 
wurden: Chasmops macrourus SJÖGREN, Illaenus glaber KyEruLr (?), Cyrtometopus sp., Ampys 
rostratus Sars, Orthis (Platystrophia) biforata ScHLoTH., Strophomena (Leptaena) imbrex PANDER, 
Leptaena sericea Sow., Monticulipora (Dianulites) Petropolitana PAnD. sp. ete.!) 


8. Trinucleusschiefer. 


Die nächstjüngere Silurablagerung, ein augenscheinlich zur unteren Abtheilung des Trinu- 
cleusschiefers gehöriger schwarzer Schiefer, ist im Bereich des Kartenblattes „Vreta Kloster“ 
erst nach dessen Fertigstellung zwischen Ulfäsa und dem südlich von da gelegenen Stora Aby im 
Kirchspiel Ekebyborna aufgefunden worden. Die beobachteten Fossilien sind: Trinueleus seti- 
cornis Hıs., Remopleurides radians BARR., Calymene trinucleina Linrs. mser., Orthis argentea Hıs., 
Leptaena sericea Sow. sowie Diplograptus pristis Hıs. 


9. Oberer Graptolithenschiefer. 


Diese hauptsächlich ausserhalb des Gebietes der angezogenen Speeialkarte nachgewiesene, 
von LINnarsson und TULLBERG bereits zum Obersilur gerechnete Etage wurde kürzlich auch 
an der vorhin bezeichneten Oertlichkeit, etwas nordwestlich von St. Aby, angetroffen. Es zeigt 
sich hier ein schwarzer graptolithenführender Schiefer mit mehreren gekrümmten, anscheinend 
noch unbeschriebenen Monograptus-Arten, sowie Monograptus Halli Barr., Cephalograptus nov. 
sp. und Climacograptus scalaris L. Seiner geognostischen Stellung nach wird derselbe für etwas 
älter, als der unweit Motala auftretende Klubbuddschiefer Linnarsson’s mit Monogr. turri- 
culatus, gehalten ?). 


V. Schonen. 


Nach NATHORST, TORELL, LINNARSSON, TÖRNQVIST und TULLBERG?). 


Das geologische Bild dieser südlichsten Landschaft Schwedens übertrifft dasjenige 
der übrigen schwedischen Landestheile bedeutend an Mannichfaltigkeit, indem neben 
einem ziemlichen Reichthum an versteinerungsleeren Gesteinen (darunter auch Basalt) 
ganz besonders eine weit grössere Zahl von fossilführenden Formationsgliedern auftritt. 


ı) Offenbar stimmt dieser „obere Chasmopskalk“ mit dem Macrouruskalk auf Oeland über- 
ein (vgl. unten bei VII. 8). 

2) In der Beschreibung zur Section „Vreta Kloster“ heisst es, dass jener schwarze Schiefer 
mit Monograptus Hallii vom Alter des Lower Gala sein dürfte. Dies kann wohl nicht genau richtig 
sein, da nach LinnarRsson selbst der „Klubbuddschiefer“ am nächsten der Lower Gala-Gruppe in Schott- 
land entspricht (vgl. S.LXVII), und die unterliegenden Zonen des Lobiferusschiefers mit Theilen des 
schottischen Birkhill parallelisirt werden. 

3) A.G. NATHORST: Om lagerföljden inom cambriska formationen vid Andrarum i Skäne, Öfvers. 
af Kongl. Vetensk.-Akad. Förhandl., Ärg. 26 (1869), p.51ff.; Om de kambriska och siluriska lagren 


LXXIII 


Abgesehen von den allgemein verbreiteteten quartären Schuttmassen sind nicht allein 
die cambrische und die Untersilurformation vertreten, sondern ausserdem typisches 
Obersilur in beträchtlicher Mächtigkeit (welches, wenn von der Insel Gotland ab- 
strahirt wird, auf schwedischem Boden sonst nur noch in Jemtland bekannt ist), dar- 
über eine vorwiegend rothe Thon- und Sandsteinbildung, die wahrscheinlich zum Keuper 
gehört, ein gegenwärtig zum Rhät und unteren Lias gerechnetes kohlenführendes 
Schichtensystem und endlich die obere Kreideformation. Die cambrischen und an- 
dererseits die mesozoischen Schichten sind von den scandinavischen Geologen zunächst 
eingehender erforscht worden), während die silurischen Ablagerungen Schonens, z. Th. 
in Folge des Mangels an guten Aufschlüssen, bis vor wenigen Jahren noch sehr un- 
vollkommen untersucht waren. Eigenthümlich ist, dass die cambrisch-silurischen 


vid Kiviks Esperöd i Skäne, jemte anmärkningar om primordialfaunans lager vid Andrarum, Geolog. 
Fören. Förhandl., Bd. Ill. Nr. 9, 1877, p. 263 ff. 

Orro TorELL: Bidrag till Sparagmitetagens geognosi och paleontologi, Lund 1867; Petri- 
ficata Suecana Formationis Cambricae, Lund 1869. 

G. Linnarsson: Anteckningar frän en resa i Skänes silurtrakter, Geol. Fören. Förh., Bd. II. 
Nr. 8, 1875, p. 260 ff.; On the Brachiopoda of the Paradoxides beds of Sweden, Stockholm 1876; 
Jakttagelser öfver de graptolitförande skiffrarne i Skäne, Stockh. 1879 (aus Geol. Fören. Förh., 
Bd. IV); Om Faunan i Kalken med Conocoryphe exsulans („Coronatuskalken“), Stockh. 1879; Om 
försteningarne i de svenska lagren med Peltura och Sphaerophthalmus, Geol. Fören. Förh., Bd. V. Nr. 4, 
1880, p. 132 ff. 

Sv. LEOxH. TÖRNgvıst: Om Fägelsängstraktens undersiluriska lager, Lund 1865; Berättelse 
om en geologisk resa genom Skänes och Östergötlands paleozoiska trakter, Öfvers. af K. Vet.-Akad. 
Förh., 1875. Nr. 10, p. 43—58. 

SvEn A. TULLBERG: Om lagerföljden i de kambriska och siluriska aflagringarne vid Röstänga, 
Geol. Fören. Förh., Bd. V. Nr. 3, 1880, p. 86 ff.; Om Agnostus-arterna i de kambriska aflagringarne 
vid Andrarum, Stockholm 1880. 

Die für Schonen zu gebende Uebersicht hatte ich im Wesentlichen bereits fertiggestellt, als 
mir TULLBERG’s Arbeit „Skänes Graptoliter. I. Allmän öfversigt öfver de siluriska bildningarne i 
Skäne och jemförelse med öfriga kända samtidiga aflagringar, Stockholm 1852“ vom Verfasser 
gleich nach ihrem Erscheinen freundliehst übersandt wurde. Es war von grosser Wichtigkeit, diese 
werthvolle Abhandlung hier noch zu benutzen, was allerdings vielfache Umarbeitungen und Er- 
gänzungen nöthig gemacht hat. Gleichzeitig erhielt ich TuLLBErG’s „Beskrifning till Kartbladet 
Övedskloster“, Stockholm 1882. Dieses Erläuterungsheft zu einer neuen Section der geologischen 
Specialkarte Schwedens, welche die besonders wichtige Gegend von Andrarum umfasst, wurde eben- 
falls noch nachträglich berücksichtigt. Zu bemerken ist noch, dass in diesen neuesten Publicationen 
von TULLBERG mehrfach auf eine nachgelassene Arbeit Linnarsson’s „De undre Paradoxideslagren 
vid Andrarum“, welche demnächst in „Sveriges Geologiska Undersökning. Ser. C“ erscheinen soll, 
Bezug genommen ist. 

') Ueber das sandig-thonige kohlenführende Gebirge in Schonen ist kürzlich eine werthvolle 
paläontologische Arbeit von B. LunDGRENn „Undersökningar öfver Molluskfaunan i Sveriges äldre 


mesozoiska bildningar, Lund 1881“ veröffentlicht worden. 
x 


LXXIV 


Schichten Schonens im Ganzen mehr den britischen, die der übrigen Landschaften 
Schwedens mehr denjenigen der russischen Ostseeprovinzen entsprechen. Jene bilden 
hauptsächlich einen von der Südostspitze Schonens ungefähr durch die Mitte der Pro- 
vinz bis zum Söderäs von SO. nach NW. sich erstreckenden Gürtel von 10 bis 20 Ki- 
lometer Breite und etwa 11 Myriameter Länge; in gleicher Richtung läuft auf seiner 
Südwestseite noch ein schmalerer Streifen paläozoischer Gebilde, welcher den aus Gneiss 
bestehenden Romeleklint umfasst. 


A. Cambrische Formation. 


Die ältesten fossilführenden Schichten sind bekanntlich vor Allem bei Andrarum 
in einer Weise entwickelt, welche diese Oertlichkeit zu einem classischen Punkte der 
cambrischen Formation Schwedens gestempelt hat. Die ersten genaueren Untersu- 
chungen über die Gliederung der dortigen Ablagerungen rühren von A. G. NATHORST her. 

1. Cambrischer Sandstein. 

Der Hauptmasse nach ein grauer oder weisslichgrauer, zuweilen ins Rothe, Vio- 
lette oder Bräunliche spielender, feldspatharmer und quarzitartiger, in dicken Bänken 
abgesonderter und oft zerklüfteter Sandstein, welcher schon durch seine compacte 
Textur und bedeutende Härte sich von den der steinkohlenführenden Ablagerung an- 
gehörigen sandigen Gebirgsarten unterscheidet. Vielfach erscheint das Gestein bei 
quarzigem Bindemittel als ein echter Kieselsandstein; theilweise ist es auch von 
gröberem Korn, und nach oben hin stellenweise schwefelkiesführend. Die Gesammt- 
mächtigkeit soll einige hundert Meter betragen. Besonders entwickelt in der Gegend 
von Cimbrishamn, Brösarp und Andrarum, ausserdem u. a. bei Hardeberga östlich von 
Lund und bei Röstänga nordwestlich vom Ringsjö. Enthält an verschiedenen Orten 
röhrenförmige Gebilde, die als Spuren oder Ueberreste von Würmern gedeutet wurden, 
ihrer wahren Natur nach aber noch zweifelhaft sind: Psammichnites gigas Tor., Scolithus 
errans ToR., Scolithus linearis Harı!), Diplocaterion sim. parallelo Tor.; ferner Hyo- 
lithus sp. sowie fragliche pflanzliche Eindrücke, welche Torkın Cordaites (?) Nilssoni 
benannt hat. 

Die vorerwähnten Sandsteinmassen dürften hauptsächlich dem Fucoidensand- 


!) Die in norddeutschen Sandsteingeschieben vorkommenden geraden parallelen Röhren, welche 
als Scolithus linearis Hau bezeichnet zu werden pflegen, sind in Schweden von TORELL zuerst aus 
Sandsteingeröllen im geologischen Museum zu Lund (nach Nırsson wahrscheinlich z. Th. aus der 
Nähe von Kalmar stammend) mitgetheilt, später auch im anstehenden cambrischen Sandstein der ge- 
genüber der Smäländischen Küste liegenden Insel Runö nachgewiesen worden. NArTHoRST hat die 
nämliche Form jedoch auch in losen Sandsteinblöcken bei Forsemölla unweit Andrarum beobachtet. 


LXXV 


stein entsprechen, obschon letzterer in seiner gewöhnlichen Ausbildungsart petrogra- 
phisch etwas abweicht. Auf AngELin’s geologischer Uebersichtskarte von Schonen ist 
zwischen „Hardeberga-Sandstein“ und „Lugnäs-Sandstein“, und daneben noch 
ein Quarzitconglomerat unterschieden. In dem begleitenden Texte!) hat ANGELIN 
als Glieder der untersten Sandsteingruppe oder älteste Uebergangsbildungen 
Schonens folgende Gesteinslager aufgestellt: 

a) Lugnäs-Sandstein (nach dem Berge gleichen Namens in Westgothland, 
wo eine analoge Felsart ansteht), nur im S. von Kiviks-Esperöd bei Delperöd und 
Rörum aufgefunden, an letzterem Orte etwa 60 schwed. Fuss oder 18 Meter mächtig; 
ist ein grobkörniger, neben Quarz auch reichliche rothe Feldspathkörnchen und etwas 
Glimmer enthaltender Sandstein, somit als Arkose zu bezeichnen. 

b) Quarzit, der theils als ein normaler harter Quarzit von meist gelblicher oder 
röthlicher Farbe, theils als quarzitisches Conglomerat entwickelt ist und vornehmlich 
an einigen Punkten des Süd- und Südwestrandes des Söderäs auftritt, wo eine Mäch- 
tigkeit desselben von 150 bis 200 schwed. Fuss (44'/, bis 59'/; Metern) eonstatirt wurde. 

ANGELiNn hat in der von a und 5 gebildeten Abtheilung keine Petrefaeten beob- 
achtet. Nach TORELL und HoLMSTRÖM ist dieselbe, wenigstens der Lugnäs-Sandstein, 
als eine den Hardeberga-Sandstein unterteufende Ablagerung anzusehen; sie dürfte hier- 
nach dem Eophytonsandstein entsprechen. 

c) Hardeberga-Sandstein (nach dem Vorkommen bei Hardeberga benannt), 
gewöhnlich ein ziemlich grobkörniger fester Sandstein mit quarzigem oder thonigem 
Bindemittel, nach oben oft in einen feinkörnigen und grauwackeähnlichen Schiefer über- 
gehend, vorwiegend weisslichgrau, von hornsteinartigem Aussehen und muscheligem 
Bruch; seine Mächtigkeit wird zu 600 schwed. Fuss — beinahe 180 Meter angegeben. 
Diese Ablagerung zeigt eine grössere Verbreitung, namentlich bei Cimbrishamn, und 
kann als Aequivalent des Fucoidensandsteins gelten. Die z. Th. noch problema- 
tischen organischen Ueberreste finden sich besonders in ihren oberen Theilen. 

Ueber dem Hardeberga-Sandstein wird sodann in dieser ältesten sedimentären 
Schichtenfolge als ein viertes, übrigens wenig verbreitetes Glied noch Grauwacken- 
schiefer angeführt, welcher ebenso wie jener auf der Karte bezeichnet ist (s. die 
nächste Anm.). 

Die cambrische Sandsteinbildung Schonens überlagert unmittelbar den Gneiss, 
und die unterste Arkose zeigt selbst Uebergänge in dieses Gestein. 


!) Von B. LuUnpGREN veröffentlicht zu Lund 1877 unter dem Titel „Geologisk Öfversigts-Karta 
öfver Skäne med ätföljande Text, pä uppdrag af Malmöhus och Christianstads läns Kongl. Hushäll- 
nings-Sällskap utarbetad af N. P. Angeuin“, wovon jedoch die 3 ersten Bogen schon 1862 gedruckt 


waren. Ausz. im Neuen Jahrb. f. Mineralogie u. s. w., 1878, p. 699. 
x* 


LXXVI 


2. Schiefer und Kalke mit Paradoxides. 


Hierher gehört, ausser einem zu unterst auftretenden sandigen Thonschieferlager, 
der untere Theil der mächtigen Alaunschieferbildung mit verschiedenen Kalkeinla- 
gerungen. Die gesammte Mächtigkeit wird zu ungefähr 43 Meter angegeben. 

a) Zone des Paradoxides (Olenellus) Kjerulfi. 

Vorwiegend ein grünlich- bis bläulichgrauer Thonschiefer oder auch ein feinge- 
schieferter, theilweise in Thonschiefer übergehender Sandstein, bei Forsemölla nördlich 
von Andrarum 1,5—1,3 Met. mächtig; von NATHORST mit dem von den schwedischen 
Geologen vielfach gebrauchten Namen „Grauwackenschiefer“ belegt!). Charakte- 
risirt durch Paradozides Kjerulfi Links. (jetzt meist zu Olenellus Haıu gestellt), Ellipso- 
cephalus sp.?), Arionellus primaevus BRÖGGER?), Hyolithus sp. indet., Lingulella (2) 
Nathorsti LinRs. 

Nach oben geht das Lager stellenweise in einen grossentheils dunkler gefärbten 
Kalkstein (mit Zingulella sp. indet. Lısks. und Acrothele sp. indet. Links.) über, und 
nimmt gleichzeitig Phosphoritknollen auf. 

Diese in Schweden auf Schonen (Andrarum und östlich davon bei Kiviks-Esperöd 
am Meeresstrand) beschränkte Stufe tritt auch in Norwegen auf, und zwar besonders 
in der Nähe von Ringsaker am Mjösen-See, von wo sogar die für dieselbe bezeich- 
nendste Art, Parad. (Olenellus) Kjerulfi, zuerst von LINNARSSON) beschrieben worden ist. 

Ueber dem „Grauwackenschiefer“, nur getrennt von demselben durch eine schwarze, 
bröcklichte, 0,6 Met. mächtige Alaunschieferlage („ritskiffer“ — Zeichenschiefer 


NartHorst’s) mit einzelnen Brachiopoden (Lingulella, Acrothele und Acrotreta sp. sowie 


!) Der Name „Grävackeskiffer“ ist übrigens schon in dem 1862 gedruckten Theile von ANGELIN’s 
Erläuterungen zu seiner geolog. Uebersichtskarte von Schonen (loe. eit. p. 18) gebraucht. Das betreffende 
Gestein, welches meist grau oder grünlich gefärbt und feinkörnig, jedoch zuweilen auch conglomerat- 
artig sei, wird noch, wie oben bemerkt, zur ältesten Sandsteinbildung gerechnet; als Aufschluss- 
punkte werden Röstänga, Forsemölla, Kiviks-Esperöd und Gislöfshammar angegeben. 

2) Diese Art hat Linnarsson 1877 (Om Faunan i lagren med Paradoxides Ölandicus, p. 15) 
zunächst als spec. indet. erwähnt; in seinen hinterlassenen Manuscripten wird sie (t. TULLBERG) als 
Ellipsocephalus Nordenskiöldi LinRs. aufgeführt. 

®) ef. W. ©. BRÖGGER, Om paradoxidesskifrene ved Krekling, Christiania 1877, p. 58. — Es ist 
dies wohl die von LINNAaRsson früher schon als Arionellus sp. indet. mitgetheilte Form, welche 
NATHORST bereits 1868 beobachtet hatte. 

*) Om nägra försteningar frän Sveriges och Norges „Primordialzon“, Öfvers. af K. Vet.-Akad. 
Förh., 1871. Nr. 6, p. 790. — Toren hatte diesen Trilobiten, welcher übrigens bereits von NATHORST 
1869 bei Andrarum aufgefunden, aber unbeschrieben gelassen wurde, unter der Benennung „Paradozwides 
Wahlenbergü“ angegeben und zugleich die in Rede stehende Zone als „Paradoxidis Wahlen- 
bergii strata“ bezeichnet. 


LXXVI 


t. TULLBERG auch schon Obolella sagittahis), findet sich am Verka-Bach bei Forsemölla 
in 0,3—0,6 Met. Mächtigkeit ein grauer, mit unbestimmbaren Fragmenten von Trilo- 
biten erfüllter Kalkstein, welcher mit Rücksicht hierauf „Fragmentkalk“ genannt 
worden ist. TULLBERG hat ein unvollständiges Schwanzschild daraus anfangs mit Pa- 
radoxides Sjögreni Links., später mit Parad. Hicksii Saur. verglichen. Ausserdem ent- 
hält diese, z. Th. auch phosphoritführende Schicht einige Brachiopoden, darunter eine 
von LinnaRrsson mit Fragezeichen zu seiner Acrothele coriacea gezogene Form sowie 
eine mit Acrotreta socialis SEEB. verwandte Art, ferner Lingulella sp. indet. Links. 

Es folgt sodann bei Forsemölla ein 1,5—1,8 Met. mächtiges Alaunschieferbett 
mit aufliegenden grösseren Stinkkalkknollen. Hier erscheint die älteste schwedische 
Agnostus-Art, Agn. atavus Ture., neben Liostracus sp., Lingulella sp. indet. Links. 
und Obolella sagittalis (Saur.) Dav., ferner auch bereits Protospongia fenestrata SALT. 
Von Linnarsson ist diese Ablagerung letzthin als die „Zone des Agnostus atavus 
TuLLE.“ bezeichnet worden. 

Die auf das Kjerulfi-Lager folgenden Zwischenbildungen hat man nicht in be- 
stimmterer Weise mit der nächsten Zone vereinigt, obschon freilich TuLLBERG eine ge- 
wisse Analogie des „Fragmentkalks“ mit dem Exsulanskalke zu erkennen glaubte. 

b) Zone des Paradoxides Tessini. 
«) Exsulanskalk. 

Bildet die untere Abtheilung der Tessini-Stufe in Schonen, und wurde von 
NarHuorst 1870 bei Fagelsang unweit Hardeberga und 1876 bei Kiviks-Esperöd, sodann 
durch v. SCHMALENSEE bei Gislöf im S. von Cimbrishamn und bei Andrarum nachge- 
wiesen. Das Gestein ist theils ein harter, grauer, kaum bitumenhaltiger, theils ein 
schwärzlicher bituminöser Kalk, und bildet muthmasslich eine einigermassen zu- 
sammenhangende Schicht. Die gewöhnlichste Versteinerung in diesem Lager ist ein 
Trilobit, der anfangs der spanischen Form von Conocephalites coronatus BaRR. gleich- 
gestellt worden war, wonach NATHORST für jenes den Namen „Coronatuskalk“ vor- 
schlug. Linnarsson erkannte später dieses Fossil als eine neue Art der Öorpa’schen 
Gattung Conocoryphe, und benannte es (. ewsulans. 

Die reiche Fauna des betrachteten Gliedes, deren Beschreibung von LINNARSsSON 
gegeben wurde, weist folgende Arten auf: Paradoxides Tessini Brox&n., Parad. Hicksü 
Sat. var. palpebrosus Linrs., Liostracus aculeatus ANG., Selenopleura parva LinRs., 
Conocoryphe exsulans LiNRS., tenwieineta LinRs., Dalmani Ang. und impressa LinRs,., 
Agnostus gibbus Links. (sehr gemein), Agn. fissus LUNDGR. mser., Agn. fallax LinRs., 
Metoptoma Barrandei Lisrs., Hyolithus sp. indet. Links., Lingulella sp. indet. LixRs., 
Acrothele intermedia LinRs., Obolella sagittalis (Saur.) Dav. 

5) Alaunschiefer und Stinkkalk mit Paradoxides Tessini und Hicksii. 
Mit dieser oberen Abtheilung der Tessini-Zone — von TorELL „Paradoxidis 


LXXVIII 


Hicksii strata“ benannt — beginnt bei Andrarum die Hauptmasse des Alaun- 
schiefers, welcher nunmehr, bloss noch durch den Andrarumkalk unterbrochen, bis zur 
oberen Grenze der cambrischen Formation vorhält. Seine ersten Anfänge zeigen sich 
allerdings schon, wie oben bemerkt, unmittelbar über dem Kjerulfi-Lager. 

Die wichtigsten Versteinerungen sind: Paradowides Tessini BronGn., Paradoa. 
Hicksii SAurT., Liostracus Linnarssoni BRÖGGER!), Conocoryphe Dalmani Anc. u.a. 
‚ Arten ders. Gattung, Microdiseus Scanieus LinRs., Agnostus fissus LUNDGR. (häufig), 
Agn. fallax Linss. f. typica, Agn. gibbus LinRs., Agn. parvifrons LINRS. f. typica et 
var. (forma 2. TuLLe.), Agn. aff. laevigato Darm., Hyolithus sp.; mehr nach oben kommen 
hinzu: Agnostus intermedius TuLLp., Agn. Cicer TuLLe. var., Agn. nudus BEyR. var. 
Scanicus TULLB., Agn. rex BARR. und Protospongia fenestrata SALT.?). 

Die beiden Abtheilungen « und $ sind bei Andrarum anfänglich nicht getrennt 
worden. Sie sondern sich voneinander jedoch nicht allein durch die Lagerung und 
die Gesteinsbeschaffenheit, sondern in gewissem Grade auch durch ihre organischen 
Einschlüsse. Im Exsulanskalk findet sich eine Anzahl für denselben speciell charakte- 
ristischer Arten, und andererseits fehlen ersterem einige in der Tessini-Hicksii-Stufe 
häufige Fossilien. TULLBERG macht namentlich noch darauf aufmerksam, dass Agnostus 
gibbus, der in « überaus häufig ist, in 8 nach oben hin allmählich verschwinde, wäh- 
rend hier Agnostus fissus und jallax in Menge auftreten, von denen ersterer sparsam, 
letzterer höchst selten in « gefunden wird. 

LinnARSSON hat neuerdings in der Stufe 8 noch 3 besondere Horizonte unter- 
schieden, nämlich von unten nach oben: 1. Schiefer mit Mierodiscus Scanicus Links. 
(1,5—2,3 Met. mächtig); 2. Schiefer mit Agnostus intermedius TuLue.; 3. Schiefer mit 
Agnostus rex BARR. 

c) Zone des Paradoxides Davidis. 

Diese für Schonen eigenthümliche Alaunschieferstufe (mit Stinkkalkknollen) ist 

zuerst von Narnuonst bei Andrarum unterschieden, und.demnächst von ToreELL (als 


') Diese Form, zu welcher ihrem Autor zufolge Liostracus aculeatus (AnG.) LINRS. theilweise 
zu rechnen sein dürfte, scheint in der Zone des Paradoxides Tessini in Schweden wie in Norwegen 
eine grössere Verbreitung zu besitzen (cf. BRÖGGER, loc. eit. p. 46 ff.). — Nach LinnAaRsson gehört 
dahin sicher das von ihm als Ziostr. aculeatus für Westgothland angeführte Fossil (ef. p. XLIII). Da- 
gegen bezeichnet dieser ausgezeichnete Beobachter die wirklichen Unterschiede zwischen Liostr. 
Linnarssoni und Liostr. aculeatus als geringfügig, so dass es noch etwas zweifelhaft sei, ob ersterer als 
eine selbständige Art gelten könne (Faunan i Kalken med Conoc. exsulans, p. 13). 

?) Diese älteste Spongie wurde von NATHORST 1868 bei Andrarum in der Tessini-Hicksii-Zone 
aufgefunden. Dass diese schwedische Protospongia mit der Saurer’schen Art, welche auch in Nor- 
wegen (bei Krekling unweit Kongsberg) in demselben Niveau sich findet, mindestens nahe verwandt 
und wahrscheinlich identisch sei, scheint zuerst BRÖGGER ausgesprochen zu haben (cf. loc. eit. p. 36, 
T. VI. Fig. 14). 


LXXIX 


„Paradoxidis Davidis strata“) und von Lıixnarsson als selbständiges geognostisches 
Niveau hingestellt worden; auch bei Konga im W. von Röstänga, nach NaTHorsr viel- 
leicht noch bei Kiviks-Esperöd, ist dieselbe vertreten. LINNaRssoN hat sie in seiner 
letzten, noch nicht im Druck erschienenen Arbeit über Andrarum in zwei bestimmte 
Unterzonen zerlegt. Die tiefere, „Schiefer mit Conocoryphe aequalis“, enthält: Conoco- 
ryphe aequalis Lisks., Paradoxides sp. indet. Linrs., Liostracus Linnarssoni BRÖGGER, 
Microdiscus eucentrus LinRs., Harpides breviceps AnG., Agnostus parvifrons Links. var. 
(forma 2. Turne.), Agn. Cicer TuLue., Agn. nudus BEYR. var. Scanieus Tunue., Agn. 
Fallax Links. var., Protospongia fenestrata SAuT. (selten); hierher scheint auch ein von 


“ angeführter Trilobit zu gehören, 


NATHORST als „Arionellus sim. A. ceticephalo BaRRr.“ 
dessen die übrigen Autoren keine Erwähnung thun. In der oberen, „Schiefer mit Pa- 
radoxides Davidis“, finden sich: Paradoxides Davidis Saur.'), Parad. Tessini BRoNGn., 
Parad. brachyrhachis LinRs., Agnostus punctuosus ANG., Agn. fallax LinRs. var. ferox 
TuLLB., Agn. incertus Bröse., Agn. elegans TuLLe. und pusillus Turnus. (letzterer sehr 
selten). Darauf folgt dann noch eine nur von Agnostus Lundgreni TuLLs. erfüllte 
Schieferlage, die ausser bei Andrarum, wo sie von einer schwachen, schwefelkiesführen- 
den Kalksteinschicht bedeckt wird, auch bei Tosterup beobachtet worden ist. 

Uebrigens hat Linnarsson zuletzt die ganze vom „Grauwackenschiefer“ bis zur 
Forchhammeri-Zone reichende Alaunschieferablagerung als die „Zone des Paradowides 
Tessini“ bezeichnet’). 

d) Zone des Paradoxides Forchhammeri (Andrarumkalk). 

Diese Stufe beginnt bei Andrarum mit einem Alaunschieferlager von etwa 2,3 Met. 
Mächtigkeit und mit zahlreichen Agnostus-Formen, in seinem unteren Theil durch 
Agn. Lundgreni ausgezeichnet, im oberen durch Agn. Nathorsti Bröcg. nebst Proto- 
spongia fenestrata SALT. sowie Resten einer grossen Paradozides-Form und anderer 
Trilobiten, die auch im Andrarumkalk selbst auftreten; nach oben zu enthält die frag- 
liche Schieferschicht eine dünne, an Ayolithus-Resten reiche Kalkbank, welche 
Linnarsson deshalb „Hyolithuskalk“ genannt hat?). Darauf folgt nun der eigentliche 
Andrarumkalk, eine ungefähr 0,9 Met. mächtige Ablagerung von dunkelgrauem 
oder schwärzlichem, stellenweise conglomeratartig werdendem Stinkkalk, welcher be- 


1) Die genaue Uebereinstimmung des so benannten, durch beträchtliche Grösse sich auszeich- 
nenden Trilobiten mit der SauLrer’schen Art scheint noch nicht ganz festzustehen. 

2) Es schliesst sich dies an BrRöGGer’s Auffassung an, derzufolge die ganze seandinavische 
Paradoxides-Etage in drei Hauptzonen zu zerlegen wäre: eine untere mit Parad. (Olenellus) Kjerulfi, 
eine mittlere mit Paradox. Tessini und nach oben hin mit Paradox. Davidis, resp. Parad. rugulosus CORDA 
(in Norwegen), und eine obere mit Parad. Forchhammeri. 

3) Früher hat man diese den Andrarumkalk direet unterlagernde Alaunschieferpartie noch der 
vorhergehenden Zone zugerechnet. 


LXXX 


sonders reich an Versteinerungen ıst und namentlich sehr zahlreiche, zumeist schon 
von ANGELIN beschriebene Trilobiten der Gattungen Paradowides (Parad. Forchhammeri 
und Loveni als Leitfossilien), Anomocare, Arionellus, Selenopleura ete., sowie verschie- 
dene Brachiopodenformen einschliesst. Hierüber liegt sodann wieder eine Alaunschiefer- 
schicht (ca. 0,6 Met. mächtig), welche insbesondere durch ein reichlicheres Auftreten 
von Agnostus laevigatus Daun. sich kennzeichnet. 

Der Name „Andrarumkalk“ findet sich bereits auf der 1860 gedruckten 
Angeuin’schen Karte von Schonen; gleichbedeutend sind: „strata calcarea regio- 
nis B“ in Angzrin’s Palaeontol. Scandinavica und Torerr’s „Selenopleurae strata“. 
Die in der Ueberschrift angewandte Bezeichnung für die in Rede stehende Zone wurde 
von LinNARsson vorgeschlagen, und hat allgemein Eingang gefunden. Uebrigens ist 
letztere, ausser bei Andrarum, auch bei Kiviks-Esperöd und bei Gislöf bekannt. 

Die sehr reiche Fauna setzt sich aus folgenden Arten, soweit sie bis jetzt be- 
schrieben sind, zusammen: Paradowides Forchhammeri AnG., Parad. Loveni ANG., 
Arionellus difjormis AxG., aculeatus AnG. und acuminatus ANG.'), Anomocare excavatum 
AnG., limbatum AnG. und laeve AnG., Liostracus (Anomocare) microphthalmus ANG.), 
Dolichometopus Suecieus ANG., Conocoryphe (?) glabrata AnG., Elyx laticeps Ang. (nach 
Liwnarsson sehr nahe verwandt mit Conocoryphe exsulans und generisch nieht davon 
zu trennen), Selenopleura holometopa AnG., canaliculata AnG. und brachymetopa ANG., 
Selenopl. (2) stenometopa And. (?)°), Harpides (Erinnys?) breviceps ANG., Aneuacanthus 
acutangulus AnG., Corynexochus spinulosus ANG., Agnostus glandiformis AnG. (gemein), 
Agn. fallaw LisRs. var. ferow TULLe., Agn. Lundgreni TuLLe. und Nathorsti BRÖGG., 
Agn. nudus BEYR. var. marginatus BröGG., Agn. parvifrons LiNRs. var. (forma 3. TULLp.), 
Agn. planicauda AnG. (nach TULLBERG eine Form, welche etwas abweicht von der ın 
Westgothland ein wenig höher vorkommenden, die mit AnGeLin’s Figur ganz überein- 


stimmt), Agn. bituberceulatus BröGe. (non Ang.)*), Agn. aculeatus, exsculptus u. brevi- 


!) Diese 3 Arten sind von ANGELIN zu seiner Gattung Anomocare gestellt worden. BRÖGGER 
(loe. eit. p. 35 u. 59) betrachtet die beiden zuletzt genannten, Ar. aculeatus und acuminatus, lediglich 
als Varietäten von Ar. difformis. 

2) In Linnarsson’s Aufsatz „Trilobiter frän Vestergötlands Andrarumskalk“, Geol. Fören. Förh., 
Bd. I, 1873, p. 242—248, in welchem die Gattuug Liostracus als Mittelglied zwischen Olenus und Cono- 
coryphe genauer abgegrenzt ist, wird dargelegt, dass zu Liostr. mierophthalmus, welche Art auch in 
Westgothland in dem gleichen Niveau auftritt, das von ANGELIN zu Arionellus diformis abgebildete 
Pygidium (Pal. Scand. T. XVIIl. Fig. 5) gehört. 

°) Diese Art schliesst sich an Conocoryphe an, wie das LiNNARSSON zwar nicht nach ANGELIN’S 
Diagnose und Abbildung, aber an Exemplaren von Andrarum erkennen konnte, deren Randschilder 
verlängerte Hinterecken zeigten. Die Zone, in welcher sie vorkommt, ist noch nicht sicher festgestellt. 

*) Die Angeuin’sche Art selbst, welche diesen Namen trägt, ist von den späteren Beohachtern 
bis jetzt bei Andrarum nicht wiedergefunden worden. 


LXXXI 


rons AnG., Agn. quadratus TurLe., Agn. Kjerulfi Bröcc. (sehr selten), Agn. laevigatus 
Darm, Hyolithus tenwistriatus Linrs., Lingula v. Lingulella sp. indet. (Linrs.), Acro- 
treta socialis SEEB., Iphidea ornatella Linrs., Acrothele coriacea Linrs., Obolella sagit- 
talis (Saur.) Dav. (hier besonders zu Hause), Kutorgina cingulata BILLinGs var. pu- 
silla LINRS., Orthis exporrecta Linrs.') und Protospongia fenestrata SAL. 

e) Zone des Agnostus laevigatus. 

Auf der Forchhammeri-Zone ruht bei Andrarum ein Stinkkalklager (0,6—0,9 Met. 
mächtig), in welchem lediglich Agnostus laevigatus Daum.) angetroffen wurde. In dem 
nämlichen Horizont zeigen sich in Westgothland noch verschiedene andere Petrefacten, 
namentlich ist dort Zrostracus costatus AnG. ein besonders bezeichnendes Fossil, welches 
in Schonen noch nicht sich gefunden hat. 

Nach Torerr’s Angabe, der die Dauman’sche Agnostus-Art in dieser Provinz 
— und zwar eben bei Andrarum — zuerst auffand, ist die nach derselben benannte 
Stufe die oberste in Schweden, in welcher die Gattung Paradoxides noch vertreten ist. 
LinNARsson giebt daraus Paradox. Forchhammeri mit Fragezeichen an. In Norwegen 
scheint letztere Art nach BRÖGGER (loc. eit. p. 83) bestimmt in die Zone des Agn. 
laevigatus hinaufzureichen. 

Vielleicht ist es übrigens richtiger, den oben (p. LXXX) erwähnten Alaunschiefer 
zunächst über dem Andrarumkalk, der ja auch durch diesen Agnostus markirt wird, 
noch mit zur Zone e zu ziehen; derselbe enthält nach TULLBERG noch Agn. brevifrons 
Ang. sowie Paradowides-Fragmente. 


3. Olenusschiefer. 

Bildet, mit Einschluss des Dietyonemaschiefers, die jüngere, etwa 60 Met. mäch- 
tige Abtheilung des Alaunschiefergebirges, und besteht aus bitumenreichen, dünnspal- 
tenden Alaunschiefern mit eingelagerten Knollen oder Bänken von Stinkkalk. Aufge- 
schlossen an verschiedenen Orten des südöstlichen Schonen (Andrarum, Kiviks-Espe- 
röd, Tosterup nordöstlich von Ystad, Jerrestad südwestlich von Cimbrishamn, wo lose 
Stinkkalkstücke der Zone 3. e reichlich vorkommen), ferner im W. bei Sandby unweit 
Fägelsäng, bei Äkarpsmölla (Kirchspiel Konga) sowie bei Röstänga. 

Auf der Grenze dieser und der vorhergehenden Etage befindet sich eine 1,8 Met. 
mächtige versteinerungsleere Schicht von Alaunschiefer mit Stinkkalk. 


ı) Bis vor Kurzem waren die beiden letztgenannten Arten in Schonen noch nicht nachge- 
wiesen; jedenfalls ist Orthis exporrecta hier weit seltener als in Westgothland in demselben Niveau. 
2) In Westgothland kommt von dieser Darman’schen Art (wie ich zu S. XLIV nachträglich 
bemerke) ausser der gewöhnlichen ganzrandigen Form eine andere vor, welche sowohl am Kopfschild, 
als am Pygidium mit Stacheln versehen ist und von LINNARSSON var. armata genannt worden ist 
(Vestergötlands Cambr. och Silur. aflagr. p. 82, T. II. Fig.58 u. 59). Diese Varietät fehlt nach 


TULLBERG bei Andrarum. 
xI 


LXXXI 


a) Zone des Agnostus pisiformis. 

