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UNTERSUCHUNGEN
Ober DAS
WESEN DER NERVEN-ERREGÜNG
VON
D"^ HERMANN MÜNK,
PRIYATDOCENTEN AN DER UNIVERSITÄT ZU BERLIN.
.«Jeder Fonelier biim neli durekane ansehen als Einer,
der KU einer Jury berufen Ürt. Er liat nur daraof sa
achten , inwiefern der Vortrag ToIIstftadig sei nnd durch
klare Belege aueeinander gesetzt. Er fasst hiernach seine
Ueberzeugung xusammen nnd gibt seine Stimme , es sei
nun , dass seine Meinung mit der des Referenten über-
eintreffe oder nicht.**
Goethe.
(Ueber Naturwissenschaft im Allgemeinen.).
EBSTEB BAND.
MIT 26 ABBILDUNGEN.
LEIPZIG,
VERLAG VON WILHELM ENGELMANN.
1S68.
\
DEN HERREN
E. DüBOIS-REYMOND
UND
L TRAUBE
HOCHACHTUNGSVOLL
GEWIDMET.
Vorrede.
Der Beginn der vorliegenden Untersuchungen fiel in den Herbst ^ 859»
Pflüger^s »Untersuchungen über die Physiologie des Elektrotonusa hatten
«ben die Kenntniss der physiologischen Erscheinungen am Nerven weit
gefördert, wie es nach den Epoche machenden Untersuchungen E. du
Bais-RsTMOND^s über die elektromotorischen Eigenschaften des Nerven
dringender Wunsch hatte sein müssen. Aber gewisse HofiFhungen
waren nicht In Erfüllung gegangen. Die »Einerleiheit des Nervenwesens
und der Elektricität«, die elektrische Moleculartheorie des Nerven war,
ivenngleich noch nicht, so zu sagen, officiell hingestellt oder zum Mindesten
vollständig entwickelt, doch schon von der fast allgemeinen Ueberzeugung
getragen : und für sie hatte man von einer so umfassenden Reihe physiolo-
gischer Forschungen, wie sie Pflüger darbot, eine wesentliche Stütze
erwarten dürfen. Anders war es gekommen. Die neuen Erfahrungen hatten
Pf LÜGER gerade veranlasst, eine neue Theorie der inneren Mechanik des
Nerven zu entwerfen; und wie man auch über diese Theorie denken
mochte, nicht war zu sagen, dass Pflüger ganz voreilig von der Molecular-
theorie sich abgewandt hatte. Sah man doch auch in der Folgezeit andere
frühere Anhänger der Moleculartheorie theils das Wesen der Erregung in
<;hemischen Vorgängen vermuthen, theils eine wesentliche Modification der
Moleculartheorie für nothwendig erklären. Mit dem Zuwachs an Erfah-
rungen war offenbar die Aussicht auf das Verständniss der Nerven-Erre-
gung ferner gerückt, statt näher, und neue Arbeit war nothwendig, um
wenigstens den alten Standpunkt wiederzugewinnen.
Wiegle Arbeit in Angriff zu nehmen, war bei ausreichender Zweifel-
sucht unschwer zu übersehen. Wo die Ermittelungen du Bois-Reymond^s
Yt Vorrede.
und Pplügek's nicht zu bewältigende Widerspräche fttr das Verständniss
darboten, war nach Fehlem in den einen oder den anderen Ermittelungen
zu suchen : mit der Moleculartheorie im Hintergrunde hatte man Pplügbi^s
Ermittelungen kritisch durchzugehen; unter der Leitung der Ergebnisse
Pfllgee^s, da dessen Theorie wohl kaum Anhaltspunkte bot, hatte man
DU BoiS'RsTMO!n>^8 Ermittelungen zu mustern. Auch war zu bedenken,
dass die elektrischen Vorgänge doch nur die bis dahin allein bekannt ge-
wordenen, nicht aber überhaupt die einzigen physikalisch -chemischen
Vorgänge im Nerven zu sein brauchten , welche in Beziehung zur Nerven-
Erregung sich setzen Hessen ; und man konnte unmittelbar nach anderen
Vorgängen der Art suchen, in der Hoffnung solche zu finden, welche noch
innigere Beziehungen zur Nerven-Erregung als die elektrischen Vorgänge
darbieten würden.
So vorurtheilsfrei war ich indessen nicht, als ich an der Arbeit nach
Kräften mich zu betheiligen beschloss , um irgend einen dieser Wege zu
betreten. Von der »lawinenartigen Anschwellung der Reizung« abgesehen,
für welche mir ein exacter Beweis weder von Pflüger geliefert noch über-
haupt zur Zeit möglich erschien, waren du Bois-Retmond^s wie Pflcgkr's
Ermittelungen für mich unantastbare Wahrheiten, da ich von der Richtig-
keit der wesentlichsten Beobachtungen selbst mich überzeugt hatte und nur
die nächstliegenden und, wie es schien, zweifellos bindenden Schlüsse aus
den Beobachtungen gezogen sah. Auch wurzelte die Ueberzeugung von
der Richtigkeit der Moleculartheorie in mir zu tief, als dass ich auf den
letzten Weg hätte verfallen mögen, für welchen es übrigens damals schwer
gewesen wäre einen guten Ausgangspunkt zu gewinnen. Mir drängte sich
als leitender Gedanke nur auf, dass die vorhandenen Erfahrungen wohl
noch nicht ausreichend sein dürften, die grossen Verwickelungen zu lösen,
und dass neue Erfahrungen die scheinbaren Widersprüche wahrscheinlich
versöhnen würden. Wie zu solchen Erfahrungen zu gelangen wäre, blieb
vor der Hand allerdings ganz dunkel ; doch Hess sich darauf rechnen,
dass von jedem einigermassen zutreffenden Anfange der Untersuchung
aus früher oder später dem aufmerksamen Beobachter ein richtiger An-
griffspunkt sich zeigen würde.
Von gewissen Ueberlegungen in Bezug auf Pflüger's lawinenartige
Anschwellung der Reizung geleitet , ging ich von der Prüfung der Fort-
pflanzungsgeschwindigkeit der Erregung in verschiedenen Stfecken des
Nerven aus; und ich sah bald mich veranlasst, das Erregungsmaximum
Vorrede. TU
der Nervenstrecke ^ welches durch die grOsste Hubhöhe des Muskels , die
durch die Einwirkung eines momentanen Erregers auf die Nervenstrecke
zu erlangen war, immer dann sich messen liess , wenn es dem Zuckungs—
maximum des Muskels an Grösse nicht gleichkam, genauer zu untersuchen*
Zu meiner Ueberraschung stellte sich heraus, dass das Erregungsmaximum
den bekannten Erregbarkeits- Gesetzen sich nicht fttgte: und doch war
gar nicht abzusehen, weshalb die Erregbarkeitsveränderungen des Nerven
nicht so, wie sonst, auch am Erregungsmaximum sich darthun sollten»
Hätte ich auf Grund dessen die früheren Erregbarkeits-Bestimmungen ver-
dächtigt, mir wäre wahrscheinlich sogleich ein wesentlicher Fortschritt
gelungen. Aber solcher Verdächtigung war ich gerade in Folge der Pplü—
GBR'schen Untersuchungen, wie schon bemerkt, nicht fähig, und ich sah ia
meinem Funde Nichts als einen Angriffspunkt, wie ich ihn gesucht hatte.
Die Verschiedenheit der Ergebnisse bei den verschiedenen Metboden der
Erregbarkeits- Bestimmung schien mir nur auf die Weise eriLlärlich, dass
die verschiedenen Untersuchungsweisen verschiedene Verhältnisse des Ner-
ven kennen lehrten ; und da die Erregbarkeits-Gesetze , soweit ich sie bis
dahin mit Hülfe des Erregungsmaximum constatirt hatte, für das Ver—
ständniss nicht in solchem Widerspruche mit den Ergebnissen der physi-
kalischen Untersuchungen standen wie die anderweitig bekannt gewordenen
Erregbarkeits-Gesetze, glaubte ich den neuen vermittelnden Erfahrungen^
welche ich erstrebte, auf die Spur gekommen zu sein und die Spur mit
Ausdauer verfolgen zu müssen.
Untersuchung reihte sich an Untersuchung. Nicht nur wurde das
Verhalten der Erregbarkeit unter den verschiedensten Bedingungen mit Hülfe
der verschiedenen Methoden festgestellt, sondern es wurden auch viele die
Erregung und die Leitungsgeschwindigkeit der Erregung betreffende Fragen ^
wie sie gerade die nebenhergehenden Ueberlegungen aufdrängten, beant-
wortet. Als Jahre vergangen waren , hatte ich die vorgefundenen Erfah-
rungen über die physiologischen Erscheinungen am Nerven kritisch ge-
sichtet und zahlreiche neue Erfahrungen aufgehäuft. Doch weit entfernt
davon, meinen Zweck erreicht zu haben, musste ich mir eingestehen, dass
der Knoten unter meinen Händen nur noch fester geworden war, statt dass
er sich hatte lockern sollen. Denn der Summe physiologischer Erfahrungen
gegenüber, welche nunmehr mir vorlag, erwiesen sich die früheren Vor-
stellungen als unhaltbar, und wenn es mir auf Grund neuer Vorstellungen
wohl auch gelang, die Erfahrungen in kleine Gruppen zu sammeln, so
VI 11 Vorrede.
liessen doch diese Gruppen nicht weiter sich vereinigen; von einer Ver-
knüpfung der physiologischen mit den physikalischen Erscheinungen am
Nerven konnte dann mindestens ebensowenig wie vorher die Rede sein.
Trotzdem glaubte ich noch nicht verzweifeln zu dürfen, und das Aus-
harren schien mir um so mehr geboten , als das Interesse an dem Gebiete,
das doch vor Kurzem noch so rege gewesen war, nunmehr, obwohl die
wesentlichsten Fragen des Gebietes nach wie vor der Erledigung harrten,
offenbar erkaltet war.
Mir wurde Hülfe von einer Seite , von welcher ich sie nicht erwartet
hatte. Als ich im Februar 1 863 die Folgen der Durchschneidung des Ner-
ven für die unterhalb des Schnittes gelegenen Nervenstrecken, weil diese
Folgen immer und immer wieder meine Aufmerksamkeit fesselten, von
Neuem untersuchte und für die Prüfung der durch die Diurchschneidung
herbeigeführten Widerstandsveränderungen mich nicht, wie sonst, auf
Versuche an Thon- und Eiweiss- Prismen beschränkte, sondern zu Ver-
suchen am Nerven selbst überging, fand ich, dass der Nerv unter den
Umständen , unter welchen secundärer Widerstand nach dem Entdecker
desselben nicht auftreten sollte, doch secundären Widerstand annahm.
Der Fund war nach dem Stande der Lehre vom secundären Widerstände
gar nicht von Belang. Seine Bedeutung lief danach nämlich nur darauf
hinaus, dass die Kochsalzlösung, welche mir eben als Zu- und Ableitungs-
fiüssigkeit des Stromes zum Nerven gedient hatte, aus der Reihe der den
secundären Widerstand versagenden Flüssigkeiten zu streichen und in die
Reihe der den secundären Widerstand gebenden Flüssigkeiten einzufügen
sein würde. Doch an diesen Ideengang, welcher den neuen Angriffspunkt,
der sieh mir darbot, sofort mir wieder entrückt hätte, war ich glücklicher-
weise nicht gebannt; dieses Mal vermied ich glücklich die Klippe, an wel-
cher meine Bemühungen auch ferner hätten scheitern können.
Zunächst liess der Umstand, dass auch bei meinem Studium der
physiologischen Erscheinungen der Nerv häufig zwischen Kochsalzlösung
durchströmt gewesen war, die Befürchtung in mir entstehen, dass in Folge
des secundären Widerstandes Irrthümer in die Erfahrungen, welche ich
früher gewonnen hatte , sich eingeschlichen haben dürften und zwar nicht
nur in die Erfahrungen über die intrapolare Nervenstrecke, sondern — der
alinearen Durchströmung des Nerven wegen, auf deren Beachtung ich schon
längst anderweitig geführt worden war — auch in die Erfahrungen über
die ex.trapolaren Nervenstrecken. Die Zahl der vorliegenden Erfahrungen,
Vorrede. IX
welche ich verdächtigen musste , wuchs dann noch , als die nächsten Ver-
suche lehrten , dass auch die anderen Arten von Zu- und Ableitung des
Stromes, welche bei den physiologischen Versuchen bis dahin in Anwen-
dung gekommen waren, secundären Widerstand nach sich zogen. Und
nachdem ich so einmal in's Zweifeln gekommen war, fielen mir endlich die
Schuppen ganz von den Augen, und ich erkannte, worauf allerdings früher
zu kommen Anlass genug ich gehabt hatte , dass bei allen Erregbarkeits-
Untersuchungen , welche mit Hülfe der von mir vorgefundenen Methoden
ausgeführt worden waren, wenn neben der Erregbarkeit auch der Wider-
stand der Nervenstrecke sich verändert hatte, die Veränderung des Wider-
standes, eine Fehlerquelle für die Bestimmung der Erregbarkeit hatte ab-
geben müssen.
Aber noch mehr. Da ich durch meinen Fund in thatsächlichen Wider-
spruch mit einem der zuverlässigsten Forscher gerathen war, hatte ich zum
Zwecke grösster Sicherheit die Versuche häufig und unter mannigfachem
Wechsel der Bedingungen angestellt. Erwog ich nunmehr die Ergebnisse,
so liessen sie keine andere Deutung zu, als dass bei der alinearen, nicht bei
der linearen Durchströmung des Nerven die intrapplare Nervenstrecke in
Folge der Flüssigkeitsfortführung durch den Strom auch ganz unabhängig
von der Art der Zu- und Ableitung des Stromes in ihrem Widerstände ver-
ändert würde. Und lag darin keine Täuschung vor, so musste die Flüssig-
keitsfortführung im Nerven bei der alinearen Durchströmung des Nerven,
also immer bei unseren Versuchen am Nerven mit Hülfe des Stromes , eine
eigenthümliche sein, von der normalen Flüssigkeitsfoitführung in den feuch-
ten porösen Körpern abweichen. Ich war alsdann auf bisher ganz unbe-
kannte Vorgänge in der durchströmten Nervenstrecke gestossen, welche
mit jeder Durchströmung des Nerven zu physiologischen Zwecken unbe-
dingt verknüpft und für die physiologischen Erscheinungen am Nerven
möglicherweise von Bedeutung waren.
Meine neuen Aufgaben waren damit klar vorgezeichnet. Vor Allem
war den fraglichen Vorgängen nachzugehen und zwar, bis etwa noch andere
Hülfsmittel sich fanden, durch die Untersuchung der Widerstandsverän-
derungen des Nerven in Folge der Durchströmung. Sodann war das Ver-
halten des Widerstandes des Nerven auch unter dem Einflüsse anderer
Umstände festzustellen. Welche Ausdehnung diesen physikalischen Unter-
suchungen vortheilhaft zu geben war, dafür konnten die zahlreichen phy-
siologischen Erfahrungen massgebend sein , welche ich früher gesammelt
X Vorrede.
hatte. Weiter handelte es sich darum, aus den von mir vorgefundenen
Erregbarkeits-Bestimmungen die Fehler zu eliminiren , welche durch die
Widerstands Veränderungen des Nerven etwa bedingt waren. Endlich
waren die Beziehungen der verschiedenen physikalischen Erscheinungen
am Nerven zu einander und von Neuem die Beziehungen der physikalischen
zu den physiologischen Erscheinungen am Nerven zu untersuchen.
Bis August 4863 wurden durch die Verfolgung der Widerstands- und
Gestalts -Veränderungen des Nerven jene besonderen Vorgänge in der
durchströmten Nervenstrecke mir genauer bekannt ; die sie bedingenden
Momente waren jedoch noch nicht erfasst, und ebensowenig war ein Ver-
ständniss der auffallenden neuen Ergebnisse gewonnen , dass nämlich, in
den extrapolaren Nervenstrecken Widerstandsveränderungen in Folge der
Flüssigkeitsfortftthrung durch den Strom auch da herbeigeführt wurden, wo
der Nerv unmöglich noch von wirksamen Stromfäden durchsetzt sein konnte.
Verhältnisse, welche hier nicht zu erwähnen sind, machten mir damals
die Fortsetzung der physikalischen Untersuchungen einstweilen unmöglich,
und es beschäftigten mich bis zum Ende des Jahres die Veränderungen der
Erregbarkeit des Nerven in Folge der Durchströmung. Durch die Elimini-
rung der durch die Widerstandsveränderungen des Nerven bedingten Fehler
nahmetf die Ergebnisse eine ganz andere Form , als früher bei Pflüger's
Untersuchungen, an ; sie standen aber auch jetzt noch in offenbarem Wider-
spruche mit der Moleculartheoiie.
Das Jahr 1864 ging in Folge meiner Theilnahme am Feldzuge in
Schleswig für die Untersuchungen verloren.
Anfangs 4 865 wurden die physikalischen Untersuchungen wieder auf-
genommen und in der beabsichtigten Weise durchgeführt. Den Wider-
standsuntersuchungen an den extrapolaren Nervenstrecken musste eine
erneute Untersuchung des Elektrotonus in elektromotorischer Beziehung
voraufgehen, weil derselbe eine Fehlerquelle für jene Untersuchungen ab-
gab. Neben den physikalischen Erscheinungen am Nerven wurden immer
auch die sogenannten Zuckungsgesetze verfolgt. Ich erkannte, dass die
Anhomogenität des Nerven, der Wechsel von Nervenhülle und Nerveninhalt
in demselben , bei der alinearen Durchströmung des Nerven es bedingt,
dass die senkrechten Querschnitte der Nervenfasern in der durchströmten
Strecke Veränderungen ihres Flüssigkeitsgehaltes durch den Strom erfahren.
Es ergab sich ferner, dass in Folge der Elasticität des Nerven eine Abglei-
chung des Flüssigkeitsgehaltes zwischen den Querschnitten der durch-
Vorrede. XI
Strömten Strecke und den übrigen Querschnitten des Nerven eintritt , so
dass eine Bewegung der NeiTenflüssigkeit während wie nach der Durch-
strömung auch in den nicht durchströmten Strecken des Nerven erfolgt.
Ferner stellte sich heraus, dass auf die thermischen , die chemischen und
die Fiüssigkeitsgehalts-Veränderungen, welche der Nerv durch den Strom
erfährt, die Veränderungen der elektromotorischen Erscheinungen am
durchströmten Nerven sich zurückführen lassen. Endlich war ich gegen
Ende \ 865 so weit gekommen , dass ich die vorliegenden physiologischen
Erfahrungen am durchströmten Nerven auf die physikalischen Veränderun-
gen des Nerven zurückführen konnte unter der Annahme, dass die Erregung
des Nerven nichts Anderes ist als die Bewegung der Nervenflüssigkeit.
In den ersten Monaten des folgenden Jahres gelang es mir noch , die
Bewegung der Nervenflüssigkeit in der ganzen Länge des Nerven bei elek-
trischer, mechanischer und chemischer Reizung einer beschränkten Stelle
des Nerven auf einem mehr unmittelbaren Wege nachzuweisen. Und es
beschäftigten mich gerade die Erregbarkeits-Veränderungen des Nerven
bei mechanischer und chemischer Reizung, welche werthvolle Bürgschaften
für die Richtigkeit der früheren Ergebnisse der Untersuchungen lieferten,
als Anfangs Mai der Krieg gegen Oesterreich auf*s Neue den friedliehen
Beschäftigungen mich entzog.
Von der ganzen grossen Reihe meiner Untersuchungen war damals
fast noch Nichts veröffentlicht. Ursprünglich Willeijs, meinen Erwerb nach
und nach in Joumalaufsätzen niederzulegen, hatte ich aus den ersten
Anfängen meiner Untersuchungen, was einen befriedigenden Abschluss
zuzulassen schien, herausgenommen und im Archiv ßr Anatomie und Phy-
siologie mitzutheilen begonnen. Aber schon Mitte 1861 hatte ich die Mit-
theilungen abgebrochen , als ich , mit den Untersuchungen den Veröffent-
lichungen weit voraus, im Verständniss nicht nur meiner neuen Erfahrungen,
sondern auch der alten Erfahrungen , auf welchen ich gefusst hatte , mich
getäuscht sah. Erst Ende \ 865 schien mir die Zeit zur Veröffentlichung
meiner Untersuchungen gekommen zu sein, und ich traf alle Vori>ereitungen
dahin, dass im Juli 1866 der Druck der Untersuchungen beginnen sollte.
Der Krieg in Aussicht vereitelte meinen Plan ; und bei der ungewissen
Dauer des Krieges und den tausend Zufällen , welchen ich selbst wie
meine Tagebücher und Manuscripte während des Feldzuges ausgesetzt
waren, hielt ich es im Mai \ 866 für gerathen, die Ergebnisse meiner Unter-
suchungen sogleich zu veröffentlichen. Sie erschienen unter dem Titel
XII Vorrede.
»UniersuchuDgen zur allgemeinen Nervenphysiologiea im Archiv für Ana-
. tarnte u, s. w., Jahrgang 1866, S. 369 — 90. In ihrer Fassung war die Mit-
theilung mit darauf berechnet, dass sie, soweit ihre Kürze es gestaltete,
eine brauchbare Anleitung zur Wiederholung meiner Untersuchungen gab.
Dem Versprechen , welches der Schluss meiner Mittheilung enthielt,
dass die ausfiibrliche Darlegung der Untersuchungen nach der Beendigung
des Krieges schleunigst nachfolgen sollte, komme ich mit dem vorliegenden
Werke nach. Der Druck desselben hat schon im November v. J. begonnen,
ist aber etwas langsam vorgeschritten , weil die Liberalitat meines rühm-
lichst bekannten Yerlegers es mir gestattet, die wesentlichsten Beobach-
tungen vor dem Drucke nochmals zu controliren und diese oder jene Lücke
auszufüllen. Der Druck des zweiten Bandes wird unmittelbar weitergehen,
so dass dieser Band in nicht zu langer Zeit nachfolgen wird.
In der Darlegung der Untersuchungen führe ich den Leser im Grossen
und Ganzen den W^eg, auf welchem ich seit Februar 1 863 in der Erkennt-
niss vorgeschritten bin und der auch schon in der Mittheilung im Archiv
u, s, w. 1866 eingehalten worden ist. Die Anordnung der Einzelunter-
suchungen ist durch die nothwendige Gliederung des Stoffes bedingt.
Neue Namen einzuführen, habe ich vielleicht allzu ängstlich ver-
mieden. Es ist mir nicht entgangen , dass meine schleppenden Bezeich-
nungen der Vorgänge öfters die Mühen, die ich auch auf die Form verwandt
habe, vereitelt, ja sogar für die flüchtige Durchsicht hin und wieder das
richtige Verständniss erschwert haben. Indessen wird, wer die Unter-
suchungen aufmerksam verfolgt, sehr bald an die Bezeichnungen sich
gewöhnt und das leichte Verständniss der Darlegung sich gesichert haben.
Und ich selbst habe alle Nachtheile meiner Bezeichnungen lieber ertragen
wollen , als meinerseits ähnliche Verhältnisse veranlassen wie die , unter
welchen ich so sehr gelitten fiatte : veranlassen, dass, nachdem der neue
Name eines aus den Beobachtungen erschlossenen Vorganges allgemein in
Gebrauch gekommen, mit der Bichtigkeit der Beobachtungen sogleich auch
der Vorgang als festgestellt angesehen werde und die Anregung zur Prü-
fung des Schlusses verloren gehe.
Die Versuchsbeispiele, welche bei den quantitativen Untersuchungen
gegeben sind , Hessen sich nicht umgehen , sollte der Leser eine Vor-
stellung von der Grösse der Veränderungen , um welche es sich handelte,
gewinnen. Sie werden auch das Verständniss der Darlegung an manchen
Stellen unterstützen und den Vortheil bieten, das der Leser selbst die
Vorrede. xm
Zuverlässigkeit der Ergebnisse durch die Einsicht in die Grösse der we~
sentlichen Veränderungen im Verhältniss zur Grösse der möglichen Fehler
zu beurtheilen vermag. Für die Auswahl der Beispiele war massgebend,
dass in möglichst kleinem Räume möglichst viel dargethan und Controlen
oder untergeordnetere Wahrnehmungen, welche in der Darlegung nicht
Erwähnung gefunden hatten, ersichtlich würden. Solche Beispiele,
welche das , worauf es ankam , in mehr als gewöhnlicher Weise deutlich
zeigten, sind überall geflissentlich vermieden worden. Hin und wieder
schliessen die Versuche Erfahrungen von vor der Hand geringerem Interesse
ein , welche noch nicht in^s Reine gebracht sind und weiter verfolgt zu
werden verdienen.
Geschichtliche Abrisse sind principiell ausgeschlossen worden: sie
finden sich in aller nur wünschenswerthen Ausführlichkeit in* Werken
jüngster Zeit, auf welche ich verwiesen habe. Die Autoren und die Lite-
ratur sind mit grosser Sorgfalt angeführt, und ich hoffe, dass ich keine
erhebliche Auslassung zu bedauern haben werde. Wo das Anrecht mehrerer
Forscher an einen Fund in Frage kommen könnte, liegen der Art meiner
Anführung eingehende Studien zu Grunde. Das Sternchen bei den Ci-
taten zeigt an , dass ich die Stellen für den Druck nochmals eingesehen
habe. Bei den Verweisungen auf frühere oder spätere Stellen des vor-
liegenden Werkes selbst ist, wo nicht Abschnitt, Kapitel u. s. w. angegeben
ist, derselbe Abschnitt, dasselbe Kapitel u. s. w. zu verstehen.
Zum Schlüsse kann ich es nicht unterlassen, innigen Dank auch hier
meinem Vater auszusprechen , der die Mittel zu den Untersuchungen mit
seltener Liebe mir gewährt hat.
Berlin, im August 1867. ~
Hermann Bluhk.
Kachweifl der Abbildiingen«
Figur Seite
4 19
2 21
3 21
4 39
5 48
6 74
7 100
8 105
9 117
10 117
11 ...... 138
12 a— h 156
13 162
14A. B 170
Figur Seite
15 203
16 218
17 241
18 242
19 320
20 340
21 348
22 362
23 A 390
23 B. C 393
24 A. B. C. . . . 414
25 A. B 415
26 419
Inhaltsverzeichniss des ersten Bandes.
Erster Abschnitt.
Einleitung.
Kapitel L 8,it^
Uebersicht der physikalischen Veränderungen der feuchten porösen Körper
unter dem Einflüsse des galvanischen Stromes.
§ 1. Elektrolyse. Polarisation 4
§2. Fortführung der Flüssigkeit. Secundärer Widerstand 6
§ 3. Erwärmung 42
Kapitel IL
Uebersicht der physikalischen Veränderungen des Nerven unter dem Ein-
flüsse des galvanischen Stromes.
§4. Elektrolyse. Polarisation 4 3
§ 2. Fortführung der Flüssigkeit. Secundärer Widerstand -^
§ 3. Erwärmung H
§ 4. Veränderung der elektromotorischen Eigenschaften des lebenden Nerven.
Elektro tonischer Zustand des Nerven —
Zweiter Abschnitt.
Untersuchung der vom galvanischen Strome durchflossenen
Nervenstrecke.
Vorbemerkungen 4 7
Kapitel I.
Methode.
§4. Methode der Widerstandsuntersuchung 4 9
§ 2. Hülfsmittel der Untersuchung 28
Kapitel II.
Untersuchung der Widerstandsveränderungen der intrapolaren Nerven-
strecke und Zurückftthrung derselben auf die inneren Vorgänge in
der Nervenstrecke.
§ 4 . Erste Darlegung der Widerstands Veränderungen der intrapolaren Nerven-
strecke bei ihrer Durchströmung 34
(4.) lieber die Widerstands Veränderungen der Zuleitungsröhren bei ihrer
Durchströmung 35
XTi Inhaltsverzeichniss.
Seite
(2.) Ueber die Widerstandsverändeningen der durchströmten Nerven-
strecke 44
§ 8. Die aufgefundenen Widerstands Veränderungen der intrapolaren Nerven-
strecke bei ihrer Durchströmung sind Polgen der Durchströmung. ... 54
§ 3. Zurückführuug der Widerstandsveränderungen der intrapolaren Nerven-
strecke in Folge der Durchströmung auf die inneren Vorgänge in dieser
Nervenstrecke 52
§ 4. Ueber die Widerstandsveränderungen der durchströmten Nervenstrecke
nach der Umkehrung der Stromrichtung 54
§ 5. Zurückführung der, Widerstands Veränderungen der intrapolaren Nerven-
strecke durch den Strom in umgekehrter Richtung auf die inneren Vor-
gänge in der Nervenstrecke 6S
§ 6. Fortgesetzte Untersuchung der Widerstands Veränderungen der intrapola-
ren Nervenstrecke bei ihrer Durchströmung in Einer Richtung. ... 70
§ 7. Fortgesetzte Zurückführung der Widerstands Veränderungen der intrapola-
ren Nervenstrecke durch den Strom in Einer Richtung auf die inneren
Vorgänge in der Nervenstrecke 76
§ 8. Fortgesetzte Zurückführung der Widerstandsveränderungen der intrapola-
ren Nervenstrecke durch den Strom in umgekehrter Richtung auf die in-
neren Vorgänge in der Nervenstrecke 87
§ 9. Ueber die Widerstandsveränderungen der intrapolaren Nervenstrecke un-
mittelbar nach ihrer Durchströmung 94
§40. Zurückführung der Widerstandsveränderungen der intrapolaren Nerven-
strecke unmittelbar nach ihrer Durchströmung auf die inneren Vorgänge
in der Nervenstrecke 400
§ 44. Ueber die Gestaltsveränderungen des Nerven in Folge der Durchströmung. 404
$ 42. Nachträgliche Bemerkungen zur Zurückführung der Widerstandsverände-
rungen der intrapolaren Nervenstrecke auf die inneren Vorgänge in der
Nervenstrecke 408
Kapitel IIL
Von dem Einflüsse verschiedener Umstände auf die Widerstandsverände-
rangen der intrapolaren Nervenstrecke und auf die inneren Vorgänge
in der Nervenstrecke.
§4. Von dem Einflüsse der Stromintensität 446
(4.) Von dem Einflüsse der Stromintensität auf die Widerstandsverände-
rungen der intrapolaren Nervenstrecke —
(2.) Von dem Einflüsse der Strom Intensität auf die stellenweise Verar-
mung der intrapolaren Nervenstrecke an Flüssigkeit 449
§ 2. Von dem Einflüsse der Länge und des Querschnittes der intrapolaren Ner-
venstrecke 460
(4.) Von dem Verfahren der Opposition 464
(2.) Von dem Einflüsse der Länge auf die Widerstandsveränderungen der
intrapolaren Nervenstrecke 467
(3.) Von dem Einflüsse des Querschnittes auf die Widerstandsverände-
rungen der intrapolaren Nervenstrecke 470
(4.) Von dem Einflüsse der Länge und des Querschnittes auf die stellen-
weise Verarmung der intrapolaren Nervenstrecke an Flüssigkeit. . 476
§ 3. Von dem besonderen Einflüsse der Grösse der Berührungsfläche zwischen
dem Nerven und der positiven Zuleitungsröhre 477
§ 4. Von dem Einflüsse der Lebensfähigkeit des Nerven 494
§5. Von dem Einflüsse des natürlichen Todes des Nerven 498
(4.) Von dem Einflüsse der Zeit nach dem Tode des Thieres —
(2.) Von den Widerstandsveränderungen des Nerven mit der Zeit nach
der Trennung des Nerven vom lebenden Gesammtorganismus. . . 204
(3.) Von der Abhängigkeit der Widerstandsveränderungen des Nerven
mit der Zeit von verschiedenen Umständen ~ und von den inneren
Vorgängen im Nerven , welche seine Widerstandsveränderungen mit
der Zeit bedingen ^ 247
Inhaltsverzeichniss. XVII
S«it«
(4.) Vergleich der Widerstandsveränderungen der Nervenstrecke bei und
nach der Durchströmung einerseits und der Widerstandsverände-
rungen der Nervenstrecke mit der Zeit andererseits 227
(5.) Von den engeren Beziehungen der Widerstands Veränderungen des
Nerven mit der Zeit und der sie bedingenden inneren Vorgänge im
Nerven zum Absterben des Nerven 229
§ 6. Von dem Einflüsse der Temperatur des Nerven 236
{i.) Von den Widerstands Veränderungen des Nerven mit der Temperatur. —
(2.) Von dem Einflüsse der Widerstandsabnahme des Nerven unmittel-
bar in- Folge der Temperaturerhöhung auf die Widerstandsverände-
rungen der intrapolaren Nervenstrecke 266
(3.) Von dem Einflüsse der Widerstandsabnahme des Nerven unmittelbar
in Folge der Temperaturerhöhung im Besonderen und des specifi-
schen Widerstandes der Nervenflüssigkeit im Allgemeinen auf die
stellenweise Verarmung der intrapolaren Nervenstrecke an Flüssigkeit. 268
(4.) Von dem Einflüsse der Temperatur auf die Widerstandsveränderun-
gen des Nerven mit der Zeit und auf die inneren Vorgänge im Nerven,
welche diese Widerstandsveränderungen bedingen 270
§ 7. Von dem Einflüsse voraufgegangener Durchströmung des Nerven. . . . 281
(i.) Von dem Einflüsse voraufgegangener Durchströmung auf die Wider-
standsveränderungen der intrapolaren Nervenstrecke —
(2.) Von dem Einflüsse voraufgegangener Durchströmung auf die stellen-
weise Verarmung der intrapolaren Nervenstrecke an Flüssigkeit. . 285
(3.) Von den chemischen Vorgängen im Nerven und den Veränderungen
der chemischen Constitution des Nerven unter verschiedenen Um-
ständen, insbesondere bei der Durchströmung 294
§ 8. Von dem Einflüsse der Richtung des Stromes im Nerven 348
(4.) Von der queren und schrägen Durchströmung des Nerven. ... —
(2.J Von der auf- und absteigenden Durchströmung des Nerven. ... 324
§ 9. Von dem Einflüsse der anatomischen Lage der intrapolareu Nervenstrecke. 329
§4 0. Von dem Einflüsse der Grösse (Dicke) des Nerven 334
§44. Von dem Einflüsse der Länge des Nerven zu den Seiten der intrapolaren
Nervenstrecke 336
Kapitel IV.
Von den Widerstandsveränderungen der einzelnen Stellen der intrapolaren
Nervenstrecke und den inneren Vorgängen in denselben.
§ 4 . Von den Widerstandsveränderungen der unmittelbar an den Zuleitungs-
röhren gelegenen Stellen — der Stromeintrittsstelle und der Stromaus-
trittsstelle — der intrapolaren Nervenstrecke . 339
§ 2. Von den Widerstandsveränderungen der nicht unmittelbar an den Zulei-
tungsröhren gelegenen Stellen der intrapolaren Nervenstrecke 348
§ 3. Von der Verarmung der Stromeintrittsgegend der intrapolaren Nerven-
strecke an Flüssigkeit 362
Kapitel V.
Von den Widerstandsveränderungen der intrapolaren Nervenstrecke und
den inneren Vorgängen in derselben bei anders gearteter Zu- und
Ableitung des Stromes.
§ 4 . Der Strom tritt an einer Quei'schnittfläche des Nerven ein oder aus. 363
§ 2. Der Thon der Zuleitungsröhren ist mit anderen Flüssigkeiten getränkt. . 372
§ 3. Freie Flüssigketten als Zu- und Abieiter des' Stromes 884
§4. Der Nerv als Zu- und Abieiter des Stromes 390
§ 5. Metalle als Zu- und Abieiter des Stromes 897
XYUl InbalUverielchiriu.
Seit«
Kapitel VI.
Von der Fltlssigkeitsfortfillirung und ihren Folgen iu den feuchten porö-
sen Körpern und insbesondere im Nerven.
§ i . Von dem Strömungsvorgange im Nerven und von seinem Einflüsse auf
den Widerstand der durchströmten Strecke 442
§ S. Von der Flüssigkeitsfortführung und ihren Folgen im homogenen feuchten
porOsen Körper und insbesondere im linear durchströmten Nerven. . . 422
(4 .) Was die Anschauung über die Flüssigkeitsfortführung und ihre Fol-
gen im linear durchströmten feuchten porösen Körper ergi{*l)t. . . —
(2.) Thatsächliche Bewährung der Ergebnisse der Anscliauung in (4). 429
(a. Bewährung am Nerven.) 430
{b. Bewahrung an anderen feuchten porösen Körpern. Vom soge-
nannten äusseren secundären Widerstände.) 434
(3.) Von der Flüssigkeitsfortführung und ihren Folgen im alinear durch-
strömten feuchten porösen Körper 443
(4.) Von einer unerwarteten accessorischen Widerstandszunahme des
alineor durchströmten Nerven 446
§ 3. Von der Flüssigkeitsfortführung und ihren Folgen im anhomogenen feuch-
ten porösen Körper und insbesondere im alinear durchströmten Nerven. 453
(4 .) Was die Anschauung über die Flüssigkeitsfortführung und ihre Fol-
gen im anhomogenen feuchten porösen Körper ergiebt —
(2.) Thatsächliche Bewährung der Ergebnisse der Anschauung in (4). . 455
(a. Bewährung am Nerven und Muskel.) —
[b. Bewährung an anderen anhomogenen feuchten porösen Körpern.
Vom sogenannten inneren secundären Widerstände.) . . . . 464
(3.) Was die Anschauung weiter über die Folgen der Anhomogenität des
Nerven ergiebt 468
(4.) Thatsächliche Bewährung der Ergebnisse der Anschauung in (3). . 473
(5.) Schlussbemerkungen 482
Beriohtigangen.
S. 6 Z. 9 V. o. statt »engena 1. »schwach geneigten engen«.
S. 9 Z. 4 — 5 V. o. statt »Quarzsande« 1. »Sande«. Die folgenden Klammern
fallen fort.
S. 37 Z. 24 V. o. statt »mir« 1. »wir«.
S. 94 Z. 4 V. u. statt »höchstens« 1. »höchstens etwa«.
S. 4 00 Z. 6 V. o. ist »genaue« zu streichen.
S. 417 in Fig. 9 statt »Pg« 1. »Bg«.
S. 468 Z. 22 V. 0. statt »mm.« 1. »sc.«
S. 249 Z. 4 V. u. statt § 7 (5) 1. § 7 (3).
S. 324 Z. 44 V. o. statt »Längen-« K »Längs-«.
Erster Abschnitt,
Einleitung.
Unsere Untersuchungen werden zunächst ausschliesslich die physika-
lischen Veränderungen betreffen, welche der Nerv unter dem Einflüsse des
galvanischen Stromes erfährt. Dabei werden wir wiederholt auf die bereits
vorliegenden Erfahrungen tlber die physikalischen Veränderungen, welche
in den feuchten porösen Körpern im Allgemeinen und in dem Nerven im
Besonderen durch den galvanischen Strom herbeigeführt werden , uns zu
beziehen haben , und es empfiehlt sich deshalb , dass wir unserer Unter-
suchung eine Uebersicht dieser vorliegenden Erfahrungen voraufschicken.
So weit es zum Verständniss der Veränderungen der feuchten porösen
Körper nöthig ist oder für die Folge uns nützlich sein kann, wollen wir in
der Uebersicht auch noch auf das Verhalten der Flüssigkeiten unter der
Einwirkung galvanischer Ströme zurückgreifen. Es wird so in der Einlei-
tung die nächste Grundlage der folgenden Untersuchungen dargelegt sein.
Kapitel 1.
Uebersicht der physikalischen Veränderungen der feuchten porösen
Körper unter dem Einflüsse des galvanischen Stromes.
§ 1. Elektrolyse. Polarisation.
(1.^) Die Flüssigkeiten werden, indem sie den galvanischen Strom
leiten , in ihre näheren Bestandtheile — die Ionen — zerlegt. Diese Zer-
legung, die Elektrolyse, geht (wie die Erscheinungen beim Hindurch-
1) G, Wiedemann. Die Lehre vom Galvanismus und Elektromagnetismus. Braun-
schweig 1861—3. Bd. I. S. 287 ff.*
H. M u n k , XJntersachangen etc. ^
2 Abschn. I. Kap. I. Uebersicht der physikalischen Veränderungen der feuchten
leiten des Stromes durch mehrere Flüssigkeiten hinter einander zweifellos
lehren] in allen vom Strome durchflossenen Querschnitten der Flüssigkeit
vor sich ; die Abscheidung der Ionen findet aber nur an den Elektroden,
durch w^elche der Strom in die Flüssigkeit ein- und aus ihr austritt, in
Wirklichkeit statt, so dass man annehmen muss, dass rwischen den
Elektroden immer je ein Anion oder elektronegativer Bestandtheil eines
zersetzten Moleküls der Flüssigkeit auf seiner Wanderung zur positiven
Elektrode hin mit je einem in entgegengesetzter Richtung wandernden
Kation oder elektropositiven Bestandtheile eines anderen zersetzten Moleküls
der Flüssigkeit sich wieder vereinigt. Die Quantitäten der aus der Flüssig-
keit an beiden Elektroden abgeschiedenen Ionen stehen im Verhältniss ihrer
Aequivalente und sind der Stromdichte — d. h. dem Quotienten aus dem
Querschnitte der Flüssigkeit in die Stromintensität — wie auch der Strom-
dauer, also der Zeit, wahrend welcher der Strom die Flüssigkeit durch-
fliesst, proportional.
(2. ^) Mit der Abscheidung der Ionen tritt eine neue , secundäre
elektromotorische Kraft an den Elektroden auf, die Polarisation oder
die Ladung der Elektroden. Der Polarisationsstrom oder secundäre
Strom, der in Folge dessen entsteht, ist in seiner Richtung dem die Flüs-
sigkeit elektrolysirenden oder primären Strome entgegengesetzt und wächst
mit der Dichte und der Dauer des primären Stromes zuerst schnell , dann
immer langsamer bis zu einem Maximum. Im Schliessungskreise des pri-
mären Stromes selbst giebt die Polarisation durch eine entsprechende
Verringerung der Intensität des primären Stromes sich zu erkennen ; im
Schliessungskreise der Elektroden aber mit Ausschluss der Kette , welche
die Polarisation hervorgerufen hat, tritt der Polarisationsstrom selbstständig
hervor. Der Polarisationsstrom tiberdauert also den primären Strom, jedoch
so, dass seine Intensität vom Augenblicke der Unterbrechung des primären
Stromes an zuerst sehr rasch, dann immer langsamer abnimmt.
(3.^) Es sind übrigens weniger die an den Elektroden abgeschiede-
nen Alkalien und Säuren, als vielmehr hauptsächlich die ebenda abgeschie-
denen Gase, welche die Polarisation bedingen. Je mehr diese Gase durch
ihre chemische Verbindung mit den Elektroden oder der Flüssigkeit selbst
oder durch Verringerung des Luftdrucks oder durch Erwärmung der Elek-
troden oder endlich mechanisch durch Schütteln (oder Drücken*"*) der
1) WiedemannaL. a. 0. Bd. I. S. 433 ff.*
2) Ders, a. a. 0. Bd. I. S. 437—9*; 478—85*; 490—5*; 5H— 4*.
3) S. noch H. Wild , Ueber die Veränderung der elektromotorischen Kräfte zwi-
schen Metallen und Flüssigkeiten durch den Druck. Poggendorffs Annalen u.s.w. Bd.
125 (4 865). S. 419 fif.*; Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Bern aus
dem J. 4864. Bern 4864. S. 200 ff.*
porösen Körper unter dem Einflasse des galvanischen Stromes. 3
Elektroden fortgeschafft werden, desto geringer ist die Intensität des Pola-
risationsstromes. Auf der mehr oder weniger vollkommenen Beseitigung
der abgeschiedenen Gase durch die chemischen Verbindungen , welche sie
eingehen, und auf der verschiedenen Condensationsfähigkeit der verschie-
denen Metalle für Gase beruht dann auch die verschiedene Ladungsf^higkeit
verschiedener Combinationen metallischer Elektroden in Flüssigkeiten. Nach
den genauen Untersuchungen du Bois-Reymon^ s ist die von Matteucci em-
pfohlene Gombination von verquicktem Zink in Zinkvitriol- (oder — weni-
ger gut — Chlorzink-) Lösung durch ihre höchst geringe Polarisibbarkeit,
aus noch nicht erkannten Gründen, vor allen anderen Combinationen aus-
gezeichnet und darf unter den gewöhnlichen Versuchsverhältnissen für un-
polarisirbar gelten.
(4. ^) Nur in seltenen Fällen tritt statt der normalen (negativen) eine
anomale (positive) Polarisation auf, die während des Bestehens des
ursprünglichen Stromes dessen Intensität vergrössert und nach seiner Un-
terbrechung einen dem ursprünglichen Strome gleichgerichteten Polarisa-
tionsstrom zur Beobachtung kommen lässt. Sie ist, unter gewissen Bedin-
gungen, bei Eisen- und Zink-Elektroden in verschiedenen Flüssigkeiten,
einmal auch bei Kupfer-Elektroden in Kupfervitriollösung beobachtet wor-
den. So weit diese anomale Polarisation bereits aufgeklärt ist, ist sie kei-
nesfalls eine unmittelbare Folge der an den Elektroden abgeschiedenen
Jonen , sondern durch die in Folge der chemischen Verbindung der Ionen
mit den Elektroden herbeigeführte elektromotorische Wirksamkeit dieser
letzteren bedingt.
(5.) Die feuchten porOsen Körper^ sind nun zusammengesetzt aus
dem festen porösen Gerüste und der in den mit einander communicirenden
Hohlräumen des Gerüstes enthaltenen Flüssigkeit. Das feste poröse Gerüst
besitzt, wenn es auch öfters im trockenen Zustande schlechtweg für einen
Nichtleiter erklärt wird, in der That doch mindestens eine geringe und
zwar metallähnliche Leitungsfähigkeit für Elektricität , und die nur dünnen
Theilchen des Gerüstes , welche die einzelnen Hohlräume des mit Flüssig-
keit gefüllten porösen Körpers begrenzen , leiten alsdann sicher noch we-
sentlich besser. Es bieten sich demnach dem elektrischen Strome in den
\) Wiedemann a. a. 0. Bd. I. S. 508—44 *.
2) E. du Bois ' Reymond f lieber die innere Polarisation poröser, mit Elektrolyten
getränkter Halbleiter. Monatsberichte der Berliner Akademie d. Wiss. 4 856. S. 450 ff. *
— Derselbe, üeber die Abhängigkeit der Grösse der secundär-elektromotorischen Wir-
kung innerlich polarisirbarer Körper von deren Dimensionen. Ebenda 4859. S. 68 ff. —
§ 4 (5) giebt du Bois' Theorie der Stromleitung in den feuchten porösen Körpern , nur
imwesentlich verändert, wieder : an du Bois' Auffassung des porösen Gerüstes als eines
Systemes durchlöcherter Zwischenplatten habe ich mich deshalb nicht genau anschlies-
sen mögen, weil ich die Möglichkeit des Zusammenhanges des festen porösen Gerüstes
nicht ausser Acht lassen wollte.
4*
4 Abschn. I. Kap. I. Uebersicht der physikalischen Veränderungen der feuchten
feuchten porösen Körpern stets zwei Wege dar: die durch den ganzen
Körper zusammenhängende Flüssigkeit allein und das feste Gerüst mit der
Flüssigkeit zwischen seinen Theilchen; manchmal aber auch noch ein
dritter Weg : das Gerüst allein , wenn nämlich das feste Gerüst ein zu-
sammenhängendes Ganzes bildet. Und von dem Leitungswiderstande der
verschiedenen Wege hängt es dann in bekannter Weise ab , in w elcher
Stärke einen jeden von ihnen der Strom betritt.
Ist der Leitungswiderstand des zusanunenhängenden festen Gerüstes
verschwindend klein gegen die Widerstände der beiden anderen Wege, so
durchsetzt der Strom im feuchten porösen Körper das Gerüst allein , und
die in den Hohlräumen enthaltene Flüssigkeit wird nicht elektrolysirt. Ver-
schwindet hinwiedemm der Widerstand der Flüssigkeit gegen den Wider-
stand des anderen oder der beiden anderen Wege — bei nicht zusammen-
hängendem resp. zusammenhängendem Gerüste — , so leitet die Flüssigkeit
allein den Strom, und ihre Ionen scheiden sich, aber nur an den dem feuch-
ten porösen Körper angelegten Elektroden ab. In allen anderen Fällen — und
zwar sind diese weitaus die häufigsten — vertheilt sich der Strom auf alle
ihm dargebotenen Wege, und indem er 30 nicht nur die durch den ganzen
porösen Körper hindurch zusammenhängende Flüssigkeit, sondern auch das
Gerüst mit der Flüssigkeit zwischen dessen Theilchen durchsetzt, scheiden
sich die Ionen nicht nur an den dem porösen Körper angelegten Elektroden
ab, sondern auch an allen den Theilchen des Gerüstes, an welchen der Strom
aus dem Gerüste in die Flüssigkeit aus- und aus der letzteren in das Gerüst
wieder eintritt. Und da ein desto grösserer Stromzweig das Gerüst mit der
Flüssigkeit zwischen seinen Theilchen durchfliesst, je grösser der specifische
Widerstand der in den Hohlräumen enthaltenen Flüssigkeit ist und je klei-
ner zwischen den gewissermassen Zwischenplatten vorstellenden Gerüst-
theilchen die Oeflfiaungen sind, durch welche die Hohlräume des Gerüstes
mit einander communiciren, wachsen die Quantitäten der an den Theilchen
des Gerüstes abgeschiedenen Ionen nicht nur mit der Stromdauer und der
Dichte des Stromes im feuchten porösen Körper, sondern auch mit dem
specifischen Widerstände der die Hohlräume erfüllenden Flüssigkeit und
der Dichte des festen Gerüstes.
(6. ^) Mit der Abscheidung der Ionen an den Theilchen des Gerüstes
tritt dann eine der Polarisation der Elektroden entsprechende secundär-
elektromotorische Kraft in der dem primären Strome entgegengesetzten
Richtung an allen jenen Theilchen auf, so dass der feuchte poröse Körper
in eine Art secundärer Säule aus gleichförmig in seinem Inneren vertheil-
ten elektromotorischen Elementen verwandelt ist. Legt man einem sol-
i) E. dt« Böis^Reymond a. a. 0. — Wiedemann a. a. 0. Bd. I. S. 497 ff . *
porösen Körper unter dem Einflüsse des galvanischen Stromes. 5
chen feuchten porösen Körper an beliebigen Puncten zwischen den beiden
Elektroden kurz nach der Unterbrechung des primären Stromes einen un-
wirksamen leitenden Bogen an , so circulirt in diesem Bogen ein dem pri-
mären Strome entgegengesetzt gerichteter Strom der inneren Polarisa-
tion, dessen Intensität, die prismatische Gestalt des von Grundfläche zu
Grundfläche durchströmten porösen Körpers vorausgesetzt , bei gleicher
Spannweite des Bogens und verschiedener Lagerung seiner Fusspuncte
zwischen den Elektroden stets die nämliche ist, mit der Spannweite des
Bogens aber zunimmt. Die Intensität dieses Polarisationsstromes wächst
ferner mit der Dichte und der Dauer des primären Stromes zuerst schnell,
dann langsamer bis zu einem Maximum ; vom Augenblicke der Unterbre-
chung des primären Stromes an nimmt sie zuerst sehr rasch , dann lang-
samer ab; durch die Erwärmung endlich des feuchten porösen Körpers
wird sie gleichfalls verringert.
(7.) In den bisher betrachteten Fällen befand sich stets nur eine ein-
zige Flüssigkeit, frei oder die Hohlräume eines porösen Körpers erfüllend,
zwischen den Elektroden der Kette. Sind nun aber zwischen die Elektro-
den mehrere ungleichartige Flüssigkeiten hinter einander, frei in Gefässen
oder eine jede in den Hohlräumen eines festen porösen Gerüstes enthalten,
eingeschaltet , so scheiden sich an der Grenze der ungleichartigen Flüssig-
keiten jedes Mal zugleich die Kationen der Flüssigkeit, aus w^elcher der
Strom austritt, und die Anionen der anderen Flüssigkeit , in welche der
Strom eintritt, ab und bleiben, je nach ihrer Natur, frei oder gehen che-
mische Verbindungen mit einander ein. In Folge dessen tritt auch hier eine
secundär-elektromotorische Kraft auf, die Polari s.a tion an der Grenze
ungleichartiger Elektrolyten, die mit der Stärke und der Dauer des
primären Stromes zunimmt und nach seiner Unterbrechung abnimmt. Ihre
Richtung ist an der Grenze von Kochsalzlösung einerseits und Chlorwas-
serstoffsäure oder Salpetersäure oder Ammoniak oder Salpeterlösung an-
dererseits dem primären Strome entgegengesetzt, an der Grenze von Koch-
salzlösung einerseits und Kalihydratlösung oder Brunnenwasser oder destil-
lirtem Wasser oder Hühnereiweiss andererseits dem primären Strome gleich
gefunden worden. Im Ganzen aber ist diese secundär-elektromotorische
Kraft immer nur klein und kommt während der Dauer des primären Stro-
mes gar nicht, nach seiner Unterbrechung nur unter günstigen Bedingungen
zur Beobachtung. Mit der Polarisation der Elektroden und der inneren
Polarisation, wenn eine von diesen oder beide zugleich in demselben Kreise
1 ) E, du BoiS'Reymond , lieber Polarisation an der Grenze ungleichartiger Elektro-
lyte. Monatsberichte der Berliner Akademie der Wissensch. 1856. S. 395 ff. * — Wie-
demann a. a. 0. Bd. I. S. 495 — 7*.
6 Abschn. I. Kap. I. Uebersicht der physikaUscben Veränderungen der feuchten
auftreten, summirt sich natürlich die Polarisation an der Grenze ungleich-
artiger Elektrolyte algebraisch.
§ 2. Fortführung der Flüssigkeit. Secnndarer Widerstand.
(1.) Sind die Flüssigkeiten in enge Röhren eingeschlossen, so werden
sie, indem sie den galvanischen Strom leiten, nicht nur elektrolysirt, son-
dern auch vom Strome fortbewegt. Man vermuthet, dass in diesem Falle
nur ein Theil der Flüssigkeit elektrolytisch, der andere Theil aber metal-
lisch die Elektricität leite.
(2.^j So wird die in einem engen Glasrohre befindliche Flüssigkeit
von dem sie durchsetzenden galvanischen Strome im Sinne der positiven
Elektricitätsströmung fortgeführt, bis schliesslich, in Folge der der Fort-
führung sich widersetzenden Einflüsse, eine gewisse Verschiebung der
Flüssigkeit dauernd sich erhält; nach Unterbrechung des Stromes kehil
dann die Flüssigkeit in ihre frühere Lage zurück.
Die Grösse der Verschiebung ist bei unverändertem Flüissigkeitsfaden
proportional der Stromintensität; bei gleicher elektromotorischer Kraft ist
sie nahezu umgekehrt proportional dem Quadrate des Röhrenradius, von
der Länge der durchströmten Flüssigkeitsstrecke aber unabhängig; bei
gleichem Querschnitte der Röhre* nimmt sie mit der Grösse der inneren
Röhrenoberfläche zu. Rei destillirtem Wasser ist sie grösser als bei reinem
absoluten oder nur wenig Wasser enthaltenden Alkohol, und sie nimmt
durch Zusatz von Säuren oder Salzen zum destillirten Wasser bedeutend ab.
Wiederum ist sie für destillirtes Wasser selbst in einfachen Glasröhren klei-
ner als in innen mit Schellack, grösser als in innen mit Silber überzogenen
Glasröhren.
(3.2) Im Wesentlichen dasselbe ist es,' wenn durch einen engen Spalt
zwischen Glaswandungen , der an einer Stelle die vom Strome durchsetzte
Flüssigkeit unterbricht , Flüssigkeit durch den Strom in der Richtung der
positiven Elektricitätsströmung aus einem Gefässe in das andere überge-
führt wird. Unmittelbar durch den Strom wird nämlich nur die Flüssigkeit
im Spalte selbst fortbewegt; natürlich aber muss von der einen Seite her,
auf welcher der Strom in die Flüssigkeit eintritt, immer neue Flüssigkeit
in den Spalt hinein nachdringen , während die Flüssigkeit auf der anderen
Seite des Spaltes durch die aus dem Spalte austretende Flüssigkeit ver-
meiirt wird, und so hat eine scheinbare Fortbewegung der ganzen Flüssig-
1) G. Quincke, Ueber die Fortführung materieller Theilchen durch strömende
Elektricität. Poggendorffs Anna\cn 6er Physik und Chemie. Bd. 413 (4861). S. 543ff. *
— Wied?fnanna. a. 0. Bd. II. S. 1080 ff.*
2) Quincke a. a. 0. S. 550—4
«
porösen Körper unter dem Einflüsse des galvanischen Stromes. ^
keit durch den Strom in der Richtung des positiven Stromes Statt. Die
übergeführte Flüssigkeitsmenge ist der Stromdauer und der elektromotori-
schen Kraft proportional und nimmt mit der Enge des Spaltes zu ; von der
Breite des Spaltes scheint sie unabhängig zu sein.
(4.) Die Ueberführung geht aber auch vor sich, wenn die durch-
strömte Flüssigkeit durch einen porösen Körper statt des Spaltes an einer
Stelle unterbrochen ist^. Und in der That sind ja im porösen Körper in
den zwischen den Gerüsttheilc}ien befindlichen Lücken , durch welche die
Hohlräume des Gerüstes mit einander communiciren , eine Unzahl enger
Spalten oder enger kurzer Röhrchen mit Wandungen von der Substanz des
festen Gelüstes gegeben. In diesen Röhrchen wird die Flüssigkeit durch
den Strom fortbewegt, und neue Flüssigkeit aus den benachbarten und
zwar der positiven Elektrode näher gelegenen Hohlräumen des porösen
Körpers, schliesslich aber auch von der freien Flüssigkeit auf der, Seite des
porösen Körpers, auf welcher der Strom in die Flüssigkeit eintritt, muss in
die Röhrchen hinein nachrücken ; so dass als Endresultat auch hier wie-
derum eine scheinbare Fortbewegung der ganzen Flüssigkeit durch den
Strom im Sinne der positiven Elektricitätsströmung sich ergiebt.
Die Gesetze dieser Ueberführung sind an Diaphragmen von gebrann-
tem Thone ermittelt 2. Die übergefühii-e Flüssigkeitsmenge ist der Strom-
dauer und der Stromintensität proportional und unter sonst gleichen Be-
dingungen von der Oberfläche und der Dicke der Thonwand unabhängig ;
bei verschieden concentrirten Salzlösungen ist sie innerhalb gewisser enger
Grenzen der Goncentration nahezu umgekehrt proportional. Die Druckhöhe,
bis zu welcher die Flüssigkeit durch den Strom ansteigt, ist der Strom-
intensität und der Dicke der Thonwand proportional , der Oberfläche der
Thonwand umgekehrt proportional; bei verschieden concentrirten Salz-
lösungen ist sie innerhalb gewisser Grenzen den specifischen Widerstän-
den der Lösungen proportional. Bei einem einfachen Thondiaphragma ist
übrigens die übergeführte Wassermenge unter sonst gleichen Umständen
grösser als bei einem platinirten Thondiaphragma^.
(5. *) Nur bei einem mit organischen Substanzen verunreinigten, we-
nig Wasser enthaltenden Alkohol ist bisher eine Fortbewegung in der Glas-
röhre und Ueberführung durch das Thondiaphragma durch den Strom in
der Richtung der negativen Elektricitätsströmung beobachtet worden : die
4) Entdeckung von Heuss (1807). — Die Literatur s. bei Quincke a. a. 0. S. 513 — 4*.
2) Wiedemann a. a. 0. Bd. I. S. 377 ff. * — Die Originalarbeiten von Wiedemann
s. in PoggendorfTs Annalen u. s. w. Bd. 87 (1852). S. 321 ff.* und Bd. 99 (1856)
S. 177 ff.*
3) Quincke a. a. 0. S. 547—9*.
4) Ders. a. a. 0. S. 557—65 *
S Abschn. I. Kap. I. Uebersicht der physikalischen Verandeningeii der feuchten
Gesetze der Fortbewegung resp. Ueberführung waren dieselben wie bei
den entsprechenden Vorgängen in normaler Richtung ^
(6.y Die Fortbewegung der Flüssigkeit in den engen Röhrchen des
mit Flüssigkeit erfüllten porösen Körpejs und die Ueberführung von Flüs-
sigkeit durch den Strom werden nun offenbar auch dann statthaben, wenn
im Schliessungskreise der Kette zu beiden Seiten des feuchten porösen
Körpers frei oder in den Hohlräumen eines festen porösen Gerüstes enthal-
ten eine Flüssigkeit sich befindet , welche der die Hohlräume des feuchten
])orösen Körpers erfüllenden Flüssigkeit ungleichartig ist : allein es Ist leicht
zu übersehen, dass dann auch die Fortführung der Flüssigkeit weniger
regelmässig erfolgen wird. Genau ermittelt sind die Yoi^änge in diesen
Fällen bisher noch nicht : was wir über sie wissen , erstreckt sich auf die
folgenden Veränderungen, welche der feuchte poröse Körper bei der Durch-
htrömunc erfährt.
7. ^J Sehr häufig nimmt in diesen Fällen der Leitungswiderstand des
feuchten porösen Körpers unter dem Einflüsse des Stromes zu. Der se—
cundäre — durch den Strom erzeugte — Widerstand wächst mit der
Dauer des Stromes bis zu einem Maximum ; nach der Unterbrechung des
Stromes nimmt er ab, noch rascher aber wird er durch den Strom in ent-
gegengesetzter Richtung verringert , der freilich sodann seinerseits wieder
zu secundärem Widerstände Anlass wird.
Den secundären Widerstand zeigen Seife zwischen Kupfei*vitriollösung
und folgende Körper zwischen Fliesspapierbäuschen , welches mit der eben
genannten Flüssigkeit getränkt sind : Kreide und Bimsstein, lange in de-
stillirtem Wasser gesotten; Schwefelblumen und Quarzsand , mit Wasser
— der Quarzsand auch mit verdünnter Schwefelsäure — zu einem Brei
angerührt und in Röhren gestopft; hartgesottenes Eiweiss; Blutkuchen
und geschlagener Faserstoff von Rinderblut; Speckhaut von Pferdeblut;
(unter gewissen Bedingungen) erstarrter Leim; Prismen aus Kartoffeln,
Aepfeln, Birnen und anderen organisirten Pflanzentheilen geschnitten; ge-
sottene Hölzer; Fliesspapierbäusche mit destillirtem oder Brunnen- Wasser,
verdünnter Schwefelsäure oder Salpetersäure oder auch mit neutraler
1 ) Es ist bemerkenswertb , dass auch Tei'penthinöl , bei \s elchem seiner geringen
Leitungsfähigkeit halber eine Fortbewegung durch den galvanischen Strom sich nicht
hat beobachten lassen, durch den Entladungsstroni der Leydener Batterie in Glasröhren
resp. Tiiondiaphragmen in der Richtung der negativen Elektricitätsströmung fortgeführt
wird, während in innen mit geschmolzenem Schwefel überzogenen Glasröhren resp.
Schwefeldiaphragmen die Fortbewegung des Terpenthinöls in der normalen Richtung
der positiven Eicktricitätsströmung statthat.
2) E. du BoiS'Reymondf Ueber den secundären Widerstand, ein durch den Strom
l)cwirktes Widerstandsphänomen an feuchten porösen Körpern. 'Monatsberichte der
ncrÜncr Akademie der Wissensch. -1860. S. 846 ff.* — Wiedemann a. a. 0. Bd. II.
S. 1089 ff.*
porösen Körper unter dem Einflüsse des galvanischen Stromes. 9
chromsaurer Kalilösung getrünkt; endlich die verschiedenen thierischen
Gewebe. Dagegen kommt zwischen den nämlichen Bäuschen secundärer
Widerstand nicht zur Beobachtung an Stäben von Modellirthon , an g6-
schlemmtem und mit destillirtem Wasser zu einem Brei angerührten Quarz-
sande (wie er in der Porzellan -Manu£actur gebraucht wird ) , endlich an
Fiiesspapierbäuschen , die mit der gesättigten Lösung von Zinkvitriol,
schwefelsaurem Natron, Alauu, Chlornatrium, Chlorammonium, Quecksil-
berchlorid oder käuflicher Kalihydratlösung getränkt sind.
W^as das hartgesottene Eiweiss betrifft, so nimmt es secundären Wi-
derstand auch an , wenn die Fliesspapierbäusche , statt mit Kupfervitriol-
iösung, mit den gesättigten Lösungen von Zinkvitriol, salpetersaurem Sil-
beroxyd , neutralem essigsaurem Bleioxyd , Chlorzink oder Alaun , femer
mit verdtlnnter Schwefelsäure oder Salpetersäure getränkt sind. Dagegen
tritt secundärer Widerstand beim Eiweiss nicht auf, wenn die Tränkung
der Bäusche mit gesättigter oder verdünnter Chlornatriumlösung, mit den
gesättigten Lösungen von Chlorammonium, Chlorcalcium , Quecksilber-
chlorid, schwefelsaurem Natron, neutralem oder doppelt chromsaurem
Kali, ferner mit Kalihydratlösung, Brunnenwasser, absolutem oder ver-
dünntem Alkohol oder endlich mit Essigsäure stattgefunden hat. Zwischen
freien Flüssigkeiten verhält sich übrigens das hartgesottene Eiweiss hin-
sichts des secundären Widerstandes jedes Mal ebenso^ wie zwischen den
mit derselben Flüssigkeit getränkten Fiiesspapierbäuschen.
Auch flüssiges Eiweiss in einer Glasröhre nimmt zwischen gesättigter
Kupfer- oder Zinkvitriollösung , nicht aber zwischen Kochsalzlösung, se-
cundären Widerstand an ^
(8. 2) In den meisten Fällen ist der secundäre Widerstand nur ein
äusserer, sein Sitz nämlich ausschiesslich auf das Eintrittsende d. h. den
Theil des feuchten porösen Körpers beschränkt, wo der Strom eintritt : mit
der Entfernung dieses Eintrittsendes ist dann der secundäre Widerstand
beseitigt. Stücke Kartoffel, Mohrrübe, Petersilienwurzel , Begoniastiel,
Apfel, Birne zeigen jedoch auch inneren secundären Widerstand, indem
bei diesen Körpern in jedem Längenabschnitte derselben eine Wider-
standszunahme durch den Strom herbeigeführt wird. Durch Kochen in
siedendem Wasser lässt sich der Kartoffel und dem Begoniastiel die Fähig-
keit, inneren secundären Widerstand anzunehmen, entziehen.
Der äussere secundäre Widerstand wächst mit der Stromdauer, der
1) Der secundäre Widerstand des flüssigen Eiweisses ist ein äusserer (s. oben
§ 2 [8]) und hat seinen Sitz in einem in der Glasröhre zuerst am Eintrittsende sich bil-
denden und mit der Stromdauer fortschreitenden Gerinnsel. — E, du Bois - Reymond
a. a. 0. S. 879—80*.
2) E. du BoiS'Reymond di, a. 0. S. 855— 74*; 889—94*.
10 AbschD. I. Kap. 1. Uebersicht der physikalii^chen Vci-andcningen der feuchten
Stromintensitat und der Verkleinerung der Berührungsfläche zwischen
dem feuchten porösen Körper und der stromzufUhrenden Flüssigkeit resp.
Bausche, mit der Dichte also des Stromes an der Eintrittsstelle desselben
in den feuchten porösen Körper. Der innere secundüre Widerstand nimmt
mit. der Stromdauer und der Stromdichte im feuchten porösen Körper zu:
und zwar erfolgt diese Zunahme , ebenso wie die Abnahme nach der Un-
terbrechung des Stromes oder der Umkehrung der Stromrichtung, in allen
Querschnitten des feuchten porösen Körpers gleichmassig, so dass eine
Abstufung des inneren secundären Widerstandes von dem einen Ende des
Körpers zum anderen hin nicht bemerkbar wird. Von der Bichtung des
Stromes im feuchten porösen Körper scheint der innere secundäre Wider-
stand unabhängig zu sein.
(9. ^) Noch andere Veränderungen kommen an den durchströmten
feuchten porösen Körpern zur Beobachtung, Veränderungen vornehmlich
ihres Ein- und Austrittsendes.
Das Eintrittsende eines zwischen Bäuschen von Grundfläche zu Grund-
fläche durchströmten Eiweisscylinders zeigt sich sehr häufig nahe der Ein-
trittsfläche nach Art einer Bakete eingeschnürt, und zwar ist die Würgung
desto tiefer und desto mehr in der Richtung des Stromes vorgerückt , je
länger der Strom eingewirkt hat : die Strecke von der Grundfläche bis zur
Würgung fühlt sich sehr fest und derb, die Würgung selbst hart wie Hörn
an. Waren mit Kupfervitriollösung getränkte Bäusche angewandt , so
sieht das Eiweiss zwischen der Eintrittsfläche und der Würgung hell-
blau, an der Würgung selbst dunkelblaugrün aus, und diese vom Kupfer-
vitriol bedingten Färbungen erstrecken sich, wie Längsschnitte zeigen,
mehr oder minder ausgesprochen durch die ganze Masse des Eiweisses.
Das Austrittsende des Eiweisscvlinders bleibt weich und schwillt — bei
Kupfervitriol bauschen weniger, bei Kochsalzbäuschen mehr — zu einem
abgestumpften Kegel an, dessen Grundfläche die Austrittsfläche ist und
dessen abgestumpfte Spitze mit dem mittleren unveränderten Theile des
Eiweisscylinders verschmilzt- Nach dem Umkehren der Stromrichtung
verändert sich das neue Eintrittsende nach Art des früheren Eintrittsendes,
das neue Austrittsende nach Art des früheren Austrittsendes , doch wird
die vollkommene Ausbildung der Anschwellung an dem jetzigen Aus-
trittsende durch die nicht ganz verschwindende Würgung verhindert.
Aehnlich, wie beim Eiweiss, treten diese Veränderungen bei dem
Leim, dem Knorpel, dem Rückenmark, dem Muskelfleisch und anderen
feuchten porösen Körpern der Art zwischen Kupfervitriolbäuschen auf.
Beim Eiweiss selbst zwischen Bäuschen werden sie, wenn secundärer
4) E. du ßoli'Iieymond a. a. 0. S. 874—9*.
porösen Körper unter dem Einflüsse des galvanischen Stromes. H
Widerstand auftritt, — die mit Höllensteinlösung getränkten Bäusche aus-
genommen — stets beobachtet, in vielen Fällen aber, wie z. B. bei Koch-
salzbäuschen , auch dann wahrgenommen , wenn secundärer Widerstand
nicht eintritt.
{\ 0. ') Die eben — in (9.) — geschilderten Veränderungen des feuch-
ten porösen Körpers sind zweifellos eine Folge der Fltlssigkeitsfortführung
durch den Strom und zwar genauer eine Folge dessen, dass die Fltlssig-
keiten desto schneller durch den Strom fortbewegt werden, je geringer
ihre Leitungsfähigkeit ist. Der schlechter leitenden Flüssigkeit des feuch-
ten porösen Körpers macht auf der einen Seite die besser leitende Flüssig-
keit des Austrittsbausches nicht genügend rasch Platz, auf der anderen
Seite folgt ihr die ebenfalls besser leitende Flüssigkeit des Eintrittsbausches
nicht schnell genug nach : so entsteht die Anschwellung des Austrittsendes
und die Einschnürung des Eintrittsendes des feuchten porösen Körpers,
und die Würgung zeigt die trockenste , am meisten durch die Fortführung
an Flüssigkeit verarmte Stelle des Eintrittsendes an. Indem nun durch
schichtweises Abtragen des Eintrittsendes gerade die Würgung als der
eigentliche Sitz des äusseren secundären Widerstandes sich herausstellt 2,
könnte man weiter glauben, dass in der durch die Flüssigkeitsabnahme
bedingten geringeren Leitungsfähigkeit der Würgung der äussere secun-
däre Widerstand begründet sei , um so mehr, als nach Unterbrechung des
Stromes oder Umkehrung der Stromrichtung, wo das trockene Eiweiss der
Würgung wieder Flüssigkeit anzieht resp. durch den Strom zugeführt
erhält und somit leitungsfähiger wird, auch der secundäre Widerstand ab-
nimmt. Allein diese Theorie des äusseren secundären Widerstandes ist un-
haltbar, von anderen Gründen abgesehen, schon der Thatsache gegenüber,
dass bei der Höllensteinlösung äusserer secundärer Widerstand ohne die
Würgung, bei anderen Flüssigkeiten wiederum, wie z. B. Kochsalzlösung,
die Würgung ohne äusseren secundären .Widerstand auftritt. Eine tiefere
Einsicht in die Natur des äusseren wie des inneren secundären Wider-
standes ist zur Zeit noch nicht gewonnen.
{\\.^) Fehlt jede Flüssigkeit zu den Seiten des feuchten porösen Kör-
pers, und sind die metallischen Elektroden dem Körper unmittelbar ange-
lagert, so tritt am hartgesottenen Eiweiss zwischen Platin-Elektroden und
an Kupfer- oder Zinkvitriolbäuschen zwischen Kupfer- resp. Zink-Elektro-
den ebenfalls secundärer Widerstand auf; der Eiweisscylinder zeigt dabei
gleichfalls die kegelförmige Anschwellung am Austrittsende, allein nicht
1) E. du Bois-Reymond R. a. 0. S. 883—9*; 894—6*.
2) Ders. a. a. 0. S. 876*.
3) Ders. a. a. 0. S. 880—3*; 887*
] 2 Abschn. I. Kap. 1. Ueber^. der phys. Veränd. d. feuchten por. Körper u. s. w.
die Wttrgung am Eintrittsende j das nur httrter als vor der Durchströmung
sich anfühlt. Zwischen Zink- und Kupter-Elektroden verändert sich der
Widerstand des Eiweisscyiinders in unregelmässigerer Weise. Durch die
Austrocknung der an die Anode grenzenden Schicht des feuchten porösen
Körpers in Folge der FlüssigkeitsfortfUhrung lassen sich die Erscheinungen
nicht vollkommen eri^laren.
§ 3. Erwärmung.
I . ^; Endlich werden die flüssigen w ie die festen Körper , indem sie
den galvanischen Strom leiten, auch erwärmt: und zwar ist die durch
den Strom in einem solchen Körper erzeugte Wärmemenge der Stromdauer,
dem Quadrate der Stromintensität und dem Leitungswiderstande des Kör-
pers proportional.
'i,, Wie hiernach zu erwarten, erfährt die Temperatur auch der
feuchten porösen Körper unter dem Einflüsse des Stromes eine Zunahme,
und diese Zunahme ist dem grosseren Leitungswiderstande der Körper
gemäss sogar grösser als bei den entsprechenden freien Flüssigkeiten. So
nimmt ein mit Wasser benetzter Docht eine höhere Temperatur an als ein
mit Wasser gefülltes Glasrohr von der Dicke des Dochtes, und ein inmitten
einer Wasserschicht beflndliches poröses Diaphragma wird stärker erwärmt
als das zu den Seiten befindliehe Wasser^.
A,^l Entwickeln sich in einer durchströmten freien Flüssigkeit in
Folge der Elektrolyse Gase an den Elektroden , so ist die Temperatur der
Flüssigkeit an den Elektroden niedriger als zwischen denselben.
(i.^y Zwischen dem Ein- und dem Austrittsende eines durchströmten
feuchten porösen Körpers scheint öfters ein Temperatur -Unterschied zu
Gunsten des Eintrittsendes zu bestehen.
i, Wiedemann a. a. 0. Bd. I. S. 616 ff. ♦.
2, Dert. a. a. 0. Bd. I. S. 631 *.
3; Ders. ebenda.
4, E. du Bois - Heymond , Ueber den secundären Widerstand u. s. w. , a. a. 0.
S. 876*; 889*
Abschn. I. Kap^ II. üebers. der phys. Veränd. des Nerven u. s. w. 13
Kapitel II.
Uebersicht der physikalischen Veränderungen des Nerven unter
dem Einflüsse des galvanischen Stromes.
§ 1. Elektrolyse. Polariaation.
Der Nerv ist innerlich polarisirbar ^ (s. Kap. I. § < [6] ). Du Bois^
Reymondj der diese Eigenschaft des Nerven aufgefunden, hat auch weitere
Mitlheilungen über dieselbe sich vorbehalten. Ohne diesen Mittheilungen
weiter vorzugreifen , müssen wir bemerken , was für uns in der Folge zu
wissen durchaus nothwendig ist, dass die innere Polarisation des Nerven
den von du Bois-Beymond für die innere Polarisation feuchter poröser Kör-
per im Allgemeinen aufgefundenen Gesetzen (s. o. a. a. 0.) folgt.
Der Nerv ist also ein feuchter poröser Körper , in welchem nicht nur
die durch den ganzen Nerven hindurch zusammenhängende Nervenflüssig-
keit, sondern auch das feste poröse Nervengerüst mit der Flüssigkeit zwi-
schen seinen Theilchen den galvanischen Strom leitet (s. o. Kap. I. §. 4
[5] ) , so dass die Jonen der Nervenflüssigkeit nicht nur an den dem Nerven
angelegten Elektroden , sondern auch an allen den Theilchen des Nerven-
gerüstes , an welchen der Strom aus dem Gerüste in die Flüssigkeit aus-
und aus der letzteren in das Gerüst wieder eintritt, abgeschieden werden.
§ 2. Fortfahrang der Flüssigkeit. Seenndärer Widerstand.
lieber das Verhalten des Leitungswiderstandes des Nerven unter dem
Einflüsse des galvanischen Stromes liegen Untersuchungen von du Bois-
Reymond^ vor, deren Ergebnisse sich in Folgendem zusammenfassen
lassen.
Inneren secundären Widerstand (s. o. Kap. I. § 2 [8]) nimmt der Nerv
nie in merklichem Grade an. Für den äusseren secundären Widerstand
(s. 0. ebds.) aber ist bei Strömen von einiger Stärke der Nerv empfänglich,
w^enn nicht den Strom unmittelbar ihm zuführen und von ihm fortführen
poröse Körper, die mit einer derjenigen Flüssigkeiten, welche oben im
Kap. I. § 2 [7] als unfähig angegeben sind, in Berührung mit Eiweiss
secundären Widerstand zu erzeugen , getränkt sind. Bei einer in dieser
i) E. du BoiS'Beyfnond , lieber die innere Polarisation u. s. w., a. a. 0. S. 457*.
2) Ders., Ueber den secundären Widerstand u. s. w., a. a. 0. S. 892 — 4*; 898
—90^ *.
14 Abscbn. 1. Kap. 11. Uebersicbt der physikalischen Vertfnderungen des Nerven
letzteren Weise gearteten Zu- und Ableitung des Stromes bleibt, selbst bei
einer ganzen Anzahl («rot^e'scher Glieder im Kreise und bei noch so langer
Dauer der Schliessung, die Stromstärke im Schliessungskreise des Ner\'en
— von der inneren Polarisation und der thermischen (s. u. § 3) Vermin-
derung des Widerstandes abgesehen — beständig, nimmt also der Wider-
stand des Nerven unter dem Einflüsse des Stromes nicht zu. Der Strom
einer emfachen Kette oder zweier Grove'scher Glieder lüsst secundären
Widerstand selbst dann nicht auftreten, wenn por<lse Körper, welche mit
Kupfer- oder Zinkvitriollösung getränkt sind , den Strom dem Nerven zu—
und von ihm fortführen, indem der secundäre Widerstand zu seiner Ent-
stehung grösserer Stromstärken bedarf ^
Bei dem Mangel einer tieferen Einsicht in die Natur des secundären
Widerstandes ( s. o. Kap. I. § 2 [1 0] ) lässt sich aus diesen Erfahrungen
vor der Hand Nichts weiter entnehmen , als dass nur unter gewissen Um-
ständen — bei ausreichender Stromstärke und bei Zuleitung des Stromes
unmittelbar durch Metalle oder mit gewissen Flüssigkeiten getränkte
poröse Körper — die Fortführung der Flüssigkeit durch den Strom auch
den Leitungswiderstand des Nerven und zwar seines Stromeintrittsendes
eine Zunahme erfahren lässt.
§ 3. Erwärmung.
Da sämmtliche untersuchten Körper , die festen wie die flüssigen wie
die gewissermassen in der Mitte zwischen beiden stehenden feuchten po-
rösen Körper, indem sie den galvanischen Strom leiten, erwärmt werden,
so ist auch die Erwärmung des durchströmten Nerven , obwohl sie expe-
rimentell unmittelbar noch nicht festgestellt ist, ausser allem Zweifel.
§ 4^. Veränderung der elektromotoriBchen Eigenschaften des lebenden
Nerven. Elektrotonischer Zustand des Nerven.
(1 .) Die bisher in den §§ \ — 3. aufgeführten Veränderungen des Ner-
ven unter dem Einflüsse des galvanischen Stromes betreffen den Nerven,
gleichviel ob er lebend oder todt ist. Dagegen ist die Veränderung der
1) E. du BoiS'Reymond a. a. 0. S. 897 — 9*. — Ders., Beschreibung einiger Vor-
richtungen und Versuchsweisen zu elektrophysiologischen Zwecken. Abhandlungen
der physikalisch-mathematischen Klasse der Berliner Jflcad. derWissensch. 1862. S. 93*
2) Ders., Untersuchungen über thierische Elektricität. Berlin 4849. Bd. II. Abth. I.
S. 289 ff. * — C. Ludwig, Lehrbuch der Physiologie des Menschen. 2. Aufl. Leipzig
1858. Bd. L S. 98ff. *
unter dem Einflüsse des galvanischen Stromes. 15
elektromotorischen Eigenschaften des Nerven durch den Strom, welche wir
nunmehr zu betrachten haben, nur dem lebenden Nerven eigen, indem der
Besitz des Nervenstromes an das Leben des Nerven gekntipft ist.
(2.) Der von einer Strecke des Nerven abgeleitete Nervenstrom erfiihrt,
wenn irgend eine andere Strecke des Nerven vom galvanischen Strome
durchflössen wird, einen Zuwachs — den elektrotonischen Zu-
wachs — , der stets jenem galvanischen Strome gleich gerichtet ist: so
dass , wenn der »erregende« galvanische Strom in der »erregten« Nerven-
strecke gleiche Richtung hat mit dem Nervenstrome in der »abgeleiteten«
Nervenstrecke, anscheinend Vergrösserung, hingegen, wenn beide Ströme
im Nerven entgegengesetzt gerichtet sind , anscheinend Verkleinerung oder
selbst Umkehrung ,des Nervenstromes statthat.
Den durch den galvanischen Strom herbeigeführten veränderten Zu-
stand des' Nerven hinsichts seiner elektromotorischen Kräfte nennt man den
elektrotonischen Zustand des Nerven, und man sagt von der abge-
leiteten Strecke eines im elektrotonischen Zustande befindlichen Nerven,
sie sei in der positiven Phase dieses Zustandes, wenn sie Vermeh-
rung — , sie sei in der negativen Phase desselben Ziustandes, wenn
sie Verminderung ihres (ursprünglichen) Nervenstromes zeigt.
Es beginnt der elektrotonische Zustand des Nerven mit dem Eintritte
des erregenden Stromes in die erregte Nervenstrecke; er dauert an, so
lange der erregende Strom die errregte Nervenstrecke durchfliesst und der
Nerv lebend ist ; er verschwindet sowohl mit der Oeffnung des erregenden
Stromes wie mit dem Tode des Nerven.
Die beiden Phasen des elektrotonischen Zustandes sind am Nerven zu
beiden Seiten des erregenden Stromes stets complementlir ; es ist aber eine
jede Phase von der Länge der Nervenstrecke, welche sich in der anderen
Phase befindet, unabhängig.
(3.) Je grösser die Leistungsfähigkeit des Nerven, desto grösser ist
der elektrotonische Zuwachs. Die Grösse dieses Zuwachses ist ferner bis
zu einer gewissen Grenze der Stromdichte in der erregten Strecke propor-
tional und wächst dann langsamer als die Stromdichte. Endlich wächst
die Grösse des Zuwachses auch mit der Länge der erregten Strecke.
Mit der Entfernung von den Elektroden des erregenden Stromes
nimmt die Grösse des elektrotonischen Zuwachses immer mehr ab ; und
zwar ist höchst wahrscheinlich die Curve des Zuwachses, bezogen auf
den Nerven als Abscissenaxe , auf jeder Seite des erregenden Stromes
von der Elektrode aus gegen die Abscissenaxe stark convex gebogen und
schiiesst sich dieser in der Feme asymptotisch an. In der positiven Phase
ist unter sonst gleichen Umständen der Zuwachs stets , wenn auch nur
wenig, grösser als in der negativen Phase : wahrscheinlich ist die Elektro-
1 5 Abschn. I. Kap. U. Uebers. der phys. Yeränd. des Nerven u. s. w.
denordinate jener Curve des Zuwachses auf der Seile der negativen Phase
kleiner, und die Curve fällt hier auch im Ganzen steiler ab, als auf der
Seite der positiven Phase.
An dickeren Nerven treten alle Erscheinungen des elektrotoniscben
Zustandes stärker her^'or als an dünneren.
(4.) Der elektrotonische Zustand des Nerven tritt nicht ein, wenn der
erregende galvanische Strom den Nerven quer durchfliesst.
Zweiter Abschnitt.
Untersuchung der vom galvanischen Strome durchflossenen
Nervenstrecke.
Yorbemerkungeii.
Der Ermittelung der Vorgänge, welcbe in der vom galvanischen Strome
durchflossenen — intrapolaren — Nervenstrecke statthaben , wollen wir
die Untersuchung des Leitungswidei'standes dieser Strecke zu Grunde legen.
Die bisherigen Erfahrungen über das Verhalten des Leitungswiderstandes
des Nerven unter dem Einflüsse des galvanischen Stromes sind bereits
oben im Abschnitt I. Kap. IL § 2. aufgeführt. Ueberblicken wir nunmehr,
was sonst noch über den Leitungswiderstand des Nerven überhaupt bisher
bekannt geworden ist.
Am häufigsten und bis auf die neuere Zeit sogar ausschliesslich sind
die Bemühungen dahin gerichtet gewesen, das Verhältniss festzustellen, in
welchem der specifische Leitungswiderstand des Nerven zum specifischen
L^itungswiderstande , sei es der Metalle und Flüssigkeiten, sei es anderer
thierischer Gewebe steht ^. Es hat sich herausgestellt, einmal dass der
specifische Widerstand des Nei'ven etwa dem einer wässerigen Salzlösung
von solchem Salzgehalte, wie ihn der Nerv besitzt, entspricht, also kleiner
ist als der specifische Widerstand von destillirtem Wasser , aber viel grös-
ser als der der Metalle ; und sodann dass der specifische Widerstand des
Nerven nicht erheblich abweicht von dem specifischen Widerstände der
Sehne, des Knorpels und des lebenden Muskels.
i) Die ältere Literatur s. in E. du Bois-Reymond's Untersuchungen u. s. w. Bd. II.
Abth. I. S. 233-7*; 245—6*; Abth. II. S. 489—91*. — C. Eckhard, üeber den gal-
vanischen Leitungswiderstand der thierischen Gewebe. Beiträge zur Anatomie und Phy-
siologie. Bd. I. Giessen 1858. S. 57 flf. * — E. Harless, Molekulare Vorgänge in der
Nervensubstanz. I. Abhandlung. Abbandlungen der mathem. -physikal. Klasse der
Bayer. Akad. der Wissensch. Bd. VIII. Abth. 2. S. 333 ff.* {Neurophysiologische For-
schungen. Zürich 1860. S. 16*.) — G. J. Ranke, Der galvanische Leitungswider stand
des lebenden Muskels. (Habilitationsschrift.) Ansbach 1862. S. 42— 7*; 55 — 6*. {J.Hanke,
Tetanus. Leipzig 1865. S. 42—7*.)
H. M n B k , Untorsnchangen etc. 2
18 Abschn. II. Vorbemerkungen.
Erst in neuerer Zeit hat man dem speeifischen Widerstände des Ner-
ven hin und wieder auch in Bezug auf die Verhältnisse am und im Nerven
selbst die Aufmerksamkeit zugewandt. Die Erfahrungen, welche man in
dieser Richtung gesammelt hat , sind , wenn wir den schon behandelten
Fall der Einwirkung des galvanischen Stromes auf den Nerven ausser Acht
lassen, folgende:
4. Der specifische Widerstand des Nerven ist von der Richtung, in
welcher der Nerv vom galvanischen Strome durchflössen wird , un-
abhängig ^
2. Der specifische Widerstand des Nerven ist an verschiedenen Stellen
seiner Länge nicht verschieden ^.
3. Das Absterben bleibt beim Nerven durchaus ohne nachweisbaren
Einfluss auf den Leitungswiderstand ^.
4. Der Leitungswiderstand des Nerven ändert sich gar nicht* oder nur
sehr wenig ^j wenn man die nattlrliche Constitution des Nerven (des
Nervenmarks) durch mechanische Eingriffe stört.
5. Während des Bewegung vermittelnden Vorganges im Nerven bleibt
der specifische Widerstand des Nerven beständig^.
6. Mit der Zeit der Quellung des Nerven in destillirtem Wasser wächst
der specifische Leitungswiderstand desselben in arithmetischer Pro-
gression an '.
Nach diesen Erfahrungen können die Aussichten fUr unser Vorhaben,
selbst wenn wir von den bisherigen Erfolgen derjenigen Untersuchungen,
welche den Leitungswiderstand des durchströmten Nerven selbst zum Ge-
genstande hatten, ganz absehen, nur höchst ungünstig sich darstellen.
Denn wenn nicht nur der Bewegung vermittelnde Vorgang im Nerven, son-
dern auch das Abi^terben des Nerven an dessen Leitungswiderstande
spurlos vorübergeht und wenn sogar von der mechanischen Desorganisation
1) E. du Bois-Reymond, Untersuchungen u. s. w. Bd. II. Abth. I. S. 878 — 9*.
2) E. Pßüger, Untersuchungen über die Physiologie des Eiektrotonus. Berlin 1859.
S. 144—5*; 149—50*.
3) Ranke, Der galvanische Leitungswiderstand u. s. w. S. 35 — 7*; 51*; 56*.
(Tetanus. S. 38—9*; 77*.) — Vgl. noch. Harless, Neurophysiologische Forschungen.
S. 18*
4) M. Person, Sur l'hypothöse des courans 61ectriques dans les nerfs. Journal de
Physiolog. exp6r. et pathol. ; par F. Magendie T. X. (Annöe 1830) p. 224* (Durch die
Güte des Herrn E. du Bois-Reymond konnte ich eine AJ3Schrift des Aufsatzes einsehen.)
5) F. A. Langet, Anatomie et Physiologie du Systeme nerveux etc. Paris 1842.
T. I. p. 138* (Uebersetzt von /. A. Hein. Leipzig 1847. Bd. L S. 123*) — Vgl.JJ. du
BoiS'Reymond, Untersuchungen u. s. w. Bd. II. Abth. I. S. 233 *.
6) E. du Bois-Reymond a. a. 0. Bd. IL Abth. I. S. 444—6*.
■ 1) E. Harless f Molekulare Vorgänge in der Nervensubstanz. IV. Abhandlung.
Abhandlungen der mathem.-pbysik. Klasse der Bayerischen Akad. d. Wissensch. Bd. IX.
Abth. 1. S. 40— 61*; — Münchener Gelehrte Anzeigen. Bd. 47. No. 7^. (27. December
1858.)*; — Neurophysiologische Forschungen. S. 20*.
Abschn. II. Kap. I. Methode.
19
des Nervenmarkes der Leitungswiderstand des Nerven gar nicht oder we-
nigstens kaum Kunde giebt, dann sind offenbar von diesem Leitungswider-
stande wesentliche und genaue Aufschlüsse über die inneren Vorgänge im
Nerven auch für unseren Fall nicht xu erwarten. In der That aber ist es
der Folge vorbehalten , den Leitungswiderstand des Nerven gerade als ein
sehr empfindliches Reagens der inneren Vorgänge im Nerven kennen xu
lehren, und unsere Erfolge werden, so günstig wir sie nur wünschen kön-
nen , sich gestalten.
Kapitel L
Methode.
§ 1. Methode der Widerstandsanteriachimg.
Zur Bestimmung des Leitungswiderstandes der durchströmten Ner-
venstrecke wollen wir uns der im Princip von Wheatstone angegebenen Me-
thode^ bedienen, und wir treffen zu dem Zwecke die in Fig. 1. dargestellte
Versuchsanordnung.
i) Wheatstone, Philos. Transact. etc. For the Year 1843. Part. II. p. 323*; Pog-
gendorfTs Annalen u. s. w. Bd. 62 (1844). S. 535 ff.* — Wiedemann a. a. 0. Bd. I,
S. 164 ff.*
2*
20 Abschn. II. Kap. I. § 4.
K ist die Consta nte Kette oder Sdule, M der MuUipIicator, ab die
zwischen den unpolarisirbaren Zuleitungsröhren (js, js J dem galvanischen
Strome ausgesetzte Strecke des Nerven N, Wd der Vergleichswiderstand.
Rh ist ein einsaitiger Platinrheostat, dessen zwischen Klemmen ausge-
spannter feiner Platindraht von 4500™" Länge und 0,3™" Durchmesser der
mit einer Theilung versehenen Holzleiste unmittelbar aufliegt. Auf dem
Drahte verschiebbar ist der hölzerne, mit Blei ausgegossene Schieber^ S,
an dessen einer kurzen Seite eine an ihrem unteren Ende mit einer Platin-
kante und oben mit einer Klemmschraube versehene Kupferplatte vertikal
befestigt ist.
Endlich sind A und B zwei an den Tisch geschraubte PohPsche Strom-
wender, deren Wippen sich um feste Axen drehen. Den Stromwender A^
dessen Kreuz herausgenommen ist , wollen wir anwenden , um den Kreis
der Kette oder Säule K durch Umlegen der Wippe zu schliessen oder zu
öffnen : indem so bei der Oeffnung statt einer einfachen eine doppelte Un-
terbrechung des Saulenkreises hergestellt wird, sind die Störungen^, welche
bei der Verbindung des einen Endes eines empfindlichen Multiplicators mit
einem Ende der Säule auftreten, sicher verhütet. Der zweite Stromwender
B soll dagegen dazu dienen, die Richtung des Stromes der Kette oder Säule
K einzig und allein in den Zuleitungsröhren und in dem durchströmten
Nervenabschnitte umzukehren , während sie in der ganzen tibrigen Ver-
suchsanordnung und vornehmlich im MuUipIicator unverändert bleibt. In
Versuchen, in welchen die Stromrichtung im Nerven nicht verändert wer-
den soll, muss die Wippe des Stromwenders B während der ganzen Dauer
eines jeden Versuches unverändert in derselben Lage bleiben : es empfiehlt
sich aber auch für diese Versuche , den Stromwender B im Schliessungs-
kreise zu haben, damit man beim Beginne des Versuches den Strom leicht
nach Belieben durch diese oder jene Zuleitungsröhre in den Nerven ein-
treten lassen kann. Vor der Hand wollen wir die Wippe des Stromwen-
ders B in der einen oder der anderen Lage unbeweglich festgestellt uns
denken.
Die Verbindungen aller vorgenannten Theile ergeben sich ohne Wei-
teres aus der Figur, und es ist ersichtlich, dass wir denselben Strom der
Kette oder Säule K benutzen wollen , einmal um die Widerstandsverände-
rungen in der Nervenstrecke, so weit solche unter dem Einflüsse des Stro-
mes eintreten, hervorzurufen, und sodann auch dazu, diese Widerstands-
veranderungen zu constatiren.
i) Der Schieber ist nach Kirchhoffs Angabe [Poggendorffs Annaien u. s. w. Bd. <00
(4 857). S. 180. Taf. III. Fig. 5*] construirt.
2) E. du BoiS'Reymondf Untersuchungen u. s. w. Bd. II. Abth. I. S. 496 ff. *
O)
Methode der Widerstandsuntersuchung. 2 1
Im Wheatstone' sehen Stromnetze, das schematisch Fig. 2. darstellt, ist
bekanntlich , wenn in der ungespaltenen Strecke und nur in dieser eine
^ elektromotorische Kraft E thätig ist , der Strom in der die
Z'^'). ^\ beiden Zweige der gespaltenen Strecke verbindenden
Brücke « Null, wenn w^ :,m^2== ^^ - w^, wo w^^ iüj?
w^j w^ die Widerstände der Leitungen 1, 2, 3, 4 bedeu-
ten *. Daher kann man den unbekannten Widerstand
\^p/ einer einzelnen Leitung der gespaltenen Strecke des
-^ Stromnetzes, wenn man durch die Veränderungen des
Widerstandes einer oder zweier anderer Leitungen der-
selben Strecke die Brücke stromlos zu machen im Stande ist, dann aus
den bekannten Widerständen der drei anderen Leitungen der gespaltenen
Strecke bestimmen.
In unserem Falle aber haben wir es nicht ausschliesslich mit einer
elektromotorischen Kraft in der ungespaltenen Strecke des Wheatstone^ sehen
Stromnetzes zu thun, sondern es kommt in derjenigen Leitung der gespal-
tenen Strecke , in welcher der Nervenabschnitt sich befindet , eine zweite
elektromotorische Kraft noch hinzu. Es ist dies die innere Polarisation des
Nervenabschnittes, die ja unmittelbar nach der Schliessung der constanten
Kette Ä" auftritt (s. Abschn. L Kap. II. § <•)•
Welche Folgen das Vorhandensein einer zweiten elektromotorischen
Kraft im Wheatstone' sehen Stromnetze hat, ergiebt sich leicht folgender-
massen.
Es sei in dem in Fig. 3. schematisch dargestellten Stromnetze, das
unserer Versuchsanordnimg entspricht,
E die in der ungespaltenen Strecke befind-
-^*..^rT"■:^N. liehe elektromotorische Kraft und
P die zweite elektromotorische Kraft, die in
der Leitung 3 ihren Sitz hat ;
sodann seien \V der Widerstand in der ungespaltenen
Strecke des Stromnetzes und
/ die Stromintensität in derselben Strecke ;
Fig. 3. femer seien w der Widerstand der Brücke u.
i die Stromintensität in derselben ;
endlich seien w^ , w^ , w^ , ,t^4 die Widerstände der mit den entsprechen-
den Zahlen in Fig. 3. bezeichneten Leitungen und
tj , 1*2 , fg , 1*4 die Stromintensitäten in denselben Leitungen ;
so ist nach den Kirchhoff sehen Formeln :
i) G. Kirchhoff f üeber den Durchgang eines elektrischen Stromes u. s. w. Poggen-
dor/r« Annalen u. s. w. Bd. 64 (4845). S. 542 ff.*— Wiedemann a.a.O. Bd. I. S. 137*.
22 Abscha. II. Kap. I. § 4.
• • • • •
± P = ij W/j + iw — J\ W^ ,
Aus diesen Gleichungen ergiebt sich nach Elimination von f|, f,, i^, 1*4 :
11; (1^« -4- tut + ««'s + u;*) + (Wi + Wi) (Wf + wj ^ ^
Ist nun i=sO, so ist
w;2m;3 — 1^41^4= ^ (t^j + M^J, fi
und zwar ist P und somit auch die rechte Seite der Gleichung (*) positiv,
wenn P und E gleich gerichtet sind, negativ hingegen, wenn P und E ent-
gegengesetzt gerichtet sind.
Das Vorhandensein einer zweiten elektromotorischen Kraft im Wheat-
^^one'schen Stromnetze und zwar in einer Leitung der gespaltenen Strecke
desselben hat also zur Folge, dass t^2^3 — *^i*^4> wenn die Brücke strom-
los gemacht ist, doch nicht Null ist, sondern einen endlichen Werth hat;
und man kann nunmehr den unbekannten Widerstand einer der vier Lei-
tungen der gespaltenen Strecke des Stromnetzes aus den bekannten Wi-
derständen der drei anderen Leitungen dieser Strecke nur mit Hülfe von
P und / berechnen.
Sind in die beiden Strecken des Stromnetzes, in welchen die elektro-
motorischen Krjifte sich befinden, Tangentenbussolen aufgenommen, so ist,
nachdem im Stromnetze t=: Ö gemacht ist, /einfach durch Ablesung an der
in die ungespaltene Strecke aufgenommenen Tangentenbussole zu bestim-
men. Sodann bringt man in der ungespaltenen Strecke und in der Brücke
des Stromnetzes Unterbrechungen an , so dass man nur noch die elektro-
motorische Kraft P im Schliessungskreise der Leitungen 4,2,3 und 4
wirksam hat, und bestimmt die Stromintensität JT in diesem Kreise an der
zweiten, in der Leitung 3 befindlichen Tangentenbussole. Es ist dann
P SE 71 (iüj -4- iOg -H 1^3 + t^J (')
Substituirt man den Werth P aus Gleichung (*) in Gleichung (*) , so er-
hält man
TT
und die Berechnung des unbekannten Widerstandes einer der vier Leitun-
gen der gespaltenen Strecke des Stromnetzes bietet nunmehr weiter keine
Schwierigkeiten.
Dabei ist aber die Constanz der elektromotorischen Kraft P vorausge-
setzt, und diese Voraussetzung trifft für den Fall unserer Untersuchung
nicht zu, indem die innere Polarisation nach der Schliessung des primären
Methode der Widerstandsuntersuchung. 23
Stromes, so lange sie nicht ihr Maximum erreicht hat, mit der Dauer des
Stromes zunimmt und nach der Oefi^ung des primären Stromes mit der
Zeit abnimmt. In einem solchen Falle der Inconstanz von P wird jedenfalls
die Bestimmung von 11 fehlerhaft sein, und die Berechnung des unbekann-
ten Widerstandes einer Leitung der gespaltenen Strecke des Stromnetzes
nach Formel (*) wird demnach immer nur eine ungenaue sein können.
Eben dieser Ungenauigkeit wegen empßehlt sich, wo es sich um Mes-
sungen des specifischen Widerstandes der Nervensubstanz oder um ver-
gleichende Widerstandsmessungen an Nervenabschnitten , ohne dass diese
vorher vom Strome durchflössen sein müssen, haadelt, ein anderes und
einfacheres Verfahren. Man schliesst nämlich die constante Kette K in der
ungespaltenen Strecke des Wheatstone'schen Stromnetzes, das in einer Lei-
tung seiner gespaltenen Strecke den Nervenabschnitt enthält , immer nur
momentan und verändert in den Zwischenzeiten der Schliessungen die
veränderlichen Widerstände der gespaltenen Strecke so lange , bis einmal
während der ersten kurzen Zeit nach der Schliessung die Nadel des in der
Brflcke befindlichen Muitiplicators auf Null stehen bleibt. Sind die Zwi-
schenzeiten der Schliessungen nicht zu kurz gewesen, so dass die während
der momentanen Schliessungen aufgetretene innere Polarisation Zeit gehabt
hat, sich zu zerstreuen; hat man überdies, um diese Polarisation noch
sicherer zu beseitigen , die Richtung des Stromes im Nervenabschnitte bei
jeder neuen Schliessung umgekehrt , so kann man die innere Polarisation
jetzt ganz vernachlässigen und aus den Widerständen der drei anderen
Leitungen der gespaltenen Strecke des Stromnetzes den Widerstand des
Nervenabschnittes ohne Weiteres bestimmen. Beiläufig bemerkt, stellt
diese Methode der Widerstandsmessung in den vorhin angegebenen Fällen
auch aus anderen Gründen — nach den Ergebnissen der folgenden Unter-
suchungen nämlich — als die allein brauchbare sich heraus.
Natürlich aber fällt dieses Auskunflsmittel fort, wo es uns um die
Widerstandsveränderungen des Nerven gerade unter dem Einflüsse des
Stromes zu thun ist : hier müssen wir uns mit den ungenauen Bestimmun-
gen nach Formel (*) zufrieden geben. Allein wenn denn doch einmal eine
vollkommene Genauigkeit uns versagt ist, so geben wir die umständlichen
und verwickelten Messungen mit Hülfe von JI und / lieber ganz auf und
siudiren die Widerstandsveränderungen der durchströmten Nervenstrecke
— wie sich herausstellen wird, mit aller vor der Hand nur wünschenswer-
then Genauigkeit — auf folgende einfachere und bequemere Weise.
Zwei Leitungen der gespaltenen Strecke des Wheatstone^ sehen Strom-
netzes werden in unserer Anordnung gebildet von den beiden durch den
Schieber abgegrenzten Drahtabschnitten des Platinrheostaten , und durch
Verstellung des Schiebers lässt sich das Verhältniss ihrer Widerstände, das
24 Abschn. II. Kap. I. § 1 .
unmittelbar durch ihre Längen gegeben ist, nicht nur mit grosser Feinheit^
sondern auch mit grosser Geschwindigkeit abündem. Wir geben nun nach
der Schliessung der Kette AT dem Schieber schleunigst eine solche Stellung,
dass die Nadel des Multiplicators auf Null einsteht . und begegnen , wenn
während der Durchströmung der Nervenstrecke die Nadel abgelenkt wird,
dieser Ablenkung sofort und unausgesetzt durch Veränderung der Schie-
berstellung, so dass wir die Nadel auf dem Nullpuncte halten. Dann sind
aus dem Unterschiede der ursprünglichen und der schliesslichen Schieber-
stellung die Veränderungen zu entnehmen, welche der Widersland der
durchströmten Nervenstrecke in der Zwischenzeit der beiden Schieberstel-
lungen erfahren hat, sobald nur der durch die innere Polarisation bedingte
Fehler sich eliminiren lässt.
Es ist aber klar und ergiebt sich sogleich auch aus unserer Gleichung
(*), dass unsere schliessliche Schieberstellung von derjenigen schliesslichen
Schieberstellung , welche bei Nichtvorhandensein der Polarisation erhalten
worden wäre, gerade um so viel abweichen muss, als erforderlich ist, da-
mit schliesslich in der Brücke ein Zweigstrom der Kette K fliesst von
genau derselben Intensität wie der schliesslich in der Brücke fliessende
Polarisationsstrom, aber von entgegengesetzter Richtung, so dass beide
Ströme eben sich aufheben : und wir können daher den durch die innere
Polarisation bedingten Fehler eliminiren , sobald einmal die Empfindlich-
keit unserer Anordnung und sodann auch die Ablenkung der Nadel des
Multiplicators durch den schliesslich in der Brücke fliessenden Polarisa-
tionsstrom uns bekannt sind.
Die Empfindlichkeit unserer Anordnung bestimmen wir nun, ehe wir
die Durchströmung der Nervenstrecke beenden , dadurch , dass wir den
Schieber um 5 — 4 0 — 20™™ von derjenigen Stellung desselben, bei welcher
die Nadel eben auf Null einstand, entfernen und die in Folge dessen ein-
tretende constante Ablenkung der Nadel ihrer Grösse und Richtung nach
beobachten. Sobald dies geschehen, bringen wir die Nadel des Multipli-
cators durch Verstellung des Schiebers wieder auf den Nullpunct zurück,
halten sie noch eine Weile auf dem Nullpuncte und brechen dann durch
Oeffnen der Kette K den Versuch ab : in Folge der inneren Polarisation
verlässt die Nadel sofort den Nullpunct, und die Richtung und die Grösse
ihres ersten Ausschlages werden beobachtet. Diesen Ausschlag nehmen
wir jetzt an Stelle der constanten Ablenkung der Nadel durch den Polari-
sation sstrom , der zur Zeit der Oefliiung der Kette K bei der schliesslichen
Schieberstellung in der Brücke floss , und bestimmen mit Hülfe der gefun-
denen Empfindlichkeit unserer Anordnung , welche Veränderung der
Schieberstellung der Grösse und der Richtung nach von der inneren Pola-
risation am Ende des Versuches herbeigeführt war : die nach Abzug dieser
Methode der Widerstandsuntersuchung. 25
Veränderung übrig bleibende Veränderung der ursprünglichen Schieber-
Stellung giebt uns alsdann die Veränderungen an, welche der Widerstand
des Nervenabschnittes in Wahrheit unter dem Einflüsse des Stromes erfah-
ren hat.
Das Verfahren bedarf einer Rechtfertigung nur insofern, als wir den
ersten Ausschlag der Nadel nach der Oeffnung der Kette A^für die constante
Ablenkung der Nadel durch den Polarisationsstrom nehmen wollen. Die
constante Ablenkung, welche einige Zeit nach der Oeßhung von K eintritt,
zu benutzen, geht deshalb nicht an, weil die innere Polarisation nach der
Oefihung von K sehr rasch mit der Zeit abnimmt und demgemäss jene con-
stante Ablenkung durch einen Polarisationsstrom herbeigeführt wird , der
wesentlich kleiner als der zur Zeit der Oeffnung von K bestehende ist.
Richtiger würde schon, da der erste Ausschlag der Nadel bei unserer An-
ordnung , wo bei dem Umlegen der Wippe A die Oefihung des primären
Stromes mit der Schliessung des secundären Stromes unmittelbar zusam-
menfällt, unter der Wirkung des Polarisationsstromes in seiner vollen
Stärke , wie er sie zur Zeit der Oefißiung von K besitzt, erfolgt, die Hälfte
dieses Ausschlages die constante Ablenkung der Nadel durch den zur Zeit
der Oeffnung von »K bestehenden Polarisationsstrom angeben. Indessen
würde hier wiederum die Dämpfung* durch die Windungen des Multipli-
eators, die Compensation im Multiplicator und bei grösseren Ausschlägen
auch der Umstand, dass der Multiplicator nicht graduirt ist, Fehler bedin-
gen , indem sie den ersten Ausschlag zu klein erscheinen lassen : Fehler,
welche nur vielleicht dadurch compensirt werden, dass in Folge der Unter-
brechung der durch den Ketten -Zweig gebildeten Nebenschliessung zum
Platinrheostaten der durch die Rrücke fiiessende Polarisationsstrom etwas
zu gross ist. Als von besonderer Redeutung kommt aber noch hinzu, dass
schon in Folge der sofortigen und gerade anfangs sehr raschen Abnahme
der inneren Polarisation nach der Oeffnung von K der erste Ausschlag der
Nadel zu klein sich darstellen muss. Da es uns nun nur darauf ankommt,
den Einfluss der inneren Polarisation sicher zu eliminiren , so vermeiden
wir alle Fehler ganz gewiss , wenn wir in dem einzelnen Falle entweder
den ersten Ausschlag der Nadel oder die Hälfte dieses Ausschlages für die
constante Ablenkung der Nadel nehmen und dabei in der Wahl uns von
dem Gesichtspuncte leiten lassen, dass der Einfluss der Polarisation in den
Versuchen möglichst gross und möglichst zu Ungunsten der Widerstands-
veränderungen erscheinen soll. Gerade von diesem Gesichtspuncte aus
werden wir in der Regel den ersten Ausschlag der Nadel benutzen
müssen.
1) E. du Bois-Reymond, Beschreibung einiger Vorrichtungen u. s.w., a.a.O. S. 80flf.*
26 Abschn. iL Kap. I. § 4.
Man übersieht , dass in dem eben Abgehandelten eine Schwäche un-
seres Verfahrens aufgedeckt ist, welche es unbrauchbar macht , sobald es
um eine Widerstandsveränderung von nur solcher Grösse sich handelt^
dass die durch sie herbeigeführte Schieberverstellung innerhalb der Fehler
fällt, welche wir bei der Bestimmung der durch den Polarisationsstrom
bedingten Schieberverstellung begehen k(mnen. In einem solchen Falle
kann auch die Widerstandsmessung nach Formel {*) in Folge der Fehler
bei der Bestimmung von 11 zu keinem Ergebnisse führen. Glücklicher-
weise werden wir aber bei unseren Untersuchungen unter der erkannten
Schwäche unseres Verfahrens nicht zu leiden haben wegen der Grösse der
Widerstandsveränderungen, welche zu constatiren sein werden.
Uebrigens ist unser Verfahren noch einer Vereinfachung fähig der Art,
dass man nicht nöthig hat , bei der Prüfung der Empfindlichkeit der An-
ordnung auf die Richtung, in welcher die Nadel abgelenkt wird, zu achten
und danach die Richtung, in welcher eine Veränderung der Schieber-
stellung durch die innere Polarisation herbeigeführt ist, zu bestimmen.
Nach Formel (^j ist nämlich , wenn man auch in dem Falle , dass in einer
Leitung der gespaltenen Strecke des Stromnetzes eine zweite elektromoto-
rische Kraft P auftritt , nachdem t = Ö gemacht ist , mit Vernachlässigung
von P
* tu,
setzt , dieses w^ zu klein, wenn E und P gleich gerichtet, zu gross, wenn
E und P entgegengesetzt gerichtet sind^ Danach berechnet man mit Hülfe
der gefundenen Empfindlichkeit der Anordnung nur die Grösse der Schie-
berverstellung, welche durch die innere Polarisation herbeigeführt ist, und
verändert die schliessliche Schieberstellung des Versuches um diese Grösse
so, dass w^ im Falle gleicher Richtung von E und P grösser, im Falle ent-
gegengesetzter Richtung von E und P kleiner als bei der schliesslichen
Schieberstellung wird.
Es bleibt uns übrig , zuzusehen , wie wir innerhalb unserer Methode
unseren Widerstandsbestimmungen noch eine möglichst grosse Genauig-
keit ertheilen können.
Die allgemeine Theorie der Widerstandsbestimmung nach der Wkeat-
stone' sehen Methode verlangt, um die Bestimmung möglichst genau zu
machen, dass der Widerstand der Brücke möglichst klein und die Strom-
intensität J in der ungespaltenen Strecke des Stromnetzes möglichst gross
i) Nur ein anderer Ausdruck hierfür ist, wie wir ihn später vielfach gebrauchen
werden, dass die zweite elektromotorische Kraft P, wenn sie E gleich gerichtet ist, eine
scheinbare Widerstandsverringerung, wenn sie E entgegengesetzt gerichtet ist, eine
scheinbare Widerstandsvermehrung bedingt.
Methode der Widerstandsuntersuchung. 27
sei. In unserem Falle, wo in einer Leitung der gespaltenen Strecke eine
zweite elektromotorische Kraft P auftritt , ist , um den durch P bedingten
Fehler möglichst klein zu machen d. h. die Differenz w^io^ — w^w^ in der
Formel (*) der Null möglichst zu nähern, femer noch erforderlich, dass
sowohl die zweite elektroibotorische Kraft , wie auch der Gesammtwider-
stand der beiden auf einer und derselben Seite der Brücke befindlichen
Leitungen der gespaltenen Strecke, welche die elektromotorische Kraft
nicht enthalten, möglichst klein seien. Diesen Anforderungen kommen wir
insofern ohne Weiteres nach , als wir die neben dem Multiplicator in der
Brücke und neben der constanten Kette oder Säule in der ungespaltenen
Strecke befindlichen Widerstände möglichst klein machen : im Uebrigen
aber sind wir durch mancherlei Umstände verhindert, sie unbedingt zu
erfüllen.
Da die innere Polarisation mit der Intensität des primären Stromes,
jedoch nur bis zu einem Maximum wächst, mOssten wir, um den Anfor-
derungen in Betreff / und P zugleich zu genügen , die Stromintensität in
der ungespaltenen Strecke nicht nur möglichst gross, sondern auch jeden-
falls so gross machen, dass dem Zweigstrome, welcher die den Nervenab-
schnitt enthaltende Leitung durchfliesst , eine viel grössere Intensität zu-
käme , als zur Hervorrufung des Maximums der inneren Polarisation des
Nervenabschnittes erforderlich ist. Danach werden wir aber in der Regel
nicht verfahren können wegen der grossen Abhängigkeit, in welcher die
Widerstandsveränderungen der durchströmten Nervenstrecke von der In-
tensität des diese durchsetzenden Stromes stehen : wir werden vielmehr
die Stromintensität in der ungespaltenen Strecke meist klein halten müssen.
Und was sodann den Gesammtwiderstand betrifft der beiden auf einer,
und derselben Seite der Brücke befindlichen Leitungen der gespaltenen
Strecke, welche die zweite elektromotorische Kraft nicht enthalten, so kann
es sich bei unserer Versuchsanordnung nur um den Vergleichswid^stand
Wd handeln: diesem müssen wir aber, um mit dem Schiebers in den
empfindlicheren Breiten des Platinrheostaten , in dessen mittlerem Theile
oder wenigstens diesem nahe , bleiben zu können , eine bestimmte Grösse
ertheilen. Nur in einem verhältnissmässig sehr kleinen Theile der Versuche
habe ich als Vergleichswiderstand 99 Meilen Telegraphen draht des Sie-
mens^schen Rheostaten ^ benutzt , dabei aber auch mit mehreren — in der
Regel acht — in ein Bündel zusammengelegten Nerven zugleich arbeiten
müssen. In allen meinen übrigen Versuchen habe ich, um an einem ein-
zelnen Nerven experimentiren zu können , als Vergleichswiderstand eine
4) W. Siemens, PoggendorfTs Annalen u. s. w. Bd. 4 02 (4857). S. 57. Taf. I.
Fig. 4*.
2g Abschn. II. Kap. I. § S.
mit coDcentrirter Zinkvitriollösung gefüllte Capillarröhre von c. 3000 Mei-
len Telegrapliendraht Widerstand angewandt.
§ 2. Hülfamittel der Untersuchung«
(1.) Als Elektromotoren dienten bei den Versuchen DanielPsche
Elemente von mittlerer Grösse und der jetzt allgemein gebräuchlichen
Construction ^ und daneben noch Grotte' sehe Elemente der kleineren Art^
wie sie für physiologische Zwecke von du Bois-Reymond angegeben sindl
So weit nicht besondere Rücksichten die Anwendung Grot;c'scher Elemente
erheischten, habe .ich den DaniWf sehen Elementen den Vorzug gegeben^
um nur mit der rauchenden Salpetersäure Nichts zu schaffen zu haben.
Nach meinen Erfahrungen erweisen sich auch, wenn ein feuchter Leiter im
Schliessungskreise der Kette sich befindet, die DanieWschen Elemente etwa
ebenso Consta nt^ wie die (kleinen) Grot*e'schen ; und in rein metallischen
Schliessungskreisen von geringem Widerstände — dieser Fall liegt bei
unseren Versuchen meist vor , da eine metallische Nebenschliessung zum
Nerven angebracht ist — sind bei längerer Schliessung die (kleinen) Grove's
sogar viel empfindlicher inconstant als die DanieUs, Diese letzteren müssen
freilich von guter Beschaffenheit sein : ihr Zinkcylinder muss gut verquickt
sein ; ihre Kupfervitriollösung muss concentrirt sein und durch eine Schicht
von Kupfervitriolstücken, welche den Boden des Glases bedeckt, concen-
trirt erhalten werden; endlich muss das Niveau der Kupfervitriollösung
niedriger sein als das der Schwefelsäure. Die Schwefelsäure, weichein
meinen DanielC sehen und Grore'schen Elementen das Zink umspülte, war
eine Mischung von käuflicher Schwefelsäure mit 1 9 Theilen Brunnenwas-
ser dem Volumen nach. Der Thoncvlinder der Grove's war mit rauchender
Salpetersäure gefüllt.
(2.) Multiplicatoren ^ habe ich im Anfange der Untersuchungen
verschiedene benutzt: du Bois^Reymonds UnllipMcalov^ für den Nerven-
strom von 24460Windungen, einen anderen Multiplicator von 28460 Win-
dungen, endlich einen dritten von nur 9000 Windungen. Die beiden Win-
dungsreihen der beiden ersteren Multiplicatoren waren stets neben, nicht
hinter einander eingeschaltet, und die meist zu grosse Empfindlichkeit der
Apparate war durch eine Nebenschliessung von Neusilber- oder Kupfer-
i) Wiedemann a. a. 0. Bd. I. S. 239*.
2) E. du Bois-Reymond, Untersuchungen u. s. w. Bd. 1. S. 446* — Vgl. E. Pßü-
ger, Untersuchungen über die Physiologie des Elektrotonus. Berlin 4839. S. 93 ff.*
3) Wir haben hier nur die Abnahme der Stromintensität im Auge und sehen von
der anfäingUchen Zunahme derselben ab.
4) JB. du BoiS'Reymond, Untersuchungen u. s. w. Bd. II. Abth. I. S. 477 ff.*
!•
>
Hülfsmittel der Untersuchung. 29
draht vongeeigneter Länge passend abgestumpft. Später habe ich als strom-
prüfendes Instrument an Stelle des Multiplicators ausschliesslich
(3.) eine Wiedemann^ sehe Spiegelbussole^ angewandt^. Von den
beiden verschiebbaren Rollen derselben hatte die eine 4000 und darüber
nochmals 4000 Windungen, die andere entsprechend 4000 und 4600 Win-
dungen des für Multiplicatoren gebräuchlichen ganz feinen Kupferdrahtes :
je nachdem eine grössere oder geringere Empfindlichkeit des Apparates
vvtlnschenswerth erschien, waren mehr oder weniger Windungsreihen hin-
ter oder neben einander in die Brücke eingeschaltet. Die Richtkraft des
Spiegels war durch einen unter dem Apparate in passender Weise ver-
schiebbar angebrachten Magnetstab geschwächt. Die in 4000 Millimeter
getheilte Scale hatte den Nullstrich in der Mitte und war vom Spiegel 2300
Millimeter entfernt.
Bei der Aufstellung und dem Gebrauche von beiderlei galvanometri-
schen Vorrichtungen waren die Vorschriften und praktischen Regeln wohl
befolgt, welche von du Bois-Reymond gegeben sind^. Indem ich mich auf
diese beziehen kann, habe ich nur noch hervorzuheben, was in der Figur 4 .,
um diese nici)t zu compliciren, nicht dargestellt ist, dass in der Brücke
(4.) ein du Bois^ scher Schlüssel^ stets so angebracht war, dass
durch seinen Vorreiber die Windungen des Multiplicators resp. der Bussole
in sich geschlossen werden konnten. Es ist dies unumgänglich noth wen-
dig, um ermitteln zu können, ob etwa schon vor dem Beginne der Durch-
strömung des Nerven eine elektromotorische Kraft in einer der gespaltenen
Strecken des Stromnetzes thätig ist; bei der Bussole muss man zudem
wegen der Unstetigkeit des Nullpunctes während jeder längeren Durch-
strömung mit Hülfe des Schlüssels von Zeit zu Zeit sich vergewissem, dass
der Nullpunct sich nicht verändert hat , oder doch die stattgehabte Verän-
derung des Nullpunctes constatiren. An dem Multiplicatorconsol selbst
statt der Schraubenklemmen den Schlüssel anzubringen, empfiehlt sich
deshalb nicht, weil bei der Bewegung des Vorreibers Erschütterungen des
donsols kaum zu vermeiden sind ; dass bei Anwendung der Spiegelbussole
der Schlüssel dem Beobachter am Fernrohr — ebenso wie die Strom-
4) Wiedemanna. a. 0. Bd. I. S. 498 flf.*
2) Die Entwickelung unseres Versuchsverfahrens, welche in § 4. der Kürze halber
für den Multiplicator allein gegeben ist , behält mit den selbstverständlichen Abände-
rungen im Ausdruck auch für die Bussole volle Gültigkeit. Natürlich fällt hier das
Nichtgraduirtsein des Multiplicators als Grund, weshalb die Hälfte des ersten Ausschla-
ges der Nadel nach der Oeffnung von K den Polarisationsstrom zu klein erscheinen las-
sen würde , fort ; dafür erlangt aber die Dämpfung durch die Kupferhülse der Bussole
nur um so mehr Bedeutung.
3) E. du Bois- Heymond, Untersuch, u. s. w. Bd. I. S. 4 62 ff.*; Bd. 11. Abth. I.
S. 485 ff. *. — Der«., Beschreibung einiger Vorrichtungen u. s. w., a. a. 0. S. 76 ff.*
4) E. du BoiS'Reymmd f Beschreibung einiger Vorrichtungen u. s. w., a. a. 0. S.
4 02 ff.* — Wiedema7in a. a. 0. Bd. I. S. 278*."
30 Abschn. II. Kap I. § f.
Wender A und B der Fig. 1 . — leicht zur Hand sein rouss, ist selbslver-
ständlich.
(5.) lieber die PoAfschen Stromwender und
(6.) über den Platinrheostaten sind alle wesentlichen Angaben
bereits im § 4 . gemacht. Für die weitertiin mitgetheilten Versuchsbeispieie
ist aber noch Folgendes anzumerken. In diesen Beispielen geben die nackt
hingestellten Zahlen die Stellung des Schiebers, S an zu derjenigen Zeit^
welche daneben in gleicher Hi)he in der Zeitcolumne aufgeführt ist. Fttr
das Yerständniss der Versuche ist nun festzuhalten , dass die Zahl 0 der
Theilung des Platinrheostaten auf der Seite des Nerven, die Zahl i 500 der-
selben Theilung auf der Seite des Yergleichswiderstandes sich befand
[s. Fig. 1. j : so dass das Kleinerwerden der nackt hingestellten Zahlen
eine Abnahme, das Grösserwerden derselben Zahlen eine Zunahme des
untersuchten Widerstandes anzeigt.
(7.) Der flüssige Yergleichswiderstand, welcher für weitaus
die meisten Versuche verwandt wurde (vgl. oben § \ , Schlussj , bestand
aus einer zweimal rechtwinklig gebogenen und mit concentrirter Zinkvi-
triollösung gefüllten Capillarröhre, deren Enden in zwei mit der nämlichen
Flüssigkeit gefüllte Porzellantröge tauchten ; der Flüssigkeit in den Trögen
wurde der Strom durch verquickte Zinkplatten, welche an den Trögen
festgekittet waren, zugeleitet. Um von der Capillarröhre etwaige jähe Tem-
peraturschwankungen fernzuhalten, waren die Tröge mit der über sie ge-
brückten Capillarröhre in dem Trockenraume eines Luftr-Trockenapparates,
der zwischen seinen doppelten Wandungen mit Wasser gefüllt war , oder
in einem kleinen und gut schliessenden hölzernen Kasten aufgestellt, zeil-
weise auch noch dieser Kasten oder der Luft-Trockenapparat, ringsum mit
Werg verhüllt, in einen grösseren hölzernen Kasten versenkt; die Drähte,
welche die Zinkplatten mit der übrigen Yersuchsanordnung in Verbindung
setzten, verliefen durch die Kästen in Glasröhren.
Drei solche Widerstandsapparate habe ich bei den Versuchen benutzt :
die Länge der Capillarröhre betrug bei zweien von ihnen 4 45""*, bei dem
dritten 468"™, und ihr Widerstand belief sich bei 15— 4 6^R. auf c. 3000,
c. 3060 , c. 3600 Meilen Telegraphendraht. In der angegebenen Reihen-
folge ihrer Widerstände werden die drei Apparate als »Capillarröhre l.«,
»Capillarröhre IL« und »Capillarröhre III.« bei den Versuchsbeispielen aus-
einandergehalten werden.
Vor den sonst angewandten flüssigen Widerständen hat unser Wider-
standsapparat den grossen Vorzug, dass die Polarisation der Elektroden
bei ihm vermieden ist^ Sieht man von kleinen und ganz allmählichen
4) S. oben Abschn. I. Kap. I. § 1 (3).
Hülfsmtttel der Untersuchung. 31
SchwdDkungen des Widerstandes in Folge von Temperatur- Veränderungen
ab, so lässt der Apparat an Constanz Nichts zu wünschen übrig. In mei-
nem Arbeitszimmer, dessen Temperatur — den Hochsommer ausgenom-
men — nur innerhalb enger Grenzen schwankt, haben mir die häufig in
längeren Zwischenräumen wiederholten Messungen meines Widerstands-
apparates immer nur Unterschiede von verbältnissmässig wenigen Meilen
Telegraphendraht ergeben, und selbst das Herauskrystallisiren eines grös-
seren Theiles des Salzes aus der in den Trögen enthaltenen Flüssigkeit,
welches hin und wieder in Folge eines schlechten Verschlusses des Behäl-
ters eintrat , that der Constanz des Apparates keinen Eintrag — offenbar
deshalb, weil gegen den Widerstand der wohlerhaltenen Gapillarröhre der
Widerstand der übrigen leitenden Theile des Apparates verschwand.
(8.) Den Strom dem Nerven zuzuführen und wiederum von ihm fortr-
zuführen, dienten die von du Bois-^Reymond angegebenen Zuleitungs-
röhren mit Thonspitzen^ Eine solche Zuleitungsröhre ist eine plattge-
drückte , mit concentrirter Zinkvitriollösung gefüllte Glasröhre , welche an
ihrem unteren Ende wasserdicht mit Modellirthon verschmiert und mit
einer Spitze von demselben Thon versehen ist; in die Zinkvitriollösung
taucht bis zu einiger Tiefe ein mit einem Pole der constanten Kette in Ver-
bindung stehender Streifen von amalgamirtem Zinkblech, der durch ein in
gewisser Höhe des Streifens angekittetes Korkstück an dem weiteren Her-
abgieiten in der Glasröhre und somit an der Berührung des Modellirthons
verhindert ist ; der Modellirthon ist mit einer \ Voigen Kochsalzlösung ge-
tränkt und von solcher Consistenz , dass man der Thonspitze der Zulei-
tungsröhre leicht jede beliebige Gestalt ertheilen kann.
Die grossen Vorzüge dieser Zuleitungsröhren liegen zunächst in der
Gleichartigkeit ^ und der Unpolarisirbarkeit^ der metallischen Elektroden,
welche durch die Verwendung von verquicktem Zink in Zinkvitriollösung
gesichert sind. Zugleich ist durch die Thonspitzen der Zuleitungsröhren,
im Falle es sich um die Untersuchung des lebenden Nerven handelt, dem
grossen Uebelstande vorgebeugt, dass die concentrirte Zinkvitriollösung,
wenn sie mit dem Nerven in Berührung kommt, diesen beträchtlich angreift
oder gar tödtet. Weiter ist durch die Tränkung des Modellirthons mit der
Kochsalzlösung auch das Auftreten des secundären Widerstandes am Ner-
ven verhütet^. Endlich kommt zu allem Diesem noch hinzu, dass die Knet-
i) E. du BoiS'Reymond , Beschreibung u. s. w., a. a. 0. S. 96 ff.*
2) Ders. , Ueber nicht polarisirbare Elektroden. Monatsberichte der Berliner Aka-
demie der Wissensch. 4 859. S. 443 ff.*
3) Vgl. oben Abschn. I. Kap. I. § i (3).
4) Vgl. o. Abschn. I. Kap. II. § 2, — £. du Bois-Reymondf Beschreibung u. s. w.,
a. a. 0. S. 94*
32 Ahsohn. U. Kap. I. { 1.
barkeit der Thonspitze die Möglichkeit gewilbrt, die Zuleitungsrtthre in
jeder beliebigen Weise, wie es gerade ^ilnschenswertb ist, mit den thieri-
schen Theilen in Berührung zu bringen.
Um die Difl^sion der concentrirten ZinkvitriollOsung mit der verdünn-
ten Kochsalzlösung zu verzögern , hat du Bois-Beymond noch empfohlen,
einen mit der Zinklösung getränkten Fliesspapierpfropf von unten her in
die Röhre zu schieben^ oder besser die untere Mündung der Röhre mit
Thon, der mit der Zinklösung angeknetet ist, zu verschmieren^, bevor man
die Spitze der Zuleitungsröhre von dem mit Rochsalzlösung angekneteU'ii
Thon herstellt. Die Verzögerung der Diffusion würde allerdings von grosser
Bedeutung sein, wenn durch die Verunreinigung der Zinklösung die Gleich-
artigkeit oder die Unpolarisirbarkeit der metallischen Elektroden Schaden
nähme. Allein einmal habe ich Zuleitungsröhren mit Thonspitzen, nach
den vorhin gemachten Angaben hergerichtet, bis 72 Stunden im feuchten
Räume stehen sehen , ohne dass ihre Gleichartigkeit sich veränderte ; und
was sodann die Polarisation betrifft, so tritt bei den Zuleitungsröhren trotz
der Unpolarisirbarkeit der metallischen Elektroden in Folge der inneren
Polarisirbarkeit des Thons doch eine , wenngleich geringe Polarisation auf.
und ich habe die Polarisation nicht merklich verschieden gefunden , wenn
der Strom eben erst oder schon vor längerer Zeit hergerichtete Zuleitungs-
röhren durchfloss. Deshalb und weil bei dem ersten von du Bois-Reymovd
empfohlenen Verfahren die Verzögerung der Diffusion , wofern man nicht
unverhältnissmässig viele Zeit und Mtlhe für die Herstellung des Fliesspa-
pierpfropfes aufwenden will , gewiss nicht eine wesentliche ist , l>ei dem
zweiten Verfahren aber wiederum es oft sehr schwer hält , eine gute Ver-
bindung der beiden Thonschichten , die für den absoluten Widerstand der
Zuleitungsröhren bedeutungsvoll ist, herzustellen, endlich auch weil ein
möglichst wenig complicirter Bau der Zuleitungsröhren in mehrfacher Hin-
sicht sehr erwüivscht ist, habe ich keines der beiden in Rede stehenden
Verfahren in Anwendung gezogen.
Meine Zuleitungsröhren entbehrten des von duBois-Reymond beschrie-
benen Statives^ mit seinen trefflichen mechanischen Einrichtungen ; statt
dessen waren sie, wohl isolirt, auf einem einfach aus Glas und Kork ge-
bauten Stative, das jede wünschenswerthe Verstellung der Zuleitungsröh-
ren zuliess, angebracht. Dies Stativ mit den Zuleitungsröhren und dem auf
die später zu beschreibende Weise über die letzteren gebrückten Nerven
befand sich stets in
4) E. du Bois-Reymondj Beschreibung u. s. w., a. a. 0. S. 97*.
2) Ders., Ueber das Gesetz des Muskelstromes u. s. w. Reichert's und du Bois-Rey-
mond's Archiv für Anatomie und Physiologie, 1863. S. 545. Anm. *
3) Ders., Beschreibung u. s. w., a. a. 0. S. 96*.
Hülfsmittel der Cntergnchung. 33
(9.) der feuchten KamiBer^, deren Innenraum durch feuchtes
Fliesspapiei*, welches afn mehreren Wanden der Kammer ausgebreitet war,
und durch mehrere por($se Thontrage als Alcarazzas mit Wasserdampf
^ttllt gehahen wurde ; die den Strom den Zuleitungsrtfhren zuführenden
Brahte verliefen unterhalb des Grundbrettes der feuchten Kammer und
durch die Dicke dieses Brettes hindurch in langen, rechtwinklig gebogenen
Glasröhren.
(4^.) Die Versuche sind sämmtlidi an dem Ischiadnerven von Rana
escuienta angestellt und zwar theils an dem in seiner ganzen Lange von
den Lendenwirbeln bis zur Kniekehle ausgeschnittenen Nerven , theils an
kleineren Stücken des Nerven. Oft war auch der Unterschenkel in unver-
sehrter Verbindung mit dem Nerven erhalten, so dass das dem Thiere ent-
nommene Präparat der »stromprttfende Froschschenkek^ war.
Die augenblicklich vorliegende Erfahrung (s. o. Vorbemerkungen), dass
die mechanische Desorganisation des Nervenmarkes von gar keinem oder
wenigstens nur sehr geringem Einflüsse auf den Widerstand des Nerven
ist, — eine Erfahrung, welche wir erst an einer späteren Stelle als irrlhüm-
lich werden kennen lernen — macht es nötbig, was sich eigentlich von
selbst versteht , noch ausdrücklich hervorzuheben , dass nämlich der Nerv
hier ebensowenig, wie im Falle physiologischer Versuche, bei der Präpara-
tion gezerrt oder sonst irgendwie misshandelt werden darf. Ausserdem
verdient aber bei der Präparation noch besondere Beachtung , dass der
^erv von anhängendem Bindegewebe und Gefässen für unsere Versuche
vollkommen frei sein muss.
(14.) Bei der Benutzung des stromprüfenden Froschschenkels lagen
Unterschenkel und Fuss auf dem allgemeinen Träger^, der neben
den ZuleitungsrOhren passend aufgestelH War. Damit der Schenkel bei
seinen Zuckungen von der Glasplatte des Trägers nicht herabgleite und
auch nicht die Verbindung des Nerven mit der Thonspitze der benachbar-
ten Zuleitungsrähre aufhebe oder doch störe, muss der Sehenkel wenigstens
an zwei Stellen, am Fussgelenk und in oder an der Kniekehle, an der
"Glasplatte befestigt sein. Statt der früheren Befestigung durch Fäden ist
jetzt die durch Gummiringe allgemein gebräuchlich. Für d?s Fussgelenk
ist auch gegen diese Befestigungsweise Nichts einzuwenden. Anders aber.
1) E. du BoiS'Heymondf Beschreibung u. s. w., a. a. 0. S. 98*. — Es ist hier der
sogenaßRie »feuchte Arbeitsraum« du Bois-Beymond^s gemeint. Wiil man die feuchte
Kammer mit abzuhebendem Gehäuse {E. du Bois • Reymond , Untersuchungen u. s. w.
Bd. I. S. 249*; Beschreibung u. s. w., a. a. 0. S. 99*) benutzen, so empfiehlt es sich,
unter den kurzen Seiten des Grundbrettes derselben hohe Leisten anzubringen , damit
man die Drahtleitungen ebenso gut, wie es oben im Texte angegeben ist; isoliren könne.
^) Ders.f Untersuchungen u. s. w. Bd. I. S. 254 ff.*
&) Ders.f Untersuchungen tu- s. w. Bd. I. S. 448 fif. ♦
H. M u n k , Untersuchungen etc. 3
34 Abschn. II. Kap II. §1 (4).
wenn es sich um genaue und zumal längere Zeit dauernde Versuche han-
delt , hinsichts der Kniekehle , da durch den Ring in der Regel jedenfalls
der Muskel und leicht sogar auch der Nerv gequetscht wird. Um jede
solche Quetschung zu vermeiden, hatte ich auf das vordere Ende der Glas-
platte ein kleines Korkstück aufgekittet und befestigte an diesem die Knie-
gelenkkapsel durch eine kurze Nadel.
(12.) Zum Schlüsse mag nicht unerwähnt bleiben, dass die Yerbin-
dungsdrähte der verschiedenen Theile der Yersuchsanordnung, so weit sie
nicht schon besprochen worden sind , zum Zwecke sicherer Isolation stets
in der gebräuchlichen Weise durch die Luft geführt waren mit Hülfe von
Porzellanringen, welche an passend hoch im Zimmer ausgespannten Schnü-
ren hingen. Die Dicke der Drähte war verschieden : wo der Widerstand
der Leitungen möglichst klein sein sollte, war Telegraphendraht benutzt.
Kapitel II«
Untersuchung der Widerstandsveränderungen der intrapolaren Ner-
venstrecke und Zurückführung derselben auf die inneren Vorgänge
in der Nervenstrecke.
§ 1 . Erste Darlegung der Widerstandsverändernngen der intrapolaren
Nervenstrecke bei ihrer Dorchströmnng.
Im Kap. L § 4. haben wir in deijenigen Leitung der gespaltenen
Strecke unseres Stromnetzes , in welcher der Nervenabschnitt sich befin-
det, der Kürze der Darstellung halber immer nur den Nervenabschnitt
allein vorhanden angenommen , obwohl diese Leitung in Wahrheit neben
dem Nervenabschnitte noch die Zuleitungsröhren enthält. So lange es sich
nur um die Discussion der Methode handelte , war die Vernachlässigung
der Zuleitungsröhren auch ganz ohne Belang , weil wir den Einfluss der
inneren Polarisation, wie sie in den Thonspitzen der Zuleitungsröhren auf-
tritt , ohnedies schon in Folge ihres Auftretens am Nerven in Betracht zu
ziehen hatten. Wollen wir nunmehr aber daran gehen, durch den Versuch
die Widerstandsveränderungen der durchströmten Nervenstrecke zu ermit-
teln, so ist die Sachlage -eine andere. Es ist klar, dass die Versuche am
Nerven stets nur die algebraische Summe der Widerslandsveränderungen
des Nerven und der Zuleitungsröhren ergeben werden , und wir müssen
daher, wofern wir aus diesen Versuchen die Widerstandsveränderungen
des Nerven allein sollen entnehmen können, vor allen Dingen die Wider-
Ueber die Widerstandsveränd. der Zuleitungsröhren bei ihrer Durchströmung. 35
standsveränderungen der Zuleitungsröhren allein bei ihrer Durchströmung
kennen lernen.
(4.) Ueber die Widerstandsveränderungen der Zuleitungsröhren bei
ihrer Durchströmung.
Zu dem Zwecke bringen wir bei der Yersuchsanordnung Fig. 1. die
beiden Zuleitungsröhren , wie sie für die Versuche am Nerven vorbereitet
sind , einander nahe und vereinigen in geringer Ausdehnung durch leich-
ten Fingerdruck die unteren Enden ihrer Thonspitzen. Als Vergleichs-
Aviderstand benutzen wir hier 45 Meilen Telegraphendraht des Siemens'-
schen Rheostaten. K ist 1 Z>an/e/f sches Element.
Versuch 1.
Stromeintritt bei jz^.
iOh, 25 m. Ä" geschlossen. (Schieber steht auf 700. Die Nadel
schlägt, geringeren Widerstand anzeigend, an
die Hemmung.)
26 m, 647,5. Der Widerstand nimmt ab.
30 m. 646.
34 m. 645.
39 w. 644.
45 m. 643.
50y, m. 642.
56 m. 641.
14A. \ m, 640. Empfindlichkeitsprtlfung: Der Verschiebung von S
umö"" entspr. const.Ablenkungd. Nadelv.19®.
5% m. 639.
4 0 m. 638.
1 4 TW. 637.
20 m. 636.
27 m. 635.
35 m. 634. Sofort Ä' geöffnet.
Die Nadel schlägt, Strom von z nach z^ (im Thone)
anzeigend, um 23^ aus.
45 m. JiTgesch lossen.
46 m, 631,5 (eine Spur weniger).
50 m. 634.
55% m. 630.
Mh. 2 m. 629. Empfindlichk«itsprüfung wie oben. Ablenk. 4 9^
67, m. 628.
4 4 TW. 627.
47 TW. 626.
Der Versuch wird zu anderen Zwecken fortgesetzt (s. Vers. 8. Kap. II. § 4.).
3*
36 Abscho. U. Kap. U. §4 (4).
Versuch 2.
Stromein tritt bei z. '
'l h. 30 m. A' geschlossen. (Schieber steht auf 750. Die Nadel
schlägt, geringeren Widerstand anzeigend, an
die Hemmung.)
31 m. 690 (eine Spur weniger) . Der Widerstand nimmt zu.
32 m. 691 . Der Widerstand verändert sich nicht merklich bis
35 m. und nimmt dann ab.
40 m. 690.
56 m. 689.
2A. 13 m. 688. EmpfindlichkeitsprUfung : der Verschiebung von 5
um 5"*"* entspr. const. Ablenkung d. Nadel v. 15^
30 m. 687. Sofort A' geöffnet.
Die Nadel schlägt, Strom von z^ nach z anzeigend,
um 1 5® aus.
3A. 30 m, A'geschlos^en.
31 m. 680 (eine Spur mehr).
45 m, 679. Empfindlichkeitsprlif. wie oben. Ablenk. 4 6 — 1 7^
55 m. 678.
4A. 5 w. 677. (etwas mehr). Sofort A geöflnet.
Nadelausschlag wie vorhin : 1 2®.
Wie diese als Beispiele mitgetheilten Versuche lehren, erfährt der
Widerstand unserer Zuleitungsröhren bei der Durchströmung eine Ab-
nahme , und da die innere Polarisation des Thones dem primären Strome
entgegengesetzt gerichtet ist , stellt sich die W^iderstandsabnahnie der Zu-
leitungsröhren in den Versuchen sogar noch geringer dar, als sie in Wirk-
lichkeit ist (s. Kap. I. § 1.).
Ermitteln wir in unseren Versuchsbeispielen mit Hülfe des Nadelaus-
schlages bei der Oeffnung von K die durch die innere Polarisation im Sinne
einer Widerstandsvermehrung herbeigeführte Schieberverstellung , so be-
trägt diese c. 6™"* : es ist demnach die durch die innere Polarisation ver-
deckte Widerstandsabnahme der Zuleitungsröhren durchaus nicht klein
gegenüber der beobachteten.
In Folge der Diffusion der concentrirten Zinkvitriollösung mit der ver-
dünnten Kochsalzlösung muss der Widerstand der Zuleitungsröhren, auch ohne
dass sie vom Strome durchflössen sind, mit der Zeit abnehmen. Allein diese
Widerstandsabnahme ist, wie später noch sich zeigen wird ^, wesentlich klei-
ner als die Widerstandsabnahme, welche wir eben beobachtet haben, so dass
4) S. u. Kap. III. § 5. Die Widerstandsabnahme der Zuleitungsröhren mit der Zeit
beträgt in den ersten zwei Stunden nach der Herrichtung der Röhren , zu welcher Zeit
die Abnahme am grössten ist, noch nicht 1 Meile Tel. -Draht.
lieber die Widerstandsveränd. der Zuleitnngsröhren bei ihrer Durchströmung. 37
ein Theil der letzteren Widerstandsabnahme zweifellos die Folge der Durch-
strömung ist. Auch sind in der Erwärmung der ZinklOsung und der
Thonspitzen^ und in der Fortführung der in den Thonspitzen enthaltenen
Flüssigkeit* durch den Strom die Ursachen der Verringerung , welche der
Widerstand der Zuleitungsröhren in Folge ihrer Durchströmung erfährt,
uns bereits bekannt. Von den beiden genannten Vorgängen hat der eine,
die Erwärmung , nur während der ersten Zeit der Durchströmung statt :
denn wenn auch die Wärmeentwickelung in den Zuleitungsröhren durch
den Strom — von der geringen Veränderung der Stromintensität abgese-
hen — während der ganzen Dauer der Durchströmung in der Zeiteinheit
die nämliche ist , so muss doch die Temperaturzunahme der Zuleitungs-
röhren in der Zeiteinheit mit der Dauer des Stromes abnehmen, weil die
Wärmeabgabe der Zuleitungsröhren nach aussen hin^ desto grösser sein
wird , je höher bereits ihre Temperatur ist ; und nothwendig müssen die
Zuleitungsröhren schliesslich eine constante Temperatur annehmen, bei
welcher sie in der Zeiteinheit genau so viel Wärme durch Abgabe nach
aussen hin verlieren , als sie durch den Strom gewinnen. Der andere Vor-
gang aber ist in seiner Dauer nicht so beschränkt: bis zu den durch die
Natur der Dinge gesteckten Grenzen muss , in Folge der Fortführung der
verdünnten Kochsalzlösung in den Thonspitzen durch den Strom, die bes-
ser leitende Zinklösung von der positiven Elektrode her in den Thon nach-
rücken und in den Poren des letzteren an die Stelle der schlechter leiten-
den Kochsalzlösung treten.
Nach allem Dem müssten mir nun, da den Widerstand vermehrende
Vorgänge in den Zuleitungsröhren bei ihrer Durchströmung nicht statt-
haben, erwarten, in unseren Versuchen den Widerstand von der Schlies-
sung der Kette an mit allmählich abnehmender Geschwindigkeit kleiner
werden zu sehen. Stattdessen zeigt die Schieberverstellung, bevor der
Widerstand mit abnehmender Geschwindigkeit sich verringert, mehr oder
weniger deutlich ausgesprochen noch eine Abnahme des Widerstandes mit
allmählich zunehmender Geschwindigkeit, ja sogar in einzelnen Versuchen
vor dieser letzteren Abnahme noch eine Zunahme des Widerstandes mit
abnehmender Geschwindigkeit an. Es ergiebt sich aber leicht, dass diese
Abweichung nur der Fehlerquelle der inneren Polarisation zuzuschreiben
4] S. 0. Abschn. I. Kap. I. § 3. Die metallischen Bestandtheile der Znleitungsröh-
ren, die Zinkplatten und die Zuleitungsdrähte, lassen sich vernachlässigen, weil ihr Wi-
stand dem Widerstände der Zinklösung und der Thonspitzen gegenüber verschwindet.
2) S. o. Abschn. I. Kap. I. § 2.
8) Die Temperatur der die Zuleitungsröhren — und weiterhin den Nerven — um-
gebenden Luft ist natürlich wegen des grossen Volumens dieser und der gerade durch
die Erwärmung in ihr entstehenden Strömungen trotz der Erwärmung von den Zulei-
tungsröhren — resp. dem Nerven — her als constant anzusehen.
3S Abschn. II. Kap. II. § 4 (4).
ist, deren grossen Einfluss auf die Versuchsergebnisse im Ganzen wir schon
vorhin erkannt haben. Von der Schliessung der Kette an veranlassen die
innere Polarisation und die Erwärmung^ der Zuleitungsröhren, welche beide
mit abnehmender Geschwindigkeit wachsen, beide eine Verstellung des
Schiebers mit abnehmender Geschwindigkeit, aber eine Verstellung in ent-
gegengesetzter Richtung: die innere Polarisation im Sinne derWiderstands-
zunahme, die Erwärmung im Sinne der Widerstandsabnahme. Je nachdem
nun in dem Conflicte zunächst dieser oder jener Voi^ang durch seine Grösse
den anderen überwindet, muss offenbar unmittelbar nach der Schliessung
der Kette die Schieberverstellung eine Abnahme oder eine Zunahme des
Widerstandes anzeigen. Wenn dann unter allen Umständen sehr bald nach
der Schliessung die Schieberverstellung im Sinne der Widerstandsabnahme
erfolgt , so ist hieraus zu entnehmen , dass die Geschwindigkeit, mit wel-
cher die beiden Vorgänge wachsen , bei der Polarisation rascher abnimmt
als bei der Erwärmung : und in der That finden wir die Polarisation schon
wenige Minuten nach der Schliessung auffallend gross im Verhältniss zu
der Grösse, welche sie nach viel längerer Zeit erreicht. Als Folge des Con-
flictes ei^iebt es sich schliesslich auch von selbst, dass in den Fällen, in
welchen die Schieberverstellung von der Schliessung der Kette an eine
Abnahme des Widerstandes anzeigt, diese Abnahme zuerst mit zunehmen-
der Geschwindigkeit zu erfolgen scheint.
Fig. 4. ist zur Versinnlichung des extremen Falles bestimmt, in wel-
chem die Schieberverstellung unmittelbar nach der Schliessung der Kette
im Sinne einer Widerstandszunahme erfolgt. Die Abscissenaxe Öt stellt
die Zeit nach der Schliessung vor^ ; die Ordinaten bedeuten die Schieber-
verstellungen in Millimetern^ und zwar sind diese positiv angenommen,
wenn sie eine Widerstandsvermehrung , negativ , wenn sie eine Wider*
Standsverminderung anzeigen. ÖP ist die Curve der durch die innere Po-
larisation, Öse die Curve der durch die Erwärmung, endlich ÖsD die
Curve der durch die Fiüssigkeitsfortführung und die Diffusion herbeige-
führten Schieberverstellungen ^. Durch algebraische Summirung der Ordi-
naten dieser drei Curven für jeden Punkt der Abscisse ergiebt sich die
4) Der Kürze halber bebandeln wir hier von den den Widerstand verringernden
Ursachen die Erwärmung allein, weil sie die einflussreichste und gerade für den An-
fang der Versuche bedeutungsvoll ist : der Einfluss der anderen den Widerstand ver-
mindernden Ursachen ist leicht zu übersehen.
2) Die zweite , dem Stücke /^ t der Abscissenaxe entsprechende Hälfte der Figur,
welche § 4. angehört, ist vorläufig zu übersehen.
3) Es bedarf wohl kaum der Bemerkung, dass diese Curven — und zumal die letzte
— nicht Anspruch auf strenge Richtigkeit machen. Uebrigens ist in den Curven auf
die Veränderungen der Stromintensität, zu welchen die Widerstandsveränderungen der
Zuleitungsröhren Anlass sind, Rücksicht genommen, während dieselben, wiederum der
Kürze halber, im Texte oben (und auch unten § 4.) ausser Acht gelassen sind.
Ceber die Widerstandsveränd. der Zuleitungsröhren bei ihrer Durchströmung. 39
Curve der im Versuche wirklich' zur Beobachtung kommenden Schieberver-
stellungen : es ist die Curve ÖmsSV,
Bei dieser kurzen und nur die llauptmomente umfassenden Erörterung
•der Widerstandsveränderungen der Zuleitungsi*Ohren müssen wir es be-
wenden lassen, wenn wir nicht gar zu weit abschweifen wollen. Als ge-
legentliche Prüfung , wie weit die Polarisation die den Widerstand beein-
flussenden Vorgänge , zumal wenn diese nur klein sind, verdecken könne,
yvar die Erörterung für uns werthvoll: für unseren eigentlichen Zweck,
<lie Erforschung der Widerstandsverttnderungen des Nerven, war sie nicht
erforderlich. Hierfür genügte es einfach zu constatiren , welche Verände-
rungen der Schieberstellung durch die Zuleitungsröhren allein während
der Durchströmung herbeigeführt werden. Und hier haben wir nunmehr
noch einen Schritt weiter zu gehen.
Die Verringerung des Widerstandes der Zuleitungsröhren, welche
2,uT Beobachtung kommt , wenn ein Strom von solcher Intensität, wie in
den eben angestellten Versuchen , eine Stunde lang dieselben durchfliesst,
beträgt in maximo weniger als 4,5 Meilen Telegraphendraht, und wenn
wir die durch die Polarisation verdeckte Widerstandsabnahme noch hinzu-
nehmen, so beläuft sich die Widerstandsabnahme der Zuleitungsröhren bei
ihrer einstündigen Durchströmung in Wahrheit doch noch nicht auf 2 Mei-
len T.-D. Nun ist in unseren Versuchen hier die Intensität des die Zulei-
tungsröhren durchfliessenden Stromes viel grösser gewesen, als sie in un-
seren Versuchen am Nerven sein wird, und die Widerstandsveränderungen
40 Abschn. U. Kap. U. 1 1 (S).
der Zuleitungsröhren werden daher in den letzteren Versuchen noch kleiner
sein , als wir sie hier aufgefunden haben. Vemachliissigen wir aber dies
gar und berechnen wir , welche Veränderung der Schieberstellung durch
eine Veränderung des Widerstandes der Leitung 3 unseres Stromnetzes
um 2 Meilen T.-D. herbeigeführt wird, wenn der Vergleichswiderstand
nicht 45 Meilen, wie in den bisherigen Versuchen, sondern, wie wir es fttr
die Versuche am Nerven vorhaben , 99 Meilen oder in der Regel gar 3000
Meilen T.-D. beträgt, so finden \^ir, dass jener WiderstandsverUnderung
selbst im günstigsten Falle, wenn nftmUch der Schieber gerade in der Mitte
der Rheostaten-Theilung steht, bei dem ersteren Vergleichswiderstande
eine Verstellung des Schiebers um kaum 8"", bei dem letzteren Ver-
gleichswiderstande eine Verstellung des Schiebers um noch nicht einmal
0,25™™ entspricht. Danach werden wir bei unseren Versuchen am Nerven,
wofern nur bei einstUndiger Durchströmung desselben einigermassen grosse
Schieberverstellungen erforderlich sein werden, kaum noch bei dem erste-
ren Vergleichswiderstande die Widerstandsveränderungen der Zuleitungs-
röhren bei der Durchströmung in Betracht zu ziehen haben ; bei dem letz-
teren Vergleichswiderstande werden wir sie — und sie könnten hierfür
sogar noch viel grösser sein, als wir sie gefunden haben — ganz vernach-
lässigen und die zur Beobachtung kommenden Widerstandsveränderungen
allein auf Rechnung des Nerven setzen können. Und da bei mehrstündiger
Durchströmung der Zuleitungsröhren ihre Widerstandsabnahme in jeder
folgenden Stunde kleiner ist als in der vorhergehenden, gilt natürlich, was
wir eben für die erste Stunde derDurchstrOmung des Nerven ermittelt ha-
ben, erst recht für jede folgende Stunde.
Bevor wir die Zul^tungsröhren verlassen , sei beiläufig noch darauf
aufmerksam gemacht , dass ihr Widerstand lange nidit so gross anzuneh-
men ist, wie Ranke^ ihn angegeben hat: Ranke fand d^i Widerstand sei-
ner Zuleitungsröhren :
1. Paar feucht: 105 Meilen T.-D.
2. Paar aus etwas trockenem Thon: 412 Meilen T.-D.
Nach den oben mitgetheilten Versuchen und nach meinen übrigen, mit
diesen übereinstimmenden Versuchen beträgt der Widerstand meiner Zu-
leitungsröhren mit Thonspitzen, wenn der Thon mit i Voiger Kochsalzlösung
getränkt und nur so feucht ist, dass er eben gut sich kneten lässt, im Mit-
tel etwa 37 Meilen T.-D. Ist die Kochsalzlösung etwas concentrirter (4V»
— 2Voig) } so beträgt der Widerstand meiner Zuleitungsröhren sogar nur
25—30 Meilen T.-D.
i) Der galvanische Leitungs widerstand u. s. w. S. 24 — 2*. (Tetanus, S. 26*.)
Ueber die Widerstandsverönderongen der durchströmten Nervenstrecke. 4S
(2.) Ueber die Widerstandsveränderungen der durchströmten
Nervenstrecke.
Wir gehen nunmehr, genügend vorbereitet, an die Untersuchung des
Nerven.
An den Thonspitzen der nicht vertikal , sondern ein wenig schief auf—
gestellten Zuleitungsröhren formen wir ziemlich stunipfe — und zwar an
beiden Thonspitzen gleich stumpfe — vordere Kanten von etwa % — %"*
Breite, um ihnen den Nerven aufzulagern: auf diese Weise wird eine
festere und sicherere Verbindung der Thonspitze und des Nerven herge—
stellt, als wenn man mit dem unteren Ende der Thonspitze den irgendwie
aufliegenden oder frei in der Luft ausgespannten Nerven berührt, und zu-
dem jeder Druck und jede Zerrung des Nerven vermieden, welche bei dem
letzteren Verfahren leicht statthaben können. Alsdann überbrücken wir
die Zuleitungsröhren mit deqi Nerven in der Weise , dass der Nerv mit
zwei mittleren Stellen seines Verlaufes den Thonspitzen aufliegt, mit sei-
nem Ende aber oder , wenn der Nerv nicht in unversehrter Verbindung
mit dem Unterschenkel erhalten ist, mit seinen beiden Enden auf Glasröh-
ren ruht, welche zu den Seiten der Zuleitungsröhren angebracht und, wie
diese, auf dem Glasstative wohl isolirt sind.
K ist in den Versuchen, bis andere Angaben gemacht werden, = \ — ^
DunieWs oder Grove^s.
Versuch 3.
Wd: Capillarröhre III. — K: i Daniell. — Stromeintritt bei z^.
3Ä. 14 m. Mittelgrosser (frisch eingefangener Frühjahrs-) Froschff.
18 m. Ischiadicus auf die Zuleitungsröhren gelegt.
22 m. J^ geschlossen. Schieber steht auf 800.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand des Ner-
ven anzeigend, um 7*^ aus. Der Widerstand
nimmt zu.
830.
860.
877.
905.
965.
1017.
1057.
1097.
1170.
1220. Empfindlichkeitsprüfung: der Verschiebung v. S^
um 20™"* entspricht const. Ablenk. d. Nadel v.c.5*.
23
m.
24
m.
25
m.
27
m.
31
m.
35
m.
39
m.
43
m.
51
m.
59
m.
7
m.
15
m.
23
tn.
42 Abschn. II. Kap. II. (4 (%).
ih. Im. 4250.
4267.
4275. Sofort & geöffnet.
Die Nadel schlägt, Strom von z nach tr^ (im Ner-
ven) anzeigend, um 2^ aus.
Der Ischiadicus ist in seiner ganzen LUnge ertialten und mit dem Muskel
in unversehrter Verbindung gewesen. a6a»5,5®"; ho^ »7""; bw «Si"';
am = \%^^. Bei der Schliessung und bei der Oeffnung der Kette zuckle
der Muskel.
Versuch 4.
Wd'. Capillarröhre IL — - Ä': 4 Daniells. — Slromeintritt bei z^.
^h. 42 m. Kleiner (vor 4 Monaten eingefangener Winter-) Frosch f t
48 m. Ischiadicus auf die Zuleitungsröhren gelegt.
-lOA. 0 m. Abgeschlossen. Schieber auf 700.
Die Nadel bleibt einige Secunden auf Null und geht
dann, grösseren Widerstand des Ner\'en anzeigend,
langsam um 7'* vor.
738.
750.
763.
780.
800.
820.
830. EmpfindlichkeitsprUfung : derVerschiebungvonS
um { 0™°^ entspricht const. Ablenkung der Nadel
von fast 2^
840.
843. Sofort Ä' geöffnet.
Die Nadel schlägt , Strom von z nach z^ anzei-
gend, um etwas über 2*^ aus.
Nur ein 30°^™ langes Stück des Ischiadicus war benutzt worden, und genau
in seiner Mitte hatte es der Strom aufsteigend durchflössen, ab = 6"*" ;
.ao = 3,5™™. Der Nerv war sehr dünn.
1
m.
2
m.
3%
m.
6
rw.
9%
m.
4 5%
m.
23%
m.
37
m.
50
m.
4 ) öo = Länge des Nerven zwischen b und der Abgangsstelle des stärksten Ober-
schenkelastes ;
bw = Länge des Nerven zwischen b und der Wirbelsäule ;
4im = Länge des Nerven zwischen a und dem Muskel.
lieber die Widerstandsverändeningen der durchströmten Nervenstrecke. 43
Versuch 5.
Wd: Capillarröhre HI. — K: \ Daniell. — Stromeintritt bei z^.
Der Schenkel , welchem der Nerv entnommen wird , gehört einem am
Tage vorher I h. 39 m. Mittags getödteten mittelgrossen Frosche an und ist
bisher enthäutet im feuchten Räume aufbewahrt worden.
Ml
9 h. 37 m, Ischiadicus aufgelegt.
41 m. JC geschlossen. Schieber auf 700.
Die Nadel schlägt , grösseren Widerstand des Nerven
anzeigend; an die Hemmung. Der Widerstand nimmt
rasch zu,
980.
1060.
1130.
1180.
1220.
1250.
1275.
1295.
1307.
1317.
1340.
55% m. 1350. Empfindlichkeitsprüfung: der Verschiebung von S
um 10™°^ entspricht const. Ablenkung der Nadel
von c. 3^.
58 m. 1360.
4 0Ä. IVjW. 1370.
10 m, 1380. Sofort Ä^ geöffnet;
Die Nadel schlägt , Strom von z nach z^ anzei-
gend, um 4V2^ aus.
Der Ischiadicus ist in seiner ganzen Länge erhalten und mit dem Muskel
in unversehrter Verbindung gewesen, ab = 4, 5"^" ; Jo= 7™™ ; 6t^= 32"" ;
am =16°". Bei der Oeffnung der Kette zuckte der Muskel. Nicht lange
nach der Beendigung des Versuches war die untersuchte Nervenstrecke todt.
Versuch 6.
Wd: Capillarröhre III. — Ä': 1 Daniell. — Stromeintritt bei js.
Der Schenkel, welchem der Nerv entnommen wird, gehört einem zwei
Tage vorher 3A. 56 w. getödteten mittelgrossen Frosche an und ist bisher
enthäutet im feuchten Räume aufbewahrt worden. Die Muskeln des Schen-
kels sehen sehr trtibe und schon faulig aus.
42
m.
43
m.
44
m.
45
m.
46
m.
47
m.
48
m.
49
m.
50
m.
51
m.
54
m.
44 AbMhn. U. Kap. II. 1 4 (S).
Sh.
58 m.
Ischiadicus aufgelegt.
9 h.
6 m.
K geschlossen. Schieber auf 1000.
Die Nadel schlagt, geringeren Widerstand des Nerven
anzeigend, um 38* aus. Der Widerstand nimmt
rasch zu.
7 iw.
C.915.
9 m.
935.
10 m.
955.
14% w.
980.
13% m.
1020.
16 m.
1050
etwas mehr] .
18 m.
1080.
20 171.
1100.
22 m.
1120.
24% m.
1140.
28% m.
1160.
34 m.
1180.
Empfindlichkeitsprüfung : der Verschiebung von
S um 10"™ entspricht const. Ablenkung der
Nadel von fast 3*.
41 m. 1200.
52 m. 1220.
10A. 7 m. 1225 (ohngefähr) .— Sofort JST geöffnet.
Die Nadel schlägt , Strom von z^ nach z anzei—
gend, um 5*^ aus.
Der Ischiadicus ist in seiner ganzen Lange erhalten und mit dem Muskel in
unversehrter Verbindung gewesen, ab =s 6™™ ; bo = 8"" ; 6to = 4 1 ""** ;
am^ \ 7™"*. Schon vor dem Beginne des Versuches hatten die Muskeln
weder auf directe noch auf indirecte Reize reagirt.
Die Versuche ergeben eine grosse Widerstandszunahme der durch-
strömten Nervenstrecke. Allerdings stellt sich , da die innere Polarisation
der durchströmten Nervenstrecke dem primären Strome entgegengesetzt
gerichtet ist, die Widerstandszunahme in den Versuchen zu gross dar
(vgl. Kap. I. § 1.] : allein die Versuche zeigen sogleich auch weiter, v^ie
gering nur der durch die Polarisation bedingte Fehler ist. Berechnen wir
für unsere Versuchsbeispiele mit Hülfe des Nadelausschlages bei der Oeff—
nung der Kette die Veränderung der Schieberstellung , welche durch die
innere Polarisation herbeigeführt ist, so beträgt diese — nach der für sie
günstigsten Berechnung — bei den Versuchen 3. und 4. c. 10"*°*, bei den
Versuchen 5. und 6. nicht ganz 20"*"* , und nach Abzug dieser 1 0 resp.
20™"* von der beobachteten Schieberverstellung giebt uns die Übrigblei—
Ueber die Widerstandsverttnderungen der durchströmten Nervenstrecke. 45
bende Veränderung der Schieberstellung in den Versuchen die beträcht-
liche Zunahme an, welche der Widerstand der betreffenden Nervenstrecken
bei ihrer Durchströmung in Wahrheit erfahren hat.
Hierbei vernachlässigen wir die Widerstandsveränderung der Zuiei-
tungsröhren , welche mit der Nervenstrecke in derselben Leitung sich be«*
inden, weil sie bei unserer Verwendung der CapillarrOhre als Vergleichs-^
widerstand nach den Ermittelungen in (4.) der grossen Schieberverstellung
in den Versuchen gegenttber verschwindet — und dies um so mehr , als
die Stromintensität in den ZuleitungsrGhren jetzt viel kleiner ist als in den
Versuchen, welche wir vorhin an den Zuleitungsröhren allein angestellt
haben. Uebrigens würde, zumal da der durch die innere Polarisation des
Thones bedingte Fehler zugleich mit dem durch die innere Polarisation der
Nervenstrecke selbst herbeigeführten Fehler bereits eliminirt ist , in Folge
der Abnahme des Widerstandes der Zuleitungsröhren bei ihrer Durchströ-
mung die Widerstandszunahme der durchströmten Nervenstrecke in Wahr-
heit nur noch ein wenig grösser sein, als wir sie eben angenommen haben.
Es bleibt dann nur ein Bedenken hinsichts unseres Ergebnisses noch
zu zerstreuen.
Der Widerstand des flüssigen Vergleichswiderstandes wird in Folge
der Erwärmung durch den Strom mit der Zeit kleiner, und diese Abnahme
des Vergleichswiderstandes muss eine scheinbare Zunahme des Wider-
standes des Nerven zur Folge haben. Zwar wird nun , dass die Wider-
standszunahme der durchströmten Nervenstrecke in der Grösse, wie wir
sie erkannt haben, nicht durch die Erwärmung des flüssigen Vergleichs-
widerstandes vorgetäuscht ist, wenn wirklich dies Jemand sollte glauben
wollen, schon dadurch erwiesen, dass in den mit dem Stiemefi^schen Rheo-
staten als Vergleichswiderstand angestellten Versuchen, in welchen die
Widerstandszunahme der Drahtmassen des Rheostaten in Folge der Erwär-
mung durch den Strom gerade den entgegengesetzten Erfolg — eine schein-
bare Abnahme des Nervenwiderstandes — nach sich ziehen müsste , doch
gleichfalls die Widerstandszunahme der Nervenstrecke auftritt (vgl. u. Ver-
such 9. § 4.). Und wenn bei diesen Versuchen die Widerstandszunahme
der Nervenstrecke aus anderen Gründen , welche wir später im Kap. III.
§. 2. und 3. werden kennen lernen, im Durchschnitt kleiner als bei unse-
ren Versuchen hier sich darstellt, so lehren die Versuche des § 4. weiter,
dass die scheinbare Widerstandszunahme der Nervenstrecke in Folge der
Erwärmung des flüssigen Vergleichswiderstandes sogar nur eine ganz un-
wesentliche sein kann. Allein wir wollen doch , um die Ergebnisse der
vorliegenden Versuche für sich allein vor allen Zweifeln sicher zu stellen,
den Einfluss der Erwärmung des flüssigen Vergleichswiderstandes sogleich
unmittelbar zu ermitteln suchen.
46 AiMcbD. II. Kap. II. { 4 'r.
Wir nehmen dazu in den Zweig unseres Stromnetzes, welcher den
Vergleichswiderstand enthält, einen PoAfschen Stromwender nril ausge-
nommenem Kreuze auf und verbinden mit ihm die beiden Capillarrfrtiren I
und II, deren Widerstände bei gleicher Temperatur nach wiederholten
directen Bestimmungen s 744 : 756 sich verhalten, in der Weise, dass wir
durch Umlegen der W^ippe nach Belieben die eine oder die andere der Ca-
pillarrOhren als Vergleichswiderstand in den Stromkreis einschalten k<ln-
nen. Alsdann stellen wir unsere Versuche wieder, wie bisher, an mit
Benutzung der CapillarrOhre I, legen aber vor der Beendigung jedes Ver-
suches die Wippe um , so dass an Stelle der durch den Strom erwärmten
Capillarröhre I die noch nicht durchströmte CapillarrOhre 11 in den Schlies-
sungskreis aufgenommen wird.
Versuch 7.
Wd: Capillarröhre I. — K: I Daniell. — Stromeintritt bei js^.
4 A. 40 m. Kleiner Frosch ff .
46 m. Ischiadicus aufgelegt.
2A. 10 m. AT geschlossen. Schieber auf 720.
Die Nadel schlägt , grosseren Widerstand des Nerven
anzeigend, um etw^as über 40* aus. Der Wider-
stand nimmt zu.
800 (eine Spur weniger) .
810.
820.
830.
840.
850.
860.
870.
880.
3Ä. 2 m. 890. — Empfindlichkeilsprttfung : der Verschiebung von
S um 1 0®"* entspr. const. Ablenkung der Na-
del von c. Vi*.
m, 900. Sofort wird durch Umlegen der Wippe* Ca-
pillarröhre II an Stelle der Capillar-
röhre I eingeschaltet.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand des
Nerven anzeigend, um c. */»* aiis.
44
m.
44
m.
48
m.
23
m.
28%
m.
35
m.
*«v.
fn.
48
m.
55
m.
2
m.
i ) Die Oeffnuog des Zweiges des Vergleichswiderstandes , welche mit dem Umle-
gen der Wippe verbunden ist, bleibt, offenbar ihrer nur sehr kurzen Dauer wegen, ohne
jeden Einfluss auf die Nadel.
lieber die Widerstands Veränderungen der durchströmten Nervenstrecke. 47
3 h, ^% m, 895» Der Widerstand nimmt zu.
H m, 898 (etwas mehr). Sofort wieder Gapillarröhre i
anstelle der Capillarröhre II einge^
schaltet.
Die Nadel schlügt, grösseren Widerstand des
Nerven anzeigend, um etwas über y,^ aus.
\ \ % m. 903 (etwas mehr) .
47 m, 940. Sofort JST geöflnet.
Die Nadel schlägt, Strom von z nach js, anzei—
gend, um etwas über Y»^ aus.
Der Ischiadicus war fast in seiner ganzen Länge erhalten, vom Muskel aber
getrennt. a6 = 8"^°>; 60« 3""; 6ri=:24"^"; o/=10'
imm
Dabei zeigt sich denn allerdings, dass nach dem Umlegen der Wippe
eine Veränderung der Schieberstellung im Sinne einer Widerstandsver-
ringerung der Nervenstrecke erforderlich ist , damit die Nadel wieder auf
Null einsteht. Allein einmal beträgt diese Schieberverstellung höchstens
5min^ und sodann schliesst sie noch diejenige Schieberverstellung ein, welche
schon allein in Folge der ungleichen Widerstände der beiden Capillarröh-
ren I und II bei gleicher Temperatur derselben sich herausstellen musste.
Auch lässt sich leicht nachweisen, dass gerade die letztere Schieberver—
Stellung von der grösseren Bedeutung ist. Verfahren wir nämlich umge-
kehrt wie bisher , so dass wir zuerst mit der Capillarröhre II arbeiten und
gegen Schluss des Versuches an deren Stelle die Capillarröhre I einschal-
ten, so ist nach dem Umlegen der Wippe eine Schieberverstellung um { —
2°^™ im Sinne- einer Widerstandsvermehrung des Nerven erforderlich: es
ist also in Folge der Temperaturerhöhung durch den Strom der Widerstand
der Capillarröhre II noch nicht um so viel verringert worden, als er von vorn
herein bei gleicher Temperatur grösser war als der Widerstand der Capil-
larröhre I. Die Schieberverstellung in Folge der Erwärmung des flüssigen
Vergleichswiderstandes durch den Strom ist demnach nur so gering , das»
sie der grossen Schieberverstellung gegenüber, welche in den Versuchen
erforderlich war, verschwindet: wollte man sie jedoch durchaus nicht
vernachlässigen , so würde man sie von der nach Eliminirung des Fehlers
der inneren Polarisation übrig gebliebenen Veränderung der Schieberstel-
lung in den Versuchen in Höhe von etwa 2 — 3™™ in Abrechnung zu brin-
gen haben.
4 ) 6r = Länge des Nerven zwischen b und dem rechten Nervenende ;
al == Lange des Nerven zwischen a und dem linken Nervenende.
48
AbflchA. IL Kap. U. | 4 i
Es unterliegt jetzt keinem Zweifel mehr, dass der Widerstand der
durchströmten Nervenstrecke beträchtUeh wttchsl. Allein bei der geriogeD
Grösse der Fehler unserer Versuche , wie sie sich eben ergeben hat , kön-
nen wir uns mit diesem Erwerbe noch nidil sufirieden geben. Wie bisher
die anfänglidie und die schliessliche Schieberstellung allein, so wollen wir
weiter sämmtliche Sdiid)erslelhingen wahrend der Dauer der Durchslrö-
mung in's Auge fassen, um uns Auskunft auch darüber su Terschaffen, in
welcher Weise die Widerstandszunahme der Nervenstrecke statthat.
Indessen lassen sich die beobachteten Sdiieberstellungen nicht unmit-
telbar für unseren Zweck verWerthen, weil die Schieberversiellungen um
gleiche Ldngenwerthe doch Widerstandsverttnderungen von verschiedener
Grösse repräsentiren. Von zwei auf derselben Hälfte des Rfaeostaten gele-
genen gleichen Längenwerthen entspricht nämlich der von der Mitte des
Rheostaten entferntere Längenwerth einer grösseren Widerstandsverände-
rung als der der Mitte nähere Längenwerth. Hierdurch kann, wie man
leicht übersieht, unter gewissen Umständen, wenn eine Veränderung des
Nervenwiderstandes mit constanler Geschwindigkeit erfrigl, durch die
erforderliche Sctüeberverstelhmg doch der Anschein hervorgerufen wer-
den, als ob der Widerstand mk zunehmender resp. abnehmender Ge-
.schwindigkeit sich verändere; es kann femer eine Wlderstandsverdn-
derung der Nervenstrecke nach der erforderlichen Schieberverstellung
mit abnehmender Ge-
schwindigkeit stattzuha-
ben scheinen, während in
Wahrheit die Geschwin-
digkeit der Veränderung
zunimmt ; — und umge-
kehrt. Wir sind deshalb
genöthigt, für unsere Ver-
suche nach jeder einzel-
nen Schieberstellung den
Widerstand der Nerven-
strecke zu der betreffen-
p 0t. den Zeit zu berechnen.
/^ Die (gestrichelte) Cur\'e
ÖV der Fig. 5. ^ ist als-
dann der grapiusche Aus-
p. - druck des Ergebnisses
rig. 5. '-
<; Die zweite, dem Stücke r, f der Abscissenaxe entsprechende Hälfte der Fig. 3.
ist vorläufig zu übersehen.
lieber die Widerstandsveränderungen der durcliströmten Nervenstrecke. 49
unserer Versuche. Als Abscissen sind die Zeiten nach der Schliessung der
Kette , als Ordinaten die (berechneten] Widerstandszuwächse verzeichnet,
und die Curve ÖV stellt somit die Widerstandszunahme der durchströmten
Nervenstrecke nach den Versuchen dar. Es wächst danach der Wider-
stand der Nervenstrecke bei ihrer Durchströmung zuerst mit allmählich
zunehmender, dann mit allmählich abnehmender Geschwindigkeit. Die
Curve ÖV ist aber noch mit den Fehlern behaftet, welche durch die innere
Polarisation der Nervenstrecke und durch die Erwärmung des Vergleichs-
widerstandes in die Versuche eingeführt sind , und wir haben zuzusehen,
wie zu dieser Curve ÖV die Curve der wahren Widerstandszunahme der
Nervenstrecke sich verhält.
Von der inneren Polarisatioh ist es bekannt, dass sie nach der Schlies-
sung der Kette mit allmählich abnehmender Geschwindigkeit zunimmt und
schliesslich ein Maximum erreicht, auf welchem sie sich unverändert erhält
[s. Abschn. I. Kap. I. § 4 (6)]. Ebenso wächst die Temperatur des flüs-
sigen Vergleichswiderstandes aus den nämlichen Gründen, wie sie vorhin
in (l.j für die Zuleitungsröhren entwickelt sind, nach der Schliessung
der Kette mit allmählich abnehmender Geschwindigkeit bis zu einem Ma-
ximum und bleibt weiterhin constant. Da nun beide Fehlerquellen unsere
Versuche in der Weise beeinflussen, dass sie den Widerstand der Nerven-
strecke zu gross erscheinen lassen, so folgt aus dem Gesagten für die Curve
der wahren Widerstandszunahme der Nervenstrecke einmal, dass ihre
sämmtlichen Ordinaten kleiner sein müssen als die der Curve ÖV. sodann
aber auch, dass ihr Anfangsstück weniger rasch ansteigend, gegen die
Abscissenaxe convexer sein muss als das Anfangsstück der Curve ÖV.
Das letztere Ergebniss ist für uns noch von besonderem Interesse.
Während nämlich die schliessliche Abnahme der Geschwindigkeit, mit wel-
cher der .Nervenwiderstand bei der Durchströmung wächst, ohne Ausnahme
in allen Versuchen , wofern sie nur genügend l^nge fortgesetzt sind, ganz
bestimmt hervortritt, lässt die anfängliche Zunahme der Geschwindigkeit
in manchen Versuchen , in welchen das Wachsen des Widerstandes sehr
rasch erfolgt, nur undeutlich oder auch gar nicht sich erkennen. Ziehen
wir nunmehr bei diesen Versuchen die Fehlerquellen der inneren Polari-
sation der Nervenstrecke und der Erwärmung des Vergleichswiderstandes
in Betracht, so ist auch bei den meisten von ihnen die anfängliche Conve-
xität der Curve gegen die Abscissenaxe ausser allem Zweifel.
Was wir vorhin über das Verhalten der inneren Polarisation der Ner-
venstrecke und der Erwärmung des Vergleichswiderstandes gesagt haben,
bedarf aber noch einer Berichtigung. Allerdings nämlich verharren beide,
sobald sie ihr Maximum erreicht haben, unverändert auf diesem, wenn der
Strom constant bleibt. Allein in unserem Falle wird durch die Wider-
H. Mnnk, Untersachungea etc. 4
50 Abflcim. IL Kap. IL | i. Die WiderttandsverttDderangen
standsiunahme der Nervenstrecke mit der Dauer des Stromes die Intensität
desselben in der Nervenstrecke und im Vergleichungswiderslande immer
kleiner, und darum mtlssen die innere Polarisation der Nervenstrecfce und
die Temperatur des Vergleichswiderstandes von ihrem Maximum aus wie-
der abnehmen, die erstere freilich nur dann, wenn sur Hervomifung ihres
Maximums nicht auch der schwächere Strom immer noch ausreichend ist.
Trotz mehrfacher hierauf gerichteter Bestrebungen ist es mir nicht
gelungen, bei der Polarisation — für die Temperatur des Yergleiclis^der-
Standes w^ar von vom herein darauf zu verzichten — die in Rede stehende
Abnahme in den Versuchen deutlich zur Beobachtung kommen zu lassen.
Wenn dies nun auch keineswegs auffallen kann, weil der Einfluss der Po-
larisation auf die Schiebers tellung schon im Ganzen nur gering ist und es
sich hier nur um eine kleine Abnahme dieses Einflusses handelt , so ist
doch immerhin , da eine gewisse Grösse der inneren Polarisation ebenso-
wohl durch einen schwächeren Strom in längerer Zeit wie durch einen
stärkeren Strom in kürzerer Zeit herbeigeführt werden kann , auch daran
zu denken, dass vielleicht die längere Dauer des Stromes in. den Versuchen
die Abnahme der Stromintensität in Bezug auf die Polarisation compensirt
hat. Wie dem aber auch sein mag, so viel ist gewiss, dass die Abweichung
der Curve der wahren Widerstandszunahme der Nervenstrecke von der
Curve ÖV ausAnlass der in Rede stehenden Abnahme nur so unbedeutend
sein kann , dass wir sie ganz vernachlässigen dürfen. Es würde die Ab-
weichung übrigens im Wesentlichen darin bestehen , dass das Endstück
der Curve der wahren Widerstandszunahme der Nervenstrecke um eine
Spur rascher ansteigend , concaver gegen die Abscissenaxe sein würde als
das Endstück der Curve ÖV,
Fassen wir Alles zusammen, so ergiebt sich nach Eliminirung der
Fehlerquellen^ aus der Curve ÖV die Curve ÖsW derselben Fig, 5. als die
Curve der wahren Widerstandszunahme der Nervenstrecke bei ihrer Durch-
strömung : der Widerstand der durchströmten Nervenstrecke nimmt zuerst
mit allmählich zunehmender und sodann mit allmählich abnehmender Ge-
schwindigkeit zu.
Unsere Ergebnisse stehen im Widerspruche zu den oben (Abschn. I.
Kap. IL § 2.) aufgeführten Erfahrungen du BoiS'-Reymond's: wir haben
secundären Widerstand — einen Zuwachs des Widerstandes durch den
Strom — am Nerven auftreten sehen nicht nur trotz der Kochsalzlö-
1) Die Fehler der Versuche lassen sich als scheinbare Widerstandsveränderun-
gen des Nerven in Folge der inneren Polarisation des Nerven und der Erwärmung des
Vergleichswiderstandes graphisch darstellen und sind in der Fig. 5. — der Deutlich-
keit wegen zu gross — durch die (gestrichelte) Curve ÖP gegeben. Die algebraische
Subtractton der Ordinaten der Curve ÖP von den Ordinaten der Curve ÖV für jeden
Punkt der Abscisse ergiebt dann die Curve ÖsW.
sind Folgen der Durchströraung. 51
sung, welche den Strom dem Nerven zuleitete, sondern auch trotzdem^
dass oft der Nerv von einem Strome durchflössen war, der nur einen
Bruchtheil des Stromes einer einfachen Kette betrug. Es muss vorläufig
dahingestellt bleiben, wodurch die abweichenden Erfahrungen du Bois-
Beymon(Cs veranlasst sind. Man wird aber ihretwegen schon nach der vor-
stehenden Darlegung nicht mehr gegen unsere Ergebnisse Bedenken hegen
können, und jeder Schritt in der Folge wird nur einen Beweis für die Rich-
tigkeit unserer Ergebnisse liefern.
§ 2. Die anfgefnndenen Widerstandsveränderongen der intrapolaren Her-
venstrecke bei ihrer Darehströmong sind Folgen der Durehströmong.
Die Widerstandsveränderungen, welche wir im § 1 (2) kennen ge-
lernt haben, sind dort stets nur als VerJInderungen der durchströmten
Nervenstrecke oder al^ Veränderungen der Nervenstrecke bei ihrer Durch-
strömung hingestellt worden, so dass es zweifelhaft blieb, ob sie auch Fol-
gen der Durehströmung sind. Diese Vorsicht war dadurch geboten , dass
wir im Nerven ein mit der Zeit veränderliches Versuchsobject vor uns
haben. Nach seiner Trennung vom lebenden Gesammtorgaiiismus haben
im Nerven chemische Umsetzungen statt, welche ihn bald rascher bald
langsamer vom Leben zum Tode und vom Tode zur Fäulniss führen : und
bei der innigen Beziehung, in welcher der Leitungswiderstand der Körper
im Allgemeinen zu ihrer chemischen Constitution steht, kann es nicht gut
anders sein, als dass jenen chemischen Veränderungen, welche der Nerv
mit der Zeit erfährt, auch Widerstandsveränderungen des Nerven entspre-
chen. Diese Widerstandsveränderungen des Nerven mit der Zeit, wie wir
sie fortan kurz nennen wollen , werden oflTenbar auch bei der Durchströ-
mung des Nerven , die eine mehr oder weniger lange Zeit dauert , vor sich
gehen, und die Widerstandsveränderungen der durchströmten Nerven-
strecke sind daher die algebraische Summe von zweierlei Widerstandsver-
änderungen der Nervenstrecke , den Veränderungen in Folge der Dureh-
strömung und den Veränderungen mit der Zeit.
So werthvoU nun auch die gewonnene Kenntniss der Widerstands-
veränderungen der Nervenstrecke bei ihrer Durchströmung für uns ist,
so können wir doch bei ihr nicht stehen bleiben : vielmehr verlangt unser
Vorhaben, mit Hülfe der Widerstandsveränderungen in die inneren Vor-
gänge im Nerven einzudringen, dass wir weiter auch die Widerstandsver-
änderungen der Nervenstrecke in Folg e der Durchströmung kennen lernen.
Diese sind uns aber jetzt ohne Weiteres gegeben, sobald nur die Wider-
slandsveränderungen der Nervenstrecke mit der Zeit uns bekannt sind,
4*
52 Abschn. II. Kap. II. § 3. Zurückfuhrung der Widerstandsveränderungen
und es liegt daher die Aufgabe vor uns , die Widerstandsveränderungen
des Nerven mit der Zeit zu erforschen.
Theils formelle , theils und ganz besonders sachliche Gründe lassen
uns von der Darlegung der betreffenden Untersuchung an dieser Stelle
abstehen und sie für später (Kap. III. § 5.) aufsparen. Dort werden wir
alsdann auch die Widerstandsveränderungen der Nervenstrecke mit der
Zeit mit den Widerstands Veränderungen der Nervenstrecke bei der Durch-
strömung vergleichen , um zu ermitteln , wie viel von den letzteren Ver-
änderungen auf Rechnung der ersteren Veränderungen zu setzen ist. Hier
nehmen wir aber als Ergebniss dieser Vergleichung vorauf, dass die im § 4
(2) festgestellten Widerstandsveränderungen der durchströmten Nerven-
strecke ebenso wie alle anderen Widerslandsveränderungen bei der Durch-
strömung, welche wir in der Folge noch auffinden werden, bis wir an die
Untersuchung der Widerstandsveränderungen des Nerven mit der Zeit
kommen, in der Genauigkeit , mit welcher wir sie constatirt haben resp.
constatiren werden, zweifellos Folgen der Durchströmung sind.
Das Abkommen, welches wir nunmehr gewissermassen mit dem Leser
treffen müssen, indem wir auf Grund dieses noch nicht bewiesenen Satzes
in der Untersuchung weiterschreiten , — ein Abkommen , wie es Übrigens
bei den so verwickelten Untersuchungen der thierischen Theile gar häufig
nothwendig ist, — wird man uns zu Gute halten in Rücksicht darauf, dass
zu einer exacten Erforschung der Widerstandsveränderungen des Nerven
mit der Zeit eine ausgedehntere Kenntniss der Widerstandsveränderungen
des Nerven bei der Durchströmung erforderlich ist, als wir sie zur Zeit be-
sitzen. Es hat aber gerathener geschienen , auf diese Weise vorzugehen,
als die aufgefundenen Widerstandsveränderungen vor der Hand ohne Wei-
teres als Folgen der Durchströmung anzusprechen, weil auch nicht im Ent-
ferntesten dem Verdachte Raum gegeben werden sollte , als seien die mit
der Zeit vor sich gehenden Veränderungen vernachlässigt worden.
§ 3. Znrückführang der Widerstandsveränderongen der intrapolaren
Ner^enstrecke in Folge der Darchströmnng auf die inneren Vorgänge in
dieser Nervenstrecke.
Nachdem wir so erfahren haben, dass die Widerstandsveränderungen
der intrapolaren NeiTenstrecke, welche wir im § 1 (?) kennen gelernt ha-
ben, Folgen der Durchströmung sind, wollen wir es versuchen, sie auf die
inneren Vorgänge im Nerven zurückzuführen.
Unter den Vorgängen, welche in den feuchten porösen Körpern unter
dem Einflüsse des Stromes statthaben (s. Abschn. I. Kap. I.) , ist nur ein
einziger, von dem es feststeht, dass er stets zu einer Veränderung ihres
der intrapolaren Nervenstrecke auf die inneren Vorgänge in der Nervens trecke. 53
Widerstandes Anlass ist: es ist dies die Erwärmung der feuchten porösen
Körper, die ihren Widerstand verringert.
Ein zweiter Vorgang , die Fortführung der Flüssigkeit im Innern der
feuchten porösen Körper, vermehrt unter Umständen den Widerstand
dieser Körper, indem er eine stellenweise Verarmung der Körper an Flüs-
sigkeit herbeiführt. Unter welchen Umständen es zu einer stellenweisen
Verarmung des feuchten porösen Körpers an Flüssigkeit kommt , ist bisher
nur ungenügend bekannt und soll weiterhin uns noch beschäftigen : vor
der Hand aber kümmern wir uns da , wo wir auf eine stellenweise Ver-
armung eines feuchten porösen Körpers an Flüssigkeit stossen , gar nicht
weiter darum, welche Bedingungen der Flüssigkeitsfortführung es gewesen
sind, die zur Verarmung geführt haben.
Danach haben wir aus 'der aufgefundenen Widerstandszunahme der
intrapolaren Nervenstrecke zu schliessen einmal, dass in Folge der Durch-
strömung eine stellenweise Verarmung der intrapolaren Nervenstrecke an
Flüssigkeit eintritt, — sodann , dass die Widerstandszunahme der intra-
polaren Nervenstrecke in Folge ihrer stellenweisen Verarmung an Flüssig-
keit ihre Widerstandsabnahme in Folge der Erwärmung übertrifft, — end-
lich, dass schon verhältnissmässig schwache Ströme im Stande sind , eine
bedeutende stellenweise Verarmung der durchströmten Nervenstrecke an
Flüssigkeit herbeizuführen.
Weiter aber ergiebt sich noch aus der Curve ÖsW^ wenn auch zum
Theil nur mit grosser Wahrscheinlichkeit, in welcher Weise die Wider-
standszunahme der intrapolaren Nervenstrecke durch ihre stellenweise
Verarmung an Flüssigkeit statthat. Nach dem zweiten der vorstehenden
Schlüsse ist nämlich ÖsH^die Summen-Curve der Curve der Widerstands-
zunahme der intrapolaren Nervenstrecke in Folge ihrer stellenweisen Ver-
armung an Flüssigkeit und der Curve der Widerstandsabnahme derselben
Strecke in Folge ihrer Erwärmung. Der Verlauf der Erw^ärmung der Ner-
venstrecke ist uns nun bekannt. Aus denselben Gründen, wie sie oben im
§ 4 (1) für die Zuleitungsröhren entwickelt sind, muss die Temperatur der
Nervenstrecke von der Schliessung der Kette an mit abnehmender Geschwin-
digkeit bis zu einem Maximum zunehmen, und sie müsste auf diesem Ma-
ximum fernerhin verharren, wenn die Intensität des den Nerven durchflies-
senden Stromes ccmstant bliebe ; da die Stromintensität aber in Folge der
Widerstandszunahme der durchströmten Nervenstrecke kleiner wird, muss
die Temperatur der Nervenstrecke, nachdem sie ein Maximum erreicht hat,
von dem Maximum aus wieder abnehmen. Danach wird die Curve der
Widerstandsabnahme der intrapolaren Nervenstrecke in Folge der Erwär-
mung im Wesentlichen dife Gestalt der Curve OK der Fig. 5 haben. Neh-
men wir nun an, jene Curve habe in dem speciellen Falle, für welchen die
54 Abschn. II. Kap. II. § 4. lieber die WiderstaadsverandenuigeB
€urve O^PT der Fig. 5 die Widerstandszunahme der intrapolaren Nerven-
strecke in Folge ihrer DurchstrtjAiuDg darstellt, auch genau die Gestalt der
Gurve OK derselben Figur , so ergiebt die algebraische Subtraction der
Ordinaten der Gurve OK von den Ordinaten der Gurve ÖsW für jeden
Punkt der Abscisse die Gurve ÖA als Gurve der WiderstandsEunahme der
intrapolaren Nervenstrecke in Folge ihrer stellen weisen Verarmung an Flüs-
sigkeit. Und von ähnlicher einfacher Gestalt ergiebt sich die letztere Gurve,
wenn man an Stelle der Gurve ÖiTeiae andere Gurve von im Wesentiichen
gleicher Gestalt setzt, wofern nur, wenn die Ma^umalordinate dieser Gurve
grösser als die der Gurve ÖüTist, auch die Abscisse dieser Ordinate grösser,
und wenn ihre Maximalordinate kleiner als die der Gurve OK ist, auch die
Abscisse dieser Ordinate kleiner ist als die entsprechende Abscisse der
Gurve ÖK\ sie ergiebt sich dagegen in ihrem Anfangsstücke von compli-
cirter Gestalt , wenn die eben angezeigte Bedingung nicht erfüllt ist. Da
es nun durchaus nicht wahrscheinlich ist, dass in Folge der stellenweisen
Yerarmung der intrapolaren Nervenstrecke an Flüssigkeit der Widerstand
dieser Strecke in einer verwickelten Weise wächst, so ist höchst wahr-
scheinlich ÖA die wahre Gurve der Widerstandszunahme der intrapolaren
Nervenstrecke in Folge ihrer stellenweisen Verarmung an Flüssigkeit. Es
nimmt also in Fc^ge der steUenweisen Verarmung der intrapolaren Nerven-
strecke an Flüssigkeit der Widerstand dieser Strecke — und zwar höchst
wahrscheinlich sogleich von der Schliessung der Kette an — mit abneh-
mender Geschwindigkeit zu.
§ 4. üeber die Widerstandsverandemngen der dorchströmten Verven-
strecfke nach der ümkehrnng der Stromrichtang.
In der UmkehTung der Stromrichtung während der Durchstrümung
des Nerven ist uns ein Mittel geboten , uns zu überzeugen , dass wir bei
der Untersuchung des § h (2) durch die Fehlerquellen derselben Dicht ge-
täuscht worden sind. Wir wollen es nicht unterlassen, unsere Ergebnisse
auch noch auf diese Weise zu sichern , um so weniger , als dabei noch
werthvoUe neue £rfahrimgen zu gewinnen uns in Aussicht st^t.
Kehren wir, nachdem der Strom einige Zeit den Nerven in der einen
Richtung durchflössen hat, die Stromrichtung um, so wird mit dem Augen-
blicke der Umkehrung die bestehende innere Polarisation , welche bisher
dem primären Strome entgegengesetzt gerichtet war, diesem Strome gleich
gerichtet und muss daher , wie vorher eine scheinbare Vermehrung, nun-
mehr eine scheinbare Verminderung des Widerslandes des Nerven bedin-
gen. Weiter aber muss, weil die zuerst vorhandene innere Polarisation
nach dem Wechsel der Stromrichtung anfangs rasch, dann langsamer sich
der durchströmtoii Nervenstrecke nach Umkebrung der Stromrichtung. 55
zergtreut und schliesslich die der neuen Stromricbtung entsprechende in-
nere Polarisation auftritt, in Folge der inneren Polarisation der Widerstand
des Nerven vom Wechsel der Stromrichtung an mit abnehmender Ge-
schwindigkeit zu wachsen scheinen. Und da in der Erwärmung der
CapiUarröhre eine Veränderung unmittelbar durch die Umkehrung der
Stromrichtung nicht eintritt, wird also die Folge der Fehlerquellen unserer
Versuche die sein, dass der W^iderstand der intrapolaren Nervenstrecke
unnlittelbar nach der Umkehrung verringert und sodann mit abnehmender
Geschwindigkeit im Wadisen begriffen erscheinen wird, bis wiederum die
neue Polarisation ihr Maximum eireicht hat.
Unsere Zuleitungsröhren geben uns Gelegenheit, die Riditigkeit des
eben Erörterten experimentell festzustellen. Ihr Widerstand wuchst zwar
nicht bei der Durchströmung , wie der des Nerven : seine Abnahme aus
anderen Gründen erscheint aber in Folge der inneren Polarisation kleiner,
als sie in Wahrheit ist [s. § 1 (4)]. Dass bei den Versuchen an den Zulei-
tungsröhren an Stelle der Capillarröhre die Drahtrollen des Stiemeti^'schen
Aheostaten den Vergleichswiderstand abgeben, ist natüriich ohne jeden
Belang.
Versuch 8. *
(Fortsetzung von Versuch i. § 4 [4].)
i2A. 17 tn. ' 626. Sofort Wippe Ä umgelegt, so dass Stromein-
tritt bei %,
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzei-
gend, um 85® aus. Der Widerstand nimmt zu.
6J7 (etwas weniger)| jjer Uriterschied beträgt c. 4«».
6 4 7 (etwas mehr) J
Der Widerst, verändert sich jetzt nicht merklich bis
von wo an er abnimmt.
616.
615. Sofort Ä* geöffnet.
Die Nadel schlägt , Strom von z nach 2, anzei-
gend, um 8® aus.
Abgeschlossen.
613.
612. Sofort iT geöffnet.
Die Nadel schlägt , Strom von z^ nach z anzei-
gend, um 1 Vi® aus.
Was wir vorausgesehen haben, ist also wirklich eingetroffen. Nur
macht das scheinbare Anwachsen des Widerstandes in Folge der inneren
18
m.
22
IW.
24
m.
39
m.
56
m.
Mh.
•
57
m.
1A.
20
m.
35
TW.
56 Abftchn. JI. Kap. II. § 4. Ueber die Widerstands Veränderungen
Polarisation des Thones sehr bald nach der Umkehrung der Stromricbtung
Platz der Abnahme des Widerslandes in Folge des Eindringens der con-
centririen Zinkvitrioltosung in den Thon, weiches wir vorhin nicht in
Betracht gezogen haben. Die dem Stttcke /, t der Abscissenaxe entspre-
chende zweite Hälfte der Fig. 4. erspart uns jede weitere Erörterung. Bei
t^ wird die Stromrichtung umgekehrt; UJl^ ist die Curve der durch die
innere Polarisation, CC^ die Curve der durch die En^'ärmung, endlich DD^
die Curve der durch die Flttssigkeitsfortftthrung (und die Diflusion] nach
der Umkehrung der Stromrichtung heii>eigeftthnen Sohieberverstellungen ^:
und aus der algebraischen Summirung der Ordinalen dieser drei Curven
für jeden Punkt der Abscisse ergiebt sich die Curve 22^ als die Cur\e
der nach der Umkehrung im Versuche wirklich erforderlichen Schieberver-
stellungen.
Dass die scheinbare Zunahme des Widerstandes in den Versuchen zur
Beobachtung kommt , verdanken wir übrigens nur dem gHlcklichen Ver-
hältnisse , in welchem bei unseren Zuieitungsröhren die Polarisation und
das Eindringen der Zinklösung die Schieberstellung beeinflussen. Wäre
der Einfluss der ersteren kleiner oder der des letzteren grösser, so wttrde^
wie man leicht übersieht, nicht jene Zunahme, sondern nur die anfäng-
liche Beschleunigung der Abnahme des Widerstandes den Einfluss der
Polarisation in den Versuchen verrathen.
Wie die Sache aber nun eben günstig liegt, verschaffen uns die Ver-
suche noch Aufschluss über die Grösse der Schieberverstellung, welche in
den Versuchen des §1 {\) durch die innere Polarisation veranlasst ist.
Zwar lässt sich unmittelbar nach der Umkehrung der Stromrichtung der
scheinbare Widerstand der Zuleitungsröhren nicht bestimmen , allein der
4 Minute nach der Umkehrung gemachten Bestimmung im Verein mit dem
Umstände, dass in der ersten Minute nach der Umkehrung eine scheinbare
Zunahme des Widerstandes stattgefunden hat, ist zu entnehmen, dass
jenem Widerstände die Schieberstellung von 615 bis 616 entsprochen
hat. Die halbe Differenz dieser Schieberstellung und der unmittelbar vor
der Umkehrung der Stromrichtung erforderlichen von 626 — also c. 5°" —
ist dann die Grösse der Schieberverstellung, welche in unserem Versuche 4 .
durch die innere Polarisation herbeigeführt w^ar. Und indem diese Bestim-
mung mit unserer früheren (s. o. S. 36.) übereinstimmt, haben wir durch
die Umkehrung der Stromrichtung einen eifreulichen Beweis gewonnen
für die Richtigkeit der Methode , nach welcher wir oben in den Versuchen
des § 1 . den Einfluss der inneren Polarisation bestimmt haben.
Gehen wir nunmehr zu den Versuchen am Nerven über.
4) Vgl. o. S. 38. Anm. (S).
der durchströmten Nervenstrecke nach Umkehning der Stromricbtung. 57
Versuch 9.
Wd: 99 Meilen T.-D. des Siemens* sehen Rheostaten. — iT: 4 Grove's. —
Strome! n tritt bei js,.
ii h. 28 m. Acht Ischiadici von 4 kleinen Fröschen, welche kurz vor-
her get(kltet sind, auf die ZuleitungsrOhren gelegt.
Die Nadel nimmt, Strom von z nach z^ anzeigend,
constante Ablenkung von 3® an (Nervenstrom).
ii k. 36 971. K geschlossen. Schieber auf i \ 00.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzei-
gend , an die Hemmung. Der Widerstand nimmt
rasch zu.
4070.
1095.
H30.
4U5.
1182.
1210.
4224.
4231.
4240.
424Ö.
i2h. 3 m. 1250. Sofort Wippe B umgelegt, so dass Strom-
eintritt bei z.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand an-
zeigend , an die Hemmung , der Widerstand
nimmt ab.
4 m. 4070«
5 «I. 1050.
6 971. 4041.
7 171. 1038.
11 971. 4 030. Der Widerstand nimmt jetzt noch spurweise ab bis
43 771. von wo an er zunimmt.
19 971. 4035.
23 971. 1040. — Empßndlichkeitsprttfung : Der Verschiebung
von S um 5™°^ entspricht constante Ablen-
kung der Nadel von c. 30*.
30 971. 4050.
37 971. 4 060.
50 971. 4080.
59 971. 4090.
37
m.
38
m.
39
m.
40
m.
48
m.
44
m.
46
m.
48
tn.
53
m.
88V,
1 m.
3
m.
58
Abschn. II. K*p. n. { 4. Ueber <U« WidentandsveründeniDgea
ih.
ik.
7
m.
47
w.
28
m.
43
m.
60
tn.
U
m.
4100.
4110.
4420.
4130.
4 4 37. Der Widerstand nimmt jetzt ab^
4 432. Sofort Wippe B umgelegt, so dass Stromein-
tritt wieder bei s^,
Die Nadel schlagt, geringeren Widerstand an-
zeigend, an die Hemmung. Der Widerstand
nimmt ab.
44
f». ^
1060.
45
tn. '
1062.
46
m. •
1053.
47
m. '
1045.
20
m. '
1033.
24
m. '
1024.
29
m. '
1015.
40
m. '
1005.
48
tn. '
1000.
49
tn.
51
m.
56
m.
000. Sofort Wippe B umgelegt, so dass Stromein-
tritt wieder bei z.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand an-
zeigend, um 34® aus. Der Widerst, nimmt zu.
992.
995.
4000. Sofort ÜT geöffnet.
Die Nadel schlägt, Strom von z nach z^ an-
zeig^Kl, um 4® aus.
Die acht Ischiadici waren mit ihren Plexus- und Muskel-£nden abwech-
selnd nach verschiedenen Seiten gerichtet aufgelegt. o6aB43"*™; 6r =
45"»"; a/=4 0"»".
Versuch 40.
Wd: Capillarröhre fl. — Ä': 4 Daniel!. — Stromeintritt bei z.
4 4Ä. 20 m. Mittelgrosser Froschf f.
28 m. Ischiadicus aufgelegt.
43 m. K geschlossen. Schieber auf 700.
Die Nadel schlägt , grösseren Widerstand anzeigend,
um 8® aus. Der Widerstand nimmt zu.
44 m. 780.
4) S. hierüber unten § 6.
der durohstrümtoa Nervenstrecke nach Vmkehrang der Stromricbtung.
59
Ai h.
4 9ih.
O.
2A.
47 m.
790.
50%».
800.
54 m.
810.
58 n.
820.
2% m.
830.
7% m.
840.
42 m.
850.
46%»!.
860.
21 m.
870.
26 m.
880.
Sofort Wippe B umgelegt, so dass Stromein-
tritt bei z^.
Die Nadel schlägt , geringeren Widerstand an-
zeigend, um 32^ aus. Der Widerst, nimmt ab.
27
m.
850.
29
rnr.
845.
33
m.
841.
36
m.
46
m.
850.
»4
m.
860.
2
m.
870.
9
m.
880.
46
m.
890.
22V,
1 m.
909.
30
1».
940.
37
m.
920.
44
m.
930.
51
m.
940.
Der Widerst, verändert sich jetzt nicht meriLlich bis
von wo an er zunimmt.
Sofort WippeBumgelegt, so dass Stromein-
tritt wieder bei z.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand an-
zeigend, um 4 8® aus. Der Widerst, nimmt ab.
52
m.
940.
53
m.
900.
55
Dt.
885.
57
fW.
880.
4
m.
877.
7
m.
880.
20
m.
890.
30
m.
900.
39
m.
940.
48
m.
920.
58
m.
930.
Der Widerstand nimmt jetzt zu.
60 Abschn. II. Kap. II. § 4. Ueber die Widerst« ndsverttndenuigen
3A. 8 m. 940.
18 m. 950. Sofort Wippe /^ umgelegt, so dass Stromem-
tritt bei z^.
Die Nadel schlägt , geringeren Widerstand an-
zeigend, um 22^ aus. Der Widerst, nimmt ab.
928.
925.
924. Der Widerstand nimmt jetzt zu.
930.
940.
950. Sofort A^ geöffnet.
Die Nadel schlägt, Strom von z nach z^ anzei-
gend, um c. Vt* aus.
Der Ischiadicus war fast in seiner ganzen Länge erhalten, vom Muskel aber
getrennt. 06 = 8""^; a/=10""; 60 = 4""*; bwssiO'
19
m.
21
m.
2i
m.
28
m.
34
m.
41
m.
imm
Versuch 41.
Wd: Capillarröhre II. — K: 1 Daniell. — Stromeintritt bei z.
IIA. 22 w. Kleiner Frosch ff.
m. Ischiadicus aufgelegt.
AT geschlossen. Schieber auf 800.
Die Nadel schlägt, grösseren Widerstand anzeigend,
um 8" aus. Der Widerstand nimmt zu.
881.
890.
900.
910.
12A. 8 m, 920.
930.
934. Sofort Wippe Ä umgelegt, sodass Stromein-
tritt bei J2j.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand an-
zeigend, um 60" aus. Der Widerst, nimmt ab.
22
m.
30
m.
45
m.
46*
4 rn.
49
m.
53
m.
59
m.
8
m.
22
m.
47
m.
1Ä.
48 m.
c. 900.
49% m.
890.
52 m.
880.
57 m.
870.
3 m.
860.
8 m.
855.
16 m.
850.
der durchströmten Nervenstrecke nach Umkehrung der Stromrichtung.
61
i h, 28 m, 845. Der Widerst, verändert sich jetzt nicht merklieb bis
2 A. 16 w. wo Wippe Ä umgelegt wird, so dass Strom-
eintritt wieder bei z.
Die Nadel schlägt , geringeren Widerstand an-
zeigend, um 40^ aus. Der Widerst, nimmt ab.
832.
830. Der Widerst, verändert sich jetzt nicht merklichbis
wo K geöffnet wird.
Die Nadel schlägt , Strom von z nach z^ anzei-
gend, um c. y»^ aus.
Der Ischiadicus war fast in seiner ganzen Länge erhalten, vom Muskel aber
getrennt. a6 = 7"™; io = 5™"»; 6r=14™"; a/=13™™.
48
m.
20
m.
25
m.
Versuch 12,
Wd: Capillarröhre II. — K: 1 Daniell. — Stromeintritt bei z,
8h. 29 m. Mittelgrosser Froschff.
37 m, Ischiadicus auf die Zuleitungsröhren gelegt.
39 m. K geschlossen. Schieber auf 750.
Der Spiegel schlägt, viel grösseren Widerstand anzei-
gend, aus.
945. Der Widerstand nimmt zu.
1015.
3974 m.
40 m.
41
42
43
44
45
46
47
48
m,
m.
m.
m.
m.
m.
m.
4874 TW.
49 m.
50
51
52
54
56
tn.
m.
m.
m.
m.
56 V4 m.
1057.
1082.
1103.
M19.
1133.
1140.
1157. •
1167. Sofort Wippe Ä umgelegt, so dass Strom-
eintritt bei z^.
1 080. Der Widerstand nimmt ab.
1030.
1000.
977.
965.
951.
948. Sofort W^ippe B umgelegt, so dass Strom-
eintritt wieder bei z.
946. Der Widerstand nimmt zu.
57
m.
58
171.
59
m.
1
m.
3
m.
5
m.
Q2 Abschn. IL Kap. II. § 4. üeber die Widerttandsvertmieniii^n
8A. 57 m. 954.
97«.
998.
9A. 1 m. 4041.
1073. ^
1093. Sofort IT geöffnet.
Der Spiegel bleibt unbewegt.
Der Ischiadicus ist in seiner ganzen Länge erhalten und mit dem Muskel in
unversehrter Verbindung gewesen. oA « 8»* ; bo = 6*" ; bw = 38"" ;
ams=13"". — Nach Beendigung des Versuches ist der Nerv noch dicht an
der Wirbelsäule mechanisch gut erregbar.
Zunächst und vor Allem zeigen die Versuche 40., 14. u. 12, dass die
Schieberverstellung im Sinne einer Widerstands Vermehrung, welche in
den Versuchen des § I (2) erforderlich war, nur zu einem ganz unbe-
trächtlichen Theile durch die innere Polarisation veranlasst gewesen ist.
Weder eine scheinbare Zunahme, noch selbst nur eine Beschleunigung der
Abnahme des Widerstandes ist nach der Umkehrung der Stromrichtung
zur Beobachtung gekommen. Und wenn wir auch hierauf gar kein Gewicht
legen wolHen deshalb , weil gegen die grosse Abnahme , welche der Wi-
derstand aus vor der Hand unbekannten Gründen nach der Umkehrung
erfährt, die scheinbare Zunahme desselben in Folge der Polansation ver-
schwinden könnte, so geht doch die Bedeutungslosigkeit der inneren Pola-
risation ganz unzweifelhaft daraus hervor , dass die Schieberstellung un-
mittelbar vor der (ersten) Umkehrung der Stromrichtung und die Schie-
berstellung V4 resp. 1 Minute nach der Umkehrung nur wenig von einander
differiren, obwohl in der Zwischenzeit dieser beiden Schieberstellungen
der Widerstand schon beträchtlich abgenommen hat und überdies nur die
Hälfte der Differenz der beiden Schieberstellungen unmittelbar vor und
unmittelbar nach der Umkehrung nach dem am*Eingange dieses § Erörter-
ten die Schieberverstellung angiebt , welche durch die Polarisation vor der
Umkehrung veranlasst war.
Selbst unter ungünstigeren Bedingungen, als bei den Versuchen des § f
(S) , stellt sich durch die Umkehrung der Stromrichtung leicht heraus , w ie
die Widerstandszunähme bei der Durchströmung auch hier keineswegs
eine scheinbare , durch die Polarisation bedingte ist. Dies zu zeigen , ist
oben Versuch 9. hingestellt. Ueberbrückt man nämlich die Zuieitungsröh-
ren mit mehreren Nerven , so wächst mit der Zahl der Nerven wohl der
Einfluss der Polarisati(»i beträchtlich , die in Wahrheit eine Zunahme des
Widerstandes bedingenden Einflüsse wachsen aber nur zum Theil und
nehmen zum grösseren Theile sogar ab (s. u. Kap. III. § 1 —3 ; § 3 Schluss).
der dorchströmten Nervenstrecka nach Umkehrung der Stromrichtung. 63
Trotzdem würde sich in unserem Versuche 9., der an 8 Nerven angestellt
ist , die durch die Polarisation herbeigeführte Schieberverstellung nur auf
c. 70"*°^ berechnen, während vor der Umkehrung eine YersteUung des
Schiebers um mindestens i 80°*™ erforderlich war.
Hält man die Versuche 40., 41 . u. 43. mit den Versuchen des § 4 (2)
zusammen , so gewinnt man auch sofort die Ueberzeugung , dass unsere
dortige Methode , den durch die Polarisation in die Versuche eingeführten
Fehler zu berechnen , zu sicheren Ergebnissen führte. Und somit ist der
Zweck, welchen wir zunächst bei den Versuchen hier im Auge hatten, er-
reicht : wir wollen nunmehr aber die Veränderungen , welche der Wider-
stand des Nerven nach der Umkehrung der Stromrichtung erfährt, an und
für sich noch genauer betrachten.
Berechnen wir für unsere Versuche nach jeder einzelnen Schieber-
stellung den Widerstand des Nerven zu der betreffenden Zeit, so ist das
unmittelbare Ergebniss der Versuche folgendes: Der Widerstand der
durchströmten Nervenstrecke wird , wenn er bei der DurchstrOmung des
Nerven in der einen Richtung einige Zeit gewachsen ist, nach der Umkeh-
rung der Stromrichtung mit allmählich abnehmender Geschwindigkeit klei-
ner , erreicht so ein Minimum und nimmt von diesem Minimum aus zuerst
mit allmählich zunehmender, später mit allmählich abnehmender Ge-
schwindigkeit wieder zu; die letztere Zunahme des Widerstandes erfolgt
aber im Ganzen stets mit geringerer Geschwindigkeit als die Zunahme vor
der Umkehrung der Stromrichtung.
Durch die Berichtigung der Fehler der Versuche erfährt dieses unmit-
telbare Versuchsergebniss keine irgend wesentliche Veränderung. Die
Widerstandsveränderungen der Zuleitungsröhren sind wiederum so gering,
dass sie sich ganz vernachlässigen lassen. Dasselbe gilt von den Verände-
rungen des Vergleichswiderstandes in Folge der geringen Schwankungen
seiner Temperatur. Und was die innere Polarisation des Nerven (und der
Zuleitungsröhren) betrifit, so muss sie nach dem am Eingange dieses § Er-
örterten die Versuche in der Weise beeinflussen , dass sie die anfängliche
Widerstandsabnahme etwas zu wenig steil, das Minimum des Widerstan-
des — je nachdem die Polarisation zur Zeit desselben noch dem primären
Strome gleich gerichtet oder schon ihm entgegengesetzt gerichtet ist^ —
ein wenig zu klein oder zu gross , endlich die schliessliche Zunahme des
Widerstandes etwas zu steil erscheinen lässt. Danach wird, wenn die
1 ) In den allermeisten Fällen und zwar stets dann , wenn das Minimum des Wi-
derstandes nicht erst sehr spät nach der Umkehrung der Stromrichtung eintritt, ist,
wie ich sehr häufig durch Oeffnung der Kette mich überzeugt habe , zur Zeit des Mini-
mums der Strom der inneren Polarisation dem neuen primären Strome noch gleich
gerichtet.
64 Ahschn. II. Kap. U. § 4. Ceber die Widerstandsverändeningen
(gestrichelte) Gurve F, s^ V^ in der zweiten Hlllfte der Figur 5. nach den
Versuchen die Widerstands Veränderungen der durchströmten Nervenstrecke
nach der Umkehrung der Stromrichtung , welche bei t^ der Abscissenaie
erfolgt, darstellt, die Curve der wahren Widerstandsveränderungen der
intrapolaren Nervenstrecke nach der Umkehrung der Stromrichtung die
Curve Ws^ W^ sein ^
Ueber das Yerhältniss der Abnahme des Widerstandes nach der Um-
kehrung der Stromrichtung zur Zunahme des Widerstandes vor der Um-
kehrung lässt sich als allgemeingültig das hinstellen, dass die Abnahme
desto grösser ist und desto später der neuen Zunahme Platz macht, je mehr
vorher bei der Durchströmung der Widerstand gewachsen -war und je län-
ger dieses Wachsen gedauert hatte. Es ist also die Abnahme des Wider-
standes nach der Umkehrung desto kleiner und desto kürzer einmal bei
gleich grosser Widerstandszunahme vor der Umkehrung, je rascher der
Widerstand zugenommen hat , und wiederum bei gleich langer Dauer der
Widerstandszunahme vor der Umkehrung , je mehr der Widerstand zuge-
nommen hat. Je kleiner und kürzer die Abnahme des Widerstandes ist,
desto grösser ist unter sonst gleichen Umständen sodann im Ganzen die
Geschwindigkeit, mit welcher die neue, der Abnahme nachfolgende Wider-
standszunahme statthat.
Aus dem Gesagten folgt, dass, wenn der Strom in der ursprünglichen
Richtung nur kurze Zeit den Nerven durchfliesst und dabei die Wider-
standszunahme der intrapolaren Nervenstrecke sehr rasch erfolgt, die Wi-
derstandsabnahme nach der Umkehrung der Stromrichtung innerhalb der
kurzen Zeit bis zur ersten Bestimmung des Widerstandes ganz vorüber-
gehen kann. Zwei Beispiele hierfür liefern die Versuche 43. u. 14., welche
wir später auch in anderer Beziehung von Interesse für uns finden wer-
den : in beiden Versuchen fällt die Abnahme des Widerstandes in die erste
Minute nach der Umkehrung der Stromrichtung.
Versuch 13.
[Fortsetzung von Vers. 5. § \ [%)],
1 0 Ä. 13 m. K geschlossen. Schieber steht auf 1 380.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzeigend,
um 63** aus. Der Widerstand nimmt rasch zu.
15 m. 1370.
20 m. 1 373. Der Widerst, verändert sich jetzt nicht merklich bis
h\ Die (gestrichelte) Curve IJ^ U entspricht für die zweite Hälfte der Fig. 5. der
Curve ÖP in der ersten Hälfte derselben Figur, S. o. S. 50. Anm.
der durchströmten Nervenstreeke nach Umkehrung der Stromrichtung. 65
40Ä. 25 m. wo IT geöffnet wird.
Die Nadel schlägt, Strom von z nach z^ anzei-
gend, um fast 5^ aus und nimmt constante
Ablenkung von c. 2%® an, die bis H A. S\m.
auf c. Yji^ abnimmt.
i^h. 34 m. ^geschlossen. Schieber auf 4 4 00.
Die Nadel schlagt, grösseren Widerstand anzeigend,
um 4 2^ aus. Der Widerstand nimmt rasch zu.
32 m. 4 450.
34 m. 4245.
36 m. , 4230.
38 w. 4237. Sofort Wippe B umgelegt, so dass Strom-
eintritt bei a.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand an-
zeigend, an die Hemmung. Der Widerstand
nimmt ab.
39 m. 4 020. Der Widerstand nimmt jetzt zuerst vielleicht noch
etwas ab, sodann aber zu.
44 w. 4 050.
42 m. 4070.
43 w. 4 085.
45 wi. 4 4 05.
48 rw. 4445.
56 w. 4 4 40.
42Ä. 3 w. 4 4 55. Sofort ^ geöffnet.
Die Nadel nimmt, Strom von js, nach z anzei-
gend, constante Ablenkung von 4^ an.
Versuch 4 4.
Wd\ Capillarröhre III. — K\ \ Daniell. — Stromeintritt bei Zj.
Der Schenkel, welchem der Nerv entnommen wird, gehört einem drei
Tage vorher 4 0Ä. 53 w. getödteten mittelgrossen Frosche an und ist bisher
enthäutet im feuchten Räume aufbewahrt worden. Der Schenkel ist ganz
faulig , die Muskeln zerfliessen. Der eben herauspräparirte Nerv ist trtlber
und von grösserer Consistenz als ein frischer Nerv (s. u. Kap. III. § 5 [3]).
9A. 43 m, Ischiadicus auf die Zuleitungsröhren gelegt.
49 m, i^ geschlossen. Schieber auf 750.
Die Nadel schlägt , grösseren Widerstand anzeigend,
heftig an die Hemmung. Der Widerstand nimmt
rasch zu.
20 m. 4 430 (etwas mehr) .
H. Munk, Untersachungen etc. 5
66
Absehn. II. Kap. II. § 4. Ueber dl« Wldentandsverllnderanf^n
9A.
10A.
21 m.
1470.
22 m.
1 485.
23% m.
U90.
30 m.
31 m.
32 m.
33 %m.
35 m.
36 tn.
37 m.
38 m.
39 »1.
40 m,
42 m.
4478^1.
46*72 m.
49 m.
51 %m.
54 m.
57 m.
59 %w.
2%m.
5V2W1.
8V«w.
i1%m.
15V2m.
<9%w.
23 %m.
28% m.
35 m.
43 m.
800
840.
820.
830.
840.
850
860.
870.
880.
900.
920.
940.
960.
980.
000.
020
040.
060.
080.
100.
120.
140.
160.
180.
200.
220.
240.
Der Widerst, verändert sich jetzt nicht meiiLlich bis
wo Wippe B umgelegt wird, so dass Stron)-
eintritt bei z.
Die Nadel schlagt, geringeren Widerstand an*
zeigend, heftig an die Hemmung. Der Wider-
stand nimmt während des ersten Einstellens
des Schiebers ab.
(ohngefithr). Der Widerstand nimmt jetzt zu.
(etwas mehr) .
(Spur mehr) .
— £mpfindl]chkeitspi;pfung : der Verschieb, v. 8
um 1 0"" entspr. const. Ablenk. d. Nadel v. 3".
Sofort Wippe B umgelegt, so dass Strom-
eintritt wieder bei z^
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand an-
zeigend , an die Hemmung. Der Widerstand
nimmt ab.
der durchströmten Nervenstrecke nach Umkehmng der Stromrichtung. 67
IIA.
12A.
45
m.
885.
46
m.
875.
48
m.
870.
52
m.
880.
55
m.
890.
58
m.
900.
4
m.
•920.
12
m.
940.
20
m.
960.
29
m.
980.
37% m.
1000.
51
m.
1020.
5
m.
1040.
24
m.
1060.
46
m.
1080.
13
m.
1100.
Der Widerstand nimmt jetzt zu.
1 A. 13 m. 1 1 00. Sofort K geöffnet.
Die Nadel schlägt , Strom von s nach z^ anzei-
gend, um 22^ aus.
Der Ischiadicus ist in seiner ganzen Länge erhalten und mit dem Muskel in
unversehrter Verbindung gewesen, ab = 6,5"" ; 6o = 1 0,5""* ; bw = 40"" ;
am = 1 4—1 5"".
Kehrt man während der Durchströmung des Nerven die Stromrichtung
vsdederholt um, so wiederholt sich nur bei jeder neuen Umkehrung, was
für die erste Umkehrung der Stromrichtung eben besprochen worden ist
(vgl. Vers. 9, 10, 11, 12 u. 14). Besonders bemerkenswerth sind nur die
Fälle , in welchen der neue Wechsel der Stromrichtung statthat , während
der Widerstand des Nerven in Folge der zuletzt voraufgegangenen Umkeh-
rung der Stromrichtung noch in der Abnahme begriffen ist (vgl. Vers. 9,
11 u. 12). Dauert nämlich diese Abnahme schon lapge an , so tritt nach
dem Wechsel der Stromrichtung öfters wiederum eine, wenngleich nur
kurze und nicht beträchtliche Abnahme des Widerstandes auf; dauert sie
dagegen erst kurze Zeit an, so nimmt der Widerstand der durchströmten
Nervenstrecke sogleich nach dem Wechsel der Stromrichtung zu , oder es
ist wenigstens die der neuen Zunahme voraufgehende Abnahme des Wi-
derstandes von nur so kurzer Dauer, dass sie nach Ablauf der Zeit, welche
zur ersten Bestimmung des Widerstandes nach dem Wechsel erforderlich
ist, nicht weiter zur Beobachtung kommt.
'5*
6S Abccfan. n. Kap. D. { 5. Zurückfuhr, der Widerstaodsveränd. durch den Strom
§ 5. Zvidcfihmg d«r WiddrstondfYerintenmgdn der intrapolaren
MeifaiUadf dnreh den Strom in nmgekehrtar Bichtiuig Aof die imMron
▼organge in der ■•rrenftrecke.
Die Widerstanckveränderungen der intrapolaren Nervenstrecke, welche
^ir im vorigen § kennen gelernt haben , sind nach § 2. Folgen der Durch>
Strömung. Versuchen wir nun, sie auf die inneren Vorgänge in der intra-
polaren Nervenstrecke zurückzuführen, so kann von den beiden Vorgängen,
welche in den feuchten porösen Kdrpem unter dem Einflüsse des Stromes
statthaben und zu einer Veränderung ihres Widerstandes Anlass sind, zu-
nächst nur der eine in Betracht kommen , die Fortführung der Flüssigkeit
im Nerven. Denn die Temperatiu* des Nerven war zur Zeit der (ersten
Umkehrung der Stromrichtung, welche in unseren Versuchen oft erst nach
längerer Durchströmung des Nerven erfolgte , in Folge der durch die Wi-
derstandszunahme des Nerven bedingten Abnahme der Intensität des den
Nerven durchfliessenden Stromes bereits in der Abnahme begriffen , und
sie wird dann auch nach der Umkehrung der Stromrichtung eben wiederum
nur mittelbar durch Widerstandsveränderungen des Nerven in Folge der
Flüssigkeitsfortführung eine Veränderung erfahren haben können. £s muss
also die anfängliche Abnahme des Widerstandes nach der Umkehrung der
Stromrichtung und , da diese Abnahme nur ein den Widerstand verrin-
gerndes Wachsen der Temperatur bedingt, gewiss auch die der Abnahme
nachfolgende Zunahme des Widerstandes in der Flüssigkeitsfortführuns
durch den Strom begründet sein.
Der Strom in der ursprünglichen Richtung hatte eine stellenweise
Verarmung der intrapolaren Nervenstrecke an Flüssigkeit herbeigeführt und
dadurch den Widerstand der Nervenstrecke vermehrt : der Strom in der
umgekehrten Richtung, haben wir nunmehr zu schliessen, führt den vor-
her an Flüssigkeit verarmten Stellen der Nervenstrecke Flüssigkeit wieder
zu und vermindert dadurch den Widerstand der Nervenstrecke, lässt aber
auch Stellen der Nervenstrecke an Flüssigkeit wieder verarmen und ver-
mehrt so den Widerstand der Nervenstrecke von Neuem.
Dieser Schluss lässt es unentschieden, ob es dieselben oder verschie-
dene Stellen der Nervenstrecke sind, welche nach der Umkehrung der
Stromrichtung an Flüssigkeit abnehmen und zunehmen. In der That las-
sen sich auch die nach der Umkehrung beobachteten Widerstandsverände-
rungen eben so gut erklären durch die Annahme, dass die durch den
Strom in der ursprünglichen Richtung an Flüssigkeit verarmten Stellen
durch den Strom in der umgekehrten Richtung zuerst Flüssigkeit gevsin-
nen und später wieder Flüssigkeit verlieren , wie durch die andere An-
nahme, dass die Flüssigkeitszunahme und die Flüssigkeitsabnahme nach
in umgekehrter Richtung auf die inneren Vorgänge in der Nervenstrecke. 69
der Umkehrung verschiedene Stellen der Nervenstrecke betreflfen und nur
beide in verschiedener Weise so erfolgen , dass der Widerstand der Ner-
venstrecke rascher nach der Umkehrung verändert wird durch die Flüs-
sigkeitszunahme der einen als durch die Fltissigkeitsabnahme der anderen
Stellen. Es föUt uns aber nicht schwer, zwischen beiden Möglichkeiten zu
entscheiden. Bei wiederholter Umkehrung der Stromrichtung wiederholt
sich, auch was die Fortführung der Flüssigkeit betrifft, immer nur, was
für die erste Umkehrung eben besprochen worden ist. Wir haben nun,
wenn wir zum zweiten Male die Stromrichtung wechselten zur Zeit, als
noch der Widerstand der Nervenstrecke in der Abnahme begriffen war, in
den Fällen , in welchen die Abnahme des Widerstandes dann schon län-
gere Zeit angedauert hatte , nach der Umkehrung der Stromrichtung öfters
wiederum eine Abnahme des Widerstandes auftreten sehen. Danach muss
vorher schon während der Abnahme des Widerstandes eine stellenweise
Verarmung der Nervenstrecke an Flüssigkeit stattgefunden haben, es müs-
sen also Flüssigkeitszunahme und Flüssigkeitsabnahme nach der Umkeh-
rung der Stromrichtung neben einander hergehen und somit auch ver-
schiedene Stellen der Nervenstrecke betreffen.
Auf Grund dieser Erfahrung giebt die zweite Hälfte der Fig. 5. die
Zergliederung der Widerstandsveränderungen der intrapolaren Nerven-
strecke , welche nach der Umkehrung der Stromrichtung durch den Strom
herbeigeführt sind.
t^ 5, ^2 -<4| ist die Curve der Widerstandsveränderungen der Nerven-
strecke in Folge ihrer neuen stellenweisen Verarmung an Flüssigkeit. Sie
hat von der Curve ÖA zwiefach abweichend angenommen werden müssen.
Einmal ist ihr Anfangsstück, weil die Stromintensität nach der Umkehrung
der Stromrichtung nicht , wie nach der Schliessung der Kette , von vorn
herein abnimmt, sondern zuerst in Folge der Widerstandsabnahme der
Nervenstrecke zunimmt und erst später abnimmt, convex gegen die Ab-
scissenaxe auf Grund dessen, dass die Flüssigkeitsfortführung mit der
Stromintensität wächst [s. Absch. I. Kap. I. § 2 (2 — 4)]. Und zweitens ist
ihr Endstück weniger concav gegen die Abscissenaxe, die Curve t^ 5, ^2 -^i
überhaupt im Ganzen weniger steil als die Curve ÖA auf Grund unserer
Erfahrung, dass die Widerstandszunahme der Nervenstrecke nach der Um-
kehrung der Stromrichtung im Ganzen stets mit geringerer Geschwindig-
keit erfolgt als vor der Umkehrung ; — einer Erfahrung , welche schlech-
terdings keine andere Deutung zulässt, als dass die stellenweise Verarmung
der Nervenstrecke an Flüssigkeit nach der Umkehrung langsamer vor sich
geht als vor der Umkehrung.
KK^ ist die Curve der Widerstandsveränderungen der Nervenstrecke
in Folge der Erwärmung : es sind diese durch die Veränderungen vera^^-
70 Abscbn. II. Kap. 11. { 6. Fortgesetzte Untersuchung
lasst, welche die Stromintensität in Folge der Widerstandsveränderungen
der Nervenstrecke erfährt.
Endlich ist As^R die Gurve der Widerstandsveränderungen der Nerven-
strecke in Folge der Flüssigkeitsrückkehr zu den vor der Umkehrung der
Stromrichtung an Flüssigkeit verarmten Stellen.
Summirt man algebraisch dieOrdinaten der drei Curven t^s^S2A^J KK^
und As^ für jeden Punkt der Abscisse, so erhält man die Gurve WW^.
§ 6. Fortgeaetite üntersnchnng der Widentandsverindanmgen dar in*
trapolaran Harvanatreoka bei ihrer Dorehatrömnng in Einer Bichtimg.
In den Versuchen des § 1 (2) hatten wir der Dauer der Durchströmung
willkürlich ziemlich früh eine Grenze gesetzt: wir hatten di^ Versuche
spätestens dann abgebrochen, wenn die Geschwindigkeit, mit welcher der
Widerstand der intrapolaren Nervenstrecke wuchs, schon sehr abgenom-
men hatte, von der Vorstellung geleitet, dass der Widerstand ganz allmäh-
lich der Gonstanz sich nähern würde. Jetzt liegt es uns ob, unseren
Versuchen eine längere Ausdehnung zu geben : wir werden dabei jene
Vorstellung unrichtig finden und zu unerwarteten neuen Erfahrungen
gelangen.
\h.
2Ä.
Versuch 15.
Wd\ Gapillarröhre III. — K: \ Daniell. — Stromeintritt bei %^.
39 m.
Mittelgrosser Frosch ff.
44 m.
Ischiadicus aufgelegt.
48 m.
K geschlossen. Schieber auf 700.
Die Nadel schlägt, grösseren Widerstand anzeigend,
um 30® aus. Der Widerstand nimmt zu.
49%iw.
733.
51 m.
740.
say^w.
750.
53% m.
760.
54 %w.
770.
55*78 m.
780.
57 m.
790.
58 m.
800.
59 m.
810.
%m.
820.
2%m.
840.
6 iw.
860.
der Widei«luiidKveränd(;ru[igen bei der Durch slr<tniun)( in Einer Richlunf;. 71
h. 10 IM. 880, EmpfindlichkeilsprUfung: der Verschiebung des
Schiebers um 1 Ö""" entspricht const. Ablenkung
der Nadel von c. i".
b. Der Widerstand nimmt jetzt ab.
l6V,m
900.
so Ol
C.90Ö.
S5 m
900.
33 »1
890.
39 Ol
880.
»3 t»
870.
17'/.«»
860,
63 I»
850.
57%ra
840.
l'/.n
, 830.
■7 m
820.
« Ol
810.
17 Ol
800.
81 Ol
795.
26 Ol
36 Ol
800.
i6 Ol
805.
62 Ol
810.
67 Ol
815.
y.oi
820.
i'/.oi
825.
10 Ol
830.
16 m
835.
2S Ol
840.
33 Ol
845.
41 Ol
850.
57 Ol
855.
9 1»
858.
Der Widerst, verändert sich jetzt nicht merklich bis
von wo an er zunimmt.
5A. 9 m. 858. Sofort A' geöffnet.
Die Nadel schlägt, Strom von z nach z, anzei-
gend, um SO' aus.
Der Iscbiadicus ist in seiner ganzen Länge erhalten und mit dem Muskel
in unversehrter Verbindung gewesen. nösijS""; 60 = 7°"; 6k) = 33°"";
am = 1 7""".
Die untersuchte Stelle des Nerven ist wahrend der Durchströmung
abgestorben.
1
72 Abflchn. II. K«p. II. | 6. Fortgesetzte Cntersochang
JiTersuch <6.
Wd: Capillarröhre IL — AT: i Daniell. — Stromeintritt bei s^.
Der Schenkel, welchem der Nerv entnommen wird , gehört einem vor
drei Tagen im Topfe gestorbenen mittelgrossen Frosche an und ist bisher
enthäutet im feuchten Räume aufbewahrt worden. Die Musculatur sieht
weisslich aus. Die Obersehenkelmuskeln sind schon faulig, nicht aber die
Unterschenkelmuskeln .
7 h. 7 m. Ischiadicus aufgelegt.
20 m. K geschlossen. Schieber auf 900.
Die Nadel schlägt , geringeren Widerstand anzeigend,
langsam um 4® aus. Der Widerstand nimmt ab^.
21 m. C.860.
23 m. 845. Der Widerstand nimmt jetzt zu.
25 m. 850.
29 m. 860.
33 m. 870.
37 m. 880.
41 m. 890.
45 m. 900.
48% m. 910.
bi%m. 920.
56%m. 930.
8Ä. 1 m. 940.
6 m. 950.
1 1 Va 7??. 960. Empfindlichkeitspr. : der Verschiebung von S um
10 ""entspr. const. Ablenk, der Nadel von fast y4®.
18 m. 970.
26 m, 980.
36 m. 990.
48 m. 1000.
9A. im. 1010.
14 m. 1017. Der Widerstand nimmt jetzt ab.
50 w. 1010.
10Ä. 35 m. 1000.
IIA, 10 m. 990.
48 m. 980.
4A. 50 m. 960.
1 ) lieber diese anföngliche Abnahme des Widerstandes s. u. Kap. III. § i ; hier ist
sie zu tibersehen.
J
der Widerstandsverändeningen bei der Durchströmung in Einer Richtung. 73
7Ä. 55 m.
948.
8/?.
56 m.
860.
58
m.
0
m.
870.
5
m.
900.
9
m.
925.
12
w.
940.
18
m.
960.
22.
m.
970.
28
m.
980.
Sofort Wippe B umgelegt, so dass Strom-
eintritt bei z.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand an-
zeigend, um 41^ aus. Der Widerst, nimmt ab.
Der Widerstand verändert sich nicht merklich
oder nimmt vielleicht noch etwas ab bis
von wo an er zunimmt.
Sofort K geöffnet.
Die Nadel schlägt, Strom von z nach j?, anzei-
gend, um c. Vb® aus.
Nur ein Stück des Ischiadicus war zu dem Versuche benutzt worden. Das
Nervenstück , noch gut feucht von Ansehen , hat während des Versuches
an Consistenz zugenommen , so dass es sich nach Beendigung des Ver-
suches nicht mehr gut falten lässt. a6 = 7""; 00 = 3""; a/ = 24"";
br = 1 4"»"».
Wie die Versuche ergeben , erreicht bei andauernder Durchströmung
der Widerstand der intrapolaren Nervenstrecke bei seiner anfänglichen
Zunahme ein Maximum, nimmt alsdann von diesem Maximum aus anfangs
mit allmählich zunehmender, später mit allmählich abnehmender Ge-
schwindigkeit bis zu einem Minimum ab und wächst endlich wiederum
von diesem Minimum aus anfangs mit allmählich zunehmender, später mit
allmählich abnehmender Geschwindigkeit.
Nach der ausführlichen Erörterung, welche wir den Fehlerquellen
unserer Versuche im § 1. gewidmet haben, sind hier wenige Worte ausrei-
chend zum Nachweise, dass auf unsere neuen Erfahrungen, die Abnahme
und die nochmalige Zunahme des Widerstandes , jene Fehlerquellen ohne
jeden wesentlichen Einfluss sind. Der Widerstand unserer Zuleitungsröh-
ren nimmt allerdings mit der andauernden Durchströmung immer mehr ab^
allein die durch diese Abnahme bewirkte Schieberverstellung ist nach § 1
(1) so gering, dass sie der in unseren Versuchen hier erforderlichen Schie—
berverstellung gegenüber nicht in Betracht kommt. Sodann muss in Folge
der steten Widerstands Veränderungen der intrapolaren Nervenstrecke bei
ihrer Durchströmung allerdings die Stromintensität und somit auch die
innere Polacisation der Nervenstrecke und die Temperatur des Vergleichs-
74
AbidiA. U. Kap. U. { «. »'ort«MeUtc CstWMcH«^
Widerstandes in steier Vehlnderung begriffen sein : allein die darrli di'^-
Veränderung in die Versuche eingeführten Fehler können bei der gerin^^i
Bedeutung y welche nach § I (2) der inneren Polarisation des Nerven oLi
der En%'ännung des Vergleichswiderstandes schon im Gänsen nur für Or
Versuche zukommt, nur sehr klein sein. Es lassen sich daher auch «i^
letzteren Fehlerquellen ganz vomacl
en, oder es ist ihn^i jedenfaL.^
nur der durch Fig. 6. dargelegte Einfluss auf die Versuche suzoschreiht^L
Fig. 6.
in welcher Figur in der uns schon geläufigen graphischen Darstellung die
(gestrichelte) Curve OV^ die Widerstandsveränderungen der IntrapolareD
Nervenslrecke nach den Versuchen und die Cuitc ÖW^ die -wahren
Widerstandsveränderungen der intrapolaren Nervenstrecke nach Elimini-
rung der Fehler^ der Versuche angeben. Es handelt sich, wie man sieht.
von der Erniedrigung sämmtlicher Ordinaten abgesehen, nur um eine ganz
unwesentliche Gestaltsveränderung der Curve OF^K, durch welche das
Ergebnis» der {Versuche , wie es vorhin ausgesprochen worden ist, in
keiner Weise roodificirt wird.
Ueber die Beziehungen der anfänglichen Zunahme des Widerstandes
<ler intrapolaren Nervenstrecke zur Abnahme und zur späteren Zunahme
K) Die (gestricheltey Curve b$V der Figur 6. entspricht der Curve ÖP der Fig. 5;
s. o. S. 60. Anm. . "
dar Widerstandsveränderungen bei der Durchströmung in Einer Richtung. 75
derselben ergeben die Versuche als allgemeingültig unter sonst gleichen
Umständen Folgendes :
1. Je grösser die Geschwindigkeit ist, mit welcher der Widerstand
der Nervenstrecke nach der Schliessung der Kette wächst, desto früher
hebt die Abnahme des Widerstandes an, und desto früher macht wiederum
diese Abnahme der neuen Zunahme des Widerstandes Platz.
2. Je grösser die Geschwindigkeit ist, mit welcher der Widerstand
der Nervenstrecke nach der Schliessung der Kette wächst, desto grösser
ist auch im Ganzen die Geschwind^keit, mit welcher der Widerstand ab-
nimmt , und ebenfalls desto grösser ist dann im Ganzen die Geschwindig-
keit, mit welcher der Widerstand von Neuem zunimmt.
3. Die Abnahme des Widerstandes der Nervenstrecke erfolgt im Gan-
zen stets mit geringerer Geschwindigkeit als die anfängliche Zunahme des-
selben. Das Minimum, welches der Widerstand bei seiner Abnahme erreicht,
ist stets beträchtlich grösser als der Widerstand des Nerven bei dem Beginne
der Durchströmung.
4. Die neue Zunahme des Widerstandes der Nervenstrecke nach sei-
ner Abnahme erfolgt stets mit viel geringerer Geschwindigkeit als die an-
fängliche Zunahme desselben.
Die Versuche 15. und 16. sind so ausgewählt, dass sie, soweit eben
wenige Versuche ausreichen, Belege für die vorstehenden Erfahrungen lie-
fern. Sie sind aber noch lange nicht die extremen zur Beobachtung gekom-
menen Fälle : es wird genügen hierfür anzuführen, dass in Versuchen, in
welchen die Geschwindigkeit der anfänglichen Widerstandszunahme noch
Tiel grösser als im Versuche 1 5. und fast so gross wie im Versuche 1 4. war,
die Abnahme des Widerstandes schon 17 Minuten, in anderen Versuchen,
in welchen jene Geschwindigkeit noch kleiner als im Versuche 1 6. war,
die Abnahme des Widerstandes erst 5 Stunden nach der Schliessung der
Kette begann.
üeber die zweite Zunahme des Widerstandes hinaus sind die Versuche
des grossen Zeitaufwandes wegen, welchen sie erfordern, nicht ausgedehnt
worden. Höchst wahrscheinlich folgt der zweiten Zunahme des Widerstan-
des eine zweite Abnahme desselben, dieser unter Umständen vielleicht
noch eine neue Zunahme u. s. f. , jedoch muss wohl jede folgende Ab-
nahme resp. Zunahme eine Schwankung des Widerstandes zwischen en-
geren Grenzen vorstellen als die unmittelbar vorhergehende Zunahme resp.
Abnahme.
Es ergiebt sich leicht von selbst, doch wollen wir es noch besonders
hervorzuheben nicht unterlassen , dass wir durch die hier aufgefundene
Abnahme des Widerstandes nicht getäuscht worden sind hinsichts der an-
deren Abnahme des Widerstandes, welche § 4. für den Fall der ümkeh-
76 Abschn. II. Kap. II. § 7. Fortgesetzte Zurückführung der Widerstandsveränd.
rung der Stromrichtung im Nerven aufgedeckt hat. Sehr oft haben wir
dort die Wippe umgelegt, wenn der Widerstand der Nervenstrecke bei
seiner Zunahme noch lange nicht das Maximum erreicht halt«. Sehen wir
aber auch hiervon ganz ab, so unterscheiden sich beiderlei Abnahmen sehr
wesentlich von einander : die Abnahme des § 4. erfolgt von Anfang an mit
abnehmender Geschwindigkeit , sie geht trotz ihrer beträchtlichen Grösse
rasch vorüber, und das Minimum, zu welchem sie führt, kommt sehr oft
ohngefähr gleich und übertriflt manchmal sogar den Widerstand, welchen
die Nervenstrecke bei dem Beginne d^ Durchströmung besass ; die Ab-
nahme dieses § hingegen geht anfangs mit zunehmender und erst später
mit abnehmender Geschwindigkeit vor sich, sie dauert trotz ihrer geringe-
ren Grösse lange an, und das Minimum, welches der Widerstand der Ner-
venstrecke durch sie erreicht, ist stets noch beträchtlich grösser als der
Widersland der Nervenstrecke bei dem Beginne der Durchströmung. Zwei-
fellos und auf das Entschiedenste tritt die gänzliche Verschiedenheit von
beiderlei Abnahmen hervor, wenn man die Stromrichtung umkehrt zu einer
Zeit , zu welcher der Widerstand der bisher ausschliesslich in Einer Rich-
tung durchströmten Nervenstrecke schon in der Abnahme begriffen ist
(Vers. 1 6) : der Umkehning folgt eine neue beträchtlichere Abnahme, die
sich von der Abnahme vor der Umkehrung auf die eben angegebene Weise
scharf absetzt.
§ 7. Fortgesetzte Zurückfiihriuig der Widerstandsveränderungen der
intrapolaren Ifervenatrecke durch den Strom in Einer Bichtnng auf die
inneren Vorgänge in der Nervenatrecke.
Für die Ermittelung der näheren Ursachen der Widerstandsverände-
rungen der intrapolaren Nervenstrecke, welche wir im vorigen § neu auf-
gefunden haben und welche nach § 2. wiederum Folgen der Durchströmung
sind, knüpfen wir naturgemäss an die Erörterungen des § 3. an. In den
Versuchen waren dort die Widerstandsveränderungen der Nervenstrecke
bei der Durchströmung, wie wir jetzt wissen, längstens etwa bis zum Ein-
tritte der Widerstandsabnahme verfolgt worden, und wir hatten gefunden,
dass die Widerstandszunahme der Nervenstrecke durch den Strom her-
vorgeht aus dem Conflicte der Erwärmung der Nervenstrecke und der
Fortführung der Flüssigkeit in derselben : in Folge der Temperaturverän-
derung der Nervenstrecke muss ihr Widerstand von der Schliessung der
Kette an mit abnehmender Geschwindigkeit rasch kleiner werden bis zu
einem Minimum und von dem Minimum aus langsam wieder zunehmen,'
in Folge der stellenweisen Verarmung der Nervenstrecke an Flüssigkeit
wächst ihr Widerstand — höchst wahrscheinlich von der Schliessung der
durch den Strom in Einer Richtung auf die inneren Vorgänge in d. Kervenstrecke. 77
Kette an — mit abnehmender Geschwindigkeit; und aus beiderlei Verän-
derungen zugleich resultirt , dass der Widerstand der Nervenstrecke nach
der Schliessung der Kette anfangs mit zunehmender und später mit ab-
nehmender Geschwindigkeit zunimmt. Da nun die Temperatur der Ner-
venstrecke schliesslich nur noch in Folge der Abnahme der Stromintensität,
welche durch die Widerstandszunahme der Nervenstrecke bedingt ist, eine
Veränderung erfährt , mussten wir erwarten , dass , wenn die stellenweise
Verarmung der Nervenstrecke an Flüssigkeit endlich nicht mehr fort-
schritte , auch der Widerstand der Nervenstrecke endlich constant wer-
den wtlrde.
Mit Nichten. Es hat sich jetzt gezeigt, dass der anfänghchen Wider-
standszunahme der Nervenstrecke unter dem andauernden Einflüsse des
Stromes eine Abnahme des Widerstandes und dieser Abnahme wiederum
eine Zunahme des Widerstandes folgt. Kathies stehen wir einen Augen-
blick diesen neuen Veränderungen des Widerstandes gegenüber.
Denn nur von Einem Vorgange, der in den feuchten porösen Körpern
unter dem Einflüsse des Stromes statthat, ist es bekannt, dass durch ihn
der Widerstand der Körper sich verringert, von der Erwärmung, — und
in der Erwärmung der Nervenstrecke kann die Abnahme ihres Widerstan-
des, um welche es sich jetzt handelt, unmöglich begründet sein. Es ist
nicht denkbar, dass der Verlauf der Temperatur-Veränderungen in der
durchströmten Ner\'enstrecke ein wesentlich anderer sei , als wir ihn uns
vorgestellt haben ; es muss jedenfalls in Folge öBbr schnellen und beträcht-
lichen Abnahme der anfänglichen Stromintensität das Maximum der Tem-
peratur am Nerven schon in kurzer Zeit nach der Schliessung der Kette
eintreten. Und ginge es vielleicht auch an — freilich nur, wenn man den
genaueren Verlauf der Widerstandszunahme und der Widerstandsabnahme
der intrapolaren Nervenstrecke ganz ausser Acht lässt — in den Fällen, in
welchen die Abnahme des Widerstandes sehr früh nach der Schliessung
der Kette eintritt und sehr rasch vorübergeht, an die Erwärmung der Ner-
venstrecke als Ursache der Abaahme ihres Widerstandes zu denken, so
verbietet sich doch jeder solcher Gedanke sofort in den zahlreichen ande-
ren Fällen , in welchen der Widerstand erst nach längerer Zeit , oft nach
einer oder mehreren Stunden, abzunehmen beginnt und dann Stunden
lang in der Abnahme verharrt.
Wie in der ähnlichen Lage, in welcher wir uns im § 5. befanden,
könnten wir uns daher zu dem Schlüsse gedrängt sehen, dass äie Abnahme
und die ihr folgende Zunahme des Widerstandes der Nervenstrecke Folgen
der Flüssigkeitsfortführung durch den Strom sind. Aber während in dem
Falle des § 5. Nichts natürlicher ist , als dass die stellenweise Verarmung
der Nervenstrecke an Flüssigkeit, welche der Strom in der einen Richtung
7S AiMchn. II. Kap. U. { 7. Fortgesetzte Zartickführung d. WiderslaodsvertlDd.
hervorgerufen bat , durch den Strom in der umgekehrten Richtung auCse-
hoben und dafür durch diesen neuen Strom wieder eine neue stellenweise
Verarmung der Nervenstrecke an Flttssigkeit herbeigeführt wird, wtirde es
in unserem Falle hier selbst mit Hülfe der abenteuerlichsten Hypothesen
nicht zu erklären gelingen, wie die Flüssigkeitsfortführung durch den stets
in derselben Richtung fliessenden Strom eine stellenweise Verarmung der
Nervenstrecke an Flüssigkeit herbeiführen und aufheben und Beides der
Zeit nach nicht blos nach einander , sondern auch — es würde dies der
Weise wegen , in welcher die Zunahme und die Abnahme des Widerstand
des erfolgen, nöthig sein — neben einander leisten kann. Auch in der
Flüssigkeitsfortführung durch den Strom kann also die Widerstandsab-
nahme der intrapolaren Nervenstrecke ^ welche wir im vorigen § kennen
gelernt haben , nicht begründet sein , und selbst für die Widerstandszn-
nähme, welche der Abnahme folgt, ist kaum Aussicht vorhanden, dass sie,
wie die anfängliche Widerstandszunahme , auf die Flüssigkeitsfortführuog
sich noch wird zurückführen lassen.
Unter diesen Umständen bleibt nichts Anderes übrig , als die Ursache
der im § 6. aufgefundenen Widerstandsabnahme der intrapolaren NencD-
strecke in einem Vorgange zu suchen, der unter dem Einflüsse des Stromes
in der Nervenstrecke statthat, aber entweder noch ganz unbekannt oder
wenigstens als von Einfluss auf den Widerstand bisher nicht bekannt ist.
An die letztere Möglichkeit heften wir uns natürlich zunächst, und wir fin-
den alsdann den fraglichen Vorgang in der Elektrolyse.
Durch die Abscheidung der Ionen und die etwaigen Verbindungen,
welche die Ionen sogleich nach ihrer Abscheidung eingehen, setzt die
Elektrolyse der Nervenflüssigkeit chemische Veränderungen in der durch-
strömten Nervenstrecke und zwar Veränderungen, welche nicht unbe-
trächtlich sein können , weil die Abscheidung der Ionen nicht nur an den
Zuleitungsröhren, sondern auch an zahlreichen Theilchen des porösen Ner-
vengerttstes statthat. Bei der innigen Beziehung aber, in welcher der Lei-
tungswiderstand der Körper im Allgemeirten zu ihrer chemischen Consti-
tution steht, kann es dann gar nicht anders sein, als dass jenen chemischen
Veränderungen der Nervenstrecke auch Widerstandsveränderungen der-
selben entsprechen.
So handgreiflich ist der Einfluss der Elektrolyse auf den Widerstand
in der angegebenen Weise , dass , wenn wir nicht schon eher , ohne erst
durch unsere letzten Versuchsergebnisse dazu genöthigt zu sein, ihn in
Betracht gezogen haben , wir nur darin eine Entschuldigung finden, dass,
so oft auch Leiter der zweiten Klasse vom Strome durchflössen w'aren,
bisher noch nirgends einer solchen Veränderung ihres Widerstandes durch
die Elektrolyse gedacht worden ist. Freilich hat man auch bisher nur
durch den Strom in Einer Richtung auf die inneren Vorgänge in d. Nerven st recke. 7$
selleQ mit feuchten porttsen Körpern, vielmehr meist mit freien Flüssigkei-
ten sich beschäftigt; und bei diesen wird einerseits die Widerslandsver—
änderung der in Bede stehenden Art, weil die Ionen ausschliesslich an den
Elektroden sich abscheiden, wohl nur selten beträchtlich sein, anderer-
seits lag ftlr die Widerstands Veränderung des feuchten Leiters, welche man
beobachtete, in der Regel schon eine bekannte und dem Anscheine nach
ausreichend sie erklärende Ursache vor, so dass man auf eine iweite Ur-
sache der Widers tands Veränderung nicht verfiel.
Gewiss wäre es nun erwtlnscht, wenn wir durch die genauere Be-
trachtung der aus der Elektrolyse der Nervenflüssigkeit hervorgehenden
Ionen und der etwaigen secundSren Vorgange an diesen gerade die Ab-
nahme des Widerstandes der durchströmten Nervenstrecke als nolhwen-
dige Folge der Elektrolyse hinstellen könnten. Allein so viel sich auch
hierfür beibringen lässt, so macht doch das tiefe Dunkel, in welches die
chemische Constitution der Nerve nfltlssigkeit zur Zeit noch ftlr uns gehüllt
ist, einen strengen Nachweis ganz unmöglich; und wir beschranken uns
deshalb hier vortheilhaft auf die rein physikalischen Verhaltnisse. Offen-
bar gentigt denn auch an sich die Alternative, vor welche wir gestellt sind,
dass wir die Ursache der im § 6. aufgefundenen Widerstandsabnahnie
entweder in einem bisher noch unbekannten Vorgange, der unter dem
Einflüsse des Stromes in den feuchten porösen Körpern stalthat und ihren
Widerstand verändert, oder in der Elektrolyse, welche mittelbar durch die
chemischen Veränderungen, die sie hervorruft, auch Widerstands Verände-
rungen bedingen muss, zu suchen haben, um uns ohne jedes Bedenken
die Elektrolyse der Nervenflüssigkeit als zweifellose Ursache jener Wider-
slandsabnahme anerkennen zu lassen.
Die allgemeinen Gesetze der Elektrolyse verhelfen uns alsdann sogleich
zu einer etwas genaueren Einsicht in die Veränderungen , welche der Wi-
derstand der intrapotaren Nervenstrecke durch die Elektrolyse erfahrt. Es
inuss die Widerstandsabnahme in Folge der Elektrolyse mit der Schlies-
sung der Kette anheben und, so lange die Nervenstrecke vom Strome durch-
flössen ist, zunehmen. Bliebe die Slrominfensitüt in der Nervenstrecke con—
stant, so wUrde sie ferner mit constanter Geschwindigkeit wachsen müssen :
die Veränderung der Stromintensität in der Nervenstrecke in Folge ihrer
Widerstandsveränderungen' bei der Durchströmung muss es aber bedingen,
dass zu der Zeit , zu welcher d* Widerstand der Nervenstrecke bei ihrer
Durchströmung in der Zunahme begriffen ist, das Wachsen der Wider-
standsabnahme der Nervenstrecke in Folge der Elektrolyse mit abnehmen-
der Geschwindigkeit, zu der Zeit hingegen, zu welcher der Widerstand der
Nervenstrecke bei ihrer Durchströmung in der Abnahme hegriflcn ist, jenes
Wachsen mit zunehmender Geschwindigkeit statthat.
80 Abschn. 11. Kap. II. § 7. Fortgesetzte Zurückführuog der Widerstandsveränd.
Da die Quanlitäten der an den Elektroden abgeschiedenen Ionen der
Stromdichte und der Stromdauer proportional sind [vgl. Abschn. 1. Kap. I.
§ 1 (1)], scheinen alle die vorstehenden Schlüsse wohl begründet: eine
nähere Erwägung lässt jedoch noch ein Bedenken entstehen. Gewiss Hesse
sich gegen die Schlüsse Nichts einwenden, wenn die Ionen so, wie sie ab-
geschieden sind , resp. die etwaigen Verbindungen , welche die Ionen so-
gleich nach ihrer Abscheidung eingegangen sind, unverändert sich erhielten.
Allein in Folge ihrer Diffusion mit der noch unzersetzten Nervenflüssigkeit
— eines Vorganges , der durch die Fortführung der Flüssigkeit im Nerven
noch wesentlich unterstützt wird — müssen die Producte der Elektrolyse
2um Theil die Gerüsttheilchen, an welchen sie aufgetreten sind, verlassen,
und Anionen und Kationen, welche aus der Zersetzung der Nervenflüssig-
keit hervorgegangen sind, können dann, wenn sie in der Nervenflüssigkeit
zusammentreS'en, entweder unmittelbar oder, falls sie schon am Orte ihrer
Abscheidung Verbindungen eingegangen waren , nach Lösung dieser Ver-
bindungen zu ihren ursprünglichen Verbindungen wieder zusammentreten.
Fände nun auf diese Weise eine Wiederherstellung des durch die zusani-
mentreff'enden Producte der Elektrolyse repräsentirten Theiles der zersetz-
ten Nervenflüssigkeit statt , so könnte , wenn wir uns an den einfachsten
Fall halten , dass nämlich die Stromintensität in der Nervenstrecke unver^
ändert bliebe, in diesem Falle die Widerstandsabnahme der Nervenstrecke
in Folge der Elektrolyse nicht, wie wir oben erschlossen, mit constanter
Geschwindigkeit wachsen, so lange die Durchströmung der Nervenstrecke
dauert , sondern mit abnehmender Geschwindigkeit nur einige Zeit bis zu
einem Maximum wachsen und dann auf diesem Maximum unverändert sich
erhalten.
Indessen kommt es zu einer solchen Wiederherstellung des Theiles
der zersetzten Nervenflüssigkeit sicherlich nicht. Sie ergiebt sich schon
von vorn herein als sehr unwahrscheinlich, wenn man die Constitution der
Nerven flüssigkeil, soweit sie bekannt ist, in Betracht zieht: glücklicher
Weise aber haben wir gar nicht nöthig, uns auf chemische Thatsachen zu
berufen. In unseren Versuchen hat die Stromintensität in der Nerven-
strecke rasch abgenommen , und es hätte demgemäss , wenn eine Wieder-
herstellung zersetzter Nervenflüssigkeit stattfände, die Widerstandsabnabme
in Folge der Elektrolyse noch früher als in dem vorhin supponirten Falle
constanter Stromintensität ein Maximum erreichen und auf diesem verhar-
ren oder sogar von dem Maximum aus wieder abnehmen müssen. Stall
dessen haben wir in unseren Versuchen die Widerstandsabnahme, welche
auf die Elektrolyse als nähere Ursache zurückzuführen wir uns genölhigt
sahen , oft noch nach einstündiger Durchströmung der Nervenstrecke und
noch später im Wachsen begriffen gefunden.
durch den Strom in Einer Richtung auf die inneren Vorgänge in d. Nervenstreclte. g]
Wenn nun aber auch eine Wiederherstellung des ganzen durch die
zusammenlreffenden Producta der Elektrolyse repi^sentirten Thelles der
zersetzten Nerve nflUssigkeit nicht statthat, so bleibt doch die Möglichkeit
bestehen, dass ein Theil der Producte der Elektrolyse bei dem Zusammen-
treffen derselben in der noch unzersetiten Nervenflüssigkeit von Neuem
Verbindungen eingeht, so dass der Widerstand der Nervenstrecke wuchst,
wenn auch weniger, als er durch jene Wiederherstellung zersetzter Ner-
venQtlssigkeit gewachsen wäre; und wir haben zuzusehen, wie für diesen
Fall die Widerstands Veränderungen der intrspolaren Nervenslrecke in Folge
der Elektrolyse, welche wir oben ohne jede BUcksicht auf die Wiederver-
einigung der Ionen aus den allgemeinen Gesetzen der Elektrolyse erschlos-
sen haben, modiiicirt werden wurden. Es ist aber leicht zu übersehen,
<lass in diesem Falle die Geschwindigkeit, mit welcher die Widei-stands-
ver^inderungen der Nervenstrecke in Folge der Elektrolyse wachsen, zu der
Zeit, zu welcher der Widerstand der Nervenstrecke bei ihrer Durchslrö-
inung in der Zunahme begriffen ist, nur etwas rascher abnehmen und zu
der Zeit, zu welcher der Widersland der Nervenstrecke bei ihrer Durch-
strömung in der Abnahme begriffen ist, nur etwas langsamer zunehmen
Tjvird, als wenn gar keine Wiedervereinigung der Ionen statthat.
Mit Hülfe der vorstehenden Erfahrungen können wir nunmehr an die
Analyse der Widerstandsvera nderungen der intrapolaren Nervenstrecke
gehen, welche viir im § 6. neu aufgefunden haben. Jedoch müssen wir
vorher auf die anföngliche Widerstandszunahme der intrapolaren Nerven-
strecke, welche im § 3. bereits behandelt worden ist, noch einmal zurück-
kommen.
Von dem vorgerückten Standpunkte aus, welchen wir jetzt durch
unsere Ennittelungen Über den Einfluss der Elektrolyse auf den Widerstand
der intrapolaren Nervenstrecke einnehmen , erscheinen unsere früheren
Discussionen im § 3. nicht mehr ganz zutreffend, und bedarf, was dort für
die Widerstands Vera nderungen der Nervenstrecke unter dem Einflüsse des
Stromes sich uns ergeben hat, theilweise der Berichtigung. Die anfängliche
Widerslandszunahme der Nervenslrecke durch den Strom geht nämlich für
uns fortan hervor aus dem Conflicle der stellenweisen Verarmung der Ner-
venslrecke an Flüssigkeit nicht allein mit der Erwärmung der Nervenslrecke,
sondern auch mit der Elektrolyse derselben. Und zwar überwindet die
Widerstandszunahme der Nervenstrecke in Folge ihrer slellenweisen Ver-
armung an Flüssigkeit in der ersten Zeit nach der Schliessung der Kelle
die Widers tan dsabnahme der Nervenstrecke in Folge der Erwitimung und
in Folge der Elektrolyse zugleich , später aber , wenn die Temperatur der
Nervenstrecke nicht mehr wächst , vielmehr mittelbar in Folge der Wider-
standszunahme der Nervenslrecke sinkt, mit Hülfe der Widerstandszunahnie
W
82 Abschn. IL Kap. IL { 7. Fort«;eMtate Zurückfttbrung der WidereUndsvertiid.
der Nervenstrecke in Folge ihrer Erkaltung die Wideratandsabnahme der
Nervenstrecke in Folge der Elektrolyse einzig und allein.
Die entsprechende Berichtigung der graphischen Darstellung der ersten
Hälfte der Figur 5. liefern die Curven Ö90E und ÖyoC dieser Figur. OwE
ist die Curve der Widerstandsverflnderungen der Nervenstrecke in Folge
der Elektrolyse nach den Ergebnissen dieses §. üyoC ist die Gorve der
Widerstandsveründerungen der Nervenstrecke in Folge der ErwarmuDg
und bat mit der Curve ÖK^ welche wir früher eben diese Widerstandsver-
änderungen haben darstellen lassen , im Wesentlichen gleiche Gestalt, wie
wir ja auch an dem oben S. 53. über die Erwärmung der Nervenstrecke
Gesagten Nichts zu ändern gefunden haben. OK ist aber jetzt die Sum-
mencurve der Curven ÖboE und ÖyoC , und von ihr als solcher gilt jetzl
Alles, was oben im § 3. von der Curve ÖATals Curve der Widerstands Ver-
änderungen der Nervenstredee in Folge der Erwärmung gesagt worden ist;
so dass, was wir für die Widerstandszunahme der Nervenstrecke in Folge
ihrer stellenweisen Verarmung an Flüssigkeit oben erschlossen haben, un-
verändert bestehen bleibt.
Danach ist nur eine sehr grosse Wahrscheinlichkeit dafür vorhanden,
dass diese Widerstandszunahme, wie es die Curve ÖA der Fig. 5. anzeigt,
sogleich von der Schliessung der Kette an mit abnehmender Geschwindig-
keit statthat. Die Wahrscheinlichkeit wird jedoch zur Gewissheit , wenn
wir nunmehr die Gründe in Betracht ziehen, weshalb die Geschwindigkeit
der Widerstandszunahme überhaupt abnimmt, die stellenweise Verarmung
der Nervenstrecke mit der Dauer der Durchströmung immer weniger fort-
schreitet. Nach den allgemeinen Gesetzen der Fortführung der Flüssigkeit
durch den Strom ist diese unter sonst gleichen Umständen der Strominten-
sität proportional und wächst mit dem specifischen Widerstände der Flüs-
sigkeit [vgl. Abschn. I. Kap. L § Sl (2) u. (4)]. Bei der Durchströroung der
Nervenstrecke nehmen aber in Folge der Widerstandszunahme der Nerven-
strecke durch den Strom die Stromintensität und in Folge der Elektrolyse
— genauer ausgedrückt, der Diffusion der Ionen mit der noch unzersetzten
Nervenflüssigkeit — (und anfangs auch der Erwärmung) der specifische
Widerstand der Nervenflüssigkeit mit der Zeit ab : es muss also auch mit
der Dauer der Durchströmung die Flüssigkeitsfortführung in der Ner-
venstrecke immer unbeträchtlicher werden, demgemäss die stellenweise
Verarmung der Nervenstrecke immer weniger fortschreiten, endlich die
Widerstandszunahme der Nervenstrecke in Folge dieser Veraimung immer
mehr abnehmen. Da nun unmittelbar nach der Schliessung der Kette die
Stromintensität und der specifische Widerstand der Nervenflüssigkeit am
grössten sind , kann darüber kein Zweifel sein, dass auch die Fortführung
der Flüssigkeit beim Beginne der Durchströmung am grössten ist und somit
durch den Strom in Einer Richtung auf die inneren Vorgänge in d. Nervenstrecke. 83
die stellenweise Verarmung der Nervenstrecke und die Widerstandszunahme
der Nervenstrecke in Folge dieser Verarmung sogleich von der Schliessung
der Kette an mit abnehmender Geschwindigkeit zunehmen.
Dass die Abnahme der Stromintensität und die Abnahme des Wider-
standes der Nervenfltissigkeit beide vereint dahin wirken, die Flüssigkeits-
fortführung in der Nervenstrecke zu verringern , erklärt es zugleich auch,
dass die stellenweise Verarmung der Nervenstrecke an Flüssigkeit, welche
anfangs sehr grosse Fortschritte macht , dann , wie es die Curve ÖA an-
zeigt, sehr rasch in ihrem Fortschreiten aufgehalten wird. Und diese
Thatsache leitet uns unmittelbar hinüber zu der Widerstandsabnahme der
Nervenstrecke, welche ihrer anfänglichen Widerstandszunahme bei an-
dauernder Durchströmung nachfolgt.
Indem nämlich die Geschwindigkeit, mit welcher der Widerstand der
intrapolaren Nervenstrecke in Folge ihrer stellenweisen Verarmung an
Flüssigkeit wächst , rascher abnimmt als die Geschwindigkeit, mit w elcher
derselbe Widerstand in Folge der Elektrolyse sinkt, tritt ein Zeitpunkt ein,
wo die Widerstandszunahme der Nervenstrecke in Folge der Verarmung
und in Folge der Erkaltung einerseits und die Widerstandsabnahme der
Nervenstrecke in Folge der Elektrolyse andererseits sich das Gleichgewicht
halten, — der Widerstand der Nervenstrecke hat dann sein Maximum er-
reicht. Unmittelbar darauf gewinnt, bei unveränderter Temperatur der
Nervenstrecke, die Elektrolyse die Oberhand über die Verarmung, und
das Uebergewicht der Elektrolyse wird mit der Fortdauer der Durchströ-
mung immer grösser; — der Widerstand der Nerven strecke nimmt jetzt
mit zunehmender Geschwindigkeit ab , und diese Abnahme wird dadurch
noch mehr beschleunigt, dass die in Folge der Widerstandsabnahme der
Nervenstrecke wachsende Stromintensität die Temperatur der Nervenstrecke
wieder erhöht. Aber das Wachsen der Stromintensität bewirkt zugleich
auch , dass die stellenweise Verarmung der Nervenstrecke wieder rascher
fortschreitet und ihre abnehmende Geschwindigkeit bald in eine zuneh-
mende übergeht : so setzt dann die stellenweise Verarmung nicht nur bald
früher bald später der beschleunigten Widerstandsabnahme der Nerven-
strecke ein Ziel, sondern sie verzögert auch weiter die Widerstandsabnahme
der Nervenstrecke mehr und mehr und lässt sie endlich ganz aufhören und
der wiederholten Widerstandszunahme der Nervenstrecke Platz machen.
Sobald aber der Widerstand der Nervenstrecke bei ihrer Durchströ-
mung wieder zu w achsen begonnen hat , wird in Folge der Abnahme der
Stromintensität die Geschwindigkeit , mit welcher die stellenweise Verar-
mung fortschreitet, immer geringer, und es wiederholt sich der Conflict
der stellenweisen Verarmung und der Elektrolyse in derselben Weise, wie
bei der anfänglichen Widerstandszunahme. Nur findet dieses Mal die Ver-
84 Abschn. II. Kap. iL { 7. ForigeMtite Zoröckfahnuig der WidersUikk^eraiML
arrnung in der durch die Abnahme der Slromintensität herbeigeführten Er-
kaltung der Nervenstrecke sogleich von vom herein eine Untersttttxui:^.
Ausführlicherer Erörterungen überhebt uns die graphische Darstellung
der Figur 6, die für einen Fall, in welchem die Widerstandsabnahme der
intrapolaren Nervenstrecke bei ihrer Durchstrtf mung ohngefilhr so rasch ^ie
in unserem Versuche 1 5. vor sich geht, die genaue Zergliederung der Ver-
änderungen giebt, welche der Widerstand der Nervenstrecke unter dem
Einflüsse des Stromes er&hrt. ÖW^W ist uns bereits wohlbekannt als die
Curve der wahren Widerstandsveränderungen der Nervenstrei^e nach EH-
minirung der Fehlerquellen der Versuche (s. o. § 6). ÖSE^E ist die Curve
der Widerstandsveränderungen der Nervenstrecke in Folge der Elektrolyse,
und zwar stellt sie diese Veränderungen bei der geringen Genauigkeit,
welche ihr von vom herein nur sich ertheilen lässt, im Ganzen und Gros-
sen richtig dar, gleichviel ob die in die unzersetzte NervenflUssigkeit hin-
eindiffundirten Producte der Elektrolyse hier unverändert bleiben oder
noch Verbindungen eingehen. Sodano ist ÖC^SCfi die Curve der Wider-
standsveränderungen der Nervenstrecke in Folge der Erwärmung. Endlich
ist ÖA^A die Curve der W^iderstands Veränderungen der Nervenstrecke in
Folge ihrer stellenweisen Verarmung an Flüssigkeit. Summirt man alge-
braisch die Ordinaten der drei Curven ÖSE^E, ÖC^SC^ C und Ö^, ^ für
jeden Punkt der Abscisse, so erhält man die Curve ÖW^W.
Während früher kaum eine Aussicht dafür vorhanden zu sein schien,
dass die wiederholte Widerstandszunahme der Nervenstrecke bei ihrer
Durchströmung ebenso, wie ihre anfängliche Widerslandszunahme, auf die
FlüssigkeitsfoitfUhrung in der Nervenstrecke und deren Folge, die stellen-
weise Verarmung der Nervenstrecke an Flüssigkeit , sich würde zurück-
führen lassen, bietet nunmehr, wie man sieht, diese Zurückführung weiter
keine Schwierigkeiten. Es verdient aber näher in Betracht gezc^en zu
werden, wodurch die Sachlage so verändert ist.
Im Eingange dieses §, als noch dafür, dass die stellenweise Verar-
mung der Nervenstrecke mit der Dauer der Durchstrümung immer weniger
fortschreitet, neben der doch nur anfangs wirksamen Erwärmung ein ein-
ziger Grund in der durch die Widerstandszunahme der Nervenstrecke be-
dingten Abnahme der Stromintensität sich ausfindig machen Hess , musste
es unerklärlich scheinen , dass die wiederholte Widerstandszunahme der
Nervenstrecke bei ihrer Durchströmung , wenn sie wiederum in der stel-
lenweisen Verarmung der Nervenstrecke an Flüssigkeit begründet sein
sollte, durch eine lange Zeit der Widerstandsabnahme von der ersten Wi-
derstandszunahme getrennt ist. Denn hatte das Fortschreiten der stellen-
weisen Verarmung der Nervenstrecke an Flüssigkeit durch die Abnahme
der Stromintensität allein ein Ende erreicht, und nahm der Widerstand der
durch den Strom in Einer Richtung auf die inneren Vorgänge in d. Nervenstrecke. 85
Nervenstrecke alsdann aus irgend welchem Grunde auch nur ein wenig
ab , so musste die Stromintensität wieder eine Grösse erreicht haben, wie
sie früher zur Fortsetzung der Verarmung ausreichend war , und die stel-
lenweise Verarmung der Nervenstrecke musste demgemäss sogleich wieder
fortschreiten. Allerdings konnte man noch bei denjenigen Versuchen, in
welchen die Widerstandsabnahme der Nervenstrecke erst nach langer
Durchströmung derselben eintritt, an die Schwächung^ der Kette selbst
denken , welche mit der Zeit durch die Abnahme ihrer elektromotorischen
Kraft und die Zunahme ihres Leitungswiderstandes statthat, indem in
Folge dieser Schwächung die Stromintensität bei gleichem Widerstände
der Nerven&trecke zur Zeit der Widerstandsabnahme derselben doch klei-
ner sein musste als vorher zur Zeit der Widerstandszunahme. Allein selbst
bei diesen Versuchen musste doch die lange Dauer der Widerstandsab-
nahme , bevor der Widerstand von Neuem zunimmt , auIFallen , und die
Vermuthung , dass die lange Unterbrechung der Widerstandszunahme der
Nervenstrecke bei ihrer Durchströmung in der Schwächung der Kette we-
sentlich begründet sei , musste dann sofort ganz wegfallen , sobald man
auch die anderen Versuche in Betracht zog, in welchen schon 20 — 30 Mi-
nuten nach der Schliessung der Kette der Widerstand abzunehmen beginnt,
zu einer Zeit also, zu welcher von einer Schwächung unserer (in gutem
Zustande befindlichen) Kette gewiss nicht die Rede sein kann.
Jetzt, wo wir wissen, dass neben der Abnahme der Stromintensität
noch die Elektrolyse dem Fortschreiten der stellenweisen Verarmung der
Nervenstrecke Einhalt thut, erklärt sich hieraus die lange Dauer der Wider-
standsabnahme der Nervenstrecke bei ihrer Durchströmung, bevor der
Widerstand von Neuem zunimmt, ohne Schwierigkeit. Denn wenn auch
durch die Widerstandsabnahme der Nervenstrecke der Strom die Intensität
wiedererlangt, welche er vorher zur Zeit der Widerstandszunahme besass,
so ist er alsdann mit dieser Intensität doch nicht mehr im Stande, die Flüs-
sigkeit in der Nervenstrecke so, wie vorher, fortzuführen, weil inzwischen
der specifische Widerstand der Nervenflüssigkeit durch die Elektrolyse
kleiner geworden ist. Vielmehr kann der Strom, sobald die Widerstands-
abnahme der Nerven strecke eingetreten ist, erst dann, wenn er zu einer
grösseren Intensität herangewachsen ist, den nämlichen Fortschritt der
stellenweisen Verarmung der Nervenctrecke bewirken , welchen er vorher
4) Wiedßtnann a. a. 0. Bd. I. S. 273 ff. * — Bei der Gelegenheit sei bemerkt, dass
das anfängliche Wachsen der Stromintensität in der Nervenstrecke nach der Schliessung
der .(neu zusammengesetzten) Kette in Folge der Widerstandsabnahme dieser (s. Wie-
demann ebenda) der grossen Abnahme der Stromintensität gegenüber in Folge der Wi-
derstandszunahme der Nervenstrecke zu vernachlässigen ist und deshalb oben weiter
keine Erwähnung gefunden hat.
f^ Abschn. U. Kap U. § 8. Fortgesetzte Zurückführung der Widerstandsveränd.
bei einer geringeren Intensität herbeiftlhrte ; und zwar muss der Unter-
schied der beiden Intensitäten desto grösser sein, je langsamer der Wider-
stand abnimmt, weil alsdann für denselben Zuwachs der Stromintensi^ät
die Elektrolyse desto länger andauert. Und hieraus im Verein damit, dass
die Geschwindigkeit der Widerstandsabnahme wächst, folgt sogleich wei-
ter, dass der Widerstand der Nervenstrecke eine Zeit lang abnehmen muss,
ehe er von Neuem in Folge der Verarmung zunehmen kann, und dass die
Dauer dieser Widerstandsabnahme desto grösser sein muss , je langsamer
diese Widei^tandsabnahme erfolgt.
Mit dieser Erörterung ist zugleich die Erklärung dessen geliefert, was
bei der in Fig. 6. gegebenen Analyse der Veränderungen, welche der
Widerstand der intrapolaren Nervenstrecke unter dem andauernden Ein-
flüsse des Stromes erf^rt, allein noch einer Erklärung bedarf : der Gestalt
nämlich des Stückes A^A der Cur\'e ÖA^A. Wie für das der Abscisse Öt^
entsprechende Anfangsstück der Fig. 6, welches nur eine Wiederholung der
ersten Hälfte der Fig. 5. vorstellt, so ist auch für das zweite grössere Stück
der Fig. 6. die Gurve der Widerstandszunahme der Nervenstrecke in Folge
ihrer stelienweisen Verarmung an Flüssigkeit durch die algebraische Sub-
traction der Ordinaten der Curven ÜSE^E und ÖC^SC^ C für jeden Punkt
der Abscisse von den Ordinaten der Gurve ÖW^W gewonnen worden,
und da die Gurve ÖW^W durch den Versuch gegeben ist und die Gurven
ÖSE^E und ÖC2SC^C im Grossen und Ganzen zweifellos richtig sind,
muss , wenn unsere Analyse überhaupt richtig ist, ebenso, wie das Stück
ÖA^, auch das Stück A^A der Gur\e ÖA^A im Grossen und Ganzen richtig
sein. Früher konnte dem nun bei der Vergleichung der Stücke ÖA^ und
A^A zu widersprechen scheinen, dass zur Zeit der Widerstandsabnahme
und der wiederholten Widerstandszunahme der Nervenstrecke bei ihrer
Durchströmung die Widerstandszunahme der Nei*venstrecke in Folge ihrer
Verarmung bei gleicher Stromintensität doch stets mit viel geringerer Ge-
schwindigkeit erfolgt als zur Zeit der anfänglichen Widerstandszunahme.
Jetzt aber hat sich dieses Verhalten als eine nothwendige Folge der Ver-
änderungen herausgestellt, welche die Elektrolyse in dem specifischen
Widerstände der Nervenflüssigkeit veranlasst.
In derselben Weise, wie es in unserer Fig. 6. für einen Fall geschehen
ist, in welchem die Widerstandsabnahme der Nervenstrecke bei ihrer
Durchströmung rasch vor sich geht, lassen sich auch die anderen Fälle, in
welchen die Widerstandsabnahme langsamer erfolgt , genau zei*gliedem,
so dass es überflüssig wäre und nur zu Wiederholungen führen würde,
wenn wir dabei nobh verweilen wollten. Nur für die Fälle, in welchen die
Widerstandsabnahme der Nervenstrecke bei ihrer Durchströmung sehr
langsam vor sich geht , und in welchen wir die wiederholte Widerstands-
durch den Strom io umgekehrter Richtung auf die inneren Torgänge. 87
^unahnoe der Nervenstrecke nicht unmittelbar beobachtet, sondern nur aus
der Analogie mit den anderen Versuchen stillschweigend erschlossen haben,
bleibt uns noch etwas anzumerken tibrlg. Bei der grossen Bedeutung näm-
lich, welche, wie wir gefunden haben, der Geschwindigkeit der Wider*
standsabnahme der Nervenstrecke bei ihrer Durchströmung für den Foii^
schritt der stellenweisen Verarlnung zukommt, ist es denkbar, dass in den
letztgenannten Fällen die Widerstandszunahme der Nervenstrecke in Folge
ihrer Verarmung, nachdem die Widerstandsabnahme der Nervenstrecke
bei ihrer Durchstrdmung eingetreten ist, die zur Ueberwindung dieser Wi-
derstandsabnahme erforderliche Geschwindigkeit nie wiedererlangt und es
somit zu einer wiederholten Widerstandszunahme der Nervenstrecke bei
ihrer Durchströmung überhaupt nicht kommt. Wahrscheinlich liegt ein
solcher Fall im Versuche 46. vor, in welchem selbst nach 40stttndiger Ab-
nahme des Widerstandes die wiederholte Zunahme noch nicht eingetre-
ten ist.
§ 8, Fortgesetzte Zurückführung der Widerstandaveränderungen der
intrapolaren Nervenstrecke durch den Strom in umgekehrter Bichtong
auf die inneren Vorgänge in der Nervenatrecke.
Nach den Erfahrungen , welche wir im vorigen § über den Einfluss
der Elektrolyse auf den Widerstand der intrapolaren Nervenstrecke gewon-
nen haben, müssen wir auch auf unsere Erörterungen im § 5. noch einmal
zurückkommen. Zwar wird, was wir dort über die Flüssigkeitsrückkehr
nach der Umkehrung der Stromrichtung zu den vorher an Flüssigkeit ver-
armten Stellen der Nervenstrecke und über die gleichzeitige Verarmung
anderer Stellen der Nervenstrecke an Flüssigkeit erschlossen haben , aus
mehrfachen Gründen, welche so auf der Hand li^en, dass ihre Anführung
unterbleiben darf, durch unsere neuen Erfahrungen nicht alterirt. Allein
die genaue Zergliederung der WiderstandsverUnderungen der Nervenstrecke
durch den Strom nach der Umkehrung der Stromricbtung , welche in der
zweiten Hälfte der Fig. 5. graphisch gegeben ist, bedarf jetzt der Be-
richtigung.
Entsprechend nämlich der Berichtigung, welche die erste Hälfte dieser
Figur im vorigen § dadurch gefunden hat, dass die Curve OK durch die
Curven ÖyoC und ÖeoE, welche die Widerstandsveränderungen der Ner-
venstrecke in Folge der Erwärmung resp. in Folge der Elektrolyse darstel-
len, ersetzt ist, müssen jetzt auch in der zweiten Hälfte der Fig. 5. an die
Stelle der Fortsetzung KK^ der Curve OK die Fortsetzungen der beiden
€urven OyoC und OeoE treten. Was die Fortsetzung der ersteren Curve
betrifil, so wird, da die Temperatur der Nervenstrecke mit der durch die
S8 Abschn. II. Kap. II. § 8. Fortgesetzte Zunickführang der Widerstandsveränd.
Widerstandsveränderungen derselben bedingten Zunahme und Abnahme
der Stromintensität steigt resp. sinkt, nachdem einmal die Curve OyoC ge-
geben ist, Cm^C^ als Fortsetzung dieser Curve im Ganzen und Grossen
zweifellos richtig sein. Einige Schwierigkeit bietet alsdann aber die Fort-
setzung der Curve ÖeoE.
Es handelt sich hier darum, ob die Umltehrung der Stromrichtung zur
Wiederherstellung eines Theiles der zersetzten Nervenflttssigkeit führt, in-
dem die noch von dem Strome in der ursprünglichen Richtung her an den
Gerüsttheilchen ^ befindlichen Anionen und Kationen entweder unmittelbar
oder, falls sie sogleich nach ihrer Abscheidung Verbindungen eingegangen
waren, nach Lösung dieser Verbindungen mit den durch den Strom in der
umgekehrten Richtung ebenda abgeschiedenen Kationen resp. Anionen zu
ihren ursprünglichen Verbindungen wieder zusammentreten. Auf den
ersten Blick könnte freilich jene Wiederherstellung ausser allem Zweifel
zu sein scheinen dadurch, dass die ursprüngliche innere Polarisation nach
der Umkehrung der Stromrichtung mit der Zeit sich verliert und später die
der neuen Stromrichtung entsprechende innere Polarisation auftritt, — in-
sofern es nämlich am nächsten liegt , als Ursache des Verschwindens der
ursprünglichen inneren Polarisation die Verbindung der alten mit den
neuen Ionen anzusehen. Indessen ist diese Auffassung nur unter den ein-
fachsten Verhältnissen zweifellos richtig, so z. B. bei einem mit einer Salz-
lösung getränkten Thonstück. Ist hingegen die chemische Constitution der
Flüssigkeit des feuchten porösen Körpers verwickelter, so dass die Ionen
sogleich nach ihrer Abscheidung Verbindungen eingehen können, so ist
auch das in Rede stehende Verhalten der Polarisation mehrdeutig : es kann
dann die ursprüngliche innere Polarisation ausser aus dem genannten
Grunde einfach auch deshalb verschwinden, weil immer mehr neue Ionen
neben den alten sich anhäufen, und die der neuen Stromrichtung entspre-
chende innere Polarisation kann deshalb schliesslich auftreten müssen, weil
die Quantität der alten Ionen , welche durch den Strom keinen Zuwachs
mehr erhält, in Folge des Hineindiffundirens in die noch unzersetzte Ner-
venflüssigkeit immer mehr abnimmt. Wir müssen uns daher schon nach
einem anderen Wege zur Entscheidung unserer Frage umsehen.
Wie wir im § 7. gefunden haben , hat bei der Durchströmung der
Nervenstrecke in Einer Richtung , wenn die Anionen und Kationen resp.
die etwaigen Verbindungen, welche dieselben sogleich nach ihrer Abschei-
dung eingegangen sind, in Folge ihrer Diffusion mit der noch unzersetzten
4 ) Die an den Zuleitungsröhren abgeschiedenen Ionen verschwinden denen an den
Gerüsttheilchen gegenüber an Menge so , dass wir sie ausser Acht lassen können ; es
gilt aber übrigens, was wir für das Verhalten der einen Ionen ermitteln, auch für die
anderen.
durch den Strom in umgekehrter Richtung auf die inneren Vorgänge. S9
Nervenflüssigkeit in dieser zusammentreffen, eine Wiederherstellung des
entsprechenden Theiles der zersetzten NervenflUssigkeit nicht statt. Die
Grtlnde, welche die Wiederherstellung verhindern, sind uns nicht bekannt
geworden. Welches nun aber auch diese Gründe sein mögen, so viel steht
fest , dass dieselben Gründe auch dann vorhanden sein müssen , wenn die
Ionen resp. ihre Verbindungen nach der Umkehrung der Stromrichtung an
den Gerüsttheilchen zusammentreffen, da ja der Ort des Zusammentreffens
nicht von Bedeutung sein kann. Es wird daher auch nach der Umkehrung
der Stromrichtung zur Wiederherstellung des Theiles der zersetzten Ner-
venflUssigkeit, der durch die an den Gerüsttheilchen zusammentreffenden
Producte der Elektrolyse repräsentirt ist, nicht kommen : es wird vielmehr
höchstens ein Theil der Producte der Elektrolyse Verbindungen eingehen^
so dass der Widerstand der durchströmten Nervenstrecke wächst, doch
w^eniger, als er durch jene Wiederherstellung der zersetzten Nervenflüs—
sigkeit gewachsen wäre.
Tritt gar keine Verbindung der neuen Producte der Elektrolyse mit
den alten an den Gerüsttheilchen ein, so werden die Widerstands Verände-
rungen der durchströmten Nervenstrecke in Folge der Elektrolyse nach der
Umkehrung der Stromrichtung nur in Folge der etwas verschiedenen Ver-
änderungen der Stromintensität abweichen und somit nicht auffallend an-
dere sein, als wenn die Stromrichtung dieselbe geblieben wäre: Em^E^
wird alsdann als Fortsetzung der Curve ÖeoE im Ganzen und Grossen
richtig sein. Anders, wenn ein Theil der Producte der Elektrolyse Verbin-
dungen eingeht. In diesem Falle werden die Verbindungen, weil sie nach
der Umkehrung nicht so langsam, wie bei andauernder Durchströmung der
Nervenstrecke in derselben Richtung, sondern rascher und überdies auch
in grösserem Massstabe vor sich gehen werden, in der ersten Zeit nach
der Umkehrung eine Widerstandszunahme der Nervenstrecke in Folge der
Elektrolyse bewirken, und etwa EmE^ wird jetzt die Fortsetzung der Curve
ÖeoE darstellen.
Wir finden also, dass das Curvenstück KK^ der Figur 5. entweder
durch die Curvenstücke Cm^ C^ und EmE^ oder durch die Curvenstücke
Cm^C^ und Em^E^^ zu ersetzen ist. Und hieraus erwächst uns sogleich
weiter die Aufgabe, zuzusehen , ob und wie durch diesen Ersatz — und
zwar, da wir zwischen den beiden Möglichkeiten desselben weiter zu ent-
scheiden nicht im Stande sind, durch eine jede dieser Möglichkeiten — die
in der zweiten Hälfte der Fig. 5. gegebene Zergliederung im Uebrigen
noch modificirt wird.
Dabei kann begreiflich nur die Curve As^R in Frage kommen. Obwohl
oben im § 5. Nichts darüber besonders angemerkt worden ist, war als
Zweck der ganzen Zergliederung doch leicht zu erkennen, dass die Wider—
^ Abschn. U. Kap. li. § 9. Ueber die Wider»tan<bveriiiMierangeu
standsverilndcruDgen der Nervenstrecke in Folge der FlttssigkeiUrUckkehr.
von welchen w ir bis dahin nur ^iissien , das8 sie in einer Abnahme (le>
Widerstandes bestttnden, in ihrem Verlaufe näher bestimmt werden soll-
ten. Nach unserer damaligen Kenntniss der den Widerstand verdademdeD
Vorgänge , welche unter dem Einflüsse des Stromes in der Nervenstrecke
statthaben, musste, da wir die Gurven A'A'i und l^a^s^A^ als im Ganzen
und Grossen richtige Darstellungen der Widerstandsveränderungen der
Nervenstrecke in Folge ihrer Temperatur-Veränderungen resp. ihrer neuet
stellen weisen Verarmung an Flüssigkeit hinstellen konnten, auch die Curve
As2 R , welche durch die algebraische Subtraction der Ordinaten der beiden
eben genannten Gurven von den Ordinaten der gegebenen Gur\'e W\\\ für
jeden Punkt der Abscisse sich ei^b , als Gurve der Widerstandsverände-
rungen der Nervenstrecke in Folge der FltlssigkeitsrUckkehr im Ganzen und
Grossen richtig sein. Jetzt haben wir erfahren, dass die Curve ATA, durch
zwei andere Gurven zu ersetzen ist , und mit Htllfe dieser beiden Cur\ en
und der Gurve t^s^s^A^j an welcher wir Nichts zu verändern gefunden
haben , haben wir also aus der Gurve WW^ in derselben Weise, wie frü-
her, die Gurve der Widerstandsveränderungen der Neivenstred^e in Folge
der Flüssigkeitsrückkehr von Neuem zu entwickeln.
Für den Fall, dass EmE^ die rechte Fortsetzung der Gurve ÖeoE ist.
kann — von dem Ersätze der Gui*ve KK^ natürlich abgesehen — unsere
Zergliederung unverändert bestehen bleiben : die algebraische Summirun£
der Ordinaten der Gurven tiS^$2A^, Cm^C|, EmE^ und As^H für jeden
Punkt der Abscisse ergiebt die Gurve WW^. Ist dagegen Em^E^ statt
EmE^ zu nehmen, so hat an die Stelle der Gurve As^R die Gur\'e A$^ R^ zu
treten : man erhält dann die Gurv e WW^ , wenn man die Ordinaten der
Gurven t^ «^äj^Ii , Cm^ C^ , Em^E^ und As^R^ für jeden Punkt der Abscisse
algebraisch summirt. Da nun die Gurven ^i^^^ ^^^ As^R^ an Gestalt ein-
ander im Wesentlichen gleich sind, läuft also die Bedeutung des Ersatzes,
welchen w ir dem Gurvenstücke KK^ haben geben müssen, und der ünge-
wissheit, in w^elcher wir uns noch dazu hinsichts'dej* Fortsetzung der Gun e
ÖoE befinden , für die Curve der Widerstandsveränderungen der Nerven-
strecke in Folge der Flüssigkeitsrückkehr darauf hinaus , dass wir uns die
Curve As2 R nicht als absolut genau, sondern nur als im Ganzen und Gros-
sen richtig d. h. die betreffenden Widerstandsveränderungen in ihren
Haiq)tzügen richtig angebend vorzustellen haben. Mehr aber können in der
That unsere graphischen Darstellungen insgesammt schon von vom herein
nicht beanspruchen, nachdem wir mit dem Verzichte auf absolute Bestim-
mungen in die Untersuchung eingetreten sind , und speciell für die Gurve
A$2 R ist , was wir eben erschlossen haben, vorhin schon angemerkt w or-
den. Es ist demnach, was schon die Zergliederung im § 5. ei^eben hat,
der intrapolaren Nervenstrecke unmittelbar nach ihrer Durchströmung. 91
als richtig festzuhalten, dass nämlich nach der Umkehrung der Stromrich-
tung der Widerstand der intrapolaren Nervenstrecke in Folge der Flüssig-
keitsrückkehr zu den vorher an Flüssigkeit verarmten Stellen der Nerven-
strecke mit anfangs sehr grosser, aber rasch abnehmender Geschwindigkeit
abnimmt.
Iß Betreff der Curve t^ s^ s^ ^i ^^ schon erwähnt worden , dass wir an
ihr Nichts zu verändern gefunden haben : es verdient aber noch besonders
hervorgehoben zu werden , dass gerade durch die Ermittelungen des § 7.
die Richtigkeit einer Abweichung dieser Curve von der Curve OA ausser
allen Zweifel gestellt ist. Das Endstück der Curve t^ s^ &g A^ hatten wir w e-
niger concav gegen die Abscissenaxe und die Curve überhaupt im Ganzen
weniger steil als die Curve*Öi4 angenommen, weil die Widerstandszunahme
der Nervenstrecke bei der Durchströmung nach der Umkehrung der Strom-
richtung im Ganzen stets mit geringerer Geschwindigkeit als vor der Um-
kehrung erfolgt, und weil wir diese Erfahrung nicht anders zu deuten
vermochten, als dass die stellenweise Verarmung der Nervenstrecke an
Flüssigkeit nach der Umkehrung langsamer vor sich geht als vor der Um-
kehrung. Diese Deutung hat jetzt ihre thatsächliche Unterlage darin gefun-
den , dass der Widerstand der Nervenflüssigkeit m Folge der Elektrolyse
kleiner wird : es muss dieser Veränderungen der Nervenflüssigkeit wegen
die Fiüssigkeitsfortführung in der Nervenstrecke und deren Folge, die stel-
lenweise Verarmung der Nervenstrecke an Flüssigkeit, bei gleicher Strom-
intensität nach der Umkehrung der Stromrichtung doch langsamer vor sich
gehen als vor der Umkehrung.
4.
§ 9. üeber die Widerstandtyer&ndenmgen der intrapolaren Verventtrecke
nnmittelbir nach ihrer Bnrchströmimg«
Wir kennen jetzt, so genau es vor der Hand nur wünschenswerth ist,
die Widerstandsveranderungen , welche in der intrapolaren Nervenstrecke
während der Durchströmiihg statthaben , und die inneren Vorgänge in der
Nervenstrecke, durch w'elche jene Widerstandsveränderungen bedingt sind.
Da nun nach der Durchströmung die durch den Strom gesetzten Verände-
rungen in den feuchten porösen Körpern eine mehr oder weniger vollkom-
mene Rückbildung erfahren , dürfen wir , wenn nicht aus anderen Grün-
den , schon der Controle unserer bisherigen Ermittelungen wegen es nicht
unterlassen, auch noch das Verhalten des Nerven nach der Durchströmung
in den Kreis unserer Untersuchungen zu ziehen. Es ist aber nöthig, der
neuen Untersuchung, welche wir vorhaben, von vornherein bestimmte
Grenzen zu stecken , und wir bestimmen diese dahin , dass wir die Ner-
venstrecke höchstens eine Stunde lang vom Strome durchflössen sein las-
92 Abschn. U. Kap. 11. § 9. Ueber die Widerstands Veränderungen
sen und dann ihr Verhalten während einer nicht längeren Zeit nach der
Durchströmung , als die DurchstrOmung selbst angedauert hat, in Betracht
ziehen.
Unter den verschiedenen zulässigen Versuchsweisen, die Wider-
standsveränderungen der intrapolaren Nervenstrecke unmittelbar nach
ihrer DurchstrOmung festzustellen, wollen wir uns hier derjenigen- bedie-
nen, welche mit der augenblicklich beabsichtigten Untersuchung zugleich
noch eine zweite, weiter unten im Kap. III. § 7. niedergelegte Untersuchung
zu verbinden gestattet. Wir brechen einfach durch Oeffhen der Kette die
DurchstrOmung nach einer gewissen Dauer derselben ab und lassen sie
nach einiger ZiBit durch Wiederschliessung der Kette wieder beginnen : aus
dem Unterschiede des Widerstandes der Nervenstrecke zur Zeit der Oeff-
nung und zur Zeit der Wiederschliessung der Kette entnehmen wir dann
die Widerstandsveränderung , welche die Nervenstrecke nach der Durch-
strömung erfahren hat. Eine andere Versuchsweise , welche in der plötz-
lichen Verringerung der Intensität des die Nervenstrecke durchfliessenden
Stromes besteht — so dass die Durchströmung der Nervenstrecke nicht
ganz , sondern zum Theil abgebrochen wird — , werden wir weiter unten
[Kap. III. § 4 (4a)] kennen lernen, und es mag beiläufig sogleich darauf
aufmerksam gemacht sein , dass diese zweite Versuchsweise zu denselben
Ergebnissen, wie die hier angewandte, führt.
Versuch 17.
[Fortsetzung von Versuch 8. § ^ (2).]
4A. 34 m. AT geschlossen. Schieber auf 1275.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzeigend^
um 88® aus. Der W^iderstand nimmt zu.
35
m.
1 1 60.
36
m.
1200.
37
m.
1230.
39
m.
1255.
43
m.
1265.
51
m.
1277.
7
m.
1285.
40
m.
1289.
5A.
Sofort K geöflnet.
Die Nadel schlägt, Strom von z nach z, anzei-
gend, um c. 3Y2® aus.
Bei der Schliessung und bei der Oeifnung zuckte auch hier der Muskel.
der iotrapolarea Nerveostrecke unmittelbar nach ihrer Durchströmung. 93
Versuch 18.
' Wd\ Capillarröhre III. — K, \ Daniell. — Stromeinlritt bei «,.
1 0 A. 0 991. Mittelgrosser Frosch ff.
7 991. Ischiadicus aufgelegt.
W m. K geschlossen. Schieber auf 500.
Die Nadel schlägt, grösseren Widerstand anzeigend, um
50® aus. Der Widerstand nimmt zu.
13 991. 836.
49 991. 860.
24 991. 885.
30 991. 930.
38 999. 990.
49 99?. 4060. — Empfindlichkeitsprttfung : der Verschiebung
von S um W^^ entspricht const. Ablenkung
der Nadel von 4®.
Wh, 8 991. 4 420.
28 991. 4445. Sofort A: geöffnet.
Die Nadel schlägt, Strom von % nach z^ anzei-
gend, um c. 4 ® aus.
33 991. Abgeschlossen. Schieber auf 4 4 45.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand an-
zeigend, um 8ya*aus. Der Widerst, nimmt zu.
34 ffl.
4 065.
36 m.
4 HO.
48 m.
1450.
Sofort AT geöffnet.
Nadelausschlag wie 4 4 A. 28 991.
Mh. 4 991. ATgeschlossen. Schieber auf 4 4 50.
Die Nadel schlägt , geringeren Widerstand an-
zeigend, um 4 3® aus. Der Widerst, nimmt zu.
5
m.
4040.
7
ffi.
4060.
43
ffl.
4 4 40.
48
ffl.
4420.
30
ffl.
Der Widerst, verändert sich jetzt nicht merklich bis
wo ATgeöffnet wird.
Nadelausschlag wie 4 4 A. 28 991.
4 A. 4 991. ATgeschlossen. Schieber auf 4 420.
Die Nadel schlägt , geringeren Widerstand an-
zeigend, um 4 4® aus. Der Widerst, nimmt zu.
2 991. 970.
5 991. 404 5.
94 Abschn. IJ. Kap. iJ. } •. Ceber die Widerstandsveiündenm^D
4A. 12 m. 1060.
1070. Der Widerst, vei^ndert sich jetzt nicht merklich bis
wo A' geöffnet wird.
Nadelausschlag wie HA. f 8 nt.
2A. 43 m. ATgeschlossen. Schieber auf 1 070.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand an-
zeigend, um 4 6^ aus. Der Widerst, nimmt zu.
12
m.
16
m.
26
m.
44
m.
915.
47
m.
950.
52
m.
980.
1
m.
1015.
3A. 1 m. 1015. Sofort A: geöffnet.
Nadelausschlag ohngefähr wie 1 1 A. 28 m.
Der Ischiadicus ist in seiner ganzen Länge erhalten und mit dem Muskel
in unversehrter Verbindung gewesen. «6=5,5*'" ; am» 22*"; bo = 4"^;
bwtaSi^^. — Bei der Schliessung 2 A .13m. zuckte der Muskel noch; bei
der Oeffnung 3 A. Im. und bei nachfolgenden Schliessungen und Oeffhun-
gen zuckte der Muskel nicht mehr.
Versuch 19.
Wd: Capillarröhre 111. — Af: 1 DanielL — Stromeintritt bei z^.
3 A. 51 m. Kleiner Frosch ff.
56 m. Ischiadicus aufgelegt.
4 Ä. 0 m. K geschlossen. Schieber auf 750.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzeigend,
um 1 4® aus. Der Widerstand nimmt zu.
1 m. 733.
7%m. 750.
15%m. 770.
23 %m. 790.
30 m. 810.
34 m. 830.
37 m. 850.
40%m. 870.
43Vgm. 890.
46% m. 910.
49% m. 930.
53 %m. 960.
56 m. 980.
5A. 2 m. 1020.
10 m. 1060.
der intrapolaren Nervenstrecke unmittelbar nach ihrer Durch strömnng. 9S
5Ä. 20 m. 1100. — Empfindlichkeitsprüfung : der Verschiebung von
S um \ 0"" entspr. const. Abienk. d. Nadel v. c. 4®.
26% m. H20.
36V,wi. lUO.
50 m. \\ 47. Der Widerstand nimmt j€tzl spurweise ab bis
53 m. wo AT geöffnet wird.
Die Nadel schlägt, Strom von z nach 3^ anzei-
gend, um c. 4V2* aus.
55 m. ATgeschlossen. — Schieber auf HOO.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand an-
zeigend, um 1 5* aus. Der Widerstand nimmt
rasch zu.
56 m. H20.
57 m. H27.
6 Ä. 0 m, 11 35. Der Widerstand nimmt jetzt ab.
7 w. 1133. Sofort i: geöffnet.
Nadelausschlag wie 5 h. 53 m.
9 m. iST geschlossen. — Schieber auf 1080.
Die Nadel schlagt , geringeren Widerstand an-
zeigend, um 1 4® aus. Der Widerstand nimmt
rasch zu.
10 m. 1095.
11 m. 1113.
13 m. 1117. Der Widerstand nimmt jetzt spurweise ab bis
16 m. wo Ä" geöffnet wird.
Nadelausschlag wie 5 h. 53 m.
18 m. ÄTgeschlossen. — Schieber auf 1030.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand an-
zeigend, um l^aus. Der Widerstand nimmt
rasch zu.
19
m.
1090.
20
m.
1100.
21
m.
1104.
23
m.
1 1 05.
25
m.
1104.
Der Widerstand nimmt jetzt ab.
Sofort i: geöffnet.
Nadelausschlag ohngefähr wie 5 h, 53 m.
27 m, AT geschlossen. — Schieber auf 1010.
Die Nadel schlägt, grösseren Widerstand anzei-
gend, um 1^ aus; indem sie sodann aber nach
dem Nullpunkte zurückzukehren im Begriff ist^
wird sie aufgehalten und schlägt in demsel—
95 Abscho. II. Kap. II. § 9. Ueber die Widerstandsveränderungen
6Ä.
ben Sinne jetzt um i 4^ aus. So rasch nimmt
der Widerstand zu.
28
m.
1070.
29
m.
1085.
31
m.
1092.
33
m.
1090.
Der Widerstand nimmt jetzt ab.
Sofort i: geöffnet.
Nadelausschlag wie 5 h. 53 m,
35 m. JTgeschlossen. — Schieber auf 995.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand an-
zeigend, um c. 1 %® aus. Der Widerstand nimmt
rasch zu.
36
Wl.
1060.
37
w.
1075.
38
TW.
1079.
40
m.
Der Widerstand nimmt jetzt spurweise ab bis
wo i^ geöffnet wird.
Di^Nadel schlägt, Strom von z nach js, anzei-
gend, um 4^ aus.
50 m. Abgeschlossen. — Schieber auf 960.
Die Nadel schlägt , geringeren Widerstand an-
zeigend , um 5^ aus. Der Widerstand nimmt
rasch zu.
51 w.
1010.
52 wi.
1023.
53 m.
1034.
54 m.
1042.
55% w.
1045.
59 m.
1050.
3 m.
Der Widerstand nimmt jetzt spurweise ab bis
7 A. 3 ?w. wo K geöffnet wird.
Nadelausschlag wie 6 h, 40 m.
Der Ischiadicus ist in seiner ganzen Länge erhalten und mit dem Muskel
in unversehrter Verbindung gewesen. a6s=7™°^; a7w=14™™; 6o=4 — 5""°;
bw = 35"*"*. — Bei jeder Schliessung und Oeffnung zuckte der Muskel.
Versuch 20.
Wirf: Capillarröhre III. — AT: 4 Daniells. — Stromeintritt bei Zy
40Ä. 37 m. Grosser, kranker Frosch ff.
43 m, Ischiadicus aufgelegt.
45 m. Ä' geschlossen. — Schieber auf 750.
Die Nadel geht, geringeren Widerstand anzeigend,
langsam an die Hemmung. Der Widerst, nimmt zu.
der intrapolaren Nervenstreoke unmittelbar nach ihrer Durch&trömang. 97
4 0A. 46 m. 550.
48 m. 558.
50 m. 565.
53 m. 575.
56 fn. 585*
iih. 4 m. 605.
5 m. 6S5. — EmpfindlichkeitsprUfung : der Verschiebung von
S um 1 0™" entspr. const. Ahlenk. d. Nadel von 3*.
9%wi. 645.
\ 5 171. 665.
49 m. 675.
25% m. 685.
40 m. 692. Sofort ATgetfffnet.
Die Nadel schlägt , Strom von z nach z^ anzei^
gend; um 5* aus.
i2h. 52 m. ATgeschlossen. — Schieber auf 550.
Die Nadel schlägt, grösseren Widerstand anzei-
gend, um 29^ aus. Der Widerstand nimmt ab.
53 m. 585.
54 *». 575.
i h, 3 m. 565.
9 m, 562. Der Widerstand nimmt jetzt zu.
45 m. 565.
23 m. 575.
29 m. 585.
34 %m. 595.
40 m. 605.
45% wi. 645.
54 %m. 625.
57 m. 635.
2A. 5 TO. 645.
45 m. 655. Sofort IT geöffnet.
Die Nadel schlägt, Strom von x nach z^ anzei-
gend, um 6^ aus.
23 m. K geschlossen. — Schieber auf 610.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzei-
gend, um 4 2® aus. Der Widerstand nimmt zu.
24 TW. 605.
25 m. 64 5.
27 m. 625.
29%i?i. 635.
H. M a n 1c , üntersQcliungen etc. 7
98 Abschn. n. Kap. IL § 9. Ueber die Widerstandsverfindonngen
2h. 34 m. 645. Sofort T geöffnet.
Die Nadel schlägt, Strom von z nach z^ anzei-
gend, um 8® aus.
36 m. Abgeschlossen. — Schieber auf 620.
Die ^^adel schlägt, geringeren Widerstand anzei-
gend, um 5^ aus. Der Widerstand nimmt zu.
37
m.
635.
39
m.
645.
47
m.
655.
Sofort K geöflnet.
Nadelausschlag \^ie 2 A. 34 m.
Der Ischiadicus ist in seiner ganzen Länge erhalten und mit dem Muskel
in unversehrter Verbindung gewesen, ab == 5"™ ; am = 20"" ; bo = 7"" ;
6ic7ä 40™". — Nur bei der Schliessung 40 A. 45 m, zuckte der Muskel. —
2 h. 50 m. war der Nerv in seiner ganzen Länge nicht mehr erregbar, und
selbst bei dem Herausziehen der Nervenverzweigungen aus dem Muskel
(nach Harless) zuckte der Muskel nicht.
(Vgl. noch Versuch 43. im § 4.)
Wie man sieht , ist nach der Wiederschliessung der Kette stets eine
Verstellung des Schiebers von derjenigen Stellung aus , welche er unmit-
teibar vor der Oefilhung inne hatte , im Sinne einer Widerstandsabnahme
der Nerven strecke erforderlich. Während des Offenseins der Kette zer-
streut sich die innere Polarisation und erkaltet der Vergleichswiderstand :
allein, wie ein Blick auf die Versuche lehrt, würde selbst diejenige Schie-
berverstellung, welche die vollkommene Zerstreuung der inneren Polarisation
und die Rückkehr der Gapillarröhre zu ihrer anfänglichen Temperatur her-
beiführen würden , immer nur ein kleiner Bruchtheil der Schieberverstel-
lung sein, welche schon nach einer Oeffnung der Kette von nur wenigen
Minuten erforderlich ist^ Es nimmt also der Widerstand der intrapolaren
Nervenstrecke unmittelbar nach der Durchströmung ab.
Unterbricht man die Durchströmung der Nervenstrecke mehrmals und
auf verschieden lange Zeiten, so stellt sich, gleichviel ob man mit kürzeren
Unterbrechungen begonnen hat und zu längeren fortgeschritten^ ist oder
ob man umgekehrt vorgegangen ist, die Widerstandsabnahme desto grösser
. heraus , je länger die Kette geöffnet war. Aber zugleich zeigt sich auch,
dass die Widerstandsabnahme bei längei^m Offensein der Kette doch nicht
< ) In Folge der Widerstandsveränderungen mit der Zeit [s. o. § 1 (<)] erfährt der Wi-
derstand der Zuleitungsröhren während des Offenseins der Kette eine Abnahme ; aber
diese Abnahme ist so gering , dass sie bei unseren Versuchen mit der Gapillarröhre
als Vergleichswiderstand wiederum ganz zu vernachlässigen ist [vgl. o. § < (0 und u-
Kap. III. § 5 (2)].
• der intrapolaren Nervenstrecke unmittelbar nach ihrer Durchströmung. 99
so gross ist, wie unter der Voraussetzung einer constanten Geschwindig-
keit der Abnahme nach der Abnahme bei kürzerem Offensein der Kette zu
erwarten ist ; und zwar erscheint die Widerstandsabnahme bei dem län-
geren Offensein der Kette um so mehr zu klein, je länger die Kette geöffnet
war. Dabei sind die Unterschiede der Widerstände, um welche es sich hier
handelt , wiederum so gross , dass von einer Täuschung durch die Zer-
streuung der inneren Polarisation und die Erkaltung der Gapillarröhre,
welche beide mit abnehmender Geschwindigkeit statthaben, auch nicht im
Entferntesten die Rede sein kann. Es nimmt also der Widerstand der in-
trapolaren Nervenstrecke unmittelbar nach der Durchströmung mit abneh-
mender Geschwindigkeit ab.
Vergleicht man weiter der Grösse nach die ganze Widerstandszunahme
der Nervenstrecke während der Durchströmung mit ihrer ganzen Wider-
standsabnahme während einer gleichen Zeit nach der Durchströmung , so
ergiebt sich , dass die erstere wesentlich grösser ist als die letztere : es ist
also im Ganzen die Geschwindigkeit der Widerstandsabnahme nach der
Durchströmung kleiner als die Geschwindigkeit der Widerstandszunahme
während der Durchströmung. Und überhaupt erlangt, wie beiläufig be-
merkt sein mag , selbst wenn die Kette viel länger geöffnet bleibt , als sie
vorher geschlossen w^ar, der Widerstand der Nervenstrecke nach der Diu'ch-
slrömung nie die geringe Grösse wieder, welche er beim Beginne der
Durchströmung besass.
Uebrigens ist die Geschwindigkeit der Widerstandsabnahme nach der
Diu*chströmung desto grösser, je mehr der Widerstand zur Zeit der Oeff-
nung vergrössert war , wobei es gleichgültig ist , ob die Zunahme des Wi-
derstandes nach der Schliessung der Kette rascher erfolgt war und die
Kette eine kürzere Zeit hindurch geschlossen war , oder ob die Zunahme
des Widerstandes langsamer erfolgt war und die Schliessung der Kette län-
ger gedauert hatte. Die Durchsicht zahlreicher Versuche lehrt dies ohne
Weiteres. Und durch diese neue Erfahrung wird eine Ausnahme beseitigt,
welche sonst hin und wieder das Wachsen der Widerstandsabnahme mit
der Dauer des Offenseins der Kette — wenigstens bei flüchtiger Betrach-
tung — zu erfahren scheinen könnte. Im Versuche 18. ist ein Beispiel
einer solchen scheinbaren Ausnahme vorgeführt: hier nimmt allerdings
nach der 2. Oeffnung in 4 6 Minuten der Widerstand beträchtlich mehr ab
als nach der \. Oeffnung in 5 Minuten, allein nach der 3. Oeffnung nimmt
in 31 Min. der Widerstand weniger ab als nach der 2. Oeffnung in 16 Min.,
und nach der 4. Oeffnung nimmt in 77 Min. der Widerstand sogar noch
weniger ab als nach der 3. Oeffnung in 31 Minuten. Dies Verhalten der
Widerstandsabnahme nach der 3. und 4. Oeffnung erklärt sich jetzt ein-
fach dadurch, dass der Zuwachs, welchen der Widerstand durch den Strom
iOO Abschn. U. Kap. iL § 40. Zurückföhning der Widerstandsyerändenrngeo .
erfahren hatte, zur Zeit der 3. Oe&ung kleiner war als zur Zeit der 4 . und
2. Oeffnung und wiederum zur Zeit der 4. Oefifhung noch kleiner war als
zur Zeit der 3. Oeffnung.
In der Figur 7. sind die Erfahrungen/ welche wir eben gewonnen
haben , in der gewohnten Weise graphisch dargestellt. Das der Abscisse
Öt^ entsprechende Anfangsstück der Figur ist die genaue Wiederholung des
Fig. 7.
Anfangsstückes der Fig. 6. und bedarf keiner Erläuterung mehr. Bei t^
wird die Kette geöfilhet, bei t^ wird sie wieder geschlossen ; und die Curve
WW^ y die Fortsetzung der Curve Ö W, stellt die Widerstandsveränderun-
gen, welche die intrapolare Nervenstrecke unmittelbar nach der Durch-
strömung erfährt , nach den Versuchen (nach Eliminirung der Fehler der
Versuche) dar.
§ 10. Znrückführnng der Wideratandaveränderungen der intrapolaren
Ifervenatrecke unmittelbar nach ihrer Durchatrömnng auf die inneren
Vorgänge in der Kervenatrecke.
Nach der Unterbrechung des die Nervenstrecke durchfliessenden Stro-
mes würde der Widerstand der Nervenstrecke nur die Veränderungen mit
nach der Darchströmung auf die inneren Vorgänge in der Nervenstrecke. 101
der Zeit zu durchlaufen haben, wenn nicht Nachwirkungen der Durchströ-
mung auf ihn sich geltend machten. Nun sind uns die Widerstands Ver-
änderungen des Nerven mit der Zeit zwar noch nicht bekannt geworden :
allein in ähnlicher Weise, wie wir es im § 2. für die Widerstandsverände*
rungen der Nervenstrecke bei der Durchströmung gethan haben, nehmen
wir auch hier unter dem Vorbehalte des späteren Nachweises (s. u. Kap.
III. § 5) als Tbatsache vorauf, dass innerhalb der längstens etwa eine
Stunde betragenden Zeit nach der Durchströmung, auf welche unsere Un-
tersuchung des vorigen § sich nur erstreckt hat, die Widerstandsverände-
rungen der Nervenstrecke mit der Zeit für die Widerstandsveränderungen
der Nervenstrecke nach der Durchströmung in der Genauigkeit, mit wel-
cher wir sie vorhin constatirt haben , ohne wesentlichen Belang sind. Es
sind also die letzteren Veränderungen Nachwirkungen der Durchströmung,
wie wir sie im Eingange des vorigen § vorausgesehen haben, und es fällt
uns die Aufgabe zu , sie auf die Nachwirkungen der drei Vorgänge in der
Nervenstrecke , welche während der Durchströmung den Widerstand der-
selben verändern, — der Temperaturveränderung, der Elektrolyse und
der Flüssigkeitsfortführung — zurückzuführen.
Zunächst muss die intrapolare Nervenstrecke nach der Oefihung der
Kette erkalten , bis sie die Temperatur der Umgebung angenommen hat :
und zwar wird nach den allgemeinen Gesetzen der Erkaltung ihre Tem-
peratur mit abnehmender Geschwindigkeit sinken. Danach wird die Curve
CCj t^ der Figur 7. die Widerstandsverändenmgen der Nervenstrecke nach
der Durchströmung in Folge ihrer Erkaltung im Ganzen und Grossen richtig
darstellen.
Weiter müssen die am Ende der Durchströmung an den Gerüsltheil-
chen angesammelten Producte der Elektrolyse nach der Durchströmung in
die unzersetzte Nervenflüssigkeit hineindiffundiren , und das Zusammen-
treffen der Anionen und Kationen resp. der Verbindungen , welche diese
sogleich nach ihrer Abscheidung eingegangen sind, in der Nervenflüssigkeit
muss jetzt dieselben Folgen wie während der Durchströmung haben. Es
werden also die Producte der Elektrolyse bei ihrem Zusammentreffen in
der Nervenflüssigkeit entweder gar nicht oder nur zum Theil Verbindun-
gen mit einander eingehen (vgl. o. § 7) , so dass der Widerstand der Ner-
venstrecke entweder ganz unverändert bleiben oder jedenfalls nur weniger
wachsen wird, als er in Folge der Wiederherstellung des durch die zusam-
mentreffenden Ionen repräsentirten Theiles der zersetzten Nervenflüssigkeit
gewachsen wäre.
Dem angegebenen Verhalten der Ionen widerspricht durchaus nicht,
wie besonders hervorgehoben zu werden verdient, die Zerstreuung, welche
die innere Polarisation der Nervenstrecke nach der Oeffnung der Kette
102 Abscbn. II. Kap. IL § 40. ZurUckfUhrnng der Widerstandsveränderungen
erfährt. Allerdings scheint diese auf den ersten Blick dafür zu sprechen,
dass es nach der Durchströmung zur Wiedervereinigung der an den Ge-
rUsttheilchen angesammelten Producte der Elektrolyse und zur Wiederher-
stellung der durch dieselben repräsentirten zersetzten NervenflUssigkeit
kommt. Indessen ist schon im § 8. für die Zerstreuung der inneren Pola-
risation nach der Umkehrung der Stromrichtung angemerkt worden, wie
aus ihr ein Beweis für die Wiedervereinigung der Ionen durchaus nicht
abzuleiten ist , und die nämlichen Gründe lassen sich auch hier geltend
machen. Gewiss werden nach der Durchströmung feuchter poröser Körper
in vielen Fällen die Producte der Elektrolyse, nachdem sie in die unzer-
setzte Flüssigkeit hineindifiundirt sind, zu ihren ursprünglichen Veri>in-
düngen wieder zusammentreten. Aber für die Zerstreuung der inneren
Polarisation ist dies keineswegs erforderlich : hierfür genügt es schon, dass
die Ionen die regelmässige Anordnung , welche ihnen während der Dauer
des Stromes zukam, aufgeben und den allgemeinen Gesetzen der Diffusion
gemäss in der unzersetzten Flüssigkeit sich vertheilen. Und nur diese letz-
teren Vorgänge werden beim Nerven nach der OefTnung der Kette für die
Ionen mit Sicherheit in Anspruch zu nehmen sein.
Es bleibt aber ferner noch zu bedenken , dass die Nervenflüssigkeit
durch die ganze Länge des Nerven hindurch in ununterbrochenem Zusam-
menhange steht, und dass in Folge dessen nach der Durchströmung eine
Diffusion zwischen der in Folge der Durchströmung besser leitenden Ner-
venflüssigkeit der intrapolaren Nervenstrecke und der schlechter leitenden
Nervenflüssigkeit der extrapolaren Nervenstrecken eintreten und , bis die
Verschiedenheit von beiderlei Nervenflüssigkeit ausgeglichen ist, andauern
muss. Halten w ir diese Nachwirkung der Elektrolyse , durch welche der
Widerstand der intrapolaren Nervenstrecke wachsen muss , mit der zuerst
behandelten Nachwirkung zusammen, so wird, wenn die in der Nerven-
flüssigkeit zusammentreffenden Ionen gar keine Verbindungen eingehen,
die Curve EE2 der Fig. 7., wenn hingegen eine theilweise Wiedervereini-
gung der zusammentreffenden Ionen statthat, die Curve EE^ derselben
Figur die Widerstandsveränderungen, welche die intrapolare Nervenstrecke
nach der Durchströmung in Folge der Nachwirkungen der Elektrolyse er-
fährt, im Ganzen und Grossen richtig darstellen.
Somit ist nur noch die Nachwirkung der Flüssigkeitsfortführung auf
den Widerstand übrig, und diese muss sich jetzt, wenn anders unsere
bisherigen Analysen richtig sind , durch die algebraische Subtraction der
Ordinalen der Curven CC^ t^ und EE^ resp. EE2 für jeden Punkt der Ab-
scisse von den Ordinalen der Curve WW^ ergeben. Wir erhalten so,
(aWs^ EE^ zu nehmen ist, die Curve AA^, im anderen Falle, wenn EE^ an
die Stelle von EE^ zu treten hat , die Curve AA^ als die Curve der Wider-
nach der Durchströmung auf die inneren Vorgänge in der Nervenstrecke. 103
standsveränderuDgen der intrapolaren Nervenstrecke in Folge der Nach-
wirkungen der Flüssigkeitsfortführung. Und da die Curven AA^ und AA^
im Wesentlichen gleiche Gestalt haben, so nimmt also der Widerstand
der intrapolaren Nervenstrecke nach der Durchströmung in Folge der
Nachwirkungen der Flüssigkeitsfortführung mit abnehmender Gescbwin-
cligkeit ab.
In der That Hess sich nun auch dieses Ergebniss genau so voraussehen.
Die stellenweise Verarmung der intrapolaren Nervenstrecke an Flüssigkeit,
Tvelche der Strom herbeigeführt hat, kann nach der Unterbrechung des
Stromes nicht bestehen bleiben : vielmehr muss alsdann eine Abgleichung
des Flüssigkeitsgehaltes zwischen den an Flüssigkeit ärmeren und den an
Flüssigkeit reicheren Nervenstellen stattfinden und zwar, beiläufig bemerkt,
nicht nur innerhalb der intrapolaren Nervenslrecke selbst , sondern auch,
Tviederum weil die Nervenflüssigkeit durch die ganze Länge des Nerven
hindurch in ununterbrochenem Zusammenhange steht, zwischen der in-
trapolaren Nervenstrecke und den extrapolaren Nervenstrecken. Wie vor-
her durch die stellenweise Verarmung an Flüssigkeit der Widerstand der
intrapolaren Nervenstrecke gewachsen war , muss er also jetzt durch die
Flüssigkeitsrückkehr zu den vorher an Flüssigkeit verarmten Stellen w eder
kleiner werden. Und da weiter der Flüssigkeitszufluss zu den verarmten
Stellen desto grösser sein muss, je grösser die Verschiedenheit des Flüssig-
keitsgehaltes der verschiedenen Nervenstellen ist, so muss auch die Wider-
standsabnahme der intrapolaren Nervenstrecke nach der Durchströmung
in Folge der Flüssigkeitsrückkehr mit abnehmender Geschwindigkeit
«rfolgen.
Hiermit ist zugleich die Erklärung dafür geliefert, dass die Geschwin-
digkeit der Widerstandsabnahme nach der Oeflfhung der Kette desto grösser
ist, je mehr der Widerstand durch den Strom zur Zeit der Oeffnung ver-
grössert war. Dagegen lässt sich noch nicht übersehen , weshalb der Wi-
derstand , selbst wenn die Kette länger geöffnet bleibt , als sie. vorher
geschlossen war, seine ursprüngliche geringe Grösse nicht wiedererlangt.
Diese letzte Erfahrung ist um so auffalliger, als ja der Widerstand der Ner-
venflüssigkeit in Folge der Elektrolyse verringert ist , und sie lässt keine
andere Deutung zu, als dass die durch den Strom an Flüssigkeit verarmten
Nervenstellen ihren anfänglichen Flüssigkeitsgehalt nie wiedergewinnen.
Wirklich ist es auch dem folgenden § vorbehalten , die thatsächliche Be-
währung dieser Deutung vorzuführen.
104 Abschn. II. Kap. II. | H. Ceber die GefltaltgveiHoderuogeD
§ 11. üeber die OestaltoTerandenmgeii des Verven in Folge der
Darehströmnng.
In wie schönem Einklänge unsere Erfahrungen über die Veränderun-
gen der intrapolaren Nervenstrecke nach der Durchströmung mit unseren
Erfahrungen über die Veründerungen derselben Strecke unter dem Ein-
flüsse des Stromes stehen, bedarf keiner Ausführung, und es kann nach
allem Yoraufgegangenen wohl kaum noch ein Zweifel bestehen bleiben an
der Richtigkeit unserer Ermittelungen. Trotzdem wollen wir eine Möglich-
keit, die sich uns noch bietet , unsere Ergebnisse bis zum Ueberflusse zu
sichern, nicht unbeachtet lassen, um so weniger, als sie für Erfahrungen,
welche wir im Detail durch mühsame Untersuchungen gewonnen haben,
im Groben eine Bestätigung durch die blosse Besichtigung de9 Nerven in
Aussicht stellt.
Nach unseren Ermittelungen hat unter dem Einflüsse des Stromes eine
stellenweise Verarmung der intrapolaren Nervenstrecke an Flüssigkeit statt,
eine Verannung, welche bald grösser bald kleiner und öfters sehr beträcht-
lich ist. Eine solche Verarmung muss aber mit einer Abnahme des Quer-
schnittes der betreffenden Nervenstellen verbunden sein , und es müssen
daher, wenn anders unsere Ergebnisse richtig sind, durch stellenweise
Schrumpfung der intrapolaren Nervenstrecke Formveränderungen des Ner-
ven herbeigeführt w^erden.
Dies ist in der.That der Fall. Untersucht man einen Nerven, von wel-
chem eine Strecke eine Zeit lang durchströmt worden ist, so ßndet man
seinen Querschnitt in der Gegend , in welcher der Strom in den Nerven
eintrat, verringert; und zwar ist die Stelle des Nerven, welche der Thon-
spitze der positiven Zuleitungsröhre auflag, am meisten verengt, und von
ihr aus nimmt die Verengung am Nerven nach beiden Seiten hin — also
sowohl in der intrapolaren Nervenstrecke wie in der der positiven Zulei-
tungsröhre benachbarten extrapolaren Nervenstrecke — allmählich ab. Die
Verengung ist bald mehr bald weniger beträchtlich und bald mehr bald
weniger seitlich ausgedehnt. Dabei ist die bezeichnete Strecke des Nerven
in ihrer Dicke nicht gleichmässig geschrumpft, so dass ihr ursprünglich
etwa kreisrunder Querschnitt auch kreisrund geblieben wäre und nur einen
geringeren Durchmesser angenommen hätte ; sondern die Schrumpfung be-
Iriflft fast ausschliesslich oder wenigstens vorwiegend die der Thonspitze der
Zuleitungsröhre zugekehrte Hälfte des Nerven, so dass die walzenförmige
Gestalt des Nerven in der bezeichneten Strecke verloren gegangen ist und
der Nerv hier eine gewissermassen sattelförmige Aushöhlung von allerdings
nur geringer Steilheit erfahren hat. Die Schrumpfung des Nerven an der
des Nerven in Folge der Durchströmung. lOS
der Thonspitze der positiven ZuleitungsrOhre aufgelagerten Stelle kann sich
auf mehr als ein Yiertheil des Durchmessers des Nerven belaufen.
Sonst ist in der intrapolaren Nervenstrecke nirgends weiter eine Ab-
nahme des Querschnittes bemerklich, und es zeigt sich imGegentheil, wenn
man die Nervenstrecke von der positiven zur negativen Zuleitungsröhre hiD
verfolgt, in dem letzten Stücke der Nervenstrecke eine allmählich wach-
sende Zunahme des Querschnittes, eine Anschwellung des Nerven , welche
noch vor der negativen Zuleitungsröhre am grössten ist und von da an nach
der Stromaustrittsstelle hin und tiber sie hinaus wiederum abnimmt. Die
Anschwellung betrifift, wie es scheint, den Nerven in seiner ganzen Dicke
gleichmässig , so dass hier die ohngefähr cylindrische Gestalt des Nerven
sieh erhalten zeigt, und sie ist stets viel weniger auffällig als die Schrum—
pfung des Nerven in der Gegend der positiven Zuleitungsröhre.
Für die erste Wahrnehmung der eben beschriebenen Formverände—
rungen, welche Fig. 8. schematisch darstellt, thut man gut sich an einen
Nerven zu halten , in welchem durch den
Strom, wie die Untersuchung während
' ""■" ^y " -*^rj:>* jgj. Durchströmung ergeben hat, eine be—
- -1- trächtliche Verarmung herbeigeführt ist.
^*^- ^- Wegen der Veränderlichkeit des Quer-
schnittes des Ischiadicus lässt man dabei vortheilhaft den Strom eine
Strecke zwischen der Abgangsstelle der Oberschenkeläste und der Thei—
lungsstelle durchfliessen , weil zwischen diesen beiden Stellen der Quer-
schnitt des Ischiadicus nach der Peripherie hin zuerst alimählich abnimmt
und darauf ganz allmählich zunimmt [vgl. u. Kap. III. § 2 (1) ] , so dass
man bei den langen Nerven grosser Frösche und bei einer nicht über 6 —
gmm ausgedehnten intrapolaren Nervenstrecke diese Strecke ohne Fehler als
ursprünglich durchweg von gleichem Querschnitte annehmen kann : über--
dies hat man noch darin, dass man den Strom das eine Mal absteigend,
das andere Mal aufsteigend den Nerven durchsetzen lässt, ein Mittel, jeden
Skrupel in Folge der ursprünglichen Querschnitts -Veränderlichkeit des
Ischiadicus fortzuschaffen. Alsdann kann man zur Beobachtung beliebiger
durchströmter Nervenstrecken auch kleiner Frösche und zur Untersuchung
von Fällen geringerer Verarmung übergehen, und es werden sich, so lange
die Verarmung durch den Strom nicht gar zu gering gewesen ist, die Form—
Veränderungen des Nerven, jedenfalls mit Hülfe der schwachen Vergrösse—
rungen eines zusammengesetzten Mikroskopes, leicht auch hier constatiren
lassen. Schliesslich gelangt man bei einiger Uebung dahin, an jedem
durchströmten Nerven , wenn die Durchströmung nicht gar zu kurze Zeit
gedauert hat und die Stromintensität nicht gar zu gering gewesen ist, ein-
fach mit blossem Auge oder höchstens mit Hülfe der Lupe nach den Form—
106 Abschn. II. Kap. IL §41. Ueber die Gestaltsveränderungen
Veränderungen des Nerven die Stromeintrittsstelle genau bestimmen zu
können : die Siromaustrittsstelle anzugeben , ist viel schwieriger , und es
kommen häufig Täuschungen vor.
Bei der Verschiedenheit der auf der Seite der positiven und der nega-
tiven Zuleitungsröhre auftretenden Formveränderungen des Nerven ist es
schon von vornherein selbstverständlich, und man gewinnt zum Ueberfluss
noch durch besondere Versuche die Gewissheit, dass in Folge des seihst
Stunden und Tage langen Liegens des Nerven auf den Thonspitzen der
Zuleitungsröhren , ohne dass der Nerv durchströmt wird , keine der ge-
schilderten Formveränderungen eintritt. Sind diese Formveränderungen
demnach Folgen der Durchströmung, so haben wir in der Schrumpfung der
intrapolaren Nervenstrecke in der Gegend der positiven Zuleitungsröhre,
wie wir voraussahen, eine ganz zweifellose Bestätigung der früher er-
schlossenen stellenweisen Verarmung der intrapolaren Nervenstrecke an
Flüssigkeit durch den Strom aufgefunden. Daneben aber lernen wir zu-
gleich auch durch die Anschwellung der intrapolaren Ner\enstrecke in der
Gegend der negativen Zuleitungsröhre, was wir bisher nicht w^ssten, dass
die intrapolare Nervenstrecke complementär auch stellenweise reicher an
Flüssigkeit durch den Strom wird , da in nichts Anderem als in einer Zu-
nahme des Flüssigkeitsgehaltes der betreffenden Stellen jene Anschwellung
begründet sein kann.
Des Weiteren interessiren uns die erkannten Formveränderungen des
durchströmten Nerven vor der Hand nicht, und nur mit ihrer Gonstatirung
sind noch einige Wahrnehmungen verknüpft, auf welche wir zu sprechen
kommen müssen.
Geht man so rasch wie möglich nach der Unterbrechung des Stromes
an die Untersuchung des Nerven, so sieht man öfters die anfangs deutliche
Anschwellung des Nerven in der Stromaustrittsgegend mit der Zeit und
awar sehr bald ganz undeutlich werden. Auch die Verengung des Nerven
an der Stromeintrittsstelle scheint dann mit der Zeit etwas geringer zu
werden und daneben vielleicht noch an Ausdehnung in der Länge des
Nerven zu verlieren. Diese Erfahrungen weisen daraufhin, dass die durch
den Strom gesetzten Formveränderungen des Nerven nach der Durchströ-
mung sich zurückbilden , wie es ja auch jetzt nach unseren Ermittelungen
in den vorhergehenden §§ selbstverständlich ist. Indessen können jene
Erfahrungen doch nur als spurweise Wahrnehmungen des wirklichen Ver-
haltens gelten , und erst durch eine andauernde mikroskopische Beobach-
tung des Nerven während und nach der Durchströmung werden genauere
Daten über die Heranbildung und die Rückbildung der Formveränderungen
des Nerven sich gewinnen lassen. Der complicirten Vorbereitungen wegen,
welche eine solche Beobachtung erfordert, ist sie hier unterblieben, da wirfür
des Nerven in Folge der Durchströmung. 107
unsere Zwecke milden allgemeinsten Thatsachen über die Formveränderun-
gen uns zufrieden geben dürfen. So ist auch das die Rückbildung betreffende
Factum , das für uns noch besonders werthvoll ist , ohne alle Umstände zu
constatiren, dass nämlich auch dann, wenn der Nerv nach 15— 20 Minuten
langer Durchströmung viel länger und selbst mehrere Stunden lang auf
den Thonspitzen der Zuleitungsröhren oder sonst irgendwo in der feuchten
Kammer gelagert aufbewahrt worden ist, die Verengung des Nerven an der
Stromeintrittsstelle immer noch deutlich zu erkennen ist. Es ist dies die im
§ 1 0. versprochene thatsächliche Bewähining der Deutung, zu welcher wir
dort uns genöthigt sahen : die Rückbildung der durch den Strom gesetzten
Yeränderungen nach der Durchströmung ist nur unvollkommen, indem die
an Flüssigkeit verarmten Stellen der intrapolaren Nervenstrecke nie wieder
so reich, wie ursprünglich, an Flüssigkeit werden.
Selbst durch den Strom in der umgekehrten Richtung wird den ein-
mal verarmten Nervenstellen der alte Flüssigkeitsgehalt nicht wiederver-
schafll. Um sich hiervon zu überzeugen, hat man nur nöthig, einen Nei*ven
zu untersuchen, von welchem eine Strecke eine Zeit lang in der einen
Richtung und dann eine längere Zeit hindurch in der umgekehrten Rich-
tung vom Strome durchflössen worden ist: man findet alsdann die oben
von der Stromeintrittssteile geschilderten Form Veränderungen, etwa gleich
stark ausgeprägt, sowohl an der neuen Stromeintrittsstelle wie an der
neuen Stromaustrittsstelle, und nur die Anschwellung des Nerven zur
Seite der neuen Stromaustrittsstelle zeigt, wenn sie überhaupt deutlich ist,
die Richtung an , in w elcher zuletzt der Strom den Nerven ^durchflössen
hat. Beiläufig liefert diese Beobachtung eine schöne Bestätigung dessen,
was wir oben im § 5. anderweitig erschlossen haben, dass es nämlich ver-
schiedene Stellen der intrapolaren Nervenstrecke sind, welche nach der
Umkehrung der Stromrichtung an Flüssigkeit ärmer uud reicher werden.
Woher es kommt, dass die einmal verarmten Nervenstellen ihren ur-
sprünglichen Flüssigkeitsgehalt nicht wiedergewinnen, das zu specificiren,
dürfte für den Augenblick misslich sein. Jedenfalls ist der Grund nur in
einer gerade durch die Verarmung selbst herbeigeführten Veränderung der
verarmten Nervenstellen zu suchen.
Uebrigens sind die geschilderten Formveränderungen durchaus nicht
die einzigen Veränderungen , w eiche man an dem durchströmten Nerven
wahrnimmt. Häufig erscheint die Stromeintrittsgegend auffallend undurch-
sichtiger als die übrige Strecke des Nerven , und die sonst wohlerhaltene
Fontona'sche Bänderung ist in eben der Gegend mehr oder weniger ver-
Mrichen. Auch Consistenzveränderungen der Stromeintrittsgegend machen
sich bemerklich, indem die Möglichkeit, den Nerven wie ein w^eiches Band
an jeder Stelle zu falten , für die Stromeintrittsstelle und ihre Nachbar-
108 Abschn. II. Kap. 11. § 4f . Kachtiüge zu unaerer Zurückführang
strecken zu beiden Seiten verloren gegangen ist, so dass der Nerv bei dem
Versuche, ihn hier zu falten, einknickt. Alle diese Veränderungen stehen^
wie man leicht übersieht , in ebenso innigen Beziehungen , wie die Ferro-
Veränderungen , zu den mit Hülfe der WiderstandsverHnderungen von uns
erforschten inneren Vorgängen in der durchströmten Nervenstrecke und
verdienen eine genauere Untersuchung.
§ 12. Sachträglicho Bemorkiingen sa nnier^r Zorackfahnuig der Wide^
•tandfrerändeningon der intrapolaren HorvonitFecke auf dio innoren
Torgango in der Nervenstreeke.
Durch das Studium der Gestaltsveränderungen des durchströmten
Nerven sind wir im vorigen § nicht nur zu der gewünschten Bestütigung
der stellenweisen Verarmung der intrapolaren Nervenstrecke an Flüssigkeit
durch den Strom gelangt, sondern wir haben dazu noch die neue Erfah-
rung gewonnen, dass die Intrapolare Nervenstrecke complementür auch
stellenweise reicher an Flüssigkeit durch den Strom wird. Diese neue Er-
fahrung nöthigt uns, auf unsere Analyse der Widerstandsveränderungeo^
welche die intrapolare Nervenstrecke unter dem Einflüsse des Stromes
erfährt, noch einmal zurückzukommen. Offenbar muss der Widerstand
der Nervenstrecke, wie er in Folge der stellenweisen Verarmung der Ner-
venstrecke wächst, in Folge ihres complementären stellenweisen Reicher-
werdens an Flüssigkeit kleiner werden : und da eine solche Abnabme des
Widerstandes bei unserer Analyse oben ganz ausser Acht geblieben ist,
sehen wir die Richtigkeit unserer Analyse jetzt bedenklich in Frage gestellt.
Indessen scheint doch glücklicher Weise unsere Analyse viel mehr ge-
fährdet, als sie es in Wirklichkeit ist. Zu den Abnahmen des Widerstandes
in Folge der Erwärmung und in Folge der Elektrolyse gesellt sich, wie wir
jetzt wissen, als dritte die Abnahme in Folge des complementären Reicher-
werdens der Nervenstrecke an Flüssigkeit, und alle drei Abnahmen wer-
den nach der Schliessung der Kette von der Zunahme des Widerstandes in
Folge der stellenweisen Verarmung der Nervenstrecke überwunden. Dar-
aus geht schon hervor, dass hinsichts des Einflusses auf den Widerstand
der intrapolaren Nervenstrecke die stellenweise Verarmung der Nerven-
strecke ihr complementäres Reicherwerden bedeutend überwiegt. Erwägt
man nun gar weiter , wie beträchtlich wir den Widerstand der intrapola-
ren Nervenstrecke unter dem Einflüsse des Stromes wachsen sehen , und
wie sehr dieser Widerstand schon in Folge der Erwärmung allein unter
den den Widerstand verringernden Ursachen hätte abnehmen müssen , so
kann wohl kaum einem Bedenken unterliegen die Berechtigung, die Wider-
standsveränderung der Nervenstrecke in Folge ihres complementären Rei-
cherwerdens an Flüssigkeit als verschwindend anzusehen gegen die Wider-
der Widerstandsveränderungen auf die inneren Vorgitnge in der Nervenstrecke. 109
«tandsveränderung der Nervenstrecke in Folge ihrer stellenweisen Verar*
Hiung. Und dasselbe ergiebt sich, wenn wir uns noch genauer an das
Betail unserer Analyse halten, wie es in der Fig. 6. graphisch gegeben ist^
aus der Beschaffenheit der Gurve ÖA^ da diese durch die algebraische Sub-
Iraction der Ordinaten der Gurven ÖC und ÖE von den Ordinaten der Curve
ÖYF gewonnene Gurve nach unserer neuen Erfahrung nicht mehr als die
€urve der Widerstandszunahme der Nervensirecke in Folge ihrer stellen-
weisen Verarmung, sondern vielmehr als die Summencurve dieser letzteren
Gurve und der Gurve der Widerstandsabnahme der Nervenstrecke in Folge
ihres complementären Reicherwerd^is an Flflssigkeit anzuerkennen wäre.
Es kann also unsere Analyse der Widerstandsveränderungen , welche die
intrapolare Nervenstrecke unter dem Einflüsse des Stromes erfährt, wie
«ie oben im § 7. durchgeführt und in der Fig. 6. graphisch dargestellt ist,
unverändert bestehen bleiben.
Es hält auch nicht schwer Rechenschaft zu geben , woher es kommt,
dass die stellenweise Verarmung und das complementäre stellenweise Rei-
cherwerden der Nervenstrecke an Flüssigkeit durch den Strom den Wider-
stand der Nervenstrecke in so verschiedenem Grade beeinflussen.
Der'eigenthümlichen Leitung des Stromes in den feuchten porösen
Körpern gemäss [s. Abschn. 1. Kap. I. § 4 (4)] lassen sich die verschiede-
nen Wege , welche dem Strome in einem solchen Körper offen stehen, als
parallele Zweige des Schliessungskreises auffassen, und der Widerstand
des Körpers ist alsdann durch den Gesammtwiderstand dieser Zweige ge-
geben. Bei dem Nerven , der frisch wesentlich besser leitet als destillirtes
Wasser, trocken aber als Nichtleiter gilt, ist, wenn auch sein Gerüst ein
zusammenhängendes Ganzes vorstellt, der vom Gerüste allein gebildete
Stromzweig doch zu vernachlässigen , weil gegen dessen Widerstand der
Widerstand der beiden anderen Stromzweige verschwindet; und es ist
daher, wenn wir für die intrapolare Nervenstrecke vor ihrer Durchströ-
mung durch Wf den Widerstand des von der Nervenflüssigkeit allein und
durch Wg den Widerstand des von den Gerüsttheilchen mit der zwischen
ihnen befindlichen Flüssigkeit gebildeten Stromzweiges gegeben nehmen,
der Widerstand der intrapolaren Nervenstrecke vor ihrer Durchströmung
WfWg
wo eben der sehr geringen Leitungsfähigkeit der Gerüsttheilchen wegen
Wf^ wenn es auch, wie die innere Polarisation des Nerven beweist, nicht
ganz verschwindet, so doch sehr klein ist gegen Wg. 'Indem nun unter dem
Einflüsse des Stromes die einen Stellen der Nervenstrecke an Flüssigkeit
verarmen , während andere Stellen complementär an Flüssigkeit reicher
werden, muss Wf beträchtlich zunehmen. Denn wie es gelegentlich schon
1 10 AlMchn. II. Kap. II. | 4S. Nacbtrige tu unserer ZarttckÜlhnuig
du Bois*Reym<md als Resultat der Anschauung und auch angenäherter Ver-
suche hingestellt hat\ Ist von allen Rotationskörpern von gleichem Raunn
Inhalte und gleicher Axenlünge der Cylinder der Ktfrper von gernigstem
Widerstände für einen in der Richtung der Axe fliessenden Strom, so dass
der Widerstand eines Körpers bei constanter Masse und Länge desselben
mit seiner Abweichung von der Walzenfonn zunimmt; und zwar muss
diese Zunahme, wie die Anschauung weiter leicht ergiebt, sehr rasch wach-
sen mit dem kleinsten Querschnitte , welchen der Körper an einer Stelle
gewinnt. In unserem Falle wird aber an der Nervenflttssigkeit, wenn man
sie als Körper für sich allein betrachtet, durch die Veränderungen des
Fltissigkeitsgehaltes der verschiedenen Stellen der Nervenstrecke nidit nur
die schon von vom herein vorhandene Abweichung von der Walzenfonn
offenbar vergrössert, sondern es nimmt auch, w ie die Verengung der intra-
polaren Nervenstrecke , welche wir im vorigen § kennen gelernt haben, da
sie bei unverändertem Gertlste erfolgt, lehrt, der kleinste Querschnitt der
Nervenflüssigkeit sehr rasch ab. Die mittelbare Folge der stellenweisen
Verarmung und des complementären Reicherwerdens der Nervenstre<iLe an
Flüssigkeit muss demnach ein sehr beträchtliches Wachsen von w^ sein.
was nichts Anderes besagt, als dass hinsicbts des Einflusses auf den Wi-
derstand der intrapolaren Nervenstrecke die stellenweise Verarmung der
Nervenstrecke ihr complementäres Reicherwerden bedeutend tiberwie-
gen muss.
Recht eclatant tritt Alles, was eben in Retracht kam, im Extrem her-
vor, wenn man nämlich in der Vorstellung ein kleines Stück der intrapo-
laren Nervenstrecke durch den Strom mehr und mehr Flüssigkeit verlieren
lässt, bis schliesslich in einem einzelnen Querschnitte des Stückes die ee-
Wissermassen Zwischenplatten vorstellenden Gerüsttheilchen dicht an ein-
ander stossen, so dass die Oefinungen zwischen den Gerüsttheilchen, durch
welche die Hohlräume zu beiden Seiten der Gerüsttheilchen vorher mit
einander comraunicirten , verloren gegangen sind : alsdann wird die Ver-
engung der Nervenstrecke an der betreffenden Stelle , wie die Dicke des
trockenen Nerven dem frischen gegenüber beweist , gar nicht allzu bedeu-
tend sein, und doch wird der Widerstand der Nervenflüssigkeit unendlich
gross und in Folge dessen der Widerstand der intrapolaren Nervenstrecke,
der vor der Durchströraung nahezu = Wf war, jetzt = Wg sein. Ist nun
aber auch nachgewiesen , dass das Ueberwiegen der stellenweisen Verar-
mung einfach in der Gestaltsveränderung, welche die Nervenflüssigkeit der
intrapolaren Nervenstrecke durch den Strom erfährt, seine Erklärung fin-
den kann, so ist doch dadurch begreiflich keineswegs ausgeschlossen, dass
i) E. du BoiS'Heymond, Untersuchungen u. s. w. Bd. 11. Abth. I. S. 79 flf. ♦
der Widerstandsveränderangen auf die inneren Vorgänge in der Kervenstrecke. Hl
in Wirklichkeit noch andere Ursachen für das Ueberwiegen hinzukommen.
Eine solche Ursache ist sicherlich das Wachsen von Wg , welches mit fort-
schreitender Verarmung , wie leicht ersichtlich ist, mit zunehmender Ge-
schwindigkeit statthaben muss und nur der Einfachheit der Darstellung zu
Liebe vorhin übergangen worden ist. Und weiter ist daran zu denken, dass
vielleicht die intrapolare Nervenstrecke, statt, wie oben stillschweigend
angenommen worden ist, in ihrer Masse unverändert zu bleiben, eine Ein-»
busse an Masse durch den Strom erfährt. Denn so wenig eine solche Ein—
busse auf Grund unserer Erfahrungen sich behaupten oder selbst nur
w^ahrscheinlich machen iässt, weil, wenn auch die Verengung der Nerven—
strecke in der Stromeintrittsgegend beträchtlicher ist als die Anschwellung
in der Stromaustrittsgegend , die letztere dafür über ein grösseres Stück
der intrapolaren Nervenstrecke ausgedehnt scheint als die erstere ; so we-
nig Iässt sich doch auf Grund unserer Erfahrungen die Möglichkeit bestrei-*
ten , dass die einen Stellen der Nervenstrecke nicht so viel an Flüssigkeit
gewinnen, als die anderen Stellen an Flüssigkeit verlieren. Nimmt aber in
Wahrheit die Gesammtmenge der in der intrapolaren Nervenstrecke ent-
haltenen Nervenflüssigkeit durch den Strom ab, so ist damit noch eine fer-
nere Ursache für das Ueberwiegen der stellenweisen Verarmung gegeben.
Nachdem wir so unsere Analyse der Widerstandsveränderungen,
welche die intrapolare Nervenstrecke unter dem Einflüsse des Stromes
erfährt, gesichert haben, müssen wir noch einen Augenblick verweilen bei
unseren anderen Analysen , deren Basis jene Analyse gewesen ist. Auch
deren Richtigkeit könnte jetzt Bedenken unterliegen. Denn wenn unter
dem Einflüsse des Stromes neben der stellenweisen Verarmung noch ein
complementäres stellenweises Reicherwerden der intrapolaren Nerven—
strecke an Flüssigkeit einhergeht, werden ofienbar nach der Unterbrechung
des Stromes wie nach der Umkehrung der Stromricbtung nicht nur die
vorher verarmten Stellen der Nervenslrecke wieder an Flüssigkeit reicher
werden , sondern es werden zugleich — wie es ja auch unmittelbar ein-
zelne bei dem Studium der Gestaltsveränderungen von uns gemachte Be-
obachtungen (s. o. S. 406 — 7.) lehren — die vorher complementär an Flüs-
sigkeit reicher gewordenen Stellen der Nervenstrecke wieder complementär
an Flüssigkeit verarmen müssen : und diese letztere Verarmung ist bei der
betreffenden Analyse oben ausser Acht geblieben. Nach der vorhin gege-
benen Rechenschaft versteht es sich aber von selbst, dass, wenn die durch
den Strom gesetzten Veränderungen des Flüssigkeitsgehaltes der verschie-
denen Stellen der Nervenstrecke eine Rückbildung erfahren, alsdann auch
umgekehrt die Widerstandszunahme der Nervenstrecke in Folge der com-
plementären stellenweisen Verarmung verschwinden muss gegen ihre
Widerstandsabnahme in Folge des stellenweisen Reicherwerdens an Flüs—
112 Abschn. II. Kap. IL § 4S. Nachträge zu unserer ZurUckführuog
:sigkeit. Es können daher auch unsere Analysen der Widerstandsverände-
rungen, welche die inirapolare Nervenstrecke nach der Umkehrung der
Stromrichtung und nach der Unterbrechung des Stromes erfährt, wie sie
in den §§ 5., 8. und 10. durchgeführt und in den Figg. 5. und 7. graphisch
dargestellt sind, unverändert bestehen bleiben.
Fassen wir nun Alles zusammen , so lässt sich als allgemeingültiger
2usatz für die in den §§ 3 — 10. gegebenen Analysen Folgendes hinstellen :
Wie die Gestaltsveränderungen der intrapolaren Nervenstrecke in Folge
des Stromes lehren, sind die stellenweise Verarmung der Nervenstrecke
^n Flüssigkeit unter dem Einflüsse des die Nervenstrecke durchsetzenden
Stromes und das stellenweise Reicherwerden der Nervenstrecke an Flüs-
sigkeit nach der Umkehrung der Strororichtung wie nach der Unterbre-
<;hung des Stromes, weiche wir früher constatirt haben, ganz oder wenig-
stens im Wesentlichen der Ausdruck nicht einer Abnahme resp. Zunahme
der Gesammtmenge der in der intrapolaren Nervenstrecke enthaltenen
Nervenflüssigkeit, sondern vielmehr einer Verschiebung der Nervenflüssig-
keit gegen das feste poröse Gerüst des Nerven, indem unter dem Einflüsse
des die Nervenstrecke durchsetzenden Stromes auch ein complementäres
stellenweises Reicherwerden und nach der Umkehrung der Stromrichtung
wie nach der Unterbrechung des Stromes auch eine complementäre stel-
lenweise Verarmung der Nervenstrecke an Flüssigkeit statthat. Doch blei-
ben unsere Analysen der Widerstandsveränderungen der intrapolaren Ner-
venstrecke von dieser neuen Erfahrung durchaus unbehelligt, weil gegen
die zuerst von uns constatirten stellenweisen Veränderungen die comple-
mentären stellenw^cisen Veränderungen des Fiüssigkeitsgehaltes der Ner-
venstrecke hinsichts ihres Einflusses auf den Widerstand der Nervenstrecke
verschwinden.
Hiermit ist die Schwierigkeit , welche das Studium der Gestaltsver-
dnderungen der Nervenstrecke unerwartet erhob, beseitigt und unsere Zu-
rückführung der Widerstandsveränderungen der intrapolaren Nervenstrecke
auf die inneren Vorgänge in der Nervenstrecke abgeschlossen. Doch wird
es am Orte sein, zum Schlüsse noch zweierlei hier anzumerken.
Seitdem wir im Eingange des § 7. uns genöthigt sahen, zur Erklärung
der Widerstandsabnahme der intrapolaren Nervenstrecke, welche unter
dem andauernden Einflüsse des Stromes nach der anfänglichen Wider-
standszunahme zur Beobachtung kommt, die Elektrolyse zu Hülfe zu rufen,
haben wir im weiteren Verlaufe der Untersuchung die Flüssigkeitsfortftth-
rung durch den Strom auf zwei Weisen eine Abnahme des Widerstandes
der Nervenstrecke zur Folge haben sehen : unmittelbar bei bestehendem
Strome durch das stellenweise Reicherwerden der Nervenstrecke an Flüs-
sigkeit und mittelbar nach der Unterbrechung des Stromes durch die
der Widerstandsveränderungen auf die inneren Vorgänge in der Nervenstrecke. 113
Flüssigkeitsrückkehr zu den vorher an Flüssigkeit verarmten Nervenstellen.
Man könnte dadurch vielleicht versucht sein , die eine oder die andere
Weise zur Erklärung jener Widerstandsabnahme an Stelle der Elektrolyse
zu vei wenden. Indess geht dies keineswegs an. Jeder solcher Versuch
musSy um bei vielen anderen Gründen uns nicht aufzuhalten , unbedingt
scheitern an der langen Dauer der Widerstandsabnahme der Nervenstrecke
bei ihrer DurchstrtJmung , bevor der Widerstand von Neuem zunimmt:
denn diese lange Dauer ist eben nur erklärlich, wenn mit der Widerstands-
abnahme der Nervenstrecke zugleich eine Abnahme des specifischen Wi-
derstandes der Nervenilüssigkeit, wie sie nur die Elektrolyse bedingt,
verbunden ist.
Die zweite Bemerkung richtet sich an diejenigen, welche etwa Beden-
ken tragen sollten, gegen die zuerst von uns constatirten stellenweisen
Veränderungen die complementären stellenweisen Veränderungen des Flüs-
sigkeitsgehaltes der Nervenstrecke hinsichts ihres Einflusses auf den Wi-
derstand der Nervenstrecke mit uns ganz verschwinden zu lassen. Unbe-
schadet der Folge unserer Untersuchung dürfen diese hier dabei stehen
bleiben, dass sie einmal die Curve ÖA in den Figg. 5., 6. und 7. wie die
Curve i^A^ in der zweiten Hälfte der Fig. 5. als die Summencurve der
Curve der grossen Widerstandszunahme der Nervenstrecke in Folge ihrer
stellenweisen Verarmung und der Curve der sehr kleinen Widerstands-
abnahme der Nervenstrecke in Folge ihres stellenweisen Reicherwerdens
an Flüssigkeit — und wiederum die Curve AR resp. ARy der zweiten Hälfte
der Fig 5. wie die Curve AA^ resp. AA^^ des zweiten Stückes der Fig. 7. als
die Summencurve der Curve der sehr grossen Widerstandsabnahme der
Nervenstrecke in Folge ihres stellenweisen Reicherwerdens und der Curve
der sehr kleinen Widerstandszunahme der Nervenstrecke in Folge ihrer
steilenweisen Verarmung an Flüssigkeit anerkennen ^ Wenn sie nur im
Folgenden unsere Darstellung ihrem Standpunkte gemäss werden modifi-
ciren wollen, werden sie überall zu denselben Ergebnissen wie wir gelan-
gen. Leider können wir aber diese Mühe ihnen nicht ersparen, dadurch
dass wir ihren Standpunkt im Weiteren stets berücksichtigten, weil die
ohnehin schon mühevolle und schwerfällige Darlegung der Untersuchung
sonst eine ganz unüberwindliche Verwickelung erfahren würde.
4) Die danach erforderliche Berichtigung unserer graphischen Darstellungen bietet
weiter keine Schwierigkeit , sobald man festhält , dass die zuerst von uns constatirten
und die complementären Veränderungen des Flüssigkeitsgehaltes der Nervenstrecke im
Ganzen denselben Verlauf nehmen müssen.
H. Miiiik, Unter sachun gen etc. S
114 Abscbo. II. Kap. in. Von dem EinfluMe verschiedener Üouitttnde
Kapitel IIL
Von dem Einflüsse verschiedener Umstände auf die Widerslaods-
verSnderungen der intrapolaren Nervenslrecke und auf die inneren
Vorgänge in der Nervenstrecke.
In den Versuchen des Kap. II. hatten hinsichts des Nerven und hin-
sicbU seiner Durchströmung mannigfache Verschiedenheiten statt: die
Nerven, welche wir zu den Versuchen verwandten, waren bald lebend
bald todt , bald dick bald dünn , bald sehr lebensCähig bald nur wenis
lebensfähig; die Ströme, welche wir die Nerven durchfliessen liessen,
hatten verschiedene Intensität; die durchströmten Nervenstrecken waren
verschieden lang u. dgl. mehr. Dadurch sind wir zu einer ganz allgemei-
nen Kenntniss der Widerstandsveränderungen der intrapolareh Nerven-
strecke gelangt und haben die breiteste Grundlage für ein specielleres Stu-
dium gewonnen. In das letztere wollen wir nunmehr eintreten und den
Einfluss der verschiedenen Umstände auf die WiderstandsverändeningeD
der intrapolaren Nervenstrecke ermitteln.
Die Umstände , welche hier in Frage kommen , sind die Intensität und
die Richtung des Stromes im Nerven , die Länge der durchströmten Ner-
venstrecke und die Länge des Nerven zu beiden Seiten dieser Strecke, die
anatomisch bestimmte Lage der durchströmten Strecke am Nerven , die
Grösse (Dicke) des Nerven und die Grösse seiner Berührungsflächen mit den
Zuleitungsröhren, die Temperatur des Nerven, die Lebensfähigkeit des
Nerven zur Zeit seiner Trennung vom lebenden Gesammtorganismus und
die Veränderungen , welche er mit der Zeit nach seiner Trennung bereits
erfahren hat, endlich die etwa voraufgegangene Durchströmung des. Nerven.
Alle diese Umstände werden jetzt bis auf den einen, dessen Einfluss gerade
Gegenstand der Untersuchung sein wird, constant zu halten sein ; es wird
aber auch die Gesammtheit der constant gehaltenen Umstände, in Folge der
Variabilität eines jeden zugehörigen Umstandes, für den einzelnen auf sei-
nen Einfluss zu untersuchenden Umstand immer noch eine vielfach ver-
schiedene sein müssen.
Die so umrissene grösste und fast unabsehbare Ausdehnung sind wir
indess weit entfernt der neuen Untersuchung, welche wir vorhaben, geben
zu wollen: wir stecken ihr vielmehr enge Grenzen, so dass wir nur, so
weit es uns gerade wünschenswerth ist, die Abhängigkeit der Widerstands-
veränderungen der intrapolaren Nervenstrecke kennen lernen. Die Ge-
sichtspunkte, welche uns bei der Führung der Untersuchung leiten , wer-
den aus der Folge klar werden, und nur Eines dürfen wir nicht unterlassen
hier voraufzuschicken.
auf die WiderslandsveräuderUDgen und die inneren Vorgänge. 115
Die Kenntniss der Abhängigkeit der Widerstandsveränderungen der
Nervenstrecke wird sicher eine werthvolle Errungenschaft der Untersu-
chung sein. Da wir aber die WiderstandsverUnderungen weniger um ihrer
selbst willen studiren als vornehmlich der Einsicht wegen, welche sie uns
in die inneren Vorgänge in der Nervenstrecke verschaffen , könnte es auf-
fallen , dass wir überhaupt in die vorbezeichnete Untersuchung eintreten.
Denn die Erwärmung, die Elektrolyse und die Flttssigkeitsfortführung
durch den Strom müssen offenbar auch im Nerven den bekannten allge-
meinen Gesetzen dieser Voi^änge unterworfen sein, und wir haben ja
selbst schon oben bei der Zurückführung der Widerstandsveränderungen
im Kap. II. von diesem Postulate vielfachen Gebrauch gemacht. Es kann
sonach nicht die Rede davon sein, die Abhängigkeit jener Vorgänge im
Nerven nunmehr erst ermitteln zu wollen : vielmehr scheint unsere neue
Untersuchung nur die Richtigkeit der im Kap. II. gegebenen Analyse der
Vi^iderstandsveränderungen bestätigen zu können, wofern gewisse Abhän-
gigkeiten der Widerstandsveränderungen, wie die von der Stromintensität,
unmittelbar und die anderen Abhängigkeiten mittelbar auf die allgemeinen
Gesetze der Erwärmung , der Elektrolyse und der Flüssigkeitsfortführung
durch den Strom sich zurückführen lassen. Und eine solche Bestätigung
mag auf der einen Seile vielleicht noch wünschenswerth , auf der anderen
Seite aber kann sie — zumal in Anbetracht des erforderlichen Aufwandes
an Zeit und Mühe — ganz überflüssig erscheinen.
Bei der Ueberlegung eben ist jedoch übersehen , dass unsere Analyse
der Widerstandsveränderungen der intrapolaren Nervenstrecke uns nicht
unmittelbar auf die Flüssigkeitsfortführung in der Nervenstrecke, sondern
auf eine Folge derselben , die stellenweise Verarmung der Nervenstrecke
an Flüssigkeit, geführt hat, — und dies Moment verändert die ganze Sach-
lage. Sind auch die Gesetze der Flüssigkeitsfortführung im Allgemeinen
bekannt, so ist doch zur Zeit noch in ein tiefes Dunkel gehüllt die stellen-
weise Verarmung an Flüssigkeit, welche feuchte poröse Körper unter Um-
ständen unter dem EinQusse des Stromes erfahren [s. Abschn. I. Kap. I.
§ 2 (6 — 11)]. Alles kommt aber darauf an, dass wir dieses Dunkel für den
Nerven erhellen. Ein Mittel hierzu ist unverkennbar das Studium der Ab-
hängigkeit der Widerstandsveränderungen der intrapolaren Nervenstrecke,
indem es uns die Möglichkeit bietet, die Abhängigkeit jener Verarmung von
verschiedenen Umständen festzustellen ; und dieses Mittel ziehen wir zu-
nächst in Anwendung. Ein anderes Mittel , für welches die Untersuchung
der Gestaltsveränderungen des Nerven in Folge der Durchströmung bereits
bedeutsame Anhaltspunkte uns geliefert hat, soll alsdann im folgenden
Kapital uns beschäftigen.
8*
116 Abschn. II. Kap III. § 4 (4). Von dem Einflösse der Stromiotensitäl
§ 1 . Von dem Einfloiie der Strominteiuitat.
(4.) Von dem Einflüsse der Stromintensität auf die Widerstandsver-
änderungen der intrapolaren Nervenstrecke.
Den Einfluss der Intensität des die Nervenstrecke durchfliessenden
Stromes auf die Widerstandsveränderungen der Nervenstrecke zu erfor-
schen , bieten sich uns zwei Verfahren dar : wir können einmal während
der Durchströmung eines Nerven die Intensität des den Nerven durch-
setzenden Stromes verändern und so an dem einzelnen Nerven die Folgen
dieser Veränderung uns vorführen; und wir können zweitens auf eine
ganze Anzahl von Nerven unter sonst gleichen Umständen Ströme versdiie-
dener Intensität einwirken lassen und die Widerstandsveränderungen der
von verschieden starken Strömen durchflossenen Nervenstrecken verglei-
chen. Bei dem zweiten Verfahren haben wir sofort in ihrer vollen Aus-
dehnung die schwierige Aufgabe zu lösen, alle oben genannten, die
Widerstandsveränderungen möglicher Weise beeinflussenden Umstände
constant zu erbalten ; bei dem ersten Verfahren fällt diese Aufgabe fort,
und nur der Einfluss der voraufgegangenen Durchströmung ist zu elimini-
ren. Da nun zudem das zweite Verfahren erst durch ganze Reihen von
Versuchen denselben Erfolg verspricht, welchen das andere Verfahren
schon durch eben so viele Einzelversuche in Aussicht stellt , scheint das
erste Verfahren unbedingt den Vorzug zu verdienen.
(a. Erstes Versuchs verfahren.)
Um es in's Werk zu setzen, verändern v^ir unsere bisherige Versuchs-
anordnung Fig. 1 . so, dass wir die Intensität des den Nerven durchsetzen-
den Stromes plötzlich vergrössern und verkleinern können, und zwar für
eine Reihe I von Versuchen, wie es die Fig. 9. — für eine andere Reihe D
von Versuchen, wie es die Fig. i 0. zeigt.
Für die Versuchsreihe I sind in die ungespaltene Strecke des SUrom-
netzes neben der Kette oder Säule K zwei Quecksilbernäpfchen Q^ und Q^,
welche wohl isolirt auf einer Glasplatte neben einander befestigt sind, auf-
genommen. In diese tauchen die amalgamirten Kupferhaken H^ und H2.
welche mit den Polen einer zweiten Kette oder Säule K^ so in Verbindung
gesetzt sind , dass die Ströme von K und K^ im Schliessungskreise gleich
gerichtet sind. Durch den schwebend gezeichneten Rttgel Bg — einen ganz
kurzen dicken Kupferdraht mit amalgamirten Enden — können aber die
beiden Quecksilbernäpfchen ausserdem noch verbunden werden. Ist der
Rügel Bg mit seinen Enden in Q^ und Q^ versenkt, so bildet er für den
Strom von Ä', eine sehr gute Nebenschliessung zu unserem Versuchskreise,
und nur ein sehr kleiner Bruchtheil des Stromes von K^ wird durch die
auf die Widers tandsveränderungen der intrapolaren Nervensirecke. 117
Fig. 9.
gespaltene Strecke des Stromnetzes sich ergiessen; ist Bg aber aus Q^ und
(?2 herausgenommen, so fügt zu dem Strome von K der volle Strom von K^
sich hinzu.
Für die Versuchsreihe II bringen wir bei unveränderter ungespalte-
ner Strecke des Stromnetzes eine Nebenschliessung Nb zur gespaltenen
Strecke unseres Stromnetzes an, so dass diese jetzt aus drei parallelen
A'«#
Fig. 4 0.
Zweigen besteht. Die Nebenschliessung Nb ist aus einem c. 1500"™ langen
Stücke Telegraphendraht hergestellt, das an zwei Stellen durchsclinitten
ist: an der einen Schnittstelle sind die beiden Drahtenden hakenförmig
gekrümmt und amalgamirt und tauchen in das Quecksilbernäpfchen Q ; an
der anderen Schnittstelle sind die Drahtenden mit den Doppelklemmen k
118 Abschn. II. Kap. III. § 4 (1). Von dem Einflösse der Stromintensität
mm
und ft, verbunden, zwischen welche feiner Ncusilberdrahl von 0,3
Durchmesser eingebracht ist. Durch die Veränderung der Länge des Neu-
silberdrahtes lässt sich der Widerstand von Nb beliebig verkleinern und
vergrössem , so dass die Intensität des den Nerven durchiliessenden Stro-
mes mehr oder weniger geschwächt wird : es kann aber auch diese schwä-
chende Wirkung von Nb durch das Herausheben des einen Hakens aus
Q — durch Oeffnung von Nb — ganz beseitigt werden.
In beiden Versuchsreihen ist alsdann das allgemeine Schema der Ver-
suche das , dass wir auf die Nervenstrecke eine Zeit lang einen Strom
gewisser Intensität einwiiicen lassen, dann die Stromintensität vergrössem
oder verkleinem, darauf nach einiger Zeit zur anfänglichen Stromintensität
zurückkehren, weiter nach einiger Zeit die Stromintensität wieder vergrös-
sem oder verkleinem, sodann nochmals die anfängliche Stromintensität
herbeiführen u. s. f. ; und zwar lassen wir die Nervenstrecke in der Regel
jedesmal nur so lange vom Strome der betreffenden Intensität durchflössen
sein , bis wir die Widerstandsveränderungen der Nervenstrecke genügend
constatirt haben, um auf Gmnd unserer bisher erworbenen Kenntnisse für
den Fall , dass die Stromintensität von uns nicht verändert würde , ihreu
weiteren Verlauf bestimmen zu können. Der wiederholte Wechsel der
Stromintensitäten dient dazu, den Einfluss der voraufgegangenen Durch-
strömung zu eliminiren ; und wir greifen entweder , so oft wir die Strom-
intensität vergrössem oder verkleinern, immer wieder auf dieselbe Strom-
intensität zurück, oder wir lassen auch die Vergrösserung resp. Verringerung
der Stromintensität die einen Male grösser oder kleiner sein als die ande-
ren Male.