Versteinerungen: Agnostus pisiformis L. sp., welcher zu unterst in der typischen 
grösseren Form allein, sodann in Begleitung von Leperditia sp. auftritt; höher hinauf 
eine kleinere, von TULLBERG als var. socialis bezeichnete Form derselben Agnostus-Art 
nebst Agn. retieulatus ANG., sowie zahlreiche Olenen, darunter Olenus gibbosus WAH- 
LENB. (2)'), Ol. truncatus BRÜNNICH, Ol. attenuatus BOECK und Ol. aculeatus Ant. 
(t. NarHuorsr), ferner Pygidien einer Ceratopyge-ähnlichen Trilobiten-Form. 

b) Zone der Beyrichia Angelini. 

Wo bei Andrarum die kleinere Form (var. socialis) von Agnostus pisiformis ver- 
schwindet, erscheint nach TULLBERG Beyrichia Angelini (BARR.) LinrRs., sodann etwas 
höher ein kleiner Olenus (vielleicht acieulatus AnG.) nebst Agnostus cyelopyge TuLL». 
(die auch bei Tosterup zusammen gefunden wurden) und massenhaft eine kleine Orthis; 
gleich darüber kommt sparsam eine Ceratopyge-Form vor. 

c) Zone der Parabolina spinulosa. 

Enthält Parabolina spinulosa WAHLENB. und nach oben zu in ausserordentlicher 

Menge Orthis lentieularis (WAHLENB.) DALM.; nach NATHORST auch eine Agnostus-Art. 
d) Zone mit Eurycare und Leptoplastus. 

Charakterisirt durch Eurycare camurieorne ANG., Euryc. angustatum AnG., Lep- 
toplastus stenotus ANG., Leptopl. ovatus ANG.). 

Anscheinend zeigen sich nach TULLBERG in einem höher gelegenen Theile dieses 
Niveau’s auch schon Sphaerophthalmus-Reste. 


e) Zone der Peltura scarabaeoides. 

Die Fauna dieser in Schweden so sehr verbreiteten Unterabtheilung des Olenus- 
schiefers ist durch eine der letzten Arbeiten Linnarsson’s (s. die Literatur-Ang. auf 
p- LXXIII) genauer bekannt geworden. Ihre Versteinerungen sind: Peltura scarabaeoides 
WAHLENB. sp.?), Sphaerophthalmus alatus BOECK sp.*), der unten zunächst allein auftritt, 


!) WAHLENBERG (Petr. Tell. Suecanae, p. 40) hat diese Art auch schon von Andrarum, ANGELIN 
(Pal. Scandin. p. 44) von Fägelsäng angegeben. NATHORST behauptet sie bei Andrarum in einem 
beschränkten Niveau unmittelbar unter Olenus truncatus gefunden zu haben, wogegen TULLBERG 
wieder Zweifel an dem dortigen Vorkommen des echten Ol. gibbosus, wie er in Westgothland sich 
findet, geäussert hat. 

?) ANGELIN hat von Andrarum noch Eurycare brevicauda ANG., Euryc. latum BOECK und Lepto- 
plastus raphidophorus ANG. angegeben, welche jedenfalls dem nämlichen Horizonte einzuordnen sind. 

») Von Jerrestad theilt LiNNARSSoN von dieser Art eine „var.’octacantha“ mit, bei welcher das 
Pygidium jederseits mit 4 (statt 3) Zacken versehen ist. 

Ausser der WAHLENBERG'schen Peltura kommen nach diesem Forscher noch zwei andere Arten 
derselben Gattung in der nämlichen Zone in Nerike (cf. p. XXXIX) vor, die eine mit Sphaerophthalmus 
flagellifer bei Hjulsta, die andere mit Sphaerophth. cf. alatus bei Stenkulla. 

*) LinnArsson hat durch Vergleichung mit den betr. Originalen constatirt, dass ANGELIN’S 


LXXXIII 


Sphaerophth. majusculus LINRs., Sphaerophth. flagellifer Ang. sowie mehrere Arten des 
neuen, anscheinend auch in Westgothland vertretenen Genus Ütenopyge Links. (Sphaer- 
ophthalmus AnG. ex p.), nämlich Ötenopyge pecten Saur. sp., Üten. concava Linrs., Üten. 
teretifrons ANG. sp., Cten. bisulcata PnitL. sp., ferner Ötenopyge (?) sp. indet. LinRs., Ag- 
nostus trisectus SALT. (die jüngste bei Andrarum gefundene Agnostus-Art), Lingula (?) sp. 
und Dichograptus tenellus Linrs. (nach NATuorst bei Andrarum). 

f) Zone des Cycelognathus micropygus. 

Diese oberste Stufe des Olenusschiefers ist bis jetzt nur in Schonen (Äkarps- 
mölla unweit Konga, und wohl auch bei Andrarum) beobachtet worden. Als ihr be- 
zeichnendstes Fossil ist Cyelognathus miceropygus Linrs.') anzusehen, bei Andrarum er- 
scheint in dem betreffenden Horizont eine andere Form derselben Gattung sowie Acero- 
care nov. sp. (TULLB.); ausserdem wird Orthis sp. und als möglicherweise hierher ge- 
hörig Olenus (2) cf. acanthurus AnG. angegeben. 


4. Dietyonemaschiefer. 

Alaunschiefer mit Dietyonema (Dietyograptus) flabelliforme Eıchw.?) in Menge 
(zumeist unten), etlichen Dichograptiden und Obolella Salteri (HoLrL) Links. (haupt- 
sächlich oben), welcher bei Sandby unweit Fägelsäng, Tosterup, Kiviks-Esperöd, Gislöf, 
Jerrestad und Flagabro (im W. von Cimbrishamn) zu Tage tritt; in losen Stinkkalk- 
blöcken auch bei Andrarum nachgewiesen. 

Bei Sandby ist seit Langem eine stinkkalkführende Alaunschieferschicht mit 


„Anopocare pusillum“ auf ein Pygidium von Peltura scarabaeoides und Kopfschilder von Sphaerophthalmus 
alatus gegründet ist; hiernach muss auch die AnGeuin’sche Gattung Anopocare eingehen. Ueberdies 
liegt demselben Autor zufolge dem „Olenus sphaenopygus Ang.“ ein Pygidium von Sphaerophth. alatus 
zu Grunde. 

') cf. „Tvä nya Trilobiter frän Skänes alunskiffer“ in Geol. Fören. Förh., Bd. II. Nr. 12, 1875, 
p- 500, T. XXII. Fig. 8—10. 

In der nämlichen Mittheilung beschreibt LinnArsson einen weiteren neuen Trilobiten, Liostra- 
ceus (2?) superstes LINRS., aus einer der oberen Abtheilungen des Olenusschiefers bei Andrarum. Be- 
merkenswerth erscheint dieses Fossil (falls es generisch richtig gedeutet ist) insofern, als sonst die 
Gattung Liostracus für die Paradoxides-Schichten eigenthümlich, die Trilobitenfauna der Olenus-Region 
dagegen auf Agnostus und auf Olenus sammt den Unter- oder Nebengeschlechtern des letzteren (Fam. 
Leptoplastidae Ang.) beschränkt ist. 

®, Dieses vielbesprochene und geognostisch wichtige Fossil ist jetzt von TULLBERG (On the 
Graptolites deser. by HısıngGer and the older swedish authors, Stockholm 1882, p. 20 u. 23, T. III. 
Fig. 1—4) neu beschrieben worden. Sodann hat BRÖGGER (Die silur. Etagen 2 u. 3 im Kristiania- 
gebiet und auf Eker, Krist. 1882, p. 30 ff., Taf. XII. Fig. 17—19) eine sehr eingehende Untersuchung 
über dasselbe geliefert, aus der hervorgeht, dass die Gattung Dictyograptus HoPKINSoN = Dictyonema 
Hart in den Hauptmerkmalen sich durchaus an die echten Graptolithen anschliesst. 

xı* 


LXXXIV 


Acerocare ecorne ANG. bekannt, welche früher für das unmittelbar auf die Peltura-Zone 
folgende oberste Glied des Ölenusschiefers (= 3. f) gehalten wurde. Nach späteren 
Beobachtungen überlagert dieselbe jedoch den Dietyonemaschiefer!), und beide werden 
hiernach jetzt auch mit dem Ölenusschiefer vereinigt. 


B. Untersilurformation. 


Lange Zeit hindurch, während in anderen Theilen Schwedens die Silurformation 
schon eingehender erforscht war, sind die silurischen Ablagerungen Schonens fast gänz- 
lich eine terra incognita geblieben. Erst seit Linnarsson’s Reise durch Schonen im 
Sommer 1874, deren Ergebnisse er im nächstfolgenden Jahre veröffentlichte, ist die 
Kenntniss derselben durch eine Reihe von Arbeiten in ausgiebiger Weise gefördert 
worden. 


5. Ceratopygekalk ? 


Das bezügliche Gestein ist: vorwiegend ein dunkelgrauer Kalk. Zunächst einen 
bei Jerrestad über dem Alaunschiefer mit Dictyonema lagernden grauen oder grün- 
lichen, theilweise glaukonitführenden Kalkstein, welcher mit Lagen von hellfarbigem 
Schiefer abwechselt, hat man vermuthungsweise zum Ceratopygekalk gerechnet. Eine 
entsprechende Bildung tritt auch bei Flagabro und Kiviks-Esperöd auf. Von Verstei- 
nerungen wurden bis jetzt in diesem 0,5—1,5 Met. mächtigen Niveau bloss ein grös- 
seres Asaphiden-Pygidium und Zingula sp. beobachtet. 


6. Unterer Graptolithenschiefer. 


Diese auf 6—9 Met. Mächtigkeit geschätzte und von einem zumeist grünlich- 
grauen Thonschiefer gebildete Etage ist, als äquivalent mit dem unteren Graptolithen- 
schiefer Westgothlands, von LINNARrsson zuerst bei Jerrestad nachgewiesen worden, und 
tritt ferner bei Flagabro, Gislöf und Kiviks-Esperöd auf?). TÖRNQvIsT hatte für dieselbe 
den Namen „Phyllograptusschiefer“ vorgeschlagen, zugleich aber den unmittelbar 
auf dem Örthocerenkalk ruhenden Graptolithenschiefer mit „Phyllograptus typus“ da- 
mit vereinigt, indem er auf die relativ geringe Mächtigkeit des zwischenliegenden Or- 
thocerenkalks in Schonen hinwies und letzteren mit Einschluss dieser beiden, ihn ein- 
hüllenden graptolithenführenden Schieferzonen als gleichaltrig mit der Gesammtheit des 
dalekarlischen Orthocerenkalks hinstellte. Linnarsson hat sich gegen die angegebene 


!) Dies wird auch schon in der S. LXXIII eitirten Arbeit Törngvist’s v. 1875, p. 51, angedeutet. 

2) Bei Fägelsäng ist unter dem Orthocerenkalk ein schwarzer Schiefer mit mehrästigen Grap- 
tolithen beobachtet worden, von dem man vermuthet, dass er wohl noch älter als der vorerwähnte 
des südöstlichen Schonen sei, 


LXXXV 


Auffassung geäussert, besonders weil, obschon den fraglichen beiden Schiefern die 
Gattungen Phyllograptus und Didymograptus gemeinsam seien, in dem unteren Grapto- 
lithenschiefer keine zweizeiligen Graptolithen vorkämen, dagegen in dem das Hangende 
des Orthocerenkalks bildenden Schiefer zahlreiche Arten von Diplograptus und Clima- 
cograptus sich fänden und darin eine nähere Beziehung zu den aufwärts sich anschlie- 
ssenden Lagern des mittleren Graptolithenschiefers ausgesprochen sei. Uebrigens be- 
ruhte die Aufstellung TörxgvısT’s z. Th. auf Annahmen, die sich als irrig herausge- 
stellt haben, nämlich dass ein Schiefer mit „Phyllograptus typus* im Liegenden des 
Orthocerenkalks und unter letzterem ferner auch Didymograptus geminus Hıs. sp. vor- 
komme. TULLBERG fasst gegenwärtig den muthmasslichen Ceratopygekalk, den un- 
teren Graptolithenschiefer, den Örthocerenkalk und den Schiefer mit „Phyllograptus 
typus“ als tiefste Etage der untersilurischen Abtheilung (von mindestens 36 Met. Mäch- 
tigkeit) zusammen. 

Die Fauna des unteren Graptolithenschiefers besteht nach LinnArsson und TuLr- 
BERG, welcher sie Tetragraptus-Zone nennt, aus zahlreichen Formen von Didymo- 
graptus, Tetragraptus, Phyllograptus und Dichograptus (letztere Gattung jedoch seltener), 
darunter Tetragraptus fructicosus HaLL, T. Bigsbyi HALL, T. bryonoides Harz, Phyllo- 
graptus cf. angustifolius HaıLı, Didymograptus vacillans TuLLe., D. baltieus, filiformis, 
pusilus und Suecicus TurLe.'), D. ef. V-fractus SALT. ete. 


%. Orthocerenkalk. 


Die Entwicklung dieses Schichtensystems ist in Schonen eine namhaft geringere, 

als in den meisten anderen Provinzen des südlichen wie des mittleren Schwedens. 
a) Aeltere Stufe. 

Grauer Kalk, der mehrorts im südöstlichen Schonen (z. B. bei Komstad und 
Tosterup) auftritt. Enthält hauptsächlich Megalaspis planilimbata AnG., Nileus Arma- 
dillo Daım., Symphysurus palpebrosus DALM. und angeblich auch Illaenus Dalmani 
VOLBORTH; ferner Orthoceras-Reste. 

Nach TÖRNgVIST ist der Orthocerenkalk in der Gegend südlich vom Tunbyholms- 
See (unweit Flagabro, was ziemlich nahe bei Komstad liegt) mit deutlicher Contact- 
linie gegen den unteren Graptolithenschiefer abgesetzt, und beginnt hier mit einer nur 
', Fuss dicken Lage eines harten hellen Kalksteins mit eingesprengten Glaukonit- 
körnchen, welcher bald in einen, wie gewöhnlich in Schonen, dunkelfarbigen Ortho- 
cerenkalk übergehe. 


') Die 5 vorgenannten Didymograptus-Arten hat TULLBERG beschrieben in dem Aufsatz „Nägra 
Didymograptus-arter i undre graptolitskiffer vid Kiviks-Esperöd“, Geol. Fören. Förh., Bd. V. Nr. 2, 
1880, p. 39—43. 


LXXXVI 


b) Jüngere Stufe. 

Das Gestein ist hier ein dunklerer blaugrauer oder selbst fast schwarzer Kalk. 
Zahlreiche Trilobiten aus dieser bei Fägelsäng auftretenden Stufe sind in ANGELIN’s 
Palaeontologia Scandinavica beschrieben: Phacops sclerops Daım., Niobe frontalis DaLM., 
Niobe explanata AnG., Megalaspis extenuata WAHLENB., Meg. limbata BoECK, Asaphus 
acuminatus BOECK, Ptychopyge elliptica AnG., Pt. multicostata AnG., Pt. lata AnG., 
Pt. media Axc., Nileus (Symphysurus) palpebrosus Darn., Nil. Armadillo Darm., Illae- 
nus crassicauda WAHLENB. auct. (= Ill. Dalmani VOLBORTH), Uyrtometopus clavifrons 
Darm., Cyrtom. scrobieulatus ANG., Cyrton. diacanthus AnG., Holometopus limbatus ANG., 
Corynezochus (2) umbonatus ANnG., Trinucleus coscinorhinus ANG., Ampyx nasutus DALM., 
Harpes Scanicus ANG. und endlich auch eine Agnostus-Art: Agn. lentiformis ANG. 

Weiterhin wird von ANGELIN Amphion Fischeri Eıcuw. als selten in Schonen 
vorkommend genannt. 

Die angeführte Fauna von Fägelsäng, welche den Untersuchungen JOHNSTRUP’s 
zufolge derjenigen des Orthocerenkalks auf Bornholm sehr nahesteht, weist auf den 
„unteren grauen Orthocerenkalk“ Schwedens hin. Eine höher im Örthocerenkalk lie- 
gende Art, Cheirurus exsul BEYR., erwähnt ANGELIN aus Geschieben von Nöbbelöf in 
Schonen!). 


8. Mittlerer Graptolithenschiefer. 


Mit diesem Namen, welchen LinnArsson 1573 am Schluss seiner deutschen Ueber- 
setzung des Berichtes über eine Reise nach Böhmen und den russ. Östseeprovinzen?) 
zuerst gebraucht hat, wird eine für Schonen eigenthümliche (in Schweden sonst nur 
noch in Jemtland nachgewiesene) Etage bezeichnet, die fast allein aus graptolithen- 
reichen schwarzen oder schwärzlichen bituminösen Thonschiefern besteht, und in welcher 
die Monograptiden noch gänzlich fehlen. Ihre Gesammtmächtigkeit in Schonen lässt 
sich noch nicht genauer angeben, beträgt aber gewiss über 40 Met. TörngvısT hat 
dafür den Namen „Dieranograptusschiefer“ vorgeschlagen, welcher aber von 
LinNAaRsson wegen der, seinen Beobachtungen zufolge beschränkten verticalen Verbrei- 
tung der Gattung Dicranograptus in der fraglichen Etage als ungeeignet verworfen 
wurde und auch weiter keinen Eingang sich verschafft hat. 


!) Rother Orthocerenkalk ist in Schonen noch nicht beobachtet worden. Im Berliner paläon- 
tolog. Museum befinden sich 2 Exemplare von Orthoceras commune in rothem Kalk, welche den Eti- 
ketten zufolge dorther stammen sollen (bei dem einen ist speciell Andrarum als Fundort angegeben). 
Es wurde mir jedoch in einem Briefe LinnArsson’s versichert und sodann auch von Prof. LUNDGREN 
bestätigt, dass jene Stücke unrichtig etikettirt sein müssten, sofern dies nicht, was allenfalls möglich 
wäre, Geschiebefunde sind. 

2) Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges., XXV. p. 698. 


LXXXVI 


Bezüglich der Art-Benennungen bei den verschiedenen hier zu unterscheidenden 
Zonen richte ich mich wesentlich nach den neuesten Arbeiten TULLBERG’s, des besten 
heutigen Kenners der schwedischen Graptolithen; mehrere der von LinNARssoN aufge- 
stellten Zonen haben dabei eine veränderte Bezeichnung erhalten. Die Stufen a—e 
sind bloss bei Fägelsäng bekannt, wo sie nach oben an einem Diabasgang absetzen‘), 
die vorletzte (f), deren schwarzes, ebenflächig spaltendes Schiefergestein von grösserer 
Härte ist, bei Tosterup, Jerrestad und Gislöf, die oberste (g), von einem grobplattigen, 
jedoch leicht zu ritzenden schwarzen Schiefer gebildet, bei Fägelsäng sowie auch bei 
Röstänga. Während von LinnARrsson aus paläontologischen Gründen der Orthoceren- 
kalk als die naturgemässe untere Grenze des mittleren Graptolithenschiefers angenommen 
wurde, hat TULLBERG von letzterem die aus einem dunkelgrauen oder grauschwarzen 
Thonschiefer bestehende Stufe a, wie oben (S. LXXXV) schon bemerkt ward, noch ab- 
getrennt. Im Folgenden ist für die Abgrenzung nach unten die Auffassung LINNARSsoN’s 
beibehalten, dagegen für die Abgrenzung nach oben von diesem Autor abgewichen 
worden, indem seine oberste Zone mit Orthis argentea gestrichen, dagegen die Stufe g 
mit Chimacograptus rugosus nach TULLBERG, welcher dieselbe allerdings früher auch 
bereits zum Chasmopskalk gerechnet hatte, neu hinzugefügt ist. Linnarsson hatte im 
mittleren Graptolithenschiefer Schonens von unten nach oben folgende Zonen unter- 
schieden: 1. mit Phyllograptus typus (Hau?) TörngQv., 2. mit Didymograptus geminus 
Hıs., 3. mit Glossograptus Hincksii Hork., 4. mit Diplograptus ef. mucronatus HALL, 
5. mit Olimacograptus Scharenbergü Lapw., 6. mit Dicranograptus Ülingani ÜARR., 
7. mit Orthis argentea Hıs. Dass ich die Beziehung der nachstehend aufgeführten 
Glieder zu diesen Linnarsson’schen Stufen, soweit sie davon abweichen, anzugeben 
vermag, verdanke ich der ausnehmenden Freundlichkeit des Herrn S. A. TULLBERG, 
welcher mir eine eingehende Mittheilung darüber am 2. Juli 1882 aus Borgholm auf 
Oeland gesandt hat. 

Uebrigens hat Liwnarsson, im Anschluss an TÖRNgVIST, die Ansicht geäussert, 
dass der mittlere Graptolithenschiefer der obersten Partie des schwedischen Orthoceren- 
kalks und wenigstens einem Theile des Chasmopskalks äquivalent sei. 

a) Zone mit Phyllograptus ef. typus Hall. 

Enthält ausser diesem von Törxgviısr mit Harr’s Art identifieirten Graptolithen 
zahlreiche Formen von Didymograptus (darunter D. ef. biiidus HALL), Olimacograptus und 
Cryptograptus, nach LINnArssoN auch Diplograptus. Mächtigkeit des Lagers ca. 6 Meter. 
Für dasselbe wäre nach TuLLBERG’s Ansicht der Name Phyllograptusschiefer an- 
gebracht. 


'!) Man hat indessen bei Nyhamn am nördlichen Ende des Sundes einen Schiefer mit Didymo- 
graptus etc. beobachtet, der wahrscheinlich einem Theile der Zone b entspricht. 


LXXXVII 


b) Zone mit Didymograptus geminus His.!) 

TULLBERG unterscheidet darin noch 3 Unterzonen: 

«) mit Didymograptus bipdus HALL, Olimacograptus confertus Lapw., Cl. Scharen- 
bergü Lapw., Cryptograptus und Corynoides sp.; 

ß) mit Pterograptus elegans HoLm?), Didymograptus geminus Hıs., Diplograptus 
teretiusculus Hıs.’), Dipl. perexcavatus Law. (?), Janograptus sp., Ulimacograptus con- 
Fertus Lapw., Cl. Scharenbergüi LaPrw., Dawsonia sp. etc.; 

y) mit Glossograptus sp., Didymograptus geminus Hıs., Diplograptus teretiusculus 
Hıs., Janograptus sp., Climacograptus sp., Uryptograptus sp., Lonchograptus sp. ete.‘). 

c) Glossograptus-Zone. 

Von TULLBERG werden hier 3 besondere Stufen angenommen: 

«) mit Glossograptus sp., Diplograptus perexcavatus LaPw. (2), D. teretiusculus 
Hıs., Janograptus sp., Dicellograptus intortus Lapw. und Orbicula sp.; 

8) mit @Gymnograptus Linnarssoni TULLB. mser., Uryptograptus sp., Dicello- 
graptus sp., Die. intortus LaPw., Dieranograptus formosus HOPKINSoN, Diplograptus 
perexcavatus Lapw. (2), D. teretiusculus Hıs., Janograptus sp., Lasiograptus sp., Orbi- 
cula sp. und Obolella sp. 


y) mit G@lossograptus sp., Uryptograptus sp., Janograptus sp., Olimacograptus 


1) Prionotus (?) geminus: HısInGER, Leth. Sueeica, Suppl. II (1840), p.5, T. XXXVIII. Fig. 3; 
TULLBERG, On the Graptolites deser. by HısıngGer and the older swedish authors, Stockholm 1882, 
p. 16, T. III. Fig. 5—10. Schon TÖörngvısT hatte die Art mit Didymograptus Murchisoni BECK (cf. 
Murch. Sil. Syst.) zusammengelegt; danach auch TULLBERG, obschon er bemerkt, dass der typische 
D. Murchisoni in Schweden noch nicht gefunden sei. 

2) cf. G. Horm, Bidrag till kännedomen om Skandinaviens Graptoliter. I. Pterograptus, ett 
nytt graptolitslägte, Öfvers. af K. Vet.-Akad. Förh., 1881. Nr. 4, p. 77. Es heisst in demselben Auf- 
satz p. 82, dass jene, zuerst in Norwegen nachgewiesene Art möglicherweise identisch sei mit TÖRN- 
avısr’s „Dendrograptus gracilis HALL“ (Fägelsängstrakten, p. 21), soweit sich nach dessen Beschreibung 
und Abbildung (die allerdings ungenügend sind) schliessen lasse; indessen gehört letzterer Graptolith 
einem höheren Horizont an (vgl. S. LXXXIX). 

3) Leth. Suec. loc. eit., Fig. 4; TULLBERG, loc. eit. p. 18, T. Il. Fig. 1-7. Die Art stimmt nach 
letzterem Autor mit Diplogr. dentatus (BronGn.) LAPw. überein. Was Törngvıst (Fägelsängstr. p. 11) 
unter obigem Speciesnamen mittheilt, gehört nicht hierher. 

%) Nach Linnarsson entspricht die Zone b wahrscheinlich dem „oberen Graptolithen- 
sehiefer“ KJERULF’s im Christiania-Becken. 

Die vorgenannten Graptolithen-Gattungen Zonchograptus und Janograptus sind aufgestellt von 
TULLBERG in „Tvenne nya graptolitslägten“, Geol. Fören. Förh., Bd. V. Nr. 7, 1880, p. 313—315; 
ebendaselbst ist Zonchograptus ovatus TuLue. als neue Art der obigen Zone bei Fägelsäng beschrieben. 
Unter dem Namen Janograptus laxatus beschreibt hier TULLBERG ferner eine neue Art, welche in 
Linsarsson’s Schieferzone mit Diplograptus (Idiograptus) cf. mucronatus Hauu (= 8. ec. $ der in un- 
serem Text gegebenen Gliederung) vorkomme. 


LXXXIX 


sp., Diplograptus perexcavatus LAPw. (2), D. teretiusculus Hıs. sowie Orbieula und 
Obolella sp.'). 
d) Zone mit Diplograptus putillus Hall’). 

Mächtiges, theilweise fossilfreies Schieferlager, welches ausser der genannten Art 
Diplograptus rugosus ENMONS (nach Lapworrn’s Bestimmung), Climacograptus Scharen- 
bergii Larw. und Didymograptus superstes Larw. enthält. 

e) Zone mit Coenograptus graecilis Hall’). 

Zu unterst liegt eine durchschnittlich etwa 2 Zoll dicke Phosphoritbank. Darüber 
folgt ein 3 Met. mächtiger Schiefer mit der vorgenannten Art sowie Lasiograptus 
bimucronatus Hauı, Dieranograptus Nicholsoni Hopk., Dicellograptus ef. sextans HaLı 
und einigen Diplograptus- und Öhimacograptus-Formen‘). 


‘) Von den vorstehenden Stufen entspricht e. « LINNARSSoN’s Schiefer Nr. 3 mit „G@lossograptus 
Hincksü“. 'TULLBERG hat eine specifische Benennung der darin vorkommenden Glossograptus-Form 
vermieden, weil ihm LAPpworTH Zweifel über deren Identität mit dem britischen @l. Hincksü ge- 
äussert hatte. 

Mit c. & zunächst eorrespondirt Linnarsson’s Schiefer Nr. 4 mit „Diplograptus cf. mucronatus“. 
Das mit dem letzteren Namen bezeichnete Fossil ist eine neue, sehr charakteristische, zu den Re- 
tioliden gehörige Art, welche von TULLBERG Gymnograptus Linnarssoni genannt worden ist. Hierher 
kann man ferner auch mit Sicherheit die Stufe e. y rechnen, welche Linnarsson nicht ausge- 
schieden hat. 

Der Einfachheit halber habe ich für die gegenwärtige Arbeit obige drei von TULLBERG unter- 
schiedenen Zonen in eine zusammengezogen. Sie stehen einander auch faunistisch sehr nahe, und 
haben einige Formen gemein, wie Diplograptus perexcavatus Lapw. (?) und Dipl. teretiusculus Hıs. 

?) Nach TULLBERG gehört dahin; die von Törngvıst (Fägelsängstr. Fig. 3) zu „Dipl. teretius- 
culus Hıs.“ gegebene Abbildung. Ersterer Forscher hat diese Zone, welche mit LinnArsson’s Schiefer 
Nr. 5 mit Climacograptus Scharenbergii vollkommen identisch ist, nach der Haur'schen Species neu be- 
nannt, weil die angeführte Climacograptus-Art eine grössere verticale Verbreitung besitzt, bei Fägel- 
säng in einigen der unterliegenden Schieferschichten vorkommt und andererseits in England noch in 
einem höheren Niveau angetroffen wird. 

3) ef. Törngvist: Fägelsängstr. p. 21, Fig. 13; Geolog. resa g. Skänes och Östergötlands paleoz. 
trakter, Öfvers. ete., 1876, p. 52, wo der Autor bemerkt, dass die von ihm in der erstgenannten 
Arbeit unter dem Namen „Dendrograptus gracilis HauL“ beschriebene Form offenbar zu Coenograptus 
HALL (= Helicograptus NıcH.) gehöre. 

*) Die Zone e ist von TULLBERG eingeschoben worden. Dieselbe ist zwar reich an Grapto- 
lithenformen, jedoch sind diese im Allgemeinen erst wahrnehmbar, nachdem man die anhaftende 
ockerige Kruste durch Behandeln mit Salzsäure entfernt hat. LInNARsson hat angegeben, dass im 
obersten Theil seines Lagers mit Climacogr. Scharenbergü bei Fägelsäng ein meist verwitterter Schiefer 
mit erdigen oder inerustirten Absonderungsflächen anstehe, welcher nur spärliche oder undeutliche 
Fossilreste enthalte und deshalb seiner Stellung nach zweifelhaft sei; wahrscheinlich deekt sich 


diese Schieferpartie mit TULLBERG’s Zone des Coenograptus gracilis. 
XII 


xC 


f) Zone mit Dieranograptus Clingani Carruthers. 

Zu unterst findet sich Climacograptus caudatus Lapw., Dieranograptus Olingani 
und Corynoides Sp. 

Der mittlere Theil der Zone ist besonders reich an Dicellograptus Forchhammeri 
Gem., Diplograptus’ foliaceus MURCH. und Dipl. truncatus LAPw. 

Die oberste Lage wird gekennzeichnet durch Leptograptus flacceidus Hauı, Di- 
plograptus foliaceus und truncatus, Ulimacograptus bicornis Hau, Dicellograptus Morrisü 
Hopk., Dieran. Clingani und Orthis argentea Hıs. 

Aus dieser, gewöhnlich an Versteinerungen reichen Zone sind von LINNARSSON 
noch einige andere Mollusken angeführt worden: Orbieula Buchüi GEIN., Orthonota (?) 
sp. und Orthoceras sp.'). 

Die Schieferpartie, welche Linnarsson bei Fägelsing zu der Zone des Diceranogr. 
Clingani gebracht hat, gehört nach TULLBERG nicht hierher, sondern bildet eine höher- 
liegende, von ihm unter der nachfolgenden Benennung neu hinzugefügte Stufe. 

5) Zone mit Climacograptus rugosus Tullb. 

Bei Fägelsäng mindestens 4,5 Met. mächtig. Neben dem angeführten Leitfossil 
fanden sich: Diplograptus foliaceus MurcH., Dipl. foliaceus var. calearatus Lapw., Cli- 
macograptus sp., Dicellograptus Morrisii Hopk., Lasiograptus sp., Dieranograptus sp., 
Leptograptus jlaceidus Haun, Corynoides sp., Strophomena sp. und Primitia sp. 

TuULLBERG erwähnt zwischen den beiden letzten Zonen noch einen grauen oder 
schwarzen, meist dichten, mitunter aber auch krystallinischen, bei Tosterup auftretenden 
Kalkstein, dessen Stellung in.der Schichtenfolge indess durchaus unsicher erscheint. 


9. Chasmopskalk (Cystideenkalk). 


Schiefer und Kalke von etwas ungleicher Beschaffenheit. 

Als Unterlage der betreffenden fossilführenden Schichten erscheint bei Röstänga 
ein grauer, grünlicher oder schwarzer Schiefer ohne Versteinerungen, anscheinend von 
nicht unbedeutender Mächtigkeit. 

Ebendaselbst folgt dann eine ausserdem bei Räfvatofta im Kirchspiel Torlösa und 
bei Fägelsäng auftretende Ablagerung von schwarzem oder grauem, hartem, kieselsäure- 
reichem und stark zerklüftetem Thonschiefer mit dunklen, z. Th. flintharten Kalken, 
welche in losen Blöcken auch mehrorts im südöstlichen Schonen beobachtet ist. Ihre 
Versteinerungen sind: Calymene dilatata TULLB., Ampyx rostratus SARS, Ampyz costatus 


') Die Zone f entspricht einem Theil des „unteren Graptolithenschiefers“ JOHNSTRUP’s 
auf der Insel Bornholm, wo sie bei Vasagärd und Risebäck entwickelt ist. Indessen befindet sich 
dort unter derselben noch eine mächtige, z. Th. versteinerungsleere und hauptsächlich durch Clima- 
cograptus Vasae TuLLB. charakterisirte Schieferablagerung, die nach TULLBERG ihre Stelle zwischen 
den Stufen e und f erhalten muss. 


XCI 


BoEcK, Remopleurides sp., Asaphus sp. (glabratus Ant. ?), Beyrichia costata LinRs., 
Primitia sp. (strangulata Saur.?), Euomphalus sp., Orthis argentea Hıs. (in Menge), 
Leptaena, Strophomena und Lingula sp., Cystideen-Fragmente (Caryoeystites granatum 
WAHLENB.?), Climacograptus sp. und Diplograptus sp. Besonders bezeichnend sind 
u. a. die beiden Ampya-Arten und Beyrichia costata, weil diese Formen nicht in den 
Trinucleusschiefer hinaufreichen!). 

Die nächstfolgende Schicht bei Röstänga ist ein graugrüner oder bräunlicher, wenig 
mächtiger Schiefer mit spärlichen Bruchstücken von Trinueleus und Ampyz. Von 
Jerrestad hat Linnarsson einen graugrünen Schiefer mit Einschlüssen von grauem 
Kalk erwähnt, der vielleicht hier anzureihen ist; das Gestein gleicht z. B. dem Chas- 
mopskalk vom Älleberg in Westgothland, die aufgefundenen mangelhaften Organismen- 
reste beschränkten sich auf Ampyx rostratus Sars, Trinueleus und Acidaspis sp. Aehn- 
lich ist ferner ein von LinnArsson bei Fägelsäng beobachteter lockerer, grünlichgrauer 
Schiefer mit kalkigen Partien; derselbe enthielt besonders Lichas lawata M’Coy, eine 
sowohl im Trinucleusschiefer, als im Chasmopskalk vorkommende Art, jedoch muss 
seine Zugehörigkeit zu letzterem als wahrscheinlicher gelten. 

Endlich hat TULLBERG unter das Niveau des Trinucleusschiefers noch einen 
schwarzen graptolithenführenden Schiefer gebracht, welcher bei Röstänga das Hangende 
der vorhin erwähnten Schicht mit Trinucleus und Ampyx bildet"und ausserdem bei 
Tosterup und Gislöf, vielleicht auch bei Kiviks-Esperöd, auftritt. Ob diese Zone, welche 
durch Diplograptus quadrimucronatus HALL, Dipl. truncatus Lapw., Olimacograptus sp., 
Retiolites sp., Dicellograptus pumilus Lapw., Protospongia, Modiolopsis sp. und Orthis 
argentea Hıs. charakterisirt ist, noch zum Chasmopskalk, oder bereits zur folgenden 
Etage gehört, ist wohl noch unentschieden. TULLBERG selbst hatte sie in seiner Arbeit 
über die Ablagerungen bei Röstänga mitsammt dem daselbst unterliegenden Schiefer 
mit Trinucleus und Ampyz dem Trinucleusschiefer zugerechnet’). 


!) LINNARSSoN hat bei Fägelsäng einen schwarzen, vornehmlich Orthis argentea Hıs., daneben Cli- 
macograptus sp., Primitia sp. und Atrypa micula Darm. (?) enthaltenden Schiefer, welcher alle unterlie- 
genden an Härte übertrifft, als eine besondere, den mittleren Graptolithenschiefer im Hangenden 
abschliessende Zone angenommen (vgl. S.LXXXVII). Diesen „Orthisschiefer“, den TULLBERG auch 
bei Röstänga beobachtet hat, glaubte er zunächst dem untersten Theile des schwedischen Trinueleus- 
schiefers beirechnen zu müssen, ohne dass er jedoch seine Abgrenzung nach oben genauer festzu- 
stellen vermochte. Thatsächlich gehört der fragliche Schiefer zu der oben zuletzt erwähnten 
Ablagerung = TULLBERG’s Zone mit Calymene dilatata. 

2) An dieser Stelle sind noch folgende, nach der Palaeont. Scandinaviea in Schonen gefundene 
Trilobiten zu notiren: Chasmops conicophthalmus SARS & BOECK (in Geschieben um Grönby); Chasmops 
tumidus AnG. (in Geschieben um Tingaröd); Raphiophorus (Ampyx) Scanicus Ant. (bei Krapperup, 
Reg. D.). 

xu* 


XCH 


10. Trinueleusschiefer. 

Echter Trinucleusschiefer, analog z. B. solchem bei Bestorp am Mösseberg in 
Westgothland, ist in Schonen zuerst von Naruorst bei Kiviks-Esperöd, allerdings nur 
in freiliegenden Blöcken, aufgefunden worden. Das Gestein ist ein dunkelgrauer, z. Th. 
ins Grünliche spielender, resp. ein fleckig-schwarzer Schiefer von ziemlich lockerer Be- 
schaffenheit. Linxarsson beobachtete darin Trinuecleus-Fragmente (an Trin. Wahlen- 
bergii RouauLr und Trin. latilimbus Lisks. erinnernd), Remopleurides radians BARR., 
Bellerophon bilobatus Sow., Leptaena oblonga PANDER, Diplograptus pristis Hıs.'), Di- 
cellograptus sp. ete. Diese Fauna weist wohl zunächst auf den schwarzen Trinucleus- 
schiefer mit Trinuel. seticornis Hıs. im mittleren Schweden hin, für den z. B. Diplo- 
graptus pristis charakteristisch ist. 