Die Untersuchung bleibt übrigens stets auf den lebenden und noch nicht
lange vom lebenden Gesammtorganismus getrennten Nerven beschränkt.
Versuch 21.
(Versuchsanordnung Fig. 9.)
Wd : Capillarröhre Hl. — K: 1 Daniell. — K^: i Danieirs. — Stromein-
tritt bei z^,
8A. 34 m. Mittelgrosser Frosch ff .
39 m. Ischiadicus aufgelegt.
45 m. K geschlossen. — Bügel J9^ ist in Q, und Q^ ver-
senkt. — Schieber steht auf 750.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzei-
gend, um 46^ aus. Der Widerstand nimmt zu.
46 m. 600:
48 m. 610.
auf die Widerstands veränderungea der intrapolaren ^ervenstrecke. 119
8Ä. 5<%m. 620.
55 171. 630.
58 m. 640. — Empfindiichkeit : der Verschiebung von S uro
1 0"»"^ entspricht const. Ablenk. d. Nadel v. c. 4*.
9A. < m. 650.
4 m. 660. Sofort Bügel hg aus Q^ und Q^ entfernt.
Die Nadel schlägt , Zunahme des Widerstandes
anzeigend, aus. Der Widerstand nimmt zu.
5 m. 675.
6 m. 692.
8 m. 724.
9 m, 745. — Empfindlichkeit: der Verschiebung von S um
l O"" entspricht const. Ahlenk. d. Nadel von c. 8*.
lOy^/w. 765.
1 1 % m. 785.
13 m, 805. Sofort Bügel i9<7 wieder eingebracht.
Die Nadel schlägt, Abnahme des Widerstandes
anzeigend, um 8® aus. Der Widerstand nimmt
sehr langsam zu.
805. So erhält sich der Widerstand unverändert bis
von wo an er spurweise abnimmt bis
wo Bügel 2^9 wieder en tfernt wird.
Die Nadel schlägt, Abnahme des Widerstandes
anzeigend, uml 5^ aus. Der Widerst. nimmt zu.
1U.
15
m.
800.
25
m.
805.
30
m.
39
m.
40
m.
805.
41
m.
810.
42V,
1 m.
815.
46
m.
825.
55
m.
832.
7
m.
825.
9
m.
800.
i2y,
( 971.
790.
17
m.
780.
27
m.
760.
38
m.
740.
49
m.
720.
2
m.
700.
17
m.
680.
832. Der Widerstand nimmt jetzt ab.
lO/i. 7 m. 825. Sofort Bügel % winder eingebracht.
Die Nadel schlägt , Abnahme des Widerstandes
anzeigend, aus. Der Widerstand nimmt ab.
120 AlMchn. U. Kap. Ul. f 4 (4). Von dem Einflösse der SUxMnintensitiftt
IIA. 37 m. 660. Sofort Bügel A; wieder entfernt.
Die Nadel schlagt, Abnahme des Widerstandes
anzeigend, uro 3® aus. Der Widerst, nimmt zu.
675. Der Widerstand nimmt jetzt spurweise ab bis
wo Bügel Bg wieder eingebracht wird.
Die Nadel schlägt , Abnahme des Widerstandes
anzeigend, aus. Der Widerstand nimmt ab.
38
m.
667.
49
m.
675.
54
m.
SS
m.
660.
57
m.
650.
3
tn.
640.
10
m.
63S.
\2h.
Sofort K geöffnet.
Die Nadel schlägt, Strom von z nach z^ anzei-
gend, um 1 5^ aus.
Der Ischiadicus ist in seiner ganzen Länge erhalten und mit dem Muskel
in unversehrter Verbindung gewesen, oft = 5"" ; am^^ i 8"" ; bo = 8"" :
bw^ss k\^^, — 9 k. 39 Hl. zuckte der Muskel noch. Nach Beendigung des
Versuches ist der Nerv nur noch unterhalb a mechanisch erregbar.
Versuch 22.
(Verauchsanordnung Fig. 9.)
Wd: Capillarröhre III. — K: \ Daniell. — K^: 1—4 Grove's. — Strom-
eintritt bei Zy
9 h, 51 m. Mittelgrosse Rana esc. ff .
55 m. Ischiadicus aufgelegt.
10A. 1 171. AT geschlossen. Bügel Bg ist in Q^ und Q2 versenkt.
K^ : 1 Gro ve. — Schieber auf 750.
Der Spiegel schlagt , kleineren Widerstand an-
zeigend, weit aus.
20". 555. Der Widerstand nimmt zu.
2 m. 557.
3 m. 562. Empfindlichkeit : auf \ 0"" Verstellung
von S c. 2 ^c const. Spiegel-Ablenk.
4 m. 566.
5 m. 569.
6 m. 572. — Sofort Bügel Bg aus Q^ und Q^ entfernt.
Der Widerstand nimmt ab.
10". 570. Jetzt nimmt der Widerstand zu.
7 m. 574.
8 m. 579. Empfindlichkeit: auf 1 0»" Verstellung
von S c. 4,5*^ const. Spiegel-Ablenk.
auf die Widerstandsvertnderungen der intrapolaren Nervenstrecke. ] 21
10A.
9 m.
585.
iO m.
589.
11 m.
593.
— Sofort Bttgel % wieder eingebracht.
Der Widerstand bleibt unverändert bis
12 m.
und nimmt dann zu.
13 m.
595.
15 m.
598.
16 m.
601.
— Jetzt werd. 4Grove's als K^ aufgenommen.
17ffi.
606.
19 Hl.
612.
21 m.
616.
— Sofort Bügel Bg entfernt.
Der Widerstand nimmt ab.
25".
594.
Jetzt nimmt der Widerstand zu.
22 m.
600.
23 m.
609.
Empfindlichkeit : auf 1 0""» Yersteiiung
von Sc. 8 — 9 *^. const.Spiegel'Abienk.
24 m.
617.
9
25 m.
624.
26 m.
630.
— Sofort Bügel Bg wieder eingebracht.
Der Widerstand nimmt zu.
c. 1 0"
632.
Jetzt nimmt der Widerstand ab.
27 m.
625.
»
28 m.
623.
29 m.
622.
31 m.
621.
— Sofort Bügel Bg entfernt.
Der Widerstand nimmt ab.
r.
610.
Jetzt nimmt der Widerstand zu.
32 m.
626.
33 m.
637.
34 m.
644.
35 m.
650.
36 m.
654.
— Sofort Bügel Bg wieder eingebracht.
Der Widerstand nimmt zu.
c. 7".
656.
Jetzt nimmt der Widerstand ab.
37 m.
639.
39 m.
624.
41 m.
618.
Jetzt werden 3 Grevens ausgeschaltet, so
dass K^ s= 1 Grove bleibt.
43 m.
616.
Jetzt nimmt der Widerstand zu.
47 m.
626.
49 m.
629.
i
122 Abschn. II. Kap. HI. § 4 (4). Von dem EinfloMe der StromintensiCäi
iOh. 5t m. 630. Sofort Bügel J?^ entfernt.
Der Widerstand nimmt ab.
7". 627. Jetzt nimmt der Widerstand zu.
52 m. 633.
53 m. 635)5.
54 m. 638.
56 971. 64^. Sofort Bügel Bg wieder eingebracht.
Der Widerstand nimmt zu.
c. 10". 644. Der Widerstand nimmt jetzt ab.
57 wi. 640.
58 m. 637.
59 m. 634,5.
HA. \ m, 631. — Sofort A^ geöffnet. — Poiarisationsablenk. i^^.
Der Ischiadicus ist in seiner ganzen Länge erhalten und mit dem Muskel in
unversehrter Verbindung gewesen, ab = 8"" ; am s= 1 1 ™° ; 6o = 8"" ;
bw =3 42"°. — Nach Beendigung des Versuches ist der Nerv noch dicht
an der Wirbelsäule mechanisch gut erregbar.
Versuch 23.
(Versuchsanordnung Fig. 40.)
Wd: Capiilarröhre III. — K: 4 Danieirs. — Stromeintritt bei z^.
9A. 31 m. Grosse Rana esc. ff.
36 m. Ischiadicus aufgelegt.
41 m. AT geschlossen. iV6 ist geöffnet. Schieber auf 750.
Der Spiegel schlägt, grösseren Widerst, anzeigend, aus.
20". 870, Der Widerstand nimmt zu.
42 m. 882.
43 m, 903.
44 w. 923. SofortiVftgeschlossen. Essind 480»*Neu-
silberdr. zwischeniu. Aiieingoschaltet.
Der Widerstand nimmt sehr rasch ab.
20''. 830. Der Widerstand nimmt jetzt zu.
45 m. 840.
46 m. 852.
48 171. 875.
49 m. 883. Sofort Nb geöffnet.
Der Widerstand bleibt die ersten 1 5" unverän-
dert und nimmt dann zu.
50 m. 898.
54 m. 922.
53 m. 961.
auf die Widerstandsveränderungen der intrapolaren Nervenstrecke. 123
9A. 54 m. 979. Sofort iV6, wie vorhin, geschlossen.
Der Widerstand nimmt rasch ab.
\b'\ 965. Jetzt nimmt der Widerstand zu.
55 m, 968.
56 m. 974.
58 m. 987. — Empfindlichkeit : auf \ 0"" Verschiebung c.
3%^^ const. Ablenkung.
10A. Om. 999.
2 m. 10U.
3 m. 1020. Sofort iY6 geöffnet.
Der Widerstand nimmt rasch zu.
20". 1030.
4 m. 1037.
5 m. 1046.
6 m. 1053.
8 m. 1065. — Empfindlichkeit: auf 1 0"" Verschiebung 5**^
const. Ablenkung.
10 m. 1072.
11m. 1076. Sofort iV6, wie vorhin, geschlossen.
Der Widerstand nimmt ab.
20". 1061. Jetzt bleibt der Widerstand unverändert bis
12 m. und nimmt dann zu.
13 m. 1063.
14 m. 1066.
15 m. lOTO.
17 m. 1 077.
19 m. 1083. Sofort Nb geöffnet.
Der Widerstand nimmt rasch zu.
20". 1100.
20 m. 1105.
21 m. 1108.
22 m. 1112.
24 m. 1117. Sofort iV6, wie vorhin, geschlossen.
Der Widerstand nimmt ab.
15". 1100.
26 m. 1 099. Jetzt nimmt der Widerstand zu.
27 m. 1100.
30 m. 1105. Sofort iV6 geöffnet.
Der Widerstand nimmt rasch zu.
45". 1122.
31 m. 1127.
124 Abschn. II. Kap. 10. $4 (1). Von dem Einflüsse der Stromintensität
10A.
i\h.
33 m.
1133.
37 m.
1138.
Sofort iVft geschlossen. Es sind jetzt 110""
Neusilberdraht zwischen-Äund ftj ein-
geschaltet.
Der Widerstand nimmt sehr rasch ab.
20".
1070.
38 m.
1055.
39 wi.
1048.
40 m.
1043.
— Empfindlichkeit : auf 1 0"™ Verschiebung 2*<^
const. Ablenkung.
41 m.
1040.
42 m.
1037.
Sofort iV6 geöffnet.
■
Der Widerstand nimmt rasch zu.
15".
1105.
43 m.
1125.
44 m.
1131.
45 m.
1135.
46 171.
1138.
Sofort Nb geschlossen. Es sind wieder
480™™ Neusilberdraht zwischen A- und
h\ eingeschaltet.
Der Widerstand nimmt ab.
15".
1116.
47 m.
1114.
So hält sich der Widerstand unverändert bis
48 m.
und nimmt dann zu.
49 m.
1115.
50 m.
1116.
Sofort iV6 geöffnet.
Der Widerstand nimmt rasch zu.
20".
1140.
5< m.
1147.
53 m.
1149.
55 m.
1151.
Sofort WippeBum gelegt, so dass Strom-
eintritt bei z.
Der Widerstand nimmt rasch ab.
15".
865.
56 m.
800.
57 m.
780.
*
40".
778.
Jetzt nimmt der Widerstand zu.
59 m.
785.
1 m.
795.
2 m.
801.
Sofort iV6 geschlossen. Es sind 110°" Neu-
silberdr. zwischen i u. *, eingeschaltet.
auf die Widerstandsveränderungen der intrapolaren Nervenstrecke. 125
Der Widerstand nimmt ab.
HA. 2 m. 80". 767. Der Widersland nimmt jetzt zu.
3 m, 770.
5 1». 778.
7 m. 787.
9 m. 794. Sofort A^6 geöffnet.
Der Widerstand nimmt rasch zu.
10". 828.
10 iw. 836.
12 m. 858.
14 m. 875.
16 m. 893.
17m. 902. SofortiV6 geschlossen. Es sind jetzt 480''''
Neusilberdraht zwischen k und A:^ ein-
geschaltet.
Der Widerstand nimmt ab.
15". 891. Jetzt nimmt der Widerstand zu.
896.
903.
910.
922.
932. Sofort Nb geöffnet.
Der Widerstand nimmt zu.
1 0". 940. So hält sich der Widerstand unverändert bis
und nimmt dann zu.
942,5.
953.
662. Sofort ÜT geöffnet.
Der Spiegel nimmt, Strom von z^ nach z anzei-
gend, constante Ablenkung von 3'^ an.
Der Ischiadicus ist in seiner ganzen Länge erhalten und mit dem Muskel
in unversehrter Verbindung gewesen, ab = 6™° ; am = 1 5"" ; 6o s 1 0"" ;
bw=z 42™™. — Nach Beendigung des Vereuches ist der Nerv noch dicht
an der Wirbelsäule mechanisch erregbar.
Versuch 24.
(VersuchsanordnungFig. 40.)
Wd: Capillarröhre III. — AT: 4 DanielFs. — Stromeintritt bei ä,.
1 2 A. 11m. Mittelgrosse Rana esc. ff.
16 m. Ischiadicus aufgelegt.
18
m.
19
m.
20
m.
22
m.
24
m.
25
m.
26
m.
28
m.
30
m.
126 Abschn. II. Kap. tll. § 4 (4). Von dem Einflüsse der Strominiensität
mm
22
m.
23
m.
25
m.
26
m.
27
m.
28
m.
30
m.
31
tn.
Mh, 24 m. i^ geschlossen. — iV6 ist geschlossen. — Es sind 110
Neusilberdraht zwischen k \i. k^ eingeschal-
tet. — Schieber auf 750.
Der Spiegel schlägt, kleineren Widerst, anzeigend, aus.
15". 680. Der Widerstand nimmt zu.
688.
696.
710.
717. Sofort A^6 geöffnet, -
Der Widerstand^niramt zu.
10". ' 732.
747.
764.
807.
829. SofortiVfc geschlossen. Es sind jetzt 480"°
Neusilberdraht zwischen A: und A:| ein-
geschaltet.
Der Widerstand nimfnt sehr langsam zu.
20". 830.
841.
856.
874.
892.
908. Sofort iV6 geöffnet.
Der Widerstand bleibt c. 7" unverändert und
nimmt dann zu.
926.
950.
972.
991.
1010. Sofort iVfc geschlossen. Es sind 410""™ Neu-
silberdraht zwischen k und k^ einge-
schaltet.
Der Widerstand bleibt c* 5" unverändert und
nimmt dann ab.
42 m. 995.
43 m. 992. So hält sich der Widerstand unverändert bis
44 m. und nimmt dann zu.
45 m, 993.
46 wi. 997. Sofort Nb geöffnet.
Der Widerstand nimmt rasch zu,
32
m.
33
m.
34
m.
35
m.
36
m.
37
tn.
38
m.
39
f\fi\
40
m.
41
m.
aaf>die Widerstandsverttndeningen der intrapolaren Nervenstrecke. 127
\%h, 46 m. SO''. 1042.
47 m. 4028.
49 m. 4063.
51m. 4085. SofortiVfc geschlossen. Es sind 480"»Neu-
Silberdraht zwischen k und Ar, einge-
schaltet.
Der Widerstand nimmt ab.
4 084 . So erhält sich der Widerstand unverändert bis
und nimmt dann zu.
4084.
1090.
14 03.
1443. Sofort iVb geöffnet.
Der Widerstand bleibt einige Secunden unver-
ändert und nimmt dann zu.
4449.
4 426.
1A. 4 m. 4 439.
4 4 47. — Sofort K geöffnet.
Der Spiegel nimmt, Strom von z nach js, anzei-
gend, constante Ablenkung von 2,5'^ an.
Der Ischiadicus ist in seiner ganzen Länge erhalten und mit dem Muskel
in unversehrter Verbindung gewesen, ab = 7™"^ ; am=s44""; ^ = 4 0"" ;
6iü =s 44"*". — Nach Beendigung des Versuches ist der Nerv nur noch un-
terhalb 0 mechanisch erregbar.
Die vorstehenden Beispiele geben von den hierhergehörigen Versuchen,
wenn man von einigen wenigen , später zu besprechenden Versuchen ab-
sieht, im Wesentlichen ein gutes Bild, und es springt als constantes und
übereinstimmendes Ergebniss beider Versuchsreihen sofort in die Äugen,
dass die Widerstandszunahme der intrapolaren Nervenstrecke unter dem
Einflüsse des Stromes desto steiler verläuft, je grösser die Strominten-
sität ist^
45".
c.
30".
52
m.
53
m.
55
m.
57
m.
58
m.
59
m.
4
m.
3
m.
4) Es liegt nahe, dies Ergebniss in anderer Fassung dahin auszusprechen, dass die
Widerstandsznnahme der intrapolaren Nervenstrecke mit der Stromintensität wachse,
d. h. der Widerstand der Nervenstrecke in der gleichen Zeit desto mehr zunehme , je
grösser die Slromintensität sei. So unverfänglich aber auch diese Version von vornher-
ein scheint, so stellt doch in der neuen Fassung das Ergebniss in manchen Fällen als
unrichtig sich heraus (vgl. Vers. 22., iO h. \6 m. — 10/i. 21 m. und 10 A« 24 m. •— 40A.
26 m.) durch die in diesen Fällen der Zunahme des Widerstandes vorhergehende Ab-
nahme desselben (s. die Folge im Text). — Dass die innere Polarisation der Nerven-
strecke und die Erwärmung des Vergleichswiderstandes hier keine Täuschung veran-
lasst haben können, ergiebt sich aus so vielen Gründen von selbst, dass ein Eingehen
darauf überflüssig wäre.
128 Abschn. II. Kap. UI. § 4 (4). Von dem Einflüsse der Strominteasität
Mit diesem Ergebnisse wollen wir an die genauere Durchmusterung
unserer Versuche gehen. Offenbar ist, wenn wir die Intensität des an-
fänglich den Nerven durchfliessenden Stromes vergrössern und nach einiger
Zeit zur anjfänglichen Stromintensität wieder zurückkehren , für die nach
der Yergrösserung und Verringerung der Stromintensität zur Beobachtung
kommenden Widerstandsveränderungen die Auffassung berechtigt, dass
sie die algebraische Summe sind derjenigen Widerstandsveränderungen,
welche bei der Fortdauer der anfänglichen Stromintensität stattgehabt hät-
ten , und anderer, welche die Folge gewesen wären der Schliessung resp.
Oeffnung eines Stromes von solcher Intensität, wie sie durch die Differenz
der anfänglichen und der späteren Stromintensität gegeben ist. Sehen wir
nun zu, ob unsere Versuchsergebnisse dieser Auffassung entsprechen unter
der Voraussetzung, dass die Widerstandsveränderungen der Nervenstrecke,
wie sie vom Kap. IL her uns bekannt sind, nur in der Weise von der Strom-
intensität beeinflusst sind, dass die Widerstandszunahme der Nervenstrecke
bei der Durchströmung — und demgemäss natürlich auch die Widerstands-
abnahme nach der Durchströmung — desto steiler verläuft, je grösser die
Stromintensität ist.
Was zunächst den Fall der Verstärkung der Stromintensität betrifft,
so finden wir die Beobachtungen in vielen Fällen allerdings mit dem, was
zu erwarten stand, übereinstimmend. Häufig aber ergeben sie doch
die Abweichung , dass der Widerstand der Nervenstrecke , statt mit der
Verstärkung der Stromintensität eine Beschleunigung in seinem Wachsen
zu erfahren , unmittelbar nach der Verstärkung constant bleibt oder gar
abnimmt und dann mit rasch zunehmender und später abnehmender Ge-
schwindigkeit wächst. Die Gonstanz des Widerstandes besteht immer nur
wenige Secunden , die Dauer der Abnahme hingegen schwankt zwischen
wenigen Secunden und etwa einer halben Minute. Auch die Grösse der
Abnahme ist sehr verschieden: oft ist sie sehr gering, manchmal aber ist
sie so gross , dass trotz der der Abnahme nachfolgenden raschen Zunahme
der Widerstand der Nervenstrecke mehrere Minuten hindurch kleiner ist,
als er zur Zeit der Verstärkung der Stromintensität war. Wo in Reihen
von Versuchen eine kleine Stromintensität mehr und mehr verstärkt wor-
den ist, tritt, sobald die Verstärkung eine gewisse mittlere Stromintensität
herbeigeführt hat, zuerst die Gonstanz und bald darauf die Abnahme des
Widerstandes auf; und im Allgemeinen wächst alsdann die Grösse der
Abnahme stetig mit der Intensität, zu welcher der Strom verstärkt worden
ist, die Dauer der Abnahme hingegen wächst mit dieser Intensität nur bis
zu einem Maximum und nimmt von dem Maximum aus wieder ab. Ebenso
aber, wie bei der Verstärkung einer kleinen anfänglichen Stromintensität zu
verhältnissmässig immer noch kleinen Stromintensitäten, werden auch bei
auf die Widerstandsveränderongen der intrepolaren Narvenstrecke. 129
unbedeutender VerstäriLung grösserer anftinglicher Stromintensitäten Ab-
nahme und Constanz ganz vennisst, und dies sind eben die vielen Fälle,
in welchen bei der YerstöriLung der Stromintensität die Versuohsergebnisse
der Voraussicht entsprechend gefunden werden.
Im anderen Falle der Verringerung der Stromintensität ist die lieber-
einstimmung zwischen Voraussicht und Beobachtung noch etwas vollkom-
mener. Doch auch hier findet man, wenngleich eben seltener, eine Ab-
weichung und zwar die, dass auf die Verringerung der Stromintensität
unmittelbar eine kurze und unbedeutende Zunahme des Widerstandes
folgt und erst danach der Widerstand abnimmt. Am ausgesprochensten
findet sich die Zunahme gerade da, wo umgekehrt bei der Verstärkung der
Stromintensität die grösste Abnahme des Widerstandes sich gezeigt hat ;
und wo hier die Abnahme des Widerstandes kleiner oder nur eine Con-
stanz des Widerstandes wahrzunehmen war, ist nach der Verringerung der
Stromintensität die Zunahme des Widerstandes undeutlicher oder wird gar
schon ganz vermisst.
Nach diesen Erfahrungen kann zunächst kein Zweifel sein , dass ^ir
in der Abnahme des Widerstandes unmittelbar nach der Verstäikung und
in der Zunahme des Widerstandes unmittelbar nach der Verringerung der
Stromintensität complementäre Abweichungen vor uns haben. Es wird
daher nur nOthig sein , dass wir der einen der beiden Abweichungen —
wir nehmen die Abnahme — weiter nachgehen, und mit ihrem Verständ-
niss wird zugleich auch das der anderen Abweichung gewonnen sein.
Alsdann geht aus unseren Erfahrungen hervor, dass die Voraussetzung,
mit welcher wir vorhin an die Musterung unserer Versuche gegangen sind,
nicht richtig ist. Schon unsere Kenntniss der die intrapolare Nervenstrecke
unter dem Einflüsse des Stromes betreffenden Widerstandsveränderungen,
wie wir sie im Kap. II. gewonnen und hier als Grundlage genommen ha-
ben, erweist sich als nicht umfassend genug. Denn die Abnahme und die
Constanz des Widerstandes , welche wir eben aufgefunden haben , lassen
keine andere Deutung zu, als dass, sobald die Intensität des die Nerven-
strecke durchfliessenden Sti*omes eine gewisse niedere Grösse überschrei-
tet, der beschleunigten Widerstandszunahme der Nervenstrecke nach der
Schliessung der Kette nodi eine kurze Widerstandsabnahme vorhergeht.
Und wenn wir so die Grundlage der uns beschäftigenden Untersuchung
erweitert haben, thuen unsere Erfahrungen ferner die Abhängigkeit der an-
fänglichen Widerstandsabnahme der Nervenstrecke von der Stromintensität
uns kund : ihre Grösse wächst stetig mit der Stromintensität, ihre Dauer
aber nimmt mit der Stromintensität zuerst bis zu einem Maximum zu und
dann von dem Maximum wieder ab. Fügen wir dieses Ergebniss zu unse-
H. H u & k , Untenbchnngen etc. 9
130 Abschn. 11. Kap. lU. § 4 (4). Von dem Einflüsse der Stromintensität
rem früheren Ergebnisse, dass die Widerstandszunahme der Nervensirecke
unter dem Einflüsse des Stromes desto steiler verläuft, je grtfsser die Strom-
Intensität ist , noch hinzu , «o ist die Abhängigkeit der Widerstandsverän-
derungen , welche die intrapolare Nervenstrecke unter dem Einflüsse des
Stromes erfährt, von der Stromintensität nach den vorliegenden Versuchen
vollständig gegeben.
Wir haben aber noch jene wenigen Versuche zu betrachten , welche
bisher absichtlich vernachlässigt worden sind (s. o. S. 427.). Die Versuche
zeichnen sich dadurch aus, dass^in ihnen die Widerstandszunahme nach
der beträchtlicheren Verstärkung der kleinen anfänglichen Stromintensität
durchaus nicht steiler oder sogar weniger steil verläuft als vorher oder
nachher nach der geringeren Verstärkung derselben. Stets geht dabei der
weniger steilen Widerstandszunahme eine Widerstandsabnahme von län-
gerer Dauer vorauf als der steileren Widerstandszunahme, und in einzel-
nen Fällen hält die weniger steile Widerstandszunahme gar nicht einmal
lange an , sondern macht sehr schnell einer neuen Abnahme des Wider-
standes Platz (vgl. Vers. 25. und 26. S. 134 fF.). Danach ist jenes erste
und so in die Augen springende Ergebniss unserer Versuche offenbar doch
nicht allgemeingültig ; und die Widerstandszunahme der Nervenstrecke bei
den mittleren Stromintensitäten, bei welchen die Widerstandsabnahme un-
mittelbar nach der Schliessung der Kette von der längsten Dauer ist, scheint
es zu sein, welche die Ausnahme von der Regel macht.
Da aus den spärlichen hier einschlagenden Versuchen, welche die Un-
tersuchung so weit geliefert hat, ein Mehreres über die Ausnahme sich
nicht entnehmen und noch weniger der etwaige üebergang der Regel in
die Ausnahme und der Ausnahme wiederum in die Regel sich feststellen
lässt, muss es jetzt unser nächstes Restreben sein, experimentell der Aus-
nahme weiter nächzugehen. Leider aber sehen wir uns hierzu mit Hülfe
unseres gegenwärtigen Versuchsverfahrens ganz ausser Stande. Denn um
von mehreren Gründen den wesentlichsten aufzuführen , so würde , weil
die grössere Stromintensität , welche wir zu irgend einer Zeit in den Ver-
suchen herbeiführen, nicht blos von der Veränderung, welche wir eben
für den Zweck treffen , sondern auch noch von anderen und nicht in un-
serer Macht stehenden Verhältnissen, deren Erörterung unlohnend wäre
und unter welchen daher nur die anfängliche Reschaffenheit der Nerven-
strecke hervorgehoben werden mag , abhängig ist, sowohl der Gewinn der
betreffenden Versuche doch dem Zufalle überlassen bleiben müssen als
auch die Kritik der gewonnenen Versuche mit der hier erforderlichen Ge-
nauigkeit nicht möglich sein. Es bleibt daher nichts Anderes übrig, als
dass wir , die Ausnahme zu verfolgen , jetzt doch noch dem zweiten der
beiden möglichen Versuchsverfahren (s. o. S. 116.) uns zuwenden.
auf die Widerstandsverftndenmgen der intrapolaren Nervenstrecke. 131
Damit wird denn auch sehr gut noch ein anderer Zweck zu verbinden
sein. Man könnte uns nämlich die Beziehung zwar der anfänglichen Wi-
derstandsabnahme der Nervenstrecke zur Stromintensität, wie wir sie im
Vorstehenden aufgedeckt haben, zugeben , dagegen diese Widerstandsab-
nahme überhaupt fUr eine Folge der voraufgegangenen DurchstrOmung
erklären wollen , so dass nur an einer bereits vorher durchströmten Ner-
venstrecke bei den betreffenden Stromintensitäten die Abnahme des Wi-
derstandes unmittelbar nach der Schliessung der Kette auftreten sollte.
Diesen Einwand zu entkräften, wttrde uns hier nur mit Hülfe schwieri-
ger und ausgedehnter Erörterungen gelingen , und selbst dann würde der
unmittelbare Nachweis der anfänglichen Widerstandsabnahme an voilier
noch nicht durchströmten Nervenstrecken immer noch ^wünschenswerth
sein. Wir ersparen uns daher viele unfruchtbare Mühe, wenn wir sogleich,
um letzteren Nachweis zu führen, das zweite Versuchsverfahren in's Werk
setzen und bei ihm dafür Sorge tragen , dass wir rascher als bisher nach
der Schliessung der Kette die Widerstandsveränderungen der Nerven-
strecke ermitteln können. Denn dass die anfängliche Abnahme des Wi-
derstandes bisher unserer Beobachtung sich entzogen hat, ist einfach da-
durch zu erklären , dass die unrichtige Anfangsstellung des Schiebers im
Verein mit den trägen Schwingungen des Nadelpaares in den mit Hülfe des
Multiplicators angestellten Versuchen resp. im Verein mit der schwachen
Dämpfung des schweren Spiegels in den verhältnissmässig wenigen Ver-
suchen , bei welchen wir bisher die Bussole benutzt haben , in der Regel
in den ersteren Versuchen kaum früher als eine Minute , in den letzteren
Versuchen kaum früher als 30 Secunden nach der Schliessung der Kette
eine genaue Bestimmung des Widerstandes zugelassen hat.
Versuch 25.
(Versuebsanordnung Fig. 9.)
Wd : Capillarröhre HL — K: i Grove. — K^ : 9—4 Grove's. — Strom-
eintritt bei J5j.
iOh, 20 m. Mittelgrosse Rana esc. ff.
24 m. Ischiadicus aufgelegt.
30 m. K geschlossen. — Bügel ^^ ist in Q, u. Qj^ versenkt. —
Ä'i : 9 Grove's. Schieber auf 700.
Der Spiegel schlägt, kleineren Widerstand anzeigend^
weit aus.
i 5". 61 8. Der Widerstand nimmt zu.
31 m, 622.
32 m. 627.
33 m. 634.
9»
132 AbMlui..n. Kap. 10. f « .1 . Vm
lOA. 34 m.
35 m.
45"
36 m.
37 m.
38 m.
39 m.
40 m.
15".
45".
41 m.
42 m.
43 m.
44 m.
46 m.
47 m.
48 m.
49 m.
7".
30".
50 m.
54 m.
52 m.
53 m.
54 m.
10".
30".
55 m.
56 m.
57 m.
58 m.
59 m.
ihh. 0 m.
1 m.
2 m.
639.
642. — Sofort MgmsQ^mmd <\ entfernt.
Der Widentuid mnmC ab.
619. ietat nam der Widefstand so.
630.
637.
651.
666.
682. — Sofort Bf wieder eingebracht.
Der Widerstand mmnt lo.
695. Der Widerstand ninunt ab.
685. Jetit nimmt der Widerstand la.
689.
698.
704.
709. Jettt werden 5 GroTe's aus K^ ausgeschal-
tet, so dass iT, «B 4 Grove V
717.
726.
733.
739. Sofort Bg ^m Q^ ond (^entfernt.
Der Widerstand nimmt ab.
730. Jetit nimmt der Widerstand xn.
760.
787.
822.
848.
876.
902. — Sofort i?9 wieder eingebracht.
Der Widerstand nimmt ab.
889.
877.
867.
863.
861,5. Der Widerstand nimmt zu.
866. — Die ausgeschalteten 5 Grove's wieder
hinzugefügt, so dass Ä'i=s9 Grove's.
869.
871.
875.
878.
•uf di« Widerstan<l8««r)UMleningeB der intrapolaran Nervenstndi«. 1S3
Hh.
3 m.
883.
4 m.
887.
**- Sofort Bg aus Q^ und Q^ entfernt.
Der Widerstand nimmt ab.
40".
875
(ohngeftibr) . Der Widerstand nimmt zu.
5 m.
943.
6 m.
974.
7 m.
997.
8 m.
4047.
— Sofort Bg wieder eingebracht.
Der Widerstand nimmt ab.
9 m.
955.
40 m.
940.
So hält sich der Widerstand bis
1i f».
und nimmt dann su.
4 2 m.
943.
f
43 m.
948.
ITgeOSFiiet. Polarisationsablenkung: c. V^.
Der Ischiadicus ist in seiner ganzen Länge erhalten und mit dem Muskel
in unversehrter Verbindung gewesen, ab = 7™° ; am = 4 6"™; bo =» 5"" ;
bw ^ 36"*°^. «^ Naoh Beendigung des Versuches ist der Nerv noch dicht an
der Wirbelsäule mechanisch gut erregbar. -
Versuch 26.
(Versuchsanordnung Fig. 9.)
Wd: Capillarröhre III. — IT: 4 Daniell. — iT, : 4—4 Grevens. — Strom-
eintritt bei jS|.
4 4 A. 34 m. Grosse Rana esc. ff.
39 m. Ischiadicus auf die Zuleitungsröhren gelegt.
44 m. K geschlossen. Bügel Bg ist in Q^ und Q^ versenkt. —
K^: 4 Grove. Schieber auf 650.
Der Spiegel schlägt, kleineren Widerst, anzeigend, aus.
20''. 494. Der Widerstand nimmt zu.
Empfindlichkeit: etwas grösser als ent-
sprechend im Vers. S2.
-* Sofort Bügel Bg aus Q^ und Q, entfernt.
Der Widerstand nimmt zu. (Ob er zuerst abge-
nommen hat, ist nicht beobachtet.)
45 tn.
504.
46 m.
540.
47 m.
519,
48 m.
538.
49 m.
534.
50 m.
547.
51 m.
559.
58 m.
571.
4U.
53 m.
54 tu.
C.I5"
55 m.
56 m.
58 m.
12A.
0 m.
S m.
c. 20"
3 m.
4 m.
5 m.
6 m.
7 m.
8 m.
134 Abschn. ü. Kap. III. (4 (4). Von dem EinfluMe der Stromintensität
582.
593. — Sofort Bttgel Bg wieder eingebracht.
Der Widerstand nimmt zu.
597. Jetzt nimmt der Widerstand ab.
594. Jetzt nimmt der Widerstand zu.
598.
605. Jetztwerden4 Grove's als J^^ aufgenommen.
610.
614. Sofort Bügel B^ entfernt.
Der Widerstand nimmt ab, so dass
588. Jetzt nimmt der Widerstand zu.
593. Jetzt nimmt der Widerstand wieder ab.
591.
586.
580.
574.
573. ^^ Sofort Bügel Bg wieder eingebracht.
Der Widerstand nimmt zu, so dass
c. 7''. 575 und dann ab.
9 m. 558. So bleibt der Widerstand noch einige Secunden
unverändert und nimmt dann zu.
560.
563.
569. Jetzt werden 3 Grove's ausgeschaltet, so
dass ITj =s 1 Grove.
577.
580.
585. — Sofort Bügel Äj entfernt.
Der Widerstand nimmt ab, so dass
c. 10''. 581, und dann zu.
589,5.
596.
600,5.
603,5.
606. — Sofort Bügel Bg wieder eingebracht.
Der Widerstand nimmt rasch zu, so dass
c. 7'^ 509, und dann ab.
602,5.
602. So bleibt Widerstand unverändert bis gegen
und nimmt dann zu.
605.
10
m.
11
m.
13
m.
15
m.
16
m.
18
m.
19
m.
20
m.
21
m.
22
m.
23
m.
24
m.
25
m.
26
m.
27
m.
tt
auf die Widerstandsveränderungen der intrapolaren Nervenstrecke. 135
608. Jetzt werden wieder 4 Grove's als K^ aufge-
nommen.
610.
613.
616. Sofort Bügel Äff entfernt.
Der Widerstand nimmt rasch ab, so dass
580, und dann zu.
605.
611.
612.
613. Jetzt nimmt der Widerstand ab.
612.
609.
607. Sofort Bügel Bg wieder eingebracht.
Der Widerstand nimmt zu, so dass
620, und dann ab.
605.
602.
600,5. So bleibt Widerstand unverändert bis gegen
und nimmt dann zu.
601.
602. — Sofort K geöffnet. — Polarisationsablenkung :
12A. 28
Wl.
29
m.
31
m.
33
m.
c. 7
34
m.
35
m.
36
m.
37
m.
38
fW.
93
m.
40
m.
c. 10
41
TW.
42
m.
43
in.
44
m.
45
m.
46
m.
c. 1
sc
#
Der Ischiadicus ist in seiner ganzen Länge erhalten und mit dem Muskel in
unversehrter Verbindung gewesen, ab = 6"*"* ; am = 1 0"*™ ; fco = 1 1 ™™ ;
bw = 47™°. — Nach Beendigung des Versuches ist der Nerv nur noch
zwischen a und m mechanisch erregbar.
Da nach unseren weiteren Erfahrungen (s. u. § 4.) es mit Recht auf-
fallen könnte , dass unter den so zahlreichen und so mannigfach verschie-
denen Versuchen des Kap. II. nicht ein einziges Mal eine anfängliche Ab-
nahme des Widerstandes uns aufgestossen sein sollte, wollen wir übrigens
nicht unterlassen sogleich anzumerken, dass dort in der That mehrere
Versuche der Art vorgekommen sind , und dass nur äussere Gründe uns
bestimmt haben, sie bisher unerwähnt zu lassen. Durch die frühere An-
führung dieser Versuche hätten wir die Erörterungen des vorigen Kapitels
nur unnütz sehr ausgedehnt und verwickelt gemacht , da doch jetzt nach
der Darlegung des Kap. II. das Verständniss der anfönglichen Widerstands-
abnahme ohne jede Schwierigkeit ist : denken wir uns das Anfangsstück
der Curve ÖyC der Fig. 5. etwas steiler abfallend oder die Curve ÖA im
136 Abschn. n. Kap. DL § 4 (4). Von dem Einflösse der Stromintensität
Ganzen weniger steil ansteigend, so resultirt daraus, dass das Anfangs-
stück der Curve ÖV resp. ÖsW derselben Figur unter die Abscisse sinkt.
(b. Zweites Versuclis verfahren.)
Wir wollen also jetzt auf eine ganze Anzahl von Nerven unter sonst
gleichen Umständen Ströme verschiedener Intensität einwirken lassen und
die Widerstandsveränderungen der von den verschieden starken Strömen
durchflossenen Nervenstrecken vergleichen.
Ftlr dieses Vorhaben sind uns, nur mit einigen leicht zu überwinden-
den Schwierigkeiten, durch die in (o) getroffenen Veränderungen der
Versuchsanordnung Fig. 1 . bereits die Mittel gegeben, die Stromintensität
regelmässig zu variiren. Doch haben wir bisher versäumt, nach der obe-
ren Grenze uns umzusehen, welche der Stromintensität in unseren Ver-
suchen gesetzt war, und da dieselbe Grenze auch femer bestehen bleiben
soll, wollen wir das Versäumte rasch nachholen. Ist bei der Versuchsanord—
nungFig. \. oder 9. £'die elektromotorische Kraft eines unserer Grove'schen
Elemente und wj^ der Widerstand desselben, gegen welchen der sonst noch
in der ungespaltenen Strecke des Stromnetzes befindliche Widerstand ver-
schwindet; ist ferner w^ der Widerstand unseres Platinrheostaten und
tü„^ der Widerstand unseres Nervenzweiges — also der intrapolaren Ner—
venstrecke und des Vergleichswiderstandes — : so ist bei einem in der
ungespaltenen Strecke befindlichen Elemente die Intensität des die Ner—
venstrecke durchsetzenden Stromes
t =s •
und da Wf., das nach directen Bestimmungen =s c. 2,5 Siemens^ sehen Ein-
heiten (noch nicht = 0,05 Meilen T.-D.) ist, verschwindet gegen tü^^ und
nach dem Durchschnitt der Versuche lü^j s= 2t^^ sich setzen lässt , wenn
tü„ der Widerstand der intrapolaren Nervenstrecke ist, so ist weiter
. EWf.
Vermehren wir nun die Zahl der Elemente in der ungespaltenen Strecke,
indem wir sie hintereinander zur Säule verbinden , so wird mit ihrer Zahl
t wachsen, bis bei n Elementen tü^ verschwinden wird gegen nw?^, und es
wird dann das überhaupt zu erlangende Maximum der Stromintensität
Ew,
h — - 'r
sein. Natürlich ist aber, da w^ : w^ etwa sc \ : 4 sich verhält^, an die
1] Nach -wiederholten directen Bestimmungen schwankte der Widerstand eines
einzelnen unserer 6rot;0'schen Elemente zwischen 0,4 u. 0,8 ^temeiw'schen Einfaeiteii.
** w„ (Wr + ^ Ow^fc) „^^^^, _^SwA 7w„
auf die Widerstandsverttnderungen der intrapolaren Nervenstrecke. 1 37
Erlangung dieses ifg^ax, (^^ ^^"^^ ^ "^ ^^^^ würde) bei uns nicht zu den-
ken; und da wir wegen der Verlängerung und Krümmung des Rheosjtaten-
drahtes , welche mit der beträchtlicheren Erwärmung desselben durch den
Strom verknüpft ist und durch welche die Genauigkeit der Widerstands-
messungen sehr beeinträchtigt wird, in den Versuchen des Kap. III. höch-
stens 6 Elemente und oben in (a) ausnahmsweise höchstens 1 0 Elemente
zur Säule verbunden angewandt haben, berechnet sich die von uns
erlangte grösste Stromintensität t\ auf etwa
SEWy _ 5EWy __ lOE
Unsere Versuche reichen also, wie wir sehen, lange noch nicht einmal
an die Stromintensität heran , welche bei directer Einschaltung der Ner-
venstrecke in den Schliessungskreis einer nur zweigliedrigen Grove'schen
Säule bestanden hätte, und es versteht sich von selbst, dass auch alle un-
sere bisherigen Ergebnisse nur bis zu der von uns erlangten grössten
Stromintensität auf Richtigkeit Anspruch machen können. Mit einer so
sehr beschränkten Kenntniss des Einflusses der Stromintensität auf die
Widerstandsveränderungen der intrapolaren Nervenstrecke dürfen wir uns
indessen keinesfalls zufrieden geben , und indem wir eben ein neues Ver-
suchsverfahren zur Gonstatirung jenes Einflusses einzuschlagen vorhaben,
müssen wir zugleich darauf bedacht sein, die obere Grenze unserer Untersu-
chung weiter hinauszuschieben. Die Vertauschung unseres Platinrheostaten
mit einem anderen Rheostaten von grösserem Widerstände und die Verklei-
nerung unseres Vergleichswiderstandes würden mit mehrfachen Unzuträg-
lichkeiten verknüpft sein und dabei doch nur wenig nützen : wesentlich
erweitem lassen sich die Grenzen unserer Untersuchung nur, wenn wir
die Wheatstim^sche Methode der Widerstandsbestimmung, welche wir bis-
her ausschliesslich in Anwendung gezogen haben, zeitweilig aufgeben und
durch die Messung der Stromintensität in dem die Nervenstrecke enthal-
tenden Schliessungskreise den Widerstandsveränderungen der Nerven—
strecke nachgehen.
Wir greifen zu diesem Auskunftsmittel und treffen die Versuchs-
anordnung , welche Fig. 1 1 . zeigt. Dieselbe ist ohne weitere Erörterung
verständlich , sobald wir R als den achtsaitigen P/Zwjer'schen Neusilber-
rheochord* erklären, da alle übrigen Theile den früheren Versuchsanord-
nungen Fig. 1 . und Fig. 9. mit Beibehaltung der dortigen Bezeichnungen
entlehnt sind. Der du Bois^sche Schlüssel, durch welchen das Galvanometer
\) E. Pßüger, Untersuchungen über die Physiologie des Elektrotonus. Berlin 4859.
S. 422 flf.*
138 Abschn. U. Kap. III. § 4 (1). Von dem Einflüsse der Stromintensitttt
Fig. H.
M mit der übrigen Versuchsanordnung in Verbindung steht, ist, wie in
der Fig. 4, so auch in der Fig. II. fortgelassen [s. o. Kap. I. § 2 (4)].
Als Galvanometer benutzen wir hier stets unsere Bussole ; und zwar
ist in dieselbe ein sehr dünner Stahlspiegel eingehängt, dessen Schwingun-
gen durch die Kupferhülse so stark gedämpft werden, dass schon c. 5 Se-
€unden nach der Schliessung der Kette die Ablesung der constanten Ab-
lenkung des Spiegels möglich ist. Von den Drahtwindungen der Bussole
sind in der Regel hinter einander 8000, deren Widerstand nach besonderen
Bestimmungen c. 40 Meilen T.-D. beträgt, in den Stromkreis eingeschaltet.
Wir sind nunmehr im Stande , einmal mit Hülfe des Rheochordes in
einer Reihe von Versuchen die Intensität des beim Beginne des einzelnen
Versuches die Nervenstrecke durchsetzenden Stromes zu variiren, und
weiter mit Hülfe der Bussole in jedem einzelnen Versuche die Veränderun-
gen der Stromintensität im Nervenkreise während der DurchstrOmung der
Nervenstrecke zu verfolgen. Mit den letzteren Veränderungen sind uns
aber zugleich auch die Widerstandsveränderungen der Nervenstrecke wäh-
rend ihrer Durchströmung gegeben : denn da der Widerstand der Säule
K ebenso wie der ganze ausser der Nervenstrecke im Nervenkreise befind-
liche Widerstand gegen den mehrere Tausende Meilen T.-D. betragenden
Widerstand der intrapolaren Nervenstrecke ^ nicht in Betracht kommt, ist
\) Der Widerstand von 4™"» Nerv lässt sich im Mittel auf 500 Meilen T.-D. ver-
anschlagen.
auf die Widerstandsveränderungen der intrapolaren Nervenstrecke. 139
der Widersland der Nervensirecke der Siromintensität im Nervenkreise
umgekehrt proportional. Es liegt sonach nur noch die Aufgabe vor, alle
die oben S. 1 H. aufgeführten Umstände, welche die Widerstandsverände-
rungen der Nervenstrecke möglicher Weise beeinflussen, mit Ausnahme
der Stromintensität in der ganzen Versuchsreihe constant zu erhalten.
Diese Aufgabe lösen wir, indem wir die Untersuchung wiederum auf
den lebenden und noch nicht lange vom lebenden Gesammtorganismus ge-
trennten Nerven einschränken , in folgender Weise. Aus vielen Fröschen
desselben Fanges , welche seit dem Fange unter denselben äusseren Ver-
hältnissen sich befunden haben, suchen wir eine Anzahl gleich grosser,
munterer Frösche aus und führen an ihnen unsere Versuche rasch hinter-
einander durch. Für die ganze Versuchsreihe verwenden wir dieselben,
unverrückbar an ihrem Träger befestigten und hinsichts der Gestalt ihrer
Thonspitzen unverändert erhaltenen Zuleitungsröhren: vom Tode des
Tbieres bis zum Beginne der Durchströmung lassen wir in allen Versuchen
die gleiche Zeit verfliessen. Endlich, um ganz sicher zu gehen und auch
etwaige Veränderungen der Nerven und der Zuleitungsröhren während der
Dauer der Versuchsreihe unschädlich zu machen, fangen wir die Versuchs-
reihe mit einer mittleren Stromintensität an, vergrössern in den folgenden
Versuchen die Stromintensität bis zu einem Maximum, verringern alsdann
allmählich die Stromintensität bis zu einem Minimum und kehren schliess-
lich unter Vergrösserung der Stromintensität zu der mittleren Strominten-
sität, von welcher wir ausgegangen sind, wieder zurück.
Dass die Richtung des Stromes im Nerven in allen Versuchen dieselbe
sein muss , brauchte eben nicht besonders erwähnt zu werden , da ja die
ganze Versuchsanordnung bis auf die Länge des eingeschalteten Rheo-
chorddrahtes während der Versuchsreihe unverändert zu erhalten ist.
Indem aber vielleicht gerade der stete Uebergang des Stromes von dersel-
ben Zuleitungsröhre zum Nerven als Fehlerquelle verdächtigt werden
könnte, ist darauf aufmerksam zu machen , dass durch den zuletzt ange-
führten Gang der Untersuchung auch diese Fehlerquelle unschädlich ge-
macht sein muss. Zudem stellt sich gar bald das Bedürfniss heraus, vor
Beendigung der Versuche den Strom noch in umgekehrter Richtung den
Nerven durchfliessen zu lassen. Vollends aber lässt die in Rede stehende
<
etwaige Fehlerquelle sich beseitigen , wenn man , unter Benutzung beider
Schenkel der ausgewählten Frösche nach einander, zugleich zwei Ver-
suchsreihen, die eine an ganz frischen und die andere an etwas länger
vom lebenden Gesammtorganismus getrennten Nerven, anstellt und die
Richtung des Stromes im Nerven bei der einen Versuchsreihe die umge-
kehrte sein lässt wie bei der anderen.
Es versteht sich von selbst, dass wir, w ie schon bei unseren bisherigen
140 Abschn. II. Kap. Ul. f 4 (4). Von dem EinflttsBe der StrommteosiUt
Versuchen y so erst recht auch bei unseren neuen Versuchen für die Gon^
stanz der Säule K, soweit nur möglich, Sorge tragen. Doch lassen wir bei
unserer Vorsorge es hier noch nicht bewenden. In dieQuecksilbemäpfchen
Ol und Qi sieht man neben den Verbindungsdrähten zur Wippe B in der
Fig. \ \ . noch die verquickten Kupferhaken H^ und H^ tauchen, welche mit
den Zuleitungsröhren z und z^ in Verbindung stehen : und dies ist natür-
lich während des Versuches stets der Fall. Vor und nach jedem Versuche
aber entfernen wir die Haken H^ und H^ und versenken an ihrer Stelle in
Q^ und Q^ zwei andere verquickte Kupferhaken, welche mit den Zinkplat-
ten unseres flüssigen Vergleichswiderstandes Wd [s. o. Kap. II. § 2 (7) ;
Fig. \ .] verbunden sind. Indem wir alsdann beide Male die Stromintensität
im Bussolenkreise bestimmen, wenn so statt der Zuleitungsröhren und der
Nelvenstrecke unser Vergleichswiderstand eingeschaltet ist, lernen wir die
Veränderungen kennen, welche die Stromintensität im Bussolenkreise wäh-
rend der Dauer des Versuches aus anderen Gründen als durch die Wider-
standsveränderungen der (Zuleitungsröhren und der) Nervenstrecke — vor-
nehmlich also in Folge der Inconstanz der Säule — erfahren hat, und kön-
nen sie von den im Versuche beobachteten Veränderungen der Stromin-
tensität in Abzug bringen ^.
Die Einschaltung von Wd an Stelle des Nerven zwischen den einzel-
nen Versuchen dient übrigens noch dem anderen Zwecke, für die geeignete
Variirung der Stromintensität in der Versuchsreihe die nöthigen Bestim-
mungen uns zu liefern, für welche die in den Versuchen am Nerven selbst
zuerst beobachteten Spiegelabienkungen , wie später einleuchten wird,
wegen der häufig sehr raschen und sehr grossen Veränderungen, welche
der Widerstand der Nervenstrecke nach der Schliessung der Kette erfährt,
nicht verwendbar sind. Wir setzen nämlich die Stromintensität i im Bus-
sole nkreise bei eingeschaltetem Wii, wenn der Rheochord R ausgeschaltet
ist und so der volle Strom der 4 DanielFs oder Grove's, welche wir als K
für unsere Versuchsreihe verwenden , den Bussolenkreis durchfliesst, » 1
und schalten für die Versuche am Nerven solche Längen des Rheochord-
drahtes ein, dass, wenn Wd an Stelle der Nervenstrecke aufgenommen ist,
in den Versuchen i von 0,ö etwa auf 0,6S5 auf 0,75 u. s. w. wächst und
4] Um später unsere Darlegung nicht unterbrechen zu müssen, wollen wir hier
sogleich bemerken , dass , wenn die anfängliche Widerstandsabnahme der intrapolaren
Nervenstrecke von jedem Verdachte einer Täuschung frei bleiben soll . die anfängliche
Widerstandsabnahme der (neu zusammengesetzten) Säule, in Folge welcher die Strom-
intensität im Schliessungskreise der Säule zunimmt, zur Zeit des betreffenden Ver-
suches am Nerven schon vorübergegangen sein muss. Solche Versuche aber, in wel-
chen die Stromintensität im Nervenkreise von vornherein abnimmt, sind natürlich,
wenn sie — wie der Vers. 27. — noch in die Zeit der anfänglichen Widerstandsabnahme
der Säule fallen, a fortiori beweisend.
auf die WfderstandsverHnderungen der intrapolaren Nervenslrecke. 141
wiederum von 0,5 etwa auf 0,375 auf 0,S5 u. s. w. abnimmt. Da nun
der Widerstand von Wd dem Widerstände einer 6"'* langen Nervenstrecke,
wie sie das Object unserer Versuche ist, etwa gleichkommt, muss alsdann
die Intensität des beim Beginne des Versuches die Nervenstrecke durchs
setzenden Stromes ohngeßihr in gleicher Weise in der Versuchsreihe va^-
riirt sein.
Es ist eben bemerkt worden , dass wir 4 Danielfs oder Grove's als AT
verwenden, und dies ist in den meisten Versuchsreihen allerdings der
Fall, weil gerade diejenigen Stromintensitäten , welche wir so der Prüfung
unterziehen können, sowohl hinsichts des uns zur Zeit beschäftigenden
Gegenstandes wie auch fttr die Folge vom grOssten Interesse für uns sind.
Indessen ist es doch wilnsdienswerth, auch noch gr($ssere Stromintensitä-
ten auf ihren Einfluss auf die Widerstandsveränderungen zu untersuchen,
und wir stellen deshalb noch einige Versuchsreihen unter Entfernung des
Rheochordes ß aus ößm Schliessungskreise so an, dass wir in den ver-
schiedenen Versuchen derselben Reihe die Zahl der Glieder von K zwi-
schen \ und 4 0 Grevens schwanken lassen.
Von den hierhergehOrigen Versuchsreihen lassen wir nun drei als Bei-
spiele folgen , deren einzelne Versuche hier so angeordnet sind, dass die
Intensität des die Nervenstrecke durcfafliessenden Stromes von Versuch zu
Versuch wächst. In jedem Versuche giebt die Zahl zur Linken die laufende
2eit, von der Schliessung der Kette an gerechnet, und die Zahl zur Rech-
ten die Ablenkung des Spiegels zu der betreffenden Zeit in Scalentheilen
an. Wo die Folge der Zahlen durch [W\ unterbrochen wird, ist unmittel-
bar nach der letzten Ablesung durch Umlegen der Wippe B die Strom-
richtung in der Nervenstrecfce umgekehrt worden. Vor und nach jedem
Versuche ist unter [W^d== . . .] die Ablenkung des Spiegels bei Einschal-
tung unseres flüssigen Vergleichswiderstandes an Steile der Nervenstrecke
angemerkt. Endlich ist noch nach jedem Versuche unter [K= . . .] die
Grösse in Scalentheilen angegeben , um welche während der Dauer des
Versuches der Nullpunkt an der Bussole nach der einen oder der anderen
Seite hin sich verschoben hat^, und zwar ist die Zahl positiv genommen,
1) Wenn wir auch vorhin haben sagen dürfen, dass der Widerstand der Draht-
-windungen der Bussole gegen den Widerstand der intrapolaren Nervenstrecke nicht in
Betracht kommt, so empfiehlt es sich doch zum Zwecke grösster Sicherheit, hier wäh-
rend des einzelnen Versuches die Bussole nie in sich zu schliessen. Dadurch wird die
Verschiebung des Nullpunktes bei diesen Versuchen zu den Tageszeiten , zu welchen
sie mit der grössten Geschwindigkeit erfolgt, sehr unangenehm, und unter Umständen
kann man alsdann ganze Versuche zu verwerfen genöthigt sein. Im Uebrigen liegen
die Täuschungen , welche die Unstetigkeit des Nullpunktes bedingen kann , so auf der
Hand, dass ein weiteres Eingehen auf dieselben nicht zu rechtfertigen wäre. — Bei
allen nach der T^eat^^one' sehen Methode angestellten Versuchen wurde , beiläufig be-
merkt, während des Versuches der Veränderung des Nullpunktes nachgegangen, so dass
die Zahlen keiner Correction bedürfen.
142 Abfichn. fl. Kap. 10. § 4 (4'. Von dem
der Stromiotenflität
wenn die Verschiebung eine Zunahme — , negativ, wenn sie eine Abnahme
der Stromintensität hatte vortäuschen müssen.
Was man noch vermissen könnte, ist eine Angabe hinsichts der letz-
ten Fehlerquelle der Versuche, der inneren Polarisation der Nenrensirecke.
Indessen wäre es bei den folgenden Versuchen , in welchen ein ein- oder
mehrfacher Wechsel der Stromrichtung im Nerven stattgehabt hat, werth-
los gewesen, die Ablenkung des Spiegels durch den Polarisationsstrom
nach der Oeffiiung der Kette aufituführen ^ Dafdr meiken wir hier an,
dass in zahlreichen, den Vers. S7 — 48. ganz gleidien Versuchen , in wel-
chen aber die Stromrichtung im Nerven nicht umgekehrt worden ist, die
Ablenkung des Spiegels durch den Polarisationsstrom nach der früheren
oder späteren Oeßhung der Kette nie über 1'^ betragen hat und meist sogar
viel kleiner gewesen ist. Es wird also, selbst wenn wir von den Erfolgen
der Umkehrung der Stronuichtung in den folgenden Versuchen ganz ab-
sehen, von einem irgend wesentlichen Einflüsse der inneren Polarisation auf
die Ergebnisse unserer Untersuchung nimmermehr die Rede sein können.
Erste Versuchsreihe.
TcTS. 27—34.
Die Versuchsreihe ist Anfangs August an wenige Tage vorher einge-
fangenen Fröschen angestellt: die Temperatur in der feuchten Kammer
schwankte während derselben zwischen 15'/«^ und 167a^R. Bei allen Ver-
suchen war 4 m. nach dem Tode des Frosches der Ischiadicus, dessen
Verbindung mit dem Muskel unversehrt eriialten w^ar , auf die Zuleitungs-
röhren gelegt, und 1 4 m. nach dem Tode des Frosches wurde die Kette ge-
schlossen. Für alle Versuche ist gültig : a6 = 6"" ; om = 1 3"™ ; bo = 7"" ;
bw = 40*"».
JTä 4 Danieü's. — Die eingeschaltete Rheochordlänge ist bei jedem
Versuche unter [Ä=. . .] angegeben. — Ueber die Bedeutung von i s.
S. 140.
Vers. 27.
Ä s 3i»"».
1=0,062.
Vers. 28.
/|=444>Bm,
I = 0.Ä5.
Vers. 29.
ß = 275««.
I ^ 0.373.
V crs. 30.
^ = 580'»»™.
1 = 0,5.
/#</ = 39,2.
/li/=92,7.
r *
j /fy=78,5.
5". 53,6.
30". 53,0.
4 in. 52,5.
2 w. 30". 51,0.
4 m. 50,4.
iBinat
7". 4 48,5. lau-
jerlMiert bis
30". ^ •ndaiBBt
[dana «b.
4 m, 147,0.
5". 423,0. 1 BiBBt
i«.
40". 125,0. lunl
30". 424,0. [ab.
4 »1, 120,0.
5". 4 4 3,0. IniBiBt
45". 4 4 5,5. [lu.
30". 4 4 6,3. IniMt
45". 4 46,0. [ab.
4 m. 445,0.
4 Für die mögüchsl genaue Bestimmung der Polarisationsablenkung muss man auf
das Schleunigste nach der Oeffnung des primären Stromes die beiden eben frei gewor-
denen Quecksilbemäpfchen der Wippe Ä durch einen metallischen Bügel verbinden.
auf die Widerstandsveränderungen der intrapolaren Nervenstrecke.
143
Vers. 27.
1 = 0,062.
rrf=39,2.
Vers. 28.
Ä— 444mm.
«=0,25.
^rf=92,7.
Vers. 29.
Ä = 275n»m.
1=0,375.
^^«82,4.
Vers. 30.
H SS 580mm.
«SS 0,6.
Ärrfss78,5.
6 m.
8 m.
Ow.
2 m.
5 m.
6 m.
7 m.
9 m.
dm.
10".
7".
20".
1 m.
Im.
3 m.
49,1.
47,9.
46,6.
45,5.
43,7.
W.
45,3.
45,0.
44,9.
44,7.
44,6.
W.
44,3.
44,0.
43,5.
43,0.
42,7.
I nimmt
[ab.
I Dimmt
[ab.
A'=-'l,0.
/^rf=43,8.
2 m. 114,5.
3 m. 111,7.
4 m. 108,4.
6 m. 101,3.
8 m. 94,0.
10 m. 86,8.
12 m. 80,0.
14 m. 73,8.
15 m. 71,3.
W.
10". 77,0. I nimmt
30". 82,0. [zn.
16 m. 86,2.
17 m. 91,9.
19 m. 98,3.
20 m. 101,0.
W.
V. 98,7. I nimmt
[zn.
12". 99,2. I nimmt
30". 95,0. [ab.
21 m. 92,0.
22 m. 87,0.
23 m. 82,7.
-4,4.
= 94,4.
2 m.
3 m.
4 m.
5 m.
7 m.
9 m.
11 m.
13 m.
15 m.
16 m.
7".
15".
30".
15".
30".
17 m.
18 m.
19 m.
20 m.
10".
20".
30".
21 m.
22 m.
23 m.
109,5.
97,6.
86,5.
77,3.
65,0.
58,0.
53,8.
50,0.
46,6.
W.
108,0.
125,0.
134,0.
138,8.
139,2.
138,7.
137,0.
131,0.
124,0.
116,3.
W.
138,0.
138,6.
137,0.
131,0.
111,0.
97,0.
I nimmt
[zu.
I nimmt
[ab.
I nimmt
[ab.
JVd
— 0,9.
= 81,8.
2 m. 109,8.
3m. 101,4.
4 m. 93,3.
5 m. 85,4.
7 m. 72,2.
9 m. 62,6.
11 m. 54,3.
12m. 51,0.
14 m. 45,8.
15 m. 43,6.
W.
7". 81,0. I nimml
15". 98,0. [zu»
30". 107,0.
45". 110,2.
111,5.
10". 111,7.
30". 111,1.
109,6.
105,0.
100,0.
95,0.
W.
10". 117,0.
20". 118,0. So bleibi
[Ibis.
25". Dod nimmt
[dann ab»
45". 112,4.
21 m. 106,0.
22 m. 89,0.
23 m. 80,3.
16 m.
17 m.
18 m.
19 m.
20 m.
I ninnk
[ab.
^ =
frd
-0,7.
= 78,0.
Vers. 31.
Ä = 2650mm.
1=0,75.
r(i = 76,9.
f m.
l m.
3 m.
i m.
5 m.
7 m.
5". 83,0. I nimmt
20". 87,0. [zn
40". 89,7.
91,6.
93,3.
94.0. I unver-
[Ändert bis
a. nimmt dann ab.
93.1. I nimmt
94,0 [zu.
Vers. 32.
Ä=5200mm.
1 = 0,875.
/rt/=78,5.
Vers. 33.
Ä = 7000mm.
1 = 0,90.
/frf=81,5.
5". 112,0. I nimmt
15". 120,0. [zu.
30". 126,0.
45". 129,0.
1 m. 131,3.
2 m. 137,0.
3 m. 139,0.
4 m. 140,0. I nimmt
30". 139,2. [ab.
5 m. 138,3.
5". 103,5. I nimmt
[zu.
30". 105,5. I nimmt
45". 105,0. [ab.
1 m. 103,4.
30". 95,0.
86,0.
80,0.
76,7.
2 m.
3 m.
4 m.
5 m.
[zu.
73,4. I nimmt
Vers. 34.
y?= 13000mm.
«= 0,95.
/r</=83,3.
7". 235,0.
15". 229,0.
30". 219,0.
45". 209,0.
1 m. 199,0.
30". 177,0.
2 m. 156,0.
3 7/1. 128,5.
4 m. 116,0.
5 m. 103,0.
I nimm»
[ab.
144 Abflchn. IL Kap. III. f 4 (4). Voa dem Binflusee der Sirominteneität
V«ri. 31.
IM 0,75.
V«rs. 82.
JTaiSSOen«.
i»0,87S.
^^»78,5.
V«ri. 83.
n m 7000"»"».
t»e,9o.
^<lai84,8.
Vert. 34.
r»0,9S.
4rtf«s83,3.
9 m.
44 m.
42 m.
^3 m.
44 m.
7".
45".
30".
^5 m.
30
-46 m. u.
30".
M m.
AS m.
49 m.
^0 m.
24 m.
22 m.
94,6.
94,9. Solm-
[verlndort bis
0. Dimmt daiiD ab.
94,2.
94,4.
W.
426,0. I nioMit
432,0. [ei.
436,0.
489,0.
440,5. IiiDTer-
[iadert bis
nimmt dann ab.
440,0.
438,2.
434,0.
429,4.
425,2.
424,6.
449,0.
ff
fVd
: + 0,2.
= 76,8.
6 m.
7 m.
9 m.
4 4 m.
43 m.
45 m.
40'
437,0.
436,3.
435,0.
433,4.
434,6.
429,2.
W.
464,0.
46 m.
20". 474,0.
30". 477,0.
I DioMIt
[tu.
30'
I nimmt
[ab.
483,7.
485,0.
47 m. 483,8.
48 m. 480,0.
49 m. 476,0.
24 m. 474,2.
22 m. 469,4.
W.
4 0". 220,0. I nimmt
[zu.
20". 227.0. Solan-
[verlnderi bis
23 m. u. nimmt dann ab.
30". 249,0.
24 m. 244,0.
25 m. 497,0.
f as —0,6.
irrf=79,2.
7 m.
9 m.
44 m.
42 m.
4 3 m.
48 m.
46 m.
47 m.
48 m.
49 m.
20 m.
7".
30".
^0".
4 0".
75,0.
77,0.
79,2.
79,4.
79,3.
79,0.
W.
448,0.
439,0.
447,4.
448,9.
447,0.
444,0.
443,7.
443,4.
W.
493,0.
I nimmt
[ab.
I Bfamt
[».
J nimmt
[ab.
24 m.
22 m.
23 m.
24 m.
20". 496,0.
'". 495,0.
486,0.
455,0.
437,0.
447,0.
I nimmt
[zo.
I nimmt
[ab.
9Fi
hO,8.
84,0.
7 m.
9 m.
44 m.
43 m.
44 m.
45 m.
7".
45".
SO".
45".
46 m.
I
47 m.
48 m.
49 m.
20 m.
BO
n
7".
4 5".
25".
45".
24 m.
22 m.
23 m.
I
i\.
I imal
n.
86,4.
84,2.
78,7.
77,4.
77,0.
77,2.
W.
447,0.
488,0.
208,0.
244,0.
245,2. loiaii
244,0. ib.
202,0.
485,0.
474,0.
465,0.
W.
242,0. loiait
253,0. IL
256,0. I liaü
253,0.
243,0.
494,0.
466,0.
fVd
= ±0.
= 83,2.
:ik.
Zweite Versuchsreihe.
(Vers. 35—42.)
Zu dieser Versuchsreihe sind die zweiten Schenkel der zur vorher-
gehenden Versuchsreihe ausgewählten Frösche verwandt worden. Etwa
45 tn. nach dem Tode des Frosches wurde der Ischiadicus des zweiten
Schenkels präparirt, und er blieb sodann 40 m. lang undurchströmt auf
den Zuleitungsröhren liegen. Etwa eine Stunde nach dem Tode des Fro-
sches wurde die Kette geschlossen.
Die Versuche dieser und der vorhergehenden Reihe sind altemirend
angestellt , und alle bei der letzteren gemachten allgemeinen Angaben ha-
ben auch für diese Versuchsreihe Gültigkeit.
auf die Widerstandsverttnderungen der intrapolaren Nervenstrecke. 145
Vers. 35.
Ver«. 36.
Vers. 37.
Vers. 88.
ß ar 70mn.
Ä = 130mm.
H 9 275mm.
Ä=630»m.
ts 0,125.
1*0,2.
f= 0,375.
1 = 0,5.
^rf=95,5.
Är'rf=54,5.
/#'rf=80,8.
^rfsB79,8.
S". 82,0. I nimmt
5''. 41,0. I nimmt
5''. 45,0. So bleibt
6'^ 80,0. I nimmt
♦5". 81,3. [ab.
15". 37,2. [sb.
[I unverlndert bis
15". 81,8. [lu.
30". 80,5.
30". 36,7.
15". and nimmt
80". 82,0. So bleibt
\m. 78,2.
1 m. 35,8.
[dann ib.
[I bis
2 m. 76,0.
2 m. 34,3.
30". 43,9.
1 m. n. nimmt dann ab.
3 m. 73,9.
3 m. 33,0.
Im. 41,3.
80". 80,7.
4m. 71,9.
4 m. 31,6.
2 m. 36,2.
2 m. 79,0.
5 m. 69,9.
6 m. 28,4.
3 m. 32,3.
8 m. 76,0.
7?«. 66,7.
8 m. 25,9.
4 m. 29,1.
4 m. 73,3.
9w. 63,8.
<0m. 24,2.
5 m. 26,1.
5 m. 71,0.
11m. 61,0.
13m. 21,0.
7 m. 21,7.
7 m. 66,1.
18 m. 58,6.
15 m. 18,5.
9 m. 18,8.
9 m. 61,4.
15 m. 56,1.
W.
11m. ,16,8.
11m. 58,3.
W.
10". 21,0. I nimmt
13 m. 15,0.
18 m. 55,4.
1". 61,0. I nimmt
30". 22,3 [zo.
15 m. 14,0.
15m. 54,1.
30". 62,0. [zo.
16 m. 24,2.
W.
W.
16 m. 63,0.
17 m. 26,8.
7". 39,0.
7". 104,0. I nimmt
17fn. 65,2.
18 m. 28,4.
15". 50,0.
15". 115,0. [tu.
18 m. 68,2.
19 m. 29,6.
30". 57,0.
30". 120,5. I nimmt
19m. 71,2.
20 m. 30,0.
45". 59,0.
16 m. 118,0. [ab.
20 m. 73,0.
W.
16 m. 59,3. Jetzt
17 m. 108,0.
W.
7". 30,0. I nimmt
[nimmt I ab.
18 m. 100,0.
10". 72,8. I nimmt
30". 29,4. [ab.
17 m. 55,0.
20 m. 90,7.
21 m. 70,0. [ab.
21 m. 28,3.
18 m. 47,8.
W.
22 m. 67,2.
22 m. 26,3.
19 m. 42,0.
7". 153,0. I nimmt
23 m. 65,2.
23 m. 24,3.
20 m. 37,3.
w.
15". 152,0. [ab.
f'=-1,0.
f'ss ±0.
30". 146,0.
/f'rf=95,3.
/^rf«52,0.
7". 51,0. 1 nimmt
21 m. 130,0.
[zu.
22 m. 116,0.
20". 57,0. I nimmt
40". 55,5. [ab.
23 m. 93,0.
f = ±0.
21 m. 52,0.
/frf=79,0.
22 m. 41,0.
23 m. 32,6.
^»-1,0.
/rrf=80,4.
Vers. 89.
Vers. 40.
Vers. 41.
Vers. 42.
Ä = 1080«nn».
Ä = 2650mm.
Äe=6370«»m.
ÄÄl3000«n«n.
1=0,625.
1 = 0,75.
i«0,87.
ts0,95.
tVd=ll,K.
^rf=77,0.
/^rf=:77,4.
^rf=80,3.
5". 92,0. 1 nimm
5". 146,0. 1 nimmt
5". 126,0. I nimmt
5". 103,0. I nimmt
20". 94,8. [xo.
[zu.
15". 129,5. [zu.
15". 106,2. [xu
40". 95,4. So bleibt
20". 149,3. I nimmt
30". 131,3.
25". 107,1. I nimmt
[I bis
80". 149,0. [ab.
1 m. 133,7.
45". 104,5. [ab.
1 m. n. nimmt dann ab.
45". 147,5.
30". 134 8. I nimmt
1 m. 401,5.
30". 95,0.
1 m. 145,8.
2 m. 134,6. [ab.
30". 94,5.
2 m. 94,7.
30". 142,5.
3 m. 484,0.
2 m. 88,0.
3 m. 94,6. Jetzt
2 m. 139,0.
4 m. 130,0.
3 m. 80,0.
nimmt I zu.
3 m. 133,0.
5 m. 127,0.
5 m. 69,0.
H. Mnnk, Untersacbungen etc.
10
146 Abschn. IT. Kap. III. § 4 (4). Von dem Einflüsse der SiromintensiU&t
Vers. 39.
/rs=4 080ram.
ts 0,625.
^d«=77,4.
Vera. 40.
Ä = 2650mn>.
IS 0,75.
;^rf=77,0.
Vers. 44.
H BS 6370«»m.
«»0,87.
/rrf»77,4.
Yen. 42.
ir» 43000mm.
is0,95.
Jr<tfs80,3.
4 m. 97,7.
5 m. 99,7.
7 m. 404,2.
9 m. 4 04,5.
41m. 4 06,4.
4 3 m. 4 08,9.
45 m. 409,8.
W.
40". 43r,0. I nimmt
20". 442,5. [zu.
40". 447,0.
46 m. 449,0.
30". 449,8. I nimmt
4 7 m. 4 48,0. [ab.
48m. 444,5.
5 m. 426,3.
7 m. 424,0.
8 m. 423,7. So bleibt
[Ibii
9 m. u. nimmt dann zo.
40 m. 424,0.
42 m. 425,8.
44 m. 427,0.
45 m. 427,2.
W.
7". 470,0. I nimmt
4 5". 486,0. [in.
45". 497,0.
4 6 m. 4 98,2. So bleibt
[Ibi8
45". nnd nimmt
[dann ab.
30". 498,0.
47 m. 496,2.
48 m. 490,6.
20m. 484,0.
22 m. 473,5.
23 m. 470,6.
7 m. 422,0.
9 m. 448,3.
44 m. 446,7.
43vn. 445,2.
45m. 444,5.
W.
7". 433,0. I nimmt
20". 444,0. [zu.
40". 447,0.
46 m. 448,8.
30". 449,4. I nimmt
4 7 m. 449,0. [ab.
48 m. 446,2.
49 m. 443,0.
20 m. 440,8.
7 m. 63,2.
9 m. 64,3. I BiBBt
4 4 m. 63,3. [u.
43 m. 67,3.
4 4 m. 69,4.
W.
7". 426,0. 1 DifflBl
45". 446,0. [ii.
30". 459,0.
45 m. 467,0.
20". 467,3. I DifflBl
4 6 m. , 4 64,7. [ak.
47 m. 457,0.
49 m. 446,0.
W.
49 m. 434,5.
20 m. 430,0.
22 m. 426,0.
24 m. 422,7.
23 m. 424,9.
A'as - 0,8.
^rfas77,4.
7". 4 96,0. IniBBt
45". 209,7. [i«.
25". 24 0,0. iDiBBi
45". 206,0. [tk.
20 m. 204,0.
r=--o,4.
;^rf=76,6.
24 m. 479,0.
22 m. 454,0.
23 m. 436,0.
f'=-3,0.
;^rf=76,7.
A'ss 4-0,4.
/rrf=8a,7.
Dritte Versuchsreihe.
(Vers. 43—48.)
Die Versuchsreihe ist Anfangs November an wenige Tage vorher ein-
gefangenen Fröschen angestellt : die Temperatur in der feuchten Kammer
schwankte während derselben zwischen ISYa und 13^4^ R. Bei allen Ver-
suchen war 4 m. nach dem Tode des Frosches der Ischiadicus, dessen
Verbindung mit dem Muskel unversehrt erhalten war , auf die Zuleitungs-
röhren gelegt, und 10 m. nach dem Tode des Frosches wurde die Kette ge-
schlossen. Für alle Versuche ist gültig : ab s= 6"^° \ am^\ i'""' ; bo = 9"™ ;
bw == 40"»"».
Der Rheochord war ausgeschaltet. Die Zahl der K bildenden Glieder
ist bei jedem Versuche angegeben.
auf die Widerstandsvoranderungen der intrapolaren Nervenstreclie.
147
Vers. 43.
/Ts 1 GroT«.
Vers. 44.
/r sr 3 Grove's.
Vers. 45.
/i'3s4 Grove's.
/f'rf=73,3.
^rf=74,6.
/rt/=78,0.
7". 186,5. I nimmt zo.
15". 187,0. I nimmt ab.
Im. 184,0.
2 m. 176,5.
3 m. 169,0.
4 m. 162,0.
6 m. 149,5.
8 m. 142,2.
10 m. 135,6.
W.
7". 163,0. I nimmt zn.
30". 173,0.
11 m. 177,6.
30". 178,4. I nimmt ab.
12 m. 177,9.
13 m. 174,4.
14 m. 169,8.
15 m. 165,0.
7". 141,0. I nimmt m.
20". 144,0. I nimmt ab.
40^ 140,5.
4 m. 138,0.
2m. 112,4.
4 m. 91,0.
6 m. 78,6.
8 m. 71,0.
10m. 63,8.-
W.
7". 144,0. I nimmt zn.
20". 174,0.
40". 181,0. I bleibt so bis
50". u. nimmt dann ab.
11m. 180,4.
12 m. 164,0.
13m. 151,0.
14 m. 185,0.
15 m. 121,0.
7". 217,0. I nimmt zv.
15". 219,0. I nimmt ab.
80". 205,0.
1 m. 182,0.
2 m. 137,0.
4 m. 71,0.
6 m. 53,8.
8 m. 43,7.
9 m. 42,0. I nimmt zn.
20". 44,0. I nimmt ab.
10 m. 43,0.
W.
7". 72,0. I nimmt zn.
30". 127,0.
11 m. 159,0.
55". 176,0. Sobieibllbis
12 m. 20". u. nimm! dann ab.
13 m. 172,0.
F^ ±0.
14 m. 154,0.
/^rf SB 73,0.
A'ä±0
/fW=74,4.
15 m. 128,0.
A'=- 4,0.
^'(/a:77,0.
Vers. 46.
/Tbb 6 Grove's.
;rrfas67,3.
Vers. 47.
/r a: 8 Grove^s.
/rrf=73,6.
Vers. 48.
/Tss 10 Grevens.
^'rf=76,2.
7".
30".
167,0. I nimmt ab.
142,0.
.1 m. 104,0.
2 m. 69,0.
3 m. 55,7.
4 m. 46,0.
6 m. 32,0.
8 m. 26,8.
10 m. 22,5.
W.
81,0. I nimmt zn.
59,0.
11 m. 90,0.
12 m. 117,0.
20".' 119,0. I nimmt ab.
13 m. 118,0.
14 m. 101,5.
15 m. 74,0.
7".
30".
y^ -1,7.
Wd^ 66,8.
7".
30".
1 m.
2 m.
3 m.
4 m.
6 m.
8 m.
10 m.
7".
30".
11m.
13 m.
14 m.
15 m.
50
fi
195,0.
143,0.
92,0.
60,0.
47,0.
40,0.
31,3.
27,0.
22,8.
W.
37,0.
89,0.
130,0.
145,2.
125,0.
90,0.
70,0.
I nimmt ab.
I nimmt zu.
I nimmt ab.
y-^ ±0.
/f'</Ä72,8.
1 m.
2 m.
3 m.
4 m.
6 m.
8 m.
10 m.
11 m.
12 m.
13 m.
14 m.
15 m.
7". 260,0.
15". 226,0.
30". 191,0.
128,0.
81,0.
58,0.
48,0.
35,5.
28,2.
24,7.
W.
33,0.
46,0.
79,0.
126,0.
138,3.
122,0.
95,0.
W.
129,0.
I nimmt ab.
7".
30".
I nimmt zv.
I nimmt ab.
^n
\ nimmt zn.
30". 4 48,0. So bleibt Ibis
40". n. nimmt dann ab.
16 m. 138,0.
17 m. 80,0.
y^ -2,0,
^^</=75,2.
10*
143 Abscho. II. Kap. III. § 4 (2). Von dem Einflüsse der Stromiotensitöt
Die vorliegenden Yereuchsreihen , deren einzelne Tersuche vor der
Hand immer nur bis zum Wechsel der Stromrichtung uns interessiren^
liefern zunächst dieselben Ergebnisse , welche wir oben in (a) gewonnen
haben. Damit ist die Einrede, welche vorher mögUch war, die anfängliche
Widerstandsabnahme der Nervenstrecke sei, wo sie auftrete, eine Folge
der voraufgegangenen Durchströmung , gründlich beseitigt. Zugleich aber
ist damit auch der Beweis geliefert, dass es in Wahrheit uns gelungen ist,
was kaum zu erwarten stand, alle die Umstände, welche neben der Strom-
inlensität die Widerstands Veränderungen der intrapolaren Nervenstrecke
beeinflussen , in unseren Versuchsreihen hier ausreichend constant zu er-
halten. Sollte den Ergebnissen unseres zweiten Versuchsverfahrens Ver-
trauen geschenkt werden dürfen, war dieser Beweis unerlässlich, und
indem er sich auf keine andere Weise führen Hess , hat schon seinetwegen
in diese Darlegung der Untersuchung auch das erste Versuchsverfahren
aufgenommen werden müssen , das hinsichts der Ausdehnung sowohl ^ie
der Vollkommenheit seiner Ergebnisse dem zweiten Versuchsverfahren
unbedingt nachsteht.
Es erweitem nämlich femer die vorliegenden Versuchsreihen unsere
bisherige Renntniss von dem Einflüsse der Stromintensität auf die Wider-
standsveränderungen der intrapolaren Nervenstrecke wesentlich, indem sie
nicht blos eine Uebersicht über grössere Stromintensitäten uns gewinnen
lassen , sondern auch die missliche Lücke ausfüllen, welche hinsichts der
Ausnahme, auf welche wir gestossen waren, unser erstes Versuchsverfah-
ren gelassen hat. Wir hatten oben S. 430. die Widerstandszunahme der
intrapolaren Nervenstrecke bei grösseren Stromintensitäten hin und wieder
nur ebenso steil oder gar noch weniger steil als bei kleineren Strominten-
sitäten verlaufen sehen und dies Verhalten der Widerstandszunahme als
Ausnahme von der allgemeinen Regel auffassen müssen, ohne dass wir
Ausnahme und Regel irgend weiter in Beziehung zu setzen vemaochten.
Durch die vorliegenden Versuchsreihen ist nun die innigste Beziehung
zwischen unserer früheren Ausnahme und unserer früheren Regel herge-
stellt, und die Abhängigkeit der Widerstandsveränderungen der intrapo-
laren Nervenstrecke von der Stromintensität ist jetzt folgendermassen aus-
zusprechen :
Mit dem Wachsen der Stromintensität verändert sich der Verlauf der
Widerstandszunahme , welche die intrapolare Nervenstrecke nach Kap. H.
unter dem Einflüsse des Stromes erfährt, in der Weise, dass er zuerst bis
zu einem Maximum steiler wird,' alsdann bis zu einem Minimum an Steil-
heit verliert und endlich vom Minimum aus wiederum fortwährend an
Steilheit gewinnt : die DiflFerenz der Stromintensitäten, welche das anföng-
liche Maximum und das spätere Minimum der Steilheit herbeiführen, ist
auf die Verammiig der intrepolaren Nervenstrecke an Flüssigkeit. 149
dabei , wie auch ihre absolute Grösse, verhältn^ssmässig nur gering. Der
Zunahme des Widerstandes geht aber, ausser bei den kleinen Strominten-
sitaten , tiberall noch eine verzögerte Abnahme des Widerstandes vorher :
dieselbe tritt zuerst auf, noch ehe der Verlauf der Widerstandszunahme
an&ngs steiler zu werden aufgehört hat, und wachst darauf mit wachsen-
der StromintensiUlt an Grösse wie an Dauer; aber während ihre Grösse
stetig mit der Stromintensitat wachst , erreicht ihre Dauer bald ein Maxi-
mum — das mit dem Minimum der Steilheit der Widerstandszunahme zu-
sammenfiillt — und nimmt mit weiter wachsender Stromintensität ab.
(2.) Von dem Einflasse der Stromintensiiät auf die stellenweise
Verarmungder intrapolaren Nervenstrecke an Flüssigkeit.
Dies ist so sehr die nadite Zusammenfassung der unmittelbaren Er-
gebnisse unserer Versuche , dass wir höchstens noch eine Bemerkung über
die anfängliche Widerstandsabnahme bei den grossen Stromintensitaten
uns vorzubehalten haben und sofort daran gehen können, aus unseren
Erfahrungen die Abhängigkeit abzuleiten, in welcher die stellenweise Ver^
armung der Nervenstrecke an Flüssigkeit bei der Durchströmung von der
Stromintensitat sich befindet.
Auf dem Standpunkte, welchen wir oben (S. 127.) nach der ersten
Durchsicht der dortigen Versuchsreihen einnahmen, war die Ableitung
höchst einfach. Denn aus dem Ergebnisse, dass die Widerstandszunahme
der Nervenstrecke desto steiler verlauft, je grösser die Stromintensitat ist,
war zu entnehmen , dass die Widerstandszunahme der Nervenstrecke in
Folge ihrer stellenweisen Verarmung an Flüssigkeit und daher auch die
Verarmung selbst mit der Stromintensitat wachsen , und gerade diese Be-
ziehung der Verarmung zur Stromintensitat war auch, weil die Verarmung
eine Folge der der Stromintensitat proportionalen Flüssigkeitsfortftthrung
durch den Strom ist , so bestimmt vorauszusehen gewesen, dass wir schon
in den §§ 5. u. 7. des Kap. U. mehrfachen Gebrauch von ihr gemacht hat-
ten. Allerdings konnte noch ein Bedenken entstehen. Da nämlich auch die
Erwärmung und die Elektrolyse mit der Stromintensität wachsen, war aus
jenem Ergebnisse weiter zu schliessen, dass die Widerstandszunahme der
Nervenstrecke in Folge ihrer stellen weisen Verarmui^ an Flüssigkeit rascher
mit der Stromintensitat wachst als die Widerstandsabnahme der Nerven-
strecke in Folge ihrer Erwärmung und in Folge ihrer Elektrolyse, — und
dieser Schluss hatte etwas Befremdendes, w^enn man erwog, dass die
Warmeentwickelung im Nerven mit dem Quadrate der Stromintensitat zu-
nimmt, wahrend die Flüssigkeitsfortführung, wie die Elektrolyse, der
Stromintensitat einfach proportional ist. Allein durch den Fund , dass der
Zunahme des Widerstandes von einer gewissen mittleren Stromintensität an
150 Abschn. U. Kap. lU. § 4 (2). Von dem Einflösse der Stromintensitöt
eine Abnahme desselben vorhergeht , musste das Bedenken gar bald weg-
fallen : daraus ging hervor , dass wirklich , jenem vorauszusehenden ver-
schieden raschen Wachsen der Vorgänge entsprechend, bei den grösseren
Stromintensitäten die Widerstandszunahme der Nervenstrecke in Folge
ihrer stellenweisen Verarmung an Flüssigkeit der Widerstandsabnahme
der Nervenstrecke in Folge ihrer Erwärmung und in Folge ihrer Elektro-
lyse unterliegt ; und dass die Niederlage der Verarmung nur während der
ersten Zeit der DurchstrOmung der Nervenstrecke andauert, war leicht
dadurch zu erklären , dass die Temperatur der Nervenstrecke nicht lange
nach der Schliessung der Kette ein Maximum erreichen muss.
Seitdem ist die Sache aber verwickelter geworden durch unsere Er-
fahrung, dass jenem ersten Ergebnisse allgemeine Gültigkeit nicht zukommt,
indem bei gewissen mittleren Stromintensitäten der Verlauf der Wider-
standszunahme der Nervenstrecke mit wachsender Stromintensität an Steil-
heit verliert. Zwei Möglichkeiten sind nun vorhanden : entweder nimmt
bei diesen mittleren Stromintensitäten die stellenweise Verarmung der Ner-
venstrecke an Flüssigkeit mit wachsender Stromintensität ab oder wenig-
stens nicht zu, während sie sonst immer zunimmt, und durch das ungestörte
Weiterwachsen der W^iderstandsabnahme in Folge der Erwärmung und in
Folge der Elektrolyse — sei es allein, sei es im Verein mit der Abnahme
der Widerstandszunahme in Folge der Verarmung — kommt die Abnahme
der Steilheit der Widerstandszunahme zu Stande; — oder aber die stel-
lenweise Verarmung wächst unausgesetzt mit der Stromintensität, und die
Abnahme der Steilheit der Widerstandszunahme bei diesen mittleren Strom-
intensitäten ist nur dadurch herbeigeführt, dass die Widerstandsabnahme
der Nervenstrecke in Folge der Erwärmung und in Folge der Elektrolyse
durch ihr rascheres Wachsen hier für eine längere Dauer über die Wider-
standszunahme der Nervenstrecke in Folge der Verarmung die Oberhand
gewinnt. Zwischen diesen beiden Möglichkeiten muss also noch entschie-
den sein, damit die uns vorliegende Aufgabe gelöst sei.
Die Entscheidung kann nicht schwer fallen, insofern es von vornherein
gar nicht gut begreiflich ist, dass die Verarmung mit wachsender Strom-
intensität zeitweilig in ihrem Wachsen aufgehalten sein oder gar ab-
nehmen sollte. Alsd(\{/n lässt aber auch für die letztere Möglichkeit sich
geltend machen, dass, wo die Steilheit der Widerstandszunahme geringer
wird, auch die Dauer der anfänglichen Abnahme des Widerstandes wächst,
und dass das Minimum jener Steilheit mit dem Maximum der Dauer dieser
Abnahme zusammentrifil. Endlich spricht für eben diese Möglichkeit noch
gewichtig der Erfolg der Umkehrung der Stromrichtung in den Versuchen,
in welchen unter der Einwirkung von Strömen mittlerer Intensität der
Widerstand der Nervenstrecke nach längerer Abnahme in ntur sehr wenig
auf die Verarmung der intrapolaren Nervenstrecke an Flüssigkeit. 15 1
sieilem Verlaufe zugenommen hat, indem hier nach der Umkehrung eine
sehr bedeutende und die voraufgegangene Zunahme an Grösse weit über-
treffende Abnahme des Widerstandes auftritt. Da nämlich die Wider-
standsabnahme nach der Umkehrung als Folge davon uns bekannt ist, dass
die vorher an Flüssigkeit verarmten Nervenstellen wieder reicher an Flüs-
sigkeit werden und durch dieses Reicherwerden der Widerstand der Ner-
venstrecke anfangs rascher abnimmt , als er durch die neue stellenweise
Verarmung von Neuem zunimmt , muss in den betreffenden Versuchen vor
der Umkehrung der Widerstand der Nervenstrecke in Folge ihrer stellen-
weisen Verarmung sehr bedeutend zugenommen haben und nur ein gros-
ser Theil dieser Widerstandszunahme durch die Widerstandsabnahme der
Nervenstrecke in Folge der Erwärmung und in Folge der Elektrolyse uns
verdeckt worden sein.
Immerhin aber könnte, um die letzte jener beiden Möglichkeiten zwei-
fellos zur Wahrheit zu erheben, ein besonderer Beweis noch erwünscht
^in, dass, wenn auch bei mittleren Stromintensitäten die Steilheit der zur
Beobachtung kommenden Widerstandszunahme mit dem Wachsen der
Stromintensitäi kleiner wird, die stellenweise Verarmung der Nerven-
strecke oder die Widerstandszunahme der Nei*venstrecke in Folge dersel-
ben doch noch weiter v^ächst. Ein solcher Beweis ist nun für die Verar-
mung durch die Form Veränderungen des Nerven in Folge seiner Durch-
43trömung leicht zu führen. Untersucht man nämlich bei Versuchsreihen
der letzten Art , in welchen man die Stromintensität in den aufeinander-
folgenden Versuchen beträchtlicher verschieden nimmt, und in deren
einzelnen Versuchen man die Durchströmung , ohne die Stromrichtung im
Nerven umzukehren^ gleich lange andauern lässt, nach jedem Versuche
die Formveränderungen des Nerven, so findet man die Verengung desselben
in der Stromeintrittsgegend desto mehr ausgebildet und desto auffallender,
je grösser die Intensität des den Nerven durchsetzenden Stromes war,
gleichviel ob die Steilheit der Widerstandszunahme der Nervenstrecke mit
dem Wachsen der Stromintensität zugenommen oder abgenommen hat.
Man thut dabei gut daran , die Dauer der Durchströmung auf eine kurze
Zeit — höchstens \0 Minuten — zu beschränken : alsdann ist die Veren-
gung des Ner\'en in der Stromeintnttsgegend bei der kleineren Stromin-
tensität mit steilerem Verlaufe der Widerstandszunahme nur unbedeutend,
und die grössere Verengung des Nerven bei der mittleren Stromintensität
mit weniger steilem Verlaufe der Widerstandszunahme tritt ganz besonders
scharf hervor.
So ist es denn ausser Zweifel , dass die stellenweise Verarmung der
Nervenstrecke an Flüssigkeit und die Widerstandszunahme der Nerven-
strecke in Folge dieser Verarmung stetig mit der Stromintensität wachsen.
1 52 Abschn. iL Kap. III. § 4 {%), Von dem Emflusse der Stromintentltttt
Uinsichts der Weise aber, in welcher dieses Wachsen statthat, ist an ge-
nauere Ermittelungen, die zunächst die Widerstandstanahme in Folge der
Verarmung betreffen müssten, nach den Schwierigkeiten, welche schon
bei d^ Constatirung von deren Wachsen allein uns entgegengetreten sind,
vor der Hand offenbar nicht zu denken. Es kommt hinzu, dass die Bezie-
hung der Verarmung zur Widerstandszunahme in Folge der Verarmung
eine verwickelte und nur oberflächlich uns bekannt ist. Wie bei einer an-
deren Gelegenheit schon früher (S. HO.) erörtert worden ist, lässt die
Widerstandszunahme der Nervenstrecke in Folge der Verarmung im We-
sentlichen darauf sich zurückführen, dass , wenn die Nervenflüssigkeit als
Körper für sich allein betrachtet wird, ihre ursprüngliche Abweichung von
der Walzenform unter der Einwirkung des Stromes sich vergrössert, indem
ihr Querschnitt an den an Flüssigkeit verarmenden Nervenstellen kleiner
(und an den an Flüssigkeit reicher werdenden Nervenstellen grösser) als
vor der Durchströmung wird. Da nun mit dem kleinsten Querschnitte, den
der von der Walzenform abweichende Körper an einer Stelle gewinnt, sein
Widerstand sehr rasch wächst, muss die Verarmung der Nervenstrecke mit
der Stromintensität, wie auch — um dies sogleich noch nachzuholen — mit
der Stromdauer , zunehmend langsamer wachsen als die Widerstandszu-
nahme der Nervenstrecke in Folge der Verarmung^ Aber nidit genug, dass
hierauf allein unser Wissen beschränkt ist , verliert selbst dieses Wissen
noch an Werth dadurch , dass das Wachsen der Verarmung nicht blos so
statthaben kann, dass bestimmte Nervenstellen immer mettr Flüssigkeit
verlieren, sondern auch in der Weise, dass immer mehr Nervenstellen,
deren Fiüssigkeitsgehalt vorher unverändert geblieben war, an Flüssigkeit
ärmer werden. Und in der That finden wir, wenn wir darauf hin die Ge-
staltsveränderungen des Nerven bei seiner Durchströmung untersuchen,
dass die Verengung des Nerven in der Stromeintrittsgegend nidit nur desto
beträchtlicher, sondern auch von der der Zuleitungsröhre aufgelagerten
Nervenstelle aus nach beiden Seiten hin desto mehr ausgedehnt ist, je
länger die Durchströmung des Nerven angedauert hat und — mit Ausnahme
der grössten Stromintensitäten — je grösser die Stromintensität war. Bei
dieser Sachlage aber haben wir es gewiss nicht zu bedauern , da^s das
Verhältniss, in welchem die Widerstandszunahme in Folge der Verarmung
mit der Stromintensität wächst, sich nicht genau feststellen lässt, insofern
wenigstens nicht , als es für unsere Kenntniss der Verarmung doch nicht
fruchtbringend gewesen wäre.
Es lässt nun das oben (S. 1 49.) über die zeitweilige Niederlage der
Widerstandszunahme in Folge der Verarmung Entwickelte noch viel klarer
und schärfer sich darlegen mit Hülfe der graf^ischen Methode ; und weil
dadurch zugleich das Verständniss der zur Beobachtung kommenden Wi-«
auf die Verarmung der intrapclaren Nervenfetrecke an Flüssigkeit. 1 5$
derstandsveränderungen im Allgemeinen wesentlich gefördert wird, wollen
wir es nicht unterlassen, diese Methode, die schon im Kap. II. so gute
Dienste uns geleistet bat, auch hier noch in Anwendung zu ziehen. Dazu
haben wir aber die Widerstandsver^nderungen der Nervenstrecke in Folge
der Erwärmung und in Folge der Elektrolyse zunächst noch etwas genauer^
als es bisher geschehen ist, zu verfolgen.
Wenn die intrapoiare Nerven strecke , deren Widerstand vor der
Durchströmung
ist [s. 0. S. 409.), unter dem Einflüsse des Stromes wärmer wird, wächst
Wg , Während Wf kleiner wird , und dadurch muss Wr, das schon vor der
Durchströmung nahezu verschwand, bald nach Beginn der Durchströmung
sicher ganz verschwinden gegen Wg. Es lässt daher der Erwägung des
Einflusses der Erwärmung der Nervenstrecke auf deren Widerstand ohne
Fehler
sich zu Grunde legen , und wir haben hiervon von vom herein GebraucTi
gemacht, indem wir ohne Weiteres den Widerstand der Nervenstrecke mit
ihrer Erwärmung abnehmen Hessen. Es ist aber femer bekannt, dass der
Widerstand der Flüssigkeiten durch die gleiche Steigerung ihrer Tempera-
tur um so weniger abnimmt, je grösser bereits ihre Anfangstemperatur
war^ Danach muss auch die Widerstandsabnahme der Nervenstrecke in
Folge ihrer Erwärmung mit wachsender Temperatur immer langsamer
wachsen, — und diese Einsicht führt zu sehr interessanten Folgerungen.
Nehmen wir, um vom Einfacheren zum Verwickelteren fortzuschrei-
ten, zuerst an, die anfängliche Intensität des die Nervenstrecke durch-
setzenden Stromes bleibe während der Dauer der Durchströmung stet»
unverändert bestehen, so wird bei jeder Durchströmung einer Nerven-
strecke in Folge der Wärmeabgabe der Nervenstrecke nach aussen hin die
Temperatur der Nervenslrecke von der Schliessung der Kette an mit ver->
zögerter Geschwindigkeit bis zu einem Maximum wachsen und auf diesem
Maximum fernerhin verharren (vgl. o. S. 37., 53.); und wenn Ströme
verschiedener Intensität unter sonst gleichen Umständen eine Nerven-
slrecke durchsetzen , wird , weil die Wärmeentwickelung in der Nerven-
slrecke dem Quadrate der Stromintensität proportional ist, das Tempera-
lurmaximum der Nervenstrecke mit dem Quadrate der Stromintensität
wachsen , und sämmtliche Ordinalen der Curve der Temperaturzunahme
der Nervenstrecke , bezogen auf die Zeit nach der Schliessung der Kette^
^) Wiedemann a. a. 0. Bd. I. S. 194 ff.*; S. 207—8*.
154 Abschn. U. Kap. UI. § 4 J;. Von dem EinfluMe der Stromintensität
werden proportional zunehmen. Daraus ergiebt sich nunmehr fUr die
Widerstandsabnahme der Nervenstrecke in Folge ihrer Erwärmung Folgen-
des : Erstlich wird die Widerstandsabnahme bei jeder Durchströmung einer
Nervenstrecke von der Schliessung der Kette an mit verzögerter — und
2war mit zunehmend mehr verzögerter Geschwindigkeit als die Temperatur
bis zu einem Maximum wachsen und auf diesem Maximum fernerhin ver-
harren. Weiter werden, wenn Ströme verschiedener Intensität unter sonst
gleichen Umständen eine Nervenstrecke durchsetzen, die anfängliche Ge-
schwindigkeit und das Maximum der W^iderstandsabnahme nicht dem Qua-
di*ate der Stromintensität proportional sein , sondern langsamer als dieses
und auch mit wachsender Stromintensität immer langsamer wachsen ; beide
werden also mit wachsender Stromintensität zuerst zunehmend und dann
abnehmend rascher und darauf zunehmend langsamer wachsen als die
Stromintensität. Endlich werden mit der Maximalordinate der Gurve der
Widerstandsabnahme, bezogen auf die Zeit nach der Schliessung der
Kette, die anderen Ordinalen dieser Curve nicht proportional wachsen,
sondern jede Ordinate wird einen relativ desto grösseren Zuwachs erhal-
ten , je kleiner sie ist ; es wird also von der Curve der Widerstandsab-
nahme, wenn wir sie nur bis zu ihrem Maximum hin betrachten, das An-
fangsstück immer steiler, concaver gegen die Abscissenaxe und das zweite
Stück immer flacher, weniger concav gegen die Abscissenaxe werden.
Bleibt aber die anfängliche Intensität des die Nervenstrecke durch-
setzenden Stromes während der Dauer der Durchströmung nicht unverän-
dert , so sind die Abweichungen von dem eben bestimmten Verhalten der
Widerstandsabnahme, welche dadurch bedingt sein werden, im Allgemei-
nen jetzt folgendermassen zu übersehen. Sinkt die Stromintensität, so
wird die Verzögerung der Geschwindigkeit, mit welcher die Widerstands-
abnahme wächst, dadurch zunehmend vergrössert und das Maximum der
Widerstandsabnahme sowohl in seiner Grösse herabgesetzt wie in seinem
Eintritte beschleunigt werden ; auch wird die Widerstandsabnahme als-
dann auf dem Maximum, das sie erreicht, nicht verharren können, sondern
von dem Maximum aus wiederum abnehmen müssen. Umgekehrt wird,
wenn die Stromintensität ansteigt, die Verzögerung der Geschwindigkeit,
mit welcher die Widerstandsabnahme wächst, dadurch abnehmend verrin-
gert und der Eintritt des erhöhten Maximums der Widerstandsabnabme
immer weiter hinausgeschoben werden. Und alle diese Veränderungen des
zuerst bestimmten Verlaufes der Widerstandsabnahme werden desto grös-
ser sein , je rascher die Stromintensität sich verändert und je kleiner die
anfängliche Stromintensität war.
Auch für die Erwägung des Einflusses der Elektrolyse der Nerven-
^strecke auf deren Widerstand kann w^^Wf gesetzt werden, weil durch
auf die Verarmung der intrapolaren Nervenstrecke an Flüssigkeit. I55
die Wi(^erstandsabnabine der NervenflUssigkeit in Folge der Elektrolyse
(genauer ausgedrückt : in Folge der Diffusion der Ionen in die noch unzer-
setzte NervenflUssigkeit) Wgj an welchem zum allergrössten Theile die
Gerüsttheilchen participiren, nur sehr wenig , wesentlich aber Wf abnimmt
und Wf schon vor der Durchströmung nahezu verschwindet gegen Wg, Und
die Widerstandsabnahme der Nervenstrecke in Folge der Elektrolyse ist
alsdann den Quantitäten der abgeschiedenen Ionen proportional zu nehmen
auf Grund der Erfahrung, dass die Leitungsfähigkeit der Lösung eines bes-
seren Leiters, in einem schlechteren Leiter der Menge des gelösten Stoffes,
so lange dieselbe nicht gross ist, proportional zunimmt^. Beides ist still-
schweigend schon oben (S. 79.) geschehen, und dem dort Erörterten ist
nunmehr nur wenig noch hinzuzufügen. Da die Quantitäten der abgeschie-
denen Ionen der Stromintensität und der Stromdauer proportional sind,
wird die Geschwindigkeit der Widerstandsabnahme der Nervenstrecke in
Folge der Elektrolyse unmittelbar nach der Schliessung der Kette der
Slromintensität proportional sein ; und sie wird während der Dauer der
Durchströmung constant sein, wenn die Stromintensität unverändert bleibt,
dagegen der Stromintensität proportional zunehmen resp. abnehmen, wenn
diese während der Dauer der Durchströmung sich verändert.
Die Figuren 12 a — h, geben nun die graphische Analyse der Wider-
standsveränderungen der Nervenstrecke , welche bei der Durchströmung
zur Beobachtung kommen , in ihrer Abhängigkeit von der Stromintensität.
Die Abscissen und Ordinaten der Figuren haben die von früher her uns
geläufige Bedeutung : die Abscissen geben die Zeiten nach der Schliessung
der Kette und die Ordinaten, je nachdem sie positiv oder negativ sind, die
positiven resp. negativen Zuwächse des Widerstandes. Für die Figuren
sind durchaus gleiche Ner\'enstrecken unter durchaus gleichen Umständen
durchströmt vorausgesetzt, nur dass die (anfängliche) Intensität des die
Nervenstrecke durchfliessenden Stromes von a nach h hin für jede folgende
Figur grösser ist als für die vorhergehende. Die Differenz der Strominten-
sitäten zwischen zwei benachbarten Figuren ist aber, um, wie es aus leicht
ersichtlichen Gründen sich empfahl , die mittleren Stromintensitäten hin-
sichts der Zahl der ihnen zuerkannten Figuren bevorzugen zu können,
verschieden genommen: sie ist am kleinsten zwischen d und e, etwas
grösser zwischen c und d und etwa gleich gross zwischen e und /", noch etwas
4) Wiedemann^, a. 0. Bd. I. S. 207.* — Uebrigens würde durch die Annahme,
dass die Widers tandsabnahme in Folge der Elektrolyse langsamer wächst als die Quan-
titäten der abgeschiedenen Ionen , wie beiläufig bemerkt sein mag , die Ungenauigkeit
der Curven ÖE in Fig. 5. und in Fig. 6. und der abwechselnd gestrichelten und punktirten
Curven in Fig. 42 a — h. kaum wesentlich grösser werden, als sie jetzt schon aus einem
anderen Grunde (s. o. S. 84 .) ist.
156 Abtcbn. n. Kap. ID.* { 4 (%). Von dem Einflüsse der StromiBtensittt
/
\
Fig. 12.
\
\
\
I V
grösser zwischen & und c
und wiederum el^va gleich
gross z\vischen f und g,
endlich am grössten ein-
mal zwischen a und 6 und
wiederum zwischen j und
h *. Die ausgezogenen
Curven der Figuren sind
durch unsere Versuchs-
reihen oben in (16) uns
gegeben als die Curven
der Widerstandsverände-
rungen derNervenstrecke,
welche bei der Durchströ-
mung zur Beobachtung
kommen. Alsdann sind
nach den eben voraufge-
i) Wollte man genauere
Beziehungen der Figuren zu
den oben mitgetheilten Ver-
suchsbeispielen herstellen, so
könnte man etwa Fig 42 c. als
Vers. 37. oder Fig. 12 «. als
Vers. 32. u. s. w. entsprechend
nehmen.
auf die Verarmung der intrapoiaren Nervenstretke an Flüssigkeit ]57
gangenen Erörterungen die gestrichelten Curven die im Grossen uod Gan-^
2en richtigen Curven der Widerstandsabnahme der Nervenstrecke in Folge
ihrer Erwärmung und die abwechselnd gestrichelten und punktirten Curven
die im Grossen und Ganzen richtigen Curven der Widerstandsabnahme der
Nervenstrecke in Folge der Elektrolyse. Endlich sind die punktirten Cur**
ven, welche durch die algebraische Subtraction derOrdinaten der abwech-
selnd gestrichelten und punktirten und der gestrichelten Curve fUr jeden
Punkt der Absctsse von den Ordinaten der ausgezogenen Curve erhalten
sind, die im Grossen und Ganzen richtigen Curven der Widerstandszu-
nahme der Nervenstrecke in Folge der Verarmung.
So überflüssig es gewiss auch für denjenigen ist, der dem Gange der
Untersuchungen bisher gefolgt ist, so wollen wir doch, jedem liGssver-
Ständnisse vorzubeugen, ausdrücklich noch hervorilieben, dass den Curven
der Fig. IS. ein besonderer Werth hinsichts ihrer Genauigkeit nicht zu-
kommt. Die graphische Darstellung der. Fig. 4^. zeichnet sich vor den eben
in Worten gegebenen Entwickelungen nur dadurch, aber freilich auch eben
dadurch wesentlich aus, dass sie das vorhin allgemein Hingestellte über
den Einfluss, welchen die während der DurchstrOmung der Nervenstrecke
vor sich gehende Veränderung der anfänglichen Stromintensität auf die
Widerstandsveränderungen (und die Vorgänge in) der Nervenstrecke aus-
übt, im Speciellen darthut, und dass sie sowohl die Abhängigkeit der ein-
zelnen Widerstandsveränderungen von der Stromintensität wie auch die
Beziehungen der verschiedenen Widerstandsveränderungen zu einander
bei jeder einzelnen Stromintensität klarer und sdiärfer, als es mit Worten
geschehen konnte, darlegt. Dieser Vorzüge wegen werden wir in der
Folge mehrfach uns auf Fig. 4 2. berufen , und auch sogleich wird sie uns
sehr nützlich sich erweisen , wenn wir einige Bemerinungen zu den Ver-
suchen in (4) nachholen, welche wir gerade nur, um den Vortheil der
Fig. 42. zu geniessen, bis hierher aufigeschoben haben.
Man wird unser längeres Verweilen bei dem Einflüsse der Stromin-
tensität gevviss gerechtfertigt finden, wenn man unsere gegenwärtige
Kenntniss der Widerstandsveränderungen und der Voi^änge in der intra-
poiaren Nervenstrecke vergleicht mit derjenigen , welche wir am Ende des
Kap. IL gewonnen hatten. Wir dürfen aber nicht unterlassen, darauf hin-
zuweisen, wie die Erweiterung unserer Kenntniss in dem vorliegenden §
insofern doch eine beschränkte gewesen ist , als wir die Widerstandsver-
ändenmgen und die Vorgänge in der Nervenstrecke bei der Durchströmung
hier nicht, wie im Kap. II., während einer langen Zeit, sondern nur wäh-
rend der ersten \ 0 — 20 Minuten nach der Schliessung der Kette verfolgt
haben. Allerdings wird die so erlangte Einsicht in der Folge als für den
Hauptzweck unserer Untersuchung ausreichend sich erweisen , und wenn
158 Abschn. II. Kap. UI.' § 4 (2). Von dem Einflüsse der Stromintensität
dieser Zweck nicht aus dem Auge verloren werden sollte, war eine weitere
Vertiefung hier nicht zulässig ; allein voraussichtlich würde eine grössere
Ausdehnung der Versudie dieses § noch zu werthvollen specielleren Auf-
Schlüssen auch für die erste Zeit der DurchstrOmung, die uns vornehmlich
interessirt, geführt haben.
Die der Zunahme des Widerstandes bei der Durchströmung nachfol-
gende Abnahme desselben (s. Kap. IL § 6. u. 7.) ist in unseren neueren
Versuchen eben wegen deren kurzer Dau^ meist gar nicht zur Beobach-
tung gekommen. In der Regel ist sie nur bei den mittleren Stromintensi-
täten aufgetreten , bei welchen der Zunahme des Widerstandes noch eine
längere anfängliche Abnahme desselben vorhergegangen war : was leicht
erklärlich ist , da in diesen Fällen das Wachsen der Widerstandsabnahme
in Folge der Elektrolyse mit der Stromintensität am wenigsten gehemmt
war (vgl. Fig. 12 d, «.). In solchen Versuchen hat öfters sogar ein mehr-
mals wiederholter Wechsel von Zunahme und Abnahme, die beide nur
unbedeutend waren, gewissermassen ein Wogen des Widerstandes sich
gezeigt , so dass also in kurzen Zwischenräumen die Widerstandszunahme
in Folge der Verarmung bald unbedeutend siegte, bald wiederum unbe-
deutend unterlag (vgl. Vers. 34.). Und diese letzten Versuche verdienen
eine besondere Beachtung deshalb , weil die treffliche Gonstanz des Stro-
mes den arglosen Beobachter auch nicht im Entferntesten die enormen
Widerstandsveränderungen vermuthen lässt, welche trotz der Ruhelage
des Magnets in der Nervenstrecke statthaben: erst die Umkehrung der
Stromrichtung deckt, indem sie die Compensation der verschiedenartigen
Widerstandsveränderungen stört, die Täuschung auf, welche vorlag.
Wiederholte darauf gerichtete Bemühungen , die der Zunahme nach-
folgende Abnahme des Widerstaades bei .andauernder Durchströmung der
Nervenstrecke in Einer Richtung auch bei grossen Stromintensitäten zur
Beobachtung kommen zu lassen, sind fruchtlos gewesen. Nur fielen, wäh-
rend der Widerstand im Ganzen regelmässig mit abnehmender Geschwin-
digkeit wuchs, mehrmals plötzliche kurze Verzögerungen mit nachfolgenden
kurzen Beschleunigungen der Widerstandszunahme auf, welche, wie man
leicht übersieht, im Wesentlichen auf dasselbe hinauslaufen können wie
der Wechsel von Zunahme und Abnahme des Widerstandes. Wegen der
verhältnissmässig geringen Grösse der Widerstandsabnahme in Fo]ge der
Elektrolyse bei grossen Stromintensitäten (vgl. Fig. i 2 ^, h.) Hesse sich das
Ausbleiben der in Rede stehenden Widerstandsabnahme bei diesen Strom-
intensitäten wohl verstehen : indessen muss es doch weiteren Untersuchun-
gen überlassen bleiben, vor Allem die Thatsache festzustellen.
Uebrigens wird bei der genaueren Verwerthung der Ergebnisse der
nach der Wheatstone^schen Methode angestellten Versuche und der Versuche
auf die Verarmung der intrapolaren Nervenstrecke an Flüssigkeit. 159
mit Messung der Stromintensität nicht vernachlässigt werden dürfen , dass
in Folge der Anwesenheit des Vergleichswiderstandes im-Nervenzweige bei
den ersteren Versuchen durch die gleiche Widerstandsveränderung der
Nervenstrecke die gleiche Intensität des die Nervenstrecke durchfliessenden
Stromes weniger verändert wird als bei den letzteren Versuchen. Mög-
licherweise iässt gerade dieser Umstand , indem die Widerstandsabnahme
in Folge der Elektrolyse durch die raschere Abnahme der anfönglichen
Stromintensität in ihrem Wachsen mehr gehemmt wird als die Wider—
standszunahme in Folge der Verarmung , deren Zunahme ausserdem noch
durch andere Momente verzögert wird, bei den Versuchen mit Mes-
sung der Stromintensität die der Zunahme des "Widerstandes nach-
folgende Abnahme desselben überhaupt im Ganzen später oder gar selte-
ner auftreten als bei den nach der Wheatstone^ sehen Methode angestellten
Versuchen.
So vieles Interessante nun auch ausserdem die Versuche dieses § dar-
bieten , so wollen wir dodh , um nicht zu weitab geführt zu werden , nur
noch auf die anfängliche Abnahme des Widerstandes bei den grossen
Stromintensitäten zu sprechen kommen, die zu rasch vorübergeht, als dasis
sie selbst an den Ausschlägen des Spiegels zu beobachten w^äre. Vergleich!
man bei Versuchsreihen der letzten Art die erste nach der Schliessung der
Kette gemachte Bestimmung der Stromintensität im Ner\'enkreise (iV- Be-
stimmung) mit der Bestimmung der Stromintensität, als statt der Nerven—
strecke der Vergleichswiderstand eingeschaltet war (Wrf- Bestimmung), so
findet man bei den niedersten Stromintensitäten eine unbedeutende Diffe-
renz beider Bestimmungen in den einen Versuchsreihen zu Gunsten der
iV- Bestimmung , in den anderen Versuchsreihen zu Gunsten der TFd- Be-
stimmung ; bei den grösseren Stromintensitäten aber findet man stets eine
beträchtliche DiflFerenz zu Gunsten der iV-Bestimmung. Dies ist in vollem
Einklänge mit dem, was wir, nur gewissermassen auf einem Umwege,^
oben in (1 a) unmittelbar beobachtet haben, dass der Widerstand der Ner-
venstrecke , der bald etwas grösser bald etwas kleiner als der Vergleichs—
widerstand ist, in den ersten wenigen Secunden nach der Schliessung der
Kette bei den niedersten Stromintensitäten nur langsam zunimmt, bei den
grösseren Stromintensitäten aber rasch abnimmt. Da wir nun bei den Ver-
suchsreihen von (I 6) die eben erwähnte Differenz zu Gunsten der A^-Be-
stimmung weiter noch von der grössten Stromintensität, die in (1 ä) uns
zugänglich war, bis zu der grössten Stromintensität der Versuche in (1 b)
fortbestehen und sogar, freilich mit zunehmender Stromintensität immer
langsamer, wachsen sehen, kann die anfängliche Abnahme des Widerstan-
des und das Wachsen dieser Abnahme mit der Stromintensität auch bei
den grössten Stromintensitäten keinem Zweifel unterliegen.
190 Abachn. U. Kap. lil f i. Von dem Einflüsse der Lange
Zum Schlüsse rnttssen wir nach der langen Abschweifung zur stellen-
weisen Verannung der Nervensirecke an Flüssigkeit noch einmal Eurück-
kehren , um die AbhängigkMt ihrer Rückbildung von der Stromintensität
zu betrad&ten. Hier versteht es sich , da die Verarmung und die Wider-
slandszunahme in Folge der Verarmung bei der Durchstrdmung mit der
Stromintensitäi wachsen, ganz von selbst, dass auch die Flttssigkeitsrttck-
kehr zu den vorher an Flüssigkeit verarmten Nervenstellen und die Wider-
standsabnahme der Nervenstrecke in Folge der Flttssigkeitsrttckkehr sowohl
nach der DurchstrOmung wie bei andauernder DurchstrOmung nach der
UmkehruDg der Stromrichtung desto gr(>sser sein mUssen , je grösser die
Intensität des die Nervenstrecke durchsetzenden Stromes war. Zum lieber-
flusse liefern aber auch die Versuche ob«» in (1 a) für die Unterbrechung des
Stromes und die Versuche oben in (1 b] fttr die Umkehning der Stromrich-
tung die experimentellen Beweise des eben ausgesprochenen Satzes. Aus
den Ergebnissen der ersteren Versuche im Falle der Verringerung der
Stromintensität ist der Satz durch unsere Ausfahrungen oben (S- 4 ^7 ff.) im
Wesentlichen bereits entwickelt ; und aus den Versuchen in (4 6) ist der
Satz, wenn er auch wegen vielfadier Verwickelungen im Spedellen unge-
mein schwer abzuleiten ist , im Grossen und Ganzen doch auf den ersten
Blick zu entnehmen. Es lassen alsdann die Erfahrungen des § 9. des
Kap. II. mit Hülfe unseres zweiten Versuchsverfahrens (\b) leicht auch
nodi ftu* grössere Stromintensitaten, als in den früheren Versuchen in An-
wendung kamen, sich bestätigen.
§ 2. Von dem Einflasse der Länge and des Qaerschnittes der intrapolaren
Hervenstrecke.
Wie im vorigen § alle die Umstände, welche die Widerstandsverände-
rungen der durchströmten Nervenstrecke möglicherweise beeinflussen, mit
Ausnahme der Stromintensität constant gehalten werden mussten, so wird
nunmehr, nachdem wir den wesentlichen Einfluss der Stromintensität ken-
nen gelernt haben , bei der Erforschung der weiteren AMiängigkeit jener
Widerstandsveränderungen die erste Bedingung der Versuche die sein,
dass die Intensität des die Nervenstrecke durchsetzenden Stromes constant
gehalten und nicht bei der Variation der Länge, des Querschnittes u. s. w.
der Nervenstrecke in Folge der Veränderung des Widerstandes der Ner-
venstrediLe selbst mit variirt wird. Zu dem Ende neben der Nervenstrecke
so grosse Widerstände einzuschalten, dass die Wlderstandsveränderongen
der Nervenstrecke bei ihrer Verlängerung u. s. w. den Widerstand des
Nervenzweiges resp. des Schliessungskreises nicht irgend wesentlich än-
dern , geht natürlich hier , wo wir gerade Widerstandsveränderungen der
und des Querschnittes der intrapolaren Nervenstrecke. 161
Nervenstrecke studiren wollen, nicht an. Ebensowenig lässl jene Be-
dingung, wie auf der Hand Hegt, dadurch, dass man mit der Erhöhung
oder Verringerung des Widerstandes der Nervenstrecke gleichzeitig die
elektromotorische Kraft in dem Yersuchskreise oder — bei den Versuchen
mit Messung der Stromintensität — die eingeschaltete Drahtlänge des
Rheochordes entsprechend vergrössert resp. verkleinert, auch nur einiger-
massen vollkommen sich erfüllen. Vielmehr ist das einzige Auskunftsmittel
hier das Verfahren der Opposition.
(i.) Von dem Verfahren der Opposition.
Das Verfahren besteht einfach darin , dass wir , zur Wheatstone^ sehen
Methode der Widerstandsbestimmung zurückkehrend, an die Stelle des
flüssigen Vergleichswiderstandes Wd in der Versuchsanordnung Fig. 1 . ein
zweites, dem ersten gleiches Paar von Zuleitungsröhren, deren Thonspitzen
mit einem zw^eiten Nerven überbrückt sind, treten lassen. So verschieden
auch die Länge oder der Querschnitt u. s. w, der beiden durchströmten
Nervenstrecken sein mag, so wird doch die Stromintensität in beiden Ner-
venstrecken zu einer und derselben Zeit immer die nämliche sein. Freilich
wird nunmehr, wenn wir bei der Durchströmung der Nerven durch Ver-
schiebung des Schiebers S die Ruhelage des Spiegels erhalten, aus der
erforderlichen Veränderung der Schieberstellung von -einem Zeitmomente
zum anderen unmittelbar nur sich entnehmen lassen, wie das Verhältniss
des Widerstandes der einen Nervenstrecke zum Widerstände der anderen
Nervenstrecke in der Zwischenzeit sich verändert hat, ohne dass hinsichts
der Art der Widerstandsveränderungen beider Nervenstrecken ein Schluss
gestattet sein wird. Indessen beeinträchtigt dies die Brauchbarkeit des
Verfahrens für uns keineswegs , weil wir auf Grund der voraufgegangenen
Untersuchungen die Kenntniss der Widerstandsveränderungen der einen
der beiden Nervenstrecken von vornherein uns werden sichern können, so
dass mit der Kenntniss jenes Verhältnisses zugleich auch die Widerstands-
veränderungen , welche die andere Nervenstrecke bei der Durchströmung
erfährt, uns gegeben sein werden.
Dem Stromwender B weisen wir für die Opposition s versuche , um
durch Umlegen seiner Wippe die Stromrichtung in beiden Nerven zugleich
umkehren zu können, einen anderen Platz an ; und zwar schalten wir ihn
vortheilhaft zwischen K und Rh ein , weil so dieselbe Nervenstrecke bei
beiden Stellungen der Wippe B derselben Rheostatenhälfte entspricht , so
dass die Ablesungen am Rheostaten ohne umständliche Ueberlegungen ein
richtiges Bild von den Veränderungen des Verhältnisses der beiden Ner-
venwiderstände zu einander geben. Die Fig. 13., welche unsere Versuchs-
anordnung in der Weise verändert darstellt, zeigt zugleich auch die
H. Mun V , TTntersiicliiingen etc. 4 4
162
Abschn. U. Kap. 111. § 2 I , . Voa dem Verlahrea
Fi2. 13.
Bezeichnungen, deren wir der Kürze halber in der Folge uns bedienen
wollen. N ist der Nen', der auf der Seite des Anfanges, *V, der Nerv, der
auf der Seite des Endes der Rheostalentheilung sich befindet; z und ;?,
sind die Zuleitungsröhren für .V, ^ und C, entsprechend die Zuleitungsröh-
ren für .V, : ab ist die durchströmte Strecke von .V. afi entspi^chend die
durchströmte Strecke von A,. Den Widerstand von ab wollen wir ir^ji,
den Widerstand von aS : tL\, j und endlich —^ : (P nennen. Zum Ver-
standniss der unten folgenden Beispiele der Opposilionsversuche ist danach
festzuhalten, dass, indem die nackt hingestellten Zahlen wiederum die
Stellung des Schiebers S zu derjenigen Zeit, welche daneben in gleicher
Höhe in der Zeitcolumne aufgeführt ist, angeben, z. B. 2/^ 5 m. 600 be-
deutet, dass 2 /?. 5 m. (D = J-gf war.
K nehmen wir in den Oppositions versuchen in der Regel = 1 Daniell
und höchstens = 4 DanielFs. Indem wir so nur »erinsje Slromeskräfte auf-
bieten, wissen wir, wenn wir eine lebensfähige und nicht lange vom leben-
den Gesammtoraanismus getrennte Nervenstrecke zur Untersuchuna ver-
wenden und sie 6 — 8 — 10"™ lang nehmen, von dieser Nervenstrecke nach
Kap. II. wie nach § I. dieses Kap., dass ihr Widerstand bei nicht zu lan-
der Opposiition. ' 1(53
ger Durchströtnung stetig und zwar in der allerersten Zeit mit beschleu-
nigter, sodann aber mit abnehmender Geschwindigkeit wächst. Die
anfangliche Abnahme des Widerstandes , welche unter Umstiinden unmit-
telbar nach der Schliessung der Kette eintritt, darf daher für jene Nerven -
strecke, wenn wir aus ihren Widerstandsveränderungen auf die der zweiten-
Nervenstrecke Schlüsse ziehen, ohne W^eiteres ganz oder doch zum Minde-
sten mit Ausschluss der ersten Minute nach der Schliessung der Kette ausser
Acht bleiben. Dagegen wird nicht zu übersehen sein, dass in den Opposi—
lionsversuchen , weil an die Stelle des constanten Vergleichswiderstandes
Wd der veränderliche W^iderstand der zweiten Nervenstrecke getreten ist,
die Widerstandszunahme jener ersten Nervenstrecke bei der Durchströ—
rnung etwas anders erfolgen wird als in den früheren Versuchen, so z. B.
wenn gleichzeitig auch der Widerstand der zweiten Nervenstrecke bei der
Durchströmung wächst, in Folge des rascheren Sinkens der Stromintensität
mit rascher abnehmender Geschwindigkeit wachsen wird.
Wir beginnen damit, dass wir durch den Versuch der Zuverlässigkeit
des Oppositions Verfahrens uns vergewissern: sind alle Umstände, welche
die Widerstandsveränderungen der intrapolaren Nervenstrecke möglicher-
weise beeinflussen, bei beiden Nervenstrecken coustant gehallen , so muss
der Widerstand beider Nervenstrecken beim Beginne der Durchströmung
gleich sein und während der Durchstit)mung gleich bleiben. Als Nerven
von gleicher Lebensfähigkeit zur Zeit ihrer Trennung vom Gesammtorga-
nismus verwenden wir die beiden Ischiadici desselben Frosches. Nachdem
wir 5 , Sj , C und Ci in gleicher Weise, und vornehmlieh mit gleichen vor-
deren Kanten ihrer Thonspilzen hergerichtet und den Kanten von z und z^
einerseits und von 2^ und L, andererseits den nämlichen Absland (6 — 10'"™)
l^egeben haben , präpariren wir die beiden Ischiadici desselben Frosches
rasch na<*h einander möglichst gleich'mässig in gleicher Länge und legen sie,
ohne sie irgend zu spannen, den Thonkanlen so auf, dass einmal a und a
und wiederum b und ß die nämlichen — anatomisch bestimmten — Stellen
beider Nerven sind. Schliessen wir jetzt die Kette, so ist 0 fast = I und
verändert sich auch nur sehr wenig, indem es entweder wächst oder klei-
ner wird, während die Kette 6 — 8 — 10 m. geschlossen bleibt; kehren wir
alsdann die Stromrichtung um, so \\ird 0 kleiner, wenn es vor der Um-
kehrung gewachsen war, grösser, wenn es vor der Umkehrung kleiner
geworden war, die ganze Veränderung von <P während 6 — 10 m. nach der
Umkehruni? ist aber wiederum nur sehr unbeträchtlich. Bei der öfteren
Wiederholung des Versuches wiederholen sich die W^ahrnehmungen , nur
dass O unmittelbar nach der Schliessung der Kette in einem Versuche
etwas srösser, in einem anderen Versuche etwas kleiner als \ ist und in
einem Versuche wächst, in einem anderen Versuche abnimmt; auch ist
11*
164 Absohn. II. Kap. UI. § 2 (1). Von dem Verfahren
die ganze Veränderung von O in den verschiedenen Versuchen von etwas
verschiedener Grösse. Die Ergebnisse entsprechen also, da wir ja die Um-
stände, welche die Widerstandsveränderungen beeinflussen, höchstens
annähernd constant zu halten vermögen, ganz vortrefflich der Voraus-
setzung. .
40A.
iih.
Versuch 49.
K
: 1 Daniell. —
30 m.
Mittelgrosse Rana esc. ff.
40 m.
Beide Ischiadici so auf die Zuleitungsröhren gelegt, dass a
und a und wiederum 6 und ß die nämlichen (anatomi-
schen) Stellen beider Nerven sind.
45 m.
K geschlossen. Strouieintritt bei a und a.
5". 755,5. a> nimmt zu.
46 m.
756,5.
kl m.
760,5.
48 m.
764.
50 m.
767.
52 m.
769.
55 m.
771. — Sofort Wippe B umgelegt, so dass Strom-
eintritt bei b und ß, ^
5". 771. a> nimmt ab.
56 /w.
766.
57 m.
762.
58 m.
760,5.
60 m.
756,5.
2 m.
752,5.
5 m.
747. — Sofort Wippe B umgelegt, so^dass Strom-
eintritt wieder bei a und a.
15". 745. CD nimmt zu.
6 m.
747. *
7 m.
751.
8 m.
754,5.
10 m..
759. — Sofort Wippe B umgelegt, so dass Strom-
eintritt bei 6 und /?.
5", 759. a> nimmt ab.
11 m.
754.
12 m.
753,5.
14 m.
750,5.
15 m.
749,5. K geöffnet. — Keine Polarisationsablenkung.
der Opposition. 1 65
Die Nerven waren in ihrer ganzen Länge erhalten , von den Muskeln aber
getrennt. iV, rechter, N linker Ischiadicus.
ab u. a/9=s6»"; br u. /9g »17""; ao u. ao=s5»"; a/u. «^«38»".
Die Wirbelenden beider Nerven lagen nach links, die Muskelenden
nach rechts.
Versuch 50.
K: 4Danieirs.
8 Ä. 55 w. Mittelgrosse Rana tempor. ff.
9 Ä. 2 m. Beide Ischiadici so auf die Zuleitungsröhren gelegt , dass o
und a und wiederum b und ß die nämlichen ( anatomi-
schen) Stellen beider Nerven sind.
8 m. K geschlossen. Stromeintritt bei b und ß.
10". 764. O nimmt ab.
9 m. 760.
10 m. 759.
1 \ m. 758,5. 0 verändert sich nicht merklich bis
1 3 m. und nimmt dann weiter ab.
14 m. 757,5. 0 verändert sich nicht merklich bis
16 m. wo Wippe J5 umgelegt wird, so dass Strom-
eintritt bei a und o.
10". 756,5. O nimmt zu.
17 m. 760.
18 m. 763,5.
19 m. 767.
20 m. 769,5.
22 m. 773.
24 m. 774. jfiT geöffnet. Keine Polarisationsablenkung.
m
Die Nerven waren in ihrer ganzen Länge erhalten , von den Muskeln aber
getrennt. iV rechter, N^ linker Ischiadicus.
a& und a/9=7""^; a/ und oA=14"^™; 6o=5""; /9o=6""; 6r=39"";
/5g =40"».
Die Wirbelenden beider Nerven lagen nach rechts , die Muskelenden
ivach links.
Doch sind solche Ergebnisse eben nur durch Sorgfalt bei der Herrich-
tung der Versuche , wie sie bei den Oppositionsversuchen überhaupt un-
umgänglich nothwendig Ät, zu gewinnen. Am meisten von Bedeutung ist^
dass die Thankanten gleich stumpf und die Nerven in gleicher Weise prä—
parirt und aufgelagert sind — wovon man sich leicht überzeugen kann^
wenn man absichtlich die Kanten etwas ungleich hält oder die Nerven
|g() Abschn. II. Kap III. § 2 {i). Von dein Einflüsse der Länge
verschieden gespannt oder mit verschiedenen (anatomischen) Stellen auf
die Zuleitungsröhren bringt — , und gerade diesen Bedingungen ist nur
sehr sch\ver vollkommen zu genügen ; kleine Ungleichheiten der Länge der
beiden Nervenstrecken , welche viel eher sich vermeiden liessen, erweisen
sich hiergegen nur von geringerer Bedeutung. Ist unmittelbar nach der
Schliessung der Kette 0 < 0,9 oder > 1,1 ^ so liegen grössere und in der
Regel ('zunächst durch Uralagerung der Nerven) leicht auffindbare Un-
gleichheiten in der Spannung oder Auflagerung der Nerven oder in der
Bildung der Thonkanten vor, und 0 erfahrt auch während der Durchströ-
nmng grössere , den folgenden Ermittelungen gemässe Veränderungen. Bei
sorgfältiger Herrichtung der Versuche findet man aber meist 0 nach der
Schliessung der Kette wesentlich > 0,9 und wesentlich <1,1 , und seine
Xeränderungen während der Durchslrömung sind die vorhin geschilderten.
Bei der Durchsicht der voraufgegangenen Versuchsbeispiele vv^ird es
aufgefallen sein, dass wir bisher überall mit grosser Vorliebe und oben im
§ 1 . sogar ausschliesslich eine Strecke des Nerven nicht weit unterhalb des
Abganges des stärksten OberschenkeLnstes dem Strome ausgesetzt haben.
Dazu bestimmten uns die Verschiedenheiten, welche im Verlaufe des
Ischiadicus dei' Querschnitt desselben darbietet, und die Schnittstellen,
welche da, wo Aeste vom Stamme abgingen, der herauspräparirte Ischia-
dicus besitzt. Solche Schnittstellen kommen an der unteren (peripheH-
schen) Hälfte des Nerven, wenn man diese von einigen Mm. unterhalb des
Abganges des stärksten Oberschenkelastes an rechnet, ^- den sehr seltenen
Fall ausgenommen, dass noch in der Gegend der Theilungsstell6 ein feines
Aestchen an die Oberschenkelmuskeln abgeht — nicht mehr vor, und an
dem obersten Stücke dieser unteren Hälfte verändert sich auch der Quer-
schnitt des Nerven nur unbedeutend. Ohne dass man die von Heidenhain^
angewandte Bestimmungsmethode des Nervenquerschnittes , deren Ergeb-
nisse gerade nach unseren vorliegenden Untersuchungen nur von zw^eifel-
haftem Werthe werden erscheinen können , zu Hülfe nimmt, lässt nämlich
einfach durch die Besichtigung besonders dicker Nerven sich feststellen,
dass der Querschnitt des Ischiadicus dicht unterhalb des Abganges des
stärksten Oberschenkelastes etwas grösser ist als einige Mm. weiter un-
ten, wo noch ein Ast vom Stamme abgegangen istj, und sodann nach
der Peripherie hin in einem ersten Stücke nur ganz langsam, dann
aber rascher wächst ; zugleich wird mit dem Wachsen des Querschnittes
der in dem ersten Stücke fast cylindrische Nerv mehr und mehr abgeplat-
tet. In der von uns bevorzugten Nervenstrecke unierlag also der Nerv nicht
\) R. Heidenhain, Studien des physiologischen Instituts zu Breslau. Erstes Heft.
^861. S. 20—25.*
auf die Widerstandsverändeningen der intrapolaren Nervenstrecke. 1 67
nur von Schnitlslellen frei , sondern auch am ehesten in der Gestalt eines
Cylinders der Untersuchung.
Diese Bemerkungen machen die Bedeutung , welche bei den eben an-
gesleüten Oppositions-Vor\'ersuchen dem zukommt, dass die beiden Ner-
ven in gleicher Spannung mit den nämlichen anatomischen Stellen den
entsprechenden Thonkanten aufliegen , leicht erklärlich , sobald man die
wesentliche Abhängigkeit der Widerstandsveränderungen der durchström-
ten Nervenstrecke von der Grösse der Beillhrungsflächen zwischen dieser
und den Zuleitungsröhren, wie sie die Folge herausstellen wird, in Rech-
nung bringt. Sie decken aber auch zugleich die grossen Misslichkeiten auf,
welchen die Untersuchung des Einflusses der Länge der durchströmten
Nervenstrecke, zu welcher wir jetzt übergehen, unterworfen ist.
(2.) Von demEinflusse derLange auf die Widerstandsveränderungen
der intrapolaren Nervenstrecke.
Wir vergrössern, nachdem wir die voraufgegangenen Oppositions-
Vorversuche angestellt haben , den Abstand von z und z^ , so dass er ein
Mehrfaches des Abstandes von C und t, ist , und es handelt sich nunmehr
um die Auflagerung der beiden Nerven. Da auch die obere Hälfte des
Ischiadicus an verschiedenen Stellen einen verschiedenen Querschnitt be-
sitzt, ist auf Gonstanz des Querschnittes bei den Versuchen von vornher-
ein Verzicht zu leisten, und der Schnittstellen wegen geben wir wiederum
der unteren Hälfte des Ischiadicus den Vorzug. Wir können aber weiter
nur entweder a und a oder b und ß dieselben anatomischen Stellen beider
Nennen sein lassen , und weil die Grösse der Berühiiingsfläche zwischen
der Nervenstrecke und der Zuleitungsröhre von viel bedeutenderem Ein-
flüsse ist an der Eintrittsstelle des Stromes in den Nerven als an der Aus-
trittsstelle des Stromes auf> demselben (s. u. §3.), so werden wir, je nach-
dem der Strom bei a und a oder bei h und ß in die Nerven wird eintreten
sollen, die ersteren oder die letzteren gleich nehmen. Endlich legt den
Versuchen noch eine Beschränkung auf der Umstand, dass die richtige
Auswahl gleicher anatomischer Stellen an beiden Nerven desto schwieriger
ist, je mehr man sich dem Muskelende des Nerven nähert, weil die Ab-,
gangsstelle des stärksten Oberschenkelastes den einzigen zuverlässigen
Anhaltspunkt bietet; und da so viel darauf ankommt, dass gerade die
Stellen, an welchen der Strom in die Ner>'en eintritt, anatomisch dieselben
sind, werden wir diese Stellen inuiier am oberen Ende der unteren Hälfte
dos Ischiadicus annehmen.
Soll also der Strom durch s und L in die Nerven eintreten, so legen
wir die beiden rasch nach einander in gleicher Länge präparirt«n Ischiadici
desselben Frosches, ohne sie irgend zu spannen, so auf die Thonkanten,
168 Abschn. U. Kap. 111. § 2 (2). Von dem Einflüsse der Länge
dass a und a die nämlichen, nicht weit vom Abgange des stärksten Ober-
schenkelastes entfernten Stellen beider Nerven sind und der Strom beide
Nervenstrecken absteigend durchfliessen muss. Nach der Schliessung der
Kette finden wir dann <D etwa »b */• — ^ , wenn a und h etwa den doppel-
ten bis dreifachen Abstand von einander haben wie a und ß\ und wäh-
rend die Kette 6 — 8 — 10 m. geschlossen bleibt, wächst meist 0 mehr oder
weniger beträchtlich, in einigen Fällen aber bleibt es C'Onstant oder nimmt,
aber dann immer nur sehr wenig, ab^ . Die Widerstandszunahme der
intrapolaren Nervenstrecke unter dem Einflüsse des Stromes nimmt also
an Steilheit in ihrem Verlaufe mit der Länge der durchströmten Nerven-
strecke zu.
Versuch 51.
K: \ Daniell.
Wh, 54 m. Mittelgrosse Rana esc. ff.
\%h. 3 m. Beide Ischiadici so auf die Zuleitungsröhren gelegt, dass a
und a die nämlichen (anatomischen) Stellen beider Ner-
ven sind.
% m, K geschlossen. Stromeintritt bei a und a.
20". 825. ©nimmt zu.
9 m. 847.
10 m. 865. Empfindlichkeit: auf lO™«" Verschiebung
von S c. 5'"'" const. Ablenk. d. Spiegels.
12 w. 899.
14 IM. 928. AT geöffnet. — 2*^ Polarisationsablenkung.
20 m. wird der Nerv N von den Zuleitungsröhren ganz abgehoben
und von Neuem sorgsam so aufgelegt, dass a dieselbe
(anatomische] Stelle wie a ist. m
40 m. K geschlossen. Stromeintritt bei a und or.
15". 830. O nimmt zu.
k\m, 841.
42 w. 850.
43 m. 858,5.
45 nu 876.
53 m. 943. üT geöffnet. — Ya*^ Polarisationsablenkung.
1 ) Bei diesen Versuchen muss die innere Polarisation , weil sie mit der Länge der
durchströmten Nervenstrecke wächst, die Widerstandszunahme von ab und daher auch
<^ zu gross erscheinen lassen. Indessen ist aus der geringen Polarisationsablenkung
(0,5 — 2**^) unmittelbar nach der Oeffnung der Kette im Verein mit der Empfindlichkeit
der Versuchsanordnung ( auf 4 0*»"^ Verschiebung von 5 c. 5**^ const. Ablenkung des
Spiegels) zu entnehmen, dass die Polarisation nur von verschwindendem Einflüsse auf
die Versuchsergebnisse gewesen ist.
auf die Widergtandsveränderungen der intrapolaren Nervenstrecke. 1 69
Die Nerven waren in ihrer ganzen Länge erhalten , von den Muskeln aber
getrennt. Ihre Wirbelenden lagen nach links, ihre Muskelenden nach rechts.
a&=15"™; aossg«"»; o/ÄSi"»"; ftr« 6™".
a/?= 6»'"; aossa"*"; aA«34""; /?(>= I6"^
Versuch 52.
K: \ Daniell.
<0 Ä. 28 m. Mittelgrosse Rana esc. ff.
37 m. Beide Ischiadici so auf die Zuleitungsröhren gelegt, dass a
und a die nämlichen (anatomischen) Stellen beider Ner-
ven sind.
44 m. ÜT geschlossen. Stromeintritt bei a und a.
10". 906. <D nimmt zu.
0 verändert sich jetzt nicht merklich bis
von wo an (P abnimmt.
Ä'^ geöffnet. — i*^ Polarisationsablenkung.
Die Nerven waren in ihrer ganzen Länge erhalten , von den Muskeln aber
getrennt (JV linker, N^ rechter Ischiadicus) . Ihre Wirbelenden lagen nach
links, ihre Muskelenden nach rechts.
a6=15'""'; ao^=4'"'", aZ=38""; 6r= 6'
45 m.
908.
kl m.
909.
50 m.
52 m.
908.
56 m.
906.
■mm
'mm
Da mit der Verlängerung der durchströmten Nervenstrecke in unseren
Versuchen stets und zwar besonders durch die Vergrösserung der Berüh-
rungsfläche zwischen der Nervenstrecke und der Zuleitungsröhre an der
Stromaustrittsstelle eine Vergrösserung des Querschnittes der Nervenstrecke
verbunden war , d. h. eine Veränderung , welche, wie wir sogleich sehen
werden, die Widerstands Veränderungen der intrapolaren Nervenstrecke
gerade in der entgegengesetzten Weise wie die Verlängerung beeinflusst,
ist das eben gewonnene Ergebniss a fortiori gesichert. In der That findet
man auch, wenn man auf jz^ den Nerven nicht, wie wir es bisher gethan
haben , mit seiner Breitseite , sondern mit seiner Schmalseite — die Rami
peroneus und tibialis nicht neben , sondern über einander — auflagert,
(D nach der Schliessung der Kette beträchtlich grösser und sieht es bei der
Durchströmung rascher wachsen als vorhin. Und dasselbe beobachtet man,
wenn man zum Ueberflusse doch noch als a und a die nämlichen, nicht
weit vom Muskel entfernten Stellen beider Nerven nimmt und den Strom
aufsteigend die Nervenstrecken durchfliessen lässt. In diesen beiden Fällen
170
Absclmr II. Kap. III. $ 2 '3 . Von dem Einfhiase des Querschnittes
5uminirt sich die Wirkung der OuerschnitUabnahme zur Wirkung der
Längenzonahme . wUlirend vorhin von der letzteren Wirkung die Wirkung
der Querschnitt szunahme sich subtrahirt hat.
A
\Z.\ Von dem Einflüsse des ^Querschnittes auf die Widerstands Ver-
änderungen der inirapolareu Ner> enstrecke.
Fflr die Feststellung des Einflusses des Querschnittes der N'er>*en-
strecke gehen wir wiederum von unseren Oppositions- Vorversuchen aus
und ändern diese nur dahin ab, dass wir, nachdem wir zunächst Alles wie
bei den Vor\'ersudien ausgeftihrt haben , an die Xervenstrecke ah in einem
Theile ihrer Länge —r und zwar von der den Strom von ah fortführenden
( negativen ; Zuleitungsröhre aus nach der Mitte von ah hin — noch das
anatomisch gleichw-erthige Stück eines dritten Nen en Aj anlegen in der
Weise, wie es Fig. M A. zeigt; das von ab fortgeführte Stück des drillen
Nerven wird dal>ei auf der Glasplatte eines
besonderen Statives isolirt sehalten. Dass
wir so den Querschnitt nicht der ganzen
durchströmten Nervenstrecke ab. sondern
nur eines der Stromaustrittsstelle zueehöri-
gen Theiles derselben vei^rössem, hat sei-
nen Grund darin, dass anderenfalls in Folge
der Vergrösserung der Berührungsfläche zwi-
schen der Nervenstrecke und der Thonspitze
der positiven Zuleilungsröhre die Wirkuni:
der Querschnitts vergrösserung nicht rein,
sondern mit einer anderen W'trkung, die wir
im § 3. werden kennen lernen , vermischt
zur Beobachtung kommen würde : und eben
deshalb müssen wir auch,, von anderen
Gründen ganz abgesehen, es uns versagen,
verschieden dicke Strecken desselben Nerven
Als dritten Nerven benutzen wir den Ischia-
dicus eines Frosches, der demselben Fange anaehört, seit dem Fanee unter
denselben Umständen aufbewahrt und von derselben Grösse ist wie der
Frosch , welchem die ersten beiden Nerven entnommen sind : die drei zur
Verwendung kommenden Nerven werden rasch nach einander präparirt.
Ist nun auf die angegebene Weise der Querschnitt der 8™" langen Nenen-
slrecke ah auf noch nicht ein Drittheil ihrer Länge von der negativen Zu-
leilungsröhre an verdoppeil , so ist nach der Schliessung der Kette O etwa
«s'/s — % und nimmt während der 6 — 8 — lOwi. langen Durchslrönmng
ab (s. Vers. 53.). Die Widerslandszunahme der intrapolaren Nervenstrecke
Fig. U
hier in Vergleich zu ziehen.
auf die Widerstands Veränderungen der intrapolaren Nervenstrecke. ] 7]
unter dem Einflüsse des Stromes nimmt also an Steilheit in ihrem Ver-
laufe mit dem Wachsen des Querschnittes der durchströmten Ner\ en-
strecke ab.
Man könnte an diesem Ergebnisse irre werden , w enn man die Ver-
doppelung des Querschnittes weiter treibt, als es eben geschehen ist. So
lange zwar die Verdoppelung nur wenig mehr als ein Drittheil von ab
betrifft und 0 unmittelbar nadi der Schliessung dei* Kett^ höchstens « %
ist, bleibt bei der Durchströmung <Z> eonstant oder nimmt nur sehr unbe-
deutend zu. Liegt aber der dritte Nerv dem anderen bis zur Hölfte von ab
oder gar noch dartlber hinaus an, so nimmt O bei der Durchströmung be-
trächtlicher zu, und die Zunahme ist, wenn <Z> unmittelbar nach der
Schliessung der Kette » y^ ist, ganz ansehnlich : so dass hier die Wider-
standszunahme der intrapolaren Nervensirecke unter dem Einflüsse des
Stromes mit der Zunahme des Querschnittes der durchströmten Nerxen-
strecke in ihrem Verlaufe steiler zu werden scheint. Indessen überzeugt
man sich leicht , dass nicht in der Querschnittsvergrösserung der der po-
sitiven Zuleitungsröhre näher gelegenen Stellen von ab an und für sich die
Ursache jener Zunahme gelegen ist. Ob der dritte Nerv bei den vorstehen-
den Versuchen dem anderen Nerven noch ausserhalb ab jenseits der nega-
tiven Thonspitze mehr oder weniger weit anliegt, ja, wie lang er überhaupt
noch jenseits der negatiyen Thonspitze ist, bedingt in den Ergebnissen der
Versuche keine merklichen Verschiedenheiten. Legt mai^ nun den dritten
Nerven N2 an den anderen so an , wie es Fig. ih B, zeigt, so dass nämlich
iVg der positiven Thonspitze mehr genähert ist als in den bisherigen Ver-
suchen und dafür ebensowenig , wie diese Thonspitze , die negative Thon-
spitze berührt, so nimmt <Z), wenn die Anlagerung auf ein Drittheil bis
etwa auf die Hälfte von ab sich erstreckt, von seinem anfänglichen W^erthe
Yg — 7, bei der Durchströmung ab (s. Vers. 54.), und erst wenn die Anla-
gerung bis auf zwei Drittheile und mehr von ab ausgedehnt ist, nimmt
0 von seinem anfänglichen Werthe, der etwa % ist, wenn auch nicht be-
trächtlich, zu. Danach ist die Zunahme von 0 bei der Durchströmung eine
Folge nicht unmittelbar der Querschnittsvergrösserung , sondern vielmehr
der Länge, auf welche hin die Verdoppelung des Querschnittes ab betrifft,
und es wird auf Grund der Ermittelungen des § 3. an einer anderen Stelle
die Erklärung hierfür sich geben lassen.
Die erkannte Abhängigkeit der Widerstandszunahme der durchström-
ten Nervenstrecke von dem Querschnitte derselben lässt noch auf eine an-
dere Weise sich darthun. An den Thonspitzcn unserer Zuleitungsröhren
hatten wir nach der oben S. 41: gemachten Angabe bisher immer ziemlich
stumpfe — und zwar an beiden ThonSpitzen resp. in den letzten Versuchen
an den vier Thonspitzen gleich stumpfe — vordere Kanten von etwa 72 —
172 Abschn. II. Kap. III. § 2 (3) . Von dem Einflüsse des Querschnittes
ty^mm Breite hergestellt, und Thonspitzen mit solchen Kanten ( : gewöhnliche
Thonspilzen wollen wir sie kurz nennen : ) werden auch weiterhin überall
da vorauszusetzen sein , wo nicht besondere Angaben sich finden werden.
Jetzt wiederholen wir unsere Oppositions- Vorversuche , nachdem wir an
der Thonspitze der negativen Zuieitungsrtfhre ^ eine scharfe Kante herge-
stellt , alles Andere aber unverändert gelassen haben : der Querschnitt von
aß ist dadurch , da ja aß nicht linear den Strom leitet / in der Stromaus-
trittsgegend verkleinert. Von der Schärfe der Thonkante ist es alsdann
abhängig, wieviel <2> unmittelbar nach der Schliessung der Kette kleiner als
\ ist, und bei der Durchströmung sieht man es abnehmen. Macht man die
Kante der negativen ZuleitungsrOhre ^, statt scharf, umgekehrt sehr stumpf,
so dass der Querschnitt von aß in der Stromaustrittsgegend vergrössert ist,
so ist auch das Verhalten von O gerade das umgekehrte : unmittelbar nach
der Schliessung der Kette ist O grösser als \ , und bei der Durchströmung
nimmt es noch zu. (S. Vers. 55. u. 56.)
Die Ungleichheit der beiden Paare von Zuleitungsröhren, welche in den
letzten Versuchen absichtlich herbeigeführt worden ist, könnte die Frage
entstehen lassen, ob die Verschiedenheiten, welche in den Widerstandsver-
änderungen unter dem Einflüsse des Stromes zwischen z , z^ und ab einer-
seits und ^^, C| und aß andererseits zur Beobachtung kamen, mit Recht
auch bei diesen Versuchen ohne Weiteres als Verschiedenheiten zwischen
ab und aß genommen worden sind. In dieser Hinsicht giebt aber die Un-
tersuchung der Formveränderungen von ab und aß sichere Aufschlüsse.
Wegen der nur kurzen Dauer der Durchströmung ist allerdings bei o und a
eine Folge der Durchströmung gar nicht zu bemerken, und bei b und ß ist
die Verengung des Nerven im Ganzen immer nur wenig ausgebildet : doch
ist stets , wenn die Thonkante von ^ scharf gemacht war , die Verengung
bei ß auffallend grösser als bei 6 , und wenn die Thonkante von ß sehr
stumpf gemacht war, die Verengung bei 6 deutlich, während die bei ß\xi
der Regel nur undeutlich ist. Danach sind, wenn man noch hinzuniromt,
wie gering nur der Widerstand der Zuleitungsröhren in ihrer ui^sprüng-
liehen Form dem Widerstände der Nervenstrecke gegenüber ist, die zuletzt
beobachteten Verschiedenheiten der Widerstandsveränderungen im Wesent-
lichen jedenfalls auf Rechnung der durchströmten Nervenstrecken zu bringen.
Versuch 53.
K\ \ Daniell.
\h, 9 m. Zwei (mittelgrosse) Ran. esc. von gleicher Grösse ff.
\ 6 m. Reide Ischiadici des ersten Frosches so auf die Zuleilungs-
röhren gelegt, dass & und a und wiederum b und ß die
nämlichen (anatomischen) Stellen beider Nerven sind.
auf die Widerstaods Veränderungen der intrapolaren Nervenstrecke. 1 73
i h, \S m. Vom zweiten Frosche wird ein Ischiadicus neben den Ner-
ven N so gelegt , dass er von dessen rechtem Ende an bis
auf noch nicht ein Drittheil von ab mit A^ zusammen ver-
lauft, dann aber abbiegt und mit seinem Wirbelende auf
einer Glasplatte isolirt ruht (s. Fig. HA),
25 m. K geschlossen. Stromeintritt bei a und o.
45". 700. OFniimmtab.
26 m. 698.
28 m. 695.
30 m. 692.
32 m. 689,0.
34 m. 685. Jetzt wird N^ in seiner ganzen Länge
neben iV gelegt, (s. u. S. 190.)
c. 30". 492. O nimmt ab.
35 m. 487.
37 m. 479,5.
40 m. 469. IT geöffnet.
Der Nerven waren in ihrer ganzen Länge erhalten , von den Muskeln aber
getrennt. Ihre Wirbelenden lagen nach links, ihre Muskelenden nach rechts.
ab und a/9=8""; ao und oo=5""; al und oA=36""; br und ßq =42^
^mm
Versuch 54.
K. \ Daniell.
4 DA. 27 m. Mittelgrosse Ran. esc. ff.
34 m. Beide Ischiadici so auf die Zuleitungsröhren gelegt, dass a
und a, und wiederum 6 und ß die nämlichen (anatomi-
schen) Stellen beider Nerven sind.
35 m. Von einer 10 A. 2 wi. ff etwa gleich grossen Rana esc. w^ird
ein Ischiadicus an den Nerven N so angelagert, dass er
ab auf c. */, der Länge berührt , von x wie von z^ aber
entfernt bleibt (s. Fig. \k B], Das Muskel- und das Wir-
beiende des dritten Nerven sind auf Glasplatten isolirt.
40 m. K geschlossen. Stromeintritt bei 6 und ß,
45". 694. <Z> verändert sich nicht merklich bis
42 m. und nimmt dann ab.
45 m. 690.
49 m. 686.
Jetzt wird der dritte Nerv dem Nerven N auf eine längere
Strecke angelagert : der erste Berührungspunkt beider Ner-
ven rechts bleibt erhalten , der letzte Berührungspunkt der-
174 Abficbn. ü. Kap. ili. § 2 (8). Von dem Einflüsse des Querschnittes
seihen links liegt jetzt aber ganz nahe der negativen Thon-
spitze.
4 0 /i. 50 m, 624. (Z> nimmt sehr langsam ab. ^
Darauf wird die Anlagerung des dritten Nerven an den Nerven
N wieder auf ohngefihr die ursprüngliche Länge zurückgeführt.
54 m, 655. <Z> nimmt langsam ab. K geQ&aei,
Die Nerven waren in ihrer ganzen Länge erhrftten , von den Muskeln aber
getrennt. Ihre Wirbelenden lagen nach rechts, ihre Muskelenden nach links.
a6 und a/!?=8"^"; al und o;i=1 4™°» ; bo und /Jossö""; br und /?(?— 38'
(mm
Versuch 55.
K: i Daniell's.
j5, 3^ und C, haben gewöhnliche Thonspitzen ; die vordere Kante der Thon-
spitze von C ist scharf gemacht.
9 A. 0 w. Mittelgrosse Rana esc. ff.
6 m. Beide Ischiadici so auf die Zuleitungsröhren gelegt, dass b
und ß die nämlichen ( anatomischen ) Stellen beider Ner-
ven sind.
10 m. AT geschlossen. Stromeintritt bei b und ß.
15". 650. 0 nimmt ab.
1 1 m. 638.
\%m. 620.
iSm. 600.
1 4 m. o/D.
16 wj. 530. Ä' geöffnet. — 2%^^ Polarisationsablenkung.
Die Nerven waren in ihrer ganzen Länge erhalten , von den Muskeln aber
getrennt. Ihre Wirbelenden lagen nach rechts, ihre Muskelenden nach links.
ab und a/?=IO™™; al und aA=9™™; bo und /?o=4'""»; br und /?^=34^
mm
Versuch 56.
K: 4 Daniell's.
j3, 5, und C, haben gewöhnliche Thonspitzen; die vordere Kante der Thon-
spitze von ^ ist sehr scharf gemacht. -
2 /?. Im. Mittelgrosse Rana esc. ff.
13 m. Beide Ischiadici so au£ die Zuleitungsröhren gelegt, dass b
und /^ die nämlichen (anatomischen) Stellen berder Ner-
ven sind.
20 m. K geschlossen. Stromeinlritt bei b und ß.
15". 597. O nimmt ab.
21 m. 589.
auf die Widerstands Veränderungen der intrapoteren Nervenstrecke. 175
2 h. 22 m, 582.
23 m. 578.
24 w. 576.
25 m. 572,0.
27 m. 568.
28 m, 566. Sofort Wippe B umgelegt, so dass Stroineintritt
bei a und er.
5". 566. 0 nimmt ab.
30". 554.
29 m. 552. Jetzt nimmt CD zu.
30 m. 556.
31 m, 560.
32 m. 562.
34 m. 562,5. So bleibt <Z> bis
36 m. und nimmt dann ab.
38 m. 561,5. Sofort Wippe B umgelegt, so dass Slromeintrilt
wieder bei b und /!/.
15". 567. CD nimmt zu.
39 w. 578. Jetzt nimmt (D ab.
40 771. 572,0.
41 m. 571.
43 m. 567,5.
45 m. 565.
48 w. 559,5. Ä'geöflnet. Keine Polarisalionsablenkung.
Die Nerven waren in ihrer ganzen Länge erhallen, von den Muskeln aber
i^etrennt. Die Wirbelenden lagen nach links, die Muskelenden nach rechts.
'ab und a|?=7'^™; ao und ao = 4^'™; al und aA=37'"'"; hr und ßQ=\ß'^'^,
Versuch ö7.
Ä': 4 DanieH's.
z^ z^ und ^, haben gewöhnliche Thonspitzen; die vordere Kante der Thon-
spitze von C ist scharf gemacht. — Der Abstand von z und <3, einer-
seits und von ^ und t, andererseits ist verschieden genommen.
iO/j. 27 m. Grosse Hana esc. 77.
34 m. Beide Ischiadici so auf die Zuleitungsrühren gelegt, dass u
und ß die nämlichen ; anatomischen ; Stellen beider Ner-
ven sind.
40 m. K geschlossen. Stroineintritt bei b und ß.
15". 788. 0) nimmt zu.
41 m. 802.
176 Abschp. II. Kap. III. § 8 (4). Von dem Einflüsse der Lttnge u. des Qaerschnittes
4 0A. 42 m. 812.
43 w. 819.
45 m, 836.
47 m. 862. K geöffnet. — 1*^ Polarisaiionsablenkung.
Die Nerven waren in ihrer ganzen Länge erhalten , von den Muskeln aber
getrennt. Ihre Wirbelenden lagen nach rechts, ihre Muskelenden nach links.
a6=:18"™; a/=10"»; 6oa»4"^°^; fer = 38"^°.
0^ = 10""»; o;i=»i7"™; /9o=s4"»"»; /Jß=r38'""».
Durch die Verlängerung von ab, im Falle die Thonkante von ^ scharf
gemacht ist, oder durch die Verkürzung von ab, wenn dieselbe Thonkante
sehr stumpf ist , lässt sich der Einfluss des Querschnittes der durchström-
ten Nervenstrecke durch den Einfluss der Länge derselben zugleich für den
anfänglichen Widerstand und für die Widerstandsveränderungen bei der
Durchströmung compensiren oder gar übercompensiren (s. Vers. 57.). Und
in dieser Richtung lassen sich noch manche andere Versuche ersinnen,
welche gerade solche Ergebnisse liefern , wie sie nunmehr vorauszusehen
sind. Wir gehen aber nicht des Weiteren auf diese Versuche ein, weil
auch sie wegen der Unmöglichkeit , eine Längen Veränderung der durch-
strömten Nervenstrecke ohne gleichzeitige Querschnittsveränderung der-
selben eintreten zu lassen , zu genaueren Ermittelungen über den Einfluss
der Länge und des Querschnittes nicht führen : wir wollen vielmehr jelzl
die vorgewonnenen Ergebnisse weiter zu verwerthen suchen.
(4). Von dem Einflüsse der Länge und des Querschnittes auf die stel-
lenweise Verarmung der intrapolaren Nervenstrecke an Flüssigkeit.
Da die in der durchströmten Nervenstrecke entwickelte Wärmemenge
und die Menge der in ihr abgeschiedenen Ionen — bei gleicher Stromin-
tensität — der Länge der Nervenstrecke proportional sind , ist aus unserer
Erfahrung, dass die Widerstandszunahme der intrapolaren Nervenstrecke
unter dem Einflüsse des Stromes mit der Län&;e der durchströmten Ner-
venstrecke an Steilheit in ihrem Verlaufe gewinnt, sofort zu folgern, dass
die Widerstandszunahme der Nervenstrecke in Folge ihrer stelienweisen
Verarmung an Flüssigkeit und daher auch die Verarmung selbst mit der
Länge der durchströmten Nervenstrecke wachsen. Und ebenso einfach ist,
wenn man in den Schlüssen nicht weiter geht , die Sachlage beim Quer-
schnitte. Da nämlich — bei gleicher Stromintensität — die in der durch-
strömten Nervenstrecke entwickelte Wärmemenge dem Querschnitte der
Nervenstrecke umgekehrt proportional ist und die Menge der in der Ner-
venstrecke abgeschiedenen Ionen mit dem Querschnitte der Nervenstrecke
auf die Verarmung der inirapolaren Nervenstreoke an Flüssigkeit. tTt
sich nidrt veiündert, lehrt unsere Erfahrung, dass die Wider^ndszunahme
<fer ifltrapolaren Nervenstrecke unter dem Einflüsse des Stromes mit dem
Wadisen des Qaersohiiittes der durohstrtMnten NervensiredLe an Steilheit
in ihrem Verlaufe verliert , wiederum unmittelbar , dass die Widefttands-«
zunähme der Nervenstrecke in Folge ihrer stellenvreisen Verarmung an
Flttssi^teift und daher auch die Verarmung se>bst mit dem Wachsen des
Qoersidinittes der durchströmten Nervenstrecke abnehmen.
Beide Ergebnisse werden denn auch durch die FormverSlnderungen
der durdistrOmten Nerven bestutigt, wenn man diese bei den voraufgegan-
fenen Versuchen untersucht. Fttr den Fall der Querschnittsverschieden-
heit sind die Befunde an den Nerven bereits vorhin hingestellt worden ;
utid wir haben hier nur noch anaumerken, dass, wo in den Versuchen der
NerveMlreckfe von grösserer LHnge die steilere Widerstandszunahme ent-
sprochen hatte , auch die Verengung des Nerven in der Stromeintrittsge-
gend betrXditlieher gründen wurde als bei dem anderen Nerven, welchem
die kttncHne durchströmte Nervenstrecke angehört hatte.
§ 3. Von dem besonderen Einflasse der Orösse der Berahmngsfläche
zwischen dem Herven und der positiven Znleitungsröhre.
Die «Ergebnisse des vorigen § lassen dahin sich zusammenlassen, dass
die WiderstandsKunahme der intrapolaren Nervenstreoke unter dem Ein-
flösse des Stromes und die stellenweise Verarmung der Nervenstrecke an
Flüssigkeit unter sonst gleichen CmstSnden und besonders bei gleichem
specifischen Widerstände der Nervenstrecke mit dem absoluten Wider-
stände der Nervenstrecke wachsen. Dieser Erfahrung entsprechen auch
die Ergebnisse aller Oppositionsversuche , in welchen nicht beabsichtigt,
wie im vorigen §, sondern von ohngefähr eine Verschiedenheit in der Länge
oder in dem Querschnitte der beiden Nervenstrecken oder in der Länge
und dem Querschnitte derselben zugleich vorliegt: immer nimmt <D zu,
wenn es unmittelbar nach der Schliessung der Kette wesentlich grösser,
dagegen ab, wenn es unmittelbar nach der Schliessung der Kette wesent-
lich kleiner als 1 gewesen war. Nur rouss, wie in den Versuchen, in wel-
chen wir vorhin die Länge und den Querschnitt variirten , die Bedingung
erfüllt sein, dass die Berührungsfläche zvrischen dem Nerven und der po-
sitiven ThoHspitse bei beiden Nerven von gleicher Grösse ist. Ist dies
nicht der Fall, so fügt sieb die Wirkung der Grösse dieser Berührungsfläche
zu der Wirkung des Widerstandes algebraisch hinzu und ist unter Um-
ständen im Stande, die letztere Wirkung ganz zu verdecken.
Der besondere Einfluss der Grösse der Berührungsfläche zwischen der
positiven. Zuleitungsröhre und dem Nerven lässt sich , ohne dass man das
H. M u n k , ünterenchnngen etc. 42
178 Abschn. II. Kap. 111. § 8. Von dem Einflüsse der Berührungsfläche
Verfahren der Opposition zu Hülfe nimmt, mittelst der Versachsanordnung
Flg. 1. in folgender Weise vorfuhren. An Nerven, welche gleich grossen
und gleich munteren Frdschen von demselben Fange entnommen werden,
stellt man bei einem Daniell in der ungespalt&nen Strecke des Stromnetzes
und bei unveränderter Versuchsanordnung eine ganze Reihe von Versuchen
rasch nach einander so an, dass man die Länge der durchströmten Nerven-
strecke und die den Zuleitungsrdhren aufliegenden Nervenstellen in allen
Versuchen möglichst gleich hält, die vordere Kante einer der beiden Thon-
spitzen aber von einem Versuche zum anderen umformt. Während die
gewöhnliche Thonspitze der einen Zuleitungsröhre unverändert erhalten
bleibt, giebt man an der Thonspitze der anderen Zuleitungsröhre der vor-
deren Kante in der Weise eine verschiedene Gestalt, dass sie bei dem
ersten Versuche in gewöhnlicher Weise stumpf, bei dem zweiten Versuche
scharf, bei dem dritten Versuche wiederum in gewöhnlicher Weise stumpf,
bei dem vierten Versuche viel stumpfer als gewöhnlich , bei dem fünften
Versuche nochmals in gewöhnlicher Weise stumpf, bei dem sechsten Ver-
suche wieder scharf u. s. w. ist. Wenn alsdann durch die Versuchsreihe
hindurch die Zuleitungsröhre mit der veränderlichen Thonspitze den Strom
vom Nerven fortführt , erscheint die Form der vorderen Kante ihrer Thon-
spitze ohne erhebliche Bedeutung für die Widerstandszunahme der Ner-
venstrecke unter dem Einflüsse des Stromes, indem die verschiedenen Ver-
suche nicht mehr und nicht regelmässiger von einander abweichen, als es
bei einer eben solchen Versuchsreihe mit zwei gleichen und zwar in ge-
wöhnlicher Weise stumpfen Thonspitzenkanten der Fall ist. Anders aber,
wenn durch die Versuchsreihe hindurch die Zuleitungsröhre mit der ver-
änderlichen Thonspitze den Strom dem Nerven zuführt. Die Widerstands-
zunahme der Nervenstrecke unter dem Einflüsse des Stromes nimmt hier
ganz regelmässig, wenn die veränderliche Thonspitzenkante scharf ist,
einen wesentlich steileren, und wenn dieselbe stumpfer als gewöhnlich ist,
einen wesentlich weniger steilen Verlauf als in den Fällen, wo diese Kante
in gewöhnlicher Weise stumpf ist. Und wenn die veränderliche Thon-
spitzenkante sehr stumpf ist, geht der sehr langsamen Widerstandszunahme
eine beträchtliche Widerstandsabnahme von längerer Dauer vorauf.
Allerdings haben in den Versuchen mit der Form der veränderlichen
Thonspitzenkante zugleich der Querschnitt der intrapolaren Nervenstrecke
und die Intensität des die Nervenstrecke durchsetzenden Stromes sich ver-
ändeii/. Allein ganz abgesehen davon , dass die Widerstandszunahme da
einen steileren Verlauf genommen hat, wo die Stromintensität kleiner war,
geht die Bedeutungslosigkeit der eben genannten Veränderungen für die
constatirten Veränderungen des Verlaufes der Widerstandszunahme sicher
daraus hervor, dass die letzteren Veränderungen nur da aufgetreten sind,
zwischen dem Nerven und der positiven Zuleitangsrdhre. 179
wo die Umformung der ThoDspitzenkante die positive , nicht aber , wo sie
die negative Zuleitungsröhre betraf. Gerade hierdurch wird es zweifellos,
dass der Grdsse der Berührungsfläche zwischen der positiven Zuleitungs-
röhre und dem Nerven ein besonderer Einfluss auf die Widerstandszu-
nahme der intrapolaren Nervenstrecke unter der Einwirkung des Stromes
zukommt und zwar in der Weise, dass mit dem Kleinerwerden jener Be-
rührungsfläche die Widerstandszunahme an Steilheit in ihrem Verlaufe ge-
winnt. Und da ein solcher besonderer Einfluss auf die Erwärmung und
die Elektrolyse der Nervenstrecke sich nicht geltend macht, ist sofort weiter
zu schliessen, dass die Widerstandszunahme der intrapolaren Nervenstrecke
in Folge ihrer steilen weisen Verarmung an Flüssigkeit und demgemäss auch
die Verarmung selbst wachsen mit der Verkleinerung der Berührungsfläche
zwischen der positiven Zuleitungsröhre und dem Nerven.
Statt, wie vorhin, ganze Reihen von Versuchen anzustellen, kann man
auch so verfahren, dass man bei der Versuchsanordnung Fig. 1 . der einen
Zuleitungsröhre eine gewöhnliche Thonspitze giebt, die Thonspitze der
anderen Zuleitungsröhre aber mit einer scharfen vorderen Kante ver-
sieht und in den in gewohnter Weise aufgelagerten Nerven den Strom zu-
erst an der stumpferen Thonspitzenkante und nach einiger Zeit durch
Umlegen der Wippe B an der scharfen Thonspitzenkante eintreten lässt.
Nach allen unseren bisherigen Erfahrungen sollte der Widerstand der
Nervenstrecke nach dem Wechsel der Stromrichtung zuerst eine Zeit lang
abnehmen und dann zunehmen, und die Zunahme sollte im Ganzen be-
trächtlich langsamer als vor der Umkehrung der Stromrichtung erfolgen.
Statt dessen kommt hier aber kaum eine Abnahme oder jedenfalls nur eine
sehr kurze Abnahme des Widerstandes zur Beobachtung, und ihr folgt eine
Zunahme ^les Widerstandes, die viel steiler ist als die Zunahme vorder
Umbehrung (Vers. 58.). In nichts Anderem kann diese Abweichung von
dem gewohnten Verhalten des Widerstandes ihren Grund haben als darin,
dass die Verlangsamung der neuen Widerstandszunahme in Folge der Ver-
armung, welche durch die Abnahme des specifischen Widerstandes der
Nervenilüssigkeit bedingt ist, in dem vorliegenden Falle übercompensirt ist
durch die Beschleunigung, welche dieselbe Widerstandszunahme in Folge
der geringeren Grösse der Berührungsfläche zwischen dem Nerven und der
Zuleitungsröhre an der neuen Stromeintrittssteile erfährt.
Befolgt man für den Nerven des zweiten Schenkels desselben Frosches
den umgekehrten Gang , indem man in die genau wie vorher aufgelagerte
Nervenstrecke den Strom zuerst an der scharfen und später an der stum-
pferen Thonspitzenkante eintreten lässt, so ist die anfangliche Widerstands-
zunahme der Nervenstrecke viel steiler als im ersten Versuche, und nach
dem Wechsel der Stromrichtung tritt nicht nur eine lange dauernde und
12*
ISO Abscho. U. Kap. UI. § 8. Von dem SlBQuaM 4er Bertthnuigeaäche
beträchtliche Abnahme des Wideratandes ein, sondern aueh die dieser
Abnahme nachfalgende Zunahme des Widerslandes ist hier viel weniger
steil als vor der Umkehmng (Vers« 59.). Und wiederholt man daranf, um
ganz sicher zu gehen, an einem anderen Frosche difr beiden letslen Yer*
suche mit der Modification, dass man, waa wir eben am Nerven des zwei-
ten Schenkels durchführten , am Nerven des ersten Sehenkels und um-
gekehrt ausfuhrt, so bleiben die wesentlichen Eif;ebniase unserer Versuche
durchaus die nämlichen.
Uebrigens kann man bei dem in Rede steb^den Yersuchsverfahren
die vordere Kante derjenigen Tnon^tze, welche nicht in gew^koJicb^
Weise stumpf bleiben soll, statt scharf, audi sehr stumpf machen : so dass
der gewöhnlichen ThcHispitze, welche bisher die grossere BerUhningsfläehe
darbot, jetzt die kleinere Berührungsfläche zukommt (Vers. ^0.]. Man
macht alsdann im Princip die nämlichen Erfahrungen wie vorhin, nur
dass, wenn der Unterschied in der Stumpfe der beiden Kanten nicht gross
ist, die Verschiedenheiten in der Steilheit der Widerstandszunahme vor
und nach der Umkehrung der Stronuichtung mandbmal weniger eclatant
sind. Am auffälligsten sind natürlich diese Verschiedenheiten , wenn man
neben einander eine sehr stumpfe und eine scharfe Thonspitzenkante io
Anwendung bringt (Vers. 64.).
Wie schon oben (S. 178.) bemerkt worden ist, geht, wenn bei dem
Beginne der Durchströmung des Nerven der Strom an einer sehr stumfrfen
Thonspitzenkante in den Nerven eintritt, der sehr langsamen Widerstands-
zunahme der Nervenstrecke eine beträchtliche ( verzögerte ) Widerstands-
abnahme von längerer Dauer vorauf. Dieses Verhatten des Widerstandes
zu erklären hält nicht schwer, wenn man erwägt, dass die betreflfenden
Versuche nur durch die Grösse der Berührungsfläche zwischen* d«u Ner-
ven und der positiven Zuleitungsröhre . von den Versuchen des Kap. IL
§ 4 (2) abweichen. Indem in Folge der veränderten Berührungsfläche die
Widerstandszunahme der Nervenstredte in Folge der steUenweisen Ver-
armung hier im Ganzen viel weniger steil verläuft als dort, während der
Verlauf sowohl der Widerstandsabnahme in Folge der Erwärmung wie der
Widerstandsabnahme in Folge der Elektrolyse gar nicht oder doch verhält-
nissmässig nur unbedeutend verschieden ist, muss, wie einBlidiL auf Fig. 5.
lehrt, hier während der ersten Zeit nach der Schliessung der Kette die
Widerstandsabnahme in Folge der Erwärmung und in Folge der Elektrolyse
den Sieg über die Widerstandszunahme in Folge der Verarmung davon-
tragen und erst später die letztere die Oberhand gewinnen. Umgekehrt
muss offenbar, wenn die Thonspitzenkante an der Stromeintrittsstelle
scharf ist , wegen des hier im Ganzen viel steileren Verlaufes der Wider-
standszunahme in Folge der Verarmung als in den Versuchen des Kap. II.
sivigcketi dem Kenren und &ffr positiven ZoleitangsrtAre. i g 1
§ I ^) , der Sieg dieser Widekistandsumnahfne vom Beginne der DurchstrO-
mung an viel ausgesproebener sein , so dass die anfängliche Beschleuni-
gung der Widerstandsumahme unter dem Einflasse des Stromes leicht der
Beobachtung sich enlMhen kann.
Versuch 58.
(Versachsanordnung Fig. 4 .)
Wd: Capillarröhre IIL — K: i Daniell. — z^ hat eine gewöhnliche Thon-
spitze ; die vordere Kante der Thonspitze von x ist scharf gemacht.
i h. IS fn. Mittelgfosse ftana esc. ff.
17 m. Isdliiadicus auf die Zuleitungsrbfaren gelegt.
22 m. £" geschlossen. Stromeintrittbei i.
15". 89!). Der Widerstand nimmt ab.
23 m. V63.
24 m. 882. Der Widerst, verändert sich jetzt nicht meiiLlich bis
25 m. und nimmt dann zu.
26 m. 883.
27 m. 885.
29 m. 889.
30 m. 892.
92 m. 898. Sofort Wippe B umgelegt, ^o dassStrom-
eintritt bei a.
«
4 O''. 890. Der Widerst, verändert sich nicht merklich bis
1 5". und nimmt dann zu.
33 m. 902.
34 m. 9H.
35 m. 917.
36 m. 923.
37 m. 928.
38 m. 933.
40 m. 941.
42 m. 947,5. 8<rfortWipp«£ umgelegt, so dass Strom-
eintritt wieder bei b.
15". 939. Der Widerstand nimmt ab.
43 m. 933.
44 m. 928.
45 m. 924.
47 m. 921,5.
48 m. 921 . Jetzt nimmt der Widerstand zu.
49 m. 923.
50 m. 926.
182 Abschn. II. Kap. III. $ 3. Von dem EiDfliuse der B^nüftraogsfläche
i h. 52 w. 933. Sofort Wippet umgelegt, so dass Stcom-
eintritt wieder bei a.
4 5". 94 7. Der Widerstand nimmt ab.
30''. 94 6. Jetzt nimmt der Widersland zu.
53 wi. 920.
54 m. 925.
55 m. 932.
56 w. 937.
58 m. 946.
2Ä. 0 w. 957. — Ä" geöffnet. 4*^ Polarisationsablenkung.
Der Ischiadicus ist in seiner ganzen Länge erhalten und mit dem Muskel in
unversehrter Verbindung gewesen.
a6 = 7'""'; aw = 4 6"™; 6o=5"°»; 6w;«»38"~
Der Nerv ist nach Beendigung des Versuches noch dicht an der Wir-
belsäule mechanisch gut erregbar.
Versuch 59.
Alles wie beim vorigen Versuche.
2Ä. 43 TW. Vojn zweiten Schenkel des 4 A. 4Ä m. ff Frosches, 4er bis-
her enthäutet im feuchten Räume aufbewahrt worden ist,
Ischiadicus auf die Zuleitungsröhren gelegt.
46 m. Ä" geschlossen. Stromeintritt bei a.
45". 975. Der Widerstand nimmt zu.
4015.
1060.
4100.
4140.
4465. Sofort Wippe B umgelegt, so dass Strom-
eintritt bei &.
40". 1115. Der Widerstand nimmt ab.
4 050.
1005.
975.
957.
943.
920.
905.
891 .
876.
17
m.
18
m.
19
m.
20
m.
21
m.
22
m.
23
m.
24
m.
25
m.
26
m.
28
m.
30
m.
32
m.
34
m.
zwischen dem Nerven und der positiven Zuleitungsröhre. t83
867. Sofoit Wippe B umgelegt, so dass Strom-
eintritt wieder bei a.
\ 5". 862. Der Widerstand nimmt zu.
878.
892.
940.
925.
939. Sofort Wippe B umgelegt, so dass Strom-
eintritt wieder bei 6.
40". 935. Der Widerstand nimmt ab.
916.
901.
891.
878.
869.
856. — K gedffnet. 1*^ Polarisationsablenkung.
Der Ischiadicus war in seiner ganzen Länge erhalten und mit dem Muskel
in unversehrter Verbindung gewesen.
o6 = 7""; om= 15""; 60 = 5"»; 6to = 38"".
Der Nerv ist nach Beendigung des Versuches noch dicht an der Wir-
belsäule mechanisch gut erregbar.
Versuch 60.
(Versuchsanordnung Fig. 1.)
Wd: Capillarröhre III. — ÜT: 1 Daniell. — z hat eine gewöhnliche Thon-
spitze, die Thonspitzenkante von z^ ist sehr stumpf.
IIA. 29 m. Mittelgrosse Rana esc. ff.
ISA. 30 m. Vom zweiten Schenkel, der bisher enthäutet im feuchten
Räume aufbew^ahrt worden ist, Ischiadicus auf die Zulei-
tungsröhren gelegt.
35 m, it geschlossen. Stromeintritt bei 6.
ih. 36
m.
37
m.
38
m.
39
m.
40
m.
41
m.
42
m.
43
m.
44
m.
46
tn.
48
m.
52
m.
15".
744. Der Widerstand nimmt ab.
36 m.
740.
37 m.
737.
38 tn.
734.
39 m.
731,5.
41 m.
726,5.
43 m.
724.
47 m.
719. Sofort Wippe B umgelegt, so dass Strom-
eintritt bei ä.
184 Abscha. II. Kap. III. j 8. Von dem IßinfliUM fler BenUinui§§fläche
J2A. 47 m. 40''. 747, Der Widerstand nimi^t zu.
4A.
48 m.
720.
49 m.
724.
50 m.
729.
52 m.
734,5.
54 m.
739,5,
59 m.
754.
Sofort Wippe B umgelegt, so diiss Strom-
eintritt wieder bei b.
15".
750.
Der WidenstAnd nimmt ab.
0 m.
73ß.
1 m.
727.
3 m.
720.
5 m.
716.
7 m.
712.
14 m.
709,5.
SofortWippeBumgelegt, so dassStrom-
eintritt wieder Itei a.
15".
711.
Der Widerstand nimmt zu.
12 m.
715.
13 m.
749.
15 m.
7317.
•
17 m.
733.
19 m.
739.
ili
23 m.
748. -
— K eeOfifhet. Vt^^ Polarisationsablenkune.
Der Ischiadicus war in seiner ganzen Länge erhalten und mit dem Muskel
in unversehrter Verbindung gewesen.
ab s» 6,5""* ; am m 42"" ; bo = 7"" ; bfv ^ aß"". Der mAitsn Thon-
spitzenkante lag der Nerv in der Länge von S"" auf.
Nach Beendigung des Versuches ist der Nerv noch didtii an der Wir-
belsäule mechanisch gut erregbar.
Versuch ß\,
(Versuchsanordnung Fig. 1.)
Wd: Capillarröhre III. — K: \ Daniell. — Die vordere Kante der Thon-
spitze von a ist scharf, die Thonspitzenkante von z^ ist siui!f>fer als
gewöhnlich.
1 4 Ä. 16 m. Grosse Rana esc. ff.
\^h. 2\ m. Vom zweiten Schenkel, der bisher enthäutet im feuchten
Räume aufbewahrt worden ist , Ischiadicus auf die Zulei-
tungsröhren gelegt.
26 m. JST geschlossen. Stromeintritt bei 6.
EwiBohen d«in Nerven .«ad der pesUiven ZiileiliHiisrtlhse. 185
42A.
26 m.
80".
4050.
Der Wideratesd nimmt ab.
27 m.
4030.
»Sm.
1040.
29 m.
4^4.
3^ m.
993.
33 m.
989.
Der Widerstand verfinderl rieh nicht merklich bis
34 m.
und nimmt dann zu.
36 m.
990.
38 m.
993.
Sofort Wippe B umgelegt, ao dass Sir^m«-
eintritt bei o.
40".
980.
Der Widerstand nimmt zu.
30".
4040.
39 m.
40»5.
40 m.
4400.
4t m.
4490.
44 m.
4240.
4«m.
4268.
48 m.
4288.
Sofort Wippe B umgelegt, so dass Strom*
eintritt wieder. bei b.
46".
4840.
Der Widerstand nimmt ab.