Dagegen gehört augenschemlich in den schwedischen Horizont des rothen Trinu- 
cleusschiefers eine nur bei Röstänga deutlich ausgebildete Zone, welche dort nach 
TULLBERG als ein mächtiges Lager von theils dunkler grauem, theils hellerem grünlich- 
grauem Schiefer auftritt, in dem zwei dünne Bänder eines schwarzen, ganz von Di- 
cellograptus complanatus Lapw. erfüllten Graptolithenschiefers zwischengelagert sind. 
Diese Ablagerung enthält in gewissen Niveau’s zahlreiche Versteinerungen: „Niobe* 
lata AnG., Trinucleus Wahlenbergii ROVUAULT, Ampyz tetragonus An@., Remopleurides 
radians BARR., Phacops recurvus LINRS., Panderia megalophthalmus Lisks., Stygina la- 
tifrons PORTL., Cheirurus latilobus LiNRs., Calymene trinucleina LiNRsS. mser., Agnostus 
trinodus SALT., 2 Illaenus-Arten, Orthoceras-Reste, Leptaena sp., Strophomena sp. und 
Orthis argentea His. - 

Darüber erwähnt TULLBERG noch einen schmutziggrauen, bzw. weisslichgrauen 
versteinerungsleeren Mergelschiefer. 


11. Brachiopodenschiefer?). 

a) Staurocephalusschiefer. 

Bildet bei Röstänga ein etliche Fuss mächtiges Lager von olivenbraunem, ins 
Grünliche spielendem Schiefer. Versteinerungen stellenweise zahlreich: Staurocephalus 
clavifrons ANG., Phacops mucronatus (BRONGN.) ANG.’), Trinucleus Wahlenbergii ROUAULT, 
Illaenus cf. Salteri Barr., Forbesia brevifrons AnG., Cheirurus sp., Ampyz tetragonus 


') ef. TULLBERG, On the Graptolites deser. by HisInGER ete., p. 10. Es wird bier die Hı- 
SINGER'sche Art mit Fragezeichen zu Diplograptus gestellt, und auf ihre nahe Beziehung zu Lasio- 
graptus hingewiesen. 

?) Das Vorkommen von Aequivalenten des Brachiopodenschiefers Westgothlands in Schonen 
ist zuerst von LUNDGREN (Om i Skäne förekommande bildningar, som motsyara Brachiopodskiffren i 
Vestergötland, Geol. Fören. Förh., Bd. II. Nr. 5, 1874) nachgewiesen worden. 

®) Mit dieser Art dürfte nach TULLBERG ANGELIN’s „Phacops eucentra“, den letzterer Autor von 
Röstänga angiebt, zu vereinigen sein. 


XCHL 


AnG., Phillipsia parabola BARR., Acidaspis sp., Calymene Blumenbachii BRONGN. var., 
Agnostus trinodus SALT., sowie einige Mollusken (Brachiopoden, Orthoceren, ferner nach 
TuULLBERG Dentalium sp. und Turbo sp.)'). 

b) Eigentlicher Brachiopodenschiefer. 

Theils ein dunkelgrauer, harter, dickplattiger, theils ein loserer, unrein gelblich- 
oder grünlichgrau gefärbter Schiefer mit härteren Kalkbändern; Mächtigkeit unbedeutend. 
Enthält in Menge Phacops mucronatus BRONGN., ferner Leperditia sp., Primitia sp., 
mehrere Gastropoden, Lamellibranchiaten und Brachiopoden, und entspricht dem tiefsten 
Theile des Brachiopodenschiefers i. e. S. in Westgothland. Aufgeschlossen bei Nyhamn, 
Röstänga, Kiviks-Esperöd, Jerrestad und Bollerup. 

TULLBERG schliesst hier noch eine bei Röstänga und bei Bollerup unmittelbar 
überlagernde Zone mit Diplograptus nov. sp. und Uhimacograptus scalaris LINNE sp.’) 
an, bestehend aus einer harten Kalkbank, bläulichgrauem und nach oben dunkelgrauem 
Schiefer. 

Nach demselben Beobachter kann die gesammte Mächtigkeit der Etagen 9—11 


bei Röstänga auf etwa 190 Meter geschätzt werden. 
12. Oberer Graptolithenschiefer. 


Die Bezeichnung der beiden Hauptabtheilungen dieses Formationsgliedes als Lo- 
biferusschiefer und Retiolitesschiefer ist zuerst von TÖRNQVIST in seinem Reise- 
bericht über Schonen (Öfvers. ete., 1875. Nr. 10, p. 57) vorgeschlagen worden. Schon 
S. LXV wurde mitgetheilt, dass Lixxarsson in einem Aufsatz über graptolithenfüh- 
rende Schiefer unweit Motala in Ostgothland den Namen Rastritesschiefer für die 
erstere jener Etagen als naturgemässer aufgestellt hat. In ganz ähnlichem Sinne wendet 
TULLBERG jetzt die letztere Benennung auch für Schonen an, indem er den Namen 
„Lobiferusschiefer“ aus dem Grunde für unpassend erklärt, weil Monograptus lobifer M'’Coy 
in der genannten Provinz nur in einzelnen, wenig mächtigen Zonen auftrete und 
keineswegs als bezeichnend für eine grössere Reihe von Schiefern gelten könne. Des- 
gleichen vermeidet jener Geologe hier jetzt die Benennung ..„Retiolitesschiefer“, da die 
in Ostgothland und Dalekarlien damit bezeichneten Ablagerungen ein Aequivalent ın 


') Man kann das Glied 11.a, wie es TULLBERG thut, auch zum Trinucleusschiefer schlagen. 
Die dem Staurocephalusschiefer schon p. LIII zugewiesene Stellung entspricht LINNARSSON’s grösserer 
Arbeit über Westgothland, und übereinstimmend mit dem dort Gesagten wird derselbe in LINNARSSON’s 
Aufsatz über die Graptolithenschiefer in Schonen als ein Uebergangsglied zwischen dem Trinucleus- 
und Brachiopodenschiefer bezeichnet. 

°) ef. TULLBERG, On the Graptolites deser. by HısingEr etc., p.9, T. I. Fig. 12—14, woselbst 
Climacograptus normalis LAPw. mit der genannten Art vereinigt ist. Beiläufig bemerkt, waren Linı£'s 
„Graptolithi scalares“ von WAHLENBERG (Petr. Tell. Suecanae, p. 92) zu „Orthoceratites tenuis“ ge- 
rechnet worden. 


XOIV 


Schonen nur in der alleruntersten Zone des Schiefercomplexes mit Öyrtograptus hätten, 
während andererseits die Gattung Retiolites eine weit ausgedehntere verticale Verbrei- 
tung nach oben wie nach unten besitze und hier namentlich in ersterer Richtung, ebenso 
wie in Böhmen und England, bis zur Basis des Wenlock zu verfolgen sei. 

Wenn ich nun im Folgenden noch die früheren Namen „Lobiferus-“ und „Retio- 
litesschiefer“ gebrauche, so geschieht dies hauptsächlich der Gleichförmigkeit zu Liebe; 
es soll damit keineswegs die Berechtigung der von TULLBERG proponirten Aenderungen 
bestritten werden. 

TULLBERG lässt mit dem Rastrites- oder Lobiferusschiefer die obersilurische 
Abtheilung von unten her beginnen, und befindet sich darin im Einklang mit den 
Ansichten, welche auch von anderen nordischen Geologen in neuerer Zeit geäussert 
worden sind. Während früher allerdings die Gesammtheit des sogen. „oberen Grapto- 
lithenschiefers“ bis zum Retiolitesschiefer einschliesslich zum Untersilur gerechnet wurde, 
ist später der Lobiferusschiefer von LinnArsson!) und LAPWORTH?) mit der Upper 
Moffat oder Birkhill Group in Schottland parallelisirt worden. Nun hat zwar LAPWORTH 
die Birkhill Shales zunächst als Aequivalent des englischen Lower Llandovery be- 
trachtet; indessen hält man gegenwärtig die Annahme für gerechtfertigt, dass der 
eigentliche Lobiferusschiefer (12. a. «—d) Gliedern der Birkhill-Gruppe entspreche, die 
dem Alter nach mit dem Upper Llandovery zusammengehören. Ist diese Auffassung 
richtig, so würde die obige Abgrenzung mit der zuletzt auch von MUurCHISoN?) bei der 
Zweitheilung der Silurformation zu Grunde gelegten Grenzlinie übereinstimmen, indem 
er letztere durch die Mitte des Llandovery, also zwischen oberes und unteres hindurch, 
gezogen hat. Ueberdies harmonirt mit TULLBERG’s Gruppirung der Umstand, dass in 
der untersten Zone von 12. a die den Monograptidae angehörigen Graptolithenformen 
zuerst auftreten und dass dann diese Familie überhaupt in Schweden beschränkt er- 
scheint auf dasjenige Schichtensystem, welches als obersilurisch zu gelten hätte. 

Dessenungeachtet glaubte ich es vorziehen zu müssen, den Lobiferus- und Re- 
tiolitesschiefer noch in die untersilurische Schichtenreihe aufzunehmen, und zwar vor 
Allem ım Hinblick auf die Erwägungen, zu denen die Vergleichung mit den Ehstlän- 
dischen Untersilurgebilden Anlass giebt. So lange die Ueberlagerung des Retiolites- 
schiefers durch den Leptaenakalk in Dalekarlien nicht widerlegt ist‘), hat man hier, 


?) The Moffat Series, Quat. Journ. of the Geol. Soc., May 1878, p. 337. 

®) ef. Siluria, ed. 3 (1859), Tabellen auf p. 156 und 472—473. 

') LINNARSSON bezeichnete mir letzteren in einem Briefe vom Juni 1881 ausdrücklich als ein 
Sediment, welches der Lagerungsfolge nach jünger sei als der Retiolitesschiefer in Dalarne, Ost- 
und Westgothland. Vgl. auch TÖrngvıst in Geol. Fören. Förh., Bd. IV. Nr. 14, p.451, 455 u. 457. 


XCV 


sehr mächtige und paläontologisch höchst ausgezeichnete Ablagerung, welche in Anbe- 
tracht ihrer unläugbaren nahen Beziehung zur Fauna der Lyckholmer und Borkholmer 
Schicht in Ehstland, auf die auch kürzlich wieder Fr. Schmipr') hingewiesen hat, 
als der obere Schlussstein der untersilurischen Abtheilung in Schweden angesprochen 
werden muss. 

Liysarsson hat gelegentlich (loc. eit. p. 407), um den hier vorhandenen Schwie- 
rigkeiten zu begegnen, die Meinung geäussert, dass wahrscheinlich in den östlichen 
Theilen des nordeuropäischen Silurmeeres während der betreffenden Epoche die physi- 
kalischen Verhältnisse beständiger waren und die organischen Geschöpfe langsameren 
Veränderungen unterlagen, als weiter westlich; vielleicht sei dann die Fauna des Lep- 
taenakalks dorthin, wo letzterer gegenwärtig abgelagert ist, zu einer Zeit eingewandert, 
als im W. seit Längerem schon obersilurische Organismen lebten. Dieselbe Auffassung 
finde ich bestätigt in einem Briefe, den jener ausgezeichnete Forscher mir von Sköfde 
in Westgothland am 16. Juni 1881 gesandt hat, und in dem u. a. gesagt ist: „Es sieht 
aus, als wenn im Osten die untersilurische Fauna fortgelebt hätte, nachdem im Westen 
die obersilurische schon ihren Eintritt gemacht hatte.“ Auch Törngvıst (Öfvers. etc., 
1875. Nr. 10, p. 58) hatte dem Gedanken Ausdruck gegeben, dass die reiche Thierwelt 
des Leptaenakalks fern von Schweden, und zwar vermuthlich in östlicheren Regionen, 
bereits vor Beginn der Absetzung dieses Gebildes existirt haben müsse’). 

Durch zweckmässige Ausscheidung einer Mittelsilurformation würde übrigens, 
wie mir scheint, manche Unsicherheit bei der Gliederung verschwinden und das geo- 
logische Bild des nordischen Silursystems an Klarheit gewinnen. Es sind in dieser 


!) Revision der ostbalt. silur. Trilobiten, St. Petersburg 1881, p. 38 u. 40. 

2) In etwas anderem Sinne hat sich TULLBERG in „Skänes Graptoliter“, I. p. 27, über denselben 
Gegenstand geäussert. Ueberlagert der Leptaenakalk wirklich den Retiolitesschiefer Dalarnes, und 
wäre letzterer etwa vom Alter des englischen Wenlock, wie einmal von TÖRNQVIST angenommen 
worden ist, so müsste jene kalkige Sedimentbildung schon in der Mitte des Obersilur oder selbst 
noch etwas darüber liegen. Nun entspricht allerdings der Retiolitesschiefer nach TULLBERG nicht 
dem Wenlock, sondern einem Theile, und zwar nicht einmal dem obersten, der britischen Gala -Ta- 
rannon-Gruppe; es könnte daher der Leptaenakalk, falls jene Auflagerung Thatsache wäre, etwa mit 
dem Upper Gala gleichaltrig sein. Dem widerspricht aber entschieden das Gepräge seiner orga- 
nischen Einschlüsse, wie auch G. Linpström bestätigt hat. TULLBERG weist daher auf die Mög- 
lichkeit hin, dass der Leptaenakalk seinen Platz unter der dalekarlischen Zone mit Monograptus lep- 
totheca LAPpw. (vgl. bei den Zusätzen) habe, also der Gesammtheit des dortigen oberen Graptolithen- 
schiefers vorangehe, in welchem Falle er vielleicht den Stufen des Monograptus cyphus LApw. und 
Monogr. gregarius LAPpw. in Schonen (s. unten) äquivalent sein könnte, die sicher dem Alter nach zum 
Llandovery gehören und muthmasslich den tiefsten Theil des Upper Llandovery repräsentiren. Als- 
dann brauche auch die von vorne herein behauptete faunistische Analogie dieser Ablagerung mit 
dem Lower Llandovery nicht mehr Wunder zu nehmen. 


XCVI 


Richtung auch schon Versuche gemacht worden, und man kann sich dabei ja an 
Muvrcnison selbst!) anlehnen, welcher das ursprünglich von ihm als oberen Theil der 
Caradoc-Gruppe zum Untersilur gestellte Llandovery späterhin, unbeschadet der oben 
angegebenen Theilung, als ein paläontologisches Verbindungsglied zwischen den beiden 
Hauptabtheilungen der Silurformation bezeichnet hat. 

Die im Folgenden angeführten Graptolithen sind grossentheils beschrieben in 
Cn. Larwortn’s Abhandlung „On Scottish Monograptidae“, Geolog. Magazine, New 
Series, Dee. I. vol. III (1876), p. 308—321, 350— 360, 499—507 und 544—552, ferner 
einige Arten des Lobiferusschiefers in der bereits früher ceitirten Arbeit von TULLBERG 
„On the Graptolites described by HisinGEr etec.“, Stockholm 1882. Von den Arten 
des Retiolitesschiefers hat LinNArsson Monograptus priodon BRONN und Retiolites Gei- 
nitzianus BARR. in einem Aufsatz „Om Gotlands Graptoliter“ (Öfvers. ete., 1879) neu 
beschrieben. 

a) Lobiferusschiefer (Rastritesschiefer). 

Hauptsächlich schwarze bitumenreiche Thonschiefer, unten oft reich an Schwefel- 
kies; nur in der obersten Stufe herrscht grauer Schiefer vor. Theilweise sind dünne 
Lagen von weisslichem oder gelblichem Thon eingeschaltet; selten finden sich Kalk- 
einlagerungen. Beobachtet bei Röstänga, Kiviks-Esperöd, Bollerup und Tosterup?). 
Gesammtmächtigkeit bei Röstänga etwa 120 Meter. 

Das Genus Rastrites ist ausschliesslich auf diese Etage in dem hier angenommenen 
Umfange beschränkt. Daneben sind noch die Gattungen Chimacograptus und Diplo- 
graptus speciell hervorzuheben, während aber doch Monograptus- Arten entschieden 
überwiegen. 5 

Die nachstehend nach TULLBERG unterschiedenen Zonen «&—d entsprechen Theilen 
der Birkhill Shales in Schottland, welche dem Upper Llandovery gleichzustellen sein 
dürften; die Zone &, welche bis vor Kurzem in Schonen unbekannt war, ist äquivalent 
mit dem schottischen Lower Gala. 

«) Zone mit Monograptus eyphus Lapw.‘). 

Enthält ausser dieser Art: Climacograptus scalaris L. (= normalis Lapw.), Di- 
morphograptus sp. (die Gattung von LAPworTH in der vorhin angeführten Arbeit auf- 
gestellt) und Diplograptus sp. 


1) ef. loc. eit. p. 76, 94 und 227. 

2) LINNARSSON hat mehrfach (Geol.'Fören. Förh. Bd. IT. p. 270, III. p. 404, TV. p. 253 und V. 
p. 503) auch Nyhamn als eine Fundstelle des Lobiferusschiefers angeführt, welcher dort als eine 
schwarze Schiefermasse den Brachiopodenschiefer unmittelbar überlagere. 

3) LINNARSSON (loc. eit. Bd. IV. p. 253) bemerkt, dass diese Form weniger gut zu LAPWORTH’S 
bezüglichen Abbildungen, als zu NıIcHoLson’s Grapt. sagittarius passe, den LAPWORTH mit Monogr. 
cyphus vereinigt hat. 


XCVo 


3) Zone mit Monograptus gregarius Lapw. 

Enthält daneben Monograptus triangulatus (HARKNESS) Lapw., M. fimbriatus NicH., 

Rastrites peregrinus BaRr., Diplograptus sp. und Climacograptus scalaris L.'). 
y) Zone mit Monograptus convolutus His. 

Ausser dieser HısınGer’schen Art, über die in den Zusätzen Einiges nachgetragen 
werden soll, zeigen sich besonders noch Monograptus lobifer M’Cov (= Becküi BARR.), 
M. communis Lapw., M. leptotheca Lapw. (= sagittarius Hıs.), Rastrites peregrinus 
BARR., Cephalograptus folium Hıs. 

d) Zone mit Cephalograptus cometa Gein. und Monograptus Sedgwickii Portl. 

Sicher anstehend ist diese Stufe in Schonen noch nicht bekannt. Es gehören 
dahin lose Blöcke mit Monograptus intermedius CARR., M. Clingani CARR., M. argutus 
Lapw., M. Sedgwickii PorTL., Diplograptus Hughes NicH. und Cephalograptus cometa 
Geim., die bei Kiviks-Esperöd gefunden wurden. Ebendaher stammt ein Schiefer mit 
Cephalograptus nov. sp. und Monogr. lobifer M’Coy. Eine correspondirende Schiefer- 
partie scheint übrigens auch bei köstänga vorhanden zu sein. 

&) Zone des Monograptus turriceulatus Barr. 

TULLBERG glaubt hier noch zwei besondere Horizonte unterscheiden zu müssen: 

1. Stufe des Rastrites mawimus ÜARR., mit Sicherheit in Schonen noch nicht 
nachgewiesen, möglicherweise in einem grauen Schiefer mit Monograptus erispus LAPw. 
und M. turrieulatus BaRR. bei Tosterup vorliegend und anscheinend auch bei Röstänga 
durch graue Schiefer repräsentirt, die jedoch noch keine Petrefaeten geliefert haben; 

2. Stufe des Monograptus runcinatus Larw., bei Röstänga aus grauen 
Schiefern mit dünnen, schwarzen, graptolithenführenden Zwischenlagen bestehend, worin 
ausser der vorgenannten Art u. a. Monogr. priodon BRONN, M. rhynchophorus LinRs., 
M. jaculum Lapw. und Diplograptus palmeus BARR. beobachtet wurden. 

Nach TULLBERG’s Ansicht dürfte das letztere Lager einen Uebergang zwischen 
dem nächstfolgenden und dem von Lisnarsson auf Klubbudden in Ostgothland nach- 
wiesenen Schiefergebilde mit Monograptus turrieulatus BARR. und Rastrites Linnaei 
BARR. etc. (vgl. S.LXVI) darstellen. Es scheint mir jedoch näher zu liegen, die ganze 
Zone &, der ich darum auch die obige Ueberschrift gab, mit jenem Klubbuddschiefer 
LinnarssoN’s, welcher ebenfalls in zwei Theile zerfällt, gleichzustellen. Dagegen halte 
ich es für durchaus naturgemäss, dass TULLBERG die vorerwähnten Schiefer mit den 
Zonen «&—d zu einer Etage vereinigt, weil diese dann das Auftreten der Gattung Ra- 
strites in seiner Vollständigkeit umfasst. 

b) Retiolitesschiefer. 
Mit dem in anderen Gegenden Schwedens auftretenden Retiolitesschiefer bringt 


') Die beiden Stufen « und $ sind auch auf Bornholm bei Köllergärd vertreten. 
XL 


XCVIHI 


TULLBERG in Schonen gegenwärtig nur eine einzige graptolithenführende Stufe in Pa- 
rallele, die er als Zone des Uyrtograptus Grayi bezeichnet. Es ist ein bei Röstänga 
vorkommender grauer, dünnblättriger Schiefer mit schmalen schwarzen Zwischenbän- 
dern, welcher Cyrtograptus Grayi Lapw., CUyrtogr. (?) dubius n. sp., Monogr. priodon 
Bkonn, M. personatus n. sp., M. spinulosus n. sp., M. cultellus Törngv., M. sartorius 
Törnav., M. nodifer Törngv., Retiolites Geinitzianus BarR. und Ret. Törngvisti n. sp. 
enthält. Augenscheinlich ist u. a. die paläontologische Uebereinstimmung dieses Lagers 
mit dem dalekarlischen Retiolitesschiefer (vgl. S. XXXIV). 

In dem Aufsatz über die Lagerungsfolge bei Röstänga (Geol. Fören. Förh., Bd. V. 
Nr. 3, 1880) hatte indessen TULLBERG dem Retiolitesschiefer Schonens eine weitere 
Ausdehnung gegeben. Es kommen danach noch zwei auf die vorerwähnte folgende 
Stufen hinzu, die in der That auch der ersteren faunistisch sehr nahestehen und von 
ihm jetzt nach den bezeichnendsten Graptolithen, welche nachstehend der gesperrte 
Druck hervorhebt, speciell benannt sind. Die untere dieser Zonen, zunächst über dem 
Horizont mit C'yrtogr. Grayi, bestehend theils aus lockeren hellgrauen, grünlichen oder 
chokoladefarbigen, theils aus harten schwarzen, bituminösen Schiefern, enthält Cyrto- 
graptus (2?) spiralis GEIN., Monograptus priodon BRroNN, M. personatus n. sp., M. 
Hisingeri CarR., M. nodifer TÖRNQv., M. sartorius TÖRNgVv., Retiolites Geinitzianus BARR. 
und Ret. Törngeisti n. sp. (Röstänga, Tosterup, Fägelsäng). In der oberen, deren 
Schiefergestein theils hell chokoladefarbig und feinkörnig, theils dunkelgrau und von 
gröberer Textur ist, finden sich Cyrtograptus Lapworthin.sp., Cyrtogr. pulchellus 
n. sp., Öyrtogr. n. sp. indet., Monograptus priodon BRONN, M. speciosus n. sp., M. per- 
sonatus n. sp., M. Linnarssoni n. sp., Retiolites Geinitzianus BARR. (Röstänga, Bollerup). 
Für die letztere Zone wird in dem vorhin citirten Aufsatz TULLBERE’s als selten noch 
Monogr. vomerinus NıcH. angegeben, eine Art, welche anderwärts im schwedischen 
tetiolitesschiefer nach LINNARSSON gemein sein soll; ersterer Autor hat sie neuerdings 
erst in dem aufwärts sich anschliessenden Theile der Cyrtograptus-führenden Region 
verzeichnet, und zwar dort als ein durch alle bezüglichen Stufen hindurchgehendes 
Fossil. 

Die so eben besprochenen 3 Zonen entsprechen zusammen nach TULLBERG der 
britischen oberen Gala-Tarannon-Gruppe. 


Anmerkung. — Linnarsson hat das Verdienst, i. J. 1879 nachgewiesen zu haben, dass 
über dem Retiolitesschiefer in Schonen noch graptolithenführende Schiefermassen lagern, welche 
alle vorangehenden an Mächtigkeit und Ausbreitung bedeutend übertreffen, und er hatte darin 
auch schon zwei Hauptabtheilungen unterschieden. 

Für die untere derselben, von der jener Forscher jedoch nur den obersten Theil bei Jerre- 
stad und Tomarp mit Monograptus testis als Hauptfossil ins Auge gefasst hatte, schlug TULLBERG 


XCIX 


den Namen Cyrtograptusschiefer vor, nachdem erkannt war, dass ihre paläontologische 
Eigenthümlichkeit sich vorzugsweise in einer Menge von Cyrtograptus-Arten ausspricht. Zu 
diesem Cyrtograptusschiefer stellt nun der letztgenannte Geologe in seiner Abhandlung v. 1882 
über „Skänes Graptoliter“ bereits die drei obigen Zonen mit Cyrtograptus Grayi, ©. (?) spiralis 
und €. Lapworthi, so dass dabei der Retiolitesschiefer ganz wegfällt, und darüber zählt er so- 
dann von unten ‚nach oben noch folgende, als Aequivalente der englischen Wenloekbildungen 
angesehene Glieder der nämlichen Etage auf: 1. Zone mit Monograptus Riccartonensis LAPw.; 
2. Zone mit Cyrtograptus Murchisoni CARR. (in der auch Retiolites Geinitzianus noch auftritt); 
3. Z. mit Oyrtograptus rigidus n. sp.; 4. Z. mit Cyrtograptus Carruthersi Lapw. (hier u. a. auch 
Monograptus testis). Der Cyrtograptusschiefer in dieser Ausdehnung umfasst sonach im Ganzen 
7 Zonen, und wird bei Röstänga auf mindestens 350 Meter Mächtigkeit geschätzt. 

Die hierauf folgende Schieferabtheilung mit Graptolithen ist weitaus die bedeutendste, 
nicht nur in Schonen, sondern in Schweden überhaupt. Sie besteht aus grauen, grünlichen oder 
auch bläulichen Mergelschiefern, in welchen Linsen oder dünne Lagen von Kalkstein vielfach 
eingeschlossen sind; sowohl im Schiefer, als in den eingelagerten Kalkknollen findet sich manch- 
mal weisser Glimmer eingemengt. Die in erster Linie charakteristischen Fossilien sind Mono- 
graptus colonus BARR. und Cardiola interrupta Broperır. Danach hat Lınnarsson für dieses 
Schichtensystem, welches nach LarwortH den Ludlow Shales in England entspricht, die Be- 
zeichnung „Schiefer mit Monograptus colonus“, und demnächst TuLLgerG den Namen 
„Cardiolaschiefer* vorgeschlagen. Seine gesammte Mächtigkeit wird von Letzterem auf we- 
nigstens 3800 schwed. Fuss = 1128 Met. veranschlagt, und auch bezüglich der Oberflächener- 
streckung kann sich keine andere Silurbildung in der genannten Provinz mit ihm messen. 

Auf diesen Cardiolaschiefer sind nun in der Hauptsache jene in der Mark Brandenburg 
und angrenzenden Landestheilen seit Langem beobachteten obersilurischen Diluvialgerölle zurück- 
zuführen, welche man unter dem Namen „Graptolithengestein * zusammengefasst, und deren 
Herkommen geraume Zeit hindurch für unbekannt gegolten hat. Ich habe dies in der Juli- 
Sitzung 1881 der deutschen geolog. Gesellschaft zuerst vorgetragen, nachdem mir verschiedene 
Mittheilungen der schwedischen Geologen über die organischen Einschlüsse des obigen Colonus- 
oder Cardiolaschiefers bekannt geworden waren (ef. Zeitschr. der gen. Ges., XXXIII. p. 501); 
demgemäss muss ich jetzt die Bemerkung über das „Graptolithengestein“ auf S. XXI berichtigen. 
Man kennt diese Geschiebe hauptsächlich in zwei Abänderungen: 1. in mehr oder minder ab- 
gerundeten, wenn auch verschiedentlich geformten Stücken eines bräunlich- bis bläulichgrauen 
oder auch grünlichgrauen, thonhaltigen dichten Kalksteins, der ganz ungeschiefert ist; 2. in 
plattigen Stücken eines echten Mergelschiefers von ähnlicher, i. G. aber doch hellerer Färbung, 
welcher namhaft weicher und oft von geradezu erdiger Beschaffenheit ist. Es lag von vorne 
herein die Annahme nahe, dass die Knollen und Blöcke des härteren Kalkes in einer ursprüng- 
lich vorhanden gewesenen Schieferablagerung z. Th. wenigstens als Concretionen eingebettet 
waren, welche bei dem Transport ete. sich besser erhalten konnten und deshalb auch häufiger 
angetroffen werden. In beiden Varietäten finden sich, wenn man von gewissen, mit Unrecht 
hierher gerechneten Diluvialgeröllen absieht, gerade die bezeichnendsten Petrefacten des Car- 
diolaschiefers. Am gemeinsten ist Monograptus colonus BARR., der meinen Beobachtungen zu- 

9006 


[0 


folge auch in ausserordentlichem Grade gegen die übrigen hier vorkommenden Graptolithen, 
wozu u.a. Monograpt. Bohemicus BARR. und Monogr. Nilssoni BARR. gehören, überwiegt. Ein höchst 
charakteristisches Fossil ist sodann Cardiola interrupta Bron.; von dieser Art liegen mir zahl- 
reiche Exemplare in der weichen wie der härteren Abänderung des Gesteins vor, aus einem 
weniger als kopfgrossen rundlichen Geschiebe der letzteren von Heegermühle erhielt ich davon 
sogar über ein Dutzend. Häufig sind ferner Orthoceratiten; in dem erdigen Gestein sind es 
plattgedrückte, meist unbestimmbare Reste, wie sie in gleicher Beschaffenheit auch im schwe- 
dischen Cardiolaschiefer liegen. 

Mit Genugthuung kann ieh anführen, dass die von mir ausgesprochene Ursprungsbestim- 
mung in der vorhin eitirten Arbeit TuLLere’s z. Th. bestätigt wird. Es heisst dort zwar p. 30, 
dass der typische ungeschieferte Graptolithenkalk des norddeutschen Diluviums, den der Autor von 
Königsberg und aus Schlesien kenne, in Scandinavien anstehend nicht nachgewiesen sei; dagegen 
wird p. 14 gesagt, die Kalkeinschlüsse im Cardiolaschiefer seien allerdings gewöhnlich frei von 
Petrefacten, enthielten solche aber, wenn sie einmal vorkämen, in ungeheurer Menge, und der- 
artige Kalksteinknollen mit Graptolithen seien sowohl der Gebirgsart, als der Fauna nach voll- 
kommen übereinstimmend mit einer Varietät des sogen. Graptolithengesteins Norddeutschlands. 
Weiterhin bemerkt der Verfasser ebendaselbst p. 29, dass die zweite Varietät dieses Gesteins, 
die er als einen hellgrauen, deutlich geschieterten Mergelschiefer, z. Th. mit weisslichen Glimmer- 
schüppehen auf den Absonderungsflächen, kennen gelernt habe, dem Cardiolaschiefer Schonens 
völlig gleiche. Auch wird p. 30 noch ausdrücklich betont, dass die Fauna beider Abänderungen 
mit der der eben genannten Schieferbildung identisch sei. Ich selbst habe übrigens Gelegenheit 
gehabt, an einem aus Schonen hergebrachten Stück Cardiolaschiefer mit Monograptus colonus 
die Uebereinstimmung mit unserem schiefrigen Graptolithengestein zu constatiren. Will man vor- 
läufig noch Bedenken tragen, die wirkliche Heimathstätte der fraglichen Geschiebe in Schonen 
anzunehmen, so steht doch jetzt soviel fest, dass dieselben zu dem obersten graptolithenführenden 


Schichtensystem dieser Provinz in einer sehr nahen geologischen Beziehung stehen. 


VI. Smäland. 


Hauptsächlich nach LINNARSSoN!). 


In dem schmalen Küstengebiet dieser Provinz, welches gegenüber der Insel Oeland 
sich hinzieht, treten die sedimentären Gebirgsglieder sehr zurück: vorwiegend wird die 
Unterlage des Bodens hier von alten krystallinischen Gesteinen, und zwar vor Allem 


Gneiss und Granit in mannichfachen Abänderungen, gebildet. Nichtsdestoweniger sind 


!) De paleozoiska bildningarna vid Humlenäs i Smäland, Geol. Fören. Förh., Bd. IV. Nr. 6 (1878), 
p. 177— 184. 


cı 


die geognostischen Verhältnisse dieses Landstrichs für das Studium des norddeutschen 
Diluvinms von besonderer Bedeutung, weil derselbe einerseits mancherlei scharf mar- 
kirte Gesteinstypen enthält, und andererseits zugleich schon seine Lage darauf hinweist, 
dass in dieser Gegend die Heimath vieler unserer Gerölle zu suchen sein wird. In 
der That stimmt eine ansehnliche Zahl der letzteren, speciell in der Mark Branden- 
burg, mit dortigen Gebirgsarten auts vollkommenste überein. So sind z. B. gewisse 
sehr eigenthümliche Typen altkrystallinischer Orthoklasgesteine unter den Geschieben 
der Eberswalder Gegend mit anstehenden azoischen oder eruptiven Felsarten Smälands, 
die z. Th. an einzelnen bestimmten Oertlichkeiten auftreten, ganz und gar iden- 
tisch!). Ebenso hat eine eingehende Bearbeitung zahlreicher märkischer Geschiebe von 
massigen Plagioklasgesteinen, welche Herr M. NEsr?) neuerdings bei Prof. ZIRKEL in 
Leipzig ausgeführt hat, den Beweis geliefert, dass mehrere recht charakteristische Ab- 
änderungen unter denselben gleichfalls mit Smäländischen Vorkommnissen sich decken. 

Von Sedimentgesteinen finden sich in Smäland hauptsächlich versteinerungsleere 
cambrische' Sandsteine und Quarzconglomerate, welche der Ostküste entlang 
am Kalmarsund eine grosse Verbreitung besitzen, vorzugsweise allerdings als lose 
Blöcke in den ausgedehnten Schuttmassen, die in jenem Uferstreifen die Erdoberfläche 
bedecken und stellenweise über 1 Meile weit ins Land hineinreichen. Die Sandsteine 
sind von feinerem oder gröberem Korn, theils hellgrau, mitunter mit braunen Flecken, 
theils röthlich oder roth und grau gefleckt; die Conglomerate enthalten Quarzbrocken 
von verschiedenem Aussehen, deren Bindemittel z. Th. aus Quarz und rothem Feld- 
spath gemengt ist. Auch von diesen Gesteinen sind einige nach TORELL unter den 
Geschieben der Mark wiederzufinden®). Ferner ist zu bemerken, dass Scolithus- 
Sandstein auf der Insel Runö nahe der Küste im S. von Oskarshamn anstehend vor- 
kommt (vgl. Anm. zu S. LXXIV). 

Nur an einem einzigen Punkte sind Silurgebilde neben Trümmern der cam- 
brischen Formation in sehr beschränktem Umfange bekannt, und zwar bei Humlenäs 
im Kirchspiel Kristdala (Kreis Kalmar), ungefähr 3 preuss. Meilen nordwestlich von 


1) ef. REMELE, Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges., XXXIII (1881), p. 498. 

2) „Ueber seltnere krystallinische Diluvialgeschiebe der Mark“, ib. XXXIV (1882), p. 461 ff. — 
Das gesammte Material für diese Arbeit war von mir aus der hiesigen Geschiebesammlung dem 
Mineralog. Museum der Universität Leipzig übersandt worden. Die Herkunftsbestimmungen be- 
ruhen vielfach auf einer vergleichenden Untersuchung der Dünnschliffe durch A. E. TÖRNEBOHM in 
Stockholm. 

3) ef. BERENDT u. DAmEs, Geognost. Beschreibung der Gegend von Berlin, Berlin 1880, p. 81. 
Namentlich gilt das Gesagte, wie TORELL selbst mir bestätigte, von einem rothen Sandstein mit hell 
gelblichgrauen Flecken, der in den verschiedensten Gegenden der Mark Brandenburg recht häufig 
ist; eine ähnliche Gebirgsart kommt freilich auch in Dalekarlien vor. 


Ca 


Oskarshamn. Bereits HısıngEr!) hatte von diesem Vorkommen, welches allein schon 
durch seine engbegrenzte räumliche Absonderung bemerkenswerth ist, eine kurze geo- 
gnostische Beschreibung geliefert, und AnGELIN mehrere Petrefacten daraus beschrieben; 
allein genauere Angaben darüber sind erst von LINNARsSON loc. cit. veröffentlicht worden. 
Die herrschende Gebirgsart in der ganzen dortigen Gegend ist Granit, neben welchem 
hauptsächlich noch Diorite vertreten sind. Inmitten dieses Urgebirges erstreckt sich nun 
ein isolirter, wesentlich von Silurkalk gebildeter schmaler Rücken, dessen Höhe un- 
bedeutend ist, vom Südufer des Hummeln-Sees aus an der nahebei gelegenen Ortschaft 
Humlenäs vorbei von NW. nach SO.; seine Länge beträgt etwa 1 Kilometer, die Breite 
geht bis ca. 100 Meter, jedenfalls nur sehr wenig darüber hinaus, und ist im Allge- 
meinen geringer. Als fester Fels tritt das Gestein an der Oberfläche nicht auf, son- 
dern nur in Trümmern, theils kleinen Steinen, theils grösseren Blöcken, allein seine 
Verbreitung ist doch nach LinNARSSoON eine so scharf begrenzte, dass man ausserhalb 
des Bereiches jenes Rückens kaum einen einzigen Kalkblock antrifft. Ob diese silu- 
rische Kalksteinmasse und gewisse andere darunter eingemengte Sedimentgesteine in 
der Tiefe anstehend seien, erklärt der genannte Beobachter zwar noch für eine offene 
Frage, hält dies aber nach der Art des Vorkommens doch für wahrscheinlich, und mit 
aller Bestimmtheit äussert er sich dahin, dass sie nicht von einer weit entfernten Oert- 
lichkeit herstammen können. Neben weitaus überwiegendem Orthocerenkalk wurden in 
dem Trümmerzuge hauptsächlich noch Fragmente von Stinkkalk mit Agnostus pi- 
siformis beobachtet, sodann vereinzelt ein graugrüner Paradoxides-Kalk, welcher 
vermuthlich zur Zone des Paradowides Oelandieus gehört, und Sandsteinschiefer 
mit Paradox. Tessini, gleich dem bei VII. 2. b unter derselben Bezeichnung besproche- 
nen Öeländischen Gestein. Während cambrischer Sandstein in dem Schuttwalle selbst 
nur spärlich anzutreffen ist, liegen in der nördlichen Umgebung des Rückens nach dem 
Seeufer zu in grosser Menge Feldsteine eines dem gewöhnlichen schwedischen Fu- 
coidensandstein gleichenden lockeren, grau- bis gelblichweissen Sandsteins umher, 
der meist feinkörnig ist, bisweilen jedoch durch Aufnahme grösserer Quarzstücke 
etwas conglomeratartig wird. Oft findet man ihn durchzogen von Scolithus-artigen 
Röhren. 

Der Orthocerenkalk von Humlenäs ist theils rother, theils grauer, letzterer 
aber bedeutend vorherrschend. Ersterer zeigte am häufigsten Megalaspis planilimbata 
AnG. und Nileus Armadillo Daum. bei fast gänzlichem Fehlen von Orthoceratiten, und 
entspricht also dem unteren rothen Kalk auf Oeland und an der Kinnekulle. Von 


ganz besonderem Interesse ist jedoch der vorerwähnte graue Orthocerenkalk, welcher 


') Underrättelse om Lager af petrificatförande Kalksten pa Humlenäs i Calmar Län ete., Kongl. 
Vetensk.-Akademiens Handlingar för är 1825, p. 180 ff. 


CIIL 


in petrographischer Hinsicht vornehmlich durch seinen Reichthum an Glaukonit 
charakterisirt ist und eine grössere Ausbeute an organischen Ueberresten lieferte, die 
allerdings meist in einem fragmentarischen Erhaltungszustande herauskamen. LINNARSSON 
bestimmte darin nachfolgende Arten: Phacops sclerops Daım., Cheirurus sp., Lichas 
celorrhin ANG., Illaenus crassicauda WAHLENB. (1. e. Ill. Dalmani VoLB., cf. S. XXX), 
Dysplanus (Illaenus) centaurus Darm. (?), Asaphus raniceps Darm. (häufig, jedoch bloss 
in Bruchstücken), Megalaspis acuticauda An. (?) und andere Formen derselben Gattung 
in fragmentarischen und undeutlichen Resten, Ampyx nasutus DaLm., Agnostus glabratus 
Anc.'), Orthoceras trochleare Hıs., Orthoceras commune (WAHLENB.) Hıs., Hyolithus sp., 
verschiedene Arten von Bellerophon, Eccyliomphalus centrifugus WAHLENB., Euomphalus 
obvallatus WAHLENB. (= Gualteriatus SCHLOTH.), Pleurotomaria elliptica Hıs., Orthis 
calligramma DaLm., Orthis obtusa PANDER, Orthisina plana PanD., Orthisina concava 
v. D. Paur., Strophomena (Leptaena) imbrew PanD., Atrypa (Rhynchonella?) nucella 
Darm., Orania (Pseudocrania) antiquissima Eıcuw., Montieulipora (Dianulites) Petro- 
politana PAND. sp. 

ANGELIN hat von Humlenäs noch folgende Trilobiten genannt, welche jedenfalls 
auch in dem dortigen Glaukonitkalk gefunden wurden: Megalaspis extenuata WAHLENB,., 
Pliomera (Amphion) Fischeri Eıcuw., Cyrtometopus (Cheirurus) elavifrons DAaLn. 

Die mitgetheilte Fauna beweist, dass dieses Gestein mit überraschender Genauig- 
keit dem Vaginatenkalk Fr. Scumipr’s (B. 3) entspricht. Auf der anderen Seite ist es 
durchaus analog dem glaukonitführenden Kalk in der Zone des unteren grauen Örtho- 
cerenkalks auf Oeland, wie dies schon von LinxarssoN angedeutet wurde und nament- 
lich aus neueren Beobachtungen TuLLBEre’s hervorgeht. Ueberhaupt sind die in dem 
Trümmerzuge bei Humlenäs gefundenen Sedimentärgesteine durchweg solche, die an 
der Westküste der genannten Insel auftreten?). Eine jüngere Gebirgsart, als jener 
Glaukonitkalk, ist von LinNARrsson in diesem Steinwall nicht constatirt worden. 

Das einzige bisher anstehend bei Humlenäs beobachtete sedimentäre Gebilde ist 
eine Granitbreccie, auf welche zuerst NATHORST aufmerksam gemacht hat. Dieselbe 
füllt im NW. des Ortes am Strande des Hummeln-Sees Spalten im Granit aus; kan- 
tige Bruchstücke von Granit sowie untergeordnet auch solche von Eurit (Hälleflinta) 
sind darin durch ein spärliches Bindemittel verkittet, welches aus feinerem Granit- 
schutt besteht. 


!) Vgl. Anm. zu S. LXX. 
2) Vgl. hierzu auch TULLBERG in Geol. Fören. Förh., Bd. VI. Nr. 6 (1882), p. 236. 


CIV 


VII. Oeland. 


Nach A. SIÖGREN und LiNNARSSoN unter Berücksichtigung neuerer Beobachtungen 
von DAMES und NATHORST sowie von TULLBERG!). 


Die Kenntniss der Ablagerungen dieses Eilandes in petrographischer und pa- 
läontologischer Hinsicht ist für Jeden, welcher Untersuchungen über die Natur und das 
Herkommen der im norddeutschen Diluvium zerstreuten Materialien betreibt, von 
grösster Wichtigkeit. Innerhalb der Meridiane, welche die mittleren Theile unseres 
Flachlandes einschliessen, haben Oeländische Gesteine, vor Allem die dortigen Ortho- 


1) SJÖGREN: Anteckningar om Öland, ett bidrag till Sveriges geologi, Öfvers. af Kongl. Vetensk.- 
Akad. Förhandl., Arg. 8 (1851), Nr. 2, p. 36—42; Bidrag till Ölands geologi, ib. 1871. Nr. 6, p. 673 ff.; 
Om nägra försteningar i Ölands Kambriska lager, Geolog. Fören. Förh., Bd. I. Nr. 5, 1872, p. 67 ff. 

Linnarsson: Geologiska jakttagelser under en resa pä Öland, Geol. Fören. Förh., Bd. III. Nr. 2, 
1876, p. 7Lff.; Om faunan i lagren med Paradoxides Ölandieus (Abdruck aus Geol. Fören. Förh., 
Bd. III. Nr. 12, 1877). — Ueberdies standen mir schätzbare Mittheilungen über die Oeländischen Or- 
thocerenkalke zu Gebote, welche LINNARSSON mir in zwei vom 12. und 22. Juni 1881 datirten Schreiben 
von Sköfde in Westgothland aus hatte zukommen lassen. In denselben sind verschiedene bis dahin 
noch nicht veröffentlichte Beobachtungen niedergelegt, die von dem schwedischen Geologen auf einer 
im Sommer 1876 (bald nach Erscheinen der zuerst in diesem Absatz eitirten Arbeit) ausge- 
führten kurzen Bereisung der Insel gemacht wurden. Ein Theil dieser Angaben ist später zum Ab- 
druck gelangt in einer Note zu dem biographisch-literarischen Aufsatz über Linnarsson, welchen 
NATHORST in den Geol. Fören. Förhandlingar, Bd. V. Nr. 13 (Nov. 1881), publieirt hat (s. loe. eit. p. 593). 

Damzs: Geologische Reisenotizen aus Schweden, Zeitschr. der deutsch. geolog. Ges., XXXIII 
(1881), p. 405 ff. — Es sei hier noch erwähnt, dass ich auch Gelegenheit hatte, einen Blick auf die 
von Herrn Daumzs auf Oeland gesammelten Petrefacten und Gesteinsproben zu werfen. 

NATHORST: Om det inbördes förhällandet af lagren med Paradoxides Ölandieus och Par. Tessini 
pä& Öland, Geol. Fören. Förh., Bd. V. Nr. 13, 1881, p. 619—623; Om det inbördes äldersförhällandet 
mellan zonerna med Olenellus Kjerulfi och Paradoxides Ölandieus, ib. Bd. VI. Nr. 1, 1882, p. 27—30. 

TULLBERG: Förelöpande redogörelse für geologiska resor pa Öland, Geol. Fören. Förh., Bd. VI. 
Nr. 6, 1882, p. 220 ff. Von diesem Aufsatz, der über Beobachtungen bei einer Bereisung der Insel 
im Sommer 1882 referirt und zugleich verschiedene neue Fossilfunde des bekannten schwedischen 
Sammlers v. SCHMALENSEE zur Kenntniss bringt, erhielt ich vom Verfasser einen Separatabdruck, 
als meine Darstellung der Oeländischen Formationsglieder bereits druckfertig zu Papier ge- 
bracht war. Es schien mir nicht zweekmässig zu sein, die neuen Mittheilungen TULLBERG’s noch in 
den Text einzuflechten; vielmehr habe ich dieselben durch Anfügung von Zusätzen bei den einzelnen 
Abschnitten benutzt, schon weil TULLBERG seinen Bericht als einen „vorläufigen“ bezeichnet und 
auch gelegentlich bemerkt, dass er nicht für alle Bestimmungen angesichts der ohne Zuhülfenahme 
der Originale ungenügenden Diagnosen und Figuren von ANGELIN und anderen älteren Autoren ein- 
stehen könne. Nur den früher auf Oeland unbekannten Dietyonemaschiefer habe ich auf Grund der 
Angaben des genannten Geologen eingeschoben. 


cv 


cerenkalke, eine grosse Verbreitung. Vielleicht zeigt sich dies an keinem Punkte so 
auffallend, als gerade in dem näheren Umkreise von Eberswalde. Bezüglich der Ab- 
stammung gewisser Geschiebearten ist auch vor mehr oder weniger langer Zeit schon 
die Aufmerksamkeit verschiedener Geologen ganz speciell auf Oeland gerichtet gewesen. 
Um dies zu erklären, glaube ich darauf, dass vor Zeiten Oeländische Kalke behufs der 
Verwendung als Estrichsteine, Fliesen u. s. w. in grösseren Massen nach einzelnen 
norddeutschen Küstenstädten kamen und etwa zufällig zu Vergleichen anregen mochten, 
kaum Gewicht legen zu dürfen; vorzugsweise ins Auge gefallen ist wohl die Häufigkeit 
von rothen ÖOrthocerenkalken unter den Diluvialgeröllen vieler Gegenden Norddeutsch- 
lands und andererseits die längst bekannte bedeutende Entwicklung solcher Kalksteine 
auf dem verhältnissmässig nahegelegenen schwedischen Eiland. 

Von Smäland durch den schmalen Kalmarsund getrennt, bildet Oeland eine lang- 
gezogene, annähernd der Küste parallel laufende Bank. Eigenthümlich für das oro- 
graphische Relief der Insel sind die sogen. „Landborgen“, eine plateauartige Erhebung, 
welche den weitaus grössten Theil derselben einnimmt und der Westküste entlang in 
einem Steilabfall endigt, während sie nach O. bis zum Gestade allmählich sich ein- 
senkt. Jener Abhang hat indessen nur eine mässige Höhe, die nach N. noch abnimmt, 
bis sie schliesslich nur mehr wenige Meter beträgt. Zwischen diesem Westrande der 
Landborgen und dem gegenüber befindlichen Meeresufer liegt bloss ein schmaler flacher 
Landstreifen mit hervorragend üppiger Vegetation, wogegen der Kalkboden auf dem 
Plateau überall da, wo keine quartären Schutt- und Schwemmgebilde auflagern, sehr 
unfruchtbar, ja flächenweise, zumal im südlichen Theile Oelands, vegetationslos ist. 
Schuttwälle, welche dem Strande parallel laufen und auf vorzeitliche Einwirkungen 
des Meeres hindeuten, finden sich namentlich auf dem Westgelände der Landborgen; 
stellenweise enthalten sie Trümmer von Urgebirgsarten, welche auf Oeland selbst nicht 
anstehen und vielleicht von Smäland stammen. 

Bekanntermassen ist die ganze Insel aus Gliedern der cambrischen und untersi- 
lurischen Formation zusammengesetzt, und zeigt dabei in ihrem geognostischen Bau 
mancherlei Abweichungen von den paläozoischen Gebieten des schwedischen Festlandes. 
So fehlen namentlich die silurischen Graptolithenschiefer vollständig, zugleich auch alle 
jüngeren untersilurischen Ablagerungen; merkwürdig ist die grosse Verschiedenheit von 
den cambrisch-silurischen Bildungen in Schonen, so dass fast nur die beiderseitigen 
Alaunschiefer theilweise einander entsprechen. Die Schichten fallen sehr sanft nach 
O. ein, und neigen sich gleichzeitig etwas gegen N.; ihr Streichen fällt nahezu mit der 
Längsaxe der Insel zusammen. Dem entsprechend gelangt man der Reihe nach von 
den älteren zu den jüngeren Lagern, wenn man von W. nach OÖ. hinübergeht. In dem 
flachen Strandsaum der Westseite bilden die älteren cambrischen Schichten die Unter- 


lage des Bodens. Die steile Böschung der Landborgen zeigt anstehend die tieferen 
xIv 


CVI 


Theile des Orthocerenkalks und daneben im S. die obercambrischen Schiefer. Auf 
dem Plateau findet sich sodann die grosse Masse der Silurkalke, und zwar die hangen- 
deren Glieder nach O. zu; ausgedehnte Strecken dieses Terrains lassen den nackten 
Kalkfels ohne jede Grusbedeckung hervortreten. Die besten Aufschlüsse hat der West- 


rand der nördlichen, und der Ostrand der südlichen Inselhältfte. 


A. Cambrische Formation. 


1. Cambrischer Sandstein. 

Weisser, resp. lichtgrauer, z. Th. farbig gestreifter, harter und körnig ausgebil- 
deter Sandstein, in welchem SJÖGREN nur kohlehaltige Spuren, die ihm auf ein Ge- 
wächs hinzudeuten schienen, beobachtet haben will; nach Dames kommen darin jedoch 
z. Th. zahlreiche Scolithen vor. Das Gestein ist auf Oeland anstehend nicht bekannt, 
seine wirkliche Lagerstätte liegt nach W. zu ganz unter dem Meeresspiegel; dagegen 
findet es sich in einer Menge von losen Blöcken am westlichen Strande der Insel. 
Man nimmt an, dass letztere sowohl den Fucoidensandstein, als den Eophyton- 
sandstein repräsentiren. Nach NATHORST tritt der feste Sandsteinfels auf Furön zu Tage. 

2. Paradoxidesschiefer. 

a) Zone des Paradoxides Oelandicus. 

Diese zuerst von SJÖGREN auf Oeland nachgewiesene Paradoxides-Stufe ist inso- 
fern für die genannte Insel eigenthümlich, als sie auf dem schwedischen Festland bloss 
in losen Blöcken in Jemtland (schon hoch hinauf im mittleren Schweden) und neuer- 
dings in Ostgothland (s. oben) beobachtet wurde; ausserdem tritt dieselbe in Norwegen 
auf'). Man kennt das Oelandicus-Lager auf Oeland bei Stora Frö im Kirchspiel 
Wickleby und weiter nördlich bei Borgholm, der Hauptstadt der Insel; an ersterem 
Orte besteht es aus grünlichen, thonigen oder mergeligen Schiefern mit Kalkeinlagerungen, 
an letzterem aus einem grünlichen, lockeren Mergelschiefer. Das Gestein enthält mehr- 
fach, speciell bei Stora Frö, Einschlüsse von Schwefelkies; indem ein Theil des letzteren 
sich oxydirte, hat zugleich die Einwirkung der entstandenen freien Schwefelsäure auf 
die kalkhaltige Gebirgsart zur Bildung von Gyps Anlass gegeben. Auch kleine weisse 
Glimmerblättehen sind mitunter eingesprengt. Die ziemlich reiche Fauna, welche 
LinnARsson genauer untersuchte, setzt sich aus folgenden Arten zusammen: 


Paradozides Oelandicus Ssögr., Paradox. Sjögreni Linrs., Paradox. aculeatus 


) 


!) cf. BRÖGGER, Paradoxides Ölandieus-niväet ved Ringsaker i Norge, Geol. Fören. Förh., 
Bd. VI. Nr. 4, 1882, p. 143 ff. Der Autor weist in diesem Aufsatz auf die nähere paläontologische 
Beziehung zwischen den Zonen mit Paradoxides Oelandieus und Paradoxides Tessini hin, während die 
Stufe des Parad. (Olenellus) Kjeruli scharf von dem Oelandieus-Horizont geschieden sei. 


OVII 


Lıxks., Paradoxides sp. indet., Ellipsocephalus polytomus Lisks. (bei Borgholm) und 
eine dieser Art jedenfalls sehr nahestehende Form (bei Stora Frö)'), Conocoryphe emar- 
ginata LinRs., Selenopleura eristata LiNRs., Agnostus fallax Lisks., Agnostus gibbus 
Lisrs. var., Agn. regius SJÖGR., Hyolithus teretiusculus LinRs., Acrothele granulata Lisrs., 
Lingula sp. und Acrotreta socialis SEEB. 

NATHORST hatte in dem ersten seiner auf S. CIV ecitirten Aufsätze (p. 623) die 
Vermuthung ausgesprochen, dass die Stufe des Paradowides Oelandieus möglicher- 
weise dem „Fragmentkalk“ bei Andrarum entspreche, in dem zweiten (p. 29) jedoch 
giebt er an, dass ihre Fauna sich zunächst an die der unteren Tessini-Region, speciell 
des Exsulanskalkes in Schonen, anschliesst. 

b) Zone des Paradoxides Tessini’). 

Ueber dem besprochenen Oelandieus-Lager zeigen sich bei Borgholm, wie dies 
specieller von NaTHoRST und Damzs beobachtet wurde, zunächst einige untergeordnete” 
Schichten von verschiedenem petrographischen Charakter: eine sehr dünne Bank von 
kalkigem Conglomerat, dessen abgerundete Gesteinstrümmer mit Glaukonit überzogen 
sind, und worin neben zahlreichen Exemplaren von Acrothele sp. eine vermuthlich neue 
Art von Obolus (resp. Obolella) und Ellipsocephalus sp. sıch fanden; sodann sandige 
Kalkschiefer mit Liostracus aculeatus ANG.) und sonstigen massenhaften, jedoch unbe- 
stimmbaren Trilobitenresten, und ein plattig abgesonderter, hellgrauer, fester Kalkstein 
von krystallinischem Habitus, in welchem dieselbe Liostracus-Art von Paradoaxdes 
Tessini BRonGn. begleitet ist. Die beiden letzteren Gesteine hat offenbar auch Lıx- 
NARSSON schon beobachtet, da er von der nämlichen Oertlichkeit ein Lager von 
schiefrigem Kalkstein und Sandstein mit Ellipsocephalus granulatus Linrs., Liostracus 
aculeatus AnG., Paradozides-Fragmenten und Acrothele granulata LisRs. anführt; dabei 
bemerkt er, dass in dem Kalk zuweilen Phosphoritknollen eingewachsen seien‘). 

Die vorerwähnten Gesteinsschichten, aus welchen von DamEs noch Metoptoma 
Barrandei LisrRs., eine Art des Exsulanskalkes in Schonen, genannt wird, sind in der 
Hauptsache schon dem Tessini-Niveau beizurechnen; indess dürfte das glaukonithaltige 


!) ef. REMELE, Zeitschr. der deutsch. geolog. Ges., XXXIII (1881), p. 700. 

2) Mit dieser Brox@starrt'schen Art fällt nach Liwnarsson (Faunan i Kalken m. Conocor. 
exsulans, p. 6—9) sowohl Parad. Tessini var. Wahlenbergii Anc., als auch Parad. Tessini var. Oelandicus 
AnG. (s. Palaeont. Scandin. Appendix, p. 94) zusammen. 

») Die Originalstücke dieser Art stammen von Borgholm. 

*) Von dem genannten Autor ist die Vermuthung geäussert worden, dass dies vielleicht das 
Oeländische „conglomeratum cealcareum“ sei, in welchem nach AnGELIn, und zwar eben bei Borgholm, 
sich Paradoxides Tessini gefunden haben soll (ef. Palaeont. Scandinavica, p. III u. 2). Zweifelhafter 
erscheint es mir, ob man dabei mit Damus an das zuvor erwähnte glaukonitisch-kalkige Conglomerat 


denken darf, 
xıy* 


CV 


Conglomerat mit Ellipsocephalus sp. davon auszunehmen seın und eher zur Oelandieus- 
Zone gehören, wofür mir ausser stratigraphischen und lithologischen Gründen auch der 
Umstand zu sprechen scheint, dass die fraglichen Trilobitenreste, soweit ich sie habe 
vergleichen können, sehr an Ellipsocephalus polytomus LiNRs. erinnern. 

Auf die sandig-kalkigen Schichten mit Liostracus aculeatus folgt nun die typische 
Tessini-Zone als ein kalkiger, etwas splittriger Sandsteinschiefer von grauer 
bis bräunlicher, im frischen Zustande meist blaugrauer Farbe und quarzitähnlichem Aus- 
sehen, auf dessen bedeutenden, wenn auch variablen Gehalt an kohlensaurem Kalk 
schon SJÖGREN hingewiesen hat. In dem Gestein finden sich, abgesehen von einge- 
wachsenen Kalkspathlamellen, mitunter weissliche Glimmerschüppchen, vereinzelte grüne 
Glaukonitkörnchen sowie Einschlüsse von Schwefelkies. Es wechsellagert z. Th. mit 
dünnen, mehr thonigen Bänken. Diese Bildung tritt nicht allein in der bei Borgholm 
entwickelten Schichtenfolge auf, sondern vorzugsweise etwas weiter nördlich, bei Äle- 
klinta'), und im südlichen Theil der Insel bei Albrunna und Södra Möckleby sowie 
anscheinend auch bei Stora Frö über der Oelandieus-Schicht, theils anstehend, theils 
in Steinhaufen oder in grösseren Blöcken am Strande umherliegend. Die wichtigsten 
Versteinerungen sind Paradoxides Tessini BRONGN. und Ellipsocephalus mutieus ANG. 
sp.; zugleich findet sich eine Hyolithus-Form (bereits von SJÖGREN als „Theca sp. indet.“ 
mitgetheilt). Lixxarsson (Brachiopoda of the Paradoxides beds, p. 16) erwähnt noch 
kleine Lingulellen (2), ähnlich denen des Andrarumkalks, aus den Oeländischen „arena- 
ceous flagstones“ mit Parad. Tessini. 

Der Sandsteinschiefer mit Paradox. Tessini wurde von SJÖGREN als zunächst zu- 
sammenhangend mit der Smäländischen Sandsteinbildung, und dem entsprechend die 
Zone des Paradox. Oelandicus als die jüngere, den ersteren überlagernde angesehen, 
wie dies auch oben S. XXXVIII bemerkt ist. LINNARSSON äusserte bereits gewichtige 
Zweifel hierüber und neigte mehr zu der entgegengesetzten Ansicht hin, bis neuerdings 
von NATHORST und DamEs durch die Untersuchung eines bei Borgholm aufgeschlossenen 
Profils nachgewiesen wurde, dass in der That die Tessini-Zone höher liest. 

Beachtenswerth ist noch, dass die petrographische Facies des Tessini-Horizontes 
in Scandinavien recht bedeutende Verschiedenheiten zeigt, und dass Paradozides Tessini 
nur auf Oeland sich in anstehendem Sandstein gefunden hat. NATHorsT bemerkt, 
dass die Fauna bis zu einem gewissen Grade von der Gesteinsbeschaffenheit abhängig 
erscheint, welche ihrerseits auf Unterschiede in den physikalischen Verhältnissen wäh- 
rend der Bildungszeit hinweist, indem Ellipsocephalus und Acrothele granulata nicht 


als Begleiter der genannten Paradozides-Art vorkommen, wenn letztere, wie es zumeist 


!) Bei diesem im Kirchspiel Alböke gelegenen Orte steht TULLBERG zufolge nach unten zu 
ein ansehnliches Lager von grauem echtem Thonschiefer mit Paradox. Tessini an. 


CIX 


auf dem schwedischen Festlande — und ebenso auch in Norwegen — der Fall ist, 
in Alaunschiefer und Stinkkalk auftritt!). 

Von TULLBERG wird ein Fund von Trilobitenresten, die vermuthlich zu Conoco- 
ryphe exsulans gehören, in sandigem Kalkstein der tieferen Partie des Tessini-Niveau’s 
erwähnt. Ferner giebt er an, dass letzteres in seinem höheren Theile Knollen von 
grünem, strahlig-krystallinischem Kalkspath enthalte und seinen oberen Abschluss in 
einem ganz eigenthümlichen, aus den verschiedensten petrographischen Elementen, 
Tessini-Sandstein, einem harten sandsteinähnlichen Thonschiefer, weissem Sandstein, 
weissem und graugrünem krystallinischem Kalk, schwarzem Stinkkalk und Alaunschiefer, 
zusammengepackten Lager finde. i 

ec) Zone des Paradoxides Forchhammeri (Andrarumkalk). 

Abweichend von dem Verhalten in Schonen und Westgothland, beginnt hier auf 
Oeland erst die Ablagerung von Alaunschiefer und Stinkkalk. 

In der bezeichneten Stufe, die von Linnarssox bei Södra Möckleby nachgewiesen 
wurde und nach ihm am meisten dem entsprechenden Gliede in Westgothland gleicht, 
fanden sich Paradoxides Forchhammeri AnG., Liostracus microphthalmus ANG., Arto- 


1) Von BRÖGGER ist loc. eit. ein in der Gegend nördlich von Hamar in Norwegen, nämlich 
zwischen Ringsaker und Saustad am Mjösen-See, blossgelegtes Profil beschrieben worden, in welchem 
die Aufeinanderfolge der älteren Paradoxiden -Schiehten sehr deutlich beobachtet werden konnte. 
Von unten ab sind hier abgelagert: 

1. Sandsteine und Quarzite in meist dicken Bänken, untergeordnet auch Thonschiefer und 
Knollen von Kalksandstein; in der Hauptsache fossilfrei, jedoch stellenweise mit Kophyton-artigen 
Resten. 

2. Grünlichgrauer Thonschiefer mit Ockerflecken, welcher die Zone des Olenellus Kjerulfi aus- 
macht; gleicht völlig dem Lager bei Tömten im Kirchspiel Ringsaker, aus welchem LinnArsson den 
genannten Trilobiten beschrieben hat. 

3. Schwärzlichgrauer, nur anfangs noch ziemlich glaukonithaltiger, demnächst mehr dem 
Alaunschiefer ähnlicher Thonschiefer mit dünnen Lagen oder Concretionen von hell blaugrauem bis 
grünlichgrauem Kalkstein sowie auch vou schwarzem Stinkkalk; hier erscheinen Paradowides Oelan- 
dieus, Agynostus-Arten etc. 

4. Schwarzer Alaunschiefer mit stark krystallinischem Stinkkalk, ea. 10 Meter mächtig. 

5. Dickschichtiger Sandstein von verschiedenen Färbungen, welcher eine recht ansehnliche 
(auf etwa 60—80 Meter abgeschätzte) Mächtigkeit besitzt und nach oben mit einem dünnplattig ab- 
gesonderten grauen Quarzschiefer von ca. 12 Meter Dicke abschliesst. 

6. Alaunschiefer und Stinkkalk mit Paradoxides Tessini, also das Tessini-Niveau, auf welches 
dann die aufwärts sich anschliessenden Theile der Alaunschiefer-Serie folgen. 

Dieses Profil ist zunächst deshalb von Interesse, weil es sicher beweist, dass die Kjerulfi-Zone 
einen bestimmten Horizont unterhalb derjenigen des Paradox. Oelandicus bildet. Sodann verdient das 
Auftreten von Alaunschiefer und Sandstein zwischen der Oelandieus- und Tessini-Stufe Beachtung; 
ob dieselben aber schon der letzteren zuzurechnen sind, lässt BRÖGGER unentschieden. 


cxX 


nellus diformis ANG. (cf. S. LXXX), Selenopleura brachymetopa AnG., Agnostus laevi- 
gatus Darm., Acrothele coriacea LinRs., Orthis exporrecta LinRs., Orthis Lindströmi 
Lines. und Orthis Hicksü (Saur.) Dav. aff.!). 

Ferner gehört Conocoryphe (Selenopleura?) stenometoya ANXG., von Möckleby auf 
Oeland beim Autor citirt, vermuthlich zu dem nämlichen Horizont’?). 

Ob auch die nächstfolgende Zone des Agynostus laevigatus auf der Insel ver- 
treten sei, ist aus den vorliegenden Daten nicht zu entnehmen. Von den so eben mit- 
getheilten Arten gehen zwei, Ayn. laevigatus und Orthis exporrecta, ın dieselbe hinauf; 
dagegen werden zwei auf letztere beschränkte Leitfossilien, Liostracus costatus Links. 


und Leperditia primordialis LisRs., von Oeland nicht angeführt. 
3. Olenusschiefer. 


Diese Etage umfasst den bedeutenderen Theil der Alaunschieferbildung, und ıst 
namentlich im S. der Insel bei Södra Möckleby und dem dicht dabei gelegenen 
„Oelands Alunbruk“ gut entwickelt; ausserdem tritt sie bei Eriksöre und Äleklinta zu 
Tage. Wie gewöhnlich trifft man die Versteinerungen vorzugsweise in den dem Schiefer 
eingelagerten Schichten und Coneretionen von Stinkkalk. Letzterer enthält in den 
höheren Schieferpartien mit Peltura und Sphaerophthalmus, wie dies DAMES hier und 
ausserdem nur noch bei Knifvinge in Ostgothland gefunden hat, oft reichlich weissen, 
gelblichen oder hellbräunlichen Kalkspath, neben welchem die schwarzen Kopf- und 
Schwanzschilder der Trilobiten stark hervortreten°). 

Folgende Unterabtheilungen des Ölenusschiefers sind auf Oeland beobachtet 


worden: 
a) Zone des Agnostus pisiformis. 
Zu unterst erscheint LINNARssoN zufolge diese Linx£’sche Art. Daneben ist 


Olenus truncatus BRÜNNICH zu nennen, den ANGELIN von Möckleby angiebt. Ausser- 
dem findet sich nach LiNNArsson auf Oeland auch Olenus gibbosus WAHLENB.*). 
b) Zone der Beyrichia Angelini (Barr.) Linrs. 
Folgt nach Lınxarssox unmittelbar auf den Alaunschiefer mit Agnostus pisiformis. 


!) cf. LInnarsson, Brachiopoda of the Paradoxides beds, p. 14. 

28er 1b.2D30: 

°) Diese Thatsache verdient deshalb besonders hervorgehoben zu werden, weil völlig gleich 
beschaffene Geschiebe in der Mark Brandenburg und benachbarten Gegenden, speciell in Mecklenburg, 
vorkommen, i 

*) Derselbe Beobachter will diesen Olenus, welcher sonst Agnostus pisiformis zu begleiten pflegt, 
hier erst &leich über Beyrichia Angelini angetroffen haben. 

Bei Ottenby im südlichen Oeland fand v. SCHMALENSEE, wie TULLBERG mittheilt, in Stinkkalk 
zusammen mit demselben Agnostus ein Pygidium von Ceratopyge sp., welches den analogen Funden bei 
Andrarum (cf.-S. LXXXII) entspricht. 


CXI 


ce) Zone der Parabolina spinulosa Wahlenb. 

Von Danmes wird dieses Leitfossil speciell erwähnt. Liwxarsson hat angegeben, 
dass einige Stinkkalkbänke ausschliesslich oder fast allein von Orthis lentieularis Wan- 
LENB. erfüllt seien. 

d) Zone mit Eurycare latum Boeck. 
Daneben Leptoplastus und vereinzelte Reste von Orthis. 
e) Zone der Peltura scarabaeoides Wahlenb. 
Auch Sphaerophthalmus alatus BOECK sp. wird aus demselben Lager angeführt. 


4. Dietyonemaschiefer. 

TULLBERG theilt jetzt mit, dass in den jüngsten Schichten des Oeländischen 
Alaunschiefers auch Dietyonema (Dietyograptus) auftrete, so dass hiermit ein neues 
Vorkommen des genannten Formationsgliedes den S. XLV erwähnten sich hinzugesellt. 
In dieser bei Ottenby und weiter südlich am Seestrande gut entwickelten Alaunschiefer- 


partie finden sich auch Bryograptus sp. und Obolus sp.'). 


B. Untersilurformation. 


5. Ceratopygekalk. 

Der petrographische Charakter dieser bei Algutsrum, Eriksöre und südlich von 
Resmo, ferner bei Kräketorp im Kirchspiel Thorslunda und bei Äleklinta, theils an- 
stehend, theils in losen Blöcken, nachgewiesenen Etage ist ziemlich schwankend. Im 
Allgemeinen herrschen hier grünliche glaukonitreiche Schieferschichten mit Einlagerungen 
von dichtem Kalkstein, welcher theils grau, resp. hellgrünlich ist mit sehr sparsam 
eingesprengten Glaukonitkörnchen, theils in einer ähnlichen Grundmasse eine überaus 
grosse Menge dieses grünen Minerals enthält. Das häufigste Fossil ist nach LINNARSSON 
und Dames eine kleine Ortkis?). Ausserdem hat ersterer Autor Symphysurus socialis 
Lines. und Euloma ornatum ANG., und DamEs noch Pfychopyge sp. angeführt. 


1) Nach BRÖGGER (Die silur. Etagen 2 u. 3 im Kristianiagebiet und auf Eker, Kristiania 1882, 
p. 6), welcher den Namen „Dietyograptusschiefer“ vorzieht, enthält diese Ablagerung im süd- 
norwegischen cambrisch-silurischen Gebiet Bryograptus Kjeruli LApw. (in den oberen Schiehten bei 
Väkkerö) sowie eine Form von Obolus (2) Salteri HoLL. 

2) Die fragliche, mit relativ starken dichotomirenden Rippen versehene Orthis, von der ich 
mehrere von Herrn DamEs gesammelte Exemplare gesehen habe, wurde von mir auch in hierher ge- 
hörigen glaukonitreichen kalkigen Geschieben unseres Diluviums beobachtet (cf. Zeitschr. d. deutsch. 
geolog. Ges., XXXIII. p. 696). Dieselbe hat zwar eine gewisse Aehnlichkeit mit Orthis parva PANDER, 
ist aber doch unschwer specifisch davon unterscheidbar. Vor Allem ist bei der Panper’schen Art 
die Wölbung der grösseren Klappe beträchtlich stärker, zugleich auch die relative Breite etwas 
geringer. Am meisten gleichen sich die kleineren flachen Sinusklappen. — Jedenfalls sehr ähnlich 


CXII 


TULLBERG unterscheidet zunächst über dem Alaunschiefer 2 Lager, welche bisher 


als „Ceratopygekalk“ zusammengefasst wurden: 


a) Glaukonitschiefer. 

Eigenthümliche, wenig mächtige Bildung eines dunkelgrünen, aus Thonsubstanz 
und Glaukonitkörnchen zusammengesetzten Schiefergesteins; zwischen Köpimg und Borg- 
holm, wo das Gestein mehr von grobkörnigem Aussehen und kalkig ist, doch bis zu 
6 Fuss diek. Fossilien: Obolus sp., Orthis Christianiae KJERULF und noch eine kleinere 
Orthis, Acrothele sp., Bryograptus sp. TULLBERG betrachtet diese Ablagerung, welche 
oft Einlagerungen von Alaunschiefer mit analogen Petrefacten einschliesst, als das 
Uebergangsglied zwischen dem primordialen und dem untersilurischen Schichtensystem; 
andererseits hält er sie für äquivalent mit dem Obolusconglomerat Dalekarliens und 
für entsprechend dem Glaukonitsand Fr. Scuuipr’s in Ehstland (B. 1). 

Ueber dem Glaukonitschiefer erscheint gewöhnlich eine graublaue, an Glaukonit 
reiche conglomeratartige Kalkmasse mit den Brachiopoden jenes Schiefers; bei Borgholm 
liegt zwischen beiden eine Bank von hartem, dichtem grauen Kalk. Auch in Ehstland 
gewinnt der Glaukonitsand nach oben eine mehr kalkige Beschaffenheit. 

b) Ceratopygekalk. 

Meist nur 1—4 Fuss mächtig. Vorwiegend ein flintartig harter dichter Kalkstein 
von verschiedener Färbung: gelblichgrün (wenn partiell verwittert) bis rein hellgrau 
(im südlichen Theile der Insel) oder bräunlichviolett mit einem Stich ins Rothe oder 
Grüne; unten wie oben begrenzt von glaukonitführenden, mehr oder minder conglo- 
meratartigen Bänken, die mitunter bläulichgrüne Thonschieferlagen einschliessen. Nur 
die innenliegende harte Kalkschicht ist reich an Versteinerungen. Im Ganzen werden 
angeführt: Ceratopyge forfieula SARS, Dikelocephalus angusticauda ANG., Dik. serratus 
Sars & Bock, Dik. dieraeurus ANG., Euloma ornatum ANG., Triarthrus Angelini 
Lises., Pliomera (Amphion) primigena AnG., Remopleurides dubius LisRs., Harpides 
rugosus SARS & BOECK, Cheirurus (Oyrtometopus) foveolatus AnG. (2), Niobe insignis LINRS., 
Niobe obsoleta LinRs., Symphysurus angustatus SARS & BOECK, Nileus Armadillo var. 
depressus S. & B., Megalaspis stenorhachis Ana. (2), Meg. planilimbata Ang. (kleine Ex.), 
Cystideen-Fragmente, Orthis Christianiae KJERULF, Leptaena nov. sp., Obolus sp., 
Lingula sp., Acrothele sp., Acrotreta sp. Es sind das so ziemlich alle auch anderwärts 
in Scandinavien in diesem Niveau aufgefundene Fossilien'). 
und möglicherweise identisch ist Orthis Christianiae KJER. (s. KJERULF: Veiviser ved geologiska Ex- 
eursioner i Christiania Omegn, Christ. 1865, p. 3, Fig. 8, und BRÖGGER loe. eit. p. 48, T.X. Fig. 14). 