4-9m.
4 425.
50 m.
4070.
54 m.
4M0.
52 «3.
4024.
54 in.
4043.
Der Widerst, verändert mch jetst nichimerklicfa bis
56 m.
und nimmt dann zu.
58 m.
4046.
Sofort Wippe B umgelegt, so dass Strom^
eintritt wieder bei a.
40".
4043.
Der Widerstand nimmt zu.
30".
4 024 .
59 m.
4035.
0 m.
4070.
4 m.
4 405.
2 m. 4 4 45. -- ir geöffnet. %^^ Polarisationsablenkung.
Der Ischiadious ist in seiner ganzen Länge erhalten und mit dem Muskel in
unversehrter Verbindung gewesen.
a6*»8'""; am«» 4«"""; 60«: 4"'"; 6ti;*i40*r
Der Nerv ist nach Beendigung des Versuches noch dicht unteihalb der
Wirbelstale meohaniseh gut erregbar.
Ig6 Abscbn. IL Kap. III. § 8. Von dem EiDfloMe der Berühninggfl&che
Eine sehr elegante Methode , den besonderen Einfluss der Grösse der
Berührungsfläche zwischen der positiven ZuleitungsrOhre und dem Nerven
zu constatiren, bietet noch das Oppositionsverfahren. Man wiederholt ge-
nau die Oppositions-Yorversuche (S. 463.] , nachdem man an den Thon-
spitzen von z^ und ^ scharfe und zwar gleich scharfe vordere Kanten her-
gestellt, die Kanten der Thonspitzen von z und C| aber unverändert, also
in der gewöhnlichen Weise gleich stumpf gelassen hat. Nicht nur ist als-
dann die Stromintensität in beiden Nervenstrecken die gleiche, sondern es
muss auch der Widerstand (der ZuleitungsrOhren und] der intrapolaren
Nervenstrecke auf beiden Seiten der nämliche sein : und in der That findet
man nach der Schliessung der Kette <2> ohngefiihr =s 1 und in den ver-
schiedenen Versuchen höchstens so unbedeutend , wie in unseren Vorver-
suchen, von 1 abweichend. Aber bei der 6 — 40 Minuten langen Durch-
strömung der Nerven nimmt 0 ausnahmslos zu, wenn der Strom bei b
und ß , und ausnahmslos ab , wenn der Strom bei a und a in die Ner-
venstrecken eintritt (Vers. 62. u. 63.]. Macht man umgekehrt die Thon-
spitzenkanten von z^ und ^, statt scharf, sehr stumpf, so dass die beiden
Nerven -diesen Kanten in viel grösserer Länge aufliegen als den unverän-
derten Kanten von z und ^, , so ist nach der Schliessung der Kette <2>
wiederum ohngefähr » i ; aber bei der Durchströmung wird jetzt 0 aus-
nahmslos grösser, wenn der Strom bei a und a, und ausnahmslos klei-
ner, wenn der Strom bei b und ß in die beiden Nerven eintritt.
Unmittelbar lehren diese Ergebnisse allerdings nur , dass die Wider-
standszunahme der Nervenstrecke unter dem Einflüsse des Stromes unter
sonst gleichen Umständen und besonders bei unvei^ndertem Widerstände
der Nervenstrecke desto steiler verläuft, je kleiner die Bertihningsfläche
zwischen der positiven Zuleitungsröhre und dem Nerven einerseits und je
grösser die Berührungsfläche zwischen der negativen Zuleitungsröhre und
dem Nerven andererseits ist , ohne dass der einen Berührungsfläche eine
grössere Bedeutung als der anderen beigemessen werden dürfte. Indessen
haben wir im vorigen § gesehen ; dass die Veränderung der Grösse der
Berührungsfläche zwischen der negativen Zuleitungsröhre und dem Ner-
ven, mochte sie den Widerstand der durchströmten Nervenstrecke vergrös-
sern od&r verkleinem, durch eine Längenänderung der Nervenstrecke,
welche d^ren Widerstand um gleichviel in entgegengesetztem Sinne ver-
änderte , in ihrem Einflüsse auf die Widerstandsveränderungen der Ner-
venstrecke unter der Einwirkung des Stromes sich compensiren liess.
Danach darf der Grösse dieser Berührungsfläche ein anderer Einfluss auf
den Verlauf der Widerstandszunahme der durchströmten Nervenstrecke,
als er dem von der Grösse dieser Berührungsfläche abhängigen Querschnitte
und Widerstände der Ner>'enstrecke zukommt, nicht zugeschrieben wer-
zwischen dem Nerven und der positiven Zuleitungsröhre. f g7
den; uad der besondere Einfluss der Grösse der Berührungsfläche zwi-
schen der positiven Zuleitungsröhre und dem Nerven ist, wie im Eingange
dieses § mittelst der Yersuchsanordnung Fig. 4 . j so nunmehr auch mittelst
des Oppositionsverfahrens selbstständig nachgewiesen.
Zu völliger Sicherheit wollen wir es aber doch nicht unterlassen, auch
noch für die Veränderung der Berührungsfläche zwischen der positiven
Zuleitungsröhre und dem Nerven die Compensation zu versuchen. Wir
wiederholen dazu genau unsere Oppositions-Yorversuche, nachdem wir
an der Thonspitze der positiven Zuleitungsröhre z^ eine scharfe Kante
hergestellt und den Abstand von ^ und ^^ so viel grösser als den von z
und z^ genommen haben , dass , wenn b und ß die nämlichen (anatomi-
schen) Stellen beider Nerven sind, beim Beginne der Durchströmung t^^^
ohngefähr = w^^ß ist. Setzt sich nun wirklich die Bedeutung der Berüh-
rungsfläche zwischen der positiven Zuleitungsröhre und dem Nerven für
die Widerstandsveränderungen der Nervenstrecke unter dem Einflüsse des
Stromes aus der Bedeutung des Querschnittes der Nervenstrecke und aus
der besonderen Bedeutung der Berührungsfläche für eben diese Wider-
standsveränderungen zusammen, so muss in unseren Versuchen, trotz der
Gompensatioti des verschiedenen Querschnittes der Nervenstredten durch
ihre verschiedene Länge, doch noch der besondere Einfluss der Grösse der
positiven Berührungsfläche sich geltend machen. Dies ist in der That bei
den Versuchen der Fall: ist auch unmittelbar nach der Schliessung der
Kette O ohngefähr s=s 4 , so nimmt es doch bei der Durchströmung regel-
mässig noch beträchtlich zu (Vers. 64.).
Versuch 62.
(Versuchsanordnung Fig. 4 3.)
K: 4 Danieirs. — z und ^^ haben gewöhnliche Thonspitzen; die vordere
Kante der Thonspitzen von z^ und ^ ist s(^arf gemacht.
i\ h, 42 m. Mittelgrosse Rana esc. ff.
4 9 m. Beide Ischiadici so auf die Zuleitungsröhren gelegt, dass a
und a und wiederum b und ß die nämlichen (anatomi-
schen) Stellen beider Nerven sind.
S^ m. £* geschlossen. Stromeintritt bei bundß,
8". 739. 0 nimmt zu.
26 m. 755.
27 m. 773.
28 m. 786.
29 m. 796.
30 m. 803.
1
188 Abschn. II. Kap. lü. § S. Von dem Sinflusee der Berölmuigsflttche
44 A. 34 m. 807,5. Sofort Wipp« B am gelegt, so dass Strom-
eintritt bei a und o.
0 nimmt ab.
-
<«". 80i.
38 m.
776.
83 in.
750.
Sin.
74«.
35 m.
71«.
36 m.
697.
37 m.
685.
Sofort Wippe B umgelegt, so dass Strom-
eintritt wieder bei'6undj9.
0 oämmt zu.
30". 703.
3« m. 720.
39 m. 740.
40 f». 755«
44 m. 770.
42 fw. 778.
43 m. 783. — K geöflbet. C. %*^ Pdarisationsabtenkuiig.
Die Nervei waren in ihrer gamien Lange erhalten , von den MoskefaEi aber
getrennt. %re Wirbeienden lagen nadi links, ihre Mui^lenden nach rechts.
ctb und a/?«8""» ; ao und «osa:4»« ; al und etAÄS«"* ; br und jB^4'6»".
Versuch 63.
Alles wie beim Vers. 62.
4 4 A. 52 m. Mittelgrosse Rana esc. ff.
59 m. Beide Ischiadici aufgelegt.
42 A. 5 m. Abgeschlossen. Stromeintritt bei a und ar.
8". 725. 0 nimmt ab.
6 wi. 746.
7 m. 708.
8 m. 698.
9 m. 688.
44 m. 667. Sofort Wippe ^umgejegt, so dajss Strom-
eintritt bei fr und ß.
0 nimmt zu.
45". 700.
42 m. 726.
43 m. 737.
45 m. 754.
zwischen dem Nerven und der positiven ZuleiNtngsröhre. t89
4ih. 47 in. 768. Sofort Wippe 1^ umgelegt, so dass Strom-*
eintritt wieder bei a und a.
45". 764. <I> nimmt ab.
48 m. 734.
49 m. 744.
80 m. 700.
24 m* 688.
83 m. 666. ^ K geöffnet. 8^^ Polarisationsablenkung.
ab und a/Js»8"" ; ao und m^kT"^ ; al und eA^%%^ ; br und ßf^\ 4".
Versuch 64.
(Versuchsanordnung Fig. 13.)
Ä': 4 Däniell. — js, f und ^^ haben gewöhnliche Tbonspitzen; die Thon-
spitzenkante von js, ist scharf. — Der Abstand von z und z^ einer-
seits und von J und ^, andererseits ist verschieden genommen.
4 A. 4 8 m. Grosse Rana esc. ff.
84 m. Beide Ischiadici so auf die Zuleitungsröhren gelegt, dass b
und ß die nämlichen (anatomischen) Stellen beider Ner-
ven sind.
88 m. AT geschlossen. Stromeintritt bei b und/9.
15". 752. e> nimmt zu.
89 m. 805.
30 m. 920.
34 m. 966. — AT geöffnet. 1 ^^ Polansationsablenkung.
Die Nerven waren in ihrer ganzen Länge erhalten , von den Muskeln aber
getrennt. Ihre Wirbelenden lagen nach rechts, ihre Muskelenden nach links.
a6= 5""; a/=1T"™; 60=6™'*^; 6r = 48'
0/9=16""; aA= 7""; /9o = 6"'°; /9^ = 42'
»mm
Imm
Versuch 65.
(Versuclisanordnung Fig. 13.)
K: 4 Daniell.
9 A. 30 m. Zwei (mittelgrosse) Ran. esc. von gleicher Grösse ff.
57 m. Beide Ischiadtci des ersten Frosehes so auf die Zuleitungs^
röhren gelegt , dass a und a und wiederum 6 und ß die
nämlidien (anatomisehen) Stellen beider Nerven sind.
59 m. Vom zweiten Frosche wird ein Jschiadicus neben den Ner-
ven N in dessen ganzer Länge und in ganz gleicher Weise
gelegt.
4 0 A. 5 m. K geschlossen. Stromeintritt bei a und ct.
190 Abschn. II. Kap. lil. $ 4. Von dem Einflüsse
4 CA. 5 m. 15". 505. O verändert sich nicht merklich bis
6 m. und nimmt dann ab.
7 m. 503.
9 m. 496.
11 m. 493.
13 m. 489. — £" geöffnet. 1^^ Polansationsabl^nkung.
Die Nerven waren in ihrer ganzen Länge erhalten , von den Muskeln aber
getrennt. Ihre Wirbelenden lagen nach rechts, ihre Muskelenden nach links.
ab und a/?=»8""" ; cd und ail=1 4"" ; bo und /?0as5"" ; br und j^^»34"^.
Weshalb oben im § 2. bei der Untersuchung des Einflusses des Quer-
schnittes der Nervenstrecke die Grössenveränderung des Querschnittes auf
den der negativen Zuleitungsröhre nächsten Theil und den mittleren
Theil der Nervenstrecke beschränkt worden ist, leuchtet jetzt ohne Weite-
res ein : die Verlegung der Grössenveränderung auf den der positiven Zu-
leitungsröhre nächsten Theil der Nervenstrecke oder ihre Ausdehnung auf
den ganzen Nerven (s. Vers. 65.; vgl. auch Vers. 53.) würde nur die
Summe der Wirkung des Querschnittes und der Wirkung der positiven
Berührungsfläche ergeben haben. Und ebenso ist nunmehr die Erfahrung
leicht verständlich , auf welche bereits im Kap. II. mehrfach hingewiesen
worden ist: dass nämlich, wenn man bei den Versuchen des Kap. II.
§ 1 (2) statt eines Nerven mehrere Nerven neben einander auf die Zulei-
tungsröhren auflagert und , ausser dass man an Stelle des flüssigen Ver-
gleichswiderstandes Wd 99 Meilen Telegraphendraht des Siemens' sehen
Rheostaten einschaltet, die Versuchsanordnung Fig. 1. ganz unverändert
lässt, im Durchschnitt eine wesentlich kleinere Widerstandszunahme bei
der Durchströmung zur Beobachtung kommt. Hier ist offenbar derEinfluss
der grösseren Stromintensität durch den Einfluss des grösseren Querschnit-
tes der Nerven und der grösseren Berührungsfläche zwischen den Nerven
und der positiven Zuleitungsröhre übercompensirt.
Zum Schlüsse mag nicht unerwähnt bleiben, dass, was über die Ge-
staltsveränderungen des durchströmten Nerven bei der eben durchgeführ-
ten Untersuchung zu ermitteln ist, im schönsten Einklänge mit unseren
obigen Ergebnissen der Untersuchung steht. Sowohl bei den ersten Ver-
suchsreihen dieses § wie bei den Oppositionsversuchen findet man nämlich,
wofern nur in den Versuchen die Stromrichtung nicht umgekehrt worden
ist, die Verengung des Nerven an der Stromeintrittsstelle regelmässig da,
wo die positive Thonspitzenkante scharf war, beträchtlicher, als wo die-
selbe Kante in gewöhnlicher Weise stumpf war, und in dem letzteren Falle
wiederum beträchtlicher, als wo die Kante sehr stumpf war. Besonders
wenn die Durchströmung nur von kurzer Dauer (5 — 10 Min.) war, ist bei
der Lebensföhigkeit des Nerven. 191
»
jenen Versuchen die Bedeutung der Thonspitzenkante an der Stromein-
trittsstelle für die Verengung des Nerven an eben dieser Stelle nicht zu
verkennen: war die Kante sehr stumpf, so ist die Verengung alsdann nur
ganz undeutlich; war die Kante in gewöhnlicher Weise stumpf, so ist die
Verengung wohl deutlich, aber noch gering; war endlich die Kante scharf,
so ist die Verengung trotz der kurzen Dauer der Durchströmung schon
recht beträchtlich. — An der Stromaustrittsstelle des Nerven tritt bei den
Versuchen, auch wenn die negative Thonspitzenkante sehr scharf ist, eine
Verengung des Nerven nicht ein.
§ 4. Von dem Einflasse der Lebensfähigkeit des Nerven.
Zu unseren bisherigen Oppositions versuchen hatten wir stets die bei-
den Ischiadici desselben Frosches als Nerven von gleicher Lebensfähigkeit^
verwandt, weil die verschiedene Lebensfähigkeit der Nerven verschiedener
Thiere in nichts Anderem als in chemischen Verschiedenheiten der Nerven
begründet sein kann und deshalb ein Einfluss der Lebensfähigkeit des Ner-
ven auf die Widerstandsveränderungen der durchströmten Nervenstrecke
von vornherein durchaus wahrscheinlich sein musste. Richten wir nun-
mehr unsere Untersuchung auf diesen Punkt, so finden wir unsere Vor-
aussicht vollkommen bestätigt : die verschiedene chemische Beschaffenheit
der verschieden lebensfähigen Nerven spricht sich in dem verschiedenen
specifischen Widerstände derselben aus, und von der Lebensfähigkeit oder
also dem specifischen Widerstände des Nerven sind wesentlich abhängig
die Veränderungen, welche der Widerstand der durchströmten Nerven-
strecke unter dem Einflüsse des Stromes erfährt.
In der Regel schon unter frisch eingefangenen Fröschen , wenn man
sie nur in grösserer Zahl beisammen hat, jedenfalls aber unter Fröschen,
welche einige Zeit ohne Nahrung aufbewahrt worden sind, fallen, während
die meisten bei der Annäherung an den Behälter und zumal bei Erschütte-
rungen desselben munter und lebhaft umherspringen , einzelne durch ihre
Apathie und durch die Trägheit in ihren Bewegungen auf. Diese Frösche
sind offenbar krank und lassen sich auch in den Töpfen nicht mehr lange
lebend erhalten ; tödtet man sie , so nimmt man bei der oberflächlichen
Untersuchung hin und wieder gar keine besonderen pathologischen Er-
i) Indem wir zuerst die »Lebensfähigkeit« von der »LeistungsfUhigkeitn, unter wel-
cher sie bisher mitverstanden worden ist, trennen, wollen wir nicht unterlassen, was
eigentlich schon in der gewählten Bezeichnung enthalten ist, noch 'besonders anzumer-
ken : dass die Lebensfähigkeit der Nerven gegeben ist durch die Zeit, während welcher
die Nerven unter genau denselben Verhältnissen nach dem Tode der Thiere oder nach
der Trennung der Nerven von den lebenden Gesammtorganismen lebend d. h. zunächst
leistungsfähig — - fähig, Muskelzuckung herbeizuführen — bleiben.
193 Abschn. II. Kap. III. § 4. Vod dem Einflüsse
scfaeinuiigeii wahr, httufig aber sehen die Bfuskeln weisslich aus^, und stets
sind die Nerven dieser Frösche den Nerven der monlefen Frösche gegen-
über von nur geringer Lebensfähigkeit. Ebenso sind' die Nerven von Frö-
^ben, weldie längere Zeit ohne Nahrung aufbewahrt worden mid, viel
weniger lebensfilfaig als die Nerven frisch eingefangener Fr(fsche, und zwar
ist die Lebmisfähigkeit jener Nerven deste geringer , je grösser der Stoflf-^
Wechsel der hungernden Thiere gewesen ist : im Hoehsommer hat sdtum
wenige Te^e nach dem Einfangen der Frösche die Lefoensftihigkeit der
Nerven eben so sehr gelitten , wie im Winter , wenn dann nur die Frösche
an einem kühlen Orte gehalten wurden, erst nach Monaten, Endlich sind
noch von einer ganz auffallend geringen Lebensfähigkeit die Nerven der-
jenigen Winterfrösche, welche von der Seuche befallen worden sind, deren
Zeichen schon E. du Bois-Reymond ausführlich angegeben hat^.
Wir wiederholen nunmehr unsere Oppositions-Yorversuche (S. 463,)
mit der einzigen Abänderung , dass wir, statt die beiden Ischiadici dessel-
ben Frosches zu verwenden, immer die Ischiadici von zwei gleich grossen,
aber in verschiedenem Ernährungs- oder Gesundheitszustande befindlichen
Fröschen in Vergleich ziehen. Der eine Frosch sei z. B. frisch eingefan^n
und munter, der andere aber lange ohne Nahrung aufbewahrt , am besten
überwintert; oder beide Frösche seien frisch eingefangen, aber nur der
eine ganz munter, der andere dagegen apathisch und krank; oder endlich
beide Frösche seien gleich lange gefangen gehaltene Winterfrösche, der eine
aber noch munter und gesund, während der andere von der Senche befallen
ist. Ist alsdann der weniger lebensfähige Nerv über z und z^ gebrückt, so
ist stets CP unmittelbar nach der Schliessung der Kette viel kleiner als 4
(etwa s= % — %) , und bei der 6 — 10 m. langen Durchströmung nimmt es
noch ab oder bleibt constant oder nimmt höchstens nur ganz unbedeutend
zu. Dabei ist eine Querschnittsverschiedenheit der beiden v^^ehieden
lebensfähigen Nerven in entsprechender Weise nicht zu constatiren und
sicherlich auch nicht annähernd in solchem Grade vorhanden, dass aus ihr
unsere Yersuchsergebnisse sich erklären Hessen. Mit der Lebensfähigkeit
des Nerven wächst also der specifische Widerstand desselben und nimmt
die Widerstandszunahme der intrapolaren Nervenstrecke unter dem Ein-
flüsse des Stromes an Steilheit in ihrem Verlaufe zu.
Zur Controle dehnen wir die Untersuchung noch auf die Nerven ver-
schiedener Frösche aus, welchen eine wesentlich verschiedene Lebens-
fähigkeit von vornherein zuzuschreiben kein Anlass ist, lAlem wir die
Nerven von zwei gleich grossen Fröschen desselben Fanges , welche scjit
1) E. du BoiS'Heymond f Untersuchungen u. s. w. Bd. Q. Abth. I. S. iM*.
2) Ders., Untersuchungen u. s. w. Bd. U. Abth. L S. 469 — 470*.
der Lebensfähigkeit des Nerven. 1 93
dem Fange unter denselben Umständen aufbewahrt und zur Zeit gleich
munter und lebhaft sind , zu eben solchen Versuchen benutzen. Hier ist
alsdann 0 unmittelbar nach der Schliessung der Kette bald etwas grösser
bald etwas kleiner als 1 , aber bei weitem nicht so viel von \ abweichend,
wie es vorhin der Fall war. Und wie dies nur naturgemäss ist, da wir ja
gewissermassen nur in den Extremen aus dem Verhalten der Thiere die
Lebensfähigkeit ihrer Nei*ven ohne Weiteres entnehmen können, so stimmt
es auch weiter ganz mit dem, was wir vorhin fanden, überein, dass in
diesen Versuchen (P zunimmt, wenn es nach der Schliessung der Rette
grösser , dagegen abnimmt, wenn es nach der Schliessung der Kette klei-
ner als 4 gewesen war.
Versuch 66.
(Versacbsaaordnung Fig. 43.)
K: 1 Daniell.
\^h, 43 m. Zwei gleich grosse Ran. esc. ff. — Frosch I ist Anfangs
November gefangen und überwintert; Frosch II ist eben
im Frühjahre gefangen.
53 m. Beide rechte Ischiadici so auf die Zuleitungsröhren gelegt,
dass a und a und wiederum b und ß die nämlichen (ana-
tomischen) Stellen beider Nerven sind. — Der Nerv von
Frosch I liegt au. ä^ , der Nerv von Frosch II ^ u. C, auf.
i2h. 0 171. K geschlossen. Stromeintritt bei a und a.
80". 560. 0 nimmt langsam zu.
4 m. 565.
2 m. 570.
4 m. 575.
6 iw. 579. K geöffnet.
Die Nerven waren in ihrer ganzen Länge erhalten , von den Muskeln aber
getrennt.
ab und aß = 8"»""; br und ßq = 1 <"»" ; ao und ao = 6™"» ; al und aX =
34mm _ Die Wirbelenden der Nerven lagen nach links, die Muskelenden
nach rechts.
1 2 A. 86 m. Beide linke Ischiadici so auf die Zuleitungsröhren gelegt, dass
a und a und wiederum b und ß die nämlichen (anatomi-
schen) Stellen beider Nerven sind. — Der Nerv von Frosch I
liegt £ und f , , der Nerv von Frosch 11 a und z^ auf.
30 m. K geschlossen. Stromeintritt bei a und a.
1 0". 91 6. 0 verändert sich in der ersten halben Min. kaum
und nimmt dann ab.
H. M « D k , Untersnchiingen etc. 4 3
194 Abschn. II. Kap. III. f. 4. Von dem Einflasse
iih. 31 m. 9U.
32 m. ^ 941,5.
34 ffi. 908,5.
36 m. 905. K geOffnet.
a6 und a/? Ä 8"" ; fcrssia*"; /^gsslB""; ao und ao » 5"'"' ; o/ und aA
=s 35""'. — Sonst Alles wie vorhin.
Versuch 67.
(Versuchsaliordnung Fig. 43.}
K: 4 Daniell.
4 0 A. 20 m. Zwei gleich grosse und gleich muntere (Frühjahrs-) Frösche
von demselben Fange ff. — Dem Aussehen des Fleisches
nach zu urtheilen, muss der Nerv von Frosch I lebens-
fähiger sein als der Nerv von Frosch II.
28 fn. Beide rechte Ischiadici so auf die Zuleiiungsröhren gelegt,
dass a und a und wiederum 6 und ß die nämlichen (ana-
tomischen ) Stellen beider Nerven sind, — Der Nerv von
Frosch I liegt ^ u. ^, , der Nerv von Frosch 11 z u. z^ auf.
34 m. K geschlossen. Stromeintritt bei a und a.
15''. 686. 0 nimmt ab.
35 «w. 678.
36 iw. 671,5.
37 m. 666.
39 m. 659.
44 m. 653.
44 m. 647. Ä' geöffnet.
Die Nerven waren in ihrer ganzen Länge erhalten , von den Muskeln aber
getrennt.
ab und aß = 8"" ; ao und ao = 6"" ; al und aX = 36"" ; 6r = 4 1 "" ;
ßQ=i 42"". — Die Wirbelenden der Nerven lagern nach links, die Mus-
kelenden nach rechts.
4 1 A. 9 m. Beide linke Ischiadici so auf die Zuleitungsröhren gelegt,
dass a und a und wiederum b und ß die nämlichen (ana-
tomischen ) Stellen beider Nerven sind. — Der Nerv von
Frosch I liegt zu. js, , der Nerv von Frosch II ^ u. ^^ auf.
48 m. K geschlossen. Stromeintritt bei a und a.
15''. 856. a> nimmt ab.
49 m. 855.
24 m. 852.
der Lebensfähigkeit des Nerven. 1 95
HA. 28 m. 845. K geöffnet.
afe und a/5= 8"" (a/9 eine Spur kleiner) ; ao=6"»"»; aZssSö""; ferÄ^™"';
ao=r5»»; a;i=3o"°; /9^=«3™». — Sonst Alles wie vorhin.
Versuch 68.
(Versuchsanordnung Fig. 43.)
K: \ Daniell.
2 A. 32 w. Zwei gleich grosse Ran. esc. ff. — Frosch I ist frisch
gefangen und sehr munter; Frosch 11, vor einiger Zeit
gefangen, ist krank.
40 771. Beide rechte Ischiadici so auf die Zuleitungsröhren gelegt,
dass a und o und wiederum h und ß die nämlichen (anato-
mischen] Stellen beider Nerven sind. Der Nerv von Frosch I
liegt 5 und f, , der Nerv von Frosch II z und z^ auf.
45 m. K geschlossen. Stromeintritt bei a und a.
\h". 6U. a> nimmt ab.
46 m. 609.
47 m, 602.
49 m. 592.
51 171. 584. Sofort Wippe B umgelegt, so dass Stroineintritt
bei b und ß,
10''. 600. a> nimmt zu.
52 m. 6U.
54 m. 625.
56 m. 628. K geöffnet.
Die Nerven waren in ihrer ganzen Länge erhalten, von den Muskeln aber
getrennt. *
afe und a/? = 8"»« ; ao und ao = 4™™; a/=30«»"; 67^=13"«; of^ = 28"»™;
j^g=s9'*". — Die Wirbelenden lagen nach links, die Muskelenden nach
rechts.
Da m;^ nahezu verschwindet gegen Wg (s. o. S. 109.), ist die Verände-
rung, welche der specifische Widerstand des Nerven mit der Lebensfähig-
keit desselben erfohrt, auf Rechnung yonwf zu setzen. Und will man
nicht die offenbar gezwungene , durch Nichts gestützte und an sich höchst
unwahrscheinliche Annahme machen, dass mit der Abnahme der Lebens-
fähigkeit ohne wesentliche Veränderung des Nervenquerschnittes — etwa
durch eine Schrumpfung der Gerttsttheilchen — die zwischen diesen be-
findlichen engen Röhrchen wesentlich sich erweitern , so muss man dann
die erkannte Veränderung des Nervenwiderstandes in einer Veränderung
des specifischen Widerstandes der Nervenflttssigkeit begründet sein lassen.
43*
196 Abschn. II. Kap. III. § 4. , Von dem Einflüsse
Wie es denn auch ein physiologisches Postulat ist, dass Ernäbrungsst^
rungen im Thierkörper, wenn nicht ausschliesslich, so doch jedenfalls zuerst
und überwiegend auf die Constitution der Nervenfltissigkeit einwirken.
Mit dein specißschen Widerstände der Nervenfltissigkeit müssen nun
— bei der gleichen Stromintensität — sowohl die WUrmeentwickelung in
der durchströmten Nervenstrecke wie die Menge der in ihr abgeschiedenen
Ionen [s. o. Abschn. I. Kap. I. § 4 (5)] und demgemäss auch die auf bei-
den Ursachen beruhende Widerstandsabnahme der Nervenstrecke wach-
sen. Daraus, dass mit der Lebensfähigkeit des Nerven resp. dem specifi-
schen Widerstände der Nervenflüssigkeit die Widerstandszunahme der
Nervenstrecke unter dem Einflüsse des Stromes an Steilheit in ihrem
Verlaufe gewinnt, ist daher unmittelbar zu folgern, dass die Widerstands-
zunahme der Nervenstrecke in Folge ihrer stellenweisen Verarmung an
Flüssigkeit und daher auch die Verarmung selbst mit der Lebensfähigkeit
des Nerven resp. dem specifischen Widerstände der Nervenflüssigkeit zu-
nehmen. Und in Uebereinstimmung hiermit findet man auch , wenn man
bei den obigen Versuchen auf die Formverändeiningen des durchströmten
Nerven achtet , die Verengung des Nerven in der Stromeintrittsgegend an
dem lebensfähigen Nerven schon deutlich sichtbar zu der Zeit, zu welcher
sie wegen der kurzen Dauer der Durchströmung an dem wenig lebensfähi-
gen Nerven noch gar nicht oder wenigstens kaum zu bemerken ist.
Was wir eben sagten, dass mit dem specifischen Widerstände der
Nervenflüssigkeit die Widerstandsabnahme der Nervenstrecke in Folge der
Elektrolyse wachsen muss, dürfte vielleicht nicht ganz vorwurfsfrei er-
scheinen. Man könnte einwenden wollen, dass, wenn auch die Quantitäten
der in der Nervenflüssigkeit abgeschiedenen Ionen zunehmen, doch die in
Folge der chemischen Verschiedertheit der Nervenflüssigkeit überhaupt an-
ders gearteten Ionen möglicher Weise die Leitungsfähigkeit der Nerven-
flüssigkeit viel weniger verbesserten. Indessen können wir wider diesen
Einwand uns darauf berufen , dass unten im § 5 (1j für einen ähnlichen
Fall geradezu sich zeigen wird, dass der specifische Widerstand der Ner-
venflüssigkeit in Folge der Elektrolyse desto mehr abnimmt, je grösser er
beim Beginne der Durchströmung war. Ausserdem genügte es , was die
Hauptsache betrifit, darauf aufmerksam zu machen, dass die Widerstands-
abnahme der Nervenstrecke in Folge der Elektrolyse während der ersten
Zeit nach der Schliessung der Rette, um welche es hier nur sich gehandelt
hat, in ihrer absoluten Grösse der Widerstandsabnahme in Folge der Er-
wärmung und der Widerstandszunahme in Folge der Verarmung gegen-
über immer nur unbedeutend ist (vgl. Fig. 42. ) : schon deshalb würde,
wie auch die Widerstandsabnahme in Folge der Elektrolyse sich verhal-
ten mag , was wir für die Widerstandszunahme in Folge der Verarmung
der Lebensfähigkeit des Nerven. 1 97
vorhin erschlossen haben , einem bereehtigten Zweifel nicht unterliegen
können *.
Sowohl über die VerJindening des specifischen Widerstandes des Ner-
ven wie auch besonders über die Veränderung der Widerstandszunahme
der durchströmten Nervenstrecke mit der Lebensfähigkeit des Nerven sam-
melt man übrigens schon gute Erfahrungen, wenn man zur ersten Orien-
iirung in dem uns beschäftigenden Gebiete die^Yersuche des Kap. IL recht
zahlreich anstellt und die Frösche, wie sie gerade zur Hand sind, verwen-
det. Der grössere anfängliche Widerstand und die grössere Steilheit der
Widerstandszunahme der durchströmten Nervenstrecke bei den Nerven
gesunder und frisch eingefangener Frösche gegenüber den Nerven kranker
oder lange aufbewahrter Frösche sind dabei so in die Augen springende
Erscheinungen, dass sie selbst dem unaufmerksamen Beobachter nicht
entgehen können ; auch geht bei den letzteren Nerven hin und wieder der
sehr langsamen Zunahme des Widerstandes noch eine beträchtliche und
mehrere Minuten dauernde Abnahme desselben vorauf. Doch sind diese
Versuche , in welchen mit dem specifischen Widerstände des Nerven auch
noch die Intensität des die Nervenstrecke durchsetzenden Stromes ver-
schieden ist und der Einfluss des specifischen Widerstandes vielleicht,
wenngleich nicht wahrscheinlich , nur durch die Anwesenheit des gegen
den Widerstand der Nervenstrecke wohl in Betracht kommenden flüssigen
Vergleichswiderstandes hervortritt, für die Ableitung des Einflusses der
Lebensfähigkeit auf die Widerstandszunahme der Nervenstrecke in Folge
der Verarmung nicht so gut wie die Oppositionsversuche zu verwenden,
weil bei ihnen in der Nervenstrecke von dem grösseren specifischen Wi-
derstände möglicher Weise eine geringere Wärmeentwiokelung durch den
Strom statthat.
So lange die Lebensfähigkeit der Nerven nur durch deren Fähigkeit,
Muskelzuckung herbeizuführen, sich bestimmen liess, konnte der Verdacht
bestehen bleiben, dass die verschiedene Lebensfähigkeit verschiedener
Nerven vielleicht nur eine scheinbare und auf die entsprechend verschie-
dene Lebensfähigkeit ihrer Muskeln zurückzuführen wäre. Dieser Verdacht
musste fortfallen durch die Erfahrung du Bois-ReymoncFs , dass die Stärke
des Nervenstromes mit der Lebensfülle der Thiere steigt und fällt ^. Jetzt
kommt durch die vorstehenden Untersuchungen zu . der verschiedenen
Stärke des Nervenstromes als weitere physikalische Charakteristik der
^) Hinsichts des durch die verschiedene Grösse der inneren Polarisation von ab und
aß in die Yersuchsergebnisse eingeführten Fehlers lässt sich hier dasselbe , wie oben
S. 168. Anm., geltend machen.
2) E. du Bois-Beymond , Untersuchungen u. s. w. Bd. H. Abth. 1. S. 287 *,
t9S Abschn. 11. Kapili. § 5. Von dem Einflüsse
verschieden lebensfähigen Nerven ihr verschiedener specifischer Wider-
stand noch hinzu.
Harless iässt die Substanz des frischen Nerven den elektrischen Strom
14, 86 mal besser leiten als destillirtes Wasser und giebt an, dass bei sei-
nen Bestimmungen Schwankungen zwischen 12,6 und 47,S vorgekommen
seien : diese Schwankungen sind nach ihm aus denjenigen Schwankungen
zu erklären, welchen die Mischungsverhältnisse verschiedener Nerven im
frischen Zustande unterworfen sein werden ^ Stehen wir hier von jeder
Discussion der Genauigkeit der Harless'schen Ergebnisse ab, so wtirde auf
Grund unserer Untersuchungen die kleinste Harless^sche Zahl für die am
meisten lebensfähigen Nerven , die grösste für die am wenigsten lebens-
fähigen Nerven in Anspruch zu nehmen sein ; doch würde die letztere Zahl
nach unseren Erfahrungen und in Uebereinstimmung damit, dass Harless
die Nerven kranker und ausgehungerter Thiere nicht untersucht hat , für
noch zu klein erklärt werden müssen.
§ d. Von dem Einflösse des natürlichen Todes des Nerven.
(i.) Von dem Einflüsse der Zeit nach dem Tode des Thieres.
Die Untersuchungen des Kap. II. führen gelegentlidi auch zu Erfah-
rungen darüber, wie mit der Zeit nach dem Tode des Thieres der speci-
fische Widerstand des Nerven und die Widerstandszunahme der durch-
strömten Nervenstrecke sich verändern. In dem sehr nahe liegenden
Bestreben, die Widerstandsveränderungen der durchströmten Nervenstrecke
vom Leben und Tode des Nerven abhängig oder unabhängig zu erkennen
und zu Studiren , arbeitet man schon sehr früh nicht nur mit Nerven eben
getödteter Thiere, sondern auch mit solchen Nerven, welche dem vor lan-
ger Zeit getödteten Thiere für den Versuch entnommen sind. Dabei stellen
sich denn bei den letzteren Nerven der specifische Widerstand grösser und
die Widerstandszunahme bei der Durchströmung steiler heraus als bei den
ersteren Nerven ; und der Unterschied ist desto auffallender, je näher die
letzteren Nerven dem Tode oder der Fäulniss sind.
Um exacte und auch feinere Ergebnisse zu gewinnen , verfahren wir
auf zweierlei Weise, indem wir uns der Yersuchsanordnungen Fig. 1 . oder
Fig. 13. bedienen.
Im ersten Falle untersuchen wir bei unveränderter Yersuchsanordnune;
und bei unveränderten und unverrückbar festgestellten Zuleitungsröhren
1) E. Harless, Molekulare Vorgänge in der Nervensubstanz. I. Abhandlung. Ab-
handlungen der mathem.-physik. Classe der Bayer. Akad. d. Wiss. Bd. VIII. Abth. II.
S. 345*; — Neurophysiologische Forschungen. S. 46 — 47*.
des natürlicheo Todes des Nerven. 199
nach der Auflagerung gleicher (anatomischer) Stellen auf die Zuleitungs-
röhren die beiden Nerven eines getödteten Thieres mit einer kleineren oder
grösseren Zwischenzeit nach einander. Wir wählen ferner eine Anzahl
gleich grosser und gleich munterer Frösche von demselben Fange aus und
untersuchen deren sämmtliohe Nerven so, wie eben die beiden Nerven
desselben Thieres, zu Verschiedenen Zeiten nach dem Tode der Thiere.
Und zwar prüfen wir hier entweder den ersten Nerven eines jeden Thieres
unmittelbar nach dem Tode dieses und nur den zweiten Nerven zu einer
für die verschiedenen Versuche verschieden laqgen Zeit nach dem Tode
des Thiei^es , oder wir lassen für alle ersten wie zweiten Nerven mit man-
nigfachen und leicht zu ersinnenden Modificationen zu einer verschieden
späten Zeit nach dem Tode des Gesammtorganismus die Durchströmung
eintreten. Es versteht sich von selbst, dass bis zur Untersuchung der Ner-
ven die enthäuteten, sonst aber unversehrten Schenkel hier, wie überall
sonst, im feuchten Räume aufbewahrt werden.
Im zweiten Falle, wenn wir unser Oppositions verfahren in Anwendung
ziehen, tödten wir von einer ausgewählten Anzahl gleich grosser und gleich
munterer Frösche desselben Fanges die eine Hälfte und vergleichen nach
gewissen und wiederum vielfach variirten Fristen deren Nerven mit den
Nerven der anderen Hälfte von Fröschen , welche entweder jedes Mal erst
unmittelbar vor dem Versuche oder wenigstens einige Zeit später als die
erste Hälfte der Frösche getödtet werden. Wir wiederholen also genau
unsere Oppositions- Vorversuche (S. 463.), nur mit der Modification, dass
wir zwei Nerven in Vergleich ziehen, deren Gesammtorganismen verschie-
den lange todt sind.
Zur Controle dienen in beiden Fällen einmal Versuche, an den beiden
Nerven desselben Thieres unmittelbar nach einander (beim ersten Ver-
fahren) resp. zugleich (beim zweiten Verfahren) zu irgend einer Zeit nach
dem Tode des Thieres angestellt, und sodann auch entsprechende Ver-
suche an den Nerven zweier gleichzeitig getödteter Thiere. Man findet, um
dies sogleich vorwegzunehmen, bei den ersteren Versuchen immer und
meist auch bei den letzteren Versuchen nur massige Abweichungen der
beiden Nerven. Nur wenn die Thiere schon lange todt sind, kommen bei
den letzteren Versuchen grössere Abweichungen der beiden Nerven vor :
wie es auch von vornherein nicht anders sich erwarten Hess , da die Ner-
ven der verschiedenen ausgewählten Frösche immerhin noch von verschie-
dener Lebensfähigkeit sein werden und demgemäss gewiss auch verschie-
den oder wenigstens verschieden rasch mit der Zeit nach dem Tode der
Thiere sich verändern werden.
200 Abschn. 11 Kap. III. § 5 (4). Von dem Einflüsse
Die folgende Versuchsreihe (Vers. 69 — 74.) ist am 20. November bei
13Vs®C. Zimmertemperatur an Anfangs November eingefangenen,
gleich grossen und gleich munteren Fröschen angestellt. Die Zim-
mertemperatur war in den Tagen vom 4 4. bis 20. November von
16®C. aus allmählich auf i3%^C. gesunken. — Versuchsanord-
nung Fig. 43. — K: 1 Daniell.
Versuch 69.
Auf « und z^ der rechte Ischiad. eines am 1 7. November 3 Uhr Nach-
mittags ff Frosches gelegt. Die Consistenz des Nerven ist etwas vermehrt.
Die Gastrocnemien getrübt , noch nicht faulig. — Auf ^ und t^ der rechte
Ischiad. eines am 1 4. Nov. 8 Uhr Morgens ff Frosches gelegt. Die Consi-
stenz des Nerven ist gegen den frischen Nerven nicht vermehrt. Die Mus-
keln breiig zerfliessend.
\ h. 35 m, Ischiadici aufgelegt (so dass a und a und wiederum b und ß
die nämlichen anatomischen Stellen beider Nerven sind) .
40 m. JST geschlossen. Stromeintritt bei b und ß,
\ V\ 851 . <D verändert sich nicht merklich bis
45 m.
Versuch 70.
Auf % und JS| der rechte Ischiad. eines am 1 6. Nov. 8 Uhr Morgens
ff Frosches gelegt. Die Consistenz des Nerven ist auffallend vermehrt. Die
Muskeln faulig. — Auf ^ und ^( der rechte Ischiad. eines am \ 7. Nov.
3 Uhr Nachmittags ff Frosches gelegt. Die Consistenz des Nerven ist deut-
lich vermehrt. Die Muskeln todtenstarr.
%h. 4 3 fn. Ischiadici aufgelegt.
%%m, K geschlossen. Stromeintritt bei 6 und ß.
T. 920. 0 nimmt ab.
24 m. 910.
26 m. 904.
28 m. 900.
Versuch 1\.
Auf Ä und Ä, der linke Ischiad. des am 46. Nov. ff Frosches, dessen
rechter Ischiad. zum vorigen Versuche benutzt ist, gelegt. — Auf f und ^j
der rechte Ischiad. eines eben 2 h. 41 m. ff Frosches gelegt.
2 h. 49 m, Ischiadici aufgelegt.
55 m. K geschlossen. Stromeintritt bei b und ß.
der Zeit nach dem Tode des Thieres. 20 t
2^. 55 m. 10''. 1100. e> nimmt ab.
56 m. 1097.
58 m. 1088.
3 h. %m, 108«,5.
Versuch 72.
Auf z und jS| der linke Ischiad. des am 17. Nov. ff Frosches, dessen
rechter Ischiad. zum Vers. 70. benutzt ist , gelegt. — Auf ^ und f , der
rechte Ischiad. eines am 19. Nov. IOV4 Uhr Abends ff Frosches gelegt.
Die Oberschenkelmuskeln sind etwas getrübt, sonst sieht der Schenkel
noch ganz frisch aus. Bei der Durchschneidung der Oberschenkeläste
zucken Muskeln schwach , ebenso bei der Trennung des Nerven vom Un-
terschenkel. Durch Rupferzinkbogen war der Nerv nirgends mehr erregbar.
3 ^. 23 m. Ischiadici aufgelegt.
29 m. K geschlossen. Stromeintritt bei b und ß.
10". 980. 0 nimmt zu.
30 m. 985.
32 m. 991.
35 m. 1000.
Versuch 73.
Auf z und z^ der linke Ischiad. des am 19. Nov. ff Frosches, dessen
rechter Ischiad. zum vorigen Versuche gedient hat, gelegt. — Auf f und t,
der rechte Ischiad. eines am 20. Nov. 7% Uhr Morgens ff Frosches ge-
legt. Mit Rupferzinkbogen werden noch dicht an der Wirbelsäule vom
Nerven aus Zuckungen erlangt.
3 h, 54 m. Ischiadici aufgelegt.
59 m. K geschlossen. Stromeintritt bei b und ß.
T. 681 . © nimmt ab.
4Ä. 0 m. 670.
2 m. 657.
5 m. 652.
Versuch 74.
Auf z und 5P| der linke Ischiad. des am 20. Nov. 7% Uhr Morgens
ff Frosches , dessen rechter Ischiad. zum vorigen Versuche gedient hat,
gelegt. — Auf f und ^, der linke Ischiad. des am 20. Nov. 2 A. 41 m. Nach-
mittags ff Frosches, dessen rechter Ischiad. zum Vers. 71. benutzt ist,
gelegt.
4A. 19 m. Ischiadici aufgelegt.
25 m. K geschlossen. Stromeintritt bei b und ß.
202 Abschn. II. Kap. III. §5 (4). Von dem Einflösse
4 h. 25 m. 1 0". 861 . <2> nimmt sehr langsam zu, so dass
28 m. 863. und verändert sich dann nicht merklich bis
34 m.
Die Nerven waren immer in ihrer ganzen Liinge erhalten , von den Mus-
keln aber getrennt. Ihre Wirbelenden lagen nach rechts, ihre Muskelenden
nach links.
Mit Abweichungen von höchstens l'^'^bei cd (und al), bo {undßo) und
br (und ßo) waren bei allen Versuchen der Reihe :
ab und a/?«9"»">; al und ää=:13"»">; fco und /J^sx?"""»; br und /»pasST»».
(Vgl. noch die an den beiden Nerven desselben Frosches angestellten
Vers. 5 und 45.).
Bei jedem Verfahren gewinnt man durch die einzelne Versuchsreihe,
je nachdem sie mehr oder weniger ausgedehnt ist, eine mehr oder minder
gute Einsicht, durch viele Versuchsreihen aber eine recht vollkommene
und zuverlässige Einsicht in die Veränderungai , welche der specifische
Widerstand des Nerven und die Widerstandszunahme der durchströmten
Nervenstrecke mit der Zeit erfahren. Die Ergebnisse der Untersuchung
stimmen bei beiderlei Verfahren überein und sind folgende :
4 ) Bei dem Nerven grosser Lebensfähigkeit wächst der specifische Wi-
derstand der betrachteten Nervenstrecke nach dem Tode des Thieres zu
einem Maximum an, das nicht viel grösser ist als der ursprüngliche Wider-
stand, und fällt darauf wieder zu einem Minimum ab, welches dem ur-
sprünglichen Widerstände der Nervenstrecke etwa gleichkommt. Vom
Minimum aus nimmt der specißsche Widerstand zum zweiten Male und
zwar mit anfangs beschleunigter und später verzögerter Geschwindigkeit
zu , erreicht ein zweites Maximum , welches mehrmals grösser ist als das
erste Maximum , und wird danach mit erst beschleunigter und dann ver-
zögerter Geschwindigkeit kleiner. Die Dauer der ersten Zunahme des Wi-
derstandes ist verhältnissmässig nur klein gegenüber der Dauer der ersten
Abnahme des Widerstandes und diese verhältnissmässig wiederum nur
klein gegenüber der Dauer der zweiten Zunahme des Widerstandes.
Eine graphische Darstellung dieser Erfahrungen giebt auf Grund der
Versuche für einen Nerven grosser Lebensfähigkeit bei 4 5 — 4 8®C. Zim-
mertemperatur die ausgezogene Curve der Fig. 45.: sie ist die Curve
des specifischen Widerstandes einer (etwas unterhalb des Abganges des
stärksten Oberschenkelastes gelegenen und) 6 — 40'"™ langen Nervenstrecke,
bezogen auf die Zeit nach dem Tode des Thieres.
2) Bei dem Nerven geringer Lebensfähigkeit nimmt der specifische
Widerstand der betrachteten Nervenstrecke nach dem Tode des Thieres zu
einem Minimum ab, welches wesoatlich kleiner als der ursprüngliche Wi-
der Zeit nach dem Tode des Thieres. 203
Fig. 15.
derstand ist, wächst darauf mit anfangs beschleunigter und später verzö-
gerter Grescb windigkeit zu einem Maximum an, welches den ursprünglichen
Widerstand weit übertrifit , und wird schliesslich mit erst beschleunigter
und dann verzögerter Geschwindigkeit kleiner. Die Dauer der ersten Ab-
nahme des Widerstandes ist auch hier verhältnissmässig nur klein gegen-
über der Dauer der nachfolgenden Zunahme des Widerstandes ; die Ge--
sammtdauer der Widerstandsveründerungen , bis das Maximum erreicht
ist, ist aber hier viel kleiner als die Gesammtdauer der Widerstandsver-
cinderungen bei dem Nerven grosser Lebensfähigkeit, bis bei diesem das
Maximum des Widerstandes eintritt.
Der ausgezogenen Curve der Fig. 1 5. sonst entsprechend , giebt eine
graphische Darstellung dieser neuen Erfahrungen für einen Nerven sehr
geringer Lebensfähigkeit auf Grund der Versuche die punktirte Curve der
Fig. 15.
3) Mit jeder Abnahme des specifischen Widerstandes der Nerven-
strecke mit der Zeit wird die Steilheit der Widerstandszunahme* der Ner-
venstrecke unter dem Einflüsse des Stromes kleiner, und mit jeder Zunahme
jenes specifischen Widerstandes wird die Steilheit dieser Widerstandszu-
nahme grösser; auch ist die Veränderung der Steilheit der Widerstands-
zunahme immer desto grösser, je grösser die Veränderung des specifischen
Widerstandes der Nervenstrecke ist. Die Veränderungen, welche die Steil-
heit der Widerstandszunahme der Nervenstrecke unter dem Einflüsse des
Stromes mit der Zeit nach dem Tode des Thieres erfährt, sind danach ohne
Weiteres auf das Genaueste mit den entsprechenden Veränderungen des
specifischen Widerstandes der Nervenstrecke gegeben, wenn wir sagen,
dass jene Steilheit mit dem specifischen Widerstände der Nervenstrecke
wächst.
Aus diesen Erfahrungen ist nunmehr ebenso , wie im vorigen § bei
der Untersuchung des Einflusses der Lebensfähigkeit, so dass wir eine
Wiederholung uns ersparen dürfen, weiter zu schliessen : dass \ ] die auf-
gefundenen Veränderungen des specifischen Widerstandes des Nerven in
entsprechenden Veränderungen der Nervenflüssigkeit begründet sind und
204 Abschn. II. Kap. III. § 5 (2). Von den Widerstandsveränd. des Nerven
S) die Widerstandszunahme der intrapolaren Nervenstrecke in Folge ihrer
stellenweisen Veraimung an Flüssigkeit und daher auch die Verarmung
selbst mit dem specifischen Widerstände der Nervenflttssigkeit zunehmen ;
mit den Veränderungen, welche der specifische Widerstand der Nerven-
strecke mit der Zeit nach dem Tode des Thieres erfährt, sind danach auch
die Veränderungen aller dieser Eigenschaften resp. Vorgänge im Nerven
ohne Weiteres gegeben. Mit unserem Ergebnisse hinsichts der Verarmung
stehen wiederum die Formveränderungen der durchströmten Nerven bei
den obigen Versuchen in Uebereinstimmung : die Verengung des Nerven
in der Stromeintrittsgegend ist bei dem Nerven von grösserem speciBschen
Widerstände stets beträchtlicher oder eher deutlich sichtbar als bei dem
Nerven von wesentlich geringeltem specifischen Widerstände.
Dass mit dem specifischen Widerstände der Nervenflttssigkeit die Wi-
derstandsabnahme der Nervenstrecke in Folge der Elektrolyse wächst, zeigt
sich bei den Versuchen an Nerven vor Kurzem und wiederum schon lange
getödteter Thiere recht eclatant, wenn man die Stromrichtung in den Ver-
suchen wiederholt umkehrt. Von der allerersten Zeit nach der Umkehrung
abgesehen, ist die Steilheit der Widerstandszunahme der durchströmten
Nervenstrecke, wie wir wissen , nach der Umkehrung der Stromrichtung
deshalb kleiner als vor der Umkehrung , weil der Strom in der. umgekehr-
ten Richtung die Nervenflttssigkeit in Folge der voraufgegangenen Elektro-
lyse in ihrem specifischen Widerstände mehr und mehr verringert findet.
Bei den Nerven schön lange getödteter Thiere ist nun der Unterschied der
Steilheit der Widerstandszunahme vor und nach jeder Umkehrung oft un-
gemein grbss (vgl. Vers. 14.) und durchweg viel grösser als bei den Nerven
vor Kurzem getödteter Thiere.
(2.) Von den Widerstandsveränderungen des Nerven mit der Zeit
nach der Trennung des Nerven vom lebenden Gesammtorganismus.
Unsere Aufgabe , den Einfluss des natttrlichen Todes des Nerven zu
erforschen, ist jetzt nahezu gelöst. Denn die vorstehenden Untersuchungen
haben von frischen Nerven bis auf Nerven bereits weit in der Fäulniss vor-
geschrittener Thiere oder Präparate sich erstreckt, und ihre Ergebnisse
schliessen daher ein, wie mit dem natttrlichen Absterben des Nerven alle
uns interessirenden Verhältnisse sich verändern. Es bleibt also nur noch
festzustellen, an welchem Punkte der Abscissenaxe der Fig. 15., um uns
so auszudrttcken, der Nerv dem Tode verfallen ist.
Bevor wir jedoch hierzu ttbergehen, mttssen wir bei den Widerstands-
veränderungen des Nerven mit der Zeit noch verweilen. Man erinnert sich,
dass unsere Discussionen im Kap. II. immer davon ausgingen, dass die
dort ermittelten Widerstandsveränderungen der Nervenstrecke bei und
mit der Zeit nach der Trennung vom lebenden Gesammtorganismus. 205
nach ihrer DarchstrOmung durch die Widerstandsveränderungen der Ner-
vensirecke mit der Zeit nach der Trennung des Nerven vom lebenden
Gesammtorganismus nicht wesentlich beeinflusst, sondern in der Genauig-
keit, mit welcher sie constatirt wurden, Folgen der Durchströmung waren.
Dafür hatten wir die Widerstandsveränderungen des Nerven mit der Zeit
an einer späteren Stelle darzulegen und mit den Widerstandsveränderun-
gen der Nervenstrecke bei und nach ihrer Durchströmung in Vergleich zu
ziehen versprochen (s. Kap. II. § 2.). Wollen wir nun unserem Verspre-
chen nachkommen, so müssen wir die Widerstandsveränderungen des
Nerven mit der Zeit noch genauer als bisher kennen lernen und , da es
zweifelhaft ist, ob diese Widerstandsveränderungen an dem nach dem Tode
des Thieres isolirten Nerven' ganz so vor sich gehen wie an dem in seiner
unversehrten Lage im Schenkel verbliebenen Nerven , sie gewissermassen
unmittelbar an dem isolirten Nerven verfolgen. Wir schlagen hierfür ein
neues Versuchsverfahren ein, und bei der Bedeutung, welche den Wider-
standsveränderungen des Nerven mit der Zeit naturgemäss für jede Unter-
suchung zukommt, wird uns selbst eine einfache Bestätigung dessen, was
wir bereits wissen, nur erwünscht sein können ; es ist aber zu hoflfen, dass
wir noch manches Neue dabei erfahren werden.
Die Methode, mittelst welcher die Widerstandsveränderungen mit der
Zeil an jedem einzelnen isolirten Nerven am genauesten und am weitesten
sich verfolgen lassen , ist uns bereits gegeben : es ist die Methode der mo-
mentanen Schliessungen, welche oben S. 23. schon besprochen ist. Indem
bei ihr die Durchströmung des Nerven in wechselnder Richtung statthat
und auf eine minimale Zeit sich beschränkt, ist nicht nur die Fehlerquelle
der inneren Polarisation vermieden, sondern auch, wie wir hier hinzufügen
können, diejenige Fehlercjuelle, welche die Widerstandsveränderungen der
Nervenstrecke in Folge ihrer Durchströmung abgeben , auf das Möglichsle
beschränkt.
Nach dieser Methode vergewissern wir uns zunächst der Widerstands-
veränderungen , welche unsere Zuleitungsröhren allein mit der Zeifr erfah-
ren. Wir vereinigen dazu an unseren Zuleitungsröhren, wie sie für die
Versuche am Nerven vorbereitet sind, durch leichten Fingerdruck die un-
teren Enden ihrer Thonspitzen in geringer Ausdehnung. Als Vergleichs-
widerstand benutzen wir 45 Meilen T.-D. des Siemens^ sehen Rheostalen;
K ist ein DanieWsches Element. Die Ergebnisse veranschaulicht das fol-
gende Beispiel, in welchem die laufende Zeit in der ersten Spalte von der
Herrichtung der Zuleitungsröhren an gerechnet und in der zweiten Spalte
die Schieberstellung angegeben ist, bei welcher zu der betreffenden Zeit der
Bussolenspiegel nach der Schliessung der Kette nicht abgelenkt wurde.
40 m.
4Ä.
33 m.
8 h.
40 TW.
13 h.
81 A.
14 w.
8 m.
560.
33 m.
558.
31 m.
536.
39 m.
545.
42 m.
531.
206 Abschn. II. Kap. III. § 5 (2). Von den Wideratandsverfind. des Nerven
Versuch 75.
656. 25 h,
633. 29 A.
625. 36 A.
600. 45 A.
586. 47 A.
Es verlohnt nicht der Mühe, des Weiteren auf die Versuche einzu-
gehen. Man sieht, dass der Widerstand der Zuleitungsröhren mit der Zeit
in 24 Stunden um etwa 7 Meilen, in 48 Stunden um etwa 10 Meilen T.-D.
abnimmt. Und da bei unseren Versuchen am Nerven mit der Capillarröhre
als Vergleichswiderstand einer Widerstandsveränderung des Nervenzw^ei-
ges um 10 Meilen T.-D. eine Verstellung des Schiebers im günstigsten
Falle um noch nicht 1 , 5"" entspricht , so werden bei den folgenden Ver-
suchen, sobald nur einigermassen grosse Schieberverstellungen erforderlich
sein werden, die Widerstandsveränderungen der Zuleitungsröhren mit der
Zeit sich ganz vernachlässigen lassen.
Die Versuche am Nerven beginnen wir zum grösseren Theile sofort
nach dem Tode des Thieres , indem wir möglichst rasch den Nerven her-
richten und auf die Zuleitungsröhren bringen, zum kleineren Theile erst
dann, wenn eine kürzere oder längere Zeit seit dem Tode des Thieres ver-
flossen ist ; im letzteren Falle wird der Nerv dem todten Thiere oder dem
bis zur Wirbelsäule unverletzt erhaltenen Schenkel , die beide bis dahin
im feuchten Räume aufbewahrt worden sind, erst unmittelbar vor dem
Beginne des Versuches entnommen. Wd ist die Capillarröhre II, Ä" 1 Da-
nielPsches Element. In Zwischenräumen anfangs von einer halben Stunde,
später von einer oder mehreren Stunden bestimmen wir den Widerstand
des Nerven , und zwar suchen wir eine jede Bestimmung durch möglichst
wenige (2 — 4 ) Prüfungen zu gewinnen : eher ist auf eine auf den Milli-
meter genaue Bestimmung der erforderlichen Schieberstellung zu verzich-
ten, als dass die Zahl der Prüfungen vermehrt werden sollte. Die Prüfun-
gen sind durch Pausen von 2 Minuten von einander getrennt, und die
Dauer der Durchströmung des Nerven bei jeder einzelnen Prüfung beträgt
noch nicht 5 Secunden.
Von den Erfolgen der Untersuchung liefern ein gutes Bild die folgen-
den Beispiele , welche so ausgewählt sind , dass die wesentlichsten Modi-
ficationen sowohl der Bedingungen wie auch der Ergebnisse der Versuche
unter ihnen vertreten sind. T giebt überall die Zeit an, welche vom Tode
des Thieres bis zur Auflagerung des Nerven auf die Zuleitungsröhren ver-
flossen war, und von dieser Auflagerung an ist stets die laufende Zeit i^
der ersten Spalte gerechnet. In der zweiten Spalte ist die Schieber-
stellung angegeben, bei welcher zu der links in gleicher Höhe verzeichneten
Zeit der Bussolenspiegel nach der Schliessung der Kette keine Ablenkung
mit der Zeit nach der Trennung vom lebenden Gesammtorganismns. 207
erfuhr. Die dritte Spalte endlich enthält die Temperaturen, welche — wie-
derum zu den in gleicher Höhe verzeichneten Zeiten — ein in der feuchten
Kammer aufgehängtes Thermometer anzeigte.
Wo nicht besondere Angaben gemacht sind, war der Nerv immer den
Zuleitungsröhren mit gewöhnlichen Thonspitzen in gewohnter Weise auf-
gelagert. In einigen Versuchen aber lag der Nerv nur der vorderen Kante
der einen Thonspitze mit einer mittleren Stelle seines Verlaufes auf, der
anderen Thonspitze lag er nahe der vorderen Kante auf der der ersteren
Thonspitze zugekehrten Seitenfläche mit seiner Querschnittsfläche an , und
es war, indem man beim Auflegen des Nerven zuerst die Quei*schnitls-
fläche sich anlegen Hess, dafür Sorge getragen, dass nur der Querschnitt und
nicht auch die Oberfläche des Nerven diß betreflende Thonspitze berührte.
Statt einer einzelnen Nervenstrecke wurden in, wenigen Versuchen
zwei Strecken desselben Nerven hinsichts ihrer Widerslandsveränderungen
mit der Zeit der Prüfung unterzogen. Es waren alsdann vier gleiche Zu-
leitungsröhren hergerichtet, und durch einen zwischen ihnen und dem
Stromwender B (s. Fig. 1.} passend eingeschalteten Stromwender mit aus-
genommenem Kreuze konnte bald das eine Paar, bald das andere Paar der
Zuleitungsröhren in den Versuchskreis aufgenommen werden.
Es gehörten demselben Fange an einmal die Frösche der Vers. 7C — 82.
und wiederum die Frösche der Vers. 83 — 88.
Vers. 76.
Mittelgrosse Rana esc. , sehr
muntefi vor 2 Tagen ge-
fangen.
Temperatur des Wassers im
Froschtopfe: 450R.
r=5m.
2A.
3A.
5Ä.
7A.
9Ä.
44 h.
43 A.
45 A.
32/1.
27 A.
*34 h.
35 A.
38 A.
47 Ä.
47V80R.
471/4 »
8
j>
»
7 m. 730.
43 m. 755.
7 m. 760. »
5 m. 770. 47 Vi
Im, 778. »
7 m. 790. »
43 m. 820. »
7 m. 835. »
43 m. 845.
43 m. 1(50.
4 4 m. 845.
49 m. 845.
43 m. 847.
50 m. 94 0.
24 m. 965. » »
48 m. 985. » »
4 4 m. 4 040. 46^/4 »
ab = 4 0,5"»«» ; ho = 5^»»» ; bw
= 38""; um SS 45'Mn.
Muskeln todtenstarr ; Consi-
stenz des Nerven vermehrt.
Der Nerv lag mit zwei mitt-
leren Stellen auf.
»
471/4
471/8
47
48
»
»
Vers. 77.
Mittelgrosse Ran. «sc. , sehr
munter, vor 4 Tagen ge-
fangen.
Wasser-Temp. : 450R.
T = 7m.
4 A.
4 A.
2A.
3A.
4 A.
5A.
42 A.
44 A.
*23A.
26 A.
34 A.
35 A.
47 A.
54 A.
9 m.
42 m.
40 m.
40 m.
40 m.
8 m.
47 m.
27 m.
4 7 m.
8 m.
24 m.
28 m.
5 m.
34 m.
42 m.
42 m.
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gonnen ; Consistenz des
Nerven vermehrt.
Der Nerv lag der rechten
Thonspitze mit Querschnitt
an.
Vers. 78.
Mittelgrosse Rana esc, sehr
munter, vor 6 Tagen ge-
fangen.
Der Froschnimpf bleibt un-
enthäutet im feucht(>n
Räume.
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stenz des Nerven vermehrt.
Der Nerv lag mit zwei mitt-
leren Stellen auf.
208 Abschn; 11. Kap. III. § & (S). Von den Widerstandsveränd. des Nerven
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mit der Zeit nach der Trennung vom lebenden Gesammtorganismns. 2 1 1
Betrachten wir unsere Versuche für sich, ohne unsere früheren Erfah-
niogen zu berücksichtigen, so muss unter den Fehlerquellen der Versuche
unsere Aufmerksamkeit zuerst in Anspruch nehmen der etwaige Wasser-
Verlust des Nerven. Einem solchen hatten wir, wie oben S. 33. ange-
merkt ist, durch Bedecken der Wände der Kammer mit feuchtem Fliesspapier
und durch Aufstellen mehrerer poröser, mit Wasser gefüllter Thontröge in
der Kammer vorgebeugt. Zum Zwecke grösster Sicherheit waren aber in
einigen Versuchen noch flache Schalet mit Wasser oder feuchtem Fliess-
papier auf dem Boden der Kammer überall da , wo es anging , aufgestellt :
doch haben diese Versuche nur dieselben Ergebnisse geliefert, wie die an-
deren , in welchen solche Vorsichtsmassregeln nicht getroffen waren. Es
hat somit eine Wasserabgabe des Nerven an die Luft der Kammer, von
der allerersten Zeit des Versuches abgesehen (s. u.) , gewiss nicht statt-
gehabt.
Dies zeigen auch unsere Versuche selbst. Trotz der langen Dauer der-
selben wächst der Widerstand der Nervenstrecke auf noch nicht das Dop-
pelte bis auf das Vierfache , in einem einzigen Falle auf etwa das Sechs-
fache seiner ursprünglichen Grösse an: während schon ein geringer
Wasserverlust des Nerven in so vielen Minuten , wie dort in Tagen , den
Widerstand des Nerven enorm steigert, wie man sich leicht überzeugt,
wenn man nach Beendigung jener Versuche auf kurze Zeiten die eigent-
liche Kammer vom Grundbrette abhebt oder auch nur die vordere Kammer-
wand öfihet. Dazu kommt, dass bei den genügend lange fortgesetzten
Versuchen der Widerstand des Nerven , der vorher sehr gewachsen ist,
während der letzten langen Zeit des Versuches fast unverändert bleibt oder
nur unbedeutend zunimmt oder gar abnimmt : und doch müsste, wenn die
Kammerluft nicht mit Wassergas gesättigt wäre und bliebe, in den späteren
Zeiten des Versuches gerade ein desto grösserer Wasserverlust des Nerven,
der bis dahin seiner Widerstandszunahme gemäss nur spurweise Wasser
verloren haben könnte , eintreten. Endlich nehmen die Widerstandsver-
änderungen des Nerven mit der Zeit , je nachdem das Thier gesund oder
krank und eben erst oder vor längerer Zeit getödtet war , in den verschie-
denen Versuchen einen regelmässig verschiedenen Verlauf: was mit der
Annahme der Wasserabgabe des Nerven als Ursache selbst nur eines Thei-
les seiner Widerstandszunahme bei den vielen Zufälligkeiten , welchen die
Wasserabgabe bei den verschiedenen Versuchen unterworfen sein müsste,
durchaus unvereinbar ist.
Nur für die allererste Zeit eines jeden Versuches würde an die Mög-
lichkeit einer Wasserabgabe des Nerven zu denken sein , weil man für die
Auflagerung des Nerven die Kammer öffnen muss. Indessen wird, wenn,
wie es in unseren Versuchen geschah, die lange vorher geschlossen gehal-
u*
212 Abschn. IL Kap. HI. § 5 (2). Von den Wtderstandsveränd. des Nerven
tene Kammer für das Einbringen des Nerven nur ein wenig und nur auf
etwa i Minute geöffnet wird , zumal in Anbetracht der ungemein grossen
feuchten Oberfläche der Kammer, die Wasserabgabe des Nerven in der
allerersten Zeit des Versuches als nur höchst gering sich vernachlässigen
lassen. Oder, wenn es sich um die grösste Genauigkeit handelt, so wird
auch nicht übersehen werden dürfen , dass nach der Aufnahme des kälte-
ren Nerven (s. u.) in die wärmere Kammerlufl Wassergas an dem Nerven
sich condensiren muss und dieser Flüssigkeitszuwachs jene Flüssigkeits-
abnahme wohl wird compensiren können.
Die zweite Fehlerquelle der Versuche bilden die Temperaturverände-
rungen des Nerven. Sobald der Nerv die Temperatur der Kammerluft
angenommen hat, muss weiterhin seine Temperatur — von den prüfenden
Durchströmungen sehen wir hier ab — mit der Temperatur der Kammer-
luft , nur langsamer als diese , sich verändern , und unsere Bestimmungen
der letzteren Temperatur lassen uns daher übersehen, ob und welche Wi-
derstandsvoränderungen der Nei'v während der Zeit eines jeden Versuches
in Folge von Temperaturveränderungen erfahren hat ; beiläufig bemerkt,
sind dieselben, wie die Durchsicht der Versuche lehrt, im Ganzen und
Grossen kaum in Anschlag zu bangen. £ine besondere Berücksichtigung
erfordert aber noch die Temperaturveränderung des Nerven in der ersten
Zeit des Versuches. Die Körpertemperajtur lebender Frösche * ist bei deren
Aufenthalte im Wasser ein wenig (% — Va^C) höher als die Temperatur
des umgebenden Mediums, und die Temperatur des Wassers in unseren
Froschtöpfen ist (nach vielen Bestimmungen] unter nicht aussergewöhn-
' liehen Bedingungen^ um \ — 4®G. und darüber niedriger gewesen als die
Temperatur der Zimmer- und Kammerluft. Der unmittelbar nach dem
Tode des Thieres zum Versuche verwandte Nerv erfuhr also einen Tem-
peraturzuwachs von einem oder mehreren Graden, der nur zu einem Theile
in die Zeit der Präparation und Auflagerung des Nerven fallen, zum ande-
ren Theile aber während der ersten Zeit des Versuches statthaben konnte ;
und es wird daher bei den betreffenden Versuchen von den zur Beobach-
tung gekommenen anfänglichen Widerstandsveränderungen des Nerven, um
die Widerstandsveränderungen mit der Zeit fehlerlos zu erhalten, eine durch
die Temperaturzunahme bedingte Abnahme des Widerstandes mit abneh-
mender Geschwindigkeit in Abzug zu bringen sein. Die gleiche Berichti-
gung , allerdings verhältnissmässig nur im Kleinen, wird alsdann hin und
i
4) Vgl. B. Milne-Edwards t Lebens sur la physiologie et ranatomie comparäe etc.
Tom. VIII. Paris 1863. p. 8—9*.
2) Es ist bei den Bestimmungen hier, wie bei den Versuchen, besonders darauf
geachtet worden , dass das Wasser in den Töpfen nicht etwa erst vor Kurzem erneuert
worden war.
mit der Zeit nach der Trennung Vom lebenden Gesammtorganismus. 213
wieder auch an den Ergebnissen derjenigen Versuche vorzunehmen sein,
in welchen nicht frische Nerven der Prüfung unterzogen wurden. Denn
die feuchte Kammer, in welcher die todten Thiere und Schenkel aufbe-
wahrt wurden, hatte manchmal an einem Orte gestanden, der etwas küh-
ler als der Arbeitsraum war.
Als an eine dritte Fehlerquelle der Versuche wäre an den Strom des
ruhenden Nerven zu denken. So weit zwar der Nerv hier, wie bei den
voraufgegangenen Versuchen , mit zwei mittleren Stellen seines Verlaufes
den Zuleitungsröhren auflag, betrug bei der geringen Empfindlichkeit,
welche unser Galvanometer für alle diese Versuche nur besass, die Ablen-
kung durch den Strom des ruhenden Nerven höchstens 1® resp. 0,5*^, und
dieser Ablenkung entsprach bei der geringsten Empfindlichkeit unserer
Anordnung im günstigsten Falle eine Veränderung der Schieberstellung um
c. 3"", eine Veränderung also, wrelche durchaus sich vernachlässigen Hess;
und es hat deshalb auch diese Fehlerquelle früher nicht Erwähnung ge-
funden. Bei den jetzigen Versuchen lag aber der Nerv hin und wieder nur
der einen Thonspitze mit seinem Längsschnitte , der anderen mit seinem
Querschnitte an , und die Ablenkung durch den Strom des ruhenden Ner-
ven betrug dann anfangs 2 — 3,5*^; so dass der Widerstand der Nerven-
strecke schon wesentlich verkleinert resp. vergrössert erscheinen musste,
je nachdem der Nervenstrom und der prüfende Strom im Nerven gleich
oder entgegengesetzt gerichtet waren. Indessen übersieht man sofort, dass
durch unsere Versuchsweise, indem wir mit der Stromrichtung bei den
Prüfungen abwechselten, diese Fehlerquelle unschädlich gemacht sein
musste. In der That hat in Versuchen, wie Vers. 77. und Vers. 90 B., be-
sonders bei den ersten Bestimmungen des Widerstandes die erforderliche
Schieberstellung bei der einen Stromrichtung etwas grösser als bei der
anderen sich ergeben : doch war, indem man das Mittel aus beiden Schie-
berstellungen nahm , der Fehler mit ausreichender Genauigkeit ohne Wei-
teres beseitigt.
Wir kommen zur letzten Fehlerquelle der Versuche, den Widerstands-
veränderungen der Nervenstrecke in Folge der Durchströmung. Von diesen
Hess schon von vornherein sieh sagen, dass sie durch die kurze Dauer und
die wechselnde Richtung der Durchströmungen, ausserdem auch, wie hin-
zugefügt werden kann , durch deren Seltenheit auf das möglichst gefinge
Mass beschränkt sein mussten ; nunmehr aber zeigt sich gar , dass sie als
Fehlerquelle der Versuche ganz ohne Bedeutung gewesen sind. Trägt man
nämlich für einen beliebigen Versuch auf eine Abscissenaxe , welche die
Zeit seit der Auflagerung des Nerven bedeutet, als Ordinaten nur einen —
nicht zu kleinen — Theil der bestimmten Widerstandswerthe der Nerven-
strecke auf und verbindet man die Gipfelpunkte der Ordinaten in ihrer
214 Abschn. n. Kap. III. § & (S). Von den Widerstandsveränd. des Nerven
zeitlichen Reihenfolge, so erhält man, gleichviel welche Wid^rstancUbe-
Stimmungen man verwandt und welche man ausser Acht gelassen hat,
immer eine Curve von genau oder wenigstens im Wesentlichen gleicher
Gestalt. Und constniirt man femer für jeden Versuch auf Grund aller
Widerstandsbestimmungen desselben die Curve des Widerstandes der
Nervenstrecke, bezogen auf die Zeit nach deren Auflagerung, so ergeben
sich die Curven entsprechender Versuche d. h. solcher, welche unier mög-
lichst gleichen Umständen und besonders an ohngefähr gleich lebensfähi-
gen und gleich lange vom lebenden Gesammtorganismus getrennten Ner-
ven bei gleicher Temperatur angestellt sind , von im Wesentlichen gleidier
Gestalt, gleichviel wie verschieden in den Versuchen die prüfenden Be-
stimmungen der Zahl und der Zeit nach gewesen sind. Ja hin und wieder
kommt es trotz dieser letzten Verschiedenheiten sogar vor, dass die Gorven
zweier entsprechender Versuche, auf dieselbe Abscissenaxe als Zeit bezo-
gen, auf eine längere Strecke hin fast genau einander decken.
Die Bedeutungslosigkeit der in Rede stehenden Fehlerquelle lässt auch
noch auf eine andere Weise sich darthun. Obwohl wir von den Ermitte-
lungen des Kap. II. sonst hier nicht Gebrauch machen dürfen, weil wir die
dort constatirten Widerstandsveränderungen gerade jetzt als von den Wi-
derstandsveränderungen des Nerven mit der Zeit unabhängig zu erweisen
vorhaben, dürfen wir doch auf Grund der beobachteten Formveränderun-
gen des Nerven (s. Kap. IL § 4 4 .) festhalten, dass neben der Abnahme des
Widerstandes, die schon in Folge der Erwärmung allein zweifellos ist, auch
eine Zunahme des Widerstandes der intrapolaren Nervenstrecke in Folge
ihrer stellenweisen Verarmung an Flüssigkeit durch die Durchströmung
bedingt ist, und dass die durch den Strom in der einen Richtung an Flüs-
sigkeit verarmten Nervenstellen weder durch den Strom in der umgekehr-
ten Richtung noch auch nach der Durchströmung ihren früheren Flüssig-
* keitsgehalt ganz wiedererlangen. Und wenn das Letztere oben nur für den
Fall längere Zeit andauernder Durchströmungen sich herausgestellt hat,
so wird es als auch für die kurzen Durchströmungen unserer Versuche hier
gültig unmittelbar dadurch bewiesen , dass man häufig nach der Beendi-
gung der Versuche an den beiden den Zuleitungsröhren aufgelagerten
Nervenstellen die Verengung deutlich ausgesprochen findet. Eliminiren
wir Äun die Widerstandszunahme der Nervenstrecke in Folge der Verar-
mung bei den prüfenden Durchströmungen unserer Versuche ganz oder
wenigstens zu einem grossen Theile, so müssen, wofern die Widerstands-
veränderungen der Nerveristrecke mit der Zeit, wie sie sonst zur Beobach-
tung kamen, irgend wesentlich von den Widerstandsveränderungen in
Folge der Durchströmung beeinflusst waren oder auch nur die Wider-
standszunahme und die Widerstandsabnahme in Folge des Stromes in
mit der Zeit nach der Trennung vom lebenden Gesammtorganismus. 21 5
irgend beträchtlicher Grösse einander compensirt hatten, die neuen Yer-
Suchsergebnisse wesentlich von den früheren abweichen. Es müsste denn
die Widerstandsabnahme in Folge des Stromes von sehr viel grösserem
Einflüsse als die Widerstandszunahme in Folge des Stromes , also über-
haupt von grossem Einflüsse auf die Ergebnisse unserer früheren Versuche
gewesen sein : allein dies ist nicht nur a priori aus mehrfachen Gründen
höchst unwahrscheinlich, sondern wird auch direct dadurch widerlegt,
dass man den Widerstand der Nervenstrecke bei seinen Veränderungen
mit der Zeit keine wesentlichen negativen Zuwächse erhalten sieht , wenn
man an die Stelle der sonst durchweg seltenen Prüfungen für einige Zeit
häufigere Prüfungen treten lässt.
Die Widerstandszunahme der Nervenstrecke in Folge der Verarmung
lässt sich nun auf zweierlei Weise bei unseren Versuchen zu einem grossen
Theile eliminiren. Man lagert nämlich nach den Erfahrungen des § 3. den
Nerven mit zwei mittleren Stellen seines Verlaufes, statt gewöhnlichen
Thonspitzen, solchen mit sehr stumpfen vorderen Kanten auf; oder man
lagert nach dem , was wir weiter unten im Kap. V. erfahren werden, der
einen von zwei gewöhnlichen Thonspitzen den Nerven mit einer mittleren
Stelle seines Verlaufes auf und der anderen mit seiner Querschnittsfläche
an. Versuche, mit diesen beiden Modiflcationen angestellt, liefern aber nur
Ergebnisse, welche in nichts Wesentlichem von unseren anderweitigen
Ergebnissen abweichen (vgl. Vers. 87. und 88. ; — Vers. 77. und 90 fi.).
Doch haben wir bis hierher die Widerstandsveränderungen in Folge
der Durchströmung ausschliesslich insofern als Fehlerquelle betrachtet, als
sie zu den Widerstandsveränderungen mit der Zeit sich hätten hinzufügen
und diese, um welche wir uns bemühen, in Wahrheit hätten modificiren
können : und sie verdienen noch von einer anderen Seite her Beachtung,
indem sie die richtige Bestimmung des Widerstandes zu verhindern im
Stande sind. Da die Widerstandsverändeningen in Folge der Durchströ-
mung, wie es nach § 1 . nicht zweifelhaft ist, mit der Schliessung der Kette
und der Entstehung des Stromes im Nerven beginnen, rauss, wie eine ein-
fache Ueberlegung ergiebt, der Schieber, damit der Spiegel eine Weile
nicht abgelenkt werde , eine solche Stellung haben , dass der zeitige Wi-
derstand der Nervenstrecke, wenn er in Folge der Durchströmung zunimmt,
uns zu gross und, wenn er abnimmt, uns zu klein und zwar um so mehr
zu gross und zu klein erscheint, je rascher der Widerstand in Folge der
Durchströmung sich verändert. Auf diesen Fehler wird man auch bald
durch die Versuche selbst aufmerksam, und er beschränkt sich dort glücke
licher Weise von selbst. Sobald nämlich die Widerstandsveränderungen
in Folge der Durchströmung einigermassen rasch erfolgen, gelingt es über-
haupt gar nicht mehr, den Spiegel selbst nur auf Secunden an seine Ruhe-
2t 6 Abschn. IT. Kap. III. § ft (8). Von der Abhängigkeit
läge zu fesseln ^ und man ist gentfthigt , die Bestimmung des Widerstandes
durch das Mittel aus den Ergebnissen zweier Prtlfungen zu gewinnen, von
welchen, nach der sofortigen Ablenkung des Spiegeis nach der Schliessung
der Kette zu urtheilen , das eine den Widerstand der Nervenslrecke ein
wenig zu gross und das andere denselben ein wenig zu. klein vorführt.
Dadurch ist dann der Fehler immer auf die möglichst geringe Grösse her^
abgedrückt, indem nur noch die Differenzen der Anfangsgeschwindigkeiten
der Widerstandsveränderungen ihn bedingen.
Wie gross nun der Fehler schlimmsten Falls sein könnte, lässt sich
durch Versuche mit einer scharfen und einer stumpfen Thonspitzenkante,
welchen mittlere Nervenstellen aufgelagert sind, oder durch Versuche mit
gewöhnlichen Thonspitzen , welchen eine mittlere Stelle und eine Quer-
schnittsfläche des Nerven anliegen , unmittelbar nachweisen. Wir wollen
uns an die letzteren Versuche halten, weil sie in grösserer Zahl vorliegen.
Im Kap. V. werden wir den Widerstand der Nervenstrecke, wenn der Strom
durch die Querschnittsfläche in sie eintritt, nach der Schliessung der Kette
stets abnehmen sehen; und in (1) haben wir erfahren, dass, wenn der
Strom an der mittleren Stelle in den Nerven eintritt, die Widerstandszu-
nahme der intrapolaren Nervenstrecke dann am grössten ist, wenn der
specifische Widerstand der Nervenstrecke mit der Zeit sein Maximum er-
reicht hat. Der in Rede stehende Fehler muss daher es bedingen, wie man
bald übersieht, dass der Widerstand der Nervenstrecke kleiner erscheint,
wenn der Strom am Querschnitte , als wenn er an der mittleren Stelle in
die Nervenstrecke eintritt, und dass diese Differenz der Widerstandsbe-
Stimmungen am grössten ist, wenn der Widerstand der Nervenstrecke mit
der Zeit sein Maximum erreicht hat. Von den hierhergehörigen Versuchen
haben nur die einen gar keine solche Differenz ergeben , die anderen nur
um die Zeit des Maximums des Widerstandes ; und zwar hat alsdann die
Differenz meist 10 — 15™™ und nur in einem einzigen Versuche bis 40™™ in
der Schieberstellung betragen. Also höchstens 40™™ würden schlimmsten
Falls bei unseren Versuchen in Aer des Genaueren nach unseren Erfahrun-
gen in ( 1 ) sich ergebenden Weise von der grossen Schieberverstellung,
welche die Widerstandszunahme in den am längsten ausgedehnten Ver-
suchen anzeigt, in Abzug zu bringen sein.
Nach allem Diesem ist als Gesammtergebniss der Untersuchung der
Fehlerquellen auszusprechen^ dass nach Abzug derjenigen Widerstands-
veränderungen, welche durch die anfängliche Zunahme der Nerventem-
pera lur und durch die späteren Schwankungen derselben mit der Zim-
mertemperatur bedingt sind , die in unseren Versuchen zur Beobachtung
gekommenen Widerstandsveränderungen ohne wesentliche Fehler die Wi-
derstandsveränderungen der Nervenstrecke mit der Zeit repräsentiren.
der Widerstandsveränderungen mit der Zeit von verschiedenen Umständen. 217
Nur wenn man den zuletzt besprochenen Fehler nicht vernachlässigen zu
dürfen glaubt, wird man noch die Curve des Widerstandes, bezogen auf
die Zeit, in jedem ansteigenden wie absteigenden Aste etwas weniger steil
— concaver resp. convexer gegen die Abscissenaxe — anzunehmen haben,
als die Versuche unmittelbar sie ergeben.
Schon eine flüchtige Durchsicht unserer Versuche lässt nunmehr die
überraschend grosse Uebereinstimmung der neuen Versuchsergebnisse mit
unseren Ergebnissen in (I), welche die Zuverlässigkeit beider Untersuchun-
gen verbürgt, nicht verkennen. In der That sind die Abweichungen der
Ergebnisse beider Untersuchungen im Ganzen geringer, als die Abwei-
chungen der Ergebnisse in den verschiedenen Versuchen jeder einzelnen
Untersuchung unter einander. Den letzteren Abweichungen bei den Ver-
suchen dieser Nummer wollen wir jetzt mit der genaueren Betrachtung der
Versuche nachgehen, und wir werden dann zum Schlüsse auf unsere Er-
mittelungen in (1) wieder zurückkommen.
(3.) Von derAbhängigkeit der Widerstandsveränderungen des Nerven
mit der Zeit von verschiedenen Umständen — und von den inneren
Vorgängen im Nerven, welche seine Widerstandsveränderungen mit
der Zeit bedingen.
Die Mannigfaltigkeit in den Ergebnissen^ der Versuche von (2) kann
begreiflich nur darin begründet sein , dass die Widerstandsveränderungen
der Nervenstrecke mit der Zeit von verschiedenen Bedingungen abhängig
sind und diese Bedingungen in unseren Versuchen vielfach variirt waren.
Ist es ja auch längst bekannt, dass auf das Absterben einer Nervenstrecke
von wesentlichem Einflüsse sind die Gesundheit des Thieres , die Lebens-
fähigkeit des Nerven, die Temperatur, die Nähe des Querschnittes, das
Verbleiben des Nerven im Schenkel u. s. w. In Rücksicht auf diese Bedin-
gungen müssen wir also unsere Versuche durchmustern.
Bei dem Nerven eines gesunden Thieres nimmt, wie sich alsdann zeigt,
der specifische Widerstand der betrachteten Nervenstrecke sogleich nach
der Trennung des Nerven vom. lebenden Gesammtorganismus mit verzö-
gerter Geschwindigkeit bis zu einem Maximum zu, und dieser anfänglichen
Zunahme folgt entweder unmittelbar oder, indem eine unbeträchtliche Ab-
nahme des Widerstandes mit anfangs zunehmender und später abnehmen-
der Geschwindigkeit dazwischenfällt , mittelbar eine zweite Zunahme des
Widerstandes mit beschleunigter Geschwindigkeit nach. Diese beschleu-
nigte Zunahme dauert, ebenso wie die ihr etwa voraufgegangene Abnahme,
immer verhältnissmässig nur kurze Zeit an und geht in eine verzögerte
Zunahme von viel längerer Dauer tlber. Mit der letzteren erreicht der Wi-
218 Abscba. U. Kap. 10. f 5 (S). Von den inneren Vorgängen im Nerven
derstand der Nervenstrecke ein zweites Maximum und nimmt von die-
sem aus schliesslich mit anfangs zunehmender und später abnehmen-
der Geschwindigkeit ab. Das erste Maximum ist nur wenig, das zweite
aber sehr beträchtlich grösser als der ursprüngliche Widerstand der Ner-
venstrecke.
Mit der Lebensfähigkeit des Nerven werden die Grösse und die Dauer
der anfänglichen Zunahme des Widerstandes, wie auch die Gesammtdauer
der Widerstandsveränderungen , bis der Widerstand sein zweites Maxi-
mum erreicht, kleiner; die Steilheit der Gesammtzunahme des Wider-
standes wird dagegen mit der Abnahme der Lebensfähigkeit des Nerven
grösser.
Der Nerv eines kranken Thieres erweist sich als Nerv geringster Le-
bensfähigkeit, bei welchem die anfängliche Zunahme und die darauffol-
gende beschleunigte Abnahme des Widerstandes auf Null reducirt sind.
S0 4J^i*cC»n
Fig. i6.
Der Widerstand der betrachteten Nervenstrecke nimmt hier unmittelbai'
nach der Trennung des Nerven vom lebenden Gesammtorganismus mit
abnehmender Geschwindigkeit ab , wächst darauf mit anfangs beschleu-
nigter und später verzögerter Geschwindigkeit bis zu einem Maximum,
das den ursprünglichen Widerstand weit übertriflFt, und wird von die-
sem aus schliesslich mit anfangs zunehmender und später abnehmender
Geschwindigkeit kleiner. Wiederum ist die Dauer der anfänglichen Ab-
nahme wie der nachfolgenden beschleunigten Zunahme des Widerstandes
nur klein gegenüber der Dauer der verzögerten Zunahme des Widerstan-
des. Die anfängliche Abnahme des Widerstandes ist aber beträchtlicher
als die erste Abnahme bei dem Nerven eines gesunden Thieres; auch ist
die Gesammtdauer der Widerstandsveränderungen bis zum Maximum hier
wesentlich kleiner und die Steilheit der Gesammtzunahme des Widerstan-
des hier wesentlich grösser.
Dies sind die ersten und vomehmlichsten Erfahrungen, welche aus
der neuen Betrachtung der Versuche ohne Schwierigkeit sich erge-
welche seine Widerstandsveränderungen mit der Zeit bedingen. 219
ben^ Und wenn man so die erste Abnahme des Widerstandes (oder die
Grenze zwischen seiner anfänglichen verzögerten und seiner folgenden be-
schleunigten Zunahme) von einem Versuche zum anderen gegen die Wider-
standszunahme ( resp. nach dieser oder jener Seite hin der Zeit nach) sich
verschieben sieht, drängt sich naturgemäss die Vorstellung auf: dass bei den
Veränderungen des Nerven mit der Zeit, bis der Widerstand sein (zweites)
Maximum erreicht , zweierlei innere Vorgänge im Nerven im Spiele sind,
welche den Widerstand in entgegengesetzter Weise beeinflussen; utad dass,
weil beide Vorgänge * mit der Lebensfähigkeit des Nerven in ungleicher
Weise sich verändern, die Abnahme des Widerstandes in Folge des einen
Vorganges bald früher bald später, bald mehr bald weniger, bald auf kür-
zere bald auf längere Zeit über die Zunahme des Widerstandes in Folge
des anderen Vorganges die Oberhand gewinnt. Auf Grund dieser Vorstel-
lung ist dann aus den Versuchsergebnissen abzuleiten , dass der die Ab-
nahme des Widerstandes bedingende Vorgang wesentlich anders nach
der Trennung* des Nerven verläuft als der die Zunahme des Widerstan-
hedingende Vorgang, und dass mit der Abnahme der Lebensfähigkeit
beide Vorgänge in ihrem Ablaufe nach der Trennung des Nerven eine
Beschleunigung erfahren, der den Widerstand vermindernde Vorgang
aber eine grössere Beschleunigung als der den Widerstand vermehrende
Vorgang.
Unsere naturgemäss sich aufdrängende Vorstellung ist nun leicht auch
als unabweislich darzuthun. Wollte man einen einzigen Vorgang im Ner-
ven als Ursache der in Rede stehenden Widerstandsveränderungen festhal-
ten, so müsste man ihn nach der Trennung des Nerven entweder eine
abwechselnde Aus- und Zurückbildung erfahren oder stets in einem Sinne
sich verändern lassen. Die erste Annahme ist hier, wo es um die Verände-
rungen des Nerven einzig und allein mit- der Zeit nach seiner Trennung
vom lebenden Gesammtorganismus sich handelt, offenbar absurd. Und was
die zweite Annahme betrifft , so ist bisher kein Fall bekannt , in welchem
mit einer stets in demselben Sinne erfolgenden Veränderung der Wider-
stand eines Körpers erst zunähme , dann abnähme und darauf wieder zu-
i) Eine graphische Darstellung derselben giebt Fig. 46., für welche alles von
der Fig. 15. oben S. 202—3. Gesagte gleichfalls gültig ist, nur dass die Abscissenaxe der
Fig. i6. die Zeit nicht nach dem Tode des Thieres, sondern nach der Trennung des
Nerven vom lebenden Gesammtorganismus bedeutet. Die beiden Anfänge der ausgezo-
genen Curve zeigen die extremen zur Beobachtung gekommenen Variationen an. —
Ceberdie Vers. 83. und 90. , welche' in ihren Anfängen Ausnahmen von dem oben im
Texte angegebenen Verhalten darstellen, s. u. § 7 (5). — Der Vers. 98. ist nur für den
Vergleich in (4) hierhergesetzt, weU in ihm die grösste — und zwar eine wesentlich
grössere als in den sonstigen Versuchen — anfängliche Zunahme des Widerstandes zur
Beobachtung gekommen ist.
220 Abschn. II. Kap. III. § 5 (3). Von den inneren Vorgängen im Nerven
nähme. Am nSIchsten kommt noch das Verhalten der Lösungen gewisser
Salze in Wasser, indem deren Widerstand mit wachsendem Salzgehalte
zuerst diesem proportional abnimmt, darauf einem Minimum sich nähert
und zuletzt zunimmt ^ Aber dieser Fall ist offenbar noch sehr weit von
dem unserigen entfernt, und es wird um so weniger gestattet sein, für die
Wirkung eines supponirten einzelnen Vorganges im Nerven auf dessen
Widerstand etwas sonst Unbekanntes in Anspruch zu nehmen , als es bei
der verwickelten chemischen Constitution des Nerven nur zu gut denkbar
ist , dass im Nerven neben einander zwei Vorgänge Platz greifen , welche
seinen Widerstand in entgegengesetztem Sinne verändern.
Es hält schwer, hier nicht sogleich an die Angaben Funkens zudenken,
nach welchen »die Nerven im Leben, sobald keine anstrengende Thätigkeit
vorausgegangen, neutral reagiren, nach dem Tode aber in Folge einer che-
mischen Zersetzung sauer werdend, und die Identität des Sauerwerdens
des Nerven mit unserem den Widerstand verringernden Vorgange in dem-
selben zu vermuthen. »Höchst wahrscheinlich«, fügt allerdings Fi^nfte hinzu,
»beginnt auch hei ihnen der Säuerungsprooess mit dem Verluste der Lei-
stungsfähigkeit, welcher sich freilich nicht durch ein so leicht controlirba-
res Merkmal , wie bei den Muskeln durch die Todtenstarre und das Auf-
hören der Gontractionen beurkundet.« Allein da diese letzte Bemerkung
sich nicht auf Erfahrungen stützt, wird die Möglichkeit jener Identität,
trotzdem dass unser den Widerstand verringernder Vorgang , wie wir in
(5) sehen werden , dem Verluste der Leistungsfähigkeit immer voraufgeht,
wohl im Auge behalten werden müssen. Besondere Untersuchungen in
dieser Richtung haben sich indessen leider nicht ausführen lassen, da es
nicht einmal geglückt ist, von dem Sauerwerden des Nerven überhaupt
volle üeberzeugung zu gewinnen.
Bestimmteres sind wir dafür auszusagen im Stande hinsichts des an-
deren Vorganges im Nerven, der eine Zunahme seines Widerstandes
bedingt.
Während vom Gehirne und Rückenmarke es längst bekannt ist, dass
sie einige Zeit nach dem Tode des Thieres an Consistenz zunehmen, ist das
Gleiche für den Nerven noch nicht constatirt , und man weiss von diesem
nur durch mikroskopische Untersychungen , dass nach seiner Isolirung in
den ihn constituirenden Fasern der Inhalt eine Veränderung 'erfährt, welche
man fast allgemein als Gerinnung bezeichnete und demnach mit einer Con-
1) Wiedemann a. a, 0. Bd. I. S. 207*; Bd. II. S. 4 063 ff.*
2) 0. Funke , lieber die Reaction der Nervensübstanz. Berichte der Sächsischen
Akad. d. Wiss. Mathem.-phys. Classe. i859. S. 467 ff.*; Reichert's und du Bois-Hey-
mon^s Archiv u. s, w. 1859. S. 839—44 *.
welche seine Widerstands Veränderungen mit der Zeit bedingen. 221
sistenz Vermehrung verbunden dachte ^. In der That lässt sich aber auch
an dem Nerven ohne die hier zweifelhafte Hülfe des Mikroskops eine Zu-
i) So glaubte ich die vorliegenden Erfahrungen schon möglichst zu Gunsten einer
Consistenzzunahme des Nerven zusammengefasst zu haben, als ich neuerdings bei dem
wiederholten Nachschlagen des vorstehenden Citates fand, dass Funke im Eingange der
Abhandlung , wo er von der Uebereinstimmung der Nerven und der Muskeln in ihrem
physikalischen, chemischen und physiologischen Verhalten handelt, Folgendes sagt :
»Ich erinnere endlich an die mannichfache chemische Uebereinstimmung beider, welche
sich theils in der fast vollständigen Identität der Producte ihres lebendigen Stoffwech-
sels . . . ausspricht, theils durch die bei beiden nachgewiesene Coincidenz
des Verlustes der Leistungsfähigkeit mit der spontanen Gerinnung
eines eiweissartigen Bestandtheils bestätigt wird, u. s.w.« (Berichte, S. 46i*;
Archiv, S. 836*.)- I^ies hat mich bei der Bedeutung, welche ich den in diesem und den
folgenden §§ niedergelegten Erfahrungen über die Consistenzzunahme des Nerven mit
Recht zuschreiben zu dürfen glaubte, dazu veranlasst, wiederholt die Literatur der Ge-
rinnung des Nerven zu studiren , und ich muss danach mit aller Bestimmtheit erklä-
ren, dass Funke an jener Stelle — wohl durch eine momentane Analogiesucht — zu
einem zur Zeit ganz unbegründeten Ausspruche veranlasst worden ist. Von
den durch das Mikroskop wahrnehmbaren Veränderungen des Nerven hat man zweierlei
als Gerinnung bezeichnet : i ) ist von denen , welche die Präexistenz des Axencylinders
läugneten, der Axencylinder selbst als Gerinnungsproduct aufgefasst worden ; und 2) ist
von den anderen, welche die Präexistenz des Axencylinders behaupteten, der Verände-
rung des Aussehens des eigentlichen Nervenmarkes eine Gerinnung hyothetisch zu
Grunde gefegt worden. (Eine gute und umfassende Erörterung findet man in : A. Köl-
Uker, Mikroskopische Anatomien, s. w. Bd. II. Erste Hälfte. Leipzig i850. S. 392—
404*. — Vgl. auch R. Virchow , Die Cellularpathologie u. s. w. Zweite Auflage. Berlin
1859. S. 24 0*.). Daneben ist dann aber nur noch die Consistenzzunahme des Gehirnes
und des Rückenmarkes bekannt gewesen. Die hierhergehörige Angabe von du Bois-
Reymond ist unten S. 229. citirt. Und Gorup-Besanes (Lehrbuch der Chemie. Bd. III.
Braunschweig 4 862.) sagt: »Ob das im todten Gehirn und Nerven unlöslich gefundene
Albuminat auch während des Lebens bereits geronnen ist, kann als vorläufig noch
anentschieden gelten. Es scheint keine Thatsache mit Entschiedenheit dagegen zu
sprechen, dass in den Nerven während des Lebens ein syntoninähnlicher gelöster Stoff
enthalten wäre, welcher erst nach dem Tode gerönne.« (S. 625*) »Diese Reactionsver-
schiedenheit (sc. der lebenden ruhenden und der thätigen oder todten Nerven) ist in dop-
pelter Beziehung bemerkenswerth, einmal weil sie eine gewisse Analogie des Verhaltens
von Muskel- und Nervengewebe constatirt , und dann weil sie auf einen dabei stattfin-
denden chemischen Process hinweist, der möglicherweise ein ähnlicher sein könnte,
wie derjenige, welcher bei der Gerinnung des Syntonins stattfindet, wo auch gleichzei-
tig damit die Säuerung des Muskels einzutreten scheint; diese Möglichkeit gewinnt
dadurch an Bedeutung , dass wirklich Gründe dafür sprechen , dass die Nervenmasse
einen dem Syntonin wenigstens ähnlichen Körper enthalte, der während des Lebens in
Lösung ist , nach dem Tode aber eine Art Gerinnung erfährt , die von der Abspaltung
einer freien Säure begleitet sein könnte Besonders auffallend ist das Hartwerden
beim Kochen von grauer Substanz (sc. des Gehirns). Sowohl diese Erscheinung, wie
auch die Vermehrung der Consistenz des Gehirns einige Zeit nach dem Tode spricht
für eine erfolgende Gerinnung eines Gehirn- und Nervenbestandtheiles« (S. 626*). In
diesen nach der Fun^'schen Abhandlung geschriebenen Worten ist der zeitige Stand
der Dinge treffend dargelegt.
Wie wenig Funke zu seinem Ausspruche berechtigt war, mögen endlich noch einige.
Citate aus später erschienenen Lehrbüchern erweisen. L. Hermann, Grund riss der Phy-
siologie des Menschen. Berlin 4863. S. 235 — 6*: »Der Inhalt, im frischen Zustande wie
es scheint homogen , zerfällt durch die meisten Einflüsse nach dem Tode in . . . Axen-
cylinder und . , . Nervenmark. . . . Das Absterben des Nerven ist nicht wie beim Mus>
kel durch einen Gerinnungsprocess markirt ; es gi^bt sich nur zu erkennen durch das
Aufhören des Nervenstromes , den Verlust der Erregbarkeit und das Auftreten saurer
Reaction.« W. Wundt, Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Erlangen i865.
S. 43 — 4 *. : »Nach dem Tode sondert sich die Marksubstanz deutlich sowohl von dem
222 Abschn. U. Kap. III. f 5 (8). Von den inneren Vorgängen im Nerven
nähme seiner Gonsistenz feststellen , wenn man ihn nur ausreichend spät
nach dem Tode des Thieres oder nach seiner Trennung vom lebenden 6e-
sammtorganismus genau untersucht: der anfangs helle, glänzende und
wie ein weiches Band faltbare Nerv ist alsdann trttbe und matt geworden
und gleichsam erstarrt, so dass man bei dem Versuche, ihn zu falten, auf
einen viel grösseren Widerstand stösst und hohe Faltungsbögen stehen
bleiben.
An dem unmittelbar nach dem Tode des Thieres in den feuchten
Raum eingebrachten Nerven ist die Consistenzzunahme schon lange vorher
deutlich, ehe der Widerstand der geprüften Nervenstrecke bei seinen Ver-
änderungen mit der Zeit sein (zweites) Maximum erreicht, und um die Zeit
dieses Maximums stets ganz aufTällig ; etwa 24 Stunden später ist die Gon-
sistenz des Nerven wieder deutlich geringer. Und vergleicht man häufig
die Gonsistenzveränderungen an den beiden Nerven desselben Thieres, von
welchen man den einen im feuchten Räume gehalten , dem anderen aber
seine unversehrte Lage im Schenkel gelassen hat, so ergeben sich bei bei-
den die nämlichen Gonsistenzveränderungen, nur dass die Gonsisienzzu-
nahme und die nachfolgende Gonsistenzabnahme bei dem im feuchten
Räume befindlichen Nerven früher , oft sogar viel früher deutlich sind als
Axencylinder als von der Primitivscheide , indem sie unregelmässig wulstförmige Mas-
sen bildet. Man nennt diese Erscheinung die Gerinnung des Markes ; sie beruht sehr
wahrscheinlich darauf, dass ein Theii der während des Lebens flüssigen Fette des Mar-
kes nach dem Tode in einen festeren Zustand übergeht.« Hören wir endlich Funke selbst
(Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Dritte Auflage. Leipzig 4860.) I «... es scheint
viel natürlicher , die Achsenfoser als ein Product der. augenscheinlich in der aus dem
lebenden Organismus entfernten Faser vor sich gehenden Zersetzung , welche die dop-
pelten Contouren und die krümliche Trübung des Markes erzeugt , anzusehen. . . Fast
überall findet man die fragliche Veränderung . . . schlechthin als eine »Gerinnuag« des
Nervenmarkes ^bezeichnet , eine Bezeichnung , welche nur von einer oberflächlichen
Aehnlichkeit der Erscheinung mit wirklichen Gerinnungs vergangen hergeleitet, in Wirk-
lichkeit aber nur dann gerechtfertigt ist , wenn wir die Ausscheidung einer unlöslichen
Protein Verbindung in Form der Achsenfaser als den Gerinnungsact bezeichnen. In dem
übrigen Theile des Nerveninhalts, in der Markscheide , findet keine nachweisbare Ge-
rinnung statt, wenn wir mit diesem Namen den Uebergang einer gelösten Eiweisssub-
stanz in den festen Zustand belegen. . . . Wir glauben daher, dass ... in der ausge-
schnittenen Nervenröhre jene Zersetzung eintritt, in Folge deren ein eiweissartiges
Element der Lösung als centraler ^Strang sich consolidirt, in der übrig bleibenden
Mischung das Fett frei wird, indem es von einem zweiten in Lösung bleibenden Eiweiss-
körper sich abscheidet« (S. 586*). »Die Erscheinungen der Zersetzung des Nervenröh-
reninhaltes , die wir als Trennung von Achsencylinder und Markscheide und als Fett-
ausscheidung in letzterer beschrieben haben, sind es, welche den Tod des Nerven
bezeichnen und dessen nächste Ursache sind« (S. 614*). ». . . bildet diese Mischung
nach meinemDafürhaltenin der lebendigen Nervenfaser eine homogene Lösung,
weiche sich erst im todten Nerven unter äusseren Einflüssen in der Weise zersetzt,
dass einzelne chemische Elemente in unlöslicher Form sich ausscheiden , und dadurch
die Trennung des Inhaltes in AxenSylinder und Mark , sowie die krümliche Trübung
des letzteren bedingen« (S. 6S7*). — Nebenbei geben diese Citate einen guten Begriff
von der mannigfachen und wUlkürlichen Auslegung , welche die mikroskopisch wahr-
fwhmbaren Veränderungen des Nerveninhaltes gefunden haben.
welche seine WiderstandsyeräDderungen mit der Zeit bedingen. 223
bei dem anderen Nerven. Bei diesem letzteren ist die Consistenzvermeh-
nmg in der Regel recht auffällig , wenn der Schenkel schon einige Zeit in
die Faulniss eingetreten ist; und um die Consistenz des Nerven wieder
deutlich verringert zu finden , muss man den Schenkel meist in einen sol-
chen Zustand gerathen lassen, dass man nur noch schwer zur Unter-
suchung des Nerven sich entschliesst.
Die Gonsistenzzunahme des Nerven muss nun in der Gonsistenzzu-
nahme der NervQuflttssigkeit begründet sein , und damit sind wir auf un-
seren den Widerstand vermehrenden Vorgang im Nerven gestossen. Die
Erfahrung, dass die Kraft, mit welcher der galvanische Strom verschieden
concentrirte Salzlösungen durch eine Thonwand fortführt, unter sonst glei-
chen Umständen innerhalb gewisser Grenzen den specifischen Widerstän-
den der Lösungen proportional ist (s* o. S. 7.), hat Wtedemann zu der
Ansicht geführt ^ , dass neben dem Salzgehalte noch die Zähigkeit der
Lösungen von wesentlichem Einflösse auf deren Widerstand ist, indem die
Bewegungshindemisse, welche die Bestandtheile der Lösung bei ihrer Ver-
schiebung treffen , mit der Zähigkeit der Lösung wachsen müssen und in
dieser ein, wenngleich nur unvollkommenes Mass finden können. In dem
vorhin erwähnten Auftreten eines Minimums des Widerstandes beim Wach-
sen der Concentration von Salzlösungen findet die Ansicht eine wesentliche
Stütze, und in der That hat in den von Wiedematm angestellten Versuchen
der Widerstand verdünnter Lösungen ausreichend genau direct proportio-
aal ihrer Zähigkeit und umgekehrt proportional ihrem Salzgehalte sich
erwiesen. Sind nun auch gewiss noch weitere Untersuchungen über die
Beziehungen der Zähigkeit zum Leitungswiderstande erforderlich, so schei-
nen doch Zweifel an der aufgestellten (und neuerdings auch von Beetz^
anerkannten) Bedeutung der Zähigkeit für den Widerstand überhaupt schon
jetzt nicht mehr gut möglich , und wir werden in der aufgefundenen Gon-
sistenziunahme der Nervenflüssigkeit den vorher erschlossenen den Wider-
stand vermehrenden Vorgang im Nerven anerkennen dürfen.
Was wir über die Beziehungen der Gonsistenzzunahme zu dem Ein-^
tritte des Maximums des Widerstandes an dem unmittelbar nach dem Tode
des Thieres in den feuchten Raum eingebrachten Nerven ermittelt haben,
stimmt damit vortreflflich , und es ist nunmehr von Interesse die Untersu-
chung, ob auch bei dem nach dem Tode des Thieres in seiner unversehrten
i ) G. Wtedemann , Heber die Bewegung der Flüssigkeiten im Kreise der geschlos-
senen galvanischen Säule u. s. w. PoggendorfTs Annalen u. s. w. Bd. 99 (4856).
S. 245 fr. * — Den. , Die Lehre vom Galyanismus u. s. w. Bd. I. S. 424 ff, *; Bd. II.
S. 4063 (f.*
2} TT. Beetz , lieber das elektrische Leitungsvermögen der Flüssigkeiten. Poggen-
dof/T« Annalen u. 8. w. Bd. 447 (4862). S. 46—49*.
224 Abfichn. U. Kap. UI. } 5 (3). Von der AbhängigkeU
Lage im Schenkel verbliebenen Nerven dieselben Beziehungen obwalten.
Bei diesem letzteren Nerven haben wir eine Verzögerung der Gonsistenz-
zunähme gegen den ersteren Nerven aufgefunden, und es wäre somit auch
eine Verzögerung des Maximums des Widerstandes zu erwarten. In der
That ist dies der Fall. Bringt man , nachdem an einer geprüften Nerven-
strecke des im feuchten Baume aufbewahrten ersten Nerven eines Thieres
das Maximum des Widerstandes schon mehr oder weniger lange, aber nur
nicht gar zu lange vorüber ist , den bis dahin in seiner unversehrten Lage
im Schenkel erhaltenen zweiten Nerven desselben Thieres in den feuchten
Baum, so sieht man den Widerstand der analogen Nervenstrecke zuerst
noch eine kürzere oder längere Zeit hindurch mit abnehmender Geschwin-
digkeit zunehmen und darauf erst abnehmen. Aber noch mehr : ist die
Gonsistenz des zweiten Nerven zur Zeit seiner Präparation noch nicht auf-
fallend , sondern nur deutlich gegen den frischen Nerven vergrössert , so
nehmen darauf der W^iderstand noch sehr beträchtlich und die Gonsistenz
noch merklich zu ; ist aber die Gonsistenz des zweiten Nerven zur Zeit der
Präparation schon recht auffallend vergrössert, so ist nicht nur die Wider-
standszunahme unbeträchtlich, sondern es lässt sich auch eine weitere
Vermehrung der Gonsistenz , wenn der Widerstand sein Maximum erreicht
hat, nicht feststellen.
Die Verfolgung des den Widerstand vermehrenden Vorganges hat uns
so auf eine neue Abhängigkeit der Widerstandsveränderungen der Nerven-
strecke mit der Zeit und der sie bedingenden inneren Vorgänge im Nerven
geführt, auf ihre Abhängigkeit, um sie so zu bezeichnen, von dem Verbleib
des Nerven nach dem Tode des Gesammtorganismus. Wir haben erfahren,
dass bei dem im Schenkel verbliebenen Nerven das Maximum des Wider-
standes später eintritt und somit der den Widerstand vermehrende Vor-
gang langsamer abläuft, als bei dem sogleich in den feuchten Baum ein-
gebrachten Nerven desselben Thieres. Aber auch der den Widerstand ver-
mindernde Vorgang erfähi*t bei dem ersteren Nerven eine Verzögerung dem
letzteren Nerven gegenüber : denn es kommt bei kranken Thieren auch an
dem erst spät isolirten Nerven, wenn man nur nicht zu lange gewartet
hat, noch eine anfängliche Abnahme des Widerstandes zur Beobachtung
(Vers. 92.). Bemerkenswerth ist dann noch die Erfahrung, dass die Wi-
derstandszunahme bei dem erst längere Zeit nach dem Tode des Thieres
isolirten Nerven in der ersten Zeit steiler und oft viel steiler verläuft, als zu
irgend einer Zeit bei dem sogleich nach dem Tode des Thieres in den
feuchten Baum eingebrachten Nerven. Es scheint daraus zu entnehmen zu
sein — und auch die alsdann rasche Gonsistenzzunahme des Nerven lässt
sich dafür geltend machen — , dass die anfängliche Verzögerung des den
Widerstand vermehrenden Vorganges, falls der Nerv doch noch isolirl
der Widerstandsveränderungen mit der Zeit von verschiedenen Umstönden. 225
wird, eine nur um so grössere nachträgliche Beschleunigung des Vorganges
nach sich zieht ; so dass die Nervenflttssigkeit des im Schenkel verbliebe-
nen Nerven Aehnlichkeiten bieten würde mit vorsichtig unter Null erkalte-
tem Wasser , das bekannter Massen bei der ersten Erschütterung plötzlich
in seiner ganzen Masse erstarrt.
In Betreff der Temperatur lehrt die Durchsicht der gesammten, bei i 6
—27" C. angestellten Versuche, dass ihr Wachsen eine Beschleunigung des
Ablaufes beider Vorgänge im Nerven herbeiführt. Ist eine Querschnitts-
fläche des Nerven an der geprüften Nervenstrecke vorhanden , so scheint
dadurch für diese Strecke gleichfalls eine Beschleunigung beider Vorgänge
herbeigefUbrt zu sein. Jedoch tritt der Einfluss des Querschnittes über-
haupt nur in einem Theile der betreffenden Versuche hervor, in dem
anderen Theile macht sich ein solcher Einfluss gar nicht besonders be-
merklich.
Dies sind die verhältnissmässig spärlichen Ergebnisse der lang aus-
gedehnten Untersuchung , und dabei kann sogar die grössere Beschleuni-
gung des den Widerstand vermindernden Vorganges , welche wir als Folge
der Abnahme der Lebensfähigkeit erschlossen haben, zunächst nur als
wahrscheinlich gelten. Denn es wird der Aufmerksamkeit nicht entgangen
sein , dass nirgends genauere Angaben über die Grösse und den Verlauf
der Vorgänge, welche im Nerven mit der Zeit statthaben, sich haben ma-
chen lassen; und es ist wohl möglich, dass der grösseren Widerstandsab-
nahme , auf welche wir bei wenig lebensfähigen Nerven gestossen sind,
auch eine beträchtlichere Grösse des den Widerstand vermindernden Vor-
ganges zu Grunde liegt. Was eine bessere Einsicht vornehmlich erschwert,
ist, dass die zur Beobachtung kommenden Widerstandsveränderungen der
Nervenstrecke aus den Widerstandsveränderungen aller die Nervenstrecke
bildenden kleinsten Nervenäbschnitte oder Nervenquerschnitte sich zusam-
mensetzen und der Ablauf der mit der Zeit im Nerven statthabenden Vor-
gänge vielleicht bei dem im Schenkel verbliebenen Nerven, sicherlich aber
nicht, wie aus gewissen Thatsachen hervorgeht*, bei dem isolirten Nerven
in allen Querschnitten der Nervenstrecke ein gleichmässiger und gleichzei-
tiger ist. Dazu kommt dann , dass bei der Untersuchung , weil ein jeder
Versuch für sich eine lange Zeit in Anspruch nimmt, die die Widerstands-
veränderungen beeinflussenden Umstände nur sehr schwer und unvoll-
kommen sich beherrschen lassen. Diese Schwierigkeiten zu überwinden,
i) S. H. Munk, Untersuchungen über die Leitung der Erregung im Nerven. III. Ab-
handlung. Reicheres nnd du Bois^ Reymondts Archly u. s. w. 4862. S. 4 ff.
H. H n n k , Untersacbungen etc. 4 5
226 Abschn. II. Kap. HI. § 5 (4). Vergleich der Widerstands vferönd. mit der Zeit
werden noch viel zahlreichere Versuchsreihen, als uns vorliegen, erftrdör-
Hch sein'.
Wir bescheiden uns' und werfen nur noch einen Blick zurück auf
unsere Ermittelungen in (1 ) , soweit sie auf die Widerslandsverändenin-
gen des Nerven mit der Zeit sich beziehen. Die treffliche Uebereitistim-
mung der Versuchsergißbnisse in (1) und [%) , welche im Allgemtsinen uns
von vornherein auffiel , liegt nunmehr auch im Besonderen hinsichts der
Abhängigkeit der Widerstandsveränderungen mit der Zeit von der Lebens-
fähigkeit des Nerven klar vor. und die Abweichung von beiderlei Ver-
suchsergebnissen lässt sich einfach auf das zurückführen, was wir aus den
Versuchen von (2) allein schon erschlossen haben, däss der Ablauf der mit
der Zeit nach dem Tode des Gesdmmtöi^anismus im Nerven statthabenden
Vorgänge bei dem isolirten Nerven rascher erfolgt als bei dem im Schenkel
verbliebenen Nerven. Nur weist die geringere Abnahme des Widerstandes,
welche in den Versuchen von ( 2 ) zur Beobachtung gekommen ist , noch
darauf hin, dass der den Widerstand vermindernde Vorgang entweder
weniger beschleunigt wird durch die Isolirung des Nerven als der den
Widerstand vermehrende Vorgang oder im isolirten Nerven gar nicht zu
fjolcher Grösse gelangt wie in dem im Schenkel verbliebenen Nerven. Für
die letztere Möglichkeit spricht, falls der den Widerstand vermindernde
Vorgang mit dem Sauerwerden des Nerven identisch ist, dass man noch
zur Zeit, wenn der Widerstand des im Schenkel verbliebenen Nerven (zum
ersten Male] abnimmt oder nur sehr langsam zunimmt, die Umgebung des
Nerven sauer reagirend findet, hier also zu der im Nerven selbst giebildeten
Säure noch Säure von den Muskeln her durch Difiiision sich hat hinzufügen
können. Man dürfte danach daran- denken , dass die Säure im Nerven die
Consistenzzunahme desselben verzögert, dass wegen der grösseren Menge
der Säure die Verzögerung der Gonsistenzzunahnfie bei dem im Schenkel
verbliebenen Nerven eine grössere ist, und dass bei dem spät isolirten
Nerven die Consistenzzunahme deshalb so rasch , wie wir es oben S. 224.
gefunden haben, erfolgt, weil die von aussen hinzukommende Säure,
welche schliesslich allein oder doch hauptsächlich die Consistenzzunahme
verzögert hatte, mit der Isolirung des Nerven plötzlich fortgefallen ist.
4) Wir wollen nicht, unterlassen, darauf aufmerksam zu machen, dass bei den
weiteren Versuchen aus den eben entwickelten Gründen besonders die Länge und die
Lage der geprüften Nervenstrecke zu variiren sein werden.
und der Widerstandsver^ndenuigen bei und Qfuch 4er Djütrcbströmung. 227
■
(4.) Vergleich der Widerstandsverändertingen der Nervenstrecke
bei und nach der Durchströmung einerseits und der Widerstands-
Veränderungen der Nervenstrecke mit der Zeit andererseits.
Mit den Versuchen von (2) ist das Material ausreichend uns gegeben
für den Vergleich, welchen wir beabsichtigten, zwischen den Widerstands-
verainderungen der Nervenstrecke bei und nach der Durchströmung einer-
seits und den Widerstandsveränderungen der Nervenstrecke mit der Zeit
andererseits; und wir dürfen nicht zögern, ihn anzustellen.
Von vornherein übersieht man , dass von den dreierlei Widerstands-
abnahmen, von welchen die eine nach der ümkehrung der Strom rieh tung
eintritt (Kap. II. § 4.), die zweite bei andauernder Durchsü'öaiung in Einer
Richtung der anfänglichen Widerstandszunahme nachfolgt (Kap. IL § 6.)
und die dritte nach dem Aufhören der Durchströmung statthat (Kap. II.
§ 9.) , keine einzige als von den Widerstandsveränderungen mit der Zeit
irgend wesentlich beeinflusst in Frage kommen kann. Denn nicht nur sind
deren Grösse und deren Geschwindigkeit ungleich beträchtlicher gewesen
als die der Widerstandsabnahme, welche hin und wieder mit der Zeit nach
der Trennung des Nerven erfolgt, sondern sie sind auch zu den verschie-
densten Zeiten nach dem Tode des Thieres oder nach der Trennung des
Nerven vom lebenden Gesammtorganismus zur Beobachtung gekom^men.
Die Widerstandsveränderungen der Nervenstrecke mit der Zeit haben sie
daher höchstens um ein Unbedeutendes grösser oder kleiner uns erschei-
nen lassen, als sie in Wahrheit waren.
Aber auch die Widerstandszunahme bei der Durchströmung , welche
zuerst nach der Schliessung der Kette eintritt (Kap. IL § 1 [2]) , verhüllt
sich hinsichts ihrer Grösse und ihrer Geschwindigkeit zur Widerstandszu-
nahme mit der Zeit derart , dass von einem irgend wesentlichen Einflüsse
der letzteren auf die erstere nicht die Rede sein kann. Wo es um einen
längere Zeit nach dem Tode des Thieres im Schenkel verbliebenen Nerven
sich handelt*, ist jenes Verhältniss ohne jede Weiterung ersichtlich. Für
den eben vom lebenden Gesammtorganisn^us getrennten Nerven aber muss
man sich erinnern, dass nach § 4. die Wrderstandszttnabme bei derDurch-
strömung mit der Lebensfähigkeit des Nerven an Steilheit in ihrem Verlaufe
gewinnt und mit eben demselben Umstände nach (3) auch die Grösse der
atifänglichen Widerstandszunahme mit der Zeit nach der Trennung des
Nerven wächst, und danach für den Vergleich nur an Nerven von öhrige-
fähr gleicher Lebensfähigkeit sich halten ^. Bei den Nerven geringer Le-
<) Vgl. die Vers. 5«, 6. iwid 14. des Kap. II.
2) Vgl. die Vers. 3., 12., 18. und 19. des Kap. 11. an sehr lebeni^higen Nerven und
die Vers. 4., 7., 10., 11., 15., 16. und 20. des Kap. II. 9n;wqniger, zum Tbeil nw sehr
15*
228 Abschn. II. Kap. Ol. § 5 (5). Von den engeren Beziehungen
bensfähigkeit tritt an die Stelle der anfänglichen Zunahme eine anfängliche
Abnahme des Widerstandes mit der Zeit; und wenn bei eben solchen
Nerven der Zunahme bei der Durchströmung eine kurze Abnahme des
Widerstandes voraufgeht^, so ist an einen wesentlichen Einfluss der zeit-
lichen Veränderungen selbst bei dieser Abnahme nicht zu denken, weil sie
in wenigen Minuten dieselbe Grösse gewinnt, wie jene Abnahme mit der
Zeit in Stunden. Um die Widerstandsverändeningen in Folge der Durch-
strömung rein zu gewinnen , wird also bei den Nerven geringer Lebens-
fähigkeit nur eine ganz unbeträchtliche Abnahme, bei den anderen Nerven
nur eine ganz unbeträchtliche Zunahme des Widerstandes von den nach
der Schliessung der Kette beobachteten Widerstandsveränderungen in Ab-
zug zu bringen sein.
Von der Widerstandszunahme , weldie nach der Umkehrung der
SUromrichtung der Widerstandsabnahme nachfolgt (Kap. II. § 4.), ist das-
selbe wie von der eben behandelten Widerstandszunahme zu sagen : wo
sie bei dem lebensfähigen und sogleich nach seiner Trennung vom leben-
den Gesammtoi^anismus zum Versuche verwandten Nerven nach längerer
Durdiströmung desselben wesentlich kleiner als die Widerstandszunahme
bei der ursprünglichen Stromrichtung ist, fällt sie auch meist in die Zeit,
Bu welcher die grössere anfängliche Zunahme des Widerstandes mit der
Zeil bereits vorüber ist.
Es bleibt also nur noch die wiederholte Widerstandszunahme zu be-
trachten , welche bei andauernder Durchströmung in Einer Richtung der
Widerstandsabnahme nachfolgt [Kap. II. § 6.). Auch für deren Unabhän-
gigkeit von den zeitlichen Veränderungen lässt sich Manches geltend ma-
chen, freilich nicht vollkommen Beweisendes : unsere Untersuchung dieser
Widerslandszunahme ist offenbar zu wenig ausgedehnt gewesen, als dass
ausreichende Anhaltspunkte gewonnen wären. Da jedoch diese Wider-
standszunahme nur ein ganz untergeordnetes Interesse uns bietet , wollen
wir nicht länger bei ihr uns aufhalten und sie lieber denen , welche den
betreffenden Erörterungen im § 7. des Kap. II. nicht beipflichten wollen,
als vermeintliche Veränderung der Nervenstrecke mit der Zeit hier vorläufig
preisgeben. Von dieser Zunahme aber abgesehen, ist der versprochene
Nachweis nunmehr geliefert, dass die oben constatirten Widerstandsver-
änderungen der Nervenstrecke bei und nach der Durchströmung in der
Genauigkeit, mit welcher sie constatirt wurden, Folgen der Durchslrömung
gewesen sind.
Für denjenigen, der den Untersuchungen bisher sorgsam gefolgt ist,
wenig lebensHihigen Nerven; die Vers. 4., 7., 40., 41. und 46. sind an Nerven lange
nufbewahrter Winterfirüsche angesteUl.
4) S. o. S. 435. und S. 497.
der Veränderungen mit der Zeit zum Absterben des Nerven. 229
wird es dieses Nachweises sicher nicht mehr bedurft haben. Im § 2. des
Kap. IL, als wir eben erst in die Untersuchung eingetreten waren, konnte
er uns noth wendig erscheinen. Seitdem aber hat das Studium zunächst
der Widerstandsveränderungen der Nervenstrecke nach der Umkehrung
der Stromrichtung und nach dem Aufhören der Durchströmung , dann der
Gestaltsveränderungen des Nerven , endlich des Einflusses mehrerer Um-
stände auf die Widerstandsveränderungen der durchströmten Nervenstrecke
auch ohne ihn die Gewissheit uns verschafft, dass im Wesentlichen nur
Folgen der Durchströmung und nicht Veränderungen mit der Zeit überall
oben im Kap. IL uns vorgelegen haben. Und seitdem hat auch durch die
Ermittelungen des § 7. des Kap. IL unsere Auffassung der Beziehungen
der Veränderungen mit der Zeit zu den Veränderungen bei der Durchströ-
mung eine ganz andere werden müssen, welcher wir später Rechnung
tragen werden [s. u. § 7 (3).].
(5.) Von den engeren Beziehungen der Widerstandsveränderungen
des Nerven mit der Zeit und der sie bedingenden inneren Vorgänge
im Nerven zum Absterben des Nerven.
Endlich treten wir, nach Erledigung der früher eingegangenen Ver-
pflichtungen, der Frage näher, welche oben (S. 204.) noch zu beantworten
blieb , wie weit zur Zeit des Todes des Nerven dessen Widerstands Ver-
änderungen mit der Zeit vorgeschritten sind.
»Mit der elektromotorischen Leistungsfähigkeit des Nervem, sagt du
Bois-Reymond , wo er von der natürlichen Grenze des Nervenstromes nach
dem Tode handelt^, »sinkt zugleich seine Fähigkeit, den Muskel zur Zuckung
anzuregen; jene überdauert aber diese um eine gewisse Zeit; ihr gemein-
schaftliches Ziel ist, aller Wahrscheinlichkeit nach, jene Veränderung des
Inhaltes der Nervenröhren , welche man längst gleichfalls (sc. wie beim
Muskel) als eine Gerinnung zu bezeichnen pflegt, und welche auch im Ge-
hirn und Rückenmark einige Zeit nach dem Tode unzweifelhaft eine Ver-
mehrung der Consistenz herbeiführt. Nerven , welche keinen Strom mehr
entwickeln, zeigen unter dem Mikroskope stets schon diese Veränderung.«
In diesen Worten sehen wir für den Standpunkt, welchen wir nach den.
voraufgegangenen Untersuchungen einnehmen , nicht nur unsere Frage
selbst, sondern auch, worauf es für ihre Lösung ankommt, bereits vorge-
zeichnet.
Es trifft sich günstig , dass unsere Versuche von (2) neben dem Wi-
derstände der Nervenstrecke zugleich noch deren (ruhenden) Nervenstrom
und deren Leistungsfähigkeit in ihren Veränderungen mit der Zeit zu ver-
1) E, du BoiS'Reymondf Untersuchungen u. s. w. Bd. U. Abth. I. S. 284— &.*.
230 Abschn. II. Kap. 10. § 5 (5). Von den engeren Beziehungea
folgen gestatten. Üeber das Verhalten des Nervenstromes verschafft man
sich durch das Oeifnen des mit der Bussole verbundenen du BotVschen
Schlüssels ohne Schwierigkeit vor jeder Bestimmung des Widerstandes
Auskunft ; hinsichts der Leistungsfähigkeit kommt es hier darauf an, die-
jenige Bestimmung des Widerstandes fe^zustellen, bei welcher zum ersten
Male kein Muskel des Schenkels und zwar bei keiner Stromrichtung mehr
gezuckt hat, und man bedarf, wenn man nicht hin und wieder einige Prü-
fungen mehr soll vornehmen müssen , als die Widerstandsveränderungen
für Sich allein erfordern, zur Beobachtung des Schenkels eines Gehülfen.
In den oben S. 207 fiT. beispielsweise mitgetheilten Yersuchen be-
zeichnet überall , soweit darauf geachtet worden ist, das Sternchen in der
Zeitspalte die erste Bestimmung des Widerstandes , bei welcher Muskel-
zuckung nicht mehr eingetreten ist. Man sieht, dass der Widerstand der
Nervenstrecke zu der Zeit immer noch weit vom (zweiten) Maximum entr-
fernt war , bei den Nerven der wenig lebensfähigen oder kranken Thiere
aber auffallend viel weiter entfernt als bei den Nerven der sehr lebens-
fähigen Thiere. Allerdings ist nun unser prüfender Strom nur schwach
gewesen , und es hätte sich mit Hülfe eines stärkeren Erregers länger in
jedem Versuche Muskelzuckung erlangen lassen. Allein dass auch so nicht
der Zeit nach der Verlust der Leistungsfähigkeit der Nervenstrecke dem
Maximum ihres Widerstandes nahe gekommen wäre, wird nicht blos bei
der Durchsicht der Versuche nach den vielfachen anderweitigen Erfahrun-
gen über die Leistungsfähigkeit der Nerven zur Ueberzeugung , sondern
auch direct dadurch bewiesen, dass in den Versuchen, welche nicht lange
vor dem Eintritte des Maximums abgebrochen wurden , vom Nerven aus
dann auf keine Weise mehr, selbst nicht durch das Herausziehen der Ner-
ven aus den Muskeln nach Harless ^, Muskelzuckung erlangt werden konnte.
Vom Nervenstrome ist schon angemerkt worden , dass er, wegen der
geringen Empfindlichkeit der Bussole bei diesen Versuchen, nur kleine
Ablenkungen dos Spiegels veranlasste, Allein diese Ablenkungen waren,
da unsere Elektroden durchaus gleichartig und unpolarisirbar waren, den-
noch ausreichend, das Verhalten des Stromes zu verfolgen : wie dieses hier
sich herausgestellt hatte, ebenso hat es sich auch später bei eigens zur
Gontrole mit einem sehr empfindlichen Galvanometer angestellten Versuchen
ergeben. An dem sogleich nach dem Tode des Thieres untersuchten Nerven
nahm der Strom öfters zuerst zu und darauf ab , sonst von vornherein ab.
Die Abnahme erfolgte in manchen Fällen (und zwar anfangs rascher, dann
langsamer) ununterbrochen, ziemlich häufig aber noch spät durch eine be-
\) E. HarlesSf Molekulare Vorgänge u. s. w. II. Abhandlung. Abhandlungen der
mathem.-phys. Klasse der Bayer. Akad. d. Wiss. Bd. VIII. Abth. II. S. 538 ff.*; Neu-
rophysiologische Forschungen. S. 29 *.
der Veränderungen mit der Zeit zum Abstarben des Nerven. 231
trächtUche Zunahme unierbrochen, bis Null. Wo der Srtrom vom Längs-
SQhniti€K und Querschnitte des Nerven abg^l^itet war, verschwand er im
Allgemeinen später , als w.o er von z.\yei Stellen des Längsschnittes abge-
ieitpt.war, und kehrte dann auch nicht wieder. Wo der Strom aber von
zwei S^llei> des Längsschnittes abgeleitet war, trat er, nachdem er einige
Zeit yeJTSf hwundeq gewesen wa^^j, von Neuem in umgekehrter Richtung ^
wje^cr auf , vyijphs eine Zeit lang an und nahm schliesslich auf Null ab.
Gj^rade die Beobachtung dps umgekehrten Stromes und seines regelmässi-
gen Verlaufes verschaffte alsdann trotz der absolut kleinen Ablenkungen
für die enf^scheiflpndep Momente die vollkommenste Gewissheit darüber,
dass der Strom noch vorhanden war.
Die.fplgende Tabelle giebt in Ergänzung einiger unserer Versuchsbei-
spiele die Al^l|ei})iungei}. durph den (ruhenden) Nervenstrom, welche zu den
oben (S. 207 ff*.) ui)ler|einander stehenden Zejten zur Beobachtung kamen.
Die ges^tyZjmässige Bichtung. des Nervenstromes war bei dem mit dem Un-
terschenkel in Verbindjung. gebliebenen Nerven ( in Uebereinstimmung da-
mit, da;ss alsdßun der. Aequator als im Unterschenkel gelegen anzunehmen
ist) in^mer die absteigende im Nerven , und diese Richtung des Stromes ist
mit (+), die uip^ekel?rte Richtung, mit (— ) bezeichnet. Bei dem Vers. 81.,
bei w;ejjchep^, der ynterschenkel vom Nerven getrennt und die Anordnung
un\Yirlf^ara war, thut d,as Zeichen die l^^ichtung des schliesslich neu auftre-
tendei:^ Sti[oip^^s dar. Die Zahlen sind mit 10 multiplicirt.
Ergänzung zu
Vers.
90.
Vers. 76.
4
Vers. 77.
Vers. 80.
Vers. 84.
Vers. 82.
ii.
B\
4-3
+ 35
+ 4
0
+ 3
+2
+ 48
+5
+ 17
+2
, 0
+ 3
+2
+ 23
+ 6
+ 40
+2
0
+ 5
+2
+24
+4
+ 7
+2
0
+ 4
+2
+ 20
+4
+ 7
+ 2
0
+ 3
+ 1
+ 47
+2
+ 7
+2
0
+ 8
+ 2
+ 40
0
+ 40
+2
0
+ 3
■t-
+ 5
0
+ 14
+ 3
Q
+ 3
+ 4
+ 6
-1
+ 48
+ 3
0
+ 3
+ 3
+ 5
-a
+ 49
+2
0
+3
+2
+ 3
D
+ 7
+ 4
-3
+ 3
0
+ 5
0
4- 5
+ 4
-2
+4
0
+ 6
0
+ 2
+ 5
+2
0
+ 3
-1
+ 2
+ 5
+ 4
0
+ 3
-5
0
+ 3
0
-2
+ 1
-3
0
+2
-2
0
-3
-2
-8
-3
-3
0
0
0
0
4) Heber die Umkehr des Nervenstromes beim Absterben s. E. du Bais-Re^ond,
Untersuchungen u. s. w. Bd. IL Abth. I. S.'283— 4.*; 554*.
232 AbschD. II. Kap. III. § 5 (5). Von den engeren Beziehungen
Ueberall reichte der Nervenstrom, wie man an den Yersuchsbeispielen
sieht, mit seiner Dauer an die Zeit des (zweiten) Maximums des Wider-
standes ohngefähr heran oder überschritt sie gar noch etwas. Nie mehr
aber war der Nervenstrom längere Zeit nach dem Eintritte des (zweiten)
Maximums des Widerstandes vorhanden. Es sind daher die Veränderungen
des specifischen Widerstandes des Nerven bis um die Zeit des (zweiten)
Maximums dem Absterben des lebenden Nerven, die nachfolgende Ab-
nahme des Widerstandes den Veränderungen — der Fäulniss — des todten
Nerven zuzuschreiben.
Dass die Widerstandszunahme der Nervenstrecke deren Fähigkeit,
Muskelzuckung zu veranlassen , überdauert , spricht durchaus nicht gegen
das eben Gesagte ; und nur weil das gleiche Verhalten des Nervenstromes
trotz vieler Erörterungen vielfachen Anstoss erregt hat , wollen wir noch
einen Augenblick dabei verweilen. Die Sache ist einfach folgende. Die
Fähigkeit des lebenden Nerven , bei Einwirkung der Nervenerreger Mus-
kelzuckung herbeizufuhren, muss in gewissen physikalisch -chemischen
Eigenschaften begründet sein, deren Besitz den lebenden Nerven vor dem
todten auszeichnet, und welche »Lebenseigenschaftem heissen mögen. Diese
Lebenseigenschaften werden aber im Nerven , damit er Muskelzuckung zu
veranlassen im Stande sei , nicht blos überhaupt vorhanden, sondern auch
in einer gewissen Grösse, in einer gewissen Ausbildung vorhanden sein
müssen. Gehen nun nach dem Tode des Thieres oder nach der Trennung
des Nerven vom lebenden Gesammtorganismus die Lebenseigenschatten
des Nerven allmählich zu Grunde, so werden sie natürlich früher unter die
Grösse sinken müssen , welche für die Muskelzuckung erforderlich ist, als
sie überhaupt gänzlich verschwinden. Vollends wird ein solcher Zeitun-
terschied hervortreten müssen, wenn der Muskel selbst nicht, wie es eben
noch angenommen worden ist, unverändert bleibt, sondern, wie es ja in
Wahrheit der Fall ist, mit der Zeit weniger erregbar wird. Und so erklärt
sich denn auch sogleich, was auf den ersten Blick Wunder nehmen konnte,
dass wir den Verlust der Leistungsfähigkeit bei den Nerven kranker Thiere
zu einer auffallend viel weiter vom Maximum des Widerstandes entfernten
Zeit haben eintreten sehen, als bei den Nerven gesunder Thiere, da neben
den Nerven auch die Muskeln bei kranken Thieren eine geringere Lebens-
fähigkeit besitzen als bei gesunden Thieren.
Ob bei dem kleinsten Nervenabschnitte oder dem Nervenquerschnitte
der vollkommene Verlust seiner elektromotorischen Eigenschaften mit dem
Maximum des den Widerstand vermehrenden Vorganges genau zusammen-
fällt, kann durch unsere Erfahrungen nicht entschieden werden, da diese
weder bestimmt dafür noch bestimmt dagegen sprechen. Sterben die Ner-
venquerschnitte einer Nervenstrecke nicht genau gleichmässig und gleich-
der Verttndeningen mit der Zeit zum Absterben des Nerven. 233
zeitig ab (s. o. S. 225. ) , so wird , so lange noch ein einziger Nerven-
querschnitt der Nervenstrecke im Besitze elektromotorischer Eigenschaften
ist, bei günstiger Ableitung trotz, des Todes aller anderen Nervenquer*
schnitte der ruhende Nervenstrom noch spurweise an der Nervenstrecke
wahrgenommen werden können. Anders verhalt es sich bei den Wider»
standsveränderungen. Da nämlich der Widerstand eines jeden Nerven-
querschnittes nach seiner Zunahme abnimmt, wird hier, selbst wenn meh-
rere Nervenquerschnitte der Nervenstrecke lebend sind und an Widerstand
gewinnen , der Gesammtwiderstand der Nervenstrecke doch bereits in der
Abnahme von seinem Maximum aus begriffen sein können. Danach wird
weder unsere Erfahrung , dass der Nervenstrom das Maximum des Wider-
standes der Nervenstrecke etwas überdauern kann, gegen die augenblick-
lich in Frage stehende Coincidenz sich verwenden lassen ; noch wird auf
der anderen Seite gegen sie geltend gemacht werden können , dass der
Nervenstrom manchmal nicht ganz an jenes Maximum heranreicht, weil in
den betreffenden Versuchen nur die längere Wahrnehmung des Nerven-
stromes durch besondere ungünstige Umstände verhindert gewesen sein
kann. Gerade deshalb aber wird man auch der Ueberzeugung von jener
Coincidenz sich sicherlich nicht verschliessen können.
Es ist nunmehr zweifellos , dass der absterbende Nerv ausser durch
den Verlust seiner elektromotorischen Eigenschaften noch durch die Zu-
nahme seines specifischen Widerstandes physikalisch charakterisirt ist. So
kann man unser Ergebniss einfach aussprechen, muss aber dabei sich
erinnern, dass die Zunahme des specifischen Widerstandes des Nerven
stets bei dem im Thiere verbliebenen Nerven und öfters auch bei dem
isolirten Nerven in einer frühen Zeit des Absterbens durch eine unbe-
trächtliche Abnahme des Widerstandes unterbrochen ist. Man muss femer
festhalten, dass jener Zunahme des Widerstandes zwei innere Vorgänge im
Nerven zu Grunde liegen, welche den Widerstand des Nerven in entgegen-
gesetzter Weise beeinflussen, und von welchen der eine in der Gonsistenz-
zunahme der Nervenflüssigkeit erkannt worden ist, der andere in dem
Sauerwerden des Nerven sich vemmthen lässt. Wollte man nun noch die
Frage aufwerfen, ob diese beiden Vorgänge gleich innig mit dem Absterben
des Nerven verknüpft sind, so könnte nach dem, was wir über die Bezie-
hungen des (zweiten)* Maximums des Widerstandes zum Nervenstrome
ermittelt haben, jedenfalls nur der den Widerstand vermindernde Vorgang
als weniger bedeutungsvoll in Frage kommen. Indessen liegt keine That-
sache vor , welche zu einer solchen Annahme berechtigte, und es werden
deshalb beide Vorgänge im Nerven zunächst als gleich innig mit seinem
Absterben verknüpft festzuhalten sein.
Ein eigentbümliches Zusammentreffen darf hier nicht unerwähnt blei-
234 Absohn. II. Kap. UI. § 5 (5). Von den engereo BeziebuogQO
ben. Am Schlüsse einer Erörtenuig , wie der elektrotonisßhe Zuwachs des
Nervenstromes wohl zwischen den Elektroden selbst des errogendpn Stro-
mes (vgl. 0. S. 15.) sich nachweisen Hesse, sagt du Bois-Reymond: »Es
würde demnach nichts übrig bleiben, als die Prüfung in den Weise anzu-
stellen, dass man untersucht, ob ein bereits abgestorbener Nerv einen
grösseren Widerstand biete, als scheinbar ein solcher, der noch im Besitze
seiner Lebenseigenschaften verliarrt. Doch dürfte es bei diesem Yei^fabren
ausserordentlich schwierig, ja unmöglich sein, zu der Sicherheit zu gelan-
gen, dass die grössere Schwäche des Stromes in dem ersteren Falle in der
That von nichts anderem herrührte , als von dem Erlöschen der elektronu)-
torischen Wiiicsamkeit des Nervend« Jetzt haben wir in dei* That den Wi-
derstand des todten Nerven grösser als den des lebenden Nerven gefun-
den : allein, wie du Bois-Beymond selbst es vorhergesehen hat, sichßrlich
wird Niemand glauben wollen , dass wir damit das du fioiVsche Problem
gelöst haben. Zum Ueberflusse lässt sich noch darauf aufmerksam machen,
dass — von allem Voraufgegangenen abgesehen — die im Ganzen gei^inge
Stärke unseres prüfenden Stromes , die Abn^^lmie dies Widexs^iji.des von
seinem Maximum aus und das zeitweilige Fortbestehen des Nervenstronies
dabei, endlich auch die Unabhängigkeit derWiderstands<}ifierenz zwischen
dem lebenden und dem todten Nerven von der Stromstärke , v^ie sie bei
den Versuchen an verschieden langen Nervenstrecken sich herausgestelU
hat , von vornherein es verbieten , die Widerstandsver^nderungen, welche
wir constatirt haben, als irgend wesentlich beeinflusst anzusehen durch
den Zuwachs des Nervenstromes, dessen Vorhandensein auch zwischen den
Elektroden die Theorie des Elektrotonus erfordert.
Weshalb HarfeÄÄ und Ranke^ die Widerstandsveränderungen des Ner-
ven beim Absterben entgangen sind, ist schwer mit Bestimmtheit zu sagen.
Von Harless liegen gar keine weiteren Angaben über seine Versuche vor;
Ranke führt nur einen einzigen unmittelbar hierhergehörigen Versuch an,
in welchem ein Kaninchennerv sogleich, nachdem er dem lebenden Thiere
entnommen war, und 5 Slunden später, während welcher Zeit er im
feuchten Räume geblieben war, geprüft wurde. Damit, dass Beide ^ ganz
ohne Berücksichtigung der inneren Polarisation und der Widerstandsver-
änderungen des Nerven in Folge der Durchströmung verfahren sind, ist
wegen der guten Ergebnisse unserer ersten in (4 ) beschriebenen Versuche
die Erfolglosigkeit ihrer Versuche nicht zu erklären. Richtiger wird man
4) E. du Bois-Reymondf Untersuchungen u. s. w. Bd. II. Abth. I. S. 328*.
i) Die Citate s. o. S. 18.
3) Für Harless ist dies gerade wegen des Mangels jeder weiteren Angabe auf Grund
seiner sonstigen Untersuchungsweise des specifischen Widerstandes des Nerven anzu-
nehmen.
der VerMndeningeii mit der Zeit zum Absterben des Nerven. 235
vermuthen dürfen, dass ihre Methoden zu unemplindlidi und bei der gege^
benen Empfindlichkeit ihrer Methoden die Zwischenzeiten der Prikfungen
des Nerven zu kurz waren. Das Letztere gilt besonders vom l?aw Are'schen
Versuche auf Grund einer Thatsache, die wir, in Rücksicht schon auf einige
von uns oben gemachte Angaben, zum Schlüsse noch besprechen müssen.
Es ist ein allgemein verbreiteter Glaube , dass , um mit du Bois-Rey-
mond zu reden, der Tod die Hirnrückenmarksaxe entlang kriecht von oben
nach unten zu und ebenso in jedem einzelnen Nerven von seinem Ui^
Sprunge nach seiner Ausbreitung hin ; und dass , wo auf diese Weise das
Absterben die äusserste Ausbreitung der Nervenröhren im Muskelgewebe
erreicht hat, der Muskel aufhört, der Zusammenziehung föhig zu sein, und
todtenstarr wird*. Er verdankt seine Einbürgerung zunächst den soge-
nannten Valli-Ritter^ sehen und iVy^^en'schen Gesetzen 2, hat dann aber auch
eine wesentliche Stütze darin gefunden , dass nach du Bois-Beymond der
Verlust der elektromotorischen Eigenschaften zuerst am Gehirne, dann am
Rückenmarke und zwar in der Richtung vom Calamus scriptorius zur Cauda
equina hin, darauf an den Nerven wurzeln, danach an den Nervenstämmen,
— wiederum in der Richtung vom Ursprünge nach der Ausbreitung hin —
und zuletzt an den Muskeln eintritt^; und es ist begreiflich ohne Einfluss
auf ihn gewesen , dass man das Absterben des in Verbindung mit seinem
Muskel isolirten Nerven von der freiliegenden Querschnittsfläche des Ner-
ven und von gevsnssen ausgezeichneten Punkten — Yerästelungsstellen —
im Verlaufe des Nerven aus beschleunigt werden sah. Allein , mag der
Glaube auch sonst richtig sein , was das Verhältniss der Nerven zu den
Muskeln betrifiEt, ist er entschieden unrichtig. Dass das Ausbleiben der
Muskelzuckung bei der Einwirkung von Erregem auf den Nerven für
den Tod des Nerven Nichts beweisen kann, ist schon vorhin erörtert
worden. Der Nervenstrom und die Widerstandszunahme des Nerven mit
der Zeit sind aber nach hundertfachen Erfahrungen, die bei den Un*-
tersuchungen dieses § sowohl an dem isolirten wie an dem im Schenkel
verbliebenen Nerven gemacht sind, noch gut an Nerven zu constatiren,
deren zugehörige Muskeln schon todtenstarr geworden sind, und erst dann
verschwunden, wenn die Muskeln bereits einige Zeit in Fäulniss überge-
gangen sind. Entsprechende Beobachtungen macht man hinsichts der Con-
sistenzzunahme des Nerven ; und auch wenn das getödtete Thier uneni-
häutet aufbewahrt worden ist, hat, wie besondere Versuche ergeben haben,
alles eben Gesagte Gültigkeit. Es wird demnach fortan anzuerkennen sein,
1) E. du Bois-Heymond, Unters, u. s. w. Bd. I. S. 321 —2*.
2) Ebendaselbst.
3) E. du Bois-Reymondj Unters, u. s. w. Bd. II. Abth. I. S. 284—5*.
236 Abschn. II. Kap. Ul. § 6(4). Von den Widerstandsvertfnderangen des Nerven
dass die Muskeln im Allgemeinen eher und keinesfalls später dem Tode
verfallen als die Nerven.
§ 6. Ton dem linflasse der Temperatur des Herven.
Mit der eben abgeschlossenen Untersuchung hängt, wie sehr bald ein-
leuchten wird, auf das Innigste zusammen die Untersuchung des Einflusses
der Temperatur des Nerven, zu welcher wir nunmehr übergehen.
Die Untersuchung erscheint von vornherein sehr einfach , wenn wir
nur für die Anwendung des Oppositionsverfahrens die Stative mit den Zu-
leitungsröhren für die beiden Nerven nicht , wie bisher, in einer und der-
selben , sondern in zwei getrennten feuchten Kammern aufstellen und die
Temperatur der einen Kammer constant höher oder niedriger halten können
als die der anderen Kammer. Ehe wir jedoch an die Ueberwindung der
Schwierigkeiten gehen, welche die Erfüllung der zweiten Bedingung bietet,
jst es gerathen, einige Versuche zur Orientirung anzustellen.
(4.) Von den Widerstandsveränderungen des Nerven mit der
Temperatur.
Nachdem wir die Oppositions-Yorversuche (S. 4 63.) ausgeführt haben,
richten wir die beiden Nerven eines eben getödteten gesunden Thieres
rasch nach einander zum Versuche her, legen aber nur den einen von ihnen
sogleich auf die Zuleitungsröhren ^und ^^ in der feuchten Kammer, den
anderen bringen wir zunächst in ein Wasserdampfbad, dessen Temperatur
bei einer Zimmertemperatur von 46 — 47"C. zwischen 22 und 54®C. liegt.
Durch die sorgfältige Regulirung einer kleinen Weingeistflamme, welche in
einem hohen Gefässe eine ansehnliche, aber nur zum Theil das Gefäss
erfüllende Wassermenge erwärmt, ist dem Wasserdampfe eine nahezu con-
stante Temperatur verschafit , und der Nerv hängt — nach passender B^
festigung des Unterschenkels, wenn er mit diesem noch in Verbindung ist,
oder der Lendenwirbel — frei in das Gefäss hinab; ein Thermometer,
dessen Kugel dicht neben dem Nerven etwa in der Mitte seiner Länge sich
befindet, zeigt uns die Temperatur des Wasserdampfes an, welcher den
Nerven erwärmt. Nach einiger Zeit nehmen wir den Nerven aus dem
Dampfbade heraus , legen ihn auf das Schleunigste und in gleicher Weise,
wie vorher den anderen Nerven, den für ihn bestimmten Zuleitungsröhren
z und z^ auf und lassen sofort die Durchströmung der beiden Nerven be-
ginnen.
Erst einige Zeit nach dem Beginne des Versuches wird dann der er-
wärmte Nerv N auf die Temperatur der Kammerluft und des Nerven N^
mit der Temperatur. 237
zurückgekehrt sein, und bis dahin werden wir vielleicht den Einfluss der
Erwärmung auf die Widerstandsveranderungen bei der Durchströmung
schon ermittelt haben können. In Folge der Erkaltung allein des erwärm-
ten Nerven muss nämlich <Z> , das zuerst mehr oder weniger kleiner als 1
sein wird, während des Versuches wachsen : nimmt es nun bei der Durch-
strömung ab oder bleibt es constant , so wird daraus zu entnehmen sein,
dass mit dem Wachsen der Temperatur die Widerstandszunahme der Ner-
venstrecke bei der Durchströmung an Steilheit verliert. Und da gerade
dieses Ergebniss zu vermuthen ist, dürfen wir hoffen, so mit nur geringer
Mühe die Untersuchung zu gutem Ende bringen zu können.
Ganz anders gestalten sich aber in Wirklichkeit die Ergebnisse unserer
Versuche, und sie nöthigen uns sogar, von dem eigentlichen Gegenstande
unserer Bemühungen , von dem Verhalten von <Z> bei der Durchströmung
zunächst abzusehen. Denn <Z> stellt sich bei der ersten Bestimmung un-
mittelbar nach der Schliessung der Kette nur selten etwas kleiner als 4 (in
minimo etwa »'/«,) sonst aber ohngefähr =1 oder meist sogar grösser als
4 (bis nahe ss 2} heraus.
Schwer lässt sich bei den ersten derartigen Wahrnehmungen der Ver-
dacht unterdrücken, dass Nichts weiter als ein Versuchsfehler vorliege.
Sind auch die Resultate der Vorversuche gute gewesen und liefern ent-
sprechende Versuche, während und nach der Untersuchung selbst ange-
stellt, nicht minder gute Ergebnisse, so ist doch nicht zu verkennen, dass
die natürliche Hast beim Auflegen des erwärmten Nerven die Fehlergren-
zen beim Oppositionsverfahren erweitem d. h. die Grösse , um wdche f2>
blos in Folge ungleicher Auflagerung der Nerven von \ abweichen kann,
vergrössern muss. Allein, je mehr man die Versuche häuft, desto mehr
kommt man von dem Verdachte zurück. Denn ist es schon unerklärlich,
dass wir blos durch jene Hast überhaupt so grosse Fehler begehen sollten,
wie die Versuche öfters Abweichungen von i ergeben , so ist es weiter gar
nicht denkbar, dass diese grossen Fehler stets nur nach der einen Seite hin
fallen sollten, so dass <D viel grösser als i wird, niemals aber nach der
anderen Seite hin, so dass <Z> viel kleiner als 4 wird. Und den letzten Rest
des Verdachtes hilft dann eine genauere Musterung der aufgehäuften Ver-
suche zerstreuen. In allen Versuchsreihen , mag in ihnen der Aufenthalt
des Nerven im Dampfbade 1 oder 2 oder 5 oder \ 0 oder i 5 Minuten an-
gedauert haben, zeigt sich nämlich regelmässig und übereinstimmend, dass
0 bei massiger Temperatur des Dampfbades grösser als i , bei höherer
Temperatur ohngefähr gleich oder kleiner als 1 , endlich bei noch höherer
Temperatur des Dampfbades wiederum grösser als 4 gewesen ist. Sind
also auch die Fehler des Oppositionsverfahrens hier wirklich grösser als
sonst gewesen , so haben sie doch , weil sie bald nach dieser bald nach
238 Abschn. II. Kap. III. § 6 (i). Voodeii Wideistands Veränderungen des Nerven
jener Seite hin gefallen sind , unsere Versuchseiigebnisse im Ganzen und
Grossen nicht beeinträchtigen können.
Bei näherer Erwägung verliert sich denn auch für uns die grosse
Anomalie, die in unseren Erfehrungen auf den ersten BlicL wohl voreidie-
gen scheinen konnte. Denn wir hatten bei unserer Ueberlegung die Wh
derstandsveränderungen des Nerven mit der Zeit in Betracht zu ziehen
unterlassen ; und da diese mit der Zunahme der Temperatur nach unseren
Ermittelungen im § 5 (3j eine Beschleunigung in ihrem Ablaufe erfahren,
ist es mögUch , dass durch sie die Widerstandsabnahme in Folge der Er-
wärmung uns verdeckt worden ist Manches bd den uns vorliegenden
Versuchen spricht bereits für diese Vermuthung. Allein die zu anderen
Zweiten angestellten Versuche bieten uns , weil immer nur die erste Be-
stimmung von <2> hier brauchbar ist, zu wenige Anhaltspunkte, und wir
müssen unserer Vertnuthung noch durch anderweitige. Versuche oachgeheB.
Das allgemeine Schema unserer nächsten Versuche ist das, dass wir
in regelmässigen Zeitabständ^ii durch momentane Schliessungen dexi Wi-
derstand einer den Zuleitungsröhren aufliegenden Nervensteeoke bestim-
men ; dann in der Zwischenzeit zweier Bestimmungen den Nerven , ganz
wie bei den voraufgegangenen Versuchen , im Wasserdampfbade erwJir-
men und nach seiner Entfernung aus dem Bade genau so, wie vorber, den
Zuleitun^röhreai auflagern.; darauf sofort den Widerstand der Nerven-
strecke wieder bestimmen und mit den Bestimmungen weiter so, wie vor
der Erwärmung , fortfahren. Da d^ Aufenthalt des Nerven im iDampfbade
aber nur auf wemge Minuten sich erstrecken und diaZwifichenzaiteQ zweier
Prüfungen demgemäss nur klein sdn sollen , k/innan wir uns für 'die Be-
i^imniiungen nicht genau des Verfahrens wieder bedienen, welches wir
oben im § 5 (2j in Anwendung gezogen haben, zumal da wir gerade in den
entsdieid^iden Momenten der richtigen Bestimmung des Widerstandes
nicht sicher wären. Vielmehr modifidren wir unser dortiges Verfahren in
der folgenden Weise , in wekfcer es nunmehr, wo der Verlauf der Wider-
standsveränderungen mit der Zeit im Groben immer bekannt seni wird,
auch bei der Wiederholung der Versuche des § 5 (:^) vorlheilhrfl wird in
Anwendung kommen können. Wir bestimmen nämlich Jiach der Methode
der momentanen Schliessungen (s. o. S. S3..) höchstens nooh Kum ersten
Male den Widerstand der Nervenstrecke und gefhen bei den vsieitereo ^-
stimmungen den Widerstandsverändenongen der Nervenstredie einfach
«durch rasdhe Verstellung des Schiebers S nach , so jedoch , dass wir von
Bestimmung zu Beslimmung mit der Richtung des prüfenden Strames ab-
wechseln. Da die Widerstandsveränderunge« des Nerven zwischen zwei
aufeinanderfolgenden Bestimmungen in der Regel verMltnissmässig mr
klein sind lond man die Richtung , in welcher der Schieber zu v^stelien
mit de'r Temperatur« 289
ist, meist schon im Voraus weiss, kann die richtige EinsteMung des Schie-
bers in wenigen (kaum 5) Secunden erfolgen; und man gewinnt offenbar,
was man durch die etwaige längere Dauer der Durchstr($mung gegen die
frühere Methode einbüsst, sicher wieder durch die geringere Zahl der Prü-
fungen.
Ab*r noch eine wesentliche Veränderung treffen wh» hier den Ver-
suchen des § 5 (2) gegentkber. Statt zur Versuchsanordnung Fig. \, zurück-
zukehren , behalten wir nämlich die Versuchsanordnung Fig. i 3. bei und
benutzen für die Nervenstrecke ab, an welcher wir den £influss der Tem-
peratur Studiren , die so wie in den Oppositionsversuchen C und ^j auflie-
gende Nervenstrecke aß des zweiten Nerven als Vergleichswiderstand. So
geftihrHfeh uns früher ein veränderlicher Vergleichswiderstand gewesen
wäre, so'i^echt ist er uns in der angegebenen Form jetzt. Man kann sagen,
dass nach den Eirfalhrungen des § 5 (2) die Widerstandsveränderungen,
welche* die Nervenstrecke aß des noch nicht lange vom lebenden Gesammt-
organistaus getrennten Nerven während der kürzen Dauer eines jeden
Versuches bei unserer Zimmertemperatur mit der Zeit erfahrt, überhaupt
sich ganz vernachlässigen lassen : und dann leistet , da es auf absolute
Widerstandsbestimmungen uns nicht ankommt, aß hier genau dasselbe
wie unsere Capillarröhre. Lassen sich aber jene Widerstandsfveränderun-
gen mit der Zeit nicht vernachlässigen , so übersieht man , dass nunmehr
gerade durch unseren neuen Vergleichswiderstand die Widerstandsverän-
demngen mit der Zeit bei der Zimmertemperatur aus unseren Versuchs-
ergebnissen, ohne dass wir uns weiter darum zu bemühen brauchten,
eliminirt sind. Denn da der Widerstand der beiden Nervensireoken ö6 und
aß ohne jeden Eingriff unsererseits immer in gleicher Weise und in glei-
cher Grösse sich verändern würde — wie es sich auch thatsächlich darin
ausspricht, dass 0 vor der Erwärmung des einen Nerven in der Regel
seine Grösse gar nicht oder nicht der Rede werth verändert — , lassen uns
die Veränderungen , welche an 0 nach der Erwärmung des Nerven A^ zur
Beobachtung kommen, sofort die Widerstandsveränderungen erkennen,
welche ab in Folge der Temperaturveränderungen erfehren hat. Freilich ist
die Grössenbestimmung dieser letzteren Veränderungen dann nicht ganz
genau; allein zu besseren Resultaten würde man auch kaum auf eine an-
dere Weise kommen können, weil die Widerstandsveränderungen mit der
Zeit bei der Zimmertemperatur so , wie sie uns bekannt geworden sind,
doch zu wenig >genau sich in Rechnung bringen lassen.
Was die Fehlerquellen der Untersuchung betrifft, so braucht hrnsichts
der prüfenden Durchströmungen nach den Erfahrungen des § 5 (2), da die
raschere Folge der Prüfungen bei unseren jetzigen Versuchen durch die
viel grössere Zahl der Prüfungen bei den dortigen Versuchen mehr als
240 Abschn. II. Kap. III. § 6 (4). Von den Widerstandsverftnderungen des Nerven
aufgewogen wird, nicht einmal mehr auf .die Vortheile aufmerksam ge-
macht zu werden, welche unser neuer Vergleichswiderstand hier wiederum
bietet: die Versuche mit verschieden häufigen Prüfungen stellen zudem
auch hier die Ungefährlichkeit der Prüfungen unmittelbar heraus. Sodann
kommt, von einer später zu besprechenden Fehlerquelle abgesehen, nur
noch in Betracht, dass der Nerv N für die Erwärmung von z und z^ abge-
hoben und nachher von Neuem in gleicher Weise wieder aufgelegt wer-
den muss. Dies gelingt aber, wie besondere Versuche gezeigt haben, besser
als die gleiche Auflagemng zweier Nerven auf zwei Paare von Zuleitungs-
röhren, welche die Oppositionsversuche stets erfordern, indem bei gleicher
Aufmerksamkeit die Fehlergrenzen im ersteren Falle enger gesteckt sich
ergeben als im letzteren Falle *. Da ferner die Fehler wiederum sowohl
nach der einen wie nach der anderen Seite hin fallen d. h. (2> nach der
Erwärmung von N ganz unregelmässig bald zu gross bald zu klein erschei-
nen lassen müssen, beweisen die sogleich folgenden Versuchsergebnisse
selbst, dass die in Rede stehende Fehlerquelle im Gro^Hsen und Ganzen
unschädlich gewesen ist. Endlich ist es uns unbenommen, in jedem belie-
bigen unserer Versuche den Nerven iV, wenn er nach seiner Erwärmung
zur Rammertemperatur zurückgekehrt ist , von Neuem und wiederholt in
etwas verschiedener Weise aufzulagern : wir überzeugen uns dabei , dass
0, WO einigermassen beträchtliche Veränderungen durch die Erwärmung
an ihm erfolgt sind, nur unbeträchtlich hinsichts der Grösse und daher
erst recht nicht hinsichts der Richtung dieser Veränderungen durch die
kleinen Variationen der Auflagerung von N beeinträchtigt wird.
Man findet nun bei den Versuchen , zu welchq^ man immer gesunde
und gleich muntere Thiere verwendet, 0 bei der ersten Bostimmung nach
der Erwärmung meist mehr oder weniger gewachsen , selten verkleinert,
und in den nächstfolgenden Minuten nimmt (2> in der Regel rasch mit ab-
nehmender Creschwindigkeit zu ; danach verändert es sich aber nur sehr
langsam, wie etwa vor der Erwärmung, indem es wächst oder abnimmt.
Die Ergebnisse der ersten Bestimmung von (2> nach der Erwärmung
veranschaulicht des Genaueren in ihren Beziehungen zur Temperatur und
zur Dauer des Dampfbades die graphische Darstellung der Fig. 47. In
dieser Figur, welche zunächst nur in ihrem Theile rechts von (16) der
Abscissenaxe uns angeht, sind als Abscissen die Temperaturen aufgetragen,
4) Es ist darum bei dem ersten Auflegen der Nerven auf die Zoleitungsröhren für
unsere jetzigen Versuche vor Allem darauf zu halten , dass man ausreichende Anhalts-
punkte gewinnt, um den Nerven N nach seiner Entfernung ans dem Dampfbade in ganz
derselben Weise, wie vorher, auflegen zu können. Erst in zrweiter Linie steht die An-
forderung, dass die beiden Nerven N imd N^ gleich aufliegen : je besser diese Anforde-
rung erfüllt ist , desto empfindlicher ist die Yersuchsanordnvnig , desto genauer sind die
Ergebnisse.
mit der Temperatur. 241
welchen der Nerv N im Wasserdampfbade ausgesetzt wurde, und als Ordi-
naten die Zuwächse, welche für (P bei seiner ersten Bestimmung nach der
j»*r
Fig. 47.
Erwärmung von N sich herausstellten ; die Länge ÖR der verticalen Goor-
dinatenaxe ist = 0 vor der Erwärmung von N. Will man aber die Ver-
änderungen von Wfj^ff in der Zwischenzeit der letzten Bestimmung vor und
der ersten Bestimmung nach der Erwärmung von N vernachlässigen , so
kann man unsere Ordinaten auch die Widerstandszuwächse bedeuten las-
sen, welche für ab bei der ersten Bestimmung nach der Erwärmung von N
sich herausstellten, und OR ist dann sru;^^, also auch ohngefohr sti;^^
vor der Erwärmung von N, Die ausgezogene Curve ist nun die Curve der
Zuwächse für den Fall , dass der Nerv 4 Minute im Dampfbade verweilt
hatte , und die gestrichelte Curve ist die analoge Curve für den Fall, dass
der Aufenthalt des Nerven im Dampfbade 2 Minuten angedauert hatte.
Länger als 2 Minuten war der Nerv bei unseren jetzigen Versuchen nicht
der höheren Temperatur ausgesetzt worden. Unsere Versuche der ersten
Art gestatten aber die Figur noch zu vervollständigen, und die punktirte
und die abwechselnd gestrichelte und punktirte Curve sind auf Grund der
ersten Bestimmungen von O bei den Versuchen der ersten Art die analo-
gen Curven für den Fall , dass der Nerv 5 resp. i 5 Minuten im Dampfbade
sich befunden hatte. Die Ergebnisse der verschiedenen Versuchsreihen
stimmen gut überein , und man übersieht an der Figur mit einem Blicke,
so dass wir uns auf keine Erörterung weiter einzulassen brauchen, wie bei
gegebener Dauer des Dampfbades mit dessen Temperatur und bei gegebe-
ner Temperatur des Dampfbades mit dessen Dauer der Zuwachs von 0
(oder der Widerstandszuwachs der Nervenstrecke ab) zur Zeit unserer
ersten Bestimmung nach der Erwärmung sich verändert hatte ^
4) Bei dem Entwürfe der Curven sind drei Bestimmungen von 4> für die 5 Min.
lange und eine Bestimmung für die 45 Min. lange Erwärmung von N auf Tempera-
H. M u n k , TTniersiieliiingen etc. ^1 Q
242 Abschn. IL Kap. III. § 6 (4). Von den Wide»tandsveränderungen des Nerven
Dieser an sich sehr interessanten Erfahrungen wegen hätten wir jedoch
nicht erst unsere neuen Versuche zu unternehmen nöthig gehabt, und wir
wenden uns daher sogleich der genaueren Betrachtung der Eigenthümlich-
keiten dieser letzteren zu, welche die graphische Darstellung der Fig. 48.
""^
7*^:
v X
Fig. 48.
yeranschaulicht. Die Abscissen und Ordinaten dieser Figuf, die wiederum
zunächst nur in ihrem Theile rechts von (4 6) der Abscissenaxe in^s Auge
zu fassen ist, haben dieselbe Bedeutung wie in der Fig. 17., und die aus-
gezogene Curve der Fig. 1 8. ist nur die Wiederholung der ausgezogenen
Gurve der Fig. 17. Die gestrichelte Gurve der Fig. 48. ist dann aber die
Gurve der Zuwächse, welche für 0 (oder der WiderstandszuWädise,
welche für ab) c. 5 Minuten nach der Entfernung des Nerven N aus dem
Dampfbade, wenn die rasche Veränderung von (D (oder des Widerstandes
von ab) vorüber war, sich ergeben haben; und mit dieser Gurve haben
wir eine wichtige Bestätigung unserer Vermuthung gewonnen. Sind näm-
lich die Widerstandsveränderungen, welche der Nerv N durch die Erwär-
mung erfährt, wie wir es uns dachten, die algebraische Summe einmal der
Widerstandsabnahme des Nerven unmittelbar durch die Temperatureriiö-
hung und sodann der durch die Temperaturzunahme beschleunigten Wi-
derstandsveränderungen des Nerven mit der Zeit, so musste O (odet w^h)
in der der ersten Bestimmung desselben nach der Erwärmung folgenden
Zeit in Folge der Erkaltung des Nerven N noch wachsen ; — und dies hat
sich in der That ergeben.
turen zwischen S3 u. SOOC. vernachlässigt \sK)rden) weil bei ihnen 4» allen anderen Be-
stimmungen gegenübet* zu gross war. Wahrscheinlich sind diese Abweichungen durch
eine wesentlich verschiedene Lebensfähigkeit der betrefifenden Nerven herbeigeführt
worden ; doch sind auch noch andere Möglichkeiten denkbar. — Dass die Curven der
Fig. 17. u. 48. nur im Grossen und Ganzen auf Richtigkeit' Anspruch machen kötinen,
brauchte wohl katkm besonders angemerkt zu werden.
mit der Temperatur. 243
Freilich liegt noch eine Verwickelung vor, die gar nicht zu übersehen
ist, weil zwischen etwa 44® und 47®C. die gestrichelte Curve der Fig. 18.
nicht über, sondern unter der ausgezogenen Curve derselben Figur ver-
lauft. Aber diese Verwickelung wäre vorherzusagen gewesen und ist leicht
zu \bsen. Denn es ist klar, dass auch während der Erkaltung der immer
noch höher temperirte Nerv N beschleunigte Widerstandsveränderungen
mit der Zeit erfahren muss. Zu der Widerstandszunahme in Folge der Er-
kaltung gesellt sich deshalb , wenn der Widerstand der Nervenstrecke ab
während des Dampfbades die Veränderungen mit der Zeit bis ohngefähr
zum (zweiten) Maximum des Widerstandes dua*chlaufen hatte, während der
Erkaltung der Nervenstrecke die nachfolgende Widerstandsabnahme mit
der Zeit noch hinzu , und da dieser Widerstandsabnahme eine sehr grosse
Gesdiwindigkeit zukommt , ist das Resultat von beiderlei Widerstandsver-
änderungen eine Abnahme des Widerstandes während der Erkaltung.
Weil nun die zeitlichen Veränderungen auch an dem aus dem Dampf-
bade entfernten Nerven noch einige Zeit beschleunigt fortschreiten, könnte
man vielleicht die rasche Zunahme von (2> (oderto^^), welche wir der
ersten Bestimmung desselben nach der Erwärmung haben folgen sehen,
überhaupt und ausschliesslich den beschleunigten zeitlichen Veränderun-
gen von ab zuschreiben wollen, so dass man die Erwärmung bei der Ner-
venflüssigkeit nur eine Beschleunigung ihrer Widerstandsveränderungen
mit der Zeit und gar keine Abnahme des Widerstandes unmittelbar durch
die Temperaturerhöhung, wie bei allen anderen Flüssigkeiten, herbeiführen
liesse. Ein solches Voiiiaben wird jedoch durch unsere Erfahrungen bei
Temperaturen zwischen 32 und 36^ G. und besonders zwischen 47 und
54® C: unmöglich gemacht. Denn in beiden Fällen ist durch die längere
Dauer der beschleunigten Widerstandsveränderungen mit der Zeit, wie aus
Fig. 17. ersichtlich ist, eine Abnahme von <2> (oder tc?^^) bedingt, und in
beiden Fällen zeigt sich während der Erkaltung eine Zunahme von (2> (oder
Wf^j,) . Nur im ersten Falle liesse sich dann noch ein Einwand damit be-
gründen, dass, weil die Temperatur des Nerven iV sinkt, der Fortschritt
« der beschleunigten Veränderungen vielleicht doch zu einer Zunahme von
<D (oder t^^^) führen könnte: im zweiten Falle ist aber auch dieser Ein-
wand nicht möglich, und hier wird es daher zweifellos, dass eine Zunahme
des Widerstandes die unmittelbare Folge der Temperaturabnahme nach der
Erwärmung des Nerven , also voAer bei der Erwärmung des Nerven eine
Abnahme seines Widerstandes die unmittelbare Folge der Temperaturzu-
nahme gewesen ist.
So mangelhaft es auch nur geschehen kann, weil wir die beschleu-
nigten zeitlichen Veränderungen während der Erkaltung von der mit der
Erkaltung unmittelbar verbundenen Widerstandszunahme nicht scharf zu
244 Abschn. II. Kap. III. § 6 (4). Von den WiderstandsverftnderuDgen des Nerven
trennen vermögen, so emp6ehlt es sich doch, der Vorstellung, welche wir
jetzt von den Widerstandsveränderungen der Nervenstrecke ab bei unseren
Versuchen gewonnen haben, gewissermassen eine greifbarere Form zu ge-
ben. Diesem Zwecke dient wiederum Fig. 4 8., in welcher wir, um die Dar-
legung zu erleichtem, jetzt ÖÄ=su>„yj = w?ß5 vor der Erwärmung von A^
nehmen. Zur Zeit der Entfernung des Nerven aus dem Dampfbade ist die
punktirte Curve 1 die Curve der WiderstandszuwSichse der Nervenstrecke
unmittelbar in Folge der Temperaturerhöhung und die gestrichelte Curve
die mit einem Fehler behaftete Curve der Widerstandszuwächse der Ner-
venstrecke in Folge der durch die Temperaturerhöhung beschleunigten
Widerstandsveränderungen mit der Zeit; die Summencurve beider nach
Eliminirung des Fehlers der gestrichelten Curve, also die Curve des wahren
Widerstandes der Nervenstrecke, ist dann die abwechselnd gestrichelte und
punktirte Curve. Zur Zeit unserer ersten Bestimmung des Widerstandes
nach der Erwärmung ist die punktirte Curve I bereits zur punktirten
Curve II geworden , und die Summencurve dieser Curve und der gestri-
chelten Curve nach der Eliminirung von deren Fehler und endlich einer
dritten , nicht gezeichneten Curve der Widerstandszuwächse in Folge der
beschleunigten Widerstandsveränderungen mit der Zeit, welche noch nach
der Entfernung des Nerven aus dem Dampfbade erfolgt sind , ist jetzt die
ausgezogene Curve. Endlich, wenn die Temperatur der Nervenstrecke zur
Kammertemperatur zurückgekehrt ist, sind die Widerstandszuwächse der
Nervenstrecke unmittelbar in Folge der Temperaturerhöhung fortgefallen ;
die Widerstandszuwächse in Folge der durch die Temperaturerhöhung be-
schleunigten zeitlichen Veränderungen während und nach der Erwärmung
des Nerven sind aber geblieben und treten in der gestrichelten Cui*ve , die
nunmehr zugleich die Curve des wahren Widerstandes der Nervenstrecke
ist, rein hervor. Der Fehler der gestrichelten Curve für die Zeit der Ent-
fernung des Nerven aus dem Dampfbade ist dadurch bedingt, dass unsere
Curve die beschleunigten Widerstands Veränderungen mit der Zeit, welche
während der Erkaltung erfolgt sind, mit einschliesst^.
Wegen der Willktlr, welche der punktirten Curve 1 anhaftet, lässt sich
der abwechselnd gestrichelten und punktirten Curve der Fig. i 8. zunächst
kein grösseres Gewicht beilegen, als dass sie den Verlauf der Widerstands-
veränderungen der Nervenstrecke in Folge der Erhöhung ihrer Temperatur
im Grossen und Ganzen richtig darstellt. Es muss aber vor der Hand
durchaus noch dahingestellt bleiben , ob wirklich nur innerhalb gevrisser
i ) Um die Figur 4 8. durch Vermehrung der Curven nicht unklar zu machen , hat
die Eliminirung dieses Fehlers der gestrichelten Curve dem Leser überlassen werden
müssen.
mit der Temperatur. 245
mittlerer Grade und wiederum bei den höchsten Graden der von uns un-
tersuchten Temperaturen, wie es die Curve zeigt, eine Abnahme des Wi-
derstandesdie Folge der Temperaturerhöhung ist. Darüber uns Gewissheit
zu verschaffen, stellen wir jetzt neue Versuche an.
Wir behalten für diese dritte Art von Versuchen, für welche wir
wiederum nur gesunde und gleich muntere Thiere verwenden, unser letz-
tes Versuchsverfahren genau bei und erwärmen nur die Nervenstrecke ab
auf andere Weise. Bei dem Auflagern des Nerven N legen wir sein cen-
trales, zwischen b und der Wirbelsäule gelegenes Stück nicht, wie bisher,
auf die neben z^ befindliche Glasröhre, sondern in einen Porzellannapf, der
zur Seite von z^ auf einem besonderen Stative passend aufgestellt ist ; und
zwar so , dass in den verschiedenen Reihen von Versuchen der Abstand
zwischen z^ und dem benachbarten oberen Napfrande verschieden gross
ist und 3 — 1 2""* beträgt. In der Zwischenzeit zweier Bestimmungen füllen
wir dann den Napf mit erwärmtem Olivenöl, so dass zunächst das im
Napfe befindliche Nervenstück und mittelbar durch dieses auch die Ner-
venstrecke ab erwärmt wird. So sind wir im Stande , die Widerstands-
veränderungen von ab unmittelbar während der Erwärmung und, woran
uns allerdings nach den voraufgegangenen Versuchen weniger gelegen zu
sein braucht, während der Erkaltung von ab zu verfolgen.
Die Ergebnisse der Versuche sind von einer Regelmässigkeit, die
Nichts zu wünschen übrig lässt, und bei verschiedenem Abstände zwischen
6 und dem Napfrande nur insofern verschieden, als mit dem Wachsen die-
ses Abstandes auch die Temperatur des Oeles bei seinem Einfüllen in den
Napf grösser sein muss, um dieselben Erscheinungen, wie bei geringerem
Abstände niederer temperirtes Oel, hervorzurufen. Bei 6 — S"" Abstand
zwischen b und dem Napfrande sind die Ergebnisse folgende. Wenn die
Temperatur des Oeles beim Eingiessen desselben 40® G. nicht übersteigt,
verändert sich (2> (oder u;^^) nach dem Eingiessen kaum anders als vorher,
und sehr kleine Zunahmen oder Abnahmen, die man wohl hin und wieder
bemerkt, sind nicht mit Sicherheit von den Veränderungen zu unterschei-
den, welche O (oder t^^^) auch ohnedies mit der Zeit erfahren hätte. War
das Oel aber auf 40 — 50®G. erwärmt, so folgt dem Eingiessen unmittelbar
während \ — 2 Minuten zuerst eine ohngefähre Constanz von 0 (oder w;^^) ,
und danach wächst 0 mit anfangs zunehmender und später abnehmender
Geschwindigkeit an ; wenn das Oel die Kammertemperatur wieder ange-
nommen hat, ist (2> beträchtlich vergrössert und wächst nur sehr langsam
an. Mit dem weiteren Wachsen der Temperatur des Oeles bis auf etwa
70 — 80® C. verändern sich die Erscheinungen so, dass nach der anfäng-
lichen obngefähren Constanz vor der grossen Zunahme eine geringe Ab-
nahme von (D (oder w^^) sich einschiebt, die Dauer der anfänglichen Gon-
246 Abschn. II. Kap. III. § 6 (4). Von den Widerstandsveränderangen des Nerven
stanz immer kleiner, die Dauer der nachfolgenden Abnahme zuerst grösser
und dann wieder kleiner wird , endlich darauf 0 immer rascher und be-
trächtlicher wächst. War endlich das Oel auf 80 — lOO^C. erwärmt, so
findet man sofort nach dem Eingiessen desselben O (oder tr^^) etwas ver-
ringert, aber <Z> nimmt sogleich sehr beträchtlich und noch viel rascher als
sonst zu ; schon wenige Minuten nach dem Eingiessen des Oeles hat dann
<Z> ein Maximum erreicht, das seinen anfänglichen Werth weit übertrifft,
und nimmt von diesem aus mit anfangs zunehmender imd später abneh-
mender Geschwindigkeit ab ; etwa 20 — 25 m. nach dem Eingiessen des
Oeles , wenn dieses ohngefähr zur Kammertemperatur zurückgekehrt ist,
hat 0 (oder lü^^) wieder ein Minimum erreicht, das immer noch wesent-
lich grösser als der ursprüngliche Werth von (P (oder tVat] ist, und nimmt
von Neuem, aber sehr langsam zu*.
Hiermit ist die Richtigkeit unserer abwechselnd gestrichelten und
punktirten Gurve der Fig. 4 8. nicht nur hinsichts ihres Verlaufes im Gros-
sen und Ganzen , sondern auch hinsichts der Grosse und der Vorzeichen
ihrer Ordinaten erhärtet. Und wenn wir auf das Detail der letzten Ver-
suche noch genauer eingehen und die Dauer der Temperaturen mit in
Betracht ziehen , stellt sich auch noch weiter eine treffliche Uebereinstim-
mung unserer früheren und unserer neuesten Erfahrungen heraus. Denn
nach Fig. i 7. wird mit der Dauer der ^Temperaturen das erste Maximum
der Curve der Zuwächse , bezogen auf die Temperaturen , immer grösser
und das zweite Maximum immer kleiner, endlich das Minimum zuerst
kleiner und dann wieder grösser. Und in Uebereinstimmung damit ist bei
den letzten Versuchen, in welchen ab die niederen Temperaturen langsa-
mer durchlaufen hat, das erste Maximum jener Gurve der Zuwächse grös-
ser, — und in den anderen Versuchen , in welchen ab die niederen Tem-
peraturen in weniger als \ Minute durchlaufen und die höheren Tempera-
turen erst nach mehr als 1 Minute gewonnen hat, das erste Ansteigen jener
Gurve der Zuwächse kleiner , das Minimum ohngefähr von gleicher Grösse
und das zweite Maximum vriederum kleiner als in der abwechselnd ge-
strichelten und punktirten Gurve der Fig. \ 8. Wenn aber bei hocherwärm-
tem Oele selbst der grössten und raschesten Zunahme von (D (oder Wah]
immer nur eine verhältnissmässig viel geringere und langsamere Abnahme
desselben nachfolgt, so ist dies wiederum nur dadurch zu erklären, dass
alsdann zur Abnahme von <Z> (oder w^b) in Folge der beschleunigten zeit-
lichen Veränderungen von ab eine Zunahme desselben unmittelbar in Folge
der Erkaltung von ab sich hinzugesellt.
4) Die Temperatur der Kammer erfuhr , beiläufig bemerkt, durch das hineinge-
brachte Oel oder Eis (s. u.) eine Veränderung von höchstens Va^C., eine nur so geringe
Veränderung also, dass sie zu vernachlässigen ist.
mit der Temperatur. 247
So hätten wir denn eine vor der Hand befriedigende Kenniniss der
Widerstandsveränderungen des Nerven in Folge der Temperaturerhöhung
bis 54® C. gewonnen, wenn nicht noch ein Zweifel hinsichts des Wesens
derjenigen Widerstandsveränderungen möglich wäre, welche zurWider-
standsabnahme unmittelbar in Folge der Temperaturerhöhung sich hinzu-
fügen. Da diese nach Fig. 47. nicht nur von der Höhe, sondern auch von
der Dauer der Temperatur abhängen, sind sie zweifellos nur mittelbare
Folgen der Temperaturerhöhung , und dies im Verein mit ihrem Verlaufe
macht es höchst wahrscheinlich, dass sie nichts Anderes als die beschleu-
nigten Widerstandsveränderungen mit der Zeit sind, für welche wir sie
bisher stets angesprochen haben, um so mehr, als schon unsere Erfahnin-
gen im § 5 (3) eine Beschleunigung der Widerstandsveränderungen mit der
Zeit als Folge der Temperaturerhöhung ergeben haben. Immerhin aber
muss ein directer Nachweis hier erwünscht sein, und die Möglichkeit eines
solchen bietet sich uns auf Grund der Ueberlegung dar , dass die einmal
abgelaufenen Widerstandsveränderungen des Nerven mit der Zeit nicht
nochmals durch die Temperaturerhöhung sich werden herbeiführen lassen.