!) Sehr nahe liegt es, die unter a und b aufgeführten Sedimente mit dem Ceratopyge- 


schiefer einerseits und dem Ceratopygekalk andererseits in Norwegen zu parallelisiren (siehe 
BRÖGGER, loc. eit. p. 12 u. 14). 


CXILI 


6. Orthocerenkalk. 


a) Planilimbatakalk (unterer rother Orthocerenkalk). 

Fast überall in den Steilabfällen der Landborgen längs der Westküste der Insel 
ist der hierher gehörige rothe Kalk blossgelegt, und besonders gut zugänglich bei Kö- 
ping unweit Borgholm. Zu unterst ist der Kalkstein z. B. bei Äleklinta noch glau- 
konitführend, theils grünlich, theils buntfarbig mit röthlichen und grünlichen Partien; 
nach oben verschwindet der Glaukonitgehalt, und es stellen sich die eigentlichen 
unteren rothen Kalke ein, welche ein dichtes oder theilweise feinkrystallinisches zähes 
Gestein von dunkelrother Farbe und splittrigem Bruch bilden. Versteinerungen treten 
relativ sparsam auf, hauptsächlich Niobe laeviceps Darm. und frontalis Dam., Mega- 
laspis planilimbata ANG.,. Ptychopyge sp., Nileus Armadillo Darm. und einige noch un- 
beschriebene Asaphiden-Formen; Orthoceren sind noch entschieden selten und fast 
nur durch eine subeylindrische vaginate Art ohne Ringwülste vertreten, die zwar Or- 
thoceras commune WAHLENB. nahesteht, aber doch als davon verschieden gelten muss'). 


!) SJÖGREN hat in seiner Arbeit von 1851 Ortloceras trochleare Hıs., worunter hier wohl be- 
stimmt vaginatum SCHLOTH. zu verstehen ist, als bei Köping vorkommend angeführt. Ueberdies be- 
finden sich unter SCHLOTHEIM’s Originalen von Orthoceras vaginatum im Berliner paläontolog. Museum 
4 Stücke aus Oeländischem rothem Kalk. Es ist nun angegeben worden, dass bei Köping nur der 
untere rothe Kalk sich finde; indessen halte ich es doch nieht für wahrscheinlich, dass die Lager- 
stätte des genannten Orthoceratiten dem Planilimbatakalk angehört, sondern glaube dafür ein etwas 
höheres Niveau annehmen zu müssen. Hierbei mag noch bemerkt werden, dass SJÖGREN loc. eit. 
noch folgende weitere Fossilien von Köping mitgetheilt hat: Symphysurus palpebrosus Dauım., Mega- 
laspis centron H. von LEUCHTENB, Illaenus crassicauda DALM. (WAHLENB.) auct., Zichas pachyrhinus 
DArm., Amphion Fischeri Eıcanw. (nach AnGELIN bei Sandvik), Cheirurus ewsul BEYR., Cheirurus ornatus 
Darm., Ampyx nasutus Darm. (nach AnGELın bei Böda ete.), Pleurotomaria elliptica Hıs., Atrypa reti- 
eularis DALM. und Orthis eallactis Darm. (eine Varietät der letzteren Art ist in den „Fragm. Silurica“, 
p. 26, als häufig auf Oeland bezeichnet). Wenn auch gewiss diese Bestimmungen nicht durchweg 
richtig sind (an Atrypa reticularis kann z. B. hier nicht gedacht werden), so scheint die vorstehende 
Aufzählung doch soviel zu beweisen, dass die orthocerenführenden Schichten bei Köping mindestens 
bis in den Vaginatenkalk, vielleicht sogar bis in die untere Abtheilung des Echinosphaeritenkalks 
Fr. SchamipT's binaufreichen. Vgl. übrigens S. CXV. 

Die mir bisher bekannt gewordenen Funde von Diluvialgeröllen mit Orthoceras vaginatum liefern 
keinen Beitrag zur Aufklärung der so eben angeregten Frage. Es liegen mir gegenwärtig 11 
sichere Exemplare dieser Art aus rothen Kalksteingeschieben der Eberswalder Gegend vor, welche 
in ihren specifischen Merkmalen gleichwie in der Beschaffenheit des Muttergesteins vollkommen mit 
den vorhin erwähnten Stücken der SCHLOTHEIM’schen Sammlung: übereinstimmen. Keines derselben 
ward mit einem regulären Orthoceratiten zusammen gefunden, und ausser einem Stücke von Brahlitz, 
das noch Schalenreste eines Asaphiden einschliesst, enthielten die betreffenden Geschiebe überhaupt 
keine anderweitigen Versteinerungen. Auszunehmen ist vielleicht nur das unten $. 26—27 be- 


sprochene Geschiebe von Lituites Decheni m., in welchem noch ein schmaler, wahrscheinlich zu Ortho- 
xV 


CXIV 


Nach den neueren Mittheilungen von TULLBERG ist die Gesteinsbeschaffenheit in 
dieser 15—20 Fuss mächtigen Zone sehr varıabel und theilweise etwas anders als 
vorhin angegeben; vorwiegend zeigt sich allerdings rother Kalk. An etlichen Punkten 
im N. der Insel wurde solcher unten, darüber in geringerer Mächtigkeit grauer oder 
grünlicher, schwach glaukonithaltiger, schliesslich aber doch z. Th. in den aufliegenden 
Glaukonitkalk übergehender Kalkstein beobachtet; bei Sandvik zu unterst grünlich- 
grauer glaukonitführender, darauf streifenweise roth und grau gefärbter (auf etwa 
6 Fuss), oben rother Kalk (ca. 12 Fuss mächtig); bei Södra Möckleby und Ottenby 
grauweisser oder auch röthlichgrauer Kalk. Für den tieferen, an Örthoceren armen 
Theil, in dem emige dünne Bänke fossilreicher sind, giebt TULLBERG an: Megalaspis 
limbata (BOECK) AnG., Megal. excavato-zonata AnG.'), Ceratopyge forficula Sars, Holo- 
metopus (?) sp., Ampyz sp., Cheirurus sp., Asaphus nov. sp., Niobe laeviceps DALM., 
Niobe nov. sp., Nileus Armadillo var. depressus Sars & BOECK, Symphysurus angustatus 
S.& B., Illaenus (2) sp., Cystideen-Bruchstücke sowie eine kleine Orthis nebst Acrotreta 
sp., und von Orthoceren nur eine einzige Art; für den oberen Theil als besonders gemein 
excentrische Orthoceren und Megalaspis limbata, ferner Niobe laeviceps und Nileus Arma- 
dillo var. depressus, die gleichfalls häufig vorkommen, sowie in den jüngeren Lagen Mega- 
laspis herosDaLMm. Am reichsten sind die Aufschlüsse im S., wie bei Eriksöre und Carlevi°). 


ceras vaginatum gehöriger Rest liegt, der aber allenfalls auch auf Orthoceras trochleare Hıs. bezogen 
werden könnte. 

!) Diese Art und eine andere sehr ähnliche, Megalaspis zonata AnG., sind auf zweierlei nach 
Palaeont. Scandinavica p. 5t der Regio © auf Oeland entstammende Pygidien gegründet, welche, 
nach den Abbildungen AnGErın's zu urtheilen, weit eher zu Niobe, als zu Megalaspis, gehören dürften. 

*) TULLBERG glaubt „Megalaspis limbata“, womit jedenfalls das von AnGELIn, Pal. Scandin. p. 18, 
T. XVI. Fig. 3, unter diesem Namen vorgebrachte Fossil gemeint ist, von dem es dort heisst: „Oelan- 
diae fere ubique“, als eine Entwicklungsform von Megalaspis planilimbata Ang. ansehen zu können, 
während letztere Art als solche in seiner summarischen Aufzählung der Petrefacten von Zone 6. a 
nicht figurirt. Andererseits theilt er in dem eingangs eitirten Aufsatz p. 225 u. 226 noch ein Profil 
bei Borgholm und ein anderes im nördlichen Theil von „Horns Udde“ mit, welche beide zunächst 
über dem Ceratopygekalk rothen Kalk mit „Megal. planilimbata“ aufweisen, am ersteren Orte mit 
Niobe laeviceps ete., am letzteren mit „Megal. limbata* zusammen; ferner ib. p. 224 in analoger Lage 
bei Ottenby weisslichgrauen Kalk mit „Megal. planilimbata“. Zu Vorstehendem bemerke ich, dass der 
für die unterste Zone des Orthocerenkalks in Schweden sowohl, als in Ehstland bezeichnendste Tri- 
lobit von LInNARsson, dem besten Trilobitenkenner, den Schweden in der Neuzeit gehabt hat, als 
Megalaspis planilimbata AnG. bestimmt worden ist. Auch in den von mir zusammengebrachten Ge- 
schieben von älterem rothen Orthocerenkalk ist diese Form weitaus das häufigste Petrefaet, und im 
Uebrigen ganz mit schwedischen Exemplaren übereinstimmend sowie leicht wiederzuerkennen. Es 
wäre sehr wünschenswerth, wenn durch eine specielle Untersuchung die Beziehung von ANGELIN’S 
„Megalaspis limbata S. & B.“ zu seiner Megal. planilimbata genau festgestellt würde, um so mehr da 
für ersteres Fossil auch andere Horizonte, als der obige, angegeben worden sind, so von DAMES der 


CXV 


b) Unterer grauer Orthocerenkalk. 

Diese dem Vaginatenkalk Fr. Scumipr’s entsprechende Zone besitzt einen grösseren 
Fossilreichthum. In der Umgegend von Köping (bei Kolstad ete.) besteht dieselbe nach 
LINNARSSON aus einem grauen Kalk mit Pfychopyge applanata AxG., Megalaspis acuti- 
cauda ANG., Symphysurus palpebrosus Dan. (2)'), Orthis calligramma Daum. und 
Rhynchonella (2) nucella Daum. Besser aufgeschlossen ist das nämliche Glied am steilen 
Uferrande im nordwestlichen Theile der Insel zwischen Byxlekrok und Toknäshamn, 
wo der Kalkstein zugleich ziemlich viel Glaukonitkörnchen enthält. Hier fand Lix- 
NARSSON: Litwites convolvens Hıs., Lit. lamellosus Hıs., Eccyliomphalus sp., Euomphalus 
obvallatus WAHLENB., Euomphalus marginalis Eıcuw., Pseudocrania antiquissima EıcHw. 
Ebendaher erwähnt Dames noch grosse Pygidien von Megalaspis oder Ptychopyge, 
ferner Ptychopyge limbata ANnG., Niobe sp., eine von obvallatus WAHLENB. (Gualteriatus 
SCHLOTH.) verschiedene, wenn auch damit nahe verwandte Euomphalus-Art, Orthisina 
adscendens PANDER und Receptaculites orbis Eıcnuw. Von Orthoceratiten kommen nach 


Linnarsson anscheinend die gewöhnlichen vaginaten Formen vor; eine genauere Be- 


obere rothe Örthocerenkalk auf Oeland, von LinnArsson der untere graue in Westgothland, von 
Letzterem allerdings auch der ostgothländische Planilimbatakalk (vgl.S.LXX). Dabei wird auch die 
Frage zu entscheiden sein, ob der Speciesname „Zimbata“ für die bisher damit bezeichneten Oeländischen 
und andere ebensolche Reste überhaupt beibehalten werden kann. Was ich nämlich von Pygidien 
des echten, in KEILHAU’s Gaea Norvegica, Christiania 1838, p. 142, zuerst publieirten „Zrtlobites lim- 
batus“ BOECK gesehen habe, scheint mir bestimmt von dem loc. eit. bei AnGeLın dargestellten Schwanz- 
schild speeifisch verschieden zu sein: jene sind weniger breit und vor Allem reicht ihre Rhachis weit 
näher an den Hinterrand heran; es wird dies auch bestätigt durch die neuere Beschreibung von 
Bozck’s Megalaspis limbata, welche W. ©. BRÖGGER in seinem mehrfach erwähnten vortrefflichen Werk 
„Die silur. Etagen 2 u. 3 im Kristianiagebiet und auf Eker“, p. 77, T. II. Fig. 2. u. T. IX, sowohl 
von der „var. minor“ jener Art, als auch von der „form. Zypica“ gegeben hat, auch wenn man die 
auf T.IX. Fig. 3-4 abgebildete auffallend breitere Abänderung der Hauptform hinzunimmt, welche 
gleichfalls die sebr lange Axe des Pygidiums zeigt. 

Hinzufügen muss ich noch, dass die zahlreichen, nach LinnARsson zu Megal. planilimbata zu 
rechnenden Schwanzschilder, die mir zu Gesicht gekommen sind, nicht der nämlichen Art angehören 
können, wie die der Abbildung von „Meg. limbata“ bei ANGELIN zu Grunde liegende Form, falls die 
Figur nur einigermassen naturgetreu ist, wobei ich überdies auf ein gutes Pygidium dieser Megal. 
linbata (BOECK) AnG., das Herr Daumzs aus dem oberen rothen Kalk bei Triberga mitgebracht hat, 
Bezug nehme. Sie unterscheiden sich nämlich constant durch eine schmalere und etwas gewölbtere 
Gestalt, schwächere Verjüngung der Rhachis und stärkeres Hervorragen ihres hinteren Endes so- 
wie wohl auch der gespaltenen Seitenrippen. 

Nach allem dem liegt bis jetzt keine Veranlassung vor, die Angemessenheit des auch von 
Linnarsson verschiedentlich gebrauchten Namens „Planilimbatakalk* für den untersten schwedischen 
Orthocerenkalk in Frage zu stellen. Allenfalls könnte man noch die Bezeichnung „Niobekalk“ ins 
Auge fassen, welche aber doch weniger treffend sein würde. 


!) TULLBERG hat diese Art ohne Fragezeichen angeführt. A 
xV 


CXVI 


stimmung derselben ist von ihm wegen ihrer undeutlichen Erhaltung nicht versucht 
worden. 

Ueber den unteren grauen Kalk bemerkt TuLLBERG, dass derselbe bei 12 bis 
15 Fuss Mächtigkeit glaukonitreich (auch bei Kolstad) und rauhflächig sei, nach oben 
mehr glaukonitfrei und hart; zu unterst (wie bei Södra Möckleby, östlich davon bei 
Pilekulla und nach S. bis nahe der Südspitze, sodann auch bei Eriksöre) oft von röth- 
licher Färbung. Ausser den vorhin genannten Fossilien sind nach ihm anzuführen: 
Megalaspis ef. acuticauda AnG., M. extenuata WAHLENB., M. rudis AnG., M. cf. gigas 
Ang. u.a. Formen der Gattung, Asaphus raniceps DaLm., As. cf. fallaw Darm., Ptycho- 
pyge rimulosa ANG., Illaenus Dalmani VoLe. (crassicauda auct. ex p.), 2 Formen von 
Nileus Armadillo Darn., ÜOheirurus ornatus Daun., Üheir. (Cyrtometopus) elavifrons 
Darm. (nach AnGeLın bei Resmo), Cheir. nov. sp., Phacops sclerops Daum. (nach Anx- 
GELIN bei Resmo ete.), Harpides nov. sp., Amphion Fischeri Eıcnw. (s. o.), Lichas ce- 
lorrhin AnG., Remopleurides sp., Niobe emarginula Ant., N. frontalis DaLm., Ampya 
nasutus DaLm., Agnostus glabratus AnG. (vgl. S. LXX), Beyrichia sp., Orthis parva 
Panp., Orthisina plana Panp., Acrothele sp., Monticulipora Petropolitana PAnp. (?), 
Korallen, Cystideen (im oberen Theil des Lagers), Orthoceras commune und vaginatum 
ete., sowie „Trocholites“ (cf. Anm. zu S. OXVII). 

c) Oberer rother Orthocerenkalk. 

Tritt an vielen Stellen im nördlichen und östlichen Theil der Insel (z. B. in den 
Kirchspielen Gräsgärd, Segerstad und Hulterstad) zu Tage, und ist besonders bei Tri- 
berga in ausgedehnten Steinbrüchen entblösst. Nach Dames ist das Gestein oft an 
dem Vorhandensein von gröber krystallinischen Partien und einer bräunlichen (stellen- 
weise selbst schwarzbräunlichen) Farbe von dem unteren rothen Kalk petrographisch gut 
zu unterscheiden; manchmal ist es jedoch auch intensiv dunkelroth. Versteinerungen 
finden sich, was die Individuenzahl anbelangt, in noch grösserer Menge als in dem 
vorhergehenden Lager. Sehr häufig sind vor Allem: Megalaspis gigas ANG. und noch 
mehr Asaphus platyurus ANG. (dessen grosse Häufigkeit auf Oeland auch schon ANGELIN 
hervorgehoben hat), ferner Pygidien einer der letzteren Art sehr nahestehenden Form, 
deren Seitentheile eine schwache Berippung zeigen; daneben trifft man nach Dames 
Megalaspis multiradiata AnG. und Megal. limbata (Bock) Ang. Von Cephalopoden 
zeigen sich zahlreiche Orthoceratiten, ferner Rhynchorthoceras Angelini BoLL sp. Be- 
züglich der ersteren schrieb mir Linnarsson Folgendes: 

„Der obere rothe Orthocerenkalk enthält fast keine vaginaten Orthoceren, 
aber eine Menge von Regularen. Im nördlichen Theil der Insel habe ich am häu- 
figsten eine subeylindrische Art mit etwas ovalem Querschnitt und stark excentrischem 
Sipho (O. tortum AG.) gefunden, weiter südlich O. conicum His. und verschiedene 
andere Arten. Dieser obere rothe Kalk ist nicht mit dem oberen rothen Kalk von 


CXVIL 


Kinnekulle') in Westgothland äquivalent, sondern nähert sich mehr dem Kalk von 
Agnestad?), der auch durch reguläre Orthoceren (O. lineatum Hıs., O. acutum Ant. etc.) 
ausgezeichnet ist.“ 

Hiermit wird also der Zone e ein jüngeres Alter als jenem Kinnekulle-Lager bei- 
gemessen, und ebendasselbe wird von Linnarsson als eine ausgemachte Sache in der am 
Schluss vom 2. Absatz der Anm. auf S. CIV erwähnten Notiz ausdrücklich betont. Nun 
behauptet aber Danes bei Triberga in der fraglichen Ablagerung Orthoceras duplex 
WAHLENB. (wofür die „Fragmenta Silurica“, p. 1, gleichfalls rothen Oeländischen Kalk 
anführen) und ©. commune WAHLENB. nicht minder häufig, als die vorhin genannten 
regulären Formen, aufgefunden zu haben und nimmt hauptsächlich auf Grund dessen 
an, dass der ganze obere rothe Kalk Oelands noch zum Vaginatenkalk Fr. Scuuipr's, 
und zwar als eine obere, in Ehstland nicht vertretene Abtheilung desselben, zu rechnen 
sei, während Linnarsson jenen Kalk bereits dem Niveau des Ehstländischen Echino- 
sphaeritenkalks zugewiesen hat. Vor der Hand kann ich mir die angeführte Beob- 
achtung von DAMES nur so erklären, dass eine, wenn auch nur schwache selbständige 
Schicht von rothem Kalk mit Orthoceras duplex und commune, welche dem oberen 
rothen Orthocerenkalk der Kinnekulle entspricht, bei Triberga direct unter dem Lager 
mit Asaphus platyurus, Megalaspis gigas und regulären Örthoceratiten vorhanden 
sein dürfte®). 

In rothem Kalk von Sandby (auf der Ostseite Oelands zwischen Triberga und 
Lerkaka) kommt nach AnGELIN-Linpströn’s „Fragmenta Silurica“, p. 4, auch Ortho- 
ceras centrale (Darm.) Hıs. vor; jedenfalls gehört das betreffende Lager hierher. 


!) Bei dieser Gelegenheit möchte ich bemerken, dass das schwedische Wort „kulle“, Hügel, 
männlichen Geschlechts ist. Wenn man daher den Namen „Kinnekulle“ im Deutschen, wie ich es 
gleichfalls gethan habe, als Femininum zu behandeln pflegt, so ist dies im Grunde unrichtig. 

>») Vgl. S. XLIX. 

®) Hierfür und gegen die von Daues aufgestellte Parallelisirung scheinen auch meine Beob- 
achtungen im Diluvium der Eberswalder Gegend zu sprechen. Ueberaus häufig sind dort Geschiebe 
von jüngerem rothen Orthocerenkalk, welche petrographisch und faunistisch nicht den geringsten 
Unterschied von dem Oeländischen Vorkommen zeigen. Das gemeinste Fossil darin ist Asaphus pla- 
iyurus, demnächst von Trilobiten Megalaspis gigas; daneben finden sich, während vaginate Formen 
ganz zurücktreten, in Menge reguläre Orthoceratiten, und zwar namentlich solche mit markirter 
Querstreifung, darunter auch O. tortum Ang. Sehr bezeichnend ist ferner Rlynchorthoceras Angelini 
Borr sp. Von besonderer Wichtigkeit für die vorliegende Frage ist jedoch der Umstand, dass in 
den nämlichen Geröllen zugleich Zitwites perfeetus WAHLENB.:oder Verwandtes vorkommt. Man findet 
hierorts zwar oft auch Geschiebe von gleicher Gesteinsbeschaffenheit, welche Orthoceras duplex und 
commune WAHLENB. enthalten; diese sondern sich aber paläontologisch als ein etwas älteres Gebilde 
ab, und diejenigen hierher gehörigen Findlinge, in welchen diese Vaginaten als eigentlich leitende 
Formen auftreten, sind meist von anderen Versteinerungen ganz oder beinahe frei. 


CXVIIL 


TULLBERG erwähnt aus dem als rauhflächig bezeichneten, auf 10—12 Fuss Mäch- 
tigkeit geschätzten oberen rothen Kalk auch Orthoceras vaginatum SCHLOTH.; ferner 
ausser den bereits genannten Arten noch Orthoceras laeve!) und O. scabridum An. (in 
den „Fragm. Silurica“ p. 4 nur für grauen Oeländischen Kalk mitgetheilt), daneben 
„Trocholites“?). Der untere Theil der Zone ist nach ihm durch Megalaspis- Formen 
der Gigas- Gruppe sowie seltnere Individuen von Nileus Armadillo Darm. und Ampyz 
nasutus Darm. charakterisirt; der obere durch massenhaftes Auftreten von Asaphus 
platyurus AnG. und eine breite /llaenus-Art. Sodann giebt derselbe Autor an, dass 
in der höheren Partie des Lagers bei Toknäshamn und südlich von da in geringerer 
Stärke ein grauer, an Asaphus platyurus reicher Kalkstein auftritt, und dass im süd- 
lichen Theile von Oelands Ostseite, wo übrigens diese Zone schwer von der folgenden 
zu scheiden sei, nach oben hin öfter Öystideen vorkommen. 

d) Oberer grauer Orthocerenkalk. 

Kommt auf der Ostseite der Insel, namentlich bei Lerkaka und südlich davon, 
vor. Das Gestein, z. Th. von dunkelgrauer Farbe, enthält besonders zahlreiche Petre- 
facten. Von Trilobiten ist in erster Linie Illaenus (Dysplanus?) centaurus (DALM.) ANG. 
neben einigen noch unbeschriebenen Asaphiden hervorzuheben. Vor Allem treten jedoch 
verschiedene Cephalopoden in den Vordergrund. Zunächst Litwites lituus MoNTF. und 
perfectus WAHLENB., welche hier ihre Hauptlagerstätte haben; ferner Rhynchorthoceras 
Oelandieum Ren. sowie Palaeonautilus ef. incongruus Eıcnw. und hospes Rem. Unter 
den Orthoceren sind reguläre Formen, wie Orthoceras regulare SCHLOTH., scabridum 
Ana. (ähnlich regulare, jedoch mit querstehenden, nicht longitudinalen Eindrücken an 
der Wohnkammer) und strietum Ang. (verwandt mit O. lineatum Hıs.), durchaus über- 
wiegend; in den „Fragmenta Silurica“ (p. 5) wird noch Orthoceras spirale ANG. aus 
grauem Oeländischem Kalk angeführt. . Von Vaginaten fand Dames in der fraglichen 
Zone nur Orthoceras (Endoceras) Burchardii DEwıTz, und erwähnt daneben noch: 
Euomphalus obvallatus WAHLENB. sp. und eine zweite Art derselben Gattung, sowie 
Pleurotomaria cf. elliptica Hıs. 

Nach Linnarsson’s Ansicht steht der obere graue Kalk dem oberen rothen pa- 


') Hiermit ist wohl eine von Fr. Scuwmior aufgestellte reguläre Species des Ehstländischen 
Vaginatenkalks gemeint (s. unten). 

>) Was hier und S. CXVI unter „Trocholites“ verstanden werden soll, ist nicht vollkommen 
klar; wahrscheinlich Formen der von mir unter dem Namen Palaeonautilus unterschiedenen Gruppe. 
Ich habe indessen bereits in der Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges., NXXIII (1881), p. 1 ff., gezeigt, 
dass diese Cephalopoden mit dem amerikanischen Typus, für welchen ConrAD 1838 die Gattung 
Trocholites errichtet hat, nicht zusammengeworfen werden können. Zugleich bemerke ich, dass die 
zahlreichen Palaeonautilus-Reste, die mir seither zu Gesicht gekommen sind, dem Gestein und den 
begleitenden Organismen nach ausnahmslos in das oberste Niveau des Orthocerenkalks fallen, 


CXIX 


läontologisch nahe, und scheinen beide der unteren Abtheilung von Fr. Scnampr's 
Echinosphaeritenkalk zu entsprechen. Indessen hat er in ihnen auf Oeland keine 
Cystideen gefunden'), ebenso wenig wie in den correspondirenden Schichten in Dalarne 
und in Falbygden. Dagegen kennt man seit Langem dergleichen Reste im „lefversten“ 
der Kinnekulle (S. XLIX), der demselben Forscher zufolge ungefähr von gleichem 
Alter sein dürfte. Die Fauna von ce und d bezeichnete er mir ferner als ziemlich 
scharf abweichend vom eigentlichen Vaginatenkalk (mit Orthoceras commune und vagı- 
natum oder trochleare), zugleich aber auch als ebenso verschieden von der des Öysti- 
deenkalkes. 

Livxarsson theilte mir noch mit, dass er gelegentlich an einer Stelle im nord- 
westlichen Oeland (nicht bei Toknäshamn, zugleich in etwas höherem Niveau) Cheirurus 
exsul BEYR. in einer am Wege entblössten Schicht von grauem Kalk beobachtet habe; 
hiernach müsste auch dort das Vorhandensein des oberen grauen Kalks anzunehmen 
sein. Auch ein in seinem Reisebericht von 1876 angeführter grauer Kalk mit spär- 
lichen, schlecht erhaltenen Versteinerungen, den er in den Kirchspielen Källa und 
Persnäs beobachtete, gehört wohl hierher. 

Endlich erwähnt dieser Forscher einen schiefrigen grauen, hauptsächlich Nileus- 
Reste enthaltenden Kalkstein im O. von Södra Möckleby, den er mit Vorbehalt zur 
obersten Stufe des Orthocerenkalks gestellt hat. 

TULLBERG bezeichnet die glaukonitfreie Gebirgsart der auf mindestens 20 Fuss 
Mächtigkeit zu veranschlagenden Zone d als einen dichten reinen Kalkstein, der auf 
Oeland „hvit kalk“ genannt und in grossen Brüchen bei Källa, Persnäs, Arbelunda 
und mehrorts im südlichen Theile der Ostküste gewonnen werde. Die von ihm daraus 
mitgetheilte Fauna ist folgende: mehrere grosse Ptychopyge-Arten, Ptych. aciculata 
ANnG.), Ptych. rimulosior LisRs. in lit., Ptych. cf. lata AnG., Asaphus sp., Cheirurus 
exsul BEYR., Cheirurus nov. sp. Illaenus centaurus (DaLm.) AnG., Uybele sp., Pliomera 
(Amphion) sp., Remopleurides sp., Telephus sp., Niobe sp., Nileus Armadillo Daın., 
2 als Megalaspis cf. limbata notirte Arten, Ampyx nasutus DaLm., Caryocystites testu- 
dinarium Hıs. sp., Lituites „perfectus“, Orthoceras regulare SCHLOTN., O. eylindrieum?), 
O. centrale (Darm.) Hıs., Eceyliomphalus sp., verschiedene Brachiopoden ete. — 

Folgende Trilobiten sind hier noch anzuschliessen, welche nach ANGELIN in seiner 
Regio © auf Oeland vorkommen und im Vorhergehenden beim ÖOrthocerenkalk nicht 
genannt sind: (ybele (Oryptonymus) bellatula Daum. (Bödahamn), Megalaspis latilimbata 


!) Vgl. übrigens TULLBERG's Daten auf dieser und der vorigen 8. 

>) Das unter dieser Benennung von AnGELINn abgebildete Pygidium hat viel Aehnlichkeit mit 
Asaphus tecticaudatus STEINHARDT. 

3) Wahrscheinlich eine von Fr. Schmiprt benannte vaginate Form des Ehstländischen Echino- 
sphaeritenkalks (s. unten). 


UXX 


Anc. (Sandvik ete.), Ptychopyge limbata AnG., Cyrtometopus speciosus Daum. (mit Frage- 
zeichen zu Reg. Ö gestellt). ANnGELIN’s Ampyx (Lonchodomas) jugatus von Böda, 
angeblich aus Reg. C, dürfte eher in die nächstfolgende Stufe gehören. 

%. Cystideenkalk (Chasmopskalk). 

Diese letzte über dem ÖOrthocerenkalk auf Oeland in grösserem Umfange noch 
anstehende Ablagerung zeigt sich in den Kirchspielen Böda und Högby, z. B. bei 
Bödahamn (an der Ostküste nahe der Nordspitze der Insel) und bei Dödvi. Sie wird 
gebildet von einem grauen, z. Th. kieseligen Kalkstein, welcher übrigens im Aussehen 
gewissen Abänderungen des Orthocerenkalks mitunter sehr ähnlich ist. Einzelne Lagen 
sind ganz von zusammengehäuften Gehäusen des bekannten Echinosphaerites aurantium 
erfüllt. Folgende Petrefacten treten nach LinnArsson und DanEs auf: Chasmops coni- 
cophthalmus SARS & BOECK sp., mehrere Arten von ('ybele, Calymene und Asaphus oder 
Ptychopyge, Illaenus limbatus Links, Ampyx costatus BOECK, Lituites sp. aus der Ab- 
theilung der Perfecten, Orthoceras sp. (sehr ähnlich einer regulären Art des Ehstlän- 
dischen Brandschiefers und der Jewe’schen Schicht), Bellerophon sp., Platystrophia 
(Orthis) biforata SCHLOTH. sp. (wohl = /yn« Eıcnw.), Platystr. (Orthis) dorsata His. sp., 
Orthis calligramma Darn. (vielleicht var.?) und ein paar andere Arten derselben Gattung, 
Strophomena cf. rugosa Darm. (kleine Form), Leptaena imbrex PANDER var. angustior!), 
Lept. sericea var., Discina sp., Echinosphaerites aurantium WAHLENB. sp., Caryocystites 
granatum WAHLENB. sp. und testudinarium His. sp., Bolboporites sp., Callopora nummi- 
Formis (Harn) DyBowskı, Orbipora distineta Eıcuw., Dianulites Petropolitanus PANDER 
sp. und fastigiatus EicHw. 

TULLBERG gebraucht für das besprochene Formationsglied sowohl den Namen 
„Echinosphaeritenkalk“, als die Bezeichnung „älterer Chasmopskalk“. Aus 
dem von ihm für dasselbe mitgetheilten Petrefactenverzeichniss?) trage ich Folgendes 
nach: Ampyx nasutus Darm., Ptychopyge glabrata Ant. (2), Ilaenus (Rhodope?) oblon- 
gatus ANG., Megalaspis sp., Euomphalus sp., Orthis demissa Daum., Orthisina pyrami- 
dalis v. D. Panı., Strophomena nov. sp., Orania sp., Orthoceras approximatum (LINRS.). 

Der Cystideenkalk von Bödahamn stimmt faunistisch so gut mit der Ehstlän- 


!) Von LInnaRsson als „Strophomena imbrex (2) var.“ angeführt; wenigstens muss man aus einer 
Bemerkung Fr. Scumipr's (OÖstbalt. silur. Trilobiten, St. Petersburg 1881, p. 31) schliessen, dass da- 
mit die im Ehstländischen Brandschiefer bei Kuckers so häufige schmale Form von Leptaena imbrex 
gemeint ist. DAmEs erwähnt als Zeptaena ef. transversa (PANDER) VERN. ein Fossil, von dem er ver- 
muthet, dass es vielleicht die von LinNArsson wie angegeben bezeichnete Form sei. Wahrscheinlich 
sind hier aber doch zwei verschiedene Dinge im Spiele; denn gerade durch eine namhaft grössere 
Breite unterscheidet sich Leptaena transversa in der äusseren Gestalt von imbrex. 

2) Wie TULLBERG mittheilt, sind viele der hier vorkommenden Brachiopoden in einer unge- 
druckten Arbeit Linwarsson’s abgebildet und theilweise beschrieben. 


CXXI 


dischen Brandschiefer-Etage überein, dass Fr. SCHMIDT sogar loc. eit. die eine Abla- 
gerung als die wahrscheinliche direete Fortsetzung der andern hingestellt hat. Diese 
besonders in den Brachiopodenarten ausgeprägte Zusammengehörigkeit ist im Wesent- 
lichen bereits von LINNXaRSSON ausgesprochen worden. Dagegen meint TULLBERG eine 
nähere Beziehung zu einem Theile des ostbaltischen Echinosphaeritenkalks annehmen 
zu müssen. Nur die obersten Schichten des letzteren können hier jedoch nach Fr. 
ScHMiDT’s Auffassung allenfalls noch in Betracht kommen. 

8. Macrouruskalk. 

Schon SJÖGREN erkannte 1851 als jüngstes Glied der Oeländischen Silurbildungen 
ein kalkiges Gestein besonderer Art, welches nach ihm als loser Gebirgsschutt oder in 
Feldsteinen an der Südostküste innerhalb der Kirchspiele Gräsgärd, Segerstad und 
Hulterstad, wo man mehrfach Steinzäune aus diesem Material errichtet hat, sowie auf 
einem kleineren Raum der Westseite bei Eriksöre im Kirchspiel Thorslunda auftritt. 
Er bezeichnet dasselbe als einen hell gelblichgrauen Kalk, der lockerer sei, als der 
Orthocerenkalk, und mehr Neigung habe zu verwittern und auseinanderzufallen, wes- 
halb man auch Stücke von so loser Beschaffenheit antreffe, dass man sie mit der 
Hand entzweibrechen könne; zugleich wird auf den hohen Thon- und Quarzgehalt des 
Gesteins, welches ungefähr 30 Procent Kalkcarbonat enthalte, aufmerksam gemacht. 
Nach Lisnarsson jedoch, welcher dieses Trümmergebilde bloss um Segerstad beob- 
achtete, gehört dazu auch eine harte, kieselige, bisweilen fast flintähnliche Gesteinsab- 
änderung, welche übrigens z. Th. an der Oberfläche durch Auslaugung des kohlen- 
sauren Kalks ein leicht zerbröckelndes Kieselskelet zurückgelassen habe. Theilweise 
erinnert jene harte Varietät an den kieseligen Chasmopskalk, der an einigen Stellen 
in Westgothland vorkommt. 

Der Petrefactenreichthum ist ein bedeutender. Nachdem bereits SJÖGREN ver- 
schiedene Trilobiten und Schalthiere aus jenem Schotterkalk namhaft gemacht hatte, 
sind einige darin vorkommende Arten der ersteren Thierordnung von AnGELIN beschrieben 
worden; später hat sodann LinnArsson weitere Daten über seine Fauna mitgetheilt. 
Fasst man die Angaben dieser Autoren in angemessener Weise zusammen, so sind 
unter gleichzeitiger Berücksichtigung der Beobachtungen von DAamzs folgende Fossilien 
anzuführen: Chasmops macrourus SJöGR., Chasm. bucculentus SIÖGR., Chasmops nov. sp. 
(Danzs), Calymene sp., Lichas deflexa SJÖGR., Lichas depressa AnG., Remopleurides sp., 
Leperditia sp., Lituites cf. antiquissimus Eıcuw. sp., Orthoceras sp., Murchisonia insignis 
Eıchw. (2), Subulites sp., mehrere Arten von Euomphalus und Bellerophon, ein paar La- 
mellibranchiaten, worunter eine der Modiolopsis devexa EıcHhw. nahestehende Form, 
Orthis (Platystrophia) biforata SCHLOTH., Orthis cf. testudinaria Darn., Orthis (Stropho- 
mena) Assmussi VERN., Strophomena deltoidea (CoNR.) VERN., Strophomena depressa 


Darum. (wohl eher rugosa Darm.), Leptaena (Strophomena) imbrex PanD., Leptaena 
xvI 


CXXII 


sericea SOW. u. a. zu Strophomena oder Leptaena gehörige Arten, Porambonites sp. 
(nach Dames eine grosse neue Art, die in der Mitte zwischen aeqwirostris SCHLOTH. 
und gigas Fr. Schm. steht), Cyeloerinus Spaskiüi EicHw., ferner eine verzweigte Dianu- 
lites-Form, welche DamEs zu Dian. Haydenii DyBowski rechnet, sowie etliche unbe- 
nannte Korallen. Meist haben die Versteinerungen einen mangelhaften Erhaltungszustand!). 

Aus TuttBERG’s Mittheilungen ist bezüglich dieser jüngsten Silurbildung Oelands 
noch zu entnehmen, dass sie ausser an den bereits genannten Oertlichkeiten neuerdings 
in recht zahlreichen losen Steinen sich auch bei Borgholm am Seestrande gefunden 
hat, während die weiter südlich auf der Westseite bei Eriksöre und Kräketorp umher- 
liegenden Blöcke die meiste Ausbeute an Fossilien lieferten. Im südlichen Theil der 
Ostküste fand v. SCHMALENSEE den fraglichen Kalk besonders bei Stenäsa, etwas nörd- 
lich von Stora Brunnby, als ein durch Glacialwirkung zerstörtes Lager, sodann am 
Strande vor Skärlöf, wo derselbe zugleich unter dem Wasserspiegel anstehend zu 
sehen war. Was das Gestein anbelangt, so bemerkt TULLBERG, dass die harte Ab- 
änderung durch Verwitterung in eine gelbe oder bräunliche sandige Masse übergehe, 
und dass einzelne Stücke fast sandsteinartig seien; daneben komme aber auch ein 
weisslicher, marmorartiger, kleinkrystallinischer Kalk vor, welcher oft weisse Korallen- 
reste umschliesse, sonst jedoch, abgesehen von etlichen /llaenus-Fragmenten, selten 
fossile Organismen enthalte; ausserdem finde man unter den Gesteinstrümmern eine 
rothe oder schwarze flintähnliche Felsart. Bei der hierher gehörigen Fauna erwähnt 
der nämliche Geologe noch Sphaerexochus sp., eine grössere Illaenus-Art und 2 ANGE- 
vin’sche Trilobiten, Pharostoma Oelandicum und Lichas Oelandica’), die beide nach 


!) Von LInNaRsSoN ist noch Chasmops conicophthalmus SARS & BOECK, von SJÖGREN und letzthin 
auch von Dames Ch. Odini Eıcnw. für das betrachtete Gestein erwähnt worden; diese Namen zweier 
sonst als älter bekannten Formen, die mindestens einander sehr nahestehen, beziehen sich im gegen- 
wärtigen Falle wohl auf ein und dasselbe Fossil. Fr. Schmipr hat seinen Chasmops maximus oder 
doch eine ganz nahe verwandte Form in einem wohl hierher gehörigen Oeländischen Geschiebe be- 
obachtet. Ferner nennt SIÖGREN Homalonotus sp. indet., und ausserdem Zituites Odini MURrCcH. (i. e. teres 
Eıcrw.), eine Art, die indess dem unteren Echinosphaeritenkalk Ehstlands angehört, während hier 
unter dieser Benennung eher Lit. Danckelmanni m. verborgen sein könnte (vgl. unten S. 35). 

In den „Fragmenta Siluriea“, p.33, ist unter den Fundorten von Plasmopora conferta Epw. 
& Harms Triberga im Kirchspiel Hulterstad notirt. Nach einer freundlichen Mittheilung von Prof. 
G. Linpström wurde jene Art, deren verticale Verbreitung übrigens bedeutend zu sein scheint, dort 
nicht in anstehendem Gestein, sondern in den lose umherliegenden Blöcken der bezeichneten Gegend 
gefunden. Diese Angabe lässt sich wohl nur auf den Macrouruskalk, oder wenigstens die dahin 
gerechneten Gerölle beziehen, von denen ein Theil immerhin von etwas jüngerem Alter sein könnte. 

2) ANGELIN hat die genannte Lichas-Art nur auf ein Pygidium gegründet. Ein mit seiner Ab- 
bildung (Pal. Seand. T. XXXVI. Fig. 10) durchaus übereinstimmendes Exemplar fand sich in einem 
Macrouruskalk-Geschiebe von Oderberg, während die nämlichen Gerölle ebendaselbst und an anderen 


CXXII 


der Palaeont. Scandinavica (p. 62 u. 71) „in stratis regionis © Oelandiae“ sich gefunden 
haben sollten; ferner Dietyonema und Ptilodietya; von Lituiten sollen verschiedene 
Species, von Leptaenen, ausser sericea, mehrere grosse, schön verzierte Arten vor- 
kommen. 

Die mergeligen oder kieseligen Kalkgerölle von Segerstad ete. waren von ANGELIN 
fraglich zu seiner Etage D. a, also zur unteren Abtheilung der Trinucleus-Region, ge- 
rechnet worden, deren Typus jedoch der Chasmopskalk Westgothlands ist. Nach einigen 
Stücken dieses Oeländer Vorkommens, die von LINNARSSON vor Erscheinen seiner be- 
züglichen Arbeit von 1876 an Fr. Scuhnivr gesandt worden waren, hatte letzterer 
Forscher mit dem seltenen Scharfblieck, der ihn auszeichnet, damals schon erkannt, 
dass es dem oberen Theile der Jewe’schen Stufe in Ehstland, d.h. der Kegel’schen 
Schicht, gleichzustellen ist; ein Theil der fraglichen Kalksteintrümmer mag allerdings 
auch der eigentlichen oder unteren Jewe’schen Schicht entsprechen. Die gewisser- 
massen östliche Facies des jüngsten Oeländischen Kalkes offenbart sich nicht bloss in 
den vielen mit Ehstland gemeinsamen Arten, sondern auch in dem Auftreten von Ge- 
schlechtern, welche, wie Porambonites und Subulites, im Ehstländischen Untersilur häufig, 
dagegen dem schwedischen Festland ganz oder beinahe fremd sind. Aus der von Fr. 
SCHMIDT angegebenen Parallelisirung schloss Livnarsson richtig, dass jenes Gestein mit 
Chasmops macrourus, welches auch schon SJÖGREN über die obersten ihm anstehend 
auf Oeland bekannten Kalkschichten gestellt hatte, jünger sein müsse als der festlän- 
dische Chasmops- oder Cystideenkalk. Er fügte hinzu, dass dasselbe allenfalls ein lo- 
cales Aequivalent der gleich auf letzteren folgenden Ablagerungen, und zwar zunächst 
eines Theiles des Trinucleusschiefers, sein könne, freilich nur unter der Voraussetzung, 
dass dieser direct und ohne jegliche Lücke dem genannten Chasmopskalk nachfolge; 
jedenfalls sei kaum zu bezweifeln, dass es aufwärts als unmittelbare Fortsetzung an 
den typischen, oben als 7. Etage hingestellten Chasmopskalk sich anschliesse. Diese 
Auffassung ist gewiss zutreffend, und mit Rücksicht auf verschiedene neuere Beobach- 
tungen halte ich es zudem auch für unbestreitbar, dass der Oeländische Rollsteinkalk 
älter ist als der Trinucleusschiefer. Ersterer ist übrigens durch die Gattung Chasmops 


gewissermassen mit dem vorhergehenden Formationsglied verknüpft, während anderer- 


Orten in hiesiger Gegend mehrfach Köpfe von Lichas defleva SIÖGR. geliefert haben. Sehr nahe ver- 
wandt und vielleicht identisch mit jenem, „Zichas Oelandica“ genannten Schwanzschild ist nun die 
Form, welche STEINHARDT als Lichas velata beschrieben und darauf DAuss (Zeitschr. d. deutsch. geolog. 
Ges., XXIX. p. 801) zu seiner Hoplolichas proboscidea gezogen hat. Hiernach wird zu untersuchen 
sein, ob Zichas defleva SsöGR. und Oelandica Ang. nicht etwa zu vereinigen sind, da zugleich 
FR. Schmipr vor einiger Zeit mir mittheilte, dass „Lichas velata“, wie Ehstländische Funde bewiesen, 


ganz sicher als Pygidium zu der erstgenannten, SJÖGREN’schen Species gehöre. 
xXVI* 


CXXIV 


seits doch die beiderseitigen Faunen, ebenso wie die Gesteine, recht erhebliche Unter- 
schiede darbieten. 

TULLBERG gebraucht für das vorstehend besprochene Gebilde die Bezeichnung 
„jüngerer Chasmopskalk“, dieselbe, welche auch für das übereinstimmende, neuer- 
dings in Ostgothland nachgewiesene Lager (cf. S. LXXI) gewählt worden ist. Indessen 
halte ich den Namen „Macrouruskalk“, den ich bereits 1880 für die entsprechenden 
norddeutschen Geschiebe angewendet habe, für weitaus passender, und bin zugleich 
der Ansicht, dass der Ausdruck „Chasmopskalk“ besser ganz vermieden wird. 
Hierauf soll unten bei den Erläuterungen zur summarischen Zusammenstellung der bis- 


her betrachteten schwedischen Formationsglieder zurückgekommen werden. 


Anmerkung. — Während des Druckes des von Oeland handelnden Abschnittes ist noch 
ein neuer Beitrag zur Geognosie dieser Insel erschienen, in welchem, ebenso wie in TULLBERG's 
Aufsatz, verschiedene während einer Bereisung im Sommer 1882 gemachte Beobachtungen nieder- 
gelegt sind. Es ist dies eine Mittheilung von GerHuarp Horn: Om de vigtigaste resultaten frän 
en sommaren. 1882 utförd geologisk-palaeontologisk resa pä Öland, Öfvers. af Kongl. Vetensk.- 
Akad. Förh., 1882. Nr. 7, p. 63—73. Ich kann daraus nur einige Punkte hier noch her- 
vorheben. 

Zunächst werden die in verschiedenen Horizonten der Paradoxides- und Olenus-Re- 
gion auftretenden Öonglomerate besprochen. Ihre Entstehung wird auf zeitweise während 
der Bildung jener Ablagerungen Statt gefundene Denudationen zurückgeführt. 

Den Ceratopygekalk beobachtete der Autor bei Borgholm, sodann unweit Mölltorp im 
Kirchspiel Algutsrum und bei Ottenby in der Nähe von Oelands Südspitze als eine graue oder röth- 
lichgraue, nur bis 0,5 Meter mächtige Kalkbank, unter der sich bei vollständiger Ausbildung noch 
eine Lage grauer Kalksteinknollen befindet. Sein Hangendes wie sein Liegendes wird als 
„Glaukonitsand“ bezeichnet, so dass er also in diesem eingelagert erscheint. Dass dieses. 
Gebilde auf Oeland weit petrefactenreicher ist, als früher bekannt war, erkannte auch Horn; 
ausser den bereits von Lınnarsson mitgetheilten Arten (cf. S. CXI) fand er: Ceratopyge for- 
fieula, Cheirurus foveolatus, Pliomera primigena, Dikelocephalus serratus, Holometopus elatifrons 
Ang., Agnostus Sidenbladhü Linrs., Niobe insignis, Orthis, 2 Acrotreta-Arten und Diseina. Wäh- 
rend der eigentliche Ceratopygekalk im südlichen Theil der Insel vollkommen entwickelt ist, 
fehlt er im nördlichen gänzlich und scheint dort überhaupt nicht zur Absetzung gelangt zu sein. 
Von Öttenby im S., wo das Lager nach Horm petrographisch und faunistisch einem ent- 
sprechenden Sediment in der Gegend Christiania’s und des’ Mjösen-See’s in Norwegen zum Ver- 
wechseln ähnlich ist, nimmt die Mächtigkeit und mehr noch die Zahl der Versteinerungen bis 
Borgholm, in der Mitte der Insel, bedeutend ab; etwas nördlicher sodann, bei Äleklinta, findet 
sich keine Spur dieses Ceratopygekalks mehr, wogegen hier noch der vorerwähnte Grünsand 
in concordanter Lagerung den Alaunschiefer überdeckt. 

Als tiefste Partie der „Asaphus-Region“ betrachtet der genannte Forscher einen meist 
direet dem Glaukonitsand aufliegenden, am besten bei Äleklinta entwickelten hellgrünen 


CXXV 


Kalk, stellenweise mit dünnen Schieferlagen, der gewöhnlich mehr oder minder reich an Glau- 
konit und ausgezeichnet sei durch Megalaspis planilimbata, Symphysurus breviceps AnG., Pliomera 
actinura Darm., Harpes, Harpides, Niobe, Agnostus, Orthis, Acrotreta, Glyptocystites ete.!). Für 
den darauf folgenden eigentlichen unteren rothen Orthocerenkalk wird als vorzugsweise 
bezeichnend Nileus Armadillo angegeben, welche Art auch ein sehr gemeines und charakteri- 
stisches Petrefact in dem zum nämlichen Horizont gehörigen röthlichgrauen Kalkstein in Östgoth- 
land sei; demnächst werden Megalaspis planilimbata, Niobe laeviceps und Orthoceras sp. hervor- 
gehoben, d. h. die speciell schon von Linnarsson für dieses Lager namhaft gemachten Fossilien. 
Ausserdem erwähnt Horm aus derselben Zone noch kleinere Asaphiden-Formen, Ceratopyge sp. 
(?), Euloma sp., Agnostus, Acrotreta sp., Orthis ete., und bemerkt, dass ganz oben eine cepha- 
lopodenreiche, intensiv rothe Schicht mit einem noch unbeschriebenen, sehr niedrig gekammerten 
und ziemlich stark conischen regulären Orthoceras liege. 

Als ein wichtiger Fund im oberen grauen Orthocerenkalk Oelands, der gleich dem 
nämlichen Horizont in Dalarne vornehmlich durch Zllaenus Chiron HoLm (= Dysplanus centaurus 
auct.) charakterisirt sei, wird Ogygiocaris dilatata var. Sarsi Ang. (ein hauptsächlich in Nor- 
wegen vorkommender Trilobit) mitgetheilt. Daraus wird der Schluss gezogen, dass jener obere 
graue Kalk dem „lefversten“ der Kinnekulle gleichzustellen sei, aus dem ein Exemplar von 
Ogygiocaris sich im Reichsmuseum zu Stockholm befinde. Es entspricht dies übrigens der von 
LinNARsson ausgesprochenen Ansicht, welche ich oben (S. CXIX) mitgetheilt habe?). 

Horm- macht sodann noch auf die grosse Uebereinstimmung zwischen dem Oelandischen 
und dem dalekarlischen Orthocerenkalk in petrographischer wie faunistischer Hinsicht aufmerksam. 

Vom Chasmopskalk (Cystideenkalk), der bislang nur ganz im N. von Oeland be- 
kannt war, wird ein neues, an Öystideen reiches Vorkommen im mittleren Theil der Insel mit- 
getheilt, welches am Strande unterhalb Lopperstad im Kirchspiel Runsten zu Tage liegt. 

Der „jüngste Kalk“ Ssöcren’s (Macrouruskalk) wurde bei Hulterstad im südlichen 
Theil des Ostgestades in der Nachbarschaft von oberem rothen Orthocerenkalk nicht nur als loser 
Steinschutt, sondern auch anstehend vorgefunden als ein vielfach zerbrochenes und gefaltetes 


!) Das hier Mitgetheilte stimmt mit den Angaben der meisten anderen Autoren überein, wo- 
nach die ältesten Schichten des Oeländischen Orthocerenkalks glaukonithaltig sind und nach oben 
in den echten unteren rothen Kalk übergehen; ganz unten zeigt nach Obigem die Fauna allerdings 
noch eine gewisse Analogie mit der des Ceratopygekalks (wobei jedoch die Anführung der Gattung 
Harpes auffallen muss). Offenbar hat Dames den nämlichen Aufschluss bei Äleklinta besucht und ihn 
in derselben Weise gedeutet, indem er bemerkt, dass dort die untersten Orthocerenkalk - Schichten 
noch grünlich und glaukonitisch, aber doch von dem darunter liegenden „Glaukonitschiefer* petro- 
graphisch scharf geschieden seien. 

2) Mit Rücksicht auf die neue Publication von HorLm bemerke ich hier nachträglich, dass die 
loe. eit. gemachte Angabe bezüglich der Parallelisirung des oberen grauen Oeländischen Orthoceren- 
kalks mit dem vorerwähnten „lefversten“ einem Briefe Lınnarsson’s d.d. 12. Juni 1881 entnommen 
wurde. Wenn beide darin als „ungefähr“ gleichaltrig bezeichnet sind, so geschieht dies unter gleich- 
zeitigem Hinweis auf den Umstand, dass dem Schreiber der „lefversten“, da Durchschnitte fehlten, 
leider nur wenig bekannt sei. 


CXXVI 


Lager, dessen Auftreten hierselbst durch die Annahme einer Verwerfung erklärt wird. Die un- 
teren Theile desselben bestehen aus einem grünlich graugelben, sandigen, dünnschichtigen Kalk, 
welcher reich an Arten von (Chasmops, Porambonites ete. und stellenweise mit algenähnlichen 
Abgüssen erfüllt ist; darin eingelagert findet sich ein versteinerungsleerer, weisser oder röthlicher 
krystallinischer Kalkstein, der gewissen Abänderungen des dalekarlischen Leptaenakalks täu- 
schend ähnlich sieht. Die obere Partie wird von röthlichbraunen, darüber grünlichgrauen 
Mergelschiefern gebildet, reich an Crinoidengliedern, Brachiopoden und einigen Korallen, wie Ha- 
Iysites, Streptelasma, Heliolites etc. Zugleich hat auch Horm einzelne sehr stark kieselige, flint- 


artige Schichten mit zahlreichen von Chaleedon erfüllten „Wurmgängen“ beobachtet. 


Zusätze und Berichtigungen zur älteren sedimentären Schichtenfolge 
Schwedens’). 


Zu S. XXVII: Phyllograptusschiefer in Dalarne. — G. Horım hat unter 
dem Titel „Ueber einige Trilobiten aus dem Phyllograptusschiefer Dalekarliens“, Stock- 
holm 1882, einen Beitrag zur specielleren Kenntniss der loc. eit. unter 4 besprochenen 
Ablagerung beim Dorfe Skattungby (Kirchspiel Orsa) geliefert. Die von TÖRNgVvIsT 
über die petrographische Zusammensetzung der letzteren gemachten Angaben werden 
zunächst dahin präcisirt, dass zu unterst eine Schicht von hellgrünem, glaukonithaltigem 
Kalk mit eingewachsenen Schalenresten liegt, auf den sodann ein hellgrüner Mergel- 
schiefer mit untergeordneten kleineren Lagen und Linsen von unrein grünem Kalksteın 


!) Der verhältnissmässig bedeutende Umfang der nachfolgend gelieferten Nachträge erklärt 
sich hauptsächlich aus der ungemein langen Zeit, welche ich auf die Bearbeitung der geognostischen 
Uebersichten, die der Leser im Vorhergehenden findet, verwenden musste. Im Laufe der Arbeit ge- 
langte ich immer mehr zu der Ueberzeugung, dass bei möglichster Knappheit der Darstellung doch 
nur mit einer vollständigen Charakteristik der bezüglichen schwedischen Schichten dem nord- 
deutschen Geschiebeforscher genügend gedient sein könne. Auf solche Art kam ich nach und nach 
dazu, die einschlägige, sehr weitschichtige Speeial-Literatur in allen ihren Theilen ganz durehzu- 
arbeiten, was für einige Gebiete, wie Westgothland und besonders Schonen, ein überaus mühsames 
Geschäft gewesen ist. Dieser Theil meiner Aufgabe gewann so eine Ausdehnung, die ich ursprüng- 
lich nieht beabsichtigt hatte; freilich dürfte mir dabei auch nichts Wesentliches mehr entgangen 
sein. Aus Zweckmässigkeitsgründen sind nun ferner die Abschnitte über Dalekarlien, Nerike, West- 
gothland sowie Ostgothland bis zum Brachiopodenschiefer einschliesslich (Bogen IV bis incl. VIII) 
bereits in den Monaten Juli und August 1881 gedruckt worden. Somit ergab sich die Nothwendig- 
keit, nicht bloss nach der älteren Literatur mehrere Ergänzungen dem früher Gegebenen hinzuzu- 
fügen, sondern auch verschiedene, seit jener Zeit erschienene neue Arbeiten der eifrig thätigen 
schwedischen Geologen auszunutzen. 


CXXVI 


folgt. In dem Schiefer fand Horm bloss die bereits von TÖRNQVIST angegebenen 
Fossilien, dagegen in den erwähnten Kalklinsen eine eigenthümliche, grösstentheils neue 
Arten aufweisende Trilobitenfauna, welche allerdings denen des Ceratopygekalks und 
des ältesten Orthocerenkalks verwandt ist. Die betreffenden, von ihm näher beschrie- 
benen Formen sind: Pliomera Törngquisti n. sp., Megalaspis Dalecarlica n. sp., Niobe 
laeviceps Darm., Ampys pater n. sp., Agnostus Törngeisti n. sp., Trilobites brevifrons 
n. sp.; daneben fanden sich noch Primitia sp., Lingula sp., Acrotreta sp. sowie Orthis 
und Leptaena. 

TÖRNgVIST hat zwar, wie a. a. OÖ. mitgetheilt wurde, die den graptolithenführenden 
Schiefer begleitenden Kalkbänke als gleichend dem glaukonitischen Orthocerenkalk 
Dalarnes (loc. cit. 5.a) bezeichnet, und hinzugefügt, dass sie das gemeinste Fossil des- 
selben, Orthis parva, nebst Asaphiden-Fragmenten enthalten, ferner den unmittelbar 
jenem grünen Lager aufliegenden rothen Mergelschiefer, in dem er eine kleine ZLingula 
beobachtete, dem unteren rothen Orthocerenkalk (ib. 5. b) gleichgestellt; indess scheint mir 
diese Parallelisirung doch bedenklich zu sein, namentlich wenn man, neben den fau- 
nistischen Daten an und für sich, die Verhältnisse in anderen Gegenden Schwedens in 
Betracht zieht. Bemerken will ich nur, dass einerseits die schon früher vermuthete 
nähere Beziehung des dalekarlischen Obolus-Horizontes zum Üeratopygekalk durch 
neuere Beobachtungen TuLLBers’s auf Oeland (ef. S. CXII) bestätigt worden ist, wäh- 
rend man andererseits in Ostgothland in einem unter dem ältesten Orthocerenkalk 
liegenden Niveau obige von HoLm aus dem Phyllograptusschiefer von Skattungbyn mit- 
getheilte Fauna wiedergefunden hat; die dem letzteren auf S. XXVIII angewiesene 
Stellung erscheint hiernach durchaus naturgemäss, und vielleicht entspricht das vorer- 
wähnte ostgothländische Lager, welches S. LXIX—LXX unter 5 angeführt ist, eher 
auch dem unteren Graptolithenschiefer, sofern man nicht etwa eine Uebergangsbildung 
zwischen diesem und dem ÜÖeratopygekalk annehmen will. Bezüglich der Zone 5. a ın 
Dalarne trage ich nach, dass sie bei Sjurberg und Wikarbyn nach Törxgvist den 
„Obolus-Gruskalk“ direct überlagert, worauf dann 5. b und weiterhin die übrigen Theile 


des Orthocerenkalks folgen. 


Zu S. XXXIH. — Nach Pal. Scandin. p. 81 ist nachzutragen Raphiophorus seti- 
rostris ANG. Die Fundortsangabe für dieses Fossil („reg. D.a? Dalecarliae ad Draggä- 
bro“) deutet auf den schwarzen Trinucleusschiefer hin. 


Zu S. XXXIH und XXXIV (Anm.): Obere Graptolithenschiefer Dalekar- 
jiens. — Der von TÖörngvist zu Prionotus teretiusculus Hıs. gerechnete und 
gleichzeitig mit Climacograptus reetangularis M’Coy identifieirte Graptolith aus 
den Kallholn-Schichten (Lobiferusschiefer) ist von der Hısınger’schen Art verschieden, 


OXXVII 


welche übrigens kein Climacograptus ist, sondern zu Diplograptus gehört und Diplogr. 
putillus Harn nahesteht. Es ist a. a. OÖ. also: Climacograptus rectangularis zu setzen, 
während Diplogr. teretiusculus sich in tieferen Theilen des mittleren Graptolithenschiefers 
in Schonen findet!). 

Ferner muss die für den Kallholnschiefer nach TÖRNQVIST gemachte Anführung 
des Diplograptus pristis Hıs. auf einem Irrthum beruhen; es ist dies eine speciell 
für den schwarzen Trinucleusschiefer Dalarnes sowie das gleiche Niveau in ÖOst- und 
Westgothland bezeichnende Art (cf. TULLBERG, loc. eit. p. 10—11). Dem entsprechend 
hat Törngvist in dem 1881 erschienenen Aufsatz „Om nägra graptolitarter frän Dalarne“ 
für dieselbe bloss das Vorkommen in der genannten Ablagerung bei Draggän, Wikarbyn, 
Gulleräsen, Nitsjö, Skattungbyn und Enän angegeben’). 

Monograptus sagittarius Hıs.‘) ist mit Monogr. leptotheca Lapw. (ef. ib. 
p. 11—13) zu vereinigen, und wahrscheinlich gehören ebendahin die „Graptolithi sa- 
gittarüi Linnacı“ bei WAHLENBERG (Petr. Tell. Suecanae, p. 93), bezüglich deren dieser 
Autor vermuthet hat, dass dieselben der Länge nach abgespaltene Fragmente seines 
„Orthoceratites tenuis“ seien, welche z. Th. nach dieser unter Erhaltung eines lateralen 
Sipho Statt gefundenen Verstümmelung sich gebogen und damit zugleich auf einer 
Seite, der Lage der Kammerwände entsprechend, eine Zähnelung bekommen hätten. 

Barrande’s Graptolithus Beckii fällt nach GEINITZ, Linnarsson u. a. Paläon- 
tologen mit Monograptus lobifer M’Coy*) zusammen, während LApworrtH°) diese Form 
von jener böhmischen wegen einer Verschiedenheit im proximalen Ende glaubte trennen 
zu müssen. 

Ueber Graptolithus convolutus Hıs. (Leth. Suec. Suppl. I. p. 114, T. XXXV. 
Fig. 7) sind von den schwedischen Autoren ziemlich abweichende Ansichten geäussert 
worden. LINNARsson hat, worauf schon S. LVI hingewiesen wurde, das von Furudal 
stammende Original dieser Form als identisch mit Rastrites peregrinus BARR. bezeichnet, 
während die zugehörige Abbildung allerdings mehr zu „Monograptus spiralis GEIN.“ 
passt. TULLBERG (loc. eit. p. 14) sagt darüber: „Hısinger’s type specimen is very like 
Rastrites peregrinus“, bemerkt zugleich aber, dass aus Dalekarlien Exemplare der 
Hisinger’schen Art mit erhaltenem Schlusstheil nicht bekannt geworden seien; dagegen 
hätten sich dergleichen vollständige Stücke bei Kongslena in Westgothland und bei 
Röstänga in Schonen gefunden, und bei solchen lasse das distale Ende erkennen, dass 


!) ef. LINNARSSON in dem unten eitirten Aufsatz über Kongslena, p. 404, u. TULLBERG, On the 
Graptolites deser. by HısinGEr ete., p. 18. 

2) Nachträglich bemerke ich hier noch, dass „Draggä“ und „Enä“ Namen von Bächen sind. 

3) „Prionotus sagittarius“: Leth. Sueeica, p. 114 (Suppl. I), T. XXXV. Fig. 6. 

4) Graptolites lobiferus: British Palaeozoic Fossils, Fase. I (1851), p.4, T. I. B. Fig. 3. 

5) On Scottish Monograptidae, Geol. Mag., Dee. II. Vol. III (1876), p. 499—501. 


CXXIX 


hier ein Monograptus vorliege, dem man übrigens nicht den Namen „M. spiralis“ 
geben dürfe, weil H. B. GemiTz damit eine ganz andere, vielleicht zu Cyrtograptus ge- 
hörige Art vom Alter der Gala-Gruppe bezeichnet habe!). Hiernach trennt nun TuLL- 
BERG wieder, unter Beibehaltung des Hısinger’schen Speciesnamens, Monograptus con- 
volutus Hıs. und Rastrites peregrinus Barr., und führt z. B. beide nebeneinander im 
Rastrites- oder Lobiferusschiefer Schonens an (vel. S. XCVI); erstere Art wird von 
ihm identifieirt mit Monogr. convolutus var. d spiralis (GEın.) Lapw., ferner aber auch 
mit der Form aus Dumfriesshire, welche in F. kormer’s Leth. palaeozoica, Stuttgart 
1376, T. III. Fig. 5, als Rastrites peregrinus BARR. abgebildet ist. 

Monograptus Hisingeri CARR. ist eine Art, welche nach TULLBERG in Schonen 
etwas oberhalb des Lobiferusschiefers auftritt. 

Diplograptus jolium His. sp. wurde von TÖRNgVIST ganz vereinzelt auch im 
Lobiferusschiefer bei Kallholn beobachtet, und gehört zugleich mit Diplogr. cometa 
GEIN. zu einer Gruppe, welche Horkınson von Diplograptus M’CoyY abgezweist und 
Cephalograptus genannt hat (cf. TULLBERG, loc. eit. p. 15). Die Originale von Hı- 
SINGER's Prionotus sagittarius, convolutus und folium liegen allesammt in dem nämlichen 
Gesteinsstück, bestehend aus einem etwas bituminösen Kalk von Furudal in Dalarne. 
Offenbar entspricht der auch von Törngvıst erwähnte Schiefer von Furudal und Enän, 
aus welchem dieses Kalksteinstück herrühren muss, der Zone des Monogr. convolutus 
in Schonen (S. XCVII). Dazu passt nun vollkommen die von vorgenanntem Autor 
(Geol. Fören. Förh., Bd. IV. Nr. 14, p. 456) gemachte Bemerkung, dass jener am ehesten 
in die Nähe der dalekarlischen Stufe mit Monogr. leptotheca zu bringen sein dürfte. 
Unter Berücksichtigung dieses Umstandes umfasst die ib. von TÖRNgvIsT für den Lo- 
biferusschiefer Dalarnes im weiteren Sinne gegebene Gliederung von unten ab 
folgende Zonen: 

1. Z. mit Monograptus convolutus Hıs. und Monogr. leptotheca LAPW.; 
2. mit Diplograptus (Cephalograptus) cometa GEIN.; 

3. mit Monograptus Sedgwickii PORTL.; 

4. mit Monograptus turrieulatus BARR. (Osmundsbergschiefer); 


[(b\\ 


mit Monograptus priodon BRONN und Diplograptus palmeus BARR. var. su- 
perstes TÖRNQY.?). 


!) S. beim Retiolitesschiefer in Schonen (p. XCVIII). Es wird zu der letztgenannten Species 
auch der vormals im dalekarlischen Retiolitesschiefer als „Monograptus convolutus Hıs.“ aufgeführte 
Graptolith zu rechnen sein. 

2) Ausser den S. XXXIV bereits genannten Arten hat TÖRNQVIST Ioe. eit. p. 450 noch Monogr. 
(Cyrtograptus?) spiralis GEN. aus 'der zuletzt erwähnten, bei Kallholn nachgewiesenen Schieferstufe 
angeführt. Genauer angegeben liegt deren Fundort am Skräddaregärd (zu deutsch: Schneiderhof) 


im Kirchspiel Kallholn. 
XVIL 


CXXX 


Darüber folgt sodann der nach TULLBERG!) dem Lager mit Cyrtograptus Grayi 
Lapw. in Schonen entsprechende Retiolitesschiefer (vgl. S. XCVIH). In letzterem 
finden sich bei Nitsjö nach TÖrNQvIsT (loc. cit. p. 455) neben den S. XXXIV schon 
mitgetheilten Graptolithen mehrere Gastropoden, Lamellibranchiaten, Brachiopoden und 
Örthoceren; die in diesem Schiefer mit Enerinurus afl. punctato WAHLENB. vorkom- 
mende Arethusina glaubt er zu Areth. Koninckii BARR. stellen zu können. 


Zu 5. XXXIV—XXXVII: Leptaenakalk. — Dieses eigenthümliche Silurge- 
bilde gewährt, nachdem ich es unter den Diluvialgeröllen der Eberswalder Gegend 
nachgewiesen?) und weiterhin an kürzlich gemachten neuen Funden?) erkannt habe, 
dass diese von mir mit dem Namen Fenestellenkalk bezeichnete Geschiebe- Art in 
petrographisch differirenden Abänderungen vorkommt, für den Flachlandsgeologen ein 
aussergewöhnliches Interesse. Ich halte es daher für angemessen, zu dem loc. eit. über 
dasselbe Mitgetheilten hier noch emige Ergänzungen zu geben, und werde dabei auch 
die in den „Fragmenta Silurica“ daraus beschriebenen Petrefaeten anreihen, da ich 
darauf verzichten musste, die vollständige Uebersicht der älteren paläozoischen Ge- 
schiebe, für welche ich diese Details aufsparen wollte, bereits in das I. Stück der ge- 
genwärtigen „Untersuchungen“ aufzunehmen. 

Zunächst sei bemerkt, dass der Leptaenakalk nur auf einem beschränkten Ge- 
biete in der Nähe des Siljan-Sees (namentlich am Osmundsberg, bei Boda und Öst- 
björka) beobachtet worden ist. LiNNARssoN‘) glaubte denselben geradezu als eine lo- 
cale Bildung betrachten zu können. Hiergegen hat sich freilich TÖRNQVIST auf Grund 
seiner grossen Mächtigkeit und der Verbreitung seiner Organismen in andern Theilen 
Nordeuropas in der bezüglichen Arbeit von 1874, p. 25, ausgesprochen; allein soviel 
steht fest, dass bis jetzt eine derartige Ablagerung im übrigen Schweden ganz unbe- 
kannt ist°). 

Ueber die Gesteinsbeschaffenheit hatte TÖRNQVIST in seinen ersten, S. XXXV cı- 
tirten Aufsätzen angegeben, dass der Leptaenakalk im unteren Theile aus dünnen, mit 
schwachen Schieferlagen alternirenden Bänken von grauem oder grünem und oft auch 
ziegelrothem Kalk bestehe, an den Schichtflächen vollgespiekt mit Crinoidengliedern 
und Brachiopodenresten; nach oben zu herrsche dagegen mehr ein harter und marmor- 
artiger, mitunter krystallinischer Kalkstein von einer zwischen Weiss, Grau und Rosen- 


1) Skänes Graptoliter, I. p. 27. 

*) Zeitschr. der deutsch. &eolog. Ges., XXXII (1880), p. 645 ff. 

°) ib. Bd. XXXIV (1882), p. 651—655. 

4) Berättelse om en resa till Böhmen och Ryska Östersjöprovinserna, Öfvers. ete., 1873. Nr. 5, 
p- 100, und Zeitschr. der deutsch. geol. Ges., XXV. p. 686. 

5) ef. auch Törngvist’s Reisebericht über Ostgothland, Öfvers. ete., 1875. Nr. 10, p. 70. 


CXNXI 


roth wechselnden Farbe. Etwas eingehender äussert sich sodann der nämliche Geologe 
über das petrographische und sonstige Verhalten in der 1874 erschienenen Abhandlung 
(p. 26 ff). Ohne faunistisch bestimmt gesonderte Zonen aufzustellen, theilt er doch 
nach dem Aussehen und der Structur folgende Schichtenfolge mit, welche bei Boda, 
wo die stratigraphischen Verhältnisse am deutlichsten seien, beobachtet wurde: 

1. Plattiger („hvarfvig“) rother Kalk mit Zwischenlagen von Schiefer; 2. rich- 
tungsloser („kompakt“), harter, grauer und brauner Kalk; 3. plattiger rother Kalk; 
4. richtungsloser, weisser, brauner und rother Kalk; 5. plattiger grüner Kalk; 6. rich» 
tungsloser grauer Kalk. 

In den plattig ausgebildeten Lagertheilen, welche jedoch nur einen relativ ge- 
ringen Theil des ganzen Schichtencomplexes ausmachen, sind nach Törxgvıst Öri- 
noidenglieder in ausserordentlicher Menge anzutreffen, ferner Bryozoen, Orthis- 
und Zeptaena-Arten und ziemlich häufig ein Sphäronit; am meisten fossile Formen 
unter diesen Schichten scheint die oberste zu enthalten. Viel bedeutender indessen ist 
der Artenreichthum in den Kalkpartien ohne plattige Absonderung, von denen die 
mittlere weitaus die Hauptmasse des Leptaenakalks bildet. Bezüglich der darin vor- 
kommenden Versteinerungen ist das früher Mitgetheilte nachzusehen, zu dem ich nach 
ANGELIN noch folgende Trilobiten nachtrage: Trapelocera (2) breviloba Ang. (an 
Odontopleura sich anschliessend), Zichas conformis AnG., Sphaerexochus granulatus 
Ant.'), Ampyx foveolatus An. 

Wichtige Beiträge zur Fauna des Leptaenakalks findet man in den Ende 1880 er- 
schienenen „Fragmenta Silurica“ von AnGELIN und LINDSTRÖM, indem dieses Werk 
zahlreiche Petrefacten aus der WEGELIN’schen Sammlung beschrieben und abgebildet 
enthält, die in jener Ablagerung (ganz besonders bei Östbjörka, jedoch auch am Os- 
mundsberg, bei Boda, Arfvet, Gulleräsen ete.) gesammelt worden waren. Die betreffen- 
den Arten, lauter Mollusken und Anthozoen, sind folgende: Orthoceras funiforme 
AngG.?), Orthoe. suave ANG., Orthoc. Leptaenarum Ant., Orthoc. Wegelini AnG., Orthoe. 
turris AnG., Cyrtoceras longitudinale AnG., Euomphalus nitidulus LINDSTR., Euomph. 
obtusangulus LINDSTR., Cyelonema angulosum LINDSTR., Subulites elongatus PORTL. (?), 
Lozxonema Dalecarlicum LINDSTR., Eunema carinatum LiNDSTR., Platyostoma harpa 
LıinDster., Platyost. globosum LinDSTR.. Platyceras erispum LINDSTR., Ambonychia corru- 
gata LINDSTR., Ambon. pulchella Linpstr., Ambon. (2) nuw LinDsTR., Pleurorhynchus 


!) Diese Form, ebenso wie die $S. XXXVI schon angeführten Sphaerexochus conformıs und 
Sphaerex. Wegelini, gehört nach Fr. Schmipr (Östbalt. silur. Trilobiten, p. 171) zu Pseudosphaerewochus, 
einer neuen Untergattung von Cheirurus. Die AngEuin’schen Arten conformis und granwlatus sind dem- 
selben Autor zufolge (ib. p. 176) vielleicht specifisch nicht verschieden. 