Wiederholen wir also die voraufgegangenen Versuche (der zweiten und
dritten Art] , welche dort an frischen Nerven angestellt sind, ganz ebenso
an nicht frischen Nerven , so werden an den letzteren einmal überhaupt
nur diejenigen Veränderungen zur Beobachtung kommen dürfen , welche
wir an den ersteren Nerven bei höheren Temperaturen aufgefunden haben,
und sodann werden auch diese Veränderungen unter sonst gleichen Um-
ständen schon bei niedereren Temperaturen als an den frischen Nerven
auftreten müssen ; und der Unterschied der erforderlichen Temperaturen
wird desto grösser sein müssen, je weiter an den nicht frischen Nerven die
Widerstandsveränderungen mit der Zeit bereits vorgeschritten sind.
Alle diese Erwartungen erfüllen sich nun in der That und zwar eben-
sowohl, wenn man lange vom lebenden Gesammtorganismus getrennte und
bei der Zimmertemperatur aufbewahrte Nerven , wie wenn man erst vor
Kurzem vom lebenden Gesammtorganismus getrennte und nur schon ein
Mal vor 40 — 15 Minuten einer höheren Temperatur ausgesetzte Nerven zu
den Versuchen verwendet. In beiden Fällen hat, wenn die Nervenstrecke
vor der Erwärmung das zweite Maximum ihres Widerstandes bereits über-
schritten hatte, die Temperaturerhöhung, sie mag so gross sein wie sie
wolle, nur eine Abnahmt von O (oder w^i,) zur Folge; und beim Erkalten
nimmt <D zu , erlangt jedoch seine frühere Grösse nicht wieder. Hatte der
Widerstand der Nervenstrecke vor der Erwärmung das zweite Maximum
noch nicht erreicht, so wächst bei massiger Erwärmung <2) (oder w^i^) noch
an, bei jeder höheren Erwäi*mung aber und darunter auch gerade bei der-
jenigen Erwärmung , welche am frischen Nerven die grösste Zunahme von
248 Abschn. II. Kap. III. § 6 (1). Von den Widerstandsveränderuagen des Nerven
0 herbeigeführt hätte, nimmt <D (oder w^b) ab. Und der Art sind auch
die Ergebnisse aller übrigen Versuche , die mit vielfachen Modificationeii
sich hier noch anstellen lassen. Es kann also kein Zweifel mehr daran
sein , dass es wirklich die Widerstandsveränderungen des Nerven mit der
Zeit sind, welche, durch die Temperaturerhöhung in ihrem Ablaufe be-
schleunigt j zu der Widerstandsabnahme des Nerven unmittelbar in Folge
der Temperaturerhöhung sich hinzufügen und sie verdecken.
Aber noch eine wichtige Frage harrt der Entscheidung , die nämlich,
ob die Beschleunigung der Widerstandsveränderungen des Nerven mit der
Zeit eine specifische Wirkung der Wärme ist. Bei oberflächlicher Betrach-
tung der Dinge kann die Frage allerdings müssig erscheinen , da wir doch
bei den Versuchen der ersten und zweiten Art in demselben Wasserdampfe
und bei den Versuchen der dritten Art bei derselben Application des Oeles,
sobald nur Wasserdarapf oder Oel verschiedene Temperaturen hatten, die
Widerstandsveränderungen mit der Zeit verschieden rasch haben ablaufen
sehen. Allein wenn man den Dingen auf den Grund geht, erweisen sich
unsere Erfahrungen doch noch zweideutig.
Wir haben im § 5. gesehen, dass der Ablauf der Widerstandsverände-
rungen mit der Zeit an dem isolirten Nerven rascher erfolgt als an dem im
Schenkel verbliebenen Nerven oder , wie wir auch sagen können , wenn
wir der Kürze halber nur einen Theil der Widerstandsveränderungen mit
der Zeit in^s Auge fassen , der Tod an dem ersteren Nerven früher eintritt
als an dem letzteren Nerven. Die Ursache hiervon kann darin gelegen sein,
'dass gewisse Einflüsse , welche im Thierkörper den Tod des Nerven ver-
zögern , für den isolirten Nerven in Wegfall gekommen sind. Daneben ist
es aber auch möglich, dass der mit Wasserdampf erfüllten Luft, welche den
isolirten Nerven bei unseren Versuchen umgiebt, geradezu eine schädliche,
den Tod beschleunigende Wirkung auf den Nerven zukommt. Alsdann
lässt sich , was wir als die unmittelbare Wirkung der verschiedenen Tem-
peraturen hingestellt haben , auch so erklären , dass nur die schädliche
Wirkung des den Nerven umgebenden Mediums mit der Zunahme der
Temperatur gewachsen ist, weil das Medium entweder besseren Zutritt
zum Nerven oder auch diesen angreifbarer gefunden hat. Und was wir
hier für den uns nächsten Fall ausgeführt haben, würde erst recht auch
gültig sein, wenn wir die Nervenstrecke ab für die Erwärmung mit Wasser
oder Oel umgeben hätten, da in beiden Flüssigkeiten der Nerv noch rascher
dem Tode verteilt als in mit Wasserdampf gesättigter Luft von gleicher Tem-
peratur.
Viel eher beweisen daher schon die specifische Wirkung der Wärme
unsere Versuche der dritten Art, weil bei ihnen das erwärmte Oel mit der
Nervenstrecke ab gar nicht in Berührung gekommen ist. Aber auch hier
mit der Temperatur. 249
ist noch ein Einwand möglich. Man kann sagen, dass, weil die Nerven-
fltissigkeit durch die ganze Länge des Nerven hindurch zusammenhttngt,
von dem vom Oele umflossenen Nervenstttcke aus, sobald in ihm durch das
erwärmte Oel eine chemische Umsetzung hervorgerufen war, ausser der
Wärme noch ein schädliches Umsetzungsproduct der Nervenflüssigkeit zur
Nervenstrecke ab hat hingeleitet werden und femer mit der Wärme des
Oeles die Menge der nach ab gelangten schädlichen Substanz hat wachsen
können. Und in ähnlicher Weise lässt sich endlich auch hinsichts der letz-
ten hierhergehOrigen Thatsache, welche zur Zeit vorliegt, ein Bedenken
erheben, hinsichts der Erfahrung nämlich, dass im Thierkörper selbst der
Nerv bei höheren Temperaturen rascher dem Tode verfällt als bei niedere-
ren Temperaturen. Denn es ist dabei nicht ausgeschlossen, dass ausser-
halb des Nerven in der Umgebung desselben eine schädliche Substanz und
mit wachsender Temperatur in wachsender Menge entsteht, die dann
durch Diffusion in den Nerven gelangt und seinen Tod beschleunigt, oder
dass umgekehrt eine ausserhalb des Nerven entstehende und den Tod des
Nerven verzögernde Substanz mit der Zunahme der Temperatur an Menge
abnimmt.
Unter diesen Umstteden dürfen wir bei der grossen Bedeutung, welche
der uns beschäftigenden Frage zukommt, eine strengere Beantwortung der-
selben, zu welcher die Möglichkeit sich uns bietet, nicht versäumen. Der
Einwand , der vorhin als gegen die Beweisfähigkeit unserer Versuche der
dritten Art noch möglich hingestellt wurde, ist nur zulässig, der so rasche
Transport eines Umsetzungsproductes der Nervenflüssigkeit von dem vom
Oele umflossenen Nervenstücke zur Nervenstrecke ab hin ist nur denkbar,
wenn diesen Transport die durch den ganzen Nerven continuirliche Ner-
venflüssigkeit selbst vermittelt. Wir wollen daher unsere Versuche der
dritten Art noch wiederholen , nachdem wir den Nerven N an einer zwi-
schen b und dem Napfrande gelegenen Stelle und , um keine Ungleichheit
herbeizuführen , auch den Nerven N^ an der gleichen Stelle unterbunden
haben. Die Wärmeleitung von dem vom Oele umflossenen Nervenstücke
zur Nervenstrecke ab hin ist dann durch die vom Unterbande umfassten
Nervenhüllen noch ermöglicht, und wir begünstigen sie zudem dadurch,
dass wir einen nassen , mit 4 %\g^er Kochsalzlösung getränkten Faden zum
Unterbände verwenden. Die Communication der Nervenflüssigkeit des
Nei*ven N zu beiden Seiten des Unterbandes ist dann aber aufgehoben,
und die etwaigen Umsetzungsproducte der Nervenflüssigkeit in dem vom
Oele umflossenen Nervenstücke können nach ab nur auf dem Wege der
Diffusion mittelbar durch die Feuchtigkeit der Nervenhüllen und des
Unterbindungsfadens , also jedenfalls sehF viel langsamer als vorher ge-
langen.
250 Abschn. II. Kap. III. § 6 (1). Von den Widerstandsveiünderungen des Nerven
Die Wiederholung unserer Versuche der dritten Art mit dieser Modi-
fication liefert jedoch die früheren Ergebnisse wieder. Nur manchmal
scheinen bei gleichem Abstände zwischen b und dem Napfrande und bei
gleicher Temperatur des Oeles (zur Zeit des Einfttllens desselben in den
Napf) die Erscheinungen jetzt einem ein wenig geringeren Grade der Ver-
änderung von ab zu entsprechen als vorher, wie wenn dort das Oel etwas
weniger warm oder der Abstand zwischen b und dem Napfrande etwas
grösser gewesen ist : und dies erkl&rt sich einfach dadurch , dass jetzt die
Wärmeleitung an der Unterbindungsstelle immerhin doch gegen früher ver-
schlechtert sein kann. Irgend grössere Abweichungen von den früheren
Ergebniissen , wie man sie mindestens erwarten müsste , treten aber nicht
auf; und es ist daher die Beschleunigung des Nerventodes und der Wider-
standsveränderungen des Nerven mit der Zeit als specifische Wirkung der
Wärme anzuerkennen.
Unsere Kenntniss des Einflusses dei* Temperatur zu vervollständigen,
bleiben un& noch die unter 46^ und über 54^ C. gelegenen Temperaturen
zu behandeln.
Selbstverständlich beschränkt man die voraufgegangenen Versuche der
ersten und zweiten Art nicht von vornherein in der Weise, dass die Tem-
peratur des Wasserdampfes , in welchen man den Nerven bringt, nie über
54^ G. liegt. Allein sehr bald stellt sich etwas über der vorbehandelten
höchsten Temperatur eine natürliche Grenze der Untersuchung heraus.
Denn während bis zu 54^ C. keine Gestaltsverän<|^ning des Nerven zu
Consta tiren ist, nimmt von c. 58^ C. an der Nerv an Länge ab und an Quer-
schnitt zu und zwar mit wachsender Temperatur imnaer mehr, bis er auf
etwa die Hälfte seiner Länge geschrumpft ist und dafür an Dicke beträcht-
lich gewonnen hat. Die Veränderungen des specifischen Widerstandes des
Nerven mit der Temperatur, auf welche allein es uns ankommt, sind als-
dann nicht mehr sicher zu verfolgen , weil die Gestaltsverschiedenheiten
der betrachteten Nervenstrecken in ihrem Einflüsse auf den absoluten Wi-
derstand derselben zu wenig genau sich in Rechnung bringen lassen. Es
ist deshalb auch im Speciellen Nichts darauf zu geben, das^ von 34® G. an
mit wachsender Temperatur zuerst noch eine Abnahme , darauf aber eine
Zunahme des Widerstandes sich zeigt; und nur das kann entschieden
werden , dass mit der Gerinnung des Eiweisses im Nerven wiederum eine
Zunahme des specifischen Widerstandes des Nerven verbunden ist. Ver-
gleicht man eine in Wasserdampf von 80 — lOO^G. auf 5 Min. und mehr
gebrachte Nervenstrecke nach ihrem Erkalten mit einer gleich langen und
anatomisch möglichst analogen frischen Nervenstrecke des zweiten Nerven
desselben Thieres , so findet man den Widerstand beider Nervenstrecken
von ohngefähr gleicher Grösse ; und da der Querschnitt der ersteren Ner-
mit der Temperatur. 251
venstrecke Yiel grösser ist als der der letzteren , ist also der spedfisehe
Widerstand der ersteren Nervenstrecke grösser als der der letzteren Ner-
venstrecke.
Der genaueren Untersuchung ist dagegen wieder zugänglich der Ein-
fluss der Temperaturen von 0 — \ 6* C. , welche ebensowenig, wie die zuerst
behandelten Temperaturen , eine Gestaltsveränderung des Nerven herbei-
führen.
Giesst man bei Versuchen der dritten Art — wiederum bei einer Zim-
mertemperatur von 46 — 47®C. — auf 0* erkaltetes Oel in den Napf, so ver-
ändert sich bei mehr als IS*"" Abstand 0 (oder t^^^,) nach dem Eingiessen
kaum anders als vorher. Bei geringerem Abstände aber wächst 0 nach
einer kurzen ohngefähren Constanz langsam an ; und bei weniger als 6""""
Abstand zeigt sich 0 sofort nach dem Eingiessen gewachsen und zwar
desto mehr, je kleiner der Abstand zwischen b und dem Napfrande ist, und
in den folgenden Minuten nimmt es noch langsam zu. Von dem Maximum
aus, das <Z> (oder w^i,) so erreicht und das seinen ursprünglichen Werth
nie beträchtlich tlbertrifit, nimmt es darauf langsam wieder ab. Bei den
Temperaturen unter 46®C. tritt demnach das Umgekehrte ein wie bei den
Temperaturen über 16^C. : während bei diesen die Beschleunigung der
Widerstandsveränderungen des Nerven mit der Zeit durch die Erwärmung
dessen Widerstandsabnahme unmittelbar in Folge der Erwärmung ver-
deckt, wird bei jenen die Verzögerung der Widerstandsveränderungen mit
der Zeit durch die Erkaltung von der Widerstandszunahme unmittelbar in
Folge der Erkaltung verdeckt. Denn da es rein inillkürlich oder doch aus
ganz äusseren Gründen geschehen ist , dass wir die Temperatur von \ 6^
als Ausgangspunkt unserer Untersuchung nach beiden Seiten hin genom-
men haben, ist es nicht denkbar, dass die Verzögerung der Widerstands^
Veränderungen des Nerven mit der Zeit , welche wir oberhalb \ 6® mit der
Abnahme der Temperatur verbunden gefunden haben, nicht auch nach
unten hin noch über 1 6® hinaus statthaben sollte. Unser Ergebniss hätte
aber wohl sich vorhersehen lassen, da, wenn die Widerstandsveränderun-
gen mit der Zeit mit der Temperaturabnahme mehr und mehr verzögert
werden , endlich einmal die Widerstandszunahme unmittelbar in Folge der
Erkaltung die Oberhand «gewinnen und ihr Uebergewicht mit weiterer Ab-
nahme der Temperatur immer mehr zunehmen muss.
Eine Vervollkommnung , deren unsere Versuche hier fähig sind , ge-
stattet denn auch, die Verzögerung der Widerstandsveränderungen mit der
Zeit als mittelbare Folge der Temperaturabnahme auch bei den Tempera-
turen unter i6*C. vorzuführen. Bei den eben angestellten Oel- Versuchen
Hess sich die Abnahme von © auf die der Erkaltung der Nervenstrecke ab
bald nachfolgende Wiedererwärmung derselben schieben. Dies geht aber
252 AbschD. II. Kap. III. § 6 (1). Von den Widerstandsveränderungen des Nerven
nicht mehr an , wenn wir durch Einbringen von Eisstttckchen in das Oel
die Erwärmung desselben verhindern oder statt des Oeles Eis verwenden.
Für die Versuche mit Eis legen wir das Wirbelende des Nerven N zuerst
so auf eine Glasröhre , dass es bequem und ohne irgend b auf z^ zu ver-
rücken , von ihr wieder abgehoben und auf ein anderes zur Seite von z^
passend angebrachtes Stativ übertragen werden kann ; auf dieses Stativ
bringen wir dann zu der Zeit der Versuche , zu welcher wir sonst das Oel
in den Napf gössen, ein Stück Eis und legen seiner freien oder mit Frosch-
haut bekleideten ^ oberen Fläche das Wirbelende des Nerven auf. Die Ner-
venstrecke ab behält bei den neuen Versuchen die niederste Temperatur,
die sie annimmt, bei. Trotzdem nimmt auch hier <2>, nachdem es ein Ma-
ximum erreicht hat , ab : es wächst also w^i, langsamer mit der Zeit als
tv^cß. Heben wir darauf bei den Eisversuchen das Wirbelende des Nerven
N vom Eise ab und legen es auf die Glasröhre zurück, so nimmt unmittel-
bar danach , ganz im Einklänge damit , dass ab jetzt wärmer wird , (D
rascher als vorher ab.
Die Oel- Versuche sind hier übrigens etwas zuverlässiger als .die Eis-
Versuche. Denn es ist bei den letzteren Versuchen nicht zu verhüten, dass
die Temperatur von ab , nachdem sie ein Minimum erreicht hat, doch wie-
der etwas, wenn auch nur ganz langsam zunimmt, weil mit dem Schmel-
zen des Eisstückes an dem z^ zugekehrten Rande der Abstand zwisdien dem
Eise und 6 allmählich sich vergrössert. Dass der dadurch bedingte Fehler
der Versuche jedoch nur unbedeutend ist und die Abnahme von <Z> in den
Versuchen nur zu eineip kleinen Theile veranlasst hat, lässt sich schon
durch die grobe Correction des Fehlers , indem man das Eis während des
Versuches verschiebt , so dass der Abstand zwischen ihm und b unver-
ändert bleibt, nachweisen. Und noch sicherer wird es durch die Wie-
derholung der Eisversuche erhärtet, nachdem man an Stelle von ^, ^^
und aß unseren constanten Vergleichswiderstand, die Capillarröhre, aufge-
nommen hat. War Wf^^ vor der Application des Eises sehr langsam ge-
wachsen, so folgt alsdann der raschen Zunahme, die in den ersten Minuten
nach der Application stets statthat, in Folge des Schmelzens des Eises eine
Abnahme von w^i, nach , die jedoch der Abnahme von 0 in den früheren
Versuchen gegenüber nur sehr gering ist ; im anderen Falle, wenn tü^j vor
der Application rascher gewachsen war, tritt statt der Abnahme nur eine
verlangsamte Zunahme von t^^j ^^^•
Es wird der Bemerkung nicht bedürfen, dass bei den Versuchen, von
welchen wir gesagt haben , dass sie die Verzögerung der Widerstandsver-
4) In diesem Falle hatte das Stück Froschhaut stets schon lange vorher auf dem
Eise gelegen und kehrte seine äussere Fläche dem Eise zu.
mit der Temperatur. 253
änderungen mit der Zeit darthun , diese nicht überall unmittelbar aus der
Abnahme von 0 zu folgern ist, da ja <Z>, sobald es grösser als \ ist, auch
dann abnehmen muss, wenn w^b und w^^ß um gleiche Werthe wachsen.
In jenen Versuchen ist vielmehr 0 , wenn es sein Maximum in Folge der
Erkaltung von ab erreicht hat, nie beträchtlich grösser als 4 , und seine
Abnahme ist dann zu gross , als dass sie durch ein gleiches Wachsen Von
iVfib und Wf^ß sich erklären liesse ; zudem finden sich auch Versuche, in
welchen <Z>, wenn es sein Maximum erreicht hat, kleiner als \ oder ohnge-
Mr s: 4 ist, und hier ist die Abnahme von O für das langsamere Wach-
sen von M?^5 sofort beweisend. Der nächste Schritt, den wir weiter thun,
zeigt denn auch , dass wir keiner Täuschung verfallen sind. Unsere bis-
herigen Versuche haben wir bei einer Zimmertemperatur von 46 — 47®C.
angestellt. Wiederholen wir nunmehr die Versuche bei einer Zimmertem-
peratur von 4 8 — 20^ C. , so erfolgt die Abnahme von <&, nachdem es sein
Maximum erreicht hat, noch viel rascher als vorher: wie es mit unseren
früher gewonnenen Erfahrungen in Uebereinstimmung ist. Stellen wir aber
dieselben Versuche bei einer Zimmertemperatur von 4 3 — 45*C. an, so
nimmt (Z>, wenn es in Folge der Erkaltung von a]b sein Maximum erreicht
hat und grösser als 4 ist , nur sehr langsam ab , so dass seine Abnahme
durch ein gleiches Wachsen von u;^^ und w^ß sich erklären lässt ; und
wenn dann 0ohngefähr s=4 oder kleiner als 4 ist, nimmt es kaum der Rede
werth ab oder sogar noch weiter ein wenig zu. Und dieselben Ergebnisse
der Versuche kehren dann immer wieder, wenn die Zimmertemperatur
noch niedriger als 43^C. ist.
Nach diesen Erfahrungen ist die Verzögerung der Widerstandsver-
änderungen mit der Zeit als mittelbare Folge der Temperaturabnahme von
c. 4 4^C. an so gering, dass man ohne wesentlichen Fehler sagen kann, es
sei ihr bei dieser Temperatur überhaupt eine Grenze gesetzt. Aber es ist
nicht zu verkennen, dass unsere Versuche sich hier zu einer solchen Fein-
heit zugespitzt haben , dass eine anderweite und einfachere Sicherstellung
dieses Ergebnisses mit Recht gewünscht werden dürfte. Wir erlangen sie,
wenn wir nunmehr auch noch bei den niederen Temperaturen unsere Ver-
suche der ersten und zweiten Art ausführen.
Die Resultate der Versuche sind in den Figg. 4 7. und 4 8. zur Linken
von (4 6) der Abscissenaxe graphisch dargestellt und ohne weitere Angaben
verständlich , da auf der linken Seite der Figuren Alles der rechten Seite
derselben entsprechend gehalten ist. Die den Curven zu Grunde liegenden
Bestimmungen sind durch Auflagerung des Nerven N auf Eis oder durch
Einbringen desselben in einen auf c. 0^ abgekühlten feuchten Raum bei
verschiedenen unter 47*C. gelegenen Zimmertemperaturen gewonnen. Die
Curven für die 2 und 5 Minuten lange Erkaltung des Nerven sind fortge-
254 Abschn. II. Kap. III. § 6 (1). Von den Widerstandsverändemngen des Nerven
blieben , weil die efstere Curve mit der für die i Minute andauernde Er-
kaltung wegen der Ungenauigkeit der Bestimmungen Kusammenfollt und
für die letztere Curve zu wenige Bestimmungen vorliegen.
Wie diese Resultate die Richtigkeit unserer durch die früheren Ver-
suche gewonnenen Einsicht verbürgen, das genauer auszuführen dür-
fen wir wohl unterlassen. Wir wollen nur hervorheben, wie die Ergebnisse
besonders der 15 Minuten andauernden Erkaltung keinen Zweifel meiir
daran lassen, dass in der That unterhalb c. 14® G. die Widerstandsver-
Hnderungen des Nerven mit der Zeit keine bemerkenswerthe Verzögerung
mehr in Folge der Temperaturabnahme erfahren. Ist die Zimmertempera-
tur 16®G. und höher, so ist <Z> bei der ersten Bestimmung nach d^ Erkal-
tung von N verkleinert und nimmt in den nächsten Minuten noch wesent-
lich ab , so dass es , wenn ab zur Zimmertemperatur zurückgekehrt ist,
beträchtlich kleiner als vor der Erkaltung von N ist : ist hingegen die Zim-
mertemperatur 1 i® C. und niedriger , so ist <Z> bei der ersten Bestimmung
nach der Erkaltung von N beträchtlich vergrössert, und wenn es auch in
den nächsten Minuten beträchtlich abnimmt, so hat es doch, wenn ab zur
Zimmertemperatur zurückgekehrt ist, nur ohngef^hr die Grösse wieder-
erlangt, welche es vor der Erkaltung von JV besass^.
Aber noch in einer anderen Beziehung sind diese Ergebnisse für uns
wertbvoll. Nach unseren Ermittelungen über den Einfluss der höheren
Temperaturen hätte man von vornherein vielleicht daran denken können,
die Zunahme von (Z> (oderto^^), welche wir mit der Erkaltung von ab ver-
bunden gefunden haben, gleichfalls einer Beschleunigung der Wider-
standsveränderungen des Nerven mit der Zeit zuzuschreiben , so dass eine
solche Beschleunigung ebensowohl erfolgte, wenn die Temperatur des Ner-
ven von ein^ gewissen Normaltemperatur nadi oben hin , wie wenn sie
von ihr nach unten hin abwiche. An dieser Auffassung der Zunahme von
0 hat uns nun allerdings schon die Abnahme verhindert, welche wir bei
den Versuchen der dritten Art der anfänglichen Zunahme von <2> haben
folgen sehen : durch die letzten Ergebnisse ist aber auch gewissermassen
im Groben die Unrichtigkeit der Auffassung dargethan , und die Ursache
der Zunahme von 0 bei der Erkaltung von JV ist nunmehr unbedingt darin
zu erkennen, dass der Widerstand der Nervenflüssigkeit, wie der aller an-
deren Flüssigkeiten, mit der Temperaturabnahme wächst. Zum Ueberflusse
mag noch angeführt sein , dass auch bei den Versuchen an todten Nerven
0 bei der ersten Bestimmung nach der Erkaltung stets vergrössert ist und
i ) Bei niederer Temperatur des Arbeitszimmers hat man es also durch zeitweise
Heizung desselben ganz in seiner Gewalt, abwechselnd die einen und die anderen Er-
gebnisse bei denselben Versuchen zu erzielen.
mit der Tempertitur. 255
in den nächsten Minuten abnintnit, während hier nie eine Abnahme von 0
bei der ersten Bestimmung nach der Erkaltung von N zur Beobachtung
kommt.
Kohlt man bei den letzten Versuchen durch Auflegen auf Eis den
Nerven.ab, so muss man sich vor einem sehr leicht zu begehenden Fehler
httten. Es ist schon oben S. 33. hervorgehoben worden, dass der Nerv
für alle unsere Versuche von anhaftendem Bindegewebe und Gewissen voll-
kommen frei sein muss ; und um darüber Gewissheit zu erlangen, gewöhnt
man sich bald daran , jeden Nerven vor der Auflagerung noch über eine
reine Stelle der Porzellanplatte , auf welcher man die Präparation vorge-
nommen hat, einige Male zu schleifen, wobei dann auch die etwa dem
Nerven aussen anhaftende Flüssigkeit beseitigt wird. Legt man nun den
Nerven auf Eis und bringt ihn vom Eise sofort wieder auf die Zuleitungs-
röhren, so ist jetzt — auch wenn der Nerv durch Froschhaut vom Eise ge-
trennt war — seine Oberfläche, wie deren Glanz schon erkennen lässt, mit
Flüssigkeit bedeckt, und die dadurch gesetzte QuerschnittsvergrOsserung
von ab ist im Stande , die Zunahme von <D in Folge der Erkaltung von N
mehr oder weniger zu verdecken und sogar an ihrer Stelle eine Abnahme
von 0 bei der ersten Bestimmung desselben zur Beobachtung kommen zu
lassen , oder aber die Abnahme von 0 in Folge der Erkaltung von N zu
gross darzustellen. Man muss deshalb den Nerven nach seiner Entfernung
von dem Eise, bevor man ihn wieder auf die Zuleitungsröhren bringt, noch
rasch einige Male über die Porzellanplatte schleifen, um die aussen anhän-
gende Flüssigkeit zu entfernen. Von der Bedeutung der anhaftenden Flüs-
sigkeit und davon, dass nur sie die Resultate trübt, überzeugt man sich
dann einfach auf die Weise, dass man den Nerven wiederholt z. B. auf
1 Minute auf Eis lagert, die anhaftende Flüssigkeit aber bald entfernt bald
nicht entfernt: im Extrem findet man alsdann <Z> im ersten Falle sofort
gewachsen, im zweiten Falle sofort verkleinert, und beide Male nimmt 0
in den nächsten Minuten ab.
Bringt man den Nerven in einen auf 0^ abgekühlten feuchten Raum,
so ßillt natürlich die eben besprochene Fehlerquelle weg. Dafür tritt eine
andere auf, die für die Temperaturversuche im Allgemeinen voriianden ist
und deren Betrachtung wir deshalb oben S. 240. für diesen Ort aufgespart
haben. Im kalten Räume muss nämlich der wärmere Nerv an die umge-
bende Luft, welche er erwärmt, Wasser abgeben, und wenn der Nerv dar-
auf in die wärmere Kammer zurückgebracht ist , muss an ihm* Wassergas
sich condensiren. Umgekehrt muss an dem in das Dampfbad gebrachten
Nerven Wassergas sich condensiren und später , wenn der Nerv vrieder in
die kältere Kammer gekommen ist, Wasser von ihm abdunsten. Diese un-
vermeidliche Fehlerquelle der Versuche scheint auf den ersten Blick sehr
256 Abschn. II. Kap. HI. § 6 (1) . Von den Widerstandsverändeningen des Nerven
misslich , ist es jedoch bei näherer Betrachtung keineswegs. Denn eine
eigentliche Veränderung seines Wassergehaltes wird der Nerv, wenn er
auf die Kammertemperatur zurückgekehrt ist, gegenüber der Zeit vor seiner
Erkaltung resp. Erwärmung nicht erfahren haben , vielmehr wird nur das
vorher von ihm abgedunstete Wasser dann wieder an ihm condensirt resp.
das an ihm condensirte Wasser dann wieder von ihm abgedunstet sein.
Der durch die in Rede stehenden Veränderungen bedingte Fehler beschränkt
sich danach bei unseren durch Fig. \ 8. dargestellten Erfahrungen auf die
ausgezogene Curve und lässt sich für sie dahin präcisiren, dass ihre sämmt-
lichen Ordinaten von (1 6j der Abscissenaxe aus nach rechts hin etwas zu
klein , nach links hin etwas zu gross und zwar desto mehr zu klein resp.
zu gross sind , je grösser die Abstände ihrer Fusspunkte von (4 6) der Ab-
scissenaxe sind. Die gestrichelte Curve und auch die voraufgegangenen
Erörterungen der Fig. \ 8. ergeben alsdann, dass der Fehler nur klein sein
kann, und bei der Ungenauigkeit, welche unseren Bestimmungen von <E>
ohnedies schon anhaftet und die ausgezogene Curve für nur im Grossen
und Ganzen richtig uns anerkennen lässt, hat der Fehler gar keine Bedeu-
tung weiter. Auf unsere durch Fig. 4 7. dargestellten Erfahrungen ist dann
aber die £ehlerquelle erst recht ohne Einfluss, da hier der Fehler bei
sämmtlichen derselben Abscisse zugehörigen Ordinaten der verschiedenen
Gurven der gleiche oder wenigstens ohngefähr der gleiche ist. Und bei
dieser Sachlage ist es nicht lohnend, uns noch weiter mit der Fehlerquelle
zu beschäftigen, deren Unschädlichkeit sonst noch durch mehrere der vor-
aufgegangenen Erfahrungen sich darthun Hesse.
Unsere Untersuchung der Widerstandsveränderungen des Nerven mit
der Temperatur ist hiermit abgeschlossen, und wir haben nur noch einiger
hierhergehörigen Angaben zu gedenken, welche von Harkss und Ranke
gemacht sind.
Harless hat sich »an vielen Präparaten überzeugt, dass Nerven, wenn
sie zuerst bei \ 6* untersucht worden waren , dann 4 0 — i 5 Minuten in der
feuchten Wärme von 32 — 34^ R. gehangen hatten, und dann in die alte
Temperatur zurückgebracht wurden, in kurzer Zeit genau (den ursprüng-
lichen Durchmesser und] den ursprünglichen Leitungswiderstand wieder
gewonnen hatten ^a Diese Angabe kann nicht Wunder nehmen, wenn man
sich der Erfolglosigkeit von Harless^ Versuchen bei dem natürlichen Ab-
sterben des Nerven erinnert (s. o. S. SI34.) , zumal da bei diesem noch
grössere Verschiedenheiten des Widerstandes des Nerven als unter dem
i ) E. Harless, Heber den Einfluss der Temperatur und ihrer Schwankungen auf die
motorischen Nerven. Henle's und Pfeufßr's Zeitschr. für ration. Medizin. S. Reihe. Bd.
Vin. (4860.) S. 433*.
mit der Temperatur. 257
Einflüsse verschiedener Temperaturen zu constatiren sind : die von Harless
angewandte Methode der Widerstandsbestimmung ist für die Temperatur •>
versuche sicherlich viel zu wenig empfindlich gewesen. Aber selbst mit
einer empfindlicheren Methode würde Harless, indem er so einzelne Tem-
peraturgrade herausgriff und die Thiere ohne Auswahl zu den Versuchen
verwandte, schwerlich zu guten Ergebnissen gelangt sein; denn in das
Chaos, welches anfangs hier zu herrschen scheint, vermag man nur mit
einer systematischen Untersuchung einzudringen und mit Yortheil auch
nur dann , wenn man mindestens mit den Vorkenntnissen ausgerüstet ist,
welche wir bei unserer Untersuchung besassen. Wenn übrigens bei Har-
less »die astatische Nadel des grossen Galvanometer mit 7SO0 Windungen
immer wieder genau auf denselben Punkt getrieben wurde , welchen sie
mit bleibender Ablenkung bei dem frischen Nerv vor der Einwirkung der
feuchten Wärme erreicht hatte« ^, so ist daraus mit Sicherheit zu entnehmen,
dass der Widerstand der Nervenstrecke in den Harless^schen Versuchen —
den Elektroden (s. u. Kap. V.) und der verhältnissmassig grossen Strom-
intensität der Versuche entsprechend — sehr rasch nach der Schliessung
der Kette in Folge der Durchströmung gewachsen ist und nichts Anderes
von Harless bestimmt worden ist als der durch den Strom beträchtlich
vergrösserte Widerstand der Nervenstrecke zu der Zeit, zu welcher er nur
noch langsam sich v^änderte. Schon deshalb konnte also von der Wahr-
nehmung irgend einer Widerstandsveränderung des Nerven mit der Tem-
peratur bei Harless nicht die Rede sein ; und es wird nur einer der zahl-
reichen Fehlerquellen, welche durch die Folgen der DurchstrOmung bei
jener Untersuchung weiter gesetzt waren, zuzuschreiben sein, dass Harless
den Widerstand des frischen Nerven, nachdem 4 Min. lang die feuchte
Wärme von 54,5® R. auf ihn eingewirkt hatte, fast nur halb so gross ge-
funden hat^, als er vorher und auch 10 Min. nach der Einwirkung der
Wärme bei einer Temperatur des feuchten Raumes von 16,5"R. war 3.
4) Harless, a. a. 0. S. 434*.
t) Der»., a. a. O. S. 485*.
3) Bei Harless ündet sich noch eine Bemerkung, welche wir nicht mit Stillschwei-
gen übergehen dürfen, »untersucht man Nerven«, sagt Harless a. a. 0. S. 477 — 8*,
»welche den höheren Temperaturgraden in feuchter Luft ausgesetzt werden, so findet
man, wenn man den präparirten Nerv nur an seinem einen Ende befestigt, frei und
unbelastet in den warmen Raum hängt, Beispielsweise folgende Aenderungen in der
Länge der Nerven: bei 34, 4« R. Verkürzung um 43, 3X, bei 45,60 R. um44X, bei
49,60R. um 48Xi bei 570R. um 48^, bei 64,80R. um 54, 7X. Daraus ergiebt sich, dass
der grösste Sprung in Beziehung auf die Verkürzung zwischen 46 und 50OR. fUllt, dann
ein zweiter auffallender wieder zwiischen 58 und 650R. Bei 65® R. hat sich der ganze
Nerv um die Hälfte seiner ursprünglichen Länge verkürzt.« Hier lassen sich die Worte
mit den Zahlenangaben nur in Einklang bringen, wenn man einen misslichen und vom
verstorbenen Verfasser nirgends berichtigten Druckfehler annimmt, der Wahrheit am
nächsten in der Weise, dass es statt 44^ Verkürzung bei 45,60R. 4 4^ heissen soll.
Alsdann sind unsere Wahrnehmungen mit Harless' Messungen hinsichts der V(^rkürzung
H. Mnnk, Untersveliiingen etc. 47
258 Abschn. II. Kap III. § 6 (4). Voa dea WidersUmdsveränderungen des Nerven
Ranke hat, nachdem der Widerstand von Frosch-Muskeln, wenn sie
durch 5 Minuten langes Erwärmen in Wasser oder Quecksilber oder Was-
serdampf auf 45® G. todtenstarr geworden waren, auf etwa ein Dritlheil
verringert sich ergeben hatte, auch frische Rinder- und Kaninchen-Nerven
5 Min. lang auf 45® C. erwärmt, nach der Abkühlung auf die Anfangstem-
peratur aber ihren Widerstand (ebenso wie wenn die Erwärmung auf
400® G. erfolgt war) unverändert gefunden ^ Indem wir diese Angabe
aufführen, gehen wir hier, wie oben S. S34., von der wc^lberechtigten
Voraussetzung aus , dass die Widerstandsveränderungen des. Nerven mit
der Zeit und mit der Temperatur bei dem Säugethiernerven im Wesent-
lichen dieselben sind wie bei dem Froschnerven und nur die Zeiten resp.
die Temperaturen verschieden sind , welche die gleichen Widerstandsver-
änderungen bei beiderlei Nerven herbeiführen. Eben deshalb wollen wir
auch an der Möglichkeit festhalten , dass die Angabe von Ranke richtig ist,
obwohl diesen der zu kleine Yergleichswiderstand und die Unkenntniss
der Widerstandsveränderungen in Folge der DurchstrOmung an der Con-
statirung aller nicht gerade beträchtlichen Widerstandsveränderungen des
Nerven gehindert haben müssen. Dass indessen Ranke durchaus nicht be-
rechtigt war, daraus, dass bei 45® C. der Muskel todtenstarr wird und an
Leitungsfähigkeit gewinnt, der Nerv aber an seinem Widerstände keine
Veränderung er&hrt, zu schliessen, dass das Abstoben bei dem Nerven
vollkommen ohne nachweisbaren Einfluss auf den Leitungswiderstand
bleibt, liegt auf der Hand, zumal da dort der Froschmuskel und hier der
Säugethiemerv seine Versuchsobjecte gewesen waren.
des Nerven von c. SS^C. ai) in Uebereinstimmung , nur dass wir die Verkürzung haben
allmählicber wachsen sehen. Aber nach Harless ist auch bei 48 — 57<)G. der Nerv um
13 — UX seiner Länge verkürzt, und dies widerspricht unseren Wahrnehmungen, be-
sonders was die Temperaturen bis 54^0. betrifft, geradezu. Leider ist bei dem Harless'-
sehen Beispiele nieht angegeben , wie lange die betreffenden Temperaturen eingewirkt
hatten, und die verschiedenen Wahrnehmungen sind vieUeicht in der verschieden lan-
gen Einwirkung der Temperaturen begründet ; es ist aber auch nicht zu übersehen,
dass Harless weder über die Temperatur , bei welcher die Verkürzung des Nerven be-
ginnt, noch auch darüber etwas verlauten lässt, wo der erste grosse Sprung in der
Verkürzung des Nerven gelegen ist , der nach seinen obigen Zahlen irgendwo zwischen
20 und 4dOC. sich finden muss, und dass danach Harless die Verkürzung des Nerven
bei den weniger hohen Temperaturen gar nicht so genau verfolgt zu haben scheint, dass
auf die in Rede stehende Angabe besonderes Gewicht zu legen wäre. Wenn nun auch
bei unseren Messungen der Längen der beiden zu jedem Versuche verwandten Nerven
nur ganz geringe Verkürzungen uns haben entgehen können, so wollen wir doch darauf
aufmerksam zu machen nicht unterlassen, dass selbst eine der von Harless angegebenen
Verkürzung entsprechende Querschnittsvergrösserung des Nerven unterhalb 54<> C. von
keinem irgend wesentlichen Einflüsse auf unsere Versuchsergebnisse gewesen sein könnte.
Es versteht sich am Ende von selbst, dass nüt den Veränderungen der Temperatur, oüt
welchen feste wie flüssige Körper ihr Volumen ändern , der Querschnitt des Nerven eio
wenig schwanken kann: über das rein Illusorische solcher Rechnungen aber, wie sie
Harless a. a. 0. S. 135.* ausführt, werden wir kein Wort weiter zu verlieren brauchen.
4) Ranke, Der galvanische Leitungswiderstand u. s. w. S. 85 — 7*. (Tetanus,
S. 88—«*.)
mit der Temperatur. 259
Versuehe der ersten Art.
Versuch 94.
Wh. 25 m. Mittelgrosse Rana esc. ff.
34 191. Der rechte Ischiadicus ist auf ^ und ^| gelegt. Der Knke
Ischiad. wird in Dampfbad von c. 94^ G. gebracht.
39 m. Der linke Ischiad. auf z und z^ gelegt.
40 m. IT geschlossen (4 Danidl). Stromein tritt bei a und a.
T. 655. 0 nimmt ab.
41 m. 641. Kammertemperatur: 46®C.
42 m. 633.
44 nt. 612.
47 m, 593. Sofort Wippe B umgelegt, so dass Stromeintritt
bei b und ß.
T. 606. 0 nimmt zu.
iSm. 61 S.
49 m. 617.
51 m. 628.
53 m. 634. AT geöffnet. — Spurweise Ablenkung«
Die Nerven waren in ihrer ganzen Länge erhalten , von den Muskeln aber
getrennt. — Ihre Wirbelenden lagen nach rechts, ihre Muskelenden nach
links. — oft u. a/J=:8«»°»; al u. ai-i12"" ; bo u. /?ö«b8"; br u. /J(>=:40««.
Versuch 95.
8 h. 53 m. Mittelgrosse Rana esc. ff.
9 ^. 0 m. Der linke Ischiad. ist auf ^ und ^^ gelegt. Der rechte Ischiad.
wird in Dampfbad von c. 37® G. gebracht.
5 m. Der rechte Ischiad. auf z und z^ gelegt.
6 m. JST geschlossen (1 Dan.). Stromeintritt bei b und ß.
15". 837. ©nimmt ab.
7 m. 833. Jetzt nimmt 0 zu. Kammertemperatur: 16® G.
8 m. 850.
10 911. 883.
12 911. 913. Sofort Wippe J? umgelegt, so dass Stromeintrittt
bei a und a.
1 0''. 850. <D nimmt ab.
1.3 m. 808.
1 4 tn. 797.
4 6 tu. 793. 0 nimmt jetzt zu.
1 8 9». 796. K geöflhet. — «/, '^ Ablenkung.
ab und a/?ss8™; cd und aÄ=13'"»; 6o und /?o«ö™; fcr und j»^=35
— Sonst wie beim vorigen Versuche.
mm
260 Abschn. II. Kap. III. § 6 (1). Von den Widerstandsveränderungen des Nerven
Versuche der zweiten Art.
Versuch 96.
2 Ä. 42 m. Mittelgrosse Rana esc. ff.
• 50 m. Rechter Ischiadicus auf t und ^, , linker auf z und z^ gelegt.
55 m. 710.
3 Ä. 0 m. 708.
Jetzt wird iV in Dampfbad von 28^ C. auf \ Min. gebracht, und 40"
nach Herausnahme, nämlich
2 m. 738.
3*/, wi. 745. Kammertemperatur: 46^ C.
7 wi. 752.
12 w, 753.
24 m. 758.
Jetzt wird N in Dampfbad von 46" C. auf 1 Min. gebracht, und 45''
nach Herausnahme, nämlich
23 m. 822.
24 m. 826.
28 m. 839.
33 m. 839.
Jetzt wird iV^ in Dampfbad von 46" C. auf 4 Min. gebracht, und
35'' nach Herau3nahme, nämlich
35 m. 656.
36 m. 656.
40 m. 658.
45 fn. 658.
a6unda/?=8""^; a/ und a;i=c4 4"'™; 6o und /?o=4°"»; 6r und /?e=32°"°.
— Sonst wie beim vorigen yersu45he.
Versuch 97.
42Ä. 50 m. Mittelgrosse Ran. esc. ff.
57 m. Rechter Ischiad. auf z und Zy , linker auf ^ und ^,.
4 Ä. 2 w. 774.
7 w. 777.
Jetzt wird N in Dampfbad von 32" C auf 4 Min. gebracht, und
35" nach Herausnahme, nämlich
9 m, 774.
40 w. 778. Kammertemperatur: 46"C.
4 3 wi. 786.
4 8 m. 790.
Jetzt wird N in Dampfbad von 44 */," C. auf 4 Min. gebracht, und
45" nach Herausnahme, nämlich
mit der Temperatur. 261
\ h. 20 m. 806.
24 Hl. 811.
25 171. 828.
30 171. 835.
Jetzt wird N in Dampfbad von 48^ C. auf 4 Min. gebracht, und
40" nach Herausnahme, nämlich
32 m. 850.
33 971. 848.
37 m. 848.
42 171. 848.
ah und a/?=8"°» ; al und a^= 1 4"° ; bo und /Jo :=5"™ ; br und /9p=32"».
— Sonst wie bei den früheren Versuchen.
Versuch 98.
•
ii h. 4 0 wi. Mittelgrosse Rana esc. ff.
48 m. Rechter Ischiad. auf z und z^ , linker Ischiad. auf ^ und C|«
23 771. 757.
26 m. 758.
Jetzt wird N in Dampfbad von 27* C. auf 2 Min. gebracht, und
45'' nach Herausnahme, nämlich
2974 m. 823.
30 m. 824. Kammertemperatur: 46*C.
32 tn. 834.
35 771. 834.
38 771. 844.
Jetzt wird N^ in Dampfbad von 24^ G. auf 2 Min. gebracht, und
40'' nach Herausnahme, nämlich
44 171. 796.
42 771. 804.
44 171. 807.
47 771. 807.
50 77t. 797.
56 771. 797.
Jetzt wird iV in Dampfbad von 35^ C. auf 2 Min. gebracht, und
40" nach Herausnahme, nämlich
59 77t. 885.
12A. 0 771. 854.
2 17t. 827.
5 771. 840.
8 771. 840.
ab und a/?=8°'"; al und aÄ=4 4""; bo und /!^o«8"°»; br und /?^=38°»".
— Sonst wie bei den früheren Versuchen.
262 Abschn. II. Kap. III. § 6 (4). Von den Widerstandsverändemngen des Nerven
Versuch 99.
9 A. 13 m. Miitelgrosse Rana esc. ff.
51 nt. Rechter Ischiad. auf ^ und ^^ , linker auf z und z^,
56 m. 715.
iOA. Om. 72i.
Jetzt wird N^ in Dampfbad von 54^ C. auf 1 Min. gebracht, und
50'' nach Herausnahme, nämlich
2 m. 907.
7 m. 845. Kammertemperatur: 16"C.
\ 2 m. 822.
ab und a/?=8"»" ; oZ und aA=i 5™; bo und /?o=6°" ; 6r und /?ß=34"".
— Sonst wie bei den früheren Versuchen.
Versuch 100.
Die Nerven werden den Schenkeln eines vor 97 Stunden ff mittelgrossen
Frosches entnommen , welche bisher enthäutet im feuchten Räume auf-
bewahrt worden sind. Die Consistenz der Nerven ist auffallend ver-
mehrt. Muskeln faulig.
9 h. 50 m. Rechter Ischiad. auf z und z^ , linker Ischiad. auf ^ und K^.
57 wi. 719.
iOA. Om. 715. Kammertemperatur: i5®C.
3 m. 7i0.
6 m. 708.
9 m. 708.
Jetzt wird N in Dampfbad von 45® C. auf 2 Min. gebracht, und
40'' nach Herausnahme, nämlich
42 m. 628.
1 3 m. 629.
15 m. 637.
18 m. 633.
21 m. 630.
24 m. 626.
Jetzt wird N von z und z^ abgehoben und von Neuem aufgelegt.
26 m. 636.
29 m. 629.
32 m. 616. (Jetzt bleibt K geschlossen. 0 nimmt ab. 33 m.
61 1 ; 36 m. 603. Nach Oefltoung von K spur-
weise Ablenkung.)
ab und a/?=8™» ; al und aA=1 4"» ; bo und /Jo=5»'"; br und /?9=33'
— Sonst wie bei den früheren Versuchen.
imm
mil der Temperatur.
263
Uh,
Versuch 104.
Kammertemperatur : 19^C.
12 m. Mittelgrosse Rana esc. ff.
Rechter Ischiad. auf z und z^j linker Ischiad. auf ^ und ^|.
20 m.
25 nt.
27 m.
29 nt.
713. IIA. 31 m. 731.
718. 33 m. 735.
724. 35 m. 745.
Jetzt wird N auf 1 — 1 % Min. auf Eis gelegt, und 30'' nach Fort-
nähme, nämlich
37 m.
39 m.
41 m.
760.
751.
751.
IIA. 43 m.
45 m.
47 m.
755.
768.
772.
Jetzt mit N wieder so, wie 11 A. 35 m., verfahren.
49 m. 783.
51 m'. 765.
53 m. 765.
a6unda/9=9""; o/undaA=s12»"; bo und ßo=sS
- Sonst wie bei den früheren Versuchen.
IIA. 55 m.
57 m.
59 m.
mm
755.
756.
756,5.
6rund/}(=38
nra
3A.
4A.
Versuch 102.
Kammertemperatur: 17V»*^C.
0 m. Mittelgrosse Rana esc. ff.
Rechter Ischiad* auf z und z^ , linker auf g und ^j.
7 m.
12 m.
14 m.
16 m.
763,5. 3A. 18 m. 766.
762. 33 m. 787.
762. 35 m. 787.
Jetzt wird iVauf 15 Min. auf Eis gelegt, und c. 30'' nach Fort-
nähme, nämlich
51 m. 716. 3A. 57 m. 681.
53 m. 677. 59 m. 693.
55 m. 675,5. 4 A. Im. 700.
Jetzt wird N nochmals auf 15 Min. auf Eis gelegt, und c. 45" nach
Fortnahme, nämlich
699.
688.
682.
17 m.
19 m.
21 m.
a6und a/?=9'""; oZ und aAssIS""; 6ound/Jo=6
— Sonst wie bei den früheren Versuchen.
4 A. 23 m.
25 m.
27 m.
682,5.
682,5.
, 685.
fer und /9p=36
nm
264 Abschn. II. Kap. HI. § 6 (4). Von den WiderstandsveräDderungen des Nerven
10A.
IIA.
12A.
Versuch 103.
Kammertemperatur : M%C.
42 m. Mittelgrossc Bana esc. ff.
50 m. Rechter Ischiad. auf z und jz, , linker Ischiad. auf ^ und C^-
55 m.
57 m.
733.
730.
i\h.
5 m. 725.
7 iw. 723.
Jetzt wird N auf 15 Min. auf Eis gelegt, und c. 40" nach Fortr-
' nähme, nämlich
23 m,
25 m.
27 m.
29 m.
847.
776.
753.
740.
Wh.
31 m.
33 m.
39 m.
41 m.
730.
722.
710.
706.
Jetzt mit AT wieder so, wie 11 h. 7 m., verfahren.
819.
755.
742.
735.
57 m.
59 m.
1 m.
3 m.
ab und a/9=9""; a/ und a;i=12'""; bo und /?o=8
— Sonst wie bei den früheren Versuchen.
12A.
5 m.
7 m.
27 m.
29 m.
mm
731,5.
720.
691,5.
690.
fer und/?p=37
mm
^ Versuche der dritten Art.
In den Vers. 104 — 109. ist die Zeit laufend vom Tode des Thieres an.
— Die Richtung des prüfenden Stromes (1 Daniell) wechselt von Bestim-
mung zu Bestimmung; bei der ersten Bestimmung tritt der Strom immer
bei z^ ein. — Kammertemperatur bei Vers. 104 — 107.: fast 14*C., bei
Vers. 108. : 15® C, bei Vers. 109. : 147,®C. — A bedeutet: Auflagerung
der Nerven auf die Zuleitungsröhren ; B bedeutet : Eingiessen des erwärm-
ten Oeles in den Napf. — Das Oel war für Vers. 104. auf 50® C, für Vers.
105. auf 63® C, für Vers. 106. auf 75® C, für Vers. 107. und 109. auf
100®C. , endlich für Vers. 108. auf 35®C. erwärmt. — Der Abstand des
Napfrandes von b beträgt bei Vers. 104—107. : 8»"» ; bei Vers. 108. : 3"«°,
bei Vers. 109. : 12™™. — Bei dem Vers. 109. waren iVund N^ an der Ab-
gangsstelle des stärksten Oberschenkelastes (o) mit nassem Faden unter-
bunden.
mit der Temperatur.
265
Vers. 104.
\
ers.
105.
\
ers.
106.
Vers.
107.
\
ers
•
. 108.
V
ers.
109.
8 m.
i.
7
m.
A,
8
m.
A.
8
m.
A.
8
m.
A.
13
m.
A.
i3 m.
724.
13
m.
781.
16
m.
817.
14
tn.
747.
14
m.
729.
26
m.
781.
U' m.
723.
14
m.
781.
17
m.
816.
15
m.
748.
16
m.
732.
27
m.
788.
15 m.
725.
15
m.
781,5.
18
m.
820.
16
m.
749,5.
18
tn.
736.
28
tn.
791.
i6 m.
725.
46
m.
782.
19
m.
817.
17
m.
749,5.
20
tn.
748.
29
m.
794,5.
\1 m.
726.
17
m.
782,5.
20
m.
818.
18
m.
749,5.
22
tn.
748,5.
30
tn.
797.
<8 m.
727.
18
m.
784.
21
m.
817.
19
m.
749,5.
24
m.
751.
31
m.
801.
i9 m.
728.
19
m.
785.
26
tn.
758.
32
tn.
802,5.
20
m.
786.
B
•
B
■
28
m.
762.
33
tn.
805.
B
.
21
m.
786,5.
211
km.
817.
19l/2m.
743,5.
30
tn.
768,5.
84
m.
807.
W/itn.
729.
m%
22
m.
817.
I93/4W.
751.
82
tn.
769,5.
35
m.
810.
20 in.
729.
B
•
221
km.
811.
20
m.
757.
Wk
20V2W.
729,5.
20
/2W.
786,5.
23
m.
814.
201
km.
787.
b.
B
9
i\ m.
729,5.
22
m.
781.
24
m.
814.
21
m.
815.
34
m.
806.
35I;
12m.
807.
22 ;».
732,5.
22i
km.
784,5.
25
m.
817.
22
m.
824.
36
tn.
836.
353/4m.
810.
23 m.
735.
23
m.
783.
26
m.
819.
23
m.
829.
38
tn.
838.
36
tn.
807.
24 m.
742.
23V9W.
788.
27
m.
822.
24
m.
834.
40
tn.
»a».
36I/2W.
814.
25 m.
744.
24
m.
788,5.
28
m.
826.
25
m.
831.
42
tn.
839.
37
tn.
817.
26 7«.
746,8.
25
m.
793.
29
m.
829.
26
m.
836.
44
tn.
839.
371^
km.
828.
27 m.
749.
26
m.
796,5.
30
m.
833.
27
m.
832,5.
46
m.
835.
38
tn.
832,5.
28 m.
754.
27
m.
803.
32
m.
839.
28
m.
832,5.
48
m.
835.
39
m.
845.
29 w.
753.
28
m.
808.
34
m.
845.
29
m.
831.
50
tn.
834.
40
m.
854.
30 m.
753,5.
29
m.
812,5.
36
m.
849.
30
m.
831.
52
tn.
834.
41
m.
856.
31 m.
755.
30
m.
812,5.
38
m.
854.
31
m.
827.
54
tn.
834.
42
m.
865.
32 m.
755,5.
31
m.
816.
40
m.
858.
32
m.
827.
56
tn.
834.
43
tn..
866.
33 m.
757.
32
m.
816.
42
m.
861.
34
tn.
824,5.
58
tn.
834.
44
m.
872.
34 w.
757.
33
m.
816,5.
44
m.
864.
36
m.
823.
60
tn.
834.
45
m.
873.
35 m.
758.
34
m.
817.
46
m.
866.
38
m.
818,5.
62
tn.
834.
46
m.
877,5.
36 w.
758.
35
m.
817.
48
m.
866.
40
m.
820.
64
tn.
834.
47
m.
877,5.
37 m.
759.
36
m.
817.
50
m.
868.
45
m.
817.
66
m.
834.
48
tn.
880,5.
38 OT.
759.
37
m.
817.
52
m.
868.
46
m.
817,5.
68
tn.
834.
50
m.
883.
39 m.
759,5.
38
m.
817.
54
m.
870.
55
m.
818,5.
70
tn.
840.
66
m.
895.
39
tn.
817,5.
56
m.
870,5.
56
m.
821.
82
tn.
845.
67
tn.
896.
40
m.
817.
58
m.
872.
65
m.
821.
69
m.
896,5.
46
m.
814,5.
66
m.
823.
71
tn.
896,5.
47
m.
814.
73
75
86
87
tn.
m.
m.
tn.
897.
897.
899.
899.
Die Nerven waren überall in ihrer ganzen Länge erhalten , von den Mus-
keln aber getrennt. Ihre Wirbelenden lagen nach rechts, ihre Muskelenden
nach links.
Vers. 4 04:
Vers. 105:
Vers. 106:
Vers. 4 07:
Vers. 4 08:
Vers, 4 09:
ab u. aß:
ab u. aß-
ab u. aßi
ab u. aß:
ab u. aß:
ah u. aß.
:9™"^; alxx.aX:
i9°""; oZu. ai:
9""; alM.ah
f9"""; alxx.ah
sS""; aln.aX:
:9'""; alvi.aX.
I Omm
J5mm
J amm
4 4°»"*
42""
60 U. ßO:
bo U. ßo
bo u. ßo.
bou.ßo
bo\x,ßo
bo u. ßo.
.gmm
.gmm
.5mm
. tfmm
. omm
br u. ßq:
br u. ßq.
bra.ßQ:
br u.ßQ.
brix.ßQi
br u. ßQ.
35""
36""
35""
:35""
:32""
:38""
266 Abschn. U. Kap. III. § 6 (9). Von dem Einflüsse derTemperator des Nerven
Versuch HO.
Anordnung und Besiimmungsweise \vie bei Vers. 104 — 109.
Kammertemperatur: 15®C.
1 0 A. 12 m. Rechter Ischiad. auf z und z^ , linker Ischiad. auf ^ und tj.
25 m. 770. 10A. 28 m. 770.
26 m. 770. 29 m. 771.
27 m. 770. 30 m. 771.
Jetzt wird das Wirbelende von N so auf Eis gelegt, dass c. 14
Abstand zwischen b und Eis.
10A.
10A.
mm
307« m.
31 m.
31 %w.
32% m.
33 m.
34 m.
35 m.
781.
781.
781.
783.
783.
784.
784,5.'
10 A.
36
m.
786.
38
m.
786.
40
m.
786.
42
m.
785.
44
m.
784,5.
46
m.
784,5.
48
m.
784,5.
Jetzt wird das Wirbelende von N so auf das Eis gelegt, dass nur
4 — 5«"« Abstand zwischen b und Eis.
48%m.
49 m.
50 m.
51 m.
808.
808.
808.
808.
10A.
53
55
57
m.
m.
m.
806,5.
806.
805.
Jetzt wird das Wirbelende von N so auf das Eis gelegt, dass nur
2 — 3"" Abstand zwischen b und Eis.
57 %m.
815.
IIA. 5 m.
817.
58 m.
816.
7 m.
814.
59 m.
822,5.
9 m.
811.
IIA. 1 m.
816,5.
11 m.
809,5.
3 m.
818.
ab und a/?=9'""
»; a/ und 0^=12""; fco und /?o=5"»;
br und /?g=35
— Sonst wie in
den früheren Verj
suchen.
mm
(2.) Von dem Einflüsse der Widerstandsabnahme des Nerven unmit-
telbar in Folge der Temperaturerhöhung auf die Widerstandsver-
änderungen der intrapolaren Nervenstrecke.
Kommen wir nunmehr auf das zurück, was wir zuerst in diesem §
vorhatten , so ist nach den in ( 1 ) gewonnenen Erfahrungen eine engere
Begrenzung desselben unumgänglich. Wir hatten den Einfluss der Tem-
peratur des Nerven auf die Widerslandsveränderungen der intrapolaren
Nervenstrecke unter dem Einflüsse des Stromes erforschen wollen und
y
auf die Widerstandsverändeningen der intrapolarea Nervenstrecke. 267
haben gefunden, dass mit der Temperaturerhöhung zweierlei Veränderun-
gen im Nerven statthaben , die sich durch den Widerstand des Nerven
einmal als die durch die Temperaturzunahme beschleunigten Widerstands-
veränderungen des Nerven mit der Zeit und sodann als die Widerstands-
abnahme des Nerven unmittelbar in Folge der Temperaturerhöhung kund-
geben; die letztere WiderstandsverSnderung hat der Nerv mit allen Körpern
gemein, und sie beruht des Genaueren darauf, dass, obwohl nur die Ner-
venflttssigkeit an Widerstand abnimmt, das metallisch leitende Nervengerttst
hingegen an Widerstand gewinnt , w^ doch kleiner wird , weil Wf nahezu
verschwindet gegen Wg (s. o. S. 109.). Da nun der Einfluss der Wider-
standsveränderungen des Nerven mit der Zeit schon im vorigen § uns be-
kannt geworden ist, muss unsere Aufgabe hier dahin gehen , den Einfluss
zu ermitteln, welchen die Widerstandsabnahme des Nerven unmittelbar in
Folge der Temperaturerhöhung für sich allein auf die Widerstandsverände-
rungen der intrapolaren Nervenstrecke ausübt.
Die Aufgabe zu lösen , sehen wir uns alsdann sofort auf beschränkte
Temperaturen angewiesen und dürfen nicht, wie es zuerst S. 236. möglich
schien , die Temperatur der einen feuchten Kammer nach Belieben con-
stant höher oder niedriger halten als die der anderen Kammer. Vielmehr
müssen wir bei einer Zimmertemperatur von höchstens 14*C. die eine der
beiden Kammern auf einer niedereren Temperatur halten , weil nur dann
die Widerstandsveränderungen der beiden Nerven mit der Zeit nicht merk-
lich verschieden verlaufen und in unsere Versuchsergebnisse störend ein-
greifen werden. Wir können uns aber die zweite Kammer ganz ersparen,
indem wir ein einfacheres Verfahren einschlagen, das durch die voraufge-
gangene Untersuchung uns an die Hand gegeben ist.
Bei einer Zimmertemperatur von \2 — 14®C. bringen wir, nachdem
wir die Oppositions- Vorversuche (S. i 63.) ausgeführt haben, ganz so, wie
zu diesen Versuchen , die beiden Nerven eines eben getödteten gesunden
und munteren Thieres auf die beiden Paare von Zuleitungsröhren und
legen entweder sogleich oder erst, nachdem wir durch zwei Bestimmungen
von fl) die Veränderungen, welche Ö> mit der Zeit erföhrt, constatirt haben,
das Wirbelende des Nerven iV, wie bei den Versuchen der dritten Art oben
S. 252. , auf Eis; den Abstand zwischen b und dem Eise lassen wir hier
nicht mehr als 3 — 4"" betragen. Etwa 5 Minuten später, wenn nach un-
seren früh^en Erfahrungen die rasche Zunahme von (Z> in Folge der Er-
kaltung von ab vorüber ist und 0 in der Folgezeit ohne die Durehströmung
entweder kaum sich verändern oder jedenfalls nur sehr langsam abnehmen
würde, lassen wir die Durchströmung der beiden Nerven beginnen. (Z> ist
alsdann unmittelbar nach der Schliessung der Kette immer etwas grösser
als 4 und nimmt manchmal sogleich zu , andere Male bleibt O während
208 Abschn. U. Kap. 111. § 6' (8). Von dem Einflasse der Temperatur
einiger Secunden bis zu etwa einer Minute constani oder nimmt während
dieser Zeit gar spurweise ab : in den folgenden 5 Min., während welcher
wir die Kette noch geschlossen halten, nimmt 0 aber ausnahmslos zu.
Vernachlässigen wir für eine Weile die hin und wieder, wie es scheint,
abweichenden Erscheinungen der ersten Minute nach der Schliessung der
Kette , so ergeben also die Versuche , dass die Widerstandszunahme der
intrapolaren Nervenstrecke unter dem Einflüsse des Stromes mit der Wi-
derstandsabnahme des Nerven unmittelbar in Folge der Temperaturerhö-
hung an Steilheit in ihrem Verlaufe verliert.
Versuch i\\.
(Versuchsanordnung Fig. <3.)
Kammertemperatur: 13V4^C. — K: i Daniell.
Mittelgrosse Ran. esc. ff.
Ischiadici aufgelegt, so dass a und a und wiederum b und ß
die nämlichen (anatomischen) Stellen beider Nerven sind.
727. 1 Momentane Widerstandsbestiramungen. Der
719. / Strom tritt 4 m. bei a u. a, 8 m. bei b u. /?ein.
Sofort wird N mit seinem Wirbelende so auf Eis gelegt, dass c. 2°"°
Abstand zwischen b und Eis.
1 0 Ä. \k m. K geschlossen. Stromeintritt bei b und ß.
T\ 76 i . (Z> bleibt einige Secunden unverändert und nimmt
dann zu.
16 m. 771. Empfindlichkeit: auf 1 *^ Ablenkung
c. 5™™ Verschiebung von S.
18 m. 782,5.
20 m. 785. — Sofort iT geöffnet. — Fast 1*^ Polarisationsab-
lenkung.
Die Nerven waren in ihrer ganzen Länge erhalten , von den Muskeln aber
getrennt. Die Wirbelenden lagen nach rechts, die Muskelenden nach links.
ab und a/9=8"°^ ; al und ai=1 4"^" ; bo und /?o=7"° ; br und /?p=37
9Ä.
52 m.
10Ä.
0 m.
4 m.
8 m.
^mm
(3.) Von dem Einflüsse der Widerstandsabnahme des Nerven unmit-
telbar in Folge der Temperaturerhöhung im Besonderen und des
specifischen Widerstandes der Nervenflüssigkeit im Allgemeinen
auf die stellenweise Verarmung der intrapolaren Nervenstrecke an
Flüssigkeit. ^
In ab muss eine grössere Menge von Ionen abgeschieden werden als
in «/?, weil dort nicht nur der specifische Widerstand der Nervenflüssig-
keit grösser , sondern auch der specifische Widerstand der Gerüsttheilchen
auf die Verarmiing der intrapolaren NervenBtrecke an Flüssigkeit. 269
kleiner ist als hier [vgl.Abschn. I. Kap. I. § 4 (5)] ; dieWiderstandsabnahme
der Nerven&trecke in Folge der Elektrolyse muss also bei ab grosser sein
als bei aß. Wegen des grösseren speoifischen Widerstandes der Nervenflüs-
sigkeit muss aber auch die Warmeentwickelung in ab die in aß ttbertref-
fen, und der Temperaturunterschied zwischen ab und aß muss, wenn beide
Nervenstrecken unter dem Einflüsse des Stromes eine constante Temperatur
angenommen haben , kleiner sein , als er bei dem Beginne der Durchströ-
mung war ; die Widerstandsabnahme in Folge der Erwärmung muss daher
wiederum bei ah grösser sein als bei aß. Aus unserem in (2) gewonnenen
Ergebnisse ist danach zu schliessen, dass die Widerstandszunahme in
Folge der stellenweisen Verarmung an Flüssigkeit bei ab grösser ist als bei
aß. Und die anßingtiche Gonstanz oder Abnahme von (D, welche bei den
Versuchen von (2) in der ersten Minute nach der Schliessung der Kette
aufgetreten ist, erklärt sich nunmehr einfach dadurch , dass die grössere
Widerstandszunahme von ab in Folge der. Verarmung unmittelbar nach der
Schliessung der Kette die grössere Widerstandsabnahme von ab in Folge
der Erwärmung und in Folge der Elektrolyse manchmal nur eben oder
selbst kaum zu compensiren Vermocht hat, während sie auch in diesen
Fällen später hat hervortreten können , als der Unterschied zwischen ab
und a/$ hinsichts ihrer Widerstandsabnahme in Folge der Erwärmung rasch
sich verringert hatte.
Mit der Widerstandsabnahme des Nerven unmittelbar in Folge der
Temperaturerhöhung wird also die Widerstandszunahme der intrapolaren
Nervenstrecke in Folge ihrer stellenweisen Verarmung an Flüssigkeit und
daher auch diese Verarmung selbst kleiner. Dieses Ergebniss liess sich,
wie wir oben S. 237. angedeutet haben, vermuthen, und indem die Ver-
muthung sich erfüllt hat, dürfen wir nicht anstehen, eine Zusammenfas-
sung, deren mehrere der uns vorliegenden Ergebnisse föhig sind und
welche wir bei jener Vermuthung im Sinne hatten, vorzunehmen. Im § 4.
haben wir, wenn der specifische Widerstand der Nervenflüssigkeit mit der
Lebensfähigkeit des Nerven wuchs, auch die Widerstandszunahme der in-
trapalaren Nervenstrecke in Folge ihrer stellenweisen Verarmung an Flüs-
sigkeit wachsen sehen; im § 5. haben wir gefunden, dass, wenn der spe-
cifische Widerstand der Nervenflüssigkeit mit der Zeit nach dem Tode des
Thieres oder nach der Trennung des Nerven vom lebenden Gesammtorga-
nismus wiederholt zunahm und abnahm , mit jeder dieser Zunahmen und
Abnahmen auch die Widerstandszunahme in Folge der Verarmung grösser
resp. kleiner wurde ; endlich hat sich jetzt ergeben, dass, wenn der spe-
cifische Widerstand der Nervenflüssigkeit unmittelbar in Folge der Tempe-
raturerhöhung abnimmt , auch die Widerstandszunahme in Folge der Ver-
armung abnimmt. In allen diesen Fällen sind es , wie wir theils mit Be-
270 Abschn. II. Kap. UI. § 6 (4). Von dem Einflasse der Temp^atur
stimmtheit theils mit der grOsslen Wahrscheinlichkeit behaupten ktoneti,
verschiedene Veränderungen der NervenflUssigkeit , welche der gleichen
Veränderung ihres specifischen Widerstandes zu Grunde liegen, und jedes
Mal sehen wir der gleichen Veränderung des specifischen Widerstandes die
gleiche Veränderung der WiderstandsBunahme in Folge der Verarmung
entsprechen. Danach darf die Widerstandszunahme in Folge der Verar-
mung als nur mittelbar durch den specifischen Widerstand der Nerven-
flüssigkeit von der Besdbaffenheit der Nervenflüssigkeit abhängig ang^tom-
men werden; und es ist aus allen vorhin aufgeführten Erfahrungen als
allgemeines Gesetz zu entnehmen, dass die Widerstandszunahme der intra-
polaren Nervenstrecke in Folge ihrer stellenweisen Verarmung an Flüssig-
keit und daher auch diese Verarmung selbst mit dem specifischen Widei^
Stande der Nervenflüssigkeit zunehmen.
Diesem Gesetze fügen sich audi die Ergebnisse unserer Versuche der
ersten Art in (4), wie vWr zur Vervollständigung des über die Versuche
Angemerkten noch hinzufügen wollen. Vcu'nehmlioh bei der längeren Ein*
Wirkung der weniger hohen Temperaturen tritt das Gesetz deutlich hervor;
bei den hohen Temperaturen und besonders bei kurzer Einwirkung der-
selben ftlhren die raschen Veränderungen , welche <2> in den nächsten Mi-
nuten nach der Erwärmung von N ohne die Durchströmung eri^rt, Ver-
wickelungen ein, die zu beträchtlich sind und zu wenig bestimmt sich
übersehen lassen, als dass sichere Resultate gewonnen werden könnten.
(4.) Von dem Einflüsse der Temperatur auf die Widerstandsverände*
ruDgen des Nerven mit der Zeit und auf die inneren Vorgänge im
Nerven, welche diese Widerstandsveränderungen bedingen.
Nachdem wir so die uns zunächst liegenden Aufgaben gelöst haben,
dürfen wir es nicht unterlassen , die ausgedehnte Untersuchung , zu wel-
cher wir uns in (i) genöthigt sahen, auch nach anderen Richtungen hin
noch auszunutzen.
Wir hatten oben im § 5 (3) in den bei Temperaturen von 16 — 27^C.
angestellten Versuchen unter sonst gleichen Umständen das (zweite) Maxi-
mum des Widerstandes desto früher eintreten , die Widerstandsverände-
rungen mit der Zeit desto mehr beschleunigt verlaufen sehen, je höher die
Temperatur War. Diese Beschleunigung der Widerstandsverändemngen
mit der Zeit hat sich jetzt als zweifellose und in grösserer Ausdehnung gül-
tige Wirkung der Wärme herausgestellt. Für die Temperaturen zwischen
37 und 47® C. ist sie noch unmittelbar durch den Versuch dargethan, und
für die Temperaturen zwischen 27 und 37* C. muss sie nach dex% in Fig. 17.
dargelegten Erfahrungen als ausser Frage gestellt gelten; aber auch über
47® C. hinaus besteht sie fort, wie wiederum Fig^ 47. e» höchstwahrscfaein-
auf die Widerstandsveränderuagen des Nerven mit der Zeit. 27 1
lieh macht und später anzugebende Erfahrungen es erweisen. Bei den
Temperaturen unter 4 4^ C. ist die in Rede stehende Wirkung der Wärme
Dur gering, und es bleibt zweifelhaft, wo sie ihren Anfang nimmt: von
(i^C. an aber ist es als allgemeines Gesetz auszusprechen, dass mit dem
Wachsen der Temperatur die Widerstandsveränderungen des Nerven mit
der Zeit und demgemäss auch die diese Veränderungen bedingenden inne-
ren Vorgänge im Nerven [s. o. § 5 (3)] in ihrem Ablaufe eine Beschleuni-
guDg erfahren.
Und einzig und allein in dieser Weise wirkt die Wärme , wenn die
Dauer ihrer Einwirkung sehr beschränkt ist. Bei unseren der Fig. H. zu
Grunde liegenden Studien ist die kürzeste Dauer der Einwirkung der
Wärme 1 Minute gewesen , nicht blos weil für kleinere Zeiträume der bei
der Bestimmung der Dauer der Erwärmung möglicherweise zu begehende
Fehler zu gross geworden wäre, sondern vornehmlich auch deshalb, weil
die oberhalb 54® C. eintretende Verkürzung des Nerven eine über das
[xweite) BCaximum hinausgehende Verfolgung der Widerstandsveränderun-
gen, wie sie uns wünschenswerth sein musste, unmöglich macht. Es lässt
sich aber aus der Fig. 47. mit ausreichender Sicherheit die Curve der Wi*
derstandsveränderungen der Nervenstrecke, bezogen auf die Temperaturen,
für eine ganz kurze Dauer der Einwirkung der Wärme entnehmen, und die
Richtigkeit dieser Curve wird durch die Bestimmung der Widerstandsver-
änderungen bei einer nur Secunden andauernden Einwirkung der Wärme,
soweit nicht die Verkürzung des Nerven die Bestimmung verhindert, und
ausserdem noch durch die Erfahrungen über die Consistenz des Nerven,
die später Erwähnung finden sollen , verbürgt. Eben diese Curve stimmt
alsdann mit der ausgezogenen Curve der Fig. 16., so genau man es bei
diesen Dingen nur erwaiten kann, überein. Und wenn man dazu die Cur-
ven der Fig. 17. mit der Zunahme der Dauer der Erwärmung in ihrer
Gestalt immer mehr von der Curve der Fig. 1 6. abweichen und die ausge-
zogene Curve der Fig. 17. der Curve der Fig. 16. noch sehr ähnlich sieht;
wenn man ferner erwägt, wie — von den Mängeln unserer Untersuchung
selbst ganz abgesehen — auf der einen Seite die Curve der Fig. 1 6. wegen
der ungleicfamässigen und ungleichzeitigen Veränderungen der einzelnen
Querschnitte der Nerv^istrecke mit der Zeit und auf der anderen Seite die
aus der Fig. 17. vorhin entnommene Curve wegen der ungleichmässigen
Einwirkung der Wärme auf die mehr peripherischen und die mehr cen-
tralen Theile der Nervenstrecke nur ein ungenaues Bild von den Verände-
rungen des kleinsten Nerventheilchens mit der Zeit resp. mit der Tempe-
ratur uns geben : — dann kann die vollkommene Uebereinstimmung jener
beiden Gurven, wie sie nach Berichtigung aller Fehler für das kleinste
Nerventbeilch^ii sich ergeben würden, sicherlich nicht zweifelhaft sein.
272 Abschn. II. Kap. II!. § 6 (4). Von dem Einflüsse der Temperatur
Es wirkt also die Wärme bei ganz kurzer Dauer ihrer Einwirkung auf den
frischen Nerven rein beschleunigend auf die Widerstandsveränderungen
des Nerven mit der Zeit, oder, was dasselbe sagen will, es kann jedes
Zeitquantum, welches erforderlich ist, damit an dem Nerven nach seiner
Trennung vom lebenden Gesaramtorganismus gewisse Widerstandsverände-
rungen statthaben, durch ein gewisses dem Nerven rasch zugeführtes
Wärmequanlum ersetzt werden, und zwar muss das Wärmequantum desto
grösser sein, je grösser jenes Zeitquantum ist.
Bei längerer Dauer der Einwirkung der Wärme aber fügt sich, wie die
der Fig. 47. zu Grunde liegenden Erfahrungen zeigen, eine zweite Wir-
kung der Wärme noch hinzu. Sie besteht darin, dass von den beiden
Vorgängen, welche bis zum (zweiten) Maximum des Widerstandes mit der
Zeit im Nerven statthaben, mit dem Wachsen der Temperatur und der
Dauer derselben der den Widerstand vermindernde Vorgang in seiner
Ausbildung immer mehr begünstigt und dafür der den Widerstand ver-
mehrende Vorgang in seiner Ausbildung immer mehr gehemmt ist. Mit
dieser Auffassung der zweiten Wirkung der Wärme lassen sich alle unsere
Erfahrungen sofort auf das Einfachste und Ungezwungenste erklären ; und
wie aus beiden Wirkungen der Wärme zugleich die Gestalt der Curve der
Fig. 17., besonders das Verhalten ihrer zweiten Maxima, und die Gestalt
der aus der Fig: 1 7. leicht zu entnehmenden Curven der Widerstandsver-
änderungen der Nervenstrecke, bezogen auf die Zeit, für die verschiedenen
Temperaturen resultiren , liegt dann so sehr auf der Hand , dass wir uns
gar nicht weiter dabei aufhalten dürfen. Eine besondere Reihe von That-
sachen kommt aber noch hinzu, gewichtig für die Richtigkeit unserer Auf-
fassung zu sprechen.
In dem Zäherwerden der Nervenflüssigkeit und der dadurch beding-
ten Consistenzzunahme des Nerven haben wir im § 6 (3) den den Wider-
stand vermehrenden Vorgang erkannt. Wir haben dort an dem isolirten
Nerven die Consistenzzunahme schon lange vor dem Eintritte des (zweiten)
Maximums des Widerstandes deutlich und um die Zeit dieses Maximums
recht auffällig gefunden; und wir sind dabei auf keinen unterschied ge-
stossen, wenn die Temperatur bei den Versuchen zwischen h6 und 27® C.
lag. Rringen wir nunmehr aber dem eben getödteten Thiere entnommene
Nerven in unser Wasserdampfbad , wenn dessen constante Temperatur
34 — 42*^0. beträgt, so ist zu keiner Zeit — weder früh noch spät, wenn
auch der Nerv weit über seinen Tod hinaus im Dampfbade verblieben ist —
eine Consistenzzunahme des Nerven wahrzunehmen : vielmehr scheint im
Gegentheil die Consistenz des Nerven öfters verringert zu sein , wenn die
Erwärmung auf nur wenige Minuten sich erstreckt hat. Erst bei einer
Temperatur des Dampfbades von 44 — 48^ C. ist eine Consistenzzunahme
düf die Widerstands Veränderungen des Nerven mit der Zeit. 273
des Nerven wieder eben deutlich zu erkennen , wenn der Aufenthalt des
Nerven im Dampfbade c. 1 Minute gedauert hat ; und mit dem Wachsen
der Temperatur des Dampfbades wird die Consistenzzunahme immer deut-
Hoher, wenn zugleich die Dauer des Dampfbades verringert wird*. Auf-
fällig wird die Consistenzzunahme des Nerven aber erst bei einem c. y^ —
% Min. andauernden Aufenthalte des Nerven im Dampfbade von 58 — 68^C.,
wo die eintretende Verkürzung des Nerven allerdings in der Regel die Be-
obachtungen unsicher macht, weil mit der Verkürzung des Nerven an und
für sich , wie die Versuche an abgestorbenen Nerven ergeben, ein Steifer-
werden des Nerven verbunden ist. Um hier Sicherheit zu gewinnen, muss
man daher einen todten Nerven , dessen Consistenz schon wieder deutlich
abgenommen hat, und einen frischen Nerven von ohngefähr gleicher Dicke
zugleich in das Dampfbad bringen : man findet dann an den beiden ver-
kürzten Nerven die Consistenzzunahme des frischen Nerven auffällig grösser
als die des anderen Nerven. Oder man muss so lange proben, bis der nicht
sehr seltene Fall eintritt, dass die peripherische Hälfte des Nerven gar nicht
oder nur sehr wenig verkürzt aus dem Dampfbade kommt ^: die Consi-
stenzzunahme des peripherischen Nervenstückes ist dann ebenso auffällig
wie um die Zeit des {zweiten) Maximums des Widerstandes bei den Ver-
suchen des § 5 (9). Lässt man bei den Temperaturen von kk — 58^ G. den
Nerven über die angemerkte Zeit hinaus im Dampfbade , so kommt wie-
derum keine Consistenzzunahme zur Beobachtung , sondern die Consistenz
des Nerven ist unverändert oder erscheint meist sogar geringer als ur-
sprünglich. Auch wo eine Verkürzung des Nerven eingetreten ist, muss
bei längerem Aufenthalte des Nerven im Dampfbade die Consistenz dessel-
ben wieder abnehmen , da man sie alsdann , wenn auch grosser als ur-
sprünglich , doch nicht so gross, wie sonst nach ganz kurzem Aufenthalte
des Nerven in dem gleichen Dampfbade, findet.
Durch diese Erfahrungen ist die Richtigkeit dessen, was wir oben als
die zweite Wirkung der Wärme hingestellt haben, verbürgt. Vorher hätte
man noch glauben können, dass der den Widerstand vermindernde Vor-
gang, indem er mit der Temperatur und deren Dauer immer mehr wächst,
den stets dieselbe Grösse gewinnenden den Widerstand vermehrenden Vor-
gang nur immer mehr uns verdeckt. Davon kann aber , nachdem wir das
4) Bestimmtere Angaben lassen sich füglich nicht machen, und man ist auf das
häufige Proben angewiesen. Es verdient aber Beachtung, dass jeder Nerv nur für einen
einzelnen Versuch verwendbar ist, da das Verhalten des Nerven bei wiederholter Er-
wärmung hier ausser unserer Betrachtung liegt.
2) Die Ursache hat sich nicht ergründen lassen: sie muss in einem besonderen
Vertialten des Neurilemms gelegen sein , da dieses wesentlich die Verkürzung bedingt.
Wegen des stärkeren Neurilemms an der centralen Hälfte des Nerven ist diese Hälfte
übrigens stets mehr verkürzt als die peripherische Hälfte.
H. Mvnk, Vnieniieliiuigen etc. IS
274 Abschn. 11. Kap. III, § 6 (4). Von dem Einflüsse der Temperatur
Verhaltea der Consistenz des Nerven kennen gelernt haben, keine Rede
mehr ^ein; es ist yielmehr jetzt zweifellos, dass die mit der Temperatur
und deren Dauer wachsende Ausbildung des den Widerstand verminder-
nden Vorganges, so zu sagen, auf Kosten der Ausbildung des den Wider-
stand vermehrenden Voi^nges erfolgt.
Schon die Lebensfähigkeit und die IsoUrung des Nerven haben ^ir
die beiden Vorgänge mit der Zeit im Nerven verschieden beeinflussen sehen
[s. o. § S (3)], Allein auf eine solche Beziehung der Ausbildung der beiden
Vorgänge zu einander, wie wir sie eben aufgefunden haben, sind wir frü-
her niQht gefuhrt worden , und höchstens die Vermuthung ist aufgetaucht,
dass die grossere Ausbildung des den Widerstand vermindernden Vorgan-
ges den Ablauf des deP Widerstand vermehrenden Vorganges verzögert.
Es wird nunmehr im Auge zu behalten sein , dass die neu aufgefundene
Beziehung vielleicht eine ganz allgemeine ist und vielleicht nur deshalb frü-
her uns entgangen ist , weil nicht nur die Ausbildung des den Widerstand
vermindernden Vorganges bei dem im Schenkel verbliebenen und dem
isolirten Nerven und wiederum bei dem sehr lebensfähigen und dem we-
nig lebensfifihigen Nerven eine viel weniger verschiedene ist als bei den
verschi^en hohen Temperaturen ausgesetzten Nerven, sondern auch dje
(zweiten) Widerstandsma^Lima bei den ersteren Nerven kaum und jeden-
falls nur viel schlechter sich vergleichen lassen als bei den letzteren Ner-
ven. Doch lässt sich auch an die Möglichkeit denken, dass der durch die
Wärme begünstigte den Widerstand vermindernde Vorgang , welcher auf
Kosten des den Widerstand vermehrenden Vorganges sich ausbildet, mit
dem den Widerstand vermindernden Vorgange, auf welchen wir zuerst
gestossen sind, Überhaupt gar nicht identisch ist, sondern durch die Wir-
kung der Wärme zu den beiden zuerst uns bekannt gewordenen Vorgängen
mit der Zeit im Nerven als neuer Vorgang noch hinzukommt; und man
konnte sogar in dem dritten Vorgange vielleicht die Gonsistenzabnahme der
NervenflUssigkeit vermuthen wollen, welche bei niederen Temperaturen
den Widerstand des Nerven von seinem (zweiten) Ma^nium aus wieder
abnehmen lässt, so dass dieser Vorgang mit wachsender Temperatur immer
eher in dem isolirten Nerven Platz greifen würde. Diese Mliglichkeit zu-
riV^kzuweisen sind wir nicht im Stande, und nur der grosseren Einfachheit
wegen ist die zweite Wirkung der Wärme oben zunächst im Sinne der Mög-
lichkeit hingestellt worden, welche zur Erklärung unserer Erfahrungen
keinen neuen Vorgang zu Hülfe nimmt: im Sinne der letzteren Möglichkeit
würde die zweite Wirkung der Wärme dahin auszusprechen sein , dass zu
den beiden den Widerstand verändernden Vorgängen, welche bei den
niederen Temperaturen , bis der Widerstand sein (zweites) Maximum er*
reicht, mit der Zeit im Nerven statthaben, mit der Zunahme der Tempera-
I
4af die mnQron Vorgttage mit der te\\ im Nßrypii, 27&
tur und deren Daußr immer mehr ein neuer den Widerstand vermindernder
Vorgang binzutriti, dessen Ausbildung die Ausbildung des den Widerstand
vermebrenden Vorganges entsprechend unterdrückt.
Durpb physiologksobe Erfahrungen am Nerven, auf welohe wir an
einem anderen Orte vu sprechen knmmen, ist Harles$ darauf geführt wor-
den, dass bei gewissen Temperaturen plQtKliobe Veränderungen in der
Nieryensubstanz vor sich gehen. Die erßte VerKnderung musste an der
Temperaturgrenve von iS — 89^ R. statthaben; und JHßrless bat gefunden,
dass der Schmelzpunkt des aus Froschnerven dargestellten Fettes zwischen
S9-'dO®R. liegt, femer die Transparen« des Nerven plötzlich bßi 28-^30® R.
wächst, indem weaentlich die Primitivfasern eine Aufhellung erfahren,
weiter das Neurilemm bei 29 — 30^ R. plötzlich nachgiebiger wird und an
Cobärenz einbUsst, endlich der Nervenstrom in nachher anzugebender
Weise si<^ verllndert. »Die Summe dieser Thatfachen läss); ^kennen, dass
in allen Theilen des Nerv bei einer Temperatur von 27 — 80" ft. eine we-
sentliahe Veränderung vor sich gebt.fc pRei f7® R. (im Uiptel) liegt ein
zw^y^er Wendepunkt im Einflu9s der femphtep Wärme auf die Nerven*«
Die grpsaa Weichheit und RrUchigkeit des gan9ien Nerven f^llt dann sofort
auf. ^s (erfolgt ^in plötzlicher Wechsel im Aggrega^zustand der Substanz^
welcher die optischen fligenachaflten aller Gevfebtheile und die Cohären;
des Neurilemm wesentlich verändert , zugleich eine Verdickung von Faser
und Scl^i4ß wie bei der Quellung er^^ugt, Abnahme der Transparenz,
plötzjiohe Yerminderung des Festigkeitsmodulus der Scheida, Vergrdsse*-
nmg d^ Quenichnittas sind der llussere Abdruck dieser inneren Verände-
rungen »^ J^ndtiish bei ($5® R, ist der Nerv um die Hälfte seiner ursprüng-
lichen I^änge verkitrzt, aber nicht dem entsprechend verdiekt, und wesentlich
da9 Neurilemm ist verdichtet. Der Nerv ist «sehr brüchig, ßeine £las(icillät
ist siber gi^ssw geworden , ^Is sie bei 49^ R. war; er is^ wenigerweich,
steif und beim Zerdrücken auch nicht mehr so teigige« »Zwischen 62 und
6t® K. }iegt die Grenze, an welcher duroh das plötzliche Schrumpfen der
HuUen dnrch die Verdichtung der Masse eine Reizung auf das Mark aus-
geübt wird I welche Zuckungen erzeugt , wobei das Mark selbst sich we-
sentlich verändert , br2)cklig und zerfallen zeigt , während der Gesamt-*
nerv, wenn auch sehr leicht zerreissbar, wenigerweich, dagegen fnehr
sprode erscheint, a^
Die ffarle^s^^ohe Untersuchung würde gewiss schönere Erfolge erzielt
haben, wenn sie von besseren Gesichtspunkten, als sie die verwickelten
physiologischen Phän^mepe iJeferILen, gpleitet gewesen wäre: immerbin
aber sind ilv^ Ergebnisse auPb so ftu* uns wert^Yoll. Nur müssen vor Allem
4) iroriei« a. 8. O. S. 436-- isa*.
48*
276 Abschn. n. Kap. UI. §6(4). Von dem Kinflasse der Temperatur
sämmlliche Angaben von Harless — mit Ausnahme etwa der auf die höch-
sten Temperaturen bezüglichen , auf deren Einfluss unsere genaueren Un-
tersuchungen sich nicht erstreckt haben — ttber das Plötzliche der am
Nerven eintretenden Veränderungen nach unseren Erfahrungen fortfallen.
Auch erfordern Harless' eigene Erfahrungen solche plötzliche Verfindenin-
gen keineswegs ; denn wo wir mit verhältnissmassig groben Methoden an
die Prüfung der Eigenschaften des Nerven herantreten, wie es für die Con-
sistenz und die Transparenz des Nerven der Fall ist, muss auch dann,
wenn die* Veränderungen am Nerven alimähiich erfolgen, der Anschein des
Plötzlichen dadurch für uns herbeigeführt sein, dass wir erst grössere Ver-
schiedenheiten überhaupt zu constatiren im Stande sind. Wenn wir als-
dann dieselbe Temperatur von Harless immer ein wenig höher normirt an-
nehmen als von uns , wie es ja wegen der Verschiedenheit der bei beiden
Untersuchungen angewandten ungenauen Thermometer leicht möglich ist,
sehen wir die ForfeÄ^'schen »Wendepunkte« auf die Temperaturen (c. 34
u. 54*C.) fallen, bei welchen die Curven der Widerstandsveränderungen
des Nerven mit der Zeit nach unseren in Fig. 17. dargestellten Erfahrungen
am auffallendsten von einander und von der entsprechenden Gurve bei der
gewöhnlichen Zimmertemperatur abweichen. Die verringerte Gonsistenz
des Nerven nach längerer Einwirkung der Temperatur von c, 54® C. ist,
wie wir weiter finden, schon Harless aufgefallen ; die anfängliche Zunahme
der Gonsistenz des Nerven bei derselben Temperatur hat aber freilich
Harless entgehen müssen, weil er immer mindestens mehrere Minuten den
Nerven der hohen Temperatur ausgesetzt hatte. Endlich liefert der Fund
von Harless , dass die Transparenz des Nerven , wenn einige Minuten die
Temperatur von 28® R. auf ihn eingewirkt hat, kleiner und, wenn dasselbe
mit der Temperatur von 47® R. der Fall gewesen ist, grössa* als beim fri-
schen Nerven (die Primitivfaser im ersten Falle aufgehellt, im zweiten Falle
getrübt) ist, eine beachtenswerthe Restätigung dessen, was sich uns erge-
ben hat , dass , wenn auch bei beiden Temperaturen der Widerstand des
Nerven sich verringert zeigt , beide Male doch ganz verschiedene Verände-
rungen des Nerven erfolgt sind. Die Erfahrung von Harless, dass das aus
Froschnerven dargestellte Fett bei 29— 30®R. schmilzt, ist natürlich für
unsere inneren Vorgänge im Nerven gar nicht zu verwerthen.
Die Untersuchung über den Einfluss der Wärme abzuschliessen, bleibt
uns noch die Frage zu erledigen, ob die engeren Reziehungen, in welchen
wir die Widerstandsveränderungen des Nerven mit der Zeit und die sie
bedingenden inneren Vorgänge im Nerven zum Absterben des Nerven oben
im § 5 (5) bei den niederen Temperaturen gefunden haben , auch bei den
höheren Temperaturen fortbestehen.
Die Dauer der Leistungsfähigkeit des Nerven in verschieden temperir-
auf die inneren Vorgänge mit der Zeit im Nerven. 277
ten Medien ist bereits mehrfach genauer untersucht worden. Nach Eckhard
büsst der Nerv in destillirtem Wasser von höherer Temperatur seine Lei-
stuDgslähigkeit mit dem Wachsen der Temperatur zunehmend rascher ein :
bei 30« R. in 42^15 Minuten, bei 40» R. in 1—2 Min., bei c. B6« R. mo-
mentan ; nach der anderen Seite hin erfolgt eine rasche Beschleunigung des
Verlustes der Leistungs&higkeit erst dann, wenn die Temperatur des Was-
sers unter — 3«R. sinkt ^. Aus hierhergehörigen, aber sehr verwickelten
Versuchen von Harless^ würde sni entnehmen sein, dass der Nejrv in mit
Wasserdampf gesättigter Luft bei 40« R. nach etwa einer halben Stunde,
bei 44«R. nach wenigen Minuten, bei 65« R. fast momentan seine Leistungs-
fähigkeit verloren hat. Nach Afanasieff endlich ist die Dauer der Lei-
stungs&higkeit des Nerven in Oel von 15«C. an desto kürzer, je höher die
Temperatur ist : bei mehr als 6&« C. ist die Leistungsfähigkeit des Nerven
fast augenblicklieh verschwunden, bei 5i« C. dauert sie c. 42 Min., bei
44«C. c, 24 Min., bei 37«C. mehr als eine Stunde an; bei 15— 0«C. erhält
sich die Leistungsfähigkeit sehr lange, und selbst bei — 8« C. ist eine Yer-
nichtui^ der Leistungsfähigkeit nicht zur Beobachtung gekommen ^.
Von den Autoren, welche die wahi^enommenen Verschiedenheiten als
specifische Wirkung der Wärme ausgeben, macht nur Harless einen offen-
bar verunglückten Versuch , sie auch als solche zu erweisen^; i4/ana5ie/f
begnügt sich mit der Angabe, dass das reine Mohnöl »für den Nerven ein
unschuldiges , seine physiologischen Eigenschaften nicht störendes Mittek
ist. Trotzdem würden wir nach dem, was wir selbst oben S. 248 ff. erfah-
ren haben , die verschiedene Dauer der Leistungsrähigkeit des Nerven bei
den aufigeführten Untersuchungen als im Wesentlichen durch die verschie-
dene Wärme bedingt ansehen dürfen. Wenn dieselben Temperaturen bei
Eckhard sich feindlicher dem Leben des Nerven herausgestellt haben als
^) C. Eckhardf üeber die Einwirkung der Temperaturen des Wassers auf die moto-
rischeo Nerven des Frosches. Benle's und Pfeufer^s Zeitschr. f. rat. Med. Bd. X. (1854.)
S. 474 ff. *; Taf. V. Fig. 2* — In einer Notiz (üeber den Einfluss höherer Tempera-
turgrade auf motorische Nerven. Allgemeine Medic. Central-Zeitung. Berlin. 28. Jahr-
gang. 3. Dezember 4859.^) macht /. Rosenthal, der den Nerven in Oel erwärmt hat,
dieselben Angaben wie Edehard, nur dass er die Leistungsfähigkeit des Nerven bei 50*^0.
etwa 4 6 Secunden , also weniger lange andauern lässt. Dass er trotzdem den Eckhard*-^
sehen Zahlenangaben eine zu geringe Grösse vorwirft, entspringt lediglich dem Irr^
thume, den RosetUhal — vielleicht durch Ludwig (Physiologie. Zweite Aufl. Bd. I. 4 858.
S. 426*) verleitet — selbst begeht, dass er den Nerven nach Eckhard bei 30® R. in 42 —
45 Secunden statt in ebenso vielen Minuten, wie es Eckhardts Fig. 2. zeigt, absterben
lässt. Der Titel der Abhandlung Eckhard!» hätte diesen übrigens auch gegen die Vor-
würfe verwahren sollen , welche Rosenthal und Afanasieff wegen der Verwendung von
Wasser zu den Versuchen gegen Eckhard erheben.
2) HarUss a. a. O. S. 452—6*.
3] N' Afanasieff, Untersuchungen über den Einfluss der Wärme und der Kälte auf
die Reizbarkeit der motorischen Froschnerven. Reicheres und du BcHs-Reymond's Archiv
u. s. w. 4 865. S. 694 ff. *
4] Harless a a. 0. S. 438*.
278 Abschn. 11, Kap. 111. § 6 (4). Von dem Eiriflusse der Temperatur
bei Afmasieff und M diesem wledenihi f^hidlibhi^r ^h bei Ilärkss, so
kailil del* Grund wohl darin gelegen sein, da$s, wie Ro^enffud, Hairless und
Afhriasilsff Vvoilm, bei Bckhatd dtö schädliche Wirkung des WÄSSers hitizü-
gekommen ist odel*, wi& wir uinfassender sagen können, bei dileU tltiier-
isuchungen iu dfer Wirkung der Wärme die Schädliche Wirkung des Was-
sers , Oelißä und WaSseiVlämpfes , dt^ ih dieser Rieihenfolg<ß d^r Medien
abnehbien mag, sich llinzugeftigi hat; däneben sind Jedoch noch aiidere
Möglichkeiten denkbal* , und 6s ist besonders hicht zu ttberseheii, dass bei
deti verschiedenen Untersuchungen verschii^den länge Strecken dfes Neiden
der jedesmaligen Vei*suchstemperatur ausgesetzt Waben, üeberhanpt aber
hat fes Wenig Interesse, jene Erfahrungen für die höh^reb Tempöfaturfeti
genau nach Minuten und Secunden abtUWägen, weil die Geschwindigkeit,
mit welcher der in ein höher temperrrtes Medium gebrachte NeW die Tetti-
peratur des Mediums annimmt, und nicht minder die Wiitung der betref-
fenden Temperatur auf dett Nerven ausser von dem Mädium auch nöCh von
vielerlei in den Versuchen nicht Weiter beacht^töh Umständen am Nferven
selbst abhängig sein müssen. Was wir fük» utisere Zwecke zunächst brau-
chen, lässt sich jedenfalls aus jenen Versuchen insgesähimt ohne besondere
Correction ihrer Ergebnisse, wenn Wik* diese tnit uiiseren iü Fig. H. dar-
gestellten Erfahrungen zusammenhalten , etitnehiuen t däss nämliöh das
Wachseta der Temperatur ohngeföhr ebenso wie den Eintritt des Maximums,
welches der Widerstand mit der Zeit erreicht, auch den Verlust döf Lei-
stungsfähigkeit beschleuUigt.
Abef die Leistungsfähigkeit scheint im Gegensatze zu dem, was iVir bei
den niedereti TeUiperatureta gefutadeh haben, bei den höhen Tempek^diluren
das Maximum des Widerstandes etwas zu Überdauern. Um hiefftber Ge-
wissheit zu erlftbgen, müssen wir selbst tioch besoUdek'e, mil tlHiseiien Wi-
derstandsversuchen besser vergleichbare Versuche anstellen. Wir bringen
dazu den mit dem Unterschenkel in unversehrter Verbindung erhaltenen
Nerven ebetaso, wie bei uiiseren Versuchen der ersten und zweiten Art in
(1) , auf \ oder 5 Minuten in das Dampfbad; der Nerv ist dabei, um die
Muskeln Vbr der Einwirkung des WasserdaUipfes möglichst iu schütten,
durch den zum Theil durchstossenen Boden eines ReagirgläschenS) das den
Unterschenkel beherbergt, hindui*chgelasseh. Es zeigt sich in derThat,
dass nach 4 Minute Aufenthalt des Nerven im Dampfbade erst, wenn des-
sen Temperatur übe!' 5Ä**C. war, utid nach 5 MiUüten Aufenthalt des Ner-
ven im Dampfbade erst, wenn dessen Temperatur 48 — 50** C. war, dieselbe
Nervenstrecke, an welcher wir früher die Widerstandsveränderubg^ con-
statirl habet! , selbst durch die släAsten abwechselhd gerichteten In-
ductionsströme nicht mehr erregbar ist und nach der Erkaltung unerregbar
bleibt.
auf die inneren Vorgänge mit der Zeit im Nerven. 279
lieber den Binfltiss der Temperatur auf den Nerv^nstrom liegen gleich-
falls bereits firfehrungeil Vor. »Siedhitze«, sdgi du Bots-Reymondy »nur
wenige Augenblicke lang auf den Nerven angewendet, schwächt den Strom
desselbeti und kehrt ihn um. Längere Zeit einwirkend vernichtet sie na-
ttlrlich gänzlich das elektromotorische Vermögen. Wird der Nerv in Wasser
von nur 40 — 50 • getaucht, So kehrt sich der Strom nicht um, sondern
wird allraälig kleiner ^« Und Harless hat gefunden , dass der Nerven-
strom in deiner gesetzmässigen Richtung an Stärke abnahm und umgekehrt
wurde, wenn der Nerv in einem mit Wasserdampf gesättigten und erwärm-
ten Baume etwa 5 Min. bei 30® R. oder eine etwas kürzere Zeit bei 33® R.
verweilt hatte ; wurde sodann der Nerv in einen kühlen Raum von 9 —
IO®R. gebi'acht, so kehrte häufig die ursprüngliche Richtung des Nerven-
Stromes wieder*. Aber diese Angaben »»eichen ftir unsere Zwecke nicht
aus. Wir vertrindeh deshV^lb ein Paar unserer Äuleltüngsröhren mit einem
PoMschen Stromwender, dem du J^oiis'schen Schlüssel und der Russole zu
einem Versuchskreise für die Verfolgung des Nervenstromes und erhöhen
die Empfindlichkeit unserer RuSsöle so weit , dass wir von eittef etwa 8*"
langen und mit Längs- und Querschnitt den Zuleitungsröhren aufliegenden
Strecke eines fHifechen Nerven ö. 800*^ Ablenkung erhalten. Alsdann brin-
gen wir in ganzer Länge präparirte Nerven eben getödteter munterer Thiere
auf i odef 5 Minuten in das Dampfbad, durchschneiden darauf den Nerven
etwas unterhalb des Abganges der Ob^rschenkeläste und legen die peri-
pherische ftälfle des Nerven mit Längs- Und Querschnitt den Zuleikungs-
röhren auf. Dieses Verfahren ist besser, als wenn man die Nervettstrecke
vor und nach der Erwärmung auf ihren Strom untersucht, weil die miss-
liohe Abnahme^ des Stromes mit der Zeit nach der Herstellung des Quer-
schnittes sich nicht einmischt; bei dem letzteren Verfahren muss man
jedenfalls nach der £)rwärmung einen neuen Querschnitt in der Nähe des
früheren herstellen, und man macht dann übrigens dieselben Erfahrungen .
Sobald nämlich der Nerv 4 Min. im Dampfbade von 65* G. und mehr oder
5 Min. im Dampfbftde von 54^ G. und mehr verweilt hat, ist sein Strom
verschwunden und kehrt nie mehr wieder; war diä Tömperatur des
Dampfbades etwas ni^riger , so ist der geset^mässige Nervenstrom noch
spurweise vorhanden ; und der Nervenstrom zeigt sich weiter desto stär-
ker, je geringer die Temperatur des Dampfbades war. Eine Ümkehrung
des Nervenstromes ist bei diesen Versuchen nicht voi^ekommett ; nur vor-
i] B. du Bok'Reifmond , ünlerlaohungen u. 8. w» Bd. U. Abth. I» S. %%l*^
t) Harless a. a. 0. S. 442—3*.
3) E. du Bois-Reymond, Untersuchungen u. s. w. Bd. IL Abtb.I. S. 283*. — Ders,,
Üebcr den secundören Widerstand a. a. 0. S. 900*.
280 Abschn. II. Kap III. § 7 (4). Von d. Einflüsse vora uligegangener Durchströmung
getäuscht wurde sie manchmal durch die innere Polarisation der Thon-
spitzen , welche bei rasch aufeinanderfolgenden Versuchen der Strom des
vorher untersuchten Nerven hinterlassen hatte.
Nach diesen Erfahrungen kann es keinem Zweifel unterworfen sein,
dass der absterbende Nerv, wie bei den niederen, so auch bei den hohen
Temperaturen ausser durch den Verlust seiner elektromotorischen Eigen-
schaften noch durch die Zunahme seines specifischen Widerstandes physi-
kalisch charakterisirt ist ; nur ist das Maximum , weldies der Widerstand
des Nerven erreicht, bei den verschiedenen Temperaturen ein verschiede-
nes. Es bedarf aber der Erklärung, woher es kommt, dass das gegenseitige
Verhalten des Verschwindens der Leistungsfähigkeit , des Verschwindens
des Nervenstromes und des Maximums des Widerstandes bei den niederen
und bei den hohen Temperaturen der Zeit nach ein so verschiedenes ist,
wie wir es kennen gelernt haben. Diese Erklärung ist folgendermassen zu
geben.
Je rascher mit dem Wachsen der Temperatur des Nerven seine Ver-
änderungen mit der Zeit erfolgen, desto weniger wird bis zur Zeit des
Nerventodes der Muskel an Erregbarkeit eingebttssl haben , und das Ver-
schwinden der Leistungsfähigkeit des Nerven wird daher mit wachsender
Temperatur nicht blos absolut, sondern auch relativ dem Tode des Nerven
näher rücken ; dazu begünstigt diese Annäherung wohl auch noch , dass,
je höber die Temperatur ist, desto weniger ungleichmässig und ungleich-
zeitig das Absterbetn der einzelnen Querschnitte der Nervenstrecke folgen
kann. Für das Weitere ist zu bedenken , dass das Maximum des Wider-
standes nicht identisch ist mit dem Maximum des den Widerstand vermeh-
renden Vorganges, von welchem letzteren Maximum es uns zur Ueberzeu-
gung geworden ist , dass es mit dem Tode des kleinsten Nerventheilchens
zusammenfällt. An dem in ein höher temperirtes Medium gebrachten
Nerven werden die peripherischen Schichten die höhere Temperatur rascher
annehmen als die mehr centralen Schichten, und die ersteren Schichten
werden daher auch in dem Ablaufe der Widerstandsveränderungen mit der
Zeit den letzteren Schichten immer vorauf sein. Dadurch muss es aber zu
einer Zeit geschehen, dass, weil der Widerstand der peripherischen Schich-
ten schon in der Abnahme vom Maximum aus begriffen ist, der Gesamml-
widerstand der Nervenstrecke gleichfalls schon abnimmt, obwohl der Wi-
derstand der centralen Schichten noch zuninimt. Wird zu dieser Zeit der
Nerv aus dem höher temperirten Medium entfernt, so werden die centralen
Schichten der Nervenstrecke noch lebend sein , obwohl das Maximum des
Widerstandes der Nervenstrecke schon vorüber ist; und nach dem, was
wir vorhin hinsichts der Annäherung des Verschwindens der Leistungs-
fähigkeit an den Tod des Nerven erfahren haben , wird man alsdann bei
auf die Widerstandsveränderungen der intrapolaren Nervenstußcke. 281
den höheren Temperaturen noch Muskelzuckung vom Nerven aus erlangen
können, nicht aber bei den weniger hohen Temperaturen. Was zuerst auf-
fallen konnte, dass die Leistungsfilhigkeit des Nerven das Maximum seines
Widerstandes überdauert, ergiebt sich so als Nothwendi^eit; und vollends
muss daher der Nervenstrom , der noch die Leistungsfähigkeit überdauert,
bei den höheren Temperaturen immer eine Zeit lang während der Abnahme
des Widerstandes der Nervenstrecke bestehen bleiben.
Die Erklärung kann in Einzelheiten noch weiter ausgeführt werden,
und sie lässt in den Folgerungen , die leicht aur ihr sich ergeben , eine
experimentelle Bewährung zu. Doch ist die möglichste Sicherung der Er-
klärung zur Zeit für uns nicht von ausreichender Bedeutung, um uns weiter
damit aufzuhalten.
§ 7« Von dem Einflösse vorangegangener Dnrchströmiing des Nerven«
(4.) Von dem Einflüsse voraufgegangener Durcbströmung auf die
Widerstandsveränderungen der intrapolaren Nervenstrecke.
Wir eilen, den Einfluss eines neuen und am nächsten sich anschlies-
senden Urostandes zu untersuchen, den Einfluss voraufgegangener Durch-
Strömung des Nerven. Es interessirt uns dabei ausschliesslich der Nerv,
der noch nicht lange dem lebenden Gesammtorganismus entnommen ist,
und weiter nur der Fall , dass ein Strom massiger Intensität die ganze in-
trapolare Nervenstrecke vorher durchflössen hat.
Nachdem wir die Oppositions- Vorversuche (S. 163.) angestellt und
die beiden Nerven desselben Thieres, ganz wie bei diesen Versuchen, auf
die Zuleitungsröhren gebracht haben , lassen wir zunächst ab allein eine
Zeit lang durchströmt sein. Dies geschieht entweder dadurch , dass wir
nach Unterbrechung des die Nervenstrecke aß enthaltenden Zweiges un-
serer Versuchsanordnung Fig. 4 3. (und Schliessung des Bussolen-Schlüs-
sels) die Kette K schliessen, wobei durch die verschiedene Einstellung des
Schiebers S auf dem Pia tinrheos taten Rh die Möglichkeit noch gegeben ist,
die Stromintensität abzustufen, oder auch dadurch, dass wir z , z^ und ab
durch eine einfache Schaltung zeitweilig aus unserem Versuchskreise ent-
fernen und in den Schliessungskreis einer anderen Kette bringen. Früher
oder später nach dem Aufhören der Durchströmimg von ab allein , höch-
stens aber um so viel später, als eben diese Durchströmung angedauert
hat , lassen wir darauf in derselben Weise wie sonst die Durchströmung
der beiden Nerven beginnen. 0 ist alsdann unmittelbar nach der Schlies-
sung der Kette mehr oder weniger grösser als 1 und nimmt bei der Durch-
strömung zu ; und zwar ist unter sonst gleichen Umständen O unmittelbar
282 Abschn. H. Kap. IH. § 7 (I). Von d.EififliisM voraufgegangeilfer Duröhströmung
nach der Schliessung der Kette desto grösser und sein Wachsen währetKl
derDurchströmung im Ganzen desto beträchtlicher, je grösser die IntensitUt
des Stromes war, der ab allein vorher durchflösse Nur wenn bei nicht
gerade grosser Lebensfähigkeit der Nerven der ab allein durchsetzende
Strom von geringer Intensität und die Zwischenzeit der beiden Dttrchstr5-
mungen nicht kürzer als die Dauer der Durchströmung von ab allein war,
ist 0 unmittelbar nach der Schliessung der Kette ohng^fiihr ae i und nimmt
wahrend d^r Durchströmuhg db.
Versuch 4<2.
(TerftUcfaslinordniing Fig. 43.)
1 Ä. 3 m. Mittelgrosse Rana esc. ff.
1 \ m. Rechter Ischiad. auf z und z^ , linker Ischiad. auf C und ^^
gelegt [so dass a und a und wiederum b und ß die näm-
lichen (anaUimischen) Stellen beider Nerven sind].
\2 m. Momentane Schliessung (Stromeintritt bei a und a). 775.
Jetzt wird ab ausgeschaltet, und der volle Strom eibes
Daniell's durchfliesst ab von 1 A. 4 5 m. — 4 A. 45 m.
Darauf wird ob wieder eingeschaltet.
b9%m. Bei OeflFnung des Bussolen - Schlüssels 9,5**^ Polarisations-
ablenkung im Sinne einer Vergrösserutig Von 0,
^h. Ö fii. IT geschlossen {\ Daniell). Stromeintritt bei a und er.
7". 868. 0 nimmt zu.
877.
882. Empfindlichkeit: auf 10*** Verschie-
bung von S c. M^^ const. Ablenkung.
884,5.
886.
888,5.
890. — JP geöffnet, ä**' Polarisationsablenkung im Sinne
einer Verringerung von 0.
31 m. Bei Oeffnung des Bussolen -Schlüssels 3,5**^ Polarisations-
ablenkung im Sinne einer Vergrösserung von 0,
i
m.
i
m.
i
m.
4
m.
6 m.
\0
m.
4) Was den durch die verschiedene Grösse der inneren Polarisation Von ab and itß
in die Versuchsergebnisse eingeführten Fehler betrifft, ist hier >- %ie bei den Versuchen
des § 5 (4) und des § 6 (2) — wiederum nur dasselbe, wie oben S. 168. Anm. , geltend
zu machen. Auch die von der ersten DurchstrOmung herHihi^etidö innere Polarisation
von ab^ welche b6im Beginne det zweiten Durohströmung noeh bösteht, ist wegen der
verhältnissmässig immer nur unbedeutenden Spiegelablenkung, welche sie verursacht,
ohne wesentlichen fiinÜüss auf die Versuchsergeböisse. Und Wie die Vfers. HJ— H4.
zeigen, kanh mah die sonst immer nur geringe Empfindiicbkeit unserer Bussole so-
gar beträchtlich erhöhen, ohne dass die innere Polarisation störend in die Versuche
eingreift.
auf die WiddrstandsTtsfändetungön d^r ibtrapolaren Nervenstrecfce. 383
2 h, 32 m. Ä geschlossen, wie vorhin.
7". 850. 0 nimmt Bu.
33 W. 858,8.
34 m. 862.
36 rn. 866.
48 fn. 871 . 0 nimmt jetzt ab.
57 m. 869. — AT geöffnet. 2^^ Polarisationsablenkung im Sinne
einer Verringerung von 0.
Die Nerven wäk'eti in ihrer ganzen Länge erhalten , von den Muskeln aber
getrennt. Di^ Wirbelenden lageh nach rechts, die Mu^kelenden nach links.
a6unda/9=:8™; oZ und aX=i5""; 6o und/?d:i*5»»; »f und/9p«i39«»».
Versuch H3.
1 0 A. 7 m. Mittelgrosse (schon lange eingefangene] Rana esc. ff.
4 5 m. Rechter Ischiad. auf z und z^ , linker auf ^ und ^^.
16 m. 71 5. [Momentane Schliessung. Stromeintritt bei o u. a].
17 m. Nach Ausschaltung von ^, ^^ und ay? wird j^ geschlossen
(1 Daniell) . Schieber steht auf 750. Stromeintritt bei a u. a.
32 Hl. üT geöffnet. ^, f, und aß wieder eingeschaltet*
46yam. Bei Oeffnung.des Bussolen - Schlüssels 4 ^^. Polarisationsab-
lenkung im Sinne einer Vergrösserung von ©.
47 m. ÜT geschlossen (1 Daniell). Stromeintrilt bei a und a.
7". 718. Ö) nimmt ab
48 m. 716.
49 m. 711,5. Empfindlichkeit : auf 1 0"?" Verschie-
bung c. 15*^ consk Ablenkung,
51 m. 704,5.
53 m. 698.
55 m. 693,5. — K geöffnet. 4 *^ Polarisationsablenkung im
Sinne einer Vergrösserung von ©.
a6 und a/?=5 7""; (i/ und aA»16""; fco und /Jo=s5"''°; 6r und /?e=34""^.
Sonst wie bei dem vorigen Versuche.
Versuch 114.
HA. 14 m. Mittelgrosse Rand esc. ff.
22 tn. Rechter Ischiad. auf s und z^ , linker auf ^ und t, gelegt.
23 m. 785. [Momentane Schliessung. Stfotaeintritt bei a und A].
84 tn. Nach Ausschaltung von ^, C, und a/J wird IT geschlossen
(1 Daniell) . Schieber steht auf 800. Stromeintritt bei a u. «.
39 m. JS" geöffnet 5, C, und ä/J wieder eingeschaltet.
284 Abschtt. II. Kap. 10. §. 7(2). Vond. EinflOMe voraufgegaogeoer DorchströmuDg
I fl h, 46y,m. BeiOeflfhuDg des Bussolen-Schlttssels 5,6'^ Polarisatibnsab-
lenkuDg im Sinne einer Vergritoserung von 0.
47 ffi. AT geschlossen (1 Danieil). StromeintriU bei a und a.
T'. 837. 0 nimmt zu.
48 Hl. 840.
49 m. 844. Empfindlidikeil wie bei Vers. 4 IS.
54 m. 854.
53 m. 856,5. — K geöffnet, 3'^ Polarisationsablenkung im
Sinne einer Yergrössening von <D.
a6unda/?=:6~; oZundaA=45~; 6o und/»o«=7~; 6rund/?js=36»»
Sonst wie bei den vorigen Versuchen.
Diese Versuchsweise gewährt indessen keine genauere Einsicht in die
Veränderungen, welche ab jedes Mal während und nach seiner ersten
Durchströmung erfahren hat, und wohl auch deshalb führt die feinere
Variirung der Dauer der ersten Durchströmung und ihres Abstandes von
der zweiten Durchströmung bei gleicher Intensität des ab allein durch-
setzenden Stromes nicht zu befriedigenden Resultaten. Wir schlagen
darum noch ein zweites Versuchsverfahren ein , bei welchem die augen-
blicklich beabsichtigte Untersuchung mit Hülfe der Versuchsanordnung
Fig. 4 . ausgeführt und mit der Untersuchung der Widerstandsveränderun-
gen, welche die intrapolare Nervenstrecke unmittelbar nach ihrer Durch-
strömung erfährt (s. o. Kap. II. § 9.), einfach so verknüpft wird, dass man
nach der Wiederschliessung die Kette länger, als zur einmaligen Bestim-
mung des Widerstandes erforderlich ist, geschlossen lässt. Dieses Verfahren
führen wir hier noch in grosser Ausdehnung durch, indem wir die Schlies-
sungen und Oeffhungen der Kette der Dauer und der Zahl nach vielfach
variiren. Die Versuchsbeispiele sind oben S. 92 — 98. bereits mitgetheilt,
und die Erfahrungen , welche man bei der neuen Untersuchung gewinnt,
sind folgende.
War nach einer längeren Schliessung die Kette höchstens etwa ebenso
lange geöffnet, so nimmt nach der Wiederschliessung der Widerstand der
intrapolaren Nervenstrecke sogleich von vornherein mit abnehmender Ge-
schwindigkeit zu. Dabei ist die Geschwindigkeit der W^iderstandszunahme
unmittelbar nach der Wiederschliessung der Kette stets grösser, als vor
der Oeffhung der Kette bei der gleichen Zunahme des Widerstandes d. h.
bei der Schwankung des Widerstandes zwischen denselben Werthen, und
zwar ist der Unterschied desto grösser, je weniger lange die Kette geöffnet
war; die Geschwindigkeit nimmt sodann aber auch rascher ab, und die
der anfänglichen Widerstandszunahme bei der Durchströmung nachfol-
gende Widerstandsabnahme tritt nach der Wiederschliessung schon bei
auf die Verarmung der intrapolaren Nerveastrecke an Flüssigkeit. 285
einem kleineren absoluten Werthe des Widerstandes ein , als sie vor der
Oefifhung voraussichtlich eingetreten wäre oder wirklich eingetreten ist.
Mit dem Wachsen der Dauer der Oefihung der Kette viird die absolute
Grösse der anfänglichen Geschwindigkeit der Widerstandszunahme nach
der Wiederschliessung zuerst grösser und dann wieder kleiner, erfolgt die
Abnahme der Geschwindigkeit immer weniger jäh, wird endlieh derWerth,
welchen der Widerstand erlangt, ehe die der Zunahme desselben nachfol-
gende Abnahme eintritt, immer kleiner.
War die erste Schliessung der Kette von nur kurzer Dauer und darauf
die Kette wiederum höchstens etwa ebenso lange geöflbet, so treten nach
der Wiederschliessung die Widerstandsveränderungen wie vorhin auf, nur
ist ihre Abweichung von den Widerstandsveränderungen, welche nach der
ersten Schliessung der Kette statthatten, weniger ausgesprochen.
Bei wiederiiolten längeren Schliessungen und Oeflbungen ist bei
jeder folgenden Wiederschliessung der Verlauf der Widerstandszunahme
der NervenstredLe im Ganzen weniger steil als bei der vorhergehenden
Wiederschliessung. Bei wiederholten kurzen Schliessungen und Oeffnun-
gen aber nimmt die Widerstandszunahme der Nervenstrecke an St^lheit
in ihrem Verlaufe zuerst zu und dann ab^.
In der Fig. 7. sind in dem dritten, dem Stücke t^ t^ der Abscissenaxe
entsprechenden Theile als Fortsetzung der voraufgegangenen Theile der
Figur für den dort gesetzten Fall auch die Widerstandsveränderungen nach
der Wiederschliessung graphisch dargestellt. Die bei Ö geschlossene und
bei t^ geöiSnete Kette wird bei t^ wieder geschlossen, und die Curve W^ W^
veranschaulicht in Fortsetzung der Curven ÖW und WW^ die Wider-
standsveränderungen der intrapolaren Nervenstrecke nach der Wieder-
schliessung.
(2.) Von dem Einflüsse voraufgegangener Durchsirdmung auf die stel-
lenweise Verarmung der intrapolaren Nervenstrecke an Flüssigkeit.
Um den Einfluss der voraufgegangenen Durchströmung auf die Wider-
standszunahme der Nervenstrecke in Folge der Verarmung zu ermitteln —
der Kürze halber werden wir diese Widerstandszunahme in dieser Nummer
häufig ohne weiteren Zusatz als Widerstandszunahme bezeichnen — , wol-
len wir mit der Betrachtung der mittelst der Versuchsanordnung Fig. 4.
angestellten Versuche beginnen. Halten wir uns an den Fall der Fig. 7.,
so werden für diesen Fall t20^02fn^ C^ als Curve der Widerstandsverände-
4) Selbstverständlich sind alle diese Erfahrungen aus den Versuchen gewonnen
nach Eliminimng der durch die innere Polarisation und die Erwärmung des Vergleichs*
Widerstandes bedingten Fehler ; doch werden wir nach den ausgedehnten Erörterungen
des Kap. U. auf diese Eliminirung nicht weiter einzugehen brauchen.
286 Abschn. II. Kap. III. f 7 (i). Von d. Einflüsse voraud^gangoner Durchströmung
rangen in Folge der ErwUrmung und E^o^E^ resp« E%o^E^ als Gurv^ der
WiderstandsveränderuDgen in Folge der Elektrolyse nach der Wieder^
Schliessung im Grossen und Ganzen riditig sein ; von den beideip^ leU^
Curven ist E^ 0| E^ zu nehmen , wenn eine theilweise Wiedervereinigung
der in der noch nnzersetzten Nervenflttssigkeit ausammentreffendeii lopen
staufindet , E^ o, £"4 hingegen , wenn gar keine soldie Wiedervereinigung
erfolgt. Die algebraische Subtraction derOrdinaten der Curven tto^o^m^ C^
und E^o^E^ resp. £20^ E^ für jeden Punkt der Absoisse von den Ordinaten
der Curve W^ W^ ergiebt alsdann A^ A^ resp. A^A^ als die im Grossen und Gan-
zen nehtige Curve der Widerstandszunahme in Folg^ der Ver^rmuii^» In
diesem Falle wäohst also die Widerstandszunahme naoh derWied^rsc^lies-
silng, wie naoh der ersten Schliessung der Kette, mit abnetun^ider Ge-
schwindigkeit; ai^r ihre Geschwindigkeit ist anfangs grdsser, als ^ur Zeit
des gleiohep Widerstandes der Nervenstreoke --* und demgon^^ss au^h der
gleichen Intensität des die Nervenstreoke durchsetzenden Stromes ^< — wSüh-
rend der ersten Schliessung der Kette , und nimo^ darauf rascher ab , 90
dass das Maximum der Widerstandsznnahme kleiner als bei dar ersten
SchJlessuag der Kette ist. Und analysireü wir weiter, v(«i d^ip Falte der
Fig. 7. rückwärts gehend, die Widerstandsvenönderungeii der Nervei^-
strecke, welche nach kürzerer OeQhung der Ketia zur BeQbachtupgrkom-
men, so ergiebt sieh überall das Ndmlicbe, nur dass einerseits der Unter-
schied der anfanglichen Geschwindigkeit der Widerstaiidszuniihm^ nach
der Wiederschlieseung und der Geschwindigki^it der Widerstandfszuoahme
bei der gleichen Stron^intensität während der ersten Schliessung der Kette
verhältnissm^asig desto grosser ist und and^narseits die ao&Ogliche Ge-
/ichwindigkeit der Widerstandszunahme npch der WiedersehUessung ver-
hältnissmassig um so jäher abnimmt, je weniger lange die K^tte ge^finet
war; der Unterschied des Maximums der Widerstandszunahme nach der
Wiederschiiessung und des entsprechenden Maxiraums nach der ersten
Schliessung der Kette ist dabei desto grösser, je länger die Oeflbung der
Kette gedauert hatte.
Die Ergebnisse unserer Oppositionsversuche bestätigen dann ßuoh das
eben Ermittalte, soweit sie au dahin gehenden Schlüssen berechtigen,
wenn wir nur von den Versuchen, bei welchen der ab aUein durchsetzende
Strwn von nur geringer Intensität und die Zwischenzeit der beiden Pnrcb^
Strömungen so gross wie die Dauer der Durchströmung von ßb allein war,
4) Wegen der Schwächung der Kette bei der Fortdauer der ersten Durchströmung
wird die Stromintensität zu der in Rede stehenden Zeit — trotz der Znnalim^ der
eiektpomotorischen Kraft duroh das Offensein d^r Kette (s. Wie^mann, f)m Lehre vom
Galvanismus u. s. w. Bd. I. S. 278*.) — wohl sogar noch etwas grösser gewesen sein
als bei der Wiederschliessung der Kette.
au/ die Verarmung der inUnpoluren Nervenfitrecke an FlUssjfik^it. 287
einstweilen absehen. Wegen des geringeren speoifi^cben Widerstandes der
Nervenflttssigkeit von ab musste allerdings bei ab die Wider^land^abn^hme
in Folge ^qv Elektrolyse kleiner sein als bei aß, dafUr musste aber wegen
des grosseren Widerstandes von ab die Widerstafidsabnahme in Folg^ der
Erwärmung bei ab wieder grösser sein als bei aß, und das erstere Weniger
der Widerstandsabnahme von oi h^tte da$ letztere Mehr derselben höch-
stens compensiren können. Die geringe Bedeutung, welche der Elektrolyse
in der ersten Zeit nach der Schliessung der Kette für die Widerst^ndsver-
änderungen in Folge der Durchströmung überhaupt nur zukommt, verbietet
überdies, an und für sich, die Zunahme von 0, welche wir in den Ver-
suchen bembacfatet haben, Verschiedenheitei^ der Elektrolyse bei ab und aß
zuzuschreiben , und es lehren daher die Opppsitionsv^rsuche, d9s$ bei dar
gleichen (anfänglichen) Stromintensität die Geschwindigkeit der Wider-
stands^unahme in Folge der Verarmung nach der Wiederschliessung gi^sser
ist als nach der er^t^n Schliessung der Kette. Dazu erfahren wir durch diese
Versuche noch, dass der Unterschied der anfänglichen Geschwindigk^eit
d^r Widerst«ndszundhme nach der ersten S<^hliessung und nach der Wie-
derscbliessiing zu Gunsten der Widerstandszunahme nach der Wieder^
schliesswg unter sonst gleichen Umständen desto grösser ist, je grösser die
Intensität de3 Stromes war, welcher die Nervenstrecjie vorher di^rchüp^.
Der Einfluss der voraufgegangenen Durchströmung auf die Wider-^
standszunabme der intirapolaren Nervenstrecke in Folge der Verarmung ist
also, wenn wir Alles zusammenfassen, desto grösser, je grösser die Inten-
sität des. die Nervenstrecke durchsetzenden Stromes war und je weniger
lange die Durchströmung vorüber ist; und er besteht darin, dßss die Ge-
schwindigkeit der Widerstandszunahme unmittelbar nach der Schliessung
der Kfiite grösser ist und darauf rascher abnimmt, als Beides bei diev glei-
chen (anfäz^lichen) Stromintensität ohne die voraufgegangene Durchströ^
mung der Fall gewesen wäre.
Mit dem blossen Erwerbe dieses Satzes ist es hier aber nicht abge-
than. Nach der Oeffnung der Kette bilden die durch den Strom in der
xNervenstrecke gesetzten Veränderungen allmählich sich zurUck (s. 0. Kap. II.
§ 1 0,} , aber weil, die Zurückbjldung nur zum Theil eine vollkommene ist
und hin3ichts der gLeieh^eitigen Grösse der verschiedenartigen Verände-
rungen in ainer von der Ausbildung verschiedenen Weise erfolgt, erlangt
die Nervenstrecke nie die BeschafTenheit wieder, welche sie bei der ersten
Schliessung der Kette oder zu irgend einer Zeit während der Durchströ-
mung beaass; die Wiederschliessung der Kette trifft also. Je nachde^i sie
früher oder später erfolgt, die Nervenstrecke mehr oder weniger durch den
Strom verändert und dabei doch immer anders beschaffen an als zu irgend
einer Zeit während der ersten Schliessung der Kette. Gerade daran knüpft
288 Abschn. II. Kap. III. § 7 (2). Von d. Einflusse voraufgegangener Dnrchslromung.
sich nun das besondere Interesse , welches die vorliegende Untersuchung
zur Zeit uns bietet. Denn nachdem wir das Verhalten der Widerstands-
zunahme in Folge der Verarmung bei der DurchstrOmung im Allgemeinen
kennen gelernt und die Abhängigkeit dieser Widerstandszunahme von den
einzelnen durch den Strom in der Nervenstrecke gesetzten Veränderungen
noch besonders studirt haben, mttssen wir, v^enn wir anders ttberaU eine
richtige und ausreichende Einsicht gewonnen haben , wie auch die gleich-
zeitige Grösse der durch den Strom in der Nervenstrecke gesetzten Ver-
änderungen bei der Wiederschliessung der Kette verschieden sein mag,
aus der Beschaffenheit der Nervenstrecke bei der Wiederschliessung nun-
mehr von dem Verhalten der Widerstandszunahme in Folge der Verarmung
nach der Wiederschliessung Rechenschaft geben können. Es liegt uns also
noch ob, was wir über den Einfluss der voraufgegangenen Durchstiömung
ermittelt und eben ausgesprochen haben , auf Grund der abweichenden
Beschaffenheit der Nervenstrecke zur Zeit der ersten Schliessung und zur
Zeit der Wiederschliessung der Kette zu erklären.
Die Verschiedenheit der Grösse unseres Einflusses ist sofort dadurch
verständlich, dass die durch den Strom in der Nervenstrecke gesetzten
Veränderungen mit der Stromintensität wachsen und mit der Dauer der
Oefifhung der Kette abnehmen. Weniger leicht aber ist es , in's Reine zu
kommen hinsichts der Art des Einflusses , und diese kann sogar zunächst
' geradezu unerklärlich scheinen , wenn man , wie wir vom Kap. II. her es
gewohnt sind , als von Bedeutung für die Widerstandszunahme in Folge
der Verarmung nur die Stromintensität, die Temperatur der Nervenstrecke
und den specifischen Widerstand der Nervenflüssigkeit in's Auge fasst;
denn wohl liesse dann ein langsameres Wachsen der Widerstandszunahme
nach der Wiederschliessung durch den zu der Zeit geringeren specifischen
Widerstand der NervenfltLssigkeit und die unter Umständen höhere Tem-
peratur der Nervenstrecke sich begreifen, die anfänglich grössere Geschwin-
digkeit aber derselben Widerstandszunahme nach der Wiederschliessung
bleibt durchaus räthselhaft. Doch fallen alle Schwierigkeiten fort, sobald
man noch die Gestaltsverschiedenheit der Nervenstrecke zur Zeit der ersten
Schliessung und zur Zeit der Wiederschliessung der Kette mit in Betracht
zieht. Erstens muss nach den Erfahrungen des § 2 (4) der kleinere Quer-
schnitt der vorher durchströmten Nervenstrecke in der Stromeintrittsgegend
ein rascheres Wachsen der Widerstandszunahme nach der Wiederschlies-
sung zur Folge haben. Freilich geht neben der Querschnittsabnahme in
der Stromeintrittsgegend noch eine Querschnittszunahme in der Stromaus-
trittsgegend einher (vgl. o. Kap. IL § 11. u. 12.) : allein die letztere ist
lange nicht so beträchtlich wie die erstere , und wie aus der Gestaltsver-
schiedenheit der Nervenstrecke im Ganzen ein grösserer Widerstand für
auf die Verarmung der intrapolaren Nervenstrecke an Flüssigkeit. 289
die vorher durchströmte Nervenstrecke resultirt, so wird auch nach den
firmittelungen des § 2. ein rascheres Wachsen der Widerstandszunahme
m Folge der Verarmung als Resultat der Gestaltsveirschiedenheit im Ganzen
^ich nicht bezweifeln lassen. Zweitens muss gemäss der Beziehung der
Widerstandszunafame in Folge der Verarmung zur Verarmung selbst, wie
sie oben S. 158. ausgeführt ist, die gleiche oder selbst eine geringere Ver-
armung bei d^r vorher durchströmten Nervenstrecke eine grössere Wider-
standszunahme in Folge der Verarmung bedingen als bei der noch nicht
durchströmt^i Nervenstnecke , weil die Nervenflüssigkeit bei der ersteren
Nervenstreeke mehr von der Walzenform abweicht als bei der zweiten
Nervenstrocke. Und mit Hülfe dieser beiden Folgen der Gestaltsverschie-
denheit ist die verlangte Erklärung ohne Schwierigkeit zu geben.
Es wird der Aufmerksamkeit nicht entgangen sein , dass wir dieses
Mai nicht, wie sonst, aus dem Verhalten der Widerstandszunahme in Folge
der Verarmung das entsprechende Verhalten der Verarmung selbst unmit-
telbar erschlossen haben. In der That geht dies der zuletzt erwähnten
Folge der Gestaltsverschiedenheit wegen hier nicht an. Nur das ist ausser
Frage, dass nach der Wiederschliessung die anlängliche Geschwindigkeit
der Verarmung rascher abnimmt und die Verarmung überhaupt nur eine
geringere schliessliche Grösse gewinnt, als nach der ersten Schliessung der
Kette; es muss dagegen vor der Hand dahingestellt bleiben, ob die Verar-
mung unmittelbar nach der Wiederschliessung rascher oder gleich rasch
oder langsamer wächst als unmittelbar nach der ersten Schliessung der
KeiXe» Gleichviel nun wie die Verarmung unmittelbar nach der Wieder-
schliessung wächst, so ist die anfänglich grössere Geschwindigkeit der
Widerstandszunahme nach der Wiederschliessung immer als die Folge an-
zusehen der Gestaltsverschiedenheit der Nervenstrecke , welche den Ein-
duss des geringeren specifischen Widerstandes der Nervenflüssigkeit und
in den FäUen nicht langer Oeffnung der Kette auch der höheren Tempera-
tur der Nervenstrecke in der ersten Zeit nach der Wiederschliessung un-
terdrückt ; nur ist der Sieg der Gestaltsverschiedenheit ein wahrer d. h. in
der grösseren Verarmung, welche sie bedingt, wesentlich begründeter,
wenn die Verarmung rascher wächst, ein scheinbarer hingegen, wenn die
Verarmung langsamer wächst. Und wenn darauf die Widerstandszunahme
nach der Wiederschliessung im Wachsen rascher gehemmt ist als nach der
ersten Schliessung der Kette, so ergiebt sich die Erklärung hierfür gerade
•auf Grund der Analysen, welche oben die Thatsache herausgestellt haben,
dadurch , dass in Folge der geringeren Abnahme der Stromintensität nach
der Wiederschliessung auch die Temperatur der Nervenstrecke von ihrem
Maximum aus wekiiger abnimmt, so dass das Wachsen der Widerstands-
jEunabme nach der Wiederschliessung durch die geringere Abnahme der
H. M u n k , Ünt«rsiic1iiiiigen etc. 1 9
290 AbeehD. II. Kap. III. § 7 (8). Von den Veiüiiderangeii
Strorointensitäl zwar begünstigt, noch mehr aber durch <fie geringere Ab-
nahme der Temperatur der Nervehstrecke gehemmt ist FIb* den Fall, dass
die Verarmung unmittelbar nach der Wiedersehliessung langsamer als ncieh
der ersten Schliessung der Kette wächst , kommt dann als weiteres ErUii-
rungsmoment noch hinzu, dass die Gestaltsverschiedenbeit der Nerven-
strecke desto geringer ist , eine je spatere Zeit der ersten und der tweiteD
Durchstrdmung man in's Auge fasst.
Jetzt reihen sich auch diejenigen Oppesitionsversuche, bei welchen €>
unmittelbar nach der Schliessung der Kette ohngefiihr « 4 war uttd bei der
Durchströmung abnahm , und wel<^ wir, da sie eine Ausnahme von der
R^el zu sein schienen', vorhin bei Seite gelassen hab^i , natorgemUss an
die übrigen Versuche an. Die Nerven waren bei'jen^n Versuchen weniger
lebensfähig , die Intensität d^s ab allein durchsetzenden Stromes war ge-
ring gewesen, endlich die Oefihung der Kette hatte lange angedauert: die
Gestaltsverschiedenbeit der frischen und der vorher durchströmten Ner-
vensIrecke konnte daher nur höchst gering sein, vrie sie denn auch der
Wahrnehmung sich ganz entzog, und der Einfluss des geringeren specific
sehen Widerstandes der Nervenflüssigkeit liess sich in diesen Fällen durch
den Einfluss der Gestaltsverschiedenheit nicht unterdrücken; nur ange-
deutet war dds Eingreifen der Gestaltsverschiedenheit dadurch, dass die
Abnahme von 0 bei der Durchströmung mit anfangs zunehmender und
dann abnehmender Geschwindigkeit erfolgte. In allen übrigen Fällen, in
welchen der Einfluss der Gestaltsverschiedenbeit siegte, war auch die Ver-
engung an der vorher durchströmten Nervenstrecke zur Zeit der Wieder-
schliessung deutlich sichtbar.
Ueber den Einfluss der vorausgegangenen Durchströmung auf die Ver-
armung der intrapolaren Nervenstrecke ist den Bemerkungen, welche wir
sphon vorhin haben machen müssen , nur wenig noch hinzuzufügen , da
mehrfache Versuche, experimentell weiter vorzudringen, f^lgesdilagen
sind. Wie die Beobachtung lehrt und die oben S. 104. beschriebene Ge-
staltsveränderung des Nerven auch ohne Weiteres erklärlich macht, ist mit
der Verengung des durchströmten Nerven an der Stromeintrittsstdle eine
Verkleinerung der Berührungsfläche zwischen dem Nerven und d^ positi-
ven Zuleitungsröhre nicht verbunden; und es lässt sich nidit gut denken,
dass bei der Wiederschliessung, besonders wenn diese mchi zu lange nac^
der Oefihung der Kette erfdgt, so dass die Temperatur der Nervenstreeke
noch wesentlich erhöht ist, durch die Querschnittsverschiedenheil der Ner-
venstrecke allein die Verarmung mehr sollte beschleunigt sein , als sie in
Folge des geringeren spedfischen Widerstandes der Nervenflüssigkeit und
der erhöhten Temperatur der Nervenstrecke verzögert sein muss. Es niuss
darum als höchstwahrscheinlich gelten , dass die Verarmung unmittelbar
der chemisehen ConstitaUoii des Nerven unter verschiedetten Umständen. 291
nach der Wiederschliessung langsamer wachst als untnitielbar nach der
ersten Schliessung der Kette.
Zum Schlüsse wollen wir einen kleinen Gewinn , welchen wir noch
nebenbei aus der letzten Erörterung ziehen können, nicht vernachlässigen ,
eine Vervollkommnung unserer Analysen im Kap. IL Wir sind hier auf
die Bedeutung geführt worden, welche der mit der Verarmung verbunde-
nen Geslaltsveränderung der Nervenstrecke fttr die Verarmung selbst zu--
kommt; und wir haben danach zu der Erklärung der Gurve ÖA der ersten
Hälfte der Fig. 5. noch zu bemerken, dass die Gestaltsv^änderung der
Nervenstrecke bei der Durchströmung das Wachsen der Widerstandszu-
nahme in Folge der Verarmung begünstigt, und der Erklärung der Gurve
t^s^$^A^ der zweiten Hälfte der Fig. 5. noch hinzuzufügen, dass die Ge«-
staltsveränderung der NervenstredLe nach der Umkehrung der Stromrich-*-
tung das Wachsen der Widerstandszunahme in Folge der neuen Verarmung
zunächst hemmt, später aber gleichfalls begünstigt.
(3.) Von den chemischen Vorgängen imNerven und den Veränderun-
gen der chemischen Constitution des Nerven unter verschiedenen
Umständen, insbesondere bei der Durchströmung.
Wir schweifen jetzt scheinbar ab und bleiben doch , wie sich später
herausstellen wird, in Verbindung mit der in [\ ] ausgeführten Untersuchung,
indem wir ein tieferes Verständniss zu gewinnen suchen der Veränderun-
gen , welche die chemische Constitution des Nerven unter verschiedenen
Umständen und insbesondere bei der Durchströmung erfährt.
Zuvörderst aber haben wir eine Berichtigung vorzunehmen, welche
durch die Erfahrungen des § 6. geboten ist. Man erinnert sich vom § 7.
des Kap. IL her, dass die Widerstandsabnahme, welche bei andauernder
Durchströmung des Nerven in Einer Richtung der anfänglichen Wider-
standszunahme nachfolgt, nur durch einen dritten den Widerstand beein-
flussenden Vorgang , der neben der Erwärmung und der FlUssigkeitsfort-
führung unter dem Einflüsse des Stromes in der intrapolaren Nervenstrecke
Platz greift, sich erklären liess, und dass dieser dritte Vorgang in der die
chemische Constitution der Nervenfltlssigkeit verändernden Elektrolyse*
4) Ich benutze die Gelegenheit, den Bemerkungen oben S. 7S*— 9. hinzuzufügen,
dass Wieämnaim die Mö^ichkeit einer Abnahme des Widerstandes freier Flüssigkeiten
in Folge der Elektrolyse, wenn auch nicht auf Grund von Versuchsergebnissen, folgen-
dermassen erwähnt : »In einzelnen Fällen kann der Uebergangswiderstand sogar negativ
sein, wenn nämlich die durch die Elektrolyse ausgeschiedenen Stoffe bess^ leiten' als
der Elektrolyt. — Dies wird z. B. eintreten bei der Zersetzung der Lösung von schwe-
felsaurem Xupferoxyd zwischen Platinelektroden , wenn sich allmälig an der positiven
Elektrode Schwefelsäure abscheidet und in der umgebenden Losung vertheilt« (a. «w 0.
19*
292 Abschn. II. Kap. m. § 7 (8). Von den Veränderungen
gefunden wurde. In Folge dessen musste in die Analyse der Widerstands-
Veränderungen der durchströmten Nervenstrecke zu den Widerstandsver-
änderungen in Folge der Erwärmung und in Folge der steilenweisen
Verarmung an Flüssigkeit noch eine Widerstandsabnahme in Folge der
Elektrolyse aufgenommen werd^:), und die Abnahme des speci6schen
Widerstandes der Nervenflttssigkeit in Folge der Elektrolyse hat weiterhin
bei unseren Erörterungen eine grosse Rolle gespielt. Dass ausser der
Elektrolyse noch ein anderer durch den Strom in der Nervenstrecke ge-
setzter Vorgang chemische Veränderungen der Nervenflttssigkeit herbei-
führt, war uns damals unbekannt, und haben wir erst vorhin im § 6. für
die Erwärmung erfahren , da ja die durch die Temperaturerhöhung modi-
ficirten Veränderungen des Nerven mit der Zeit , welche wir dort studirt
haben, identisch sind mit den durch die Temperaturerhöhung bedingten
chemischen Veränderungen der Nervenflüssigkeit. Danach hätten wir aber
oben im § 7. des Kap. II. nicht blos die Elektrolyse , sondern diese und
die Erwärmung zugleich als Vorgänge , weiche die chemische Constitution
der Nervenflüssigkeit verändern , herbeiziehen müssen ; und unsere Ana-
lysen wie die an sie sich anschliessenden Erörterungen bedürfen daher der
Berichtigung dahin, dass, was wir bisher als Widerstandsabnahme in Folge
der Elektrolyse hingestellt haben, nunmehr überall als Widerstandsab-
nahme in Folge der durch die Erwärmung und die Elektrolyse bedingten
chemischen Veränderungen der Nervenflüssigkeit oder, wie wir sie kürzer
bezeichnen wollen, als Widerstandsabnahme in Folge der chemischen Ver-
änderungen durch den Strom anzusprechen ist.
Mit dieser Berichtigung könnte mancher Erwerb , den wir gesichert
glaubten, vsieder in Frage gestellt scheinen, weil wir nach den allgemeinen
Gesetzen der Elektrolyse überall oben im Kap. II. den Verlauf der Wider-
standsabnahme in Folge der chemischen Veränderungen durch den Strom
und in diesem Kapitel das Verhalten derselben Widerstandsabnahme unter
verschiedenen Umständen bestimmt haben. Indessen hätten wir, wie ein
Rückblick lehrt, bei der geringen Genauigkeit, welche hier überall nur
erreichbar ist , bei den Analysen des Kap. II. und des § 4 . dieses Kapitels
für die Widerstandsabnahme in Folge der Elektrolyse nur in Anspruch zu
Bd. I. S. 430*). Dass diese Stelle früher mir entgangen ist, erklärt sich leicht durch die
unmittelbar vorhergebende Einleitung des Kapitels : »Die Intensität eines galvanischen
Stromes, welcher einen Elektrolyt durchfliesst, kann auf verschiedene Weise in Folge
der elektrolytischen Processe geändert werden. 1) Indem sich auf der einen oder ande-
ren Elektrode Substanzen abscheiden, welche dem Strome einen grösseren (!) Wider-
stand darbieten , als der Elektrolyt selbst. Diese Erscheinungen sind es , welche das
Auftreten des Widerstandes des üeberganges .... bedingen. 2) Indem sich an den
Elektroden . . , Stoffe abscheiden, welche . . . (a. Polarisation, 6. Positive Polarisation,
Passivität u. s. w. bedingen)« (ebenda S. 429*).
der chemischen Constitution des Nerven unter verschiedenen Umständen. 29S
nehmen brauchen , dass^ sie mit der Stromdauer und der Stromintensität
wächst: und das entsprechende Verhalten der Widerstandsabnahme in
Folge der chemischen Veränderungen durch den Strom ist offenbar nicht
zu bezweifeln. Und wo wir sonst eine bestimmte Abhängigkeit der Wider-
standsabnahme in Folge der Elektrolyse hingestellt haben, ist sie entweder
nunmehr selbstverständlich auch von der Widerstandsabnahme in Folge
der chemischen Veränderungen durch den Strom anzuerkennen (S. i 76,
268, 287.), oder es lässt sich der unmittelbare Nachweis derselben auf die
letztere Widerstandsabnahme übertragen (S. 204.). Höchstens könnte es
noch fraglich sein , ob die Widerstandsabnahme in Folge der chemischen
Veränderungen durch den Strom mit der Lebensfähigkeit des Nerven
wächst (S. 196.) : und dies lässt sich in derselben Weise, wie S. 204. für
den lebenden und den todten Nerven, auch für den mehr und den weniger
lebensfähigen Nerven erweisen. Es stellt sich danach als für die bisherigen
Ergebnisse unserer Untersuchungen durchaus bedeutungslos heraus , dass
wir an die Stelle der Widerstandsabnahme des Nerven in Folge der Elektrc-»
lyse jetzt die Widerstandsabnahme desselben in Folge der chemischen Ver-
änderungen durch den Strom treten lassen. Die Folge wird aber auch zei-
gen, dass, die Fälle grosser Stromintensitäten ausgenommen, die chemischen
Veränderungen des Nerven durch den Strom im Wesentlichen mit den che-
mischen Veränderungen des Nerven in Folge der Elektrolyse zusammen-
fallen, wenn man, wie wir es von Anfang an gethan haben (s. S. 78 ff.),
unter den letzteren nicht blos die unmittelbar durch die Abscheidung der
Ionen, sondern auch die durch die Verbindungen, welche die Ionen nach
ihrer Abscheidung eingehen, gesetzten Veränderungen versteht.
Es ist ein Postulat, dass die chemische Constitution des Nerven im
unversehrten lebenden Thiere , dessen Gesundheits- und Ernährungszu-
stand keinen Schwankungen unterworfen ist, innerhalb längerer — im
Verhältniss zur Lebensdauer des Thieres kleiner — Fristen im Wesent-
lichen dieselbe bleibt; so dass zwar vorübergehende chemische Ver-
änderungen des Nerven, z. B. etwa bei seiner Thätigkeit, nicht ausge-
schlossen sind, diese Veränderungen aber immer durch Rückkehr des
Nerven auf seine frühere Beschaffenheit bald wieder aufgehoben sein müs-
sen. Im Gegensatze dazu sehen wir, wenn wir das Thier tödten oder den
Nerven vom lebenden Thiere trennen, die chemische Constitution des Ner-
ven in gewisser Weise fortschreitend sich ändern , mit der Zeit nach dem
Tode resp. nach der Trennung am Nerven gewisse chemische Veränderun-
gen vor sich gehen, welche durch unsere Untersuchungen, wenn auch nicht
genau, so doch in einer vor der Hand ausreichenden Weise als unsere »in-
neren Vorgänge mit der Zeit im Nerven« uns bekannt geworden sind. Un-
sere beiden Massnahmen , die Tödtung des Thieres und die Trennung des
-294 AbschD. II. Kap. III. § 7 (S). Von deo Verttnderuiigen
Nerven vom lebenden Tbiere, haben nun in Bezug auf den Nerven nur das
gemein, dass der Nerv dem Einflüsse der Blutcirculation entzogen wird
4. h. die Stoffzufuhr zum Nerven und die Stoffabfuhr vom Nerven aufge-
hoben werden. Danach muss die Constanz der chemischen Constitution
des Nerven im unversehrten lebenden Thiere eine Folge der Stoffeinnahme
und der Stoffausgabe des Nerven, und die chemischen Veränderungen des
Nerven mit der Zeit müssen Folgen der Hemmung jenes Stoffwechsels des
Nerven sein. Da aber gerade ein Stoffwechsel Veränderungen der chemi-
schen Constitution herbeiführen muss und der Mangel eines Stoffwechsels
solche Veränderungen nicht herbeiführen kann, ist unser Ergebniss nur so
zu verstehen , dass im Nerven aus inneren Gründen chemische Processe
statthaben, und dass die mit diesen Processen nothwendig verknüpfte Ver-
änderung der chemischen Constitution des Nerven im unversehrten leben-
den Thiere in Folge des Stoffwechsels sofort aufgehoben wird , nach dem
Tode des Thieres oder nach der Trennung des Nerven hingegen in Folge
des Mangels des Stoffwechsels bestehen bleibt. Die chemischen Verände-
rungen des Nerven mit der Zeit sind also die unmittelbaren Folgen der im
Nerven nach wie vor dem Tode des Thieres oder der Trennung des Nerven
aus inneren Gründen statthabenden chemischen Processe.
Solche Processe sind denn auch aus anderen Gründen, vornehmlich
durch die Existenz des Nervenstromes , zweifellos , und wir können Ge-
naueres über sie aussagen. Zunächst sind es Processe , welchen der Ner-
venstrom seinen Ursprung verdankt : Oxydationsprocesse , wie nicht wohl
in Frage kommen kann, da in allen anderen Organen des Thierkörpers, die
Homgebilde ausgenommen, Oxydationsprocesse statthaben und dne Sauer-
stoff-Aufnahme und eine Kohlensäure -Ausscheidung beim Nerven nach
seiner Isolirung direct nachgewiesen sind^. Ausserdem aber sind es noch
Processe, welche der Nervenstrom herbeiführt: elektrolytische Processe;
denn gleichviel welche Erklärung man den elektrischen Erscheinungen
am Nerven zu Grunde legen will, immer muss man eine Elektrolyse der
Nervenflüssigkeit und eine häufige Abscheidung von Ionen aus derselben
statuiren. Die chemischen Veränderungen des Nerven mit der 2^it sind
also die unmittelbaren Folgen der Oxydationsprocesse und der elek-
trolytischen Processe im Nerven, von welchen die ersteren die Ursache
elektrischer Kräfte sind und die letzteren durch eben diese Kräfte be-
dingt sind.
Selbstverständlich müssen aber von der Unterbrechung des Stoff-
1) G. Valentin t Eudiometrische Studien über Muskeln und Nerven. Archiv für
physiologische Heilkunde, herausgeg. von Wunderlich. Neue Folge. Bd. III. Jahrg.
4859. 8. 474-^9*; 4S5*.
der chemischen Constitution des Nerven untw verschiedenen Umständen. 295
Wechsels an im Nerven die für jene Oxydationsprocesse erforderlichen und
die der Elektrolyse unterliegenden Substanzen immer mehr veiiiraucht und
dafür die Oxydationsproducte und die elektrolytiscben Producte immer
mehr au|gehttufl Werden. Schliesslich muss ein Moment eintreten, in wel-*
«hem das jener Oxydation verfallende Material völlig aufigebraucht ist , und
mit diesem Momente mtlssen dann jene Oxydations« und eldLtrolytischen
Processe im Nerven aufhören. Nennen wir diesen durch das Verschwinden
der eldLtrisdien Kräfte des Nerven physikalisch charakterisirten Moment
den Tod des Nerven, so können wir also von den chemischen Verfinderun«
gen des Nerven mit der Zeit bis zum Tode des Nerven oder von unseren
inneren Vorgängen, welche bis zum (zweiten) Maximum des Widerstandes
mit der Zeit im Nerven statthaben, Folgendes aussagen : sie sind die Folgen
der im Nerven nach wie vor dem Tode des Thieres oder der Trennung des
Nerven statthabenden Oxydations- und elektrolytischen Processe und be-
stehen einmal in dem Verbrauche der für jene Oxydationsprocesse erfor-
derlichen und der der Elektrolyse unterliegenden Substanzen und so«*
dann in der Aufhäufung der Oxydationsproducte und der elektrolytischen
Producte.
Indessen ist der Satz noch nicht genau. Auch noch nach seinem Tode
erfährt der Nerv chemische Veränderungen mit der Zeit , und die chemi-
schen Processe, welche im todten Nerven aus inneren Gründen statthaben,
sind zweifellos wieder Oxydationsprocesse, zweifellos schon deshalb, weil
auch am todten Nerven eine Sauerstoff-Aufnahme und eine Kohlensäure-
Aussdieidung beobachtet sind ^ : nur muss dann die Substanz, welche der
Oxydation unteriiegt, eine andere sein als bei dem Nerven des unversehr-
ten lebenden Thieres, und elektrische Kräfte entspringen dann der Oxyda-
tion nicht. Die im todten Nerven der Oxydation unterliegende Substanz
lässt sieb auch sogleich näher bezeichnen. Denn unser den Widerstand
vermehrender Vorgang , die Consistenz zunähme des absterbenden Nerven
kann offenbar nur in der Aufhäufung einer im Nerven des unversehrten
lebenden Thi^es nicht vorhandenen Substanz, eines dem festen Aggregat-
zustande sich nähernden Productes der dem lebenden Nerven eigenthttm-
lichen Oxydations- und elektrolytischen Processe bestehen; und da der
Widerstand und die Consistenz des Nerven nach dessen Tode abnimmt,
muss eben dieses dem festen Aggregatzustande sich nähernde Product für
die Oxydationsprocesse des todten Nerven verbraucht, zu besser leitenden
und mehr flüssigen Substanzen oxydirt werden. Es ist aber kein Grund
vorhanden anzunehmen , dass diejenigen Oxydationsprocesse , welche dem
todten Nerven ausschliesslich zukommen, erst gerade mit dem Tode des
4) Valentin 9i. a. 0.
296 Abschn. II. Kap. III. § 7 (8). Von den Verttnderan^en
Nerven anheben ; vielmehr ist es natürlich, dass sie, sobald das dem festen
Aggregatzustande sich nähernde Product der dem lebenden Nerven eigen-
thümlichen chemischen Processe im Nerven sich vorfindet, beginnen und
neben den eben genannten Processen einhergehen. Die chemischen Ver-
änderungen des Nerven mit der Zeit bis zum Tode des Nerven sind also
auch die Folgen solcher Oxydationsprocesse, wie sie dem todten Nerven
ausschliesslich zukommen, und schliessen den theilweisen Wiederver-
brauch des dem festen Aggregatzustande sich nähernden Productes der
dem lebenden Nerven eigenthttmlichen chemischen Processe und die Auf-
häufung der an die Stelle dieses Productes tretenden besser leitenden und
mehr flüssigen Oxydationsproducte mit ein.
Was die genaueren Beziehungen betrifft, in welchen ein jeder unserer
beiden Vorgänge , welche bis zum (zweiten) Maximum des Widerstandes
mit der Zeit im Nerven statthaben , zu den einzelnen Veränderungen der
chemischen Constitution des Nerven steht, in welche die gesammten che-
mischen Veränderungen des Nerven mit der Zeit eben sich haben zerlegen
lassen, so wissen wir Wsher erst, dass der den Widerstand vermindernde
Vorgang die Aufhäufung der Producte der dem todten Nerven eigenthttm-
lichen Oxydationsprocesse einschliesst, und dass der den Widerstand ver-
mehrende Vorgang nur in der Aufhäufung von Producten der dem lebenden
Nerven eigenthttmlichen chemischen Processe bestehen kann. Auf Grund
vorliegender Erfahrungen erweitert sich aber unsere Einsicht sogleich.
Denn indem die Widerstandsveränderungen des Nerven in Folge seiner
chemischen Veränderungen durch den Strom sich zusammensetzen aus den
Widerstandsveränderungen des Nerven in Folge seiner chemischen Ver-
änderungen durch die Erwärmung und aus den Widerstandsveränderun—
gen des Nerven in Folge der Elektrolyse , lassen sich aus den Verschie-
denheiten der Widerstandsveränderungen des Nerven in Folge seiner
chemischen Veränderungen durch die Erwärmung einerseits und durch
die Durchströmung andererseits die Widerstandsveränderungen des Nerven
in Folge der Elektrolyse entnehmen d. h. diejenigen Widerstandsverände-
rungen des Nerven , welche durch den Hinzutritt und die Aufhäufung der
eiektrolytischen Producte bedingt sind. Der Widerstand des Nerven nimmt
nun, wie wir wissen, in Folge der chemischen Veränderungen durch den
Strom ab , in Folge der chemischen Veränderungen durch die Erwärmung
hingegen meist zu : die Elektrolyse bedingt also eine Abnahme des Wider-
standes. Danach kann unser den Widerstand vermehrender Vorgang Nichts
mit den elektrolytischen Producten zu schaffen haben, sondern muss in der
Aufhäufung eines Oxydationsproductes bestehen; und der den Widerstand
vermindernde Vorgang muss die Aufhäufung der elektrolytischen Producte
einschliessen.
der chemischen Constitution des Nerven unter verschiedenen Umständen. 297
Wie "mv aber eben ganz allgemein erschlossen haben , dass mit der
Vermehrung der elektrolytischen Producte im Nerven eine Abnahme des
Widerstandes des Nerven verkntlpft ist, sind gewisse Bedenken nicht aus-
geschlossen, und statt diese einzeln zu widerlegen, wollen wir lieber den
erforderlichen Nachweis ftlr den Einfluss der Elektrolyse auf den Wider-
stand noch im Speciellen in strengerer Weise führen. Wir gehen dazu vom
Einflüsse der Erwärmung auf die chemische Constitution des Nerven aus.
Setzen wir den eben vom lebenden Thiere getrennten Nerven einer höhe-
ren Temperatur aus, so werden offenbar die Oxydationsprocesse und mit-
telbar durch die dem lebenden Nerven eigenthümlichen Oxydationsprocesse
auch die elektrolytischen Processe im Nerven gesteigert sein und zwar
s
desto mehr, je höher die Temperatur ist; es wird also eine mit der Tem-
peratur wachsende Beschleunigung des Ablaufes der chemischen Verände-
rungen des Nerven mit der Zeit die Folge der Temperaturerhöhung sein.
In vollster Uebereinstimmung damit steht das Resultat unserer Untersu-
chungen im § 6. ; nur haben wir dort gefunden, dass zu der rein beschleu-
nigenden Wirkung der Wärme auf unsere inneren Vorgänge mit der Zeit im
Nerven noch eine zweite Wirkung sich hinzugesellt, die in einer mit der
Temperatur und deren Dauer wachsenden Begtinstigung der Ausbildung
unseres den Widerstand vermindernden Vorganges mit der Zeit im Nerven
oder eines neuen den Widerstand vermindernden Vorganges auf Kosten
der Ausbildung unseres den Widerstand vermehrenden Vorganges besteht.
Aber diese zweite Wirkung der Wärme , auf deren Verständniss wir zu-
nächst verzichten , macht , wie aus den der Fig.^ 1 7. zu Grunde liegenden
Erfahrungen sich ergiebt, erst von c. 24^G. an sich bemerklich, so dass bei
niedereren Temperaturen eine reine Beschleunigung der chemischen Ver-
änderungen des Nerven mit der Zeit die Folge der Erwärmung des Nerven
ist. Wenn wir also bei i2 — 16^C. Zimmertemperatur den eben dem leben-
den Thiere entnommenen Nerven von einem schwachen Strome durchsetzt
sein lassen, hat in diesem Nerven dem nicht durchströmten Nerven gegen-
über nur eine beschleunigte Aufhäufung der Oxydations- und elektrolyti-
schen Producte — also durchaus kein abweichender chemischer Vorgang —
und dem in gleichem Grade erwärmten Nerven gegenüber nur eine
vermehrte Aufhäufung der elektrolytischen Producte statt. Während aber
der Widerstand des in so massigem Grade erwärmten Nerven stets mit der
Zeit zunimmt, nimmt der Widerstand unseres durchströmten Nerven in
Folge der chemischen Veränderungen durch den Strom mit der Zeit ab : die
der anfänglichen Widerstandszunahme gerade hier stets nachfolgende Wi-
derstandsabnahme bei der Durchströmung und die wesentlich geringere
Steilheit desGesammtverlaufes der Widerstandszunahme nach der Umkeh-
rung der Stromrichtung lassen darüber keinen Zweifel bestehen. Es ist
398 AbschD. IL Kap. lU. § 7 (g)* Von deo YeriUideningea
«omit ganz ausser Frage gestellt y dass durch die Aufhäufung der elektro-
lytischen Produote im Nerven eine Abnahme des Widerstandes des Nerven
bedingt ist.
Unser den Widerstand Termehrender Vorgang besteht also in der Auf-
häufung eines dem festen Aggregatzustande sich nähernden Productes der
dem lebenden Nerven eigentbümlichen Oxydationsprocesse, und unser den
Widerstand vermindernder Vorgang schliesst die Aufhäufung einmal der
elektrolytischen Produote und sodann auch der Producte der dem todten
Nerven eigenthUmlichen Oxydationsprocesse , so weit diese schon an dem
lebenden Nerven ablaufen, ein. Woblbemerkt sagen wir nicht , dassin
dieser Aufhäufung unser den Widerstand vermindernder Vorgang besteht,
weil wahrscheinlich die dem lebenden Nerven eigentbümlichen Oxyda-
tionsprocesse ein doppeltes Product liefern , neben jenem dem festen Ag-
.gregatzustande sich nähernden Producte noch ein anderes Product, das
besser leitet als die der Oxydation luiterliegende Substanz, und unser den
Widerstand vermindernder Vorgang dann auch die Aufhäufung des letz-
teren Productes enthalten muss. Darüber lässt sich mit unseren Hülfsmit*
4eln keine Auskunft weiter gewinnen : wir sind dafür aber im Stande, noch
nach einer anderen Richtung hin einen wesentlichen Schritt vorwärts zu
thun. Wir haben bisher immer von der Aufhäufung nicht der Ionen, son-
dern der elektrolytisdien Producte im Nerven gesprochen in Erwägung der
Jtfdglichkeit , dass die Ionen der Nervenflüssigkeit nicht so, wie sie abge-
schieden sind , unverändert sich aufhäufen , sondern sämmtltch oder zum
Theil mit anderen im Nerven befindlichen Substanzen Verbiikdungen ein-
gehen , indem wir für den Fall diese Verbindungen unter den elektrolyli-
schen Producten mit verstanden. Jetzt wollen wir die Frage zur Entschei-
dung bringen , ob die Oxydationsproducte einerseits und die Ionen ande-
rerseits im Nerven entstehen und angehäuft werden, ohne einander zu
stören oder zu beeinflussen.
Lassen wir dem eben getödteten Thiere entnommene Nerven in ganzer
oder fast ganzer Länge — zwischen stumpfen Thonspitzenkanten , damit
die Verarmung den Strom nicht zu sehr schwächt — von Strömen massi-
ger Intensität (bis 4 Grevens) andauernd durchflössen sein, so zeigt sich an
diesen Nerven, wenn man nur die schon früher (S. 107.) erwähnte be-
^^ränkte Gonsistenzveränderung der Stromeinl^ttsgegend ausser Acht
lässt, auch bei einer weit über den Verlust der Leistungsfähigkeit hinaus —
unter Erneuerung der Kette oder Säule auf viele Stunden — sich erstrecken-
den Durchströmung doch zu keiner Zeit eine aufiPallende Zunahme derCon-
^istenz , wie wir sie an den nicht durchströmten Nerven im § 5. bei aus-
reichend langer Beobachtung derselben stets gefunden haben ; auch eine
recht deutliche Gonsistenzzunahme tritt selten — unter nicht genauer
der chemischen GonstUutioa des Nerven unter verschiedenen Umständen. 299
erforschten Umständen — auf, und meist ist nur eine eben deutliche Con-
sistenzzunahme , öfters sogar nicht einmal eine solche wahrzunehmen.
Schon wenn die Nerven nur während der ersten \ — 2 Stunden nach ihrer
Trennung vom lebenden Gesammtorganismus durchströmt waren, wird
ihre Consistenz später nie mehr auffallend, sondern höchstens deutlich
vergrössert gefunden ; und da die unter denselben Bedingungen gehalte-
nen, jedoch nicht durchströmten zweiten Nerven derselben Thiere die
auffallende Consistenzzunahme ^le gewöhnlich zeigen, ist jeder Gedanke
an eine Täuschung ausgeschlossen. Durch die Durchströmung ist also die
Aufhäufung des dem festen Aggregatzustande sich nähernden Oxydations-
productes im Nerven mehr oder weniger unterdrückt. Und diese Unter-
drückung lässt sich nicht ausschliesslich der mit der Durchströmung ver-
bundenen Erwärmung des Nerven zuschreiben, weil sie auch bei schwachen
Strömen beobachtet wird, bei welchen unsere zweite Wirkung der Wärme
(s. 0. S. 272 ff. ) von gar keiner oder doch nur sehr geringer Bedeutung
sein kann. Es hat demnach die mit der Durchströmung verbundene Elek-
trolyse des Nerven d. h. die durch den Strom vermehrte Abscheidung der
Ionen oder vermehrte Aufhäufung der elektrolytischen Producte im Ner-
ven eine verminderte Aufhäufung des dem festen Aggregatzustande sich
nähernden Oxydationsproductes zur Folge.
Dieses Ergebniss lässt eine doppelte Auslegung zu. Entweder nämlich
rührt die verminderte Aufhäufung jenes Oxydationsproductes im durch-
strömten Nerven nur daher , dass , weil eine und dieselbe Substanz des
Nerven oxydirt und, in ihre Ionen zerlegt wird, in Folge der von uns her-
beigeführten Vermehrung der Elektrolyse weniger Material für die Oxyda-
tioDsprocesse disponibel geblieben ist; oder aber es ist die verminderte
Aufhäufung jenes Oxydati^sproduetes im durchströmten Nerven ausser-
dem noch oder gar ausschliesslich darin begründet, dass entweder die
Kationen oder die Anionen der Nervenflüssigkeit jenes Oxydationsproduct
vernichten , indem sie sich mit ihm zu einer besser leitenden und mehr
flüssigen Substanz verbinden. Um zwischen beiden Möglichkeiten zu
entscheiden, finden wir folgenden Weg.
Es sei eine Strecke eines dem eben getödteten Thiere entnommenen
Nervep eine längere Zeit hindurch , doch bei Weitem nicht so lange , dass
der Tod der Nervenstrecke nahe ist, durchströmt worden. Alsdann bilden
sich nach der Durchströmung die durch den Strom in der Nervenstrecke
gesetzten Veränderungen theils vollkommen theils unvollkommen zurück
(vgl. 0. Kap. IL § 9 — 1 1 .) ; und wenn auch das Ende dieser Zurückbil-
dung nicht mit Sicherheit zu bestimmen ist, so wird es doch, zumal da die
Zurückbildung von der Oeffnung der Kette an mit rasch abnehmender Ge-
schwindigkeit erfolgt, ohne wesentlichen Fehler zu der Zeit sich annehmen
300 Abschn. II. Kap. III. § 7 (8). Von den Veränderangen
lassen, zu welcher die Kette etwa so lange wieder geöflfhet ist, als sie vor-
her geschlossen war. Zu dieser Zeit ist die Nervenstrecke auf die Tempe-
ratur, welche sie vor der Durchströmung besass, zurückgekehrt; ihre
durch den Strom herbeigeführte stellenweise Verarmung an Flüssigkeit ist
nur theilweise aufgehoben ; ihre chemische Constitution schliesst die Fol-
gen der Durchströmung zum grOssten Theile noch ein: und aus den Resten
der Verarmung und der chemischen Folgen der Durchströmung resultirt
eine mehr oder weniger beträchtliche Abweichung des Widerstandes der
Nervenstrecke von demjenigen Werthe , welchen er ohne die voraufgegan-
gene Durchströmung zu derselben Zeit gehabt haben v^rde. Erfährt nun
noch nach eben der Zeit der Widerstand der Nervenstrecke Veränderungen,
so kann deren Ursache nur in den Oxydations- und elektrolytischen Pro-
cessen des Nerven gelegen sein , und diese müssen fortan in der That bis
zu ihren natürlichen Grenzen in gleicher Weise , wie wenn die Nerven-
strecke nicht durchströmt gewesen wäre, ablaufen. Wenn die erste der
beiden vorhin hingestellten Möglichkeiten in Wirklichkeit statthat, wird
dann auch von der angegebenen Zeit an die Curve der Widerstandsver-
änderungen mit der Zeit bei der vorher durchströmten Nervenstrecke in
ihrem Verlaufe von der entsprechenden Curve bei der nicht durchströmten
Nervenstrecke nicht wesentlich abweichen dürfen , wird von jener Zeit an
ein mehr oder minder grosses Endstück der vom § 5 (2 u. 3) her uns be-
kannten Curve der Widerstandsveränderungen mit der Zeit auch bei der
vorher durchströmten Nervenstrecke zur Beobachtung kommen müssen.
Entspricht hingegen die letztere Möglichkeit der Wahrheit und sind — von
einer solchen Gunst der Verhältnisse sehen wir uns noch abhängig — mehr
Ionen bei der Durchströmung abgeschieden worden, als während der
Durchströmung selbst und während der gleich^ Zeit nach der Durchströ-
mung für die Vernichtung des immer neu auftretenden dem festen Aggre-
gatzustande sich nähernden Oxydationsproductes verbraucht worden sind,
so werden die Widerstandsveränderungen der vorher durchströmten Ner-
venstrecke mit der Zeit von den entsprechenden Widerstandsveränderungen
der nicht durchströmten Nervenstrecke wesentlich in der Weise abweichen
müssen , dass die ersteren von der angegebenen Zeit an stets zunächst in
einer beträchtlicheren Abnahme und danach in einer geringeren Zunahme
des Widerstandes bestehen werden. Und da alsdann immer mehr Ionen
während der Durchströmung überschüssig werden aufgehäuft sein, je
grösser die Intensität und die Dauer des die Nervenstrecke durchsetzenden
Stromes waren, so dass immer mehr von dem dem festen Aggregatzustande
sich nähernden Oxydationsproducte nach seinem Auftreten wird vernichtet
werden können, wird weiter auch jene Abnahme des Widerstandes desto
länger andauern und im Ganzen desto grösser sein müssen,, die der
der chemischen Constitution des Nerven unter verschiedenen Umständen. 301
Abnahme nachfolgende Zunahme des Widerstandes aber desto kürzer an-
dauern und im Ganzen desto kleiner sein müssen , je grösser die Inten-
sität und die Dauer des die Nervenstrecke vorher durchsetzenden Stromes
waren.
Wir haben also die Widerstandsveränderungen der Nervenstrecke mit
der Zeit nach voraufgegangener Durchstriimung zu untersuchen, und dafür
haben wir unsere oben in {i ) mittelst der Versuchsanordnung Fig. i . an-
gestellten Versuche im Wesentlichen nur derart zu modificiren, dass wir
die Kette mehrmals wiederschliessen , v/esm die Dauer der Oefinung der
Kette die Dauer ihrer ersten Schliessung verschieden lange übertrifit. Um
aber auch Strdme grösserer Intensität auf den Nerven einwirken zu lassen,
entfernen wir bei einem Theile der Versuche durch eine geeignete Schal-
tung die Zuleitungsrühren und die Nervenstrecke zeitweilig aus unserer
Yersuchsanordnung Fig. 4. und bringen sie in den Schliessungskreis einer
anderen Kette für die Durchströmung. Wir halten bei den neuen Wieder-
schliessuQgen in der Regel die Kette K jedes Mal nur wenige Secunden
geschlossen, bks wir den Schieber <S richtig eingestellt haben, und wech-
sela in diesem Falle von einer Widerstandsbestimmung zur anderen mit
der Richtung des prüfenden Stromes ab (vgl. o. S. 238.) ; manchmal aber
halten wir auch die Kette K bei unveränderter Stromrichtung jedes Mal
längere Zeit geschlossen, um neue Ionen zu den bereits vorhandenen Ionen
sich hinzufügen zu lassen : im letzt^en Falle können die Widerstandsver-
änderungen bei der Durchströmung auf Grund ihrer bekannten Abhängig-
keit vom (anfänglichen) specifischen Widerstände der Nervenflüssigkeit
[s. 0. § 4, § 5(1) und§ 6(2)»] zugleich noch zur Sicherung dessen die-
nen, was die ersten Widerstandsbestimmungen allein ergeben.
Das, worauf es uns zunächst ankommt, tritt sofort in deutlicher Ausprä-
gung hervor, wenn wir eine 8 — 1 0""" lange Strecke eines frischen Nerven von
mittlerer Lebensfähigkeit — zwischen unseren gewöhnlichen oder mit noch
etwas stumpferen Kanten versehenen Thonspitzen — während einer Stunde
von dem vollen Strome eines Daniell's durchfloss^i sein lassen und von
einer Stunde nach der Oefibung der Kette an in Zwischenräumen von y,,
4 oder mehr Stunden durch momentane Schliessungen den Widerstand der
Nervenstrecke bestimmen. Ohne die anfängliche Durchströmung wäre bei
dieser Nervenstrecke, wie man vom § 5(2 u. 3) her sich erinnert, ent-
weder gar keine oder doch jedenfalls nur eine unbedeutende erste Ab-
nahme des Widerstandes mit der Z^pit eingetreten, und sie würde auch im
Yerhältniss zur nachfolgenden Zunahme des Widerstandes mit der Zeit
rasch vorübergegangen sein. Jetzt — an der vorher durchströmten Nerven-
strecke •*- tritt eine recht beträchtliche und über eine grössere Anzahl
Stunden ausgedehnte erste Abnahme des Widerstandes mit der Zeit ein,
^2 AbschB. n. Kap. III. f 7 (S). Von den Veiünderungen
und dafür ist die dieser Abnahme nachfolgende Zunahme des Widerstandes
an Grösse wie an Dauer beträchtlich verkleinert. Und verbinden wir mit
jeder Widerstandsbestimmung eine kurze Durchstrtfmung der Nerven-
strecke , so entsprechen auf Grund unserer früheren Erfahrungen die Ab-
weichungen der WiderstandsverSinderungen bei derDurehstrOmung, welche
an der vorher durchströmten Nervenstrecke der nicht durchströmten gegen-
über zur Beobachtung kommen, ganz den Abweichungen, weiche die Wi-
derstandsbestimmungen ergeben haben. Bei der ersten Wiederschliessung
nach der Durchströmung nimmt, wie wir schon in (t) gesehen haben, der
Widerstand von vornherein mit abnehmender Geschwindigkeit zu, bei einer
späteren Wiederschliessung erfolgt die Zunahme des Widerstandes mit an-
fangs zunehmender und später abnehmender Geschwindigkeit , bei einer
weiteren Wiederschliessung nimmt der Widerstand zuerst mit abnehmen-
der Geschwindigkeit ab und erst danach zu , bei den nächsten Wieder-
schliessungen wird die anfängliche Abnahme des Widerstandes bei der
Durchströmung immer beträchtlicher und von längerer Dauer; endlich
wenn viele Stunden seit der ersten Durchströmung durchftessen sind, fan-
gen die Widerstandsveränderungen bei der Durchströmung in ihren Ab-
weichungen von einer Wiederschliessung zur anderen genau denselben
Gang rückwärts zu nehmen an, welchen wir eben vorwärts verfolgt haben.
Die Steilheit der Widerstandszunahme bei der Durchströmung nimmt dabei
im Ganzen zuerst sehr beträchtlich ab, bis der (anfängliche) Widerstand
der Nervenstrecke sein Minimum erreicht hat, darauf aber wieder zu, bis
sie der entsprechenden Steilheit bei der ersten Schliessung der Kette ohn-
gefähr gleichkommt oder die letztere höchstens ein wenig übertrifil, und
endlich, wenn der (anfängliche) Widerstand zum zweiten Male abnimmt,
gleichfalls zum zweiten Male ab. Bei der vorher nidit durchströmten Ner-
venstrecke fällt die erste Abnahme der Steilheit der Widerstandszunahme
bei der Durchströmung entweder ganz fort oder ist jedenfalls viel geringer,
und entweder gar nicht oder doch nur spurweise tritt vor der Zunahme des
Widerstandes bei der Durchströmung eine Abnahme des Widerstandes auf;
dagegen nimmt, wenn der Widerstand der Nervenstrecke nach seiner Ab-
nahme mit der Zeit wieder zunimmt, die Steilheit der Widerstandszunahme
bei der Durchströmung hier viel beträchtlicher als vorhin zu und übertrifft
zur Zeit, wo der (anföngliche) Widerstand sein Maximum erreidit hat, die
Steilheit der Widerstandszunahme bei der ersten Schliessung der Kette
sehr bedeutend.
Hat die Durchströmung der frischen Nervenstreeke länger als eine
Stunde angedauert, so tritt die angegebene Modification der Widerstands-
veränderongen mit der Zeit nur noch schärfer hervor ; und bei etwa zwei-
stündiger Durchströmung nimmt der Widerstand der Nervenstrecke mit
der chemUehen Gcmsliiutioa de« Nerven unter ^rschiedenen Umständen. SOS
der Zeit zunächst sehr betrSchttidi und sehr lange ab imd wäohst darauf
nur wenig an, so dass das Maximum des Widerstandes bei der vorher
durchströmten Nervenstreoke auffallend nachsteht dem bei der nioht durch--
strömten Nervenstrecke, **-* obwohl es dodi , in Folge der nur unvollkom-»
menen Zurückbildung der durch den Sirom gesetzten YerUnderangen, bei
der erstereü Nervenstrecke gerade wesentlich grosser hätte sein mOssen
als bei der letzteren Nervenstreeke. In entsprechender Weise wird der
Erfolg der einstttndigen DurehstrMiung erhöht , wenn mit jeder oder we-
nigstens mehreren der nachfolgenden Widerstandsbestimmimgen eine !8n—
gere Durchströmung verbunden ist. Dagegen ist die Modification der Wi-
derstandsveränderungen mit derzeit weniger ausgesprochen, wenn weniger
lange als eine Stunde die anfängliche Durchströmung der Nervenstrecke
gedauert hatte, und bei nur 5 — 40 Minuten langer Durchströmung gar
nicht zu constatiren. Man braucht aber wiederum nur die 5 — 10 Min»
lange Durchströmung mit gleich langen dazwischen fallenden Oefifhungen
der Kette häufig (etwa 2 — 3 Stunden lang) zu wiederholen, um, wenn man
später die Widerstandsveränderungen mit der Zeit durch momentane
Schliessungen verfolgt, dieselben ebenso modificirt zu finden wie nach der
zuerst betrachteten einstündigen Durchströmung.
Waren 1 — 4 DanielFs in der ungespaltenen Strecke des Stromnetzes
für die Durchströmung, so ist die Modification der Widerstandsverftnderun—
gen mit der Zeit weniger ausgesprochen, doch bei der einstündigen Durch-
strömung immer noch deutlich; bei 1 Daniell und halbstündiger Durchströ-
mang ist sie selten mit Sicherheit zu constatiren. Umgekehrt tritt, wenn
man bei directer Einschaltung der Nervenstrecke in den Schliessungskreis
von 2 — 4 Daniell's oder Grove's deren vollen Strom durch die Nervenstrecke
hat fliessen lassen, jene Modification intensiver als in dem zuletzt betrach-
teten Falle auf. Und überhaupt laufen die Beobachtungen, welche man bei
der angezeigten Yariirung der Stromstärke macht , darauf hinaus, dass im
Allgemeinen die grössere Stromintensität bei kürzerer Dauer der Durch-
strömung von demselben Erfolge ist , wie die kleinere Strominiensität bei
längerer Dauer der Durchströmung.
Bei lebensfähigeren Nerven stellt sich unter möglichst gleichen Um-
ständen die Modification der Widerstandsveränderungen mit der Zeit im
Allgemeinen grösser heraus als bei weniger lebensfähigen Nerven. Doch
bleibt sie auch bei sehr wenig lebensfähigen Nerven nicht aus ; sie ist hier
nur um so weniger auffallend, als schon ohne die Durchströmung an diesen
Nerven eine beträchtlichere (erste) Abnahme des Widerstandes mit der Zeit
auftritt [s. o. § 5(2u. 3)].
Den zuverlässigsten Aufschluss gewähren natürlich vergleichende
Versuche an den beiden Nerven desselben Thieres. Man richtet dazu vier
304 Abschn. II. Kap. III. f 7 (8). Von den Veränderungen
gleiche Zuleitungsrdhren her und schaltet zwiscb^ ihnen und dem Strom-
wender B (s. Fig. 4.) einen Stromwender mit ausgenommenem Kreuze
passend ein, so dass nach Belieben das eine oder das andere Paar der
Zuleitungsröbren in den Yersucbskreis aufjg^iommen werden kann. Als-
dann lagert man den Zuleitungsröhren, ganz wie -zu den Oppositions-Yor-
versuchen (S. 463.), die beiden Nerven desselben Frosches auf, bestimmt
den Widerstand der beiden Nervenstrecken und Ifisst darauf nur die eine
Nervenstrecke eine Zeit lang durchströmt werden ; nach Beendigung der
Durchströmung werden die Widerstandsveränderungen beider Nerven-
strecken mit der Zeit in gewohnter Weise verfolgt. Unsere bereits ander-
weitig gewonnenen Erfahrungen finden jetzt ihre eclatanteste Bestätigung.
tUeber die Form, in welcher die Vers. 415 — 418. hier mitgetheilt sind, vgl. die Bemer-
kungen oben S. 206 — 7.)
Versuch 115.
Mittelgrosse Rana esc.
Rechter Ischiad. Linker Ischiad.
8 m. 696. ir/s^R. 5 w. 700. i\%^^.
Von 40 m. bis 4 /i. 44 m. wird die Ner-
venstrecke (nach Ausschaltung aus der
Versuchsanordnung Fig. 4.) vom vol-
len Strome eines Daniell's durchströmt.
4 A. 20 m. 705. 41 »r. 4 A. 17 m. 808. 44 ® R.
1 A. 53 m* 697. » » 1 A. 56 m. 778. » »
2A. S8m. 696. lO'/^ » 2 A. 24 m. 765. lO*/* »
3A. 20 m. 687. 4 0%» SA. 23 m. 742. 40»/,»
.6A. 43 m. 687. 4 0*/« » 6 A. 40 m. 740. 40%»
44 A. 49 m. 740. 40*/*» 44 A. 22m. 743. 40*/*»
22 A. 24 m. 789. 97« » 22 A. 24 m. 805. 9V8 »
24 A. 7 m. 790. » » 24 A. 4 0 m. 801. » » .
27 A. 14 m. 785. 4 0» 27 A. 8 m. 798. 40 »
34 A. 49 m. 766. 407*» 34 A. 52 m. 794. lOV* »
39 A. 27 m. 753. 4 075» 39 A. 24 m. 780. 40%»
Die Nerven waren von den Muskeln getrennt. Bei beiden Nerv en : ab =
8"»"; a/ = 42"'"; 6o = 6"»"; fer = 36^
;mm
der chemjscbea .Cons^tution des Ne^ye^i j^in^f ver^chiede^iieii Pmständen. jM)$
Versuch ii6.
Mittelgrosse Rana esc.
Rechter Ischiad. Linker Ischiad.