2) Diese Form scheint mir identisch zu sein mit dem Ehstländischen Orthoceras (Cyeloceras) fe- 


nestratum EıcHhw. (Lethaea Rossica, I. p. 1231, T. XLVIII. Fig. 14). h 
xvir® 


CXXXII 


brachypleura LiNDSTR. (fraglich dem Leptaenakalk zugewiesen), Discina gibba LiNDSTR., 
Meristella erassa Sow., Athyris (2) Portlockiana DAvIDson, Atrypa expansa LINDSTR. 
(Lager fraglich), Atr. imbricata Sow. var., Atr. altijugata LINDSTR., Camerella angulosa 
TÖRNgv. sp., Cam. rapa LinDSTR., Orthis coneinna LINDSTR., O. conferta LiNDSTR., O. 
umbo Linpstr. (Lager unsicher), ©. (Platystrophia) biforata SCHLOTW. (= Iynz EıcHw.), 
Strophomena corrugatella Davıps., Stroph. luna TÖRNgVY. in lit., Stroph. imbrex PAnD. 
var., Leptaena Schmidtii TÖöRrNgv. in lit., Stylaraea Roemeri v. SsEB. (wahrscheinlich 
— (occoseris Ungerni Eıcuw.), Favosites Forbesii Evw. & HaımE, Heliolites dubius 
Fr. Schmidt, Hel. intricatus LINDSTR. var. lamellosus, Plasmopora conferta EDw. & 
Haze, Plasm. affinis BıLuınGs, Halysites escharoides LAMARCK, Hal. catenularius L., 
Hal. parvitubus LINDSTR., Oyathophyllum mitratum Hıs., Ptychophyllum eraigense M’Coy 
(nach Liwpström wahrscheinlich identisch mit Streptelasma Europaeum F. RoEM.), 
Syringophyllum organum L., Calapoecia amphigenia LINDSTR. 

Ueber die schwierige Frage betreffend die stratigraphische Stellung und das geo- 
logische Alter des Leptaenakalks sind bei der Besprechung des „oberen Graptolithen- 
schiefers“ in Schonen (S. XCIV—XCV) noch einige Bemerkungen beigebracht worden. 


Zu S. XXXVIH u. XXXIX. — In dem grünlichen Schiefergestein der Tessini- 
Zone in Nerike findet sich auch Acrothele granulata Links. (cf. NATHORST, Geol. 
Fören. Förh., Bd. V. Nr. 13, p. 623). 

Bezüglich der Peltura-Stufe findet man eine nachträgliche Angabe in Anm. 5 


auf S. LXXXI. 


Zu 8. XLIII (Anm. 1). — Das als „Fucoidensandstein“ erwähnte Geschiebe 
der .Borr’schen Sammlung zu Neubrandenburg, wovon ich inzwischen ein noch 
besseres Stück in Neustrelitz zu Gesicht bekommen habe, enthält thatsächlich nichts 
von organischen Ueberresten. Die zahlreichen dünnstengeligen schwarzen Streifen auf 
seinen Absonderungsflächen, welche vielfach spitzwinklig zusammentreffen oder sich 
kreuzen, bestehen aus einem strahlig ausgebildeten, hornblendeartigen Mineral, und das 
Gestein ist wahrscheinlich ein quarziger Schiefer der archäischen Formation. 

Was die gelegentlich in Mecklenburg gefundenen hellfarbigen Sandsteine mit 
pflanzlichen, z. Th. kohligen Resten anbelangt, so sind sie nach einer kürzlich erschie- 
nenen Mittheilung von F. Eu. Gemetz!) auf den rhätischen Hörsandstein des mitt- 


leren Schonen zurückzuführen. 
Zu S. XLIV. — Für die Zone des Paradowides Forchhammeri in West- 


!) Arch. des Vereins d. Freunde d. Naturgeschichte in Mecklenburg, XXXVI (1882), p, 165. 


OXNXXI 


gothland (3.a. 8) sind noch 2 Mittheilungen von LinNARrssoNn zu eitiren: Trilobiter 
frän Vestergötlands „Andrarumskalk“, Geol. Fören. Förh., Bd. I. Nr. 13 (1875), p. 242 
bis 248, und Fynd af Andrarumskalk pä Hunneberg i Vestergötland, ib. Bd. III. Nr. 11 
(1877), p. 346— 347. In ersterem Aufsatz, welcher besonders Funde von Räbäck und 
Hellekis an der Kinnekulle vorbringt und nebenbei den überwiegenden Individuenreich- 
thum der Brachiopoden in jenem Lager hervorhebt, werden ausser den .a. a. ©. bereits 
genannten Trilobiten noch angeführt: Arzonellus aculeatus AnG. sp. (cf. S. LXXX, 
Anm. 1), Liostracus microphthalmus ANG. sp. (cf. ib. Anm. 2) und Conocoryphe (Sele- 
nopleura) brachymetopa Anc.'). Ferner wird das früher als „Anomocare sp.“ bezeich- 
nete Fossil daselbst auf Dolichometopus Suecieus AnG. zurückgeführt, und Agnostus 
laevigatus ohne Fragezeichen, wenn auch als seltenes Petrefact in dem fraglichen Ni- 
veau, sowie daneben Agnostus sp. indet. (möglicherweise zu Ayn. aculeatus ANG. ge, 
hörig) namhaft gemacht. 

In dieselbe Stufe gehört wahrscheinlich auch Conocoryphe (Selenopleura?) steno- 
metopa ANG. von Gudhem in Westgothland (Palaeont. Scandin. p. 28). 

Zu der nächstfolgenden Zone des Agynostus laevigatus (3. a.y) ist nachzu- 
tragen Agn. laevigatus Darm. var. armata Links. (ef. S. LXXXI, Anm. 2). In einem 
hierher zu rechnenden Stinkkalkvorkommen von Gudhem, welches TULLBERG (Agnostus- 
arterna etc., p. 32) erwähnt, fand sich auch Agnostus fallax Linrs. var. fero@ TULLB. 


neben Agyn. planicauda, exsculptus und laevigatus sowie Leperditia primordialis. 


Zu S. XLVI. — Aus dem Phyllograptusschiefer (unteren Graptolithen- 
schiefer) von Mossebo am Hunneberg beschreibt G. Horn?) als Holograptus ex- 
pansus n. sp. einen Graptolithen, der zu einer von ihm aufgestellten neuen Gattung 
gehört. 


Zu S. XLVIII (Anm. 3). — Für den Orthocerenkalk Westgothlands können 
noch folgende Trilobiten aus der „Palaeont. Scandinavica“ hinzunotirt werden: Plio- 
mera Mathesii Ang. (angeblich „in stratis schisti aluminaris Regionis BC“ bei Carls- 
fors, nach LinnaRsson jedoch wahrscheinlich aus dem tiefsten Theile des Orthoceren- 
kalk, worin hier auch ein schwarzer, stinkkalkähnlicher Kalkstein vorkommt); XNi- 


') Diese hier noch zu Conocoryphe gezogene Art hatte Lınnarsson (Vestergötlands Cambr. 
och Silur. aflagr., p. 72) zunächst als „Conocoryphe (Conocephalites) sp. indet.“ von Djupadalen (Lovened) 
und Hellekis mitgetheilt. Sie gehört indess zu Selenopleura im Angerıin’schen Sinne, da die Hinter- 
ecken des Kopfschildes gerundet sind. Unter diesem Gattungsnamen wird sie denn auch in späteren 
Aufsätzen LINNARsson’s angeführt. 

2) Bidrag till kännedomen om Skandinaviens Graptoliter. II. Tvenna nya slägten af familjen 
Dichograptidae Lapw., Öfvers. af K. Vet.-Akad. Förh., 1881. Nr. 9, p. 46, T. XII. Fig. 1—2. 


CXXXIV 


leus (2) lineatus AnG. (Reg. C? bei Oltorp, kann jedoch unmöglich zur genannten Gat- 
tung gestellt werden, indem das Kopfschild, wie Lixvarsson bemerkt, an Olenus erinnert, 
das Pygidium dagegen einer kleinen Niobe anzugehören scheint); Ampya (Lonchodomas) 
carinatus ANG. (nach AnGELIN in Geschieben an der Kinnekulle, während LinnArsson 
daselbst in grauem Örthocerenkalk ein der zugehörigen Abbildung, loe. cit. T. XL. 
Fig. 12, ähnliches Pygidium fand). Ferner wird von LinnARsson Asaphus acuminatus 
BoEcK aus Orthocerenkalk-Geschieben bei Hvaltorp erwähnt. 


Zu 5. XLIX. — In Geschieben von jüngerem Orthocerenkalk an der Kinne- 
kulle, sogen. „lefversten“, beobachtete Linarsson Illaenus sp. indet. und einen 
Ampyw, welcher wesentlich dem von AnGELın als A. carinatus abgebildeten Kopfschild 
„loe. eit. T. XVII. Fig. 3) entsprach. Aus dem „lefversten“ derselben Oertlichkeit hat 
kürzlich HorLm noch Ogygiocaris sp. mitgetheilt (ef. S. CXXV). 

Zu den in den „Fragm. Siluriea“ beschriebenen westgothländischen Cephalopoden, 
auf die a. a. OÖ. hingewiesen ist, gehört auch eine eigenthümliche, sehr grosse Form, 
Bathmoceras Linnarssoni AnG., welche an der Kinnekulle gefunden wurde und fraglich 
zum ÖOrthocerenkalk gestellt wird. 


Zu S.L: Chasmopskalk Westgothlands. — Von Axgeriv’schen Trilobiten 
sind hier noch nachzutragen: Ampyz (Raphiophorus) tumidus, Amp. (Raphiophorus) 
culminatus und Trinueleus ceriodes (sämmtlich aus Reg. D. a an der Kinnekulle), sowie 
Trinueleus carinatus (in Geschieben ebendaher, Reg. D. a?); ferner nach LinNARsson: 
Ampyx (Raphiophorus) sp. indet. vom Gisseberg. Letzterem Autor zufolge ist mit 
Ampyz (Lonchodomas) rostratus Sars wahrscheinlich AngELın’s Lonchodomas affinis 
zu vereinigen. 

Bezüglich des an obiger Stelle, Anm. 2, über Cheirurus variolaris Linrs. Ge- 
sagten findet man das Nähere in Fr. Scnuipr’s seitdem erschienenen Trilobiten-Werk 
(Ostbalt. silur. Trilobiten, p. 183 ff.); genanntes Fossil gehört zu der Untergattung von 
Cheirurus, welche dieser Autor „Nieszkowskia“ genannt hat. 


Zu 8. LI—LHOI: Trinucleusschiefer Westgothlands. — Die mit den Namen 
Cheirurus latilobus und Sphaerewochus laticeps bezeichneten Trilobitenformen, von denen 
die zweite auch für den „Staurocephalusschiefer“ (10. a) angegeben ist, sind von 
LinnARsson in seiner ersten wissenschaftlichen Arbeit „Om de siluriska bildningarne 
ı mellersta Westergötland“ (gedruckt zu Stockholm 1866) als getrennte Arten publieirt 
worden. Schon in seiner grösseren Abhandlung über Westgothland v. 1869 machte er 
auf eine gewisse Beziehung zwischen beiden aufmerksam, und betonte zugleich die 
mögliche Identität der ersteren mit Cheirurus octolobatus M’Coy. In der That ist es 


OXXXV 


wahrscheinlich, dass Cheir. latilobus als Pygidium zu Sphaerex. laticeps gehört; generisch 
ordnen sich diese Fossilien dem Subgenus Pseudosphaerexochus unter (cf. Fr. ScHMipr, 
loe..cit. p. 1.71). 

Mit Lichas laxwata M’Coy, einer auch im Chasmopskalk vorkommenden Art, 
fallen nach Linnarsson Lich. 6-spina ANG. und Lich. aculeata ANG. zusammen; das 
mit dem letzteren Namen belegte Fossil entstammt nach AnGELıN dem Trinucleus- 
schiefer (Reg. D. b) an der Kinnekulle. Dass der erstgenannte Forscher Remopleurides 
4-lineatus ANG. als identisch mit Remopl. radians BARR. angenommen hat, wurde 
S. XXXI schon bemerkt. 

In Zone 9.b kommt ihm zufolge auch noch Primitia strangulata SALT. vor 
(Kinnekulle, Högstenaberg). 

Sodann sind folgende Trilobiten nachträglich anzuführen: Cheirurus (Oyrtometopus?) 
decacanthus ANG. (Reg. D, Mösseberg), Cheir. (Cyrtometopus) octacanthus AnG. (Reg. D, 
Kinnekulle)'), Cheir. (Uyrtometopus) longispinus AG. (eine auf ein sehr fragmentarisches 
Pygidium gegründete Species, nach ANGELIN mit der vorigen zusammen in Geschieben 
Westgothlands aus Reg. D gefunden), Rhodope (2) lata Ang. (Reg. D, Mösseberg) und 
Sphaerocoryphe dentata ANG. (ebendaher, Reg. D.b)?). Von Linnarsson ist überdies 
bemerkt worden, dass der westgothländische Trinucleusschiefer noch einige unbeschrie- 
bene Cheiruren enthalte. 


Zu S.LIV u. LV: Brachiopodenschiefer Westgothlands. — DaLman’s 
Calymene? (Acidaspis) centrina ist identisch mit Acidaspis granulata (WAHLENB.) ANG. 
Von den im letzten Satz des Abschnittes 10. b. « eitirten Trilobiten ist „Staurocephalus 
dentatus“ zu streichen, indem diese Art, wie vorhin bemerkt, dem Trinucleusschiefer 
angehört; für die drei anderen wurde der Fundort unrichtig wiedergegeben: Harpes 
cornieulatus stammt vom Älleberg, Holometopus acieulatus und ornatus von der Kinne- 
kulle. Nach der Palaeont. Scandinavica sind diese letztgenannten Arten sämmtlich 
aus der Regio DE; Lixnarsson hat sie nicht wiedergefunden, indessen ist ihre Zu- 
gehörigkeit zum Brachiopodenschiefer wenigstens als wahrscheinlich anzunehmen. 


!) Die beiden vorgenannten Arten gehören nach Fr. ScHmipr vielleicht zu seiner Untergattung 
Pseudosphaerewochus. 

*) LINNarRsson hat, der Auffassung BARRAXDE’s folgend, diese Art gleichwie Sphaerocoryphe 
granulata ANG. bei Staurocephalus BARR. untergebracht, und dem entsprechend ist letzteres Fossil 
S. LIII sowie auch schon S. L bezeichnet. Nach den neueren Untersuchungen von Fr. SCHMIDT ist 
jedoch die AnseELın’sche Gruppe Sphaerocoryphe, welcher jene beiden Formen zu Grunde liegen, als 
eine selbständige, und zwar als ein Subgenus von COheirurus, anzuerkennen. Sphaerocoryphe granulata 
ist übrigens eine charakteristische Versteinerung des dalekarlischen Leptaenakalks, deren Vor- 
kommen in Westgothland jedenfalls sehr zweifelhaft ist; Linnarsson hat sie auch nur fraglich für den 
Chasmopskalk vom Mösseberg und Alleberg und für den Trinucleusschiefer von Kongslena angegeben. 


CXXXVI 


Endlich mag hier noch Phacops granulosus, eine ANGELIN’sche Art von un- 
sicherer Lagerstätte, notirt werden (Kinnekulle, „in saxis schistosis dispersis“). 


Zu S. LVI. — Das an dieser Stelle über den oberen Graptolithenschiefer 
Westgothlands Mitgetheilte ist der grösseren, 1869 erschienenen Arbeit LINNARSSON’s 
über die cambrischen und silurischen Ablagerungen dieser Provinz entnommen. Spe- 
ciell über jene Schieferbildung handelt jedoch ein späterer Aufsatz desselben Autors 
„Om graptolitskiffren vid Kongslena i Vestergötland“'), aus welchem ich, da er a. a. O. 
nur beiläufig in einer Anmerkung erwähnt wurde, das Wichtigste nachtragen muss. 

Vorzugsweise entwickelt in Westgothland ist die untere Abtheilung des oberen 
Graptolithenschiefers, der sogen. Lobiferusschiefer, welcher nebst dem unterliegenden 
Brachiopoden- und Trinucleusschiefer besonders gut bei Stommen im Kirchspiel Kongs- 
lena an der nordöstlichen Ecke des Färdalaberges blossgelegt ist. Das Gestein ist hier 
ein schwarzer, sehr dünnblättriger und ebenflächig spaltender Schiefer, erfüllt von Grapto- 
lithen, die in Schwefelkies verwandelt, dabei aber fast immer im höchsten Grade platt- 
gedrückt sind. Bemerkenswerth ist der grosse Artenreichthum. Nach LINNARSSoN 
konnten, abgesehen von anscheinend vorhandenen neuen Species, folgende Graptolithen- 
formen bestimmt werden: 

Monograptus lobifer M’Coy (= Beckü Barr.), M. sagittarius Hıs. (nach TULLBERG 
— M. leptotheca Lapw.), M. Sandersoni Lapw., M. Sedywickii PORTL., M. spiralis 
GEM.?), M. triangulatus Harkn., Rastrites peregrinus BARR., Diplograptus palmeus 
Barr., Dipl. cf. modestus Larw., Dipl. tamariscus NicHoLsoN, Dipl. (Cephalograptus) 
cometa GEIN., Ulimacograptus rectangularis M’Coy. 

Diese Fauna deutet auf die oberen Theile des eigentlichen Lobiferusschiefers hin. 

TULLBERG®) hat sodann aus der graptolithenführenden Schieferablagerung von 
Kongslena noch mitgetheilt: Climacograptus scalaris L. sp. (sicher identisch mit Ci- 
macogr. normalis LAPw.) und Cephalograptus folium Hıs. Zugleieh giebt TuULLBERG bei 
Climacogr. scalaris und Monogr. leptotheca auch den Mösseberg in Westgothland als 
Fundort an; HısinGer’s Origmalexemplare zu Prionotus scalaris L. (Leth. Sueeica, 
Suppl. I. p. 113, T.XXXV. Fig. 4) liegen, begleitet von Monogr. lobifer, in einem dort 
gefundenen hellgrauen, im Contact mit Diabas gehärteten Schiefer. Letzterer entspricht 
wohl zunächst der Zone des Monogr. convolutus in Schonen (S. XCVH), wenngleich 
hierfür speciell die Linn&’sche Art nicht angegeben ist; jedenfalls gehört dahin ein 
Theil des Vorkommens von Kongslena. 


!) Geol. Fören. Förh., Bd. III. Nr. 13, 1877, p. 402 ff. 

2) Hierunter ist wohl Monograptus convolutus Hıs. zu verstehen (ef. S. CXXVIII), dessen Vor- 
kommen bei Kongslena auch TULLBERG loe. infra cit. besonders anführt. 

°) On the Graptolites described by HısinGEr ete., Stockholm 1882. 


CXNNNVIO 


Der dortige Lobiferusschiefer wird in dem oben eitirten Aufsatz Linnarsson’s als 
Aequivalent der Birkhill Shales, d. i. der oberen Moffat-Gruppe LarworrH’s in Schott- 
land, bezeichnet. Ueber dem schwarzen Schiefer liegt, nach oben durch eine Trapp- 
masse begrenzt, noch ein grauer von mehr dickschiefriger Beschaffenheit, der möglicher- 
weise dem Retiolitesschiefer entspricht. Indess wurden in demselben keine Pe- 
trefacten gefunden, und mit Sicherheit ist echter Retiolitesschiefer, mit Monograptus 
priodon BRONN und Retiolites Geinitzianus BARR., in Westgothland nur an der Kinne- 
kulle bekannt. Ferner ist die mehrfach besprochene Grenzbildung mit Monograptus 
turrieulatus, die man u. a. in Ostgothland kennt, in Westgothland noch nicht nachge- 
wiesen!). 

Diplograptus pristis auf S. LVI ist zu streichen; diese Art findet sich im älteren 
Trinueleusschiefer (ef. S. XCIH u. CXXVIN). 

Bezüglich der Anm. 2 zu S. LVI ist zu bemerken, dass bei WAHLENBERG’s „Or- 
thoceratites tenuis“ aus Westgothland z. Th. Graptolithus (Climacograptus) scalaris L. 
als die kleinste Form der fraglichen Orthoceren gemeint ist (cf. die 2. Note zu $. XCI]). 
In Hısısger’s Lethaea Suecica, Suppl. I, p. 113°), ist der obere thonige Schiefer des 
Mössebergs, im Suppl. II, p. 4, „Uebergangsthonschiefer“ von Enän im Kirchspiel Orsa 
sowie auch Furudal in Dalekarlien als Fundstätte für „Orthoceratites tenuis WAHLENB.“ 


angegeben. 


Zu S. LXII u. LXXI. — AnsGELImN’S Cyrtometopus tumidus und (. gibbus von 
Husbyfjöl sind nach Fr. Schmiprt (Ostbalt. silur. Trilobiten, p. 180) höchstens als 
Varietäten, nicht als getrennte Arten zu betrachten; ausserdem gehören sie nicht zu 
Cyrtometopus, sondern zu dem bereits S. OXXXIV erwähnten Subgenus Nieszkowskia. 

Sphaerexochus (2?) deflexus AnG., gleichfalls eine für den Orthocerenkalk in 
Ostgothland angegebene Art, gehört vielleicht zu Pseudosphaerexochus Fr. Scun. 


Zu S. LXXXVI u. XCVH. — (yrtometopus diacanthus Ang. von Fägelsäng 
dürfte nach Fr. Schmivr (Östbalt. silur. Trilobiten, p. 152 u. 179) der Untergattung 
Nieszkowskia beizurechnen sein. Ueber Trinucleus coscinorhinus vgl. S. CXXXIX. 

Ganz kürzlich ist wieder ein neuer Beitrag zu der immer mehr anschwellenden 
nordisch-silurischen Graptolithen-Literatur erschienen, in welchem ©. Kurck®) verschie- 
dene Graptolithenformen des Lobiferusschiefers bei Bollerup behandelt. Folgende 
2 Glieder des letzteren wurden hier beobachtet: 

1. Zone des Monograptus cyphus, aus diversen grauen und schwarzen 


!) ef. LinnARSSoN, Geol. Fören. Förh., V. p. 505. 

?) Hierfür steht auf S. LVI in Folge eines Druckfehlers: „p. 23“. 

®, Nägra nya graptolitarter frän Skäne, Geol. Fören. Förh., Bd. VI. Nr. 7, Dee. 1882, p. 294 ff. 
XVII 


CXXXVII 


Schiefern mit untergeordnetem Kalk und Thon bestehend; darin Monograptus eyphus 
Lapw., M. attenuatus HoPk., M. revolutus n. sp., Dimorphograptus cf. Swanstoni Lapw., 
Diplograptus tamariscus NICH. nebst sp. indet., Dipl. longissimus n. sp., Climacograptus 
scalaris var. normalis LAaPw., Clim. rectangularis M’Coy, Clim. undulatus n. sp., Cepha- 
lograptus sp., Discinocaris Browniana Woonw. (2), Orthoceras sp. ete. 

2. Zone des Monograptus gregarius: dickplattiger schwarzer Schiefer mit 
Monograptus triangulatus HARkN., M. tenuis PORTL., M. coneinnus Lapw., Diplograptus 
ef. tamariseus NıcH., Dipl. sp. indet., Ulimacograptus normalis Lapw., Clim. rectangularis 
M’Coy, Cephalograptus folium Hıs., Ceph. ovato-elongatus n. sp., Dawsonia campanulata 
Nıc#., Orthonota sp. ete.; nach dieser Fauna zu schliessen, steht das fragliche Lager 
auf der Grenze der Zone des Monograptus convolutus. 


Weitere Nachträge zu Schonen. — TULLBERG!) hat in einem von ihm selbst 
verfassten Referat über seine Arbeit „Skänes Graptoliter. I“ einige ergänzende oder 
berichtigende Mittheilungen gemacht, theils auf Grund eigener nachträglicher Beob- 
achtungen im Sommer 1882, theils nach neueren Funden v. SCHMALENSEE’s. 

Von Letzterem wurde bei Fägelsäng in einem den Dietyonema-Horizont be- 
deckenden Schiefer Bryograptus Kjerulfi Lapw. gesammelt, ein Graptolith, der in Nor- 
wegen nach BRÖGGER an der oberen Grenze jenes Horizontes, und zwar schon etwas 
höher als die Dietyonema-Reste, vorkommt (cf. S. CXI, Anm. 1); darüber folgt in Nor- 
wegen vor den Ceratopygeschichten zunächst noch eine Grenzbildung, welche BRÖGGER 
als „Schiefer und Kalkstein mit Symphysurus ineipiens nov. sp.“ bezeichnet hat. Nach 
dem hier Angeführten hält nun TULLBERG es nicht mehr für wahrscheinlich, dass der 
bei Sandby in der Nähe von Fägelsäng auftretende Alaunschiefer mit Acerocare ecorne 
AnG., wie S. LXXXIV angegeben wurde, den Dictyonemaschiefer wirklich überlagere; 
die Schichtenfolge bei Sandby zeigt dies zwar an, allein genannter Autor meint, dass 
eine Verwerfung im Spiele sein könne. Eine nähere Begründung dieser veränderten 
Auffassung wird nicht gegeben. Soweit ich es zu übersehen vermag, dürften erheb- 
liche paläontologische Bedenken gegen jene Auflagerung nicht vorliegen. Es mag in 
dieser Hinsicht darauf hingewiesen werden, dass z. B. im südnorwegischen paläozoischen 
Gebiet einerseits ein stinkkalkführendes Niveau mit Öyelognathus-Formen zunächst unter 
dem Dictyonemaschiefer liegt, und andererseits über letzterem in dem Schiefer mit 
Symphysurus ineipiens der nämliche Trilobitentypus, welcher als ein Subgenus von 
Peltura gelten kann, zugleich aber nahe verwandt ist mit Acerocare AnG., durch Cy- 
clognathus micropygus LINRS. vertreten ist (cf. BRÖGGER, Die silur. Etagen 2 u. 5 ım 


') ib. Bd. VI. Nr. 6, Nov. 1882, p. 256 ff. Dieses Heft ist mir durch Verschulden des Buch- 
händlers verspätet zugegangen. 


CXXXIX 


Kristianiagebiet ete., p. 6 u. 11). Uebrigens findet sich die Gattung Bryograptus in 
Norwegen wie auf Oeland noch im „Oeratopygeschiefer“. 

Auf S. LXXXIV ist der Ceratopygekalk nach den früheren Beobachtungen 
für Schonen mit Fragezeichen angeführt, und in der That ist dieses Glied im südöst- 
lichen Theile der Provinz nur schwach entwickelt. Neuerdings wurde aber das frag- 
liche Lager bei Fägelsäng angetroffen, wo v. SCHMALENSEE mehrere für dasselbe be- 
zeichnende Fossilien fand, wie Ceratopyge forfieula Sars, Euloma ornatum AnG., Sym- 
physurus angustatus S. & B., Niobe insignis Linrs., N. cf. obsoleta Lines., Lingula sp. 
und Aerotreta sp. 

Die nach $. XC angeblich unterhalb der „Zone mit Climacograptus rugosus“ 
liegende Kalkschicht von Tosterup, welche übrigens nur wenig mächtig ist, wird von 
TULLBERG auch loc. cit. als eine Einlagerung im oberen Theil des mittleren Grap- 
tolithenschiefers erwähnt. Dieselbe enthält folgende, schon in „Skänes Grapto- 
liter“, I. p. 19—20, genannte Trilobiten: Nileus Armadillo Daım., Ogygia concentrica 
Lınrs., Asaphus glabratus AnG., Trinucleus coscinorhinus Ang. und Ampyz rostratus 
Sırs. Es ist nicht zu läugnen, dass diese Fauna stark auf den Cystideenkalk hin- 
weist. Zu Trinuel. coscinorhinus wird noch bemerkt, dass AnGELIN diese Art durch 
Versehen dem Orthocerenkalk (Reg. C) von Fägelsäng zugeschrieben hat, weshalb sie 
auf $S. LXXXVI zu streichen ist. Dieselbe fand sich ferner bei Bollerup, woher auch 
ANGELIN’s Exemplar stammt, und scheint überdies in TuLLsere’s „Schiefer mit Caly- 
mene dilatata“ bei Fägelsäng vorzukommen. 

In letzterem, d.h. dem Cystideenkalk (S. XC—XCI), fand sodann v. SCHMA- 
LENSEE ebendaselbst eine Chasmops-Form, die als anscheinend identisch mit Ch. ingrieus 
Fr. Scum. bezeichnet wird. Fr. Scumipr giebt für diese Art nur die Umgebung von 
Pawlowsk südlich von St. Petersburg und als wahrscheinliche Lagerstätte den Echimo- 
sphaeritenkalk an. 

Bei Jerrestad hat TULLBERG einen grauen Schiefer beobachtet, in welehem Diplo- 
graptus acuminatus NıcH. in reichlicher Menge und daneben Chimacograptus scalaris L. 
auftritt. Derselbe bildet dort das Hangende eines die letztere Species spärlich ent- 
haltenden grauen Thonschiefers, der dem S. XCHI angeführten Lager von Röstänga 
und Bollerup mit Diplograptus nov. sp. entspricht. Jener „Schiefer mit Diplo- 


‘“ ist als unterstes Glied des Lobiferus- oder Rastrites- 


graptus acuminatus‘“ 
schiefers, also vor der Zone mit Monograptus cyphus, auf S. XCVI einzuschalten; 
sein Leitfossil ist zugleich dasjenige der tiefsten Zone der Birkhill-Schiefer oder oberen 
Moffat-Gruppe in Schottland. 

Weiterhin hält TULLBERG es aus verschiedenen Gründen jetzt für wahrschein- 
licher, dass die Zone mit Monograptus Riecartonensis (S. XCIX) nicht unter, 
sondern über der Zone mit (yrtograptus Murchisoni liegt, in welcher noch Retiolites 

xvıu* 


CXL 


Geinitzianus BARR., eine für die zunächst auf den Lobiferusschiefer folgenden Schichten 
bezeichnende Art, sich findet. 


Bemerkungen zu den Fossilresten des cambrischen Sandsteins. — 
Ueber die Natur einiger der verschiedentlich gedeuteten Reste in den primordialen 
Sandsteinen Schwedens, namentlich denen Westgothlands, hat kürzlich NATHORST zwei 
Abhandlungen veröffentlicht‘). Mehrere bisher zu den Echinodermen, Spongien und 
Korallen gerechnete Dinge im Sandstein des Lugnäs (Agelacrinus, Spatangopsis, Asty- 
lospongia, Protolyellia) glaubt der Verfasser als Abdrücke von Medusen und Ab- 
formungen von deren Magenhöhle deuten zu müssen, eine Auffassung, die in der zweiten 
der vorerwähnten Arbeiten eingehend begründet wird. Seinen z. Th. auf experimen- 
teller Grundlage beruhenden Untersuchungen zufolge kommen am Lugnäsberg min- 
destens 3 Medusen-Formen vor: Medusites radiatus LinRs. sp. (Astylospongia radiata 
Lisrs.), Med. Lindströmi Links. sp. (Agelacrinus Lindströmi LisRs., Spatangopsis co- 
stata TORELL) und Med. favosus Nartu. (Protolyellia princeps Tor.). Ueber Eophyton 
Tor. gelangt NATHORST, indem er seine frühere Annahme, welche diese Gebilde von 
dem Schleifen von Algen auf schlammigem Boden herleitete, als minder wahrschein- 
lich aufgiebt, zu der Ansicht, dass dies vermuthlich Fährten von Medusen seien, d.h. 
die Spuren, welche deren Tentakeln oder Mundarme bei der Fortbewegung des Thieres 
auf dem Schlammbett zurückgelassen hätten?). Ebenso wenig wie Eophyton, könnten 
ferner die mit dem Genusnamen Cruziana bezeichneten Reste, die gleich ersterem auf 
den unteren Flächen der Sandsteinschichten, namentlich wo diese mit Thonlagen ab- 
wechseln, als Reliefs sich finden, Abdrücke von Pflanzen oder auch von Thierkörpern 
sein; vielmehr müsse man darin gleichfalls irgend eine Art thierischer Vestigien er- 
kennen?). Sodann meint derselbe Forscher, dass TorELL's Spiroscolex spiralis viel- 
leicht von den Tentakeln von Medusen herrühre; in den Psammichniten nimmt er 
Spuren theils von Mollusken, theils von Crustaceen an, in Monocraterion Tor. Wurm- 
löcher, analog mit Arenicola SaLr., und in dessen „Tentakeln“ (ToreLL, Petrif. Suec. 


!) Om spär af nägra evertebrerade djur m. m. och deras paleontologiska betydelse, K. Vet.-Akad. 
Handlingar, Bd. 18. Nr. 7, 1881; Om aftryck af medusor i Sveriges kambriska lager, ib. Bd. 19. Nr. 1, 
1881. Ausz. in Geolog. Fören. Förhandl., Bd. VI. Nr. 3, p. 127, und Nr. 4, p. 173. 

?) Man hat zwar die mit dem Namen Eophyton belegten Dinge zuweilen als zweifelhafte Algen 
angesprochen; indessen ist, wie ich zu der Note auf S. XLII berichtigend bemerke, von TORELL 
selbst (Sparagmitetagen, p. 38) darauf hingewiesen worden, dass dieselben zunächst mit Cordaites 
UNGER zu vergleichen seien. 

>) SAPoRTA u. Andere haben Oruziana D’ORB. (Bilobites DEXAY) und Aehnliches für Algenreste 
erklärt. In den hierbei zu nennenden Rhyssophyceae (cf. ZITTEL-SCHIMPER, Handb. der Palaeontologie, 
II. p.54) vermuthet NATHORST Spuren von Crustaceen. 


CXLI 


p. 13) verkittete Exerementfäden; die Dinge endlich, für welche ToRELL den Gattungs- 
namen Micrapium vorgeschlagen hat, sollen entweder Ausfüllungen von Wurmlöchern, 


oder eine rein anorganische Bildung sein. 


Nachtrag bezüglich der schwedischen /llaenus-Arten. — G. Horı!) 
hat vor Kurzem eine ausführliche und sehr gründliche Bearbeitung der in Schweden 
gefundenen Illaenus-Arten geliefert, die auch nach der geognostischen Seite hin wich- 
tige Aufschlüsse gewährt. In dieser durch die Freundlichkeit des Verfassers mir eben 
noch zeitig genug zugegangenen Arbeit wird die fragliche Gattung, in Uebereinstimmung 
mit BARRANDE, nur in 2 Sectionen oder Untergeschlechter zerlegt: /llaenus s. str. Daın. 
(untersilurisch) und Bumastus MuRrcH. (obersilurisch), wobei also die von S bis 10 
variirende Zahl der Thoraxglieder nicht als ein für die Eintheilung verwerthbares 
Merkmal anerkannt ist. Die beschriebenen Arten des Untersilur vertheilen sich in 


folgender Weise auf die verschiedenen Horizonte und Landschaften’): 
1. Im Orthocerenkalk. 


Illaenus Esmarkü SCHLOTH. — Ill. erassicauda auct?). Gemein im unteren 
grauen Orthocerenkalk des ganzen Gebietes, desgleichen in demselben Niveau in 
Norwegen und den russischen Östseeprovinzen. 

Tllaenus centrotus Darm. Findet sich in der nämlichen Zone wie die vorige Art, 
jedoch weit seltener; vornehmlich in ©. G., doch auch in N. und D. beobachtet. 


Illaenus Chiron HoLm = Dysplanus centaurus (Daum.) An@.‘). Hauptsächlich im 


!) De svenska arterna af Trilobitslägtet Illaenus (Darman), Bihang till K. Svenska Vet.-Akad. 
Handlingar, Bd. 7. Nr. 3, Stockholm 1882. 

2) Im Folgenden sind nachstehende Abkürzungen gebraucht: D. für Dalarne, N. für Nerike, 
W.G. für Westgothland, 0. G. für Ostgothland, Sch. für Schonen, Oe. für Oeland. 

>) Horm hat gefunden, dass diese sehr verbreitete Speeies bereits von SCHLOTHEIM im Jahrg. 
1826 von OkEN’s „Isis“ unter dem Namen ;Trilobites Esmarki“ nach Exemplaren von Christiania und 
Reval beschrieben worden ist. Die Möglichkeit wird zugegeben, dass eine oder die andere der kurz 
vorher von EıcHwArn aufgestellten, noch revisionsbedürftigen Arten (vielleicht ZU. Wahlenbergüi) da- 
mit identisch sei. Die beiden in der Anm. zu S. XXX angeführten Formen des Ill. crassicauda auct. 
werden hier nicht mehr getrennt, da sie durch Uebergänge verbunden seien. 

4) Von Horm wird nachgewiesen, dass der Name „Asaphus centaurus“ von DALMAN 1826 in 
seinen „Palaeaden“ (ef. S.59 der deutschen Ausgabe) nicht einem Il/aenus, sondern den langgehörnten 
„losen Wangen“ (Randschildern) einer grossen Megalaspis-Art gegeben worden ist; die bezüglichen 
Originalstücke, die von Ormöga auf Oeland (Kirchspiel Alböke) stammen, sind theils in Stockholm, 
theils in Upsala noch vorhanden. Diese Randschilder erinnern an Megalaspis latilimbata ANG. (cf. 
S. CXIX), sind aber mit breiteren und längeren Hörnern versehen, als bei letzterer Art nach AnGE- 
in's Abbildung; dem Trilobiten, welchem sie angehören, käme somit nach HoLm der Name „Meg. 


CXLII 


oberen grauen Orthocerenkalk von Oe. und D., sowie ferner in dem correspon- 
direnden „lefversten“ der Kinnekulle in W. G.'); das betreffende Fundlager in D. 
besteht vorzugsweise aus einem am Digerberg und bei Gulleräsen auftretenden dunkel 
graubraunen Kalkstein, welcher zugleich zahlreiche Cephalopoden nebst Asaphus sp. 
und Asaphus (Ptychopyge) tecticaudatus STEINHARDT enthält. Ausserdem kommt die 
Art, jedoch selten, im höchsten Theile des oberen rothen Orthocerenkalks auf Oe. 
sowie in dem nämlichen Kalk ın D. vor. 


Illaenus tuberculatus HoLm. Bloss aus grauem Orthocerenkalk von O.G., dessen 
Fundort nicht näher festgestellt ist, bekannt. 


Illaenus lineatus AnG. Als „Rhodope lineata“ nach ANGELIN für O.G. auf S. LXI 
schon erwähnt; der genaue Horizont lässt sich nicht angeben. 


centaurus Darm.“ zu. Man findet auf Oeland dergleichen grosse Reste in dem vielfach glaukonithal- 
tigen unteren grauen Orthocerenkalk, der in einem gewissen Horizont zahlreiche Fragmente 
verschiedener Körpertheile einer anscheinend zu Meg. latilimbata gehörigen Form und daneben die 
von DALMAN angeführten Randschilder enthält. Dieselben Fossilien finden sich in dem entsprechen- 
den glaukonitführenden Kalk von Humlenäs in Smäland, sowie ausserdem, wie ich hier schön be- 
merken will, in den mit diesem Gestein übereinstimmenden Geschieben der Mark. Für ersteren hat 
LiNNARSsoN mit Fragezeichen „Dysplanus centaurus Darm.“ angegeben (ef. S. CIII), und dabei „rörliga 
kinder“ (bewegliche Wangen) in Parenthese zugesetzt; die so bezeichneten Reste sind HorMm zufolge 
den vorerwähnten Darman’schen Randschildern gleich. 

Wenn nun Horm der Ansicht ist, dass der Speciesname „centaurus“ in der seit ANGELIN üb- 
lichen Anwendung eingehen müsse, so dürfte man dem scheinbar beipflichten, falls die Megalaspis- 
Art, deren Randschilder DALMAn ursprünglich und nur beiläufig so benannt hat, festgestellt wäre; 
für jetzt sagt Horm bloss, dass sie wahrscheinlich mit Meg. latilimbata identisch sei. Andererseits 
aber unterliegt es keinem Zweifel, dass ANGELIN unter „Dysplanus centaurus Darm.“ (Pal. Seandin. 
p- 40, T. XXII. Fig. 1, Fundort: „Oelandiae ex. gr. Aleböke“) von Hause aus den //!laenus, welcher 
hier in Frage steht, verstanden hat. Dazu gehören in seiner Figur das Mittelschild des Kopfes und 
das Pygidium, während die Randschilder allerdings fälschlich hinzuconstruirt sind; diese sind näm- 
lich, wie HorLm an Oeländischen Exemplaren erkannt hat, nach aussen nieht in Hörner ausgezogen, 
sondern abgerundet, und ausserdem ist der Thorax 10gliedrig, so dass der meist subgenerisch ge- 
fasste BURMEISTER’'sche Name „Dysplanus“ hier nicht am Platze war. Auf alle Fälle ist ein Miss- 
verständniss ausgeschlossen, wenn man die seit vielen Jahren gebrauchte Bezeichnung „//laenus 
centaurus“ fortan nur mit dem Autornamen „ANGELIN“ verbindet; da die Gattungen verschieden 
sind, so darf dieser „/llaenus centaurus Ang.“ selbst neben einer specifisch gleichbenannten Mega- 
laspis sein Bürgerrecht behaupten. Erstere Art zählt, wenigstens bei uns, zu den bekannteren 
schwedischen Trilobiten, und ist auch leicht zu erkennen; in Geschieben von hell- oder dunkelgrauem 
jüngerem Orthocerenkalk habe ich sie dutzendweise gesammelt und im Berliner paläont. Museum 
gesehen. 

!) Hierin von LINNARSSON gefunden, und wahrscheinlich dasselbe Fossil, welches er daraus als 
„Illaenus sp. indet.“ angeführt hat (ef. S. CXXXIV). 


UOXLII 


2. Im Chasmopskalk (Cystideenkalk). 


Illaenus cerassicauda WAHLENB. Nur in D., und zwar in den Grenzschichten von 
Orthoceren- und Cystideenkalk sowie in letzterem aufwärts. ef. S. XXX. 

Illaenus serobieulatus HorLm. Spärlich in D. 

Illaenus sphaericus Horm. D., vielleicht auch W. G. (Älleberg). 

Illaenus oblongatus AnG. Selten auf Oe. cf. 8. CXX. 

Illaenus parvulus HorLm. D. 

Illaenus fallax HoLm = Ill. limbatus Lisrs.') D.), W. G. an verschiedenen Orten 
und Oe. 

Illaenus gigas Horn. W. G. 

Illaenus Linnarssonii Horn). Ein Theil der nach Horn in O. G. gefundenen 
Exemplare (von Södra Freberga und Rödbergsudden unweit Motala) gehört vielleicht 
dem Cystideenkalk an. 


3. Im Maecrouruskalk. 


Illaenus parvulus Horn. D., wo die Art nach Horm bei Kärgärde sowohl im 
höheren, als im tieferen Theil des „Chasmopskalkes“ vorkommt; ersteren (Zone T7.a 
auf S. XXXIJ) glaube ich dem Macrouruskalk von Oe. und O.@. gleichstellen zu dürfen 
(s. weiter unten). 

Illaenus fallax HoLm — limbatus Links. Von LinnARssoN bereits loc. eit. p. 345 
für das S. XXXI aufgeführte Lager T.a in D. angegeben. 

Illaenus gigas HoLm. Von Lisnarsson im „Chasmopskalk“ bei Ulfasa in O. G. 


!) Horm giebt den Speciesnamen „limbatus“ hier auf, weil derselbe schon 1847 von CORDA 
einer böhmischen Art gegeben worden sei, obwohl BARRANDE diese Benennung nicht annahm, son- 
dern dafür „/llaenus Salteri“ setzte. LINNARsson hat seinen ZZ. limbatus als wahrscheinlich identisch 
mit Ill. glaber KJErR. bezeichnet (ef. S. XXXI), wogegen HorLm bemerkt, dass KJeruLr's Art eher 
noch mit dem nachgenannten Il. Linnarssonii zusammenfallen könnte und im Uebrigen nicht sicher 
festzustellen sei, weil sie lediglich auf einer ganz undeutlichen, ohne jede Beschreibung oder Diagnose 
veröffentlichten Holzschnittfigur (Veiviser ete. p. 14, Fig. 28) beruhe; der Name „Il. glaber* erscheine 
sonach überhaupt unannehmbar. 

®) Auf S.XXX ist der fragliche Trilobit beim Cystideenkalk Dalarnes bloss durch Versehen 
ausgelassen; in dem 8. XXVII, Anm. 2, eitirten Aufsatz LinnArsson’s wird p. 342 Illaenus limbatus 
Lines. für den Cystideenkalk bei Fjecka speciell angeführt. > 

>) Diese durch grosse verticale wie horizontale Verbreitung ausgezeichnete Art stimmt nach 
Horm mit dem in der Leth. Rossica, I (1860), p. 1482, T. LIII. Fig. 6, beschriebenen Illaenus Ru- 
dolphii Eıchw. überein, während die von EıcmwaLp 1825 in „De Trilobitis observationes“, p. 50, 
T.II. Fig. 1, unter demselben Namen mitgetheilte Form, wie schon v. VOLBORTH (Russ. Trilobiten, 
St. Petersburg 1863, p. 18) hervorgehoben hat, ein ganz anderes, zugleich einem tieferen Horizont 
angehöriges Fossil ist. 


CXLIV 


gefunden, wo nach den bis jetzt vorliegenden Mittheilungen nur dessen oberer Theil, 
d.i. der Macrouruskalk, beobachtet ist (ef. S. LXX]). 

Illaenus Linnarssonii HoLm. Wurde an dem nämlichen Orte in ©. G. von 
Linnarsson gesammelt; vermuthlich das S. LXXII fraglich als „ZU. glaber“ erwähnte 
Fossil. 

4. Im Trinucleusschiefer. 

Illaenus Linnarssonü Horn. O.G. 

Illaenus leptopleura LisRs. mscer. W.G. 

Illaenus Angelini Horm!). W.@G. (hier nicht selten, als „Zllaenus sp.“ auf S. LI) 
und 0.G. 

Illaenus megalophthalmus Linrs. (beim Autor als Panderia). W.G. (cf. S. LO), 
O.G. (hier von G. LinpsTröMm gefunden) und Sch. (cf. S. XCH). 

Tllaenus vivau HoLm. W.G. 

Alle diese Arten fanden sich in der Zone des rothen Trinucleusschiefers; 
nur für ZI. leptopleura wird noch grüner Trinucleusschiefer vom Högstenaberg in 
W.G., also wohl aus dem unteren Theil der Etage, angegeben. Ueber die verticale 
Verbreitung jener Illaenen im Bereich der letzteren fehlen übrigens genauere Beob- 
achtungen; fast durchweg sind sie hier durch Verdrückung mehr oder weniger ver- 


unstaltet. 


5. Im Brachiopodenschiefer. 

Der an der Basis dieser Etage auftretende „Staurocephalusschiefer“ enthält 
Linsarsson zufolge in W. G. noch Illaenus megalophthalmus LinRs. (ef. S. LIN). Für 
dasselbe Lager in Sch. erwähnt TuLLBErG gleichfalls eine /llaenus-Art (ef. S. XCDH). 


6. Im Leptaenakalk Dalarnes. 

Illaenus fallae HoLm — limbatus Linrs., Ill. gigas HoLm, Ill. Linnarssonii Houn?) 
und Ill. viva Horn. 

Bemerkenswerth ist die sehr grosse Individuenzahl, mit welcher die Gattung 


Illaenus ım Leptaenakalk vertreten ist. 


!) Möglicherweise identisch mit Rhodope (2) lata Ang. (cf. S. CXXXV), wovon das Original nicht 
wiedergefunden wurde. Den Speciesnamen „latus“ hat M’Coy schon 1851 einem Illaenus gegeben 
(British Palaeozoie Fossils, Fasc. I, p. 172), während AnGeuin’s Art von 1854 datirt. 

2) Im Leptaenakalk ist diese Art, wie Horm bemerkt, eine der häufigsten Versteinerungen. 
Ps ist dieselbe Form, welehe S. XXXVI, Anm. 3, nach Törngvıst als ein „Illaenus mit 9 Thorax- 
gliedern“ angeführt ist; letzterer Geologe hatte sie anfangs mit Il. glaber KJEr. vereinigt. 


CXLV 


Zusammenstellung der älteren paläozoischen Formationsglieder 
Schwedens. 


In den unten abgedruckten beiden Tabellen sind, um den Ueberblick zu erleich- 
tern, die innerhalb der hier in Betracht kommenden Hauptgebiete Schwedens auftre- 
tenden cambrischen und untersilurischen Horizonte auf die Art nebeneinander gestellt, 
dass man sowohl die Verbreitung jedes einzelnen Gliedes in dem gesammten Terri- 
torium, als auch die der verschiedenen Glieder in einer bestimmten Gegend unmittel- 
bar vor Augen hat. Nur Smäland ist, obwohl es oben besprochen wurde, hier weg- 
gelassen worden, weil in dieser Provinz die betreffenden Sedimentgebilde einmal in zu 
geringer Zahl, sodann z. Th. nur ganz local vertreten sind und überdies noch das 
Meiste davon bloss in losen Schuttmassen oder zerstreuten Geschieben vorkommt. Die 
unter den Landschaftsnamen eingetragenen Zahlen und Buchstaben zeigen die in gleicher 
Weise numerirten Etagen und Zonen an, welche im Früheren bei den Uebersichten 
für die einzelnen schwedischen Bezirke unterschieden worden sind. 

Die nachstehend mitgetheilte Gliederung ist in ihren Grundzügen wesentlich das 
Werk Gustav Linnarsson’s'). Nicht allen in der geologischen Zeitschriftliteratur 
seines Heimathlandes, sondern auch in anderen wissenschaftlichen Journalen hat er 
vor Längerem schon die Hauptmomente dieser Eintheilung bekannt gemacht?). Die 
umfangreichen späteren Beobachtungen haben zwar einige Ergänzungen nothwendig ge- 
macht, aber doch hauptsächlich nur zu einer schärferen Sonderung und Abgrenzung 
der einzelnen Lagertheile geführt. 

Wenn der Dietyonemaschiefer als eigene Etage eingereiht ist, so hat das 
wegen der Gegenüberstellung der schwedischen und ostbaltischen Schichten etwas für 

!) Mit Wehmuth sei an dieser Stelle des frühzeitigen Todes dieses ebenso fruchtbaren wie geist- 
vollen Forschers gedacht, welchem auch die gegenwärtige Arbeit so Vieles zu verdanken hat. Ein 
Vierteljahr vor seinem am 19. September 1881 zu Sköfde in Westgothland erfolgten Hinscheiden 
hatte er mir noch in mehreren ausführlichen Briefen über mancherlei Fragen bereitwilligste Auf- 
klärung gegeben, und auch für die Zukunft durfte ich bei den von mir begonnenen Untersuchungen 
vielfache wichtige Belehrung von den ungemein reichen Kenntnissen des liebenswürdigen Mannes 
erhoffen. 

3) S. Zeitschr. d. dtsch. geolog. Ges., XXV (1873), und Geolog. Magazine, Dee. II. Vol. III (1876). 

Die am ersteren Orte veröffentlichte Uebersetzung eines Berichtes über eine Reise nach 
Böhmen und den russ. Ostseeprovinzen enthält am Schlusse (p. 697— 698) einen Zusatz, in welchem 
eben LIinnAaRrsson die cambrischen und untersilurischen Etagen Schwedens zusammenstellt und mit 
den Schichten jener anderen Länder vergleicht. Hier wird von ihm zum ersten Male die Bezeich- 
nung „Paradoxidesschiefer“ für die untere Hauptabtheilung der cambrischen Schieferreihe an- 


gewendet. 
xIx 


CXLVI 


sich. Vielleicht aber beruht darin doch mehr ein äusserliches Moment; denn wie die 
Verhältnisse in Schweden liegen, ist es wohl gerechtfertigt, dass man denselben dort 
in neuerer Zeit dem Olenusschiefer beizufügen geneigt ist (cf. S. LXIX u. LXXXIV). 
Eine Berechtigung hierzu liegt schon in seiner geringen Mächtigkeit und der völligen 
petrographischen Uebereinstimmung mit den unterliegenden Schichten der typischen 
Olenus-Region. Es lassen sich jedoch auch paläontologische Gründe vorbringen. Die 
Fauna des Olenusschiefers besitzt nämlich ein ganz eigenthümliches, sehr einförmiges 
Gepräge, indem sie mit wenigen Ausnahmen nur aus Vertretern von ein paar Trilo- 
bitengruppen — Oleniden und Agnosten — besteht, wobei die Arten meist auf eng- 
begrenzte Horizonte beschränkt sind, darin aber grösstentheils in ungemein grosser 
Individuenzahl auftreten; diese Fauna, für welche in erster Linie die Oleniden be- 
zeichnend sind, findet nun ihren eigentlichen Abschluss erst oberhalb des Dictyo- 
nemaschiefers. In Schonen ist über letzterem noch ein Alaunschieferlager mit Acero- 
care ecorne AnG., einer an Olenus sich anschliessenden Form, wahrgenommen worden. 
TULLBERG hat allerdings kürzlich Zweifel hierüber geäussert; jedenfalls aber kommt 
nach BRÖGGER ein hierher gehöriger Trilobit, Cyelognathus micropygus LINRs., bei 
Väkkerö im Christianiagebiet in einem über dem Dicetyonemaschiefer befindlichen Niveau 
vor (ef. S. CXXXVIM). 

Besondere Schwierigkeiten macht die Gliederung des schwedischen Orthoceren- 
kalks und die Vergleichung seiner örtlich getrennten Unterabtheilungen miteinander, 
weil die Zonen z. Th. sehr ineinander übergehen; oft mag es auch den Beobachtern an 
guten Durchschnitten gefehlt haben. Die unten gegebene Gliederung und Paralleli- 
sirung dieser Schichtenfolge habe ich seiner Zeit an LinNArsson zur Begutachtung ein- 
gesandt; darauf hat er dieselbe in seinem letzten Briefe an mich von Ende Juni 1881 
als „im Ganzen richtig“ bezeichnet, auch keinerlei Aenderung daran vorgenommen, 
sondern nur über emzelne Vorkommnisse erläuternde Bemerkungen gemacht. Von den 
bezüglichen Zonen sind A—Ü dem Glaukonit-, resp. Vaginatenkalk, D und E dem 
unteren Echinosphaeritenkalk Fr. SchmipT’s zur Seite zu stellen. 

Am meisten Beständigkeit, zwar nicht in petrographischer, jedoch in faunistischer 
Hinsicht, zeigt wohl die unterste Stufe, der Planilimbatakalk. 

Der obere graue Kalk in Dalarne hat, wenn man lediglich die S. XXIX nach 
Törngvıst mitgetheilten faunistischen Angaben in Betracht zieht, wenig Aehnlichkeit 
mit dem in Westgothland und auf Oeland. Genannter Autor giebt daraus selbst spe- 
ciell Orthoceras vaginatum ScuL. an. Allerdings finden sich grosse vaginate Ortho- 
ceren noch im Niveau des oberen Echinosphaeritenkalks und sogar in noch höheren 
untersilurischen Lagern, bis in den Leptaenakalk hinein; allein die eben angeführte 
Art gilt sonst als Leitfossil für Fr. Scumipr’s Vaginatenkalk. Schon loc. eit. wurde 


auf die zwischen dem oberen und unteren grauen Orthocerenkalk Darlekarliens beob- 


CXLVII 


achtete Aehnlichkeit aufmerksam gemacht; Törxgvist hat deshalb die Ansicht ge- 
äussert, dass sie gewiss unter analogen physikalischen Bedingungen entstanden sein 
und mitsammt dem zwischenliegenden rothen Kalk zu einem Formationsglied vereinigt 
werden müssten. Indessen führt doch namentlich der Vergleich mit Oeland, dessen 
Orthocerenkalke überhaupt den dalekarlischen nahestehen, zu einer etwas andern Auf- 
fassung, welche unten in der zweiten Tabelle zum Ausdruck gelangt ist. Zunächst 
kommt der Oeländische obere rothe Kalk, wie LiNNarssoX in dem vorhin erwähnten 
Briefe ausdrücklich bemerkt, auch in Dalarne vor); gemeinsame Petrefacten sind u. a. 
Orthoceras conicum Hıs. und Orthoc. tortum Ang. Hierbei kann augenscheinlich nur 
der obere Theil der Zone 5. d auf S. XXIX gemeint sein, neben welchem in derselben 
eine untere Partie anzunehmen ist, die dem oberen rothen Kalk der Kinnekulle ent- 
spricht. Wenn nun die dalekarlische Zone 5.e wirklich das Hangende von 5.d bildet, 
so erscheint es von vorne herein als wahrscheinlich, dass jene dem jüngsten Orthoceren- 
kalk auf Oeland äquivalent sei. Einige Anklänge an die Fauna des letzteren lassen 
immerhin auch die früher für den oberen grauen Orthocerenkalk Dalarnes angegebenen 
Fossilien erkennen, und voraussichtlich würde dies bei einer genaueren paläontologi- 
schen Untersuchung desselben deutlicher hervortreten; u. a. dürften dahin die in Da- 
lekarlien gefundenen Lituiten vom Typus des Lituites lituus gehören?). 

Etwas unsicher ist wohl noch die Stellung des oberen rothen Orthocerenkalks 
von Ljung in Ostgothland. Dafür dass er S. LXII mit dem Kinnekuller oberen rothen 
Kalk parallelisirt wurde, kann ich gleichfalls auf private Mittheilungen von Linnarsson 
mich berufen; allein wenn auch diese Annahme durch die darin vorkommenden Üe- 
phalopoden gerechtfertigt erscheint, so bekundet sich doch eine Verschiedenheit in 
seinen zahlreichen Trilobiten. Im Uebrigen erklärt auch Fr. Scumipr (Östbalt. silur. 
Trilob. p. 22), dass der Kalkstein von Ljung mit seinen für den Vaginatenkalk be- 
zeichnenden Cephalopoden jünger sein müsse, als die ihm gleich ersterem aus eigener 
Anschauung bekannte Entblössung von Husbyfjöl. 

Ueber das bisher meist mit dem Namen Chasmopskalk, andererseits aber auch 
als Cystideenkalk bezeichnete schwedische Gebirgsglied ist zu bemerken, dass die 
verschiedenen dahin gehörigen Vorkommnisse nicht vollständig sich decken. Der Cysti- 
deenkalk Törngvist’s in Dalarne stimmt, wie Fr. SCHMIDT angiebt, gut zum Ehstlän- 
dischen Echinosphäritenkalk, was ich aber doch nur für den oberen Theil des letzteren 
gelten lassen möchte. Der Chasmopskalk Linnarsson’s in anderen Gegenden hat ein 


!) In ähnlichem Sinne hat sich neuerdings auch TULLBERG ausgesprochen (Geol. Fören. Förh., 
Bd. VI, 1882, p. 233). 

®) In jüngster Zeit sind in der fraglichen Kalksteinzone Dalarnes /llaenus centaurus ANG. und 
Asaphus tecticaudatus STEINH. beobachtet worden (cf. S.CXXV u. CXLH); dadurch wird ihre Zuge- 


hörigkeit zum Niveau des schwedischen oberen grauen Orthocerenkalks zur Gewissheit erhoben. 
xIX * 


CXLVIH 


einigermassen jüngeres Gepräge; der von Bödahamn auf Oeland passt zum Brand- 
schiefer, weniger genau der in Westgothland. Im Ganzen genommen dürfte der schwe- 
dische Chasmopskalk in der früheren Bedeutung dieses Wortes den höheren Schichten 
des Echinosphäritenkalks und dem Brandschiefer (und zwar diesem zunächst) entsprechen. 
Was die Benennung jenes Gliedes anbelangt, so glaube ich nun doch den Namen 
„Cystideenkalk“, den Törxgviıst 1867 für das in Dalekarlien auf den Orthoceren- 
kalk folgende Lager zuerst angewendet hat, unbedenklich vorziehen zu müssen. Der- 
selbe empfiehlt sich schon wegen der allgemeinen Verbreitung und der beinahe ein- 
seitigen Häufigkeit der Sphaeroniten in der betreffenden Ablagerung. Dazu kommt, 
dass die Gattung Chasmops hier keineswegs eine besonders auffällige Entwicklung 
zeigt, ja in Ostgothland und Schonen war bis vor Kurzem in dem fraglichen an- 
stehenden „Chasmopskalk“ selbst gar nichts von C'hasmops-Resten gefunden '); in weit- 
aus grösserer Art- und Individuenfülle tritt dagegen dieses Trilobitengenus in der 
nächstfolgenden Sedimentbildung auf. Meines Erachtens wird am besten von der Be- 
zeichnung eines bestimmten Niveau’s nach letzterem überhaupt Abstand genommen, 
weil seine verticale Verbreitung im mittleren und oberen Theile der nordischen Unter- 
silurformation eine zu bedeutende ist. 

Für die auf den Cystideenkalk folgende Stufe habe ich mich schon oben bei 
Oeland des Ausdrucks „Macrouruskalk“ bedient, der auf ein ausnehmend bezeich- 
nendes und häufiges Leitfossil derselben, Chasmops macrourus SJÖGREN, hinweisen 
soll. Es ist das diejenige Benennung, die ich, und zwar auf Anrathen von Fr. SCHMIDT, 
in der „Festschrift f. d. 50 jährige Jubelfeier der Forstakademie Eberswalde“, S. 207, 
für die völlig übereinstimmenden Geschiebe vorgeschlagen habe, welche in der Mark 
Brandenburg und anderen Theilen Norddeutschlands allgemein verbreitet sind. Wie 
früher mitgetheilt wurde, ist dieses Formationsglied erst vor kurzer Zeit in Östgoth- 
land und auf Oeland anstehend nachgewiesen worden; indessen schemt es auch in 
Dalekarlien als festes Lager in der auf S. XXXI unter 7.a besprochenen, bei Kär- 
gärde und Fjecka entblössten Mergelschieferpartie vertreten zu sein, aus welcher so- 
wohl Livnarsson, als TÖRNQVIST Ohasmops macrourus angeführt hat. Damit harmonırt, 
dass ersterer Forscher mir schrieb, von den beiden in Dalarne zu unterscheidenden 
Abtheilungen des „Chasmopskalkes“ (ef. loc. eit., Anm.) sei die „obere“ von TÖRNgQVIST 
zum Trinueleusschiefer gerechnet worden. Wenn nun LinnArsson den Öystideen- und 
Macrouruskalk als Unterabtheilungen einer und derselben Etage aufgefasst hat, indem 


!) Bei Fägelsäng ist darin doch jüngst ein Trilobit beobachtet worden, der vermuthlich mit 
Chasmops ingrieus Fr. Schm. identisch sein soll (ef. $. CXXXIX). Letztere Art gehört indessen nicht 
zu den typischen Chasmops-Formen, sondern steht noch der von Phacops sclerops DALM. ausgehenden 
ScHmipT’schen Untergattung Pterygometopus ziemlich nahe. 


CXLIX 


er ersteren als den älteren, letzteren als den jüngeren Chasmopskalk bezeichnete, so 
kann ich dem allerdings nicht beistimmen; vielmehr glaube ich, dass dieselben zweck- 
mässiger Weise als zwei gesonderte Etagen zu betrachten sind. Es wird dies eigent- 
lich schon durch die faunistischen Unterschiede genügend motivirt; zudem entsprechen 
jene beiden Glieder ja bestimmt verschiedenen Ehstländischen Etagen nach Fr. Schmipr’s 
Eintheilung. Uebrigens darf man aus dem massenhaften Vorkommen des Macrourus- 
kalks unter den märkischen Diluvialgeröllen wohl den Schluss ziehen, dass dieses Ge- 
bilde in gewissen Gegenden des westbaltischen Gebietes eine recht ansehnliche Aus- 
dehnung und Mächtigkeit gehabt haben muss. 

In Betreff des angenommenen oberen Abschlusses der untersilurischen 
Schichtenfolge ist das Nöthige bereits S. XCIV u. XCV bemerkt worden. Diese 
Abgrenzung entspricht der ursprünglichen Auffassung LinnArsson’s, von welcher Der- 
selbe freilich später insoweit abgegangen ist, als er die hier in Betracht kommenden 
oberen graptolithenführenden Schiefer dem Obersilur zurechnete. Man wird darüber 
weitere Untersuchungen abzuwarten haben; vor der Hand glaubte ich die früher auf- 
gestellten Grenzen für die untersilurische Abtheilung festhalten zu dürfen. Wie ich 
sehe, thut dies auch HoLMm in seiner $S. OXLI eitirten Illaenus-Arbeit (p. 35). 

Bekanntlich rührt der erste Versuch einer geognostischen Gliederung der „Ueber- 
gangsformation“ Schwedens von ANGELIN her, welcher denselben als Einleitung seiner 
„Palaeontologia Scandinavica“ vorausgeschickt hat. Diese Eintheilung kann heute mehr 
als ein historisches Interesse kaum beanspruchen. Wenn sie in sehr wichtigen Punkten 
unrichtig oder mangelhaft ist, so muss man dabei allerdings berücksichtigen, dass zur 
Zeit, als sie aufgestellt wurde, die Lagerungsverhältnisse noch sehr unvollkommen er- 
forscht und einige der bezüglichen Formationsglieder, so namentlich ein Theil der 
Graptolithenschiefer, ganz oder beinahe unbekannt waren. Der bedeutendste Irrthum 
lag darin, dass ihr Urheber aus paläontologischen Gründen seine Regio II. Olenorum 
unter die an Arten reichere Regio III. Conocorypharum, bei der vornehmlich der 
Andrarumkalk ins Auge gefasst war, verlegte, während das Umgekehrte der Fall ist, 
wie von LINNARSSON in Westgothland und nahezu gleichzeitig von NATHORST in Schonen 
nachgewiesen wurde. Es scheint auch, dass AnGELIN zuweilen durch die petrogra- 
phische Aehnlichkeit faunistisch verschiedener Ablagerungen sich hat irreleiten lassen; 
auf solche Art wohl sind z. B. Fossilien des Cystideenkalks von Böda auf Oeland, 
indem er diesen für einen grauen Orthocerenkalk hielt, in seine Regio C Asaphorum 
gerathen. Indessen habe ich es doch für zweckmässig erachtet, die Beziehung der 
Angeuis’schen Regionen zu den gegenwärtig zu unterscheidenden Etagen, so gut es 
ging, auszudrücken; ich wollte dies schon deshalb nicht unterlassen, weil man auch 
in neueren geologischen Werken der alten Eintheilung mitunter noch begegnet. 


CL 


Cambrische Formation. 


= Regionen 
Bezeichnung der Formationsglieder. " 2, Nerike, VCH Ostzothland.| Schonen. |Oeland. nach 
arlien. land. 
Angelin. 
&n 
© 
- 5 
= = A. Eophytonsandstein. ? 1L 1? l.au.b. 
3. 5 
er2 Regio I. 
=) - . 
SE lau232 1. Fucoi- 
Br) 
> darum. 
AH = B. Fucoiidensandstein. 1% 2. == Il, @; 
iS 
ur 
A. Zone des Paradoxides 5) 
(Olenellus) Kjerulfi. Ga Sr a zei 2.4. > 
= B. Zone des Paradoxides c 
> Oelandicus = — = SZ 2. a. » 
3 5 Regio LI. 
5 —- Olenorum 
un C. Zone des Paradoxides i T 
” [5 (nicht < 4) 2. Th. 
& Tessini. — 2. aA. > a. &. anstehend.) 2.b.eu.ß. a b. ( a 
S : Regio III. 
= D. Zone desgarıcozudes Ss 9.6 ur Conocory- 
- Davidis. 2 
& pharum 
5 E. Zone des Paradoxides (B). 
= Forchhammeri (Andrarum- — 2105 || 3 Ei B. De Dal, 2.c 
kalk). 
F. Zone des Agnostus E F 5) e e 
laevigatus. = 2: Da Y- 2b: 2& ? 
A. Zone des Agnostus 6) 
pisiformis. TU 3. a. 2.6 3.2 Dar 
DIDEE CN)! - 
B. Zone der Beyrichia ‘ 
.. Angelini. = eb: 3% 10% Bab: 
Inf 
= 
© 
Be C. Zone der Parabolina 3 b 6) 6} 6} 
S . a .C. »D.@ (0%). u. d. E 9. C. 
3 spinulosa. e. [3 ( ») DS Regio IT. 
= Olenorum 
© D. Zone mit Eurycare und ‘ P < P / 
= — 2) 4) zum 
3 Lentonldene 3. dlalbra(as).| 2 e. 3.d. |3.d.| (N 
h grössten 
ii . 
la! Theil. 
- E. Zone der Peltura 
gr < 5) 6} 6} 
REEL NE Ba CH |, 85 lin [ah | ea Sea are. 
F. Zone des Cyclognathus 3, £ sB 
micropygus. se LT rz ze 
IV. Dietyonemaschiefer. -- — 4. 3. 4. 4. 


CLL 


Untersilurformation. 


I} = . 
Regionen 
h x ale- Testroth- 
Bezeichnung der Formationsglieder. RR Nerike, N SSen Ostgothland.| Schonen. |Oeland, nach 
= sarlien. and, n 
Angelin. 
| | 
| Regio IV. 
V. Ceratopygekalk. 3 - 5): | +? Dr Ceratopy- 
| | garum(B(C). 
VI. Unterer Graptolithen- | | | oe nl: 6 er 
schiefer. i 25 : ; 
a. Zone des älteren rothen 7 h 
| oder glaukonitischen Ortho- 5.a-b.|4.a-c. . Z 4. a-c Mas 6 
: | cerenkalks (Planilimbatakalk). a. -Y. | 
IP 
Br) B. Zone des unteren grauen = = 5 £ = 
= | en Dee Ard . b. 4.d. 7.b. |6. b.| Regio V. 
a | 5 Asaphorum 
Dur = — (©). 
S  ,€. Zone desKinnekuller oberen re re Are : 
5 |  rothen Orthocerenkalks. Lo er eu 
| a = 
zun) - - d..d. 
= |  D. Zone des Oeländischen | ra 
4 | oberen rothen Orthoceren- — SEE: —— — 6. 
> | kalks. A 
| li. d. 
E. Zone des oberen grauen Fr fver- 
|b.e | — („Leiveı _ — Gl. 
Orthocerenkalks. | "sten.“) 6 


VIII. Mittlerer Graptolithen- | 


| 
| 


schiefer. Fr = n v7 8. ag. 
IX. Cystideenkalk. 6. -- 8. $%) 
> Regio VI. 
X. Macrouruskalk. 1.a.|ı — — - 8. : nm) 
| cleorum 
5 | =. grössten 
= ‚ A. Zone des schwarzen Tri- |- Theil, 
Ela || - — O5; ; 
an nucleusschiefers. I. b-d. 9J.au.b. b.a. 
=. . h 
20 | 10. 
eis) B. Zone des rothen Trinu- r 
en | cleusschiefers. ie =; 9. eu. d. 6. b 
| are I 
| io: Regio VII. 
XII. Brachiopodenschiefer. — — a 1 11.au.b. Harparum 
| u. b. &-ß. (DE) =. Th. 
<<. EESSSEEEEEEEESEEEEEE je | 
= F A. Lobiferusschiefer es | 19ER 
ae BE (Rastritesschiefer). 8. a-C. Ze 8a @-8. Regio VI. 
S=£ Trinueleo- 
Bez 11. man[D) 
=! EN- 5 2. Th. 
Hszal B. Retiolit 5 € 
Si dire) — Bop geb: 
td> | 


XIV. Leptaenakalk. 


Regio VII. 
Harparum 


(DE) =. Th. 


CLIL 


Auf Anrathen des Herrn Geh. Bergrath Prof. Beyrıcn habe ich die nebenstehende kleine 
Uebersichtskarte gewissermassen als Wegweiser zur bequemeren Orientirung für das über Schweden 
Mitgetheilte beigegeben. Dieselbe soll zunächst dem Leser die Lage der verschiedenen, oft nur 
ganz kleinen cambrisch-silurischen Gebiete, welche durch grüne Farbe ausgezeichnet sind, ver- 
anschaulichen. Sodann trug ich Sorge, die wichtigsten bezüglichen Aufschlusspunkte einzutragen, 
soweit es der Massstab des Blattes zuliess; grossentheils sind dies unbedeutende Orte, die man 
auf den gewöhnlichen topographischen Karten vergeblich suchen würde. 

Bei der Bearbeitung habe ich hauptsächlich folgende Karten zu Grunde gelegt: 


1. W. Hısınger, Geognostik Karta öfver medlersta och södra delarne af Swerige, im Massstab 1:800 000’). Dazu ge- 
hören: Tabeller öfver höjdmätningar i Swerige och Norrige, Stockh. 1829; Upplysningar rörande geogn. Kartan öfv. 
m. och s. del. af Sv., ib. 1834. 

2. AnGELIN, Geologisk ÖOfversigts-Karta öfver Skäne, gedruckt in München 1859. Wie durch Ausmessung ermittelt 
wurde, ist der Massstab 1: 350 000 ?). 

3. Epvarn ERrDMANN, Översigtskarta utvisande utbreduingen af den kolförande formationen och andra bildningar inom 
Skane, skala 1:400000, Stockh. 1872 (als Beilage zu der Schrift „Beskrifning öfver Skänes stenkolsförande formation“). 


Ausserdem sind für die Gegenden am Siljan-, Hjelmaren- und Wettern-See kleinere geo- 
gnostische Karten benutzt worden, welche zu Aufsätzen von TÖRNgvIsT (Öfversigt ete., 1871. 
Nr. 1), Liswwarsson (ib. 1875. Nr. 5) und NarHorst (Geol. Fören. Förh., Bd. IV. Nr. 14) gehören. 

Eine Sonderung von Cambrisch, Unter- und Obersilur wäre schon wegen des naturgemäss 
kleinen Massstabes der Karte undurchführbar gewesen. Zusammengehörige Partien in beschränk- 
terem Umkreise sind meist ohne Rücksicht auf Unterbrechungen durch andere Gebilde als Ganzes 
dargestellt worden. So wurden am Siljan-See die mehrfach durch Granit getrennten cambrisch- 
silurischen Entblössungen zusammengelegt, wobei jedoch die äusseren Grenzen dieses Feldes 
theilweise unsicher sind. Desgleichen habe ich die Trappmassen (TÖRNEBOHM’s Kinne- und 
Hunne-Diabase), die in grösserer oder geringerer Ausdehnung die centralen Partien der Berge 
Westgothlands ausmachen, nicht eingetragen. Ferner wurden die aufgelagerten glacialen oder 
postglacialen Schuttmassen, welche beispielsweise in Ostgothland südlich der Motala-Elf fast 
allenthalben die paläozoischen Schichten bedecken, unberücksichtigt gelassen. Längs der Ost- 
küste Smälands®) liegt cambrischer Sandstein fast nur in losen Trümmermassen zu Tage; jedoch 
ist diese Region auch auf Forseııes’ „Karta öfver södra delen af Sverige* (1838—55) als 
fester Sandstein bezeichnet, nach ToRELL (Sparagmitetagen, p. 26) vielleicht mit Recht. An- 
stehend kennt man das Gestein hier bei Strömsrum gegenüber Borgholm, ferner auf mehreren 
kleinen Eilanden des Kalmarsunds, wozu u.a. auch die S. CVI erwähnte Insel Furö in der 
Nähe von Oskarshamn gehört. 

Das colorirte Feld im westlichen Dalarne ist eine wahrscheinlich cambrische Sandstein- 
bildung, die nach Tore (loc. eit. p. 13 ff.) mit dem grossen „Sparagmitgebiet“ der Landschaft 
Österdalen in Norwegen zusammenhängt, andererseits aber auch die durch das Elfdalener Porphyr- 
terrain davon getrennten Sandsteinmassen am Siljan-See umfasst. Rothe Sandsteine mit hellen 
Flecken, wie sie S. XXVII erwähnt wurden, sind darin gleichfalls verbreitet, und TorELL selbst 
betont loc. eit. deren Uebereinstimmung mit Geschieben Norddeutschlands. 

In den Umgebungen des Romeleklints in Schonen bedarf Manches noch einer genaueren 
Feststellung. 


') Eine Jahreszahl ist nicht aufgedruckt, jedoch ist die Karte in BERZELIUS’ Jahresbericht über d. 
Fortschritte d. phys. Wissensch. für 1832 (XII. p. 397) angezeigt. 
=) Im Vorwort der zugehörigen Erläuterungen (ef. S. LXXV) ist dafür irrthümlich 1:275000 angegeben. 
>) Zur Vermeidung eines Missverständnisses bemerke ich, dass auf S. C ff. nur der östliche Theil 
dieser Provinz ins Auge gefasst wurde, welche im Uebrigen weit nach W. über Wexiö hinaus sich erstreckt. 


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Maalsstab 1:3000000. 


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