3 111. 730. 10% ®R. 5 m. 726. 1^V/R.
Von 6 fß. bis ih, S6<f». wird die Nerven-
strepke vom yoillen $treme eines Da-
n;eirs d^rchstvtitjEnjt.
1 A. 40 m; 790. 4jO% ^ ü. < A. 38 m, 836. 40% «> B.
?A. 35 m. 790. » » ? A. 37 m^ 791. » »
3A. 37 m. 784. » » 3 A. 35 m, 781. » »
M. ß9m. 784. 1^%» *A. *1 m. 773. 40%.»
8 A. 14 m, 800. » » 8 A. 9 m. 766. » »
9 A. 43 m. 815. A0% » 9 A. 45 m. 765. lO'A »
IIA. i57m. «43. ij » IIA. 55 m. 783. 11 »
ML Ö6m. «70. » » 13 A. ö8 m. 792. » »
4M. !46m. ^02. » » 16 A. |i4 m. 800. i> »
nh. Aßm. -916. 40 7> 22 A. ^8 m, 795. 40 »
24 A. 48 m. -930. » » 24 A. 46 m. 799. » »
26 A. A5m. 938. 4074» 26 A- 1^7 m.. 802. loy* »
28 A. 47 m. 9^1. 10%» ?8 A. 45 m. .803. J0% *
30 A. 4,6 m. 945. P » .30 A. 49 m. 800. » »
34 A. 48 m. 945. » » 34 A. 45 m. 794. » »
37 A. 40 m. 940. » » 37 A. 43 m. 781. » »
47 A. 2 m. 936. 9%» 47*. 0 m. 781. 9% »
Die Nerven waren von den MuskeUi getrennt. Bei beiden Nerven : ab =
40mm. ^ssgmm. J^ ^ 5min . ftr = 5t'
:mm
Versnob 117.
Grosse Rana esc.
TalOm.
Rechter Iscbiad. Linker Ischiad.
1«m. 650. 12%^R. 18m. -645. 42%«R.
Von %Z m. bis iO m. wird die Nerven-
strecke vom vpllen Stropap ivon A Qto^
ve's durphströpt.
1 A. 19 m. 757. 4 2% ® p. 1 A. «1 m. 660. 4 2 V4 » R.
4 A. 52 m. 720. » » 1 A. 60 m.. 663, » »
2A. 50 m, «92. 42%» 2 A. 62 m. 664. 42%»
4 A. Om^ «76. 42%» 3 A. 88 m, 662,^. 12%»
5 A. g5 m. 669. » » 5 A. 28 m, «64. » »
H. Munk, Unterancliiingeii etc. 20
306 Abschn. n. Kap. 111. § 7 (t). Von den Veränderungen
6A. 42 m. 655. ii*U^ti. 6 h. 40 iw. 064. ii^^Vi.
Sh. 8 m. 652. 12%» 8A. ..10 m. 664. 12%»
10 A. 7 m. 637. 13 » 10 A. 5 m. 662. 13 »
IIA. 42 m. 633. » » IIA. 44 m. 654. » »
14 A. 3 m. 624. . » » 14 A. Im. 652. » »^
20 A. 47 m. 623,5. I2V5 » 20 A. 49 m. 658. 12%»^
22 A. 52-m. 625. 12% » 22 A. 50 m. 659. 12% ^
24 A. 30 m. 624. 12%» 24 A. 32 m. 663. 12% »^
26 A. 24 m. 626. » » 26 A. 22 m. 666. » <►
28 A. 40 m. 628. » » 28 A. 42 m. 666. » l^
31 A. 28 m. 640. I2V4 » 31 A. 26 m. 674. I2V4 »
33 A. 27 m. 643. 13 » 33 A. 29 m. 682. 13 »•
35 A. 43 m. 649. » » 35 A. 41 m. 685. » ir
37 A. 55 m. 652,5. » » 37 A. 57 m. 691. » »^
44 A. 52 m. 670. 12%» 44 A. '50 m. 700. 12% >>
46 A. 50 m. 676. 12%» 46 A. 52 m. 705. 12% >►
48 A. 59 m. 679. 12%» 48 A. 57 m. 712. 12%»
51 A. 2 m. 687. 12%» 51 A. 4 m. 716. 12%»
52 A. 45 m. 691. » » 52 A. 42 m. 718. » »
54 A. 52 m. 695. I2V4 » 54 A. 54 m. 722. I2V4 »
Die Nerven waren in unversehrter Verbindung mit den Unterschenkeln
erhalten. Bei beiden Nerven : 06=10"^"; om=12"»"»; 60=8""; 6iüÄ38"".
Versuch 118.
Mittelgrosse Rana esc
»
m
r=
10 m.
Rechte
srlscbie
Id.
Linker Ischia
d.
7n». 505. 12%
«R.
10 m. -560. 12%«R.
Von iim.
bis 1 h.
12 m. wird die Nerven-
strecke
vom vollen Strome von 4 Gro-
ve's durchströmt.
4 h.
17 m.
500.
1 2% » R.
1 h.
15 m.
780.
12% •R.
ih.
12 m.
494.
12% »
ih.
14 m.
695.
12% »
3 h.
16 ff».
482.
12% »
Sh.
14 m.
675.
12% »
ih.
14 m.
478.
12% »
4 A.
16 m.
659.
12% »
5 h.
24 m.
475,5.
12% »
5 A.
22 m.
648.
12% »
6A.
30 m.
473,5.
127, »
6 h.
33 m.
639.
12% )>
Sh.
ZT m.
479.
12% »
S h.
34 m.
629.
12% )>
iOh.
54 m.
490.
12% »
10 A.
56 m.
621.
12% )>
13 h.
2 m.
501.
12% »
13 A.
0 m.
616,5.
12% ».
der chemischen Constitution des Nerven unter verschiedenen umständen. 307
ISA. 5 m. 511. <3%«R. 15 A. 7m. 611. 13% «R.
nh. 4 m. 577. 13 » 23 A. 8 m. 616. 13 »
25 A. 10 m. 585. » » 25 A. 12 m. 620. » »
29 A. 19 m. 598. 1374» 29 A. 17 m. 632. 1374 »
33 A. 58 m. 609. 137,» 34 A. Im. 644,5. 13%»
36 A. 30 m. 617. 1378» 36 A. 27 m. 660. 137»»
39 A. 55 m. 615. 147»» 39 A. 57 m. 668. 147^»
47 A. 15 m. 618. 137«» 47 A. 13 m. 678. 13»/.»
51 A. 30 m. 625. 13V8 » 51 A. 32 m. 684 13% »
55 A. 22 m. 632. » » 55 h. 20 m. 688. » »
Die Nerven waren von den Muskeln getrennt. Bei beiden Nerven : ab =
9°»"»; a/=12™; 6o=s7™"»; 6r=»36""^.
Versuch 119.
(FortseUiuBg von Vers. 49. S. 94.)
Versuehspause : 1 4 A. 3 m.
9 A. 6 m. ^'geschlossen. — Schieber auf 800.
Die Nadel schlägt, grösseren Widerstand anzeigend, um
4* aus. Der Widerstand nimmt ab.
7
m.
803.
8
m.
800.
10
m.
795.
14
m.
790.
S2
m.
785.
39
m.
790.
49
m.
800.
59
m.
810.
10 A.
7V
ttn.
880.
18V
iffi.
830.
30
m.
840.
IIA.
37
m.
900.
U.
9
m.
1000.
bh.
2
m.
1200.
7 h.
14
m.
1253.
Der Widerstand nimmt jetzt zu.
Ä'geöffnet.
Die Nadel schlägt, Strom von z nach z^ anzei-
gend, um V aus.
Versuchspause: 13Ä. 37m.
8A. 51 m. Abgeschlossen. — Schieber auf 900.
Die Nadel schlägt, grösseren Widerstand anzeigend, um
1 0® aus. Der Widerstand nimmt zu.
20*
308 Abscho. U. Kap. UI. { 7 (9). Voa den Yerttaderongen
Sh. 52 m. 940.
54 m. 950.
56 m. 960.
58% m, 970.
9 h. Im. 980.
4 m. 990.
7 w, iOOO.
10%m, <004.
44 wi. 4002.
22 m. 4004.
38% »k 1008.
40 A. 0 m. 4012.
29 % m. 4016. K geöffnet.
Die Nadel schlägt , Strom von z nach Zi anzei-
gend, um 42* aus.
Bei der ersten Schliessung (9 h. 6 m.) trat noch Huskelzuckung ein. Die
Gonsistenz des Nerven jetzt vermehrt^ die Muskeln todtenstair.
Die Verhältnisse sind also in der Tfaat der erstrebten Entscheidung
gttnstig, und es kann nach den eben gewonnenen Erfahrungen keinem
Zweifel unterliegen , dass die Anionen oder Kationen der Nervenflüssigkeit
das dem festen Aggregatzustande sich nähernde Oxydationsproduct ver-
nichten, indem sie mit ihm zu einer besser leitenden und mehr flüssigen
Substanz sich verbinden. Andere Erfahrungen, zu welchen bei den früher
durchgeführten Untersuchungen vielfache Gelegenhdt sich findet , bestäti-
gen denn auch unser Ergebniss. So oft nämlich Nerven, deren Gonsistenz
bereits vergrössert ist, dem Strome ausgesetzt werden, stellt sich eine Ab-
nahme der Gonsistenz als Folge der Durchströmung heraus , so dass der
Nerv von auffallend vergrdsserter Gonsistenz nach einer 5 — 4 0 Hin. langen
Durchströmung höchstens noch eine deutlich vergrösserte Gonsistenz zeigt
und der Nerv von deutlich vergrösserter Gonsistenz nach einer gleich lan-
gen Durchströmung gar keine merkliche Abweichung in seiner Gensistenz
von dem frischen Nerven mehr darbietet. Es ist dabei unmöglich, die Ab-
nahme der Gonsistenz nur der durch die Durchströmung bedingten Be-
schleumtgung der Veränderungen des Nerven mit der Zeit ( s. u. ) zuzu-
schreiben, wei], wenn die Gonastenz des Nerven anfangs nur deutlich oder
gar erst eben deutlich vermehrt war, nach der Durchströmung doch unter
keiner Bedingung die Gonsistenz vei^rössert, sondern immer verringert
sich ergibt. Ebensowenig geht es an, unsere zweite Wirkung der Wärme
als die alleinige Ursache der Gonsistexurabnahme in Anspruch zu nehmen,
der chemischen Goastitution des Nerven unter yerschiedenen Umständen. 3Q9
weil die letztere schon die Folge ganz schwacher Ströme ist, bei welchen
die mit der DurchstrOmung verbundene Erwärmung des Nerven zu gering
sein muss, als dass die zweite Wirkung der Wärme überhaupt eintreten
sollte. Audi diesen Erfahrungen ist also zu entnehmen, dass die Elektro-
lyse oder genauer die Ionen der Nervenflüssigkeit das dem festen Aggre-
gatzustande sich nähernde Oxydationsproduct vernichten.
Aber noch einen Schritt weiter führen uns dieselben Erfahrungen. In
den Nerven nämlich, deren Gonsistenz auffallend vermehrt ist oder nach
ihrer Zunahme bereits wieder abgenommen hat , ist die Substanz , welche
den dem lebenden Nerven eigenthümlichen Oxydationsprocessen anheim-
fällt, völlig aufgebraucht, können dieser Substanz die Ionen der Nerven-
flttssigkeit nicht entspringen: trotzdem wird auch hier das dem festen
Aggregatzustande sich nähernde Oxydationsproduct von den Ionen ver-
nichtet. Es ist darum im höchsten Grade wahrscheinlich , dass auch im
lebenden Nerven die die Ionen liefernde Substanz mit der der Oxydation
unterliegenden Substanz nicht identisch ist.
Direct bewiesen vsrürde das Nämliche sein, wenn gezeigt würde, dass
durch die Durchströmung des Nerven der Tod desselben nicht mehr be-
schleunigt ist als durch die jedes Mal mit der Durchströmung verbundene
Erwärmung des Nerven. Doch müssen wir auf diesen Beweis verzichten,
und nur das Folgende haben wir anzumerken.
Es ist bekannt , dass beim Nerven der Verlust der Leistungsfähigkeit
sowohl wie der elektromotorischen Eigenschaften durch seine Durchströ-
mung beschleunigt wird ^ ; und dem lässt sich nach unseren Untersuchun-
gen hinzufügen , dass auch der Ablauf der chemischen Veränderungen des
Nerven mit der Zeit durch die Durchströmung des Nerven eine Beschleu-
nigung erfährt. Denn bei den oben S. 298. angeführten vergleichenden
Versuchen findet man die Consistenz des vorher durchströmten Nerven
nicht mehr merklich verschieden von der des frischen Nerven zu derselben
• Zeit, zu welcher die Consistenz des zweiten , nicht durchströmten Nerven
gerade erst auffallend vermehrt ist; und bei den S. 304. erwähnten ver-
gleichenden Widerstandsuntersuchungen sieht man, wenn ein stärkerer
Strom längere Zeit die eine Nervenstrecke durchsetzt hatte, das (zweite)
Maximum des Widerstandes an dieser Nervenstrecke in der Regel , wenn
auch nicht viel , so doch deutlich früher eintreten als an der nicht vorher
durchströmten Nervenstrecke. Bei den letzteren Versuchen stellen sich zu-
gleich zwischen dem Verluste der Leistungsfähigkeit, dem Verschwinden
des Nervenstromes und dem (zweiten] Maximum des Widerstandes im
Wesentlichen die nämlichen zeitlichen Beziehungen, wie sie oben im
4) B, du BQiS'Heym<md, Untersuchungen u. s. w. Bd. II. Ahth. I. S. 46'*'; 296^.
310 Abschn. II. Kap. III. § 7 (8). Von den Veränderangen
§ 5 (5) für den nicht durchströmten Nerven sich ergeben haben , anch für
den vorher durchströmten Nerven heraus ; nur erlischt die Leistungsfähig-
keit bei dem letzteren Nerven im Allgemeinen verhältnissmässig früher
und öfters sogar viel früher vor dem Verschwinden des Nervenstromes und
dem Eintritte des (zweiten] Maximums des Widerstandes, als bei dem
ersteren Nerven. Es muss aber hervorgehoben werden , dass der Durch-
strömung eine so verderbliche d. h. den Tod beschleunigende Wirkung
auf den Nerven nicht zukommt , wie man sie auf Grund gewisser Erfah-
rungen und Angaben^ ihr zuzuschreiben gewohnt ist. Für die längere
Dauer der Leistungsfähigkeit dürfen vsdr uns nicht blos auf die Erfahrungen
bei unseren neuesten Versuchen, sondern auch auf die gelegentlichen
Wahrnehmungen bei den Versuchen des § i (1 6) berufen : selbst wenn
der volle Strom von 8 — 10 Grove's fast eine Stunde lang oder der volle
Strom von 4 Grove's i% Stunden lang die 5 — 8"™ lange Nervenstrecke
durchsetzt hatte , wurde bei der Oeffnung der Kette oder bei d^ Umkeh-
rung der Stromrichtung häufig noch Muskelzuckung beobachtet. Und was
den Nervenstrom betrifft , so ist er , wenn der volle Strom von 4 Grove^s
bis 2 Stunden lang die Nervenstrecke durchsetzt halte, nachdem die innere
Polarisation der Nervenstrecke allmählich sich verloren hatte, stets wieder
zum Vorschein gekommen und um die Zeit des (zweiten) Maximums des
Widerstandes regelmässig — nach Herstellung eines Querschnittes an der
betrachteten Nervenstrecke (vgl. o. S. 279.) ausnahmslos — noch beobachtet
worden. In Folge der Widerstandsveränderungen bei der Durchströmung
hat bei den früheren Untersuchungen , wie weiter im Kap. V. und in den
Abschn. III. und V. sich zeigen wird, der Tod des Nerven durch die
Durchströmung mehr beschleunigt scheinen können, als er es in Wirklich-
keit war.
Für die Verwerthung unserer Erfahrungen ist nun nicht zu tibersehen,
dass bei unseren vergleichenden Widerstandsuntersuchungen (S. 304.)
nach der Durchströmung durch Diffusion die Oxydations- und elektroly-
tischen Producte aus der durchströmten Nervenstrecke über den ganzen
Nerven sich haben verbreiten und dafür solche Substanz , wie sie für die
dem lebenden Nerven eigenthümlichen Oxydationsprocesse erforderlich ist,
aus den benachbarten Nervenstrecken in die durchströmte Nervenstrecke
hat hineingelangen müssen, so dass die den Tod beschleunigende Wirkung
der Durchströmung auf den ganzen Nerven sich vertheilt hat und für die
durchströmte Nervenstrecke selbst entsprechend kleiner geworden ist. Man
dürfte aber meinen, dass, wo der volle Strom von 8 — 1 0 Grove's fast eine
^) E. du Bois-Reymondf Untersuchungen u. s. w. Bd. II. Abih. I. S. 296*; 335*. —
E. Pflüger, Untersuchungen über die Physiologie des Elektrotonus. S. 244*; 434*.
der chemischen Constitution des Nerven unter verschiedenen Umständen. 311
Stunde lang oder der volle Strom von 4 Grevens fast 2 Stunden lang die
5—8"° lange Nervenstrecke durchflössen hatte, der Tod der Nervenstrecke
noch vor der Oeflfoui^g der Kette hätte eingetreten sein müssen , weil die
Temperatur der Nervenstrecke, wenn sie auch nach ihrer anfänglichen Zu-
nahme in Folge der Abnahme der Stromintensität rasch gesunken ist, doch
anfangs eine Zeit lang sehr gross und im Ganzen während der Durchströ-
mung unseren Erfahrungen im § 6 (4) gemäss ausreichend gross hätte sein
müssen, den Tod der Nervenstrecke herbeizuführen. Indessen ist zu be-
denken, dass in Folge der sehr häufigen Abscheidung der Ionen im Nerven
die durch den Strom herbeigeführte Erwärmung des Nerven wesentlich
kleiner wird sein müssen , als es nach den Erfahrungen über die Erwär-
mung der Flüssigkeiten durch den Strom und das Wachsen der Erwär-
mung mit dem Leitungswiderstande sonst anzunehmen nahe liegt. Wir
müssen uns darum jedes bestimmten Urtheiles über das Verhältniss , in
welchem die Beschleunigung der Veränderungen des Nerven mit der Zeit
<lurch die Durchströmung zu der entsprechenden Beschleunigung durch
die mit der Durchströmung verbundene Erwärmung allein steht, hier ent-
halten. Höchstens dürfte man es nach unseren Erfahrungen für wahr-
scheinlich erklären , dass die erstere Beschleunigung nicht grösser ist als
<lie letztere ; ganz voreilig aber wäre es, danach die erstere Beschleunigung
«ils kleiner als die letztere anzunehmen, was zu wichtigen Folgerungen
Anlass böte.
Beachtung verdient , dass wir bei dem vorher durchströmten Nerven
wiederum auf die ohngefähre Coincidenz des (zweiten) Maximums des Wi-
derstandes mit dem Verschwinden des Nervenstromes gestossen sind. Eine
solche Coincidenz , «wie sie nunmehr durchweg unter den verschiedensten
Verhältnissen des Nerven sich uns ergeben hat, lässt nicht dem Zufalle sich
zuschreiben, sonäern muss in einer innigen Beziehung unseres den Wider-
stand vermehrenden Vorganges im Nerven und des Nervenstromes zu ein-
ander oder zu einem dritten Vorgange begründet sein. Nur von der Ueber-
iegung geleitet, dass der Nervenstrom nothwendig chemischen Processen im
J^erven seine Existenz verdanken muss und andere primäre chemische
Processe als Oxydationsprocesse nicht wohl im Nerven anzunehmen sind,
haben wir oben im Eingange der Erörterungen , in welchen wir uns noch
befinden, den Nervenstrom Oxydationsprocessen entspringen lassen. Seit-
dem haben wir durch das Studium des Einflusses, welchen die elektroly-
tischen Producte des Nerven auf dessen Widerstand ausüben , ermittelt,
dass unser den Widerstand vermehrender Vorgang in der Aufhäufung eines
Oxydationsproductes besteht; und indem die in Rede stehende Coincidenz
nun nichts Anderes besagt, als dass mit dem Aufhören des Nervenstromes
zugleich iMich die Aufhäufung des Oxydationsproductes aufhört, jst durch
812 Absdhn. II. Kap. III. § 7 (8). Ton den Verttndenui^ea
sie die Beziefatttg des Nervenstromes zu den Osydaiionspraoesseii^ avtf
welche wir durch die Ueberlegung gefttrt wonfen sind, auch thatsäcMtch
erwiesen.
Unser Ei^ebniss, dass die Anienen oder Katicmen im Nerven mit dem
dem festen Aggregatzustande sich nlthemden ChLydationsproducle zu einer
mehr ftttssigeii Substanz sich verbinde», überhebt uns der Annahme, dass
in den Nerven des uttversehrten lebenden Tfaieres aus dem Blute ein Kör-
per gelangt, der zur Yerflüssigung jeftes Oxydaüonsproductes dient, —
einer Annahme , die sonst unumgänglich gewesen wäre, weil das Oxyda^
tionsproduct aus dem Nerven des unversehrten lebenden Thiei^s durch das^
Blut entfafnt vrerden muss und in unveränderter Form nidit entfernt wer--
den bann. Nur deshalb könnte eine solche Annahme vielleicht nochjetai.
noth wendig scheinen, weil es im absterbenden Nerven, trotzdem dass ameb
hier mit den Qxydationsprocessen die elektrolytisehen Prooesse Hand in
Hand gehen, doch zu einer Aufhäufung jenes Oxydati<msproductes kommty
die Elektrolyse also zur Temichtung des Oxydationsproductes nicht aus— ^
reicht. Indessen wtlrde man dabei übersehen, dass die chemische Consti-
tution der Nervenflttssigkeit, die im Nerven des unversehrten lebendea
Thieres eine constante ist, im absterbenden Nerven Veränderungen erfährt.
In Folge dessen kdnnte, weim die Grösse der elektromotorischen Kräfte des
Nerven nicht aisssehliessHch von der Grösse der Oxydation^rocesse abhän-
gig ist, das Yerhältniss der ersteren Grösse zu der letzteren Grösse mit dem
Absterben des Nerven eine solche Yei^änderung erfahren , dass im abster-
benden Nerven die Menge der Ionen nicht mehr , wie im Nerven des un-
versehrten lebenden Thieres, zur völligen Vernichtung jenes Oxydations*-
productes ausreichte. Oder es könnten die betreffenden Ionen im abster--
benden Nerven noch eine anderweitige Verwendung finden und darum für
die Vernichtung jenes Oxydationsproductes nur in geringerer Menge dispo^
nibel sein : sie könnten , wenn neben dem dem festen Aggregatzustande^
sich nähernden Oxydationspfoducte , wie es wahrsdieinlich ist , noch ein
zweites Oxydationsproduct auftritt, etwa auch mit diesem letzt^en, das im
absterbenden Nerven nicht, wie im Nerven des unversehrten lebenden
Thieres, durch das Blut fortgeschafft würde, sich veri^inden« Wo solche-
und durcbatvs nicht fem liegende Möglichkeiten vorhanden sind , wäre es
ganz imgerecbtferligt, die in Rede stehende Annahme zu machen. Es ist
eine Function des Nervenstromes , das dem festen Aggregatzustande sieb
nähernde Oxydationi^roduct zu .vernichten , die Gonsistenzzunahme d^r
Nervenflüssigkeit zu verhindern; und so lange nicht entschiedene Thif(^
Sachen dage^n sprechen, wird auch nichts Anderem als dem Nervenstraide
eine solche FuncUon zugeschrieben werden dürfen.
Die Gestali der Widerstandscurve deiä Nerven , bezogen auf die Zeit
der chemischen Constitution des Nerven unter verschiedenen Umstflnden. 313
nach dem Tode des Thieres oder nach der Trennung des Nerven , steht in
vielen Fällen in voller Uebereinstimnmng mit unseren Ermittelungen;
Denn wir haben bei allen wenig lebensfähigen Nerven und auch bei einer
Anzahl sehr lebensftibiger Nerven (vgl. Vers. 83. u. 90.) den Widerstand
zuerst mit abnehmender Geschwindigkeit kleiner werden und darauf mit
anfangs zunehmender und später abnehmender Geschwindigkeit wachsen
sehen : und dies entspricht ganz dem, dass einmal die im Nerven des un-
versehrten lebenden Thieres für die völlige Yemichtung des festeren Oxy-
dationsproduGtes ausreichenden Ionen mit der Zeit nach dem Tode resp.
nach der Trennung immer weniger ausreichend werden , und dass zwei-
tens mit der allmählichen Abnahme des für die dem lebenden Nerven eigen-
thümUchen Oxydationsprocesse erforderlichen Materiales auch die in der
Zeiteinheit auftretende Menge des festeren Oxydationsproductes abnimmt.
Allein bei den meisten Nerven von grösserer Lebensfähigkeit haben Wir
den Widerstand von vornherein mit verzögerter Geschwindigkeit zunehmen
und erst dann abnehmen oder gar danach sogleich mit beschleunigter Ge-
schwindigkeit zunehmen sehen : so dass wir für den lebensfähigen Nerven
gerade ein derartiges Verhalten des Widerstandes als normal hinstellen
mussten. £s tritt damit noch die Aufgabe an uns heran , das hin und
wieder unseren Ermittelungen nicht entsprechende anfängliche Verhalten
des Widerstandes nach dem Tode des Thieres resp. nach der Trennung des
Nerven zu erklären. Aber dieser Aufgabe sind wir zur Zeit noch nicht ge-
wachsen, und wir können uns auch auf die ausgedehnten Untersuchungen^
welche ihre Lösung erfordern würde, hier nicht einlassen. Wir geben uns
damit zufrieden , in dem Umstände , dass nur manchmal der Widerstand
von vornherein zunimmt und dass dann in vielen Fällen der anfänglichen
Zunahme eine Abnahme des Widerstandes doch noch nachfolgt, in den an-
deren Fällen aber wenigstens die Geschwindigkeit der Zunahme erst bis
zu einem Minimum verzögert ist, ehe sie eine beschleunigte wird, den Be-
weis zu finden, dass eine wesentliche Abweichung von unseren Ermitte-
lungen nicht vorliegt; und es wird die Sache w^eiterer Untersuchungen
seih, den die vorübergehende Abweichung veranlassenden Umstand zu
erforschen, der in der Temperaturerhöhung des Nerven (s. o. S. 212.) sich
vermuthen lässt, aber auch in der chemischen Constitution des Nerven
gelegen sein kann. Nur folgende Bemerkungen wollen wir noch hinzu-
fügen.
Wir haben es oben S. 212. durch die Temperaturerhöhung des Nerven
in der ersten Zeit des Versuches erklärt, dass bei manchen an frischen wie
an nicht frischen Nerven angestellten Versuchen des § 5 (2) der Widerstand
des Nerven in der Zwischenzeit der ersten und der zweiten Bestimmung
und nur in dieser Zeit abgenommen hat (vgl. Vers. 79., 80. u. 84.). Die
314 Abschn. U. Kap. 111. § 7 (8). Vod den YeranderuDgea
Erklärung ist aber unzulässig geworden , seitdem wir im § 6. gefunden
haben, dass eine solche Temperaturerhöhung gerade ein Wachsen des Wi-
derstandes zur Folge hat; überdies machen es die Erfahrungen, welche
wir bei der Erwärmung des Nerven im § 6 (1) gesammelt haben, in hohem
Grade unwahrscheinlich, dass die Temperatur des Nerven noch über die
Zeit unserer ersten Bestimmung des Widerstandes hinaus sollte zugenom-
men haben. Wir müssen uns daher nach einer anderen Fehlerquelle für
die Erklärung jener Abnahme umsehen, und eine solche ßndet sich nur in
den Folgen der Durchstrdmung des Nerven. In der That hat bei den mit
sehr stumpfen Thonspitzenkanten oder mit Benutzung einer Querschnitts-
fläche des Nerven angestellten Versuchen (vgl. S. 245.) jene Abnahme sich
nicht gezeigt; und wie wir oben S. S13 — 4. die Bedeutungslosigkeit der
Folgen der Durchströmung für die beobachteten Widerstandsveränderungen
erschlossen haben , ist es nicht nur auf solche Specialitäten, wie jetzt eine
in Frage steht , überhaupt nicht angekommen , sondern es hätte dabei aus
jsehr nahe liegenden Gründen gerade auf die allerersten Bestimmungen des
Widerstandes kein besonderes Gewicht gelegt werden können. Die in Rede
stehende Abnahme wird danach so zu erklären sein , dass in den betref-
fenden Versuchen bei der ersten Bestimmung des Widerstandes die Ver-
armung der Nervenstrecke durch die voraufgegangenen Prüfungen einen
höheren Grad erreicht hatte, als, nachdem sie in der Zwischenzeit der
ersten und der zweiten Bestimmung sich zurückgebildet hatte, bei der
zweiten Bestimmung des Widerstandes: was nach unseren Erfahrungen
über die Verarmung sehr wohl möglich ist. Alsdann muss aber auch daran
gedacht werden , dass bei anderen , an frischen Nerven angestellten Ver-
suchen der Widerstand der Nervenstrecke bei den ersten Bestimmungen
vielleicht einzig und allein in Folge der von Bestimmung zu Bestimmung
wachsenden Verarmung zugenommen hat (vgl. in erster Reihe Vers. 87.,
in zweiter Reihe Vers. 77. u. 78., in dritter Reihe Vers. 85.) , so dass die
Widerstandszunahme in Folge der Verarmung die Widerstandsabnahnie
mit der Zeit uns verdeckt hat. Es ist darum höchstwahrscheinlich, dass
bei weiteren und mit noch vollkommenerer Ausschliessung der Fehlerquel-
len angestellten Untersuchungen eine verhältnissmässig grössere Zahl von
Versuchen, als bei unserer Untersuchung sich ergeben hat, in voller üeber-
einstimmung mit unseren Ermittelungen sich finden wird.
Zum Schlüsse wollen wir den Nerven unter den verschiedenen Ver-
hältnissen, unter welchen er Gegenstand unserer Studien gewesen ist, der
Reihe nach mustern, um, was wir in chemischer Beziehung von ihm aus-
sagen können, im Zusammenhange zu übersehen.
Im Nerven des unversehrten lebenden Thieres haben Oxydations- und
elektrplytische Processe statt. Die ersteren liefern, wahrscheinlich neben
der chemischen Constitution des Nerven unter verschiedenen Umständen.^ 315
einem besser leitenden Oxydationsproduete , ein dem festen Aggregatzu-
stande sich näherndes Oxydationsproduct ; dieses verbindet sich aber so-
gleich mit dem einen der den elektrolytischen Processen entsprungenen
Ionen zu einer besser leitenden, mehr flüssigen Substanz. Sehen wir vom
Gaswechsel des Nerven ab , so müssen demnach durch das Blut aus dem
Nerven entfernt werden : die Verbindung des einen Ions mit de;n feste-
ren Oxydationsproducte, das zweite Ion und das wahrscheinlich noch auf-
tretende besser leitende Oxydationsproduct; es müssen dagegen aus dem
Blute in den Nerven aufgenommen werden die den Oxydationsprocessen
anheimfallende und die die Ionen liefernde Substanz, welche beide höchst-
wahrscheinlich nicht identisch sind.
Im hungernden Thiere werden die verbrauchten Substanzen des
Nerven nur unvollkommen durch das Blut wiederersetzt und nehmen da-
durch die Oxydationsprocesse und mit ihnen die elektrolytischen Processe
an Intensität ab. Dies ergiebt eine einfache Ueberlegung und wird auch
durch die Erfahrung bestätigt, indem bei den Nerven ausgehungerter
Thiere eine geringere Stärke des Nervenstromes und ein rascherer Tod der
Nerven nach ihrer Isolirung beobachtet werden. Indem zweifellos ein
Eiweisskörper aus dem Blute in den Nerven übergeht und in diesem der
Oxydation unterliegt, erklärt sich auch der geringere Widerstand der Ner-
ven ausgehungerter Thiere schon ausreichend durch den unvollkommenen
Stoffersatz , und es bedarf nicht noch der Annahme , dass auch die Stoff-
abgabe jener Nerven an das Blut eine unvollkommene ist, die Oxydations-
und elektrolytischen Producte in jenen Nerven sich aufhäufen. Lässt sich
der Nerv des ausgehungerten Thieres als Prototyp des wenig lebensfähigen
Nerven nehmen, so wächst die Lebensfähigkeit der Nerven mit ihrem Vor-
rathe an oxydabler Substanz.
Die Trennung des Nerven vom lebenden Thiere hat zunächst nur zur
Folge , dass der Vorrath der vorher aus dem Blute aufgenommenen Sub-
stanzen abnimmt und die vorher durch das Blut entfernten Substanzen
aufgehäuft werden. Früher oder später beginnt aber eine Aufhäufung des
dem festen Aggregatzustande sich nähernden Oxydationsproductes , indem
in Folge der veränderten chemischen Constitution des Nerven die betref-
fenden Ionen zur sofortigen völligen Vernichtung des Oxydationsproductes
nicht mehr ausreichen. Alsdann treten auch die dem todten Nerven
eigenthümlichen Oxydationsprocesse hinzu, die in der Oxydation des auf-
gehäuften dem festen Aggregatzustande sich nähernden Oxydationspro-
ductes zu mehr flüssigen Substanzen bestehen. Endlich ist das für die
dem lebenden Nerven eigenthümlichen Oxydationsprocesse erforderliche
Material aufgebraucht, der Nerv ist dann todt, und nur noch die eben
erwähnten Oxydationsprocesse haben in ihm statt.
3)5 Abschn. n. Kap. Ol. § 7 (3). Von den Yerändenuigen
Der nach dem Tode des Thieres in unversehrter Lage im Thiere ver-
bliebene Nerv erfahrt , bei im Wesentlichen gleichen inneren YorgängeD,
im Wesentlichen dieselben Veränderungen seiner chemischen Constitution
wie der vom lebenden Thiere getrennte Nerv, nur weniger rasch. Die Ab-
weichung erklärt sich einfach dadurch, dass der in seiner natttriichen Lage
verbliebene Nerv noch mit seiner Umgebung Stoffe austauschen kann, und
ist um so leichter verständlich, als wegen der unbeträchtlichen Versorgung
der Nerven mit eigenen Gewissen auch für den Nerven im unversehrten
lebenden Thiere anzunehmen ist, dass er fOr seinen Stoffwechsel vorwie-
gend mittelbar mit dem Blute in Verbindung tritt, indem er hauptsächlich
aus seiner Umgebung Stoffe aufnimmt und hauptsächlich an seine Umge^
bung Stoffe abgiebt. Der oben S. 226. als möglich hingestellten Erklärung
finden wir auf dem vorgerttckten Standpunkte , welchen wir jetzt einneh-
men, den Boden ganz entzogen; und die Ursache der steileren Wider-
standszunahme oder der rascheren Gonsistenzzunahme bei dem erst spät
isolirten Nerven lässt nunmehr nur darin sich vermuthen, dass bei diesem
Nerven das Absterben der einzelnen Nervenquerschnitte mehr gleichmässig
und gleichzeitig als bei dem sogleich nach dem Tode des Thieres isolirten
Nerven erfolgt.
Von der Temperatur, welcher der Nerv nach seiner Trennung vom
lebenden Thiere ausgesetzt wird, ist, indem die Intensität der Oxyda-
tionsprocesse durch Wärmezufuhr zum Nerven gesteigert wird, die Ge-
schwindigkeit abhängig, mit welcher die Veränderungen der chemi-
schen Constitution- des Nerven ablaufen : sie ist am geringsten und nicht
merklich verschieden bei den Temperaturen von 0 his 44®C. und nimmt
dann mit wachsender Temperatur rasch zu. Wenn die Temp^atur 24" C.
übersteigt und nicht blos eine kurze Zeit hindurch der Nerv in ihr sich
befindet, erfahren aber die sonstigen Veränderungen der chemischen Con-
stitution des Nerven ausserdem noch eine Modification der Art , dass das
dem festen Aggregatzustande sich nähernde Oxydationsproduct nur in ge-
ringerer Menge sich aufhäuft oder es gar zu einer irgend beträchtlichen
solchen Aufhäufung überhaupt nicht kommt. Ob die sonst der Oxydation
unterliegende Substanz dann ganz andere chemische Veränderungen er-
fährt, so dass jenes Oxydationsproduct gar nicht erst entsteht, oder ob nur
das wie sonst auftretende Oxydationsproduct dann über das gewöhnliche
Mass hinaus sogleich vernichtet wird, muss dahingestellt bleiben ; im letz-
teren Falle könnte wohl die Elektrolyse , ausser mittelbar durch die Oxy-
dationsprocesse , auch noch unmittelbar durch die Temperaturerhöhang
gesteigert sein oder ein verfrühter Eintritt der dem todten Nerven eigen-
thümlichen Oxydationsprocesse durch die Temperaturerhöhung bedingt
sein. Im Nerven des unversehrten lebenden Thieres werden, wenn die
der chemischea GoDStitution des Nerven unter verschiedenen Umständen. 317
Kittpert^oaperatur des Thieres innerhalb der normalen — beim Fro$ehe ja
verbäUnissmässig weiten -^ Grenzen schwankt, die Oxydations- und elek-
trolytischen Processe und mit ihnen der Stoffwechsel im Nerven mit der
Zunahme der Temperatur gesteigert sein , die chemische Constitution des
Nerven aber wird immer dieselbe sein; diejenigen Körpertemperaturen,
hei welchen nach den Erfahrungen am isolirten Nerven Veränderungen
der chemischen Constitution des Nerven im unversehrten lebenden Thiere
angenommen werden müssten, sind mit dem Leben des Thieres überhaupt
nicht vei^glich.
Wird endlich der Nerv nach seiner Trennung vom lebenden Thiere
durc^trömt , so laufen die sonstigen Verdnderuogen der cbemischenXpn«-
stitoition des Nerven durch die Temperaturerhöhung beschleunigt ab und
durch die Elektrolyse in 4er Weise modificirt , dass es, weil nunmehr die
Menge dar Ionen für die völlige Vernichtung des dem festen Aggregat^u^
Stande siob nähernden Oxydationsprodu<4es mehr als sonst ausreichend ist«
zu eöiner Aufhäufung dieses Productes entweder gar nicht oder doch nur in
geringerem Grade als sonst kommt und dafür eine grössere Jlenge der Ver-
bindung des einen Ions mit dem festeren Oxydationsproducte, wie auch
des zweiten Ions im Nerven sich aufhäuft. Uebersteigt aber die Stromin-
tensität eine gewisse und zwar, weil die durch den Strom bedingte
Erwärmung des Nerven in Folge der häufigen Abscbeidung der Ionen
verhältnissmässig nur klein sein wird (s. o. S. 31 1 .), sicherlich schon be^
(rächtUchere Grösse, so tritt die vorhin erwähnte Modification, welche die
höheren Wärmegrade in den Veränderungen der chemischen Constitution
des Nerven herbeiführen, noch hinzu. Hat das dem festen Aggregatzustande
sidb nähernde Oxydationsproduct schon vor der Durchströmung im Nerven
sich aufjgehäuft, so wird es von den durch den Strom gelieferten Ionen mehr
oder weniger vernichtet.
Das Fragmentarisdie der gewonnenen Einsicht tritt in der vorliegenden
Uebersicht zu deutlich hervor, als dass noch besonders darauf au&nerksam
zu machen wäre« Vornehmlich fühlbar ist jedoch für uns zunächst nur der
Mangel, dass die zweite Wirkung der Wärme nicht genauer erkannt ist;
and die Anhaltspunkte , welche unsere Untersuchungen am Widersitande
bieten, sind hier, weil die mehr centralen und die mehr per^beriscben
Schiebten des Nerven bei unseren Versuchen ungleich erwärmt waren,
nicht zuverlässig genug, als dass eine gienauere Abwägung der verschiede-
nen Möglichkeiten gegen einander lohnend wäre. Von den zahlreichen an-
deren Fragen, welche an unsere Uebersicht sich knüpfen und von welchen
ein Thetl für die Beantwortung sogar nur unsere bisherigen Hülfsmittel in
Anspruch nimmt, werden wir später einige aufzunehmen haben. Jetzt
eilen wir, unser Studium der Abhängigkeiten der durch den Strom gesetz-
318 [Abschn. H. Kap. lU. § 8. Von dem Einflüsse
ten Widerstandsveränderungen, welches wir, durch andere Fragen be-
drangt, in der letzten Zeit fast aus den Augen verloren haben, zu Ende zu
führen.
§ 8. Von dem Einflnaie der Bichtnng des Stromei im Verven.
(4.) Von der queren und schrägen Durchströmung des Nerven.
Der in der Längs- und Querrichtung abweichende Bau des Nerven
lässt vermuthen , dass es auf die Widerstandsveränderungen d^ intrapo-
laren Nervenstrecke von wesentlichem Einflüsse ist, wenn die Richtung
des Stromes im Nerven nicht, wie bisher überall, der Längsaxe des Nerven
parallel ist, sondern einen spitzen bis rechten Winkel mit derselben bildet.
Dieser Yermuthung wollen wir jetzt nachgehen; und wenn wir damit
auch für den Augenblick die Aufgabe dieses , die allgemeine Untersuchung
des Kap. II. gewissermassen nur specialisirenden Kapitels zu überschreiten
scheinen , so wird es doch später sich zeigen, dass wir die Untersuchung
am rechten Orte unternommen haben.
Um die etwaigen Abweichungen von den Erfahrungen des Kap. IL
sofort in der ausgeprägtesten Form uns vorzuführen, beginnen wir mit der
queren, auf die Längsaxe senkrechten Durchströmung des Nerven.
Für die Erledigung anderer Fragen hat man schon mehrfach den Ner-
ven quer durchströmt sein lassen und dabei verschiedene Methoden in
Anwendung gezogen *. Als die beste unter ihnen hat sich aber gerade die
älteste , von Gabani angewandte Methode herausgestellt , bei welcher der
Nerv senkrecht über einen durchströmten feuchten Faden gespannt ist;
und mit dieser Methode haben in der neueren Zeit E, du Bois^ReymondimA
Pflüger ihre die quere Durchströmung des Nerven betreffenden Versuche
angestellt^.
Es liegt am nächsten, mit derselben Methode unsere Untersuchung
auszuführen. Wir stellen dazu zunächst unsere Versuchsanordnung Fig. \ .
her, gerade als ob wir die Versuche des § 1 (2) des Kap. II. zu wieder-
holen'^ vorhätten. Wir kitten ferner zwei verquickte Ziükplatten mit ange-
lötheten Kupferdrähten , welche zu einer zweiten Kette oder Säule gehen,
zwei auf besonderen Stativen befindlichen Glasplatten auf, legen auf die
Zinkplatten Fliesspapierbäusche, welche mit concentrirter Zinkvitriollös^lng
getränkt sind , und verbinden die Bäusche durch einen mit Hühnereiweiss
"wohlgetränkten Zwirnsfaden, dessen Enden wir auf den Bäuschen mit
4) Vgl. E. du Bois-Beymond , Untersuchungen u. s. w. Bd. I. S. 297—9*; Bd. n.
Abth. LS. 355—6*.
2) bers. , Untersuchungen u. s. w. Bd. II. Abth. I. S. 357—9*; 462*. — Pflüger^
a. a. 0. S. 179*; 283*; 440*.
der Richtung des Stromes im Nerven. 319
Nadeln befestigen. Die ganze letztere Vorrichtung stellen wir alsdann so
auf, dass die Mitte der die ZuleitungsrOhren überbrückenden Nerven—
strecke in Berührung mit dem feuchten Faden kommt und die Langsaxe-
der Nervenstrecke den gespannten Faden unter rechtem Winkel schneidet.
Ist Alles hergerichtet, bestimmen wir, bevor noch die zweite Kette ge-
schlossen wird , durch momentane Schliessungen in Zwischenräumen von
5 resp. 10 oder 15 Minuten den Widerstand der Nervenstrecke, lassen
darauf in der Zwischenzeit zweier Bestimmungen durch Schliessung der
zweiten ^tte deren Strom den Faden und quer den Nerven durchsetzen
und fahren nach Oefifnung der zweiten Kette in unseren Widerstandsbe-
stimmungen wie vorher fort. Es ergiebt sich dabei weder eine regelmäs-
sige noch eine beträchtliche Abweichung der Widerstandsveränderungen
mit der Zeit durch die quere Durchströmung des Nerven bedingt. Nur hin
und wieder zeigt sich der Widerstand bei der ersten Bestimmung nach
der queren Durchströmung etwas mehr oder weniger vergrössert, als
es die voraufgegangenen und die folgenden Bestimmungen erwarten Hes-
sen , bietet die Curve der Widerstandsveränderungen mit der Zeit an der
betreffenden Stelle eine Knickung von der Abscissenaxe ab oder nach der
Abscissenaxe hin dar. Danach kann, da unsere der Oeffnung der zweiten
Kette sogleich nachfolgende Widerstandsbesttmmung die durch die quere
Durchströmung in der Nervenstrecke herbeigeführten Veränderungen nur
wenig erst zurückgebildet, fast noch auf der Höhe ihrer Ausbildung hat
antreffen müssen , der Widerstand der quer durchströmten Nervenstrecke
gar nicht oder jedenfalls nur wenig unter dem Einflüsse des Stromes ge-
wachsen sein; und wir werden zu dem Schlüsse geführt, dass im Falle
querer Durchströmung des Nerven eine stellenweise Verarmung der durch-
strömten NTervenstrecke an Flüssigkeit entw^eder überhaupt nicht oder doch
nur in sehr geringem Grade eintritt.
Allein das für die quere Durchströmung des Nerven eben benatzte
Verfahren ist ein sehr unvollkommenes. Selbst wenn eine mehrgliederige
Grove'sche Säule im Kreise des Fadens sich befindet, ist wegen des grossen
Widerstandes des Fadens der diesen durchfliessende Strom von nur gerin-
ger Intensität, von dem schwachen Strome durchsetzt dann nur ein Zweig—
Strom den Nerven, und indem überdies die Stromeintritts- und die Strom-
austrittsstelle am Nerven da, wo der Nerv den Faden berührt, unmittelbar
neben einander liegen, lässt sich nach den allgemeinen Gesetzen der
Stromleitung höchstens die dem Faden nächste Nervenschicht von einem
der Rede werthen Strome durchflössen annehmen. Dazu kommen noch bei
unseren Versuchen die für die Constatirung der durch die quere Durch-
strömung bedingten Widerstandsveränderungen höchst ungünstigen Um-
stände, dass einmal der Querschnitt der quer durchströmten Nervenstrecke
330 Abschn. II. Kap. III. {8 (4), Von der queren und schrägen
durch den Faden und die Bäusche vergrössert ist und sodann auch die
quer durcbstri^mte Mervenstrecke nur einen Bruchtbeil der die Zuleitungs-
rühren überbrückenden Nervenstrecke ausmacht. Es müssen deshalb Zwei-
fel an der Beweiskraft unserer Versuche rege werden, und weitere, mit
eiQer besseren Methode untejmommene Versuche zeigen denn 9uch , dass
auf jene ersten Versuche Nichts zu geben ist.
Wir behalten für die neuen Versuche unsere Versuchsanordnung
F%. 4 . bei, formen aber an unseren beiden Zuleitungsröhren die vorderen
Kanten der Thonspitzen, welehe bisher immer geradlinig waren, stark
convex (s. den schematischen Durchschnitt Fig. 19.) und stellen die Zu-
leitungsrdhren auf zwei Stativen einander gegen-
V / über so auf, dass die einander nächsten Punkte der
\ \ Ji ,/ / vorderen Thonspitzenkanten gerade nur einen der
\^^]^|L/ Dicke des Nerven entsprechenden Zwischenraum
^^F^^ zwischen sich frei lassen. Diesen Zwischenraum
Fig. 49. füllen wir alsdann mit dem Nerven so aus, dass die
Längsaxe des Nerven genau senkrecht auf der Ver-
bindungslinie der beiden am weitesten vorspringenden Punkte der Thoo-
spiizenkanten steht; der in unversehrter Verbindung mit dem Nerven
erhaltene Unterschenkel liegt dabei auf dem allgemeinen Träger, und indem
wir das Wirbelende des Nerven auf einem in passender Höhe angebrachten
Korkstücke befestigen , spannen wir den Nerven bald mehr bald weniger
an. Die Breite der Thonspitzenkanten nehmen wjir zuerst sehr gering, um
die Bedingung der queren Durchströmung des Nerven auf das Genaueste
erfüllen zu können; bei weiteren Versucheq aber nehmen wir auch nur
die eine Thonspitzenkante scharf und die andere Kante stumpf oder gar
sehr stumpf. Im Uebrigen verfahren wir ganz wie bei den Versuchen des
§ 1 (2) des Kap. IL, so dass wir mit Hülfe des den Nerven quer durch-
setzenden Stromes zugleich die durch den Strom gesetzten Widerstands-
veränderungen verfolgen.
Hier kommen nun im Allgemeinen dieselben Widerstandsveränderun-
gen zur Beobachtung wie früher, als die Richtung des Stromes der Längs-
axe des Nerven parallel war*. Auch wenn vdr die Stromrichtung während
der Durchströmung umkehren , und nach der Durchströmung stellen sich
keine Abweichungen von unseren früheren Erfahrungen heraus. Ja sogar
die Abhängigkeit der Widerstandsveränderungen von der Stromintensität,
von der Grösse der Berührungsfläche zwischen dem Nerven und der posi-
K) Weil unsere Versuchsbeispiele des Kap. II. die iatrepolare Nervenstrecke immer
mehrere Mm. lang zeigen, ist es vielleicht nicht überflüssig anzumerken, dass die Ver-
suche des Kap. II. die aufgeführten Ergebnisse auch dann geliefert heben , weon die
LUnge der durchströmten Nervenstrecke nur 4»™ oder noch weniger betragen hat.
Durchströmung des Nerven. 321
tiven Zuleitungsröhre , von der Lebensfähigkeit des Nerven und von der
Zeit nach der Trennung des Nerven tritt ebenso wie früher hervor. End-
lieh ergiebt die Besichtigung des Nerven , dass auch die Gestaltsverände-
rungen des Nerven in Folge der Durchströmung hier nicht ausbleiben : sie
sind nur natttrlich der neuen Richtung der DurchstrOmung gemäss modifi-
cirt, und es ist besonders bemerkenswerth , dass, auch wenn die Breite
der Thonspitzenkante nur etwa y^^ beträgt, der Nerv zu den Seiten der
Stromeintrittsstelle auf je 4 — V^^ Länge deutlich verengt erscheint; ist der
Nerv an mehreren Stellen nach einander quer durchströmt und ist jedes
Mal während der Durchströmung die Stromrichtung umgekehrt worden, so
bietet der Nerv mit seinen Einschntlrungen ein dickdarmähnliches Ansehen
dar. Was wir für die der Längsaxe parallele Durchströmung des Nerven
ermittelt haben, gilt daher auch für die quere Durchströmung des Nerven,
und es ist nur eine durch die Unvollkommenheit der Methode bedingte
Täuschung gewesen , wenn es nach den Ergebnissen unserer ersten Ver-
suche anders zu sein schien.
Versuch 120.
Wd\ Capillarröhren IL und III. neben einander — K\ \ Daniell. — Die
vorderen Kanten beider Thonspitzen sehr scharf.
Mh. 8 m. Grosse Rana esc. ff.
20 m. Ischiad. mit einer c. 10°^°^ unterhalb des Abganges des stärk-
sten Oberschenkelastes gelegenen Stelle so zwischen die
Thonkanten gebracht , dass die Längsaxe des Nerven ge-
nau senkrecht auf der Verbindungslinie der am weite-
sten vorspringenden Punkte der beiden Thonspitzenkan-
ten steht.
27 m. K geschlossen. Stromeintritt bei z^.
Der Widerstand nimmt zu.
T.
749.
28 m.
776.
29 m.
791.
34 m.
815.
33 Hl.
833.
35 in.
850.
37 m.
860.
10".
858.
38 m.
853,5.
39 m.
843,5.
44 m.
831,5.
Sofort Wippe B umgelegt, so dass Strom-
eintritt bei j3.
Der Widerstand nimmt ab.
H. M Q n 1c , Uatersucbungen etc. %\
Abscha. D. Eap. OL f S (1). Von der queren und schrägen
42 A.
43 m.
45 m.
47ffl.
825.
egt, so dass Slrom-
811,6. Sofort Wippe £ umge
eintritt wieder bei j,.
10". 812.
48 m. 823.
50 m. 840.
58 m. 856. K ge«Dhet. — Keine Ablenkung.
Es wird jetzt eine um c. 5"" dem Unterschenkel nähere
Stelle des Nerven ganz so, wie die erste Stelle, s wischen
die Thonkanten gebracht.
1 A. S Ri. K geschlossen. Stromeintritt bei %.
1 0". 655. Der Widersland nimmt su.
Empfindlichkeit: auf 1 0" Verschiebuog
von8 c. 3,5"^const. SpiegelableokuDg.
Sofort Wippe B umgelegt, so dass Stroin-
eintrilt bei »^.
Der Widersland nimmt ab.
im.
7i1.
6 m.
780.
8in.
806.
(Om.
885.
ISm.
8H.
10"
805.
13 n.
745.
I&ffl.
710.
17 m.
702.
19 m.
699,
nm.
10"
606.
83 m.
703.
84 Vi.
719.
699,5. Der Widerst, verändert sich jetclnicht merklich bis
wo Wippe B umgelegt wird, so dass Strom-
eintritt wieder bei z.
Der Widerstand uimmt lu.
20 m. 7Ö0. A* geöffnet, — 1 »'^ Ablenkung.
Alt <lt'iii mit dorn Isohiad. in unversehrter Verbindung erhaltenen Schenkel
WUT iiiu Muslclzuekung eingetreten. — Als die Versuche ih. 20m. abge-
liiorhiiii uiinlcn, war der Nerv noch dicht an der Wirbelsäule mechanisch
Itlil «rri'Rbtir.
r
Versuch 121.
"■n l, il. und III. neben einander. — K: i Daniell. ■
Dkiiiitr von a, ist scharf, die von s ist sehr stumpf.
Jnr«s»c Rana esc. ff.
^
Durchströmung des Nerven. 323
9 h. 53 m. Ischiad. mit einer c. 8"*™ unterhalb des Abganges des stärk-
sten Oberschenkelastes gelegenen Stelle so zwischen die
Thonkanten gebracht, dass DurchstrOmung möglichst quer.
10A. \ m. Abgeschlossen. Stromeintritt bei is^. (Keine Zuckung.)
1 0''. 943. Der Widerstand nimmt zu.
i m. 985.
3 m. 935.
5 m. 950.
7 m. 959.
9 m. 967.
44 m. 974. Sofort Wippe B umgelegt, so dass Strom-
eintritt bei z^. (Ganz schwache Zuckung.]
4 0''. 969. Der Widerstand nimmt zu.
42 m. 970. DerWiderst.verändertsich jetzt nicht merklich bis
24 m. wo Wippe ^umgelegt wird, 80 dass Strom-
eintritt wieder bei x^. (Schwache Zuckung.)
4 0''. 959. Der Widerstand nimmt ab.
22 m. 956. Jetzt nimmt der Widerstand zu.
23 m. 959.
85 m. 965,5.
34 m. 977. JPgeÖfifeet. — %*^ Ablenk. — (Keine Zuckung.)
Jetzt wird die rechte Zuleitungsröhre gegen die linke um
etwa 4™"^ verschoben, so dass der mit einer um c. S^^ dem
Unterschenkel näheren Stelle zwischen die Thonkanten
gebrachte Nerv schräg durchströmt wird.
10 A. 40 m. iT geschlossen. Stromeintritt bei js^. (Schwache Zuckung.)
4 0''. 640. Der Widerstand nimmt zu.
H m.
644.
42 m.
673.
44 m.
743.
46 m.
735.
48 tn.
748,5.
50 m.
756,5.
id".
746.
51 tn.
731.
58 m.
749.
54 m.
743.
56 m.
745,5.
58 m.
724,5.
756,5. Sofort Wippe B umgelegt, so dass Strom-
eintritt bei z. (Schwache Zuckung.)
Der Widerstand nimmt ab.
Jetzt nimmt der Widerstand zu.
u*
324 Abschn. n. Kap. III. § 8 (2). Von der auf- und absteigenden
44 h. 0 m. 727. Sofort Wippe B umgelegt, so dass Strom-
eintritt wieder bei z^. (Keine oder höchst
schwache Zuckung.)
4 0". 74 5. Der Widerstand nimmt ab.
4 771. 705. Jetzt nimmt der Widerstand zu.
2 m. 709.
4 fw. 725.
40 m. 760. JIT geöffnet. (Schwache Zuckung.)
Unsere Aufgabe würde nunmehr noch dahin gehen, die Widerstands-
Veränderungen der intrapolaren Nervenstrecke unter sonst gleichen Um-
ständen bei der Längen- und bei der Querdurchströmung des Nerven
genauer zu vergleichen. Allein diese Aufgabe ist nicht zu lösen , weil wir
die Länge der durchströmten Strecke und ihre Berührungsflächen mit den
Zuleitungsröhren nur unvollkommen , ihren Querschnitt aber selbst nicht
annähernd in beiden Fällen gleich zu halten vermögen. Eben deshalb lässt
sich schon die Verschiedenheit des specifischen Widerstandes des Nerven
in seiner Längs - und Querrichtung, die nach dem uns bekannten längsfa-
serigen Bau des Nerven zweifellos bestehen muss, nicht constatiren. Wir
müssen also dabei stehen bleiben, dass die Widerstandsveränderungen der
intrapolaren Nervenstrecke und die inneren Vorgänge in derselben bei der
queren Durchströmung im Wesentlichen dieselben sind wie bei der der
Längsaxe parallelen Durchströmung des Nerven , und dass jedenfalls nur
geringe Verschiedenheiten die Folgen der verschiedenartigen Durchströ-
mung sind. Kann auch für den Augenblick das Ergebniss auffallen und
kann es misslich scheinen , dass wir bei diesem Erfolge unserer Untersu-
chung uns beruhigen müssen , so wird doch weiterhin das Verständniss,
welches wir im Kap. VI. gewinnen werden, uns zufrieden stellen.
Bei der schrägen Durchströmung des Nerven brauchen wir nun nicht
mehr zu verweilen. Denn für sie gilt selbstverständlich erst recht, was
wir für die quere Durchströmung ermittelt haben, und nur zum Ueber-
flusse verschaffen wir uns noch durch besondere, nach Art des Vers. 421.
angestellte Versuche darüber Gewissheit. Wir könnten somit auch die Be-
trachtung des Einflusses der Richtung des Stromes überhaupt verlassen,
wenn nicht noch gewisse Rücksichten uns aufhielten.
(2.) Von der auf- und absteigenden Durchströmung des Nerven.
Es ist bereits einmal von du Bois-Reymond die Frage aufgenommen
worden , ob der specifische Widerstand des der Längsaxe parallel durch-
strömten Nerven bei der aufsteigenden und bei der absteigenden Strom-
Durchströmung des Nerven. 325
richtuDg der Bämliche ist. d (Vorher) konnte«, sagt du Bois-^Reymond^y »der
Yennuthung Raum gegeben werden, dass vielleicht die ungleiche Grösse der
Phasen auf dem ungleichen Widerstände des Nerven in beiden Richtungen
beruhe. So wenig innere Wahrscheinlichkeit dieser Annahme zustand, so
hatte ich doch einigen Grund dabei zu verweilen. Sie würde beigetragen
hahen, die Unterschiede begreiflich zu machen, die sich häufig in der
Stärke des erregenden Stromes je nach seiner Richtung zwischen den Ble->
chen kund geben. Zudem ist sie es allein , mit deren Hülfe man die oben
. . . mitgetheilte angebliche Erfahrung MaUeucds allenfalls zu erklären
vermochte. Der einzige Sinn , den dieselbe in* ihrer rohen Verwickelung
bieten zu können scheint, würde der sein, dass die Nerven in absteigen-
der Richtung schlechter leiten als in aufsteigender.« Ein Versuch du Bois--
ReymoncPs ^ hat darauf gegen die Annahme entschieden. Aber dieser
Versuch ist einmal bei dem jetzigen Stande der Dinge nicht mehr ganz
beweiskräftig, und sodann schliesst er auch die Annahme nicht aus, so-
bald dieselbe mit Rücksicht auf die sensibeln und motorischen Nerven-
fasern in einer sehr nahe liegenden Weise erweitert wird. Birgt nun auch
die in Rede stehende Annahme , wie es schon in du Bois* Worten ange-
deutet ist, wenn man sie verfolgt, nur ganz abenteuerliche Vorstellungen
in sich , so dürfen wir sie doch , nachdem sie einmal Ausdruck gefunden
hat, hier nicht vernachlässigen, weil auf ihrer Unzulässigkeit die Richtig-«
keit der Analysen der §§ 5. und 8. des Kap. II. beruht. Ueberdies kann
es auch für die Erklärung, zu welcher wir später gelangen werden, sowohl
jener von du Bois-Reymond angezogenen Erfahrungen , wie der auffälligen
Verschiedenheit der physiologischen Erscheinungen an den in unversehrter
Verbindung mit dem Nerven erhaltenen Central- und Endoi^anen, je nach-
dem der Strom auf- oder absteigend den Nerven durchfliesst , nur von
Vortheil sein, wenn wir die so billige Annahme, die bei jeder iGelegenheit
herbeigezogen werden könnte, hier ein für alle Male beseitigen.
Den hierhergehörigen Versuch beschreibt du Bois-Reymond folgender-
massen : i>Mit dem Kreise des Museumsmultiplicators (halbe Länge und das
leichtere, 4 0'' schlagende Nadelspiel) und einer Grove'schen Kette wurden
mittelst des Stromwenders zwei Platinplatten verbunden, welche mit
gleichen Oberflächen von etwa 25"°^ Seite jede in ein Gefäss mit dunkel--
grüner rauchender Salpetersäure tauchten. In dieser standen poröse Thon—
Zellen mit gesättigter Salpeterlösung. Der Ischiadicus eines grossen Fro-
sches wurde durch ein zweimal rechtwinklig gebogenes heberförmiges
Glasrohr von ungefähr gleicher Länge gezogen. Die Mündungen des Rohres
4) Untersuchungen u. s. w. Bd. II. Abth. I. S. 378*.
a. a. 0. S. 379*.
326 Abschn. II. Kap. III. § 8 (2). Von der auf- und absteigenden
▼erschloss ich mit Stopfen aus Fliesspapier, das mit Eiweiss getränkt war,
dergestalt , dass die Stopfen zugleich die Enden des Nerven zwischen sich
und der Wandung des Rohres leicht einklemmten. Nun wurden die Enden
des Rohres mit ihren Stopfen in die Salpeterlösung der Thonzellen umge-
stürzt. So erreichte ich 4) wegen der rauchenden Salpetersäure, möglichst
schwache Polarisation ; 2) wegen der Gleichheit der eingetauchten Platin-
Oberflächen, möglichste Gleichheit der etwa ttbrig bleibenden elektromoto-
rischen Gegenkraft bei beiden Richtungen des Stromes durch die Vorrich-
tung ; 3) nahezu Verschwinden aller übrigen Widerstände, mit Ausnahme
etwa desjenigen der doch-' kurzen und dicken Stopfen, gegen den des
Nerven; 4] dass der Nerv nicht durch chemische Einwirkung in seiner
Leistungsfähigkeit beeinträchtigt werden konnte ; endlich 5] dass er vor der
Trockniss auf das vollständigste geschützt war. Diese Anordnung erfüllte
denn auch ihren Zweck vollkommen; denn es fand sich, dass, wenn die
Wippe des Stromwenders mit einiger Schnelligkeit umgelegt wurde, die
Nadel gänzlich in Ruhe blieb.((
Wider diesen Versuch lässt sich einwenden, dass in dem Schlies-
sungskreise wegen seiner enormen Widerstände die Verschiedenheit des
Widerstandes des Nerven bei den beiden Stromrichtungen, wenn ihr nicht
eine recht ansehnliche Grösse zukam, gar nicht hat zur Wahrnehmung
kommen können. Freilich lässt sich entgegnen, die unklare Annahme, um
welche es sich handelt, schliesse jedenfalls ein, dass mit der Länge des Ner-
ven, wie dessen Widerstand überhaupt, so auch in demselben Verhältnisse
die Differenz des Widerstandes bei den beiden Stromrichtungen wachse:
und danach bewiese der Versuch , dass die letztere Differenz gegen den
Widerstand überhaupt verschwindend Hein sei. Immerhin wäre aber doch
eine grössere Empfindlichkeit des stromprüfenden Instrumentes oder eine
feinere Methode der Widerstandsbestimmung wünschenswerth gewesen.
Denn dafür, dass jene Empfindlichkeit nicht ausreichend war, Hesse als
Reweis gerade der Erfolg des Versuches aus dem Grunde sich hinstellen,
weil bei der gegebenen Anordnung nach unseren jetzigen Kenntnissen die
Eiweissstopfen und der Nerv secundären Widerstand haben annehmen
müssen; und es ist in der That kaum zu bezweifeln, dass bei der Wieder-
holung des Versuches mit einem empfindlicheren Galvanometer oder mit
Hülfe der Wheatstone' sehen Methode, wenn eine solche Wiederholung zur
Jetztzeit noch lohnend wäre, nach dem Umlegen der Wippe die Nadel wohl
ihre Stellung verändern würde. Ja man könnte sogar du Bois-Reymonds
Resultat jetzt damit erklären wollen , dass gerade die Verschiedenheit deis
Widerstandes des Nerven bei den beiden Stromrichtungen diejenigen Wi-
derstandsveränderungen verdeckt habe , welche in Folge des secundären
Widerstandes nach dem Umlegen der Wippe im Schliessungskreise hätten
Durcbstrtfmung des Nerven. 327
statthaben müssen. Genug, wie man sieht, ist eine erneute experimentelle
Widerlegung der Annahme zum Mindesten nicht überflüssig.
Und eine solche Widerlegung liegt bereits vielfach geführt vor uns in
unseren zahlreichen Versuchen über die Widerstandsverftnderungen des
Nerven mit der Zeit [§ 5 (2) und § 7 (3)], bei welchen wir, um die Wider-
standsveränderungen in Folge der DurchstrOmung unschädlich zu machen,
mit Hülfe momentaner Schliessungen bei wechselnder Stromrichtung den
Widerstand der Nervenstrecke bestimmt haben. Diese Versuche und zwar
besonders diejenigen unter ihnen, bei welchen der Nerv zwei gleichen Zu-
leitungsröhren mit mittleren Stellen seines Verlaufes auflag , sind zugleich
Versuche über die Abhängigkeit des Widerstandes von der Stromrichtung
gewesen, wie solche in der vollkommensten Form jetzt anzustellen sein
würden. Wir haben nun , wenn die Widerstandsveränderungen in Folge
der Durchströmung nur langsam nach der Schliessung der Kette erfolgten,
bei beiden Stromrichtungen dieselbe Stellung des Schiebers erforderlich
gefunden , um den Spiegel an seine Ruhelage zu fesseln ; und wenn jene
Widerstandsveränderungen rascher vor sich gingen, so dass wir die beiden
Schieberstellungen aufsuchen mussten , von welchen die eine den Spiegel
nach der Schliessung der Kette ein wenig nach der einen Seite , die an-
dere ein wenig nach der anderen Seite ausschlagen liess, haben diese bei-
den, auch immer nur um wenige Mm. von einander abweichenden Schie-
berstellungen durchaus unabhängig von der Stromrichtung sich ergeben.
Danach kann es keinem Zweifel mehr unterliegen, dass der specifische
Widerstand unseres Nerven bei der aufsteigenden wie bei der absteigenden
Stromrichtung derselbe ist.
»Unseres Nervena müssen wir aber sagen , weil man an unseren Ver-
suchen, wie an du Bois-ReymorKTsYersnche, noch etwas auszusetzen finden
kann. Hat man einmal zu der Annahme sich verstanden, dass der Nerv und
damit die Nervenfasern in der einen Richtung besser leiten als in der an-
deren, so liegt es nur zu nahe, die bessere Leitungsfähigkeit weiter noch für
die motorischen Nervenfasern in der Richtung vom Ursprünge nach der Aus-
breitung hin, für die sensibeln Nervenfasern in der umgekehrten Richtung
in Anspruch zu nehmen. Und die so modificirte Annahme ist durch unsere
Versuche nicht widerlegt. Denn unsere Ergebnisse lassen sich alsdann
durch die Mischung der motorischen und sensibeln Nervenfasern im Stamme
des Ischiadicus, der unser Versuchsobject gewesen ist, erklären : im Stamme
des Ischiadicus , kann man sagen , sei die Mischung von beiderlei Nerven-
fasern gerade der Art, dass es für den Widerstand gleichgültig ist, welche
Richtung dem Strome im Nerven zukommt ; bei anderen Nerven mit an-
ders gearteter Zusammensetzung könne darum doch der Widerstand bei
den beiden Stromrichtungen ein verschiedener sein. Um unser Ergebniss
328 Abschn. U. Kap. III. § 8 (2). Von der auf- und absteigenden
allgemeingültig zu machen, mttssten wir also mindestens noch mehrere
gemischte Nervenstämme untersuchen. Wir ziehen es aber vor, die Sache
tiefer anzugreifen, und wenden uns der Untersuchung der motorischen und
sensibeln Wurzeln des Ischiadicus zu.
Nachdem Alles wie zu den Versuchen des § 5 (S) vorbereitet ist, legen
wir an einem eben getödteten Frosche nach vorsichtiger Eröffnung der Wir-
belsäule den Ischiadicus mit seinen Wurzeln von der unteren Hälfte des
Oberschenkels an bis zum Rttckenmarke hin frei. Hit Hülfe einer zwischen-
geschobenen feinen Staarnadel isoliren wir darauf das Bündel der vorderen
Wurzeln in seiner ganzen Länge von dem der hinteren Wurzeln und tren-
nen mit der Scheere, je nachdem die Prüfung auf vordere oder hintere
Wurzeln sich erstrecken soll, die hinteren resp. die vorderen Wurzeln vom
Rückenmarke einerseits Und von dem Stamme des Ischiadicus andererseits
los. Weiter präpariren wir ohne jede Zerrung vom Oberschenkel aus den
Ischiadicus mit dem einen Wurzelbündel und einem Stücke des Rücken-
markes heraus und schneiden zum Schlüsse noch, wenn wir nicht das
ganze Wurzelbündel zum Versuche verwenden wollen, eine oder zwei Wur-
zeln da , wo die Wurzeln zusammentreten , einerseits und vom Rücken-
marke andererseits ab. Wir haben alsdann über eine 42 — 15™" lange, von
Schnittstellen freie Wurzelstrecke zu verfügen, und wir lagern diese mit
ihrem mittleren Theile den 6 — iO™™ von einander entfernten Thonspitzen-
kanten^auf, so dass der als Handhabe dienende Nervenstamm auf die eine
und das Rückenmarksstück auf die andere der zu den Seiten der Zulei-
tungsröhren befindlichen Glasröhren zu liegen kommen. Im Uebrigen ver-
fahren wir ganz so , als ob wir für die Verfolgung der Widerstandsverän-
derungen mit der Zeit eine Widerstandsbestimmung machen wollten. Die
Erfahrungen, welche wir dabei gewinnen, weichen aber in Nichts von un-
seren früheren , vorhin angegebenen Erfahrungen am Ischiadicus-Stamme
ab. Es ist also der specifische Widerstand der motorischen wie der sen-
sibeln Nervenfasern und demgemäss auch des Nerven im Allgemeinen von
der auf- oder absteigenden Stromrichtung durchaus unabhängig.
Für die Richtigkeit der Analysen der §§ 5. und 8. des Kap. IL, soweit
die vorbehandelte Annahme sie in Frage brachte , hätten wir übrigens bei
der geringen Genauigkeit der Analysen nur darauf uns zu berufen brauchen,
dass wir bei den zahlreichen Versuchen des Kap. IL, bei welchen wir die
Stromrichtung umkehrten, nie auf Verschiedenheiten gestossen sind, je
nachdem der Strom zuerst auf- und später absteigend oder umgekehrt die
Nervenstrecke durchfloss. Es lässt sich aber auch die Unabhängigkeit der
durch den Strom gesetzten Widerstandsveränderungen von der Stromrich-
tung noch selbstständig auf das Strengste erweisen. Wir wiederholen näm-
lich unsere Oppositions-Vorversuche (S. 4 63.) mit der Modification , dass
Durchstrdmung des Nerven. 329
wir die beiden Nerven in entgegengesetzter Richtung mit Bezug auf Ur-
sprung und Ausbreitung auf die ZuleitungsrOhren bringen und a und ß
und wiederum a und b die nämlichen (anatomischen) Stellen beider Ner-
ven sein lassen. Als intrapolare Nervenstrecke nehmen vnr dabei immer in
höchstens 8""° Lange die schon sonst von uns bevorzugte Nervenstrecke
nicht weit unterhalb des Abganges des stärksten Oberschenkelastes, um
trotz der verschiedenen Richtung der Nerven die Berührungsfläche zwi-
schen der positiven ZuleitungsrOhre und dem Nerven beide Male von ohn-
gefähr gleicher Grösse zu erhalten (vgl. o. S. 4 66.) ; auch machen wir aus
Vorsicht bei einem Theile der Versuche die extrapolaren Nervenstrecken
zu den Seiten sowohl der Stromeintritts- wie der Stromaustrittsstellen
durch Verkürzung des im betreffenden Falle längeren Nerven bei beiden
Nerven gleich lang. Diese Versuche liefern dann ganz dieselben Ergebnisse
wie unsere Oppositions- Vorversuche (S. 463.). Und die Versuche lassen
sich natürlich auch auf Grund der uns bekannten Abhängigkeit der Wi-
derstandsveränderungen der intrapolaren Nervenstrecke von dem specifi-
schen Widerstände der Nervenflüssigkeit als neuer Beweis gegen die vor-
hin widerlegte Annahme verwerthen.
§ 9. Von dem Einflnase der anatomischen Lage der intrapolaren
Nervenstrecke.
Wir gehen weiter und ziehen die anatomische Lage der durchströmten
Nervenstrecke in Betracht. Mit ihr ändert sich an dem stets in gleicher
Weise hergerichteten Nerven die Länge der extrapolaren Nervenstrecke ;
aber deren Bedeutung soll uns noch besonders beschäftigen und darf zu-
nächst ausser Acht bleiben , indem wir hier die Länge der extrapolaren
Nervenstrecken nicht unter \0^^ sinken lassen (s. u. § 11.). Der Einfluss
der anatomischen Lage der durchströmten Nervenstrecke kann dann nur in
den Verschiedenheiten begründet sein , welche der Nerv an den verschie-
denen Stellen seines Verlaufes bietet. Diese sind als Querschnitts- (und
Gestalts-) Verschiedenheiten schon früher zur Sprache gekommen (s. o.
S. 105; 466.) : und es ist danach auf Grund der Erfahrungen der §§ 2.
und 3. zu erwarten , dass die Widerstandszunahme der intrapolaren Ner-
venstrecke unter dem Einflüsse des Stromes an den dünneren und mehr
cylindrischen Nervenstrecken unter sonst gleichen Umständen steiler ver-
läuft, als an den dickeren und mehr abgeplatteten Nervenstrecken.
Dies ergeben auch in der That die Versuche. Nachdem wir die Oppo-
sitions-Vorversuche (S. 163.) ausgeführt haben, ändern wir dieselben da-
hin ab, dass wir von den beiden Nerven desselben Frosches anatomisch
330 Abschn. II. Kap. III. § 9. Von dem Einflüsse
ungleichwerihige Strecken dem Strome aussetzen : vom Nerven N lassen
wir immer unsere bevorzugte Strecke nicht weit unterhalb des Abganges
des stärksten Oberschenkelastes, vom Nerven N^ aber entweder eine dicht
unterhalb des Plexus gelegene Strecke oder eine Strecke des Plexus selbst
oder endlich eine dem Muskel nahe Strecke durchströmt sein. 0 ist dann
immer wesentlich grösser als 4 und nimmt bei der Durchströmung zu. Im
Falle der Verwendung einer dem Muskel nahen Strecke müssen aber, da-
mit dieses Ergebniss erhalten werde, die Rami peroneus und tibialis neben
einander den Thonspitzenkanten aufliegen ; liegt der eine Nervenast über
dem anderen , so ist 0 kleiner als 4 und nimmt bei der Durchströmung
noch ab.
Der Einfluss der anatomischen Lage der durchströmten Nervenstrecke
läuft also, von der Länge der extrapolaren Nervenstrecke abgesehen, im
Wesentlichen auf nichts Anderes als erstens auf den Einfluss des Quer-
schnittes der intrapolaren Nervenstrecke und zweitens auf den besonderen
Einfluss der Grösse der Berührungsfläche der Nervenstrecke mit der posi-
tiven Zuleitungsröhre hinaus; und unsere neuesten Versuche stellen nur
unwesentliche Modificationen der analogen Versuche in den §§ 2. und 3.
vor. Dass wir dort oben für die Vergrösserung des Querschnittes u. s. w.
nicht anatomisch ungleichwerthige Strecken des Nerven vei^wandt haben,
hatte seinen Grund darin , dass man in diesem Falle die Ergebnisse der
Versuche damit hätte verdächtigen können, dass die Stärke des Neurilemms
im Verlaufe des Nerven sich ändert. Jetzt kann nach der Uebereinstim-
mung der Ergebnisse jener Versuche der §§ 2. und 3. und unserer neue-
sten Versuche keine Rede mehr davon sein, dass die an den verschiedenen
Strecken des Nerven ein wenig verschiedene Dicke des Neurilemms von
wesentlichem Einflüsse auf die Widerstandsveränderungen sei, welche
die verschiedenen Strecken des Nerven unter dem Einflüsse des Stromes
erfahren.
Aber noch ein Umstand nimmt hier unsere Aufmerksamkeit in
Anspruch.
Bei der Kritik gewisser physiologischer Erfahrungen, welche wir
später zu behandeln haben werden, kommt Pflüger auf die Möglichkeit
zu sprechen , dass der specifische Widerstand der Nervenfaser mit ihrem
Abstände vom Muskel sich ändert. »Unwahrscheinlich im höchsten Grude,((
sagt Pflüger j »ist es freilich, dass dieser Widerstand mit dem Abstände vom
Muskel fortwährend abnehmen sollte, was nothwendig eine nicht unbe-
trächtliche Aenderung der materiellen Beschaffenheit der Faser andeuten
würde. Ich habe indessen mit Hülfe des Multiplicators zwei gleich lange,
gleich dicke Nervenstücke mit einander verglichen und mich überzeugt,
dass kein Unterschied in ihrem Widerstände mit Rücksicht auf Ursprung
der anatomischen Lage der intrapolaren Nervenstrecke. 331
und Ausbreitung vorhanden ist, wie ich nachher auseinandersetzen werde ^.«c
Und an der Stelle, auf welche hier verwiesen wird, heisst es : »Gleichwohl
wollte ich mich noch direct Überzeugen , dass in der That ein solcher Un-
terschied, der ausserordentlich gross und leicht zu constatiren sein mttsste,
in Wirklichkeit nicht vorhanden sei. Ganz ungeheuer müssten diese Un-
terschiede sein , wenn sie auch bei diesen Versuchen die Ursache des be-
obaditeten Erfolgs gewesen sein sollten .... Ich verglich zwei gleich
dicke Strecken des Ischiadicustheiles , welcher unter dem Abgange der
Oberschenkelaste gelegen ist, bei einem Elektrodenabstand von i Cm., mit
einander, und bestimmte dann , während ich mich eines schwachen Stro-
mes bediente und beide Hälften des Museums-Multiplicators in den Kreis
nahm, die constante Ablenkung. Ich verschob dann sanft die Elektroden
unter dem Nerven hin , entweder von oben nach den tieferen Theilen des
Nerven oder umgekehrt. Nicht selten blieb die Nadel genau auf demselben
Grad stehen; in anderen Fällen wich sie um einige Grade zurück, oder
ging um einige von/v'ärts, ohne dass sich hierbei irgend eine Beziehung zu
der grösseren oder geringeren peripherischen Lage des eingeschalteten
Nerventheils herausstellte. Wir dürfen demnach ganz unzweifelhaft be-
haupten , dass solche Unterschiede in der Leitungsgüte der Nervenfaser an
verschiedenen Stellen ihrer Länge nicht vorhanden sind, welche auch nur
im Entferntesten unser Resultat zu erklären geeignet sein könnten^.« End-
lich sagt Pflüger an einer dritten Stelle: ))Ich bin nun allerdings — und
das muss hier hervorgehoben werden — der Ansicht, dass die inneren
Zustände der Nerven von Querschnitt zu Querschnitt stets variiren , oder
mit anderen Worten , dass der Nerv von seiner Ausbreitung bis zum Cen-
traloi^an hin sich in seinen Molecularzuständen stetig ändere. Leider ist
eine dies erweisende Untersuchung von mir noch nicht hinreichend abge-
schlossen, so dass dieselbe hier nicht abgehandelt werden konnte^.« Die
in den letzten Worten angezeigte Untersuchung ist bis jetzt nicht erschienen.
Wir wollen hier nicht erörtern, ob die Annahme, dass der specifische
Widerstand der Nervenfaser oder der Nerv in seiner Molecularconstitution
— es handelt sich, wohlbemerkt, immer um den Nerven des unversehrten
lebenden Thieres oder um den isolirten Nerven, der von dem ersteren Ner-
ven noch nicht wesentlich abweicht — von Querschnitt zu Querschnitt
stetig sich ändert, von vornherein überhaupt zulässig ist. Auch wollen wir
nicht mit Pflüger darüber rechten , ob nicht die stetige Veränderung des
Nerven in seinen Molecularzuständen, an welche er glaubt, nothwendig
4) Pflüger, Untersuchungen zur Physiologie des Elektrotonus. S. 4 44 — 5*.
2) Ebenda S. 150^
3) Ebenda S. 222 *.
332 Abschn. II. Kap. III. § 9. Von dem Einflüsse
verknüpft sein müsste mit einer stetigen Veränderung des specifischen Wi-
derstandes ) welche ihm im höchsten Grade unwahrscheinlich vorkam und
wider welche seine Versuche gerichtet waren. Der Umstand, dass es auf
Grund physiologischer Erfahrungen einmal in Frage gekommen ist, ob
nicht der specifische Widerstand des Nerven im Verlaufe des Nerven sich
ändert, und dass eine dahin gehende Annahme bisher nicht ausreichend
experimentell zurückgewiesen ist, zwingt uns, bei eben dieser Annahme
zu verweilen.
Die Vergleichung der beiden zuerst angeführten Stellen der Pflüger'-
sehen ))Untersuchungen<( könnte Zweifel entstehen lassen, ob Pflüger durch
seine Versuche jede Variation des specifischen Widerstandes des Nerven
im Verlaufe desselben überhaupt widerlegt haben wollte oder nur eine so
grosse Variation des Widerstandes , dass ihr der Erfolg seiner anderweitig
gen Versuche hätte zugeschrieben werden können. Indessen ist wohl das
Letztere anzunehmen : und in der Hinsicht sind Pflüger^s Versuche in der
That beweisend. Eine Variation des Widerstandes überhaupt schliessen
aber die Versuche nicht aus, von anderen Gründen abgesehen, schon. we-
gen der geringen Empfindlichkeit des stromprüfenden Instrumentes ; denn
nur dem Umstände mögen wir es zuschreiben , dass wir , wenn wir die
Pflüger^schen Versuche mit Hülfe der Wkeatstone' scheu Methode wieder-
holen, stets beträchtliche Widerstandsveränderungen in einem bestimmten
Sinne der Verschiebung der Elektroden folgen sehen. Und diese Wider-
standsveränderungen, auf welche des Weiteren einzugehen nicht lohnt,
sind auf Grund unserer bereits vorliegenden Erfahrungen über die durch
den Strom gesetzten Widerstandsveränderungen im Verein mit den Erfah-
rungen des Kap. IV. sehr leicht erklärlich durch die Aufnahme noch nicht
durchströmter Nervenstrecken an Stelle durchströmter Nervenstrecken,
ohne dass man anzunehmen nöthig hätte, dass der specifische Widerstand
des Nerven in den ersten Strecken ein anderer ist als in den zweiten
Strecken. Auf dem vorgerückten Standpunkte, welchen wir einnehmen,
ist es von vornherein klar, dass für die Untersuchung des specifischen Wi-
derstandes die Fehlerquelle, welche die Widerstandsveränderungen bei
der Durchströmung abgeben, eliminirt sein muss.
Wir verwenden für unsere Versuche durchweg grosse Frösche, um die
Nervenstrecke von überall gleichem Querschnitte , auf welche die Unter-
suchung beschränkt bleiben muss , möglichst lang zu haben ; unsere Ver-
suchsanordnung ist die der Fig. 4 ., und der Abstand von z und z, beträgt
3™". Von dem Nerven des eben getödteten Thieres legen wir zunächst die
Strecke dicht unterhalb der Abgangsstelle des untersten Oberschenkelastes
auf die Zuleitungsröhren, so dass diese Abgangsstelle etwa um 1 — 2"" von
der einen Thonspitzenkante entfernt bleibt, und bestimmen den Widerstand
der anatomischen Lage der intrapolaren Nervenstrecke. 333
der Nervenstrecke mit Hülfe momentaner Schliessungen und rascher Ver-
Stellung des Schiebers S (vgl. o. S. 238) . Alsdann heben vsrir den Nerven
ab und legen ihn mit einer c. 4 0"^"^ tiefer d. h. dem Muskel näher gelege-
nen Strecke, im Uebrigen aber ganz so, wie vorher, den ZuleitungsrOhren
auf. Schliessen wir jetzt die Kette wieder , so finden wir die vom vorigen
Versuche her unverändert gebliebene Schieberstellung auch jetzt noch ge-
nau richtig , oder die jetzt erforderliche Schieberstellung weicht nur um
wenige Mm. , bald im Sinne einer Yergrösserung, bald im Sinne einer
Verringerung des Nervenwiderstandes , von der frtlheren Schieberstellung
ab. Wir bringen darauf nochmals möglichst genau die zuerst geprüfte
Nervenstrecke auf die Zuleitungsröhren , und es wiederholen sich die eben
angegebenen Erfahrungen ; ebenso, wenn wir weiter eine Nervenstrecke
untersuchen, welche zwischen den beiden bisher geprüften Nervenstrecken
gelegen ist. In wohlgelungenen Versuchen und besonders, wenn bei eini-
ger Uebung die erste Widerstandsbestimmung nur 2 — 3 Schliessungen
erfordert hat, lassen sich so 6 — 8 nicht irgend wesentlich abweichende
Widerstandsbestimmungen gewinnen. Nehmen wir aber von den beiden
zuerst geprüften Nervenstrecken die dem Muskel naher gelegene 4 i^^ oder
gar noch mehr von der anderen entfernt an, so finden wir ihren Wider-
stand regelmassig kleiner, als den der vom Muskel weiter entfernten Ner-
venstrecke.
Die eben ausgeführte Untersuchung wiederholen wir am Ramus tibialis,
nachdem wir den R. peroneus da, wo die beiden Aeste auseinandergehen,
abgeschnitten haben, und wir fangen mit unseren Widerstandsbestimmun-
gen an einer c. 6^^ tiefer gelegenen Nervenstrecke an^ Endlich führen
wir die Untersuchung noch an einer Wurzel des Ischiadicus durch, indem
wir dasselbe Präparat, wie oben S. 328., herrichten, und zwar nehmen
wir der bequemeren Praparation halber eine hintere Wurzel; von der
sonst immer erfüllten Redingung der Versuche, dass keine der extrapolaren
Nervenstrecken weniger als 4 0"^"^ lang sei, müssen wir hier allerdings ab-
sehen. Der Erfolg ist bei den beiden letzten Untersuchungen ganz derselbe
wie bei der ersten Untersuchung. Die Herrichtung des Wurzel-Präparates
muss aber sehr vorsichtig geschehen. Auch muss der Nerv nach jeder
Widerstandsbestimmung vorsichtig von den Zuleitungsröhren abgehoben
und mit der neuen Strecke von Neuem aufgelegt werden ; verschiebt man
den Nerven auf den Thonspitzen, wie es anfangs nahe liegt, so macht
man bei der ersten Untersuchung oft noch die angegebenen Wahmehmun-
i) Der Schnittstelle näher hat , aus nicht weiter ermittelten Gründen, der Wider*
stand öfters kleiner sich ergeben. — Die nicht gerade seltenen Nerven, bei welchen der
Peroneus und der Tibialis erst ziemlich tief unten am Oberschenkel auseinandergehen,
sind für die in Rede stehende Untersuchung nicht brauchbar.
334 Abschn. II. Kap. III. § 40. Von dem, Einflüsse
gen, bei den beiden letzten Untersuchungen aber findet man dann, offen-
bar in Folge der Zerrung des Nerven, in der Regel grössere Abweichungen
des Widerstandes an den verschiedenen Nervenstrecken.
Durch die vorgewonnenen Ergebnisse ist nun die Annahme, dass der
specifische Widerstand der Nervensubstanz im Verlaufe des Nerven vom
Gentrum zur Peripherie hin eine Veränderung erfährt, auf das Strengste
vviderlegt. Man kann es bedauerlich finden, dass wir unsere vergleichen-
den Widerstandsbestimmungen in nicht mehr als c. 4 h^^ Abstand haben
anstellen können : allein bei diesem Abstände hätte eine Verschiedenheit
des Widerstandes, wenn sie vorhanden wäre, bei der Feinheit unserer
Methode sicher hervortreten müssen. Wir dürfen aber nicht unterlassen,
hervorzuheben , dass unsere Ergebnisse nur für den vor Kurzem isoUrten
Nerven, der von dem Nerven des unversehrten lebenden Thieres noch
nicht wesentlich abweicht , Geltung haben. So begreiflich es ist, dass die
Constitution der Nervensubstanz am Nerven des unversehrten lebenden
Thieres in der ganzen Länge des Nerven dieselbe ist, gerade so gut denk-
bar ist es auch , dass die Veränderungen, welche die Constitution des iso-
Urten Nerven mit der Zeit erfährt , in Folge unserer Eingriffe bei der Isoli-
rung des Nerven an einzelnen Stellen des Nerven rascher erfolgen als an
anderen. Seit langer Zeit weiss man , dass die dem Querschnitte nächste
Nervenstrecke rascher leistungsunfähig wind als die übrigen Nerven-
strecken ; und in neuerer Zeit habe ich nachgewiesen , dass auch gewisse
Strecken im Verlaufe des Nervenstammes früher ihre Leistungsfähigkeit
verlieren als andere Nervenstrecken ^. Es ist darum im höchsten Grade
wahrscheinlich, dass mit der Zeit nach der Trennung des Nerven der spe-
cifische Widerstand des Nerven an verschiedenen Stellen desselben ein
verschiedener wird. Dann wird die anatomische Lage der durchströmten
Nervenstrecke auch durch deren specifischen Widerstand von EinSuss auf
die durch den Strom gesetzten Veränderungen sein; während bei dem
frischen Nerven , auf welchen allein unsere Untersuchungen oben S. 330.
sich erstreckt haben, für den Einfluss der anatomischen Lage der durch-
strömten Nervenstrecke der specifische Widerstand des Nerven gar nicht
in Betracht kommt.
§ 10. Von dem Einflüsse der Oröaie (Dicke) des Verven. ,
Der Einfluss der Grösse des Nerven scheint kaum noch eine besondere
Untersuchung zu erfordern. Denn wenn wir die Widerstandsveränderun-
gen der intrapolaren Nervenstrecke an Nerven verschieden grosser Thiere
4) Reicheres und du Bais-Reymon^s Archiv u. s. w. 4862. S. 4 ff.
der Grösse (Dicke) des Nerven. 335
vergleichen, fällt die verschiedene Länge der Nerven als bedeutungslos
aus, und der Einfluss der verschiedenen Dicke scheint, wie vorhin im § 9.,
durch die Erfahrungen der §§ 2. und 3. als der Einfluss des Querschnittes
und der besondere Einfluss der Grosse der Berührungsfläche zwischen dem
Nerven und der positiven Zuleitungsröhre uns bereits gegeben zu sein.
Indessen liegt doch in dem Falle der Vergleichung verschieden grosser
Nerven eine wesentliche Abweichung von den Bedingungen sowohl der
Versuche der §§ 2. und 3. wie auch der Versuche des § 9. vor. Bei allen
unseren frtlheren Versuchen beruhte die Querschnitts- Verschiedenheit der
verglichenen Nervenstrecken bei gleicher Grösse der Nervenfasern entwe-
der auf der verschiedenen Anzahl der Nervenfasern oder auf der verschie-
denen Anordnung derselben, durch welche die Nervenstrecke in ihrer
Gestalt mehr oder weniger vom Cylinder abwich , daneben in unwesent-
licher Weise auch noch auf der verschiedenen Dicke des Neurilemms. Bei
den verschieden grossen Nerven hingegen ist die Querschnitts-Yerschie-
denheit der anatomisch möglichst gleichwerthigen Nervenstrecken , welche
wir natürlich in Vergleich ziehen , bei gleicher Anzahl und bei gleicher
Anordnung der Nervenfasern und bei gleichem Verhältnisse der Dicke des
Neurilemms zu der Dicke der Nervenfasermasse durch die verschiedene
Dicke der Nervenfasern bedingt , die im grösseren Nerven von grösserem,
im kleineren Nerven von kleinerem Querschnitte sind. Mit Rücksicht dar-
auf muss der Einfluss der Grösse des Nerven doch noch besonders unter-
sucht werden. Wir lassen uns hier aber auf die Untersuchung nicht ein,
weil durch die Bedingung gleicher Lebensfähigkeit der in Vergleich kom-
menden Nerven grosse Verwickelungen für die Untersuchung sich vorher-
sehen lassen und die wesentlichen Aufschlüsse , welche die Untersuchung
darüber in Aussicht stellt, wie mit dem Wachsen des Nerven die Consti-
tution der Nervenfasern sich ändert , weit über das hinausgehen, was wir
zunächst zu erstreben haben.
§ 11. Von dem Einflüsse der Länge des Verven zu den Seiten der intra-
polaren Vervenstrecke.
Der letzte Umstand endlich, dessen Einfluss wir zu untersuchen ha-
ben, ist die Länge der — in unversehrter Verbindung mit der intrapolaren
Nervenstrecke erhaltenen — extrapolaren Nervenstrecken.
Nachdem wir die Oppositions- Vorversuche (S. 463.) ausgeführt haben,
'ändern wir dieselben in der Weise ab, dass wir unmittelbar vor der Auf-
lagerung der beiden , zunächst in ihrer ganzen Länge von der Wirbelsäule
bis zum Muskel hergerichteten Nerven ein mehr oder weniger langes Stück
vom Nerven N abschneiden, so dass die eine extrapolare Strecke des
336 Abschn. II. Kap. III. § 44. Von dem Einflüsse der Länge des Nerven
Nerven N kleiner ist als die entsprechende extrapolare Strecke des Ner>
ven N^. Wir lassen dabei immer, b und ß möglichst genau dieselben
anatomischen , 2 — 3*""^ unterhalb des Abganges des untersten Oberschen-
kelastes gelegenen Nervenstellen sein , und wir verkürzen den Nerven N
immer an seinem centralen Ende. So lange die extrapolare Nervenstrecke
zur Seite von 6 noch mehr als S^^ lang ist, liefern die Versuche dann ganz
dieselben Ergebnisse wie die Oppositions-^Yorversuche (S. 463.). Ist aber
die nämliche exlrapolare Nervenstrecke kürzer , so ist (2> unmittelbar nach
der Schliessung der Kette mehr oder weniger kleiner als i (bis =s */^)^ und
bei der Durchströmung nimmt 0 entweder noch mehr oder weniger be-
trächtlich ab oder bleibt unverändert oder nimmt, jedoch immer nur un-
bedeutend, zu. Im Allgemeinen ist (2> unmittelbar nach der Schliessung
der Kette desto kleiner und nimmt bei der Durchströmung desto mehr ab,
je kürzer die extrapolare Nervenstrecke ist; doch kommen häufig Abwei-
chungen vor. Auch scheint bei gleich kurzer extrapolarer Nervenstrecke
die Abnahme von (2> bei der Durchströmung im Allgemeinen beträchtlicher
zu sein, wenn der Strom bei b und ß in die Nerven eintritt, als wenn a
und a die Eintrittsstellen sind. Die Verkürzung der extrapolaren Nerven-
strecke lässt sich übrigens nur bis auf c. i */, — 4 ^^ treiben , weil bei noch
grösserer Verkürzung die gleiche Auflagerung der Nerven auf s^^ und ^j
nicht gelingt. Dass eben dieser gleichen Auflagerung wegen die verkürzte
extrapolare Nervenstrecke immer auf der zur Seite von z^ befindlichen
Glasröhre oder auf der Glasplatte eines ebenda aufgestellten Statives ruhen
muss, ist selbstverständlich.
Versuch 122.
K: 4 Daniell.
42 A. 32 m. Mittelgrosse Rana esc. ff.
40 m. Beide Ischiadici so auf die Zuleitungsröhren gelegt, dass
a und a und wiederum b und ß die nämlichen (anatomi-
schen) Stellen beider Nerven sind. Unmittelbar vorher ist
das centrale Ende von N abgeschnitten worden; der
Schnitt ist c. 4™™ unterhalb des Abganges des untersten
Oberschenkelastes geführt, b ist c. 4"*" von der Quer-
schnittfläche entfernt.
Bei Oeffnung des Bussolen -Schlüssels fast 2^^ Ablenkung
im Sinne einer Verringerung von (D.
45 m, K geschlossen. Stromeintritt bei b und ß.
45". 597. (D nimmt ab.
46 wi. 584. Empfindlichkeit: auf 4 0°^"» Verschiebung
47 m. 559. v. S c. 6*^const. Ablenk, des Spiegels.
zu den SeHen der intrapolaren Nervenstrecke. 337
iih. 48 m.
5S4.
49 m.
508.
54 m.
466.
45".
500.
SSm.
543.
54 m.
534.
57 m.
SOi.
Sofort Wippet umgelegt, so dass Strom-
eintritt bei a und ff.
0 nimmt tu.
Jetzt nimmt Q> ab.
üTgeöfl&iet. — l*<^ Ablenkung.
Die Nerven waren in ihrer ganzen Länge präparirt, von den Muskeln aber
^trennt VForden. Vbve Wirbelenden lagen nach rechts , ihre Muskelenden
nach links. — 06 und a/f «6~ ; a/undaA=U°»«»; /?o=»5™; /9^a=36™.
Versuch 423.
g: 4 DanieU.
40 A. 43 m. Mittelgrosse Rana esc. ff.
S4 m. Beide Ischiadici so auf die Zuleitungsröhren gelegt, dass a
und a und wiederum 6 und ß die nämlichen (anatomi-
sdben) Stellen beider Nerven sind. TJnmittdbar vertier ist
das «entrale Ende von N abgeschnitten worden; der
Schnitt ist an der Abgangsstelle des untersten Oberschen-
keiastes geführt, b ist 2% — 3"*"* von der Querschnitt^
fläche enlfemt.
Bei Oeffnung des Bussolen -Schlüssels fast 2'^ Ablenkung
im Sinne einer Verringerung von <2>.
26 m. K geschlossen. Stromeintritt bei b und ß.
4 5". c. 675. 0) nimmt zu.
27 m. 683. Empfindlichkeit wie bei Vers. 422.
28 m. 687. <2> verändert sich jetzt nicht merklich bis
30 m. und nimmt dann ab.
32 m. 686. Sofort Wippe B umgelegt, so dass Strom-
^eintritt bei a und a.
45". 677. (D nimmt ab,
33 m. 668.
3i m. 665.
36 m. 662)5. • verändert sich jetzt nicht merklich bis
38 m. WD K geöfifeet wird. — 4,3*^ Ablenkung.
Die Nerven waren in ihrer ganzen Länge präparirt , von den Muskeln aber
getrenist worden. Ihre Wirbelenden lagen nach rechts , ihre Muskelenden
nach links. — oft imd «/?*6««^; al und a^«:47'^»; ^o»ö*™; ßgaaU'
H. IC<a mk^ UotersiMkiuigeii «tc. it
338 Abschn. IL Kap. IV. § 4. Von den Wideretands veränderuogen der unmittelbar
Die Verkürzung der extrapolaren Nervenstrecke zeigt sich also, so
lange diese Nervenstrecke in noch mehr als S^^ Länge erhalten bleibt,
ohne Einfluss auf die Widerstandszunahme der (6 — 1 0"^™ langen) intrapo-
laren Nervenstrecke unter dem Einflüsse des Stromes; sie bedingt aber
eine geringere Steilheit des Verlaufes derselben Widerstandszunahme,
wenn sie die Länge der extrapolaren Nervenstrecke auf weniger als S"'"
sinken lässt. Damit scheint, da es keine Schwierigkeiten bietet, auf das
Verhalten der stellenweisen Verarmung der intrapolaren Nervenstrecke an
Flüssigkeit weiter zu schliessen , die Untersuchung zu gutem Abschlüsse
gediehen zu sein. Indessen ergiebt die Ueberlegung — und der Versuch,
den wir zu Hülfe rufen , entscheidet für die Richtigkeit der Ueberlegung
(s. u. Kap. VI. § 1 .) — , dass der Widerstand der intrapolaren Nervenstrecke
mit der Abnahme der Länge der extrapolaren Nervenstrecke wachsen muss:
und wir haben im Gegentheil jenen Widerstand mit dieser Abnahme klei-
ner werden sehen. Es kann danach nicht anders sein, als dass der Einfluss
der Abnahme der Länge der extrapolaren Nervenstrecke bei unseren Ver-
suchen mit einem anderen Einflüsse complicirt gewesen ist. Diesen zwei-
ten Einfluss zu ergründen , sind wir zur Zeit dicht im Stande , und wir
müssen deshalb die Untersuchung, ohne ein befriedigendes Ergebniss ge-
wonnen zu haben, hier aufgeben, die Frage nach dem Einflüsse der Länge
der extrapolaren Nervenstrecke noch offen lassen. Erst an einer viel spä-
teren Stelle wird das augenblicklich uns mangelnde Verständniss gewonnen
sein , und es wird sich alsdann zeigen , dass die Ergebnisse der eben aus-
geführten Versuche in anderer Beziehung von viel grösserem Interesse sind
als in Rücksicht auf die Frage, welche sie uns verschafft hat.
Kapitel IV.
Von den Widerstandsveränderungen der einzelnen Stellen der
intrapolaren Nervenstrecke und den inneren Vorgängen in
denselben.
Wir unterlassen es, die Ergebnisse des Kap. IIL hier sogleich noch
genauer zu erörtern , und schreiten weiter zur Untersuchung der Wider-
standsveränderungen , welche die einzelnen Stellen der intrapolaren Ner-
venstrecke erfahren.
Die Untersuchung hat, wie schon S. 145. angedeutet worden ist,
hauptsächlich insofern Interesse , als sie das Verständniss fördern kann
der stellenweisen Verarmung an Flüssigkeit, welche an dem Nerven unter
an den Zuleitnngsröhren gelegenen intrapolaren Nervenstellen. 33g
dem Einflüsse des Stromes auftritt , indem sie uns aufdeckt , wie es mit
der Verarmung an den verschiedenen Stellen der intrapolaren Nerven-
strecke sich verhält : und gerade insofern könnte sie nach unserem Stu-
dium der Gestaltsveränderungen des Nerven entbehrlich erscheinen. Denn
dieses Studium hat bereits ergeben , dass es die der Stromeintrittsgegend
zugehörigen Stellen der intrapolaren Nervenstrecke sind , welche — und
zwar mit wachsendem Abstände von dem Stromeintrittsende zunehmend
weniger — verarmen, und dass deren Verarmung mit der Stromdauer, der
Stromintensität, dem specifischen Widerstände der Nervenflüssigkeit u. s. w.
wächst. Indessen sind wir, so werthvoU uns auch überall die Bestätigung
unserer anderweitigen Erfahrungen durch die Gestaltsveränderungen des
Nerven gewesen ist, doch nicht gewohnt, auf die letzteren allein uns zu
verlassen , und wir haben darum auch so weit immer noch von der Ver-
armung der intrapolaren Nervenstrecke und nicht von der Verarmung
ihrer Stromeintrittsgegend gesprochen. Die Widerstandsveränderungen
aber der intrapolaren Nervenstrecke haben bisher nur einmal durch ihr
Verhalten bei wiederholter Umkehrung der Stromrichtung (Kap. II. § 5, )
herausgestellt , dass die verarmenden Nervenstellen bei der einen Strom-
richtung anderswo gelegen sind als bei der entgegengesetzten Stromrich-
tuflg , und sodann durch ihre besondere Abhängigkeit von der Grösse der
Berührungsfläche zwischen dem Nerven und der positiven Zuleitungsröhre
(Kap. III. § 3.) die Lage der verarmenden Nervenstellen gerade in der
Stromeintrittsgegend wahrscheinlich gemacht. Wir müssen daher noch mit
Hülfe der Widerstandsuntersuchungen den vorgerückten Standpunkt zu
erreichen suchen , welchen wir durch das Studium der Gestaltsverände-
rungen des Nerven schon lange gewonnen haben.
§ 1. Von den Widentandsyerändenmgen der oninittelbar an den Zulej-
tnngiröhren gelegenen Stellen — der Stromeintrittsstelle und der Strom-
anstrittastelle — der intrapolaren Hervenstrecke.
Wir beginnen mit der Untersuchung der unmittelbar an den Zulei-
tungsröhren gelegenen Stellen der intrapolaren Nervenstrecke, ihrer Strom-
eintrittsstelle und ihrer Stromaustrittsstelle.
Die Versuchsanordnung, welche wir treffen, ist in Fig. SO. dargestellt.
Zu den Bestandtheilen der Versuchsanordnung Fig. 4 . sind neu hinzuge-
treten die zweite Kette oder Säule K^ , der Stromwender mit ausgenomme-
nem Kreuze C und der Stromwender D ; auch befinden sich jetzt statt
zweier drei gleiche Zuleitungsröhr6% (js, a^, z^) auf dem Glasstative neben
einander. Die Wippe des Stromwenders B ist in der gezeichneten Lage /
festgestellt. Bei der gezeichneten Lage / der Wippe C ist K^ ge'bflfiaet, und
wir sind mittelst der Wkeatstone^schen Methode , ganz so wie bei der Ver-
22*
340 Abscim. II. Kap. iV. f 4. Vom deo Widenkandsverüiidenuigen der unmittelbar
saehsanordniuig Fig. 4., die WidentajidsTeFifiideniiigen zu verfolgen im
Slande , wdche die Siredie cb des mit drei miuleran Stellen seines Yer-
Fig. »0.
laufes den Zuleitungsröhr^i aufgelagerten Nerven N unter dem Einflüsse
des Stromes von £ erfährt. Ist aber, nachdem K (durch Umlegen der
Wippe A) geöffnet ist, die Wippe C in die Lage // gebracht, so durchsetzt
der Strom von K^ — je nach der Lage der Wippe D in der einen oder der
anderen Richtung — die Strecke ab des Nerven iV, aber auch nur die
Nervenstrecke und Nichts , was sonst noch in unserer neuen Versuchsan-
ordnung der Yersuchsanordnung Fig. 1 . entspricht. Durch die doppelte
Unterbrechung des Kreises -der Kette K^ bei C ist jedes unbeabsichtigte
Hereinbrechen des Stromes von E^ mit Sicheiiieit verhütet.
In cb ist nun je nach der Richtung, in welcher wir den Strom von K^
die Strecke ab durchfliessen lassen, und je nach dem Abstände, weldien
wir den Thonspitzenkanten von is, und »^ ertheüeai, die Stromeintrittsstelle
resp. die Stromaustrittsstelle der intrapolaren Nervenstrecke ab in mehr
oder weniger grosser Ausdehnung der Prüfung zugänglich; es lassen sich
aber die durch den Strom von K^ In cb gesetzten WiderstandsverSlnderua-
gen natürlich nur während ihrer Rüc)d»ildiing nach der OeShung von Ä,
cbnstatiren. Nach der Auflagerung des Nerven sdiliessen wir bei der
Lage / der* Wippe C wiederholt in Zwischenräumen von 5 resp. 1 0 oder
45 Minuten auf je 3 — 5 Minuten die Kette £und verfolgen die Wider«
an den ZuleitiiiigBrOhrMi gelegenen intrapolaren Nervenstellen. S4|
Standsveränderungen , welche cb sowohl unter dem Einflüsse des Stromes
von K wie in der Zwischenzeit zweier Durchströmungen erfährt. Daraiif
lassen wir in der Zwischenzeit zweier Durchströmungen von cb , ' indem
wir die Wippe C in die Lage // bringen , die Strecke ab vom Strome von
K^ durchflössen werden und setzen, nachdem wir am Ende der Zvnschen-
zeit die Wippe C in die Lage / zurtickgeführt haben, die 3 — 5 Min. langen
Durchströmungen von c&, wie vorher, fort. Man ttbersieht, dass alsdann
aus den Abweichungen , welche der anfängliche Widerstand der Strecke
cb und die Widerstandsverändeningen dieser Strecke , während sie vom
Strome von f durchflössen ist, unmittdbar nach der Oefihung von K^ ge-
gen'sonst darbieten, die durch den Strom von K^ in cb herbeigeführte
Widerstandsveränderung und ihre Zurückbildung sich entnehmen lassen.
Um uns von der Fehlerquelle der inneren Polarisation zu befreien,
stellen wir die Verbindungen von K und K^ mit der übrigen Yersuehsan*
Ordnung stets in der Weise her, wie es Fig. 20. für den Fall DanielFscher
Ketten zeigt: durch den kurzen Pfeil ist die Richtung des Stromes von
IT in cb, durch die langen Pfeile für die beiden Lagen der Wippe D die
Richtung des Stromes von K^ in ab angegeben. Je nachdem cb die Strom-
eintrittsstelle oder die Stromaus^ttsstelle der Strecke a6 ist, muss dann
in Folge der durch den Strom von K^ herbeigeführten inneren Polarisation
von cb , weil diese dem Strome von K in- cb gleich resp. entgegengesetzt
gerichtet ist , der Widerstand von cb unmittelbar nach der Durchströmung
von ab gegen sonst verringert resp. vergrössert und darauf , während der
Strom von K cb durchfliesst , in der Zunahme resp. Abnahme begrifien
erscheinen. Es wird daher , wenn gerade die entgegengesetzten Abwei-
chungen im Verhalten des Widerstandes von cb, wie wir erwarten dürfen,
als Folgen der voraufgegangenen Durchströmung von ab zur Beobachtung
kommen, von einer Täuschung durch die innere Polarisation bei den Er-
gebnissen keine Rede sein können.
Versuch \U.
Wd: CapillarrOhre UI. — iT: 4 Daniell. -- JT« : 4 Daniell's. ^ Wippe B in Lage /;
Wippe C in Lage /; Wippe D in Lage //.
9 h. 87 m. Mittelgrosser Frosch «H-.
4t m. Ischiadicus aufgelegt.
10 A. 6 m. K gescfaloesen. Schieber auf 700.
Die Nadel schlägt, grösseren Widerstand anieigend, an die Hemmung.
Der Widerstand nimmt zu.
7 fw. 870.
9 m. 890.
41m. 907. ^geöffnet. — Spurweise Nadelablenkung , Strom von 6 nach c
anzeigend.
46m. JT geschlossen. Schieber anf 870.
Die Nadel bleibt anfangs auf Null, geht dann aber, Zunohme des Wider-
derstandes anzeigend, vor.
342 Abscha. II. Kap. IV. § 4 . Von deo WiderstaadBverttndenuigeD der unmittelbar
895.
920.
985. £* geöffnet. — Spurweise Ablenkung wie ^Qh. Um.
£ geschlossen. Schieber auf 900.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzeigend, um 3* aus. Der
Widerstand nimmt zu.
945.
942.
960. f geöffnet. — Spurweise Ablenkung wie 4*0 h, 44 m.
ii geschlossen. Schieber auf 945.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzeigend, um 4* aus. Der
Widerstand nimmt zu.
930. Empfindlichkeit: der Verschiebung von 5 um 40°>i°
957. entspricht const. Ablenkung der Nadel von fast 3*.
975. JJTg&öffnet und Wippe C in Lage //gebracht.
Wippe C in Lage /gebracht u. f geschlossen. Schieber auf^SO.
Die Nadel schlägt , grösseren Widerstand anzeigend , um 52^ aus. Der
Widerstand nimmt ab.
977.
972. Jetzt nimmt der Widerstand zu.
980. JTgeöffnet. — Spurweise Ablenkung wie 4 0 /i. 4 4 m.
iT geschlossen. Schieber auf 970.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzeigend , um 9* aus. Der
Widerstand nimmt zu.
960.
985.
4 000. ^geöffnet. — Spurweise Ablenkung wie 4 0 A. 4 4 m.
£ geschlossen. Schieber auf 960.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzeigend, um 2* aus. Der
Widerstand nimmt zu.
967.
992.
4 007. IT g e ö f f n et. — Spurweise Ablenkung wie 40^. 4 4 m.
IT geschlossen. Schieber auf 965,
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzeigend, um 2* aus. Der
Widerstand nimmt zu.
975.
4 000.
4045. JST geöffne tu. Wippe C in Lage //gebracht. Es ist aber
schon vorher Wippe D in Lage / gebracht worden.
26 m. Wippe C in Lage /gebracht u. iTgeschlossen. Schieber auf 970.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzeigend, um 28® aus. Der
Widerstand nimmt zu.
940.
965.
(?) iT g e ö f f n e t. ^ Spurweise Ablenkung wie 4 0 /i. 4 4 m.
IT geschlossen. Schieber auf 940.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzeigend, um 2* aus. Der
Widerstand nimmt zu.
957.
982.
4000. JT geöffnet. — Spurweise Ablenkung wie 40A. 44 m.
iT geschlossen. Schieber auf 955.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzeigend , um 4* aus. Der
Widerstand nimmt zu.
962.
990.
4000. ^geöffnet. — Spurweise Ablenkung wie 40h. 44 m.
ITgeschlossen. Schieber auf 960.
Die Nadel schlägt, geringeren Wioierstand anzeigend, um 4® aus. Der
Widerstand nimmt zu.
40 A. 47
m.
49
m.
24
m.
26
m.
27
m.
29
m.
84
m.
36
m.
37
m.
39
m.
44
m.
46
m.
47
m.
49
m.
54
m.
56
m.
57
m.
59
m.
44 h. 4
m.
6
m.
7
m.
9
m.
44
m.
46
m.
47
m.
49
m.
24
m.
27
m.
29
m.
34
m.
36
m.
37
m.
39
m.
44
m.
46
m.
47
m.
49
m.
54
m.
56
m.
an den ZaleitnogsrOhren gelegenen intrapolaren Nervenstellen. 343
41 h. 57 m. »67.
59 m. 987.
43 A. 4 m. 995. £^ geöffnet. — Spurweise Ablenkung wie 40^^ 44 m.
6 m. JT geschlossen. Schieber auf 965.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzeigend, um 6® aus. Der
Widerstand nimmt zu.
7 m. 967.
9 m. 987.
44 m. 997. JTgeöffnet u. Wippe C in Lage //gebracht. Esistaber
bereits vorher Wippe D in Lage //gebracht worden.
46m. Wippe Cin Lage /gebracht u. ^geschlossen. Schieber auf 970.
Die Nadel schlägt, grösseren Widerstand anzeigend, um 46® aus. Der
Widerstand nimmt ab.
4025.
4 020. Jetzt nimmt der Widerstand zu.
4 026. JTgeöffnet. — Spurweise Ablenkung wie iOh. 44 m.
IT geschlossen. Schieber auf 4025.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzeigend, um 23* aus. Der
Widerstand nimmt zu.
4000.
4 022.
4 082. £ geöffnet. — Spurweise Ablenkung wie 40Ä. 44 m.
JSTgeschlossen. Schieber auf 4000.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzeigend , um 8® aus. Der
Widerstand nimmt zu.
4000.
4020.
4025. JK^geöffnet. — Spurweise Ablenkung wie 4 0 A. 4 4 m.
IT geschlossen. Schieber auf 4000.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzeigend, um 40* aus. Der
Widerstand nimmt zu.
995.
4042.
4022. JC geöffnet. — Spurweise Ablenkung wie 40A. 44 m.
IT geschlossen. Schieber auf 4 000.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzeigend, um 9* aus. Der
Widerstand nimmt zu.
995.
4042.
i h. 4 m. 4025. Jt geöffnet u. Wippe C in Lage //gebracht. Es ist aber
bereits vorher Wippe D in Lage /gebracht worden.
6 m. Wippe C in Lage/gebrachtu.JT geschlossen. Schieber auf 4000.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzeigend, um 60* aus. Der
Widerstand nimmt zu.
7 m. 935.
9 m. 960.
44 m. 980. JT ge ö f f n et. — Spurweise Ablenkung wie 4 0 A. 4^4 m.
46 m. IT geschlossen. Schieber auf 4 000.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzeigend, um 46* aus. Der
Widerstand nimmt zu.
47 m. 955.
49 m. 982.
J4 m. 997. IT geöffnet. — Spurweise Ablenkung wie 40 A. 44 m.
26 m. JIT geschlossen. Schieber auf 4000.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzeigend , um 39* aus. Der
Widerstand nimmt zu.
27 m. 960.
29 m. 985.
Zi m. 997. K geöffnet. — Spurweise Ablenkung wie 40 ^. 44 m.
86 m. JSTgeschlossen. Schieber auf 4000.
47
m.
49
m.
24
m.
26
m.
27
m.
29
tn.
34
tn.
36
m.
37
tn.
39
tn.
44
tn.
46
m.
47
tn.
49
tn.
54
tn.
56
tn.
57
tn.
59
tn.
344 AbschiL n. Kap. lY. | 4. Voo dea WiderstendsrevlMemiifBn der unmittelbar
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzeigend, «n S7* satt. D«r
Widerstand nimmt zu.
i h. 87 m. 965.
39 m. 987.
44 m. 997. K geöffnet. — Spnrweise Ablenkung wie 10 fc. 4f m.
Der Ischiadicos ist in seiner ganzen Länge erhalten nnd mit dem Muskel in unversehrter
Verbindung gewesen, ab = 82™» ; bc = 8«»"» ; au; as 4 iram ; ^t» s 4 8""» ; o zwischen a
und c ; oc S3» 4 8mm. — Nach der Beendigung des Versuches ist der Nerv noch dicht an
der Wirbelsäule mechanisch gut erregbar.
Versuch <25.
Wd: CapillarrOhre UI. — £: 4 Daniell. — i; : 4 Daniell's. — Wippe B in Lage/;
Wippe Cin Lage /; Wippe D in Lage /.
9 A. 0 m. Mittelgrosser Frosch -H*.
Ischiadicus aufgelegt.
K geschlossen. Schieber auf 850.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzeigend, um 60* aus. Der
Widerstand nimmt ab.
755.
740. Der Widerstand verändert sich nicht merklich bis
woiCgeöffnet wird. — Nadelausschlag : c. 5^ Strom von h nach
c anzeigend.
jRT geschlossen. Schieber auf 750.
Die Nadel bleibt auf Null. Der Widerstand nimmt ab.
740.
780. Der Widerstand nimmt noch spurweise ab bis
wo K geöffnet wird. — Nadelausschlag wie 9h, 24 m.
iTgeschlossen. Schieber auf 750.
Die Nadel bleibt unbewegt. Der Widerstand nimmt ab.
740.
735. Der Widerstand nimmt spurweise zu bis
wo K geöffnet wird. — Nadelausschlag wie 9 A. &4 m.
ÜT geschlossen. Schieber auf 760.
Die Nadel schlägt, grösseren Widerstand anzeigend, um 3* aus. Der
Widerstand nimmt ab.
760.
745. Der Widerstand nimmt jetzt zu.
750. K ge ö f f n et. — Nadelausschlag wie 9 h. 24 m.
IT geschlossen. Schieber auf 780.
Die Nadel schlägt, grösseren Widerstand anzeigend, um 8® aus. Der
Widerstand nimmt zu.
755. Empfindlichkeit: der Verschiebung von 5um10mm
757. entspr. const. Ablenkung der Nadel von 4^
40 A. 4 m. 762. £ geöffnet u. Wippe C in Lage //gebracht. •«
Wippe Cin Lage /gebracht u. JCgeschlossen. Schieber auf 750.
Die Nadel schlägt, geringerea Widerstand asoeigeiid, an die. Hemmung.
Der Widerstand nimmt zu.
642.
667.
685. Kge6 f f n et. — Nadelausschlag : c. 9* in der bidurigeB Richtung.
iT geschlossen. Schieber auf 700.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand aazdgiend, um 6* aus. Der
Widerstand nimmt zu.
700.
705.
742. ITgeöffnet. — Nadelausschlag : 8 ® wie bisher.
iT geschlossen. Schieber auf 700.
Die Nadel schlägt, grösseren Widerstand ameigind, um 4*a«8. Der
Widerstand nimmt zu.
0
m.
5
m.
46
m.
47
m.
49
m.
24
m.
26
»71.
27
m.
29
m.
84
m.
86
m.
87
m.
89
m.
44
m.
46
m.
47
m.
49
m.
54
m.
56
m.
57
m.
59
m.
4
m.
6
m.
7
nK
9
m.
44
w.
46
m.
47
m.
49
m.
24
m.
26
m.
an den Znleitnngtrt^hren gelegenen intrapolaren Nervenfltellen. 845
40 A. 27 m. 720.
730.
735. K geöffnet. — Nadelansschlag : 6V2^ ^« bisher.
IT geschlossen. Schieber anf 700.
Die Nadel schlikgt, grösseren Widerstand anzeigend, nm 29® aus. Der
Widerstand nimmt zu.
740.
747.
753. ^geöffnet und Wippe C in Lage //gebracht.
Wippe C in Lage /gebracht u. ^geschlossen. Schieber auf 700.
Die Nader sehlHgt, geringeren Widerstand anzeigend, um 88* aus. Der
Widerstand nimmt zu.
680.
700.
745. iT g e ö f f n et. — Nadelausschlag : 40* wie bisher,
f geschlossen. Schaber auf 700.
Die Nadel schlttgt, geringeren Widerstand anzeigend, spurweise aus.
Der Widerstand nimmt zu.
730.
740.
U h. 4 m. 745. Jt geöffnet. — Nadelausschlag: 8* wie bisher.
JITgeschlossen. Schieber auf 700.
Die Nadel schlKgt, grösseren Widerstand anzeigend, um 40* aus. Der
Widerstand nimmt zu.
745.
780.
765. £ g e ö f f n e t. — Nadelausschlag : 7* wie bisher. •
JC geschlossen. Schieber auf 750.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzeigend, spurweise aus.
Der Widerstand nimmt zu.
785.
777.
783. JTgeöffnet. — Nadelausschlag : 6 V2* wie bisher,
f geschlossen. Schieber auf 800.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzeigend , um 34* aus. Der
Widerstand nimmt zu.
775.
785.
790. K g eö f f n et. — Nadelausschlag : 6* wie bisher,
f geschlossen. Schieber auf 800.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzeigend , um 55* aus. Der
Widerstand nimmt zu.
765.
771.
780. K geöffnet. — Nadelausschlag wie 44 h. 34 m.
^geschlossen. Schieber auf 800.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzeigend, um 50* aus. Der
Widerstand nimmt zu.
770.
780.
787. i: geöffnet u. Wippe ein Lage //gebracht. Es ist aber
bereits vorherWippeDinLage/fgcbrachtworden.
56 m. Wippe Cin Lage /gebracht u. J^geschlossen. Schieber auf 800.
Die Nadel schlägt, grösseren Widerstand anzeigend, um 10* aus. Der
Widerstand nimmt ab.
57 fft. 820.
59 m. 845. Der Widerstand verändert sich jetzt nicht merklich bis
48 A. 4 m. woÄ^geöffnet wird. — Nadelausschlag : 5* wie bisher.
6 m. IT geschlossen. Schieber auf 800.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzeigend, um 48* aus. Der
Widerstand nimmt zu.
27
m.
29
m.
34
m.
36
m.
37
m.
39
m.
44
m.
46
m.
47
m.
49
m.
51
m.
56
m.
57
m.
59
m.
4
m.
6
m.
7
m.
9
m.
14
m.
46
m.
47
m.
49
m.
24
m.
26
m.
27
m.
29
m.
81
m.
36
m.
37
m.
39
m.
44
m.
46
m.
47
w.
49
m.
54
m.
346 Abschn. U. Kap. IV. § 4 . Von deo Widerotandsvertlnderuiigen der unmittelbar
49 A. 7 m. 787.
802.
805. iCgeöffnet. — Nadelausschlag : 7 * wie bisher.
IT geschlossen. Schieber auf 800.
Die Nadel scblttgt, geringeren Widerstand anzeigend, um 20® aus. I>er
Widerstand nimmt zu.
790.
797.
802. ^geöffnet. *- Nadelaugschlag : 7 Va* wie bisher.
iC geschlossen. Schieber auf 800.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzeigend, um 22® aus. Der
Widerstand nimmt zu.
787.
797.
809. IT geöffnet undWippe Cin Lage //gebracht.
Wippe Cin Lage /gebracht u.irgeschlossen. Schieber auf 800.
Die Nadel schlägt, grösseren Widerstand anzeigend, an die Hemmung.
Der Widerstand nimmt ab.
945.
895. Der Widerstand verändert sich jetzt nicht merklich bis
woiTgeöffnet wird. — Nadelausschlag : 7® wie bisher.
^ h, 8 m. JSTgeschlossen. Schieber auf 850.
Die Nadel verharrt auf Null. Der Widerstand nimmt zu.
870.
875. Der Widerstand verändert sich jetzt nicht merklich bis '
woJCgeöffnet wird. -7- Nadelausschlag : 43* wie bisher.
iTgeschlossen. Schieber auf 850.
bie Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzeigend, spurweise aus.
Der Widerstand nimmt zu.
862.
877. Der Widerstand verändert sich jetzt nicht merklich bis
wofgeöffnet wird. — Nadelausschlag : 4 4® wie bisher.
2 A. 56 m. ^geschlossen. Schieber auf 850.
Die Nadel verharrt auf Null. Der Widerstand nimmt zu.
880.
885.
8 A. 4 m. 887. iTgeöffnet u. Wippe C in Lage //gebracht. Es ist aber
bereits vorher Wippe D in Lage /gebracht worden.
34 m. Wippe Cin Lage /gebracht u. iTgeschlossen.. Schieber auf 850.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzeigend, um 4 4 ® aus. Der
Widerstand nimmt zu.
820.
825.
826. JC g e ö f f n et. — Nadelausschlag : 4 9® wie bisher. .
i 4 A. 4 m. JITgeschlossen. Schieber auf 850.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzeigend, um 80® aus. Der
^Widerstand nimmt zu.
775.
795.
845. iTgeöffnet. — Nadelausschlag : 44® wie bisher.
IT geschlossen. Schieber auf 850.
Die Nadel schlägt, geringeren Widerstand anzeigend, um 66® aus. Der
Widerstand nimmt zu.
59 m. 790. K geöffnet.
Der Ischiadicus ist in seiner ganzen Länge erhalten und mit dem Muskel in unversehrter
Verbindung gewesen, ab ss 25™°» ; be = 9™™ • (^ _ 4 5mm ; au; » 4 8°»™ ; 0 zwischen a
und c; oc«>5nm.
Die Versuche lehren, dass die Stromeintrittsstelle der intrapolaren
Nervenstrecke unter dem Einflüsse des Stromes stets eine Zunahme und
7
m.
9
m.
44
m.
46
m.
47
m.
49
m.
24
m.
26
m.
27
m.
29
m.
84
m.
46
m.
47
m.
49
m.
54
m.
8
m.
40
m.
44
m.
43
m.
26
m.
27
m.
29
m.
34
m.
56
m.
57
m.
59
m.
4
m.
32
m.
34
m.
36
m.
4
m.
2
m.
4
m.
6
m.
58
m.
an den ZuleituDgsröhren gelegenen intrapolaren Nerven^tellen. 347
nadi der Unterbrechung des Stromes stets eine Abnahme ihres Wider-
standes erfährt y die Stromaustrittsstelle hingegen unter dem Einflüsse des
Stromes stets an Widerstand verliert und nach der Unterbrechung des
Stromes stets an Widerstand gewinnt. Unter sonst gleichen Umständen
sind alle diese Widerstandsveränderungen desto grösser, je grösser die
Stromintensität , die Stromdauer und der specifische Widerstand der Ner-
venflüssigkeit. Bei verschiedener Länge der der Prüfung unterzogenen
Stromeintritts- und Stromaustrittsstelle [cb ss S"*'" bis % ab) scheinen unter
sonst gleichen Umständen die Widerstands Veränderungen der Stromaus-
trittsstelle ganz allgemein mit der Länge dieser zu wrachsen , die Wider--
standsveränderungen der Stromeintrittsstelle aber bei grosser Länge dieser
Stelle kleiner zu sein als bei geringerer Länge.
Wider unseren Nachweis der Widerstandsabnahme der Stromaus-
trittsstelle unter dem Einflüsse des Stromes könnte man auf Grund unserer
weiteren Ermittelungen noch einen Einwand erheben wollen, den wir vor-
theilhaft sogleich in Betracht ziehen. Weil nämlich in Folge der ersten
Durchströmungen von cb der Nerv bei c als der Eintrittsstelle des Stromes
von K an Flüssigkeit verarmt und diese Verarmung darauf bei der Durch-
strömung von ab, gleichviel in welcher Richtung dieselbe erfolgt, indem
c eine mittlere Stelle der intrapolaren Nervenstrecke geworden ist , ganz
oder wenigstens fast ganz aufgehoben wird , ist die Widerstandszunahme
von cb als der Stromeintrittsstelle zwar durch unsere Versuche ofienbar
a fortiori bewiesen , die Widerstandsabnahme von cb als der Stromaus-
trittsstelle hingegen könnte man für noch nicht gesichert erklären wollen.
Der Einwand lässt sich aber damit zurückweisen , dass der Widerstand
von c6, unmittelbar nachdem ab in der Richtung von a nach b durchströmt
worden ist, an absoluter Grösse dem zu allererst bestimmten Widerstände
von cb oft ansehnlich nachsteht, und dass femer die Zunahme des Wider-
standes von cbj während cb vom Strome von K durchflössen ist, unmittel-
bar nach der gleich gerichteten Durchströmung von ab in der Regel be-
trächtlicher ist als bei den früheren und bei den späteren Schliessungen
von K. Auch lässt sich der Einwand noch besonders experimentell wider-
legen an den beiden Nerven desselben Frosches. Nachdem wir an dem
ersten Nerven sogleich nach dem Tode des Thieres einen der vorbeschrie-
benen Versuche angestellt haben, lagern wir den zweiten Nerven in ganz
derselben Weise wie den ersten Nerven , aber erst dann den Zuleitungs-
röhren auf, wenn der anfängliche Widerstand des zweiten Nerven nach
anderweitigen Versuchen in Folge der Veränderungen des Nerven mit der
Zeit den constatirten anfänglichen Widerstand des ersten Nerven würde
wesentlich übertreffen müssen. Wir lassen alsdann sofort nach der Auf-
lagerung des Nerven , ohne K vorher zu schliessen , ab längere Zeit vom
348
Abschn. II. Kap. IV. § 9. Von den WiderstandsTerttiiderangeii
Ströme von K^ in der Richtang von a nach b durchsetzt werden und be-
stimmen unmittelbar nach Beendigung dieser DurchstrOmung den Wider-
stand von cb. Ausnahmslos ergiebt sich dieser jetzt wesentlich kleiner als
der zu allererst bestimmte Widerstand von cb des ersten Nerven. ^ —
Lassen wir bei gleichen Versuchen die Strecke ab des zweiten Nerven vom
Strome Yon K^ in der Riditung von b nach a durchsetzt werden, so finden
wir den Widerstand von cb des zweiten Nerven bei seiner ersten Bestimmung
viel grosser als den anfänglichen Widerstand von cb des ersten Nerven.
§ 8. Von den Widerstandsver&ndenuigen d*r nicht unmittelbar an den
ZnleitmifBYöhran gelegenen Stellen der intrapolaren Vervenstredie.
Für die Untersuchung der nicht unmittelbar an den Zuleitungsröhren
gelegenen Stellen der intrapolaren Nervenstrecke erweitem wir die Ver-
suchsanordnung Fig. \ . in der Weise, wie es Fig. 24. zeigt 2. K^ , C und D
sind schon von Fig. 20. her uns bekannt. Die vier gleichen Zuleitungsröh-
Fig. 84.
ren, welchen jetzt der Nerv mit vier mittleren Stellen seines Verlaufes
aufgelagert ist, sind entweder auf demselben Glasstative neben einander
4) So wurde z. B. bei dem zweiten Nerven des für Vers. 424. getödteten Frosches
nach 40 Min. langer Durchströmung von a& für die Bestimmung des Widerstandes von
cb die Schieberstellung 690 erforderlieh gefunden.
a) Die ungespaltene Strecke und die rechte Hälfte der gespaltenen Strecke des
Stromnetzes sind, weil sie gegen Fig. 4. oder Fig. 20. nicht verändert sind, in Fig. ti.
nicht ausgeführt.
der mittleren intrapolarea NervenstelleD. 349
gereiht, öderes befinden *^sich die beiden Siussersten, dem Schliessung»*
kreise voa K^ afigehöiigen Zuleitungsröhren einerseits und die beiden
miUler^a, dem Schliessungskreise von K angehtfrigen Zuleitungsrtdu'eii
andererseits auf besonderen Stativen. Man übersieht, dass wir, wenn K^
gedSnet ist, mittelst der WhecUston^ sehen Methode die WiderstandsverHnde-
Hingen der Nervenstreoke cd verfolgen und, wenn AT geöffnet ist, den Strom
von K^ die Nervenstrecke ab durchsetzen lassen können. Dem unbeab-
sichtigten Hereinbrechen des Stromes von K^ ist durch die doppelte Unter-
brechung des Kreises von K^^ bei C vorgebeugt. Auch ist verhütet , dass,
wenn der Strom von K^ ab durchsetzt, die gespaltene' Strecke des Strom-
netzes eine Nebenschliessung zur Strecke cd des Nerven abgiebt : es lassen
sich nämlich die beiden mittleren Zuleitungsröhren , bevor K^ geschlossen
wird , durch das Herausheben der durch ein Querholz verbundenen ver-
quickten Kupferhaken H^ und H^^ aus den beiden Quecksilbemäpfchen Q
ganz ausser Verbindung mit der übrigen Yersuchsanordnung bringen.
Unser Yersuchsverfahren ist zunächst dasselbe wie bei den ersten
Versuchen des § 4 . : wir schliessen häufig in Zwischenräumen von 5 resp.
1 0 oder 1 5 Minuten auf je 3 — 5 Minuten die Kette jST, um die Widerstands-.
Veränderungen zu constatiren , welche cd sowohl unter dem Einflüsse des
Stromes von K vne in der Zwischenzeit zweier Durchströmungen erfährt,
und lassen hin und wieder in der Zwischenzeit zweier Durchströmungen
von cd, nachdem wir die Unterbrechung bei Q hergestellt haben, ab vom
Strome von K^ durchsetzt sein. Aus den Abweichungen, welche der an-
fängliche Widerstand der Strecke cd und die Widerstandsveränderungen
dieser Strecke, während sie vom Strome von K durchflössen ist, unmittel-
bar nach der Oeffiiung von K^ gegen sonst darbieten , lassen alsdann die
durch den Strom von K^ in cd herbeigeführte Widerstandsveränderung und
ihre Zurückbildung sich entnehmen. Indem wir die Strecke ab 25 — 30"*™
und die Strecke cd immer i^'^ lang nehmen^, stellen wir dann Reihen von
Versuchen in der Weise an, dass wir cd von einem Versuche zum anderen
immer mehr von der Stelle 6, der cd zuerst möglichst nahe sich befand, in
der Richtung nach a hin sich entfernen lassen , bis cd etwa in der Mitte
von ab gelegen ist; wir prüfen so, da durch das Umlegen der Wippe D die
b benachbarte Hälfte der intrapolaren NervenstredLe ab nach Belieben zur
Stromeintrittshälfte oder zur Stromaustrittshälfte sich machen lässt, Stelle
für Stelle der ganzen intrapolaren Nervenstrecke auf das Verhalten ihres
Widerstandes. Endlich sehen wir, um vor Täuschungen durch die innere
i ) Cm uns in den empfindlicheren Breiten des Platinrheostatea halten zu können,
schalten wir hier, wie überall sonst, wo wir ganz kurze NervenstrejCken auf ihren Wi-
derstand prüfen , nach Bedürfniss zwei oder drei unserer Capillarröhren neben ein-
ander als Wd ein.
350 Abschn. II. Kap. IV. § 9. Von den Widerstandsveräaderungen
Polarisation uns zu hüten , eine Zunahme des Widerstandes , welche der
Versuch ergiebt , erst dann als gesichert an , wenn die innere Polarisation
in Folge des Stromes von K^ und der Strom von K in cd gleich gerichtet
gewesen sind, eine Abnahme des Widerstandes hingegen erst dann, wenn
jene Polarisation und dieser Strom entgegengesetzt gerichtet gewesen sind.
Versuch 426.
Wd: Capillarröhren I, II und III neben einander. — K: ^ Daniell. — Ä^ : 4 Grove's. —
Der Strom von K tritt immer bei c ein.
4 A. 22 m. Mittelgrosse Rana esc. -H*-
27 m. Ischiadicus aufgelegt.
32 m. Bei Oeffnung der Bussole 4'^ Ablenkung des Spiegels, Strom von c nach d
(im Nerven) anzeigend.
33 m. K geschlossen.
40". 787. Der Widerstand nimmt ab.
45". 785. Jetzt nimmt der Widerstand zu.
786. Empfindlichkeit: auf 42«^ Verschiebung von S
790. 5*** Spiegelablenkung.
794. JT g ä ö f f n e t — V«'^ Ablenkung wie 4 h. 32 m.
^geschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole hatte sich dieselbe Ablen-
kung wie 4 h. 32 m. gezeigt.)
40". 785,5. Der WidersUnd nimmt ab.
785. Jetzt nimmt der Widerstand zu.
786,5.
789,5. JT geöffnet. — Spurweise Ablenkung wie 4 h. 32 m.
JL g e s c hl o s s e n. (Bei Oeffnung der Bussole (wie 4 A. 44 m.)
4 0". 778. Der Widerstand nimmt zu.
778,5.
784.
782. £ geöffne t. — Ablenkung wie 4 h, 44 m.
K geschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole wie 4 h. 44 m.)
4 0". 773,5. Der Widerstand nimmt zu.
t
774.
776,5.
2 Ä. 0 m. 779. iC geöffnet. — Ablenkung wie 4 h. 44m.
JCgeschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole wie 4 A. 44 m.)
4 0". 765. Der Widerstand nimmt zu.
767.
770. K geö f f n e t Unterbrechung bei Q hergestellt. £^ geschlos-
sen; der Strom von K^ tritt bei b ein.
K^ geöffnet. Unterbrechung bei Q aufgehoben. ITgeschlossen.
c. 4 5". 796. Der Widerstand nimmt ab.
794,5.
788.
787,5. JC geöffnet. — Spurweise Ablenkung , Strom von d nach c
anzeigend,
^geschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole 72^^ Ablenkung wie 4 h, 32 n».)
40". 769. Der Widerstand nimmt zu.
774.
774 (fast).
776,5. Z geöffnet. — V4*''Ablenkdng wie 2 A. 46m.
iCgeschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole wie 2 h, 24 m.)
40". 763. Der Widerstand nimmt zu.
765.
768.
770. iTgeöffnet. — V/'^ Ablenkung wie 2A. 4 6m.
JCgeschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole wie 2 A. 24 m.)
34
m.
35
m.
36
m.
44
m.
42
m.
43
m.
44
m.
49
m.
50
m.
54
m.
52
m.
57
m.
58
m.
59
m.
0
m.
5
m.
6
m.
8
m.
43
m.
44
m.
45
m.
46
m.
24
m.
22
m.
23
m.
24
m.
29
m.
30
m.
34
m.
32
m.
37
m.
der mittleren intrapolaren Nervenstellen. 351
% h. 37 m. 40". 756. Der Widerstand nimmt zu.
38 m. 759.
39 m. 762.
40 m. 764. IT geöffnet. Unterbrechung bei Q hergestellt, f^ geschlos-
sen; derStrom vonüT^ tritt bei&ein.
45 m. K^ geütfnei, Unterbrechung bei Q aufgehoben. ITgeschlossen.
c. 4 5". 777. Der Widerstand nimmt ab.
46 m. 774. Der Widerstand nimmt jetzt zu.
47 m. 776.
48 m. 778. JT geöffnet. 3/^*^ Ablenkung wie 2 ä. 46m.
53 m. JK^geschlossen. (Bei Oeifnung der Bussole Vi'^ Ablenkung wie 4 h. 32 m.)
4 0^ 756,5. Der Widerstand nimmt zu.
54 m. 760.
55 m. 764.
56 m. 766,5. JTgeöffnet. — 4'*^ Ablenkung wie 2Ä. 46m.
3 A. 4 m. ÜTgeschlossen.
4 0". 749. Der Widerstand nimmt zu.
2 m. 752.
3 m. 755,5.
4 m, 758, 5. £ g e ö f f n e t. — Ablenkung wie 2 h, 56 m.
9 m. ^geschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole keine Ablenkung. )
4 0". 745,5. Der Widerstand nimmt zu.
40 m. 748,5.
4 4 m. 752,5.
42 m. 755,5. ^geöffnet. Unterbrechung bei (^hergestellt, i^ g es ch los-
sen; der Strom von K^ tritt bei a ein.
47 m. JC^ geöffnet. Unterbrechung bei Q aufgehoben. K^ geschlossen.
c. 4 5". 7 3 7 .* Der Widerstand nimmt zu.
48 m. 744,5.
49 m. 746.
20 m. 749,5. iT geöffnet. — 4 1/4''' Ablenkung wie 2Ä. 46m.
25 m. ^geschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole Va'^ Ablenkung wie 2 A. 4 6 m.)
4 0". 739. Der Widerstand nimmt zu.
26 m. 744,5.
28 m. 752,5. Ä^geöffnet. — 41/2''' Ablenkung wie 2A. 46m.
83 m. ^geschlossen (Bei Oeffnung der Bussole wie 3 h. 25 m.)
40". 739. Der Widerstand nimmt zu.
34 m. 744.
35 m. 749.
36 m. 753. K geöffnet. — Ablenkung wie 3 h, 28 m.
Der Ischiadicus ist in seiner ganzen Länge erhalten und mit dem Muskel in unversehrter
Verbindung gewesen. 6^ = 474 — 41/2""; cd = 2™*n; ca = 24 72°*°* J 00 = 9»»; oa^s
^aiygmm j aw = 42""» ; bm = 40««. — Nach der Beendigung des Versuches ist der Nerv
nur noch unterhalb b (oder d?) mechanisch erregbar.
m
Versuch 127.
Wd: Capillarröhre I, II und III neben einander. — JT: 4 Daniell. — JK^ : 4 Grove's. —
Der Strom von K tritt immer bei c ein.
9 h. 7 m. Mittelgrosse (6 Monate lang aufbewahrte] Rana esc. ff.
Ischiadicus aufgelegt.
K geschlossen.
40". 732,5. Der Widerstand nimmt ab.
732. Der Widerstand nimmt jetzt zu.
735.
789,5. IC geöffnet. — Fast 2'^ Ablenkung , Strom von d nach c
anzeigend.
iTgeschlossen.
4 0". 740. Der Widerstand nimmt zu.
l'tl'l' Empfindlichkeit wie bei Vers. 426.
44
m.
27
m.
28
m.
30
m.
32
m.
37
m.
38
m.
40
m.
9 h.
4Sm.
47 m.
40 m.
48 m.
50 m.
ftSm.
57 m.
c
58 m.
0*.
• m.
S m.
7 m.
8 m.
40 m.
4Sm.
352 Abscbn. II. Kap. IV. f S. Von den Widentandsverfindernngen
746. f geöffnet. — Ablenkung wie • A. iSm.
Ül geschlossen.
74S. Der Widerstand nimmt zu.
744.
746.
748. iTgetfffnet. Unterbrechung iMi Q hergestellt. IT^ geschlos-
sen; der Stronvvon £, tritt bei6ein.
ITa geöffnet. Unterbrechung bei Q aufgehoben. IT geschlossen.
C.45". 769. Der Widerstand nimmt ab.
768,5.
758.
756. jI: geöffnet. ^ i^«' Ablenkung wie 9h. 88m.
JTgeschlossen.
40''. 745. Der Widerstand nimmt zu.
747.
749. Der Widerstand verändert sich jetzt nicht merklich bis
wo K geöffnet wird. — Ablenkung wie 40^. 2 m.
Der Ischiadicus ist in seiner ganzen Länge erhalten und mit dem Muskel in unversehrter
Verbindung gewesen. 6d = 4 1/2 — *™™ ; cd = 8 1/2"" ; ac = 28°»™ ; co =» 4 4 ™n» ; Ofl= 4 4 »»°» ;
au;s46°^ ; ^=48». — Nach der Beendigung des Versuches ist der Nerv noch dicht
an der Wirbelsäule mechanisch gut erregbar.
Versuch 428.
Wd: Capillarröhren I, II und III neben einander. — f : 4 Daniell. — £4 : 4 Grove's. —
Der Strom von K tritt immer bei c ein.
4 0 A. 85 m. Mittelgrosse Rana esc. «H*.
30 m. Ischiadicus aufgelegt.
88 m. K geschlossen.
40''. 794. Der Widerstand nimmt zu.
89 m. 796.
44 m. 806. jfiT geöffnet. — 4 72'^ Ablenk., Strom von d nach c anzeigend.
46m. iCgeschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole besteht noch spurweise
^lenkung.)
40''. 780. Der Widerstand nimmt zu.
47 m. 793.
49 m. 802,5. iC geöffnet. — Ablenkung wie 40h. 44 m.
54 m. iCgeschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole noch V«'^ Ablenkung.)
40". 782. Der Widerstand nimmt zu.
55 m. 787,5. Empfindlichkeit wie bei Vers. 486.
57 m. 794,5. K geöf f ne t. — Ablenkung wie 40 ^. 44 m.
44 A. Sm. ^geschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole noch Vs^ Ablenkung.)
4 0'^ 768. Der Widerstand nimmt zu.
8 m. 773,5.
5 m. 778,5. JiT geöffnet. Unterbrechung bei Q hergestellt. iC^ geschlos-
sen; der Strom von K^ tritt bei h ein.
40 m. JTa geöffnet Unterbrechung bei p aufgehoben. JTgeschlossen.
c. 45^.774. Der Widerstand nimmt zuerst spurweise ab u. dann zu, so dass
44 m. 774.
42 m. 772.
43 m. 775. jIT geöffnet. — 2''' Ablenkung wie 40 A. 44 m.
48 m. JTgeschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole noch 4 1/«*^ Ablenkung.)
40". 756. Der Widerstand nimmt zu.
49 m. 762.
24 m. 770. fgeöffnet. -~ Fast 2 1/2'^ Ablenkung wie 40A. 44m.
26 m. JTgeschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole wie 44 A. 48m.)
40". 748. Der Widerstand nimmt zu.
27 m. 756.
29 m. 762. £ geöffnet. — 2''' Ablenkung wie 40 A. 44 m.
34 m. ^geschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole wie 4 4 A. 48m.)
der mittleren intrapolaren Nervenstellen. 353
Hh. a4 m. 40". 745. Der Widerstand nimmt za.
35 m. 751.
87 m. 756,5. Ä^ geöffnet. — SV«"' Ablenkung wie 4 Oft. 44 m.
42 m. ^geschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole noch 4^^ Ablenkung. )
i 0". 7 $8. Der Widerstand nimmt zu.
43 m. 745.
45 m. 750,5. iTgedffnet. Unterbrechung bei Q hergestellt. £« geschlos-
sen; derStrom von Ä« tritt bei b ein.
50 m. £« geöffnet. Unterbrechung bei Q aufgehoben. JTgeschlossen.
C.45". 746. Der Widerstand nimmt rasch ab, so dass 744, und dann zu.
54 t». 747.
53 m. 759,5. £ geöffnet. ~ Fast 8'^ Ablenkung wie 40 A. 44 m.
58 m. JTgeschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole wie 44 A. 48m.)
4 0". 787. Der Widerstand nimmt zu.
59 m. 747.
42 A. 1 m. 755. A' geöffnet. — 2 V**'' Ablenkung wie 40Ä. 44 m.
6 m. JTgeschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole w^ 4 4 ft. 4 8 ti}.)
4 0". 785. Der Widerstand nimmt zu.
7 m. 743.
9 m. 750. K geöffnet. — Ablenkung wie 42 ft. 4 m.
Der Ischiadicus ist in seiner ganzen Länge erhalten und mit dem Muskel in unversehrter
Verbindung gewesen, bd = 3°»™ ; cd = 2™™ ; oc = 1 9™°» ; co sr 4 0°»°» ; ao = 9™™ ; o«;=
45™™; bmr» 42«'»™. — Nach der Beendigung des Versuches ist der Nerv pur noch un-
terhalb b mechanisch erregbar.
Versuch 429.
Wd: Capillarröhren I, II und III neben einander. — K: i Daniell. — ^^ : 4 Grove's. —
Der Strom von K tritt immer bei c ein.
9 A. 47 m. Mittelgrosser (Winter-) Frosch •H'.
54 m. Ischiadicus aufgelegt.
40 A. 3 m. iC geschlossen.
4 0". 682. Der Widerstand nimmt zu.
4 m. 688.
6 m. 704. ^geöffnet. — 2'^ Ablenkung, Strom von d nach c anzeigend.
44 m.. ^geschlossen. (Bei Oeffnung derBussole besteht noch Vs'^ Ablenkung.)
4 0". 702,5. Der Widerstand nimmt zu.
42 m. 708,5.
4 4 m. 747,5. iT geöffnet. — Ablenkung wie 4 0 A. 6 m.
49 m. ^geschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole wie 4 0 A. 44 m.)
4 0". 744,5. Der Widerstand nimmt zu.
20 m. 749. Empfindlichkeit wie bei Vers. 426.
22 m. 726,8. iTgeöffnet. — Ablenkung wie 4 0 A. 6 m.
27 m. Abgeschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole wie 4 0 A. 4 4 m.)
40". 724,5. Der Widerstand nimmt zu.
28 m. 725,5.
80 m. 731. ungeöffnet. Unterbrechung bei 0 hergestellt. £^ geschlos-
sen; derStrom tritt bei b ein.
85 m. £ft g e ö f f n e t. Unterbrechung bei Q aufgehoben. J^geschlossen.
C.45". 734,5. Der Widerstand nimmt zu.
36 m. 733,2.
38 m. 735,5. JT geöffnet. — Fast 2 1/2*^ Ablenkung wie 4 0A. 6m.
43 m. JTgeschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole noch 3/^«^ Ablenkung.)
4 0". 729,5. Der Widerstand nimmt zu.
44 m. 734,5.
47 m. 735,3. JSC geöffnet. — Ablenkung wie 40 A. 38m.
52 m. JTgeschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole wie 40A. 43m.)
4 0". 728,5. Der Widerstand nimmt zu.
53 m. 734,2,
55 m. 784,5. £^ geöffnet. — Ablenkung wie 4 0A. 88m.
H. M n n k , Untersnchni^gen etc. % 3
354 Abschn. II. Kap. IV. § %, Von den Widerstandsverändeningen
HA. 0 m. i: geschlossen. (Bei Oeffaiing der Bussole besteht noch fast 4'^ Ab-
lenkung.)
40^^. 7S8. Der Widerstand nimmt zu.
4 m. 729,5.
dm. 783. f geöffnet. Unterbrechung be( (? hergestellt. IT^ geschlos-
sen; der Strom von K^ tritt bei b ein.
8 m. IT« g e ö ff n e t. Unterbrechung bei Q aufgehoben. J^geschlossen.
C.45". 729,5. Der Widerstand nimmt zu.
9 m. 7S0,5.
H m. 732,8. IT geöffnet. — 2^/4'^ Ablenkung wie 40A. 6m.
46 m. f geschlossen. (Bei Oeffnuog der Bussole wie 44 h. Om.)
40'^ 725. Der Widerstand nimmt zu.
47 m. 727.
49 m. 730,5. jIT geöffnet. — 2^/2'^ Ablenkung wie 40 A. ^m.
Der Ischiadicus ist in seiner ganzen Länge erhalten und mit dem Muskel in unversehrter
Verbindung gewesen, hd ss 672™" ; c^ ** *™" I oc « 4 6°">» ; co = 4 4™™ ; ao « vam ;
aw = 28mm; bmss^\mm.
Versuch 430.
Wd: Capillarröhren I, 11 und III neben einander. — K: 4 Daniell. — K^: k Grove's. —
Der Strom von K tritt immer bei c ein.
9 h. 2 m. Mittelgrosse Rana esc. -H-.
8 m. Ischiadicus aufgelegt.
43 m. Ül geschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole 4 '^Ablenkung, Strom von c
nach d anzeigend.)
4 0'^ 843. Der Widerstand nimmt zu.
44 m. 849. Empfindlichkeit wie bei Vers. 426.
46 m. 838. iCgeöffnet. — 3^^«« Ablenkung, Strom von d nach c a nzeigend.
24 m. JTgeschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole fast 72'^ Ablenkung wie
9h. 4 3w.)
4 0^ 823. Der Widerstand nimmt zu.
22 m. 832.
24 m. 847,5. JTgeöffnet. — Ablenkung wie 9 A. 46m.
29 m. JTgeschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole wie 9 A. 24 m.)
4 0''. 823. Der Widerstand nimmt zu.
30 m. 834,5.
32 m. 843,5. A^ geöffnet. — Ablenkung wie 9 A. 46m.
37 m. Jtgeschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole wie 9h. 24m.)
4 0''. 84 9. Der Widerstand nimmt zu.
38 m. 825,5.
40 m. 835,5. J^geöffnet. Unterbrechung bei (^ hergestellt. IT^ geschlos-
sen; der Strom von K^ tritt bei b ein.
45 m. ITj geöffnet. Unterbrechung bei Q aufgehoben. JTgeschlossen.
C.45". 806,5. Der Widerstand nimmt zu.
46 m. 844.
48 m. 828. ITgeöffnet. — 4 V2'^Ablenkung wie 9^. 46m.
53 m. iCgeschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole spurweise Ablenkung wie
9^. 24 m.)
4 0". 804 . Der Widerstand nimmt zu.
54 m. 842,5.
56 m. 825. JSTgeö ff ne t. — Ablenkung wie 9 A. 48m.
40 /i. 4 m. J^geschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole wie 9 A. 53 m.)
4 0". 804,5. Der Widerstand nimmt zu.
2 m. 844,5.
4 m. 823. JT geöffnet. — Ablenkung wie 9^. 48m.
9 m. Abgeschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole c. 7«'^ Ablenk, wie 9 A. 24 m.)
4 0". 803. Der Widerstand nimmt zu.
4 0 m. 84 0,5.
der mittleren intrapolaren Nervenstellen. 355
10 A. 42 m. 822. K geöffnet. Unterbrechung bei Q hergestellt. iC^ geschlos-
sen; derStrom von J^^ tritt bei a ein.
17 m. iC^ g e ö f f n e t. Unterbrechung bei Q aufgehoben. JTgeschlossen.
C.45". 786. Der Widerstand nimmt zu.
48 m. 795.
20 m. 840. i: geöffnet. — 2'^ Ablenkung wie 9 A. 46m.
25 m. iCgeschlosseh. (Bei Oeffnung der Bussole besteht noch V«'^ Ablen-
kung wie 91». 4 6m.)
4 0'^ 794. Der Widerstand nimmt zu.
26 m. 800.
28 m. 844,5. iC geöffnet. — 4 72'"" Ablenkung wie 9h, 46m.
33 m. JTgeschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole noch Spurweite Ablenkung
wie 9 h, 46m.)
4 0''. 790,5. Der Widerstand nimmt zu.
34 m. 799.
36 m, 809,5. K geöffnet. — 2^^ Ablenkung wie 9 A. 4 6fii.
Der Ischiadicus ist in seiner ganzen Länge erhalten und mit dem Muskel in unversehrter
Verbindung gewesen, bd = 4™™ ; cd = 2™™ ; ac = 4 9"™ ; co = 4 2™™ ; oa = 7«»™ ; aw^
43»n™; bm = 9™™. — Nach der Beendigung des Versuches ist her Nerv nur noch unter-
halb & mechanisch erregbar.
Versuch 131.
Wd: Capillarröhren I, II und III neben einander. — Jf : 4 Daniell. — IT^ : 4 Grove's. —
Der Strom von K tritt immer bei d ein.
ih. 2 m. Mittelgrosse Rana esc. •}+.
Ischiadicus aufgelegt.
K geschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole 21/2'^ Ablenkung, Strom von c
nach d anzeigend.)
20". 820. Der Widerstand nimmt zu.
838.
865. Jf geöffnet. — 3 1/4"' Ablenkung wie 2ä. 47m.
^^geschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole wie lh.il m.)
4 0". 849. Der Widerstand nimmt zu.
868.
886. JE" geöffnet. — 4'*' Ablenkung wie 2 Ä. 47m.
JK'geschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole wie Ih. 47m.)
4 0". 868. Der Widerstand nimmt zu.
884.
892, 5. i^ g e ö f f n e t. Unterbrechung bei Q hergestellt. IT^ g e s c b 1 o s-
sen; der Strom von K^^ tritt bei ö ein.
Kl geöffnet. Unterbrechung bei Q aufgehoben, ^geschlossen.
C.45". 874. Der Widerstand nimmt zu.
879.
895,5. Ä:geöffnet. -- 21/4'^ Ablenkung wie 2ä. 47m.
J^geschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole noch 2'^ Ablenkung wie
2Ä. 4 7 m.)
4 0". 877. Der Widerstand nimmt zu.
887,5.
898. Ä'geöffnet. — 2 V2"' Ablenkung wie 2 Ä. '4 7m.
jSTgeschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole wie 2 ^. 49m.)
4 0". 874. Der Widerstand nimmt zu.
882.
3 Ä. 0 m. 893,5. JT geöffnet. — Ablenkung wie 2 Ä. 52 m.
JiTgeschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole wie 2 A. 49m.)
40". 870. Der Widersland nimmt zu.
879.
886. J^geöffnet. Unterbrechung bei 0 hergestellt. K« geschlos-
sen; der Strom von Ä'^ tritt bei a ein.
4 3 m. £1 g e ö f f n e t. Unterbrechung bei Q aufgehoben. iCgeschlossen.
23*
2
m.
7
m.
47
m.
48
m.
20
m.
25
m.
26
m.
28
m.
33
m.
34
m.
36
m.
44
m.
42
m.
44
m.
49
m.
50
m.
52
m.
57
m.
58
m.
0
m.
5
m.
6
m.
8
m.
356 AbschD. 11. Kap. IV. § S. Von den Widerstandsveränderuiigen
Z h. 43 m.c.45".86S,5. Der Widerstand nimmt stt.
44 m. 868.
46 m. 878. JT geöffnet. — a'^'Ablenkung wie 2^. 47m.
24 m. Abgeschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole noch 2'^ Al^enjcong.)
40". 862.
22 m. 868.
24 m. 879. K geöffnet. — Ablenkung wie Zh. 46 m.
Der Ischiadicos ist in seiner ganzen Länge erhalten und mit dem Muskel in unversehrter
Verbindung gewesen. M = 4 3™™ ; cd = 2""» ; oc as 4 5""» ; eo » 7"»"» ; oa «= 8°»m j aw=s
42mm; 6m = 9°^°^. — Nach der Beendigung des Versuches ist der Nerv noch dicht an
der Wirbelsäule mechanisch gut erregbar.
Versuch 139.
Wd: Capillarröhren I, II und III neben einander. — K: 4 Dtniell. — f^ : 4 Daniell. —
Der Strom von K tritt immer bei c ein.
9 h. 38 m. Mittelgrosse Rana esc. -H*.
44 m. Ischiadicus aufgelegt.
50 m. J^ geschlossen. [Bei Oeffnung der Bussole spurweise Ablenkung , Strom
von d nach c anzeigend.)
40". 798. Der Widerstand nimmt zu.
54 m. 805.
53 m. 833. JSC geöffnet. ~ 2/3**^ Ablenkung wie 9A. 50m.
58 m. ifiTgeschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole V«'^ Ablenkung wie 9^.50 m.)
40". 854. Der Widerstand nimmt zu.
•59 m. 863. Empfindlichkeit: auf 3™°^ Verschiebung voQ 5
4 '^ Spiegelablenkung.
40 A. 4 m. 880. ÜT geöffnet. —Fast 4 '^Ablenkung wie 9A. 50m.
6 m. JTgeschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole wie 9 h. 58 m.)
40". 882. Der Widerstand nimmt zu.
7 m. 894.
9 m. 901,5. JT geö ff ne t. — 4 '^Ablenkung wie 9 A. 50m.
44 m. iCgeschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole wie 9 h. 58 m.)
4 0". 897. Der Widerstand nimmt zu.
45 m. 902,5.
47 m. 914. £ geöffnet. — Ablenkung wie 40 A. 9m.
22 m. ^geschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole wie 9 h. 58 m.)
4 0". 903. Der Widerstand nimmt zu.
23 m. 907,5.
25 m. 946. £ geöffnet. Unterbrechung bei (^ hergestellt. £^ geschlos-
sen; der Strom von K^ tritt bei 6 ein.
80 m. JKt geöffnet. Unterbrechung bei (^ aufgehoben. jlTgeschlossen.
c. 4 5". 9 0 7 . Der Widerstand nimmt zu.
34 m. 910,5.
33 m. 946,5. jIT geöffnet. — 7/^ Ablenkung wie 9 h. 50m.
38 m. iCgeschlossen. (Bei Oeffnung «der Bussole noch spurweise Ablenkung. )
4 0". 905. Der Widerstand nimmt zu.
39 m. 94 0,5.
44 m. 915. JT geöffnet. — a/g'«' Ablenkung wie 9 A. 50 m. .
46 m. iCgeschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole wie 9 A. 58m.)
4 0". 904. Der Widerstand nimmt zu.
47 m. 907,5.
49 m. 942. JTgeöffnet. Unterbrechung bei (^ hergestellt. JE^ geschlos-
sen; der Strom von K^ tritt bei b ein.
54 m. JT^ g e ö f f n e t. Unterbrechung bei Q aufgehoben, ^geschlossen.
c. 4 5". 906. Der Widerstand verändert sich anfangs nicht merklich und
nimmt dann zu.'
55 m. 907,5.
57 m. 910. iCgeöffnet. — Ablenkung wie 40 A. 44 m.
IIA. 2 m. ^^geschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole wie 9 A. 58 m.)
der miMeren intrapolaren Nervenstellen. 357
u h, %m. i9". 894. Der Wlder8ta»d nifnmt ca.
8 m. 899.
5 m. 905. jIT geöffnet. — Ablenkung wie 10 A. 44 m.
40 m. f' geschlossen. (Bei OelRiMing der Bassole wie 9A. 58m.)
40''. 892. Der Widerstand nimmt zu.
4 4 m. 896.
48 m. 990. IT geöffnet. ^ Ablenkuiigwio 4t ü. 44 m.
48 m. J^geschlo9sen. (Bei Oeffnung der Bussole wie 9 h. 58 m.)
40^^. 890. Der Widerstand nimmt zu.
f 9 m. 898.
S4m. 898. JITgeöffnet. Unterbrechung bei Q hergestellt. IT, go s c h 1 os-
sen; der Strom von K^ tritt bei a ein.
26 m. £a g e ö f f n e t. Unterbrechung bei Q aufgehoben. JT g e s c h I o ss e n.
C.4 5''. 879. Der Widerstand nimmt zu.
27 m. 885.
29 m. 894 . £ g eö f f n e t. ^ Ablenkung wie 49 h. 9 m.
34 m. iCgeschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole wie 9 h, 58 m.)
40''. 879. Der Widerstand nimmt zu.
SS m. 882.
37 m. 888. IC ge öffne t. — Ablenkung wie 40 Ä. 9m.
42 m. ^geschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole wie 9 /i. 58m.)
40'^. 875. Der Widerstand nimmt zu.
43 m. 880. K geöffnet — Ablenkung wie 9 h. 58m.
Der Ischiadicus ist in seiner ganzen Länge erhalten und mit dem Muskel in unversehrter
Verbindung gewesen. W « 4 Y2— 2*»" ; cd ss 2»» ; ac =: 22«»«» ; co = 42™» ; ao ä 4 0««» ;
anjo s 44™°^ ; bm k 9»»°». — Nach Beendigung des Versuches ist der Nerv noch dicht an
der Wirbelsäule mechanisch gut erregbar.
Wenn der Strom von 4 Grove's 5 Min. lang ab durchsetzt, lassen sich
die Ergebnisse der Versuche folgendermassen zusammenfassen. Tritt der
Strom vofn K^ bei ft ein und liegt cd in der Nähe von % , so erfährt der
Widerstand von cd durch die Durchströmung von ab eine Zunahme und
nimmt nach der Dnrchströmung von ah ab. Jene Zunahme und diese Ab-
nahme sind, wenn cd dicht bei b gelegen ist, recht beträchtlich, aber doch
immer wesentlich kleiner , als wo bei den Versuchen des § f . unter sonst
gleichen Umständen die Stromeintrittsstelle selbst geprüft worden ist ; und
sie nehmen mit dem Wachsen des Abstandes zwischen d und b rasch an
Grösse ab. Manchmal schon bei i""*, manchmal aber erst bei 8""* Abstand
zwischen d und b ist eine Zunahme des Widerstandes von cd durch die
Durchströmung von 06 nicht mehr zu constatiren : der Widerstand von cd
zeigt sich dann durch die Durchströmung von ab gar nicht beeinflusst oder
gar ein wenig verringert. Tritt der Strom von JST^ bei 6 aus und liegt cd in
der Nähe von 6, so erfährt der Widerstand von cd durch die Durchströmung
von 06 eine Abnahme und nimmt nach der Durchströmung von ab ein
wenig zu. Jene Abnahme und diese Zunahme nehmen wiederum mit dem
Wachsen des Abstandes zwischen d und b rasch an Grösse ab und sind,
selbst wenn cd dicht bei b gelegen ist, wesentlich kleiner, als wo bei den
Versuchen des § \ . unter sonst gleichen Umständen die Stromaustrittsstelle
selbst geprüft worden ist. Bei 3 — 4™™ Abstand zwischen d und b ist hier
m der Regel keine andere Widerstandsveränderung von cd zu constatiren,
358 Abschn. 11. Kap. IV. § 2. Von den WiderstandsveränderuDgen
als wenn cd eine mittlere Stelle der intrapolaren Nervenstrecke gewesen
wäre. Wenn nämlich endlich d weiter als 4 resp. 8""" vom Stromeintritts-
ende oder weiter als 4™*^ vom Stromaustrittsende der intrapolaren Nerven-
strecke gelegen ist , zeigt sich als Folge der Burchströmung von cA regel-
mässig eine geringe Abnahme des Widerstandes von cd. — Bei demselben
ganz geringen Abstände zwischen d und b ist die Widerstandsabnahme von
cd, wenn b die Austrittsstelle des Stromes von K^ ist, in der Regel kleiner,
als die Widerstandszunahme von cd, wenn b die Eintrittsstelle des Stromes
von K^ ist.
Bei verschiedener Intensität und bei verschiedener Dauer des die
Nervenstrecke ab durchsetzenden Stromes und bei verschiedenem specifi-
schen Widerstände der Nervenfltlssigkeit sind die Zunahme des Widerstan-
des in der Stromeintrittsgegend und die Abnahme des Widerstandes in
der Stromaustrittsgegend im Allgemeinen desto beträchtlicher und in desto
grösserer Entfernung vom Stromeintritts- resp. Stromaustrittsende der in-
trapolaren Nervenstrecke noch zu constatiren , je grösser die Strominten-
jsität, die Stromdauer und der speci6sche Widerstand der Nervenflttssigkeit
sind. Man muss aber, um zuverlässige Ergebnisse zu gewinnen, für die
vergleichenden Versuche sogleich grössere Verschiedenheiten in der Strom-
intensität u. s. w. setzen, weil unsere Versuchsmethode geringe Verschie-
denheiten der Widerstands Veränderungen zu constatiren nicht gestattet.
Auch empfiehlt es sicfh , wenn die Intensität des ab durchsetzenden Stro-
mes nur gering oder der specifische Widerstand der Nervenflüssigkeit sehr
gross ist , bei einem Daniell in der ungespaltenen Strecke des Stromnetzes
noch eine Kupferdraht- Nebenschliessung zum Platinrheostaten anzubrin-
gen (vgl. 0. S. 117.), um die durch den Strom von Kin cd herbeigeführten
Widerstands Veränderungen zu verringern.
Ob die Widerstandsabnahme der mittleren Stellen der intrapolaren
Nervenstrecke je nach der Lage der Stellen eine verschiedene ist , darüber
geben unsere Versuche der schon erwähnten Unvollkommenheit der Me-
thode wegen keine Auskunft. Um hier weiter zu kommen , müssten die
Methode der momentanen Schliessungen und das Oppositionsverfahren zu
Hülfe gerufen werden, welche beide zur Zeit, als die in Rede stehende
Untersuchung angestellt wurde, noch nicht ausgebildet waren. Bei unseren
Versuchen zeigt sich, wenn cd eine mittlere Stelle von ab ist, gleichviel wo
des Genaueren cd gelegen ist, in Folge der Durchströmung von oft in der
Regel eine unbeträchtliche Abnahme des Widerstandes von cd, welche
etwas grösser ist, wenn der Strom von K^ und der Strom von K in cd ent-
gegengesetzt , als wenn beide Ströme gleich gerichtet sind. Nur hin und
wieder erscheint , wenn beide Ströme in cd gleich gerichtet sind , der Wi-
derstand von cd durch die Durchströmung von ab ein wenig vergrössert; —
der mittlfiren intrapolaren Nervenstellen. 359
und diese Erscheinung , welche ganz regellos bald an dieser bald an jener
mittleren Stelle der Stromeintrittshälfte sowohl wie der Stromaustritlshälfte
zur Beobachtung kommt, ist oifonbar nur der Fehlerquelle der inneren Po-
larisation zuzuschreiben.
Soll die Rückbildung der durch den Strom von JSTan der Eintrittsstelle
dieses Stromes in cd herbeigeführten Verarmung , wie sie die Durchströ'*
mung von ab veranlasst (vgl. o. S. 347.) , als Fehlerquelle auch hier in
Betracht kommen , so kann man durch sie begreiflich nur an allen Stellen
der intrapolaren NervenstredLe gleichmässig unsere Ergebnisse in der
Weise beeinflusst annehmen, dass von den beobachteten Widerstandsver-*
Änderungen, um die wahren Widerstandsveränderungen in Folge des Stro-
mes von K^ zu erhalten , eine Widerstandsabnahme von gewisser Gr(tese
algebraisch in Abzug zu bringen wäre. Die Verschiedenheit der Widern
Standsveränderungen an den verschiedenen Stellen der intrapolaren Ner-
venstrecke, welche wir aufgefunden haben, bleibt also von der Fehlerquelle
durchaus unberührt, und auch die Widerstandsabnahme in der Stromaus-
trittsgegend Hesse sich nach den bezüglichen Ermittelungen im § 1 . (s. o.
S. 347.) nicht auf Rechnung der Fehlerquelle setzen: nur die beobachtete
Widerstandsabnahme der mittleren Stellen der intrapolaren Nervenstrecke
könnte jener Rückbildung zugeschrieben werden. Gewiss wird nun auch
diese Annahme später streng sich widerlegen lassen , wenn es mit Hülfe
besserer Versuchsmethoden gelungen sein wird, die Widerstandsverände-
rungen der mittleren Stellen genauer zu erforschen. Vor der Hand aber
können wir nur hervorheben , dass gerade , wenn cd unter dem Einflüsse
des Stromes von K beträchtlicher an Widerstand zunimmt, die Wider-
standsabnahme von cd als einer mittleren Stelle von ab viel schwerer zu
constatiren ist, als wenn jene Widerstandszunahme von cd nur gering ist.
Und bei diesem Wahrscheinlichkeitsbeweise gegen die in Rede stehende
Annahme dürfen wir um so eher uns beruhigen, als man wider die geringe
Widerstandsabnahme der mittleren Stellen der intrapolaren Nervenstrecke
aus theoretischen Gründen gerade am wenigsten wird einen Einwand
erheben wollen und es zudem für die Folge von keiner wesentlichen Be-
deutung ist, ob man diesen Stellen hier mit uns eine geringe Widerstands-
abnahme zuerkennt oder nicht.
Zum Schlüsse muss noch einer Ausnahme Erwähnung geschehen,
welche, wenn man sie zuerst gewahr wird, die Ergebnisse unserer Unter-
suchung sehr in Frage zu stellen scheint. Man findet nämlich hin und
wieder, wenn man die Widerstandsveränderungen prüft, welche cd als
eine mittlere Stelle von ab unter dem Einflüsse des Stromes von h\
erfährt, dass — im Gegensalze zu den sonstigen Ergebnissen der Ver-
suche — der Widerstand von cd durch die Durchströmung von ab ansehn-
380 Ab9chn. II. Kap. IV. | S. VoD den WiderstaadsverSinderungen
lieh, wächst, wenn cd in der Siromaustrittshäifte, und mehr als gew<Ainlioli
abnimmt, wenn od in der Stromeintrlttshttlfte von ab gelegen ist. Bei der
Beachtung der Lage des Nerven xeigt sich aber ausmriuEDslos in alieti diesen
Fällen, dass die Abgangsstellen der .Oberschenkeläste, welche, wenn man
die zu prüfende Hälfte der intrapolaren Nervenstreoke in der peripherischen
Hälfte des Nerven annimmt und nicAit sehr grosse Frösche benutzt, in der
Regel zwischen a und c fallen, nahe bei c sich befinden. Durch die
absichtliche AuflagenUig des Nerven in solcher Weise lassen sich alsdann
bei weiteren Tersuchen jedes Mal die ausnahmsweisen Ergebnisse herbei--
fuhren: wähs^d man, wenn man die Abgangssteiien der Oberschen—
keläste weit^ entfernt von c hält, stets die zuerst angegebenen Ergebnisse
gewinnt« Es kann danach nicht zweifelhaft sein, dass nur eine durch die
Dickenveränderung des Nerven oder dergleichen bedingte Abweichung
vom normalen Verhalten vorliegt, welcher im Allgemeinen keine Bedeu--
tung weiter beizumessen ist. Die Abweichung^ wird aber später noch
i) AIseiB Beispiel der Abweichung diene Yers. ia3.
Versuch 133.
Wd: Gapülarrdbreii II und ni neben einander. >- iT : 1 DanieU.— JT. : 4 Gtove's. — Dm-
Strom von K tritt immer bei c ein.
M h. 6 m. Mittelgrosse Rana esc. ff.
4 4 fn. Iscbiadicus aufgelegt.
46 m. K geschlossen. (Bei Oeffauog der Bussole 4 7«'^ Ablenkung, Strom von c
nach d anzeigend.}
10\ 864. Der Widerstand nimmt zu.
47 m. 666. Empfindlichkeit wie bei Vers. 432.
49 m. 673,5. IC geöffnet. — Keine Ablenkung.
34 m< iCgeschiossen. (Bei Oefifnung der Bussole wie 4 4^. 46 m.)
4 0". 669,5. Der Widerstand nimmt zu.
25 m. 674.
S7 m. 674,5. if geöffnet. — Keine Ablenkung.
32 m. ^geschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole 4 74**^ Ablenk, wie 4 4 A. 4 6 m.)
40". 667,5. Der Widerstand nimmt zu.
33 m. 669,5.
35 m. 672. J!^ geöffnet. — Spurweise Ablenkung, Strom von d nach c
anzeigend.
40 m. iCgeschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole 4 ''^ Ablenk, wie 4 4 ä. 46m.)
4 0". 664,5. Der Widerstand nimmt zu.
44 m. 663.
48 m. 667. iC geöffnet. Unterbrechung bei Q hergestellt. JE« geschlos-
sen; der Strom von K^ tritt bei b ein.
48 m. IT« geöffnet. Unterbrechung bei 0 aufgehoben. Abgeschlossen.
<J.4Ö". 644. Der Widerstand nimmt zu.
49 m. 646.
54 m. 648,5. üTgeöffnet. — 1/2*^ Ablenkung wie 44 Ä. 35m.
66 m. ITgesohlossen. (Bei Oeffnung der Bussole wie 4 4 ä. 40m.)
4 0". 635. Der Widerstand nimmt zu.
57 m. 639.
59 m. 643. iCgeöffnet. — 4*" Ablenkung wie 44 ä 35m.
42 A. 4 m. iCgeschlossen. iBei Oeffnung der Bussole wie 44 A. 40m.)
4 0". 629,5. Der Widerstand nimmt zu.
5 m. 633,5.
der mittleren intrapolaren Nervenstellen. 361
von besonderem Interesse für uns sein durch das tiefere Verständnisse
welches wir von derselben gewinnen werden (s. u. Kap. VI. § 3.).
43 A. 7m. 681,5. iK: geöffnet. •-' O/i'^'Ablenlnmg wie 44 A. 35 m.
42 m. iCgeschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole wie 4 4 A. 40 m.)
40^'. 622,5. Der Widerstand nimmt zu.
48 m. 6^7,5.
45 m. 630,5. £^geÖffnet. Unterbrechungbei (^hergestellt. JE^ geschlos-
sen; der Strom von K^ tritt bei a ein.
20 m. JE^ geöffnet. Unterbrechung bei Q aufgehoben. JT^ geschlossen.
C.45". 645. Der Widerstand nimmt ab.
24 m. 643. Jetzt nimmt der Widerstand zu.
23 171. 645. iC geöffnet. — Ablenkung wie 4 4 h. 59m.
28 m. iCgeschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole ^a'^ Ablenk. wie 4 4 A. 4 6 m.)
40^^. 630. Der Widerstand nimmt zu.
i9 m. 634.
30 m. 636. Der Widerstand verändert sich jetzt nicht merklich bis
34m. JSCgeöffnet. — Ablenkung wie 4 4 ä. 59 m.
86 mr JT ge s ch 1 o s se n. (Bei Oeffnung der Bussole Vs'^ Ablenk, wie 4 4 A. 4 6 m.)
4 0^'. 626. Der Widerstand nimmt zu.
37 m. 630.
89 m. 685. iTgeöffnet. — Ablenkung wie 4 4 ^. 59 m.
44 m. ^geschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole keine Ablenkung.)
4 0". 625. Der Widerstand nimmt zu.
45 m. 629.
47 m. 632,5. ITgeöffnet. Unterbrechung bei ^ hergestellt. jIT^ geschlos-
sen; der Strom von K^ tritt bei a ein.
52 m. £i geö f f n e t. Unterbrechung bei Q hergestellt. £ g es c h 1 o ss e d.
C.45''. 640. Der Widerstand nimmt ab.
53 m. 639.
54 m. 638. Der Widerstand verändert steh jetzt nicht mefklith bis
55 m. iT geöffnet. — 4 1/4'^ Ablenkung wie 4 4A. 35m.
1A. Om. ITgeschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole spurweise Ablenkung wie
44 A. 46m.)
4 0". 628. Der Widerstand nimmt zu.
4 m. 634.
8 m. 635. iT geöffnet. —Ablenkung wie 44 A. 59m.
8 m. J^geschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole keine Ablenkung.)
4 0". 624. Der Widerstand nimmt zu.
9 m. 628>5.
M m. 632. jfiTgeöffnet. — 4 Va**^ Ablenkung wie 44 A. 35m.
46m. itgeschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole keine Ablenkung.)
4 0''. 64 8. Der Widerstond nimmt tu.
4 7 m. 622.
49 m. 625,5. ITgeöffnet. Unterbrechung bei 0 hergestellt. IT^ geschlos-
sen; der Strom von K^ tritt bei b ein.
24 m. JTi g e ö f f n e t. Unterbrechung bei Q aufgehoben. iC g e seh 1 os s e n.
C.45". 609. Der Widerstand nimmt zu.
25 m. 646.
27 m. 623. A" geöffnet. — Ablenkung wie 12A. 50m.
32 m. Abgeschlossen. (Bei Oeffnung der Bussole V2*^ Ablenkung.)
4 0'^ 644,5. Der Widerstand nimmt zu.
33 m. 620.
35 m. 625,5. K geöffnet. — Ablenkung wie 4 ä. 6 m.
Der IschiadiQus ist in seiner ganzen Länge erhalten und mit dem Muskel in unversehrter
Verbindung gewesen. 6das7»n™; cdas2">n; acs»4 6na"»; coa:6™>n; oa«=40o»n; aivt»
^Sinnij ftfu=s9mmj Abstand zwischen c und der Abgangsstelle des untersten Oberr
Schenkelastes: c. 3™«i.
S62
Abscbn.. II. Kap. IV. § 3. Von dem Flussigkeitoverlaste
* § 3. Von der Verarmang der Stromeintrittsgegend der intrapolaren
Vervenstrecke an Flüssigkeit.
Eine gute Uebersicht über die in den §§ 1 . und 2. gewonnenen Ergeb-
nisse gewährt die graphische Darstellung Fig. 22. Auf den Nerven NNa\s
Abscissenaxe sind in der in-
trapolaren Nervenstrecke a6,
welche in der Richtung von b
nach a durchströmt angenom-
men ist, als Ordinaten die
Widerstandsznwächse der
einzelnen S"" langen Stellen,
welche die intrapolare Ner-
venstrecke zusammensetzen,
aufgetragen, so dass die Mitte
einer jeden solchen Stelle der
Fusspunkt der zugehörigen
Ordinate ist. Die Curve der
Widerstandsveränderungen
ist im Fälle grösserer Inten-
A'
Fig. U.
sität oder längerer Dauer des ab durchsetzenden Stromes oder im Falle
grösseren specifischen Widerstandes der Ner\ enflüssigkeit die ausgezogene
Curve, im Falle geringerer Intensität u. s. w. die punktirte Curve.
Nach diesen Ergebnissen kann es keinem Zweifel unterliegen, dass
die Stromeintrittsgegend d. h. das dem Stromeintrittsende benachbarte
Stück der intrapolaren Nervenstrecke in grösserer Länge unter dem Ein-
flüsse des Stromes an Flüssigkeit verarmt, da überall, wo durch die
Durchströmung der Widerstand wächst, dieses Wachsen, wie wir wissen,
die Folge^davon ist, dass die Widerstandszunahme in Folge der Verarmung
die Widerstandsabnahme in Folge der Erwärmung und in Folge der che-
mischen Veränderungen durch den Strom tibertrifit. Und da der Curve
der letzteren Widerstandsabnahme , bezogen auf die intrapolare Nerven-
strecke als Abscissenaxe , vom Stromeintrittsende nach der Mitte der Ner-
venstrecke hin ein gegen die Abscissenaxe stark concaver Verlauf nicht
zugeschrieben werden kann, führen unsere Ergebnisse weiter zu dem
Schlüsse , dass die Widerstandszunahme in Folge der Verarmung rasch an
Grösse verliert , je weiter vom Stromeintrittsende entfernt die betrachtete
Nervenstrecke gelegen ist, dass also die der Stromeintrittsgegend zugehet
rigen Nervenstellen mit wachsendem Abstände von dem Stromein tnttsende
zunehmend weniger an Flüssigkeit verarmen. Endlich lehren die Ergeb-
nisse noch, dass die Verarmung der der Stromeintrittsgegend zugehörigen
der Stromeintriitsgegend.der iotrapoiaren Nerveostrecke. 363
Nervenstellen mit der Sirominiensität, d^r Stromdauer und dem specifi--
sehen Widerstände der Nervenfltlssigkeit wächst.
Das aus den Gestaltsveränderungen des Nerven über die Verarmung
der intrapolaren Nervenstrecke Enlnommene bat also durch unsere Wider-
standsuntersuchungen, wie wir es erstrebten, seine Bewährung gefunden;
und mit diesem Erfolge müssen wir, so nahe es auch liegt, weitere Schlüsse
aus den erkannten Widerstandsveränderungen zu ziehen, für den Augen«^
blick uns zufrieden geben. Wir stossen, wenn wir weiter gehen, auf eine
Schwierigkeit, welche erst im Kap. VI. klar sich wird übersehen lassen,
und wir schieben es deshalb bis dahin auf, die Ergebnisse unserer letzten
Widerstandsuntersuchungen nodi besser auszunutzen.
Kapitel V.
Von den Widerstandsveränderungen der intrapolaren Nerven*
strecke und den inneren Vorgangen in derselben bei anders
gearteter Zu- und Ableitung des Stromes.
Blicken wir jetzt zurück, so haben wir allerdings eine umfassende
Kenntniss der Widerstandsveränderungen der intrapolaren Nervenstrecke
gewonnen ; aber diese Kenntniss ist , weil wir den Nerven bisher immer
mit mittleren Stellen seines Verlaufes unseren in einer und derselben Weise
hergenchteten Zuleitungsröhren aufgelagert haben, doch auf den Fall gerade
solcher Zu* und Ableitung des Stromes beschränkt. Wir müssen deshalb
die Widerstandsveränderungen der intrapolaren Nervenstrecke noch bei
anderweitiger Zu- und Ableitung des Stromes untersuchen: wir haben
nunmehr zuzusehen , wie diese Widerstandsveränderungen sich gestalten,
erstens wenn Querschnittflächen des Nerven Ein- und Austrittsstellen des
Stromes sind, und zweitens wenn — bei Ein* und Austritt des Stromes
an mittleren Stellen oder Querschnittflächen des Nerven — die Zu- und
Abieiter des Stromes anders als bisher geartet sind.
§ 1. Der Strom tritt an einer Qaerschnittfläche des Verven ein oder ans«
Ftir's Erste wollen wir bei der Versuchsanordnung Fig. 1 . den Strom
an einer Querschnittfläche in den Nerven ein- oder austreten lassen. Dazu
bringen wir den Nerven , von welchem wir eine Strecke dem Strome aus-
setzen wollen , immer so auf die beiden Zuleitungsröhren , dass wir ihn
zunächst mit einer Querschnittfläche der einen Thonspitze und zwar ihrer
364 Abschn. ü. Kap. V. § 4. Der Strom tritt
der anderen Thonspitie zugekebrtea SeitenflSlche sich anlegen lassen und
darauf mit einer mittleren Stelle seines Verlaufes der vorderen Kante der
zweiten Tbonspitse auflagern. Die Querschnittflache, welche wir zu den
Versuchen benutzen, stellen wir jedes Mal durch einen neuen Schnitt erst
unmittelbar yor der Auflagerung des Nerven her , und wir tragen dafttr
Sorge, dass die ganse Schnittflilcbe des Nerven die Seitenfläche der Thon-
spitie berührt ; das rweite Ende des Nervenstammes liegt, wenn der Nerv
nidit in unversehrter Verbindung mit dem Unterschenkel erhalten ist, auf
einer zur Seite der zweiten ZuleitungsrOhre befindlichen Glasröhre. Der
Kürze halber soll in der nächsten Folge die DurchstrOmung der Nerven-
strecke, wenn der Strom an der Querschnittfläche eintritt, die QJ-Durch-
strömung , und wenn der Strom an der mittleren Stelle eintritt , die Lq-
Durchströmung heissen.
Die Wiederholung der Versuche des § 4 (2) des Kap. IL liefert bei der
X^-Durchströmung die früheren Ergebnisse wieder. Anders aber bei der
Q/-Durchströmung. Die Vergleichung der anfänglichen und der schliess-
liehen Schiebersteliung lehrt in diesem Falle (mit Berüdidichtigung der
Fehlerquoten der inneren Polarisation und der Erwärmung des Vergleichs-
widerstandes ) , dass die Nervenstrecke unter dem Einflüsse des Stromes
an Widerstand verloren hat ; und aus sämmtlichen Schieberstellungen im
Laufe des Versuches ergiebt sich , entweder dass der Widerstand dauernd
mit verzögerter Geschwindigkeit abgenommen hat, oder dass der Wider-
stand anfangs lange Zeit mit abnehmender Geschwindigkeit beträchtlich
kleiner und danach langsam mit erst zunehmender und später abnehmen-
der Geschwindigkeit wieder grösser geworden ist.
Diese Verschiedenheit der Widerstandsveränderungen bei der Zg«- und
der Q/~Durchströmung tritt besonders scharf hervor, wenn wir weiter an
Nerven gleich grosser und gleich munterer Frösche yon demselben Fange
eine grössere Reihe von Versuchen rasch nach einander in der Weise an-
stellen , dass wir die ganze Versuchsanordnung und dazu noch die Länge
der durchströmten Nervenstrecke und die den Zuleitungsröhren anliegen-
den Nervenstellen in allen Versuchen möglichst gleich erhalten, zur Strom-
eintrittsstelie aber abwechselnd bei dem einen Versuche die Querschnitt-
fläche , bei dem anderen Versuche die mittlere Stelle des Nerven machen :
die Widerstandsveränderungen, welche bei der Durchströmung zur Beob-
achtung kommen , wechseln alsdann ganz regelmässig von einem Versuche
zum anderen in der angegebenen Weise ab. Und hier, wo nur die Rich-
tung des Stromes von K in der Nervenstrecke eine verschiedene gewesen
ist, wird es auch zweifellos, dass die wahrgenommene Verschiedenheit der
Wider&tandsveränderungen nur durch die verschiedene Stromrichtung be-
dingt ist.
an eiaer QufirscholUfläche des Nerven ein oder aus. 365
V<m einer Bedeutung der auf- oder absieigenden Stromrichtung im
Nerven kanu aber, von den ErCabruDgen des § 8, des Kap. III. ganz ab-
gesehen, nicht die Rede sein. Denn die Yerscbiedenbeit der Widerstands^
Veränderungen kpo^oit niobt nur in ganz gleicber Weise vur Beobachtung,
wenn die Z.f-Durchströniung aufsteigend ist und die iQ^-Durcbströmung
absteigend, wie wenn das Umgekehrte der Fall ist, sondern sie ist auch an
einem ganzen Bündel von Nerven, deren ca^trale und peripherische Enden
abwecbsehid nach entgßgengesetzten Seiten sehen, zu copstatiren. Die
Verschiedenheit der WiderstaAdsveränderungen muss also in der Verschie-*
denheit der Eip^ und Austrittsstellen des Stromes begründet sein. Und da
einerseits die Widerstandsveränderungen bei der Zf'-Durcbströmung nicht
abweichen von den Widerstandsveränderungen, welche bei den Versuchen
des § i (2) des Kap. IL sich gezeigt haben, und andererseits die Wider-*
Standsveränderungen, welche bei der (^Z-Durchströmung sich uns ergeben
haben, ebenso auftreten, wenn wir den Nerven mit zwei Querschnittflächen
zwischen die Zuleitungsröhren bringen, muss die Verschiedenheit der Wi-
derstandsveränderungen eine Folge der Verschiedenheit der Eintrittsstellen
des Stromes sein«
Hit nur unwesentlichen Modificationen , deren Zergliederung nicht
lohnend , deren Versljändniss ab^ auf Grund unserer MiUheilungen gesi-*
chert ist, finden wir unsere Versctiiedenbeit derWidersta^dsveränderungen
bei grosserer wie bei geringerer Stromintensität,.bei jeder Länge und Dicke
der intrapolaren Nervenstrecke, bei sehr lebensfähigen und bei nur wenig
lebensfähigen Nerven, endlich bei todten wie bei lebenden Nerven immer
wieder. Von besonderem Werthe ist ihre Beobachtung an todten Nerven,
weil sie auf das Leichteste uns von einem Einwände befreit, der hier sich
hätte erheben lassen. Da der (ruhende) Nervenstrom dem Strome von if bei
der QZ-Durchströmung immer gleich, bei der L^-Durchstrtknung immer
entgegengesetzt gerichtet ist , muss der Widerstand der Nervenstrecke bei
der QZ-Durchströmung zu klein , bei der I^-Durchstr'ömung zu gross sich
darstellen. Dies würde, da es uns nur um die Veränderungen des Wider-
standes während der Durchstrdmung zu thun ist, bedeutungslos sein, wenn
der (ruhende) Nervenstrom während der Durcbströmung unverändert
bliebe und nur der elektrotomsche Zuwachs ^ hinzuträte , der seinerseits
Dicht in Betracht kommt, weil er beide Male dem Strome von K gleich ge-
richtet ist. Nach du Boü^Beymond ist aber der ^ektrotonische Zustand
wahrscheinlich von einer Verzerrung der ursprünglichen Curve der Strom-
stärken des Nerven begleitet^: und dieser Verzerrung konnte man unsere
1) S. o. S^ 45. — E. du Bois - Keymond f Untersuchungen u. s. w. Bd. II. Abth. I.
S. 827—8*; 8154*. \
%) E. du Bois-Heymond, Untersuchungen u. s. w. Bd. U. Abth. I. S. 826—7*; 434-^6*.
366 Abscbn. II. Kap. V. § 4 . Der Strom tritt
Verschiedenheit der Widerstandsveränderungen zuschreiben wollen, so
dass sie danach nur 'eine scheinbare , durch elektromotorische Kräfte im
Nervenzweige bedingte wäre. Allerdings lässt sich dieser Einwand schon
mit der Unbedeutendheit jener Verzerrung zurückweisen und mit dem ver-
haltnissmassig unbeträchtlichen Einflüsse auf die Schiebersteüung, welcher
bei der geringen Empfindlichkeit unserer Versuchsanordnung einer Ver-
änderung des Nervenstromes Überhaupt nur zidLommen konnte. Indessen
ist es, zumal da in den eben zur Sprache gekommenen Verhältnissen noch
manche Dunkelheit herrscht, die zu Einwänden ausgebeutet werden könnte,
gewiss ein nicht zu unterschätzender Vortheil, dass das Auftreten der Ver-
schiedenheit der Widerstandsveränderungen am todten wie am lebenden
Nerven jeden Gedanken an eine Täuschung durch die elektromotorischen
Kräfte des Nerven unbedingt ausschliesst.
Was die inneren Vorgänge in der intrapolaren Nervenstrecke betrifft,
so ist aus der Verschiedenheit der Widerstandsveränderungen bei der Lq-
und der QZ-DurchstrOmung zu entnehmen , dass die Widerstandszunahme
der intrapolaren Nervenstrecke in Folge der Verarmung und demgemäss
auch die Verarmung selbst bei der Q/-Durchströmung entweder gar nicht
auftreten oder wenigstens viel geringer sind als bei der Zg-Durchströmung.
Und damit stimmen dann auch die Erfahrungen , welche wir bei der üm-
kehrung der Stromrichtung wie bei der Oeffhung und Wiederschliessung
der Kette machen , auf das Beste ttberein. Gehen wir von der ursprüng-
lichen Iqf-Durchströmung durch Umlegen der Wippe B zur Q/-Durchströ-
mung über , so nimmt der Widerstand mit abnehmender Geschwindigkeit
ab, und es kommt, selbst wenn wir sehr lange geschlossen halten, höchst
selten wieder zu einer Zunahme des Widerstandes; kehren wir durch
wiederholtes Umlegen der Wippe B zur Lg-Durchströmung zurück, so
nimmt der Widerstand sogleich wieder in steilem Verlaufe, nur etwas
weniger beträchtlich als bei der ersten JLg-Durchströmung, zu. Umgekehrt
nimmt, wenn wir von der ursprünglichen ^i-Durchströmung durch Umle-
gen der Wippe B zur L^-Durchströmung übergehen , der Widerstand so-
gleich sehr rasch zu ; und kehren wir zur Q/-Durchströmung zurück, so
nimmt der Widerstand wieder mit abnehmender Geschwindigkeit ab. Bei
der Lgf-Durchströmung zeigt sich femer der Widerstand nach der Oefifhung
der Kette, ganz so wie bei den Versuchen des § 9. des Kap. IL, verrin-
gert: bei der Qt-Durchströmung hingegen finden vnr, wenn nur die
Durchströmung nicht sehr lange angedauert hat, den Widerstand nach der
Oefihung der Kette immer vergrössert.
Wenn eine Querschnittfläcbe des Nerven Stromeintrittsstelle ist, tritt
also die Verarmung der intrapolaren Nervenstrecke an Flüssigkeit und
zwar, wie wir durch Kap, IV. wissen, die Verarmung ihrer Stromeiotritts-
an einer Querschnittfläche des Nerven ein oder aus. 367
gegeod entweder gar nicht ein , oder sie ist wenigstens viel geringer , als
wenn unter sonst gleichen Umstanden eine mittlere Stelle des Nerven dem
Strome zum Eintritte dient. Mit dieser Erfahrung scheinen wir aber nur,
was längst im Allgemeinen uns bekannt geworden ist , im Specielien wie-
der aufgefunden zu haben. Daran zwar, dass der specifische Widerstand
der Nervenflüssigkeit in's Spiel komme, weil der Nerv am Querschnitte
rascher als an der mittleren Stelle abstirbt, kann aus mehrfachen Gründen
nicht gedacht werden. Denn einmal ist es nicht möglich, dass, wenn wir
den frischen Nerven sogleich nach dem Herstellen des Querschnittes durch-
strömt sein lassen , die Verschiedenheit des specifischen Widerstandes der
Nervenflüssigkeit am Querschnitte und an der mittleren Stelle des Nerven
schon eine so beträchtliche Grösse gewonnen haben sollte, wie sie zur
Herbeiführung unseres Ergebnisses erforderlich wäre ; und zweitens muss
der Widerstand einer rascher absterbenden Nervenstrecke nach unseren
Erfahrungen im § 5. des Kap. HL nicht blos früher verringert , sondern
danach auch früher vergrösseit sein, und die uns beschäftigende Verschie-
denheit der Widerstandsveränderungen bei der Lq- und der (?/-Durchströ-
mung kommt überall in wesentlich gleicher Weise zum Vorschein, gleich-
viel ob wir ganz frische oder mehr oder weniger weit im Absterben
vorgerückte Nerven untersuchen. Wir haben aber im § 3. des Kap. III.
gefunden , dass die Verarmung der intrapolaren Nervenstrecke unter sonst
gleichen Umständen mit dem 'Wachsen der Berührungsfläche zwischen der
positiven Zuleitungsröhre und dem Nerven abnimmt : und nichts Anderes
scheint unsere in Rede stehende Erfahrung zu besagen , da wir bei den
bisherigen Versuchen dieses § gewöhnliche Thonspitzen (s. o. S. TW — 2.)
benutzt haben und so die Berührungsfläche des Querschnittes grösser ge-
wesen ist als die der mittleren Stelle des Nerven.
Der Versuch entscheidet jedoch gegen die Vermuthung. Wiederholen
wir unsere Versuche mit der Lq- und der QZ-Durchströmung , nachdem
wir an der für die Auflagerung der mittleren Stelle des Nerven bestimmten
Thonspitze eine sehr stumpfe (5 — 6"™ breite) vordere Kante geformt ha-
ben, so dass die Berührungsfläche zwischen der mittleren Stelle des Nerven
und der Zuleitungsröhre viel grösser ist als die Querschnittfläche des Ner-
ven, so sehen wir gleichwohl nach der Schliessung der Kette unter densel-
ben Umständen, unter welchen bei der Z,qf-Durchströmung der Widerstand
lange zunimmt , bei der Q/-Durchströmung den Widerstand lange abneh-
men, und entsprechend sind die Wahrnehmungen nach der Umkehrung
der Stromrichtung und nach der Oeffnung der Kette ; die Verschiedenheit
der Widerstandsveränderungen bei der Lq- und der Q/-Durchströmung ist
nur natürlich jetzt kleiner als in den Fällen, in welchen die mittlere Stelle
des Nerven einer gewöhnlichen Thonspitze auflag. Die Bedeutung der
g^ Abschn. IT. Kap. V. § 4. Der Strom tritt
Querschnittfläcbe als Stromeintrittssielle fällt also mii der Bedeutung der
Grösse der Berührungsfläche zwischen dem Nerven und der positiven Zu*
leitungsröhre keineswegs zusammen; und das '£iigebniss unserer Unter-
suchung ist jetzt folgendermassen auszusprechen : Tritt der Strom an mer
Querschnittfläche in den Nerven ein , so bleibt die Verannung der Strom*
eintiittsgesgiend der intrapolaren Nervenstrecke an Flüssigkeit entweder ganz
aus, oder sie ist wenigstens viel geringer, als — unter sonst gleichen Um-
ständen und besonders bei gleicher Berührungsfläche zwischen dem Ner-
ven und der positiven Zuleitungsrdhre — wenn der Strom an einer mittle-
ren Stelle in den Nerven eintritt.
Es verdient hier nochmals hervorgehoben zu werden, dass eine gute
d. h., soweit der Augenschein lehrt, vollkommene Anlagerung der Quer-
schnittfläche des Nerven an die betreffende Thonspitze für die vorliegende
Untersuchung durchaus noth wendig ist : sonst nähern sich die Ergebnisse
der Versuche, welche im Uebngen eine besondere Berücksichtigung nicht
erfordern, sehr denjenigen, welche man gewinnt, wenn der Strom an einer
mittleren Stelle in den Nerven eintritt: Eben deshalb , weil es nicht zu-
verlässig gelingt, ein Nervenstück unbeschädigt mit zwei Querschnittflächen
den beiden Thonspilzen gut anzulagern, ist auch dieser Fall oben nicht
weiter in Untersuchung gezogen worden , als um uns zu überzeugen, dass
alsdann die Ergebnisse nicht wesentlich abweichen von dem anderen Falle,
in welchem eine mittlere Stelle des Nerven Stromaustrittsstelle ist ( s. o.
S. 365.).
Gestaltsveränderungen des Nerven in Folge der Durehströmung sind
bei den voraufgegangenen Versuchen am Querschnittsende des Nerven
nicht wahrzunehmen , kommen aber an der militleren Stelle des Nerven, je
nachdem sie Stromein- oder Stromaustrittsstelle war, in der früher erkann-
ten Weise zur Beobachtung.
Versuch 134.
Wd: Capillarröbre IL — K: i Daniell. — Stromeintritt bei J5.
1 A. 28 »I. Kleiner Frosch ff.
33 m. Ischiadicus der Thonspitze von z mit Querschnittflä^che an-
gelegt und der Thonspitze von a^ mit mittlerer Stelle auf-
gelagert.
Bei Oeffnung des Multiplicatorschlüssels fast 1 ® const. Ab-
lenkung der Nadel, Strom von z nach z^ anzeigend.
48 m, Ä' geschlossen. Schieber auf 600.
Die Nadel schlägt, grösseren Widerstand anzeigend, um 43^
aus. Der Widerstand nimmt ab.
an einer QuerschnittflKche des Nerven ein oder aus. 369
49 m.
680.
50 m.
670.
53 m.
660.
59 nu
650.
9 m.
640.
20 m.
634.
55 m.
Empfindlichkeit : auf 4 O*""" Verschiebung
9h. 9 m. 640. von S fast 1® const. Nadelablenkung.
Der Widerst, verändert sich jetzt nicht merklich bis
wo K geöflhet wird.
Die Nadel bleibt c. 4 5 See. unbewegt auf Null, schlägt dann
aber, Strom von z nach s^ anzeigend, um y,^ aus und
nimmt so const. Ablenkung von c. y«^ an.
Nur ein Stück des Ischiadicus war benutzt worden. a&ta/6=s5,5"^"^ ; boss
42min. J^-s4 6".
Versuch 135.
Wd: Capillarröhre II. — K: 1 Daniell. — Stromeintritt bei z.
Der Schenkel , welchem der Nerv entnommen wird , gehört einem drei
Tage vorher i i A. 22 m. getödteten Frosche an und ist bisher ent-
häutet im feuchten Räume aufbewahrt worden. Oberschenkel-Mus-
culatur bereits faulig zerfliessend.
S h, 36 m. Ischiadicus der Thonspitze von z mit Querschnittfläche an-
gelegt und der Thonspitze von Zi mit mittlerer Stelle auf-
gelagert.
Bei Oeffnung des Multiplicator-Schlüssels fast %^ const. Ab-
lenkung der Nadel, Strom von z nach z^ anzeigend.
9 A. 5 m. K geschlossen. Schieber auf 700.
Die Nadel schlägt, grösseren Widerstand anzeigend, um 4 4 ®
aus. Der Widerstand nimmt ab.
6 in.
c. 800.
7 m.
785.
9 tn.
770.
12 m.
760.
23 m.
740.
46 m.
732.
59 m.
735.
^OA.
23 m.
745.
46 m.
755.
Mh.
40 m.
765.
48 m.
775.
iih.
30ffi.
785.
U.
31 m.
796.
Jetzt nimmt der Widerstand zu.
Empfindlichkeit : auf 4 0^™ Verschiebung
von S c. y,® const. Nadelablenkung.
K geöfihet.
H. M n n k , Unteraachnncren etc . 24
370 Abschn. U. Kap. V. § 1 . Der Strom tritt
Die Nadel schlägt, Strom von z^ nach z anzeigend, um c. Vi^
aus. Sie nimmt darauf spurweise const. Ablenkung, Strom
von z nach z^ anzeigend, an.
Nur ein Stück des Ischiadicus war benutzt worden. ab = lb=s 5™"*; bo =
Versuch 436.
Wd: Capillarröhren H und III neben einander. — K: i Daniell. — Die vor-
dere Kante der Thonspitze von z ist sehr stumpf.
IIA. 19 fw. Grosse Rana esc. ff.
24 m. Ischiadicus der Thonspitze von z^ mit Querschnittfläche an-
gelegt und der Thonspitze von z mit mittlerer Stelle auf-
gelagert.
Bei Oeffnung des Bussolen-Schlüssels 2^^ Ablenkung, Strom
von j5, nach z anzeigend.
30 w. K geschlossen. Stromeintritt bei b.
\ 5". 602. Der Widerstand nimmt ab.
31 m. 596,5.
33 m. 592,5.
35 m. 589,5.
38 m. 587.
' 41 m. 585. Ä" geöffnet. — ly,*^ Ablenkung, Strom von !s^
nach z anzeigend. Die Ablenkung nimmt auf
c. 2*^ zu und erhält sich so.
46 w. j^geschlossen. Stromeintritt bei b.
10". 590. Der Widerstand nimmt ab.
585,5.
583.
581. Sofort Wippe B umgelegt, so dass Strom-
eintritt bei a.
10". 602. Der Widerstand nimmt zu.
612,5.
619,5.
627.
12A. Im. 632.
636,5. Sofort Wippe 5 umgelegt, so dass Strom-
eintritt wieder bei 6.
1 5". 599. Der Widerstand nimm.t ab.
592. Empfindlichkeit : auf c. 4"»"» Verschiebung
586. von S 1 *^ const. Ablenkung des Spiegels.
580. K geöffnet. — c. 1 %*^ Ablenkung, wie vorher.
48
m.
51
m.
55
m.
56
m.
57
m.
59
m.
1
m.
5
m.
6
m.
7
in.
10
m.
an einer Querschnittfläcbe des Nerven ein oder aus. 37 1
Der Ischiadicus war in unversehrter Verbindung mit dem ^Unterschenkel
erhalten und der benutzte Quei'schnitt dicht unterhalb des Abganges des
untersten Oberschenkelastes angelegt, ab =» ar = 6"^™ ; am = 21 ™" ; a lag
in 6"™ Länge der Thonspitzenkante von z auf. Nach der Beendigung des
Versuches ist der Nerv noch dicht am Querschnitte mechanisch gut erregbar.
Versuch 137.
Alles wie bei Vers. 1 36.
12 Ä. 19 m. Der zweite Ischiadicus des für Vers. 1 36. ff 'Frosches eebnso,
wie der erste Ischiadicus, aufgelegt.
Bei Oeffnung des Bussolen - Schlüssels 3%*^ Ablenkung,
Strom von z^ nach z anzeigend.
24 971. AT geschlossen. Stromeintritt beia.
15". 655. Der Widerstand nimmt zu.
26 m. 664,5.
28 m. 673,2.
30 m, 677,5.
'32 m. 681.
35 m. 687. JST geöffnet. — Fast 4*^ Ablenkung, Strom von
z^ nach z anzeigend. Die Ablenkung nimmt auf
3%^^ ab und erhält sich so.
40 m. A'geschlossen. Stromeintritt bei a.
1 0". 672. Der Widerstand nimmt zu.
679.
685.
689.
691,5. Sofortwippe B umgelegt, sodass Strom-
eintritt bei 6.
15". 642. Der Widerstand nimmt ab.
626.
618,5.
610.
603,5.
597,5. Sofortwippe Äumgelegt, so dass Strom-
eintritt wieder bei a.
15". 632. Der Widerstand nimmt zu.
ih. 0 m. 645.
653.
659,5.
24*
41
m.
43
m.
46
m.
49
m.
50
m.
51
m.
53
m.
55
m.
59
m.
0
m.
1
m.
2
m.
372 Abschn. n. Kap. V. { 8. Der Thon unserer ZvJeiluDgsrtfhrea
4 A. bm. 669,5. £^ geöffnet. ^ c. 37»'^ Ablenkung, Strom von
z^ nach z anzeigend. Die Ablenkung nimmt
auf c. 3'^ ab und erhält sich so.
ab = c. ejS"". Sonst wie bei Vers. 1 36.
§ 2. Der Thon unserer Znleitungsröhren ist mit anderen Flüssigkeiten
getränkt.
Das Zweite, was wir thun, ist, dass wir den Thon unserer Zuleitungs-
röhren mit anderen Flüssigkeiten tränken. Die Flüssigkeiten, welche wir
nach einander an die Stelle der bisher ausschliesslich von uns benutzten
1 Vo^g^^ Kochsalzlösung treten lassen, sind folgende :
Schwefelsäure verdünnt mit dem neunzehnfachen Volumen (Brunnen-]
Wasser;
Essigsäure verdünnt mit dem halben Volumen Wasser ;
Essigsäure verdünnt mit dem gleichen Volumen Wasser ;
Gerbsäure, concentrirte wässerige Lösung ;
Schwefelsaure Kupferoxydlösung, concentrirt ;
Schwefelsaure Zinkoxydlösung, concentrirt;
Dieselbe verdünnt mit dem gleichen Volumen Wasser (No. 4.) ;
Dieselbe verdünnt mit dem dreifachen Volumen Wasser (No. 2.) ;
Dieselbe verdünnt mit dem zehnfachen Volumen Wasser (No. 3.) ;
Quecksilberchloridlösung, concentrirt ;
Ghlomatriumlösung, concentrirt;
Dieselbe verdünnt mit dem doppelten Volumen Wasser (No. i .) ;
Dieselbe verdünnt mit dem siebenfachen Volumen Wasser (No. 2.) ;
Dieselbe verdünnt mit dem sechzehnfachen Volumen Wasser (No. 3.) ;
Ghlorcalciumlösung, concentrirt ;
Chlorammoniumlösung, concentrirt ;
Schwefelsaure Natronlösung, concentrirt;
Kohlensaure Kalilösung, concentrirt;
Brunnenwasser (verschiedenen Berliner Brunnen entnommen) ;
Absoluter Alkohol ;
Derselbe gemischt mit einem Viertel Volumen Wasser (No. i.) ;
Derselbe gemischt mit dem gleichen Volumen Wasser (No. 2.) ;
Derselbe gemischt mit dem doppelten Volumen Wasser (No. 3.).
Mit jeder der genannten Flüssigkeiten tränken wir für den einen Theil
der Versuche den Thon beider Zuleitungsröhren zugleich , für den zweiten
Theil der Versuche aber nur den Thon einer der beiden Zuleitungsröhren,
während der Thon der anderen Zuleitungsröhre in der gewohnten Weise
ist mit anderen Flüssigkeiten getrönkt. 373
mit 1 %iger Rochsalzidsung getränkt bleibt. Wir wiederholen so die Ver-
suche des Kap. II. und die Versuche des § 4 . dieses Kapitels , indem wir
entweder beiden Thonspitzen zugleich mittlere Stellen des Nerven auf-
lagern oder nur einer Thonspitze eine mittlere Stelle , der anderen aber
eine Querschnittfläche des Nerven anlegen ; dabei ertheilen wir denjenigen
Thonspitzenkanten , welchen mittlere Stellen des Nerven aufliegen sollen,
in verschiedenen Versuchsreihen eine verschiedene Breite. Sämmtliche
Versuche stellen wir an Nerven erst vor Kurzem getödteter Thiere an. Zur
intrapolaren Strecke nehmen wir stets die schon sonst von uns bevorzugte
Nervenstrecke nicht weit unterhalb des Abganges des stärksten Oberschen-
kelastes , und wir legen , wo eine Querschnittfläche für den Versuch erfor-
derlich ist, den Querschnitt am Nerven dicht unterhalb des Abganges
des untersten Oberschenkelastes an. Uebeiiiaupt machen wir, auch was
die Länge der intrapolaren Nervenstrecke, die Lebensfähigkeit ^ und die
Dicke des Nerven betrifit, die Versuche möglichst unter einander vergleich-
bar; doch können wir selbst die sonst erreichbare^ Genauigkeit hier nicht
bean^ruchen wegen der zu grossen Ausdehnung, welche die Versuchs-
reihen der Zeitdauer wie der Zahl der Versuche nach gewinnen.
Die Variation des Widerstandes der Zuleitungsröhren , welche mit der
Variation der den Thon tränkenden Flüssigkeit einhergeht, lässt bei der
Untersuchung, so lange die Tränkungsflüssigkeit nicht wesentlich schlechter
leitet als die 4 %ige Kochsalzlösung, sich vernachlässigen, weil der Wider-
stand d^ Zuleitungsröhren dann immer wieder gegen den Widerstand der
Nervenstrecke verschwindet und auch während der Durchströmung nur
sehr wenig abnimmt [vgl. o. Kap. IL § 4 (4)]. Aber schon bei dem Brun-
nenwasser ist der Widerstand der Zuleitungsröhren in Betracht zu ziehen,
und seine Bedeutung wächst dann noch bei den alkoholischen Flüssigkeiten
rasch mit dem Alkoholgehalte ; ist der Thon beider Zuleitungsröhren mit
dem Alkohol No. 4 . oder der Thon einer der beiden Zuleitungsröhren mit
absolutem Alkohol getränkt, so übertrifft der Widerstand der Zuleitungs-
röhren den Widerstand sogar einer \ 0™™ langen Nervenstrecke noch we-
sentlich. Für Brunnenwasser und Alkohol muss deshalb einerseits fest-
gebalten werden, dass die Widerstandsveränderung der Nervenstrecke bei
der Durchströmung in Wahrheit grösser ist , als sie unmittelbar durch die
Versuche sich herauszustellen scheint ; andererseits muss von den zur Be-
obachtung kommenden Widerstandsveränderungen, um die Widerstands-
veränderungen der Nervenstrecke allein zu erhalten, die, vsde eigens darauf
gerichtete Versuche ergeben , bei dem Brunnenwasser noch geringe , bei
den alkoholischen Flüssigkeiten aber mit dem Alkoholgehalte rasch wach-
4) Vgl. oben Kap. lU. § 4 (tb).
374 Abschn. II. Kap. V. § 8. Der Thon unserer Zuleitungsröhren
sende Widerstandsabnahme, welche die Zuieitungsröhren bei ihrer Durch-
Strömung erfahren , in Abzug gebracht werden. Der Widerstand von Zu-
leitungsröhren, deren Thon mit absolutem Alkohol angerieben ist, nimmt
übrigens auch öfters , wohl durch die Verdunstung des Alkohols, zu und
verändert sich überhaupt im Allgemeinen so rasch und so unregelmässig,
dass brauchbare Versuche am Nerven nicht wohl sich gewinnen lassen.
Eine vollständige Uebersicht über die Ergebnisse der Untersuchung
würde der Registrirung fast aller Versuche der Reihe nach gleichkommen,
da nahezu bei jeder Flüssigkeit und bei jeder Modification des Versuchs-
verfahrens interessante Besonderheiten sich zeigen. Solche Registrirung
muss jedoch unterbleiben , und wir beschränken uns darauf , die an sich
werth vollsten und auch für die Folge wichtigsten Erfahrungen bei einem
Daniell in der ungespaltenen Strecke des Stromnetzes (nach Elimlnirung
der durch die Polarisation, die Erwärmung des Vergleichswiderstandes und
die Widerstandsveränderungen der Zuleitungsröhren bedingten Fehler)
herauszuheben. Der Kürze halber wollen wir dabei, wo der mit einer ge-
wissen Flüssigkeit getränkte Thon gemeint ist, von dieser Flüssigkeit selbst
sprechen.
Der Strom trete zuerst immer an der Querschnittfläche des Nerven ein
und an einer mittleren Stelle des Nerven in \ %\ge Kochsalzlösung aus : wir
variiren die Flüssigkeit der Stromeintrittsseite. Bei den Kochsalzlösungen
verschiedener Concentration , der kohlensauren Kalilösung und der Glau-
bersalzlösung nimmt dann der Widerstand der intrapolaren Nervenstrecke
bei der Durchströmung etwa ebenso^lange und ebenso rasch ab wie bei
der \%\gen Kochsalzlösung (s. o. § l.j, bei der Salmiaklösung in der Regel
etwas rascher. Bei der Chlorcalciumlösung hingegen, der Kupfervitriol-
lösung , der Sublimatlösung und der Schwefelsäure ist die Widerstands-
abnahme kleiner, dauert nur 4 — 10 Minuten an und geht darauf in eine
langsame Zunahme des Widerstandes über. Noch kürzer ist die anfängliche
Widerstandsabnahme und rascher die nachfolgende Widerstandszunahme
bei dem Brunnenwasser, den verdünnten Zinkvitriollösungen No. 2. und 3.
und den Alkoholgemischen , beiden letzteren desto mehr, je grösser der
Alkoholgehalt ist. Bei der Gerbsäure endlich, der Essigsäure, der concen-
trirten Zinkvitriollösung und der verdünnten Zinkvitriollösung No. 4 . nimmt
der Widerstand von vornherein zu , die Zunahme ist jedoch immer noch
eine massige. — Wird nach einer längeren Durchströmung der Nerven-
strecke die Stromrichtung umgekehrt, so nimmt, selbst bei sehr grosser
Berührungsfläche zwischen dem Nerven und der ursprünglich negativen
Zuleitungsröhre, der Widerstand der Nervenstrecke überall zu.
Es trete weiter der Strom an einer scharfen Thonspitzenkante in eine
mittlere Stelle des Nerven ein und von einer mittleren Stelle des Nerven
ist mit anderen Flüssigkeiten getränj^t. 375
an einer sehr stumpfen Thonspitzenkante in 4 %ige Kochsalzlösung aus :
wir variiren wiederum, die Flüssigkeit der Stromeintrittsseite. Alsdann
nimmt der Widerstand der intrapolaren Nervenstrecke nur bei der Sal-
miaklösung regelmässig und häufig auch bei der verdünnten Kochsalzlösung
No. \ . ab, bei allen anderen Flüssigkeiten aber zu ; bei der Schwefelsäure
und hin und wieder auch bei der Essigsäure geht der Zunahme eine kurze
Abnahme des Widerstandes vorauf. Bei der Salmiaklösung ist in der Ab-
nahme und bei der Essigsäure in der Zunahme des Widerstandes ein Un-
terschied gegen den zuerst betrachteten Fall (des *Stromeintrittes an der
Querschnittfläche) nicht mit Sicherheit zu constatiren. Bei den Kochsalz-
lösungen wird von der 1 Veigen an mit wachsender Concentration die Zu-
nahme geringer , bis bei der verdünnten Kochsalzlösung No. 4 . sogar die
angegebene Abnahme des Widerstandes erfolgt, die aber kleiner ist als im
zuerst betrachteten Falle ; bei der concentrirten Kochsalzlösung pimmt der
Widerstand j'asch zu. Die Zunahme des Widerstandes ist massig bei der
Glaubersalziösung und der kohlensauren Kalilösung ; grösser und die Zu-
nahme im zuerst betrachteten Falle stets wesentlich übertreffend bei der
Kupfervitriollösung, der Sublimatlösung, der Schwefelsäure, der Gerbsäure
und dem Brunnenwasser; beträchtlich und die Zunahme im zuerst be-
trachteten Falle stets viel übertreffend bei der Chlorcalciumlösung, den Al-
koholgemtschen und den verdünnten Zinkvitriollösungen; endlich sehr
beträchtlich bei der concentrirten Zinkvitriollösung. — Wird nach einer
längeren Durchströmung der Nervenstrecke die Stromrichtung umgekehrt,
so nimmt der Widerstand der Nervenstrecke lange Zeit zu bei der Schwe-
felsäure, der Essigsäure, der Gerbsäure, der Kupfervitriollösung, der Subli-
matlösung und dem Brunnenwasser; kurze Zeit zu und danach ab bei den
■
Alkoholgemischen ; kurze Zeit ab und dann zu bei der concentrirten Koch-
salzlösung , der verdünnten Kochsalzlösung No. 4 . und der kohlensauren
Kalilösung; lange Zeit ab bei allen anderen Flüssigkeiten und zwar am
beträchtlichsten bei der concentrirten Zinkvitriollösung, am unbeträcht-
lichsten bei der Salmiaklösung.
Ferner sei der Nerv zwei sehr stumpfen Thonspitzenkanten mit mitt-
leren Stellen aufgelagert, und die Austrittsflüssigkeit sei immer \%ig,e
Kochsalzlösung , die Eintrittsflüssigkeit aber wechsele. Bei der Salmiak-
lösujig und der Essigsäure ergiebt sich alsdann keine sichere« Abweichung
von den beiden vorbetrachteten Fällen; bei der verdünnten Kochsalz-
lösung No. 4. und dem Brunnenwasser keine sichere Abweichung von
dem ersten Falle (des Stromeintrittes an der Querschnittfläche) ; bei der
kohlensauren Kalilösung keine sichere Abweichung von dem zweiten Falle
(des Stromeintrittes an der scharfen Thonspitzenkante). Bei all^n übrigen
Flüssigkeiten nimmt der Widerstand der Nervenstrecke langsamer als im
376 Abschn. O. Kap. V. § 9. Der Tkoo nns^er Zoleitungsröhren
zweien Falle und , wenn auch im ersten Falle der Widerstand gewachsen
ist 9 rascher als in diesem Falle zu. Der Unterschied in der Geschwin--
digkeit der Widerstandszunahme ist bei der Schwefelsäure, der Gerb-
säure, der KupfervitrioUösung und der Sublimatlüsung gegen den ersten
Fall nur gering, bei den anderen Flüssigkeiten aber sowohl gegen den
ersten wie gegen den zweiten Fall beti^chiUch. — Wird nach einer län-
geren Durchströmung der Nervenstrecke die Stromrichtung umgekehrt, so
zeigt sich ohng^äbr dasselbe Verhalten des Widerstandes wie im zwei-
ten Falle.
Endlich seien die beiden Thonspitzen, welchen der Nerv mit mittleren
Stellen auslagert ist, immer mit einer und derselben Flüssigkeit getränkt,
diese Tränkungsflüssigkeit aber wechsele. Der W^iderstand der Nerven-
strecke nimmt alsdann zu ; nur bei der Salmiaklösung, der Glaubersalzlösung
und der verdünnten Kochsalzlösung No. 4 . tritt unmittelbar oder nach einer
kurzen anfänglichen Zunahme eine Abnahme des Widerstandes auf, die
aber auch häufig bald wieder in eine Zunahme des Widerstandes übergeht.
Wird darauf nach einer längeren Durchströmung der Nervenstrecke die
Stromrichtung umgekehrt, so nimmt der Widerstand nach einer mehr oder
weniger langen Abnahme zu ; nur bei dem Birnnnenwasser und den Alko-
holgemischen ninmit der Widerstand iinm«r sogleich zu, und zwar ist die
Zunahme bei dem Brunnenwasser andauernd , geht aber bei den Alkohol-
gemischen früher oder später in eine Abnahme des Widerstandes über.
Bleibt nun die Nervenstrecke in der neuen Richtung längere Zeit durch-
strömt und wird danach die ursprüngliche Stromriditung wiederhergestellt,
so nimmt bei dem Brunnenw^asser und den Alkoholgemischen der Wider-
stand immer längere Zeit ab, ehe er zunimmt ; bei den anderen Flüssigkei-
ten nimmt der Widei^(and wiederum, wie nach der ersten Umkehrung der
Stromrichtung, nach einer mehr oder weniger langen Abnahme zu. — Die
Ergebnisse dieser letzten Reihe von Versuchen sind übrigens, ausser wenn
Brunnenwasser oder Alkobolgemische oder Zinkvitriollösung oder Schwe-
felsäure oder endlich sehr verdünnte Kochsalzlösung den Thon tränke,
schon vor der Umkehrung der Stromrichtung, wie die Ergebnisse der vor-
aufgegangenen Versuchsreihen erst nach der Umkehrung der Stromrich-
tung , vielleicht manchmal nicht ganz zuverlässig , weil dann durch den
Austritt der Flüssigkeit des Thones in die ZinkvitrioUösung der negatiyen
Zuleitungsröhre Ungleichartigkeiten und Polarisationen bedingt sind, welche
zwar beaditet, aber nicht genauer verfolgt worden sind.
Dem scheinbar bunten Durcheinander, welches so die Widerstands-
veränderungen darbieten, geben kaum etwas nach die anderweitigen Ver-
änderungen, welche man an den durchströmten Nerven bei denselben
Versuchen wahrnimmt. Sie betreffen die Gestalt, die Gonsistenz, die
isi mit anderen Flüssigkeiten getränkt. 377
Durchsichtigkeii und die physiologische Leistungsfähigkeit des Nerven und
sind, wenn wir sie in den beiden ersten vorbetrachteten Fällen verfolgen,
wie sie die grobe Untersuchung ergiebt, folgende.
Bei der Kupfervitriollösung , der Schwefelsäure , der Sublimatlösung,
dem absoluten Alkohol und dem Alkoholgemische No. 4 . erscheint der Nerv
in der Stromeintrittsgegend bei auffallendem Lichte weiss, bei durchfallen-
dem Lichte trübe und undurchsichtig , zugleich steif und etwas verengt.
Die Veränderung erstreckt sich im ersten Falle auf mehrere Mm. vom Quer-
schnitte aus, im zweiten Falle auf einige Mm. diesseits und jenseits der
Stromeintrittsstelle und zwar nach innen etwas weiter als nach aussen;
die Verengung ist im ersten Falle in der ganzen Strecke eine gleichmäs-
sige, nimmt aber im zweiten Falle von der Bertthrungsstelle aus nach bei-
den Seiten hin ab. Nach der gleichen Durchströmung ist die Länge der
veränderten Nervenstrecke bei der RupfervitrioUösung immer wesentlich
grösser als bei den anderen Flüssigkeiten. Erst da, wo die Trübung gegen
den Muskel hin aufgehört hat, wird der Nerv noch mechanisch erregbar
gefunden.
Auch bei der Gerbsäure treten , wie bei den vorbehandelten Flüssig-
keiten , die Steife und die Verengung des Nerven in der Stromeintritts-
gegend auf, nur sind sie weniger ausgesprochen und im ersten Falle über
eine wesentlich längere Strecke des Nerven verbreitet als im zweiten Falle.
Eine Trübung und ein Undurchsichtigwerden des Nerven sind aber hier
nicht wahrzunehmen , das Ansehen des Nerven erscheint vielmehr unver-
ändert^. Der Nerv wird immer erst in einem etwa ebenso grossen Abstände
von der Stromeintrittsstelle mechanisch erregbar gefunden wie bei der
Kupfervitriollösong.
Ganz abweichend von den Veränderungen bei der Kupfervitriollösung
sind die Veränderungen bei der concentrirten Zinkvitnollösung. . Zwar
schrumpft auch bei dieser der Nerv — und sogar in höherem Grade als bei
der Kupfervitriollösung — im ersten Falle vom Querschnitte aus und im
zweiten Falle von der Stromeintrittsstelle aus nach beiden Seiten hin ab-
nehmend; zwar ist auch bei dieser in der geschrumpften Strecke die Con-
sistenz des Nerven vergrössert und die Durchsichtigkeit des Nerven ver-
ändert : trotzdem liegt ein principieller Unterschied vor. Er spricht sich
sofort durch den Mangel der Trübung bei der Zinkvitriollösung aus und
lässt sieh des Genaueren , wie er bei der ersten Betrachtung der Nerven
1) Im zweiten Falle hat sich manchmal an der Stromeintrittsstelle, der Beruh-
rungsflftche mit der Thonspitzenkante an Ausdehnung genau entsprechend , eine cir-
cumscripte intensiv braungelhe Stelle am Nerven gezeigt; die Zerfasei*ung des Nerven
ergab, dass die Färbung nur oberflächlich war, aber sicherlich nicht allein das Neuri-
lemm, sondern auch die der Kante benachbarten Nervenfaserschichten betraf.
378 Abschn. II. Kap. V. § 2. Der Thon unserer Zuleiiungsrdhren
unmittelbar sich aufdrängt, nur etwa so schildern : die geschrumpfte Ner-
venstrecke hat bei der ZinkvitriollOsung das Ansehen , als ob der Nerven-
inhalt fortgeschafil sei und nur oder fast nur die Nervenscheiden übrig
seien , hei der Rupfervitriollösung hingegen das Ansehen , als ob der Ner-
veninhalt chemisch verändert und zwar geronnen oder ein Niederschlag in
ihm erzeugt sei. Im zweiten Falle gewährt bei der ZinkvitriollOsung die
höchst verengte Stromeintrittsstelle ganz das Bild , wie wenn eine Ligatur
an dieser Stelle angelegt gewesen und der Faden wieder entfernt wäre;
die Verengung des Nerven nimmt dann nach innen hin rascher ab als nach
aussen. Der Nerv wird nach langer DurchstrOmung im ersten Falle immer
noch dicht am Querschnitte und im zweiten Falle immer noch oberhalb der
durchströmten Strecke mechanisch gut erregbar gefunden.
Bei den verdünnten Zinkvitriollösungen No. 4 . und 2. sind die Ver-
engung und die Steife der Stromeintrittsgegend geringer als bei der con-
centrirten Zinkvitriollösung , und die Verengung ist im zweiten Falle von
der Stromeintrittsstelle aus nach beiden Seiten hin ziemlich gleich weit in
abnehmender Grösse ausgedehnt. Eine Trübung ist hier ebenso wenig zu
constatiren , andererseits hat aber auch die Stromeintrittsstelle nicht mehr
so das Ansehen einer Ligaturstellc. Die Leistungsfähigkeit des Nerven ist
wie bei der concentrirten Zinkvitriollösung erhalten.
Bei der Essigsäure quillt der Nerv von der Stromeintrittsstelle aus
rasch auf wie zu einer Gallerte und wird dabei sehr aufgehellt und viel
durchsichtiger. Die Intensität der Veränderung nimmt im ersten Falle vom
Querschnitte aus allmählich ab , im zweiten Falle von der Stromeintntts-
stelle nach aussen hin rascher ab als nach innen hin. Bei der weniger
verdünnten Essigsäure schreitet die Quellung rascher vor als bei der mehr
verdünnten und bei der letzteren immer noch rascher als die Trübung bei
der Rupfervitriollösung. Soweit die Quellung sich erstreckt, ist der Nerv
mechanisch nicht mehr erregbar. Mit der Quellung scheint übrigens eine
Tendenz zur Verkürzung des Nerven verbunden zu sein; denn es kommt
bei rascher Quellung manchmal vor , dass der Querschnitt des Nerven von
der Thonspitze, welcher er angelegt ist, sich zurückzieht, so dass der
Schliessungskreis unterbrochen wird.
Mit dem Aufquellen des Nerven bei der Essigsäure ist nicht zu ver-
wechseln die beträchtliche Anschwellung der Stromeintrittsgegend des
Nerven , welche bei der Salmiaklösung im ersten Falle in der Regel raseh
sich bildet. Sie ist unmittelbar an der Querschnittfläche am grössten und
nimmt ziemlich rasch ab ; die Durchsichtigkeit des Nerven ist in der an-
geschwollenen Strecke etwas vergrösscrt, kommt jedoch lange nicht der
Durchsichtigkeit bei der Essigsäure gleich. Der angeschwollenen Strom-
eintritlsgegend folgt dann eine verengte, steife, meist etwas gelbliche
ist mit anderen Flüssigkeiten getränkt. 379
Strecke: und durch diese Verengung, welche bei der Essigsäure nicht
vorkommt, wie durch den Umstand, dass die Anschwellung bei der Sal-
miaklösung schon nach einer DurchstrOmung von wenigen Minuten sicher
nicht mehr in der Richtung des Stromes vorschreitet , sind die Verände-
rungen bei der Essigsäure und bei der Salmiaklösung auf das Bestimmteste
unterschieden. Im zweiten Falle ist bei der Salmiaklösung die Stromein-
trittsgegend entweder von der Stromeintrittsstelle aus nach beiden Seiten
hin — und zwar nach innen rascher als nach aussen — abnehmend ver-
engt; oder es finden sich zu beiden Seiten der sehr verengten Stromein-
trittsstelle Anschwellungen des Nerven von geringer Ausdehnung, welchen
wiederum beiderseits, allmählich abnehmende Verengungen des Nerven
folgen : die verengten Stellen sind auch hier steifer und gelblich. Nach
einer längeren Durchströmung wird der Nerv im zweiten Falle in der Regel
noch oberhalb der durchströmten Strecke mechanisch erregbar gefunden ;
im ersten Falle ist es aber nicht gelungen, durch mechanische Reizung des
Nerven in der Nähe des Querschnittes Muskelzuckung herbeizuführen.
Bei dem Brunnenwasser und den Alkoholgemischen No. S. und 3.
erscheint manchmal im ersten , selten im zweiten Falle die Stromeintritts-
gegend etwas angeschwollen ; sonst kommt aber keine Veränderung weiter
zur Beobachtung. Die [Leistungsfähigkeit des Nerven wird durch die Durch-
strdmung nirgends aufgehoben gefunden.
Unter den übrigen Flüssigkeiten ist im ersten Falle nur noch bei der
concentrirten Rochsalzlösung eine Schrumpfung und Steife der Stromein-
trittsgegend auf mehrere Mm. Länge sicher zu constatiren. Dagegen zeigt
sich iva zweiten Falle bei allen im Voraufgegangenen noch nicht behandel-
ten Flüssigkeiten eine Verengung der Stromeintrittsgegend , welche an der
Stromeintrittsstelle selbst am grössten ist und nach beiden Seiten hin ab-
nimmt. Die Consistenz des Nerven ist in eben der Gegend vermehrt und
die Durchsichtigkeit vermindert, wie wir es zuerst bei der 4%igen Koch-
salzlösung kennen gelernt haben (s. o. S. 407.). Nach längerer Durchströ-
mung ist hier der Nerv immer noch dicht am Querschnitte resp. oberhalb
der durchströmten Nervenstrecke mechanisch gut erregbar.
In allen vorbehandelten Fällen zeigt sich , wie noch nachzuholen ist,
in der Stromaustrittsgegend mehr oder minder deutlich die massige An-
schwellung des Nerven, welcher wir schon früher, als die i%^ge Koch-
salzlösung Zu- und Ableitungsflüssigkeit war, begegnet sind (s. o. S. 405.).
Treten aber , wie im oben betrachteten vierten Falle , andere Flüssigkeiten
an die Stelle der IVoig^i^ Kochsalzlösung auf der Stromaustrittsseite, so
wird die Anschwellung nur noch bei dem Brunnenwasser, der verdünnten
Kochsalzlösung No. 3. und den Alkoholgemischen No. 2. und 3. bemerkt.
Bei der Schwefelsäure , der Essigsäure , der Gerbsäure , der Kupfervitriol-
380 Abschn. II. Kap V. § 9. Der Thon unserer Znleitungsröhren
lösuDg , der Sublimatlösung , dem absoluten Alkohol und dem Alkohol-
gemische No. 4 . ist dann die Stromaustrittsgegend der Stromeintrittsgegend
entsprechend verändert; die Veränderung erstreckt sich jedoch lange nidit
so weit wie in der Stromeintnttsgegend, nämlich meist nicht über die Be-
rührungsfläche des Nerven mit der negativen Thonspitze hinaus , und die
Verengung ist in der ganzen veränderten Strecke immer eine gleichmässige,
wie in der Stromeintrittsgegend — die Essigsäure ausgenommen — nur in
dem Falle, dass eine Querscfanittfläche des Nerven dem Strome zum Ein-
tritte diente. Lag bei den zuletzt genannten Flüssigkeiten die Stromaas^
trittssteile unterhalb der Stromeintrittsstelle, also dem Muskel näher als die
letztere, so wird der Nerv nach der Durchströmung immer nur noch unter-
halb der getrübten resp. gequollenen Stromaustrittsstelle mechanisch erreg-
bar gefunden.
Dem Gange, welchen wir bisher zu nehmen gewohnt waren, folgend,
müsaten wir nunmehr auf die inneren Vorgänge zu sprechen kommen,
welche in der intrapolaren Nervenstrecke unter allen den verschiedenen
Umständen statthaben. Indessen ergeben sogleich die nächsten Ueber-
legungen, dass für das Verständniss dieser Vorgänge die bezügliche Grund-
lage unserer Untersuchungen , wie sie in der Einleitung (Abschn. I.) vor-
liegt , unzureichend ist. Wir schieben deshalb vortheilhaft alles Weitere
auf, bis wir im Kap. VI. dem Mangel, welcher sich hier herausstellt, wer-
den abgeholfen haben.
Versuch 138.
Der Thon von js, ist mit concentrirter, der Thon von z mit 4%iger
Kochsalzlösung angerieben. Die Thonspitzenkante von z^ ist scharf, die
von z stumpf.
Wd: Capillarröhre III. ^ K: i Daniell.
9 h. 28 m. Mittelgrosse Rana esc. ff.
33 m. Ischiadicus der Thonspitze von z^ mit Querschnittfläche an-
gelegt und der Thonspitze von z mit mittlerer Stelle auf-
gelagert.
Bei Oeflhung der Bussole l*/«*^ Ablenkung, Strom von 6
nach a anzeigend.
39 m. K geschlossen. Stromeintritt bei z^,
4 0'\ 422. Der Widerstand nimmt ab.
40 fw. 417.
42 m. 415.
48 m. 410,5.
54 m. 409. Sofort Wippe B umgelegt, so dass Strom-
eintritt bei z.
ist mit anderen Flüssigkeiten getränkt. 381
9 h. 54 m. i 5'\ 383. Der Widerstand nimmt zu.
55 m. 393.
57 m. 404,5. jK* geöffnet. — 2*^ Ablenkung, Strom von b nach
a anzeigend.
Der Ischiadicus ist mit dem Muskel in unversehrter Verbindung gewesen.
ab = \ 2™"^ (davon a = 5"") ; am = %^^.
Versuch 439.
Alles wie bei Vers. 438.
40A. 7 m. Zweiter Ischiadicus des zum Vers. 138. ff Frosches mit
zwei mittleren Stellen auf z und z^ gelegt.
40 m. Abgeschlossen. Stromeintritt bei äj.
4 5". 64 9. Der Widerstand nimmt zu.
44 m. 620.
43 m. 627.
46 m. 643.
20 m. 659.
26 m. 676. Sofort Wippe B umgelegt, so dass Strom-
eintritt bei z.
4 0". 634 ,5. Der Widerstand nimmt ab.
27 m. 624.
4 0'\ 623. Jetzt nimmt der Widerstand zu.
. 28 m. 627.
29 m. 634.
34 m. 636« Sofort Wippe B umgelegt, so dass Strom-
eintritt wieder bei z^.
4 0". 660. Der Widerstand nimmt zu.
32 m. 663.
33 m. 669,5. K geöffnet. — 4*^ Ablenkung, Strom von a nach
6 anzeigend.
Der Ischiadicus ist in seiner ganzen Länge erhalten und mit dem Muskel in
unversehrter Verbindung gewesen. a6==43"" (davon a=4™°); am«9™"*;
6o=4"*™; 6iü=s29"».
Versuch 440.
Der Thon von z^ ist mit concentrirter Zinkvitriollösung, der Thon von
z mit 4 %iger Kochsalzlösung getränkt. Die Thonspitzenkante von z^ ist
scharf, die von z stumpf.
Wd: CapillarröhreHI. — AT: 4 DanieU.
4 2 A. 44 m. Mittelgrosse Rana esc. ff.
382 Abschn. IL Kap. V. § 2. Der Thon unserer Zuleitungsröhren
4 2 A. 49 m. Ischiadicus der Thonspitze von z^ mit Querschnittfläche an-
gelegt und der Thonspitze von z mit mittlerer Stelle auf-
gelagert.
Bei Oeffnung der Bussole 2*/,*^ Ablenkung', Strom von 6
nach a anzeigend.
25 77t. Abgeschlossen. Stromeintritt bei js^.
10". iS\. Der Widerstand nimmt zu.
26 m. 483.
27 m. 487.
29 m. 495,5.
32 m. 501,5. .
35 m. 508,5. Sofort Wippe B umgelegt, so dass Strom-
eintritt bei z,
15". 525. Der Widerstand nimmt zu.
36 m. 530.
40 m. 548. Sofort Wippe B umgelegt, so dass Strom-
eintritt wieder bei z^.
1 5". 508. So erhält sich der Widerstand bis
41 m. wo Ä^ geöffnet wird. — 1 y^*^ Ablenkung wie
zuerst.
Der Ischiadicus ist mit dem Muskel in unversehrter Verbindung gewesen.
ab = 1 3"^™ (davon a = 5"^™) ; am = T
'mm
Versuch 141.
«
Alles wie bei Vers. 140.
12A. 47 m. Zweiter Ischiadicus des zum Vers. 140. ff Frosches mit
zwei mittleren Stellen auf z und z^ gelegt.
Bei Oeffnung der Bussole fast 1 *^ Ablenkung , Strom von b
nach a anzeigend.
51m. K geschlossen. Stromeintritt bei z^.
1 0". 685. Der Widerstand nimmt zu.
52 m. 706.
54 m. 758.
57 m. 850.
1 A. 0 m. 935.
3 m. 1030.
6 m. 1150. Sofort Wippe B umgelegt, so dass Strom-
eintritt bei z. ,
20". 1 086. Der Widerstand nimmt ab.
7 m. 1036.
ist mit anderen Flüssigkeiten getrönkt. 383
n, 9 m. . 988.
11 m. 959, Sofort Wippe B umgelegt, so dass Strom-
eintritt wieder bei z^.
20". 951 . Nach einer ganz kurzen Abnahme Zunahme des
Widerstandes.
12 m.
973.
13 m.
1025.
H m.
1080.
16 m.
1180.
K geöfifhet. — Spurweise Ablenkung wie zuerst.
Der Ischiadicus ist in seiner ganzen Länge erhalten und mit dem Muskel in
unversehrter Verbindung gewesen. a&=:13™™ (davon o=5™™); amssö™™;
fto=4"""»; &tü=28"^°».
Versuch 142.
Der Thon von z^ ist mit Brunnenwasser , der Thon von z mit 1 %iger
Kochsalzlösung getränkt. Die Thonspitzenkante von z^ ist scharf, die von
z stumpf.
Wd: Capillarröhre III. — JST: 1 Daniell.
5 h, 33 m. Zweiter Ischiadicus eines 4 A. 52 m. ff mittelgrossen Fro-
sches der Thonspitze von z^ mit Querschnittfläche angelegt
und der Thonspitze von z mit mittlerer Stelle aufgelagert.
Bei Oeffnung der Bussole c. 4*^ Ablenkung, Strom von 6
nach a anzeigend.
37 m. Abgeschlossen. Stromeintritt bei js^.
1 5"; 431 . Der Widerstand nimmt ab.
38 m. 430. Jetzt nimmt der Widerstand zu.
41 m. 432,5.
45 m. 435,5.
52 m. 442. Sofort Wippe B umgelegt, so dass Strom-
eintritt bei 2.
15". 498. Der Widerstand nimmt zu.
53 m. 503.
6Ä. 6 m. 523. Sofort Wippe B umgelegt, so dass Strom-
eintritt wieder bei z^.
20". 455. Der Widerstand nimmt ab.
7 m. 453,5. So erhält sich der Widerstand bis
8 m. wo AT geöffnet wird. c. 4*^ Ablenk, wie zuerst.
Der Ischiadicus ist mit dem Muskel in unversehrter Verbindung gewesen.
ab = 1 2"" (davon a = 4"") ; am = 8™"^.
384 Abschn. II. Kap. V. § 8. Zu- und Abteiter des Stromes
Versuch 143.
Der Thon von z und z^ ist mit Brunnenwasser getränkt. Die Thon-
spitze von js^ hat eine gewöhnliche, die von z eine stumpfe Kante.
Wd: Capillarröhre HL — K: \ Daniell.
42Ä. 25 m. Mittelgrosse Rana esc. ff.
29 m. Ischiadicus mit zwei mittleren Stellen aufgelegt. (Bei Oeff-
nung der Bussole spurweise Ablenkung.) •
34 m. J^ geschlossen. Stromeintritt bei z^.
10". 753. Der Widerstand nimmt zu.
35 tn. 756.
36 m. 762.
40 m. 777.
44 w. 787. BeiOeffnung von JSTauf 20": spurweise Ablenkung.
48 m. 794.
54 m. 807. Sofort Wippe B umgelegt, so dass Strom-
eintritt bei z.
20". 809. Der Widerstand nimmt zu.
55 w. 817.
57 m. 826.
ih. Im. 836.
4 m. 838. Sofort Wippe B umgelegt, so dass Strom-
eintritt wieder bei z^,
20". 838. Der Widerstand nimmt ab.
5 m. 837.
9 m. 836. Jetzt nimmt der Widerstand zu.
11 m. 837.
14 m. 839,5.
19 m. 845,5.
Der Ischiadicus ist in seiner ganzen Länge erhalten und mit dem Muskel in
unversehrter Verbindung gewesen, afe = 1 0°*™ ; am = 9"*™ ; bo = 5™° ;
6tü = 31"^°^.
§ 3. Freie Flüssigkeiten als Zu- nnd Abieiter des Stromes.
An Stelle des mit verschiedenen Flüssigkeiten getränkten Thones wol-.
len wir weiter verschiedene freie Flüssigkeiten den Strom dem Nerven
zuführen und von ihm fortführen lassen.
Die Flüssigkeiten, welche wir wählen», sind die oben S. 372. auf-
geführten und ausserdem noch
Kalihydratlösung, concentrirt ;
Salpetersaure Silberoxydlösung, concentrirt;
8iBd fbeie FHissigk^itavi. 385
4 %ige Koelisahlasttng ;
Flttssigds Htthnerei^eiss.
Zur Aufnahme der Flüssigkeiteii dienen den Pflüger^B6äen Eiweiss-«'
riektrodon* nachgebildete und in der JF^K^^'sohen Klemme^ befestigte
Glasrdhi'en von 90"*"* Unge und 3"" Durchmesser (itn Lichten)^ welche
iweimal reehtwinkelig gebegan sind und Im dem einen Ende so sich ver-»-
schmätetYi, däss ihr Durchmesser an der Spitze nur ^^^I^S*""* betragt, aü
dem anderen Ende ab^r einen weiten pfeifenkopfartigen Ansatz tragen,
kl den Pfeifenkopf wird soviel Flüssigkeit eingegossen , dass die Glasröhre
bis aum dussersten spitaen Ende gefüllt ist; und es wird dann bei den
ZinkyitrioUtfsiingen unmittelbar die verquickte Zinkel^trode , bei den
übrigen Flüssigkeiten unsere gewöhnliche Zuleitungsröhre mit Thonspitze^
in die Flüssigkeit des Pfeifenkopfes versetdu.
Wir füllen stets beide Glasröhren mit derselben Flüssigkeit und lagern
ihren Spitzen den Nerven mit zwei mittleren Stellen so auf, dass die in-
trapolare Strecke wiederum die schon sonst von uns bevorzugte Nerven-
strecke nicht weit unterhalb des Abganges des stärksten Oberschenkelastes
ist; die Nerven, welche wir zu den Yersuchen verwenden, sind immer
«rst vor Kurzem getödteten Thieren von möglichst gleicher Grösse und
gleichem Ernährungszustände entnommen. So wiederholen wir, mit einem
Baniell in der uxigespaltenen Strecke des Stromnetzes, die Versuche des
Kap. IL
Bei der Kalihydratlösung, der Salmiaklösung, der verdünnten Koch-
salzlösung No. i ., der Glaubersalzlösung und der ChlorcaleiumlösuDg nimmt
der Widerstand der Netvenstrecke von vornherein und dauernd ab und
zwar bei den beiden ersten Flüssigkeiten sehr rasch, bei den drei letz-
ten Flüssigkeiten langsamer; bei der Chlorcalciumlösung ist die Abnahmei
manchmal durch eine ganz kurze und unbedeutende Zunahme imterbro-
chen. Bei der concentrirten Kochsalzlösung nimmt der Widerstand meist
nach einer kurzen anfanglichen Abnahme zu, manobmal aber nimmt er
gleichfalls von vornherein und dauernd ab. Regelmässig nimmt nach einer
kurzen aufitngliehen Abnahme der Widerstand zu bei den Alkoholgemi-
s^en, dem Brunnenwasser, dem Eiweiss, den verdttanteA Kochsalzlösun-
gen No. 2. und 3., der ly^igen Kochsalzlösung, der vefdtMiten Zink-
i) Pflüffer, Untersuchungen über die Physiologie des Elektrotonus. S. 9S ß* —
y^l. Beidenhain , Studiendes physiologischen Instituts zu Breslau. Heft I. i864. S. 20
— tl*. — Ä. du Bois ^ Reymond , Ueber den secandä^n Widerstand n. s. w. A. a. 0.
S. 898*; 90»*.
2) Pflüger, a. a. 0. S. 99*.
3) S. o. S. 8i. .— Natürlich braucht hiei'nur das untere Ende der Röhre mit dem
Tbone vergcAmlert and nicht er»t eine eigentliehe Thonspit^e geforMVt tn sem.
H. M n n k , UnterBncliiingeii eto. 25
386 Abschn. II. Kap. V. § 8. Zv- und Abieiter des Stromes
Vitriollösung Nr. 3., der Kupfervitriollösung, der Sublimatlösung, der sal-
petersauren Silberoxydlösung und der Schwefelsäure. Endlich nimmt der
Widerstand von vornherein und dauernd zu bei der Essigsäure, der Gerb-
säure, der kohlensauren Kalilösung , der concentrirten Zinkvitriollösung und
den verdünnten Zinkvitriollösungen No. 2. u. 3. — Wird nach einer längeren
Durchströmung der Nervenstrecke die Stromrichtung umgekehrt, so nimmt
der Widerstand dauernd ab bei der Kalihydratlösung, der Salmiaklösung,
der verdünnten Kochsalzlösung No. 1 . und der Glaubersalztösung ; dauernd
zu bei der Essigsäure; einige Zeit zu und erst danach ab bei der concen-
trirten Kochsalzlösung und der Chlorcalciumlösung ; eidlich nach einer
mehr oder weniger langen Abnahme zu bei allen anderen Flüssigkeiten,
und zwar ist die anfängliche Abnahme wie die nachfolgende Zunahme des
Widerstandes immer am geringsten bei den Alkoholgemischen und dem
Brunnenwasser, so dass hier auch häufig eine längere Zeit hindurch der
Widerstand constant bleibt.
Für diese Uebersicht der Ergebnisse sind die Fehlerquellen , welche
durch das Auftreten elektromotorischer Kräfte im Nervenzweige bedingt
sind , bereits berücksichtigt. Aber noch zwei andere wesentliche Fehler-
quellen kommen in Betracht. Die eine geben die Widerstandsveränderan-
gen ab, welche die zuleitenden Theile bei der Durchströmung erfahren.
Diese sind, sobald die Leitungsfähigkeit der in den Glasröhren enthaltenen
Flüssigkeit nicht gross ist, nicht mehr zu vernachlässigen und machen die
Versuchsergebnisse, wenn man sie ohne Weiteres auf den Nerven über-
trägt , in der oben S. 373. angegebenen Weise fehlerhaft : wahrscheinlich
ist die anfängliche Abnahme des Widerstandes bei dem Brunnenwasser
und den Alkoholgemischen ganz den Widerstandsveränderungen der zu-
leitenden Theile zuzuschreiben. Die z\^eite Fehlerquelle ist darin gelegen^
dass die Flüssigkeiten von den Spitzen der Glasröhren aus mehr oder we-
niger rasch am Nerven weiterkriechen, über längere oder kürzere Strecken
des Nerven neben den Glasspitzen sich verbreiten und dadurch Neben-
schliessungen zu der Nervensubstanz selbst bilden. Die Bedeutung dieser
Fehlerquelle lässt sich des Genaueren nicht übersehen ; nur das iässt sich
sagen, dass sie eine Abnahme des Widerstandes zur Folge haben muss und
zwar eine desto grössere Abnahme, je grösser die Leitungsfähigkeit der
Flüssigkeit ist und je rascher die Flüssigkeit sich verbreitet. Die sehr
rasche Abnahme des Widerstandes bei der Kalihydratlösung und der Sal-
miaklösung beruht wohl zu einem Theile auf dieser Fehlerquelle. Bei der
concentrirten Kochsalzlösung ist durch besondere Versuche die Ueber-
zeugung gewonnen worden, dass die dauernde Abnahme des Widerstan-
des, wo dieselbe zur Beobachtung kommt, durch die rasche Verbrei-
tung der Flüssigkeit bedingt ist: durch die lose Auflagerung des Nerven
sind freie Flüssigkeiten. 387
\
auf die Glasspitzen , so dass der Nerv zu den Seiten jeder Spitze schräg
nach unten verlief, iiess sich nämlich die dauernde Widerstandsabnahme
herbeiführen , während immer nach einer kurzen Abnahme eine Zunahme
des Widerstandes auftrat , wenn der Nerv so straff auf die Glasspitzen ge~
bracht war, dass er horizontal verlief.
Die anderweitigen Veränderungen des Nerven, welche neben den Wi-
^rstandsveränderungen einhergehen, treten hier so auf, wie wir sie oben
S. 377 ff. im zweiten Falle gefunden haben ; nur dass die Verengung der
Stromeintrittsgegend hier überall unbedeutender, als dort ist. Bei den con-
centrirten Alkalisalzldsungen zeigt sich in der Stromeintrittsgegend häu6g
neben einer massigen Verengung der Stromeintrittsstelle selbst jederseits
eine Anschwellung des Nerven, der wiederum eine Verengung folgt. Eben
dieses Bild gewährt die Stromeintrittsgegend auch bei der Kalihydratlösung,
bei welcher femer die Stromaustrittsgegend angeschwollen und der Nerv
zwischen den Glasspitzen wie zunächst ausserhalb derselben sehr auf-
gehellt sich darstellen. Bei der salpetersauren Silberoxydlösung beobachtet
man dieselben Veränderungen des Nerven und in etwa derselben Ausdeh-
nung wie bei der Kupfervitriotlösung ; die veränderten Nervenstrecken sind
braun gefärbt. Bei dem Eiweisse und der 1 %igen Kochsalzlösung zeigt
sich eine geringe Verengung in der Stromeintrittsgegend und eine An-
ischwellung in der Stromaustrittsgegend. Die Leistungsfähigkeit des Nerven
ist bei den beiden letztgenannten Flüssigkeiten nach der Durchström^ung
nirgends aufgehoben; bei der salpetersauren Silberoxydlösung und der
Kalihydratlösung aber wird der Nerv nach der Durchströmung erst ziem-
lich weit unterhalb der dem Muskel zunächst gelegenen Stromein- oder
Stromaustrittsstelle mechanisch erregbar gefunden.
W^iederum und aus demselben Grunde, wie im § 2., stehen wir hier
davon ab , die inneren Vorgänge in der intrapolaren Nervenstrecke in Be-
tracht zu ziehen ; und wir gehen sogleich daran , eine neue Art der Zu-
und Ableitung des Stromes zu untersuchen.
•
Versuch 144.
Die beiden Glasröhren sind mit frischem Hühnereiweiss gefüllt.
Wd: Capillarröhre III. — AT: 1 Daniell.
• 7A. öl m. Mittelgrosse Rana esc. ff.
56 m. Ischiadicus mit zwei mittleren Stellen aufgelegt.
8 A. \ m, K geschlossen. Stromeintritt bei b.
4 0". 777. Der Widerstand nimmt zu.
3 m. 783.
5 m. 786.
25*
8A. 9
«t.
43
m.
47
m.
S8
m.
86
m.
34
m.
38
m.
34
m.
3S
in.
37
m.
44
m.
48
m.
44
tn.
888 Abschn. II. Kap. V. |. S. Zu- usd Ableiter des Stromes
797.
808,5.
807,5. Bei Oefihung von JTauf 10": spui^eise Ablen-
kung, Strom von a nach 6 anzeig0nd.
813.
818,5.
883,5. Sofort Wippe i? umgelegt, «> dass Strom-
eintritt bei o.
1 0''. 81 7, 5. Der Widerstand nimmt ab.
81 5,5. Der Widerst. verttndert8icfajetztnicbtmerUi<^bis
und nimmt dann eu.
816.
818.
888. Sofort Wippe B umgelegt, so dass Stromein-
Uitt wieder bei 6.
1 0''. 881 . Der Widerstand nimmt zu.
883,5.
887. K gedfihet. — Spurweise Ablenkung, Strom von
a nach b anzeigend.
Der Isohiadicus ist in seiner ganzen Länge erhalten und mit dem Muskel
in unversehrter Verbindung gewesen. ofcÄlO*"; aiii=10""; 60« 4""*;
6«?5»30»».
Versuch 145.
Die beiden Glasröhren sind mit 1 V«iger Kochsalzlösung gefüllt.
Wd: Capillarröhre m. — K: 1 DanieÜ.
10 A. 18 m. Zweiter Ischiadicus eines 9 A. 9 m. ff kleinen Frosches mit
zwei mittleren Stellen aufgelegt.
80 m. jK' geschlossen. Stromeintaitt bei b.
1 5". 71 8. Der Widerstand nimmt ab.
81 m. 716,5. Der Widerstand nimmt jetzt zu.
83 iw. 718.
87 m. 783.
38 m. 787.
38 m. 789,5. Bei OeShung von iT auf 10": y,*^ Ablenkung,
Strom von a nach 6 anzeigend.
45 m. 734,5.
59 m. 741. Sofort WippeH umgelegt, so dass Stromein-
tritt bei a,
K 0". 730. Der Widerstand nimmt ab.
sind freie Flüssigkeitoii. 3$$
4 1 Ä. 0 m. 727.
Im. 725,5. Empfindlichkeit: auf 1 0™ Verschie-
3 m. 723. buBg 2'^ Ablenkung.
6 m. 720.
40 m. 719,5.
45 m. 74 9. Jetzt nimmt der Widerstand zu.
20 m. 720. jK'geöfihet. — %** Ablenkung, Strom von b nä«h
a anzeigend.
Der Isdniadieus ist in seiner ganzen Länge erhalten und mit dem Muskel
m unversehrter Verbindung gewesen. a6 =« 4 0*"* ; am =« 8"™ ; bo » 4°**;
bw = 30™.
Versuch 446.
Die beiden Glasröhren sind mit Brunnenwasser gefüllt.
Wd: CapiilarrOhre III. *- ÜT: 4 Daniell.
5 A. 42 m. Zweiter Ischiadicus eines 3 A. 54 m. ff kleinen Frosches
mit zwei mittleren Stellen aufgelegt.
47 m. f' geschlossen. Stromeintritt bei a.
40". 959. Der Widerstand nimmt ab.
48 m. 956.
49 m. 954. Der Widerst, verändert sieh jetzt nicht merklich bis
25 m. und nimmt dann zu.
34 m. 963. Bei OeShung von K auf 10": spurweise Ablen-
kung, Strom von b nach a anzeigend.
42 m. 980.
53 m. 990. Sofort Wippe B umgelegt, so dass Strom-
eintritt bei 6.
20". 984 . Der Widerstand verändert sich nicht merklich bis
6A. 4 m. woWippefiumgelegt wird, so dass Strom-
eintritt wieder bei a.
20". 985. Der Widerstand verändert sich nicht merklich bis
6 m. und nimmt dann zu.
9 m. 990.
44 m. 993. £'geOffhet. Keine Ablenkung.
25 m. K geschlossen. Stromeintritt bei a.
40". 4 000. Der Widerstand nimmt ab.
27 m. 990. K geöffnet. Keine Ablenkung.
Der Ischiadicus ist in seiner ganzen Länge erhalten und mit dem Muskel
in unversehrter Verbindung gewesen, oö » 4 0"" ; am « 9*'' ; 6o » 5 "";
bw a= «9^.
30»
Abschn. II. Kap. V. § 4. Zu- und AUeiter des Stromes
/^^J^
§ 4. Ber HerY als Zu- und Abieiter des Stromes.
Wir lassei) uns nicht darauf ein , statt des Thones andere poröse Kör-
per, z. B. etwa Fliesspapier, mit verschiedenen Flüssigkeiten zu tränken
und als Zu- und Abieiter des Stromes zu verwenden. Ebensowenig mögen
wir ausgedehnte Versuchsreihen anstellen mit solchen feuchten porösen
Körpern , welche ein für alle Male mit einer bestimmten Flüssigkeit erfüllt
uns gegeben sind, wie es z. B. bei dem hartgesottenen Hühnerei weiss der
Fall ist. Nur einen einzelnen ganz besonders interessanten feuchten porö-
sen Körper wollen wir noch als Zu- und Abieiter des Stromes dienen las-^
sen, den Nerven selber.
Die Versuchsanordnung Fig. 1 . behalten wir bei, jedoch mit der S. 349.
angeführten, die doppelte Unterbrechung des Nervenzweiges bei Q ermög-
lichenden Modification, welche auch in dem in Fig. 23 A, allein dargestell-
ten Endstücke der Versuchsanordnung
Fig \ . ( von -der Wippe B an bis zum
Nerven N) nodimals sichtbar ist ; die
Thonspitzenkanten von z und js^ formen
wir sehr stumpf, und wir geben ihnen
einen Abstand von 20—30"*"*. Die wei-
tere Einrichtung des Versuches veran-
schaulicht Fig. 23 A. In zwei mit con-
centrirter Glaubersalzlösung gefüllte
kleine Gefässe G^ und G^ , welche vor
dem Nerven N und zwar etwas tiefer
als dieser Aufstellung gefunden haben,
sind die beiden Zuleitungsröhren mit
. Thonspitzen z^ und z^ versenkt, welche
durch den Stromwender mit ausgenom-
menem Kreuze C mit der zweiten Kette
oder Säule K^ in Verbindung stehen. In
die Glaubersalzlösung tauchen ausser-
dem die einen Enden der beiden in ganzer Länge präparirten Nerven N^ und
iVjj, welche nach einem Verlaufe von 4 5—20"" zwischen z und z^ schräg
über den Nerven N hinweg gehen zu einer hinter dem Nerven N und
oberhalb desselben angebrachten Glasplatte P ; auf die Glasplatte , welche
an einem Stative vertical verschiebbar ist, sind in geringem Abstände
neben einander zwei Korke aufgekittet, und auf diesen Korken sind die
zweiten Enden der Nerven N^ und N^ mit Nadeln festgesteckt.
Wir verwenden für den Versuch drei Nerven von awei gleich grossen
und gleich munteren Thieren desselben Fanges, welche eben getödtet wor-
Fig. 23 A.
ist der Nerv. 391
den sindy und lassen die beiden Nerven desselbein Thieres bald N und N^y
bald N^ und N^, bald endlich N und iVj abgeben. Die Glasplatte P ist bei
dem Beginne des Versuches so hoch gestellt, dass N^ und N^ den Nerven
N nicht berühren ; die Wippe C liegt so , dass K^ geöfihet ist. Mit Hülfe
momentaner Schliessungen und rascher Verstellung des Schiebers S (vgl.
o. S. 238.) bestimmen wir in Zwischenräumen von 5 resp. 40 Minuten den
Widerstand der Strecke ab des Nerven N. Wenn der Widerstand von ab
nur langsam und in vorauszusehender Weise regelmassig mit der Zeit sich
verändert, lassen wir in der Zwischenzeit zweier Widerstandsbestimmun-
gen von ab die Strecke cd des Nerven N vom Strome von K^ durchflössen
sein. Dazu senken wir unmittelbar nach der einen Widerstandsbestim-
mung die Glasplatte P langsam so weit, dass iV, und N^ in Berührung mit
N kommen und cd zwischen sich fassen , stellen die Unterbrechung bei Q
her und schliessen K^ ; kurz vor der anderen Widerstandsbestimmung
^Sflhen wir K^ , sdiieben die Glasplatte P vorsichtig in die Höhe, bis N^ und
N^ die Berührung mit N aufgeben , und heben endlich die Unterbrechung
bei Q wieder auf. Wir fahren darauf mit den Widerstandsbestimmungen;
wie vorher, tort.
Aus der Abweichung des Widerstandes von a6 unmittelbar nach der
Durchströmung von cd lässt sich, wie man übersieht, die Widerstandsver-
^nderung entnehmen, welche cd bei der Zu- und Ableitung durch den
Nerven unter dem Einflüsse des Stromes von K^ erfahren bat und welche
dann in der Rückbildung begriffen ist. Die innere Polarisation ist aus
Gründen, welche später erhellen werden [s. Abschn. HI. Kap. I. § 1 (1)]}
als Fehlerquelle hier nicht von Bedeutung : selbst wenn man bei recht em*
pfindlicber Bussole den Widerstand von ab unmittelbar nach der Durch-
strömung von cd bei beiden Richtungen des Stromes von AT bestimmt, wei-
chen die beiden Schieberstellungen, welche man gewinnt, nur um einige
Mm. von einander ab. Meist zeigt sich eine mehr oder weniger grosse,
immerhin jedoch massige Zunahme des Widerstandes von ab als Folge der
Durchströmung von cd; sonst eine Abnahme des Widerstandes, die aber
immer auffallend gering ist. Bei demselben Versuche ist die Zunahme des
Widerstandes in Folge 4 0 Min. langer Durchströmung von cd grösser als
in Folge 5 Min. langer Durchströmung; bei demselben Versuche kommt
femer öfters bei geringer und wiederum bei grosser Intensität des Stromes
von K^ eine Zunahme des Widerstandes zur Beobachtung, während bei
mittlerer Intensität des Stromes von K^ eine Abnahme des Widerstandes
auftritt; bei demselben Versuche zeigt sich endlich in Folge 10 Min. langer
Durchströmung von cd in der Regel eine Zunahme des Widerstandes, wenn
in Folge 5 Min. langer Durchströmung eine Abnahme des Widerstandes sich
ergeben hat. Aus diesen Erfahrungen haben wir zu schliessen, dass auch
392 Abschn. II, Kap. V. § 4. Za- und Abieiter des Stromes
dann, wenn der Nerv als Zu- und AMeiter des Stromes dient, der Wider-«*
stand der intrapolaren Nervenstrecke in Folge der Verarmung an Flfissig-^
keit zunhnmi. Und die unter Umstanden zu beobachtende Abnahme de»
Widerstandes ist, den Ermittelungen des § 1 . des Kap. HL gemäss, einiiacb
dadurch zu erkUlren , dsss die Widerstandsabnahme der Nervenstrecke in
Folge der Erwärmung und in Folge der chemischen Veränderungen durcb
den Strom nicht immer ttbercompensirt ist durch die Widerstandszunahme
der Nervenstreoke in Folge der Verarmung, sondern manchmal — bei mHl^
lerer Stromintensitat und geringer Stromdauer — ^ nur verkleinert.
Genauere Untersuchungen anzustellen, dazu sind die Dinge hier nicht
angetham Trotz aller Sorgfalt misslingt es hSufig, das Senken und Heben
der Glasplatte P so zu vollführen , dass die Auflagerung des Nerven auf »
und 5| , wie es unbedingt erforderlich ist, nicht verändert wird; und die
Zahl der gelungenen Versuche bleibt darum immer eine verhaltnissmfissig
kleine. Ausserdem sind die für den Versuch günstigen Bedingungen nur
unvollkommen zu erfüllen. Es müsste einmÄ die Strecke ab immer recht
kurz und zweitens die Stredce ed fast gleich gross der Strecke ab sein :
aber das Erstere lassen die räumlichen Verhältnisse unserer Versuchs-
anordnung nieht zu, und das Letztere müssen vidr vermeiden, um uns vor
der Verschiebung des Nerven N auf z und z^ möglichst zu sichern. Mit
neuen mechanischen Hülfsmitteln würde allerdings hier weit^ zu komm^i
sein; indessen haben wir keinen Grund, solche in Anwendung zu bringen,
da, was wir eriangt haben, für unsere Zwecke genügt.
Zum Ueberflusse sichern w|r unseren Gewinn noch durch ein zweites
Verfahren. Die neue Einrichtung des Versuches zeigt Fig. 23 B, , in wel-
cher Alles der Fig. 93 >t. entsprechend gehalten ist. An Stelle der fert-r
gefallenen Glasplatte P ist die (selbstverständlich wohl gereinigte und ge^
trocknete) Glasplatte 71 zwischen den Thonspitzen von js und !^^ angebracht,
und auf il sind die Nerven und Nervenstüeke zweier oder mehrerer gleich
grosser und gleich munterer Frt^sche desselben Fanges , welche eben ge-
tüdtet worden sind, auf eine der beiden aus Fig. %3 B. und Fig. 83 C.
ersichtlichen Weisen angeordnet. Der Abstand zweier Kreuzungspunkte
der Nerven ist immer nur gering , im Mittel etwa 6"" gross genommen ;
noch kleiner ist der Abstand zwischen der der Thenspitze aufgelagerten
Nervenstelle und dem benachbarten Kreuzungspunkte ^; der Abstand aber
4) lodern so nur das Str-omaufitrittsende (für dea Streng yoo K^) des N^ryep A» ie
den Kreis von K aufgenommen wurde, war verhütet, dc^s — in Folge der Abnahme der
Stromdichte in der der Thonspttze t^ aufgelagerten Nervenstelle — hinter dieser in der
f iehtung ufk^h d^m ^enapbloiaFt,eQ Kreuzv^^spiinkte d^rN^ry^ hin 4^rQh ^n Slrom ytm
f^ eine Verarmung yon N^ sich ausbildete (vgl. Kap. VL ^ 3.), welche eipe Täusvhun^
hätte veranlassen können.
lal dar Nerv.
3i»
vmtdken der der Thonspitee aufgelagerten Nervenstelle und dem Niveau
der GlauberGialdösung beträgt \$ — dO*"". Hinaichtfi der Widerstand»«*
bestimmungen und der teitwetligen
Schliessung von K^ ist die Yersaobs^
weise dieselbe wie bei dem ersten Ver^
fahren.
Die Wahl einer freien FUlasigkeit
als Zu- und Abieiter des Stromes zu
den Nerven N^ und iV, bei unseren bei«^
den Verfahren hotte darin ihren Grund^
dass es darauf ankam , die Stromtnten-*
sität im Kreise von K^ während der
Dauer der Schliessung von K^ keine
Abnahme erfahren zu lassen, und dass
dies bei der ZuleiUing des Stromes von
ATf durch eine Thonspitze nur unbequem
mer und besehitlnkter zu erretehen ge-«
Wesen wflre. Unter den verschiedenen
Bultossigen Fltlssigkeiten (s. o. S. 3.85.)
ist aber der Glaubersalzltfsung vor der
SalmiakUksung und der Kalihydratltfsujig
der Vorzug gegeben worden , weil sie
weniger rasch als die letzter^i Flüssige
keiten im Nerven vordringt. Uebrigens
ist nicht versäumt worden, durch einige
besondere Versuche mit \ %\eer Koch-^
Salzlösung und mit Brunnenwasser statt
der Glaubersalzlüsung sich dessen zu
vergewissem, was sich eigentlich schon
von selbst verstand, dass durch diese
Variation der Flüssigkeit in den Gefösrr
sen G, und Gj die Ergebnisse der Versuche keine wesentliche Veränderung
erfahren.
Bei dem neuen Verfahren ermitteln wir nun die Widerstaoiidsverände'^
rangen , welche bei der Zu - und Ableitung durch den Nerven unter dem
Einflüsse des Stromes von 1\ erfolgen , nicht an einer einzelnen Nerven-
strecke, wie bei dem ersten Verfahren, sondern an mehreren Nerven-
strecken zugleich : es sind , um uns an den Fall Rg. S3 Ä. zu hallen , vi^
Stellen der Nerven N^, N^, N'^ und iV, , an welchen der Strom vom Nerven
her eintritt, und vier Stellen der Nerven A^, iV^, ^« und JV,, an wekhe»
der Strom in den Nerven austritt. M© Stroroaustrittegigend des Nerven i^
Fig. i3 B,
Fig. 23 C.
394 Abschn. II. Kap. V. § 4. Zn«- und Abieiter des Stromes
und die Stromeintritisgegend des Nerven N^ mit den den Zuleitungsröhren
aufgelagerten Nervenstellen sind dabei von der Stromein- resp. Stromaus-
trittsgegend derselben Nerven so weit entfernt, dass ein Einfluss der Vor-
gänge in der Stromeintrittsgegend des Nerven iV, und in der Stromaus-
trittsgegend des Nerven iV^ auf unsere Ermittelungen nicht im Entferntesten
zu befürchten ist. Jetzt ist zu erwarten, dass, mögen die Widerstandsver-
änderongen, um welche es sich handelt, in einer Zu- oder Abnahme des
Widerstandes bestehen, diese Zunahme und Abnahme in beträchtlicherer
Grösse als bei dem ersten Verfahren hervortreten.
Dies ist in der That der Fall. Im Uebrigen gestalten sich die Ver-
suchsergebnisse , was das Auftreten der Zunahme oder der Abnahme be-
trifft, wieder ganz so, wie es bei dem ersten Verfahren angegeben ist. Die
Fehlerquelle der inneren Polarisation ist aber jetzt von grösserer Bedeutung
als früher,, so dass der Widerstand der geprüften Nervenstrecken nach der
Oeffnung von K^ oft wesentlich grösser sich darstellt, wenn der Prüfungs-
strom dem Strome von K^ im Nerven gleich gerichtet, als wenn er ihm
entgegengesetzt gerichtet ist. Ausschliesslich den Prüfungsstrom der letz-
teren Richtung für die Untersuchung zu verwenden , wie wir es oben im
Kap. IV. gethan haben , geht hier deshalb nicht an , weil alsdann die im-
merhin nur massige Widerstandszunahme der Nervenstrecke in Folge der
Durchströmung von der* scheinbaren Widerstandsabnahme durch die Pola-
risation zu oft verdeckt bleiben würde. Es bedarf aber nur der Bestim-
mung des durch die innere Polarisation bedingten Fehlers oder noch
einfacher des Vergleiches der Grössen, um welche der Widerstand der Ner-
venstrecken nach der Oeffnung von K^ gegen ihren Widerstand vor der
Schliessung von K^ bei den beiden Richtungen des Stromes von K ver-
ändert sich darstellt , um die sehr häufige Widerstandszunahme der Ner-
venstrecken in Folge der Durchströmung zweifellos zu constatiren. Indem
man dabei den ersteren Widerstand in der Regel grösser als den letzteren
oder mindestens ihm gleich findet, muss der Widerstand der Nervenstrecken
in Folge der Verarmung gewachsen sein , da er schon in Folge der Erwär-
mung allein kleiner und oft viel kleiner hätte sein müssen.
Bei der weiteren Verfolgung des Widerstandes nach der Oeffnung von
£^ sieht man ihn bei beiden Verfahren bis zu etwa dem Werthe , welcher
ihm vor der Schliessung von K^ zukam , oder einem noch etwas grösseren
Werthe rasch anwachsen, wenn er während dßr Schliessung von K^ kleiner
geworden war; dagegen weniger oder gar nicht abnehmen, manchmal
sogar nach einer ganz kurzen Abnahme wieder zunehmen und stets auf
einem grösseren Werthe, als er vor der Schliessung von K^ besass, zu-
nächst verharren, wenn er während der Schliessung von K^ zugenommen
hatte. Diese Erfahrungen sind im Einklänge mit dem, was wir anderweitig
4
m.
<2
m.
20
•
25
m.
30
m.
35
m.
ist der Nerv. ^%^
längst ermittelt haben , dass nach der Durchströmung die Erwärmung der
Nervenstrecke durch den Strom eine vollkommene , ihre chemischen Ver-
änderungen aber und ihre Verarmung durch den Strom nur eine unvoll-
kommene Zurüokbildung erfahren.
Versuch 147.
(Yersuchsanordnung Fig. 23 J.)
Wd: Capillarröhre HI. — K. \ Daniell, — JT^ : 4 Grove's. — Der Strom
von K^ tritt bei c ein; die Eintrittsstelle des Stromes von K^ ist bei
(7) : 6, bei [IT] : a.
10A. 0 w. Zwei Frösche mittlerer Grösse ff.
Der Ischiadicus des ersten Frosches als N aufgelegt.
Die beiden Ischiadici des zweiten Frosches als N^ und N^
eingebracht.
496 (/).
497 (//).
497 (/). ...
497, 5 (//) . — Sofort P g e s e n k t, bis A^, und AT^ den Ner-
ven N berühren ; cd ist 7 — 8"°* lang. Unterbre-
chung bei Q hergestellt. K^ geschlossen.
39Vitii. K^ geöffnet. Unterbrechung bei Q aufgehoben. P ge-
hoben.
40 m. 510 (/). 513 (//).
45 m. 514 (7).
50 w. 514(7/).
55 m. 521 (/). Sofort P gesenkt, bis JV, und N^ den Nerven
iV berühren; cd ist c. 15™" lang. Unterbrechung
bei Q hergestellt. K^ geschlossen.
IIA. 0 m. K^ geöffnet. Unterbrechung bei Q aufgehoben. Pgehoben.
Unmittelbar danach
.587 {/). 596 (//).
5 m. 600 (/).
10 m. 600 (77);
15 m. 605(7).
Die Ischiadici sind in ihrer ganzen Länge erhalten gewesen. — Der Ischia-
dicus N war in unversehrter Verbindung mit dem Muskel; ofcsa^O"'"';
am Ä 3""* ; ao « Äö"" ; few? = 26^"* ; die Thonspitzenkanten für a und b
waren c. 5"" breit. Nach der Beendigung des Versuches ist der Nerv N
nur noch nahe dem Muskel mechanisch gut erregbar.
29S Abschn. n. Kap. Y. f 5. Za- und Abieiter des Stromes
Versuch U8.
(YersuchsanordnuDg Fig. 23 B. \ Anordnung der Nerven gemäss Fig. 23 C.)
Wd: Capillarröhre III. — K: \ Daniell. — K^: 4— 4GroTe's. —.Der Strom
von K^ tritt bei G^ ein; die Eintrittsstelle des Stromes von K ist bei
H h.
: js^j bei (//) :
z.
5 m.
Drei Frösche mittlerer Grösse ff.
Um.
Die Nerven aufgelegt.
20 m.
686
(/, //).
25 m.
685
(/, //).
30 m.
686
(/, //).
35 m.
687
(/, //).
40 m.
687
(/, U) . Solort Unterlmc
iSTf geschlossen. K^^si Grove.
45 m. JST^ geöffnet. Unterbrechung bei Q ausgehoben. Sofort
682 (/). 685 (//).— (cV^^Polarisations-Ablenk. von ÄTj.)
55 m. 682 (/). 687 (//).— (Pol.-Abl. ebenso.)
I2Ä. 5 m. 685 (/). 689 (//). — (Pol.-Abl. ebenso.)
15 m. 687 (/, //). (Spurweise Pol.-Abl.)
Sofort Unterbrechung bei Q hergestellt und K^ ge-
schlossen« K^^i Grove.
25m. f*^ geöffnet. Unterbrechung bei Q aufgehoben. Sofort
678 (/). 705 (//). — (c. 1*^ Pol.-Abl. von IT,.)
35 m. 687 (/). 703 (//). — (c. •/s**' Pal.-Abl.)
45 m. 692 (/). 707 (//). — (c. %*^ Pol.-Abl.)
55 m. 693 (/). 708(//). — (c. y.*^ PoL-Abl.)
Sofort Unterbrechung bei K heingestellt und ATj ge-
schlossen. JSr, 33 4 Gro ve's.
1 A. 5 m. J^i geöffnet. Unterbrechung bei Q aufgehoben. Sofort
668 {/). 753 (W). — (c. 4*^ Pol. -Abi. von K,.)
15 m. 671 (/). 738 (//). — (c. 2**^ PoL-Abl.)
25 m. 690 (7). 737 (//). — (c. 1%*^ Pol.-Abl.)
35 m. 700 (/). 742 (//). — (c. 1%*^ Pol-Abi.)
45 m. 708 (/). 747 (//). — (c. 1%*^ PoL-Abl.)
2Ä. 15 m. 719 (/). 757 (//). — (c. 1%«^ Pol.-Abl.)
Empfindliebkeit : auf 20""» Verschiebung von 5 2^ Abl^akuag.
Die Nervenstüeke auf JI waren c. 6"*'° lang ; die ThonspitEenkantai von z
und jB| waren c. 4*°" breit; ihr Abstand vom benachbarten Kreuzungspsfikte
der Nerven betrug c, S"""*, ihr Abatand vom Niveau der Gkubersalzütoung
betrug c. 20°'"'. — Die Reihenfolge d^r Prüfungen |/) und (//) wechsdte
bei den Bestimmungen.
»lad Met«Ha 307
§ 5. Hetalle als Zu- und Abieiter des Stromes.
Endlich sollen noch Metalle Zu- und Abieiter des Stromes seia.
Hierhergeh(&rige Untersuchungen sind schon von E. du Boi9-Reym9nd
angestellt. Seine Angaben sind zu seinen Erfahrungen am hartgesoUettea
Httfanerei weiss in Bezidiung gebracht. Setzte du ßois-Reyni(md einen
£iweisscylinder iwischen Platinelektroden dem Strome einer fünf- bis
zwanziggliederigen Grove'schen Säule aus, so s^äok die Stromstärtae rasch
auf einen kleinen Bruchtheil ihrer Grösse. Wurde die Stromrichtung um-^
gekehrt, so ^ng, wenn Platinbleche den Grundflächen des Eiweisseylin-
ders anlagen, der Strom zuerst in einem Sprunge und dann ganz langsam
in die Höhe , verweilte aber nur einen Augenblick auf der Hohe und sank
dann wieder ; war das Eiweiss zwischen Platindrahten durchströmt , so
wurde das langsame Wachsen nach dem Umlegen vermisst. Derselbe Vor-*
gang wiederholte sich bei jeder folgendeti Aendenmg der Stromrichtung,
Die Schwächung des Stromes war dabei zu gross und der positive Aus-
sdlilag bei der Umkehrung der Stromrichtniig zu klein, als dass die Schwä**
chung allein der Polarisation sich hätte zuschreiben lassen; auch zeigte
sich, dass es hier um äusseren secundären Widerstand und nicht um Po-^
larisation sich handelte, dadurch, dass dem Abschneiden des Eintrittsendes
oder dem Herausziehen und neuen Einstechen der Anode eine ungleich
grossere Hebung des Stromes folgte , als wenn das Gleiche mit dem Aus-
trittsende resp. der Kathode vorgenommen wurde ^. »Mit Zinkelektroden
folgt auf das Umlegen der Wippe, nachdem der Strom bis auf einen kleinen
Bruchtheil geschwunden ist, keine Bebung der Stromstärke, sondern rätb-
selhafterweise erneutes Sinken. Bei abermaligem Umlegen der Wippe (zur
ursprünglichen Richtung) geht der Strom plötzlich in die Höhe bis etwa zu
seiner anfänglichen Stärke , sinkt aber bald wieder eben so tief wie das
erstemal. Ein drittes Umlegen hat wieder erneutes Sinken, ein viertes
rasches Emporsteigen zur anfänglichem Höhe zur Folge, undsofort mit jedem
ungeraden und jedem geraden Umlegen Yerquickles Zink verhielt
sich wie unverquicktes, Kupfer anfangs wie Zink, später mehr wie Platinoc^
»Die Wiederholung dieser Versuche, <c sagt du Bois-Reymcnd weiter, »mit
Nerven , . . , die ich auf Korkstegen mittels Insectennadeln über verschie-
dene Elektrodeapaare , von Platin, Kupfer, Zink, verquicktem Zink, aus-
spannte, ergab unmittelbar, dass an Beständigkeit des Stromes unter diesen
Umständen nicht zu denken sei, und zwar nicht, vrie man bisher glaubte,
4) E, du Bois-Reymond , Ueber den secundären Widerstand u. s. w. A. a. 0. S. 880
•^*, [lieber ältere Erfahrungen du Bau s. o. S. 325. und u. Abschn. III. Kap. I. § \ (2)].
2) Ebenda, S. 882 ^
398 Abschn. 11. Kap. V. § 5. ZU'-imd Ableitor des Stromes
wegen der Ungleichartigkeiten oder der Polarisation , die man leicht gegen
die elektromotorische Kraft der Säule verschwinden machen kann, sondern
wegen des secundSiren Widerstandes. Bei den positiveren Metallen stel-
len sich überdies leicht Unregelmässigkeiten gleich den oben beschriebe-
nen ein« ^.
Nach dieser Anführung der Erfahrungen du Bm-Beymonds gehen wir
unseren eigenen Weg, und wir dürfen es dem Leser überlassen, die tbeil-
weise Bestätigung und die Erweiterung der du ^ots'schen Erfahrungen aus
der Folge selbst zu entnehmen.
Die beträchtliche Gr()sse der Polarisation der dem negativen Ende der
Spannungsreihe nahen Metalle und die sehr rasche Abnahme dieser Pola-
risation nach der Oefifhung des primären Kreises, welche die Bestimmung
des dnrch die Polarisation bedingten Fehlers illusorisch machen würde,
lassen uns von vornherein davon abstehen, den Widerstands Veränderungen
der intrapolaren Nervenstrecke hier mit Hülfe der Versnchsanordnung Fig. 1,
nachzugehen. Wirermitteln vielmehr dieWiderstandsverändeningen durch
die Verfolgung der Stromintensität im Kreise des Nerven mit Hülfe der
Versuchsanordnung Fig. H., nachdem wir den Neusilberrheochord R aus-
geschaltet und eine 4 — 40gliederige 6rrot;e'sche Säule als iST aufgenommen
haben, so dass die Polarisation der Elektroden gegen die elektromotorische
Kraft der Säule ganz oder wenigstens zu einem grossen Theile verschwin-
det. Die Elektrodenpaare, welche \^r an Stelle der beiden Zuleitungsröh-
ren mit Thonspitzen js und z^ der Fig II. verwenden, sind Drähte oder
Bleche von Platin, Silber, Kupfer, Eisen, Zink und verquicktem Zink, und
wir lagern ihnen den Nerven immer mit mittleren Stellen seines Verlau-
fes auf.
Innerhalb der ersten halben Minute nach der Schliessung der Kette
kommt öfters eine rasche Zunahme «der Stromintensität zur Beobachtung,
dann aber nimmt die Stromintensität ausnahmslos rasch ab. Ob die nega-
tive Elektrode ein Draht oder ein Blech ist, setzt für die Abnahme der
Stromintensität keinen merklichen Unterschied. Dagegen erfolgt diese Ab-
nahme sehr rasch, wenn ein dünner Draht, und auffallend langsamer, wenn
ein Blech als positive Elektrode dient; hier kann im ersteren Falle nach
einer 10 Minuten langen Durchströmung die Stromintensität nur noch %
ihrer anfänglichen Grösse besitzen. Wird darauf die Stromrichtung um-
gekehrt, so nimmt die Stromintensität ausnahmslos eine erste kurze Zeit hin-
durch sehr rasch zu, erreicht ein Maximum und nimmt dann wieder rasch
ab. Die Dauer und die Grösse der anfänglichen Zunahme sind dabei be-
4) E. du Rois-Beymond, üeber den secundären V^iderstand u. s. w. A. a. 0. S.
904—2*
sind Metalle. 809
trächtlicher, und die nachfolgende Abnahme der Stromintensität erfolgt
weniger rasdi, wenn die ursprünglich negative Elektrode von einem Bleche^
als wenn sie von einem Drahte gebildet ist; im Falle eines dünnen Drahtes
fällt das Maximum der Stromintensität oft in die Zeit, während welcher der
Bussolenspiegel nach dem Umlegen der Wippe noch schwingt. Bei noch-
maliger und bei weiter wiederholter Umkehrung der Stromrichtung wie-
derholen sich immer dieselben Vorgänge.
Die Wahrnehmungen stimmen also hier sämmtlich überein mit den
früheren, als der mit IVoig^r Kochsalzlösung getränkte Thon den Strom
zu- und ableitete und der die Nervenstrecke durchsetzende Strom von
grosser Intensität war [vgl. o. Kap. II. § 1 (2j u. 4. ; Kap. III. § 1 (2) u. 3.] ;
wenn Abweichungen existiren, so sind es sicherlich nicht gröbere und
nur quantitative, welche ohne eingehendere Untersuchung unserer Kennt-
niss sich entziehen. Alle Schlüsse, welche wir aus den betreffenden frü-
heren Wahrnehmungen gezogen haben, sind daher audh gültig, wenn Me-
talle Zu- und Abieiter des Stromes sind. Auch dann verarmt die intrapolare
Nervenstrecke unter dem Einflüsse des Stromes stellenweise an Flüssigkeit ;
auch dann werden nach der Umkehrung der Stromrichtung die vorher ver-
armten Stellen an Flüssigkeit wieder reicher, und neue Stellen verarmen;
auch dann nimmt die Grösse der Verarmung ab mit dem Wachsen der Be-
rührungsfläche zwischen dem Nerven und der positiven Elektrode ^
Aber nicht blos bei so grossen Stromintensitäten wie bisher, sondern
auch bei geringeren Stromintensitäten lässt die Verarmung der intrapolaren
Nervenstrecke im Falle metallischer Elektroden unter Ausschluss der Pola-
risation der Elektroden sich nachweisen mit Hülfe einer uns schon geläu-
figen Methode. Es bedarf nur einer solchen Modification der Versuchsanord-
nung Fig. 23 i4., wie sie die neue Art der Zu- und Ableitung des Stromes
gebietet. Das Stativ mit der Glasplatte P bringen wir jetzt vor dem Nerven
an und stecken durch die der Glasplatte aufgekitteten Korke die beiden
Elektroden, Drähte oder Bleche, hindurch ; die Zuleitungsröhren i?, ^^^ Hr
die Gefösse G^ und G, 9 ei^dlich die beiden Nerven N^ und JV^ fallen fort^
und wir verbinden unmittelbar mit den Elektroden durch Schraubenklem-
men die von der Wippe C kommenden Drähte ; die Glasplatte P ist für
1} Darauf ist, beiläufig bemerkt, der Erfolg zurückzuführen desjenigen Versuches^
"Welchen Matteucci im »Trait^ des ph^nom^nes 6lectro-physio]ogiques des animaux. Paris
1844.« p. 49-- 54.* beschreibt, wie aus iVa<(9uccj'« Angaben zweifellos hervorgeht (S. den
Versuch auch in E. du Bois-Reymond s Untersuchungen u. s. w. Bd. II. Abth. I. S. 245.
Anm. 2.* — Vgl. noch E. du Bois-Reymw\d ^ ebenda, S. 378* — S. oben S. 325.) Die
Abnahme des Unterschiedes, weichen die Stromintensität bei den beiden Stromrichtun-»
gen darbot, nach dem Tode des Thieres erklärt sich durch die häufige Wiederholung des
Versuches, indem der specifische Widerstand der Nervenflüssigkeit in Folge der Elektro-
lyse abnahm und die bleibende d. h. die nicht sich zurückbildende Verarmung wuchs.
400 Abschn. II. Kap. V. § 5. Z»- vad Abieiter des Stromes
gewöhnlich tiefer als der Nerv N festgestelli uDd wird, weoa die Elektro-
den den Nerven berühren sollen, gehoben. Die Versuchsweise ist wiederum
die, dasa wir mit Httlfe momentaner Schliessungen und rascher Yerstellung
des Schiebers S in regehnSssigen ZwischenrSumen den Widerstand der
Strecke ab des Nerven N bestimmen und in der Zwisdienzeit iweier Wi-*
derstaadsbesUmmungen die Strecke cd desselben Nerven vom Strome von
K^ durchflössen sein lassen (s. o. S. 394*). Die Zwischenzeiten sweier
Widerstandsbestimmungen lassen vnr bei diesen Versuchen 4— 40 Minuten
betragen.
ftegefanttssig zeigt sich eine Zunahme des Widerstandes von ab ab
Folge der Divchstrifmung von cd; und zwar ist die Zunahme desto grösser,
je länger cd durchströmt und je grösser die Intensität des Stromes war.
Nur bei den negativeren Metallen und gerin^r Intensität des cd durch-
setzenden Stromes (K^ etwa sa^ 4 Daniell) ist die Zunahme von afr in Folge
der 4 Minute andauernden Dnrchströmung von cd grösser als in Folge län-
gerer Durchströmung und wird nach 3 — 5 Minuten langer Durchströmung
meist ganz vermisst. Doch ist diese Abweicfaung als eine scheinbare leicht
darzuthun. Denn , wie sich voriiersagen liess und mittelst der Aufnahme
einer Bussolenroile durch eine geeignete Schaltung in den Kr^ voii K^
audi zu beobachten ist, nimmt in eben diesen Ausnahmefällen die Intensität
des Stromes von K^ in Folge der Polarisation der Elektroden sehr rasch
nach der Schliessung des Krebes auf Null oder wenigstens fast auf Null
ab ; und es müssen daher die in der ersten Zeit der Schliessung durch den
Strom herbeigeführten Widerstandsveränderungen der Nervenstrecke cd
während der weiteren Schliessungsdauer, wie wenn der Kreis geöffnet
worden wäre, sich zurttckbilden. Von den Ausnahmefällen abgesehen,
nimmt dann der Widerstand von ab in der nächsten Zeit nach der Durch-
strömung von cd immer wieder ab, doch nie bis zu dem WerUie, welcher
ihm vor der Schliessung von K^ zukam; und zwar bleibt er von dem letz-
tevea Wertbe um so weiter entfernt, je mehr er in Folge der Durchströ-
mung von cd gewachsen war.
Die innere Polarisation ist hier als Fehlerquelle von noch geringerer
Bedeutung als bei den ähnlichen Versuchen des § 4., weil die Strecke ab
im Allgemeinen kürzer genommen werden kann. Auch ist es hier begreif-
lich leichter, den Nerven, ohne ihn in seiner Lagerung auf z und z^ zu stö-
ren, in und ausser Berührung mit den Elektroden zu bringen: wodurch
die Zahl der gelungenen Versuche eine viel grössere wird. Ja,, indem es
sogar möglich ist, die Elektroden wiederholt denselben oder wenigstens
nahezu denselben Stellen des Nerven anzulegen, lassen sich noch ver-
wickeitere Versuche anstellen. Lässt man nämlich, wenn nach ein- oder
mehrmaliger Durchströmiung von cd in einer bestimmten Richtung der
BlndHetail«. . . 40]
WidefStiBitid voh cd nk^ht mehr in (kr Abnafamid begKQea und . Igeträcbllidi
^weiolid^n Idt , nffchdetn tuati F von N^uefm gehobki und dn» filisklnxten
mit denselben Stellen des Nerven v^e früher in BidHliitiis^) gabi^dil bat,
d^ dvt&m Voft K^ nunnehr in umgekehrtel* Richtang cd durchflmten, so
«rg$)dbt'6ibh afls fblge dtiese^ DurcfaslrUinuiig von 6d eine Abnobin^ itk Wi-
derstands» Von tüb. Und in der Regel liür died eiiud Malttritt die Abnäbi^e
auf: als Fblge weitehir DurebBtrimrangen vom cd ih der üeuen Rioht^bg
briimt ^^dehiMi ^ine Zunabme des Widieratandes von oft zur Beoi>ablil»iiig.
DiD Ergebniade der WlderataiidBtiviteraochtthgett: fluiden auob iti dän
^stalt&rersihderungen des durchströmten Nerven ihre Qestätigfiingi I>Bese
it^W^ bei Riechen und dickeren Di^hl(^n kdum andei^a sioh dar^ bU v^ir
^ie bei den mit I Voiger KochaaUlOaang gelrankten Thönsi^een kennen ge-
lernt haben; höchstens dasB unter sonst gleichen Unlstaiiden die Verengung
^"^ohl vrie die An^chvs^hing des Nerven jetzt betracfatü<iher ist; Die Ver-
engung ist von der positiven £l^trode aus nach inn^tk weniger weit aus-
gedehht als nach aussen, uiid die ganze verengte Strecke ist steift; die
Än^chv^eUung ist von der negativen Elektrode aus nach innen weitör aüß^
gedehnt als nach aue^n ^ und das am meisten angeschMrolletie Stück des
Nerven ist gallertartig durchsichtig. Bei gant dünnen Drahten (von 0,3**^
Durchmesser) und mittelstarken Slrütneii lassen sich die Ausbildung uiid
die Zurückbildung der Gestaltsveranderüügen sehr schön verfolgen. Soh(m
4— S Minuten nach der Schlieaaung der Kette fällt ein wenig (c. i^*^ nach
innen von dei^ positiven Elektrode eine Einschnürung auf, und diese wachst
mit der Stromdauer an Grosse vde an Ausdehnung in der Länge des Ner-
ven nach beiden Seiten hin , doch so , dass sie nach innen steiler abnimmt
als nach aussen. Nach einer längeren Durchströmung hat die am ehesten
eingeschnürte Stelle ganz das Aussehen , alis ob dort eine Ligatur angelegt
gewesen und der Faden wieder entfernt wäre. Wird darauf die Stromricb-
tang umgekehrt, so bilden sich die Veränderungen wieder zurück, do(^
immer nur unvollkommen ; nach wiederholtem Wechsel der Stromrichtung
bilden sie von Neuem rasch sich aus. Bei dicken Nerven fihdet man ausser
der vorb<E<trachteten Einschnürung noch eine zweite und viel geringere
Verengung des Nerven gerade da , wo der Nerv der positiven Elektrode
aufgelegen hat ; zwldchen beiden Venehgungen erscheint dann der NeK in
schräger Richtung angeschwollen. Ein wenig (c. \ *™) nach innen von der
negativen Elektrode tritt sehr bald nach der iächliessung der Rette eine
Aü^sdhwellttng auf, did wie die Einschnürung Wfich^l, nur dass sie nach
aussen rascher abnimmt als nach Innen ; di« im meisten angeschwolleiie
4) Beikafig sei hier bemerkt , dass bei Eisendiilhten wiederholt eine in der Mitte
grütie, am llabd«^ g<^Ibfe hirban^ dair Vel-engieh Sfcfecke beolMäfaiet ^ord^ti i^i.
H. H n n k f UnteraneliTiBgeB etc. 2 6
402 Abfichn. n. Kap. Y. § 5. Zu- und Abieiter des Stromes
Stelle nimml eiu gallertartiges Ansehen an. Nach der Umkehrung der
Stromrichtung wird die Anschwellung rasch kleiner, und eine Verengung
nimmt dann ihre Stelle ein.
Somit wären wir am Ende, wenn nicht noch die UnregelrnttssigkeiteaQ^
welche du Bois^Reymand bei den positiveren Metallen g9fanden hat, unsere
Aufmerksamkeit beanspruchten. Bei unseren Untersuchungen hat sich nicht
der geringste Unterschied in den Widerstandsveränderungen der intrapo-
laren Nervenstrecke gezeigt, ob Zink, ob Platin , ob ein anderes Metall die
Elektroden abgab; und bei der Ausdehnung unserer Untersuchungen dür-
fen wir darum sagen, dass jene Unregelmässigkeiten mit den Widerstands-
veränderungen sicherlich gar Nichts können zu schaffen haben. Trotzdem
müssen wir, jeder Einrede zu begegnen, noch dem Wesen der Unregel-
mässigkeiten auf den Grund zu kommen suchen.
Da wir weder bei schwachen noch bei starken Strumen unter Aus-
schluss der Polarisation und ebensowenig bei starken Strömen ohne Aus-
schluss der Polarisation den Unregelmässigkeiten bisher begegnet sind,
bleibt uns nur übrig, bei schwachen Strömen ohne Ausschluss der Polari-
sation auf sie zu fahnden. Und wir ziehen dazu, um zugleich bequem die
Polarisation beobachten zu können , unsere Yersuchsanordnung Fig. \ . in
Anwendung, in welche wir statt z und JZ| ein Paar Drähte oder Bleche von
den oben S. 398. genannten Metallen und als K \ — 4 DanielFs aufnehmen.
Wirklich bleiben jetzt die Unregelmässigkeiten nicht aus. Sofort nach
der Schliessung der Kette zeigt sich der Widerstand der Nervenstrecke im-
mer auffällig grösser, als wenn mit 4 %iger Kochsalzlösung getränkte Tbon-
spitzen von gleicher Berührungsfläche den Strom zu- und ableiteten; und
zwar bei Drähten noch mehr als bei Blechen und bei Eisen, Kupfer, Silber
und Platin in dieser Reihenfolge zunehmend viel mehr als bei Zink , un-
verquicktem wie verquicktem. Bei Platin-Drähten befinden wir uns mit un-
serem Schieber S sofort am Ende der Rheostatentheilung, und es tritt keine
Veränderung weiter ein ; bei Silber- und Kupfer-Drähten nimmt der Wi-
derstand zuerst eine Weile ab und dann zu, bei Platin- und Kupfer-Ble-
chen nimmt der Widerstand von vornherein dauernd zu, und wir nähern
uns überall gleichfalls dem Ende der Rheostatentheilung. Bei Eisen-Elek-
troden nimmt nach einer kurzen Zunahme und bei Zink-Elektroden nach
einer etwas längeren Zunahme der Widerstand dauernd ab ; bei den letz-
teren Elektroden ist die Abnahme öfters ein- oder mehrmals von einer
geringen Zunahme unterbrochen. Wird nach einer längeren Durchströmung
die Stromrichtung umgekehrt, so ist der Widerstand bei Platin-, Silber-
und Kupfer- Elektroden sofort sehr verringert und nimmt, nachdem er
höchstens bei Blechen noch ganz kurze Zeit abgenommen hat, wie früher
zu; bei Eisen- und Zink -Elektroden hingegen ist der Widerstand sofort
sind Metalle. 403
•
vergrös$ert , manchoial nur sehr wenig , manchmal sehr beirdcbtlich , und
er nimml entweder zunächst zu, um später wieder ab- und darauf wieder
zuzunehmen, oder er nimmt zunächst ab und nach einiger Zeittfvieder zu.
Hat die Durchströmung in der n^ien Richtung etwa ebenso lange wie in
der ursprünglichen Richtung angedauert und wird dann zu der letzteren
Richtung zurückgekehrt, so ist bei Platin-, Siilber- und Kupfer-£lektroden
Alles wie bei der ersten Umkehrung der Stremrichtung; bei. Eisen- und
Zink -Elektroden aber ist der Widerstand jetzt sofort sehr verringert und
erfährt eine nur hin und wieder durch eine Abnahme unterbrochene Zu-
nahme. Nach der dritten Umkehrung der Stromrichtung ist Alles wie nach
der ersten , nach der vierten Alles wie nach der zweiten Umkehrung der
Stromrichtung: die Erscheinungen sind also bei Platin-, Silber- und
Kupfer -Elektroden nach jeder Aenderung der Stromrichtung dieselben,
wechseln aber bei Eisen- und Zink-Elektroden von einer Aenderung zur
anderen in der angegebenen Weise ab.
Doch bedarf es nur des wiederholten Umlegens der Wippe i4 (s. Fi^. 1 .)
während der Versuche, um alles Räthselhafte der Erfahrungen verschwin-
den zu machen. Es stellt sich dann heraus, dass bei diesen Versuchen die
Polarisationen ihr Spiel mit uns treiben und die wahren Widerstandsver—
änderungen meist uns verbergen , und dass die Unregelmässigkeiten bei
den positiveren Metallen nichts Anderes sind als die Folgen der positivea
Polarisation.
Die Polarisation von Platin , Silber und Kupfer ist immer negativ und
nimmt in der Reihenfolge der Metalle an Grösse ab , ist jedoch auch noch
bei Kupfer sehr gross. Durch sie sind alle vorbeschriebenen Erscheinungen
bei diesen Versuchen im Wesentlichen bedingt, wie nach unseren Erörte-
rungen über die elektromotorische Kraft im Nervenzweige als Fehlerquelle
der Versuche (s. o. S. 21 jBF. ; S. 54 ff.) keiner Erläuterung weiter bedarf.
Nur in zwei Erscheinungen kommen die Widerstandsveränderungen wirk-
lich zur Geltung : in der ganz kurzen Abnahme nach der Umkehrung der
Stromrichtung bei Blechen und in der Abnahme kurz nach der ersten
Schliessung der Kette bei Kupfer- und Silber-Drähteti ; die letztere erklärt
sich dadurch , dass die durch den ungeschwächten oder nur wenig erst
geschwächten Strom in der ersten Zeit der Schliessung herbeigeführte Wi-
derstandszunahme der Nervenstrecke , wenn dann die Stromintensität in
Folge der Polarisation sehr rasch fast auf Null zurückgebracht ist, sich zu—
rückbildet (vgl. die Versuche des § 1 (1) des Kapi III.).
Bei Eisen und Zink , verquicktem wie unverquicktem, tritt neben der
negativen Polarisation , welche bei Eisen fast so gross ist und fast so rasch
wächst wie bei Kupfer , bei Zink aber viel kleiner ist und viel langsamer
26*
404 Abschn. n. Kap. V. § 5. ZU- «Ml Abieiter des Stromes
w^hst, üodi eine positive PolarisaiioA^ auf. Sie waetat nach der Schlies^
sung der Kelte viel langsamer an nnd nimoH nach der Umkehrung der
Slroinriohlung wie nach der Oeffnang der Kette viel langsamer ab als die
negative Polarisation ; bei andauernder Sehliessong erreicht sie sehr bald
bei Zink , erst später bei Bisen die Grösse der negativen Polarisation und
gewinnt dann bei Zink immer mehr und beträchtlich über die letztere die
Oberhand^. Bei unseren Versuchen bietet demgemfiss die algebraische
Summe beider Polarisationen oder die Gesammtpolarisation , um sie so ku
nennen, welche die Fehlerquelle der Versuche abgiebt, folgendes Verhalten
dar. Unmittelbar nach der Schliessung der Kette ist sie dem primAren
Strome entgegengesetst gerichtet und wachst zuerst sehr rasch, -dann lang-
samer — bei Eisen im Gfanien viel rascher als bei Zink — an ; sehr bald
erreicht sie ein Maximum und nimmt von diesem aus auf Null ab; bei Ziok
wachst sie dann noch dem primären Strome gleichgerichtet beträchtlich an.
Nach der ersten Umkehrung der Stromrichtung ist die Gesammtpolarisa-
tioi», da die ursprünglich positive Polarisation immer sehr rasch und be-
trachtlich ilber die ursprtUiglich negative Polarisation die Oberhand ge-
wonnen hat, dem primären Strome entgegengesetzt gerichtet und sehr
gross, und sie nimmt entweder zuerst noch zu und erst spater ab oder so-
gleich ab. Nach wiederholter Umkehrung der Stromrichtung — zu der
Zeit, zu welcher sie erfolgte, war die positive Polarisation der ersten Strom-
richtung von der positiven Polarisation der zweiten Stromrichtung noch
nicht compensirt — ist die Gesammtpolarisation dem primären Strome
gleichgerichtet und sehr gross und nimmt darauf an Grösse zuerst rasch ab
und dann wieder zu. Bei jeder folgenden ungeraden oder geraden Aende-
rung der Stromrichtung endlich ist das Verhalten der Gesammtpolarisation
immer dasselbe wie die ersten beiden Male. Und durch. dieses Verhalten
der Gesammtpolarisation müssen nun offenbar gerade die Unregelmässig-
keiten bedingt sein , welche wir wahrgenommen haben , d. h. die Abwei-
chungen der Erscheinungen bei den positiveren Metallen von den Erschei-
nungen bei den negativeren Metallen; der Einfluss der wahren Wider-
standsveränderungen der Ner\'enstrecke auf die Schieberstellung bleibt
durch den viel grösseren Einfluss der Polarisation fast vollkommen verdeckt
und ist auf diese Weise nicht sicher erweisbar.
Es versteht sich von selbst , dass , je nachdem man viel früher oder
viel später die Stromrichtung ändert, mit dem veränderten Veriiallen der
Polarisationen auch das scheinbare Verhalten des Widerstandes in den Ver-
I) S. o. Abschn. I. Kap. I. § i (4).
i) AehnliolM Erfahrungea bat du Am5- ftayoMmd bei känflicbeiii Zink in Zinkvitri-
oNösuQg und bei verquicktem Zink in destiüirtem Wasser gemacht. S. Monatsberichte
der Beriiner Akademie der Wissensch. 1859. S. 4^4-^*; S. 47)-^».
sind Metalle. 404
suchen mit Zink- und Eisen-Elektroden ein von deo obigen Angaben etw^s
abwetdiendes ist. Bei dem nebensachlicben Interesse aber, welches der
ganze Gegenstand uns hier nur bietet, dürfen wir auf weitere Erörterungen
uns nicht einlassen , und sie sind insofern aueh gar nicht erforderlich , als
nach der Tordtebenden Darlegung , sobald man nur zugleich die Polarisa-
tionen verfolgt , alle Erscheinungen ohne Weiteres verständlich sind. Nur
Eines wollen wir noch anmerken. Hin und wieder, im Ganzen, sehr selten,
kommen bei Zink-Elektroden Versuche vor, bei welchen die positive Pola-
risation nicht schon bei der ersten , sondern erst bei der zweiten Strom-
richtung auftritt. Bei dieMü Versueiton steHtisick nach der erstesr Scblies««
sung der Rette eine andauemd^^^unahme des Widerstandes dar ; nach der
ersten Umk^mng der Stromrit^tuBg erscheint der Widerstand sebr^er^
fingert, und er nimmt (der Schieberstellung neeb) zueri^ ab, dann zu uiwl
darauf (in Folge der nunmehr auftretenden positiven Polarisation ) wieder
ab; wird jetzt die ursprtlngliche Stromrichtung wiederhergestellt, so er-
scheint der Widerstand sehr vergrössert und nimmt anfangs noch zu. Mit
der positiven Polarisation finden wir hier also auch die scheinbare Abwei-
chung der Widerstands Veränderungen, welche der Umkehrung der Strom-
riehtung folgen, verlegt.
Versnob 149. r
(V^rsuchsanordBung Fig. H.)
Zwei verquickte Zinkdrähte von c. \^^ Durchmesser afs Elektroden.
Wd: Capillarröhre 111. — AT: i Grove'si
4 A. 4 m. Grosse Ranä esc. ++.
8 97t. Ischiadicus aufgelegt. (Bei Oeffhung der Bussole Spurweite
Ablenkung.)
12 m. AT geschlossen. Stromeintritt bei b.
5". 490. Die Stromintensität nimmt ab.
15".
445.
43 m.
446.
«4 m.
73.
45 m.
L_
46.
47 m.
•
28.
19 m.
24.
22 m.
49.
<5".
460.
23 m.
5".
220.
24 m.
430.
Sofort Wippe B umgelegt, so dass Strom-
eintritt bei a.
Die Intensität nimmt zu.
Die Intensität nimmt jetzt ab.
408 Abschn. n. Kap. V. § $. Ztfr- iiii4 Abieiter des Stromes
Ber Nerv ist In • setner gansen Längo erhalten und mit dem Muskel in xm-
Versehrter YerbinduBg gewesen. ai^F^tS^^V nuaserdem liegt der Nerv jeder
Thonspitzenkante in 3"" Länge auf 5 um =9-^^^; 6© ^4?"; 6to = 30"".
Nach der Beendigung des Versuches ist der Nervjiooh dicht 9s^ der Wii^
belsäule mechanisch gut erregbar.
Versuch <54.
(Versuchsanordnong Fi^. 1.)
ZWti Eiseadrähie von t. Vg""^ Bwnokdieftsep ^a ElekIrtKlen.
Wd: GapillarrOhre III. — K: 1 DieiüieU.
4 1 A. 4. Zweiter Ischiadicus eines 8 h, 58 m. ff kleinen Froßohes auf-
gelegt.
(Bei der Oeffnung der Bussole fast %^ AUenkung^. Slfom von
b nach a anzeigend.)
9 m. K geschlossen. Stromeintritt bei b.
. . 45^'. 4040. Ber (scheinbaTe) Widerstand nimmt zu.
Je^Tt ninutti der Widerstand ab.
Bei Oeffnung von K auf o. 40" : c. 45*^ Ablen-
kung, Strom von a nach b anzeigeadi.
10 1^.
1013.
11 m.
1000.
18 m.
992.
14 m.
984.
16 ffi.
936.
18 m.
895.
81 w.
84&
24«.
880.
'S? m.
saa
Bei Oeffnung von iT auf c. 4 Q" : c. 9*^ AWenkung
^e 44 A. 42».. .
K gei^fEnet. 8^^ 'Ablei^ng, SliMm von a nach b
anzeigend. Die Ablenkung nimmt aber i^^fort
auf Null ab , und es tritt die entgegengesetzte
Ablenkung, Strom von b nach a an^gend, auf.
Diese Ablenkung nimmt 'bis STVs «d. auf 11^^
zu ond erhalt sieh so bia
%S:m*- Htfo K gesohloasen wit d. Strottaetotritt bei b.
30 ite. ^40. So häÜ sich der Widerstand bia ;
34 171. wo K gBdfiDfit wird. AOiä ^e U h. 27m.
30". AT geschlossen, Stromeintritt bei b.
36 m. 806. So hält sich der Widerstand bis
40 m. wo K geöffnet wird. Alles wie 1 4 ä. 87 m.
30". iT geschlossen. ...
42 m. 796. So hält sich der Widerstand bis
siiHiMetane.
4«»
\n. 45 fn.
wo Wippe ü umgelegt wird, so dass Strom-
e'mtnUX bei er.
fö". 1086« Der Widdfbtdnd nimait XU. : /
46 m. H M. Bei Oefbmg voa K aruf o. Aff^ : äO^ Ablenkung,
Strom von b nacb.a^niefgenjj^ • >
47 m. 1195.
48 m.
54 m*'
1240.
UM.
12A. 1 m.
4 m.
9 m.
1195.
1185.
1165.
Bd Oeffinitig von iT aufo. 10':" : 50'^ Ablenkung
wie i\ h. ißm. i . ; •
06r Wideret, nimmt noob etwii$ zu und dann ab.
Bei Oeffnung voü K aXif d 10'^ : 32^^ Ablenkung
wie 11 A. 46 m.
Sofort Wippe B umge^Iü'gt, so d«ss 'Strom-
eintritt wieder bei b.
W\ 655. Der Widerstand nuMit zu.
10 m. 705. Bei OeflDauog venrJT auf 15": 10*^ Ablenkung,
Strom von b nach d anzeigend. Die Ablenkung
nimmt rasch auf SO^^ zu*.
12 m. 73 1 . A' auf c. 1 0" geöffnet : Naelk icleinem Vorschlage,
der Strom von a iMch£ atizeigte, wachsende
Ablenkung, Strom von 6 nach a anzeigend.
24 m. 775. Wippe i9 umgelegt, so^assStromeintfilt bei a.
30". 1062. Der Widerstand nimmt zu.
25 m. 11 60. Bei Oeffnung von K auf c. 10" : 35^"^ Ablenkung,
Strom von b nach a ^anzeigend.
30 m. 1225. Wippe ^umgelegt, so dass Strofneintritt bei 6.
1 5". 626. Der Widerstand nimmt z«.
31 m. 6a7. K auf c. 15" geöffnet: 1«*^ Ablenkung, Strom
von b nach a anzeigend. Die Ablenkung wächst
rasoh auf 20^^ aii.
33 m. 741. iSTgeÖfiMt. Nach kleinem, Strom von a nach &
anzeigendemVorsofaläge tritt die entgegengesetzte
Ablenkung auf, welche ritsch wächst.
Der Nerv war in seiner ganzen Länge erhalten, vom Muskel aber getrennt»
Sein Wiffbelettde l^g aaofa rechts, > sem Müskeiende na&h links, ab = 8^
o/=r8°»"; feo = 5"^°; 6r = 30^
tmm
mm
. ii-j '
I .
j' .
/
410 Abschn. IL Kap. VL Von der Flttssigkeitofortfühnuig
Versuch 45*.
(VersuchsaBordnUiiig Fig. 1.)
Linke Elektrode : Terqnickles ZinkMech, 4** brat. Rechte Elektrode :
verquickter Zinkdraht von c. %** Durchmesser.
Wd: Gapillarröhre UL ^ K: \ Daniell.
1 2 Ä. 0 fw. Kleiner Frosch ff-
5 Hl. Ischiadicus aufgelegt.
(Bei Oeflbung der Bossole 5'^ Ablenkung, Strom von a
nach b anzeigend).
43 ffi. IT geschlossen. Stromeintritt bei b.
40". 715. Zunahme.
44 w. 753.
45 Hl. 775.
4 9i». . 800.
23 m. 840.
28 m. 89.4. Sofort Wippe H umgelegt, sa dass Strom-
« eintritt bei a.
45". 864. Abnahme.
29 m. 830.
30 m. 814; '
34 m. . 807. Jetzt Zunahme.*
32 m. 809;
34 m. 82».
36 m. 862;
40 «t. 944.
44 fn. 936. Jetzt Abnalune.
491». 940.
54 m. 790.
53 m. 749.
55 fn. 729.
58 m. 748. Sofort Wippe B umgelegt, so dass Strom-
eintritt wieder bei 6.
30". 4 4 76. Rasche Zunahme.
59 m. 4 230.
Ah. Om. 4270.
2 m. 4 320. K gedffiiet. — 20^ Ablenkung, Strom von a nach
b anzeigend.
Der Nerv ist in seiner ganzen Länge erhalten und in unversehrter Verbin-
dung mit dem Muskel gewesen. a6= 43""", ausserdem a 4"" breit; am^
5"" ; bo SS 3"" ; bw = 25"'". Nach der Beendigung des Versuches ist der
Nerv noch dicht an der Wirbelsäule mechanisch gut erregbar.
und ihren Folgen in den feuchten por(Men Körpern. 411.
Kapitel VL
Von der FlussigkeitsforifUhrung und ihrßn Folgein in dßn feuchten
porösen Körpern und insbesondere im Nerven.'
Dem Mangel , welcher in unserer Kenntniss der Widenstandsvertinde^
rangen der intrapölaren Nervenstrecke am Eingange des vorigen Kapitels
noch fühlbar gewesen war, ist jetzt abgeholfen, und ein ieteter Schritt
bleibt uns zu thun , unsere Untersuchung der intrapolaren Nervenstreoke
einem befriedigenden Abschlüsse zuzuführen.
Wie wir nunmehr eingestehen dürfen, haben wir an einer Irühen
Stelle nnserer Untersuchungen einer Willkür uns schuldig gemachti Bei
der in der Einleitung gegebenen Darlegung der Erfahrungen über die Flüs--
sigkeitsfortführung durch den Sirom ( s. Abschn. I. Kap. I. § 2. ) hatte
von der Fortführung im Gapillarrohre durch die Fortführui^ im engen
Spalte zwischen Glaswandungen , der die Flüssigkeit zu ^beiden Seiten,
trennte, ein natürlicher Uebergang sich uns ergeben zu der Fortfühining im
feuchten porOsen Körper, und wir hatten ein^i ersten Fall) in welchem
dieselbe Flüssigkeit die Hohlrdunie des Körpers erfüllte nnd zu' seinen
Seiten sich befand , noch genau studirt und durchsichtig gefanden. Auf
Schwierigkeiten und Dunkelheiten waren wir aber ge8tos9en , sobald* die
Fittssigkeit des feuchten porösen Körpers und die Flüssigkeit zu seinen
Seiten ungleichartig wurden oder Metalle den Strom unmittelbar dem
feuchten porösen Körper zu- und von ihm fortführten : allenfalls von den
Gestaltsveränderungen , nicht aber von den Erscheinungen des äusseren
secundären Widerstandes, Welche hier bekannt geworden waren, hatte ein
tieferes Verständniss sich gewinnen lassen , und gerade der Versuch , den
äusseren secundären Widerstand durch die Verarmung des Stromeintntts-
endes des feuchten porösen Körpers zu e'fklären^ war gescheitert. Trotz-*
dem haben wir im § 3. des Kap. II. die Widerstandszunahme der, Nerven-
strecke, welche unter der Einwirkung des Stromes erfolgt war, ganz
unbekümmert um die Gefahr, dass sie einen anderen Ursprung haben
konnte, ohne Weiteres der Verarmung der Nervenstrecke zugeschrieben.
Aber diese unsere Willkür ist, von minder Wesentlichem zu schweigen,
durch die durchgängige Uebereinstimmnng der au^efundenen Gestaltsver-
änderungen des Nerven mit den Folgerungen, welcbe wir aus den be^
obachteten Widerstandsveränderungen gezogen hätten, längst so weit
gerechtfertigt, dass nicht einmal mehr an eine zweite Ursache der Wider-»
Standszunahme neben der Verarmung gedacht werden kann; Nur wie die
41t Abteän. U. Kap. VI. { i. Von dem
•
Verarmung selbst zu Stande gekommen, ist uns noch ganz unbekannt, und
um dieses Yerständniss wollen wir jetzt uns bemühen: wir wollen, wie
wir S. 53. es uns vorbehalten liaben, die Bedingungen der Flüssigkeils-
fortführung zu ermitteln suchen, welche zur Verarmung geführt haben.
So eiiifach die Ermittelung zunftehst wohl scheinen konnte, so ver-
wickelt ist. sie. in Wirkliehkeit. Sie gestattet sich bu einon ausgedehnten
Studium der Flüssigkeitsfortführung und ihrer Folgen, das, obwohl speciell
der Nerv/ uns iBteressirt, doeh auf. die feuchMi pdyftaen.Kürper. im Allge-
mein^ sioh erstrecken muss. Es werden aber damü auch di^ Lüdben
ausgefülh wievden, welche hinsicbts der innieren YorgMge in d)^J<}erve»-*
streck» besonders iA den FäUeb der §§ 2.. u. 3. de& Kap. V, oben Mcb ge^
blieben sind, und ein durchgreifendes VersIttMni^s nnaerar' früheren Er*^
fabrungen insgesammt gewonnen "weirden.
Auf dem Weg^ der Analyse der BeobachtungaD^ weidbuen wir im Wo«
senüiohen bi&ber immer eiügehalten haben , iat in der nächsten Fnlge nicht
dnrchzudriiigen.: dazu sind di^ Erscheinungen viel zu verwickeli und im
Einzelnen zu wenig genau zu übersehen» Unser Portaehritt ist vieimcbr
jetzt daran g&nttpfty dass wir regeUnässig Scbritl fttr Schritt vom Ein^
fach£dren aiumTerwiokelteren durch dieUeberleigimg uns fortcnheUen snchea
und mit den Ergebnissen der Uaberlegung dann die Eogebnisse des Yer-«
suches vergfeiGhen. Die VorlheHe dto Ganges , wekhen unsere Darlegung
der UntersudHingen genonuieb hat, Verden dabei klar, sich herausstelle»:
9xi£ Grund dies gesammelt vorliegenden Eifahrungsmafeepiales werden wir
nioht nur die Probleme fibersichAlioh und im Zusammenhange zu behan-^
dein , sondern auch an den entscheidenden Punkten die richtigen Fragen
zu stellen im Stande sein. .
Bevor wir jedocb unserem eigentlicheü Vorhaben uns ziuwenden, müs^
sen wir noch bei demStrömungsvorgange im Nerven verweilen.
§ 1 . Von dem Sti^omongsvorg^än^e im H etven und von seinem Einlliuie
auf den Widerstand der durchströmten Vervenstrecke.
■ Sind an die beiden QueirschnsttfiScbeu ^^ die senkrechten! Grandflft^
eben -rr einer cyliüdrischen Nervenstrecke in der gans«n Ausdehnung dei^
selben' unsere Thodspiilzen eder irgendwelche andere den Strom an- und
abCühflende Theile des Kreises, angelagert^ so ist die Stromleitung in der
Nef^venfltrtdbe eine lineare wie in d<»n ifciiAtl&reoc Theile eines die Pole einer
galvaniacben Kette yenbindenden Drahtea. Dieser CbU tritt jedoch bei den
Untersttchiuigea des Nerven nie zu^ da. für das. Hein pbysinlögisdie SOndiam
des Nerven die Yerbindting desselben mitEiwl^ resp. Ceoiktraleflgatten erlial-
SMikiungsTo^g&nge im Kerren. 4 1 3
Vsn ^etti muss und bei defk ph^Biki^sdien Uflkttrsuohwagen des Nerven,
Wie dohdn früher bemerkt i$t (s. o. S. 31^^.) ^ die ^te Anlagening twekr
QuerschftiUflädien des Nei*ven an die zuleitenden TJbeile ohne BeBi^hfidigung
des Nefveü triebt euverlsssig gelingt. Wir haben es daher bei den W&c*-
suchen am Nerven immer mit einer alinearen Stromleitung in demselben
zu thun.
Dieses Umstandes ist man schon längst so weit sich bewusst gewor-
den , dass man vielfach an die Stromschleifen gedacht hat, welche ausser-
halb der Elektroden den Nerven durchsetzen und dort in andere thieriscfae
Theile oder Theile der Yersuchsanordnung sich hineinbiegen können. Doch
hat man bisher ganz ausser Acht gelassen denEinfluss, welchen die alineare
Stromleitung auf die Stromstärke und die Stromdiehte in den verschiede-
nen Theilen der durchströmten Nervenstrecke wie auf den Widerstand
derselben ausübt. An die Kenntniss gerade dieses Einflusses ist aber das
Yerständniss zahlreicher physikalischer und physiologischer Erfahrungen
am Nerven geknüpft, wie ein Rückblick auf § 2. des Kap. III. lehrt und
aus der Folge noch sattsam hervorgehen wird.
Bei dem gegenwärtigen Stande der Lehre von der Strombewegung in
nicht prismatischen Leitern^ ist natürlich eine genaue Erkenntniss der
Stromleitung im Nerven zur Zeit nicht zu beanspruchen ; ja , eine solche
Erkenntniss ist sogar in unabsehbare Ferne gerückt dadurch, dass eine für
einen gleich gestalteten homogenen Leiter erworbene Kenntniss noch gar
nicht auf den Nerven sich würde übertragen lassen, weil dieser, wie des
Weiteren tu erfahren uns bevorsteht, eih Körper von sehr velrWiOkelter
Constitution ist« Aber im Groben vermögen wir eine Einsicht In die Sirom-.
leitung im Nerven , indem wir ihn als einen homogenen Körper atisehen,
uns zu verschaffen : und um eine solche , für uns schon höchst Werthvoile
Einsicht wollen wir im Folgenden uns bemühen.
An mittlere Steilen eines cylnnirischen Nerven seien die beidea Elek^
troden neben einander angdageft und zwar so, dass der Abstabd der
Elektroden die Dicke des Nerven mehrfach übertrifft und gleich lange
Nervenstrecken auf beiden Seiten ausserhalb der Elektroden bleibea. Für
den durch die Axe gelegten Längsdurchsdinitt des Nerveti Versinniieht
alsdann Fig« 24^4., was die Ansohauung über den Slrömungjavorgang in
der Durcfasch&ittsebene ergiebt. Die punktirten Linien sind «ine Anzahl
isoelektrischer Curven, die ausgezogenen Linien eine Anzahl Strömungscur*-
ven. Die erste und die letzte isoelektrische Gurve sind die fierührungs«
iini6 der Ebene und der Elektroden ; die mittelste isoelektriscbe €ufvö ist
4) Vgl. Wiedemanna. a. 0. Bd. I. S. Uä— 50*; Bd. IL S. ^030-40*. — Ä. Fick,
Di« ttiödioiiiisöhd Physik. ZW<»it# Attikgd. BmaHMhweig 486«; S. 332 fif.*
414
Absschn. ü. Kap. Vi. {4* Von dem
die Halbirungslinie der Ebene , tu deren beiden Seiten Alles symmetrisch
isi. Die erste Strömungscurve ist die die beiden Elektroden verbindende
und die Ebene dort begrenzende Gerade ; die letzte Strömungscurve ist die
gebrochene Linie, welche im Uebrigen die Begrenzung der Ebene bildet.
Fig. 24.
Die isoelektrischen Curven können wir als die senkrechten Querschnitte
-der Strombahn in unserer Ebene auffassen. Der Querschnitt derGesammt-
Strömung wächst also von der Berührungslinie der positiven Elektrode
aus rasch an zu einem Maximum und nimmt dann langsamer wieder ab,
bis er mit der Halbirungslinie der Ebene zusammenfällt ; darauf nimmt er
von Neuem bis zu demselben Maximum wie vorher zu und wird schliess-
lich bis zur Berührungslinie der negativen Elektrode kleiner. Für das
System isoelektrischer Curven folgt daraus, dass die Spannungsdifferenz
zweier benachbarter Curven jederseits in der Richtung von der Elektrode
nach der Halbirungslinie der Ebene hin zuerst bis zu einem Minimum ab-
nimmt und darauf von Neuem zunimmt; auch muss dasselbe für die
Spannungsdifferenz isoelektrischer Curven von gleichem , auf einer Strö-
mungscurve gemessenem Abstände gelten. Wie die Spannungsdifferenz
gleich weit- und weh ig von einander entfernter Punkte der Ebene, welche
auf einer und derselben langen Seite der Ebene oder einer dieser Seite
parallelen Linie gelegen sind, im Verlaufe der Linien sich ändert, versinn-
lichen danach die Curven der Fig. 25^4. und B., und zwar die ausgezogene
Curve Fig. 25^4., wenn die Punkte naKe der unteren (von den Elektroden
Strömungsyorgange im NerveR,
415
berührlen) langen Seite , die ausgezogene Gurve Fig. 35 2^., wenn die
Punkte nahe der oberen langen Seite der Ebene , endlich die gestricheüe
Curve Fig. 9l^B,y wenn die Punkte auf einer etwa die Ebene der Länge
nach in zwei Hälften thei—
^ ^ lenden Linie gelegen sind '^
die Abscissenaxe stellt
überall die betreffende Li^
nie vor, und jede Ordinale
giebt die Spannungsdiffe-
renz an , welche zwischen
den betrachteten Punkten
besteht, wenn deren Ab-
stand der Fusspunkt der
Ordinate halbirt.
Was das System der
Stromfäden oder partiellen
Strombahnen betrififl, so
ist die Spannungsdifferenz
an den beiden Enden aller
Stromfäden die nämliche,
und der Querschnitt variirt
bei allen Stromföden im
Verlaufe derselben in gleicher Weise, den Veränderungen des Querschnit-
tes der Gesammtströmung entsprechend; es nimmt aber die Länge der
Stromfäden zu und damit die Intensität der Partialströme ab, je weiter
entfernt von der die Elektroden verbindenden Geraden die Stromfäden die
Halbirungslinie der Ebene schneiden. Die Stromdichte verändert sich also
einmal in jedem einzelnen Stromfaden derart , ddss sie jederseits von der
Berührungslinie der Elektrode bis zur längsten isoelektrischen Curve ab-
nimmt und darauf bis zur Halbirungslinie der Ebene zunimmt , und wird
zweitens auch, auf einer und derselben isoelektrischen Gurve gemessen,
im Systeme der Stromfäden mit dem Abstände von der die Elektroden ver-
bindenden Geraden kleiner.
Hit dem Strömungsvorgange in der Ebene Fig. S4i4. ist nun zugleich
der Strömungs Vorgang in einem rechtwinkeligen Parallelepipedum gegeben ,
dessen eine lange Seite jene Ebene bildet, da in allen parallelen Ebenen
des Parailelepipedums der Strömungsvorgang derselbe sein muss. Und
mit dem Strömungsvorgange im Parallelepipedum ist für uns mit ausrei-
chender Genauigkeit der Strömungsvorgang im Nerven gewonnen. Denn
wenn wir uns das Parallelepipedum aus dem Cylinder geschnitten denken^
kann das nachträgliche Ansetzen der vorher fortgefallenen Cylinder-
Fig. 2Ö.
416 Abwhn. U. Kap. Vi. f 4. Voa dem
«bsdiiMUe an die drei Seilen des ParrilelBpipedumn, 'Welchen die £iektnK-
den niöht. anliegen, den SftrttDbnn^svbrgäng nni* «nwteenllich yerflndern,
der WegfaHide^Cylinderäbseknittds auf der ElektrodeDseiU» üt aber gerade
wenhvoH deshalb , weil nunmehr die Elektrode und der Nerv auf dem
d«refa sie gelegten senkrechten Querschnitte nicht in einem Punkte, son-
dern ^ wie es der Wirklichkeit entspricht — in einer Linie sich berüh-
Tefn ; fludem ist auch nicht zu übersehen , dass der Nerv in seiner Gestalt
mehr ode^ weniger und an verschiedenen Stellen seines Verlaufes ver-
söhieden vom Gy linder abweicht. Wir haben danach überall, wo der Strö-
mungsvorgaiig im Nerven in Frage kommt, nur den Strömungsvorgang in
der Ebene Pig S4 A, in Betracht zu ziehen.
~ ' Was die Anscbaitong im Vorstehenden über den Strömungsvorgang
im Nerven ergeben hat, prüfen wir nunmehr durch den Versuch.
Wir benutzen einen auf Stellschrauben ruhenden, eichenen, mit Bem-
steinlaek gefimissten parailelepipedischen Trog von 300™™ Länge , 30"°
Breite und ÖO™" Tiefe, welcher bis nahe zum oberen Bande mit concen-
Irirter ZinkviCriolldsung ^fUllt ist. Auf den dicken W^andungen des Troges
sind den Rändern desselben parallel ringsum in Schlitten die Elektroden-
haller verschiebbar, welche aus einem in das Holzstativ eingekitteten ver-
ticalen Glasstabe, einem horizontalen Messingstabe und einer Messing-
klemme bestehen ; an dem Glasstabe lässt der Messingstab , der von einer
langen Seite des Troges 2ur anderen binüberreicht, und am Messingstabe
wieder die Messingklemme sich verschieben und durch eine Sobtanbe fest-
stellen. Als Elektroden dienen verquiekte Zinkdrahle von c. 0,5*^"* Durch-
messer, welche vertical in die ZinkvitHoUösong bis aaf etwa 4"*** Abstand
vom Boden des Troges tauchen und utyterhalb ihres in der Ifessingkletiime
befestigten Endes auf eine grossere Strecke hin, nämlich bis auf einige Mm.
unterhalb des Flttssigkeitsspiegels , mit geschwarKlem ftermsteinlaek nber-
^ogen sind.
Von vier Elektroden i4, H, C und D verbinden wir snnscbst A und B
mit einem Daniell, C und D mit dem MuHipHcator'. A, C und B bringen
wir in dieser Reihenfolge neben einander ^ an, dass sie nur c l"**^ von
der vorderen Wand des Troges entfernt sind, ond wir stellen A nnd ß im
mittleren Theile des Troges z. B. in 100 resp. 200"** Abstand vom linken
Rande des Troges unbeweglich fest ; C bldbi in der Verbindungslinie von
A und B verschiebbar, D bleibt ausserhalb von A und B ganz frei beweglich.
\) Cm die Versuche kürzerund übersichtlicher darlegen zu können, unterlassen
vdf es In diesem §, die Aufnahme du Bois*^Kimt Schlüssel, P^V9dbet Strdffiweodei' and
des Rh^ochordes in die Versttcbskreise besonders aasugebea; die Verwendung der ge-
nannten Apparate bietet für die Genauigkeit der Versuche mannigfache, leicht zu über-
sehende Vortheile.
Strömungsvorgange im Nerven . 417
Wir verschieben, alsdann C von A nach B hin und suchen für jede Stellung
von C solche Stellungen von D *— nahe dem Rande des Troges und ent-
fernter von demselben — auf, bei Vielehen die Nadel des Multiplicators
keine Ablenkung erfährt. Auf diese Weise gewinnen wir die isoelektrischen
Flächen. Ausserdem ermitteln wir aber noch die Verschiedenheiten, welche
die Spannungsdifferenz zweier Linien gleichen Abstandes in einer den
Langseiten des Troges parallelen Ebene darbietet. Wir bringen dazu,
während A und B in jeder Beziehung unverändeit bleiben , die Halter von
C und D auf die hintere Wandung des Troges und verbinden sie fest mit
einander , so dass zwar beide gemeinschaftlich auf der hinteren Wandung
sich verschieben lassen, ihr einmal gegebener Abstand aber sich nicht ver-
ändern kann ; den Elektroden C und D selbst geben wir eine solche Stel-
lung, dass ihre Verbindungslinie immer den Langseiten des Troges parallel
ist und nur bei den verschiedenen Versuchen in verschiedenem Abstände
von der vorderen Wand des Troges sich befindet. C lassen wir femer noch
in Verbindung mit dem einen Ende des Multiplicators; D aber verknüpfen
wir mit dem einen Ende des von du Bois-Reymond angegebenen Compen-
sators\ eines Rheostaten von dickem Messingdrahte, dessen beide Enden
durch einen PoMschen Stromwender mit einem DanielFscheh Elemente in
Verbindung stehen ; und von der auf dem Messingdrahte gleitenden Hülse
führen wir eine Leitung zum zweiten Ende des Multiplicators. Wir ver-
schieben nunmehr C und D von einer kurzen Seite des Troges zur
anderen und führen bei jeder Stellung von C und i) durch Verschiebung der
Messingdrahthülse die Nadel des Multiplicators aus ihrer Ablenkung auf
Null zurück : wir erhalten so die verschiedenen Spannungsdifferenzen aus-
gedrückt in den. proportionalen Längen des Messingdrahtes zwischen den
Enden des Multiplicatorkreises.
Auch an parallelepipedischen Modellirthon- Stäben von 200 — 500™"™
Länge, 30°"" Rreite und 6 — lO"*" Dicke führen wir dieselben Untersuchun-
gen aus. Wir benutzen dabei lauter Zuleitungsröhren mit Thonspitzen, für
weiche jedes Mal derselbe mit \ — 2%iger Kochsalzlösung angeriebene
Thon, wie für den zu untersuchenden Stab, verwandt ist. Die beiden mit
der Kette verbundenen Zuleitungsröhren legen wir in c. 1 00™™ Abstand
einer schmalen Langseite des Stabes so an, dass sie gerade die Mitte des
Stabes zwischen sich fassen. Aus Gründen, welche später werden ersicht-
lich werden [s. u. § 3(S)], formen wir die Thonspitzen stets dick und nur
wenig kegelförmig und kneten die beiden im Kreise der Kette befindlichen
Thonspitzen noch durch leichten Fingerdruck mit dem Stabe zusammen.
\) B. du Bai8-Reymond, Beschreibung u. s. w.,a. a. 0. S. 407 B*; Reichert s und du
Bois-Reymontts Archiv, 4868. S. 546—8*. -* Wiedemann a. a. 0. Bd. II. S. 1067 ff."^
H. M n n k , Untersuchungen etc. 27
418 Abschn. II. Kap. VL { 4. Von dem
Die Versuche besläiigen und specificiren, was die Anschauung vorher
gelehrt hat, und nach den Ergebnissen der Versuche sind die Figg. ^kA.
und 25. entworfen. Als Abweichung der Erfahrung von der Voraussicht
ist nur anzumeriien , dass die Spannungsdifferenz zweier Linien gleichen
Abstandes an der vorderen Wand des Troges, wenn man sich der kurzen
Seite des Troges nähert, nachdem sie vorher auf ein Minimum abgenommen
hat, nodi ein wenig anwächst. Die Abweichung ist aber wohl nur eine
scheinbare und zu unwesentlich, als dass wir sie weiter zu beachten und um
die Ursache derselben uns zu bemühen brauchten; die Verzerrung der
isoelektrischen Flächen , welche durch das Anlegen des Bogens bedingt ist
und welche wir bei der nur geringen für uns erreichbaren Genauigkeit
ganz haben vernachlässigen dürfen, ist wohl, beiläufig bemeri^t, nicht dabei
im Spiele.
Von dem bisher betrachteten Falle aus lassen einige andere Fälle ali-
nearer Durchströmung des Nerven leicht sich übersehen.
Wird unser Nerv in der Mitte zwischen beiden Elektroden quer durch-
schnitten und, während die eine Elektrode unverändert an ihrer Stelle
bleibt, die andere Elektrode der neuen Querschnittfläche des Nerven in
deren ganzer Ausdehnung angelagert, so ist selbstverständlich der Strö-
mungsvorgang in der betreffenden Nervenhälfte genau derselbe wie vorher.
Die rechte oder die linke Hälfte der Fig. HA, giebt also ein Bild des Strö-
mungsvorganges im Nerven für den FaU , dass der Strom an einer Quer-
schnittfläche ein- resp. austritt und an einer mittleren Stelle aus- resp.
eintritt.
Wird von unserem Nerven die eine extrapolare Nervenstrecke dicht
ausserhalb der Elektrode abgetragen, so versinnlicht den nunmehrigen Str&-
mungsvorgang im Nerven Fig. 2kB. (s. o. S. 44 4.) ; und Fig. SIC. zeigt, wie
der Strömungsvorgang sich gestaltet, wenn auch die zweite extrapolare
Nervenstrecke dicht an der anderen Elektrode abgeschnitten wird. Aus
der Vergleichung der Figg. 2iA.,B, undC. unter einander lassen die Folgen
unvollkommener Abtragung einer oder beider extrapolarer Nervenstrecken
ohne Schwierigkeit sich entnehmen.
Wächst endlich die Breite der Elektrode , d. h. ihre Ausdehnung in
der Richtung der Axe des Nerven, einerseits oder beiderseits und zwar so,
dass der Abstand der beiden Elektroden nicht kleiner und die betreffende
extrapolare Nervenstrecke nicht soviel kürzer wird, dass dadurch der Strö-
mungsvorgang iin Nerven wesentlich beeinflusst würde (s. u. S. 424.) , so
laufen die Veränderungen des Strömungsvorganges im Wesentlichen auf
die Verbreiterung der Strombahn in der Nähe der Elektrode der betreffen-
den Seite hinaus. Die Berührungsfläche zwischen dem Nerven und der
Elektrode dürfen wir auch femer noch als die erste resp. letzte isoelek-
Strömungsvorgange im Nerven.
419
irische Fläche ansehen, obwohl bei einigermassen breiter Elektrode die
Spannung der Elektrodenpunkte an der Berührungsfläche^ wenn nicht Me-
talle als Zuleiter des Stromes dienen, in Wirklichkeit eine wesentlich ver-
schiedene sein wird ; wir<e müssen damit aber natürlich erst recht jeder
genaueren Einsicht in den StrOmungsvorgang entsagen. Was das Verhalten
der Spannungsdifferenz betrifft, so tritt für den Fall, dass nur die eine
Elektrode verbreitert ist und ihre Breite den Durchmesser des Nerven über-
trifift, an die Stelle der ausgezogenen Curve der Fig. 25i4. jetzt die punktirte
Curve derselben Figur, soweit eben die letztere Curve von der ersteren
sich absetzt; die Curven der Fig. ibB. dürfen dagegen auch jetzt noch ihre
Gültigkeit behalten , weil die in Wirklichkeit bestehenden Abweichungen
nur gering sind.
Von besonderem Interesse ist dann für uns nur noch der Fall querer
Durchströmung des Nerven. Für diesen Fall versinnlicht den StrOmungs-
vorgang im Nerven
Fig. 26., in welcher
Alles wie in Fig. 24.
gehalten ist und welche
deshalb keiner Erläu-
terung weiter bedarf.
Auch in allen vor-
stehenden Fällen fin-
det, was die An-
schauung lehrt, in den Ergebnissen der Versuche am Troge und an den
Thonstäben seine Bestätigung, und wiederum sind die letzteren Ergebnisse
den Figuren zu Grunde gelegt. Der Einfluss der Elektrodenbreite lässt sich
gut nur am Troge studiren, indem statt der Drähte Platten von verquicktem
Zink in die Messingklemmen der Elektrodenhalter eingespannt werden.
Den Einfluss der Verkürzung der extrapolaren Nervenstrecke ermitteln wir
afn Troge auf die Weise, dass wir die Elektroden A und B in unveränder-
tem Abstände von der Mitte des Troges aus nach einer kurzen Seite dessel-
ben hin verschieben : wieso dieses Verfahren das Abtragen der extrapo—
laren Strecke fehlerlos ersetzen kann , wird sehr bald aus anderweitigen
Erfahrungen hervorgehen (s. u. S. 422.].
Es versteht sich nunmehr von selbst, dass man den Widerstand der
im Kreise der Kette befindlichen Nervenstrecke keineswegs, wie unsere
Vorgänger es immer gethan haben^, der Länge der Nervenstrecke zwischen
Fig. 26.
\) S. z. B. Pflüger, Üntersuchungea über die Physiologie des Elektrotonus. S. U3*;
^kk*. — R. Beidenhain, Studien des physiologischen Instituts zu Breslau. Heftl. Leipzig
4864. S. 48*; 49 ff.*
27*
420 Abschn. II. Kap. VI. § 4 . Von dem Einflüsse des Strömungsvorganges
«
•
den Elektroden proportional und dem Querschnitte (der Dicke) der Nerven-
strecke umgekehrt proportional setzen darf. Alle in solcher Weise ausge-
ftthilen Rechnungen sind illusorisch und finden keine Bestätigung durch
den Versuch. Der Widerstand der Nervenstrecke ist vielmehr offenbar nur
gegeben durch die Summe der Widerstände aller Stromfäden, und der
Widerstand eines jeden Stromfadens setzt sich zusammen aus den Wider-
ständen aller Längenelemente des Stromfadens , die wie lineare Leiter zu
behandeln sind. Von einer genaueren Bestimmung des Widerstandes der
Nervenstrecke kann danach natürlich nicht mehr die Rede sein, (und wir
müssen uns mit der Einsicht zufrieden geben, wie mit gewissen Bedin-
gungen jener Widerstand sich verändert. In dieser Hinsicht ei^iebt sich
aber aus der Betrachtung des Strömungsvorganges ohne Weiteres, dass der
Widerstand der Nervenstrecke unter sonst gleichen Umständen 4 ] mit der
Länge der Nervenstrecke oder dem Abstände der Elektroden, nur langsamer
als dieser Abstand, wachsen muss ; 2] mit dem Wachsen des Querschnittes
oder der Dicke der Nervenstrecke abnehmen muss ; endlich 3) auch mit
dem Wachsen der Berührungsfläche zwischen dem Nerven und jeder der
beiden Elektroden abnehmen muss.
In den Versuchen des § S. und den Versuchen 64. und 65. des § 3.
des Kap. III., welche zum Theil schon auf Grund unserer jetzigen Einsicht
unternommen worden sind, liegt uns die thatsächliche Bewährung unserer
Folgerungen bereits vor. Damit ist denn auch die Richtigkeit der Vorstel-
lungen erhärtet , welche wir vom Stömungsvorgange im Nerven gewonnen
haben. Wer bisher noch etwa hätte glauben mögen, die voraufgegangenen
Ergebnisse der Anschauung und der Versuche am Troge und an den Thon-
stäben seien unrichtig oder wenigstens nicht auf den Nerven übertragbar,
muss also jetzt diesen Glauben unbedingt fallen lassen ; und ^enn in einem
einzelnen Falle bei einer gewissen Veränderung des Nerven der Widerstand
der intrapolaren Nervenstrecke wider Erwarten verändert sich zeigt (s. o.
S. 338.), muss er unseren Schluss billigen, dass dort neben der beabsich-
tigten eine unbeabsiohtigte und unbekannte Veränderung des Nerven ein-
hergegangen ist.
Der einzelne Fall, welchen wir bei den letzten Worten im Sinne hatten,
ist die Abnahme der Länge der extrapolaren Strecke. Mit ihr werden, wie
ein Blick auf Fig. 84. lehrt, die Länge und der Querschnitt zugleich der
Gesammtströmung kleiner. Ob und wie dadurch bei massiger Verkürzung
der extrapolaren Strecke der Widerstand sich verändert, ist mit Hülfe der
Anschauung nicht auszumachen ; bei beträchtlicher Verkürzung aber scheint
der Verlust der Gesammtströmung an Länge ihren Verlust an Querschnitt
in Bezug auf den Widerstand nicht compensiren zu können , und die An-
schauung lässt hier eine Zunahme des Widerstandes erwarten. In der That
auf den Widerstand der durchströmten Nervenstrecke. 421
ergeben auch eine solche Zunahme auf das Zuverlässigste die folgenden
Versuche.
Von einem Thonstabe von der vorhin angegebenen Beschaffenheit
nehmen wir eine mittlere Strecke statt des Nerven in die eine Leitung
der gespaltenen Strecke der Yersuchsanordnung Fig. 1., in deren corre-
spondirender Leitung der Siemens^sche Rheostat sich befindet, mittelst
zweier Zuleitungsröhren mit Thonspilzen auf und verfolgen die Widerstands-
veränderungen, welche die Strecke während der Durchstömung erfährt und
die in der Regel nur gering sind. Wenn der Widerstand nur noch sehr
langsam und in vorauszusehender Weise regelmässig sich verändert,
schneiden wir verschieden lange Stücke von der einen und dann von der
anderen extrapolaren Strecke rasch ab ; zur Controle kneten wir auch hin
und wieder das abgeschnittene Stück später wieder an. So lange die
Länge der extrapolaren Strecke nicht unter c. 50"" sinkt, ist eine Verände-
rung des Widerstandes der intrapolaren Strecke als Folge der Verkürzung
der extrapolaren Strecke nicht wahrzunehmen; bei grösserer Längenab-
nähme der extrapolaren Strecke zeigt sich aber regelmässig eine Zunahme
jenes Widerstandes, und zwar wächst derselbe nunmehr rascher an, als die
Llüige der extrapolaren Strecke kleiner wird.
Auch an CyUndem aus hartgesottenem Hühnereiweiss von i 00 — 300""^
Länge und 8—10""" Durchmesser, deren mittlere Strecke wir mit Hülfe
unserer gewöhnlichen Zuleitungsröhren mit breiten Thonspitzen in die
Leitung aufnehmen , machen wir dieselben Erfahrungen. Für unsere frü-
heren, gewissermassen unmittelbaren Versuche über den Strömungsvorgang
sind die Eiweisscylinder nicht gut verwendbar, weil .ihr Widerstand
während der Durchströmung öfters beträchtlich zunimmt, besonders aber
weil bei der Verstellung der mit dem Multiplicator verbundenen Elektroden
schon die verschieden gute Anlagerung dieser wesentliche Widerstands-
Verschiedenheiten bedingt; auch trübt die Resultate, dass ein Ei weiss-
*cylinder von einiger Länge kaum je in überall gleicher Beschaffenheit sich
herstellen lässt und in der Regel bei genauer Untersuchung an verschie-
denen Stellen verschiedene Gonsistenz und verschiedene Leitungsf^higkeit
darbietet. Hiar aber fallen diese Fehlerquellen zu einem Theile fort, zum
anderen Theile sind sie nur von untergeordneter Bedeutung , und die Ver-
suche lassen sich ebenso gut an Eiweisscylindem wie an Thonstäben an-
stellen. Die Widerstandszunahme der intrapolaren Strecke tritt bei den
Eiweisscylindem auf, sobald die Länge der extrapolaren Strecke unter c.
25""* sinkt, und nimmt mit der weiteren Verkürzung der extrapolaren
Strecke rasch zu.
Da nach den vorstehenden Ergebnissen die Länge der extrapolaren
Strecke oberhalb einer massigen Grösse ohne allen Einfiuss auf den Wider-
422 Abschn. II. Kap. VL {2 (4). Von der Flüssigkeitsfortführong und ihren Folgen
Stand der intrapolaren Strecke ist, können wir die Versuche flber den Ein-
fluss der Länge der extrapolaren Strecke auch so anstellen , dass wir die
Elektroden der Kette in unverändertem Abstände vom Mittelstücke des
langen Leiters aus nach seinem einen Ende hin verschieben. AnThonstäben
und Eiweisscylindem sind die Erfolge der neuen Versuche wegen der
Fehler, welche die Verstellung der Elektroden mit sich bringt (s. o.), nicht
sehr befriedigend. Anders am Troge, wo, wenn man nicht genau einge-
passte Holzstücke einbringen will, ausschliesslich die neuen Versuche
ausfuhrbar sind. Werden hier die Elektroden von der Mitte nach einer
kurzen Seite des Troges hin verschoben, so verändert sich der Widerstand
der intrapolaren Strecke ganz regelmässig so , dass er zuerst lange Zeit
constant bleibt, zuletzt aber, wenn der Abstand der nächsten Elektrode
von der kurzen Seiten wand des Troges unter c. 30"" sinkt, rasch zunimmt.
Und zwar übertriflt der Widerstand der intrapolaren Strecke in der End-
Stellung ihren Widerstand in der Mittelstellung um einen desto grösseren
Bruchtheil des letzteren Widerstandes, je kürzer die intrapolare Strecke ist.
§ 2. Von der Flüssigkeitsfortfahnrng nnd ihren Folgen im homogenen
feuchten porösen Körper nnd inabesondere im linear durchströmten Herren.
(1.) Was die Anschauung über die Flüssigkeitsfortführung und ihre
Folgen im linear durchströmten feuchten porösen Körper ergiebt.
Nach diesen Voruntersuchungen wenden wir uns unserem eigentlichen
Vorhaben zu , das Dunkel zu erhellen , welches die Flüssigkeitsfortführung
und ihre Folgen bei den feuchten porösen Körpern noch umgiebt. Wir
gehen von dem einfachsten Falle bei unseren Betrachtungen aus und legen
diesen nur diejenigen Erfahrungen zu Grunde, welche über die Fortführung
im Gapillarrohre und die Fort^rung im engen Spalte zwischen Glaswan-
düngen , der die Flüssigkeit zu beiden Seiten trennt , gemacht sind [s. o«
Abschn. 1. Kap. I. § 2 (2 u. 3)].
Vor Allem ist, wie man bei den festen Körpern harte und weiche Kör-
per unterscheidet, so auch eine Scheidung der feuchten porösen Körper
nothwendig in solche mit starrem (oder hartem] Gerüste und andere mit
nicht starrem (oder weichem) Gerüste. Bei den ersteren ist der Verlust
ihres flüssigen Inhaltes nie von einer Gestaltsveränderung der Körper be-
gleitet und durchaus an die Bedingung des Lufteintrittes geknüpft , indem
ihre Hohlräume, wie sie einmal gegeben sind, unverändert sich erhalten;
bei den Körpern mit nicht starrem Gerüste hingegen verändert sich mit
dem Flüssigkeitsverluste die Gestalt der Körper, die Wandungen der Hohl-
räume coUabiren und das Volumen der Körper nimmt ab (die Körper
im linear durchströmten homogenen feuchten porösen Körper. 423
» schwinden a). Als Prototyp der ersteren Körper kann der gebrannte Thon
gelten, dessen sich Wiedemann zu seinen Versuchen bediente; ein Beispiel
der letzteren Körper liefert das von du Bois-Reymond untersuchte hartge-
sottene Hühnereiweiss, und auch der Nerv gehört diesen Körpern an.
Die Bedeutung dieser Scheidung tritt sofort hervor, wenn wir uns die
Stromaustrittsgrundfläche eines prismatischen feuchten porösen Körpers
von einer freien gleichartigen Fltlssigkeit bespült, an die Stromeintritts-
grundfläche aber eine Metallplatte angelegt denken und den Lufteintritt
von der letzteren Grundfläche ebenso wie von der freien Oberfläche des Kör-
■
pers her verhindert annehmen. Bei dem Körper mit starrem Gerüste kann
nunmehr eine Flüssigkeitsfortführung gar nicht statthaben : der Körper mit
nicht starrem Gerüste hingegen wird in Folge der Flüssigkeitsfortführung,
in der Richtung vom Stromeintrittsende nach dem Stromaustrittsende hin
abnehmend, einen Verlust an Flüssigkeit und damit an Querschnitt erleiden.
Der Widerstand des starren Körpers wird also unter der Einwirkung des
Stromes nur durch die Erwärmung und die Elektrolyse beeinflusst sein,
der Widerstand des nicht starren Körpers hingegen wird ausserdem noch
durch die Gestaltsveränderung oder genauer durch die Veränderung des
Flüssigkeitsgehaltes eine Zunahme erfahren.
Indem wir von diesem Falle aus w^eitergehen, halten wir folgende Be- .
dingungen fest: der Körper, dessen Flüssigkeitsfortführung wir unter-
suchen, — er soll der Versuchskörper heissen — sei prismatisch und von
Grundfläche zu Grundfläche linear durchströmt; seine Austrittsgrundfläche
sei von freier gleichartiger Flüssigkeit bespült; der Lufteintritt in den Kör-
per sei verhindert. Der Kürze halber wollen wir, wenn der Versuchskörper
unter dem Einflüsse des Stromes aus anderen Ursachen als in Folge der
Erwärmung und der Elektrolyse Widerstandsveränderungen erfährt, diese
Widerstandsveränderungen accessorische nennen.
Ist die Eintrittsgrundfläche des Versuchskörpers von freier gleichar-
tiger Flüssigkeit bespült, so kann die Durchströmung die Constitution des
Versuchskörpers , mag dessen Gerüst starr oder nicht starr sein , in keiner
Weise verändern, und accessorische Widerstandsveränderungen können
nicht auftreten. Anders, wenn die die Eintrittsgrundfläche bespülende
freie Flüssigkeit ungleichartig ist : mannigfache Vorgänge und Veränderun-
gen können dann statthaben.
Wir nehmen zuerst an , die die Eintrittsfläche bespülende Flüssigkeit
und die Flüssigkeit des Versuchskörpers gehen keine chemische Verbindung
ein und unterscheiden sich nur durch ihre Leitungsfähigkeit. Im Falle des
starren Gerüstes wird alsdann genau soviel Flüssigkeit , als der Versuchs-
körper in Folge der Fortführung durch den Strom von seiner eigenen Flüs-
sigkeit verliert, durch die auf der Stromeintrittsseite befindliche Flüssigkeit
424 Abschn. n. Kap. VI. §2(4). Von der Flüssigkeitsfortfuhrung und ihren Folgen
ersetzt werden müssen. Der Widerstand des Yersuchskörpers wird also
eine aecessorischeWiderstandsveränderungdurchFlüssigkeitsersatz erfahren,
die in einer Zunahme oder Abnahme des Widerstandes bestehen wird, je
nachdem die freie Flüssigkeit der Stromeintrittsseite schlechter oder besser
leitet als die Flüssigkeit des Yersuchskörpers, und die- mit dem Unterschiede
der Leitungsgüte beider Flüssigkeiten wachsen wird. Bei nicht starrem
Gerüste aber wird, sobald nach der Schliessung des Kreises die freie Flüs-
sigkeit der Stromeintrittsseite in das Stromeintrittsende des Yersuchskörpers
gelangt ist, diese Flüssigkeit hier, je nachdem 'sie schlechter oder besser
leitet als die Flüssigkeit des Yersuchskörpers , rascher oder langsamer als
die letztere Flüssigkeit fortgeführt und dadurch im ersteren Falle eine Ver-
mehrung, im letzteren Falle eine Yerminderung des Flüssigkeitsgehaltes des
Yersuchskörpers in der Nähe seines Stromeintrittsendes herbeigeführt wer-
den. Der Körper mit nicht starrem Gerüste wird also unter der Einwirkung
des Stromes nahe seinem Stromeintrittsende anschwellen oder schrumpfen,
und er wird zweierlei accessorische Widerstandsveränderungen erfahren :
einmal durch Gestalts- oderFlüssigkeitsgehalts-Yeränderung und zweitens
durch Flüssigkeitsersatz. Die accessorischen Widerstandsveränderungen
werden in einer Zunahme des Widerstandes durch Flüssigkeitsersatz und
in einer Abnahme des Widerstandes durch Reicherwerden an Flüssigkeit
bestehen, wenn die freie Flüssigkeit der Stromeintrittsseite schlechter leitet
als die Flüssigkeit des Yersuchskörpers, in einer Abnahme des Widerstan-
des durch Flüssigkeitsersatz hingegen und in einer Zunahme des Wider-
standes durch Yerarmung an Flüssigkeit, wenn die Leitungsfähigkeiten
jener beiden Flüssigkeiten umgekehrt sich verhalten ; und mit dem Unter-
schiede der Leitungsgüte beider Flüssigkeiten wird jede accessorische Zu-i
nähme sowohl als Abnahme des Widerstandes wachsen.
Unterscheiden sich die beiden Flüssigkeiten ausser durch ihre Lei-
tungsfähigkeit noch wesentlich durch ihre Molecularan Ziehung gegen die
Gerüstwandungen des Yersuchskörpers , so wird im Allgemeinen das Vor-
dringen der freien Flüssigkeit der Stromeintrittsseite , wenn die Adhäsion
dieser Flüssigkeit grösser ist, beschleunigt, und, wenn sie kleiner ist, ver-
zögert sein. Bei starrem Gerüste werden also einfach dem entsprechend
der Flüssigkeitsersatz und die accessorische Widerstandsveränderung gegen
vorhin vergrössert oder verkleinert sein.- Ebenso wird bei nicht starrem
Gerüste der Flüssigkeitsersatz mehr oder weniger ausgedehnt als vorhin
sein. Hier wird aber ausserdem die Yerminderung des Flüssigkeitsgehaltes
in der Nähe des Stromeintrittsendes gegen vorhin verringert sein , wenn
die Adhäsion der besser leitenden freien Flüssigkeit grösser ist, und ver-
grössert sein , wenn dieselbe Adhäsion kleiner ist ; und die Yermehrung
des Flüssigkeitsgehaltes in der Nähe des Stromeintrittsendes wird gegen
im linear durchströmten homogenen feuchten porösen Körper. 425
vorhin verringert sein, sowohl wenn die Adhäsion der schlechter leitenden
freien Flüssigkeit grösser j wie wenn sie kleiner ist als die Adhäsion der
Flüssigkeit des Versuchskörpers, Es wird daher bei sehr viel grösserer
Adhäsion der freien Flüssigkeit trotz deren grösserer Leitungsföhigkeit gar
keine Verminderung — und umgekehrt bei sehr viel geringerer Adhäsion
der freien Flüssigkeit trotz deren geringerer Leitungsföhigkeit sogar eine
Verminderung des Flüssigkeitsgehaltes nahe dem Stromeintrittsende des
Versuchskörpers erfolgen können.
Beachtung verdient noch für die vorbehandelten Fälle, wenn nicht die
beiden Flüssigkeiten indifferent wie Wasser und Oel sich verhalten , die
Hydrodiffusion. Sie wird die scharfe Grenze der beiden Flüssigkeiten ver-
wischen und zwischen ihnen gewissermassen eine mittlere Flüssigkeit her-
stellen , deren Ausdehnung mit der Stromdauer wachsen wird und deren
Leitungsföhigkeit und Adhäsion einen allmählichen Uebergang von dem
einen zum anderen Extreme bilden werden. Im Falle des nicht starren
Gerüstes wird dies die bemerkenswerthe Folge haben, dass die Vermin-
derung resp. Vermehrung des Flüssigkeitsgehaltes nahe dem Stromeintritts-
ende in dem einzelnen Querschnitte des Versuchskörpers desto unbe-
deutender und dafür über eine desto grössere Anzahl von Querschnitten
ausgedehnt sein wird, je rascher die Mischung der beiden Flüssigkeiten
vor sich geht. Wenn der specifische Widerstand des Gerüstes des Ver-
suchskörp^rs sehr gross ist, wird also unter sonst gleichen Umständen die
Widerstandszunahme in Folge der Verarmung um so kleiner und die Wi-
derstandsabnahme in Folge des Reicherwerdens an Flüssigkeit um so
grösser sein*, je rascher beide Flüssigkeiten sich mischen.
Gehen die beiden Flüssigkeiten eine chemische Vierbindung zu ^einer
neuen Flüssigkeit ein , so werden alle Veränderungen des Versuchskörpers
im Princip dieselben sein wie bei zwei leicht sich mischenden Flüssig-
keiten ; und es werden im Speciellen die Leitungsföhigkeit , die Adhäsion
und die Diffusion der neuen Flüssigkeit* in nunmehr selbstverständlicher
Weise von Bedeutung sein. Entsteht aber bei der chemischen Verbindung
der beiden Flüssigkeiten ein Niederschlag, so erhalten wir durch die An-
füUung der Hohlräume am Stromeintrittsende des Körpers gewissermassen
einen neuen porösen Körper, und dessen Ausdehnung wird mit der Strom-
dauer in der Richtung des Stromes wachsen , weil die in den Lücken des
Niederschlages fortgeführte freie Flüssigkeit der Stromeintrittsseite immer
weiter vom Stromeintrittsettde entfernt zu neuem Niederschlage Anlass
sein wird. Die fortgeführte Flüssigkeit des Versuchskörpers wird also in
diesem Falle bei starrem wie bei nicht starrem Gerüste ersetzt zugleich
i) Für die zu Grunde liegenden üeberlegungen vgl. oben S. 409—^40.
426 Abschn. 11. Kap. VI. { t (4). Von der Flüssigkeitofoiitabruiig und ihren Folgen
durch den Niederschlag und durdi die freie Fittssigkeit der Stromeiniritts-
Seite : und dadurch wird bei grossem spedfischen Widerstände des Ge-
rüstes , selbst wenn die ersetzende Flttssigkeit viel besser leitet , in Folge
der beträchtlichen Querschnittsabnahme derFltlssigkeit im Versuchsk0rper\
eine accessorische Widerstandszunahme des Versuchskörpers bedingt sein.
Bei nicht starrem Gerüste wird ausserdem, wenn die freie Flüssigkeit der
Stromeintrittsseite besser leitet als die Flüssigkeit des Versudiskörpers,
dieser Körper noch eine Verminderung seines Flüssigkeitsgehaltes nahe
seinem Stromeintrittsende und damit eine zweite accessorische Widerstands-
zunähme erfahren können.
Dient statt einer freien Flüssigkeit als Zuleiter des Stromes ein feuchter
poröser Körper, welcher der Stromeintrittsgrundfläche des Versuchskörpers
in ihrer ganzen Ausdehnung anliegt, so kommt es darauf ai\| ob vom Strom-
austrittsende des Zuleiters her durch die Flüssigkeitsfortführung in der
Zeiteinheit immer ebensoviel oder mehr Flüssigkeit nach dem Stromein-
trittsende des Versuchskörpers hinübergeschafft werden kann, als das
Letztere in der Zeiteinheit Flüssigkeit verliert. Wenn dies der Fall ist,
werden die Fortführung im Versuchskörper und dessen Widerstandsver-
änderung bei starrem wie bei nicht starrem Gerüste dieselben sein , wie
wenn die Stromeintrittsgrundflädie des Versuchskörpers von derjenigen
Flüssigkeit frei bespült wäre, welche vom Gerüste des Zuleiters einge-
schlossen ist^. Anders aber, wenn die im Stromeintrittsende des Versuchs-
körpers fortgeführte Flüssigkeitsmenge durch die in der gleichen Zeit vom
Stromaustrittsende des Zuleiters her übergeführte Flüssigkeitsmenge nur
unvollkommen ersetzt wird. Bei starrem Gerüste wird alsdann , dem Falle
freier Flüssigkeit auf der Stromeintrittsseite gegenüber, der Fortführungs-
vorgang im Versuchskörper ohne sonstige wesentliche Veränderung im
Ganzen verzögert und demgemäss, wo die Flüssigkeit des Zuleiters un-
gleichartig ist, die accessorische Widerstandsveränderung des Versuchs-
körpers durch Flüssigkeitsersatz verringert sein. Bei nicht starrem Gerüste
wird , wenn die Flüssigkeit des Versuchskörpers und des Zuleiters gleich-
artig sind, eine Verminderung des Flüssigkeitsgehaltes des Versuchskörpers
erfolgen , welche unmittelbar am Stromeintrittsende am grössten sein und
nach dem Stromaustrittsende des Körpers hin abnehmen wird ; hier wird
also, im Gegensatze zu dem entsprechenden Falle freier Flüssigkeit auf
der Stromeintrittsseite, der Versuchskörper vom Stromein- nach dem Strom-
austrittsende hin abnehmend schrumpfen, ^/^^ sein Widerstand wird in
1) Vgl. wiederum oben S. 409~H0.
S] Die Anschwellung , welche unter Umständen unmittelbar an der StromeintrHts-
flttche des Versuchskörpers sich wird bilden können , ist wegen ihrer minimalen Aas-
^nung in der Lunge aes Körpers tu vemachlftssigen.
im linear diirchströinteii homogenen feuchten porösen Körper. 427
Folge der Verarmung an Flüssigkeit zunehmen. Eben diese Verarmung
wird dann auch, wenn die Flüssigkeiten des Versuchskörpers und des
Zuleiters ungleichartig sind, zu denjenigen Veränderungen, welche am
Versuchskdrper die entsprechende freie Flüssigkeit auf der Stromein-
trittsseite bedingt haben würde, hinzutreten; es wird demgemäss
nunmehr die Flüssigkeitsgehalts -Zunahme nahe dem Stromeintrittsende
geringer resp. die Flüssigkeitsgehalts -Abnahme ebenda grösser, als
im Falle der entsprechenden freien Flüssigkeit auf der Stromeintritts-
seite, sein. Durch die unzureichende Zufuhr vom Zuleiter her werden
also die accessorischen Widerstandsveränderungen des Versuchskörpers
unter allen Umständen einen positiven Zuwachs erfahren gegenüber dem
Falle, dass die betreffende ungleichartige Flüssigkeit die Stromeintritts-
gnindfläche des Versuchskörpers frei bespült hätte. Es wird aber die Zu-
fuhr vom Zuleiter her bei gleichem Bau der Gerüste des Versuchskörpers
einerseits und des Zuleiters andererseits unzureichend sein, sobald die
Flüssigkeit des Zuleiters besser leitet als die Flüssigkeit des Versuchskör-
pers ; und überhaupt wird bei jedem Bau des Zuleiter-Gerüstes jene Zufuhr
abnehmen mit dem Wachsen der Leitungsfähigkeit der Zuleiter-Flüssigkeit.
Von den Bedingungen, welche wir so weit bei unseren Ueberlegungen
festgehalten haben (s. o. S. 423.), wollen wir jetzt noch die eine aufgeben,
dass die Stromaustrittsgrundfläche des Versuchskörpers stets von freier
gleichartiger Flüssigkeit bespült sei, und die Folgen anders gearteter Ablei-
tung des Stromes untersuchen.
Ist die Stromaustrittsgrundfläche des Versuchskörpers von einer freien
Flüssigkeit bespült , welche der Flüssigkeit des Versuchskörpers ungleich-
artig ist, so kommt, wenn die beiden Flüssigkeiten keine chemische Ver-
bindung eingehen , höchstens die Diffusion und erst mittelbar durch diese
dann auch die Leitungsfähigkeit der Flüssigkeiten in Betracht. Allerdings
wirkt hier die Flüssigkeitsfortführung dem nach der Flüssigkeit des Ver-
suchskörpers gerichteten Diffusionsstrome entgegen: allein es wird doch
der Eintritt der Aussenflüssigkeit in den Versuchskörper bei einer gege-
benen Geschwindigkeit der Flüssigkeitsfortführung nur bis zu einer ge-
wissen Geschwindigkeit des nach innen gerichteten Difiusionsstromes ver-
hindert sein und, sobald die letztere Geschwindigkeit grösser ist, in
Wirklichkeit doch statthaben. Wenn also die freie Flüssigkeit auf der
Stromaustrittsseite und die Flüssigkeit des Versuchskörpers rasch sich
mischen, wird bei starrem wie bei nicht starrem Gerüste im Stromaus-
trittsende des Versuchskörpers Flüssigkeit desselben durch die besser resp.
schlechter leitende freie Flüssigkeit der Stromaustrittsseite ersetzt werden
können. Bei nicht starram Gerüste wird aber dadurch weiter, wenn die
ersetzende Flüssigkeit besser leitet als die Flüssigkeit des Versuchskörpers,
428 Abschn. II. Kap. VI. §2(1). Von der Flüssigkeitsfortführung und ihren Folgen
in Folge der rascheren Fortführung der letzteren Flüssigkeit eine Yermehrang
des Flüssigkeitsgehaltes des Versuchskörpers in der Nähe des Stromaus-
trittsendes bedingt sein ; zu einer Verminderung des Flttssigkeitsgehaltes
in der Nähe des Stromaustrittsendes wird es, wenn die ersetzende Flüssig-
keit schlechter leitet, entweder gar nicht oder, weil die Verminderung sehr
bald nach dem Beginne der Durchströmung ein niederes Maximum errei-
chen muss , doch nur in so geringem Grade kommen , dass sie sich ver-
nachlössigen iHsst. Mischen sich die ungleichartigen Flüssigkeiten rasdi
und leitet die freie Flüssigkeit der Stromaustrittsseite besser als die Flüs-
sigkeit des Versuchskörpers , so wird also der Versuchskörper in der Nähe
des Stromaustrittsendes anschwellen, und sein Widerstand wird eine zwie*
fache accessorische Abnahme erfahren, erstens durch den Flüssigkeitsersatz
und zweitens durch das Reicherwerden an Flüssigkeit in der Nähe des
Stromaustrittsendes ; leitet hingegen die freie Flüssigkeit der Stromaustritts-
seite schlechter, so wird der Versuchskörper nahe seinem Stromaustrittsende
in nicht beachtenswerther Weise schrumpfen , und sein Widerstand wird
eine accessorische Zunahme durch Flüssigkeitsersatz erfahren. Alle diese
Veränderungen werden alsdann zu denjenigen Veränderungen hinzutreten,
welche der Versuchskörper bei gleichartiger freier Flüssigkeit auf der
Stromaustrittsseite erfahren hätte, ohne die letzteren Veränderungen selbst
zu modificiren ; denn wir nehmen unseren Versuchskörper hier überall von
solcher Länge an , dass die besonderen Vorgänge am Stromein- und am
Stromaustrittsende räumlich nicht collldiren. Befindet sich eine und die-
selbe ungleichartige Flüssigkeit an beiden Grundflächen des Versuchskörpers,
so werden natürlich der Flüssigkeitsersatz und die Widerstandsverän-
derung in Folge desselben am Stromeintrittsende beträchtlicher sein als am
Stromaustrittsende.
VerWnden sich die beiden Flüssigkeiten chemisch zu einer neuen
Flüssigkeit, so werden die Folgen der ungleichartigen freien Flüssigkeit am
Stromaustrittsende im Princip dieselben sein, wie wenn die beiden Flüssig-
keiten rasch sich. mischten. Entsteht bei der chemischen Verbindung der
beiden Flüssigkeiten ein Niederschlag, so wird der Niederschlag hier höch-
stens das äusserste Stromaustrittsende des Versuchskörpers erfüllen und
nicht weiter im Versuchskörper sich ausbreiten können , und es wird mit
dem Niederschlage eine accessorische Widerstandszunahme des Versuchs-
körpers verbunden sein ; für die weiteren Folgen des Niederschlages hin-
sichts der Fortführung wie des Widerstandes stossen wir aber auf mehr-
fache Verwickelungen , welche zu durchdringen für uns nicht lohnend ist.
Liegt der Stromaustrittsgrundfläche des Versuchskörpers in ihrer ganzen
Ausdehnung ein feuchter poröser Körper an, so ist es von der wesent-
lichsten Bedeutung, ob das Stromeintrittsende des Abieiters durch die
im linear durchströmten homogenen feuchten porösen Körper. 429
FIüssigkeiisfortfübruDg in der Zeiteinheit immer soviel oder mehr Flüssig-
keit verliert, als vom Stromaustrittsende des Versucbskörpers her in der
Zeiteinheit an Flüssigkeit hinübergeschafit werden kann. Wenn dies der
Fall ist, wird Alles ebenso sein, wie wenn die Stromaustrittsgrundfläche
des Yersuohskörpers von derjenigen Flüssigkeit frei bespült wäre , welche
vom Gerüste des Abieiters eingeschlossen ist. Ist die Flüssigkeitsabfuhr
vom Stromeintrittsende des Abieiters aber unzureichend, so wird bei starrem
Gerüste, dem Falle freier Flüssigkeit auf der Stromaustrittsseite gegenüber,
der Fortführungsvorgang im Yersuchskörper ohne sonstige wesentliche
Veränderung im Ganzen verzögert und demgemäss, wo die Flüssigkeit des
Abieiters ungleichartig ist und mit der Flüssigkeit des Yersuchskörpers
rasch sich mischt, die accessorische Widerstandsveränderung des Versuchs-
körpers durch Flüssigkeitsersatz vergrössert sein. Bei nicht starrem Ge-
rüste wird in demselben Falle, wenn die Flüssigkeiten des Versuchskörpers
und des Abieiters gleichartig sind , eine Vermehrung des Flüssigkeitsge-
haltes des Versuchskörpers erfolgen, welche unmittelbar am Stromaustritts-
ende am grüssten sein und nach dem Stromeintrittsende des Versuchskörpers
hin abnehmen wird; hier wird also, im Gegensatze zu dem entsprechenden
Falle freier Flüssigkeit auf der Stromaustrittsseite , der Versuchskörper von
dem Stromaus- nach dem Stromeintritteende hin abnehmend anschwellen,
und sein Widerstand wird in Folge des Reicherwerdens an Flüssigkeit ab-
nehmen. Eben dieses Reicherwerden wird dann auch , wenn die Flüssig-
keiten des Versuchskörpers und des Abieiters ungleichartig sind , zu den
Veränderungen , welche bei der entsprechenden freien Flüssigkeit auf der
Stromaustrittsseite sich etwa finden würden, hinzutreten. Durch die un-
zureichende Abfuhr vom Stromeintrittsende des Abieiters werden also die
accessorischen Widerstandsveränderungen des Versuchskörpers unter allen
Umständen einen negativen Zuwachs erfahren gegenüber dem Falle , dass
die betreffende ungleichartige Flüssigkeit die Stromaustrittsgrundfläche des
Versuchskörpers frei bespült hätte. Es wird aber die Abfuhr vom Strom-
eintrittsende des Abieiters bei gleichem Bau der Gerüste des Versuchskör-
pers einerseits und des Abieiters andererseits unzureichend sein , sobald
die Flüssigkeit des Abieiters besser leitet als die des Versuchskörpers; und
überhaupt wird bei jedem Bau des Ableiter-Gerüstes jene Abfuhr abnehmen
mit dem Wachsen der Leitungsfähigkeit der Ableiter-Flüssigkeit.
(2.) Thatsächliche Bewährung der Ergebnisse der Anschauung in (1J.
Das ist es, was die Anschauung für die lineare Durchströmung eines
feuchten porösen Körpers ergiebt, wenn, wie es fortan immer stillschwei-
gend vorausgesetzt ist, der Lufteintritt in den Körper verhindert ist : und
dabei wollen wir zunächst stehen bleiben. Freilich sind nicht alle Möglich-
430 Abschn. n. Kap. VI. { 2 (Sa). Von der Fliusigkeitofortföhnuig und ihren Folgen
keilen bedacht und die bedachten nicht immer auf das Genaneste verfolgt.
Allein wenn wir von der etwaigen Veränderung des GerOstes selbst des
VersuchskOrpers durch die ersetzende Flüssigkeit — einer Veränderung,
deren Folgen nur im speciellen Falle unter genauer Erwägung der Art der
Gerttstveränderung sich würden ermessen lassen — absehen, ist doch alles
Wesentliche im Vorstehenden abgehandelt.
Gehen wir daher unserem Plane gemäss daran, die Ergebnisse der
Anschauung mit den Ergebnissen des Versuches zu vei^eichen, so versteht
es sich von vornherein, dasswir eine genaue Bewährung der ersteren^durch
die letzteren nicht zu erwarten haben. Denn einmal sind der Bau des
Gerüstes des Versuchskörpers sowohl wie des porösen Zu- oder Abieiters,
wo ein solcher vorhanden ist, und in den meisten Fällen auch die Be-
schaffenheit der Flüssigkeit des Versuchskörpers uns gar nicht oder nur
sehr unzureichend bekannt ; zweitens wissen wir über die Leitungsföhig-
keit, die Adhäsion, die Diflusion und die chemischen Beziehungen der in
Betradit kommenden Flüssigkeiten in der Begel nur sehr wenig und dazu
nur sehr Oberflächliches auszusagen ; femer entziehen sich die Gestalts-
veränderungen des Versuchskörpers ihrer geringen Grösse wegen entweder
ganz der Beobachtung oder lassen sich jedenfalls nur unvollkommen con-
statiren ; endlich ist auch die Widerstandsveränderung , welche wir durdi
den Versuch ermitteln , in den allermeisten Fällen nur die algebraische
Summe mehrerer , verschiedenen Ursachen entsprungener und verschie-
denen Theilen des Versuchskörpers angehöriger Widerstandsverändeningen,
welche einzeln uns nicht zugänglich sind. Aller dieser Misslichkeiten
wegen werden wir offenbar sehr zufrieden damit sein müssen , wenn es
uns gelingt, das durch die Ueberlegung Gewonnene in den Hauptzügen in
den Versuchsergebnissen wiederzuerkennen.
(a. Bewährung am Nerven.)
Von unseren Untersuchungen finden wir zuerst hierhergehörig einen
Theil der Versuche des §2. des Kap. IV., diejenigen dortigen Versuche näm-
lich, bei welchen cd in der Mitte oder nahe der Mitte von a& gelegen war. Denn
alle jene Versuche, welche wir zur Prüfung der Widerstandsveränderungen
der nicht unmittelbar an den Zuleitungsröhren gelegenen Stellen der intra-
polaren Nervenstrecke ab unternommen haben , lassen sich auch so auf-
fassen, als seien die Widerstandsveränderungen der intrapolaren Nerven-
strecke cd unter dem Einflüsse des Stromes von K^ geprüft worden bei
Zu- und Ableitung dieses Stromes durch den Nerven — durch die Nerven-
strecken oc und bd — ; und die Durchströmung von cd war nach § 4 . eine
lineare oder wenigstens eine von der linearen nicht der Bede werth ab-
weichende, wenn cd in der Mitte oder nahe der Mitte von ab sich befand.
im linear durchströmten Nerven. 431
Es hat sich dabei keine Gestaltsveränderung und nur eine geringe Abnahme
des Widerstandes von cd unter der Einwirkung des Stromes ergeben, eine
Widerstandsabnahme also, wie sie die Folge der Erwärmung und der che-
mischen Veränderungen durch den Strom allein sein musste , ohne dass
accessorische Zu- oder Abnahmen des Widerstandes auftraten. Und gerade
dies war auch nach (1} zu erwarten für den Fall, dass die Zu- und Ab-
leitung durch das gleiche und mit der gleichen Fltissigkeit erfüllte Gerüst
erfoJgte.
Femer gehören hierher die Versuche des § 1. des Kap. V. und die
Versuche des § 8. desselben Kapitels, die letzteren so weit, als die Quer-
schDittfläche des Nerven Stromeintrittsstelle gewesen ist. Zwar erfüllen
alle diese Versuche nicht streng die augenblicklich geforderten Bedin-
gungen, indem der Nerv der negativen Zuleitungsröhre nicht mit einer
Querschnittfläche anlag, sondern mit einer mittleren Stelle aufgelagert War.
Allein diese Abweichung sind wir zu eliminiren im Stande. Die Versuche
des § 4 . des Kap. IV. , bei welchen der Strom von K^ bei a eintrat und bc
etwa =% ab war, lassen sich nämlich auch so auffassen, als seien die
Widerstandsveränderungen der intrapolaren Nervenstrecke bc unter dem
Einflüsse des Stromes von K^^ geprüft worden bei Zuleitung durch den
Nerven ab und Ableitung durch die Thonspitze z^, und unterscheiden sich
dann von den zuerst angezogenen Versuchen des § 2. des Kap. IV., bei
weichen cd in der Mitte von ab sich befand und ebenfalls etwa = % ab
war, nur durch die Ableitung des Stromes. Indem nun bei den ersteren
Versuchen eine etwas grössere Abnahme des Widerstandes unter dem Ein-
flüsse des Stromes sich gezeigt hat als bei den letzteren Versuchen, wissen
wir, dass, wenn der Strom durch die Thonspitze einer Zuleitungsröhre von
einer mittleren Stelle des Nerven abgeleitet ist , die Widerstandsabnahme
der Nervenstrecke unter dem Einflüsse des Stromes bei sonst gleichen Um-
ständen etwas grösser ist, als wenn das gleiche und mit der gleichen Flüs-
sigkeit erfüllte Gerüst der Austritts -Querschnittfläche des Nerven anliegt
oder, was nach (1] und der obigen Bewährung gleichbedeutend ist, die
gleichartige freie Flüssigkeit die Austritts -Querschnittfläche des Nerven
bespült. Um bei den Versuchen, welche wir jetzt zu betrachten vorhaben,
von der Abweichung in der Ableitung des Stromes absehen und annehmen
zu können, dass die Austritts-Querschuittfläche des Nerven von der gleich-
artigen freien Flüssigkeit bespült gewesen sei , brauchen wir also nur von
den in den Versuchen beobachteten Widerstandsveränderungen eine Ab-
nahme des Widerstandes in Abzug zu bringen , welche , weil die Abwei-
chung bei allen Versuchen dieselbe und die wenig variirende Strominten-
sität der Versuche den Versuchen des Kap. IV. gegenüber nur gering ist,
überall von fast gleicher und zwar geringer Grösse wird sein müssen.
432 Abschn. II. Kap. VI. § 2 (3a). Von der Flüssigkeitsfortführung und ihren Folgen
Die Schwierigkeit, welche uns sogleich noch der Umstand bereite^ dass
wir über den Bau des Zuleitergerttstes in Beziehung zum Bau des Nerven-
gerüstes Nichts auszusagen wissen , beseitigen wir vor der Hand einfach
durch die Annahme, dass die Zufuhr vom Zuleiter her unter allen Umstän-
den zureichend gewesen ist : so dass wir diejenige Flüssigkeit, mit welcher
der Thon der positiven Zuleitungsröhre getränkt war, die Eintritts -Quer-
schnittfläche des Nerven frei bespülend setzen können.
Die 1 %ige Kochsalzlösung steht dann hinsichts der Leitungsfähigkeit
der Nervenflüssigkeit sehr nahe ; und dem entspricht die massige Wider-
standsabnahme, welche wir bei ihr gefunden haben und welche von der-
jenigen , die bei der Zuleitung durch den Nerven nach Art der Versuche
des § i. des Kap. lY. erfolgt, jedenfalls nur unwesentlich abweicht. Mit
der Concentration der Kochsalzlösungen nimmt deren Leitungsfähigkeit zu,
und es müssen zugleich die Widerstandszunahme der Nervenstrecke in
Folge der Verarmung und die Widerstandsabnahme der Nervenstrecke in
Folge des Flüssigkeitsersatzes wachsen : in Uebereinstimmung damit erhält
sich die zur Beobachtung kommende Widerstandsabnahme bei allen Con-
Centrationen in etwa derselben Grösse wie bei der 4 %\^en Kochsalzlösung.
Bei der kohlensauren Kalilösung und der Glaubersalzlösung ist die Wider-
standsabnahme etwa die gleiche wie bei der concentrirten Kochsalzlösung:
allen drei Flüssigkeiten kommt auch ohngefähr gleiche Leitungsfäbigkeit zu.
Die Salmiaklösung leitet besser als die concentrirte Kochsalzlösung; aber
daher allein rührt die beträchtlichere Widerstandsabnahme bei ihr nicht,
sondern auch von dem rascheren Eindringen der Salmiaklösung in den
Nerven, sei es dass ihre Diffusion rascher erfolgt, sei es dass ihre Adhäsion
grösser ist als die der anderen Lösungen. Das rasche Eindringen der Sal-
miaklösung ist durch das Anschwellen des Stromeintrittsendes, die be-
trächtliche Verarmung bei der Salmiaklösung und der concentrirten Koch-
salzlösung durch die Schrumpfung der Stromeintrittsgegend zweifellos.
Das Brunnenwasser und die Alkobolgemische No. 3. und 2. leiten
zunehmend schlechter als die Nervenflüssigkeit, und dem entsprechen
wiederum die beobachteten Widerstandsveränderungen : so lange etwa,
als nach der Schliessung der Kette der Widerstand in Folge der Erwärmung
abnimmt, ist die Widerstandszunahme in Folge des Flüssigkeitsersatzes
durch die verschiedenen Widerstandsabnahmen übercompensirt; später
aber überwindet sie selbst die Widerstandsabnahme in Folge der chemi-
schen Veränderungen durch den Strom und die Widerstandsabnahme in
Folge des Reicherwerdens an Flüssigkeit, welche beide nur von geringerer
Grösse sind. Das Reicherwerden an Flüssigkeit ist durch die manebmal
wahrnehmbare Anschwellung des Stromeintrittsendes dargethan.
Von der Schwefelsäure, der Gerbsäure, der Kupfervitriollösung, der
im linear durchströmten Nerven. 433
Sublimatldsung und dem Alkoholgemische Nr. 1., von welchen es be*
kann! ist, dass sie flüssiges Eiweiss &Uen, kann nach den wahrgenommenen «
Veränderungen des Nerven kein Zweifel sein , dass sie einen Niederschlag
in der Nervenflttssigkeit erzeugen : und ganz nach der Voraussicht in (1 )
finden wir die Widerstandsveränderungen bei diesen Flüssigkeiten; der
frühere Beginn der Widerstandszunahme bei dem Alkoholgemische Nr. 1.
und der Gerbsäure ist wohl aus der hier geringeren Leitungsfähigkeit der
in den Poren des Niederschlages enthaltenen Flüssigkeit den anderen in
Rede stehenden Flüssigkeiten gegenüber erklärlich. Bei der Gerbsäure
hat allerdings die Trübung der Stromeintrittsgegend sich nicht gezeigt;
doch darf die Unerregbarkeit des Nerven oberhalb der von der Gerbsäure
betroffenen Stelle für sich allein als Beweis der Gerinnung hier gelten.
Die Quellung des Nerven bei der Essigsäure zwingt, auf eine Ver-
änderung des Nervengerüstes durch diese Flüssigkeit zu schliessen : und
damit fallen die Widerstandsveränderungen bei der Essigsäure aus dem
Kreise der hier der Vergleichung unterliegenden heraus. Hinsichts der
Ursache der beobachteten Widerstandszunahme sind mehrere Möglichkeiten
denkbar; die meiste Wahrscheinlichkeit hat wohl für sich, dass die mit
Flüssigkeit erfüllten Hohlräume des Nervengerüstes an Ausdehnung ver-
lieren.
Bei der concentrirten Zinkvitriollösung beweisen der Mangel der Trü-
bung in der Stromeintrittsgegend und noch mehr die Fortdauer der Erreg-
barkeit an und oberhalb der Stromeintrittsgegend unbedingt, dass ein
Niederschlag in der Nervenflüssigkeit nicht entsteht ; und die Abweichung
in dem Verhalten des Nerven bei der Zinkvitriollösung und bei der ihr so
nahe stehenden Kupfervitriollösung ist nur erklärlich, wenn die Zinkvitriol-
lösung gar nicbt oder doch nur in grosser Verdünnung in den Nerven ein-
zudringen veitnag. In der That thun dies denn auch die Gestaltsverän-
derungen des Nerven bei der concentrirten ZinkvitrioUösuog dar , welche
nicht anders sind, als wenn eine Metallplatte der Eintritts-Querschnittfläche
des Nerven angelegen hätte: und durchaus dem entsprechend sind
die Widerstandsveränderungen der Nervenstrecke. Höchstwahrscheinlich
kommt der concentrirten Zinkvitriollösung eine nur sehr geringe Adhäsion
zu den Wandungen des Nervengerüstes zu. Noch die verdünnten Zink-
vitriollösungen zeigen die Eigenthümlichkeit der concentrirten Lösung, doch
mit zunehmender Verdünnung in immer niedererem Grade.
Wir finden also bei allen Flüssigkeiten die Ergebnisse des Versuches
mit den Ergiebnissen der Ueberlegung in (4 ) in guter Uebereinstimmung.
Höchstens bei der Chlorcalciumlösung, welche etwa ebenso wie die Glau-
bersalzlösung leitet , bietet sich uns kein zuverlässiger Anhaltspunkt dar
für die Erklärung , weshalb bei ihr die Widerstandsveränderungea doch
H. M u Q k , Untersmcliaageii etc. S8
434 Abschn. U. Kap. VI. § S [9h). Vom sogenannten
von denen bei der Glaubersalzlösung etwas abweichen ; offenbar kann aber
in den uns unbekannten Adhasions- und Diffusions-Versohiedenheiten ein
mehr als ausreichender Grund für die Verschiedenheit der Widerstands-
Veränderungen gegeben sein.
Es bleibt uns daher nur noch auf unsere Annahme zurttckzukommeO;
dass die Zufuhr vom Zuleiter her immer zureichend war. Diese Annahme
ist jetzt streng als richtig zu erweisen dadurch , dass bei den am besten
leitenden concentrirten Alkalisalzlösungen, bei welchen die Zufuhr am
ehesten hätte unzureichend sein müssen, nie eine Verjüngung des
Nerven nach derEintritts-Querschnittfläche hin zur Beobachtung gekommen
ist. Und dass eine solche Verjüngung nicht etwa blos unserer Wahrneh-
mung sich entzogen hat, dafür lassen sich nicht nur unsere betreffenden
Ermittelungen bei der Zinkvitriollösung , der Kupfervitriollösung, der Su-
blimatlösung u. s. w. geltend machen , sondern wird auch auf das Schla-
gendste dadurch bewiesen, dass bei der Salmiaklösung sogar im Gegentheil
gerade eine Anschwellung des Nerven an der Stromeintritts -Querschnitt-
fläche sich gezeigt hat.
(b. Bewährung an anderen feuchten porösen Körpern. Vom sogenannten äusseren
' secundären Widerstände.)
Ausser unseren eigenen Untersuchungen bieten dann noch Material
für die Vergleichung , in vsrelcher wir uns befinden, Untersuchungen E. du
Bois-Reyn^ond's.
Wie ein Rückblidi auf (I) lehrt, hat dort sich herausgestellt, dass,
wenn bei starrem Gerüste eine Metallplatte einer Grundfläche des feuchten
porösen Körpers anliegt, eine Fortführung der Flüssigkeit im Körper gar
nicht statthat; dass femer nur dann, wenn die gleichartige Flüssigkeit frei
beide Grundflächen bespült oder wenn mit gleichartigen oder ungleichartigen
Flüssigkeiten erfüllte poröse Gerüste von einem gewissen , bestimmte Be-
dingungen erfüllenden Bau den Strom zu- und abführen, der Widerstand
des Körpers unter dem Einflüsse des Stromes trotz der Flüssigkeitsfort-
führung ausschliesslich in Folge der Erwtirmung und der Elektrolyse sich
verändert; dass aber in allen anderen Fällen neben den Widerstandsver-
änderangen des Körpers in Folge der Erwärmung und der Elektrolyse noch
accessorische Widerstandsveränderungen in Folge der Flüssigkeitsfiortführung
statthaben. Diese accessorischen Widerstandsveränderungen können sowohl
in einer Zunahme wie in einer Abnahme des Widerstandes bestehen und
sind bei den Körpern mit starrem Gerüste einzig und aHein durch den
anderweitigen Ersatz eines mehr oder weniger grossen iTheiles der die
Hohlräume des Körpers ursprünglich erfüllenden Flüssigkeit, bei den Kör-
ttusseren secundären Widerstände. 435
•
pern mit nicht starrem Gerüste ausserdem noch durch die Veränderung
des Flassigkeitsgehaltes des Körpers unmittelbar bedingt.
Man wird es nun nur natürlich finden, dass bei den zu anderen
Zwecken unternommenen Versuchen an feuchten porösen Körpern die
accessorischen Widerstandsveränderungen zuerst da aufgefallen sind , wo
die algebraische Summe aller neben einander erfolgenden accessorischen
Widerstandsverfinderungen eines Körpers eine grosse Zunahme des Wider-
standes ergab. Denn die Abnahme des Widerstandes des feuchten porOsen
Körpers unter der Einwirkung des Stromes liess sich einfach der Erwär-
mung zuschreiben, und schon nicht die Erwärmung, geschweige erst die
Widerstandsabnahme in Folge derselben liess sich ihrer Grosse nach
auch nur annähernd so sdiätzen, dass die das eine Mal grössere, das andere
Mal kleinei^e Widersiandsabnahme des VersuchskOrpers die Aufmerksam-
keit hätte fesseln können : wo aber statt der der Erwärmung wegen erwar-
teten Abnahme in Wriklichkeit eine Zunahme des Widerstandes auftrat,
konnte die Eigenthümlichkeit, welche vorlag, nicht entgehen. So ist denn
auch du Bpis^Reymond auf den von ihm so genannten secundären Wider-
stand und die Untersuchungen desselben, welche wir ihm verdanken^,
geführt worden^
Für uns hat es jetzt aber auch keine Schwierigkeit mehr, einzusehen,
woran hauptsächlich die theoretischen Bemühungen du Bois-^Reymonds,
welche den äusseren secundären Widerstand — denn nur um diesen han-
delt es sich zunächst immer — betrafen , gescheitert sind. Einmal ist die
durch den Strom herbeigeführte Widerstandsveränderung des feuchten
porOsen Körpers nach Abzug der Folgen der Erwärmung (und der El^tro-
lyse) nur in einer Reihe von Fällen eine Zunahme, in einer anderen Reihe
von Fällen aber eine Abnahme des Widerstandes : und die Theorie hätte
daher mindestens ebensogut einen negativen wie einen positiven äusseren
secundären Widerstand kennen müssen. Zweitens ist eben diese Wider-
standsveränderung allermeist die algebraische Summe mehrerer und zwar
verschiedenen unmittelbaren Ursachen entsprungener WidersCandsverän-
derungen, solcher durch Flüssi^eitsersatz und anderer durch Veränderung
des Flüssigkeitsgehaltes: und wenn auch du Bois-^Reymond am Eingange
seiner theoretischen Erörterungen ausdrücklich sagt, )»man sollte meinen,
das mit der besserleitenden Kupferlosung durchdrungene Eintritts-«
ende, und somit der ganze feuchte porOse Körper, müsse an Widei^
stand verlieren«^, so hat er doch weiterinn, nadidem er auf die
4) s. o. S. 8—42.
ä) B, du Bois-Reymond. Ueber den secundären Widerstand u. s. w. A. a. 0.
«84 ♦.
28*
436 Abschn. II. Kap. VI. § S (Sb). Vom sogenannten
verschieden schnelle Fortführung der verschieden leitungs&higen Flüssig-
keiten gekommen ist, den Flüssigkeitsersatz in Rechnung zu bringen ganz
unterlassen.
An einer früheren Stelle unserer Untersuchungen hätte die Frage sich
erheben lass.en , weshalb wir nicht von vornherein an die Untersuchungen
du Bois-ReymoncPs über den secundären Widerstand eng uns angeschlossen,
in den §§ 1. und 3. des Kap. II. von dem äusseren secundären Wider-
stände des Nerven, in den folgenden §§ von der Zerstreuung dieses Wider-
standes u. s. f. gesprochen haben. Jetzt ist es fast überflüssig , die Frage
noch besonders zu beantworten. Der äussere secundäre Widerstand ist
die algebraische Summe der accessorischen Widerstandsveränderungen des
feuchten porösen Körpers ausschliesslich in dem Falle , dass die Summe
positiv ist , und mögen im Uebrigen die Vorzeichen der Summanden sein
welche sie wollen ; und die Gesammtheit der Erscheinungen des äusseren
secundären Widerstandes ist nichts Anderes als eine durch ein gewisser-
massen nur zufälliges und oberflächliches Band verknüpfte Anzahl von
Erscheinungen, herausgegriffen aus der Gesammtheit der Erscheinungen,
welche die accessorischen Widerstandsveränderungen darbieten. Wenn e^-
daher auch gerechtfertigt gewesen ist, jener positiven Summe, wo sie zuerst
der Untersuchung unterlag, eine besondere Bezeichnung beizulegen, so
kann doch , nachdem ein tieferes Yerständniss der accessorischen Wider-
standsveränderungen gewonnen ist , von der Beibehaltung dieser Bezeich-
nung keine Rede mehr sein. Wir selbst aber haben , um dies sogleich
vorwegzunehmen, oben selbst vorläufig vom äusseren secundären Wider-
stände nicht sprechen dürfen , nicht nur der Einfachheit und Klarheit der
Darlegung halber, nicht nur , weil die Analyse der Erscheinungen schwie-
riger und weniger durchsichtig gewesen wäre , sondern vornehmlich auch
deshalb, weil ganz im Gegensatze zu dem, was zunächst wohl der Anschein
war, unsere Erfahrungen in den Kap. II. — lY., wie einzusehen uns noch
vorbehalten ist, mit dem äusseren secundären Widerstände du Bois-Rey-
tnond's gar Nichts zu schaffen haben.
Wie wir eben den äusseren secundären Widerstand definirt haben,
sind übrigens seine Grenzen wohl noch immer zu weit gesteckt. Denn du
Bois-Reymond hat )}auf die Fähigkeit der Substanz, secundären Widerstand
anzunehmen, stets erst geschlossen, wenn das charakteristische langsame
Wachsen der Stromstärke nach dem Umlegen der Wippe mindestens einmal
bei jeder Richtung des S).romes beobachtet worden war«^ Es brauchte
aber — wir kommen später noch darauf zurück — die Summe der accesso-
rischen Widerstandsveränderungen selbst bei gleicher Zu- und Ableitwig
4) E.du Bois-Reytnond, Ueber den secundüren Widerstand a. s. w. A. a. 0. S. 85S^
äusseren secnndSiren Widerstände. 437
keineswegs immer nach jeder Umkehrung der Stromrichtung eine Zeit lang
negativ zu sein, wenn sie während der Schliessung in der ersten Richtung
positiv gewesen war.
Mit Beiseitelassung der theoretischen Erörterungen du Bots-Reymond's
wollen wir nun seine Erfahrungen für unsere Zwecke zu verwerthen
suchen. Wir finden alsdann unseren Versuchen am Nerven am nächsten
stehend die Versuche an Gylindem von hartgesottenem Htthnereiweiss,
welche zwischen zwei mit einer und derselben Flüssigkeit getränkten
Fliesspapierbäuschen von Grundfläche zu Grundfläche dem Strome einer
zwanziggliederigen Grove'schen Säule ausgesetzt wurden*. War die Trän-
kungsflüssigkeit concentrirte Kochsalzlösung, so wurde eine Abnahme, war
sie concentrirte Kupfer- oder Zinkvitriollösung, so wurde eine Zunahme
des Widerstandes beobachtet. Nach (4 ) musste aber in allen Fällen , von
den untergeordneteren Widerstandsveränderungen der Stromaustrittsgegend
— die beobachtete Anschwellung dieser Gegend entspricht ganz der Vor-
aussicht S. 427 ff. — abgesehen , eine Widerstandszunahme in Folge der
Verarmung und eine Widerstandsabnahme in Folge des Flüssigkeitsersatzes
in der Stromeintrittsgegend statthaben : es muss daher die erstere Wider-
standszunahme bei der Kochsalzlösung , nicht aber bei der Kupfer- und
Zinkvitriollösung durch die letztere Widerstandsabnahme compensirt oder
übercompensirt worden sein. Und in der That sind nicht nur die Verar-
mung und der Flüssigkeitsersatz durch die raketenartige Einschnürung des
Eiweisscylinders bei allen drei Flüssigkeiten erhärtet, sondern es sind auch
jene Nichtcompensation und jene Compensation oder Uebercompensation
noch besonders dadurch bewiesen , dass das Abschneiden des Stromein-
trittsendes des Eiweisscylinders bei der Kupfer- und der Zinkvitriollösung
beträchtlich mehr, bei der Kochsalzlösung aber gar nicht mehr die Intensität
des den Eiweisscylinder durchsetzenden Stromes verstärkte als das Ab-
schneiden des Stromaustrittsendes.
Um den Einfluss anderer Tränkungsflüssigkeiten zu ermitteln , legte
du Bois-^Reymond auf den mit Kupfervitriollösung getränkten Zuleitungs-
bausch einen ebenso getränkten Sicherheitsbausch, auf diesen ein mehrere
Mm. dickes Blatt Modellirthon und darauf den mit Kochsalzlösung getränkten
Hülfsbausch ; zwischen die beiden Hülfsbäusche brachte er das Eiweiss-
prisma, das er mittendurchschnitt, und dessen beide Hälften er durch den
mit der zu prüfenden Flüssigkeit getränkten Bausch von einander trennte.
Diese Anordnung war aber in mehrfacher Hinsicht sehr ungünstig. Gegen
den Widerstand des 50"»" langen Eiweisscylinders kam nunmehr der
4 ) Für die nächste Folge s. E. du Bois-Reymond. Ueber den secundären Widerstand
n. s. w. A. a. 0. S. 854—8*; 875—9*; 885—7* — S. auch oben S. 8—41.
438 Abschn. U, Kap^ VI. § S [ib], Yoo der FlüssigkeitslortfUhrung und ihren Folgen
Widerstand der su-* und ableitenden Theile wohl in Betracht; und die
Widerstandsveränderungen dieser letzteren mussten die Widerstandaver-
änderungen des Eiweisscylinders verdunkeln, ja sogar, wenn der mittelste
Bausch mit Brunnenwasser oder Alkohol getränkt war, verdecken. Femer
konnte, indem der Eiweisscylinder nicht nur zwischen der Prttfungsflüssig-
keit, sondern auch zwischen der Kochsalzlösung durchstrümt war, durch
die etwaige negative Summe der accesaorischen Widerstandsveränderungen
bei der Kochsalzlösung die etwaige positive Summe der aocessorischen Wi-
derstandsveränderungen bei der Prilfungsflüssigkeit compensirt oder gar
übercompensirt werden. Endlich Hessen bei dem vielfach^a Wechsel der
Gerüste und der Flttssigkeiten die Folgen dieses Wechsels nur unvoll-
kommen sich übersehen, und es war besonders das Verhalten des mittel-
sten , mit der PrUfungsfIttssigkeit getränkten Bausches zwischen Eiweiss-
cylindem immer unbekannt. Es ist darum nur zuverlässig, dass zwischen
der Höllensteinlösung, der Bleizuckerlösung, derChlorzinklösung, der Alaun-
lösung, der verdünnten Schwefelsäure und der verdünnten. Salpetersäure als
Tränkungsflüssigkeit von Bäuschen der Widerstand des Eiweisscylinders
zunimmt; zwischen der Salmiaklösung aber, der Chlorcaloiumlösung , der
Sublimatlösung, der Glaubersalzlösung, der neutralen od^ doppelt ohrom-
sauren Kalilösung, der kohlensauren Kalilösung, der Kalihydratlösung, dem
Brunnenwasser, dem absoluten und verdünnten Alkohol und endlichder Es-
sigsäure kann der Widerstand des Eiweisscylinders abnehmen oder zuneh-
men, wenngleich er allerdings immer weniger zunehmen muss, als bei den
erstgenannten Flüssigkeiten. Wie dem nun auch sei, bei allen Flüssigkeiten
der ersten Gruppe ausser der Höllensteinlösung ist die raketenartige Einschnü-
rung des Eiweisscylinders beobachtet und audi bei vielen Flüssigkeiten der
letzteren Gruppe ; bei welchen Flüssigkeiten hier die Einschnürung ver-
misst worden ist, sagt du Bois^Reymond nicht, wir sind aber na(di unseren
Erfahrungen am Nerven anzunehmen berechtigt, dass die Einschnürung
bei dem Brunnenwasser und dem Alkohol ausgeblieben ist. Dann ist, der
Voraussicht in (f) entsprechend, bei allen Flüssigkeiten, welche besser
leiten als die Flüssigkeit des Eiweisscylinders, die Verarmung und der
Flüssigkeitsersatz in der Stromeintrittsgegend ausser Zweifel, und es ist
nur bei den Flüssigkeiten der zweiten Gruppe wie bei der Kochsalzlösung
die Widerstandszunahme in Folge der Verarmung durch die Widerstands-
abnahme in Folge des Flüssigkeitsersatzes compensirt, während eine solche
Compensation bei den Flüssigkeiten der ersten Gruppe ebensowenig wie
bei der Kupferlösung statthat; bei den schlechter leitenden Flüssigkeiten
aber kommt es zur Verarmung nicht, und die Widerstandszunahme in
Folge des Flüssigkeitsersatzes ist , je nachdem eine Abnahme oder Zunahme
des Widerstandes zur Beobachtung kommt, hier durch die Widerstands-
in lioear durchströmten homogenen feuchten porösen Körpern. 439
abnähme ia Folge desReicbenverdens an Flüssigkeit comp^n^irl regp. nicht
compensirt« Die einzige Ausnahme, welche die Dttllensteinlöauog darbietet,
ist offenbar nur eine scheinbare. Denn da du Boü-^Retfmond auadrücUich
sagt, dass bei dieser Flüssigkeit der Strom viel zu schnell auf eine sehr niedere
Stufe gesunken sei , als daas die raketenartige Einschnttrung Zeit gehabt
hätte sich auszubilden, kann in diesem Falle die beobachtete Widerstands-
zunähme auch gar nicht durch die Flttssigkeitsfortführung bedingt gewesen
sein ; vielmehr ist, wenn nicht etwa ein Zufall bei den Versuchen im Spiele
gewesen ist, nur an die Entstehung einer sehr schlecht leitenden Substanz
(etwa Schwefelsilbers) mittelbar durch die Elektrolyse zu denken.
Zu voller Erledigung der Sache käme es allerdings noch darauf an,
anzugeben , weshalb bei den besser leitenden Flüssigkeiten der zweiten
Gruppe und nicht bei denen der ersten Gruppe die Widerstands9iunahme
in Folge der Verarmung überwunden worden ist. Dazu gebricht es aber
insofern schon an den notb wendigsten Anhaltspunkten, als über die Grösse
der beobachteten Zu- und Abnahme des Widerstandes und über den ge-
naueren Verlauf der Widerstandsveränderungen gar Nidits bekannt gewor-
den ist. Nimmt man aus der zweiten Gruppe die Sublimatlösung mit der
oben gerechtfertigten Annahme , dass bei ihr eine geringere Zunahme des
Widerstandes auftritt, in die erste Gruppe hinüber, so schliesst die erste
Gruppe nur solche Flüssigkeiten und zugleich von den untersuchten Flüssig-
keiten alle diejenigen ein, welche im flüssigen Hühnereiweiss einen Nieder-
schlag erzeugend Erinnert man sich dann des in den verschiedenen
Schichten des Eiereiweisses verschiedenen Salz- und Alkaligehaltes, wo*
durch für die Fällung verschiedener Partieen des zur Bildung desCylinders
verwandten Hühnereiweisses verschiedene Temperaturen erforderlich sind;
Überzeugt man sich femer durch den Versuch, dass in der aus£iweiss-
cylindern, wie sie gewöhnlich für die Versuche hergerichtet sind , ausge-
pressten Flüssigkeit fällbares Eiweiss sich noch findet: so hat es viele
Wahrscheinlichkeit für sich, dass der in Rede stehende Unterschied, ent-
sprechend den Ergebnissen in (1], in der Fällung des noch flüssigen £i-
weisaes durch die Flüssigkeiten der ersten Gruppe seinen Grund hat. Aber
auch noch Verschiedenheiten der Leitungsfähigkeit , der Adhäsion und der
Diffusion , ja sogar der Veränderung des Gerüstes können von Bedeutung
sein ; und nur neue Untersuchungen , zu welchen wir keine Veranlassung
haben, werden zuverlässige Auskunft hier verschaffen können.
^) Schon du Boi9-Reymond hat aa diese Sigentbümlicbkeit seiner secuadären Wider-
stand gebenden Flüssigkeiten gedacht, dem Gedanken aber keine Folge weiter gegeben,
weil die Sublimatlösung und der absolute und verdünnte Alkohol unter den anderen
Flüssigkeiten sich befanden, und wohl auch deshalb, weil er in den Eiweisscylindern
flüssiges Eiweiss nioht mehr voraussetzte. -^ ^, E. du Bois-Heymond , Ueber den sec.
Widerst, u. s. w. A. a. 0. S. 887*.
440 Abschn. D. Kap. VI. § S (Sb) . Von der Fliissigkeitsfortfähning und ihren Folgen
Nttchst den Versuchen an Eiweisscylindem sind am interessantesten
die Versuche an Fiiesspapierbäuschen , welche, mit verschiedenen Flüssig-
keiten getränkt, zwischen den mit Kupfervitriollösung getiünkten Zulei-
tungsbäuschen von Grundfläche zu Grundfläche durchströmt wurden. Für
das Verständniss ihrer Ergebnisse bedarf es der Bemerkung, dass der Wi-
derstand der freien Strecken der Zuleitungsbäusche gegen den Widerstand
des 50™"^ langen Versuchsbausches nur dann verschwand, wenn die Trän-
kungsflüssigkeit des Versuchsbausches viel schlechter als die Kupferlosung
leitete, und desto mehr in Betracht kam, je grosser die Leitungsfähigkeit
jener Tränkungsflüssigkeit war; so dass bei grosser Leitungsfähigkeit der
Tränkungsflüssigkeit des Versuchsbausches die beobachteten Widerstands-
veränderungen auf Rechnung ebensowohl der Zuleitungsbäusche wie des
Versuchsbausches zu setzen waren. Alsdann findet man es ohne Weiteres
in Uebereinstimmimg mit unseren Ergebnissen in (1), dass bei der (con-
centrirten) ZinkvitriollOsung , der Glaubersalzlösung, der Alaunlösung, der
Kochsalzlösung, der Sublimatlösung und der käuflichen Kdlihydratlösung
als Tränkungsflüssigkeit des Versuchsbausches keine Zunahme , bei dem
destillirten oder Brunnen-Wasser eine geringe Zunahme, bei der verdünnten
Schwefel- oder Salpetersäure eine sehr deutliche Zunahme, endlich bei der
chromsauren Kalilösung eine sehr beträchtliche Zunahme des Widerstandes
sich herausgestellt hat. Denn bei der letztgenannten Flüssigkeit ist ein
Niederschlag eingetreten; die erstgenannten Flüssigkeiten leiteten etwa
ebenso oder wenig besser als die Kupferlosung , und die massige Wider—
Standszunahme in Folge der Verarmung der Stromeintrittsgegend am Ab—
leitungsbausche musste durch die verschiedenen Widerstandsabnahmen
im Schliessungskreise übercompensirtsein; das destillirte und das Brunnen-
Wasser leiteten viel schlechter als die Kupferlosung , und die Verarmung
der Stromeintrittsgegend am Versuchsbausche musste sich geltend machen;
endlich leiteten die verdünnte Schwefelsäure und die verdünnte Salpeter-
säure viel besser als die Kupferlösung , und die Verarmung der Stromein-
trittsgegend am Ableitungsbausche musste hervortretend Nur dass bei der
Salmiaklosung eine Abnahme des Widerstandes sich gezeigt hat, obwohl
diese Flüssigkeit noch besser als die verdünnten Säuren leitete und
daher erst recht die Verarmung der Stromeintrittsgegend am Ableitungs-
bausche hätte eintreten wie hervortreten müssen , könnte Schwierigkeiten
4) Durch einen besonderen Versuch du Bois-Reymond^s (a. a. 0. S. 857*; 888—9*.)
schien gezeigt zu sein , dass auch im Falle des Schwefelsäure-Bausches das Stromein-
trittsende dieses Bausches der Sitz des secundSren Widerstandes sei. Indessen ist
der Versuch mit alinearer Stromleitung im Seh wefelsäure-Bausche angestellt und beweist
deshalb nicht, was er soll, lieber die Ursache der Zunahme des Widerstandes bei eben
diesem Versuche s. u. Abschn. IH, Kap. II. § 3.
in linear durchstrdmten homogenen feuchten porösen Körpern. 441
bieten ; allein es ist uns schon oben das rasche Eindringen der Salmiak-
lösung in den Nerven aufgefallen, und es liegt nahe, das Gleiche fttr den
Fall des Fliesspapieres anzunehmen , wodurch die scheinbare Abweichung
beseitigt ist.
Noch eine ganze Anzahl von Körpern in prismatischer Gestalt hat du
Bois-Reymond zwischen den mit Kupfervitriollösung getränkten Bäuschen
von Grundfläche zu Grundfläche durchströmt sein lassen. Die verschie-
denen thierischen Gewebetheile mit Ausnahme des Knochens, femer Blut-
kuchen, geschlagener Faserstoff, Speckhaut, weiter Kartoffeln , Mohrrüben,
Petersilienwurzeln, Aepfel, Birnen , endlich der saftige Stiel der Begonien
haben an Widerstand gewonnen. Wir finden darin eine Bestätigung unserer
Voraussicht in (1), da in manchen Fällen die Kupferlösung wie bei dem
Nerven einen Niederschlag in der Flüssigkeit des Versuchskörpers hervor-
rufen musste und in den anderen Fällen die letztere Flüssigkeit schlechter
leitete als die Kupferlösung , wo dann die Widerstandszunahme in Folge
der Verarmung durch die Widerstand^bnahme in Folge des Flüssigkeits-
ersatzes und in Folge der Erwärmung und der Elektrolyse nicht compensirt
worden ist. Andererseits hat der Widerstand des Modellirthones nie zuge-
nommen. Und dies ist wiederum im Einklänge mit unseren Ergebnissen
in (1), indem die Widerstandszunahme in Folge der Verarmung bei dem
Modellirtbone durch die Widerstandsabnahme in Folge des Flüssigkeits-
ersatzes nur compensirt zu sein brauchte. Es entsteht aber die Frage,
woher es kommt , dass im letzteren Falle und nicht in den ersteren Fällen
eine Compensation der Widerstandszunahme stattgehabt hat. Die Ursache
könnte im verschiedenen Bau der Gerüste der erstgenannten Körper einer-
seits und des Modellirthones andererseits so gelegen sein, dass wir sie nicht
ausfindig machen könnten, und doch dürfte darum allein an der Richtigkeit
unserer Ergebnisse in (1) kein Zweifel sein: glücklicherweise fehlt uns
jedoch hier die Antwort nicht. Wir haben oben die feuchten porösen
Körper in solche mit starrem Gerüste und andere mit nicht starrem Gerüste
geschieden, wie es für die folgende Darlegung Vortheile bot; richtiger
hätten wir sagen sollen, dass die verschiedenen Gerüste der feuchten
porösen Körper der Verschiebung der die Hohlräume begrenzenden Wan-
dungen einen verschiedenen Widerstand entgegensetzen. Bleiben wir bei
unserer Scheidung , so müssen wir den nicht starren Gerüsten nun noch
eine verschiedene Weichheit zuschreiben ; und wenn wir uns einen und
denselben feuchten porösen Körper mit wechselnder Weichheit seines
Gerüstes zwischen freier Flüssigkeit durchströmt denken , so ergiebt die
Anschauung , dass sfeine Verarmung sowohl wie sein Reicherwerden an
Flüssigkeit nahe dem Stromeintrittsende — bei besser resp. schlechter
leitender freier Flüssigkeit — unter sonst gleichen Umständen wachsen
442 AbschQ. 11. Kap. VI. §S (8). Von der FlttssigkeiUfortfubning und ihreo Folgen
muss mit der Weichheit [des Gerüstes. Fttr die Weichheit der Gerttste
haben wir aber ein Mass in dem »Schwinden« der feuchten porösen Kör-
per, und danach sind die Gerüste der Nerven und Muskeln , des Eiweiss-
cylinders und des Blutkuchens am meisten weich, weniger weich die
Gerüste der Kartoffeln, Mohrrüben u. s. w., endUch am wenigsten weich das
Gerüst des Modellirthones. Es müssen also unter sonst gleichen Umständen
die Verarmung und die Widerstandszunahme in Folge derselben bei dem
Modellirthone kleiner als bei den anderen feuchten porösen Körpern sein,
womit natürlich die Gompensation der Widerstandszunahme in Folge der
Verarmung durch die Widerstandsabnahme in Folge des Flüssigkeitsersatzes
erleichtert ist. In der That ist auch die raketenartige Einschnürung am
stärksten beobachtet andenEiweisscylindem und d^n thieriscfaen Gewebe-
theilen, gar keine Gestaltsveränderung aber wahrgenommen worden an den
Modellirtbon- Stäben, so da^s auf diese sogar unsere Voraussicht in (1),
soweit sie die Körper mit starrem Gerüste betrifit, Anwendung finden
könnte.
Gerade bei den Köipem mit starrem Gerüste scheint übrigens auf den
ersten Blick unsere Voraussicht in (4]', nachdem sie soweit trefiDich sich
bewährt hat, schliesslich doch noch zu Schanden zu werden. Denn bei
der letzterwähnten Versuchsreihe du Bois-Reymwds haben Kreide und
Bimsstein , lange in destillirtem Wasser gesotten , femer gesottene Hölzer
und ein bolziger Zweig des Zuckeraboms, endlich auch Knochen spurweise
an Widerstand zugenommen. Aber du Bais-Beymond bemerkt selbst für
den Knochen, .dass er nur dann eine sichere Spur von Widerstandszunahme
darzubieten schien , wenn er ein mehr schwammiges Gefüge besass : so
dass wir die Widerstandszunahme in Folge der Verarmung dem Knochen-
marke zuschreiben dürfen. Und was. die anderen genannten Körper betrifft,
so ist, wenn nicht gar doch n^ch die Polarisation bei ihnen sich zur Geltung
gebracht hat, nicht zu übersehen, dass die Bedingungen unserer Voraus-
sicht in (1) bei ihnen nicht erfüllt waren, indem der Lufteintritt in die
Körper nicht ausgeschlossen war.
Damit sind , die unwesentlichen Ergebnisse an Sand- und Schwefel
Breien ausgenommen, über welche ohneKenntniss der genaueren Versuchs-
bedingungen nur schwer ein Urtheil sich bilden lässt, die hierhergehörigen
Erfahrungen du Bais-Beymonds erschöpft; und unsere Ergebnisse der
Ueberlegung in (4 ) haben, müssen mir zugeben , eine viel bessere Bewäh-
rung durch die Versuchsergebnisse am Nerven und an anderen feuchten
porösen Körpern gewonnen, als wir von vornherein hatten erwarten könnea.
Auf gesicherter Grundlage können wir daher, indem wir die Bedingung
der linearen Durchströmung des feuchten porösen Körpers, welche wir
bisher durchweg festgehalten haben, aufgeben, zur Betrachtung der Flüssig-»
im alinear durchsMmten bomogenoD feuchten porösen Körper. 443
keitefortfüliFUQg und ihrer Folgen im alinear durchströmten feuchten po-
rösen Körper vorschreiten.
(3.) Von der Flüssigkeitsfortfübruag und ihren Folgen im alinear
durchströmten feuchten porösen Körper.
Hier ist sogleich klar, dass, wenn den beiden Enden des Versuchs-
körpers in solcher Länge , als bei linearer Durchströmung ein Ersatz von
Flüssigkeit oder eine Veränderung des Flttssigkeitsgehaltes im Stromein-
und im Stromaustrittsende erfolgen würde, die prismatische Gestalt erhalten
ist und die Zu- und Abieiter der Stromes die Endgrundflachen der Prismen
in ganzer Ausdehnung berühren, mag die Gestalt des Versuchskörpers im
Uebrigen sein welche sie wolle , immer nur dieselben Veränderungen im
Versuchskörper durch die Flüssigkeitsfortführung bedingt sein werden und
demgemäss auch immer dieselben aocessorischenWiderstandsver&nderungen
statthaben werden , wie — bei der gleichen Stromintensität — wenn der
Versuchskörper in ganzer Länge prismatisch gestaltet wäre. Denn da der
Versuch ergeben hat, dass die FlüssigkeitsfortfUhrung im Capillarrohre bei
unverändertem Flüssigkeitsfaden der Stromintensität proportional ist, ist
die Fortführung in jedem Röhrchen des feuchten porösen Körpers der.
Stromdichte proportional ; es muss daher bei einer Veränderung des Quer-
schnittes der Strombahn die in dem einzelnen Abschnitte (Querschnitte)
des Körpers, fortgeführte Flüssigkeitsmenge, was sie durch die Zu- oder
Abnahme der Zahl der im Abschnitte befindlichen Röhrchen gewinnt oder
verliert, durch die Ab- resp. Zunahme der Grösse der Fortführung in jedem
Röhrchen wieder verlieren resp. gewinnen und somit das Mittelstück des
feuchten porösen Körpers ganz unverändert bleiben.
Nicht minder klar ist aber weiter, dass, mögen die Endstücke des Ver-
suchskörpers gestaltet sein wie sie wollen, Alles, was wir über das Auftreten
und Nichtauftreten von Veränderungen des Versuchskörpers durch die
FlüssigkeitsfortfUhrung, über den Ersatz der ursprünglichen Flüssigkeit
und die Veränderung des Flüssigkeitsgehalles am Stromein- wie am Strom-
austrittsende , endlich über die accessorischen Widerstandsveränderungen
in (1 ) erschlossen haben , auch nunmehr noch gültig ist. Nur die Grösse
der einzelnen accessorischen Widerstandsveränderungen und daher auch
ihre algebraische Summe wird je nach der Gestalt der Endstücke des Ver-
suchskörpers eine verschiedene sein.
Mit diesen Ueberlegungen ist unsere Aufgabe hier bereits gelöst , da
wir uns begreiflich nicht darauf einlassen können , im Allgemeinen: die
Veränderungen beliebig gestalteter alinearer Leiter unter einander oder mit
den Veränderungen linearer Leiter zu vergleichen. Und wir haben zuzu-
444 Abschn. II. Kap. VI. §2 'ß). Von der Flüssigkeitsfortführung und ihren Folgen
sehen, ob, wie bei der linearen, so auch bei der alinearen Durchströmung
die Ei^ebnisse unserer Ueberlegungen sich bewähren.
Von unseren Untersuchungen gehören zunächst hierher die zweite, die
dritte und die vierte Versuchsreihe des § 2. des Kap. Y. und im An-
schlüsse an sie die Versuche der §§ 1. und 4. des Kap. II. und des § 3.
des Kap. III. Die Ergebnisse einer jeden Versuchsreihe haben hier für
sich allein , nicht im Vergleiche mit den Ergebnissen einer anderen Ver-
suchsreihe des § 2. des Kap. V. der Betrachtung zu unterliegen , und es
ist für diese aus (2a) als bewiesen herüberzunehmen, dass die Zufuhr vom
Zuleiter her immer zureichend gewesen ist. Alsdann finden wir für die
zweite und die dritte Versuchsreihe im Wesentlichen nur zu wiederholen, was
hinsichts der Ergebnisse der ersten Versuchsreihe desselben § oben in (2a)
erörtert ist. Auch bietet es bei der vierten Versuchsreihe keine Schwierig-
keit, die hinzutretenden Veränderungen am Stromaustrittsende in dem
einzelnen Falle zu übersehen, da, wenn die Zufuhr vom Zuleiter her immer
zureichend gewesen ist, auch die Abfuhr vom Stromeintrittsende des Ab—
leiters immer ausreichend gewesen sein muss und , was die chemischen
Vorgänge, die Diffusion u. s. w. betrifft, die Veränderungen am Stromaus—
trittsende den Veränderungen am Stromeintrittsende entsprechen müssen.
Unsere Voraussicht in (1 j bestätigt sich, wie in (2a), überall auch bei den
jetzt in Rede stehenden Versuchsreihen.
Ebenso finden wir den Erwartungen gemäss die Ergebnisse der Ver-
suche des § 3. des Kap. V., welche am nächsten sich anschliessen , wenn
wir nur von den Versuchen mit flüssigem Hühnereiweiss einstweilen ab-
sehen. Die Höllensteinlösung reiht sich offenbar den Flüssigkeiten an,
welche einen Niederschlag in der Nervenflüssigkeit erzeugen, und die Kali-
hydratlösung verhält sich ähnlich der Salmiaklösung. Der Diffusion kommt,
wie natürlich, bei diesen Versuchen mit freien Flüssigkeiten eine grössere
Bedeutung zu als bei den früheren Versuchen mit Thonspitzen.
Endlich erweisen die Richtigkeit unserer Ueberlegungen auch die Er-
gebnisse der Versuche des § 5. des Kap. V. mit metallischer Zu- und Ab-
leitung des Stromes. Denn, von den Besonderheiten der Metalle ganz
unabhängig, haben stets eine Verengung der Stromeintrittsgegend, eine
Anschwellung der Stromaustrittsgegend und — dem entsprechend, dass
die erstere durch die letztere im Einflüsse auf den Widerstand nicht com-
pensirt werden kann (vgl. o. S. 109 — 10.) — eine accessorische Zunahme
des Widerstandes sich herausgestellt.
Wiederum aber ermöglichen es die Untersuchungen du Bois-Reymontts^
die Bewährung, auf welche es uns ankommt, nicht auf den Nerven allein
beschränkt bleiben zu lassen.
Nicht anders nämlich , als unsere Erfahrungen am Nerven , sind die
im alinear durchströmten homogenen feuchten porösen Körper. 445
Ergebnisse der Versuche du Boü-Reymond s an Eiweisscylindern^ mit me-
tallischen Elektroden, da es nach den Ermittelungen obenS. 402 ff. keinem
Zweifel unterliegen kann, dass die »Unregelmässigkeiten a bei den positi-
veren Metallen auch hier nur der positiven Polarisation zuzuschreiben sind.
Und in Uebereinstimmung sind dann auch die Erfahrungen du Bois^Rey-
mond'f an Fliesspapierbäuschen^ zwischen metallischen Elektroden : denn
wenn auch nur eine Zunahme des Widerstandes und nicht eine Gestalts-
veränderung der Bäusche beobachtet worden ist, so ist doch die Verarmung
der Stromeintrittsgegend dadurch erhärtet , dass durch verstärkten Druck
auf den Eintritts-, nicht auf den Äustrittsbausch die durch die V^ider-
standszunahme geschwächte Stromstärke im Schliessungskreise auf Augen-
blicke sich wiederherstellen Hess.
Der Voraussicht entsprechen ferner die Ergebnisse von du Bois-Bey-
mond's Versuchen an Eiweisscylindem zwischen freien Flüssigkeiten.
»yielleicht(( , sagt du Bois-Reymond^, »ist nicht unnütz zu bemerken, dass
es im Wesenth'chen gleichgültig ist, ob man das» Eiweissprisma zwischen
Bäusche bringt, welche mit einer bestimmten Flüssigkeit getränkt sind,
oder ob man es bogenförmig mit seinen beiden Enden in dieselbe Flüssig-
keit taucht. Die von uns bis jetzt stets angewendete (erste) Versuchsweise
hat keine andere Bedeutung , als dass sie eine grössere Bequemlichkeit ge-
währt und die Berührungsfläche des Eiweisses mit dem zuführenden
Elektrolyten sicherer abzugrenzen erlaubt.« Es waren aber die Eiweiss-
cylinder zwischen den freien Flüssigkeiten alinear durchströmt , da die
Flüssigkeiten eine Nebenschliessung von grossem Querschnitte zu den ein-
getauchten Eiweissenden abgaben , so dass nur etwa bei dem Brunnen-
wasser und bei dem absoluten und verdünnten Alkohol ein wesentlicher
Stromzweig die eingetauchten Eiweissenden durchsetzte und bei diesen
Flüssigkeiten ein mehr oder weniger beträchtlicher Theil des Stromes, bei
den das Eiweiss an Leitungsfähigkeit übertreffenden Flüssigkeiten aber
fast der ganze Strom erst am Niveau der Flüssigkeit vom Mantel her in
den Eiweisscylinder ein- resp. aus ihm austrat. Trotzdem ist in den Er-
gebnissen keine wesentliche Abweichung von dem Falle, dass die Eiweiss-
cylinder zwischen Bäuschen linear durchströmt waren, gefunden worden :
und wir hätten daher auch nur das oben in (2bj Erörterte zu wiederholen.
Schliesslich sind noch die Versuche du Bots^Reymond^s zu erwähnen,
bei welchen nicht den Grundflächen des Eiweissprisma^s oder anderer
4) E. du BoiS'Reymond, Ueber den secundären Widerstand u. s. w. A. a. 0. S.
880—2*.
2) Ebenda S. 882—3*.
3) Ebenda S. 879 *.
446 Abfidm. IL Kap. VI. |4'^)- Ton einer luerwBfteleB aoeesHMiseheo
prismatisdi gestalteter feaehler porOser KUrper Zvkitoiigsbftusdlie, sondern
zwei Ponkten der Seitenfttehen des Prisaia*s KeiibSliiscke «ngdegt waren. ^
Aach hier ist in den Widerstandsreftederungen keine Abweidiang her—
vmgetreien von dem Falle, dass die Prismen linear dnrehstrOmt waren.
Gestaltsverandeningen der Ktfiper sind bd der nenen Yersadisweise aller-
dings nnr fOr die MndLeln vennefkt; doch darf die Yerannnng der Sfanom—
dntritfsgegend auch sonst als zweifellos gelten dadurch, dass die durch
die Wlderstandszunahme des Körpers sehr geschwadile Stromintensitat im
Schliessungskreise durch dieVerrfidiung des Antritts-, nidit des Austritts-
bauscbes sidi sehr beträchtiich hob und darauf von Neuem sank.
(4.) Von einer unerwarteten accessorlschen W^iderstandsziinahme
des alinear durchströmten Nerven.
Soweit ist also Alles klar und in der nur zu erwartenden Weise durch-
sichtig, soweit sind tiberall Voraussicht und Erfahrung in Ueb^neinstim^
mung. Aber die MustQnmg ^niger bisher vemachUissigter Yersuche
und die genauere Betrachtung bereits bertldisichtigter Versuche decken
uns bei dem Nerven doch noch eine wesentliche Abweichung der Versuchs-
ergebnisse von der Voraussidit auf.
Bei den Versuchen des § 4. des Kap. V. haben wir gefunden, dass,
auch wenn der Nerv selber als Zu- und Ableiter des Stromes dient, die
intrapolare Nervenstrecke unter dem Einflüsse des Stromes an Widerstand
gewinnt, in dieser Fassung befand sich aber die ErCahrung schieb im Wi-
derspruche mit firüheren ErCuhrungen, da, wie wir inzwischen S. 430. gesehen
haben, Yersuche des § 2. des Kap. TV. gleichiills als Versuche über die
I>urchströBMUig des Nerven zwischen Nerven sich auflEissen lassen; und
nur weil eine genauere Einsicht in d«a Strömungsvorgang im Nerven zur
Zeit mis noch mangelte, mussten wir im § 4. des Kap. V.bei der gegebenen
Fassung stehen bldben. Jetzt, wo wir wissen, dass die intrapolare Strecke,
welcher der Nerv als Zu- und Ableiter des Stromes diente, bei den Ver-
sudien des § 2. des Kap. lY. linear, bei den Versuchen des § 4. des Kap.
Y. hingegen alinear durchströmt war, ftUt der W^iderqpruch einfach dadurch
fort, dass als Ergebniss von beideriei Versuchen auszusprechen ist, dass
bei der Zu:- und Ableitung des Stromes dundi den Nerven die intrapolare
Nervenstrecke h&, linearer Durchströmung an Widerstand almimmt, bei
alinearer DurchstrSmung an Widerstand zunimmt. Und diese ErMrung
steht nun durchaus im Gegensatze zu der Voraussicht, da bei der Zu- und
Ableitung des Stromes durch die freie gleichartige Flüssigkeit oder durch
das gleiche und mit der gleidiartigen Fltlssigkeit etfltllte porOse Gerüst
4] E. d» BoiS' Reymomd , Ueber den secondiren ¥^astand n. s. w. A. a. 0. S.
856— «♦; S88— 9*; 897— «♦.
Widerstandszunahme des alinear durchströmten Nerven. 447
unter keinen Umstanden, bei alinearer DurcfastrOmung ebensowenig wie
bei linearer , eine accessorische Widerstandsveränderung .des feuchten po-
rösen Köders statthaben sollte.
Die Verhältnisse, welche hier in Betracht kommen , sind glücklicher-
weise 2u einfach, als dass wir uns erst noch des Verdachtes der Unrichtig-
keit unserer Ueberlegungen ku erwehren hätten. Vielmehr ist es sogleich
zweifdios, dass bei der alinearen Durchströmung des Nerven zwischen
Nerven die intrapolare Nervenstrecke eine nicht zu erwartende und in
ihrem Ursprünge unerklärliche accessorische Zunahme ihres Widerstandes
erfährt. Höchstens der erschöpfenden Untersuchung wegen könnte man,
weil die zu- und ableitenden Nerven bei den Versuchen des § i. des
Kap.rV. mit Querschnittflächen den Querschnittflächen des Versuchsnerven
anlagen , bei den Versuchen des § 4. des Kap. V. hingegen mit mittleren
Stellen ihres Verlaufes den mittleren Stellen des Versuchsnerven aufge-
lagert waren, die Widerstandsabnahme der intrapolaren Nervenstrecke böi
linearer DurchstrOmung auch noch so nachgewiesen wissen wollen , dass
die Zu- und Abieiter mit mittleren Stellen die Querschnittflächen des Ver-
suchsnerven berührten , und umgekehrt die Widerstandszunahme bei ali-
nearer Durchströmung auch dann dai^ethan wünschen, wenn die Zu- und
Abieiter mit Querschnittflächen den mittleren Stellen des Versuchsnerven
anlagen. Indessen sind diese Versuche einestheils ohne Verletzung des
Versuchsnerven gar nicht ausführbar, anderentheils nur so unvollkommen
und misslich anzustellen, dass wir selbst eine Anzahl gelungener derartiger
Versuche im § 4. des Kap. V. gar nicht weiter haben erwähnen mögen.
Dass aber die eben berührten Unterschiede in der Art der Zu- und Ab-
leitung durA die Nerven für das Auftreten unserer unerwarteten Zunahme
keineswegs von Bedeutung sind, geht mit Bestimmtheit aus den Versuchen
mit flüssigem Hühnereiweiss im § 3. des Kap. V. hervor. Denn auch bei
diesen Versuchen mit einer der uns unzugänglichen Nervenflüssigkeit je-
denfalls sehr nahe stehenden und ohngefähr gleichartigen freien Flüssigkeit,
bei welcher jene Unterschiede also fortfielen, hat die intrapolare Nerven-
stpecke bei der alinearen Durchströroung an Widerstand gewonnen : wäh-
rend es nach den Ergebnissen der ersten Versuchsreihe des § 2. des Kap. V.
keinem Zweifel unterliegen kann , dass, wenn durch dasselbe Eiweiss der
Strom der Querschnittfläche des Nerven zugeführt worden wäre , nur eine
Widerstandsabnahme der Nervenstrecke sich ergeben hätte.
Vorsichtig haben wir vorhin als Bedingung der unerwarteten Zunahme
des Widerstandes hingestellt, dass der Nerv zwischen Nerven alinear durch-
strömt sei. Gerade deshalb jedoch , weil wir bei der Zu- und Ableitung
durch den Nerven auf die Zunahme gestos^en sind, hält es schwer, sich zu
denken, dass das Auftreten unserer Zunahme von der Constitution der
448 Abschn. II. Kap. VI. § S (4). Von einer unerwarteten accessorischen
Zu- und Ableiier des Stromes überhaupt abhängig sei ; und es drängt sich
die Vorstellung auf, dass diese Zunahme nur deshalb bei anders gearteter
Zu- und Ableitung bisher uns entgangen sei, weil alsdann die Übrigen
accessorischen Widerstandsveränderungen sie uns verdeckt haben. Diese
Vorstellung wollen wir jetzt der Prüfung unterwerfen: ist sie richtig, so
wird, wo wir die vorauszusehenden accessorischen Widerstandsverän-
derungen genauer werden begrenzen können, überall auch die nicht vor-
auszusehende accessorische Widerstandszunahme zum Vorschein kommen
müssen.
An einen cylindrischen feuchten porösen Körper von mittleren Dimen-
sionen seien verschieden gestaltete kürzere Stücke des nämlichen und mit
der gleichartigen Flüssigkeit erfüllten porösen Gerüstes als Stromeintritls-
Endstücke angesetzt. Das Ansatzstück sei in einem ersten Falle cylindnsch
und von demselben Durchmesser wie der Körper; in einem zweiten Falle
von der Gestalt zweier niedriger und mit ihren grossen Grundflächen an-
einandergelegter abgestumpfter Kegel, deren Endflächen von gleicher Grösse
mit den Grundflächen des Körpers seien ; endlich in einem dritten Falle
von derselben Gestalt wie im zweiten Falle , nur dass die Spitze des einen
Kegels erhalten sei. In allen Fällen sei der einen Grundfläche des Körpers
die gleichgrosse Endfläche des Ansatzstückes angelagert, und die zweite
Endfläche des Ansatzstückes in ihrer ganzen Ausdehnung resp. die Spitze
des Ansatzstückes sei mit dem Zuleiter des Stromes in Berührung ; der
Abieiter des Stromes stehe beliebig, aber immer in gleicher Weise mit dem
cylindrischen Theile des Versuchskörpers in Verbindung. Für diese Fälle
ergiebt unter der Voraussetzung gleicher Stromintensität der Fortschritt
der Ueberlegung über den Punkt hinaus , an welchem wir d^selbe oben
S. 443. abgebrochen haben. Folgendes. Die Widerstandsveränderung in
Folge des Flüssigkeitsei^atzes muss im dritten Falle beträchtlich grösser als
im ersten Falle sein, weil die Strecke, welche der Flüssigkeitsersatz triflt,
im driXten Falle von viel grösserer Bedeutung für den Gesammtwiderstand
des Körpers ist als im ersten Falle ; im zweiten Falle muss dieselbe Wi-
derstandsveränderung ein wenig kleiner und, wenn die Durchströmung
nicht lange andauert, gar nur etwa ebenso gross wie im ersten Falle sein.
Noch mehr aber, als die Widerstandsveränderung in Folge des Flüssigkeits-
ersatzes, muss die Widerstandszunahme in Folge der Verarmung an Flüssig-
keit im dritten Falle die entsprechende Widerstandszunahme im ersten
Falle übertrefien ; und eben diese Widerstandszunahme in Folge der Ver-
armung muss auch im ersten Falle wesentlich grösser sein als im zweiten
Falle. Denn erstens wird, da die in jedem Querschnitte des Köipers in
der Zeiteinheit fortgeführte Flüssigkeitsmenge in allen drei Fällen dieselbe
ist, der Flüssigkeitsverlust des Stromeintrittsendes im dritten Falle viel
Widerstandszu nähme des alinear durchströmten Nerven. 449
grösser sein als im ersten Falle und im ersten Falle wesentlich grösser als
im zweiten Falle; und zweitens wird der gleiche Flüssigkeitsverlust im'
dritten Falle eine viel grössere Widerstandszunahme zur Folge haben
als im ersten Falle und im ersten Falle eine grössere als im zweiten Falle,
weil die Flüssigkeit des Versuchskörpers von vornherein in der Strecke,
deren Flüssigkeitsgehalt sich verändert, im dritten Falle einen viel kleineren
Querschnitt besitzt als im ersten Falle und im ersten Falle einen kleineren
Querschnitt als im zweiten Falle (vgl. obenS. 409 — 10.). Endlich muss die
Widerstandsabnahme in Folge des Reicherwerdens an Flüssigkeit im
Grossen und Ganzen wie die Widerstandszunahme in Folge der Verarmung
sich verhalten, nur dass der Unterschied der Widerstandsabnahme im ersten
und dritten Falle und wiederum im ersten und zweiten Falle kleiner sein
wird als der entsprechende Unterschied der Widerstandszunahme, weil
das Wachsen des Querschnittes der Flüssigkeit im Stromeintrittsende über-
haupt immer von geringerem Einflüsse auf den Widerstand ist als die Ab-
nahme dess'elben Querschnittes. Nach allem Diesem wird dann aber die
algebraische Summe der accessorischen Widerstandsveränderungen im
zweiten Falle, wenn die Zuleiter- Flüssigkeit besser leitet als die Flüssig-
keit des Versuchskörpers, einen negativen Zuwachs, und wenn die Zuleiter-
Flüssigkeit schlechter leitet, einen positiven Zuwachs dem ersten Falle
gegenüber aufweisen müssen. Auch wird im dritten Falle die algebraische
Summe der accessorischen Widerstandsveränderungen einen positiven Zu-
wachs zeigen müssen gegen den ersten Fall , wenn die Zuleiter-Flüssigkeit
an Leitungsfähigkeit die Flüssigkeit des Versuchskörpers übertrifift; ist aber
das Verhalten der Leitungsfähigkeiten das umgekehrte , so lässt sich ohne
Weiteres Nichts mit Bestimmtheit darüber aussagen , ob im dritten Falle
ein positiver oder ein negativer Zuwachs gegen den ersten Fall sich dar-
bieten wird.
Mit diesen Ergebnissen der Ueberlegung können wir nun die Er-
gebnisse der drei ersten Versuchsreihen des § 2. des Kap. V. in der Weise
vei^leichen , dass wir den vorbetrachteten drei Fällen immer diejenigen
drei Versuche gegenüberstellen , bei welchen der als Zuleiter des Stromes
dienende Thon mit einer und derselben Flüssigkeit getränkt war. Denn
wenn wir uns der Erörterungen im § 1. erinnern, so entsprach der Strö-
mungsvorgang im Nerven bei der ersten Versuchsreihe dem Strömungs-
vorgange im vorbetrachteten ersten Falle , bei der zweiten Versuchsreihe
dem Strömungsvorgange im dritten Falle, bei der dritten Versuchsreihe dem
Strömungsvorgange im vorbetrachteten zweiten Falle ; und wenn bei der
dritten Versuchsreihe die Berührungsfläche zwischen dem Nerven und der
positiven Zuleitungsröhre etwa noch grösser als bei der ersten Versuchs-
reihe gewesen ist, so müssen darum begreiflich die Ergebnisse der Versuche
H. Man k, Untersuchungen etc. 29
450 Abschn. II. Kap. VI. § 8 (4) . Von einer unerwarteten accessoriacben
beider Reihen nur noch in erheblichcrem Grade der Voraussicht gemäss
von einander abweichen. Wir finden alsdann, soweit überhaupt Unter-
schiede in den Ergebnissen bei den verschiedenen Reiben beobachtet sind,
den Ergebnissen der ersten Versuchsreihe gegenttber die Ergebnisse der
zweiten Versuchsreihe der Voraussicht entsprechend, nicht entsprechend
aber die Ergebnisse der dritten Versuchsreihe. In den Fällen , dass die
Zuleiter-Flttssigkeit besser leitete als die Nervenflttssigkeit, zeigt sich hier
statt einer grösseren Abnahme oder einer geringeren Zunahme gerade eine
Zunahme und eine grössere Zunahme des Widerstandes: auch hier alsa
tritt bei der alinearen Durchströmung des Nerven die unerwartete accessa-
rische Zunahme des Widerstandes auf.
Die Bedingungen , welche wir bei unseren Ueberlegungen vorausge-
setzt haben , waren allerdings bei unseren Versuchsreihen insofern nicht
erfüllt, als die Stromintensität nicht immer die gleiche war, sondern, ob-
wohl die Versuchsanordnung sonst unverändert erhalten wurde, wechselte
mit dem wechselnden Widerstände , welcher bei den verschiedenen Ver-
suchsreihen, trotz des constanten Abstandes der Elektroden, in Folge
des verschiedenen Strömungsvorganges im Nerven der intrapolaren Ner-
venstrecke zukam (vgl. o. § 1.). Indessen was die erste und die dritte
Versuchsreihe betrifft, welche uns hauptsächlich interessiren , so war der
Widerstand der Nervenstrecke bei der dritten Versuchsreihe immer nur
wenig grösser als bei der ersten , und noch weniger konnte dann die In-
tensität des die Nervenstrecke durchsetzenden Stromes bei der ersten
Versuchsreihe die bei der dritten übertreffen, weil die Nervenstrecke doch
nur neben dem grossen Vergleichswiderstande in der Nebensohliessung
zum Platinrheostaten sich befand. Zudem übersieht man , dass, wenn der
Unterschied der Stromintensitäten nicht zu vernachlässigen war, die Wi-
derstandszunahme in Folge der Verarmung bei der ersten Versuchsreihe
wegen der grösseren Stromintensität nur noch grösser hat sein müssen, als
wir vorgesehen haben, und daher erst recht bei besser leitender Zuleiter-
Flüssigkeit in den Versuchen der dritten Reihe eine grössere Abnahme oder
eine geringere Zunahme des Widerstandes hätte hervortreten müssen als in
den Versuchen der ersten Reihe. Weit entfernt also davon, der versohle-
denen Stromintensität der Versuche wegen einem Verdachte ausgesetzt zu
sein, ist gerade dadurch unsere unerwartete Widerstandszunahme nur
a fortiori bewiesen. Es ist auch , wie wir zum Ueberflusse noch beifügen
können, eben diese Zunahme nicht ausgeblieben bei den Versuchen oben
S. 367., bei welchen der mit 1 %iger K,ochsalzlösung getränk^te Thon als
Zuleiter des Stromes diente und die Stromintensität genau die gleiche war,
mochte der Strom in die Querschnittfläche des Nerven odi^r an der sehr
stumpfen Thonspitzenkante in die mittlerem Stelle des Nerven eintreten.
WiderstendBsiuiahine des alinear durchströmten Nerven. 451
Wollten, wir. noch, erörtern, weshalb bei der einen Zuleiter-Flüssigkeit
leichter, bei der anderen schwerer die unerwartete Widerslandszunabme
zum Vorsobetn kommt und wie dieselbe bei manchen Ergebnissen unserer
Versuchsreihen y bei welchen sie zur Zeit noch nicht gerade sich erweisen
lässt, doch schon bis zur Ueberzeugung durch die anderen accessorischen
WidcrstandsverSinderungen hindurch wahrnehmbar ist, so wtürden wir
damit nur zum Theil nunmehr selbstverständliche und in Rücksicht auf die
Folge unnütze Verhandlungen führen. Eher hätten wir auf eine Abhängig-
keit derselben Widerstandszunahme einzugehen, welche bei der Musterung
der vorbesprochenen Versuche sich aufdrängt. Aber von dieser Abhängig-
keit sehen wir vortheilhaft einstweilen ab und begnügen uns mit der
Kenntnisse dass bei dem Nerven , wenn er alinear durchströmt ist , gleich-
viel von welcher ConstituUon die Zu- und Abieiter des Stromes sind , eine
nicht zu erwartende accessorische Zunahme des Widerstapdes eintritt.
Unsere nächste Aufgabe muss es dann sein, den Ursprung dieser Zunahme
zu enträthsekt, zu ermitteln, in welcher Weise die unmittelbaren Folgen
der Flüssigkeitsfortführung bei dem alinear durchströmten Nerven den
anderen feuchten porösen Körpern gegenüber abweichen und woher diese
Abweichung rührt. Und dieser Aufgabe wollen wir sogleich uns widmen ;
nur Folgendes wollen wir vorher noch bemerken.
Auf unserem jetzigen Standpunkte bietet es keine Schwierigkeit, von
den Folgen der Flüssigkeitsfortführung im feuchten porösen Körper nach
der Umkehrung der Stromrichtung ebenso Rechenschaft zu geben , wie es.
oben für den Fall der Durchströmung in einer und derselben Richtung ge-
schehen ist. Befindet sich am ursprünglichen Stromaustrittsende des Ver-
suchskörpers die freie gleichartige Flüssigkeit, so wird, wenn bei der ersten
Stromrichtung keine Veränderung im Körper durch die Flüssigkeitsfortfüh—
rung bedingt war, auch nach der Umkehrung der Stromrichtung keine
solche Veränderung erfolgen ; hatte zuerst ein Flüssigkeitsersatz oder eine
Veränderung des Fiüssigkeitsgehaltes am Stromeintrittsende stattgehabt, so'
wird nach der Umkehrung der umgekehrte Flüssigkeitsersatz resp. die;
umgekehrte Flüssigkeitsgehalts- Veränderung dort eintreten ; war zuerst eimj
Niederschlag in der Flüssigkeit des Stromeintrittsendes erzeugt, so vaoi-t
nach der Umkehrung der Niederschlag zwar bleiben ^ die in seinen Bilren'»
enthaltene Flüssigkeit der Stromeintrittsseite aber durch die ursprüngliche/
Flüssigkeit des Versuchskörpers verdrängt werden, u. s. w. : uddidlldbc.
diesen Veränderungen werden accessorische Widerstandsverändtiiuxigen^
des Versuchskörpers in der bekannten Weise entsprechen. BfA iuifl^$fab<^
artiger Flüssigkeit am ursprünglichen Stromaustrittsende w^denl daiioii
nach der Umkehrung der Stromrichtung zu den vorbetra^ftcfl^gnVetHn't^
derungen am neuen Stromaustrittsende noch Veränderungen) asu' »csumii
29*
452 Abschn 11. Kap. VI. § 8 (4). Von der Flüssigkeitsfortfiihrung und ihren Folgen
Stromeintrittsende hinzutreten und zi^ar Veränderungen, welche gegen
den Fall, dass der Strom sogleich von vornherein an diesem Ende einge-
treten wäre, durch die am ursprünglichen Stromaustrittsende vorher schon
erfolgten Veränderungen modificirt sein werden. Geht man auf diese Weise
alle Fälle wie oben in [i) durch, so wird man unsere Erfahrungen über
die Widerstandsveränderungen wie tiber die sonstigen Veränderungen des
Nerven nach der Umkehrung der Stromrichtung nicht minder, als unsere
Erfahrungen sogleich nach der Schliessung der Rette , in gutem Einklänge
mit den Ergebnissen der Ueberiegung finden und damit eine neue Gewähr
für die Richtigkeit dieser Ergebnisse erlangen. Bei der Betrachtung der
ersten Versuchsreihe des § 2. des Rap. V. wird man nur noch die uner-
wartete accessorische Zunahme des Widerstandes, welche bei der alinearen
Durchströmung des Nerven auftritt und , wie wir im § 3. sehen werden,
an die alineare Durchströmung des Stromeintrittsendes geknüpft ist, in
Rechnung zu bringen haben.
Auf diese Bemerkungen müssen wir uns beschränken und eine wei-
tere Behandlung der Erscheinutigen nach der Umkehrung der Stromrich-
tung uns versagen, weil trotz der langen Erörterungen, welche nöthig
wären, unsere Einsicht in die Folgen der Flüssigkeitsfortführung im Allge-
meinen doch in Nichts gefördert würde. Gerade nur insoweit aber hat das
specielle Studium der in diesem § behandelten Widerstandsveränderungen
zunächst Interesse, da, wie kaum hoch der Bemerkung bedürfen wird,
indem selbst bei einer und derselben Zu- und Ableitung des Stromes die
einzelnen accessorischen Widerstandsveränderungen ungleichmässig mit
der Stromintensität und der Stromdauer wachsen , indem also ihre alge-
braische Summe bei verschiedener Stromintensität und bei verschiedener
Stromdauer nicht nur von verschiedener Grösse, sondern auch von ver-
schiedenem Vorzeichen sein kann, indem ferner die zur Beobachtung
kommenden Widerstandsveränderungen nur die algebraische Summe wie-
derum sind jener ersteren algebraischen Summe und der Widerstandsver-
änderungen in Folge der Erwärmung und der Elektrolyse (vgl. o. Fig. i 3.}
u. s. w., gar nicht daran zu denken ist, bestimmte Widerstandsverände—
rangen eines Körpers als an eine gewisse Zu- und Ableitung des Stromes
ein für alle Male geknüpft festhalten zu wollen. Der Widerspruch, in
welchen vnr sogleich bei unseren ersten Versuchen im § 1 (8) des Rap. IL
mit den Erfahrungen du Bois-Reymonds gerathen sind, ist demgemäss auch
jetzt sehr einfach zu erledigen. Er erklärt sich vollkommen aus den ver-
schiedenen Bedingungen von du Bois-Reyrmnd s und unseren Versuchen,
indem bei den ersteren die Stromintensität viel beträchtlicher, ferner die
Berührungsfläche zwischen den acht Nerven und dem positiven Bausche
grösser war u. s. w. Es ist darum die algebraische Summe aller Wider-
im anhomogenen feuchten porösen Körper. 45S
standsveränderungen des Nerven bei du Bois-ReymoncPs Versuchen negativ^
bei unseren Versuchen positiv gewesen: die einzelnen accessorischen
Widerstandsveränderungen des Nerven müssen aber ihrer Zahl und ihrem
Vorzeichen nach in du Bois-Beymonds Versuchen dieselben gev^esen sein,
wie in unseren Versuchen, und beide Male so, wie die Anschauung sie uns
aufgedeckt hat.
«
§ 8. Von der FlüMigkeitafortfahning und ihren Folgen im anhomogenea
feuchten porösen Körper nnd inabesondere im alinear dnrehströmten
Nerven.
(1.) Was die Anschauung über die Fllissigkeitsfortführung und ihre-
Folgen im anhomogenen feuchten porösen Körper ergiebt.
Bei den Ueberlegungen des vorigen § war immer stillschweigend die
Homogenitat des betrachteten feuchten porösen Körpers vorausgesetzt,
und ihre Ergebnisse sind daher auch nur gültig für einen homogenen oder
einfachen feuchten porösen Körper, d. h. für einen feuchten porösen Körper
von der Beschaffenheit, dass, wenn man denselben in beliebiger Richtung
in kleinste Querschnitte zerlegt, weder die verschiedenen Partieen des
einzelnen Querschnittes noch die verschiedenen bei derselben oder bei
verschiedener Schnittrichtung gewonnenen ganzen Querschnitte hinsichts
des Gerüstes oder hinsichts der eingeschlossenen Flüssigkeit wesentliche
Verschiedenheiten darbieten. Jetzt wollen wir die Flüssigkeitsfortführung
und ihre Folgen betrachten in solchen feuchten porösen Körpern, bei wel-
chen die eben angezeigte Bedingung nicht erfüllt ist, in anhomogenen oder
zusammengesetzten feuchten porösen Körpern und zwar ausschUesslich in
solchen mit nicht starrem Gerüste.
In einem prismatischen feuchten porösen Körper mögen in gleich—
langen Stücken von dem Querschnitte des Prisma's regelmässig zwei Sub-
stanzen abwechseln, welche wir als «Substanz und /? Substanz unter-
scheiden wollen. Die Enden des Prisma's schliessen mit der einen der
beiden Substanzen ab , und die Grundflächen seien von derjenigen freien
Flüssigkeit bespült, welche der Flüssigkeit in den Enden des Prisma's
gleichartig ist, so dass am Stromein- und am Stromaustrittsende des
Prisma's keine Veränderung durch die Flüssigkeitsfortführung gesetzt sei.
Drei Möglichkeiten kommen alsdann in Betracht.
Erstlich kann in beiden Substanzen die in den Hohlräumen des festen
porösen Gerüstes enthaltene Flüssigkeit dieselbe, das feste poröse Gerüst
aber von verschiedenem Bau sein , so dass die in jedem Querschnitte in
der Zeiteinheit fortgeführte Flüssigkeitsmenge bei der a Substanz grösser
ist als bei der /^Substanz. In diesem Falle werden in Folge der Flüssig—
454 Abschn. II. Kap VI. $3 (4). Von der Flüwigkeitoforifübrung und ihren Folgen
keilsfortftthrung die /^Substanz-Stttcke zwar k^ine Veränderung erbhren,
•die aSubstanz-Sittcke aber an ihrem Stromeintrittsende an Flüssigkeit ver-
armen und an ihrem Stromausiriltsende an Flüssigkeit reicher werden
[vgl. o. § 2 (1)]. Der Widerstand des Prisma's wird daher, da die Ab-
nahme des Flüssigkeitsgehaltes durch die Zunahme desselben in Beztig auf
den Widerstand nicht compensirt wird (vgl. o. S. 409 — 40.), durch die
Flüssigkeitsfortführung unter dem Einflüsse des Stromes wachsen : es wird
eine accessorische Widerstandszunahme des Prisma^s, wie wir sie be-
zeichnen wollen, in Folge der Anhomogenität eintreten.
Zweitens kann in beiden Substanzen das feste poröse Gerüst von
demselben Bau , die das Gerüst erfüllende Flüssigkeit aber ungleichartig
sein. Schliessen wir die chemische Verwandtschaft der beiden Flüssig-
keiten aus, so ist vornehmlich deren Leitungsfähigkeit von Bedeutung, und
wir wollen annehmen, dass Idie Flüssi^eit der a Substanz besser leite als
die Flüssigkeit der /^Substanz. In jedem Stücke der a Substanz werden
dann ein Reicherwerden an Flüssigkeit und ein Ersatz besser leitender
Flüssigkeit durch schlechter leitende am Stromeintrittsende — und ein
ebensolcher, nur geringerer Flttssigkeitsersatz am Stromaustrittsende stattr-
haben ; in jedem Stücke der /^Substanz werden eine Verarmung an Flüssig-
keit und ein Ersatz schlechter leitender Flüssigkeit durch besser leitende
am Stromeintrittsende — und ein ebensolcher, nur gmngerer Flüssigkeits-
ersatz und ein Reicherwerden an Flüssigkeit am Stromaustrittsende erfolgen.
Die Widerstandsveränderung des Körpers in Folge der vorgenannten
Veränderungen insgesammt lässt sich schon hinsichts ihres Yorzeic^ns
nicht mit Bestimmtheit ansagen ; höchstwahrscheinlich wird jedoch m^t
eine accessorische Widerstandszunahme in Folge derFlüssigkeitsfortfiihruag
auftreten, weil die Verarmung der /? Substanz durch die unzureichende
Zufuhr von der aSubstanz her noch besonders vergrössert ist.
Endlich kann drittens in beiden Substan^n sowohl das feste poröse
Gerüst von verschiedenem Bau wie auch die das Gerüst erfüllende Flüssig-
keit ungleichartig sein. Hier ist es aber für uns nicht lohnend, die denk-
baren Variationen und ihre Folgen durchzugehen.
Wir wollen auch nicht weiter auf die Betrachtung anhomogener, aus
inehr als zwei Substanzen zusammengesetzter Körper uns einlassen, sondern
dafür bei dem durchsichtigen ersten der vorbehandelten drei Fälle nodi
€in wenig verweilen.
Schrumpfen an unserem prismatischen Yersuc^skörper bei unverän-
derter Länge der aSubstanz-Stücke die /^Substanz-Stücke mehr und mehr
^m Länge ein, so wird die accessorische Widerstandszunahme in F(^ge der
Anhomogenität einen immer grösseren Bruchtheil des ursprüngüchen
Widerstandes des Prisma's betragen ; dagegen wird dieselbe Widerstands-
im anhofDOgenen feuchten porösen Körper. 4&5
ittnabfne vef hfiltnisdmSIssig de^to Ueiner sein, je kürzer die ofSubstanz-Stttcke
i)fei unv^ränderier Lange der /TSubstanz-Stfloke werden : bei sehr geringer
Läbge der /föijd!)stanz-Sl;tlcke und einer minieren Länge der aSubstanz-
Stüdce wird die Widerstandszunahme ein Maximum haben. Ist der \efr^
Suchskörper bei prismatischer oder unregelmfilssigerer Gestah alinear durch-
strömt, so wird dadurch nur die Grösse der Widerstandszunahme beeinflusst
4
sein. Bei der verschiedenartigcfn Durchströmung der Versuchskörper wii*d
aber als allgemeine Bedingung ^r das Auftreten der Widerstandszunahme
in Folge der Auhomogenitöt festzuhalten sein, dass die Stromf^den die
beiden Substanlsen abwechselnd nach einander durchsetzen. Denken wir
uns z. B. einen Würfel von a Substanz mit einem Systeme senkrechter
SdieidewSinde von /^Substanz , so wird die accessorische Widerstandszu-
nahme bei alinearer Durchströmung des Würfels stets eintreten, bei Mnearer
Durchströmung aber nur dann, wenn der Strom zwischen zwei correspon-
direnden Seitenflüchen so fliesst, dass die Stromf^den die Scheidewände
unter rechtem Wiidcel schneiden ; bei dem Fliessen des Stromes zwischen den
beiden anderen correspondirenden Seitenflächen oder den Grundflächen des
Würfds wird der Würfel wie ein homogenerfeuchter poröser Körper sich ver-
halten, da alsdann jeder Stromfaden nur eine einzelne der beiden Substanzen
des Würfels durchsetzt. Besitzt der Würfel von a Substanz zwei einander
schneidende Systeme Von Scheidewänden von /^Substanz, so wird natürlich
bei jeder Durchströmung die Widerstandszunahme in Folge der Anhomoge-
nität auftreten. Schliesslich wird es kaum der Bemerkung bedürfen, dass
eben diese Widerstandszunahme, sobald die Enden des Yersuchskörpers
nicht, wie wir es hier immer vorausgesetzt haben , von freier gleichartiger
Flüssigkeit bespült sind, zu den accessorischen Widerstandsveränderungen
am Stromein- und am Stromaustrittsende algebraisch sich hinzufügen wird.
{%.) Thatsächliche Bewährung der Ergehnisse der Anschauung in (4).
(a. Bewährung am Nerven und Muskel.)
Nach diesen Ueberlegungen brauchen Wir nur des Baues des Nerven,
wie wir schon einmal S. 348. auf ihn aufmerksam gewesen sind, uns
wieder zu erinnern, um das Yerständniss der accessorischen Widerstands-
zunahme des Nerven , welche im § Ä (4) unerwartet uns aufgestossen ist,
zu gewinnen.
Der Nerv ist aus vielen der Länge nach aneinandergelegten Nerven-
fasern zusammengesetzt, und jede von diesen besitzt eine sehr feine Hülle,
die Nervenscheide, und einen Inhalt, den Nerveninhalt, der ah Dicke die
Nervenscheide beträchtlich übertrifft. Der aus der inneren Polarisation des
Nerven gezogene Schluss (s. o. S. 13.) , dass der Nerv ein feuchter poröser
Körper ist, wird danach unbedingt auf den Nerveninhalt zu übertragen
456 Abschn. II. Kap. VI. § 3 (2a). Von der Flüssigkeitsfortführung und ihren Folgen
sein. Nicht minder wird jedoch die Nervenscheide als feuchter poröser
Körper anzuerkennen sein. Denn ihre Porosität lässt sich schon von vom-
herein und vollends des Stoffwechsels des Nerveninhaltes wegen nicht be-
zweifeln; auch ist sie uns noch besonders vor die Augen geführt durch die
Versuche der §§ 2. und 3. des Kap. V. mit Flüssigkeiten , welche einen
Niederschlag in der NervenCItissigkeit erzeugen, da trotzdem, dass nur eine
kleine Stelle des Umfanges des Nerven mit der betreffenden FltLssigkeit in
Berührung war, doch in der ganzen Dicke des Nerven der Niederschlag
entstanden ist und die Nervenfasern abgestorben sind. Sollte man aber
etwa noch der Dünne der Nervenscheide wegen Bedenken tragen, dieser
ein System durch Hohlräume mit einander verbundener Gapillaren zuzu-
erkennen, so erledigt sich das Bedenken hier einfach dadurch, dass wir
die beiden benachbarten Nervenscheiden mit der zweifellos zwischen ihnen
befindlichen Flüssigkeitsschicht fortan immer als ein Ganzes auffassen.
Weil nun der Stoffwechsel des Nerveninhaltes durch die Nervenscheide
hindurch erfolgt (vgl. o. S. 316.], ist es nicht denkbar, dass die Nerven-
flüssigkeit, worunter wir jetzt die in den Poren des Nerveninhaltes ent-
haltene Flüssigkeit verstehen , wesentlich verschieden ist von der Flüssig-
keit in den Poren der Nervenscheide; dagegen weichen den Ergebnissen der
mikroskopischen Untersuchungen zufolge die festen porösen Gerüste des
Nerveninhaltes und der Nervenscheide sicher wesentlich von einander ab.
Der Nerv ist also ein cylindrischer anhomogener feuchter poröser Körper,
zusammengesetzt aus zwei Substanzen, welche in verschieden gebauten
Gerüsten dieselbe Flüssigkeit besitzen und von welchen die eine in dünnen
und auf den Grundflächen des Gylinders senkrechten Längsscheidewänden
die andere durchsetzt.
Diesem Bau gemäss muss nach (1) der Nerv, wenn er von Querschnitt-
flache zu Querschnittfläche linear durchströmt ist, hiiisichts der Folgen der
Flüssigkeitsfortführung ganz^wie ein homogener feuchter poröser Körper
sich verhalten , bei der alinearen Durchströmung aber muss die accesso-
rische Widerstandszunahme in Folge der Anhomogenität an ihm auftreten.
Und gerade dies hat auch oben im § 2. sich herausgestellt, da uns bei dem
alinear, nicht bei dem linear durchströmten Nerven eine Abweichung in
den Folgen der Flüssigkeitsfortführung den anderen feuchten porösen Kör-
pern gegenüber sich darbot, eine Abweichung der Art, dass der Wider-
stand der durchströmten Nervenstrecke eine unerwartete und in ihrem
Ursprünge unbekannte accessorische Zunahme erfuhr. Die unerwartete
accessorische Widerstandszunahme des § 2 (4) ist also, wie wir finden,
nichts Anderes als die Widerstandszunahme in Folge der Anhomogenität.
Wäre der Nerv in günstigeren Dimensionen uns zugänglich, so stände
hier noch ein besonderer, von allen unseren früheren Untersuchungen ganz
im Nerven und Muskel. ^57
unabhängiger Nachweis der Widerstandszunahme in Folge der Anhomo-
genital bei dem Nerven in Aussicht. Von einem Nerven , der so breit wie
lang wäre , wttrden wir zwei gleichgrosse lange Stücke ausschneiden , das
eine parallel der Faserung, das andere senkrecht darauf, und an ihnen in
genau gleicher Weise die Versuche des § 2. des Kap. lY. wiederholen,
so zwar, dass wir cd jedesmal gerade die Mitte von ab einnehmen Hessen.
In beiden Fällen würde cd linear durchströmt sein — wenigstens würde
die Durchströmung von der linearen nicht der Rede wertb abweichen (vgl.
o.Fig. 24i4. ; S.430.) — ; aber jeder Stromfaden würde in cd in dem einen
Falle nur in einer der beiden Substanzen des Nerven verlaufen , in dem
anderen Falle beide Substanzen des Nerven wiederholt nach einander
durchsetzen. Die Widerstandsveränderung von cd unter dem Einflüsse des
Stromes von K^ müsste alsdann unter sonst gleichen Umständen in dem letz-
teren Falle einen positiven Zuwachs zeigen gegen den ersteren Fall.
Ist aber auch der Nachweis am Nerven selber unmöglich , so lässt er
sich doch an einem Körper führen, der gerade hinsichts der hier in Betracht
kommenden Verhältnisse dem Nerven höchst ähnlich ist. Auch der Muskel
ist längsgefasert ; auch bei ihm besteht jede Faser aus der Scheide und dem
Inhalte ; auch bei ihm — es liesse sich das vorhin vom Nerven Besprochene
wiederholen — enthalten die beiden Substanzen in verschieden gebauten
Gerüsten die gleiche Flüssigkeit. Nur die Gontractilität des Muskels ist der
Untersuchung hinderlich. Selbst wenn wirklich durch das Einbringen des
contractilen Muskels in eine Streckvorrichtung jede Verschiebung einzelner
Muskelbündel verhindert wäre, würde uns dieses Hülfsmittel Nichts leisten,
weil wir es nur mit ausgeschnittenen Muskelstücken zu thun haben könnei^
Für uns bleibt Nichts tlbrig, als die Untersuchung im Wesentlichen auf
den nicht mehr contractilen Muskel zu beschränken. Die Frosch -Muskeln
verdienen dann aber nicht mehr den Vorzug, und wir halten uns an Säuge-
thier-Muskeln, bei welchen wir die gewünschten Stücke in grösserer Länge
gewinnen und somit die zu prüfende Strecke weiter entfernt vom Stromein-
und Stromaustrittsende annehmen können.
Wir führen also die Versuche, wie wir sie vorhin für den Nerven hin-
gestellt haben, an prismatischen Stücken Rindfleisch aus, welche wir zu
den verschiedensten Zeiten (72 Stunde bis 4 Tage) nach dem Schlachten
des Thieres in möglichst gleicher Grösse, das eine der Fleischfaserung pa-
rallel, das andere senkrecht darauf , dicht neben einander ausgeschnitten
haben. Jedes Fleischstück wird wie der Nerv den vier stumpfen Thon-
spitzenkanten aufgelagert und ruht mit seinen beiden Enden auf Glasplatten ;
ac ist = dfeÄ c. 15"", cd= c. 10™ (vgl. Fig. 21.). Mit Hülfe momentaner
Schliessungen und rascher Verstellung des Schiebers S (s. 0. S. 238.) be-
stimmen wir, bei einem Daniell in der ungespaltenen Strecke des Strom-
438 Abscba. IL Kap. VI. § 3 (2a). Voo der FItiBsigkeiUfortfiihruDg und ihren Folgen
Belzes, in regelmässigen Zwischenr9lumen von 5 reep. 40 MiBulen den
WidersUnd von cd und lassen hin und wieder in der Zwischenzeit twtm
solcher Beslimmungen , nachdem wir die Unterbrechung bei Q bergesleilt
haben, ab vom Strome der mehrgliederigenGrove'^chen^ttule K^ durchsetzt
sein. Um vor T£luschungen durch die innere Polarisation des Musketflei-
sches in Folge des Stromes von JT, gesichert zu sein , bestimmen wir den
Widerstand von cd jedesmal bei beiden Richtungen des Stromes von K.
Die Erfolge der Versuche sind ausnahmslos die, dass der Widerstand
von cd nach der DurchsVrömung von ab wesentlich verringert -sidi ergieht
bei dem der Faserung parallel ausgeschnittenen Muskelstadie, vergrOssert
dagegen oder gar nidit verändert oder höchstens ein wenig verringert bei
dem anderen MuslcelstttdLe. Auch wenn die innere Polarisation des Mus-
kelfleiscbes in Folge des Stromes von K^ die Schieberstellung wesentlich
beeinflusst, tritt die aBgegd>ene Verschiedenheit der Ergebnisse der Ver-
suche scharf hervor. Der Widerstand von cd erscheint alsdann nacb der
Durchströmung von ab immer grösser, wenn der Prttfungsstrom dem
Strome von K^ in cd gleich, als wenn er ihm entgegengesetzt gerichtet ist;
es zeigt aber bei dem der Faserung parallel ausgeschnittenen Muskeistticke
nach der Durchströmung von ab die Schieberstdlung bei beiden Ridi-
tungen des Stromes von K einen wesentlich kleineren Widerstand an als
vor der Durchströmnng, während bei dem anderen Muskelstttcke höchstens
die Schieberstellnng bei der einen Stromrichtung einen etwas kleineren,
die Schieberstellung bei der anderen StromrichUing aber ^nen wesentlich
grösseren Widerstand oder gar beide Schieberstellungen einen grösseren
Widerstand nach der Durchströmung als vor derselben angeben. Die Wider-
standsveränderung von cd unter dem Einflüsse des Stromes von E^ zeigt
also, ganz wie wir es erwarteten, im Falle der auf die Faser senkrechten
Durchströmung des Muskels einen positiven Zuwachs gegen den Fall der der
Faser parallelen Durchströmung: der Widerstand des Muskels eH^brt im
ersten, nicht aber im zweiten Falle eine accessorisdie Zunahnfte, die Zu-
nahme in Folge der Anhomogenität.^
4) In den folgenden Beispielen geben die nackt hingestellten Zahlen die bei den
(momentanen) Widerstandsbestimmongen von cd gefundenen Schieberstellungen ; der
Strom von f^floss bei (I] Ton ilnach c, bei (II) von c nach d. — Als Vergleichswider-
stand war eine w^eite, mit concentrirter Zinkvitrioliösang gefüllte Glasröhre benutzt.
Versuch 453.
Von einem vor c. S4 Stunden geschlachteten Rinde
A. Senkrecht auf die Faserrichtung B. Parallel der FasenidituBg
ausgeschnittenes Fleischstöck.
3 A. 0 m. 469 ,1) ; 467 (H;. 4 h. S1 m. 456 (I) ; 455 (U).
5 m. 467 % ir«. t5 m. 454 fP ; 449 'II).
im Nerren und Mttskel.
459
Die Versuche am Muskel sind übrigens, ausser dass sie den am Nerven
unmöglichen Nachweis vollkommen ersetzen , noch in einer anderen Be-
ziehung für uns werthvoU. Die Anatomie unterscheidet am Nerveninhalte
die Markscheide und den Axency linder. Man hätte daher die Anhomoge-
nitfit des Nerven , um welche es hier sich handelt , nicht mit uns in der
Verschiedenheit zwischen Nervenscheide und Nerveninhalt erkennen, son-
dern daneben noch oder gar ausschliesslich in der Verschiedenheit zwis(^en
Märicscheide und Axencylinder begründet annehmen können; und wir
htttten damit vor der immer noch heiklen Frage gestanden, ob schon in der
unversehrten Inenden Nervenfaser der Nerveninhalt in Maiiischeide und
Axencylinder geschieden ist oder nicht. Jetzt ist durch die Ergebnisse am
Muskel jene Annahme hinfällig geworden ; denn die Widerstandszunahme
in Folge der Anhomogenität tritt ebensowohl, wie bei dem Nerven, auch bei
dem Muskel auf, obwohl bei diesem die Scheidung des Faserinhaltes,
welche jener Annahme zu Grunde liegt, sicher nicht vorhanden ist.
3 h.
40 m.
467 (I, 11).
4 A.
30 Ol.
449 (I); 448 p.
ab vom Strome von 4Grove's
35 m.
450 (I); 449 (II).
während 5 Min. in der
ab vomStrome von 4Grove*s
Richtung von a nach b
während 5 Min. in der
durchflössen.
Richtung von a nach b
45 m.
471 (I); 473 (II).
durchflössen.
20 ff».
471 (I); 470 (U).
40 m.
435 (I) ; 434 (II) .
30 tn.
472 (I, 11).
45 m.
437,5 (I); 436 (II).
ab während 40 Min. wie
55 m.
440 (I) ; 438,5 (II).
vorhin durchströmt.
5A.
5 m.
444,5 (I); 440 (II).
40 m.
476 (Ii; 474 (II).
ab während 4 0 Min. wie
50 m.
475 (I); 474 {Hj.
vorhin durchströmt.
4 h.
0 m.
476 (I); 475 (U).
45 m.
436 (I); 430,5 (II).
ab wie zuletzt durchströmt.
25 m.
435 (I, II).
40 m.
473 (I); 472 (II).
20 f».
475 (I); 474 (II).
Versuch 454.
4 h.
5 A.
Von einem vor c. 4 V2 Stunden geschlachteten Rinde
Ä, Senkrecht auf die Faserrichtung B. Parallel der Faserrichtung
ausgeschnittenes Fleischstück.
984 (II) ; 994 (I). [c. 2'*'.] 5 h. 25 m. 708 (II) ; 745 fl).
50 m.
55 m.
0 m.
5 m.
4 0 m.
4 5 m.
30 m.
978 (II) ; 980 (I). [c. 2•^]
969 (II); 976 (I). [c. 41/4*^]
965 (II); 970 (I). [c. ^2""']
ab, während 6 Min. vom
Strome von 6 Grove's in
der Richtung von b nach a
durchflössen.
984 (U); 4048 (I). [6—7*^]
975 (II); 988 (I). [2V2'''-]
973 (II); 980 (I). [4V4«^] ^
[V8-V4
tc
.]
30 m. 703 (11); 706 (I).
35 m. 704 (II); 707 (I).
40 m, 702 (II) ; 706 (I).
ab während 5 Min. vom
Strome von 6 Grove's in
der Richtung von b nach a
durchflössen.
45 m. 654 (II); 74 3 (I). [c. 40'^]
50 m. 682 (II) ; 703 (I). [c. 4*^.]
55 m. 700 (II) ; 706 (I). [c. 41/2"'.]
B war etwas dicker alsi4. In B entstanden bei der Schliessung und Oeffnung \onKi sehr
schwache Zuckungen, die jedoch auf die Gegend von a und b beschränkt blieben. — Die
letzte Columne dieses Versuches enthält die Ablenkungen, welche bei der Oeffnung des
Bussolen-Schlüssels vor jeder Widerstandsbestimmung beobachtet wurden.
460 Abschn. II. Kap. VI. § 8 (2b). Von der Flüssigkeitsfortführnng und ihren Folgen
Um über die Bedeutung der anatomischen Bestandtheile des Nerven
für die uns beschäftigenden Erscheinungen sogleich vollständig in's Reine
zu kommen , haben wir dann noch das Neurilemm (und Perineurium) in^s
Auge zu fassen. Die Wiederholung der Versuche der §§1 (2). und 4. des
Kap. II. und des § 3. des Kap. III. an den neurilemmlosen Nervenfaser-
Bündeln, welche nach Harless^ aus den Muskeln herausgezogen sind, liefert
die früheren Ergebnisse wieder; und die Widerstandszunahme, welche
dabei zur Beobachtung kommt, ist, wie wir bald sehen werden, nichts
Anderes als die Widerstandszunahme in Folge der Anhomogenität. Danach
ist nicht daran zu denken , dass unsere Anhomogenität des Nerven , statt
in der Verschiedenheit von Nervenscheide und Nerveninhalt, etwa in der
Verschiedenheit von Neurilemm (mit Perineurium) und Nervenfaser gelegen
sei : vielmehr wird das Neurilemm (und Perineurium) nur als Verdickung
der Nervenscheide aufzufassen sein. Sowohl die Differenzirung der Nerven-
hüllen wie die etwaige Differenzirung des Nerveninhaltes ist also zunächst
für uns bedeutungslos.: ihr Einfluss auf die Flüssigkeitsfortführung im
Nerven ist sicherlich sehr untergeordnet dem entsprechenden Einflüsse der
Verschiedenheit von Hülle und Inhalt und wird durch den letzteren vor
der Hand ganz verdeckt.
Schliesslich entsteht nun die Frage, ob die Flüssigkeitsgehalts- Verän-
derung , welche unsere Widerstandszunahme in Folge der Anhomogenität
bedingt, in der Nervenscheide oder im Nerveninhalte erfolgt. Diese Frage
ist, weil trotzdem, dass bei der Nervenfaser und vollends bei der Muskel-
faser die Scheide dem Inhalte an Dicke so sehr nachsteht, die Widerstands-
zunahme in Folge der Anhomogenität nicht nur überhaupt zu constatiren
ist, sondern sogar in ansehnlicher Grösse sich darstellt, nach den betreffen-
den Erwägungen in (1) unbedingt dahin zu beantworten, dass es der
Nerveninhalt ist, welcher die Flüssigkeitsgehalts-Veränderung erfährt. Dies
zu wissen, ist für uns von Wichtigkeit : nebenbei gewinnen wir aber noch
ein anderes interessantes Ergebniss. Indem nämlich das eben Erschlossene
nichts Anderes besagt, als dass die fortgeführte Flüssigkeitsmenge unter
sonst gleichen Umständen in dem Nerveninhalte grösser ist als in der Ner-
venscheide, muss weiter, weil dieselbe Flüssigkeit die Hohlräume des In-
haltes und der Scheide erfüllt, das Gerüst der Nervenscheide entweder
von geringerem specifischen Widerstände sein oder minder enge rei^).
minder zahlreiche Capillarröhrchen besitzen als das Gerüst des Nerven-
inhaltes. Wegen des ungemein grossen specifischen Widerstandes des Ge-
rüstes bei den Thiergeweben im Allgemeinen hat die letztere Möglichkeit
die grösste Wahrscheinlichkeit für sich. Wie dem aber auch sei, jedenfalls
1) S. 0. S. 230. Anm.
iQ anhomogenen feuchten porösen Körpern. 461
stellt sich heraus, dass die Leitungsf^higkeit der Scheide grösser ist als die
des Inhaltes. Es ist dies im Einklänge mit der gelegentlichen Angabe von
Pflüger ^ dass »das durchtränkte Bindegewebe beträchtlich besser leitet, als
die Nervenfasern« ^, einer Angabe , über deren Ursprung und experimen-
telle Stützen Nichts sich hat ermitteln lassen.
(b. Bewährung an anderen anhomogenen feuchten porösen Körpern. Vom sogenannten
inneren secundären Widerstände.)
Anderweitige Bewährungen der Ergebnisse der Anschauung in (1)
ausser am Nerven und Muskel noch eigens aufzusuchen , würde uns vom
eigentlichen Gegenstande unserer Bemühungen zu weit abführen. Es trifft
sich daher gut, dass wir solche Bewährungen wiederum bereits vor-
liegend ßnden in den Erfahrungen du Bois-Reymond! s an frischen Stücken
Kartoffel, Mohrrübe, Petersilienwurzel, Begoniastiel, Apfel und Birne.
Die genannten Pflanzentheile bestehen aus der Kugelform sich nähern-
den, bald mehr bald weniger abgeplatteten Zellen, an deren jeder der
verhältnissmässig umfangreiche Zelleninhalt von einer dünnen Zellmem-
bran umschlossen ist; und Zelleninhalt und Zellmembran^ sind feuchte
poröse Körper, deren Gerüst nach den Ergebnissen der mikroskopischen
Untersuchung sicherlich von verschiedenem Bau ist, deren Flüssigkeit aber,
weil der Stoffwechsel des Zelleninhaltes durch die Zellmembran hindurch
erfolgt, nicht wesentlich verschieden sein kann. Wir haben also in jenen
Pflanzentheilen feuchte poröse Körper vor uns , zusammengesetzt aus zwei
Substanzen, welche in verschieden gebauten Gerüsten die gleiche Flüssig-
keit enthalten, und von welchen die eine in dünnen und mehr oder weniger
unregelmässig, zickzackförmig verlaufenden Längs- und Querscheidewän-
den die andere Substanz durchsetzt. Bei diesen Körpern muss nach (1),
in welcher Bichtung auch der Strom dieselben durchfliessen mag, die Wider-
standszunahme in Folge der Anhomogenität^ eintreten; und zwar muss
die Widerstandszunahme bei linearer Durchströmung des prismatischen
Körpers in allen der Untersuchung zugänglichen gleichlangen Abschnitten
desselben von gleicher Grösse sein. Dies hat denn auch bei den Unter-
suchungen E. du Bois-Reymond^s sich ergeben. Denn es ist eine durch den
Strom herbeigeführte Widerstandszunahme in jedem Längenelemente des
KTJrpers gefunden worden, welche mit der Stromdauer und der Strom-
dichte im Körper wuchs , von der Bichtung des Stromes im Körper unab-
hängig zu sein schien, nach der Unterbrechung des Stromes und auch in
4) Pflüger f Untersuchungen über die Physiologie des Elektrotonus. S. 143*.
2} Die benachbarten Zellmembranen fassen wir wiederum, wie oben S. 456. die
benachbarten Nervenscheiden, als ein Ganzes auf.
462* Abschn. II. Kap. VI. § 8 (%b). Von der FlüssigkeitBforifttbruiig und ihren Folgen
dßT ersten. Zeit nach der Umkebrung der Stromriobtung abnabm, endlich
keine bemerk}>are Abstufung von dem einen Ende des Körpers zum an-
deren bin zeigte ^
Indessen sind die Dinge bier nicbt ganz ebne Verwickelungen. Fassen
wir zunächst die einzelne Zelle in^s Auge, so ist der Zelleninbalt, den wir
für einen einfachen feuchten porösen Körper genommen haben, in Wirk-
lichkeit aus dem Protoplasma — von dem nicht immer eingeschlossenen
Zellenkeme dürfen wir absehen — und dem Zellsafte zusammengesetzt.
Einfache Ueberlegungen ergeben nun, dass, wenn am Stromein- und
Strx»maustrittsende der Zelle das Protoplasma, das zweifellos ein feuchter
poröser Körper ist und dessen Flüssigkeit von der der Zellmembran und
des Zelisaftea nicht wesentlich verschieden sein kann , der Zellmembran
anliegt, die Widerstandszunahme in Folge der Anhomogenität ebensogut
auftreten muss, wie wenn der ganze Zelleninhalt aus Protoplasma bestände.
Wenn dagegen am Stromein- iind Stromaustrittsende der Zelle der Zellsaft
mit der Zellmembran in Berührung ist, scheint auf den ersten Blick nach
den Ermittelungen im § 2. unmöglich eine Widerstandszunahme in Folge
der Anhomogenität auftreten zu können ; denn selbst wenn man den Zell-
saft wegen der in ihm enthaltenen Körper, der Amylum-, Chlorophyll-
u. a. Kömer, (nach Analogie der Sand- und Schwefelbreie [s. o. S. 8—9;
442.] ) als einen feuchten porösen Körper mit nicht zusammenhängendem
Gerüste auffasst, ist es nicht denkbar, dass der Zellsaft mit den grossen
Flüssigkeitsmengen zwischen den einzelnen Körnern gegen das Protoplasma
und die Zellmembran mit ihren unsichtbaren, von Flüssigkeit erfüllten
Hohlräumen anders als eine freie Flüssigkeit sich verhalten sollte. Es ist
jedoch zu erwägen, dass die Körner des Zellsaftes unter dem Einflüsse des
Stromes nach dem Stromeintrittsende des Zellsaftes hin wandern^: dadurch
nmss der Querschnitt der Flüssigkeit des Zellsaftes am Stromeintrittsende
kleiner und am Stromaustrittsende grösser werden und der Widerstand
des Zellsaftes zunehm^i. In diesem Falle hat also die Beweglichkeit der
Gerüsttheilcfaen denselben Erfolg, wie sonst die grössere Enge resp. die
grössere Zahl der Capillarröhrchen des Gerüstes. Beiläufig bemerken wir,
dass, indem die Folgen der Wanderung der Zellsaftkörner auch nicht aus-
bleiben können , wenn das Protoplasma der Zellmembran anliegt, offenbar
i) E. du Bois-Reymond, Ueber den secundären Widerstand u. s. ^. A. a. O.- S. 858
—71*; 889—96*. — S. oben S. 9-10.
3) Ich bube in Kartoffelzellen bei dem Strome einer 4 — IQ gliederigen Gcove'schen
Säule die Amylumkömer ausschliesslich im Sinne der negativen Elektricitätsströmung
sich fortbewegen sehen, wie es auch von du Bois-Reymond (Ueber den secundfiren Wi-
derstand u. s. w, A. a. 0. 8. 894 — 5 *) angegeben ist. — Ueber die Wanderung der in
Flüssi$i;keiten suspendirten Körperch^i im Allgemeinen siehe G. Quincke, Poggendorff's
Aanalen u. s. w. Bd. 113 (4861). S. 566 £f.* — Wied^mann, Die Lehre vom Galvanis-
mus u. s. w. Bd. II. S. 1084—9*.
iD aobomogeoen feuchten porösen Kdrpeni. 463
in eben diesem Falle die WiderstandszuDafame in F(dge der Anhomogenitdt
gi»össer wird' sein müssen, als wenn der Zelisaft mit der Zellmembran in
Berührung ist
Eine zweite Verwickelung bietet dann der Umstand , dass die Zellen
dßv genannten Pflanzentheile mit ihren Stromein- und Stromaustrittsenden
in der Richtung des Stromes nie in gleicher Hübe liegen. Wäre die Anord-
nung der Zellen eine ganz unregelmdssige, so könnte in der That, trotz der
WiderstaodBzunabiDe in Folge der Anhomogenität an jeder einzelnen Zelle,
an der Zellenmasse doch diese Widerstandszunahme ausbleiben , indem in
jedem seBk^rechten Querschnitte der Strombahn der Flüssigkeitsverlust der
einen Zelle durch den Flüssigkeitsgewinn der anderen Zelle compensirt
sein, könnte. In Wirklichkeit sind aber die Zellen mehr oder weniger regel-
mässig se angeordnet, dass etwa mit der Mitte der einen Zelle die Enden
der Nachbarzellen in gleicher Höhe liegen : die Compensation , an welche
wir eben gedacht haben, kann daher höchstens theilweise statthaben, und
die Widerstandsznnahme in Folge der Anhomogenitat muss auch an der
ganzen Zellenmasse zur Beobachtung kommen.
Eine Gestaltsveränderung kann in Folge der Durchströmung begreif-
lich weder an der einzelnen Zelle noch an der ganzen Zellenmasse eintreten.
Wollte man aus dem Ausbleiben derselben aber einen Einwand gegen die
Widerstandszunahme in Folge der Anhomogenität entnehmen , indem man
darauf fusste, dass wir im §2. bei nicht starrem Gerüste mit der Verarmung
des Versucbskörpers an Flüssigkeit eine Verengung und mit dem Reicher-
werden an Flüssigkeit eine Anschwellung des Versuchskörpers an der be-
treffenden Stelle verbunden gefunden haben , so würde man ganz über-
sehen, dass der Flüssigkeitsverlust der Zelle am Stromeintrittsende und ihr
Fiüssigkeitsgewiion am Stromaustrittsende ohne jede Gestaltsverändening
der Zelle erfolgen können unter Verschiebung derGerüsttheilchen nach dem
Stromeintrittsende hin und dass durch diese Verschiebung eine Wider-
stands^unahme der Zelle bedingt sein muss. Ja , es lässt.sich sogar auf
Grund der eigenthümlichen Bedingungen, an welche die Widerstands-
zunahme in Folge der Anhomogenität geknüpft ist, mit Sicherheit vorher-
sagen, dass in den meisten der Fälle, in welchen diese Widerstandszunahme
auftreten wird, nur eine Verschiebung der Flüssigkeit der porösen Substanz
im Gerüste und nicht eine Gestaltsveründerung der ganzen porösen Sub-
stanz wird erfolgen können.
Du Biois-Reymond hat die eben behandelte Widerstandszunahme,
welche er an frischen Stückten Kartoffel, Mohrrübe u. s. w« aufgefunden
hatte, im Gegensatze zu dem oben im § 2 (2bj besprochenen äusseren
secundären Widerstände inneren secundären Widerstand genannt. Ein
Verständniss des inneren secundären Widerstandes ist nicht gewonnen
464 Abschn. II. Kap. VI. § 8 (ib) . Vom sogenannten
worden. »Dass dieser Widerstand bis jetzt nur am frischen Pflanzengewebe
beobachtet ist«, sagt du BoU-Heymond^ am Schlüsse seiner theoretischen
Erörterungen, )> bricht überhaupt den Stab allen solchen Vennuthungen
hinsichtlich des inneren secundären Widerstandes, die auf beliebige, mit
Elektrolyten getränkte Capillar- Aggregate passen. Es ist vielmehr klar,
dass es hier zunächst einer Annahme bedarf, wodurch wenigstens diese
Art feuchter poröser Körper vorweg ausgeschlossen werde. Eine solche
Annahme würde jetzt z. B. sein, dass der innere secunddre Widerstand
auf der häufigen Wiederholung der Bedingungen des äusseren secundären
Widerstandes im Inneren eines Körpers beruhe, insofern man nämlich als
allgemeinste Vorbedingung des äusseren secundären Widerstandes irgend
welche Discontinuität der Leitung hinstellen kann. Allein es möchte schwer
sein, in den frischen Pflanzengeweben eine sich oft wiederholende Discon-
tinuität der Leitung zu entdecken , welche sich erstens auch nur einiger-
massen dem vergleichen Hesse, was wir zur Erzeugung des äusseren se-
cundären Widerstandes als nöthig erkannt haben, und welche sich zweitens
nicht auch in den des inneren secundären Widerstandes unfähigen Thier-
ge weben nachweisen Hesse.«
Im Anschlüsse an diese Worte lassen sich die Gründe, weshalb die
theoretischen Bemühungen du Bois-Reymond^s in Betreff seines inneren
secundären Widerstandes nicht von Erfolg haben sein können, folgender-
massen angeben. Erstens war die Kenntniss des äusseren secundären
Widerstandes zu mangelhaft und zwar hier mangelhaft nicht aus den oben
im § !ä (9 b] betonten Gründen, sondern deshalb, weil an die unzureichende
Zufuhr vom porösen Zuleiter her — bei der gleichen Flüssigkeit im Zuieiter
wie im Versuchskörper — als an eine mögliche Ursache des äusseren se-
cundären Widerstandes nicht gedacht worden war. Zweitens war die
durch den Strom in jedem Abschnitte des Versuchskörpers herbeigeführte
Widerstandszunahme nur dann immer constatirt worden, wenn sie die
Widerstandsaboahme in Folge der Erwärmung (und der Elektrolyse) über-
traf und somit geradezu eine Widerstandszunahme des Körperabschnittes
unter dem Einflüsse des Stromes zur Beobachtung kam; sie war dagegen
übersehen worden in manchen Fällen , in welchen sie der Widerstands-
abnahme in Folge der Erwärmung unterlag und nur eine gegen die letztere
verkleinerte Widerstandsabnahme des Körperabschnittes unter dem Ein-
flüsse des Stromes sich zeigte.
Aus dem letzteren Grunde ist der Glaube entstanden, dass die Thier-
gewebe der Widerstandszunahme durch den Strom in jedem Längen-
abschnitte unfähig seien. Denn wenn du Bois-Reymond bei dem senkrecbt
i) Üeber den secundären Widerstand u. s, w. A. a. 0. S. 896*.
inneren secundären Widerstände. 465
auf die Faserrichtung durchströmten Muskelfleische ebensowenig wie bei
dem parallel der Faserrichtung durchströmten inneren secundären Wider-
stand gefunden bat^, so lässt sich nach unseren Erfahrungen in (a) nur
annehmen , dass bei dem ersteren Muskelfleische unter den Bedingungen
von du Bois-Reymonds Versuchen die Widerstandsabnahme in Folge der
Erwärmung nie durch die Widerstandszunahme in Folge der Anhomogeni-
tät überwunden worden ist ; und wohlbegrtindet ist die Vermuthung, dass
bei dem RUckenmarke und dem Knorpel nur das Gleiche stattgehabt hat^
Auch ist wahrscheinlich demselben Umstände die Angabe zuzuschreiben,
dass an Stücken Kartofiel, Begoniastiel u. s. w. nach 40 Minuten langem
Aufenthalte in siedendem Wasser die Widerstandszunahme durch den
Strom in jedem Ldngenabschnitte nicht mehr eintreten soU^ Durch das
Rochen erfolgen im Zelleninhalte, wie dessen Trübung beweist, Gerinnun-
gen , schwellen bei der Kartoflel die Amylumkömer ungemein an, nimmt
nach du Bois-^Reymond der Leitungswiderstand der Pflanzentheile ab^,
u. s. w. ; und eine geringere Grösse der Widerstandszunahme in Folge der
Anhomogenität bei den gekochten Pflanzentheilen den frischen gegenüber
ist danach wohl denkbar: indessen wird das gänzliche Ausbleiben der
Widerstandszunahme in Folge der Anhomogenität bei den gekochten Pflan-
zentheilen, bis neue Untersuchungen Gewissheit schaffen, mit gutem Grunde
bezweifelt werden dürfen, weil der zellige Bau der Pflanzentheile durch
das Kochen nicht aufgehoben wird.
Die Anhänglichkeit an Hergebrachtes lässt uns noch bedenken, ob
etwa unserer Widerstandszunahme in Folge der Anhomogenität fortan die
Bezeichnung »innerer secundärer Widerstand« beizulegen wäre. Allein
nicht nur hat oben S. 436. die Bezeichnung »äusserer secundärer Wider-
stand« als fernerhin unmöglich sich erwiesen: es würde auch, wie sich
bald zeigen wird, eine Widerstandszunahme des Nerven, welche im Sinne
du Bois-Reymonds als äusserer secundärer Widerstand hätte angesprochen
werden müssen , gerade als innerer secundärer Widerstand sich heraus-
stellen. Danach wäre unsere Widerstandszunahme in Folge der Anhomo-
genität höchstens »secundärer Widerstand« zu nennen. Es ist jedoch offen-
bar vortheilhaft, auch diese Bezeichnung zu unterlassen, um nicht mit der
Erinnerung an die älteren Auffassungen in die verwickelten Dinge, welche
zu entwirren uns eben gelungen ist, von Neuem Verwirrung hineinzu-
tragen.
\) Ebenda S. 865*.
2) E. du BoiS'Beymond, ebenda. — G. /. Ranke, Der galvanische Leitungswiderstand
u. s- w. S. 52—4*; Tetanus, S. 61—2*.
H. Hank, Untersncliiingea etc. 8 0
466 Abscho. II. Kap. VI. § 3 [2b). Von der Flüssigkeitoforiführuog u. ihren Folgen
Alle bisherigen BewahniDgen der Voraussicht in [\) betrafen den dort
als ersten hingestellten der drei möglichen Fälle : und dieser Fall ist auch,
weil er den Nerven umfasst, ausschliesslich für uns von Interesse. Neben-
bei aber müssen wir hier noch einer Erfahrung gedenken, welche man bei
den voraufgegangenen Untersuchungen gelegentlich gewinnt und welche
höchstwahrscheinlich eine Bewährung des zweiten Falles von (1) ist.
In den §§ 1 . und 4. des Kap. II. haben wir die Widerstandsverände-
ningen kennen gelernt, welche unsere Zuleitungsröhren mit Thonspitzen
unter dem Einflüsse des Stromes erfahren , wenn ihre unteren Enden in
geringer Ausdehnung durch leichten Fingerdruck vereinigt sind ; und jene
Widerstandsveränderungen sind, wie wir nunmehr hinzufügen können,
ganz in Uebereinstimmung mit unseren Ermittelungen im § 2. Ebenso
gestalten sich die zur Beobachtung kommenden Widerstandsveränderun-
gen, wenn man die Enden eines grösseren Stückes mit 4 Voig^i* Kochsalz-
lösung angeriebenen Thones in die unteren Enden der Glasröhren von z
und Zi (Fig. 1.) hineindrückt, so dass, nachdem die Glasröhren mit Zink^
Vitriollösung gefüllt worden sind, zwischen dieser Lösung eine unregel-
mässig gestaltete Thonmasse sich befindet. Man kann auch weiter der
Thonmasse jede beliebige andere Gestalt ertheilen, ohne dass an den
Widerstandsveränderungen während der Durchströmung eine wesentliche
Abweichung auftritt. Eine solche Abweichung zeigt sich aber unter Um-
ständen dann, wenn man an den Zuleitungsröhren, wie sie für die Ver-
suche am Nerven im § 1 . des Kap. II. vorbereitet worden sind, die Thon-
spitzen nur in Berührung mit einander gebracht hat oder wenn man auf
die Thonspitzen der Zuleitungsröhren einen Cylinder von demselben Thone
mit mittleren Stellen seiner Länge aufgelagert hat. Der Widerstand nimmt
alsdann nämlich unmittelbar nach der Schliessung der Kette beträchtlicher
als sonst und eine längere Zeit hindurch zu, ehe er abnimmt; und wenn
man zu der Zeit, zu welcher die Widerstandsabnahme nur noch sehr lang-
sam erfolgt, die Stromrichtung umkehrt, nimmt der Widerstand in den
ersten Minuten rasch und beträchtlich ab, und darauf geht die Wider-
standsabnahme wieder nur so langsam, wie vor der Umkehrung der Strom-
richtung, vor sich. Hätte nun auch die anfängliche grössere Zunahme nach
der Schliessung der Kette an und für sich auf Rechnung der inneren Po-
larisation sich setzen lassen, so geht dies doch offenbar wegen der anfäng-
lichen raschen Abnahme nach der Umkehrung der Stromrichtung nicht an ;
denn eine beträchtlichere innere Polarisation hätte gerade eine beträcht-
lichere anfängliche Zunahme des Widerstandes nach der Umkehrung vor-
täuschen müssen. Es ist vielmehr ausser Zweifel, dass in diesen Fällen
eine accessorische Widerstandszunahme am Thone eintritt, und zwar eine
solche, welche nicht in Veränderungen des Stromein- und Stromaustritts-
in anhomogenen feuchten porösen Körpern. 467
endes der ganzen Thonmasse begründet ist, einem homogenen feuchten
porösen Körper also nicht zusteht. Und damit stimmt es auch überein, dass
die Abweichung desto häufiger zur Beobachtung kommt, mit je kleineren
Flächen die Thonspitzen einander oder den Thoncylinder berühren. Ver-
knetet man den Thoncylinder an den Berührungsstellen mit den Thon-
spitzen durch leichten Fingerdruck, so bleibt die Abweichung aus.
Welche Bewandtniss es mit der Abweichung habe, dafür giebt einen
ausreichenden Fingerzeig die Bemerkung , dass die Abweichung nur dann
sich findet, wenn die Zuleitungsröhren nicht frisch hergestellt, sondern
schon einige Zeit in einem mit Wasserdampf nicht gesättigten Räume auf-
bewahrt worden sind. Die Erklärung der Abweichung ist danach mit der
grössten Wahrscheinlichkeit die, dass durch die Wasserverdunstung die
Salzlösung an der Oberfläche der Thonspitzen concentrirter wird und in
Folge dessen unter der Einwirkung des Stromes eine stellenweise Ver-
armung der Thonmasse an Flüssigkeit, nämlich immer in der Richtung des
Stromes jenseits der die concentrirtere Lösung enthaltenden Thonschichten,
sich bildet, eine Verarmung , die allerdings wegen der geringen Weichheit
des Gerüstes des Modellirthones (s. o. S. 142.) immer nur unbedeutend ist.
Es ist hier also der zweite der drei möglichen Fälle von (1) verwirklicht,
nur dass, was natürlich Nichts zur Sache thut, die concentrirtere Flüssig-
keit ein oder höchstens zwei Mal in der anscheinend homogenen Thonmasse
die weniger concentrirte Flüssigkeit unterbricht. Dass das Zusammen-
kneten die Abweichung beseitigt, ist dann sehr leicht begreiflich dadurch,
dass die jähen Concentrationsunterschiede auf verschiedene Querschnitte
der Strombahn vertheilt und mehr oder weniger auch aufgehoben werden.
Eine ähnliche Anhomogenität, wie eben bei dem Thone , ist auch bei
anderen scheinbar homogenen feuchten porösen Körpern, z. B. den Ei-
weisscylindern (vgl. o. S. 424; 439.), denkbar, und es wird bei genaueren
Untersuchungen dieser Körper wohl darauf zu achten sein. Bei unseren
Untersuchungen ist die in Rede stehende Anhomogenität Veranlassung ge-
wesen, dass wir aus Vorsicht bei den Versuchen S. 35 flf,, S. 205. und
S. 417. die Thonstücke an den Berührungsstellen durch leichten Finger-
druck vereinigt haben, bei den Versuchen S. 35 ff. und S. 205. natürlich
nur in geringer Ausdehnung , damit die Versuche wirklich leisteten , was
sie sollten. An irgendwelche Beeinflussung der Ergebnisse unserer am
Nerven ausgeführten Versuche durch jene Anhomogenität ist nicht zu den-
ken, weil für diese Versuche die Zuleitungsröhren in der Regel frisch her-
gestellt und anderenfalls nach der Herstellung in einem mit Wasserdampf
gesättigten Räume aufbewahrt worden waren. Uebrigens mag noch be-
merkt sein, dass die accessorische Widerstandszunahme bei den abwei-
chenden Thon-Versuchen , die aus der raschen Widerstandsabnahme nach
30*
463 Abscbn. U. Kap. VI. § 8 (8;. Von den Folgen
der UmkehruDg der Stromricbtung gut zu bestimiiken ist, immer weniger
als Vt Meile T. -D. betragen hat.
<3.) Was die Anschauang weiter über die Folgen der Anbomogenität
des Nerven ergiebt.
Nachdem wir soweit die Folgen der Anhomogenität — wir verstehen
hierunter fortan die durch die Anbomogenität bedingten Besonderheiten in
der Flttssigkeitsfortführung und ihren Folgen — bei verschiedenen Körpern
betrachtet haben, müssen wir uns noch der weiteren Verfolgung derselben
bei dem uns vornehmlich interessirenden Nerven zuwenden. Denn bei
genauerem Zusehen stellt nur als bedingt richtig sich heraus, was wir oben
S. 455. gesagt haben, dass durch die alineare DurchstrOmung des anhomo-
genen Körpers der linearen DurchstrOmung gegenüber nur die Grösse der
Widerstandszunahme in Folge der Anbomogenität beeinflusst sei, und er-
scheint es nicht gerechtfertigt, dass wir in der unerwarteten accessonschen
Widerstandszunahme des § 2 (4) oben S. 456. ohne Weiteres die Wider-
standszunahme in Folge der Anbomogenität erkannt haben. Hier bleibt
noch eine Lücke auszufüllen, und gerade in dieser Lücke liegt das für uns
wichtigste Ergebniss, dessen grosse Bedeutung aus der späteren Folge her-
vorgehen wird.
Wie die Anschauung lehrt, sind mit dem Flüssigkeitsverluste am
Stromeintrittsende und dem Flüssigkeitsgewinne am Stromaustrittsende
jeder einzelnen Nervenfaser, deren Hülle und Inhalt nach einander der
Strom durchsetzt, die Folgen der Anbomogenität nur dann abgeschlossen
und vollkommen gegeben , wenn die Stromfäden , welche wir in der ein-
zelnen Nervenfaser immer geradlinig annehmen, sämmtlich normal die Axe
der Faser schneiden, wie es z. B. bei denjenigen Versuchen der Fall ge-
wesen wäre, an deren Stelle oben S. 457. die Versuche am Muskel treten
mussten. Ist aber die eben angezeigte Bedingung nicht erfüllt, so wird
zwar die unmittelbare Folge der Anbomogenität gleichfalls sein, dass der
Inhalt jeder Nervenfaser, wo ein Stromfaden aus der Hülle eintritt, an
Flüssigkeit verarmt und, wo ein Stromfaden in die' Hülle austritt, an Flüs-
sigkeit reicher wird; aus dieser unmittelbaren Folge im Verein mit der
Hiebtang, in welcher die Nervenflüssigkeit durch die Stromfäden fortgeführt
wird, werden jedoch no(di mannigfache mittelbare Folgen der Anbomogeni—
tat sich ergeben, Folgen, welche den Flüssigkeitsgehalt der (senkrechten)
Querschnitte der Nervenfasern — d. b. natürlich der Nerveninbalte — be-
treffen.
Halten wir uns mit unseren Betrachtungen zunächst an irgend eine
einzelne in ihrer ganzen Länge durchströmte Nervenfaser, so wird, wenn
die Stromfäden sämmtlich unter rechtem Winkel die Axe der Faser schnei--
der Anbomogenität des Nerven. 469
den, wohl die Yertheilung der Flüssigkeit in jedem einzelnen Querschnitte
der Faser sich ändern, nicht aber der Flüssigkeitsgehalt des ganzen Quer-
schnittes , und somit wird auch der Flüssigkeitsgehalt aller Querschnitte
der Faser der gleiche bleiben. Anders wird es sein, wenn die Stromfaden
sämmtlich parallel sind, aber einen schiefen Winkel mit der Axe der Faser
bilden : die mittleren Querschnitte der Faser werden zwar auch hier noch
von gleichem Flüssigkeitsgehalte bleiben, die äussersten Querschnitte aber
werden vom einen Ende der Faser aus an Flüssigkeit verarmen, vom an-
deren Ende der Faser aus an Flüssigkeit reicher werden ; und zwar wer-
den die Zahl der in ihrem Flüssigkeitsgehalte veränderten Querschnitte und
die Veränderung des Flüssigkeitsgehaltes des einzelnen Querschnittes mit
der Stromdauer wachsen. Divergiren die Stromföden in der Nervenfaser^
d. h. schneiden sich die Stromßiden in einem Punkte der Stromeintritts—
Seite der Faser oder würden ihre Verlängerungen in einem ausserhalb der
Faser auf der Stromeintrittsseite gelegenen Punkte sich schneiden, so wer-
den von da aus , wo die Stromfaden-Richtung der auf die Faseraxe senk-
rechten am nächsten kommt, nach den Enden der Faser hin die Querschnitte
der Faser an Flüssigkeit ärmer werden , die Verarmung der Querschnitte
wird mit zunehmender Entfernung von jenem Punkte abnehmen , und die
darauf folgenden Querschnitte werden an Flüssigkeit zunehmend oder zu-
erst zunehmend und darauf abnehmend reicher werden. Endlich wird
gerade das Entgegengesetzte in Bezug auf Verarmung und Reicherwerden
der Querschnitte der Fall sein , wenn die Stromföden in der Nervenfaser
convergiren , also wenn sie selbst in einem Punkte der Stromaustrittsseite
der Faser zusammentreffen oder wenn ihre Verlängerungen in einem Punkte
ausserhalb der Faser auf der Stromaustrittsseite sich schneiden würden.
Und auch in den beiden letzten Fällen werden die Zahl der in ihrem Flüs—
sigkeitsgehalte veränderten Querschnitte und die Veränderung des Flüssig-
keitsgehaltes des einzelnen Querschnittes mit der Stromdauer zunehmen.
Um danach am Nerven die in Rede stehenden mittelbaren Folgen der
Anhomogenität zu übersehen, denken wir uns durch die Ebenen der Figg.
24 A, und 26. eine ganze Anzahl den langen Seiten der Ebenen paralleler
Linien in ohngefähr gleichen Abständen gelegt: die Linien stellen dann die
Durchschnitte der Hüllen , ihre Zwischenräume die Durchschnitte der In-
halte der Nervenfasern vor. Auf die Untersuchung der Folgen in den Ebe-
nen der Figuren dürfen wir uns beschränken, weil in allen parallelen
Durchschnittsebenen innerhalb der uns gesteckten Grenzen der Genauig-
keit die Folgen dieselben sein werden (vgl. o. S. 416.). Wir betrachten
nur zweierlei Durchströmungen des Nerven, die Längsdurchströniung, bei
welcher die Zu- und Abieiter des Stromes auf derselben Seite des Nerven
neben einander sich befinden, so dass ihre Verbindungslinie der Axe des
470 Abschn II. Kap. VI. § 8 (3). Von den Folgen
Nerven parallel ist, und die Querdurchströmung, bei welcher die Zu- und
Abieiter des Stromes einander gegenüber dem Nerven so angelagert sind,
dass ihre Verbindungslinie senkrecht auf der Axe des Nerven steht. Mit
. den Folgen bei der LängsdurchstrOmung werden uns auch die Folgen bei
derjenigen Durchströmung gegeben sein, bei welcher der Zu- oder Abieiter
des Stromes der Querschnittfläche des Nerven in ganzer Ausdehnung an-
liegt und der Ab- resp. Zuleiter einer Stelle im Verlaufe des Nerven an-
gelagert ist, da alsdann Alles so, wie in der Austritts- resp. Eintrittshälfte
des Nerven bei der Längsdurchströmung, sich verhalten wird (vgl. o.
S. 418.); und aus den Folgen bei der Längs- und bei der Querdurch—
Strömung werden die Folgen bei der schrägen Durchströmung des Nerven,
so genau diese zu kennen für uns von Interesse ist , ohne Weiteres sich
entnehmen lassen. Der Kürze halber wollen wir die Fasern und die Fa—
sertheile hinsichts ihrer Lage im genauen Anschlüsse an die Figuren be-
zeichnen.
Bei derQuerdurchströraung (Fig. 26.) divergiren in den oberen Fasern
die Stromfäden, in den mittelsten Fasern stehen sie senkrecht auf der
Faseraxe, in den unteren Fasern convergiren sie. In den mittelsten Fasern
wird daher der Flüssigkeitsgehalt aller Querschnitte unverändert bleiben ;
in den oberen Fasern werden von der Mitte aus nach beiden Seiten hin die
Querschnitte an Flüssigkeit verarmen, ihre Verarmung wird mit wachsen-
dem Abstände von der Mitte bis auf Null abnehmen , und die folgenden
Querschnitte werden zuerst zunehmend und darauf abnehmend an Flüssig-
keit reicher werden ; in den unteren Fasern werden von der Mitte aus nach
beiden Seiten hin die Querschnitte an Flüssigkeit reicher werden, ihr
Flüssigkeitsgewinn wird mit wachsendem Abstände von der Mitte bis auf
Null abnehmen, und die folgenden Querschnitte werden zuerst zunehmend
und darauf abnehmend an Flüssigkeit verarmen. Weil aber, je näher einer
der langen Seiten der Ebene eine Faser gelegen ist, die Stromfäden in der
Faser desto divergenter resp. convergenler sind und die Stromdichte im
mittelsten Querschnitte der Faser desto grösser ist und nach den Seiten hin
desto jäher abnimmt, wird nicht nur der Flüssigkeitsverlust resp. Flüssig-
keitsgewinn des mittelsten Querschnittes in der obersten resp. untersten
Faser am grössten sein und mit dem Abstände von dieser Faser in den an-
deren oberen resp. unteren Fasern rasch abnehmen, sondern es wird auch
die Abnahme der Verarmung resp. des Reicherwerdens in der einzelnen
Faser von der Mitte aus nach den Seiten hin desto jäher erfolgen und das
Reicherwerden resp. die Verarmung der folgenden Querschnitte desto eher
auftreten und desto grösser sein , je mehr nach aussen die Faser gelegen
ist. Mit der Stromdauer werden die Zahl in den oberen Fasern der ver-
armenden, in den unteren Fasern der reicher werdenden Querschnitte
der Anhomogenitat des Nerven. 471
und die Flttssigkeitsgehalts-YerüDderung des einzelnen Querschnittes
wachsen.
Bei der Längsdurchströmung (Fig. 24^4.) sind in allen Fasern die
Stromfäden in der linken Seitenfaälfte divergent, in der rechten Seitenhälfte
conyergent. Die Divergenz resp. Gonvergenz ist in der untersten Faser am
grössten und nimmt nach oben hin ab ; jederseits geht der auf die Faseraxe
senkrechte Stromfaden in der untersten Faser, den mittleren Stromfäden
des ganzen Stromfaden-Bündels angehörig, durch die Stromein- resp. Strom-
austrittsstelle der Ebene und rückt mit wachsendem Abstände der Faser
von der unteren langen Seite der Ebene sowohl in der Faser wie im
Stromfaden-Bündel rasch nach aussen, so dass in den oberen Fasern die
äussersten Stromtäden dieFaseraxe normal schneiden ; die innersten Strom-
fäden werden in allen Fasern durch die leichte Krümmung der Stromfäden,
welche wir sonst für die einzelne Faser vernachlässigen dürfen, der Faser-
axe parallel und gehen von beiden Seitenhälften her in einander über. In
der linken Seitenhälfte werden daher folgende Veränderungen Platz grei-
fen. Die Querschnitte aller unteren Fasern werden von da aus, weder
Stromfaden auf der Faseraxe senkrecht steht, nach innen wie nach aussen
hin einen Flüssigkeitsverlust erfahren , der an der Stelle des senkrechten
Stromfadens am grOssten sein und nach jeder Seite hin bis auf Null ab-
nehmen wird; die danach folgenden Querschnitte werden zuerst zuneh-
mend und darauf abnehmend an Flüssigkeit reicher werden. In den oberen
Fasern wird ein Flüssigkeitsverlust diejenigen Querschnitte betreffen, welche
nach innen von dem auf der Faseraxe senkrechten Stromfaden gelegen sind,
und zwar wird der Verlust mehr oder weniger weit nach innen von dem
auf der Faseraxe senkrechten Stromfaden am grössten sein und nach bei-
den Seiten hin allmählich abnehmen , nach aussen hin nur bis zu einer
gewissen Grösse, nach innen hin bis auf Null ; und die nach innen folgen-
den Querschnitte der Fasern werden wiederum zuerst zunehmend und
darauf abnehmend an Flüssigkeit reicher werden. Der FlUssigkeitsverlust
des am meisten verarmenden Querschnittes der einzelnen Faser wird dabei
in der untersten Faser am grössten sein und nach oben hin abnehmen. In
allen Fasern werden aber weiter gerade diejenigen Querschnitte, welche,
nach innen von den verarmenden Querschnitten gelegen, eben an Flüssig-
keit gewinnen sollten, wiederum eine Einbusse an Flüssigkeit erleiden
durch den allmählichen Uebergang der Divergenz der Stromfäden in den
Parallelismus mit der Faseraxe: so dass der Flüssigkeitsgehalt dieser Quer-
schnitte doch gar keine oder nur eine geringe Veränderung erfahren wird.
Wo die Stromfäden der Faseraxe parallel sind, wird der Flüssigkeitsgehalt
der Querschnitte unverändert bleiben. Endlich wird in den unteren Fasern
noch eine besondere Flüssigkeitsgehalts-Veränderung der Querschnitte da-
472 Abschn. II. Kap. VI. $ 8 (8). Von den Folgen
durch bedingt sein , dass die Siromdichte in der Faser von der Stelle des
senkrechten Stromfadens aus nach innen hin zuerst abnimmt und danach
wieder zunimmt: Veränderungen der Stromdicbte, welche desto grösser
sind und desto jäher erfolgen, je weniger weit die Faser von der unteren
langen Seite der Ebene entfernt ist. Es werden deshalb in den unteren
Fasern von der Stelle des senkrechten Stromfadens aus nach innen hin der
ersten Verarmung mit dem nachfolgenden Reicfaerwerden der Querschnitte
im Verlaufe der Faser sogleich eine neue Verarmung und ein neues Reicher-
werden, beide zuerst zunehmend und darauf bis Null abnehmend, folgen ;
und alle diese Flüssigkeitsgehalts-Veränderungen werden desto grösser und
auf eine desto kürzere Faserstrecke zusammengedrängt sein, je näher die
Faser der unteren langen Seite der Ebene gelegen ist. — Dieselben Ver-
änderungen , wie in der linken, werden dann in der rechten Seitenhälfte
eintreten , nur dass , wo links eine Verarmung, rechts ein Reicherwerden
und , wo links ein Reicherwerden , rechts eine Verarmung an Flüssigkeit
statthaben wird. Mit der Stromdauer werden wiederum die Zahl linker-
seits der verarmenden, rechterseits der reicherwerdenden Querschnitte
und die Flüs^gkeitsgehalts- Veränderung des einzelnen Querschnittes
wachsen.
Doch können alle diese Ergebnisse der Ueberlegung nur auf ohn-
gefähre Richtigkeit Anspruch machen wegen der Unkenntniss, in welcher
wir uns hinsichts des Verhaltens der Capillarröhrchen in der Nervenfaser
befinden. Wir wissen hierüber nicht mehr auszusagen, als dass die Röhr-
chen nicht sämmtlich eine und dieselbe Richtung einhalten können, son-
dern sowohl der der Faseraxe parallelen wie der auf die Faseraxe senk-
rechten Richtung sich nähern müssen, weil wir, um den uns nächsten
Grund heranzuholen, bei den Versuchen der §§ S. und 3. des Kap. V. die
Zuleiter- Flüssigkeit, welche die Nervenflüssigkeit chemisch veränderte^
der Länge wie der Quere nach den Nerven haben durchdringen sehen.
Unter diesen Umständen ging es natürlich nicht an , der Flüssigkeitsfort-
führung in der Nervenfaser, wie es eigentlich hätte geschehen müssen, mit
der genauen Verfolgung der wirksamen Gomponenten der Stromfäden nach-
zugehen; und wir haben unseren Ueberlegungen die Annahme zu Grunde
gelegt, dass jeder Stromfaden auf seinem Verlaufe eine seiner Länge pro-
portionale Anzahl von Capillarröhrchen seiner -eigenen Richtung antrifft.
Unsere Ergebnisse werden daher am zutreffendsten sein, wenn die Capil—
laren in allen möglichen Richtungen in der Nervenfaser verlaufen ; denn
wenn dann auch jeder Stromfaden noch in Capillaren wirksam sein wird^
deren Richtung mit seiner eigenen Richtung einen schiefen Winkel bildet,
so wird doch diese Wirkung einmal der Wirkung in den gleichgerichteten
Capillaren nachstehen und zweitens, was den Flüssigkeitsgehalt der ver-
der Aohomogenität des Nerven. 473
schiedenen Querschnitte d. h. die Füllung der diesseitigen oder jenseitigen
Hohlräume betrifil, der eben genannten Wirkung sich anschliessen müssen.
Immer aber werden, wie auch die Capillaren in der Nervenfaser verlaufen
mögen , unsere Ergebnisse im Grossen und Ganzen richtig sein müssen,
weil die Richtung der Fortführung in allen Röhrchen , welche der Strom-
faden vsdrksam durchfliesst , im Grossen und Ganzen der Richtung des
Stromfadens entsprechen und im einzelnen Röhrchen, je wirksamer m ihm
der Stromfaden ist, gerade desto genauer auch die Richtung des Strom-
fadens einhalten muss.
Nach der Unterbrechung des Stromes, ergiebt endlich noch die lieber-
legung , werden in Folge der Elasticität des Nerven die durch den Strom
gesetzten Flüssigkeitsgehalts- Verschiedenheiten der verschiedenen Quer-
schnitte derselben Faser rasch mit abnehmender Geschwindigkeit sich ab-
gleichen und zwar, wenn sie nur massig waren, möglicherweise vollkom-
men, wenn sie aber beträchtlich waren , der unvollkommenen Elasticität
des Nerven gemäss jedenfalls nur unvollkommen ^. Auch nach der Um-
kehrung der Stromrichtung während der Durchströmung wird eine solche
Abgleichung eintreten, und sie wird dann sogar noch rascher als nach der
Unterbrechung des Stromes vor sich gehen, weil die Fortführung der
Flüssigkeit durch den entgegengesetzt gerichteten Strom die Elasticität noch
unterstützen wird. In dem letzteren Falle wird aber der Abgleichung die
der neuen Stromrichtung entsprechende Flüssigkeitsgehalts -Veränderung
der Querschnitte der Nervenfasern folgen.
(4.) Thatsächlicbe Bewährung der Ergebnisse der Anschauung in (3).
In ausgedehntem Masse liegen nun die Bewährungen dessen, was die
Anschauung eben uns gelehrt hat, in den Untersuchungen der Kap. II. — V.
vor uns, und nur einiger Bemerkungen wird es bedürfen, sie in ihrem
vollen Umfange hervortreten zu lassen.
\) Bei dieser Gelegenheit sei noch erwähnt, was wir früher zu besprechen nicht
Veranlassung hatten, dass auch in homogenen feuchten porösen Körpern, wenn bei un*
gleichartiger Zu- und Ableitung des Stromes Fltissigkeitsgehalts-Yeränderungen durch
den Strom in ihnen herbeigeführt worden sind [s. o. § 2 {i — 3)], diese Veränderungen
nach der Unterbrechung des Stromes in Folge der Elasticität der Gerüste sich abgleichen
müssen. In dem »Verschwinden des äusseren secundären Widerstandes« ist dort auch
schon von du Bois-Reymond die Abgleichung häufig constatirt worden ; nur hat du Bois-
Reymond über die Ursache der Abgleichung nirgends anders als bei dem hartgesottenen
Eiweiss sich geäussert und sie hier darin gefunden, dass das getrocknete Eiweiss rasch
wieder Feuchtigkeit anzieht (Ueber den secundären Widersland u. s. w. A. a. 0. S.
885*.)- Indessen wird auch bei dem Eiweiss die Elasticität des Gerüstes als wesentliche
Ursache anzuerkennen sein, da die Abgleichung, wie bei grossem, so auch schon bei ge-
ringem Flüssigkeitsverluste des Eiweisses auftritt, wo dann der Flüssigkeitsgehalt der
verarmten Stellen immer noch ein beträchtlicher ist.
474 Abschn. n. Kap. VI. § 8 [4). Von den Folgen
Um ausschliesslich die Folgen der Anhomogenität als die Folgen der
FlUssigkeiCsforifUhrung im Nerven durch den Versuch vorzuführen, müssen
offenbar die im § 2. erkannten Folgen der FlüssigkeitsfortfUhrung aus-
geschlossen sein, welche, durch die ungleichartige Zu- und Ableitung des
Stromes bedingt, von der Constitution des Zu- und Abieiters abhängig
sind und mit derselben wechseln. Diese Bedingung ist streng erfüllt, wenn
wir uns des Nerven als Zu - und Abieiters bedienen , wie wir es bei den
Versuchen des § 4. des Kap. V. gethan haben. Allein eingehendere Unter-
suchungen sind auf die Weise nicht auszuführen. Denn nicht nur ist die
Versuchsweise so umständlich und so schwierig, dass selbst mit der gröss-
ten Aufopferung nur wenige brauchbare Ergebnisse gewonnen werden;
nicht nur lassen die einmal gegebenen Verhältnisse des Nerven die vettn-
schenswerthe Freiheit in den Versuchsbedingungen, z. B. hinsichts der
Grösse der Berührungsfläche, nicht zu; sondern es sind auch, was vor
Allem in's Gewicht fällt, die Widerstandsveränderungen des Nerven immer
nur unvollkommen zu verfolgen, weil neben der zu prüfenden Nerven-
strecke noch der grosse Widerstand anderer Nervenstücke, die nicht ein-
mal kurz genommen werden können , im Schliessungskreise sich befindet,
so dass bei kurzer zu prüfender Strecke sogar eher deren eigener Wider-
stand als der ausserwesentliche Widerstand des Kreises vernachlässigt
werden dürfte. Es handelt sich daher darum, an Stelle des Nerven einen
anderen Zu- und Abieiter des Stromes, welcher die angezeigte Bedingung
erfüllt, zu gewinnen, eine Flüssigkeit zu ermitteln, welche die, wenn auch
vielleicht isolirbare, so doch schwerlich in der erforderlichen Menge darzu-
stellende Nervenflüssigkeit als Zu- und Ableitungsflüssigkeit ersetzen kann.
Nach § 2. lässt sich die Aufgabe noch dahin präcisiren, dass wir nach
Ausschluss der den Nerven chemisch verändernden Substanzen eine Flüs-
sigkeit zu suchen haben, welche in ihrer Leitungsfähigkeit, ihrer Adhäsion
und ihrer Diffusion von der Nervenflüssigkeit nicht wesentlich abweicht.
Der Nerv leitet nun nach Harless^ etwa 15 mal besser als destillirtes Was-
ser, und da wir wissen , dass einen beträchtlichen Theil des Nerven das
gegen die Nervenflüssigkeit sehr schlecht leitende Gerüst ausmacht, muss
die Leitungsfähigkeit der Nervenflüssigkeit noch beträchtlich grösser sein.
Einen Anhaltspunkt für die Schätzung der letzteren kann dann der von
Harless ausgeführte Vergleich des Nerven mit einer Salzlösung von dem-
selben Salzgehalte wie der Nerv gewähren, ein Vergleich, der ergeben hat,
dass ))durch die Einschaltung der verbrennbaren Stoffe : Eiweiss und Fett
1} Cit. s. o. S. 47. — Nach Ranke (Citat s. ebenda) leitet das Kaninchen -Rücken-
mark etwa 24 mal besser als destillirtes Wasser. — Wir lassen uns nicht weiter auf
eine Kritik der betreffenden Bestimmungen ein, weil es nur um eine ohngefähre
Schätzung uns hier zu thun ist.
der Anhomogenität des Nerven. 475
der Leitungswiderstand der (Nerven-) Salzlösung um das7fache vergrOssert
ist«^ Danach würde die Leitungsfähigkeit der Nervenflttssigkeit etwa
\ OOmal die des destiliirten Wassers übertreffen und ebenso gross sein wie
die einer sehr verdünnten Lösung eines der Alkalisalze, welche im Nerven
vorkommen. Eine solche Lösung werden wir also als Zu- und Abieiter
von gleicher Leitungsföhigkeit mit der Nervenflüssigkeit verwenden können ;
und welchem unter den Alkalisalzen des Nerven der Vorzug zu geben,
wird nicht erst zu untersuchen nöthig sein, weil die Unterschiede, welche
die Salze concentrirt in ihrer Adhäsion und Diffusion darbieten , bei so
grosser Verdünnung doch auf ein Minimum reducirt sein müssen. Zugleich
wird hinsichts der Diffusion unsere sehr verdünnt« Alkalisalzlösung, z. B.
1%ige Kochsalzlösung, von der Nervenflüssigkeit nicht wesentlich abwei-
chen, weil die Diffusionsgeschwindigkeit des Eiweisses selbst gegen die
der in der Eiweisslösung enthaltenen Salze sehr gering ist. Nur die Ad-
häsion der Lösung wird eine andere als die der Nervenflüssigkeit sein.
Aber die ungleiche Adhäsion kann offenbar bei gleicher Leitungsfähigkeit
der beiden Flüssigkeiten für die im §2. erkannten Folgen der Flüssigkeits-
fortführung überhaupt nur dann von wesentlicher Bedeutung sein, wenn
eine extreme Verschiedenheit der Adhäsion vorliegt : und daran ist in un-
serem Falle deshalb nicht zu denken, weil die eine der beiden Flüssigkeiten
in der anderen enthalten ist.
Weshalb wir bei den eingehenden Untersuchungen der Kap. II. — IV.
und des § 1 . des Kap. V. immer den mit i Vo^g^^* Kochsalzlösung getränkten
Thon als Zu- und Abieiter des Stromes verwandt haben, ist nunmehr voll-
kommen richtig zu durchschauen. Am Eingange unserer Untersuchungen
hatte die Wahl der Tränkungsflüssigkeit des Thones nach du Bois^Reymond
damit motivirt werden müssen, dass durch die Kochsalzlösung — gleich-
viel von welcher Concentration — das Auftreten des secundären Wider-
Standes am Nerven verhütet sei (s. o. S. 31.). Davon kann aber längst keine
Rede mehr sein. In Wahrheit hat vielmehr die \ %\^e Kochsalzlösung uns
dazu gedient, die durch die ungleichartige Zu- und Ableitung des Stromes
bedingten Folgen der Flüssigkeitsfortführung im Nerven auszuschliessen,
weil diese Folgen höchstens nebenbei, wesentlich aber die Folgen der An-
homogenität des Nerven für uns von Interesse sind. Und wenn wir durch
die Tränkung von Modeliirthon mit der Kochsalzlösung für die Untersuchung
uns die Vortheile verschafft haben, welche die Knetbarkeit des Thones ge-
währt (s. 0. S. 31 — 2.), so haben wir dies doch nur in der Gewissheit ge-
than, dass alsdann die Zufuhr vomZuleiter her und die Abfuhr vom Strom-
4) tiarlesSy Abhandlungen der mathem.-physik. Klasse der Bayer. Akad. derWiss.
Bd. VIII. Abth. J. S. 847*.
476 Abschn. II. Kap. VI. § 8 (4). Von den Folgen
eintrittsende des Abieiters immer zureichend waren [s. o. § 2 (4) ; S. 434],
so dass nicht etwa durch die Vernachlässigung dieser Bedingung das sichere
Studium der Folgen der Anhomogenität, auf welches es uns ankam, von
Neuem in Frage gestellt war.
Neben der sehr verdünnten AlkalisalzlOsung hätte als die gesuchte
Flüssigkeit noch das Hühnereiweiss in Frage kommen können. Des £i-
weissgehaltes wegen scheint dieses auch unbedingt den Vorzug zu verdienen.
Allein es ist zu bedenken, dass der zu grosse Eiweiss- und Salzgehalt das
Hühnereiweiss in den hier in Betracht kommenden Eigenschaften mög-
licherweise gerade noch mehr — der Salzlösung gegenüber — von der
Nervenflüssigkeit entfernt, als der Eiweissgehalt an sich es nähert; wie
denn in der That bei den Versuchen des § 3. des Kap. V. unter sonst glei-
chen Umständen bei dem Hühnereiweiss im Allgemeinen eine grössere
Widerstandszunahme durch den Strom und eine deutlichere Verengung
der Stromeintrittsgegend des Nerven sich ergeben hat als bei der 1 ^Qi^en
Kochsalzlösung. Jedenfalls wäre erst durch besondere Versuche die gün-
stige Verdünnung des Hühnereiweisses zu ermitteln gewesen, und wir
haben zu solchen Versuchen wegen mancher gewichtiger Nachtheile, welche
das Hühnereiweiss bot , keine Veranlassung gehabt. Es hätte nämlich das
Hühnereiweiss , weil es Bedenken unterliegen musste, dasselbe in poröse
Gerüste einzuschliessen, nur als freie Flüssigkeit sich verwenden lassen ;
und damit wären nicht nur für manche Versuche missliche Unbequemlich-
keiten verbunden gewesen , sondern es würden auch im Allgemeinen die
Widerstandsuntersuchungen weniger vollkommen sich haben durchführen
lassen, weil neben der Nervenstrecke immer noch der grosse Widerstand
einer langen Eiweissstrecke und eines zwischen das Eiweiss und die Zink-
lösung eingeschobenen, mit einer dritten Flüssigkeit getränkten porösen
Körpers im Schliessungskreise sich hätte beBnden müssen.
Bei der grossen Unsicherheit, mit welcher wir die Leitungsfähigkeit
der Nervenflüssigkeit nur schätzen können, versteht es sich übrigens, auch
ohne dass wir erst die oben (S. 191 ff.) uns bekannt, gewordenen Variatio-
nen dieser Leitungsfähigkeit heranziehen, ganz von selbst, dass weder
gerade von der 1 %\gen noch gerade von irgend einer anderen ähnlich ver-
dünnten Kochsalzlösung sich behaupten lässt, dass sie in ihrer Leitungs-
fähigkeit mit der Nervenflüssigkeit übereinkomme ; und es ist darum überall,
wo die sehr verdünnte Kochsalzlösung als gleichartiger Zu- und Abieiter
dienen soll, die Vorsicht geboten, ihre Conoentration bei den verschiedenen
Versuchen etwas schwanken zu lassen. Diese Vorsicht ist bei allen vor-
aufgegangenen Untersuchungen, bei welchen etwas daran gelegen sein
konnte, in doppelter Weise geübt worden: einmal so, dass dieselben Ver-
suche wiederholt wurden, nachdem das ursprünglich mit 1 %iger Kochsalz-
der Anhomogenität des Nerven. 477
lösung angeriebene Thonstttck immer mehr und mehr mit destiilirtem
Wasser ausgewaschen worden war, so dass die Concentration der Salz*-
lösung im Thone abnehmen musste , und darauf neue Spitzen der Zulei-
tungsröhren von dem Thone hergestellt waren; und zweitens dadurch,
dass dieselben Versuche mit verschiedenen Thonspitzen nach einander an^
gestellt wurden, deren Thon mit S, 4 , % und % Vo^6^^ Kochsalzlösung ge-
tränkt war. Soweit die Ergebnisse der Versuche oben verzeichnet sind,
hat sich aber kein Unterschied in denselben gezeigt. Es müssen danach
bei so verdünnten Kochsalzlösungen, wenn diese Lösungen inderLeitungs*
fähigkeit von der Nervenflüssigkeit abweichen, die durch die ungleichartige
Zu- und Ableitung bedingten Folgen der Fltissigkeitsfortführung im Nerven
immernoch jenseits der Genauigkeitsgrenzen unserer Untersuchungen fallen
und gegen die anderweitigen Veränderungen des Nerven durch den Strom
ganz zurücktreten.
Was wir bei den Untersuchungen der Kap. II. — IV. und des § 1. des
Kap. V. als Folge der Flüssigkeitsfortführung im Nerven erkannt haben, alles
Dieses finden wir also jetzt genauer als Folge der Anhomogenität des Ner-
ven anzusprechen. Und wir übersehen nunmehr, dass in den Ergebnissen
sowohl der eben angezogenen Untersuchungen wie der Versuche des § 4.
des Kap. V. unmittelbar und in den Ergebnissen der übngen Untersuchun-
gen mittelbar — * nach Eliminirung nämlich der durch die ungleichartige
Zu- und Ableitung bedingten Folgen der Flüssigkeitsfortfübrung — reich-
liches Material uns gegeben ist, durch w^elches die Resultate der Anschauung
in (3j, wenn anders sie richtig sind, Bewährung finden müssen.
Bevor wir jedoch dieser Bewährung unsere Aufmerksamkeit zuweur-
den , haben wir noch eines Vortheiles zu gedenken , der mit aus der eben
gewonnenen Einsicht fliesst. Die Selbstständigkeit der Ermittelungen , zu
welchen die Untersuchungen der Kap. II. — IV. und des§1. des Kap. V. über
die Folgen der Flüssigkeitsfortführung im Nerven uns geführt haben, war
ofienbar verloren gegangen, als wir obenS. 441. einzugestehen hatten, die
zu allererst aufgefundene Widerstandszunahme der Nervenstrecke durch
den Strom wii]k](lrlich im §3. des Kap. II. der stellen weisen Verarmung der
Nervenstrecke zugeschrieben zu haben, und unsere Willkür durch die
durchgängige Uebereinstimmung der Gestalts Veränderungen mit den Fol-
gerungen, welche wir aus den Widerstandsveränderungen gezogen hatten,
rechtfertigen mussten. Jetzt ist die Selbstständigkeit jener Ermittelungen
wieder hergestellt. Denn wenn auch im Allgemeinen einer Widerstands-
zunahme derNervenstreeke in Folge der Flüssigkeitsfortfübrung ebensowohl
ein stellenweiser Ersatz der Nervenflüssigkeit durch schlechter leitende
Flüssigkeit wie eine stellenweise Veränderung des Flüssigkeitsgehaltes zu
Grunde liegen kann, so muss doch, wenn eine solche Widerstandszunahme,
478 Abschn. IL Kap. VI. § 8 (4). Von den Folgen
wie es für die des § 1 (2) des Kap. IL eben sich herausgestellt hat, speciell
eine Folge der Anhomogenität ist, nach (\) unbedingt eine Flüssigkeits-
gehalts-Veränderung die unmittelbare Ursache der Widerstandszunahme
sein. Die Ergebnisse unserer Widerstandsuntersuchungen bedürfen dem-
nach in Wahrheit durchaus nicht von vornherein einer Stütze von Seiten
der GestaltsverUnderungen, und es bleibt bei dem, was wir in den Kap.
II. — IV. wiederholt hervorgehoben haben, dass die Uebereinstimmung der
Gestaltsveränderungen und der Ergebnisse der Widerstandsuntersuchun-
gen die Richtigkeit unserer Ermittelungen auf das Beste verbürgt.
Sehen wir davon ab, dass die Widerstandsuntersuchungen ohne Auf-
schluss darüber uns gelassen haben, ob die Flüssigkeitsgehalts- Veränderung
im Querschnitte des Nerven die verschiedenen Fasern gleichmässig oder
ungleichmässig betrifft, so ist es nur eine einzelne zur Zeit wichtige Frage,
bei welcher wir durch die Widerstandsveränderungen für sich ohne Con-
currenz der Gestaltsveränderungen die erwünschte Entscheidung nicht ge-
liefert finden. Die Versuche des § 2. des Kap. IV. haben ergeben, dass die
der Stromaustrittsgegend zugehörigen Stellen der intrapolaren Nerven—
strecke mehr als die mittleren Stellen unter dem Einflüsse des Stromes an
Widerstand verlieren und zwar um so mehr, je näher sie dem Stromaus-
trittsende selbst gelegen sind (s. o. S. 357; Fig. 22.]. Daraus war im § 3.
des Kap. IV. der Schluss sehr nahe gelegt, dass es, wie am Stromeintritts-
ende der intrapolaren Nervenstrecke mit der Verarmung, gerade so am
Stromaustrittsende mit dem Reicherwerden an Flüssigkeit sich verhält.
Indessen wäre dieser Schluss , hätten wir ihn nicht vorsichtig vermieden,
nicht mehr bindend gewesen , sobald wir im § 1 . die richtige Einsicht in
den Strömungsvorgang im Nerven gewonnen hatten. Denn unsere Erfah-
rung könnte ihre Erklärung möglicherweise einfach in der Erwärmung durch
den Strom finden, weil die durch den Strom erzeugte Wärmemenge wegen
der alinearen Durcbströmung des Nerven in einer Stelle am (Stromein- oder)
Stromaustrittsende grösser sein muss als in einer gleichlangen mittleren
Stelle der intrapolaren Nervenstrecke. Höchstens Hesse auf Grund des Ver-
laufes der Curve der Widerstandszuwächse in der Stromaustrittsgegend
sich wahrscheinlich machen , dass der grösseren Widerstandsabnahme der
Stromaustrittsgegend neben der stärkeren Erwärmung noch ein Flüssig-
keitsgewinn zu Grunde liegt ; und um für den letzteren mit Sicherheit uns
erklären zu können, müssen wir daher doch auf die Gestaltsveränderungen
des Nerven uns berufen. Bei den mittleren Stellen der intrapolaren Nerven-
strecke reichen dann aber die Widerstandsuntersuchungen für sich allein
wieder aus. Denn da die Erwärmung hier überall die gleiche sein muss,
ist der überall gleichmässigen Widerstandsabnahme unter dem Einflüsse
des Stromes (s. o. S. 358; Fig. 22.) zunächst zu entnehmen, dass die mittr-
der Anhomogenität des Nerven. 479
leren Stellen entweder sämmtlich gar keine oder sämmtlich die gleiche
Flüssigkeitsgehalts -Veränderung erfahren; und da vom Stromeintrittsende
aus nach innen hin die Verarmung^ vom Stromaustrittsende aus nach innen
hin das Reicherwerden abnimmt, kann es weiter nicht anders sein, alsdass
gar keine Flüssigkeitsgehalts- Veränderung in den mittleren Stellen erfolgt.
Wir sind nun endlich so weit, dass wir daran gehen können, die Er-
gebnisse der Versuche mit den Ergebnissen der Anschauung in (3) zu ver-
gleichen.
Fassen wir zunächst die Untersuchungen der Kap. U. — IV. unddes§1.
des Kap. V. in^s Auge, so hat bei ihnen folgendes Hierhergehörige sich her-
ausgestellt. Bei der Längsdurchströmung des Nerven wird unter dem Ein-
flüsse des Stromes die Stromeintrittsgegend der intrapolaren Nervenstrecke
an Flüssigkeit ärmer, die Stromaustrittsgegend an Flüssigkeit reicher. Der
Flüssigkeitsverlust und — minder zuverlässig und genau — der Flüssig-
keitsgewinn sind an der Stromein- resp. Stromaustrittsstelle selbst am
grössten und nehmen in der Richtung nach der Mitte der Nervenstrecke hin
rasch ab, wie sie auch nach aussen hin rasch kleiner werden. Dem Flüssig-
keitsverluste unterliegt vorwiegend die der Elektrode zugekehrte Nerven-
hälfte, der Flüssigkeitsgewinn scheint gleichmässiger den Nerven in seiner
ganzen Dicke zu betreffen. Die mittlere Partie der Nervenstrecke wird in
ihrem Flüssigkeitsgehalte nicht verändert. Auch bei der Quer- und bei der
Schrägdurchströmung des Nerven wird unter dem Einflüsse des Stromes
die Stromeintrittsgegend an Flüssigkeit ärmer, die Stromaustiittsgegend an
Flüssigkeit reicher ; und die Verarmung und das Reicherwerden werden
hier gleichfalls von der Stromein- resp. Stromaustrittsstelle aus nach beiden
Seiten des Nerven hin rasch kleiner. Mit der Slromdauer wachsen alle vor-
erwähnten Flüssigkeitsgehalts-Veränderungen sowohl hinsichts ihrer Grösse
wie hinsichts ihrer Ausdehnung in der Länge des Nerven. Nach der Unter-
brechung des Stromes bilden die durch den Strom gesetzten Flüssigkeits-
gehalts-Veränderungen sich zurück; und noch rascher hat die Rückbildung
nach der Umkehrung der Stromrichtung statt , in welchem Falle aber die
Flüssigkeitsgehalts-Veränderungen , welche der neuen Stromrichtung ent-
sprechen, unmittelbar nachfolgen.
Wo wir dann statt des mit 1 %\^eT Kochsalzlösung getränkten Thones
im § 4. des Kap. V. den Nerven und im § 3. desselben Kapitels freie \ %ige
Kochsalzlösung oder Hühnereiweiss als Zu- und Abieiter des Stromes ver^
wandt haben , sind , soweit die Untersuchungen sich erstreckt haben, nur
dieselben Ergebnisse wie bei den erstbetrachteten Untersuchungen ge-
wonnen worden. Der Voraussicht in (3) sehen wir also ganz allgemein die
Versuchsergebnisse entsprechen, wo in den Folgen der Flüssigkeitsfortfüh-
rung unmittelbar die Folgen der Anhomogenität hervortreten.
480 Abschn. II. Kap. VI. J 8 (4). Von den Folgen
Aber auch bei unseren übrigen Untersuchungen finden wir Bewäh-
rungen unserer Ergebnisse der Anschauung in (3) überall da, wo wir die
durch die ungleichartige Zu« und Ableitung bedingten Folgen der Flüsstg*-
keitsfortführung genügend auszuschliessen im Stande sind. Zwei Male ist
dies der Fall.
Wie man sich erinnert, ist esjra § 2 (4) uns gelungen, für die Ver-
suche der dritten Reihe des § 2. des Kap. Y. auszumachen, dass auch bei
ihnen die unerwartete, von der ungleichartigen Zu- und Ableitung des
Stromes unabhängige accessorische Widerstandszunahme unter dem Ein-
flüsse des Stromes aufgetreten ist, welche zuerst bei der Zu- und Ableitung
durch den Nerven oder durch Hühnerei weiss uns aufgefallen war; und wir
haben die unerwartete Widerstandszunahme oben in (2) im Allgemeinen
als Folge der Anhomogenität anzusprechen gehabt. Wie nun diese Wider-
standszunahme eben schon in den Fällen gleichartiger Zu- und Ableitung
als des Genaueren den Ergebnissen der Anschauung in (3) entsprechend
sich herausgestellt hat, so ergiebt sich das Nämliche auch für die Fälle un-
gleichartiger Zu- und Ableitung. Denn indem die Versuche der dritten
Reihe des §2. des Kap. V. von den Versuchen der ersten Reihe dadurch ab-
wichen , dass an die Stelle der linearen die alineare Durchströmung des
Stromeintrittsendes der Nervenstrecke trat, ist es nur gemäss der Voraus-
sicht in (3) , dass bei den erstgenannten Versuchen die Folgen der Anho-
mogenität am Stromeintrittsende, durch welche wir bei der 4 Voig^n Koch-
salzlösung als Zu- und Abieiter des Stromes eine accessorische Wider-
standszunahme bedingt gefunden haben, hinzugetreten sind. Hätte im § S.
des Kap. V. der Strömungsvorgang nicht im Stromeintrittsende, sondern im
Stromaustrittsende gewechselt, so wäre bei den Versuchen der dritten
Reihe nicht unsere unerwartete Zunahme, sondern eine unerwartete Ab-
nahme des Widerstandes, die freilich schwerlich sich hätte constatiren
lassen, erfolgt. Wir können uns dafür auf die Versuche des § 1. des Kap. V.
berufen, bei welchen die unerwartete Widerstandszunahme immer nur
dann sich gezeigt hat, wenn der Strom an der mittleren Stelle des Nerven
ein- und an der Querschnittfläche austrat, nicht aber, wenn Ein- und
Austritt sich umgekehrt verhielten. Diese Versuche, welche die Selbst-
ständigkeit der Folgen der Anhomogenität am Stromein- und Stromaus-
trittsende auf das Schlagendste darthun, haben auch sogleich oben S. 454 .
die Abhängigkeit der unerwarteten Widerstandszunahme von der Art der
alinearen Durchströmung uns nahe gelegt ; wir brauchten dort jedoch bei
der Abhängigkeit nicht weiter zu verweilen , weil das tiefere Verständniss
der unerwarteten Widerstandszunahme, zu welchem von anderer Seite her
zu gelangen uns in Aussicht stand, das Verständniss der Abhängigkeit ein-
schloss.
der Anhomogenitflt des Nerven. 481
Für's Zweite haben wir in der zweiten Versuchsreihe des § 2. des
Kap. V., wenn mit concentrirter Saltniakldsung getränkter Thon alsZuleiter
diente, als Folgen der Durchströmung manchmal zu beiden Seiten der sehr
verengten Stromeintrittsstelle Anschwellungen des Nerven von geringer
Ausdehnung gefunden , welchen wiederum beiderseits allmählich abneh-
mende Verengungen des Nerven folgten (s. o. S. 379.) ; auch hat dasselbe
Bild die Stromeintrittsgegend häufig gewährt, wenn freie concentrirte
Alkalisalzlösungen oder Kalihydratlösung den Strom zu- und ableiteten
(s. o. S. 387.) ; endlich haben wir solche Veränderungen in der Stromein-
trittsgegend und entsprechende Veränderungen in der Stromaustrittsgegend
des Nerven erfolgen sehen bei der Zu- und Ableilung des Stromes durch
sehr dttnne Drähte (s. o. S. 404.). Diese Gestaltsveränderungen des Nerven
können aber durch die ungleichartige Zu- und Ableitung des Stromes, wie
die Erwägung der möglichen Folgen dieser ergiebt [vgl. § 8 (1)], keines-
falls bedingt sein ; ihre mittelbare Ursache lässt sich vielmehr nur inEigen-
thümlichkeiten des Nerven selbst suchen, wie eine solche in der Anhomo-
genität uns bekannt ist. Und wir sind denn auch hier offenbar nur auf die
Flttssigkeitsgehalts- Veränderungen gestossen, welche oben S. 472. bei der
Längsdurchströmung als Folgen dessen vorausgesehen sind, dass die Strom-
dichte in den Nervenfasern von der Stelle des senkrechten Stromfadens aus
nach innen hin zuerst abnimmt und danach wieder zunimmt.
Durch die Veränderung der Stromdichte in der einzelnen Nervenfaser
sind übrigens auch, wie wir im Anschlüsse bemerken wollen, die aus-
nahmsweisen Versuchsergebnisse bedingt, deren S. 359 ff. gedacht wurde.
W^ährend im mittleren Theile eines homogenen feuchten porösen Körpers,
welcheForm der Körper auch haben mag, der Strom Flüssigkeitsgehaltsver-
änderungen nicht herbeiführen kann, weil für die in dem Querschnitte der
Strombahn fortgeführte Flüssigkeitsmenge die Zahl der Röhrchen immer
die Grösse der Fortführung im einzelnen Röhrchen compensirt (s. o. S. 443.),
muss im unregelmässig gestalteten mittleren Theile der intrapolaren Nerven-
strecke bei der Längsdurchströmung , wenn die Stromdichte in der ein-
zelnen Faser in der Richtung des Stromes zunimmt oder abnimmt, an den
Steilen grösserer Dichte eine Verringerung resp. Vermehrung des Flüssig-
keitsgehaltes unter dem Einflüsse des Stromes erfolgen, weil die Anhomo-
genität den Uebertritt der Nervenflüssigkeit von einer Faser zur anderen,
wie er für jene Compensation erforderlich ist, hindert; Es tritt dann audi
im mittleren Theile der intrapolaren Nervenstrecke ein, was bei einer pris-
matischen Nervenstrecke nur in der innersten Partie der Stromein- und
Stromaustrittsgegend zu erwarten war.
H. M u n k , Untersnchnngen etc.
31
482 Abschn. II. Kap. VI. § 8 (5). Von den Folgen der Anhomogenität des Nerven.
(5.) Schlussbemerkungen.
Hier brechen wir unser Studium der Fittssigkeitsfortführung und ihrer
Folgen im Nerven einstweilen ab.
Was wir mit den Untersuchungen dieses Kapitels zunächst bezweckten,
ist jetzt in unerwarteter Vollkommenheit erreicht; denn statt der Lösung
der eng begrenzten Aufgabe, welche wir S. 412. uns gestellt haben, ist das
tiefere Yerständniss sogleich aller der Folgen der Flüssigkeitsfortfühning,
welche die voraufgegangenen Untersuchungen der intrapolaren Nerven-
strecke ergeben hatten, gewonnen worden. Und indem nunmehr die
Flüssigkeitsfortfühning und ihre Folgen in der durchströmten Nervenstrecke,
wie auch immer der Nerv durchströmt sein mag, in der zur Zeit nur
wünschenswerthen Weise durchsichtig sind, ist der befriedigende Ab-
schluss unserer Untersuchung der intrapolaren Nervenstrecke, wie wir ihn
S. ii2. in Aussicht stellten, erzielt. Kaum möchte es nöthig scheinen, die
Abhängigkeit der Folgen der Flüssigkeitsfortführung von verschiedenen
Umständen , welche wir im Kap. III. ermittelt haben , noch von dem neu
gewonnenen Standpunkte aus zu betrachten.
Aber die Folgen der Anhomogenität des Nerven sind mit den uns bis-
her bekannt gewordenen Flüssigkeitsgehalts- Veränderungen, welche die
(senkrechten] Querschnitte der Nervenfasern in der durchströmten Nerven-
strecke erfahren , nicht abgeschlossen.
Sehen wir genau zu, so finden wir, dass unsere Versuchsergebnisse
bei der Längsdurchströmung des Nerven den Ergebnissen der Anschauung
in (3) in Einzelheiten doch nicht ganz entsprechen. Zwar scheinen die
Abweichungen zunächst nur untergeordnete und bei den Grenzen, welche
zur Zeit unseren Untersuchungen wie unserer Einsicht gesteckt sind, kaum
weiter beachtenswerth zu sein. In der That aber spricht sich in ihnen die
Wirkung eines wichtigen Umstandes aus, welchen wir bei den Ueber-
legungen in (3), so sehr er sich auch stellenweise aufdrängte, absichtlich
vernachlässigt haben, der Elasticität des Nervengerüstes.
Diese Elasticität ist für die Folgen der Anhomogenität des Nerven von
der grössten Bedeutung in den extrapolaren Nervenstrecken , nur von ge-
ringerer und, man könnte sagen, meist mittelbarer Bedeutung in der intra-
polaren Nervenstrecke; und es lassen sich ihre Wirkungen in der letzteren
Nervenstrecke nicht gut gesondert betrachten. Wir wollen deshalb die
experimentelle Untersuchung der extrapolaren Nervenstrecken voraufneh-
men und, sobald genug Erfahrungsmaterial vorliegen wird, das Studium
der Folgen der Anhomogenität des Nerven von da aus, wo wir es hier ab-
gebrochen haben , weiter fortführen.
Druck von Breitkopf und Hftrtel in Leipzig.